Ginzelnnmmer 10 Pfennige
NN
W
A
Tüdter A
A
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Bel wöchentliſch 7 maligem Erſcheinen vom 1. Mal
bis 31. Mai 2.18 Neſchsmark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmart, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmark ſrei Haus. Poſibezugspreis
im Mal ohne Beſtellgeld monatlich 2.75 Reichemark.
Verantworilichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern inſolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obne Verbindlichteit für uns. Poſſcheclonto
Franffurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 126
Dienstag, den T. Mai 1929.
192. Jahrgang
2 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſitadi 25 Reichspfs.
Finanz=Anzelgen 40 Reichspfg. Reilamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichepfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Reliame=
zelle 300 Neichsmark. Alle preiſe in Reichsmart
4 Doſſar — 420 Mark. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streikt uſw., erliſcht
tede Verpſchtung auf Efüllung der
Anzeſgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſtonto Deutſche Bani und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Por der Entſcheidung in Paris.
Die Modglikäten des Houng=Planes. — Zuſtimmung Dr. Schachts. — Enkgegenkommen bis zur äußerſten
Gkenze. — Ruhige Beurkeilung der Lage in London, Nervoſitkäk bei den Franzoſen.
*
Fronkwechſel in Paris.
Am Dienstag, wenn der franzöſiſche Hauptdelegierte Moreau
ſich ſeinen Bürgermeiſterpoſten in der Provinz zurückerobert hat,
ſoll nun endlich die Entſcheidung in der neuen Kriſe der Pariſer
Konferenz fallen. Was für den Wechſel maßgebend oder
ent=
ſcheidend geweſen iſt, läßt ſich von Berlin aus noch nicht genau
überſehen. Eine Rolle hat zum mindeſten auch der heilloſe
Schrecken geſpielt, der den Gläubigermächten angeſichts der
Deviſenentwicklung der Reichsbank in die Glieder gefahren iſt.
Sie ſehen, wie nahe ſie der Gefahr ſind, keine Deviſen mehr aus
Deutſchland zu bekommen, und da mag ihnen der Sperling in
der Hand ſicherer ſein als die Taube auf dem Dache. Für die
deutſche Delegation haben aber doch noch andere Geſichtspunkte
eine Rolle geſpielt.
Sie hat wiederholt betont, daß ihr Eingehen auf die
An=
regung Owen Youngs ſich wirtſchaftlich nicht mehr rechtfertigen
läßt, ſondern nur politiſch zu erklären iſt. Das klingt wohl
ab=
ſichtlich etwas geheimnisvoll. Was darunter zu verſtehen iſt,
werden wir ſpäter erſt erfahren. Dr. Schacht hat aber auch darauf
beſtanden, daß in den Plan Sicherheitsklauſeln hineingebaut
wer=
den, die nach zehn Jahren eine Ueberprüfung der deutſchen
Zahlungen gewährleiſten, ſobald ſich herausſtellt, daß in dem
Young=Plan die deutſche Leiſtungsfähigkeit überſchätzt iſt. Für
die erſten zehn Jahre iſt ja auch der Unterſchied von dem
Vor=
ſchlag, der deutſchen Sachverſtändigen nicht allzu groß. Sie
hatten angeboten gleichmäßige Jahresleiſtungen von 1,650
Mil=
liarden, und wir hätten jetzt zu zahlen 1800 Millionen, alſo 150
Millionen jährlich mehr. Erſt die folgenden Jahrzehnte würden
eine Steigerung über die 2 Milliardengrenze bringen. Aber
darüber wäre dann erſt nach Ablauf der Friſt von einer neuen
Sachverſtändigenkonferenz ein letztes Wort zu ſprechen. Es
er=
ſcheint außerdem durch die Möglichkeit eines zweijährigen
Moratoriums nicht nur für den Transfer, ſondern auch für die
Aufbringung eine Schonfriſt für den Notfall vorgeſehen zu ſein,
und die Klippe der Zeitdauer hat Owen Young dadurch
um=
fahren, daß er herausrechnet, die Reparationsbank werde in den
nächſten 37 Jahren genug Gewinne gemacht haben, um daraus
die Zahlungen der letzten 20 Jahre leiſten zu können, ſo daß ſich
auch hier der deutſche Standpunkt durchgeſetzt haben würde.
Wir warten ab, wie die wirtſchaftlichen Sicherungen
aus=
ſehen werden, die ſich aus der Verteilung in Transfer
Sachliefe=
rungen und aufbringungsgeſchützten Teil ergeben. Dr. Schacht
hat die enge Fühlung mit den Amerikanern wieder
zurück=
gewonnen. Die Japaner haben ſich dazugeſellt. Auch die
Eng=
länder und Italiener ſind bereits umgefallen. Der ganze
Wider=
ſtand liegt alſo bei den Franzoſen. Bleiben ſie unnachgiebig,
dann würde ſich die Lage verſchieben, daß das Gutachten der
Mehrheitskonferenz gegen ihre Stimmen zuſtandekommen wird.
Deutſchland hätte damit aber auch den Beweis erbracht, daß es
mit ſeinem Entgegenkommen bis über die Grenze des
wirtſchaft=
lich Möglichen hinausgegangen iſt. Zweifellos werden es aber
die Franzoſen ſoweit nicht kommen laſſen. Lieber werden auch
ſie den ſicheren Gewinn mitnehmen. Dann bleibt für uns
gegen=
über dem Dawesplan für die nächſten Jahre immerhin noch eine
Entlaſtung um jährlich 750 Millionen. Niemand wird eine
Prognoſe aufzuſtellen wagen, ob wir dieſe Summen ſchaffen
kön=
nen. Wir können ſie aber überhaupt nur ſchaffen, wenn die
Er=
keichterung des Augenblicks ausgenutzt wird, um unſer
Steuer=
ſyſtem auf eine geſunde Baſis zu ſtellen, und die eingeſparten
Millionen zur Verbilligung des ganzen Wirtſchaftsapparates
benutzt werden, nicht aber — und das muß in der erſten Stunde
ſchon geſagt werden —, wenn etwa verſucht werden ſollte, ſie
zur weiteren Ausgeſtaltung des Etats und in der Sozialpolitik
zu verpulvern.
Der Zahlungsplan Owen Boungs.
TU. Paris, 6. Mai.
Bei dem ſogenannten Young=Vorſchlag, zu dem Deutſchland
bereits ſeine Zuſtimmung am Samstag gegeben hat, handelt es
ſich um keine Denkſchrift, ſondern um eine tabellariſche Aufſtellung
einer Zahlenreihe, der ein Verteilungsſchlüſſel für die
Gläubiger=
mächte beigefügt iſt. Der Vorſchlag geht von folgenden
Jahres=
raten aus: Die deutſchen Zahlungen ſollen mit 1675 Millionen
Mark (oder 1650 Millionen) beginnen und jährlich um je 25
Mil=
lionen anſteigen. Im Laufe der 37 Jahre werden ſie einen
Durch=
ſchnitt von 1980 Millionen ergeben. Ein Teil dieſer Zahlungen
iſt transferungeſchützt. Das geometriſche Mittel der erſten zehn
Jahre beläuft ſich auf 1760 bis 1787. Der Zinſendienſt für die
Dawesanleihe iſt hierbei nicht einbegriffen. Falls man ihn
hin=
zurechnet, ergibt ſich ein Jahresdurchſchnitt während der erſten
37 Jahre von 2049 Millionen, während die Gläubiger einen
geo=
metriſchen Jahresdurchſchnitt von 2198 in ihrer bekannten
Denk=
ſchrift auf der Grundlage von 5,5 v. H. gefordert hatten. Es
fehl=
ten jedoch bei dieſer Forderung der Gläubiger die 55 Millionen
für die amerikaniſchen Beſatzungskoſten, die in dem jetzigen
Youngvorſchlag aufgenommen ſind.
Die deutſchen Borbedingungen. — Proviſoriſche
Löſung mit Reviſionsklauſel.
Die deutſchen Vorbedingungen für die Annahme des Young=
Vorſchlages ſind in der Nacht zum Montag fertiggeſtellt worden
und Montag früh durch Dr. Schacht Owen Young überreicht
wor=
den. Sie ſollen bekanntlich als Grundlage für die weiteren
Be=
ſprechungen Youngs mit den alliierten Vertretern dienen. Es ſteht
in ihnen nichts, was nicht bisher in den Verhandlungen zwiſchen
den Abordnungen beſprochen wurde. Die Bedingungen ſind aus=
ſchließlich, wie beſonders betont werden muß, wirtſchaftlicher Art.
Die amerikaniſche Abordnung hat auch durch dem Mund Owen
Youngs bereits mitgeteilt, daß ſie deren Annahme für angebracht
erachte.
Die deutſchen Sachverſtändigen ſehen ſich gezwungen, wenn
ſie von den Zahlen abweichen, die ſie wirtſchaftlich allein vertreten
zu können glaubten, in Bedingungen Schutzmaßnahmen zu
ver=
langen, die nicht nur für den Schuldner, ſondern auch für die
Gläubiger in gleichem Maße von Wert ſein müſſen.
Die Auffaſſung der deutſchen Sachverſtändigen iſt bekannt.
Sie glauben nicht, daß es möglich ſei, ein wirtſchaftlich
begrün=
detes Urteil über eine längere Zeitſpanne als über zehn Jahre
abgeben zu können. Eine Regelung über zehn Jahre hinaus iſt
nichts anderes als eine Schätzung oder Rückſicht auf politiſche
Zweckmäßigkeit.
Schon ſeit mehreren Wochen hat ſich gezeigt, daß die
Sach=
verſtändigenkonferenz nach rein wirtſchaftlichen Geſichtspunkten
nicht zu einem Ergebnis kommen kann. Es handelt ſich nach
die=
ſer Erkenntnis nur noch um die Frage, in welchem Ausmaß die
Sachverſtändigen auf politiſche Zweckmäßigkeit Rückſicht nehmen
ſollten. Sowohl für die Mitglieder des Sachverſtändigen=
Aus=
ſchuſſes als auch für den Schnildner muß die Möglichkeit beſtehen,
die jetzt in Ausarbeitung befindliche Regelung einer neuen
Be=
trachtung zu unterziehen, wenn ſich mit den Jahren ergeben ſollte,
daß die Ausführung des neuen Zahlungsplanes nicht möglich iſt.
Es handelt ſich hierbei um eine Art Reviſionsklauſel, die auf
An=
trag des Reiches eine neue Schätzung der deutſchen
Leiſtungs=
fähigkeit auslöſen muß. Es dürfte dabei wohl ein auf zwei Jahre
berechnetes Transfer=Moratorium vorgeſehen ſein, das
not=
wendigenfalls auch dadurch erreicht wird, daß die innere
Auf=
bringung der Kriegsentſchädigungen für eine gewiſſe Zeit
ein=
geſtellt werden könnte. Unter keinen Umſtänden kommt dabei,
wie dies im Dawesplan der Fall war, eine Schätzung der
Leiſt=
ungsfähigkeit auf Grund eines Wohlſtandsmittels in Frage.
Dieſe Reviſionsklauſel dürfte für die
Anwen=
dung des zukünftigen Young=Planes von
be=
ſonderer Bedeutung ſein.
Die Pariſer Abendpreſſe verhält ſich der durch das neue
Angebot Young=Schacht geſchaffenen Lage gegenüber im großen
und ganzen zurückhaltend. Offenbar will man der Entſcheidung
der amtlichen Vertreter Frankreichs, die nicht vor Dienstag zu
erwarten iſt, nicht vorgreifen. Außerdem wird die endgültige
Einigungsformel erſt am Montag dem Sachverſtändigenausſchuß
bekanntgegeben, ebenſo ſollen die ſchriftlich niedergelegten
deut=
ſchen Vorbehalte der deutſchen Gruppe, über die man ſich
mut=
maßlich ausläßt, behandelt werden.
Eine außerordentlich ſcharfe Sprache gegen die Amerikaner
führt die nationaliſtiſche Preſſe. So ſchreibt das „Echo de Paris”,
übrigens herrſche der naive Glaube, daß das wirtſchaftliche
Deutſchland, (von dem demokratiſchen Deutſchland wage wan
ſchon garnicht mehr zu ſprechen) uns von dem revancheluſtigen
Deutſchland befreien werde, wenn man ſo klug ſei, ſich mit ihm
zu verſtändigen. Nach dieſer Feſtſtellung brauche man ſich nicht
zu wundern, daß der Dollarimperialismus, der durch Owen
Young und ſeine Freunde vertreten ſei, mit den Deutſchen ein
gemeinſames Spiel treibe, da man Deutſchland jenſeits des
Ozeans oft als das geeignetſte Werkzeug für die Vorbereitung
der Vereinigten Staaten von Europa anſehe. Wenn die Bank
für Internationale Zahlungen wirklich Gewinne abwerfen werde,
ſo deshalb, weil ſie auf dieſer Forderung aufgebaut worden
ſei. Es wäre möglich geweſen, und es wäre für
anpaſſungs=
fähigere Delegierte heute noch möglich, die Verbindung zu
bre=
chen, die hergeſtellt ſei zwiſchen einem Schiedsrichter, der in
die=
ſem Falle wirklich zu ſehr eines Mindeſtmaßes moraliſcher
Auto=
rität entbehre, da er anderen Ländern ein Desintereſſement
emp=
fehle, das er ſelbſt nicht befolge, und einem deutſchen
Nationa=
liſten, deſſen Abſichten klar ſeien.
Der „Intranſigeant” iſt der Anſicht, daß ſich nach der
Rück=
kehr Moreaus um den neuen Zahlungsplan eine lebhafte
Dis=
kuſſion entſpinnen werde, die recht lange dauern könne. Moreau
werde vor allem darüber Aufklärung verlangen, ob der
fran=
zöſiſche Anteil an dem zu mobiliſierenden Annuitätenteil, der
nach dem alliierten Memorandum 42—43 Milliarden Franken
betragen ſollte, in dem neuen Projekt unberührt bleibe.
Zurückhalkung in London.
London, 5. Mai.
Die neue Wendung in den Pariſer Verhandlungen iſt in
London und nach den hier eingegangenen Berichten auch in
New York mit Genugtuung aufgenommen worden. Vor der
Rückkehr Moreaus nach Paris legt man ſich jedoch in der
Beur=
teilung der weiteren Ausſichten der Beſprechungen Zurückhaltung
auf, umſomehr, als die näheren Bedingungen, an die die letzten
Vorſchläge geknüpft wurden, noch nicht bekannt ſind.
Der letzte Plan der Pariſer Sachverſtändigen iſt am Sonntag
unter Zuſtimmung aller Gläubigervertreter durch Sir Joſiah
Stamp und Dr. Schacht in allen Teilen durchberaten worden.
Auf engliſcher Seite verlautet, die Vorbehalte, an die von
deut=
ſcher Seite die Annahme des Vorſchlages geknüpft werde, ſeien
rein wirtſchaftlicher Natur und in keiner Hinſicht politiſch.
Reform der Schlichkungsverordnang.
Zur Denkſchrift der Vereinigung der Deutſchen
Arbeitgeber=
verbände E. V., Berlin, wird uns vom Kartell der
Arbeitgeber=
verbände, Darmſtadt, geſchrieben:
Die Vereinigung der Deutſchen Arbeitgeberverbände E. V.,
Berlin, hat in dieſen Tagen in Fortführung der im vergangenen
Jahr eingeleiteten Beſtrebungen zur Reform des
Schlichtungs=
weſens ihre Vorſchläge zur Reform der Schlichtungsordnung
vor=
gelegt. Dieſe Vorſchläge werden für die Reichsregierung als
Material bei der Ausarbeitung der von ihr angekündigten
Denk=
ſchrift dienen, und bei der zu erwartenden Neugeſtaltung des
Schlichtungsweſens von Bedeutung ſein. Die Auffaſſung der
Ar=
beitgeber zur gegenwärtigen Regelung des ſtaatlichen
Schlich=
tungsweſens, deren Abänderung wiederholt gefordert worden iſt,
verdient angeſichts der Wichtigkeit des Problems, der
Oeffentlich=
keit näher bekannt gemacht zu werden.
Die Vorſchläge behandeln den Zweck der Schlichtung (T), die
Organiſation der Schlichtungsbehörden (II), das Verfahren vor
den Schlichtungsbehörden (III), und die Verbindlichkeitserklärung
von Schiedsſprüchen (TV).
I. Zweck der Schlichtung.
Der Zweck der Schlichtung wird in der Erhaltung des
Wirt=
ſchaftsfriedens durch Hilfeleiſtung bei Geſamtſtreitigkeiten über die
Negelung von Arbeitsbedingungen geſehen. Der Durchführung
dieſes Zweckes ſollen in erſter Linie die durch freie Vereinbarung
zwiſchen den Parteien geſchaffenen tariflichen Schlichtungsſtellen
dienen. Die Aufgabe der ſtaatlichen Schlichtung beſteht darin,
in Fällen, in denen vereinbarte Schlichtungsſtellen nicht beſtehen,
auf Anruf beider Parteien oder im Falle vorliegender ſtaatlicher
Geſamtintereſſen von Amts wegen die Hilfeleiſtung zur
Erledi=
gung der Geſamtſtreitigkeiten herbeizuführen.
Die Vereinigung legt beſonderen Wert darauf, zu betonen,
daß ſie in dem ideellen Moment der Befriedung unſeres
ſozia=
len und wirtſchaftlichen Lebens wie der inneren Befriedung des
Volks überhaupt den Endzweck jeder Schlichtung erblickt. Sie
ſteht deshalb im bewußten Gegenſatz zu der Auffaſſung, die der
Reichsarbeitsminiſter vertritt, der als Zweck der Schlichtung den
„Zwang zum Abſchluß von Tarifverträgen” bezeichnet. Eine
der=
artige Auffaſſung iſt unbedingt abzulehnen, weil es nicht angeht,
daß eines der Mittel, das zur Herbeiführung des
Wirtſchafts=
friedens dienen kann, als alleiniger Endzweck der Schlichtung
bewertet wird.
Der Selbſtverwaltung und Selbſtverantwortung der
Betei=
ligten entſpricht es, daß in erſter Linie freie
Parteivereinbarun=
gen entſcheidend ſind für die Wahl der Einrichtung und der
Mittel, die zur Herbeiführung und Erhaltung des
Wirtſchafts=
friedens geeignet ſind. Die von den Parteien in freier
Ver=
einbarung zur Regelung ihrer Streitigkeiten geſchaffenen
Schlichtungsſtellen ſollen deshalb die ausſchließliche
Zuſtändig=
keit zur Schlichtung der Streitigkeiten erhalten. Für die
ſtaat=
liche Schlichtung iſt in ſolchen Fällen überhaupt kein Raum.
Die Aufgabe der ſtaatlichen Schlichtung beſteht lediglich
darin, dann tätig zu werden, wenn vereinbarte
Schlichtungs=
ſtellen nicht vorhanden ſind. Als Vorausſetzung für das
Tätig=
werden der Schlichtungsbehörden wird der Anruf beider
Par=
teien verlangt. Mit dieſer Forderung ſoll die Stärkung des
Verantwortungsgefühls beider Parteien erreicht werden. Ein
Einſchreiten der ſtaatlichen Schlichtungsbehörden in
Geſamt=
ſtreitigkeiten über Arbeitsbedingungen von Amts wegen ſoll im
Gegenſatz zu dem geltenden Recht nur dann geſtattet ſein, wenn
das „ſtaatliche Geſamtintereſſe” es erfordert, zur Erhaltung des
Wirtſchaftsfriedens einzugreifen.
II. Organiſation der Schlichtungsbehörden.
Die Errichtung, Zuſammenſetzung und Geſchäftsordnung der
freivereinbarten Schlichtungsſtellen ſoll ausſchließlich
Sache der Beteiligten ſein. Für die Durchführung der
ſtaat=
lichen Schlichtung wird die Ernennung ſtändiger
hauptamt=
licher Schlichter für große Wirtſchaftsgebiete von der
Reichsregie=
rung vorgeſchlagen. Die Ernennung der Schlichter und die
Be=
ſtimmung und Abgrenzung der Schlichterbezirke ſoll mit
Zuſtim=
mung der beteiligten Gruppen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer
erfolgen.
Dem geſunden Gedanken verantwortlicher Selbſtverwaltung
entſpricht es, daß die Errichtung, Zuſammenſetzung und
Ge=
ſchäftsordnung der tariflichen Schlichtungsſtellen ausſchließlich
Sache der Parteien bleibt.
Der Forderung nach Einſchränkung des ſtaatlichen
Schlich=
tungsweſens zugunſten verſtärkter Einrichtung freiwilliger
Schlichtungsſtellen parallel geht das Verlangen, die Zahl der
ſtaatlichen Schlichter zu verringern. In dem Vorſchlag über die
neue Organiſation iſt der Wegfall der ſeither beſtehenden
Schlich=
tungsausſchüſſe enthalten. Hierdurch ſollen wiederum die
Par=
teien der freien Einigung über den Streit näher gebracht
wer=
den. Der Vorſchlag trägt auch dem Verlangen nach der
Ver=
waltungsvereinfachung und Koſtenerſparnis Rechnung, da durch
Wegfall eines weſentlichen Teils der jetzigen ſtaatlichen
Schlich=
tungseinrichtungen eine nicht unweſentliche Einſchränkung der
Verwaltungsausgaben eintreten würde.
III. Verfahren vor den Schlichtungsbehörden.
Das Verfahren vor den vereinbarten Schlichtungsſtellen
ſollen die Parteien ſelber regeln. Im ſtaatlichen
Schlichtungs=
verfahren hat der Schlichter zunächſt die Herbeiführung einer
Eini=
gung zu verſuchen. Beim Mißlingen dieſes Verſuches ſoll er
be=
rechtigt und auf Antrag beider Parteien verpflichtet ſein, den
Streitfall einer Schlichterkammer vorzulegen. Die Kammer ſoll
aus dem Schlichter als unparteiiſchem Vorſitzenden und mehreren
Beiſitzern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer beſtehen. Gelingt
auch hier eine Einigung nicht, ſo hat die Schlichterkammer das
Recht, einen Schiedsſpruch abzugeben. Für ſein Zuſtandekommen
iſt einfoche Stimmenmehrheit erforderlich. Schiedsſprüche des
Dienstag, den 2. Mai 1929
Nummer 126
Seite 2
Schlichters allein ſollen ausgeſchloſſen ſein. Eine ſchriftliche
Be=
gründung des Schiedsſpruches wird unbedingt gefordert.
Die Grundſätze über das Verfahren übernehmen im
weſent=
lichen geltendes Recht mit einigen ſich als zweckmäßig
erweiſen=
den Reformgedanken.
Der Hebung der Selbſtverantwortung der Parteien dient
die Forderung der Notwendigkeit einfacher Stimmenmehrheit
für das Zuſtandekommen eines Schiedsſpruches. Hierdurch
wer=
den die Parteien gezwungen, vor der Schlichterkammer ernſthaft
über Vorſchläge und Gegenvorſchläge zu verhandeln und ſolche
Angebote zu machen, die in Form und Inhalt geeignet ſind, eine
Mehrheitsbildung in der Kammer herbeizuführen. Zugleich
ſollen auch taktiſch zweckbedingte, aber nicht ernſthaft zu
neh=
mende Anträge zukünftig vermieden werden. Um eine
gericht=
liche Nachprüfung hinſichtlich des rechtsgültigen
Zuſtandekom=
mens eines Schiedsſpruches zu ermöglichen, iſt als
Formpor=
ſchrift die Unterzeichnung des Spruches gefordert.
TV. Verbindlicherklärung von Schiedsſprüchen.
Grundſätzlich ſoll ein Schiedsſpruch, der nicht von beiden
Par=
teien angenommen iſt, nur verbindlich erklärt werden können bei
Geſamtſtreitigkeiten in lebenswichtigen Betrieben oder bei
Geſamt=
ſtreitigkeiten, welche die deutſche Volkswirtſchaft ſo ſtark treffen,
daß die Lebensmöglichkeit der Geſamtbevölkerung gefährdet iſt. Der
Begriff des lebenswichtigen Betriebs ſoll in einer beſonderen
Ver=
ordnung der Reichsregierung abgegrenzt werden, wobei von
vorn=
herein die meiſten landwirtſchaftlichen Arbeiten als lebenswichtig
anerkannt werden ſollen. Zuſtändig zur Verbindlichkeitserklärung
ſoll die Reichsſchiedsſtelle ſein, die aus einem beamteten, mit
rich=
terlicher Unabhängigkeit ausgeſtatteten Vorſitzenden und mehreren
nicht ſtimmberechtigten Unparteiiſchen, ſowie Beiſitzern der
Arbeit=
geber und Arbeitnehmer in gleicher Zahl zuſammen zu ſetzen iſt.
Eine Verbindlicherklärung iſt nur dann auszuſprechen, wenn
neben den oben genannten Vorausſetzungen, deren Prüfung
Auf=
gabe der Reichsſchiedsſtelle iſt, der Schiedsſpruch in wirtſchaftlicher
und ſozialer Beziehung berechtigt iſt. Alle Beſchlüſſe der
Reichs=
ſchiedsſtelle bedürfen einer ³⁄==Mehrheit. Die Verbindlicherklärung
erſetzt die Annahme des Schiedsſpruches.
Auch die Vorſchläge über die Verbindlicherklärung von
Schiedsſprüchen gehen von dem Grundgedanken aus, daß die
Hilfeleiſtung bei Geſamtſtreitigkeiten der ſtaatlichen
Schlich=
tungsorgane nicht identiſch mit der Schaffung eines
Zwangs=
tarifs iſt. In einer freien Wirtſchaft iſt es nicht Zweck und
Auf=
gabe des Staates, in die Sphäre privatwirtſchaftlicher und
privatrechtlicher Verträge, wie ſie die Regelung der
Arbeits=
bedingungen zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
dar=
ſtellt von ſich aus zwangsweiſe einzugreifen. Der Staat hat
ſich infolgedeſſen grundſätzlich vom Zwangseingriff in derartige
Dinge fernzuhalten. Nur dann iſt die Möglichkeit und die
Not=
wendigkeit eines Zwangseingriffs durch Schaffung eines
Zwangstarifs anzuerkennen, wenn die Bedeutung und die
Aus=
wirkung einer Geſamtſtreitigkeit über den Kreis der
privatrecht=
rechtlichen Intereſſen hinaus in den Kreis dringendſter
Staats=
aufgaben eingreift. Das iſt nur dann der Fall, wenn es ſich
um Streitigkeiten in lebenswichtigen Betrieben und um
Strei=
tigkeiten handelt, die eine Gefährdung der Lebensmöglichkeit der
Gefamtbevölkerung im Gefolge haben.
Die Vereinigung der Deutſchen Arbeitgeberverbände führt
in ihrer Begründung zu dieſem Abſchnitt weiter aus, daß die
Möglichkeit der Verbindlicherklärung noch nicht allein damit
ge=
geben iſt, wenn ein Streit vorliegt, der das Eingreifen ſtaatlicher
Schlichtung von Amts wegen rechtfertigt, und wenn in dieſem
Streit ein von beiden Parteien abgelehnter Schiedsſpruch
er=
gangen iſt. Auch in ſolchen Fällen könnte der Staat den Dingen
ihren freien Lauf läſſen. Ein Zwang zur Verbindlicherklärung
iſt alſo mit der von Amts wegen erfolgten Einleitung eines
ſtaat=
lichen Schlichtungsverfahrens nicht verbunden. Die
Notwendig=
keit der Verbindlicherklärung greift erſt bei dem Vorliegen der
beiden beſonders genannten Vorausſetzungen Platz. — Um das
Verfahren in weitgehendem Umfang zu verſachlichen und
poli=
tiſch zweckbedingte Entſcheidungen auszuſchalten, wird die
Er=
richtung einer politiſch unabhängigen Reichsſchiedsſtelle
vorge=
ſchlagen. Die Reichsſchiedsſtelle ſoll als Organ des Staats nur
dem Geſetz unterworfen. die Entſcheidung über die
Verbindlich=
erklärung fällen. Durch die vorgeſchlagene Art der Beſetzung
und das Zuſtandekommen der Beſchlüſſe der Reichsſchiedsſtelle
ſoll der Gedanke der paritätiſchen Selbſtverwaltung wiederum
gefördert werden. Betont wird mit dem Verlangen einer
quali=
fizierten Mehrheit beim Zuſtandekommen eines Beſchluſſes auch
hier bewußt das Moment der Einigung, wobei auf die in der
Begründung des Entwurfs einer Schlichtungsordnung im
Jahre 1922 niedergelegten Richtlinien der Reichsregierung zum
Verbindlichkeitsverfahren zurückgegriffen wird. Hinſichtlich der
Rechtswirkung der Verbindlicherklärung hält die Vereinigung
an dem beſtehenden Rechtszuſtand feſt, wonach verbindlich
er=
klärte Schiedsſprüche lediglich privatrechtliche Beziehungen
zwi=
ſchen den Vertragsparteien ſchaffen.
Vom Tage.
Unter großem Andrang des Publikums begann geſtern vor dem
Amtsgericht München=Au der neue Hitler=Prozeß, der ſich um
den Vorwurf dreht, daß die italienfreundlliche Haltung Hitlers in der
Südtiroler Frage auf italieniſche Geldunterſtützungen zurückzuführen ſei,
Die engl. Botzſchaft hat ſih in Berlin nach der Perſönlichkeit und den
Todesumſtänden des neuſeeländiſchen Journaliſten
erkundigt. Feſt ſteht, daß er trotz Verwarnung ſich auf eigene
Veraut=
wortuny in die gefährdete Zone begehen hat. Morgen wird die Leiche
obduziert werden.
Der Reichskanzler hat dem neuen öſterreichiſchen
Bundes=
kanzler Streeruwitz auf deſſen Begrüßungstelegramm ein
herzlich gehaltenes Antworttelegramm geſandt.
Die Truppen Aman Ullahs haben unter ſeiner perſönlichen
Führung in der Nähe der Stadt Karabag einen Sieg über Habib Ullah
erringen können. Dabei machte Aman Ullah 4000 Gefangene.
Nach einer Meldung aus Tſinanfu haben die Truppen der
Nankingregierung die Stadt beſetzt. Tſinanfu hat ſich ſeit
Mai 1928 im Beſitz der Japaner befunden.
Die chineſiſche Geſandſchaft in Paris hat der franzöſiſchen
Regie=
rung eine längere Note übermittelt, in der ſie den Wunſch
ausſpricht, daß die Beſchränkungen der chineſiſchen Souveränität au
dem Gebiete der Juvisdiktion ſobald als möglich aufgehoben werden
möchten.
Am Samstag wurde in der Nähe der Stadt Kaifong ein
Mord=
anſchlag gegen Marſchall Feng verübt. Die Attentäter
verſuchten, den Zug des Marſchalls, der ſelbſt nicht in ihm fuhr, in die
Luft zu ſprengen. Sieben Soldaten der Leibwache ſind ums Leben
gekommen.
9ei Henangsäntet.
Die Sprunghaftigkeit, die das Zeichen des Kurſes der
Reichs=
regierung in den letzten Monaten geweſen iſt, hat ſich auch wieder
bei der Ankündigung der neuen Anleihe gezeigt. Am Samstag
abend iſt das Reichsfinanzminiſterium plötzlich mit der
Mit=
teilung hervorgetreten, daß beſchloſſen ſei, eine Anleihe von 500
Millionen aufzulegen und gleichzeitig die im Beſitze des Reiches
befindlichen Vorzugsaktien der Reichsbahn zu kommerzialiſieren.
Der entſprechende Geſetzentwurf iſt dem Reichsrat bereits
zu=
gegangen, ſo daß er zu Beginn der kommenden Woche ſchon im
Reichstag beraten werden kann. Große Begeiſterung wird er
nirgends auslöſen. Die Befreiung von der
Kapitalertrags=
ſteuer, der Einkommensſteuer, der Vermögensſteuer und der
Erbſchaftsſteuer bedeuten eine ſolche Häufung von
Vor=
zügen, daß ſie vermutlich einen ſtarken Anreiz bilden und die
verlangte halbe Milliarde ſehr raſch zuſammenbringen. Fragt
ſich nur um welchen Preis. Mag ſein, daß der nominelle
Zins=
fuß nicht viel über 7 Prozent liegt und daß auch ein
Ausgabe=
kurs von 98 Prozent erreicht wird — die Einzelheiten ſtehen noch
nicht feſt —, aber die Anleihe wird das Reich ſehr teuer zu ſtehen
kommen. Zunächſt einmal bedeutet die Befreiung von der
Ka=
pitalertragsſteuer einen Ausfall von 10 Prozent der Verzinſung.
Dazu kommen dann noch die weiteren Verluſte, die ſich aus der
allgemeinen Steuerfreiheit ergeben und die individuell
verſchie=
den ſind. Da bei der höchſten Einkommenſteuerſtufe die
Steuer=
quote bis zu 40 Prozent ſteigt, kann es eigentlich für einen
Groß=
kapitaliſten kein beſſeres Geſchäft geben, als einen erheblichen
Teil ſeines Beſitzes in dieſer neuen Anleihe anzulegen. Er
kappt dadurch die Soitze ſeines Einkommens mit den höchſten
Steuerſätzen, entzieht alſo dem Reiche Einnahmen, die weit über
die offizielle Verzinſung hinausgehen. Der Ausfall iſt für das
Reich natürlich ſchwer zu berechnen. In Börſenkreiſen taxiert
man, daß die Anleihe für das Reich eine Verzinſung von über
12 Prozent bedeuten wird. Das iſt reichlich teuer und auch die
Bedingungen, mit denen jetzt das Reich an den Kapitalmarkt
herantritt, ſind eigentlich eines großen Staates unwürdig. Die
Aufnahme der Pläne des Reichsfinanzminiſters iſt denn auch an
der Börſe mehr als geteilt, zumal die deroutierenden Folgen
noch zu berückſichtigen bleiben, die ſich für die übrigen
feſtverzins=
lichen Werte ergeben. Wer ſich ausrechnen kann, daß er auf dieſe
Weiſe mehr als 12 Prozent Verzinſung herausſchlägt, der wird
natürlich einen großen Teil ſeines anderen Wertpapierbeſitzes
abſtoßen. Darunter leiden die Länder und Gemeinden nicht
allein, auch die Induſtrie und vor allem die landſchaftlichen
Pfandbriefe. Die Folge iſt nicht allein ein
Kursrück=
gang, ſondern auch ein völliges Erliegen am
Pfandbriefmarkt und der Siedlungskredite. Uns will ſcheinen,
als wenn man im Reichsfinanzminiſterium alle dieſe Folgen
nicht einmal bedacht hat, ſonſt wäre man kaum ſo vorſchnell
vor=
gegangen. Für den Dienstag ſind die Innen= und
Finanz=
miniſter der Länder nach Berlin berufen. Sie werden dabei
ſicherlich aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen und dem
Reichsfinanzminiſter vor Augen halten, daß es keinen
prak=
tiſchen Wert hat, den erlahmenden Kredit des Reiches wie in
dieſem Falle in die Höhe zu treiben, wenn dafür der Kredit der
Länder und Gemeinden auf der anderen Seite umſomehr ſinkt.
Großes Haus. — Montag, 6. Mai.
8. Sinfonie-Konzerk.
Eine glanzvolle Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie
beendete die Reihe der Sinfoniekonzerte des Landestheater=
Orcheſters. Das Werk trägt in jeder Beziehung derart den
Stem=
pel des Ungewöhnlichen, Gigantiſchen, daß jede Aufführung dieſes
Höhepunktes des Beethovenſchen ſinfoniſchen Lebenswerkes zu
einer Art von Muſikfeſt geſtaltet werden ſollte. Dies war dadurch
der Fall, daß der Muſik=Verein=Darmſtadt ganz weſentlich durch
zwei Wormſer Vereine, den erſt wenige Jahre alten Städtiſchen
Chor und die Geſangsabteilung des VfR. Alemannia 05, verſtärkt
wurde, und daß außerdem der Chor des Landestheaters
mit=
wirkte. Dadurch ergab ſich für die abſchließende Kantate — die
Bezeichnung Schlußchor erſcheint mir immer wie eine
Verkleine=
rung dieſem Rieſengebilde gegenüber — eine Klangfülle, wie wir
ſie ſeit langer Zeit in Darmſtadt nicht mehr gehört haben
Darüber hinaus war trotz der verſchiedenartigen
Zuſammen=
ſetzung der geſamte Chor unter Dr. K. Böhms begeiſternder Leitung
ſo eines Sinnes in der Hingabe an das Werk und ſo ſtimmfriſch
beſonders im Sopran, der ſonſt leicht gequält klingt, daß auch
hierin ein beſonderer Vorzug der Aufführung lag. Wie wertvoll,
daß eine große Anzahl der Chormitglieder auswendig zu ſingen
imſtande war und dadurch unendlich viel engere Verbindung
mit dem Dirigenten hatte.
Faſt noch außergewöhnlicher ſchien uns die künſtleriſche
Lei=
ſtung des Soliſten=Quartetts. Johannes Willy, auch ſonſt ein
Sänger erſten Ranges, ſang mit einer Wärme und gedanklichen
Durchdringung, daß ſein Solo wirklich zum Wendepunkt des
inneren Geſchehens der Sinfonie wurde. Das war ein
geſang=
liches und künſtleriſches Geſtalten von größt=denkbarer
Vollen=
dung, dem die Leiſtung von Ria Ginſter ebenbürtig
gegenüber=
ſtand. Auch bei ihr herrlicher Wohllaut der Stimme und
außer=
ordentliche Konzentration alles Könnens und Wollens auf das
Kunſtwerk ſelbſt. Daß zwei Mitglieder unſeres Landestheaders
die genannten auswärtigen Gäſte zu einem Quartett von
pracht=
vollem Wohllaut, ausgezeichneter Klangreinheit und faſt
inſtru=
mentaler Sicherheit ergänzten, gereicht ihnen zu hoher Ehre. Anna
Jacobs ſang das Altſolo, in dem wir ſie ſchon oft hörten, in der
altgewohnten Ueberlegenheit und Klongfülle, und auch Hans
Grahl fügte ſich ausgezeichnet ein, wenn auch ſeinem kriegeriſchen
Solo noch die letzte Freiheit und Siegesgewißheit fehlte.
