Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
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Nummer 92
Montag, den 8. April 1929.
192. Jahrgang
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(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichticher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bant und Darme
Kädter und Nationalbank.
Das Reichskabinekk billigk das
Spar=
programm.
Berlin, 7. April.
Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett trat am heutigen
Sonntag unter dem Vorſitz des wiedergeneſenen Reichskanzlers
zu ſeiner erſten Sitzung nach Oſtern zuſammen. Es beſchäftigte
ſich mit den Vorſchlägen die von den Sachverſtändigen der
Sozialdemokratie, des Zentrums, der Volkspartei, der
Demo=
kraten und der Bayeriſchen Volkspartei gemeinſam vereinbart
toaren.
Das Reichskabinett, beſchloß nach eingehender Prüfung im
Hinblick auf die geſamtpolitiſchen Notwendigkeiten, insbeſondere
die raſche Erledigung des Etats, unter Zurückſtellung ſeiner
Be=
denken auf den Boden dieſer Vorſchläge zu treten.
* Das Reichstabinett hat alſo am Sonntag den Vorſchlägen
der Finanzſachverſtändigen der einzelnen Fraktionen zugeſtimmt.
Das war von vornherein zu erwarten. Die Beſchlußfaſſung iſt
alſo nichts mehr als eine Formſache. Sie ſchafft aber doch die
parlamentariſchen Vorausſetzungen, um die Verhandlungen über
den ganzen Steuerkompromiß zu Ende führen zu können. Die
Fraktionen haben es jetzt mit einer offiziellen Regierungsvorlage
zu tun, zu der ſie Stellung nehmen müſſen. Das ſoll am Montag
nachmittag zunächſt in einer Sitzung der Parteiführer mit der
Regierung geſchehen, und am Dienstag werden die Fraktionen
ſelbſt zu einer Beſchlußfaſſung kommen müſſen, die nach einem
Wunſch der Regierung bis zum Dienstag abend gefallen ſein muß.
In politiſchen Kreiſen glaubt man im allgemeinen, das Ergebnis
bereits im voraus eskomptieren zu können und rechnet mit aller
Beſtimmtheit damit, daß ſpäteſtens Ende der Woche die Große
Koalition unter Beteiligung von drei Zentrumsminiſtern ſich dem
Reichstag vorſtellen kann. Ganz ſo gewiß iſt dieſer Ausgang noch
nicht. Die Sozialdemokraten halten vorläufig zwar muſtergültige
Diſziplin, ſie werden aber in ihrer Fraktion nicht ſo ſehr wegen
der neuen Steuern, wie wegen der politiſchen Bindungen, die ſie
auf ſich nehmen müſſen, einen ſchweren Kampf haben. Auch die
„Germania” deutet an, daß bei der Löſung noch mancherlei
poli=
tiſche Schwierigkeiten erſtehen könnten. Und daß endlich die
Deut=
ſche Volkspartei nicht geneigt ſein wird, mit beiden Beinen auf
die neue Kombination zu ſpringen, deuteten wir bereits an.
Franzöſiſch-ikalieniſche Berhandlungen.
EP. Paris, 7. April.
Das „Journal” beſtätigt die italieniſchen
Zeitungsmeldun=
gen, wonach in der nächſten Zeit die Unterhandlungen zwiſchen
Frankreich und Italien über die Regelung der ſchwebenden
Fra=
gen in ein aktives Stadium treten werden. Die
Unterhandlun=
gen würden in der gleichen Linie liegen, wie die jüngite
Zuſaui=
menkunft zwiſchen Chamberlain und Muſſolini in Florenz.
Dieſe Zuſammenkunft habe im Grunde beabſichtigt, eine
Ein=
heitsfront der europäiſchen Mächte im Hinblick auf die
kommen=
den Abrüſtungsverhandlungen gegenüber Amerika einzuleiten.
Chamberlain habe vor allem die in Italien aufgetretenen
Be=
fürchtungen zerſtreuen wollen, als ob das ſeinerzeitige
fran=
zöſiſch=engliſche Flottenkompromiß gegen Italien gerichtet
ge=
weſen ſei. In gleichem Geiſte ſolle, verſucht werden, die
Miß=
ſtimmung zwiſchen Italien und Frankreich zu beſeitigen. Dieſe
ſei vor allem deshalb entſtanden, weil Italien ſich beklagt habe.
Frankreich habe die Verſprechungen nicht eingehalten, die es
ſeinerzeit in London im Jahre 1915 abgegeben habe, um Italien
zum Eintritt in den Weltkrieg, zu bewegen, während, dagegen
England ſeine Verſprechungen erfüllt habe, indem es das
Juba=
land an Italien abgetreten habe. Frankreich habe dagegen eine
Grenzberichtigung an der lybiſch=tuneſiſchen Grenze ſowie eine
Ausdehnung Lybiens in der Richtung nach dem Tſchad=See
durch die Sahara hindurch verſprochen, oder wenigſtens habe
Italien die franzöſiſchen Verſprechungen in dieſem Sinne
aus=
gelegt. Eher eine untergeoconete Rolle ſpiele dagegen die Frage
des Statuts der Italiener in Tunis. — Es iſt zu bemerken, daß
die franzöſiſche Preſſe dieſe Frage wiederholt behandelt, und vor
allem die italieniſihe Forderung nach Ausdehnung Lybiens bis
zum Tſchad=See immer mit ſtarkem Nachdruck abgelehnt hat Sie
befürchter, daß Italien dadurch ein wirtſchaftliches Ausfalltor
nach dem franzöſiſchen Zenegal gegeben werde und daß ferner
die franzöſiſche Sahara vom franzöſiſchen Kongo abgeſchnitten
würde.
Beiſchärfung der Lage an der
merikaniſch=
anerikaniſchen Grenze.
EP. Waſhington, 7. April.
Hier ſind weitere Meldungen über Zwiſchenfälle an der
mexilaniſch=amerikaniſchen Grenze eingetroffen. Nachdem am
Freitag die Stadt Naco, die auf beiden Seiten der Grenze liegt,
infolge Exploſion einer Mine teilweiſe Erſchütterungen erlitt,
wurden am Samstag bei den Kämpfen um den Beſitz von
Mexi=
kaniſch=Naco vier Bewohner von Amerikaniſch=Naco verletzt. Ein
Neger, der einer amerikaniſchen Grenzpatrouille angehörte,
wurde durch einen Geivehrſchuß eines Aufſtändiſchen ſchwer
ver=
letzt, nach anderen Berichten ſogar getötet. Schließlich wurde das
Poſtgebäude von Amerikaniſch=Naco durch eine Fliegerbombe
ge=
troffen, die auch an zwei benachbarten Gebäuden ſchweren
Schaden anrichtete, aber keine Perſonen verletzte. Infolge dieſer
Ereigniſſe hat ein großer Teil der Bewohner ihre Behauſungen
in Amerikaniſch=Naco geräumt. Die Kämpfe um den Beſitz von
Mexikaniſch=Naco dauern noch an.
Das Kriegsdepartement hat von San Antonio 12
amerika=
niſche Bombenflugzeuge ſowie vier Beobachtungsflugzeuge nach
Naco geſandt, um im Falle neuer Angriffe gegen das
ameri=
kaniſche Gebiet oder gegen amerikaniſche Bürger zu Repreſſalien
zu ſchreiten.
Die Lage wird als ernſt betrachtet; im Staatsdepartement
wird ſogar erklärt, daß im Falle neuer Angriffe Mexikaniſch=
Naco und das umliegende Grenzgebiet von amerikaniſchen
Trup=
pen beſetzt würden, um die Sicherheit von Amerikaniſch=Naco zu
garantieren.
Vom Tage.
Die für den 4. und 5. Mai vom Gau Danzig des
Stahl=
helmverbandes geplante Tagung des Stahlhelms iſt von der
Re=
gierung der Freien Stadt Danzig verboten worden.
„Chicago Tribune” meldet aus Waſhington, daß geplant ſei, im
Verlaufe des Jahres 1929 die amerikaniſche Luftflotte in der
Armee und der Marine um insgeſamt 700 Einheiten zu erhöhen.
Aus Panama wird gemeldet, daß fünf amerikaniſche
Sol=
daten durch Alligatoren aufgefreſſen wurden, als das
Boot, mit dem ſie auf einem See eine Ausfahrt unternommen hatten,
umkippte. Drei weitere Soldaten konnten ſich auf einen überhängenden
Baum flüchten, wo ſie bis zur Rettung 11 Stunden verbringen mußten,
da ſie von den Alligatoren belauert wurden.
Mach dem „Journal” hat der polniſche Klavierkünſtler
Pa=
derewſki aus dem Ertrag ſeiner jüngſten Gaſtſpielreiſe durch die
franzöſiſchen Provinzſtädte den Betrag von drei Millionen
Franken für den Verband der franzöſiſchen Kriegswitwen geſtiftet,
deren Ehrenpräſident früher Marſchall Foch ſwar.
Da die rumäniſche Königin den Wunſch geäußert hatte,
Spaniſch=Marokko zu beſuchen, hat die ſpaniſche Regierung
ihr einen Sonderdampfer zur Verfügung geſtellt. Die Königin wird
Anfang dieſer Woche die Reiſe antreten.
Der Endkampf in Paris.
Was ſich bei den Verhandlungen der Reparationskonferenz
am Samstag in Paris abgeſpielt hat, iſt noch nicht ganz
durch=
ſichtig. Wenn man die Tatſache wertet, daß die deutſchen
Dele=
gierten am Samstag nachmittaß die gemeinſame Beſprechung
ver=
laſſen haben, ſo würde das auf einen zumindeſt vorläufigen
Ab=
bruch der Verhandlungen hindeuten. An amtlichen Stellen wird
aber dieſe Lesart mit aller Entſchiedenheit beſtritten. Es wird
vielmehr die Interpretation gegeben, daß die Delegierten den
Vertretern der übrigen Staaten nur Gelegenheit geben wollten,
ſich über die Lage klar zu werden, was nach dem
Vorangegange=
nen auch notwendig iſt. Das ganze Verfahren, daß man Herrn
Dr. Schacht bei den einzelnen Delegationen herumſchickte, damit er
ſich ihre Forderungen aufnotiere und dann mit den Anſprüchen
der auf der Konferenz nicht vertretenen kleineren Staaten
addie=
ren könne, iſt zum mindeſten merkwürdig. Wenn wir recht
unter=
richtet ſind, hat ſich dabei auch gezeigt, daß die Sachverſtändigen
nicht daran gedacht haben, ihre Forderungen irgendwie zu
er=
mäßigen, daß infolgedeſſen die Zahlenangaben der Pariſer Preſſe
falſch ſind, und das Ergebnis des Additionsexempels von Dr.
Schacht weſentlich höher liegt, als man es vor Oſtern erwarten
konnte. Die 2=Milliarden=Grenze iſt dabei vermutlich weit
über=
ſchritten. Daß derartige Summen für Deutſchland untragbar
ſind, braucht kaum angemerkt zu werden. Wir vermiſſen aber auch
in dieſem Stadium der Verhandlungen auf der Gegenſeite das
Verſtändnis dafür, daß der Ausgangspunkt immer die
Leiſtungs=
fähigkeit Deutſchlands ſein muß, nicht aber die Anſprüche der
Gegenſeite. Es wird alſo Sache des Vorſitzenden Owen Young
ſein, durch einen neuen Vermittlungsverſuch die Anſprüche der
Gegenſeite herunterzuſchrauben.
Franzöſiſche Preſſeſtimmen.
EP. Paris, 7. April.
Die Sonntagsblätter äußern ſich erheblich weniger optimiſtiſch mit
bezug auf die Verhandlungen der Sachverſtändigenkonferenz, als an den
vergangenen Tagen.
Im „Matin” überſchreibt Jules Sauerwein, d. h. der Mann, der
zu Beginn der Verhandlungen von einer Annuität von 5 Milliarden
Goldmark ſprach, ſeinen Artikel: „Die Gläubiger Deutſchlands ſind
berufen, ſich ſchwere Opfer aufzuerlegen”. Sauerwein glaubt, daß
Deutſchland ſich zu einer Anfangsannuität von 1800 Millionen
Gold=
mark verſtehen werde und berechnet, daß in dieſem Falle auf die
Kriegs=
ſchuld 870 Millionen entfallen würden, ſo daß für die Reparationen 930
Millionen Goldmark verblieben, während die Alliiertem 1450 Millionen
nur für die Reparationen allein berechnet hätten. Die Einbuße der
Alli=
irten werde ſomit 520 Millionen jährlich betragen.
Sauerwein ſchreibt, es ſei dem Alliiertem unverſtändlich, warum ſie
unter dieſen Umſtänden Deutſchland noch einen politiſchen Vorteil
zu=
geſtehen ſollten, nämlich die Räumung des Rheinlandes. Er gibt aber
zu, wenn auch nur in verſchleierter Form, daß Owen Young die
An=
fangsforderung der Alliierten als übertrieben bezeichnet habe.
Auch der „Petit Pariſien” bläſt ab. Die Zeitung ſchreibt, es könne
bei den Sachverſtändigen ſich nicht darum handeln, mit phantaſtiſchen
Milliardenbeträgen zu jonglieren, ſondern im Gegenteil ein praktiſches
Zahlungsſyſtem aufzubauen, das in der Folge auch wirklich durchgeführt
werden könne. Eine endgültige Regelung der Reparationsfrage werde
nur dann möglich ſein, wenn man ſich entſchieden an die Wirklichkeit
halte. Die Zeitung berechnet, daß für die Kriegsſchuld allein eine
An=
nuität von 1400 Millionen Goldmark nötig ſei. (Es beſteht ſomit ein
großer Unterſchied zwiſchen der Berechnung dieſes Blattes und der des
Matins, der für die Kriegsſchuld 870 Millionen Mark errechnet.)
Deutſch=
land aber, ſo ſchreibt der „Petit Pariſien” weiter, wolle den Betrag von
1400 Millionen Mark nur um ein Geringes überſchreiten, ſo daß alſo
die Wiederaufbauausgaben faſt ganz den Alliierten zur Laſt fallen
wür=
den. Die Aufgabe ſei ſomit ſchwierig. Vielleicht könne die Löſung in
Form von progreſſiven Annuitäten gefunden werden.
Während ſomit der „Matin” wie auch der „Petit Pariſien”
be=
haupten, daß die deutſche Delegation bereits beſtimmte Zahlen genannt
habe, wobei aber der „Matin” von 1800 Millionen und der „Petit
Pariſien” von 1400 Millionen Goldmark ſprechen, gibt Pertinax im
Echo de Paris” zu, daß Dr. Schacht bis jetzt keine Zahlen genannt
habe. Er habe aber darauf hingewieſen, daß, wenn man die
Forde=
rungen aller Alliierten addiere, ſich daraus eine Annuität ergebe, die
die normale Dawesannuität, nämlich 2,5 Milliarden, weit überſchreite.
Davauf habe ihm der franzöſiſche Delegierte geantwortet, daß dieſer
Fall auch im Dawesabkommen vorgeſehen ſei, nämlich durch Anwendung
der Wohlſtandsindexe. Immerhin gibt Pertinax dann zu, daß die
Parifer Konferenz allerdings in dem Geiſte einberufen worden ſei, eine
Erleichterung der Daweslaſten zu bringen.
Die „läſtigen” Deutſchen.
Das deutſche Element in den Vereinigten Staaten macht ſich
vergebliche Hoffnungen auf eine nachträgliche Milderung der neuen
Einwanderungsgeſetze.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A.G.A. Waſhington, Ende März 1929
Wenn auf der kommenden Sondertagung des amerikaniſchen
Kongreſſes neben dem Agrarproblem und dem Zolltarif noch alle
die anderen Wünſche berückſichtigt werden ſollen, die ſeit
Einberu=
fung der außerordentlichen Seſſion laut geworden ſind, dann
kön=
nen ſich die Herren amerikaniſchen Geſetzgeber die Sommerferien
verkneifen und ſich auf eine Reihe recht ungemütlicher Monate —
nicht Wochen — in Waſhington vorbereiten. Es gibt in den
gan=
zen Vereinigten Staaten wohl kaum einen Platz, der ſich weniger
zum Sommeraufenthalt eignete, als die ſchöne Bundeshauptſtadt
am Potomasfluß, und ein im Schweiße ſeines feiſten Angeſichts
geſetzgebender Senator hat einmal erklärt, diesfeits der Hölle ſei
Waſhington ſeiner Anſicht nach die gemeingefährlichſte
Sommer=
friſche.
Von den Extrawürſten, die in der ſommerlichen Glut
gebra=
ten werden ſollen, intereſſiert uns natürlich am meiſten die
Ein=
wanderungsfrage. Präſident Hoover hat von ſeinem
Juſtizminiſter und Syndikus Mitchell ein Gutachten erhalten,
wo=
nach die Beſtimmung, laut der er das Inkrafttreten der
Neukon=
tingentierung der Einwanderung durch Proklamation zu
verkün=
den hat, mandatoriſch iſt. Er hat daraufhin die Proklamation
erlaſſen, hat ihr aber eine Erklärung mitgegeben, daß dies
gegen ſeine Ueberzeugung und ſeine Wünſche geſchieht,
daß er nach wie vor gegen die Kontingentierung auf der
Grund=
lage der „nationalen Abſtammung” der Geſamtheit der
amerika=
niſchen Bürgerſchaft iſt, und hat den Worten „die
Neukontin=
gentierung wird am 1. Juli in Kraft treten, es ſei denn, der
Kongreß faſſe vorher andere Beſchlüſſe”, der geſetzgebenden
Kör=
perſchaft einen deutlichen Wink gegeben, daß ſie, wenn ſie Luſt hat,
auf ſeine und ungezählter Millionen Bürger Wünſche noch immer
Rückſicht nehmen könne. Es iſt den Leſern bekannt, daß das
Kongreß=Unterhaus beſchloſſen hatte, das Inkrafttreten der „
Ab=
ſtammungsklauſel”, wie ſie hier kurz genannt wird, um ein
wei=
teres Jahr zu verſchieben, wie dies ſchon zweimal vorher
ge=
geſchehen war, daß jedoch im Senat die Einwanderungsfeinde
einen dahingehenden Beſchluß in letzter Minute zu vereiteln
wuß=
ten. Kaum hatte Präſident Hoover ſeine Proklamation erlaſſen,
als auch ſchon der Kongreßabgeordnete Tilſon aus Connecticut,
der Führer der republikaniſchen Mehrheit im
Repräſentanten=
hauſe, mit der formellen Erklärung hervortrat, wenn der Senat
in der Sondertagung den Widerruf oder die abermalige
Verſchie=
bung der neuen „Quoten” beſchließe, werde das Haus dieſen
Beſchluß in „wohlwollende Erwägung” ziehen.
Es iſt ſtark zu bezweifeln, ob der Senat einen ſolchen
Be=
ſchluß faſſen wird. Als der Republikaner Nye aus Nord=Dakota
in der letzten Scſſion ſeinen Verſchiebungsantrag einreichte, wurde
dieſer im Senatsausſchuß für das Einwanderungsweſen mit 7
gegen 4 Stimmen verworfen. Den Mitgliedern dieſes Ausſchuſſes
war ſehr wohl bekannt, daß Herbert Hoover einer der drei
Männer war, die in ihrem erſten Bericht an Präſident Coolidge
die Grundlagen der Errechnung der „nationalen Abſtammung”
der aus dem amerikaniſchen „Schmelztigel” hervorgegangenen
Völkerlegierung als in hohem Grade unzuverläſſig und
unzu=
länglich bezeichnet hatten. Es war ihnen auch bekannt, daß Hoover
ſich während des Wahlfeldzuges mehrmals dagegen ausgeſprochen
hatte. Aber Senator Reed aus Pennſylvanien, der ſich an die
Spitze der auf Erzwingung des Inkrafttretens der
Neukontingen=
tierung abzielenden Bewegung geſtellt hatte, und einige ſeiner
Kollegen waren der Anſicht; Hoover habe ſich nur im Hinblick
auf den politiſchen Stimmenfang für die Wahl
gegen die Maßnahme ausgeſprochen; ſobald er gewählt ſein
würde, werde er ſich kaum mehr darum kümmern.
Hoover hat während der erſten paar Wochen, ſeitdem er ins
Weiße Haus eingezogen iſt, mehrfach bewieſen, daß er ſich genau
an die Scheidelinien hält, die die Exekutive, die Vollzugsgewalt,
von der geſetzgebenden Körperſchaft trennen. In beſonders ins
Auge ſpringender Weiſe tat er dies in bezug auf die geplante
„Farmerhilfe”, ein intereſſantes, lehrreiches Kapitel, von
dem demnächſt die Rede ſein ſoll. Er iſt in ſeiner
Kontingentie=
rungsproklamation ſo weit gegangen, wie er es ohne
Ueberſchrei=
tung jener Scheidelinie, für angebracht hielt. Und wenn er nach
Beginn der Sonderſeſſion nicht energiſch eingreift und die Macht
ſeines Amtes dazu benützt, auf die Einwanderungsgegner einen
ſolchen Druck auszuüben, daß ſie in den Widerruf der
Abſtam=
mungsklauſel oder wenigſtens in weiteren einjährigen Aufſchub
ihres Inkrafttretens einwilligen, dann iſt es wenigſtens
keines=
wegs unwahrſcheinlich, daß die Herren Reed und Konſorten mit
ihrem Argument von Hoovers Oppoſition als Mittel zum Zweck
(ſeiner Erwählung) abermals durchdringen.
Daß Präſident Hoover einen ſolchen Schritt tun wird,
er=
ſcheint, angeſichts ſeiner letzthin wiederholt kundgegebenen
Auf=
faſſung, der erſte Vollzugsbeamte ſei nicht beſugt, der
Geſetz=
gebung Vorſchriften zu machen, ſo gut wie ausgeſchloſſen. Wohl
ſagt die Bundesverfaſſung, dem Präſidenten komme das Recht zu,
„dem Kongreß ihm geeignet oder notwendig erſcheinende
Maß=
nahmen zu empfehlen”; aber im vorliegenden Falle handelt es ſich
um ein bereits vor fünf Jahren — am 26. Mai 1924 —
er=
laſſenes Geſetz, und es iſt natürlich männiglich bekannt, daß
auch die unbequemſten, die am meiſten angefochtenen Geſetze nur
unter den größten Schwierigkeiten — wenn überhaupt — geändert
oder gar abgeſchafft werden können. Dazu kommt, daß Leute
wie Senator Reed uſw. in der Wolle, gefärbte Hochzöllner, im
Gegenſatz zu Hoover, der nur ein teilweiſes Höherſchrauben der
Einfuhrzölle in der Sondertagung des Kongreſſes haben will,
auf einer durchgreifenden, ſämtliche Abteilungen erfaſſenden
Tarifreviſion beſtehen, daß die Kontingentierungsfrage ſehr wohl
zum Objekt politiſchen Schachers werden mag, daß die
Schutz=
zöllner ſich dem Willen des Präſidenten nur dann fügen, wenn
er ſich bezüglich anderer Maßnahmen nachgiebig zeigt. Ob Hoover
auf Beachtung ſeiner Wünſche hinſichtlich der
Einwanderungs=
frage beſteht, oder ob er ſich darauf beſchränkt, in ſeiner Bot=
Seite 2
Montag, den 8. April 1929
Nummer 92
ſchaft an den Kongreß lediglich eine Empfehlung der weiteren
Verſchiebung des Inkrafttretens der Abſtammungsklauſel und
weiterer Recherchen zur Ermittlung einer zuverläſſigeren
Berech=
nungsgrundlage zu machen, jedenfalls wird das Ergebnis vom
ganzen Lande als die erſte Kraftprobe der neuen
Regierung angeſehen, die zeigt, ob ſie oder der Kongreß —
oder auch nur eine Handvoll Leute im Kongreß — das Heft in
der Hand hat, eine Frage, die bei jedem Regierungswechſel
auftaucht.
