Einzelnummer 15 Pfennige
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Pöchentiche iAuffrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſitattet.
Nummer 357/58 Dienstag, den 25. Dezember 1928.
191. Jahrgang
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Franifurt a. M 13041
Seite 2
Dienstag den 25 Dezember 1928
Neigenzujammenbruch des verhafkekten Kraß.— Reue
Berhaftung eines deutſchen Beamken in Koblenz.
* Mainz, 24. Dez. (Priv.=Tel.)
Der in der Mainzer Spionageaffäre verhaftete
Oberverwal=
tungsinſpektor Kratz hat durch die Schwere der Haft einen
Ner=
venzuſammenbruch erlitten. Er wurde in das franzöſiſche
Laza=
rett überführt.
Nachdem am Freitag ein Verwaltungsaſſiſtent der
Reichs=
bermögensverwaltung zur Vernehmung durch die Franzoſen nach
Mainz gebracht und dort feſtgenommen wurde, iſt nunmehr ein
weiterer Beamter von den Franzoſen verhaftet worden. Es
han=
delt ſich um einen Poſtſekretär, der früher bei der
Reichsver=
mögensverwaltung angeſtellt war und dann in den Dienſt der
Reichspoſt übergetreten iſt . Nunmehr ſind vier deutſche
Beamte aus Koblenz feſtgenommen und befinden ſich im
franzöſiſchen Militärgerichtsgefängnis. Die Franzoſen ſetzen
ihre Vernehmungen immer noch fort, ſo daß eine nicht
unbeträcht=
liche Unruhe in der Bevölkerung über die Maßnahmen der
Fran=
zoſen herrſcht, die, ohne den deutſchen Behörden
Tatſachenmate=
rial zu geben, deutſche Beamten kurzerhand verhaften. In
Koblenz wie in Mainz ſind bisher weder Verteidiger noch
Ange=
hörige zu den Verhafteten zugelaſſen worden, ſo daß ſich die
deut=
ſchen Behörden veranlaßt geſehen haben, das Rote Kreuz zu
be=
auftragen, nach dem Rechten zu ſehen und ſich der Verhafteten
anzunehmen.
* Die Franzoſen haben in den letzten Wochen im beſetzten
Gebiet zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, die ſämdlich
Be=
amte und Angeſtellte des Reichsvermögensamtes in Koblenz
ſind. Alle Bemühungen des Reichskommiſſars, die Urſache dieſer
Verhaftung feſtzuſtellen, ſind bisher vergeblich geweſen. Die
Franzoſen haben lediglich zu verſtehen gegeben, daß ſie einer
angeblich groß angelegten Spionageaffäre auf die Spur
ge=
kommen ſind. Da aber inzwiſchen einige der Verhafteten, die
beſonders belaſtet ſchienen, wieder freigelaſſen worden ſind, kann
man ſich ungefähr ein Bild von dieſer „Spionageaffäre” machen.
Offenbar kommt es den Franzoſen nur darauf an, zu dem
Schachty=Prozeß vom Somer dieſes Jahres jetzt im Weſten ein
entſprechendes Gegenſtück zu ſchaffen, deſſen Zweck nur darin
be=
ſtehen ſoll, aller Welt zu zeigen, wie ſchwer die Stellung der
franzöſiſchen Beſatzungsarmee und von welchem ſchlechten Willen
die deutſche Bevölkerung am Rhein angeblich beſeelt iſt. Bei
dem bevorſtehenden Spionageprozeß wird zwar zu Ungunſten
der deutſchen Angeklagten ebenſowenig herausſpringen, wie
ſei=
nerzeit in Moskau beim Schachtyprozeß, aber das ſpielt für die
Franzoſen im Augenblick keine Rolle. Sie wollen nur wieder
einmal die Walze der antideutſchen Hetzpropaganda drehen, die
ihnen offenbar ſchon zulange ſtillſtand.
* In intereſſierten politiſchen Kreiſen unterhält man ſich
ſchon eifrig darüber, wer als Nachfolger von Dr. Simons nach
Leipzig gehen wird. Die Regierung hat zwar noch bis zum
1. April kommenden Jahres Zeit, aber es ſcheint, als ob auch
im Kabinett bereits darüber geſprochen worden iſt. Wir
deute=
ten ſchon an, daß vermutlich das Reichsgerichtspräſidium bei
dem großen Stellenſchub, der ſchon ſeit dem Sommer für das
Zuſtandekommen der großen Koalition in Ausſicht genommen
worden iſt, dieſer Poſten ein wichtiges und begehrenswertes
Kompenſationsobjekt ſein wird. Deshalb glauben wir auch nicht
an eine Kandidatur des Kamergerichtspräſidenten Tigges,
eben weil dieſer nur Beamter iſt. Auch der Staatseſekretär im
Reichsjuſtizminiſterium Foel wird genannt. Die
Sozialdemo=
kraten möchten ihn aus dem Juſtizminiſterium gern weg haben,
veil er ihnen zu „reaktionär” iſt. Aber gerade deshalb wird für
ihn der Weg nach Leipzig vermutlich verſperrt ſein, obwohl er
ein Juriſt von großen Qualitäten iſt. Der Ehrgeiz der
Sozial=
demokraten geht dahin, einen ausgeſprochenen Anhänger ihrer
Ideen zum Präſidenten des Reichsgerichtes zu machen, und
zwar ſcheinen ſie auf Profeſſor Radbruch zu ſtarten, der
vor=
übergehend Reichstagsabgeordneter und als ſolcher auch einmal
Juſtizminiſter geweſen iſt.
Anſtelle des demokratiſchen Reichstagsabgeordneten Profeſſor
Bernhard, der ſein Mandat zum Reichswirtſchaftsrat niedergelegt
hat, iſt der bisherige Vorſitzende des Reichsverbands der deutſchen
Preſſe, Paul Baecker, als Vertreter der Preſſe getreten.
Das neue nationalkatholiſche Organ, der „Elſäſſer
Bote” hat nach einen Meldung aus Straßburg die erſte
Pro=
pagandanummer wit einem Empfehlungsſchreiben des
Straßbur=
ger Biſchof3 Mſgr. Ruch und mit einem Manifeſt der neuen
National=
katholiſchen Partei herausgegeben.
Die Erſatzwahlen in den Kreiſen Altkirch und Kolmar,
die durch die Ungültigkeitserklärung der Mandate der Autonomiſten
Ricklin und Roſſé erforderlich geworden ſind, wurden durch ein
im „Journal Officiel” veröffentlichtes Dekret auf den 13. Januar
1929 feſtgeſetzt.
Die nationale Sammlung zur Vergrößerung der
Luftflotte Italiens hat rund 12 Millionen Lire ergeben, die
jetzt Muſſolini zur Verfügung geſtellt wurden. Von den verſchiedenen
Landesteilen hat Sitzilien und von den Städten Mailand am meiſten
geſpendet.
Der neue italieniſche Senatorenſchub iſt politiſch
farb=
los und bring: hauptſächlich Militärs, Diplomaten und Gelehrte m den
Senat, die ſich in den letzten Jahren durch verdienſtvolles Wirken im
Intereſſe des Staates ausgezeichnet haben.
Mit Zuſtimmung der afghaniſchen Regierung ſind am Samstag die
in der britiſchen Geſandtſchaft in Kabul untergebrachten Frauen
und Kinder durch engliſche Flugzeuge nach Indien
gebracht worden.
Unter der Leitung des Stammesführers Doſt Mohammed iſt in
Perſiſch=Belutſchiſtan ein ernſter Aufſtand
ausge=
brochen.
Der Allparreien=Konvent von Kalkutta unter dem
Vorſitz von Anſari hak ohne Oppoſition eine Entſchließung angenommen,
in der geſordert wird, daß Indien die verfaſſungsmäßige
Stellung eines ſich ſelbſt regierenden Dominions
in der Art Auſtraliens und Südafrikas erhält.
Die panamerikaniſche Konferenz hat einen panamerikaniſchen
Ver=
mittlungsvertrag entworfen, in dem vorgeſehen wirb, daß eine
Ein=
miſchung dritter Parteien, nachdem die Vermittlungsaktion des auf
Grund des Vertrages einzuſetzenden Ausſchuffes begonnen hat, nicht
ſtatt=
finden darf, da dies nur zu Mißverſtändniſſen führen würde.
Eſſen, 24. Dez.
Der Deutſche Metallarbeiterverband hatte zum 23. Dezember
eine Konferenz der Vertreter des Deutſchen
Metallarbeiterverban=
des für den geſamten Bezirk der beteiligten freien Gewerkſchaften
nach Eſſen eingeladen zwecks Stellungnahme zum Schiedsſpruch
Severings. Der Bezirksleiter Wolf berichtete über die
zurück=
liegenden Verhandlungen und über den Verlauf der Verkündung
des Schiedsſpruches am 21. Dezember. Nach mehrſtündiger
ſach=
licher Diskuſſion wurde mit allen gegen eine Stimme eine
Ent=
ſchließung angenommen, in der es u. a. heißt: „Der
Wirtſchafts=
kampf in der rheiniſch=weſtfäliſchen Eiſen= und Stahlinduſtrie
kommt durch die Entſcheidung des Reichsinnenminiſters vom
21. Dezember zum Abſchluß. Die am Sonntag, den 23.
Dezem=
ber 1928, in Eſſen tagende Konferenz der Vertreter des Deutſchen
Metallarbeiterverbandes und der übrigen beteiligten freien
Ge=
werkſchaften anerkennt, die im Schiedsſpruch feſtgelegte
Lohn=
erhöhung, Akkordſicherung und Arbeitszeitverkürzung, obwohl
eine ganze Reihe berechtigter Wünſche der Arbeiterſchaft
unberück=
ſichtigt geblieben iſt. Es iſt und bleibt die Aufgabe der
Organi=
ſationen, dieſe Arbeit weiter zu verfolgen. Die Ausſperrungswut
der Arbeitgeber hat eine gründliche Abfuhr erhalten. Die
Konfe=
renz verlangt, daß die Reichsregierung alles tut, um weitere
Preisſteigerungen zu verhindern, eine ſcharfe Kontrolle über die
Kartelle und Syndikate ausübt und energiſche Maßnahmen
trifft zur Schaffung einer ſtaatlichen Kontrolle
der Eiſenwirtſchaft zum Wohle der deutſchen
Arbeiter=
ſchaft und des ganzen deutſchen Volkes.”
Zu dem Schiedsſpruch des Reichsinnenminiſters Severing
wird aus Kreiſen des Chriſtlichen Metallarbeiterverbandes
mit=
geteilt, daß man den Schiedsſpruch mit einem naſſen und einem
trockenen Auge anſieht. Man hatte in der Lohnfrage etwas mehr
erwartet. Befremdend wirkt es in Kreiſen des Chriſtlichen
Metall=
arbeiterverbandes, daß man ſich in den Kreiſen der freien
Gewerk=
ſchaften mit der Arbeitszeitregelung ſo glatt abfindet, während
man früher dem Reichsarbeitsminiſter Brauns ſtets Sabotage des
8=Stunden=Tages vorgeworfen habe. Severings Schiedsſpruch
habe aber die Brauns’ſche Politik ſtark gerechtfertigt.
Nummer 3325
*Weihnachten.
Von D. Dr. M. Schian.
Die Kriegsweihnachtsfeſte liegen nun ſchon mehr als ein
zehnt hinter uns. Genau zehn Jahre ſind ſeit der Revoluz
weihnachten vergangen, die in Berlin mit Straßenkämpfe
feiert wurde. Heuer haben wir ſeit Kriegsende ſchon die
Friedensweihnachten. Ich ſtelle dieſe Daten nicht aus Freu
Zahlen feſt. Auch nicht, um Erinnerungen aus bewegter Zei
aufzubeſchwören. Aber ich meine, wir hätten allerlei Anle
ernſten Erwägungen, wenn wir jener Zeiten gedenken. Und
zu Erwägungen, die gerade das Weihnachtsfeſt betreffen.
Während des Krieges wurde am Weihnachtsfeſt die f.
gende Liebe in einem Maße lebendig, das man vorher
kau=
möglich gehalten hätte. Liebesgaben in Ueberfülle fluteten a.
Front. Daheim waren viele in den Gaben für die Fam
angehörigen ſparſamer. Vaterland und Heer hatten den .
rang. Wo iſt dieſe Stimmung hin? War ſie nur Stimmung —
ſie nicht Geſinnung? Haben wir wieder verlernt, an die „
des Volkes zu denken? Bleiben wir wieder bei den Gli;
der Sippe haften? Damals haben ſich viele für größer —
weitere Gedanken freigemacht. Damals. Aber heute? Es iſ „
ſchwer, zu lernen.
In den ſpäteren Kriegsjahren wurde Weihnachten zur
Dabei denke ich zunächſt an die äußere Not. Kriegsrat
Kriegsgebäck, Kriegsknappheit, Kriegskrankheiten. Wir reder
auch von Not. Zweifellos gibt es Not in nicht kleinen
ten des Volkes. Wir in Schleſien haben ſehr erhebliche Not,
im Waldenburger Bergwerksgebiet. Wir leiden unter Wohn —
not, Arbeitsmangel und großen wirtſchaftlichen Uebelſte
Aber ſolche Not, wie 1916, 1917 und auch noch 1918, ſolche K—
heit wie im Inflationsjahr 1923 haben wir jetzt nicht.
Ganze geſehen, haben wir es viel beſſer als damals. Aber
als wüßten wir es nicht. Wer empfindet dankbar, baß es ſo
wie es ſteht? Und die Lektion war doch eigentlich kräftig g
Es ſcheint wirklich ſchwer zu lernen.
Ich ſprach von der äußeren Not. Aber jene Kriegs
nachtsfeſte waren auch Tage ſchwerer innerer Not.
Engelsbotſchaft „Friede auf Erden!” kontraſtierte zu ſtar t
dem Donner der Geſchütze. An dieſem Kontraſt iſt mem
damals innerlich beinahe zu Grunde gegangen. Wie ſollte n
noch im Gottesdienſt von dem „Friedensfürſten” ſingen, in
draußen Millionenheere darauf bedacht waren, einander ta
denkbaren Schaden anzutun? Jene Weihnachtsfeſte ware m
viele Geburtsſtunden eines Pazifismus, der das Wort: g
wieder Krieg!” zu ſeiner Loſung gemacht hat. Aber ſie mn
auch Anderen, tiefer Nachdenkenden, einen Stachel ins Her —
drückt. Den kraſſen Gegenſatz zwiſchen Weihnachten und G
empfinden wir alle ſeit jenen Weihnachtsfeſten viel ſchmer; —.
und peinlicher als vordem.
Nun mögen ja manche ſagen: Aus dieſen Erlebniſſen —
wir gelernt! Sie haben uns ſogar umlernen laſſen. De S
Krieg — heute Friede. Damals Europa in zwei Heerlage: —
ſpalten; heut die Welt im Völkerbund geeint! Damals —
vergießen über Blutvergießen; heute iſt der Krieg geächtet!
Kelloggpakt! An Weihnachten 1928 iſts eine Luſt zu leben;
die Völker der Erde haben ſich verpflichtet, den Krieg zu
t=
ſcheuen! Siehe da die gelehrige Menſchheit! Der Weltkrieg
hart, lang, ſchwer. Aber er trägt ſeine Früchte. Jetzt hei
in Wahrheit: Friede auf Erden!
Aber da ſteht vor mir das Weihnachtsfeſt 1918 auf. Sieh
ihren Willen, die einen Frieden um jeden Preis wollten.
hoch der Preis ſein würde, wußten ſie damals noch nicht;
auch wenn ſie es gewußt hätten, nicht wenige hätten auch d
Preis bezahlt. Oder vielmehr: ſie wären auch dann für
Frieden geweſen, weil ſie meinten, daß andere Schichten
Volkes den böſen Preis zu bezahlen haben würden.
„Morden” draußen hatte ein Ende. Und wie beging mar
erſte Weihnachten nach dem großen, entſetzlichen Blutvergie
Mit Blutvergießen in der Heimat. Mit Bürgerkrieg. Ein F
lehrige Menſchheit!
Und Weihnachten 1923 ſteht auf. Weihnachten des Inflat *
jahrs. Und Weihnachten nach dem Einfall der Franzoſe 7n
das Ruhrgebiet. Eine Weihnachten des „Friedens”. Denn
mand hatte uns den Krieg erklärt. Ganz friedlich war F*
reich einmarſchiert; denn wir hatten ſeinen bis an die Zähn
waffneten Diviſionen keinen Widerſtand entgegengeſetzt, and
falls hätten die franzöſiſchen Heere natürlich unſere Städ. EI
Rhein und Ruhr zerſchoſſen. Aber auch die Folgen des" ,
lichen” Einmarſches waren entſetzlich. Es iſt das alles j/r
fünf Jahre her. In dieſen fünf Jahren haben wir vieles He
vergeſſen; fünf Jahre ſind ja auch eine ſehr lange Zeit..."
es iſt doch nützlich, daran zu denken, daß jene Weihnachten 52.
eine Friedensweihnachten war!
Und vor mir ſteht die Weihnachten 1928 auf. Die St
männer der Welt in Lugano. Sie haben vor wenigen Mo 72.
in Paris den Frieden für alle Zeiten proklamiert und den B
Eine Weihnachtsbetrachtung.
Von Walter von Molo,
Vorſitzender der Sektion für Dichtkunſt an der Preußiſchen
Akademie der Künſte.
* Das Chriſtkind kommt in einer traurigen und kranken Zeit.
Die Menſchen halten noch immer nicht Frieden, und der Satz:
allen Menſchen ein Wohlgefallen lebt ſehr arg verzerrt und
häß=
lich falſch erfüllt. Was iſt denn ein Menſch? Iſt das ein
Ge=
ſchöpf, das auf zwei Beinen geht und redet, oder iſt er ein ſolches
Weſen, das außerdem eine Seele in ſich trägt und daher von
Weltgeſetzlichkeit weiß und nach dieſer handelt? Nur das ſind
Menſchen, nur mit ſolchen darf und kann man Frieden halten,
nur dieſen iſt die Weihnachtsbotſchaft ein Wohlgefallen.
Es iſt unſerer Tage Fluch, daß die Menſchen alles falſch
auf=
heben. Man darf nicht Frieden halten um jeden Preis, wenn
dieſer Preis die Aufgabe der menſchlichen Exiſtenz umſchließt.
Das iſt Wahnſinn. Man darf mit dem Schlechten, ſeeliſch
Ver=
weſenden nicht Frieden halten, man darf nicht! Unſere Zeit
be=
müht ſich, mit den Schlechten Frieden zu halten und führt Krieg
mit dem Guten, dem Geiſt, der Seele, mit der Innerlichkeit, der
menſchlichen Exiſtenz. Allen Menſchen ein Wohlgefallen?
Ja=
wohl, allen Menſchen! Nicht aber darf man Wohlgefallen
ſuchen bei denen, die keine Menſchen mehr oder noch nicht ſind.
Friede auf Erden und allen Menſchen ein Wohlgefallen? Dieſe
Botſchaft gilt nur dem Wertvollen, dem, dem der Mut eignet,
offen ſeine Meinung zu bekennen, danach zu leben, gilt nur,
wenn dieſe Meinung gut, wenn ſie ethiſch für ſein Volk und
da=
nit für die Geſamtmenſchheit gerichtet iſt. Mit den anderen iſt
Kampf Pflicht, nicht Kampf des Haſſes, der Verleumdung, der
Bosheit, der Lüge, ſolches vermag ein reiner Kämpfer nicht als
Waffen zu tragen, Kampf der Art: ich laſſe dich nicht, du ſegneſt
mich denn.
Unſere Zeit iſt eine Zeit kläglicher Lauheit, klügelnder
Schwäche, der Kompromiſſe. Ein Kompromißler um egoiſtiſcher
Ziele willen, dazu gehört auch die innere Scheinruhe, iſt kein
wer=
tiger Menſch. Man verſtehe mich recht: Nicht dem rede ich das
Wort, der überall mit dem Kopf durch die Wand fahren will, der
nur ſich und ſeine Anſchauung beſitzt, ich rede dem das Wort,
welcher, nach ſeiner Weltanſchauung, Gott oder den Kosmos nicht
tieriſch materiell, ſondern im Geiſte und in der Wahrheit anbetet.
Der nicht an ſich denkt und nur kämpft, um die Werte der Seele
durchzuſetzen, um ſie wieder blank zu putzen, der um des Guten
und Wahren willen allein kämpft, der die ewigen Geſetze des
Alls wieder allen erkennbar zu machen ſtrebt, um die anderen zu
beſſern, ehe ſie das Ewige als unrein vernichten muß.
Der Menſch von heute hat vieles, faſt alles zerſchlagen.
Da=
rum hetzt er vor ſich davon, darum iſt er verzweifelt, daher ſucht
er, ſtatt dieſe Verzweiflung einzugeſtehen, Ausreden, die ihn ſelbſt
beſchämen, darum hat er zum Zynismus gefunden. Die
Zer=
ſetzung wird immer ärger, ſie greift wie eine tödliche Seuche
immer raſcher um ſich. Die Menſchheit von heute iſt zum großen
Teile ſchon ſo verirrt, daß ſie auf ihre uneingeſtandene
Verzweif=
lung anmaßend ſtolz wird! Wir waren früher vielleicht zu
ab=
ſolut in unſerem Urteil, wir waren auch ungerecht und achteten
zu wenig die Gefühle derer, die anders dachten und fühlten als
wir. Gewiß, darum iſt vieles, faſt alles, zuſammengefallen.
Nicht aber zuſammengefallen iſt die Geſetzlichkeit des Alls, die
die Menſchen und Völker werden und vergehen läßt, die über
allen Einzelnen und irdiſchen Regierungen herrſcht, nicht
zu=
ſammengeſtürzt iſt das, was letztlich über unſer Schickſal
ent=
ſcheidet, was dieſem befiehlt. Das wollen die Menſchen von
heute nicht wahr haben, drum dienen ſie einander mit den
Lip=
pen, ſtatt mit dem Herzen, drum zetern ſie gegen den, der aufrecht
blieb, er ſchafft ihnen Unruhe, drum muß der Verantwortliche
immer wieder vor ſie mutia hintreten und ihnen ſagen: ſie
wür=
den es gerne wahr haben, daß es einen Gott gibt, aber ſie wollen
es ſich nicht eingeſtehen, ſie ſind zu müde, zu verbraucht, zu feig,
zu trägherzig dazu. Und doch: Gottes Hand iſt noch ausgeſtreckt!
Das erkennt jeder ohne jegliche Ausnahme in ſeinem Leben, aber
faſt immer zu ſpät. Dieſe Erkenntnis muß endlich in unſerem
Volk wieder nach oben tauchen, ſonſt ſind wir für lange verloren.
Die Tage der Weihnacht könnten, ſollten, müßten Beſinnung
bringen, daß es etwas über dem verzweiflungsüberfüllten
Be=
täubungsſchrei der ſogenannten Vergnügungen, des äußerlichen
ſogenannten Erfolges und der Selbſtgefälligkeit gibt, daß wir ein
Reich in uns tragen, das nicht zuſammenbrach, das uns niemand
rauben kann als wir ſelbſt. Was hat denn das Leben des
Men=
ſchen für einen Sinn, wenn wir höheren Zweck darinnen nicht
finden, wenn wir keinen feften. Halt ſuchen und in uns erkennen,
wenn wir auf der einen Seite rechtbaberiſch widereinander
wüten, weil wir das Einigende, das Seeliſche ſelbſtmörderiſch zu
erſticken verſuchen, es übertoben, weil wir menſchlich, alſo in
Schwäche, das was göttlich iſt, mit unſeren elenden Kräften, mit
falſcher Huwanität, die ich elende Kompromißlerei nenne, zu
ſchaffen verſuchen. Es iſt doch da! Es leht in jedem von uns!
Der Menſch kann nur ſchaffen was da iſt, nur auf deſſen Ge=
leiſen iſt er Enrdecker, Erfinder, iſt er ſchöpferiſch. Alles, S
nicht durch dieſe Kraft in ihm wird, iſt Schall und Rauch,
klingt und verweht gar bald.
Nicht durch äußere Gebärden kommt die Umkehr. Sie kIR
aus der Erfahrung jedes Einzelnen. Dazu zu helfen iſt UE
Pflicht! Nur ſo, wenn wir zu dieſem Ziele auf den anderr
wirken und für ihn wirken, vergeſſen wir uns ſelbſt, lieber
den andern mehr als uns ſelbſt. Nicht mit Dank dürfer *
rechnen, wir dürfen ihn nicht verlangen, wahrhaft menſch 2
Handeln iſt immer religiös, es braucht als ſolches gar nick
kennzeichnet zu werden. Nur ſolches Wirken trägt ſeinen Lo.
ſich, nur das ſchafft Güter, die nicht die Motten oder der
freſſen.
Beklagenswerte Menſchheit, die das Jenfeitige, das CF
aus ihren Tagen zu verbannen ſtrebt, um Scheinruhe zu
he=
die dadurch die große Unruhe iſt. Wer Ruhe ohne Kamp
feindlichen Gewalten in uns will, der wird nie Ruhe haben.
die erworbene Ruhe hält an und iſt Ruhe!
Es iſt ſchon ſo oft geſagt worden, und trotzdem hat es
genützt, deswegen muß es immer wieder und wieder lau
rufen werden: alles Politiſieren im Innern und nach a
alles Wirken des Einzelnen für ſich und für die Geſamthe
wertlos, ift zu grauenvollem Zuſammenbruch verdammt,
nicht ethiſch dem Ganzen vor uns, dem Ganzen nach uns
antwortlich getan wird.
Möge in dieſen Weihnachtstagen jeder in ſich ernſthaft
umgehen, wahrhaft, bis ins Letzte aufrichtig und uneitel,
er die Reſultate vor ſich hinlegen und prüfen, ob er glückli
wenn er mit dem Ellenbogen ſtößt, wenn er verzerrt grin/!
nicht zu weinen. Freudigkeit und Kraft und freimache
Lachen der Sicherheit durch Glauben an die Macht ur
Seele— das wünſche ich euch!
Von P. Köllen.
Niels Reepler ſtand im Winkel des Eiſentores, das
hinter ihm liegende Welt vergitterter Fenſter gegen die S.
abriegelte, als em Laternenmann durch den Schnee ſtapſte,
ſam die Lichter entzündete und den Regloſen muſterte. Er)
die Anrede hin hob der den Kopf, aber ſein Blick ging gleie
durch den Frager hindurch ins Ungewiſſe, und die Antwork
wie aus weiter Ferne: „Nein, ich bin nicht Erank, mi
nichts!“
Dienstag, den 25 Dezember 1928
Seite 3
ummer 352158
Acht getan. Dann ſind die Staatsmänner gerade der
größ=
ationen nach Hauſe gefahren und haben bei ihren
Regie=
n eine reſpektable Vermehrung der „Kriegsrüſtungen durch=
Nachdem ſie das getan haben, haben ſie ernſt erwogen,
nan die Rüſtungen vermindern könne. Zu einem Ergebnis
dieſe Erwägungen bis Weihnachten 1928 nicht gekommen.
Felt — außer Deutſchland, Oeſterreich, Ungarn und Bul=
— ſtarrt in Waffen. Mehr als 1913. Aber — Weihnachten
iſt eine Friedensweihnachten!
mmerhin: wir in Deutſchland haben abgerüſtet. Wir haben
—chabgerüſtet. Das iſt wahr, ſelbſt wenn Friedrich Wilhelm
Ster noch im Schrank beim Forſtwärter Müller in Unter=
)auſen eine alte Vorderladeflinte finden ſollte. Das iſt
e trotz des Panzerkreuzers, der nun wohl wirklich gebaut
— (wenn nicht noch die Werftarbeiter, die das „Mordwerkzeug”
Elſollen, den Dienſt verweigern). Wir haben kein Heer für
Krieg. Wir können und werden keinen Krieg führen. Wir
i alſo eine Friedensweihnachten!? Aber Frankreichs Heere
im deutſchen Land und weichen nicht. Frankreichs
Poli=
fordern, daß das Rheinland dauernd beſetzt bleibe.
Frank=
ſchmiedet ſchon Waffen, um durch Auflegung untragbarer
r das deutſche Volk wieder ſchuldig der Nichterfüllung ſeiner
digkeit anklagen und daraus neue Sanktionen ableiten
unen. Dunkel die Zukunft des Rheinlandes. Dunkel das
ſal der Saar. Dunkel das Geſchick Deutſchlands. Aber
weiern ja eine Friedensweihnachten!
Vas will ich mit alledem? Uns das frohe Feſt durch ernſte
nken verderben? Nein; ich bin der Anſicht, daß wir im
— nken an jene Weihr achtsfeſte bitterer Not und Pein
dank=
ind froh dieſe Weihnachten feiern ſollen. Von jenen Nöten
die unſeren doch ſehr verſchieden. Gerade deshalb ſollen
Jankbar und froh ſein, weil wir wieder viel Gutes genießen,
wir damals entbehrten. Aber wir ſollen allerdings nicht
ikenlos feiern. Sollen nicht tun, als wäre rings um uns
r Luſt und Freude, lauter Liebe und Friede. Sollen nicht
als wäre die Welt ſeit jener furchtbaren Kriegsexploſion
ich frieblicher geworden. Sollen nicht durch ſchöne Reden
Inderen uns hypnotiſieren laſſen. Sollen wiſſen, daß
Frank=
nach wie vor keinen größeren Wunſch hat, als Deutſchland
erſtückeln, zu verkleinern, am Boden zu halten. Wir haben
Friedensweihnachten, des freuen wir uns. Aber wir haben
ur, weil Frankreich jetzt durch Frieden beſſer ſeine Ziele zu
chen glaubt als durch Krieg .."
Es iſt doch etwas Eigenes um eine Friedensweihnachten wie
zehn Jahren. Frieden mit Bürgerkrieg, ſozuſagen. Und es
was Eigenes um eine Friedensweihnachten, in der
Frank=
s Rieſenheere den von allen Mächten mit heiligen Eiden
worenen Frieden mit ſchlafloſer Sorge hüten, weil er ein
zöſiſcher Siegesfrieden iſt.
Friede auf Erden! Es iſt nicht ſo leicht, dies koſtbare Wort
ie Tat umzuſetzen, wie ſich das viele gute Deutſche denken.
acht haben und noch denken. Sie glaubten ja, es genüge, die
d auszuſtrecken. Wir ſtrecken ſie aus, aber es fehlt am
ehr=
n Einſchlagen der Anderen. „Friede auf Erden!‟ Das iſt
Aufgabe, die in zehn Jahren nicht gelöſt werden kann. Sie
überhaupt nicht von einem Volke gelöſt werden. Es ſtehen
Hinderniſſe entgegen, von denen ſich der ruhige Bürger und
eiter gar keinen Begriff macht. Zehn Jahre haben uns darin
/t, das Wort „Friede” im Munde zu führen. Aber es geht
Frieden wie den Frauen: Die beſten ſind die, von denen
nicht viel ſpricht. Wie viel aber wird vom Frieden geſprochen!
Nit alledem breche ich dem heiligen Ernſt des Weihnachtsfeſtes
1S ab. Nicht das Mindeſte. Ja wohl: Weihnachten will Frie
auf Erden. Aber ſie kennt dafür nur einen Weg: den, der
t innen nach außen führt. Und ich wüßte nicht, daß
Welt dieſen Weg ginge.
So wollen wir wenigſtens in unſerem Kreis, in unſerem
Zen in dieſem höheren Sinn Frieden zu haben ſuchen.
endwie mag es dann doch gelten: 1928 haben wir
Friedens=
gnachten.
New Delphi, 24. Dez.
Die Meldungen, daß König Aman Ullah ſeinen Hof nach
idahar verlegt habe, werden in Peſchawar und an der Grenze
t für allgemein richtig gehalten. Man iſt allerdings der
An=
t, daß ſich außer der Königin=Mutter vielleicht die Königin nach
dahar begeben hat. Es wird jetzt bekannt, daß die
Frei=
chung der Straße von der britiſchen Geſandtſchaft nach dem
igplatz, die es ermöglichte, die Frauen und Kinder mittels
igzeugs zu retten, auf die Tatſache zurückzuführen war, daß
Regierungstrupden die Aufſtändigen zurückgedrängt hatten.
r dieſem Erfolg war die Geſandſchaft in dauernder Gefahr, da
zwiſchen dem Feuer beider Parteien lag. Das Haus des
bri=
hen Militärattachés iſt, wie berichtet wird, durch Granatfeuer
ſtört worden.
Im Stillen wehrte er: „Warum drängt ſich der Fremde in
ine Einſambeit?” — doch war auch eine leiſe Dankbarkeit in
n, daß da ein Menſch war und Anteil nahm. Unwillkürlich
ſſen die Worte freier: „Was ſoll ich ſagen, alter Mann?
er da hinter den Gittern ſaß, der wird wunſchlos! — Und den=
Ch iſt da irgendeine Hoffnung, die leben will!‟ Da nickte der
te behutſam und tröſtete: „Ja, es muß furchtbar ſein. Aber
an muß es nehmen und zu Ende tragen, ſo gut es eben geht.
bes andere ſteht außer unſerer Macht!” — Eindringlich ſagte
das und tat ein paar Schritte neben dem Schweigenden her.
So kamen ſie langſam in den Lichtkegel einer armen Bäckerei,
e kaum die kargen Weihnachtsgaben bot, die man hier in dieſer
Uben Straße kaufen mochte. Dennoch fiel ein feſtlicher Schimmer
das Schneegerieſel: Einige Kerzen glimmten und eine Tanne
Leckte ihr Nadelgrün an die Scheiben. Da beſann ſich der
La=
nenmann: „Wir wollen hineingehen. Es iſt warm drin. Man
Sk ungeſtört, und Ihr könnt erzählen, wenn Ihr es mögt!“ —
ann ſaßen ſie bald in der kleinen Stube und warteten in
rer beklommenen Fremdheit.
Als aber der Alte ſeine zittrige Hand auf die des anderen
Bre, tat ſich das Herz des Einſamen mit einem Male weit auf
Id die Worte ftürzten mit der Inbrunſt der Befreiung. — Von
Er Jugend ſprach er, von ſeinem Dorf unweit der Stadt, von
* Hanne und einem leuchtenden Sommertag, und von einer
Acht, daß im zärtlichen Wind das Blut ſein ewiges Werden
4Ng. — Lange war das alles nun ſchon, und faſt verſchüttet
iher dem Kriegsleid, das dann kam. Zwar waren erſt noch
2teſe da. Aber auch deren Sommerſüße ſtarb nur zu bald.
Und doch war es wie ein Brand, als die Nachricht kam, die
SAnne halte es mit dem Haider, den der Krieg noch nicht gerufen
Atke. — Wie ein Irrer iſt der Reepler da aus dem Graben in
„I Arlauberzug. Immer nur kniſtert der Unglücksbrief in der
Seſche und immer iſt da das verwüſtende Bild: Sommertage. .
Svmmernächte er und die Hanne. .. und nun der andere!...
Sie ein Irrer taumelt er aus dem Zug durch die Stadt, durch
DE Felder, ins Dorf.. . . Und hält erſt, als er vor der Tür des
cen Hauſes ſteht, in dem die Hanne wohnt.
Orad iſt der Haider da, und ſie ſprechen und lauſchen, als
* blötzlicher Sturm ein, ſo rüttelt der Reepler an der Tür!..
2 As der Lehrer ſehen will, was da tobt, hat ihn der andene
Du bei der Gurgel!... Der Haider reißt ſich auf und ſteht hoch,
E für Abwehr! Und fällt dann lautlos unter dem Hieb des
Lithenden: . .. Der hört noch den Aufſchrei der Hanne — und
TDier erſt, als er vor dem Gericht ſteht, daß der Haider ein
Früppel wurde.
EP. Paris, 24. Dezember.
Die geſtern ziemlich überraſchend vom Miniſterpräſidium
ausgegebene Zuſatznote zu dem in den Hauptſtädten der
ſechs Mächte veröffentlichten Communiqué über die Regelung
der Reparationen, die offenbar dazu beſtimmt war, die
fran=
zöſiſche Oeffentlichkeit glauben zu machen, daß
der franzöſiſche Standpunkt in dieſer Frage
voll gewahrt worden ſei, hat in der heutigen Preſſe
eine Fülle von irrigen und ſchiefen Kommentaren ausgelöſt. Die
Blätter glauben u. a. dieſe Erklärung des Miniſterpräſidiums
ſo auslegen zu dürfen, daß die Befugniſſe der Sachwerſtändigen
auf die in dem Memorandum vom 30. Oktober aufgeſtellten
Be=
dingungen beſchränkt worden ſeien, und daß die Sachberſtändigen
ſich lediglich mit der Kommerzialiſierung der ihrer Höhe nach
bereits feſtgelegten deutſchen Schuld ohne jede neue
Nachprü=
fung der Zahlungsfähigkeit Deutſchland zu befaſſen hätten.
Demgegenüber iſt daran feſtzuhalten, daß
in dem gemeinſchaftlichen Communigué
aus=
drücklich die völlige Unabhängigkeit der
Sach=
verſtändigen feſtgelegt worden iſt, und daß
da=
herodie von franzöſiſcher Seite geäußerten
Vorbehalte nur den bereits hinlänglich
be=
kannten Standpunkt der franzöſiſchen
Regie=
rund erneut definieren, ohne daß dadurch der
Arbeit des Sachverſtändigenausſchuſſes und
ihrer Ergebniſſe vorgegriffen werden kann. —
Der „Excelſior” erklärt denn auch, daß Deutſchland ſeinen
Stand=
punkt in der Ernennung der Sachwverſtändigen durch die
Regie=
rungen in der begrenzten Rolle der Reparationskommiſſion und
in der Erweiterung der Sachverſtändigenmandate durchgeſetzt
habe.
Sehr ſkeptiſch zeigt ſich Pertinax im „Echo de Paris”. Man
könne nicht ſagen, daß die franzöſiſche Theſe durchgedrungen ſei.
Vielmehr hätten die franzöſiſchen Forderungen unter dem
ſanf=
ten, aber ſtetigen Druck des Londoner Kabinetts nach und nach
aufgegeben werden müſſen. Man müſſe ſich bei den
bevorſtehen=
den Verhandlungen auf einen ſchweren Kampf gefaßt machen
Die Deutſchen würden ſich keineswegs ſo ohne weiteres zu der
Umwandlung ihrer politiſchen Schuld in eine Handelsſchuld
be=
reitfinden. Um die franzöſiſchen Forderungen durchzuſetzen, hätte
wan die Räumung des Rheinlandes von einer befriedigenden
Regelung der Reparationen abhängig machen ſollen. Aber die
Haltung der engliſchen Regierung, die vor den allgemeinen
Wah=
len im Mai 1929 die Räumung ankündigen wolle, verhinderte
Frankreich, dieſes Druckmitel anzuwenden. Die aus Waſhington
kommenden Meldungen, wonach Präſident Coolidge
machen wolle, daß die Sachverſtändigen völlige Beratungs= und
Urteilsfreiheit erhalten und durch keinerlei Inſtruktionen ihrer
Regierungen, vor allem hinſichtlich der Höhe der zu fordernden
Schuld oder anzunehmenden Zahlungen gebunden werden ſollen,
hat hier außerordentlich böſes Blut gemacht. Man verhehlt ſich
nicht, daß dieſe Stellungnahme des amerikaniſchen Präſidenten
eine Stärkung des bisher ſtets von Deutſchland vertretenen
Standpunktes bedeutet. Als vorausſichtliche amerikaniſche
Dele=
gierte nennt man Owen Young und den ehemaligen Vertreter
der Vereinigten Staaten in der Reparationskommiſſion.
* Herr Poincaré hat es für zweckmäßig gehalten, den
Weih=
nachtsfrieden der gerade durch die Abmachungen über die
Neu=
regelung der Reparationsfrage geſichert ſchien, ſchwer zu
gefähr=
den, indem er dem vereinbarten Communmigué eine einſeitige
Erklärung hinterherjagte, worin er den franzöſiſchen
Stand=
punkt erneut herausarbeitet und unter Hinweis auf ſeine
Re=
den im Chambery und Cgen die franzöſiſche Forderung zitierte,
daß Framkreich mit dieſen Verhandlungen nicht nur die
Bezah=
tung ſeiner ſämtlichen Schulden, ſondern auch „eine gerechte
Ent=
ſchjädigung für ſeine Wiederaufbaukoſten” verlange. Im
Aus=
wärtigen Amt hatte man über dieſe wenig freundliche Haltung
des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten für einige Stunden die
Sproche verloren und iſt dann mit einer Gegenantwort
hervor=
getreten, worin die Auffaſſung der deutſchen Regierung ebenſo
kurz uind präzis, vor allem ſoweit eine Prüfung unſerer wirt=
Sotpeit erzählte der Einſame und tat nun eine müde
Hand=
bewegung: „Was dann war, wißt Ihr ja — es iſt hinter jenen
Mauern begraben. . . . Mein Herz ſtarb darin! Und lebt doch
wieder! .. . Und brennt wieder wie zuvor!“. — Der Ate
gegen=
über nickte: „Ich weiß, wie das tut! Man muß drüber
weg=
kommen! . . . Lange dauert das! . . . Siebzig bin ich darüber
ge=
worden und mein Haar bleichte!” — Ein ſchmerzliches Schweigen
war zwiſchen ihnen. Bis eine ſcheue Frage an das Heilige
rührt!” „Liebt Ihr ſie denn immer noch? . . . Müßt Ihr ihr
be=
gegnen?”
Da ſank die Stirn Reeplers aufs harte Tiſchholz: „Ich weiß
ja nicht, was nun werden ſoll!”— Und das Leid ſchüttelte ihn,
daß die Hände des Alten ratlos niederglitten: „So mag Euch
Gott über das Letzte helfen!“ — Alle Hilfloſigkeit ſprach daraus.
— Und doch war plötzlich, als ſie gingen, ein Licht in ſeinen Augen
und ein Lächeln blühte kindhaft aus forgenden Gedanken:
„Wenn Ihr daheim ſeid, denkt einmal an den alten
Laternen=
mann. . . und daran, daß heut Weihnachtsabend iſt.‟ Damit
nahm er zwei billige Schokoladenmännchen und ſteckte ſie dem
anderen eilig zu. Dann ſchieden ſie voneinander..