Hochbedeutend und zugleich auch ſnbedingt überzeugend war
die Darſtellung der Sinfonie durch Dr. Karl Böhm. Wie wir
es von ihm gewohnt ſind, nahm er die Tempi der klaſſiſchen
Ueber=
lieferung, die erheblich von der Art vieler heutiger Aufführungen
abſtechen und die Klarheit und Formſicherheit der Beethovenſchen
Kunſt ſtärker hervorheben als Beethovens Kämpfernatur, die
fau=
ſtiſch nach der Vollendung ringt. Dies kam dem erſten Satz ebenſo
zu ſtatten, mit dem Zwiſchenſatz des Scherzos, das nach der
irr=
tümlichen Tempoangabe älterer Partituren oftmals mehr wie
atemlos gehetzt wird, durch die Breite wirkten die erſten Teile
des Adagio wunderſam verklärt, während in der ½½==Variation
allerdings Kleinigkeiten rhythmiſch unklar wurden. Herrlich
ge=
lang die Steigerung des letzten Teiles, bei der ſich die triebhafte
Geſundheit von Böhms Muſikempfinden mit bewundernswerter
Bewußtheit der Geſtaltung paarte.
Einen ebenſo großen Anteil wie die genannten Mitwirkenden
hatte das Landestheater=Orcheſter. Jeder der Künſtler ſpielte
mit wahrer Begeiſterung und völliger Hingabe. Für den Hörer
der Sinfoniekonzerte war die ſehr breite und wenig tiefe
Auf=
ſtellung inſofern klanglich neu, als die Bläſer dadurch
ungewöhn=
lich ſtark klangen. Für die akuſtiſche Wirkung des Theaterraumes
iſt die Feſtſtellung intereſſant, daß tatſächlich ein ſo großer Chor
bei der tiefgegliederten Bühne notwendig iſt, um das Orcheſter
an einigen Stellen klanglich zu überbieten. Iſt ein ähnlich ſt.”er
und klangvoller Chor bei den vielen Hunderten von
muſiklieben=
den und ſtimmbegabten Menſchen in Darmſtadt wirklich nicht
möglich? — Der 9. Sinfonie ging die Egmont=Ouvertüre voraus,
die in ihrer Formvollendung, ihrer Schwerblütigkeit und Wucht
ein bedeutungsvoller Auftakt für das Konzert war. Der
begei=
ſterte Beifall entſprach dem außergewöhnlichen Geſchehen.
Friedrich Noack.
Paul Claudel.
Zur Darmſtädter Erſtaufführung der
„Mittagswende‟.
„Achte, was mein iſt! Achte das Beſitztum des Vaters, der
Familie! Dieſes Königreich iſt geſchaffen worden von meinen
Vätern, und ich regiere über es kraft Ordnung der Erbfolge.
Nimm nicht, was mein iſt! Denn wo wird Segen ſein unter den
Menſchen, wenn du mit Füßen trittſt das heilige Recht der
Erb=
ſchaft!” In dieſen Worten des alten Königs in „Téte dor”
( „Goldhaupt”) ſieht Forſt=Battaglia, einer der gründlichſten
Kenner der neuen franzöſiſchen Literatur und zugleich einer der
ſtärkſten Verehrer Claudels, den weſentlichen, politiſchen und
ſozialen Grundgedanken von Claudels Metaphyſik.
Rotromt derodien.
Auf dem üblichen Wege einer Indiskretion haben wir wieder
einmal davon erfahren, daß die preußiſche Regierung den Beſchluß
gefaßt hat, die militäriſche Filiale der Kommuniſtiſchen Partei,
den Roten Frontkämpferbund und ſeine Anhängſel, Rote
Jung=
front und Rote Marine, aufzulöſen. Der Beſchluß ſoll ſogar
ſchon am 3. Mai gefaßt worden ſein. Da aber am 4. Mai das
Innenminiſterium noch ein beſtimmtes Dementi erließ, das auch
rückwärtsgeſehen durch keinerlei Zweckpolitik gerechtfertigt werden
kann, ſo iſt eher anzunehmen, daß dieſer Beſchluß etwas überſtürzt
zuſtandegekommen iſt, vielleicht durch ein Ultimatum des Berliner
Polizeipräſidenten Zörgiebel, der erklärte, er werde von ſich aus
ſelbſtändig vorgehen, wenn nicht der Innenminiſter ein
Macht=
wort ſpreche, was dann auch Herr Grſzinſki getan hat. Die
Zeit=
genoſſen aber beſtaunen wieder einmal einen Treppenwitz der
Weltgeſchichte, daß dieſelben Sozialdemokraten, die vor noch nicht
einem Jahre es als einen perſönlichen Sieg bezeichneten, als ſie
dem deutſchnationalen Innenminiſter v. Keudell das Verbot des
Roten Frontkämpferbundes zerſchlugen, jetzt, nachdem leider viel
Blut gefloſſen iſt, ſeine Politik machen müſſen. Herr Severing
hat ſich allerdings nicht dazu aufgerafft, das Verbot für das
ganze Reich zu erlaſſen. Er hat vielmehr nur den Ländern von
der Stellung Preußens Mitteilung gemacht und es ihnen
über=
laſſen, wieweit ſie daraus Folgerungen ziehen wollen. Der Kampf
iſt alſo nun auf der ganzen Linie entbrannt und wird von der
K.P.D. unterirdiſch mit aller Kraft weitergeführt werden.
Dar=
über beſteht jedenfalls kein Zweifel, daß die K.P.D. die Schlacht
nicht verloren geben wird. Sie hat in Berlin — von ihrem
Standpunkt aus geſehen ausgezeichnet gearbeitet. Ihre Leute
hatten den Auftrag, keine Ausweispapiere der Partei bei ſich zu
führen, und der Berliner Polizei iſt es bisher wenigſtens nicht
ge=
lungen, eine engere Verbindung der revoltierenden Elemente mit
ruſſiſchen Emiſſären oder auch nur mit Führern des
Rotfront=
bundes nachzuweiſen. Die Zuſammenhänge liegen aber zu klar
auf der Hand. Die unterirdiſchen Elemente, der Janhagel, hätte.
von ſich aus derartige Unruhen gar nicht inſzenieren können; er
geht aber mit, wenn er von anderer Seite geführt wird. Die
Drahtzieher des 1. Mai waren aber die Leute des
Rotfront=
bundes.
Jeder vernünftige Menſch wird das Verbot als durchaus
be=
rechtigt betrachten und nur eins bedauern, daß es zu ſpät kam.
Einige hundert Menſchen könnten noch am Leben oder im Beſitze
ihrer vollen Geſundheit ſein. Die taktiſche Lage der
Sozialdemo=
kraten wird allerdings dadurch nur noch ſchwieriger. Sie werden
Mühe genug haben, ſich bei ihrem linken Flügel Verſtändnis für
das „militäriſche” Vorgehen ihrer Führer zu finden, und auf
ihrem Parteitag wird wohl eine Abrechnung ſtattfinden.
bundes.
In Durchführung des vom preußiſchen Innenminiſter
er=
laſſenen Verbots des Rotfrontkämpferbundes einſchließlich der
Roten Jungfront und der Roten Marine ſind bei den genannten
Organiſationen das Inventar, das geſamte Material und die
Bankkonten beſchlagnahmt und ſichergeſtellt worden.
— Nachdem am Wedding 48 Stunden und in Neukölln 36
Stun=
den völlige Ruhe herrſcht, ſind die Polizeimaßnahmen
in beiden Stadtteilen heute aufgehoben worden.
Duisburg, 6. Mai.
In Ausführung des Verbotes ging die hieſige
Kriminal=
polizei heute früh zur Auflöſung der Duisburger Diſtrikte des
Bundes über. In allen dem Bund dienenden
Verſammlungs=
lolalen wurde das Rotfront gehörige Material, wie Geräte
Mobiliar, Fahnen, Muſilinſtrumente, beſchlagnahmt und auf
dem Polizeipräſidium ſichergeſtellt. Auch eine Menge Akten
wurde beſchlagnahmt. Die Aktion iſt, ſoweit bekannt, ohne jede
Störung vonſtatten gegangen.
Magdeburg, 6. Mai.
Die kommuniſtiſche Tageszeitung „Tribüne” iſt vom
Ober=
präſidenten der Provinz Sachſen für die Zeit vom 6. Mai bis
einſchließlich 26. Mai auf Grund des Geſetzes zum Schutze der
Republik vom 21. Juli 1922 verboten worden. Anlaß zu dem
Verbot gab der Leitartikel des Blattes vom 3. Mai, der ſich mit
den Berliner Vorgängen vom 1. Mai kritiſch befaßte, und zum
Schluß u. a. zur „Bewaffnung des Proletariats ſowie zur
Be=
gehung von Geſetzwidrigkeiten” aufforderte.
Das Magdeburger Büro des Rotfrontkämpferbundes iſt heute
vormittag polizeilich geſchloſſen worden.
München, 6. Mai.
Amtlich wird mitgeteilt: Das Staatsminiſterium des
In=
nern hat mit Entſchließung vom heutigen Tage den
Rotfront=
lämpferbund und die Rote Jungfront in Bayern mit allen
Nebenverbänden verboten und aufgelöſt. Das Vermögen wurde
beſchlagnahmt.
Claudel nimmt in der franzöſiſchen Literatur eine beſondere
Stellung ein. Seine Kunſt wurde durch ſeinen äußeren
Lebens=
gang beeinflußt und genährt. Der diplomatiſche Dienſt zeigte dem
jetzt Sechzigjährigen die Welt. Fünfzehn Jahre China führten
ihn in die Weisheit und Myſtik der alten öſtlichen Kultur ein.
Ueber die Konſulate in Prag, Frankfurt a. M. und Rom kam er
zu den Geſandtenpoſten in Braſilien und Dänemark und ſpäter
auf den Botſchafterſeſſel in Tokio. Die Einflüſſe aller dieſer
Länder ſtießen bei ihm auf ein gläubiges katholiſches Chriſtentum,
das den Untergrund ſeines Weſens bildet. Seine durchaus
kon=
ſervative Gedankenwelt führt zur Erfüllung des Menſchen in
Gott, dem Lenker alles Geſchehens.
Die „Téte dor” ſein erſtes Schauſpiel, kündigt den Unſegen
der Auflehnung gegen rechtmäßige Herrſchergewalt und die
Er=
löſung des Menſchen durch das Leid.
Nicht der von der Maſſe getragene Volksführer, ſondern nur
der alte ewige Glaube erhält die Welt und lenkt den neuen Staat,
— predigt „Laville‟.
Der „Repos du septieme jaur” zeigt Claudels religiöſe
An=
ſchauung auf der Grundlage alter chineſiſcher Weisheit. Der ſich
aufopfernden chriſtlichen Liebe iſt das verwandte Drama
„Annonce faite à Marie” („Verkündigung”) gewidmet.
An den Aufenthalt in Amerika erinnert „Bchange”, in dem
die Macht des Geldes durch die Reinheit der Geſinnung
bezwun=
gen wird.
Auf dieſer Grundlage entſtand 1916 „Partage de Midi”,
das Schauſpiel, das als „Mittagswende” in der
Ueber=
tragung von Roman Woerner an dem Heſſiſchen Landestheater
erſcheint.
Die Einzelſchickſale von vier Menſchen, auf ſittlich=religiöſer
Grundlage abgewandelt!
Um Yſe, die ſchlanke, blonde Frau, ſchlingt ſich die Kette
von drei Männern. Auf der Höhe des Meeres, auf der Fahrt
von Frankreich nach China treffen ſie zuſammen: „Mittag am
Simmel. Mittag auf der Höhe unſeres Lebens. Da
wären wir nun beiſammen, um dieſen nämlichen Wendepunkt
unſeres Augenblicksdaſeins, inmitten des vollkommenen
Hori=
zonts, frei, losgeſchürt, abgeſtoßen von der Erde wie ein
Billard=
ball von der Bande, vorwärts ſchauend und rückwärts.”
Cid. der Gatte, dem ſie in zehn Jahren willfährliche Gattin
var, fühlt ſich des Beſitzes allzu ſicher. Engherzig geht er in
ſeinen Geſchäften auf, und bietet den anderen leichte
Angriffs=
fläche.
Reſa, zu dem ſchon früher leichte Fäden ſich geſponnen
hatten, gewinnt ihre Liebe. Edel und aufopferungsvoll, aber
ſchwach im Kampfe, und ob ſeiner Schwäche liebte Aſe ihn.
Nummer 126
Eeite 3
Die Diskuſſion der Seeabrüftung wird verkagi.
EP. Genf, 6. Mai.
Die Vertreter der Seemächte gaben heute am Schlußtag der
Sitzung der Vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion die mit
Span=
nung erwarteten Erklärungen über ihre Haltung zu den
ameri=
kaniſchen Seeabrüſtungsvorſchlägen ab. Es iſt zwiſchen ihnen die
Vereinbarung zuſtande gekommen, die Frage der
Seeabrüſt=
ung auf eine ſpätere Tagung der Kommiſſion zu
verſchie=
ben, um in der Zwiſchenzeit den Regierungen Gelegenheit zu
geben, die genauen amerikaniſchen Vorſchläge kennen zu lernen
und prüfen zu können. In dieſem Sinne ſprachen ſich denn auch
nacheinander Sato, Maſſigli, Cuſhendun und de Marinis für
eine Vertagung aus und Gibſon ſchloß ſich ihnen an.
Sato=Japan betonte, er könne ſich jetzt noch nicht zu den
ameribaniſchen Vorſchlägen äußern. Seine Regierung wünſche,
die Gibſonſchen Vorſchläge einem eingehenden Studium zu
unter=
ziehen, und werde an jedem ernſthaften und objektiven Vorſchlag
für die Seeabrüſtung im Geiſte der Verſtändigung mitarbeiten.
Lord Cuſhendun erklärte, die amerikaniſchen Vorſchläge
in ihrer jetzigen Geſtalt ſeien allerdings noch keine Baſis für ein
Abkommen. Sie bildeten jedoch eine gute Methode, um vorwärts
zu kommen.
Im gleichen Sinne ſprachen ſich auch Maſſigli und de
Marinis aus, während Gibſon in der Einleitung ſeiner
Er=
klärung darauf hinwies, daß er eigentlich gehofft habe, die Frage
der Seeabrüſtung könnte ſchon in der gegenwärtigen Tagung
dis=
kutiert werden. Da er jedoch feſtſtellen müſſe, daß die übrigen
Seemächte ebenſo wie Amerika mit der Prüfung der Frage
be=
ſchäftigt ſeien, wolle er ſich dem japaniſch=engliſchen Vorſchlag
an=
ſchließen. Seine Anregungen über die Vergleichbarkeit des
Kampfwertes der Schiffe nach Tonnage ſei nur dazu beſtimmt
geweſen, die Feſtſetzung gewiſſer Charakteriſtiha, wie
Deplace=
ment, Kaliber, Alter und anderer Faktoren bei der Bewertung
der Seerüſtungen anzuregen. Die amerikaniſchen Vorſchläge ſeien
jedoch nicht ſtarr auf Ablehnung oder Annahme berechnet. Sie
ſollten lediglich eine Baſis ſchaffen, auf der man verhandeln
könne.
Von den übrigen Delegationen ſprach ſich nur der
ſowjet=
ruſſiſche Vertreter zu dem Vertagungsantrag aus. Litwinoff
wies darauf hin, daß der Kommiſſion ja nichts anderes übrig
bleibe, als zuzuſtimmen, wenn die Seemächte ihren Vorſchlag
nicht der Kommiſſion vorlegen wollten.
Der Antrag, mit dem die Diskuſſion der Seeabrüſtungsfrage
auf vorläufig unbeſtimmte Zeit vertagt wird, wurde denn auch
von der Kommiſſion gutgeheißen.
Der übliche Schlußakt der letzten Sitzung der
Abrüſtungs=
vorkoinmiſſion wickelte ſich ohne jede Feierlichkeit ab. Es wurde
beſchloſſen, keinen Bericht über das Ergebnis der Tagung
fertigzuſtellen, ſondern es dem Generalſekretär zu überlaſſen, der
Vollverſammlung in ſeinem Jahresbericht die nötigen
Informa=
tionen darüber vorzulegen. Auch ein Datum für den
Wieder=
zuſammentritt der Kommiſſion ſetzte man nicht feſt,
ſon=
dern ſtellte es dem Präſidenten Loudon anheim, je nach dem
Fortgang der Seegbrüſtungsverhandlungen einen Termin zu
be=
ſtimmen.
Politis ſuchte zum Schluß in einer ſchwungvollen Nede
aus dem Mißerfolg der Tagung das Beſte zu machen, was ſich
daraus machen ließ. Dieſe Tagung werde die letzte vor der
end=
gültigen Konferenz ſein, auf der die nationalen Rüſtungen zu
einer internationalen Angelegenheit gemacht werden würden,
wo=
mit das große Werk der Abrüſtung beginnen könne. Auf den
Geſichtern der Delegierten erſchien bei dieſem roſigen
Zukunfts=
bild ein verſtändnisvolles Lächeln. — Vow der ganzen Rede
Politis” iſt vielleicht nur der eine Satz richtig, daß die
Verhand=
lungen jedenſalls Klarheit über die Tendenzen der einzelnen
Staaten in Rüſtungsfragen gebracht hätten und die
Welt=
öffentlichkeit zum Richter über die Ergebniſſe
berufen ſei.
Seine Rede verlor allerdings an Wirkung, weil ihr vorher
eine Philippika Litwinows vorausgegangen war, in der der
ruſ=
ſiſche Vertreter ein endlos langes Sündenregiſter über die
Unter=
laſſungen der Kommiſſion vorgeleſen hatte. Litwinow wies
dar=
auf hin, daß die Kommiſſion jeden Vorſchlag für eine wirkliche
Abrüſtung abgelehnt habe, ganz gleich von welcher Seite er
ge=
komnen ſei. Die ausgebildeten Reſerven, das gelagerte
Kriegs=
material, die Veröffentlichungspflicht und ſogar das Wort „
Ab=
rüſtung” ſelbſt habe man fallen gelaſſen. Nicht einmal den
chineſiſchen Vorſchlag auf Abſchaffung der allgemeinen Wehr=
Dienstag, den 7. Mai 1929
pflicht habe man einer Erörterung für würdig erachtet. Dafür
habe man alle abrüſtungswilligen Delegationen mit Abſicht
un=
höflich behandelt und verdächtigt. Wenn die Delegierten zu der
endgültigen Konferenz mit den gleichen Weiſungen kämen, werde
die Konferenz Schiffbruch erleiden.
Um halb 2 Uhr ſchloß dieſer erſte Teil der ſechſten Tagung
der Abrüſtungsvorkommiſſion, in der man ſich, wie Litwinow es
ausdrückte, über den Verzicht auf jede Abrüſtung geeinigt habe.
Zu dem Mißerfolg der heute abgeſchloſſenen
Abrüſtungs=
verhandlungen in Genf erklärte der Führer der deutſchen
Dele=
gation Graf Bernſtorff heute abend gelegentlich eines
Empfanges der deutſchen Preſſevertreter unter Bezugnahme auf
ſeine grundſätzliche Erklärung vom Samstag, daß die deutſche
Delegation ausdrücklich von dem Programm, daß die
Konferenz=
mehrheit aufgeſtellt habe, abrücke und ihr die alleinige
Verant=
wortung für die Vorbereitung der künftigen Konferenz
über=
laſſen müſſe. „Ich lege beſonderen Wert darauf”, ſagte Graf
Bern=
ſtorff, dieſe Erklärung zu wiederholen angeſichts der Schlußrede,
mit der Herr Politis heute die Tagung beendet hat. Ich möchte
ausdrücklich feſtgeſtellt wiſſen, daß Herr Politis nur im Namen
ſeiner Mehrheit geſprochen haben kann und daß der überraſchende
Optimismus, mit dem er die Konferenz beendet hat, von der
deutſchen Abordnung und, wie ich annehmen kann, von
der öffentlichen Meinung der meiſten Länder in
keiner Weiſe geteilt wird. Die einzige Hoffnung bleibt
die Hauptkonferenz ſelbſt, deren ſchleunige Einberufung das Ziel
der verantwortlichen Organe des Völkerbundes bleiben muß.”
Auch bei den anderen Delegationen beurteilt man das
Ergeb=
nis dieſer Tagung ſehr peſſimiſtiſch, namentlich in den Kreiſen
abrüſtungswilliger Länder wie Holland, Schweden, Rußland und
der Türkei. Von chineſiſcher Seite wurde erklärt, daß der
Miß=
erfolg der Konferenz den denkbar ſchlechteſten Eindruck auf die
Völker des Fernen Oſtens machen müſſe und daß ſich
unter Umſtänden China dazu gezwungen ſehen werde, im
Inter=
eſſe ſeiner Sicherheit den Weg einzuſchlagen, den die Mehrheit
der Kommiſſion verfolge, nämlich aufzurüſten.
Das Reichskabinett hat doch eingeſehen, daß die Reform der
Arbeitsloſenverſicherung wegen der ſchweren Geldopfer, die das
Reich tragen muß, eine der wichtigſten Aufgaben iſt. Es hat am
Montag nochmals eingehend dieſe ſchwierige Frage durchberaten
und den Beſchluß gefaßt, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ſei,
die Beanſpruchung öffentlicher Mittel im bisherigen Umfang
fort=
zuführen. In dem ausgegebenen Communiqué heißt es, daß es
mit der Beſeitigung dieſer Unzuträglichkeiten allein nicht ſein
Be=
wenden haben kann. Die Finanzlage des Reiches iſt ſo ernſt, daß
die Inanſpruchnahme von öffentlichen Mitteln im bisherigen
Ausmaß vollkommen unmöglich iſt und ſich über die ſchon im
Haushalt bereitgeſtellten Mittel hinaus nur im Falle ganz
außer=
gewöhnlicher Ereigniſſe rechtfertigen läßt. Das Reichskabinett
war daher der Meinung, daß eine Aenderung der
Arbeitsloſen=
verſicherung auch auf die Finanzlage des Reiches Rückſicht nehmen
muß. Die Reichsregierung wird in Form eines Geſetzentwurfes
ein Sofort=Programm über die Abſtellung von Mißſtänden auf
dem Gebiete der Arbeitsloſenverſicherung aufſtellen und außerdem
einen Ausſchuß von Sachverſtändigen einſetzen, mit dem in größter
Beſchleunigung Richtlinien für eine Umgeſtaltung des
Arbeits=
loſenverſicherunsgeſetzes erörtert werden ſollen.
Wie wir hören, werden dieſem Ausſchuß auch Vertreter der
Gewerkſchaften angehören.
Der Lohnkonflikt bei der Reichsbahn.
Der Lohnkonflikt bei der Reichsbahn ſpitzt ſich immer mehr
zu. Es liegt jetzt ein neuer Kampfbeſchluß vor, doch braucht man
aus ihm nicht auf den baldigen Ausbruch eines Streikes zu
ſchlie=
ßen. Sehr wahrſcheinlich wird nun doch erſt der
Schlichtungs=
apparat in Bewegung geſetzt werden. Die Reichsbahn befindet
ſich dabei in einer ſehr unangenehmen Situation. Sie hat
ſelbſt=
verſtändlich ein großes Intereſſe daran, die Lohnwünſche ihrer
Arbeiterſchaft zu befriedigen, weiß aber nicht, woher ſie die
er=
forderlichen 80 Millionen nehmen ſoll. Ihr Beſchaffungsprogramm
kann ſie mit Rückſicht auf die erforderliche Sicherheit im Betrieb
nicht weiter droſſeln. Ueberſchüſſe aus den Einnahmen ſind nicht
vorhanden. Sollen dieſe geſchaffen werden, um die Lohnwünſche
zu bewilligen, dann bleibt nur der Weg einer Tariferhöhung.
Aber das iſt ein zweiſchneidiges Schwert für die Reichsbahn. Bei
der Hinaufſetzung der Perſonentarife wird ein weiteres
Abwan=
dern der Reiſenden in die unterſte Klaſſe ſtattfinden. Bei einer
Erhöhung der Frachttarife würde wahrſcheinlich ein weiterer
Rück=
gang im Güterverkehr eintreten. Die Konkurrenz des Automobils
wird immer fühlbarer und wird durch neue Tariferhöhungen der
Reichsbahn ohne Zweifel verſtärkt. Aus dieſen Gründen iſt alſo
ſehr fraglich, ob die in eine Tariferhöhung geſetzten Erwartungen
ſich erfüllen würden. Dieſe Umſtände wird auch der Schlichter,
wenn er in abſehbarer Zeit in Aktion tritt, berückſichtigen müſſen.
die Mngung er. Billſcäftsintes urs
Boikerbunges.
EP. Genf, 6. Mat.
Im Wirtſchaftsrat des Völkerbundes, der heute zu ſeiner
zweiten Tagung zuſammentrat, um die bisher durchgeführte
An=
wendung der Empfehlungen der Weltwirtſchaftskonferenz von
1927 in der Wirtſchaftspolitik der verſchiedenen Staaten zu
prüfen, hielt der Präſident Theunis eine ſcharfe Anklagerede
gegen das Verhalten einer großen Anzahl von Staaten den
bren=
nenden Wirtſchaftsproblemen gegenüber. Er wies darauf hin,
daß bis jetzt nur zwei Staaten die Konvention über die
Auf=
hebung der Ausfuhrverbote und Hinderniſſe, obwohl ſie von den
Staaten nur ganz gemäßigte Zugeſtändniſſe verlange, ratifiziert
hätten. Gewiß hätten die Gedanken der Weltwirtſchaftskonferenz
einige Erfolge erzielt; aber es führe doch zu nichts, wenn man
die Periode der Stagnation, wenn nicht der wirtſchaftlichen
Reaktion, mit Stillſchweigen übergehen wolle. Die Gedanken von
1927 ſeien keine Träumereien oder Utopien; ſie brauchen auch
nicht revidiert zu werden. Im Wirtſchaftsrat ſei Gelegenheit,
alle Einwände, Gründe und Meinungsperſchiedenheiten gegen
ſie vorzubringen. Das werde nur nützlich und nötig ſein. Aber
was man nicht zulaſſen dürfe, das ſei, daß die bisher diskutierte
Konvention, die angenommen und unterzeichnet war, wieder im
Nichts verſchwände, weil ſie nicht ratifiziert würde.
Staatsſekretär v. Trendelenburg erſtattete als
Prä=
ſident des Wirtſchaftskomitees Bericht über den bisherigen
Fortgang der Arbeiten in dieſem Komitee, wobei er der
Inter=
nationalen Handelskammer in Paris und dem Internationalen
Landwirtſchaftsinſtitut in Rom für ihre tätige Mithilfe dankte.
Er ſchloß ſeinen Bericht mit dem Appell, daß man die
eingetre=
tenen Schwierigkeiten nur überwinden könne, wenn die Arbeit
von einem ernſten und feſten Willen der in der Wirtſchaft
führen=
den Kreiſe getragen werde, einem Willen, der es ablehne, in der
Theorie Ja und in der Praxis Nein zu ſagen. Eingangs wies
Dr. Trendelenburg darauf hin, daß die frühere liberale
Ein=
ſtellung der Weltwirtſchaftskonferenz nach dem Kriege Kräften
Platz gemacht habe, die den Eigenverlauf der weltwirtſchaftlichen
Entwicklung gewiſſermaßen von außen her beeinflußten. Dazu
gehöre das Problem der finanziellen Liquidierung des Krieges,
die Einwanderungs= und Niederlaſſungsbeſchränkungen und der
wirtſchaftspolitiſche Protektionismus. Die
Weltwirtſchaftskon=
ferenz habe dagegen zweifellos ein retardierendes Moment
ge=
bildet. Man dürfe aber die Augen nicht vor der Möglichkeit
ver=
ſchließen daß die Macht eines andersgerichteten Willens der
Völker außerhalb des Völkerbundes die Wirtſchaftsgeſchichte in
andere Bahnen lenken und eine neue von der Vorkriegszeit
ab=
weichende Weltwirtſchaftsordnung herbeiführen werde.
Sodann machte der italieniſche Sachverſtändige bei den
Pa=
riſer Sachverſtändigenverhandlungen, Pirelli, intereſſante
Ausführungen über die Ausgeſtaltung und die
Aufgaben der künftigen Reparationsbank.
Die Bank werde außer ihrem Hauptzweck: Regelung der
Re=
parationszahlungen, auch noch eine Reihe von anderen Problemen
zu löſen haben. Ein Sachverſtändigengremium, wie der
Wirt=
ſchaftsrat, werde wiſſen, was es heiße, die Reparationsfrage auf
das Gebiet gewöhnlicher finanzieller Transaktionen
hinüberzu=
leiten durch die Bildung einer ſolchen Bank. Die Bank habe,
wenn man trotz aller Schwierigkeiten noch zu einer Einigung
ge=
lange, vor allem die Aufgabe, die fortſchreitende Verwirklichung
des Zahlungsplanes durchzuführen. Sie ſoll darüber hinaus
aber auch Erleichterungen für den Welthandel und das
Welt=
finanzgeſchäft ſchaffen. Sie werde ein neues Stabilitätselement
und ein neues Mittel der Zuſammenarbeit in die internationale
Finanzverbundenheit hineintragen. Die Bank ſei nicht als
Ueber=
bank gedacht; ſie werde lediglich für Aufgaben geſchaffen, deren
Notwendigkeit von den verſchiedenen Zentralbanken ſchon längſt
erkannt ſei. Dadurch werde ſie im Intereſſe der ganzen Welt
arbeiten, unter Wahrung der finanziellen Unabhängigkeit der
verſchiedenen Länder.
Auch die regelmäßigen Zuſammenkünfte der Leiter der
Na=
tional=Notenbanken am Verwaltungstiſch der Reparationsbank
ſei ein neuer Ausdruck und eine neue Gelegenheit für die
inter=
nationale Wirtſchaft zuſammenzuarbeiten.
Der bekannte Vertreter der franzöſiſchen Landwirtſchafts=
Intereſſen, Gauthier, trat für die Bildung eines neuen
Organis=
mus ein, der es den Landwirten ermögliche, ihre Meinungen zu
den ſchwebenden Problemen des Handels und der Wirtſchaft zu
ſagen. Eine Löſung dieſes Problems werde beſchleunigt, wenn
die Landwirtſchaft mitarbeite, die 60 Prozent der europäiſchen
Bevölkerung ausmache.
In ihr Glück dringt Almarie der brutale Tatfachenmenſch,
ein. Durch ſeine zugreifende Kraft faßt er Aſe und entzieht ſie
Meſa. Doch ſeine Macht iſt vorübergehend. Alle vier gehen in
den Verwirrungen zu Grunde. Yſe aber wird geläutert durch
die reinigende Liebe Meſas, der in der letzten Lebensſtunde zu
ihr ſpricht: „Und weil du denn frei biſt jetzt, und weil in uns
faſt Zerſtörten die unzerſtörbare Macht aller Sakramente
noch da iſt in einem einzigen großen, kraft des
Geheim=
niſſes wechſelſeitiger Zuſtimmung, nenn ich dich mein, Yſe! Siehe,
mein Gott, denn dies iſt mein Leib! Nenn ich dich mein! und in
dieſem einzigen Worte vollzieht ſich das Bekenntnis, und in
der willigen Hinnahme unſerer Buße das Geſetz und in einer
letzten und höchſten Bekräftigung die Gewähr für immer unſeres
Bundes”.
So klingt auch dieſes in eigenen Rhythmen gehaltene Schau=
Z.
ſpiel in ein religiöſes Bekenntnis Claudels aus.
* Orpheum.
„Ich küſſe Ihre Hand, Madame‟
Das Berliner Gaſtſpiel mit dieſem „Spiel von Liebe, Lenz
und anderen dummen Sachen” von Gaſton Briſe und George
Burkhardt mit dem gleichnamigen Weltſchlager von Fritz
Rotter und Ralph Erwin iſt auch in Darmſtadt, wie ſchon
mitgeteilt, außerordentlich erfolgreich aufgenommen worden. Es
iſt ein echtes und rechtes Volksſtück, in dem geſungen, viel
ge=
tanzt und viel — geweint wird. In dem aber vor allem ein
Rieſenquantum echten und tyypiſchen Berliner Humors verzapft
wird. Selbſtverſtändlich wird man in dieſem Spiel vergeblich
nach irgendwelchen literariſchen Werten ſuchen, aber der ſtändige
Wechſel zwiſchen Ernſt und Scherz, zwiſchen Tragik und derbem
Humor, gewürzt mit dem für ein Volksſtück notwendigen
Quan=
tum Sentimentalität, bedingen den Erfolg. Zumal es ſich um eine
Aufführung handelt, die nicht nur glänzende Spielroutine verrät,
launig und angeregt iſt, ſondern auch vielfach ſtarkes künſtleriſches
Niveau hat. Beſonders Direktor Felir Meinhardt ſpielt in
einer glänzenden Ueberlegenheit und richtiger Kenntnis des
Ber=
liner oder überhaupt des Volkscharakters. Seine Spieleitung
ſorgt für flotten Ablauf der Handlung, ſeine Laune riß alle
ande=
ren mit. Ganz vortrefflich iſt Ellen Iſenta, ſie ſtellt eine
un=
gemein echte Berliner komiſche Alte=Figur auf die Bühne. Auch
RoſlHartmann (im Programm als Hartmann Roſl
verzeich=
net) ſpielt die Tochter Lilli, die vornehm geworden, der es in der
mütterlichen Wohnung zu eng wurde, die darum einem Mädchen=
händler beinahe in die Hände fällt, ſehr überzeugend. Ueber
allem aber ſtrahlt der köſtliche, derbe Humor von Gretl Pirko
als Tutti. Ein echter weiblicher Komiker, voll Temperament
und queckſilberiger Beweglichkeit. Die übrigen Rollen liegen bei
Berndt Werner (James Woerner) Kurt Wiegand (Taller)
geſanglich und darſtelleriſch in beſten Händen. — Daß der
welt=
berühmte Schlager „Ich küſſe Ihre Hand, Madame” in
unzäh=
ligen Variationen durch das ganze Spiel geht, iſt
ſelbſtverſtänd=
lich. Jedenfalls iſt der Abend, bei dieſem Gaſtſpiel verbracht,
A
kein verlorener.
Ankon Beer=Balbrunn †
Der bekannte Münchener Akademieprofeſſor und Tonſetzer iſt im
65. Lebensjahre in der Stadt ſeines Wirkens plötzlich an einer Grippe
geſtorben. Viele ehemal’ge Schüler des bedeutenden Klavierpädagogen,
Theoretikers und Komponiſten und wohl ebenſoviele Freunde und
Ver=
ehrer des in ſeinem ganzen Weſen echt deutſchen Mannes betrauern in
dem Dahingeſchiedenen vor allem den hochgeſinnten, charakterſtarken
Menſchen voll Herzensgüte und Hilfsbereitſchaft.
Die Laufbahn Beers, der ſeinem väterlichen Familiennamen ſpäter
noch den Mädchennamen der Mutter anfügte, iſt die vieler junger
Menſchen von urſprünglicher und ſtarker künſtleriſcher Begabung. Sein
Vater, der in Kohlberg bei Weiden in der bayeriſchen Oberpfalz (
Wei=
den iſt auch der Geburtsort Regers!) Lehrer war, zwang ihn aus
Grün=
den des feſten Broterwerbs in den Beruf des Volksſchullehrers. Im
Seminar ſchon und dann in der praktiſchen Tätigkeit in Amberg und
Eichſtätr ſetzte ſich der Muſiker in ihm aber doch ſehr bald durch. Der
Annahme einer Domorganiſtenſtelle, dem eifrigen Studium und der
Ausübung katholiſcher Kirchenmuſik folgten dann noch einige Jahre der
Fachausbildung an der Akademie in München, vorwiegend bei
Rhein=
berger, nachdem in den erſten Kompoſitionen Beers techniſche Mängel
zutage getreten waren. Zehn ſchwere Jahre hatte er nach Vollendung
ſeiner Studien durchzumachen, bis ſeine ehrenvolle Berufung als
Pro=
feſſor für Klavier, Harmonielehre, Kontrapunkt und Kompoſition an
die Baheriſche Akademie für Tonkunſt erfolgte. 28 Jahre lang war es
ihm als Inhaber dieſer wichtigen Profeſſur vergönnt, den beſten
muſi=
kaliſchen Nachwuchs zu unterrichten, ſich in die Individualität jedes
einzelnen Schülers mit nimmermüder Gewiſſenhaftigkeit einzuleben
und ihn zum verſönlichen Schaffen anzuregen. Aber auch viele
Ent=
täuſchungen blieben ihm nicht erſpart, am wenigſten in ſeiner
Ton=
dichterlaufbahn, in der der zu beſcheidene Meiſter ſich nicht in Szene
zu ſetzen verſtand. Er gehörte als Komponiſt wie Ludwig Thuille
der ſogenannten Münchener Schule an, der auch Engelbert
Humper=
dinck Philipp Wolfrum, Max v. Schillings und Ermano
Wolf=Ferrari — um nur die Wichtigſten zu nennen —
entſtam=
men. Unter den zahlreichen gediegenen Kompoſitionen befinden ſich
verſchiedene Kammermuſikwerke, vor allem ein ſchönes Klavier=Quartett,
die Shakeſpeare=Sonett (Bariton=Lieder mit Klavier bzw. Orcheſter),
eine große E=Dur=Symphonie, drei burleske Orcheſtervorſpiele zu
Rue=
derers „Wolkenkuckucksheim”, Bühnenmnſiken zu „Hamlet” und zum
„Sturm” (letzteres ſpäter zur Oper umgearbeitet) eine ſymphoniſche
Fantaſie „Künſtlerleben” und ein Chorwerk „Mahomets Geſang”.
Starke Publikums= und zum Teil auch Preſſe=Erfolge hatten Beer=
Walbrunns Opern „Die Sühne” (Lübeck 1893), der am 1. Januar 1908
durch Mottl in München herausgebrachte „Don Quichote” und das
reizvolle kleine Werk „Das Ungeheuer” (Karlsruhe 1914). Unſerem
heutigen Muſikleben wäre eine gebührende Beachtung dieſer wertvollen
Schöpfungen, beſonders des wirkſamen „Don Quichote” und der 1924
vollendeten und noch der Uraufführung harrenden Oper nach
Shake=
ſpeares „Sturm”, nur zu wünſchen.
