Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 114
Vonnerstag, den 25. April 1929.
192. Jahrgang
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(1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle, höher ei
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streikt uſw.,
erlich=
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und TLeiſfung von Schadenerſatz. Zie
Konlurs oder gerichtliſcher Beſtreibung fäll jede
Rabatt weg. Bankkonto Deuiſche Bani und Darm
ſädter und Natlonalbank.
Neurt Batenttednt un das Reic.
Beräußerung der Reichsbahnvorzugsaktien?
die Kaſſenlage des Reiches.
Die Schwierigkeiken vorerſt behoben. — Für den Juli
rechnei man mit Ueberſchüſſen aus den
Skeuereingängen.
Berlin, 24. April.
Die Verhandlungen mit den Banken, um den Ultimobedarf
ſicherzuſtellen, haben, wie wir hören, zu einem Abſchluß geführt.
Es wird ein dreimonatiger Schatzwechſelkredit in Höhe von 170
Millionen Reichsmark gewährt, der zum jeweiligen Lombardſatz
der Reichsbank zu verzinſen iſt zuzüglich ½ Prozent Prodiſion.
Dieſer Kredit iſt im Juli abzudecken. Das iſt dadurch möglich,
daß der Juli ein guter Steuermonat iſt, in dem Ueberſchüſſe
vor=
handen ſind, ſo daß für Ultimo Juli neue Kredite nicht
aufge=
nommen zu werden brauchen. Schon im April über die
Kaſſen=
ſchwierigkeiten ohne neue Kredite hinwegzukommen, war dadurch
unmöglich, daß die Arbeitsloſenverſicherung, die bis Ultimo
März einen Kredit von 260 Millionen Reichsmark in Anſpruch
genommen hatte, weitere Kredite in Höhe von 60 Millionen
er=
halten hat. Außerdem waren noch erhebliche Ausgabenreſte
vor=
handen, die im April bezahlt werden mußten. Der Kreis der
kreditgebenden Banken hat ſich erweitert. Das Reich ſteht mit der
Preußenkaſſe in Verhandlungen zwecks Rückzahlung des 100=
Millionen=Kredites, den die Preußenkaſſe für Ultimo März und
auch für Ultimo April zur Verfügung geſtellt hat. Das Reich
erbittet vom Reichstag eine neue Kreditermächtigung von 200
Millionen Reichsmark. Es handelt ſich bei dieſer neuen
Er=
mächtigung um eine rein formelle Schwierigkeit, die durch die
Stellungnahme der Reichsſchuldenverwaltung entſtanden iſt.
(Vergleiche auch Handel, Seite 12. D. Red.)
* Die von uns angekündigte Vorlage der
Regie=
rungsparteien über die Anleiheermächtigung
der Reichsregierung in Höhe von 200 Millionen
wurde nach kurzer Ausſprache im Reichstag dem
Haushal=
tungsausſchuß überwieſen. Wenn auch von dem
Re=
gierungsvertreter, dem früheren Miniſterialdirektor. Graf
Schwerin von Groeſſeck darauf hingewieſen wurde, daß es ſich
infolge der formalen Differenzen mit der
Reichsſchuldenverwal=
tung eigentlich „nur” um eine Anleiheermächtigung von 10
Mil=
lionen handele, ſo iſt doch nicht von der Hand zu weiſen, daß
dieſe Vorlage in der Oeffentlichkeit beträchtliches Aufſehen erregt
und Beunruhigung hervorgerufen hat. Die
außerordent=
lichen Schwierigkeiten, in denen ſich der
Reichs=
finanzminiſter zurzeit befindet, ſind ja nicht zu
überſehen. Wenn es auch gelungen iſt, den Kredit von
170 Millionen, über den ſeit Wochen die Verhandlungen
zwiſchen dem Reichsfinanzminiſterium und den Banken geführt
wurden, unter Dach und Fach zubringen, ſo ſteht leider
feſt, daß das Reich hierfür aller Wahrſcheinlichkeit nach
erheb=
lich mehr zahlen muß als für den an ſich ſchon teueren
Konto=
korrentkredit per Ultimo März. Die Schatzwechſel, die das Reich
zur Deckung ſeines neuen Kreditbedarfes begibt, haben eine
Laufzeit von 3 Monaten, ſind alſo Mitte Juli fällig. Die
Reichs=
kaſſe hat dafür den Lombardſatz der Reichsbank und ½ Prozent
Proviſion zu zahlen. Der Reichsbankſatz beträgt gegenwärtig
7½ Prozent, dürfte aber im Zuſammenhang mit der ſchon ſeit
langem vorbereiteten Reichsbankdiskonterhöhung beträchtlich
ſteigen, ſo daß ſich ſpäter jedenfalls eine Geſamtverzinſung von
9½ bis 10 Prozent ergeben wird.
Wenn man ſich fragt wie das Reich in dieſe
über=
aus ſchwierige Kalamität hineingekommen iſt,
ſo iſt nicht zuletzt auf das umfangreiche
Arbeitsbe=
ſchaffungsprogramm aus dem Kriſenjahre 1926
hinzuweiſen, das damals leider auf das Extraordinarium
über=
nommen wurde, ſtatt es durch ordentliche Einnahmen abzudecken.
Aus dieſem und noch anderen Gründen war ſchon bis Ende des
Vorjahres eine Verſchuldung des
außerordent=
lichen Haushaltes beim ordentlichen Etat in
Höhe von mehr als 600 Millionen eingetreten, die dann
noch erhöhtwurde durch die großen Anſprüche, die
die Arbeitsloſenverſicherung an die Reichskaſſe
im Laufe des letzten Winters ſtellte. Allein bis zum 31. März
mußte das Reich auf Grund des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes
der Erwerbsloſenverſicherung einen Kredit von mehr als
260 Millionen geben, und ſeitdem hat ſich dieſer Kredit bis
Mitte April auf ſchätzungsweiſe 330 Millionen
ge=
ſteigert. Bei der gegenwärtigen Wirtſchaftslage kann natürlich
kein vernünftiger Menſch damit rechnen, daß die
Verſicherungs=
anſtalt im Laufe dieſes Jahres eine ſolche Summe an das Reich
zurückzahlen kann. Mindeſtens für das laufende Jahr iſt alſo
dieſer Betrag eingefroren und das Reich iſt dadurch der
Betriebs=
mittel beraubt, der es normalerweiſe bedarf. Andere Kredite
liegen in Höhe von 75 Millionen beim Branntweinmonopol und
in Höhe von 100 Millionen bei der Preußenkaſſe, wodurch
natürlich ebenfalls die flüſſigen Mittel der
Reichs=
kaſſe ganz erheblich herabgemindert werden.
Wen man hier endgültig Remedur ſchaffen will, ſo geht das
nur dadurch, daß von jetzt ab keine Ausgaben aus dem
außer=
ordentlichen Haushalt geleiſtet werden, falls nicht für
ordnungs=
mäßige Einnahmen geſorgt iſt.
Weiter iſt ſchleunigſt dafür zu ſorgen, daß die
Arbeitsloſen=
verſicherungsanſtalt auf eigene Füße geſtellt wird, daß ſie keine
Kredite mehr vom Reich braucht und künftig muß dann jeder
Ueberſchuß des Etatsjahres unbedingt zur Senkung der Schulden
des außerordentlichen Haushaltes Verwendung finden. Es iſt
zu erwarten, daß im Laufe des Sommers hierüber dem Reichstag
eine entſprechende Vorlage zugehen wird.
* Berlin, 24. April. (Priv.=Tel.)
In parlamentariſchen Kreiſen erhält ſich hartnäckig das
Ge=
rücht, daß das Reich ſeine
Reichsbahnvorzugs=
aktien veräußern wolle, um aus ſeinen
finan=
ziellen Schwierigkeiten herauszukommen. Von
amtlicher Stelle wird das dementiert und eine Verbaufsabſicht
abgeſtritten. Das ſcheint nicht ganz richtig zu ſein, da bereits
verſchiedene Verſicherungsgeſellſchaften genannt werden, denen
wenigſtens ein Teil der Aktien angeboten werden ſoll.
Schwierig=
keiten bereitet der Verkauf aber namentlich wegen des mit den
Aktien verbundenen Stimmrechts bei der Reichsbahn. Das Reich
würde alſo mit einem Verkauf ſeinen Einfluß in der Reichsbahn
verringern. Das zu verhindern, würde aber nur möglich ſein,
wenn es zur Erhaltung ſeines Stimmrechtes die Aktien weit
unter Marktpreis abſetzte; vielleicht will es aber auch nur bei
den Verſicherungsgeſellſchaften eine größere Anleihe nehmen und
die Aktien als Pfand hinterlegen.
Finanzielle Schwierigkeiken auch bei der Reichsbahn.
* Berlin, 24. April. (Priv.=Tel.)
Die Reichsbahn hat im vergangenen Jahr rund 2 Milliarden
Perſonen befördert, davon allein 400 Millionen im Vorortverkehr
von Hamburg und Berlin. Zwar iſt die durchſchnittliche
Beför=
derungslänge etwas zurückgegangen, dennoch ſind die
Beförde=
rungsziffern des letzten Jahres auf das heutige Reichsgebiet
um=
gerechnet erheblich in die Höhe gegangen. Dieſer Erhöhung
kommt auch eine außenpolitiſche, insbeſondere eine
reparations=
politiſche Bedeutung zu. Schon vor einigen Tagen erſchienen in
der franzöſiſchen Preſſe Mitteilungen, daß binnen kurzem der
Wohlſtandsindex des Dawesplanes in Kraft treten würde, der
ſich auch auf Grund der Verkehrsziffern der Reichsbahn
be=
echnet. Offenbar war alſo in Frankreich dieſe Reichsbahnbilanz
ſchon vorzeitig bekannt geworden, ſo daß man ſie raſch dazu
benutzt, die Stimmung gegen unſer Reparationsangebot zu
ver=
giften. Dieſe Steigerung der Fahrgaſtziffer kann aber von
un=
ſeren Gläubigern ſolange nicht dem Wohlſtandsindex
zugrunde=
gelegt werden, als nicht auch gleichzeitig die Einnahmen der
Reichsbahn entſprechend geſtiegen ſind. Es iſt aber ſchon lange
ein öffentliches Geheimnis, daß die Reichsbahn ſich
finanziell in erheblichen Schwierigkeiten
be=
findet, daß ſie wiederholt Ausſchau nach Anleihen gehalten hat,
um wenigſtens die dringendſten Verbeſſerungen vornehmen zu
können. Weil Kredite heute nicht möglich waren, hat ſie ihre
Auftragsvergebung erheblich eingeſchränkt und auch die
Lohn=
erhöhungswünſche ihrer Arbeiter abgelehnt, und das trotz der
kürzlich vorgenommenen Hinaufſetzung der Tarife und des W:
g=
falles von zwei Wagenklaſſen. Auch dieſes Beiſpiel zeigt wieder
einmal, daß lediglich Zahlen aus unſerer Wirtſchaftslage nicht
als Beweismaterial für unſeren Wohlſtand herangezogen
wer=
den können. Man muß ſie ſchon genau unterſuchen, um ſofort
feſtſtellen zu können, daß der Schein trügt, und daß unſere
Finanzlage, auch bei den verpfändeten Unternehmungen,
weſent=
lich anders ſteht, als das in der Preſſe der alliierten
Gläubiger=
länder behauptet wird.
Die Verwalkungsunkoſken der
Reichsarbeitsloſen=
verſicherungsanſtalf.
Die ſeit ihrer Gründung in der Oeffentlichkeit wiederholt
ge=
forderte gründliche Reorganiſation der Arbeitsloſenverſicherung
läßt ſich nicht mehr aufſchieben. Schon die finanzielle
Not=
lage des Reiches erheiſcht dringend eine
durch=
greifende Reform, um die Reichsanſtalt von
Reichszuſchüſſen unabhängig zu machen. Vor
eini=
ger Zeit iſt ja auch von dem Verwaltungsrat der Verſicherung der
Vorſchlag gemacht worden, einen Prüfungsausſchuß einzuſetzen,
der Mittel und Wege zur Reform der Verſicherung vorſchlagen
ſoll. Dieſem Ausſchuß gehören neben Verwaltungsratsmitgliedern
auch Parlamentarier und hervorragende Verſicherungsfachleute
an, deren Aufgabe es ſein wird, in erſter Linie die
Aufmerkſam=
keit auf die Umſtände zu lenken, die ſich als untragbare finanzielle
Belaſtung auswirken. Dazu gehört ſelbſtverſtändlich eine
Beſeiti=
gung der Ausbeutung der Anſtalt, dann auch die Aufſtellung
neuer Richtlinien für die Unterſtützung ſelbſt, ſo vor allem der
ſicherung zu ſenken, will man ein Prämienſyſtem einführen, über
deſſen Geſtaltung aber noch keine Abmachungen vorliegen.
Vor=
läufige Unterſuchungen der Ausgaben der Verſicherung haben
er=
geben, daß allein der Verwaltungsapparat 7,2 Prozent der
Ge=
ſamteinnahmen verzehrt, obwohl die Zahl der Arbeitsämter ganz
gewaltig verringert worden iſt. Auch hier ſoll verſucht werden,
eine Herabdrückung der Ausgaben zu ermöglichen.
Das alle Lied.
Gehen irgendwo in der Welt die Gewehre los, in China, in
Indien, in Afghaniſtan, in Perſien oder in Mexiko, dann erfährt
der ausländiſche Zeitungsleſer ſofort, daß Deutſchland mit
großen Waffenlieferungen die jeweiligen Aufſtändiſchen unter=
China erlebt. Es wurde auch allerlei „Beweismaterial”
hervor=
geholt, nur wurde vergeſſen, daß Deutſchland ſeine ſämtlichen
Geſchütze an die Siegerſtaaten abgeliefert hat, die ſie aber nicht mit dem Deutſchen Reich. Dr. Ender war damals der
Wort=
verſchrotteten, ſondern an alle möglichen Intereſſenten ver= führer. Das übrige Oeſterreich, ſo erklärte er, könne machen was
ſchoben haben. Trotzdem alle Welt weiß, daß Deutſchland kein
Kriegsmaterial herſtellen darf und keins exportieren kann, wird
ſorge. Außerdem beſteht zwiſchen dem Auswärtigen Amt und
den deutſchen Reedereien ein Abkommen, daß deutſche Schiffe Man war dort begreiflicherweiſe ſehr zurückhaltend, und dieſe
Neben den amtlichen deutſchen Dementis von ſolchen Lieferungen
darf nur an dieſe Tatſachen erinnert werden, um das böswillige
Geſchwätz der deutſchfeindlichen Preſſe von deutſchen
Waffenliefe=
rungen nach Mexiko richtigzuſtellen.
„Bundeskanzler Dr. Otko Ender”.
Von unſerem ſtändigen Wiener Mitarbeiter.
P. Wien, 23. April.
Der Name des Vorarlberger Landeshauptmanns iſt in den
letzten Jahrfünft immer wieder genannt worden, wenn in Wi.
die Regierung demiſſionierte oder die Politik ſchon ſo verfahren
war, daß niemand mehr einen Ausweg ſah. Es ging ein mer
würdiges Fluidum von dem Manne aus, der bisher noch
imm=
allen Lockungen widerſtanden hatte und — zumindeſt nach auße!
hin — ſo gar keinen Ehrgeiz nach der Würde des Bundeskanzleis
zeigte. Aber vielleicht iſt das auch ſchon ſein größtes Aktivun::
Daß er ſich ſo oft vergeblich bitten ließ und dann erſt recht bei
einem kühlen Nein verblieb, wenn er nach etlichen Konferenze
mit ſeinen chriſtlichſozialen Parteigenoſſen Gelegenheit gehat
hatte, einen tieferen Blick in das Chaos der öſterreichiſchen Politi”
zu tun. Dr. Otto Ender gehört zu den ganz wenigen Politikern
in Oeſterreich, die ſich noch nicht verbraucht haben. Und er ſcheute
am Ende wohl auch davor zurück, ſich vor der Zeit verbrauchen
zu laſſen. Er konnte warten und alles Zureden half bei ihm
nichts. Der Poſten eines Landeshauptmanns von Vorarlber
ſchien ihm noch immer begehrenswerter als der eines öſterreichi
ſchen Bundeskanzlers. Nicht zuletzt auch deshalb, weil er in
ſeinem kleinen „Ländle” der abſolute Herrſcher war. Bis nac
Bregenz reichten nämlich die Intriguen ſeiner Parteifreunde nicht.
Und vor ſeinen politiſchen Feinden wußte er ſich ſelbſt zu ſchützen.
Aber jetzt ſcheint es faſt, als ob er doch endgültig dem
Loc=
ruf der Wiener Politik verfallen wäre. Die chriſtlichſoziale
Par=
tei hat ihn als Bundeskanzler deſigniert, und er hat ſich endlich,
wenn auch noch mit allen möglichen Vorbehalten, bereit erklärt,
eine Kabinettsbildung zu verſuchen und ſo dieſer Kriſe ein Ends
zu machen, die nun bereits in die vierte Woche hinübergeht. Die
öſterreichiſche Oeffentlichkeit, die ſonſt jedem Menſchen gleich
irgendwie etikettieren will, von dem man ſpricht und der aus
dieſem oder jenem Grunde im Augenblick auch intereſſiert, weiß
vorläufig noch nichts mit dem Mann aus Vorarlberg anzufangen
und beurteilt ihn deshalb einfach nach ihren eigenen Wünſchen.
Dem einen Teil iſt er die „ſtarke Hand”, die nun endlich einmal
den Karren aus dem Sumpf herausziehen ſoll, dem anderen
wieder bloß der ehrliche Makler, der ſicherlich auch mit der
Oppo=
ſition zu einer Vereinbarung kommen wird. So ſucht jede Gruppe
dieſen Dr. Ender gleichſam für ſich zu annektieren und überſieht
dabei, daß er eigentlich beide ablehnt: Den radikalen Flügel der
Juſtamentpolitiker ebenſo wie jenen der Leiſetreter und
Verſöh=
nungsmeier um jeden Preis. Dr. Ender wird beſtimmt nur ſeine
eigene Politik machen, und wenn man ihm die Freiheit nicht läßt,
ſo kann er auf die Ehre, öſterreichiſcher Bundeskanzler zu ſein,
leichten Herzens verzichten. Das hat er ſchon ein halbes Dutzend
mal bewieſen. Vorſchreiben läßt er ſich nichts. Und am
aller=
wenigſten vielleicht jetzt, da ihn ſeine Parteifreunde zum Schluß
ſchon faſt mit erhobenen Händen bitten mußten, daß er ihnen
helfe. Ob er ihnen wirklich aus der Verlegenheit helfen wird,
iſt noch unbeſtimmt. Nach der neueſten Verſion ſoll er mit
Rück=
ſicht auf die plötzliche Erkrankung ſeiner Gattin ſeinen Entſchluß,
das Bundeskanzleramt zu übernehmen, wieder rückgängig gemacht
haben, und man nennt bereits als Kanzlerkandidaten das
Mit=
glied der Vorarlberger Landesregierung Mittelberger, einen
Landsmann Dr. Ender’s. Immerhin iſt es intereſſant, ſich mit
Dr. Ender, der ſo plötzlich wieder einmal aus ſeiner Vorarlberger
Verſenkung aufgetaucht iſt, etwas näher zu befaſſen.
Eines wird man Dr. Ender ſicherlich nicht beſtreiten können:
Er hat es verſtanden, in den kleinen Vorarlberg auf Ordnung zu
ſehen. Er hielt dort ſtraffe Zucht und er kümmerte ſich dabei
wenig und gar nicht um das, was in Wien vorging. Geſetze, die
ihm nicht paßten oder die er für unnötig anſah, exiſtierten einfach
nicht für ſein Land. Die Verfaſſung hat zum Beiſpiel in
Oeſter=
reich jede Zenſur aufgehoben. Dr. Ender führte ſie in Vorarlberg
wieder ein und er verbot Kinovorſtellungen, bei denen er um die
Moral ſeiner Untertanen fürchtete, und Theateraufführungen, zu
denen er keine perſönliche Einſtellung fand. Mit ein — bloßen
Federſtrich dekretierte er. Und wenn einmal der
Verfaſſungs=
gerichtshof ſeine Verordnungen als ungeſetzlich aufhob, ſo wußte
er immer noch einen Weg, ſeinen Willen durchzuſetzen. Sein
be=
ſcheidener Ehrgeiz war immer, das „Ländle” zu dem
öſterreichi=
ſchen Muſterland zu machen. Das iſt ihm ſogar geglückt. Dieſes
Vorarlberg iſt wirklich das Muſterland, in finanzieller Beziehung
ebenſo wie in dem völligen Mangel an politiſchen Exploſivſtoffen.
Nachweis der Bedürftigkeit. Um die Inanſpruchnahme der Ver= Man könnte da freilich einwenden, daß dieſes Muſterland an
Ein=
wohnerzahl geringer iſt als irgendein Wiener Gemeindebezirk, und
daß es in einem ſo winzigen Gemeinweſen leichter ſein mag,
die=
ſen Idealzuſtand herzuſtellen. Aber ſchließlich darf ein Erfolg
doch wieder nicht nur an dem Objekt allein gemeſſen werden und
der Zuſammenbruch von Wirtſchaft und Geiſtigkeit nach dem
Kriege wird ſeine Auswirkungen in dieſem weſentlichen Winkel
der Donaurepublik genau ſo gezeigt haben wie anderswo.
In dieſer Zeit hat Dr. Ender freilich auch noch ſeine ganz
be=
ſondere Politik geübt. Das war, als die Krone fiel und der Mark=
Wert ſchwankend wurde und — der Schweizer Franken allein
ſtabil blieb. Die Anſchlußpolitik machte Dr. Ender nicht mit. In
der alten Donaumonarchie war Vorarlberg noch adminiſtrativ mit
Tirol verbunden geweſen. Jetzt proklamierte es in dem Chaos
ſtützt. Wir haben das wiederholt im vorigen Jahre wegen der Umſturztage ſeine Selbſtändigkeit, und der erſte Beſchluß des
Vorarlberger Landtages war die Ablehnung einer Vereinigung
es wolle und ſeine Zukunft am Ende auch in einem großen
Deut=
ſchen Reich ſuchen. Aber Vorarlberg werde nicht dabei ſein. Im
von der deutſchfeindlichen Preſſe immer wieder behauptet, daß März 1919 fuhr er nach Bern und knüpfte dort Verhandlungen
Deutſchland die Aufſtändiſchen in aller Welt mit Waffen ver= mit der Schweiz an, um Vorarlberg als neuen Kanton der
Eid=
genoſſenſchaft anzugliedern. Sehr viel Gegenliebe fand er nicht.
kein Kriegsmaterial, auch nicht für fremde Rechnung, befördern, plötzliche Liebe wurde nicht als ganz echt empfunden. Da ging
Dr. Ender weiter und veranſtaltete am 11. Mai eine
Volksabſtim=
mung, bei der ſich nach einer leidenſchaftlichen Agitation rund
47 000 Wähler für den Anſchluß an die Schweiz ausſprachen.
Nur 11000 fanden den Mut zu dem Bekenntnis für ein Groß=
Ceite 2
Tonnerstag, den 25. April 1929
Nummer 114
deutſchland. Nun könnte man allerdings einfügen, daß ſolche
Regungen einer Verzweiflungspolitik in den Tagen des
Zuſam=
menbruches niemandem allzu ſtark angelaſtet werden dürfen. Auch
die Tiroler Abgeoroneten haben in der konſtituierenden
National=
verſammlung gegen den Anſchluß an Deutſchland proteſtiert, und
man erinnert ſich noch an eine heute faſt grotesk anmutende
Epi=
ſode in der Geſchichte Tirols, wie dieſes Land ſogar eine
ſelb=
ſtändige Republik werden wollte, nur weil es hoffte, damit den
deutſchen Süden deutſch zu erhalten. Aber ſchon etliche Monate
ſpäter hat ſich Tirol dann doch in einer Volksabſtimmung faſt
ein=
mütig zu Deutſchland bekannt und ſo der Anſchlußbewegung einen
mächtigen Antrieb gegeben.
Nur der Ender’ſche Separatismus war dauerhafter. Es gibt
eine 1920 in Bern erſchienene kleine Broſchüre Dr. Ender’s, das
„Mémoire du Conseil dEtat du Vorarlberg à la Société des
Nations”, und der Vorarlberger Landeshauptmann weiſt hier
noch einmal nach, daß für ſein Land im Rahmen Oeſterreichs keine
Lebensmöglichkeit und keine Zukunft beſtehe. Das war alſo ſchon
lange nach dem Friedensſchluß, als der Vertrag von Saint
Ger=
main ratifiziert war und das Oeſterreich von heute — mit dem
Anſchlußverhot an Deutſchland — bereits beſtand. Das gleiche
Oeſterreich, das der gleiche Vorarlberger Landeshauptmann Dr.
Otto Ender jetzt als Bundeskanzler regieren ſoll und für deſſen
Außenpolitik er verantwortlich ſein wird. Denn der öſterreichiſhe
Bundeskanzler iſt bekanntlich auch immer ſein eigener
Außen=
miniſter. Man wird über dieſen Widerſpruch nicht gleich
hin=
wegkommen können, und beſonders im Reich draußen mag
viel=
leicht mancher den Kopf ſchütteln, wenn er ſich dieſer
Vergangen=
heit des neuen öſterreichiſchen Kanzlers erinnert. In Oeſterreich
denkt man ſcheinbar nicht ſo weit. Oder wenn man es doch
ge=
tan hat, ſo wirkt die Abſicht nur um ſo peinlicher. Die kommende
Regierung ſoll ja von der Entente endlich die Erlaubnis zu einer
neuen Anleihe erhalten. Vielleicht hat da der Mann mehr Glück,
der in ſeiner ganzen politiſchen Vergangenheit der
leidenſchaft=
lichſte und unverſöhnlichſte Gegner der Anſchlußbewegung war . ..
Die Regierungskriſe in Oeſterreich.
EP. Wien, 24. April.
Die heutige Sitzung des Nationalrates dauerte knapp fünf
Minuten, da die eigentliche Tagesordnung, nämlich die Wahl
einer neuen Regierung, in Ermangelung eines Wahlvorſchlages
des Hauptausſchuſſes ausfallen mußte. Präſident Gürtler hat die
nächſte Sitzung für Freitag nachmittag 3 Uhr anberaumt, woraus
geſchloſſen werden kann, daß die Mehrheitsparteien bis dahin
doch noch eine Regierung zuſtande zu bringen hoffen. Der neue
Kanzlerkandidat Mittelberger aus Vorarlberg iſt heute früh in
Wien eingetroffen und hat ſich im Laufe des Vormittags ſowohl
mit den Großdeutſchen als auch dem Landbund in Verbindung
geſetzt. Seine Miſſion war jedoch nicht von Erfolg begleitet. So
plötzlich er aufgetaucht iſt, ebenſo ſchnell iſt er wieder in der
Ver=
ſenkung verſchwunden.
Der Abgeordnetenverband des Landbundes beſchloß heute
nachmittag nach Entgegennahme des Berichtes ſeiner Vertreter,
die mit Mittelberger unterhandelt hatten, ſich an einem Kabinett
Mittelberger nicht zu beteiligen. Die Landbündler begründen ihren
Entſchluß mit der Unerfahrenheit Mittelbergers in den Dingen
der Bundespolitik und mit den grundlegenden
wirtſchaftspoliti=
ſchen Fragen. Einen ähnlichen Beſchluß faßte der Verband der
Großdeutſchen Abgeordneten. Dr. Mittelberger hat aus der
Ab=
lehnung ſeiner Perſon bei den beiden Koalitionsgenoſſen ſeiner
Partei die entſprechenden Konſequenzen gezogen und iſt bereits
wieder von Wien abgereiſt.
Fernſehen im Dienſte der Landesverkeidigung?
* Berlin, 24. April. (Priv.=Tel.)
Experimente mit den ſogenannten „Todesſtrahlen” die
namentlich die engliſche Regierung immer wieder ausführen ließ,
weil ſie hoffte, damit ein neues, wirkſames Verteidigungsmittel
zu erhalten, ſcheinen eingeſchlafen zu ſein. Jedenfalls hört man
nichts mehr davon. Das braucht natürlich nicht zu beſagen, daß
nicht doch noch Forſcher am Werke ſind, die bisherigen
Erfah=
rungen weiter zu bringen. Richtig iſt, daß manche Geldmacher
ſich an dieſen Gedanken gehängt haben, richtig iſt aber auch, daß
manche Forſcher bei den Verſuchen, dem Geheimnis dieſer
Strah=
len nahezukommen, ſchwere Verletzungen oder gar den Tod ſich
zugezogen haben. Jetzt wird eine angeblich neue Erfindung
be=
kannt, die gerade für das Vaterland des Erfinders, England, von
größtem Vorteil wäre, der aber doch auch zumindeſt mit einigem
Skeptizismus entgegengetreten werden muß. Eine unbekannte
Perſönlichkeit, deren Geheimnis ſtreng gehütet wird, will ein
neues Fernſehverfahren entdeckt haben, dazu noch ein
Sehen bei Nacht, bei dem alle bisherigen Erkenntniſſe ſo glücklich
verbunden ſeien, daß die Beobachtungsſtelle herannahende Flug=
Ein naneancer Heiſter des Rootd
Giopanni Battiſta Tiepolo.
Die dekorative Pracht, zu der die Kunſt der Lagunenſtadt
ſchon am Ende des 16. Jahrhunderts emporgeſtiegen war, findet
einen ſchmetternden Nachhall im Werk des Giovanni
Bat=
tiſta Tiepolo, der mit unerſchöpflichem Erfindungsreichtum
Wände und Plafonds in den Schlöſſern ſeiner Heimatſtadt und
weithin in Europa, Kuppeln und Kapellen in den ehrwürdigen
Kirchen Venedigs mit Freskomalereien bedeckte. Der Reichtum
und die prangende Farbenherrlichkeit der Veroneſe und
Tin=
toretto klingen hier nach. Doch Tiepolo verbindet mit dieſen
ein=
heimiſchen Ueberlieferungen den Geiſt und die freie Grazie ſeiner
Zeit. Niemand hat wie er den beſchwingten Rhythmus luftigſter
Viſionen, ſcheinbar ſich auflöſender Bildgeſtaltungen mit immer
neuen Einfällen durchſetzt, ins Phantaſtiſche geſteigert und
ſchließ=
lich doch monumentaler Wirkung zugeführt. Man wird des
Staunens nicht müde, zu verfolgen, wie dieſe begnadete Hand ſich
von jedem Ort, jedem Bauwerk, das ihr freie Mauerflächen
dar=
bot, von jedem Auftrag, jedem Thema zu leidenſchaftlicher und
fröhlicher Schöpferluſt inſpirieren ließ. Wie ſie in einer langen
Reihe maleriſcher Großtaten ein Bild der Menſchheit, der ganzen
Welt aus einer neuen, vollkommen eigenen Kraft der inneren
Vor=
ſtellung aufrollte. Lachend tritt dieſer Meiſter vor die rieſigen
Felder, die er ſchmücken ſoll. Sein Auge braucht ſie nur zu
er=
blicken, um ſie mit einem zauberhaften Gewirr von Geſtalten,
Architekturen, Säulen, Terraſſen, Teppichen, Wolkengebilden,
ſchwebenden Genien zu erfüllen.
Gewiß war der glänzendſte Dekorateur des italieniſchen
Barock: Pater Andrea Pozzo, mit der Kühnheit ſolcher
berau=
ſchenden Schmuckkompoſitionen vorangegangen. Nicht nur durch
ſeine ausgeführten Arbeiten in S. Geſu und S. Jgnazio zu Rom
und durch ſeine berühmten Gelegenheitsmalereien für kirchliche
Feſte, die er wie Bühnendekorationen zu pompöſen geiſtlichen
Spielen behandelte, ſondern auch durch ſein „Lehrbuch der Per=
*) Als neuer Band der „Propyläen=Kunſtgeſchichte”
er=
ſcheimt demnächſt „Die Kunſt des Rokoko” von Max Osborn. Nach
dem Geſamtplane des großen Werks fügt ſich dieſer Band zwiſchen die
Darſtellungen der „Kunſt des Barock” von Weisbach und der „Kunſt des
Klaſſizismus und der Romantic” von Pauli ein. Wir geben aus dem
Werke Osborns, das mit ſeinem umfaſſenden, in dieſer Reichhaltigkeit an
keiner anderen Stelle gebotenen Bildermaterial Las Zeitalter des
Rokoko in ein ganz neues Licht ſſetzt — mit Erlaubnis des Propyläen=
Verlages —, eine Probe,
Bom Tage.
Wie wir erfahren, wurde bas Plenum des Heſſiſchen
Landtags für Mitte Juni einberufen.
Die Regierung des iriſchen Freiſtaates hat die
Errichtung von Geſandtſchaften in Paris und
Ber=
lin beſchloſſen. Es werden zwar noch keine Namen genannt,
doch glaubt man, daß für Berlin Prof. D. A. Binchy=Dublin
auserſehen iſt, der als Autorität für die iriſche Staatsverfaſſung gilt.
Nach Paris werde vorausſichtlich der jetzige Geſchäftsträger in Brüſſel,
Graf O’Kelly, gehen.
Im engliſchen Unterhaus iſt offiziell beſtätigt worben,
daß die Auflöſung des Parlaments am Freitag, den
10. Mai, erfolgen werde. Die Ernennung der Wahlkandidaten
er=
folgt am 20. Mai. Der 30. Mai iſt der Wahltag. Das neue
Parlament wird vorausſichtlich in der Woche nach dem 10. Juni
zuſam=
mentreten.
Ueber ſeine kürzliche Zuſammenkunft mit Muſſolini
erklärte Sir Auſten Chamberlain im Unterhaus, daß er mit
Muſſolini nicht über Fragen der Abrüſtung, Reparationen oder die
italieniſch=franzöſiſchen Beziehungen geſprochen habe.
Einer Meldung aus Teheran zufolge hat die perſiſche
Regie=
rung die Anerkennung des Irakſtaates beſchloſſen.