Das war ſo merkwürdig, daß Reepler darüber lächelte; aber
ſchnelle Bitterkeit verdrängte die karge Freude: „Ich will die
dummen Dinger wegwerfen!” dachte er, und tat es dann doch
nicht, und freute ſich wieder ein wenig der ſonderbaren
Begeg=
nung, die ihn wie eine ſtille Mahnung begleitete. Wenn er in die
Felderweite blickte, war Dunkel und Schneegerieſel ringsher wie
Eendliches und Unendlichkeit. „So iſt’s auch mit uns” gings ihm
durch den Sinn, „unſer Weg geht zwiſchen dunklen
Rätſel=
zäunen! . . . Ich kenne die nächſte Stunde nicht! .. . Aber in einer
Stunde werde ich es wiſſen!.. . Vielleicht ſchläft in dieſer nahen
Ferne ſchon eine neue Tat! . . . Man weiß das alles nicht!“
Aus tiefem Sinnen ſprang es ihn an: „Ob ich nicht doch
umkehre? . . . Fliehe vor dem Unbekannten?” — Die Vernunft
beſchwichtigte: „Selbſt, wenn du ſie immer noch liebſt — die
Jahre und die vergitterten Fenſter haben dich mild und mürb
gemacht! . . . Und waffenlos biſt du, nicht mal ein Meſſer ließ
man dir! .. . Nur die armen Chriſtmännchen in deiner Taſche!”
— Und das Blut ſchrie auf: „Aber zwei Fäuſte, ſtark genug,
eine ſchmächtige Kehle zu zerdrücken!” — Und die Vernunft
mahnte wieder: „Sie iſt dir nun doch verloren! . . . Durch deine
Tat haſt du kein Anrecht mehr! . . . Der andere hat geſühnt, und
ſie, und du!”
Er kehrte nicht um. Ging und ging, und der Schnee ſtob und
biß in die Augen, als ſtänden Tränen darin. Eine unheimliche
Stille war plötzlich in ihm, und ganz ruhig ſagte er ſich: „Das
Uummantts dr Macte.
ſchaftlichen Leiſtungsfähigkeit durch die Sachverſtändigen in
Frage kommt, entwickelt wird. Es iſt begreiflich, daß infolge
dieſes nach dem Friedensſchluß ſofort wieder entfachten Streits
in Berlin eine gewiſſe Unſicherheit herrſcht, was nun weiter noch
kommen wird. Vor allem aus der Oppoſiition heraus wird
darauf hingewieſen, daß ſchon in dem erſten amtlichen
Kommui=
niaué der eine Satz, wonach die Vorſchläge der Komm’ſſion,
„eine Regelung derjenigen Verpflichtungen umfaſſen ſollen, die
ſich aus dem zwiſchen Deutſchland und den Gläubigermächten
beſtehenden Verträgen ergeben”, zu Bednken Anlaß gibt. Wir
halten dieſe Bedenken vorläufig noch nicht für gerechtfertigt, weil
in dieſem Fall der deutſche Text entſcheidend iſt, der zwiſchen
Poincaré und Herrn von Hoeſch vereinbart wurde, während der
franzöſiſche Text eine nachträgliche Ueberſetzung bedeutet. Wir
können auch nicht finden daß irgendwelche Rückſchlüſſe gezogen
werden können, weil der neuen Kommiſſion die Prüfung der
deutſchen Leiſtungsfähigkeit nicht ausdrücklich übertragen wurde.
Dieſer Zwang ergibt ſich aber ſchon aus den beſtehenden
Ver=
trägen. Wenn Herr Poincaré den Wunſch hatte, ſeiner eigenen
Rechtsoppoſition gegenüber zu betonen, daß er von ſeinem
prin=
zipiellen Standpunkt nichts aufgegeben hat, ſo iſt das an ſich
begreiflich, zumal da Deutſchland ihm ſowohl, wie auch der
eng=
liſchen Regierung gegenüber jede Bindung auf ein derartiges
Programm ausdrücklich abgelehnt hatte. Trotzdem kann
natür=
lich das letzte Wort Poincarés ein Verſuch ſein, die Arbeit der
Sachverſtändigen von vornherein zu ſabotieren, wenn nicht der
finanzielle Druck, den Amerika auszuüben imſtande iſt, ſich als
ſtärker erweiſt, als der Dickkopf des franzöſiſchen
Miniſterpräſi=
denten. Jedenfalls bedeutet es kein gutes Omen, daß gleich in
der erſten Stunde der Kommiſſion dieſer Ballaſt von Poincaré
mit auf den Weg gegeben wurde.
Die engliſche Preſſe bedauerk die franzöſiſche
Zuſahnoke.
EP. London, 24. Dez.
Das Communiqus der ſechs Mächte zu der Frage der
Ein=
ſetzung des Sachverſtändigenkomitees für die Reparationen wird
im allgemeinen von der engliſchen Preſſe günſtig aufgenommen,
wenn es auch an Kritiken nicht fehlt. Man befürchtet, ſo ſchreibt
der diplomatiſche Koreſpondent des „Daily Telegraph”, daß die
indirekten Beſchränkungen, die durch die Pariſer Auffaſſung der
Freiheit der Sachverſtändigen auſerlegt würden, Waſhington
hin=
ſichtlich der amerikaniſchen Beteiligung an der
Unterſuchungs=
kommiſſion noch mißtrauiſcher machen werden, als es ohnehin
ſchon iſt. Tatſächlich ſtünden die Anſichten von Paris im
Gegen=
ſatz zu dem Praragraph 2 des offiziellen Communigués. Man
könne Poincaré vielleicht mit der notwendigen Rückſichtnahme
auf die nationaliſtiſchen Kreiſe entſchldigen, die ſich jeder
Be=
ſchneidung der Rechte der Reparationskommiſſion widerſetzen.
An ſich ſei die Tatſache bedauerlich, daß der gute
Ein=
druck des Communigués durch die Pariſer
Zu=
ſatzbemerkungen beeinträchtigt worden ſei.
EP. Waſhington, 24. Dez.
Der Ungewißheit über die amerikaniſche Teilnahme an den
Beratungen des Sachverſtändigenausſchuſſes für die
Reparations=
regelung wurde geſtern durch eine offizielle Mitteilung ein Ende
gemacht, derzufolge Präſident Coolidge den Stndpunkt vertritt,
daß die Regierung der Vereinigten Staaten
keinerlei offizielle Vertreter entſenden könne,
daß ſie jedoch die Teilnahme amerikaniſcher
Sach=
verſtändiger unter den gleichen Umſtänden wie
ſeinerzeit im Daweskmitee gutgeheißen werde.
Präſident Coolidge wünſcht die Bemühungen für eine Löſung
des Reparationsproblems zu unterſtützen, ohne jedoch ſelbſt zu
intervenieren oder eine Verantwortlichkeit zu übernehmen. Man
rechnet damit, daß der engliſche Botſchafter Howard die
Einla=
dung der Alliierten und Deutſchlands am Mittwoch im
Staats=
departement übereichen wird. Die Auswahl der amerikaniſchen
Delegierten bleibt ſomit den europäiſchen Ländern überlaſſen.
Man ſpricht in Waſhigton von Vizepräſident Dawes, Owen
Young, Robinſon und Hughes.
iſt das Dorf!.. . Ganz zu Ende liegt meine Kate! Zuvor
aber muß ich bei der Hanne vorbei! ... Kinder wird ſie nun
haben, und einen Lichterbaum, und ſingen werden ſie heute
abend. . . . Ich aber bin fremd und tot vor ihnen! Wie ein
Schatten werde ich vorüberhuſchen! . . . Aber morgen, wenn ſie
in die Kirche gehn, werde ich ſie ſehen. . . Und dann?”
Da verließ ihn das Denken. Wie ein Trunkener taumelte er
vor. Bis zu ihrer Haustür. Und wußte nun nichts mehr. . .
Seine Füße ſtießen auf den Fließen. . . . Er ballte ſeine Fauſt
über der Türklinke, ruckte ſie gewaltſam auf... ſchwankte
wie=
der vonwärts.. . und hielt dann . . . wie vor einem Wunder!..."
Er ſtand in einer bäuerlichen Stube... hatte Gewalt im Blut
und eine tiefe Scham in der Seele ... und ein Stöhnen in der
Bruſt, als er die Hanne ſah. . . ."
Da kamen in die laſtend lauernde Stille zwei Kinder, hatten
Unſchuld in den Augen, falteten die Hände, knieten vor ihm hin
und hoben voll frommer Scheu ihre vertrauensvollen Stimmchen
an ſein Ohr:
„Lieber, guter Weihnachtsmann,
Sieh uns nicht ſo böſe an,
Steck deine Rute wieder ein,
Wir wollen immer artig ſein!“
Da war es in Niels Reepler, als wiche ein qualvoller Traum.
Er ſah nur immer wieder dies Bild, und die bleiche Frau; ihre
bange Scheu und das Vertrauen der Kinder. Und wußte nun
nichts mehr, als daß er ſich zu den Kleinſten niederbeugte, ſie
ſtreichelte, ihnen die Schokoladenmänner gab, und daß die Kinder
heiligfroh dankten. — Da ſuchten die Augen der Großen ſich,
fan=
den einander und lauſchten in ſich hinein, wie auf ein fernes,
fernes Lied.
Schmerzlich war es, und brachte doch Vergeben und
Ver=
geſſen. „Alles kommt, wie es kommen muß, Niels Reepler..."
Wir wollen nie mehr darber ſprechen!” ſagte leiſe die Frau
und rührte zart an Gegenwart und Zukunft: „Da du hier bleibſt
— willſt du dich nicht auch mit meinem Manne verſöhnen? . . ."
Er iſt dir nicht mehr gram. . . . Ich weiß es gewiß!“ — Da war
ein befreites Aufatmen in dem Heimgekehrten: „Sag mir, wo
ich den Haider treffe?” — Und die Frau lächelte ſtill: „Er iſt in
der Kirche . . . übt zu morgen die Choräle! ... Wir wollen beide
zu ihm gehen!“ — Und ſo gingen ſie zwiſchen den weißen Hecken
ihren Pfad.
Und juſt, als ſie die altverwetzten Stufen zur Orgelempore
erſtiegen, präludierte der Haider und füllte den Kirchenraum mit
einem brauſenden Jubelruf: „Ehre ſei Gott in der Höhe, und
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Rummer 33753
Seite 3
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, 25. Dezember.
— Heſſiſches Landestheater. Der Beifall, den die Einrichtung der
n Theaterſchecks fand, war unerwartet ſtark. Daher werden
ſen Theaterkaſſen noch weiter Schecks ausgegeben, die in ihrer ge=
„ckvollen und künſtlerſchen Ausführung als Weihnachtsgeſchenk ganz
ders geeignet ſind. Sie werden in beliebiger Höhe von 5 Mark
uusgeſtellt. Der Schenkende bezahlt 90 Prozent vom Nennwert des
cs. Der Inhaber des Schecks hat das Recht, nach Belieben
Theater=
n einzulöſen, die er an den Tages= oder Abendkaſſen zu jeder
Vor=
ng (im Großen wie im Kleinen Haus) und bei freier Wahl der
jart erhält, bis die Geſamthöhe des Nennwertes vom Scheck erreicht
Außerdem genießt er für Gaſtſpiele uſw. die Vorkaufsrechte der
er des Landestheaters. Neben den Theaterſcheck3 beſteht ein regu=
Weihnachts=Abonnement das für eine beſtimmte
art und für ſechs Vorſtellungen (2 Opern, 2 Operetten, 2
Schau=
ausgeſtellt ſind. Die Preiſe des Weihnachts=Abonnements
be=
ſich je nach der Platzart zwiſchen 16 und 40 Mk.
Für die Intereſfenten der Theaterſchecks ſowie des
Weihnachts=
inements weiſen wir auf die in Vorbereitung befindlichen
Auffüh=
ſen beſonders hin: in der Oper „Die Meiſterſinger” „La Boheme‟,
fmanns Erzählungen” (in Neubeſetzung); im Schauſpiel neben
nna von Barnhelm” „Die Verbrecher” von Ferdinand Bruckner,
ttagwende” von Claudel, der Schwank „Theo mnacht alles” und „Herr
berthier”, in der Operette „Die Fledermaus”
— Heſſiſches Landestheater. Am 1. Feiertag gelangen die „
Meiſter=
ger von Nürnberg” von Richard Wagner in neuer Einſtudie=
und Inſzenierung zur Aufführung. Die Inſzenierung leitet Re=
Mordo, die Bühnenbilder ſtammen von Lothar Schenck von Trapp.
mnſikaliſche Leitung hat Generalmuſikdirektor Dr. Böhm.
In der heutigen Meiſterſinger=Vorſtellung ſingt Herr Erich
mermann vom Nationaltheater in München für den plötzlich
er=
kten Herrn Vogt die Rolle des David.
dem 26., um 15 Uhr, und Donnerstag, den 27., um 15½ Uhr,
erholt.
Kulturfilmbühne im Kleinen Haus — 4
Kinder=
ſtellungen. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag wird um 15 und
— Herr Muſikdirektor Wilhelm Schmitt wurde vom Reichsverband
ſcher Tonkünſtler und Muſiklehrer e. V., Ortsgruppe Darmſtadt,
itglied ernannt. Dieſe Ehrenmitgliedſchaft des
ge=
ftsführenden Vorſitzenden der Ortsgruppe ſoll nach der Urkunde
zu=
h eine dankbare Anerkennung ſeiner ausgezeichneten Verdienſte um
Muſikleben der heſſiſchen Landeshauptſtadt und um die Entwicklung
Ortsgruppe ſein.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Das Leben der Turngemeinde
eben ſo recht im Zeichen von Weihnachten. Nachdem die Frauen=
Männerabteilungen, die Schwimmer, Handballer, Volksturner und
Kinderabteilungen recht gemütliche Weihnachtsfeiern abgehalten
hat=
hielt am 22. Dezember, die Turnmannſchaft (Haber—Worret)
zuſam=
mit der Turnerinnen= und Wanderabteilung in altherkömmlicher
re Weihnachtskneipe ab. Die Feier war in überaus glücklicher
von den verſchiedenen Abteilungensvorſtänden vorbereitet, wurde
rnwart Haber geſchickt geleitet und verlief darum auch von
An=
z zum Schluß wundervoll. Der weihnachtliche Schmuck des
Säl=
der weihevolle gemeinſame Weihnachtsgeſang und der nette Vor=
erer (Schleidt) Weihnachtsvoxtrag vertieften und erhöhten die
Chriſt=
timmung. Den Höhepunkt bildete entſchieden das Auftreten des
olaus. Der war wirklich „himmliſch‟. Er erzielte geradezu
Lach=
me mit ſeinen treffenden, humorvollen Verſen und Vorträgen.
Da=
bracht er eine Unmaſſe kleinerer und größerer heiterer und ernſter
Hen zur Verteilung, die mit ſtillem Dank gegen die edlen Spender
gegengenommen wurden und überall viel Freude hervorriefen. Auch
das hätten alle Anweſenden ihm gerne noch lange gelauſcht.
h Nikolaus mußte fort! Man tröſtete ſich darum an der überaus
hen Weihnachtsverloſung. Es war geradezu erſtaunlich, was man
all gewinnen konnte und gewann! — Eine vortreffliche „Luſtige
tung”, allerlei Vorträge, gemeinſame Lieder und noch ſo vieles,
zur Unterhaltung geboten wurde, ließen die Stunden nur ſo
da=
fliegen. Allen verging der Abend diel zu raſch. Und mit Dank an
die lieben Weihnachtsfreudeſpender aller Art kann man nur
feſt=
len: Das war mehr als eine gemütliche Weihnachtskneipe, das war
e höchſt ſtimmungsvolle, beſtgelungene Weihnachtsfeier.
— Die Freireligiöſe Gemeinde hielt im dichtbeſetzten Perkeoſaal den
en Teil ihren Weihnachtsfeier, die Kinderbeſcherung, ab.
Geſinnungs=
uind Voigtlländer wies in zu Herzen gehenden Worten auf die
Be=
itung des Tages hin. Der Kinderhor ſang unter der bewährten
tung von Lehrer Fah, und ein Theaterſtüick, das, wie jedes Jahr,
yrer Engel nnit der älteren Jugend eingeübt hatte, fand lebhaften
fall. Bei einer hübſehen Tanzoo=führung von vier jungen Mädchen,
neinſamen Eeſängen und einer Reihe von Gedichtvorträgen vergingen
Stunden raſch. Den Höhepunkt bildete die Beſcherung für 120
Kin=
die von der Gemeinde mit allerhand nützlichen und guten Sachen
(henkt wurden. Am Sonntag vormittag fand in der Aula des
Real=
inaſiums die Weihnachtsfeier für die Erwachſenen ſtatt. Wie
her=
nmlich, hielt Herr Aſſeſſor Schramm, der Sprecher der Freizeligiöſen
ineinde Offenbach, die Feſtrede. Die inhaltsreiche und ſtinnungsvolle
de fanß einen harmoniſchen Rahmen in feinſinnigen, techniſch
voll=
umenen Muſikvorträgen von Geſinnungsfreund Herrn Sepp Häuſer
n Flüigel) und Herrn Kuſter (Violine). Frl. Ludwig ſang
Weihnachts=
der, das von Storm=Reineck= und das neueinſtrdierte, von Eichendorff
der Vertonung des hieſigen Komponiſten Arnold Mendelsſohn, das
* Zuhörer ſtark ergriff. Mit emen dihteriſchen Geleitwort ließ Ge=
Nungsfreund Schramm die erhebende Feier ausklingen.
— Orpheum. Heute Montag, 24. Dezember, geſchloſſen. — Morgen
Fenstag, erſter Feiertag, ſowie Mittwoch, zweiter Feiertag, den 25.
19 26. Dezember finden je zwei Vorſtellungen ſtatt, und
Dar nachmittags 3.30 Uhr bei ermäßigten Preiſen: Volks= und Frem=
Kvorſtellung; die Abendvorſtellungen zu Gaſtſpielpreiſen beginnen um
Uhr. — Ausdrücklich wird darauf hingewieſen, daß auch nachmittags
iS volle Abendprogramm, mit Raſtelli an der Spitze, zur Darbietung
tangt. — Ueber Kartenvorverkauf der Feiertage ſiehe heutige Anzeige.
— „Weihnachtsglocken”. Auf die kleine Gedicht= und
Novellenſamm=
ing „Weihnachtsglocken” von Hans Landmann ſei nochmals
hin=
wieſen. Das Büchlein, das bei allen Buchhandlungen vorliegt, iſt als
Seihnachtsgeſchenk ſehr geeignet.
— Maytinskirche. — Weihnachtsſpiel. Wir machen nochmals
Uf das am 2. Weihnachtsfeiertag, nachmittags um 5 Uhr zur Auf=
(hrung kommende Weihnachtsſpiel, bearbeitet und herausgegeben von
* Karl Plenzat, aufmerkſam. Nachdem die erſte Aufführung am
AObent, ſo tiefen Eindruck hinterlaſſen hat und die Beſucher des
Lerfüllten Gotteshauſes mit tiefer Ergriffenheit das alte wunderbare
Seihnachtsgeſchehen miterlebt hatten, dürfen wir doch nochmals den
2eluch dieſes ſchönen Spieles auf das wärmſte empfehlen.
— Schloß=Kaffee. Während der Feiertage finden große Feſt=
Snzerte des Schloß=Kaffee=Enſembles unter Leitung von Kaxell=
EEiſter Curt Fiſcher ſtatt. Die ausgewählten Programme bieten genuß
Siche Stunden; das beliebte Weihnachts=Potpourri von Ködel wird
KAlich zu Gehör gebracht. Am Donnerstag, den 27. Dezember, kommt
Wie alle Jahre — der Weihnachtsmann ins Schloß=Kaffee und bringt
Die lieben Kleinen, die mit ihren Eltern am Nachmittag um 4 Uhr
Zümen, einen Sack voll Ueberraſchungen. (Näheres ſiehe Anzeige)
— Skiklub Darmſtadt=Odenwald. Bei anhaltend günſtigen Schnee=
„haltniſſen trifft ſich der Skiklub am erſten und zweiten Weihnachts=
Siertage auf der Neunkircher Höhe. Ein Führer wird jeweils
bom Vorſtand entſandt.
ükgunfall des Landtagsabgeordneten Ritzel. Am Heiligkreuz
er=
iſhete ſich am Samstag abend ein Autounfall. Auf der durch den
„iee glatten Straße ſtieß das Perſonenauto des Landtagsabgeordne=
.” Aitzel mit einem mit Pferden beſpannten Wagen, Strohmenger
Drch zuſammen. Perſonenſchaden entſtand nicht: das Auto wurde
Degädigt. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt.
Familienſtreit. Im Verlaufe von Familienſtreitigkeiten verletzte
Slährige Phil. Jochum ſeinen Vater mit einem Taſchenmeſſer
J Dich aber nicht lebensgefährlich am Kopf. Der Verletzte kam durch
De Rettungswache ins Krätrkenhaus.
Von Reinhold Braun.
Da ward die Welt ſo licht und froh,
Zum Weizen wuchs der Krippe Stroh.
Karl Pliſchke.
* Es gibt eine erſchütternde Geſchichte aus der Gegenwart:
Verbrecher und Ausgeſtoßene hocken beiſammen am heiligen
Abend. Fluch dröhnt. Haß züngelt ſchlangenhaft. Die Stunde iſt
voll Gift und iſt Satans ganze Luſt.
Nur einer wagt ein Wort und
ſpricht von Weihnacht und dem
Grunde ihrer Not.
Durch ſchwarze Schlacke bricht
ein alter Herzensquell. Da bäumt
der andern ganze Häßlichkeit in
ſchweren Flüchen auf. Fauſte recken
ſich vor verzerrten Geſichtern. und
ſie ſtoßen den unliebſamen
Kum=
pan hinaus in die Winternacht.
Der aber kehrt nach einer Weile
zurück, ein winzig Kindlein an den
zerlumpten Kittel gepreßt, und er
zeigt es den erſtaunten Genoſſen.
Dieſe umringen ihn und ſchauen
auf das Kind. ſeltſam ſtill und
voll Behutſamkeit.
Wie verwandelt iſt ihr Blick.
Wo vordem Haß und Wildheit
tob=
ten, iſt jetzt ein ungekannter Strahl.
Das war in dieſem Augenblick
vielleicht die ſeltſamſte
Weihnachts=
gemeinde auf Gottes weiter Erde.
Im Blick auf das Kind wie
durch ein Wunder vereint . . „
Glo=
ria im Aſyl!” ſo lautet dieſe
Ge=
ſchichte.
Iſt das nicht eine wunderbare,
einzigartige Melodie, die bis in
den dunkelſten, verborgenſten
Win=
kel unſeres Innern dringen ſollte?
Haben wir nicht faſt alle ſolch
einen Winkel in uns, da hinein
ſich alles Arge. Unſchöne, vielleicht
von unſerm guten Willen gedrängt,
geflüchtet hat, um im gegebenen
Augenblicke mit aller Häßlichkeit
emporzuſtoßen, daß wir ſelbſt vor
uns erſchrecken! Seien wir ehrlich.
und zur Weihnacht ſollen wir ganz
ehrlich ſein. denn das Kind in uns ᛋOs4
ſoll ſein fröhlich Feſt haben.
Darum „Gloria im Aſyl!”
Der Blick auf das Kind in der
Krippe hat Zaubermacht. Herz.
blick dich hell, blick dich frei von
das Kind nicht der Blick ins Gleichnis des wunderbar
Hintergrün=
digen! Alle Sternenſeligkeit ſpielt doch um ſolch ein Kindlein. Iſt
es uns nicht, als ob die Sprache des Himmels an unſer Ohr klinge!
Einmal hinweggeſchaut von den nüchternen Dingen dieſer Zeit,
von all dem Gefluche und Geſtampfe, all dem Geſchleuderten,
Wild=
brandenden in das Licht eines himmelvollen Friedens, einer
un=
wirklichen Welt.
Wie wohl das dem gepeinigten Auge und Herzen tut! Wie
Balſam tropft es in heiße Wunde. Jetzt merkſt du vielleicht es,
wie wild dir die Zeit mitgeſpielt hat! Jetzt kommſt du vielleicht
erſt zu dem: „Nein, ſo kann es nicht weiter gehen!” Und wenn
dir die Weihnacht nur dieſen Vorſatz, der aber auch Tat werden
Stille Nacht, heilige Nacht! (Zeichnung von Fritz Oehlſchlägel.)
allem verborgenen und argen Dunkel! Der letzte Winkel ſoll voll
Güte und Licht ſein, voll Freude und Andacht.
Gloria im Aſyl!” Und wenn du nun ganz hell und gut bis
in die letzte Falte deines Weſens biſt, dann laß den Blick immer
noch auf dem Kinde ruhen, ſtill und behutſam und nur auf
dem Kind!
Merkſt du. daß das gar nicht ſo leicht iſt! In uns wirbelt
es von tauſend Eindrücken. Wie ein wilder Glitzertanz, jagt es
durch unſer Auge. Wir merken erſt bei dieſem ungewohnten, der
heutigen Welt lächerlich erſcheinenden Ziele, auf das wir unſern
ganzen Menſchen hin ſammeln ſollen, wie wir von den Dingen
des Zeitlichen und oft recht Unwertigen beſeſſen ſind!
Der Blick auf das Kind! Ja, das iſt ein Werk für ſich! Aber
wenn wir’s geſchafft haben, dann werden wir auch wunderbar
be=
ſchenkt, und die volle, unſagbare Schönheit der Weihnacht
durch=
dringt uns ganz und tief.
Gloria im Aſyl!
Und nun noch einmal der Blick auf das Kind! Iſt er nicht der
Blick großer Weisheit! Iſt er nicht die lichtvolle Brücke zwiſchen
dem Unennbaren. dem Anonymen, auf dem nach Goethe der Wert
unſerer Perſönlichkeit beruht, hin zu dem ewig Unnennbaren.
Anonymen, das wir Menſchen Gott nennen! Iſt der Blick auf
muß, ſchenkt, dann haſt du als der Menſch dieſer Zeit ihr
koſtbar=
ſtes Geſchenk empfangen! Du biſt glücklich zu preiſen: denn das
iſt ein Zeichen, daß die Weihnacht noch Macht über dich hat!
Der Blick auf das Kind!
Es iſt der Blick über alles Alltaghafte, Immer=nur=
Wirtſchaft=
liche hinaus und hinein in etwas, das nicht von dieſer Welt iſt,
und das wir doch ſo notwendig für das Leben in dieſer Welt
brauchen.
Es iſt kein Bild ins romantiſche, unwiederbringliche Rückwärts,
nicht ins Paradies der entſchwundenen Jugend, ſondern vielmehr.
ins Vorwärts Kommende, ins Land unſerer Sehnſucht, der echten
und großen Wertungen ins heilig Urſprüngliche ins Herz alles
Daſeins” und ins Geheimnis des erlöſten Menſchen”
Weihnachten will, wenn es wahrhaft ſegnen ſoll, nicht aus
dem So=drüber=hin gefeiert werden, nicht mit dem Klingklang
ſchöner Stimmungen und dem Geſtelze des Sentimentalen,
ſon=
dern an der Wurzel will es erfaßt ſein, gar herzhaft und mit
hei=
ligem Ernſte. Aus dieſem allein aber blüht die herrlichſte,
nach=
haltigſte Chriſtfreude!
Gloria im Aſyl!
Ehre ſei Gott in der Höhe!
Und die Liebe höret nimmer auf".
Gaſtſpielturnee im Orpheum.
Begeiſterte Kritiker haben Enrico Raſtelli das achte Weltwunder
genannt, das Jongleur=Genie, dem Ueberwinder der Schwerkraft, den
Einzigen, den niemals Erreichten.
Das alles mag ſtimmen, mag auch falſch ſein. Es iſt auf keinen Fall
nicht erſchöpſend beſchrieben. Man kann ſich nicht vorſtellen, daß es
be=
rechtigt iſt, zu ſagen, ein Kind ſpielt Ball und Tauſend von Zuſchauern
raſen vor Begeiſterung. — Spielt Ball! Das iſt das Richtige und
das iſt das Faſzinierende in dem, was Raſtelli gibt. Kein Zuſchauer
hat auch nur eine Sekunde lang den Eindruck, daß Raſtelli etwas
an=
deres tut als Ballſpielen, kindlich=fröhlich mit bunten Gummibällen
ſpielen! Wie iſt es möglich, daß kindliches Ballſpielen Tauſende von
reifen, vernünftigen Menſchen begeiſtern kann? Wir wiſſen’s nicht. Aber
es iſt ſo. Und wie es iſt, das eben iſt Naſtellis Geheimnis, das iſt die
Größe ſeiner Kunſt, die ſchlechthin einmalig iſt. Es wäre ſicher
ver=
fehlt, Vergleiche zu ziehen, mit einmaligen Genies der Jahrhunderte,
vielleicht aber gibt es nebem Genies auf geiſtigem Gebiet auch ſolchke
in phyſiſcher Hinſicht, vielleicht ſage ich, kann man auch einem Raſtelli
ein Genie nennen.
Und Raſtelli ſpielt nur. Spielt mit der ganzen, faſt ausgelaſſen
ſcheinenden Fröhlichkeit eines Jungen mit ſeinen buntem Bällen und
bunt lackierten Stäbchen. Wie er ſpielt, das iſt, wie geſagt, das
Ein=
zige, Einmalige, iſt das Wundervolle, Geniale. — Raſtelli ſoll 27 Jahre
alt ſein, dem Ausſehen nach iſt er 16. Sein Koſtüm iſt das eines Jungen,
aber nicht eines jung ſcheinen Wollenden. Die ausgelaſſene Fröhlichkeit
iſt eine Charaktereigenſchaft von ihm, die nicht künſtlich gemacht iſt. Er
hat ſich auch heute noch, als Weltberühmtheit, den kindlichen Frohſinn
an ſeinem Ballſpiel, an den Erfolgem ſeines Spiels gewahrt. Er freut
ſich kindlich über den Beifall, der ſchon nach kurzem Auftreten zum
Enthuſiasmus ſich ſteigert.
Raſtelli iſt das Wunder eines Menſchen, der in jeder Sekunde ſeines
Arbeitens über jeden einzelnen Muskel ſeines geſchmeidigen Körgers,
über jeden Nerv umbedingt herrſcht. Muskel und Nerv ſtehen unter
der Herrſchaft ſeiner Augen und in dem Zuſammenklang zwiſchen Blick,
Nerven= und Muskelherrſchaft, unbedingter überlegener Ruhe, die in
dem lachenden Wirbel ſeines Auftretens dem Zuſchauer gar nicht zum
Bewußtſein kommt — Raſtelli ſpringt wie ein Wirbelwind umher —
liegr die Größe ſeines Geheimniſſes, ſeiner Kunſt. Raſtelli hat
tat=
ſächlich die Schwerkraft überwunden, und er bat, was uns wichtiger
dünkt, auch die indivekte Sckwerkraft überwunden, er verbietet dem
ſpringenden Gummiball das Springen, wenn er ihn auf der
Finger=
ſpitze, auf dem Rundſtäbchen, auf dem Kopf, auf Knie oder Ferſe fangen
will.
Aus den tauſend Dingen, die Raſtelli, mit ſeinen Gummibällen
bieter. Einzelheiten hervorzuheben, iſt unmöglich und ich nicht nötig
Kein Meniſch wird in der Lage ſein, Raſtelli eine Aufgabe zu ſtellen
die ſo ſchwierig iſt, daß er ſie nicht löſt. Es ſcheint, als habe er ſeir
ganzes Leben nichts andenes getan als Dinge zu erſinnen, die andever
Menſchen unmöglich erſcheinen und dieſe Unmöglichkeiten möglich zu
machen. Raſtelli iſt das Wunder, iſt ſonnige Jugend, ühermütige
Fröh=
lichkeit und iſt Genie. Man kann über Raſtelli ſpaltenlang, in
Su=
perlativen ſchreiben und kann nicht zuviel ſagen!
*
Raſtellis Auftreten iſt ſo wirbelwindartia, ſo at mraubend, daß es
nicht einen ganzen Abend ausfüllen kann. Seine G ſtſpieltournee muß
darum guch andere Varietékunſt bringen. In dem Gaſtſpiel ſind eine
ganze Anzahl Varietskünſtler und =kinſtl rinnen, die als Ge’amtheit
mich ohne Raſtelli ein erſtklaſſiges Varietévrogramm bedenten.
Erneſto fſt ein noch ſehr junger, aber in der Technik fabelhaft vol=
lendeter Xylophonbirtuoſe. — Die Twin Siſters ſind zwei
Tänze=
rinnen, deren Tanzkunſt ſtark ins Groteske, richtiger ins Grotesk=
Akro=
batiſche ſchlägt, aber von einer techmniſchen Fertigkeit, die bei allem
Humor höchſte Achtung abringt. Dieſe beiden hübſch geſpachſenen
Tänze=
rinnen arbeiten ſo fabelhaft gut zuſammen, daß es oft ſcheint, als ſeien
ſie eins. Die akrobatiſche Leiſtung hält der tanzkünſtleriſchen die Wage.
— Uebertroffen werden ſie von Miß Zelias, die in ihrem
luftgym=
naſtiſchen Trapezakt vornehm liebenswürdig in ſchwindelnder Höße die
ſchwierigſten Turnkunſtſtücke ausführt. Dieſem faſt zierlichen Perſönchem
die körperliche Kraft zuzutrauen, die ihre Arbeit erfordert, hält ſchwer.
Ein Rechenkünſtler und Hiſtoriker von beſonderem Einſchlag iſt
Milbitri. Er jongliert mit Zahlen, beinahe wie Raſtelli mit ſeinen
Bällen. Dieſe Rechnerwunder ſieht man zwar öfter im Varieté. Milbitri
aber iſt dabei ein ſatiriſcher Humoriſt, der es glänzend verſteht, der
trochenen Zahlenarbeit Intereſſe über das gewohnte Maß zu geben. —
Dann ſind noch die 4 Price, muſikaliſche Clowns und Parodiſten zu
wennen, Groteskkomiker, die in dieſem Rahmen teilweiſe ſehr gute Kunſt
gebem, vor allem aber, im Verein mit einer Spitzentänzerin, gute
Un=
terhaltung bieten. — Schleuderbrett=Voltigeure, die ungemein ſauber
arbeiten, ſind die 5 Winſtons, die wohl zu den beſten ihrer Art
zäh=
len. — Den Schluß des abwechſlungsreichen Programms bilden 3
Cem=
peos mit ihrem Wunderzebra, eine urkomiſche Varieténummer.
Aerztlicher Dienſt. In Notfällen ſind als Vertreter des
Haus=
arztes an den beiden Weihnachtsfeiertagen folgende Aerzte erreichbar,
und zwar: am 1. Weichnachtsfeiertage (25. Dezember): Dr.
Gallus=Darmſtadt, Bismarckſtraße 23 (Tel. 3148), Dr. Stern II=
Darm=
ſtadt, Ernſt=Ludwigſtraße 19 (Tel. 2587), Dr. Degen=Darmſtadt,
Klap=
pacherſtraße 1 (Tel. 366). — Am 2. Weihnachtsfeiertage (26.
Dezember): Dr. Berger=Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 5 (Tel. 187),
Dr. Hammer=Darmſtadt, Beſſungerſtraße 3 (Tel. 632), Dr.
Riemen=
ſchneider=Darmſtadt, Rodenſteinweg 25 (Tel. 2955).
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Die bierunter erfchelnenden Noflzen ſind an ſchlleäſich als Hinwelſe auf Anzeigen zu befradten.
in leinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
— Die „Concordia” hält am 6. Januar im renovierten Saalbau
ihr Winterfeſt ab. Das Programm liegt wieder in den bewährten
Hän=
den unſeres Ehrenmitgliedes Emil Thomas. Wir machen jetzt ſchon
unſere lieben Freunde und Mitglieder darauf aufmerkſam. Alles Nähere
ſiehe Anzeige nach dem 1. Januar.
— Evangeliſcher Arbeiter= und
Handwerkerver=
ein. Mittwoch, den 26. Dezember (2. Weihnachtsfeiertag), abends um
7 Uhr, Weihnachtsfeier im „Feierabend”, Stiftſtraße 51.
— „Teutonia‟ Darmſtadt. Die Weihnachtsfeier des
Ge=
ſangvereins „Teutonia” findet auch in dieſem Jahre m 25. Dezember,
abends 7 Uhr, im „Perkeo” (Alexanderſtraße) ſtatt. (s ſt vierzu eine
Vertragsfolge vorgeſehen, die jedem Beſucher einige irterhaltende
Stunden bereiten wiri
Teil iſt dem Tage angepaßt, der
zweite Teil bringt
d humoriſtiſche Vorträge. Eine
reichhaltige Tox
Seite 6
Dienstag, den 25 Dezember 1928
Nummer 25715
Zeichnungsaufforderung
auf
RM. 30000 000,
8lo Deutsche Kommunal-Goldanleihe
von 1928, Ausgabe III
des Deutſchen Sparkaſſen- und Giroverbandes mit seiner
Bankanſtalt, der Deutſchen Girozentrale — Deutſchen
Kommunalbank-
auf Feingoldbasis (1 Reichsmark — /enoo kg Feingold)
Tilgung nur durch Auslosung zum Nennwert —
Verstärkte Tilgung und Gesamtkündigung bis zum 2. Januar 1934
ausge-
schlossen
Zinstermine 2. Januar und 1. Juli (erster Zinsschein fällig am 1. Juli 1929).
Stückelung: RM 10000.—, 5000.—, 2000.—, 1000.—, 500.—, 100.—.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat die ministerielle Genehmigung erhalten,
in Gemeinschaft mit seiner Bankanstalt der Deutschen Girozentrale — Deutschen
Kommu-
nalbank —, Berlin eine langfristige Inhaberanleihe — Deutsche Kommunalanle he — in
Form von Schuldverschreibungen auf den Inhaber im Inlande bis zum Betrage von 50
Mil-
lionen Reichsmark aufzulegen, wobei für jede Reichsmark der Preis von ra kg Feingold
zu rechnen ist. Von dieser Anleihe behandelt der Prospekt den Restbetrag von 30 Millionen
Reichsmark.
Der Erlös der Anleihe ist zur Gewährung langfristiger Darlehen an deutsche
Kommu-
nalverbände zu verwenden.
Die bisher ausgegebenen Deutschen Kommunal-Goldanleihen sind vom Reichsrat für
reichsmündelsicher erklärt worden. Für die vorliegende Anleihe ist ein entsprechender Antrag
beim Reichsrat gestellt worden.
Für die Sicherheit der Schuldverschreibungen haften der Deutsche Sparkassen- und
Giroverband sowie seine Bankanstalt, die Deutsche Girozentrale — Deutsche Kommunalbank
— in Beriin, und die ihm angeschlossenen deutschen kommunalen Giroverbände, sowie deren
Bankanstalten, Glrozentralen mit ihrem gesamten Vermögen gemäß 85 der Verbandssatzungen. Für
die Sicher,eit der Verbindlichkeiten der kommunalen Giroverbände haften wiederum die in ihnen
verelnigten Kommunalverbände (Städte Kreise und größere Landgemeinden) mit inrem Vermögen
und ihrer Steuerkraft. In den Provinzen, in denen kommunale Giroverbände nicht bestehen,
haften die angeschlossenen Landesbanken, hinter denen die Provinzen mit ihrem Vermögen und
jhrer Steuerkraft stehen.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband ict eine Körperschaft des öffentlichen
Rechts. Sein gesamter Ceschäftsbetrieb steht unter Staatsaufsicht Die Deutsche
Giro-
zentrale — Deutsche Kommunalbank — ist die Bank des Deutschen Sparkassen- und
Giro-
verbandes un1 gleichzeitig öffentliche Bankanstalt.
Die Zinsen werden halbjährlich am 2. Januar und 1. Juli ſedes Jahres, ersmalig am
1. Juli 1929, gegen den jeweils fälligen Zin sschein gezahlt.
Die Tilgung der Anleihe erfolgt nur durch Auslosung von Schuldverschreibungen zum
Nennwert längstens in 30 Jahren, und zwar erstmalig zum 2. Januar 1930, jährlich mit 12
der Gesamtausgabe zuzüglich ersparter Zinsen. Die Auslosung erfolgt im Monat Juli jedes
Jahres zum 2. Januar des folgenden Jahres. Dem Verband bleibt jedoch das Recht
vorbe-
halten, vom 2. Januar 1934 ab eine verstärkte Tilgung oder Gesamtrückzahlung eintreten zu
lassen.
Die Schuldverschreibungen sind lombardfähig bei der Deutschen Girozentrale —
Deutschen Kommunalbank — in Berlin, bei den der Deutschen Girozentrale — Deutschen
Kommunalbank — angeschlossenen Girozent ralen und Landesbanken sowie bei sämtlichen
deutschen Sparkassen.
Es ist beabsichtigt, die Anleihne zum Handel und zur Notiz an der Rörse zu Berlin ein.
zuführen
Die unterzeichneten Banken und Banktirmen legen hiermit vorstehend bezeichneten
RM 30000000.—
80/ Deutsche Kommunal-Goldanleihe von 1928, Ausgabe III
des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes mit seiner Bankanstalt,
der Deurschen Girozentrale — Deutschen Kommunalbank
auf Feingoldbasis (1 Reichsmark — „go kg Feingold)
zur öffentlichen Zeichnung unter folgenden Bedingungen auf:
Zeichnungen werden
vom 28. Dezember 1928 bis 8. Januar 1929 einschließlich
bei den unterzeichneten Banken und Bankfirmen während der üblichen Geschäftsstunden
ent-
gegengenommen. Vorzeitiger Schluß der Zeichnung bleibt vorbehalten
Der Zeichnungspreis beträ,t
O4eo
zuzüglich Stückzinsen vom 1. Januar 1929 bis zum Zahlungstage unter Abzug der
Kapital-
ertragste uer
Die Börsenumsatzsteuer (Schlußscheinstempell geht zu Lasten der Zeichner.
Die Zeichnungsstellen behalten sich die Höhe der Zuteilung vor Zeichnungen
mitzwölfmonatigerSperrverpfich ungwerden vorzugsweise berücksichtigt.
Die Bezahlung der zugeteilten Stücke hat am 15 Januar 1929 zu erfolgen.
Die Zeichner erhalten zunächst von der Zeichnungsstelle ausgestellte Kassenguittungen,
gegen deren Rückgabe die endgültigen Stücke alsbald nach Fertiestellung ausgehändigt werden.