Ap. Frauenbriefe aus der franzöſiſchen Renaifſance. Geſammelt
und herausgegeben von Curt Sigmar Gutkind. Mit 7 Tafeln und
4 Fakſimiles. Hyperion=Verlag, Leipzig. Gebd. 6,50 Mark. Während
die Briefe der großen Damen aus der Zeit des „Sonnenkönigs”
Lud=
wig XIV vielfach herausgegeben und kommentiert worden ſind, iſt die
Frauenbriefliteratur der franzöſiſchen Nenaiſſance zwiſchen 1500 und
1600, die von nicht geringerer Bedeutung als jene ſind und zur
Er=
kenntnis der franzöſiſchen Renaiſſance, der ſchickſalsvollſten Zeit in der
franzöſiſchen Geſchichte, ein wichtiges kulturhiſtoriſches Intereſſe haben,
weniger berückſichtigt worden. Der Herausgeber dieſes Buches, der
auch die Frauenbriefe der italieniſchen Renaiſſance veröffentlicht hat,
will dieſem Mangel abhelfen. Unter den 134 Briefen befinden ſich
hauptſächlich ſolche von weiblichen Mitgliedern regierender, zu
Frank=
reich in Beziehung ſtehender Häuſer, u. a. der Köngin Marie von
Frankreich an ihren Gatten Ludwig Xl., der Königin=Mutter Luiſe,
Regentin von Frankreich, an den gefangenen König Franz I., der
Mar=
garethe von Oeſterreich an ihren Vater Kaiſer Maximilian I., die von
ihrem Vater mit der Regentſchaft der Niederlande beauftragt wurde,
der Königin Magdalena von Schottland an ihren Vater König Franz I.
u. a. Einen großen Raum nehmen die Briefe der Margarethe von
Navarra, eiger Frau von hervorragender literariſcher Bedeutung, an
ihren in Spanien gefangenen Bruder Franz I. u. a. ein; ferner die
Briefe ihrer Tochter Johanna d’Albret, der Catarina Medici, die ein
Vierteljahrhundert hindurch Frankreichs Schickſal war, der moraliſch
fragwürdigen Margarethe von Valois, Gemahlin Heinrichs IV.,
zahl=
reiche Briefe der Eliſabeth von Frankreich, Königin von Spanien, über
deren Reiſe nach Spanien eine ungenannte Hofdame in einem
aus=
führlichen Briefe berichtet. In dieſen Briefen ſpiegeln ſich oft
geſchicht=
liche Ereigniſſe von umwälzender Bedeutung und religiöſe Kämpfe
und werden die Beziehungen der Zeit zu Kunſt, Literatur und Bildung
ſichtbar. Nicht minder intereſſant ſind die Briefe als Seelen= und
Sittengemälde ihrer Zeit, und die Briefe königlicher Maitreſſen, wie
die der Gabrielle d’Eſtrées, Marquiſe von Monceaux, Geliebte des
Königs Heinrich IV., an die ſeine Gemahlin, Margarethe von Valois,
einen Bittbrief richtet, in dem ſie ſich als ihre „heißliebende und treueſte
Freundin” bezeichnet, der Frau von Chateaubriand, Geliebte Franz I.,
der Dianne von Poitiers, Geliebte Heinrichs II., entbehren nicht des
pikanten Beigeſchmacks. Aus dem Geſagten geht ſchon hervor, von wie
großer Bedeutung dieſe Briefe als Dokumente der Zeit für die
Ge=
ſchichte Frankreichs ſind. Unter den Porrräts befinden ſich ſolche von
Louiſe von Coligny, Madame d’Eſtampes, Maitreſſe Franz I.,
Mar=
garethe von Valvis, Dianne von Poitiers, Gabrielle d’Eſtrées.
Seite 4
Dienstag, den T. Mai 1929
Nummer 126
Parkekk=
Reinigung
abziehen, abreiben.
Ibel 4 Loß
Eliſabethenſtr. 31.
Teleph. 461. (75310
Luftſchläuche
von 95 Pfg. an
Deckmäntel
von Mk. 2.20 an.
Carl Lorſch,
Fahr=
zeuge
Reparatur=
werkſt. Tel. 1613.
Pankratiusſtr. 2½.
(4449a)
Geſunde, ſchöne (*
Futter=
Karkoffeln
billigſt abzugeben.
Näheres
Ludwigs=
höhſtr. 11, Laden.
Vickierte
Erdbeerpflanz.,
dies Jahr n. Ernte
bringend, ſind zu
haben. Ringſtraße
Nr. 108. Ecke
Die=
burgerſtraße.
Fulavex, 819
geſ. geſchütz,,
konſer=
viert Linoleum und
macht es haltbarer,
ſchützt es vor.
Er=
ſticken und
Brüchig=
werden. Nur bei
Schaefer & Co.,
Neckarſtraße 22
Tel. 547. (6695a
Einige gebrauchte
Nähmaſchinen
u. Zahrräder
bill. abzug. (5142a
Schuchardſtr. 10,Lad.
zum ausſen
Aamen Wanders und Taartsaitang
(825
Beschten Sie unser
Spezial-Eenster
Herren-Sport-Auzäge
He
Eet.
HNesese
as Me Jac Od Ice Nt
Herren Wetter-Mänte
Ne
Wgealbehtich dur Wanserluns e. et
Nese e
as0 7250 2.50 3 N
gerel Solt e.
Rf
gellelschluce. e
nn
Das
Bbie
Haus
tar
2s0 15s 2. D.
Trschtenl-auf=Mlgsch- hlose.
if9
Masch loppel, Masch.= Anstihe
Hesene
Herren-
Benutzen Sie unseren
Totafn
Aushornädf
zum Einkauf von
Glas, Porzellan,
Emaille, Steingut,
Holz- und
Blech-
waren. Sommer-
Artikel, wie
Butter-
kühler, Einkoch-
Gläser usw. usw.
JederPreis
eine Sensation!
Darmstädter Bauar
Ludwigstraße 12. 7798
empfehle m. wohlſchmeckenden 6054a
Echten
Thüringer Wacholderbeerſaft
in Packungen und loſe gewogen
Med.=Drogerie
Fr. Beckenhaub, echalſtraße
Nur
Nur
Ballonplatz 6 MB/9 Ballon latz 6
Entſtauben, Dämpfen, Bügeln — Alle
Reparaturen
— Entglänzen ſpeckiger
Sachen — Verſtärken fadenſchein. Stellen.
Die erſparte Ladenniete kommt unſerer
Kundſch. zugute.
nellſte Lieferg. (7403a
Orgel Honzer!
Albert
Schweitzer
Preilag, den 10. Mai
abends 9½/4 Uhr
Stadltirche.
Karten bei (7750b
Christian
Arnold
am Weißen Turm
Festhalle
Am Himmelfahritag, fährt
mein Wagen
Heidelberg=Baden=Baden
und können 10—15 Perſonen an der
Fahrt teilnehmen.
(7844
Neckarſtraße 4
Fritz Walter Telephon 2277
K
Spargel
Hofel
AuFnagel
Telefon Nr. 4
Pension
Telefon Nr. 4
Wochenende
7457b
De Vfe
Zergeſtellt aus nur
Vollmilch und
Sahne. im
Café Grimm,
Riegerplatz 3.
Verkauf auch über
die Straße.
(4812a)
Vervielälienangen
Abschritten
95
Sonntag, 12. Mai, 8 Uhr abends
Ein Abend in Wien”
früh. k. u. k. österr. Hofballmusikdirektor
mit seinem Wiener Orchester
London: . . die „Wiener Walzer” erlebten eine triumpf-
PresSeSttmftell: volle Auferstehung . . sein Geigenbogen dar Bogen eines
Zauborers.
Rottordam: . . Johann Strauß muß wlederkommen. . Holland wartet auf
ihn
7534
Madridr . . so kann nur ein Johann Strauß splelen".
Breslau: . . so bogeistort hat man das Publikum seiten gesehen"
NaMMe Me
Elisabethenstr. 28 Telefon 2560
Großes Haus 19.30—22 Uhr
Hessisches
A 22
Landestheater
Dienstag,
7. Mai 1929
Der Feldherrnhügel
Schnurre von Roda Roda
Preise: 1—10 Mk.
Kleines Haus
8. Guttmann
Keine Vorstellung.
B Wilhelminenstr. B.
A
Handeranfd zur Daumdſfe
Ab Darmſtadt Schloß—Reiterdenkmal
8" 1000 1200 100 210 300 W450 500 6u0
6f0 7. Rückfahrt halbſtündlich.
6ßt
Prinai-Millagslisch.
in neuzeitl Ernährung Tiſchzeit 12—1½Uhr.
Eröffnung 8. Mai 1929.
Frau Else Weiße
Wienerstr. 92, 1. St.
zu erreichen durch Telefon 3776
Auskunft und Anmeldung dortſelbſt von
1—8 Uhr.
( mgi
Achtung!
Fachmann
über=
nimmt alle
Repara=
turen von Maurer=,
Zement= u.
Kanal=
arbeit gegen billige
Berechnung
„Jakob Simon,
Rundeturmſtr. 2.
Karte genügt.
Für de Reite:
ſchnell u. gut. (7811e
Alb. Fraatz,
Wilhelminenplatz 2.
Teleph. 1126.
Tabak-Pfeifen und Reparaturer
V. Dörsam B.6330
— Bessungerstr. 37
Zuten un
Beutel
liefert billigſt (7833
Papiergroßhandlg.
Skurnik Bleichſtr
Nr. 46. Teleph. 1791
Matratze n
in Wolle, Kapok und Roßhaar kaufen Sie unter denkbar
billigsten Preisen bei Verwendung von nur bestem
Material u. unter Garantie eigener Herstellung bei
Friedrich Eigenbrodt, Karlstraße 66
a. d. Annastraße Fernruf 1692 Herdweg 18.
Aufarbeitung aller Arten von Matratzen.
Teil-
zahlungen gerne gestattet. Lassen Sie sich nicht durch große
Reklame irretühren u. kaufen Sie beim Hersteller. (64a
Die
Wäscherei
Korhus
Waldstraße 20
Fernspr. 943
verwendet zum Waschen nur gereinigtes und enthär
tetes Wasser, hergestellt durch das neueste und
zuver-
lässigste Verfahren, Permutit-Verfahren.
(7808
Klein eiſ.
Wand=
kaſſenſchrank zu ver.
kaufen.
Beſſunger=
ſtraße 40, pt. r. (
Fahrrad=Reparaturen ſehr gut erhalten,
D=Rad,
billig zu verkaufen.
Gg. Thiele, Obergaſſe 32 (4057a Kahlertſtraße 13. (*
Ne
Darmstädter Messe
ist bis einschliesstick Donnerstag, den 9. Mai 1929
verlängert
und Linoleum wird bequem gereinigt
mit
Bodenftuid Nr. 7
Ltr. Mk. 1.25
und erhält prachtvollen Hochglanz
mit
Paradewachs
Kg. Mk. 2.25. Fauos
Frledrich Schaefer, Ludwigsplatz 7. Tel. 45 u. 46.
DiF FRAU
v. Dr. med. H. Pauil,
mit 76 Abbidungen.
Inhalt: Periode, Ehe,
Geſchlechtstrieb,
Krankh., Abweich. v.
d. natürl.
Geſchlechts=
empf.,
Schwanger=
ſchaft, Verhüt und
Unterbrechung.
Wo=
chenbett, Pflege d.
Stugl, Proſt., ge= Fahrrad=Lecken von 1.98 an
ſchlechtstrankheiten.
Wechſeljahre, Preis/Fahrrad=Schläuche von 0.90 an
4 K. geb. 5 ℳ urd
Erſatzteile billigſt nur bei (7270a
Porto. R. Oſchmann
Konſtanz 136
1/.Ka 2031
B. Orie, Karlſtr. 14/16
Wer richtet Filiale
ein? Laden in
gu=
ter Lage
vorhan=
den. Angebote u.
3. 70 an die
Ge=
ſchäftsſtelle.
Billige Umzüge!
Empf. m. Auto zum
Umz. v. 1—3 3.
St. 5ℳℳ Sorgf.Beh.
Ang. u. U. 105Geſch. (*
(6940a)
Sehr rüſt,ält
allein=
ſteh. Herr,
Geſchäfts=
mann, ſucht
Haus=
hälterin mit angen.
Aeuß,, ohne Anh.,
zw. 45 u. 55 J., ev.
Heirat bei Zuneig.
Ang. u. 3. 75 Gſch.*
Ernſtgemeint!
Pfingſtwunſch.
tücht 31 Jahre. m.
gut. Ruf u.
Aus=
ſtattung u.
Vermö=
gen, wünſcht mit
einem Lehrer oder
mittleren Beamten
von gut. Charakter
zwecks ſpät. Heirat!!
bekannt zu werden.
Ang. u. 3. 54 an
die Geſchäftsſt. (*
Größtes Fahrradhaus Darmſtadts.
F Wir haben eine große Partie 1” reine
Bretter, ferner la bayeriſche
Fuß=
bodenriemen billigſt abzugeben. (*
L. Wolff Söhne, Holzhandlung
Griesheim, Telephon 53.
geeeeneerreeene
Aerztlich empfohlener
Kizdernähr=, Sanitäts=
Ev Frl. v. Lande,/” und S0ſel=Zwievaa
Syſtem Keſſko. Herſteller:
O
Wilhelm Mitze
Bäckerel und Konditorei
Darmſtadt Hügelſtr. 19.
— Wiederverkäufer geſucht.—
Sr
Dienstag, den T. Mai 1929
Seite 5
Nummer 126
Aus der Landeshauptftadk.
Darmſtadt, 7. Mai.
Zum Muttertag 1929 in Darmſtadt. Für den Muttertag am
nächſten Sonntag, 12. Mai, ſtehen durch das freundliche
Ent=
gegenkommen unſerer Stadtverwaltung für die volkstümlichen
Feiern nachmittags 3 Uhr der Saalbau und das
Orangerie=
haus zur Verwendung; bei beiden großen Sälen iſt durch die
anſchließenden Gärten Gelegenheit zum Ergehen im Freien
gebo=
ten, wenn das gegenwärtige herrliche Frühlingswetter auch am
kommenden Sonntag ſtandhält. Von der Benutzung der Otto=
Berndthalle iſt Abſtand genommen worden.
— Techniſche Hochſchule. Die Einſchreibungen für das
Sommerſemeſter 1929 werden am Mittwoch, den 8. Mai, geſchloſſen.
Wünſche der oberen Baubeamten Heſſens an die Regierung. Der
Verband der oberen Baubeamten des Freiſtaates Heſſen hielt am
Sams=
tag in Frankfuct ſeine diesjährige ordentliche Hauptverſammlung ab.
Beſonders eingehend wurde über den Stellenplan, der im abgelaufenen
Jahr zur Durchführung gekommen iſt, beraten. Es wurde manche Lücke
feſtgeſtellt, die für die nächſte Zeit Gegenſtand der Tätigkeit des
Ver=
bandes ſein wird. Von ſeiten der heſſiſchen Regierung dürften
Schwie=
rigkeiten gegenüber den bekannten Forderungen der oberen
Bau=
beamten Heſſens nicht zu erwarten ſein. Die weitere reichhaltige
Tages=
ordnung erforderte langwierige Beratungen. Die bisherige
Verbands=
leitung wurde wiedergewählt.
* Zu dem 40jährigen Dienſtjubiläum des Heren
Reichsbankdirek=
tors Müller gebietet die Chroniſtenpflicht noch nachzutragen, daß ſich der
Tag zu einer Ovation von ſeltenem Ausmaß für den Gefeierten
ge=
ſtaltete. Die Fülle von Blumenarrangements verwandelten die Zimmer
des Jubilars in einen Blumengarten und eine große Anzahl von
Glück=
wunſchſchreiben und =depeſchen, vom Herrn Staatspräſidenten, von
Be=
hörden, Wirtſchaftsorganiſationen, Preſſe, Firmen und Privaten
brach=
ten die Anerkennung und Wertſchätzung zum Ausdruck, der ſich der
Jubilar in allen Kreiſen, mit denen er in Berührung kommt, erfreut.
Außerdem überbrachte der Herr Oberbürgermeiſter Mueller mit den
Wünſchen der Stadt die Preismünze in Silber für die Unterſtützung der
heſſiſchen Wirtſchaft im harten Exiſtenzkampf, nachdem ihm bereits am
4. ds. Mts. vom Reichsbankjuſtitiar, Herrn Oberſtaatsanwalt Dr. May,
die Glückwunſchſchreiben der Herren Präſidenten des Reichs und der
Reichsbank im Kreiſe der Beamten feierlich überreicht waren. Den
per=
ſönlichen Glückwünſchen des Herrn Oberbürgermeiſters ſchloſſen ſich
weiter an die des Herrn Miniſterialrats Dr. Schrod, zugleich im Namen
des heſſiſchen Finanzminiſters, des Herrn Präſidenten der Induſtrie=
und Handelskammer, der Herren Vertreter der Induſtriellen=
Vereini=
gung ſowie der Vereinigung Darmſtädter Banken und Bankiers, der
Montags=Geſellſchaft uſw., auf die der Jubilas mit herzlichen Worten
des Dankes erwiderte. — Die Verleihungsurkunde der Stadt Darmſtadt
hat folgenden Wortlaut: „Die Heſſiſche Landeshauptſtadt verleiht
hier=
mit Herrn Reichsbankdirektor Alwin Müller aus Anlaß ſeines
vierzig=
jährigen Dienſtjubiläums ihre Preismünze in Silber. Sie will damit
ihre dankbare Anerkennung zum Ausdruck bringen, dem vorbildlichen
Leiter der Reichsbankſtelle Darmſtadt, der es in ſchwierigſten Zeitläuften
verſtanden hat, die heimiſche Wirtſchaft in ihrem harten Exiſtenzkampfe
wirkſamſt zu unterſtützen, dem vornehm=ritterlichen Menſchen, der in
allen Fragen des öffentlichen Lebens, insbeſondere ſozialer und
kul=
tureller Art, ſich ſtets führend eingeſetzt hat für die Förderung wichtiger
Intereſſen. Deſſen zur Urkunde. Darmſtadt, am 5. Mai 1929. Der
Oberbürgermeiſter.”
— Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag im Großen Haus die
Militärpoſſe „Der Feldherrnhügel” mit Martin Coſta als
Gaſt. Miete 4; Beginn 19.30 Uhr.
Morgen Mittwoch findet die Erſtaufführung des Schauſpieles
„Mittagswende” von Paul Claudel im Kleinen Haus des
Lan=
destheaters um 19 Uhr ſtatt. Die Beſetzung der Rollen iſt folgende:
Yſe: Gerda Müller als Gaſt; Meſa: Bernhard Minetti: De Ciz: Hans
Jungbauer; Amalric: Fritz Valk. Die Inſzenierung leitet Carl Ebert.
Die Bühnenbilder entwirft Lothar Schenck von Trapp. Das Gaſtſpiel
Gerda Müller konnte zum weſentlichſten Teil durch die freundliche
Unterſtützung des Vereins der Freunde des Heſſiſchen Landestheaters
ermöglicht werden. Die Aufführung iſt auf Grund beſonderer
Verein=
barung mit dem Bühnenvolksbund denjenigen K=Mietern zugeteilt, die
Zuſatzmiete XII haben. — Eine Wiederholung der Aufführung mit
Gerda Müller als Gaſt findet Donnerstag, den 9. Mai, ſtatt. Dieſe
Vorſtellung iſt denjenigen K=Mietern zugeteilt, die Zuſatzmiete Xl
haben.
Freitag, den 10. Mai, gaſtiert das Landestheater mit der
Auffüh=
rung der „Mittagswende” auf Einladung der Direktion des Neuen
Theaters in Frankfurt a. M.
Im Großen Haus findet morgen Mittwoch um 19.30 Uhr die erſte
Wiederholung der mit ungewöhnlichem Erfolge erſtaufgeführten Oper
Manon Lescaut” von Puccini in der Inſzenierung Arthur
Maria Rabenalts und Wilhelm Reinkings unter muſikaliſcher Leitung
von Carl Bamberger in der Premierenbeſetzung ſtatt.
Am Himmelfahrtstag (Donnerstag, den 9. Mai), gelangt im
Gro=
ßen Hauſe um 19.30 Uhr als Vorſtellung der Heſſenlandmiete III
Beethovens Oper „Fidelio” mit den Damen Elſa Varena, Regina
Harre und den Herren Hans Grahl, Johannes Biſchoff, Theo
Herr=
mann, Ernſt Overlack, Eugen Vogt zur Aufführung. Muſikaliſche
Leitung: Generalmuſikdirektor Dr. Böhm.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Die Turngemeinde hat mit
ihrem Frühlingsfeſt einen vollen Erfolg zu verzeichnen. Das
Feſt war gut beſucht und verlief von Anfang bis zum Schluß ſehr ſchön.
Herr Albert hat wieder einmal bewieſen, daß er es meiſterhaft
ver=
ſteht, ſolche Veranſtaltungen zuſtande zu bringen und zu leiten. Schon
die Wahl ſeiner Helfer zeigt das. Die Stadtkapelle unter perſönlicher
Leitung des Herrn Schlupp gab ihr Beſtes. Ihr Herr Pohl
be=
währte ſich als trefflicher Poſaunenſoliſt. Friſch und flott vertiefte die
Sängerriege der Turngemeinde die Frühlingsſtimmung mit
ſtimmungs=
vollen ſchönen Chören. Frau Lamb hatte mir ihren mundartlichen
Darbietungen den gewohnten durchſchlagenden Erfolg. Den Höhepunkt
bildete aber unbedingt das Bühnenſpiel „Frühlings Erwachen” von
Haber und Heid. Eine Reihe wunderbarer Bilder, eingeleitet und
begleitet von trefflichen Worten der Sprecherin (Frl. Lolo
Schiefer=
decker) zog am Auge des hocherfreuten Zuſchauers vorüber. Reizend
war der Frühlingsblumenreigen (vier Turnerinnen). Eine Gruppe
Turner tummelte ſich ſodann in friſcher Frühlingsluft im Spiel der
Kugeln. Dann brachte Turnerin Eliſabeth Lindner zur Turner
Wundenbergs Geſang "Wenn der weiße Flieder wieder blüht”,
einen herrlichen Frühlingstanz. Echte Frühlingsluſt atmeten die
eigen=
artigen Darbietungen einer Turnerinnen= und einer Turnergruppe
Das war richtiges Frühlingsweben und Frühlingsſehnen. Hier fühlte
man ſich an die Worte aus dem „Ruotlieb” erinnert: ein Heben,
ein Schweben, ein Fangen und Entwinden, ein Suchen und Finden,
wie wenn der Habicht die Schwalbe jagt. — Ein wundervoller
Koſtüm=
tanz ſchloß das ſchöne Stück. Die Turnerinnen Güll und L.
Schie=
ferdecker brachten ihn mit ihrer Tanzkunſt voll zur Geltung. Das
Tanzlied dazu ſang Wundenberg in gewohnter Meiſterſchaft.
Der Turngemeinde und ihrem Vergnügungsausſchuß gebührt
Aner=
kennung, daß ſie Gediegenes boten und „Danner und Genoſſen”
ver=
mieden. — Von den mancherlei Darbietungen heben wir noch hervor:
„An der ſchönen blauen Donau”, wunderſchön von Turnerin
Lind=
ner getanzt. Es war ſchön, alles war ſehr ſchön. Und ſo kam denn
zum Schluß in richtiger Frühlingsſtimmung der allgemeine Tanz
Wie lange der gedauert hat, entzieht ſich meiner Kenntnis. Leider,
leider — denn es war wirklich ſchön — mußte ich fort.
— Volkshochſchule. Der Beginn der Vorleſungen von Wilhelm
Michel über „Das Schauſpiel am Heſſiſchen
Landes=
theater” muß bis nach Pfingſten verſchoben werden. Es folgt noch
genaue Anzeige.
Gautag des D.H.P.
— Kreuznach, 6. Mai.
Der Gau Main=Weſer im Deutſchnationalen
Handlungsgehilfenverband hielt am Samstag und
Sonn=
tag einen Generalappell ab. Verſchiedenen internen
Beratun=
gen einzelner Gliederungen am Samstag vormittag ſchloß ſich
nach=
mittags im Vereinshaus Konkordia der 26. Gautag der
heſſi=
ſchen und heſſen=naſſauiſchen Kaufmannsgehilfen
an. Gegenſtand der Beratungen war der umfangreiche Jahresbericht,
Rechnungslegung, Wahlen und die Arbeit im kommenden Jahre. In
lebhaften Debatten wurde von allen die erfolgreiche Arbeit des
ver=
gangenen Jahres erörtert. Der nächſte ordentliche Gautag ſoll in Bad
Hersfeld ſtattfinden. Mit einem kernigen, beifällig aufgenommenen
Schlußwort des Verwaltungsmitgliedes Miltzow=Hamburg, in dem
er vor allem die erfreuliche Aufwärtsentwickelung der allerjüngſten
Zeit ſchilderte, wurde der Gautag geſchloſſen.
Am Abend fand im Feſtſaal des Städtiſchen Saalbaues ein
Be=
grüßungs= und Feſtabend ſtatt, der unter dem Motto „
Grenz=
landtreue” ſtand. Den Willkommensgruß der Ortsgruppe Kreuznach
entbot der Vertrauensmann Walber=Kreuznach dor allem den
er=
ſchienenen Ehrengäſten, unter ihnen Bürgermeiſter Dr. Fiſcher=
Kreuz=
nach und Regierungsaſſeſſor Middendorf als Vertreter des Herrn
Re=
gierungspräſidenten und Herrn Landrates. In einer Feſtanſprache
fand Gauvorſteher Auerbach herzliche Worte für die Nöte unſerer
Berufsfreunde im beſetzten Gebiet. Die begeiſterte Feſtgemeinde ſtimmte
darauf das Deutſchlandlied an. Stürmiſch bejubelt wurde der
Ent=
ſchluß, dem Reickspräſidenten von Hindenburg ein
Huldigungstele=
gramm zu ſenden.
Den Höhepunkt der Generalverſammlung bildete am
Sonntag=
morgen der 15. Kaufmannsgehilfentag. Nach einem
Streich=
quartett von Haydn konnte Kreisgeſchäftsführer Gegenwart =Mainz
eine ſtattliche Reihe von Ehrengäſten, unter ihnen beſonders den
Prä=
ſidenten des Landesarbeitsamtes Dr. Engler=Frankfurt, Herrn
Bürger=
meiſter Dr. Fiſcher=Bad Kreuznach, Regierungsrat Jacobſen=Wiesbaden,
Regierungsrat und Schlichter Dr. Kollath, Dr. Hahlo, ſowie eine Reihe
prominenter Vertreter der Behörden und der Wirtſchaft begrüßen. —
Bürgermeiſter Dr. Fiſcher=Bad Kreuznach begrüßte den
Kaufmanns=
gehilfentag im Namen der Stadt Bad=Kreuznach, Regierungsrat
Ja=
cobſen überbrachte die Grüße der Regierung in Wiesbaden und
Dr. Hahlo ſprach Begrüßungsworte für den Arbeitgeberverband.
Darauf nahm Gauvorſteher Auerbach das Wort zu einem Neferat
über „Rationaliſierung und Sozialpolitik‟. Das oft
von Beifall unterbrochene Referat zeichnete die Struktur der Wirtſchaft
und unterſtrich klar und deutlich die durch die Rationaliſierung
beding=
ten ſozialpolitiſchen Forderungen.
Sgehil=
Der aus allen Gebieten des Gaues ſtark beſchickte K.
fentag endete mit einem Schlußwort des Verwaltungsmitgliedes
Miltzow=Hamburg. Er zeichnete in treffenden Worten die
Berufs=
nöte der Kaufmannsgehilfen und die vorbildliche Arbeit des Verbands
zu ihrer Behebung. Die vom gewaltigen Berufsſtolze getragenen
Aus=
führungen der Redner als Führer einer machtvollen Bewegung wurden
ſtürmiſch bejubelt.
Zur Sozialpolitik faßte der Kaufmannsgehilfentag die folgende
Entſchließung (gekürzt):
„Der Kaufmannsgehilfentag fordert die grundſätzliche
Aufrechterhal=
tung des geſetzlichen Schlichtungsweſens in ſeinem
heu=
tigen Umfange, insbeſondere der Verbindlicherklärung von
Schieds=
ſprüchen durch unabhängige Einzelſchlichter. Die Beſchränkung des
Schlichtungsweſeas auf ſogenannte lebenswichtige Betriebe und damit
auf eine Minderheit der Arbeitnehmer, wird abgelehnt. Es wird
er=
wartet, daß die ſchon vor Jahren gemachten Vorſchläge für die
Er=
richtung tariflicher Schlichtungsſtellen nunmehr durch Vereinbarungen
zwiſchen den Tarifparteien ihre Verwirklichung finden. — Der
Ab=
bau der Sozialverſicherung und ihr Erſatz durch
Zwangs=
ſparkaſſen wird abgelehnt. Geſtützt auf die guten Erfahrungen in der
Krankenverſicherung wird die berufsſtändiſche Selbſtverwaltung auch in
der Arbeitsloſenverſicherung durch Zulaſſung von Erſatzkaſſen
minde=
ſtens für die Angeſtelltenberufe gefordert; eine Beitragserhöhung wird
entſchieden abgelehut. Für die Angeſtelltenverſicherung wird
Aufrecht=
erhaltung ihrer vollen Selbſtändigkeit und weiterer Ausbau verlangt.
Eine ſolche Steigerung ihrer Leiſtungen, die eine Aufzehrung des
an=
geſammelten Kapitalvermögens bedeutet, wird abgelehnt. — Die
als=
baldige Verabſchiedung des dem Reichstage vorliegenden
Arbeits=
ſchutzgeſetzentwurfes unter Beachtung der
Abänderungsvor=
ſchläge des D.HV. wird gefordert, insbeſondere die Einführung der
völligen Sonntagsruhe, des Fünfuhr=Ladenſchluſſes am Weihnachts=
Heiligabend, ſowie die Möglichkeit, nach Zuſtimmung der maßgebenden
Arbeitgeber= und Angeſtellten=Organiſationen örtlich oder bezirklich
auch den Sechsuhr=Ladenſchluß verbindlich einzuführen. Die
Anrech=
nung von Arbeitszeit als Arbeitsbereitſchaft wird abgelehnt. — Der
Ansbau der Handelsaufſicht wird gefordert. Die dafür erforderlichen
Kräfte ſollen aus den Kreiſen der kaufmänniſchen Angeſtellten
entnom=
nen werden.”
Die Mehrheit für den Abſchluß mit der Ruhr.
Der Aufſichtsrat der Hekoga hat in mehrſtündigen
Verhand=
lungen geſtern ſpät abends ſeine Entſcheidung über die zukünftige
Gasfernverſorgung Heſſens getroffen. Ueber die Sitzung wurde
folgendes bekannt gegeben:
Nach eingehenden Verhandlungen über die vorliegenden
Möglichkeiten zur Deckung des im Verſorgungsgebiet der Hekoga
beſtehenden Gasbedarfes kommt der Aufſichtsrat in ſeiner
Mehr=
heit zu der Auffaſſung, daß das von der Nuhrgas=Akt.=Geſ.
vor=
gelegte Angebot den Vorzug verdient. Der Aufſichtsrat beantragt
demgemäß: die Generalverſammlung der Hekoga möge
be=
ſchließen: Der Aufſichtsrat wird bevollmächtigt, mit der Ruhrgas=
Akt.=Geſ. in Endverhandlungen einzutreten und hiernach der
Generalverſammlung den Vertrag zur Genehmigung vorzulegen.
Die Generalverſammlung dürfte anfangs Juni
ſtatt=
finden.
— Maienſingen. Einem alten Kurrendenbrauche folgend,
veranſtal=
ten die unter Leitung des Chormeiſters K. Grim ſtehenden
Geſang=
vereine „Liedertafel” und „Sängerluſt” am Mittwoch, 8. Mai, abends
8.30 Uhr, am Alicedenkmal (Wilhelminenplatz) ein Maienſingen.
Zum Vortrag kommen: 1. „Der Mai iſt gekommen” (nach einer
Volks=
weiſe bearbeitet von K. Grim); 2. „Deutſchland, dir, mein Vaterland”
von Hans Heinrichs; 3. „Der frohe Wandersmann” von Mendelsſohn=
Bartholdy; 4. „Das Lieben bringt groß’ Freud” (bearbeitet von 2
Werth; 5. „Jugend”; 6. „Nun ade”; 7. „Mit Ränzel und Fiedel”
8. „Frühling am Rhein” von K. Grim.
— „Ich küſſe Ihre Hand, Madame Der aktuelle
Singſpiel=
ſchlager, der durch ſeine glänzende Darſtellung durch das Gaſtſpiel=
Enſemble des Berliner Zentraltheaters im Orpheum
ſich eines ſtarken Zuſpruches erfreut, bleibt nur bis Freitag auf
dem Spielplan. — Ab Samstag, 11. Mai, bis Mittwoch, 15. Mai (nur
fünf Tage), iſt ein weiteres, noch aktuelleres Stück: „Wenn der
weiße Flieder blüht. . .", durch das gleiche Enſemble
vor=
geſehen. (Siehe Anzeige.)
IV224
Verſtopfung iſt eine Qual
und ſchädigt den Organismus. Nehmen Sie abends 2 Herbex=Kerne
die auch bei längerem Gebrauch ihre Wirkung nicht verlieren. Herbex=
Kerne erhalten Sie ſchon in Mengen von 30 Gramm in den Apotheken,
— Die Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger” Vereinigung
für Einheitskurzſchrift (Handwerkerſchule), nahm an dem anläßlich des
24. Bezirkstags in Dieburg am 5. Mai abgehaltenen
Wettſchrei=
ben des Bezirks Darmſtadt teil. Mit 31 Teilnehmern hat
ſie nicht weniger als 11 Ehrenpreiſe, 17 erſte, 2 zweite und 1 dritten
Preis errungen; das bedeutet, daß 35 Prozent ihrer Teilnehmer mit
Ehrenpreiſen ausgezeichnet werden konnten. Dabei iſt zu beachten,
daß die Teilnehmer zumeiſt ihre Erfolge in den hohen Silbenzahlen
errangen, alſo in Geſchwindigkeiten, die in der Praxis auch tatſächlich
Leiſtungen bedeuten. Die Vereinigung konnte auch diesmal wieder
die Höchſtleiſtung mit nach Hauſe nehmen. Dieſes glänzende
Ergebnis rechtfertigt den Ruf der Vereinigung, nicht der größte, aber
der leiſtungsfähigſte Verein zu ſein, aufs beſte. Nachſtehend die Namen
der Ehrenpreisträger. Ehrenpreiſe: 240 Silben (Höchſtleiſtung): Frl.
Emmy Holletſchek, Ludwig Kräuter; 220 Silben: Werner Holletſchek,
Aenne Kräuter; 200 Silben: Liſſi Fuchs, 160 Silben: Sofie Ihrig,
140 Silben: Gretel Hartmann, 120 Silben: Margarete Zimmer, 100
Silben: Luiſe Scheuermann, Lieſel Schweinsberger, Walter Bock. Es
ſei gleichzeitig darauf hingewieſen, daß die Vereinigung in ihrem
Unterrichstlokal — Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße — am
Dienstag, den 7. Mai, abaends 8 Uhr, neue Anfängerkurſe in
Reichskurzſchrift eröffnet. — Die Vereinigung erteilt keinen
Maſſen=
unterricht, ſondern gewährleiſtet eine individuelle Ausbildung zu
tüch=
tigen Stenographen unter Leitung ſtaatlich geprüfter
Stenographie=
lehrer.
Aufwerkung des Reſtkauſpreiſes aus einer
Geſchäfts=
übernahme. — Werkerſak bei Teilung des Geſchäfts.
(Nachdruck verboten.)
1s. Die Gebrüder L. in Gunzenhauſen betrieben gemeinſam
zwei Firmen. Im Jahre 1921 ſetzten ſie ſich nach längerem
Ver=
handeln dergeſtalt auseinander, daß jeder Bruder ein Geſchäft
übernahm und von dem Uebernahmetage ab auf eigene Rechnung
weiterführte. Da das eine Geſchäft weniger wert war, wurde
ver=
einbart, daß der Klager als Ausgleich für den Minderwert
des Eiſenwerks Gunzenhauſen eine 1. Hypothek auf das
Offen=
djacher Werk in Höhe von 125 000 Mark eingeräumt bekommen
ſollte. Der Kläger erhielt mit Rückſicht darauf, daß er das
Gun=
zenhauſener Werk übernahm, außer der Hypothekenbeſtellung noch
die Zuſicherung der Zahlung von 200 000 Mark. Dieſen Betrag
hat der Beklagte im Januar 1921 gezahlt, außerdem ſind auch die
erſten Jahresraten von den 125 000 Mark mit je 12 500 Mark
ge=
zahlt worden. Der Kläger verlangt volle Aufwertung ſeiner
Reſt=
forderung auf 100 000 Reichsmark, wahrend der Beklagte ſich auf
die Umrechnung nach der Tabelle zum Aufwertungsgeſetz und den
Valutaſtand vom 7. Januar 1921 beruft. Kläger behauptet, es
handle ſich um einen Werterſatzanſpruch, und zwar in dem
Sinne, daß der Kläger durch die Auszahlung des Beklagten
den=
jenigen Wert in ſein Vermögen habe bekommen ſollen, den er noch
haben würde, wenn er den vorher in dem anderen Unternehmen
gebundenen Vermögenswert nicht verloren hätte. — Landgericht
Offenbach und Oberlandesgericht Darmſtadt haben dem
Klä=
ger nur 15 000 Reichsmark zugeſprochen. Die von dem Kläger
ein=
gelegte Reviſion iſt ohne Erfolg geblieben und vom Reichsgericht
zurückgewieſen worden. Aus den Entſcheidungsgründen:
Das OLG. gibt dem § 6 des Auseinanderſetzungsvertrages die
vollkommen richtige Auslegung. Von einem Werterſatzanſpruch
kann nur inſoweit die Rede ſein, als der Wert der 125 000 Mark
zur Zeit des Vertragsabſchluſſes trotz etwaiger weiterer
Verſchlech=
terung der Mark derſelbe bleiben ſollte, der er am Tage des
Ab=
ſchluſſes des Auseinanderſetzungsvertrages war. Wenn die
Par=
teien davon ſprechen, daß eine Veränderung des „heutigen‟ Geldes
nicht berückſichtigt werden ſollte, ſo kann das nur heißen: Geld mit
dem Kurswerte vom Tage des Vertragsabſchluſſes. Dieſen
Kurs=
wert hat aber die Vorinſtanz vollkommen zu Recht auf Grund
einer Indexzahl von 11,79 feſtgeſtellt und hierzu in Anwendung
der Grundſätze des § 242 BGB. einen Zuſchlag von 25 Prozent für
angemeſſen erachtet, weil es dem Beklagten gelungen iſt, ſich
wert=
beſtändige Werte zu erhalten. (Reichsgerichtsbriefe II 392/28 —
8. März 1929.)
— Bühnenvolksbund. Der K=Miete ſind die Gaſtſpiele Gerda
Müller auf Grund beſonderer Vereinbarung zugeteilt. Die
Vor=
ſtellungen ſind Wahlvorſtellungen. Mittwoch Zuſatzmiete 12,
Donnerstag Zuſatzmiete 11. Diejenigen K=Mieter, welche
die Vorſtellungen nicht beſuchen willen, müſſen bis ſpäteſtens heute
nachmittag ihre Mietkarten in der Geſchäftsſtelle bei Chriſtian Arnold
am weißen Turm abgegeben haben; ſie erhalten einen Gutſchein für
eine beliebige andere Schauſpielvorſtellung im Großen oder Kleinen
Haus oder für eine Opernvorſtellung im Kleinen Haus. Wir empfehlen
aber den Beſuch von Claudels „Mittagswende”, eines tiefſchürfenden
Stückes, des bekannten chriſtlichen Dramatikers.