Die Einwanderer=Kontingentierung hat noch eine andere
Bedeutung von großer Tragweite — die Maßnahme iſt die erſte
Breſche, die in die um das Programm der am 15. April
begin=
denden Sonderſeſſion gezogene Mauer gelegt werden ſoll. Sie
umſchließt Farmerhilfe und „beſchränkte” Tarifreviſion. Geht
erſt einmal der Zank um die Abſtammungsklquſel los, dann
wer=
den ſich die Herrſchaften auf dem Kapitolhügel berechtigt ſehen,
alle möglichen Fragen anzuſchneiden, und es dürfte im
kommen=
den Sommer in Waſhington noch heißer zugehen als ſonſt, wo
wenigſtens das Klappern der Geſetzesmühle verſtummt.
Herr Hoover iſt zwar Ingenieur und weiß mit Maſchinen
umzugehen, aber ſelbſt unter ſeiner kundigen Hand bedarf ein
neuer Verwaltungsapparat, in den ſo viele neue Rädchen und
Betriebsteile eingeſetzt ſind, einiger Zeit, um ordentlich in Gang
zu kommen. Nichts kann einer neuen Adminiſtration
unange=
nehmer ſein, als wenn ſie, kaum daß ſie einen Monat im Amte
iſt, ſich mit dem Kongreſſe herumzubalgen hat. Man geht wohl
kaum fehl mit der Annahme, daß Herbert Hoover und ſein
Kabi=
nett nach Möglichkeit verſuchen werden, ſo früh am Tage
un=
nötige Reibungen zu verweiden, und auch hierin liegt die
Ge=
fahr, daß in der Kontingentierungsfrage nichts geſchehen wird.
Es tritt immer deutlicher, immer klarer hervor, daß die
ganze bisherige Verſchiebungstaktik von politiſchen Erwägungen
diktiert war, daß alles, was ſeit 1927, als das Geſetz in Kraft
treten ſollte, geſchah, im Hinblick auf die Präſidentenwahl von
1928 geſchehen iſt. Man kann Hoover daraus kqum einen
Vor=
wurf machen. Denn er iſt als Handelsſekretär zuſammen mit
Kellogg und Davis gegen die Kontingentierung nach Maßgabe
der Abſtammung eingetreten, außerdem ſtand um jene Zeit noch
keineswegs feſt, ob nicht Calvin Coolidge ſich abermals um die
Präſidentſchaft bewerben oder wer ſonſt Kandidat der
Republi=
kaner ſein würde. Aber die Einwanderungsgegner, die zweimal
in die Verſchiebung einwilligten, haben dies offenbar mit einem
beſorgten Seitenblick auf die Stimmen des fremdgebovenen
Ele=
ments der amerikaniſchen Wähler getan. Man höre da und dort
„Drohungen” aus den Reihen des ſogenannten „Foreign Vote‟.
Tatſächlich iſt dieſer Einſchlag in ſeiner Haltung gegenüber
der Abſtimmungsklauſel ſtark geteilt. Die Deutſchen, die
Irländer die Skandinavier, deren Quoten
ſtark verringert werden, ſtehen in
ohnmächti=
ger Wut, ſchimpſen und ballen die Fauſt im Sack.
Aus Deutſchland ſind im kommenden, am 1. Juni beginnenden
Rechnungsjahr ſtatt der bisherigen 51 227 Einwanderer nur noch
25 957 (dies ſind die endgültigen amtlichen Ziffern) zuläſſig, aus
Irland ſtatt 28567 nur 17853, aus Schweden ſtatt 9561 nur
3314, aus Norwegen ſtatt 6453 nur 2377. Andererſeits werden
die Kontingente der Einwanderer aus England und Nordirland
(von 34 007 auf 65 721), aus Rußland, Italien, Polen und
eini=
gen anderen Ländern mehr oder minder erhöht, und wenn man
in angloamerikaniſchen Kreiſen ſich darob auch nicht beſonders
aufregen mag, da bislang noch nie ſoviel Auswanderer aus
Eng=
land und Nordirland herübergekommen ſind, wie unter der alten
Kontingentierung zuläſſig geweſen wäre, ſo freut ſich doch alles,
was ſonſt von der Erhöhung profitiert.
Die Auswirkung der Neuordnung wird ſich erſt mit der Zeit
zur Geltung bringen. Vorläufig müſſen wir uns mit dem wenig
tröſtlichen Bewußtſein abfinden, daß es mit der ſo
viel=
geprieſenen Annäherung” zwiſchen
Deutſch=
land und den Vereinigten Staaten denn doch
nicht ſo weit her zu ſein ſcheint wie uns manche
Enthuſiaſten glauben machen wollen.
Die jugoſlawiſch=bulgariſchen Beziehungen ſtehen vor einer
neuten Belaſtungsprobe. Anläßlich der Verhandlungen von Pirot
war die jugoflawiſche und bulgariſche Delegation
übereingekom=
men, zur Vermeidung von Grenzzwiſchenfällen eine neutrale
Grenzzoue ſeſtzuſetzen, um ſo den Uebertritt von Banden leichter
zu verhindern. Ueber das Ausmaß dieſer neutralen Zone iſt
jedoch ſeinerzeit eine Einigung nicht zuſtande gekommen.
Wäh=
rend nunmehr von jugoſlawiſcher Seite eine 10=Kilometer=Zone
gefordert wird, will Bulgarien nur eine Zone von 500 Metern
zugeſtehen. — Nach Informationen der Belgrader Blätter aus
Sofia ſteht die bulgariſche Regierung unter dem Einfluß des
mazedoniſchen Komitees. Ein Feſthalten Bulgariens an ſeinem
Standpunkt iſt nach Anſicht der Blätter geeignet, die unter
gün=
ftigen Ausſichten begonnenen Verhandlungen zu gefährden.
Großes Haus. — Sonntag, den 7. April.
Muſikdrama von Richard Wagner.
In der heutigen Aufführung ſang Elſe Link aus
Wies=
baden gaſtweiſe die Brünnhilde. Die uns aus früheren Jahren
im jugendlichen Fach noch wohlbekannte Sängerin iſt inzwiſchen
zu einer hochdramatiſchen Künſtlerin von Rang herangewachſen.
Ihr wundervolles Material, groß, dunkelgefärbt und überaus
gleichmäßig, iſt ein ausgiebiger Mezzoſopran, der immer weich
klingt und durch eine vorbildliche Ausſprache an Ausdruckskraft
gewinnt. Eine heldiſche Erſcheinung wirkt ſtark durch maßvolle
Geſtik, intereſſante Mimik und ein intelligentes Augenſpiel. Die
ausgezeichnete Künſtlerin bot uns eine Leiſtung großen Formats
und großen Erſolgs.
Guſtav Dehardes Siegmund hat an Reife der Auffaſſung
und dramatiſcher Geſtaltungskraft gegenüber ſeiner Darbietung
vor einigen Jahren erheblich gewonnen, und errang, unterſtützt
durch eine glänzende äußere Erſcheinung, mit einer intelligenten
Leiſtung verdienten Erfolg.
Auch Johannes Biſchoffs, der zum erſtenmal in dieſer
Spielzeit den Wotan ſang, muß rühmend gedacht werden. Wer
kann ſo wie er die große Erzählung des zweiten Aktes bringen?
Max Rudolf leitete mit bemerkenswerter Sicherheit und
Umſicht.
v. H.
Der Volksverband zeigte bisher vorwiegend Ruſſenfilme.
Zu ihnen ſteht der franzöſiſche Film „Nana” in einem denkbar
weiten und ſehr intereſſanten Gegenſatz. Wie die Ruſſen ihre
Revolution, ſo hat dieſer Film den franzöſiſchen
Impreſſionis=
mus als Vorausſetzung und künſtleriſche Grundlage. Nicht nur,
daß Agitation und Tendenz fehlen, es iſt eine vollkommen andere
Art filmiſcher Geſtaltung. Keine exzentriſchen Ausſchnitte und
überraſchenden Blickführungen, nicht die fanatiſche
Eindringlich=
keit der ſachlichen Reportage, nicht das gewalttätige Ballen und
Dehnen des Stoffs, der Sprung von der Maſſenſzene zum ana=
Iyſierenden Detail der Großaufnahme, nirgends die heftige
Laut=
heit des Plakats. All dieſe Elemente fehlen hier vollſtändig, und
doch iſt der Stoff in allem rein Filmiſchen auf eine glänzende Art
gemeiſtert. Es iſt kein Zufall, daß man bei der Regie Renoirs
des Sohns, immer wieder an die Bilder Auguſt Renoirs erinnert
hiie jar Untgreagen.
Aus der Landeshaupkſkadk.
Die neue Oſtpreußenhilfe, die das Reich und Preußen auch in
dieſem Jahre der abgeſchnürten Provinz Oſtpreußen zuführen
wollen, und deren Grundzüge in Form eines Geſetzentwurfes
unlängſt vom Reichskabinett gutgeheißen wurden, fußt auf der
Erwägung, daß die Hilfsmaßnahmen zur Erleichterung der
wirtſchaftlichen Lage grundſätzlich bei dem Schlüſſelgewerbe der
Wirtſchaft Oſtpreußens, der Landwirtſchaft, einzuſetzen
haben.
Zunächſt ſollen die Rentenbankzinſen für das Jahre 1929
und für die beiden folgenden Jahre aus Reichsmitteln
übernom=
men werden. Weiterhin ſollen insgeſamt 7 Millionen RM.
jähr=
lich als Zuſchüſſe für die Kommunalſteuern zur Verfügung
ge=
ſtellt werden.
Die im vorigen Jahr eingeleitete Frachtenſenkungsaktion
ſoll auch in dieſem Jahr fortgeführt werden, und zwar ſoll ein
Betrag von 10 Millionen RM. zuzüglich 300 000 RM. für die
Senkung der Schiffahrtsabgaben auf dem Königberger Seekanal
in den Etat eingeſtellt werden.
Der Erwerb und die Beſiedlung von geeignetem
Siedlungs=
land ſoll dadurch verſtärkt werden, daß aus den allgemeinen
Reichsſiedlungszwiſchenkrediten 20 Millionen RM. für die
Be=
ſiedlung Oſtpreußens abgezweigt werden, und daß außerdem der
Preußiſchen Landesregierung ein Betrag von 18 Millionen RM.
überwieſen wird.
Der Geſetzentwurf ſieht im einzelnen vor, zur Verausgabung
von billigen Darlehen an die mittleren und kleinen induſtriellen
Betriebe und an das Handwerk 1 Million RM.
Kursausgleichs=
zuſchuß zur Verfügung zu ſtellen, die den Kursausgleich von
10 Millionen GM. Provinzialobligationen geſtatten ſollen. Zur
Durchführung der Umſchuldung ſoll die Oſtpreußiſche Landſchaft
weitere 4 Millionen RM. erhalten, die den Kursausgleich von
etwa 40 Millionen GM. Pfandbriefen ermöglichen, wodurch die
dringendſten Anträge auf erſtſtellige Kredite befriedigt werden
können.
Darüber hinaus iſt die Gewährung von
Umſchuldungsdar=
lehen in der erforderlichen Höhe von 62 Millionen RM.
vorge=
ſehen. Um die Aufnahme einer Anleihe von 50 Millionen RM.
durch dritte Stellen zu erleichtern, wird der Reichsminiſter der
Finanzen zur Uebernahme einer Garantie für dieſe Anleihe
er=
mächtigt, ebenſo zur Uebernahme einer Garantie für die reſtlichen
12 Millionen RM., die von den bisherigen Gläubigern alsdann
ſtehen gelaſſen werden würden.
Schließlich hat ſich noch eine Fürſorge für die notleidenden
Betriebe als erforderlich erwieſen, die von der Umſchuldung
wegen ihrer vorgeſchrittenen Verſchuldung nicht erfaßt werden
können, und für die auch ein Ankauf durch die Ankaufsſtellen
nicht in Betracht kommt. Es kam hier darauf an, billig
verzins=
liche und in Raten abtragbares Beſitzerhaltungskredite zu
be=
ſchaffen, die die Abſtoßung der dringendſten Schulden oder die
notwendigſten Auſwendungen ermöglichen. Der Reichsminiſter
der Finanzen ſoll ermächtigt werden, bei Aufnahvie dieſer Kredite
durch dritte Stellen Garantie zu übernehmen, zur Durchführung
der Kredithergabe Vorſchüſſe zu gewähren, und zur Herbeiführung
der gebotenen Zinsherabſetzung gleichzeitig einen Zinszuſchuß
bis zum Betrage von 1,5 MillionewRM. zu verausgaben.
Außer=
dem ſoll für Zuſchüſſe zur Durchführung von Grundſtücks= und
Kreditregulierungen und zur Verhinderung von Niederbrüchen
infolge von Haftverpflichtungen ſowie zur Erleichterung der
Kreditgewährung an landwirtſchaftliche Pächter, kleine Beſitzer,
Binnenfiſcher ſw., ferner zur Erhöhung des
Betriebserhaltungs=
fonds und zur ſonſtigen Sicherung der Fortführung
landwirt=
ſchaftlicher Betriebe ein Betrag von 8 Millionen, RM.
bereit=
geſtellt werden.
Preußen wird für das Rechnungsjahr 1929 eine Erhöhung
der Dotationsrente für Oſtpreußen um 2 Millionen RM. und zur
Auffüllung des Hilfsfonds für Oſtpreußen ſeinerſeits eine
Er=
höhung der Kraftfahrzeugſieuer um 2 Millionen RM. vornehmen.
Wie verlautet, ſoll ferner in Oſtpreußen auch eine Erleichterung
der Grundvermögensſteuer ſowie eine Erhöhung der
Ergänzungs=
zuſchüſſe für Volksſchulen in beträchtlichem Ausmaße erfolgen.
Ein leichker Grippeanfall des Reichspräſidenken.
Berlin, 7. April.
Amtlich wird metgeteilt: Reichspräſident v. Hindenburg hat in
den letzten Tagen unter einem Grippeanfall mit Magenſtörung
gelitten, den er aber gut überwunden hat. Der Reichspräſident,
der auch während dieſer Erkrankung die laufenden Geſchäfte
weitergeführt hat, hat ſeit Samstag wieder die regelmäßigen
Vorträge entgegengenommen, muß ſich aber in der nächſten Zeit
in Empfängen und Ausgängen noch gewiſſe Zurückhaltung
auf=
erlegen.
wird; der ganze Film iſt von einer maleriſch=bildmäßigen
Auf=
faſſung her komponiert. Die Regie Renoirs iſt eine ſehr ſichere,
kultivierte und künſtleriſch vornehme Leiſtung, die auch auf die
hiſtoriſche Geſtaltung der in den 60er Jahren ſpielenden
Hand=
lung eine anerkennenswerte Sorgfalt verwendet. Weniger gut iſt
das Manuſkript, das in manchen Einzelheiten pſychologiſche
Plumpheiten und Oberflächlichkeiten aufweiſt; die Zwiſchentexte
ſind von ſchauderhafter Banalität.
Cathérine Heßling ſpielt die kleine Schauſpielerin und
große Kokotte mit furioſem Temperament und leidenſchaftlicher
Exaltiertheit in Mimik und Geſte, etwas theatraliſch zwar, wie
für unſer Gefühl alle franzöſiſchen Mitſpieler, aber die
raubtier=
haften Gebärden, mit denen ſie etwa ihre Schleppe über den
Bo=
den fegt, ſind von entzückender Wildheit. Werner Krauß
wirkt etwas ſchwer und ſtumm neben der Franzöſin; wenn er vor
ihr auf den Knien rutſcht, hat er die Augen eines leidenden
Bern=
hardiners. Seine Stärke liegt in den unauffälligen
pſychologi=
ſchen Feinheiten. Als gräflicher Kammerherr iſt er etwas zu ſehr
Kommerzienrat oder überhaupt Bürger, deſſen Tragikomik er ja
ſtets am beſten verkörpert. Valeska Gert bleibt als Zofe
ganz unauffällig.
Daß die Wirkung des Films hinter ſeinem künſtleriſchen Wert
zurück bleibt, liegt wohl daran, daß er hiſtoriſch iſt und uns die
Koſtümmaskeraden kaum fremder ſind als die Gefühle, die man
vor 60 Jahren in ihnen herumtrug.
„Das erwachende Aegypten” iſt eine ziemlich
wahl=
loſe und dilettantiſche Anhäufung von Einzelheiten, unter denen
nur die Bilder von den Bewäſſerungs= und Ausgrabungsarbeiten
wirklich zu packen vermögen.
n.
* Münchener Theaker.
Ein Sturm, deſſen Wellen bis in die geheiligten Hallen der
Bayriſchen Kammer brandeten, wurde wegen des
Reinhardt=
gaſtſpiels von einem Teil der Münchener Preſſe gegen das
B. Kultusminiſterium entfacht. Nachdem nun dieſe
Angelegen=
heit in günſtigem Sinne beigelegt iſt, ſtellt es ſich heraus, daß die
Bedenken gegen dieſes Gaſtſpiel nicht zu Unrecht beſtanden.
Ab=
geſehen von den übermäßig hohen finanziellen Garantien, die
Herr Reinhardt forderte, erſchien das Repertoire künſtleriſch
weder neu, noch bedeutungsvoll genug, um für die
Fremden=
ſtadt München als Attraktion zu gelten. Jedenfalls wäre, neben
mnodernen Belangloſigkeiten, die Neuinſzenierung einer
Klaſſiker=
aufführung dringend zu wünſchen. — Um ſo erfreulicher der
künſtleriſche Erfolg, den der tatkräftige Beſitzer des Deutſchen
Theaters, Herr Gruß, mit dem Gaſtſpiel der Pariſer
Ruſſi=
ſchen Oper erzielte. Hier iſt in Deutſchland erſtmals Gelegen=
Darmſtadt, 8. April.
hielt geſtern vormittag im Helia der Korvettenkapirän a. D. Horſt von
Buttlar=Brandenfels einen ebenſo feſſelnden wie inſtruktiven
Vortrag, der durch zahlreiche Lichtbilder illuſtriert wurde.
Der Vortragende erzählte zunächſt einleitend kurz dre Geſchichte des
Zeppelinluftſchiffbaues, die heute eine erſt 30jährige Entwicklung hinrer
ſich hat. Als vor vier Jahren die erſte Amerikefahrt des „L. Z. 126‟
gelang, war das Intereſſe am Zeppelinluftſchiffbau, in dem Deutſchland
führend in der Welt daſteht, in der ganzen Welt neu erwacht. Wenige
aber wohl waren ſich klar darüber, oder dachten darüber nach, welch
immenſe Fortſchritte in der Entwicklung des lenkbaren Luftſchiffes
zwi=
ſchen dieſer Ozcanfahrt und dem erſten Verſuch des Grafen Zeppelin
lagen. Wie ſprunghaft dieſe Entwicklung zeitweiſe war und wie ſchnell
mit der Entwicklung die öffentliche Meinung einem Umſchwung
unter=
worfen war, dafür eine kleine Epiſode: Im Zeppelinmuſeum hängt
eingerahmt der Abdruck einer Rede des Kaiſers, in der das damalige
Oberhaupt des Deutſchen Reiches den Grafen Zeppelin den großen
Deutſchen des zwvanzigſten Jahrhunderts nannte. Unter dieſem Bilde
verwahrte der alte Graf einen Geheimerlaß des kommandierenden
Generals des Württembergiſchen Armeekorps, in dem dieſer ſeine
unter=
gebenen Offiziere vor dem ſenil gewordenen Grafen warnte, ihn faſt
als Betrüger und Hochſtapler hinſtellte. Zwiſchen dieſen beiden
Kund=
gebungen liegt ein Zeitraum von nur ſechs Jahren.
Der Redner erinnerte daran, daß im Jahre 1907 Graf Zeppelin
den erſten Auftrag des Kriegsminiſters erhielt, nach dem ihm ein
lenk=
bares Luftſchiff abgenommen werden ſollte, wenn dieſes Luftſchiff eine
Fahrt von 24 Stunden vollbringen könne. Zeppelin blieb damals
etwa 13—14 Stunden in der Luft; er mußte bei Echterdingen wegen
Maſchinendefektes landen, und während der Ausbeſſerung des Schadens
wurde das Luftſchiff durch ein Gewitter zerſtört. Konnte ſo die
Be=
dingung nicht erfüllt ſverden, war doch die Begeiſterung über die
ge=
lungene Fahrt ſo groß, daß durch eine Volksſpende 7,5 Millionen Mk.
aufgebracht wurden, die es dem Grafen geſtatteten, die erſte feſte Halle
in Friedrichshafen zu bauen. Vorher fand der Bau bekanntlich in
einer ſchwimmenden Halle auf dem Bodenſee be: Manzell ſtatt. Der
Krieg führte dann zu einer intenſiven Tätigkeit im Luftſchiffbau, und
die Kriegsfahrten vieler Zeppeline zu Erkundungszwecken und zu
Bom=
benwürfen über London und andere Feind=Städte ſind noch in aller
Erinnerung. Der Vortragende ſelbſt hat mehrere Zeppeline ſelbſtändig
geführt, darunter das erſte Bombenluftſchiff über London. Im Krieg
erwies ſich ſehr bald, daß die Zeppeline nur für die Marine
verwend=
bar waren, daß ſie aber ſo umkonſtruiert werden mußten, daß ihnen
Fahrt in großen Höhen bis 7,5 Kilometer ermöglicht wurde. Das
ge=
lang vielfach. Intereſſante Bilder aus den verſchiedenen Stadien der
Entwicklung zeigten die rapid fortſchreitende Durchkonſtruktion des
Schiffskörpers und der Steuervorrichtung bis zu ihrer heutigen
Voll=
endung. Der primitive Anfang beſonders der Höhenſteuerung mit
toten und lebendigen Laufgewichten bis zum heutigen tadellos
funktio=
nierenden Höhenſteuer wurde in vielen Bildern ſehr inſtruktiv gezeigt.