Zeichnunesscheine sind bei den Stellen kostenfrei erhältli h.
Anmeldungen auf bestimmte Abschnitte können nur soweit berücksichtigt werden,
als dies den Zeichnungsstellen angängig erscheint
Im Dezember 1928.
Berlin, Braunschweig, Breslau. Dresden Düsseldorf. Essen. Frankfurt (Main), Hamburg,
Karls-
ruhe, Köln, Leipzig, Mannheim München, Nürnberg.
Preußische Staztsbank
Deutsche Girozentrale — Deutsche Kommunalbank —
(Seehandlur g).
zugleich namens der angeschlossenen Girozentralen und Landesbanken.
Berliner Handels-Gesellschaft.
S. Bleichröder.
Commerz- und Privat-Bank
Darmstädter und Nationalbank
Aktiengesellschaft.
Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Deutsche Bank. Direction der Disconto-Gesellschaft. Lr sdner Bank. J. Drevfus & Co.
Hardy & Co.
F. W. Krause & Co., Bankgeschäft
Cesellschaft mit beschränkter Haftung
Kommanditgesellschift a. f Aktien.
Mitteldeutsche Creditbank. Reichs-Kredit-Gesellschaft
Lazard Spever-Ellissen
Aktiengesellschaft. Kommanditsesellschaft auf Aktien.
Braunschweigische Staatsbank E. Heimann.
G=br. Arnold. Sächsische Staatsbank.
(Leihhausanstalt).
Baimer Bankverein Hinsberg, F.scher & Comp.
Simon Hirschland,
Kommanditgesellsch ift auf Aktien.
Gebr. Bethmann. Deutsche Effecten- und Wechsel-Bank
Deutsche Vereinsbank
Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Lincoln Menny Oppenheimer.
Jac0y S. H. Sern.
L. Behrens & Söhne. Norddeutsche Bank in Hamburg. Vereinsdank in Hamburg.
M. M. Warburg & Co.
Veit L. Homburger.
Straus & Co. A. Lewy.
Sal. Oppenheimer jr. & Cie A. Scha fhausen’scher Bankverein A-G.
J. H. Stein.
Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt.
Rheinische Creditbank.
H. Auf äuser.
Süddeutsche Oisconto-Gesellschaft A.-G.
Baverische Hypotkeken- und Weciselbank.
Bayerische Staatsbank.
Bayerische Verein bank.
Merck Finck & Co.
Anton Kohn.
Zeichnungestellen in Darmstadt sind:
Darmstädter und Tationalbank Kommanditgesellschaft auf Aktien.
Deu’sche Bank Filiale Darmstadt.
Deutsche Vereinsbank
Kommanditgese Ischaft auf Aktien Filiale Darmstadt.
Direktion der Discanto-Gesellschaft Filiale Darmstadt.
Hessische Girozentrale.
Centralboden
Grundkapitol RM 18 200000
Reſerven „ 7968000
Geſamt:Darlehne RN 403201000
GeſamtAmlauf „ 396 418000
Preußiſche Central=Bodenkredit=
Aktiengeſellſchaft
Von unſeren neuen
8½ Central=Gold=Pfandbriefen
vom Jahre 1928, mit April=Oktober=Zinſen,
die an der Börſe von Berlin bereits amtlich notiert werden
und deren Zulaſſung auch für Frankfurt a. M., Hamburg,
Köln und Leipzig beantragt iſt, legen wir
10 000 000 Goldmark zum Kurſe von 92.500o
zuzüglich Stückzinſen vom 1. Okt. bis zum Abnahmetage
zur Zeichnung auf.
Die Zeichnung findet ſtatt
vom 18. bis zum 31. Dezember 1928,
früherer Schluß vorbehalten,
bei der preußiſchen Central=Bodenkredit=Aktiengeſellſchaft
w „ Direction der Disconto=Geſellſchaft
und deren Zweiganſtalten,
„ S. Bleichröder, Berlin,
„ Sal. Oppenheim jr. & Cie., Köln,
in Darmſtadt Direction der Oisconto=Geſellſchaft,
Siliale Darmſtadt.
und bei den ſonſtigen Zeichnungsſtellen ſowie bei, allen
Bankfirmen und Sparkaſſen, wo ausführliche Proſpekte zu
beziehen ſind.
Die Abnahme der Pfandbriefe kann bis zum 31. Jan.
n. J. erfolgen. Stücke lietern wir ſofort.
Eine Kündigung iſt früheſtens zum 1. Oktober 1934
zuläffig. Die Tilgung muß ſpäteſtens 1966 beendet
ſein.
Die Beleihbarkeit in Klaſſe A durch die Reichsbank iſt
bereits beantragt.
Die Aufſicht der Preußiſchen Staatsregierung wird durch
einen für die Geſellſchaft beſtellten beſonderen
Staats=
kommiſſar ausgeübt.
(TV 20844
Berlin NW 7, Unter den Linden 48/49
Preußiſche Central=Bodenkredit=Aktiengeſellſchaft
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Ausk. ert. auch A. Büchſel, Wenchſtr. 2. 7536a
Derſteigerung eines Foſel
und
dreier Ziegenböcke.
Samstag, den 29. Dezemb. 1928
vormittags 11½ Uhr, wird in der
Faſelhofreite dahier ein gutgehaltener,
zur Zucht untauglich gewordener Faſel
ſowie 3 Ziegenböcke öffen lich
meiſt=
bietend verſteigert. Nähere Bedingungen
werden bei der Verſteigerung bekannt=
(2083
gegeben.
Ober=Ramſtadt, am 24. Dez. 1928.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.
Samstag, den 2. Februar 1929,
nachmittags 3 Uhr,
wird in der hieſigen Turnhalle die Ge
meindejagd, 1325 ha Feld, Wieſen und
Wald umfaſſend, auf weitere neun Jahre
iffentlich verpachtet. Bemerkt wird, daß
ein guter Rehſtand vorhanden iſt und
das Jagdrevier vom hieſigen Bahnhof
aus bequem zu erreichen iſt. (20780b
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Landwehrſtraße 66
Gartenh. (20719a
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Baumkerzen
nicht tropfend, Karton v. 50 J an (
Drog. Secker Nachf., Ludwigshöhſtr
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Ze
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Name
Friederiche, geb. Ortwein, Witwe des Gärl
Johannes Rußler in Darmſtadt, im Grundbuch
tragen war, ſoll
Dienstag, den 29. Januar 1929, nachm. 3½. U
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimme
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwang
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 27. April 19
das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Ver
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der A.
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeig
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger wider),
glaubhaft zu machen, widrigenfalls, ſie bei der Feſtſk
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden,
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegen!
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilun
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellun!
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Rea
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten &
(1
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 23. November 1928.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtüchs:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk II, Band X, Blai.
Betra
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Schät
*
II 1441
Hofreite Nr. 1
Pankra=
tiusſtraße
162 2000
[ ← ][ ][ → ]Nummer 352/58
Oenstag den 25 Dezember 1928
Geite 7
Von Nikolaus Gogol.
(Deutſch von Alfred M. Balte.)
(Eine bisher unbekannt gebliebene, hier
zum erſten Male deutſch veröffentlichte
Arbeit des großen ruſſiſchen Dichters.)
* Der arme Sohn der Wüſte hatte einen Traum:
Das große Mittelländiſche Meer liegt weit ausgebreitet
zwi=
en ſeinen drei glühenden Ufern; dünne Palmen winken von
m einen Geſtade, kahl ziehen ſich die ſyriſchen Wüſteneien hin,
n Wellen zerklüftet iſt das vielbevölkerte Land Europa.
In einer Ecke ſteht das alte Aegypten am unbeweglichen
eer. Pyramiden türmen ſich nebeneinander. Die Granitblöcke
auen mit großen Sphinxaugen um ſich; unzählige Stufen führen
ihnen heran. Voll Hoheit ſteht Aegypten da, genährt vom
gro=
n Nil, mit geheimnisvollen Zeichen und geheiligten Tieren
ge=
mückt; ſteht unbeweglich, wie ein Verzauberter, wie eine vom
oder unberührte Mumie.
Das fröhliche Griechenland breitet ſeine freien Kolonien aus.
uf dem Mittelländiſchen Meer brodelt es von Inſeln mit grünen
rinen. Weinſtöcke und Feigenbäume grüßen mit ihren grünen
veigen, und Marmorſäulen, ſanft und weiß wie der Buſen einer
ingfrau runden ſich in der ſchattigen Dämmerung des Landes:
denſchaftlich atmen die von einem wunderwirkenden Meißel
lebten Statuen und bewundern ſchamhaft ihre eigene herrliche
acktheit. Mit Reben bekränzt, Stäbe und Schalen in den
Hän=
n. ſtampft das Volk in bachantiſchem Tanze. Junge,
wohlgeſtal=
re Prieſterinnen mit flatternden Haaren heften ihre ſchwarzen
igen verzückt auf die Tänzer. Wie Mücken ſchwärmen die Schiffe
7 Rhodos und laſſen wollüſtig ihre ſanft zitternden Wimpel im
inde wehen. Und alles iſt unbeweglich, wie in verſteinerter
röße.
Umgeben vom Wald ſeiner Speere ſteht das eiſerne Rom im
Glanz des furchtbaren Stahls ſeiner Schwerter. Steht da und
richtet ſeine neiderfüllten Augen auf alles ringsumher. Roms
von blauen Aderſträhnen durchzogene Hand iſt ausgeſtreckt
er=
hoben zu drohendem Gruß. Allein auch Rom ſteht unbewglich wie
alle anderen und rührt ſeine Löwenglieder nicht.
Die Luft des himmliſchen Ozeans hängt drückend über dieſer
Welt. Das große Mittelländiſche Meer bewegt ſich nicht. Es iſt,
als erwarteten die Länder mit angehaltenem Atem das jüngſte
Gericht, den Weltuntergang.
Und Aegypten winkt mit ſeinen dünnen Palmen, und
wäh=
rend die Nadeln ſeiner Obelisken ſich zum Himmel hinaufrecken,
beginnt es zu ſprechen:
Ihr Völker, hört mich an! Ich allein bin in das Geheimnis
des Lebens und in das Geheimnis des Menſchen eingedrungen:
Alles iſt vergänglich! Die Kunſt iſt traurig, die Genüſſe ſind
trau=
rig, und noch trauriger ſind Ruhm und Heldentaten. Der Tod
allein herrſcht über die Welt und die Menſchen. Alles frißt der
Tod, für den Tod nur lebt alles. Weit weit iſt’s noch bis zu einer
Auferſtehung. Und wird es denn einſt eine Auferſtehung geben?
— Fort mit den Wünſchen und Genüſſen. Höher baue deine
Pyra=
niden, armer Menſch, um dein armſeliges Daſein wenigſtens
etwas zu erhöhen.”
Sprach die wie der Himmel klare und wie der Morgen, wie
die Jugend helle Welt der Griechen, und es ſchien, als vernähme
man ſtatt der Worte den Atem eines ſchönen Jünglings: „Das
Leben iſt für das Leben erſchaffen. Entwickle dein Leben. und
damit auch deine Genüſſe. Sieh, wie herrlich alles in der Natur
iſt, wie alles Eintracht und Harmonie atmet. Alles iſt in der
Welt zu finden, alles was die Götter geben können, iſt in ihr,
nur lerne es zu finden. Genieße, gottähnlicher und ſtolzer
Beherr=
ſcher der Welt, kröne deine klare Stirn mit dem Laub der Eichen
und Lorbeeren. Eile in kunſtvoll gelenktem Wagen zu den
glän=
zenden Spielen. Veriage Eigennutz und Gier aus deiner freien
ind ſtolzen Seele. Meißel, Palette und Lyra ſollen deine Welt
beherrſchen, und ihre Königin iſt die Schönheit. Das Leben iſt für
das Leben geſchaffen und für den Genuß — ſei dieſes Genuſſes
würdig.”
Das eiſengepanzerte Rom bewegte den Wald ſeiner Speere
und ließ ſeine harte Stimme vernehmen: „Ich habe den Sinn des
Menſchenlebens entſchlüſſelt. Schlecht iſt die Ruhe für den
Men=
ſchen, ſie vernichtet ihn in ſich ſelbſt. Das Maß der Künſte und
Genüſſe iſt für die Seele gering. Nur im gigantiſchen Wollen iſt
Genuß. Ohne laute Heldentaten iſt das Leben des Menſchen und
der Völker verächtlich. Nach Ruhm, nach Ruhm allein dürſte,
o Menſch. Eile berauſcht vom Klange des Stahls, dahin durch die
Welt auf den Schildern der ruhmreichen Legionen. Hörſt du, wie
ſich zu deinen Füßen die ganze Welt ſammelt und ſpeerklingend in
einen Ruf zuſammenklingt? Erfülle alles, was dein Blick
zuſam=
menfaßt, riit dem Klang deines ſiegreichen Namens. Ewig ſollſt
du ſtreben: die Welt hat keine Grenzen, und ohne Grenzen iſt das
Wollen. Wild und rauh erobere dir die Welt immer weiter und
weiter — und du wirſt zuletzt den Himmel erobern.”
Doch Rom hielt inne und heftete ſeinen Adlerblick auf den
Oſten. Nach Oſten wandte Griechenland ſeine von Genüſſen
feucht=
glänzenden herrlichen Augen. Nach Oſten ſandte Aegypten ſeinen
trüben, farbloſen Blick.
Ein ſteiniges Land. Ein verachtetes Volk. Die Menſchen
ſchmiegen ſich an kahle Hügel, die nur ſelten von vertrockneten
Feigenbäumen beſchattet ſind. Hinter einem niedrigen, hinfälligen
Zaun ſteht eine Eſelin. In der hölzernen Krippe liegt ein
Knäb=
lein. Die jungfräuliche Mutter beugt ſich darüber und ſieht mit
tränenerfüllten Augen auf das Kind. Hoch am Himmel ſteht ein
Stern über ihnen, und die ganze Welt erglänzt in
wunder=
ſamem Licht.
Das alte mit Hieroglyphen bedeckte Aegypten wurde
nach=
denklich und neigte ſeine Pyramiden. Unruhig ſchaute das
herr=
liche Griechenland drein. Auf ſeine eiſernen Speere ſenkte Rom
die Augen. Das große Aſien beugte ſein Ohr dem Volke der
Hir=
ten zu. Und es beugte ſich Ararat, der alte Urahne der Erde.
Zur Aufführung von „Das Gokkeskind”
durch die Darmſtädter Spielſchar
im Kleinen Haus des Landestheaters am 26. Dezember 1928.
Um die Weihnachtszeit waren in vergangenen Jahrhunderten ſeit
un Mittelalter, ähnlich den Paſſionsſpielen um Oſtern, dramatiſierte
arſtellungen der Geburtsgeſchichte Chriſti ſehr verbreitet.
Vom „Lehrmeiſter” mit ſeinen „Singern” ſorgfältig auf Grund
res aufgezei neten Textes eingeübt, kehrten die Spiele alljährlich
ieder, dem anſpruchsloſen Zuſchauer ein lebendiges Gemälde der in
r Kirche gehörten heiligen Geſchichten vermittelnd. Wie altertümliche
ilder wirken die einzelnen Szenen dieſer Spiele, die umrahmt ſind
in feierlichen Umzügen und Geſängen der Kumpanei, d. h. der
Mit=
irkenden; und die heute ebenſowenig den tiefen Eindruck auf den
irer verfehlen wie ehedem.
Faſt jede deutſche Landſchaft hatte ihr eigenes Chriſtgeburtſpiel.
as bekannteſte und bedeutendſte iſt das- „Chriſti geburt ſpil” der deut=
„en Gemeinde in Oberufer bei Preßburg in Ungarn. Es wird erfreu=
Herweiſe auch in Darmſtadt ſeit einigen Jahren regelmäßig an
Weih=
rihten durch die Jugendbünde der Johannesgemeinde in der
Johannes=
rche aufgeführt.
Es mangelte nicht an Verſuchen, dieſe mittelalterlichen Volksſpiele
achzudichten oder zum Vorbild für ganz neue Schöpfungen zu
ver=
enden. Die Mehrzahl dieſer Chriſtſpiele aber reichen nicht im
ent=
rnteſten an die alten Werke heran.
Die zweifellos beſten dieſer” neueren Weihnachtsſpiele ſind das
hriſtgeburtſpiel von Ludwig Weber, deſſen Schwerpunkt allerdings im
Luſikaliſchen liegt, und „Das Gotteskind” von A. E. Herrmann.
Letz=
res führt die Darmſtädter Spielſchar am zweiten Weihnachtsfeiertag,
ormittags 11.15 Uhr, als Morgenfeier des Bühnenvolksbundes im
leinen Haus des Landestheaters auf. Der Dichter hat hier mit großem
eſchick und außerordentlichem Feingefühl die Bruchſtücke der alten
Xuerlichen Szenen zu einer neuen dramatiſchen Einheit geformt,
teil=
eiſe umgebildet und ergänzt. Es iſt ihm gelungen, ein Werk zu
ſchaf=
n, das in neuer Gewandung erſcheint, ohne den Reiz volkstümlicher
Taivität und die Kraft des altertümlichen Rhythmus vermiſſen zu
iſſen. In wundervoller Klarheit folgen ſich die einzelnen Szenen der
Zeburtsgeſchichte, eingeleitet durch den Vorſpruch des ſeine Singer
rüßenden Meiſterſingers und der die Gemeinde grüßenden Sprecher;
bgeſchloſſen durch den Abgeſang dreier Engel.
Die Madrigalvereinigung unter Leitung von Profeſſor Dr. Noack
oird zwiſchen den einzelnen Szenen die verbindenden Chöre ſingen,
on denen beſonders erwähnt ſeien das „Hodie Christus natus est”,
fünf=
immig von J. P. Sweelinck und eine neue Bearbeitung des
Cornelius=
iedes „Drei Könige kamen aus Morgenland” für Sopranſolo mit
Chor=
ſegleitung.
Alle Freunde alter, echter Volkskunſt ſeien nochmals herzlich
einge=
aden. Karten ſind vor Beginn der Aufführung noch an der Tages=
S.
aſſe des Kleinen Hauſes zu haben.
Tageskalender
uir Dienstag, den 25. Dezember (1. Weihnachtsfeiertag).
Landestheater. Großes Haus. Anfang 17 Uhr,
e 22 Uhr. E 11. „Die Meiſterſinger von Nürnberg”. — Kleines
us. Anfang 15,30 Uhr. Ende 17.30 Uhr. „Märchenfilme‟
ang 19,30, Ende 22 Uhr. Heſſenlandmiete III. „Minna von
nhelm” — Orpheum: nachmittags 15,30 Uhr und abends
5 Uhr: Gaſtſpiel Raſtelli. — Konzerte: Reichshof abends
Uhr, Ludwigshöhe ab 4 Uhr, Schloß=Kaffee, Kaffee Rheingold,
Schmitz, Alte Poſt, Perkeo, Weinhaus Maxim Span. Bodega,
dt Malaga, Neues Schießhaus, Waldſchlößchen, Frankfurter Hof,
aurant Eintracht, Rummelbräu, Prinz Heinrich, Wiener
Kronen=
ukeller. — Konkordiaſaal abends 7 Uhr, Geſangverein
rmonie‟: Weihnachtsfeier. — Mathildenhöhſaal, 4 Uhr,
nigerluſt 1849‟: Weihnachtsfeier. — Städt. Saalbau, 6 Uhr,
dertafel”: Weihnachtsfeier. — Kinovorſtellungen:
Union=
ater, Helia, Palaſt=Lichtſpiele.
Tageskalender
ir Mittwoch, den 26. Dezember (2. Weihnachtsfeiertag).
Landestheater. Großes Haus. Nachm. 15 Uhr,
e 17,15 Uhr: „Die Himmelsreiſe‟ Abends 19,30 Uhr:
e 22 Uhr. Heſſenlandmiete II. „Die luſtigen Weiber von
IOſor” — Kleines Haus. Vormittags 11 Uhr: Weih=
SSfeier des Bühnenvolksbundes; „nachmittags 15 und 17 Uhr:
rchenfilme; abends 19,30 Uhr, Ende 22 Uhr: G 5. „Die tote
te. — Union=Theater,: vormittags 11 Uhr: Morgenfeier
Eleinweihung). — Orpheum: nachm. 15,30 Uhr und abends
Uhr: Gaſtſpiel Raſtelli. — Konzerte: Reichshof abends
4hr Geſellſchaftsabend m. Tanz, Ludwigshöhe ab 4 Uhr, Schloß=
EeRheingold, Hotel Schmitz, Alte Poſt, Perkeo, Weinhaus
. Span. Bodega, Stadt Malaga, Neues Schießhaus,
Wald=
urant Eintracht, Rummelbräu, Prinz
Aus Hefſen.
Staikenburg.
F. Eberſtadt, 22. Dez. Schädlingsbekämpfung. Wie der
Vürgermeiſter dem Gemeinderat in der letzten Sitzung mitteilte, hat ſich
die Landwirtſchaftskammer für Heſſen bereit erkläri, für die Gemeinden
des Kreiſes Darmſtadt Baumſpritzen zur Vertilgung von Schädlingen
in den Monaten I nuar bis April zur Verfügung zu ſtellen unter der
Bedingung, daß eine gemarkungsweiſe Schädlingsbekämpfung erfolgt.
Die Regelung iſt derart gedacht, daß der Fachbeamte, Obſtbauinſpektor
Behne, zunächſt gelegentlich der in nähſter Zeit vorgeſehenen
Gemar=
kungsrundgänge und Vorträge das Weſen der Schädlingsbekämpfung
mit einem möglichſt großen Teilnehmerkreis beſpricht, daß dann dem
Gemeinderat Vörlage gemacht wird, wonach die Gemeinde die
notwen=
digen Mittel beſchafft, die Koſten dafür vorlegt und ſie ſpäter wieder
auf die Baumbeſitzer ausſchlägt, und daß daraufhin durch öffentliche
Bekanntmachung die Baumbeſitzer aufgefordert werden, Beſtellungen
zur Beſpritzung der Bäume bei der Bürgermeiſterei einzureichen.
Nach=
dem geſtern ein ſolcher Gemarkungsrundgang in unſerer Gemarkung
mit einem anſchließenden Vortrag des Obſtbauinſpektors Behne über
Schädlingsbekämpfung hier ſtattgefunden hat, können die hieſigen
Baumbeſitzer Beſtellungen zur Beſpritzung ihrer Bäume bei der
Bür=
germeiſterei bewirken. — In der hieſigen Gemeinde ſind in der
abge=
laufenen Woche 208 Erwerbsloſen= und Kriſenunterſtützungsempfänger
zu verzeichnen.
A4a. Eberſtadt, 22. Dez. Ehejubiläum. Ende dieſes Jahres
können die Eheleute Ehrenober=Brandmeiſter Ludwig Dächert 5., in
der Pfungſtädterſtraße, ihre Goldene Hochzeit begehen. Dem
Jubel=
paare wird es ſicherlich an Ehrungen nicht fehlen.
4a. Pfungſtadt, 23. Dez. Der Turnverein Pfungſtadt (D.T.)
hielt ſtatt wie früher am erſten Weihnachtsfeiertag diesmal bereits am
4. Advent ſeine Weihnachtsfeier ab. Die Vortragsfolge war ſehr
ab=
wechſlungsreich. Chöre der Singmannſchaft, gemeinſchaftlich geſungene
Lieder und Muſikvorträge wechſelten in bunter Reihenfolge miteinander
ab. Außerdem wurden zwei kleine Einakter geſpielt. In dem einen
waren es „Penſionstöchter”, die ſich den Beifall der Zuhörer verdienten,
in dem anderen ſah man „Zick und Zack im Weihnachtsfrack”. Viel
An=
klang kanden Verlofung und ſonſtige Ueberraſchungen. — Schließung
der Vadeanſtalt. Wegen Vornahme von Inſtandjetzungsarbeiten
iſt die hieſige Städtiſche Badeanſtalt bis zum Montag, den 7. Januar,
geſchloſſen. — Die Gemeindeverwaltung weiſt darauf hin, daß das
Rau=
chen in allen landwirtſchaftlichen Betrieben und Gebäuden verboten iſt.
Nichtbefolgung wird unnachſichtlich zur Anzeige gebracht.
4a. Hahn b. Pfungſtadt, 23. Dez. Kinderſchule. Am Sonntag
nachmittag fand in der Kirche die Weihnachtsfeier der Kinderſchule ſtatt.
Viel Freude machte die Gabenverteilung. Abends wurde eine liturgiſche
Weihnachtsfeier für den Kindergottesdienſt abgehalten.
— Roßdorf, 23. Dez. Wie ſchon vorgemeldet, hält kommenden
Samstag, den 29. Dezember, die Kapelle Sauerwein in dem Saale von
L. Kaffenberger Wtw. ihren Muſikerball mit vorangehendem
Konzert erſter Komponiſten. Große Gelder hier herauszuholen, iſt nicht
das Ziel der Kapelle, ſondern ſie will allen Beſuchern bei niedrigem
Preis vieles bieten. Sind doch alle Konzerte von der Kapelle und der
letzte Ball noch in zufriedener Erinnerung.
Le. Groß=Umſtadt, 23. Dez. Männergeſangverein. Wie
alljährlich, ſo findet auch in dieſem Jahre das Weihnachtskonzert des
Männergeſangvereins am 2. Weihnachtsabend im Saale des Gaſthauſes
zum „Weißen Roß” ſtatt. Dabei kommen drei Chöre von Schubert,
deſſen Todestag nun zum hundertſten Male wiederkehrt, zum Vortrage.
Auch das Volkslied iſt nicht vergeſſen. Beſonders möchten wir jetzt
ſchon auf das große, durchkomponierte Tongemälde „Sabbatfrühe” von
Lothar Kempter hinweiſen. Die bekannte Kapelle Kehrmann wärd zum
Tanze aufſpielen. — Vor einigen Tagen fand die Prüfung der
Motor=
pflug=Kurſiſten — 26 an der Zahl dahier ſtatt. Nach
vorausgegange=
nem mündlichen Exawen fand in der Nähe der Zucherfabrik das
Schau=
pflügen mit fünf Pflügen verſchiedenen Syſtems ſtatt. Hunderte von
Intereſſenten hatten ſich eingefunden. Nachdem nachmittags noch zwei
Vorträge gehalten wo den waren, fand eine kleine geſellige Nachfeier
im Gaſthaus „Zur Brücke” ſtatt. — Joh. Jakob Keller, einer der
mut=
maßlichen Millionenerhen ſtarb im 89. Lebensfahre in der Landes=Heil=
und Pflegeanſtalt Eberſtadt.
Le. Habitzheim Gb. Groß=Umſtadt), B. Dez. Treibjagd. Bei
der vorgeſtern in unſerer Gemarkung absehaltenen Treibfagd wurden von
etwa 40 Schiitzen 306 Haſen zur Strecke gebracht.
Bw. Langſtadt. 22. Dez. Zu einer ſchlichten Weihnachtsfeier
hatten ſich der hieſige Frauenverein und zahlreiche Gäſte im
Gemeinde=
ſaal eingefunden. Sinnige Gedichte und hübſche Lieder kamen
abmech=
ſelnd zum Vortrag. Im Mittelpunkt der Feier ſtand die Aufführung
des Weihnachtsſpiels „Luthers Weihnachtslied” von Fanny Stockhauſen.
Pfaffen=Beerfurth, 24. Dez. Dem Turaverein Pfaffen=
Beer=
furth und ſeinem rührigen Präſidenten (der alten Schule) gebührt das
Verdienſt, daß durch unermüdlichen Fleiß ein Theaterſtück zur
Auf=
führung gelangen kann, das in der Ortschronik einzig daſteht: Schillers
Tell, für das eigens eine impoſante Bühne beſchafft wurde und im
ge=
räumigen Saalbau ein erhabenes Blickfeld für alle Beſucher bietet.
A. Glattbach. 23. Dez. Diebſtahl von Chriſtbäumen.
Im Walde des Bürgermeiſters Bitſch wurden 25—30 Chr ſtbäume
ge=
hauen und noch eine große Zahl kleinerer Tannen= und Fich enbäumchen
ſamt Wurzeln ausgeriſſen und mitgenommen. Wie bereits feſtgeſtellt
werden konnte, waren die Diebe per Laſtauto gekommen. Man iſt
ihnen bereits auf der Spur.
Bp. Lindenfels, 23. Dez. Unſere Gegend war heute das Ziel
zahl=
reicher Schneeſportler. Der Omnibus von Ober=Ramſtadt und auch
der von Bensheim waren in den frühen Vorm ttagsſtunden dicht beſetzt
und während des ganzen Tages herrſchte hier lebhafter Betrieb. Am
Freitag ging etwas Neuſchnee nieder. Die neue Schneedecke beträgt
allerdings nur 1 Zentimeter. Immerhin war aber ſchon die ſeitherige
Schneedecke für den Schneeſchuhſport ausreichend und gut. Das beſte
Gelände befindet ſich bei Neunkirchen, Neunkircherhöhe, Winterkaſten,
ferner Wegſcheide, Glas=Ellenbach, Tromm, Kreidacher Höhe. Auf dem
Höhen war heute die Witterung etwas gelinder. Waren es am
Sams=
tag 8—10 Grad unter Null, ſo betrug die Temperatur heute nur 6—8
Grad unter Null. Der Himmel iſt weiterhin trüb und voll Schneewolben.
Die neu hergerichtete Rodelbahn, die ſich am Walde befindet, erfreute
ſich eines lebhaften Zuſpruchs.
— Gernsheim, 24. Dez. Waſſerſtand desRheins: am
22. Dez.: —007 Meter; am 23. Dez.: —0,12 Meter.
— Hirſchhorn, 24. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
22. Dez.: 0,80 Meter; am B. Dez.: 0,80 Meter.
P. Klein=Gerau, 23. Dez. Ueber die Gewährung einer
Winterbeihilfe wird ſich der Gemeinderat in den nächſten Tagen
ſchlüſſig werken müſſen. Das Kreisamt hat angeordnet, daß die
Winter=
beihilfe nicht generell, ſondern im Maße der Bedürftigkeit zur
Aus=
zahlung gelangen ſoll. Die Winterbeihilfe für Sozialrentner,
Klein=
rentner und Erwerbsloſe trägt zu 50 Prozent der Staat und zu 25
Prozent der Kreis, ſo daß die Gemeinde die reſtlichen 25 Prozent zu
tragen hat. Die Winterbeihilfen für Ortsarme tragen zu je 50 Prozent
Staat und Gemeinde.
P. Kelſterbach, B. Dez. Geſtern abend ſtürzte in einem Depot=
Gebäude eine 60 Jahre alte Frau von nur wen gen Stufen einer Treppg
dermaßen unglücklich, daß ſie ſich die Wirbelſäule brach und das
Hals=
mark verletzte. Sie war auf der Stelle tot.
Rheinheſſen.
Ah. Oppenheim Rhein), 22. Des. Goldene Hochzeit.
Kom=
merßienrgt Carl Sittmann, eine in Weinbaukreiſen ſehr bekannte
Perſönlichkeit, kann in beſter Geſundheit und Rüſtigkeit mit ſeiner
Gattin Emma geb. Immel am 28. Dezember das ſeltene Feſt der goldnen
Hochzeit feiern.
z. Ginsheim, 22. Dez. Die Waſſerleitungsarbeiten als
Notſtandsarbeiten zur Grundförderung und zur verſtärkten Förderung
durihzuführen, wurde cenehmigt. — Die neue Kraftomnihnshalle, in der
3 Wagen uintergeſtellt werden können, wird in den nächſten Tagen fertig.
Die Gemeinde behält ſich das freie Verfügungsrecht vor, da ſie die Halle
ganz aus eigenen Mitteln erſtellte.
* Gonſenheim, 22 Dez. Einbruchsdiebſtahl. Nachts wurde
das Wartehäuschen der Straßenbahn am Juxplatz erbrochen und alle
Warenvorräte (Zigarren, Schokolade und dergl.) des Mieters geplündert.
Es handelt ſich um Werte bis zu 900 Mark. Da
Diebſtahlsverſicherun=
gen für unberohnte Verkaufshäuschen von den Geſellſchaften nicht
an=
genommen werden, muß der Pächter den Schaden ſelbſt tragen und die
Stadt Mainz trägt die Koſten für Reparaturen der beſchädigten Türen
und des Schalterfenſters.
Aberheſſen.
r. Bab=Nauheim, B. Dez. Kommunalpolitiſches. In der
heutigem Sitzung der Stadtverordneten wurde Oberbadmeiſter Kiſſel
faſt einſtimmig auf neun Jahre zum Beigeordneten
wiederge=
wählt. Bürgermeiſter Dr. Ahl würdigte die Verdienſte des Gewählten
um das Gemeinwohl. Beigeordneter Kiſſel gehört ſeit 16 Jahren der
Stadtverordnetenverſammlung an, davon 10 Jahre als Beigeordneter.
Wie Bürgermeiſter Dr. Ahl mitteilte, fanden im abgelaufener Jahr
17 Stadtverordnetenſitzungen und 90 Ausſchußſitzungen ſtatt. Ein
Rück=
blick auf die Tätigkeit von Stadtverwaltung und Stadtverordnetem
zeigt, daß 1928 ein erfolgreiches Arbeitsjahr war. Schulbühne. In
Verbindung mit ihrer wohlgelungenen, eindrucksvollen Weihnachtsfeier
weihte die Ernſt=Ludwig=Schule (Reform=Realgymnaſium i. E. und
Oberrealſchule) heute eine Schulbühne ein, die mit einfachen, aber
wir=
kungsvollen Mitteln in der Turnhalle der Anſtalt errichtet werden kann.
Oberſtudiendirektor Dr. Molz verbreitete ſich eingehend über Sinn und
Aufgabe der Schulbühne im Schmlleben unſerer Zeit. Sehr
eindrucks=
voll dargeſtellt wurden von Schülern und Schülerinnen der Anſtalt ein
Akt aus Goethes Sphigenie” und das ſchöne Legendendſpiel „
Chriſto=
phorus” von Otto Bruder.
Künstliche Augen
tertigen nacn der Natur und passen ein
F. Ad. Müller Söhne, Wiesbaden
Fillale Frankfurt am Main, 10 —4 Uhr.
Weserstraße 41 Ecke Taunusstraße.
Saupfſchrutietung Rude Maupi
Veranzwortlich für Politſt und Wirtſchaft: Rudell Maute; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. K. H. Oueiſch; für den Schiußdieuſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuble: Druc
und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Gorantie der Rückſendung nich Übernommen.
Die heutige Nummer hat 22 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Dienstag den 25 Dezember 1928
Die glückliche Geburt einer
Tochter
zeigen hocherfreut, an
Ludwig Reinheimer u. Frau
geb. Strauß.
Aftte
Nummer
Statt Karten
EEſſe Miſchler
Wilſy Roth
Verlobte
Geiſenheim a.Rh. Darmſtadt
Kiesſtraße 13
ON
Weihnachten 1928.
Die Verlobung unſter Tochter Irmgard mit Herrn
Martin Förſter, Diplom=Ingenienr zu Berlin, beehren
wir uns anzuzeigen.
Otudienrat Pickerk und Frau
Goderſtraße II5.
AA5000055507,5 58
Ihre Perlobung beehren ſich anzuzeigen
Eliſe Köbler
Willy Scheufler
Michelſtadt i Odw.
Darmſtadt
Weihnachten 1928.
Darmſiadt
Hilde Bamberg-Ries
Georg Mangold
Verlobte
Mehnsenten 1228.
The Homstead
Kew Gardens L. J.
Jamaica, L. J.
8530 — 165 the Str.
Die Verlobung ihrer Kinder
Eliſabeth und Emil beehren
ſich ergebenſt anzuzeigen
ei Lame.
Joh. Geg. Pfannebecker
und Frau Dora
geb. Lehmann
Als Verlobte grüßen:
Eliſabeth Schmidt
Emil Pfannebecker
Weihnachten 1928.
Groß=Rohrheim Dalsheim
Heſſen
Rheinheſſen
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen:
Pauline Rapp
Heinrich Sauerwein
357/58
Darmstadt, Weihnachten 1928
Ludwigshöhstr. 74½½
Müllerstr. 37
Statt Karken!
hre Verlobung beehren sich anzuzeigen:
Else Olock
Fridolin Kollmann
Leutkirch i. Allg.
Darmstadt
Dornheimerweg 64
Darmstadt
Meine Verlobung mit
Frau Eliſabeth Heeb Ww.
geb. Hein
Darmſiadt
Hügelſtraße 29
gebe ich bekannt.
Thomas Wilz
Bäckermeiſter
Darmſtadt Weihnachten 1928 Luiſenſtr. 30
WEIHNACHTEN 1929
Uhre Verlobung beehren sich anzuzeigen
Leni Scherer
Hans Ensinger
Darmstadt
Weihnachten 1928
TOM MAMOOLD
WILLWASEN
VERL.OBTE
DARMSTADT
SANDBEROSTR. 46 PALLASWESENSTR.
WElHMAOHTEN 1928
Luise Kisseberth
Franz Sommer
Verlobte
Darmstadt, Weihnachten 1928.
Ihre Oerlobung geben bekannt:
Näthe Scheid.
Friedrich sſchese
(Deihnachten 1928.
Darmstadt s. St. Grottau 202 (Cschechosellowaßei)
O
Elſe Müller
Oipl.=Ing. Hermann Knöll
Verlobte
Groß=Zimmern
Berlin=Oberſchöneweide
z. Zt. Darmſtadt, Frankenſteinſtraße 56
Weihnachten 1928
Mariechen Schimpf
Karl Vogt
Verlobte
Weihnachten 1928
Darmſtadt
Soderfraße 48
20774
Mre
Die Verlobung unſerer Tochter
Magda mit Herrn Oipl.=Ing.
Karl Holle beehren wir uns
hierdurch anzuzeigen
Franz Knipp u. Frau
Lina, geb. Schweitzer
Darmſtadt
Beſſungerſtr. 51
Meine Verlobung mit
Fräu=
lein Magda Knipp beehre
ich mich ergebenſt anzuzeigen
Oipl.=Ing. Karl Holle
Weihnachten 1928.
Oeſſau
O
Ihre Oerlobung beehren sich anzuseigen:
Minn: Nungesser
Marl Nelſer
Dipl.=Ing.
Martinstr. 68
KOeihnachten 1928 Sutenbergstr. 60
Afa46
Veihnachten 1928 Darmſtadt, Weihnachten 1928 Neckarſtraße 26
Melly Zeller
Hans Gebhardt
Verlobte
Darmstadt, Weihnachten 1928
Wenekstreße 43
Kranichsteinerstreße 57
Kargag
Uhre Verlobung geben bekannt
Oreta Beckenhalb
Robert Weihert
Altheim CHess.)
Weihnachten 1928
Oretel Beyer
Lorenz Werner
Verlobte
Darmnstadt, Weihnachten 1928
Hertha Diebel
Georg Grünewald
Verlobte
Lengfeld i. O.
Weihnachten 1928
Lauterbach
Lengfeld i. O.
Urmngard Scheerer
Georg Küchler
Verlobte
Weihnachten 1928
Bisrnarckstraße 20
Kasinostraße 11
Statt Karten!
Else Keller
Willy Schauffele
Verlobte Crailsheim
Darmstadt
Weihnachten 1928 Darmstadt
Eva Hauf
Heinrich Borger
Verlobte
Darmſtadt, 1. Weihnachtsfeiertag
Eliſabethenſtr. 53 (*) Darmſtr. 41
Statt Karten.
Maria Göckel
Michgel Eötz
Verlobte
Darmſtadt
Roihenfels
Mathildenplatz 11 (Oberptlalz)
Weihnachien 1928
Valentin Schupp
Guſtel Schupp
geb. Kaiſer
Vermählte
Darmſtadt, Sandſtraße 42
Kirchliche Trauung: 1. Feiertag, ½3 Uhr
in der Stadtkirche.
Frieda Wirth
Friedrich Walter
Verlobte
Frankfurt a. M.
Textorſtr. 51
Darmſiadt
Saalbauſir. 37
Weihnachten 1928
Siatt Karten
Ing. Ludwig Demmel
geb. Helfmann
Vermählte
Arheils
Leipzig
24. Dezember 1928
Luise Fries
Fritz Schmaltz
Verlobte
Bobstagt
Darmstadt
Landgrat-Philipp-Anlage 64
Weihnachten 1928
[ ← ][ ][ → ]ummer 357/58
Diens ag, den 25. Dezember 1928
Eeite 9
Statt Karten.
Käthe Herbert
Heinrich Lohr
Verlobte
Veerholz Darmſiadt
Gelnhauſen Nd.=Ramſtädterſir. 20
Weihnachten 1928.
Eliſabeth Weber
Fritz Sturm
Verlobte
Nied=Namſiadt Darmſiadt
Schloßgartenſtr. 12 Liebrrauenſtr. 61
Weihnachten 1928
Marie Meitz
Peter Steitz
Verlobte
Gräfenhauſen, Weihnachten 1928 (
Lieſel Hermann
Wili Röhrig
Verlobte
Weihnachten 1928
Sprendlingen
Darmſiadt
Rheinheſſten) (*) Ballonplatz 3
Aenne Häusler
Ludwig Diehl
Verlobte
Weihnachten 1928
Heidelbergerſir. 72 (*) Weinbergſtr. 46
Anna Noé
Karl Veith
Verlobte
Bessungerstr. 125 Kiesbergstr. 4
Weihnachten 1928
B.20841
Betty Lang
Rudolf Koch
Verlobte
Darmſtadt, Weihnachten 1928
Mühlſiraße 20
Mühlſtraße 50
Wir haben uns verlobt
Kathie Müller
Karl Lotter
Weihnachten 1928
Pankratiusstraße 5
Ludwigshöhstraße 13
B.20842
Margrete Horn
Dr. Hans Hubertus
Verlobte
Weihnachten 1928
Statt Karten.
Heute entſchlief ſanft nach langem Leiden
unſere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter
und Großmutter
Eliſe Nover Bwe.
geb. Ruppert.
Arheilgen, 22. Dezember 1928.
Im Namen der trauernden Kinterbliebenen:
O. Keller und Frau, geb. Nover.
Beerdigung am 21. Dez. 1928, 2 Uhr, auf dem Friedhof
Nieder=Ramſtädter Straße.
Liesel Storck
Walter Oonstantin
Verlobte
Darmstadt
Hochschulstraße i.