— Der Gabelsberger=Stenographenverein 1861, Ballonſchule,
er=
innert nochmals daran, daß die neuen Anfängerkurſe in
Reichs=
kurzſchrift am Dienstag, den 7., und Freitag, den 10. Mai, abends um
8 Uhr, in den Unterrichtsräumen Ballonſchule beginnen. Dieſe
Kurſe ſtehen unter Leitung bewährter Kurzſchriftlehrer. Anmeldungen
in den erſten Stunden.
Fp. Kleine Strafkammer. 1. Eine in Offenbach bedienſtete
Haus=
angeſtellte, die jetzt 29 Jahre alt iſt, hat das Vertrauen der
Dienſtherr=
ſchaft mißbraucht, indem ſie ſie beſtohlen und einen kleineren
Geld=
betrag unterſchlagen hat. Wegen der Höhe der erkannten
Gefängnis=
ſtrafe von 1 Monat hat ſie Berufung verfolgt, die verworfen
wird. 2. Wegen Beiſeiteſchaffung eines vom Gerichtsvollzieher
ge=
pfändeten Pfuhlfaſſes hat ein Offenbacher Fuhrmann eine Geldſtrafe
von 50 Maxk erhalten. Der Verurteilte hat Berufung eingelegt. Nach
Belehrung über die Rechtslage nimmt er das Rechtsmittel zurück.
Fp. Bezirksſchöffengericht. Am 25. Februar d8. Js. fuhr ein
Auto=
beſitzer aus dem Odenwald auf der Landſtraße zwiſchen Reinheim und
Spachbrücken; er ſteht unter der Anklage, zwei Perſonen mit ſeinem
Auto angefahren zu haben. Be: Schneeglätte fuhr er mit ſeinem Auto,
vorſchriftswidrig die linke Straßenſeite benutzend und die ſtark
wirken=
den Scheinwerfer nicht abblendend, in eine Gruppe von Leuten hinein,
von denen er zwei anfuhr. Das Urteil erkennt auf eine Geldſtrafe von
200 Mark; von der weiteren Anklage, ſich der Feſtſtellung ſeiner
Per=
ſonalien durch die Flucht entzogen zu haben, erfolgt Freiſprechung.
TN 2636
Uberwinde Schwäche und Abgespanntheit mit Sanatogen:
es gibt neue Kraft.
Dr. med. Bodenstein in Steinach schrelbt:
„Sanatogen leistet in Rekonvaleszenz nach verschledenen
Krankheiten geradezu Erstaunliches in punkto Kräftigung des
Organismus.*
Ein anderer Arzt, Dr. med. Steiner in
Krems, sogt in seinem Urteil über
Sanz
Sanatogen:
„Die Pattenten blähten förmlich auf.*
Nähr-u. Kräftigungsmittel für Körper und Nerven.
So energisch und deutlich fühlbar ist die stärkende und belebende Einwirkung
des Sanatogens auf den geschwächten Organismus bei Erschöpfungszuständen
jeder Art. Sie fndet ihre Erklärung durch das Zusammenwirken der
lebens-
wichtigen Bestandteile des Sanatogens: Eiweiß — reinster, höchstwertiger
Nährstoff — und Glycerophosphat, natürliches und ursprüngliches Baumittel
der Nervensubstanz.
Verbessere auch Du Deine Gesundhekt, beginne
heute Sanatogen zu gebrauchen, dann wirst Du bald
Ot neue Kraft und lebensfreude gewinnen, und von
Deiner Gesundheit hängt doch Dein ganzes Glück
und Wohlergchen ab.
Schon in Packungen von M. 1.80 an in allen Apolheken und Drogerien:
[ ← ][ ][ → ]Ceite 6
Dienstag, den 7. Mai 1929
Nummer 126
Monakskalender des Aquarien= und
Terrarien=
vereins „Hokkonia‟ Darmſtadt.
Der Monat Mai iſt für den Aquarianer der angenehmſte. Wenn
es draußen auch mitunter noch recht kalt iſt, ſo treiben die Pflanzen
in den Zimmer=Aquarien doch in einer Weiſe, wie man ein ſo
ſchnel=
les Wachstum nur bei den Waſſer= und Sumpfgewächſen beobachten
kann. Sie bringen Blüte um Blüte, Trieb um Trieb hervor, je
ſon=
niger und heller die Behälter ſtehen. In die Bitterlings=Aquarien
haben wir bereits die Malermuſchel eingebracht, in die nun das mit
der lang heraushängenden Legeröhre verſehene Weibchen ſeine Eier
legen wird, umzittert von dem in den herrlichſten Farben ſchillernden
Männchen. Schönere Fiſche, in bezug auf Farbe als das Männchen
des Bitterlings und des Stichlings, beſonders des dreiſtacheligen zur
Laichzeit, gibt es wohl kaum, ſchade nur, daß die Pracht nicht lange
anhält. In Behältern mit ſonnigem Standorte wird es vorkommen,
daß das Waſſer von kleinen Algen ganz grün gefärbt wird. Hiergegen
helfen die Daphnien= und Chelops=Arten. Letztere werden nach
Ent=
fernung der Fiſche in das Aquarium eingeſetzt, ſodaß der ganze
In=
halt ein Gewimmel von dieſen Tieren bildet. Die langen, harten
Fadenalgen müſſen durch Aufwickeln auf ein Stäbchen entfernt werden.
Beim Fangen des lebenden Fiſchfutters, das jetzt ſchon reichlich
vor=
handen iſt, hüte man ſich vor Einſchleppung von Paraſiten,
gefähr=
lichen Inſekten und deren Larven, Egeln und Süßwaſſerpolypen. Dieſe
bekämpft man immer noch am beſten durch Einſetzen der ſpitzen
Schlammſchnecke (Limnea stagnalis). Man nehme entweder in
Aqua=
rien gezüchtete Exemplare oder reinige friſch gefangene, ſetze ſie erſt
ein paar Tage in ein beſonderes Glas und laſſe ſie hungern. In
Zuchtbecken, in denen Fiſche abgelaicht haben, dürfen keine Schnecken
geduldet werden, da ſie dem Laich und den ausgeſchlüpften Jungfiſchen
ſehr gefährlich ſind. Zur Zucht der eierlegenden Kärpflinge verwende
man dichte Polſter von Riccia, Salvinia oder Fadenalgen. Beſonders
dieſe eignen ſich ſehr gut. Nach 5 bis 6 Tagen legt man den
Algen=
klumpen mit den Eiern in einen Aufzuchtbehälter und bringt in das
Zuchtaquar um ein neues Bündel Algen. Gegen Ende des Monats
beginnt ſchon die Laichzeit der Chanchitos und der verſchiedenen
Chich=
liden; bei ſonnigem Wetter ſchreiten auch die Labyrinthfiſche zum Bau
ihrer Schaumneſter.
Das Seeaquarium iſt gut zu durchlüften und, wenn nötig, vor
Erwärmung durch die Sonne, deren Strahlen uns in dieſem Monat
noch nicht läſtig gefallen ſind, zu ſchützen. Bei peinlichſter Reinhaltung
von Futterreſten kann das unbequeme Filtern des Waſſers in
Weg=
fall kommen. Etwa ge Lücken im Tierbeſtande ſind jetzt leicht durch
friſchen Bezug von den Küſtenplätzen der Nordſee auszufüllen.
Der Terrarianer hat jetzt die beſte Gelegenheit, ſeinen Tierbeſtand
möglichſt zu ergänzen und zu vergrößern. Im Freien erſcheinen die
letzten Tiere aus ihren Winterverſtecken. Die Schlangen und Eidechſen
haben ihr altes Winterkleid abgeſtreift und ſchreiten ſo im
Hochzeits=
gewande ſchen vielfach zur Paarung. An die Bepflanzung der
Be=
hälter wird die letzte Hand gelegt, auch iſt im Terrarium auf große
Reinlichkeit zu ſehen, Raſenſtücke und Pflanzen auszuwechſeln.
Be=
ſondere Beachtung verdient das Waſſerbecken, da deſſen Verunreinigung
leicht die gefürchtete Mundfäule nach ſich ziehen kann. An geeignetem
Futter iſt jetzt kein Mangel mehr, die Fröſche und Kröten liefern viel
Schlangenarten wieder die oft langentbehrte Speiſe, auch finden wir
Käfer und andere Inſekten als Erſatz für die bisher verfütterten
Mehl=
wüirmer.
Vereinsabende jeden erſten und dritten Samstag im Monat in
unſerem Lokal Heſſiſchen Hof, 1. Stock. Auskünfte über Tler= und
Pflanzenpflege werden gerne erteilt, daher Gäſte ſtets willkommen.
P. K.
Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie. Die Ziehung der 1. Klaſſe
33. (259.) Lotterie, bei der die Nachfrage nach Loſen wieder überaus
groß war, hat am 19. und 20. April ſtattgefunden. Dabei fielen die
beiden Hauptgewinne von je 109 000 Reichsmark auf Nr. 69 483 in den
beiden Abteilungen 1 und 2. Die Ziehung der 2. Klaſſe, in der wieder
2 Hauptgewinne von je 100 000 Reichsmark zur Ausſpielung kommen,
findet am 17. und 18. Mgi ſtatt. Die Erneuerung der Loſe zu dieſer
2. Klaſſe muß planmäßig ſpäteſtens bis zum 10. Mai, 18
Uhr, bei Verluſt des Anrechts in der zuſtändigen Lotterie=Einnahme
geſchehen. Die Beachtung dieſer Friſt wird dringend empfohlen, da
bei der großen Nachfrage über die nicht rechtzeitig erneuerten Loſe
an=
derweitig verfügt werden muß.
Privatzimmer geſucht. Für die Reichsverbandstagung der
deut=
ſchen Landkrankenkaſſen werden weitere 50—60 Privatzimmer
geſucht. Die Anmeldungen werden bis ſnäteſtens
Donners=
tag, den 9. Mai, entgegengenommen: Stadthaus, Zimmer 24,
vormittags 9—11 Uhr.
Lokale Betanſtallungen.
Die hierunter erſcheinenden Rotigen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beir achten.
in keinem Fallie irgendwie als Beſprechung oder Kritit.
— Bund Königin Luiſe. Mittwvoch, denn 8. ds. Mts.,
Pflichtverſammlung bei Sitte, Karlſtraße. Gäſte willkommen.
— Deutſcher Offizierbund. An den Damen= und
Herten=
abend (Muſik und Tanz) am Samstag, den 11. Mai, in der Traube
wird erinnert, ebenſo an Zu= oder Abſagen.
— Verein ehem. Angehöriger des Großh.
Artil=
leriekorps. Wir erinnern hiermit die Kameraden an die
Gedenk=
ſteineinweihung am nächſten Samstag und Sonntag, den 11. und 12.
Mai, in der Kaſerne unſerer Traditionsbatterie in Fulda. Da mit der
Einweihung eine Wiederſehensfeier verbunden iſt, bitten wir um
zahl=
reiche Beteiligung der Kameraden. Die Abfahrtszeiten ſind bekannt,
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt.
Wir machen unſere Mitglieder darauf aufmerkſam, daß heute abend
8 15 Uhr im Muſikſaal des Saalbaues eine außerordentliche
Mitglieder=
verſammlung ſtattfindet, in der Herr Reichstagsabgeordneter Dingeldey
über die politiſche Lage ſprechen wird. Die Verſammlung iſt auf
aus=
drücklichen Wunſch aus dem Mitgliederkreiſe einberufen worden, um
eine Ausſprache über den Ernſt unſerer politiſchen Lage herbeizuführen.
Es wird daher um zahlreiche Beteiligung gebeten.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſtiung beizufügen. Anonzme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichteit.
„Eliſabethenſtift‟ Die Berufsgenoſſenſchaft, zu der der fragliche
Betrieb gehört, iſt Trägerin der Unfallverſicherung. An dieſe müſſen
Sie ſich wenden. Sie wird Ihnen auch mitteilen können, von wann
an Ihre Schadensanſprüche zu laufen beginnen.
J. A. Sie brauchen in dem Zugang zu Ihrer Wohnung, der als
Zubehör derſelben mit vermietet iſt, das Aufſtellen von Rädern
über=
haupt nicht zu dulden und können, wenn nötig, auf dem Klagewege die
Entfernung derſelben verlangen.
Tageskalender für Dienstag, den 7. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19,30 Uhr, Ende
22 Uhr, A 22: „Der Feldherrnhügel”. — Kleines Haus: Keine
Vor=
ſtellung. — Orpheum, abends 20,15 Uhr: „Ich küſſe Ihre Hand
Madame‟. — Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel
Schmitz, Reichshof, Kaffee Ganßmann. — Turnhalle a.
Woogs=
platz, nachm. 16 Uhr, Rheiniſches Braunkohlenſyndikat, Revue:
„Meine Flamme‟. — Kinovorſtellungen: Union=Theater,
Helia.
Die Aaloſttapen iin Boenwohie.
Eine notwendige Abwehr.
*DEin Frankfurter Herausgeber verſucht einen Aufſatz über
„Das Straßenelend im Odenwald” in heſſiſchen Blättern
unterzubrin=
gen. Er ſchreibt darin u. a.: „Welche Ueberraſchungen warten auf den
heſſiſchen Odenwaldſtraßen auf den harmloſen Autotouriſten, der
aus=
zieht, um Erholung und Ruhe inmitten der landſchaftlichen Schönheiten
dieſes ſchönen Fleckchens Erde zu ſuchen? Schon die Anfahrtſtraßen
über Dieburg—Groß=Umſtadt—Höchſt-König und von der, ſo ſorgfältig
gepflegten Bergſtraße her, über Weinheim—Fürth-Marbach, über
Gai=
mühle—Krähberg, von Dietzenbach—Oberroden-Babenhauſen—Dieburg,
können den Entſchluß einer Odenwaldfahrt ins Wanken bringen.
Schlag=
doch reiht ſich an Schlagloch, ſo daß man Mühe hat, den in Fahrgeſtell
und Federn ſtöhnenden Wagen auf der Straße zu halten. In den
Kur=
ven, wo die Löcher beſonders zahlreich und tief ausgefahren ſind, wird
die Sache ſogar lebensgefährlich. Das Beſchotterungsmaterial iſt
ſtellen=
weiſe ohne jede Befeſtigung auf die Straßendecke geſchüttet, anſcheinend
um deren Mängel zu verdecken und anzudeuten, daß man etwas für
dieſe notleidenden, jämmerlichen Straßen zu tun gedenkt. Die wenigſten
unſerer Kraftfahrer werden ihr Fahrzeug und ihre geſunden Knochen
hier riskieren wollen. Die Straßenverhältniſſe ſind ſo unbeſchreiblich
ſchlecht, daß man eigentlich öffentlich vor dieſen Straßen warnen müßte,
um Leben und Material nicht zu gefährden."
Wir haben der Provinzialdirektion Starkenburg dieſe Darſtellung
übermittelt, die uns dazu folgende Bemerkungen überſendet:
Die Provinzialdirektion Starkenburg, die nunmehr im dritten Jahr
die auf die Provinz übergegangenen ehemaligen Kreisſtraßen betreut,
war ſich von vornherein bewußt, daß das Straßennetz gerade des
Oden=
waldes der beſchleunigten Anpaſſung an die Erforderniſſe des modernen
Kraftfahrzeugverkehrs bedarf. Sie hat Verſtändnis für Kritik und
vorgebrachte begründete Wünſche, läßt ſich aber durch die maßlos
über=
triebenen Darſtellungen und gehäfſigen Ausfälligkeiten des Frankfurter
Verfaſſers in ihrer planmäßigen Arbeit nicht beirren. Die laufende
Unterhaltung aller wichtigeren Straßen iſt immerhin ſo, daß die
Dauer=
bildung von Schlaglöchern verhindert wird. Auch wird der Schotter
nicht, wie der Verfaſſer meint, auf die Straßendecke gebracht, um Mängel
zu verdecken, ſondern um Mängel zu beſeitigen.
Nun aber die genannten Straßenzüge: Bereits inſtandgefetzt, zum
Teil gewalzt und aſphaltiert und durchaus einwandfrei befahrbar ſind
die Provinzialſtraßen Bensheim-Fürth, Heppenheim — Fürth—
Weg=
ſcheide-Marbach, Bensheim-Lindenfels, Reinheim-Brensbach, die
Neckartalſtraße; fehlende kurze Teilſtrecken ſind zurzeit in Herſtellung
be=
griffen. Es iſt alſo direkt unwahr, wenn dieſe Strecken als ſo
minder=
wertig hingeſtellt werden, daß ſie Automobiliſten abhalten, landſchaftlich
reizvolle Odenwaldpartien aufzuſuchen. Für das Jahr 1929 hat die
Pro=
vinz eine Anleihe von 4,5 Millionen Reichsmark aufgenommen, um ihren
Bauplan um ein großes Stück zu fördern. Zur Verbreiterung und
Aſphaltierung oder Kleinpflaſterung ſind im Odenwald vorgeſehen: die
Straßen Darmſtadt—Nieder=Ramſtadt, Darmſtadt—Roßdorf—Dieburg—
Babenhaufen—bayeriſche Grenze. Dieburg — Groß=Umſtadt — Höchſt —
Michelſtadt—Marbach.
Solche „Ueberraſchungen warten auf den heſſiſchen Odenwaldſtraßen
auf den harmloſen Autotouriſten”, und ſo ſieht das Land aus, in dem
das Autofahren in anbetracht der Straßenzuſtände „lebensgefährlich” iſt
und vor deſſen Straßen „man eigentlich öffentlich warnen müßte‟! Es
iſt bereits mancherlei geſchehen, und im laufenden Jahre wird ein
weite=
res erhebliches Stück Verbeſſerungsarbeit geleiſtet werden, 1930 folgen
andere Strecken in den Seitentälern. Der hefſiſche Staat und die
ande=
ren zuſtändigen Organe kennen ihre Aufgaben und bedürfen zu ihrer
Löſung keiner Antreibung nach der Art obiger Darſtellung, ſondern nur
der notwendigen Geldmittel!
Aus Heſſen.
Diskonkerhöhung und Landwirkſchaft.
Lw. Durch die Diskonterhöhung der Reichsbank hat ſich die Lage
der Landwirtſchaft nach der Kreditſeite hin ganz weſentlich verſchärft.
Die der Landwirtſchaft gegebenen Kredite, jedenfalls alle kurzfriſtigen,
haben eine entſprechende Zinserhöhung erfahren; außerdem iſt —
ab=
geſehen von der ſchlechten Finanzlage des Neichs und der Länder —
die Ausſicht auf Beſchaffung der zur Umſtellung der Betriebe
erfor=
derlichen weiteren Mittel noch ungünſtiger geworden. Zurzeit liegt auf
dem Agrarkreditmarkt die einzige geringe Möglichkeit in
der Mitteilung des Reichsarbeitsminiſters im
Reichs=
tag, daß er die öffentlichen Verſicherungsträger erſucht
habe, die ihnen durch die Aenderung der Lex Brüning aus
Steuer=
geldern zufließenden Mittel zur Gewährung von
Sied=
lungs= und Meliorationskrediten zu verwenden.
Im=
merhin kann feſtgeſtellt werden, daß wenigſtens die Nentenbank=
Kreditanſtalt die Erhöhung des Zinsſatzes um 1
Pro=
zent ab 1. Mai nur für die kurzfriſtigen Kredite
vorge=
nommen hat, während die anderen laufenden Kredite im Zinsſatz
un=
verändert geblieben ſind. Auch die Abwicklung der
Golddiskontbank=
anleihe ſcheint, wie die „Landwirtſchaftliche Wochenſchau” erfährt,
rei=
bungslos weiterzugehen. Aus der Verſchärfung der Lage am Geld=
und Kapitalmarkt ergibt ſich im übrigen die zwingende Konſequenz,
zur Sicherung einer rarionellen Kreditverteilung und =verwendung das
Gewicht der Zentralſammelſtellen auf dem Kreditmarkt zu ſtärken.
Haut-Bleichkren
Jetzt iſt es Zeit, Sommerſproſſen, Leberflecke, gelbe Flecke im Geſicht und
an den Händen zu beſeitigen durch Bleichen mit Klorolzrem, Tube 1 Mk.
und Kloroseife ä Stück 60 Pf. Unſchädlich und ſeit Jahren bewährt.
Mit genauer Anweiſung in allen Chlorodont=Verkaufsſtellen zu haben.
(1V 1015)
An. Arheilgen, 6. Mai. Ein Motorradfahrer, der aus der
Darmſtädter= in die Dieburgerſtraße einbiegen wollte, hatte es ſehr eilig
und rannte in das Schaufenſter der Drogerie Walter. Die
Erker=
ſcheibe wurde zertrümmert. — Die hieſige Bürgermeiſterei verbietet
erneut das Fuß= und Handballſpielen auf freien Plätzen
und den Ortsſtraßen. Das Polizeiperſonal iſt angewieſen,
Uebertre=
rungen dieſer Vorſchrift zur Anzeige zu bringen. — Die hieſigen
Geſang= und Sportvereine beabſichtigen, am Himmelfahrtstage bei
gün=
ſtiger Witterung kleinere bzw. größere Spaziergänge und
Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung zu unternehmen.
Vielfach werden Muſikkapellen daran teilnehmen und iſt auch für gute
Unterhaltung, beſonders Kinderbeluſtigungen, geſorgt. Die
Vereins=
wirte haben die leibliche Verſorgung der Teilnehmer übernommen. —
Die hieſige Sportvereinigung 04 beabſichtigt, zu ihrem 25
jäh=
rigen Jubelfeſte ein Feſtbuch herauszugeben und fordert Intereſſenten
zur Aufgabe von Anzeigen in demſelben auf. — Wie man hört, plant
der Turnverein von 1876 bauliche Veränderungen ſeines
Ver=
einshauſes an der Frankfurterſtraße. — Der Arbeiter=Turn=
und Sportverein wird über die Pfingſtfeiertage eine Wanderung
durch die Wolfsſchlucht, das Neckartal hinab bis Heidelberg veranſtalten.
Für Eiſenbahnfahrpreisermäßigung iſt geſorgt und ſind die Unkoſten
für den 2½tägigen Ausflug nur geringe.
E. Wixhaufen, 6. Mai. Oeffentliche
Gemeinderats=
ſitzung. Auf der Tagesordnung ſtand zur Beratung der Voranſchlag
für das Jahr 1929. Derſelbe ſchloß mit einem Fehlbetrag von 34 000 RM.
ab, von dem allerdings vorläufig nur 30 000 RM. durch Umlagen erhoben
werden ſollen. Dieſer Tage wurde den Bewohnern der Freyſtraße die
Zuſtellung ihrers Pflichtanteils zur Herſtellung des Fußſteiges
übermit=
telt. Der Preis desſelben beträglt pro laufenden Meter 10 RM. und wwird
für viele eine große Härte bedeuten, da mehrere Anwohner über 200 bis
300 RM. zu zahlen haben.
Die weltberühmten Pfarrer
KNEIPP-PILLEN
zuverlässig zur Blutreinigung und
Stuhlgang-Regelung
Rheum, Sapo je 2, Cal. 3, Junip. 1. Rloe 4.
In allen Apotheken Mk. 1——
Kneipp-Kur-Wegweiser
kostenifrei durch Kneipp-Hau--Centrale Würzburg.
J. Griesheim, 6. Mai. Mit der Feier des 20jährigen
Stif=
tungsfeſtes des hieſigen Kirchenchors war auch diefenige des
De=
kanats Darmſtadt verbunden. Feierlicher wie ſonſt dünkte das
Ge=
läute der Glocken, das am Morgen die Gemeinde zum Vormittags=
Feſtgottesdienſt rief, der vom Poſaunenchor mit dem Vortrag des
Nie=
derländiſchen Dankgebets und vom Kirchenchor mit dem Lied „Der Herr
iſt mein getreuer Hirte” eingeleitet wurde. Mit warmen Worten ſprach
Herr Pfarrer Mangold von dem Segen, der von Kir henchören mit
ihrem Geſang für unſer kirchliches Leben ausſtrömt, er gedachte der
Gründung des Kirchenchores und ſeiner Entwickelung ſowie ſeiner
Gründer und der ſchwierigen Zeiten, die er durchmachen mußte, ferner
der ſtandhaften Frauen und Männer, die ihre Kräfte einſetzten, um den
Chor durch alle Fährniſſe durchzuſteuern. Von den Männern ſind es
heute noch drei, die dem Verein angehören und mit Stolz und voll
innerer Befriedigung auf die von ihnen geleiſtete Arbeit zur
Erhal=
tung und Förderung evangeliſchen Lebens in unſerer Gemeinde
zurück=
blicken können. Kurz nach Mittag trafen die zum Dekanat Darmſtadt
gehörigen 10 Kirchenchöre teils per Auto, teils mit der Straßenbahn,
hier ein. Unter den Klängen des Poſaunenchores marſchierten ſie
durch die mit Fahnen reich geſchmückten Straßen nach der Kirche, wo
unter Leitung des Herrn Studienrats und Chorleiters des Darmſtädter
Stadtkirchenchores, Herrn Borngäſſer, der vor Jahren als junger
Leh=
rer hier tätig war, eine Geſangsprobe, an der nahezu 400 Sänger und
Sängerinnen teilnahmen, abgehalten wurde. Um 2 Uhr begann der
Dekanats=Feſtgottesdienſt. Die Feſtpredigt hielt Herr Studienrat Dr.
Zimmermann aus Darmſtadt, der nach des Penſionierung des Herrn
Dekan Neuroth längere Zeit die hieſige Pfarrſtelle verwaltete. Sein
Thema war die Einführung der Reformation und die Bedeutung der
Proteſtationsaktion der deutſchen evangeliſchen Fürſten im Jahre 1529
auf dem Reichstag zu Speyer, deren 400jährige Wiederkehr bekanntlich
an Pfingſten begangen wird und ihre Bedeutung für die evangeliſche
Glaubensfreiheir in Deutſchland. Unſerem Kirchenchor entbot er
herz=
lichen Gruß und die beſten Glückwünſche zu ſeinem Wjährigen
Stif=
tungsfeſte. Anerkennende Worte fand er auch für die hübſche und
wür=
dige Ausſchmückung unſerer Kirche und die Opferfreudigkeit der
Kir=
chengemeinde. Gebet und Segen, geſprochen von Herrn Pfarrer
Man=
gold, ſchloß die erhebende Feier. Anſchließend folgte dann die
Feſt=
verſammlung im Feſtſaale „Zum grünen Laub‟. Die weiten Räume
waren bis zum letzten Platz von einer frohbewegten Menſchenmenge
gefüllt. Ein Vortrag des Poſaunenchors bildete die Einleitung zum
Programm. Der Vorſitzende des Kirchenchores, Herr Heinrich Höhl,
begrüßte die Verſammlung und insbeſondere Herrn Studienrat Dr.
Zimmermann, den Vertreter des Dekanats Darmſtadt, Herrn Dekan
Zimmermann=Darmſtadt, Herrn Pfarrer Marx=Darmſtadt und Herrn
Studienrat Borngäſſer und dankte ihnen für ihr Erſcheinen und ihre
Mitwirkung beim Feſt. Er warf einen kurzen Rückblick auf die
Grün=
dung des Vereins und die Schwierigkeiten, die es zu überwinden gab,
um dem Verein zu ſeiner jetzigen Blüte zu verhelfen. Mit einem
frohen Ausblick auf die Zukunft ſchloß er ſeine mit großem Beifall
auf=
genommene, oft von launigen Einfällen gewürzte Rede. Herr Dekan
Zimmermann überbrachte dem Kirchenchor die Grüße des Dekanats
und erinnerte daran, wie ſeinerzeit der hieſige Pfarraſſiſtent
Winkel=
mann zu ihm nach Wixhauſen gekommen ſei und ihn um Rat gefragt
habe, wie er es anfangen ſolle, um einen Kirchen=Geſangverein hier ins
Leben zu rufen. Er ſprach dem Verein ſeine volle Anerkennung für
ſeine Leiſtungen und die aufs beſte getroffenen Vorarbeiten für das
Ge=
lingen des Feſtes aus. In humorvollen Worten beſprach dann Herr
Pfarrer Marx die Leiſtungen der Kirchenchöre in Stadt und Land,
unter denen es kaum noch einen Unterſchied gebe. Er brachte ſeine
große Freude über das gute Gelingen des Jubiläumsfeſtes des hieſigen
Kirchenchors zum Ausdruck und verſprach, im Vorſtand des Dekanats
dahin zu wirken, daß ihm zur Erinnerung ein Andenken überreicht
werde. Die von den einzelnen Kirchenchören zum Vortrag gebrachten
ſelbſtgewählten Lieder, zum größten Teil altbekannte Volkslieder,
wur=
den recht empfindungsvoll und ſtimmenrein vorgetragen und fanden
großen Beifall. Es zeigte ſich, daß die Chöre ſeit dem Jahre 1924, wo
das letzte Dekanatsfeſt hier ſtattfand, recht bedeutende Fortſchritte
ge=
macht haben. Aufs höchſte befriedigt, verließen die auswärtigen Gäſte
am Abend unſeren Ort mit der Verſicherung, daß ihnen das
Jubi=
läumsfeſt unſeres Kirchenchors und das damit verbundene Dekanarsfeſt
noch recht lange in freundlicher Erinnerung bleiben werde.
O. Pfungſtadt, 6. Mai. Verſammlungen. Am Samstag
abend hielt der Radfahrerklub „Union 1906” in ſeinem Vereinslokal
eine wichtige Monatsverſammlung ab, die ſich u. a. mit dem Gaufeſt
und der Frühjahrsveranſtaltung befaßte. Außerdem hielt der Obſt= und
Gartenbauverein am Samstag abend (bei Böttiger) eine Verſammlung
ab, in der beſonders die wichtigſten Arbeiten für dieſes Jahr feſtgelegt
wurden. — Im benachbarten Eſchollbrücken liegt gegenwärtig der
Gemeindevoranſchlag für das Jahr 1929 zur allgemeinen Einſichtnahme
auf.
A. Groß=Rohrheim, 6. Mai. Preisſchießen des Schützen=
Vereins. Der Schützenverein Groß=Rohrheim beendigte geſtern das
bon ihm veranſtaltete Preisſchießen in der Wirtſchaft „Zum Edelweiß”.
Es gelangten 14 Preiſe zur Verteilung, um die ſich viele Schützen
be=
warben. Der rührigen Vereinsleitung gelang es, durch dieſe
Wevbever=
anſtaltung mehrere neue Mitglieder dem Verein als aktive Mitglieder
zu gewinnen. — Unfall. Der bei der Straßenbaufirma Walter u.
Repp beſchäftigte Arbeiter Stay von hier kam zwiſchen zwei in voller
Fahrt befindliche Rollwagen und trug dabei ſo ernſte Beinquetſchungen
davon, daß er in ein Krankenhaus überführt werden mußte.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Mai. Wiederum konnte in unſerer Gemeinde
die Evangeliſche Sterbevorſorge des Landesvereins für Innere Miſſion
zum Segen der Hinterbliebenen wirken, obwohl auch in dieſem Fall die
Verſicherungsdauer nur ſehr kurz war. Wie man uns mitteilt, iſt das
jetzt ſchon der 7. Sterbefall in kurzer Zeitfolge, den dieſe Einrichtung
glatt reguliert hat. Wenn das ja auch der Zweck einer Sterbekaſſe iſt,
ſo muß doch beſonders darauf hingewieſen werden, daß ſich gerade die
Evangeliſche Sterbevorſorge der älteren Leute bis zum 80. Lebensjahre
annimmt. Die Evangeliſche Sterbevorſorge wurde vor zwei Jahren
vom Landesverein für Innere Miſſion ins Leben gerufen und hat bis
jetzt in Heſſen allein rund 26 000 Mitglieder gewonnen. Im Reich
ſol=
len es weit über 600 000 ſein. In unſerer Gemeinde ſelbſt iſt ja wohl
auch eine beträchtliche Anzahl Gemeindeglieder dieſer Kaſſe beigetreten.
Es iſt aber trotzdem anzunehmen, daß noch weitere Gemeindeglieder gern
beitreten, wenn ſie auf dieſe vorteilhafte Sterbekaſſe hingewieſen werden.
— Turnderein 1877 e. V. Wie alljährlich, unternimmt auch
dies=
mal der Turnverein 1877 e. V. am Himmelfahrtstage einen
Familien=
ſpaziergang. Dieſer führt durch die Dörnbach (Koloniewald), woſelbſt
bei kurzer Raſt für die Kinder der ſich beteiligenden Mitglieder allerlei
Ueberraſchungen vorgeſehen ſind, nach Wembach. Dort Einkehr bei
Gaſtwirt Keller. Auf dem Rückwege wird in Hahn im „Kühlen Grund”
nochmals Tanzgelegenheit geboten ſein. Abmarſch nachmittags 1 Uhr
am „Löwen”.
Nummer 126
Bb. Beusheim, 6. Mai. Wiederſehensfeier der 118er.
Eines der traditionsreichſten Regimenter der Kriegs= und Vorkriegszeit
begeht alljährlich eine Feier kameradſchaftlichen Zuſammenſeins in der
Art einer Wiederſehensfeier, welche bereits im vorrigen Jahr nach
Bensheim verlegt worden war und nun auch in dieſem Jahre wieder in
Bensheims Mauern ſeinen Verlauf nahm. Der erſte Sonntag im Mai
iſt bisher dazu auserſehen worden, dieſe Feier zu begehen, und ſo hat
man auch heuer den 4. und 5. Mai gewählt. Bensheim prangte im
Schmuck der Fahnen, und zahlreiche Kameraden, frühere Angehörige des
ruhmreichen Regiments, haben ſich wieder hier eingefunden, um die
ſprichwörtliche deutſche Kameradſchaft zu pflegen. Am Samstag fand
bereits nachmittags um 5 Uhr eine Sitzung des Verbandsvorſtandes
ſtatt, dem am Abend in den Räumen des Hotels „Deutſches Haus” ein
gut beſuchter Unterhaltungsabend folgte, deſſen Vortragsfolge ſehr
ab=
wechſlungsreich geſtaltet war und in Gegenwart der ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden, erſtere vertreten durch Kreisdirektor Reinhart,
letztere durch Bürgermeiſter Dr. Angermeier, ſowie in Anweſenheit
des Verbandsvorſitzenden Hohmann=Darmſtadt und zahlreicher
Gäſte flott abgewickelt wurde. Am Sonntag früh 8 Uhr verſammelten
ſich Vertreter der Kameraden auf dem hieſigen Ehrenfriedhof zu einer
kleinen, aber ſinnigen Gedächtnisfeier, wobei an den Gräbern
des Friedhofs ein Kranz niedergelegt wurde. Um 9 Uhr begann im
großen Saale des Hotels „Deutſches Haus” die Delegiertenverſammlung,
aus derem Ergebnis beſonders hervorzuheben iſt, daß als nächſtjähriger
Ort der Wiederſehensfeier Darmſtadt gewählt wurde und der 2. Mai
dafür in Betracht kommen wird. Von 11 Uhr ab traf man ſich auf dem
Feſtplatz bei einem gemütlichen Frühſchoppen. Die Aufſtellung des
Feſt=
zuges begann um halb 2 Uhr im Hofe des „Wambolter Hofes”, woſelbſt
Pfarrer Schneider=Undenheim die Feſtrede hielt. Es ſchloß ſich ein
Feſtzug durch die Stadt an. Am Ritterplatz angelangt, gab ein
Kanonenſchuß das Zeichen zu einer ſinnigen Ehrung der im Weltkrieg
Gefallenen, indem der ganze Zug eine Minute lang in tiefem Schweigen
verharrte. Dann blieſen die Trompeten und ſchallten die Trommeln
zum Weitermarſch nach dem in der Anlage geſchaffenen Feſtplatz, auf
dem ſich gar bald ein reges Treiben entwickelte. Die Kapelle des
Regi=
ments, gebildet aus früheren Muſikern desſelben, ſpielte flotte
mili=
täriſche Weiſen. Es bedarf der Erwähnung nicht, daß ſowohl am
Samstag, wie auch am Sonntag der Feier von allen Seiten, wie auch
von den vertretenen Behörden die herzlichſten Grüße und Wünſche zum
Ausdruck gebracht wurden. Herr Oberſtabsarzt Dr. A. Zahn hatte
einen beſonders anſprechenden Willkommensgruß gedichtet, der von allen
Teilnehmern mit Freuden aufgenommen wurde. In finanzieller
Hin=
ſicht dient der Ertrag der Feier dazu, in der alten Nibelungenſtadt
Worms, der früheren Garniſon des Regimentes, zu Ehren der Gefallenen
des Regimentes ein Ehrenmal zu errichten, ſobald die Stadt von der
Beſetzung frei geworden iſt. — Am Abend verſammelten ſich die noch
Anweſenden im Deutſchen Haus zu einer mit Tanz verbundenen
Schluß=
feier.
Bb. Bensheim, 6. Mai. Am 2. Mai verſtarb im Akademiſchen
Krankenhaus zu Heidelberg nach kurzer, ſchwerer Krankheit der weit
über Bensheims Mauern bekannte Betriebsdirektor des Gruppen=Gas=
und Elektrizitätswerkes Bergſtraße A.=G., Herr Karl Zeiler, ein
Mann von offenem, ehrlichen Charakter, der im Verkehrsleben der Stadt
eine hervorragende Rolle geſpielt, und außerordentlich zur Entwicklung
des modern angelegten Werkes für die Verſorgung der unteren
Berg=
ſtraße mit Licht beigetragen hat.