Aus den Kriegsfahrten der Zeppeline erfuhr eine beſonders
intereſ=
ſante Schilderung die Fahrt des „L. Z. 59” nach Afrika. Bekanntlich
ſollte dieſes Luftſchiff der Schutztruppe in Afrika verbleiben. Es brachte
Maſchinengewehre, Munition und Medikamente; es war konſtruiert,
daß aus ſeiner Hülle Kleidung für die Schutztruppe, aus den
Lauf=
gängen Stiefelſohlen und aus dem Gerippe Funkſtationen hergeſtellt
werden konnten. Nach dreimaligem Verſuch gelang die Fahrt; das
Luftſchiff wurde jedoch nach dreitägiger Reiſe kurz vor dem Ziel
zurück=
gerufen, weil die deutſche Oberſte Heeresleitung auf die von den
Eng=
ländern durch Funk verbreitete Lüge, daß Lettow=Vorbeck ſich ergeben
hätte, hereingefallen war.
Nach dem Kriege durften nur kleine Luftſchiffe bis 30000
Kubik=
meter gebaut werden, zwei davon, „Bodenſee” und „Nordſtern”,
wur=
den in Dienſt geſtellt für den Verkehr Berlin—Friedrichshafen, aber
auch ſie mußten ſpäter abgeliefert werden. So lag der Zeppelinbau
ſchließlich ganz ſtill, bis Amerika durch die Beſtellung eines Reparations=
Luftſchiffes den Bau in ganz moderner Konſtruktion und bisher nicht
gekannter Größe (72000 Kubikmeter) wieder ermöglichte.
Den Schluß des Vortrages bildete dann eine genaue Beſchreibung
der neuen Zeppeline „L. Z. 126” und „L. Z3. 127” und ihrer Fahrten,
die ja noch in aller Erinnerung ſind. Der Zweck des Vortrags und
der Zweck der Fernfahrten iſt im weſentlichen, zu beweiſen, daß die
Fahrten der Zeppeline durchaus ſicher ſind, daß es durchaus keine
Hel=
dentat bedeutet, eine Fahrt als Paſſagier mitzumachen und — daß
neue Gelder für den Zeppelinbau geſchaffen werden können. Für die
nächſte Zukunft iſt die zweite Orientfahrt und danach eine
Weltumſege=
lung geplant. — Der intereſſante Vortrag fand bei dem vollbeſetzten
Haus lebhaften Beifall. Veranſtalter des Vortrags waren die
Heſſen=
flieger.
p. Zur Bierſteuer der Stadt Darmſtadt. Eine Verhandlung
bezüg=
lich der Steuer vor dem Verwaltungsgerichtshofe wird dadurch
gegen=
ſtandslos, daß Brauereibeſitzer Wagner hier die beim
Provinzial=
ausſchuſſe der Provinz Starkenburg erhobene Klage unter Verzicht
auf den Anſpruch zurückgenommen hat.
N
M
PASTILLEM
(Acrldiniumderivar)
Zum Schukz
gegen
und Erbältung
heit geboten, unſere ſeither noch recht lückenhafte Kenntnis des
ruſſiſchen Opernſtils zu erweitern. — Den Auftakt des Gaſtſpiels
gab Alexander Borodins (1834—87) „Fürſt Jgor” ein
Werk, das von Rimſky=Korſakoff und Claſunow vollendet, 1890 in
Petersburg ſeine Uraufführung erlebte. Während die Handlung
der dramatiſchen Spannung entbehrt, iſt die Muſik voll
Aus=
druckskraft und melodiſcher Friſche. Die Aufführung war als
Enſembleleiſtung vortrefflich. Soliſten wie der Bariton
G. Surenoff, der Dirigent E Cooper, unterſtützt von
Meiſtervar=
bietungen des Chores und der Choreographie zeitigten den vollen
Erfolg bei dem leider nur ſpärlichen Publikum.
Noch eindrucksvoller geſtaltete ſich durch die volkstümliche und
glutvolle Muſik Rimſky=Korſakoffs „Das Märchen vom
Zaren Sſaltan” (nach einer Dichtung Puſchkins). — Rimſky=
Korſakoff erſcheint neben Muſſorgſky als Hauptrepräſentant der
ruſſiſchen Schule. Er iſt ein Meiſter der Koloriſtik und beherrſcht
ſpielend Kompoſitions= und Orcheſtertechnik. — Auch dieſer große
Tondichter fand durch das Enſemble, unter dem diesmal die
glän=
zende Darſtellerin M. Davidova hervorragte, eine
ausgezeich=
nete Interpretation und den begeiſterten Beifall der Zuhörer.
Die Ausſtattung von Bilibine traf durch farbig=frohe Bilder
und Koſtüme im Spielzeugſchachtelſtil glücklich die Eigenheiten
ruſſiſcher Märchenromantik. —
Als weitere Rimſkyoper folgte Snegurotſchka, ebenfalls
ein Zarenmärchenſpiel mit feinempfundener, leicht fließender
Melodik. Als Jugendarbeit des Meiſters erſcheint Snegurotſchka
gegen den Zaren Sſaltan etwas verblaßt. — Auch hier imponierte
das vollendete Zuſammenſpiel der Ruſſen, unter denen die
Rogowſkaya als Kupava am meiſten gefiel. Ballett und
Orcheſter unter A. Lubinſky unterſtützten die Sänger, die
ſtimm=
lich meiſtens ein anſtändiges Mittelmaß nicht überragen, auf’s
beſte. —
Zum Schluß ſei auf die letzte Uraufführung im
Reſidenz=
theater verwieſen. Ein neuer Dichter, (Wolfgang (2), hat
Eichendorffs reizende Novelle „Aus dem Leben eines
Taugenichts” für die Bühne bearbeitet und zur Bewältigung
des einfachen Stoffes 26 Szenenbilder (!) benötigt. Durch
reich=
liche Zutat einer ſentimentalen Begleitmuſik von Bernhard
Paumgartner ſollte das literariſche Machwerk für Mitglieder
von Theatervereinen wohl ſchmackhafter gemacht werden. Doch
auch dies glückte nicht, da es immer gewagt erſcheint,
Schau=
ſpieler mit großen Geſangseinlagen zu betrauen. Nur der
Regiekunſt der Herrn Stieler und den gelungenen
Bühnen=
bildern Ernſt Sterns, der weiſe aus der großen Tradition
Waldmüllers und Schwinds ſchöpfte, war es zu danken, daß ſich
zu dem künſtleriſchen Mißerfolg nicht auch die laute Oppoſition
des Publikums geſellte.
A. G.
Nummer 92
Ceite 3
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Union=Theater.
„Die Alpen”.
Die Deutſche Heimatfilmgeſellſchaft zeigte am geſtrigen Vormittag
im UI. T. den Kulturfilm „Die Alpen” im erſten Teil. Ein ausverkauftes
Haus folgte der Darbietung mit ſtartem Intereſſe nicht nur, weil hier
eine plaſtiſche Umfaſſung und Durchdringung des europäiſchen
Zentral=
maſſivs, ſondern auch — wenn dies gelang — ein eindringlicher
Be=
fähigungsnachweis des geſamten Kulturfilmweſens erwartet werden
durfte. Doch auch bei vorſichtiger Saldierung überwiegen die Paſſiva,
wobei nicht verkannt werden ſoll, daß bei geſchickter Auswahl und
beſſerer Zuſammenſtellung ein günſtigeres Geſamtbild ſich ergeben
könnte.
Der Film iſt zwie= und dreiſpältig in Muſik, Hiſtörchen und
Realität.
Beethobens „Die Himmel rühmen” wurden der alpinen Felſigkeit
zwecks Eindrucksverſtärkung parallel geſchaltet, ein Gedanke, der an ſich
verſtändnisvoll und einfühlend, an der mangelnden Erkenntnis der
Pſyche des Kinobeſuchers ſcheitern mußte. Muſik im Kino iſt leichte
akuſtiſche Ergänzung und Ablenkung des angeſtrengt arbeitenden
opti=
ſchen Sinnes. So wäre ein angenehmes Plätſchern — wie es im
zweiten Teil verſucht wurde — ſinngemäßer geweſen. Zugleich kann
ein (zeitliches) Aufeinandergefügtſein von Bild und Ton wohl
billiger=
weiſe verlangt werden.
Faſt alle hiſtoriſche Filme ſcheitern an ſich ſelbſt, da — es fehlt ja
bei Chroniken „umeiſt das Figürliche — man auf die Phantaſie des
Regiſſeurs angewieſen bleibt, der in unſerem Falle einfach kläglich
ver=
ſagte. Anzuerkennen ſind die ausgezeichneten Aufnahmen bei der
Mönchskonferenz im Refektorium (Ekkehardſzene). Wie hier die
Ge=
ſichter der Einzelnen erfaßt wurden, ſollte ſich die geſamte deutſche
Filmregie merken. Auch die Gegenüberſtellung Hadwig (blond und
weißgekleidet) — die Mönche (duntel unter einem überhangenden Gatter
hervorquellend) wirkt eindringlich. Unerträglich aber wirkt Zwinglis
Tod — den Otto „Gebühr’lich ſpielt — und erſt recht die Rütliſzene.
Ich hätte ſie wenigſtens roſa gefärbt . .
Nun zum Kern, der — hinter ſüßer Schale — rauh, echt und
ſym=
pathiſch wirkt. Es bot ſich der Regie die Aufgabe, auf einem
geogra=
phiſch eng begrenzten und zudem außerordentlich kompakten Gebiet die
Landſchaft als Ganzes und die Wirkung ihrer vielfachen
Strahlen=
brechung auf den ihr eng verbundenen Menſchen zu zeigen. Die
Auf=
gabe wurde nicht voll gelöſt, denn immer wieder ſchlich ſich — die
Be=
ſchriftungen zeigten es am augenfälligſten — ein gewiſſer Oberlehrer=
und Bädekerſtandpunkt ein, der das großzügig Eingefangene in
Bücher=
weisheit verkümmern ließ. (Ueber die Titel im allgemeinen darf
das=
ſelbe wie über die Hiſtörchen geſagt werden: „Wiſſenſchaft” übelſter
Sentimentalität ſalle verfügbaren und nicht verfügbaren Dichter
muß=
ten Pate ſtehen), wo knappe Texte ſchon deshalb angebracht wären, um
den bildlichen Zuſammenhang nicht zu zerreißen.)
Vorzüglich ſind die mit großer Liebe erfaßten Landſchaftsbilder,
die uns auf pretiöſe und pointierte Weiſe von der Statik der
Land=
ſchaft zur Erkenntnis ihrer Dynamik führen. Aphoriſtiſch ſeien einige
Bilder genannt, ſoweit ſie ſich dem Gedächtnis einprägten: der
Rhein=
fall bei Schaffhauſen, die „Kluſen” im Wallis, die Axenſtraße, das
Schloß Chillon, jenes ſchweizeriſche Heidelberg, das uns ſo oft aus
ſüß=
lichen Bildern (wie ja auch das Neckarſchloß) meher=förſterlich bekannt
iſt und das hier — in einer Aufnahme von oben her zwiſchen
Baum=
wipfeln — glänzend interpretiert iſt. Gewiß, die Schweiz gibt ihre
Reize recht leicht und gefällig preis, aber trotzdem darf einer
Aufnahme=
leitung die größte Anerkennung nicht verſagt werden, die ein Bild
ſchafft wie jenes (ich glaube: in der Gegend des Rigi), wo von beiden
Seiten die Berge im Hintergrund ſich in rhythmiſchem Bogen einander
zuneigen, während aus dem Tiefpunkt dieſes Bogens ein Baum wuchtig
anſetzt und ſo in das Weichfließende das Aufwärtsſtrebende
hinein=
zwängt. Diefe Art zu ſehen und aufzunehmen iſt wohl künſtleriſch und
zeigt, was ſich — bei geſchickter und befliſſener Regie — aus der
Land=
ſchaft noch herausholen läßt. Auch aus den Alpen, die man einen
kultivierten Naturſchutzpark ſchon genannt hat. Wenn die Aufnahmen
auch beim landſchaftlichen Teil durchaus nicht reſtlos befriedigen
konn=
ten (die Bilder von Bern ſind recht kümmerlich), ſo zeigen ſich doch
kräftige Anſätze, die ſich hoffentlich im zweiten Teil entwickeln und
ver=
tiefen. Dann aber Eitte keine Rütliſzenen und nicht am Schluß eine
ſtramme ge,bräunte” Maid als Helvetia. Es wirkt peinlich, wenn ſo
das Gute und Annehmbare der letzten Hälfte brutal k. v. geboxt wird,
Der Film iſt vielſpältig. Doch mag, wer willens iſt (und es lohnt
ſich) die Bruchſtellen zu überſehen, allerlei Schönes mit ſich nehmen.
Es iſt ein lsbendes Bilderbuch der Schweiz.
W. Sch.
Und unterhaltſam, darin zu blättern".
— Heffiſches Landestheater. „Napoleon” von Grabbe in der
Inſzenierung Carl Eberts und Bruckners „Verbrecher” in der
Inſzenierung Renato Mordos gelangen in dieſer Woche zur
Wieder=
aufführung. „Napoleon” in der Beſetzung der Erſtaufführung, geht
Donnerstag, 11. April (Miete C), „Verbrecher” mit Theo Lingen
als Kellner Tunichtgut Freitag, den 12. April, in Szene (Miete D).
Heute Montag findet das 7. Sinfoniekonzert des
Landes=
theaterorcheſters unter Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Böhm
ſtatt. Zur Aufführung gelangen Paul Graeners „Comoedietta”, das
Violinkonzert von Zandona: und die 5. Sinfonie von Tſchaikowfky.
Soliſt des Abends iſt Konzertmeiſter Otto Drumm. Beginn 20 Uhr.
Kommenden Sonntag, den 14. April, iſt im Kleinen Haus die
Neu=
aufführung von Mozarts „Figaros Hochzeit” in der neuen
Ein=
ſtudierung und Inſzenierung vorgeſehen. In den Hauptrollen ſind
die Damen Roſe Landwehr, Käthe Walter, Regina Harre, Anna Jacobs
und die Herren Theo Herrmann, Hans Komregg, Heinr. Kuhn, Eugen
Vogt, Herbert Grohm, Hans Ney beſchäftigt. Muſikaliſche Leitung:
Dr. Böhm. Inſzenierung: Carl Ebert. Bühnenbilder: Lothar Schenck
von Trapp.
„Revolte im Erziehungshaus”, das durch den Berliner
Senſationserfolg bekannt gewordene Schauſpiel von Peter Martin
Lampel, wird am Dienstag 16. April, im Kleinen Haus des
Landestheaters einmalig als Enſemblegaſtſpiel der Gruppe junger
Schauſpieler” (Leitung: Fritz Genſchow) in der Berliner
Originalbe=
ſetzung in Szene gehen. Dem Inhalt des Stückes liegen Tatſachen zu
Grunde, die durch ſelbſtändig verfaßte Aufzeichnungen von
Fürſorge=
zöglingen dokumentiert ſind.
Bei der Vornahme von Dacharbeiten wurde wiederholt die
Wahrnehmung gemacht, daß die Dachdecker, nachdem ſie an beiden
Enden des betreffenden Gebäudes die üblichen Warnungszeichen (quer
ausgelegte Latten) aufgeſtellt haben, ohne weiteres Ziegel= und
Schie=
ferſteine auf die Straße herunterwerfen. Die hierdurch hervorgerufene
erhebliche Gefährdung der Vorübergehenden veranlaßt das Polizeiamt,
die betreffenden Handwerker darauf aufmerkſam zu machen, daß ſie
bei Vornahme von Dach= und Hausreparaturen verpflichtet ſind, alle
Vorkehrungen zu treffen, um das Herabfallen von Ziegel= und
Schie=
ferſtücken zu verbindern. Die Polizeibeamten ſind angewieſen, die
Beachtung obiger Vorſchriften genau zu überwachen und gegen
Zu=
widerhandelnde Anzeige zu erheben.
Montag, den 8. Axril 1929
Oſterkermin und der Skellenmarkk für Kaufleuke.
Der Oſtertermin hat den Stellenmarkt durch die auf einige
zehn=
tauſende zu ſchätzende Zahl auslernender Kaufmannslehrlinge ſtark
be=
einflußt. Viele dieſer Ausleenenden verſuchen, ihren Arbeitgeber zu
weihſeln, um andere Beiriebe kennen zu lernen. Wirtſchaftliche
Schwie=
rigkeiten veranlaßten außerdem eine ganze Reihe von Betriehen, den
Auslernenden eine Wciterbeſchäftigung aufzukündigen. Aber auch ſonſt
iſt die Zahl der Kündigungen und Entlaſſungen von
jün=
geren und älteren kaufmänniſchen Angeſtellten aus verſchiedenen
Grün=
den größer geweſen als in früheren Monaten, beſonders in der Textil=,
Nahrungs= und Genußmittelinduſtcie und im Großhandel, alſo in den
Geſchäftszweigen, die durch die große allgemeine Arbeitsloſigkeit im
vergangenen ſtrengen Winter am eheſten einen Rückgang im Abſatz zu
verzeichnen hatten.
Das Stellenangebot iſt von der Geſtaltung der Verhältniſſe
nielt unbeeinflußt geblieben, obgleich der Rückgang in der Zahl der
angebotenen ofſcnen Poſten nicht bedeutend iſt. Auch hier ſind es wieder
Tegtil= Nahrungs= und Genußmittelinduſtrie, die die ſchlechteſten
Unter=
kommensausſichten boten. Au=G der Einzelhandel zeigte trotz der
Oſter=
zeit im Marz nur einen geringen Bedarf an Verkaufskräften. Gut waren
die Ausſichten im Verſicherungsgewerbe. Das Baugewerbe hatte trotz
Aenderung der Witterungsverhältniſſe keinen größeren Bedarf.
Ver=
langt wurden im März ganz überwiegend junge Kräfte. Für ältere
Stellenſuchende boten ſich, außer einigen qualifizierten Poſten, im
all=
gemeinen nur Beſchäftigungsmöglichkeiten in Aushilfsſtellen.
Die weitere Entwicklung des kaufmänniſchen Stellenmarktes
düirfte ſich vorausfichtlich durch die Wiederaufnahme der Arbeiten in den
Saiſonberufen in der nächſten Zeit wieder hoffnungsvoller geſtalten.
Recht günſtig iſt der Stellenmarkt nach wie vor für junge tüichtige
Steno=
thpiſten, ferner für Buhhalter in den neuzeitlichen Buchhaltungsſyſtemen,
und in einzelnen Branchen auch für Verkäufer
Am Lehrſtellenmarkt blieben nach den Schulentlaſſungen
zahlreiche Lehrſtellen unbeſetzt. Wenn auch vereinzelt
Vermittlungs=
möglichkeiten durch Schüler, die in den gewünſcſten Verufen nicht
unter=
kommen konnten und nunmehr Kaufmannslehrling werden wollen. nocl
gegeben ſind, ſo iſt trotzdem damit zu rechnen, daß die bisher nicht
ge=
deckte Nachfrage zum größten Teil unbefriedigt bleiben wird. In
An=
betracht der noch immer zahlreichen ſtellenloſen kaufmänniſchen
Ange=
ſtellten liegt hierin indeſſen keine Gefahr.
HeschenkeTage
nur bis inkl. Samstag, den 13. dieses Monats.
Gratis erhält jeder Kunde
diese prachtvollen Geschenke:
Bei Einkäufen von 10 Mk.: 1 prachtvolle
indanthren-
farbige Künstlerdecke, oder 2 Gerstenkorn-Handtücher,
ges. und gebändert, oder 1 schweres Frottier-Handtuch.
Bei Einkäufen von 20 Mk.: 1 Paar Bemberg-Adler-
Seiden-Strümpte, oder 1 große gewebte Kaffee-Decke,
oder 1 große Bett-Vorlage, schöne Perser-Muster.
Geschäftshaus
DLIS
Darmstadt, Ludwigstraße 15.
(6018
— Orpheum=Operettenſpiele. Heute Montag, abends 8.15 Uhr,
geht die Operette „Die keuſche Suſanne” Muſik von J. Gilbert,
zum letzten Male in Szene. Ab morgen Dienstag bis einſchließlich
Freitag, 12. April, findet das Gaſtſpiel des beliebten Wiener Komikers
Alois Resni vom Frankfurter Opernhaus ſtatt. Er gaſtiert in der
Nolle des Haydn in der muſikaliſch wertvollen Operette von Jarno.
„Das Muſikantenmädel”. (Plakat=Vorzugskarten haben Gültigkeit. —
Siehe Anzeige.)
Radio, Film, Flugzeug — und den steifen
Kragen des vorigen Jahrhunderts?
(IV.5416
Der Kragen unserer Zeit ist der „ETERNA Halbsteif”
p. Ausdehnung der Unfallverſicherung auf Berufskrankheiten.
Rück=
wirkend ab 1. Januar 1929 ſind hierzu neue, wichtige Beſtimmungen in
Kraft. Als Berufskrankheiten werden bezeichnet: 1. Erkrankungen
durch Blei oder ſeine Verbindungen; 2. Erkrankungen durch Phosphor;
5. ſolche durch Queckſilber und ſeine Verbindungen; 4. ſolche durch
Arſen und ſeine Verbindungen; 5. ſolche durch Verbindungen des
Mangans; 6. Erkrankungen durch Benzol oder ſeine Homologen; ſol he
durch Nitron= und Amidoverbindungen der aromatiſchen Reihe; 7. ſolche
durch Schwefelkohlenſtoff; 8 ſolche durch Schwefelvaſſerſtoff; 9. ſolche
durch Kohlenoxyd; 10. ſolche durch Röntgenſtrohlen und andere
ſtrah=
lende Energie; 11. chroniſche und chroniſch=rezidivierende
Hauterkran=
kungen durch Galvaniſierungsarbeiten; 12. gleiche Hauterkrankungen
durch exotiſche Holzarten; 13. gleiche Hauterkrankungen durch Ruß,
Pa=
raffin, Teer, Anthrazen, Pech und verwandte Stoffe; 14. Erkrankungen
der Muskeln, Knochen nud Gelenke durch Arbeiten mit
Preßluftwerk=
zeugen; 15. ſolche der tieferen Luftwege und der Lunge durch
Thomas=
ſchlackenmehl; 16. ſchwere Staublungenerkrankungen (Silikofe); 17.
Schneeberger Lungenkrankheit; 18. dunh Lärm verurſachte Taubheit
oder an Taubheit acenzende Schwerhörigkeit; 19. grauer Star; 20.
Wurmkrankheit ber Bergleute; 21. Tropenkrankheiten, Fleckfieber,
Skor=
buit; 22. Infektionskrankheiten: hies komen in Betracht:
Kranken=
hänſer, Heil= und Pflegeanſtalten, Entbindungsheime und ſonſtige
An=
ſtalten, die Perſonen zur Kur und Pflege aufnehmen, ferner
Einrich=
ungen und Tätigkeiten in der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege
und im Geſundheitsdienſte ſowie Laboratorien für naturwiſſenſchaftliche
und mediziniſche Unterſu hungen und Verſuche. Der Körperverletzung
durch Unfall ſteht die Erkrankung an einer Berufskrankheit und der
Tötung durch Unfall der Tod infolge einer Berufskrankheit gleich.
Saldere, Aalomsskängtan dei
Sudengauſen.
Vom Zug überfahren. — 2 Perſonen kol, 3
Schwer=
verleßfe.
Babenhauſen, 7. April.
Heute abend gegen 8 Uhr rannte ein von Dieburg
kommen=
des, mit 5 Perſonen beſetztes Auto der Familie Hauck aus
Schaaf=
heim an einer Bahnkreuzung der Kreisſtraße vor der Station
Babenhauſen in den Zug Hanau—Eberbach. Der Kraftwagen
fuhr mit voller Wucht mitten auf den Zug auf. Der Führer des
Wagens, Fritz Hauck, ſowie ſeine 8 Jahre alte Schweſter ſind tot,
ſein Vater, ſeine Mutter und ſein 4jähriger Sohn ſind ſchwer
ver=
letzt. Da ſich an der Unglücksſtelle eine Schranke befindet, ſchwebt
zurzeit die Unterſuchung darüber, ob dieſe geſchloſſen war.
Polizeibericht.
Verwegener Faſſadenkletterer feſtgenommen. In Duisburg wurde
ein Faſſadenkletterer feſtgenommen, der dort und in der Umgegend eine
Reihe von ſchweren Einbruchsdiebſtählen begangen hat. In ſeinem
Beſitze wurden Kleider und Wertgegenſtände gefunden, die nicht aus
dortigen Diebſtählen ſtammten. Die Ermittelungen der Kriminalpolizei
Darmſtadt haben Anhaltspunkte dafür ergeben, daß ein Teil der
ge=
ſtohlenen Gegenſtände von Diebſtählen aus Darmſtadt herrührt. Durch
Entſendung eines Kriminal=Kommiſſars nach Duisburg konnten eine
Anzahl Einbruchsdiebſtähle, die um die Weihnachtszeit 1928 hier durch
denſelben Einbrecher ausgeführt wurden, aufgeklärt werden. Ein Teiß
der geſtohlenen Wertgegenſtände, Schmuckſachen u. a. m. konnten den
Geſchädigten bereits wieder ausgehändigt werden. Verſchiedene Stücke,
deren Eigentümer noch nicht ermittelt ſind, befinden ſich bei der
Krimi=
nalpolizei und können bei dem Polizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33,
Zimmer 8, beſichtigt werden. Es ſind dies: 1 goldener Damenring,
Trauringformat mit kleinem rotem Stein, 1 ſilberne Damenuhr, auf der
Vorder= und Rückſeite mit je einem Goldrand, römiſches Ziffernblatt,
Fabriknummer 19060. Auf der Innenſeite des Rückdepels ſtand
ver=
mutlich ein Namen, der von dem Täter ausgekratzt wurde. 1. ſilberner
Damenring, mit der Aufſchrift „Vaterlandsdank 1914” 1 ſilbernes
Hals=
kettchen mit Anhänger, einen Engel darſtellend, 1 Damenuhr=Etui,
außen grün, innen mit rotem Samt ausgeſchlagen. Auf der Innenſeite
des Deckels befindet ſich die Aufſchrift, Georg Karp, Hofuhrmacher,
Darmſtadt. 1 längliches, blaues Etui mit der Aufſchrift, A. Komo,
Juwelier, Gold= und Silberwaren, Offenbach a. M., Frankfurterſtr. 16,
1 Zehncentſtück R. Francaiſe, 1 25 Centſtück R. Francaiſe, 1
Eincent=
ſtück, Niederlande und 1 One Penny.
Notzuchtsverſuch. Am 3. April, gegen 23 Uhr, wurde von einem
Unbekannten an einem 18jährigen Mädchen ein Notzuchtsverſuch verübt.
Der Unbekannte ſprach das Mädchen im hieſigen Hauptbahnhof an und
lud ſie zu einer Autofahrt ein. Auf der Chauſſee zwiſchen Darmſtadt=
und Griesheim verſuchte der Unbekannte, das Mädchen im Auto zu
vergewaltigen. Das Mädchen ſetzte ſich zur Wehr und hatte noch die
Geiſtesgegenwart, das Auto durch den Chauffeur zum Stehen bringen
zu laſſen. Dem Täter gelang es, unerkannt zu entkommen. Am 4. April
gegen 15 Uhr ſprach in einem Hauſe der Rheinſtraße ein Unbekannter
vor und bot Zeitſchriften zum Verkauf an. Er indereſſierte auch eine
Frau hierfür und veranlaßte ſie, zwecks Auslage der Zeitſchriften, mit
ihr auf ein Zimmer zu gehen. Nach Betreten des Zimmees riegelte er
dieſes ſofort ab und verſuchte die Frau zu vergewaltigen. Durch die
Hilferufe der Frau mußte der Täter von ſeinem Opfer ablaſſen und
konnte er unerkannt entkommen. Der Täter wird wie folgt beſchrieben:
26—28 Jahre alt, 1,65—1,68 Meter groß, ſchmales blaſſes Geſicht,
bart=
los. Bekleidet war er mit braunem Mancheſterrock grauer Brecheshoſe,
gvauen Sportſtrümpfen. Er trug ſchwarze Stiefel und graue
Schirm=
mütze, Sachdienliche Mitteilungen hinſichtlich des Täters werden bei der
Kriminalpolizei des Polizeiamts, Zimmer 3, entgegengenommen. —
In einer hieſigen Brauerei wurde der Treibriemen einer Transmiſſion
durchgeſchnitten. Es liegt vermutlich ein Racheakt vor.
— Stenographie. Es wird auf die morgen abend um 8 Uhr im
Unterrichtslokal der Stenographen=Vereinigung „Gabelsberger”,
Hand=
werkerſchule Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, beginnenden
neuen Kurſe in Reichskurzſchrift hingewieſen. Als
Unterrichts=
leiter ſind bewährte, ſtaatlich geprüfte Lehrkräfte tätig, und iſt Gewähr
für gewiſſenhafte Ausbildung gegeben. Das Honorar iſt äußerſt niedrig
gehalten. (Vgl. Anz.)
— Zufatzverſorgungsan’talt des Reiches. Das Deutſche Reich und
das Land Preußen haben, wie die Deutſche Beamtenbund=Korreſpondenz
mitteilt, auf Grund einer beſonderen Satzung die „
Zuſatzverſorgungs=
anſtalt des Reiches und der Länder” als eine Anſtalt des öffentlichen
Rechts errichtet. Pflihtmitglieder der Anſtalt werden nach § 26 der
Satzung die von der arbeitgebenden Verwaltung angemeldeten, noch
nicht 45 Jahre alten, dauernd in unmi telbarem Dienſt der
arbeitgeben=
den Verwaltung ſtehenden Arbeiter beiderlei Geſchlechts für die
Dauer ihrer Beſhäftigung. Als Tag des Inkrafttretens
der Satzung iſt für den Bereich der Reichsverwaltung der 28. Oktober
1128 beſtimmt worden. Der Geſchäftsverkehr mit der Anſtalt, die ihre
Geſchäftsräume in Berlin SW. 68, Dranienſtraße 103, eingerichtet hat,
beginnt mit dem 1. Mai 1929. Von dieſem Zeitpunkt ab ſind
alle Anfragen, Eingaben, Geſuhe uſt., die Angelegenheiten innerhalb
der Zuſtändigkeit der Zuſatzverſorgungsanſtalt betreffen, an „die
Haupt=
verwaltung der Zuſatzverforgungsanſtalt des Reichs und der Länder”
mit der vorbezeichneten Aufſchrift zu richten. Die in das
Beamten=
nd Angeſtelltenverhältnis übernommenen Mitglieder behalten nach
§ 33 der Satzung für ſih und ihre Angehörigen die Anwartſchaft auf
diejcnigen Anſtallsleiſtungen, die ihnen am Tage der Uebernahme im
Falle der Invalidität oder des Todes zugeſtanden hätten, jedoch nur
inſoweit, ais die erworbenen Ruhegehalts= oder Hinterbliebenenbezüge
hinter den zu gewährenden Anſtaltsleiſtungen zurückbleiben. Der
Höchſt=
betrag der jährlichen Zuſatzrente iſt je nach der Verſicherungsklaſſe,
deren es 9 gibt, auf geſtaffelte Beträge von 290—700 RM. feſtgeſetzt
worden.
Tageskalender für Montag, den 8. April 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 20 Uhr: Siebentes
Sinfonie=Konzert des Landestheaterorcheſters. — Kleines Haus: Keine
Vorſtellung. — Orpheum abends 20.15 Uhr: „Die keuſche
Su=
ſanne‟. — Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Rheingold. —
Für=
ſtenſaal abends 20 Uhr: Damen=Vortrag. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater Helia; Union=Theater, nachm. 15.15 Uhr:
„Alpen”; Saalbau, abends 20½ Uhr: „Nana”.
Ceite 4
Montag, den 8. A. ril 1929
Tummer 92
Aus Heſſen.
Aa. Eberſtadt, 6. April. Turnfeſtausſchreibungen.
So=
eben ſind die Uebungen für das am 2. Juni auf dem Franbenſtein
ſtatt=
findende Bergturnfeſt und für das Anfang Juli in Eberſtadt ſelbſt zur
Abßeltung gelangende Gauturnfeſt des Main=Rodgaues
herausgekom=
wen. Bei dem Bergturnfeſt iſt auch eine Klaſſe für Turnerinnen
einge=
richnet. Es kommen auf dem Frankenſtein nur volkstümliche Uebungen
zum Austrag. Das Bergfeſt iſt verbandsoffen. Es wird ohne jedes
feſt=
liche Gepräge als reines Turnen abgehalten werden. Dagegen wird das
Gauturnfeſt mit einem größeren Volksfeſt verbunden ſein.
F. Eberſtadt, 6. April. Kleinkinderſchule. Nach einer
kur=
zen Ofterpauſe wird die unter Betreuung der evang. Schweſternſtation
ſtehende Kleinkinderſchule ihren Schulbetrieb am Montag, den 8. April,
tieder auſnehmen. An dieſem Tage werden au=h Neuaufnahmen
ent=
gegengenommen. — Holzverſteigerungen. Am Dienstag, den
9. April, findet eine Brennholzverſteigerung ſtatt. Zuſammenkunft bei
Frau Kunz /Harmonic), vormittags 10 Uhr. Dieſer Verſreigerung
fol=
gen am Mitkwoch, den 10., und Donnerstag, den 11. April, jeweils
vor=
mittags um 10 Uhr, Nutzholzverſteigerungen. Zuſammenkunft der
Steigerer an beiden Tagen auf dem Bäckerweg am Eingang zum Walde.
— Vergebung von Arbeiten. Auf dem Wege der Submiſſion
ſollen die Maurer=, Zimmer=, Schreiner=, Schloſſer= Tapezier=,
Platten=
leger=, Weißbinder=, Spengler= und elektriſche Inſtallationsarbeiten
ſo=
wie die Herd= und Keſſellieferung anläßlich der Inſtandſetzung des
Ge=
meindewohnhauſes Mühltalſtr. 47 vergeben werden. Angebotsunterlagen
ſind auf dem Vauamk erhältlich. Angebote ſind bis Freitag, den 12. April,
nachmittags 3 Uhr, bei der Bürgermeiſterei abzugeben. — Anfnahme
der Volksſchüler. Die Aufnahme der ſchulpflichtigen Kinder
findet am Montag, den 15. April, vormittags 8.30 Uhr, i der
Elcono=
renſchule ſtatt. Schulpflihtig ſind alle Kinder, die bis zum 1. Mai ds.
Js. das 6. Lebensjahr vollendet haben. Körperlich und geiſtig gut
ent=
w.ckelte Kinder können aufgenommen werden, wenn ſie bis zum 30.
Seb=
tember ks J3. 6 Jahre alt werden. Der Impfſchein iſt vorzulegen. —
O. Dieburg, 6. April. Gruppenwaſſerverſorgung. Die
Arbeiten für die Durchführung der Gruprenwaſſerverſorgung im Kreiſe
Dieburg ſchreiten rüſtig voran. Es beſteht begründete Ausſicht, daß
die Gemeinden Dieburg, Groß=Zimmern ſowie Altheim, Münſter und
Hergershauſen bis zum Herbſt in den Genuß der Waſſerleitung kommen
können. In den genannten Orten werden ſoeben Anmeldungen auf
Anſchluß an die Waſſerleitung angenommen. Die Hausanſchlüſſe ſtellen
ſich in der erſten Zeit weſentlich billiger.
Bw. Langſtadt, 7. April. Das neue Schuljahr beginnt am
Montag, den 15. April. Die Aufnahme der Elementarſchüler, 19 an
der Zahl, findet an dieſem Tage, vormittags 10 Uhr, ſtatt.
Aufgenom=
men werden alle Kinder, die in der Zeit vom 1. Oktober 1922 bis 30.
September 1923 geboren ſind. Bei der Aufnahme ſind die Impfſcheine
vorzulegen. — Das Storchneſt, welches ſich Freund Adebar vor
einigen Jahren auf einer Sandſteinſpitze des Kirchendachs ohne jegliche
Unterlage kunſtvoll erbaute, wurde im Sommer vorigen Jahres
be=
kanntlich ein Opfer des unſere Gegend damals ſchwer heimſuchenden
Sturmes. Deshalb war der Storch nach ſeiner vor etwa 14 Tagen
er=
folgten Rückkehr aus dem ſonnigen Süden gezwungen, wieder ein neues
Heim zu errichten, was in verhältnismäßig kurzer Zeit — innerhalb
vier Tagen — an der gleichen Stelle geſchah. Für den Naturfreund
ein ſehr intereſſanter Fall.
Bt. Auerbach, 6. April. Stand der Feld= und
Weinberg=
arbeiten. Am 21. März, mit Frühlingsanfang, hatten wir hier die
erſte froſtfreie Naht. Obwohl die Sonne nun ſchen beträchtliche
Wir=
k ung hat, iſt ihre Einwirkung auf die Entfaltung der Bäume und
Sträu=
cher noh nicht ſo ſtark, wie es in früheren Jahren bei einem gelinden
Winter in den Monaten Februar und März zu beobachten war. Das hat
wohl ſeine Urſahe darin, daß das Erbreich durch den ſtrengen,
anhalten=
den Winter in einem außergewöhnlichen Ausmaß gefroren war, ſodaß
der Transpirationsſtrom in den Bäumen noch länger unterbunden bleibr.
Erſt in den letzten Tagen hat die Knoſpenentwicklung ſich ſtärker
ent=
faltet, ſodaß bei einigen warmen Tagen die Pfirſiche und Mandeln zur
Blüte kommen werden. Die letzten Niederſhläge bürften für die
An=
reicerung der Bodenfeuchtigkeit von großem Wert ſein, denn bisher wies
der Boden gogenüber den letzten Jahren eine geringe Feuchtigkeit auf
E3 iſt in dieſem Jahr für unſere Gemeinde ſeit Beſrehen der
Pump=
ſtrtion das erſtemal, daß im März der Quellwaſſerzulauf für das
Waſſer=
leitungsnetz nicht ausreichte. In den Weinbergsarbeiten hat der lang
anhaltende Winter einen ſtarken Aufſchub gebracht. Wegen der vereiſten
Wege iſt man auch mit dem Düngen in den Rückſtand gekomen. Man
iſt z. 3. mit dem Silmitt beſchäftigt. An eingeſtellten Reben will der
Aimzer erkennen, wie das S. lmeidholz den Fruchtanſatz entwickelt. Dieſer
einfa che Verſu.) zeigt uun, daß die Augen trotz des ſtrengen Winters
ziemlich regeluäßig austreiben, jedoch läßt der Stand der Geſcheine auf
keinen übermäßinen Anſatz fAließen. So trifft der Winzer auf Grund
ſolcher BeobaItungen ſeine Vorſorge bei der Behandlung des Weinſtocks
ſchon beim Schnitt desſelben. Mit der Feldarbeit konnte in hieſiger
Ge=
markung noch kein Anfang gemacht werden. Die beiden letzten Tage
haben den Landwirten und Girtneon wieder einen ungewollten Aufſchub
in ihrer nun dringenden Fi hjahrs eſtellung gebracht.
S. Lampertheim, 4. April. Oſterfreude. Vor Oſtern hatte der
Kaninchen=, Geflügel= und Vogelzuchtverein unter ſeinen Mitgliedern
eine Eierſammlung veranſtaltet, um am Oſtferfeſt die Armen= und
Waiſenkinder des Kinderheims und der beiden Krankenhäuſer beſchenken
zu können. Zahlreich wurden die Eier geſpendet und konnte denn im
Lokal des Vereins, „Zum Rheiniſchen Hof”, eine würdige Feier
veran=
ſtaltet werden. Der Männergeſangverein Cäcilia”, der bercits
mor=
gens die Kranken in den beiden Krankenhäuſern durch verſchiedene Chöre
erfreut hatte, ſtellte ſich auch hier wieder in den Dienſt der guten Sache.
Der Vorſitzende des Geflügelzuchtvereins, Herr Schenkel, begrüßte die
Anweſenden, insbeſondere die zirka 50 Kinder mit ihren Pflegeſchweſtern,
und dankte den Vereinsmitgliedern für die Eierſpenden und Barmittel.
Der Männergeſangverein „Cäcilia” trug einige Chöre vor, während
einige Kinder entſprechende Prologe ſprachen. Hierauf wurden die
Kinder zu ihren durch das Vereinsmitglied Ph. Klingler ſchönſtens
her=
gerichteten Neſtern geführt, in denen jedes 5 Eier, einen Haſen und ein
Schokoladeei vorfand. Freude ſtvahlte auf den Geſichtern der Kleinen,
die ſich noch mehr ſteigerte, als jedem derſelben der gerade mit ſeinem
Karuſſell anweſende Karuſſellbeſitzer Schmitt zwei Freifahrtkarten in die
Hand gab. Außer den Geſchenken an die Kinder konnte der Verein noch
den Krankenhäuſern für die Inſaſſen 3. Klaſſe 150 Eier abliefern. Zum
Schluſſe der Feier ſprach Herr Bürgermeiſter K ller dem Verein
wärm=
ſten Dank für die hochherzige Gabe aus. „Wer Freude ſät, wird Freude
ernten!” Konfirwation. Am 2. Oſterfeiertag wurden in der
evangeliſchen Kirche 76 Knaben und 72 Mädchen konfirmiert.
O. Sprendlingen (Starkenburg), 6. April. Die Sprendlinger
Gewerbebank hat im abgelaufenen Geſchäftsjahr trotz der ſchlechten
wirtſchaftlichen Verhältniſſe einen beachtenswerten Aufſchwung
genom=
men. Der Umſatz konnte um 25 Prozent (von 11,8 Millionen auf 14,6
Millionen) und die Bilanzſumme um 33 Prozent (von 572000 Mk. auf
756 000 Mk.) geſteigert werden. Die Spareinlagen ſtiegen von 32000
Mk. auf 467 000 Mk., wobei ſogar 338 000 Mk. den Einlegern
zurück=
gezahlt wurden. Es wurde die Verteilung einer Dividende von 8
Pro=
zent bewilligt. Hinſichtlich der Aufwertung alter Spareinlagen
wurde in der diefer Tage abgehaltenen Generalverſammlung beſchloſſen,
5 Prozent Aufwertung zur ſofortigen Verfügung zu ſtellen, was für die
Bank eine große Leiſtung darſtellt. Die Mitgliederzahl beträgt weit
über 200 Perſonen. — Verbeſſerung der
Waſſerverhält=
niſſe. Da der Waſſerverbrauch in den letzten Jahren derart geſtiegen
iſt, daß die vorhandene Pumpanlage voll beanſprucht wird, muß eine
Reſerveanlage beſchafft werden. Es ſoll zu dieſem Zwecke eine
Kreiſel=
pumpe für 150 Kubikmeter ſtündliche Leiſtung, direkt gekuppelt mit
einem Elektromotor, zur Aufſtellung gelangen. An die vorhandene
Pumpſtation muß eine Transformatovenanlage angeſchloſſen werden.
Aufbauarbeit — wirkſchaftliche Zukunft.
Entſcheidend für die Zukunft aller Schichten der werktätigen
Bevöl=
kerung ſind nicht nur die führenden Kräfte, die Spitzen; hier Eegt der
tatkräftige Unterbau in den Trägern der einzelnen Wirtſchaftszweige,
in den breiten Maſſen. Nicht nur der Einzelne, das ganze Volk hat
auch in der jetzigen Zeit um das tägliche Brot zu ringen.
Unorgani=
ſiert aber iſt auch die breite Maſſe nicht imſtande, aus dem großen
Gedanken der Selbſthilfe Vorteile zu ziehen. Die Kräfte der
verſchie=
denen Berufsangehörigen in ihrer großen Zahl zu organiſieren, ſie
für den Lebenskampf zuſammenzubringen zur gemeinſchaftlichen
Be=
tätigung, das iſt die Hauptaufgabe der Gegenwart. Neben dem
Aus=
bau auf wirtſchaftlichem Gebiet iſt zum größten Teil noch immer in der
deutſchen Wirtſchaft Wiederaufbau zu leiſten. Ein altes, oft erprobtes
und neuerdings wieder mit Recht zu hohem Anſeben gelangtes Mittel
muß immer mehr der erſtrebten Verbeſſerung und Verbilligung der zu
ſchaffenden Werte und Waren, der Anpaſſung des Zirkulationsprozeſſes
an die heutige Zeit dienſtbar gemacht werden. Es handelt ſich hierbei
um das Genoſſenſchaftsweſen, um den immer ſtärkeren Ausbau der
Gemeinwirtſchaft, um die Förderung des Erwerbs und der Wirtſchaft
der ſich zur eigenen Kräftigung vereinigenden Berufsangehörigen im
Handel, Handwerk, Gewerbe und Landwirtſchaft ſowie in den freien
Berufen. Elaſtiſch, vielſeitig, formenreich und anſchmiegſam an die ſich
ſtändig wandelnden Wirtſchaftsaufgaben gewähren die Genoſſenſchaften
dem Einzelnen eine wertvolle Unterſtützung. Die Genoſſenſchaft
leiſtet Aufbauarbeit, die nicht nur dem
gegenwär=
tigen Geſchlecht, ſondern der Zukunft des Volkes
zugute kommt. Sie weckt und entwickelt moraliſche Kräfte, die für das
öffentliche und wirtſchaftliche Leben unentbehrlich ſind. Geführt von
dem ſtolzen Gedanken der Selbſthilfe, iſt die Genoſſenſchaft eine
all=
mähliche ſichere wirtſchaftliche und ſoziale Entwicklung. Der
Genoſſen=
ſchaftsgedanke iſt ein Gedanke höherer Organiſation und Weltordnung,
in ihm liegt ein Syſtem von Rechten und Pflichten. Kein
leiſtungs=
fähiges unaufhaltſames Vorwärtsſchreiten iſt möglich ohne
Arbeits=
freudigkeit, ohne Zucht und Unterordnung. Genoſſenſchaftsarbeit
be=
deutet Arbeit für das Gemeinwohl; wird dieſe Arbeit beſeelt ausgeführt,
erfüllt ſie ihren Zweck — muß ihn erfüllen!
Die Vorzüge eines
pflanzlichen Abführmittels.
Von Dr. med. Griebel, Frankfurt a. M.
Wer nnter trägem Stuhlgang, Verſtopfung, Hartleibigkeit und ihren
Begleiterſcheinungen wie Druckſchmerzen in der Magengegend, Be
klommenheit, Blähungen und Appetitloſigkeit zu leiden hat, gebraucht
am zweckmäßigſten ein unſchädliches, ausſchließlich aus pflanzlichen
Be=
ſtandteilen hergeſtelltes Abführmittel. Dieſes unterſtützt die Verdauung
in doppelter Hinficht. Es ſteigert nicht nur die Abſonderung der
Ver=
dauungsſäfte, ſondern bewirkt auch, daß der Darm zur
Weiterbeförde=
rung und Ausſcheidung der Schlacken des Stoffwechſels, die ſich durch
die Verſtopfung angeſammelt haben, genügend, angeregt wird. Die
Anwendung eines ſolchea Mittels empfiehlt ſich ferner deshalb
be=
ſonders, weil es weder die Darmſchleimhaut angreift, noch Schmerzen
oder ſonſtige unerwünſchte Nebenerſcheinungen verurſacht. Alle dieſe
wichtigen Eigenſchaften beſitzen die bewährten Apother Richard Brandt’s
Schweizerpillen. Sie beſtehen lediglich aus pflanzlichen Auszügen und
Stoffen, beſeitigen die Verſtopfung mild und angenehm und regeln
die Darmtätigkeit. Wegen ihrer ſtets gleſchmäßigen und zuverläſſigen
(1.162
Wirkung erfreuen ſie ſich größter Beliebtheit.
Ad. Oppenheim, 6. April. Selbſtanſchlußamt. Mit der
Er=
richtung eines Selbſtanſchlußanſtes für die Gemeinden Oppenheim und
Nierſtein ſcheint es nun vorwärts zu gehen. Im Laufe dieſer Woche hat
die Poſt mit einer beträchtlichen Arbeiverzahl begonnen, die Kabeln mit
den Leitungen des Selbſtanſchlußamtes zu legen, und zwar zunächſt in
der Hauptſtraße. Nach Beendigung dieſer Arbeit in hieſiger Stadt wird
die Kabellegung nach Nierſtein in Angriff genowmen. Durch die
unter=
irdiſchen Leitungen werden die oberirdiſchen Telephondrähte zum
größ=
ten Teila verſchwinden, was aus verſchiedenen Gründen ſehr zu
be=
grüßen iſt.
Ab Alzeh, 6. April. Rheinhefſiſcher Jägerverein.
Der Rheinheſſiſche Jigerv=cein (Sitz Alzey) hatte hier ſeine diesjährige
Hauptverſammlung. Für den 5. und 6. Oktober ds. Js, ſoll eine
Ge=
brau=hsſuche ausgeſchrieben werden, falls ſich dieſe aber nicht
durchfüh=
ren läßt, will man am 5 Oktober eine Feldjagdſuche in Alzey
veranſtal=
ten. Im Laufe des Jahres ſollen 3 Schießen abgehalten werden, und
ziuar das erſte am 25. Mai in Wendelsheim, die beiden anderen
im Alzeher Stadion, letztere voransſihtlich Ende Juni und Juli.
Be=
ſchloſſen wurde der Beituitt des Verenis zum Bund für Leibesübungen
in Alzeh. Aus der Verſammlung heraus wurde es als unrecht
bezeich=
net, daß man in Heſſen 20 Prozent Jagdpichtſtempelſteuer erheüt,
wih=
rend in Preußen und Bahern die Sätze nur 10 bzw. 3 Prozent betragen.
Von Landtagsabg. Eberle=Wolfsheim wurde darauf geantwortet, daß
ſeiner Auſicht nach vorerſt wegen der ungünſtigen Finanzlage eine
Herab=
ſetzung der Jagdpachtſtempelſteuer in Heſſen nicht zu erwarten ſei.
Briefkaſten.
W. H. und R. G., beide hier. Schon längſt bereitliegende
Antwort=
briefe wollen bei der Schriftleitung in Empfang genommen werden.
G. W., hier. Wir können Sie nur an ein einſchlägiges Geſchäft
ver=
weiſen.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentſlchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, tönnen nich
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Offene Frage an den Stadtvorſtand Michelſtadt.
Wie lange gedenkt der Gemeinderat die den Ortsbürgern
zuſtehen=
den Gemeindenutzungen, beſtehend in Losholzvergütungen und dem
Reinerlös aus Streu, noch vorzuenthalten? Die Auszahlung dieſer
Ver=
gütungen erfolgte, nachdem ich im Jahre 1919 in den Nuh=ſtand trat,
letztmals für das Rechnungsjahr 1918 durch mich, den Unterzeichneten.
Der der Weiterzahlung dieſes Bürgergeldes entgegenſtehende Beſchluß
des Gemeinderats iſt keineswegs gültig.
Auf geſetzlicher Grundlage beruhende Berechtigungen, die eine
fort=
laufende Zahlung in ſich bürgen, können nur mittels Ablöſung außer
Kraft geſetzt werden. Hierher gehört der vorliegende Fall. Die
Aus=
zahlung des gedachten Bürgergeldes von 1919 an hat daher ungeſchmälert
zu erfolgen.
Michelſtadt im Odenwald.
gez. W. Kredel, Stadtrechner i. R.
Geſchäflliches.
Heute Frauen=Vortrag Frau Agnes Krägeloh,
Höln, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße 18/20. Frau Algnes Krägeloh ſpricht
in unſerer Stadt über das Thema: Hygiene der Wechſeljahre, die Frau
von 40 Jahren; was die Frau von den Wechſeljahren wiſſen muß. —
Die Bedeutung der Blutungen. — Das Weſen des Krebſes. Die
Ur=
ſachen ſo vieler Frauenleiden. — Die Hygiene der jungen Frau. —
Schönheit, Liebe Eheglück und ihre Erhaltung uſw. Kartenverkauf nur
an der Abendkaſſe ab 7 Uhr.
Das Reichsgericht als Pſychiater.
Auch Unfallneuroſe und Rentenhyſterie aus einem Eiſenbahnunfall
verpflichten die Reichsbahn zur Leiſtung von Schadenserſatz.
(Nachdruck verboten.)
js. Die Häufung von Eiſenbahnunfällen mit Schädigung von
Reiſen=
den kann der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft teurer zu ſtehen kommen
als eine gründliche Ueberholung der alten Schienenwege. Denn nach dem
in den neueſten Reichsgerichtsentſcheidungen eingenommenen Standpunkt
haftet die Reichsbahn auch für die — zum Teil auf Einbildung
be=
ruhenden — neuraſtheniſchen und hyſteriſchen Neuvenleiden.
Der Maurerpolier B. hatte bei einem Zugzuſammenſtoß im Jahrs
1925 dadurch einen Nervenſchock erlitten, daß er von der Sitzbank
ge=
ſchleudert wurde. Er war nach dem Unfall noch 4 Monate in ſeinem
Berufe tätig. Im November 1925 gab er an, daß er infolge einer auf
den Unfall zurückzuführenden Nervenerkrankung arbeitsunfähig ſei. Die
beklagte Reichsbahngeſellſchaft ließ ihn mehrfach ärzelich unterſuchen, ihn
im Frühjahr 1926 für 3 Monate in eine Heilſtätte für Nervenkranke
bringen und erſtattete den Lohnausfall und die erwachſenen Unkoſten.
Weitere Forderungen des Klägers lehnte die Beklagte mit der
Begrün=
dung ab, daß der Kläger Unfallneurgſtheniker ſei, deſſen Zuſtand nur
durch den Wunſch hervorgerufen ſei, eine Unfallrente zu erhalten.
Nachdem das Landgericht und das Kammergericht zu Berlin den
Kläger mit ſeinen weiteren Anſprüchen abgewieſen hatten, hat jetzt das
Reichsgericht das Urteil des Kammergerichts aufgehoben und die Sache
zur anderweiten Verhandlung und Entſcheidung an einen andern Senat
des Kammergerichts zurückverwieſen. Aus den reichsgerichtlichen
Ent=
ſcheidungsgründen hierzu iſt folgendes ſehr lehrreich: Das Kammergericht
hat die Klage abgewieſen, indem es den urſächlichen Zuſammenhang
zwi=
ſchen dem Unfall und der jetzigen Unfallneuroſe des Klägers verneint.
Es nimmt Bezug auf den gerichtsärztlichen Ausſchuß, welcher der jetzt
faſt allgemein geltenden Auffaſſung folge, daß die Entwicklung der
Unfall=
neuroſe bei Mangel organiſcher Veränderungen nicht als eigentliche
Un=
fallfolge bewertet werden könne. Dem iſt nicht zuzuſtimmen. Trotz des
vom Kammergericht erwähnten Wandels in der ärztlichen Wiſſenſchaft
über die Auffaſſung und das Weſen der Unfallneuroſe, iſt an der feſten
Rechtſprechung des Reichsgerichts feſtzuhalten. Der erkennende Senat
hat bereits in der Entſcheidung VI 228/28 vom 12. November 1928 (bgl.
„Neichsgerichtsbriefe” 24. Jahrgang Nr. 52) ausgeführt, daß es für die
Frage, ob ein urſächlicher Zuſammenhang zwiſchen Unfall und
Unfall=
neuroſe beſteht, entſcheidend darauf ankommt, ob ein innerer
Zuſam=
menhang gegeben iſt. Dabei iſt es gleichgültig, ob der Unfall eine äußere
Verletzung des Verunglückten hervorgerufen hat oder nicht. Vielmehr iſt
der adäquate urſächliche Zuſamwenhang ſchon dann gegeben, wenn die
bei dem Verunglückten feſtzuſtellenden nervöſen Euſcheinungen als eine
Folge des pſychiſchen Schocks, den er bei dem Unfall erlitten hat,
anzu=
ſprechen ſind. Auch wenn der Unfall eine Rentenhyſterie verurſacht hat,
iſt die Haftpflicht des Betriebsunternehmens gegeben. Dieſen
Rechts=
grundſätzen hat das angefochtene Urteil des Kammergerichts und das
ärztliche Gutachten erſichtlich keine Rechnung getragen. Des weiteren
wird das neue Urteil des Kammergerichts die Frage zu erörtern haben,
auf welchen Urſachen die mangelnde Widerſtandskraft des Klägers
gegen=
über auftretenden Begehrungsvo ſtellungen zurückzuführen iſt. Iſt dieſer
Mangel an Widerſtandskraft allein eine Folge des pſychiſchen Eindrucks,
den der Unfall auf den Kläger ausgeübt hat, ſo iſt er lediglich als
Un=
fallsfolge anzuſprechen. Nur dann kann der beſondere Zuſtand des
Klägers nicht als Unfallfolge gelten, wenn der Kläger bei gutem Willen
das nötige Maß von Widerſtandskraft aufbringen könnte, um ſeine
Be=
gehrungsvorſtellungen niederzukämpfen. „Reichsgerichtsbriefe‟. (VT 467/28
— 21. Februar 1929.)
Rngsienf-Progrante.
Frankfurt.
Montag, 8. April. 6.30: Gymnaſtik. 12.30: Schallplatten.
(Volkstümliche Muſſk., 15.05: Jugendſtunde. Tauſendmeterlauf.
Geſpräch zwiſchen dem engl. Meiſter Dr. Wichmann, dem
Frank=
furter Sprinter Eldracher und Dr. Laven. O 16.35: Stuttgart:
Konzert des Funkorcheſters. Mitw.: Elſe Lehrt (Geſang), A. Haagen
(Klavier). O 18.10: Leſeſtunde. Aus dem Roman „Die Flucht ohne
Ende” von J. Roth. 18.30: Richard Wenz lieſt aus eigenen
Werken. 6 18.50: Generalkonſul Mayer: Die wirkliche Lage Perſiens.
6 19.10: Schach für Anfänger. O 19.30: Schallplatten (Operetten).
Mitw.: H. H. Bollmann (Tenor). 20.15: Sinfonie=Konzert.
Smetana: Mein Vaterland, ſinfon. Dichtungen. — Dvorak: „Natur,
Leben und Liebe”, drei Ouvertüren, O Anſchl.: Berichte über Bücher.
Königswuſternhaufen.
Deutſche Welle. Montag, 8. April. 12: Engliſch für Schüler.
6 12.25: Hauptmann a. D. Meyer: Die Eroberung der Pole durch
Luftfahrzeuge. (Zwiegeſpräch.) 8 13.45: Bildfunk. 6 14.30:
Kinder=
ſtunde. Märchen aus dem Schwediſchen. S 15.40: Frauenſtunde.
Vom Kriegsſchauplatz der Ehe. Dr. Gerda Simons: „Wer ſoll die
Führung haben? 16: Engliſch (kulturkundl. Stundel. 0 16.30:
Dichterſtunde: Adele Gerhard. (Einl.: H. Stroh.) o 17: Eerlin:
Konzert für Streichinſtrumente und Klavier. 18: Dr. Hahn:
Wie ſteigere ich die Leiſtungsfähigkeit meines Geiſtes? o 18.30:
Engliſch für Anfänger. O 18.55: Dr. Horny: Vorbildlicher
genoſſen=
ſchaftl. Abſatz landwirtſchaftl. und gärtneriſcher Qualitätserzeugniſe
in den Niederlanden. 6 19.15: Werkmeiſterlehrgang. Min.=Rat Prof.
Woldt: Techniſche Betriebskunde. O 19.35: Dr. Reißer: Fernſehen
und Rundfunk. 6 20: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Geza Komor,
21: Sendeſpiel: Lucretia Borgia.” Nach einem von Georg
Büchner überſetzten Drama V. Hugos. O. Danach: Tanzmuſik.
Kavelle Ott 9
Nur beim t achn
C Boßler & Co., G m
Ernst-Ludwigetra
Telenhon 2140
Beikerbericht.
Die nordſkandinaviſche Druckſtörung hat ſich ſehr raſch ſüdöſtlich
nach der Oſtſee und dem Baltikum verlagert und den hohen Druck mehr
ſüdwärts nach Frankreich hin verdrängt. In Nord= und
Oſtdeutſch=
land kam es unter dem Einfluß der Störung bereits zur erneuten
Wetterverſchlechterung und Niederſchlägen. Auch bei uns wird durch
ſie wieder unbeſtändiges Wetter hervorgerufen und Niederſchläge treten
auf, die mehr in Schauern übergehen. Die Temperaturen gehen
zu=
nächſt nicht unter den Gefrierpunkt zurück.
Ausſichten für Montag, den 8. April: Unbeſtändiges, wechſelnd wolkiges
Wetter mit Schauern; Temperaturen ſchwankend und nachts nicht
unter Null zurückgehend.
Ausſichten für Dienstag, den 9. April: Weiterhin unbeſtändiges Wetter.
Hauptſchriftieitung. Rudelf Mauve
Verantwortlich für Peiliſk und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuiſlieton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch für den Schtußdienſf: Andreat Bauer; ſür
„Die Gegenwart‟ Dr. Herbert Nette; für den Inferatzentell: Willy Kuhle: Druck
und Veriag: C.C. Wiitich — ſämiich in Darmſtadt
Für unverlangte Manukripte wird Garanne der Küchfendung nict übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
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Nummer 92
Montag, den 8. April 1929
Seite 5
In den acht Gruppen des Süddeutſchen Fußball= und
Leicht=
athletik=Verbandes wurden am Sonntag die
Waldlaufmeiſter=
ſchaften durchgeführt. Faſt überall konnten bei annehmbaren
äußeren Verhältniſſen die Meiſterſchaftskämpfe glatt und mit
günſtigen Ergebniſſen abgewickelt werden.
Die Gruppen=Baldlaufmeiſterſchaften in Darmſtask.
Ein voller Erfolg des Sportvereins Darmſtadt 1898 im Einzel=
und im Mannſchaftslauf.
Nun iſt auch die letzte Etappe vor der „Süddeutſchen”
ge=
nommen, die am kommenden Sonntag in Göppingen die Elite
der ſüddeutſchen Langſtreckler, zu denen nunmehr auch Kapp=
Stettin gehört, am Start vereinigt. Die Gruppen=
Waldlauf=
meiſterſchaft der Gruppe Heſſen, die der Polizei=Sportverein
Darmſtadt am Sonntag vormittag durchführte, brachte in der
Meiſterklaſſe über die über 10 Kilometer lange Strecke ſpannende
Kämpfe. Dabei hat der Sportverein Darmſtadt die Klaſſe ſeiner
Langſtreckler erneut unter Beweis geſtellt. In elegantem, leichtem
Lauf nahm Engelhard ſchon bald die Führung und holte ſich
ganz ſicher den Gruppenmeiſtertitel. Dieſe vorzügliche Leiſtung
kann naturgemäß am reinſten von denen begutachtet werden, die
ſelbſt auf der ſehr ſchweren Strecke um die Plätze kämpften.
Und dieſe Strecke hatte es an ſich und holte alles aus den nicht
allzu zahlreichen, aber guten Teilnehmern heraus. Zunächſt war
ſie länger als 10 Kilometer, und im übrigen war infolge der
Witterungsverhältniſſe dieſe Strecke durch den Wechſel von harter
Chauſſee, von gepflaſterten, ſteinigen Stellen, von harten, aber
auch unendlich weichen Waldſchneiſen, von Sandſtellen mit
ver=
ſchneiten und naſſen Teilſtrecken ein nur ſehr ſchwer zu
über=
windender Widerſtand, der noch von kalten, heftigen Windböen
verſtärkt wurde. Wenn auch Engelhard zum Schluß ſicher ſiegte,
ſo war der Kampf um die weiteren Plätze ein ſehr erbitterter,
der aber ſchon mehr oder weniger nach dem neunten Kilometer
entſchieden war. Siegel=Mörfelden und Habich=Sportverein liefen
vorzüglich und konnten hinter Engelhard die weiteren Plätze vor
Karſt=Neuhauſen belegen, der ſeinerſeits noch Sander und
Hor=
nung, die beiden bekannten Läufer von Sportverein Wiesbaden
auf die weiteren Plätze verweiſen konnte. Alles in allem: die
ſportliche Ausbeute der Veranſtaltung war bei den gegebenen
Verhältniſſen ſehr gut, auch in den Rahmenkämpfen, deren
Er=
gebniſſe wir nachſtehend bringen. Aber die Organiſation der
Ver=
anſtaltung ließ zweifellos manches zu wünſchen übrig.
Selbſt=
verſtändlich war der beſte Wille vorhanden, aber die Art der
Durchführung — die im Verhältnis zur Geſamtorganiſation zu
ſchnell war — brachte verſchiedene Unannehmlichkeiten, unter
denen naturgemäß die Leichtathleten, die Aktiven, am meiſten zu
leiden hatten. Schnelle Durchführung, raſche Abwicklung ift nur
zu wünſchen, aber auch nur durchzuführen, wenn ſonſt alles
klappt. Dann lieber etwas langſamer, wie in Arheilgen bei den
Kreismeiſterſchaften, aber dann um ſo ſicherer. Der wundeſte
Punkt war die geradezu fahrläſſige Streckenbeſetzung und
Mar=
kierung, die nie durch eine vorherige, theoretiſche
Streckenerklä=
rung erſetzt werden kann. Im übrigen fehlte der „vielſeitigen”
Leitung der innere Zuſammenhang, den die ſich eifrig
bemühen=
den Vertreter der D.S.B. allein natürlich auch nicht herſtellen
konnten. Jedenfalls — ein Zielband, Stoppuhren, Läufer, eine
nur theoretiſch feſtgelegte Strecke und viel Reden machen noch
lange kein Sportfeſt und ſichern dem durchführenden Verein noch
lange nicht den Erfolg, den zu erreichen doch ſchließlich auch
etwas „Verdienſtvolles” iſt. Die ganze Art der Durchführung
ließ auf nur ſehr ungenügende Vorarbeit ſchließen. Tröſten wir
uns mit dem ſchönen Wort, das auch hier paßt: Uebung macht
den Meiſter!
Im Mannſchaftslauf ſiegte ebenfalls der Sportverein
Darm=
ſtadt und errang mit Bernſee, Engelhard, Habich, Lindner den
Gruppenmeiſtertitel im Mannſchaftslauf überlegen vor Mörfelden.
Meiſterklaſſe, 10 000 Meter. Einzellauf: 1. Engelhard, Sp.
V. 98 Darmſtadt, 38.29 Min. 2. Siegel, Sp.V. Mörfelden,
39.30 Min. 3. Habich, Sp.V. 98 Darmſtadt, 39.40,2 Min. 4.
Garft Worms=Neuhauſen. 5. Sander Sp.V. Wiesbaden. —
Mannſchaftslauf: 1. Sp.V. 98 Darmſtadt 11 Punkte.
2. Sp.V. Mörfelden 21 Punkte. 3. Sp.V. Wiesbaden 22 Pkt.
Junioren, 5000 Meter. Einzellauf: 1. Röſſing, Sp.V.
Wies=
baden, 17.13,1 Min. 2. Göbel, Sp.V. 98 Darmſtadt, 17.18,8
Min. 3. Eckardt, Polizei Darmſtadt, 17.30,2 Min. 4. Ferger,
Schw.=Cl. Wiesbaden. 5. Hunke, Schw.=Cl. Wiesbaden. —
Mannſchaftslauf: 1. Schw.=Cl. Wiesbaden. 16 Punkte.
2. Polizei Darmſtadt 17 Punkte. 3. Sp. V. 98 Darmſtadt 38 P.
Jugend A, 3000 Meter. Einzellauf: 1. Luft, Polizei
Darm=
ſtadt, 14.42 Min. 2. Burkard, Germania Wiesbaden, 14.45
Min. 3. Sommer, Schw.=Cl. Wiesbaden, 14.54 Min. 4. Stahl,
Polizei Darmſtadt. 5. Roth, Eſchollbrücken. —
Mann=
ſchaftslauf: 1. Polizei Darmſtadt 16 Punkte. 2. Sp.V. 98
Darmſtadt 34 Punkte.
Jugend B, 200 Meter. Einzellauf: 1. Wolf, Germania
Wiesbaden, 7.51,2 Min. 2. Fleck, 04 Arheilgen, 8 Min. 3.
Lenker, Germ. Wiesbaden 8.02 Min. —
Mannſchafts=
lauf: 1. Sp.Vgg. 04 Arheilgen 14 Punkte. 2. Opel,
Rüſſels=
heim.
Schüler, 1500 Meter. Einzellauf: 1. Ohly, Mörfelden,
6.36 Min. 2. Willney, Opel Rüſſelsheim. 3. Neuter, Polizei
Darmſtadt. — Mannſchaftslauf: 1. Polizei Darmſtadt.
Alte Herren, 1500 Meter. Einzellauf: 1. Heß, Polizei
Worms, 6.42 Min. 2. Ohly, Mörfelden, 6.55 Min. 3. Feutner,
Mörfelden, 6.57 Min. — Mannſchaftslauf 1. Sp.V.
Mörfelden 10 Punkte. 2. Polizei Worms 11 Punkte.
Fußballer, 3000 Meter. Einzellauf: 1. Klein, Mainz 05,
14 Min. 2. Ziſcheck, Mainz 05. 3. Buxmeier, Dreieichenhain. —
Mannſchaftslauf: 1. Sp.V. 05 Mainz 11 Punkte. 2.
Sp.V. Mörfelden A 16 Punkte. 3. Sp.V. Mörfelden B 25 P.
damen, 1500 Meter. Einzellauf: 1. Lenz, Sp.V. Wiesbaden,
7.10,4 Min. 2. Fuchs Polizei Darmſtadt, 7.49,1 Min. 3.
Bäum=
gen, Sp.V. Wiesbaden, 8.04,1 Min. —
Mannſchafts=
lauf: 1. Polizei Darmſtadt 13 Punkte. 2. Polizei Darmſt.
In Aſchaffenburg fand die Waldlaufmeiſterſchaft der Gruppe
Main gutes Wetter, eine lebhafte Anteilnahme des Publikums,
ſtarke Beteiligung und eine recht gute Organiſation vor. Die
Bodenverhältniſſe ließen allerdings zu wünſchen übrig. Sieger
in der Meiſterklaſſe wurde der Titelverteidiger Single=Eintracht.
Die Ergebniſſe:
Meiſterklaſſe (zirka 10 Km.): 1. Single=Eintracht
Frankfurt 35:54 Min.; 2. Kaufmann=FSV. Frankfurt 35:58
Min.; 3. Florſchütz=Eintracht Frankfurt; 4. Bräuning=Eintraht;
5. Seifert=Ginnheim; 6. Bergmann=Viktoria Aſchaffenburg. —
Mannſchaftslaufen: 1. Eintracht Frankfurt 8 Punkte;
2. Schw. V. 1910 Königsſtein. — 5000 Meter=Junioren:
1. Hetzel=FSV. Frankfurt; 2. Petri=Poſt=SV.; 3. Göbel=Sulzbach.
— Mannſchaftslauf: 1. Poſt=SV. Frankfurt 15 Punkte;
2. VfL. Frankfurt 18 Punkte; 3. Erſte Deutſche Hota Frankfurt
30 Punkte. — 3000 Meter Jugend A: 1. Betz=Viktoria
Aſchaffenburg; 2. Pfannenbäcker=BSC. Offenbach. —
Mann=
ſchaftslauf: 1. Poſt=SV. Frankfurt 24 Punkte; 2. VfL.
Frank=
furt 33 Punkte. — Jugend B: 1. Ruck=Griesheim=Elektron. —
1500 Meter Damen: 1. Volland=Eintracht, Frankfurt 6:21,3
Min.; 2. Stierle=Eintracht. — 1500 Meter Alte Herren:
Schröder=Poſt=SV. Frankfurt 4:56,8 Min.
Austragsort der Waldlaufmeiſterſchaft in der Gruppe
Süd=
bayern war eine 5000 Meter lange Rundſtrecke mit Start und
Ziel auf dem Platze von Viktoria Augsburg. Bei der
Meiſter=
klaſſe, wo 53 Einzelläufer und ſieben Mannſchaften am Start
er=
ſchienen, mußte die Strecke zweimal durchlaufen werden. Es
kam zu einem glatten Siege des Favoriten Kapp vom
Reichs=
bahn=SV. München (früher Stettin). Die Ergebniſſe:
10000 Meter Meiſterklaſſe: 1. Kapp=Reichsbahn=SV.
München 35:33 Min.; 2. Engshuber=SV. Paſſau 37:28 Min.;
3. Zeilnhofer=München 1860 37:31 Min.; 4. Zoller=München 1860
37:39. Min. — Mannſchaftslaufen: 1. München 1860 10
Punkte; 2. SC. Paſſau 16 Punkte; 3. Ulmer FV. 94 25 Punkte.
— Anfänger (10000 Meter): 1. Reichel=Bajuwaren München
39:28 Min. — Die Damen=Konkurrenz fiel inſolge ſchlechter
Be=
teiligung aus.
Die Gruppen Rhein und Saar.
In Kaiſerslautern trugen die Gruppen Rhein und Saar ihre
Waldlaufmeiſterſchaften gemeinſam aus. Das ſchwierige
Ge=
lände befand ſich in recht guter Verfaſſung. Befriedigend waren
auch Beteiligung und Organiſation. In der Meiſterſchaftsklaſſe
blieb Ronald=Saar 05, ſtark von Grünewald=FV. Kaiſerslautern,
Sieger. Den Mannſchaftslauf holte ſich der 1. FC.
Kaiſerslau=
tern. — Die Ergebniſſe:
Meiſterklaſſe (8000 Meter): 1. Ronald=Saar 05
Saar=
brücken 29:22 Min.; 2. Grünewald=FV. Kaiferslautern 15 Meter
zurück; 3. Funk=Kreuznach 07. — Mannſchaftslauf: 1
1. FC. Kaiſerslautern 19 Punkte; 2. FC. Pirmaſens 29 Punkte;
3. MTG. Mannheim. — Junioren (4000 Meter): 1. Roſſele=
VfR. Mannheim 16:02 Min.; 2. Klein=VfR. Mannheim; 3.
Zim=
mer=Fraulautern. Mannſchaftslauf: VfR. Mannheim 15 P.;
2. Riegelsbach 29 P.—Alte Herren (2500 Meter): 1.
Schwan=
der=MTG. Mannheim 10:4 Min.; 2. Ruby=Hochſpeyer; 3.
Mau=
rer=MTG. Mannheim.
Bei den in der Nähe von Stuttgart ausgetragenen
Wald=
laufmeiſterſchaften der Gruppe Württemberg gab es in der
Meiſterſchaftsklaſſe inſofern eine Ueberraſchung, als Helber 1.
vom VfV. Stuttgart durch ſeinen Bruder vom gleichen Verein
geſchlagen wurde. — Die Ergebniſſe:
Meiſterſchafts=
klaſſe: 1. Helber 2.=VfB. Stuttgart; 2. Helber 1.=VfB.
Stutt=
gart; 3. Kettner=Stuttgarter Kickers; 4. Rath=Stuttgarter
Kik=
kers. — Mannſchafslauf: 1. VfB. Stuttgart; 2. Kickers
Stutt=
gart. — Junioren (5,3 Km.): 1. Paul=Stuttgarter Kickers
18:30,4 Min. — Mannſchaftslauf: TG. Heilbronn.
Die badiſchen Waldlaufmeiſterſchaften wurden auf
ſchwieri=
gem, aber gutem Gelände in der Nähe von Pforzheim bei ſtarker
Beteiligung zur Durchführung gebracht. In der
Meiſterſchafts=
klaſſe ſiegte Klar vom Pol. SV. Karlsruhe vor Zabjetzki=
Freibur=
ger FC. und Hermann=Niederbühl. Im Mannſchaftslauf behielt
der Freiburger FC. vor dem Polizei=SV. Karlsruhe Oberhand.
Die Gruppe Nordbavern.
Bayreuth war der Schauplatz der nordbayeriſchen
Waldlauf=
meiſterſchaften. Sie ſtanden unter dem Einfluß der ſchlechten
Witterungsverhältniſſe. Der gefrorene Schneeboden ließ die
Läufer nur ſchlecht vorwärtskommen. Die Beteiligung war nicht
ſehr groß, insgeſamt hatten vier Vereine 18 Läufer abgeordnet.
Die Strecke führte in der Hauptklaſſe über 9,1 Km. Im
Einzel=
lauf ſiegte Lukas=1. FC. Nürnberg in 30:51 Min. vor Täufer=
SC. Nürnberg, dem er im Endſpurt um 50 Meter davonging.
Als Dritter kam Hartling=Sp.Vg. Fürth in 33:00 Min. ein. Den
Mannſchaftslauf gewann der Nürnberger SC. vor 1. FC.
Nürnberg und Sp Vg. Fürth.
Der Mittelrheinkreis D.T. erhält im Einzellauf in Fornoff=
Turngeſellſchaft Darmſtadt und Tv. Mainz 1817 im
Mann=
ſchaftslauf neue Kreismeiſter.
Trotz ungünſtiger Witterung war am geſtrigen Tage
nach=
mittags die Faſanerie in Darmſtadt das Ziel von Hunderten,
die mit großer Spannung Zeuge der in Ausſicht ſtehenden
Kämpfe um die Meiſterſchaften des Mittelrheinkreiſes ſein
wollten. Was ſtörte die Teilnehmer an den Läufen die faſt in
Moraſt verwandelten, ſonſt ſo ſchönen Wege des Darmſtadter
Oberwaldes? Es galt ja dem Kampf um das hehre Ziel. Viele
waren berufen, aber wenige wurden ausgewählt in dieſem harten
Ringen. Die durchweg glänzende Organiſation, für die die
Turn=
geſellſchaft verantwortlich zeichnete, ermöglichte es, daß
Kreis=
volksturnwart Kramb=Kreuznach zur angegebenen Zeit die
Jugend=
klaſſe, welche 37 Läufer und 6 Mannſchaften zählte, auf den 3000
Meter langen Weg ſchicken konnte. Geſchloſſen gings vom Ablauf
ab und ſollte ſich, durch ein mächtiges Tempo, das angeſchlagen
wurde, eine Spitzengruppe bilden, deren Führung Seifert=
Beſ=
ſungen übernahm. Bei 2000 Meter folgten dieſem dicht Krayer
und Kutſcher, Niederrad, Mohr, Griesheim a. M., Becker,
God=
delau und Fiſcher, Turngemeinde Darmſtadt. Doch die Steigung,
die im letzten Drittel des Weges zu überwinden galt, ſollte noch
manchem zum Verhängnis werden. Einige mußten hier vor dem
beſſeren Können anderer ſich beugen. Nur Seifert ließ nicht locker,
behauptete die Spitze und konnte als erſter das Ziel erreichen.
Sehr gut im Mannſchaftslauf konnte die Turngeſellſchaft
Darm=
ſtadt mit den Platznummern 5, 13 und 14 und den Punktzahlen
2, 6 und 7 abſchneiden, die ihr den eſten Mannſchaftsſieg vor
Turngemeinde Sachſenhauſen, dem vorjährigen Sieger,
einbrin=
gen konnte. Der erſte Kampf war hiermit entſchieden. 38
Läu=
fer und 5 Mannſchaften zählte die B=Klaſſe, die zum Ablauf
nächſt der Jugend, bereit ſtand. 7000 Meter betug für dieſe Klaſſe
die Wegſtrecke! Neue Namen verzeichnete die Laufliſte und
ſoll=
ten ſich von dieſen, auf die am wenigſten der Tip fiel, am beſten
bewähren. Auf der ganzen Strecke führte Schmidt, Alfons=
Nie=
derahr, dem ſeine brüderliche Liebe Joachim in kurzem Abſtande
folgen konnte. Bei 6000 Meter hatte ſich eine Kette in kurzen
Abſtänden gebildet aus den bereits genannten und Joſt=
Erz=
hauſen, Schappert=Rüſſelsheim ſowie Kellermann=Turngemeinde
Sachſenhauſen, die auch bei dem 1000 Meter weiter entfernten
Ziel in dieſer Reihenfolge einlaufen konnten. — die Meiſter= (A)
Klaſſe vereinigte 33 Läufer und 4 Mannſchaften am Ablauf.
Unter ihnen eine größere Anzahl Gaumeiſter, die, wie die
Vor=
ausſage an dieſer Stelle ſchon folgerte, dem Titelverteidiger
„Meiſter des Mittelrheinkreiſes” Schneider=Mainz, dieſe Ehre,
die er zum fünften Male zu verteidigen hatte, entreißen wollten.
Kurz die Schilderung des Verlaufes auf der Strecke, die ebenſo
gleich der B=Klaſſe, 7000 Meter betrug. Bei 2500 Meter führte
der Darmſtädter Fornoff, dem ſich Schneider=Mainz und
Mon=
tag=Saarbrücken dicht an die Ferſen hefteten, und verſchiedene
erhoffte Anwärter ſah man unmittelbar folgen. Nach 4500 Meter
hatte die Führung Montag=Saarbrücken übernommen, und wieder
folgte Schneider an zweiter Stelle. Fornoff, etwas zur
Atem=
pauſe übergehend, lag am dritten Platz im Abſtande von 10
Me=
ter. Ein verändertes Bild bei 6000 Meter. Die Spitze hat wieder
Fornoff und ſchien es, als ſollten die auf ihn geſetzten
Hoffnun=
gen in Erfüllung gehen. Alle Vorſtöße, die von dem
Titelver=
teidiger auf der Reſtwegſtrecke von 1000 Meter gegen Fornoff
unternommen wurden, ſcheiterten an deſſem zähen Siegerwillen.
Noch ein kurzer Kampf, ein Anſpannen aller Kräfte, und der
Darmſtädter ging als neuer Kreismeiſter unter jubelndem
Bei=
fall durchs Ziel. Und nun ſtehen noch die deutſchen Meiſterſchaften
in Wittenberg am 21. April, auf denen Fornoff die Ehre haben
dürfte, den Mittelrheinkreis würdig zu vertreten, bevor. Im
Mannſchaftskauf ſiegte erwartungsgemäß Tv. Mainz 1817, dem
es gelang, die neuen Meiſterehren vor Turngeſellſchaft Darmſtadt
und dem Titelverteidiger, Turngemeinde Sachſenhauſen, zu
ernten.
Meiſter=Klaſſe.
a) Einzelläufer: 1. Fornoff, Heinrich, Turngeſellſchaft
Darmſtadt 1875, 24.27,5 Min. 2. Schneider, Hermann,
Turnver=
ein Mainz 1817 24.43,5 Min. 3. Montag, Friedrich, M. T. V.
Saar=
brücken, 26.15,9 Min. 4. Vetter, Hans, Turnverein Mainz 1817.
5. Hieronymus, Heinrich, Turnverein Neubamberg. 6. Reuter,
Philipp, Turngemeinde Sachſenhauſen. Kellermann, Karl,
Turn=
gemeinde Sachſenhauſen. 8. Bermuth, Peter, Turnv. Rübenach.
b) Mannſchaftsſiege: 1. Turnverein Mainz 1817 15
Punkte. 2. Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 20 Punkte. 3.
Turn=
gemeinde Sachſenhauſen 20 Punkte.
Klaſſe B.
a) Einzelläufer: 1. Schmidt, Alfons, Turnv. Niederahr,
26.02 Min. 2. Schmidt, Joachim, Turnv. Niederahr, 26.02,4 Min.
3. Joſt, Hans, Turn= und Sportgeſ. Erzhauſen. 4. Sappert,
Wil=
helm, Turnv. Rüſſelsheim. 5. Kellermann, Hans, Turngemeinde
Sachſenhauſen. 6. Schneider, Wilhelm, Turngeſellſchaft Walldorf.
7. Maus, Willi, Turnerbund Wiesbaden. 8. Neurath, K., Turnv.
Sachſenhauſen. 9. Zimmermann, Franz, Tgde. Eintracht
Frank=
furt a. M.
b) Mannſchaftsſiege: 1. Turngemeinde Sachſenhauſen
14 Punkte, 2. Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 20 Punkte. 3.
Tur=
nerbund Wiesbaden 20 Punkte.
Klaſſe C (Jugend).
Einzelläufer: 1. Seifert, Karl, Turngemeinde
Beſſun=
gen, 11.46,5 Min. 2. Kutſcher, Walter, Turnverein Niederrad,
11.54,1 Min. 3. Mohr, Karl, Turngemeinde Griesheim a. M.
4. Hanſtein, Balthaſar, Turnverein Nieder=Ramſtadt. 5. Haag,
Heinrich, Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. 6. Fiſcher, Arthur,
Turngemeinde Darmſtadt 1846. 7. Pfeiffer, Peter, Turnverein
Bensheim a. d. B. 8. Becker, Georg, Turnverein Goddelau. 9.
Schaab, Hans, Turnverein 1860 Hofheim i. T. 10.
Trumpf=
heller, Ernſt Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Mannſchaftsſiege: 1. Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875
15 Punkte, 2. Turngemeinde Sachſenhauſen 26 Punkte. 3.
Turn=
gemeinde Darmſtadt 1846 28 Punkte. 4. Turnverein Niederrad
28 Punkte, 5. Turnverein Vorwärts Bockenheim 34 Punkte.
Seite 6
Montag, den 8. April 1929
Rummer 97
Zie fadorarſchen Sauean enoſpiele.
Troſtrunden vergrößern ihren Borſprung.
An dieſem Sonntag gab es bei den Endkämpfen um die
Süd=
deutſche Fußballmeiſterſchaſt eigentlich nur eine größere
Ueber=
raſchung, und die war die Niederlage, die ſich Schwaben
Augs=
burg auf eigenem Platze gegen den VfB. Stuttgart zuzog.
Augs=
burg hatte eine unglückliche Mannſchaftsumſtellung vorgenommen.
Dank dieſer 1:4 (0:1) Niederlage und dank eines eigenen 6:1 (2:0)
Sieges über den ASV. Nürnberg liegen jetzt die Fürther
Klee=
blättler in der Troſtrunde Südoſt ganz klar, nach
Verluft=
punkten gerechnet, mit 4 Punkten im Vorſprung. Es iſt kaum
an=
zunehmen, daß der Sp.Vg. Fürth noch die Gruppenmeiſterſchaft
ſtreitig zu machen iſt. — Auch in der anderen Troſtrunde, in der
Gruppe Nordweſt, hat ſich die Situation etwas geklärt. Der
Tabellenführer FSV. Frankfurt blieb in Mannheim über die
Raſenſpieler knapp und glücklich 3:2 (2:0) Sieger, während der
Tabellenzweite SV. Waldhof mit dem kurioſen Reſultat von 6:6
(3:5) in Mainz einen weiteren Punkt einbüßte. Sehr
zurück=
gegangen iſt der FC. Idar, der ſich diesmal in Iſenburg 6:2 (4:2)
ſchlagen ließ. — In der Runde der Meiſter hat ſich nicht viel
geändert. Der „Club” ſetzte ſeinen Siegeszug fort, er blieb
dies=
mal in Brötzingen nach hartem Kampf 2:0 (1:0) ſiegreich. VfL.
Neckarau behauptete durch einen 4:2 Sieg über die Eintracht den
dritten Tabellenplatz. Einigermaßen überraſchend kam die
Nach=
richt vom 1:1 in Karlsruhe. Die Wormatia Worms hat ſich doch
wieder recht gut herausgemacht. — Die Vorentſcheidung bei den
Meiſtern dürfte am nächſten Sonntag in Nürnberg beim Spiel
zwiſchen „Club” und Bayern München fallen. Gewinnt der 1. FC.
Rürnberg auch dieſes Spiel, dann wird ihm die Meiſterſchaft
nicht mehr ſtreitig zu machen ſein.
Runde der Meiſter.
Süddeutſche Fußballmeiſterſchaft.
Runde der Meiſter.
Eintracht Frankfurt — VfL. Neckarau .. z
2:4 (1:2)
Karlsruher FV. — Wormatia Worms . . .
1:1 (1:1)
Germania Brötzingen — 1. FC. Nürnberg . . = 0:2 (0:1)
Troſtrunde Nordweſt.
VfR. Mannheim — FSV. Frankfurt
FSV. 05 Mainz — SV. Waldhof
VfL. Neu=Iſenburg — 1. FC. Idar . .
Saar 05 Saarbrücken — Union Niederrad
2:3 (0:2)
6:6 (5:3)
6:2 (4:2)
0:1 (0:0)
Troſtrunde Südoſt.
ASV. Nürnberg — Sp.Vg. Fürth.
Schwaben Augsburg — VfB. Stuttgart.
Stuttgarter Kickers — Phönix Karlsruhe.
Freiburger FC. — München 1860 „ .
1:6 (0:2)
1:4 (0:1)
1:3
4:6 (1:4)
Um den „Beo”=Pokal.
Gruppe 1: Sp.Vg. 60/94 Hanau — Pfalz Ludwigshafen
Germania Bieber — FC. 08 Mannheim . .
Gruppe 2: Viktoria Aſchaffenburg — VfR. Pirmaſens.
Sp. Vg. Mundenheim — FC. Pirmaſens . .
Gruppe 3: Alemannia Worms — Offenbacher Kickers,
Sp.Vg. Sandhofen — FC. 93 Hanau ..
Bayeriſche Privatpokalrunde.
FV. 04 Würzburg — Wacker München.
*
Schwaben Ulm — FC. Bayreuth.
z
Jahn Regensburg—— VfR. Fürth
.
Um den Weſtmark=Pokal.
Sportfreunde Saarbrücken — FV. Saarbrücken . .
SV. Sulzbach — SV. 05 Saarbrücken
Eintracht Trier — SV. 05 Trier ...
1:4
3:0
1:3
4:0
0:1
2:3
1:3
1:1
5:3
22
0:6
2:2
Germanig Bröhingen —1. 5.C. Nürnberg 0:2 (0:1).
Der 1. F.C. Nürnberg kommt! Dieſe Ankündigung hatte auch
in Brötzingen ihre Zugkraft nicht verfehlt. Es waren mehr als
12000, die das Spielfeld der Brötzinger Germanen umſäumten,
um Zeuge eines Großkampfes zu werden, in dem der Klub ſeine
Klaſſe wieder einmal unter Beweis ſtellte. Das nervöſe und
ftellenweiſe zerfahrene Spiel des Gegners machte es ihm leicht,
den Sieg zu erringen. Die Leute aus der alten Noris gingen
nicht ganz aus ſich heraus. Man kam zu der Ueberzeugung, daß
die Mannſchaft mehr kann, als ſie zeigte. Offenſichtlich trat die
Zurückhaltung, die ſich die Mannſchaft auferlegte, zutage. Es
reichte immerhin zu zwei Toren, in die ſich Hornauer und Seppl
Schmidt teilten, das erſte erzielte Hornauer in der erſten
Spiel=
hälfte, das zweite der Mittelſtürmer Schmidt durch ſaftigen
Schuß nach der Pauſe. In Schneider— Union Riederrad — hatte
das Treffen einen würdigen Schiedsrichter gefunden. Er war
ſtets korrekt und ſicher in ſeinen Entſcheidungen und fand ſo
nicht nur den Beifall beider Gegner, ſondern auch der Maſſen.
Einkracht Frankfurk — V.ſ.2. Neckarau 2:4 11:2).
Der Mainbezirksmeiſter hat wiederum enttäuſcht. Die letzte
Chance, ſeinen Ruf als „ſüddeutſche Extraklaſſe”, der in letzter
Zeit durch die verſchiedenen Niederlagen ſtark im Schwinden war,
wieder herzuſtellen, hat er unausgenützt vorübergehen laſſen.
Neckaraus Sieg war verdient, ſchon allein deshalb verdient, weil
fein Sturm nicht lange zögerte und ſeine Anhänger mit kräftigen
Schüſſen auf das gegneriſche Tor erfreute. Zu dieſer Leiſtung
konnte ſich Eintracht faſt nie aufſchwingen, und wenn es einmal
geſchah, da ging mit einer beinahe 100prozentigen Gewißheit der
Schuß daneben. Mit dieſer Niederlage iſt Eintracht weiterhin an
das Ende der Tabelle verwieſen. Es iſt fraglich, ob es ihr noch
gimal gelingen wird, ſich weiter nach vorne zu arbeiten.
Karlsruher 5.5. — Wormalia Worms 1:1 (1:1).
Noch ſelten vermochte der Karlsruher F.V. einen Punkt ſo
unverdient zu gewinnen, wie in dieſem Spiel gegen Wormatia,
die zweifellos wieder ſtark aufwärts ſtrebt und nach den in
Karlsruhe gezeigten Leiſtungen ihren Tabellenplatz in den noch
ausſtehenden Spielen ſicherlich verbeſſern dürfte. Wohl ſpielte
der K.F.V. ohne Bekir, Lange und Vogel, doch auch die Wormſer
hatten die beiden Müller erſetzt. Die Wormſer Mannſchaft war
während des ganzen Spieles meiſt tonangebend und mußte nur
mit ſehr viel Pech einen Punkt in Karlsruhe laſſen. Die
Wor=
maten hätten auf Grund ihrer weit beſſeren Geſamtleiſtung den
Sieg unbedingt verdient gehabt. Die größte Ueberraſchung war
der alte Philipp, er ſpielte wie in ſeinen beſten Tagen. Ein
Handelfmeter brachte dem K. F. V. 10 Minuten nach Beginn die
Führung, eine feine Einzelleiſtung Winklers verhalf Wormatia
kurz vor der Pauſe zum Ausgleich. Vor 4000 Zuſchauern leitete
Hack=Ludwigshafen den Kampf ausgezeichnet.
Hertha/BSC. ſiegt im erſten Endſpiel.
Die beiden Abteilungsmeiſter der Berliner Oberliga, Hertha=
BSC. und Tennis=Boruſſia, traten am Sonntag im Poſtſtadion
zum erſten Entſcheidungskampf um die Fußballmeiſterſchaft des
Verbandes Brandenburgiſcher Ballſpiel=Vereine an. Das Spiel
hatte natürlich wieder eine außerordentliche Anziehungskraft auf
die Maſſen: das Poſtſtadion war ausverkauft, 50 000
Zu=
ſchauer beſetzten die Wälle. Beide Mannſchaften hatten in
letz=
ter Stunde noch Umſtellungen vornehmen müſſen, jedoch nahm
der Kampf den bei den „Leuten vom Bau” erwarteten Verlauf:
es zeigte ſich eine leichte Ueberlegenheit der Hertha, die in den
letz=
ten Wochen wieder gut in Schwung gekommen iſt. Trotzdem bei
Hertha Grenzel verletzt wurde und die Mannſchaft lange Zeit nur
mit zehn Mann ſpielen mußte, langte es doch zum Sieg. Der fiel
allerdings mit 1:0 (1:0) nur knapp aus. Der entſcheidende Treffer
wurde in der 12. Minute durch Sobeck durch Verwandlung einer
Flanke von rechts erzielt. Die
Ergebniſſe:
Entſcheidungsſpiel: Hertha/BSC. — Tennis=Boruſſia 1:0 (1:0).
(Das zweite Endſpiel findet am 21. April ebenfalls im
Poſt=
ſtadion ſtatt.)
Weitere Spiele: Norden=Nordweſt — Polizei Wien 2:1 (1:1),
1. FC. Neukölln — Preußen Berlin 3:5. Spandauer SV. —
Südſtern Berlin 6:1. Wacker 04 Tegel — Meteor Berlin 1:1.
Berolina=LSC. — Tasmania Neukölln 4:1. BV.
Lucken=
walde — Viktoria Berlin 3:3.
Leſterreich-Italien 3:0 (3:0).
Die Italiener ſind bei den Olympiſchen Spielen in
Amſter=
dam Europameiſter geworden, ſie haben die Tſchechen, die Ungarn
geſchlagen und auch ſonſt manchen ſchönen Erfolg errungen, aber
mit den Oeſterreichern können ſie nicht fertig werden. Auf
eige=
nem Boden haben ſie einmal 1:0 gegen die Wiener verloren und
einmal 2:2 geſpielt. Jetzt, im dritten Spiel auf Wiener Boden
hofften ſie endlich einmal zu dem ſchon lange erſehnten Sieg zu
kommen. Aber auch diesmal wurde nichts daraus. Es trat die
von kaum einem Fachverſtändigen erwartete Ueberraſchung ein,
daß die Oeſterreicher die Italiener ſogar ganz glatt mit 3:0
(Halbzeit 3:0) Treffern ſchlugen.
Rund 55000 Zuſchauer wohnten dem Treffen auf der
„Hohen Warthe” in Wien bei. Die Oeſterreicher lieferten das
ſeit Jahren beſte Spiel. Die Mannſchaft ſpielte mit Ausnahme
des linken Flügelſtürmers Weſſely in Hochform und gewann
durchaus verdient. Die Treffer fielen in der 18. Minute durch
Horvath, in der 22. Minute durch den Halbrechten Weſſelyk und
in der 35. Minute wiederum durch den Halblinken Horvath. Auch
nach dem Seitenwechſel waren die Oeſterreicher weiter klar im
Vorteil. Sie beherrſchten mit ſtarker techniſcher Ueberlegenheit
das Feld. Die vorher ſo unternehmungsluſtigen Wiener
Stür=
mer wagten ſich jetzt aber nicht mehr ſo weit vor, da die
Hinter=
mannſchaft des Gegners ſehr ſcharf ſpielte. Bezeichnend für die
Spielweiſe der Italiener iſt die Tatſache, daß die Wiener
Smi=
ſtik, S.hott und Siegl in Momenten ſtark verletzt wurden, als ſie
gar nicht im Beſitz des Balles waren. Der engliſche
Unpar=
teiiſche Prince Cor war als Schiedsrichter gut, jedoch zeigte er
ſich gegenüber den Roheitsakten der Italiener viel zu nachſichtig.
Der Deutſche Fußball=Bund wird, gut daran tun, bei der
Aufſtellung ſeiner Ländermannſchaft für den Kampf gegen
Ita=
tien am 28. April in Turin die fehr auf den Mann eingeſtellte
Spielweiſe der Italiener zu berückſichtigen.
Rot=Weiß, V.f.R., Darmſtadt — Sportv. 98 Darmſtadt 1:4 (1:1)
Polizeiſportverein Darmſtadt — Viktoria Walldorf . 1:0 (0:0)
Viktoria Urberach — Sportverein Münſter . . . 1:1 (0:0)
Union Wixhauſen — FV. Sprendlingen . = 2:2 (1:2)
Union Darmſtadt — Germania Pfungſtadt „. 1:0 (0:0)
Der geſtrige Sonntag hat in der Starkenburger Kreisliga im
großen und ganzen die erwarteten Ergebniſſe gebracht.
Sport=
verein 98 vermochte den V.f.R. Rot=Weiß verdient zu ſchlagen.
In dem anſchließenden Spiel tat ihm die Polizei den Gefallen,
die gefährlichen Walldörfer mit 1:0 abzuhängen, ſo dieſe ins
Hintertreffen bringend. Sprendlingen kam auch in dieſem Jahr
über die Wixhäuſer Klippe nicht hinweg. Schon in jedem Jahr
ſtrauchelte Sprendlingen dort, und auch diesmal blieb ein Punkt
hängen — ſehr zur Freude der Darmſtädter Favoriten. Aber
auch Urberach vermochte daheim Münſter nicht zu ſchlagen. Die
Nachbarrivalität bringt hier ſtets nur ſolche Ergebniſſe. Für
Ur=
berach bedeutet der Verluſt des einen Punktes wohl die Aufgabe
der Hoffnungen auf den erſten Platz. Im letzten Treffen
wehr=
ten ſich die Pfungſtädter mit Hingabe, konnten aber den Sieg der
Beſſunger in den Schlußminuten nicht verhindern, der übrigens
vollauf verdient war. Zu beachten iſt, daß der Kampf trotz ſeiner
Bedeutung fair durchgeführt wurde. Durch die geſtrigen
Ergeb=
niſſe iſt eine recht intereſſante Lage geſchaffen worden. Nach der
Niederlage von Viktoria Walldorf und den beiden Unentſchieden
von Sprendlingen und Urberach liegen nämlich dieſe drei
Mann=
ſchaften nunmehr drei Punkte hinter dem Sportverein 98
Darm=
ſtadt. Es könnte alſo fraglich ſein, ob man ſie noch alle als
Meiſterſchaftsanwärter anſehen kann. Es liegen aber noch ſechs
Spielſonntage vor uns, die bei der Ausgeglichenheit der
Spiel=
ſtärke im Kreis noch manches ändern können. — In der
Schluß=
gruppe ſcheint es, als ob die Pfungſtädter und Wixhäuſer doch die
ſein werden, die dem Abſtieg verfallen ſind. Aber auch Rot=Weiß
Darmſtadt iſt noch nicht über den bewußten Berg.
Sporkverein Darmſtadt 1898-B. f. R. Rof-Beiß
Darmſtadt 4:1 (1:1).
Trotz des unfreundlichen Wetters waren 1000 Zuſchauer
Zeuge des ſchönen Kampfes dieſer beiden Mannſchaften. Es
wirkte in jeder Beziehung wohltuend, daß das Lokaltreffen auf
dem Sportplatz an der Rheinallce, in einer höchſt vornehmen
Weiſe zur Abwicklung kam. Sowohl auf dem Spielfeld als auch
in den Zuſchauerrängen herrſchte eine vorbildliche Ruhe. Auf
beiden Seiten wurde herzhaft gekämpft, aber ſämtliche 22
Spie=
ler befleißigten, ſich dabei einer vorbildlichen, einwandfreien
Spielweiſe. Beide Mannſchaften haben, ſich mit dieſem Spiel
zwveifellos die weitere Sympathie der Darmſtädter
Fußball=
anhänger erworben.
Dem Spielleiter des Trefſens war es bei ſeiner
anerkennens=
wert durchdachten Auslegung der Spielregeln ein Leichtes, ſich
in den angenehmen Geſamtrahmen einzußaſſen.
Auch rein ſpieleriſch kann man mit dem Gebotenen ganz
zu=
frieden ſein. In der erſten Hälfte erſtaumte der Elan, mit dem
die Platzbeſitzer das Spiel offen halten, zeitweiſe ſogar
über=
legen geſtalten konnten. In dieſer Zeit war die Rot=Weiß=Elf
eine Einheit, die den 98ern mindeſtens ebenbürtig war. Bei
ziemlich gleichwertiger Leiſtung der Vereinigten, bei der
aller=
dings der rechte Flügel ziemlich ſtark überragte, gelang ihnen
auf Flanke von rechts in der 26. Minute das Führungstor, das
die 98er aus einem Gedränge heraus, durch Müllmerſtadt zehn
Minuten vor dem Halbzeitpfiff aufholen konnten. Daß hier ein
kleiner Händeverſtoß vorangegangen ſein dürfte, entging dem
Schiedsrichter, der allerdings kurz vorher, ein regelrechtes Tor
der 98er, durch Eßlinger überlegt erzielt, wegen angeblichem
Ab=
ſeits nicht anerkannt batte.
In der zweiten Hälfte konnte ſich die Not=Weiß=Mannſchaft
nicht ganz zu der Leiſtung der erſten Hälfte aufſchwingen. Bei
immer mehr ſich verſchlechterndem Spiel der Außenſtürmer und
der Außenläufer, konnte es nicht ausbleiben, daß die
Sport=
vereinler tüchtig aufkamen. Wohl, fiel es dieſen ſchwer, das
zweite Tor zu erzielen. Als dieſes jedoch nach ſchönem
Durch=
ſpiel des Junenſtürmers durch placierten, von einem gegneriſchen
Verteidiger knapp abgelenkten Schuß des Rechtsaußen ſpielenden
Müllmerſtadt erkämpft war, wurden die 98er klar überlegen und
ſpielten entſprechend viele und gute Torchancen heraus. Das
dritte Tor, auf exakte Flauke, von Hebeiſen durch Frey
einge=
ſchoſſen, und das vierte Tor auf Vorlage von Wenner 2.. durch
Müllmerſtadt waren der Ausdruck dieſer Ueberlegenheit. Der
Verlauf der erſten Hälfte ließ allerdings nicht erkennen, daß die
9er zu demſelben Ergebnis, das ſie im Vorſpiel buchen konnten,
gelangen würden. Der Sieg von Sp.V. 98 war verdient, aber
etwas boch.
Rot=Weiß V.f.R. hat trotz der Niederlage erneut bewieſen,
daß viel gelernt worden iſt. Einen Fehler hat die Mannſchaft,
welcher ihr ſchon manche Niederlage brachte, und der iſt, daß ſie
zu ſchnell den Mut ſinken läßt. Hoffen wir, daß das Uebel bei
dem Spiel hier gegen Urberach am nächſten Sonntag
ausgeſchal=
tet iſt, dann braucht einem nicht bange um den Enderfolg zu ſein.
In dem dieſem Spiel vorausgehenden Treffen der
Erſatz=
mannſchaften beider Vereine behielten die 98er ebenfalls das
beſſere Ende für ſich. Das Endreſultat (8:1) läßt die
Ueberlegen=
heit der in der Reihe der Erſatzmannſchaften in beſonders klarer
Führung liegenden Elf ohne weiteres erſehen.
Sp. V. 1898 (Jugend-=Zußball.
3. Jgd —B I. Jgd. Aſchaffenburg 8:0.
4. Jgd.—1. Jgd. Weiterſtadt 4:0.
Das Spiel der 1. Schüler, gegen 1. Schüler Arheilgen fiel
aus, da der Platz nicht ſpielfähig.
P.5p. V. Darmſtadt- „Bikkoria” Walldorf 1:0 (0:0).
Die Fußballer des P.Sp.V. wollten hinter ihren
erfolg=
reichen Kollegen vom Handball nicht zurückſtehen und legten den
Meiſterſchaftsfovoriten Walldorf mit einem 1:0 hinein.
Gleich=
zeitg verſchafften ſie damit dem Sp.V. 98 die Führung in der
Tabelle. An dem Erfolg der Polizei hat Hüppe im P.Sp.V.=
Tor den größten Anteil. Seine oft geradezu tollkühne Abwehr
ließ die Gäſte zu keinem Erfolge kommen. Die Verteidigung
und die Läuferreihe — hier war nur Corell eine unrühmliche
Ausnahme — waren ſehr gut in Fahrt, und der Sturm zeigte
ſich manchmal in einem weſentlich beſſeren Lichte als in der
letz=
ten Zeit. Hier gefiel beſonders der linke Flügel. Daß man
damit recht tat, als man in der zweiten Spielhälfte Braun mit
Mayer tauſchen ließ, bewies das in der 65. Min. durch erſteren
erzielte einzige Tor des Tages. — Von Wallderf iſt zu ſagen, daß
die Mannſchaft vollkommen das hielt, was man ſich von ihr
erſprochen hatte. Sie war in allen Teilen gut beſetzt und äußerſt
flink. Bis zur letzten Sekunde gab Walldorf das Spiel noch nicht
verloren und trug damit weſentlich dazu bei, daß der Kampf
immer hochintereſſant war. Walldorf ſpielte die längſte Zeit
überlegen. Der Erfolg blieb ihm aber verſagt. — Herr Lauer
aus Plankſtadt war der gegebene Leiter des Spieles, und ließ
ſich auch durch die temperamentvollſten Proteſte nicht in ſeinen
Entſcheidungen beirren.
Mannſchaftsfechken Frankfurk-Darmſtadi.
Hermannia Frankfurt (Herren) ſiegen 22:3, die Dauie:
unterliegen 8:17.
Bei anſprechendem Beſuch zeigten die Junioren=
Mannſchaf=
ten des Darmſtädter Fechtklubs und des F. C. „Hermannia”
Frankfurt in ſpannenden Kämpfen gutes Können. Im
Mann=
ſchaftskampf der Herren (auf jeder Seite fünf Fechter) waren die
Frankfurter klar überlegen. Beſonders das Tempo und die
ſchulgerechte Florettführung war bei den Frankfurtern, von denen
Jevarorski und Hetzer ungeſchlagen blieben, beſſer. Dagegen
ge=
wannen die Darmſtädter Damen überlegen. Vor allem zeigten
ſie mehr Kampfgeiſt und ſchnelleres Parieren als die jungen
Frankfurterinnen, die zum größten Teil erſtmals einen
Wett=
kampf beſtritten. Nur Fräulein Natho konnte man mit den drei
Beſten der Gäſte, Fräulein Jordan, Frl. Brückner und Frl.
Niebel, gleichſtellen. — Ergebniſſe: Herren=Florett=
Mann=
ſchaftskampf: 1. Fechtelub Hermannia Frankfurt 22 Siege (
JJava=
rorski und Hetzer je 5, F. Krebs, Körbitz und Dr. Fuchs je dier
Siege); 2. Darmſtädter Fechtelub 3 Siege (Feid, Rodemer und
Roth je 1 Sieg, H. Müller und Klingler 0 Siege). Damen=
Flo=
rett=Mannſchaftskampf: 1. Darmſtädter Fechtclub (Frl. Jordan 5,
Irl. Brückner und Niebel je 4, Frl. Engel und Grimm je 2 Siege),
zuſammen 17 Siege; 2. F.C. Hermannia Frankfurt acht Siege.
Dreiſtädtekampf im Fechten. Der Erſte Magdeburger
Fecht=
klub brachte am Sonntag einen Mannſchaftskampf im
Florett=
fechten zur Durchführung, bei dem Fechter aus Magdeburg,
Er=
furt und Halle beteiligt waren. Die beſte Leiſtung vollbrachte
der Magdeburger Heiſing mit ſechs Siegen bei 14
Gegentref=
fern. Zweiter wurde Teichmann=Erfurt mit 5 Siegen und 19
Gegentreffern vor Otto=Erfurt mit 5 Siegen und 25
Gegen=
treffern.
Die Rugby=Meiſterſchaft des Mainkreiſes iſt nunmehr an den
C. Frankſurt 1880 gefallen, nachdem der Kampf gegen den
Offenkach mit 24:3 (5:3) gewonnen wurde. Im
Neckar=
kreis ſiezie der Heidellerger Ruderklub durch ein 15:6 gegen
Heidelberger BC. und errang damit den Meiſtertitel.
Nezmier 97
Pol.SB. Darmftadt Weſtgruppenmeiſter. — In der
Giuppe Oft noch keine Enkſcheidung. — Sporkfreunde
Landau Süddeutſcher Damenmeiſter.
Bei den Endſpielen um die Süddeutſche Handballmeiſterſchaft
gab es am Sonntag in der Gruppe Oſt eine große Ueberraſchung.
Die Sp.Vg. Fürth, die zu Hauſe das Vorſpiel ganz überlegen
gewonnen hatte, ließ ſich in Stuttgart von den Kickers 4:0 (4:0)
ſchlagen. Damit iſt in dieſer Gruppe ein drittes Spiel
notwen=
dig. In der Gruppe Weſt wurde Darmſtadt endgültig Meiſter.
Polizei Darnſtadt — BfR. Kaiſerslaufern 9:1 (4:1).
Das hohe Reſultat demonſtriert die Ueberlegenheit der
Poli=
zei auch tatſächlich. In der erſten Halbzeit fand ſich die Polizei
ſehr ſchlecht. Kaiſerslautern war aber vor dem Tor ſo unſicher,
daß es ſeine Chancen nicht ausnutzen konnte. Der Torwächter
Bordt bewieß wieder einmal durch das Halten der ſchwerſten
Bälle ſeine große Klaſſe. Es löſte bei den Zuſchauern großen
Beifall aus, als er in der zweiten Halbzeit einen gefährlichen 13
Meterball großartig meiſterte. Mit etwas mehr Beſtändigkeit
in ſeinen Leiſtungen könnte er der gegebene Torwächter jeder
Meiſterwannſchaft ſein. Die Verteidigung der Polizei
verhin=
derte durch ihr ſicheres Zuſammenſpiel in der zweiten Halbzeit
jeden weiteren Torerfolg für Kaiſerslautern. Durch die
Ver=
letzung des Sturmführers Jans wurde die Läuferreihe
über=
laſtet, führte aber ſyſtematiſch ihr weitmaſchiges Zuſpiel durch
Von den drei Läufern fiel ganz beſonders Otto durch ſeinen
Drang nach vorwärts und Laumann durch ſein hartes Spiel auf.
Schmitt ſpielte in alter Form zäh und ausdauernd, was bei der
flinken Kaiſerslauterner Mannſchaft notwendig war. Trotzdem
der Sturm durch die Verletzung ſeines Führers, der infolge
einer ſchmerzhaften Prellung nur noch als Statiſt linksaußen
wirken konnte, gehandikapt war, nahm er in der zweiten
Halb=
zeit flink und entſchloſſen das Spiel in die Hand. Er nutzte die
Torgelegenheiten trotz der oft ſehr harten. Abwehr erfolgreich
aus. Für die Tore der Polizei zeichnen verantwortlich Schliffer
und Huber mit je 3, Koch mit 2 und Jans mit einem.
Die Spielſtärke von Kaiſerslautern war dermaßen gut, daß
ſich die Polizei für ihr Endſpiel um die Süddeutſche Meiſterſchaft
keinen beſſeren, aber auch keinen härteren Trainingspartner
wünſchen konnte. Die Mannſchaft war in allen Teilen gut
be=
ſetzt, ſpielte eifrig, war aber gegen Ende etwas abgekämpft.
Skuftgart ſchlägt die Sp. Bg. Bürth 4:0 (4:0).
Seit dem Vorſpiel, das in Fürth von den „Kleeblättlern”
mit großer Ueberlegenheit gewonnen wurde, haben die Kickers
ſehr viel gelernt. Die Fürther zeigten dagegen diesmal zu viel
Einzelſpiel, mit dem ſie jedoch bei ſehr ſtarker Stuttgarter
Ver=
teidigung nicht weit kamen. Sruttgart konnte in der erſten
Halbzeit vier Tore vorlegen und dieſes Ergebnis dann in der
zweiten Halbzeit halten. Alle vier Treffer fielen durch den
Halb=
linken Haiſt. Drei Tore erzielte Haiſt durch Strafwürfe, die
wegen zu harter Abwehr des Gegners vom recht guten
Schieds=
richter Beck=Frankenthal verhängt wurden.
Sporkfreunde Landau Süddeutſcher Damen=Meiſter.
Beim Rückſpiel um die Süddeutſche Damen=
Handballmeiſter=
ſchaft konnten die in Landau ſiegreich gebliebenen Pfälzer Damen
in Frankfurt gegen die Danien des Fußballſportvereins das
Spiel unentſchieden halten und damit endgultig die Meiſterſchaft
an ſich bringen. Die Frankfurter Damen zeigten während der
erſten Halbzeit nur mäßige Leiſtungen und mußten den Gäſten
faſt durchweg das Feld überlaſſen. Nach der Pauſe wurden die
Einheimiſchen beſſer, jedoch wußten die Landauer Damen mit
großem Geſchick jeden Erfolg zu vereiteln. Beſonders gut war
die Torhuterin der Pfälzer. Marquardt=Eßlingen war als
Schiedsrichter gut.
Um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
Gruppe 1: Pol. SV. Darmſtadt — VfR. Kaiſerslautern 9:1
Gruppe 2: Stuttgarter Kickers — Sp.Vg. Fürth . 4:1
Meiſterſchaft der Damen.
FSV. Frankfurt — Sportfreunde Landau .. . = 0:0
Geſellſchaftsſpiele.
Poſt=SV. Wiesbaden — Poſt=SV. Frankfurt (Samstag) 0:5
HSV. Frankfurt — SG. Eintracht Frankfurt
8:0
HSV. Frankf. Damen — SG. Eintr. Frankf. Damen 8:3
VfR. Schwanheim — SV. Wiesbaden . .
6:5
Polizei=SV. Wiesbaden — FSV. Frankfurt . . .
5:7
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Die am Vormittag in der Beſſunger Turnhalle abgehaltene
Sitzung der angehenden Schiedsrichter zeigte das erfreuliche Bild
des Verſtändniſſes für dieſes Gebiet. Es war nun einmal
Tat=
ſache, daß die Geſtellung geeigneter Schiedsrichter dem ſteten
An=
wachſen der Spielbewegung nicht ſtandgehalten hatte. Das
Be=
ſtreben der Gauleitung ging deshalb dahin, dieſem Uebelſtand
ab=
zuhelfen. Erſreulicherweiſe zeigen die Vereine genügend
Ver=
ſtändnis dafür und bei der Weiterführung der Ausbildung
wer=
den im September eine ziemliche Anzahl neugebackener Pfeifer
dem Gau zur Verfügung ſtehen.
„Die Ruhe vor dem Sturm” war das Charakterbild des
Sonntags im Gau. Da am kommenden Sonntag die
Entſchei=
dung um den zweiten Gruppenmeiſter fallen foll, haben die
be=
teiligten Vereine nochmals Uebungsſpiele ausgetragen. Die
be=
ſtehenden Chancen veranſchaulicht die nachſtehende Tabelle:
13 Punkte;
Walldorf
12 Punkte;
Beſſungen
11 Punkte;
Tgde. Darmſtadt 1846
11 Punkte.
Bensheim
Montag, den 8. April 1929
Hieraus haben ſich die Paarungen:
Tgde. 1846 — Beſſungen,
Walldorf — Bensheim,
ergeben. Wenn man die Reſultate der letzten Sonntage verfolgt
hat, konnte man feſtſtellen, daß in allen Lagern intenſiv gerüſtet
wurde, und die Ergebniſſe des Sonntags ſind recht intereſſant.
Um den Aufſtieg zur Kreisklaſſe!
Arheilgen — Aſchaffenburg=Leiter 11:0 (5:0).
Ein überwältigender Sieg nicht nur für Arheilgen, ſondern
auch für die Spielſtärke unſeres Gaues. Der dritte Gaumeiſter
vom Odenwald, der Turnverein Erbach, wird das auch erfahren
müſſen. — Arheilgen ſpielt ſchon ſeit Jahren eine überragende
Rolle; marſchierte von unten herauf durch alle Klaſſen vom
Meiſter zum Meiſter und ſteht nun vor dem Aufſtieg in die
höchſte Klaſſe der Deutſchen Durnerſchaft. Mit einem Siege der
Arheilger wurde gerechnet, da der Main=Rhein=Gau an
Spiel=
erfahrung ſeinen beiden Nachbarn vom Main=Speſſart= und
Odenwald=Gau im Vorteil iſt. Aber das 11:0 kommt doch etwas
überraſchend. Der Spielverlauf war, dem Reſultat entſprechend,
einſeitig, ein Siegeszug der Arheilger. —
Um den Kreismeiſter der Turnerinnen.
Arheilgen — Mainz 0:1.
Ein Achtungserfolg für Arheilgen, da die an Erfahrung noch
jungen Turnerinnen dieſes knappe Ergebnis erzwingen konnten.
Mainz war mehr im Vorteil, doch der Sturm ſchoß zu ungenau.
Bensheim — Beſſungen 7:5 (5:1).
Die Gäſte fanden ſich bis zur Pauſe ſchlecht zuſammen, ſo
daß Bensheim den hohen Vorſprung von 5:1 erzielen konnte.
Immer wieder ſind es Kreuzer und Fleckenſtein, die daran den
Löwenanteil nehmen. Daß Beſſungen eine nanze Halbzeit
brauchte, um diefe Stärke der Bensheimer zu entdecken, iſt
ver=
wunderlich, da die Verteidigung ſonſt ſchon aufmerkſamer geſpielt
hat. Nach der Pauſe bot ſich ein überraſchend anderes Bild.
Beſſungen nahm das Heft in die Hand. Geyer nutzte ſein
Talent endlich einmal aus. Noch immer war ein guter Torſchuß
vor der Abſeitslinie, einem Handgemenge vor dem Kreiſe
vor=
zuziehen. Allerdings iſt noch zu berückſichtigen, daß der
Bens=
heimer Torhüter infolge einer Verletzung in ſeinem Können
be=
hindert war. — Auch Walldorf iſt nicht müßig geweſem.
Groß=Gerau — Walldorf 1:1 (0:1).
Dieſes unſcheinbare Reſultat entſpricht ſoweit dem
Spiel=
verlauf, als Walldorf nicht voll aus ſich herausging; begreiflich
für die bevorſtehende Begegnung Walldorf=Bensheim. Man
ſchonte ſeine Leute. Und trotzdem war ein Vorteil der
Wall=
dörfer nicht zu verkennen. Daß es am Schuſſe mangelt, darf
man ſo ohne weiteres nicht behaupten, weil Fuchs im Groß=
Gerauer Tor unter den Hütern eine überragende Rolle
ein=
mimmt. Das Walldorfer Tor fiel von balbrechts und das Groß=
Gerauer von rechtsaußen durch Linkshänder.
Nauheim — Groß=Umſtadt 9:0 (4:0).
Nauheim legte wieder einmal ein Spiel hin, daß man ſeine
helle Freude daran haben konnte. Schon vor Jahren wurde den
Nauheimern prophezeit, daß ihnen eine große Zukunft
bevor=
ſtünde. Aber es fehlte an Beſtändigkeit. Dieſes Spiel war
wieder einmal eines der beſten. Sehr harmoniſch war der
Spiel=
verlauf, denn ein Vereinsmitglied hatte die Leitung übernehmen
müſſen, womit Groß=Umſtadt auch im Spiele zufrieden war.
Auerbach 1. — Heppenheim 2. 5:2.
Ein gutes Spiel und beſondere Anerkennung für die
auf=
wärts ſtrebenden Auerbacher.
Roßdorf 1. — Beſſungen 2. 3:1 (0:0).
Das winterliche Spielſeld beeinträchtigte die Leiſtungen der
Spieler ſehr, ſo daß man von einem Spielverlauf abſehen muß.
Trotzdem wäre bei beſſeren Platzberhältniſſen die Ueberlegenheit
der Roßdörfer klarer zutage getreten.
Mikkelrheinkreis=Handballmeiſter der 92.
wurde der Ty. Malſtatt.
Im Rüchſpiel gegen den Tv. Frankfurt=Nied ſiegte der Tv.
Malſtatt=Saarbrücken am Sonntag auf eigenem Platze mit 5:1
(2:0) Treffern ganz überlegen. Damit haben die Saarländer
zum drittenmale die Handballmeiſterſchaft des Kreiſes an ſich
gebracht.
Berliner Turner=Handballmeiſterſchaft. „Tib” Berlin ſiegt.
Im erſten Endſpiel um die Handballmeiſterſchaft des Kreiſes 3b
der Deutſchen Turnerſchaft (Brandenburg) ſchlug die
Turn=
gemeinde in Berlin Guts Muths Berlin ganz überlegen mit
9:4 (4:2) Treffern.
Schwimmen.
Schwimmerkagung in Hanau.
Der alljährliche Gautag des Gaues Heſſen im Kreis V (
Süd=
deutſchland) fand bei ſehr ſtarker Beteiligung ſeitens der Vereine
am Sonntag in Hanau ſtatt. Nachdem der Vormittag neben
vor=
bereitenden Beratungen und Anträgen in erſter Linie einer
Werbeveranſtaltung für den Bau eines Hallenſchwimmbades in
Hanau diente, in deren Rahmen der Verbandsvorſitzende Dr.
Geiſo und der Gauvorſitzende Dr. Friedrich über die
entſpre=
chenden Fragen referierten, begann der Nachmittag mit der
Er=
ſratiung der Jahresberichte. Dieſe fielen im allgemeinen
zufrie=
denſtellend aus. Nur wurde durchweg über ſtarke
Intereſſe=
lofigkeit von Seiten der Vereine geklagt. In ſportlicher Hinſicht
kann der =au auf eine ſtarke Aufwärtsentwicklung zurückblicken.
Nach der Enilaſtung des Vorſtandes wurden die vorliegenden
Anträge ſchell erledigt, da die vorbereitenden Beſprechungen
alles genugend geklärt hatten. Von weittragender Bedeutung
waren nur die Beſchlüſſe, die ſich mit der vollkommenen
Um=
ſtellung des Gaufeſtes befaßten. Der Gau, nimmt das Feſt in
Zukunft in eigene Regie und den Vereinen ſoll ein prozentualer
Teilnahmezwang auferlegt werden, um auf dieſe Weiſe eine
Er=
ſaſſung der Maſſe zu erzielen. Als Ort des nächſten Gautages
wurde Gelnhauſen beſtimmt. Die Wahlen brachten folgendes
Ergebnis: Med.=Rat Dr. Friedrich=Darmſtadt 1. Vorſitzender;
Gerhäuſer=Offenbach 2. Vorſitzender; Struck=Offenbach
Schwimm=
wart; Patzke=Hanau Kaſſierer; Scholl=Darmſtadt Schriftführer
Belz=Frankfurt am Main Waſſerballwart.
Ohne Berufs= und Wertpreisfahrer kam die klaſſiſche
Zuver=
läſſigkeitsfahrt „Rund um Köln” zur Durchführung. In der
A=Klaſſe ſiegte der Einheimiſche Schmitz vor Mandelar.
Seite 7
4. Bezirksſporkwoche. 3 Bezirk.
(Süddeutſcher Gau.)
Darmſtadt erſter Sieger im Städtewettkampf.
Mit dem geſtrigen Tage fand die 4. Bezirksſportwoche ihr
Ende. Die Beteiligung war eine ſehr gute. Es waren
ver=
treten im Städtewettkampf: 14 10er Mannſchaften; bei den
Klub=
wettkämpfen 5er Mannſchaften: 41 Verbandsriegen, 10
Nicht=
verbandsriegen. Bei den Frauenwettkämpfen ſtarteten drei Her
Klubriegen von Frankfurt a. M.
Der Verband Offenbach, dem die Sportwoche übertragen
war, hatte gute Vorbereitung getroffen und auch den Kämpfen
durch beſte Organiſation glatten Verlauf geſichert.
Der erſte Vorſitzende von Offenbach dankte zum Schluß allen
Kegelſchweſtern und Kegelbrüdern für die gute Unterſtützung.
— Der Sportwart Kienzel konnte um 10 Uhr folgendes
Ergeb=
nis verkünden:
1. Städtewettkämpfe. 10er Mannſch. 500 Kugeln. 1.
Darm=
ſtadt 2555 Holz: 2. Schwanheim 2521; 3. Riederwald 2469;
4. Worms 2460; 5. Frankfurt 2453.
2. Klubwettkämpfe, Verbandsriegen, 5er Mannſch., 250 Kugeln:
1. Verein für Kegelſport Frankfurt a. M. 1339; 2. Siegfried
Frankfurt a. M. 1325; 3. Sportfreunde Höchſt 1317: 4.
Haſ=
ſia Darmſtadt 1312; 5. Mars Wiesbaden 1306.
Klubwettkämpfe, Werbeklubs, Her Mannſchaften, 250 Kugeln:
1. Turngeſellſchaft 1. Offenbach 1216: 2. Innzucht Offenbach
1165.
Frauenwettkämpfe, 5 Riegen, 250 Kugeln: 1. Fideler Kranz
1116: 2. Friſch und munter 1013.
Ehrenbahn, 10 Kugeln: 1. Barthel=Frankfurt 65; 2. Schlaudt=
Schwanheim 64; 3. Piehl=Offenbach 63: 4. Eurich=Frankfurt
63; 5. Weingärtner=Höchſt 63, bis 15 Prämien Schlußzahl 59.
Ehrenbahn, Damen, 10 Kugeln: 1. Frau Stier=Frankfurt 56.
Induſtriebahn für Damen, 4 Kugeln: 1. Frau Hebauf=Frankfurt
28; darunter 4. Frl. Bäumer=Darmſtadt 27.
Induſtriebahn, 4 Kugeln: 1. Wattinger=Offenbach 31: von
Darmſtadt: 3. Prämie: Weber 29; 7. Prämie: Ringler 29.
Weitere Siege für Darmſtadt:
Ehrenbahn, 10 Kugeln: 8. Sieg Pohlmann=Haſſia 61: 13. Sieg
Schönefeld=Chattia 59.
Die Mannſchaft von Darmſtadt ſtartete in folgender
Aufſtel=
lung und Ergebnis:
1. Reichert 266: 2. Schönefeld 265: 3. Grün 263: 4. Joſt 262;
5. Ringler 255; 6. Schüßler 251; 7. Scherer 251: 8. Hübner 250;
9. Sattler 250; 10 Pohlmann 242: zuſammen 2555 Holz.
Der Heſſiſch=Naſſauiſche Radfahrerbund hielt auf ſchwieriger
Strecke bei Rüſſelsheim ein Querfeldeinrennen ab, an dem 45
Fahrer teilnahmen und das einen ausgezeichneten Erfolg in
jeder Hinſicht aufzuweiſen hatte. Nach dem achten Kilometer
konnte Lindemann, von Opel=Rüſſelsheim, alle Gegner vom
Rade verlieren und den einmal errungenen Vorſprung bis ins
Ziel ausdehnen. — Ergebniſſe: 1. Emil Lindemann (Opel
Rüſſelsheim) 41,48 Minuten für 20 Km.; 2. Becht=Rotweiß
Frankfurt 42,32 Minuten; 3. Clemens=Offenbach=Bürgel 44,01
Minuten; 4. Strahl=Ginsheim 1 Lg.: 5. Rettert=Diamant
Wies=
baden 1 Lg.; 6. Henkel=Marienborn 100 Meter; 7. Knappes=Opel
Wiesbaden 1 Lg.; 8. Prieſter=Diamant Wiesbaden 44,50
Minu=
ten; 9. Koch=Offenbach=Bürgel 50 Meter; 10. Hans Hundertmark=
Opel Rüſſelsheim 1 Lg.
Süddeutſchland ſchlägt Rorddeakſchland 3:1 11:1).
Für das Silberſchildſpiel in Frankfurt a. M. hatte man
vor=
wiegend den Norden als Sieger getippt. Man ſtützte ſich bei
dieſer Vorausſage in erſter Linie auf die Tatſache, daß die
nord=
deutſche Mannſchaft geſchloſſener und beſſer eingeſpielt ſein ſollte.
Es kam aber wieder einmal anders: die energiſchere, körperlich
kräftigere und taktiſch beſſere Mannſchaft des Südens holte ſich
einen verdienten 3:1 (Halbzeit 1:1) Sieg. — Das Spiel wurde
auf dem Platze des S.C. 80 Frankfurt vor 1000 Zuſchauern
ausgetragen. Das gebotene Hockey war gut, der Kampfverlauf
konnte jederzeit intereſſieren. Den beiden weſtdeutſchen
Schieds=
richtern ſtellten ſich die beiden folgenden Mannſchaften:
Nord=
deutſchland: Freckmann; Keain, Wöltje; David, Theiß,
Hardeland: Müller, Stöckemann, Lockemann, Hohbein, Happelt
(alle D.H.C. Hannover). Süddeutſchland: Dörr (
Heidel=
berger H.C.); Hölzel, Külzinger (beide Münchener S.C.); Peter
(Heidelberger H.C.), Ueberle (T. G. 78 Heidelberg), Paul (S.C. 80
Frankfurt); Horn, Dr. Zapp (Heidelberger H.C.), Meyer (T. G. 78
Heidelberg), Baudendiſtel (Heidelberger H.C.), Thomſon (S.V.
80 Frankfurt). Anfänglich ſah es ſo aus, als ſollte der Norden
tatſächlich der Favorit des Spieles ſein. Er war in den erſten
10 Minuten überlegen und kam nach einer Reihe von feinen
An=
griffen durch den Mittelſtürmer zum erſten, allerdings auch
letzten Erfolg. Der Süden drückte ſtärker auf das Tempo, und es
dauerte nicht lange, bis Meyer den Ausgleich erzielt hatte. Im
weiteren Verlauf blieb der Kampf bis zur Pauſe ausgeglichen.
Auf beiden Seiten wehrten gute Hintermannſchaften zahlreiche
Vorſtöße ab. Der Süden holte ſich einige Strafecken, die aber
ebenfalls nicht verwertet werden konnten. Nach der Pauſe wurde
Süddeutſchland dank der guten Arbeit ſeiner Läuferreihe und
dank der feinen Leiſtungen ſeiner Flügelſtürmer mehr und mehr
überlegen. Auf eine Ecke hin erzielte Baudendiſtel in der
zehn=
ten Minute den Führungstreffer. Jetzt ſetzte ſich Süd ganz im
Schußkreis ſeines Gegners feſt. Ein Angriff nach dem anderen
rollte vor. Die Hintermannſchaft des Nordens kam in manche
ſchwierige Situation. In der 20. Minute konnte denn auch das
Ergebnis auf 3:1 erhöht werden. Ueberle gab einen Strafſchlag
vom Rande des Schußkreiſes aus an den Rechtsaußen, deſſen
präziſe Flanke kam zum Mittelſtürmer Meyer, und ſchon war der
dritte Treffer fertig. Nun beſchränkte ſich der Süden im
weſent=
lichen darauf, das Ergebnis zu halten. Er machte allerdings auch
noch einige ſchöne Durchbrüche und zum Schluß vergab er durch
Baudendiſtel ſogar noch eine klare Chance.
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[ ← ][ ]Seite 8
Montag den 8. April 1929
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Die Verdingungsunterlagen werden,
ſoweit der Vorrat reicht, von der
unter=
zeichneten Dienſtſtelle abgegeben, woſelbſt
auch die Zeichnungen während der
Dienſt=
ſtunden von 8—12 und 3—6 Uhr, außer
Samstag nachmittag, zur Einſichtnahme
aufliegen.
Die Angebote ſind bis Mittwoch,
den 17. April 1929,
zu 1. vormittags 11 Uhr
11:, Uhr
zu 2.
12 Uhr
zu 3.
verſchloſſen, mit entſprechender Aufſchrift
verſehen, poſtfrei an die unterzeichnete
Dienſtſtelle einzureichen, woſelbſt die
Er=
öffnung im Beiſein der erſchienenen
Be=
werber erfolgt.
(5953
Darmſtadt, den 5. Apri 1929.
Neubauleitung, Riedeſelſtraße 60.
Arbeitsvergebung.
Die Gemeinde Biſchofsheim bei Mainz
vergibt die Ausführung eines
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Die Arbeiten umfaſſen:
a) Hauptrohrleitung.
Lieferung und Legung von ca. 10500
Ifd.* Mtr. Mannesmann=Rohr mit
Schweißmuffen in den 1. W. von
80—200 mm einſchl. Ausführung der
notwendigen Grab= und
Chauſſie=
rungsarbeiten.
b) Anſchlußleitungen.
Liefern und Legen von ca. 4000 Ifd.
Mtr. nahtloſen, ſchmiedeiſernen und
aſphaltierten Rohren von 17.—2‟
1. W. mit Formſtücken und einſchl.
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Chauſ=
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Augebotsformulare ſind, durch die
Bürgermeiſterei Biſchofsheim bei Mainz
gegen Erſtattung der Herſtellungskoſten
zu beziehen.
Die Angebote ſind bis 20. April 1929,
vormittags 10 Uhr, bei der Bürgermeiſterei
Biſchofsheim einzureichen. Die Eröffnung
erfolgt in Gegenwart der anweſenden
Anbieter.
Die Zuſchlagsfriſt beträgt 8 Tage.
Biſchofsheim bei Mainz, 5. April 1929.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Biſchofsheim
(6032
Fiſcher.
Für die Provinzial=pflegeanſtalt
Eberſtadt a. B. ſollen zur Lieferung
für die Zeit vom April 1929 bis Ende
März 1930 vergeben werden:
11000 Ztr. Ruhr=Nußkohle I und II
(gewaſchen und geſiebt),
1000 Ztr. Briketts „Union”.
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen am 10.
und 11. April 1929, vormittags, in der
Anſtalt offen, nach auswärts werden
dieſelben nicht verſchickt.
Angebote' ſind verſchloſſen, mit der
Aufſchriſt „Angebot zu der am 8. April
1929 ausgeſchriebenen Lieferung” bis
zum Eröffnungstermin, 18. April 1829,
vormittags 8 Uhr, einzuſenden oder
in den im Hauseingang des
Verwal=
tungsgebäudes befindlichen Kaſten
ein=
zuwerfen.
(5993
Eberſtadt, den 8. April 1929.
Direktion
der Provinzial=Pflegeanſtalt.
Verpachtung!
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gelegene Gaſtwirtſchaft „Zum
Wild=
park” nebſt der Werkskantine der
Ge=
werkſchaft Meſſel zu verpachten.
Schriftliche Angebote ſind zu richten
an:
6034
Gewerkſchaft Meſſel
Gruße Meſſ= bei Darmſtadt.