Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 146
Dienstag, den 28. Mai 1929.
192. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspftz.
zeiſe 200 Reſchemart. Alle preſſe in Reichemark
(4 Dollar — 4.20 Markt. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Berpflſchtung auf Erfülung der
Anzeſgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konhurs oder gerſchtliſcher Belſtreiſbung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Ein Negz von Intrigen gegen Dr. Streſemann
*
Dr. Skreſemanns Nokwehr.
Fluchk in die Oeffenklichkeik. — Sireſemann
brand=
markt den ſchmählichen Verrak nakionaler Inkereſſen.
Der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann iſt in den letzten
Tagen von rechts her ſo ſtark in den Mittelpunkt des
innen=
politiſchen Kampfes geſtellt worden, daß er ſich genötigt geſehen
hat, die Flucht in die Oeffentlichkeit anzutreten. Er
hat am Montag in Berlin vor der Preſſe geſprochen
und das ganze Gewebe zerriſſen, das ſich um ihn perſönlich und
um das Auswärtige Amt legen wollte. Die Anfänge dieſer
Intrigen liegen ja ſchon weit zurück. Sie gehen aus von
der ſeltſamen Rolle, die der frühere Staatsſekretär von
Kühl=
mann bei den Verhandlungen in Paris geſpielt hat. Man hat
ihn und ſeine Tätigkeit dem Reichsaußenminiſter an die
Rock=
ſchöße hängen wollen. Wir haben das von Anfang an beſtritten
und finden unſere Darſtellung jetzt durch die Erklärungen des
Außenminiſters in vollem Umfange beſtätigt. Darnach ſteht feſt,
daß Herr v. Kühlmann zu ſeiner Reiſe nach Paris vom
Aus=
wärtigen Amt her keine Anregung oder Aufträge erhalten hat.
Herr Dr. Streſemann iſt auch nicht davor zurückgeſchreckt, offen
zuzugeben, daß ihm von dem engliſchen Botſchafter in Berlin
ein Schriftſtück vorgehalten worden iſt, das Herr v. Kühlemann
dem engliſchen Botſchafter in Paris überreicht hat. Dieſe
merk=
würdige Form der Privatdiplomatie hat der
Außen=
miniſter — das war uns neu — dadurch abgebogen, daß er es
abgelehnt hat, eine Antwort des engliſchen Außenminiſters auf
die Mitteilung entgegenzunehmen.
Das zweite Kapitel enthält die Vorgänge, die ſich
um den Rücktritt Dr. Vöglers herum abgeſpielt
haben. Der Regierung, und beſonders dem Auswärtigen
Amt, iſt zum Vorwurf gemacht worden, daß ſie den Rücktritt
Dr. Vöglers unnötigerweiſe geheimgehalten hätten, obwohl er
ihnen ſchon ſeit Tagen bekannt war. Der Miniſter teilte dazu
mit, daß zwar vor längerer Zeit ſchon Dr. Vögler in einem
Luftpoſtbrief an das Auswärtige Amt ſeinen Rücktritt
angekün=
digt hatte, aber ſpäter darum gebeten hat, dieſen Brief als nicht
exiſtierend anzuſehen. Als dann die Gerüchte über ſeinen
Rück=
tritt deutlicher wurden, war Dr. Vögler gerade auf der Fahrt
nach Berlin, und ohne Rückſprache mit ihm ließ ſich eine amtliche
Erklärung nicht abgeben. Sobald Herr Dr. Vögler in Berlin
war und Herr Owen Young der Rücktritt mitgeteilt war, iſt er
auch amtlich ſofort publiziert worden. Mit aller Entſchiedenheit
lehnt es Dr. Streſemann ab, irgendwie in Zuſammenhang
ge=
bracht zu werden mit Angriffen, die Dr. Vöglers Rücktritt mit
aus ſeiner abhängigen Stellung innerhalb der deutſchen
Schwer=
induſtrie ableiten wollen. Dazu ſei Dr. Vögler als Menſch und
Perſönlichkeit zu groß, als daß derartige Rückſichten für ihn
überhaupt in Frage kommen könnten. Die Inſtruktion, die
un=
ſeren Botſchaftern bei den Gläubigermächten über Dr. Vöglers
Nücktritt gegeben worden iſt — und zwar zur Weitergabe an die
betreffenden Regierungen, bei denen ſie beglaubigt ſind —,
be=
ſtätigt auch ausdrücklich, daß Dr. Vögler ſchon ſeit langem ſeinen
Rücktritt erwogen und ſchließlich vollzogen habe, weil er ſeinen
Namen nicht unter Amachungen ſetzen ſolle, die ſeiner
Ueber=
zeugung nach die Grenze des für das deutſche Volk Tragbaren
überſchritten.
Der Außenminiſter hat die Gelegenheit benutzt, um
man=
cherlei über die Beziehungen zwiſchen Berlin und
Paris hinzuzufügen. Er hat darauf hingewieſen, wie
weit=
gehend die Unabhängigkeit der deutſchen Sachverſtändigen
ge=
weſen iſt — im Gegenſatz zu den anderen Staaten,
vornehm=
lich Frankreichs —, daß noch in den letzten Tagen die
Reichs=
regierung nach Paris kabelte, ſie laſſe den Sachverſtändigen über
ihre Entſcheidung völlig freie Hand. Sogar die Zahlen des
deutſchen Angebots habe die Regierung erſt erfahren, nachdem
das Angebot bereits überreicht war. Daß daneben die an den
Reparationsverhandlungen beſonders intereſſierten Miniſterien
des Auswärtigen, der Finanzen und der Wirtſchaft ſich dauernd
auf dem Laufenden gehalten haben, iſt nur eine
Selbſtverſtänd=
lichkeit. An ihren Beſprechungen haben mindeſtens der
Reichs=
kanzler und ein Vertreter des Zentrums teilgenommken, damit
alle Regierungsparteien vertreten waren. Das war einfach ihre
Pflicht, und es gehört ſchon ein ſtarkes Maß von Phantaſie
hinzu, daraus den Vorwurf einer Nebenregierung zu
kon=
ſtruieren.
Es iſt eigentlich ein unerhörter Skandal, daß
ein deutſcher Außenminiſter gezwungen iſt,
in dem Augenblick, wo in Paris die Dinge auf
des Meſſers Schneide ſtehen, ſolche
Erklä=
rungen abzugeben. Das iſt tatſächlich nur in
Deutſch=
land möglich, wo 90 Prozent aller Menſchen nur noch in
Par=
teien denken können und darüber den Blick für die Wirkungen
nach außen völlig verloren haben. Häusliche
Erörte=
rungen macht ein wohlerzogener Menſch nicht
in voller Oeffentlichkeit ab, zumal wenn die Gefahr
beſteht, daß damit koſtbares Porzellan zerſchlagen wird, das
ſchwer oder gar nicht mehr zu kitten iſt. Auch wir haben keinen
Zweifel darüber gelaſſen, daß in Paris Dinge vorgekommen
ſind, die dringend der Aufklärung bedürfen. Aber dazu war
mehr als hinreichend Zeit, wenn die Beratungen der
Sachver=
ſtändigen ſo oder ſo abgeſchloſſen waren, und auch dann wäre
es klüger geweſen, unſere ſchmutzige Wäſche nicht zum Gaudium
der ganzen Welt auf öffentlichem Markt zu waſchen. Dr.
Streſe=
mann hat mit vollem Recht die Anregung gegeben, daß der
Aus=
wärtige Ausſchuß des Reichstages einberufen werde, der
eigent=
lich der geeignete Schauplatz für ſolche Auseinanderſetzungen
wäre. Er hat ſich vor allem dagegen beſchwert, daß etwa auf
dem Umwege über die deutſche Botſchaft über das Auswärtige
Amt den Sachverſtändigen der Gläubigerſtaaten Mitteilungen
zugegangen ſeien darüber, daß im Reichskabinett höhere Zahlen
genannt worden ſeien als von den deutſchen Sachverſtändigen.
Ein derartiges Verfahren bezeichnete der Miniſter als einen
ſchmählichen Verrat nationaler Intereſſen. Die
„Kreuzzeitung”, die dieſe Vorwürfe zuerſt etwas geheimnisvoll
erhoben hatte, tritt jetzt auch den Rückzug an und ſpitzt ihre
An=
griffe auf den Reparationsagenten Parker Gilbert zu, der auch
von uns ſchon in der vergangenen Woche als derjenige genannt
worden iſt, der hier vielleicht ein etwas intereſſantes
Zwiſchen=
ſpiel geſpielt hat. Wir lehnen es aber nach wie vor ab, dieſes
Thema im Augenblick weiter zu verfolgen. Dazu iſt noch Zeit,
und zwar auch erſt recht Zeit, wenn Dr. Schacht und die übrigen
Mitglieder der deutſchen Delegation nach Berlin zurückgekehrt
ſind.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie und die
dentſchen Sachverſtändigen.
Auf Grund wahrheitswidriger Preſſeäußerungen ſieht ſich
der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie zu folgenden
Feſtſtel=
lungen veranlaßt:
1. Wie der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie bereits zu
Beginn der Pariſer Sachverſtändigenverhandlungen in der Preſſe
ausdrücklich feſtgeſtellt hat, ſind die beiden ihm naheſtehenden
Sachverſtändigen nicht als Beauftragte ſeiner Organiſatione
an=
zuſehen, ſondern ſie ſind von der Reichsregierung ausdrücklich
als unabhängige Sachverſtändige mit eigener Verantwortung
und voller Freiheit der Entſchließung beſtellt worden.
2. Seit Beginn der Pariſer Verhandlungen haben die
Or=
gane des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie keinerlei
Ver=
ſuche gemacht, auf den Gang der Pariſer Verhandlungen oder
auf die Haltung der einzelnen Sachverſtändigen irgendeinen
Einfluß auszuüben. Es haben auch keinerlei Ausſprachen unter
Hinzuziehung von behördlichen Vertretern ſtattgefunden, ſo daß
die Behauptung der Teilnahme des Reichsminiſters der Finanzen
an einer ſolchen Beſprechung im Hauſe und auch außerhalb des
Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie nicht zutrifft.
3. Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie kann und wird
zu den Pariſer Sachverhandlungen erſt dann Stellung nehmen,
wenn das Ergebnis endgültig feſtſteht und die für eine
Beurtei=
lung erforderlichen Unterlagen, bekannt geworden ſind. Dieſen
Standpunkt hat der Reichsverband erſt am heutigen Montag in
einem Rundſchreiben ſeinen Mitgliedern gegenüber vertreten.
4. Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie ſpricht im
übrigen ſein lebhaftes Befremden und Bedauern darüber aus,
daß in der deutſchen Oeffentlichkeit gegen die deutſchen
Sachver=
ſtändigen unſachliche und herabſetzende Angriffe erhoben worden
ſind.
Die Lage in Paris.
Es wird weikerverhandell. — Neue Vorſchläge der
Amerikaner. — Franzöſiſche Preſſemanöver gegen
Deutſchland.
Paris, 27. Mai.
Die Havasagentur berichtet, daß der Meinungsaustauſch von
Delegation zu Delegation unter den Sachverſtändigen der
Gläu=
bigermächte heute fortgeſetzt wurde. Bis jetzt ſei jedoch die
Ant=
wort des deutſchen Delegierten Dr. Schacht auf das
Memoran=
dum der Alliierten nicht eingegangen.
Hierzu muß wiederholt bemerkt werden, daß die alliierten
Delegationen ein Memorandum der deutſchen Delegation gar nicht
erwarten können, da ſie ausdrücklich darum gebeten haben, keine
ſchriftliche Antwort zu geben, bevor man die Situation in
Be=
ſprechungen von Delegation zu Delegation, nicht geklärt habe.
Das Manöver der Preſſe, die deutſche Delegation als in Verzug
befindlich zu bezeichnen, muß alſo entſchieden zurückgewieſen
wer=
den. Wie wenig übrigens die Lage unter den
Gläubigerdele=
gationen geklärt iſt, darüber berichtet das „Journal des Debats”.
daß die amerikaniſche Delegation verſuche,
verſchie=
dene Kombinationen aufneuer Grundlag zu
ent=
werfen. Zu dieſem Zwecke habe Owen Young Beſprechungen
mit den Mitgliedern der alliierten Delegationen gepflogen.
* Die am Samstag auch an amtlichen Stellen beſtehende
An=
ſchauung, daß am gleichen Tage noch die Entſcheidung in Paris
fallen würde, hat ſich nicht erfüllt. Es iſt am Sonntag und auch
am Montag weiter verhandelt worden. In der franzöſiſchen
Preſſe beſonders wird aus der Tatſache, daß Miſter Morgan
ſeine angedrohte Abreiſe noch einige Tage
hinaus=
geſchoben hat, geſchloſſen, daß noch nicht alles zu Ende iſt,
obwohl niemand ſieht, wie eine Einigung erzielt
werden ſoll. Die Franzoſen unterſtellen uns, daß wir die
Verhandlungen über den Donnerstag, den Stichtag der engliſchen
Wahlen, hinauszuſchieben verſuchten, weil wir von einem Sturz
der konſervativen Regierung vielleicht eine Beſſerung zu
erwar=
ten hätten. Das iſt eine törichte Vermutung. Gerade die
Fran=
zoſen ſollen ſich an den Vorſtoß Snowdens erinnern, aus dem
zum mindeſten hervorging, daß die Arbeiterpartei nicht daran
denkt, billiger zu ſpielen. Ein Wechſel der engliſchen Regierung
würde alſo in der Beziehung für uns keine Vorteile bringen.
Für die deutſche Delegation iſt es aber trotz ſtarker
Nervenanſpan=
nungen Pflicht, auszuharren, ſo lange auch noch die leiſeſte Mög=
lichkeit einer Einigung beſteht.
Amerika bewilligt Frankreich Zahlungsaufſchub.
Wie die Blätter aus Waſhington melden, wird das
ameri=
kaniſche Schatzamt dem franzöſiſchen Botſchafter Claudel eine Note
überreichen, in der die amerikaniſche Regierung ſich von den
Mit=
teilungen der franzöſiſchen Regierung hinſichtlich der Ratifizierung /
des Mellon=Bérenger=Abkommens befriedigt erklärt. Die
ameri=
kaniſche Regierung ſichere zu, daß ſie den im Kongreß
eingebrach=
ten Antrag, Frankreich einen Zahlungsaufſchub für die am 1.
Auguſt fällig werdende Handelsſchuld zu gewähren, falls es das
Abkommen bis 1. Auguſt ratifiziere, unterſtützen werde.
* Großbrikannien.
Von
Dr. Heinrich Wenz.
Seit dem Weltkrieg tritt an Stelle Großbritanniens und
ſeiner Kolonien mehr und mehr das Britiſh Empire
Welt=
britannien; die Dominions Canada, Neufundland, Neuſeeland,
der Auſtraliſche Staatenbund und die Südafrikaniſche Union
ſind im Laufe des letzten Jahrhunderts zu britiſchen
Tochter=
nationen und jetzt zu Schweſterſtaaten emporgeſtiegen, die —
immer im Rahmen des britiſchen Weltreiches — kräftig in die
internationale Politik eingreifen.
Sie haben abtiv an allen großen Nachkriegskonferenzen und
=Entſcheidungen teilgenommen, von Verſailles und Waſhington
bis Locarno und bis zum Kellogg=Pakt, zu deſſen
Signatar=
mächten ſie gehören.
Bedeutet das nun die Auflöſung des Britiſchen Reiches, oder
hat der auſtraliſche Staatsmann Hughes recht, wenn er ſagt, daß
das Britiſche Weltreich auch jetzt noch eine „einzige ungeteilte
und unteilbare Einheit” ſei?
Die Wiege Weltbritanniens, das heute ein Viertel der
ganzen Erdoberfläche umfaßt, und etwa 450 Millionen
Ein=
wohner hat, ſtand an der nordamerikaniſchen Küſte des
Atlan=
tiſchen Ozeans. Dort haben die britiſchen Seefahrer im 15. und
16. Jahrhundert ihre erſten Siedlungskolonien gegründet, dort
auch wurden jene ſtaatspolitiſchen Experimente gemacht, deren
Früchte die zwei großen angelächſiſchen Reiche der Gegenwart,
die Vereinigten Staaten und Kanada ſind. Nachdem die Politik
der Ausbeutung mit der Unabhängigkeitserklärung der 13
Neu=
englandſtaaten geendet hatte, ſah ſich England, um wenigſtens
Kanada zu retten, zu Konzeſſionen gezwungen. Im Jahre 1791
mußte es Kanada eine beſchränkte Selbſtverwaltung gewähren.
Aber auch dieſe Reform brachte keine Ruhe, und es kam in den
dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts zu offenen
Auf=
ſtänden. Nun gewann langſam die Anſchauung an Raum, daß
die Kolonialen entweder im Reichsparlament ihre Vertreter haben
müßten, oder aber, daß ſie eine eigene verantwortliche Regierung
haben müßten mit einem Stellvertreter des Königs.
Dieſer Gedanke fand in der damaligen Regierung einen
eif=
rigen Verfechter in Lord Durham. Ihn ſandte man 1838 mit
weitgehenden Vollmachten nach Kanada. Alle ſeine
Beobach=
tungen, Erfahrungen und Urteile legte er in einem umfaſſenden
Bericht nieder, den man mit Recht die Magna Charta des
Bri=
tiſchen Weltreiches nennen kann.
In dieſem Bericht wurde vorgeſchlagen, eine der
Volksver=
tretung verantwortliche Regierung zu bilden, wobei ein
General=
gouverneur den König vertreten ſolle. Im Jahre 1867 erfolgte
der Zuſammenſchluß aller nordamerikaniſch=britiſchen Kolonien
(ohne Neufundland) zum Dominion of Canada; 1900 wurde der
Auſtraliſche Bund (Common wealth of A.) geſchloſſen, 1905
kon=
ſtituierte ſich Neuſeeland und 1909 folgte die Gründung der
Süd=
afrikaniſchen Union.
Hatte die Einführung der Durham=Reformen den
Domi=
nions die innenpolitiſche Bewegungsfreiheit gegeben, ſo
erreich=
ten es die Reichskonferenzen, die ſeit 1887 oſtmals (1894,
1897, 1902, 1907, 1911, 1917, 1921, 1923, 1926) abgehalten
wur=
den, daß auch die Zügel in der Außenpolitik etwas lockerer
ge=
laſſen wurden, wenn auch die Downing=Street noch immer alle
Fäden in ihrer Hand vereinigte. Und das Ergebnis dieſer
Politik? Der Weltkrieg ſchweißte die engliſchen Staaten der
Welt wieder feſt zuſammen, die Dominions brachten unerhörte
finanzielle und Blutopfer für die Einheit des Reiches. Dafür
wurde auf der Reichskonferenz von 1926 — wie es Kanada
be=
reits 1917 beantragt hatte — das Verhältnis von Mutterland
und Dominions auf der Baſis völliger Gleichberechtigung neu
geſchaffen. In der Balfour=Kommiſſion wurde ein Kommuniqué
ausgearbeitet, das am 19. November der Reichskonferenz
vor=
gelegt wurde.
Es enthält auch jene inzwiſchen berühmt gewordene Definition
des Dominion=Statuts; ſie lautet: Sie (Mutterland und
Domi=
nions) ſind autonome Staaten innerhalb des
Britiſchen Weltreichs, gleich im Rang, in
kein=
ner Beziehung, weder in ihren inneren, noch
in den äußeren Angelegenheiten einander
un=
tergeordnet, doch vereinigt durch gemeinſame
Untertanenpflicht gegenüber der Krone und
frei verbunden als Glieder der Britiſchen
Staatengemeinſchaft.”
Wie groß nunmehr die Freiheit der Dominions iſt, das
zeigt ſich beſonders in der Stellung Kanadas zum Mutterland
und zu den anderen Weltmächten. Es regelt nach eigenem
Er=
meſſen ſeine Einwandererfragen; das Mutterland hat keinen
Einfluß. Es hat ferner inzwiſchen eigene Geſandtſchaften
er=
richtet, und zwar bis jetzt in Paris, Tokio und Waſhington. Dem
Völkerbund gehört es als ſelbſtändige Nation an, zu den
Völ=
kerbundsverſammlungen entſendet es regelmäßig Vertreter. Vor
zwei Jahren hat es ſogar einen Sitz im Völkerbundsrat erlangt.
Wie ſehr es ſeine Selbſtändigkeit in Genf betont, das hat ſich im
Februar d. J. gezeigt, als dort die Minderheitenfrage wieder
einmal zur Debatte ſtand. Kanada hat bei dieſer Gelegenheit
Anträge geſtellt, die durchaus nicht dem Standpunkt Englands
entſprechen. Kanada fühlt ſich als werdende Großmacht. Das
zeigt ſich jetzt auch in den offiziellen Beziehungen zwiſchen
Mut=
terland und Dominion. Bis zum Jahre 1926 war der
Ver=
treter Großbritanniens in Kanada ein Generalgouverneur,
der=
jenige Kanadas in London ein High=Commiſſioner; jener
ver=
trat die Krone und die Regierung, dieſer hatte im weſentlichen
nur die Funktionen eines Handelsvertreters. Seit dem vorigen
Jahr hat ſich das geändert. Der Generalgouverneur iſt jetzt nur
noch Repräſentant der Krone; für die britiſche Regierung hat
man einen beſonderen Vertreter beſtellt, der bezeichnenderweiſe
nach dominialem Vorbild den Titel eines High=Commiſſioner
führt. Dadurch wird einmal die Stellung des kanadiſchen High=
Commiſſioners in London bedeutſam gehoben und zum andern
wird nunmehr auch äußerlich zum Ausdruck gebracht, daß die
beiden Regierungen auf der Baſis völliger Gleichberechtigung
miteinander verkehren. Bemerkenswert iſt übrigens die Tatſache,
daß ſich in allerjüngſter Zeit Beſtrebungen zeigen, die darauf
abzielen, Söhne des engliſchen Königshauſes als Generalgou=
Seite 2
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
verneure in die Dominions zu entſenden. Dies würde natürlich
eine weitere Stärkung des Reichsgedankens in den verſchiedenen
ſelbſtregierenden Teilen des britiſchen Staatsverbandes bedeuten.
Und gerade dadurch würde wiederum das feſteſte und bei
dem konſervativen Sinn des Engländers wirkſamſte Band um
die britiſchen Reichsteile geſchlungen werden. Denn es lag
Wahrheit und tiefes Erkennen der inneren Zuſammenhänge im
Britiſh Empire in der einen — einſt von Joe Chamberlain mit
Vorliebe zitierten — Zeile:
„One life, one fleet, one flag, one throne."
Stagnakion in den Pariſer Berhandlungen.
Nach Mitteilungen der deutſchen Delegation iſt in den
Un=
terhandlungen, die ſeit Samstag mittag ſtattgefunden haben,
kein Fortſchritt erzielt worden. Die deutſche Delegation hat in
den Unterredungen, die mit Stamp, Moreau und Owen Young
weiterhin ſtattgefunden haben, mit Beſtimmtheit immer wieder
verſichert, daß ſie in keinem Falle über die Young=Ziffern
hin=
ausgehen werde und alle verſchleierten Mittel der Alliierten,
eine ſolche Erhöhung dennoch vorzunehmen, bis zum äußerſten
ablehnen werde. Immerhin tritt als neu hinzu, daß bei den
Alliierten jetzt wiederum ein ſtarker Einigungswille beſteht. Sie
ſind offenbar zu Konzeſſionen bereit, wenn auch die deutſche
Delegation ihnen halbwegs entgegenkäme. Das ſcheint aber
ausgeſchloſſen, da die Differenzen jetzt prinzipielle
Fragen berühren, zunächſt einmal die Young=
Zif=
fern, deren Ueberſchreitung im beſonderen auch von Owen
Young mißbilligt würde, ſodann die belgiſche
Mark=
frage, die nach Anſicht der deutſchen Delegation als politiſche
Frage von der Konferenz nicht behandelt werden kann, und
ſchließlich unter den Reſerven vor allem die
Aufbringungsklauſel, auf die Deutſchland im
Intereſſe ſeiner wirtſchaftlichen Sicherheit
nicht verzichten kann.
Die heute eröffnete Kampagne der franzöſiſchen Preſſe, daß
die deutſche Delegation den Konferenzgang verzögere, indem ſie
mit der Beantwortung des zweiten alliierten Memorandums
warte, hat bei der deutſchen Delegation das größte Befremden,
ja Entrüſtung hervorgerufen, da man damit offenbar
Deutſch=
land wieder für die Verzögerung in der endgültigen
Beſchluß=
faſſung verantwortlich machen möchte. Man erklärt dazu im
Gegenteil, daß die deutſche Delegation nie um die
Ausarbeitung einer ſchriftlichen Antwort auf
das zweite alliierte Memorandum erſucht
wor=
den iſt, und daß eine ſolche Antwort auch nicht
ge=
plant iſt. Was die belgiſchen Markforderungen anbelangt, ſo
iſt dazu noch folgendes zu berichtigen: Owen Young erkennt den
deutſchen Standpunkt an, daß dieſe Frage Gegenſtand von
Regie=
rungsverhandlungen ſein müſſe. Er ſolidariſiert ſich ſomit nicht
mit der alliierten Forderung nach 37 Annuitäten zu 25
Mil=
lionen RM. Weiterhin muß feſtgeſtellt werden, daß dieſe letztere
Forderung nur von einem Teil der Allierten aufgeſtellt worden
iſt. Einer der Delegierten hat nämlich nur eine Annuität von
10 Millionen RM. während 37 Jahren vorgeſchlagen.
Seydouk †
Der ehemalige Miniſterialdirektor im franzöſiſchen
Außen=
miniſterium Jaques Seydoux, der ſeit einigen Jahren aus dem
Dienſte des Miniſteriums für auswärtige Angelegenheiten
aus=
geſchieden iſt, iſt heute im Alter von 58 Jahren geſtorben. Seit
einigen Jahren beſchäftigte er ſich ſchriftſtelleriſch über aktuelle
Probleme der deutſch=franzöſiſchen Verſtändigung. Er war
Mit=
glied des deutſch=franzöſiſchen Studienkomitees, ſchied aber vor
einigen Monaten aus demſelben aus, da er durch verſchiedene
Artikel ſich in Widerſpruch zu den Tendenzen dieſer Geſellſchaft
geſetzt hatte.
Die belgiſchen Wahlen.
Brüſſel, 27. Mai.
Die geſtrigen Wahlen, in denen 187 Abgeordnete und 93
Senatoren zu wählen waren, ſind in ganz Belgien ruhig verlaufen.
Da in Belgien Wahlzwang beſteht, war die Beteiligung der
Wäh=
ler ſehr ſtark. Die Abſtimmungsergebniſſe werden erſt am Montag
abend oder Dienstag früh vorliegen. Nach dem erſten Eindruck
ſcheint es, daß die Liberalen etwa fünf Sitze gewonnen haben.
Die Sozialiſten verzeichnen einen ſchwachen Rückgang, die
Situa=
tion bei den Kommuniſten iſt noch unklar, doch ſcheinen ſie ihre
Poſition gehalten zu haben. Die Katholiken dürften drei oder
vier Sitze an die flämiſchen Autonomiſten verloren haben, die ihre
Stimmenzahl verdoppeln. In den Kreiſen Eupen=Malmedy haben
die Autonomiſten einen großen Erfolg erzielt, doch ſteht zur
Stunde noch nicht feſt, ob ihre Mehrheit für einen eigenen
Kan=
didaten ausreicht. Das Geſamtergebnis dürfte jedoch die
Zuſam=
menſetzung der Kammer ſo wenig ändern, daß der König
voraus=
ſichtlich das katholiſch=liberale Kabinett Jaſpar im Amte belaſſen
kann.
Vom Tage.
Der Reichsminiſter des Innern hat die Einberufung der
durch die Länderkonferenz eingeſetzten
Unteraus=
ſchüſſe für die Verfaſſungs= und Verwaltungsreform für den 5. und
6. Juli 1929 in Ausſicht genommen.
Das kommuniſtiſche Organ „Der Klaſſenkampf” iſt
auf die Dauer von 4 Wochen verboten worden wegen
eines in ſeiner Ausgabe vom 13. d. M. veröffentlichten Aufſatzes, in dem
zur allgemeinen Bewaffnung aufgefordert wurde.
In Bukareſt findet in der Zeit vom 7. bis 10. Juni der 14.
Internationale Landwirtſchaftskongreß ſtatt. Die
Neichsregierung wird dabei durch den zuſtändigen
Mi=
niſter für Ernährung und Landwirtſchaft Dietrich
vertreten ſein. Die deutſche Landwirtſchaft entſendet eine ihrer
Bedeutung entſprechende Delegation, die aus maßgebenden Vertretern
aller beteiligten Kreiſe zuſamrmengeſetzt iſt ud unter Führung des
Reichsminiſters a. D. Dr. Hermes ſteht.
Aus Sofia wird die Verhaftung von 20
bulgari=
ſchen Abgeordneten gemeldet. Sie würden der Beſtechung
durch eine ausländiſche Macht beſchuldigt.
Der König von Italien hat die von der Kammer und
vom Senak genehmigten Geſetzentwurfe für die Vollziehung der
Late=
ranverträge über die Verſöhnung zwiſchen Italien und dem
Hei=
ligen Stuhl ſamt dem Komkordat und den Beilagen unterzeichnet.
Der ehemalige franzöſiſche Miniſterpräſident
Erneſt Monis iſt am Samstag abend im Alter von 93 Jahren auf
ſeinem Landgut in der Nähe von Bordeaux geſtorben.
Aus London wird gemeldet, daß der Geſundheitszuſtand
des im 81. Lebensjahr ſtehenden Lords Balfour
Be=
ſorgnis verurſache.
Ueber Aman Ullahs Zukunftspläne ſcheinr Klarheit
geſchaffen zu ſein. In einem Interview in New Delhi erklärte er,
nicht wieder nach Afghaniſtan zurückkehren zu wollen.
Sein endgültiger Entſchluß zum Verlaſſen des Landes wurde auf den
Nat Nadir Khans gefaßt. Die zweite, endgültige Abdankung Aman
Ullahs ſcheint der ſeit 200 Jahren herrſchenden Durant=Dynaſtie ein
Ende bereitet zu haben."
Ruheſtätte außerhalb Pekings unter großen Feier= es in höchſtem Grade unwahrſcheinlich erſcheinen, daß die drei
oben=
lichkeiten im Zuge nach Nanking transportiert
wor=
den. Der Sarg wurde von 120 Leichenträgern, einer bisher nur
Mit=
gliedern des kaiſerlichen Hauſes erwieſenen Ehre, getragen. In Peking
vurden 101 Salutſchüſſe abgefeuert.
Rußlands Dikkakor befeſtigt ſeine Machk.
Stalin,
der unbeſtrittene Diktator Sowjetrußlands, dehnt ſeine Macht
immer mehr aus. Obwohl er ſelber kein Staatsamt bekleidet, hat
er als Generalſekretär der Kommuniſtiſchen Partei die
Möglich=
keit, ſeine Feinde aus allen Stellungen zu verdrängen. Sein
letztes Opfer iſt Rykow, der nicht wieder zum Vorſitzenden des
Rates der ruſſiſchen Volkskommiſſare gewählt, ſondern durch
Stalins Vertrauten Syrtſchow erſetzt wurde.
Neue Terrorakte der G.P.A.
Berhaftungen und Todesurkeile durch die rufſiſche
Geheimpolizei.
* Moskau, 27. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Moskauer G.P.U. gibt der Oeffentlichkeit bekannt, daß
drei der hervorragendſten Spezialiſten hingerichtet worden ſeien.
Als Grund für die Vollſtreckung der Todesurteile wird
ange=
geben, daß der ehemalige Präſident der Moskau=Kaſaner
Eiſen=
bahn von Meck, der unter den Bolſchewiſten beim
Transport=
weſen eine hervorragende Rolle ſpielte und der zuletzt Vorſitzender
der zentralen Plankommiſſion des Transportkommiſſariats
ge=
weſen iſt, ferner Wilitſchkow, Mitglied der Vereinigung der
Ingenieure der Sowjetunion, deren Vorſitz er übernommen hatte,
und Leiter der Gold= und Platingewinnung war und ſchließlich
Profeſſor Paltſchinſki als ideologiſche Sowjetfeinde und
Inſpira=
tore einer Konterrevolution entlarvt worden ſeien. Man habe
ſich veranlaßt geſehen, ſie zu erſchießen. Man hat in Moskau
ſtets Bluturteile gefällt und hat ſich nicht um die Begründung
ge=
kümmert. Es genügte, daß eine Anklage als „Konterrevolutionär”,
vorlag, um alle juridiſchen Rückſichten fallen zu laſſen und den
Angeſchuldigten zu vernichten. Es herrſchte die Auffaſſung, im
Gegenſatz zu bürgerlichen Staaten, daß lieber 99 Unſchuldige
hin=
gerichtet, als daß ein Schuldiger freigeſprochen werden dürfe.
Schon während der franzöſiſchen Revolution hatte ſich Taillerand
dahin geäußert, daß, wenn das Revolutionsgericht ihn anklagen
ſollte, die Glocken von Notre Dame geſtohlen und in ſeiner Weſte
davongetragen zu haben, er nicht daran denken würde, ſeine
Un=
ſchuld zu beweiſen, ſondern daß er Hals über Kopf über die
Grenze zu flüchten trachten würde. Auch im heutigen
Sowjet=
ſtaat gibt es keine Möglichkeit, einen unbeeinflußten
Gerichts=
ſpruch in einer politiſchen Anklage zu erreichen. Rußland braucht
Sündenböcke, um vor den Maſſen die erdrückenden Mißerfolge
Die Leiche Dr. Sunjatſens iſt von ihrer bisherigen und des Syſtems zu rechtfertigen. Jedem Abſeitsſtehenden muß
genannten Opfer der Bolſchewikenjuſtiz unter der ſtrengen
Ueber=
wachung der G.P.U. und der mißtrauiſchen Arbeiter wirklich
Sabotage getrieben und konterrevolutionäre Pläne gefördert
hät=
ten, und zwar durch Jahre, ohne daß man ſie entdeckt hätte. Sie
wären auch gar nicht in der Lage geweſen, als Leiter des
Trans=
portweſens und der Platin= und der Goldgewinnung
ſowjetfeind=
liche Manöver durchzuführen. Aber da gerade das
Transport=
weſen am meiſten gelitten hat, und die Goldgewinnung jedes
Jahr zurückgeht, ſo mußte man dem Moloch Maſſe ein Opfer in
den Rachen werfen.
Wenn man die offizielle Sowjetſtatiſtik verfolgt, ſo erſieht
man, daß eine wachſende Verſchlechterung im Eiſenbahnbetrieb
und namentlich in der Sicherheit des Verkehrs verzeichnet werden
muß. Gemäß Angaben der Transportarbeiter=Gewerkſchaft ſind
die Unfälle von 9932 im Jahre 1924 auf über 17 000 im Jahre
1928 angeſtiegen. Auch die Zahl der durch die Unachtſamkeit des
Perſonals verurſachten Unfälle iſt in den letzten Jahren
ununter=
brochen gewachſen. Das Material, das geliefert wurde, taugte
nur zum kleinen Teil. Sicherlich wird der Transport ſich nach
der Hinrichtung des unglücklichen Leiters des
Eiſenbahntrans=
portweſens von Meck nicht beſſern. Ebenſo wenig wird ſich die
Goldgewinnung ſteigern. Aber Menſchenblut iſt billig in
Ruß=
land. Tauſende ſind vom Bolſchiwikenregime vernichtet worden.
Und noch Tauſende von Unſchuldigen werden den Boden
Ruß=
lands düngen müſſen, ehe die Kremlregierung einſehen lernen wird,
daß durch die Vernichtung von Menſchenleben nichts gewonnen
und ſehr viel verloren wird.
Der „Exchange Telegraph” meldet aus Riga: Neue
Verhaf=
tungen und Todesurteile von ähnlichem Charakter, wie die drei
Erſchießungen in der letzten Woche, ſind von der ruſſiſchen
Ge=
heimpolizei G. P.U. vorgenommen worden. 20 frühere Aktionäre
dreier ruſſiſcher Eiſenbahngeſellſchaften ſind in ihrer Eigenſchaft
als Verwaltungsmitglieder angeklagt worden, gute Lokomotiven
abmontiert und als Altmaterial verkauft zu haben, ferner neue
Pläne für die Einführung von großen Lokomotiven ausgearbeitet
zu haben, die eine Aenderung des ganzen ruſſiſchen
Eiſenbahn=
netzes notwendig machen würden. Es iſt beſchloſſen worden, fünf
der Angeklagten zu erſchießen und 15 in Zwangsarbeit zu ſchicken.
* Thomas Moore.
Zur 150. Wiederkehr ſeines Geburtstages
am 28. Mai.
Von Hans Sturm.
Seit England ſeine harte Fauſt auf Irland legte, alſo ſeit
dem zwölften Jahrhundert, rinnen durch die Geſchichte dieſes
immergrünen Eilands Blut und Tränen. Die wirtſchaftliche
Ver=
elendung und der niedergehaltene kulturelle Fortſchritt dieſes
Pächtervolkes, das nur einmal für zwanzig Jahre ſich ſelbſt
ge=
hörte, bis der jüngere Pitt um 1800 das iriſche Parlament durch
geſchickte Beſtechung zur Selbſtauflöſung brachte, ſind eine nie
verſtummende Anklage gegen engliſche Unterdrückungs= und
Machtpolitik. Der engliſche Staatsmann und Hiſtoriker Burke
nennt dieſes ſkrupelloſe Syſtem „einen mit großem Scharfſinn
erdachten und ausgearbeiteten Mechanismus, ſo gewiß ein Volk
arm zu machen, herabzuwürdigen und in ihm die menſchliche
Natur ſelbſt zu erniedrigen, wie nur je einer aus dem böſen Witz
der Menſchen hervorgegangen iſt.”
Am ſchwerſten laſtete das Gefühl der Abhängigkeit, des
Ge=
knechtetſeins natürlich auf den feinfühligften Iren, den Dichtern
und Führern, die immer wieder das Nationalgefühl weckten und
den Willen zur Befreiung von dem fremden Joch wachhielten.
Einer der markanteſten iſt trotz all ſeiner diplomatiſchen Klugheit
Thomas Moore, der vor nun hundertfünfzig Jahren in Dublin
geboren wurde. Während ſeiner Studienjahre, denen eine Periode
grauſamſter engliſcher Unterdrückung vorausgegangen war, gärte
es unter den Dubliner Studenten gegen die unerträglichen
Zu=
ſtände, aber Moores empfängliches Gemüt begnügte ſich damit,
durch anonyme Artikel und Gedichte zu helfen, und zwar, wie er
ſpäter bekannte, aus Rückſicht gegen ſeine Mutter. Er wußte ſich
nach außen hin ſo von aller Politik fernzuhalten, daß er bei einem
von engliſchen Beamten unter den Studenten vorgenommenen
„Geſinnungsexamen” für völlig harmlos gehalten wurde, während
die Heißſporne eingeſperrt und zur Untätigkeit verurteilt wurden.
Er lebte weiter ſeinen Studien und ſchien auf der herrlichen
Märcheninſel Bermudas ſeine Heimat zu vergeſſen. Doch dann
wäre er kein Ire geweſen. Seine hier geſchilderien exotiſchen
Begebenheiten gewannen nur dann inneres Leben, wenn er ſie in
Beziehung zum Schickſal ſeiner Heimatinſel bringen konnte.
Als er zurückkam, packte ihn die heimatliche Not aufs neue
in dem Schickſal ſeines Studienfreundes Robert Emmet, der in
den Vorbereitungen zu einer allgemeinen Aufſtandsbewegung von
den Engländern überraſcht und, kaum 23 Jahre alt, zu Strang
und Beil verurteilt wurde. Thomas Moore hat ſich nicht zum
Anwalt ſeines Freundes aufgeworfen, einmal wegen der ſtrengen
Zenſur, und dann Emmets wegen, der ſterbend die Freunde bat,
über ihn zu ſchweigen, bis eine Zeit komme, die ſein Tun
ver=
ſtehen werde. Aber in einigen ſeiner tiefſten Lieder hat Moore
den jungen Kämpfer um Freiheit und Recht für alle Zeiten
feſt=
gehalten.
Später wurde Moore beauftragt, Liedertexte nach iriſchen
Melodien zu verfaſſen, die zum Teil aus altem Volksgut
ſtamm=
ten, zum Teil aber das Echo der letzten unruhvollen Jahre waren.
Als Ueberſetzer des Anakreon — er ſchrieb in jungen Jahren auch
ſelbſt anakreontiſche Verſe — und als ein begeiſterter Freund
der Muſik unterzog er ſich dieſer Aufgabe mit größter Freude;
ſo entſtanden die 125 „Iriſchen Melodien”, in denen heimattreue
Dichter in ſchwebender Melodik die grüne Inſel Erin drohen und
klagen, zürnen und ſchluchzen läßt. In dieſem Zyklus ſteht auch
das heute noch oft in Konzerten geſungene und vor dem Kriege
im deutſchen Volke heimiſch geweſene Lied „Des Sommers letzte
Roſe” eine der zarteſten Elegien der Weltliteratur. Auch ſeinen
Liebesliedern legte Moore nicht ſelten alte Melodien und Motive
unter, doch nie vergißt er über aller Luſt das Schickſal Erins;
ſo klagt er auf einer Meerfahrt der Liebſten, daß nur auf dem
Meere für ihn Freiheit ſei, das Land jedoch in den Ketten der
Höfe liege. Sowohl die Liebeslieder als auch die Kampfgeſänge
benutzt er oft, um ſeinem Nationalen Denken und Fühlen
Aus=
druck zu leihen.
„Der Wunſch einiger Freunde und das wahrhaft großartige
Anerbieten eines Verlegers,” ſo berichtet er in einem Brief,
führten mich zu dem Stoff der „Lalla Rukh‟. Dieſes
orienta=
liſche Gedicht enthält die vier poetiſchen Erzählungen: „Der
ver=
ſchleierte Prophet von Khoraſſan”, „Das Paradies und die Peri”,
durch Robert Schumanns Chorwerk lebendig geblieben, „Die
Feueranbeter” und „Das Licht des Harems”, deren farbenbunte
Phantaſtik ſich leuchtend abhebt von der ſie umrahmenden
Liebes=
geſchichte einer indiſchen Prinzeſſin und eines Königsſohnes der
Bucharei. Aus manchen Verſen dieſes damals vielbewunderten
Gedichtes hört der Feinhörige die Liebe des Verfaſſers zu dem
vergangenen Schickſal ſeines Volkes, leiſe, doch deutlich
auf=
klingen.
Das Wort des Haſſes war bei Thomas Moore nicht ſo ſcharf
als der Stachel ſeiner Satire, wie er in verſchiedenen
ſchlagfer=
tigen Schriften bewies; dieſe ſind voller Spitzen gegen die
kom=
plizierte innere Unwahrhaftigkeit der Bedrücker, gegen das
rück=
ſichtsloſe Gebaren der Machthaber des „Landes ohne Muſik”
Leider beſitzen wir meines Wiſſens keine dem Original
gleich=
wertige deutſche Uebertragung einer Ausleſe des Beſten von
Moore, aber ſie wäre wünſchenswert; erſt dann werden weiteſte
Volkskreiſe dieſen iriſchen Dichter verſtehen und ihm den
gebüh=
renden Platz anweiſen in der Reihe ſeiner großen Landsleute
Swift, Sheridan, Shaw, denn auch er hat Anteil an dem
iriſch=
keltiſchen Einſchlag, der ſich durch die engliſche Literatur
verfol=
gen läßt von Oliver Goldſmith bis Joyve.
* Was ſich die Gläubiger der Welt leiſten können. Keine Roſen
ohne Dornen, außerdem ſorgt b=kanntlich der liebe Gott dafür,
daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen — und das glückliche
Amerika, Gläubiger der ganzen Welt, verbietet den
Aikohol=
genuß, wodurch allerdings auf der anderen Seite ein gewiſſes
Gewerbe nicht ganz legitimer Art in vollſter Blüte ſteht. Aber
es ſcheint, als ob der Amerikaner ſich für den verbotenen Genuß
des Alkohols, der wie die berühmten verbotenen Früchte „doppelt
ſüß” ſchmeckt, doch noch beſonders durch erhöhten Konſum
ande=
rer, erlaubter Genußmittel entſchädigen zu wollen beſtrebt iſt. So
offenbart uns eine ſoeben veröffentlichte Statiſtik, daß die
Ameri=
kaner heute auf Luxuswaren das Zweitauſendfache deſſen
aus=
geben, was ſie in dieſer Beziehung ſich vor dem Kriege leiſteten.
Jährlich kaufen die Amerikaner für nicht weniger als 21
Milliar=
den Dollar, alſo 85 Milliarden Mark, Luxuswaren. Für den
Verbrauch von Süßigkeiten wird das Dreifache gegenüber der
Vorkriegszeit verausgabt, während ſich der Konſum von
Gefrore=
nem verſechsfachte. 1913 gaben die Amerikaner für Zigaretten
und Zigarren 1323 Millionen Dollar aus, im letzten Jahre
je=
doch nicht weniger als vier Milliarden Dollar. Deutſchland kann
nicht einmal ohne ſchwerſte Schädigungen ſeiner Wirtſchaft ein
paar Hundert Millionen Mark aufbringen, und Amerika pafft
ohne weiteres 16 Milliarden Mark in die Luft.
* Der Dudelſack hat ausgedudelt. Und es begab ſich zu der
Zeit, daß vom Gmeinderat von Largs in Ayrſhire ein Verbot
ausging, das Dudelſackſpielen am Strande zu unterlaſſen. Ganz
Schottland ſchüttelte den Kopf. Das Nationalinſtrument, die
„Bagpipe” iſt verboten worden, während Bläſerchöre nach wie
vor ihre Töne in die Luft ſchmettern dürfen. Warum dieſes
unverſtändliche Verbot? Die Antwort, die der Gemeinderat auf
die Anfrage der Dudelſackſpieler gab, iſt noch „vernichtender” als
das Verbot ſelbſt. Der Dudelſack, ſo heißt es in dem Beſchluß,
harmoniert nicht mit dem Getöſe der Automobile. Der Dudelſack
gibt an und für ſich keine ſchlechte Muſik, und das Auto
ſeiner=
ſeits erregt auch bei den Muſikkennern keinen Anſtoß, aber beide
zuſammen ergeben eine Kakophonie, deren Mißklang die Beſucher
vom Strand vertreibt und dadurch die Gemeinde ſchädigt. Es
iſt wohl eine traurige Zeit für die Muſikinſtrumente, daß ihre
Exiſtenz davon abhängig gemacht wird, ob ſie auch mit dem
Klaxon der Automobile und dem Geknatter der Motorräder in
Einklang zu bringen ſind. Aber was nützt es? So will es die
moderne Zeit, und das auch in einem kleinen ſchottiſchen Badeort
in Ayrſhire.
Seite 3
Nummer 146
der vohaldemsrrättiche Purtentag.
Abg. Wels über die Bekeiligung der
Sozialdemo=
krakie an der Koalikion.
Magdeburg, 27. Mai.
Auf dem ſozialdemokratiſchen Parteitag, der geſtern hier
er=
öffnet wurde, ergriff u. a. der Parteivorſitzende Wels das Wort
zu einer Rede, in der er zunächſt den Eintritt der Partei in
eine Koalitionsregierung und die Haltung gegenüber den
Kom=
muniſten rechtfertigte. Früher ſei die Partei Oppoſitionspartei
geweſen, heute habe ſie der Wille von mehr als einem Drittel
des deutſchen Volkes zur ſtärkſten Regierungspartei gemacht.
Durch dieſen Erfolg ſei die jetzige Lage geſchaffen. Für alle
Par=
teien ſei die Verantwortung in der Regierung eine Belaſtung,
beſonders in agitatoriſcher Hinſicht. Wels ſtreifte auch die
Ver=
handlungen in Paris und wies darauf hin, daß Deutſchland in
ſeinen Entſchlüſſen noch nicht frei ſei. „Wir müſſen mit der
Tat=
ſache rechnen”, ſo erklärte er, „die durch keinen Parteibeſchluß
aus der Welt geſchafft werden kann, daß ein erheblicher Teil der
Arbeit und der Produktion des deutſchen Volkes nicht dem
allge=
meinen Wohl des eigenen Landes, ſondern Jahrzehnte hindurch
den Reparationsgläubigern zufließt.‟ Die Beſeitigung dieſes
Zu=
ſtandes könne nur erreicht werden durch das Wirken der
ſozialiſtiſchen Internationale. Sodann wandte ſich der Redner
noch einmal der Koalitionspolitik zu und ſagte, es gebe
wohl niemanden in der Sozialdemokratie, der nicht eine rein
ſozialiſtiſche Regierung einer Koalitionsregierung vorziehen
würde. „Wir geben uns keiner Täuſchung hin”, ſo erklärte Wels,
„lene Parteien, mit denen wir uns in einem Koalitionsverhältnis
befinden, haben kein Intereſſe an den politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Erfolgen der Sozialdemokratie, alſo auch nicht an der
er=
folgreichen Politik einer ſozialiſtiſch geführten Regierung. Aber,
ſo ſagte Wels, Koalition bedeute nicht eine Art Suſpendierung
des Klaſſenkampfes.”
Sozialdemokrakie und Panzerkreuzer.
Am Montag erſtattete das Vorſtandsmitglied Vogel den
Be=
richt des Parteivorſtandes, in dem es u. a. heißt: Der Eintritt
in die Regierung erfolgte in der denkbar ungünſtigſten Zeit. Das
erſte Jahr Regierungstätigkeit war gewiß nicht geeignet,
Begei=
ſterung für die Beteiligung der Partei an der Regierung
auszu=
löſen. Es gibt aber nur zwei Möglichkeiten: eine
rein bürgerliche Regierung oder eine
Regie=
rung, in der die Sozialdemokraten möglichſt ſtark
vertreten ſind. Der Klaſſenkampfcharakter
der Partei kann durch das Zuſammengehen mit den
bürger=
lichen Parteien nicht beeinträchtigt werden. Es kommt allein
darauf an, dieſen Kampf konkret auf die Ziele zu ſtellen. Für die
Reichstagsfraktion liegt in der Panzerkreuzerfrage
be=
reits eine klare Entſcheidung vor. Sie wird auch die zweite
Rate ablehnen. Wie aber ſollen ſich unſere
Mini=
ſter verhalten, nachdem ſich auch im neuen Reichstag eine
Mehrheit für den Weiterbau des Panzerkreuzers gefunden hat?
Würde man ſie zwingen, mit der Fraktion zu ſtimmen, ſo würde
das ein Ausſcheiden unſerer Miniſter aus der Regierung
bedeu=
ten. Eine neue Dauerkriſe mit allen ihren Auswirkungen wäre
die Folge. Der Parteivorſtand beantragt deshalb,
alle Anträge, die ſich mit dem Panzerkreuzer
beſchäftigen, abzulehnen. Der Redner behandelte
dann den Einheitsſtaat und erklärte, es ſei eine große Aufgabe
der kommenden Jahre, den Weg des Einheitsſtaates entſchloſſen
zu betreten. Der Redner erklärte weiter, daß zur beſſeren
Propa=
gierung des Agrarprogramms der Partei eine dem
Parteivor=
ſtand angegliederte Zentralſtelle geſchaffen werden ſoll.
Nach Erledigung der Berichterſtattungen des
Parteivorſtan=
des begann die Ausſprache, in der die grundſätzliche Frage
be=
handelt werden ſoll, ob ſich die Partei an Koalitionen beteiligen
foll oder nicht. Zur Panzerkreuzerfrage, die gleichfalls in dieſem
Zuſammenhang behandelt werden ſoll, iſt inzwiſchen von den
Abgeordneten Künſtler und Lietke ein neuer Antrag eingegangen,
der fordert, daß auch die ſozialdemokratiſchen Miniſter die zweite
Rate für den Panzerkreuzer abzulehnen und ſich der
Fraktions=
diſziplin zu fügen haben. Für dieſen Antrag wird gleichzeitig
namentliche Abſtimmung verlangt. Ferner iſt von den
Abgeord=
neten Aufhäuſer und Frau Sender ein Antrag eingegangen, in
dem eine Anzahl Forderungen aufgeſtellt ſind, u. a. geſetzliche
Feſtlegung des Achtſtundentages, völlige Aufrechterhaltung der
Arbeitsloſenverſicherung durch Beitragserhöhung, Ausbau der
Invalidenverſicherung, Verwendung etwaiger Erſparniſſe bei der
Reparationsregelung zur Sanierung des Haushalts, zur
Siche=
rung der ſozialen Einrichtungen und zur Senkung der Steuern.
* Orpheum.
Operetten=Gaſtſpiel Adalbert Steffter.
Die Operette „Annemarie” von Georg Okonkowſki,
Ge=
ſangstexte und Muſik von Jean und Robert Gilbert, iſt
wie=
derum nicht eigentlich eine Operette, ſondern ein recht luſtiger
Schwank mit Begleitmuſik und Geſangs= und Tanzeinlagen. Terte
und Handlung erreichen kaum den Durchſchnitt aller mehr oder
weniger bekannten neueren Bühnenſtücke gleicher Art. Es iſt eine
Berliner Angelegenheit, Berliner Witz und Schnodderigkeit,
letz=
tere aber nur in erträglichem Maße angedeutet. Die Handlung
iſt aus vielen Einzelſzenen recht humorvoll zuſammengebaut, was
ihr für die hieſige Aufführung den Erfolg verlieh, der ſicher
ausgeblieben wäre, wenn ihr nicht das wirkſame Lokalkolorit,
das routinierte Regie der Aufführung gegeben hat, dieſen
Erfolg geſichert hätte. Nicht nur in Geſangstexten und
Coupletgeſängen ſind Darmſtädter Lokalverſe eingeſchaltet,
auch die Dekoration wird ſtark zu dieſem Lokalkolorit
heran=
gezogen. Herr Georg Ranzow, der Orpheums=Bühnenbildner,
hat eine Anzahl witziger und wirkſamer Proſpekte gemalt,
und Szenerien erſtellt, die auf das Darmſtädter Publikum
erfah=
rungsgemäß ſehr ſtark wirken. So blieb am Premierenabend der
gewohnte Erfolg nicht aus, obwohl die Vorſtellung über 3
Stun=
den dauerte.
Die Handlung erzählt von einem verarmten Komteßchen,
das bei denen als Tanzlehrerin in Stellung geht, denen ihr
gräf=
licher Papa ſeine Verarmung zu verdanken hat. Sie hat auch
einen Bruder, der unabhängig vom Schweſterchen das gleiche
tut. Schließlich findet ſich alles, nach vielerlei Zwiſchenfällen,
zuſammen, der Reichtum auf der einen Seite und die Liebe auf
der anderen ſorgt für gerechte Verteilung der „ſozialen Laſten”
Die Aufführung war wiederum ſehr gut. Das Enſemble
widmet ſich mit Hingabe und beſter Laune ſeinen nicht immer
dankbaren Aufgaben. Die Titelrolle liegt bei Lieſl Ponhard
wiederum in ſehr guten Händen. Die Künſtlerin ſpielt mit
ſym=
pathiſcher Zurückhaltung und Liebenswürdigkeit, verbindet eine
hübſche äußere Erſcheinung mit gutem Spiel und geſanglichem
kkönnen und verſteht es ausgezeichnet, Operetten= und
Schwank=
ſtimmung zu verbreiten. Sehr beweglich und temperamentvoll
iſt wiederum Martin Weiß, der Brennecke=Sohn, der kleine
Luftikus, der aber ſchließlich das Herzchen der Komteſſe erobert.
Dieſer Künſtler iſt von unverwüſtlicher Laune und Lebendigkeit.
Hugo Manzoni vertritt das ernſtere Element, aber ebenfalls
mit ſympathiſcher Liebenswürdigkeit in Spiel und Geſang. Sein
Privatſekretär und Grafenſohn iſt eine ſehr ſympathiſche Figur.
Emil Auann und Fritz Daurer ſind die beiden Geſchäfts=
Dienstag, den 28. Mai 1929
Zum Schluß wird erklärt, daß die Partei an einer Koalition, die
eine Verwirklichung dieſer Forderungen nicht zuläßt, kein
In=
tereſſe haben könne.
Die Ausſprache brachte zum Teil ſehr lebhafte und ſcharfe
Angriffe der oppoſitionellen Richtung gegen die Koalitionspolitik
der Partei und ſchließlich einen Antrag Eckſtein—Fleißner, in
dem die Zurückziehung der ſozialdemokratiſchen Miniſter aus der
Reichsregierung verlangt wird. Abg. Sollmann ſetzte ſich jedoch
für die offizielle Parteipolitik ein. Er erklärte, man dürfe
nicht den Fraktionsvorſitzenden Müller mit
dem Reichskanzler Müller verwechſeln. Der
Reichstag habe dem Miniſter den Auftrag
er=
teilt, den Panzerkreuzer zu bauen. Mit erhobener
Stimme erklärte Sollmann, man dürfe nicht vergeſſen,
daß man das Vertrauen zur Partei auch
erſchüt=
tern könne durch verantwortungsloſe Kritik.
Den größten Teil ſeiner Ausführungen widmete der Redner der
Duldſamkeit innerhalb der Partei. Wie könne eine
ökonomiſch=
politiſche Partei den Atheismus verlangen? Wir wollen den
Sozialismus, und dieſer iſt in erſter Linie ein Problem der
Pro=
duktion und der Organiſation. In vielen kirchlichen Kreiſen gibt
es bereits Sozialiſten, ja es gibt ſogar katholiſche Prieſter, die
aus ihrer katholiſchen Weltanſchauung heraus den Klaſſenkampf
bejahen. Hüten wir uns, ſagte Sollmann, als politiſche Partei
einſeitig zu werden; hüten wir uns auch vor geiſtiger
Erſtar=
rung. Die neue Wiſſenſchaft hat heute ein ganz anderes Geſicht
als vor 40 Jahren.
Mit der Rede Sollmanns wurde die Diskuſſion für heute
abgebrochen.
Die neue Generation.
Am Sonntag hat ſich in Weimar eine Reichsgemeinſchaft
junger Volksparteiler gebildet. Der Beſuch, der unter Leitung von
Studienrat Hardt=Löbau ſtehenden Tagung aus dem ganzen Reich
war außerordentlich ſtark. Johannes Dieckmann=Dresden ſprach
zunächſt über „Zehn Jahre Parlamentarismus im neuen
Deutſch=
land” und betonte, die junge Generation ſtelle ihren Willen zur
Sammlung, zur Mitarbeit an den politiſchen Aufgaben des Tages
und zur revolutionären Reform der deutſchen Politik in den
Dienſt des Vaterlandes. Darauf hielt Frank Glatzel=Eſſen ein
Referat über „Aufmarſch und Ziele der neuen politiſchen
Gene=
ration‟ Er erklärte, die junge Generation innerhalb der
Deut=
ſchen Volkspartei ſtrebe bewußt auf Parteineuerung hin. An die
beiden Referate ſchloß ſich der einſtimmige Beſchluß, die
Reichs=
gemeinſchaft junger Volksparteiler zu konſtituieren. Ihre Aufgabe
ſoll es ſein, die bereits gebildeten örtlichen Vereinigungen zu
vereinigen und zu einer ſtarken politiſchen Bewegung im ganzen
Reiche auszubauen. Die Verſammlung, auf der die Entwicklung
und Selbſtändigkeit der Bewegung im Rahmen der Deutſchen
Volkspartei ſtark unterſtrichen wurde, nahm ſchließlich eine
Kund=
gebung an, in der es heißt: „Wir ſind entſchloſſen, im Geiſte einer
neuen Generation die eigene Kraft in den Dienſt der politiſchen
Erneuerung Deutſchlands zu ſtellen, und wollen durch unſere
praktiſche Arbeit in der Politik die Kraft der Idee beweiſen.
Der Geſekgebungsausſchuß des Heſſ. Landtages
war geſtern nachmittag zu einer Sitzung zuſammengetreten.
Zu=
nächſt wurde ein älterer Antrag des Abg. Dr. Beſt und Genoſſen
(Volksrechtp.) nach eingehender Begründung durch den
Antrag=
ſteller durch die Antwort der Regierung einſtimmig für erledigt
erklärt. In dem Antrag war eine vermehrte Ausſchüttung aus
der Aufwertungsmaſſe für die Pfandbriefe der Heſſiſchen
Landes=
hypothekenbank zugunſten der Pfandbriefgläubiger verlangt
wor=
den. — Nach Erledigung einer Reihe von Eingaben, bei denen
der Ausſchuß die Behandlung von zwei Eingaben des
Rechts=
anwaltes Becker=Gießen betreffend die „Zuverläſſigkeit der
heſſi=
ſchen Juſtiz” abgelehnt hatte, entſpann ſich eine längere
Ausein=
anderſetzung über eine Eingabe des Amtsgerichtsrates Landmann
und Genoſſen auf Abänderung des Reichsgeſetzes über den
Ver=
kehr mit Kraftfahrzeugen. In der Eingabe wird gefordert, eine
zwangsmäßige Haftpflichtverſicherung für alle Kraftfahrer
einzuführen. Im Ausſchuß wurde lebhaft Klage geführt über die
allgemeine Zunahme der Verkehrsunfälle durch zu raſches Fahren.
Die Regierung wurde erſucht, für eine ſchärfere
Hand=
habung der Kraftverkehrsgeſetze durch die
Po=
lizeiorgane einzutreten, damit Verkehrsunfälle in dieſer
Richtung möglichſt verhindert würden. In der Ausſprache wurde
auch die Frage angeſchnitten, ob nicht eine
Haftpflichver=
ſicherung für Radfahrer angebracht ſei in Verbindung
mit der Wiedereinführung der Nummernſchilder für
Radfahrer. Die Eingabe wurde ſchließlich einſtimmig der
Regierung zur Berückſichtigung überwieſen mit der Empfehlung,
ſich im Reichsrat für eine möglichſt baldige Regelung der Frage
der zwangsmäßigen Haftpflichtverſicherung für Kraftfahrer
ein=
zuſetzen. — Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen heute fort.
freunde, die ſich ſtändig in den Haaren liegen und ſtändig wieder
vertragen, die unter rauher Schale den guten Kern verbergen, vor
allem aber in Verbindung mit Mieze Neidhart den Humor
zur Geltung bringen. Betty Hemmerle ſchlank und rank,
ge=
ſanglich ausgezeichnet, iſt ebenſo blaſierte Weltſportdame, wie zum
Schluß liebenswerte Frau. Viktor Schmidt, Fritz Petzold
Mia Waldow u. a. ergänzen wirkſam das Enſemble, das ſich
A
durch flottes Zuſammenſpiel auszeichnet.
*. Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheatern.
Helia
bringt einenGroßfilm „Die wunderbare Lüge der Nina Petrowna”
ein Erzeugnis der Erich Pommer=Produktion der Ufa. Ein
Film, der das hohe Lied ſingt von opferfreudiger Frauenliebe,
der ganz ausgezeichnete Darſtellung bringt und wohl zu den beſten
Filmen der jüngſten Erzeugniſſe zählt. Wir kommen darauf
* *
zurück.
Mexiko und die Staaten Zentralamerikas von Karl von
Schuh=
macher. Orell Füßli Verlag in Zürich und Leipzig. 174 Seiten.
Mit Karten=Beilagen.
* Am. Das vorliegende Werk iſt der dritte Band aus einer
Samm=
lung von Staaten=Monographien, die der Verlag Orell Füßli unter
der Bezeichnung „Der Aufbau moderner Staaten” herausgibt. Unter
den drei Geſichtspunkten Geſchichte, Politik und Wirtſchaft unterſucht
der Verfaſſer zunächſt, wie Mexiko geworden iſt, um hierbei manche
neuen Schlaglichter auf die unglückſelige Periode zu werfen, in der
Maximilian von Oeſterreich dort ſeinen Traum vom großen
mexi=
kaniſchen Kaiſerreich unter Einſatz ſeines Lebens zu Grabe tragen
mußte. In dem Kapitel Politik und Armee wird treffend aufgezeigt,
wie gerade Mexiko, ähnlich wie jetzt auch China, die Grundlagen für
die Führung einer für das Land ſo verderblichen „Generalspolitik”
liefert, und in dem Abſchnitt Wirtſchaft ſehen wir, wie aus Mexikos
Oelinduſtrie eine internationale Angelegenheit geworden iſt, die mehr
noch als die übrigen Induſtrien als eine nicht nur dem Kapital,
ſon=
dern auch den Leiſtungen nach ausländiſche Wirtſchaftsenklave zu
be=
trachten iſt.
Land und Bevölkerung, Regierungsformen und
Einigungsbeſtre=
bungen in den einzelnen Staaten von Zentralamerika unterſucht ein
weiterer Abſchnitt, während der letzte Abſchnitt des Werkes Mexiko und
Zentralamerika in ihren Beziehungen zur Weltwirtſchaft und zur
Welt=
politik gewidmet iſt. Wir erfahren Näheres über die im Weltkrieg von
deutſcher Seite gemachten Anſtrengungen, in ein Bündnis mit Mexiko
einzutreten, wir werden mit den Grundproblemen der chineſiſchen und
japaniſchen Einwanderung in Amerika in knapper, aber prägnanter
und erſchöpfender Weiſe bekannt gemacht. Die Keime zu der großen
Auseinanderſetzung im Stillen Ozean, die einmal kommen muß, liegen
hier verborgen und die verſtändlichen Expanſionsbeſtrebungen der
Ver=
einigten Staaten in Mittel= und Südamerika, deſſen Anhänglichkeit an
Tariferhöhung bei der Reichsbahn.
Das Reichskabineik noch unentſchloſſen.
* Berlin, 27. Mai. (Priv.=Tel.)
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
Reichsbahn=
geſellſchaft nach der Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruches
bei der Reichsregierung Tariferhöhungen im Betrage von
min=
deſtens 43 Millionen beantragen wird. Man überlegt bereits,
auf welche Tarife ſich die Erhöhungen erſtrecken ſollen, um ſofort
eine entſprechende Eingabe an die Regierung richten zu können.
Innerhalb des Reichskabinetts beſteht aber eine ſehr geringe
Nei=
gung dafür, der Reichsbahn die Genehmigung zu einem weiteren
Anziehen der Tarifſchraube zu erteilen. Man iſt allgemein der
Anſicht, daß die allgemein finanziell ſchwere Inanſpruchnahme des
deutſchen Volkes und ſeiner Wirtſchaft neue Belaſtungen nicht
mehr ertragen kann. Dieſe Einſtellung iſt namentlich bei den
bürgerlichen Miniſtern zu finden, während die ſozialdemokratiſchen
Kabinettsmitglieder, mit Ausnahme vielleicht von dem
Reichs=
finanzminiſter Dr. Hilferding, noch immer der Anſchauung
hul=
digen, daß neue Millionenbelaſtungen getragen werden können.
Wir denken dabei an den Fall der Arbeitsloſenverſicherung, die
ja gezeigt hat, daß der Reichsarbeitsminiſter die Soziallaſten
einfach um mehr als eine Viertel Milliarde jährlich vermehren
will. Andererſeits kann die Reich gierung der Reichsbahn die
Tariferhöhungen nicht verneinen, ohne gleichzeitig dem
Reichs=
arbeitsminiſter nahezulegen, von einer Verbindlichkeitserklärung
des Schiedsſpruches in ſeiner jetzigen Faſſung Abſtand zu
neh=
men. Für die in Frage kommenden Arbeiter iſt es natürlich
außerordentlich bedauerlich, daß die ihnen zugeſprochene
Lohn=
erhöhung jetzt zu einem Gegenſtand politiſcher
Auseinander=
ſetzungen geworden iſt, und daß bei der Abneigung aller Parteien
gegen neue Belaſtungen die Lohnzuſchläge vielleicht in Frage
ge=
ſtellt werden können. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Notlage
der Eiſenbahner vollauf anerkannt wird, aber andererſeits will
niemand von der Reichsbahn verlangen, daß ſie mit einem nicht
ausbalancierten Etat arbeitet. Erklärt aber der
Reichsarbeits=
miniſter den Schiedsſpruch nicht für verbindlich, ſo wird man ihm
daraus den Vorwurf einer arbeiterfeindlichen Einſtellung machen,
namentlich ſeine Parteifreunde würden ihm ernſtliche
Schwierig=
keiten bereiten. Vorläufig weiß man daher noch nicht, welches
Schickſal der Schiedsſpruch und eine evtl. Tariferhöhung haben
werden. Am 30. Mai läuft die Erklärungsfriſt ab und es wird
dann unzweifelhaft von den Gewerkſchaften Antrag auf
Verbind=
lichkeitserklärung geſtellt werden und der Reichsarbeitsminiſter
wird dann vor einer ſchweren Entſcheidung ſtehen. Um allen
Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, kann er aber auch die
beiden Parteien ſich überlaſſen.
Fährt Dr. Streſemann nach Madrid?
Am kommenden Montag beginnt die Ratstagung in Madrid,
der bisher wegen der politiſchen Folgen der Pariſer
Sachver=
ſtändigenberatungen ſehr große Bedeutung beigemeſſen worden
war. Dr. Streſemann hat am Montag nun davon geſprochen,
daß es zweifelhaft ſei, ob er überhaupt nach Madrid gehen
werde. In politiſchen Kreiſen hat dieſe Aeußerung zu allerlei
Vermutungen Anlaß gegeben. Die Sache iſt aber wohl ganz
ein=
fach damit zu erklären, daß der Miniſter nur nach Madrid
per=
ſönlich fahren wird, wenn er ſich einen ſachlichen Vorteil für die
deutſche Politik verſpricht. Falls es ſich nur um eine
repräſen=
tative Vertretung Deutſchlands handeln ſollte, wird
Staats=
ſekretär v. Schubert damit beauftragt werden. Im Augenblick
iſt ja noch keineswegs ſicher, ob man in Paris im Laufe dieſer
Woche ſchon zu Ende kommen wird, wenn es auch allgemein
erwartet wird. Kommt man zu keinem Ergebnis, ſo werden die
Miniſter der Gläubigerſtaaten gerne die Gelegenheit benutzen,
jeder Ausſprache hierüber aus dem Wege zu gehen, und dann
hätte die Fahrt Dr. Streſemanns doch keinen Sinn. Auch
be=
ſteht immerhin die Möglichkeit, daß bei den engliſchen Wahlen
am kommenden Donnerstag ein Sturz des konſervativen
Kabi=
netts herauskommt, und daß Herr Auſten dann nicht mehr
ver=
handlungsfähiger Außenminiſter, aber ein Nachfolger noch nicht
zur Stelle wäre. Auch dann würde Dr. Streſemann die bei
einer ſolchen Junitagung in Spanien nicht gerade großen
An=
nehmlichkeiten der Tagung ſich ſchenken können. Auch wäre bei
einem negativen Ausgang der Pariſer Verhandlungen die
An=
weſenheit Dr. Streſemanns in ſeiner Eigenſchaft als
Vorſitzen=
der der Deutſchen Volkspartei notwendig. Wie unſicher im
all=
gemeinen die Lage beurteilt wird, geht auch daraus hervor, daß
der für den 2. Juni nach Berlin einberufene Parteiausſchuß des
Zentrums auf unbeſtimmte Zeit verſchoben worden iſt —
offi=
ziell, weil der Ausſchuß mit ſeinem Entwurf über die Reform
des Wahlrechts noch nicht fertig iſt, wahrſcheinlich aber, weil die
Partei ſich die Hände freihalten will für vielleicht wichtigere
Aufgaben.
das ſpaniſche Mutterland ſich nur noch auf kulturellem Gebiete
wieder=
ſpiegelt, werden von dem Verfaſſer nach Urſachen und Wirkungen
zer=
gliedert.
Das Buch, deſſen äußere Ausſtattung beſticht, enthält als wertvollen
Anhang eine vom 15. Jahrhundert bis zum Jahre 1928 reichende
Chronologie der Geſchichte Mexikos und Zentralamerikas ſowie
ver=
ſchiedene inſtruktive Karten=Beilagen. Sein Studium hält das
Ver=
ſprechen, das Titel und Inhaltsangabe geben.
H. W. W.
Fritz Löwe, Fahrten durch Norwegens Märchenwelt. Berlin, Pontos=
Verlag G. m. b. H. 120 S., 94 Abbildungen und eine Karte.
Ganz=
leinen 7.— RM.
Soeben erſcheint aus der Feder Fritz Löwes das Buch: „Fahrten
durch Norwegens Märchenwelt” Fritz Löwe, dem die Gabe des
Schauens und Schilderns in gleichem Maße gegeben iſt, genießt als
Reiſeſchriftſteller in der deutſchen und ausländiſchen Leſewelt längſt
verdienten Ruf. Nachdem er viele Jahre Norwegen durchſtreift hat,
berichtet er in dieſem Buche von ſeinen Eindrücken im Land der
Mitter=
nachtsſonne. Die Märchenwelt der nordiſchen Fjorde erſteht in vollem
Zauber vor unſerem geiſtigen Auge. Das feſſelnde Buch iſt mit allen
guten Seiten lebendiger Improviſation erfüllt. Jeder Leſer wird von
dieſen ebenſo intereſſanten wie vielſeitigen Schilderungen einen tiefen
Eindruck gewinnen, denn das Werk iſt eines der ſchönſten Reiſebücher,
die ſeit langem erſchienen ſind, es kann als Muſterbeiſpiel lebendiger,
anſchauungsvoller Schilderung gelten. Es bedeutet ein warmherziges
Bekenntnis zur Schönheit der norwegiſchen Natur und der wohltuenden
Gaſtfreundſchaft der Bevölkerung.
Den Unzähligen, die alljährlich eine Nordlandreiſe machen, wird
es ein vortrefflicher Begleiter, denen, die die Naturſchönheiten
Nor=
wegens kennen, eine liebe Erinnerung ſein.
Profeſſor Dr. A. Göhringer, Blick aufs Land. Werden und Vergehen
der nordiſchen Landſchaft. Eine mor hologiſch=geologiſche Studie der
nordiſchen Landſchaft für Nordlandfahrer. Verlag Boltze,
Karls=
ruhe. 5.— RM.
Das Buch ſoll den Nordlandfahrern die einzigartig großartige
Landſchaft nach jeder Richtung erſchließen. Von Bord aus und am
Lande wirken auf den Beſchauer die gewaltigen Höhendifferenzen
zwi=
ſchen Fjord und Hochland, das Heer von Schären, Buchten und
Halb=
inſeln, die Inſelberge, die rieſige Zahl von Waſſerfällen, die abgeplattete
Form des Nordkaps, die Gletſcherwelt, die verſchiedenartigen
Berg=
rieſen, die Pflanzen= und Tierwelt. Es werden die Kräfte geſucht, die
dieſe Welt nach Jahrmillionen=Arbeit geſchaffen haben. 67 Skizzen und
Bilder erläutern den Text.
„Halliſche Nachrichten und Heimat.” — Unter dieſem Titel ſteht
eine 70 Seiten ſtarke Sonderausgabe der „Halliſchen Nachrichten” (vom
15. Mai 1929), die anläßlich des 40jährigen Beſtehens dieſer in Halle
und Mitteldeutſchland weit verbreiteten Zeitung in einer Auflage von
80 000 Exemplaren herausgebracht wurde. Die Sondernummer der
„Halliſchen Nachrichten”, die typographiſch wirkungsvoll ausgeſtattet iſt,
verſchafft durch Reichhaltigkeit des Inhalts und auch durch einen
um=
fangreichen Inſeratenteil einen überzeugenden Eindruck von der
ein=
flußreichen Arbeit eines Blattes, das in vier Jahrzehnten
emporſtreben=
der Entwicklung feſt in dem heimatlichen Boden ſeines mitteldeutſchen
Erſcheinungsbereichs verwurzelt iſt.
Nachruf.
In der Nacht von Sonntag auf Montag verſchied
unerwartet infolge Schlaganfalles unſer langjähriger
Vertreter und Mitarbeiter
In nahezu 30jähriger Tätigkeit für unſer Haus hat
er ſich als treuer und durch ſein ſiets freundliches Weſen
allſeits beliebter Mitarbeiter und Berater bewährt und
wir bedauern aufrichtig ſeinen allzufrühen Heimgang.
Wir werden uns ſeiner immer mit Achtung und
Dankbarkeit erinnern.
Die Direktion
der G. C. Klebe Akt.=Geſ. Eberſtadt.
(902
Seite 4
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
In dankbarer Freude
O zeigen wir die Geburt eines
geſunden Sonntagsmädels an
Sch. Laumann und Frau
Charlotte, geb. Goldberg.
Fräulein, 24 J. w.
Herrn in ſich. Poſ.
zwecks Heirat
ken=
nen zu lernen.
Zu=
ſchr. mit Bild unt.
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ſchäftsſtelle. (8976
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Statt Karten.
Unſere herzensgute Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſier, Schwägerin
und Tante
Frau Anna Heß
geb. Lautz
wurde heute von ihrem langen Teiden im
73. Lebensjahre durch einen janften Tod erlöſt.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Bernhart, geb. Heß
Katharina Schmidt, geb. Heß
Heinrich Heß
Emil Bernhart
Georg Schmidt
Frieda Heß, geb. Wagner
und 4 Enkelkinder.
Hamburg=Darmſtadt, den 21. Mai 1929.
Burgſtr. 48 III.
Die Einäſcherung fand in Hamburg ſiatt. (9009
Unterfertigter C. C. erfüllt htermit die
traurige Pflicht, ſeine lieben A. H. A H. und
ia. Cb. ia. Cb. von dem am 25. Mai in
Eſſen erfolgten Ableben ſeines lieben A. H.
Oberingenieur
Wilhelm Böllert
aktiv 1903/05
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
In tiefer Trauer:
Der C. C. der Alania
im Rudolſtädter Senioren=Convent.
J. A.: Kurt Prager X
Darmſiadt, den 26. Mai 1929.
(9011
Mein lieber Bruder, unſer guter Onkel
und Schwager
Herr
Zeiticl Beiin
Vertreter der Fa. G. C. Klebe A.=G. Eberſtadt
iſt heute Nacht plötzlich und unerwartet im
Alter von 64 Jahren an einem Herzſchlag
verſchieden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Gg. Wilh. Peith und Familie.
Eberſiadt a. d. B., Köln a. Rh.
den 27. Mai 1929.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 29. Mai,
nachmittags 5 Uhr, vom Trauerhauſe, Neue
Darm=
ſtädterſtiraße 24, aus ſtatt.
„Den Altbuchhorſter Markſprudel, Starkquelle habe
ich in einer Anzahl von Fällen in dem von mir
ge=
leiteten ſtädtiſchen Krankenhauſe angewandt. Ich habe
ausgezeichnete Erfolge bei verſchiedenen Formen von
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geſehen. Der Brunnen wird gut vertragen und gern
genommen. Profeſſor Dr. med. K.‟ Von zahlreichen
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Mein innigſtgeliebter Gatte, unſer gütiger Vater und
Großvater
H.erotgselbenhanniner
Ritter hoher Orden
Großherzogl. Heſſiſcher Sanitätsrat
Oberſtabsarzt a. D.
iſt am 24. Mai 1929 im 74. Lebensjahre verſtorben.
In tiefſter Trauer:
Luiſe Weidenhammer, geb. Edle von Schauß=
Kemp enhauſen
Dr. Rudolf Weidenhammer
Alfons Weidenhammer
Lili Weidenhammer, geb. Kuſtermann
Käthe Weidenhammer, geb. Gluth.
München, den 27. Mai 1929.
Die Beiſetzung fand in München ſiatt.
(8986
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang unſers
lieben Entſchlafenen
Herrn
Philipp Keller VII.
Altbürgermeiſter
ſagen wir Allen herzlichen Dank.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer von
der Au, ſowie dem Ortsvorſtand,
dem Schulvorſtand für die
Kranz=
niederlegung am Grabe, ſowie allen
Kranz= und Blumenſpendern und
allen denen, die den lieben
Ver=
ſtorbenen durch das letzte Geleite
ehrten. Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Margarethe Keller Wwe.
geb. Roßmann. (9004
Ober=Modau, den 25. Mai 1929.
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innigſigeliebte, ſorgende Mutter, Schweſter und
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nach kurzem, ſchwerem, mit großer Geduld ertragenem
Teiden, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, im
Alter von 62 Jahren zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Berlin, Hannover, Frankfurt, Darmſitadt,
den 27. Mai 1929.
Die Beerdigung ſindet Mittwoch, den 29. Mai, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 145
Dienstag, den 28. Mat 1929
Seite 3
Ans der Sandesgkaprftädt.
Darmſtadt, 28. Mai.
— Ernannt wurden: Am 17. Mai der Studienrat an dem
Real=
gymnaſium in Darmſtadt Johannes Hüthwohl zum
Oberſtudiendirek=
tor an der Oberrea(ſchule in Grünberg, mir Wirkung vom Tage des
Dienſtantritts an; am 21. Mai die Handarbeitslehreri an der
Volks=
ſchule zu Bingen Marig Erdmann, mit Wirkung vom 1. Juni 1929
ab, zur techniſhen Lehrerin an der Mädchenfortbildungsſchule zu
Bin=
gen und Uungegend; am 22. Mai der Lehrer Franz Peter Hartmann
zut Mauienborn, Kreis Mainz, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
an, ßum Lehrer an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis Mainz; der
Lehrer Georg Müller zu Heppenheim, mit Wirkung vom Tage des
Dienſtantritts an, zum Lehrer an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis
Mainz.
— In den Ruheſtand tritt: Am 1. Juli der Kanzleiaſſiſtent bei dem
Eandesurmeſfungsamt Karl Gunder zu Darmſtadt.
— Verliehen wuude: Am 21. Mai dem Kunſtmaler Dr. Joſef
Plenk zu München die außerordentliche Profeſſur für Zeichnen und
Malen an der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt, mit Wirkung vom
1. April 1929 an.
— Erledigt ſind: Eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
an der Volksſchale in Herchenhain, Kreis Schotten;
Dienſtwoh=
nung iſt frei und wird new hergeſtellt; eine Stelle für eine techmiſche
Lehrerin an der Fortbildungsſchule im Bezirk Mühlheim, Kreis
Offenbach; eine Schulſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule in Wackernheim, Kreis Bingen.
Heſſiſche Landesbibliothek. Neue Erwerbungen (Auswahl),
vom 27. Mai an auf 14 Tage zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt: Archiv
für Geſchichte der Medizin 20, Leipzig 1928; G. K. Brand: Die
Früh=
vollendeten, Berlin u. Leipzig 1929: Du Moulin Eckart: Koſima
Wagner, München-Berlin 1929; Handbuch der mittelalterlichen und
neueren Geſchichte, 3: Kuliſcher, Allg. Wirtſchaftsgeſch. d. Mittelalters
und der Neuzeit München-Berlin 1928/1929; A. Maurice: Die
Ge=
ſchichte unſerer Pflanzennahrung von den Urzeiten bis zur Gegenwart,
Berlin 1927: L. Paſtor: Geſch. d. Päpſte, 13, 1., 13. 2., Freiburg i. B.,
1928/1929; M. Reger: Briefe eine Sdeutſchen Meiſters, Leipzig 1928;
Th. v. Soſnowſky: Franz Ferdinand, München u. Berlin 1929; Heſſen=
Naſſauiſche Sagen, Jena 1929; Veröffentlichungen der hiſtoriſchen
Kom=
miſſion der Provinz Weſtfalen, Quellen und Forſchungen zur Geſchichte
der Stadt Münſter, 5. Münſter i. W., 1928; K. Vorländer: Karl Marx,
Leipzig 1928; H. G. Wells: Die Weltgeſchichte 1—3, Berlin 1928; Aus
der Welt chriſtlicher Frömmigkeit, 9.: Fogelklou, Die Heilige Brigitta
von Schweden, München 1929; Wilhelm II.: Meine Vorfahren, Berlin
1929. — Zeitſchriften: Annales des Sciences Naturelles,
10. Série, Botanique, 10., Paris 1928; Archiv für Religionswiſſenſchaft,
25, 26, Lpz.,Berl. 1927—1928; Archiv für experimentelle Pathologie u.
Pharmakologie 137 138, Leipzig 1928: Pflügers Archiv f. d. geſ.
Phyſiologie, 220, Berlin 1928; Entſcheidungen des Preußiſchen
Ober=
verwaltungsgerichts, 82, Berlin 1928; Schmollers Jahrbuch für
Geſetz=
gebung, Verwaltung und Volkswirtſchaft im Deutſchen Reiche, 52, 1928,
2., München Leipzig; Preußiſche Jahrbücher, 214, 215 Berlin 1928—
1929; The Journal of Immunology, 15, Baltimore 1928; The
Jour=
nal Archgeological, 82, 2. Serie, 32, London 1928; Publications de 1a
Section hiſtorique de UInſtitut de Luxembourg, 62, Luxembourg 1928;
Stimmen der Zeit, 116, Freiburg i. B., 1929; Vierteljahresſchrift der
Aſtronomiſchen Geſellſchaft, 62, 63, Leipzig 1927—1928; Wallraf=
Richartz Jahrbuch, 3, 4, Leipzig 1927—1928; Zeitſchrift für die geſamte
Anatomie, 1. Abt.: Zeitſchrift für Anatomie und Entwicklungsgeſchichte,
88, München-Berlin 1929: Zeitſchrift für phyf. Chemie, Abteilung A.
137, 138, Leipzig 1928; Zeitſchrift der Geſellſchaft für Erdkunde zu
Ber=
lin. 1929. Berlin; Zeitſchrift für das geſamte Handelsrecht und
Konkursrecht, 93, Stuttgart 1929; Zeitſchrift für wiſſ. Mikroſkopie
45, 1928 Leipzig; Zeitſchrift für den evangeliſchen Religionsunterricht,
39, 1928, Frankfurt a. M.; Zeitſchrift für Ortsnamenforſchung, 3, 4,
München und Berlin 1927—1928; Zeitſchrift für franzöſiſche Sprache
und Literatur, Suppl. Heft 13, Jena und Lcipzig 1929. — Vom
10. Juni an verleihbar. Vormerbungen werden im Leſeſaale
ent=
gegengenommen.
— Hohes Alter. Heute, am 28. Mai, begeht Frau Katharine Keerl,
Soderſtraße 6, ihren 85. Geburtstag in ſelteer geiſtiger und
körper=
licher Friſche. Fran Kath. Kcerl, früher Fran Bickerle, war eifrige
Fürderin der Turnerei und Begründerin des 1893 gegründeten Damen=
Turnvereins.
— Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag gelangt im Großen
Haus „Napoleon” von Erabbe in der Inſzenierung Carl Eberts
zur Wiederholung (Miete H, Beginn: 20 Uhr).
Im Kleinen Haus ſinost eine Aufführung von Mozarts „
Figa=
ros Hoſchzeit” in der neuem Infzenierung Carl Gberts unter
muſi=
kaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm ſtatt. In den Hauptvollen ſind
die Damen Roſe Landwehr, Negina Harre, Käthe Walter, Anna Jacobs
und die Herren Thco Herrmann, Hans Komregg, Heinrich Kuhn, Eugen
Vogt und Hans Ney beſchäftigt (Zuſatzmiete I, Beginn: 19 Uhr).
Morgen Mittwoch geht im Großen Haus der „Roſenkavalier”
von Richard Strauß mit Roſe Landwehr in der Titelpartie, Anna
Ja=
cobs, Anny von Stoſch und den Herren Kuhn, Biſchoff, Jgeger, Vogt in
den Hauptpartien unter muſikaliſcher Leitung von Max Rudolf in
Szene (Miete B, Beginn: 19 Uhr).
„Mittagswende” von Claudel in der Inſzenierung Carl
Eberts gelangt norgen Mitowoch im Kleinen Haus zur Wiederholung
(Zuſatzmiete VI, Beginn: 19,30 Uhr).
Soielplanänderung. Die für Freitag angekündigte
Erſt=
aufführung des Einakterabends (Schöne Galathee —
Schwer=
gewicht — Parade) muß aus betriebstechniſchen Gründen verſchoben
werden. Statt deſſen gelaaigen Freitag die Einakter „Der treue
Soldat” und „Die Weiberverſchwörung” von Schubert,
die anläßlich des Schußert=Jahres zu Beginn der Spielzeit erſtaufgeführt
wurde, zur Wiederholumg.
— Mozart=Abend des Schnurrbuſch=Quartetts. Das Schnurrbuſch=
Quartet veranſtaltet ſeinen dritten Mozart=Abend am Donnerstag, dem
30. Mai, 20 Uhr, im Kleinen Haus. Das Prograwm des Abends
ent=
hält das Jagdquartett, das Streichquintett in G=Moll und ein Quartett
für Flöte, Violine, Viola umd Cello. Es wirken mit die Herren
Kammermuſiker Steinmar (Viola) und Geißler (Flöte),
p. Pflücken und Aufkaufen von Kiefern= und Fichtenzapfen. Füir
die jeweilige Erntezeit hat das Geſamtminiſterium das Pflücken und
Aufkaufen von Kiefernzapfen vor dem 15. DezemEer, von Fichtenzapfen
vor dem 1. Oktober verboten. Zuwiderhanudlungen werden beſtraft,
auch kann auf Einziehung der Zapfen erkannt werden.
Oeffnung des Hochſchulſporkplabes für
Nicht=
angehörige der Hochſchule.
Die Uebungsanlagen des Hochſchulſportplatzes ſtehen ab 1. Juni der
Darmſtädter Bevölkerung wieder offen. Neben Schwimmen kann die
Leichtathletik, Gymnaſtik und das Spiel in dieſem großen Licht=
Luft=
park gepflegt werden.
Beſuchszeiten ſind während der Semeſtermonate Juni und Juli an
Wochentagen von früh 7 bis 12 Uhr, an Sonmtagen von früh 7 bis
1 Uhr, in den Ferienmonaten Auguſt, September und Oktober an
Wochentagen von früh 7 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, an
Senntagen nur vormittags von früh 7 bis 1 Uhr.
Inhaber einer Monatskarte (die für 8 Mark zu haben ſind), oder
10er=Karten idie 6 Mk. koſten), kann nur derjenige werden, welcher das
16. Lebensjahr überſchritten hat. Kinder unter 6 Jahren haben in
Be=
gleitung Erwachſener freien Zutritt. — Es iſt beabſichtigt, während der
Ferienmonate Auguſt, September und Oktober bie Tennisplätze zu
vermieten. Intereſſenten mögen ſich rechtzeitig melden.
Die Karſenausgabe erfolgt in der Otto=Berndl=Halle, 1. Stock,
Zim=
mer 4, täglich von früh 9 bis 1 Uhr.
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ſondere Zuſammenſtellung der wichtigſien
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dungen im Deutſchen Reich / Alphabetiſch
geord=
netes Stationsverzeichnis / Ueberſichtl. Anordnung
Erhältlich an allen bekannten Stellen
Sonderzug nach Würzburg.
Im herrlichen Maintal gelegen, von dem Gürtel der ſchattigen
Ningparkanlagen umſchloſſen, ſtellt die Perle Frankens, zu Füßen der
trutzigen Feſtung eins der ſchönſten Städtebilder Deutſchlands dar.
Und was dieſe Stadt, kirchen= und glockenreich wie keine zweite, an
Schätzen von Kunſtwerken und Baudenkmälern als lebendige Zeugen
aller Zeiten deutſcher Kultur in ſich birgt, das umſchließen ſchützend
rebenbedeckte Hügel, auf denen dank des lachenden Himmels die Glut
der Sonne ſich wandelt in den Feuergeiſt des Rebenſaftes. Nach dieſem
ſchönen Erdenfleckchen wird am Sonntag, den 2. Juni, ein
Ausflugsſon=
derzug der Reichsbahndirektion Mainz fahren. In Würzburg, das um
10.04 Uhr erreicht wird, wird der Fremdenverkehrsverein alles nach beſten
Kräften vorbereiten, eigens dafür vorbereitete Studenten werden ſich in
ſeinem Auftrage der Ankommenden annehmen, ihnen in möglichſt kleinen
Gruppen die Sehenswürdigkeiten zeigen und den ganzen Tag als
erklä=
rende und beratende Begleiter zur Verfügung ſtehen.
Vom Bahnhofsplatz aus, auf dem der Brunnen mit dem Heiligen Kilian,
Frankens Apoſtel und Schutzheiligen, ſteht, wird die Führung in
ſorg=
fältig getroffener Anordnung und Auswahl das vor Augen führen, was
jeder von dieſem Ausflug als dauerndes Erlebnis, als unvergeßlichen
Eindruck mit nach Hauſe nehmen ſoll.
Unter anderem wird auch das einzigartige Reſidenzſchloß, der
frühere Palaſt der Fürſtbiſchöfe, eins der größten prächtigſten deutſchen
Sehlöſſer aus der Barockzeit (erbaut 1720—1744) beſichtigt. Die
Beſich=
tigung der Prunkräume, des berühmten Treppenhauſes und Kaiſerſaales
ſowie des entzückenden Hofgartens wird jedes ſchönheitsſuchende
Auge, jeden für Schönheit empfänglichen Menſchen befriedigen. Zur
Mittagszeit wird jeder Begleiter die ihm Anvertrauten zum Eſſen
füh=
ren, das an verſchiedenen Plätzen in guten Gaſthäuſern vorbereitet iſt.
(Auch hierbei iſt Vorſorge getroffen, daß dies zur Befriedigung aller
vonſtatten geht.) Nach einer ausreichenden Pauſe wird der Weg an
man=
chem ſchönen Bauwerk vorbei — z. B. Rathaus, Dom, alte
Uni=
verſität — an den Main und über die maleriſche alte
Main=
brücke führen, um jedem den herrlichen Blick aus der Höhe auf die
einſtige Herzogſtadt, und einen Ausſchnitt der reizvollen landſchaftlichen
Umgebung zu zeigen. Die Feſte Marienberg, des Frankenlandes uralte
Herrin, deren Beſichtigung unter ſachkundiger Führung ſehr lohnend iſt,
ſowie das Käppele, die bekannte, hochgelegene Wallfahrtskirche mit
ihren Kreuzwegſtationen, können ohne große Anſtrengung beſtiegen
wer=
den. Hier öffnet ſich ein wundervoller Rundblick auf das Maintal.
Wer ſeine Blicke noch weiter in die Ferne ſchweifen laſſen will, wird
durch die ſchattigen Anlagen des Nikolausberges zur ſchnell erreichbaren
Frankenwarte weiter wandern. Auf der Feſte Marienberg, die
ein Bild von überraſchender Schönheit bietet, iſt nachmittags
Gelegen=
heit geboten, ſich im Freien auszuruhen und zu erfriſchen. Von der
Frankenwarte aus, einem hochaufragenden Ausſichtsturm, iſt bei klarem
Wetter das ganze Maintal, mit ſeinen freundlichen Dörfern
auf=
wärts bis zur Rhön, ſichtbar und die zahlloſen dunklen Kuppen des
Speſſarts laſſen die Einſamkeit und Stille ſeiner rieſigen Waldungen
ahnen.
Rechtzeitig erfolgt der Abſtieg, um in Ruhe Würzburgs
Sehens=
vürdigkeiten auch von innen zu genießen; der Unermüdete kann noch die
weihevollen, an Koſtbarkeiten reichen Kirchen, die unvergeßlichen
Schöpfungen eines Riemenſchneider, Dürers großem
Zeitgenoſ=
ſen, und den Zauber des abendlichen Dämmerns in den engen Gaſſen
und Winkeln der Altſtadt auf ſich wirken laſſen. Der Ermüdete,
der Zech= und Liederfrohe wird ſich willig zu den alten, gemütlichen
Wein= oder Bierſtuben führen laſſen und hier im heiteren
Zuſammen=
ſein mit Gleichgeſinnten den genußreichen Tag bei fröhlichem
Gläſer=
klang harmoniſch ausklingen laſſen.
Der Berein Freundinnen junger Mädchen
hielt ſeine Landes=Mitgliederverſammlung unter dem
Vorſitz von Frau Prof. Kellner im Saale der Loge ab. Die
Ehren=
vorſitzende, J.KH. die Großherzogin, nahm an derſelben teil.
Der Schwerpunkt der Beratungen lag in der Diskuſſion über die neuen
Satzungen der Bahnhofs=Miſſion, die einen Hauptarbeitszweig des
Freundinnenvereins bildet. Die vorgeſchlagenen Satzungsänderungen
wurden von den aus Starkenburg, Rheinheſſen und Olerheſſen
anweſen=
den Vorſtänden und Mitgliedern lebhaft diskutiert. — Es folgte der
Jahresbericht, der überall ein Anwachſen ſowohl der Mitgliederzahl
als der Arbeitszweige, beſonders an den ortsfremden jungen Mädchen,
vermerkte. Die Rechnerin erſtattete der Kaſſenbericht, worauf ihr
Ent=
laſtung erteilt wurde. Erſatzwahlen erwieſen ſich als nötig in den
Bezirken Bad=Nauheim, Gießen, Vogelsberg 3, Worms und
Vogels=
berg 1, und fanden durch die Mitgliederverſammlung ihre Beſtätigung.
— Anſchließend ſprach Frau Dr. Blanck kurz über ihre Beteiligung
an dem Conſeil International in Neuchatel, an dem ſie mit der
Natio=
nalvorſitzenden des Freundinnenvereins, J.K.H. der Großherzogin, als
deutſche Vertreterinnen teilgenommen hatte. Sie gab ihrer lebhaften
Freude Ausdruck über die wachſende internationale Verſtändigung, die
ſich auf dem Felde der chriſtlichen Liebestätigkeit am leichteſten
ans=
wirken kann. Auf dem Kongreß des Internationalen
Frauenweltbun=
des in London war Frau Dr. Blanck als Sachverſtand’ge für die
Auslandsberatung eingeladen und konnte mit Stolz berichten, daß die
deutſche Organiſation der Auswandererfürſorge dort als die beſte
an=
erkannt wurde. Als letzter Punkt der Tagesordnung folgte ein kurzer
Bericht über Zweck und Erfolg der Reichsheim=Sammlung in Heſſen
mit dem Hinweis, daß die miniſterielle Sammelerlaubnis am 31. Mai
1929 abläuft, und bis zu dieſem Tage noch jegliche Gaben auf
Poſtſcheck=
konto 36 105 Frankfurt a. M., oder in der Geſchäftsſtelle des
Freun=
dinnenvereins, Sandſtraße 24, herzlich dankend angenommen werden.
Bis jetzt ſind eingegangen 9300 Mark. — Ihre Königliche Hoheit dankte
allen Gebern und Mitarbeiterinnen in herzlichen Worten.
Nach kurzer erfriſchender Kaffeepauſe im Freien ſchloſſen ſich um
5 Uhr die öffentlichen Vorträge von Frau E. Kromer=Ziegelhauſen,
M. d. R. W. R., über „Das Hausgehilfinnengeſetz” und Frau Dr. A.
Blanck=Heidelberg, Nationalſchriftführerin des Freundinnenvereins,
über „Die häusliche Lehre” an.
Frau Kromer ſprach über einen vorliegenden Geſetzentwurf über
die Beſchäftigung in der Hauswirtſchaft und bezeichnete einige Punkte,
mit denen ſich die Hausfrauen nicht einverſtanden erklären können. In
lebendiger und klarer Weiſe beſprach ſie die einzelnen Paragraphen
unter Berückſichtigung ſowohl der Intereſſen der Hausfrauen wie der
Angeſtellten.
Die Nationalſchriftführerin, Fr. Dr. Blanck, behandelte die „
häus=
liche Lehre” und zeigte durch ihre Ausführungen, welche Bedeutung der
hauswirtſchaftliche Beruf gerade in unſeren Tagen gewonnen hat, und
daß nach der häuslichen Lehre dem jungen Mädchen
Aufſtiegsmöglich=
keiten eröffnet werden, die ihm bisher verſchloſſen waren. Nach der
Lage der heutigen Verhältniſſe iſt der hauswirtſchaftliche Beruf faſt der
einzige weibliche Beruf, der im In= und Ausland vor Arbeitsloſigkeit
geſchützt iſt und materielle Vorteile bietet, ganz abgeſehen davon, daß
dem jungen Mädchen in vertrauenswürdigen Familien geſunde
Beſchäf=
tigung und häuslicher Schutz geboten wird.
An die Ausführungen der beiden Rednerinnen ſchloß ſich eine
leb=
hafte Diskuſſion, die ein ſtarkes Intereſſe für das „
Hausgehilfinnen=
geſetz” und für die „häusliche Lehre” bekundete.
Bp. Tagung der Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren des
Kreiſes Darmſtadt. Im Gaſthaus zum Adler in Arheilgen tagten die
Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren des Kreiſes Darmſtadt.
Die Tagung ſelbſt war meiſt interner Art und beſchäftigte ſich
insbe=
ſondere mit dem nächſten Kreisfeuerwehrtag, der am 29. und 30. Juni in
Malchen ſtattfinden wird. Der Tagung ging am Vormittag eine
hochintereſſante Vorführung von Handfeuerlöſchern be: der Firma Merck
— die einzige Firma, bei der alle Arten von Handfeuerlöſchern
vor=
handen ſind — voraus. Die Vorführung und Erläuterung durch
Brand=
inſpektor Herborn von der Fabrikwehr der Fa. Merck war eine
vor=
zügliche Inſtruktion der anweſenden Kommandanten des Kreiſes. Der
anweſende Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger=Darmſtadt ſprach
dem Referenten für die außerordentlich belehrenden Vorträge herzlichen
Dank aus. Anſchließend fand eine Inſpektion der Freiwilligen
Feuer=
wehr in Arheilgen ſtatt. Das gezeigte Schulexerzieren, das
Hakenleiter=
exerzieren und ein Brandangriff — Kirche und anſchließendes
Schul=
haus waren als Brandobjekt gedacht — war außerordentlich exakt und
darf, wie der Kreisfeuerwehrinſpektor in ſeiner Kritik ſagte, als
muſter=
gültig bezeichnet werden. Er dankte beſonders den Kommandanten
Kunz und Gimbel, deren Fachkenntnis er beſonders hervorhob. Zu der
Uebung waren auch der Bürgermeiſter und die Gemeinderäte von
Arheilgen erſchienen. Während der Vorführungen konzertierte die
Feuerwehrkapelle.
* Die Kunſt des Kochens — Der Film der Fran! Vielen
Haus=
frauen wird die zu Veginn des vorigen Jahres hier in Darmſtadr
ſtatt=
gefundene Vorführung des Lehrfilms „Die Kunſt des Kochens” woch in
Erinnerung ſein. Dieſe Aufführung fand damals ſolchen Zuſpruch, daß
viele infolge des ausverkauften Hauſes umkehren mußten. Daher
wer=
den es die Hausfrauen und die Hausfrauenverbände und =vereinigungen
ebenſo wie die hauswirtſchaftlichen Schulen begrüßen, daß am
Donners=
tag, dem 6. Junf, und Freitag, dem 7. Juni, an beiden Nachmittagen
um 3 Uhr eine Wiederholung dieſes Filmvortrages ſtattfindet. Im
Union=Theater wird diesmal Herr Dr. Albert Hauff aus Berlin ſeinen
Film laufen laſſen. Es dürfte nicht nur den Hausfrauen, ſondern vor
allem auch den angehenden Hausfrauen, der weiblichen Jugend, der
Beſuch an einem der beiden Tage möglich ſein. Der Film wurde unter
der fachlnhen Leitung von Fraulein Walther, Vorſteherin der
Haus=
haltungsſchule des Lettevereins Berlin, hergeſtellt. Fräulein Walther
eine der beſten Kennerinnen der häuslihen Kochkumſt, zeigt in dem
intereſſanten und lehrreichen Film ihre Erfahrungen auf dem
umfang=
reichen Gebiete der hänslichen Küche und gibt damit der Frauenwelt
reihe und vielſeitige Anregungen für die Herſtellung der verſchiedenen
Speiſen. Der Eintrittspreis iſt dentbar niedrig gehalten und beträgt
für Erwachſene 0,50 RM. Der Vorverkauf begmnt am Samstag, dem
1. Juni 1929, an der Tageskaſſe des Unon=Theaters, Rheinſtraße 4,
und wird noch auf die weiteren Veröffentlichungen in den
Tageszeikun=
gen hingewieſen.
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direklor Adalbert Steffter. Heute
Dienstag und täglich gelangt die mit großem Beifall aufgenommene
Operette „Annemarie” von Robert und Jean Gilbert zur
Auf=
führung. — Als nächſte Operette wird „Miß Chocolate‟ (Das braune
Tanzgirl) von Bernard Grün vorbereitet: Dieſe Operette wurde jetzt
an vielen deutſchen Bühnen mit ſenſationellen Erfolgen aufgeführt und
dürfte auch ſicher hier großen Anklang finden.
Ceite 6
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
* Kreisausſchuß.
p. 1. Einſpruch des Abraham Wartensleben und Anton Kiefer zu
Eber=Ramſtadt gegen die Erhebung von Fußſteigherſtellungskoſten durch
die Gemeinde Ober=Ramſtadt.
Erſchienen: di: auwaltlich vertretenen Kläger und der
Bürger=
meiſter.
Im Jahre 1926 wurde die Bauſtraße neu gepflaſtert und die Koſten
von den Anliegern angefordert. Wegen der Fußſteige wurden auch
die Kläger herangezogen. In Betracſſt kommt das Ortsbauſtatut vom
Jahre 1915, insbeſondere die 88 12, 13 zu Art. 21 der Allgemeinen
Bau=
ordnung Wenn Fußſteige erneuert werden in bereits beſtehenden
be=
bnuten Straßen, ſo haben die angrenzenden Grundeigentümer in
der=
ſelben Weiſe wie bei neuen Straßen zu den Koſten beizutragen. Die
Einſpruchserheber beſtreiten, daß Fußſteige angelegt worden ſeien,
nur auf der anderen Straßenſeite ſeien — erhöhte — Fußſteige
er=
ſtellt worden; zu prüfen bleibe auch, ob ein ordnungsmäßiger
Gemeinde=
ratsbeſchluß vorliege. Es handelr ſich im Herne um die Auslegung
des Begriffs „Fußſteig‟. Eine von der Gemeinde erhobene Klage hat
das Amisgericht II wegen Unzuſtändigkeit rechtskräftig abgewieſen, es
handle ſich um einen öffentlichrechtlichen Anſpruch, deſſen Streit vor
den Verwaltungsgerichten auszutragen ſei. Die Koſten wurden am 20.
Tezember 1926 angefordert, während Beſelwerde dagegen erſt am
12. Auguſt 1227 erhuben iſt, nachdem die in der Landgemeindeordnung
beſtimmte zweinwonatige Friſt umlaufen war.
Das Urteil weiſt den Einſpruch als unzuläſſig ab.
2. Klage des Wolf Benjamin Vendorf und 17 Genoſſen zu Ober=
Nanſtadt gegen die Gemeinde Ober=Ramſtadt wegen Heranziehung zu
den Fußſteigherſtellungskoſten in der Schaforabengaſſe.
Auch) in dieſer Sache handelt es ſich um die Auslegung des
Be=
griffs „Fußſteig‟. Die Kläger behaupten, nur die Gaſſe ſelbſt ſei nei
gepflaſtert, aber Fußſiteige ſeien hier gar nicht vorhanden; ein Plan
habe nicht offen gelegen. Die Gemeinde betont, die Schafgrabengaſſe
ſei in einem ſehr ſchlechten Zuſtand geweſen und die Neupflaſterung
von den Intereſſenten verlangt worden.
Der Vertrete: der Kläger betont, in der Schafgrabengaſſe trete es
noch prägnanter herkor, daß kein Effeutlicher Fußweg vorhanden ſei;
ein Weg, der nicht begangen werden könne, ſei kein Fußweg. Es wird
rickterliher Augenſchein angeregt.
Das Urteil weiſt die Klage al3 unbegründet ab.
die Sänger des Mozart=Chors im „Haiben Mond” zu Heppenheim
anläßlich des 86. Stiftungsfeſtes vereinte. Der Feier voraus ging eine
Wanderung, die unter Leitung des Sängers Geßner die Schönheit Eennochkeinenäheren Beſtimnungen)
des lenzfuohen Heppenheimer Stadtwaldes erſchloß. Die Feſtrede hielt
der 1. Vorſitzende, Prof. Dr. Köſer; er überreichte den Sillberkranz
für zehnjährige Tätigkeit den Sängern Wiener, Gläſer, Waß=
Pert, Hahn und Stritzinger, den goldenen Kranz für
Wjäh=
rige Tätigkeit den Sängern Morawſki, E. Roth und Fiſchl,
das goldene Ehrenzeichen für 25jährige Tä igkeit dem Sänger
Fre=
uer. Auf eine 40jährige Tätigkeit im Mozart=Chor konnten
zurück=
blicken die Sänger Schramm, Sperber mid Schumacher. Der
2. Vorſitzende Otto Titze, wies darauf hin, daß Profeſſor Dr. Köſer
den Mozart=Verein nunmehr 10 Jahre leite und, in ſchwierigſten
Zei=
ten beginnend, den Verein zu ſtolzer Höhe emporgeführt habe. Die
25jührige Dirigententätigkeit eines Friedrich Rehbock, foll im
Heibſt durch ein Feſttonzert gefeiert werden. Die Liſte der vorbilß= geklagten als Flieger Bezug haben.
lichen Sänger, die alle Proben beſucht haben, iſt ſo ſtattlich, daß wir
bier nicht die Namen aufführen können. Sie werden prangen auf der
Goldenen Tafel im Mozarc=Haus. Daß die muſikaliſchen und
dichteri=
ſchen Kräfte, an denen der Verein ſo reich iſt, neben dem Chor ſelbſt
zur Verſthönerung des Feſtes beitrugen, iſt ſelbſtverſtändlich.
— Volkshochſchule. In ſeinem Lichtbildervortrag, den Dr.
Stiefenhofer am kommenden Mitwoch halten wird, möchte der
Vortragende u. a. auch eine anſchauliche Vorſtellung von dem
groß=
artigen Siedlungswerk der Deutſchen vermitteln, die ſeit der Mitte des
letzten Jahrhunderts in zähem Ringen dem Urmald Stück für Stück
abgetrotzt und insbeſondere des Land um den See Llanguihue zu einem
Fruchtgarten umgeſchaffen haben. Der Schlußteil des Vortrages wird
ſich mit dem freiheitsliebenden Indianerſtamm der Map=ſche beſchäftigen,
der erſt in den letzten Jahrzehnten endgültig in den chileniſchen
Staats=
organismus eingegliedert worden iſt und nunmehr in geſchloſſenen „
Re=
duktionen” zwiſchen Kuiſte und Andenjoch freundnachbarlich neben
deut=
ſchen Keloniſten ſiedelt. Der Vortrag findet ſtatt im Hörſcal 326 der
Techniſchen Hochſchule und beginnt 2),15 Uhr. Karten für Mitglieder
zu 50 Pf. für Nichtmitglieder zu 75 Pf. ſind in der Geſchäftsſtelle und
am Saaleingang zu haben. — Am Dienstag, dem 28. Mai, erſter
Abend Michel, Beſprechung der „Nevolte im
Erziehungs=
haus”, Teckmiſche Sochſchule, 20,15 Uhr, Saal 236.
— Wanderklub „Falke‟ 1916. Unſere viertägige Wanderung durch
den Südſchwarzwald begann mit einer Beſichtigung der ſchönen
Stadt Freiburg und deren Umgebung, wobei viel Berührungspunkte
mit unſerer Heimatſtadt feſtgeſtellt werden konnten. Am ſpäten Abend
des erſten Tages erfolgte die Weiterfahrt nach Müllheim i. B., wo in
der dortigen Jugendherberge und teilweiſe im Gaſthauſe übernachtet
wurde, um dann am anderen Morgen rechtzeitig mit der Straßenbahn
nach Badenweiler hinauf fahren zu können. Im Morgenſonnenſchein
boten die ſchönen Villen und der ſtille Kurpark einen herrlichen Anblick,
bei dem wir jedoch nicht allzu lange verweilten, um dann mit Geſang
und Lautenſchlag auf der Straße weiter bis zur Bergmannsruhe mit
kleinem Waldſee zu marſchieren. Eine kurze Frühſtücksraſt ſtärkte uns
zu dem auf ſchönen Waldpfaden beginnenden Aufſtieg zum Hochblauen
(1170 Meter). Je höher wir jedoch kamen, um ſo dichter wurde der
Nebel, und als wir es nach zwei Stunden endlich geſchafft hatten, war
es mit der erhofften Fernſicht leider nichts. Trotzdem war die
Mittags=
raſt im Gaſthaus willkommen. Auf ſchönen Höhenwegen, durch
pracht=
volle Tannenwälder, begrüßte uns nach wenigen hundert Metern
Ab=
ſtieg wieder die Sonne, und wir genießen ſchöne Blicke in ſtille Täler.
Kurz vorm Haldenhof erblickten wir unſer Tagesziel: den Belchen.
Während in den Tiefen prachtvoll die Sonne ſcheint, iſt ſeine Kuppe
wechſelnd mit einer Nebelkappe umhüllt. Der Weg führte uns an
ſtei=
len Felswänden und oft ſehr ſchmalen Pfaden langſam bergan. Bald
von Nebeln umhüllt, bald im Sonnenſchein, bewunderten wie die ſich
immer ganz plötzlich bietenden Ausblicke und erreichten — zuletzt unter
ziemlicher Anſtrengung — das 1400 Meter hoch gelegene Belchenhaus.
Nach der gemeinſamen Abendtafel im Speiſeſaal folgten Wanderlieder
zur Gitarre, zwiſchendurch verſchiedene Anſprachen, und als zum Schluß
die Luſtigen Heſſen=Darmſtädter” erklungen waren, begaben wir uns
auf die Matratzenlager oder Zimmer, um am nächſten Morgen gerüſtet
zu ſein. Der Sonnenaufgang kurz nach 4 Uhr ließ allerdings keine
beſonderen Hoffnungen erwecken, trotzdem wurde der kommende
Wan=
dertag geradezu ideal. Steil ging es anhaltend hinab, und bald hatten
wir den Belchen hoch hinter uns liegen. Von Schönau aus erreichten
wir mit der Kleinbahn nach kurzer Fahrt, aber um ſo ſchönerer
Aus=
ſicht Todtnau. Nach einer kleineren Stärkung führte uns der Weg
weiter an den Todtnauer Waſſerfällen vorbei nach den Berger Höhen.
Auch hier hatten wir wieder eine ſchöne Ausſicht in Täler und auf Verge
und gelangten nach weiterem Marſche zur Feldberg=Spitze, 1500 Meter
hoch, wobei wir häufig noch Schneefelder vorfanden. Am
Bismarck=
denkmal vorkei, blicken wir noch hinab in den neuenlumbrauſten Feldſee,
um bald darauf einen reizenden Ausblick ins Zaſtler Tal zu genießen.
An dem von unzähligen Autos belagerten Feldberg=Hotel vorbei zogen
wie dann die Straße weiter nach Bärental, von wo uns die Bahn in
ſchöner Fahrt nach Titiſee brachte. Im Hotel zum Bären wurde das
gemeinſame Abendeſſen von vortrefflicher Güte eingenommen und zum
Teil Unterkunft genommen, während ein weiterer Teil unſerer
Wan=
derer und Gäſte in der einzigartig gelegenen Jugendherberge am
Wald=
ſee untergebracht waren. Der vierte Tag führte uns durch das idhlliſche
Dörfchen Hinterzarten zur romantiſchen Navennaſchlucht, die wir
ab=
wärts bis zum neuen, 42 Meter hohen Eiſenbahnviadukt
durchwander=
ten, um dann von Station Höllſteig aus auf ſchöner Fahrt durch das
Höllental wieder nach Freiburg zu gelangen. Der Reſt des Tages bot
uns vom Schloßberg aus einen wunderbaren Blick über die Stadt und
Umgebung mit Ausblick auf Schwarzwald, Kaiſerſtuhl und mehr. Leider
allzu früh mußten wir zur Bahn, die uns nach langer Fahrt zur
Heiner=
ſtadt zurückbrachte. Freudig begrüßt von unſeren zurückgebliebenen
Wanderfreunden brachte unſer Ehrenvorſitzender und Mitwanderer,
Herr Oberreallehrer Ad. Schäfer, zum Abſchied den beiden Führern
Ballweg und Willenbücher ein dreifaches „Friſch auf” aus, in das wir
freudig mit einſtimmten, noch ganz begeiſtert von den neuen Eindrücken
und der Schönheit unſerer deutſchen Heimat.
— Sprachverein. Es ſei daran erinnert, daß heute Dienstag abend
um 8 Uhr bei Sitre (Karlſtraße) über die Danziger Tagung des
Geſamt=
vereins bereitet und das eben erſcheinende Heſſen=Naſſauiſche
Volks=
wörterbuch beſprochen wird.
— Herrngarten=Café. Heure Dienstag, den 28. Mai, nachmiltags
4 Uhr und abends 8 Uhr, Künſtlerkonzert, ausgeführt von einem
erſt=
klaſſigen Enſemble des Stadtorcheſters. Morgen Mit=woch großed
Abendkonzert des Stadtorcheſters unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Sc lupp.
Bezirksſchöffengerichl.
p. 1. Eine ganze Reihe von Anklagepunkten wird einem entlaſſenen
Poſtagenten (Beamren) zur Laſt gelegt, die ſich als Betrug zum
Nach=
teil der Benuger von Kraftfahrzeugfahrten und zum Nachteil des
Poſt=
fiskus darſtellen; des weiteren tommt Unterſchlagung amtlich
verein=
nahmter Gelder für ſolche Fahrten und unrichtige Buchung der
Ge=
bühren für Ortsferngeſpräche und ſchließlich rechtswidrige Zueignung
nicht eutwerteter Marken in Frage.
Nach Angabe des Angeklagten iſt der Schaden erſetzt. Aus der
Beveisaufnahme geht hervor, daß ſoine dienſtliche Führung vorziiglich
und eine große Arbeitslaſt zu bewältigen war. Allerdings hatte er nur
den Schalter= und Kraftpoſtdienſt zu verſehen.
Es wird eine Geſamtſtrafe von 1 Jahr 6 Monaten beantragt. Der
Vertceidiger betont, Angeklagter, der in der Angeſtelltenverſicherung
Bei=
träge gezahlt habe, könne nicht gut als Beamter angeſehen werden, im
einzelnen erſchienen doch Irrtümer in der Geſchäſtsführung möglich;
die Betrugsfälle könnten mit einer Geldſtrafe abgegolten, i übrigen
möge auf eine geringe Freiheitsſtrafe erkannt werden.
Dus Urtoil erkennt unter Freiſprechung im übrigen auf 8 Monate
Gefängnis.
Am 19. März 1929 machte ein in Lichtenau bei Kaſſel wohnhafter
Flugzeugſchüler in der Gemarkung Arheilgen eine Notlaudung, bei der
ein 7jähriger Schüler von Arheilgen töglich verunglückte. Es war dem
Flugzeugſchüler eine Motorſtörung paſſiert, während er von Kaſſel nach
Darmſtadt fliegen wollte. Viele Leute ſtanden um da3 Flugseug herum,
und bei einem Startverſuch paſſierte das Unglück. Angeklagter
behaup=
tet, die Startrichtung ſei frei geweſen, die Maſchine ſei ſeitlich
ausge=
brochen, das Kind habe er nicht geſehen, auch wegen eines
Kartoffel=
haufens nicht ſehen können. Der Sachverſtändige, Polizeihauptmann
Bünau, betont, ein Kunſtflugzeug, wie vorliegendenfalls die Schwvalbe,
hätte dem Flugzeugſchüler nicht in die Hände gedrückt werden dürfen;
Angeklagter habe ſich unerfahren gezeigt. Die am 21. März 1929
ſtatt=
gehabie Sektion der Leiche ergab die Zextrümmerung der rechten
Schiüdel=
dachſeite. Das Kind iſt von der Schwanzſchleife des Flugzeugs erfaßt
worden. Der Sachverſtändige Bünau hält dafür, daß Angeklagter in
ſeiner Aufregung das Gelände nicht richtig beurteilt habe, und betont,
man müſſe ſich in die ſeeliſche Verfaſſung des Flugzeugſthüllers in
die=
ſer Lage verſetzen. Den A=Schein beſaß der Flugſchüler. Gine ſo
ner=
vöſe Maſchine durfte ihm nicht anvertraut werden, wie der
Sachver=
ſtändige ausführt. Zur Notlandung war der Schüler nach 8 12 des
Luftverkehrsgeſetzes vom 1. Auguſt 1922 berechtigt. Polizei war nicht
zur Stelle und Angeklagter hatte die Menge aufgefordert, angeſichts
ſeines Startverſuchs zurückzutreten. Ein erfahrener Flieger hätte mit
— Mozart=Verein. Schlicht und eindrucksvoll war die Feiſer, die einem Startverſuch geſpartet, bis die Flugzeugpolizei zur Stelle geweſen
wäre. (In Heſſen beſtehen hier im Gegenſatz zu Preu=
Der Staatsanwalt erachtet, das Verhalten des Angeklagten verdiene
eine milde Beurteilung, er ſei beſonderen Einflüſſen erlegen. Der
Ver=
teidiger betont, eine Veſtrafung des Angeklagten würde für ſein
Fort=
kommen ſehr hinderlich ſein. Die Familie habe ſchon viel für ſeine
ner, Verner, Hoffmann, Hupfer, Körſchen, Wol= Ausbildung geopfert. Im Falle der Verurteilung werde Angeklagter nie
den Pilotenſchein erhalten. Landen und Aufſteigen ſei beim Flugzeug
das Schwierigſte. In einer Nähe von 4—5 Metern hätte die Menge
herumgeſtanden. Nicht jeder Startverſuch pflege zu gelingen. Ein
Seitenwind habe das Flugzeug gepackt. Das Kind ſei in die Startbahn
hereingelaufen. Die Lüicke im Geſetz ſei hier die Urſache des Todes des
Kindes. Im Moment, wo der Angeblagte ſich in das Flugzeug geſetzt
habe, um zu ſtarten, höre ſeine Veranzvortung dem herumſtehenden
Publikum gegenüber auf. Der Verteidiger ſtellt ſchließlich noch
wei=
tere Beweisanträge, die auf die Ausbildung und Befähigung des An=
Das Urteil erkennt auf 20 Mark Gelbſtrafe an Stelle einer an ſich
verwirkten einmonatigen Gefüngnisſtrafe. Angeklagter habe damit
rechnen müſſen, daß er Menſchenleben in Gefahr bringen könne.
Be=
ſtänden in Heſſen Beſrimmungen über das Starten,
ſo wäre das Unglück wohl vermieden worden.
Durch die Zeitungen ging dieſer Tage die Nachricht von der
Ver=
urteilung eines Unternehmers in Frankfurt a. M. zu 3000 Mark
Geld=
ſtrafe, weil dieſer einen Bilderverkauf im Großen betrieb unter
Vor=
gabe der Herſtellung der Gegenſtände durch Blinde und unter
An=
rufung des Mitleids. Bei der Vernehmung gab der Angeklagte an,
daß er nicht der einzige ſei, ſondern daß in Frankfurt noch mindeſtens
20 gleichartige Geſchäfte exiſtieren. Aus Offenbach läßt ſich Aehnliches
berichten. Dem Schreiber dieſes iſt ein Fall bekannt, wo ein
Taub=
ſtummer eine „Blinden= und Taubſtummen=Beſchäftigungswerkſtätte‟
betreibt, ohne daß bei ihm überhaupt Blinde beſchäftigt werden. Auch
hier werden Bilder und außerdem Perlenarbeiten vertrieben unter
An=
rufung des Mitleids. Kommen dann reell arbeitende Blindenwerkſtätten,
ſo wird ihnen der Verkauf ihrer Erzeugniſſe ungemein erſchwert, da
durch die fortwährende Anrufung des Mitleids das Publikum ſchon ganz
kytS heu geworden iſt und den Verkäufern die Türe weiſt. Was ſind
überhaupt die Hauptberufe der Blinden? Es hat ſich gezeigt, daß
Bürſten= und Korbmacherei die einzigen einigermaßen vorteilhaft
aus=
führbaren Berufe ſind, die auch von allen Blindenvereinen kultiviert
werden.
Der Abſatz muß zumeiſt durch Reiſende bewirkt werden, da ber
Blinde nicht warten kann, bis ein Käufer kommt. Ein Appell an das
Mitgefühl läßt ſich hierbei nicht immer umgehen, er geſchieht aber meiſt
durch einen Hinweis auf die durch die Tätigung eines Kaufes bewirkte
Beſchäftigungsmöglichkeit der Blinden. Wie aber ſoll das Publikum die
reell, ohne das Verlangen von Mitleidspreiſen arbeitenden Blinden von
den Schwindlern unterſcheiden. Lediglich dadurch, daß es darauf achtet,
daß alle Blindenwaren mit dem geſetzlich geſchützten
Blindenwaren=
zeichen (zwei ſich dem Licht entgegenſtreckende Hände) verſehen ſind.
Geſchieht der Verkauf nach Muſtern oder Preisliſten, ſo verlange man
einen Ausweis darüber, daß die betr. Werkſtätte Inhaberin des
Schutz=
zeichens iſt. Jede Uebervorteilung iſt durch das Zeichen ausgeſchloſſen,
da die Arbeitsgemeinſchaft zur Förderung des Blindengewerbes, welche
das Schutzeichen erteilt, die Betriebe zur ordnungsmäßigen
Anwen=
dung verpflichtet und ſie kontrolliert. Die Blinden ſind die wirtſchaftlich
ſchwächſten deutſchen Staatsbürger, ein Appell an das Mitleid ſteht
ihnen wohl zu, wohl aber auch ein Appell an die Behörden mit der
Bitte um Schutz gegen die, die das traurige Schickſal der Blinden zu
ihrem Vorteil ausnützen.
— Saalbau=Konzerte. Donnerstag, den 30. Mai (Fvonleichnam),
beginnen die ſeit vielen Jahrzehnten im Sommer jeden Donnerstag
ſtattfindenden Scalbau=Konzerte. Mit der jetzt vollendeten
Neuherſtel=
lung der Gartenanlagen iſt wieder die Möglichkeit gegeben, die in der
Darmſtädter Bevölkerung ſo beliebt geweſenen Konzerte neu aufleben
zu laſſen. Nächiſten Donnerstag, den 30. Mai, ahends 8 Uhr, findet
das erſte dieſer Kenzerte, ausgeführt vom verſtärkten Stadtorcheſter
unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp, ſtatt. Die
Eintritts=
preiſe ſind, trotz der Verſtärkung des Orcheſters, niedrig gehalten, denn
das Stadtorcheſter will es allen Bevölkerungskreiſen ermöglichen, ſich
bei guter Muſik nach des Tages Mühen einige erbauliche Stunden der
Erholung zu verſchaffen. (Siehe Inſerat.)
Kunſinokizen.
Iſeber Werte, Künſtier oder künſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchlebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Der Sprech=Chor des Goetheanum (aus Dornach bei
Baſel) veranſtaltet Freitag, 31. Mai, im Kleinen Saalbau in Fraukfurt
einen Abend, an dem Dihtungen von Goethe (Chöre aus Fauſt I u. II),
Chr. Morgenſtern und Rudolf Steiner, ſowie Bibeltext zur
Wieder=
gabe kommen. Die Leiſtungen des Sprah Chors haben überall, bei
der Hörerſchaft wie in der Preſſe, ſtarken Widerhall gefunden. So
ſchrieben die „Münchener Neucſten Nachrichten”: „Das Programm, das
etwa ein Dutzend männliche und weibliche Sprecher bald gemeinſam,
bald getrennt, bald im Wehſel ſprachen, wirkte überwäiltigend”, und
Profeſſor Paul Büttner in Dresden: „Hier tut ſich der Weg zu einer
neuen, modernen Sprechkunſt auf, in der Klang und Eindruckskraft auf
unſer Gemüt in eins verſchmilzt. (Siehe Inſerat in dieſer Nummer.)
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nſcht brantwortet. Dis Veantwortung erfolgt ohne Rechieverbindlichkelt.
A. V. 16 /17. April 1911.
Tageskalender für Dienstag, den 28. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 20 Uhr, Ende
22.15 Uhr, H 12: „Napoleon”. — Kleines Haus, Anfang 19 Uhr,
Ende 22.30 Uhr, Zuſatzmiete 1: „Figaros Hol zeit”. — Orpheum,
abends 20.15 Uhr: „Annemarie‟. — Konzerte: „Schloßkaffe,
Neichshof, Kaffee Ganßmann. — Städt. Saalbau, abends
20 Uhr: Lichtbildervortrag der Heilsarmee. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia.
Zugunfall im Bahnhof Mainz.
Drei Reiſende verletzt.
Lpd. Mainz, 27. Mai. Am Montag nachmittag um 14,20 Uhr
wurde der Packwagen des Oberbaumeßzuges 1028 von Gleis 3
nach Gleis 5 abgeſtellt. Hierbei trat die zum Anhalten des
Wa=
gens benutzte Handbremſe jedoch nicht rechtzeitig in volle
Wir=
kung, ſo daß der Wagen leicht auf den im Gleis 5 haltenden
Perſonenzug 644 auflief. Dabei wurden drei Reiſende
gering=
fügig verletzt, die nach Unterſuchung durch den Bahnarzt ihre
Reiſe fortſetzen konnten.
Die Bürgermeiſterwahl in Bingen.
Bingen, 27. Mai. Der Binger Stadtrat nahm heute in öffentlicher
Sitzung die Wahl des Bürgermeiſters tor. Dieſe fiel auf den
bis=
herigen Beigeordneten der Stadr Bingen, Regierungsrat Dr.
Stieglitz. Mit 24:3 Stimmen wurde er zum Bürgermeiſter der
Stadt Bingen gewählt. Ausführlicher Bericht folgt.
J. Griesheim, 27. Mai. Als am 2. Pfingſtfeiertag gegen Abend ein
hieſiger Landtoirt mit ſeiner Familie von einem Spaziergang
zurück=
kehrte, vermißte er einen im Nebenzimmer, aufbewahrten Gelöbetrag
vor ca. 80 Mark. Am nächſten Tage ſtellte er weiter feſt, daß auc eine
Anzahl Würſte von der Hausſchlachtung in Verluſt geraten ſind. Der
Geſchädigte verſrändigte nach Enüdeckung des Geldverluſtes ſofort die
Gendarmerie, ſodaß alsbald nach der Tat der Polizeihund des Herrn
Gendarmeriemeiſters Steinmann angeſetzt werden konnte. Der Hund
verfolgte ſofort die aufgenommene Spur, die ngch dem Nebenzimmer,
in dem der Diebſtahl ausgeführt wurde, und von dort aus, in das im
oberen Stock des Hauſes befindliche Schlafzimmer des Knechtes des
Ge=
ſchädigten führte, in dem der Hund ſtarke Laute ausſtieß. Der Verdacht
fiel ſofort auf den im Hauſe bedienſteten Knecht, und die Täterſchaft
des=
ſelben wurde offenßar, da derſelbe nicht mehr zu ſeiner Dienſtherrſchaft
zurückkehrte. Am Donnerstag vormitrag lief nun bei der hieſigen
Bür=
germeiſterei eine in Köln aufgegebene Poſtkarte des betreffenden
Knech=
tes ein, auf der dieſer mitteilte, die Polizei brauche nicht nach ihm zu
ſuchen, da er ſeine Padiere gefunden habe. Er wollte mit dieſem
Schrei=
ben jedenfalls zum Ausdruck bringen, daß ſein Name, unter dem er
ge=
melder war, nicht der richtige ſei. Er ſcheint ſich alſo bezüglich ſeiner
Verfolgung aus dieſem Grunde ziemlich ſicher gefühlt zu haben. Er
hatte aber die Rechnung ohne die Polizei gemacht, denn kurze Zeit nach
Eingang der Poſtkarte lief die telephoniſche Nachricht von der Kölner
Polizei ein, daß der Täter bereits feſtgenommen und den Diebſtayl von
74 Mark eingeſtunden habe.
* Griesheim, 28. Mai. Das Ehepaar Mendel=Griesheim,
Obern=
dörferſtraße, feiert heute das Feſt der Goldenen Hochzeit.
E. Wixhauſen, 27. Mai. Am Sonntagmittag wurde unter großer
Beteiligung die Hebamme Frau Eliſabethe Knapp, geb. Melk, zu Grabe
getragen. Frau Knapp war langjährige Hebamme in der hieſigen
Ge=
meinde und erfreute ſich durch ihr leutſeliges Weſen allſeitiger
Beliebt=
heit. — Durch die große Hitze am Samstag erlitt ein hieſiger junger
Mann auf einer Bauſtelle einen Hitzſchlag und mußte durch ein
Kran=
kenauto in das Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert werden. — Dem
hieſigen „Landwirtſchaftlichen Konſumperein” brachte die Hitze ebenfalls
eine empfindliche Ueberraſchung. Für denſelben waren 90 junge Schweine
durch die Bahn eingetroffen. Beim Oeffnen des Waggons fand man
einige verendet.
F. Eberſtadt, 2. Mai. Jahresfeſt des Ried=Modauer
Zweigverbands des Guſtav=Adolf=Vereins in
Eber=
ſtadt. Der ſich über ganz Deutſchland und Oeſterreich erſtreckende Guſtav=
Adolf=Verein, deſſen Entſtehung ſich an die 200jährige Erinnerungsfeier
der Schlacht von Lützen knüpft, in der Guſtav Adolf von Schweden
ge=
fallen war, feiert im Jahre 1932 ſein 100jähriges Beſtehen. Schon jetzt
fängt er an, Vorbereitungen für das alle evangeliſchen Glaubensgenoſſen
angehende Feſt zu treffen. Eine Jubiläumsſtiftung von einer Milliom
Mart ſoll das Geſchenk geben, daß ſie dem Guſtav=Adolf=Verein zum
Zwecke der Unterſtützung hilfsbedürftiger evangeliſcher Gemeinden, zur
Erbauung von Kirchen, Pfarr= und Schulhäuſern und für die Erhaltung
von Predigern und Lehrern bei den Glaubensbrüdern in der Diaſpora
im Jubiläumsjahr überreichen wollen. Um zu dieſem Ziele zu gelangen,
ſoll ſchon in dieſem Jahre mit der Sammlung allenthalben begonnen
werden. Für dieſe Jubiläumsſtiftung aufzurufen und zu werben,
be=
nutzte der Ried=Modauer Zweigverband des Guſtav=Adolf=Vereins ſein
Jahresfeſt, das er geſtern — zum erſten Male wieder ſeit 25 Jahren
— in Eberſtadt veranſtaltete. Eröffnet wurde das Feſt durch einen
Feſt=
vottesdienſt, der am Nachmittag in der evangeliſchen Kirche ſtattfand.
Pfarrer Knab=Guſtavsburg hielt die Feſtpredigt, die ganz auf die
Bedeutung der Feier abgeſtellt war. Die Gemeinde hatte hier und auch
in der ſpäter im Saale „Zum Bergſträßer Hof” ſtattfindenden
Nach=
feier Gelegenheit, den anfeuernden und Beherzigung verdienenden
Ge=
danken eines Predigers von beſtem Rufe zu folgen. Und Aufklärung
tat hier wirklich not. Nach der Predigt hielt auch Dekan Vogel=
Gernsheim eine auf den Tag hinweiſende Anſprache. Der
Poſaunen=
chor unter der Leitung des Herrn Lange wirtte zur Hebung der
Feier mit. Der Kirchengeſangverein, dirigiert von Herrn Pfeiffer,
erhob die Herzen durch den Geſang: „Herr, wie du willſt”. Satz von
Arnold Mendelsſohn und „Ich hebe meine Augen auf” von Abel. In
der Nachverſammlung, die ebenfalls von Darbietungen des
Poſaunen=
chors und Kirchengeſangvereins umrahmt war, erſtattete der
Geſchäfts=
führer vom Zweigverband, Pfarrer Schlamp=Biebesheim, den
Jahresbericht, Rechner Herms=Gernsheim den Rechnungsbericht. Der
Schriftführer vom Zentralvorſtand, Pfarrer Bruhns=Leipzig,
ent=
wickelte hierauf ein intereſſantes Bild von den kirchlichen Verhältniſſen
und Nöten der Glaubensgenoſſen in Litauen und den von Deutſchland
nach dem Kriege abgetrennten Gebieten, ſeinen Zuhörern überlaſſend,
hieraus die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Pfarrer Wagner=
Bensheim, der Schriftführer des Hauptvereins, ergänzte die
Aus=
führungen des Vorredners. Alle, die zu Worte kamen, gewährten einen
tiefen Einblick in die ſegensreiche Arbeit und Wirkſamkeit des Guſtav=
Adolf=Vereins und ernteten reichen Beifall. Gegen 7 Uhr fand die ſchön
verlaufene ernſte Tagung ihr Ende. Die im Gottesdienſt erhobene
Guſtav=Adolf=Kollekte ergab einen Betrag von rund 70 Mark, während
bei der Nachfeier für die Jubiläumsſtiftung 40 Mark geſammelt wurden.
O. Pfungſtadt, 27. Mai. Verſteigerungserlös. Bei der
Brennholzverſteigerung zu Beginn dieſer Woche wurden 6700 Mark
gelöſt. Ein Naummeter Scheitholz ſtellte ſich auf durchſcnittlich 14 Mk.
Hrndert Wellen kamen auf 12 Mk. Die Gemeinde Pfungſtadt nahm in
dieſem Jahre bei ihren Brennholzverſteigerungen insgeſamt 22 000 Mk.
ein. — Volkschor Pfungſtadt. Der Geſangverein „Liederkranz”,
der an Pfingſten ſein 40jähriges Jubiläum beging, hat ſich den Namen
„Volkschor” beigelegt.
G. Ober=Ramſtadt, 27. Mai. Vom Schwimmbad. Kaum waren
die Pforten unſeres ſchönen Schwimmbades für dieſes Jahr geöffnet,
ſtellten ſich infolge des ſehr günſtigen Badewetters ſchon in den erſten
Tagen Hunderte von Badegäſten ein. Täglich wächſt die Zahl derer, die
Schwimm= und Sonnenbad eifrig benützen. Tatſächlich konnte aber auch
die ganze Anlage durch eifrige Arbeit und anerkennenswerte Blumen=
und ſonſtige Spenden gegen das Vorjahr wiederum bedeutend
freund=
licher und einladender geſtaltet werden. Es wurden weder Mühe noch
Koſten geſcheut, immer wieder zu verbeſſern und jedem Beſucher den
Aufenthalt im Bade noch angenehmer zu machen. Möge der diesjährige
Badebetrieb, der einen ſehr guten Anfang nahm, mit ebenſolchem Erfolg
ſchließen.
P. Rüffelsheim, 27. Mai. Tödlicher Unglücksfall. Ein
ſchweres Motorradunglück mit tödlichem Ausgang ereignete ſich am
Sonntag vormittag auf der neuen Opelbrücke. Ein Motorradfahrer aus
Haßloch fuhr mit ſeinem Motorrad in der Richtung Flörsheim über die
Opelbrücke. Auf dem rechtsmainiſchen Brückenweg verſuchte er,
unvor=
ſchriftsmäßig auf der linken Seite der Straße fahrend, die Kurve in
großem Bogen zu nehmen. Die Maſchine kam aber infolge zu hoher
Geſchwindigkeit ins Schleudern (der Fahrer ſoll mit 70 Km. in die Kurve
gegangen ſein) und fuhr mit großer Wucht gegen einen Stein des
Brückengeländers. Ein junger Mann aus Flörsheim, der ſich auf dem
Soziusſitz befand, wurde ſo unglücklich gegen einen Straßenrandſtein
ge=
ſchleudert, daß er mit ſchwerem Schädelbruch tot liegen
blieb. Während der Führer des Motorrades mit leichten Verletzungen
davon kam, blieb das im Beiwagen ſitzende Mädchen unverletzt. Das
Motorrad fuhr mit ſolcher Wucht gegen das Brückengeländer, daß
das=
ſelbe glatt durchbrochen wurde. Die Leiche des tödlich verunglückten
Soziusfahrers wurde nach dem Friedhof in Flörsheim gebracht.
— Hofheim, 27. Mai. Eine Wiederſehensfeier begehen die
Ange=
hörigen des 1. Bataillons des früheren Landwehr=Infanterie=
Negiments Nr. 116 am Sonntag, den 2. Juni, in Hofheim im
Ried. (Vergl. heutige Anzeige.)
— Groß=Gerau, 27. Mai. Keine ſtrafrechtliche
Verfol=
gung wegen des Unglücks am Rüſſelsheimer
Bahn=
übergang. Die ſtaatsanwaltſchaftliche Unterſuchung des
Zuſammen=
ſtoßes zwiſchen dem Auto des Groß=Gerauer Fabrikanten Hirſch und
einem D=Zug am Bahnübergang bei Rüſſelsheim hat ergeben, daß eine
Schuld eines Eiſenbahnbeamten nicht vorliegt.
Nummer 146
Dienstag, den 28. Mai 1929
Seite 2
Inkernakionaler Tierſchukkongreß in Wien.
Ven N. Kratz=Darmſtadt.
Sonntag, 12. Mai, wurde im feſtlich geſchmückten Saale des Wiener
Militärkaſinos am Schwarzenbergplatz der Internationcle
Tierſchutz=Kongreß durch den Präſidenten Dr. E. Melkus
in Anweſenheit des Bundespräſidenten Miklas, der bei der
öſterreichi=
ſchen Regierung beglaubigten Geſandten und der Delegierten der
Tier=
ſchutzorganiſationen aller Länder in feierlicher Weiſe eröffnet.
Bundes=
präſident Miklas hob ganz beſonders hervor, daß die
Tierſchutz=
bewegung immer ſchon ſympathiſch geweſen ſei, nicht nur um der armen
Tiere willen, ſondern auch aus anderen idealen Gründen. Das
ver=
nünftige Mitgefühl mit den armen Tieren iſt zugleich ein Ausdruck
des Gefühls der Menſchlichkeit, das bei den Tieren nicht ſtehen bleibt,
ſondern ſich auf die vor allem leidenden Mitmenſchen ausdehnt.
Vertrerer aller Länder und Sprachen behandelten die aus der
Tier=
ſchutzbewegung bekannten Themen während der vier Tage dauernden
Verhandlungen in 50 Einzelvorträgen.
Univerſitätsprofeſſor Ude=Gratz hob die Wechſelbeziehungen
zwi=
ſchen Alkoholismus und Tierquälerei hervor; Horſt Kuhlwein (
Nathe=
nowv=Berlin) verſuchte nachzuweiſen, deß Tierdreſſur keine Tierquälerei
darſtelle, namentlich dann nicht, wenn man auf die Eigenheiten der
Tiere eingehe und die Liere mit Liebe behandele. Miß Lind of Hageby
fordert eine Reform im Schlachten der Tiere und des Tiertransportes.
Sie wendet ſich auch gegen die Pelzmode, die durch den qualvollen
Fang der Pelztiere Anlaß zu furchtbaren Tierquälereien gibt. Herzogin
von Hamilton and Brandon, die als bekannte Tierſchützerin ein
inter=
nationales Büro für Tierſchutz in Genf errichtet hat, hebt hervor, daß
ſie über eine Spende von etwa 2000 Mark verfügt, die, auf einige
Jahre verteilt, in Form eines Nobelpreiſes der aktivſten
Tierſchutzbewe=
gung berliehen werden könnten. Maitre Leſpine=Paris fordert ein
Ver=
bot der Stierkämpfe und Verbeſſerung der traurigen Lage der
Gruben=
pferde. Frau Eugenie Liebich, die ſich als Vertreterin der radikalen
Michtung in der Tierſchutzbewegung dem Kongreß vorſtellt, regt die
Er=
richtung eines Internationalen Tierſchutzamtes beim Völkerbund in
Genf an. Profeſſor Dr. L. Oehninger=München fordert die vollſtändige
Beſeitigung der Viviſektion. E. Osberg=Malmö ſpricht über
Ticrtrans=
porte zu Waſſer und zu Lande. Nur eine internationale Regelung der
Tiertransporte kann die Tierquälereien herabmindern. Dr. Albrecht=
Hamburg ſprach über die Bedeutung des Tierſchutzes in der
Jugend=
erziehung und forderte die Aufnahme des Tierſchutzgedankens in die
Lehrpläne der Schule: Magnus Schwantie möchte die Exzeſſe der
Grauſamkeit bei der Filmzenſur berückſichtigt wiſſen. J. L. Cather=
London warf die Frage auf: „Haben wir Frieden?‟ Der grauſame
Krieg gegen manche Tiere, von denen viele Arten vollſtändig
ausge=
rottet worden ſind, müſſe unterbleiben. Oberrechnungsrat Kratz=
Darmſtadt forderte in längeren Ausführungen ein Verbot des
Kupie=
rens der Pferde ſowie ein Verbot der Einfuhr und des Verkaufs
kupier=
ter Pferde. Graf Wilhelm Leiningen, Weſterburg=Wien, verteidigte
die weidgerechte Jagd gegen die Forderung der radkalen
Nich=
tung auf gänzliches Verbot des Jagens von Wild.
Während Profeſſor Feldhaus=Baſel den Film für Viviſektion zeigt,
weiſt er auf die Greuel hin, die in unzähligen Laboratorien kontrollos
vor ſich gehen. — Charles Forward=London und Dr. Mikuſchka=Wien
fordern die gänzliche Abſchaffung der Viviſektion. Univerſitätsprofeſſor
Groag=Wien beſprach das traurige Los der Kettenhunde. — Dr. Rich.
Kapeller=Wien beleuchtete Naturfrevel und Tierquälerei vom
Stand=
punkte der Pſychologie und pſychoanalytiſcher Forſchung. Geiſtlicher Nat
Jungbauer=Wien ſprach über Kirche und Tierſchutz.
Rau=Cannſtatt trat für ein Verbot jeglicher Verſtümmelung der
Haustiere ein. Miß Lind=London, Krämer=Berlin, Dr. Müller=München
ſowie Präſident Dr. Melkus nahmen hierauf für den Standpunkt des
Dr. Klein=Lennep Stellung, wonach es für Tierſchützler in der
Ver=
werfung des betäubungsloſen Schächtens überhaupt keine
Meinungs=
verſchiedenheit mehr geben könne. Alle Tierſchutzvereine der Welt
tre=
ten für Schlachtmethoden mit Betäubung ein. — Dr. Schilling=Wien
wendet ſich ſodann auch gegen gewiſſe Uebertreibungen in der
Tier=
ſchutzprobaganda, die mehr ſchaden als nützen könne.
Univerſitärsprofeſſor Dr. Krämer=Gießen ſprach über
Tierpſycho=
logie und Tierſchutz und erntete reichen Beifall für die intereſſanten
Ausführungen. — Nachdem inzwiſchen der deutſche Geſandte Graf
Lerchenfeld die deutſchen Delegierten empfangen hatte, erfolgte die
Schlußſitzung und Abſtimmung über die geſtellten Anträge.
Präſident Dr. Melkus konnte nach viertägiger ſchwerer Arbeit
ſpdann die Beratungen ſchließen und dankte allen Delegierten für die
Römiſche Ausgrabungen in Alzen.
Als um 260 nach Chriſti Geburt die rechtsrheiniſche Grenzlinie des
Römerreiches, der Limes, unter dem Anſturm der Germanen gefallen
war, ſahen ſich die zurückliegenden Städte genötigt, ſich mit Mauern zu
umgeben. So erhielt auch das bis dahin ungeſchüßte Mainz ſeine erſte
Stadtmauer, und zur Sicherung der rückwärtigen Verbindungen wurden
an geeigneten Stellen Kaſtelle angelegt. Eines der am beſten erforſchten
unter dieſen ſpätrömiſchen Kaſtellen liegt in Alzey, dem Vicus
Altiaien=
ſium. In ſeiner Nordoſtecke hatte ſich (wahrſcheinlich ſchon im früheſten
Mittelalter) die St. Georgenkirche eingeniſtet, die vermutlich beim
Fran=
zoſeneinfall von 1689 zerſtört wurde und deren letzte Reſte erſt zum
Beginn des 19. Jahrhunderts verſchwunden ſind. In dieſem Teile, der
ſich im Beſitz des Herrn Karl Korn befindet, werden ſeit einigen Wochen
durch den unterzeichneten Denkmalpfleger unter örtlicher Leitung des
Herrn Stadtbaurats Morneweg Ausgrabungen ausgeführt, die ſehr
überraſchende Ergebniſſe erbracht haben. Es fanden ſich die
Grund=
mauern eines großen Gebäudes, das nach ſeiner Orientierung und der
Schichtenlage dem um 355 erbauten Kaſtell angehören muß. Die
weſt=
liche Mauer iſt vollkommen freigelegt in einer Länge von etwas mehr
als 17 Meter, von der Nord= und Südmauer bisher ungefähr die gleiche
Länge. Das Ueberraſchendſte an dieſer Anlage iſt, daß die unterſte
Fundamentſchicht faſt ausſchließlich aus älteren römiſchen Skulpturen,
Altären, Säulen und Werkſtücken beſteht, die dicht aneinander liegen.
Die Zwiſchenräume ſind mit Mörtel ausgefüllt, auf die gleiche Weiſe
iſt die Oberkante ausgeglichen, auf der ſich in ſauberem Quaderwerk das
aufgehende Mauerwerk erhebt, von dem an mehreren Stellen anſehnliche
Reſte erhalten ſind. Unter den hier in zweiter Verwendung
angetroffe=
nen Steinen ſind mehrere ſehr bemerkenswert. Die Nordweſtecke wird
gebildet durch einen großen Bauguader mit ſchön eingehauener Inſchrift:
Avollini Granno Martius Senopatius Novellus dedicavit XV K Sep
Piſone et Juliano cos. Wir erfahren hier alſo von einem Tempel des
Heilgottes Grannus, der mit Apollo gleichgeſetzt wurde, einer Stiftung
eines Mannes mit recht lateiniſch klingenden Namen, hinter denen ſich
aber offenbar ein romaniſierter Einheimiſcher verbirgt, vom 18. Auguſt
des Jahres 175 nach Chriſtus. Von dieſem Tempel, der ſicherlich in der
geleiſtete Arbeit. Herzogin Hamilton dankte hierauf dem Präſidenten
für ſeine muſtergültige Kongreßleitung. Ihr ſchloſſen ſich an der
Prä=
ſident der Tierſchutzvereine Deutſchlands, Camillo Schaufus=Meißen,
und die Vertreter der Organiſationen der übrigen Länder.
Die nächſte internationale Tagung wird vorausſichtlich in Dresden
— als erſte Tagung dieſer Art nach dem Weltkriege — ſtattfinden.
Enkſchließungen auf dem deutſchen Miekerkag
* Die Beratungen des 24. deutſchen Mietertages in Mainz fanden
mit der geſchloſſenen Tagung des Bundesvorſtandes und Sonderſitzungen
der Gemeindevertreter ihren Abſchluß. Das Ergebnis der Reichstagung
der Mieter in Mainz fand ſeinen Niederſchlag in fünf Entſchließungen.
Es wird darin zum Steuervereinheitlichungsgeſetz, zur
Hauszinsſteuer. Inflationsſteuer Stellung genommen
und eine großzügige Finanzreform gefordert, die den berechtigten
Wün=
ſchen der Mieter und Sparer Rechnung tr. t; an dem zurzeit dem
Reichstag vorliegenden Entwurf wird Kritik geübt.
Weiter wird die Mietpreisbildr ig für die
Neubau=
wohnungen bemängelt. Der Mietertag ichtet deshalb an alle
Ver=
antwortlichen den dringenden Warnungsruf der Aufwärtsbewegung der
Neubaumieten Einhalt zu gebieten, die D cleihung öffentlicher Gelder
für den Wohnungsneubau ſoll ſo geſtaltet gerden, daß die ſich aus den
Baukoſten, Zinſendienſt=, Betriebs=, Verwal ungs=, und
Inſtandhaltungs=
koſten ergebenden Neubaumieten ſich dem Mietzins der Altwohnungen
anpaſſen. Es wird ferner gefordert, darüber zu wachen, daß die
Neu=
baumieten dauernd für die Durchſchnittseinkommen der Lohn= und
Ge=
haltsempfänger tragbar bleiben. — Der Mietertag erwartet vom
Reichs=
tag, daß er zur Beſchaffung billigen Baulandes und dauernder
Ver=
hinderung der Grundſtücksſpekulation baldigſt Geſetze beſchließt, die den
Gemeinden ein dringliches Vorkaufsrecht an allen bebauten und
unbe=
bauten Grundſtücken ſowie ein ſozial wirkendes Enteignungsrecht an un=
Nähe geſtanden hat, werden dann auch wohl die merkwürdigen
Doppel=
ſäulen doriſch=toskaniſcher Ordnung ſtammen. Wie ein „Dienſt”
mittel=
alterlicher Bauweiſe iſt hier eine dünnere Säule mit einer ſtärkeren
ver=
bunden, eine in der antiken Baukunſt bisher unbekannte Form. Noch
eine zweite Inſchrift enthält eine Weihung an Apollo, eine dritte eine
ſolche an Jupiter optimus maximus. Die Skulpturen gehören zumeiſt
zu ſogen. Viergötterſteinen, d. h. viereckigen Sockeln mit einem
Götter=
bilde auf jeder Seite, auf denen kleine Jupiterſäulen ſtanden. Der Platz
an der Vorderſeite gebührt normalerweiſe der Götterkönigin Juno, der
auf der Rückſeite gewöhnlich dem in Germanien ſehr verehrten Hereules.
Beide ſind in den neuen Alzeher Funden mehrfach vertreten, Hereules
einmal in Begleitung eines prachtvollen Cerberus. Die Darſtellungen
der beiden anderen Sockelſeiten wechſeln, wir haben hier z. B. eine
ſchön gearbeitete Ceres, einen Mars mit dem einheimiſchen Ovalſchild
und einen Avollo mit der Leier. Im Ganzen ſind bisher mehr als 30
ſolcher älteren Stücke feſtgeſtellt, doch vermehrt ſich die Zahl noch
dau=
ernd. Ueber die Bedeutung dieſes Baues iſt zurzeit noch nichts Sicheres
zu ſagen. Er iſt im Gegenſatz zu den militäriſchen Bauten in anderen
Teilen des Kaſtelles im Innern nicht gegliedert. Die ungewöhnlich ſtarke
Verwendung von Bildwerken des heidniſchen Götterkultus in den
unter=
ſten Funddamentlagen, die ſich genau ſo in der altchriſtlichen Kultſtätte
unter der Krypta des Münſters in Bonn fand, könnte den Gedanken
nahelegen, daß wir auch in Alzehz das älteſte chriſtliche Heiligtum vor
uns haben. Der Kult des heiligen Georg iſt hier zu Lande ja ſehr alt,
und mit der Verſenkung der Götterbilder in die Grundmauern der
Stätte des neuen Glaubens meinte man jene unſchädlich machen zu
kön=
nen. Auch die Fundamente ſpätrömiſcher Stadtmauern wie der von
Mainz und Neumagen an der Moſel, enthalten in teilweiſe ausgiebigſter
Weiſe Reſte älterer Bauten, in der Mauer des Alzeher Kaſtells aber
fehlen ſie ſcheinbar ganz. Die weitere Grabung wird hoffentlich auch
die Frage nach der einſtigen Verwendung des neugefundenen Bauwerks
löſen können. Die Fundamente werden vorerſt noch an Ort und Stelle
belaſſen, an Sonntagen iſt die Grabungsſtelle für den Beſuch geöffnet,
Prof. Dr. Fr. Behn.
bebautem Land einräumen. Der Mietertag erblickt in dem
Geſetzenh=
wurf des ſtändigen Beirates für Heimſtätteweſen beim
Reichsarbeits=
miniſterium zu einem Wohnungsheimſtättengeſetz eine
ge=
eignete Grundlage zu geſetzlicher Regelung. — Betreffs der am 31. März
1930, außer Kraft tretenden Mieterſchutz= und Reichsmietengeſetze wird
vom Reichstag und Reichsregierung erwartet, daß ſie rechtzeitig um einen
Erſatz dieſer Geſetze in einem alle Gebiete der Wohn= und
Bodenwirt=
ſchaft regelnden Wohnwirtſchaftsgeſetz beſorgt iſt. Als
geeig=
nete Grundlage für den Inhalt des geforderten Wohnwirtſchaftsgeſetzes
bezeichnet der Bund die von ſeinem 2. Vorſitzenden. Rechtsanwalt Groß=
Dresden, verfaßten „Vorſchläge‟. — Die letzte Entſchließung des 24.
deutſchen Mietertages fordert für den Bund deutſcher Mietervereine,
Sitz Dresden, die Zubilligung eines ſtändigen Sitzes im
Reichswirt=
ſchaftsrat.
Bogelsberger Höhenklub=Tagung in Gelnhauſen.
— Gelnhauſen, 27. Mai. Der am 22. Juni 1881 ins Leben getretene,
heute 70 Zweigvereine mit 7000 Mitgliedern zählende „Vogelsberger
Höhenklub”, kurz „V.H.C.” genannt, hielt hier unter der Leitung ſeines
Vorſitzenden, Dr. med. Bruchhäuſer=Ulrichſtein (Vogelsberg), ſeine 48.
ordentliche Hauptverſammlung ab. In der Hauptverſammlung wurde
Bericht über die Tätigkeit des Hauptvereins im abgelaufenen
Geſchäfts=
jahre erſtattet, die Rechnung geprüft und fernerhin der mit etwa 10 000
RM. abſchließende Voranſchlag für 1929 genehmigt. Für die
nächſtjäh=
rige Hauptverſammlung dürfte Mainz in Frage kommen. Beim
Ver=
bandstag der Deutſchen Gebirgs= und Wandervereine ſoll beantragt
wer=
den, daß deren Verbandstagung 1930 in Gelnhauſen, ſtattfinden ſoll.
Auf Grund eines von der Ortsgruppe Offenbach geſtellten Antrages
ſoll der Geſamtverein „Bergwacht” als Mitglied beitreten. Von
Frank=
furt a. M. war gewünſcht, daß im Winter die Schneeſportmöglichkeiten
vom „Hoherodskopf” und der „Herchenhainer Höhe” nach Frankfurt am
Main und Gießen gemeldet würden.
BETRIFFI
IM AUFTRAG DER FIRMA COTY S. A. PARIS GEBEN WIR FOLGENDES BEKANNT:
Die unterzeichneten Anwälte haben wegen der gegen Herrn Cohy erhobenen Angritte gegen die u= L twortlichen Redakteure verschiedener
Tageszeitungen Beleidigungsklage erhoben, Sämtliche Verfahren haben ausnahmslos damit geende Laß die Beklagten die beleidigenden
Behauptungen gegen Herrn Cot zurücknahmen.
In der am 20. April 1929 vor dem Amtsgericht Frankturt a. M. stattgefundenen Verhandlung konnten wir dem Gericht eine in unseren Händen
betindliche Original-Korrespondenz zwischen dem Syndikus des Verbandes der deutschen Seifen- und Parfümerie-Fabrikanten e, V. Berlin
und einem Berliner Werbefachmann zur Kenntnisnahme vorlegen. Aus diesem Schrittwechsel geht unzweideutig hervor, daß der Syndikus
des obenbezeichneten Verbandes den Werbefachmann gegen Entgelt beauftragt hat, Arikel gegen Cohy in die Presse zu lancieren.
Weiter-
hin ergibt sich aus diesen Schrittstücken, daß diese Artikel volkswirtschaftlich kaschiert und so aufgemacht werden sollten, daß die ernsthatte
Presse und mit der Angelegenheit etwa sonst sich beschättigende Persönlichkeiten die wirklichen Hintergründe nicht durchschauen konnten.
Der nachstehende, an den erstunterzeichneten Anwalt gerichtete Brief bedarf in diesem Zusammenhang wohl keines weiteren Kommentars:
18. 4. 1929
Sehr geehrter Herr Rechtsanvalt!
Wäe ich erFahren habe, so11 in das von Ihnen eingeleitete GerichtsverFahren,
betrerrend die Angrifke gegen Goty, auoh meine Person hineingezogen werden. Es
entspricht zwar den Tatsachen, daß ich in Auftrage des Verbandes Deutscher
Feinseifen- und Parfünerie-Fabrikanten e. V. , BerLinNW 40, Beethovenstraße 2,
vertreten durch dessen Syndikus Herrn Dr. HoFfmann, eine von dieser Seite auch
Finanzierte Presse-Propaganda gegen Goty durchgeFührt habe, Nachden ich aber
jetzt die ganze Fropaganda gegen Coty als einen Konkurrenzkanpf erkenne, habe
ich mich entschlossen, künFtighin von jeder weiteren direkten und indirekten
Betätigung gegen Coty abzusehen. Tch bitte Sie daher ergebenst, von einer
Her-
einziehung meiner Person in einen Prozeß Abstand zu nehnen, Hochachtungsvol1
geZ. H. Soh.
Wir haben auf Grund des letzten Satzes des vorstehenden Schreibens die volle Nennung des Briefschreibers unterlassen.
DR. MAR ALSBERG
RECHTSANWALT UND NOTAR
Berlin, den 20. Mai 1929
DR. MARTIN MANASSE
RECHTSANWALTUND NOTAR
(I.Bln.9081
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Großfeuer im Frankfurker Oſten.
Lpd. Frankfurt. Am Nachmittag des
Montag wälzten ſich dunkle Rauchwolken über
die Stadt. Gerüchte von einem Rieſenbrand im
Oſthafen eilten von Mund zu Mund. Wie
ſo=
eben die Feuerwache mitteilt, ſteht ſeit einigen
Stunden ein großes Gummilager in der
Leib=
brandſtraße in Flammen. Die Feuerwehr iſt mit
vier Löſchzügen an der Bekämpfung des
Bran=
des. Bisher war es noch nicht möglich, genauere
Einzelheiten zu erfahren, da die Zufahrtsſtraßen
um die Brandſtelle in weitem Umkreis
abge=
ſperrt und von einer vieltauſendköpfigen Menge
beſetzt ſind.
Schnelle Arbeit durch den Notruf.
Frankfurt a. M. In der Samstagnacht
gegen 0.30 Uhr, wurde in der Moſelſtraße ein
Motor=
rad entwendet. Das Revier benachrichtigte mittels
der neu eingerichteten Notrufanlage ſämtliche
Straßenpoſten. Um 1.30 Uhr wurde das Motorrad
von einem Streifenbeamten der Schutzpolizei
ge=
ſichtet und ſofort mittels eines Autos die
Werfol=
gung des Motorrades aufgenommen. Im
Hirſch=
graben ſtoppte der Fahrer des Motorrads plötzlich
ab. Der auf dem Soziusſitz mitfahrende Walter Al.
ergriff die Flucht, konnte jedoch ergriffen werden.
Durch das plötzliche Abſtoppen des Motorradfahrers
erfolgte ein kleiner Zuſammenſtoß mit dem ihn
ver=
folgenden Auto, bei dem der Dieb Willy Be. ſich eine
Leberquetſchung zuzog und als Polizeigefangener ins
Krankenhaus gebracht werden mußte. Das Motorrad
wurde im Polizeirevier ſichergeſtellt.
Schwere Auto= und Motorrad=Unfälle.
Frankfurt a. M. Ein ſchweres
Verkehrs=
unglück ereignete ſich in der Bockenheimer Landſtraße.
Ein Motorrad ſtieß mit einem Auto zuſammen,
wo=
bei der Führer und Mitfahrer des Motorrades ſchwer
verletzt wurden. Sie fanden im Krankenhaus
Auf=
nahme.
Bad Homburg. Auf dem Wege zwiſchen
Saalburg und Dornholzhauſen verſuchten die
Ge=
brüder Grau aus Offenbach a. M. auf einem
Motor=
rad ein Auto zu überholen. Das Motorrad geriet in
der Kurve kurz vor Dornholzhauſen dabei ins
Schleudern, ſo daß die beiden Fahrer abſtürzten.
Der eine war ſofort tot, der andere wurde durch
einen Schädelbruch lebensgefährlich verletzt.
Wetzlar. Am Samstag nachmittag lief ein
kleines Mädchen in der Lahnſtraße in einen
Ver=
kehrsomnibus. Es wurde überfahren und ſo ſchwer
verletzt, daß es in bedenklichem Zuſtande in das
Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Durch dieſen
Unfall geriet der Wagen auf den Bürgerſteig, wobei
drei weitere Perſonen verletzt wurden.
Blutiger Ausgang eines Familienſtreites.
Lpd. Kaſſel. Am Sonntag gegen 7 Uhr
hat ſich in Widdershauſen an der Werra
eine ſchwere Schlägerei zwiſchen den Familien
Eiſert und Schäfer zugetragen, wobei der
Korbmacher Peter Eiſert erſchoſſen und mehrere
Mitglieder ſeiner Familie verwundet wurden.
Der Grund zur Tat iſt in einem langjährigen
Familienſtreit zu ſuchen. Der Arbeiter Schäfer
und ſein Sohn wurden von der Gendarmerie
verhaftet.
Im Wirtshaus mit Zyankali vergiftet. — Ein
Vater von 5 Kindern vom Schuldner ermordet!
Lpd. Kaſſel. Vor kurzem wurde der
Rech=
nungsführer Karl Reißig in einem
Wirts=
haus in Breitungen beim Skatſpielen mit
Zyankali vergiftet, das ihm ins Bier gemiſcht
worden war. Der Verdacht lenkte ſich ſeinerzeit
ſofort auf den Nachtwachter Scharfenberg.
der jetzt zugegeben hat, den Rechnungsführer
vergiftet zu haben. Er erklärt allerdings, daß
es ſich nur um einen Scherz gehandelt habe.
Dieſe Ausſage widerſpricht aber der Tatſache,
daß Scharfenberg wiederholt vor der Tat
ge=
äußert hat, daß ein Tropfen genüge, um den
Rechnungsführer um die Ecke zu bringen. So
unmöglich es erſcheinen mag, iſt dennoch der
Grund zur Tat darin zu ſuchen, daß der
Rech=
nungsführer bei dem Nachtwächter eine Schuld
von 200 Mark angemahnt hatte, die dieſer aber
nicht begleichen konnte. Der Ermordete
hinter=
läßt Frau und fünf Kinder.
Starke Gewitter in Kurheſſen.
Kaſſel. Im Laufe des Samstag und Sonntag
gingen über das ganze Kurheſſen ſchwere Gewitter
nieder. Der Blitz hat teilweiſe großen Schaden an
Häuſern und Kirchtürmen angerichtet.
Zwei tödliche Badeunfälle.
München=Gladbach. Beim Baden an der
Talſperre von Meſchede ertvank ein Obertertianer vor
den Augen ſeiner Mitſchüler. — In der
Gemeinde=
badeanſtalt in Wickrath erlitt ein 24jähriger, erſt
14 Tage verheirateter Mann, der ohne ſich
abzu=
kühlen ins Waſſer gegangen war, einen Herzſchlag.
Zwei Brüder ertrunken.
Jülich. Die beiden 18 und 21 Jahre alten
Söhne eines Eiſenbahnangeſtellten badeten zwiſchen
Jülich und Inden in der Ruhr. Einer von beiden
verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und
verſank. Sein zu Hilfe eilender Bruder konnte ihn
nicht bergen und ertrank ebenfalls.
Ein Auto vom Güterzug überfahren.
Elberfeld. Wie amtlich mitgeteilt wird,
überfuhr am Samstag morgen der von Hagen
kom=
mende Güterzug auf dem Bahnübergang beim
Halte=
punkt Gevelsberg=Nirgena ein Auto. Der Wagen
wurde etwa 60 Meter weit geſchleift und vollſtändig
zertrümmert. Der einzige Infaſſe, Dr. Frankenhaus=
Querfurt, wurde getötet.
Zwei tödliche Zechenunfälle.
Rheinhauſen. Auf dem Schacht Theodor
in Hochemmerich wurde ein Häuer von einer großen
Steinplatte, die aus den Hangerden fiel, ſo ſchwer
verletzt, daß er kurz darauf ſtarb. Auf der gleichen
Zeche wollte ein Bergmann ſein Gezäh auf einen
Förderkorb legen, als dieſer ſich plötzlich in
Bewe=
gung ſetzte. Hierdurch wurde der Mann zwiſchen
Korb und Gerüſt erdrückt. Er iſt im Krankenhaus
ſeinen Verletzungen erlegen.
Ein ſtarkes Fernbeben verzeichnet.
Stuttgart. Die Erdbebeninſtrumente in
Hohenheim verzeichneten in der Nacht zum Montag
ein ſtarkes Fernbeben. Die berechnete Entfernung
des Herdes beträgt 8300 Kilometer. Der Herd liegt
vermutlich im Golf von Alaska oder im Karibiſchen
Meer, in Zentralamerika.
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
Zu dein jührderen Anfant des Standfärter 39- Zugesort Suton
Die Trümmerſtätte unweit des Bahnhofs Kerzell.
400-Jahr Zeier des Hamburger Johanneum.
Das Johanneum,
die berühmte Hamburger Gelehrtenſchule, feiert ihr 400jähriges Beſtehen. Viele Generationen von
Führern des öffentlichen Lebens verdanken dieſer Schule die Grundlage ihres Wiſſens. Auch
Reichs=
bankpräſident Dr. Schacht gehörte zu ihren Schülern; dankbar überreichte er der Jubilarin zu
ihrem Feſt eine an ſehnliche Spende.
Vom Blitz erſchlagen.
Großenmoor (Kreis Hünfeld). Bei einem
ſchweren Gewitter, das über die hieſige Gegend
her=
niederging, wurde die achtzehnjährige Eliſe
Roſen=
ſtock aus Langenſchwarz, bei dem Landwirt Heinrich
Hämmelmann bedienſtet, auf dem Felde vom Blitz
erſchlagen.
Schweres Unwetter bei Reichenbach in Schleſien.
Reichenbach i. Schl. Am Sonntag
nachmit=
tag, zwiſchen 3 und 4 Uhr, ging über die
Mittel=
peilauer Gemarkung ein verheerender Wolkenbruch
mit Hagelſchlag nieder, der auf den Feldern großen
Schaden anrichtete. Vor allem litten die Kartoffel=
und Rübenkulturen. Das Waſſer ſtürzte in ſo großen
Mengen zu Tal, daß zwei Meter breite und 60
Zen=
timeter tiefe Kanäle quer durch die Rübenäcker
ge=
riſſen wurden. Der Umfang der notwendig
gewor=
denen Aufackerung läßt ſich zurzeit noch nicht
über=
ſehen. Die tiefer gelegenen Wieſen ſind ſo
ver=
ſchlammt, daß das Gras nicht mehr zu Futterzwecken
verwendet werden kann. Nicht nur die größeren,
ſondern auch die kleineren Betriebe ſind ſchwer
be=
troffen. Die Drainageabflußgräben verwandelten ſich
in wenigen Augenblicken in breite Bäche und
über=
ſchwemmten bei ihrem Eintritt in das Dorf Ställe,
Keller und Gehöfte. Manche Häuſer waren
ſtunden=
lang von jedem Verkehr abgeſchnitten, da ſie
rings=
um von Waſſer umgeben waren. Ein Blitz ſchlug
in die Hochſpannung, ſo daß ein Draht riß, auf die
darunter befindlichen Koppeldrähte fiel und ſie
un=
ter elektriſchen Strom ſetzte. Zum Glück war die
Koppel im Augenblick des Unfalles nicht mit Vieh
beſetzt.
Schweres Unwetter auch in Oberſchleſien.
Gleiwitz. In den Abend= und Nachtſtunden
des Samstags ging über den oberſchleſiſchen
Indu=
ſtriebezirk ein mehrſtündiges ſchweres Unwetter
nie=
der, das weite Gebietsteile überſchwemmte und viele
Häuſer überflutete. Die Feuerwehren hatten in allen
Orten mit Pumpen lebhaft zu tun. Teilweiſe mußte
der Straßenbahnverkehr eingeſtellt werden, da die
Gleiſe von dem Regenwaſſer aus dem Erdboden
her=
ausgeſpült worden waren. Die Unwetterkataſtrophe
hat auch ein Todesopfer gefordert. Auf dem
Heim=
wege verirrte ſich ein Beamter der Caſtellengo=Grube
und ertrank in einem Regenwaſſerteich.
Schweres Bergwerksunglück.
Borken. In Borken feierte man unter großer
Anteilnahme die Fahnenweihe des
Arbeitergeſang=
vereins. Während der Feſtzug ſich ordnete, durcheilte
die Kunde von einem ſchweren Bergwerksunglück auf
dem Kohlenſchacht der Gewerkſchaft Main—Weſer die
Stadt. Die Elektrizitäts=Geſellſchaft, Abtl. Borken,
der das Werk, auf dem das Unglück paſſierte, gehört,
teilt folgendes mit: „Auf der Kohlengrube
Alten=
burg bei Borken ſind beim Ausmauern der ſüdlichen
Brundſtrecke in der zweiten Tiefbauſohle drei
Maurer verſchüttet worden. Das Unglück iſt dadurch
geſchehen, daß die Abſteifungen an der
Arbeits=
ſtelle plötzlich brachen, ſo daß die Arbeiter verſchüttet
vur den. Es beſteht leider keine Hoffnung, die
Ver=
ſchütteten noch zu retten. Die Bergungsarbeiten ſind
im Gange.”
Angenzeugenberichk über das Unglück
beim Lückendorfer Bergrennen.
Zittau. An Einzelheiten über den
folgen=
ſchweren Unfall beim Bergrennen am Lückendorfer
Paß erfahren wir nach Berichten von Augenzeugen
noch folgendes: Die große Zuſchauermaſſe von 35 000
Menſchen machte ſich auf, nach dem Start des letzten
Wagens die Rennſtrecke zu verlaſſen, als wie ein Blitz
aus dem buchſtäblich heiteren und ſonnigen Himmel
die Meldung über die Rennſtrecke lief, daß unterhalb
der Kurve an der König=Johann=Quelle ein
Renn=
wagen in die Zuſchauer hineingefahren ſei. Schrill
gellten die Pfeifen der Polizeibeamten, die
Sanitäts=
mannſchaften herbeiriefen, über das Gelände, und
bald rollten auch die Rettungswagen nach der
Un=
fallſtelle. Den Augenzeugen bot ſich ein
erſchüt=
terndes Bild. Auf dem Boden wälzten ſich die
Ver=
letzten ſtöhnend und um Hilfe rufend, während in
nächſter Nähe befindliche Zuſchauer noch ſtarr vor
Schrecken nicht begreifen konnten, daß das Fahrzeug,
das, wie ein rieſenhaftes Geſchoß aus einem großen
Geſchütz abgefeuert, in die Maſſe hineingeworfen
wurde, im Augenblick noch geſunde und lebensfrohe
Menſchen tot oder ſchwerverletzt auf den Boden
ge=
legt hatte. Ein Knabe von 9 Jahren war ſofort tot,
Ein 40jähriger Mann aus Zittau ſtarb kurz na)
dem Unfall an ſeinen ſchweren Verletzungen.
Augen=
zeugen wollen wiſſen, daß der Rennfahrer bei dem
Verſuch, ſeinen auf hohe Geſchwindigkeit — man
ſpricht von 160 bis 170 Kilom. — ſtehenden Wagen
vor der gefährlichen Kurve abzuſtoppen, ins
Schleu=
dern geriet, da er die Bremſen zu ſchnell anzog und
ſo den Wagen auf der breiten Rennſtrecke nicht mehr
halten konnte. Der Fahrer bezeichnet als Grund
des Unfalles, daß die Bremſen beim Anziehen ſich
blockiert hätten, ſo daß ein Schleudern nicht zu
ver=
meiden geweſen ſei. Die Unfallſtelle war noch
ſtun=
denlang von rieſigen Zuſchauermengen umlagert.
Die amtliche Unterſuchung der Kataſtrophe beim
Lückendorf=Bergrennen hat ergeben, daß der
Renn=
wagen einen Materialfehler aufwies, deſſen
Vorhan=
denſein man zunächſt nicht angenommen hatte und
der, wie die Unterſuchungskommiſſion annimmt, die
letzte Urſache der Kataſtrophe war.
Beim Uebungsſchießen getötet.
Ueckermünde. Ein tragiſcher Unfall
er=
eignete ſich auf dem Waldſchießſtand Carpin im
Kreiſe Ueckermünde, wo die Beamten der dortigen
Oberförſterei ein Uebungsſchießen abhielten. Ein
För=
ſter hatte überſehen, daß das Warnungszeichen des
Anzeigers hochgekommen war. Er traf den hinter der
betreffenden Scheibe beſchäftigten Haumeiſter Müller
aus Carpin ſo unglücklich, daß der Tod ſofort eintrat.
Aufdeckung einer polniſchen Mädchenhändler=
Bande.
Kattowitz. Der Woiwodſchaftspolizei gelang
es dieſer Tage, einer gut organiſierten
Mädchenhänd=
lerbande auf die Spur zu kommen, die von einem
Warſchauer Händler namens Feldfaun geleitet wurde.
Bisher wurden 10 Mitglieder der Bande verhaftet.
Ein Perſonenzug verunglückt.
Parchwitz. Auf dem Bahnhof der Rawitſch—
Liegnitzer Eiſenbahn fuhr am Sonntag vormittag der
8.23 Uhr von Steinau eintreffende Perſonenzug auf
mehrere Perſonenwagen auf. Von den Reiſenden
er=
litten drei ſchwere Verletzungen.
Blutige Zuſammenſtöße zwiſchen Militär
und Ziviliſten in Lemberg.
Warſchau. In Lemberg kam es am Sonntag
zu einer ſchweren Schlägerei zwiſchen zwei Soldaten
und Ziviliſten, wobei die Soldaten zur blanken
Waffe griffen. Als ein zufällig vorübergehender
Hauptmann der Prügelei Einhalt gebieten wollte,
wandte ſich die Menge auch gegen ihn. Der
Offi=
zier zog ſeinen Revolver und tötete einen der
An=
greifer. Die beiden Soldaten wurden ſchwer verletzt.
117 Wohnhäuſer niedergebrannt.
Warſchau. In der Ortſchaft Kolki ſind 117
Wohnhäuſer mit allen Nebengebäuden einem
Groß=
feuer zum Opfer gefallen. Nur wenige Gebäude ſind
der Vernichtung entgangen. Der Schaden dürfte
mindeſtens eine Million Zloty betragen.
Spielende Schulkinder verunglückt.
Budapeſt. Drei Schulkinder ſpielten in einer
Steingrube mit einem Kippkarren, der ſich auf der
ſteilen Bahn in Bewegung ſetzte. Bei einer Säule
kippte der Karren um und die Kinder wurden auf
einen Steinhaufen geſchleudert. Ein Kind wurde
ge=
tötet, die beiden andern lebensgefährlich verletzt.
Die Expedition der „Heimen”.
Mailand. Nach den jüngſten Berichten iſt die
Küſte von Spitzbergen jetzt noch ſehr ſtark von Eis
umgeben, ſo daß der Walfiſchfänger „Heimen” mit
der italieniſchen Arktisexpedition vorläufig den
Eis=
fjord kaum erreichen kann, um die zweite Meute von
Grönlandhunden an Bord zu nehmen. Das Südkap
von Spitzbergen iſt mit einer 30 Meter breiten Eis
ſchicht umgeben, die vom Grönländiſchen Meer und
von der Barentſee angetrieben wurde.
Der neue Dauerrekord: 172½ Stunden.
New York. Den amerikaniſchen Fliegern
Robins und Kelly iſt es gelungen, ſich 172½ Stunden
ununterbrochen in der Luft zu halten. Sie haben
ſomit jeden Dauerflugrekord gebrochen. Das
Flug=
zeug mußte infolge Propellerſchadens niedergehen.
Ein Schiff im Stillen Ozean geſunken.
Seattle. Das Transportſchiff „Abutian”
ſchei=
terte im Golf von Alaska. Die Paſſagiere und die
ganze Beſatzung ſtürzten ins Meer. 291 Perſonen
wurden vom Dampfer „Surveyor” gerettet.
Vernichtung chineſiſcher Seeräuberbanden.
Schanghai. Eine blutige Schlacht iſt an der
Mündung des Wangpu=Fluſſes zwiſchen
Regierungs=
truppen und Seeräubern ausgefochten worden.
Tau=
ſend Seeräuber ſind ertrunken, bzw. erſchoſſen
wor=
den, 250 wurden gefangen genommen. 2000 Gewehre
und eine große Flotte von Fiſcherbooten wurden
erbeutet.
Nummer 146
Dienstag, den 28. Ma1 1929
Seite 2
RORD MOTOR COHPANT A.-G.
Eine wichtige Botschaft
O
TLDOR
RN. 3968
R0ADSTER
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F7aNDARD COUFE RF1. 4150
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RM. 3508
FORDOR
Ri. zach
RP1. auns
FFORT COUPR
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zuziglich Lieferungskosten
ir geben hierdurch bekannt, daß
V sich unsere Gesellschaft neben
anderen der Ford MotorCompanyA.-G.,
Berlin, nahestehenden deutschen ge
schäftlichen Gruppen an der Ford
Motor Company A.-G., Berlin, beteiligt
hat und Herr Geheimrat Professor
Dr. Carl Bosch, Heidelberg, in den
Aufsichtsrat der Ford Motor Company
A.-G., Berlin, eingetreten ist.
I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft
H. Schmitz
Bosch
je Ford Motor Company A.-G.,
Berlin, gibt hierdurch bekannt,
daß die beabsichtigte öffentliche
Auf-
legung von Aktien dieser Gesellschaft
nicht stattfinden wird, nachdem die
I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft
und verschiedene unserer Gesellschaft
nahestehende deutsche
Geschäfts-
gruppen einen wesentlichen Teil des
*r
Aktienkapitals übernommen haben,
Ford Motor Company Altiengesellschaft;
Geo. Carlson
Der Aufsichrsrat bestcht aus den Herren:
Geheimrat Professor Dr. Carl Bosch, Heidelberg
Rechrsanwalt Dr. Ing. e. h. H. F. Alberr, Reichsminister a. D., Berlin
Rittergutsbesitzer Hlwin Schurig, Zeestow b. Wustermark
Sir Percival Lea Dewhurst Perry, K. B. E., Herm, Channel lslandst
Sie ſohg Thomas Dauies, K. C. B., C. V. O, london
Edsel Bryant Ford, Derroit, Michigan, U. S. A.
Charles Emil Sorensen, Derroir, Michigan. U. S. A.
Voll eingezahltes Aktlenkapital RM. 18.000.000
IORP MOIOR COMPANT A.-G.
W 1419
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Dienetag, den 28. Mai 1920
Nummer 146
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Baarger
9035
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Schuſtergaſſe 15
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50—70 3
Blumenkohl
60—70 9
Salatgurken
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1 Pfund Bananen, 1. Sorte
60
1 Pfund Kirſchen
. 1.20
1 Pfund Erdbeeren
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BAUMERT raße Nr. 1
Einträge in das Handelsregiſter,
Ab=
teilung 4: Am 23. Mai 1929 hinſichtlich
der Firma: Ernſt Dürre, Darmſtadt
Die Firma iſt erloſchen. — Abteilung B:
Am 17. Mai 1929 hinſichtlich der Firma:
Aſtik, Beton=Verwertungs=
Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Die Vertretungsbefugnis des
Liquidators, iſt beendet und die Firma
erloſchen. — Am 22 Mai 1929
hinſicht=
lich der Firma: Elektro=Werk,
Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Geſell=
ſchafterverſammlung vom 6. Mai 1929
iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert.
Durch gleichen Beſchluß iſt der Sitz der
Geſellſchaft nach Bad Homburg
ver=
legt. — Am 23. Mai 1929 hinſichtlich
der Firma: Maſchinenbau=Anſtalt
und Dampfkeſſelfabrik,
Aktienge=
ſellſchaft Darmſtadt, vormals
Benu=
lety & Ellenberger und Göhrig &
Leuchs, Darmſtadt: Durch Beſchluß der
Generalverſammlung vom 29. April 1929
iſt der Geſellſchaftsvertrag geändert. Als
nicht eingetragen wird veröffentlicht: Die
Beſtellung und Abberufung der
Mitglie=
der des Vorſtandes und ihrer
Stellver=
treter obliegt allein dem Vorſitzenden
des Aufſichtsrats ſowie im Falle der
Verhinderung desſelben ſeinem
Stellver=
treter. Alle Bekanntmachungen an die
Aktionäre erfolgen durch die
Veröffent=
lichung im Deutſchen Reichsanzeiger.
Darmſtadt, den 25. Mai 1929. (9017
Amtsgericht I.
2ie znſtalation der elettr. Licht=
und Klingelanlagen
für die ſtädt. Neubauten im Philipp=
Röthweg und am Schlachthof ſoll auf
Grund der Reichsverdingungsordnung
alsbald öffentlich vergeben werden.
Angebotsvordrucke ſind auf Zimmer 27
der unterzeichneten Direktion,
Frank=
furterſtr. 100, bis Donnerstag, den
30. Mai, erhältlich, woſelbſt auch die
Angebotsunterlagen eingeſehen werden
können.
Angebote ſind bis Samstag, den
1. Juni 1929, 10 Uhr, hierher
einzu=
reichen.
(St 9025
Darmſtadt, den 25. Mai 1929.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Nutz= u. Brennholz=
Verſteigerung.
Montag, den 3. Juni lfd. Js.
von vormittags 9 Uhr ab, werder
aus dem Zeilharder Gemeindewald,
Di=
ſtrikt Mark, in der Gaſtwirtſchaft von
Georg Heberer zu Grube Meſſel
meiſt=
bietend verſteigert:
Stämme:
3 Eiche mit 4,09 Im Inhalt
2 Lärchen , 1,39
427 Fichten 113,59
Derbſtangen:
635 Stück — 45,96 fm
55 Stück Reißſtangen — 0,30 fm
Das Holz iſt vor der Verſteigerung
einzuſehen. Nähere Auskunft erteilt Herr
Förſter May zu Markhaus.
Dienstag, den 4. Juni, werden
aus demſelben Diſtrikt an Ort und Stelle
von vormittags 9 Uhr ab verſteigert:
Scheiter: 1 rm Buche, 11 rm Eiche,
1 rm Erle, 75 rm Kiefer;
Knüppel: 7 rm Buche, 12 rm Eiche,
3 rm Erle, 45 rm Kiefer, 24 rm Fichte;
Reiſigknüppel: 23 rm Kiefer, 72 rm
Buche.
Die Zuſammenkunft iſt in
vorge=
nannter Gaſtwirtſchaft.
(9022k
Zeilhard, den 24. Mai 1929.
Heſſ. Bürgermeiſterei Zeilhard.
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1. dem Reichsverband Deutscher Bederwarenzelpesial-
Geschäfte Frankfurt;
2. dem Reichsverband Deutscher Olpesial-Geschäfte
Berlin;
5. dem Centralverband Deutscher Salanterie-, Guxus=
und Bederwaren-Geschäfte Frankfurt;
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Nummer 146
Dienstag, den 28. Mai 1929
Ceite 11
Das verkannke Oſtpreußen.
Man iſt als Weſtdeutſcher mit ganz falſchen Vorſtellungen
nach Oſtpreußen gekommen, nach dem ſibiriſchen Eiskeller, dem
reizloſen Flachlande, das im Winter von Wölfen durchheult wird.
Man macht ſich ſkeptiſch auf die Fahrt an die ſamländiſche
Steil=
küſte und ſteht gebannt auf einem 60 Meter hohen faſt lotrechten
Dunenabſturze über der ſchäumenden Oſtſee, wandert an
Schluch=
ten, Keſſeln und neuen Abſtürzen vorbei, ſieht vom Strande aus,
den Wellen zernagen, hoch oben am Dünenrand die Bäume zum
Sturze bereit, wenn die letzten Wurzeln ihren letzten Halt
ver=
loren haben. Viele Kilometer weit das gleiche Bild verlorenen
Landes und, unbekümmert um das gigantiſche Naturſchauſpiel, in
einem koketten Kontraſt dazu das Badeleben in modernen
Kur=
orten, wie Neukuhren, Rauſchen, Georgenswalde, Warnicken,
Großkuhren und Neuhäuſer.
Man läßt ſich bereden, eine umſtändliche Fahrt nach den
maſuriſchen Seen zu machen. Weſtliche Vorſtellung; Reizloſe
Waſſerflächen in einer ſumpfigen Gegend. Man iſt wiederum
geſchlagen. Wer die Havelſeen liebt, wird in den maſuriſchen
Seen eine gewiſſe Verwandtſchaft mit ihnen entdecken; aber was
jene an Schönheiten bieten, zeigen die maſuriſchen Seen in jeder
Weiſe geſteigert, gleichſam verklärt. Da iſt der Maſurenſee mit
endloſen Buchten, die von unzähligen Waſſervögeln, Enten,
Hau=
bentauchern, Möven, Schwänen und Fiſchreihern belebt ſind und
an deren einer, dem Schwenzeitſee, das ſchlichteſte und dennoch
feierlichſte Heldendenkmal liegt. Da iſt der Löwentinſee, ein
ein=
ſamer Waldſpiegel, an dem das Städtchen Lötzen liegt. Da iſt der
Spirding, ein weltverlorenes gewaltiges Binnenmeer von 120
Quadratkilometer Ausdehnung, der von den Hochwäldern der
Johannisburger Heide bekränzte friedlich lachende Niederſee bei
Radczanny, dazwiſchen eine nicht abreißende Kette von größeren
und kleineren Seen, von denen jeder ein kleines Wunder für ſich
iſt. — Fährt man durch den Südoſten der Provinz nach Allenſtein,
ſo kommt man durch ein herrliches Hügelland mit prachtvollen
Wäl=
dern und kleinen lieblichen Seen. Bei Mehlſack öffnet ſich ein kurzer
Blick in das romantiſche Walchtal und man verſteht es, daß
all=
mählich wenigſtens für die Oſtpreußen ſelbſt das Oberland”
zwi=
ſchen Elbing und Allenſtein ein Wanderziel wird und daß ſich
am Wochenende Hunderte mit Sonderzügen nach ſeinen Wäldern
und Seen bringen laſſen, um noch gleichzeitig am
Oberländer=
kanal die „ſchiedenen Ebenen” zu bewundern, auf denen die
Schiffe trocken über Land geſchleuſt werden.
Eine andere Fahrt führt nach Marienburg an der Nogat, das
zu Oftpreußen rechnet, ſeit das Friedensdiktat von Verſailles
den polniſchen Korridor mitten durch deutſches Land gelegt und
uns ohne Abſtimmung die Provinz Weſtpreußen zum größten
Teil entriſſen hat. Man ſteht überwältigt vor dem machtvollen
Gefüge dieſer Ordensburg, dieſem Symbol deutſcher Kraft und
deutſchen Willens im Oſten und muß bedenken, daß dieſem
gewal=
tigen Bauwerk in deutſchen Landen außer dem Kölner Dom und
der Wartburg nichts gleichkommt. Man verweilt in den Räumen
des Hochſchloſſes, in den Remtern des Großmeiſters, Wundern der
Raumkunſt, weiten Sälen, von drei oder nur einer einzigen
Säule getragen, aus denen ſpieleriſch die dünnen Gewölberippen
hochſchießen, wie die Blätter einer Palme und beugt ſich vor dem
Geiſte, der dieſes architektoniſche Gebirge aus ſeiner Niederung
wachſen ließ.
Nach ſolchen Erfahrungen iſt man ſchon weniger ſkeptiſch,
wenn man ſich aufmacht, die Kuriſche Nehrung zu beſuchen, die als
ein phantaſtiſches Wunderland geſchildert wird, wie es in Europa
nicht ein zweites Mal anzutreffen ſein ſoll. Es gibt Schilderungen
von der Nehrung, Bilder und einen ganzen Film „Die Wüſte am
Meer”, aber alle Abbilder verblaſſen vor der Wirklichkeit. Wie
der monumentale Dünenzug der weißen Bergen im Sonnenglaſt
aus dem Haff aufſteigt und allmählich das ganze Blickfeld
be=
herrſcht, das iſt ein Eindruck, der ſich nicht vergeſſen läßt. Eine
vegetationsloſe ſonnenglühende Oede von Wanderdünen, die aus
der Oſtſee hervorgeſtiegen ſind, ihren alles Leben erſtickenden Weg
über die ganze Nehrungsbreite nahmen, um allmählich ins
Haff=
waſſer hineingeweht zu werden. Eine Landſchaft, wie man
ſie in Afrika oder Aſien ſuchen mag, aber nicht in Europa oder gar
Deutſchland. Ein einziger Tag in den Dünen, die ſich bis 60
Meter Höhe türmen und nur durch flache Talmulden voneinander
getrennt ſind, läßt wechſelvollere Naturſtimmungen erleben, als
ein langer Aufenthalt an der See. Der gelbe Sand nimmt
manch=
mal im Verlaufe weniger Sekunden ganz andere
Farbſchattierun=
gen an, ſpielt je nach der Beleuchtung von Himmel und Waſſer
über ein duftiges Roſa zu zartem Blau, fahlem Grün und
ge=
ſpenſtigem Violett. Die Luft ſchimmert unruhig über den Dünen
oder ein Wind treibt Milliarden winziger Sandkörnchen in
ruhe=
loſen Wirbeln auf und ab. Da die Nehrung Wetterſcheide iſt,
kann man die ſeltſamſten Naturerſcheinungen beobachten, zumal,
wenn man die ſteilen Schrägen der Dünenberge im loſen Sande
hinaufſtapft, Haff und Oſtſee in gänzlich verſchiedener Farbe
un=
weit von einander liegen ſieht und über beiden das unabhängige
Spiel der Wolken beobachtet, oder das Aufkommen des Windes
über dieſer oder jener Waſſerfläche. Nicht allein Wetterſcheide
iſt die Nehrung, über ſie hinweg zieht ſich die Heerſtraße der
Zug=
vögel, die im Frühling und Herbſt mit ihren dichten Schwärmen
oftmals die Sonne verdunkeln. Nirgendwo bietet ſich ſo günſtige
Gelegenheit, ihre rätſelvollen Wandeungenr nach dem Süden zu
er=
forſchen, und ſo wurde hier die Vogelwarte Roſſitten errichtet,
die Vögel beringt und wieder freigibt, damit ſie einen Paß bei
ſich tragen, wenn ſie in einem anderen Erdteile wieder gefangen
oder erlegt werden.
Unerſchöfflich ſind, die Reize dieſes Küſtenſtriches, Sand,
Himmel und See in ewigem Wechſel und dann wieder eingelagert
zwiſchen kahlen Dünenzügen, dunkelgraue Wälder, in denen die
letzten urwaldlichen Elche hauſen, und an deren Sand ſich idylliſch
gel’gene Badeorte wie Roſitten, Schwarzort und Nidden
ver=
ſchlafen im Haff ſpiegeln.
Wer hier ſeine Vorſtellungen von dem reizloſen Flachlande
nicht endgültig aufgibt, dem iſt nun einmal nicht zu helfen. Wer
aber einen unvoreingenommenen Sinn für Naturſchönheit hat,
der wird ſich verpflichtet fühlen, mit beizutragen, daß das
ver=
kaunte Oſtdreußen nicht mehr vergeſſen wird, wenn von den
Schönheiten deutſcher Landſchaft die Rede iſt.
Bekrogene Bekrüger.
(b). Sofia. Die Herſtellung von Falſchgeld erfordert außer
er=
heblichen Geldmitteln auch beſondere Kenntniſſe. Aus dieſem Grunde
kam eine Gruppe beſonders geſchäftstüchtiger Leute in Sofia auf den
Gedanken, ſich nur die Mittel zum Falſchgeld zu verſchaffen, die
Fäl=
ſchungen aber garnicht auszuführen. Die ſeltſamen Fälſcher, die zumeiſt
alte Bekannte der bulgariſchen Polizei waren, opferten einen
Tauſend=
lewaſchein, von dem ſie durch verſchiedene Manipulationen mit
Chemi=
kalien einen einfachen Abdruck herſtellten. Mit dieſem Abdruck in der
Dand ſuchten ſie ihre Opfer auf, meiſt Handwerker, Ladenbeſitzer, die
über einiges Kapital verfügten, und erklärten ihnen, eine Geſellſchaft
von aus dem Ausland heimgekehrten Spezialiſten habe ſich auf die
Herſtellung von bulgariſ hem Falſchgeld verlegt. Die Vorarbeiten ſeien
erfreulich weit gediehen. Beweis: der Abdruck des Tauſendlewaſcheines.
Um das Kliſchee vervollkommnen und marktfähige Abzüige herſtellen
zu können, ſei noch etwas Betriebskapital nötig, etwa 40—50 000 Lewa,
welcher Betrag nach Ablauf eines Monats mit 500 Prozent Zinſen
zurſickgezahlt werde. Es fanden ſich nicht wenig Dumme, die mit der
Hoffnung auf müheloſen Verdienſt, ihr Vermögen opferten. Wenn nach
Ablauf geraumer Zeit die verſprochene Verzinſung ausblieb und die
Geſchädigten Anſprüche ſtellten, wurden ihnen von den Gaunern zwei
Möglichkeiten gewieſen: entweder Zuhilfenahme der Gerichte ein
Weg, der ſich natürlich von ſelbſt verbot, oder aber — — die
Geſchä=
digten mögen ſich ihrerſeits bemühen, andere Dumme zu finden, um ſich
an deren Einlagen ſchadlos zu halten. Auf dieſe Weiſe erweiterte ſich
der Kreis der „Aktionäre” der Fälſchergeſellſchaft ſolange, bis es der
Polizei gelang, das blühende Unternehmen auszuheben.
Spoln Shiet une Tarnen.
Die Aufftiegsſpiele in der Gruppe Heſſen
beginnen bereits am 2. Juni und werden nach folgender Terminliſte
ausgetragen:
2. 6. 29: SV. 98 Darmſtadt — Germania Wiesbaden,
9. 6. 29: Germania Wiesbaden — Olympia Worms,
16. 6. 29: Olympia Worms — SV. 98 Darmſtadt,
23. 6. 29: Olympia Worms — Germania Wiesbaden,
7. 7. 29: Germania Wiesbaden — SV. 98 Darmſtadt,
14. 7. 29: SV. 98 Darmſtadr—Olympia Worms.
Spielbeginn 4 Uhr mit 10 Minuten Wartezeit.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Zwei Placierungskämpfe am 26. Mai 1929.
Vikdoria Walldorf-Viktoria Urberach 1:1.
Geunkinia Ober=Roden—SV. Mörfelden 5:0.
Die beiden am Sonntag ausgetragenen Punktkämpfe der
Starken=
burg=Kreisliga galten lediglich der Verbeſſerung der Plätze der
einzel=
nen Beteiligten. Die erzielten Ergebniſſe kamen im großen ganzen
er=
wartet. Walldorf und Urberach trennten ſich wie im Vorſpiel
unent=
ſckieden. Walldorf belegt nunmehr den driiten Platz, doch ſollte
Urbe=
rach auf die gleiche Punktzohl lommen. Germania Ober=Roden konnte
ſich durch einen 5:0=Sieg über Mörfelden wieder einen Platz weiter
vorſchieben. Die 1:3=Niederlage der Germanen vom Vorſpiel ſcheint
damit reichlich gut gema kſt zu ſein. Mehr iſt über dieſe beiden Treffen
des 26. Mai nicht zu ſagen.
Der Tabellenſtand nach dem 26. Mai 1929:
SV. 98 Darmſtadt
FV. Sprndlingen
Vikroria Walldorf
Viktoria Urberach
Sportverein Münſter
Polizei Darmſtadt
Germania Ober=Roden
Sportverein Mörfelden
Union Darmſtadr
Rot=Weiß=VfR. Darmſtadt
Germania 03 Pfungſtadt
Union Wirhauſen
Verbands=Klubmeiſterſchaftskämpfe.
Mit dem geſtrigen Tage nahmen die Meiſterſchaftskämpſe ihr
Ende. Es entſpannen ſich noch intereſſante Kämpfe. Haſſia 1919
gelang es, ihr Plus vom Vorkampf noch um 124 Holz zu erhöhen.
Ausſicht auf den erſten Platz hatte noch D.K. 1911 (B.V.). Es
hatte auch den Anſchein, als ob es ſeiner Riege gelingen würde,
Haſſia zu erreichen. Jedoch einige Kegler, von denen man ein
gutes Reſultat erwartet hatte, erzielten nur geringe Holzzahl
über den Durchſchnitt. Sie ſicherten ſich aber noch den zweiten
Platz. Das Geſamtergebnis iſt:
1. Haſſia 1919 (Verbandsklubmeiſter 1929)
7228 Holz; 2. D.K. 1911 (B.V.), Plakette, 7196 Holz: 3. „L.L.
1908‟ 7114 Holz: 4. „Zwölfer” T. G.D. 46 7074 Holz; 5. „D.K.K.
1923‟ 6921 Holz; 6. „Gut Holz Eberſtadt” 6779 Holz; 7. „Schuſter”
6770 Holz; 8. „Konkordia” 6607; 9. „Sportkegler” 6607 Holz.
Als nächſte ſportliche Veranſtaltung kommt das
Senioren=
begeln in Frage. Es vereinigt die Kegelbrüder, die 55 Jahre alt
ſind oder es im Laufe des Jahres werden. Meldungen werden
bis 1. Juni noch entgegengenommen. Die abzuſchiebende
Holz=
zahl iſt 50. Dieſem Kegeln folgt ein 50=Kugelkampf der Frauen.
Als Prämien winken Medaillen. Meldungen nimmt der
Sport=
wart noch entgegen.
Schießſpork.
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen e. V.,
Gau Mümling=Süd.
Der Gan Mümling=Slid veranſtaltete auf den Schießſtänden des
S hützen=Vereins Bullan ſein erſtes diesjähriges Gauſchießen, das von
Sen Gauvereinen ſehr gut beſucht wurde und in jeder Hinſicht erfolgreich
verlief. Mit der ſilbernen Verbands=Ehrennadel wurden ausgezeichnet
und in die S=Ließklaſſe II (Mind=ſtdunhſehnittsleiſtung 8 Ringe)
ein=
gereiht die Schüitzen; Gottlieb Schmucher, Gg. Arras, Ober=Moſſau;
Glaubrecht, Rein und Werle, Steinbach; A. Heckmann, Unter=Moſſau;
Fr. Pfeiffer, Michelſtadt; Gg. Neff 4., Unter=Moſſau; Michel,
Würz=
berg; Laudenberger, Bullau; Jäger, Heiſterbach; Körber, Würzberg. —
Mit der bronzenen Verband3=Ehrennadel wurden ausgezeichmnet und in
die Schießklaſſe III (Mindeſtdurchſchnittsleiſtung 6 Ringe) eingereiht die
Schützen: Keil, Steinbach; Heldmann, Bullau; Giebenheim, Steinbach.
— Beſonders erfreulich iſt das gute ſportliche Ergebnis der beteiligten
Jungſchützen. Mit der ſilbernen Ehrennadel wurden ausgezeichnet:
Friedr. Neff, Unter=Moſſau; Löns, Würzberg; mit der bronzenen die
Jungſchützen: Giebenheim, Würzberg; Löb, Steinbach; Sattler, Unter=
Moſſan.
Gan Unter=Gerſprenz.
Auf den Schießſtänden des Schüitzenvereins Groß=Umſtadt, die
idhlliſch im Raibacher Tal geſegen ſind, veranſtaltete der Gau Unter=
Gerſprenz bei beſtem Wetter und unter ſtarker Beteiligung der
Gau=
vereine ſein erſtes diesjähriges Gauſchießen. — Mit der ſilbernen
Ver=
bands=Chrennadel wurden ausgezeichnet die Schützen: Reſch und
Sauer=
wein, Altheim; Fauſt, Dorndiel; Frank, Dieburg; Mohr, Fries und
Jakob Mohr, Groß=Umſtadt; Heid, Schmucker, Gg. Held, Schumann
und Emslander, Groß=Zimmern; Burghardt, Richen; Wolf, Raibach;
Stork, Shmidt und Blickhahn, Altheim. — Mit der bronzenen
Chren=
nadel wurden ausgezeichnet die Schützen: Jox, Blickhahn und Mahr,
Altheim; Oſtheimer, Dorndiel; Klenk, Dieburg; Knöll, Rapp, Siebert,
Heil, Lips, Brenner und Herzog, Groß=Umſtadt; Lang, Thomas, Groß=
Zimmern; Heil, Braun, Klein=Umſtadt; Müller und Brenner, Richen;
Roth und Wolf. Naibach; Jung cütze Müller und die Schützen
Mel=
cior, Mau2, Matthes, Semd; Pickert, Wenig=Umſtadt. — Den beſten
Vereinsdurchſcknitt des Tages erreichte der Schuitzenverein Groß=
Zim=
mern mit 2,63 Ringen.
Südweſtdeukſche Medenſpiele.
Baden ſchlägt Heſſen mit 7:2 Punkten.
Die Badenſer haben am Samstag abend im Frankfurter
Tennisſtadion die beiden reſtlichen Spiele gewonnen und ſiegten
ſomit im Geſamtergebnis mit 9:0 Punkten gegen Württemberg.
Am Sonntag gab es im Kampfe zwiſchen Baden und Heſſen
weit ausgeglichenere Begegnungen. Vor allen Dingen iſt zu
er=
wähnen, daß ſich der junge heſſiſche Spieler Claß gegen den
Freiburger Weihe ausgezeichnet hielt und erſt mit 1:6, 8:6, 3:6
unterlag. Der zweite hartnäckige Dreiſatzkampf war der im Doppel,
in dem Goſewich/v. Knoop gute Leiſtungen zeigten und ſich von
Fuchs/Klopfer erſt mit 6:1, 5:7, 6:3 ſchlagen ließen. Die beiden
Ehrenpunkte für Heſſen konnten Froitzheim an erſter und
Goſe=
wich an zweiter Stelle im Einzelſpiel erringen, und zwar ſchlug
Froitzheim den Badenſer Buß in einem ausgezeichneten, taktiſch
hochintereſſanten Match mit 7:5, 6:5. Goſewich ſchlug
Oppen=
heimer 6:3, 6:3. Die übrigen Begegnungen brachten folgende
Reſultate: Klopfer (B.) — O. Kreutzer (H.) 6:1, 6:3; Dr. Fuchs
(B.) — Erwen (H.) 6:2, 6:2; Hildebrand—Floda 6:2, 6:3; Weihe
(B.) — Claß (H.) 6:1, 6:8, 6:1. Buß/Oppenheimer (B.) —
Froitz=
heim/O. Kreutzer 6:1, 6:3: Fuchs/Klopfer — Goſewich/v. Knoop
6:1, 5:7, 6:3; Hildebrand/Schweier — Weinmann/Claß 6:2, 6:1.
— Das Endergebnis ſah alſo die Vertreter Badens mit 7:2
Punkten, 14:6 Sätzen und 110:69 Spielen erfolgreich.
In äußerſt anerkennenswerter Weiſe ſind dem Ausſchuß für
Leibes=
übungen in Darmſtadt für den von ihm alljährlich zur Durchführung
kommenden Staffellauf eine Anzahl äußerſt wervvoller Ehrengaben zur
Verfügung geſtellt norden. An den Stiftungen ſind beteiligt der
Volksſtaat Heſſen, die Stadt Darmſtadt, der Verlag
des Darmſtädter Tagblatts, die Opelwexke in
Rüſſels=
heim, die Firma Merck Darmſtadt die Heſſiſche
Eiſen=
hahn=Aktiengeſellſchaft der Verkehrsverein
Darm=
ſtadt und von dinem ungenannten Gönner der Alkoda=
Wander=
preis. Dieſe geſtifteten Wanderpreiſe gehen erſt nach dreimaligem
hintersinander folgenden Siege oder nach viermaligem Siege außer der
Reihenfolge in ein und derſelben Klaſſe bei den in den nächſten Jahren
ſich wiederholenden Groß=Staffelläufen des Ausſchuſſes in das
Eigen=
tum des betreffenden Vereins über. Die einzelnen Ehrengaben ſind
Kunſtgegenſtände von großem Werte. Der Ausſchuß für Leibesübungen
in Darmſtadt weiß oinesteils die Ueberlaſſung derſelben in ganz
be=
ſonderem Maße zu ſchätzen, und andernteils mimmt er mit Befriedigung
von dieſen Stiftungen Kenntwis, weil er in ihnen ein äußeves Zeichen
der Wertſchätzug und Unterſtüitzung ſeiner Beſtrebungen von
maß=
gebenden Stellen aus erblickt. Die Wanderpreiſe, die bereits bei den
in den Vorjahren ſtarkgefundenen Staffelläufen von einzelnen
beteilig=
ten Vereinen genonnen wurden, ſind für den am kommenden
Sonn=
tag, vormittags 11 Uhr, auf der Rheinſtraße ſtattfin,
denden Staffellauf erneut zur Verteidigung ausgeſchrieben
wor=
ten. Dieſe Maßnahm= läßt erwarten, daß auch in dieſem Jahre dem
Staffellauf in gewiſſer Veziehung ein ſportlicher Reiz nücht abzuſprechen
iſt. Die Ehrengaben ſind im Schaufenſter des Sporthauſes Adelmann
in der Rheinſtraße ausgeſtellt.
Zum vierten Male Deutſcher Golfmeiſter in ununterbrochener
Reihen=
folge wurde der engliſche Berufsſpieler Perey Alliß, der mit B5
Schlä=
gen vor dem Amerikaner Smith mit 287 und Ferrell 289 Schlägen auch
in dieſem Jahre die Meiſterſchaft erringen konnte.
Geſchäftliches.
Nach harter Winterszeit atmet die Welt wieder befreit auf und
mit Freude und Wonne ſchauen wir die bunten Lenzesboten, welche
die Göttin Flora über die Erde ſtreut. Und nun iſt es auch an der
Zeit, den Topfpflanzen ein Augenmerk zu ſchenken, damit Fenſter und
Balkone bald wieder von bunter Blütenpracht umſäumt ſind. Geſunde
ſuind üppige Pflanzen, an denen jedermann ſeine helle Freude hat,
erzielt man am eheſten durch Gebrauch von Blumennährſalz
Mairol, deſſen bequeme und ſaubere Anwendung durch Auflöſung
im Gießwaſſer ſchon bei Tauſenden Anerkennung gefunden hat.
Das=Problem des Haarwuchſes und der
Haar=
pflege iſt eingehend in dem Büchlein „Die Erhaltung und
Wieder=
gewinnung unſeres Kopfhaares” behandelt. Es werden darin die
Er=
folge prominenter Mediziner, insbeſondere Univ.=Prof. Dr. med.
Pol=
lands uſw., beſchrieben, die mit der „Silvikrin=Haarkur komplett” ſelbſt
bei eingetretener Erkahlung erzielt werden konnten. Einen breiten
Naum nimmt auch die Haarpflege ein, die, richtig ausgeübt, es nicht
zum Haarſchwund kommen läßt. Das genannte Büchlein und eine Probe
Silvikrin=Shampoon erhalten Sie koſtenlos auf Ihre Anſchrift an
Sil=
vikrin=Vertrieb, Berlin 256, Alexandrinenſtraße 26.
TV 8575
Aus deutſchen Bädern.
Bad=Selters,
das jungaufſtrebende Bad Oberheſſens, im reizvollen Niddertal gelegen,
von tannen= und laubbewaldeten Höhen umgeben, hatte bereits im
ver=
gangenen Jahre die dreifache Frequenz gegenüber dem Vorjahre zu
ver=
zeichnen. Neben der vorzügilchen Heilquelle und ihren Erfolgen iſt es
gerade die ſohltuende Ruhe und Abgeſchiedenheit von Bad=Selters, die
immer wieder die Erholung= und Geſundungſuchenden lockt. Das in
an=
deren Badeorten übliche mondäne Badeleben und =treiben fehlt gänzlich,
was von den Beſuchern immer wieder mit größter Befriedigung
auf=
genommen wird. Heilquelle, Liegeburen, Wälder, Wieſen, Luft, Ruhe
und Sonne ſtellen die Vorzüge von Bad=Selters da.
Die um das Kurhaus liegenden Parkanlagen wurden im vergangenen
Winter um 5 Morgen erweitert, während für Ausflüge in die nähere
und weitere Umgebung neuerdings Kraftfahrzeuge zur Verfügung ſtehen.
Bad=Selters (Obh.) iſt mit der Eiſenbahn von Gießen in 1½ Stunden
und von Frankfurt in 2 Stunden zu erreichen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 28. Mai. 13.30: Schallplatten: Neue Operetten=
und Schlager=Muſik. 15.05: Jugendſtunde: Für Frankfurt am
Main: Rektor Hürten: Wilhelmsbad und Keſſelſtadt. — Für Kaſſel:
Mittelſchullehrer Hansli: Durch die Söhre nach Spangenberg.
17: Konzert des Funkorch.: Operetten und Klaſſiſche
Unterhal=
tungsmuſik: Sol.: Betty Mergler (Alt). O 18.30: Kaſſel:
Vor=
trag. O 18.50: H. Hauri: Plauderei über eine Braſilienreiſe.
O 19.10: Schach. O 19.30: Uebertr. aus einer Automobilreifen=
Fabri.. Sprecher: Dr. Laven. O 20: „Mordaffäre Duppler”
Ein Hörſpiel von Auditor. Perſ.: Der Radioreporter; Der
Krimi=
nalrat, Chef der Mordkommiſſion; Der Gerichtsarzt; Heinrich Meckel,
Großvater der Getöteten: Emil Duppler, Metzgergeſelle;
Land=
gerichtsdirektor Körber, Vorſ. d. Schwurgerichts; Landgerichtsrat
Wiener und Landrichter Zinn, Beiſitz, des Schwurgerichts;
Ge=
ſchworene: Wilhelm Markgraf, Werkmeiſter; Detlef Henricius,
Apo=
theker: Jean Kurz, Garagenbeſitzer; Aloys Bingert, Fabrikarbeiter;
rieda Angermayer, Hausfrau; Traute Firleburg, Sozialaſſiſtentin;
Dr. Kurt Wolff, Staatsanwaltſchaftsrat; Rechtsanwalt Dr. Hans
Ulbrich, Verteidiger; Polizeiwachtmeiſter; Juſtizwachtmeiſter:
Zei=
tungsverkäufer. O 21.30: Mannheim: Neue Kammermuſik. Krenek:
Drei Chöre a rappella. — Stolcer=Slavenski: „Auf dem Dorf”,
Quintett. — Hermann: Kammer=Kantate. — Marr: Drei Geſänge
für gem. Chor. Mitw.: Das Lene=Heſſe=Quartett, ein Kammerchor,
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 28. Mat. 12: Franz. f. Schüler. 0 12.25:
Praktiſches Rechnen. O 12.55: Nauener Zeit. 15:
Jugendbaſtel=
ſtunde. W. Wauer: Wir bauen eine Handpreſſe für
Linoleum=
ſchnitte. O 15.30: Wetter, Börſe. O 15.40: Franziska Jordan: Die
Sommerreiſe ins Hochgebirge. (Allgemeine Ratſchtäge. Alpine
Aus=
rüſtung., O 16: Aus dem Preuß. Kultusminiſterium: Reg.=Rat Dr.
v. Spaa: Die wiſſenſchaftliche Arbeit an den Untverſitätsiſtituten.
O 16.30: St. Frenkel, Fr. Osborn: Neuzeitliche Violinmuſik. o 17:
Leipzig: Bunter muſikaliſcher Nachmittag. O 18: Muſikverſtehen
(1. Stufe): Prof. Dr. Mörsmann: Volksliedanalyſen. O 18.30:
Franzöſiſch für Fortgeſchrittene. O 18.50: Dr. Manz: Die Sprache
des Erfolges. O 19.10: Generalmajor a. D. Prof. Dr. Haushofer:
Was iſt Geopolitik? — 20: Sonderveranſtaltung. Raimunds
Zauberwelt.” Mitw.: Dr. Fortner (Rezitat. und verb. Worte),
Dolly Lorenz (Soxran). o 21: Berlin: Hans Pfitzner. Mitw.: Th.
Scheidl (Bariton), Havemann=Quartett. Am Klavier: Der
Kom=
voniſt. O Anſchl.: Preſſe=Umſchau des drahtloſen Dienſtes.
Wetterbericht.
Die Wetterlage erfährt wenig Aenderung. Da wir mehr unter dem
Einfluß aus Oſten zufließender Luftmaſſen gelangen, iſt jedoch nachts
mit leichter Abkühlung zu rechnen. Tagsüber bleibt es weiter heiß und
die Neigung zu Gewitterſtörungen hält an.
Ausſichten für Dienstag, den 28. Mai: Teils heiteres, teils wolkiges
Wetter, ſehr warm, Neigung zu lokalen Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Mittwoch, den 29. Maf: Wenig Aenderung der Wetterlage.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Baucr; für
„Die Gegenwart‟ Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willv Kuble; Druc
und Verlag: L. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, den 28. Mai
Nummer 146
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zinserhöhung der Banken. Am Montag morgen fand in Berlin
eine Sitzung der Stempel=Vereinigung ſtatt, der die Erhöhung der
Debetzinſen um 1 Prozent vorgeſchlagen wurde. Die Debetzinſen
be=
tragen bisher 8). Prozent, wozu noch ½⁄₈ Prozent Proviſion pro Monat
kommt, ſo daß ſie ſih alſo im ganzen auf 10½ Prozent ſtellen. Die
Haben=Zinſen ſollen gleichfalls um 1 Prozent erhöht werden. Der
Vor=
ſchlag der Stempel=Vereinigung wird zum Beſchluß, wenn die
auswär=
tigen Bankenvereinigungen ihre Zuſtimmung gegeben haben.
Hartmann u. Braun A.=G., Frankfurt a. M. In der G.V., die
auch für 1928 10 Prozent Dividende genehmigte, erklärte der Vorſtand,
daß die Geſellſchaft von den Stockungen, die infolge der Geldmarktlage
und des Verlaufes der Pariſer Verhandlungen in der geſamten
Wirt=
ſchaft zu beobachten ſeien, gleichfalls betroffen würde. Es ſei wegen der
erwähnten Urſachen eine Vorausſage, ob bald eine weſentliche Aenderung
eintrete, ſchwierig, andererſeits ſei man aber reichlich mit Aufträgen
verſehen, ſo daß diesbezüglich keinerlei Beſorgniſſe vorhanden wären.
Rheiniſche Elektrizitäts A.=G., Mannheim. Die Aufſichtsratsſitzung,
die über die Bilanz für das Geſchäftsjahr 1928 Beſchluß zu faſſen haben
wird, findet am 29. ds. Mts. ſtatt. Das abgelaufene Jahr habe einen
zufriedenſtellenden Verlauf genommen, ſo daß der auf den 25. Juni
ein=
zuberufenden G.=V. vorausſichtlich wieder eine Dividende von 9 Prozent
auf die Stammaktien und 6 Prozent auf die Vorzugsaktien in
Vor=
ſchlag gebracht werden.
Die Berliner Metall=Termine vom 27. Mai 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar bis März 141.25 (141.50), April 141.25 (141.75)
Mai 139.00 (143.00), Juni 139.00 (139.50), Juli 137.50 (140.00), Auguſt
bis Oktober 139.00 (141.00), November und Dezember 140.00 (141.00)
Tendenz: unregelmäßig. — Für Blei: Januar bis April 46.50
(47.00), Mai 45.00 (46.00), Juni 45.00 (45.25), Juli 45.50 (46.00),
Auguſt 45.50 (46.50), September 45.75 (46.75), Oktober 46.00 (46.50),
November 46.25 (47.00), Dezember 46.50 (47.00). Tendenz: luſtlos. —
Für Zink: Januar 52.50 (53.25), Februar und März 52.00 (53.50)
April 52.00 (53.00), Mai 51.00 (54.00), Juni 50.50 (51.50), Juli 51.00
(53.00), Auguſt 51.50 (53.50), September 52.00 (53.50), Oktober 52.00
(54.00), November 52.25 (54.00), Dezember 52.50 (53.50). Tendenz: ruhig.
— Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 27. Mai. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Anfangs regten größere Niederſchläge und die feſteren
Liberpooler Kabel an. Im Verlaufe wurde die Stimmung wieder
ſchwächer, da die Verflauung der Getreidemärkte und der Effektenbörſe
verſtimmte. Gegen Schluß wurden Liquidationen vorgevommen.
Kaffee: Die Preiſe zogen heute etwas an, da euvopäiſche und lokale
Häuſer auf Grund der feſteren ausländiſchen Kabel und im Anſchluß an
das kleine Angebot Kaufluſt zeigten.
Zucker: Am Rohzuckerterminmarkt hielten ſich die
Preisveränderun=
gen in mäßigen Grenzen. In den vorderen Terminen wurden
Deckun=
gen vorgenommen, während ſpätere Sichten unter Liquidationen zu
leiden hatten. Im Verlaufe griff eine ſtetigere Stimmung Platz, gegen
Schluß beobachtete man dann wieder teilweiſe Liquidationen.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Mai.
Kurz vor dem Ultimo war die Börſe erneut bis auf wenige
Aus=
nahmen ſchwächer. Die Pariſer Situation iſt immer noch ernſt und
un=
geklärt und es beſteht wenig Wahrſcheinlichkeit für eine einheitliche
Lö=
ſung. — Der Geldmarkt in ſeiner ſtarken Verknappung beſtimmt im
weſentlichen das eingeengte Börſengeſchäft und läßt kaum Erholungen
zu. Dazu treten erneute Befürchtungen einer amerikaniſchen
Diskont=
erhöhung, ferner Anzeichen für eine notwendige Tariferhöhung der
Reichsbahn auf und ſchließlich die Annahme, daß die Ausſperrung von
50 000 Arbeitern in der ſchleſiſchen Textilinduſtrie weitere Konflikte nach
ſich ziehen. So neigte die Spekulation weiterhin zu Abgaben, die auf
den meiſten Märkten zu Kursabſchwächungen von 1—2 Prozent führten.
Eine Ausnahme machten A. E.G., die bei großen Umſätzen von über
400 000 RM. nom. am Frankfurter Platze 1 Prozent gewannen.
Da=
neben Dt. Linoleum 1, Goldſchmidt 1½, Mannesmann 134, Harpener
½ Prozent freundlicher. Auch Siemens um ¼, Schuckert um 2 Prozent
gebeſſert, während andererſeits Gesfürel 2, Bergmann 1, Licht und
Kraft 134 Prozent nachgaben. Die Farbenaktie verlor insgeſamt 13
Prozent, Rheinſtahl 1 Prozent. Zellſtoffwerte bis 2, Schiffahrtswerte
etwa 1 Prozent, Maſchinen= und Bauaktien in gleichem Ausmaße
abge=
ſchwächt. Der Rentenmarkt lag vollkommen umſatzlos. Der
Börſenver=
lauf blieb unſicher und zunächſt auf den ſehr gut gehaltenen A. E. G.=
Markt konzentriert. Tagesgeld leichter und 7½ Prozent. Monatsgeld
bleibt bei 9½ Prozent von erſter Adreſſe geſucht. London—New York
4,8497, Pfunde—Mark 20,34½4, Dollar-Mark 4,1958.
Die Abendbörſe war ſo gut wie geſchäftslos, da über Paris
keiner=
lei neue Momente vorlagen, aindererſeits der Ultimo unmittelbar
bevor=
ſteht. Infolge der G=chäftsunluſt bröckelten die Kurſe faſt ſämtlich 1
bis ., Prozent ab. Im ſveiteren Verlauf blieb das Geſchäft ſehr klein
und ohne weſentliche Kursveränderungen. Rentem ohne Umſatz. An
der Nachbörſe nannte man A. E. G. 186,5, Farbeninduſtrie 239,5.
Berlin, 27. Mai.
Zum Wochenbeginn hatte das Geſchäft wieder einen
außerordent=
lich geringen Umfang und nur in einigen Spezialwerten lagen
Kauf=
orders vor. Der morgige Liquidationstag machte ſich heute bereits ſtark
bemerkbar, vor allem ſoll Reportgeld noch verſchiedentlich geſucht ſein,
doch hofft man, daß es zu dem hohen Satz von 10—10½ Prozent
noch ausreichend zur Verfügung geſtellt werden wird. Ueber die Pariſer
Verhandlungen herrſchte weiter eine geteilte Auffaſſung. Die erſten
Kurſe waren nicht einheitlich, bei 1—2 prozentigen Schwankungen nach
beiden Seiten. A. E.G. werden ſtark gekauft, auch das Dementi der
Ver=
waltung konnte die beſtehenden Gerüchte nicht zerſtreuen. Nach den
erſten Kurſen nahm die Börſe an faſt allen Märkten Poſitionslöſungen
vor. Es ergaben ſich gegen Anfang 1—3prozentige Kursverluſte.
A. E. G..
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Baſalt.
Bergmann.
Berl. Karlsruhe
Berl. Hand.
Braunkol
Bremer=
Danatbar
Deutſche
Diskontog
Dresdner
Deutſche
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroler
Dynamit Nobel.
Elektr. Lieferung. ...
J. G. Farben
Gelſenk. Berg.
beſ. f. elektr. Untern.
Han. Maſch.=Egeſt. . .
Hanſa Dampfſch. . ..
Hapag ..."
.
Harpener .. . .."
Hemoor Zement. .
Hirſch Kupfer
Höſch Eiſen
Hohenlohe Wer=
Kahla Porzellau
Kali Aſchersle
Salzdetfurt!
Weſteregelt
Lindes Eismaſch.
L. Loewe & Co
Lingel Schuh.
MannesmannRö
Niederlauſitzer
Nordd. Lloyd
Orenſtein.
Polyphon
Rütgerswer
Sachſenwerke
Siemens Glas
Ver. Glanzſtof
Ver. Stahlwerke
Volkſtedter Po=
Wanderer Werke
Wiſſner Metall
Wittener Gußſtahl
25. 5.
129.—
116. 25
88‟
79.75
229.50
379.—
237
168.75
196.—
113.50
138.50
107.—
87.—
447.—
85.—
103.—
127.—
418.
91.50
36.25
72.75
125.—
45.—
27. 5.
114I.
87.50
79.—
228. —
380.—
235.—
166.50
195.
48.—
115.
138.50
105.75
85.25
442.—
86.—
103.—
125.—
410.—
91.50
36.—
72.75
125.—
46.—
) Die 3 Kalitrerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Helſingfors...
Vien ....."
Prag ....."
Budapeſt ..
Sofia ...."
Holland .....
Sslo ....."
Kopenhagen
Stockholm. .
London.
Buenos Aires.
New York....
Belgien... ."
25. 5.
Geld /Brie
10.54 110.56
58.87 158.,9
12.413/12.43
73 06 73.20
3.0271 2.0-
168 52/1e8 8
111.69/111.
111.69/111.:
112.07/112.28
20.333 20.37
1.757/ 1.761
4. 1925 4.200
58,23 58.35
27. 5.
Geld/Brief
0.535/10.555
58.87 58.99
12.417/12.437
73.06 (73.20
3.027 3.033
168. 49/168.83
Hrussttt.st
rr aittt. g.
12.09/112 31
20.333/20,373
1.758/ 1.762
14.1925/4. 2005
58.22 158.34
Bocfe uns Bierſchäftsiage iin Aprn.
Im verfloſſenen Monat April war die Börſe zum erſten Male nach
langen Monaten im gewiſſen Sinne nervös, d. h., ſie reagierte auf
allerdings ſehr ernſt zu nehmende — äußere Einflüſſe, ganz im
Gegen=
ſatz zu den Vormonaten, in denen die allgemeine Nuhe und Luſtloſigkeit
durch nichts zu erſchüttern war. Die Pariſer Verhandlungen
wurden mit merkbarer Spannung verfolgt. Nach der Lage unſerer
Wirtſchaft, die ja genügend bekannt war und ſich von Monat zu Monat
verſchlechterte, war es zunächſt für jeden ernſt denkenden Wirtſchaftler
klar, daß mit der Entſcheidung in Paris zugleich auch ein, man kann
faſt ſagen, endgültiges Urteil über die weitere Lebensfähigkeit der
deut=
ſchen Induſtrie und damit des ganzen deutſchen Wirtſchaftskörpers
ge=
ſprochen wurde. Die deutſche Wirtſchaft befand ſich — auch nach
Ueber=
windung der ſchweren Inflationsjahre — in derart mißlichen
Verhält=
niſſen, daß man von einer normalen Entwicklung kaum ſprechen kann,
zumal dieſe Entwicklung durch ungünſtige Einflüſſe mannigfaltigſter
Art immer wieder gehemmt wurde. In dieſer prekären Lage wurde
alſo eine Verſtändigung in Paris als der einzige mögliche Ausweg
an=
geſehen. Im April konnten bekanntlich die Ausſichten für ein gütliches
Uebereinkommen zeitweiſe reiht optimiſtiſch betrachtet werden, und
ſo=
fort war die enge Verbundenheit der Wirtſchaft und Börſe zu bemerken
— trotz ungünſtiger Momente, dem dringend werdenden Geldbedürfnis
des Reiches, ſetzte ſich eine kräftige Aufwärtsbewegung durch, die an
manchen Tagen Kursgewinne von 10, 15 und mehr Prozent brachten.
Um ſo überraſchender kam die Kriſe in der Pariſer Konferenz. Man
befürchtete nach Lage der Dinge das ſchlimmſte; die Baiſſevorſtöße, die
ſofort wieder einſetzten, taten das ihre, den Kursdruck noch zu verſtärken;
die Ereigniſſe am Deviſenmarkt wurden nunmehr viel ſchwieriger
ge=
nommen, und die Folge war, daß die hohen Gewinne nicht nur alle
wie=
der verloren gingen, ſondern die Abwärtsbewegung ſich noch weſentlich
über den ſeitherigen Durchſchnittsſtand fortſetzte. Inzwiſchen hatte ſich
dann das Abwärtsgleiten wieder gefangen, nach der natürlichen
Reak=
tion, die den Ereigniſſen in Paris folgte, erreichte die geſunde
Grund=
verfaſſung der Börſe einen Stillſtand auf einem Kursniveau, das zwar
keineswegs hoch, für manche Papiere ſogar recht nieder, aber im
Ver=
gleich zu den Vormonaten doch ungefähr gleichgeblieben iſt. Eine
Tat=
ſache hat aber dieſe Bewegung blitzartig erhellt und bewieſen, daß, wie
ſchon oben geſtreift, die Börſe doch trotz ihrer ſcheinbaren
Teilnahms=
loſigkeit auch heute noch ein feiner Gradmeſſer für die Wirtſchaftslage
iſt, und bei ſchvereren Ereigniſſen, die der Wirtſchaft nach der einen
oder anderen Seite Veränderungen bringen können, außerordentlich
ſcharf reagiert. Daß die Börſe nunmehr keinerlei größere
Schwankun=
gen aufwies, kann alſo einigermaßen beruhigen. Auf Einzelbewegungen
der Börſe im Monat April einzugehen, dürfte ſich nach unſeren täglichen
Kursberichten erübrigen; es ſei nur an die internationale
Finanztrans=
aktion der J.G. Farbeninduſtrie und die lebhafte Sonderbewegung der
Polyphonaktien erinnert.
Die Wirtſchaftslage im April hat ſich kaum verändert, ſie kann
eigentlich nur eine Beſſerung erfahren, denn, wie die Dinge liegen,
iſt die Tiefſtandsphaſe ſo ziemlich erreicht. Die Preisentwicklung und
der Kapitalmarkt haben ſich noch nicht ſo geſtaltet, daß eine Belebung
erwartet werden könnte. Zwar war durch die ſaiſonmäßigen Einflüſſe
eine erfreuliche, ſehr merkbare Erleichterung am Arbeitsmarkt zu
be=
merken, aber die Zahl der unterſtützten Arbeitsloſen lag am 1. Mai
immer noch um etwa 500 000 höher als zur gleichen Zeit des Vorjahrs.
Die Allgemeinkonjunktur iſt überhaupt noch nicht gebeſſert; das ſchon
daraus zu erſehen, daß in der Textilinduſtrie und im Buchdruc=verbe,
Induſtriezweige, deren Beſchäftigung von der Witterung kaum
abhän=
gen, dieſe weiter zurückgegangen iſt. Die Beſſerung auf dem
Arbeits=
markt war weſentlich auf den Bedarf an Arbeitskräften der
Außen=
berufe zurückzuführen. So war namentlich wegen der Feldbeſtellung
in der Landwirtſchaft ſehr ſtarker Bedarf, ebenſo erforderte die
Forſt=
wirtſchaft Arbeitskräfte. Auch in Brandenburg im
Braunkohlenberg=
bau ſowie den übrigen Bergbaurevieren war der Beſchäftigungsgrad
günſtiger. Die Saiſonbetriebe der Induſtrie und Steine, vor allem
des Baugewerbes, haben naturgemäß eine ſtarke Belebung erfahren,
wenn auch hier nicht der gleiche Stand des Vorjahres erreicht iſt. Der
finanzielle Status wirkt ſich eben doch ſo aus, daß das Volumen der
Beſchäfrigung zurückgegangen iſt, da hauptſächlich Nenaufträge auf
er=
hebliche Schwierigkeiten ſtoßen und oft gerade aus Mangel an flüſſigen
Mitteln ſcheitern. So iſt es noch recht fraglich, ob in dieſem Jahre die
ſaiſonmäßige Belebung, wie früher eine allgemeine Belebung der
Ge=
ſchäftstätigkeit nach ſich zieht, und ob eine ſtabile Wirtſchaftslage dadurch
erzeugt wird. An einen nennenswerten Aufſchwung zu glauben, iſt
allerdings ſelbſt unter den günſtigſten Bedingungen ſchwer möglich, da
Faktoren, wie der Ausgleich neu eingetretener Lohnerhöhungen, weiter
gerade in den letzten Monaten zugenommene Auslandskonkurrenz,
un=
günſtige Preisgeſtaltung zunächſt wieder überwunden werden müſſen,
dadurch, daß immer wieder neue Rationaliſierungswege gefunden und
Sparmaßnahmen innerhalb der einzelnen Betriebe durchgeführt werden.
Aber immerhin wäre eine leichte Ueberwindung der Depreſſion ſchon
zu begrüßen. Leider wirken die ſchleppenden und wechſelnden
Ver=
handlungen in Paris ſehr lähmend auf die deutſche Wirtſchaft. Das
Ausſcheiden des zweiten deutſchen Hauptdelegierten, Generaldirektors
Vögler, ſchien die Ausſichtsloſigkeit der Verhandlungen zur Tatſache
werden zu laſſen; wan hofft lediglich noch auf die unerſchütterliche
Stellung Dr. Schachts, der in Erkenntnis der Lage mit Recht keine
unerfüllbaren Zugeſtändniſſe macht.
Bei Betrachtung einzelner Warenmärkte iſt — abgeſehen von den
bereits angezogenen ſaiſonmäßig belebten Zweigen — faſt überall eine
leichte Abſchwächung, wenn nicht ein Rückgang, offenſichtlich. So ſind
Preisrückgänge auf dem Kupfermarkt, auf dem Zink= und Bleimarkt
und Abſchwächungen auf dem Eiſen=, dem Bau= und den Wollmärkten
feſtgeſtellt. Allerdings iſt dieſe rückläufige Bewegung dann nicht allzu
tragiſch zu nehmen, wenn man die internationale Tendenz in Vergleich
zieht, die auf den meiſten Warenmärkten ebenfalls rückläufig war,
wenn auch ein internationaler Konjunkturumſchwung nach der
ungün=
ſtigen Seite damit nicht gegeben iſt, ſondern im Gegenteil die
Kon=
junkturberichte aus Amerika, England und Frankreich recht günſtig lau=
ten. Aber die aus mancherlei Gründen eingetretenen Preisrückgänge
im Auslande haben ſich eben auch in Deutſchland ausgewirkt. In der
deutſchen Metallwirtſchaft iſt die Lage weiteryin uneinheitlich; ein
Zu=
gang an Arbeitsloſen überwog in Schleſien, infolge der ungünſtigen
Entwicklung der Großinduſtrie in Weſtfalen, in Sachſen und zum Teil
auch im Rheinland. — Wenn ſich auch die Handelsbilanz im April
unweſentlich gebeſſert hat, muß doch, um eine klare Beurteilung der
Weiterentwicklung der Wirtſchaft in nächſter Zukunft zu gewinnen, eine
genaue Unterſuchung des Monats Mai und der nächſten Monate
abge=
wartet werden. Es iſt zu hoffen, daß die Pariſer Verhandlungen doch
noch durch die vernunftsmäßigen Darlegungen der deutſchen Delegierten
giinſtig zu Ende geführt werden.
Bei Betrachtung der Wirtſchaftslage im April kann nicht an einer,
wenn auch nur kurzen Behandlung der Vorgänge vorbeigegangen
wer=
den, die ſich am Deviſenmarkt abſpielten und die in weiteſten Kreiſen
eine ſtarke „Inflationsfurcht”, die glücklicherweiſe ſchnell behoben werden
konnte, hervorgerufen hatte. Daß das Stehen der deutſchen Währung
für die Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands unbedingte Vorausſetzung iſt
und als ſolche auch von dem Ausland anerkannt wurde, geht aus den
Berichten des Transferausſchuſſes hervor, das alle Währungsgefahren,
die etwa aus dem Dawes=Plan entſtehen könnten, abwehren ſoll. An
der Erhaltung der deutſchen Währung iſt ſchlechthin jedermann, ob
Induſtrie, Einzelperſon, In= oder Ausland, intereſſiert. Dieſe
Er=
kenntnis hat ſich allgemein durchgeſetzt. Die anor nale Steigerung der
Deviſennachfrage konnte durch die Reichsbank ohne weiteres beſeitigt
werden, auch die Golddeckung war und iſt jederzeit vorhanden. Wenn
man ſich alſo nach den Gründen der akut aufgetretenen Kalamität am
Deviſenmarkt fragt, ſo iſt feſtzuſtellen, daß lediglich die internationale
Geldverteuerung letzten Endes die Urſache war und außerdem ein
Ab=
ſtoppen der Auslandsanleihen, die im vorigen Jahre das Doppelte
be=
trugen, alſo ein Faktor, der an ſich zu begrüßen iſt. Die Maßnahmen
der Reichsbank — eine Diskonterhöhung auf 7½ Prozent und die
Un=
terſtützung der Großbanken — haben die Deviſenfrage ſchneller gelöſt,
als von mancher Seite gedacht und als es manchem Spekulationsgenie
erwünſcht war. Der Geldbedarf des Reiches blieb allerdings beſtehen
und hier wird, nachdem ebenfalls die Hilfe der Großbanken ſchon das
Ihre getan hat, durch die neue, zweifellos für den Zeichner ſehr
gün=
ſtige Reichsanleihe über die erſten Schwierigkeiten hinweghelfen. Die
Finanzmiſere ganz zu beheben und der deutſchen Wirtſchaft die ſo
nötige Belebung und Konkurrenzfähigkeit zu bringen, wird Aufgabe
der berufenen Kreiſe ſein. Es iſt zu hoffen, daß eine Ankurbelung
gelingt und die konjunkturelle Tiefſtandsphaſe erreicht war. Dr. O.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 27. Mai. Bei fortgeſetzter
Zurückhaltung des Konſums verkehrte die Vörſe in ruhiger Haltung. In
Weizen per Mai=Abladung lagen Angebote vor in holl. Gulden eif
Rotterdam: Manitoba III 11,70, Manitoba IV 11,30, Auſtralweizen
11,75. Canſas II 11.G, Baruſſo, 79 Kilo, 10,50, Roſafé, 79 Kilo, 10,55.
Im Woggongeſchäft nannte man im nichtoffiziellen Verkehr in RM.
per 100 Kilo wagonfrei Mannheim: Weizen inl 24—24,25, ausl. 94,25
bis 26,50, Roggen inl. 22,75—23, ausl. 22,75—23, Hafer inl. 23—B3,75,
ausl. 21—22, Braugerſte nicht notiert, Futtergerſte 19,50—22, Mais mit
Sack 20,50—20,75, ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, 32,25, ſüdd.
Roggen=
mehl 28,75—32, Kleie 12, Biertreber 19—20.
Viehmärkke.
Mannheimer Großviehmarkt vom 27. Mai. Zum heutigen
Groß=
viehmarkt waren zugefahren und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je
nach Klaſſe in RM. gehaubelt: 138 Ochſen 36—61, 160 Bullen 40—53,
319 Kühe 16—52, 35 Färſen 52—62, 610 Kälber 54—86, 21 Schafe 55
bis 58, 2955 Schieine 58—78, 179 Arbeitspferde pro Stück 800—1800,
115 Schlachtpferde pro Stück 40—140, 7 Ziegen 12—25. Marktverlauf:
Mit Großvieh, gute Ware, geſucht, geringe Ware langſam, kleiner
Ueberſtand; mit Kälbern langſam; mit Schweinen ruhig, kleiner
Ueber=
ſtand; mit Arbeitspferden mittelmäßig; mit Schlachtpferden ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 27. Mai. Aufgetrieben waren 279
Ohſen, 72 Bullen, 527 Kühe, 398 Färſen, 699 Kälber, 13 Schafe und
5042 Schweine. Markterlauf: Ründer ruhig, Ueberſtand: Schweie
ſchleppend, Ueberſtand; Kälber ruhig, geräumt; Schafe nicht notiert;
Fettſchweine ſchwer verkäuflüh. Ochſen al) 59—62 a2) 54—58, b) 47—53,
Bullen a) 53—56, b) 49—52, Kühe a) 44—49, b) 39—43, c) 34—38, d) 2
bis 33, Färſen a) 56—62. b) 54—58, c) 48—43, Kälber a) —, b) 80—83,
c) 72—72, d) (8—77, Schweine a) 68—72, b) 62—73, c) 70—74, d) 70
bis 74, e) 66—72. — Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ohſenfleiſch 1. Qual.
25—100, 2. Qual. 85—30, Bullenfleiſch 85—90, Kuhfleiſch 2. Qual. 50
bis 65, 3 Qual 35—45, Kalbfleiſch 2. Qual. 110—125, Schweinefleiſch
95—100. Gefrierflciſch (Rindrleiſch): Vorderviertel 56, Hinterviertel 62.
Geſchäftsgang: ſchleppend.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Ueber den Stand der Zeichnungen auf die
Reichs=
anleihe laſſen ſich bisher feſte Zahlenangaben nicht machen, da ja
die Auflegung von den Banken bekanntlich nur in einer Kommifſion
erfolgt. Soviel ſteht jedoch feſt, daß die Zeichnungseingänge
befriedi=
gend ſind.
Die deutſche Kupferhüttenproduktion ſtellt ſich, wie der
Geſamtaus=
ſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft
Ber=
lin, auf Grund der Berechnungen des ſtatiſtiſchen Büros der
Merall=
geſellſchaft Frankfurt a. M. mitteilt, im April 1929 auf 4591 Tonnen
gegenüber 4330 Tonnen im März.
Der Entwicklung der Marktlage entſprechend hat die Verkaufsſtelle
des Kupferblechſyndikats Kaſſel den Grundpreis für Kupferblechfabrikate
mit Wirkung ab 27. Mai auf 232 RM. pro 100 Kilo feſtgeſetzt.
Obwohl durch den Ausfall des Oſtergeſchäfts und die wirtſchaftliche
Kriſe im April die Lage für die Konſumvereine nicht günſtig war,
wur=
den zum Teil noch recht befriedigende Ergebniſſe erzielt.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27......
(% Baden
Frei=
ſtaat v. 27
6% Bahern
Frei=
ſtaat v. 27.....
*% Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28.....
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28......"
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27
720
ThüringerFrei=
ſtaa: v. 27..
Dlche. An:,
Auslo=
ungsſch. +
Ablöſungsant.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
Diſche.
Schutzge=
bietsanleihe. .. .
—
2% Bad.=Bad. v.2/
6% Berlin v. 24..
8% Darmſtadt v. 2
89
AA
7% Frtl. a. M. v. 2
8% Mainz v. 26...
8% Mannh. v. 20
8% Nürnber 26
2i. Komm.
Sam=
mel=Ablö f.-Anl.
* Ausl. Ser. 1
* „ Ser.
* Ber Ehp.=Bl.
2 Frkf. Cyv.Bk
4 ½%, „Lig. Pfbr.
„ PfbrBk.
8½%r Lig. Pfbr.
Frankfurter Kursbericht vom 27. Mai 1929.
87.25
76
87n5
91.4
99
78
50.9
9.4
Al=
90
—
88.5
82.5
87
87.1
49
64.5
97.-
97.5
73. 85
G8
74.5
8% Heſſ. Landesbk
4½% Heſſ. 2ds. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr.
O Kom.
Landes=
bant Darmſtadt.
Mein. Hyp. Bl.
4½% „Lig. Pfbr
8% Pfälz. Hyp.Bk
8% Preuß. Ztr.=
Stadt ſchaft. .
8% Rhein.Hyp.=B
4½% „ Lia. Pfbr.
8% Rhem.=Weſtf.
Bd.-Cred .. . ..
8% Südd. Bod.=
Cred.=Ban 1..."
8% Württ. Hyp.=B
6% Daim ſer Benz
von 27........"
8% Kiöckner=Werle
Berlin v. 26....
70 Mainkrw. v. 26.
2o Ver. Stahlwvke
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner
von 26 ....."
3. G. Farben Bonds
28..........!!
—
5% Bosn. L. E. B.)
v. 1914.
4.%0 Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ..
4%0 Oſt. Goldrente
4/. % Rum. Gold
von 1913
4%0 Türk. Admin.
4% „ 1.Badgad
4%0
Zollanl.
4,Bungarn 1913
M25
85
73
82,5
97.5
7.
97.5
97.5
97.75
76.25
97.5
98.5
97.75
67.5
88
81
78
90
27.75
4:/,% Ungarn 1914/ 24.1
Goldr..
33
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privat
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ...
-Eff.-u.
Wechſel=
bank ........
Vereinsbank
Diskonto=Geſellich.
Dresdener Bant
Frankf. Bank
Hyp.=Bk.
Pfdbr.=Bi.....
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbt..
Nürnb. Vereinsb
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban!.
Reichsbank=Ant."
Rhein. Creditbl
„ Hyp.=Bani ...
Südd. Bod.=Cr. Bt.
Wiener Bankverein
A.=G. Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ..
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge
Hapag ...."
Nordd. Lloyd ...."
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Ge
Nccum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleger)
6% AEG. Vorzug
159
181.5
252
153.5
125
99
150
155
03.5
133
135
183
15)
31
14)
299
123.2
13
156
87
106.5
123
42.5
91
91
AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg
Bergm. El. Werke
BrownBroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ..
Eement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. WerleAlbert.
Chade.
.... . /423
Daimler=Benz
Dt. Atl.=Telegr.. . .
Eiſenh. Berlin
Erdöl
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleumwert 1323
Eichbaum. Brauer.
Eleftr. Lich u. Kra
Liefer.-Geſ.1157
Eſchw. Bergwer!
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei/210
7. G. Farbenindſtr.
Feinmech. (Fetter)
Fel 1. & Guilleaum.
Frkft. Gas.
..
„ Hof
zeiling ECie ..
Helſen Bergwer!
Geſ. elektr.
Un=
ternehmungen ..
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bulfinger.
dafenmühle Frif:. 1130
Hammerſen (Osn.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb./ 89
Hindrichs=Aufferm.
dir ch Kupfer
186.5
40
105
135
173
R.
113
78
157.2:
30.
211. 25
3.
240.5
81.7.
130
17.25
45
123.5
m.9
76
66
135
171
12)
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil. . .
Holzverk.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchers leben
Salzdetfurth.
Weſteregeln".
Kammgarnſpinn
Karſtadt, N. ..
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeher & Co. .
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.-W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Nöhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werle ..."
Metaligef. Frantft.
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMailo
Motoren fb. Darmſt
Neckar). Fahrzeug.
Nicolay, Hofbr ..."
Oberbedarf .."
Oſterr. Alpine Mo.
Otav Minen ....."
Zeters Union Fr
Phönir Bergbau
Reiniger, Gebb.. .."
Ry Braunkohlen
Eleftr. Stamin
Stahlwerke
Riebeck Montan".
Roeder Go. Darmſt
7
90.25
N
117.25
A
235
199
95
166
1211,
234
90
108
223
121.5
D
18.5
53.25
59.5
145
13.5
102.5
161
Rütgerswerke .
Sachtleben A. G. ..
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempe !.
Schuckert Elektr.. .
Schwarz Storchen.
Siem Glasinduſtr.
Siemens & Halste.
Strohſtoff. Ver....
Südd. Immobilien
„ Bucker=AG.
Soenska Tändſtick=
Tellu sBergbau.
Thür. Lie .=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.=
Elei=
tr.=Ver .
Beithwerke
Ver. . Chem. Ind
„ Gummiſabri
Berlin=Fran
„ Laurahütte
„ Stahlwerte
„ Ultramarin ..
„ Zellſt. Berlnn
Vogtländ. Maſchin.
Voig: & Haeffner.
Wayß & Freytag
Wegelin, Rußfabri
Werger Brauerei..
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . .
Waldho ....
84.25
190
340
123
163
222
82
147.76
407
102
145
102.5
84
66.5
91
148.5
104.5
67
2c9
109.5
116
205
110
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung ..
Frkft Allg. Verſ.=C
Frankona Rück= u.
Mitv. . . .."
Mannh. Berſich. ..
247
A4
[ ← ][ ][ → ] Die Schmidt-
Hochdruck-
lokomotive.
Von
Dipl.-Ing. O. Schaumann, Frankfurt.
Die wirtſchaftlichen Vorteile der Verwendung von
Hochdruck=
dampf (Druck von 60—120 Atmoſphären) haben dazu geführt,
daß heute bereits eine ganze Reihe von Kraftwerben in
ſtatio=
nären Anlagen mit derartigen Dampfdrucken arbeiten. Die erſten
Verſuche zur Erzeugung und Verwertung hohen Dampfdruckes
wurden bereits ſeit 1910 unter der Leitung von Dr. Wilhelm
Schmidt, dem genialen Erfinder und Dampftechniker,
unternom=
men. Auch er war es, der als erſter die Wege für die
Anwen=
dung des Hochdruckdampfes bei Lokomotiven gewieſen hat, und
zwar unter Wahrung des Auspuffbetriebs mit ſeinen für den
Lokomotivbetrieb großen Vorzügen. Im Verein mit der
Deut=
ſchen Reichsbahn=Geſellſchaft hat die Schmidtſche
Heißdampf=
geſellſchaft dieſe Ideen verwirklicht und eine Verſuchslokomotive
gebaut, deren Wirkungsweiſe und Bauart im Folgenden näher
beſchrieben werden ſoll.
In Anlehnung an die Verſuche der Schmidtſchen
Heißdampf=
geſellſchaft wurde beſonders mit Rückſicht auf die im
Auspuff=
betriebe auftretenden bedeutenden Keſſelſteinablagerungen infolge
des immer neu zunehmenden Speiſewaſſers und mit Rückſicht
auf den dadurch entſtehenden Wärmeſtau bei direkter Beheizung
durch Feuergaſe die indirekte Beheizung gewählt. Ein in ſich
ge=
ſchloſſenes Rohrſyſtem mit einem Wärmeträger, im vorliegenden
Falle Waſſer, wird durch Feuergaſe beheizt. Die entſtehenden
Dämpſe werden durch Rohrſchlangen in den eigentlichen
Hoch=
druckkeſſel von gemügender Speicherfähigkeit geleitet und geben
ihre Wärme an den Inhalt des Hochdruckkeſſels ab. Das
ent=
ſtehende Kondenſat fließt in Fallrohren dem unteren Teile des
Rohrſyſtems wieder zu und wird von neuem verdampft. Es
liegt alſo ein geſchloſſener Reinwaſſerkreislauf für die
Be=
heizung des Hochdruckheſſels vor. Druck und Temperatur in
den Heizrohren entſprechen dem Druck und der Temperatur im
Hochdruckkeſſel, wobei der Temperaturunterſchied beider Syſteme
fich durch die zu übertragende Wärmemenge, die
Wärmedurch=
gangszahl der Rohre und die Größe ihrer Oberfläche ergibt.
Die Vorteile dieſes Verfahrens liegen darin, daß ſich die
Heiz=
rohre ohne Schwierigkeit auch für hohe Drücke und direkte
Be=
heizung durch Feuergaſe betriebsſicher ausbilden laſſen, daß ſie
keinerlei Wartung ſowie Drucküberwachung bedürfen und daß
höhere Temperaturen als die des Heizdampfes von den
empfind=
lichen Teilen des Hochdruckkeſſels ferngehalten werden. Die
ge=
fährliche Ablagerung von Keſſelſtein durch Feſtbrennen an
feuer=
berührten Flächen wird dadurch vermieden.
Um weiterhin nach Möglichkeit keſſelſteinbildende
Beſtand=
teile im Waſſer des Hochdruckkeſſels auszuſchalten, war es
er=
wünſcht, das Speiſewaſſer auf die Ausfälltemperatur (135 Grad)
vorzuwärmen und vor dem Eintritt in den Hochdruckkeſſel
abzu=
ſchlämmen. Ferner ergab ſich aber eine gewiſſe Schwierigkeit,
das hohe Druckgefälle voll auszunützen. Eine
Zwiſchenüberhitz=
ung des Dampfes nach der Arbeitsleiſtung in der erſten
Druck=
ſtufe konnte mit Rückſicht auf das bei Kolbenmaſchinen
mitge=
führte Zylinderſchmieröl nicht ratſam erſcheinen. Aus dieſer und
den oben genannten Erwägungen heraus ergab ſich der weitere
Erfindungsgedanke, die Lokomotive als Zweidruckmaſchine aus=
R4
Das Leben hat vernietet
Mir manchen Freudentagz
Es hat mich hart geſchmiedet
Mit manchem Hammerſchlag.
„DDie oft hat meiner Feile
Das Herz den Takt geklopft!
Die manche heiße Weile
Hat’s von der Stirn getropft!
Der Arm iſt worden ſehnig;
Das iſt des Schweißes Zoll;
Ich geb ſie keinem Rönig,
Die Hand, ſo ſchwielenvoll!
Das Aug’ hat überflutet
Der Träne heißer Lauf.
Das Herz hat mir geblutet,
Und ich bin ſtolz darauf.
Max Eyrb (1836—1906).
R
aus fabrikatoriſchen Gründen erforderlichen Oeffnung, während
hinten ein Mannlochdeckel vorgeſehen iſt. Außen iſt der
Hoch=
druckkeſſel der Länge nach gehobelt, da er nicht kreisrund iſt,
ſon=
dern beſondere, längsdurchlaufende Verſtärkungen beſitzt. Dieſe
dienen für die Einführungsbohrungen der Heizſchlangen und
für die Lagerung des Keſſels auf einem Winkeleiſengerüſt, das
ſeinerſeits mit dem Lokomotivrahmen verbunden iſt. Hierdurch
wird eine wirkſame Entlaſtung des Rohrſtehkeſſels erreicht. Alle
Rohrverbindungen der Heizſchlangen liegen außerhalb des
Keſ=
ſels, um ein unbemerktes Lechwerden zu vermeiden.
Der Niederdruckkeſſel (k) beſteht etwa aus dem zylindriſchen
Teil des allgemein bekannten Lokomotivkeſſels und ſchließt ſich
mit ſeiner hinteren Rauchrohrwand unmittelbar an den
Rohr=
ſtehkeſſel an. Er beſitzt an ſeinem hinteren Ende oben eine
Ein=
buchtung, da der Hochdruckkeſſel um mehr als 1 Meter über
ihn hinausragt. Längs= und Queranker verhindern eine
Aus=
beulung dieſes Teiles des Niederdruckkeſſels. Mit dem
Hochdruck=
keſſel iſt er durch kräftige Längslaſchen verbunden.
Sowohl für den Hochbruckdampf als auch für den
Nieder=
druckdampf ſind Ueberhitzerrohre vorgeſehen, die im der
bekann=
ten Weiſe von der Rauchkammer aus in die Rauchrohre des
Njederdruckkeſſels bis zu einem Abſtand von 2 Metern von der
Feuerbüchſenrohrwand hineinragen.
In der Rauchkammer (g) hat ferner die Wirbelmiſchdüſe Platz
gefunden, die den überhitzten Dampf des Niederdruckkeſſels mit
dem Abdampf des Hochdruckzylinders miſcht. Dieſer iſt als
mitt=
lerer Zylinder aus hochwertigem Grauguß unter Beibehaltung
des normalen Hubes von 630 Millimeter mit einem Durchmeſſer
von 290 Millimeter ausgebildet und beſitzt eine gußeiſerne
Lauf=
büchſe. Die beiden außen liegenden Niederdruckzylinder konnten
in der bisherigen Bquart beibehaltem werden. Die Abdichtung
der Kolbenſtange des Hochdruckzylinders wurde durch gußeiſerne
Stopfbüchſen einer der Regelbauarten der Deutſchen Reichsbahn
mit entſprechend mehr Dichtungsringpaaren (6 ſtatt 3) erreicht.
Die Niederdruckſpeiſung erfolgt durch eine Hauptſpeiſepumpe
norwaler Bauart mittels Niederdruckdampf über einen quer über
der Rauchbammer liegenden, durch dem Abdampf der
Nieder=
druckzylinder beheizten Oberflächenvorwärmer (h). Als Hilfs=
zubauen, d. h. es wurde ein Niederdruckkeſſel beibehalten, der
durch die Abgaſe der Hochdruckanlage beheizt, ſeinen
hochüber=
hitzten Dampf mit dem bis zum Taupunkt expandierten Abdampf
des Hochdruckzylinders miſcht und ihn dadurch wieder genügend
erwärmt. Dieſes Dampfgemiſch wurde dann dem
Niederdruck=
zylinder zur Arbeitsleiſtung zugeführt. Weiterhin aber konnte
der Hochdruckkeſſel wit dem Keſſelwaſſer des Niederdruckkeſſels
geſpeiſt werden, in dem ſich die keſſelſteinbildenden Beſtandteile
bereits abgeſetzt hatten.
Um das geſchilderte Arbeitsverfahren in die Praxis
um=
zuſetzen, wurde eine 2 C Dreizylinder=Schnellzuglokomotive der
Deutſchen Reichsbahn umgebaut, deren Bauweiſe eine zuſätzliche
Belaſtung bis zu 20 Tonnen Achſendruck geſtattete (ſiehe Bild).
Die eigentliche Feuerbüchſe wurde aus dem Rohrſyſtem der oben
erwähnten Heizrohre (a) des Hochdruckkeſſels (b) gebildet, derart,
daß unterhalb des Roſtes ein geſchloſſener Ring von unteren
Sammelkammern (c) liegt, von denen Steigrohre zu den oben
liegenden, in der Lokomotivlängsrichtung angeordneten
Dampf=
ſammlern (d) führen, und zwar abwechſelnd nach dem linken
und rechten, ſo daß hierdurch eine geſchloſſene Kammer von
Heiz=
rohren entſteht. Von den oberen Sammlern ſind Dampfrohre
als Heizſchlangen (e) oben in den darüber liegenden
Hochdruck=
keſſel geführt und treten unten wieder aus, um als Fallrohre für
das Kondenſat nach den unteren Sammlern zu dienen. Die
un=
teren und oberen Sammler ſind aus ausgebohrten Stahlblöcken
hergeſtellt, in die die Rohre eingewalzt ſind. Hierzu wurde
je=
weils gegenüber dem Rohreintritt eine weitere Bohrung
be=
notigt, die nach dem Aufwalzen durch nach innen kuppelartig
ge=
ſchloſſene Hohlbolzen verſchloſſen wurden. Letztere ſind ebenfalls
eingewalzt.
Der Hochdruckkeſſel (b)ſelbſt beſteht aus einer über dem Dorn
geſchmiedeten Nickelſtahltrommel mit eingezogenen Enden von
914 Millimeter lichter Weite und 30 Millimeter Wandſtärke bei
einer Länge von zirka 4,6 Metern. Die Tromnel iſt innen
aus=
gedreht und trägt vorn einen kleinen Deckei zum Abſchluß der
ſpeiſepumpe dient eine normale Strahlpumpe. Zur Förderung des
Keſſelwaſſers aus dem Niederdruck= in den Hochdruckkeſſel ſind
zwei weitere Kolbenpumpen, die auch mit Niederdruckdampf
be=
trieben werden, ſeitlich am Niederdruckkeſſel aufgehängt.
Die genaue Beſchreibung der übrigen Armaturen, wie
Waſſerſtandsvorrichtung, Regler, Sicherheitsventile,
Speiſe=
ventile, Ueberſtrömventil (zur Vermeidung von Dampfverluſten
durch Blaſen der Hochdruckſicherheitsventile kann Hochdruckdampf
in dem Waſſer des Niederdruckkeſſels niedergeſchlagen werden)
würde hier zu weit führen. Die Apparate ſind im allgemeinen
im Prinzip den bekannten Ausführungen der
Niederdruckarma=
turen gleich.
Eine Lokomotive dieſer Bauart, die erſte Hochdrucklokomotive
der Welt, wurde auf der Verkehrsausſtellung in München im
Spätſommer 1925 gezeigt. Inzwiſchen ſind zahlreiche
Verſuchs=
fahrten mit ihr gemacht worden. In bezug auf Konſtruktion
und Material haben ſich dabei die geſtellten Erwartungen erfüllt.
Außerdem wurden eine Reihe wertvoller Aufſchlüſſe über wohl
erwartete, aber in ihren Ausmaßen teilweiſe nicht bekannte
Er=
ſcheinungen gewonnen.
Aus dem recht umfangreichen und für den Fachmann ſehr
intereſſanten Zahlenmaterial der Probefahrtergebniſſe ſeien die
wichtigſten Daten zuſammenfaſſend gegeben. Der Kohleverbrauch
der Maſchine je Leiſtungseinheit und Stunde iſt gegenüber dem
der Maſchine vor dem Umbau um 25—30 Prozent geringer.
Fer=
ner iſt die Höchſtleiſtung der neuen Lokomotive weſentlich größer
als die der früheren. Der Vergleich mit einer modernen
bayeri=
ſchen S ³⁄₈ Vierzylinder=Verbundmaſchine ſieht allerdings nicht
ganz ſo günſtig aus. Ihr gegenüber beträgt die Kohleerſparnis
rund 8 Prozent. Immerhin iſt dies aber auch ſchon ein recht
erfreuliches Ergebnis, wenn man bedenkt, daß die beſchriebene
Hochdrucklolomotive die erſte ihrer Art iſt, während die genannte
S¾½ Schnellzugslokomotive am Ende einer Entwicklungsreihe
ſteht, bei der bereits alle möglichen Verfeinerungen durchgeführt
ſind.
Die Verwendbarkeit
der Raketenmotore.
Von
Ing. B. Vater, Darmstadt.
Vor knapp einem Dreivierteljahr erſchienen in den
Tages=
zeitungen große Berichte über Verſuche, die Opel mit einem
Naketenauto anſtellte; etwas ſpäter ging, wie erinnerlich, die
be=
kannte Propagandafahrt auf der Avusbahn vonſtatten, und einige
Zeit darauf erprobte Valier, der Vorkämpfer für den Gedanken
des Raketenmotors, zuſammen mit der Feuerwerksfabrik Eisfeld,
die erſten auf Schienen laufenden Raketenwagen. Weniger der
unglückliche Ausgang gerade der letzten Experimente (die
Modell=
wagen entgleiſten und gingen in Trümmer), welcher zu irrigen
Vermutungen über ihre Ausſichtsloſigkeit Anlaß geben konnte,
als die reichlich phantaſtiſchen, wenn auch von
Unternehmungs=
geiſt getragenen Pläne aller Mitarbeiter, die in der
Oeffentlich=
keit Aufſehen erregten, ſind der Grund dafür, daß weite Kreiſe
der Idee ſehr ſkeptiſch gegenüberſtehen. Die maßgebenden
Füh=
rer erweiſen ihrer Sache keinen guten Dienſt, wenn ſie für Ziele
werben, die zu erreichen wir noch ſehr weit entfernt ſind und an
deren Erreichung — wenigſtens für unſer Vaterland — auch
gar kein allgemeines Intereſſe beſteht. Das Verſtändnis für
den von der Gegenpartei geführten Nachweis, welche erheblichen
Schwierigkeiten bei einer gewißlich ſenſationellen Fahrt zum
Mond oder zum Mars zu überwinden ſind, ſetzt dazu noch eine
gute phyſikaliſche Vorbildung voraus. So kommt es vielfach
zu einer völligen Ablehnung, und das iſt inſofern bedauerlich,
als damit manchen Erfindern auch der Mut genommen wird,
ſich an näherliegende Ziele heranzuwagen. Es bleibt zu
er=
örtern, für welche Zwecke der Raketenmotor berwendet zu
wer=
den Ausſicht hat und für welche nicht.
Ueber den Bau einer Rakete gebe nebenſtehende kleine
Zeich=
nung Auskunft. In eine geſchloſſene zylindriſche Hülſe aus
Pappe oder Metall wird Pulver gepreßt. Bei kleineren Naketen
wird ein kegelförmiger Dorn mit hineingearbeitet, der nach der
Füllung herausgezogen wird. In größeren Raketen wird das
Pulver hydrauliſch hineingepreßt und nachträglich ein
kegelförmi=
ger Hohlraum ausgebohrt. Dieſen Hohlraum nennt man Seele,
die Oberfläche der Seele Brandfläche. Unmittelbar nach der
Ent=
zündung des Pulvers bildet ſich in der Seele ein gewaltiger
Gasdruck, der nach allen Seiten wirkt, die Hülſe alſo ſprengen
würde, wenn nicht ein Ventil in Form einer Düſe eingeſetzt
wäre. Die Bewegung der Rakete ergibt ſich nun wicht dadurch,
daß die ausſtrömenden Pulvergaſe ſich von der Luft
gewiſſer=
maßen abſtoßen, ſondern durch den Druck im Innern, Schub
ge=
nannt. (Wichtig für luftleeren Raum!) Man ſteuert die Nakete,
indem man dieſen Schub durch geeignete Vorrichtungen in die
gewünſchte Richtung lenkt.
Mit Beſtimmtheit läßt ſich ſagen, daß ein Raketenauto
vor=
läufig nicht in Frage kommt. Selbſt wenn es gelänge,
brauch=
bare Typen herzuſtellen, ſo fehlen doch die geeigneten Straßen
dafür. (Geeignet wäre ſelbſt die geplante Autoſtraße Hamburg
—Baſel nicht dafür.) Wir können alſo mit den erzielbaren
gro=
ßen Geſchwindigkeiten gar nichts anfgngen. Warum macht man
da weiterhin Verſuche, wo es leicht erklärlich iſt, daß auch für
einen auf Schienen laufenden Wagen der Raketenmotor jetzt nicht
in Betracht kommt? Der Sinn aller Experimente liegt zunächſt
darin, daß man ſich über die Leiſtungsfähigkeit der Raketen noch
gar nicht im Haren iſt. Wohl beſtehen Erfahrungen über die
Zuſammenſetzung der Ladung, auch kennt man das Verhältnis
von Ausmaßen und Triebkraft, aber über die zweckmäßige
An=
ordnung der Apparate und die hiermit verbundene
Steuerfähig=
keit weiß mam noch nicht viel. Darüber haben die Eisfeldſchen
Verſuche einigermaßen Aufſchluß gegeben. Erreicht wurde eine
Steigerung der Leiſtung (Erhöhung der Schubkraft) bei
bedeu=
tend geringerem Materialauflvand und die richtige Anordnung
auf dem Wagen.
Mit der Rakete als Automobilmotor iſt es alſo nichts.
Je=
doch als Hilfsmotor zum Starten von mit normalen Gasmotoren
ausgerüſteten Land= und Waſſerflugzeugen kann ſie ſchon in
naher Zukunft Verwendung finden. Daß man bis jetzt noch
nicht dazu übergegangen iſt, ſie auf dieſe Art für beſonders große
und ſchwere Maſchinen, die eine lange Anlaufſtrecke zum
Hoch=
kommen benötigen, zu benützen, liegt hauptſächlich an ihrer
gro=
ßen Feuergefährlichkeit. Es ſteht zu erwarten, daß man Mittel
und Wege für eine andere Zuſammenſetzung des exploſiven
Ge=
wiſches finden wird, die dieſen Mangel behebt, und weiterhin
die konſtruktive Durchbildung einer verſtellbaren Düſe, um dem
Schub größer und kleiner wählen zu können. Damit hätte ſich
aber der Raketenmotor ſeine Anerkennung und ſeine praktiſche
Bedeutung geſichert.
Noch für einen anderen Zweck wird ſich die Rakete als
brauchbar erweiſen. Auf dem Gebiete der Höhenforſchung ſind
wir bisher noch nicht allzu weit gekommen. Da iſt es ein
nahe=
liegender Gedanke, kleine, zunächſt unbemannte Flugzeuge mit
Regiſtrierinſtrumenten auszrüſten und abzuſchießen, um
Meſſun=
gen in größeren Höhen vornehmen zu können. Die Ergebniſſe
ſind von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung eines
Höhenflugverkehrs. Erſt wenn ſie vorliegen, wird man daran
denken können, Verſuche mit bemannten Fahrzeugen zu wagen.
Ob dieſe „Stratosphärenflugzeuge” ſein werden, hängt natürlich
von der erzielbaren Leiſtungsſteigerung der Raketen ab. Mit
der bisher verwendeten Konſtruktionsart wird, nebenbei bemerkt,
in dem luftverdünnten Raum von zirka 20 Kilometer Höhe nicht
viel anzufangen ſein, weil das erleicherte Ausſtrömen der Gaſe
die Unterhaltung der Verbrennung gefährdet. Ueber die
neue=
ſten Ergebniſſe im Raketenbau bewahren die Erfinder ein
durch=
aus verſtändliches Stillſchweigen. Sicher iſt es nur, daß uns
wie auf anderen Gebieten ſo auch hier ein ſchrittweiſes
Vordrin=
gen nicht erſpart bleibt.
Kurz noch ein Wort über den vielbeſprochenen „Vorſtoß in
das Weltall‟. Dazu läßt ſich ſagen, daß an eine Fahrt z. B. auf
den Mond mit einem von Raketen angetriebenen Schüiff gar nicht
zu denken iſt, wenn es uns nicht gelingt, eine Brennſtoffmiſchung
zu finden, die einen Heizwert von zirba 8000 Keal/Kg. beſitzt,
Dienstag, 28. Maz 1929
Technik der Gegenwart
Nummer 5
Die Arbeitsleiſtung eines Raketenwärmemotors, der wit dem
(praktiſch nicht möglichen) chemiſchem Wirkungsgrad 1 arbeitet
und nur ſich ſelbſt (alſo ohne Nutzlaſt) aus dem Bereich der
Erd=
anziehung herausbringt, müßte nach phyſikaliſchen Berechnungen
zirka 3 250 000 mkg betragen, was dem genannten
Wärme=
aguivalent gleichbommt. Wohl kennen wir Brennſtoffe von
weit größerem Heizwert, müſſen jedoch den zur Verbrennung
be=
nötigten Sauerftoff ſelbſtverſtändlich mitſchicken, und hier bleibt
ſelbſt der uns bisher bekannte größte Heizwert eines Waſſerſtoff=
Sauerſtoffgemiſches mit zirka 3800 Keal/Kg. beträchtlich hinter
dem Wert 8000 Keal/Kg. zurück. Vielleicht laſſen ſich andere
Energien als die Wärmenergie für das Weltenraumſchiff, welches
ſeine Kraftquelle in ſich tragend die Erdſchwere überwinden ſoll,
nutzbar machen — die Rakete ſcheidet aus. Zunächſt aber
ent=
behren die Hoffnungen Valiers inſofern nicht einer Grundlage,
als immerhin die Möglichkeit beſteht, einer Maſſe etwa durch
Abſchießen eine derartige Beſchleunigung zu erteilen, daß ſie ein
Ziel wie etwa den Mond erreicht. War vorher die ſich bildende
Gasmaſſe der Rakete die treibende Kraft (M Kg/see Gas, v
Aus=
ſtrömgeſchwindigkeit aus der Düſe, M.v Kg — Reaktionsdruck),
ſo wimmt hier der Bremſtoff nicht an der Bewegung teil. Die
vorhin als unbrauchbar hingeſtellte Wärmeenergie findet
ge=
wiſſermaßen in einem anderen Sinn Verwendung. Das iſt der
maßgebende Unterſchied.
FEin neues Kugellager.
Von
Edwin P. A. Heinze, Berlin.
Allen Fachleuten iſt hinreichend bekannt, daß die Hauptquelle
von Störungen bei Kugellagern in den Käfigen liegt, die man
verwendet, um das Berühren der Kugeln untereinander zu
ver=
meiden, weil dieſe Berührung durch die an den
Berührungs=
punkten gegenſätzliche Drehrichtung der Kugeln eine ſehr
erheb=
liche Reibung auslöſt. Die Käfige ſind im Verhältnis zu der
Eigendrehung der Kugeln ſtationär, ſo daß die Reibung der
Kugeln an dieſen nicht ſo beträchtlich iſt, wie die Reibung der
Kugeln untereinander es wäre, wodurch ein beſſerer
Wirkungs=
grad durch Verwendung von Käfigen erzielt wird. Störungen
werden gewöhnlich dadurch verurſacht, daß die Käfige brechen
und Teile von ihnen in die Kugellaufbahn gelangen. Beſonders
iſt dies der Fall bei ſolchen Lagern, die z. B. in Pleuellagern an
Kurbelwellen Verwendung finden, weil an dieſen Stellen recht
beträchtliche Maſſenkräfte auftreten, die ſich bei hohen Drehzahlen,
wie man ſie z. B. in Automobil= und Motorradmotoren hat,
ver=
ſtärkt bemerkbar machen. Man verſucht deshalb ſeit vielen Jahren,
Zild
1: Das neue Kugellager.
Kugellagerkonſtruktionen zu finden, durch die man Käfige
ent=
behren kann. Es war aber bisher nicht gelungen, wirklich
brauch=
bare Löſungen zu finden.
Doch wird ſoebeneine Konſtruktion bekannt, die eine ebenſo
einfache wie vorteilhafte Löſung dieſes alten Problems bringt.
Ein ruſſiſcher Emigrant, Exzellenz Bary, wohnhaft zu Berlin,
der im früheren Rußland ein angeſehener und einflußreicher
Großinduſtrieller war, iſt der Erfinder, und er hat ſeine
Kon=
ſtruktion in jahrelangen Arbeiten in ſeinem Berliner
Labora=
torium bereits zur Fabrikationsreife gebracht.
Das Weſentliche der neuen Konſtruktion iſt ſehr leicht
dar=
geſtellt. Die Erfindung bezieht ſich auf zwei= und mehrreihige
Kugellager, und ihr Hauptmerkmal iſt die Verwendung von
ſoge=
nannten Trennkugeln an Stelle der bisherigen Käfige in einer
Anordnung, die nicht nur den bereits gekennzeichneten Vorteil
erzielt, ſondern die obendrein die bisherigen Reibungsverluſte in
Kugellagern noch ganz weſentlich herabſetzt. Bild 1 und 2 ſtellen
eine Ausführungsform des Bary=Kugellagers dar. In dieſem iſt
„a” der innere Laufring, in deſſen Rillen die Kugelreihen c, ‟
laufen. In den von je vier Kugeln gebildeten Satteln liegen die
Bild 2: Schema der rollenden Reibung.
Trennkugeln k, die durch den gleichfalls gerillten Ring h, der ſich
frei innerhalb des Körpers des Kugellagers zu drehen vermag,
gehalten werden. „8” und „e”” ſtellen den in der Mitte geteilten
außeren Laufring dar.
In dieſer Weiſe werden die Tragkugeln von einander
ge=
trennt, wobei als beſonderer Vorteil zu erwähnen iſt, daß die
Trennungsentfernung weit geringer gehalten werden kann als bei
der Verwendung von Käfigen, ſo daß man in einem Lager
gleicher Größe mehr Kugeln unterzubringen vermag und dadurch
die Tragfähigkeit erhöhen kann. Ein weiterer ſehr wichtiger
Vor=
teil der Konſtruktion iſt, daß jede gleitende Reibung, die bisher
unvermeidlich war, vollkommen in eine rollende umgewandelt
wird. Man beachte das Bild 2, in dem „a” wiederum den inneren
Laufring, e die Tragkugeln, Ɨ die Trennkugeln und h den
Halte=
ring darſtellen. Die Pfeile geben die Abwicklung der
Drehvor=
gänge an, und man ſieht aus dieſen, daß e die Trennkugeln in
entgegengeſetzter Richtung antreiben und dieſe wieder den loſen
Ring bh bewegen, der ſich in derſelben Richtung wie a dreht.
Was dieſe Umwandlung der gleitenden Reibung in eine
rol=
lende ausmacht, hatte der Verfaſſer Gelegenheit, im Laboratorium
des Erfinders feſtzuſtellen, und zwar war das Ergebnis der
vor=
genommenen Prüfung ſchlechthin erſtaunlich. Das Bary=Lager
wurde mit einem genau gleich großen, normaler Bauart (mit
gleich großen Tragkugeln und gleicher Radialentfernung der
Trag=
kugeln von der Wellenachſe) verglichen. Erſt wurde das normale
Lager, das ebenſo wie das Bary=Lager vollkommen trocken war,
in die Verſuchsvorrichtung geſpannt und mit zwei ſchweren
Schwungrädern verſehen, die von Hand in eine ſchnelle Um=
drehung verſetzt wurden. Bei einem zweimal wiederholten
Ver=
ſuch liefen die Schwungräder rund 60 Sekunden. Darauf wurde
ein ſoeben zuſammengebautes Bary=Lager in dieſelbe
Vorrich=
tung geſpannt und die Schwungräder in gleicher Weiſe in
Um=
lauf geſetzt, wobei, ſoweit wie menſchenmöglich, bei dieſem rohen
Verſuch die gleiche Drehzahl wie zuvor angeſtrebt wurde. Mit
dieſem Lager liefen aber die Schwungſcheiben faſt 180 Sekunden
und kamen ſehr langſam zum Stillſtand, während das erſte Lager
mit einem deutlich wahrnehmbaren kleinen Ruck zur Ruhe kam.
Das Bary=Lager war alſo bei annähernd gleichem Impuls rund
dreimal ſo lange gelaufen, wobei den Anweſenden noch auffiel,
daß es vollkommen lautlos lief, während das andere infolge
Mangels an Schmierung ein kratzendes Geräuſch von ſich gab.
Sehr wichtig iſt, daß die Herſtellung des Bary=Lagers
ſo=
wohl einfacher als auch billiger als die eines normalen
Kugel=
lagers iſt, denn infolge des Fortfalles der Käfige verbleiben
nur noch ſogenannte Drehteile, die jeder Kugellagerfabrikant mit
ſeinen bereits vorhandenen Maſchinen in einwandfreier Güte
herzuſtellen vermag. Aber nicht nur wird die Herſtellung durch
den Fortfall der Käfige, ſondern auch ganz beſonders durch den
vereinfachten Zuſammenbau des Lagers verbilligt. Der
Zuſam=
menbau erfolgt in der Weiſe, daß man zunächſt die eine Hälfte
des äußeren Laufringes auf eine Unterlage legt. Sodann legt
man konzentriſch den ungeteilten inneren Laufring ein. Darauf
wird eine Reihe der Tragkugeln eingebracht, gefolgt von dem
Stützring für die Trennkugeln, die nunmehr eingelegt werden.
Zum Schluß wird die zweite Reihe Tragkugeln aufgebracht und
dann die andere Hälfte des äußeren Laufringes. Die beiden
Lauf=
ringhälften ſind mittels Konuſſen zuſammengepaßt und werden
durch eine ſehr einfache kleine Vorrichtung zuſammengepreßt.
In der gleichen einfachen Weiſe kann das Lager wieder
ausein=
andergenommen werden. Zu bemerken iſt noch, daß infolge der
Verwendung der angedeuteten keilförmigen Rillen das Bary=
Lager erhebliche Seitendrücke aufzunehmen vermag.
Es werden zurzeit eingehende wiſſenſchaftliche Verſuche von
einer behördlichen Stelle durchgeführt, aber es erſcheint wenig
zweifelhaft, daß ſie den offenkundig hohen Wert dieſer
weſent=
lichen Verbeſſerung voll beſtätigen werden.
Schweden erobert die deutsche
Kugellager-Industrie.
Schwedens Eiafluß
Schwedens Einfluß auf die deutſche Kugellagerinduſtrie.
Der ſchwediſche Kugellagerfabriken=Konzern greift nach der
Er=
oberung des engliſchen, franzöſiſchen, ruſſiſchen und amerikaniſchen
Marktes auch auf Deutſchland über. Seine deutſche Vertretung,
die Norma=Werke in Stuttgart, eroberten vor Jahresfriſt den
Riebe=Konzern in Berlin. Ebenſo wurden entſcheidende
Verein=
barungen mit den Fichtel u. Sachswerken in Schweinfurth
ge=
troffen. Jetzt haben die Schweden die Fabriken von Frieß und
Höpflinger angekauft, ſodaß nur noch Deutſchlands erſte
Kugel=
lagerfabrik Fiſcher in Schweinfurth frei von ſchwediſcher
Kon=
trolle iſt.
Gewinnung von Gasruß
in Amerika.
Von
Dr.-Ing. A. Sander, Berlin.
In den Erdölgebieten Nordamerikas entſtrömen dem Boden
zugleich mit dem Rohöl große Mengen von ſog. Naturgas, das
vorwiegend aus Methan beſteht und infolgedeſſen einen ſehr hohen
Heizwert beſitzt. Vielfach wird dieſes Gas in Hochdruckleitungen
von oft mehreren hundert Kilometern Länge nach den großen
Städten, wie z. B. Chicago, Pittsburg, St. Louis und vielen
anderen, geleitet, wo es als Heizgas in den Haushaltungen und
Induſtriebetrieben Verwendung findet. Der Naturgasverbrauch
für Heizzwecke kann für das vergangene Jahr mit über 40
Milli=
arden Kubikmetern angenommen werden. Darüber hinaus ſind
je=
doch noch zahlreiche Gasquellen vorhanden, die nicht an
Fern=
leitungen angeſchloſſen ſind und die bisher nur zum Teil
ausge=
nutzt werden. Zur Ausnutzung dieſes wertvollen Bodenſchatzes
hat man in einer Reihe von amerikaniſchen Staaten, vor allem in
Louiſiana und Texas, die Gewinung von Gasruß aufgenommen.
Der aus dem Naturgas durch unvollkommene Verbrennung
ab=
geſchiedene Ruß zeichnet ſich durch beſondere Feinheit und
Leicht=
heit aus, er wird daher für die Herſtellung von Druckfarben,
Lacken und Tuſche beſonders geſchätzt. Zu einer Großinduſtrie
konnte ſich die Rußgewinnung aus Naturgas aber erſt entwickeln,
ſeitdem man Ruß als Zuſatz zu Gummireifen für Kraftwagen
benutzt. Man hat nämlich gefunden, daß durch den Zuſatz von
Ruß die Dehnbarkeit des Kautſchuks weſentlich erhöht wird und
daß gleichzeitig ſeine Oxydation verringert wird. Bei der von Jahr
zu Jahr ſtark ſteigenden Erzeugung von Automobilreifen, denen
heute bis zu 10% Gasruß zugeſetzt wird, iſt es klar, daß auch die
Gasruß=Induſtrie hierdurch einen ſtarken Aufſchwung erfahren
hat. In den Vereinigten Staaten wurden im vergangenen Jahre
etwa 90 000 Tonnen Gasruß im Werte von über 11 Millionen
Dollar hergeſtellt, während im Jahre 1920 die Rußerzeugung
erſt einen Wert von 4 Millionen Dollar hatte. Von der
Geſamt=
erzeugung werden in Amerika ſelbſt etwa 759 verbraucht,
wäh=
rend die übrigen 25% nach England, Kanada, Deutſchland und
anderen Induſtrieländern ausgeführt werden. Im Jahre 1927
befaßten ſich in Amerika mit der Gewinnung von Gasruß bereits
33 Unternehmungen, die nicht weniger als 61 Anlagen betrieben.
Neben dem Staate Louiſiana, der etwa 609 der geſamten
Er=
zeugung lieferte, nimmt die Rußgewinnung namentlich im Staate
Texas in den letzten Jahren eine immer größere Ausdehnung an,
aber auch noch mehrere andere Staaten verfügen über reiche
Naturgasquellen, ſo daß auch hier dieſe Induſtrie ſich in Kürze
mächtig entwickeln wird, ſofern die Gummi=Induſtrie auch
ferner=
hin für die Reifenfabrikation immer größere Mengen von
Gas=
ruß benötigt.
KURZE MITTEILUNGEN
* Automobilgeſchwindigkeitsrekorde. Das Rekordfieber läßt die
Auto=
mobiliſten, insbeſondere der angelſächſiſchen Nationen nicht ruhen, wenn
guch immer wieder erſchütternde Kataſtrophen als Mahner auftreten.
Der bekannte Rennfahrer Major Seagrave hat mit feinem 1000 18
Nennwagen auf der Rennſtrecke zu Daytona-Beach-Florida einen
neuen Weltrekord aufgeſtellt, indem er eine mittlere Geſchwindigkeit
von 372 Kilometer ſtündlich erzielte. Allerdings hatte die Meßſtrecke
nur eine Länge von einer engliſchen Meile (1,6 Kilometer) und dauerte
die Fahrzeit vur etwa 16 Sekunden. Kurz darauf kam ein Konkurrent,
J. M. White, Philadelphia, bei einem Verſuch, ſeinen früheren
Welt=
rekord (232 Kilometer ſtündlich) wieder zu gewinnen, durch Ueberſchlagen
des Renwwagens um das Leben. Trotzdem beabſichtigt Malcom
Camp=
bell auf einem beſonders geeigneten Gelände in Sudafrika einen
er=
neuten Angriff auf den Weltrekord.
* Ultrahohe Schallwellen. Luftwellen, die eine Schwingungszahl
von 2—20000 Hertz haben, können wir als Schall wahrnehmen. Es
iſt aber möglich, auch Wellen mit höherer Schwingungszahl zu erzeugen.
Die amerikaniſchen Phyſiker Wood und Loomis haben Schallwellem bis
zu 300 000 Hertz erzeugt. Sie ſetzten eine quadratiſche Quarzplatte von
etwa 10 Zentimeter Hantenlänge einem elektriſchen Wechſelfeld aus,
wo=
durch die Platte in hohe mechaniſche Schwingungen gerät. Die Verſuche
wurden nicht in der Luft, ſondern unter Oel vorgenommen. Hierbei
bil=
dete ſich auf der Oberfläche des Oeles ein Hügel von 6—7 Zentimeter
Höhe, aus deſſen Mitte Oeltropfem einzeln in die Höhe geſchleudert
wur=
den. Dieſer Hügel iſt eine Folge des Schalldruckes, den man ſonſt nur
durch hochempfindliche Inſtrumente nachweiſen kann. Der Schalldruck
konnte hier ſogar gemeſſen werden. Es zeigte ſich, daß er einer
Be=
laſtung von 150 Gramm ſtandhielt. Trotzdem die Größe der Ausſchläge
der Quarzplatte nicht von denen der Lichtwillen erheblich verſchieden iſt,
konnten wegen der hohen Schwingungszahl ſehr auffällige Erſcheinungen
beobachtet werden. Wenn in dem Oel ein kleiner Glaskolben eingetaucht
wurde, der mit Waſſer gefüllt war und kleine Fiſche oder Fröſche
ent=
hielt, ſo wurden die Lebeweſen getötet. Es iſt möglich, daß durch die
hohen Schwingungen Zerreißungen der Gewebe hervorgerufen wurden,
es kann aber auch ſein, daß im inneren der Organismen hohe
Tempera=
turen entwickelt wurden, denen die Tiere nicht ſtandhalten konnten. Hielt
man ein Queckſilberthermometer in das Oel, ſo zeigten ſich an dem
hal=
tenden Daumen und Zeigefinger brandartige Spuren, trotzdem das
Queckſilber des Thermometers nur zwiſchen 20 und 30 Grad anzeigte.
Durch die neuen Verſuche iſt Anregung zu weiteren Arbeiten gegeben
worden, die auch in ihrer praktiſchen Auswirkung noch weittragende
Fol=
gen haben können.
* Eine Turbinenlokomotive wurde Mitte März in den regelmäßigen
Dienſt der Reichsbahn geſtellt. Nach Beendigung ihrer Verſuchsfahrten
wurde eine von der Maſchinenfabrik Maffei A.=G. München hergeſtellte
Turbinenlokomotive mit einer Leiſtung von 2500 PS dazu verwendet,
den Fern=D.=Zug Mürnberg—München zu fahren.
* Höchſtdruckdampfanlagen erlangen wegen ihrer hohen
Wirtſchaft=
lichkeit immer mehr Bedeutung und kommen immer mehr bei
Großkraft=
werken zur Ausführung. Das Großkraftwerr Mannheim ſtellt jetzt ſeinen
dritten Höchſtdruckdampfkeſſel auf, er wird mit Kohlenſtaub gefeuert, und
iſt für einen Betriebsdruck von 100 Ar. gebaut. Auch die beiden vorher
aufgeſtellten Keſſel haben die gleiche Leiſtungsfähigkeit von 70 Tonnen
Dampf ſtündlich.
* Aus dem Fernſprechweſen werden einige Zahlen bekannt, die von
allgemeinem Intereſſe ſind. Ende Januar wurde der Fernſprechverkehr
zwiſchen Deutſchland und Finnland eröffnet. Von allen deurſchem Ortem
kann mit allen erreichbarem Anſchlußnehmern in Finnland geſprochen
werden. Ein Geſpräch von drei Minuten Dauer koſtet allerdings
wenig=
ſtens 6,50 Mk. Paris kann mit 20 europäiſchem Hauptſtädten
Fernge=
ſpräche führen, Berlin mit 19, London und Wien mit je 18, Leningrad
nur mit drei europäiſchen Hauptſtädten. In England wurdem im
ver=
gangenen Jahre 75000 Km. neue Fernſprechleitungen gebaut, die 76
neue Vermittlungsämter und den weiteren Ausbau von M beſtehenden
Aemtern notwendig machten.
Deutſche Normen für Induſtrie und Gewerbe. Im folgenden
geben wir eine nach Gruppen unterteilte Ueberſicht einiger vom
Deut=
ſchen Normenausſchuß, Berlin N.W. 7, in den letzten Monaten
heraus=
gegebenen Normen: Aufzüge: DIN 1336, Kleinlaſtenaufzüge für
50 oder 100 Kg. Tragkraft; DIN 1374, Perſonen=Umlaufaufzüge für
1 Perſon; DIN 1375 Perſonen=Umlaufaufzüge für 2 Perſonen,
Fahrkorb=
größe, Schachtmaſſe, Maſchinenraum unter und über Schacht.
Blech=
waren: DIN 2011—2012 Normaldoſen für Gemüſe bzw.
Obſtkonſer=
ven; DIN 2013 Doſen für Gurkenkonſerven. Eiſenwaren: DIN
BERG 12—126, Schaufeln verſchiedener Art; DIN BERG 130—131.
Koks=, Stein= bzw. Brikettgabeln; DIN BERG 140—143, Hand=,
Schrot=
bzw. Bügelſägen mit Holz oder Stahlbügel. Glaswaren: DIN
DENOG 48, Meßkolben mit glattem Hals; DIN DENOG 51—52,
Miſch=
bzw. Meßzylinder. Holzwaren: DIN BERG 150—155, Stiele
für Hacken, Schaufeln, gerade und gebogene D= und T=Griff=Stiele.
Nähmaſchinen: DIN 5301—5304, Zubehör, Beſchlagteile, Nadeln
(Nadelſyſtem 705), Tiſchplatten für Nähmaſchinen. Ofenſetzerei:
DIN 1293 Roſte für Kachelöfen und Kachelherde: DIN 1296,
Reinigungs=
kapſeln für dgl.; DIN 1297 Herdringe für Kachelherde.
Papier=
induſtrie: DIN 1510, Kreisſcheiben für ſchreibende Meßgeräte.
Porzellangeſchirr: DIN 5051—5052, Teller bzw. Taſſen.
Stahlmöbel: DIN 4548, Werkzeugſchrank, Außenmaße.
NEUE BüCHER UND ZEITBCHRIFTEN
* Junck, Erich. Von der Kohle zur Elektrizität. Eine Beſchreibung zu
der gleichnamigen von Hans Olbrecht geſchaffenen Wandtafel. Mit
einer verkleinerten Wiedergabe der Wandtafel und zahlreichen
Text=
abbildungen. In Leinenband Mk. 1,80.
Im Vorwort ſagr der Verfaſſer, daß er den Verſuch wagen wolle,
dem techniſch Nichtgebildeten einen Begriff von der Erzeugung der
Elektrizität zu geben. Man muß bei gerechter Beurteilung ſagen, daß
der Verſuch nicht gelungen, ſondern glänzend gelungen iſt. Derartige
Querſchnitte durch die Technik, wie er hier durch das Elektrizitätswerk
gelegt wurde, ſind in unſerer Zeir der vielſeitigen Anforderung
not=
wendig. Die Wandtafel könnte ergänzt werden durch eine weitere
Tafel, die von der Ueberlandleitung zum Verbraucher im Hauſe führt.
Beſonderen Hinweis verdienen die Stromkoſtentabellen im Anhang.
* Dipl.=Ing. Fritz Walter. Der Beruf des Mechanikers. Wilhelm Köhler,
Verlag, Minden i. Weſtf. 176 Seiten, kart. 2.— RM.
Die fortſchreitende Entwicklung der Technik führt auch als
unlieb=
ſame Begleiterſcheinung zu einer immer ſtärker hervortretenden
Spezia=
liſierung aller ihrer Zweige und damit der Berufe. Der vor wenigen
Jahrzehnten noch einheitliche Mechanikerberuf hat heute 17
Sonder=
berufe entwickelt, die Walter in dem vorliegenden Büchlein trefflich
ſchildert. Es iſt in unſerem Zeitalter nicht verwunderlich, wenn ſich
viel=
fach junge Leute zu Berufen drängen, die durch ihr Arbeitsgebiet
an=
locken, etwa wie der des Autoſchloſſers oder des Flugzeugmechanikers,
es iſt aber auch notwendig, daß der Wählende vorher ſelbſt oder durch
ſeinen Erzieher erfahren kann, welche Erforderniſſe der Beruf mit
ſich bringt und welche Anforderungen an den Menſchen und durch die
Ausbildung an den Geldbeutel geſtellt werden. Durch dieſe Aufgabe
beſtimmt ſich ganz von ſelbſt ein ſehr weiter Leſerkreis.
PERBONLICHES AUS DER TECHNIK
Stadtoberbaurat a. D. Metzger, der Verbandsdirektor des
Ver=
bandes Deutſcher Architekten= und Ingenieur=Vereine, iſt geſtorben.
*
In Kaſſel verſtarb im Alter von 72 Jahren Stadtoberbaurat a. D.
Dr. Ing. e. h. Paul Höpfner. Neben ſeiner Wirkung in Kaſſel
wurde Höpfner durch ſeine Tätigkeit bei der Vereinigung der techn.
Oberbeamten Deutſcher Städte bekannt.
*
Zu Mitgliedern der Preußiſchen Akademie des Bauweſens wurden
ernannt: Miniſterialdirektor Kießling, Architekt B. D. A. Prof.
Teſſenow Prof. Dr. Ing. W. Peterſen, Prof. Dr. Ing.
W. Hoff, ſämtlich in Berlin, und Prof. Dr. Paul Schultze=
Naumburg in Saaleck bei Köſen.
Geh. Komm. Rat Jakob Kienzle, Gründer und bedeutendſter
Förderer der Kienzle=Uhrenfabriken, A.=G., in Schwenningen, vollendete
ſein 72 Lebensjahr.
Nummer 146
Seite 15
din samin der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
(Nachdruck verboten.)
Auch das Mädchen ſchwieg. Ihre Augen waren von Schmerz
berdüſtert, aber ſie waren nicht auf ihren Vater gerichtet. Eine
neue Erkeuntnis nahm Byrne den Atem. Ihr Schmerz galt nicht
ihrem ſterbenden Vater allein. Ihr innerer Blick ſchien eher über
ſein Sterbelager hinweg in die Ferne gerichtet. Wartete ſie
auch? Und auf was? War dieſes Warten der Grund der
Schwermut, die ſie geheimnisvoll umgab?
Und Buck Daniels? Auch er ſagte kein Wort. Er rollte
mit verblüffender Geſchwindigkeit eine Zigarette nach der anderen.
In zwölf zyklopiſchen Zügen hatte er eine ausgeraucht und drehte
eine neue. Er war ein Menſch mit einem einfachen Verſtand.
Er liebte das Mädchen. Das ließ ſich an ſeinem Geſicht ableſen.
Er war beſeſſen von dem Wunſch nach ihr. Es war ein
Tantalus=
hunger, dem es nicht beſtimmt ſchien, geſtillt zu werden. Aber
auch er ſah Kate nicht an. Auch er ſtarrte in eine unbeſtimmte
Ferne. Auch er wartete auf etwas!
Von Cumberland, der ſchweigend und unbeweglich dalag,
ging dieſe wache, angſtvolle Erwartung aus wie ein Strom. Er
ſtand unter Spannung, wie der Empfangsapparat einer
Funk=
ſtation. Der leere Luftraum ſchien ihm irgendeine Kunde
zu=
zutragen.
So überraſchte es auch Byrne nicht, als plötzlich, mitten in
dieſer drohenden Stille, der Alte mahnend den ausgeſtreckten
Zeigefinger hob. Kate und Daniels ſchienen in ihren Stühlen zu
erſtarren. Byrne kroch eine Gänſehaut über den Körper.
Na=
türlich ging nicht das geringſte vor. Der Wind, der ſchon vor
dem Eſſen gelegentlich mit vereinzelten ſtarken Stößen das Haus
zum Beben brachte, hatte noch zugenommen und blies jetzt
drau=
ßen mit immer größerer Kraft. Vielleicht hatte der düſtere Kranke
in dem wilden Chor da draußen etwas zu hören vermeint, das
ihm bekannt ſchien.
Und jetzt hob ſich der Zeigefinger von neuem. Joe
Cumber=
land ſtreckte den Arm aus, der von wilder Erregung bebte, und
wandte ihnen einen Blick zu, in dem eine kranke und fiebrige
Freude flackerte.
„Hört ihr’s?” rief er „Da! Wieder!”
„Was?” fragte Kate.
„Aber ich höre ſie doch!!“
Seine Lippen erbleichten. Er öffnete den Mund, um zu
re=
den, brachte aber keinen Ton heraus. Dann ſah er ſich raſch, wie
hilfeſuchend, im Zimmer um. Buck Daniels geſundes
Bronze=
braun war einem kranken Gelb gewichen. Furcht, bittere,
unge=
heuchelte Furcht malte ſich auf ſeinem Geſicht, dann ſprang er ans
Fenſter und riß es krachend auf. Der Wind warf ſich herein und
brachte die Flcmmen im Kamin zum Aufpraſſeln. Große Schat=
Dienstag, den 28. Mai 1929
ten huſchten plötzlich durch das Zimmer. Die Stühle ſchienen
in einem Wirbel von Dunkelheit zu treiben, ſelbſt die Menſchen
ſchienen plötzlich Geſpenſter geworden zu ſein. Und das Sauſen
des Sturmes draußen verſchaffte Byrne das unangenehme
Ge=
fühl, durch die Unendlichkeit geblaſen zu werden. Zunächſt hörte
man nichts als das Rauſchen des Windes und das Klappern, mit
dem eines der Bilder gegen die Wand ſchlug, und ſchließlich das
Raſcheln einer Zeitung, die auf den Boden glitt. Dann aber
hörte er es.
Erſt war es ein einzelner Ton, den er nicht zu deuten wußte.
Es ſchien Muſik und doch mißtönig, und es wirkte auf ihn, als
ſchlage ihm plötzlich ein eiſiger Windhauch ins Geſicht. Auf einer
Reiſe nach Aegypten hatte er einmal das Innere der
Cheops=
byramide beſichtigt. Die Fackel, mit der ſein Führer ihm
leuch=
tete, war in einem plötzlichen Luftzug erloſchen, und auf einmal
kam aus der nachtſchwarzen Tiefe der Gänge ein Lachen, das das
vielfältige Echo alles Menſchlichen beraubt hatte. Byrne war es
zumute, als hätten da unten die Mumien die Granitdeckel ihrer
Sarkophage hochgeſtemmt und rüſteten ſich, wieder am Leben
teilzunehmen. Und doch ſchien das damals ein wahres Nichts
gegenüber dem, was er jetzt erlebte — nicht halb ſo wild und ſo
fremdartig.
Er horchte in die Nacht hinaus. Ein peinlich prickelndes
Ge=
fühl ſchlich durch ſein Rückenmark. Es war der Schrei der wilden
Gänſe, die nach Norden flogen. Es war ihm, als könne er ſie
fliegen ſehen, ein grauer Keil, der ſich durch die kalte Oede des
Himmelsgewölbes bohrte, einem Befehl gehorchend, den kein
menſchliches Gehirn erfaßte.
„Hatte ich recht? Hatte ich recht?” rief der Alte mit ſchriller
Stimme.
Byrne fuhr herum. Cumberland hatte ſich aufgerichtet.
Wil=
der Triumph malte ſich auf ſeinem Geſicht. Das Mädchen ſtieß
einen unbeſchreiblichen Schrei aus, und Buck Daniels warf mit
einem dumpfen Fluch das Fenſter zu.
Jetzt, da der eiſige Wind ausgeſperrt war und die Lampe
wieder ruhig und ſtetig brannte, laſtete wieder die Stille, die mit
Erwartung geſättigte Stille, auf dem Zimmer. Byrne wurde es
heiß, viel zu heiß. Die Luft ſchien zum Erſticken. Eine Laſt lag
auf ſeinen Schultern. Ein Fünfter ſchien eingetreten zu ſein und
unſichtbar neben ihnen zu ſtehen. Das Gefühl war
unbeſchreib=
lich deutlich und ſcharf ausgeprägt. Und noch mehr: Byrne
wußte, daß die anderen dasſelbe empfanden. In der tiefen Stille
ſah er Cumberland mit brennenden Augen und durſtig geöffneten
Lippen auf ſeinem Lager liegen, als ſchlürfe er den Wein ſeiner
frohen Erwartung. Der rieſige Buck Daniels ſtand, ans
Fenſter=
brett gelehnt, wie angewurzelt, mit heraustretenden Augen und
hämmernder Kehle. Kate Cumberland hatte die Augen
geſchloſ=
ſen, als der Windſtoß ins Zimmer brach, und ſo ſaß ſie noch
im=
mer, lächelnd. Und ſchlimmer, als Joe Cumberlands Freude,
als die Angſt, die aus Daniels Augen ſprach, war für Byrne das
Lächeln hinter dieſen geſchloſſenen Augen.
Das Schweigen blieb ungebrochen. Der unſichtbare Gaſt
ſchien noch im Raum, und keiner von ihnen wagte zu ſprechen.
Sechſtes Kapitel.
Der Ruf ergeht.
Dann ſchien der Wind umzuſchlagen und trug vom
Schlaf=
haus der Cowboys jetzt ein Lied herüber. Ein Chor friſcher,
fröh=
licher Stimmen drang in den Raum. Die Geſpenſter verflogen,
wie wenn das Tageslicht gekommen wäre. Joe Cumberland
wollte allein gelaſſen werden. Dieſe Nacht könne er endlich
ſchla=
fen, erklärte er, er ſpüre es. Und ſo verließen die drei das
Zimmer.
Draußen auf der Diele blieben Kate und Daniels unter der
Wandlampe ſtehen, die den Raum nur ſchwach erhellte, und
ſprachen miteinander. Sie ſchienen Byrnes Anweſenheit
ver=
geſſen zu haben.
„Es mußte kommen,” ſagte ſie. „Ich wußte, früher oder
ſpäter würde es geſchehen, aber ich habe nie geahnt, daß es ſo
furchtbar ſein könnte. Buck, ſage mir, was wir tun ſollen.”
„Gott allein weißt es” ſagte der Cowboy. „Denke, wir
wer=
den nicht viel tun können. Warten werden wir müſſen, wie die
ganze Zeit. Was ſonſt?”
Es war erſchreckend, um wieviel er plötzlich gealtert ſchien.
„Für ein paar Tage wird er jetzt glücklich ſein,” fuhr Kate
fort, „aber dann — wenn er merkt, daß es nichts bedeutet hat —
was dann, Buck?”
Daniels griff nach ihrer Hand und klopfte ſie beſänftigend,
wie ein Vater, der ſein Kind tröſtet.
„Ich habe dich geſehen, Kate, wie der Wind hereinbrach”
ſagte er zärtlich. „Wirſt du’s ertragen können, Kate? Wird das
ewig ſo bleiben, daß du Höllenqualen leideſt, wenn du ſie hörſt?”
Sie antwortete: „Wenn es nur um mich ginge! Ja, ich kann
es aushalten. Nachgerade habe ich angefangen zu glauben, daß
ich alles aushalten kann. Aber wenn ich Dad anſehe, dann fteht
mir das Herz ſtill — und du — o Buck, es tut weh, es tut weh!”
Sie zog ſtürmiſch ſeine Hand an die Bruſt. „Wenn es wenigſtens
etwas wäre, gegen das man ankämpfen kann.”
Buck Daniels ſeufzte. „Kämpfen?” Gegen ihn? Kate, du
biſt ja todmüde, geh zu Bett, Kleines, und verſuch’ nicht mehr
da=
ran zu denken — und Gott ſteh uns bei!”
Sie wandte ſich von ihm weg und glitt an dem Doktor
vor=
bei, mit Augen, die nicht ſahen.
Buck Daniels ſetzte den Fuß auf die erſte Treppenſtufe. Byrne
lief ihm nach und faßte ihn am Aermel. Sie gingen zuſammen
hinauf.
„Miſter Daniels,” ſagte der Doktor, „ich muß Sie unbedingt
für einen Augenblick unter vier Augen ſprechen. Wollen Sie mit
mir in mein Zimmer kommen?”
„Doc,” ſagte der Cowboy, „ich brauch’ meinen Schlaf, und
mir iſt es verdammt wenig ums Reden zu tun. Können Sie nicht
bis morgen warten?"
„Hier iſt ſchon viel zuviel gewartet worden, Daniels”,
er=
klärte Randall. „Was ich zu ſagen habe, muß jetzt geſagt werden.
Kommen Sie rein?”
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 16
Dienstag, den 28. Mai 1929
Nummer 146
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„Ledige Mütter
Ein Film, der das ewige Menscheitsthema von Liebesglück und „Sünde‟ behandelt.
Im Jahre 1777 schrieb Friedrich der Große an Voltaire:
. ehemals sah man es für eine Schande an, Mädchen zu heiraten, die Mütter waren, ohne einen Mann
gehabt zu haben. — lch beschättige mich jetzt mit der kdee, wie ich diese Ansicht ausrotten will. — Vielleicht
gelingt es mir!
Ist es ihm gelungen?
Sehen Sie sich den Film an. Es spielen die Hauptrollen:
F argarete Schlegel, Helga Thomas, Frieda Richard, Walter Slezak, Werner Fütterer, Hermann Valentin, er ist als
„künstlerisch” anerkannt.
Vorher ein spannender Wildwesttilm:
Die Falschspieler von Mesguite!
Hauptrolle: Blg Boy Williams.
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Das pflegt man sich erst zu überlegen,
wenn es sich um Reste handelt.
Haarwurzel-
schwäche und dementsprechender Haarausfall
nehmen einen so schleichenden Fortgang — das ist
die Regel —, bis eines Tages der kümmerliche
Haar-
bestand die Herstellung der gewohnten Frisur kaum
noch ermöglicht. Ja — wenn Haarausfall und Clatze
weh täten, würde man rechtzeitig bemüht sein, die
Verödung des Haarbodens zu verhindern.
Soll der Haarboden ſeine 75—100000 Haare ſtündlich, täglich, jahraus, jahrein wachſen laſſen, ſo darf er
keine läſtige Schinnenbildung, keine übermäßige Fettabſonderung und keine Verhornung (Hyperkeratoſe) aufweiſen.
Liegt trotz geſunden Haarbodens kümmerlicher Haarwuchs vor, ſo bringen die Haarwurzeln nicht mehr die
zu vollem Haarwuchs erforderliche ungeheure Wachstumsenergie auf (Dorzeitiger Haarausfall).
Betrachtet man ſeine Photographien — oder die von Bekannten, — die 10 bis 15 Jahre auseinander liegen,
ſo wird man faſt ſtets feſtſtellen, daß die Haarfülle von einſt nicht mehr vorhanden iſt. Das iſt nicht naturgewollt
und trifft doch ſo viele, weil entweder die Haarpflege mangelhaft oder gar
ſchädlich war. Darum ſoll unſere wirklich umfaſſende Aufklärung über das
Geheim=
nis des Haarwuchſes und über Art und Mittel
der Behandlung von Haarboden, und haar
jedem Leſer die Möglichkeit geben, ſich das
charakteriſtiſche Merkmal ſeines
Aus=
ſehenswiederzugewinnen und zu erhalten.
Im Vordergrund ſtehen folgende Fragen:
1. Iſt die geſchwächte Haarwurzel zu einer
Steigerung ihrer Funktion (Haarbildung)
zu bringen? (Glatze).
2. Welche Rolle ſpielen dabei die nach dem
bekannten Silvikrin=Derfahren gebotenen
Bauſteine des Haares?*)
5. Iſt man ohne einſchlägige Kenntniſſe
im=
ſtande, Haarboden und haar
zwechent=
ſprechend zu pflegen, den Weizen von
Ein häufiger Fall des Haarſchwundes ohne
der Spreu zu ſondern?
Die Wirkung der „Silvikrin=Haarkur
kom=
jede Urſache — etwa von der Art, wie ihn
plett”, die als Haarwuchsmittel entſcheidenden
Univ.=Profeſſor Dr. med. Polland beſchreibt.
Die Antwort auf dieſe Fragen finden Sie
Wert beſitzt.
in dem Büchlein „Die Erhaltung und
Wiedergewinnung unſeres Kopfhaares”.
Die wertvolle einſchlägige Literatur iſt in
dieſem Werkchen verarbeitet. Neue
Ge=
dankengänge zu den Lebensvorgängen in
unſeren Geweben ſind in leicht
verſtänd=
licher Form zum Ausdruck gebracht. Der
Univerſitätsprofeſſor ſowohl wie auch der
praktiſche Arzt ſind aus ihren Mitteilungen
ſoweit zitiert, wie es zur Erläuterung der
Silvikrin=Haarkur komplett erforderlich
iſt. hier nur als Beiſpiel eine Stelle aus
der Publikation des bekannten
Dermata=
logen Univerſitätsprofeſſor Dr. med.
Polland: „Gleichzeitig wurde auch der
30jährige Sohn der Dame behandelt, ein
*) Bauſteine des Haares ſind Schwefelalbumoſen.
Es muß bei ihrem eigenartigen, von Heffter
be=
ſchriebenen Charaßter gewiſſermaßen auf eine
treibende Kraft, wie bei den Fermenten der
Hefe, geſchloſſen werden. Man gewinnt ſie nach
einem patentierten Derfahren direkt aus
ge=
reinigtem Menſchenhaar.
hier abtrennen!
Druckſache
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typiſcher Fall: Bis zu 20 Jahren reicher Haarwuchs, dann ſehr raſcher Haarverluſt, jetzt
ſehr weit einſpringende Schläfenechen, eine faſt ausgebildete Glatze von der Stirn bis zum
Scheitel mit ſpärlichem Flaumhaarreſt, Haut aber noch nicht atrophiſch. Dieſer eigentlich
wenig ermutigende Fall, bei dem die verſchiedenſten üblichen Behandlungsverſuche völlig
ver=
ſagt hatten, zeigte ſchon nach verhältnismäßig kurzer Silvikrin=Behandlung — die allerdings
ſehr gewiſſenhaft, zum Ceil unter meiner Aufſicht, durchgeführt wurde — einen faſt
verblüffenden Erfolg: Die haare begannen raſch und reichlich zu ſprießen, waren anfangs
flaumig, aber ein beträchlicher Ceil wuchs in die Länge und wurde ſtärker. Die Haare ſind
jetzt ungefähr 8 cm lang und ſtehen beſonders an der Stirnhaargrenze dichter!“
Andere Kerzte — Prinz, Perlmann, Jordan, Speyer, Abel uſw. — konnten in den
ver=
ſchiedenſten Fällen kümmerlichen Haarwuchſes über volle Erfolge berichten; auch bei Glatzen,
bei denen die Haut noch nicht atrophiſch war, ſtellte ſich allmählich ein in dieſen Fällen
be=
ſonders beglückender Erfolg ein.
Herr Dr. med. Dictor Mentberger, ehem. Oberarzt der Univerſitäts=Hautklinik
in Straßburg, jetzt Jacharzt für Hautkrankheiten und Kosmetik ſchreibt:
„Die umfangreiche Literatur über Silvikrin — beſonders die eingehende Arbeit von
Polland in der Heitſchrift „Die Cherapie der Gegenwart”, — haben mich veranlaßt,
ein=
gehende Derſuche mit Silvikrin anzuſtellen.
Fräulein See Holz bedient ſich
zu ihrer Haarpflege des Silvikrin=
Sluids, des Silvikrin=Shampoons
und insbeſondere von Heit zu
Heit der „Silvikrin=haarkur
komplett‟. Das iſt das
Ge=
heimnis ihrer äußerſt
üppi=
gen Haarfülle.
Die „Silvikrin=Haarkur komplett”,
bedeutet eine äußerſt günſtige
Zu=
ſammenfaſſung aller für die Haarwuchs=
Regeneration in Betracht kommenden
Faktoren. Die zunächſt im
Dorder=
grund ſtehende Skepſis ſchwand, als
ich nach beharrlicher Anwendung ſelbſt
in ſchwer zugänglichen Fällen Erfolge
ſah. Polland ſagt nicht zuviel, wenn er
dem Silvikrin=Derfahren entſcheidenden
Wert zuweiſt. Aus dem Silvikrin=
Der=
fahren auch Haarpflegemittel abzuleiten
lag nahe: Ihr Kopfwaſſer Silvikrin=
Fluid und Ihr Silvikrin=Shampoon ſind
Haarpflegemittel, die ich perſönlich gern
benutze und beſonders dringend denen
empfehle, deren Haarwuchs von Natur
aus ſchwach iſt.”
Die angeführten Mitteilungen dieſer
Fachmediziner werden zweifelsohne
freu=
dige Gewißheit bei ſehr vielen, die
von Haarausfall, ſpärlichem
Haar=
beſtand oder gar Glatze betroffen
ſind, auslöſen.
Dieſes Bilderpaar demonſtriert den eklatanten
Erfolg, der bei völliger Glatze durch konſequente
Silvikrin=Behandlung erzielt werden konnte. Die
Glatze hat ſich wieder mit deutlich ſichtbaren,
zunächſt noch feinen härchen bedecht. Das iſt
eine draſtiſche Beſtätigung der von Univ.=Prof.
Dr. med. Polland gemachten Beobachtungen, daß
die Silvikrin=Kur, die ſcheinbar auch hier am
Ende ihrer Lebenskraft ſtehenden Haarwurzeln
zu erneuter Haarproduktion bringen konnte.
Dieſe Gewißheit wird ſich
bei Ihnen noch ganz gewiß
ſtärken, wenn Sie erſt unſer
Beweismaterial (koſtenlos)
in vollem Umfang zur Hand
haben. Um Ihr volles Haar
wiederzugewinnen und es
nachher durch
haarwuchs=
fördernde Pflege dauernd
zu erhalten, ſind unbedingt
beſtimmte Kenntniſſe
not=
wendig, die den wenigſten
eigen ſind. Wie viele tun
„alles Mögliche”, für ihr
Haar und müſſen dann im
Taufe weniger Jahre
pein=
voll feſtſtellen, daß trotz
allen Geldaufwandes und
aller Mühe das einſt ſchöne
Haar eben dünner
gewor=
den iſt.
Mit der Ausfüllung und
Einſendung der
Gratis=
bezugskarte haben Sie
den Weg eingeſchlagen, der
nach den Derſuchen
pro=
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1. 1 Probe Silvikrin in sorm von Shampoon. Eine einzige
kopf=
waſchung damit genügt, um Schinnen und Porenverſchmutzung (Fett, Schweiß) zu
ent=
fernen und das haar wunderbar locher und leicht friſierbar zu machen.
2. Das Büchlein „Die Erhaltung und Wiedergewinnung unſeres
Kopfhaares” mit einem Dorwort von Prof. Dr. med. Lipliawsky.
5. Mediziniſche Berichte über die neueſten Erfolge des Silvikrins.
4. Berichte aus Gebraucherkreiſen.
Name:
Wohnort-Poſt:
Straße:
Kdreſſe deutlich vermerken.
Silvikrin=Dertrieb, G. m. b. H.
Berlin SW 68, Klexandrinenſtr. 25/26.