Bt. Auerbach, 6. Mai. Motorrad=Unfall. Der Ausflug,
den ein Fräulein aus Neu=Iſenburg auf dem Soziusſitz eines
Motor=
rades unternommen hatte, nahm einen folgenſchweren Ausgang. Beim
Nehmen der Kurve in der Nähe der Gagels Mühle im Hochſtädtertal
wurde ſie vom Sitz geſchleudert und trug erhebliche Verletzungen davon.
Der Arzt, der die erſte Hilfe leiſtete, ſtellte einen komplizierten
Knöchel=
bruch feſt und vernähte auf der linken Schläfenſeite die Kopfhaut, die
durch den ſtarken Anprall auf dem Boden eine tiefe Rißwunde erlitten
hatte. — Zur Beſichtigung der Baumblüte an der Bergſtraße hatten ſich
am Sonntag zahlreiche größere und kleinere Geſellſchaften und Vereine
hier eingefunden. Dieſelben nahmen Auerbach als Ausgangs= und
End=
punkt ihrer Bergſtraßen= und Odenwaldtouren. So traf aus der Pfalz
mittels Sonderzuges eine über 400 Perſonen ſtarke Vereinigung des
Pfälzer Waldvereins ein, die unter Führung von Mitgliedern der
hieſi=
gen Ortsgruppe des Odenwaldklubs eine Wanderung unternahmnen.
— Gernsheim, 6. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
V. Mai:: 0.17 Meter; am 6. Mai: 0,78 Meter.
— Hirſchhorn, 6. Mai. Waſſerſtand des Neckars am
V. Mai: 223 Meter; am 6. Mai: 1,64 Meter.
1920
Seite 7
Vee
Bad Nauheim erhält das
modernſte balneolögiſche
Inſtikuk.
Das neue Mediziniſche Inſtitut
in Bad Nauheim.
Das berühmte deutſche
Herzheil=
bad Bad Nauheim hat ein mit
allen Errungenſchaften der
medi=
ziniſchen Wiſſenſchaft
ausgeſtat=
tetes Inſtitut erhalten, das am
11. Mai eingeweiht werden ſoll.
Den Feierlichkeiten werden
Ver=
treter der heſſiſchen Regierung
und bedeutende Balneologen
bei=
wohnen."
— Offenbach a. M., 6. Mai. Von einem Laſtkraftwagen
getötet. Ein 16jähriges Mädchen aus der Mathildenſtraße geriet in
der Straße der Rebublik, nahe der katholiſchen Kirche, mit ihrem Nad
unter den Anhänger eines mit Ziegeln beladenen Laſtautos. Das Rad
des Anhängers ging über den Kopf des Mädchens hinweg, ſo daß es
ſofort getötet wurde.
Rheinheſſen.
* Mainz, 6. Mai. Chronik. Nachts wurde in den Laden
eines Bäckermeiſters eingebrochen und neben Backwaren
etwa 100 Eier, mehrere Pfund Butter, ſowie aus der Regiſtrierkaſſe ein
kleiner Geldbetrag geſtohlen. — Ein 8jähriger Knabe wurde auf der
Straße von einem unbekannten Burſchen angehalten und zur Herausgabe
eines Geldbetrages, der zum Einkauf beſtimmt war, veranlaßt. Die
Kriminalpolizei forſcht nach dem jugendlichen Straßenräuber.
Ein Schloſſergeſelle, der ſich als Techniker ausgab, knüpfte mit einem
Mädchen ein Verhältnis an und ſchwindelte dieſem unter Vorſpiegelung
falſcher Tatſachen wiederholt größere Geldbeträge ab. Das Mädchen
hat gegen den Heiratsſchwindler Anzeige erſtattet. — In der
üblichen feierlichen Weiſe wurde am Sonntag die Verteilung der
Geſellenbriefe an die 361 diesjährigen Prüflinge männlichen und
weiblichen Geſchlechts in der Mainzer Stadthalle vorgenommen. Die
ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden überbrachten ebenſo ihre
Glück=
wünſche wie die an der Handwerkerbildung intereſſierten Körperſchaften.
Muſikaliſche und geſangliche Darbietungen umrahmten die Feier, die mit
einem Hoch auf das deutſche Handwerk und das deutſche Vaterland ihr
Ende fand. — Auf der Bahnſtrecke zwiſchen Gau=Algesheim und Bingen
ſprang ein Mann in den N0er Jahren vor einen fahrenden D=Zug. Mit
ſchweren lebensgefährlichen Verletzungen wurde er ins Heilig=Geiſt=
Hoſpital Bingen eingeliefert. — Im Mainzer Gefängnis ſprang der
Schiffer Siegel, der von den Franzoſen zu einer längeren Freiheitsſtrafe
derurteilt worden war, und ſchon einmal nach Cahenne zur
Strafver=
büßung gebracht, von dort aber auf Betreiben der deutſchen Regierung
der deutſchen Strafvollziehungsbehörde übergeben und in das
Land=
gerichtsgefängnis Mainz verbracht wurde, in einem Anfall von Trübſinn
5 Stockwerke hoch in die Tiefe. Der Tod trat ſofort ein.
Ae. Worms, 6. Mai. Rheinheſſiſcher
Elektrizitäts=
verband. In den „Zwölf Aboſteln” fand die alle fünf Jahre
wie=
derkehrende Verſammlung ſtatt, bei der die fünf rheinheſſiſchen
Kreis=
ämter durch ihre Kreisdirektoren vertreten waren. Nach dem Berichte
des Verbandsvorſitzenden Schill erfolgte die einſtimmige Wahl. bzw.
Neuwahl verſchiedener Ausſchußmitglieder — Hygiene=
Ausſtel=
lung. Vorgeſtern abend fand die Eröffnung dieſer vom Deutſchen
Hygiene=Muſeum veranſtalteten Ausſtellung ſtatt, bei der wertvolle
Er=
gänzungen durch die Stadtverwaltung beigeſteuert ſind. So iſt u. a.
auch ein Modell des geblanten neuen Krankenhauſes uſw. aufgeſtellt,
das viele Kritik verurſacht. Nach einer Ausſprache des
Oberbürger=
meiſters Rahn wurden die Teilnehmer an der Feier durch die Herren
Prof. Meinertz und Med.=Rat Küchel rundgeführt und dabei
Erläu=
terungen gegeben. Selbſtmord. Am Freitag frühz wurde gegen
6½ Uhr an der Eiſenbahnſtrecke Worms—Frankenthal eine weibliche
Leiche gefunden, die von einem Zuge überfahren worden war. Die
Ermittlungen ergaben, daß es ſich um ein Bjähriges Dienſtmädchen aus
Frankenthal handelt, das mit der Abſicht nach Worms gefahren war,
hier Selbſtmord zu begehen.
9berheſſen.
Gießen, 4. Mai. Der Gießener
Haushaltsvoran=
ſchlag fur 1929. Die Stabtverwaltung hat geſtern dem Stadtrat
den Haushrltsveranſchlag für 1929 zugehen laſſen. Der Voranſchlag
ſchließt in Ginnahme und Ausgabe mit 8668011 Mk. gegen 7138919
Mark im Vorjahre ab. In dem neuen Voranſchlag kommen auf die
Betriebsrechnung 5 347 444 Mk. gegen 5 108 260 Mk. im Vorjahre, auf
die Vermögensrechnung 3020 567 Mk. gegen 2034 758 Mk. Im neuen
Rechnungsfahr ſind zuzuſchießen für das Wohlfahrts= und
Geſundheits=
weſen 907 870 Mk. allgemeine Verwaltung 539 997 Mk.,
Bauverwal=
tung 494 976 Mk., Schulen 487 069 Mk. Polizeiverwaltung 155 B5 Mk.,
Kunſt und Wiſſenſchaft 125 (56 Mk. An Ueberſchuß erbringen die
Be=
triebsverwaltung 611369 Mk., Grundbeſitz, Land= und Forſtwirtſchaft
186 888 Mk., ſo daß von der Finanzverwaltung noch 1905 577 Mk. zu
decken ſind, um den geſämten Zuſchußbedarf befriedigen zu können.
Die=
ſem Erfordernis wird durch den Ertrag der Rinanzverwaltung genügt,
ſo daß ſich der Voranſchlag ohne Fehlbetrag ausgleicht.
Zur Verbilligung
der MIOlIIdII LeodllälIOTIA
Bedingt durch das Beſtreben der
Aufo-
mobilinduſtrie, billige Wagentypen
auf den Markt zu bringen, iſt die
Ver-
billigung der Kraftfahrzeug-
Unter-
haltungskoſten zurzeit ein aktuelles
Thema.
Benzin und Oel ſpielen bei den
Unter-
haltungskoſten eine weſentliche Rolle.
Die Mineralölinduſtrie iſt daher
be-
müht, dieſen Teil der
Unterhaltungs-
koſtendurch
günſtigſtelieferungsmög-
lichkeiten möglichſt niedrig zu halten.
Weiterhin wird das Hauptaugenmerk
auf bequeme und angenehme
Verſor-
gung der Kunden mit Autooel und
Ben-
zin gerichtet.
Nunmehr iſt eine für Deutſchland in
ihren Annehmlichkeiten einzigartige
Verſorgungsmöglichkeit für den
Auto-
oelverkauf geſchaffen worden durch
die Aufſtellung der ſogenannten
SHElL KABINETTs. Dieſe Oelpumpen
Vellen eine Neuerung im Kraftfahr-
zeugweſen dar, die ſich für den
Kraft-
fahrer nicht nur koſtenerſparend
aus-
wirkt, ſondern auch bedeutende
an-
dere Annehmlichkeiten mit ſich bringt.
Genau ſo bequem und preiswert,
wie SHElL Benzin getankt wird,
kön-
nen die bekannten SHElL AUTOOElE
aus den SHELL KABINETTS bezogen
werden.
Hierdurch wird der Erwerb des
Kaniſters bei dem Oeleinkauf
Überhüſſig, wie über-
At
haupt durch dieſe
Or-
ganiſation die Aute-
Rod
gelabgabe
unter-
wegs ſich verbilligt.
Dabei iſt durch die
Verplombung der
Ein-
fülltanks die Gewähr
Aroohd
gegeben, daß ſtets
SHELL AUTOOELF zur.
Abgabe gelangen.
Dieſe SHELL KA-
BINETTS, die
zum Teil gleich-
Fzeitig mehrere
Aufooelſorten
führen,
ſindvor-
bildlich in ihrer
Konſtruktion.
Jede beliebigeMenge kann ſchnell
und bequem in Gegenwart des
Au-
tomobiliſten abgefüllt und
bezo-
gen werden. Die ShElI KABINEIS
ſind mit neuartigen, ſinnreich
aus=
gedachtenMeßgefäßen
ausgeſtat-
tet, die das bisher kaum zu
ver=
meidende Verſchmutzen des
Kraß-
fahrzeuges unmöglich machen.
Die SHELL KABINETTS, die durch ihren
gelbroten Anſtrich auffallen, ſind
über-
all aufgeſtellt und kommen dadurch
dem geſamten deutſchen Kretfahr-
A e
LK6,581
Nummer 126
Dienstag, den 7. Mai 1929
Otatt Narten.
Alice duß
Budwig Ranis
Oerlobte
Statt beſonderer Anzeige.
Weinet nicht an meinem Grabe
Gönnet mir die ew’ge Ruh,
Denkt, was ich gelitten habe,
Bis ich ſchloß die Augen zu.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben, guten Mann,
unſeren überaus treuſorgenden Vater, unſeren lieben Bruder, Schwager
und Onkel
Die glückliche Geburt
* eines geſunden Sonntags=
2 Mädels zeigen hocherfreut an
Konrad Schenk u. Frau
Greiel, geb. Lohr.
Darmſtadt, den 5. Mai 1929.
Nieder=Ramſtädterſtr. 20.
Venratß
Sroß-Simmern
Düsselderf
Nachruf.
Am Mittwoch, den 1. ds. Mts. verſchied nach
längerem ſchweren Leiden meine innigſtgeliebte Gattin,
unſere herzensgute Tochter, Schwiegertochter, Schweſter
und Schwägerin
Friedel Strauß
Berthold Goldſchmidt
Verlobte
Wiesbaden
Griesheim b. D.
Mai 1929.
Oberpoſtſekretär
nach langem, mit großer Geduld ertragenem Teiden, wohlvorbereitet
durch die hl. Sterbeſakramente, in die Ewigkeit abzurufen.”
In tiefem Schmerze:
Frau Philippine Köbel
und Kinder.
Die Beerdigung findet Mitiwoch nachmittag 3 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Die Beerdigung fand in aller Stille ſtatt.
Gleichzeitig danken wir an dieſer Stelle, für die
reichen Blumenſpenden und allen denen, welche uns
ihre Teilnahme erwieſen haben; insbeſondere nehmen
wir Gelegenheit, den Barmherzigen Schweſtern, Nieder=
Ramſtädterſtraße, für ihre liebevolle Pflege und Herrn
Pfarrer Lautenſchläger für ſeine troſtreichen Worte am
Grabe herzlichen Dank zu ſagen.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Scholl.
Darmſtadt, den 6. Mai 1929.
Waldſtraße 24.
Herr Friſeurmeiſter Joh. Spang,
Karlsſtraße 50, feiert am Oienstag,
den 7. Mai das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen! (7806
Am Dienstag, den 7. Mai 1929 begehen
die Eheleute Herr Valentin Krämer
und Frau Margarete, geb. Willemann,
Kiesſtraße 16, das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen. (7846
S2
Für die überaus großen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem uns
be=
troffenen ſchweren Verluſie ſagen wir
innigſiten Dank.
Dankſagung.
Für die aufrichtigen Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme bei dem ſchweren Verluſt unſeres ſo
ſehr geliebten Vaters, Schwiegervaters und
Großvaters
Heidelbergerſtr. 9½
jetzt Fernſprecher 380.
Sprechzeit für Privatpraxis täglich
10—12 Uhr.
(7803
ſossstetttsssssssso
Dankſagung
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnghme beim Heimgang unſerer
lieben Entſchlafenen, ſowie Herrn
Pfarrer Dr. Meiſinger für die
tröſten=
den Worte am Grabe und Schweſter
Marie und Schweſter Anna für ihre
aufopfernde Pflege ſagen innigſten
Dank
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
R. Burger, Gutspächter.
Reinheim, den 4. Mai 1929.
Sraphologm
Marie=Anne Rohlheuer
(eſchule Dr. Rlages)
Heidelbergerstr. 6 Cel.446½
Rechnungsrat i. R.
owie für die zahlreichen Kranzſpenden ſagen
wir Allen, welche uns in ſchwerer Zeit bei
geſianden und dem lieben Verſtorbenen die
letzte Ehre erwieſen haben, aufrichtigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, den 7. Mai 1929.
(7791
Darmſiadt, den 6. Mai 1929.
Riegerplatz 11.
Beurteilung des Charakters nach der
Randschrift (deutsch, engl., frans.,
span., und ital. ochriftstückel für
Industrie, Handel und Prwat
Re
Motorräder erhalten, verk
Baumert, Erbacherſtr. 1. Tel. 4374. (2519a
Gut erh. H.= od. D.=
Fahrr. b. abz. Bruſt,
Beckerſtr. 23, III.
W.
Ve
Dürerhaus
Elisabethenstr. 25½ (5527a
etwa 50 Formen, alle Weiten, weiß u. bunt, größte Auswah
I.
achf.
für Aquariums uſw.
Luisenstraße 34, Hof, rechts.
Stadtkirche
Statt Karten.
Dankſagung.
Kirchstraße 12
Darmstadt (5622a/ Kirchstraße 12
Frühjahrs-Neuheiten
in
Sportwesten,Jacken
Bullovers
Für die wohltuende
Teil=
nahme am Heimgang meines
Mannes dankt herzlich im
Namen der Hinterbliebenen
einpfeble:
Starke Tomatenpfianzen aus Töpfen
ferner
Geranien, Fuchſien, Begonien, Petunien
ſowie alle ſonſtigen Sommerflorpflanzen zum
Bepflanzen von Fenſtern, Balkons und Beeten
z Bruchwieſenftr. 16
iſt Schulz, Gärtnerel Fernſpr. 4327a4sh
Nachenbütger
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzl.
Teilnahme während der Krankheit
und beim Ableben meiner lieben
ht im Zuſchneiden und Sch
Ausbildung im Selbſtanfertigen von
Kleidern, Koſtümen und Mänteln
nach bewährtem Syſtem.
Toni Hanau, Meisterin
Eliſabethenſtraße 70, I.
Fernruf 4243.
Wollwaren / Trikotagen / Strumpfwaren
Pheinstiaße i.
Bitte die
Schaufenster beachten
Witwe
K
Erbacherſtr. 1.
D
zu verkaufen.
Arheilgerſtr. 35.
O
2536g z. verkauf. 12
Kaſinoſtr. 28 I.
gibt auch ohne
Brennſchere
Haarwell=Eſſenz
„Bera”. In feuchter
Luft ſehr haltbar,
Leicht anzuwenden.
parfümerie Frank.
Parfümerie Müller fr.
(F,261)
prachtvolle Muster in Perser und
modernen Geschmack in den
verschiedensten Grössen u.
Qua-
litäten. Grösste Auswahl zu
wirk-
lich günstigen Preisen stets im
R dnn 4
auns dei eame Lackauf mu
vertige Mifa-Nad fallen. Mifa-Räder werden „Dirckt ab Fabrik” durch
280 Mife-Fabrik-Verkaufstellen geliefert und sind bei höchster Qualität
billig und gut. Mila-Räder mit Polsck-Reilen von M. 64.— an.
EABRIK-VER- DARMSTADT, GRAFENSTRASSE 4
KAUESTELLEI
GEORG MOLL
Orangen werden teurer
Solange Vorrat
Süße Drangen 3 Pfund 0 95
Saftige Citronen 5 Stck. 0 30
Drangenſtücke 3 Pfund 0.45
Fassbender, Ludwigstraße 6
und Fruchtſtand gegeuüber Tietz.
Verlangen sie K
kostenlos
unso-
ren technisch sche
lehrreichen Katalog!
Beaueme Ratenzahlung!
Tabletten „
Coro=
nova” mit
Marien=
bader Salz in allen
Apotheken. (1701a
Darmstädter Teppich- I. Gardinen-Haus
Heinrich Meyer
Während des Umbaues Eingang:
Schuchardstr. 1 HHauslor)
WOLLEN SIE
Kertem!
einen wirklich guten
schönen und billigen
Dann verlangen Sie
nur den weltberühmten
Lohmann-Koffer
Auch ſolche Gebiſſe, welche von mir nicht
angefertigt wurden, nach 3 Stunden.
weg. Aufgabe des
Art, ſehr billig bei
(5814a
nechalfe s. Gecheag
Landgraf=Georgſtraße 34 (Am Meßplatz)
Sprechſtunden; Durchgehend v. 9—7 Uhr
Sountags 10—2 Uhr.
Mein großer Gemälde-Verkaut beginnt heute und dauert bis 11. Mai.
Die Preise sind sehr billig gestellt und die Auswahl riesengroß
KUNST u. GEMALDE-SALON
VULIUs HERGT, SCHÜTZENSTR. 3
Rf
beſtehend aus einer 2teil. Herrentoil.,
einer 2teil. Damentoil., einer 1teil.
Da=
mentoil., zwei Warmwaſſer=Apparaten
5 u. 10 Ltr (Prof. Junkers) ſonſtig.
Zubehör bill. zu verkaufen, auch geteilt.
Gaydoul, Mühlſtraße 7.
nur Schuchardstraße 15
Elisabethenstraße 1
Größtes Kofferlager am Platze
Stets das Neueste In Damentaschen
Nummer 126
Dienstag, den T. Mai 1929
Geite 9
das
Ad
PTeFferminz
adler Mund!
Der Betrieb einer größeren
Bernskanlint
ſoll zum 1. Juni ds. Is. neu beſetzt
werden. Geeignete zuverläſſige Perſonen,
die Erfahrungen im Kantinenbetrieb
nach=
weiſen können, wollen ſchriftliche Mel
dungen unter Beigabe von Zeugniſſen
unter Z 61 bis zum 15. Mai an die Ge
ſchäftsſtelle einreichen.
(*is
Einträge in das Handelsregiſter,
Ab=
teilung 4: Am 29. April 1929
hinſicht=
lich der Firma: Conrad Wilhelm,
Darmſtadt: Die Prokura des Georg
Riebel iſt erloſchen. Geſchäft und Firma
ſind aufdie Konrad Wilhelm Geſellſchaſt
mit beſchränkter Haftung in Darmſtadt
mit Aktiven und Paſſiven nach dem
Stande vom 10. November 1928
über=
gegangen. Die Firma wird hier gelöſcht.
— Am 30. April 1929 hinſichtlich der
Firma: L. Kuhn Nachf., Darmſtadt
Geſchäft ſamt Firma iſt auf Kurt Schnell,
Kaufmann in Darmſtadt, übergegangen
— Am 3. Mai 1929 hinſichtlich der
Fir=
men: 1. Heſſiſche Papier=Induſtrie
Fritz Rundſtatler, Darmſtadt:
Ge=
ſchäft ſamt Firma iſt auf Katharina,
ge=
borene Racke, Ehefrau des Kaufmannes
Fritz Rundſtatler in Darmſtadt,
überge=
gangen. Der Uebergang der in dem
Be=
triebe des Geſchäfts begründeten
Ver=
bindlichkeiten und Forderungen iſt bei
dem Erwerbe des Geſchäfts durch
Katha=
rina, geborene Racke, Ehefrau des
Kauf=
manns Fritz Rundſtatler, ausgeſchloſſen.
Fritz Rundſtatler, Kaufmann in
Darm=
ſtadt, iſt zum Prokuriſten beſtellt. 2. A.
Haas Höhne, Darmſtadt: Die
Pro=
kura der Anna Haas, geborene Meyer,
iſt erloſchen. Die Firma iſt erloſchen.
— Abteilung B: Am 27. April 1929 hin= am liebſten zu ält.
ſichtlich der Firma: Heuß & Simon, Leuten. Angeb u
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Durch
Beſchluß der Generalverſammlung vom
5. April 1929 iſt die Geſellſchaft aufge= Frau v. Lande ſucht
löſt. Kaufmann Max Mayer und Frau /Laufſtelle von morg
Emma Mayer, geborene Wolf, beide in Mühlſtr. 43, Manſ.*
Darmſtadt, ſind zu Liquidatoren beſtellt.
Jeder der Liquidatoren iſt berechtigt,
allein zu handeln und allein, ohne Mit=/Bügeln. Angeb. u.
wirkung des anderen Liquidators die 3— 23 Geſchſt.
Geſellſchaft zu vertreten. Die Prokura
der Emma Mayer, geborene Wolf, iſt
erloſchen. — Am 30. April 1929
hinſicht=
lich der Firma: Paul Wolf & Co.
Nachfolger Arnold & Häußer, Ge= mit ſämtlich.
Büro=
ſellſchaft mit beſchränkter Haſtung, arb. vertraut, ſucht
Darmſtadt: Durch Beſchluß der Geſell=/Stellung. Ref. u. 1a
ſchafterverſammlung vom 18. März 1929 Zeug. ſteh. z. Verf.
iſt die Firma geändert in: „Paul Wolf Ang. u. 3. 55 Gſt.
& Co. Nachfolger, Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung‟. Durch
glei=
chen Beſchluß iſt der Geſellſchaftsvertrag wigſtr. 16II.
geändert. Die Geſchäftsführer Paul / Suche ſofort tüch=
Arnold und Otto Häußer ſind als ſolche tige Stelle a.
Satt=
ausgeſchieden. Georg Brengel,
Kauf=
mann in Darmſtadt, und Georg Fey XVl., gehilfe. Wo ſagt
Fabrikant in Pfungſtadt, ſind zu
Ge=
ſchäftsführern beſtellt. Georg Brengel
und Georg Fey XVl. ſind für die Dauer
ihres Amtes als Geſchäftsführer jeder
zur Alleinvertretung der Geſellſchaft
be=
rechtigt, demgemäß auch zur
Alleinzeich=
nung für die Geſellſchaft. Soweit ein
Prokuriſt nicht als Einzelprokuriſt
be=
ſtellt iſt, bedarf er zur Vertretung und Eleitromonkeuk
zur Zeichnung für die Geſellſchaft der f. Kabelmontage u.
Mitwirkung eines Geſchäftsführers vder Freileitungsbau für
eines zweiten Prokuriſten. Zur Vertre= Monteure mit
ent=
tung der Geſellſchaft iſt die Mitwirkung ſprech. Kenntniſſen
von zwei Geſchäftsführern erforderlich, wollen ſich melden.
ſoweit nicht in Einzelfällen einem oder
mehreren Geſchäftsführern durch die Ge=/Grafenſtr. 19. (7828
ſellſchafterverſammlung ausdrücklich das
Recht verliehen wird, ohne Mitwirkung
eines zweiten Geſchäftsführers die Geſell= geſ. von einem
Ge=
ſchaft allein zu vertreten und für ſie zu ſchäftsmann in den
zeichnen. Paul Arnold, Kaufmann und m. Preis pro Stde.
Spediteur in Darmſtadt, iſt zum u. 3. 48 Geſchſt.
Einzelprokuriſten beſtellt. — Am 3. Mai
1929 hinſichtlich der Firma: Heedt &
Ganß, Geſellſchaft mit beſchränk= für patentamtl. ge
ter Haftung, Darmſtadt: Die ſchützten chem. Ar=
Geſchäftsführerinnen Gertrude Heedtſtikel ſofort geſucht.
Witwe, geborene Schmitz, und Antoine Angeb. unter 3. 81
Ganß Witwe, geborene Olm, ſind als 4. 2. Geſchäftsſt.
ſolche ausgeſchieden. Emil. Wünſche, Erſklaſſige Eriſtenz mit einem monatlichen
Fabrikant in Darmſtadt, iſt zum alleini= bieten wir tüchtigen Landreiſenden. Es
gen Geſchäftsführer beſtellt.
Darmſtadt, den 4. Mai 1929.
Amtsgericht I.
Suche für meinen
Enkel, 5jähr.,
ge=
ſund. Jungen, geg.
gute Bezahlung
Un=
terkunft und
ſorg=
fältige Erziehung in
in gut. evang.
Fa=
milie an Platz mit
gut
Schulverhält=
niſſen. Gefl. Ang.
m. Angabe der
Fa=
milienverhältniſſe
unter 3. 60 an die
Geſchäftsſt. (7792
A
A
WElBLICH
Herren u. Dam.
mit gut. Garderobe
aushilfsw. f. Sonn=
und Feiertags zum
Servieren geſ. Näh.
Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße 18, Hth. pt.
(7830b)
Erfahrener zuverl.
Chauffeur
für Laſtkraftwagen
per ſofort geſucht
Ang mit
Zeugnis=
abſchriften u. 3. 49
an die Geſchſt.
Tüchtiger
Bubikopf=
ſchneider, der ſich i.
Damenfach ausbild.
will, geſucht. Ang.
u. 3. 73 Gſchſt. (*if
Hebenheschättigung.
Zum Anfertig. einf.
Maſchinenzeichnun=
gen nach Angabe (*
Techniker geſ.
Ang. u. 3. 59 Gſch.
16—-171. Burſche
mögl. Radfahrer,
geſucht. Nah. in d.
Geſchäftsſtelle. (7823
WEIBLIcR
Jg. Mädchen a. gut.
Fam. ſ. Anfangsſt.
als Stenotypiſtin.
(160 Silb.. 10=
Fin=
ger=Blindſchr.=
Me=
thode.) Ang. unt.
(*
3. 51 Geſchſt.
Junge Frau geht
Waſchen u. Putzen,
nimmt a. Büro z.
Reinigen an. Ang.
u. 3. 58 Gſchſt.
Beſſeres Mädchen v.
Lande. mit guter
Empfehlg., ſucht als
in einem beſſ. Hauſe
Stellung. Zu erfrag.
in der Geſchſt. (7843
Tüchkige
Saneſderinen
ſofort geſucht.
G. Beſt
Liebigſtraße 9.
Arbeiterinnen
geſ., 16—18 Jahre.
Holzhofallee 27,
Klammerfabrik.
Tücht gewandt.
Mädchen z. 1. Juni
geſ. Gute Zeugn. v.
mind 1 Jahr Bed.
Fr. Architekt
Wag=
ner, Viktoriapl. 9.
Tüchtig., braves (*
Meinnädchen
geſ. Heinrichſtr. 48, I.
Ehrl. fleiß.
Mäd=
chen geſ.
Roßdörfer=
ſtraße 71.
Tücht. Briſeuſe
geſucht,
Angeb. unter 3. 82
a. d. Geſchäftsſt. (
Saub. jg. Frau ſucht
morg. 2—3 Stund.
Laufſtelle od. Büro
zu reinigen. Ang. u.
3. 69 a. d. Gſchſt. (
Mädchen v. Lande
23 Jahre, ev., mit
gut. Empfehlungen
u. guten Zeugniſſ.,
ſucht Stelle mit
Fa=
milienanſchluß zum
15. Mai od. 1. Juni,
3. 84 a. d. Geſchſt.*
Junge, unabhängige
bis n. d. Spül. Näh=
Empfehle mich im
BEuntien
Scheue mich vor
keiner Arbeit! (*
Jüng. Kaufmann,
Hoſen=Schneider
Heimarb., geſucht.
„Fortſchritt‟.
Lud=
ler= und
Polſter=
die Geſchäftsſtelle
dieſes Blattes.
(7794
Oet
MäNMLICH
Erfahrener
ſofort geſucht. Nur
Elektro=Brand,
Schreibhilfe
Abendſtunden. Ang.
Verkreter
Alleinmätchen
für ſof., evtl. auch
nur bis nach dem
Spülen geſucht.
Mathildenſtr. 10, II.
Schulentl. Mädchen
ſofort in kl.
Haus=
halt geſucht. Näh.
in der Geſchſt.
Saubere,
ordentl. Putzfrau
für 2 Stund. vorm.
geſ. BrunoDietrich,
Dentiſt,
Hoffmann=
ſtraße 23.
Tücht. Putzfrau
für Donnerstags u.
Freitags geſucht.
Herdweg 58.
Kräftiges, ehrliches
Zimmermädchen
für ſof. oder 15. Mai
geſucht. Gute Zeugn.
erforderl. Nur flinke,
gewandte. Mädchen
über 20 J. gewünſcht.
Conzelmann,
Saalbauſtraße 72. (
O
Schöne helle Räume
(zuſ. 280 qm) m. el.
Kraftanſchl., für jed.
Betrieb geeign., zu
vermieten.
Karlſtraße 54.
in der Ernſt=Ludw.=
Straße zu vermiet.
Ladeneinricht, muß
käuflich übernomm.
werden. Angeb u.
3. 53 a. d. Gſchſt. (*
O
Auto=Garage
billig zu vermieten.
Kahlertſtr 10.
Aufd Darage
zu vermieten.
Eliſa=
bethenſtr. 35,
„Zim. z. Unterſtell.
von Möbeln z. verm.
Ang. u. Z64 Geſchſt.
O
Werkſtätten und
Büroräume, welche
ſich auch zu
Woh=
nungen eignen, zu
verm. H. Flamm.
Grafenſtraße 4. (*
N.=Ramſt. Str. 34 II
gut möbl. Zimm. z
15. Mai z. verm. C
Martinsſtr. 17 II,
chön möbl. 3. in
ruh. L. ſof. z. vm. C
M Talagddite
Zlockmotol:
Viertakte jettenantnieb.
Dreigang
Es ist Falsch, uegen ein paar Nark
eine billige Maschine zu kaufen!
Entschliessen, Sie sich. fün das beste Fabrikat,
für das zuverlässige und sicherste Fahrzeug!
Kaufen Sie
z7207)
200cnTTSC
Steuerfrei!
NSU VEREINIGTE FAHRZEUGWERKE A-G NECKARSULM WURTTBG.
Vertreter für Motorräder: BENZ & OO., Darmstadt, Orafenstraße 20/22
—
P
Wienerſtr. 75
einf. mbl. 3. z. vm.
Eſchollorucker=
ſtraße 1, 1. St.,
Wohn= u. Schlafzim
gut möbl., mit elektr
Licht zu verm. (7814a
Sonder-Auslage
auf Extra-Tischen im Parterre.
Zefir und
Zefirleinen
imitiert
für Herren-Oberhemden, Knaben-
Hemden und Hauskleider.
Prüfen Sie bitte Qualität und Preis.
Zefirleinen
imit, ca. 70 cm breit, gestreift
und uni, garant, waschecht, 58,
Zefir
80 cm breit, moderne Karo- u.
Streitenmuster
U
.. . . 98,
Zefir
80 cm breit, weiß, beige, fouds,
vorzügliche Qualität . . 1.50, A.K
Popeline
80 cm breit, Ia Qualität,
ein-
tarbig und gemustert . . 225, 4.1
Besichtigen Sie bitte unsere
diesbezüglichen Auslagen
in der Passage.
Hoffmannſtraße 23
gut möbl. Manſard.
Zimmer zu verm. (
Neues (7801
ndehalsband
Macholdt.
Schul=
ſtraße 4, verloren.
lohnung abzugeben.
fflog
gefleckter
Kanarien=
vogel, Richtung
Grüner Weg—Herd
weg-Pauluskirche.
Gegen gute
Beloh=
nung abzugeben (
Grüner Weg 37 p.
Vikkoriaffr. 421
ſonn. Doppelz. per
ſof. an berufstät.
Herrn z. vm. (6513a
Roßdörferſtr. 82 p.
eleg. möbl. Z. mit
Diplomat, el Licht,
ſonnig, herrl. L.
vermieten.
Wilhelmſtr 27
ruh. mobl. Zimmer
mit Penſion zum
15. Mai od. 1. Juni
(*
zu verm.
möbl. Zim. m. voll.
Koſt a. berufst. Hrn.
ſof. zu verm. (*imd
Lauteſchlägerſtr. ½
Stock links, gut
möbl. Zim. 3. vm. (
Martinsſtr. 29 I.
Kehr. ungeſtörtes,
ruhiges Zimmer zu
vermieten.
Ballonplatz 6. Hth.
I. lks., 2. Tür, ſchön
möbl. 3. ſof. z. vm.
Einkommen von RM 600.— und mehr
((824 handelt ſich um Dauerpoſten. Bewerbg u.
V. V. 1853 an Poſtſchließfach 330, Braunſchweig.
(L.Mgd.7826)
nsere Spezialmarke
Mercedes
erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Prüfen Sie unsere Schaufenster bezüglich
Preise und Oualität.
Kinderschuhe in großer Auswahl
eschäft
Mervenes
7842
1. Sauerwein
Nahe Grafenstraße
Elisabethenstraße 25".
nhau=
in Groß=Zimmern
oder Reinheim
zu kaufen. ev. eine
Wohng., eine
Werk=
ſtätte, ein leeres u.
ein möbl. Zimmer
zu mieten geſucht,
Ang. u. 3. 76 Gſch.*
Bergſtraße!
Strecke Darmſtadt
—Heidelberg
illa
in ſtaubfr. Lage
m. herrl. Ausblick
nach d. Gebirge,
8 Zim. u. Zubeh.
1100 qm Garten,
reichl. Obſtbäume
u Beerenſträuch.,
Preis 28 000 ℳ.I
Anz. 10—12000,ℳ
ferner
(837
Ia
in Vorort Dſtdt
zu gleich. Beding.
zu verkauf. dure
Alb. Mittelſtädt
Darmſtadt
Eliſabethenſtr. 34.
Baugelände
in Traisa
in ſchöner herrlicher Lage im Villenviertel
Trautheim, 2200 qm groß, preiswert zu
verk. Angeb. unt. Z. 80 Geſchſt. (7809
3=Zim.=Etagenhaus
oder einfaches 2X3=
Z.=Haus in
Darm=
ſtadt ohne
Vermitt=
ler zu kaufen, geſ
Angeb. unter 3. 86
a. d. Geſchäftsſt. (*
Billa
in beſt. Lage d.
Tin=
tenviertels 12 Zim.
m. Küche, Bad,
Zen=
tralhzg. u. ſchönem
Gart. zu verk Anfr.
. 3. 78 Geſchſt. (*
„Eig. Haus
Nähe Amtsgericht
unt günſt Beding.
zu verk. Ang. erb.
u. 3. 40 Gſch. (*g=
Eckhaus
in beſter Lage, für
Wirtſch., Metzgerei
o. Bäckerei vorzügl.
geeignet, iſt ſehr
preisw. zu verkauf.
Anfragen von ſolv.
rnſth. Käufern
er=
beten unt. W. 216
I. d. Geſchſt. (*sid
Einfamilienhaus
6 Zim., Zentr.=Heiz.
Harten, Garage zu
verkauf. u. tauſchl. be
ziehb, Anz. 15000 M
Anfr. unt. 3 9 a. d.
Geſchſt
Bilag
an Bergſtr.—
Oden=
wald, Landhaus m
Obſtgarten in
ſchö=
ner, ſtaubfrei. Lage,
v. Selbſtkäufer geg.
har zu kaufen geſ.
Angeb. unter 3
a. d. Geſchäftsſt. (*
Daſelbſt gegen Be= Berſteigerung.
Wegen Aufgabe eines
Kaffee= und Reſtaurations=
Betriebes verſteigere ich am
Mittwoch, den 8. und Freitag,
den 10. Mai ds Js., jeweils
vormittags von ½10 u. nache
mittags 1/3 Uhr beginnend,
freiwillig gegen Barzahlung
im Hauſe
3 Alexanderſtraße 3
Kaffee Rheingold
nachſtehend verzeichnete
Ge=
genſtände:
25 Marmortiſche, 25 xunde
Mar=
mortiſche, 9 runde Korbtiſche, 90
Wiener Rohrſtühle, 140 Stühle mit
Fournierſitz, 45 Peddigrohrſeſſel,
25 kleine Polſterbänke mit
Plüſch=
bezug, 6 eiſerne Garderobeſtänder,
1Erkereinbau, 1 Theke m. Glasaufſ.,
1 Kaffeemaſchine (Nickel), 15
Liter faſſend. 1 Biener Kaffee=
Mokkakänn=
maſchine (Kupfer), chen (
verſil=
bert), Milchhännchen und
Zucker=
teller (verſilbert), 6 Weinkühler
(verſibert),
100 Nickeltabletts, Beſtecke aller.
1 Partie gutes Porzellan,
All, Biergläſer (0,3), Weingläſer,
Likörgläſer, 1 Eisſchrank, 1
Eis=
kiſte, 1 Eismaſchine, 1 elektr.