Weihnachten 1928
Anng Sammeth
Ludwig Herwig
Verlobte
24. Dezember 1928
Schuknechtſtr. 58 Mathildenplatz 7
Ihre Verlobung geben bekannt:
Johanna Decher
Heinrich Hartmann
Zimmermeister B. D. Z.
Darmstadt
Liebfrauenstraße 74
Riedlingerstraße 29
Heute morgen 3½½, Uhr eniſchlief nach langem,
ſchwerem Leden mein lieber Gaite, unſer Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Luowig Riedunget.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Charl. Riedlinger.
Darmſadt, den 23. Dezember 1928.
Lauteſchlägerſtr. 26.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 27. Dezember,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Namſtädterſtraße ſtat.
(20854
Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen
Eliſabeth Pacholski
Guſtav Beſt
Weihnachten 1928.
Im Wingert 9
Kiesſtr. 8, I.
Grekel Kräter
Rndolf Bogel
Verlobte
Darmſtadt, Weihnachten 1928
Blumenthalſtr. 56 Waldſtraße 58
Statt Karten
Emmy Lang
Karl Markwort
Verlobte
Weihnachten 1928
Steinackerstr. 2
Rhönring 73
Eliſabeth Ehrhardt
Heinrich Gerbig
Verlobte
Weihnachten 1928
Weiterſtädterſtr. 2 Michaelisſtr. 16
Marie Dann
Philipp Simmrock
Verlobte
Schloßgertenstr. 47 Löffelgasse 26
Elisebeth Weverhöfer
Johann Friedrich
Verlobte
Arheilgen
Weihnschten 1928.
Weiterstadt
Statt Karten
Ihre Verlobung beehren
anzuzeigen
Urſel Haas
Ernſt Engel
Weihnachten 1928
Elisabeth Reinhard
Hermann Kaiser
Diplom-Handelslehrer
Verlobte
Friedberg
(Hessen)
Nieder-Ramstadt
Maar
ausfall
lindert 1 4882
Brennessel-
Haarwasser
Fl. 1.60 u. 2.40
Parfümerie
Mäller
Rheinſtraß
Todes=Anzeige.
Am 21. Dezember entſchl.*fnach
langem Leiden
Frau
Helene Darmſtädter Bwe.
geb. Jungmann
im 81. Lebensjahr
Im Namen der Hinterbliebenen:
W. Jungmann
Rechnungsrati R.
Darmſtadt, den 23. Dezember 1928
Die Beerdigung findet in der
Stille ſtatt.
Flensburg
Weihnachten 1928
jeder
Kranken Art
empfehle meine
Heilberichte
z. leſ. Koſtenl. Zuſdg
Fr. Hornberger
Natur=Heil=Pragis
Darmſtadt
Waldſtr. 49 (19360a
Sprechſtd. tägl. 8-1
Statt Karten.
Allen denen, die an unſerem ſchweren
Verluſie, ſo innig Anieil nahmen, ſagen
wir hiermit unſeren herzlichſien Dank.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
J. d. N.:
Kath. Bernd Wwe.
Lichienbergſtraße 37.
Soderſtraße 89
Kiesbergſtraße 48
Käthe Dönges
Willi Riebel
Verlobte
Weihnachten 1928
Grafenstr. 31 Eckardstr. 13
Oretel Dechert
Gustel Schreiber
Verlobte
Weihnachten 1928
Schuknechtstraße 50
Adam Bauer
Gretel Mink
Vermählte B.20840
Darmſtadt
Pfungſiadt
Orangerieſtr. 32
Kirchl. Trauung am 1. Feiertag, 2 Uhr
nachmittags, in der Pauluskirche.
Silberhochzeit.
Am 1. Weihnachtsfeiertage begehen die
Eheleute Joh. Phil. Wilh. Weidmann
und Ehefrau Helene, geb. Michel, das
Feſt der Silbernen Hochzeit.
Reinheim, Weihnachten 1928.
Ihre Verlobung geben bekannt:
Emms Müller
Otto Diehl
Weilburg a. Lahn
Gießen
Groß=Amſtadt
Weihnachten 1928 (20771
Für die anläßlich unſerer
Silbernen Hochzeit ſo
zahl=
reich erwieſenen Glückwünſche
und Geſchenke ſagen wir Allen,
die unſrer gedacht, herzlichen
Dank.
Ludwig Häuſer u. Frau
Roßdorf. 20806
Meujahrskarten
liefert billigſt
Papiergroßhandlung 1. Skurnik
Bleichſtraße 46, (20738) Telephon 1791.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied unerwartet nach kurzer ſchwerer
Krankheit mein heißgeliebter Mann, der treue Vater
ſeiner Kinder, unſer lieber Bruder, Schwager und Onkel
Herr Adolf Soſt
Oberamtsrichter zu Lorſch, Direktor der
Bezirks=
ſparkaſſe und Kreistagsmitglied
im Alter von 55 Jahren.
In tiefem Schmerz
im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Suſi Joff, geb. Old
und Kinder.
Lorſch, 22. Dezember 1928.
Die Einäſcherung und Trauerfeier findet am Donnerstag,
den 27. Dezember, miitags 12 Uhr, in dem Darmſtädter
Krematorium ſiatt.
(20833
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme und
die ſchönen Blumenſpenden, bei dem Heimgange
unſerer lieben, unvergeßlichen Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Urgroßmutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau Marie Adam, Ww.
geb. Schuchmann
ſagen wir allen unſeren herzlichſten Dank. Ganz
be=
ſonders danken wir Hern Pfarrer Vogel für die
troſt=
reichen Worte
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen;
Familie Ehriſtian Landzettel, Ww.
Familie Jean Dries
(20832
Schwanenſtraße 79
Bielefelder
Wäsche
Leinen
Herren-,
Damen-
Gebrauchs-
Wäsche
Insbesondere:
Braut-
Ausstattungen
Wäsche nach Maß
Verkauf nur
an Priuate
Zeorg Hegl
Darmstadt
Wilkelminenstr. 311
Kuf 1074.
DIE FRAU
v. Dr. med. H Paull,
mit 76 Abbifdungen.
Inhalt: Periode, Ehe,
Geſchlechtstrieb,
Krankh., Abweich. v
d. natürl.
Geſchlechts=
empf.,
Schwanger=
ſchaft, Verhüt.
Unterbrechung,
Wo=
chenbett. Pflege d.
Säugl Proſtit.,
Ge=
ſchlechtskrankheiten.
Wechſeljahte. Preis
4 ℳ. geb. 5 ℳ u: d
Porto, R. Oſchmann,
Konſtanz 136.
I Ka 164041
Vervieläligungen
Ahschriften
8. Guftmaß:
P Wihelminenstr. B.
109204)
Dankſagung.
Allen lieben Verwandten und
Be=
kannten, die ſo liebevoll Anteil nahmen
an dem ſchweren Verluſfe unſeres lieben
Kindes Albert wir auf dieſem
Wege herzinnigſien Dank. Insbeſondere
janken wir Herrn Pfarrer Zimmermann
für die troſtreichen Worte, ſowie auch
für die Kranzniederlegung der
Schul=
kameraden und Herrn Lehrer Walter.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Richard Breuler, Frau
und Kinder
Alexanderſtraße 4.
Die Eheleute Fritz Plößer und
Frau Charlotte, geb. Loos
be=
gehen am 2. Feiertag, das Feſt
der
6
Silbernen Hochzeit.
Neujahrskarten 1929
außer gewöhnliche Auswahl
Abreißkalender
Motizkatender
Geschäftsbücher
größtes Lager am Platze
eigene Fabrikate
(20458b
Bapiershagtz
Ecke Rhein- u. Gratenstraße
Seite 10
Dienstag ten 25 Dezembet
Nummer 3,37
* Das erſte paläontologiſche Inſtitut
in Wilhelmshaven.
Wilhelmshaven. Die am 1. April d. J. in
Wilhelmshaven errichtete wiſſenſchaftliche, unter
Lei=
tung Prof. Richters ſtehende Station dient der
geolo=
giſchen und paläontologiſchen (urweltkundlichen)
Er=
forſchung des Wattenmeeres. Dieſe meeresgeologiſche
Forſchungsſtelle, die der Erkundung der Zuſtände
zwi=
ſchen Foſſil und Leben beſtimmt, iſt die erſte ihrer
Art in der Welt. Die Wahl Wilhelmshavens als
Standort bietet der Station infolge der
zweckdien=
lichen Lage der Jadeſtädte, aber auch dank der
mate=
riellen wie wiſſenſchaftlichen Unterſtützung der Marine
(Obſervatorinm und Strombaureſſort der
Marine=
werft) beſonders vorteilhafte Arbeitsbedingungen.
Die Marine hatte dem Inſtitut bislang auch ein
Haus auf eine Schleuſeneinfahrt zur Verfügung
ge=
ſtellt. Dieſes Haus reicht für die Zukunft nicht mehr
aus. Die Protektoren und finanziellen Träger des
Inſtituts, die Univerſität Frankfurt, die
Notgemein=
ſchaft der deutſchen Wiſſenſchaft im Verein mit
pri=
vaten Gönnern und der Senckenbergſchen
naturfor=
ſchenden Geſellſchaft in Frankfurt planen für das
kommende Jahr die Errichtung eigener Baulichkeiten,
von denen ein Teil noch 1929 fertiggeſtellt werden
wird. Zu den vorläufigen Koſten von 70 000 Mark
(die Geſamtkoſten ſind auf 120 000 Mark veranſchlagt)
werden beide Jadeſtädte, Wilhelmshaven und
Rüſtringen, einen Zuſchuß von je 5000 Mark leiſten.
Die Erweiterungspläne des Inſtituts finden die
Zu=
ſtimmung und lebhafte Anteilnahme aller
Bevölke=
rungsſchichten der Jadeſtädte. Schon vom kommenden
Jahre ab werden zahlreiche Studenten an den Kurſen
des Inſtituts teilnehwen. Wie die Senckenbergſche
naturforſchende Geſellſchaft, die ſich in ihrem
Dezem=
ber Heft ausführlich über die Wilhelmshavener Filiale
der Frankfurter Univerſität ausläßt, ankündigt, wird
in zwei bis drei Jahren ein internationaler
paläon=
tologiſcher Kongreß nach Wilhelmshaven einberufen
werden.
Rekordeinrecher und — 2000 Mk. Monatsgehalt.
Herford. Einen beſonderen Fang machte die
hieſige Kriminalpolizei mit der Feſtnahme des 35jähr.
R iſenden Stanzel aus Gelſenkirchen, der etwa ein
halbes Jahr lang planmäßig unter Zuhilfenahme von
Nachſchlüſſeln des Nachts ſich Eingang in die
ver=
ſchiedenſten Geſchäfte verſchaffte und ſorgfältig die
Waren ausſuchte, von denen er nur die beſten
wit=
nahm. Als er nun aber ein Delikatefſengeſchäft
be=
rauben wollte, ereilte ihn ſein Schickſal. Bei
Durch=
ſuchung ſeiner Wohnung fand man hier und in
Gelſenkirchen Waren im Werte von etwa 10 000 Mk.
Seine Frau hatte er erzählt, daß er dieſe Sachen auf
Auktionen gekauft habe. Stanzel unterhält neben
ſeiner Frau in Herford und Gelſenkirchen noch je
ein Liebesverhältnis. Bis jetzt hat er 15 Einbrüche
zugegeben, 10 weitere dürften aber ebenfalls auf ſein
Konto kommen. Als Vertreter großer
Nähmaſchinen=
fabriken hat Stanzel ein Einkommen von monatlich
1—2000 Mark.
Kampf mit einer Bulldogge.
Berlin. In einer Gaſtwirtſchaft in der
Mül=
lerſtraße entſtand ein heftiger Kampf zwiſchen den
Gäſten und einer biſſigen Bulldogge, die von einem
Gaſte in das Lokal mitgebracht worden war. Vier
Männer wurden ſo ſchwer gebiſſen, daß ſie das
Virchowkrankenhaus aufſuchen mußten. Schließlich
wurde Polizei zu Hilfe gerufen, die nach
vergeb=
lichen Verſuchen, das gefährliche Tier mit
Gummi=
knüppeln zu überwältigen, zur Waffe greifen mußte
und den Hund erſchoß.
450 Weihnachtsbäume geraubt.
Berlin. Sonntag gegen 16 Uhr gerieten im
Norden Berlins zahlreiche Perſonen wit den
Ver=
käufern von Weihnachtstannen in Streit, da ſie mit
den geforderten Preiſen nicht einverſtanden waren.
Eine Anzahl junger Burſchen ſchürte den Streit und
ſchließlich fielen die Hunderte, wie auf Kommando,
über die Tannenbäume her und ſchleppten den
ge=
ſamten Vorrat, etwa 450 Stück, weg. Als die
Poli=
zei erſchien, waren die Weihnachtsbaumräuber
ver=
ſchwunden. Nur ein 15jähriger Burſche bonnte
feſt=
genommen werden.
Hermann Sudermanns letzter Wille.
Berlin. Angeſichts der Preſſenachrichten über
Sudermanns letzten Willen ſtellen Dr. Ludwig
Fulda, Dr. Rolf Rauckner, Karl Roſner und
Pro=
feſſor Dr. Oskar Vogt als ſeine
Teſtamentsvoll=
ſtrecker feſt, daß das Teſtament keine Beſtümmungen
enthalte, deren Durchführung mit Schwierigkeiten
oder Nachteilen für die Erben verbunden wäre.
Namentlich die hochherzige Abſicht des Erblaſſers,
ſeine Beſitzung Blankenſee nach dem Ableben ſeiner
Tochter erholungsbedürftigen Berufsgenoſſen zur
Verfügung zu ſtellen, werde ſich nach menſchlichem
Ermeſſen verwirklichen laſſen, ſofern die Erbem bereit
ſind, ihr zu entſprechen.
Frau Profeſſor Niklas=Kempner geſtorben.
Berlin. Samstag abend iſt Frau Profeſſor
Wilma Niklas Kempner, früher eine große Sängerin
von internationalem Ruf und bedeutende
Muſikpäda=
gogin, im Alter von 79 Jahren einem Herzſchlag
er=
legen.
Das Urteil im großen Sprit=Prozeß.
Im Hamburger Spritſchmuggelprozeß wurde
gegen 56 Angeklagte das Urteil verkündet. Unter
Freiſpruch von 20. Angeklagten wurden die acht
Hauptbeſchuldigten über den Antrag des
Staatsan=
walts hinaus zu insgeſamt 16,5 Millionen Mark
Geldſtrafe und zuſammen 5 Jahren Gefängnis
ver=
urteilt. Fr 15 weitere Angeklagte wurden
außer=
dem Werterſatzſtrafen in Höhe von rund 10
Mil=
lionen Mark ausgeſprochen. Insgeſamt wurden gegen
36 Verurteilte rund 32 Millionen Mark Geldſtrafen
und Werterſatzſtrafen ausgeſprochen.
Verkehrsunfall in Breslau.
Breslau. Samstag nachmittag gegen ½6 Uhr
erfolgte auf dem Mathias=Platz mit lautem Kmall
eine Exploſion des Bremsluftkeſſels eines
Motor=
wagens der Straßenbahn. Die eine Seitenwand des
Motorwagens wurde vollſtändig herausgeriſſen und
ſämtliche Fenſterſcheiben zertrümmert. Mehrere
Per=
fonen erlitten zum Teil ſchwere Verletzungen und
mußten ſich ſofort in ärztliche Behandlung begeben.
Durch die herumfliegenden Eiſenteile wurden auch
mehrere Fenſterſcheiben der anliegenden Häuſer
zer=
trümmmert.
Eine Kaffeetafel für 3000 Perſonen
hat die von der Heilsarmee zur Weihnacht be ſchenkten Armen in Berlin vereint. Die
Kom=
mandeurin der deutſchen Heilsarmee Mary Booth, eine Tochter des ſchwerkranken
Heils=
armeegenerals W. B. Booth, hielt die feſtliche Anſprache. Bei Kafſee und Kuchen waren
die Aimen über die erhaltenen nützlichen Geſchenke doppelt erfreut.
Rauchverbot auf der Shaftesbury=Avenue zur Verhütung von neuen Exploſionen.
Aus den durch die erſte Exploſion beſchädigten Gasleitungen ſtrömte unaufhörlich Gas. Um
wei=
tere, noch gefährlichere Exploſionen zu verhüten, hat die Polizei Schilder an den Laternen mit
der Aufſchrift „Nicht rauchen” anbringen laſſen. Im Hintergrunde unſeres Bildes iſt die
ver=
heerende Wirkung der Exploſion am aufgeriſſenen Straßenpflaſter erkennbar.
Bekämpfung eines durch die Gasexploſion
entſtandenen Brandes.
Exploſionsverwüſtungen
High Street.
in der
Die Unvorſichtigkeit eines Bauarbeiters hat die altehrwürdige City von London in ſchlimmſte
Gefahr gebracht. Das aus einer irrtümlich angebohrten Haupt Gasleitung entſtrömende
Gas kam zur Exploſion, hat ganze Straßendecken aufgeriſſen, 30 Menſchen verletzt,
Grund=
mauern von Gebäuden beſchädigt und mehrete Brände verurſacht.
Opfer der ſchrankenloſen Bahnüberfahrt.
Würzburg. Das Dienſtauto des hieſigen
Haupt=
arbeitsamts, mit dem drei Angeſtellte
Erwerbsloſen=
unterſtützungsgelder zu den Zahlſtellen im
Ochſen=
furter Bezirk gebracht hatten, wurde an der
ſchranken=
loſen Bahnüberfahrt zwiſchen Röttingen und
Bieber=
ehren von einem Zug der Nebenlinie Weikersheim—
Creglingen erfaßt, etwa 15 Meter weit geſchleift und
zertrümmert. Von den Inſaſſen des Autos wurde
der Angeſtellte Stock ſofort getötet, der Angeſtellte
Kleinſchnitz ſchwer und der Angeſtellte Neugebauer
leicht verletzt.
Strenge Kälte in Oberitalien.
Mailand. Die heftige Kälte hält in
Ober=
italien an. In den Dolomiten ſind die Alpenſeen
zugefroren. In Bologna iſt ein Mann erfroren.
Auch von der biguriſchen Küſte wird ungewöhnliche
Kälte gemeldet.
Zehn Tote bei einem Brand in Judien.
London. In Karachi kamen beim Brand eines
Hauſes zehn Perſonen ums Leben. Das Feuer brach
im Erdg ſchoß aus, ſo daß die Flammen den im
erſten Stockwerk befindlichen Bewohnern den Rückzug
abſchmitten.
Das Wochenendhaus Immanue
Das Gartenhaus beim Forſthaus in Modi
hat dem großen Philoſophen Immanuel Kan
als Wochenendhaus gedient. In der ſtillen
ſchiedenheit der Förſterei von Moditten hat Kau
Jahre 1764 ſeine berühmten „Beobachtungen
das Gefühl des Erhabenen und Schönen”
zeichnet. Nun ſind Bemühungen im Gange,
kleine, baufällig gewordene Häuschen zu erhal
Großfeuer in einer Porzellanfabrik.
Kirchenlamitz (Oberfranken). Sonntag
8 Uhr entſtand in der Porzellanfobrik Winterli=
Großfeuer. Infolge Waſſermangels war die
kämpfung des Brandes ſehr ſchwierig. Gegen 10
traf die Motorſpritze von Hof am Brandplatz
wo ſich inzwiſchen auch die F. uerwehren von
umliegenden Orten eingeſtellt hatten. Sechs Stu
lang, bis 16 Uhr, wurde von den Wehren das 5
bekämpft. Erſt um 18 Uhr war der Brandher?
gelöſcht und jede weitere Gefahr beſeitigt. Die
ſamten Hochofenanlagen, die Maſchinenhalle un=
Formeranlagen ſind durch die Flammen zerſtört
den. Hinter den Fabrikanlagen waren einige kle
Wohnhäuſer mit Nebengebäuden eine Zeitlang
das Feuer ſtark gefährdet, doch konnte ein u
ſpringen der hochauflodernden Flammen ver
werden. Der angerichtete Schaden iſt außeror
lich groß.
Betriebsunfall.
Hamburg. Auf der Stelckenwerft kippte
Freitag der Fiſchdampfer „Nienſtedten” beim
docken von der Stellage herunter, wobei ſämt
auf dem Fahrzeug beſchäftigten Arbeiter zum
ins Waſſer, zum Teil ins Dock geſchleudert wur
Der Unfall iſt darauf zurückzuführen, daß die
beiten mit völlig ungeſchultem Perſonal und ü
wiegend unkundigen Lehrlinge vorgenowmen wur
Der irrſinnige Polizeirat.
Budapeſt. Im Innenminiſterium ſpielte
ein aufregender Vorfall ab, als ein Beamter
Miniſteriums während des Dienſtes plötzlich
ſinnig wurde. Mitten während der Arbeit ſpr;
der Oberpolizeirat Martini plötzlich aurf, warf 7
tenfäſſer und Aktenſtücke zu Boden und verſuchte d
auf, ſich aus dem Fenſter zu ſtürzen. Er fonnte
doch von herbeieilenden Beamten an ſeinem Sel
wordverſuch gehindert werden, mußte aber
einigen Wächtern in eine Anſtalt überführt werl
Schweres Brandunglück.
Luxemburg. In der Nacht zum Freitag b.
auf einem größeren Gute in Stegen bei Diekirch
Feuersbrunſt aus, die alsbald größeren Umfang
nahm. Die geſamten Wirtſchaftsgebäude, ſo
Futtervorräte und Vieh fielen den Flammen 7
Opfer. Das Wohnhaus und eine Sch une konr
nur mit großer Mühe gerettet werden. Durch
plötzlichen Zuſammenſturz einer Mauer wurden z
Angehörige der Diekircher Freiwilligen Feuern
ſchwer verletzt. Ein Verletzter ſtarb kurz nach
Einlieferung in das Krankenhaus, der andere befit
ſich in Lebensgefahr. Das Feuer ſcheint zunächſt
der dem Gutshof angeſchloſſenen Branntweinbrenn
ausgebrochen zu ſein.
Hauseinſturz.
Rom. Infolge eines Erdrutſches iſt in 1
Abruzzendorf, Barisciano ein Bauernhaus eit
ſtürzt. Vier Söhne des Hausbeſitzers wurden get!
und die Mutter ſchwer verletzt. Einer der 1
Leben gekommenen Söhne war am Tage vorher k
Militärdienſt heimgekehrt.
Exploſion auf einem italieniſchen Unterſeebl
Neapel. Auf dem Unterſeeboot H. 2 ereigt
ſich am Samstag nachmittag beim Laden der A.
mulatoren eine ſchwere Exploſion, durch die 3
Unteroffiziere getötet und einer verletzt wurde.
entſtand ein Brand, der bis zum Abend gelöſcht A
dem konnte.
Ein Schiff ohne Beſatzung auf hoher See
aufgefunden.
Paris. Havas berichtet aus Toulon, daß
däniſche Dampfer „Iberia” das italieniſche Sel
ſchiff „Fortunata” auf hoher See ohne Mannſc.
aufgefunden, ins Schlepptau genommen und I
Hyere geſchleppt habe. Das italieniſche Schiff he
eine Ladung Marmor an Bord. Nach dem Schia
der Mannſchaft wird ſeither geforſcht.
40 000 Mark für ein ausgeſtoßenes Auge.
Roſtock. Samstag fand vor dem Oberlan?
gericht ein Prozeß des Gutspächters Huchting
Rambow gegen die Stadt Schwerin wegen Zahur
von Schadenerſatzes und Schmerzensgeld ſtat. 2
Kläger hatte im Anſchluß an eine Abiturientenfe
mit mehraren Schülern einen Zuſammenſtoß
einem ſtädtiſchen Polizeiwachtmeiſter in Schwer
in deſſen Verlauf ihm von dieſem mit dem Gum!
knüppel ein Auge ausgeſtoßen wurde. Huchting 2
langt nun für die erlittene körperliche Schädigu
Schadenerſatz. Das Gericht ſchlug einen Vergl”
vor. Danach hat die Stadt Schwerin die Sum
von 40 000 Mark an den Kläger zu zahlen und.
Gerichtskoſten zu tragen. Man rechnet mit der 2
nahme dieſes Vergleichsvorſchlages.
Rieſenfeuer in einem Ueberſeehafen.
London. In Singapore wurde durch ein Grk
feuer in einem Lagerſchuppin ein Schaden im We.
von drei Millionen Mark angevichtet. Etwa 4
Tonnen Koprahäute ſind verbrannt. Das ieit
konnte bisher trotz größter Anſtrengungen noch ſ.
gelöſcht werden, iſt aber auf ſeinen Herd beſchren
Von den acht ſüddeutſchen Bezirksligagruppen haben fünf
Meiſter ermittelt. Eine Ausnahme macht der Bezirk
Rhein=
ir, in dem neue Verwicklungen eingetreten ſind, ferner
Nord=
ern, wo ein Entſcheidungsſpiel am zweiten Weihnachtstag
klärung bringt. In vier Gruppen haben ſich bisher die
vor=
rigen Meiſter durchgeſetzt, nämlich Eintracht Frantfurt a. M.
in), Wormatia Worms (Heſſen), Bayern München (
Süd=
ern) und Karlsruher FV. (Baden). Eine Aenderung gab es
Württemberg, wo Gerwania Brötzingen die Stuttgarter Kik=
3 ablöſte und neu in die ſüddeutſchen Endſpiele eintritt. Zu
alten Bekanntem ſowie dem ungeſchlagenen Neuling treten
h drei Meiſter, die bis zum Jahreswechſel wohl feſtſtehen
ften. In Nordbayern kommen nur SpVg. Fürth (der
vor=
rige Meiſter) und 1. FC. Nürnberg in Frage, in der Gruppe
ein nur VfL. Neckarau und SV. Waldhof (vorjähriger
iſter). Dagegen iſt in der Gruppe Saar die Frage offen
zwi=
in Boruſſia Neunkirchen, Saar 05 Saarbrücken und FK.
Pir=
ſens, während hier der letztjährige Meiſter FV. Saarbrücken
eits ausgeſchaltet iſt. Hier muß Boruſſia Neunkirchen noch in
rmaſens gegen VfR. ſpielen. Wird dieſes Spiel gewonnen,
iſt Boruſſia Meiſter, im Falle eines Unentſchieden kann Saar 05
iktgleich werden, wenn die Saarbrücker ihre Spiele gegen FVS.
d SV. 05 gewinnen. Verliert Boruſſia, ſo tritt auch der FK.
rmaſens als Bewerber auf. Boruſſia ſteht aber mit neun
rluſtpunkten doch unbedingt am günſtigſten. Die Spiele am
und 30. Dezember müſſen aber die Klärung noch ergeben. In
Gruppe Rhein iſt eigentlich der VfL. Neckarau Meiſter vor
V. Waldhof und VfR. Mannheim. Den Waldhöfern iſt aber
r Einſpruch genehmigt worden, der das verlorene Spiel gegen
jalz Ludwigshafen betrifft. Dieſes Spiel ſoll wiederholt
wer=
e, ſo daß dann Waldhof die Chance hätte, durch Gewinn dieſes
Sieles wie auch durch Punktverluſt von Neckgrau in
Munden=
im gleichzuziehen oder ſogar mit einem Punkt Vorſprung
eiſter zu werden. Gegen dieſe Spielwiederholung Waldhofs
egt aber wiederum ein Einſpruch vor. Die Behörde hat alſo
er das letzte Wort. Müßig werden jedoch alle Betrachtungen,
enn der VfL. Neckarau am Sonntag in Mundenheim gewinnt.
nr dieſem Augenblick iſt der VfL. aus ſich ſelbſt heraus Meiſter.
Die erſehnten Plätze.
Die Teilnehmer an den Troſtrunden haben ſich auch
ver=
gehrt. Würitemberg melder Stuttgarter Kickers und VfB.
tuttgart, Baden Freiburger FC. und Phönix Karlsruhe,
Rhein=
ruppe Waldhof (oder Neckarau) und VfR. Mannheim,
Nord=
ahern Sp.Vg. Fürth oder 1. FC. Nürnberg und ASV.
Nürn=
erg, Heſſen FSV. 05 Mainz und VfL. Neu=Iſenburg. Es
feh=
en alſo die Vertreter von Main, Saar und Südbayern. In
südbayern wären es Wacker und 1860 München, wenn die
Augs=
urger Schwaben in ihrem ausſtehenden Spiel gegen Teutonia
Nünchen einen Punkt verlören. Da das nicht anzunehmen iſt,
oird es alſo zwiſchen Wacker, 1860 und Schwaben zu
Entſchei=
rungsſpielen kommen, da alle drei dann punktgleich auf dem
weiten Platz hinter Bayern ſtehen. Am Main bewerben ſich
FSV. Frankfurt, Offenbacher Kickers, Union Niederrad und
1. FC. 93 Hanau. Die Entſcheidung fällt am Sonntag in den
Spielen FSV.—Kickers und Union Niederrad—Hanau 93. Hanau
kann aber nur Ausſichten geltend machen, wenn am zweiten
Feiertag das Spiel in Hanau gegen Eintracht Frankfurt
gewon=
iien wird. In der Saargruppe iſt das Bild noch ganz
verwor=
ren, da Boruſſia Neunkirchen, 1. FC. Idar, FK. Pirmaſens,
Saar 05 Sgarbrücken und theoretiſch auch der FV. Saarbrücken
für eine Placierung in Frage kommen.
Die Liſte der Abſteigenden.
Ganz komplett iſt jetzt die Liſte der Abſtiegskandidaten, die
ülle 13 feſtſtehen. Dieſe Frage iſt jetzt auch bei Franken
Nürn=
berg, SV. 05 Saarbrücken und SpVg. Arheilgen entſchieden. Es
ſteigen alſo ab: Fechenheim 03, Viktoria Aſchaffenburg, SpVg.
60/94 Hanau (Main), SpVg. Arheilgen und SG. 01 Höchſt (
Heſ=
ſen), FG. 03 Ludwigshafen, Pfalz Ludwigshafen (Rhein), SV.
U5 Saarbrücken, Kreuznach 02 (Saar), FV. Offenburg (Baden),
SC. Stuttgart (Württemberg), Franken Nürnberg (Nordbayern)
und Schwaben Ulm (Südbayern).
Die reſtlichen Entſcheidungen bei Meiſtern und Placierten
durften am Sonntag gefallen ſein. Wenn das neue Jahr beginnt,
wiſſen wenigſtens alle, woran ſie ſind. Und am 6. Januar
begin=
nen die Endſpiele!
hi
ſich den Tikel.
Am Sonntag wurden in Süddeutſchland zwei weitere Meiſter
befinitiv ermittelt. Eintracht Frankfurt in der Gruppe
Main und Wormatia Worms in Heſſen ſicherten ſich durch
Ire Siege über Viktoria Aſchaffenburg bzw. F. S. V. 05 Mainz
die Titel. Während aber in Heſſen die Platzfrage erledigt iſt, da
Mainz und Neu=Iſenburg die nächſten Plätze belegen, ſind am
Main im F. S. V. Fraukfurt, Union Niederrad, Offenbacher
Nickers und auch noch F. C. 93 Hanau vier Anwärter vorhanden.
Die Abſtiegsfrage liegt klar, Fechenheim 03, Viktoria
Aſchaffen=
durg und Sp. Vg. 60/94 Hanau müſſen am Main, Sp. Vg. Ar=
Rllgen und S. G. Höchſt 01 in Heſſen abſteigen. — Die Gruppe
Nordbayern brachte den erwarteten knappen 3:2=Sieg des
F. C. Nürnberg über A. S. V. Nürnberg, womit am zweiten
Beihnachtstag das Entſcheidungsſpiel Club gegen Fürth not=
Genldig wird. Der A. S. V. iſt Dritter, der Abſtieg liegt zwiſchen
Skanken Nürnberg und 1. F. C. Bayreuth. — Südbayern
MA noch ein Spiel zu erledigen zwiſchen Teutonia München und
Schwaben Augsburg. Gewinnen die Schwaben, ſo ſind ſie mit
Wacker München und 1860 München punktgleich, und es gibt
Ent=
ſcheidungsſpiele um den zweiten und dritten Platz, während die
Meiſterſchaft von Bayern beſchlagnahmt iſt. Büßt dagegen, was
nicht anzunehmen iſt, Schwaben einen Punkt gegen Teutonia ein,
ſo ſind Wacker und 1860 die beiden nächſten Vertreter. Der
Ab=
ſtieg iſt Schwaben Ulm beſtimmt. — In Württemberg iſt
alles geklärt. Germania Brötzingen iſt Meiſter, Stuttgarter
Kickers und V. f. B. Stuttgart belegen die Plätze, S. C.
Stutt=
gart muß abſteigen. Auch in Baden herrſcht Klarheit. Die
Reihenfolge lautet Karlsruher F. V., Freiurger F. C., Phönir
Karlsruhe, abſteigen muß F. V. Offenburg. — Unklarheit herrſcht
dafür an Rhein und Saar. In der Gruppe Saar hat Boruſſia
Neunkirchen den F. C. Idar 3:1 geſchlagen und die allererſte
An=
wartſchaft auf die Gruppenmeiſterſchaft. — Am Rhein wäre
V. f. L. Neckarau Meiſter vor Waldhof und V. f. R., wenn hier
nicht eine Proteſtangelegenheit wäre, die evtl. Waldhof doch noch
Lie Meiſterſchaft vor Neckarau bringen kann. — Die
Ergeb=
niſſe des Sonntags:
Verbandsſpiele.
Gruppe Nordbayern:
A. S. V. Nürnberg—1. F. C. Nürnberg . 7 / 2:3
Gruppe Württemberg:
F. C. Birkenfeld—V. f. B. Stuttgart . z 3:5
Gruppe Baden:
Sp. Vg. Freiburg—Karlsruher F. V. 1:6
Phönix Karlsruhe—F. V. Offenburg . 3:3
Gruppe Rhein:
S. V. Waldhof—Mannheim 08 „ 7:0
V. f. L. Neckarau—Sp. Vg. Sandhafen 5:2
Phönix Ludwigshafen—Pfalz Ludwigshafen . 411
Gruppe Saar:
F. V. Saarbrücken—V. f. R. Pirmaſens .r x 4:2
Boruſſia Neunkirchen—1. F. C. Idar . 3:1
F. C. Pirmaſens—S. V. 05 Saarbrücken . . „ 6:0
Gruppe Main:
Offenbacher Kickers—Hanau 60/94 . . 4:0
Union Niederrad—Germania Bieber .. . . 4:1
Viktoria Aſchaffenburg—Eintracht Frankfurt . . . 2:3
1. F. C. Hanau 93—Rot=Weiß Frankfurt . . 3:2
F. S. V. Frankfurt—Fechenheim 03. . . 9:2
Gruppe Heſſen:
Haſſia Bingen — 1. F. C. Langen 03. . 6:1
V. f. L. Neu=Iſenburg—S. Gem. Höchſt 01 7:0
Alemannia Worms—S. V. Wiesbaden . . = 7:5
Wormatia Worms—S. V. Wiesbaden . 7:5
Wormatia Worms—F. S. V. Mainz 05 1:0
Geſellſchaftsſpiele.
Bayern München—Wiener A. C.
3:1
V. f. R. Heilbronn/1. Böckingen—D. F. C. Prag .. 3:1
In der Gruppe Heſſen ſind am Sonntag alle Entſcheidungen
gefallen. Der große Entſcheidungskampf zwiſchen Wormatia
Worms und F. S.V. G Mainz wurde von Worms knapp 1:0
gewonnen. Damit iſt Worms Meiſter und Mainz Zweiter. Der
V. f. L. Neu=Iſenburg, der Höchſt 01 mit 7:0 abfertigte, belegt den
dritten Platz. Alemannia Worms und S.V. Wiesbaden lieferten
ſich einen Poſitionskampf, den die Wormſer mit 7:5 gewannen.
Haſſia Bingen ſchlug Langen 03 6:1, aber auch hier hatte der
Ausgang keinerlei Bedeutung mehreda die Abſtiegskandidaten
mit Sp.Vg. Arheilgen und Höchſt 01 feſtſtehen.
Wormatig Worms — F. S. V. 05 Mainz 1:0 (1:0).
Ueber 6000 Zuſchauer ſahen auf eisbedecktem Spielfeld einen
ſpannenden Kampf, der bereits in der achten Minute entſchieden
wurde, als eine ſchöne Kombination zwiſchen Philipp und
Wink=
ler durch dieſen das erſte und einzige Tor des Tages ergab.
Wormatia hatte das Pech, in der zehnten Minute ſeinen
Halb=
linken Müller durch eine Verletzung zu verlieren. Bis dahin
waren die Einheimiſchen überlegen geweſen, jetzt aber hatten die
Gäſte gefährliche Drangperioden und zwei Chancen, die nur mit
Pech ausgelaſſen wurden. Andererſeits fand auch Wormatia
ver=
ſchiedentlich noch Gelegenheit, durchzukommen und trotz ſeiner
vier Stürmer das Mainzer Tor zu gefährden, aber hier ſorgte
eine gute Verteidigung dafür, daß nichts paſſierte. Die Verſuche
der Mainzer, auszugleichen oder noch zu gewinnen, ſcheiterten
ebenſo an einer aufmerkſamen Abwehrarbeit. Der beſte
Mann=
ſchaftsteil auf dem Platz war die Mainzer Läuferreihe, in ihr
wiederum Kaſt der beſte Mann. Eine angenehme Ueberraſchung
bot der Erſatztorhüter der Wormatia, der ausgezeichnet zu
ge=
fallen wußte. Völker war noch im letzten Augenblick freigegeben
worden.
Alemannia Worms — S.V. Wiesbaden 7:5 (3:2).
Auf ſchneebedecktem Boden wickelte ſich ein ſchnelles, ſehr
anſtändiges Spiel ab, deſſen hohe Torzahl ſich aus dem glatten
Boden und der dadurch erſchwerten Arbeit der Verteidiger
er=
klärte. Alemannia ging in der 3. Minute durch den Halbrechten
in Führung, aber ſchon kaum eine Minute ſpäter hatte Wiesbaden
ausgeglichen, um nun ſelbſt in Führung zu gehen. Bis zur Pauſe
kam Worms noch zu zwei Toren, die ihm wieder die Führung
gaben. Nach der Pauſe hatte Wiesbaden eine kurze
Schwäche=
periode, die Alemannia mit drei Toren beantwortete, dem ſich
in der 25. Minute ein weiteres anreihte, ſo daß es 7:2 für
Ale=
mannia ſtand. Hier erwachte Wiesbaden wieder aus der
Lethargie, wurde feldüberlegen und erzwang drei Tore und
damit das ehrenvolle Ergebnis von 7:5, das den ſpieleriſchen
Unterſchied weſentlich gerechter ausdrückte.
V.f.L. Neu=Iſenburg — Höchſt 01 7:0 (4:0).
Unter der guten Leitung von Diſtler=Fürth gab es vor 800
Zuſchauern einen einſeitigen Kampf, den die Einheimiſchen ſtets
überlegen geſtalteten. Höchſt wehrte ſich, ſo gut es ging, konnte
aber nicht verhindern, daß Neu=Iſenburg ſchon beim
Seiten=
wechſel einen Vorſprung von vier Toren hatte. Auch die zweite
Halbzeit ſtand ganz im Zeichen der Einheimiſchen, die das
Er=
gebnis auf 7:0 erhöhten. In die Torerfolge teilten ſich Remy,
Eck, Vollnhals (je 2) und Dietz (1).
Haſſia Bingen — F. C. 03 Langen 6:1 (2:0).
In ihrem zweiten auswärtigen Spiel, das ohne die
Platz=
ſperre in Langen hätte ausgetragen werden müſſen, erlitten die
Langener die höchſte Niederlage, die ſie bisher einſtecken mußten.
Allerdings war auch Haſſia in einer ſo guten Verfaſſung wie
ſelten zuvor. Die Mannſchaft konnte ganz ausgezeichnet
ge=
fallen, ſie ging durch einen von Kühnle verwandelten Elfmeter in
Führung und kam bis zur Pauſe zu einem weiteren Torerfolg.
Nach dem Wechſel hieß es bald 3:0 und die reſtlichen Tore buchte
Kühnle, der damit den hat=trick vollbrachte. Das Ehrentor für
Langen fiel beim Stande von 4:0 durch Gutjahr. Das hohe
Er=
gebnis entſpricht micht ganz dem Swieltzerlauf, da Langen
keineswegs ſo viel ſchlechter war. Vielmehr iſt die Tordifferenz
nur ein Ausdruck der Schußfreudigkeit im Sturm der Haſſia.
Gruppe Heſſen:
1. Wormatia Worms 14
2. F. S. V. Mainz 05 . . 16
3. V. f. L. Neu=Iſenburg . 15
4. S. V. Wiesbaden
5. Alemannia Worms 15
6. Haſſia Bingen .. . s 15
7. 1. F. C. Langen 03 16
8. Sp. Vg. Arheilgen . . 14
9. S. Gem. Höchſt 01 . . 16
Einkracht Frankfurk wieder Mainmeiſter.
In der Maingruppe iſt die Entſcheidung um die
Meiſter=
ſchaft gefallen. Eintracht Franfurt gewann in Aſchaffenburg
gegen Viktoria 3:2 und wurde damit wieder Meiſter. Die
Platz=
frage iſt noch nicht entſchieden, da FSV. Frankfurt, Union
Niederrad und Offenbacher Kickers nach Verluſtpunkten gleich
liegen. Rot=Weiß Frankfurt ſchied durch die heutige 3=2=
Nieder=
lage gegen Hanau 93 aus, aber auch die Hanauer ſelbſt ſind aus
dem Rennen um den dritten Platz. Union Niederrad war mit
4:1 über Germania Bieber erfolgreich, die Offenbacher Kickers
ſchlugen die abſteigende Sp.Vg. 60/94 Hanau 4:0 und der FSV.
Frankfurt ſtellte mit einem 9:2=Sieg, über Fechenheim 03 den
Tagesrekord auf. Die Abſtiegsfrage iſt geklätt: Fechenheim 05,
Viktoria Aſchaffenburg und Sp.Vg. 1860/94 Hanau müſſen die
Bezirksliga verlaſſen.
Viktoria Aſchaffenburg—Eintracht Frankfurt 2:3 (2:1).
Die Frankfurter hatten, ſchwer zu kämpfen, ehe ſie ſich die
Meiſterſchaft geſichert haiten. Die weſentlich verbeſſerte Viktoria
lieferte vor 1500 Zuſchauern einen ſehr temperamentvollen,
gleichwertigen Kampf und zwang den Gegner bei durchweg
an=
ſtändiger Spi=weiſe zur Hergabe alles Könnens. In der erſten
Halbzeit hatten die Einheimiſchen ſogar etwas mehr vom Spiel
und konnten in der 15. Minute durch Brehm auch in Führung
gehen. Zehn Minuten, derhalf der Eintracht ein vom rechten
Aſ=haffenburger Läufer verſchulveter, von Ehmer verwandelter
Handelfmeter, zum Ausgleich, aber in der 35. Minute konnte
Viktoria nach ſchönen Kombinationsſpiel duich Kolb wieder in
Fübrung gehen unid den Vorſprung auch bis zur Pauſe halten.
Nach dem Wechſel übernahm nun Eintracht das Kommando und
wurde jetzt teilweiſe ſtark üiberlegen. Trotzdem dauerte es eine
Ealbe Stunde, ehe der Mittelläufer Goldammer durch einen
Schuß aus dem Hinterhalt ausgleichen konnte. Das ſiegbringende
Tor fiel funf Minuten vor Schluß durch Dietrich. Das in ſeiner
Geſamtbetrachtung ſehr ſchöne und faire Spiel wurde von
Böhres=Lahr ausgezeichnet geleitet.
1. FC. 93 Hanau—Rot=Weiß Frankfurt 3:2 (2:1).
Den Frankfurtern gelang die Revanche für das Vorſpiel
nicht, aber die Niederlage war diesmal weſentlich knapper und
erſt durch einen Elfmeier entſchieden. Hanau hatte die erſte
Shielhälfte für ſich und erreichte in der 5. Minute ſchon durch
Philippi die Führung. Eine Viertelſtunde, ſpäter konnte Joſt
bei einem plötzlichen Durchbruch für Rot=Weiß ausgleichen, aber
nach weiteren ſieben Minuten ſtellte Laber für Hanau die
Füh=
rung wieder her. In der zweiten Halbzeit war zunächſt Rot=
Weiß tonangebend und nach einer längeren
Ueberlegenheits=
phaſe konnte Engel in der 20. Minute auch ausgleichen. Hanau
kam nun wieder mehr auf und geſtaltete das Spiel ausgeglichen.
Als in der 30. Minute der Frankfurter Torwart Kreß dem
geg=
neriſchen Rechtsaußen in die Beine trat, obwohl der Ball ſchon
fort war, verhängte der gute Schiedsrichter Müller=Baiertheim
Elfmeter, den Hofmann zum ſiegbringenden Tor einſchoß. Der
Reſt der Spielzeit ſah Hanau wieder mehr in Front. Das Trefſen
war von 800 Zuſchauern beſucht.
Union Niederrad—Germania Bieber 4:1 (2:1).
Unter der Leitung von Walter=Ludwigshafen ſahen 1000
Zu=
ſ hauer in Niederrad ein Spiel, das ziemlich enttäuſchte. Bieber
kam mit vier Erſatzleuten, verlor aber trotzdem dem Ergebnis
nach zu hoch, denn Union war nicht entfernt ſo überlegen wie das
Reſultat angibt. Der Kampf war meiſt ausgeglichen, aber
Union war in den Aktionen glücklicher. Das erſte Tor fiel in der
27. Minute durch Siegwart, der eine Flanke von Stork eindrückte.
Zehn Minuten ſpäter führte wieder eine Flanke von Stork zum
zweiten Tor durch Lindner, nachdem der Bieberer Torwart
Wie=
gand abgewehrt haite. Kurz vor dem Wechſel lenkte Ott eine
Flanke von Kemmerer zum erſten und einzigen Gegentor ein.
Die zweite Halbzeit verlief ziemlich eintönig. Lukas 1. fabrizierte
nach einer Ecke ein unglückliches Selbſttor und in den letzten
Minuten war es wieder eine Ecke, deren Gedränge durch
Roſen=
bergei zu
or für Union führte.
Dienstag den 25 Dezember 1928
zmmer 337/58
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Dienstag den 25 Dezember 1928
Nummer
357/
Offenbacher Kickers — Hanau 60/94 4:0 (1:0).
Die Hanauer Gäſte hielten ſich in der erſten Halbzeit vor
1500 Zuſchauern ſehr tapfer und ließen nur ein einziges Tor des
Gegners zu, das Hilpert in der 30. Minute erzielen konnte. Mit
der Zeit aber brach der Widerſtand Hanaus und Offenbach wurde
feldüberlegen. Dünker konnte mit dem Kopf eine Flanke von
Belle zum zweiten Tor einlenken, zehn Minuten ſpäter war Benz
mit einem dritten Tor erfolgreich und zehn Minuten vor Schluß
ſtellte Dünker das Endergebnis von 4:0 her. Die Kickers zeigten
eine ſehr gute Form und boten beachtenswerte Leiſtungen. Hanau
war nicht einmal ſo ſchlecht, es fehlte aber an Wucht und
Ener=
gie. Der Schiedsrichter Bachmann=Karlsruhe war ausgezeichnet.
FSV. Frankfurt — Fechenheim 03 9:2 (4:2).
Der Verlauf der erſten zwanzig Minuten des vor 3000
Zu=
ſchauern ausgetragenen Spiels ließ die Möglichkeit einer
Ueber=
raſchung zu, denn die Fechenheimer waren ſehr aktiv, während
ve* FSV. ein ziemlich verworrenes Spiel vorführte. Ein weiter
Schuß des Verteidigers Nau von Fechenheim wurde auf dem
Schneeboden vom Torwart Krieger falſch berechnet und brachte
Fechenheim in Führung. Sofort darauf konnte allerdings
Brett=
ville zum Aussleich einköpfen, aber Fechenheim verſchaffte ſich
durch einen ſchönen Schuß von Ewald erneut die Führung. Erſt
im zweiten Teil dieſer Spielhälfte drehte ſich das Bild. Brettville
Lonnte mit einem Kopfball ausgleichen und dann die Frankfurter
in Führung bringen. Böttner erhöhte bis zur Pauſe das
Er=
gebnis auf 4:2. Nach dem Wechſel ließ Fechenheim zwar nicht
nach, aber der Sturm der Frankfurter wurde nun ſicherer und ſo
konnte er vornehmlich durch das glänzende Spiel des
Rechts=
außen Armbruſter durch Wifk, Armbruſter (2), Böttner und
Trettville zu fünf jveiteren Erfolgen kommen, die das
Endreſul=
tat auf 9:2 ſtellten. Der Schiedsrichter Rohn=Mannheim ging
an, ſein Amt war ziemlich leicht, da das Spiel mit größter
Fair=
neß durchgeführt wurde.
Entſcheidungsſpiel zwiſchen „Club” und „Kleeblatt” um die
Meiſterſchaft notwendig. A. S.V. Nürnberg Dritter.
Geſtern ſtand nur ein Treffen auf dem Programm, es war
aber für die Meiſterſchaft von entſcheidender Bedeutung. Wäre
es dem A. S. V. gelungen, dem Club auch nur einen Punkt
abzu=
knöpfen, ſo hätte Sp.Vg. Fürth dadurch die Meiſterſchaft gehabt.
Nun iſt aber ein Entſcheidungsſpiel zwiſchen den beiden
führen=
den Vereinen notwendig das am 2. Weihnachtsſeiertag im
Sta=
dion zu Nürnberg zum Austrag gebracht werden wird. Geſtern
ſiegte der „Club” nur knapp mit 3:2 Toren gegen den A. S.V
und leicht hätte der Kampf unentſchieden enden können.
A. S. V. Nürnberg — 1. F. C. Nürnberg 2:3 (1:1).
Es war ein Großkampf, wie man ihn erwartet hatte. Das
Spiel wurde mit äußerſter Erbitterung und Härte durchgeführt,
ſo daß Schiedsrichter Weingärtner=Offenbach keinen leichten
Stand hatte. Er war in ſeinen Entſcheidungen auch manchmal
etwas wankelmütig. Dem Club iſt der Sieg abſolut nicht leicht
geworden, denn der A.S.V. war recht gefährlich, namentlich
dann, als er nach dem durch Kopfball von Nürnbergs
Mittel=
ſtürmer Schmidt erzielten Führungstor durch Scherm den
Aus=
gleich erzielt hatte. Beim Stande von 1:1 wurden die Seiten
ge=
wechſelt. Nach der Pauſe drückte der A.S. V. mächtig auf Tempo,
und es ſah in dieſer Zeit immer ſo aus, als würde der Club
unter die Räder kommen. Tatſächlich gelang auch Hauerſtein
das zweite Tor ſür den A.S.V. Das Publikum, hauptſächlich aus
Fürty ſtammend, jubelte der A.S.V.=Mannſchaft zu, aber ſchon
bald darauf gelang es Hornauer aus einem Gedränge heraus den
Ausgleich herzuſtellen. In den letzten Minuten drängte der Club
ganz gewaltig. Bei einem Durchbruch des Linksaußen wurde
dieſer von Wachtler im Strafraum unfair gelegt, es gab einen
Elfmeter, den Kalb trat. Wenz im Tore hielt den Ball zweimal,
brachte das Leder aber nicht weit genug weg, ſo daß Kalb im
Nachſchuß zum Siegestor einſenden konnte. Es muß geſagt
wer=
den, daß das Schlußtrio des A. S.V., namentlich Wachtler und
Wenz, ein großes Spiel lieferte. Auch die Läuferreihe evwies ſich
als ſtabil, dagegen erging ſich der Sturm zu ſehr in
Einzel=
aktionen, wodurch der Clubverteidigung die Arbeit leicht gemacht
ſpurde. Beim Club waren Kalb und Lindner hervorragend, der
Sturm ſchoß viel, aber zu ungenau. — 5000 Zuſchauer.
Wien ſpielt Fußball und Bayern ſchießt Tore.
Mit der Reihe der vom D.F.B. genehmigten „Lehrſpiele‟
über die Weihnachtswoche machte der F. C. Bayern München den
Anfang. Sein Spiel gegen die Profielf des Wiener Athletik=
Sportklubs fand infolge des „goldenen Sonntags” und des
herr=
lichen Schneewetters in der Umgebung nur einen Beſuch von
knapp 10 000 Zuſchauern, eine für Münchener Verhältniſſe
eigent=
lich noch geringe Zahl. Die Bayern beſtätigten ihre
Formper=
beſſerung der letzten Wochen, waren ſehr gut in Schuß und
konn=
ten gegen die Oeſterreicher 3:1 (2:1) gewinnen, weil ſie ſelbſt im
Sturm nicht mit dem Torſchuß zögerten, während die Gäſte ſich
regelrecht vertändelten und abſolut ſchußunfähig waren.
Bayern kam mit kompletter Elf wie gegen Wacker am
Vor=
ſonntag. Die Hintermannſchaft einſchließlich Schwab im Tor war
ausgezeichnet, in der Läuferreihe gefiel der Mittelläufer
Gold=
brunner am beſten, Nagelſchmitz hielt ſich gut, während Heidkamp
wieder mit recht ſchwachen Leiſtungen auſwartete. Im Sturm
war Pöttinger I zwar zaghaft, aber mit guten Vorlagen
erfolg=
reich. Hervorragend ſpielten die beiden Außenſtürmer Welker und
Hofmann, auch Schmid II war ſehr gut, dagegen litt Haringer
unter einer Mandelentzündung, weshalb er ſich in der zweiten
Galbzeit durch Kern erſetzen ließ, der ſeinerſeits mit Welker den
Platz tauſchte. Die Oeſterreicher ſpielten bedeutend beſſer als das
Ergebnis beſagt. Zu Anfang mochten ſie die Bayern wohl
unter=
ſchätzt haben, denn erſt nach der Pauſe gingen ſie voll aus ſich
heraus und ſchnürten die Gaſtgeber zeitweiſe vollſtändig ein. Ihre
wundervolle Kombination erregte Bewunderung bei den
Zu=
ſchauern, aber ſie blieb unfruchtbar, weil das Schußvermögen
bollkommen fehlte. Es wurde bis ins Unendliche kombiniert, dicht
vor dem Tor wanderte der Ball hin und her, bis ſchließlich ein
Verteidiger dazwiſchen kam. Den Torſchuß wagte keiner der
Süürmer, er wurde ſelbſt in den günſtigſten Momenten
ausge=
laſſen. Dieſe kataſtrophale Schußunfähigkeit war für die
Nieder=
lage verantwortlich. Vom Torwart Hiden ſah man glänzende
Paraden, andererſeits aber auch viel Leichtſinn. Die Verteidigung
ſpielte taktiſch gut und ſchlagſicher, die Läuferreihe tat ſich durch
ihr ſlaches, genau berechnetes Zuſpiel hervor.
Der Spielverlauf ſah die Bayern in der 19. Minute in
Führung, als Braun ein Selbſttor verſchuldete. Walzhofer
konnte nach einem groben Fehler von Heidkamp ſchon drei
Mi=
nuten ſpäter ausgleichen, aber nach weiteren 5 Minuten ſtellte
Ha=
gührung für Bayein her. Nac) Wiederkeginn
ringer wvieder
waren die Oeſterreicher ſtändig im Angriff, zeitweiſe ganz be=
ängſtigend. Bayern war auf durchbruchartige Gegenſtöße
ange=
wieſen, war aber dabei immer gefährlich. Eine ſolche Gelegenheit
führte in der 31. Minute nach zu kurzer Abwehr von Hidel zum
dritten Tor, nachdem die Bayern vorher auch ein Abſeitstor
er=
zielt hatten. Wien ging trotz aller Ueberlegenheit leer aus.
Schiedsrichter war Ruoff=Bern, der ganz ausgezeichnet war.
VfR. Heilbronn Union Böckingen komb. — DFC. Prag 3:4 (2:3).
Die Gäſte aus der tſchechiſchen Metropole enttäuſchten
keines=
wegs. Sie erfüllten die in ſie geſetzten Erwartungen in jeder
Hinſicht, führten einen techniſch und taktiſch hervorragenden
Fuß=
bail vor und hinterließen den denkbar beſten Eindruck. Auch die
Kombinierten führten ein Spiel vor, wie man es von heimiſchen
Mannſchaften in letzter Zeit kaum geſehen hat. Die
Einheimi=
ſchen ſpielten mit ſeltener Hingabe und hätten in der letzten
Viertelſtunde den Ausgleich und ſogar den Sieg erringen
kön=
nen. Die Prayer hatten ihre ſtärkſte Garnitur zur Stelle, die
Schwaben erſchienen in der angelündigten Aufſtellung. Das Spiel
war von Anfang bis zum Ende ſehr interefſant und reich an
ſpannenden Kampfbildern. In der erſten Viertelſtunde hatten
die Kombinierten mehr vom Spiel und konnten auch in der 16.
Minute durch Sammet, der mit direktem Schuß unhaltbar
ein=
ſandte, zum Führungstor komen. Auf eine vorbildliche Flanke
des alten Internationalen Schorſch Wunderlich, fiel wiederum
durch Sammet, wenig ſpäter, der zweite Treffer. Jetzt nahmen
die Gäſte die Sache ernſt und konnten binnen weniger Minuten
durch ihren Halbrechten nicht nur aufholen, ſondern auch den
Ausgleich erzwingen. Noch vor Seitenwechſel ſtellte der
Mittel=
ſtürmer Kannhäufer mit Bombenſchuß die Führung für die
Pra=
ger her. Nach Wiederbeginn kämpften die Kombinierten
unent=
mutigt weiter. Wiederum war es Sammet, der den dritten
Treffer und damit den „hat trick” erzielte, die Partie ſtand
aber=
mals remis. Zehn Minuten vor Spielende verwandelte
Kann=
häuſer eine Vorlage von rechts zum entſcheidenden Tor. Noch
einmal ſtrengten ſich die Einheimiſchen an, um den Ausgleich zu
erzwingen. Pech, Schußunſicherheit, aber auch die vorzügliche
Hintermannſchaft der Gäſte vereitelten den verdienten Ausgleich.
Als Unparteiiſcher fungierte Schuen=Stuttgarter Kickers, der
ſeiner Aufgabe in jeder Weiſe gerecht wurde. Dem Treffen
wohn=
ten etwa 300 Zuſchauer bei.
Zußbal-Meiſterſchaftsſpiele in
Der Sonntag brachte in der Gruppe Heſſen=Hannover nur
zwei Meiſterſchaftsſpiele, die programmgemäß verliefen. Durch
ihre überraſchende Formverbeſſerung brachte es Normannia Kaſſel
fertig, für die im Vorſpiel von Germania=Marburg erlittene
5:0=Niederlage Reranche zu nehmen. Die Gäſte unterlogen mit
4:1 Treffern. —Man muß allerdings ſagen, daß die Gäſte
keines=
wegs drei Tore ſchlechter waren; gegen den wuchtigen Zweckſtil
der Kaſſelaner half ihnen auch ihre beſſere Technik nichts. Der
91
Die Verbandsſpiele in den mitteldeutſchen Gruppen br
keine weſentlichen Veränderungen. Bemerkenswert war der
verluſt dr Fortuna Leipzig im 3:3 gegen die Sportfreund
ungariſche Amateurelf Sport Egyeſület Budapeſt gaſtierte
VfL. Schneeberg und gewann mit dem bei Schneeboden ve
lichen kurioſen Ergebnis von 10:4. Der Dresdener SC. hat
ſuch aus Weſtſachſen und ſchickte Meißen 08 — die „Aſcherl=
ſchaft” mit 5:1 nach Hauſe, während Guts Muts den SC. 3
6:0 abfertigte.
Ergebniſſe.
ihres unbeugſamen Siegeswillens haben es die Hermannen
fertiggebrach ſich nach einem unglücklichen Start von der letzten
Stelle der Südgruppen=Tabelle auf einen ſicheren dritten Platz
herauf zu arbeiten. In der Nordgruppe lieferten ſich Tura und
Spielverein Kaſſel einen erbitterten Kampf, bei dem ſich SpV.
verdient die wertvollen Punkte erwerben konnte, während Tura
durch die erneute Niederlage wiederum ſtark in Abſtiegsgeſahr
kam. Dank eifrigeren Spieles gewann SpV. verdient 4:1.
Nordweſtſachſen: Sportfr. Leipzig — Fortuna Leivzi
Olympia=Germania Leipzig — Wacker Leipzig 4:2. Oſtſ,
Dresdener SC. — Meißen 08 5:1. Guts Muts Dresden
Zwickau 6:0. Mittelſachſen: Teutonia Chemnitz — Sturm
nitz 1:8. Polizei Chemnitz — Sp.Vg. Chemnitz 5:2. Weſtſ
VfL. Schneeberg — Sport Egyeſület Budapeſt 4:10. VfL.
— VfB. Glauchau 5:1. Mittelelbgau: Germania Magdeb=
Fortuna Magdburg 3:4. Feuerwehr Magdeburg — Vikto /og
Magdeburg 0:2. Staßfurt 09 — Preußen Magdeburg 2:1.
Schönebeck — VfB. Staßfurt 0:5. Vogtland: VfR. Plau
Convordia Plauen 2:8. VfB. Plauen — Vogtl. FC. Plaue
Nordthüringen: Schwarz=Weiß Erfurt — Stadtilm 2:5.
nia Ilmenau — Sportring Erfurt 5:1. Sömmerda —
0:7 Arnſtadt 07 — SV. Arnſtadt 5:0. Oſtthüringen: SC.
— SV. Kahla 7:3. Saalegau: Favorit Halle — Sp.Vz
den 7:1.
Südoſtdeutſchland.
Mittelſchleſien: VfB. Breslau — Vorwärts Breslau
Sportfreunde Breslau — Sp.Vg. 05 Breslau 4:1. Oberſch..
Beuthen 09 — Deichſel Hindenburg 2:2. VfB. Gleiwitz
freunde Oppeln 7:0. Raſenſport Gleiwitz — Preußen Ratih
Niederlauſitz: Viktoria Forſt — Deutſchland Forſt 2:1.
Titania Stettin
Baltenverband.
— Berlin=Weißenſee 1900 3:0.
Geſtern war der Platz am Finanzamt beſſer beſpielbe
am vergangenen Sonntag. Man ſah deshalb auch beide
zeitweiſe reiht gute Leiſtungen, und zwar bei Griesheim ein
ſtabiles und auf Erfolg zugeſchnittenes Spel, wogegen
trachts Elf körperlich zu ſchisach war, aber dafür ein dem
geſälligeres Fußballſpiel zeigte. Das gerechteſte Ergebnis
eigentlich ein Unentſchieden geweſen, da auch Eintracht i
zweiten Halbzeit das Spiel faſt andauernd überlegen gef
konnte. Gebhardt wurde wegen Tätlichleit gegen einen (
heimer Spieler mit Platzverweis beſtraft. Der Schiedsr
leitete gut und einwandfrei.
Das Spiel der zweiten Mannſchaften wurde als Fr
ſchaftsſpiel 6:0 für Eintracht gewonnen. Es fehlten beide
zu Beginn einige Spieler, weshalb kein Verbandsſpiel a
tragen werden konnte.
—
—
*
A
2
*
—
Sportverein Weiterſtadt — Sportverein Geinsheim 6:2 (4
Im Bereich des Weſtdeutſchen Spielverbandes iſt mit großen
Meiſterſchaftsklärungen vorerſt noch nicht zu rechnen, da man in
den meiſten Fällen kaum die erſte Serie hinter ſich hat. In der
Gruppe A des Bergiſch=Märkiſchen Bezirks verlor Eller 2 Punkte
gegen den Tabellenletzten Solingen=Gräfrath, behält zwar die
Spitze, liegt aber nach Verluſtpunkten jetzt ſchlechter als SS.
Bar=
men und Fortuna Düſſeldorf. Auch in der Gruppe B wurde der
Tabellenführer V.f.L. Benrath geſchlagen (1:5 durch Turu), ſo daß
SS. Elberfeld an die Spitze rückt. Im Rheinbezirk tritt keine
Aen=
derung ein. In der Gruppe 1 bleibt Düren 03 durch ſeinen 4:3=
Sieg über KBC. an der Spitze während Köln=Sülz an die zweite
Stelle rückte, da Rheydt von Godesberg geſchlagen wurde. In der
zweiten Gruppe geſchah nichts von Belang. Der Ruhrbezirk ſieht
Schwarz=Weiß Eſſen wieder in Hochform. Erle 08 wurde mit 7:0
niedergekantert. MBV. Linden holte ſich von Union Gelſenkirchen
mit 5:1 die Punkte. Der BV. Alteneſſen hatte Beſuch von der
Amateurmannſchaft der Admira Wien und gewann mit 4:2 Toren
in einem ſchönen, reizvollen Freundſchaftsſpiel. — Weſtfalen hatte
einen Kampf zweier einſt großer Rivalen. Sp.Vg. Hamm —
Ar=
minia Bielefeld endete 1:1, Hamm verlor dadurch einen wichtigen
Punkt. — Am Niederrhein gab es ein bemerkenswertes
Ergeb=
nis: der Altmeiſter Duisburgere Sp.V. brachte einen 3:2=Sieg
über Duisburg 99 fertig, ſcheint alſo wieder im Kommen zu ſein.
In der anderen Gruppe iſt der 6:2=Sieg des Meidericher SV. über
SV. Homberg zu beachten: Meiderich liegt damit in Front. — In
Heſſen/Hannover bleibt der Sp.V. Kaſſel weiter „im Bilde”; er
ſchlug Tura 4:1, und mit dem gleichen Ergebnis gewann
Herman=
nia gegen Germania Marburg. Weitere Ereigniſſe von Belang
gab es nicht: Südweſtfalen hatte nur ein unbedeutendes Spiel.
Ergebniſſe.
Berg.=Märk. Bezirk: Vikt. Düſſeldorf — Sp.Vg. Barmen 5:3.
Gerresheim 08 — Fortuna Düſſeldorf 0:4. Solingen=Gräfrath
Eller 04 4:2. Düſſeldorf 04 — Ratingen 04 2:5. VfL. Benrath
Turu Düſſeldorf 1:5. Schwarz=Weiß Barmen — SSV.
Elber=
feld 1:4. SC. Sonnborn — SC. Langerfeld 0:1. Rheinbezirk:
SC. M.=Gladbach — Sp.Vg. Köln=Sülz 07 0:2. Kölner BC.
Düren 03 3:4. Blau=Weiß Köln — Bonner FV. 2:1.
Oden=
kirchen 07 — Eintracht M.=Gladbach 1:2 abgebr. Rheydter Sp.V.
— FV. Godesberg 2:3. SV. Dohr — CfR. Köln 2:1. SV. Düren
— TV. 60 Bonn 1:1. Mülheim 06 — Rhenania Köln 5:4.
Ruhr=
bezirk: BV. Alteneſſen — Admira Wien (Amateure) 4:2. MBV.
Linden — Union Gelſenkirchen 5:1. Schalke 96 — Preußen Eſſen
4:2 Eſſen 99 — Preußen Eſſen 0:1. Schwarz=Weiß Eſſen=
Erle 08 7:0. Germania Bochum — Horſt=Emſcher 5:3.
Dort=
mund 95 — Sportfr. Eſſen 0:2 Gelſenkirchen 07 — Caſtrop 02
1:4. Weſtfalenbezirk: Sp.Vg. Hamm — Arminia Bielefeld 1:1.
Niederrheinbezirk: Duisburg 99 — Duisburger Sp.V. 2:3.
Mei=
derich 06 — Sp.Vg. Oberhauſen 0:0, abgebr. Preußen Krefeld —
Sp. V. Rheinhauſen 5:1. Hamborn 07 — Union Hamborn 1:3.
Sp.V. Homberg — Meidericher Sp.V. 2:6. Südweſtfalenbezirk:
Hagen 1911 — Germania Mudersbach 2:3. Heſſen/Hannover=
Bezirk: Tura Kaſſel — Sp.V. Kaſſel 1:4. Hermannia Kaſſel —
Germania Marburg 4:1.
Zum fälligen Verbandsrückſpiel ſtanden ſich geſtern
genannte Manſchaften in Weiterſtadt gegenüber. Beide M
ſchaften in ſtäriſter Aufſtellung, ftellten ſich dem Schiedsrichte
halb 3 Uhr. Das Spiel beginnt mit dem Anſtoß Geinsheim
ſieht man jetzt unter gleichem verteilten Spiel bald die eine
die andere Partei im Vorteil, jedoch dies dauert nicht all zu.
und läßt ſich bald erkennen, daß der Gaſtgeber ſeine Vor
Niederlage revanchieren will. In der 13. Minute geht We
ſtadt durch gute Kombination der rechten Seite in Führ
Geinsheim berſucht jetzt mit allen Mitteln, zu Erfolgen zu
men, jedoch die beſtgemeinten Sachen ſcheiterten meiſt ſchar
der flinken, ſchußfreudigen Läuferreihe. Weiterſtadt drückt
beſtändig und läßt eine ſtarke Ueberlegenheit erkennen. In d
Spielphaſe ſcheint die rechte Seite beſonders gut aufgeleg
ſein, denn der Rechtsaußen erhöht jetzt durch zwei Alleingé
auf 3:0; kurze Zeit darauf heißt es durch den Mittelſtürmer
Halbzeit. Weiterſtadt hat Anſtoß, und ſchon erhöht der Re
außen durch einen prächtigen Fernſchuß auf 5:0. Geinsh
Niederlage iſt wohl beſiegelt, jedoch verlieren ſie wie immer
Mut nicht. Der Sturm kommt gut vor, jedoch konnte der
mann den präziſen Schuß des Halbrechten nur noch abwe
und ſchon ſchiebt der Sturmführer den Ball, den inzwiſcher
Torwart unter ſich hatte, mit vielem Glück über die Tor=
Weiterſtadt drückt weiter und kann durch die linke Seite
einmal erfolgreich ſein, während Geinsheim ein Elfmeter
ſprochen wurde, den es glatt verwandelte.
Die zweite Garnitur erzielte ihre Punkte kampflos, da G
heims zweite nicht antrat. Zuſchauer etwa 300.
3:3 11.
Beide Mannſchaften lieferten ein gutes Fußballſpiel,
an ſchönen Momenten. Leider wurde das Spiel von
eiſigen Fußballfeld und durch das Fehlen des Schiedsric
beeinträchtigt.
430 Meter Rücken in 6.16,8 Min.
Die holländiſche Meiſterſchwimmerin und Olympia=Siee
im 100 Meter=Rückenſchwimmen, Fräulein Marie Braun, u.!
nahm in ihrem neuen Domizil in Paris einen Angriff auf
don der Amerikanerin Bauer mit 6.24,8 Min. gehaltenen 2.
rekord im 400 Meter=Rückenſchwimmen. Das Unternehnien
Holländerin war von beſtem Erfolg begleitet; denn es 9e
ihr, die von der verſtorbenen Amerikanerin gehaltenen Welk
leiſtung auf 6.16,8 Min. herabzudrücken.
Fußhall in Berlin.
Hertha=BSC. verliert wieder einen Punkt.
Ergebniſſe.
Südſtern Berlin — Hertha=BSC. 2:2. Kickers Schöneberg
Minerva Berlin 0:0. Nord=Nordweſt Berlin — Adlershofer BC.
6:3. Spandauer SV. — Berliner SV. 92 3:6. Union
Oberſchöne=
weide — Ring Dresden 1:2.
Die Klubmeiſterſchaften Jung=Deutſchlands.
Am letzten Freitag wurden im Anſchluß an die Klubmeiſterſche
vom 14. Dezember noch die Meiſterſchaft über 200 Meter Freiſtil a.
tragen. Wie vorauszuſehen war, konnte auf dieſer Strecke Schwarß,
Berges vor acht Tagen überraſchenderweiſe über 100 Meter geſcht
hatte, Berges noch nicht gefährlich werden. Trotzdem lieferte er
einen ſchönen Kampf und wurde nur mit 6 Sekunden Abſtand geichig
was noch keiner im Club vorher fertiggebracht hatte. Allerd ngs w.
die Zeiten, auch bei den anderen, ziemlich mäßig, was bei der Ie
Jahreszeit und der Wettkampfmüdigkeit nicht weiter verwunderlich
In Abweſenheit von Kloſtermann und Gils wurde Orlemann Ol"
während Bach überraſchenderweiſe Müller und Richter auf die weik
Plätze verweiſen konnte. Der deutſche Rekordmann im Seiteſchwim
über 200 Meter und 400 Meter Seite, Dingeldey von Jungdeutich”
der augenblicklich auf Urlaub hier weilt, ſchwamm 100 Meter
zweimal in den hervorragenden Zeiten von 1:14 bzw. 1:13/4
Mörſchel, die ſüddeutſche Meiſterin, die jetzt in Berlin iſt und G0..
über Weihnachten in Darmſtadt iſt, legte die 100 Meter Freiſte
1,25 zurück.
Das Ergebnis der 200 Meter Meiſterſchaft (25 Meter=Bal
1. Berges 2:33; 2. Schwartz 2:39,3; 3. Orlemann 2:49,5.
In Norddeutſchland war am Sonntag ſchwacher
Fußball=
betrieb. Einzelne Spiele fielen aus beſondere Geſchehniſſe gab es
nicht, wenn man das merkwürdige Reſultat von 8:4 in Spiel
Hol=
ſtein Kiel — St. Pauli Sport ausnehmen will.
Ergebniſſe.
Hamburg: Union Altona — FC. Ottenſen 4:0. Wacker
FC. Blankeneſe — 2:2. Altona 93 — Polizei Hamburg 3:1.
Komet Hamburg — Alemannia Hamburg 0:3. Nordbezirk:
Hol=
ſtein Kiel St. Pauli Sport Hamburg 8:4. Boruſſia — Union
SV.
Teutonia Kiel 5:1 Nordhanzover: Boxuſſia Harburg
g 0:8.
Hann. 2:aunſchw.: VfB. Peine — t Gooi Hilxerſum (531.) 5:2.
Ruoff leitet in Nürnberg. Das „Lehrſpiel” zwiſchen T
1. FC. Nürnberg und Sparta Prag am kommenden Sonntag
Nürnberger Stadion wird von dem bekannten internation.
Schweizer Schiedsrichter Ruoff=Vern geleitet werden, der *
am Sonntag beim Spiel Bayern München gegen Wiener *
Schiedsrichter war.
Pelkofer=Bahr. Zell gewann mit Note 16/417 ein Skiſprins
der erſten Klaſſe in Baierbrunn. Den weiteſten Sprung e7d/
der ehemalige deutſche Meiſter Müller=Bahr. Zell mit 34 Mc‟
ſtürzte aber beim dritten Tprung.
Rummer 352158
Hundonn.
Kok-Weiß, V. ſ.R. — Sporkverein 98 2:3 (2:1).
Der goldene Sonntag und der Winterſport hat wohl manchen
ehalten, ſich das Lokalderby Rot=Weiß V.f.R. gegen
Sport=
in 98 anzuſehen. Immerhin fanden ſich verhältnismäßig
(reiche Zuſchauer auf dem Rot=Weiß=Platz an der Rheinallee
von denen ſicherlich keiner unbefriedigt nach Hauſe gegangen
Trotz der leichten Schneedecke zeigten beide Mannſchaften ein
elles und eifriges Spiel und beiderſeits gute Leiſtungen.
wohl die unübertreffbare Kombinationsmaſchinerie des
Sport=
eins als auch die ſichere Verteidigungsarbeit der Rot=Weißen,
fie deren raſante und immer gefährlichen Durchbrüche
konn=
jedes Handballerherz begeiſtern. Der Sportverein hat
ge=
nnen und zwar verdient. Wenn auch die Platzbeſitzer in der
ien Halbzeit etwas mehr vom Spiel hatten und berechtigt 2:1
Tten, ſo war doch der ehemalige Meiſter in der zweiten
Halb=
wieder ſtark im Angriff. Immerhin war die Vorausſage, daß
Sieg des Rot=Weiß V.f.R. im Bereich der Möglichkeit lag,
te Utopie.
Wir kommen hiermit zur Kritik: Zunächſt das Spiel des
atzbeſitzers. Die Rot=Weißen haben ohne Zweifel während dem
rlauf der Verbandsſpiele allerhand hinzugelernt. Gegenüber
n Vorſpiel (11:4 verloren) iſt das geſtrige Reſultat (3:2)
ge=
dezu ſchmeichelhaft. Die Mannſchaft hat ſich in allen Teilen
ver=
ſert. Meyer dürfte, da Trautwein und Bordt ſich im
Ruhe=
nd befinden, der zurzeit beſte Darmſtädter Tormann ſein. Die
rteidigung iſt der Turm in der Schlacht, während die
Läufer=
he unſeres Erachtens zu weit zurückgeht und den Sturm nicht
nügend unterſtützt. Sie zeigt jedoch von Spiel zu Spiel beſſere
öſtungen. Der Sturm, das Schmerzenskind der Rot=Weißen,
eint in Bitſch endlich ſeinen Führer gefunden zu haben. Es
arden viele Schnitzer gemacht, aber man ſah doch
herausge=
beitete Tormöglichkeiten, die bei einem ſchußſicheren Sturm
be=
mmt zum Erfolg gekommen wären.
Der Sportverein 98 iſt immer noch eine Klaſſe für ſich. Man
h der Mannſchaft jedenfalls nicht die geringſte innere
Zerrüt=
nig an, die ihr nachgeſagt wird. Im Gegenteil, ſie zeigte ein
änzendes gegenſeitiges Verſtändnis. Daß bei einem ſolchen
chneebelag eine ſo vorbildliche Kombination möglich war, wie
der Sportverein mitunter offenbarte, iſt eigentlich erſtaunlich.
n der zweiten Halbzeit entwickelte dazu der Altmeiſter einen
ufwand an Kraft und Energie, der an ſeine beſten Tage
er=
inerte. Beſonders Reuter und Werner kämpften mit verbiſſener
ähigkeit um den Erfolg. Für Fuchs, der verhindert war, ſpielte
portlehrer Wehr als Mittelſtürmer. Durch ſeine Autorität und
zpielüberſicht war er nicht der Schlechteſte.
Die Sportvereinsmannſchaft als Ganzes betrachtet, iſt gegen
rüher nicht ſchlechter geworden, aber die Gegner haben ſich
erbeſſert und ſetzen ſtets ihre ganze Energie ein.
Kurz zum Spielverlauf: Der Sportverein hatte ſich zuerſt
tit den Schneeverhältniſſen abgefunden und drückte etwas. Durch
in Mißverſtändnis ließ Meyer einen Straſwurf der 98er in ſein
Zeiligtum rollen (0:1). Dann kommt Rot=Weiß ſtark auf und
at durchweg mehr vom Spiel. Zwei glänzende Durchbrüche
kellen das Halbzeitreſultat 2:1 für den Platzbeſitzer her. Nach
Seitenwechſel ſpielt der Sportverein ſtark auf Sieg. Er weiß, daß
S um ſein Anſehen geht. Doch die Rot=Weiß=Verteidigung
ein=
chließlich Läuferreihe iſt auf der Hut. Meyer im Tor hielt
mit=
inter bravurös. Endlich kann der Sportverein gleichziehen (2:2).
Das nächſte Tor entſcheidet. Rot=Weiß ſpielt ebenfalls auf Sieg,
ſoch die beſten Angriffe ſcheitern an Reuter. Im Gegenangriff
wehrt Rot=Weiß mitunter durch Feſthalten unfair ab. Einer der
Strafwürfe findet ſchließlich ſein Ziel und entſcheidet durch 3:2 für
den Sportverein. Mit dieſem Reſultat werden wohl beide
Par=
eien zufrieden ſein. Die Rot=Weißen inſofern, als ſie als
Liga=
reuling ohne Zweifel einen Achtungserfolg hiermit erzielten,
aand die 98er inſofern, als ſie bewieſen, daß noch immer alte
Kampfkraſt in ihnen wohnt.
Mit Genugtuung ſei regiſtriert, daß man bei aller Härte und
Wucht doch fair kämpfte, ein Umſtand, der bei einem Spiel zweier
Darmſtädter Mannſchaften unter ſich beſonders deutlich zeigte,
was beiderſeitiger guter Wille vermag. Wenn es trotzdem zu
einigen gefährlich ausſehenden Stürzen kam, ſo waren dieſe,
awenn nicht durch Uebereifer veranlaßt, eine Folge der glatten
Bodenverhältniſſe. Unter den Spielern nahm man dieſe
unlieb=
ſamen Begleiterſcheinungen viel gelaſſener und harmloſer auf als
in den Zuſchauerreihen, in denen man in der 2. Hälfte es an
Anfeuerung der Mannſchaften nicht fehlen ließ.
Das Publikum verhielt ſich dabei — von unverbefſerlichen
Ausnahmen abgeſehen — vorbildlich. Die vernünftige
Erziehungs=
arbeit der beiderſeitigen Vorſtände ſcheint doch ihre guten Früchte
zu tragen. Mit dem Schiedsrichter, Herrn Beck aus Frankenthal,
waren wohl beide Parteien und ſogar, was ſelten vorkommt,
die Zuſchauer zufrieden.
Um die Handballmeiſterſchaft von Würkkemb.-Baden.
Stuttgarter Kickers—Polizei SV. Freiburg 5:1.
Nur wenig Zuſchauer wohnten dem Spiel um die
Bezirks=
meiſterſchaft von Württemberg/Baden bei. Die Gäſte aus
Frei=
burg waren beſſer als es das Reſultat beſagt und hinterließen
den denkbar beſten Eindruck. Bis zur Pauſe konnten ſie ihr Tor
reinhalten. Nach Halbzeit erlagen ſie allerdings den Angrifſen
des körperlich weit ſtärkeren Kickers=Srurms. Die Schwaben
be=
kamen immer mehr die Oberhand nud erzielten fünf Tore. Erſt
kurz vor Spielende kam Freiburg zum Ebrentreffer. Der Sieg
der Kickers iſt verdient, ob.vohl die Freiburger im Feldſpiel
Feichwertig, teilweiſe ſogar überlegen waren.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Um die württ.=bad. Bezirksmeiſterſchaft.
In Stuttgart; Stuttgarter Kickers—Pol. S. V. Freiburg 5:1 (0:0)
Verbandsſpiele.
Gruppe A. — Main/Heſſen:
F. S. V. Frankfurt—H. S. V. Frankfurt . 5:3
V. f. R. Schwanheim-Poſt=S. V. Frankfurt . z 2:1
„ 3:0
Kickers Offenbach—Sp. Vg. Arheilgen
Pol. S. V. Darmſtadt-Pol. S. V. Butzbach (f. D. k. gew.)
Rot=Weiß Darmſtadt—S. V. Darmſtadt 98 „ . . 2:3
Gruppe B Main/Heſſen:
F. S. V, Mainz 05—Wiesbadener S. C. 2:0
* 2:2
S. V. Wiesbaden-Pol. S. V. Worms
Hakoah Wiesbaden—Wormatia (W. verzichtet).
Gruppe Württemberg:
Sportfreunde Eßlingen—Normannia Gmünd. . „ 2:1
Gruppe Rhein:
Mannheim 08—S. V. Waldhof .. 5:0
Mannheim 07—Phönix Mannheim . . . 0:2
V. f. R. Mannheim—Neulußheim . . . . . 11:1
Pfalz Ludwigshaſen—Mannheimer T. G.. . 1:0
F. V. Frankenthal—Pol. S. V. Mannheim . . . . . 1:2
Sein erſtes Eishockeyſpiel in der Saiſon abſolvierte der SC.
S Frankfurt, der gegen den TC. Forſthausſtraße 13:0 gewann.
SC. Rießerſee ſchlug im Eishockeyſpiel den EV. Füſſen mit
2:0 Toren.
Univerſität Oxford wurde im Eishockeyſviel vom Wiener EV.
1:4 geſchlagen.
Dienstag den 25 Dezember 1928
Seite 13
Darmftädter Sporkkalender.
Fußball.
1. Weihnachtsfeiertag, 2.30: Rot=Weiß Darmſt.—Sp. Vg. Arheilgen
2. Weihnachtsfeiertag, 2,30; Sp.=V. 98—Normannia Pfiffligheim.
Skufigark.
der Sort der Beihnactstäge.
Während der vergangene Sonntag ein verhältnismäßig mageres
Sportprogramm aufwies, bringen die beiden Weihnachtstage um
ſo lebhafteren Betrieb. Die Weihnachtswoche war von jeher eine Zeit
der ſportlichen Delikateſſen, die ſich zwar auf beſtimmte Gebiete
beſchrän=
ken, aber dafür an Abwechſlung keinen Mangel bieten. Es hat Zeiten
gegeben in den Jahren nach dem Kriege, wo das Weihnachtsprogramm
nicht viel bieten konnte, weil die allgemeine Notlage zu groß war. Das
iſt mit der Zeit beſſer geworden, und ſo bringen die Weihnachtstage
immer Fußballbeſuch aus dem Ausland, da ja der Fußball ohnedies
zu dieſer Zeit eine abſolut führende Rolle einnimmt. Dieſes Jahr hat
nun einen beſonderen Vorzug: ſeit den hannoverſchen Beſchlüſſen des
DFB. können erſtmals wieder ausländiſche Berufsſpieler ihre hohe
Klaſſe vorführen, und dieſe „Lehrſpiele” ſind es beſonders, die dem
Programm ihren Stempel aufdrücken.
Fußball.
Zunächſt bringt Süddeutſchland an beiden Tagen Verbandsſpiele.
Der erſte Feiertag ſieht in Nordbayern nur VfR. Fürth und Franken
Nürnberg in einem unbedeutenden Treffen in Aktion. Der zweite
Weih=
nachtstag wartet in dieſer Gruppe mit dem Entſcheidungsſpiel um die
Meiſterſchaft zwiſchen SpVgg. Fürth und 1. F.C. Nürnberg im
Nürn=
berger Stadion auf. Die große Energie des Klubs, wenn es um
Ent=
ſcheidungen geht, gibt ihm gute Ausſichten. Er wird alles daranſetzen,
wieder in die Endſpiele zu gelangen, denen er im vorigen Jahre
fern=
bleiben mußte. Das letzte Treffen der beiden Vereine endete 3:0 für
1. FC. Nürnberg. Fürth wiederum wird gerade durch dieſe
Nieder=
lage gewarnt ſein, denn auch für ſie geht es ja um die Entſcheidung, ſo
daß der Kampf durchaus offen iſt. Die Kampfkraft der Nürnberger
wird, wenn ſie tatſächlich noch in der alten Form beſteht, vielleicht den
Ausſchlag geben. In der Gruppe Saar ſpielt am Mittwoch FV.
Saar=
brücken gegen Saar 05; der Ausgang iſt für die Placierung ſehr
wich=
tig. Saar ſcheint zur Zeit etwas ſtärker als der Altmeiſter. Am Main
empfängt Hanau 93 die Frankfurter Eintracht. Der Meiſter Eintracht
hat ſeine beiden letzten Privatſpiele in Hanau verloren; es geht hier
alſo darum, ein Preſtige zu wahren. Heſſen wartet mit den Spielen
Alemannia Worms gegen Wormatia und Arheilgen gegen Haſſia Bingen
auf. Arheilgen iſt zu Hauſe ſtark und Lokaltreffen tragen immer einen
beſonderen Charakter, ſo daß man nur unter Vorbehalt die Gäſte
favo=
riſieren darf.
Die Lehrſpiele.
Die Weihnachtstage ſelbſt bringen drei Lehrſpiele mit Profis. Am
25. Dezember tritt der Wiener A. C., der in der Spitzengruppe der
Wie=
ner Liga ſteht und am Sonntag gegen Bayern=München ſpielte, gegen
die Stuttgarter Kickers an, denen ſich hier Gelegenheit bietet, Wiener
Fußballſchule kennen zu lernen und von ihr zu profitieren. An dem
gleichen Tage weilt Slavia=Prag bei Wacker=München. Die
Bewilli=
gung dieſes Spieles war eine Ausnahme, denn Bahern hatte ein
Lehr=
ſpiel mit WAC. genehmigt erhalten, und die Zahl der Bewilligungen
war beſchränkt. Wackers Antrag wurde zuerſt abgelehnt, dann aber
doch ausnahmsweiſe genehmigt, weil Wacker 25jähriges Jubiläum feiert.
So kommt München in den Beſitz zweier Lehrſpiele, und dem Wiener
AC. folgt gleich die berühmte tſchechiſche Elf. Das Lehrſpiel des zweiten
Feiertags ſieht Vienna=Wien beim FSV. Frankfurt. Vienna bringt
den berühmten Mittelſtürmer Gſchweidl mit, den beſten wohl des
Kon=
tinents. Der FSV. war in letzter Zeit ſo kampfſtark, daß ein
hoch=
intereſſantes Spiel zu erwarten iſt, wobei die Wiener alle Künſte zeigen
müſſen, wenn ſie gewinnen wollen.,
Weitere Privatſpiele.
Auch ausländiſche Amateure ſind im Süden. Wormatia Worms
empfängt am Dienstag den traditionsreichen DFC. Prag, da aus dem
Abſchluß mit Admira Wien nichts wurde. Die Augsburger Schwaben
haben die ſtarke elſäſſiſche Mannſchaft A.S. Straßburg verpflichtet.
Eine weitere franzöſiſche Mannſchaft follte mit Stade Bordeaux
kom=
men, aus der Reiſe wurde aber nichts. Das Programm des erſten
Tages erſchöpft ſich dann mit dem Gaſtſpiel des neuen Meiſters von
Württemberg: Germania Brötzingen bei den Offenbacher Kickers. Am
zweiten Tage weilt Brötzingen beim FSV. 05 Mainz.
Im Reich.
Auch die übrigen deutſchen Landesverbände empfangen ausländiſche
Gäſte. Die Profielf des FK. Teplitz trägt zwei Lehrſpiele gegen Hertha
BSC. Berlin und Guts Muths Dresden aus. Die ungariſche
Amateur=
mannſchaft, Sport Egyefület Budapeſt, ſpielt gegen Stadtmannſchaften
von Hannover und Braunſchweig. Kaſſel und Bochum haben für den
erſten Feiertag ein Städteſpiel nach Kaſſel vereinbart. Der DFC. Prag
begibt ſich von Worms nach Weſtdeutſchland zu Preußen=Krefeld.
Handball.
Die ſüddeutſchen Handball=Verbandsſpiele werden am 2.
Weih=
nachtstage in beſchränktem Umfange fortgeſetzt. In der Gruppe Rhein
haben die Spiele von Phönix=Mannheim gegen MTG. und Waldhof
gegen 07 unter Umſtänden entſcheidende Bedeutung. Main=Heſſen bringt
in der Gruppe B zwei, in der Gruppe A ein Treffen.
Rundfunkprogramme.
Frankfurk.
Dietstag, 25. Dez. 8.30: Geiſt i hes Konzert. Der Bläſerchor
des Wartburgvereins. O 10: Matthaeus=Kirche: Weihnachts=
Gottes=
dienſt. Predigt: Kirchenrat Schrenck. o 12: Schallplatten. o 15:
Lehrer K. Stricker: Wie der Förſter Chriſtian mit den Tieren
Weihnachten feierte. 6 15.30: Humſti=Bumſti.” Ein luſtiges
Kinder=
ſtück nach dem Grimmſchen Märchen „Rumpelſtilzchen” von Tilla
Bunzt und Erhard Siedel. Muſik von Theo Mackeben. Perſ.:
Rumpelſtilzchen; König Fridolin, der Gute; der Prinz, ſein Neffe;
Miniſter Humſti=Bumſti, ein böſer Zauberer; Finanzrat Pinke=Pinke;
Müller Michel; Elſe ſeine Tochter; Peter, ſein Sohn; Babette,
die Magd: der Mehlſack; der Mäuſerich: die alte Hexe; der
Nacht=
wächter; ein Türhüter. o 17: Konzert des Funkorch. Werke von
Berlioz. Leitung: Kapellm. Merten. Mitw.: Gertrude Weinſchenk
(Alt), Konzertm. Caſpar (Bratſche). O 19: „Heilige Nacht.‟ Eine
Weihnachtslegende in oberbayriſcher Mundart von L. Thoma. Ausf.:
Ben Spanier (Rezitat.), Martin Hofler (Zither). 20: Köln:
Weih=
nachts=Konzert. Nicolai: Weihnachtsouv. — Pfitzner: Vorſpiel „Das
Chriſtelflein”. — Humperdinck: Szenen „Hänſel und Gretel” —
Enna: „Märchen” ſinfoniſche Bilder. — Tſchaikowsky: Suite aus
dem Ballett „Der Nußknacker”. — Waldteufel: Schlittſchuhläufer,
Walzer. — Intermezzo: Die Stunde der Verlobten. — Mozart:
Ueberreichung der Brautgeſchenke aus „Figaros Hochzeit”. — Goethe:
Rezitation aus „Hermann und Dorothea” — Schumann: Du Ring
Ausf.: Chor und Orcheſter des Weſtd. Rundfunks. Mitw.: Cläre
Hanſen (Sopran), Wilh. Strien (Baß), Martha Walter (Rezitat.),
Leitung: Dr. Anheißer. Anſchl.: Köln: Tanzmuſik. Orcheſter des
Weſtd. Rundfunks.
Mittwoch, 26. Dez. 8.30: Kathol. Morgenfeier. 0 11.30:
Feier=
ſtunde des Kulturkartells der modernen Arbeiterbewegung. Bach:
Fantaſie für Orgel in G=dur. — Sprechchor. — Anſprache. — Schütz:
Schlußchor aus dem Weihnachtsoratorium. Leitung und Orgel:
Kapellm. Merten. 12.30: Die Wachtparade des Frankfurter
Linien=
bataillons Vortrag von Jacob Ballin. Mit Vorführungen eines
Trompeterkorps und des Frankfurter Harmonieorch. O 15.30:
Rektor Wehrhan: Weihnachtsgeſchichten 16: Bunter Nachmittag.
O 18: Konzert des Wiggelaar=Streichquartetts des Frankfurter
Rundfunks O 19: Kaſſel: Vortrag. O 20.15: Heiteres Konzert des
Funkorcheſters Eerſtes Intermezzo: „Schnell eine
Lebensverſiche=
rung!” Luſtſpiel von Arkady Awertſchenko. — Zweites Intermezzo:
„Frühling.” Operette in einem Akt (drei Bildern) von Rud. Eger.
Muſik von Franz Lehar. Perſ.: Hedwig; Toni; der Dichter; der
Komponiſt: die Direktrice. Ort: Ein kleines Schreibmaſchinenhüro in
der inneren Stadt — Perſonen des Singſpiels, deſſen Textbuch
Hedwig abſchreibt (Die handelnden Perſonen tragen in ihrer
Phantalie die Züge des Komponiſten und des Dichters; an Stelle
des Mädchens denkt ſie ſich ſelbſt und bei der Rolle der Freundin
ſchwebt Toni ihr vor.): das Mädchen; die Freundin: Ewald, der
Dichter; Lorenz, der Komponiſt. Ort: Die Dachkammer, die Lorenz
bewohnt. Mu’ikal. Leitung: Kapellm. Merten. O. Anſchl.:
Tanz=
muſik der Kapelle Pinkus=Langer.
Dienstag, 25. Dez. 11: Evangel. Morgenfeier. Leitung und
Anſprache: Stadtpfarrer Kopp. Mitw.: Emma Teſter (Sopran),
Emma Eichenbrenner (Mezzoſopran), Prof. Dr. Keller( Flügel und
Harmonium). o 12: Schloßplatz Stuttgart: Promenadekonzert.
O. Anſchl.: Schallplatten. 14: Tannjüngferchen. Märchen von
Alice Fliegel. Leitung: E. Stockinger. Muſikal. Leitung: Fritz
Künſtner. 15: Emma Aberle; Weihnachtsgruß für die Frauen.
15.30: Nachmittagskonzert. Mitw.: Hi’de Keefer=Bluthardt, Elſe
Werth. Funkorch. 17: Collegium Muſiucm. Ausf.: R. Dittrich
(Flöte), W. Krümmling (Oboe), W. Kleemann (Violine), H. Köhler
(Viola), F. Merten (Cello), A. Faiß (Gitarre). Haydn:
Diverti=
mento in A=dur. — Schubert: Quartett in G=dur. — Mozart:
Quartett in F=dur. O 18.15: Weihnachtsfeier. Ausf.: Maria
Wald=
ner, Dr. Elwenſpoek. Pſalm 103. — Als Gott der Herr geboren war.
— Eichendorff: Mariä Sehnſucht. — Volkslieder: Abendlied; Maria
durch den Dornwald ging. — Röhli: Schlief Maria am Wege
ein. — Und unſerer lieben Fraue. — Röhli: Als Jeſus geboren
ward. — Storm: Weihnachtsabend; Knecht Ruprecht. — Anderſen:
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern. — Roemer: Legende
aus „Heilige Nacht”. — Knab: Wiegenlied einer frommen Magd,
— Erde, ſinge! Seraphiſches Lied. 19: Frankfurt: Heilige Nacht.
Von Ludwig Thoma. Sprecher: Ben Spanier, Zither: Martin
Höfler. O 20: Stuttgart: Der Mann im Mond. Ein wunderliches
Spiel für Muſik in drei Akten von Bruno Warden und J. M.
Welleminsky. Muſik von Jan Brandt Buys. Muſikal. Leitung;
Kahn. O. Anſchl.: Einakterabend. Das Wundertheater.
Zwiſchen=
ſpiel von Cervantes. — Die Höhle von Salamanca.
Zwiſchen=
ſpiel von Cervantes. — Stilleben. Von Fr. Molnar. o Anſchl.:
Nachrichten.
Mittwoch, 26. Dez. 11.15: Kathol. Morgenfeier. (
Stephanus=
feſt.) Mitw.: Liebfrauenkirchenchor Cannſtatt, Leitung: Chordirektor
Fiſcher. Anſprache: Dekan Mſgr. Gageur. Ulm. 12: Schloßplatz
Stuttgart: Promenadekonzert. O. Anſchl.: Schallplatten. o 14:
Die vier Streiche von Max und Moritz. Ein muſikal. Scherz von
Wilh. Buſch. Klavier: Mina Petri. o 14.30: Märchenſtunde.
15: Bunter Nachmittag. Mitw.: Zitherverein Feuerbach (Leitung:
H. Mönch), das Schwäbiſche Männerſextett, 17:
Weihnachts=
konzert, veranſtaltet vom Kammerchor des Vereins für klaſſiſche
Kirchenmuſik. Soliſtin: Andrea Wendling (Violine), Leitung und
Cembalo: Martin Hahn. Biber: Ankündigung der Geburt Chriſti.
— Eccard: Uebers Gebirg Maria geht. — Prätorius: Es iſt ein
Ros” entſprungen. — Biber: Mariä Beſuch bei Eliſabeth. —
Prätorius: Madrigal „Den die Hirten lobten ſehre‟ — Biber:
Myſterienſonate Anbetung der Hirten” — Weber: Madrigak
„Schlafe, mein Kindelein”. — Weber: Still, ſtill, weil’s Kindlein
ſchlafen will. o 18.15: Prof. Verweyen: Urſprung des
Weih=
nachtsfeſtes. S 18.45: Karlsruhe: Violinkonzert Joſef Peiſcher.
Flügel: Georg Mantel. O 20.15: Frankfurt: Heiteres Konzert.
Schnell eine Lebensverſicherung! Luſtſpiel von Arkady Awertſchenko.
— Frühling. Operette in einem Akt (3 Bildern) von Rud. Eger.
Muſik von Fr. Lehar. Muſikal. Leitung: Kapellmeiſter Merten.
Spielleitung: C. Stueber,
Berlin.
Dienstag, 25. Dez. 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
kirche. O 9: Morgenfeier. Ehre ſei Gott in der Höhe, und Friede
auf Erden und den Menſchen ein Wohlgefallen. Anſprache: Pfarrer
Pfeiffer. Mitw.: Chor und Orcheſter der Bismarck=Realſchule,
Leitung: W. Kuck. Rezitat.: Joh. Schulzke. O. Anſchl.: Glockengeläut
des Doms. e 11.30: Vormittagskonzert. Leitung: Julius
Einöds=
hofer. Meyer=Eigen: Reichspräſident=Hindenburg=Marſch. —
Offen=
bach: Orpheus in der Unterwelt. — Einödshofer: Lieb’ und Wein.
— Fall: Potp. Der liebe Auguſtin”, — Keler=Bela: Ungariſche
Luſtſpiel=Ouv. — Einödshofer: Pierrots Liebeslied, aus „Die luſtige
Puppe‟ — Gilbert: Was jeder ſingt. — Einödshofer: Szögyeny=
Marſch. O 16: Charlie K. Roellinghoff: Verwandelte Feſtfreuden,
(Zum Umtauſch der Weihnachtsgeſchenke.) 16.30:
Unterhaltungs=
muſik. Orcheſter Ferdi Kauffmann. 18.55: Perſonenverzeichnis
zu der nachfolgenden Uebertragung. o 19: Staatsoper: „Der
Roſen=
kavalier”, Komödie für Muſik in drei Akten von Hugo v.
Hofmanns=
thal. Muſik von R. Strauß. Dirigent: Generalmuſikdirektor Kleiber.
Perſ.: Die Feldmarſchallin: Barbara Kemp; der Baron Ochs auf
Lerchenau: Leo Schützendorf; Oktavian, genannt Qumguin, ein
junger Herr aus großem Haus: Delia Reinhardt: Herr von Faninal,
ein reicher Neugeadelter: Th. Scheidl; Sophie, ſeine Tochter: Adele
Kern; Jungfer Marianne Leitmetzerin, die Duenna: Ida von Seele=
Müller; Valzacchi, ein Intrigant: W.Henke; Annina, ſeine
Be=
gleiterin: Elſe Küſter; ein Polizeikommiſſar: F. Fleiſcher=Janczag;
der Haushofmeiſter bei der Feldmarſchallin: E. Lücke; der
Haushof=
meiſter bei Faninal: R. Philipp; ein Notar: H. Schultz; ein Wirt=
C. Jöken; ein Sänger: M. Noe. Ort der Handlung: In Wien in
den erſten Jahren der Regierung Maria Thereſias. Während einer
Pauſe: Tagesnachrichten.
Mittwoch, 26. Dez. 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
kirche. 9: Morgenfeier. Anſprache: Pfarrer Franz Nafe. Mitw.:
Aniela Szubert (Lieder zur Laute), Kirchenchor Cäcilia,
Oberſchöne=
weide. Dirigent: E. Puder. O 11.30: Platzmuſik. Muſikkorps der
3. Preuß. Nachrichten=Abteilung, Potsdam. Leitung:
Obermuſik=
meiſter Harmens. Harmens: Feſtfanfare. — Strauß: Ouv. „Die
Fledermaus” — Kockert: Ländler Idyll; Rokoko=Gavotte. —
Bayer: Potpourri aus dem Ballett „Die Puppenfee‟ — Mewss
Jung muß man bleiben. — Rhode: Aus der Jugendzeit, Potp,
O 14.10: Von der Trabrennbahn Berlin=Ruhleben: Großer
Weih=
nachtspreis. Am Mikrophon: Chefredakteur Lüdecke. O 16: Trude
Herrmanns: Zehn Jahre Frauenſport. 16.30: Teemuſik. Kapelle
Ilia Livſchakoff. O 19: Fr. Böhme: Vom Volksreigen zum
Gruppen=
tanz. 6 19.30: Präſident Dr. Everling: Die Lage der Geiſtesarbeiter
m. Angeſtelltenverhältnis. O 20: Konzert. Dirigent: Seidler=
Winkler „Berliner Funkorch. Händel: Ouv. „Meſſias”. — Schröters
Freut euch, ihr lieben Chriſten. — Laßt uns lauſchen, heilige Engel.
Volksweiſe — Gottes Sohn iſt kommen. (Berliner Funkchor, Ltg.:
Albrecht., — Manfredini: Weihnachtskonzert. — Als ich bei meinen
Schafen wacht — Kommt all" herzu ihr Engelein Volkswer
Schaub: Suite aus „Nußknacker und Mäuſekönig” — Anderſen=
Zwölt mit der Poſt. Lothar Müthel (Rezitat.). — O Tannebaum,
Volksweiſe — Am Weihnachtsbaum. Volksweiſe. — Fröhliche
Weih=
nacht — Tſchaikowſky: Dornröschen” — Schmalſtich: Reigen aus
dem Märchenſpiel „Peterchens Mondfahrt” — Heuberger:
Struwel=
peter, Ballettpantomime. O. Anſchl.: Tagesnachrichten. O Danach=
Tanzmuſik. Kapelle Marek Weber.
Deutſche Welle. Dienstag, 25. Dez. 8.55: Glockenſpiel der
Pots=
damer Garniſonkirche. O 9: Morgenfeier. Anſprache: Pfarrer Pfeiffer,
Berlin=Tempelhof. O Anſchl.: Glockengeläut der Berliner Doms.
O 11.30: Vormittagskonzert. Leitung: Julius Einödshofer mit ſeinem
Blasorcheſter. O 13.45: Bildfunkverſuche. O 16.30:
Unterhaltungs=
muſik. Orcheſter Ferdi Kauffmann. O 18.55: Perſonenverzeichnis
zu der nachfolgenden Uebertragung. 19: Staatsoper: „Des
Roſenkavalier.” Komödie für Muſik in drei Akten von Rich, Strauß.
— Während einer Pauſe Preſſenachrichten.
Deutſche Welle. Mittwoch, 26. Dez. 8.55: Glockenſpiel den
Potsdamer Garniſonkirche. O 9: Morgenfeier. Anſprache: Pfarrey
Nafe. O Anſchl.: Glockengeläut der Berliner Doms. O 11.30:
Platz=
muſik. Muſikkorps der 3. Preuß. Nachrichten=Abteilung, Potsdam.
Leitung: Obermuſikmeiſter Harmens. o 13.45: Bikdfunkverſuche,
O 14.10: Von der Trabrennbahn Berlin=Ruhleben: Großer
Weih=
nachtspreis. Am Mikrophon: Chefredakteur Lüdecke. O 16.30:
Unter=
haltungsmuſik. Kapelle Illja Livſchakoff. O 19: Leo Klamant=
Was bedeutet uns die Lebenslehre der großen Weiſen. o 19.30:
Stunde des Alters. Johanna Meyer: Anderſen und das Alter,
0 20: Berlin: Konzert. Dirig.: Seidler=Winkler. Berliner Funkorch.
Funkchor, Leitung: M. Abrecht. Lothar Müthel (Rezitat.). O
An=
ſchl.: Preſſenachrichten. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Marek Weber.
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Wekterbericht.
Eine auf den Kontinent vorgedrungene Warmluftwelle hat in
Weſt=
deutſchland und Nordfrankreich die Temperaturen etwas zum Steigen
gebracht. Dabei ſind auch Niederſchläge in Form von Schnee und Regen
aufgetreten. In Helgoland regnete es geſtern morgen bei plus 3 Grad
Celſius. Ein über Island lagerndes Tief wird uns weniger berühren,
da die ihm ſüdlich vorgelagerten Kaltluftmaſſen ihm nordöſtliche
Zug=
richtung vorſchreiben. Es iſt alſo noch mit Fortdauer des herrſchenden
Witterungscharakters zu rechnen.
Ausſichten für Montag, den 24. Dezember: Neblig=wolkig, Temperaturen
um Null und darunter, vereinzelte Schneefälle nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Dienstag, den 25. Dezember: Noch Fortdauer des
herr=
ſchenden Wetters.
Seite 14
Dienstag den 25 Dezember 1928.
Nummer 357/88
Ein Abenteurer von Ehre.
Roman von Max Uebelhör.
(Nachdruck verboten.)
Ein ſeltſamer Dienſtmann.
Kaum hatte Hohlander das Frühſtückszimmer betreten, ſo
wurde er von Unbehagen befallen, es war dünn und ſchmerzlich.
„Die Tatſache, daß Miß Kathleen Manroe ſich nicht in dieſem
Zimmer befand, daß an ihrem Platz, unmittelbar neben dem
ſeinen, nicht gedeckt war, und daß dies ſchlanke, junge Mädchen
alſo auch ſpäter nicht zum Frühſtück kommen würde, dieſe banale
Tatſache allein vermochte die Schärfe und das Peinliche,
Schmerz=
haſte eines Unbehagens wohl kaum zu erklären, das jetzt ſchon
von ätzender Unruhe begleitet war. Da waren ſicherlich noch
andere, wenn auch wohl nur zufällige Gründe ...
Oder wer hat es nicht ſchon ſelbſt erlebt — mit einer heiteren
Melodie im Kopf und auch ſonſt in beſter Laune betritt man ein
Zimmer, ein vertrautes, in allen Einzelheiten gekanntes Zimmer,
und auf einmal iſt die Melodie verſchwunden und die gute Laune
iſt vorbei, ja, an deren Stelle iſt eine ſeltſame, weil ſo
uner=
klärliche Mißſtimmung getreten!
„Vielleicht iſt es diesmal ungewöhnliche Art der Verteilung
der beweglichen Gegenſtände in dieſem Raum, der Tiſche, Stühle
und dergleichen mehr, vielleicht das hierdurch verurſachte
eigen=
artige Verhältnis der Linien und Flächen, dem ſolche Wirkung
zugeſchrieben werden darf — wie wenig wiſſen wir doch Genaues
hierüber, und wie vollkommen ſicher iſt es, daß gewiſſe
Anord=
nungen von Linien und Flächen, eben von den Dingen im Raum,
uns wohltuend, uns ſympathiſch, daß andere uns durchaus
gleich=
gültig ſind und wieder andere uns erregen und unſere Nerven
reizen.
Nicht nur Räume, ſondern ganze Plätze, Straßen, Brücken
und Durchgänge gibt es, deren eigenartige Linien und Flächen
uns erheitern oder verſtimmen, ja, ſelbſt ängſtigen, und dies bei
Ueberſenſitiven in ſo hohem Maße, daß ſie ſich ſcheuen, ſolche
ver=
ſtimmenden Plätze etwa zu betreten oder zu überqueren.
Nun hatte Hohlander allerdings eine ſehr robuſte, eine jedem
Unkontrollierbaren feindliche Natur, dieſes ätzende Unbehagen
empfand er aber doch: und es wurde noch geſteigert durch die
Erinnerung an eine frühere Empfindung faſt gleicher Art.
Auf einer ſeiner vielen, recht plan= und zielloſen Reiſen, zu
denen er von einer inneten Unraſt immer wieder getrieben
wor=
den war, hatte er zur Dämmerſtunde irgend einen gleichgültigen
Bahnhof eines gleichgültigen Städtchens im ſüdlichen Frankreich
betreten und geſehen, wie ein uniformierter Herr mit
merkwür=
digen Augen und erregt eine weiße Mütze ſchwingend durch die
kleine Halle gerannt war; aus der einen grauen Wand war er
herausgetreten, um in der gegenüberliegenden grauen Wand
gleich plötzlich wieder zu verſchwinden, unvermittelt,
geſpenſter=
haft.
a R.M=
Keiner der wenigen Reiſenden hatte deſſen geachtet, aber
Hohlander war damals von einem ebenfalls ſeltſamen,
unange=
nehmen Gefühl befallen worden, und dieſes war erſt mit einer
Gewißheit, mit einem beſtimmten und furchtbaren Wiſſen wieder
verſchwunden: wenige Kilometer vor dieſer einſamen Station
waren die Trümmer zweier Züge gelegen, ſie waren mit voller
Wucht aufeinander geprallt, und unter den Trümmern Dutzende
ſich in Qualen windender Menſchen; es war ein Unglück, eine
Kataſtrophe geweſen, über die die Preſſe der ganzen Welt damals
ſpaltenlang mit vielen Illuſtrationen berichtet hatte.
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In dieſer Erinnerung befangen nahm Hohlander ſtumm ſein
Frühſtück zu ſich, die üblichen Scherzworte der adrett, faſt kokett
gekleideten Anna, eines der Dienſtmädchen, kaum beachtend; nun,
ſie war hierüber nicht ſonderlich erſtaunt, des Doltors „Fs
war eben nicht da, und wie es um dieſe beiden ſtand, das wur
ja jeder, der Augen hatte, um zu ſehen.
Hohlander verließ die in der Charlottenſtraße von Ber
liegende Penſion, um ſich in ſein kleines Bureau zu begeb
es lag, eines neben zahlloſen anderen, in einem dieſer grau
troſtloſen Zeitungsquartiere von Berlin; neben vielen ande
Zeitſchriften wurde dort auch ſeine kleine, eigene Wochenſch
gedruckt, die Meinung von Millionen Menſchen wurde in die
Häuſerblocks täglich und wöchentlich gemacht, immer neue z
gewaltige Fuhren ſchönen, weißen Papiers rollten durch die ho
Tore dieſer Blocls, um in genau abgemeſſener Zeit als b.
Stapel von Zeitungen und Zeitſchriften wieder herauszukomm
Uinluſtig und heimlich erregt ſchritt Hohlander dahin, g
das Leben in dem morgendlichen Berlin war durchaus d.
angetan, Stimmungen und Verſtimmungen zu verſcheuck
beſſer, ſie niederzuwalzen.
Denn mit ungeheuren Sprüngen ſuchte das damalige Bei
den Vorſprung anderer Weltſtädte einzuholen.
Immer mehr nahm dieſe Stadt zu, immer neue
Vorpo=
ſchob ſie in die kahlen Ebenen, in die monotonen Hübſchhei
ihrer Landſchaft, weite Flächen wurden gierig gefreſſen, die
al=
einſt behäbigen Stadtteile wurden dem Gebot des Verke
unterworfen, ſie wurden durchſchnitten, in eiſerne Schienen
ſchlagen, von haſtigen, knatternden Automobilen durchraſt,
ſchweren Laſtwagen durchdrängt, da gab es keine Rückſicht 1
keine Gnade.
Wie ein ungeheures, nimmerſattes Tier lag Berlin bät
lings und breit auf dieſem flachen, geduldigen Land;
ſchnappendem, fliegendem Atem und den Schaum um das
riſſene, peripheriſche Maul lag dieſe Stadt, und voll harter,
ſtockter Angft, es möge ihm eine Gelegenheit entgehen.
Und als fieberndes Hirn und Herz die Friedrichſtadt,
klarer Geſpenſtigkeit mit ihren kalten, nüchternen Straßen, ger
und grauſam die eine die andere durchſchneidend, da waren ke
Umwege erlaubt und kein harmloſes Bummeln, die Menſchen 1
die Vehikel wurden wie von hinten geſtoßen, ſie wurden getrie
wie in langen, pneumatiſchen Rohren auf dem kürzeſten W.
dem Ziele zu.
Am intenſivſten war dieſer Verkehr, dieſes Muß der Menſe
aber in der engen Friedrichſtraße ſelbſt, in der Leipziger Stre
in deren Nebenſtraßen, die den gewaltigen Steinhaufen in re)
mäßige Rechtecke zerklüfteten, und eines wie das andere.
Ein märkiſcher Sommerhimmel ſpannte ſich über die
haſtenden Betrieb mit ſparſamem, nacktem und dünnem Bl
als habe die Farbe nicht gelangt, als ſei ſie verwäſſert word
(Fortſetzung folgt.)
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Zur ersten Vorstellung um 2 Uhr
(pünktlich beginnend) zahlen Jugendliche
halbe Preise.
Am 2. Feiertag, vormittags 11 Uhr:
Orgel-Weihe (Morgen-Andacht)
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Rhapsodie Nr. 1, Saint Saens . . Herr Ed. Fuchs Sous la vente Stollee, Waldteutel Herr Ed. Fuchs
Präludium Es-dur, Bach . . . . . Herr H. P. Huber / Naturflm Masuren mit Register-
Invocation tür Violine und Orgel,
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Eintrittspreise: 0,75, 1—, 1,25 und 1,50. Ab 2 Uhr Vorverkauf an unserer Theaterkasse.
Vortührung . . . . . . . . . Herr Ed. Fuchs
Calling (Abschied), A. Golden . . Herr Ed. Fuchs
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Jubiläums-Großfilm der Fox-Film-Corp.
Bolores del Rie als Carmen
Ein Film der alle fünf Erdteile zu begeistertem Beifall hinriß.
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Monumentaler Prunkfilm nach dem Drama von V. Sardou.
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Für Jugendliche verboten!
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Dienstog den 25 Dezember 1928
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[ ← ][ ][ → ]Seite 16
Dienstag den 23 Dezember 1928
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abends von 6l½ Uhr ab
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mit Tanz
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Heule Monlag, 24. Deubr. geschlossen!
statt.
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Am 1. u. 2. Feiertag von
nach=
mittags 4 Uhr ab
Konzert
ausgeführt vom geſamten Stadtorcheſter.
Leitung: Kapellmeiſter Willy Schlupp.
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Am 1. und 2 Weihnachts=Feiertage
Konzert
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wie eine Ernüchterung?. Wie eine Beeinträchtigung
Wachſen ſie nicht ſo viel früher als wir einſt in dieſes
der das alles auf Schritt und Tritt um ſich herum heuke” ſeine Seele das Gliegen längſt verlernt hat.
bekommen ſie das ales frühzeitig in der Schule erklärt,
druck auf ſie machen? —
in dieſer Welt werden.
Ader die Sche, uns freuen zu können, ſtammt aus Und weil dieſe Sehnſucht ſo zum innerſten Weſen der
Die Hirten auf dem Selde ſehen noch heute wie vor des Sommers; aus dem Dunkel der Racht wünſcht er
unlöslich verknüpften, um ſo mehr haben ſie uns zu
Ein Srick Lemartke Zicher gräile Canenbaumg nit ie icht vergeſiſet Die ichevnole, Iunige Sinnng des nach einen hoöheren Simn uferes Sschens Lundurdieie
Sendst Wrcdesnder, Schternl Defkt, disle Ronanitk beigen Albende Bißd auich ſie nicht vonr ſch obtu. Menſchen, deren Sele des Fiegen noch nicht vertent.
Sigentich wpoeh i ihler: Seit der Cchnit2 Wemn biele Den, was auch immer die Cechnik an Wundern us hat, werden doch immer die ganen und echten Men=
Seomiß, ih, aich des Eichtersdlane amn Weinachtse- beichert, öchie md Eetes Dnder Hiebt doch ſets ichen ſei. Kur ſe wercden ſch.in der Malchinenpelt
Henic Wenaepigr und die dlten, duiſtenden Nachskerzen, das Leben ſeblt. Lebenskräfte kann die Cechnif bes, nicht fſeldſt verlieren, nicht ſehft ein Stück Maſchine
Dueie Jangerichen Delte die den dlclhncdh Scandt auderen Glanendäcgen de denfeien derſich che eelſcichei geitz ei eit des ichend Site gen.
Seit Joprtalenden nit Gdnungspelien, Crämen und —u nich berechnen und Fonftruieren laſen. Die Sehnluht. wahren Menſchen macht, und weilt der Menſch aus
witichen Stanmungen, umpobs Gemiß, die Kinder, der Menſcherſele geht immer noch über ale Cechnif. alen äüßeren Erlehen immer vieder zu einem imner=
Jede Iio Sile Sedentken der iche Sidterbiche Hrals, ud die CEchif Feble nit el den Orfen und ichen Geien Kanen vit zu einer dberditung des
Naget. Sie lehen nur den Sanz und Aunten Schmutk. Anſtrengungen, die ſie von der Menſchheit verlongt het. Götlichen inihm ſelbſt mit der Gotheit im Beltal.
ind der Cich mit Gelchenten. Hir ie iſt des ales noch und ſtets wieder berlangen wird, entſtannt leten En= deshab werden auch die ewigen Sumdole der Veligion.
De im. Mlarchen, und rückhaltios geben ſie ihr kleines, des der Sehnſucht der Menſchenſeele, den ſchaffenden niemals ihren Wert eindüßen. Und immer wird das
Senit den hoben, Eindruick prfangen. Aber pielange Kräften in uns die us Got, dem Schöpfer, verwondt. Licht Sumdol der Hoffnung beiben. Aus dem diſteren
iend ie Jungen Weilden den, Lesite noch Euders nachen. Dem Sot chuif den Welichen dim zum Sidte. Winter echnt ich der etenſch noch der goldenen Sone.
Setalter dr Lechniß mit alleinen Berechmungen, mit Jahrtaulenden die ewigen Lichter des Hinmels über ſich heraus in das Klare Licht des Cages, Und ſo hat
A leinen, greiſbaren und uverklärbaren Wunderlei= ſich. Der Großſtädter kam über den engen Straßen, er mitten in der Winternacht die Lichter des Weih=
Laungen mit hineins. Ais pir, Kinder waren, dahoben, höchſtens noch einen Strefen des Himmels erwiſchen, nachtsbaumes entündet, um ſch. ein Unterpfond zu.
Nir poch icht die Augen zum Hmnnel, um urende „ud im Schene der eiektriſchen Bogenlanpen wird ſchafn üir den Glauben an die Wiederkehr des Cages
Sugnelſchnen durch der Hlouen Aiher ſreien zul ſchen, ür ihn das Siernenicht ertrinfen.Wemer einenGlanz, ud en die Wiederktehr des Sonners.1und zualeich ſell.
da ſtelten wir noch nicht den Nadiogpparat ein, um über den Himmel huſchen ſieht oder wenn hoch über ihn dieſes liebliche Unterpfand Sinnbild eines
himm=
auie dem ſchweigenden Ather pötzich menſchliche Stim= alen Häuſern ein rotes Licht aufblitzt, dann wird er an liſchen Cages und eines ewigen Sommers lein.
Hoff=
wen ungd weitder Klingende Melodien hervorzuzaubern, die Scheinwerfer denken und an die Blinklichter, die nungen und Wünſche, die über das irdiſche eng be=
La par uns eine,„Eiſenhahfächrt noch Ereicnis, und den nächtlichen Siegern den Weg zeigen ſolen, Jever. grenite Leben hinausgehen, laſſn lich niemals anders
Dagen, die Ihne Borſpann mit 70 Kiloneter. Ge= einfahe, ländliche Menſch konnte nur mit ſeiner Seele als durch Symbole zum Ausdruck bringen, und je
awinigkeit die Landſtraße entlang fegen, hatten wir zum Himmel emporfliegen. Der moderne Geſchäftsmann älter dieſe Sumbole ſind, je mehr Gefühle und
Ge=
noh nicht zu. Geſicht bekeonmen. Heute lehen die Kine, erhebt ſich Körperich in die Lüifte, während vieleicht, danſen von Hunderten von Geſchlechtern ſich mit ihnen
Aber doch: es muß nicht immer ſo ſein, und es wird lagen. So gewinnt der Weihnachtsbaum ſeinen Wun=
Heute lind ſe in lolchen. Dingen häufig wiſender als auch nicht immer ſo lein. Es gibt auch unter den Men=” derglanz, von dem es gleichgültig iſt. ob ihn Wachs= die Sterm. Vermil chnen da von Weihnachtes, ſchen, die den weiten Himmel über ſich haben, gar ſerzen oder eleſtriſche Glühlämpchen
verſinnbildlichen=
baun, noch. Dunderdinge erählen ind mit Bidern von, „mache, deren Sele keine Fügel mehr hat. Und Ss So gewinnt er ſeinen Glanz, derin unſerer Seele guf=
Hiegenden Engeln und von hinmſiſchen Eichtern Ein=, gibt muter den alermodernſten Großſtadtmenſchen neden leuchtet und nachleuchtet ider das gauze Jahr hinzund
Aber trotz aleden, den Weihnachtsbaun pird auch einem höheren Leben: das fronme, andächtige Süchen „Seele jemals übertrumpfen kömen.
Al ihrer techniſchen Begeiſterung das Verlangen nach den auch keine Scheinwerfer und Blinkfeuer in unſerer
Weihnachten
im Lande Peer Synts.
Winterfahrt ins Sudbrandstal.
Von Fritz Löwe.
Oft iſt Norwegen im Schimmer der Mitternachtsſonne
ge=
ſchildert worden. Mich reizte es, eine Weihnachtsfahrt in das
Land der Sjorde zu unternehmen. Dann ſchreitet das Märchen
über die von blauen Wogen umſpülten Schneefirne, ſchüttet
frei=
gebig ſeine ſchimmernde Pracht über Berg und Cal. Die ewig
junge Sauberin des Nordens ſchmückt ſich in dieſer Jahreszeit
mit ihrem verführeriſchen Reiz. Der Winter iſt das ſchönſte von
allen Märchen Norwegens. Wer je Weihnachten im
norwe=
giſchen Gebirge verbracht, wird die diamentenglitzernden Feſttage
niemals vergeſſen.
Von Oslo führte mich der Dovre=Expreß nach Lillehammer,
der maleriſch gelegenen Hauptſtadt des Gudbrandstales. Das
lebhafte Städtchen iſt von der Natur ſo reich bedacht wie nur
weyige andere Winterſportplätze. Ningsum breitet ſich die
er=
habene Bergwelt in ihrer Winterpracht. Die landſchaftliche
Schönheit der Umgebung, der Waldreichtum des nahen
Gud=
brandstales und die Gelegenheit zu umfaſſender Betätigung des
Winterſportes haben den Ort im In= und Ausland als ganz
vor=
trefflichen Winterſportplatz bekannt gemacht.
Auch in Norwegen hat ſich vielfach der Brauch eingebürgert,
die Weihnachtstage unter dem Lichterbaum im ſchneebedeckten
Gebirge zu verbringen und ſich den Sreuden des Winterſportes
hinzugeben. Das idyltiſch am glitzernden Spiegel des rieſigen
Mjö=Sees gelegene Waldſtädtchen iſt immer mehr in Mode
ge=
kommen wegen ſeiner ſelten guten Gelegenheiten zum Winterſport
und ſeiner ganz vorzüglichen Unterkunftsmöglichkeiten. Das
Klima iſt vorzüglich, mit ſeiner milden behaglichen Luft, gewürzt
vom Duft des Nadelwaldes. Auf beiden Seiten des breiten Cales
liegen in 600 bis 900 Meter Höhe große Gebirgsebenen, die das
beſte Feld für die Berehrer des Skiſports bereiten. Hier liegen
auch große Hochgebirgshotels, von denen einige den ganzen
Winter über offen haben. Durch die Verlängerung der Bahn
über Dovre nach Crondhjem ſind auch die wunderſchönen
Gegen=
den Dovre und Nondane, wo die Peer=Gunt=Sage ſpielt, in
den Winterverkehr mit einbezogen. Wie Valdres, bildet auch das
Gudbrandstal den Vorhof zum Jotunheim. Der Winterweg
dort=
hin iſt nicht weit.