In Bombayiſtes zwiſchen Hindus und
Mohamme=
danern erneut zu Kämpfen gekommen, in deren Verlauf
2 Perſonen getötet und 11 Hindus verletzt wurden.
Die mexikaniſchen Aufſtändiſchen konzentrieren
ſich um Maſiaca. Eine ſtarke Abteilung unter Führung des
Generals Calles rückt von San Blas aus heran. Hinter Maſiacn hält
das Kanonenboot „Propreiſo” die Eiſenbahnſtrecke unter Feuer, ſodaß
die Rückzugslinie der Aufſtändiſchen bedroht iſt. Inzwiſchen bemüht ſich
General Almatzan, den Pulpito=Paß, den einzigen Ausgang im Oſten
des Staates Sonor, zu ſperren.
Der amerikaniſche Senator Root, der kürzlich von der
mit der Püfung der Statuten des Internationalen Gerichtshofes
betrau=
ten Genfer Juriſtenkonferenz zurückgekehrt iſt, hatte eine Beſprechung
mit Präſident Hoover und dem Staatsſekretär Stimſon, denen er ſeine
Pläne zum Anſchluß der Vereinigten Staaten an
den Juternationalen Geriht3hof unterbreitet hat.
zeuge rechtzeitig entdecken und die Abwehrorganiſation
benach=
richtigen kann. Bei der Erfindung ſollen auch alle
Vernebelungs=
verſuche von Kampfſchiffen uſw. nutzlos ſein. Die Engländer
wollen dieſe Entdeckung unter allen Umſtänden geheim halten,
damit kein anderes Land dieſe wichtige Angriffs= oder
Verteidi=
gungswaffe nachahmen könne. Die Engländer tun ſehr
geheim=
nisvoll, wir wollen aber zunächſt einmal abwarten, ob bei den
diesjährigen großen Manövern dieſe geheimnisvolle Erfindung
in Tätigkeit tritt oder ob nicht wieder die angreifenden Flugzeuge
London zu einem „Schutthaufen” verwandeln, ehe die
Abwehr=
organiſation zur Stelle iſt, womit natürlich die jetzt einſetzende
Beruhigung der Londoner Bevölkerung wieder dahin wäre.
Pelikionsausſchuß des Hefſiſchen Landkags.
Der Petitionsausſchuß des Heſſiſchen Landtages beendete geſtern
vormittag das ihm vorliegende Arbeitspenſum. Ein demokratiſcher
Antrag gegen die Einführung der Weinſteuer uſw. durch das Reich
wurde für erledigt erklärt, da der Miwiſter für Arbeit und Wirtſchaft
darauf hinwies, daß die Heſſiſche Regierung ihren Vertreter im
Reichs=
rat angewieſen habe, gegen alle derartigen Steuerprofekte Stellung zu
nehmen. — Auf einen demokratiſchen Antrag zur Nachholung der durch
die lange Froſtx=riode zurükgekommenen Beſtelluingsarbeiten in
Land=
wirtſchaft und Weinbau die Beſtimmungen über die Sonntagsruhe
verübergehend aufzuheben, wird für erledigt erklärt, da die Regierung
ſchon vor einiger Zeit, die örtlichen Polizeiſtellen angewieſen hat, ime
Sinne des Antrages entſpr chende Ausnahmeregelung vorzunehmen. —
Ein Zentrumsantrag auf Kriſenfürſorge für die Tabakarbeiter iſt
in=
ziſchen erledigt worden, da das Reſchsarbeitsminiſterium eine
ent=
ſrrechende Einbeziehung in den Kreis der Unterſtützungsberechtigten auch
für die Tabakarbeiter angeordnet hat. — Eine längere Ausſprache
ent=
ſpann ſich über einen Antrag Späth, Weſp und Genoſſen (3.)
wegen der Beſ=häftigung von zusländiſchen (polniſchen) Arbeitskräften,
namentlich in landwirtſchaftlichen Betrieben. Namentlich war eine
Aeußerung verlangt worden, wieviel ausländiſche Arbeiter auf
ſtaat=
lichen oder vom Staat verpachteten, landwirtſchaftlichen Gütern
beſchäf=
tigt werden. Die Regierung wies den Antragſtellern nach, daß durch
bie Maßnahmen mit dem Landesarbeitsimt Frankfurt a. M. die Zahl
der ausländiſchen Saiſonarbeiter bereits ſehr ſtark herabgeſetzt worden
iſt — Ein Antrag der Abgg. Dr. Werner (frktls.) und Böhm (dn.)
wegen des behördlichen Einkaufes in Warenhäuſern wird durch die
An=
nahme eines Antrages des Berichterſtatters Dr. Wolf (VRP.) erledigt.
In ihm wird die Regierung aufgefordert, bei ſolchen behördlichen
Ein=
käufen in erſter Linie die mittelſtändigen Betriebe zu berückſichtigen.
Eine Reihe von Eingaben (Wörner=Geiß Midda; Tremper=Lindenfels;
Bezirksverband für Handwerk und Gewerbe Bensheim und Heppenheim
wegen des Brötchenverkaufs in Städten mit ländlichem Charakter;
Er=
werbsloſenkommiſſion Ueberau und Grün=Büidingen) werden durch die
Regierungsantwort für erledigt erklärt. — Wann der Ausſchuß wieder
zuſammentritt, ſteht noch nicht feſt.
ſpektibe”, durch das er auf Jahrzehnte hinaus einflußreich blieb.
Auch Tiepolo ſteht noch auf der Linie derer, die ſich von dem
phan=
taſiereichen Jeſuiten in himmliche Sphären entführen ließen.
Aber er ſetzte an die Stelle des barockhaften Drängens und
Stop=
fens die Entſpannung und Auflockerung des Rokokogeiſtes. Sieht
man genau zu, ſo vollzieht ſich die Bewegung des Aufſteigens zu
märchenhaften Höhen bei ihm in jenen abſtrakten Schnörkellinien,
die dem Stil der ganzen Zeit ihr Gepräge geben. Es iſt zumeiſt
ein großes Hin und Wider, das den Apparat ſeiner
Bilderfin=
dungen beſtimmt. Von unten her ſtrebt alles empor, aus einer
breitentwickelten Baſis ſteigen betonte Vertikalen auf — was
be=
ſonders pointiert wird, wenn aus buntem Gewimmel eine einzelne
Geſtalt mit pathetiſcher Geſte der Arme oder ein ſich bäumendes
Roß oder auch nur eine einzelne Säule, ein Bündel ſieghaft
auf=
gerichteter Speere ſich aus farbigem Reichtum löſen, wie
Fan=
faren, und ſilhouettenartig gegen die Luft ſtehen. Dieſe ganze
Aufwärtsbewegung wird ſodann aufgenommen, beantwortet
durch die obere oder, bei Kuppel= und Deckengemälden, mittlere
Partie, wo ſich in ſchwindelnder Höhe der Himmel öffnet und die
Heiligen= und Engelwelt des Jenſeits herabblickt, heranſchwebt,
um in unmaterieller Freiheit und Leichtigkeit die Gebundenheit
des Irdiſchen zu grüßen. In der Farbe gleichfalls kündigt ſich
eine neue Epoche an. Nicht mehr das prunkende Gold, Dunkelrot,
Schwarzbraun herrſchen, ſondern die lichten Töne des Rokoko, die
in einen ſilbrig=hellen Grundklang gebetteten Felder und Tupfen
in Gold, Roſa, Zartblau, Perlgrau. Es iſt die koloriſtiſche
Stu=
fenfolge Watteaus, die aufs Fresko übertragen wird. Auf ſolche
Weiſe erſcheinen hundertfach behandelte Themen im eigentlichſten
Sinne in neuem Licht. Szenen der heiligen Bücher, der
Märtyrer=
geſchichte, der mythologiſchen Allegorie werden, in der
Einbil=
dungskraft dieſes Unermüdlichen neu geboren, eine nie geahnte
Wirkung geht plötzlich von den verbrauchten Motiven wieder aus.
Die Himmelfahrt Mariä, den Höllenſturz Luzifers und ſeiner
Ge=
noſſen, den Triumph des Glaubens, die Ueberführung des
Hau=
ſes der Madonna nach Loreto, die Verherrlichung der zu Gottes
Hofſtaat emporgehobenen ſeligen Männer und Frauen, die
Ver=
teilung des Roſenkranzes durch den heiligen Dominikus oder, auf
der anderen Seite, den Triumph des Herkules, die Vermählung
Neptuns mit der Venezia, die Tiepolo für den Dogenpalaſt ſchuf,
das alles hatten andere längſt und oft vor ihm gemalt. Doch er
weiß darüber den jubelnden Glanz, die ſpielende feſtliche Freude,
den prickelnden Reiz und die nervöſe Zartheit der Jahrzehnte zu
breiten, in denen mit der höfiſchen auch die kirchliche Kultur ihre
letzten Steigerungen und Verklärungen erfuhr, bevor ſie vom
ſtampfenden Tritt der geiftigen und politiſchen Revolution erſchüt=
Butis vone Hamtg.
Frankreichs Sorgen um eigene Schuldenkilgung.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 24. April.
Die franzöſiſchen Stimmen zur Reparationskonferenz ſind
ein klein wenig optimiſtiſcher geworden. Man glaubt im
all=
gemeinen, daß die Sachderſtändigen noch eine Weile
zuſammen=
bleiben werden. Die Möglichkeit einer Einigung wird von allen
Seiten zugegeben. Selbſt von den Blättern der Nechten, welche
das Scheitern der Konferenz für die beſte Löſung zu halten
ſcheinen und — gleichzeitig die ſchlimmen Folgen des Mißerfolges
für die franzöſiſche Außenpolitik darlegen. Man befürchtet
ins=
beſondere einen Meinungsumſchwung in England. „Bereits”
ſo ſagt man — „hat die Haltung der engliſchen Arbeiterpatei viel
zu der Erſtarkung des deutſchen Widerſtandes beigetragen. (2!)”
Es iſt intereſſant zu beobachten, wie man jetzt in Paris ſelbſt
in Kreiſen, in denen früher über dieſes Thema nicht einmal zu
ſtreiten möglich war, über die abſolute Richtigkeit der
Aufrecht=
erhaltung der Beſetzung des Rheinlandes ſtutzig wird. Die
Be=
fürchtung taucht nämlich auf, daß, wenn in England ein
Re=
gimewechſel käme, die engliſchen Truppen aus dem Rheinland
zurückgezogen werden könnten. „Die Abberufung der engliſchen
Truppen vom Rhein — das heißt, wenn die franzöſiſchen nicht
zur gleichen Zeit zurückgezogen würden — würde der Entente
Cordiale einen ſchweren Schlag verſetzen”, ſchrieb zu dieſer Frage
„L'Echo de Paris”.
Ueber die Auffaſſung in Amerika zirkulieren hier recht
kon=
fuſe Nachrichten. Einerſeits betont man, daß man in Waſhington
das deutſche Angebot für ungenügend hält und Deutſchland für
den Abbruch der Konferenz verantwortlich machen würde,
an=
dererſeits hört man aber in vertrauten Geſprächen erbitterte
Kommentare über die ſtarre Haltung der Amerikaner, die unter
keinen Umſtänden einen Zuſammenhang zwiſchen den deutſchen
Zahlungen an Frankreich und den interalliierten Schulden
er=
blicken wollen. Falls die Experten ohne Ergebnis
auseinander=
gehen, kann die franzöſiſche Kammer aus innenpolitiſchen
Grün=
den das Mellon=Bérenger=Abkommen nicht ratifizieren. Im
Auguſt wird aber für Frankreich die Zahlung von achtzig
Mil=
lionen Pfund für die „Stocks” fällig, falls bis dahin das
Schul=
denabkommen nicht ratifiziert iſt. Ein Argument, welches
be=
ſonders vor den Wirtſchaftskreiſen, die übrigens zu den
opti=
miſtiſchſten in Paris gehören, ſehr viel bedeutet.
Die Ausarbeikung des Sachverſtändigen-
Schlußberichkes.
EP. Paris, 24. April.
Die ſieben Hauptdelegierten, die von der
Sachverſtändigen=
konferenz in den mit der Ausarbeitung eines Schlußberichtes
be=
auftragten Unterausſchuß entſandt worden ſind, haben ſich
zu=
nächſt über die einzuſchlagende Arbeitsmethode verſtändigt. Es
wurde beſchloſſen, den Bericht in mehrere Teilſtücke zu zerlegen
und dieſe Teile den einzelnen Delegierten zur Abfaſſung zu
über=
weiſen. Offenbar iſt man der Anſicht, daß man auf dieſe Weiſe
den Geſamtbericht ſchneller fertigſtellen kann, da er nur noch aus
den gleichzeitig ausgearbeiteten Bruchſtücken zuſammengeſetzt
wer=
den muß.
Nach dem „Intranſigeant” iſt der Bericht zu dieſem Zweck
in vier Kapitel zerlegt worden: die internationale Zahlungsbank,
die bedingungslos zahlbare Schuld, die politiſche Schuld und die
Ziffern. Das Blatt iſt der Anſicht, daß bei dem letzten Abſchnitt
die Meinungsverſchiedenheiten erneut zutage treten werden, aber
Dr. Schacht prüfe ſcheinbar die Möglichkeiten zu einer Beilegung.
Der „Temps” will wiſſen, daß die in dem geſtrigen Communiqué
angekündigten offiziöſen Beſprechungen zwiſchen den
Delegatio=
nen, in denen eine Einigung über die Ziffern geſucht werden ſoll,
noch nicht begonnen haben.
Troßki kann nach Ikalien kommen.
EP. Paris, 24. April.
Aus Kreiſen der franzöſiſchen Trotzkiſten erfährt man, daß
Trotzki durch politiſche Freunde bei der italieniſchen Regierung
vor einiger Zeit habe anfragen laſſen, ob ſein Einreiſegeſuch
be=
willigt würde. Die italieniſche Regierung habe ihn indirekt wiſſen
laſſen, daß es ihm jederzeit freiſtehe, nach Italien zu kommen und
dort Aufenthalt zu nehmen, daß aber die italieniſche Regierung
keine Verantwortung übernehmen könne. Sie werde z. B. nicht
in der Lage ſein, ihm eine Leibwache zur Verfügung zu ſtellen.
Trotzki hätte zunächſt verſucht, Maxim Gorki, der ſchon ſeit
län=
gerer Zeit in Italien lebt, zu dieſer Sondierung zu gewinnen.
Maxim Gorki habe es aber abgelehnt, ſich für Trotzki ins Mittel
zu legen.
tert wird. Die religiöſe Ekſtaſe flammt noch einmal auf und
nähert ſich dabei, ſeltſam und höchſt reizvoll, in einer Miſchung
von Myſtizismus und Sinnlichkeit, die man ſo nie gewagt hatte,
einem recht weltlich geſtimmten Hymnus auf die Schönheit alles
Sichtbaren.
Venedig ſelbſt hat ſich die Genialität ſeines großen Sohnes
eifrig zunutze gemacht. Die benachbarten oberitalieniſchen Städte
folgten, Bergamo, Vicenza, Verona, Udine. Kirchen und Paläſte
riefen ihn hier allenthalben. Aber Tiepolos Ruhm drang bald
über die Alpen, über deren Felſenwall hin das katholiſche
Süd=
deutſchland ſich mit dem italieniſchen Norden zu einer vielfach
be=
ſtätigten Kulturgemeinſchaft verband. Früh ſchon arbeitete er
im erzbiſchöflichen Palaſt zu Wien. 1750 rief ihn der Fürſtbiſchof
Philipp Franz von Schönborn nach Würzburg, wo es galt, dem
neuen Reſidenzſchloß Johann Balthaſar Neumanns den letzten
Akzent aufzuſetzen. Tiepolo malte hier an der Decke des
gran=
dioſen Treppenhauſes die Szene, wie dem Herzogtum Franken
von vier Weltteilen gehuldigt wird. Er malte ſodann im
Kaiſer=
ſaal der Reſidenz die Trauung Barbaroſſas mit Beatrice von
Burgund und die Einſetzung des Würzburger Biſchofs zum Herrn
der fränkiſchen Lande. Die Altäre der Schloßkapelle bildeten den
Abſchluß ſeiner Tätigkeit in der Mainſtadt. Am Ende ſeines
Lebens wirkt Tiepolo wiederum im Auslande: der ſpaniſche Hof
ruft ihn herbei, und es entſtehen im Schloſſe zu Madrid die
Ge=
mälde, die den Stil ſeiner Palaſtdekoration in letzter, ſprudelnder
Entfaltung zeigen, die Schmiede des Vulkan im Saal der
Leib=
garde, die Huldigung der ſpaniſchen Provinzen und die Apotheoſe
der Hiſpania für den Thronſaal und ſeinen Vorraum. Wohin
wir blicken, eine Zauberwelt überſchwänglicher Feierſtimmung.
Die Architektur der Räume wird fortgeſetzt und will ſich ins
Un=
endliche verlieren. Was die Jahrhunderte ſeit der Renaiſſance an
Wiſſen und Geſchicklichkeit in der Bewältigung perſpektiviſcher
Auf=
gaben geleiſtet hatten, nimmt Tiepolo mühelos in ſich auf, um es
verſchwenderiſch anzuwenden. Es iſt, als habe es für ihn keine
Schwierigkeit gegeben. Lächelnd ruft er, als ſei das die einfachſte
Sache von der Welt, im Beſchauer räumliche Illuſionen hervor,
die niemand vor ihm fertiggebracht hat. Aber es entſteht kaum
je der Eindruck von Kuliſſen= und Theatermalerei. Denn Tiepolo
begnügt ſich nie mit rohen Andeutungen, mit einem Ungefähr,
das mit der Fernſicht des Beſchauers rechnet. Er bleibt ſich in
jeder Figur, in jeder Gruppe ſeiner maleriſchen Pflicht mit
ſtren=
gem Verantwortungsgefühl bewußt. In harmoniſchen
Kontra=
ſtierungen und Stufungen von feinſter Bevechnung taucht eine
unüberſehbare Zahl von Geſtalten auf, in glanzvolle Koſtüme
ge=
hüllt, zwiſchen wallenden Vorhängen thronend, untermiſcht mit
Nummer 114
Donnerstag, den 25. April 1929
Seite 3.
Die Schrecken des künftigen Luftkrieges.
Deutſchland ſchlägk vor, den Bomben=
Abwurf aus der Lufk zu verbieten.
Die Abrüſtungsvorkommiſſion erklärt ſich für nicht
zuſtändig und lehnt den deufſchen Borſchlag ab.
* Genf, 24. April. (Priv.=Tel.)
Die Abrüſtungsvorkommiſſion hat heute vormittag die
Be=
ratung über die Beſchränkung der Luftrüſtungen
aufgenommen. Graf Bernſtorff erinnerte dabei an ſeinen
Vorſchlag, nichtnurden Abwurf von Gasbomben
aus der Luft, ſondern auch den Abwurf von
Spreng= und Brandbomben zuverbieten, und gab
ein erſchütterndes Bild des künftigen Luftkrieges und der
An=
griffe auf offene Städte, das de Brouckére=Belgien im Jahre 1926
ſchon einmal in den Beratungen der Kommiſſion entworfen hat.
Sprengbomben würden alle Schutzbauten in den Städten
zer=
ſtören, die Einwohner auf die Straße treiben, wo ſie in die
Gift=
gasſchwaden geraten und getötet würden. Nur der Soldat an der
Front ſei durch ſeine Ansrüſtung, ſeine Gasmaske, Oel= und
Asbeſtanzüge noch einigermaßen geſchützt. Das ganze Unheil
werde ſich über die Zivilbevölkerung, Frauen, Kinder und Greiſe,
entladen. Vor allem gelte es, die Bombenflugzeuge
zu beſchränken, da ſie eine ausgeſprochene Angriffswaffe
ſeien. Wennman Bombenabwürfe aus der Luft in
jeder Form verbiete, werde die Unterhaltung
von Bombengeſchwadern überflüſſig, und die
Furcht der Staaten vor einem plötzlichen
An=
griffbeſeitigt.
Sato=Japan trat dafür ein, die Maßnahmen" für die
Herabſetzung der Luſtrüſtungen nur in ihren großen Linien
feſt=
zulegen, da man bei einem zu detaillierten Programm Gefahr
laufe, daß eine Reihe von Ländern dieſe Beſtimmungen nicht
an=
nehmen können. Vor allem müſſe man auf die beſonderen
Be=
dingungen der einzelnen Länder bei der Luſtrüſtungsbeſchränkung
Rückſicht nehmen. Außerdem fehle gerade auf deu Gebiet der
Luſt= und Landabrüſtung noch jede praktiſche Erfahrung,
wäh=
rend auf dem Gebiet der Seeabrüſtung durch das Waſhingtoner
Abkommen gewiſſe Fortſchritte gemacht ſeien.
Die kürkiſche deleggkion zieht ihr
Abrüſtungs=
proiekt zurück.
Der türkiſche Vertreter gab außerhalb der
Tages=
ordnung eine bemerkenswerte Erklärung ab, indem er ankündigte,
die türkiſche Delegation ziehe ihr
Abrüſtungs=
projekt zurück, da die Kommiſſion über zahlenmäßige
Be=
ſchränkungen und Koeffizientenberechnung nicht ſprechen wolle.
Von dieſem Gedanken gehe das türkiſche Projekt aber aus. Die
Türkei wolle ihren Vorſchlag deshalb erſt wieder auf der
endgül=
tigen Abrüſtungskonferenz vorbringen. Sie mache aber jetzt ſchon
darauf aufmerkſam, daß ſie auf der Konferenz auf keinen
Falldem Gedanken des Potentiel de guerre werde
zuſtimmen können; ebenſowenig könne ſie einer
Beſchränkung der Reſerven und des gelagerten
Materials zuſtimmen, da dadurch nur die großen
In=
duſtrieländer Vorteile hätten, denen es im Kriegsfall jederzeit
möglich ſei, ſich eine Materialrüſtung zu beſchaffen, während
an=
dere Staaten dieſe Möglichkeit nicht hätten. Die Diskuſſion über
die deutſchen Vorſchläge, ſowohl den Bombenabwurf von Gas=,
Brand= und Sprenggranaten aus der Luft zu verbieten und für
Sicherung der Zibilbevölkerung gegen Luftangriffe zu ſorgen,
förderte
alle möglichen Einwände der Milikärſtagken
zutage. — Sokal=Polen erklärte etwas ſpöttiſch, man könne
doch in der Kommiſſion kein Kriegsrecht für den Luftkrieg
auf=
ſtellen, nachdem man erſt vor wenigen Wochen durch den
Kellogg=
pakt den Krieg geächtet habe, worauf ihm Litwinow
entgeg=
nete, dann hätte auch die Aufrechterhaltung der Rüſtungen keinen
Sinn mehr und ebenſo ſei es überflüſſig, daß die Kommiſſion
geſtern noch eine Art Kriegsrecht für den chemiſchen Krieg
aus=
gearbeitet habe. Sokal machte darauf den Einwand, der
Nelloggpakt ſtelle die Sicherheit noch nicht völlig her und der
Völ=
kerbundspakt verpflichte die Staaten ſogar zur Teilnahme an
einem internationalen Sanktionskriege. Dazu müſſe man die
Rüſtungen aufrechterhalten. Worauf Litwinow entgegnete,
wenn der Krieg alſo noch möglich ſei, könne man ebenſo gut wie
den chemiſchen Krieg auch den Bombenabwurf aus der Luft
un=
terſagen.
Botſchafter Hugh Gibſon,
der amerikaniſche Vertreter auf der Genfer vorbereitenden
Ab=
rüſtungskonferenz, hat konkrete Abrüſtungsvorſchläge vorgetragen
und gefordert, daß man ſich nicht mit einer bloßen „
Beſchrän=
kung” der Rüſtungen begnügen, ſondern eine allgemeine „
Herab=
ſetzung” der Rüſtung herbeiführen ſolle. Amerika wünſcht
ins=
beſondere die Rüſtung zur See herabzuſetzen und möchte die
genaue Tonnage der erlaubten Seerüſtung zahlenmäßig
feſt=
geſetzt wiſſen.
Mafſigli=Frankreich bezeichnet die Bombenflugzenge
als Abwehrwaffe gegen ſchwere Geſchüte
von 120—150 Kilometer Tragweite, deren Treffer mindeſtens
ebenſo blind und zufällig ſeien, wie die Bombenabwürfe aus
Flugzeugen. Flugzeuge müßten zur Abwehr gegen Feinde zur
Verfügung ſtehen, die in geheimen Reſerven angeſammelt und im
Vormarſch begriffen ſeien. Gegen einen ſolchen Gegner müßte
die Luftwaffe zur Zerſtörung ſeinen Eiſenbahnlinien und
Bahn=
höfe eingeſetzt werden.
Dem hielt Graf Bernſtorff gegenüber, daß
niemand die Kommiſſion daran hindere, auch
die weittragenden Geſchütze zu verbieten. Wenn
die Kommiſſion auf dem Standpunkt ſtehe, ſie könne keine
Ver=
bote ausſprechen, ſo müſſe er daran erinnern, daß man
Deutſch=
land bei ſeiner Abrüſtung ſehr wohl Verbote auferlegt habe und
die deutſche Abrüſtung ſei doch eine Modellabrüſtung für alle
übrigen Staaten. Wenn die Kommiſſion über die deutſchen
Vor=
ſchläge nicht beraten wolle, werde die deutſche Regierung auf der
endgültigen Abrüſtungskonferenz mit demſelben Vorſchlag
wieder=
kommen. Der Zweck der Kommiſſion ſei zum mindeſten, wie das
Lord Ceeil mehrfach betont habe, jeden Angriff unmöglich zu
machen.
Der engliſche verkreter, Lord Cuſhendun, lehnke
den deutſchen Borſchlag ab,
indem er ihn als über die Kompetenzen der Kommiſſion
hinaus=
gehend bezeichnete. Die Kommiſſion könne keine
Regelnfürdie Anwendunggewiſſer Waffen
auf=
ſtellen. Der Schutz der Zivilbevölkerung ſei bereits durch das
Haager Abkommen von 1907 feſtgelegt.
Politis=Griechenland unterſtrich ebenfalls, daß in früheren
Abmachungen über das Kriegsrecht Bombardierungen aller Art
gegen die Zivilbevölkerung bereits unterſagt ſeien. Es habe aber
keinen Zweck, wenn die Kommiſſion immer wieder ihre Kom=
dunkelhäutigem Volk, mit Negern, Arabern, Indianern,
über=
ragt von Zeltbahnen und flatternden Bannern. Das bewegt ſich
in feſtlichem Zuge durch Säulenhallen, ſtrebt über teppichbelegte
Marmorſtufen in die Höhe empor, verſammelt ſich in zwangloſen
Gruppen um einen fürſtlichen oder geiſtlichen Mittelpunkt, ſtürmt
vorwärts oder richtet die Blicke nach oben. Oft hat Tiepolo den
Kunſtgriff gebraucht, ſein Menſchengedränge nur wenig in den
leeren Luftraum aufragen zu laſſen, um darüber nun doppelt
ein=
drucksvoll das majeſtätiſche Ziehen und Schweben weißer
Wolken=
gebirge zu charakteriſieren. Im Raffinement ſolcher Anordnungen
erkennt man den Einfluß Oſtaſiens auf das europäiſche Rokoko.
Daß Tiepolo ihm mancherlei ſchuldete, hat er dankbar quittiert,
wenn er Chineſen und Japaner in ſein Völkergewimmel entbot.
Mit den Wandgemälden erſchöpft ſich Tiepolos Lebenswerk
nicht. Neben ſie ſtellt ſich eine ebenſo bedeutſame Reihe von
Staffelei= und Altarbildern. Auch hier ging er eigene Wege, die
naturgemäß abſeits vom Fresko lagen. Seine Madonnen, ſo
ſicher ſie ſich in der Hierarchie des Himmels bewegen, ſind zarte,
blaſſe, junge Mütter, die ihre irdiſche Herkunft nicht verleugnen.
Das Ungewöhnliche, Abſeitsliegende übt eine ſtarke
Anziehungs=
kraft auf Tiepolo aus. Davon geben unter anderem die
Radie=
rungen Kunde, die er in den Serien der „Capricci” und der
„Scherzi di fantaſia” zuſammenſchloß. Es ſind Blätter, die ſich
wie Vorahnungen Goyas ausnehmen. Im Schwarzweiß kennt
die Unbändigkeit ſeiner Phantaſie keine Feſſel mehr. Grauſige
und wilde Viſionen wechſeln ab mit tiefſinnigen Allegorien und
romantiſchem Märchenſpuk. Wie der Traum innere Geſichte
fie=
bernd durcheinanderſchüttelt, ſo hat der Künſtler ſie auf die Platte
gebracht. In das Geiſtes= und Seelenleben eines ſchöpferiſchen
Menſchen, den die Ueberfülle der unmittelbar zur Bildgeſtaltung
drängenden Erregungen faſt ſprengen will, gewinnen wir
erſchüt=
ternden Einblick.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Mittwoch, den 24. April.
Der Freiſchütz.
Romantiſche Oper von Kind, Muſik von C. M. v. Weber.
Die Neubeſetzung des Max durch Hans Grahl brachte
die=
ſer Rolle, wie vorauszuſehen war, einen ſtarken Aufſchwung. Das
große ſtimmliche Format des Heldentenors verleiht ihr vielleicht
ſchon ein zu ſchweres Gewicht. Aber die Vielſeitigkeit dieſes
glän=
zenden und kultivierten Materials vermag die dramatiſchen
Akzente ebenſo leuchten zu laſſen, wie ſie die Lyrik zum Blühen
bringt. Die großzügige Geſtaltung vollends entkleidet die leicht
weichlich erſcheinende Figur aller Sentimentalität. Freilich hätte
dieſe ſchöne Leiſtung noch weit beſſer zur Geltung kommen und
größeren Erfolg haben können, wenn die verunglückte
Neuinfze=
nierung günſtigere Vorbedingungen gäbe, und ihn wie alle
Mit=
wirkenden, in der Entfaltung ihrer Geſangspartien weniger
be=
v. H.
engte.
* 2a5 Deſſauer Bauhaus.
Gaftſpiel im Frankfurter Schauſpielhaus.
Die Frankfurter Zuſchauer hatten Humor. Je ernſter die
Herrſchaften des Bauhauſes ihre geometriſchen Figuren
ab=
ſchritten, umſo vergnügter wurde die Stimmung im
Zuſchauer=
raum. Der heitere ironiſche Beifall war die Gegenwirkung auf
die abſtrakten Gedankenſpielereien der Deſſauer.
Profeſſor Oskar Schlemmer predigt eine neue Myſtik der
Verſchmelzung von Gefühl und Spiel und Raum. Seine Myſtik
kommt aber nicht aus dem Gefühl, ſondern allein aus dem
Ver=
ſtand. Es ſind unbarmherzig abſtrakte Erwägungen und
Be=
rechnungen, aus denen er eine Kunſt entwickeln möchte.
Man zeigte Tänze, die — ſchon bedenklich! — im
Spiel=
zettel erläutert werden mußten. So den „Raumtanz”‟: „Das
a=b=e des gehens, ſchreitens, laufens, verdeutlichen und
verleben=
digen des geometriſch beſtimmten raums durch begehen der
auf=
gezeichneten bodenlinien: mitte, quadrat, achſen, diagonalen.”
Eine Sachverſtändige des Kindergarten=Weſens, war befriedigt
und meinte, es ſei faſt ſo gut wie bei ihren Kleinen!
Andere Gehübungen ähnlich abſtrakt, ſo „Formentanz”, „
Ku=
liſſentanz”, „Geſtentanz”. Gipfel einer naiven Unfruchtbarkeit
waren die „Baukaſtenſpiele”: zwei Spieler ſchoben zwei Treppchen
hin und her: dies war: „Auseinanderſetzung mit zwei
treppen=
artig geſtuften farbigen kaſten in tänzeriſch dramatiſierter form”!
Auf der Galerie pſiff ein muſikaliſcher Beſucher dazu: „Ich küſſe
Ihre Hand, Madam”!
Einzelne Tänze gewannen durch nette Ausſtattung. So die
Tänze in Metall und Glas und ein Reifentanz, zu dem Manda
von Kreibig aus Nürnberg ſich hatte gewinnen laſſen.
Ein Sketch erlaubte zum Schluß „das bisher bewußt
ver=
miedene Wort”, blieb aber in den Worten von gleicher
Anſpruchs=
loſigkeit wie die vorhergehenden Tänze ohne Worte.
Man wird grundſätzlich jeden neuen Verſuch auf dem Theater
mit Intereſſe verfolgen. Die abſtrakten Berechnungen des Bau=
petenzen einſchränke. Auf dieſe Art werde man mit dem
Ab=
rüſtungswerk nicht weiterkommen. Wenn man den chemiſchen
Krieg verbiete, ſei es nur logiſch, daß man gleiche Maßnahmen
auch gegen den Luftkrieg vorſehe. Der Kelloggpakt enthebe die
Staaten nicht ihrer Pflicht zur Selbſtverteidigung. Das
allge=
meine Prinzip der Beſchränkung der Luftwaffe und ihrer
Ver=
wendung gehöre deshalb zum Aufgabenkreis der Kommiſſion.
Das Endergebnis dieſer ſonderbaren Diskuſſion war, daß der
deutſche Vorſchlag gegen die Stimmen Deutſchlands, Rußlands,
Chinas, Schwedens und Hollands abgelehnt wurde, allerdings
mit der Erläuterung, daß dieſe Abſtimmung nicht als eine
Er=
mächtigung aufzufaſſen ſei, einen Luftkrieg gegen die
Zivilbevöl=
kerung zu führen.
Die Stellungnahme der engliſchen Regierung zu den
Abrüſtungsvorſchlägen Gibſons.
EP. London, 24. April.
Die Seeabrüſtungsvorſchläge des amerikaniſchen Delegierten
in Genf, Gibſon, wurden heute eingehend im engliſchen Kabinett
beſprochen. Vor der Sitzung hatte der frühere
amerika=
niſche Staatsſekretär Kellogg eine längere
Unterredung mit Baldwin. Am Nachmittag gab
im Unterhaus der engliſche Außenminiſter
Chamberlain die Stellungnahme der engliſchen
Regierung zu den VorſchlägenGibſons bekannt.
Seine Regierung wünſche ebenſo wie die der Vereinigten
Staa=
ten nicht einfach eine Beſchränkung, ſondern eine Herabſetzung
der Rüſtungen zur See. Chamberlain fuhr fort: Wir haben ja
ſchon vorher Vorſchläge für eine allgemeine Herabſetzung der
Seerüſtungen gemacht, und daher wird von dieſer Herabſetzung
eine jede Kriegsſchiffklaſſe betroffen werden. Mit beſonderem
Intereſſe hat die engliſche Regierung die größere Elaſtizität, die
in den Vorſchlägen Gibſons enthalten iſt, zur Kenntnis
ge=
nommen.
Kenworthy fiel hier mit der Bemerkung ein, daß die
Antwort Chamberlains ganz allgemein gehalten ſei und nichts
über eine Annahme der Vorſchläge Gibſons enthalte. Er hoffe,
daß die engliſche Regierung nicht wieder den gleichen Fehler wie
im Jahre 1923 in Genf machen werde.
Chamberlain wich mit der Erwiderung aus, daß er
nicht die Motive dieſer Frage verſtehe. Er lehne jeden Verſuch
ab, die Bedeutung ſeiner ſoeben gemachten Erklärungen zu
ver=
mindern.
Der Abg. Garro Jones frogte, ob man nun annehmen
könne, daß die engliſche Regierung endgültig die Politik, die in
dem engliſch=franzöſiſchen Pakt enthalten war, aufgegeben habe.
— Sir Auſten Chamberlain erwiderte kurz, es habe
niemals einen engliſch=franzöſiſchen Pakt
ge=
geben. — Auf eine weitere Frage über die Begrenzung von
Unterſeebooten, antwortete Chamberlain, daß es die engliſche
Regierung in dieſer Beziehung nicht an Intereſſe fehlen laſſen
werde, falls ſie in Uebereinſtimmung mit den Amerikanern die
Begrenzung und Herabſetzung jeder Klaſſe von Kriegsſchiffen
ſicherſtellen könne.
Die Aufnahme von Gibſons Expofé in Amerika.
Das Expoſé des amerikaniſchen Vertreters in Genf, Gibſon,
hat in politiſchen Kreiſen allgemein Aufſehen erregt, beſonders
weil man darin einen Anhaltspunkt in bezug auf die Politik
er=
blickte, die Präſident Hoover in der Abrüſtungsfrage und im
all=
gemeinen in Fragen der internationalen Politik zu befolgen
ge=
denke. Dieſe Politik wird von den Demokraten als „verſchleierter
Wilſonismus” beſpöttelt. Senator Borah hat erklärt, daß das
Expoſé Gibſons zu begrüßen ſei. Es beweiſe, daß ſich Präſident
Hoover entſchieden an den Kelloggpakt halten wolle. Dazu ſei
er zu beglückwünſchen. Man müßte ja verzweifeln, wenn der
Kelloggpakt nicht eine Grundlage für allgemeine Abrüſtung
ab=
geben würde. Der Abgeordnete Britton dagegen hat das
Ex=
poſé ſehr ſcharf kritiſiert. Amerika habe dadurch auf den bei der
Genfer Flottenabrüſtungskonferenz eingenommenen Standpunkt
verzichtet. Das Expoſé bedeute, daß Amerika nicht mehr den
Standpunkt aufrecht erhalte, eine ebenſo ſtarke Flotte zu
be=
ſitzen wie England. Er ſei überzeugt, daß der Senat nie einen
Abrüſtungsvertrag ſanieren werde, durch den die amerikaniſche
Flotte die zweite der Welt würde. Bezugnehmend auf dieſe
Er=
klärung Brittons hat das Staatsdepartement kurz nachher eine
Note veröffentlicht, die dieſe Erklärung als unzutreffend
bezeich=
net. Amerika verzichte keineswegs auf ſeine Politik, eine
eben=
ſo ſtarke Flotte wie England zu beſitzen. Ferner wird mitgeteilt,
daß das Expoſé Gibſons in einer Beſprechung feſtgelegt wurde,
die vor der Abreiſe Gibſons in Waſhington zwiſchen Hoover,
Gibſon und Staatsſekretär Stimſon ſtattfand.
hauſes ſtehen jedoch mit der Phantaſie und dem Weſen der Kunſt
in ſo ſtarkem Gegenſatz, daß aus ihnen keine Früchte reifen
dürften.
F.
* Weſtermanns Welkuhr.
An irgend einem Ort der Erdoberfläche iſt es an einem beliebigen
Tag mitrags 12 Uhr, wenn an dieſem Ort an dem gedachten Tag die
Sonne am höchſten ſteht. Dieſes Ereignis findet an Orten, die auf
demſelben Längenkreis liegen, zu derſelben Zeit ſtatt; an Orten, die
auf verſchiedenen Längenkreiſen liegen, in verſchiedenen Zeiten.
Längen=
kreiſe ſind gedachte Kreiſe oder Halbkreiſe, die von Pol zu Pol gehen.
Daher zeigen Uhren, welche die wahre Sonnenzeit angeben, an Orten
auf verſchiedenen Längenkreiſen denſelben Augenblick durch verſchiedene
Stunden an. — „Die Uhren gehen verſchieden”. — Der Zeitunterſchied
beträgt bei zwei Orten, die auf zwei benachbarten Längenkreiſen liegen,
vier Minuten; bei zwei Orten, zwiſchen deren Längenkreiſen ein dritter
Längenkreis hindurchgeht, acht Minuten; bei zwei Orten, zwiſchen deren
Längenkreiſen zwei andere Längenkreiſe hindurchgehen, 12 Minuten —
uſw. In denjenigen Zeiten der Vergangenheit, in denen der Verkehr
ſich zwiſchen Orten bewegte, zwiſchen denen ſich nur wenig Längenkreiſe
befanden, machte ſich dieſer Unterſchied im Anzeigen der Uhren nur
wenig ſtörend bemerkbar.
In der im 19. Jahrhundert einſetzenden Zeit des geſteigerren Verkehrs
über weite Räume, der viele Längenkreiſe überſpannt, verſpürte man
das verſchiedene Anzeigen der Uhren ſtörend im Verkehr der Eiſenbahn
und Poſt. Daher ſchuf man in Europa und Nordamerika für größere
Näume dieſer Erdteile Beſtimmungen, die dafür ſorgten, daß innerhalb
eines jeden einzelnen dieſer Räume in demſelben Augenblick die Uhr
die gleiche Zeit zeigte — Zonenzeit. — So entſtanden die weſteuropäiſche
Zeit, die mitteleuropäiſche, die oſteuropäiſche, die amerikaniſche
Atlantik=
zeit, die amerikaniſche Zentralzeit, die amerikaniſche Pazifikzeit. —
Schließlich ſchufen Wiſſenſchaft und Uebererdverkehr den Begriff „
Welt=
zeit”.
Heute in den Zeiten des höchſtgeſteigerten Verkehrs mit Telegraph,
Telephon, Tonfunk, Bildfunk, iſt es für den Menſchen, der ſich dieſer
Mittel bedient, wünſchenswert, ſeine eigene Zeit mit der Zeit desjenigen
Orts zu vergleichen, mit dem er in Verkehr ſteht; die wahren Zeiten
und die Zonenzeiten. — Dazu verhilft ihm Weſtermanns Weltuhr;
eine handliche, ſinnreiche, durch kurze und klare Gebrauchsanweiſung
leicht zu benutzende Einrichtung aus dem Druck des rührigen Verlags
von Weſtermann in Braunſchweig. Format; quadratiſch, 21
Zenti=
meter, flach; Stoff: Pappe.
In der Schreibſtube des Kaufmanns, im Amtszimmer der Behörde,
in der Schriftleitung der Zeitung wird dieſe Weltuhr gute Dienſte leiſten
und Aufklärung geben. Im Unterricht der Schule wird ſie — in der
Hand des Schülers — dieſem Gelegenheit geben, eine Reihe von
Auf=
gaben aus der marhematiſchen Geographie anſchaulich zu löſen. Hier
erleichtert der Preis — nur 90 Pfg. — die Anſchaffung auch in größerer
Zahl.
Seite 4
Donnerstag, den 25. April 1929
Nummer 114
Die glückliche Geburt unseres Töchterchens
Karla-Maria
zeigen wir in dankbarer Freude an
Mali Huefnagels, geb. LöM
Dipl.-Ing. Jos. Huefnagels.
Leipzig, den 24. April 1929
z. Zt. Privatklinik, Rudolfstraße 7.
Heute früh verſchied plötzlich und unerwartet unſere
herzensgute, innigſtgeliebte Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter und Tante
Frau
Mna NeBewe,
geb. Marx
im 80. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Leopold Neu und Familie.
Darmſtadt, Tſebigſtr. 26, den 24. April 1920.
Ober=Klingen i. O, Groß=Zimmern New=ſork.
Die Ueberführung findet Freitag, den 26. April, ab
Ober=Klingen 12½ Uhr ſtatt, die Beerdigung um 2:/, Uhr
auf dem iſrael. Friedhof in Dieburg.
Todes=Anzeige.
Am 23. April entſchlief ſanft nach ſchwerem Leiden
und einem arbeitsreichen Leben unſere liebe, treuforgende
Mutter, gute Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin,
Tante und Großmutter
Frau
Matie Beidmann we.
im Alter von 62 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Grafenſiraße 27.
Die Beerdigung findet am Freitag vormittag 11 Uhr
auf dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.
Heute entſchlief ſanft uach kurzem ſchweren
Leiden meine mütterliche Freundin, unſere liebe
Mutter und Schwiegermutter
Frau
2ind Rugei Swe.
geb. Keil.
In tiefer Trauer:
Beria Schmidter
Anna Schäfer, geb. Rüger.
Darmſtadt, den 23. April 1929.
Saalbauſtr. 38.
(7077
Die Beerdigung findet Freitag, den 26. April 1929,
nachmittags 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute Nacht entſchlief unſer guter Vater,
Groß=
vater und Schwiegervater
Peter Kohlmann
im 70. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 24. April 1929.
Neue Niederſtr. 15.
Die Beerdigung findet Freitag, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhofe ſtatt.
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Am 23. April 4 Uhr nachmittags nahm Gott zu ſich den
Iderſtieutnant a. Z. Hranz Stteelich
de Dumas de V Espinol, Ritter hoher Orden.
Er ſtarb an Herzlähmung infolge von Lungenentzündung.
In tiefſtem Schmerze:
Die trauernden Hinterbliebenen.
Eberſtadt=Waldfriede, den 24. April 1929,
(7088
Die Einäſcherung findet am Freitag, den 26. April, 4 Uhr nachmittags,
auf dem Waldfriedhof Darmſtadt ſtatt,
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Kranichſteinerſtr. 28
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Telephon 736
Telephon 736
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(370
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten
Todes=Anzeige.
Am Dienstag Morgen, den
23. April verſchied nach kurzem
ſchweren Leiden mein
innigſtge=
liebter Gatte, unſer treuſorgender
Vater, Bruder, Schwiegerſohn,
Schwager und Onkel
Herr
Marx Rechenberg
im Alter von 45 Jahren.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Elſa Rechenberg, geb. Möſer
nebſt Kindern und Angehörigen.
Darmſtadt, den 23. April 1929.
Die Beerdigung findet am Freitag.
den 26. April, nachmittags 4 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt. (*
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Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten ſprechen wir Allen
unſeren herzlichen Dank aus.
Philipp Plößer u. Frau
Kätchen, geb. Bock.
Traiſa, 20. April 1929.
Wie ich von schwerem
Lungenleiden
— Tuberkuloſe —
geheilt wurde, teile
ich jedermann gern
mit. Rückporto er=
(7045b
beten.
Philippine Kaiſer
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Die Schulkameraden der früheren Müllerſchule werden zu einer
Vorbeſprechung zwecks Feier der 50jährigen am Samstag, den
27. April, abends 8‟/, Uhr, bei Gaſiwirt Georg Gunder,
Schloßgartenplatz 6. höflichſt eingeladen. Es iſt Ehrenpflicht
eines ſeden Schulkameraden, zu erſcheinen. Die Einberufer.
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Nummer 114
Donnerstag, den 25. April 1929
Aus der Landeshauptfkadl
Darmſtadt, 25. April.
Bie ein Gelängekauf zur Zeik unſerer
Ururur=
graßellern var ſich ging.
Von Stadtarchivar Dr. Adolf Müller.
Die Not des Dreißigjährigen Krieges und die Peſt hatten unſere
Heimat entvölkert. Die Aecker konnten aus Mangel an Menſchen nicht
beſtellt werden, Tadurch gingen dem Staat Steuern verloren. Die
Re=
gierung zog daher Siebler ins Land. Auch meine Vorfahren
wander=
ten um 1700 aus Hartmannshain in Oberheſſen, wo ſie bis in das 16.
Jahrhundert zurück zu berfolgen ſind, ein. Im Heſſiſchen Staarsarchiv
befindet ſich das genaue Protokoll der Ernſthöfer Gerichtsſitzung, in der
mein Ahne, Hans Müller aus Neutſch, ſeinem neuen Herrn, dem
Frei=
herrn von Walbrunn, den Huldigungseid leiſtete. Hans Müller kaufte
damals (4. November 1701) von Franz Keller und Anua Katharina
Kellerin für 300 fl Land. Der Kauf ſpielte ſich folgendermaßen ab:
Der zeit ge Kellner fragte bei jedem Verkäufer, ob er den Käufer
wehren wollte; antwortete der Verkäufer mit „Ja” und mußte an den
Gerichtsſtab greifen. Hernach der Käufer auch und ſo lange, bis
gedach=
ter Kellner folgende Worte geſprochen:
„So wehre ich euch und eure Erben und entwehre euren Verkäufer
und ſeine Erben und tue euch hiermit in Fried und Bann, daß euch
niemand daran hindere noch irre, er habe denn Eeſſeres Recht als ihr
habt.”
Hernach fragte der Herr Kellner den Schultheiß, ob er recht
ge=
wehrt iſt.
(Der) Schultheiß antwortete: „Ja, wenn er Herrn und Heiligen
bezahlt, was mit Recht drauf kommen kann, und dem Gerichr ſeine
Gebühr.”
(Der) Kellner ſprach weiter: „Gott geb’ euch Glück und Segen!“
Die Formen, in denen ſich das Rochtsgeſchäft abwickelte, ſind uralt,
Seit 1526 war hierzuland der Proteſtantismus eingeführt; trotzdem
wurde die Gültigkeit des Kaufvertrages abhängig gemachr von der
Zah=
lung der Gebühren an Herrn und „Heilige”. So zäh hielten unſere
Väter an dem Herkommen feſt.
Seite 5
— Ernannt wurden: am 21. März der Kanzleigehilfe A. Zirbus
zum Kanzliſten beim Sekvetariat der Landesuniverſität zu Gießen mit
Wirkung vom 1. Mai an; am 27. März: der Schulamtsanwärter
Wil=
helm Rodenbach aus Kreuznach zum Lehrer an der Volksſchule zu
Partenheim (Kreis Oppenheim), die prov. Handarbeitslehrerin an der
Voltsſchule zu Bodenheim (Kreis Oppenheim) Eliſabeth von Hoff
zur Handarbeitslehrerin an dieſer Schule — beide mit Wirkung vom
Tage des Dienſtantritts an; am 2. April: die Schulamtsanwärterin
Barbara Arnold aus Heppenheim zur Lehrerin an der Volksfchule
zu Lorſch (Kreis Bensheim), die Schulamtsanwärterin. Eliſabeth
Schmitt aus Darmſtadt zur Lehrerin an der Volksſchule zu Lorſch
(Kreis Bensheim) — beide mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
an; am 17. April der Polizeihauptwachtmeiſter des Bereitſchaftsdienſtes
Amand Zimmer zu Darmſtadt zum Polizeihauptwachtmeiſter mir
Wirkung vom 1. Nai 1929; am 20. April der Lehrer Gg.
Grönin=
ger an der Volksſchule zu Worms zum Nektor an dieſer Schule mit
Wirkung vom 1. Mai an; am 22. April: die Lehrer an der Volksſchule
zu Darmſtadt Friedrich Blumöhr, Adam Link, Heinrich Wick zu
Nektoren an dieſer Schule, der hauptamtliche Fortbildungsſchullehrer
Philipp Germann an der Fortbildungsſchule zu Darmſtadt zum
Nektor an dieſer Schule — ſämtlich mit Wirkung vom Tage des
Dienſtantritts an; durch Entſchließung des Herrn Miniſters für Kultus
und Bildungsweſen der Studienreferendar Carl Bernhard Knaus
zum Studienaſſeſſor.
Die Ernennung des Lehrers Wilhelm Jung zu Ober=Erlenbach
(Kreis Friedberg) zum Lehrer an der Volksſchule in Löhrbach (Kreis
Heppenheim) wird zurückgenommen.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 18. April der Werkmeiſter
am Waſſerbaulaboratorium der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt
Konrad Müller auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Mai an.
— Neu zu beſetzen iſt zum 1. Juni die Stelle eines Bureaudirektors
bei dem Landgericht in Mainz. Wohnung iſt nicht vorhanden.
Be=
werbungen ſind bis 1. Mai an den Juſtizminiſter einzureichen.
— Ehrung. Frau Baronin Freyde von Kunowſki,
Heidel=
berger Straße 81½/,o, iſt in anbetracht ihrer eifrigen caritativen
Tätig=
keit und ihrer Verdienſte um die Caritasſache vom Diözeſan=
Caritas=
verband das Caritas=Abzeichen verliehen worden.
— Der Heſſiſche Apotheker=Verein begehr am 9. Mai ſein
neunzig=
jähriges Beſtehen durch akademiſchen Feſtakt im Beiſein der
Spitzen ſtaatlicher und ſtädtiſcher Behörden ſowie prominenteſter
Ver=
treter der wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Pharmazie aus dem Reich.
Als Feſtſchrift erſcheint die Geſchichte des Vereins. Die Feier findet in
Darmſtadt in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt.
— Heſſiſches Landestheater. Heute Donnerstag gelangt Grabbes
Schauſpiel „Napoleon” in der Inſzenierung Carl Eberts zur
Wie=
derholung (Miete C, Gemeinde M1; Beginn 19.30 Uhr).
Im Kleinen Haus kommt heute „Figaros Hochzeit” in der
erfolgreichen neuen Inſzenierung Carl Eberts zur Aufführung.
Muſi=
kaliſche Leitung: Dr. Karl Böhm. Als Figaro gaſtiert Heinr. Hölzlin
vom Staatstheater Wiesbaden. Die übrige Beſetzung iſt die der
Erſt=
aufführung. (Zuſatzmiete V, Beginn 19 Uhr.),
Morgen Freitag geht im Großen Haus „Sly” von Wolf=Ferrari
mit Hans Grahl in der Titelpartie, Roſe Landwehr und Hans Komregg
in den übrigen Hauptpartien unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl
Böhm in Szene. (Miete D, Beginn 19.30 Uhr.)
„Die Schieber des Ruhms” von Nivoix und Pagnol
ge=
langen nach längerer Pauſe morgen Freitag zur Wiederaufführung.
Beſchäftigt ſind die Damen Hoffart, Gothe, Stengel und die Herren
Baumeiſter, Maletzki, Minetti, Jürgas, Keßler, Valk, Weſtermann.
(Gemeinde C. Beginn 20 Uhr.)
Curt Götz abſolviert Donnerstag, 2. Mai, im Kleinen Haus des
Landestheaters ein einmaliges Gaſtſpiel in Leo Lenz' Luſtſpiel „Trio”.
In den anderen Hauptrollen ſind Curt Götz Gattin Valerie von
Mar=
tens und Ferdinand von Alten beſchäftigt. Der Vorverkauf für Mieter
beginnt am 27. und 28. April, der allgemeine Vorverkauf am 29. April.
Dem Ortsverband der Genoſſenſchaft Deutſcher Bühnenangehöriger
iſt es gelungen, den Verfaſſer des Militärſchwanks „Der
Feldherrn=
hügel”, Roda Roda, zu einem einmaligen Gaſtſpiel am
Sams=
tag, 27. April, zu veranlaſſen. Die Aufführung findet zugunſten der
Wohlfahrtskaſſen der Bühnengenoſſenſchaft ſtatt (außer Abonnement).
Preiſe 1—6 Mark.
— „Liebe und Trompeteblaſen” — Erſtaufführung in Darmſtadt!
Das Neue Operetten=Theater in Frankfurt a. M. hatte im vergangenen
Jahre mit der Operetten=Novität „Liebe und Trompeteblaſen”,
Muſik von Mare Roland, ſeinen ſtärkſten Erfolg erzielt;
eben=
ſolche Erfolge hatten die Uraufführungen in Berlin und Wien. Seither
geht dieſe Novität über ſämtliche Operettenbühnen Deutſchlands; kein
Wunder, da gute Operetten=Novitäten ſeltener geworden ſind! — Die
heutige Darmſtädter Erſtaufführung im Orpheum
ver=
ſpricht durch das derzeitige Gaſt=Enſemble eine ausgezeichnete
Darbie=
tung, wie überhaupt die Vorſtellungen dieſes Enſembles ſich eines
ſtän=
dig wachſenden Erfolges erfreuen. — Heute und morgen ſind die
bei=
den letzten Werbetage der Propaganda=Veranſtaltung.
Nähe=
res iſt aus der Anzeige im Inſeratenteil erſichtlich.
— Städtiſches Archiv. Der Stadtrat hat kürzlich die Schaffung
einer ſtädtiſchen Archivarſtelle genehmigt. Die Stelle wurde Herrn Dr.
Adolf Müller übertragen, dem auch die Verwaltung des
Stadt=
muſeums und des Liebighauſes obliegt. Zuſchriften, die ſich auf
Archib=
angelegenheiten, Stadtgeſchichte, Stadtmuſeum und Liebighaus beziehen,
ſind an ihn (Stadthaus) zu richten.
TI Totſchlagsverſuch. Der Maurer Heinrich Neuwirth geb.
am 26. Dezember 1880 zu Sprendlingen, wohnhaft daſelbſt, wurde am
24. April durch die Kriminalpolizei in Darmſtadt feſtgenommen und in
Unterſuchungshaft gebracht. Neuwirth geriet am 23. April abends mit
ſeiner geſchiedenen Ehefrau in Streit und verſetzte ihr im weiteren
Verlauf mit einem Buchenknüppel mehrere Schläge auf den Kopf,
wo=
durch die Schädeldecke durchlöchert wurde und das Gehirn hervortrat.
Die Frau liegt im hoffnungsloſen Zuſtand im Kreiskrankenhaus in
Langen.
Die Taberkuloſefürſorge im Rahmen der
allgeneinen Geſundheitspfiege.
Von Dr. med. K. E. Schneider, Sandbach i. Odw.
Schon lange vor dem Krieg, etwa um die Jahrhundertwende, ſind
die erſten Tuberkuloſefürſorgeſtellen entſtanden. Ihre Zahl iſt heute
trotz und vielleicht gerade wegen der großen wirtſchaftlichen Nöte im
Steigen begriffen, ein Beweis, daß ſich dieſe Einrichtungen voll und ganz
bewährt haben. Es liegt auf der Hand, daß ſich mit dem Ausbau
ſolcher Fürſorgeanſtalten ſtändig die Zahl von Kranken, die die
Für=
ſorgeſtellen aufſuchen, mehrt, was uns anſchaulich die jährlichen
Stati=
ſtiken zeigen. Trotzdem Tauſende und Abertauſende die Segnungen
der Tuberkuloſefürſorgeſtellen kennen gelernt haben, beſteht doch noch
reichlich Unklarheit über ihr Weſen bzw. über ihre Stellung im
Rah=
men der allgemeinen Geſundheitspflege. Während meiner Tätigkeit als
Fürſorgearzt im rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriegebiet waren mir dieſe
Mängel häufig aufgefallen, noch mehr jedoch hier im Heſſenlande mit
ſeiner mehr oder weniger überwiegenden Landbevölkerung.
Im folgenden will ich kurz die Geſichtspunkte und Richtlinien
ſkiz=
zieren, nach denen eine einigermaßen gut geleitete Tuberkuloſefürſorge
arbeiten muß.
Unſere Kenntnis über die verheerende Gemeingefährlichkeit der
Tuberkuloſe — ſie marſchiert unter den Sozialkrankheiten an der Spitze
— bzw. ihre Bekämpfung iſt noch nicht ſehr alt. In der Literatur aus
vergangenen Jahrhunderten begegnen uns örtliche Verfügungen über
die Meldepflicht und Unterbringung armer Tuberkulöſer
(Lungenkranker) in Spitälern, Bekämpfung der Seuche durch
Unſchäd=
lichmachung bzw. Verbrennung der von den Krankea benutzten
Gegen=
ſtände durch Behörden (Seuchengeſetzgebung anfangs und Mitte des
18. Jahrhunderts für das Königreich beider Sizilien, Venedig, Neapel).
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erließ England das Geſetz,
nach dem alle Fälle von Tuberkuloſe, die der Armenverwaltung zur
Laſt fielen, in öffentlichen Krankenhäuſern möglichſt in weiter
Ent=
fernung von Städten unterzubringen ſeien.
Man kann in all dieſen Maßnahmen ſchon ein gewiſſes Syſtem
erblicken, das darauf hinzielte, ſolche Kranke möglichſt von anderen
fernzuhalten, da man ſchon frühzeitig die außerordentlich große Gefahr
für die Umgebung erkannte, ohne allerdings die Urſache zu erkennen,
aus der eine Uebertragung der Erkrankung auf andere möglich war.
Einem deutſchen Gelehrten — Nobert Koch — war es vorbehalten,
durch die Entdeckung des Tuberkelbazillus im Jahre 1881 Licht in das
Dunkle zu bringen und ſo die Bekämpfung dieſer Volksſeuche im
wahr=
ſten Sinne in ſtreng wiſſenſchaftliche Bahnen zu lenken. Alle unſere
ſeitherigen Maßnahmen, die der Tuberkuloſebekämpfung dienen, ſind
letzten Ende der Ausfluß jener ſo überaus wertvollen Entdeckung.
Leider hielt der Staat mit dem Vordringen der Medizin nicht
glei=
chen Schritt. Das Layd Robert Kochs ſah erſt im Jahre 1923 das ſeit
langen Jahren erſtrebte Ziel einer engeren und ſtrafferen
organiſato=
riſchen Zuſammenfaſſung vieler wertvoller Kräfte zur Bekämpfung der
Tuberkuloſe — Schaffung eines Tuberkuloſegeſetzes — greifbare Geſtalt
annehmen. Für Heſſen gelten wohl im allgemeinen dieſelben
Richt=
linien und Beſtimmungen. Zwar konnte dieſes Geſetz nicht vollkommen
befriedigen, vermiſſen wir doch in erſter Linie geeignete Maßnahmen,
die auf eine beſſere Iſolierung Schwerkranker hinzielen; es bringt uns
jedoch inſofern etwas ganz anderes, als es die Ueberweiſung und
Be=
kämpfung der anſteckenden Krankheiten in der Hauptſache der
Tuber=
kuloſefürſorgeſtelle bzw. dem Amtsarzt überträgt.
Das Tuberkuloſegeſetz von 1923 beſchäftigr ſich insbeſondere mit
den anſteckenden Tuberkulöſen.. Ich darf kurz die
Haupt=
punkte berühren:
1. Belehrung der Kranken und ihrer Umgebung.
2. Schutz der Familienangehörigen und der ſonſtigen Umgebung vor
Anſteckung und vorbeugende Behandlung der Bedroßten.
3. Verhütung der Weiterverbreitung der Krankheit in der beruflichen
Tätigkeit des Erkrankten, insbeſondere ſolcher anſteckend Kranker,
die vorwiegend im Verkehr mit dem Publikum beſ häftigt ſind.
4. Etwa notwendig werdende Behandlung des Erkrankten und
er=
forderlichenfalls deſſen Unterbringung in einem Krankenhaus oder
in einer Heilſtätte.
Das ſind kurz die Richtlinien, nach der eine Tuberkuloſefürſorge
arbeiten muß, doch darf es nur ein Mindeſtmaß im Rahmen ihres
Arbeitsgebietes bleiben. Gerade in der heutigen Zeit ſchwerer
wirt=
ſchaftlicher Nöte iſt es ſelbſtverſtändlich, daß den Angehö=igen bzw.
Gemeinden und Verſicherungsträgern die koſtſpielige Kur in einer
Heil=
ſtätte nur dann vorgeſchlagen wird, wenn die Diagnoſe einer
behand=
lungsbedürftigen Tuberkuloſe geſichert iſt. Es darf nicht
vor=
kommen, daß noch ein großer Prozentſatz angeblich Tuberkuloſekranker
in Heilſtätten einberufen werden, die keineswegs irgendeine tuberkulöſe
Erkrankung zeitigen, die eine Heilſtättenbehandlung nötig machen.
„Erholungsbedürftige” oder auch Kranke, die zur „Kräftigung ihrer
Geſundheit eingewieſen werden, gehören nicht in eine Heilſtätte.
Deutſchland iſt ein armes Land geworden, es muß mit ſeinem
Ver=
mögen wirtſchaften, und es muß daher ſicher im Bereich des Möglichen
liegen, daß die verfügbaren Plätze — es ſind leider viel zu wenige —
auch nur von wirklich Kranken belegt werden. Es wäre eine ſoziale
Tat, wenn von den Ländern und Kommunen in enger Verbindung mit
den Verſicherungsträgern in dieſer Richtung zur Bekämpfung der
Tu=
berkuloſe — ich denke hierbei an geeignete Einrichtungen, die faſt aus=
Pferdemarkt Darmſtadk.
Begünſtigt von ſchönem Wetter fand am Montag, den 22. April
d. J., der diesjährige Darmſtädter Pferdemarkt auf dem
Pferdemarkt=
platz ſtatt. Es waren über 160 Händlerpferde und über 20 Pferde von
Züichtern aufgetrieben. Letztere wurden der Prämiierungskommiſſion
vorgeführt. Eine Prämiierung von Händlerpferden fand auf Wunſch
der Pferdehändler nicht ſtatt. Es muß anerkannt werden, daß die
Pferdehändler ausgezeichnetes Material, beſonders was den ſchweren
Arbeitsſchlag anbelangt, aufgetrieben hatten. Der Markt war
außer=
ordentlich gut beſucht von Intereſſenten, und das Kaufgeſchäft war ſehr
lebhaft. Infolge des guten Pferdematerials war den Kaufliebhabern
Gelegenheit geboten, ſich gute Pferde zu beſchaffen. Als Vertreter des
Bucherstube Alfred Bodenheimer
Donnerstag, den 25. und Freitag, den 26. April (7055
Feiertagshalber geschlossen!
Moderssohn — Becker — Ausstellung Sonntag von 11—1 geöffnet.
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft waren die Herren Präſident
Uebel, die Miniſterialräte Becker und Bauer anweſend. Als weitere
Ehrengäſte beehrten mit ihrem Beſuch den Pferdemarkt die Herren:
Provinzialdirektor Gebhardt, Polizeidirektor Dr. Uſinger, Ober=
Vete=
rinärrat Dr. Gadow vom Miniſterium des Innern, Ober=Veterinärrat
Dr. Walter, Ehrenvorſitzender des Landespferdezuchtvereins, Dek.=Nat
Müller, Neuhof bei Leihgeſtern, und Landſtallmeiſter i. R. Schörke.
Als Preisrichter waren tätig die Herren: Landſtallmeiſter Hertel, Gg.
Heil=Habitzheim, Veterinärrat i. R. Friedrich=Dieburg, Oek.=Rat Fendt=
Rheinfelderhof. Die Kommiſſion, welche die lebenden Gewinne für die
Pferdemarktlotterie ankaufte, ſetzte ſich zuſammen aus den Herren
Ober=Veterinärrat Nuß=Darmſtadt, Gutsbeſitzer Karl Ramge=Ueberau
und Gutsbeſitzer Ludwig Schönberger=Groß=Bieberau.
Das Prämiierungsergebnis iſt folgendes:
Arbeitsſchlag, dreijährige Fohlen:
1. Georg Weber 6.=Brandau, 1. Preis; 2. Gg. Lochmann 2.=Berkach.
2. Preis; 3. Martin Hammann=Berkach, 3. Preis; 4. Johannes
Ha=
mann=Goddelau, Anerkennung; 5. Franz Kaffenberger=Dilshofen,
An=
erkennung.
ſchließlich der Unterbringung anſteckend Tuberkulöſer dienen (
Tuberku=
loſe=Geneſungsheime, Tuberkuloſekrankenhäuſer mit anſchließenden
Siedelungen für die Uebergangszeit uſw.), die Verwirktichſung ſoicher
Pläne in Angriff genommen würde.
Es iſt weiterhin Aufgabe der Tuberkuloſefürſorgeſtelle, durch
Be=
obachtung und ſtändige Ueberwachung der Gefährdeten und
Leichtkran=
ken dafür Sorgs zu tragen, daß dieſe möglichſt nicht anſteckend werden.
Man ſpricht, von einem Erfaſſen aller Tuberkulöſen von ſeiten der
Tuberkuloſefürſorgeſtellen.
Die Entdeckung des Tuberkelbazillus hat nun in Deutſchland und
auch in anderen Ländern nicht den erwarteten Erfolg, das Sinken der
Sterblichkeitsziffer, gehabt. Andere Gründe ſind vielmehr in den
Vor=
dergrund getreten, ſoziale Faktoren; Hebung des Geſamtvohlſtandes,
Einführung der Kranken= und Invalidenverſicherung, Entwicklung des
Heimſtättenweſens. Man ſpricht auf Grund einer Reihe von Arbeiten,
die den Einfluß der ſozialen Lage auf Häufigkeit und Verlauf der
Tuberkuloſe verfolgten, den Einfluß von Armut und Reichtum, der
Wohnungen uſw. unterſuchten, nicht nur von der Tuberkuloſe als einer
anſteckenden Krankheit, ſondern auh von einer ſozialen
Krankheit.
Auf dieſer Erkenntnis bauten ſich nun die erſten Tuberkuloſeſtellen
auf, deren erſte wohl im Jahre 1901 in Halle gegründet wurde. Ihrer
Urbeſtimmung gemäß wurden dieſe Stellen im Laufe der Jahre weiter
ausgebaut. Ihre Mitwirkung bei der Vermittlung von
Eeldbe=
trägen, welche zur Durchführung der erforderlichen Maßnahmen
not=
wendig wurden, Anträge von Heilſtättenkuren an die
Landesver=
ſicherungen bzw. Fürſergeverbände, überhaupt jede unterſtützende
bzw. vermittelnde Tätigkeit — ich denke hierbei insbeſondere auch
an die Anträge zur Unterſtützung eines Mittelſtandsangehörigen,
Klein=
rentners, Sozialrentners — muß ſie immer als ihre vornehmſte Pflicht
betrachten.
Zum engeren Aufgabenkreis der Fürſorgeſtellen gehören noch mit
Hilfe des Arbeitsamtes: Arbeitsvermittlung bzw. Wechſel insbeſondere
bei Verlaſſen der Heilſtätte, Vermittlung von Pflegerinnen bei
tüber=
kulös bettlägerigen Hausfrauen, auch Hilfe zu Hauſe bzw. andere
ge=
eignete Unterkunftsmöglichkeit, um die Kinder von der Kranken
fern=
zußalten. Sie knüpft Verbindungen an mt gemeinnützigen Vereinen,
um Geld und andere Mittel für ihre Kranken flüſſig zu machen. Daß
ſie daneben auch Fühlung mit der Erholungsfürſorge, Krüppelfürſorge
nimmt, iſt ſelbſtverſtändlich.
Zum Schluß möchte ich kurz erwähnen, daß die längſt mit
Span=
nung erwarteten Richtlinien über
Geſundheitsfür=
ſorge, insbeſondere ſolche für Tuberkulöſe, nunmehr von der
Reichsregierung veröffentlicht worden ſind. Sie ſollen in erſter Linie
das Zuſammenwirken der Träger der Reichsverſicherung
unter=
einander mit den Trägern der öffentlichen und freien
Wohlfahrts=
pflege auf dem Gebiet des Heilverfahrens und der ſozialen Hygiene
regeln. Sie bezwecken in ihren Ausführungen auch ein beſſeres=
Zu=
ſammenarbeiten zwiſchen Krankenkaſſen,
Verſiche=
rungsanſtalt und Tüberkuloſefürſorgeſtelle. Es
würde zu weit führen darzulegen, was die Richtlinien Neues
brin=
gen. Für die Tuberkuloſebekämpfung iſt der § 9 weſentlich, in dem
Anhaltspunkte für die Auswahl der tuberkulös
Erkrank=
ten, die einer Kur zugeführt werden ſollen, gegeben werden. Es wird
gefordert, daß die ärztlichen Unterſuchungen evtl. durch einen
Facharzt oder durch Krankenhausbeobachtung ſo gründlich
durch=
geführt werden, daß über die Beurteilung der E=krankung bzw.
über die Auswahl der Heilmaßnahmen kein Zweifel beſtehen kann.
Das ſind m. E. erhebliche Beſſerungen gegenüber oben
ausge=
ſprochenen Mängeln in der Diagnoſeſtellung, die ſicherlich zu nicht
un=
erheblichen Koſten geführt haben, die man letzten Endes an anderer
Stelle beſſer hätte gebrauchen können. In den Richtlinien ſpielen die
Heilmaßnahmen — letztere ſind gegen früher ſtark erweitert, was
insbeſondere Erholungsfürſorge und Hauspflege
anbe=
trifft — und ſonſtige Fürſorge eine große Rolle. Was uns am
meiſten intereſſiert, ſind die geeigneten Maßnahmen und
Vor=
kehrungen, die für eine ausreichende Abtrennung der
Schwerkranken ſorgen ſollen. Beſondere Beachtung verdient das
Kapitel über die Vorſchriften bei Heilverfahren. Daß das
Reichsmini=
ſterium den Tuberkuloſefürſorgeſtellen bzw. den Aerzten, Krankenkaſſen
und ſonſt berufenen Stellen ein enges Zuſammenarbeiten empfiehlt,
iſt der beſte Beweis dafür, daß man auch an höherer Stelle die
Auf=
gaben der Tuberkuloſeſtellen richtig einſchätzt, Aufgaben, die letzten
Endes einer ſtrafferen und organiſatoriſchen Maßnahme zur
Be=
kämpfung der Volkskrankheit: Tuberkuloſe dienen, und unſerem Volke
ſicherlich weitere Fortſchritte in geſundheitlicher und
volkswirtſchaft=
licher Hinſicht bringen werden. Wenn ich mich nicht ſtreng an mein
Thema gehalten habe, glaubte ich meine letzten Ausführungen nicht
un=
erwähnt zu laſſen, da ſie mir m. E. wichtig genug ſchienen und weiteſte
Beachtung verdienen.
Ich habe kurz die Aufgaben einer gut arbeitenden
Tuberkuloſe=
fürſorgeſtelle dargelegt. Ihre Tätigkeit iſt eine vielgeſtaltige, ſie bildet
demnach ein wichtiges Glied in der Kette der ſozialen und
fürſora=
lichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkuloſe.
Wagenſchlag, brejjährige Fohlen:
1. Jakob Dörr 3.=Leeheim, 1. Preis; 2. Daniel Seipel=Leeheim, 2.
Preis; 3. Georg Spalt 3.=Seeheim, 3. Preis; 4. Adam Loew=Kilsbach,
Anerkennung; 5. Philipp Schaffner 4.=Wolfskehlen, Anerkennung;
6. Gg. Phil. Buxmann 6.=Reinheim, Anerkennung.
Arbeitsſchlag, zweijährige Fohlen:
1. Richard Burger=Reinheim, 1. Preis; 2. Philipp Dörr=Berkach,
2. Preis; 3. Richard Burger=Reinheim, 3. Preis; 4. Adam Merſchroth=
Hahn b. Pfungſtadt, 3. Preis.
Wagenſchlag, zwefjährige Fohlen:
1. Philipp Becht 4.=Hähnlein, 1. Preis; 2. Gg. Phil. Buxmann 6.=
Reinheim, 2. Preis; 3. Joh. Peter Schäfer=Hähnlein, 3. Preis; 4. Adam
Vögler 2.=Semd, 3. Preis; 5. Wilhelm König 2.=Biebesheim,
Aner=
kennung.
Bei der heutigen Ziehung der Pferdemarktlotterie fielen die
lebenden Gewinne in der Reihenfolge auf folgende Losnummern:
10 761, 16 177, 15 221, 18 619, 20 307, 25 223, 23 983.
— Kataſtrophendienſtübung des A.D.A.C. Der Gau Heſſen und
Heſſen=Naſſau=Süd des A. D.A.C. veranſtaltet, da ihm bei dem
er=
warteten, aber glücklicherweiſe ausgebliebenen Hochwaſſer und Eisgang
keine Gelegenheit zur Ausübung ſeiner Hilfstätigkeit geboten werden
konnte, am Sonntag, 28. April, in dem Dreieck zwiſchen Main und
Rhein mit Unterſtützung der heſſiſchen Behörden eine große Kataſtro
phendienſtübung. Diefer liegt als Grundidee gleichfalls ein durch
Gis=
ſtauungen eines Odenwakdfluſſes entſtandenes rieſiges Hochwaſſer im
Ried zugrunde. Meilenweit ſtehen Dörfer unter den Fluten. Den
Klubmitgliedern liegt es nun ob, mit ihren Wagen und einem
Auf=
gebot zahlreicher Hilfsmannſchaften, Sanitätskolonnen und
Feuerweh=
ren Hunderten von gefährdeten Menſchen und Tieren Hilfe zu bringen.”
Die Alarmplätze für den Kataſtrophendienſt, der unter der Leitung des
Waſſerbauamtes zu Worms ſteht, befinden ſich u. a. in Frankfurr a. M.,
Darmſtadt, Worms und Beusheim. Die Uebung dürfte eine der größ
ten werden, die jemals im Rhein=Mainbezirk ſtattfanden.
— Chriſtengemeinſchaft. Arnold Goebel=Frankfurt, Pfarre
in der Chriſtengemeinſchaft, ſpricht am Freitag, 26. April, 20.15 Uh
in der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße, üb
„Gebet und Kultus”. Aus dem Inhalt: Gebot des Moſes
Gebot des heutigen Menſchen — das Suchen des Chriſtus im Schickt
— Gebet — Kultus. Der Vortrag iſt öffentlich. (Vgl. auch die An.
Wenn in den Tropen
andere Kaffee und Tee tranken,
trank ich eine halbe Blasche
bei der ich mein Tagesprogramm entwarf.
Und so kam es, daß viele meiner Freunde,
meine Ausdauer und meine Gesundheit
bewundernd, selbst den Enschluß faßten
Hundsich ebenfalle auf,Burgeff” einstellten.
I.Bln.150
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Donnerstag, den 25. April 1929
Nummer 114
Geſegneles Alet.
Man ſchreib= uns: Vor einiger Zeit war zu leſen, daß 15 alte
Herren im Durchſchnittsalter von 72 Jahren regelmäßig zweimal im
Monat beim Weinmichel zuſammenkommen. Von vier anderen alten
Herren, die ausgerechnet am letzten Tag des Jahres 1928 zuſammen
300 Lenze zählten, wird uns berichtet, daß ſie ſeit mehreren Jahren im
Sommer wie im Winter wöchentlich einmal 10—15 Kilomter weite
Wanderungen in die ſchöne Umgebung von Darmſtadt uuternehmen.
Das Durchſchnittsalter dieſer vier Alten betrug alſo 75 Jahre; zwei
devon waren Kriegsfreiwillige von 1870/71, einer wurde damals in der
Verluſtliſte als ſchwerverletzt aufgeführt. Laſſen wir ſie ſelbſt ſprechen:
„Wir ſuchen auf unſeren Wanderungen zwar oft Schleichwvege auf, weil
wir hier als Naturfreunde mit mannigfachen Intereſſen beſſer auf
unſere Rechnung kommen, als auf den ausgetretenen Pfaden; unſer
Schritt gleicht aber noch nicht dem der ſogenannten Schleichpatrouille.
Auf unſeren Kreuz= und Quergängen, finden wir noch oft Neuland,
und hätten nicht übel Luſt, 50 der ſchönſten Wanderungen um
Darm=
ſtadt zu Nutz und Frommen von Jung und Alt zuſammenzuſtellen
und zu veröffentlichen. Ein Beiſpiel: Unſer letzter Mittwochnachmittag=
Ausflug, an der Halteſtelle Beſſunger Forſthaus beginnend. Schon auf
der Fahrt hatten wir die Freude, ſechs muntere Rehe zu beobachten,
die offenſichtlich die Winternöte gut überwunden hatten. Von der
Halte=
ſtelle führt ein ſchöner Waldweg durch die Bernhardsackerſchneiſe bis
kurz vor Ober=Ramſtadt, unſerem nächſten Ziel. Wie verließen die
Schneiſe jedoch bald, um auf Umwegen dahin zu gelangen. Wir bogen,
verlockt durch die hohen Fichten, die ihn umſäumen, rechts in den
Trai=
ſaer Weg ein, den wir bis zur links abzweigenden Reitſchneiſe
inne=
hielten. Die Reitſchneiſe führte uns dann über den großen Bruch am
Tempel und Diebsbrunnen vorbei, am Schluß mehrfach bergauf und
bergab, bis an den Waldſaum. Hier eröffnete ſich uns ein prächtiges
Odenwaldpanorama vom Frankenſtein und Melibokus bis zum Otzberg
mit den weit dahinterliegenden Höhenzügen. Im Vordergrunde gab
das hügelige Ackergelände der Ober=Ramſtädter Flur mit dem markant
hervortretenden Seſenberg Anlaß zu ernſten Betrachtungen. —
Saft=
grün heben ſich die mit Winterfrucht beſtellten Felder von den
rot=
braunen Aeckern ab, die der Landmann — das durch den langen Winter
Verſäumte nachholend — jetzt mit Uebereifer pflügen muß. Die
um=
geworfenen großen Erdſchollen verbreiten einen wohligen Erdgeruch,
und unſere Gedanken eilen dankbar voraus, im ſicheren Gefühl, daß uns
die Allmacht im Herbſt wieder eine neue Ernte beſcheren wird. — Am
Waldrande rechts fortſchreitend erreicht man bald die Stelle, wo am
Austritt der alten Ober=Namſtädter Straße mehrere vom
Odenwald=
klub bezeichnete Wege zuſammentreffen und drei Ausſichtsbänke
auf=
geſtellt ſind. Die alte Straße führt uns in einer Viertelſtunde zum
Bahnhof Ober=Ramſtadt, in deſſen Nähe das Kaffee Dorn zum Vieruhr=
Laffee einlud. Die Fahrgelegenheiten verachtend, ſetzten wir unſeren
Weg längs der Eiſenbahn, an den Wald= und Schachenmühlen vorbei,
durch Wald und Wieſen bis zum Chauſſeehaus Nieder=Ramſtadt fort.
Noch bietet die Flora wenig Awechſlung, doch fanden wir vielfach ſchon
als Pioniere die gelben Blumen des Huflattich, deſſen große Blätter
erſt ſpäter erſcheinen; auch der Waldmeiſter wagt ſich ſchon mit kleinen
Sproſſen hervor. Nach kurzer Raſt in „Trautheim” verlockte uns der
Wald mit dem Abendſang der Vögel dazu, auch den Reſt des Heimwegs
zu Fuß zurückzulegen. — Ein ſolcher Gang, mit Gleichgeſinnten bildet
in unſerem Alter, wo jeder Tag ein Geſchenk des Himmels iſt, ein
Ereignis.
Die Anlage von Radfghrregen.
Die im Fürſtenſaal von dem Ausſchuß für Schaffung von
Rad=
fahrwegen angeſetzte Vollverſammlung war im Intereſſe ihres Wertes
recht ſchlecht beſucht. Wie notwendig die Anlage von eigenen
Nadfahr=
wegen iſt, iſt jedem klar, denn nicht allein die Verkehrsſicherheit der
Nadfahrer ſelbſt, ſondern aller die Straße benutzenden Fahrer und
Fußgänger iſt damit verbunden.
Der Vorſitzende Herr Schuchmann gab in kurzen Worten das
bis jetzt Geleiſtete bekannt und bedauerte nur, daß in Heſſen und ſpeziell
in Darmſtadt das Vorwärtsſchreiten dieſer Beſtrebungen ſo ſchwer hält.
Bis jetzt ſei nur ein Entgegenkommen der Eiſenbahnverwaltung zu
verzeichnen, die die ſogenannten Feuerſtreifen an den Bahnkörpern
gegen geringe Pacht freigebe. Die Bemühungen des Ausſchuſſes bei
Neubauten von Straßen ſei erfolglos geblieben, und wie leicht wäre es
geweſen, in der jetzt umgebauten Nieder=Ramſtädter Straße einen
Nad=
fahrweg durchzuführen. Auch in der Heidelberger Straße, die jetzt
ver=
breitert wird, müßte unbedingt darauf geſehen werden, daß ein
Nad=
fahrweg angelegt werde.
Ein anſchließender Vortrag des Herrn Truns=Berlin
konſtrukti=
ver Art gab ein Bild über den Bau von Nadfahrwegen in anderen
Städten. Statiſtiſch wies der Vortragende nach, daß die Zahl der
Nad=
fahrer in allen Städten auf Grund vorgenommener verkehrspolizeilicher
Aufnahmen 10mal ſo hoch iſt wie diejenige der Motorfahrer. Er ſtellte
auch die Theſe auf, daß die Ortsausſchüſſe unbedingt allgemein darauf
hinwirken müßten, daß bei der Aufſtellung der Bebauungspläne gleich
Nückſicht auf Nadfahrwege genommen werden muß. Auf der anderen
Seite müſſe die Forſtbehörde veranlaßt werden, in den Wäldern
Um=
gehungswege der Chauſſeen für die Radfahrer zu ſchaffen. In
Bran=
denburg wurde z. B. feſtgeſtellt, daß 5 Prozent aller St=aßenbaukredite
für Nadfahrwege aufgewandt würden.
Wünſchenswert wäre es, wenn ſeitens der Behörden in Provinz,
Kreis, Staat und Stadt dem Rufe nach Radfahrwegen mehr Beachtung
gegeben würde, denn der größte Teil der vorkommenden Unfälle ſeien
ſolche von Radfahrern, hervorgerufen durch den Motorſport.
— Ueber guten und ſchlechten Kraftſtoff ſprach geſtern abend in der
Techniſchen Hochſchule Dr. E. Schulze an Hand eines vorzüglich
gelungenen Films aus der Ufa=Kulturabteilung. Daß der Hörſaal
überfüllt war, beweiſt das Intereſſe weiter Kreiſe aus Berufs= und
Amateurfahrerwelt an dieſem Thema. Allerdings bedeutet es ein
be=
dauerliches Verſagen der Regie, daß nicht ein anderer Hörſaal in
kür=
zeſter Zeit zur Verfügung geſtellt werden konnte. Der Film wie auch
der Vortrag dienten hauptſächlich der Erläuterung über Vorteile und
Nachteile der verſchiedenen Brennſtoffe — Benzin, Benzol und
Spiri=
tus —, wie auch ihrer Miſchungen (Benzin=Benzol: Aral; Benzin=
Spiritus: Monopolin). Es wurden die typiſchen Kraftſtoffkrankheiten
des Motors gezeigt und erklärt: Klonfen des Motors, Verrußen der
Zündkerzen, der Ventile und der Kolben, und alle damit verbundenen
Begleiterſcheinungen. Film wie Vortrag bemühten ſich hierbei, die
Vorzüge des vom Benzolverband (B.V.) aus Steinkohle gewonnenen
Benzols und des Miſchproduktes Aral beſonders deutlich
herauszu=
arbeiten. Wenn es nun auch wünſchenswert wäre, ſich von der ſtarken
Abhängigkeit der deutſchen Automobile vom ausländiſchen
Kraftſtoff=
lieferanten (von 1,2 Mill. To. Kraftſtoff entſtammten 1928 nur 0,2 Mill.
To, den inländiſchen Benzolbetrieben), beſonders im Hinblick auf die
damit verbundene Abhängigkeit der deutſchen Geſamtwirtſchaft von der
Preispolitik der beiden großen Konzerne Rohal=Dutch und Standard
Oil, zu befreien, ſo bleibt doch die Frage offen, inwieweit die Stärkung
der deutſchen Poſition nicht durch Maßnahmen kommerzieller Art zu
erreichen wäre, zumal ja noch keineswegs die Frage nach der Güte des
Betriebsſtoffes reſtlos zugunſten des Benzols entſchieden iſt, und auch
der Vortrag (der im übrigen, wie die bezeichneten Filmſtreifen vorzüg=
—rg.—
lich war) nicht alle Bedenken zerſtreuen konnte.
— Stenographie. Die letzten Mitteilungen des
Reichsfinanzmini=
ters beſtätigen aufs neue, daß die Reichskurzſchrift trotz aller
Gegen=
ſtrömungen weiter amtlich eingeführt wird und daß bei allen Reichs=,
Landes= und Kommunalbehörden nur noch kurzſchriftkundige Perſonen
zum Vorbereitungsdienſt zugelaſſn bzw. als Bürobeamte eingeſtellt
werden. Gelegenheit zur Erlernung der Reichskurzſchrift bietet die
Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger”, die in ihren
Unterrichts=
räumen in der Handwerkerſchule, Ecke Karl= und Nieder=
Ramſtädter=
ſtraße, morgen abend neue Anfängerkurſe eröffnet. Der Unterricht wird
von ſtaatlich geprüften Lehrern der Kurzſchrift erteilt, wodurch
gründ=
liche Erlernung gewährleiſtet wird. (Siehe heutige Anzeige.)
10 Jahre in der wildnis.
Man ſchreibt uns: Vor 10 Jahren fanden ſich ein paar ideale
Men=
ſchen aus Darmſtadt zuſammen, die Wildnis zu beſiedeln. Das war
eine alte dreieinhalb Morgen große Sandkaute in der Gemarkung
Nieder=Rauſtadt. Es war eine wirkliche Wildnis in damaliger Zeit,
in unmittelbarer Nähe des Kurhauſes Trautheim, längs des herrlichen
Papiermüllerwegs. Dort wurden noch neun Morgen Land
hinzu=
erworben, und wer heute dieſen ſchönen Weg geht, ſchaut entzückt auf
die hübſchen Einfamilienhäuschen, die dort entſtanden ſind. Kleine und
größere Wohnſtätten mitten im grünenden Wald, umgeben von Gärten,
in welchen die Hausfrau ihr Gemüſe anzupflanzen jetzt gerade beginnt!
Acht Mitglieder der aus dem früheren Kreis erwachſenen „
Gemeinnützi=
gen Baugenoſſenſchaft” beſitzen da draußen ihre Häuſer. Urſprünglich
ihrer elf erſehnten nach dem mörderiſchen Krieg mit warmem Herzen
für Damaſchkes bodenreformeriſche Bewegung dort ihre Heimſtätte, doch
hat der Tod ſo manchen von ihnen noch vor der Verwirklichung ſeines
Planes entriſſen, darunter den unermüdlichen Förderer Rechtsanwalt
Städel. Er bleibt unvergeſſen! Heute, nach zehn Jahren verſchwiegener
Einſamkeit, regt ſich die Genoſſenſchaft. Sie will ſich ausdehnen,
wach=
ſen, hat ſie doch noch etwa 7 Bauplätze in Größe von ½ bis zu einem
Morgen zur Verfügung für Freunde ihrer Idee. Wen reizte nicht der
herrliche Wald, die reine Luft, das freie Land mit ſeinem prächtigen
Ausblick auf den Frankenſtein?. Wer ſollte nicht geſunden mit ſeinen
Kindern, tummelnd auf des nahen Kirchbergs Höhen, ausrubend auf
des Lindenberges Hang, herabſchauend anf den Odenwald und die liebe
Heimat ringsum! Und zu was verbflichtet die Genoſſenſchaft? Daß gebiet des Frankenſteiner Waldes verlautet weiter, daß die
Unterſuchun=
du dein Heim, das du dir baueſt, deiner Familie erhältſt. Es iſt und gen ergeben haben, daß es ſich bei der Leiche um einen Mann handelt.
bleibt dein Eigen, doch zu deinem und deiner Familie Vorteil iſt dein Man will wiſſen, daß im Schädel des Toten eine Kugel vorgefunden
Land und Haus der unbedingten Veräußerung entzogen. Eine
Speku=
lation iſt alſo mit dem Grundgedanken und Sinn der Satzung der Bau= Selbſtmörder zu tun haben dürfte. Ein vorgefundener Geldbeutel ſoll
genoſſenſchaft nicht vereinbar. Dies die einzige Bindung, bedingt durch leer geweſen ſein.
das Weſen der Bodenreform, zu deſſen Programm ſich die Siedler der
Wildnis bekennen. Und was bietet euch die Genoſſenſchaft?, Billiges nunmehr beendeten Waſſerleitungsarbeiten in der Pfungſtädter Straße
Familien. Der Kreis iſt völlig unpolitiſch und interkonfeſſionell und weiſe 150 Millimeter und teil eiſe 80 Millimeter ſtarke Rohrleitung
regelmäßige Autoverbindung nach dem nahen Trautheim hat die Heag
dankenswert geſorgt. Zum Böllenfalltor führt uns der Weg in
zwan=
zig Minuten. Und du in der Stadt gehſt die gleiche Zeit in
ver=
fondern ein jeder im eignen Heim und billiger. Kommt zu
uns in die Wildnis, die uns nun 10 Jahre birgt, kommt hinaus in die
wundervolle Waldlandſchaft. Am kommenden Samstag nachmittag
feiert die Genoſſenſchaft ihr 10jähriges Beſtehen im Kurhaus Traut=
3,8 Uhr ſprechen im Saale Fiſcher zu Nieder=Ramſtadt Miniſterialrat werk für beſchäftigte Unterſtitzungsempfänger genehmigt. Die Geſamt=
Klump. Bürgermeiſter Ritzel und Vertreter der Wohnungsfürſorge=
Ge=
fellſchaft zur Heimſtättenfrage, zur Bauplan= und Koſtenfrage. Aus
lich willkommen in der Wildnis! Der Vorſtand: Johannes
Eiff Rechnungsrat; Walter von der Lehen, Regierungsbaurat; Dr. eiſter Linie die hierbei beſchäftigten Arbeiter Vorteil, denn die Ge=
Gg. Politſch, Lehrer; Hans Raab, Landgerichtsrat.
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Rihenderein Darmnſaod e. N. Der Verlal mſers
Früh=
lingsfeſtes hat den an die Darbietungen unſever Abteilungen
ge=
knüpften Erwartungen vollkommen entſprochen. Chrenvorſitzender
Herr A. Ritter begrüßte die ſehr zahlreich erſchienenen Mitglieder
und Gäſte und erläuterte in meiſterhafter Rede den Grundgedanken der
Veranſtaltung. Der Feſtprolog „Lieb Heimatland” war ein
Treue=
gelöbnis an die baheriſche Heimat. Durch ſtimmungsvolle Vorträge
feſſelte der Sängerchor des Vereins die Aufmerkſamkeit der Beſucher,
wpährend die Schuhplattler in prachtvollen heimatlichen Tänzen, unter
denen der Reigentanz von äußerſt impoſanter Wirkung war, den
bahe=
riſchen Charakter der Feier eindrucksvoll betonten. Einen
Heiterkeits=
erfolg ohnegleichen erntete die ganz hervorragende Wiedergabe der
Bauernkomödie „Der ſiebente Bua”, bei welcher ſich ſämtliche
Mitwir=
kenden ſehr gut ihrer Rollen zu entledigen wußten. Mit einem
gemüt=
lichen Ball fand das ſchöne Feſt ſeinen Abſchluß.
— Sittlichkeitsverbrecher. Der 53jährige Weißbinder J. Schm. aus
Darmſtadt, der ſich an einem 10jährigen Mädchen ſittlich vergangen hat,
wurde feſtgenommen und in Unterſuchungshaft gebracht. — Der ledige
Zeichner F. F. aus Baſel, der zwecks Strafverbüßung von einer
aus=
wärtigen Behörde geſucht wird, wurde hier feſtgenommen.
Lokale Veranſtalkungen.
— Vortrag. Der Name Kriſhnamurti, noch vor wenigen
Jah=
ren in der Oeffentlichkeit ganz unbekannt, wird ſeit einigen Monaten
in ſteigendem Maße genannt, in den Zeitungen beſprochen, Für und
Wider. Wer iſt nun Kriſhnamurti, was iſt ſein Ziel, was will er, was
wollen die, die ſich um ihn ſcharen? Welches iſt der Sinn ſeiner
Bot=
ſchaft in unſerer Zeit? Ueber dieſe Fragen wird am kommenden
Sams=
tag im Mozartſaal, Schulſtr. 8, Herr Axel von Fielitz=Coniar ſprechen.
Der Redner ſteht als Landesorganiſator des Orden des Sterns in ſteter
perſönlicher Verbindung mit Kriſhnamurti und wird auf Grund ſeiner
eigenen Erlebniſſe dieſe Fragen behandeln. (Siehe auch morg. Anz.)
— Der „Stahlhelm” Bund der Frontſoldaten, Ortsgruppe
Darmſtadt. Heute, Donnerstag, findet im Reſtaurant Sitte (
Karl=
ſtraße), Alpenzimmer, unſere Pflichtverſammlung ſtatt.
Aus den Parkeien.
— Vom 9. bis 12. Mai tagen in Bremen die
volkspartei=
lichen Frauen aus dem ganzen Reich. Namhafte
Rednerin=
nen und Redner ſind gewonnen, führende Frauen und Männer aus der
Partei haben ihre Teilnahme zugeſagt. Die ſchon jetzt vorliegende große
Anzahl von Anmeldungen läßt auf einen ſehr ſtarken Beſuch in
Bre=
mens gaſtfreien Mauern rechnen.
Zu den großen Problemen der Wirtſchaftsfragen ſprechen am
Frei=
tag, den 10. Mai, Syndikus Ulrich, Mitglied der Bremer
Bürger=
ſchaft, und die Vorſitzende des Reichsfrauenausſchuſſes,
Oberſtudiendirek=
torin Dr. Matz, M. d. R. — Die entſcheidenden Fragen der
Kultur=
politik behandeln am gleichen Tage Dr. Eliſabeth Lürßen, Mitglied
der Bremer Bürgerſchaft, und die langjährige wohlbekannte preußiſche
Landtagsabgeordnete Anny von Kuleſza. — Am Donnerstag und
Freitag abend iſt Gelegenheit zu zwangloſem, frohem Beiſammenſein
und Gedankenaustauſch in der Jakobi=Halle und im Ratskeller.
Tageskalender für Donnerstag, den 25. April 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 1930 Uhr, Ende
gegen 22 Uhr C 22: „Napoleon”. — Kleines Haus, Anfang 19 Uhr,
Ende 22,30 Uhr, Zuſatzwiete V4: „Figaros Hochzeit‟. —
Dr=
pheum abends 20.15 Uhr: „Liebe und Trompetze blaſen”. —
Kon=
zerte: Schloß=Kaffe, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz. —
Kino=
vorſtellungen: Union=Theater, Helia.
Aus Heiſen.
Furchkbarer Aukounfall.
T. Michelſtadt, 24. April. Auf der Straße zwiſchen
Michel=
ſtadt und Zell ereignete ſich heute vormittag ein ſchwerer
Unglücks=
fall. Ein von Michelſtadt kommendes Perſonenauto geriet
in=
folge Verſagens der Steuerung ins Schleudern. Der Fahrer hatte
die Gewalt über das Fahrzeug verloren und konnte es nicht
ver=
hindern, daß der Wagen über den Straßenrand fuhr und die an
dieſer Stelle ſteile Böſchung herabſtürzte. Hierbei überſchlug ſich
das Auto und blieb völlig zertrümmert liegen. Unglücklicherweiſe
fing der Benzintank Feuer, und im Augenblick ſtand das Fahrzeng
in hellen Flammen. Der Lenker, der durch den Sturz
bewegungs=
unfähig geworden war, konnte ſich nicht retten und verbrannte.
Aus der Nachbarſchaft eilten zwar Leute zur Hilfe herbei, aber ſie
konnten aus dem völlig zertrümmerten und verbrannten Wagen
nur noch die verkohlte Leiche bergen. Es ſoll ſich dem Vernehmen
nach um einen Kaufmann Guſtav Kaiſer aus Frankfurt
handeln.
Aa. Eberſtadt, 24. April. Zu dem Leichenfund im
Prömſter=
worden ſei und neigt zu der Annahme, daß man es wohl mit einem
E. Eberſtadt, 24. April. Umbau der Waſſerleitung. Die
Bauland gibt ſie euch ab, verbilligte Baudarlehen hilft ſie euch be= waren die Fortſetzung der im Frühjohr 1926 begonnenen Auswechſelung
ſchaffen, ſie nimmt euch auf in einen geſelligen Kreis gleichgeſtimmter der Hauptwſſerleitungsrohre /4 Bauabſcnitt). Nunmehr iſt die
teil=
kennt keine Standesunterſchiede. Auch inſofern iſt unſere Siedlung ge= in der Pfungſtädter Straße von der Heidelberger Straße bis zu
Alice=
ſund, geſund aber vor allem die Luft, die wir atmen, fern vom Staub, gerſteig weiter verlegt und die bereits vorhandene 80 Millimeter ſtarke
und Lärm der Stadt — und doch nicht abgeſchnitten von der Welt. Für Gzuſeiſeumuffenrohrleitung verlent worden. Von der Aliceſtraße bis
zur Rathenauſtcaße hat man die neue Leitung auf dem nördlichen
Bür=
gerſteig weiter verlegt und die bereits vorhandenen 80 Millimeter ſtarke
Rohrleitung, die früher auf dem ſüdlihen Bürgerſteig verlegt worden
brauchter Luft durch das Häuſermeer, ſtatt wie wir durch den friſchen, war, liegen laſſen, weil die Koſten für die Waſſerleitungsanſchlüſſe durch
grünen Wald. Noch bedrückt die Städte die Wohnungsnot wir belfen, die Kleiupflaſterfahrbahn nuch den Grundſtücken rechts der Straße die
gern ſie ſteuern, aber nicht in teueren Mietkaſernen ſollt ihr wohnen, Koſten der Herausnahnie der 80 Millimeter ſtarken Leitung nicht
gerecht=
fertigt hätten. Der Vorauſcllag für die neue, 650 Meter lange
Rohr=
leitung beläuft ſih auf 19300 RM. Die herausgenommenen Rohre
kennen, nachdem ſie von der Jukruſtierung befreit und gereinigt ſind,
underweitig wieder verwendet werden. Aus Mitteln der
wertſchaffen=
heim. Wer uns kennen lernen will, ſei herzlich willkommen. Abends, den Erwerbsloſenfürſorge iſt die Grundfürderung von 3 RM. pro
Tage=
zahl der erforderlichen Tagewerke beträgt 935. Der
Grundförderungs=
betrag iſt demnach im Höchftfalle: 235 X 3 RM. — rund 2830 RM.,
Darmſtadt erwarten wir hierzu alle, die ſich unterrichten wollen. Herz= die zur Hälfte als Zuſchuß und zur Hälfte als ein zu 4 Prozent
verzins=
liches Darlehen gegeben wird. Durch die Grundförderung hatten in
meinde mußte ſich bei Genehmigung der Grundförderung verpflichten,
den Arbeitslohn des Tiefbauarbeitertgrifs zu zahlen. Dieſer betrug.
1,07 RM. pro Stunde. Der übliche Stundenlohn in Eberſtadt beträgt
mr 0,85 RM. Durch die Arbeit hatten etwa 40 Arbeiter etwa 4 Wochen
lohnenden Arbeitsverdienſt gefunden.
Aa. Eberſtadt, 24. April. Geologiſche Wanderung. Der
Südbezirk im Rhein=Main=Gau der „Naturfreunde” nahm am Sonntag
eine geologiſche Wanderung in die hieſige Umgebung vor. Leiter der
Wanderung, an der ungefähr. 50 Perſonen teilnahmen, war Dr.
Weitzel. Der Neferent ſchilderte bei der Wanderung von Darmſtadt
nach Eberſtadt die Entſiehung der Täler, die durch Verwitterung des
Urgeſteins (Odenwaldſchiefer) entſtanden ſeien. Beſonderes Intereſſe fand
das Gabbrogebiet des Frankenſteins mit dem Magneiſtein. Von da aus
ging es hinunter nach dem „Kühlen Grund” im Möihltal, wo man
be=
ſonderes Augenmerk auf die Steinbrüche richtete. Auf dem
Steigerts=
berg wurde das Graphitquarzit ſtudiert. Zum Schluß kehrte man auf
dem Riedberg im Mühltal in der Hütte der „Naturfreunde” ein, wo
das Geſichaute in überſichtlicher Form nochmals durchbeſprochen wurde.
O. Pfungſtadt, 24. April. Dienſtjubiläen bei der
Ge=
meinde. Der Felöſchütze Peter Jäger 2, kann zu Beginn des
kom=
menden Monats auf eine 25jähvige Täügkeit im Dienſte der Gemeiade
Pfungſtadt zurückblicken. Da außerdem zu Beginn des Monats April
die Kleinkinderſchullehrerin Frl. Stetter auf ein 25jähriges
Jubi=
läum zurüchblicken konnte, veranſtaltete dieſer Tage die Ortsaruppe
Pfungſtadt der heſſiſchen Gemeindebeamten für beide Jubilare einen
Ehrenabend. Die Jubilare wurden ſeitens des Vorſtandes mit einer
Anſprache beehrt; außerdem wurden ihnen Geſchenke überreicht. — Wer
ſind die Täter? Die Täter, die vergangene Woche in einem
An=
weſen Wurſtuaren und in einem anderen zwei Fahrräder geſtohlen
haben, ſind noch nicht einuandfrei ermittelt. Die Polizei verfolgt
be=
ſtimmte Spuren und hat auch bereits auswirts (bem Vernehmen nach)
Hausſuchungen uſw. vorgenommen.
By. Egelsbach, 23. April. Heſſiſche Wanderausſtellung.
Vom 24. b:8 28. April findet im großen Saale des Eigenheims die
Heſſiſhe Wanderausſtellung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge
ſtatt. Zur Eröffnung hält am 24., abends 8,30 Uhr, Frau
Regierungs=
rat A. Keller einen Vortrag über „Jugendfürſorge und
Geſundheits=
pflege‟. Am 25. April iſt die Ausſtelluing von 3 Uhr ab geöffnet, und
abends 8,30 Uhr hält Herr Ghefarzt Dr. med. Georgi einen Vortrag
über das Thema: „Gin Feind der Volksgeſundheit” Am B. iſt die
Ausſtellung von 6 Uhr ab geöffnet, und abends 8.30 Uhr hält Herr
Medizinalrat Dr. med. Werner einen Vortrag. Eiue gefährliche
Nrank=
heit” Am V. iſt die Ausſtellung von 3—10 Uhr geöffnet. Am 28. iſt
ſie von 11 Uhr ab geöffnet, und abends 8 Uhr hält der Leiter der
Aus=
ſtellung, Herr L. Avemarie, einen Vortrag über „Geſundheit, das
wert=
vollſte Gut der Familie und des Staates”. Zu den Vorträgen haben
Kinder keinen Zutritt.
G. Ober=Ramſtadt, 24. April. Schuttablagerung. Die
Gemeinde hat nunmehr wieder eine Schuttablagerungsſtelle geſchaffen,
und zwar wurde als ſolche der ſogenannte „Vacktrog”, das an den
Fran=
kenhäuſerneg angrenzende. Ackergelände am Eingang zum Forſtort
„Eichelberg” erworben. Damit iſt einem feit der Abgabe des
Sportplatz=
geländes an die „Odenwälder=Hartſtein=Induſtwie” und dem damit
ver=
bundenen Wegfall der keim Steinbruch am Buchwald urſprünglich
vor=
handenen Ablagerungsſtelle beſtandenen dringenden Bedürfmis
Rechl=
nung getragen horden. Die Mitglieder des Verkehrs= und
Verſchöne=
rungsvereins werder, das Aufſichtsperſonal in der Ueberwachung der
unberechtigten Schuttablagerung an anderen als der oben bezeichnetem
Stelle weitgehendſt unterſtützen.
Bn. Hirſchhorn, 23. April. Heimatkundliches. Von der
Ruine Freienſtein im Gammelsbachtal kommend, die unter Führung
von Archiprat Morneweg (Erbach) beſichtigt wurde, traf am Freitag,
den 19. April d. J., im Autobus die „heimatliche Arbeitsgemeinſchafr”
des Kreiſes Erbach i. O. hier ein, um, geführt von Herrn Dekan
Bern=
beck, unſere Burg nebſt Karmeliterkloſter und Kirche eingehend zu
be=
ſichtigen. Die ſich anſchließende Tagung im „Naturaliſten” wurde
ge=
leitet von dem Vorſitzenden der Gemeinſchaft, Oberſtudiendirektor Dr.
Weiner (Michelſtadt), und brachte einen Vortrag von Bernbeck über die
Schickſale unſeres Städtchens. und einen ſolchen von Morneweg über
die Geſchichte der Herren von Hirſchhorn. Ueberaus intereſſant und
ergötzlich waren zwei Teſtamente, die der Vortragende wörtlich
ver=
las. — Weiter berichtete Oberlandmeſſer Buxbaum (Michelſtadt) über
ſein kürzlich erſchienenes Werk von den Marken und Gemarkungen des
Odenwaldes. Gutachten hervorragender Fachleute ſprechen ſich überaus
lobend darüber aus, auch der Vorſitzende äußerte ſich im ähnlichen Sinn.
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Nummer 114
4t. Gobdelau, 23. April. Geſellenbriefüberreichung.
Am Sonntag abend, war im Saale des Hotelreſtaurants Clauſius die
feierliche Ueberreichung der Geſellenbriefe an die Junggefellinnen und
Junggeſellen des Bezirks Goddelau. Der Abend war von Handwerkern
und Angehörigen der Prüflinge bald ſo dicht beſetzt, daß ein großer Teil
keinen Platz meh. fand. Recht geſchickt war die Feier von muſikaliſchen
Darbietungen, Chorgeſängen, Solovorträgen und einem Theaterſtück
umrahmt. Herr Weißbindermeiſter Fritz Hebermehl begrüßte im Namen
des Ortsgewerbevereins die ſo zahlreich Erſchienenen und wandte ſich
in einer zu beherzigenden längeren Anſprache an die Junggeſellinnen
und Jungeſellen. Nach Ueberreichung der Geſellenbriefe ſprach im
Namen der Gewerbeſchule Herr Lehrer Eckſtein allen zur beſtandenen
Geſellenprüfung ſeine Glückwünſche aus. Zum Schluß ermahnte er ſie
zur Treue ihrem Handwerk, dem engeren und dem weiteren Vaterlande.
Darauf übermittelte Herr Dr. Kollbach als Vertreter der Heſſiſchen
Handwerkskammer den Prüflingen ſeine Grüße und Glückwünſche. Er
gab ſeiner Freude Ausdruck, daß man den Ehrentag der Geſellen nach
der alten, ſchönen Art der Nürnberger Meiſter in ſo feſtlicher Weiſe
begehe und wieder zum Feſttage des geſamten Handwerkerſtandes
er=
hoben habe. Nach dieſem offiziellen Teile folgte der muſikaliſche Teil.
Herr Friedrich Wilhelm Donat bot uns mit ſeinem aus 12 Künſtlern
beſtehenden Streichorcheſter den 1. Teil aus der Nachtmuſik von Mozart,
Ballettmuſik aus Roſamunde und „An der blauen Donau” in trefflicher
Weiſe. Herr Schloſſermeiſter Hans Nold=Stockſtadt ſang aus den
Meiſterſingern: „Verachtet mir den Meiſter nicht” unter
Orcheſterbeglei=
tung ganz wundervoll. Der Geſangverein „Eintracht” trug unter
Lei=
tung von Herrn Lehrer Reinhardt 4 Chöre vor, worunter namentlich
die ſonſt leider ſo ſelten von Vereinen dargebotenen bekannten
Volks=
lieder ſehr großen Beifall fanden. Einige Junggeſellen erheiterten uns
durch ihren Zweiakter: „Lehrjahre‟. Um 11,30 Uhr war die Feier zu
Ende, worauf Herr Hebermehl allen nochmals dankte, die ſich in
ſelbſt=
loſer Weiſe dem Ortsgewerbeverein zur Verfügung geſtellt hatten.
g. Gernsheim, 21. April. Am Sonntag fand im Saalbau „
Darm=
ſtädter Hof” die feierliche Ueberreichung der Eeſellenbriefe an 28
Jung=
geſellen ſtatt. Von den geladenen Gäſten waren u. a. anweſend Herr
Bürgermeiſter Hoffmann, Herr Dekan Vogel, Herr Rektor Schmidt und
Herr Dr. Kollbach als Vertreter der Heſſiſchen Handwerkskammer. Die
Berufsſhule war vertreten durh die Herren Lehrer Falkenſtein,
Ge=
ſverbelehrer Diehl und Fnchlehrer Meiſter. Den feierlichen Akt der
Geſellenbriefüberreichung tätigte der Vorſitzende des
Prüfungsaus=
ſchuſſes, Herr Maurermeiſter Jakob Schnatz 3.: Die Anſprachen der
verſchiedenen R=dner cipfelten darin, daß der Junggeſelle jetzt
hinaustritt in das eigentliche Leben, und daß er nunmehr das Gelerute
und Geſehene ewveitern ſolle, um ſo einſt ein tüchtiger und
brauch=
barer Handwerker zu werden. Ein gemütſiches Zuſammenſein am Abend
gab dem Ganzen einen ſchönen Abſchluß. — Der neu erbaute Feſtſaal
bes Gaſtwirts Valentin Eſſelbach, der nah den Plänen des Herrn
Ar=
chitekten Heinrick. Renker=Crumſtadt erſteilt worden iſt, wurde am letzten
Sonntag dureh eine gut beſuchte Eineihungsfeier offiziell ſeiner
Be=
ſtimmung übergeben. — Kommenden Freitag findet im
Gemeinderats=
ſitzungsſaal eine Sitzung des Gemeinderats ſtatt.
— Hirſchhorn, 24. April. Waſſerſtand des Neckars am
23. April: 0,96 Meter; am 24. April: 0,93 Meter.
— Gerusheim, 24. April. Waſſerſtand des Rheins am
23. April: 0,40 Meter; am 24. April: 0,31 Meter.
a. Offenbach, 24. April. Endkampf um den
Haushalts=
plan 1929. Bei Erhöhung des Gas= und Elektrizitätspreiſes, der
Pflegefätze im Stadtkrankenhaus und der Erundſteuer und des
Mehr=
ertrags der Gewerbeſteuer bleibt im Voranſchlag für 1929 immer noch
ein Fehlbetrag von 1 232 0:0 Mark zu decken. Da Mainz die Erhöhung
der geſetzliehen Miete auf 122 v. H. vom Miniſterium genehmigt
wor=
den iſt, ſpielt man auch in der hieſigen Stadtverwaltung ernſthaft mit
dem Gedanken, für die Bedurfniſſe der Stadtkaſſe zwei dieſer 122 v. H.
in Anſpruch zu nehmen. Man erwartet daraus einen Betrag von
800 000 Mark Für den Fall der Ablehnung dieſes Planes ſteht als
Erſatz die Einfuhrung einer Gebühr für die Reinigung der Fußſteige
und Zahrbahnen der Straßen bereit. Dis Ergebnis wird mit 400 000
Mark angenommen. Dieſe Maßnahme hätre auch die Erhöhung der
geſetzlichen Miete zur Vorausſetzung. Man erwähnt auch den
Gedan=
ken, die geſtundete Gewerbeſteuer für 1928 — für 1925 bis 1927 beträgt
ſie rund 670 300 Mark — nachträglih zu erheben. Unumſtritten iſt
die Einführung der Filialſteuer, die rund 100 006 Mark einbringen ſoll.
Die Stadtverordneten der vereinigten bürgerlichen Fraktionen haben
in den letzten Tagen den Vorſihlag eingereicht, durch Abſtriche auf der
Ausgabenſeite des Haushaltsplanes einen Betrag von rund 500 000
Mark einzuſparen.
Donnerstag, den 25. April 1929
9berheſſen.
* Alsfeld, 24. April. Zu dem Verſchwinden des Herrn
Ober=
ſtudiendirektors Gräber ſchreibt man uns: Herr Gräber
war ſeither Studienrat in Alsfeld und wurde zu Oſtern zum
Ober=
ſtudiendirektor der Oberrealſchule in Grünberg ernannt. Mit ſeiner
Verſetzung war alſo eine Beförderung verbunden, während aus der
Mitteilung vielleicht das Gegenteil herausgeleſen werden könnte. Herr
Oberſtudiendirektor Gräber war zwei Jahrzehnte an der Oberrealſchule
in Alsfeld tätig. Er wurde als anerkannt tüchtiger Lehrer von
jeder=
mann geachtet und geehrt. Durch ſein freundliches Weſen hatte er ſich
die Herzen aller erobert. Sein Weggang von Alsfeld wurde allgemein
bedauert. Er ſelbſt ſchied nur ungern von Alsfeld, das zu ſeiner
zwei=
ten Heimat geworden war. Da der Umzug nach Grünberg noch nicht
erfolgen konnte, wohnte Herr Gräber mit ſeiner Familie noch in
Als=
feld und fuhr alltäglich zum Unterricht nach Grünberg. Am
vergange=
nen Freitagnachmittag hat er ſich alsbald nach ſeiner Heimkehr von
Grünberg aus ſeiner Wohnung entfernt, um einen Spaziergang zu
unternehmen. Gegen 7 Uhr abends verweilte er auf dem Herzberg,
einem Ausflugsort, der etwa drei Stunden von Alsfeld entfernt liegt.
Hier hat er an ſeine Frau einen Abſchiedsbrief geſchrieben. Ohne
An=
gabe des Grundes, teilte er ihr mit, daß er aus dem Leben zu ſcheiden
beabſichtige. Auch an Mutter und Schweſter richtete er einige Zeilen
zum Abſchied. Einem Förſter übergab er die Poſt, mit der Bitte, ſie
am nächſten Tage zu beſorgen. Seine Frau, die durch ſein langes
Aus=
bleiben beunruhigt wurde, erkundigte ſich am ſpäten Abend umſonſt bei
Verwandten und Bekannten. Noch in der Nacht machten ſich einige
ſeiner Freunde, die benachrichtigt worden waren, zur Suche auf,
muß=
ten aber unverrichteter Sache wieder zurückkehren. Nachdem am
Sams=
tagmorgen die Nachricht kam, daß er ſich am Freitag gegen abend auf
dem Herzberg aufgehalten habe, machten ſich wiederum zahlreiche
Freunde ſowie die Schüler der Alsfelder Oberrealſchule auf die Suche
nach ihm. Inzwiſchen war auch der Inhalt ſeines Abſchiedsbriefes
be=
kannt geworden. Es hat wohl niemand in Alsfeld gegeben, den dieſe
Nachricht ungerührt gelaſſen hätte. Aus allen Augen ſprach das
Mit=
leid mit dem Unglücklichen; überall hörte man die Frage: Warum? Es
kann keine andere Erklärung für die Tat geben als die eine, daß Herr
Oberſtudiendirektor Gräber in einer ſeeliſchen Depreſſion, verurſacht
durch vollſtändige Nervenzerrüttung, Hand an ſich gelegt hat. Die
Suche war auch am Sonntag ergebnislos. — Der Unglückliche ſtand als
Lehrer und Menſch weit über dem Durchſchnitt. Seine unglückſelige
Tat kann in einer mitfühlenden Menſchenſeele nur tiefes Mitleid wecken.
r. Bab=Nauheim, 24. April. Bismarckfeier. Eine
eindrucks=
volle, gutbeſuchte Bismarckfeier veranſtaltete die hieſige Vereinigung
der Bismarckfreunde. Die gedankentiefe Feſtrede, in der Studienrat
Dr. Lenz=Gießen treffend das Lebenswerk des großen Kanzlers
zeich=
nete, war von muſikaliſchen Darbietungen würdig umrahmt. Lebhaften
Anklang fand auch das lebende Bild „Huldigung an Bismarck”.
Wie es kein Allheilmittel gibt, so taugt auch nicht
ein Kragen für alle Gelegenhelten, Für den
Tages-
anzug das einzig Richtige ist „Eterna Halbsteif”,
TV. 5416
Haupktagung des Berkehrsbundes Oberheſſen.
h. Gießen, 23. April. Seine ordentliche Jahres=
Hauptverſamm=
lung hielt geſtern der Verkehrsbund Oberheſſen unter Leitung von
Bürgermeiſter Dr. Völſing=Alsfeld im Stadthauſe ab. Der Tagung
wohnten u. a. bei: Provinzialdirektor Graef, Oberregierungsrat Dr.
Heß und Bürgermeiſter Dr. Seib=Gießen, die Bürgermeiſter Walz=
Lauterbach und Mengel=Schotten, die Beigeordneten Notar Stahl und
Kling=Bad=Nauheim, und Keller=Grünberg, Lehrer Linck=Schotten vom
Vogelsberger Höhenklub.
Nach dem Geſchäftsbericht hat der Bund im Jahre 1928 ſehr
ſegensreich gewirkt. Die beiden wichtigſten Ereigniſſe waren: Die
Herausgabe des Führers durch Oberheſſen in 10 000 Exemplaren und
Seite 7
die zweite Preſſefahrt durch Oberheſſen. Nach dem
Rechnungs=
bericht für 1528 betrugen die Einnahmen insgeſamt 4750 Mk., die
Ausgaben 4541 Mk., ſo daß ein Ueberſchuß von 208 Mk. vorhanden
war. Der Voranſchlag für 1929 wurde mit 3350 Mk.
Ein=
nahmen und Ausgaben angenommen.
Es erfolgten alsdann die beiden Referate von Redakteur
Blum=
ſchein=Gießen über „Fremdenverkehrsſtatiſtik und
all=
gemeine Werbung”, Redner mißt der Führung der Statiſtiken
großen Wert bei, denn eine Fremdenverkehrsſtatiſtik öffne die Augen
und zeige dem Fremden, was der Ort für den Fremdenverkehr für
eine Bedeutung habe. Vielfach ſtünden die Gaſthalter der Aufſtellung
dieſer Nachweiſungen mißtrauiſch gegenüber, da ſie annehmen, daß die
Steuerberechnung danach geſchähe. Redner kommt dann auf die
all=
gemeine Werbung zu ſprechen. Hier hält er die Reklame durch die
Preſſe, Plakat= und Bildwerbung, Anſchaffung von Stempeln mit der
Aufſchrift: „Beſucht das ſchöne Oberheſſen” und die Herausgabe von
Preisausſchreiben für ſehr empfehlenswert.
An der nun folgenden regen Ausſprache beteiligten ſich u. a.
Provinzialdirektor Graef, Notar Stahl und Beigeordneter Kling=Bad=
Nauheim, Bürgermeiſter Walz=Lauterbach, Lehrer Linck=Schotten,
Bür=
germeiſter Dr. Seib=Gießen, Oberregierungsrat Dr. Heß=Gießen.
Sämt=
liche Redner ſprachen ſich für die Herausgabe von Preisausſchreiben
als beſonders günſtig aus, was auch der Verſammlungsleiter Dr.
Völſing in ſeinem Schlußwort als geeignetſte Art der Verkehrswerbung
hervorhob.
100. Geburkskag eines verdienken heſſiſchen
Volks=
kundlers und Bolksmannes.
r. Lauterbach, 24. April. Die heſſiſche Volkskunde feiert übermorgen
einen wichtigen Gedenktag; ſind es am 26. April doch 100 Jahre,
daß im nahen Altenſchlirf als älteſter Sohn des Pfarrers Friedrich
Bindewald, der ſpäter berühmt gewordene Volkskunde=Forſche=
Theodor Heinrich Bindewald geboren wurde. In den „Heſſiſchen
Biographien” hat D. Bonin Leben und Werk des verdienten
Heſſen=
ſohns treffend gewürdigt. Nach Beſuch der Gymnaſien zu Fulda und
Büdingen widmete ſich der junge Bindewald in Gießen und auf dem
Predigerſeminar in Friedberg dem theologiſchen Studium, war dann
als Pfarraſſiſtent und Vikar zu Pohlgöns, Höchſt a. d. Nidder,
No=
thenberg im Odenwald und Heuchelheim bei Gießen tätig,
bis er 1857 als definitiver Pfarrer und Schullehrer nach Buſenborn
bei Schotten kam. Dieſe Stelle vertauſchte er ſpäter mit Groß=Cichen
und zuletzt mit Friſchborn bei Lauterbach. Daſelbſt verſtarb er
am 11. Dezember 1880 im beſten Mannesalter, noch nicht 51 Jahre alt.
Wie ſelten einer vor und nach ihm hat Th. Bindewald das
Vogelsberger Volksleben ergründet. Er war nicht nur der hochgeſchätzte
Geiſtliche und Seelſorger, ſondern auch ein volkstümlicher Dichter und
unermüdlicher Forſcher in den alten Sitten und Bräuchen, den Liedern
und Sagen ſeiner Heimat. Männer wie der rheinheſſiſche Heimatdichter
Briegleb, wie die Gelehrten Vilmar in Marburg und Weigand in
Gießen und wie der Volksſchriftſteller W. O. von Horn (W. Oertel)
gehörten ſeinem engeren Freundeskreiſe an.
Außerordentlich fruchtbar war Theodor Bindewald als Schriftſteller.
Verſchiedene theologiſche Zeitſchriften ſchätzten ihn als Mitarbeiter.
Vilmar lieferte er für das Idiotikon und Weigand für das Wörterbuch
wertvolles wiſſenſchaftliches Material. Am bekannteſten iſt Bindewald
aber durch ſein „Oberheſſiſches Sagenbuch” geworden, das
220 Sagen enthält und 1873 in Frankfurt a. M. erſchien, nachdem ein
Teil der ſtattlichen Sammlung ſchon 1869 im „Archiv für heſſiſche
Ge=
ſchichte und Altertumskunde” veröffentlicht worden war. Heute noch
iſt das Bindewaldſche Sagenbuch jedem ernſthaften Freund heſſiſchen
Volkstums eine wertvolle Fundgrube. Karl Bader hat in
dankens=
werter Weiſe in größerem Umfange Stoffe des „Oberheſſiſchen
Sagen=
buchs” bearbeitet und in die zweite Reihe ſeiner trefflichen Sammlung
„Heſſiſche Sagen” (12. Band der von Prälat D. Dr. Diehl
her=
ausgegebenen Heimatbuchreihe „Heſſiſche Volksbücher”) aufgenommen.
Daſelbſt ſind die wichtigſten der von Bindewald geſammelten
Sagen=
ſchätze aus Oberheſſen jedem Heimat= und Volksfreund leicht
zugäng=
lich. Theodor Bindewald wurde auch zum Mundartdichter des
Vogels=
bergs. Aus ſeinen Dichtungen, von denen der „Ilweshoiſer
Babbe=
gei” als dichteriſche Geſtaltung eines landläufigen Volksſchwankes
be=
ſonders bekannt geworden iſt, ſpricht eine große Liebe zu ſeiner
Vogels=
berger Heimat und deren urwüchſigem Volkstum. Große Verdienſte
erwarb ſich Bindewald auch um die Volksliedſammlung in Heſſen.
So nehmen bei der 100. Wiederkehr des Geburtstags des
unver=
geſſenen Heimatforſchers alle heſſiſchen Heimatfreunde gerne Anlaß,
ſich von neuem dankbar Theodor Heinrich Bindewalds zu erinnern.
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Seite 8
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Nummer 114
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Die diesjährige Haupt=Verſammlung
findet am Samstag, den 4. Mai 1929, 18 Uhr, im
Speiſeſaal des Lokomotivausbeſſerungswerks dahier ſtatt.
Tagesordnung:
1. Geſchäfts= und Kaſſenbericht.
2. Erſatzwahl 4 ausſcheidender Aufſichtsratsmitglieder.
3. Anträge.
Etwaige Anträge zur Tagesordnung ſind ſpäteſtens4 Tage vor
der Hauptverſammlung an den Unterzeichneten einzureichen.
Die Jahresabrechnung liegt während der Geſchäftsſtunden in
der Geſchäftsſtelle Niederramſtädterſtr. 17 zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 20. April 1929.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrats: Kähnly.
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das Konzert um 20 Uhr.
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In ſeinem klaſſiſchen Werke über das „Bilanzſteuerrecht” ſtellt Dr.
Max Lion dem Kapitel über „Abſchreibungen” die vorſtehende Frage
voran. Und ſagt dazu weiter: „Die Verwirrung der Begriffe geht hier
weiter als in irgendeinem ſonſtigen Punkte des Bilanzweſens. Als ein
beſonders beliebtes Kapitel ſind gerade die Abſchreibungen vielfach
lite=
rariſchen Behandlungen aller Art ausgeſetzt, bei denen allzu oft von
vornherein klar iſt, wie ſehr es ihnen an einer begrifflich klaren
Er=
kenntnis der Abſchreibungen mangelt. „Lion verzichtet darauf, die
zahl=
reichen Definitionen einzeln zu behandeln, und beſchränkt ſich darauf,
zwei Feſtſtellungen zu treffen, nämlich über das, was die Abſchreibungen
beſtimmt nicht ſind. (Lion, Das Bilanzſteuerrecht. Berlin 1925. Seite
199).
Den im praktiſchen Wirtſchaftsleben ſtehenden Kaufmann
inter=
efſieren die verſchiedenen Definitionen der Abſchreibungen auch weit
weniger. Bei der ſeiner Natur nach auf den Nutzen gerichteten
Ein=
ſtellung intereſſiert ihn weit mehr, was denn die Abſchreibungen
eigent=
lich ihrem Sinne nach bedeuten ſollen. Das darzulegen ſoll im
Fol=
genden verſucht werden.
Der Kaufmann, der für ſeinen Kunden Ware herſtellt, legt Kapital
in verſchiedener Form vor. Er kauft Material, zahlt Löhne, zahlt
Be=
triebsunkoſten und anderes mehr und kauft Maſchinen und
Einrich=
tungen. Er erwartet, daß das vorgelegte Kapital mit einem Ueberſchuß
zurückkehrt, den er Geſinn nennt. Von einem ſolchen Gewinn wird
er aber erſt dann reden können, wenn das vorgelegte Kapital in all
ſeinen einzelnen Teilen reſtlos zurückgekommen iſt und dann noch ein
Heberſchuß verbleibt. Das in Maſchinen und Einrichtungen inveſtierte
Kapital ſtellt aber ein Kapital dar, das ſich im und durch den Betrieb
innerhalb eines gewiſſen Zeitraumes verbraucht und nach Ablauf dieſes
Zeitraumes wieder neu vorgelegt werden muß. Genau genommen hätte
nun eigentlich der geſamte innerhalb dieſes Zeitraumes bediente
Kun=
denkreis im Verhältnis ſeiner Belieferung dieſen Kapitalsaufwand zu
tragen. Eine ſolche Verteilung läßt ſich aber praktiſch nicht vornehmen,
da man im Vornehi ein weder, ſeine Kunden noch die Belieferung des
einzelnen Kunden beſtimmen kann. Er wird alſo zweckmäßig von einem
mittleren Beſchäfrigungsgrad ſeiner Maſchinen und Einrichtungen
wäh=
rend eines Betriebsjahres ausgehen und die Zahl der Nutzungsjahre in
Rechnung ſtellen, die er unter den angenommenen Arbeitsbedingungen
mit Sicherheit von ſeinen Maſchinen und von ſeinen Einrichtungen
auf Grund der vorliegenden Betriebserfahrungen erwarten darf Auf
dieſe Zahl der Jahre wird er den Kapitalsaufwand für ſeine
Inveſti=
tionen verteilen. Schreibt er nun die ſo auf das einzelne Vetriebsjahr
entfallende Quote von dem Jahresgewinn ab, ſo hat er damit eine
bich=
mäßige Rückſtellung für den nach Verſchleiß der Maſchinen und
Ein=
richtungen wiederum notwendig werdenden Kapitalaufwand gemacht.
Legt er die zurückgeſtellten Beträge ſo an, daß er nach Ablauf der in
Ausſicht genommenen Nutzungsjahre das für die Inveſtitionen auf
Maſchinen und Einrichtung vorgelegte Kapital wiede greifen kann, ſo
wäre damit der eigentliche Sinn der der Werkserhaltuny dienenden
Abſchreibungen erfüllt.
Die gleichmäßige Verteilung des Indeſtitionskapitals auf die
ein=
zelnen Nutzungsjahre gibt ihm dazu noch eine Grundlage für die
Be=
rechnung ſeiner Selbſtkoſten. Kann er mit der auf das Betriebsjahr
entfallenden Quote ſeine Jahreserzeugung belaſten, ſo hat er die
Gewiß=
heit, daß er das für die Inveſtitionen auf Maſchinen und Einrichtungen
vorgelegte Kapital in der vorgeſehenen Zeit wieder zurückholt.
Praktiſch ſind aber die Abſchreibungen meiſt nichts weiter als reine
Buchoperationen, die recht häufig auch nur einer Annäherung an dieſen
Sinn entbehren. Beſonders die Kaufleute der alten Schile ſind auch
heute nur ſchwer dazu zu bewegen, der Auffaſſung zu folgen, daß die
Abſchreibungen nicht die Aufgabe haben, nur als reine rechneriſche
Buchoperation der mehr oder weniger willkürlichen Gewinnregulierung
zu dienen. In den Zeiten der Hochkonjunktur vor dem Kriege, in denen
hohe Gewinne erzielt werden konnten, haben ſich eben in bezug auf
die Abſchreibungstaktik extreme Uſancen ausgebildet, die noch heute ihre
Schatten werfen. Inſofern es die erzielten Betriebsüberſchüſſe
ver=
trugen, ſcheute man ſich nicht, auch den größten auf Inveſtitionen
ge=
machten Kapitalaufwand möglichſt im erſten Betriebsjahre auf einen
Erinnerungswert abzuſchreiben. Nicht immer iſt damit das Ziel der
Sicherung der Werkserhaltung erreicht worden. Häufig genug ſind
dieſe ſtillen Reſerven dann ſo ganz unmerklich auf einem anderen
Wege wieder verbuttert worden.
Heute freilich ſind derartige ſummariſche Verfahren der
Abſchrei=
bungstechnik in beiner Weiſe mehr angängig. Einmal läßt ſie ſich ſchon
der Fiskus nicht mehr gefallen, da ſie in bezug auf die
Erfolgsrech=
nung eine unzuläſſige Schmälerung des Steuerertrages bedeuten. Das
anderemal läßt ſich aber auch vom betriebswirtſchaftlichen Standpunkt
ſehr viel dagegen einwenden, vor allem das Eine, daß die unter den
erſchwerten Wirtſchaftsverhältniſſen durch geſteigerte Lö ne und
ge=
ſteigerte Laſten geminderten Betriebsüberſchüſſe es in der Regel nicht
mehr vertragen, erheblichere Kapitalsinveſtitionen ſofort auf eine Mark
abzuſchreiben. In ſehr vereinzelten Fällen möchte das vielleichr auch
noch heute angehen. Meiſt geben aber die heute erzielbaren
Verkaufs=
preiſe bei den heute zu tragenden Laſten das nicht mehr her.
Wenn nun der im Wirtſchaftsleben ſtehende Praktiker die ihn wohl
am meiſten intereſſierende Frage ſtellt: „Wie ſoll man denn
abſchrei=
ben?” dann wird man ihm mit der Erwiderung: „So, wie es die
Vor=
ſchriften des § 16 des Einkommenſteuer=Geſetzes von 1925 vorſchreiben”
umſoweniger ſchlecht dienen als gerade durch dieſe Vorſchriften ein
Rahmen gegeben wird, innerhalb deſſen der Steuerpflichtige die im
Invereſſe der Werkserhaltung erforderliche Sicherung des Rückfluſſes
des vorgelegten Inveſtitionskapitals wohl vornehmen kann.
§ 16 des Eink. St. Geſ. von 1925 ſchreibt mit Abſatz 2 vor:
1. Satz 1: „Aufwendungen für die Anſchaffung oder Herſtellung von
Gegenſtänden, deren Verwendung oder Nutzung durch den
Steuerpflichtigen ſich beſtimmungsgemäß auf einen
längeren Zeitraum erſtreckt, dürfen nicht in dem
Steuerab=
ſchnitt der Anſchaffung oder Herſtellung voll abgezogen
wer=
den.” und
2. Satz 2: „Sie können vielmehr für einen Steuerabſchnitt höchſtens mit
dem Betrage berückſichtigt werden, der ſich bei der Verteilung
auf die Geſamtdauer der Verwendung oder Nutzung ergibt
(Abſetzung für Abnutzung)."
Satz 2 weiſt auf die Abſchreibung vom Anſchaffungswert hin. Da
ſich zur Verteidigung der früher meiſt gewohnheitsmäßig geübten
Ab=
ſchreibung vom Buchwert in der Tat kein durchgreifenderes Argument
anführen läßt als die Tatſache, daß der Buchwert für den Buchhalter
meiſt bequemer greifbar iſt und da man aus hier nicht weiter zu
er=
örternden Gründen ohnehin in der Praxis mehr und mehr dazu
über=
geht, nur vom Anſchaffungswert abzuſchreiben, ſo ergeben ſich aus den
Vorſchriften des Abſatz 2, 8 16, heute kaum mehr Diffexenzpunkte zwi=
ſchen Veranlagungsſtellen und Steuerpflichtigen. Die Quelle der ebenfo
Zahlreichen als häufig auftretenden Differenzpuntte liegt im Satz 2 des
Abſatz 3, 8 16 des Eink. St. Geſ. 1925 begründet, der beſagt:
„Die Abſetzungen bemeſſen ſich nach der gemeinüblichen
Nutzungs=
dauer des Gegenſtandes.”
Den Zankapfel bildet durchweg die „gemeinübliche Nutzungsdauer”
oder wie man auch mit anderen Worten ſagen kann, die Bemeſſung
der Abſchreibungshundertſätze. Neigte der vorſorgliche Kaufmann
frü=
her dazu, die Nutzungsdauer überhaupt zu ignorieren und möglichſt
alles ſofort auf eine Mark abzuſchreiben, ſo neigen heute die
Veran=
lagungsbehörden und ihre Stütztruppen, die Buchprüfer, nur allzu
ſehr dazu, die „gemeinübliche Nutzungsdauer” ſo hoch wie möglich zu
ſchrauben. Das bedeutet eine Gefahr für die Sicherung der
Werkserhal=
tung, der die Wirtſchaft im Intereſſe ihrer Selbſterhaltung
entgegen=
treten muß.
Die Veranlagungsbehörden klammern ſich an Mittelwerte, die der
Be=
triebserfahrung entnommen ſind und meſſen dieſen Richtzahlen eine
weit allgemeinere Bedeurung bei als ihnen praktiſch zukommt. Man darf
dabei vor allem nicht vergeſſen, daß die Zahlen nur dann Anſpruch auf
Geltung haben können, wenn normale Betriebsverhältniſſe
voraus=
geſetzt werden können. Unter normalen Betriebsverhältniſſen iſt aber
zu berſtehen, daß die Maſchinen normale Wartung und Pflege erfahren
und daß eine beſtimmte Höchſtbetriebsſtundenzahl im Betriebsjahre
(etwa 3000 Stunden) nicht überſchritten wird. Man wird aber ganz
allgemein behaupten können, daß die deutſche Induſtrie innerhalb der
letzten 15 Jahre genötigt war, unter nichts weniger als normalen
Be=
triebsverhältniſſen zu arbeiten. So haben es z. B. die
Kriegsverhält=
niſſe mit ſich gebracht, daß große Teile der Maſchinenparks weit
unter=
halb der normalen Betriebsſtundenzahl beſchäftigt werden konnten;
die Auswirkungen des verlorenen Weltkrieges haben es mit ſich gebracht,
daß man ſich da, wo unter normalen Verhältniſſen Neuanſchaffungen
ge=
boten geweſen wären, notdürftig mit Neparaturen behalf, weil man
eben kein Geld für Neubeſchaffungen hatte.
Wenn man infolgedeſſen heute etwa in irgend einer Weberei
feſt=
ſtellen kann, daß da noch Stühle laufen, die vor rund 40 Jahren
be=
ſchafft worden ſind, ſo kann man daraus noch nicht ableiten, daß es
irrig iſt, die gemeinübliche Nutzungsdauer des Webſtuhles zu 15 bis
20 Jahren zu bemeſſen. Sieht man näher zu, ſo läßt ſich meiſt ſehr
raſch feſtſtellen, daß an dem alten Webſtuhl von dem, was da vor 40
Jahren gekauft worden iſt, herzlich wenig mehr vorhanden iſt. Meiſt
nur das Eiſengeſtell. Alle anderen arbeitenden Teile ſind meiſt
inner=
halb dieſer Zeit ſchon mehrfach vollkommen erneuert worden. Da dieſe
wiederholten Erneuerungen, die ſteuerrechtlich ganz ohne Zweifel als
Inſtandſetzungen und nicht mehr als Inſtandhaltungen (Reparaturen)
anzuſprechen ſind, ſo bedeutet der auf ſie gemachte Aufwand eine
Wert=
mehrung des betreffenden Aktivums. In der Regel hat man derartige
Aufwendungen aber nicht aktiviert, ſondern kurzerhand über irgendein
Unkoſtenkonto abgebucht. Inſofern man das Abſchreibungsproblem als
das, was es ſein ſoll, das heißt als Sicherung der
Werkerhaltungs=
reſerve auffaßt, kommt durch dieſe Gepflogenheiten eine gewiſſe
Verwir=
rung in das Problem. Indeſſen laſſen ſich auch hier brauchbare Löſungen
finden, aber nicht auf Grund allgemeiner Betrachtung, ſondern nur auf
Grund individueller Unterſuchungen. So wie die Verhältniſſe heute nun
einmal liegen, wird man die Frage der für das Werk ausreichenden
Be=
meſſung der Abſchreibungsſätze nicht nach der ſtarren Formel der
ge=
meinüblichen Nutzungsdauer befriedigend beantworten können, ſondern
nur auf Grund individueller Unterſuchungen, bei denen der erfahrene
Betriebsleiter des Werkes ein ausſchlaggebendes Wort mitzureden hat.
Daß man ſich hier nicht an die als Mittelwerte anzuſprechenden
Richt=
zahlen für die ſogenannte gemeinübliche Nutzungsdauer klammern darf,
ſondern je nach der Individualität des Unternehmens kleinere oder auch
größere Abweichungen wird zulaſſen müſſen, liegt in der Natur der
Sache. Mit dem Geſetz ſteht das nicht im Widerſpruch. Denn in § 16
Eink. St. Geſ. von 1925 wird mit Satz 3 Abſatz 3 geſagt:
„Abſetzungen für außergewöhnliche Abnutzung in einem
Steuer=
abſchnitt ſind zuläſſig, bedürfen jedoch beſonderen Nachwweiſes.”
Da es ja doch nicht Aufgabe des Fiskus ſein kann, die
Verantwor=
tung für die Werkserhaltung zu 1)ernehmen, da er das weder kann
noch wohl auch will, ſo werden auch ſeine Organe in dieſer Hinſicht
den für die Erhaltung und Führung des Werbes Verantwortlichen
keine Einſchränkungen auferlegen dürfen, die dieſe auf Grund ihrer
genauen Kenntnis des Betriebes als nicht tragbar bezeichnen. Bisher
haben ſich leider die fiskaliſchen Stellen zu dee hier im Intereſſe des
Ge=
deihens unſerer Wirtſchaft unbedingt notwendigen großzügigeren
Auf=
faſſung noch nicht durchringen können. Und ſo artet der Streit häufig
in ein müßiges Feilſchen um Prozente aus, das dem Fiskus im
Ver=
hältnis zur Arbeitslaſt, die er ſich damit auferlegt, keinen
nieder=
ſchmetternden Nutzen bringt.
Zu begrüßen iſt, daß der Reichs=Finanzhof, der ſeine
wirtſchaft=
liche Einſtellung immer wieder bekundet, in ſeinem Urteil vom 12.
De=
zember 1928 VI A 2742 dem Begriff der „wirtſchaftlichen Abnutzung”
zu ſeinem Rechte verholfen hat. Bei der raſtloſen Arbeit, die bei uns
inſetzte, ſobald wir uns nach dem Weltkriege wieder regen konnten,
hat man auch mit dem Riſiko zu rechnen, daß wenn man heute eine
Maſchine kauft, dieſe womöglich ſchon in kurzer Zeit durch eine neu
herausgekommene wirtſchaftlicher arbeitende Konſtruktion überholt iſt.
Man muß alſo unter Umſtänden heute auch damit rechnen, daß man die
Kapitalsvorlage für eine Neuanſchaffung nicht auf die gemeinübliche
Nutzungsdauer verteilen, ſondern in kürzerer Zeit hereinholen muß.
Das verweiſt auf unter Umſtänden notwendig werdende höhere
Ab=
ſchreibungsfätze. Wo ſolche Notwendigkeiten in die Erſcheinung treten,
geſtattet der Nachweis der wirtſchaftlichen Abnutzung auch die
ent=
ſprechende ſteuerliche Berückſichtigung.
Wird nun in dem angedeuteten Sinne verfahren und in jedem
Be=
triebsjahre ein entſprechender Anteil der Anſchaffung zurückgeſtellt, ſind
aber innerhalb des der gemeinüblichen Nutzungsdauer entſprechenden
Zeitraumes die Wiederbeſchaffungspreiſe geſtiegen, ſo würde die
Ab=
ſchreibung als Sicherung des für die Neubeſchaffung erforderlichen
Kapiralaufwandes wiederum ihren Sinn verloren haben. Hier greift
der materielle Veranlagungserlaß des Reichsminiſters der Finanzen
vom 16. 2. 1929 ein, der auf Neubeſchaffungen im Bilanzjahr 1928 ohne
Weiteres Abſchreibungen von 20 v. H. zuläßt und damit den
außer=
gewöhnlichen Einfluß der Teuerung wieder zu beſeitigen ſucht.
Der Vollſtändigkeit halber haben wir noch der Tatſache Rechnung
zu tragen, daß in vielen Fällen wenigſtens vorläufig noch damit zu rechnen
iſt, daß die Maſchinen und Einrichtungen über den Zeitraum der
gemein=
üblichen Nutzungsdauer hinaus genutzt werden. Das vorgelegte
Ka=
pital wird daher abgeſchrieben ſein, bevor die Notwendigkeit der
Neu=
beſchaffung eintritt. Auch für dieſen Fall läßt ſich eine brauchbare
Lö=
ſung finden, deren Erörterung hier aber zu weit führen würde. Die
Finanzämter vertreten in der Praxis hier verſchiedene Auffaſſ ingen.
Während die einen in dieſem Falle fordern, daß nicht weiter als bis zum
Schrottwert abgeſchrieben werden darf, fordern die anderen, daß
Ma=
ſchinen und Einrichtungen, ſolange ſie noch Dienſt tun, nicht weiter
als auf 30 v. H. ihres Anſchaffungspreiſes abgeſchrieben werden dürfen.
Die ſinnvollſte Löſung des Abſchreibungsproblemes, inſoweit es ſich
auf das dem Verſchleiß durch mechaniſche und wirtſchaftliche Abnutzung
unterliegende Inveſtitionskapital bezieht, wäre, wenn man dazu käme,
eine den notwendigen Abſchreibungen entſprechende echte unverſteuerte
Reſerve in Form eines Werkerhaltungsfonds zuzulaſſen. Dieſer müßte
aber dann nicht nur dem Namen nach, ſondern auch in der Tat eine
Quelle ſein, der man bei anfallender Notwendigkeit der Erneuerung
die die Werkserhaltung ſichernden Mittel entnehmen kann. Die
Erfül=
lung dieſes vorläufig noch frommen Wunſches dürfte in die Nähe gerückt
werden, ſobald man zu der Erkenntnis gekommen ſein wird, daß man
in dem Abſchreibungsproblem nichts anderes erkennen darf els ein
Mittel zur Sicherung des rechtzeitigen Rückfluſſes des
Inveſtitions=
kapitals und ſobald man ſich in dieſer Erkenntnis daran gewöhnt haben
wird, dementſprechend zu verfahren.
So wie die Auffaſſungen heute noch liegen, bin ich mir wohl
be=
wußt, daß ich heute noch bei keinem der beiden Antipoden reſtloſe
Zu=
ſtimmung zu meinen Ausführungen erwarten darf. — Tatſächlich ſind die
beiden ja eigentlich keine Antipoden, ſondern Stener und Wirtſchaft
fahren mit gleichgerichteten Füßen im gleichen Boot und wenn das Bcot
leck wird, fs laufen eben beide ab. Trotzdem bin ich überzeugt, daß ſich
beide auf dem angedeuteten Wege finden müſſen und finden werden,
die Wirtſchaft dadurch, daß ſie klar erkennen lernen muß, was ſie zu
ihrer Erhaltung wirklich braucht und die Steuer dadurch, daß ſie ſich zu
der Auffaſſung bekehrt, daß man den für die Wirtſchaftzerhaltung
ge=
gebenen Notwendigkeiten keine bureaukratiſchen Hemmungen enigegen
ſtellen darf.
A.v. T.
Geſchäfkliches.
Berlins größte motorſportliche Veranſtaltung und gleichzeitig die
ſchwierigſte Dauerprüfungsfahrt des ganzen Jahres iſt vollendet
Was die Brandenburgiſche Dauerprüfungsfahrt an Gemiſch von
Chauſſeen, Feld=, Wald= und Sumpfwegen brachte, kann ſich kaum
je=
wand vorſtellen, der nicht Teile dieſer 430 Kiloweter langen Strecke
geſehen hat.
Die Dixi=Werke waren bei dieſer Fahrt mit 4 Fahrzeugen
ver=
treten und alle gelangten pünktlich wie ein Uhrwerk mit nur wenigen
Metern Abſtand an den einzelnen Kontrollſtellen und am Ziel an. Die
kleinen Fahrzeuge waren auf den ſchlechten Wegen den größeren Wagen
faſt durchweg überlegen und die flotte Fahrt, in der die Wagen auch
die ſchwierigſten Strecken paſſierden, hat die neidloſe Anerkennung und
Bewunderung aller Konkurrenten hevvorgerufen.
„Chriſtinens Weg durch die Hölle‟
iſt der Titel des neueſten Spannungsromans von dem unter dem
Pſeudonym
Sir John Reteliffe d. J.
bekannten deutſchen Erzähler Robert Heywann. Der Roman ſpielt auf
dem abenteuerreichkſten Schauplatz unſerer Zeit, während der fanatiſchen
Kämpfe zwiſchen Weiß und Ror in Rußland, und ſchildert den
außer=
gewöhnlichen Schickſalsweg der ſchönen jungen Gräfin Chriſtine Kusmetz.
Der Roman beginnt ſoeben in der Münchener Illuſtrierten.
Rundfunk=Programene.
Frankfurt.
Donnerstag, 25. April. 12.30: Schallplatten. O 15.05:
Jugend=
ſtunde. Rektor Wehrhan: Luſtige Schwänke und Geſchichten. O 16.35:
Funkorch.: Operettenmuſik. o 18.10: Leſeſtunde. „Old. Bob, der
Hund von Kennymoor” von Olivant. o 18.30: Aus dem Roman
„Drei Frauen und ich” von O. Baum. O 18.55: Kaſſel: Prof.
Dr. Verweyen: Stufen des ſozialen Bewußtſeins. o 19.15: Dr.
Schütz: Indiſche Dramen. O 19.35: Hugo Schumann: Aus der
Praxis der Arbeitsgerichte. O 20.15: „Elga.‟ Drama von Gerhart
Hauptmann. 21.45: Carl Maria v. Weber: „Der Freiſchütz”
als Kurzoper auf Schallplatten. Orch.: Mitglieder der Staats= und
der Städt. Oper, Chor: Mitglieder der Staatsoper Berlin.
Königswuſierhaufen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 25. April. 12: Major a. D.
Schlee: Funktechniſche Plaudereien. O 12.30: Mitteil. des
Reichs=
ſtädtebundes O 12.55: Nauener Zeit. O 13.45: Bildfunk. 0 14.30:
Kmderſtunde E. v. Kapherr: Der kleine Meckerſchleckerlecker
Honig=
bär. 6 15: Dir. Dr. Hartlaub: Jugend und Erlebnis des
Kunſt=
werks O 15.30: Wetter und Börſe. 15.40: Käte Graber:
Frauengeſtalten der Bibel. O 16: Schulrat Wolff und Lehrer
Konetzky: Zur praktiſchen Durchführung der Richtlinien in der
Volksſchule. O 16.30: H. Frank: Kurzgeſchichten. Einf.: Dr. Tau.
O 17: Berlm: Konzert Lieder, geſungen von Blanka v. Farkas
(Alt). Viola da Gamba=Vorträge von Chr. Döbereiner. O 18:
M. Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde. O 18.30: Spaniſch für
Fortgeſchrittene. O 18.55: Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Hanſen:
Zweckmäßige Autzucht von Kälbern und Jungvieh. O 19.20: Poſtrat
Dr. Wagner: Der Kaufmann und die Einrichtungen der Reichspoſt.
O 20: Sonderveranſtaltung. Sudetendeutſcher Abend. Einl. Worte:
Prof. Dr. Steinhardt. Finke: Suite für Streichorcheſter. — Weigl:
Drei Geſänge (nach Dichtungen von Fred A. Angermayer) mit Orch,
— Kraſa: Paſtorale und Marſch aus der Sinfonie für kleines
Orch. Funkorch. Mitw.: Ida Harth zur Nieden Alt). 21: Sonate
für Violoncell und Klavier in F=dur von J. Brahms. M. Baldner
(Violoncell) und Prof. Kreutzer (Flügel). o Anſchl.:
Unterhaltungs=
muſit. Kapelle Barnabas von Geſzy. D. Danach: Tanzmuſik.
Weikerbericht.
Das Wetterkartenbild zeigt hinſichtlich der Luftdruckverteilung nur
wenig Aenderung. Der hohe Luftdruck lagert weiter im Weſten und
Nordweſten und das Druckfallgebiet über Skandinavien. Die Störung
flacht ſich langſam ab, läßt es aber immer noch zum Zufließen kühler
Luftmaſſen kommen. Das Wetter bleibt infolgedeſſen immer noch kühi
und die Temperaturen gehen nachts vielfach bis unter Null zurück.
Ge=
legentliche leichte Regen= oder Schneeſchauer ſind dabei nicht
ausge=
ſchloſſen.
Ausſichten für Donnerstag, den 25. April: Immer noch kühles,
wech=
ſelnd wolkiges Wetter mit Neigung zu vereinzelten Schauern,
nachts Temperaturen vielfach etwas unter Null.
Ausſichten für Freitag, den 26. April: Teils wolkig, teils aufheiternd,
Temperaturen nachts weiterhin etwas unter Null, tagsüber mild,
meiſt trocken.
DSHELL-FÜHRER
.n=
SHELL-
aurgocte
auszistzmEn
RACM Oc
BhEut-Fünnse
rüe vie
schmiEe uno
VOA KRAET
FANnZEUGEN
Gaufen SiaShell Aurtooele auss dem
plombientenSHELL-
KABINET-
der weusartigen
Oelgaaslitervorrich-
tung. Gedes plombierte Shell-Ga.
binett gibe Bewpähr fün
Oeraus-
gabung den Originalgualitäe! Sie
zerden schnellund sauberbedient.
Vie kaufen beguem undpreissvere.
AUTOOEL.
LOLE
O Ds
OP5
Os2
Seite 10
Nummer 114
Donnerstag, den 25. April 1929
Friedrichshafen, 24. April.
Bei ſchönem Wetter, hellem Mondſchein und
leicht=
bewegter See üb rflog „Graf Zeppelin” am Dienstag
abend 2,20 Uhr die Küſtie weſtlich von Bordeaux. Um
10,55 Uhr wurde das Schiff nördlich von Bilbao mit
Kurs auf Cap Ortegal geſichtet. Die Funkſtation des
Luftſchiffbaues ſtand um die genannte Zeit mit dem
Luftſchiff in diretter Verbindung. Nachdem man
lange Zeit über den weiteren Standort des Luft=
Schiffes ohne Nachricht war, ging um 3 Uhr morge s
die Meldung ein, daß „Graf Zeppelin” nach
Ueber=
querung des Golfs von Biscaha um 3 Uhr früh La
Coruma in Richtung auf Cap Finiſterre, die
nord=
weſtliche Spitze Spaniens überflog. Das Wetter war
nach einigen Regenſchauern wieder klar und ruhig
geworden. Von hier aus nahm das Schiff füdlichen
Kurs. Um 6 Uhr befand es ſich bei Hlarem Wetter
querab von Porto in Portugal. Am Mittwoch 9 Uhr
vormittags befand ſich „Graf Zeppelin” vor Cap
Roca. Nachdem die portugieſiſche Regierung den Flug
über die Hauptſtadt geſtattet hatte, wurde Liſſabon
von 9 bis 9,30 Uhr überflogen. Die Bevölkerung
verfolgte die Fahrt mit größtem Intereſſe.
Ein Funkgruß Eckeners an den portugieſiſchen
Luftfahrtminiſter.
Dr. Eckener richtete während des Fluges über
Liſſabon an den portugieſiſchen Luftfahrtminiſter
folgenden Funkſpruch:
„Auf Grund Ihrer liebenswürdigen
Erlaub=
nis beſuchen wir Ihre wundervolle Hauptſtadt,
um der Bevölkerung unſer modernes
Transport=
mittel vorzuführen, das binnen kurzem
Portu=
gal und Amerika auf dem Luftwege verbinden
wird.”
„Graf Zeppelin” über Cadiz.
An Bord des „Graf Zeppelin” 17.40 Uhr.
Um 14.30 Uhr überflogen wir, die Stadt
Se=
villa. Die Bevölkerung begrüßte uns mit
gro=
ßem Jubel. Wir warfen vier Poſtſäcke ab. Um
16 Uhr befinden wir uns an der Küſte von
Cadiz. Dr. Eckener will durch die Straße von
Gibraltar ins Mittelmeer einlaufen. An Bord
iſt alles wohlauf.
Araber=Balgerei um die Luffpoft des
„Zeppelin”.
Kurs auf Malaga.
An Bord des „Graf Zeppelin” 18 Uhr. Nach
Ueberfliegung der Meerenge von Gibraltar
haben wir über Tanger die für Afrika
be=
ſtimmte Poſt abgeworfen. Wie wir deutlich vom
Luftſchiff beobachten konnten, ſtürzten ſich
Arg=
ber, die wir an ihren Fezen erkannten, in
gro=
ßer Begeiſterung auf die Poſtſäcke. Es entſtand
eine wilde Balgerei. Das Wetter iſt prachtvoll.
Vor uns liegt die Grand Joſevh=Durchfahrt,
rechts und links von hohen Felſen
eingeſchloſ=
ſen, in ſtrahlender Sonne. Wir haben Kurs
auf Malaga.
Ein rabiater Zigeuner von einem Oberlandjäger
angeſchoſſen.
Bd. Wiesbaden=Jgſtadt. Im hieſigen
Ge=
meindewald trieb ſich ein Zigeuner umher, der von
dem Oberlandjäger Brenneke angehalten wurde, weil
eine ſteckbriefliche Beſchreibung auf ihn paßte. Es
handelt ſich in dem Stecbbrief um ein ſchweres Delikt.
Der Zigeuner, ein ſehr kräftig gebauter Mann,
be=
drohte ſofort, ohne ſich auf weiteres einzulaſſen, den
Beamten mit einer dicken Eiſenſtange. Daraufhin ſah
ſich der Oberlandjäger gezwungen, den Zigeuner durch
einen Karabinerſchuß in den linken Unterſchenkel
kampfunfähig zu machen. Trotz ſeiner Verwundung
ergriff der Zigeuner die Flucht und lief anderthalb
Kilometer ins freie Feid, bis er zuſammenbrach.
Oberlandjäger Brenneke, der den Ausreißer
ver=
folgt hatte, rief die Wiesbadener Sanitätswache an,
die den Zigeuner um 13 Uhr ins Städtiſche
Kranken=
haus Wiesbaden brachte, wo er hinter vergitterten
Fenſtern von ſeiner Verwundung geheilt wird, um
alsdann ins Unterſuchungsgefängwis überführt zu
werden. Ueber ſeine Perſonalien verweigerte der
Zigeuner jedwede Auskunft. Er gab nur an, Heinrich
Weiß zu heißen. Der Name ſcheint aber falſch zu ſein.
Mit dem Segelflugzeug verunglückt.
Wehen i. T. Ein Segelflugzeug des Mainzer
Segelflugvereins, der auf dem Segelflugplatz auf der
Platte Flüge abhält, geriet über dem Diſtrikt Heck
unterhalb der Walkmühle beim Wenden in eine
Windboe und ſtürzte dadurch, daß die linke
Trag=
fläche den Boden berührte, aus zirka 5 Meter Höhe
ab. Das Flugzeug wpurde ſtark beſchädigt. Der Führer
kam mit einer klaffenden Wunde über dem linken
Auge davon.
Berichtigung zum Fall Harfenſteller.
Zu der dor einigen Tagen in unſerem Blatt
er=
ſchienenen Nachricht von der Gründung einer „
Deut=
ſchen Heilsarmee” in Berlin wird uns vom
Haupt=
quartier der Heilsarmee in Berlin folgendes
mitge=
teilt. Harfenſteller iſt nie bei uns als Offizier oder
Angeſtellter beſchäftigt worden. Er und ſeine Frau
baten vor einigen Jahren um Aufnahme in unſere
Offiziersſchüle. Wir nahmen ſie probeweiſe, doch
mußten ſie nach 5 Tagen entlaſſent werden, daraufhin
gründete Harfenſteller eine eigene Organiſation, die
nur aus ihm und ſeiner Frau und 2—3 Leuten
be=
ſtand, die wir ausgeſchloſſen hatten. Als die Sache
nicht ging, bot uns Harfenſteller ſeinen Saal nebſt
Inbentar an. Die Verhandlungen ſcheiterten jeloch
an der Unvahrhaftigkeit des Harfenſteller.
Darauf=
hin legte er ſich den Namen „Deutſche Heilsarmee‟,
bei, gründete ein kleines Logiehaus und kaufte die
Einrichtung auf Kredit, wobei er ſich auf uns berief.
Wir erwirkten dann eine Verfügung, nach der er den
Namen nicht mehr führen darf. Jetzt führt er den
Namen „Deutſche Heilsboten”. Nach der inzweſhen
von ihm veranſtalteten Zeitungspropaganda haben
wir eine weitere einſtweilige Verfügung beantragt,
daß ihm auch die Uniform verboten wird und farter
beim Gericht Anzeige erſtattet wegen Verleumdung.
Wir werden ihn zwingen, den Wahrheitsbeweis für
ſeine Behauptungen zu erbringen, daß in Deutſchland
geſammelte Gelder nach England gehen, und daß der
General ſich rechtswidrig ein Privatvermögen
ver=
ſchafft habe.
Geſtändnis im Mordfalle Kirchberg.
Leipzig. Nach mehrtägigen Vernehmungen hat
am Dienstag in ſpäter Abendſtunde die Wirtſchafterin
Paſchold zugeſtanden, den Händler Kirchberg
er=
ſchoſſen zu haben. Nach ihrer Darſtellung, die diel
Wahrſcheinlichkeit für ſich hat, handelt es ſich jedoch
nicht um einen vorbedachten Raubmord; vielmehr
habe ſie den erſten Schuß im Affekt abgegeben.
Zur 590=Jahrfeier des Sieges der Jungfrau von Orleans
als Hirtenmädchen,
Die heilige Johanna
als Kriegerin,
als Heilige,
Die „Bremen”, das neueſte Wunderwerk deutſcher Technik.
Der 46 000 Tonnen große Lloyd=Dampfer. „Bremen” ſteht kurz vor ſeiner Vollendung. Techniſch wie heiß zu laufen. Bald war der Zug in ein Meer von
äſthetiſch iſt die „Bremen” ein wahres Wunderwerk. Neben der prunkvollen Innenausſtattung aufſteigenden Funken gehüllt, und dann ſchlugen dig
Am 29. April 1429 ſchlugen die Franzoſen unter der Führung des einfachen Landmädchens Johanna die Engländer entſcheidend bei Orleans. Johanna,
die 1412 in Domremy (Champagne) geboren war, konnte durch ihren Sieg Karl IIl. nach Reims zur Krönung führen. 1431 aber wurde ſie von den
Engländern als Ketzerin verbrannt, nachdem ſie durch den Verrat der Burgunder in Gefangenſchaft geraten war. 1450 wurde ihr Prozeß wieder
auf=
genommen und 1456 wurde die Unſchuld der Johanna feſtgeſtellt. 1919 wurde die Jungfrau dann heiliggeſprochen. Unſer Bild zeigt links die
heilige Johanna als Hirtenmädchen von dem Bildhauer Maillard, in der Mitte als Kriegerin nach einem Stich aus der Barockzeit, und rechts als
Heilige von dem Maler Ingres.
O
Der höllenzug von Sf. Michel.
der größte deutſche Dampfer vor der Berkigſtellung.
* Zürich. Man konnte kürzlich in den Schweizer
Blättern eine kurze Notiz leſen, daß den Opfern der
Kataſtrophe von St. Michel de Maurienne ein
Deuk=
mal errichtet worden ſei. So erfuhr man denn zum
erſten Male von einer furchlbaren Kataſtrophe, über
die man bisher nur zu ſlüſtern gewagt hatte. Es
handelt ſich um die Höllenfahrt eines Eiſenbahnzuges,
in dem 500 franzöſiſche Soldaten Platz genommen
hatten von denen kein einziger ſein Ziel erreichte. Es
war in den Dezembertagen des Jahres 1917 nach
den Kämpfen an der Piade. Marſchall Foch und der
engliſche Oberkommandierende hatten franzöſiſche
Kerntruppen den bedrängten Italienern zu Hilfe
geſandt. Zu Weihnachten hatten nun die abgekämpften
franzöſiſchen Soldaten einen Urlaub wohl verdient
und ewa 500 von ihnen warteten an der Grenzſtation
Mondane, um in ihre Heimat abtransportiert zu
werden. Auf der Station befanden ſich zahlreiche
hohe franzöſiſche Offiziere. Der Zugführer wandte
ſich an die Offiziere mit der Bitte, den Zug nicht mit
Soldaten zu überladen, da die Strecke eine der
ge=
fährlichſten in der Schweiz ſei und die Laſt des Zuges
genau bevechnet werden müßte, da andernfalls eine
Entgleiſung mehr als wahrſcheinlich erſcheine. Die
Soldaten hatten aber bereits unterdeſſen die
Vag=
gons geſtürmt und ſich mit großer Mühe einen Platz
erobert. Trotz der dringenden Mahnungen des
Zug=
perſonals hielten die franzöſiſchen Offiziere es für
unnötig, das Militär noch einmal auszuladen, und
der Zugführer erhielt Befehl, auf jeden Fall
los=
zufahren. Kaum eine Viertelſtunde von der Station
emtfernt, begann ſich die Geſchwindigkeit des Zuges
unheimlich zu ſteigern. Das Gewicht der vielen
Wa=
gen laſtete immer ſchwerer, und der Lokomotzivführer
war ohnmächtig, die Schnelligkeit zu bremſen. Die
Wagen vaſten die Abhänge hinab und begannen ſich
ſchloſſenen Waggons. Die Giſenwände waren zum
Teil rotglühend geworden, die Holzteile praſſelten.
Die Soldaten ſchlugen die Fenſter ein und ſtürzten
Raubüberfall im Perſonenzug.
Ein Motorradfahrer bei einem Vergaſerbrand
ſich in die furchtbaren Abgründe, an deren Rande der
umgekommen.
Warſchau. In der Nacht zum Dienstag ſvurde / Zug dahinjagte. Endlich kam die letzte große Kurbe
Ein Monteur aus Döbritchen in Baden fuhr auf der Perſonenzug Krakau—Warſchau in den Nähe von vor dem Viadukt von St. Michel. Wie ein
Rieſen=
dem Motorrad zu einem Arzt, um eine Wunde an / Czenſtochau auf offener Strecke durch Ziehen der geſchoß brauſte der brennende Zug hinab, nahm aber
der Hand verbinden zu laſſen. Plötzlich entſtand an Notbremſe zum Halten gebracht. In demſelben die Kurve nicht und ſpang aus dem Gleis. Die
in=
ſeinem Rad ein Vergaſerbrand. Er ſprang ab und Augenblick drangen zwei maskierte Räuber mit Re= einandergeſchobenen Wagen waren ſofort ein
ein=
bemerkte, daß ſein Nock Feuer gefangen hatte. Die volvern in der Hand in ein Abteil 2. Klaſſe ein, um ziges Feuermeer. Fünf Minuten hörte man Heulen,
Inſaſſen eines vorüberfahrenden Kraftwagens ver= die Reiſenden auszuplündern. Auf die lauten Hilfe= und dann wurde plötzlich alles totenſtill. Der
Trüm=
ſuchten die Flammen durch Ueberwerfen von Woll= rufe eines Reiſenden eilte im Nebenabteil mitfahren= werberg brannte die ganze Nacht, und als man am
dechen zu erſticken. Der Unglückliche hatte jedoch ſo, des Militär herbei, worauf die Räuber die Flucht er= anderen Abend die Bergungsarbeiten begann, fand
ſchwere Verletzungen erlitten, daß er nach kurzeu Zeit griffen und in der Dunkelheit entkamen. Man ver= wan 350 verkohlte Leichen. Etwa 100 Urlauber
hat=
mutet, daß die Notbremſe von einem Mitverſchwore= ten ſich während der Fahrt aus dem Zuge geſtützt,
ſtarb.
nen der Räuber gezogen wurde, dem es ebenfalls ge= aber nur ſehr wenige waren mit ſchweren Verwun=
Bergmannslos.
Auf der Zeche „Sophia Jacoba” in Hückelhoven lang, in der Dunkelheit zu entfliehen, da eine ſofort dungen lebend davongekommen. Eine richüige Unter=
(Nuhrgebiet) niß bei der Scilfahrt auf der 360Meten= eingeleitete Unterſuchung zu keinem Ergebnis führtz, ſuchung des Falles fand nicht ſtat, und keiner der
befehligenden Offiziere iſt bisher zur Verautwortung
Sohle das Seil des Förderkorbes. Der Korb jauſte
gezogen worden.
Suche nach dem däniſchen Schulſchiff
in die Tiefe; zwei Bergleute fanden den Too.
Große Unterſchlagung.
„Kopenhagen” ergebnislos.
Kapſtadt. Die Nachforſchungen nach dem ver= Paris. Der Direktor und zwei Angeſtellte einer
Ein Laſtauto vom Zeuge erfaßt.
Erfurt. Nach einer Mitteilung der Neichsbahn= mißten däniſchen Schulſchiff „Kopenhagen”, die der Filiale der Societe Generale de Credit Jnduſtrial et
direktion Erfurt wurde am Dienstag gegen 22 Uhr Dampfer „Deucalion” in dem Gebiet der Prinz= Comercial ſind wegen Unterſchlagung von 10
Mii=
auf dem mit Schkanken verſehenen Bahnübergang Eduard= und der Kerguelen=Inſeln angeſtellt hat, ſind lionen Francs, die ſie zu eigenen Spekulationen an
zwiſchen Tettenborn und Oſterhagen an der Strecke ergebnislos verlaufen. Die „Kopenhagen” war am der Börſe benutzt hatten, verhaſtet worden.
Northeim-Nordhauſen ein mit Papierſäcken bela= 18. Dezember von Montewideo zu einer Fahrt nach
Eifenbahnunglück in Sibirien.
denes Laſtauto eines Kalkwerks von einem Güterzug Auſtralien ausgelaufen. Es liegt die Vermutung Moskau. Bei einem Eiſenbahnunglück auf der
erfaßt und zertrümmert. Der Kraftwagenführer nahe, daß das vermißte Schiff auf einen Eisberg ge=
Senft aus Seeſen wurde getötet. Die Urſache des ſtoßen iſt, da der „Deucalion” eine größere Anzahl Strecke Irkutſk—Tſchita wurden ſechs Perſonen
ge=
tötet und neun ſchwer verletzt. Die Kataſtrophe war
bedauerlichen Unfalls iſt noch nicht aufgeklärt. — Eisbeuge angetroffen hat.
dadurch verurſacht worden, daß Erdmaſſen infolge der
Nach Berichten von anderer Seite ſoll der
Schranken=
in dieſer Gegend häufigen lokalen Erdbeben von der
Die Unwetterkataſtrophe am Miſſiſſippi.
wärter verſäumt haben, die Schranken rechtzeitig zu
Nach Meldungen aus New York wird die Zahl / Böſchung auf die Schienen geſtürzt waren,
ſchließen.
der Todesopfer des Tornados, der das Miſſiſſippital
Auswanderung nach Grönland?
100 000 Bücher ein Raub der Flammen.
heimgeſucht hat, jetzt mit 26 angegeben, die der Kopenhagen. Infolge der Befchränkung der
Die Bibliothek in Dünkirchen vollſtändig verbrannt.
Schwerverletzten mit 50. Die dem Tornado folgen= Auswanderung nach den Vereinigten Staaten hoben
Dünkirchen. Die Bibliother der Stadt Dün= Regenſtürme haben das Waſſer des Miſiſſippi derart, die däniſchen Behörden beſchloſſen, däniſchen Bauern
kirchen wurde am Dienstag durch Feuer vollſtändig, ſteigin laſſen, daß jeden Augenblick ſchwere Ueber= die Auswanderung nach Grönland zu geſtatten, denu
zerſtört. Unſchätzbare Werte gingen zugrunde, denn ſchwemmungen eintreten können. Der weite Fluß in ſie ſich dort als Schafzüchter niederlaſſen wollen.
die Bibliothek zählte nicht weniger als 90 000 Bände Arkanſas hat die Uferdämme an einer Stelle bereits
Der Untergang der „Toyokuni Maru”.
und Aktenbündel. Die Bibliothek enthielt vor allem durchbrochen und ein größeres Gebiet überſchwemmt.
ſehr koſtbare Handſchriften und Druckſachen aus dem Andere Nebenflüſſe des Miſiſſippi führen gleichfalls Tokio. Außer den bereits om Dienstag gemal=
Mittelalter. Das geſamte Departemntsarchiv uurde Hochwaſſer. Aubeiterkolonnen und Abteilungen der deten 97 Paſſagieren des bei Cap Erina (im Süden
vernichtet. Durch das eindringende Waſſer hat bei. Nationalgarde arbeiten Tag und Nacht an der Ver= der Inſel Hokkaido) im Schneeſturm geſunbenen
ja=
den Löſcharbeiten auch das benachbarte ſtädtiſche ſtärkung der Dämme, um eine Kataſtrophe großen paniſchen Dampfers „Tohokuni Maru” wurden noch
weitere 23 Ueberlebende gerettet.
Muſeum ſtark gelitten.
Ausmaßes zu verhindern.
des Dampfers wird auch das Gefühl völliger Sicherheit den Paſſagieren die Fahrt angenehm wer= Flammen in die Höhe. Keine Bremſe wollte helfen.
den laſſen. Die Bremen” beſitzt zweiſtöckige Rettungsboote für je 145 Perſonen mit ſtarken Mo= Die Höllenfahrt dauerte an. In den Dörfern an deß
toren, die ſelbſt ſchwerem Seegang gewachſen ſind. Auf unſerem Bild ſind die Krane für dieſe Strecke hörte man furchtbares Heulin aus den ver=
Rettungsboote ſichtbar.
Nummer 114
Donnerstag, den 25. Arril 1929
Geite 11
Spotl, Sher und Tatnen,
Hanvan.
S691/8r keint Darmſtadt 1898 — Bittorig Walldorſ.
Für die endgültige Placierung der Meiſterſchaftskandidaten im
Kreiſe Starkenburg wird der kommende Sonntag von ausſchlaggebender
Bedeutung ſein. Durch die Niederlage der 98er in Sprendlingen iſt
die Konſtellation in der Tabellenſpitze derart, daß neben den 98ern, die
noch mit 1 Punkt in Führung liegen, F.V. Sprendlingen, Viktoria
Walldorf und Urberach, die ſämtlich nur einen Verluſtpunkt weniger
als der Tabellenführer aufzuweiſen haben, begründete Antwarrſchaft
auf die Me=ſterſchaft haben, während die Darmſtädter Poliziſten wohl
kaum noch für die Meiſterſchaft in Frage kommen können. Sämtliche
Titelanwärter treffen ſich nunmehr am bevorſtehenden Sonntag in
Spielen untereinander. Während Sprendlingen in Urberach
anzu=
treten hat, empfängt der Sportverein 1898 auf ſeinem Platz die
Wall=
dörfer. Bedenkt man, daß nach dieſem Sonntag nur noch drei Spiele
von jedem Verein auszutragen ſind, ſo wird man ohne weiteres als
richtig anerbennen, daß die Beſiegten aus den beiden vorgenannten
Spielen wohl kaum noch in den Meiſterſchaftskampf mit Erfolg
eingrei=
fen können. Wenn es nicht zu unentſchiedenen Reſultaten kommt, wird
alſo — ſoweit man in fußballſportlichen Ereigniſſen überhaupt
Voraus=
ſagen machen kann — durch die beiden Spiele der vier Tabellenerſten
einze Reduzierung der Meiſterſchaftsanwärter auf die Hälfte bewirkt
werden.
Die Wichtigkeit des bevorſtehenden Spieles für die 98er liegt alſo
auf der Hand. Geliangt es den 98ern, gegen Viktoria Walldorf beide
Punkte ſich zu ſichern — das Vorſpiel in Walldorf endete bekanntlich 1:1
—, dann ſteigen die Meiſterſchaftsausſichten für die 98er wieder ſtark.
Von den reſtlichen Spielen haben die 98er ja noch zweimal den Vorteil
des eigenen Platzes. Man wird alſo bei den Spielern der
Sportvereins=
mannſchaft ſelbſt wiſſen, daß nahezu alles von dem Spielausgang des
bevorſtehenden Spieles abhängt. Allerdings — der Gegner weiß dies
hinſichtlich ſeiner eigenen Poſition auch, ſo daß die Walldörfer, deren
Mannſchaft in allen bisherigen Spielen ſchon durch eine ungemein eifrige
Spielweiſe ſich auszeichnete, ſtarken Widerſtand leiſten werden. Die
einheimiſche Mannſchaft wird alſo reſtlos kämpfen müſſen, wenn ſie
nicht in dieſem Spiele auf eigenem Platze ihre Meiſterſchaftsausſichten
zum Schwinden bringen will.
FC. Union Darmſtadt — SpV. Mörfelden 1:0.
Das Endreſultat entſpricht nicht ganz dem Spielverlauf, denn Union
hatte mehr vom Spiel gehabt, verſtand es aber nicht, die
ausgearbeite=
ten Chancen in Toren zum Ausdruck zu bringen. Das einzige Tor des
Tages reſultierte aus einem Handelfmeter. Unter dieſen Umſtänden
hätte das Spiel leicht anders lauten können.
Im großen und ganzen hielt die Union=Mannſchaft das, was man
von ihr erwartete, trotz der zwei Erſatzleute. Nach langer unfreiwilliger
Pauſe wirkte erſtmalig wieder der Mittelläufer Darmſtädter mit; mehr
Training, und auch er wird wieder zur gewohnten Form auflaufen.
Auch bei manchem anderen Spieler dürfte eine ruhigere Spielweiſe
empfehlenswert ſein.
Mörfelden ſtellte eine gleichmäßig durchgebildete Mannſchaft und
dürfte noch manchem Verein zu ſchaffen machen. — Auch die Erſatz=
Liga=Mannſchaft des FC. Union verſtand es, das Spiel für ſich zu
ent=
ſcheiden, indem es Mörfelden mit 3:2 das Nachſehen gab.
Zum Spiel am kommenden Sonntag muß der FC. Union nach
Münſter; hoffen wir, daß die Mannſchaft verſteht, auch dieſes Spiel
in Ehren zu beſtehen. — Spiel der Ligamannſchaft um 3 Uhr, der
Erſatz=Ligamannſchaft um 1,15 Uhr in Münſter.
Viktoria Griesheim—Germania Eberſtadt 1:3 (1:2).
Vor zahlreichen Zuſchauern trug Viktoria Griesheim in Eberſtadt
ſein letztes Verbandsſpiel aus. Griesheim mit Erſatz für ſeinen
Tor=
wächter lieferte eines ſeiner ſchlechteſten Spiele. Ein glatter Verſager
war die Läuferreihe; die Verteidigung wurde dadurch überlaſtet und
der Sturm erhielt nur wenige Vorlagen. So errangen die
Einheimi=
ſchen einen verdienten Sieg, denn ſie verſtanden es, Griesheims
Schwäche voll und ganz auszunutzen. Einige Fehlentſcheidungen des
Schiedsrichters im Eberſtädter Strafraum, zuungunſten Griesheims,
tru=
gen auch nach dazu bei, daß weitere Torerfolge Griesheim verſagt
blieben. Denn die gegebenen Niederwürfe ſahen Eberſtadts
Mann=
ſchaft vollzählig verſammelt und konnten dadurch nicht verwertet
wer=
den. Der Schiedsrichter leitete bis auf die angeführten Mängel gut.
Mit dieſem Sieg hat Eberſtadt ſeinen erſten Sieg gegen Griesheim
er=
rungen. Es fanden bis jetzt 13 Begegnungen ſtatt und endeten davon
ſechs für Griesheim, eine für Eberſtadt und ſechs hatten einen
unent=
ſchiedenen Ausgang. Das Torverhältnis iſt 23:12 für Griesheim.
Weitere Reſultate von Viktoria:
2. Mannſchaft—2. Mannſch. Germania Eberſtadt, dort, 2:3.
1. Schüler—1. Schüler Union Darmſtadt, dort, 1:4.
2. Schüler—2. Schüler Union Darmſtadt, dort, 1:2.
1. Handballmannſchaft—F. Sp.V. Frankfurt Reſerve, dort, 3:4.
1. Jgd. Handballm.—Sp. V. 98 Darmſtadt, dort, D. nicht angetreten.
Bei dem Spiel der zweiten Fußballmannſchaft feierte in der
Gries=
heimer Mannſchaft der Spieler Peter Poſeiner ſein 20jähriges
Fußballjubiläum. Vor genau 20 Jahren ſpielte er das erſtemal in der
damaligen Sportklubmannſchaft gegen Olympia Hahn und hat ſeit
die=
ſer Zeit immer treu zu ſeinem Verein gehalten. Später kam er in die
zweite Mannſchaft, wo er heute noch Sonntag für Sonntag mit ſeinen
jungen Sportkollegen die Farben ſeines Vereins bertritt.
Bn. Berichtigung. In dem Fußballbericht Hirſchhorn-Mosbach iſt
ein Fehler unterlaufen. Es muß heißen: Das Spielendete 2:2.
Das dritte Tor der Hirſchhorner Mannſchaft wurde nicht gewertet, da
es ein Abſeitstor war.
Handball.
Enlſcheidungsſpiel um die Süddeutſche Reiſterſchaft.
Spielvereinigung Fürth-Polizei Darmſtadt.
Nachdem die Sportbehörde das Entſcheidungsſpiel nach
Michel=
ſtadt i. Odw. gelegt hat, fährt die Mannſchaft der Polizei am
kom=
meuden Sonntag nach dort, um ihr letztes Spiel für die Süddeutſche
Meiſterſchaft auszutragen. Ob es gelingt, die Meiſterſchaft mit nach
Darmſtadt zu bringen? Eine Vorausſage für den Sieger zu machen,
iſt ſchwer und gewagt. Beide Mannſchaften ſind ja hier zur Genüge
bekannt. Fürth ſowie die Polizei ſind ſehr ſpielſtarke und kampfkräftige
Mannſchaften. Bisher war ja die Fürther Elf wiederholt Süddeutſcher
Meiſter, und da, wo ſie das Glück nicht hatte, ſpielte ſie immer im
Endſpiel um die Meiſterehren. Die Polizei iſt ja auch noch eine ſehr
junge Mannſchaft. Trotzdem iſt es ihe gelungen, ſich erfolgreich für das
Entſcheidungsſpiel zu qualifizieren. Sie tritt am Sonntag in folgender
Aufſtellung an:
Bordt
Walter Brack
Otto Schmitt Laumann
Bohl Huber Jans Schliffer Koch.
In dieſer Aufſtellung beſtritt die Polizei ihre meiſten
Verbands=
ſpiele. Sollte ſie am Sonntag zu ihrer in vielen Spielen bekannten
Form auflaufen, ſo muß ſie ehrenvoll abſchneiden. Die Entſcheidung,
wer Meiſter wird, wollen wir dem Spiel, das ja dazu angeſetzt iſt,
überlaſſen. Wünſchen wir der Mannſchaft alles Gute, und hoffentlich
bekommen die Anhänger und Mitglieder des Polizeiſportvereins ein
ſehr ſchönes und für den Sport werbendes Spiel zu ſehen.
Die Mannſchaft ſowie diejenigen, die von Darmſtadt mitfahren,
treffen ſich am Oſtbahnhof, um 11.05 Uhr mit Sonntagskarte nach
Michelſtadt zu fahren.
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
(Odenwaldgau.)
Tv. König 1. — Tgeſ. Darmſtadt 1. 2:6.
Beide Mannſchaften zeigen als A=Meiſter ihrer Gaue ein
an=
ſprechendes und ſehr flottes Spiel. In der erſten Halbzeit legt König
einen vorbildlichen Eifer an den Tag und wird oft gefährlich. Jedoch
fehlt es vor dem Tor am nötigen Wurf. Bei gleichen Leiſtungen und
verteiltem Feldſpiel geht es mit 1:1 in die Pauſe. Nach derſelben
gehen die Gäſte mehr aus ſich heraus und ſpielen überlegen. König
läßt ermüdet nach und verdirbt manches durch eigenſinnige Spielweiſe.
So kann Darmſtadt verdient ſiegen.
König 2. — Tgeſ. Darmſtadt 2. 2:2.
Bei den zweiten Mannſchaften ſpielt König immer überlegen und
zeigt das beſſere Spiel. Aber auch hier fehlt der Torſchuß, ſonſt wäre
es zu dem verdienten Sieg gekommen.
Groß=Umſtadt 2. — Hergershauſen 1. 5:0.
Hier führt Groß=Umſtadt mit eingeſtellten Jugendſpielern ein
über=
legenes Spiel durch. Bei Hergershauſen konnte die Hintermannſchaft
gefallen. Die einzelnen ſchnellen Durchbrüche des Sturmes wurden
nicht gefährlich.
D.T. Mümling=Grumbach—D. T. Zell i. O. 5:0.
Am Sonntag trafen ſich die Handballabteilungen der Deutſchen
Turnvereine Mümling=Grumbach und Zell zu einem Freundſchaftsſpiel
in Zell. Das Spiel wurde auf einer Wieſe ausgetragen, die von tiefen
Gräben durchſchnitten war und den Spielern große Schwierigkeiten
bot. Trotz des ſchlechten Platzes wickelte ſich unter der Leitung des
Schiedsrichters Friedrich vom D.T. Momart ein raſches und
abwechs=
lungsvolles Spiel ab. Gleich nach Anwurf machte ſich eine leichte
Ueberlegenheit der Gäſte geltend, die das Spiel meiſtens in die
gegne=
riſche Hälfte verlegen konnten, und die dank der Schußfreudigkeit ihres
Sturmes zu fünf Toren kamen. Die wiederholten Durchbrüche des
Zeller Sturmes ſcheiterten an der guten Verteidigung, und ihre Schüſſe
wurden eine ſichere Beute des vorzüglichen Torwarts.
Groß=Umſtadt (Schüler) — Schaafheim (Schüler) 4:0.
Die Schüler des Platzvereins ſind ihrem Gegner weit überlegen.
Eine zahlreiche Verteidigung desſelben läßt jedoch keine weiteren
Tore zu.
Lützel=Wiebelsbach 1. — Neuſtadt 1. 7:1.
Neuſtadt mit 10 Mann kann den Sieg des überlegen ſpielenden
Platzvereins nicht verhindern.
Momart 2. — Hainſtadt 1. 7:0.
Hainſtadt iſt nicht vollzählig und kann gegen Momart wenig
aus=
richten.
Turnen.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875.
Am Samstag, den 27. April, findet im Kneipſaal des Turnhauſes
eine Monatsverſammlung ſtatt. Die Tagesordnung iſt ſehr
intereſſant: der Leiter der Sportabteilung wird den Mitgliedern des
Vereins einen Vortrag über den Deutſchen Waldlauf in Wittenberg
geben, und dürften dieſe Ausführungen des Sportleiters ſicher vielen
Anklang finden. Ferner iſt eine Zuſammenkunft der Pinnebergfahrer
an dieſem Abend vorgeſehen, und laden wir die Intereſſenten an dieſes
Turnfahrt freundlichſt ein.
Baſſerkall.
Am Sanstag, den 27. April, findet im Schwimmbad um 7.45 Uhr
ein Waſſerballſpiel der erſten Mannfchaften der
Turn=
geſellſchaft 1875 gegen die gleiche Mannſchaft des Tv.
Arheil=
gen ſtatt. Das Vorſpiel konnte die 1875er Waſſerballmannſchaft mit
5:2 gewinnen, und es wird wohl am Samstag ein ſpannendes Spiel
geben, das wir allen Waſſerballfceunden empfehlen können.
Kraftſpork.
Kraftſportverein „Deutſche Eiche” Roßdorf.
Am Sonntag weilte die erſte Mannfchaft des Kraftſportvereins
„Deutſche Ciche” Roßdorf in Frankfurt=Niederrad, um gegen die
dor=
tige erſte Mannſchaft des Kraftſportvereins einen Freundſchaftskampf
auszutragen. Beide Mannſchaften lieferten ſich einen harten, aber
fairen Kampf, der zu Gunſten Roßdorfs mit 12:8 entſchieden wurde.
Es ſiegten von Roßdorf im Bantamgewicht: Oberthür in 1 Min., im
Federgewicht: Nickolai in 3. Min., Ahl im Leichtgewicht in 12 Min.,
und Menzer im Mittelgewicht in 5 Min. Schäfer, im Fliegengewicht,
mußte durch Selbſtwurf eine Niederlage hinnehmen; Moter, im
Halb=
ſchwergewicht, erhielt ebenfalls eine Niederla des iehen Sochumann
im Schwergewicht. — Am Samstag abend weilt die 1. Mannſchaft in Gr.=
Zimmern, um gegen die dortige zweite Mannſchaft den Rückkampf
aus=
zutragen; kommenden Sonntag in Ober=Ramſtadt, und Samstag, den
4. Mai, in Pfungſtadt, um ebenfalls gegen die erſte Mannſchaft einen
Freundſchaftskampf auszutragen.
Pferdeſpork.
Der 2. Tag der Frankfurter Rennen.
Der 2. Renntag am Donnerstag, den 25. April, verſpricht ebenſo
wie der ſehr intereſſant verlaufene Sonntag ſpannenden Sport. Sieben
Nennen ſind auch hier vorgeſehen. In drei Jagdrennen werden ſich
bekannte Herrenreiter aus den verſchiedenſten Plätzen Deutſchlands
meſſen. Durch die ſehr ſtarke Beteiligung — es ſind zirka 33 Beſitzer
und 20 Trainer mit mehr als 100 Pferden zugegen — gewinnt dieſes
Frühjahrs=Meeting weit über Frankfurts Grenzen hinaus eine beſondere
Bedeutung. Als Favoriten gelten am Donnerstag für den Kairos=
Preis: Cupido (Matz), Mon Beguin (L. Sauer), für das Reinheimer
Jagdrennen: Cabalia (v. Borcke), Thermidor (Lt. v. Götz), für den
Graf Ferry=Preis: Lagina (Matz), für das Verkaufsjagdrennen:
Scheinwerfer (Hr. v. Borcke), Kätherl 3 (Lt. v. Götz) und Ueberläufer
(Lt. v. Horn), für den Aurelius=Preis: Feuerprobe (Helm. Schmidt),
Redopp (Matz) und Immerſtolz (E. Reinicke), für das Laland=
Jagd=
rennen: Trapper (Lt. v. Horn), Montagne Ruſſe (Lt. v. Egloffſtein)
und Florimel (Hr. v. Borcke), für den Augias=Preis (Ausgleich 3):
Süd=
wind (X), Luſtgarten (Matz) und A Dalk (Kloſtermeier).
Zu dem am kommenden Sonntag vorgeſehenen Verloſungsrennen
erhält jeder Beſucher der Rennbahn ein Freilos, das ihm die
Möglich=
keit gibt, entweder als erſten Preis ein Vollblutpferd oder die runde
Summe von 1500 RM. zu gewinnen. Schon der erſte Sonntag brachte
große Zuſchauermengen. Der hochklaſſige Sport der beiden folgenden
Renntage am Donnerstag, den 25. April, und am Sonntag, den 28.
April, wird ſicherlich eine noch größere Zahl begeiſterter Freunde des
edlen Rennſportes auf der Bahn in Frankfurt=Niederrad verſammeln.
Hauptſchrittleiung. Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch, für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für den Inſeraienteil: Willy Kuble; Druck
und Verlag: E. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt
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41 Vorgezelchn. Kissenplatten, in Richelien, aus
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11 Frottenandtücher, weiß mit farbigen Streifen,
wasch- und kochecht cn. 40/80 cm
-
B Ungebl. Baumwolktuch (Roberet.), ca 70cm br. p. m.
17 Hemaen- und Blusenzefir, gute
Strapazier-
ware, farbig gestr., pr. Oualit., ca. 70cm breit
21 Hemdentuch, gute Oualität, ea. 80 cm breit
42 Ungebl. Baumwokttuch. starkfädig und
kraf-
tig, fast unverwüstlich
88 Baumwoll-Roasseflne, in sehr schön., dezent.
Must., zwei- und mehrtarbig, 68 cm breit
16 Dirndtzenr, in schönen, dezenten Mustern,
prima Qualität
B Weißes Baumwolltuch, für gute Bettwäsche
und sonst. Stücke geeign., prima Qualität
18 Schürzenstoft, (auch für Kleider geeignet)
schon gedruckte Muster, waschecht
24 Hissenpfatten, vorgezeichn. aus Richeleu, aus
Haustuch oder Halbleinen mit Stickgarn p
Stck.
—16
„20
25
—29
33
—38
42
—,46
—48
49
—52
65
—65
Dessin-
Fordern Sle unsern Kafalog. weichen
22 Stavgenlelnen (Dimiti), Streifsat, ea. 80 cm br.
25 fissenpiatten, vorgezeichnete in Rips, nur
in braun mit dazugehöriger Stickseide
D Damenhemden, Trägertorm mit Bogen-Einz.
u. dekor schön dex Fältch., gute Oual.
* Paradehopfkissen, aus schneew. gebl. starkt.
Linon. beste Strapaziergual., mit ca B cm
br. Einsatz aus guter Stickerei. Größe 80/80
643 Waschsamtg, echttarbig, far Damen u.
Kinder-
kleidung in riel. Farbtönenca 70cm breit
2s Nachdecken, weiß, damastartig mercerisiert,
Gr 130/ 160 em
2 Verrennachmemden, mit Ausschnitt aus pr.
strapazierfähigem Renforce, geschmackv.
mit tarbigen wascbecht. Borduren beseizt
143 Tschgedeck, 7tetlig, gebleicht, mereerisiert
in lila, gold und blau 130/160 cm
2 Trilotkletu, Rock u. Pull. m. Gürt. u. 2 Tasch.,
gut strapazierb, auch best. f. Sport u. Reise
geeign., i. versch. Farb. blau, grün, rosenh.
712 Reisedecken, als Schlafdecken gut geeignet,
Baumwolle mit Kunstseide verarbeitet.
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Nummer 114
Donnerstag, den 25. April
Die Reichsbank nicht bekeiligk.
Ueber die Deckung des Geldbedarfes des Reiches für April
erfahren wir von zuſtändiger Stelle noch folgende Einzelheiten:
Es werden 170 Mill. RM. Reichsſchatzanweiſungen, fällig am 30.
Juli 1929, ausgegeben. Von der Geſamtſumme übernimmt das
Reichsanleihe=Konſortium 140 Mill. NM. Der Reſt von 30 Mill.
RM. iſt anderweitig placiert worden. Die Reichsbank kann ſich
mit Rückſicht auf die Vorſchriften des Bankkonſortiums diesmal
nicht beteiligen. Die Führung liegt in Händen der Preußiſchen
Staatsbank (Seehandlung). Die Anweiſungen werden ohne
Zinsſcheine ausgegeben. Die Uebernahme erfolgt unter
Ver=
rechnung des Diskontſatzes von 7,5 Prozent mit der Maßgabe,
daß, falls während der Laufzeit der Diskontſatz eine Aenderung
erfahren ſollte, die Steigerung über den jetzigen
Reichsbank=
diskontſatz von 6,5 Prozent nach dem Verhältnis der
betreffen=
den Zeit bei Einlöſung der Schatzanweiſungen am 30. Juli 1929
gleichzeitig mit der Einlöſungsſumme nachträglich vergütet wird.
Eine öffentliche Auflegung des übernommenen Betrages iſt nicht
beabſichtigt. (Vergleiche 1. Seite.)
Schatſer Kursſturz der Reichsanleihen.
Die ſchwierige Finanzlage des Reiches, die in den
Verhand=
lungen der letzten Zeit mit den Großbanken und anderen
Stel=
len zur Erhaltung kurzfriſtiger Kredite in größerem Umfange
zum Ausdruck kam, führte an der Berliner Mittwochbörſe zu
einem ſchafen Kursſturz der Reichsanleihen. Die
Neubeſitz=
anleihe des Reiches, die noch vor kurzem einen Kurs von 12 bis
14 v. H. hatte, ging von 11 auf unter 9 v. H. zurück, da
erheb=
liche Verläufe des Publikums ſtattfanden. Erſt an der
Nach=
börſe konnte ſich wieder eine leichte Erholung durchſetzen. Auch
die Altbeſitzanleihe ſchwächte ſich empiindlich ab. Kursrückgänge
von Staatspapieren in dem Umfange, wie ſie ſich am Mittwoch
ereigneten, gehören zu den Seltenheiten und laſſen immer auf
ungünſtige beſondere Vorgänge ſchließen. In dieſem Falle kommt
darin das ſtarke Mißtrauen zum Ausdruck, das an der Börſe
und im Publikum infolge der ſchlechten Lage der Reichsfinanzen
entſtanden iſt. Insbeſondere verwies man auf die
unerfreu=
lichen langwierigen Verhandlungen, die ſoeben zur Deckung des
Kaſſenbedarfes am April=Ultimo geführt wurden, und in deren
Verlauf das Reich ſich zu erheblichen Zinskonzeſſionen
bereit=
finden mußte, um überhaupt die notwendigen Geldſummen von
der Bankwelt zu erhalten.
Birtſchaftliche Rundſchau.
Ruhrkohlenabſatz im März. Im Monat März 1929 hat der
ge=
ſamte Kohlenabſatz des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlen=Syndikats
gegen=
über dem Vormonat eine weſentliche Zunahme erfahren. Insgeſamt
wurden nämlich 10 686 960 Tonnen (Kohlen, Koks und Briketts
durch=
einander gerechnet) abgeſetzt gegen 9 414 703 Tonnen im Februar. Auf
den eigentlichen Syndikatsabſatz, auf die Verkaufsbeteiligung in
Anrech=
nung entfallen hiervon 10 596 890 Tonnen gegen 6 417 328 Tonnen im
Vormonat, davon ſind ins unbeſtrittene Gebiet 4 507 198 (Februar
4 238 664) Tonnen und ins beſtrittene Gebiet 3 089 692 (2 178 664) To.
gegangen. Aus dieſer weſentlichen Verſchiebung der beiden
Abſatzkate=
gorien ergibt ſich, wie bereits angekündigt wurde, die Notwendigkeit
einer beträchtlichen Heraufſetzung der Syndikatsumlage. Im
Werk=
ſelbſtverbrauch (auf die Verkaufsbeteiligung in Anrechnung kommend)
wurden 2 258 723 (2152 731) Tonnen und im Zechenſelbſtverbrauch
831 347 (844 644) Tonnen abgeſetzt.
Biehwärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 24. April. Aufgetrieben waren:
— Ochſen, 132 Kälber, 2 Schafe, — Ziegen. Die Preiſe ſtellten ſich für
Kälber: a) 70—76; b) 62—69; c) 56—61 Pfg. für das Pfund. —
Markt=
verlauf: lebhaft, geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 24. April. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 56 Rindern, 940 Kälbern, 73 Schafen und
372 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Nebenmarktes der
vorigen Woche waren heute 293 Kälber, 106 Schafe und 172 Schweine
weniger angetrieben, Marktverlauf: Schweine ſchleppend, ausverkauft.
Kälber und Schafe ruhig, geräumt. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebend=
gewicht: Kälber: b) 75—80, c) 70—74, d) 60—69; Schafe nicht notiert;
Schweine: b) 71—74, c) 72—75, d) 70—74. Im Vergleich mit den
Notierungen des letzren Hauptmarktes waren Kälber bis zu 4 Mark
teurer, dagegen gaben Schweine bis zu 2 Mark nach. Fleiſchgroßmarkt.
Ochſenfleiſch 1. 90—95, 2. 80—90; Bullenfleiſch 80—88; Kuhfleiſch:
2. 50—70, 3. 40—50; Kalbfleiſch 1. 110—115, 2. 95—105; Schweinefleiſch Eien..
1. 90—100; Gefrierfleiſch: Rindfleiſch Vorderviertel zollfrei 50,
Hinter=
viertel 62; verzollt nicht notiert.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Zentralausſchuß der Reichsbank iſt zu Donnerstag, B. April, London
vormittags 10.30 Uhr, einberufen worden.
In der Rheinprovinz werden eine Reihe neuer Ziegelſundikate
ge=
gründet. In den Bezirken Düren, Vierſen und M.=Gladbach ſind die / Bece‟
Verhandlungen hierüber bereits zum Abſchluß gekommen. In fünf
anderen Bezirken, und zwar Köln, Bonn, Aachen, Neuß und im
Ober=
bergiſchen ſtehen die Verhandlungen kurz vor dem Abſchluß.
Die Süddeutſche ZinkblechhänVervereinigung, Sitz Frankfurt a. M.,
hat ihre Preiſe mit Wirkung vom 24. d. M. um rund 3/ Prozent
er=
mäßigr, nachdem ſie am 18. d. M. eine Erhöhung im gleichen Umfang
vorgeiommen hatte.
Wie wir erfahren, iſt zwiſchen der Maſchinenfabrik Oscar Kohorn u. 6 % Diſche. Reichs=
Co., Chemnitz, und der chemiſchen Fabrik Société Lefranc, Paris, nach
befriedigenden Verſuchen zur rechniſchen Herſtellung einer neuen
Kunſt=
ſeidenar: ein Vertrag abgeſchloſſen worden, der die Grundlage für eine 62 Bayhern
Frei=
weitere gemeinſame Arbeit bilden ſoll.
In der Aufſichtsratsſitzung der Kaliinduſtrie A.G. konnte eiwe
defini=
tive Feſtſetzung der Bilanz nicht erfolgen, da die endgültigen Zahlen 89, Preuß,
Staats=
noch nicht vorlagen. Eine neue Aufſichtsratsſitzung iſt auf den 12. Juni / anl. v. 28..
einberufen worden. Die G.V. ſoll am 29. Juni ſtattfinden.
In der Aufſichtsratsſitzung der Geſellſſhaft für elektriſche
Unterneh=
mungen wurde beſchloſſen, der auf den 13. Mai einzuberufenden G.V. ſtagt v. 27..
die Ausſchüttung einer Dividende von wieder 10 Prozent auf das am
31. Dezember 1928 dividendenbereihtigte Kapital von 55,289 Mill. RM. Diche, Anl.
Auslo=
vorzuſchlagen.
Wie das franzöſiſche Außenminiſterium mitteilt, haben geſtern vor= Ablöſungsan”.
mittag Außenwiniſter Briand und der polniſche Botſchafter in Paris Ltſche. Anl.
Ablo=
ein franzöſiſch=polniſches Handelsabkommen unterzeichnet, über das ſeit
Nobember v., J. verhandelt wurde. Der Vertrag enthält die
Bewilli=
gung der gegenſeitigen Meiſtbegünſtigung.
In dem auf der Hauptverſammlung des Comite Central de la Laine
erſtatteten Jahresberuht werben u a. auch Ausführungen über die / % Bad.=Bad.v.26
deutſch=frangöſiſchen Handelsbeziehungen im Wollfach gemacht. So heißt / 69% Berlin v. 24,
es dort u. a., daß nach Abſchluß des deutſch=franzöſiſchen Handelsabkom= 8% Darmſtad! b.26
mens eine Unterſuchung ergeben habe, daß die franzöſiſchen Wollgarn= 799 Frtl, g.M. v.20
exrorte nach Deurſehland von Januar bis Auguſt 1328 eine Minderung / 82, Mainz v. 20.
um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erfahren hätten.
Die Ungariſche Nationalbank hat den Wechſeldiskontſatz mit Gül= 8½ Nurnber
tigkeit vom 24. April von 7 auf 8 Proz. erhöht, da infolge bedeutender
Verſchiebungen in den Zinsſätzen des internationalen Geldmarktes an mel=Ablöſ-Anl.
die Nationalbank dauernd ſtarke Deviſenanforderungen geſtellt wurden.
Times melden aus Mancheſter: Die Vertreter des
Arbeitgeberver=
bandes der Baumwollinduſtrie, die geſtern in Mancheſter zuſammen= e, Ber „Kpp.=Bl.
traten, beſchloſſen, die Belegſchaften aller Spinnereien in Lancaſhire
vom 18. Mai ab auszuſperren, falls die ſtreikenden Baumwollarbeiter ½% Lia. Pfhr
in Oldham die Arbeit bis dahin nicht wieder aufnehmen. Von der Aus= g PflrBf.
ſperrung würden 200 000 Arbeiter direkt betroffen werden:
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 24. April.
Die heutige Börſe eröffnete in unſicherer und nervöſer Haltung.
Die Mutmaßungen in Börſenkreiſen, daß die Pariſer Verhandlungen ſo
gut wie geſcheitert ſeien, drückten ſtark auf die Stimmung. Auch die
unvermeidliche Diskonterhöhung der Reichsbank veranlaßte zur
Zurück=
haltung. Das Geſchäft war ſehr gering, und es wurden hinſichtlich
die=
ſer Lage Abgaben in größerem Umfange vorgenommen. Zur
Feſt=
ſetzung der erſten Kurſe traten ganz empfindliche Rückſchläge, die ein
Ausmaß bis zu 5 Prozenr annahmen, ein. Bei geringer Aufnahmeluſt
verloren am Elektromarkt Siemens 8,5 Prozent, Schuckert 4,5 Prozent,
Licht u. Kraft 3,75 Prozent und AEG. 3,5 Prozent. Am Rentenmarkt
waren Umſätze kaum zu verzeichnen. Deutſche Anleihen waren nach den
gehörten Kurſen bis jetzt gut behauptet. Von Ausländern lagen
Tür=
ken leicht nachgebend.
Im Verlaufe blieb man hinſichtlich der Pariſer Verhandlungen
weiter ſehr peſſimiſtiſch, und die Haltung blieb unſicher. Doch waren die
Anfangskurſe zumeiſt gut behauptet, was aber in erſter Linie auf die
allgemeine Geſchäftsloſigkeit und Zurückhaltung der Spekulation und
der ſonſt am Börſengeſchäft beteiligten Kreiſe zurückzuführen war. Zum
Schluß vergrößerte ſich die Unſicherheit, und es traten erneute
Rück=
gänge bis zu 3 Prozent ein. Siemens verloren insgeſamt 13 Prozent,
Salzdetfurth 12 Prozent und J. G. Farben 8 Prozent. Am Geldmarkt
war Tagesgeld mit 4,5 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt war
Mark gegen Dollar mit 4,2184 abgeſchwächt, gegen Pfunde 20,466;
London-Kabel 485,34; Paris 124,16; Mailand 92,67; Madrid mit
34,10 weiter ſchwach und Holland 12,08.
Die Abendbörſe war im weſentlichen behauptet, teilweiſe
ſogar etwas freundlicher; verſchiedentlich konnte man kleine
Meinungs=
käufe beobachten. Man glaubt, daß die vorausſichtlich unvermeidbare
Diskonterhöhung durch die letzten ſtarken Kursrückſchläge ſchon ſtark
vorweggenommen ſei. Nennenswerte Kursverſchiebungen traten richt
auf. Im Verlauf blieb das Geſchäft ſtill und die Kurſe zeigten ſich
gehalten.
Berlin, 24. April.
Nach der erſten Freude über das geſtrige offizielle Communiqué
von der Pariſer Konferenz kam heute die Ernüchterung. Man war der
Anſicht, daß nach der Vertagung der Vollkonferenz auf unbeſtimmte
Zeit und der Bildung eines neuen Unterausſchuſſes, nachdem der alte
hinſichtlich der Ziffern keine Verhandlungsbaſis gefunden habe, kein
Grund zum Optimismus vorhanden ſei. Beſonders die
Diskontbefürch=
tungen der letzten Zeit tauchten in verſtärktem Maße auf, zumal Wien
und Budapeſt geſtern bzw. heute eine Erhöhung ihres Diskonts um ein
volles Prozent vorgenommen haben. Vielfach hörte man ſogar die
Meinung, daß eine einprozentige Diskonterhöhung bei uns nicht
aus=
reichen würde, da nur energiſche Maßnahmen gegen weitere Deviſen=
und Goldverluſte der Reichsbank — in dieſer Woche ſollen es 120 bis
140 Millionen geweſen ſein — helfen könnten. Nach den Deckungen des
geſtrigen Nachmittags konnte man ſchon heute früh ſtärkere
Abgaben=
neigung beobachten, und die erſten offiziellen Notierungen lagen,
abge=
ſehen von wenigen Ausnahmen, wieder bedeutend unter den geſtrigen
Schlußkurſen. Von einer größeren Umſatztätigkeit konnte aber nicht die
Rede ſein, und die Publikumsbeteiligung war gering.
Der Verlauf brachte zunächſt allgemein weitere Abſchwächungen bis
zu 2 Prozent, ſpäter ſetzten ſich leichte Erbolungen durch, doch konnte
das Anfangsniveau nur in den ſeltenſten Fällen wieder erreicht werden.
9. E. G..
Augsb.=Nürnb Maſch
Baſalt ..
Veramann . .
Berl. Karlsruhe In
Berl. Kand.=Geſ.
Braunkohl. Brikettsl 163. 163.—
Bremer=Wolle".
Tanatbank . .
Teutſche Banl.
Tiskontogeſ. .
Tresdner Bank
119.— 1117.75 Trenſtein . .
Teutſche Erdöl
67.50 Polyphon ..."
Teutſche Tetroleuml 69.—
112.75 1112:/, Rütgerswerke .
Tynamit Nobel
Eleltr. Lieferung • /163.50 /163. — Sachſenwerke
J. G. Farben . . / 239.50 (239.25 Siemens Glas..
Gelſenf. Berg. . . . / 129.— 128/, Ver. Glanzſtoff
Cef. f. eleltr. Untern 220.50 1219.— 1 Ver. Stahlwerke.
47.50 Volkſtedter Porzellar
San. Maſch.=Egeſt. / 48.—
Lanſa Dampfſch. /151.75 149.— Wanderer Werke.
Korag: .. . . . /118.75 1118. Wiſſner Metall
135.25 13411, Wittener Gußſtahl
Korpener . ..
Eemoor Zement . . 1272.25 1272.—
) Die 3 Kaliierte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Selſingſors..
Prag...."
Budapeſt ..
Sofia ..
Colland ...
Slo ........
Koxenhagen.."
Stodkholm .
Buenos Aires
gew York .."
Produkkenberichke.
24. 4. 23. 4 24. 4. 165.75 164.50 Hirſch Kupfer 131.— 134 75 .— Höſch Eiſen 116.75 117.56 51.50 51.75 Hohenlohe Werke 88.— 88.— 220.— 1217.— /Kahla Porzellan 98. 97.75 6150 60.— / Kali Aſcherslebe 230.50 229.75 217.75 ſe15.— 1 Salzdetfurtk 365.— 361. Weſteregeln 235. 233.50 194 25 191.— 1 Lindes Eismaſch. 185.— 1-3.— 262. — (260.— 1L. Lvewe E Co. 206.50 202.75 164.— 164.— Lingel Schuh 49.25 49.25 155.— 155.— MannesmannRöhrer 113.50 113.75 160.50 (160.— Niederlauſitzer Kohlel 141. 143.50 Teutſche Maſchinen / 50.50 52.— Nordd. Llohd 113.— 112.25 92.50 91.75 435.50 440. — 871, 86”, 119.* 119.— 135.50 135.25 435.— 424. 90l, 907, 41.— 85. 82.— 130.— 123.— 47.— 47.— AA. z. 24. 4. Geld‟ Brief Geld Brie 10.593 10.613 o.593 10.613 Italien ......! 59.18 59.30 59.19 E9.21 Paris ....... 12.468 2 468 2.471 12.491 Schweiz ...." 73.38 3.52 73 42 73.56 Spanien..... 3.047 8.05. 3.047 3.053 Danzig ....." 169.30 169.64 169.27 169.61 Japan. . . . . . . 112 34 112.56 12.32 12.54 Rio de Janeiro 112.3: Mi2.55 12.33/112,55 Jugoſlawien". 112.54 12 78 12.54 112.76 Portugal. . .. 20.451 0.49 20.45 20.49 Athen ...... 1.771 1.775 1.771 1.775 Konſtantinpel 4.2135/4.2215 4. 2135 4.2215 Kanada ... 58.50 58.62 8.51 58.63 Uruguay . 23. 4.
Geld /Brie
22.065/22.10:
16.465 16.50S
81.10518 1.265
60.54
81.73
1.888
0.500
7.40
18.85
5.455
2.068
4.179
4.1/6
0.66
81.88
1.847
.502
7.42.
18.89
5 465
2.07
4. 18
4.124
24. 4.
Geld /Brief
22.075 22.115
16.47 16.51
181.105 81.265
60.09 60.21
81.73 81.89
1. 883
0.500
7.408
18.85
5.455
2u7
4.179
4.066
1.887
„502
7.n73
8.89
5.465
2.074
4187
4074
Frankfurter Produktenbericht vom 24. April. Der hieſige
Produkten=
markt verkehrte heute auf die erneut ſchwächeren Auslandsmeldungen
wohl in ruhiger, aber doch ganz umſatzloſer Haltung. Infolgedeſſen
blieben die offiziellen Preiſe gänzlich unverändert. Weizen 23,75;
Rog=
gen 22,75; Sommergerſte 24; Hafer 24—24,25; Mais 22,50—22,75;
Weizenmehl 32,75—33; Niederrhein. 32,25—32,50; Roggenmehl 30,25 bis
31,25; Weizenkleie 13,40; Roggenkleie 14—14,25.
Frankfurter Häuteauktion vom 24. April. Schaffelle, Vollwolle, 74,
dito Blößen 55—58; Lammfelle 56; Kalbfelle o. Kopf rot bis 9 Pfund
135—142; dito über 9 Pfund 126—34½; Kalbfelle o. Kopf, ſchwarz, bis
9 Pfund 116—121; dito über 9 Pfund 106—112; Freſſer ohne Kopf 80;
Kalbfelle Schuß 80; Leichte Häute v. K., Klaſſe 1 bis 29 Pfund 62;
Ochſen o. Kopf, Klaſſe 1, 30—49 Pfund, 76—78,25; 50—59 Pfund 69,25
bis 78; 60—79 Pfund 71—76,5; 80—99 Pfund 68,5—71.
Berliner Produktenbericht vom 24. April. Obwohl die
Schluß=
meldungen von den nordamerikaniſchen Terminmärkten erneut niedriger
lauteten, eröffnete die hieſige Produktenbörſe in befeſtigter Haltung.
Auf Baſis der von Nord= und Südamerika ermäßigten Cifofferten
wurden umfangreiche Abſchlüſſe, namentlich in Plataweizen, getätigt.
da für die hieſigen Mühlen Inlandsweizen zur Verſorgung nicht
aus=
reichend zur Verfügung ſteht. Das wenige herauskommende Material
von deutſchem Weizen und Roggen wird weiter von Provinzmühlen
zu verhältnismäßig höheren Preiſen, als hier zu erzielen ſind,
auf=
genommen. Am Lieferungsmarkt, der bereits geſtern gegen Schluß
An=
zeichen einer Erholung aufwies, ſetzte Weizen 0,75 bis 1,5 Mark höber
ein, Roggen konnte ſich in der Juliſicht um 1 Mark befeſtigen. Am
Mehlmarkt iſt eine beſſere Nachfrage unverkennbar, namentlich beſteht
Intereſſe für billige Provinzroggenmehle. Abſchlüſſe beſchränkten ſich
jedoch vorläufig auf ſofortige Lieferung, während per ſpäter Umſätze
nur vereinzelt zuſtande kommen. Hafer iſt weiter ziemlich knapp
offe=
riert und hat bei ſtetigen Preiſen kleines Konſumgeſchäft. Das
Erport=
geſchäft iſt infolge der ſtarken Konkurrenz der kanadiſchen Provinienzen
etwas ins Stocken geraten. Gerſte weiter in ſchwierigem Geſchäft.
Die Berliner Metallnotierungen vom 24. April ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam (
No=
atierung der Vereinigung für die deulſche Elektrolytkupfernotiz) 175,50
RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner
Börſenvor=
ſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab Lager Deutſchland für prompte
Lie=
ferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozcwt, in Blöcken, Walzen oder Dvahtbarren 190 M0M.,
des=
gleichen in Walzen oder Drahtbarren 194 MM. Reinnickel, 98 bis 99
Prozemt, 35 0RM., Antimon Regulus 82—87 RM., Feinſilber (1 Kg.
fein) 76,25—78 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 24. April ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 145,75 (146,50), Februar 145,75 (146), März 145,75
(146), Appil 146 (149), Mai 146 (147,25), Juni 145,50 (147), Juli 145.50
(146,75), Auguſt, September 145,75 (146,75), Oktober, November 145,75
(146,50), Dizember 145,75 (146). Tendenz; ruhig. Für Blei; Januar
47,25 (48), Februar 47,25 (47,75), März 47,50 (47,75), April 46 (48,50),
Mai 47,25, (48), Juni, Juli, Auguſt. September 47 (48), Oktober
No=
vember, Dezomber 47,25 (47,75). Tendenz: abgeſchwächt. Für Zink=
Januar, Februar, März 52 (53), April 50,75 (53), Mai 50,75 (5250),
Juni 51 (52,50). Juli, Auguſt 51 (53), September, OZober, November,
Dezember 52 (53). Tendenz: luſtlos — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
* New York, 24. April. (Priv.=Tel.)
Zucker: Am Rohzuckerterminmarkt herrſchte heute ein feſterer
Grund=
ton vor. Die Spekulation bekundete Deckungsfrage und der Handel
zeigte Kaufluſt, ſodaß die Preiſe etwas anzogen.
Baumwolle: Hier war heute eine Preisſteigerung zu beobachten, da
die feſteren Kabel aus Liverpool anregten und weniger günſtige
Wetter=
berichte eintrafen. Die Spekulation nahm Deckungen vor und der
Han=
del ſowie die Kommiſſionäre zeigten Kaufneigung.
Kaffee: Liquidationen und Käufe der Kommiſſionäre riefen ein
Nachgeben der Preiſe hervor, was durch die niedrigeren braſilianiſchen
Kabel noch unterſtützt wurde. Gegen Schluß erfolgten vereinzelt
Dek=
kungen, ſo daß eine teilweiſe Erholung eintrat.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 24. April:
Getreide: Weizen, Mai 114½, Juli 118½, Sept. 122½, Okt.
126; Mais, Mai 89½, Juli 92½, Sept. 94½, Okt. 87½; Hafer,
Mai 47½, Juli 45½, Sept. 43½; Roggen, Mai 94½, Juli 95½
Sept. 96½.
Schmalz: Mai 11,725, Juli 12,10, September 12,475.
Fleiſch: Nippen, Mai 12,75, Juli 13.15, September 13,65;
Speck, loco 13; leichte Schweine 11—11,60, ſchwere Schweine 11,10
bis 11,50; Schweinezufuhren Chicago 20000, im Weſten 100 000.
Chicago Baumwolle: Mai 19,31, Juli 19,36.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 24. April:
Getreide: Weizen, Rotwinter 139½, Hartwinter 127½; Mais
neu angek. Ernte 110½: Mehl ſpr. wheat clears 5,20—5,60; Getr.
Fracht nach England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 9—11 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,45; Talg, extra loſe 8½.
Kakav: Tendenz ſtetig, Umſätze in lots 172, loco 10½, April
10.28, Mai 10.30, Juni 10.48, Juli 10.67, Auguſt 10.84,
Sep=
tember 11, Oktober 11.06, November 11.08.
Frankfurter Kursbericht vom 24. April 1929.
anl. v. 27..
(% Baden
Frei=
ſtaat v. 27...."
ſtaat v. 27 ...
% Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28.
60 Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.....
72
ThüringerFrei=
ungsſch. * 11.
ungsſch. (Neub.)
Dlide.
Schutzge=
bietsanleihe..
v. 28
82 Mannh. v. 26
Di. Komm. Sam=
* Ausl. Ser. 1
* „ Ser.1I
2 Frkf. Oyv. Bk.
87.2
75‟.
78.75
89
91.4
82
52.7
10.75
4.1
90.5
90.5
86.5
91.75
51.5
67.75
98
S7.25
76
97.5
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97.25
88
75.5
98.5
97.7:
77.5
97.5
98.5
98
81.25
8G-.
93
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35.5
37.25
7.5
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Nummer 114
Tanz um Batannn.
Roman von Werner Scheff.
20)
(Nachdruck verboten.)
Es kann nicht behauptet werden, daß Suſanne Herfort in
ihrer Verlobung die Seligkeit gefunden hätte, die junge Mädchen
gewöhnlich von dieſer Wendung ihres Schickſals erwarten. Ihre
Mutter freilich hielt die Verbindung mit Manfred Rittinghaus
für höchſtes Glück. In ihren Augen war der Dichter das Ideal
eines Mannes, und da auch hier die Weisheit zur Geltung kam,
daß niemand ſo wenig die Seele eines Menſchen kennt wie die
eigenen Eltern, ſtellte ſich Clärchen vor, in der Bruſt der Tochter
klängen alle Glocken der Freude und ihr Gemüt müſſe von aller
Seligkeit einer überſchwenglichen Liebe erleuchtet ſein,
Suſanne ihrerſeits begann mit ſezierender Gründlichkeit über
ſich ſelbſt und ihre Lage nachzuſinnen. Nachdem ſie ſich am
Mon=
tag, der jenem denkwürdigen Sonntagsausflug folgte,
ſtunden=
lang bemüht hatte, etwas anderes gegen eine Heirat mit
Ritting=
haus herauszufinden als den Einwand, ſie liebe ihn nicht, tröſtete
ſie ſich damit, wie wenig Menſchen ihre Wahl fürs Leben aus
die=
ſem Geſichtspunkt treffen könnten. Ihre Verbitterung ließ ſie
ſtep=
tiſch über die Che urteilen. Kleinliche Alltagsbedenken
unter=
ſtützten dieſe unjugendliche Anſicht. Sollte ſie nun, da ſie
entſchloſ=
ſen war, nie wieder ihre Arbeit bei Lindemann aufzunehmen,
eine neue Stellung ſuchen? Mit grimmigem Lächeln ſagte ſie ſich,
über ihre und ſeine eigene Zukunft ſolle ſich nun Manfred
Rit=
tinghaus den Kopf zerbrechen!
Es ſchien ihm merkwürdig leicht zu fallen. Denn er ſprach ſeit
kurzem vom Gelde wie von etwas Selbſtverſiändlichem, erzählte
von dem Verkauf eines ſeiner Stücke an eine amerikaniſche
Film=
geſellſchaft, von unerhörtem Dollarſegen. Ein kluges Wort, das
er kurz vor dem Auseinandergehen am Abend vorher geſprochen,
half Suſanne über den häßlichen Gedan”en hinweg, ſie könne ihm
jemals zur Laſt fallen. „Ich ſtelle es mir wundervoll vor”, hatte
er geſagt, „wenn du meine Mitarbeiterin wirſt, Suſanne. Du ſollſt
mir mit deinem Mutterwitz und deinem Geſchmack helfen!“
Den Schlußpunkt hinter ihre Betrachtungen ſetzte der kurze
Beſuch, den ihr Joe Barnet gegen Mittag dieſes Montags
ab=
ſtattete.
Er hatte ſie, vielleicht von Reue getrieben, telephoniſch bei
Lindemann erreichen wollen. Und der Geheimrat erklärte mit
un=
ſicherer Stimme, Fräulein Herfort habe ſich verlobt und ſei
da=
her nicht mehr bei ihm in Stellung. Sofort war Joe entſchloſſen,
Suſanne zur Rede zu ſtellen. Unglücklicherweiſe fand er ſchnell
eine Autodroſchke, und ſo kam er ungeſammelt, ohne Gelegenheit
gefunden zu haben, ſeine neue Torheit zu begreifen, in die
Woh=
nung der Herforts.
„Mit wem haſt du dich verlobt?” zürnte er.
„Mit Rittinghaus.”
„Alſo doch Rittinghaus! Geſtern haſt du dich noch über ihn
luſtig gemacht.”
„Das iſt meine Sache, Joe.”
„Gewiß iſt das deine Sache! Aber meine Sache iſt es, daran
zugrunde zu gehen.”
Bei jeder anderen Gelegenheit hätte ihn Suſanne getröſtet.
Für ein kurzes wallte auch das Mitleid in ihr empor. Dann
ent=
ſann ſie ſich der Treuloſigkeit, die er geſtern an ihr begangen. „Ich
Donnerstag, den 25. Apr 1 1929
kann dir nicht helfen, Joe. Du mußt mit dir ſelbſt fertig werden.
Und nun bitte ich dich, mich zu verlaſſen.”
Er war verblüfft. Verblüfft vor allem über den Mangel an
verſöhnender Güte, die er ſonſt bei ihr gefunden. „Gut — ich gehe!
Aber du wirſt mich nicht wiederſehen, Suſanne. Höchſtens dann,
wenn es dir am wenigſten paßt und wenn ich dich an dieſer
Dummheit verhindern kann!”
Sie konnte ihn nicht mehr fragen, was er damit ſagen
wolle, denn er lief fort — wie ein großer Junge, den das
Schick=
ſal geohrfeigt hatte.
Suſanne nahm ſeinen Zorn nicht ernſt. Er hatte ſchon ſo oft
gedroht, ſchon ſo oft ähnliche Szenen gemacht und war immer
wieder zu ihr zurückgekehrt. Aber es vergingen vierundzwanzig
Stunden, ohne daß ſie von Ioe gehört hätte. Schließlich bat ſie
ihre Mutter, bei ihm anzurufen. Und erfuhr, er habe am
Montag=
mittag einen Handkoffer gepackt, ſeine Miete für den nächſten
Monat erlegt und Berlin den Rücken gekehrt. Das Ziel ſeiner
Reiſe wußte ſeine Wirtin nicht anzugeben. Herr Barnet ſei
ſonder=
bar verwirrt geweſen, habe ihr nicht mal eine Adreſſe hinterlaſſen,
unter der ſie ihn erreichen könnte. Und beim Abſchied habe er ihr
weinend die Hand gedrückt, als folle ſie ihn nie wiederſehen ..."
Doch Suſannes Beſorgnis um Joe wurde bald von anderen
Ereigniſſen in den Hintergrund gedrängt. Da war vor allen
Dingen der entzückende Brief Agathe Lindemanns, dieſes
Bekennt=
nis einer Schuld, über die ſie ſich mit Suſanne in
freundſchaft=
licher Weiſe auseinanderſetzte, und überdies erſchien ihr Bruder
Chriſtian perſönlich, um die Angelegenheit zu ordnen. Er traf
Suſanne nicht zu Hauſe an, weil Rittinghaus ſie an dieſem
Vor=
mittag zu einer Umbeſetzungsprobe ſeines Stücks abgeholt hatte.
Clärchen wußte nachher nicht genug von der
Liebenswürdig=
keit des Geheimrats zu berichten, und ſo warf Suſanne alle
Vor=
ſätze über den Haufen und ſuchte ihn am nächſten Tag an ihrer
bisherigen Arbeitsſtätte auf. Sie hatte mit ihm eine herzliche
Aus=
ſprache und entſchuldigte ſich wegen der Heftigkeit, mit der ſie ihm
am Sonntagabend entgegengetreten war. Er verſicherte ihr wieder
und wieder, wie verſtändlich ihre Empörung geweſen und wie
ſie ihm imponiert habe. Er bat, ihr ein Freund bleiben zu dürfen,
und ſie möge Rittinghaus dahin bringen, mit ihr in ſeinem
Hauſe zu verkehren. Dies alles ſagte er mit rührender Reſignation
und mit ſolch elegiſchem Augenaufſchlag, daß auch das härteſte
Gemüt mit ihm gefühlt hätte.
Als Suſaune, erfreut von der Löſung des Konflikts, den
Geheimrat verließ, führte ihr das Schickſal den Menſchen in den
Weg, deſſen Gegenwart bei jener Auseinanderſetzung in Birkenſee
ihr ſeither das ſtärkſte peinigende Empfinden eingeflößt hatte:
Richard Nicolai kam die Treppe des Hauptgebäudes herauf, über
die ſie hinabſchritt. Er grüßte flüchtig — ſo ungezogen, wie er
ihr immer begegnet war. Und ſie nickte kurz, ohne ihn anzuſehen.
So bemerkte ſie nicht, wie er oben, wo die Treppe abbog,
ſtehenblieb und ihr nachſah.
Rittinghaus ging es nicht viel beſſer als ſeiner Braut.
Su=
ſanne bildete ſich gewiß nicht ein, daß er dieſe Zeit in eitel Luſt
und Freude verbrachte; aber ſie durchſchaute doch nicht, wie ſie
ihn quälte und wie er darunter litt, mit ſeiner Verlobung
zu=
gleich von einer vergeſſenen Tabatiere und einem Manne erfahren
zu haben, der in ihrem Leben irgendeine Rolle ſpielte.
Er liebte ſie jetzt mit einer wütenden Verzweiflung. Sehnte
angſtvoll den Tag der Vereinigung mit ihr herbei; durchlebte
Höllenqualen der Ungewißheit, wenn ſie, nicht gewöhnt, zu
Eeite 13
beucheln, ihm nur Neßzeiſe einor abeurlächlichen Freundſchaft gab.
4 ar niun beit t. in dei
en, ſie müſſe ſeine Frau
werden. Seine ganze Eriſtenz hatte er auf die eine Karte
ge=
ſetzt — und noch mehr: ſein Herz dazu. Mit Eifer alſo betrieb er,
von Nat Cavery überdies beeinflußt, die Beſeitigung aller
for=
mellen Hinderniſſe, die einer baldigen Heirat im Wege ſtanden.
Das neue Automobil, die erſte Errungenſchaft ſeiner von
Geld=
ſorgen freien Exiſtenz, trug ihn von Behörde zu Behörde, und
es glückte ihm, Verlobung und Eheſchließung auf knappe drei
Wochen zuſammenzudrängen. Hierbei war ihm Suſannes Mutter
behilflich, die den Rechtsanwalt Leonhardt bewog, wieder
ein=
mal ſeine Verbindungen ſpielen zu laſſen.
An dem Nachmittag, an dem er die tröſtliche Gewißheit
be=
ſaß, er dürfe am 10. Juni, 12 Uhr mittags, mit Suſanne vor
dem Standesbeamten erſcheinen, an dieſem ſchwülen, von
Gewit=
terſtimmung geſchwängerten Nachmittag, wollte er mit Suſanne
und ihrer Mutter den Kaffee einnehmen. Denn mit der Schlauheit
des Hilfloſen trachtete er, Clärchen dadurch auf ſeiner Seite zu
halten, daß er ihr nie das Gefühl aufkommen ließ, ſie werde durch
ihn ihre Tochter verlieren.
Zu ſeiner Ueberraſchung fand er Suſannes Mutter allein vor.
Und die rührende Verlegenheit der alten Dame verriet, daß etwas
vorgefallen ſei, mit dem ſie nicht einverſtanden war.
„Denken Sie ſich, Manfred, Suſanne iſt vor einer knappen
halben Stunde abgeholt worden.”
„Abgeholt . . . von wem?"
„Von einem Botenjungen. Der brachte einen Brief. Sie
ſagte mir nicht, wer ihn geſchickt habe. Sie las, war dann ſehr
unruhig und entſchloß ſich plötzlich, mit dem Jungen fortzugehen.”
Rittinghaus war ſo beſtürzt, daß er keine Erwiderung fand.
„Aber Suſanne hat mir eingeſchärft, ſie bei Ihnen zu
ent=
ſchuldigen, Manfred”, fuhr Clärchen fort, die nicht blind für
ſeinen Zuſtand war. „Sie ſagte, ſie werde Ihnen alles erklären.”
Er ächzte, als habe ihn jemand gegen die Stirn geſchlagen.
Immerhin adr war es für ſeine Seelenruhe gut, daß er keinen.
Blick in den Brief zu tun vermochte. Hätte er geahnt, daß ein
Mann dahinterſteckte, keine Macht der Erde hätte ihn bei
Clär=
chen am Kaffeetiſch feſtgehalten!
Es war Heinrich Freyer, der Suſanne in den wenigen
Brief=
zeilen bat, ihn unverzüglich aufzuſuchen. Sie ſolle alle
Beden=
ken beiſeitelaſſen und in ſein Dahlemer Heim kommen. Er wußte,
warum er dieſe Bedenken erwähnte; ſeit dem ſtörenden
Ein=
greifen der Herren Grabow und Kernberg zog es Suſanne vor,
ſich mit dem Studienrat an drittem Ort zu treffen, und ſo war es
auch William Snab gelungen, ſie zu Heinrich Freyer in eine
Autodroſchke ſteigen zu ſehen, in der ſie mit ihm eine halbe Stunde
durch den Grunewald fuhr.
Es wurde ihr ſchwer, noch einmal die Wohnung zu betreten,
die nach Anſicht von Frau Dr. Ilſe Freyer nicht Heinrichs
allei=
niges Eigentum war. Sie hatte die Gefahr kennengelernt, in die
ſie ſich begab, ſobald ſie ihren Fuß über die Schwelle des kleinen
Hauſes ſetzte, das, einige hundert Meter vom Thielplatz entfernt,
in idylliſcher Ruhe träumte und dem man die Stürme nicht anſah,
die in den letzten Monaten zwiſchen ſeinen friedlichen Wänden
ge=
tobt hatten. Und Suſanne wurde das Gefühl des Unbehagens
erſt los, als Dr. Freyer ihr ſelbſt öffnete und als ſie ſah, daß er
lächeln konnte — wie ſeit langem nicht mehr.
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Ia Seehecht im Schnitt Pfd. 0.80
Silberlachs 0.80
Kabliau 0.60
Goldbarſch 0.50
Seelachs 0.45
Ia Fiſchfilet
Pfd. 0.75
Friſche Makrelen . .
Pfd. 0.60
Limandes zum Braten . . Pfd. 0.70
Große Rotzungen . .
Pfd. 0.90
Schöne Bratſchollen .
Pfd. 0.50
Grüne Heringe 0.35 Backfiſche 0.35
Lebende Schleien, Salm
Räucherfiſche und Marinaden
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B. Orio, Karlstr. 14/16
Größtes Fahrradhaus Darmſtadts.
Grammophon=Reparaturen
Eg. Thiele, Obergaſſe 32. 4057a
Bebauungsplan.
Der von dem Stadtrat am 18. d8.
Mts. gutgeheißene Bebauungsplan über
Feſtlegung der Fluchtlinie auf der
Süd=
ſeite der projektierten Siraße B I
zwiſchen der verlängerten
Klap=
pacherſtraße und Ludwigshöhſtr.
jegt gemäß Art. 5 der Allgemeinen Bau=
Ordnung vom 25. d8. Mts. bis 11. kom.
Mts. auf dem Städtiſchen Hochbauamt
zur Einſicht offen.
Einwendungen gegen den Plan ſind
bei Vermeidung des Ausſchluſſes
wäh=
rend dieſer Friſt daſelbſt vorzubringen.
Darmſtadt, den 22. April 1929. (ct7081
Der Oberbürgermeiſter.
Die Weißbinderarbeiten —äußerer
Putz, innerer Putz, innerer Anſtrich —
an der Stadtkirche, mit Ausnahme des
Turmes, ſollen auf Grund öffentlicher
Ausſchreibung vergeben werden. Die
Unterlagen können auf dem Pfarramt,
tiesſtraße 60, täglich, außer Samstags,
von 9—12 Uhr eingeſehen und abgehoben
werden. Angebote ſind eben dahin
ein=
zureichen bis Freitag, den 3. Mai,
vormittags 10 Uhr.
(7080
Der Kirchenvorſtand
der Evangeliſchen Stadigemeinde.
Am Freitag, den 26. Aprll 1929,
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem
Ver=
ſteigerungslokal Bleichſtraße 40
fol=
gende Pfänder zwangsweiſe gegen
Bar=
zahlung verſteigert werden, insbeſondere:
1 Zeitkontrolluhr. 1 Wanduhr ein
Warenſchrank, 1 Kappelſchreibmaſch ne,
(7094
Möbel aller Art u. a. m.
Darmſtadt, den 24. April 1929.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Büro: Eliſabethenſtraße 23, II.
— Teleph. 636. —
friſche Tafelbutter
½ Pfd. 1.00
Am Freitag, den 26. April 1929,
vormittags 10 Uhr, werden im
Zim=
mer Nr. 8 der früheren Infanterie=
Ka=
ſerne, Alexanderſtr. 22, part.,
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung verſteigert:
1 Schreibtiſch,
1 Aktenrollſchrank,
1 Schreibmaſchine (Regina),
1 Schreibmaſchinentiſch
mit verſenkbarem Pult,
1 Protos=Lautſprecher.
1 Bindjacke.
(7046
Darmſtadt, den 24. April 1929.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
(Vollſtreckungsſtelle.)
Nachlaß=
Verſteigerung.
Freitag, den 26. April ds. Js.,
vormittags ½½10 Uhr, und nachm.
/,3 Uhr beginnend, verſteigere ich im
Auftrage der Erben nachfolgend
ver=
zeichnete Mobilien in meinem Lokale
23 Karlſtraße 23
freiwillig gegen Barzahlung: (7047
1 Speiſezimmer, modern, dunkel eich.,
3 kompl. Betten, 1 eiſernes Bett,
1 eiſernes Kinderbett mit Matratze,
2 Waſchkommoden, 3 Nachtſchränkchen,
3 Handtuchhalter, 2 zweitür.
Kleider=
ſchränke, 1 eintür. Kleiderſchrank, 4 I
Tiſche, 1 ovaler Tiſch, 1 Stegtiſch,
1 Damenſchreibtiſch, 1 großer
Bauern=
tiſch. 2 Klapptiſche, 2 Diwan, 2
Klub=
ſeſſel, 1 Liegeſtuhl, 12 Rohrſtühle,
1 Konſolſpiegel, 3 kleine Spiegel, 1
Toilettenſpiegel, 2 Piano, 2
Küchen=
ſchränke, 2 Küchentiſche, 1
Kaſſen=
ſchrank, 1 Eisſchrank mit Oberküthlung,
1 Damenfahrrad, 2 Herrenfahrräder,
1 Partie Tiſch=, Bett= und Leibwäſche,
1 Partie Herrenkleider.
Darmſiadt, den 25. April 1929.
Kunſt= und Auktions=Haus
Tel.
Tel.
4333 Ph. Kung 4323
Taglich geöffnet von 9—6 Uhr.
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per Pfd. 0.60
Tomaten, ſchnittfeſt
per Pfd. 0.70
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Schwarzwurzeln".
Der Plan über die Herſtellung einer
oberirdiſchen Telegraphenlinie in der
Georgenſtraße in Braunshardt liegt bei
dem Telegraphenamt in Darmſtadt von
heute ab 4 Wochen aus.
(7044
Mainz, den 23. April 1929.
Telegraphenbauamt.
Am Freitag, den 26. April 1929,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale hier
Hügel=
ſtraße 27 verſchiedene Gegenſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung:
Vorausſichtlich beſtimmt
ver=
ſteigert wird:
1 Trumeauſpiegel, 1 Büfett, 1
Kre=
denz. 1 Klavier, 1 Nähmaſchine, ein
Sprechapparat mit Platten, ein
Bücherſchrank, 1 Kaſſenſchrank, 1
Laden=
theke, 2 Fahrräder, 1
Peddigrohrgarni=
tur, 1 Schreibmaſchine „Adler”,
1 Radioapparat, 3 Lautſprecher,
1 Auto „Overland‟, 1
Heißwaſſer=
apparat, 2 Kaffeemaſchinen.
Darmſtadt, den 25. April 1929. (7095
Portner
Gerichtsvollzieher.
Reitinger & Blechschmidt
Inh.: Jakob Lautenſchläger
Elifabethenſtraße 19 Telepson 543
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Kabliau
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Edel=Filet ohne Haut u. Grät., us Schellf. 0.70
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heiß aus der Pfanne, Pfd. 0.50
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dicke handverleſene Ware, aus der Binger
Gegend liefert 10 Pfd. 65 Pfg., per Ztr.
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Stilling Ww.
Inhaber: Aug. Stilling
Hochſtraße 4
Telephon 421