Mo=
tor (1,5 PS.) mit Transmiſſion, 15
moderne elektr.
Beleuchtungskör=
per, 9 Seitenwände mit Verlaſung,
50 Gartenſtühle, 10 Gartentiſche,
1 großer Backofen mit Kohlen=
(faſt neu), 2 kompl.
Bet=
helzlhg ten, 2. Kleiderſchränke,
2 Spiegel, 3 große Plüſchläufer.
Darmſtadt, den 7. Mai 1929. (7795
Kunſt= und Auktions=Haus
Teleph.
Teleph.
1333 Ph. Kling 4323
Annahme von Verſteigerungen u.
Taxationen.
Beſichtigung 1 Stunde vorher.
Am Mittwoch, den 8. Mai,
nach=
mitt. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32
zwangsweiſe meiſtbietend gegen
Bar=
zahlung:
1 Poſten Zigarren und Zigaretten,
verſchiedene Oelgemälde, Fahrräder,
1 Kleiderſchrank, 1 Schreibmaſchine,
1 Klavier, 1 Warenſchrank, 1 National=
Regiſtrierkaſſe ſowie Möbel aller Art,
1 Perſonenauto, 1 Kaſſenſchrank, 1
Schreibtiſch, 2 Akten=Rollſchänke, 1
Schreibpult.
Darmſtadt, den 7. Mai 1929.
Weinheimer
Gerichtsvollzieher, (7839
Seite 10
Diensfag, den T. Mal 1929
Nummer 126
Reich und Ausland.
Eine neue deutſche Kulkur=Expedikion
geſtarkef.
Wie die „Geſellſchaft zur Förderung deutſcher
Kultur=Expeditionen” in Berlin=Wilmersdorf
mit=
teilt, iſt ſoeben eine neue deutſche
Forſchungsexpe=
dition in den braſilianiſchen Urwald aufgebrochen, die
noch unbekannte Gebiete des oberen Amazonas
und ſeiner Nebenflüſſe vordringen will, um einige
noch wenig bekannte Indianerſtämme, namentlich
einen Indianer=Zwergſtamm, Mundurucus genannt,
aufzuſuchen. Die Leitung der Expedition befindet ſich
in den Händen von A. Brückner, der uns bereits aus
einer früheren braſilianiſchen Expedition den
her=
vorragenden Kulturfilm „Urwelt im Urwald”, mit
den ſenſationellen Aufnahmen von menſchenfreſſenden
Fiſchen, den Piranhas, wertvolle Naturdokumente
geſchenkt hat.
Auch dieſe Expedition will ſich der eingehenden
Beobachtung und dem Studium der Raubfiſche in
den gefährlichen Gewäſſern des Stromgebietes
wid=
men und mit beſonderen Apparaten Filmaufnahmen
herſtellen. Sie iſt zu dieſem Zweck mit den
erforder=
lichen, in Staatseigentum befindlichen Fanggeräten
und Netzen ausgerüſtet, um u. a. einen „Kampf mit
Rieſenfiſchen” im Film feſtzühalten und zu zeigen.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Expedition iſt
das Studium der Tropenkrankheiten, ihre Urſache
und Entſtehung, Verhütung und Bekämpfung. Von
beſonderem Intereſſe iſt, daß Artur Hehe als
lite=
rariſcher Mitarbeiter die Expedition begleiten und
zu ſeinem reichen Erleben aus Wanderungen in vier
Erdteilen in der ihm eigenen Schilderungskunſt von
neuen Erlebniſſen und Abenteuern berichten wird.
Ein weiterer Teilnehmer, der gleichzeitig als
wiſſen=
ſchaftlicher Mitarbeiter zu Studienzwecken die
Ex=
pedtion begleitet, iſt Dr. Eichhorn, München.
Die Geſellſchaft fand Unterſtützung und Förderung
ſowohl aus Induſtriekreiſen wie auch bei den
amt=
lichen Stellen. Gefördert wurde die Expedition u. a.
durch das Auswärtige Amt, das Kultusminiſterinm.
die Braſilianiſche Geſandtſchaft, das Muſeum für
Naturkunde, das Hamburger Tropeninſtitut und die
Geſellſchaft zur Förderung deutſcher Kultur=
Expedi=
tionen e. V., welche an dem Zuſtandekommen
mitge=
wirkt haben. Die letztere hat es ſich zur Aufgabe
ge=
macht, derartige Forſchungsreiſen, trotz der in den
heutigen Verhältniſſen begründeten Schwierigkeiten,
zu propagieren und zu Wege zu bringen, um
deut=
ſcher Forſcherarbeit, genau wie in früherer Zeit, ihr
Anſehen vor der Welt zu erhalten. Durch Schaffung
von Kulturfilmen großen Formats, wvie es nur
wenige Expeditionsfilme zeigen, wird am beſten der
„Not des Kulturfilms”, dieſes wichtigen
Belehrungs=
mittels, geſteuert.
Ein ſchweres Motorradunglück in Frankfurt.
Zwei Tote und ein Schwerverletzter.
Frankfurt a. M. Am Sonntag vormittag
gegen 10 Uhr erfolgte an der Ecke Dom= und
Brau=
bachſtraße ein Zuſammenſtoß zwiſchen dem
Perſonen=
kraftwagen und einem Motorrad. Der Führer des
Motorrades und deſſen Begleiter, der 25jährige
Me=
chaniker Kurt Wettemann und der gleichaltrige
Kauf=
mann Wilhelm Symanſky, wurden in
lebensgefähr=
lichem Zuſtand und der Führer des
Perſonenkraft=
wagens, der Kaufmann Hermann Ring, in
ſchverver=
letztem Zuſtand ins Heiliggeiſt=Hoſpital verbracht.
Wettemann und Symanſky ſind gegen 2 Uhr im
Krankenhaus geſtorben.
Beſchädigung des Raab=Katzenſtein=Luftſchiffes
am Ankermaſt.
Kaſſel. Das von den Raab=Katzenſtein=Werken
Kaſſel gebaute Kleinluftſchiff R. K. 27, das am
Samstag nachmittag von 6,05 Uhr bis 6,55 Uhr eine
gelungene Probefahrt gemacht hatte, wurde Sonntag
nachmittag, als es auf dem Flugplatz Waldau
ver=
ankert lag, beſchädigt. In der Nacht zum Sonntag
hatte ſich ein heftiger Südwind erhoben, der das
wenig bewachte Schiff heftig hin und her warf. Als
gegen Mittag auch Böen auftraten, die das Schiff
vom Boden abhoben und mit großer Wucht wieder
auf den Boden warfen, ſah man ſich gezwungen, das
Schiff zu entleeren. Infolge des heftigen Sturmes
wurde dabei die Kielſpitze abgebrochen und das
Leit=
werk beſchädigt. Man hofft, daß das Schiff am
nächſten Sonntag wieder fahrbereit ſein wird.
Drei Kinder durch Grudegaſe getötet.
Halle. In Golbitz ſind die drei zwei bis fechs
Jahre alten Kinder des Geſchirrführers Ritſche, die
die Mutter, als ſie Einkäufe machte, eingeſchloſſen
hatte, durch Grudegaſe getötet worden. Die Frau
fand die Kinder bei ihrer Rückkehr tot auf.
Zum 50. Todeskag des Eulenſpiegel=
Dichlers Charles de Coſter.
Charles de Coſter,
der Verfaſſer des berühmten Romans. Thyl
Ulenſpiegel”, ſtarb vor 50 Jahren am 7. Mai
1879 in Ixelles, de Coſter wurde im Jahre
1827 in München geboren, war Profeſſor der
franzöſiſchen Literatur an der Brüſſeler
Kriegs=
ſchule und hat mit zahlreichen Werken, u. a. den
„Légendes flamandes”, großen Erfolg gehabt.
Weltruf aber erwarb er ſich mit ſeinem „Thyl
Ulenſpiegel”, indem er als erſter den großen
niederdeutſchen Volksnarren dichteriſch
behan=
delte und die Schwänke Eulenſpiegels in der
Welt verbreitete,
Das 400jährige Knochenhauer=Amtshaus in Hildesheim.
Das berühmte Knohenhauer=Amtshaus
in Hildesheim, wohl der größte und ſchönſte Fachwerkbau Deutſchlands, wurde vor 400 Jahren, im
Jahre 1529, erbaut. Der alte, wundervoll geſchnitzte Bau am Rathausplatz dient heute als
Kunſt=
gewerbemuſeum und wird von allen Fremden, die nach Hildesheim kommen, beſucht und bewundert.
Das größte Schalkwerk deutſchlands in Bekrieb genommen.
Das rieſige Schaltwerk=Hochhaus der Siemens=Schuckert=Werke
iſt ſoeben in Betrieb genommen worden. In dem zehnſtöckigen Gebäude ſind die größten
Oel=
umſchalter Deutſchlands aufgeſtellt. Das Gebäude, das in dem geradlinig=ſachlichen Induſtrieſtil
erbaut iſt, der der ganzen Siemensſtadt ſein Gepräge gibt, iſt 45 Meter hoch und 176 Meter lang.
Es dürfte ſomit der größte Induſtriebau Deutſchlands ſein.
Anfang der Segelſaiſon.
Zwei 30 Quadratmeter=Schärenkreuzer „hart am Wind”
Am 5. Mai wird die norddeutſche Segelſaiſon durch eine Regatta auf dem Müggelſee bei Berlin
eröffnet werden. Es liegen Meldungen für alle Klaſſen vor, beſonders laſſen einige Neubauten
intreſſante Kämpfe erwarten. Unſer Bild zeigt zwei Kreuzer der modernſten Bauart im Kampf
„hart am Wind”
Eine ganze Familie durch Gas vergiftet.
Drei ſchwediſche Richter ertrunken.
Gelſenkirchen. In einer Wohnung in der
Herteſtraße wurden ein 35 Jahre alter erwerbsloſer
Invalide, ſeine 32jährige Ehefrau und die beiden
Kinder im Alter von 9 und 5 Jahren bewußtlos in
ihren Betten aufgefunden. Wiederbelebungsverſuche
blieben erfolglos. Nach ärztlichem Befund liegt
Gas=
vergiftung vor, und zwar dürfte es ſich um einen
Verzweiflungsakt der Eheleute handeln, die die
Türen und Fenſter mit Watte abgedichtet und ſodann
die Gasleitung geöffnet hatten.
Stockholm. Drei junge ſchwediſche Juriſten,
die beim Amtsgericht Gotenborg angeſtellt ſind,
hat=
ten ſich am Sonntag bei ſchwerem Wetter auf eine
Segelfahrt in die Onſala=Bucht begeben. Da ſie nicht
zurückkehrten, wurde ein Hilfsſchiff ausgeſandt. Man
fand das kleine Segelboot umgeſchlagen bei einer
Klippe auf. Ferner wurden Kleidungsſtücke der
Ver=
mißten gefunden.
Die Erdbebenkataſtrophe in Perſien.
Vier Wohnhäuſer niedergebrannt.
Chemnitz. Im benachbarten Auguſtusburg
ent=
ſtand in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr auf
noch ungeklärte Weiſe Feuer, das vier Wohnhäuſer
bis auf die Grundmauern einäſcherte. Mehrere
Fa=
milien wurden dadurch obdachlos. Der Schaden iſt
ſehr groß, zumal einige Familien nicht verſichert
waren.
Teheran. Im Bezirk von Khoraſan iſt nach
hier eingegangenen telegraphiſchen Meldungen durch
das Erdbeben ungeheurer Schaden angerichtet
wor=
den. Die Erdſtöße dauern an. Mehrere Dörfer ſind
buchſtäblich vernichtet worden. Es wird gemeldet, daß
über 2000 Menſchen ums Leben gekommen ſeien. In
der Umgebung von Schirwan und Rufnurd wurden
700 Gebäude völlig zerſtört.
Die kokale Sonnenfinſternis am 9. Mül.
Der Weg des Mondſchattens über die Erde.
Am 9. Mai findet eine totale Sonnenfinſternis
ſtatt, die in den Gebieten, wo ſie ſichtbar ſein
wird, über 5 Minuten dauert. Dieſe Zeit wird
für wiſſenſchaftliche Beobachtungen, unter
ande=
rem auch für die Kontrolle der Einſteinſchen
Relativitätstheorie, voll ausgenutzt werden.
Unſere Karte zeigt die Sichtbarkeitsgrenze der
Verfinſterung. Die Gebiete, in denen die
Son=
nenfinſternis total ſein wird, ſind, durch den
dicken ſchwarzen Strich, die Gebiete mit
teil=
weiſer, Finſternis durch eine dünnere Linie
Straßenbahnunglück.
Nürnberg. Am Montag vormittag entgleiſte
ein Triebwagen mit Anhänger auf der Ringlinie
wahrſcheinkich infolge Verſagens der Bremſe. Der
Wagen kam den Neutor=Berg herunter und fuhr über
die Halteſtelle hinaus gegen eine ſteinerne Treppe.
Etwa zwölf Perſonen wurden verletzt. Zehn von
ihnen wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Ein
Mann und eine Frau erlitten ſchwere Verletzungen.
Die Straßenbahnentgleiſung am Neuen Tor, bei der
zwölf Perſonen verletzt wurden, ereignete ſich am
Montag vormittag um 7 Uhr. Der Straßenbahnzug
fuhr den Neutor=Berg mit großer Geſchwindigkeit
hinunter, ſo daß er die an der Ecke der
Johannis=
ſtraße befindliche ſcharfe Kurve nicht mehr nehmen
konnte und aus dem Gleis ſprang. Nach
Ueber=
querung des Fahrweges drückte der ſchwere
Trieb=
wagen die Randſteine und das Pflaſter des
Bürger=
ſteiges tief ein und blieb auf dem unteren Abſatz einer
breiten Steintreppe ſtehen. Durch den Anprall wurde
der Anhänger herumgeworfen und gegen den
Trieb=
wagen geſchleudert, ſo daß ſämtliche Fenſterſcheiben
des Anhängers zertrümmert wurden. Das
Unter=
geſtell und die hintere Plattform des Triebwagens
wurden ſtark beſchädigt. Von den beiden
Schwerver=
letzten iſt der eine ein Nadfahrer, der von dem
ent=
gleiſten Straßenbahnzug erfaßt und zur Seite
ge=
ſchleudert wurde.
Kein Unglück bei der Ballonwettfahrt.
Bitterfeld. Der Bitterfelder Verein für
Luftfahrt veranſtaltete am Sonntag ſeine diesjährige
Vereinswettfahrt, an der ſich ſieben Ballons
betei=
ligten. Als erſter wurde der neue Bitterfelder
Bal=
lon 9 geſtartet, der von Ing. Seidler=Bitterfeld
ge=
führt wurde. Sieger bei der achtſtündigen Wettfahrt
war Ballon 8 mit Schützte=Bitterfeld. Er landete
bei Bienow in der Nähe von Stargard in Pommern
und legte rund 275 Kilometer zurück. Bei der
Lan=
dung des Ballons „Eule”, der von Major Beitzke=
Bitterfeld geführt wurde, ereignete ſich ein
Zwiſchen=
fall. Als der Führer durch Ventilzug bei Grüneberg
in der Nähe von Oranienburg landete und mit der
Beſatzung ausgeſtiegen war, verankerte er den Ballon,
der noch nicht entleert war, mit dem Schleppſeil.
Trotz ſeiner Stärke riß ober dieſes Seil durch eine
überraſchend ſtarke Boe. Der Ballon trieb
infolge=
deſſen ohne Beſatzung, die einen Teil der
Fahrtaus=
rüſtung im Korb gelaſſen hatte, ab. Er wurde bei
Karolinenhorſt, in der Nähe von Stettin, wo er ſich
in einer elektriſchen Leitung verfangen hatte,
auf=
gefunden. Die Meldungen, die daraufhin ein
Ballon=
unglück vermuteten, haben ſich glücklicherweiſe nicht
beſtätigt.
3000 Todesopfer des Erdbebens in Nordoſt=
Perſien?
London. Die Zahl der Todesopfer des
Erd=
bebenunglücks in Perſiſch=Turkeſtan wird in den
letzten Meldungen mit 1000 bis 3000 angegeben. Der
„Chicago Tribune” zufolge muß das Erdbeben, das
die Provinz Choraſan heimſuchte, als eins der
ſchwerſten bezeichnet werden, die ſich jemals in
Per=
ſien ercignet haben. Der Schaden iſt noch nicht
an=
nähernd abzuſchätzen. Innerhalb 24 Stunden
wur=
den in ſehr weit auseinanderliegenden Orten der
Probinz 12 Erdſtöße verſpürt. Die Erſchütterungen
dehnten ſich von Meſchhek bis nach Benderigas, einem
bedeutenden Hafen am Kaſpiſchen Meer, aus. Die
Dauer der einzelnen Erderſchütterungen ſchwankte
zwiſchen 20 Sekunden und drei Minuten. In
Schir=
wan, Budinurd und zahlreichen anderen Orten
ent=
ging nicht ein einziges Gebäude der Zerſtörung. In
dem letztgenannten Ort wurden allein 400 Tote
ge=
zählt. Zwiſchen Kahi und Baghan entſtand eine
Erd=
ſpalte von etwa 25 Kilometern Länge, mit einer
Breite bis zu drei Metern. Die Not im
Erdbeben=
gebiet wird durch Waſſermangel erhöht, da die
Be=
wäſſerungsanlagen vielfach verſchüttet worden ſind.
Rettungsexpeditionen ſind unterwegs.
Dynamitexploſion in Kroatien.
Acht Tote, ein Schwerverletzter.
Eſſeg (Kroatien). Auf dem Staatsgut Belies
in der Nähe von Babinaskele ereignete ſich am
Samstag abend in einer in einem Steinbruch
ge=
legenen Baracke ein ſchweres Exploſionsunglück, dem
acht Menſchenleben zum Opfer fielen. Ein
Vor=
arbeiter hatte 25 Kilogramm Dynamit, die vom
Re=
gen durchnäßt waren, zum Trocknen neben den
über=
heizten Ofen gelegt. Plötzlich explodierte das
Dyna=
mit mit furchtbarer Gewalt. Die ganze Baracke wurde
vollſtändig zertrümmert. Unter den Trümmern
wur=
den die verſpümmelten Leichen von ſieben Arbeitern
gefunden. Nur zwei Arbeiter, darunter der
Vor=
arbeiter, wurden mit ſchweren Verletzungen, aber
noch lebend, ins Krankenhaus gebracht, wo der
Vor=
arbeiter am Sonntag vormittag ſeinen Verletzungen
erlegen iſt. Auch der zweite Schwerverletzte dürfte
kaum mit dem Leben davonkommen. Unter der
Be=
völkerung geht das Gerücht, daß der Vorarbeiter die
Kataſtrophe abſichtlich herbeigeführt habe, weil er
befürchtete, daß gewiſſe Unregelmäßigkeiten an den
Tag kämen.
Nummer 126
Dienstag, den 7. Mai 1920
Eeite 11
Aus dem Oſten.
Vom vielhunderkjährigen Deutſchkum in Rußland. — Noch heuke über 1 Million deutſche im Ruſſiſchen Reiche
Die Krim.
Das „Schwarze Meer” beſpült die ſüdöſtlichſten Ufer Europas:
ſein heller Waſſerſpiegel trägt zahlreiche Schiffe, die Handel und
Verkehr mit Kleinaſien vermitteln. Ebenſo wie die germaniſche
Oſtſee hat das Schwarze Meer — faſt ein Binnenſee — einen
geringeren Salzgehalt als die Ozeane; die zahlreich
einmünden=
den Flußläufe vermindern durch ihr ſüßes Waſſer den Salzgehalt
des Schwarzen Meeres noch mehr und laſſen dadurch ſein Waſſer
hell erſcheinen. Nicht die Farbe des Waſſers, ſondern die
auf=
tretenden Nebel und die von der ſarmatiſchen Ebene kommenden
Nordſtürme und die Süd= und Oſtwinde und Orkane des
armeni=
ſchen Hochlandes bewirkten es, daß die Griechen dieſes große
Waſſer als „unwirtliches Meer” bezeichneten. Das „Schwarze
Meer” hat ſeinen Namen aber noch bis auf den heutigen Tag
behalten, obgleich ſpäter die Griechen es „gaſtliches Meer”
nann=
ten, als ſie mit ihren Schiffen durch den Hellespont und durch
den Bosporus fuhren und zahlreiche Kolonien an ſeinen Küſten
gründeten.
In die einförmige Küſtengeſtaltung des Nordufers des
„Schwarzen Meeres” bringt die Halbinſel Krim, die mit dem
europäiſchen ruſſiſchen Feſtlande nur durch die ſchmale, 5 bis 7
Kilometer breite Landenge von Perekop verbunden iſt, eine
Glie=
derung ganz eigener Art. Dem Aſowſchen Meere vorgelagert,
läßt dieſem die Krim nur durch die Straße von Kertſch ſeine
Ver=
bindung mit dem Schwarzen Meere.
Während der nördliche Teil, und zwar etwa drei Viertel der
ganzen 25 000 Quadratkilometer großen Halbinſel, eine eintönige
Ebene bildet, die unzählige Viehherden ernährt, aber ſonſt ſo gut
wie nichts erzeugt, zeigt der ſüdliche Teil die ſchönſten und
groß=
artigſten Landſchaftsbilder. Hier bildet das Tauriſche= oder Jaila=
Gebirge an der Südküſte der Krim drei parallele Bergrücken, die
die kalten Nord= und Nordoſtwinde von den maleriſch ſteilen
Bergabhängen und von dem ſchmalen Küſtenſaum abhalten.
Herrliche Eichen=, Buchen= und Nadelwälder wechſeln hier mit
den ſchönſten Gärten, Feldern und Wieſen ab; auch Olivenhaine,
Lorbeerbäume, Zypreſſen und Feigenbäume ſind hier zwiſchen
den Ruinen der Vorzeit, tatariſchen Moſcheen, zahlreichen Villen
und den jetzt allmählich verfallenden Schlöſſern des ruſſiſchen
Adels und des ruſſiſchen Kaiſerhauſes anzutreffen. Die ſüdliche
Krim iſt landſchaftlich unſagbar ſchön.
Seit dem höchſten Altertum drängten ſich hier die Völker
griechiſchen, römiſchen, ſlawiſchen, mongoliſchen, aber auch
ger=
maniſchen und finniſchen Urſprungs. Die zauberhafte Schönheit
der Krim machte ihren Beſitz erſtrebenswert, aber die geringe
Größe der Halbinſel war der Grund dafür, daß das jeweilig
beſitzergreifende, ſiegreiche Volk bald von einem anderen wieder
verdrängt wurde: Die Krim iſt einem Stammbuch vergleichbar,
in das die Völker der Vorwelt, des Altertums, des Mittelalters
und der Neuzeit bis zur Gegenwart ihre Schriftzüge eingemeißelt
haben.
Der erſte Geſchichtsſchreiber, der über den Tauriſchen
Cher=
ſones — ſo hieß die Krim im Altertum — berichtet, iſt Herodot.
Die Taurier waren die Reſte der von den in Südrußland
leben=
den Skythen im 9. Jahrhundert vor Chriſti Geburt verdrängten
Kimmerier, eines nomadiſchen, fabelhaften Reitervolks.
Kertſch, heute eine europäiſche Stadt im modernen Sinne, iſt
die Stadt größter hiſtoriſcher Erinnerungen der Krim. An ber
Straße von Kertſch, welche die Verbindung des Schwarzen
Mee=
res mit dem Aſowſchen Meere herſtellt, gelegen, wird hier die
Erinnerung wach an den im ſechſten Jahrhundert vor Chriſti
Geburt von mileniſchen Griechen gegründeten Freiſtaat
Pantiko=
päon, der ſpäter der bosporaniſchen Verwaltung unterſtellt wurde
und endlich unter dem Namen Bosporus die Reſidenz des
be=
rühmten bosporaniſchen Reiches zur Zeit der Perſerkriege wurde.
Nach des großen Königs Mithridates Tode im Jahre 63 vor
Chriſti Geburt fiel dieſes Reich und mit ihm der ganze Cherſones
in die Gewalt der Römer, und nach dem Zuſammenbruch der
Römerherrſchaft an Byzanz.
Die Völkerwanderung hat auch dem Cherſones — der heutigen
Krim — ihren Stempel aufgedrückt. Die Hunnen verwüſteten die
Krim. Ein Teil der im zweiten Jahrhundert nach Chr. Geburt
in Südrußland eingewanderten Goten überſchritten im dritten
Jahrhundert nach Chr. Geburt die Landenge von Perekop und
blieben auch während und nach der Völkerwanderung in der
Krim, die etwa vom 3. bis 8. Jahrhundert unter Goten= und auch
unter Chafarenherrſchaft ſtand, um dann mit dem byzantiniſchen
Reiche vereinigt zu werden, das ſeine Oberhoheit ſchon vorher in
Anſpruch genommen hatte.
Als Erinnerung an dieſe Germanenzeit auf der Krim ſei hier
erwähnt, daß neueſte Ausgrabungen die Ruinen einer großen
mittelalterlichen Stadt entdeckt haben, die offenbar die
Haupt=
ſtadt der Goten geweſen iſt. Dieſe Ruinen befinden ſich auf einer
etwa zwei Kilometer langen Bergebene in der Nähe von
Bakt=
ſchiſarai im Gebirge der ſüdlichen Krim. Die Reſte der
Stadt=
mauer, eine Anzahl in den Felſen ausgehauene Räume, ſowie
ſechs unterirdiſche, mit Wandmalereien geſchmückte Tempel, in
deren Grabkammern 300 Skelette lagen, wurden freigelegt.
Theo=
dora hieß dieſe altgermaniſche Gotenſtadt.
Sewaſtopol! Eine der folgenreichſten Entwicklungsphaſen
Rußlands iſt mit dem Namen Sewaſtopol verbunden: Großfürſt
Wladimir I., der Heilige, belagerte und eroberte Sewaſtopol, ließ
ſich hier bei der Vermählung mit der griechiſchen Prinzeſſin
Anna im Jahre 988 taufen und erbaute eine Kirche; ſo wurde
von Sewaſtopol aus die chriſtliche Religion in ganz Rußland
ein=
geführt! Um aller Welt ein Beiſpiel chriſtlicher Liebe und
Ver=
gebung zu geben, gab Großfürſt Wladimir I., der Heilige, die
Stadt Sewaſtopol an den Kaiſer von Byzanz zurück, der den
Frieden gebrochen hatte.
In den folgenden Jahrhunderten verwüſteten verſchiedene
Barbarenvölker die Cherſones=Halbinſel, zuletzt im Jahre 1237
die Tataren, die ihr den Namen „Krim” gaben, das heißt Feſtung.
Zur Zeit der größten Macht Genuas hatte dieſe Stadtrepublik
nicht nur an der Nordküſte Afrikas und im öſtlichen Mittelmeer,
ſondern auch am Schwarzen Meer zahlreiche
Handelsniederlaſſun=
gen. Auch auf der Krim wehten in einer Anzahl von den Genueſen
erbauter Städte und auf ihren befeſtigten Burgen 200 Jahre lang
— im 13. bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts — die Flagge
Genuas: Kaffa, Sudak und Balalklawa waren die bedeutendſten
genueſiſchen Hauptniederlaſſungen an der Südküſte der Krim.
Die Genueſen wurden von den Türken vertrieben. Sultan
Mohammed II. ſetzte im Jahre 1478 einen Tataren zum Chan der
Krim unter türkiſcher Oberherrſchaft ein.
Rußland hat in ſeiner ganzen Geſchichte ſtets das Beſtreben
gehabt, ſich immer weiter auszudehnen; ſeine Ländergier war
ſchier unermeßlich, immer größere Gebiete Europas und Aſiens
ſollten ihm untertan werden. Nach der Krim ſtreckte Rußland
zum erſten Male im Jahre 1736 ſeine Arme aus; verwüſtend
drangen die Ruſſen in die Krim ein, ernannten einen anderen
Chan und erreichten im Frieden von Kütſchük Kainardſchi von der
Türkei, daß dieſe die Krim als unabhängig anerkannte. Hierdurch
kam die Krim in ein — allerdings nicht offizielles —
Unabhängig=
keitsverhältnis von Rußland, das die Krim im Jahre 1783 dem
Ruſſiſchen Reiche völlig einverleibte.
Als Katharina II., eine deutſche Prinzeſſin auf dem
ruſſi=
ſchen Kaiſerthron, nach dem den Siebenjährigen Krieg beendenden
Friedensſchluß von Hubertusburg aus allen Teilen ihres
deut=
ſchen Vaterlandes, ihre Landsleute nach Rußland rief und dieſe
Deutſchen anſiedelte, da wurden auch deutſche Brüder und
Schwe=
ſtern in der Krim heimatberechtigt.
In den Mittelpunkt der europäiſchen, auch der Weltgeſchichte,
wurde die Krimhalbinſel in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch
den ruſſiſch=türkiſchen Krieg gerückt. Wiederum bildete der Macht=
und Länderhunger Rußlands die Veranlaſſung zu dieſem
Waffen=
gange, den Rußland nur gegen die Türkei führen wollte, die
aber von ihren Verbündeten England, Frankreich und Sardinien
unterſtützt wurde: Rußlands Abſicht war, ſeine Macht und ſein
Anſehen im Orient entſcheidend zur Geltung zu bringen und auf
der Balkanhalbinſel die Donaufürſtentümer von der Türkei
los=
zureißen und ſie als ſelbſtändige Staaten unter ruſſiſchen Schutz
zu ſtellen. Die Entſcheidung — und zwar zuungunſten Rußlands
— fiel auf der Krim, nach der dieſer Krieg auch der „Krim=Krieg”
genannt wird.
Die Feſtung Sewaſtopol mit ihrem Hafen bildete den
Kern=
punkt des gigantiſchen Kampfes; es iſt nicht unintereſſant,
feſt=
zuſtellen, daß der ruſſiſche General Graf Totleben, der ſich durch
den ſchnellen und genialen Ausbau der Feſtungsforts von
Se=
waſtopol im feindlichen Feuer bis zu ſeiner Verwundung großen
Ruhm erworben hat, ein geborener Deutſchbalte iſt, und daß der
Feſtungskommandant und zugleich Oberbefehlshaber auf der
Krim, Fürſt Gortſchakow, ſeinen Stammbaum bis auf Rurik
zu=
rückführt, jenen normanniſchen Germanen, der das Rurikſche oder
Ruſſiſche Reich einſt gegründet und deſſen Dynaſtie ſiebenhundert
Jahre in Rußland geherrſcht hat.
Die Ereigniſſe und Folgen des Weltkrieges haben auch die
Krim nicht unberührt gelaſſen.
Trotz der großen zahlenmäßigen Uebermacht der ruſſiſchen
Armeen hefteten die deutſchen Heere mit ihren Verbündeten den
Sieg über die Ruſſen an ihre Fahnen. Die ruſſiſche Revolution
mit ihrer widerrechtlichen Abſetzung des Zarentums und der
beſtialiſchen Hinmordung des Zaren und der Zarenfamilie, ſowie
die Enteignung aller Vermögen und des größeren Grundbeſitzes
und die Errichtung der Sowjet=Republik wirkte ſich auf die Krim
ganz beſonders nachteilig aus: Infolge von Auswanderung, die
durch die Bedrückung durch die Sowjet=Machthaber veranlaßt
wird, gibt es heute nur noch 293 deutſche Gemeinden mit 39000
Seelen auf der Krim, deren maleriſch=ſchöne Südküſte die
vor=
nehme Lebenshaltung der ruſſiſchen Ariſtokratie und den Glanz
und das Zeremoniell des Zarenhofs entbehren muß.
Als beſonders bemerkenswert ſeien noch einige markante
Stätten der Krim genannt, die außer den hiſtoriſch bedeutenden
Feſtungen Kertſch und Sewaſtopol einen eigenartigen Reiz
aus=
üben:
Das Georgenkloſter bei Balaklawa, bereits in den erſten
Jahr=
hunderten des Chriſtentums erbaut, ſoll nach Anſicht einiger
Altertumsforſcher ſich auf der Stelle erheben, an der der berühmte
Tempel der Diana geſtanden hat, um den die Mythe von der
Iphigenie, von Thoas, Oreſtes und Pylades ihre Flügel breitet;
andere betrachten den Felſen des Ajudagh zwiſchen Jalta und
Aluſchta als den hiſtoriſchen Ort der von Herodot erzählten
Menſchenopfer.
Das mächtige, aus dem grünlichen Geſtein der Gegend
er=
baute und mehrere hundert Zimmer enthaltende Schloß des
Für=
ſten Woronzow in Alupka, im Bauſtil eine Miſchung des Mau=
riſchen mit dem Gotiſchen, liegt, wie ein Zauberſchloß tief unten
am Schwarzen Meer, in einen herrlichen, ausgedehnten Park
ein=
gebettet.
Schloß Livadia bei dem Luftkurorte Jalta war die
Winter=
reſidenz der ruſſiſchen Kaiſerfamilie. Ein eigenartiger Zauber
geht von dieſem, einſtmals dem Grafen Pototzky gehörenden
aus=
gebauten Zarenſchloſſe und ſeinem prachtvollen Parke mit
exoti=
ſchen Gewächſen aus, dem ſelbft die Sowjets zu erliegen ſcheinen;
ſie haben dieſes Kaiſerſchloß nicht zerſtört, es dient als
Sana=
torium: der frühere Marmorſaal wird als Speiſeſaal für die
Gäſte benutzt; in den Gemächern der letzten Kaiſerin, der
deut=
ſchen, heſſiſchen Prinzeſſin Alix, ſtehen Feldbetten für
Bauers=
frauen. Aber die Schlafzimmer des Zarenpaares ſind in ihrer
urſprünglichen Einrichtung erhalten, noch gut möbliert und reich
an Büchern, Vaſen und anderen Einrichtungsgegenſtänden, in? an Bildern der kaiſerlichen Familie, inſonderheit der
Kinder und liebſten Verwandten, und ſogar das Arbeitskörbchen
der Zarin ſteht noch immer auf ſeinem Platze.
Wirkt dieſer Kontraſt — Erhaltung der kaiſerlichen
Schlaf=
gemächer in ihrer einſtigen perſönlichen Verwendung und die
Umwandlung der Wohnräume in ein Sanatorium einfachſter Art
mit Feldbetten — ergreifend und ernüchternd und
vergegenwär=
tigt uns die Vergänglichkeit irdiſcher Macht und Größe, ſo
er=
ſcheinen in der Erinnerung an die wechſelvolle, vieltauſendjährige
Geſchichte der Krim mit ihren vielen Wandlungen vor unſeren
Augen die ehrwürdigen Ruinen der kürzlich entdeckten,
ausge=
grabenen und bereits erwähnten Hauptſtadt der Goten auf der
Krim! Dieſes alte Gemäuer der germaniſchen Gotenſtadt
Theo=
dora kann uns Gewaltiges erzählen: Sie iſt genannt nach der
Kaiſerin Theodora, der Gemahlin des Kaiſers Juſtinian I. von
Oſtrom, der in Byzanz reſidierte und von 527 bis 565 nach Chriſti
Geburt vegierte. Dieſer bedeutende Kaiſer, der Erbauer der
Sophienkirche in Byzanz — jetzt Konſtantinopel — und Urheber
der berühmten Geſetzesſammlung Corpus juris, entſtammte einer
bäuerlichen Familie, und die Kaiſerin Theodora — eine der
merk=
würdigſten Frauengeſtalten der Weltgeſchichte, die durch ihre
Feſtigkeit bei einem Aufruhr ihrem Gemahl den Thron rettete —
war eine ehemalige Zirkustänzerin! Beide — Juſtinian I. und
Theodora — ſind ein Beweis dafür — und hieran gemahnen die
Ruinen der Gotenſtadt Theodora —, daß die Möglichkeit des
Auf=
ſtieges aus dem einfachen Volke hinauf bis ſogar auf den
Kaiſer=
thron weit überragenden Perſönlichkeiten offen ſteht, ohne daß
gewaltige Staatsumwälzungen, die den häßlichen Namen
Revo=
lution haben, mit brutaler Gewalt herbeigeführt werden
brau=
chen, ohne daß Hunderte von Millionen Menſchen an den
Bettel=
ſtab kommen müſſen und ohne daß das Blut vieler weiterer
Mil=
lionen — darunter das Blut des Kaiſerlichen Herrn in Livadia
auf der Krim und ſeiner deutſchen hohen Gemahlin und ihrer
Kinder — wie ein Kainsmal an den Fingern verruchter
Mord=
buben und neuer ungeſetzlicher, gewiſſenloſer, verbrecheriſcher
Ei.
Emporkömmlinge zu kleben braucht!
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 7. Mai. 8 13.30: Schallplatten. O 15.05:
Jugend=
ſtunde: Für Frankfürt a. M.: Rektor Hürken:Die Schleuſen bei
Frankfurt a. M. —— Für Kaſſel: Mittelſchüllehrer Hansli: Was
die Karlsaue erzählt. O 17: Konzert des Funkorch.: Brahms (geb.
7. Ma: 1833). Mitw.: Maria Noll=Boß (Sopran), Konzertmeiſter
Wiggelaar (Violine), H. Geis (Bratſche), A. Schattſchneider (
Violon=
cell), E. J. Kahn (Klavier). O 18.30: Kaſſel: Prof. Ehringhaus:
Die moderne Arbeiterdichtung Deutſchlands. o 18.55: Pfarrer
Taesler: Die Mummenſchanzſzene und das Symbol von Furcht
und Hoffnung in Goethes Fauſt II, 1. Akt. O 19.15: Dr.
Bap=
pert: Die Aufgaben der Pſychologie in der Fürſorge. 19.35:
Schac. 6 19.55: Prof. Dr. Küntzel: Mitteleuropa, eine geſchichtliche
Entwicklung der Begriffe. o 20.15: Zum 60. Geburtstag Hans
Pfitzners. Ouv. zur Oper „Das Chriſt=Elflein” — Lieder mit
Klavierbegleitung. — Quintett für Klavier, 2 Violinen, Bratſche
Violoncell in Edur. — Quv. zu Kleiſts „Kätchen von Heilbronn”.