Als ich am Weihnachtsabend in Lillehammer anlangte, war
das Gebirge von phantaſtiſchen Wolken umſäumt, die
Schnee=
treiben in den Bergen meldeten. Im Sug fuhr mit mir viel junges
Volk. Am Bahnhof häuften ſich die Skis zu Bergen. Bald
ent=
wickelte ſich in den Straßen des Städtchens fröhliches
Weih=
nachtstreiben. Hier, wie überall, regiert heute der
Weihnachts=
mann. Die mit Paketen beladenen Menſchen, die ſonſt fremd und
kühl aneinander vorbeigehen, lächeln ſich freundlich zu. Aus
ſchönen Augen trifft mich manch warmer Blick. Allen ſteht die
Weihnachtsfreude im Geſicht geſchrieben. Die breite
Haupt=
ſtraße, großſtädtiſche Geſchäfte ſetzen in Erſtaunen. In hellem
Lichte erſtrahlen die mit allen Köſtlichkeiten gefüllten Auslagen.
Luſtiges Schneetreiben hüllt alles in feſtliches Weiß. Ningcum
die Schönheit der ſtillen Gebirgswelt. Lautlos verſinkt der Suß
im weichen Schnee. Uber den verſchneiten Cannenwäldern ruht
tiefer Weihnachtsfrieden. Von den Berghängen blinken aus
ſtillen Bauernhäuschen hundert und aberhundert Lichter in das
ſchlummernde Land. Von allen Höhen fährt die ländliche
Be=
völkerung zur Kirche. Wie Irrlichter funkeln die
Schlitten=
laternen auf der weißen Fläche. Uber den knirſchenden Schnee
wandert alt und jung dem Gotteshauſe zu. Die Frauen und
Mädchen vom Lande tragen noch vielfach die buntfarbige Tracht.
Norwegen iſt ein Eldorado der Volkstrachten. Die
Landbevöl=
kerung hat ſich ihre Selbſtändigkeit und Eigenart in Bräuchg:.
und Crachten bis auf den heutigen Cag zu wahren gewußt.
Aller=
dings iſt ein ſchönerer und wirkungsvollerer Rahmen für
die=
ſelben wie der der wunderbaren nordiſchen Natur kaum denkbar.
Schon vom rein maleriſchen Geſichtspunkt aus verleiht das
Land=
volk in ſeiner kleidſamen Cracht beſonders an Seſttagen den
land=
ſchäftlichen Gemäiden die wirkungsvollſte Staffage. Der Zauber
der buntfarbigen Volkstrachten lockt in jedem Jahre einen mehr
und mehr anſchwellenden Fremdenſtrom in dieſes freundliche Cal.
In hellem Glanze erſtrahlt das Gotteshaus. Weihevoll
klingt der Weihnachtschoral der Gemeinde durch den Naum.
Machtvoll rauſcht die Orgel auf. Der Gottesdienſt iſt beendet.
Ein unüberſehbarer Strom verläßt die Kirche. Vor der Pforte
halten die Schlitten. Umſtäubt von Schneeflocken ſtieben ſie mit
den fröhlich winkenden Beſuchern davon.
Der prächtige Speiſeſaal des ebenſo vornehmen wie
urge=
mütlichen Hotels Viktoria füllt ſich immer mehr. Auf
blüten=
weißem Cuche ſteht der mächtige Cannenbaum, ein
Weihnachts=
gruß von ſeinen Brüdern aus dem nahen Gudbrandstal. Su
ſeinen Füßen häufen ſich rotbackige Apfel, goldgleißende Nüſſe,
knuſprige Pfefferkuchen zu Bergen. Der Naum iſt mit
Cannen=
zweigen ausgeſchmückt. Im Kamin flammen Nieſenholzſcheite,
ſingen und ſummen ihre eigenen Weihnachtsweiſen. Draußen
läuten die Glocken. Der Baum wird entzündet. Seine Lichtfülle
erhellt magiſch den weiten Saal. Alle geben ſich dem Sauber der
Feſtfreude hin. Eine junge Dame ſetzt ſich ans Klavier. Dann
faſſen ſich älle an den Händen. Kinder und Greiſe, Gäſte und
Köche, Stubenmädchen und Hausdiener, Hoteldirektor und
Chauf=
feur. Alle ſind ſie heute abend eine einzige, große Samilie.
Lang=
ſam wandern ſie um den Ciſch, ſingen alle die lieben uralten
nor=
wegiſchen Weihnachtslieder. Die Cür fliegt auf. Ein Regen von
Süßigkeiten und Nüſſen ergießt ſich. Im Cürrahmen erſcheinen
drei Weihnachtsmänner, die ſchnell in den Kreis dringen und ſich
lebhaft am Nundtanz beteiligen. Reich beſchenkt verſchwinden ſie
ebenſo geheimnisvoll, wie ſie gekommen.
Es läutet zur Weihnachtstafel. Spricht man von
norwegi=
ſchen Reiſeeindrücken, darf man auch nicht den berühmten „kalten
Vortiſch” vergeſſen. Alle ODelikateſſen, alle Leckerbiſſen ſtehen
be=
reit. Aus der Küche dringt verheißungsvoll Bratenduft.
Eis=
gekühlt träumt goldiger Wein. Das freundlich anmutende
Still=
leben des „kalten Ciſches” verfehlt nie ſeine Wirkung. Auf
langen Cafeln locken Heringe, Sardinen, Aal, Eier, Schinken,
Braten, Lachs, Zungen, Mauonnaiſen, Salate uſw. Goldig
glän=
zende Butter, Brot vom hellſten Weiß bis zum dunkelſten
Schwarz häuft ſich zu Bergen. Unendliche Sorten von Käſe, wer
ennt ihre Namen, vervöllſtändigen das freundliche Bild.
Hier=
auf folgt das Souper: Suppe, Siſch, Braten, Gemüſe, Kompott,
Nachtiſch, Mokka. Das genügt! Bildhübſche Mädels in der
Cracht des Gudbrandstales ſervieren das leckere Mahl. Wie ſie
lachen, wie ihre friſchen Wangen voll Jugendfreude glänzen.
Feierlich klingt die norwegiſche Nationalhumne durch den Naum.
Alles erhebt ſich. Die Augen blitzen, die Gläſer klingen.
Am Weihnachtsmorgen weckt mich helles Geläut. Vor der
Cür harrt ein langer Sug von Schlitten, der die Gäſte ins
Gud=
brandstal führen ſoll. Bald ſitze ich warm verpackt in Decken und
Pelzen. Slott greifen die beiden Braunen aus. Unter luſtigem
Glockenklang geht es durch das Städtchen zu den berühmten
„Sandvigſchen Sammlungen” auf Maihaugen. Mit ihren vielen
alten Bauten und Holzkirchen geben ſie ein Kulturbild der äſte
Seit dieſes geſegneten Cales, das in ſeiner Art in der gan
Welt einzig daſteht. Dann eilen die Schlitten auf tief verſchnei
Waldwegen der Winterpracht des Gudbrandstales entgegen. 1
ter den Hufen der Pferde fliegen Eisſplitter in die klare 9
Vor uns türmt ſich das Gebirge auf. Aus blitzenden Schn
hängen lugen gleich Geſpenſtern ſchwarze Selſen. Die Ton
ſind mit Schneeſchleiern verhüllt. Cief verneigen ſie ſich ur
ihrer ſchweren Laſt. Die Strahlen der Morgenſonne werfen
Gebirge ein ſchimmerndes Seſtkleid über. Das blitzt und glit
ringsum von den Sweigen, als wären ſie mit Brillanten beſtr.
Mit Freude und tiefer Bewegung ſieht man das Gudbrand,
mit ſeinen blühenden Bauernhofen vorüberziehen. Gemälde
hohen landſchaftlichen Neizen wechſeln mit Bildern aus
Leben des norwegiſchen Volkes. Wie wunderbar wirkt d.
Winterlandſchaft mit ihren einſamen Höfen, den uralten, vern
terten Holzhäuſern und ehrwürdigen Kirchen. Wie gemütlich
Innere der Bauernſtuben mit den buntfarbigen Möbeln und
rieſigen Kachelofen. Auf einſamen Höfen wohnt inmitten wi
Naturgewalten der norwegiſche Bauer. Mit rührender C.
hängt er an ſeinem Beſitz. In alten Kirchenbüchern ſind Famil
deren Stammbäume Jahrhunderte zurückreichen, Geſchlechter.
ſeit altersgrauen Seiten auf denſelben Höfen ſitzen, durch
nichts Seltenes.
In blaugrüner Pracht funkeln die gefrorenen Fälle.
phantaſtiſch geformten Sungen ſtürzen ſie zu Cal. Das blitzt
den Grotten und Spalten dieſer Eislaburinthe. Schneegirlan
umwinden die Elfe. In ſauſender Fahrt geht es vorwärts.
herrlicher Weihnachtstag! Cief haben die Häuſer am Wege
Schneekapuzen über die Ohren gezogen. In Milliarden
Brillanten ſchimmert die Pracht des winterlichen Hochwal=
Auf kriſtallener Schneebahn gleiten wir dahin. Auge und 8
beruhigt ſich im ſchweigenden Walde. Nur das Hämmern
Spechte unterbricht die Stille. Je höher wir fahren, um ſo kle
die Luft, um ſo köſtlicher die Sernſicht. Schon liegen tief im
die Bauernhauschen. Mit eiſigen Banden hat der Winter
herabſtürzenden Gewäſſer gefeſſelt. Im märchenhaften Sau
des Rauhreifes funkeln die Celegraphendrähte. Überall begeg
wir jungem Volk auf Skiern. Die wettergebräunte Farbe ih
frohen Geſichter kündigt das hohe Lied der Geſundheit.
mit einem weißen Laken iſt weithin die Landſchaft bedeckt.
Sonne ſtreut ſchimmernde Sternchen auf die Schneehänge. Im
abwechſelnder das Bild der verſchneiten Gebirgswelt, im
herrlicher der Blick auf das in der Ciefe liegende Cal. Es iſ
ſtill, daß man glaubt, den Schnee herabrieſeln zu hören.
Wind ſpielt den Flocken zum Canz auf. Wirbelnd umſtäuben
den Schlitten. Wir wenden. In ſcharfer Fahrt geht es n
Lillehamer zurück. Das Hotel erſtrahlt in einer Flut von Li
Die untergehende Sonne wirft feurige Goldperlen auf die we
glitzernden Flächen. Die Dämmerung ſchleicht heran, ſpannt v.
Swer einfache Weihnachtslieder
Von Alfred Carl Brieger.
Der weltberühmke, hochgefeierte Sänger ſtand am Fenſter
ſeines Hotelzimmers und ſah auf die abendliche Straße=hinaus.
Es war kein neues Bild, das ſich ihm bot. Er kannte die
Straße ſo gut wie andere Hauptverkehrsadern in großen Städten
zweier Welten.
Aber er hatte Muße, zu ſchauen. Erſt am kommenden Cag
mußte er ſingen, der Abend, der vor ihm lag, gehörte ihm, einer
der wenigen ſeines faſt über Geführ ausgefüllten Jahreslaufes,
einer, der ihm immer blieb — am heiligen Abend ſchloß jede
Oper ihre Pforten...
Und wie alljährlich an dieſem Abend war ein gleichgültiges
Hotelzimmer die Stätte der Seſtabendseinkehr des Sängers; denn
jedesmal, ein Jahr in dieſer, ein Jahr in jener Stadt, brachte ihm
ſchon der folgende Cag wieder den nervenaufreibenden Kampf,
ohne den ſeine ſtolzen Criumphe nicht zu erringen waren. Wenn
nach der Weiheſtille des Chriſtabends der Feiertag die Menſchen
mit neu erwachender, lauter Seſtesfreude erfüllte, ſtand er in
vor=
derſter Neihe derer, die der erlebnishungrigen Menge dienten,
keine Oper, die für dieſen Slanztag ihn, deſſen Name ſchon ein
Maguet war, nicht gern mit lockenden Verſprechungen binden
würde. Wählen konnke er, aber er mußte auch wählen — wer
ſich dem Nuhm verſchrieben hatte, war deſſen Sklave und mußte
die Gelegenheit deſio zäher nützen, je glanzvoller ſie ſich bot.
So fand der Weihnachtsabend den hochberühmten Mann
ſeit Jahren: Im kalten Prunkraum eines fremden, faſt leeren
Hotels, wo er in Einſamkeit abſeits der vielen blieb, die ſeiner,
den ſie morgen umjubeln würden, heute nicht gedenken konnten.
Die blinde Anbetung, die man ihm ſonſt zu Füßen warf, mit der
d galt ſie ſo
eſem 2
man ſich brüſtete und hervortrat — an
wenig wie alles Anſpruchsvolle und Laute. Die ungezwungene
Wärme des höchſten Seſtes der Liebe, die unverfälſcht nur den
nächſten zuteil werden kann, konnte man ihm, zu deſſen ſtolzer,
kühler Höhle man ehrfürchtig aufſah, nicht geben; die
Einla=
dungen, die er bekam — Kollegen. Intendanten, Dirigenten
dach=
ten wohl häufig an ihn — nahm er niemals an. Er wußte zu gut,
daß er an dieſem beſonderen Abend nicht in Wahrheit unter
dieſen Menſchen ſein konnte, denen er nicht täglich nahe ſtand,
ſondern neben ihnen blieb in ſeiner Einſamkeit, daß ſie die
urſprüngliche Liebe des ſtillen Abends für ihn, den flüchtigen,
nirgends heimiſchen Gaſt nicht aufbringen konnten, ſelbſt wenn er
ſie nicht ſtörte. . .
Meiſt blieb er in ſeinem Simmer und zog die Vorhänge
zu — nur wenn die Sehnſucht nach einfacher Wärme, die ſein
brauſendes Leben auf den Höhen der Menſchheit niemals ganz
ertöten konnte, zu übermächtig von ihm Beſitz ergriff, ſtand er
beobachtend hinter dem Fenſter, ſah eilige Menſchen mit freudig
erregten Geſichtern, mit Paketen beladen, durch die Straßen
haſten, ſah, wie man die letzten Weihnachstbäume von den
Stän=
den forttrug, preßte den Kopf an die Scheiben, bis das Licht in
den Läden erloſch und die Stille der Chriſtnacht die ſonſt
ge=
ſchäftige, große Stadt in zauberhaftes Schweigen hüllte. Dann
aber ſchloß er doch die Portieren...
Nur wenn weißes Slockengerieſel über die Dächer tanzte und
Häuſer und Straßen in ein blinkendes Weihnachtskleid ſpann,
litt es ihn nicht im Simmer des Hotels, das ihn nüchtern und
unweihnachtlich anſah, wie zwei Cage vorher ein anderes, nach
einer Woche ein drittes..
Dann eilte er hinaus in Schnee und matt durchhelltes Dunkel,
ſtreifte ziellos durch die Straßen, ſtand vor Fenſtern ſtill, aus
denen er den Slanz der Kerzen ſchimmern ſah, lauſchte den
Klängen der alten, einfachen Weihnachtlsieder — und vergaß
über ihnen die herrlichſten Stimmen, die zu hören ihm ſonſt
All=
täglichkeit war.
Auch diesmal trieb es ihn hinaus, als leichter Schneefall e
ſetzte und der erſte weiße Schimmer auf der menſchenleeren Str
einladend und eindringlich vom Weihnachtszauber ſprach,
raußen wohl noch eher zu finden ſei, als im ungeſchmuch
Simmer, dem für ſeine Einſamkeit einen nutzloſen Seſtglanz
verleihen der bedrückte Mann ſich ſcheute.
Die Nacht ſchien nur milden Froſt zu bringen, wie er
ſtets von Schneefall begleitet. Es war nicht beſchwerlich, lang
die Straßen zu durchſtreifen. Swar wurde der leichte Slocken
bald zum tollen Gewirbel, doch der Sänger ſchlug den Krd.
ſeines Pelzes hoch und ſchritt unbekümmert aus.
Verzaubert und verlaſſen dehnten ſich die Straßen. Verk
zelt da und dort ein Wagen, eine faſt leere Bahn, ſelten hul
ſchattengleich im rieſelnden Schnee ein eiliger, verſpäteter S
gänger vorüber. Saſt kein Haus, deſſen Fenſter nicht erleng
waren — vereinzelt blinkte ſchon der milde, warme Schein bk
nender Weihnachtskerzen auf die Straße heraus. . . .
Uber die Dächer hinweg ſchwang ſich jetzt der machtv!
mahnende Geſang der Glocken, die ihr Lied zu Ehren des Lieb
feſtes in die Stadt hinausriefen. Von allen Seiten ſtrömten.
ehernen Stimmen heran; das geübte Ohr des Sängers horie
der harmoniſchen Sinfonie den weithinhallenden Klang der ſia
ſten Glocken heraus, die vom Mittelpunkt der Stadt, vom *
her, herüberſchallten. Häuſer öffneten ſich jetzt, Menſchen ITS.
auf die Straße und gingen in feierlicher Stille meiſt dem hait
den Klang der großen Glocken nach.
Unwillkürlich folgte der Sänger den Gruppen, die von d.
Seiten Zuzug erhielten, und gelangte im immer dichter werdeit
Schwarm vor das Domportal. Nach kurzem Zögern tral e!
Hier war an dieſem Abend auch der Einſamſte willkommen, /E.
der die ewige Botſchaft der großen Liebe hören wollle, 2
die alles Aühen auf der Erde nichtig war.
Der hochgewölbte, vielſchiffige Raum war ſchon geſunt
wchatten über Berg und Cal. Dann kommt die Nacht.
— blitzten ringsum in den Häuſern Cauſende von Lichtern auf.
—em ſchlummernden Lande erſtrahlen die Sterne. Die Fenſter
tels ſind mit Eisblumen geſchmückt. Wie funkelndes
Ge=
ſe hängen vom Dach lange Eiszapfen.
m Innern herrſcht fröhliches Leben und Creiben. Der Canz
Während draußen der Bergwind pfeift, verjagt drinnen
gend mit ihrer Fröhlichkeit alle Sorgen. Es naht ein
far=
idiger Sug in alten Nationaltrachten. An der Spitze der
„iann mit ſeiuer Violine. Hinter ihm in bunter Neihe die
—Schar der Cänzer und Cänzerinnen. Wie alle dieſe
blühen=
de ingen Mädchen und Männer in ihrer Schlankheit und
Scjeit ſich im Canze drehen, iſt ein Bild voller Lebensfreude
urn hört auch mit zum norwegiſchen Milieu. In Norwegen
be=
ſten überall in Stadt und Land Vereine, die ſich die
Bewah=
ryder altertümlichen Volkstrachten und Volkstänze zum Siel
ges haben, und darauf einwirken, daß die alten Volksſitten
nmin Bergeſſenheit geraten. Auf roten Miedern funkeln
Per=
luf goldblonden Haaren leuchten weiße Spitzenhauben. Die
npracht der Crachten iſt von bezaubernder Wirkung.
in übermütiger Schlußtanz, an dem ſich alt und jung
betei=
eendet das ſchöne Seſt.
as Schwabinger Chriſtkind.
Von Friedrich Frekſa.
Sie war ſchlank, ſchmalhüftig, hatte ein blaſſes Geſicht mit
roten Lippen und ſehnſüchtigen ſchwarzen Augen. Die Haare
elten in zwei armdicken Söpfen den Nücken hinunter. Eines
s aber ſteckte ſie die Haare in Schnecken auf, ſo daß ihre
den kleinen Ohren verdeckt waren, trug lange Kleider und
* ſich hochmütig, wenn ihr nachgeſchaut wurde.
Und es wurde ihr nachgeſchaut. Jeder junge Künſtler und
S leiſten Studenten kannten ſie, war ſie doch das Schwabinger
ſtkindl.
Ach ſo, ihr fragt, was iſt Schwabing? Nun, in Bauern iſt
kannt, daß Schwabing eine Geiſtes= und Kunſtreſidenz iſt, die
Vorſtadt beſitzt, ſo München heißt.
Jenſeits des Siegestors, das die Grenze bildet zwiſchen den
n Städten, beginnen andere Crachten, andere Sprache und
andere Weltanſchauung. Dieſe iſt ſehr ſchwer zu definieren.
r; ich will eingeſtehen, daß am Boul Miſch und auf dem
itmartre früher ähnliches geherrſcht haben mag. Freilich,
eihte Schwabinger würde es ableugnen.
Was nun aber das Schwabinger Chriſtkindl anlangt, ſo
es ſehr ſcheu und eingezogen bei ſeinen beiden Onkeln, zwei
Herren von 70 Jahren, dem Profeſſor und Kunſtmaler
drich Sulzbarher und dem Organiſten und Komponiſten Auguſt
erlein.
Den Organiſten lernte ich auf meinen abendlichen
Spazier=
gen im Engliſchen Garten und in den Bogenhäuſer Anlagen
nen. Hier traf ich ihn an einem klaren, weißen Winterabend,
24. Dezember, oben auf der Höhe am Ausblick vor dem
Sie=
denkmal, wie er über die Iſar auf die lichtterglänzende,
ge=
nnisvoll rumorende Stadt hinabſah, während ein klarer,
nacht-
der Himmel mit tauſend blitzenden Sternen mit dem Glanz der
dt wetteifern wollte.
Ich bat den alten Herrn, weil er Junggeſelle war und mir ſo
einſam ſchien, mit mir zu kommen und Weihnachten feiern zu
helfen und unter dem Weihnachtsbaum den Plumpudding zu
ver=
zehren.
Er aber blieb, ſtehen und ſagte mit einem leiſen Lächeln:
„Na, wiſſen’s, heut” abend muß i ſchon beim Sulzbacher ſein, wo
wir unſerem Chriſtkindl beſcheren müſſen, wie wir’s jedes Jahr
halten."”
„Dem Schwabinger Chriſtkindl?” fragte ich. — „Ja, dem”,
ſagte der alte Herr und lachte wieder.
Da fragte ich nach einer Weile: „Warum heißt das Mädel
Schwabinger Chriſtkindl?”
„Na, weil’s halt in der Chriſtnacht aufs Welt gekommen is.
Das war damals Ende der neunziger Jahre, wiſſen’s zu der Seit,
wo auf einmal alle Mädeln verruckt geworden ſind und große
Neden geführt haben „vom freien Menſchentum” und wo’s alle
haben Kinder kriegen wollen. Glauben’s mir, die Seit hat auch
ihr Gutes ghabt, denn wenn dabei auch manche lieben Mäderln
zgrund’ gangen ſind, wenigſtens ſind bei der Gelegenheit unſere
Mädeln aus der Junggänſezeit herausgekommen. Und’s
Kinder=
kriegen war dazu vielleicht notwendig.
Wir beide, der Sulzbacher und i, waren damals ſchon
Kna=
ben von fünfzig Jahren, und wir wohnten im vierten Stock in
der Kaulbach=Straße zuſammen in einem Atelier mit drei
Simmern.
uf den letzten Platz. Dicht umringt von Andächtigen, mußte der
pänger nicht weit vom Eingang ſtehen bleiben.
Brauſend ſetzte die Orgel ein, und „Stille Nacht, heilige
TCacht” ſchallte es in rauſchenden Akkorden durch die weite
Wöl=
ung der Kirche. Vom lauter werdenden Chorgeſang mit fort=
Teriſſen, ſtimmte de innerlich einſame Maun in den Geſang der
Lauſende rings um ihn her mit ein, wie einer, der in Wahrheit
I den Kreis mit eingeſchloſſen war, den die alles umſpannende
Siebe, die dieſer Abend offenbarte, um ſie zog.
Und doch wollte es ihm nicht gelingen, ſich vollends eins mit
Dnen zu fühlen. Er wußte zu gut, daß kaum einer unter ihnen
allen war, der ſpäter, wenn die Seier, die ſie jetzt begingen be=
Endet war ſo einſam, ſo ausgeſchloſſen von aller warmen Liebe
Dieſes Abends ſein würde wie er. Liebe: einfache, klare, vom
Derzen flutende Empfindung warte auf ſie alle über die äußeren
Seichen der Geſchenke hinaus; er ging zurück in ſein Alleinſein
Und wußte keine andere Weihnachtsfreude zu gewinnen, als unter
Den Senſtern Fremder beobachtend zu ſtehen, er, der gefeierte
Sllitielpunkt für Cauſende, beneidet ſonſt und umjubelt, morgen
con wieder, nur heute nicht. . ..
Eine wilde, quälende Sehnſucht nach Liebe, nach der einfachen
Oreude des Schenkens von Menſch zu Menſchen, drängte in dem
Aulgewühlten Mann nach Erlöſung, und es gab keinen Weg für
490, ſich ihr zu überlaſſen, herabzuſteigen von der kühlen Höhe,
Au die ihn die Bewunderung der Maſſen gezwungen hatte, und
Ar dieſen einen Abend der großen, allumfaſſenden Liebe des
9ohen Seſtes teilhaftig zu ſein.
Keinen ſollte es für ihn geben? Wirklich keinen — oder
Aſchte er ſich doch, lag es vielleicht an ihm, der ſich, gebunden
Den den tauſend ſchweren Anforderungen ſeiner Kunſt, auch an
Delem Abend zur tiefſten, innerlichen Liebesbereitſchaft noch nicht
Zatte durchringen können?
Demerkte er nicht, wie ihn von links und rechts ſcheu
SNgunte, faſt ehrfürchtige Blicke trafen? Hatte man ihn viel=
Uns gegenüber, in einem kleinen Atelier und einem kleinen
Simmer, da hab’n zwei Mädeln aus Norddeutſchland gehauſt,
recht nette Dinger. Nur ihre Manieren haben uns net recht
päßt. Immer war das ganze Atelier voller junger Leut’ mit lange
Haar, und da iſt ſo laut geredet worden, daß wir, um unſer” Ruh’
zkriegen, ein paarmal drüben anklopft hab’n.
Aber als der Sulzbacher für ſein eines Bild die Große
Pariſer Medaille erhalten hatte, da iſt die jüngere von beiden zu
uns rüberkommen und hat von ihm Malſtunden haben wollen.
Das war grad’ ſo a Wunſch, wie wenn a Bettler zum König
gangen wär' und hätt’s Negieren lernen wollen. Der Sulzbacher
hat denn auch das kleine braune Mädel ſchief von oben angſchaut
und gſagt: „So, ſo, alſo malen tun Sie auch?”
„Ja, ſagte drauf die Kleine, „ich bin Malerin, wie meine
Freundin.”
„So,” ſagte der Sulhzbacher, „und wann malen’s denn,
wenn’s doch den ganzen Cag ’’s Maulwerk laufen laſſen?”
„Oh,” ſagt das kleine Fräulein, „wir wollen uns klar werden
über die größen und wichtigſten Lebensfragen.”
„Soo,” ſagte da der Sulzbacher, „können’s denn wenigſtens
kochen? Flicken können’s net, wenigſtens flick i mir an” zerriſſenen
Setzen beſſer als Sie”, und er wies auf eine ungeſchickte Naht in
der Bluſe des Fräuleins, die nicht viel Schneiderkünſte verriet.
Die kleine Brünette iſt dunkelrot geworden. Plötzlich hat ſie
ſich aufgerichtet und geſagt: „Sie ſcheinen auch zu jenen
engher=
zigen Menſchen zu gehören, die die Frau in die Küche und in das
Haus verbannen wollen und ſie knechten und niederdrücken!”
Wir haben lachen müſſen, und der Sulzbacher hat erwidert:
„Na, na, ſo ſchaugn’s doch ſelber, daß i Junggeſell” blieben bin!
Wie ſoll i da a Frau knechten? Wiſſen’s, i flick” mir alles ſelber
und koch’ mir alles ſelber, und warum? Weil i dem Weibsvolk
net trau”.”
„Wollen Sie mir alſo Malſtunden geben oder nicht?” fragt
das Sräulein energiſch.
„No,” ſagt der Sulzbacher, „zeigen’s mal ihre Skizzen her!”
Er hat ſie ſehr bedächtig durchgeſehen, Stück für Stück, und als
er ſie durchgeſehen ghabt hat, hat er zu dem Mädel gſagt:
„Wiſſen’s, i glaub, bei Ihnen wird’s Malen nie was G’ſcheites
wern.”
„Ich weiß,” hat das Fräulein eifrig geſagt, „meine Cechnik
iſt noch ungenügend, aber ſehen Sie —” und ſie hat ein Blatt
leicht erkannt, nach Seitungsbildern und Karten in den Läden?
Aber war er denn an dieſem Abend, an dieſer Stätte für die in
Weiheſtimmung verſunkenen Menſchen derſelbe, der er ſonſt, ſchon
morgen wieder für ſie war? Nein, ihre unwillkürliche
Aufmerk=
ſamkeit galt wohl ſeinem Geſange — hier, mitten im Chor der
Cauſende, wohl anders, lauter, gewaltiger . . . erlebter,
weih=
nachtlicher vielleicht...
Und da wußte der einſame Mann, wie er auch für kurze Seit
in den Sauberkreis treten könnte, in den die übermächtige Liebe
dieſes Abends Menſchenherzen zwang.
Vorſichtig löſte er ſich aus der Menge, ſuchte, bis er den
Kirchendiener fand, gab ihm ſeine Karte mit ein paar Zeilen
und bat, ſie dem Geiſtlichen zu bringen.
Nach kurzer Seit kam der Diener zurück und führte den
Sänger in die Sakriſtei.
Der Pfarrer, ein weißhaariger Greis, trat ihm mit der
ehr=
fürchtigen Bewundereung entgegen, die ſeinen Alltag umgab.
Dürfte ich heute abend in dieſer Kirche ſingen — ein paar
Weihnachtslieder nur .” fragte der weltberühmte Mann,
be=
ſcheiden, demütig faſt. — Jahrzehnte lag es wohl zurück, daß er
hatte bittend fragen müſſen, ob man ihn ſingen laſſen wollte.
Der Geiſtliche, dem ein langes Leben im Dienſte anderer
wohl viel an Menſchenkenntnis zugetragen hatte, mochte fühlen,
daß der zehrende Wunſch eines Einſamen aus der überraſchenden
Bitte klang.
„Kommen Sie”, ſagte er ſchlicht, führte den Sänger auf die
Orgelempore und verſtändigte den Organiſten.
Der Sänger trat an die Brüſtung. Während der Organiſt
präludierte, mußte der erfolggewöhnte Mann den wilden, hohen
Schlag ſeines Herzens gewaltſam niederzwingen — niemals in
ſeiner glänzenden Laufbahn, nicht vor Königen und
Verſamm=
lungen beqnadeter Kenner, denen Muſik Lebensaufgabe war wie
ihm, hatte er dieſen fiebernden Willen empfunden, ſeine Seele
aufg’ſchlagen, das ſehr merkwürdig, aber ſehr unverſtändlich auss
geſchaut hat, „ſehen Sie, was ich mir alles gedacht habe.
„Oh.” hat der Sulzbacher bedauernd g’ſagt, „denken tun’s
auch noch beim Malen! Wiſſen’s, i hab net die Seit, noch beim
Malen zu denken! Schaug’n müſſen’s, ſchaug’n, das iſt alles!”
Das kleine Fräulein hat das Skizzenbuch zugeklappt. Da hat
ihr Sulzbacher freundlich auf die Schulter geklopft und g’ſagt:
„Wiſſen’s, Sie ſind a ſo a netts appetitliches Ding. Laſſen’s
doch das dumme Gepatz bleib’n. Denken’s net ſo viel und ſchaug’ns
eher, daß an netten Mann krieg’n. Des is viel g’lcheiter.”
Dunkelrot und zornig hatte da das kleine Perſönchen das
Atelier verlaſſen. Von dieſem Cage ab haben uns die beiden
Damen nicht mehr gegrüßt, und die ältere, eine ſchlanke
Blon=
dine mit grauen Augen, hat, wenn wir vorbeikamen, ihr kleines
Naſerl ſo verächtlich grümpft, als ob wir ihr zu ſchlecht röchen.
Wir ſind dann den beiden jungen Sräulein nur nocb bie und
da auf der Creppe begegnet, aber an ihren Kleidern uno ihren
G’ſichteln haben wir ſehen können, daß es ihnen net grad. beſſer
gangen is, wie früher. Im Sommer bin i mit dem Sulzbacher
am Land geweſen, und wir ſind erſt Ende November wieder
zu=
rückkommen, da war’s ſchon recht kalt, und wir haben unſere
Atelieröfen geheizt, ſo viel’s ausg halten hab’n. Wenn wir ſetzt
den beiden Fräulein begegnet ſind, hab’n wir ſie im Vorbeigehen
huſten hören. Nachher iſt Weihnachten herankommen. Da haben
wir uns wie jedes Jahr zu zweit an Chriſtbaum kauft, hab’n
Lichter draufg’ſteckt, nix weiter, und den Baum auf’n
Sarben=
reibtiſch g’ſetzt, weil dös der ſicherſte Standort geweſen iſt. Dann
haben wir uns einen Punſch gebraut. Ich hab’ mich ans
Har=
monium gſetzt und hab' die alten Weihnachtslieder geſpielt: „Es
iſt ein Reis entſprungen” und „O sanctissima, o piissima , und
der Sulzbacher iſt im Schlafrock auf= und abgegangen und hat
mit einer ſcheußlich falſchen Stimme mitgeſungen. I laß mir des
am Chriſtabend gfallen, trotzdem i ſonſt koan falſchen Con ver=.
trag.
Plötzlich hat es an unſere Cür geklopft. Der Sulzbacher hat
aufgemacht, und da ſteht das blonde Sräulein von der anderen
Seit’n händeringend und gar net ſtolz und ſchreit: „Helfens mir
doch, die iſt am Sterben!”
Wir alſo nehmen a jeder a Licht vom Chriſtbaum, laufen
nüber und finden das brünette Fräulein, ſtöhnend, mit
dunkel=
rotem Geſichtel und heiß. I muß Ihnen ſchon geſtehen, i war
ganz ratlos und wollt glei nach dem Arzt laufen. Aber der
Sulz=
bacher hat geſagt: „Laß nur, des geht net ans Sterben, a nei’s
Leben gibt’s. Aber in dem Stall kann das arme Mädel net
bleib’n.‟ Des hat g’ſtimmt, denn es war hundskalt in dem Atelier
und ausg’ſehn hat’s zum Fürchten! Die kleinen, eiſernen Betten
waren auch viel zu klein. Es war a ſchauderhaftes
Durchein=
ander!
Der Sulzbacher hat das ſchwarze Mädel auf den Arm
ge=
nommen, und wir haben’’s in unſer ſchönes warmes Atelier
ge=
bracht und auf den Diwan gelegt.
Sulzbacher hat dem blonden Fräulein zug’ſchrien, ſie ſoll die
Wäſch” aus dem Sekretär nehmen und die Kiſſen beziehn. Ich
ſag Ihnen, wie ſich das Mädel dumm ang’ſtellt hat! „Net amol
Betten können’s machen!” hat ſie der Sulzbacher angeſchnauzt.
Na, nachher hab’s halt i gmacht. Das blonde Fräulein
hat ganz verſtört in der Ecken g’ſeſſen, und wir haben die andere
quskleiden müſſen und ins Bett g’legt. Da hat der Sulzbacher
zu mir gſagt: „So, jetzt bleibſt da, und i hol’a Hebamm.”
zu verſtrömen, ſein heißeſtes Wollen, nicht nur ſein höchſtes
Können zu verſchenken.
Und dann ſang er — ſang die alten, einfachen, ſeltſam
be=
wegenden Lieder „Stille Nacht, heilige Nacht” und „Es iſt ein
Nos’ entſprungen”, ſang ſie ungekünſtelt, hingegeben, aus frei ſich
weitender Bruſt, unbekümmert um Cechnik und Effekt, und
ge=
rade darum gewaltig bezwingend in weihevoller
Weihnachts=
freude, doch etwas zu wiſſen, das er an dieſem Abend der Liebe
aus freiem Antrieb verſchenken durfte.
Lautlos lauſchten die Cauſende in der weiten Kirche — und
als der letzte Con verklungen war, durfte der Sänger, höher und
reiner erhoben als je bei ſeinen ſieghaften Criumphen, einen
ſel=
tenen Dank entgegennehmen, weit koſtbarer in dieſer Stunde für
ihn als aller fanatiſcher Beifall einer erregten Menge im Prunk=.
raum eines Weltopernhauſes.
Schweigend erſtatteten die Andächtigen dieſen Dank, nicht
in lärmenden Kundgebungen, die die Weihe des Ortes verbot —
aber Kopf an Kopf in den Bankreihen waren dem Sänger
zuge=
wandt, da war nicht einer, der ſich nicht, im Innerſten ergriffen,
aufgerichtet und die Augen auf ihn gheftet hätte, und ſo
verharr=
ten die Cauſende minutenlang, lauſchten noch in die Höhe und
blickten rückwärts gewandt empor, nicht vorwärts zu den beiden
hohen, brennenden Cannen links und rechts vom Altar.
Leiſe trat der Geiſtliche auf den Sänger zu und ſtreckte ihm
die Hand entgegen. Es drängte ihn wohl, durch ein kleines
Seichen zum Ausdruck zu bringen, was er mit ſeiner Gemeinde
und für ſie empfand.
Der Sänger ſchlug ein, aber er ſchüttelte lebhaft abwehrend
den Kopf. „Ich habe zu danken, daß ich ſchenken durfte und ber.
ſchenkt worden bin.”
Dann hüllte er ſich feſter in ſeinen Pelz und verließ die
Kirche, voll tiefſter Seſtesfreude in ſeiner zauberhaft verklärten
Seele, in unbeſchwertem Einklang mit der ewigen, großen Liebe,
die an dieſem Abend die Welt umſpannte.
Dazu is aber ſchon zu ſpät g’weſen.
Es iſt doch gut, wenn einer auf dein Laude aufgewachſen iſt,
und net in der Stadt. Der Sulzbacher hat mit allem Beſcheid
gwußt. Orzwiſchen hat das blonde Fräulein den Doktor Kuiſer,
unſern Sreund holen müſſen, der grad zwei Häuler von uns
gwohnt hat. Der iſt dann kommen und hat beim Mädel
nuch=
gſchaut, ob alles recht ſei, und hat ihr dann a Pflegerin gſchicht.
Und bei dem Ganzen hat der Chriſtbaum brennt.
Und i ſag Ihnen, das neue kleine Ding is daglegn mit
großen, ſchwarzen Augen, hat aber net recht in d: Lichter ſchaug’n
können. Die Mutter war recht matt, aber ſelig hat’s
drein=
gſchaut.
I hab net anders konnt, i hab mi wieder ans Harmonium
gſetzt und hab ganz leis gſpielt: „Es iſt ein Reis entſprungen”.
Und der Sulzbacher hat gweint, und die junge Mutter hat
auch Cränen in den Augen ghabt, hat aber dabei gelächelt. Und
1 ſag Ihnen, wie die Aufregung vorbei war, iſt es das ſchönſte
Weihnachtsfeſt worden, des i je gfeiert hab.
Und ſchaug’ns, das kleine Mädel, des da auf d‟. Welt
kommen is, iſt unſer Chriſtkindl und is auch blieben.
„Und die Mutter? Wo iſt die Mutter?” fragte ich.
„Ja,” lagte der Muſiker, „mit der Mutter war’s a heikle
Gſchicht. Wenn’s auch a Mädel gweſen iſt, das all die modernen
Anſchauungen ghabt hat von der Ellen Keu und wie die
Weiber=
leut alle heißen, gegen ihre Jamilie hat ſie ſich’s halt doch net
traut. Sie hat viel geweint und geſammert, aber was hätt’s tun
ſollen, das arme Ding. Malerin hat’s net werden können, ebenſo
wie ihre blonde Freundin. Nach dieſer Weihnachtsbeſcherung
haben’s ſie uns beiden geglaubt. Und da haben wir ihnen
zuge=
redet. Sie ſind beide nach Norddeutſchland zrückgegangen, und
ſo haben wir unſer Chriſtkindl behalten dürfen. So, aber jetzt
laſſen’s mi aus, ſonſt komm i zu ſpät zu unſerer Beſcherung, und
i muß doch die Weihnachtslieder ſpielen auf dem Harmonium.”
Das iſt die Geſchichte vom Schwabinger Chriſtkindl.
Der Mantel und der Brotkorb.
Von Dr. Eugenie Schwarzwald.
Copyright by Ernſt Angel, Verlag, Berlin=Charl. 9.
I. Der warme Mantel.
Ich war acht Jahre alt und hatte meinen Wunſchzettel
wunderſchön geſchrieben. Darauf ſtand: „Bittel 1. Seidenfleckerln,
am liebſten viereckige; 2. ein Gefäß, wo man drin Seifenblaſen
machen darf; 3. ein Heftchen Kindertheater zum Aufführen,
4. Eibiſchteigbonbons, ſoviel als möglich; 5. ein Buterfaß aus
Holz für meine Puppe, aber das muß nicht ſein. Genia.”
Sch faltete ihn zuſammen und ſteckte ein Cannenzweiglein
darauf, feſt überzeugt, alles zu kriegen. Denn es koſtete beſtimmt
zuſammen nicht mehr als einen Gulden.
Am Weihnachtsabend aber lag unter unſerem Baum für
mich ein warmer Mantel, ein warmer Muff und ein paar warme
Handſchuhe. Mir wurde eiskalt. So muß Napoleon vor Moskau
zumute geweſen ſein. Lauter nützliche Sachen, und überdies alles
warm! Sch weiß nicht, wie andere Kinder zur Wärme ſtehen,
aber ich habe ſie mein ganzes Leben lang bekämpft. Als
Schul=
kind war ich eine bekannte Straßenfigur, weil ich auf dem
Schul=
weg die Uberſchuhe, die geſtrickte Haube und den Schal in der
Hand und einige intimere Kleidungsſtücke über dem Arm trug.
Aller dieſer Dinge pflegte ich mich auf der Creppe meines
Eltern=
hauſes zu entledigen, auch wenn es Stein und Bein fror. Ich
ſcheine ſchon damals gemerkt zu haben, daß jene Menſchen, die
ſich am wenigſten darum kümmern, ob man es ſeeliſch warm hat,
am meiſten fürchten, man könnte ſich körperlich erkälten. Und ich
verſtehe es ganz, wenn Peter Altenberg die Frau, die ihrem
Lebensgefährten vermanent den Nockkragen auftellt, eine „
in=
fame Klette” nennt.
An jenen Kinderweihnachten ſtand es ſchlimm um mich. Wozu
hatte ich meinen Wunſchzettel ſo ſchön geſchrieben? Es war ja
doch alles verpatzt. Die Petroleumlampe blakte noch mehr als
ſonſt, der Karpfen hatte unwahrſcheinlich viele Gräten, gekochte
Dörrpflaumen mochte man auch am Alltag nicht, und zuletzt
ge=
ſchah etwas ganz Furchtbares. Im Suli ſchon hatte ich ein
Weih=
nachtsgedicht verfaßt, was nicht ſo ſchwer geweſen war, als die
Überraſchung bis Weihnachten geheimzuhalten. Jetzt begann ich
mit deprimierter Stimme ins Leere hinaus zu ſprechen:
„Am Altare unſerer Freuden
Glüht ein helles Licht heut auf
Bis hierher kam ich. Dann wußte ich nicht weiter. Die
Wärme meines Mantels hatte den dürftigen Quell meiner
Dich=
tung ausgetrocknet.
Das iſt ſchon ſehr lange her. Aber immer, wenn
Weihnach=
ten herannaht, werde ich von einer eigentümlichen Nervolität
ergriffen. Wochenlang laufe ich durch alle Gaſſen, um jedem von
den vielen hundert Menſchen, die ich gegenwärtig zu beſchenken
habe, das Unnützeſte und Sweckloleſte, was er ſich wünſcht, ſicher
zu verſchaffen.
II. Der nenſilberne Brotkorb.
Ich war ſchon Doktor der Philoſophie, lebte in Wien und
hielt, um leben zu können, Literaturvorträge. Wer fünf Kronen
monatlich daranwendete dürfte zweimal wöchentlich an meiner
damals maßloſen Begeiſterung für Ooſtojewlki, Gogol und Walt
Whitman teilnehmen. In meinem ſeeren Himmer — Mödel galt
es erſt zu verdienen — ſtanden dreißig geborgte Stühle um einen
bereits angezahlten langen Ciſch und auf ihnen ſaßen dreißig
bildungsbefliſſene Wiener Damen. Kurz vor Weihnachten
be=
gannen ſie ſich noch neugieriger als ſonſt in meiner ſeltſamen Be=
hauſung umzuſchauen, und ich ſagte zu mir ſelbſt: „Du ſollft ſoh
die ſchenken dir was!” Sie hatten es ja ſa leicht, es gab fa
einen Gegenſtand, den ich nicht brauchen konnte. Und doch eil
doch:
Am 23. Dezember erklommen zwei Cräger meinen vior
Stock. Ein ungeheurer Gegenſtand mußte aus unzähligen Hü
herausgeſchält werden — und vor mir ſtand — ein Brottord
metallo bianeo, groß genug, um Brot für zwanzig gefröß
Menſchen auf einmal zu faſſen. Der reichornamentierte Geg
ſtand konnte mir, die ich, ſchon damals eine begeiſterte Schüſe
des Architekten Loos, Ornament mit Verbrechen aſſozlierte, ke
beſondere Freude bereiten, von ſeiner Unverwenddarkteit
meinen winzigen Haushalt ganz abgeſehen. Aber das Schlim
war, daß ich phyſiſche Schmerzen bei ſeinem Anblick litt:
Künſtler, der ihn geſchaffen hatte, konnte ſich nämlich nicht
ſchließen, den köſtlichen Korb von gewöhnlichen Füßen tragel
laſſen. Er ſchuf zu dieſem Sweck zwei Kinder, einen Knaben
ein Mädchen, aus metallo bianeo. Ihnen ließ er den K
während lie die Händchen ſchlaff herunterhängen laſſen mußten
die junge Bruſt anwachſen.
Schon damals kinderlieb, konnte ich dieſe Kindermarter
nicht ertragen. Ich ſperrte die Kinder mitſamt dem Korb in
Kammer und beſchloß, das Ganze zu vergeſſen. Aber ſchon
nächſten Morgen wußte ich, daß es mir vollkommne unmög
ſein werde, mit dieſem Gegenſtand unter einem Dache zu hau
In dieſer Not fiel mir plötzlich eine überaus alberne und aft
tierte Perſon ein, die eine geſchmackloſe Sremdenpenſion
Herren und Damen unterhielt. Mich durchfuhr es wie ein B
dorthin gehört dieſer Brotkorb. Als ich ihn aber ſo in ſe.
ſchnöden Nacktheit beſah, ſchien es mir hart, noch jemand
ihm zu enttäuſchen. Ich ging alſo in einen Laden, ließ ihn
ſchönen Früchten füllen und dachte: kränkt lie der Korb, ſof.
ſie das Obſtl. Siemlich zufrieden mit mir, feierte ich den W
nachtsabend.
Aber am erſten Weihnachtsfeiertag, um 8 Uhr morgens
ich hätte ſo gern ausgeſchlafen! —, klopfte die Penſionsinnder
Frau Morian, an meine Schlafzimmertür. „Laſſen Sie nch
Liebſte”, lagte ſie mit ihrer Stimme, die ſchmeckte, wie ſchm
geſüßtes Ceewaſſer. „Sch kann meinen Dank nicht länger zuri
halten. Ihre geſtrige Gabe war die Krone unſeres Feſtes
Glanz ging davon aus. Man fühlte die Liebe, die aus dem
ſchenk ſtromte.” Mein Kopf ſank immer tiefer. „Und,” f
Frau Morian hinzu, „wiſſen Sie, was das Schönſte iſt? Als
meine Gäſte fragte: „Können Sie raten, von wem das herr
Geſchenk kommt? Wem ſieht es ähnlich?” da riet die g
Geſellſchaft wie ein Mann auf Sie, Liebſte.” Als ſie ging, fi.
ich mich wie als Gymnaſiaſtin, wenn ich nach der mathemati)
Formel für die Berechnung der Sonnenſtrahlen im Negenbe
gefragt wurde: beſchämt und hoffnungslos. Aber die Sälle w.
doch verſchieden. Die mathematiſche Formel habe ich auch ſpä
hin nie kapiert, der neuſilberne Brotkorb aber, der mir ſo
Ehre eintrug, hat mich gelehrt: nie etwas verſchenken, was
nicht glühend gern ſelbſt behalten möchte.
KO
Sch a ch.
Nummer 290.
Weihnachts=Löfungs=Preisausſchreiben.
Wie alljährlich zu Weihnachten, bringen wir auch diesmal wieder
ein Preisausſchreiben auf dem Gebiete des Märchenſchachs. Aufgaben
dieſer Art unterſcheiden ſich von den gewöhnlichen Problemen durch
beſondere Spielbedingungen, bieten aber den Vorteil, daß ſich auf
dieſe Weiſe hübſche, einzigartige Ideen darſtellen laſſen. — Dem
Ver=
faſſer ſagen wir auch auf dieſem Wege für die freundliche Ueberlaſſung
der beiden Originale beſten Dank.
Aufgabe 421.
T. R. Dawſon in London.
Motto: „Thrice Unlucky Thirteen”.
Urdruck.
Weiß zieht und ſetzt in einem Zuge mat.
Prüfſtellung Weiß;Kel Va3 Tb2 h1 Li8 Sb1 d2 Ba4 b4 c5 44 e7 14/13):
Schwarz, Kel Da1 Tb3 77 Lc3 h7 Sa2 n8 Ba7 b7 e7 43 66 f5 a6 g7. 16): 144
„Dreimal die unglückliche 13” überſchreibt der Verfaſſer, dem wir
dieſen Originalbeitrag verdanken, die Aufgabe, beinahe, wie um durch
Anführung der Unglückszahl 13 vor Lötungsverſuchen abzuſchrecken. In
Wirklichkeit aber gibt er mit dem Motto einen kleinen Wink zu der
Löſung. Wir hoffen, daß unſere erprobten Löſer die Schwvierigkeiten
glücklich überwinden und die Löſung ausfindig machen. Zudem
ent=
ſchädigt die Einfachheit der zweiten Preisaufgabe für die bei der erſten
aufzuwendend. Mühe.
Aufgabe 422
T. R. Dawſon in London.
Urdruck.
Ein ſchwarzer Offizier darf bei ſeiner erſtmaligen Bewegung zwei
Züge hintereinander machen, die als ein Zug zählen.
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüfſtellung: Beiß: Kd1 Lat b1 Sd5 Ba2 b3 e3 14 181:
Schwarz: Ka3 Les f8 Bd7 g7 (5).
Löſungs=Preisausſchreiben.
Für die richtige und vollſtändige Löſung der beiden obigen
Auf=
gaben (421 mit rückläufiger Unterſuchung) ſetzen wir drei Buchpreiſe aus:
1. Rinck: 700 Endſpielſtudien:
2. Ed. Lasker: Schachſtrategie, 5. Auflace:
3. Tartakower: Das neuromantiſche Schach.
Bei gleicher Güte der Bearbeitung erhalten ſolche Bewerber den
Vorzug, die ſich bereits durch Einſendung von Löſungen hervorgetan
haben; im üibrigen entſcheidet das Los.
Die Einſendungen ſind mit der Aufſchrift „Schach,
Löſungswett=
bewerb” an die Schriftleitung des Darmſtädter Tagblatts zu richten. Sie
müſſen ſpäteſtens am 20. Januar 1929 eingegangen oder doch am 19. 1.
Datum des Poſtſtempels abgeſchickt ſein. Die Entſcheidung wird
Mitte Februar bekanntgegeben.
Ve!
Kätze
a ſash
Mit P iſt dem Autler es grimmig verhaßt,
Mit K manchen köſtlichen Tropfen es faßt.
Mit W ſchafft’s Erquickung nach ſtaubiger Fahrt,
Auf T. und noch Andres
Carl Daubel.
Klein H freudig harrt.
Rebus.
Vorfetz=Mäſel.
ma, gel, land, te, fall, gen.
I.
Bei, Rein, Un — De, Eu, Re — Em, Jr. Nor — En, Na,
Lapp, Ei. Js — No Gn Nich
Vor je eine Silbe unter I ſetze man der Reihe nach drei Silben
Gruppe II, ſo daß je drei zweiſilbige Wörter mit gleichlaunender
ſilbe entſtehen. Die Anfangsbuchſtaben der 18 Wö ter nenneg
Carl Deub
Weihnachtswunſch eines kleinen Buben.
Auflöſungen, der Rätſel aus Nummer 51:
Silbenrätfel.
1 Agenda, 2 Uhu. 3 Falſtaff 4 Dortmund, 5 Etikette, 6 Na‟
7 Wolfram. 8 Eulengebirge 9 Limouſine 10 Lehrer 11 Efendt 115
kolaus 13 Imperfekt. 14 Salmiak, 15 Trompete, 16 Alibr, 17 Lol
18 Lokomotive, 19 Eli., 20 Semmering 21 Banne 22 Eskodron 232
24 Lenau, 25 Epangelium. Das Zitat lautet: Auf den Wellen iſt
Welle, auf dem Meer iſt kein Eigentum
Man ſagt
Auerhahn. Unterhalt, F uerſtrahl, Eiſenbahn, Inſelgruppe. N
kunde Eulenſpiegel. Nachtvogel, Sandſtein, Papie meſſer, Abend
Rübezahl. Erzberg, Rotbart, Kalbfleiſch, Oſtmark. Mutterliebe. Mü
ſammlung. Gierſchwamm Nolzbuch, Veiſchenſtrauß. Immergrün Er
ſuppe. Laufgraben. Ententeich Zahnarzt, Eſelohr, Roſezſtr
Schwarzwald, Tonkunſt Nathaus Eſpenlaub. Unnarwein. Eis
Roſtfleck — „Auf jenen Sparer kommen viele Zerſtreuer.”
Druck u. Verlag: 9. C. Wittiſch ſche Hofbuchdtuckerei. Rheinſtr. 23 — Verant wortlich f. d Nedaktion: Dr. b Nette Fernſpr. 1 2384—832 Alle Rechte vorbehaten. Nachdruck verb. — Kliſceret: F. Haußmann, alle in Darutzs
[ ← ][ ][ → ] Morchen Kinder, wird’s was gäben,
Morchen werden wir uns freun,
Welch ein Singen, welch ein Leben
Wird in unſerer Stube ſein,
Einmal werden wir noch wach,
Heiſa, dann iſt’s Weihnachtsſtach.
PA IORNT
ß wärd alſo däß Liedche ſei, wo heit am gärnſte geſunge
wä; ſcwohl vun die Kinnercher, wie aach vielleicht vun de
Ge=
ſchs leit un de Lademädercher, die wärrn froh ſei, wann ſe die
Rc aſch hinner ſich hawwe. Dann allem Aſchei nooch hott die
och dem Weihnachtsgeſchäft doch net ſoviel Abbruch gedha,
er geglaabt hott. Un wann’s wärklich Geſchäftsleit gibt,
h driwzwer ärchern, weil ſe des Weihnachtsgeſchäft acht
frieher gemacht hawwe, als es kallennermeßich zuläſſig
behaubte jetzt, ſie hette uff Weihnachte nix mehr zu dhu
ſo kann ich beiſpielsmeßig aach net bedabble, warum ſe
mordsmeßich gääche de Fimf=Uhr=Ladeſchluß am
Bſcheer=
da reiwe, wann doch nix zu dhu is; im Gäächedaal, ich maan,
di= vaa Stund wo ſe ihrn Stand noch lenger uffloſſe dhete,
key, de Brei aach net mehr fädd mache.
ſwwer ſei dem wielem will, jedenfalls ſoviel is ſicher, s
ſte vum lagfende Jahr ham=mer ſoweit hinner uns gebracht,
u— ir is es, als kennt jetzt nemm=mehr arſch viel Schlimmes
kiuie in dene paar Feſt= un Feierdäg. Wie geſagt, ſo um die
Wnachte rum is mer’s allemal grad als weern mer glicklich
uy vidder iwwerim Berg, un wann mer aach noch net eniwwer
gy kann, in’s annere Land, in’s neie Johr, wann mer aach
net waaß, was dort alles uff aam luhrt — ſovel is ſicher,
oviel is gewiß, s alde Johr mit ſeine Molläſte un
Be=
rde, un mit ſeim Jammer un Elend hott mer hinner ſich,
öggt hinner aam, des is widder emol glicklich iwwerſtanne,
je Hoffnunge, die wo im alde Johr net uffgange ſin,
unner uns geſagt, jo aach weiders kaa Wunner is, bei
e grundserdelidderliche Wädder, wo wer gehatt hatte, alſo
nunge gehn valleicht in dem neie Johr, wo vor uns
wie’n Heweklees im kochende Waſſer. Ich wißt
wenich=
meines Erachtens nooch, kaan Grund, warum mer do ra
fele ſollt. — No, un was die Endeiſchunge bedrifft,
lewer Hmmel, do ſin mer jo allerhand gewehnt, do kann’s
zut mehr dicker kumme, un ich maan, dodewääche braichte
uns vorerſt kaa graue Hoor waxe zu loſſe. Schließlich hawwe
ſo Endeiſchunge ihr Eudes, ſunſt dhet’s aam ſchließlich
gor=
uffalle, wann wärklich emol was in Erfüllung geht. Däßhalb
) ich mich aach weider’s gornet uff, daß unſer Unkel
Streſe=
in ohne e Krißkindche haamkumme is, ich bin ſchun zufridde,
er dort drunne in dem Lusano emol de Mut gefunne hott,
de Fauſt uff de Diſch zu haage un dem dräckige Waſſerbollack
Deckel vum Dibbche zu duh. Un mann die annern Brieder
ewääche e ſchäbb Maul gemacht hawwe, ſchad aach nix; do
ich aafach: Däß is ſo wie’s is, un wer e ſchäbb Maul hott,
te ſchäbb Gekiß..
Aſo, wie geſagt, die Zeit ſo um Weihnachte rum, däß is
mich die ſchennſt Zeit, un zwar, weil’s mir do ſo vorlimmt,
ob’s grad ſo weer, wie wann mer endlich nooch vieler Not
A’ſtreug ng un Giefahr eme ſteile, beesordiche un gefehrliche
rg enuffgegrawwelt wer, un wie als wann mer jetzt endlich
drowwe weer, un for=e Weil verſchnaufe un ausruhe kennt, um
ſich ſtärke derft, indem daß mer ſchlauerweis de neediche Brofiant
bei ſich hawwe hett, un wie als wann mer däß wo hinner
aam liggt, vergäſſe derft, während mer an däß, was vor aam
liggt, net zu denke braicht, indem daß däß, wie mer jo aus
Er=
fahrung waaß, ganz vun ſälwer kimmt. Mer is alſo zu dere Zeit
„uff de Heeh”, un kann ſei Sorje fahrn loſſe, un kann ſich en
kläane Uffenthalt gunne uff de Läwensraas, un brauch ſich um
ſein Sorjebindel net zu kimmern, ſundern mer guckt ſich um, wo
mer ſich e bißche reſtauriern kennt, un mer denkt an ſich un ſei
Famillje, un alles annere is aam worſcht.
So ungefehr mach ich’’s wenichſtens, um Weihnachte rum.
Un ſo hab ich’s noch alle Johr gemacht. In däre Zeit hott’s for
nich nix annerſter gäwwe, als wie Weihnachte. Un was hinner
mer lieje dhut, däß hab ich vergäſſe, un was vor mir lieje dhut,
däß hott mich vorerſt net indräſſiert un hott mich nix agange,
indem daß ich mir geſagt hab: Jetzt dhun mer emol des allererſte
un’s wichdichſte un’s nechſte wie mer däß ſchun vor Alters ſo
gehalte hott. No un ’s nechſte, nu ’s wichdichſte, un s erſte is,
daß mer alſo jetzt Weihnachte feiert, un däß Wort gälte leßt:
„Friede auf Erden” indem daß mer ſich emol mit all dene
aus=
ſehnt, mit dene mer ſich, meiſtens wääche’me Dreck, wo de Sack
de Bennel net wert war, verkracht holt. Dann wie ſteht in de
Schrift: Wennſt=du deinen Bruder nicht lübſt, den du ſüheſt,
wie kannſt du Gott lüben, den du nicht ſüheſt.
Freilich, 1s is jo wohr, es is bekanntlich mit niemand ſo
ſchwer auszukumme, als ausgerächent mit dene, mit dene mer
läwe muß; un es is nix ſo ſchwer, als wie den zu „lieſwe”, der
uns im Wähk is, odder dem wir im Wähk ſin. Däßhalb laut jo
aach die Vorſchrift: Liewe deinen Nächſten! — Un ſolang mer
däß net befolcht, hawwe all die humane Redde vun
Weltverbrie=
derung, un die ſcheene Breedichte, die wo iwwerdrieſe vun lauder
Lieb zu de Heide un ſo, gorkaan Sinn. Im iwwriche bezahlt mer
zu dene Zwecke meiſtens ſein Beidrag, un domit is die Sach
abgemacht. Awwer ſei Umgäwung zu liege, in de Famillje.
im Haus, in de Nachbarſchaft, odder in de Verwandtſchaft, ja do
geheert ſchun mehr dezu; um do zu helfe, un gut zu ſei, un
net die Geduld zu verliern.
No, zu dem Zweck is jo Weihnachte, do kann mer manches
widder gut mache, un widder ei’renke, was zwiſche uns gefahrn
is. Un däß is jo grad der beſunnere Zauwer, wo vun däre
Weihnachtsbotſchaft ausgeh dhut. Un wer noch e bißche e kindlich
Gemiet ſich hott in dene hadde Zeide bewahrn kenne, dem muß jo
des Herz uffgeh, un der muß jo widber neie Mut finne; un
wann’s aißerlich aach net de Aſchei hott, innerlich kann mer doch
reich ſei, ſo reich wie mer als klaane Kinner einſt gewäſe ſin;
wenichſtens mir geht’s ſo. . ..
Alljehrlech, ſo in dene Dage,
Wo leicht ſich Härz zum Härze find,
Do is mir’s immer, ſozuſage,
Als weer ich ſälwer widder Kind;
Dann ſeh ich, wie vor Jahrn mich widder
Im drauliche Familljekranz,
Un ufſm Diſch, voll billichem Flidder,
De Weihnachtsbaam im Lichterglanz.
Un rings im Kreis, vum Licht beſchiene,
Steht unſer Mudder, voller Giet,
Verſchafft ihr Hend, vergremt ihr Miene,
Un doch des Härz ſo voll Gemet. —
Un mußt ſie ſich aach däglich frage:
Wie krickſte all die Mailer ſatt?!
An Weihnacht hott, drotz allem plage,
Sie doch for jedes was gehalt.
Ach ja, mer war jo ſo beſcheide
Un dankbar for jed Klaanichkeit,
Un ſicher warn die alte Zeide
Doch aach net beſſer, wie die heit,
Jedoch, mer kann däß immer läſe,
Un dodrinn hab ich ſicher recht:
Mer war zufriddener gewäſe,
Als wie des heidiche Geſchlecht.
Un bracht des Kriſtkind noch ſo wenich,
Un war des Beemche noch ſo klaa,
Mer war doch reicher wie=en Keenich;
Mer war ja Kind, was lag aam dra.
Mer war ſo glicklich un ſo ſeelich,
An Weihnacht, mit ſeim bißche Kram,
Ach, un des Herzche war ſo freehlich,
War’s bei de Mudder doch dehaam.
Un drum, jeb Johr, in dene Dage,
Wo leicht ſich Herz zum Herze find,
Do is mer’s immer, ſozuſage,
Als weer ich ſälwer widder Kind.
Un geht aach Johr um Johr voriwwer,
Un ob mer reich is, odder arm,
Doch, bis in’s ſpeede Alter niwwer
Halt ich mer ſtets mei Kindheit warm.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Was ich heit in Obichem
ſozu=
ſage es bißche geiſtmeßig vun mer gäwwe hab, däß hab ich
nadierlich net bloß geſagt, damit was geſagt is, ſundern däß
ſoll mer behärziche un ſoll ſich’s hinner’s Ohr ſchreiwe,
insbe=
funnere bedräffs däſſe, daß mer ſich gäächeſeidich net nor bloß
s Läwe, ſundern aach de Dienſt un die Arweit net ſchwerer
mache ſoll, als ſe an ſich ſchun is. Dann däß ewiche Uff=
enanner=
rum=reite hott doch kaan Wärt un kaan Sinn, ganz im
Gääche=
daal, wie ſchun däß Sprichwort ſehr richdich bemärkt, wann’s
ſeecht: „Friede vermehrt, Unfriede verzehrt”; odder wie’s in de
Schrift haaßt: „Sühe wie lüblich iſt es, wenn Brieder
eindräch=
dich beieianner wohnen.”
Un vielleicht geht emol unſer fimfblädderich Kleeblatt in däre
Beziehung de Tärjerſchaft mit gutem Beiſpiel vora, un gibt
ſich die Hand un des Verſpräche, kimfdichhie eindrächdich
zu=
ſamme zu arweide zum Wohl vun unſerm liewe Städtche.
Meines Wiſſens hawwe ſe jo als die Zeit her, unſer
Stadt=
verwaldung und die Stadtverinoddelte, hawwe ſe als ſo zriſche
de Johrn en ſogenannte Verſehnungsdruna” abgehalte
(uff eiche Rechnung un Gefahr ſälk ſtredend!). Ich maan, ſie jallte
aach diß Johr eiffach korze fuffzeh mache, un ſich zu dem Zwäck
in e Eck ſetze, un däß enunnerſchwenke, was ſich ſo im Laaf des
Johrs in=en feſtzefräſſe hott; unſer ſta ireolcher Apo to, der
ſcheene Heinrich, kann jo die Leyer dezu ſchlage, wann’s aach
kaa zwaahunnerdunvier Vers gibt. . .
Dann daß ſe kenne, wann ſe wolle, däß hott die letzt
Rats=
ſitzung bewieſe, wo ſe innerhalb vun=ere knabbe Stund beinah
zwaa Mill on for de Wohnu gskau aus en Handgelenk
eraus=
bewillicht hawwe. Un däß is doch immerhie en Bebrag, wo ſe
frieher gut und gärn ihr ſex, aach acht Stund driwwer geredd
hette. Iwwerhaubt hatte ſe am letztemol ihr Spendierhoſe a',
un hawwe e bißche e Weihnachtsſtimmung walde loſſe. Hoffend=
chern ein Wohlgefallen!"
For’s Niebergall=Denkmal: Vum Dameſckaruug: Eif Ma—
Vun de Strickerei Braunwarch in de Schulzegaß: Fmf Mack,
un vun de Strickmädercher: Zwaa Mack. — Ferner: Drei Mack,
for drei Kadde for die „Himmelsraas”, wo ſtiftungsgemäß ihr
Verwendung gefunne hawwe. — Danke aach vielmals allerſeiz.
Der zeitgemäße Haushalt.
Bewahrt die Kaſſenzettel von euren
Weih=
rchtsgeſchenten ſicher auf! Wenn die Feiertaze
hin=
uns diegen, dann fängt die in laufmänniſchen Kreiſen
wohl=
ra. nike „Amlauſch=Sa ſon” an, in der bato dieſes, bald jenes
eichent aus irgend weichen Grunden vom Schenkenden oder
Apfanzer umge auſcht wird. Sehr hauſig verurſacht dieſes
n.auſchen unnötige Aufregungen, Lauſereien und Zeitverluſte,
: im Drange der We hnamtsvorbereitungen und wahrend der
eierlage ſeibſt dieſer oder jener Kaſſenzettel oder Gutſchein
ver=
gt wird oder gar a handen kommt. In den ſeltenſten Fallen
der wird ohne Vorlegen derartiger Belege über getätigten
Ein=
uf die beireffende Ware umgelauſcht. Darum: bewahrt
der=
tige „Kauſdo umente” auf ſogena, nten Papierſpießen auf, wie
e in Büros vielſach Verwendung finden. Denn das
Aufbewah=
n im Portemonnaie oder Geloſcheintaſche kann ſehr leicht zum
ſerlieren durch Herausreißen führen.
Vorzügliche Putzpulver für Gold= und
Sil=
erwaren. Alle Stücke aus Edelmetall dürfen nicht mit den
umeiſt gebräuchlichen Putzwäſſern, =pomaden uſw. behandelt
derden, da ſie durch dieſe mehr oder weniger „angegriffen”
wer=
en oder aber „Schramen” erhalten. Ein vollkommen
unſchäd=
iches Putzpulver für Goldſachen lann man ſich ſelbſt miſchen,
ind zwar aus 50 Gramm Caput mortum und 50 Gramm
ge=
kannter Magneſia, die man in der Drogerie erhält. Für
Sil=
rſechen verwende man jedoch 90 Gramm gebrannte Magneſia
Ind 10 Gramm Caput mortum.
Welchen Punſch wählen Sie für den Silveſterabend?
Rumpunſch. 1 Ltr. Waſſer ſetzt man wit der Schale
* Zitrone zum Kochen auf und überbrühe damit 4 Teelöffel ech en
See, läßt 5—7 Minuten ziehen, gießt ihn durch ein Sieb, fü.gt
22 Ltr. Rum, den Saft einer Zitrone ſowie halb Zuder, halb
Stßſtofflöſung bei und ſerviert ihn recht heiß.
Wiener Punſch. 1½ Flaſche Aepfel= oder Weißwein
Derkuhrt man mit ½ Ltr. Rum und ebenſoviel Himbeer aft, fügt
12 Ltr. Tee bei, in dem man die Schale ¼ Zitrone auskochen
ieß, ſchmeckt ihn mit Zucker oder billiger noch mit Süßſtofflöſung
Nas Belieben ab und ſerviert ihn.
Rheiniſcher Damenpunſch. 1½ Flaſche Weißwein,
2 Ltr. Arrak oder Rum, den Saft von 3 Zitronen und ¼ Ltr.
UKdeira vermiſcht man mit 1½ Ltr. kochendem Waſſer, ſchmedkt
uß ab und reicht den Punſch heiß.
„Prennpunſch.” 3 Ltr. Rotwein, 1½ Ltr. Weiß ein,
PNd. Zucker, ſetzt man mit ½ Ltr. Rum auf, läßt bis zum
Mchen kommen, worauf man den in die Terrine gefüllten Punſch
öundet und brennend auf den Tiſch bringt. Zum Verdünnen
desſelben reiche man ſchwachen Tee.
Geſchmortes, geſpicktes Wildſchweinsblatt.
Ein ſauber abgewaſchenes Wildſchweinsblatt, aus dem man die
Schaufel entfernte, ſpide man in überſetzten Reihen mit kräftig
geräucherten Speaſtreifen und binde das Fleiſch in Form. In
der Pfanne dünſte man mit reichlich Butter eine kleine Möhre,
eine große Zwiebel ſowie drei bis vier Gewürzkörner, lege das
Fleiſch hinein und brate es von allen Seiten an. Dann übergieße
man es mit ſo viel heißem Waſſer, daß es zur Hälfte davon
be=
dect iſt, füge noch einige Wacholderbeeren, Salz und einen halben
Liter Rotwein bei, laſſe es langſam dämpfen, verdicke die Soße
mit einer Mehlſchwitze und ſchmecke ſie, durchgeſtrichen, mit friſcher
Butter und einigen Tropfen Zitronenſaft pikant ab.
Weihnachts=Speiſezettel.
Dienstag: (1. Feiertag.) Rumfordſuppe. Gefüllte Eans.
Vanilleäpfel. — Mittwoch: (2. Feiertag) Bouillon mit
Eier=
ſtich. Haſenrücken mit Rotkraut. Weinereme. —
Donners=
tag: Königsberger Klopſe. — Freitag: Heringskartoffeln
in der Form. — Samstag: Reis mit Blumenkohl und
Gänſeklein.
„Und nun ſag” mir, weshalb du beſtraft worden biſt.”
„Siehſt du, Papa, erſt ſchlägſt du mich und nachher weißt du nicht
einmal weshalb."
(The Humoriſt.)
Das größere Uebel.
„Du lieber Gott, ich habe meine Brieftaſche zu Hauſe vergeſſen!”
„Na, wenn nur das Stubenmädchen ehrlich iſt?”
„Das iſt es ja eben, ſie wird das Geid meiner Frau geben!“
Kein Gedankenleſer. Als das bekannte Berliner Original Direktor
Engel das alte Kroll=Etabliſſement leitete, kam der berühmte
Gedanken=
leſer Cumberland nach Berlin und erregte durch ſeine Vorführungen
Aufſehen. Engel wollte ihn daher für ſein Lokal gewinnen und fragte
ihn, wieviel er für den Abend verlange. „Tauſend Mark”, erwiderte
Cumberland. Da ſieht Engel ihn lange fragend an, und endlich
ent=
winden ſich ſeinem Munde die Worte: „Und — Sie wollen ſein — ein
Gedankenleſer?” Voller Entrüſtung entließ Engel den Künſtler, der
ſo wenig ſeine Gedanken zu leſen verſtanden hatte, und wollte von
einem Auftreten Cumberlands bei Kroll nichts mehr wiſſen.
Der Leidtragende. „Frau Schmidt ſcheint den Tod ihres erſten
Mannes völlig überwunden zu haben.” — „Ja, aber ihr zweiter Mann
nicht.”
Schwer zu machen. Gefängnisdirektor: „Jeder kann hier einen
Beruf erlernen. Was möchten Sie ſein?” Sträfling: „
Handlungs=
reiſender.”
Seltſame Beharrlichkeit. „Haben Sie ſchon gehört? Mary hat ſich
ſoeben mit Bill Hendricks verheiratet!“ — „Bill Hendricks?
Nicht=
möglich, das war doch der Mann, mit dem ſie verlobt war.”
Die Unverſtändi— „Meine Frau iſt nicht dazu zu bringen, daß
ſie früher als zwei Uhr nachts zu Bett geht!“ — „Was tut ſie denn die
ganze Zeit?” — „Sie ſitzt und wartet auf mich.”
Triftiger Grund. Diener: „Der Arzt iſt da, Herr.” — Der Herr:
„Ich will ihn jetzt nicht ſehen. Sage ihm, ich wäre krank.”
Die Einladung. „Komm doch heute abend zu uns!” — „Ich kann
nicht, ich gehe zu Triſtan und Jſolde. — „Na, dann bring ſie
doch mit!“
Manchem Pädagogen mag es vielleicht
erwünſchter erſcheinen, wenn Kinder
über=
haupt nichts mit modiſchen Dingen zu tun
haben. Doch ſie ſehen dann im Begriff
„Mode” nur etwas Oberflächlichkeit, eine
Gefahr, Eitelkeit und Putzliebe zu wecken
und zu fördern. Vielleicht — nämlich wenn
die Mutter nicht genügend aufmerkt und
rechtzeitig ablenkt — beſteht dieſe Gefahr
auch wirklich. Man darf aber über dieſer
Möglichkeit den erzieheriſchen Wert jeder
Kleidung nicht vergeſſen: an ſeinem Anzug
lernt das Kind am leichteſten
Ordnungs=
liebe, Sauberkeit und bildet ſeinen Geſchmack
für gutes Material, zweckmäßige Formen,
Harmonie der Farben und Muſter. Wenn
man dann noch bedenkt, daß „Mode” im
beſten Sinne Anpaſſung an allgemein
Gülti=
ges unter Wahrung der Perſönlichkeit
be=
deutet, dann wird die Kleidung geradezu zu
einem wichtigen Faktor in der Erziehung zu
ſozialem Empfinden und Verſtehen.
Aller=
dings immer nur dann, wenn das wachende
Auge der Mutter die Entwigelung zum
Gegenteil verhindert hat und ihr perſönliches
Verſtehen um alle Modedinge von gleichen
Geſetzen regiert wird! Aber es wird wohl
kaum noch Mütter geben, die das nicht
kön=
nen: iſt doch die Mode der Erwachſenen
längſt ebenfalls eine Mode des
Zweckmäßi=
gen und doch Schönen geworden, die alles
Uebertriebene ablehnt.
Denn Zweckmäßigkeit wwird in der
Kinder=
mode ganz groß geſchrieben! Man kann vom
Kind nicht das volle Verſtändnis für Geld
und Geldeswert verlangen, man kann
ebenſowenig ſeinen geſunden Spiel= und
Be=
wegungstrieb eindämmen — der Kleidung
wegen. Und ſo ergibt ſich eine natürliche
Zweiteilung der Kinderkleidung: Alltags=
und Feſtkleidchen. Bei den kleinſten jungen
Damen iſt das Alltagskleid ja noch meiſt der
Spielkittel, das Spielhöschen, für die es
überhaupt keine Mode gibt, weil ſie zeitlos
ſind. Das Feſtkleidchen dieſer allerjüngſten
Generation iſt auch beinahe ſo zeitlos: ein
Hängerkleidchen aus Seide oder feinem
Wollſtoff, deſſen Rand eine Volantsreihe
umrahmt und das ein zierliches Krägelchen
mit Flatterſchleife am Hals abſchließt (D),
wenn man nicht den kleinen runden,
kind=
lichen Ausſchnitt — dann aber auch kurze
Das Abendkleid
und die Samtmode.
Es hat nicht viel Prophetengabe dazu
ge=
hört, um vorauszuſagen, daß die Vorliebe
für die neuen Samte, die in dieſer Saiſon
ſo außerordentlich groß iſt, ſich bei
Geſtal=
tung der Abendkleider auswirken würde.
Einmal iſt die Fülle der verſchiedenen
Samt=
arten zu außerordentlich groß, als daß man
nicht jede Verwendungsmöglichkeit
auszu=
nützen beſtrebt ſein ſollte, dann aber ruht in
jedem Samt eine ſo wundervolle Kraft, Licht
einzufangen und in köſtlichem Reflex
wieder=
zugeben, daß gerade im Schimmer feſtlich
er=
leuchteter Säle der Samt keinesfalls fehlen
darf. Rechnet man dazu die Freude an
ab=
wechſelungsreicher Geſtaltung des
Abend=
kleides und die ſeidenweiche Schmiegſamkeit
moderner Samte, ſo erſcheint es einfach
Selbſtverſtändlichkeit, daß wir in jedem
Ball=
ſaal, in jedem eleganten Reſtaurant, in jedem
prominenten Theater Gelegenheit haben,
Abendkleider aus Samt zu bewundern.
Es gibt keine Form des Abendkleides,
die man nicht in Samt formen könnte! Es
wirkt, beſonders als in ſich gemuſterter
Ve=
lours Jacquard, ſchon an ſich ſo dekorgliv,
daß man in dieſem Falle ſogar darauf
be=
dacht ſein muß, das Kleid bewußt einfach ziu
geſtalten. Seine Schmiegſamkeit geſtattet,
ein leicht anliegendes gerades Leibchen zu
formen, das durch breite Träger aus
Samt=
band im gleichen Farbton und Muſter über
die Schulter gehalten wird. Der Rock wird
um der Wirkung willen etwas tiefer als
ge=
wöhnlich mit vorn aufſteigender Bogenlinie,
ſeitlich aber gerade angeſetzt; an den Seiten
nämlich liegt dann der einzig ſchmückende
Efſekt des Kleides: beiderſeitig eingearbeitete
Faltenteile, die zipflig die Rocklinie
über=
ſchneiden (A). Ungemuſterter, etwa
patou=
hlauer Samt bedarf der künſtlich
verlänger=
ten Taille dagegen nicht ſo ſehr: man
mar=
kiert die natürliche Taillenlinie durch ein in
der Mitte aufgeſetztes Stück aparter
Gold=
treſſe, deren Enden fein abſchattierte
Blu=
men beiderſeits überdecken, und rafft den
Aermelchen ſtatt der langen! — vorzie
Immerhin kann auch Kleinchen ſchon e
bißchen modiſch gekleidet ſein: der Jumpe
ſtil paßt für die geſamte Weiblichkeit, v
der Großmama bis zum Enkelchen! E
Jumperchen aus grauer Seide bekommt u
den kleinen runden Ausſchnitt wie am u
teren Rand eine bogig geſchnittene bre
Blende aus kornblumenblauer Seide, au
die untere Hälfte des Aermels vom E
bogen ab wird in gleicher Weiſe gearbeit
Das kurze Faltenröckchen wird natürlich
Blau gefertigt und ſelbſt die modiſe
Flatterſchleife auf der Schulter fehlt nick
um die winzige Modedame ganz zeitgemt
anzuziehen! Das iſt modiſch richtig und do
keineswegs aufgeputzt und unkindlich!
Viel wird die kleine Trägerin vielleicht d
von noch nicht verſtehen, aber das komi
bald genug: ein paar Jahre ſpäter lernt
im Umgang mit den kleinen Schulfreundi
nen ſchon mehr ſehen und vergleichen ur
wird bald den Stolz der Evastochter üb
ein hübſches Feſtkleidchen aus Samt
heller, froher Farbe empfinden. Zu de
zierlichen Figürchen paßt natürlich auch ni
ein ganz anſpruchsloſer Schnitt — ab
aparte Nüancen brauchen deshalb nicht
fehlen: das bluſig gearbeitete Jumperklei
chen mit der ſchmalen Bindeſchärpe bekomr
um Handgelenk und Saum Beſatz aus we
ßem oder farbigem Schwan und ſeitlich a.
viereckigen Ausſchnitt ſchmales Seidenban
durch Bindlöcher gezogen und in hübſche
Schleife endend. (C) Wieder ein klein bi
chen ſpäter, wenn der ganze Ernſt und de
ganze Freude des Schullebens erwacht ſin!
ſtellt die junge Dame bereits ſelbſt gewiſſ
Forderungen an ihre Kleidung. Sie wei
ſchon ſehr gut, daß ihr Kleidchen aus karier
tem Wollſtoff, das mit einem Faltenröckcher
bluſendem Oberteil mit weißem Buber
krägelchen und farbigem Ledergürtel
adrett und praktiſch iſt, zu modiſchem Sche
gehoben wird durch eine offene, hinten lä
ger als vorn geſchnittene Tuchweſte ob
Aermel, die farblich genau mit dem Gürt
zuſammenpaßt (A). Wenn ſie dabei noch e
Bedenken hat, ſo iſt es das: würde ein Rö
chen mit vorn eingelegten Falten, eine
We=
aus gleichem Stoff mit Blende aus gege
ſätzlich verarbeitetem Material über weiß
Seidenbluſe nicht noch hübſcher ſein (B
Samt von den Hüften her unter dieſen Bl
men. Der Mode der ungleichen Röcke ei
ſprechend, wird der Rock ſo geſchnitten, de
er an der linken Seite in Falten gereiht la
ger herabfällt (B). Den Mittelweg zwiſch
langer und normaler Taille findet me
wenn man einem Kleide — vielleicht a.
dem ſo beſonders farbenſchönen Linden
Samt — einfach den ganzen Rock, der natt
lich dadurch „ſchief” wirkt, in ſchräger Lir
von der rechten Hälfte zur Linken aufſteige
anſetzt. (Man könnte, wenn man ſo wi
natürlich auch nur über die ganze vorde
Breite des Rockes eine Schürzenbahn in d
gleichen Anſatzlinie legen.) Zur Abwech
lung beſetzt man dann wohl auch einm
die Samtbänder, die das Leibchen trage
mit Metalltreſſe und ſchmückt auch den ho
ſten Punkt der Rockanſatzlinie mit einer k!
reſpondierenden Agraffe. Solche klein
Glitzereffekte heben den Luſtre des Samt
noch ganz beſonders und beleben zugle
die Ausſchnittlinie, die je nach Wunſch T
Trägerin viereckig oder rund geformt /*
kann (C). Wirkte bei all den vorerwähnt
Formen der Samt ſozuſagen durch ſich ſelk
ſo gelang er beim Stilkleid geradezu 3
„Maſſenwirkung”! Wieder iſt zwar das Ler
chen mit dem weiten, flachrunden Ausſchn
und den dadurch bedingten ſchmalen Ach)”
teilen betont ohne jeden Schmuck, abgeſeh
von der Blumendekoration auf der link
Schulter, und von köſtlicher Einfachheit. 2
für aber bauſcht der übergeſchagene Rk.
vorn kürzer als hinten, in einer geradezu I.
poſanten Stoffülle, die bereits mit ihrer 4
zahl von Falten, die ſich nach unten zu fra
voll erweitern, an der Verbindungslinie b.
Leibchen und Rock anſetzt. Aber ſie kom!
erſt ſpäter ganz zur Geltung; denn als
man ſich gar nicht genug tun könnte mit de
Schwelgen in der Fülle des Samtes, I.
ſchließt eine breite Schärpe aus dem gleich
Samt, abſtechend abgeſetzt, die Hüften III
endigt mit einer gewaltigen Schluppe. M‟
wird gut tun, für ein ſolches Kleid dunkte
wenn nicht ſchwarzen, Samt zu wählen:
dann kommt der ganze Reiz des Lichte
ſpiels in den weichen, reichen Falten
vollendeter Wirkung (D)! Zu allen Model”
ſind Lyonſchnitte erhältlich.