— „Lethe für eine Baritonſtimme und Orch. — Vorſpiel zum
2. und 3. Aufzug von Ibſens „Das Feſt auf Solhaug‟. —
Willkommen und Abſchied” für eine Singſtimme und Orch. Mitw.:
Joh. Willy (Bariton), Wiggelaar=Quartett des Rundfunks,
Kapell=
meiſter Reinh. Merten (Klavier).
Königswuſierbauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 7. Mai. 12: Franzöſiſch für Schüler.
O 12.25: Rektor R. Karſelt und Rektor Fritz Weſtermann:
Prak=
tiſches Rechnen. O 12.55: Nauener Zeit. 14.30: Oberſchulrat
Hilker: Wege zur Bildbetrachtung. O 15: Jugendſtunde: R.
Henſe=
ling: Die Wunder des Hemmels. O 15.30: Wetter und Börſe.
o 15.40: Käthe Graber; Frauengeſtalten der Bibel. o 16:
Ober=
ſchulrat Hilfer: Was iſt das Zentralinſtitut für Erziehung und
Unterricht? 16.30: Elfred Einſtein: Neuzeitliche Violinmuſik.
o 17: Berlin: Nachmittagskonzert: Teemuſik der Kapelle. Ilia
Verſtellung, O 20: Staatsoper, Berlin: „Der Barbier von Sevilla””,
Komiſche Oper in zwei Akten von Roſſini. o Während einer Pauſe:
Bildfunk. O 22.45: Bildfunk
N
TAM
Nur beim Fachmann
C. Boßler & Co., G. m. b. H.
Ernst-Ludwigstraße 14
Telephon 2140 (6617a
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch” für den Schlußdienſti: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herberi Nette; für den Inſeraienteil: Wiliy Kuhle; Druck
und Verlag: C. C. Wlitich — ſämtlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkteipte wird Garanie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten
Tilagofa
Heuan Ein
V Verlangen Jie rtets ausdrücklick MAGG/ Würze
V unck achten ie auf den Namen MAGGf, die
gelb-roten Stiketten und die typische Form der Faschen.
Vorteilhafteste Größe:
Fahrräder
Erſatz= und Zubehörteile,
Babyräder und Roller
kaufen Sie billigſt be: (5471a
Erbacher=
BAUMERT ſtraße Nr. 1
Tauſche
Klavier geg.
ſteuer=
freies Motorrad.
Pfungſtadt,
Rhein=
ſtraße Nr. 45.
Anfertigen und Erneuern von
Markießen
Markießen=Drelle in allen Preislagen
Reparaturen ſchnell, gut, billig! (*ids
Carl Herber, Luiſenſtraße 34136
am alten Palaisgarten, Telephon 1916
Bedenelgaug ft.
unanſehnl. Böden
im Fachgeſchäft
Schaefer & C0.
Recharſtr. 22. (6695a
Geite 12
Dienstag, den 7. Mai 1929
Nummer 126
Spufg, Opter
Vorſtandsſihung des Süddentſchen Fußball=- und
Leichkathlekik-Berbandes.
Der erweiterte Vorſtand und der Aelteſtenrat des
Süddeut=
ſchen Fußball= und Leichtathletik=Verbandes kamen am Samstag
und Sonntag in Frankfurt a. M. zu einer Beſprechung zuſammen.
Im Mittelpunkt der Beratungen ſtand die Frage des
Spiel=
ſyſtems. Nach einer Beſprechung der Ergebniſſe, die in den
zahl=
reichen Spielſyſtemtagungen der letzten Monate erzielt wurden,
einigte ſich die Frantfurter Tagung auf einen Vorſchlag für
ein neues Spielſyſtem, der dem Verbandstag in Mannheim
vor=
gelegt werden ſoll, vorausgeſetzt, daß der Verbandstag überhaupt
eine Debatte über ein neues Spielſyſtem zuläßt. Dafür iſt
ſatzungsgemäß der Beſchluß einer Zweidrittelmehrheit
notwen=
dig und man iſt vielfach der Anſicht, daß dieſe Mehrheit auf dem
Verbandstag nicht vorhanden ſein wird. Es würde dann für die
nächſten Jahre noch beim gegenwärtigen „Mainzer” Spielſyſtem
bleiben. Da der Vorſchlag, auf den man ſich in Frankfurt einigte,
noch nicht in allen Einzelheiten endgültig feſtgelegt iſt, kann er
der Oeffentlichkeit noch nicht bekanntgegeben werden. Die
Be=
kanntgabe des Vorſchlages dürfte aber am nächſten Sonntag
zu=
ſammen mit einer Stellungnahme des Verbands=Vorſtandes
er=
folgen.
Der Vorſchlag des Verbandes für das neue Spielſyſtem
dürfte ſich höchſtwahrſcheinlich auf der folgenden Linie bewegen:
Das Mainzer Spielſyſtem bleibt in ſeinen Grundzügen beſtehen.
Die Aufteilung des Verbandsgebietes in acht Gruppen und die
Gruppenſpiele ſelbſt ſollen nicht verändert werden. Dagegen
dürften die Endſpiele ſtark abgebaut werden. Die Runde der
Zweiten und Dritten ſoll verſchwinden, die hat den meiſten der
beteiligten Vereine doch keine beſonderen Vorteile gebracht. An
den Endſpielen um die Süddeutſche Meiſterſchaft dürften im
Zu=
kunft zwölf Vereine teilnehmen. Zunächſt die acht
Gruppen=
meiſter und außerdem noch vier Gruppenzweite. Die beiden
Gruppenzweiten eines Bezirks liefern ſich ein Ausſcheidungsſpiel
und der Sieger nimmt an den Endſpielen teil. Die zwölf
End=
ſpielteilnehmer ſpielen jedoch nicht in einer, ſondern in zwei
Gruppen, und zwar wahrſcheinlich zu je ſechs Mannſchaften in
einer Gruppe Nordweſt und in einer Gruppe Südoſt. Die
Gruppenſieger nehmen automatiſch an den Endſpielen um die
Deutſche Meiſterſchaft teil und ermitteln außerdem in einem
Ent=
ſcheidungsſpiel den Süddeutſchen Meiſter. Die beiden
Gruppen=
zweiten kämpfen in einem Entſcheidungsſpiel um die dritte
ſüd=
deutſche Vertreterſtelle.
Der neue Spielſyſtem=Vorſchlag dürfte ferner noch die
Wieder=
auferſtehung des Verbands=Pokals bringen. Der Sieger
in den Spielen um den Verbands=Pokal ſoll im darauffolgenden
Jahre an den Endſpielen um die Süddeutſche Meiſterſchaft
teil=
nehmen dürfen.
Eine Stellungnahme zu dieſen Vorſchlägen muß bis zur
Be=
kanntgabe der genauen Einzelheiten durch den Verbands=
Vor=
ſtand aufgeſchoben werden.
Georg Blaſchke, einer der bekannteſten Führer des Deutſchen
Fuß=
ballbundes, an deſſen Entwicklung er namentlich während ſeiner
zehn=
jährigen Tätigkeit als geſchäftsführender Vorſitzender großen Anteil
gehabt hat, iſt in der vergangenen Nacht im Alter von 53 Jahren
an Lungenentzündung geſtorben.
Radfahren.
Veloeiped=Club Darmſtadt 1899 e. V.
Durch die Reorganiſation des Motorſports im Bund Deutſcher
Radfahrer hat ſich, wie bekannt, auch im Velociped=Club Darmſtadt ein
guter Aufſchwung bemerkbar gemacht. Die Motorſport=Abteilung des
V. C.D. teilt ihr Fahrtenprogramm in
Hauptwertungsfahr=
ten und ſogen. Pokalfahrten ein. Von den Hauptwertungs= nach Eulbach; du wirſt es nicht bereuen.
und Turnen.
fahrten findet allmonatlich eine Fahrt ſtatt. Die Teilnehmer, die
min=
deſtens 70 Prozent dieſer Fahrten mitgemacht haben, erhalten am
Jahresſchluß eine wertvolle künſtleriſche Plakette.
Die ſogen. Pokalfahrten — zu deren Teilnahme kein Zwang
be=
ſteht — und die monatlich zweimal ſtattfinden, werden durch beſonders
wertvolle Ehrenpreiſe ausgezeichnet. Auch bei dieſen ſogen.
Pokal=
fahrten müſſen 70 Prozent der ausgeſchriebenen Fahrten zurück gelegt
werden.
Als Haupt=Pokalfahrt ſteigt zu Pfingſten eine dreitägige Fahrt an
die Nahe, Moſel, Lahn, Eifel (Nürburgring, Bernkaſtel uſw.). — Die
von dem Velociped=Club Darmſtadt 1899 e. V. für die ſogen.
Pokal=
fahrten ausgeſetzten Ehrenpreiſe ſind ab. heute bei der Firma Gg.
Benz u. Co., Grafenſtraße 20—22, ausgeſtellt.
Waſſerball.
Rot=Weiß, V. f. R. — S.V. Göppingen 2: 10.
Die Liga=MMannſchaft des Rot=Weiß, V.f.R., mußte bei dem letzten
Spiel auf ihrer Süddeutſchlandreiſe gegen den Schwimmverein:
Göp=
pingen eine hohe Niederlage hinnehmen. Die in der letzten Zeit
außer=
ordentlich ſtark aufkommenden Göppinger ſtellten eine überraſchend
gute Mannſchaft, der es gelang, begünſtigt durch die Tücken ihres
Miniaturbades, die Darmſtädter 10 :2 zu ſchlagen. Die Rot=Weißen,
welche die Reiſe infolge Urlaubsſchwierigkeiten einiger ihrer Beſten
ſchon ohnehin mit wenig Ausſicht auf Erfolg antraten, wurden
unter=
wegs noch dadurch ſtark geſchwächt, daß einer der Spieler durch eine
Fußverletzung ausfiel. Bei gerechter Beurteilung der Leiſtungen der
Göppinger muß man jedoch feſtſtellen, daß ſie auch gegen eine ſtärkere
Not=Weiß=Mannſchaft gewonnen hätten. Ihr Spiel war beſtechend
und außerordentlich ſchnell und gewandt. Die beſten Kräfte ſind Fauſt
und Balk, ſowie ein ſicherer Tormann.
Die Darmſtädter begannen das Spiel vielverſprechend. Sie
er=
zielten die beiden erſten Tore und drückten einige Zeit. Dann ſtellten
die Göppinger durch unhaltbare Rückhandſchüiſſe von Fauſt und Balk
das Endreſultat her. — Die zweite Mannſchaft, die ihre beſten Kräfte
teils an die erſte abgeben mußte, teils infolge Urlaubsſchwierigkeiten zu
Hauſe ließ, verlor gegen die zweite Mannſchaft der Göppinger 7: 1.
Die Reiſe ſelbſt bot den Teilnehmern eine herrliche Abwechſlung aus
dem Leben des Alltags und wird jedem in beſter Erinnerung bleiben.
Wie der S.V. Eßlingen am Donnerstag, ſo hatte der S. V. Göppingen
am Freitag und Samstag alles aufgeboten, um den Darmſtädtern die
Fahrt ſo angenehm wie möglich zu machen.
Goeh=Wanderung des Odenwaldgaues 9. T.
Wie alle Gaue des Mittelrheinkreiſes der D.T. unternimmt auch
der Odenwaldgau am Himmelfahrtstage zu Ehren des großen
Turner=
führers Dr. Goetz eine Goetzwanderung. In der Erkenntnis, daß auch
das Wandern ein wichtiger Erziehungsfaktor unſerer Jugend iſt, das
ſie dem oberflächlichen Alltagsleben entrückt und Liebe zur heimatlichen
Scholle, zu Volk und Vaterland erweckt, ſammelt der Odenwaldgau
all=
jährlich mehrmals ſeine Turnerſcharen, um den ſchönen Odenwald zu
durchwandern. Und welche Gegend unſeres Mittelrheinkreiſes hätte für
einen Wanderer ſchönere, reizvollere Anziehungspunkte als der
Oden=
wald mit ſeinen zahlreichen ſagenumwobenen Burgen und Schlöſſern
und feinen prächtigen, rauſchenden Wäldern, und welch empfängliches
Wandererherz würde da nicht in den Schlußgeſang unſeres Dichters
Emanuel Geibel mitklingen: „Wie biſt du doch ſo ſchön, o du weite,
weite Welt”. — Die Wanderung, führt auf den langgeſtreckten
Höhenrücken, der den heſſiſchen Odenwald nach Oſten hin abſchließt, auf
jene Höhe, die das Jagdſchloß des Grafen von Erbach, das Eulbacher
Schloß, trägt. Prächtige Wälder, die im Herbſte von dem Brunftſchreien
dler Hirſche widerhallen, umgeben das Schloß und bedecken ſtundenweit
die langgeſtreckte Hochebene. Herrliche Park= und Gartenanlagen mit
dazwiſchenliegenden Seen, auf denen rieſige Waſſerroſen ſchwimmen,
und Ueberreſte alter Römerkaſtelle erhöhen noch den landſchaftlichen
Reiz dieſer Gegend — wahrlich ein herrliches Fleckchen Erde —. Hier
iſt der Treffpunkt aller Wandergruppen gegen 11 Uhr. An turneriſchen
Vorführungen, Volkstänzen, Spielen, Neckſpielen und Volksliedern kann
ſich alt und jung ergötzen. Am Nachmittag finden dann die
Frühjahrs=
waldläufe ſtatt, die in 4 Klaſſen durchgeführt werden. Und nun,
Turner=
jugend, raffe dich auf, nimm das Ränzel auf den Rücken und wandere
Fechken.
Mannſchaftsfechten
Turngem. Darmſtadk 1846 — Turnverein Weinheim.
Obwohl bei dem Kampf am Sonntag in Weinheim Fechter
von Klaſſe wie Haun=Darmſtadt und Röder=Weinheim in einem
Säbelgefecht zu ſehen waren, das in ſeiner Exaktheit und Voll=
endung Bewunderung erregte, kam es bei dieſem Treffen nicht
darauf an, Gipfelfechter glänzen zu laſſen, ſondern möglichſt vielen
Fechtern der beiden Abteilungen Gelegenheit zu geben, ſich einmal
wieder mit einem fremden Gegner auseinanderzuſetzen und ſo
Wettkampferfahrung zu ſammeln. Denn die Turnerfechter ſind
hten; ſie
er=
zi
ſtarker Abteilungen, beide aus der bewährten Schule der
Fecht=
meiſter Auguſt Kaiſer und Adalbert Kötting, zeigte wieder
deut=
lich das Geſunde dieſes Grundſatzes.
Nach der warmen Begrüßung durch Bürgermeiſter Dr. Meißer
und Fechter Geißinger begannen die Kämpfe unter Leitung des
Obmannes Dr. Brauns und der Schiedsrichter Brauns, Geißinger,
Brück und Fechtmeiſter Kötting. Bei der Stärke der Abteilungen
war es notwendig, je drei Mannſchaften zu bilden, um jedem
Fech=
ter Gegner von etwa der gleichen Ausbildungszeit zu geben.
Zuerſt fochten vier Anfänger der Tgd. Darmſtadt gegen
vier des Turnvereins Weinheim, jeder mit jedem der anderen
Mannſchaft, auf Florett. Ergebnis: Darmſtadt: Langsdorf
4 Siege. Raidl 1 Sieg, Volk 4 Siege, Schreiber 1 Sieg.
Wein=
heim: Reibold 2 Siege, Randoll 0 Sieg, Döther 2 Siege, Kaerner
2 Siege.
Dann folgte das Florettfechten der Jungmannen.
Darmſtadt: Getroſt 4, Kurtz 3, Gläſer 2, Kraft 2 Siege.
Wein=
heim: Heil 2. Boxheimer 2, Fabricius 1, Lohrbächer 0 Siege.
Den Abſchluß bildete das Säbelfechten der
Altman=
nen. Darmſtadt: Beyer 2, Burkhardt 2, Haun 4, Seip 3 Siege.
Weinheim: Boxheimer 2, Bauer 6, Riebel 1. Röder 2 Siege.
Der ſchöne Frühlingsnachmittag wurde zu einem
Spazier=
gang mit den Weinheimer Freunden benutzt, die ihren Gäſten ein
liebenswürdiges Andenken in Geſtalt eines hübſchen Bildes von
Weinheim mitgaben.
Geſchäftliches.
An der guten Suppe erkennt man die gute Köchin.
Das alte Sprichwort ſagt uns, daß das Kochen guter Suppen nicht
leicht iſt. Die praktiſche Hausfrau weiß ſich aber zu helfen: ſie kauft
Maggi’s Suppenwürfel, kocht ſie genau nach der jedem Würfel
aufge=
druckten Kochawweiſung und kann ſo eine Suppe auf den Tiſch bringen,
mit der ſie Ehre einlegt. Für angenehme Abwechſlung iſt durch eine
große Sorten=Auswahl geſorgt.
Das epochemachende elektriſche „Polyfar”=Aufnahmeverfahren
der Deutſchen Grammophon=Aktiengeſellſchaft — „Die Stimme ſeines
Herrn” — iſt gerade in letzter Zeit zu einer ſolchen Vollendung
ge=
bracht worden, daß weitere Steigerungen nicht mehr möglich ſind. Es
iſt geradezu verblüffend, mit welcher abſoluten Naturtreue die letzten
„Polyfar”=Neuerſcheinungen die Kunſt der größten Künſtler,
berühm=
teſter Orcheſter und weltbekannter Tanz=Kapellen widerſpiegeln.
Un=
willkürlich ſieht man die Künſtler vor Augen. Eine ſolche Klangfülle
und Tonſchönheit iſt durch die Platte noch niemals reproduziert worden.
Die Deutſche Grammophon=Aktiengeſellſchaft hat damit den Beweis
er=
bracht, daß ihre elektriſchen „Polyfar”=Neuaufnahmen allen anderen
überlegen ſind. Der Anſpruchsvolle wird nur noch zu dieſen Platten
greifen.
Wekterberichl.
An der Vorderſeite der ausgedehnten Störungsgebiete haben die
Warmluftmaſſen weiteren Temperaturanſtieg gebracht. So erreichten
in Deutſchland die Temperaturen heute morgen ſchon vielfach Werte
bis zu 17 Grad. Eine Störung über England, die dort verbreitete
Niederſchläge und Abkühlung bringt, wird in Gemeinſchaft mit den
ſehr warmen Luftmaſſen bei uns vielfach zu Gewitterſtörungen ſowie
Niederſchlägen führen. Auch werden die Temperaturen nach der
Ge=
wittertätigkeit wieder zurückgehen.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Mai: Vielfach Gewitterſtörung mit
Regen und Abkühlung.
Ausſichten für Mittwoch, den 8. Mai: Etwas kühleres, teils wolkiges,
teils aufheiterndes Wetter.
Wer dort?
Hier V. Schatz
Komme ſof, u.
kauf=
getragene Herren
Kleider, Federbette:
Schuhe, Wäſche uſtv
V. Schatz
Darmſtadt.
94e
Tel. 1921. Sch. oßg. 23
Haare
ausgekämmte u.
ab=
geſchnittene, kauft
laufend G. Kanzler
Friſeur, Schulſtr. 12
(5536a)
Küchen=Schrank,
gut erh., zu kaufen
geſucht. Ang. unt.
3. 52 Gſchſt.
Leichtes Halbverdeck
zu kaufen geſucht.
F. Bach.
Ober=Ramſtadt.
Hypo-
theken
vermittelt diskret
und ſchnell
August Brück
Schützenſtr. 8, I.
Telephon 1778. (3a
5—6000 ℳ
zur Abtrag, einer
Aufwertungshypo=
thek auf erſtkl.
Ob=
jekt a. d. Bergſtr. n.
v. Selbſtg. geſ. Ang.
u. 3. 56 Gſchſt. (*
Teilhaber, ſtill od.
tätig, mit etwas
Bargeld, für
wirk=
lich ſehr rentables
Geſchäft (
Speieeis=
vertrieb) geſucht.
Räume und
Kühl=
anlagen vorhanden.
Ang. unt. 3. 57
an die Geſchſt. 4*
Vorkehrskarte von Beutschland
fün die
Leser und Geschäftsfreunde des
DARHSADHER WAOBHAHHEA
HRBBIACHE NEUEBTA RACHRICHHEN
Entworfen von Professor Dr. H. HAACK
im Verlag JUSTUS PERTHES, Gotha
Maßstab 1:1500000, Größe: 84X110 cm
Völlig neues System der Darstellung!
Größte Klarheit und Ubersichtlichkeit
Kein mühseliges Suchen mehr!
Unentbehrlich
für Industrie und Handel, Schiffahrt und
Verkehr, Schule und Haus, alle Behörden
Von der Wentsehen Relehupost
dureh um fangrelehe Bestellumgen eingeführt!
Die Karte enthält
von Paris bis Warschau, von Kopenhagen bis weit über die südlichen
Crenzen Deutschlands: alle Haupt-, Mittel- und Nebenbahnen /
Eisen-
bahn-Direktionen, Knotenpunkte und Umsteigeplätze / Endstationen von
Zweigbahnen und Nebenlinien / alle Schiffahrislinien mit Ziel und
Reise-
dauer / Anfangspunkte der Flußschiffahrt / alle wichtigen Kanäle /
Staaten-
grenzen, alle und neue Grenzen
Alles in mehrfarbigem Druck
auf dauerhaftem, holzfreiem Papler
Zum wesentlich ermässigten Preis von
1.00 Mark
Bestellungen bei unseren Botenfrauen, Agenturen und beim Verlag
7805
Darmstadt, Rheinstraße 23.
Haufv beninen ar soder Hann
und Du bist ein gemachter Mann
Großer Aufruhr durch ein neues Lexikon. Das Lexikon für jedermann. Auch bei geringem
Ein-
kommen können Sie es sich anschaffen. Bislier war es gewissermaßen nur dem Besitzenden oder
dem Großverdiener möglich, Eigentümer eines großen, umfassenden Lexikons zu werden. Das ist
jetzt anders geworden. — Das ne ue Lexikon, das, seinem Zweck entsprechend, den einzig richtigen
Titel trägt „Jedermanns Lexikon”” besteht aus 10 großen, starken Bänden in Lexikonformat von
zusammen 4000 Seiten Text mit 3000 Abbildungen auf über 350 vielfarbigen und schwarzen Tafeln,
sowie vielen Landkarten und statistischen Darstellungen. Die Ausstattung der 10 Bände ist
mustergültig. Blütenweißes, holzfreies Papier, geschmackvoller, dauerhafter Ganzleinenband. Der
Preis eines solcheu wertvollen Bandes beträgt schlechthin die Hälfte des sonst üblichen Betrages, nämlich
nur 6,75 RM. Und nun die Hauptsache: Wenn Sie eine Zeitlang täglich 10 Pfennig, monatlich
nur 3 RM. aufwenden, werden Sie Besitzer dieser 10 Bände und erhalten dadurch die Möglichkeit,
sich infolge der wissenschaftlich zuverlässigen Bearbeitung von „Jedermanns Lexikon” den ganzeo
Wissensstoff anzueignen, den Sie als gebildeter Mensch brauchen. Etwa alle 8 Wochen liefern
wir einen Band, s0 da8 Sie bis zum Empfang eines neuen Bandes den vorher empfangenen genügend
studiert haben können. Ehe Sie sich aber zum Kauf entschließen, sehen Sie sich den ersten Band
an und überzeugen Sie sich se von der Wahrheit unserer Worte, Schreiben Sle uns sofort eine Karte,
dann senden wir Ihnen Band 1 ohne Geld 3 Tage zur Ansicht. Sie werden begeistert ausrufen:
„Da mache ich mit” und dann zahlen Sie an uns, wie schon gesagt, täglich 10 Pfennig, monatlich
nur 3 RM Ueberlegen Sie aber nicht lange — ein Risiko haben Sie ja nicht — schreiben Sie sofort.
Pestalozzibuchhandlung Linke & Co., Halle (Saale), Abteilung 146/38.
(I.Mgd.,7632
Reſtauration
Kratsch
Magdalenen=. Ecke
Lauteſchl.=Str. (*gi
Mittagst.80 u. 90 X
Abendtiſch 70 u.90,8
Vereinszimmer frei
Kleiner Laden
zu mieten geſucht.
Angeb. m. Preis u.
3. 71 Geſchſt.
g. Ehepaar ſucht 1
bis 2 Zimm. (leer)
mit Küche. Angeb.
unter 3. 50 an die
Geſchäftsſtelle.
Iſrael. Kunſtſchüler
a. Berlin ſucht per ſof.
öm. m Heif
u. Familienanſchluß.
Angebote unt. Z. 63
an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl.
Einf möbl., kleines
Zimmer m. Ofen von
ält. Frau, die ſich
ſelbſt bedient, ge ucht
Preis 20ℳℳ Angeb.
Z. 65 Geſchſt,
Jüng. Beamter,
Dauermieter, ſucht
z. 1. 6. ſchön möbl.
ungeſtörtes Zimmer
mit el Licht. Ang.
u. 3. 68 Geſchſt. (*
Höherer Beamter
ſucht 1—2 gut möbl.
Zimmer nahe
Mi=
niſterium bis
ſpäte=
ſtens 1. Juni.
An=
geb. unter 3. 74 an
die Geſchäftsſtelle. (*
(7271a
stels am
beiB. Orio, Harlstr. 14—16
grödtes Fahrradhaus Darmsladls
Laden
in verkehrsreicher Lage geſuch
1 oder 2 Fenſter
mögl. mit Nebenraum.
Angebote mit Preis unter Z 72 an die
Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
(780
Berufst. Dame
per 1. Juni, e
früher, leeres Ma=
Zim. Zuſchriften 1
Z. 62 Geſchäftsſt.
Leichtes Pferd mit
Geſchirr und faſt
neuer Federrolle z.
verk.
Heidelberger=
ſtr. 59. Seitenb. (*
Jg. Kätzchen zu
ver=
ſchenken.
Martins=
ſtr. 79. Erdgeſch. (*
Nummer 126
Dienstag, den 7. Mai
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Nachfrage nach Schnittholz aller
Art iſt wieder geſunken, was darauf zurückzuführen iſt, daß ſich hier
und dort eine etwas deprimierte Stimmung infolge der ungünſtigen
Lage des Geldmarktes äußert. Die Bautätigkeit iſt etwas lebhafter
ge=
worden, aber ſie hat die Erwartungen nicht ganz erfüllt, und es zeigt
ſich, daß die bereitſtehenden Mittel überſchätzt worden ſind. Vor allem
fürchtet man die Möglichkeit von Krediteinſchränkungen, ausgehend von
der Lage der Reichsbank, und ſolche Kreditherabminderungen, vor allem
Beſchränkungen der Diskontkredite würden den Geſchäftsgang ſehr
un=
günſtig beeinfluſſen. Sie könnten auch leicht zu Schwierigkeiten bei der
Abwicklung der laufenden Geſchäfte führen. Alle dieſe Momente wirken
zuſammen und verurſachen eine gewiſſe Nervoſität, die zu einer
Be=
ſchränkung der Umſätze führte. Hoffentlich bringen die nächſten Wochen
einen Umſchwung der Verhältniſſe, damit die Holzwirtſchaft keinen
ernſt=
lichen Schaden erleidet. Im allgemeinen wurden Tiſchlerhölzer für
Bau=
zwvecke beſſer umgeſetzt als Holz für die Möbeltiſchlereien, denen es nicht
ſonderlich gut geht. Die Kreditverhältniſſe haben ſich in dieſem
Ge=
werbe ſeit Jahresbeginn weſentlich verſchlechtert, man findet unter den
Wechſelbeſtänden der Holzhändler größere Mengen von Kundenakzepten,
die erſt im Januar und Februar 1930 fällig werden. Dieſe langfriſtigen
Regulierungen werden meiſt von den Möbelabzahlungsgeſchäften
aus=
gegeben, die ihrer Kundſchaft ebenfalls Kredite von ungemein langer
Dauer einräumen. Ein höchſt unerfreulicher und ungeſunder Zuſtand,
gegen den mit allen Miteln angekämpft werden muß. Es ſollte Sache
der holzwirtſchaftlichen Verbände ſein, durch Schaffung verbindlicher
Ge=
meinſchaftskonditionen dem Unfung der Ueberziehung der üblichen
Kreditfriſten zu ſteuern. Denn auf einer Baſis, wie ſie jetzt im
Möbel=
gewerbe gang und gebe iſt, kann das Geſchäft nicht geſunden. Nachfrage
beſtand nach Balken, indeſſen waren meiſt nur Liſtenhölzer abſetzbar.
Lagerbalken waren ſchwer unterzubringen, und es mußten hierbei von
den Sägewerken große Preiskonzeſſionen gemacht werden.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Konkursngchrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren: Offenbach: Frau Thereſe Köppendörfer,
Woll=
warenhandlung in Neu=Fſenburg, Af. 15. 5., GlV. 8. 5., Prft. 5. 6.
Offenbach: Louis Gurhmann, Wäſche= und Strumpfhaus, Af. 25. 5.,
ClV. 15. 5., Prfr. 12. 6. Seligenſtadt: Bernhard Willenweber, Af.
1. 6., GiV. u. Prft. 12. 6. Mainz: Kfm. Artur Joſef Wachenheimer,
Inh. d. Fa. Simon Jacob, Schuhlvarenhandlung, Af. 10. 5., GWV. u.
Prft. 17. 5. Alsfeld: Uhrmacher und Goldarbeiter Vincent Paul Hacia,
Af. 18. 5., Prft. 28. 5. Homberg: Eurtspärhter Paul Holthauſen auf
Gut Schmitthof, Af. 6. 6., Prft. N. 6. Alsfeld: Verſt. Tabakhdlg.
Bert=
hold Namſpeck. Af. 13. 5., Prft. 22. 5. — Neue
Vergleichsver=
fahren: Darmſtadt: Fa. Hermann Heinmüller, Inh. Frau Viktoria
Heinmüller, VerglT. 14. 5. — Aufgehobene
Vergleichsver=
fahren: Worms: Fa. M. Pehm. — Fa. Gebr. Pehm.
Schriftgießerei D. Stempel A.=G., Frankfurt a. M. Die G.=V.
ge=
nehmigte 10 (9) Prozent Dividende für 1928. Ueber das laufende Jahr
wurde unter Hinweis auf den bekannten Geſchäftsbericht erklärt, daß
das Schriftgießerei=Gewerbe durch die ſich ſteigernde Einführung von
Setzmaſchinen einen ſchwierigen Stand habe, daß aber die Stempel A.=G.
durch ihre Linotype=Matritzen=Abteilung einen Ausgleich habe. Das
neue Jahr habe ſich befriedigend angelaſſen. Ausſagen über den
weite=
ren Verlauf ſeien nicht möglich.
Meiallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 6. Mai ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam (
No=
tierung der Vereinigung für die deutſche Elektrolytkupfernotiz) 171,50
RöN. — Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner
Börſenvor=
ſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab Lager Deurſchland für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original Hüſttenaluminium,
98—99 Prozent, in Blöcken, Walzen oder Drahtbarren 190 RMM.,
des=
gleichen in Walzen oder Drahtbarren 194 RM., Reinnickel, 98—99
Prozent, 350 RM. Antimon Regulus 80—85 RM., Feinſilber (1 Kg.
fein) 75,25—77 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 6. Mai ſtellten ſich für
Kupfer: Januar, Februar, März 148,25 (148,50), April 148,25
(148,75), Mai 146,50 (148,25), Juni 147 (148), Juli, Auguſt 147,75
(148,50), September, Oktober, November, Dezember 148 (148,50).
Ten=
denz: befeſtigt. Für Blei: Januar, Februar März, April 48 (48,50),
Mai 47 (48), Juni 47,75 (48,25), Juli, Auguſt 48 (48,25), September,
Oktober, November, Dezember 48 (48,50). Tendenz: ſtetig. Für Zink:
Januar, Februar, März, April 52,75 (53,50), Mai 51 (53), Juni 51,50
(52,75), Juli 52,75 (53,25), Auguſt 52,75 (53,50), September, Oktober,
November 52,75 (53,25), Dezember 52,75 (53,50). Tendenz: ſtill. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Produkkenberichte.
Mannheimer Probuktenbericht vom 6. Mai. Die Forderungen des
Auslandes für Vrotgetreide, Gerſte, Hafer und Mais ſind reduziert und
damit zuſammenhängend verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Im
Cif=Geſchäft lagen Angebote vor in Weizen (Maſlieferung) in holl.
Gulden per 100 Kilogramm eif Rotterdam: in Manitoba III zu 12,10,
Manitoba IV zu 11,72½, Auſtralweizen zu 12,05, Canſas II zu 11,95,
Baruſſo, 79 Kilo, zu 11,17½ und in Roſafé, 79 Kilo, zu 11,22½ Im
Waggongeſchäf” nannte man im nichwoffiziellen Verkehr in Reihsmark
per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim: Weizen inländiſchen mit
24,50, ausländiſchen mit 25,25 bis 27, Roggen ml. mit 23,25 bis 23,50,
Hafer inl. mit 23,25 bis 24,25, ausl. mit 22 bis 23, Braugerſte, badiſche
und württembergiſche mit 24,75 bis 25, pfälziſche Geyte mit 25,25 bis 26,
Futtergerſte mit 20 bis 22, Mais mit Soch mit 22 bis 22,25, ſüddeutſches
Weizenmehl Spezial Null, offizieller Preis, mit 32,75 (die zweite Hand
ift indes zu 32,25 bis 32,50 als Abgeberin im Markte. Die Red.),
ſüd=
deutſches Roggenmehl mit 30 bis 32,25, Weizenkleie mit 13. bis 13,25
und Biertreber mit Sack 20 bis 20,25.
Frankfurter Produktenbericht vom 6. Mai. Der Frankfurter
Pro=
duktenmarkt verkehrte heute in äußerſt flauer Haltung. In
Brotge=
treide liegt das Geſchäft nach wie vor vernachläſſigt, ſo daß hier kaum
Umſätze zuſtande kamen. Mais lag eher etwas angeboten und verlor
bei kleinem Geſchäft bis zu einer Viertelmark. Das Mehlgeſchäft iſt
etwas belebter, jedoch iſt reichlich Ware vorhanden, ſo daß nur bei
nachgebenden Preiſen Geſchäfte zuſtande kamen. Auch in Futkermitteln
war einiges Geſchäft zu verzeichnen, und auf dem etwas niedrigeren
Nivean konnte man einige Umſätze feſtſtellen. Von Hülſenfrüchten
waren Linſen gegenüber dem letzten Hauprmarkt um 2 Mk. rückgängig,
auch Treber gaben 0,75 Mark im Preiſe nach. Weizen 24, Noggen
22,75, Somnergerſte 23,75—24, Hafer 24—24,25, Mais 21,75—22,
Wei=
zenmehl 32—32,50, Niederrhein. 31,75—32, Roggenmehl 30—31,
Weizen=
kleie 12,85—13, Roggenkleie 13,50, Erbſen 33,50, Linſen 48—110, Heu
13—13,50, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 5,25—5,50, gebündelt 5,
Treber 19,75—20.
Frankfurter Kartoffelmarkt vom 6. Mai. Auch am heutigen
Kar=
toffelmarkt war das Geſchäft ſehr ruhig, und es kam nur eine
Notie=
rung für Induſtriekartoffeln hieſiger Gegend mit 3,50 Mark zuſtande.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 6. Mai:
Getreide: Weizen, Mai 108½, Juli 112½, Sept. 116½,
De=
zember 120¾; Mais, Mai 83½, Juli 89½, Sept. 92½,
De=
zember 85½; Hafer, Mai 46½, Juli 45, Sept. 43: Roggen, Mai
91, Juli 91, Sept. 93½.
Schmalz: Mai 11,50, Juli 11,825, September 12,175,
Dezem=
ber 12,325.
Fleiſch: Rippen, Mai 12,50, Juli 12,50, September 13,25;
Speck, loco 12,50; leichte Schweine 10,50—11,50, ſchwere Schweine
10,60—11,25: Schweinezuf. Chicago 42 000, im Weſten 100 000.
Chicago Baumwolle: Mai 18,78, Juli 18,71—18,72.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 6. Mai:
Getreide: Weizen, Rotwinter 131½, Hartwinter 123½; Mais
neu ang. Ernte 99½; Mehl ſpr. wheat clears 5,15—5,55; Getr.
Fracht nach England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 10—12 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,25; Talg, extra loſe 8.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 6. Mai.
Zum Wochenbeginn eröffnete die Börſe auf allen Märkten einheitlich
feſt. Die Sanierung der Reichskaſſe trat etwas in den Hintergrund, da
man dieſen Schritt durch die neue Reichsanleihe als erſten Schritt zur
Konſolidierung betrachtet. Maßgebend war die Hoffnung auf eine
Zu=
ſtimmung auch franzöſiſcherſeits zu dem bekannt gewordenen
amerikani=
ſchen Kompromißvorſchlag. Die neuen Meldungen aus Paris laſſen in
letzter Stunde eine Einigung erwarten, wenn dieſe naturgemäß auch erſt
durch die Dienstagſitzung als endgültig erwartet werden kann. Die
Spekulation ſah ſich zu Rückdeckungen veranlaßt, zumal aus ziemlich
zahlreichen ausländiſchen Plätzen größere Aufträge eingelaufen waren,
Ziemlich erhebliche Prämiengeſchäfte in „Elektrowerten und
Farben=
induſtrie wurden getätigt, wodurch die Kursbeſſerungen teilweiſe
erheb=
lich waren. So zogen Siemens insgeſamt um 10, Schuckert 7,5, AEG.
4,5, Licht und Kraft 6 Prozent an. Farbeninduſtrie waren 3, Rheinſtahl
5 Prozent höher. Montanwerte 3—4, Banken 3—5 Prozent gebeſſert,
Kaliwerte bis zu 10 Prozent befeſtigt. Am Zellſtoffmarkt waren
Wald=
hof um 4,5, Aſchaffenburger 5 Prozent erhöht. Von Einzelwerten
Glanzſtoff um 8, Deutſche Linoleum 6, Reichsbank 10, Peters Union 1,
Wayß u. Freytag 2,25 Prozent feſter. Auch Anleihen etwas freundlicher.
Neubeſitzanleihe bis 10¾/ Prozent gehandelt, Schutzgebietsanleihe 4,8.
Der Verlauf blieb ſehr widerſtandsfähig und zeigte zunächſt weitere
leichte Kursbeſſerungen, wenn auch zunächſt naturgemäß auf
Glattſtel=
lungen der Spekulation vorübergebend leichte Schwankungen eintraten.
Tagesgeld 8.5 Prozent. Am Deviſenmarkt liegt die Reichsmark
inter=
national befeſtigt. Pfunde gegen Mark 20,46½, Dollar gegen Mark
4,21,70, Pfunde gegen Dollar 4,85,27.
Die Abendbörſe war bis auf wenige Ausnahmen ſehr gut
gehalten, überwiegend weiter feſt. Die höheren Kursmeldungen in
New York und der Stand der Pariſer Verhandlungen regten an.
Aller=
dings bielt man die Geſchäfte zurück, da naturgemäß am Dienstag nicht
eine ſofortige Entſcheidung franzöſiſcherſeits erwartet werden kann. In
dem ſpäteren Verlauf traten erneut Auslandsaufträge und auch aus
ſüddeutſchen Provinzplätzen Aufträge ein, ſo daß die Haltung
freund=
lich ſchloß.
g. g. g. ...
Augsb.=Nürnb. Maſch / 74.—
Baſalt . . ..
Vergmann . . .
Berl. Karlsruhe Ind
Berl. Hand.=Geſ. 213.50 le15.50
Braunkohl. Briketts/ 152.
Bremer=Wolle".
Tanatbank ..
Deutſche Bank=
Diskontogeſ. .
Tresdyer Bank.
113.— 1115.75 Orenſtein
Deutſche Erdöl
Polyphon
Deutſche Betroleumſ 65—661
114.— 1118.— Rütgerswerke
Tynamit Nobel.
152.25 159.— Sachſenwerke
Elektr. Lieferung
246.25 1250.50 Siemens Glas
. G. Farben
126.— 1130.75 Ber. Glanzſtoff
Celſenk. Berg..
Ver. Stahlwerke
Gef. f. elektr. Untern. / 217.— 12337,
Kan. Maſch.=Egeſt. 46.75 46.75 Bollſtedter Porze
Wanderer Werke
Kanſa Dampfſch. / 147.50
120.— 1123.— Wiſſner Metall
Hapag ..
130.— 1134.50 Wittener Gußſtahl".
Harpener
1275.— 1
Kemoor Zement.
*) Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
115.25 120.50 50.— 50.— Hohenlohe Werke 81. 87.— 211= 219.50 Kahla Porzellan 78.50 78.50 60.— Kali Aſchersleben”). 238.71 245.— Salzbetfurth‟ 379.75 387.75 1517 Weſteregeln 242.50 l252.50 181.25 180.50 Lindes Eismaſch. . . 186.— 169.50 254.50 1259.50 L. Loewe &Co. 208.75 211.50 160.— 11621/, Lingel Schuh 49.50 48.75 150.50 154.— Mannesmann Röhren 112), 1171, 155.25 159.75 I Niederlauſitzer 9 142.— 142:/, Teutſche Maſchinen / 49.75 50.75 Nordd. Llohyd 1111, 115.50 91.— 94.— 449.— 457.75 89.— 91 168.— 1107.50 132.— 1137.— 430.— 443. — 91.— 93.— 38.— 37.— 79. 79.— 126.— 125.— 47.50
Deviſenmarkk.
Selſingfors. ,.
Wien.. .. . .."
Prag .....
Budapeſt ..
Sofia ..
Kolland.
Eslo .....
Kopenhagen..
Stockholm
London
Buenos Aires
New York ..."
Belgien ...."
Geld
76
1.988
7.407
5.4651 5.455/ 5.465
2.0621 2 058
1.184
4.076
Briel
22.115
5116.505
81.33
60.29
81.92
1.892
502 10.504
7.421
18.92
2.062
4180
4 084
Berlin, 6. Mai.
Die Deckungsneigung, die man ſchon im Verlaufe der Samstagbörſe
bei den Kreiſen erkennen konnte, die bisher an keine Einigung in Paris
geglaubt hatten, ſetzte ſich im heutigen Vormittagsverkehr fort, da die
Nachrichten über den Stand der Reparationsverhandlungen weiter recht
optimiſtiſch lauteten. Man hofft, daß in der morgen beginnenden
Dis=
kuſſion ſeitens der Franzoſen und Belgier keine Schwierigkeiten mehr
gemacht werden, nachdem ſich Dr. Schacht, Owen Young und die übrigen
Alliierten etwa in der Mitte des alten deutſchen Angebots und den
Forderungen der Gläubiger getroffen hätten. Ein Unſicherheitsfaktor
blieb allerdings der neue ſtarke Geldbedarf des Reiches und der
Geſetz=
entwurf einer 500 Millionen=Anleihe, der Steuerbefreiungen, wie wir
ſie in Deutſchland bisher noch nicht kannten, bringen wird, fand geteilte
Beurteilung. Im Verlaufe wurde die Stimmung uneinheitlich. Das
Geſchäft wurde ruhiger und die Kurſe bröckelten teilweiſe um 1 bis 2
Prozent ab. Immer wieder neu eintreffende Kauforders boten aber den
Märkten eine gute Stütze, ſo daß der Grundton trotz kleiner Rückgänge
freundlich blieb und, von wenigen Papieren abgeſehen, ſich die Kurſe
ſpäter wieder über Anſangsniveau bewegten. Auf den guten Abſatz
hatten Kaliwerte im Verlaufe lebhafteres Geſchäft.
Bießwärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 6. Mai. Der Auftrieb des heutigen
Hauptmarktes beſtand aus 1483 Rindern, darunter 316 Ochſen, 66
Bullen, 608 Kühen, 401 Färſen, ferner 603 Kälbern, 33 Schafen und
4558 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb waren heute 172 Rinder
mehr angetrieben, während 418 Kälber, 15 Schafe und 109 Schweine
weniger angetrieben waren. Marktverlauf: Ninder mäßig rege,
aus=
verkauft; Schweine, Kälber und Schafe lebhaft, geräumt. Bezahlt
wur=
den pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen: a) 1. 58—63, 2. 54—57, b) 1.
49—53; Bullen: a) 54—57, b) 50—53; Kühe: a) 44—49, b) 39—43,
c) 34—38, d) 30—33; Färſen: a) 59—63, b) 54—58, c) 50—53; Kälber:
b) 75—80, c) 70—74, d) 60—69; Schafe nicht notiert; Schweine:
a) 74—77, b) 75—78, d) 75—78, e) 75—78, f) 70—75. Im Vergleich
mit den Notierungen der vergangenen Woche waren Rinder und
Käl=
ber unverändert; Schweine zogen bis 5 Mark an. — Fleiſchgroßmarkt.
Ochſenfleiſch 1. 90—100, 2. 80—90; Bullenfleiſch 80—90, Kuhfleiſch
2. 55—75, 3. 45—55, Kalbfleiſch 1. 115—125, Schhveinefleiſch 1. 95—100,
Gefrierfleiſch: Rindfleiſch Vorderviertel 56 und Hinterviertel 62.—
Der nächſte Viehmarkt findet am Mittwoch, 8. Mai, ſtatt.
Kleine Wirlſchafisnachrichken.
In Abweſenheit des Generaldirektors Dr. Vögler eröffnete geſtern
Dr. Guſtav Krupp von Bohlen und Halbach die Hauptſitzung des
Ver=
eins Deutſcher Eiſenhüttenfachleute und machte im Verlaufe ſeiner
Anſprache einige Ausführungen allgemeiner Art zu dem Stande der
derzeitigen Reparationsverhandlungen.
Die rheiniſchen Bimsſandſteinwerke haben ſoeben eine
Verkaufs=
vereinigung unter der Firma Rheiniſche Bimsfandſteinwerke in
Neu=
wied errichtet.
Der Konkurs der Firma Hoffacker zieht, wie wir erfahren,
verſchie=
dine andere Zahlungsſchwierigkeiten nach ſich. So hat ſich die Firma
Heid u. Co., Sektkellerei Frankfurt a. M., an ihre Gläubiger gewandt
und ſucht einen Vergleich auf der Grundlage von 30 Prozent zu
er=
halten. Auch die Eickemeyer A.G. in Mainz erſtrebt einen Vergleich
von ebenfalls 30 Prozent von ihren Gläubigern. Daneben ſind noch
durch den Konkurs einige Privatunternehmer beteiligt.
Wie der Wiener Berichterſtatter erfährt, geſtaltet ſich die
Beſchäfti=
gung der öſterreichiſchen Edelſtahlwerke, insbeſondere der Böhlerwerke
und der Schoeller=Bleckmannwerke, recht günſtig. Im Inlandgeſchäft
liegen namhafte Aufträge für Rechnung der Waggonbau=, Maſchinen=,
Elektro= und Automobilinduſtrie vor. Der Export nach Deutſchland
hat ſich in der letzten Zeit gebeſſert,
Die Brüſſeler und Pariſer Börſen bleiben während der Sommew
monate Samstags geſchloſſen.
Aus Liſſabon wird gemeldet, daß die portug ieſiſche Regierung
mit=
geteilt hat, daß ſie die Verzinſung der dreiprozentigen Staatsanleihe
von 1902, die ſeit dem Jahre 1916 eingeſtellt worden war, wieder
auf=
nehme. Die Zahlungen würden in London, Paris, Brüſſel, Berlin,
Frankfurt und Amſterdam geleiſtet werden.
Am Samstag nachmittag fand die erſte Sitzung der eſtländiſchen
und ruſſiſchen Handelsvertragsabordnungen in Reval ſtatt.
Die Bundes=Reſervebank in Kanſas=City erhöhte ihren Diskontſatz
von 4,5 auf 5 Prozent.
*.
Frankfurter Kursbericht vom 6. Mai 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anleihe v. 1927
6% Baden
Frei=
ſtaat von 1927.
6% Bah. Freiſtaat
von 1927
8% Heſſen
Volks=
ſtaat von 1928.
6% Preuß.
Staats=
anleihe von1928
6% Sachſen
Frei=
ſtaat von 1927.
7% Thüringer
Frei=
ſtaat von 1927.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + */=
Ablöſungsanleih.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe
8% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtdt. v. 26.
v. 28
2 Frrf. a. M. v. 26
8% Mainz v. 26.
80 Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
Dt. Komm. Sam.=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. I
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusloſ. Ser. II
8% Berl. Hyp.=Bk.
8% Frkf. Hyp.B
41/,% „ Lig. Pfbr.
8% „ Pfbrbank
41/,% Lig. Pfbr
8% Heſſ. Landesbk.
U/e Obs.,Ghp.
Bk.=Lig.=Pfdbr.
8% Kom.
Lanves=
bank Darmſtadt
8% Mein Hyp.Bi.
4:/,%, Lig.=Pfdbr.
80 Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ctr.=
Stadtſchaſt.
8%Rhein. Hyp.=Bk
41/.0 Lig. Pfdbr
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd. Credit
8% Südd. Bob.=
Cred.=Bank ..
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27.
8 %Klöckner=Werke
93.5 4.9
91.5 91.5
91.5
86.5
91.5
92.25 89
89
86
90.5 52:1, 50.25 68.5 66.5 97.5
97.25
77.6
98
8-.2
97.25 7.5
97.75
74.4
98
35.25
85 75.75 73 93.9
84.5
97.5
77.25
95.4 93.9
83..
97.5
78.
98 HILE
80.57 97.5
97.75
75‟. 97.25 9.5 98.5
94.5 98.5
98 73.25 69 91 88
% Mainkrw. v. 26
7% Ver. Stahlw.
mit Opt. v. 26
8% Voigt & Häffner
v. 26....... .."
J. G. Farben Bonds
v. 28
5% Bosn. L. E. B.v.
1914..
4½% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914
4% Oſt. Goldrente
4½% Rum. Gold
von 1913 ...."
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagd.
4% „ Zollanl.
4½% 1.13 Ungarn
1914
42 Ungar. Goldr.
Aktien
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr
Berl. Handelsgeſ...
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank
Dt. Eff.= u.
Wechſel=
bank".
Vereinsbank.
Diskont.=Geſellſch..
Dresdener Bank".
Frankf. Bk.
Hhp.=Bk.
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundfr. B.
Mein. Hyp.=Bank
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Ant.
Rhein Creditbank
Hyp.=Bank
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Bankverein
A.G. T. Verkehrsw
Dt. Eiſenbahn=Geſ.
7% Dt. Reichsbahn=
Vorzge. ......"
Hapag ........
Nordd. Lloyd..
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ
Accum. Berlin
Adlerw. (v. Kleher)
6% AEG. Vorzug
AEG. Stamm..
Paſt Nürnberg
Bergm. El. Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ...
Cement Heibelberg
„ Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade.... .. . . .."
Daimler=Benz...
Dt. Atl.=Telegr.. .
„ Eiſenh. Berlin
„ Erdöl.
Gold= u. Silb.=Anſtalt
Linolwerk. Berl
Eichbaum, Brauer
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk
Eßling. Maſchinen
Ettling. Spinnerer
Farbenindſtr. J. G.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas .......
„ Hof..... ..
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr.
Un=
ternehmungen ..
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
DafenmühleFrnkf.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf,
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
IlſeBergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm.
Kalt Aſchers eben.
Salzdetfurth.
Weſteregeln
Kammgarnſpinn.
Karſtadt. R.
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke
Kraftw. Alt=Württ.
Tahmeyer & Co.
ech. Augsburg.
zwenbr. Münch..
üdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mantr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Braur
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werke.
Metallgeſ. Frankft.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motorenfb. Darmſt
Neckar). Fahrzeug
Nicolatz Hofbr. .
Oberbedarf.
Oſterr. AlpineMon.
Otavi Minen ..."
Peters Union Frkf.
Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb.
Rh. Braunkohlen. .
„ Elektr. Stamm
„ Stahlwerke .
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke".
Sacht leben A.=G.
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. .
Schwarz Storchen. 12
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste / 12
Strohſtoff Ver.
Südd. Immobilien
Zucker=AG.
Svenhka Tändſticks
Tellns Bergbau.
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher, Braueret.
Unterfr. Krs.=Elek= „
tr.=Verſ.
Veitlwerke.
Ver. f. Chem. Ind.
Gummifabrik.
Berlin=Frankf
Laurahütte.
Stahlwerke. .
Ultramarin. .
Zellſt., Berlin
Vogtländ. Maſch.
Voigt & Haeffner
Wanß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik 10
Werger Brauerei. 10
Fellſt. Aſchaffenbg.
Memel ..
Waldhof.. 12
Allianz u. Stuttg.
Berſicherung .
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv.
..
Mannh. Berſich.
116
129.5
81
130
K
57.5
17.1
67.25
121.5
90
102
263.B
160
118.5
112
90.5
201.5
345
11uſ.
126.5
246.5
163.5
381.5
231.25
82
151
421
118
100
147
110.5
21.5
84.25
67
148
109.5
68.5
204
125.5
119
205
189.5
31.5
Va
370
beige Spange 25126 4,56
B5lAtSM A0122 5.25
bram Box-Gsalf Spange mit beige Besats
31135 12,50 27130 10,90
braun Ghevreau Oesenstiefel
27128 7,16 25126 6%0
Seite 14
Janz um Talannn.
Roman von Werner Scheff.
(Nachdruck verboten.)
30)
Hin und wieder fand er jedoch Beruhigung in einem
Ge=
danken: Der da arglos ihn auf dem Pingpongbrett abfertigte,
würde nicht zuletzt lachen! Noch ſchien Guſtl Mayreder die
heuti=
gen Abendblätter nicht geleſen zu haben — noch kannte er nicht
den viel wirkſameren Schlag, den er, Manfred Rittinghaus, gegen
ihn und ſeine Allbeliebtheit geführt hatte. Wenn Guſtl
May=
reder morgen früh erwachte, war er für ganz Berlin eine
lächer=
liche Figur ..
Das Ende des zweiten Satzes war gekommen. „Aufpaſſen,
Herr Rittinghaus!” rief Mayreder. „Gleich ſind wir am
Match=
ball!”
„Danke, intereſſiert mich kaum noch!” gab der Dramatiker
zu=
rück. Dicke Tropfen perlten auf ſeiner Stirn; es war ein ſehr
warmer Abend. Im Gegenſatz dazu war an der ſchlanken Jugend
Mayreders die Anſtrengung ſpurlos vorübergegangen.
„Wer legt noch ein paar Mark in einer Wette auf
Ritting=
haus an?” rief einer von den Grünſchnäbeln.
Brüllendes Gelächter! Und inmitten dieſes Tobens mußte
Rittinghaus den Ball ſervieven, mit dem ihn Mayreder mattſetzte.
Ein kurzes Hin und Her der weißen klappernden Kugel, bis
plötz=
lich Mayreder den Ball in die Ecke ſpielte, ſo knapp, daß ihn
Rit=
tinghaus gerade noch zurückgeben konnte. Dann fegte, kaum mit
den Augen zu verfolgen, der nächſte Ball auf die entgegengeſetzte
Seite, und ſelbſt ein beſſerer Spieler als Rittinghaus hätte ihn
nicht mehr erreicht.
Ein wüſtes Durcheinander entſtand. Mayreder wurde
be=
glückwünſcht, als habe er eine Weltmeiſterſchaft gewonnen.
Rit=
tinghaus zog ſein ſeidenes Tuch und trocknete ſich den Schweiß.
Niemand kümmerte ſich um ihn. Aber er war damit zufrieden.
Die Höllenqual hatte ein Ende.
Plötzlich hörte er Billings fettige Stimme. „Ja, ja, Herr
Mayreder, das können Sie beſſer als Motorradfahren!“
Rittinghaus ſtockte der Herzſchlag. Er erinnerte ſich mit
Schrecken, daß er ja noch immer nicht mit Dr. Kampe geſprochen
habe . . .
Mayreder, eben noch ſiegestrunken und vergnügt, wurde
krebsrot, dann blaß wie ein Leintuch. „Wie ... was haben S‟
gemeint, Herr Rechtsanwalt?” ſtotterte er.
„Das fragen Sie noch? Nur gut, daß hier weben dem
Ping=
pongbrett keine Jauchegrube iſt!“
Mayreder war unvorſichtig genug, ſein Entſetzen zu verraten.
Die Heiterkeit der Umſtehenden erreichte einen neuerlichen
Höhe=
punkt.
„Sie leſen wohl nicht den Abendkurier?” fragte jemand.
„Den Abendkurier?” wiederholte Mayreder tonlos. „Ich
berſtehe nicht, meine Herrſchaften.”
„Er ahnt nicht, daß er heute noch berühmter geworden iſt als
bisher!“
Wortlos bahnte ſich Mayreder einen Weg und ſtürmte aus
der Halle. Feinempfindende fingen an zu begreifen, daß ihr
Spott den Tenor tiefer verletzt haben könne, als man beabſichtigt
hatte.
„Das iſt natürlich eine für ihn ungeheuerliche
Veröffent=
lichung”, ſagte Villing zu Rittinghaus. „Schließlich lebt der
Mann doch davon, daß unſere holde Weiblichkeit ihn umſchwärmt.
Ich finde es nicht recht, daß man die Sache ans Tageslicht zerrt.”
„Welche Sache?” Rittinghaus hielt es für geraten, ſchon jetzt
ſeine Unſchuld zu betonen.
Nummer 126
Dr. Kampes Erſchrecken war nicht geringer als das des
Te=
nors. Die beiden waren gute Bekannte, und es wäre vielleicht
die Pflicht des Redakteurs geweſen, das Erſcheinen des heutigen
Artikels zu verhindern.
„Doktor!” rief der Sänger mit hohler Stimme, „Doktor, wie
konnten Sie das zulaſſen!“
Der Semmelblonde ließ den Kopf hängen. „Seien Sie mir
nicht böſe, Mahreder! Ich verſtehe Ihren Aerger. Aber unſer
Chefredakteur ſelbſt hat die Sache in Satz gegeben.”
„Wer hat es denn geliefert?”
„Das können Sie ſich doch denken.”
„Nichts kann ich mir denken. Ich habe keinen Feind, der mitz
ſchaden will.”
„Es ſcheint doch ſo. Haben Sie ſich jemals mit Rittinghaus
geſtritten?"
„Rittinghaus!” heulte Mayreder auf. „Unmöglich! Der iſt
doch mein beſter Freund!”
Dr. Kampe lächelte ſarkaſtiſch. „So handeln immer nur die
beſten Freunde, lieber Mayreder. Merken Sie ſich das für Ihr
ganzes Leben! Und nun tun Sie mir den Gefallen und kommen
Sie zu Tiſch — ich bin beinahe verhungert!“
Mayreder ſtand noch immer regungslos. „Rittinghaus!”
murmelte er. „Wie kann ein Menſch eine ſolche Gemeinheit
be=
gehen . . . Rittinghaus, mein Freund!”
„Beruhigen Sie ſich endlich mal über dieſe Freundſchaft! Ich
gebe allerdings zu, gerade ihm hätte ich’s nicht zugetraut. Er iſt
ſonſt ein famoſer Kerl.”
„Ein Schuft . . . ein Schuft!” Guſtl ballte die Fäuſte.
„Machen Sie keine Geſchichten!” Kampe ſchob ſeinen Arm
unter den des Erregten und zog ihn mit ſich fort. „Ein Glück,
daß Sie vorher was zu eſſen bekommen, Mayreder! Eſſen und
Trinken beruhigt immer.”
Als ſie die Terraſſe erreichten, ſchickte man ſich gerade an,
Platz zu nehmen. Suſanne hatte eine ſtarre, abweiſende Miene
aufgeſetzt. Die kurze Fahrt in der Geſellſchaft des Rittmeiſters
und Nicolais hatte ihr den letzten Reſt von Widerſtandskraft
ge=
raubt. Die Blaſſeſte an der hufeifenförmigen Tafel aber war
Henny. Ihr Blick wanderte hin und wieder zu dem Mann an
ihrer Seite; es lag aber darin ein erſchrecktes Befremden, beinahe
Angſt. Sie hatte noch nicht Zeit gefunden, ſich mit ihm
auszu=
ſprechen, und die Freude über ſein endliches Erſcheinen vermochte
ſie nicht über das zu tröſten, was ſie vorher hatte durchmachen
müſſen.
Als dann Chriſtian Lindemann an ſein Glas klopfte, erreichte
für Suſanne die Qual ein faſt unerträgliches Maß. Der
Geheim=
rat ſprach zuerſt davon, daß man ein junges Paar unter ſich
habe, auf deſſen Zukunft er ſein Glas leere. Kaum aber hatte
man Suſanne und Rittinghaus zugetrunken, da glückte ihm die
unbefangene Miene nicht mehr. Suſanne wenigſtens begriff,
daß ſoeben Erlebtes ſich noch immer auswirkte, während er die
Verlobung ſeiner Nichte Henny mit Ingenieur Richard Nicolai
bekanntgab. Es klang beinahe wie die Verkündung eines
Un=
glückfalles.
Die Geſellſchaft aber ging arglos auf den freudigen Inhalt
ſeiner Worte ein. Nicolai und ſeine Braut wurden allerſeits mit
Glückwünſchen bedacht. Suſanne war die einzige, die nicht an
die beiden herantrat. Glücklicherweiſe unterließ es Ritinghaus,
ihr jetzt ſeine Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Das beklemmende
Bewußtſein, er ginge einer unangenehmen Kontroverſe mit
May=
reder entgegen, hatte ihn bewogen, ſich Mut anzutrinken. Er
ver=
trug nicht viel, und ſo hatten ihm ein paar Gläſer Sekt ein
un=
erhörtes Kraftgefühl eingeflößt, das ihn befähigte, die
heraus=
fordernden Blicke des Tenors über den Tiſch hinweg zu erwidern.
(Fortſetzung folgt.)
Jedes Kind erhält ein Geschenk!
Ludwigsplatz 2
Ludwigstraße 6
Dienstag, den T. Mai 1929
„Sie wiſſen es noch nicht? Mayreder ſoll vor ein paar Tagen
mit einer jungen Dame eine Motorradpartie unternommen haben
und dabei in eine Miſtgrube geſtürzt ſein.”
„Allerdings, das iſt mir bekannt. Wie aber kann das in eine
Zeitung gelangt ſein?”
„Irgendeine Indiskretion. Wenn ſo etwas von einem x=
be=
liebigen erzählt wird, iſt’s natürlich bei bei weitem nicht ſo arg,
als wenn ein jugendlicher Tenor die Rolle des jaucheduftenden
Unglücksvogels ſpielt.”
Die gleiche vernünftige und ſachliche Einſicht hatte Guſtl
Mayreder veranlaßt, nach ſeinem Unfall bei Birkenſee alles
da=
ran zu ſetzen, die Geſchichte nicht in die Oeffentlichkeit gelangen
zu laſſen. Er hatte Rittinghaus zum Schweigen verpflichtet,
Suſanne angefleht, darüber kein Wort zu verlieren, und ſich
ſo=
gar an Geheimrat Lindemann mit derſelben Bitte gewendet.
Alle hatten verſprochen ihm dieſen Gefallen zu tun.
Und nun raſte er hinüber in die Bibliothek des Geheimrats,
fuhr auf einen Diener zu und wollte wiſſen, ob ſich unter den
Zeitungen hier der heutige Abendkurier befinde.
Der Tiener glaubte, dieſes Blatt erhalte der Herr Geheimrat
immer erſt am nächſten Morgen. Aber er riet Mayreder, ſich an
einen der Chaufſeure zu wenden, die draußen im Hof
zuſammen=
ſaßen und ſich die Zeit des ſtundenlangen Wartens durch die
Lektüre der neuen Abendblätter verkürzten.
Drei Minuten ſpäter befand ſich Mayreder im Beſitz eines
Exemplars. Brennecke hatte es ihm harmlos lächelnd überreicht.
Damit zog ſich der Tenor wieder in die Bibliothek zurück, ſank
ver=
nichtet in einen Seſſel und fand ſogleich auf der dritten Seite
einen Artikel, der die neckiſche Ueberſchrift trug: „Das Abenteuer
eines Bühnenlieblings”. Sein Name war nicht genannt. Aber
der Verfaſſer hatte es verſtanden, ſo deutlich zu werden, daß auch
der naivſte Kenner der Berliner Theaterverhältniſſe wiſſen mußte
daß hier kein anderer gemeint war als Guſtl Mayreder. Zu
allem Ueberfluß war an zwei Stellen die Operette angeführt, in
der der Held der Geſchichte allabendlich auftrat. Und getreulick
wurde jener unſelige Nachmittag geſchildert, an dem die feſche
Maſchine Mayreders den unheilvollen Sturz getan.
Er ballte die Zeitung zuſammen, ſchleuderte ſie in eine Ecke.
Und quälte ſich wohl eine Viertelſtunde damit ab, den
heraus=
zufinden, der ihm den tückiſchen Streich geſpielt hatte. Aber die
Perſonen, die in Betracht kamen, ſchienen über jeden Verdacht
erhaben.
Der ehern tönende Klang eines Gongs verkündete, daß
end=
lich das Abendeſſen ſeinen Anfang nahm. Es war inzwiſchen
halb zehn geworden. Als ſich Mayreder erhob, um zur Terraſſe
zu gehen lief jemand durch die Bibliothek, gleichfalls dem
Drän=
gen ſeines Magens folgend. Guſtl erkannte Dr. Kampe, von
deſ=
ſen Anweſenheit im Hauſe Lindemanns er bisher keine Ahnung
gehabt. Wie ein Gedanke, der Geſtalt gewann, ſtand der
Redak=
teur auf ſeinen Zuruf vor ihm.
Zum Schutz
vor Anstechtung und
bei Erkältungsgefahn
Vieltausendfach von den Arzten
anerkanntes Schutz= und
Desin-
fektionsmittel für Mund u. Rachen.
braun Box-Calf Spange ganz Leder
gefüttert. 27128 8,50 25126 290
braun Box.Galf Knabenschuh amerik. Form
2312t 6,90,
echt ged. 31/35 13,5c 27/30 11,9=
25186 5,5
25 12*
AB5
Scht Ghevn. Spange in
allen Modefarben
nit aparten Einsätzen
Feinfarbig Kalbleder beige, beige rosé drapp
mit Leder Daspol Größe 31/65 890
braun Box-Csalf Schnürschah heller
V130 7.,50
Sinsatz 31/35 1190 27130 10,50
Nummer 126
Dienstag, den T. Mai 1929
Seite 15
Siets friſch gehackteKalssrorelelts
Stück 20 und 30 Pfg.
kaufen Sie bei (7802
Metzgerei Heeb
Telephon 1910 — Hügelſtr. 29 Liege-
Stühle
für
Garten
und
Veranda
von 3.30
an
Wilh. Lehrbach
7813a Teppiche
liefert ohne Anzah=
lung ausw. Spezial=
haus, zahlbar in 1.
Monats=aten.
Erbitten Sie unver
bindl Vertreterbeſuch
Geſchäftsſtelle. / 1 767 Brennabor=
Limonſine
2/6/25, wie neu, nur
Mk. 2500.—. n8 8b
Donges & Wieſt.
unter 2 85 an die Herrenrad Deutſch=
land
28 ℳ.
Herrenrad Adler,
wie neu . . . 75 ℳ,
Damenrad Bren=
tano, w. neu, mit
zu verkaufen.
Evtl. Teilzahlung.
Karlſtr. 14, Laden.
(7760b) Ot Großer, zweitüriger Garantie .. 68ℳ0
weiß lackiert, zu ver
kaufen. Näh. in der
Geſchäftsſtelle. (Ein
Eiſ. Bettſtelle, Ma=
tratze, Kopfkeil ab
zugeben. Frankfur
terſtraße 64, II. (* 1 komplette Küchen=
einrichtung, 1 Sofa,
1 Spiegelſchrank. 1
Kleiderſchr. u. Ver=
ſchied. zu verkaufen.
Näheres in der Ge=
ſchäftsſtelle Wegen Räumung
Hofeſchranf
Schwanenſtr. 30, I. /
Zu vertauf.: gutet 4 16 Lieferwag
ſehr preisw. (7821b
Donges & Wieſt. Guterhalt. w. Kiu=
derwagen mit Rie=
menfederung und
Nickelgeſtell billig zu
verk. Nd.=Ramſtadt,
Ch uſſehaus, L. Becher,
2. Stock link Näh. Neckarſtr. S,bt ”*
Suche a. beſſ. Hauſe
Brandkiſte
od Wäſcheſchr. und
guterh. Teppich zu
kaufen. Ang. m. Pr.
u. 3. 67 Geſchſt. (
D. K. W.
2 Sitzer, mit Not=
ſitzen, ſehr billig ab=
zugeben. (7816b Donges 6 Wieſt
Kinderwagen
am billigſten bei!
B. Orio Karlſtraße 1zu8.
Günſtige (5834a
Zahlungsbeding.
S
20 Meter halbzöll.
Waſſerrohr, Garten=
ſchlauch mit Strah=
ler 2 meſſ. Kranen
billig zu verkaufen. Beſſungerſtraße 92,
2. Stock.
K appwagen mit
Verdeck, für 15 ℳ zu
verk uf. Taunusſtr.
Nr. 14, 3. St. 030 Wanderer=
Limouſine
wie nei, ſehr preis=
wert (7819
Dopges & Wieſt. 12P8 OpelI (Sieben
ſehr gut erhalten,
äußerſt preisw
Angebote unter Z 66
Wo man Seide wirkt. . .
Wo Hef Seralgte Verkaule ...
überall raten die Fachleute-
„Waschen Sie nur im weichen Schaum der Lux Seifenflocken!“
Die meisten Frauen kaufen die
vorteilhafte doddelgrosse
Pak-
kung zu 90 Pfennig;
Normal-
dackung 50 Pfennig.
Kunstseidene Strümpfe bilden einen wertvollen Bestandteil Ihrer
Garde-
robe. Behandeln Sie sie so, daß sie möglichst lange halten.
„Bemberg-Strümpfe halten am längsten, wenn man sie mit den
zuver-
lässigen Lux Seifenflocken wäscht” — sagt Max Kühl, das bekannte
Berliner Strumpfhaus. „Der weiche Glanz und die zarten Farben bleiben
wie neu!”
Bemberg selbst sagt: „Unsere fein gesponnene Seide muß mit einer
Seife gewaschen werden, die keine schädlichen Bestandteile enthält. Lux
Seifenflocken entfernen den Schmutz, ohne die Faser anzugreifen.
Viele führende Geschäfte in Deutschland
be-
stätigen dies, 80 das große Strumpfhaus Eulitz
in Leipzig und das bedeutende Strumpfhaus
Metzger mit allen seinen Filialen.
Millionen Frauen verdanken den reinen Lux
Seifenflocken die längere Lebensdauer ihrer
Wäsche.
ASElFENFLOCKEA
SÜHLIGHT GESELLSCHAFT A. G. MANMHEIM
WT 1088
Lx 318-6
Angeb, unt
a. d. Geſchäftsſt. (
OTd
Limouſine
Donges
*het izeiab
4 Bieſt.
Bettfedern-Reinigung
Hatrafzen
Inlett / Bettfedern / Daunen
Drelle / Patent-Matratzen
Aufarbeiten und Neuantertigung von
Matratzen und Polstermöbel aller Art
K. Roth, Tapeziermeister
Magdalenenstr. 17
Telephon 1084.
804a
Tonervo 6
TORPEDO FANBRADEAu SCHREIBMASCHNSN
WEllMERKE A GFAANKFURT AA RODELHEIMA
Kostenlose unverbindliche Vortührung du ch:
Gen.-Vertreter Heinrich Hohl, Darmstadt,
Holzhof-Allee 27 — Telephon 105. (6809a
Cikroen=
Kahrioleft 5 HP
zweiſitzig, zu verk.
Anzuſeh. täglich v.
8—13 Uhr
Hobrecht=
ſtraße 39, II.
1 gebr., guterhalt.
4 Tonnen=
Laſt=
kraftwagen
billie
verkaufen.
Jakob Nohl,
Martinſtr. 24 (7835b
Radio
Akku 4 Volt 180
Ampſt. (neue
Plat=
ten) 5 R., 3 Mt.
ausr., zum
Spott=
preiſe zu verk. Ab
15 Uhr anzuſehen
Rhönring 145, pt.
Neuer Gehrockanzug
f. ſchl. Fig, (1,76 m)
bill. z. verk. Anzuſ. v=
13—15 Uhr
Grafen=
ſtraße 2, pt r.
2 Theken, 2 große Guterh. Kinderwag.
Regale, neu preis= (mod., weiß lack.),
wert zu verkauf. (* faſt neu, billig zu
Näh. Rheinſtr. 14, verkauf. Näh. Kir=
Hausmeiſter Blank. ſchenallee 30, (7827
— (B7
Neues Damenrad
bill. z. vk. Näh. b.
Karl Kehres. Alte
Niederſtr. 7
Er:
Zwiegespräch.
Liebe Frau, ich fürchte,
daß wir diesesJahr unsere
Sommerreise erheblich
abkürzenoder ganz
unter-
lassen müssen, ſch
be-
nötige unbedingt einen
neuen Anzug, eigentlich
zwei Anzüge, und du
mußt dir doch immerhin
drei neue Klelder
an-
fertigen lassen; macht
zusammen ca. 600 Mk.
Wo soll de das Geld für
die Reise herkommen?
Sie:ich werde dir eine andere Rechnung
auf-
stellen. Deine beiden besseren Anzüue sind
noch sehr gut im Stotf u. nioht verschossen.
Dieselassen wir chemisch reinigen,sle
wer-
den dir zwei neue Anzüge vollständig
er-
setzen. Zwei meiner Klelder müssen
eben-
falls gereinigt werden. Ein Kleid lasse ich
verändern. Zertrennt habe icn es schon. Die
Seide lasse ich umfärben und wieder
plis-
sieren. Damit Ist auch meine Garderobe
wieder tadellos imstand. Die Firma
Brau-
bach & Fischer führt diese Arbeiten in
höchterVollendung aus. Die Kosten werden
ca. 40-45 M. betragen. Die Schneiderin
be-
kommt 25 M bleiben also mindestens
530 M. für die Sommerreise übrig. (1V6153
Färberei Braubach & Fischer
Chem. Reinigung, Lederfärberei, Plissieranstalt. Willhelminenstraße 19.
Oienstag, den
Nummer
LNeNN
Wasch-Musseline
unsere große Ausmusterung
nur guter Wasch-Oualitäten
Der billige Preis: 068, 00
unsere guten Gewebe in schönen
wirkungsvollen Zeichnungen,
streng modern . .
Der billige Preis: 2‟
Bordüren-Stoffe
unser großes Sortiment
wasch-
echter Qualitäten.
Der billige Preis: 125, 4
Ca. 80 cm breit, letzte Neuheiten, in
unserer bekannt großen
Aus-
wahl
Der billige Preis: 8‟
Beiderwand
70 cm breite aparte Streifen mit
passenden Uni-Farben . .
Der billige Preis: 1‟
Bordüren-Musseline
125 cm breit, das leicht zu
ver-
arbeitende Woll-Gewebe,
aparten Farbstellungen
Der billige Preis: 0‟
Trachten-Stoffe
Bedruckte Voll-Voiles
100 cm breit, in guten Oualitäten
und schönen Dessins".
Der billige Preis: !
das praktische, indanthrenfarbige
Gewebe in neuen Drucks /10
Der billige Preis: 1.30, 4
Gminder-Linnen
60
leinenartiges, indanthrentarbiges
Gewebe für Haus und
Wander-
kleider, ca. 30 Farben vorrätig
Der billige Preis:
Bordüren-Voll-Voiles
125 cm breit, moderne Grundfarben
in aparten Fantasie-Drucks 095
Der bi11ige Preis: &
Bedr. Foulard-Seide A95
die bewährten, kunstseidenen
Qualitäten, in moderner
Aus-
musterung
Der bilige Preis: 1.,75, 4
reinseidene Oualität, 94 cm breit,
wieder neue Dessins
Der billige Preis: 5.90, 4
reine Seide, in hübschen Farben,
bewährte Oualität
Der billige Preis:
solide, kunstseidene Oualität, in
allen modernen Farben
Der billige Preis: 4
Toile de soie rayé
reine Seide, eintarbig, in den
neuen, beliebten Streiten-Mustern
Der billige Preis:
besonders gute, kunstseidene
Ge-
webe, in aparten Mustern, auch
marine- und schwarz/ weißz
Der billige Preis: 1
Roh-Seide, reine Seide R90
die bewährte Oualität,
natur-
tarbig .
Der bilige Preis:
Onan-Seide
eine erstklassige echt asiatische,
reinseidene Oualität
Teressante
Sialfenster
an der
Uptfrontt
etite reine
reine Seide, 80 cm breit, eine
überaus bewährte, schönfließende
Qualität, in vielen Farben . . . 1
Der billige Preis:
das schönfließende, kunstseidene
Gewebe, in großem Farbensort.
doppelbreit.
Der billige Preis: