Darmstädter Tagblatt 1928


17. Oktober 1928

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Fennige

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9

Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Nummer 289
Mittwoch, den 12. Oftober 1928.
191. Jahrgang

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und Nationalbank.

* Die deutſchnationale Parteikriſe.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Am kommenden Sonntag tritt die Parteivertretung der
Deutſchnationalen Volkspartei in Berlin zuſammen, der die Auf=
gabe
obliegt, die ſtarken Gegenſätze, die ſich in den letzten Mona=
ten
innerhalb der Partei gezeigt haben und die ſich um die
Namen Weſtarp und Hugenberg gruppieren, in irgendeiner
Form auszubügeln. Es hat eine Zeit gegeben, wo das ſo
ſchwierig ſchien, daß man ernſthaft mit einem Auseinander=
brechen
der Partei rechnen mußte. Dieſe Gefahr ſcheint aber jetzt
überwunden zu ſein, nachdem es gelungen iſt, die ſachlichen Ge=
genſätze
zwiſchen Weſtarp und Hugenberg auszugleichen, wenn
auch nach der perſönlichen Seite hin offenbar noch nicht alles in
Ordnung iſt. Techniſch wird der Fall ſo aufgegriffen, daß die
Partei ſchon vor längerer Zeit einen Ausſchuß eingeſetzt hat, der
Reformvorſchläge für den organiſatoriſchen Ausbau machen ſollte.
Der heutige Apparat der Deutſchnationalen iſt außerordentlich
kompliziert und ſoll vereinfacht werden. Vor allem ſoll an Stelle
des bisherigen Vorſitzenden ein Direktorium von drei Männern tre=
ten
, für das Graf Weſtarp, Hugenberg und Abg. v. Winterfeld
genannt werden. Neben dieſer organiſatoriſchen Neuordnung iſt
auch eine politiſche Neuordnung ins Auge gefaßt. Die Partei=
vertretung
wird vermutlich mit einem neuen Aktionsprogramm
hervortreten, das wohl weitgehend im Sinne der Vorſchläge
Hugenbergs gefaßt iſt. Geheimrat Hugenberg hat daneben einen
Block von etwa 18 Landesverbänden innerhalb der Partei zu=
ſammengebracht
, und die Wünſche dieſer Gruppe werden ſich,
nachdem auch Graf Weſtarp ihnen zugeſtimmt hat, wohl ohne
Schwierigkeiten durchſetzen. Fraglich iſt allerdings, ob Graf
Weſtarp ſich bereitfinden wird, in das Führerdirektorium einzu=
treten
und dadurch die Macht, die er heute allein in der Partei
hat, mit zwei anderen zu teilen.
Die neue Siellung Or. Brauns.
* Berlin, 16. Okt. (Priv.=Tel.)
Im Volksverein für das katholiſche Deutſchland, dem geiſti=
gen
Generalſtab desjenigen Teiles der deutſchen Katholiken, der
ſeine politiſche Vertretung im Zentrum ſieht, fand ein inter=
eſſanter
Wechſel ſtatt. Der langjährige Generaldirektor Dr.
Hohn iſt zurückgetreten und an ſeine Stelle iſt der frühere Reichs=
arbeitsminiſter
Dr. Brauns gewählt worden, der, bevor er Mi=
niſter
wurde, lange Jahre in München=Gladbach in der Zentrale
des Volksvereins gearbeitet hat. Es ſteckt zweifellos eine be=
ſtimmte
Abſicht dahinter, daß Dr. Brauns gerade jetzt an die
Spitze des Volksvereins tritt, der damit ohne Zweifel den Zweck
verfolgt, ſich innerhalb der Leituna des Zentrums ſtärker zu
verankern und ſeinen Einfluß zu ſteigern. Herr Dr. Brauns
bürfte damit auch aus den Miniſterkombinationen der nächſten
Zeit wohl endgültig ausſcheiden. Er wird jetzt aber noch mehr gedanken verherrlicht und auf die mögliche Vereinigung Oeſter=
als
bisher eine der maßgebendſten Kräfte, innerhalb des Zen=
trums
ſein. Wenn wir recht unterrichtet ſind, iſt dieſe Ernen=
nung
nur der Anfang einer Umgruppierung der Perſonen auch theaters vor und verboten ihm unter Strafandrohung die Wie=
im
Zentrum, die bis in die höchſten Spitzen gehen ſoll und ver=
mutlich
beim nächſten Parteitag ſchon auch ſichtbar in die Er=
ſcheinung
treten wird. Form und Umfang werden allerdings
beſtimmt noch durch die Regierungsverhandlungen im Reich, die
jetzt eingeleitet ſind. Reichskanzler Müller hat Herrn Steger=
wald
, als den ſtellvertretenden Vorſitzenden der Zentrumsfral=
tion
, zu ſich gebeten und mit ihm über die Möglichkeit einer
engeren Heranziehung des Zentrums an die Regierungskoali=
tion
geſprochen, zunächſt natürlich informatoriſch, da auch im
günſtigſten Fall bei der engen Verkopplung, mit Preußen die
Entwicklung nur ſehr langſam ſein kann.
Aus dem Strafrechisausſchuß des Reichstags.
Berlin, 16. Oktober.
Der Strafrechtsausſhuß des Reichstages ſetzte am Dienstag ſeine
Verhandlungen fort und ſtimmte zunächſt über die Paragraphen 10 und
14 ab. Mit 13 gegen 12 Stimmen wunde grundſätzlich beſchloſſan, in zunehmen, was einen volſtändigen Umſturz der Laiengeſetz=
der
bäterlichen Familie gegenüber Angehörige im Sinne des Geſetzes
ſind. Die Anträge, auch in eheähnlicher Gemeinſchaft Lebende als An=
gehörige
zu betrachten, wurden abgelehut. Annahme fand der deutſch=
nationale
Antrag, dem Paragraphen 13, der die ſtrafrechtliche Ahndung
von lei Bewußtſeinsſtörungen begengenen Delikten regelt, folgenden
Satz anzufüigen: Bei Bewußtſeinsſtörungen, die auf einem ſelbſtverſchul=
deten
Rauſchzuſtand beruhen, kann die Strafe gemildert werden.

Um die Reform des Schlichtungsweſens.
Berlin, 16. Oktober.
Im Reichsarbeitsminiſterium fand am Dienstag eine Be=
ſprechung
über die Reform des Schlichtungsweſens ſtatt, in der
neben der Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände ſämt=
liche
Spitzenverbände der Induſtrie und des Handels ſowie die
drei großen Spitzengewerkſchaften vertreten waren. Wie der Ge=
werkſchaftliche
Preſſedienſt mitteilt, brachte die Arbeitgeberſeite
durch ihren Sprecher zum Ausdruck, daß es erwünſcht ſei, der
freien Verſtändigung den Vorzug zu geben und das tarifliche
Schlichtungsweſen zu fördern und, ſoweit es geht, von der Ver= zu unterſtützen.
bindlichkeitserklärung loszukommen. Sie ſahen aber davon ab,
den Wegfall der Verbindlichkeitserklärung zu verlangen. Die
Sprecher der drei Spitzengewerkſchaften bezeichneten es ebenfalls
als wünſchenswert, möglichſt in freien Verhandlungen und durch
tarifliche Schiedsgerichte zu einer Verſtändigung über die Ar=
beitsbedingungen
zu kommen, betonten aber gleichzeitig, daß aus
ſtaatlichen, wirtſchaftlichen und ſozialen Gründen an der Mög=
lichkeit
der Verbindlichkeitserklärung, feſtgehalten werden müſſe.
Vorſchläge zur Abänderung der Schlichtungsordnung ſind in der
Konferenz weder von Arbeitgeberſeite, noch von Arbeitnehmer= f
ſeite gemacht worden.

Die deutſch=polniſchen
Handelsvertragsberhandlungen.
Unberechtigte Anwürfe der polniſchen Preſſe.
Warſchau, 16. Oktober.
Die heutige polniſche Preſſe beſchäftigt ſich zum Teil in aus=
führlichen
Artikeln mit der Rückkehr des deutſchen Bevollmäch=
tigten
nach Warſchau und dem Ergebnis der Berliner Kabinetts=
beratungen
über die neuen polniſchen Vorſchläge. Hierbei erhebt
ein Teil der polniſchen Zeitungen den Vorwurf, daß die Ver= als eine konſtruktive Tat, die einen bisher einzigartigen Verſuch
Vorſchläge wie die polniſche Preſſe übrigens ſelbſt zugibt
noch nicht bekannt iſt.
Demgegenüber dürfte es zur Klärung der Lage notwendig
ſein, neuerlich feſtzuſtellen, daß deutſcherſeits nach wie vor der
Deutſchland iſt dabei bereit, den polniſchen Intereſſen in weitem
Maße entgegenzukommen. Die Tatſache, daß der deutſche Be=
chungen
nach Berlin begibt, läßt erkennen, daß die an die Rück=
niſcher
Zeitungen fehlgehen.
* Trauer im Hauſe Hindenburg.
Der Schwiegerſohn des Reichspräſidenten, Landrat a. D.
Dr. v. ,Brockhuſen=Juſtin, iſt in Bad=Reichenhall an einem Herz=
ſchlag
verſchieden. Infolgedeſſen hat der Reichspräſident ſeine
geboren und verheiratete ſich 1902 mit Irmingard v. Bennecken=
dorf
=Hindenburg, der älteſten Tochter, des Reichspräſidenten.
ſerveoffizier an der Weſtfront, ſpäter kam er zu dem Oberkom=
mando
Oſt. Er hat ſich ſchriftſtelleriſch betätigt. Erſt vor kurzem
iſt ein Buch von ihm herausgekommen: Der Weltkrieg und ein
ſchlichtes Menſchenleben.
Die Beſatzung verbietet ein Operettenlied.
Trier, 16. Oktober.
In der dieſer Tage zum erſten Male in Trier aufgeführten
unter dem Jubel des Publikums ein Lied, das den Anſchluß=
reichs
mit dem Deutſchen Reich anſpielt. Darauſhin luden die
franzöſiſchen Beſatzungsbehörden den Intendanten des Stadt=
derholung
dieſer Strophe. Die Theaterleitung ſah ſich daher zur kennenswerten Reden über die Notwendigkeit einer Befriedung
Streichung dieſes Liedes gezwungen.
Gegen den Umſiurz der Laiengeſetzgebung.
Die Affäre Horan. Zum Untergang des
U=Botes.
EP. Paris, 16. Oktober.
Im heutigen Miniſterrat wurde in erſter Linie über die Ar=
nen
wieder erlaubt werden ſoll, ihre Tätigkeit in Frankreich auf=
das
Geſetz eine Beſtimmung aufzunehmen, daß nichteheliche Kinder auch gebung bedeuten würde. Es wurde die Aufrechterhaltung der läßt er es aus beſtimmten Gründen weiſe, von den möglichen
falls Abänderungsvorſchläge zu prüfen. Das Finanzminiſterium
beröffentlicht eine längere Note, in der verſucht wird, den Re=
gierungsſtandpunkt
in dieſer Frage zu verteidigen.
ten dem Juſtizminiſterium zu übermitteln, das entſcheiden ſoll, und die es nicht tragen kann, darüber führte Beneſch nichts an.
ob eine gerichtliche Verfolgung ſtattfinden ſoll oder nicht.
einer gewiſſen Zeit in der Verſenkung verſchwinden.
In Rotterdam, wo der verantwortliche griechiſche Dampfer ge=
genwärtig
ankert, wird die Unterſuchung von einem holländi=
ſchen
Flottenſachverſtändigen geführt werden. Es wurde außer=
dem
beſchloſſen, die Hinterbliebenen der Opfer der Kataſtrophe den gegebenen Verhältniſſen zu erreichen geweſen wäre.
feuern von 21 Kanonenſchüſſen erwieſen. Der Schiffsgeiſtliche alle Weltprobleme vom Völkerbund gelöſt werden könnten. Kra=
erteilte
die Abſolution, und zuletzt wurden Blumen ins Waſſer /
geworfen.
Briand, wie der Temps berichtet, auf an ihn gerichtete An= zwenn wir vor uns ſtändig das große A Sowjetrußlands haben,
fragen erlärt, die Veröffentlichung des engliſchfranzöſiſchen das nicht abgerüſtet hat, ſondern in eine allgemeine Kataſtrophe
h
Flottenabkommens werde unverzüglich erfolgen.

Beneſch: Abrüſtung jut no1!
Rheinlandräumung, Reviſion des Dawes=Abkommens und
Abrüſtung die wichtigſten Etappen auf dem Wege zum Völker=
frieden
. Ein pptimiſtiſches Expoſé und ſeine Widerſprüche.
Von unſerem =Mitarbeiter.
Prag, Mitte Oktober.
Als die wichtigſte aktuelle Frage der europäiſchen Politik hat
Dr. Eduard Beneſch, der Außenminiſter der Tſchechoflowakei, in
einem dieſer Tage im Außenausſchuß des Prager Parlamentes
gehaltenen Expoſe neben dem Problem der Reviſion des Dawes=
Planes und der Rheinlandräumung die Abrüſtung bezeich=
net
, von der er behauptet, daß ihre Löſung nicht mehr ſo fern
ſei, als allgemein angenommen werde. Er kennzeichnete nach
einer von ſtarkem Optimismus getragenen Erörterung der gegen=
wärtigen
politiſchen Situation Europas das Abrüſtungsproblem
handlungen deutſcherſeits abſichtlich verſchleppt würden mit der in der Menſchheitsgeſchichte darſtelle, und er iſt der Meinung,
offenſichtlichen Taktik, zu einem ſpäteren Zeitpunkt günſtigere, daß ſofort nach der Löſung der Reparationsfrage und der Frage
Bedingungen auszuhandeln. Dieſe Vorwürfe werden erhoben, der Rheinlandräumung zur Einberufung der Abrüſtungskonfe=
obgleich
der Inhalt der deutſchen Antwort auf die polniſchen renz geſchritten werden müßte. Europas politiſche Vorbereitung
zur Abrüſtung wäre, dieſer Meinung iſt Beneſch, mit dieſen zwei
Etappen abgeſchloſſen, und auch die techniſche Vorbereitung ſei
ſozuſagen bereits fertig, ſo daß ſich nach ſeiner Anſicht die Kon=
ferenz
zur Beſchränkung der Rüſtung ſchon heute zuſammenſetzen
und die erſte internationale Konvention auf der genauen Grund=
Abſchluß eines Handelsvertrages auf breiter Baſis erſtrebt wird, lage des heutigen Sicherheitszuſtandes abſchließen könnte. Nach=
dem
ſich die einzelnen Staaten darüber geeinigt hätten, auf wel=
vollmächtigte
, Miniſter Hermes, ſich heute zu weiteren Beſpre= chen Stand ihre Rüſtungen im Verhältnis zum bisherigen Sta=
dium
ihrer Sicherheit zu reduzieren ſeien und nachdem durch eine
kehr von Dr. Hermes geknüpften heutigen Kombinationen vol= andere internationale Konvention die Erzeugung und der Handel
mit Kriegsmaterial geregelt worden ſei, käme es dann zur zwei=
ten
Abrüſtungsetappe, die ſchon im Zeichen ausgedehnter weiterer
Sicherheitsgarantien ſtünde.
Da auch die Frage der Rheinlandräumung und der Reviſion
des Dawes=Abkommens von Dr. Beneſch eine (wenn auch kür=
zere
, ſo doch) ſehr optimiſtiſche Beurteilung erfahren hat, könnte
aus den Ausführungen des tſchechoflowakiſchen Außenminiſters
für Mittwoch vorgeſehene Reiſe nach Hannover aufgeſchoben, gefolgert werden, daß die europäiſche Politik endlich in jenes
Dr. v. Brockhuſen=Fuſtin wurde am 20. März 1861 in Hannover Stadium getreten iſt, von dem behauptet wird, daß es der Be=
ginn
eines neuen Völkerfrühlings ſei und daß es gar nicht mehr
weit bis zu dem Zeitpunkte wäre, da die ſogenannte friedliche
Während des Krieges war Dr. v. Brockhuſen=Juſtin als Re= Atmoſphäre Europa dauernd zu beglücken beginne. So ſchön
dies alles wäre die nüchterne Betrachtung der politiſchen
Situation Europas ergibt einen recht weſentlichen Gegenſatz
zwiſchen dem roſigen Optimismus Dr. Beneſchs und der rauhen
Wirklichkeit. Wenn von dem unrühmlichen Ende der letzten Gen=
fer
Konferenz abgeſehen wird, ſo haben ſich in junger und jüng=
ſter
Zeit ſoviele Beweiſe dafür ergeben, daß die Staaten, die
heute für die Geſtaltung der Weltpolitik von ausſchlaggebender
Bedeutung ſind, keineswegs auf das Recht verzichten wollen,
ſogenannte internationale Konflikte mit Hilfe von Tanks, Ka=
nonen
, Unterſeebooten, Flugzeugen und Giftgaſen zu löſen, ſo
Operette Die goldene Meiſterin ſang der Tenor im letzten Akt daß die Ausſichten auf eine ehrliche und von keinerlei Vorbe=
halten
gehemmte Abrüſtung ganz außerordentlich zuſammen=
geſchrumpft
erſcheinen. Denn auch die mit Unſummen an Koſten
verbundenen Konferenzen zur Herbeiführung von Rüſtungs=
beſchränkungen
ſind zudem wenn man von den gewiß aner=
der
Völker abſieht der Löſung der wichtigſten europäiſchen
Probleme ſo wenig nahe gekommen, daß der Peſſimismus be=
greiflich
iſt, mit dem die Welt die einander jagenden Tagungen
und Kongreſſe betrachtet;, wenn der tſchechiſche Außenminiſter
Der franzoſiſche Miniſterrat. nichtsdeſtoweniger das goldene Zeitalter in nahe Ausſicht ſtellen
zu können vermeint, ſo hat er vielleicht Grund zur Annahme, daß
der tote Punkt, auf dem alle dieſe Konferenzen und diploma=
tiſchen
Tiſchgeſellſchaften letzten Endes angelangt ſind, in abſeh=
barer
Zeit wird überwunden werden können. Wann dies ge=
ſchieht
und welches die Mittel ſind, die von ſchönen Worten zu
realen Tatſachen führen, bleibt vorderhand unklar, denn auch
Dr. Beneſch hat ſich trotz der Hoffnungsſeligkeit, in der er ſich
wiegt, darüber nicht ſo deutlich ausgeſprochen, als wünſchens=
tikel
70 und 71 des Finanzgeſetzes geſprochen, die bekanntlich wert wäre. Für ihn ſind Rheinlandräumung und Regelung der
viel Staub aufwirbelten, weil mit ihrer Hilfe den Kongregatio= Reparation heute ſchon Fragen, die ſo gut wie erledigt erſcheinen
und wenn er auch zugibt, daß dieſe Reparationsregelung dem
Deutſchen Reiche faſt untragbare Laſten bringen werde, ſo unter=
beiden
Artikel beſchloſſen, ohne daß aber, wie es ſcheint, darüber Auswirkungen dieſer Regelung zu ſprechen. Die Feſtſetzung
die Vertrauensfrage geſtellt werden ſoll. Poincaré, Briand und der endgültigen Reparationsſumme, ſo führte er lediglich aus,
Sarraut wurden beauftragt, der Kammer ergänzende Aufkläruu= wird Deutſchland zu ungeheuren wirtſchaftlichen Anſtrengungen
gen zu geben, und die Regierung erklärt ſich bereit, gegebenen= nötigen, die ſicher das Problem der wirtſchaftlichen Zuſammen=
arbeit
Europas ebenſo beſtimmt hervorrufen wird wie das dro=
hende
wirtſchaftliche Uebergewicht Amerikas. Daß es fraglich
iſt, ob die deutſche Regierung ſich und dem deutſchen Volke Laſten
Was die Affäre Horan abelangt, wurde beſchloſſen, die Ak= auferlegen wird, die das Reich um Jahre zurückwerfen würden
In ſeinen Ausführungen (er unterließ nicht, auf die ehrliche
Mit großer Wahrſcheinlichkeit wird die ganze Angelegenheit nach Abrüſtungsbereitſchaft der Tſchechoſlowakei beſonders hinzu=
weiſen
) befaßte ſich der tſchechiſche Außenminiſter ſchließlich auch
mit den Beziehungen zu allen Nachbarn und den übrigen Stag=
Marineminiſter Leyques berichtete über den Untergang des ten. Dieſe Beziehungen ſeien ſtabiliſiert, und bis auf eine Seite,
U=Bootes Ondine‟. Die Unterſuchung ſoll fortgeſetzt werden, nämlich die Oſtſeite, ſeien alle Probleme, der Sicherheit des
tſchechoſlowakiſchen Staates gelöſt. Nichtsdeſtoweniger beurteile
er die Situation optimiſtiſch, und er freue ſich, feſtſtellen zu
können, daß das Marimum deſſen erzielt worden ſei, was unter
In der an das Expoſé anſchließenden Debatte mußte Beneſch
Nach einer Note des Marineminiſteriums wurden, den es ſich allerdings gefallen laſſen, daß der Nationaldemokrat
Opfern der Ondine am Montaa vormittag durch den Kreuzer Kramarſch ihm vorwarf, er überſchätze die Bedeutung des Völker=
Edgar Quinet an der Unfallſtelle die letzten Ehren durch Ab= bundes allzu ſehr; es ſei die größte Naitität, zu glauben, daß
marſch, der übrigens in Deutſchland ſtändig eine Gefahr für den
Frieden Europas ſieht, glaubt nicht an den Abrüſtungsgedanken.
Nach Bendigung des Miniſterrates hat Außenminiſter Was helfen uns die ſchönſten Genfer Formulierungen, ſagte er,
hineintreibt, und auf der anderen Seite das große A Deutſchlands,

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nämlich die Frage, wiebiel Deutſchland geheim rüſtet und wieviel
es in Rußland rüſtet. Er hält es für ſicher, daß Rußland ein
Waffenreſervoir, für Deutſchland iſt, für jene Rüſtungsgegen=
ſtände
, die Deutſchland infolge des Verſailler Friedensvertrages
nicht erzeugen darf. Im übrigen ergab ſich im Verlaufe der Aus=
einanderſetzungen
im Außenausſchuß des Prager Parlamentes
manches intereſſante Detail zur Frage der künftigen Friedens=
ſicherung
; als das pikanteſte möge hier die Feſtſtellung feſtge=
halten
werden, daß die Pilſener Skodawerke mit Rumänien einen
vierzigjährigen Lieferungsvertrag auf Kriegsmaterial abgeſchloſſen
haben. Nimmt man dazu, daß Beneſchs Abrüſtungsrede noch am
gleichen Tage ein ſehr ſonderbares Echo in einem Referat des
tſchechiſchen Kriegsminiſters im Budgetausſchuß inſofern gefun=
den
hat, als dieſer einen Ueberblick über die fortſchreitende tech=
niſche
Vervollkommnung der Armee gab, wobei er insbeſondere
die Automobiliſierung der Artillerie und die Fortſchritte im Flug=
weſen
hervorhob und ſchließlich für die Erhöhung des Militär=
budgets
eintrat, ſo iſt es nicht ſchwierig, ſich einen Reim auf die
friedliche Melodie zu machen, die Beneſch anzuſtimmen für not=
wendig
gefunden hat. Das Syſtem, ob es von den großen Mäch=
ten
oder von den kleinen Staaten geübt wird, iſt ſich gleich ge=
blieben
, bleibt vorderhand das gleiche; es baſiert darauf, daß
jedes einzelne Land verſichert: Abrüſtung? Gern. Aber die
Anderen ſollen damit anfangen! Und die Anderen? Sie
warten auf Andere‟! Trotz Völkerbund, Genf, Locarno und
Kellogg, und ſo wird es ſchwer, dem Optimismus Beneſchs zu
folgen und ihn unter den gegebenen Verhältniſſen als gerecht=
fertigt
anzuſehen. Daß neben dem Reparations=, Rheinland=
und Abrüſtungsproblem auch noch eine Anſchlußfrage exi=
ſtiert
, hat der Außenminiſter der Tſchechoſlowakei nicht angeführt.
Gerade dieſe Angelegenheit aber gewänne im Zuſammenhang mit
den anderen Problemen eine beſondere Bedeutung, weil Beneſch
vorgeworfen wird, er habe vor nicht allzu langer Zeit den Aus=
ſpruch
getan: Der Anſchluß bedeutet Krieg! Wie wenig, ach,
paßt dieſes böſe Wort zu der guten Nede vom friedlichen Nach=
barn
und vom Abſcheu gegen Kanonen und Giftgaſe! Daran zu
erinnern, iſt möglicherweiſe taktlos aber vielleicht nicht ganz
überflüſſig in dieſer Epoche tönender rethoriſcher Uebungen!
Macdonald antworiet der Preſſe.
Berlin, 16. Oktober.
Der frühere britiſche Premierminiſter J. Ramſay Macdonald
gab heute einem geladenen kleineren Kreiſe von Preſſevertretern
durch Beantwortung einer Reihe von Fragen Gelegenheit, die
bei ſeinem geſtrigen Vortrag empfangenen Eindrücke zu vertiefen.
Auf die Anfrage einer Veränderung der britiſchen
Haltung gegenüber Deutſchland und den deutſchen Problemen
meinte der Führer der Labour=Party, das ſei ſicherlich nicht im
Sinne der Bevölkerung; er ſei aber über manche Vorgänge nicht
genügend orientiert, da er ſich ſeit 17. Juli auf Reiſen befinde.
Ueber die Reparationsfrage ergänzte er ſeine geſt=
rigen
Ausführungen dahin, daß es natürlich wünſchenswert ſei,
bei einer künftigen Konferenz die geſamten internationalen
Schuldenfragen zugleich mit der ſogenannten Reparationsfrage,
alſo der Schuld Deutſchlands zu behandeln, und daß dazu eine
Beteiligung Amerikas notwendig ſei. Die eigentliche Repara=
tionsfrage
ſei aber im Notfalle auch von Europa allein zu löſen,
zumal es ſich hier um eine politiſche Löſung handele, wie er ſie
bereits in London 1924 im Auge gehabt habe.
Eine weitere Frage, die ſich auf die britiſche Schutz=
zollpolitik
bezog, beantwortete Maedonald dahingehend,
daß ſeine Partei einen Unterſchied zwiſchen Protektionismus
und Einfuhrverhinderung mache. Die letztere halte er da für
angebracht, wo eine Konkurrenz mit Erzeugniſſen gemacht werde,
deren Ueberlegenheit im Preiſe die Folge von Lohndruck und
Arbeitsverlängerung ſei. Ueber die britifch=ruſſiſchen Be=
ziehungen
ließ ſich Macdonald in einem Sinne aus, der den
Wunſch nach Aufrechterhaltung diplomatiſcher Beziehungen mit
allen de kacto beſtehenden Regierungen zugrundelegt. Wir er=
kennen
ein Land an und laſſen ſeine diplomatiſchen Vertreter
zu, weil es exiſtiert nicht, weil wir eine Verantwortung für
die Ereigniſſe in dieſem Lande übernehmen wollen. Eine
ſchlechte Gemütsverfaſſung des Gegners ſei ſtets die Folge einer
Abſperrung von den regulären Beziehungen mit der Umwelt.
Nach einigen weiteren Darlegungen über die Un=
terſchiede
, der auswärtigen Politik der kon=
ſervativen
, der liberalen und der Labour=
Party, gab Macdonald ſchließlich zur Anſchlußfrage
der Meinung Ausdruck, ſie könne nur von dem direkten Inter=
eſſenten
auf das Gebiet der praktiſchen Politik gebracht werden;
ſeine Partei habe alſo zunächſt keine Gelegenheit, Stellung zu
dieſem Problem zu nehmen.

Nach den Wahlausſichten der Labour=Party
befragt, ſtellte Macdonald feſt, daß ſie, entgegen andersſeitigen
Behauptungen, allein und ohne Bedingungen in den Wahl=
kampf
gehe und vom engliſchen Volk für ſich allein die Mehrheit
verlange.

Vom Tage.

Der zur Beilegung der Lohnſtreitigkeiten im niederſchleſiſchen
Steinkohlenrevier am 13. Oktober gefällte Schiedsſpruch iſt vom
Reichsarbeitsminiſter für verbindlich erklärt worden.
Der Reichsarbeitsminiſter ernannte am Dienstag zum ſtaat=
lichen
Schlichter im Lohnſtreit der rheiniſch=weſtfäliſchen Eiſen=
induſtrie
Oberlandesgerichtsrat Dr. Joetten=Köln.
hat in Lakehurſt erklärt, er hoffe, in 10 Tagen wieder nach Deutſch=
land
zurückzukehren. Die Reparaturen an dem Luftſchiff wür=
den
vorausſichtlich in acht Tagen beendet ſein. Das Luftſchiff wurde erſt Probleme des Friedens. Auf der Regierungstribüne und in
dies vorher unmöglich machte.
Nach eingehender Vernehmung durch den franzöſiſchen Militärſtaats=
anwalt
Tropet wurden die beiden jungen Leute, die im Verdacht ſtehen,
die Trikolore am Offizierskaſino m Zweibrücken entwendet zu haben,
auf Anforderung der franzöſiſchen Behörden ins Militärgefäng=
nis
nach Landau gebracht. Es handelt ſich um den 19jährigen
Schloſſer Luitpold Fleck und den 17 Jahre, alten Ledarzuſchneider
Karl Reinhard, beide aus Zweibrücken; ſie beſtreiten immer noch
aufs entſchiedenſte die Täterſchaft.
Die Sitzung des Zentralvorſtandes der Deutſchen
Volkspartei findet vorausſichtlich Mitte November ſtatt. Gegen=
über
Preſſenachrichten, die die Einberufung für den 17. November mel=
den
, wird von der Reichsgeſchäſtsſtelle der Deutſchen Volkspartei darauf
hungewieſen, duß eine Entſcheidung über den Termin noch nicht vor=
liegt
. Der 17. November wird wahrſcheinlich nicht in Frage kommen,
de am 18. November in Preußen die Kinhenwahlen ſtattfinden.
Das engliſche Marineminiſterium teilt mit, daß einem
Beamten auf der Strecke MarlowChatham ein Koffer mit wichtigen
Geheimdokumenten des Miniſteriums entwender worden ſei. Meh=
rere
Detektive ſeien mit Ermittelungen betraut.
Der Generalſtreik in Lodz hat an Ausdehnung zuge=
nommen
. An verſchiedenen Stellen kam es zu Ausſchreitungen von
Streikenden.
Der franzöſiſche Botſchafter in Moskau, Herbette, beſuchte am
Montag Litwinow und überreichte ihm zwei von Staatsſekretär
Kellogg unterzeichnete Exeinplare des Kelloggpaktes. Er gab da=
bei
die Erklärung ab, dre Ueberreichung der Kopien bedeute die Be=
ſtätigung
der Annahme des Beitritts der Sowjetunion. Somit iſt die in
Artikel 3 des Paktes vorgeſehene Verpflichtung der amerikaniſchen Re=
gierung
erfüllt.

Präſident Benjamin Strong *
EP. New York, 16. Oktober.
Der Gouverneur der Federal Reſerve Bank of New York,
Benjamin Strong, iſt heute an den Folgen der vor einigen
Tagen durchgemachten Operation geſtorben.
Mit Strong verliert Amerika, einen ſeiner bedeutendſten
führenden Finanzleute. Er iſt vornehmlich der große Organiſator
des amerikaniſchen Geld= und Kapitalmarktes geweſen. Es iſt ihm
beſonders der Ausbau und die Organiſation der Federal Re=
ſervebanken
zu verdanken, zumal er an der Spitze des wichtigſten
Inſtituts dieſer Banken, der Federal Reſervebank of New York
ſtand. Nach Beendigung des Krieges und der teilweiſen Rege=
lung
der Reparationsfrage durch den Dawesplan, trat er erfolg=
reich
für die internationale Zuſammenarbeit der großen Noten=
inſtitute
ein. Bekannt ſind die großen Konferenzen der Noten=
bankpräſidenten
in New York, Berlin und London während der
letzten vier Jahre. Sein Tod hat ihn mitten aus ſeinem vollſten
Wirken herausgeriſſen.
Um die innere Abrüſiung in Oeſterreich.
EP. Wien, 16. Oktober.
Wie bekannt, hat vor den Ereigniſſen des 7. Oktober die
Sozialdemokratiſche Partei in einem Dringlichkeitsantrag an das
Parlament eine allgemeine innere Abrüſtung verlangt und den
Bundeskanzler zur Einleitung diesbezüglicher Verhandlungen
aufgefordert. Dieſe Verhandlungen ſind, wie bereits gemeldet,
ins Stocken geraten. Nunmehr hat Bundeskanzler Seipel an den
Präſidenten des Nationalrates ein Schreiben gerichtet, worin er
ſagt, daß der Augenblick für die Anbahnung eines inneren Frie=
dens
noch nie ſo günſtig geweſen ſei, wie gegenwärtig. Um dieſen
Frieden zu erlangen, ſei es vor allem notwendig, daß die von
hervorragenden Parlamentariern wiederholt ſelbſt geäußerte An=
ſicht
von einer Stagnation des Parlaments, die das Vertrauen
des Volkes in das Parlament zu erſchüttern geeignet war, wie=
der
richtiggeſtellt werde. Der Bundeskanzler regt daher an, daß
das Präſidium des Nationalrates mit den Obmännern der par=
lamentariſchen
Parteien und mit beſonders erfahrenen Abgeord=
neten
zuſammentrete, um den Verſuch zu machen, die Tätigkeit
des Natignalrates ſo zu regeln, daß die in weiten Kreiſen der
Bevölkerung eingetretene Verſtimmung gegen das Parlament
keine weitere Nahrung findet. Es ſollen, die Parteiführer zu
einer Ausſprache mit dieſem Zweck zuſammenberufen werden,
um die Aufnahme von Verhandlungen für eine innere Abrü=
ſtung
zu fördern.

*Goethes und Karl Auguſts Freund=
ſchaft
mit einer vornehmen‟ Dame.
Auf Grund neueſter und bedeutſamſter Funde.
Von Paul Lindenberg.
Man weiß, wie häufig Goethe und ſein fürſtlicher Freund in
Teplitz und Karlsbad geweilt, wie viele Bekanntſchaften ſie dort
geſchloſſen, in jenen beiden Bädern, in denen ſich damals die
Großen aus Oeſterreich und Deutſchland trafen, um die ſich dann
mehr oder minder dichte Kreiſe von Berühmtheiten aller Art
ſchloſſen. Für Goethe zumal war der Aufenthalt eine nicht nur
körperliche, ſondern auch geiſtige Erholung. Er knüpfte wichtige
Verbindungen an und erhielt manch’ fruchtbare Anregungen.
So gut wie unbekannt war bisher ſeine und ſeines Fürſten
nahe Freundſchaft mit einer vornehmen Dame, auf die plötzlich
helles Licht fällt durch eine Reihe eigenartigſter und feſſelndſter
Briefe, die aus bisher ſtreng gehütetem Familienbeſitz nun in
die Oeffentlichkeit gelangen. In die breiteſte Oeffentlichkeit ſogar,
denn der koſtbare handſchriftliche Schatz, der auch Gedichte und
Handzeichnungen Goethes umfaßt, gelangt am 10. Oktober in
dem bekannten Berliner Kunſthauſe Karl Ernſt Henriei zur
öffentlichen Verſteigerung. Aber es iſt glücklicherweiſe Sorge ge=
tragen
worden, daß die Briefe des Dichters wie des Herzogs nicht
einzeln, ſondern jede Abteilung geſchloſſen, verkauft werden, und
es iſt ſehr zu hoffen, daß ſich unſere Archive und Sammlungen
dieſe unverhofften und bedeutſamſten Funde nicht entgehen laſſen.
Es gewährt einen ganz eigenartigen Reiz, dieſe Handſchriften
zu durchblättern, dieſe mit Sepia lavierten und mit Weiß ge=
höhten
Zeichnungen zu betrachten und ſich in zwei nach dem
Leben gezeichnete Bildniſſe zu vertiefen, in das ganz wundervolle
und charakteriſtiſche Porträt des Dichters, das Graf Schönberg im
September 1810 in Teplitz ausgeführt, und in das einer anmuti=
gen
jungen Dame von Rang und Stand, wie man zu jener
Zeit ſagte. Sie iſt die Freundin des Dichters und des Herzogs,
deren Name auch jetzt noch in der Ankündigung verſchwiegen
wird. Wahrſcheinlich auf beſonderen Wunſch der bisherigen Be=
ſitzer
des Briefwechſels. Aber aus ganz wenigen Andeutungen
Goethes und Anmerkungen zu einzelnen ihr gewidmeten Verſen
können wir entnehmen, daß es ſich um die Gräfin O’Donel
handelt, die kluge und ſchöne Tochter des bekannten Fürſten Karl
Joſeph von Ligne, die die Kaiſerin Maria Ludovica, die dritte
Gemahlin Kaiſer Franz I., als Hof= und Palaſtdame begleitete.
Sie muß auf Goethe wie auf den Herzog eine ganz beſondere
Anziehung ausgeübt haben, das geht aus dem warmen und

freundſchaftlichen Ton hervor, der Goethes Briefe durchweht,
während man aus den Schreiben des Herzogs leicht eine gewiſſe
Eiferſucht entnehmen kann, daß die vielumworbene Gräfin den
Dichterfürſten vor dem Geburtsfürſten bevorzugte.
Achtzehn meiſt ſehr lange Briefe Goethes ſind vorhanden, der
erſte in Teplitz am freundlichen ſiebenten Auguſt 1812 geſchrie=
ben
, mit der Ueberſchrift Liebe, neue Freundinn, welche An=
rede
übrigens auch einſt der erſte Brief an Friederike Brion ge=
tragen
. Goethe entſchuldigt ſich ſehr, daß er an jenem Tage, dem
Geburtstage der Gräfin, abgeſondert bleiben mußte und kommt
dann auf ſein Luſtſpiel Die Wette zu ſprechen, das er auf Ver=
anlaſſung
und nach einer Erzählung der Kaiſerin verfaßt hatte.
Am Schluſſe desſelben Monats überſendet Goethe der ver=
ehrteſten
Freundinn mehrere von ihm gefertigte Zeichnungen,
erkundigt, ſich nach dem Befinden der von ihm hochgeſchätzten
Kaiſerin und ſchließt: Solches ſchrieb ich in dem wahrhaft ein=
ſiedleriſchen
Carlsbad d. 28ten Auguſt als an meinem Geburts=
tage
, mich des 7ten (des Geburtstages der Gräfin) in aller Stille
mit frommen Wünſchen erinnernd.
Nach Jena heimgekehrt, gedenkt der Dichter in beſchaulicher
Breite der ſchönen Tage und beſonders des Zuſammenſeins mit
der Gräfin und der Kaiſerin. Er muß wohl in ſeinen Schilde=
rungen
beſonders lebhaft geweſen ſein, denn er bemerkt: Die
bravſten und ſonſt für’s Vortreffliche empfänglichſten Menſchen
enthielten ſich nicht mir zu verſichern, ich rede enthuſiaſtiſch, wenn
ich nichts als die reine Proſa zu ſprechen glaubte. Es kann zwar
ſeyn, daß wie jener Proſa machte, ohne es zu wiſſen, ich un=
bewußt
poetiſch rede. Er entſchuldigt ſich dann, daß er ſich dies=
mal
eines Schreibers bediene, ſeine Gedanken laufen jedoch
ſchneller als die Feder folgen kann, auch hat er bei dem geſproche=
nen
Worte das Gefühl des Geſpräches und ſieht die Perſon des
Adreſſaten vor ſich. Eigenhändig ſetzte er hinzu: Möchten Sie in
vorſtehenden fremden Zügen die eigenſten Geſinnungen eines
wahrhaft ergebenen Freundes erkennen. Einige Wochen ſpä=
ter
ſendet er der Gräſin aus Weimar die erſten Teile von Dich=
tung
und Wahrheit: Ein aufmunternder Beyfall iſt mir ſehr
viel wert, weil das Unternehmen viele Schwierigkeiten hat, die
mit dem Fortſchritt immer wachſen und in jedem Band auf eine
eigene Weiſe überwunden ſeyn wollen.
Im Frühling 1813 weilt Goethe wiederum in Teplitz. Er iſt
unruhig, daß er ſo lange nichts von der Gräfin gehört und glaubt
dies durch die ſchlechten Poſtverbindungen entſchuldigen zu
können. Er ſendet der Freundin eine Zeichnung, damit ſie aus
derſelben ſieht, wie und wo er loohnt, ſeinen Brief ſchließend:
Wie unveränderlich ich Ihnen ergeben bin, fühle ich erſt recht
an dem Orte, den Ihre Gegenwart verſchönte. Leben Sie tauſend=
mal
wohl und laſſen Sie mich nicht lange auf ein Paar Zeilen

Macdonald über die Prodtemt
des Friedens.
Berlin, 15. Oktober.
Im vollbeſetzten Plenarſaal des Reichstags hielt heute aben
Dr. Eckener, der Führer des Luftſchiffes Graf Zeppelin, der frühere britiſche Premierminiſter J. Ramſay Macdonald in
Rahmen der erſten Veranſtaltung des kürzlich gegründeten Ko
mitees für internationale Ausſprache einen Vortrag über di
gegen 3 Uhr morgens in den Schuppen gebracht, da der ſtarke Wind Saal waren u. a. anweſend: Reichskanzler Hermann Müller, ein
Reihe von Reichsminiſtern, preußiſchen Miniſtern und andere
hohen Beamten, ehemaligen Miniſtern, Mitgliedern des Reichs
rates, des Reichstages und anderer öffentlicher Körperſchaftei
Einleitend ſprach Reichstagspräſident Loebe einige B
grüßungsworte und ſetzte die Abſichten des Komitees auseinan
der. Er hob die politiſche Tätigkeit Macdonalds hervor, der
die Neutralität Englands vor dem Kriege, für die Verantwo=
tung
nach dem Kriege und für die Räumung des Rheinlande
eingetreten ſei.
Macdonald, häufig von Beifall unterbrochen, führte aus
daß die Politik der Freundſchaft zwiſchen allen Völkern di
Politik ſeines Landes ſei und ſein müſſe, nicht eine Politik de
Bündniſſe mit einzelnen. Er
glaube nicht an die Kriegsverantwortlichkeit eines Volkes;
jedes Faktum ſei das Ergebnis eines ungeheuren Komplexes
das gelte in erſter Linie von der ungeheuren Tatſache des Krie
ges. Aber man ſolle ſich nicht mit rückſchauenden Betrachtunge=
aufhalten
, ſondern den wirklichen Frieden herſtellen. Die Gene
ration, die den Krieg erlebt habe, ſei die erwählte, um den Frie
den zu ſichern. Man darf nicht lange warten, ſo führte Mac
donald aus, in vielleicht zehn oder 15 Jahren kommt eine neu
Generation an die Reihe, die wieder für die ſogenannte Re
mantik des Krieges zugänglich ſein könnte. In Genf ſei wert
volle Arbeit geleiſtet worden. Seit 1919 habe niemand es
wagt, für den Krieg zu plädieren. Trotzdem ſei die Abrü
ſtungsfrage nicht weitergekommen.
Sie ſind entwaffnet, ſo erklärte der Red
ner, nicht nur infolge des Krieges, ſondern auf Grun=
eines
Dokumentes, das den anderen die gleich
Verpflichtung auferlegt. Ich ſtehe auf dem Stand
punkt, daß es die Ehre Großbritanniens erfor
dert, ein ſolches Dokument nicht nur dem Buch
ſtaben, ſondern auch dem Geiſte nach zu erfül
len.
Zur Sicherheitsfrage meinte er: Wenn wir i
dieſem alten Geiſte weiterarbeiten, in der Furcht vor Eventug
litäten, dann bleiben wir in der Mentalität von 1913. Die Dis
kuſſion drehe ſich immer um das Eintreten des Ernſtfalles, ſtat
um deſſen Vermeidung. Das Scheitern der Abrü
ſtungskonferenz in Genf gehe z. B. auf eine ganz
Reihe von Mißverſtändniſſen und Sinnloſigkeiten auf beider
Seiten zurück. Verſtändigung und Schiedsgerichtsbarkeit auf de
einen, Abrüſtung auf der anderen Seite gäben die rechte Sicher
heit. Keine Verewigung der gegenwärtigen Zu
ſtände dürfe zugelaſſen werden: Deutſchland, Frankreich, Eng
land und alle anderen Länder müßten ſich zu ge
genſeitigem Vertrauen aufraffen. Ich habe aud
keinen Revolver bei mir, ſo meinte Macdonald, wenn id
heute abend aus dem Reichstag heimgehe ich vertraue au
Ihre Rechtseinrichtungen! Alle Fragen, die Räumungs
und die Kriegsſchuldenfrage uſw., ſollter
ſchnellſtens abgewickelt werden, damit endlig
das letzte Blatt des Kriegsbuches geſchriebei
werden könne. Amerika werde mittun. Wenn nicht, ſo hob Mac=
donald
hervor, könne ſich Europa ſelbſt helfen. In all dieſen
Fragen, auch in den territorialen Ungleichheiten, ſtehe die Logi
gegen die Praxis. Aber der Vergleich des Zuſtandes von und
nach 1924, vor und nach der Londoner Reparationskonferen;
zeige, daß das, was vorher unlogiſch und undurchführbar er
ſchien, nachher den gleichen Leuten durchführbar und ſchließlia
auch logiſch erſchienen ſei. So müßten alle Abkommen, Lo
carno, der Kelloggpakt uſw., aus der ſcheinbaren Unlogik in die
wirkliche Logik überführt werden.
Mit beſonderer Betonung verweilte der Redner auch bei der
Minoritätenfrage: Es ſei ein großer Schaden für der
europäiſchen Frieden, wenn einzelne Mächte dieſes Problem al=
eine
rein interne Frage behandelten. Es müſſe durch Gewäh=
rung
regionaler Freiheiten gelöſt werden.
Zum Schluß gab Macdonald hiſtoriſch=geographiſche Beiſpiele
für die Löſungsmöglichkeiten der heutigen europäiſchen Span=
nungen
, Beiſpiele die er zum Teil aus ſeiner jüngſten Reiſe
nach Kanada entnahm.
Die Darlegungen des Redners wurden mit großem Beifall
aufgenommen.
warten. Seine Bitte wird erfüllt, und auf innige Weiſe dankt
Goethe in einem ausführlichen Schreiben vom 4. Juni des ge=
nannten
Jahres: Wenn Sie wiſſen könnten, verehrte Freundinn
welch ein entſetzlicher Druck die letzte Zeit her auf mir gelegen
und was ich mir dabey für hypochondriſche Noth über das Außen=
bleiben
eines lieben Briefes gemacht: ſo würden Sie die Freude
mit empfinden, die mir durch Ihren letzten geworden iſt. Ich
will aber auch niemals mehr zweifeln und verzweifeln, ſondern
mich immer an den Sonntag Exaudi erinnern, an deſſen heiterm
Morgen ich meinen ſchönſten, heißeſten Wunſch erfüllt ſahe. Es
iſt völlig wahr, wenn es auch rätſelhaft und übertrieben klingt:
Sie haben mich mir ſelbſt wiedergegeben, Sie haben mir mit
Töplitz mit Böhmen ein Geſchenk gemacht, ich ſehe nun erſt die
Natur wieder und fange an, mich derſelben von vorne zu freuen.
Er kommt dann auf eigene Arbeiten zu ſprechen und erwähnt,
wie gern er mit der Freundin das Buch der Frau von Stael
gemeinſam geleſen hätte: Es iſt ſehr unterrichtend das deutſche
Litterarweſen einmal aus einem fremden u. ſo hohen Stand=
punckt
anzuſehen. In einem folgenden Briefe kommt er nochmals
auf das Buch zurück, ſich freuend, daß die geiſtvolle Franzöſin ſo
richtig und gut die deutſchen Verhältniſſe beurteilt habe: Die
Deutſchen ſind gewöhnlich unter einander ungerecht genug und
die Fremden haben auch nicht immer Luſt Ihnen Gerechtigkeit
widerfahren zu laſſen.
Aus Teplitz vom 5. Auguſt 1813 ſtammt ein Brief mit einem
hübſchen Vergleich: Wie ich immer gefunden habe, verehrte
Freundinn, ſo läßt ſich eine Badezeit mit dem Leben überhaupt
vergleichen. Man kommt, als Neuling, mit allerley Hoffnungen
und Forderungen an, manches bleibt unerfüllt, anderes erfüllt.
ſich über alle Erwartung, mauches unerwartet Gute und Böſe
ereignet ſich und zuletzt tritt man ungern ab, ohne gerade wieder
von vorn anfangen zu wollen. Eingehend ſchildert Goethe der
Gräfin aus Weimar am 30. Oktober 1813 die dortigen kriegeriſch
unruhigen Tage: Wir hatten von der rohen loß gelaſſenen Ge=
walt
alles zu fürchten und vieles zu ertragen. Am 21. Oktober
verjagten Preußen, Oeſterreicher und Koſaken eine Weimar be=
drohende
franzöſiſche Kolonne, dann trafen die beiden Kaiſer
mit Marſchällen und Diplomaten in der kleinen Reſidenzſtadt ein:
Wenn Sie ſich vorſtellen, daß wir in acht und vierzig Stunden
die ganze Stufenleiter vom Schreckbarſten bis zum Gemeinſten
durchgeduldet haben, ſo werden Sie gewiß Ihres Freundes mit
Antheil gedenken. Das erſte liebreiche, was mir alsdann ent=
gegenklang
, war der Nahme O’Donel".
Leider können wir des Raumes wegen nur kurze Auszüge
der Brieſe geben, die einen ſo nahen Einblick in das Empfin=
dungsleben
Goethes gewähren, der an die Gräfin weit herzlicher

[ ][  ][ ]

Nummer 289

Mittwoch, den 12. Oktober 1928

Seite 3

rmnaiſchen Seit
jüngſten Re

Die Wiedereinweihung des Mainzer Doms
Altarweihe und Pontifikalamt. Akademiſche Feier im Kurfürſtlichen Schloß
und Feſiverfammiung in der Stadthalle. Das große Feuerwerk.

C.S. Der zweite Tag der Mainzer Domfeierlichkeiten begann mit
den Pontifikalmeſſen in den Mainzer Pfarrkirchen.
In den verſchiedenſten Pfarrkirchen der Stadt zelebrierten die z. Zt.
in Mainz anweſenden Biſchöfe und Aebte. Wieder erhielt der Tag
7.15 Uhr begann die Altarweihe im altehrwürdigen
Dom, zu dem die Gläubigen in Scharen herbeigeeilt waren. Die kirch=
lichen
Handlungen vollzogen ſich nach dem der katholiſchen Kirche eigenen
feierlichen Ritus. Hinſichtlich ihrer liturgiſchen Geſtaltung verliefen ſie
äußerſt eindrucksvoll. In feierlicher Prozeſſion zogen die Biſchöfe zum
Hochaltar. Im Chor wurden die Bußpſalmen gebetet, während ſich die
hohen Kirchenfürſten mit den Pontifikalien bekleideten. An den einzelnen
Altären wurde dann die feierliche Altarweihe mit all den vorgeſchrie=
benen
hehren Zeremonien vorgenommen. In die einzelnen Altäre wur=
den
die am Vorabend in den Dom gebrachten Reliquen der verſchiedenen
Heiligen eingemauert. Es waren bei der Weihe beteiligt der Erzbiſchof
von Freiburg, der Diözeſanbiſchof von Mainz, die Biſchöfe von
Fulda, Limburg, Speher, Trier und Rottenburg, der
Titularbiſchof von Clisma (fvanzöſiſcher Armee=Biſchof), die Aebte
von Metten, Maria Laach und Marienſtadt. Nach der
Altarweihe begaben ſich die Biſchöfe in ihre Abſteigequartiere zurück,
um ſich dann zum biſchöflichen Palais zu begeben, um den apoſtoliſchen
Nuntius Pacelli zu der feierlichen Biſchofsprozeſſion abzuholen. Gegen Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete
10 Uhr ſetzte ſich die feierliche Prozeſſion in Bewegung, an der außer
den Biſchöfen auch die geſamte Geiſtlichkeit der Diözeſe Mainz teilnahm.
Unter dem Geläute der Domglochen nahm die Prozeſſion an den dichten
Menſchenmauern vorbei ihren Weg zum Dom. An dem neben dem
Hochaltar aufgeſtellten Thron bekleidete ſich Nuntius Pacelli mit den
Meßgewändern, um dann unter Mitwirkung der geſamten Geiſtlichkeit
das feierliche Pontifikalamt zu zelebrieren. Verſchönert
wurde das Pontifikalamt durch die geſanglichen Darbietungen des Dom=
chores
, unter Leitung des Domkavellmeiſters Vogt. An der neuen, ſehr
wohlklingenden Orgel ſaß der altbewährte Domorganiſt Schömbs. Den
Abſchluß der kirchlichen Handlung bildete die Ablaßverkündung und
darin anſchließend der weihevolle Geſang des Tedeums, das von Nun=
tius
Pacelli angeſtimmt, vom Domchor mit Muſikbegleitung geſungen
wurde, und einen ungeheuer mächtigen ud tiefergreifenden Eindruck
hinterließ. Unter dem bei dem Pontifikalamt anweſenden Ehrengäſten
bemerkte man u. a. Reichsminiſter v. Guérard, Reichskommiſſar für
die beſetztem Gebiete Langwert von Simmern, Reichsfinanz=
mimiſter
a. D. Dr. Köhler, Miniſter Dr. Kirnberger, Provin=
zialdirektor
Dr. Uſinger, Geheimrat Dr. Kautzſch. Nach dem
Auszug der Prozeſſion blieb der Dom bis zum Einbruch der Dunkelheit
geöffnet.
Am nachmittag verſammelten ſich die geiſtlichen und weltlichen
Feſtgäſte im Akademieſaal des Kurfürſtlichen Schloſſes zu einer aka=
demiſchen
Feier.
Domdekan May
begrüßte die Erſchienenen und gab ſeiner Freude darüber Ausdruck,
daß wir heute ein Werk vollendet ſehen, um das wir ſeit Jahren ge=
bangt
und geſorgt haben. Er begrüßte insbeſondere den Vertreter Sr.
Heiligkeit des Papſtes, Nuntius Pacelli, die Biſchöfe, an ihrer Spitze
den Erzbiſchof von Freiburg, Reichsminiſter v. Guerard, Staatspräſident
Adelung uſw. Er ſtreifte kurz die Geſchichte der Mainzer Kathedrale
die eng mit der Geſchichte des deutſchen Volkes verbunden ſei, bis auf
den heutigen Tag. Er erinnerte an die Zeiten der Größe, da die
Biſchöfe von Mainz die deutſchen Könige gekrönt haben, und an die
trüben Zeiten der Trauer, als im Anfang des vorigen Jahrhunderts
das Reich in Trümmer ſank. Was damals eine zügelloſe Soldadeska
vom Dome übrig ließ, ſei kaum mehr geweſen als ein Trümmerhaufen.
Er feierte die Verdienſte des Biſchofs Colmar, dem die Rettung des
Domes zu verdanken ſei, und erblickte in der Tatſache, daß er heute in
neuer Feſtlichkeit daſtehe, ein gutes Vorzeichen für die mit ihm ſo eng
verknüpften Geſchicke des deutſchen Volkes.
Den Reigen der Begrüßungsanſprachen eröffnete
Staatspräſident Adelung:
Ein Feſttag, ein Tag der Freude iſt heute, da die Portale des
Doms zu Mainz ſich wieder geöffnet haben. Lebhaften und aufrichtigen
Anteil nimmt die Heſſiſche Staatsregierung, nimmt das ganze Heſſen= Dom als den Ausdruck des Gemeinſchaftsgedantens der Deutſchen aller
land an dieſem bedeutſamen Ereignis, das der alten ſchönen Stadt
Mainz dem Kleinod in der Reihe der heſſiſchen
Städte dem Lande Heſſen, der deutſchen Nation und vor allem
der katholiſchen Bevölkerung ein wunderſames Baudenkmal, ein ehr=
würdiges
Gotteshaus zurückgibt, neu gefügt und neu gegründet, ſo feſt,
als es Menſchengeiſt und Menſchenhand vermögen.
Bei Vollendung des großen Werkes beglückwünſche ich alle, die es
mit Mut und Vertrauen in Angriff genommen, es mit dem Rüſtzeug
der Wiſſenſchaft, mit fleißigen Händen und mit warmem Herzen zum
guten Ende gebracht haben. So groß die Schwierigkeiten waren, die
in techniſcher und finanzieller Hinſicht immer wieder auftraten, ſie wur=
den
überwunden, denn zu der Entſchloſſenheit und Tatkraft geſellte ſich
der feſte und heilige Wille, kommenden Geſchlechtern hohe Menſchheits=
werte
zu ſichern und zu erhalten.

Ich begrüße Sie, die Sie hierher gekommen ſind, um der Wieder=
eröffnung
des Doms zu Mainz und dieſer Weiheſtunde beizuwohnen.
Auf uraltem deutſchen Kulturboden ſtehend, angeſichts der ſtolzen Zeu=
durch
tas ſtralylende Heroſtwetter ſein beſonders feſtliches Gepräge, Um gen der Vergangenheit, unter dem Eindruck der ernſten Ge=
genwart
, die gerade der Stadt Mainz und dem Heſſenland auf das
tiefſte ihren Stempel aufdrückt, ſind wir im Innerſten bewegt von der
Bedeutung des Tages, an dem der Wille des ganzen deutſchen Volkes
in allen ſeinen Schichten ſo klar zum Ausdruck kommt, ſeine Kultur=
güter
auch in ſchwerſter Zeit zu erhalten. Gemeinſam ſind die Ge=
fühle
, die heute alle Volkskreiſe bewegen; und dieſe Gemeinſamkeit führt
uns die innere Verbundenheit unſeres geſamten Volkstums vor Augen,
zeigt uns, wie wir uns über die Not und die Gegenſätze des Alltags
erheben können in der Liebe zur deutſchen Kulturgemeinſchaft, zur
deutſchen Nation. Möge der heutige Feſttag eine gute Vorbedeutung
ſein für die Stadt Mainz, das ſchwer bedrückte Heſſen, für den weite=
ren
glückhaften und friedlichen Aufſtieg unſeres großen deutſchen Vater=
landes
.
Als Vertreter der Reichsregierung ſprach der
v. Guörard:
Daß es mir eine beſondere Freude iſt, heute als Vertreter der Reichs=
regierung
hier zu ſein, das werden Sie bei mir, dem Rheinländer,
verſtehen. Der deutſchen Reichsregierung, des Deutſchen Reichs und
des geſamten deutſchen Volkes herzlichſte Glückwünſche heute entbieten
zu können, das iſt mir eine liebe Aufgabe. Trotz der Not der Zeit hat
auch die Reichsregierung es für ihre vornehmſte Aufgabe gehalten, bei=
zutragen
zur Wiederherſtellung des Domes, beizuſteuern zur Erhaltung
dieſes uns von unſeren Vätern überkommenen hehren deutſchen
Kunſtwerks, deſſen religiöſe und geſchichtliche Bedeutung weit hinaus=
geht
über die Mauern dieſer Stadt. Von Mainz iſt in alter Zeit das
Chriſtentum weit hinausgetragen worden in die deutſchen Lande. Für
Jahrhunderte war der Mainzer Erzbiſchof der erſte der deutſchen Für=
ſten
, des Reiches Erzkanzler. Ströme geiſtigen Lebens ſind immer
hinausgezogen von dieſer Stadt. Ich erinnere nur an Ketteler, den
Gründer, einer neuen ſozialen Zeit.
Die Geſchicke der Stadt Mainz wie die des Domes waren immer
verbunden mit dem Geſchick des Deutſchen Reiches. Das hat ſich ge=
zeigt
bis in die neueſte Zeit, die Zeit der Not, wo keine Stadt die
Wirkung dieſer Not mehr verſpürt hat als Mainz. Wie Mainz leidet
ja keine andere Stadt unter der Beſatzungsnot. Der Miniſter erinnerte
daran, daß gemeinſame Arbeit den Dom wieder gefeſtigt habe. So
könne auch nur einträchtiges Zuſammenwirken dem Deutſchen Reich
wieder eine beſſere Zukunft ſichern. Möge der entfeſſelte Dom ein
Wahrzeichen ſein und der Verkünder einer freien deutſchen Zukunft.
Hierauf ſprach der
Erzbiſchof von Freiburg
ſeine Freude über die gelöſte Aufgabe aus und knüpfte den Wunſch
daran, der wiederbefeſtigte Dom, bei deſſen Sicherung Staat und Kirche,
Reich und Volk einträchtig zuſammenarbeiteten, ein Wahrzeichen ſein
möge dafür, daß auch in Zukunft die beiden Gewalten Kirche und
Staat zum Wohl des Volkes jede in ihrem Bereich ſelbſtändig und in
den Grenzgebieten mit einigendem Opferwillen ſelbſtlos zuſammen=
ſtehen
mögen.
Im Anſchluß daran lieh
Oberbürgermeiſter Dr. Külb
dem Stolze der Stadt Mainz begeiſterte Worte darüber, daß ihr herr= geſtern in Boſton eine große politiſche Rede. Er verteidigte zu=
ſei
. Mit doppelter Liebe hänge der Mainzer jetzt an ihm, um den er
ſolange gebangt habe. Auch er ſtreifte kurz die tauſendjährige Ge=
ſchichte
dieſes Bauwerks und erinnerte daran, daß der Mainzer Dom
gar manches Unwetter über ſich ergehen laſſen mußte. Er feierte den
Stämme und Stände, aller Konfeſſionen und Parteien.
Im Namen der Kunſt ſprach
Prof. Dr. Kautſch=Frankfurt a. M.
Er zeigte, daß ſich in den verſchiedenen Formen des Mainzer Domes
die Geſchichte der Baukunſt in den einzelnen Jahrhunderten wider=
ſpiegelt
und legte dar daß die von den verſchiedenen Zeiten aufge= Gegnern der Republikaner erhobenen Vorwürfe vornehmlich hin=
führten
Bauwerke nicht nur einen Wandel der Formen in den de=
treffenden
Zeitperioden zeigten, ſondern jeweils auch Zeugen eines
beſonderen Verhältniſſes zur Welt, einer beſonderen Religioſität ſind.
Er ſchloß mit den Worten: Nie war der deutſchen Kunſt die Form
Selbſtzweck. Immer iſt die Form geiſterfüllte Form. So iſt uns der
Mainzer Dom nicht nur ein gewaltiges Denkmal in der Geſchichte der
künſtleriſchen Form, ſondern zugleich ein mächtiger Zeuge des religiöſen bentionen unter der Regierung der Republikaniſchen Partei ſich
Lebens im Mittelalter.

Siaatsminiſier Kirnberger
ergriff ſodann das Wort zur Feſtrede, in der er die Schönheit des
Domes feierte und ſeine Bedeutung als Symbol des menſchlichen Lebens
unterſtrich. Jede Zeit, ſo führte er aus, hat ihren Sinn; aber ganz
verſtehen können wir ihn nur, wenn wir im Geiſte den Weg nochmals
gehen, den die Geſchichte gegangen iſt. Wer den Dom betritt und die
Denkmäler geſchichtskundig betrachtet, der muß erfüllt werden von dem
Bewußtſein der Verbundenheit der aufeinanderfolgenden Geſchlechter,
Die Zeit, in der das religiöſe Leben allen anderen Lebensgebieten
gegenüber den Vorrang hatte, iſt vergangen. Die Einheitlichkeit hat
einer Differenziertheit Platz gemacht. Wir haben nicht nur religiöſe
Spaltungen erlebt, ſondern nach und nach haben ſich alle Lebensgebiete,
Staat, Wirtſchaft, Kultur, aus den gewohnten Zuſammenhängen los=
gelöſt
.
So ſteht auch die Religion heute für ſich allein und muß kämpfen
um ihren Platz. An dem Nettungswerk des Mainzer Domes hat ſich
nicht nur jener Volksteil beteiligt, dem der Dom im engeren Sinne
gehört, ſondern das ganze deutſche Volk, ohne Unterſchied der Kon=
feſſion
. Das ſoll uns ein Beweis ſein und ein Symbol, daß wir nie
an der unzerſtörbaren Gemeinſchaft aller Deutſchen zweifeln. Wir
wollen vielmehr in allen Zeiten deutſcher Not den Blick erheben zu
jenen ſchönen und ehrfurchtgebietenden Zeugen deutſcher Einheit. Als
Zweites ſteht der Mainzer Dom in deutſchen Landen, am deutſchen Rhein,
von heimiſchen Baumeiſtern erbaut, vor uns als Zeuge und Wächter deut=
ſchen
Geiſtes und deutſcher Sitte. Ein Drittes noch will er uns kün=
den
. Wie das Gottesreich echter Frömmigkeit keine nationalen Gren=
zen
kennt, ſo ſoll er ein Wahrzeichen des wiedererwachenden, völker=
verbindenden
und völkerverſöhnenden Geiſtes ſein. Auch hierfür war
die Grundlage wankend geworden. Möge der Dom und die heutige
Feier uns für ihre Erneuerung und Feſtigung Bürge ſein.
Am Schluſſe brachte der
Biſchof von Mainz Dr. Ludwig Maria Hugo
die Gefühle ſeines Dankes gegenüber all denen zum Ausdruck, die bei
dem Gelingen des großen Werkes mitgearbeitet haben. Mit beſonderem
Danke gedachte er der tröſtlichen Verſicherung, die ihm bei der Ein=
leitung
des Unternehmens im Reichsfinanzminiſterium in Berlin ge=
worden
ſei, wo man ihm verſichert habe: Gehen Sie ruhig nach Hauſe,
wir werden den Mainzer Dom nicht verſinken laſſen. Er dankte den
Leitern des Werkes, Prof. Röth, Prof. Meißner, Charitasdirektor
Strempel u. a. für die ſelbſtlos geleiſtete Arbeit und richtete beſondere
Worte der Mahnung an die Jugend, die Wahrheit des Wortes nicht zu
vergeſſen: Wenn wir mit allen Kräften ſtreben, wird Gott uns geben,
was wir wollen. Mit Geſangsvorträgen des Mainzer Domchores er=
öffnete
und ſchloß die Feier.
Der Abſchluß der Feierlichkeiten.
Am Dienstag abend fand dann in der überfüllten Stadthalle eine
öffentliche Kundgebung ſtatt. Domkapitular Prof. Lenhart begrüßte
nach einem Chorvortrag und dem Vortrag des von Studienrat Prof.
Haußmann verfaßten Prologes durch Syndikus Dr. Burgbacher die
zahlreich erſchienenen Ehrengäſte und Anweſenden. Der apoſtoliſche
Nuntius Pacelli würdigte dann nochmals die Bedeutung des Main=
zer
Domes in der Geſchichte des katholiſchen Glaubens am Rhein. Die
eigentliche Feſtanſprache hielt Domkapitular Prälat Dr. Gröder=
Freiburg. In ſeinem Schlußwort gedachte Biſchof Dr. Ludwig Maria
Hugo der tatkräftigen Unterſtützung des Erneuerungswerkes durch die
Bevölkerung und gab ſeinem Danke beredten Ausdruck. Den Schluß
bildete ein feierliches Tedeum für ſechsſtimmigen Chor mit Orcheſter=
begleitung
. Gegen ½11 Uhr begann das große Front= und Höhen=
feuerwerk
am Rhein und die Dombeleuchtung. Das Feuerwerk hinter=
ließ
bei den begeiſterten Zuſchauern in Mainz noch nie geſehene Ein=
drücke
(z. B. ein auf dem Rhein ſchwimmendes Mainzer Rad, ein ſich
fortbewegendes Schiff, Waſſerfall von der illuminierten Straßenbrücke
uſw.) und bildete ſo den würdigen und effektvollen Abſchluß der Feier=
lichkeiten
aus Anlaß der Domerneuerung.

Eine Wahlrede Hoovers.
EP. New York, 16. Oktober.
Der republikaniſche Präſidentſchaftskandidat Hoover hielt
licher, altehrwürdiger Dom vor dem drohenden Untergang gerettet nächſt das protektioniſtiſche Syſtem der Republikaniſchen Partei,
wies ferner auf die Bedeutung einer Ausdehnung des Welthan=
dels
der Vereinigten Staaten hin und erklärte ſich für Auslands=
anleihen
amerikaniſcher Banken. Weiter beſchäftigte er ſich mit
der Kriegsſchuldenfrage und ſprach ſich rundweg gegen jede
Annullierung der europäiſchen Kriegsſchulden gegenüber Amerika
aus. Hoover lobte ferner die amerikaniſche Unterſtützungspolitik
für den Außenhandel und ſetzte auseinander, wie die Regierung
des Präſidenten Coolidge ihren Einfluß verwendet habe, um den
amerikaniſchen Handel gegen ausländiſche Rohſtofftruſts zu be=
ſchützen
. Zum Schluß verteidigte ſich Hoover gegen die von den
ſichtlich ſeines angeblichen Imperialismus. Er betonte bei dieſer
Gelegenheit, daß, abgeſehen von der Intervention der Vereinig=
ten
Staaten im Weltkrieg, die demokratiſche Regierung es für
notwendig gehalten habe, mindeſtens neunmal während ihrer
Regierungszeit bewaffnet zu intervenieren, während dieſe Inter=
lediglich
auf vier Vorfälle beſchränkt hätten.

ſchreibt, als wir es ſonſt von ihm gewöhnt ſind. Das zeigt ſich ſo
recht in einem Briefe aus Karlsbad vom 4. Auguſt 1818, in
welcher er ſeiner Freude den innigſten Ausdruck gibt, daß er auf
der Reiſe in Franzensbrunn zufällig die Freundin getroffen:
Die Freude meine verehrte, geliebte Freundinn ſo unvermuthet
wieder zu ſehen, war ſo groß, daß mir der Ausdruck fehlte, und
ich mich gar wunderlich dabey mag benommen haben. Als ich
Sie verlies, ergriff mich der Gedancke einige Tage zu bleiben,
der aber leider den nächſten Bedingungen meiner Reiſe weichen
mußte. Und er unterzeichnet: Und ſo fort und für ewig G.
Aber dies für ewig ſollte doch nicht ganz verwirklicht werden!
Wohl läßt er den Briefwechſel nicht einſchlafen, aber ſeine Schrei=
ben
ſind nur noch kurz und enthalten nur noch wenig über ſein
eigenes Leben und Streben, über ſein Dichten und Trachten. Der
letzte Brief rührt aus Eger vom 30. Juni 1823 her, er hofft, daß
die böhmiſchen Wälder zur völligen Wiederherſtellung ſeiner Ge=
ſundheit
beitragen werden. Dieſe Erwartung erfüllte ſich, eine
neue Jugend brach für ihn an: in Marienbad traf er mit Ulrike
von Levetzow zuſammen, die elfjährige Freundſchaft mit der
Gräfin O’Donel hatte ihren Abſchluß gefunden.
Sechzehn eigenhändige Briefe an die Gräfin ſtammen vom
Herzog Karl Auguſt, ſie ſind teils franzöſiſch, teils deutſch
abgefaßt, häufig in einem flotten und ſcherzhaften Tone, der ſich
ſehr von jenem Goethes unterſcheidet. Der Fürſt kommt eben
zum Vorſchein, der ſich wenig um anderer Anſichten kümmert,
keine Rückſichten nimmt und manches von oben herab behandelt.
Daß die Gräfin Goethe ihn ſichtbar vorzieht, ſcheint zuweilen ſeine
Stimmung beim Schreiben beeinflußt zu haben, wie es aus
ſeinem Briefe vom 4. November 1812 hervorgeht: Goethe iſt
augenblicklich in Jena; der zweite Band ſeiner Lebensgeſchichte
iſt erſchienen; er enthält ſehr intereſſante Betrachtungen und ſee=
liſche
Verwicklungen, aber auch viele herbeigeſuchte Worte, die ich
nicht liebe, und langweilige Einzelheiten. Dann fährt er deutſch
fort: Indeſſen iſt dieſer zweyte Teil ein ſehr merckwürdiges
Werck u. mir zehn mal lieber wie der erſte, den ich ihm gerne
geſchenkt hätte. Er iſt überzeugt, daß er der Gräfin ſein Buch
ſelbſt ſenden wird, er wagt es daher nicht, es ihr zu übermitteln,
dann ſchließend: Da Sie treulos an mir geworden ſind, ſo wür=
den
Sie nur auf Goethe’s Aufmerkſamkeit Werth gelegt haben.
In einem anderen Briefe teilt er der Gräfin mit: Goethe iſt
auch ſtumm, dicktiert aber an zwey Schreibern, die er ſich hier von
der Polizey geliehen hat ſeine Lebens u. Liebes Geſchichte, u. iſt
eben jetzt an der Epoke WVo Er Ew. Exellenz ſah! er fragt
mich dabey öfters um rath, ob er auch nicht zuviel dem papiere
anvertraue?, da predige ich ihm denn ſtets vorſicht, mäßigung,
u. etwas verſchwiegenheit. Sein krank werden vor dem Jahre,

hat er gar artig einzuwickeln gewußt; jeder Leſer fühlt die
Urſache ..."
Außerordentlich intereſſant beſchreibt der Herzog unterm
19. Dezember 1812 die fluchtähnliche Ankunft Napoleons
in Weimar: Der Anfang des Durchzugs der Verfrorenen
begann am 14. ds. Mts., an welchem Tage auch incognito der
ſehr Verfrorene (Napoleon) hier paſſierte in einer elenden Poſt=
kutſche
, die er in einer ſechs Stunden entfernten Poſtſtation hatte
nehmen müſſen, an demſelben Ort, an welchem der unglückliche
König von Preußen die Schlacht von Auerſtedt verloren hatte.
Dort zerbrach dem ſehr Verfrorenen der Wagen, den ihm der gut=
mütige
König von Sachſen in Dresden geliehen hatte. Die Kutſche
brachte ihn bis Erfurt, da ſtellte ihm ſein dortiger Miniſter=
reſident
einen Wagen zur Verfügung, in welchem er die Fahrt
nach ſeiner guten Stadt Paris fortſetzte.

Xaver Terofal=Gaſiſpiele im Orpheum.
Die bekannte Schlierſeer Künſtlerſchar unter Direktor Xaver
Terofal hat geſtern abend ein auf wenige Tage berechnetes Gaſt=
ſpiel
im Orpheum begonnen, und zwar mit einem ſtarken Erfolg,
den dieſe ausgezeichneten Künſtler ſeit Jahren zu verzeichnen
hatten. Es gab am Premierenabend Die drei Dorfheili=
gen
, eine koſtliche Satire aus dem Tagebuch des Schaiblinger
Sittlichkeitsvereins. Drei packend komiſche Akte von Max Neal
und Max Ferner. Mit Xaver Terofal, Marie Erhardt, Joſef
Mooshofer und zahlreichen anderen bekannten Künſtlern in den
Hauptrollen, wurde das köſtliche Stücke in glänzend routiniertem
Zuſammenſpiel gegeben und errang einen ſtürmiſchen Heiterkeits=
erfolg
. Die Zwiſchenpauſen waren mit Zithervorträgen ausge=
füllt
. Wir kommen auf die Aufführung noch zurück.

Ap. Aus Dſchungel und Urwald. In dieſer Sammlung erſchienen
and 2 und 3: Ventura Garcia Calderon: Das Weinen
s Urwalds, Novellen aus Perus Wäldern, und G. Rudolf
umann: Der König von Pulu Manis, Geſchichten aus
n Dſchungel Sumatras. (Verlag von Orell Füßli, Zürich und Leip=
Preis je 2,40 Mk.) Der erſtgenannte Band enthält 22 Novelleu,
uns in das unſerer Vorſtellung ſo fern liegende Land der Pernaner
ren. Wir werden mit der reichen Fauna des Landes, der von ihr
völkerten Welt des Urwaldes, dem Loben, Sitten und Gebräuchen der
geborenen Indianer, mit ihrem eingewurzelten Aberglauben und
rem Feſthalten an der überlieferten religiöſen Vorſtellung und
zung mit all ihrer Rückſichtsloſigkeit und Grauſamkeit und ihren Kla=
über
den Uniergang ihrer ſtolzen Vorfahren, der in Sage und Ge=
ſchten
fortlebenden Inkas, durch die Haud der Spauier bekannt ge
ſcht. Zum Teil ſind dieſe kurzen Erzählungen unterhaltend, wie der
ahnenkampf, zum Teil ſchreckenerregend, wie die von der Invaſion

der Rieſenameiſen, die in einer Armee von mehr als einem Kilometer
Länge in die Häuſer eindringen und die erkrankte Frau eines vor ihnen
fliehenden Indianers bis auf die Knochen auffreſſen uſw. Einen Ein=
blick
in die uns unfaßlichen Sittengeſetze der Peruaner, bei denen
die Jungfräulichkeit eines Mädchens verächtlich iſt, gewährt uns die Er=
zählung
Jungfräulichkeit, in der beſchrieben wird, wie ein junges
Mädchen von dieſem Makel unter dem Freudengeſchrei der Angehöri=
gen
befreit wird. Auch die Tätigkeit der Miſſionäre, die ſich bis in das
Gebiet der menſchenfreſſenden Indianer uagen und durch Nutzbar=
machung
ihres Aberglaubens und Liſt, und wenn man es ſo nennen will,
Betuug, zu ihrem Ziele zu gelangen ſuchen, wird in dieſen Erzählungen
berührt. Trotz des ſkizzenhaften Charakters dieſer Geſchichten wird man
ton der einfachen und unabſichtlichen, oſt poetiſchen Schilderung des
Lebens in dieſem von der Natur reich geſegneten, aber von der Kultur
noch unberührtem Volke bewohnten Landes gepackt.
Das zweite Buch enthält zwei Geſchichten aus Sumatra, in denen
die erſte die Erlebniſſe eines Europäers ſchildert, der eine hügelige
Inſel in der Flußmündung eiem alten Malayen abgekauft und ſie
Pulu Manis genannt hat und als deſſen König er ſich bezeichnet. Er
wuar von ſeinen Verwandten für verrückt erklärt worden, und es wird
aus der ſehr konplizierten Erklärung nicht recht klar, ob mit Recht oder
Unrecht. Mehrere Male mit Frauen aus verſchiedenen Ländern nach
den Sitten verſchiedener Länder und Völker verheiratet, will er ſeine
ſechs Kinder nach den heimiſchen Geſetzen adoptieren, womit die merk=
würdige
Erzählung ſchließt, die weniger durch ihren Inhalt, als die
Kunſt der Schilderung intereſſiert. Die zweite Geſchichte Der Affe
Tjorka. Vorſpiel ſeines Lebens kann man als ein Märchen aus dem
Reich der Affen bezeichnen, phantaſievoll, poetiſch und glänzend geſchrie=
ben
. Die Schilderung des Vorlebens des Affen Tjorka aus dem Stamme
Kra und ſeine Jugenderlebniſſe machen uns mit dem Affenſtaat, in dem
der Stammpater unbeſchlänkter Herrſcher iſt, ſeiner Organiſation, ſeinen
Erziehungsmethode und dem Leben und Treiben der Affen in dem von
allerlei Getier belebten Urwald bekannt. Schließlich hält der weiße
Menſch mit ſeinen Hunden ſeinen Einzug in den Urwald und nimmt
den Tjorka gefangen, der, an einer Kette gefeſſelt, ſein Leben in Un=
freiheit
weiterführt. Mit einem großen Aufvand von Phantaſie und
einer ſchier unerſchöpflichen Schilderung von Einzelheiten aus dem
Märchenreich der Affen vereinigt der Verfaſſer einen köſtlichen Humor.
Beide Büicher ſind mir je 8 Abbildungen, Typen aus Sumatra, Land=
ſchafts
= und Kuſturbildern verſehen.

Otto Rombach: Der Brand im Affenhaus. Merlinverlag, Heidel=
berg
. Unter einem etwas merkwürdigen Geſamttitel gibt der junge
Dichter franzöſiſche Novellen. Geſchrieben in einem Stil, der lebhaft
an franzöſiſche Vorbilder erinnert in ſeiner präziſen Art, in der pein=
lich
genauen Darſtellung des Milieus, in ſeinen kleinſten Detaiis; es
iſt der Stil, wie er etwa von Anatole France und Balzac, von Modernen
vielleicht von André Maurois beſonders gepflegt wird, den wir typiſch
franzöſiſch nennen, der aber in gewiſſer Vertiefung ſeine deutſchen Ver=
treter
am ſtärkſten in Thomas Mann und Stefan Zweig hat. Die
Geſchichten ſelbſt ſind ſatiriſch und gequält, lächerlich und weinerlich zu=
gleich
. Das Ganze iſt ein Beweis unzweifelhaft ſtarker Begabung. Viel=
leicht
gelingt es dem Dichter, auch inhaltlich ſeinen Werken jenen Geiſt
zu goben, den wir neue Sachlichkeit nennen und der im äußeren den
vorliegenden Novellen ihr Gepräge gibt,
AW. S.

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iſt heute nach langem, ſchwerem Leiden, das ſie mit ſeltenem
Heldenmut, ſtets andern dienend, getragen hat, von uns
geſchieden.

Rechtsanwalt W. Schwörer
und Kinder.
Darmſiadt, den 16. Oktober 1928.
Frankfurterſtraße 18.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 18. Oktober, nachmittags
3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof in Darmſitadt ſfatt. (*27224

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Gottes Ratſchluß war es, meine unvergeßliche Frau, unſere
liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter, Schwäge=
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Joseph Gerlach
Regierungsbaurat
Anni Gerlach

Mittwoch den 17. Oktober 1928

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Worms
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15. Oktober 1928.

Berlin

(16601

Kurt Stenzhorn
Joſefine Stenzhorn
geb. Berninger
Vermählte
13. Oktober 1928. (27173
Heute am 17. Oktober begehen
die Eheleute Peier Bernius
und Frau, geb. Leidecker das

Feſt ihrer
Silbernen Hochzeit.
(*27172)
Für die uns anläßlich unſerer Ver=
mählung
erwieſenen Aufmerkſamkeiten
ſagen wir Alſen herzlichen Dank.
Willy Strauß und Frau //Paletots 30 Mk. an.
Elſe, geb. Schönwolf.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſeren
lieben, hoffnungsvollen Sohn, Bruder und Schwager
Ludwig Schneider
Schupowachtmeiſter
plötzlich in ein befſeres Jenſeits abzurufen.
In tiefer Trauer:
Familie Brüſtle
Geſchwiſter Schneider
Familie Joh. Vay
Familie Heinrich Fiſcher.
Beerdigung Donnerstag, 18. Oktober 1918, nachm.
3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof. (*27244

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Am 15. Oktober 1928 iſt nach langem ſchweren
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entſchlafen. Herr Stumpf hat ſeit nahezu 7 Jahren
als Meiſter meine Lackiererei geleitet. Er hat ſich
durch ſein großes Können, ſeinen aufrichtigen Cha=
rakter
und ſeine muſtergültige Pflichttreue in gleichem
Maße die Sympathie ſeiner Unterſtellten, ſeiner
Kollegen und ſeines Arbeitgebers erworben.
Ich werde Herrn Stumpf ſtets ein ehrendes
Andenken bewahren.
Joſeph Trier, Möbelfabrik
Darmſtadt.

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Eott dem Allmächtigen hat es gefallen, nach
kurzem, ſehr ſchweren Leiden meinen innigſtgeliebten
Mann, der treubeſorgte Vater ſeiner beiden Kinder,
unſern lieben Sohn, Schwiegerſohn, Bruder, Schwager
und Onkel
Lorenz Rohmann
Feldſchütz
im 45, Lebensjahre plötzlich in die Ewigkeit abzu=
rufen
.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:

Eva Rohmann, geb. Beſt.

Darmſtadt, den 15. Oktober 1928.
Moosbergſtr. 16.

(*27217

Die Beerdigung findet Donnerstag, den 18. Oktober,
nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle des Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die wohltuenden Beweiſe auf=
richtiger
Teilnahme bei dem Heimgang
unſeres lieben Entſchlafenen, ſowie für
die reichen Blumenſpenden ſagen wir
innigen Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Minna Puth
geb. Buff.

Darmſtadt, im Oktober 1928.

DAHEN-HÜTE
werden fassoniert
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I. Ludwigstr. 10, I. Im Hause Nietschmann
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Gewinnliſte
der Verloſung des Frauenvereins der

Petrus=Gemeinde.
9. 13. 31. 33. 71. 81. 89. 91. 129. 63. 86. 90. 98. 203. 11. 14.
43. 52. 69. 85. 99. 305. 16. 23. 31. 35. 37. 44. 59. 64. 72. 73. 81.
91. 96. 400. 3. 19. 22. 25. 26. 30. 36. 42. 44. 46. 47. 48. 55. 60. /Grafenſtr. 39, gegenüber der Stadtkaſſe
65. 77. 99. 515. 32. 42. 45. 54. 56. 59. 76. 80. 611. 19. 25. 26. 29.
31. 36. 45. 48. 57. 64. 66. 84. 91. 97. 98. 701. 4. 7. 13. 17. 20. 21.
27. 63. 83. 88. 92. 801. 3. 4. 13. 23. 27. 34. 48. 55. 56. 60. 69. 76.
86. 901. 11. 29. 37. 39. 51. 54. 59. 60. 62. 65. 84. 87. 1014. 21.
22. 27. 39. 40. 68. 80. 94. 1103. 35. 38. 47. 51. 54. 60. 68. 72.
77. 78. 1201. 4. 5. 11. 31. 43. 51. 69. 70. 71. 80. 1301. 5. 8. 14.
15. 27. 38. 40. 48. 52. 61. 63. 64. 67. 70. 72. 88. 94. 1401. 9. 10.
12. 13. 17. 20. 25. 29. 31. 48. 62. 76. 78. 94. 95. 98. 1502. 4. 6.
8. 14. 16. 18. 31. 32. 40. 41. 43. 46. 52. 69. 77. 87. 1601. 5. 10.
21. 40. 43. 56. 58. 62. 76. 78. 80. 96. 98. 99. 1720. 27. 35. 37. 39.
42. 46. 50. 75. 80. 85. 98. 1801. 4. 6. 10. 13. 18. 29. 30. 42. 46.
54. 56. 58. 60. 65. 66. 72. 78. 81. 82. 86. 87. 92. 1904. 6. 15. 25.
39. 43. 46. 48. 53. 64. 81. 83. 88. 94. 98. 2013. 16. 21. 26. 41. 47.
57. 60, 62. 70. 2102. 5. 26. 27. 29. 35. 39. 47. 48. 49. 57. 58, 62.
67. 76. 77. 80. 85. 86. 87. 2212. 20. 29. 34. 45. 65. 66. 76. 80.
2341. 52. 55. 69. 73. 74. 88. 95. 2404. 6. 35. 57. 58. 60. 72. 73
77. 78. 79. 82. 87. 2509. 10. 11. 24. 40. 42. 44. 46. 48. 49. 70.
75. 82. 84. 87. 2600. 1. 5. 11. 12. 39. 62. 72. 86. 87. 2707. 16.
24. 41. 52. 54. 61. 66. 79. 2801. 5. 14. 27. 30. 32. 34. 40. 49. 53.
74. 83. 84. 2903. 8. 21. 25. 29, 35. 36. 47. 48. 51. 56. 98. 99.
Die Gewinne können Donnerstag, den 18. und Freitag, den
19. d. Mts., vormittags von 10 bis halb 1 Uhr und nachmittags
von 36 Uhr im Saale des Gemeindehauſes der Petrusgemeinde.
Eichwieſenſtraße 8, in Empfang genommen werden.
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Nummer 289

Mittwoch den 17. Oftober 1928

Seite 5

Stag
84 Uhr ſtatt,

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 17. Oktober.
Heſſiſches Landestheater. Vorſtellungsänderungen. An
Stelle der angekündigten Aufführung von Roters Oper Die ſchwarze
Kamer wird heute Mittwech, 19 Uhr 30, im Großen Haus für die
Miete B Bizets Carmen gegeben, da Herr Kuhn erkrankt und ein
Erſatz nicht zu beſchaffen iſt. Die Vorſtellung leitet Kapellmeiſter Bam=
beuger
, die Hauprpartien ſind wie bei der erſten Aufführung dieſes Jah=
ges
beſetzt mit den Damen: Landwvehr (Carmen), von Stoſch (Micaela),
Harre (Frasquita), Liebel (Mercedes) und den Herren Jäger (Joſé),
Komregg (Escamillo), Overlack (Zuniga), Ebert Beher (Morales! Ney
(Dancairo), Vogt (Reſnendado). Diejenigen Mieter, die für die Auf=
führung
Schwarze Kamurer von ihrem Tauſchrecht Gebrauch gemacht
haben, da ſie die Vorſtellung bereits bei der Uraufführung geſehen
haben, die nun aber die Vorſtellung Carmen beſuchen wollen, werden
gebeten, heute, Mittwoch, vormittag zwiſchen 9 und 13½
Uhr den ilnen zugeſtellten Gutſchein zurückzugeben; es wird ihnen Lann
eine neite Tauſchanweiſung ausgehändigt, ſo daß ſie ihr Tauſchrecht bei
einer ſpäteren Vorſtellung ausüben können. Diejenigen Mieter, die
ctwa die Vorſtellung Carmen uicht zu beſuchen wünſchen, können eben=
falls
zuiſchen 9 und 13½ Uhr ihren Platz bei der Mietabteilung zur
Verfügung ſtellen und den entſprechenden Gutſchein in Empfang nehmen.
Am Sonntag, dem 21. Oktober, wird im Großen Haus an Stelle
von Aida wegei Erk ankungen im Perſonal für Miete 1 Puccinis
Tosca gegeben. Muſikaliſche Leitung: Ketzellmeiſter Baurberger,
In den Hau

Iatori
hrstrahe 15

hocken ſid=
Im Kleinen Haus wird heute abend für die Zuſatzmiete V Calde=
rons
Dane Kobold wiederholt.
In den am Samstag, tem 20. Oktober, im Kleinen Kaus zum erſten
Male zur Aufführung gelangenden Schubert=Opern Der treue Soldat
und Die Weiberverſchwörung ſind beſchäftigt die Damen von Stoſch,
Harre, Kienzl. Nieser, Liebel, und die Herren Jäger, Herrmann, Kom=
regg
, Overlack, Chert=Beher, Ney und Grohm Muſikaliſche Leitung:
Max Rudolf. Inſzenie=ung: Arthur Maria Rabenalt. Bühnenbild:
Wilhelm Reinking.
Kirchliche Kunſt. In der Reihe der Vorträge, die das Heſſiſche
Gewerbemuſeum über kirchliche Kunſt veranſtaltet, ſpricht Pro=
feſſor
Haupt am Donnerstag, den 18. Oktober, über den Altar
und ſeine Bedeutung für den Kirchenbau‟. Der Vor=
trag
wird durch Lichtbilder erläutert. Der Eintritt iſt frei; der Be=
ginn
pünktlich um 8 Uhr.
Preisausſchreiben der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft. Zu der
Notiz über das Ergebnis des Praisausſchreibens der Heſſiſchen Spiel=
gemeinſchaft
iſt nahzutragen, daß die bisher noch unbekannte Trägerin
des zweiten Prciſes (Verfaſſerin des Volksſtückes Wann ich) Frau L.
Feihow=Wachsmuth, Darmſtadt, iſt.
Die Errichtung eines Milchhofes, die als erſter Punkt auf der
Tagesordnung der Stadtverordnetenverſammlung (am Donnerstag)
ſtand, wurde, wie uns migeteilt wird, abgeſetzt, da Oberbürgermeiſter
Dr. Gläſſing verhindert war, an den Beratungen des Finanzausſchuſſes
teilzunehmen.
Die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger, beteiligte ſich,
einer Einladung des Kurzſchrift=Gaues Odenwald folgend, an dem in
dem ſchmucken Odenwaldſtädtchen Erbach abgehaltenen Gauwettſchrei=
ben
. Während der Vormittag der ernſten Arbeit, insbeſondere dem
Wettſchreiben gewidmet war, beſichtigten die Mitglieder der Vereini=
gung
am Nachmittag die Brauerei=Einrichtung des Erbacher Brau=
hauſes
Wörner. Unter der ſachkundigen Führung von Herrn Wörner
jun, war jedem Gelegenheit geboten, die Herſtellungsweiſe des edlen
Getränkes kennen zu lernen. Lebhafte Bewunderung erweckten die in
jeder Beziehung muſtergltigen und mit den neueſten Errungenſchaften
der Technik ausgeſtatteten Brau=Anlagen. Mit einer kleinen Koſtprobe
fand die Beſichtigung einen würdigen Abſchluß. Bei der am Nach=
mittag
im Schützenhof abgehaltenen Preisverteilung errang die Ver=
einigung
wvieder durch Herrn Kräuter, in der Abteilung 240 Silben
die Höchſtleiſtung des Tages. Außerdem wurden die Hälfte der Teil=
nehmer
mit Ehrenpreiſen ausgezeichnet. Es errangen weiter: in 200
Silben: Ehrenpreis Frl. Wenzel, 1. Preis: Fr. Schäfer, Frl. Kräu=
tet
; 140 Silben: Ehrenpreis Phil. Schäfer, 1. Preis Frl. Ihrig,
2. Preis Frl. Heilig; 120 Silben: 1. Preis Ludwig Erne; 100 Silben:
Ehrenpreis Hch. Körber, Hch. Schneider.
Von dem Verein der Hundefreunde von Darmſtadt und Um=
gegend
für Raſſezucht, Polis=i=, Schutz= und Gebrauchshundeweſen (e. V.)
wird uns folgendes geſchrieben: In Nr. 284 Ihres Blattes wird unter
der Ueberſchrift Raubüiberfall im Neuen Pajais die Frage aufgewor=
fen
, warum die Polizei keine Spürhunde in Bereitſchaft habe; dieſe
Frage iſt dunhaus berahtigt. Erfahrungsgemäß haben ſich gut abge=
führte
Polizei= und Schuszhunde im Ermitrelungsdienſt trefflich bewährt.
In Erkenntnis dieſer Tatſache beſitzen auch diele Polizeiverwaltungen
eigene Dienſthunde; in Heſſen, ſoviel uns bekannt, die Polizeiverwal=
tungen
von Mainz, Offenbach und W=rms. In außerheſſiſchen Staaten,
wie Preußen, Sachſen, Bayern und zWürttemſerg, beſtehen ſogar
ſtaatliche Dreſſuranſtalten, in deuen Polizeihunde abgerichtet wer=
den
. Dies beweiſt, daß auch in weiteſten Kreiſen der Vehörde die Er=
kenntnis
beſteht, daß ein gut abgerichteter Polizeihund eine wertvolle
Hilfe im Ermittelungsdienſt darſtellt. Wie uns bekaunt, hatte auch das
Polizeiamt Daruſtadt vor Jahren ſelbſt Polizeihunde zur Verfügung,
die von Beamten des Amts geführt wurden. Es ſt nicht unſere Auf=
gabe
, zu unterſuchen, warum dies jetzt nicht der Fall iſt. Wir ſelbſt
haben Mitglieder, die ſehr gut abgerichtete Polizei= bzwv. Suchhunde
beſitzen. Gerade weil es ſeitens unſeres Vereins als mißſtändig embfun=
den
wird, daß derartige Hunde nicht in hieſiger Stadt von der zuſtän=
digen
Behörde geführt werden, haden wir bereits im Jahre 1924 ſo=
wohl
dem Polizeiamt wie auch der Staatsinwaltfchaft Mitglieder nam=
haft
gemacht, die bereit ſeien, ihre Kunde der Behörde im Ermittelungs=
dieuſte
gern zur Verfugung zu ſtellen. Soviel wir wiſſen, iſt von die=
ſem
Anerbieten bis jetzt noch kein Gebrauch gemacht worden. Unſer Ver=
ein
hatte gerade am 7. Okrober I. J. eine öffentlihe Vorführung von
Polizei= und Schutzhunden hier veranſtaltet, bei denen der Höchſtſtand
der Leiſtungen ſolcher gezeigt wurde. Wis wären ſelbſwverſtändlich gerne
bereit geweſen, mit geeignetem Ma erial der Behörde zwecks Ermitte=
lung
der Täter des am gleichen Abend verübten Raubüberfalles im
Neuen Palais an Hand zu gehen. In Stuttgart werden ſeitens der
Polizeiverwaltung über 50 Dienſthunde gehalten; ſollte es nicht niöglich
ſein, daß auch in der Hauptſtadt des Heſſenlandes wenigſtens
1 Polizeihund von der Behörde ſelbſt gehalten wird?. Wenn man er=
wägt
, daß erfahrungsgemaß Polizei= und Suchhunde vielſach zur Auf=
klärung
ſtrafbarer Haudlungen und zur Ermittelung der Täten mitge=
holfen
haben, muß es als unbedingt erforderlich bezeichnet werden, daß
au! in hieſiger Stadt ſeitens der zuſtändigen Vehörde ſolche Hunde ge=
halten
werden
Mißſtände im Wechſelverkehr. Die Spitzenverbände der Wirt=
ſchaft
haben in mehreren Beſprechungen die Frage geprüft, wie offen=
ſichtliche
Mißſtände im Wechſelverkehr durch geeignete Einwirkung auf
die am Wechſelverkehr intereſſierten deutſchen Wirtſchaftstreiſe beſeitigt
werden können. Es hat ſich im Laufe der letzten Zeit herausgeſtellt,
daß in immer mehr zunehmendem Umfange Wechſel unverſteuert an
die Warenlieferanten geſandt werden, ohne daß ſich die Warenbanehmer
darüber klar ſind, daß ſie hierdurch gegen die Beſtimmungen des § 5
des Vechſelſteuergeſetzes gröblich verſtoßen und in Strafe genommen
werden können. Eine weitere Unſitte iſt die Inzahlunggabe vordatier=
ter
Wechſel. Dabei ſcheint Unklarheit darü er zu beſtehen, daß die
Laufzeit aller Wechſel mit dem Tage der tatſächlichen Ausſtellung oder
Verſendung beginnt. Da dieſe Mißſtände im Wechſelverkehr die ord=
nungsmäßige
Abwicklung der Geſchäfte erheblich beeinträchtigen, haben
ſich die Spitzenverbände der Wirtſchaft zu durchgreifenden
Maßnahmen gegenüber ſolchen Firmen entſchloſſen, die trotz vor=
heriger
Verwarnung bei einer den vorſtehenden Grundſätzen zuwider=
laufenden
Behandlung verbleiben. Es wverden daher alle Empfänger
von unverſteuerten Wechſeln aufgefordert, die Angelegenheit, wenn
nicht ohne weiteres die Abſtellung des Mangels durch den Ausſteller, zuer Jahren gegebenes Verſprechen, wieder eine Wanderung dorthin zu
erfolgt, der für die verantwortliche Firma zuſtändigen Induſtrie= und
Handelskammer bzw. Handwerkskammer mitzuteilen. Die Kammer
wird ſodann die betreffende Firma auf das Unzuläſſige ihrer Hand=
lungsweiſe
hinweiſen und nötigenfalls mit den zuſtändigen Behörden probe nach dem Mittageſſen fehlt nucht. Unvergeſſen ſind die fröh=
in
Verbindung treten.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute abend 8 Uhr findet ein Lichlbildervortrag des Herrn, Gzeneral= ſteinerten Tierfährten uſu aus der Urzeit. Zum Geleit und zur Be=
ſekretärs
Welkow bei Rittweger (Reſtaurant Gutenberg), Ecke Gra=
fen
= und Wieſenſtraße, ſtatt. Es wird um zahlreiches und pünktliches
Erſcheinen gebeten.
Deutſche Volsspartei, Ortsgruppe Darmſtadt.
Die für Freitag, den 19. Oktober, vorgeſehene Mitgliederverſammlung Emilſtraße 28, einzureichſen. (Näheres ſiehe Anzeiger)
mnß ausfallen, da Herr Reichstagsabgeordneter Dingeldey an dieſem
Tage noch in Berlin ſein wird. Der neue Termin wird rochtzeitig be= leute von Mörfelden wegen Diebſtahls wird von der Rolle ange S
kannt gegeben.

Friſchenilch oder paſteuriſirte Milch.
Von Prof. Dr. W. Baubel, Arzt und Nahrungsmittelchemiker.

Auf die von landwirtſchaftlicher Seite vorgebrachte Begrundung
der Vorzüge der paſteuriſierten Milch mögen mir noch einige Worte
geſtattet ſein. Von der Gegenſeite ſind eine Reihe von Gewährsmännern
vorgeführt worden, die ſich für die paſteuriſierte Milch ausſprechen. Ich
werde hier einige wenige von den vielen, die ſich dagegen ausgeſprochen
haben, hier zu Worte kommen laſſen.
Geh. Rat Bofe, Miniſterialrat im Reichsminiſterium für Ernährung
ſagte auf der Milchwirtſchaftlichen Tagung in Mannheim 1926: Nicht
Stellung nehmen möchte ich zur Frage des Paſteuriſierungs=
zwanges
. Die Kinderärzte ſtehen in ihrer überwiegenden Mehrzahl
auf dem Standpunkte, daß die Milch ſo wenig wie möglich behandelt
werden ſoll. Das Ideal der Milchverſorgung iſt die Bereitſtellung
einer von ſachgemäß gefütterten, ſauberen und geſunden Kühen in
ſauberen, hellen Ställen einwandfrei von ſauberen, gefunden Menſchen
gewonnene, alsbald tiefgekühlte Rohmilch.
Zuzugeben iſt, daß dies nicht immer möglich iſt, aber da, wo es
möglich iſt, ſollte man dies allem anderen vorziehen. Und wir im
Darmſtadt ſind in der glücklichen Lage, direkt vor den Toren ein weites
Milch=Produktionsgebiet vor uns zu haben, das nur noch beſonderer
Pflege bedarf, um wirklich vollkommen zu ſein.
Die Paſteuriſierung der Milch muß als eine Verſchlechterung ihrer
Beſchaffenheit angeſehen werden. Eine vollkommene Kontrolle der in
die Zentrale gelangenden Milch iſt ausgeſchloſſen. Es können aur
Stichproben gemacht werden. Und wir haben beobachtet, daß wegen zu
ſtarker Säuerung zunächſt beiſeite geſtellte Milch ſchließlich doch zuge=
miſcht
wurde. Wie viel Kontrollbeamte wären nötig, um dies alles
zu verhindern. Das Herausſchaffen des ſogenannten Schmutzes umfaßt
nicht nur dieſen, der nur in geringem Prozentſatz im Zentrifugen=
ſchlamm
vorhanden iſt, ſondern auch ſehr wertvolle Stoffe. Zuzugeben
iſt, daß bei Milch von kranken Kühen auch Stoffe herausgeholt werden
können, die ſchädlich wirken, und es iſt deshalb verboten, ſolchen
Schlamm zu berfüttern. Aber dieſer Schlamm enthält auch lebens=
wichtige
Stoffe, die auf dieſe Weiſe entfernt werden, ſo insbeſondere
Lecithin mit dem Vitamin B, das für die Fortpflanzung und Laktation
ſo wichtig iſt und das nach meinen Beobachtungen mit dem Cholin des
Lecithins identiſch oder doch weſensverwandt ſein dürfte. Uebrigens
ſagt von dieſer Neinigung Prof. Beythien=Dresden mit Recht: Sie iſt
ja nur fürs Auge. Man ſagt zwar, die Milch wird durch das Zentri=
fugieren
anſehnlicher und appetitlicher. Aber das Unappetitliche ſind
doch die löslichen Beſtandteile des Kuhkots, die durch das Zentrifugieren
nicht entfernt werden. Die abgeſchiedenen Strohteilchen uſw. ſind für
den Chemiker nichts Unappetitliches.
Eine Milchzentrale mit Paſteuriſierung kann, da
die vorzunehmenden Prozeduren viel Geld koſten, nur dann exiſtieren:
1. Wenn die Milchpreiſe ſehr hoch gehalten werden oder fortgeſetzt
Zuſchiſſe von der Stadtverwaltung gegeben werden, ſiehe Frankfurt mit
den großen Defiziten oder die jetzt liquidierte Zentrale in Dortmund.
2. Oder wenn der Einkaufspreis der Milch ſo niedrig angeſetzt
wird, daß daraus die Koſten beſtritten werden, ſo bei Mannheim und
Gießen, wo der Einkaufspreis 18 Pfg. beträgt.
3. Oder wenn eine abgerahmte Milch nachher als paſteuriſierte, un=
veränderte
Vollmilch verkauft wird. Eine ganze Reihe von Molkereien
liefert eine Vorzugsmilch mit hohem Fettgehalt, der der übrigen Milch
entzogen iſt. Wieder andere liefern nur gerade das noch erlasſte
Minimum an Fett.

Da Kindermilch Friſchmilch ſein ſoll, ſo müſſen auch die min=
derbemittelten
Kreiſe beim Paſteuriſierungszwang der Milch dazu
übergehen, teure Kinder=Vorzugsmilch zu kaufen, während ſie ſonſt ſehr
gut mit der üblichen geſunden Friſchmilch auskommen können. Es tritt
alſo eine erhebliche Verteuerung der Lebenshaltung der ſo ſchon hart
bedrängten Familien ein. Im übrigen, wenn Friſchmilch für die Kin=
der
das Beſte iſt, ſo doch ſicher auch für die Erwachſenen.
Werden die Einkaufspreiſe niedrig eingeſetzt, ſo hat die Landunrt=
ſchaft
die Koſten für die Zentrale und die Paſteuriſierung zu tragen,
denn eine fortgeſetzte Zubuße durch die Stadt oder eine Abrahmung
der Milch würde ſich das Publikum mit Recht nicht gefallen laſſen. Die
Koſten auf die Milchhändler abzuwälzen, würde vollſtändig mißlingen,
denn wenn man dieſe ausſchalten wollte, müßten gut bezahlte Ange=
ſtellte
herangeholt werden, die nicht 1214 Stunden arbeiten und Sonn=
und Feiertage ohne Unterbrechung tätig ſind, bei denen nicht nur eine
Perſon allein, ſondern alle Familienglieder Mitarbeiter ſind. Die
Folge der Ausſchaltung des Milchhandels würde auch hier eine erheb=
liche
Verteuerung ſein.
Ganz abwegig iſt aber der Plan der Landwirtſchaft, ſämtliche in
dem zugehörigen Gebiet produzierte Milch durch eine ſtädtiſche Zen=
trale
bewirtſchaften zu laſſen. Mit Recht ſagt der Direktor der Mann=
heimer
Milchzentrale: Es iſt eine bekannte Tatſache, daß den ſtädtiſchen
Molkereien bei Verwertung von Ueberſchußmilch am Verbrauchsort
große finanzielle Verluſte entſtehen, weil die Milch am Eude des langen
Transportweges durch Bahnfracht und andere Unkoſten ſchon derarx
hoch belaſtet iſt, daß ſich die Verwertung in Butter uſw. gar nicht mehr
lohnen kann.
Und nun den Uebexſchuß auf Koſten der ſtädtiſchen Verbraucher in
Außenmolkereien verarbeiten zu laſſen, würde wohl durchaus den In=
tereſſen
der Milch konſumierenden Bevölkerung widerſprechen.
Das Ziel der Landwirtſchaft kann nur das ſein, die Milchproduk=
tion
ſo zu geſtalten, daß eine Milch beſter Qualität zur Herſtellung von
Butter und Käſe gewonnen wird. Namentlich an die in Käſereien
verwendete Milch werden allerhöchſte Anforderungen geſtellt. Erfüllt
dieſe die Landwirtſchaft, ſo erhalten wir auch eine vorzügliche Friſch=
milch
für den direkten Verbrauch und können endlich mit Erfolg den
jetzt noch beſſer ausgerüſteten holländiſchen und däniſchen Molkereien
entgegentreten und ſo den Import von ausländiſchen Molkereiprodukten
unterbinden zum Beſten der Allgemeinheit und nicht zuletzt zum Beſten
der deutſchen Landwirtſchaft.
Zum Schluſſe möchte ich noch aus einer Rede des Hamburger Nah=
rungsmittelchemikers
Dr. Nottebohm einige Sätze wiedergeben: Wir
haben in Hamburg eine Friſchmilchverſorgung von etwa 60 Prozent
aller Milch, und wir würden es ablehnen müſſen, wenn durch Einfüh=
rung
von Milchhöfen dies geändert werden ſollte. Etwas Schöneres als
dieſe Verſorgung mit Friſchmilch kann, ich mir nicht denken. Die
Milchhöfe ſind nicht das Ja und Amen der Milchverſorgung . . . Soll=
ten
wir in Darmſtadt anderes wünſchen, wo wir die gleichen günſtigen
Verhältniſſe der Milchverſorgung wie in Hamburg haben. Dem glei=
chen
Grundſatz, daß Friſchmilch die beſte iſt, huldigt die landwirtſchaft=
liche
Abteilung in Gießen. Wir ſind auch der Meinung, daß für eine
völlig einwandfreie Friſchmilch ein höherer Preis verlangt werden kann,
als für das paſteuriſierte Surrogat. Eine gut gereinigte, tief gekühlte
Friſchmilch, deren Temperatur 10 Grad Celſius nicht überſteigen ſoll,
iſt das Beſte für alle.

Der Hauzfrauenbarein
eing
dür Grage iner Mlaggofseitſhang.
Als berufenſter Vertreter der Darmſtädter Hausfrauen und Müitter
der Errichtung eines Milchhofes und des ſtädtiſchen Milchvertriebes be=
faßt
und iſt, nach eingehender Veſprechung mit den in Frage kommen=
den
Autoritäten, unter gewiſſenhafter Beachtung aller Seiten der Frage
zu einſtimmiger Ablehnung des Projektes gekommen.
Es leiteten ben Vorſtand des Hausfrauenbundes hierbei folgende
Erſwägungen: Die Milchverſorgung Darmſtadts iſt quantitativ wie quali=
tativ
nicht nur ausreichend, ſondern, im Gegenſatz zu vielen anderen
Städten, einzigartig einwandfrei. Eine Verbeſſerung in dieſer Hinſicht
iſt nicht zu erwarten.
In finanzieller Hinſicht befürchtet der Hausfrauenbund ſchwvere
Mehrbelaſtung ſolohl des Steuerzahlers wie auch, nach eingehender Be=
rechnung
von fachmänniſ her Seite, des Konſumenten. Auch der Produ=
zent
, mit Ausnahme einiger Großbetriebe in der Nähe Darmſtadts,
wird keine höheren Einnahmen erzielen.
Der für die Hausfrauen am ſchwerſten ins Gewicht fallende Grund
iſt der hygicniſche.
Wie erſte Autoritäten uns belehren, iſt die Frage der Paſteuriſie=
rung
und ihrer Zweckmäßigkeit noch ganz unentſchieden. Dieſelben Auto=
ritäten
erkläten aber den die Zwangspaſteuriſierung völlig ablehnenden
Standpunkt des Hausfrauenbundes für voll berechtigt. Der Hausfrauen=
bund
betraihtet es als eine ſchwere Schädigung der Volksgeſundheit, der
Bevölkerung die ungewüinſchte paſteuriſierte Milch aufzuzwingen und ihr
ein für Kranke und für die Jugend ſo wicſtiges Volksnahrungsmittel
wie die ſo gern und viel genoſſene Dickmilch zu entziehen. Mit Schrecken
ſieht der Hausfrauenbund dem Zwange entgegen, den ein Monopol=
betrieb
eines ſo wichtigen Nahrungsmittels auf die Hausfrauen ausüben
wird; ein weiteres Schreckbild erblickt er in der Vorausſicht des Milch=
ſchleichhandels
(wir denken dabei an die ſchreckliche Vergangenheit), der
die Geſundheit weiter Kreiſe ſtärker ſchädigen wird als die Milch aus
der geplanten, evtl. unter ſtädtiſcher Kontrolle ſtehenden Zentrale der
Milchhändler Darmſtadts dies je tun wird.

GUISA

Volkshochſchule. Immer wieder beſchäftigt den Menſchen die Frage
nach dem Sinn des Lebens. Welche Antwort heute darauf zu geben
iſt, das wird Pfarrer Taesler in einer Vortragsreihe im Rahmen der
Volkshochſchularbeit ausführen, die am 24. Oktober beginnt. Im Zu=
ſammenhang
mit der Frage nach dem Sinn des Lebens ſtehen die Fra=
gen
nach den Lebensfunktionen, die Fragen nach dem Seelenleben. Die
letzteren wird Herr Profeſſor Kißner in einer beſonderen Vorleſung be=
handeln
, die am 25. Oktober beginnt. Der weiteren Ergänzung dient der
Kurſus über Menſchenkenntnis, der den Charakter des Kindes und des
Erwachſenen behandelt, ſeine Entſtehung und Beeinfluſſung, ſeine nor=
malen
und krankhaften Aeußerungen, Frl. Dr. phil.Bücking leitet dieſen
Kurſus, und zwar Freitags. Anmeldungen erfolgen auf der Geſchäfts=
ſtelle
der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.

c beſeitigt üblen Mundgeruch u.
CRIOTOAOMShäßlich gefärbten Zahnbelag
IV. 11861

Odenwalöklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Ein den Nierſteinern vor
unternehmen, wird am Sonntag, dem 21. Oktober, erfüllt werden. Nier=
ſtein
hat zum Empfany des Darmſtädter Odenwaldklubs große Vorberei=
tungen
getroffen. Ein herzlicher Engpfang iſt gewiß. Auch eine Wein=
lichen
Stunden bei der Wanderung vor 2 Jahren, und mit Beſtinnnt=
heit
iſt zu erwarten, daß es wieder ſo werden wird. Vor Nierſtein hält
der Direktor des Naturhiſtoriſchen Muſeums in Mainz, Herr Profeſſor
Dr. Schmidgen, einen fehr lehrreichen Vortrag über Funde von ver=
achtung
gibt uns uuſer Darmſtädter Dialektdichter Heini Schäfer einen
hübſchen Reim mit auf den Weg. Unſere Mitglieder bitten wir gleich=
zeitig
, Wandervorſchläge für das Jahr 1929 bis zum 1. November an
den Vorſitzenden des Wanderausſchuſſes, Herrn Stadtinſpektor Schött,
* Große Strafkammer. Die Strafſache gegen Maurer Siegel Ehe=
und wird neuer Termin beſtimmt werden.

Zur Heſſiſchen Familienchrenik.
Exzellenz Frhr. v. Scholl ehemaliger Generalg jutant Kaiſer
Wilhelms II., ein geborener Heſſen=Darmſtädter, hat in vergangeder
Woche in Potsdam das Zeitliche geſegnet, am Eingang ins 81. Lebens=
jahr
. Der Verſtorbene unterhielt noch immer mit Haus Doorn fre ind=
ſchaftlich
=loyale Beziehungen. In den Glanzzeiten des Kai erreich hitte
hat ſich der Vo=ſpand des Hausfrauenhundes Darmſtadt mit der Frage Exz. v. Scholl auf den Hoffeſtlichkeiten, ſchon vermöge ſeiner Nchen=
geſtalt
eine beachtenswerte Rolle geſpielt. Er war vermählt mit Freiin
Ada v. Löw, gleichfalls Heſſin. Der einzige Sohn des Paares, Ritt=
meiſter
Guſti v. Scholl, zählte zu den erſten Gefallenen im Weltkrieg.
Der Kaiſer, der nie verſäumte, ſeinem getreuem Adfutanten bei G=burts=
und Neujahrstagen kleine Aufmerhſamkeiten zu ſenden, ſandte der Witwe
folgendes Telegramm: Ich bin tief erſchüttert über den Tod Ihres
Gatten, der meinem Herzen ſo nahe ſtand. Dieſem Telegramm folgte
ein Brief nach. Auf den Wunſch des Kaiſers ſollte einer ſeiner Söhne
die Witwe an das Grab geleiten. Deren Schweſter Exz. Sofie von
Weiher, geb. v. Löw, die bekannte und beliebte Land ſchaftsmalerin, deren
Arbeiten auch heute noch geſchätzt und begehrt ſind, wurde bei dieſer
Gelegenheit von unſerem Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg
geführt
Infolge der geſellſchaftlichen Stellung, die der verſtorbene General.
v. Scholl eingenommen hatte, und auf Grund der perſönlichen Beliebt=
heit
, deren er ſich in breiten Kreiſen erfreute, geſtaltete ſich die Feier
ſeiner Beſtattung zu einem Ereignis für Potsdam.
Als Scholl noch als junger Offizier in Darmſtadt lebte er wurde
erſt ſpäter geadelt hatte er in einem Winter Gelegenheit, ſich als Le=
bensretter
zu bewähren: Prinz Ludwig von H ſſen, ſpäterer Großherzog
Ludwig IV. von Heſſen, war beim Schlittſchuhlaufen auf dem Kran ch=
ſteiner
Teich an einer gefährlichen Stelle eingebrochen und befand ſich
in einer ſehr ernſten Lage, aus welcher die Geſchicklichkeit und Ge ſtes=
gegenwart
des jungen Scholl ihn befreite.
E.I.

* Tragiſcher Tod. Die in Nr. 283 dieſes Blattes veröffentlichte Mit=
teilung
über das tragiſche Ableben des Bäckermeiſters Er.,ſt Hinne=
richs
bedarf einer Berichtigung Es handelt ſich um einen ſehr acht=
baren
jungen Mann vou 32 Jahren, um einen Menſchen von idealer Ge=
ſinnung
, die er u. a. auch; dadurch bekundete, daß er mit 17 Jahren als
Freiwilliger am Kriege teilnahm, ſich wehrend der vier Kriegsjahre burch
außergeſöhnliche heldenmiitige Selbſtverleugnung auszeichnete und
ſchließlich ſogar trotz ſchverer Kriegsbefhädigung auf eine Reichsunter=
ſtützung
verzichtete. Er hatte gehofft, ſich ſelbſt aus eigener Kraft ſein
Einkommen verſchaffen zu können, was ihm allerdings trotz aller An=
ſtrengung
nicht hatte gelingen wollen. Ex verfiel, wie ſo viele tüch=
tige
Menfoen, dem fur=htbaren Schickſal der Erwverbsloſigkeit, die bei
ſeinem vornehmen Charakter ganz beſonders ſchwer auf ihm laſtete. Zwar
hatte er bei ſeinen hieſigen Hausleuten eine freundlich teilnehmende Auf=
nahme
und auch eine ihm zuſagende Beſchäftigung in Gartenarbeit und
in Ueberwachung einer kleinen Hühnerfarm gefunden. Aber die harte
Enttäuſchung, daß der Staat, für den er ſich aufgeopfert hatte, ihm keine
richtige Berufsarbeit ſchaffen konnte, und dann wohl auch die Folgen,
ſeiner Kriegsverletzung hatten ſeinen geiſtigen Zuſtand im Laufe der
Zeit derartig erſehuittert, daß man bei ihm von einer im Verborgenen.
keimenden ſeeliſ hen Erkrankung ſprehen kann, deren Opfer er ſchließlich
geworden iſt. Sein tragiſcher Tod verdient deshalb alle Rückſicht, die
man einem Erkrankten ſeluldig iſt. Ju der Teilnahme mit den ſchwer
getroffenen Augehörigen und Freunden des Geſchiedenen, auf die die
oben erwahnte Mitteilung in ihrer kalten Form verletzend gewirkt hat,
wird dieſe Verichtigung deröffentlicht.
Lokale Veranſialtungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu beirachten.
in ſeinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſt.

Deutſcher Offizierbund. Wir ſind im Namen der
vaterländiſchen Verbände aufgefordert, an der öffentlichen Feierſtunde
zum Gedenken des 70. Geburtstags J. M. der hochſeligen Kaiſerin
Auguſte Viktoria am Sonntag, den 21. Oktober, 5 Uhr nachmittags
pünktlich, im großen Saale der Vereinigten Geſellſchaft (Ecke Neckar=
und Rheinſtraße) teilzunehmen. Näheres Zeitungen. Schüler und
Schülerinnen haben ſoweit der Platz reicht freien Eintritt auf
Stehplätzen.
Deutſchorden. Donnerstag, 18. Oktober, Knappſchafts=
abend
in Treuenau; Referat über den Urtext des Vertrags von Ver=
ſailles
.
Deutſchorden. Am Sonntag, den 21. Oktober, nachmittags
5 Uhr pünktlich: Gedenkfeier aus Anlaß des 70. Geburtstages der hoch=
ſeligen
Kaiſerin Auguſte Viktoria, in der Vereinigten Geſellſchaft. Die
Ordensbürder werden gebeten, Angehörige und Bekannte mitzubringen.
50 Pfennige Eintritt.
Der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, Outsgruppe
Darmſtadt, hält am Donnerstag, der 18. d. M., abends 8,30 Uhr im
Reſtaurant Sitte, Karlſtraße, ſeine Plichtverſawmlung ab. Gäſte will=
kommen
.
Baſtlerbund der Sendung. 20 Uhr 15 Min. im Deut=
ſchen
Haus (Alexanderſtraße 18) Vortrag des Herrn Dr. Schulz: Kur=
ven
und Diagramme in der Radiotechnik.
Heute Mittwoh abend gaſtiert im Café Rheingold der
beliebte rheiniſche Hunoriſt Andreas Kleinmeier. Sein Nams
bürgt dafür, den Cäſten nur Erſtklafſiges zu bieten.

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Seite 6

Mittwoch, den 17 Oktober 1928

Nummer 289

Ausſtellung (Ernährung und Wirtſchaft.
Der Darmſtädter Hausfrauenbund kommt gern der
Pflicht nach, all denen, die zu dem glänzenden Gelingen der Ausſtel=
lung
Ernährung und Wirtſchaft beigetragen haben, den wärmſten
Dank auszuſprechen. Es war für den Hausfrauenbund kein geringes
Unterfangen, dieſe Ausſtellung zu unternehmen, ohne daß der bekannte,
vom Stuerzahler ſo geſchätzte Garantiefonds von einer Behörde bereit=
geſtellt
worden war. Mit großer Vorſicht, aber ganz auf eigene Gefahr
hat der Hausfrauenbund dies ſeiner Anſicht nach höchſt aktuelle Unter=
nehmen
ausgeführt, das allerdings deſſen iſt ſich der Bundesvorſtand
bewußt ſeine überraſchenden Erfolge nicht nur den Ideen des Haus=
frauenbundes
, ſondern auch der unentbehrlichen Hilfe des techniſchen
Leiters der Ausſtellung dankt, des Herrn Georg Klos= Darmſtadt,
deſſen große Organiſationsfähigkeit ſich auch diesmal, wie ſchon bei der
Saalbauausſtellung 1927 bewies. Die Ideen des Hausfrauenbundes,
die die einzelnen Firmen zur Darſtellung brachten, fanden verſtändnis=
vollſten
Anklang in Darmſtadt: Jeder ſiebente Bewohner der Stadt
beſuchte die Ausſtellung, welche keinerlei Vergnügen bot, ſondern auf
nüchternſte Sachlichkeit eingeſtellt war, was dem ſichtlich ſtark intereſſier=
ten
Publikum offenbar zuſagte. Denn die zahlreichen Vorträge waren
meiſtens überfüllt und die Vorführungen der verſchiedenen Firmen
von früh bis ſpät dicht umdrängt, ſo die neuartigen Küchengeräte, die
Küchenſchränke der Firma Otto Kunkel, Möbelgeſchäft (Darmſtadt),
der elegante Pavillon der Bad Nauheimer Staatsquellen, worin der
Vertreter, Herr Heinrich Lohr ſen., Darmſtadt, Nieder=Ramſtädter
Straße 20, ſeinen Germania=Sprudel ſowie alle Paſtillen, Salze uſw.
zum Koſten anbot. Auch der Pavillon des Konſumvereins mit ſeiner
Kaffeeplantage erregte großes Intereſſe. Die Ausſteller ſelbſt waren
mit den erzielten Erfolgen zufrieden. Einem wiederholt verlauteten
Irrtum ſei hier entgegengetreten: Der Hausfrauenbund propagiert
keineswegs vegetariſche Koſt. Das Fehlen faſt aller Fleiſchnahrung
war allerdings Schuld der Metzgerinnung, die zum großen Bedauern
des Hausfrauenbundes deſſen wiederholte Aufforderung, ſich an der Er=
rährungsausſtellung
zu beteiligen, abgelehnt hat. Beſondere Beachtung
fanden die verſchiedenen Küchen, und beſondere Bewunderung fanden
bei den Darmſtädter Hausfrauen und Lehrkräften die glänzenden Lei=
ſtungen
der Landwirtſchaftlichen Haushaltungsſchule Michelſtadt. In
ihrer Küche ſtellten junge Schülerinnen, erſt zehn Wochen in der
Schule, Meiſterwerke der Konditorei her, daneben ſah man die von
ihnen bereiteten Schwartenmagen, Würſte und Käſe, die eingeweckten
ſelbſtgezogenen Gemüſe und Früchte, vor allem aber wurde ihre Aus=
ſtellung
von ſelbſtverfertigter feinſter Damenwäſche und Handſtickerei
bewundert, die von keiner Fachſchule übertroffen werden dürfte. Bei
dem Preisbewerb der gedeckten Tiſche, welchen das Publikum ſelbſt ent=
ſchied
, erhielten den 1. Preis: Urgroßmutters Teetiſch, den 2. Preis
Der moderne Gartentiſch in Glas, den 3. Preis Der Frühſtücks=
tiſch‟
. Die Gemüſe= und Obſtſtände, beſonders die überaus reichen und
künſtleriſch ſchönen der Landwirtſchaftskammer für Heſſen, riefen neben
größter Bewunderung manche Erörterungen hervor. Man fühlte ſich
verſucht, dieſen erſtaunlichen Reſultaten heſſiſcher Gartenkultur das
gegenüberzuſtellen, was der Durchſchnittseinwohner Darmſtadts zu
kaufen bekommt. Die Frage, wie derartige Früchte und Gemüſe auch
der Bevölkerung Darmſtadts erreichbar gemacht werden könnten, wurde
nicht nur in Hausfrauenkreiſen lebhaft erörtert. Erfolge von Beſtre=
bungen
in dieſer Hinſicht wären ein weiterer wünſchenswerter Erfolg
der Ausſtellung Ernährung und Wirtſchaft.

Wie lerne ich Skilaufen? Der Lehrfilm des bekannten Bergver=
lages
München, welcher mit einem ergänzenden Vortrag am Mittwoch,
den 17. Oktober, abends 8.15 Uhr, im elektrotechniſchen Hörſaal der
Techniſchen Hoſtſchule, Turmbau, laufen wird, gibt den Anfängern und
auch den Fortgeſchrittenen in der edlen Kunſt des Skilaufes die beſte
Gelegenheit, ſich einführen zu laſſen in das Weſen neuzeitlicher Lehr=
technik
. Die lebendigen im Bild vorgeführten Schneelaufübungen ermög=
lichen
weit mehr ein rhythmiſches Einfühlen in die einzelnen Bewe=
gungsformen
des Schneelaufs als der beſte rein theoretiſche Vortrag,
Da dieſe ſkitechniſchen Filmvorführungen gleichzeitig prächtige Winter=
kandſchaften
bringen werden, bei gleichzeitiger Einführung in den ſport=
lichen
Teil des Schneelaufes, durch Bilder aus dem Training der
Olympia=Mannſchaft, ſo kann jedem Freund des Witerſports der Beſuch
des Films beſtens empfohlen werden. Veranſtalter Skiklub Darmſtadt
Odenwald. Eintritt für Mitglieder 1. RM., für Nichtmitglieder
1.50 RM.

*Steuer= und Wirtſchaftiskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Oktober 1928.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
15. Okt.: Ablauf der Schonfriſt für die am 10. Oktober 1928 fällig ge=
weſene
Umſatzſteuer=Vorauszahlung.
20. Okt.: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1.15.
Oktober 1928 erfolgten Lohnzahlungen im Markenverfahren
und im Ueberweiſungsverfahren; im letzteren jedoch nur dann,
wenn die in der erſten Hälfte des Kalendermonats einbehal=
tenen
Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem Betriebe be=
ſchäftigten
Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM. über=
ſteigen
. (Keine Schonfriſt.)
25. Okt.: Vierte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel) laut Anforderungs=
zettel
für die Grundſteuer, Gewerbeſteuer und Sondergebäude=
ſteuer
für das Rechnungsjahr 1928. (Schonfriſt bis 5. Novem=
ber
1928.)
Beiträge zur Landwirtſchaftskammer. Nähere, endgültige Mit=
teilung
folgt im Steuerkalender für die erſte Novemberhälfte.
Steuerpflicht nach 88 10 und 28 des Grunderwerbſteuergeſetzes.
Nach den genannten Beſtimmungen des Grunderwerbſteuergeſetzes
haben bis zum 31. Oktober 1928 Inhaber des ſogenannten gebundenen
Grundbeſitzes, die geſetzlichen Vertreter von Perſonenvereinigungen,
Anſtalten oder Stiftungen aller Art Anzeige von Steuerfällen nach
8§ 10 und 28 des Grunderwerbſteuergeſetzes an die zuſtändigen Steuer=
ſtellen
(in Heſſen die Finanzämter) zu erſtatten. In Preußen ſind die
nötigen Maßnahmen von den Steuerſtellen zum Teil ſchon in die Wege
geleitet; in Heſſen iſt noch nichts veranlaßt, da Weiſungen aus dem
Reichsfinanzminiſterium bei dem Landesfinanzamt noch nicht vor=
liegen
. Nach einem in Berlin von Miniſterialdirektor Zarden gehal=
tenen
Vortrag iſt anzunehmen, daß die Pflicht zur Anmeldung von
Steuerfällen nach §8 10 und 28 des Grunderwerbſteuergeſetzes noch
H. W. Wohmann.
einige Jahre hinausgeſchoben wird.

A44

und 66

IunshelsHaftkaftee
ut gesund fün Jie

Von der Debewag‟. Darmſtädter Bewachungs=Geſellſchaft m. b. H.,
hervorgegangen aus der ſeit 1303 beſtehenden Kaſſeler Geſellſchaft, ſind
im verfloſſenen ½4 Jahr außer dem regelmäßigen Zu= und Nach=
ſchließen
der Grundſtücke 1393 offene Türen geſchloſſen, 674 offene
Türen vorgefunden, die niht geſchloſſen werden konnten, 290 Lichter
ausgelöfcht, 1 Feuer gelöſcht, 36 offene Geſchäftslokale, 18 defekte Türen
vorgefunden, N7 zerſchlagene Fenſter und Rolläden gemeldet, 1 Ein=
echer
verjagt, 10 defekte Zäune, 62 offene Fenſter und Rolläden feſt=
geſtellt
, 57 ſteckengebliebene Schlüſſel abgeliefert und 7 abgebrochene Tür=
griffe
vorgefunden (Siehe Anzeige.)

deßkagtes Haaf 1st Bchon.
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Schönheit Ihres Haares findet stets freudige Be-
wunderung
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bestimmt nichts Besseres für Ihr Haar! Preis 30 Pfg.
(I. St. 1253)

Einbruchsdiebſiahl in der Heidelbergerſiraße.
Die in dem Polizeibericht vom 15. Oktober 1928 erwähnten
Anzüge uſw. und Schmuckſachen ſind folgende: ein neuer rötlich=
beiger
Kammgarnanzug, ein getragener Anzug, grau mit ſchwar=
zen
Streifen und gezwirnt, ein faſt neuer brauner Anzug, in ſich
gemuſtert, aus Homeſpunſtoff. Alle drei Anzüge waren einreihig
und ſakkomäßig gearbeitet. Ein beigefarbiger Ulſter aus Woll=
ſtoff
mit angewebtem Futter und großen Karos, in Schweden=
form
gearbeitet, hinten Quetſchfalte mit Querſpange, zweireihig.
Einige Paar beige und graue ſeidene und wollene Damen=
ſtrümpfe
, teils mit der Aufſchrift Hermeda‟ Eine goldene
Herrenuhr mit Sprungdeckel, mit römiſchen Ziffern, beide Deckel
verziert, M. S. verſchlungen graviert, eine goldene Damenuhr
mit römiſchen Ziffern und verziertem Rückendeckel, E. S. graviert,
ein goldener Damenring in Kugelform mit tief eingelaſſenem
farbloſen Stein, vermutlich achteckig, graviert E. S. 13. II. 1907,
eine Bernſteinkette, hellgelb, mit feiner Aederung, mittlerer Stein
etwa 1 Zentimeter groß, nach den Enden verjüngend bis zur
Erbſengröße. Alle Steine bohnenförmig, Geſamtlänge etwa 60
Zentimeter; die Kette hat Schraubverſchluß. Eine weiße wachs=
farbige
Perlenkette, wovon die größte Perle erbſengroß iſt und
ſich die anderen nach beiden Seiten bis zur Größe eines Sand=
kornes
verjüngen; die Perlen haben Kugelform, und die Länge
der Kette iſt etwa 60 Zentimeter; ſie hat Steck= und Hakenver=
ſchluß
. Eine ſilberne Bluſennadel, ca. 7 Zentimeter lang, in der
Mitte 5 und an beiden Enden 2 Millimeter breit, in der Mitte
ſind 3 rote Steinchen in Dreieckform eingeſetzt. Eine Bluſen=
nadel
, ca. 3 Millimeter breit, 4 Zentimeter lang, unten Gold,
oben Mattgold und in der Mitte eine grauweiße Perle. Ein
dünnes goldenes Gliederhalskettchen mit Steckſchloß, ca. 60 Zenti=
meter
lang. Ein Anhänger zu dieſem Kettchen aus Gold, runde
Form mit weißen Steinchen, in Kreisform geſetzt. An einem
Goldglied als beſonderer Anhänger eine kleine Perle in Sand=
korngröße
. Eine ſilberne Handtaſche, Größe 15 X 20 Zentimeter,
glatter gebogener Verſchlußbügel mit ſilberner Kette, am unteren
Ende perlgroße Silberkügelchen. Ein Paar goldene Manſchetten=
knöpfe
, oval und kariert.
. Feſtnahme eines Betrügers. Ein 22jähriger Reiſender
von hier wurde wegen fortgeſetzter Betrügereien feſtgenommen
und dem Amtsgericht I Darmſtadt vorgeführt. Er kam in Unter=
ſuchungshaft
. Der Betrüger ſuchte in der Hauptſache Abonnenten
von Verſicherungszeitſchriften auf und teilte ihnen mit, daß ſie
für die erlittenen Unfälle eine neue Abfindungsſumme zu er=
warten
hätten. Für die Auszahlung dieſer Summe würde raſche=
ſtens
Sorge getragen. Nach dieſen Mitteilungen ließ ſich der Be=
rüger
Beträge von einigen Mark für Unkoſten aushändigen und
entfernte ſich dann. An Hand der von einem Geſchädigten abge=
gebenen
Beſchreibung und durch Vorzeigung von Lichtbildern
konnte der Täter ermittelt werden.

Zahnpasta
lüuge erhält die Zähne weiß und gesund.

(V15906

Tageskalender für Mittwoch, den 17. Oktober 1928.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19½ Uhr, Ende
nach 22 Uhr, B 4: Die ſchwarze Kammer. Kleines Haus, Anfang
20 Uhr, Ende gegen 22 Uhr, Zuſatzmiete V (3): Dame Kobold
Orpheum, 20.15 Uhr: Die drei Dorfheiligen. Konzerte:
Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Reſt. Bender, Wein=
haus
Maxim, Reichshof, Kaffee Haſſia, Sportplatzkaffee, Perkeo.
Kinovorſtellungen: Palaſt=Lichtſpiele, Helia, Reſidenz=
Theater.

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und gezu

hogen
Albehegen

Rummer 289

Mittwoch den 17. Oftober 1928

Geite 7

Souu ann ihen srninn.

11)

Roman von Walter Weilshaeuſer,
Nachdruck verboten

An Wendlands Scheune ſtanden gegenüber dem grünlichen
Himmel wie Schattenriſſe zwei Geſtalten. Ein unterſetzter Kerl
und .
Da waren ſie verſchwunden.
Der enge, von Gärten umſäumte Weg lief dort krumm unter
Blatt und Buſch zwiſchen den Häuschen.
Die beiden waren wie von der Erde verſchluckt.
Der Vierſchrötige und . . . und . . .
Verdammt, das war doch Balder geweſen!
Raſch ging Riesland nach Hauſe.
Dort fand er einen Eilbrief der verheirateten Schweſter. Sie
ſchrieb dringend. Er mußte noch heute abend nach der Kreisſtadt.
Gut, daß der Sarg geliefert war; nun hatte er keine beſonders
nötige Arbeit mehr. Er konnte ſich ſchon frei machen. Der Zug
fuhr um 8,30 Uhr.
Als er auf dem Weg zum Bahnhof bei Meckler vorbei kam,
leuchteten aus den Fenſtern der großen Gaſtſtube im Erdgeſchoß
alle Lampen.
Da hatte das Goldene Kreuz doch noch Beſuch bekommen.
Ja, im Kreuz waren unerwartet noch ſpäte Gäſte einge=
behrt
, eine Geſellſchaft aus Kaſſel, die über Nacht bleiben und
andern Tags nach der fränkiſchen Schweiz weiter fahren wollte.
Die zwei Kraftwagen waren gut untergebracht.
Nun ſaßen ſie bei Braten und Wein und unterhielten ſich
lärmend.
Ein dicker, ölig glänzender Herr in auffallend gemuſtertem
Anzug ſetzte ſich an das Klavier und ſpielte, mehr ſchlecht als
recht. Immer wieder drückte er den Kneifer feſt, der ihm von der
ſchwitzenden Naſe zu gleiten drohte.
Draußen fegte ein raſch aufgekommener heftiger Wind das
Herbſtlaub raſchelnd durch den leeren Wirtsgarten, über die
Steine des Marktes.
Der langgedehnte Pfiff einer Lokomotive tönte verweht und
zerriſſen herüber. Der Abendzug fuhr weiter.
In den Ställen raſſelte das Vieh verſchlafen an den Ketten.
Mägde trugen die letzten Waſſereimer ſchlürfend vom
Brunnen in die Küche.
Die Turmuhr teilte gewiſſenhaft die fliehende Zeit in Viertel=
ſtunden
.
Es ſchlug zehn.
Nun ſchlich die Nacht im ſchwarzen Mantel durch die Gaſſen.
Das Dunkel war undurchdringlich, man konnte die Finſternis
ſchneiden.
Die Gäſten hatten ſich ſatt getrunken, ſatt muſiziert und
waren einer nach dem andern in die Zimmer hinaufgegangen.
Endlich ſtieg der kleine Dicke als Letzter etwas unſicheren
Schrittes nach.

Feierabend! Meckler ſeufzte ein bißchen. Er vertrug das
Aufbleiben doch nicht mehr richt.
Die Zeiger der alten Standuhr, deren pflichttreuer Gang jetzt
auf einmal deutlich in dem ſtill gewordenen Zimmer vernehmbar
war, ſtanden dicht vor Mitternacht.
Meckler ſah noch einmal das Schloß des großen Eingangs=
tores
nach und machte dann den letzten Gang durch ſein An=
weſen
, wie jeden Abend vor dem Schlafengehen.
Auch die ſchwere Pforte, die zum Garten führte, riegelte er
ſtets ſelbſt ab. Ehe er ſie ſchloß, warf er durch die offene Tür
noch einen Blick nach den vom Sturm gezauſten Bäumen, die ſich
geſpenſtiſch neigten und ſchüttelten.
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Iſt da jemand? rief er laut in die Nacht.
Am Hausgärtchen ſchien ſich etwas bewegt zu haben, das
dorthin nicht gehörte.
Niemand antwortete. Es war wohl Einbildung geweſen.
Trotzdem horchte er noch ein Weilchen hinaus.
Nur der Wind rauſchte in unregelmäßigen Stößen. Die
Wolken zogen eilig nach Oſten, an den Rändern hin und wieder
braunſilbern beglänzt vom verborgenen Mond.
Nun würde wohl bald Regen kommen. Meckler ſchob den
ſchweren Riegel vor und ſtieg die breite Treppe hinauf. Bald
ſchlief alles im Hauſe.
Ein Fenſterladen klapperte, vom Sturm geriſſen.
T... uuuuuut!
Es war in der dritten Morgenſtunde.
T... uuuuuut!
Feuer?
Die Spießer reckten ſich in den Betten auf und ſahen ver=
ſchlafen
aus den Fenſtern. Neugier und Hilfsbereitſchaft machten
ſie ganz wach.
Da raſſelte auch ſchon die Handſpritze daher, gezogen von
acht Feuerwehrleuten. Einer ſaß auf dem Wagen und läutete
ein lächerliches Glöcklein.
Aus den Türen der Häuschen rannten ſie, den komiſchen
Blechhelm aufgeſtülpt, noch im Lauf Gurt und Rock ordnend.
Das Goldene Kreuz brannte.
Heller Feuerſchein ſtand unheimlich lebend und zuckend ſtumm
am Nachthimmel.
Man konnte das Unheil in ſeiner furchtbaren Größe erſt ab=
ſchätzen
, wenn man ganz in der Nähe der Brandſtätte auf dem
Markt ſtand.
Zuerſt lohte das Dachgeſchoß über der Front der zwanzig
Fenſter der beiden Stockwerke.
Wie glühende Mückenſchwärme ſtoben die Funken aus dem
ſchwarzen Qualm, der drängend hervorquoll, ſich bäumte und,
bald vom Sturm geduckt, tückiſch brodelnd dahinrollte.

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Der dünne Strahl der Spritze ſchoß ziſchend, aber ohnmächtig
in die rote Glut. Er verdampfte bei der großen Hitze ſchon in
der Luft.
Hier war alles verloren. Das ſah jeder.
Das ausgetrocknete Fachwerk des alten Hauſes brannte
wie Heu.
Meckler und ſeine Frau ſtanden ratlos auf dem Marktplatz
und ſahen troſtloſen Blickes, ganz faſſungslos, wie ihr geliebtes,
ſo ſorgſam gehegtes und gepflegtes Eigentum, das Erbe der
Väter, von dem wütenden Element unbarmherzig vernichtet
wurde.
Die Mägde heulten, die Knechte ſchafften mit den anderen
keuchend aus dem Hauſe, was zu retten war. Die Kaſſette mit
den Wertpapieren und dem Bargeld hielt Meckler zitternd unter
dem Arm.
Er ſtand noch in Schlafſchuhen. Auf ſeinem weißen Haar
ſpielte der wehende Schein der Flammen. Die Frau, in der Nacht=
jacke
, wie man ſie aus dem Bett geriſſen hatte, weinte laut.
O Jeſus Maria, o Jeſus Maria! ſtammelte ſie fortwäh=
rend
, wie irre. Ihr ſchwacher, kranker Körper hielt ſich nur müh=
ſam
aufrecht.
Die Gäſte aus Frankfurt ſtanden leiſe ſchimpfend am Markt=
brunnen
und kurbelten die rechtzeitig in Sicherheit gebrachten
Wagen an.
Sauerei! brummte der Dicke in dem karierten Anzug.
Das war alles, was er zu ſagen hatte. Dann knatterte die
Geſellſchaft davon. Nach Würzburg war nur eine gute Stunde
Fahrt.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Mittwoch, den 17. Oftober 1926

Rumner 289

Aus Heſſen.

Starfenburg.

Eberſtadt, 16. Okt. Hohes Alter. Donnerstag, den 18. Ok=
tober
d. J., begeht Johannette Schäfer Witwe, geb. Stahl, ihren 83.
Geburtstag.
P. Eberſtadt, 16. Okt. Die Quellenfaſſung im Stecken=
born
. Dr ungenügende Waſſerdruck in der Villenkolonie gab ſchon vor
dem Kriege der Gemeinde Veranlaſſung, nach Vorkehrungen zu ſuchen,
um dem Uebelſtande wirkſam zu begegnen. Schon damals dachte man an
die jetzt in Angriff genommene Quellenfaſſung im Steckenborn. Unter=
ſuchungen
und Meſſungen ergaben, daß dort oberirdiſch abfließendes
Quellwaſſer gutes erinkwaſſer iſt und das Vorkommen ausreicht,
um die Druckverhältniſſe in der Villenkolonie zu verbeſſern. Die Aus=
führung
ſcheiterte zunächſt an den hohen Koſten. Durch die rege Bau=
tätigkeit
im Villenviertel nach dem Kriege wurde der Villenbereich ſtark
erweitert. Ein erheblicher Waſſer=Mehrbedarf war die Folge. Die
Druckverhältniſſe verſchlechterten ſich damit von Jahr zu Jahr. Die
große Gefahr einer ſolchen Entwicklung bei Brandgefahr zeigte ſich deut=
lich
bei dem Brande im Waldfrieden vor drei Jahren, wobei an eine
wirkſame Bekämpfung des Feuers nicht zu denken war. Auch die Feuer=
löſchproben
im Villenviertel ſelbſt ließen den ſchlechten Waſſerdruck
deutlich zu Tage treten. Der Gemeinderat hat daher im Voranſchlag für
1928 die Mittel für die Quellenfaſſung im Steckenborn bereitgeſtellt.
Gebaut wird augenblicklich ein Brunnen von 1,50 Meter Durchmeſſer,
dem vorausſichtlich ein weiterer an der oberen Schürfſtelle folgen wird.
Die Waſſer=Ergiebigkeit des Brunnens iſt größer, als vermutet wurde.
Mach den neueſten Meſſungen wird für die Villenkolonie vorausſichtlich
ein Viertel des zufließenden Waſſers genügen, um die Druckverhältniſſe
zu heben. Der reſtliche Teil kann für die Verſorgung des Ortes und zur
Berieſelung der Wieſen im Winter verwandt werden. Von dem Brunnen
läuft das Waſſer in Eiſenrohren in natürlichem Gefälle nach dem
Hochbehälter, der 100 Kbm. Waſſer faßt und in zwei unter ſich verbun=
denen
Kammern eingeteilt iſt und in Beton ausgeführt wird. Der
Waſſerſpiegel in dieſem Behälter liegt um etwa 15 Meter höher als
der Waſſerſpiegel in den beiden vorhandenen Hochbehältern. Dadurch
iſt an ſich ſchon ein beſſerer Waſſerdruck gewährleiſtet. Vom Hochbe=
hälter
führt eine 150 Millimeter weite und 750 Meter lange Gußrohr=
leitung
nach dem Verteilungsnetz der Villenkolonie Alte Darmſtädter=,
Schillerſtraße. Die erforderlichen Rohre ſtammen aus Beſtänden, die in
den letzten Jahren im Orte, als zu eng, ausgewechſelt und wieder ver=
wendungfähig
hergerichtet wurden. Die geſamten Arbeiten und Liefe=
rungen
ſind mit 25 000 Mark veranſchlagt. Zur Ausführung der Ar=
beiten
werden zum größten Teil Evwerbsloſe beſchäftigt, die hierdurch
auf 68 Wochen Arbeit und Verdienſt haben. Ob die Gemeinde aus
Mitteln der werteſchaffenden Erwerbsloſenfürſorge einen Zuſchuß er=
hält
, ſteht noch nicht feſt. Er iſt beſtimmungsgemäß beantragt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Okt. Herbſtkonzert des Geſang=
vereins
Eintracht‟. Den Auftakt der diesjährigen Winterveran=
ſtaltungen
des Vereins bildete das geſtern abend im Saale des Gaſt=
hauſes
Zur Poſt veranſtaltete Herbſtkonzert, das dem rührigen Ver=
ein
nicht nur einen bis auf den letzten Platz gefüllten Saal, ſondern
auch einen vollen Erfolg brachte. Der Vorſitzende, Herr Bürgermei=
ſtereiſekretär
Steuernagel, wies in ſeiner Anſprache darauf hin,
daß der Abhaltung der Konzerte auch auf dem Lande heute eine größere
Bedeutung beigemeſſen würde als früher, daß es auch eine volksbildende
Kulturarbeit ſei, die die Geſangvereine damit leiſten. Die Einleitung
des Konzerts war dem Andenken Schuberts gewidmet, zu der der Vor=
ſitzende
des Vereins warme Worte der Anerkennung für den großen
Künſtler fand, dabei hinweiſend auf die hiſtoriſchen Feſttage des Deut=
ſchen
Bundesſängerfeſtes in Wien. Alsdann wickelte ſich ein ſorgfältig
zuſammengeſtelltes Programm faſt reibungslos ab. Mit dem Schubert=
Chor Sanktus aus der Deutſchen Meſſe wurde das Konzert er=
öffnet
, dem die Sonate für Violine und Klavier von Schubert und
weitere vier Sopranſolos von Schubert folgten. Damit war die eigent=
liche
Schubertfeier beendet und das vorgeſehene Konzertprogramm konnte
ſeinen Anfang nehmen. Der aktive Chor des Vereins hatte hierfür
fünf neueinſtudierte Chöre, ſämtlich von Gönnern des Vereins geſtiftet,
vorbereitet. Der Vortrag gelang unter der Leitung des Dirigenten,
Herrn J. Kehr=Darmſtadt, ganz vorzüglich, deſſen gute Auffaſſungs=
gabe
und ſorgſame Ausarbeitung der Chöre ſich hier wieder voll und
ganz bewährte. Chöre, wie die Veſper von Beethoven, Glockentür=
mers
Töchterlein mit Sopranſolo von Schauſeil, In dulci jubilo
von Henſchel ſtellten Anforderungen an Chor und Leiter, die in muſter=
gültiger
Zuſammenarbeit bewältigt wurden. Den von Frau Horn=
Stoll (Darmſtadt) mit innerer Teilnahme klangſchön geſungenen
Liedern von G. Mahler, R. Strauß und J. Strauß war im Rahmen
des Konzerts ein günſtiger Platz angewieſen. Sie ließ ihre glockenreine,
mit höchſter Meiſterſchaft behandelte Stimme allen zur Freude und
zum Miterleben ertönen. Reicher, verdienter Beifall und prächtige
Blumen waren der Dank der aufmerkſam Zuhörenden. Das Konzert
für Violine und Klavier (1. Satz) von Mozart und Schön Rosmarin
ſowie Liebesleid von Kreisler, ausgeführt von dem Lehrer an der
Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, Herrn H. Crößmann hier ( Vio=
line
) und Herr Lehrer F. Thöt=Darmſtadt (Klavier) war unvergrü=
belte
, echte muſikaliſche Freude am reinen Klang. Die Wiedergabe blieb
an Sauberkeit, Präziſion und Durchgeſtaltung des Spiels den Werken
nichts ſchuldig. Es war ein Genuß ſchönen Zuſammenklangs. Auch
Herr Bögel aus Darmſtadt erntete mit ſeinen ernſteren und heiteren
Rezitationen lebhaften, verdienten Beifall. Sehr wohlgefällig aufge=
nommen
wurde Der Organiſt von Schmalkalden mit Harmonium=
einlagen
des Herrn Lehrers Thöt=Darmſtadt, welch Letzterer auch als
Begleiter am Klavier in allen Aufführungen hochwertig mitwirkte. Die
Veranſtaltung, als Ganzes betrachtet, ließ gründliche Vorarleit ir=
kennen
, der der Erfolg nicht verſagt bleiben konnte und die das Publi=
kum
am Schluſſe mit reichem Beifall quittierte, ſo daß ſich der Chor=
leiter
genötigt ſah, den letzten Vers des Schlußchores Die Grenadiere‟
von Pütz zu wiederholen.

n. Reichelsheim i. O., 15. Okt. Kurſus für vorteilhafte
Obſtverwertung. Neben den allbekannten Nährſtoffen Eiweiß,
Zucker und Fett, ſpielen die ſogenannten Nährſalze (Kalk, Eiſen, Phos=
phor
, Kali, Natron) für die Erhaltung der körperlichen Kraft und Ge=
ſundheit
eine Hauptrolle. Dieſe ſind vor allem in pflanzlichen Nah=
rungsmitteln
enthalten, in beſonders reichem Maße in dem Obſt. Außer=
dem
biedet das Obſt dieſe Nährſalze in einer Form, in der ſie leicht
ins Blut aufgenommen werden können. Daneben enthalten alle Obſt=
ſorten
eine mehr oder weniger große Menge von Fruchtzucker, der faſt
ohne eigentliche Verdauungsarbeit ins Blut übergehen kann, ſowie die
Fruchtſäure, deren Hauptwert darin beſteht, daß ſie die Verdauungs=
tätigkeit
fördernd beeinflußt. Weiterhin von großer Bedeutung für
die Geſunderhaltung des menſchlichen Körpers ſind die in dem Obſt
enthaltenen Vitamine. Alle dieſe Eigenſchaften machen das Obſt zu einem
Hauptnahrungsmittel. Aber alle dieſe koſtbaren Nährſalze und Vita=
mine
gehen ſamt dem Fruchtzucker durch die Gärung faſt völlig ver=
loren
. Unſer Beſtreben ſollte darauf gerichtet ſein, möglichſt viel
friſches Obſt zu genießen. Ein anderes leider in Deutſchland noch
viel zu wenig bekanntes Mittel, die in dem Obſt vorhandenen Nähr=
ſtoffe
zu erhalten, iſt die Bereitung von Süßmoſt und Fruchtſäſten nach
einfachem Verfahren, das in jedem, auch dem kleinſten, Haushalt mög=
lich
iſt. In dieſer Hinſicht aufklärend zu wirken, hat ſich der Heſſiſche
Landesausſchuß für gärungsloſe Früchteverwertung in Darmſtadt, eine
Unterorganiſation der Reichsgeſchäftsſtelle in Berlin, zur Aufgabe ge=
macht
. So veranſtaltet er in unſerer Mädchenfortbildungsſchule einen
Kurſus in der Woche vom 28. Oktober bis 3. November. Es beſteht
die Möglichkeit, daß bei genügend Teilnehmerinnen auch ein Kurſus
für Hausfrauen abends ſtattfindet.

L. Michelſtadt, 16. Okt. Gemeinderatsſitzung. Beſchluß=
faſſung
über Verwaltungsangelegenheiten. Auf Grund einer Anfrage
verſchiedener Gemeinderäte trat der Gemeinderat zu einer dringlichen
Sitzung am Freitag, den 12. Oktober, nachmittags 6 Uhr, zuſammen,
um den Bericht auf die über Miniſterium und Kreisamt an die Ver=
waltung
gelangten Anfragen entgegenzunehmen. Die Gemeinderäte
Mühlhäuſer, Enſinger; Bert und Köbel waren in der Sitzung ſelbſt nicht
anweſend. Am Eingang der Sitzung ergab ſich, daß zwiſchen dem Ge=
meinderatsmitglied
Arzt und dem Bürgermeiſter wegen eines Brief=
wechſels
ein Konflikt ausgebrochen war, der den Gemeinderat Arzt ver=
anlaßte
die Sitzung zu verlaſſen, noch ehe in die Tagesordnung ein=
getreten
war. In genauen und eingehenden Darlegungen nahm die
Verwaltung zu allen Fragen, die Finanz= und perſönliche Politik be=
treffen
, Stellung mit dem Ergebnis, daß die bürgerlichen Gemeinderäte
Rechtsanwalt Wolf und Sruve erklärten, daß alle Fragen reſtlos und
befriedigend aufgeklärt ſeien. Der Gemeinderat nahm hierauf einſtimmig
ein Vertrauensvotum für den Bürgermeiſter an. Unter Führung des
Herrn Studienrates Dorn Heidelberg traf vorgeſtern vormittag eine
größere Abordnung des Stadtparlaments Heidelberg
zwecks Beſichtigung des Stadions der Stadt Michelſtadt hier ein. Der
Bürgermeiſter begleitete die Herren und erläuterte den Gäſten den
Werdegang des Stadions. Die Vertreter der Stadt Heidelberg nahmen
auf ihrer Weiterreiſe gleichzeitig auch eine Beſichtigung des neuerſtellten
Sportparkes der Stadt Erbach i. Odw. v

30jähriges Vereinsjubiläum
des Stenographenvereins Gabelsberger
Erbach im Odenwald.

b. Erbach, 15. Okt. Die Veranſtaltungen anläßlich des 30jährigen
Jubiläums des Stenographenvereins Gabelsberger Erbach, verbunden
mit dem Gautag des Gaues Odenwald im Deutſchen Steno=
graphenbund
, begannen mit einer Gauvertreterverſamm=
lung
am Samstag nachmittag. Der Samstag abend war der eigent=
lichen
Feier des 30jährigen Jubiläums unſeres Erbacher Kurzſchrift=
vereins
vorbehalten. Im geräumigen Saale des Vereinslokals Zum
Adler fanden ſich die Vereinsangehörigen ſowie die Freunde und
Gönner unſerer Bewegung in beachtenswerter Zahl. Der Vorſitzende
des feſtgebenden Vereins, Herr Georg Heim=Erbach, begrüßte mit
herzlichen Worten die Erſchienenen, insbeſondere den Gauvorſitzenden,
Herrn Fleckenſtein=König, Herr Kreisſchulrat Gerbig=Erbach
als Vertreter der Schulbehörde, Herr Bürgermeiſter Dengler als
Vertreter der Stadt, ſowie den Ehrenvorſitzenden des Vereins, Herrn
Fabrikanten Fritz Kumpf, und die Vertreter der Nachbarvereine.
Die Glückwünſche des Kreisſchulamtes überbrachte Herr Kreisſchulrat
Gerbig. Wirkungsvoll wurde die Feier durch die Mitwirkung des
Männergeſangvereins Tugendbund verſchönt. Im Mittelpunkt der
Feier ſtand ein Schwank Das Stiftungsfeſt, der reichen Beifall fand.
Herr Fabrikant Kumpf, der Ehrenvorſitzende des Vereins, brachte ſei=
nerſeits
herzliche Glückwünſche und verſicherte demſelben für alle Zeit
unwandelbare Treue. Sein Hoch galt dem Jubelverein und wurde mit
Begeiſterung aufgenommen. Der Vorſitzende Herr G. Heim ehrte
ſodann Herrn Stadtrechner Wenzel=Erbach durch Ernennung zum
Ehrenmitglied. Herr Wenzel hat dem Verein über 25 Jahre lang die
Treue gehalten. Zum Schluß wurde an den Gründer des Vereins,
Herrn Dekan i. R. Seriba in Eiſenach, ein Telegramm folgenden In=
halts
gerichtet: Dem verehrten Gründer anläßlich des 30jährigen
Stiftungsfeſtes dankbare Grüße. Stenographenverein Gabelsberger

Die eigentliche Feſtverſammlung fand Sonntag nachmittag 3 Uhr
im großen Saale des Schützenhof ſtatt. Der Gauvorſitzende Herr
Fleckenſtein eröffnete dieſelbe mit Worten herzlicher Begrüßung an die
Anweſenden. Sein beſonderer Gruß galt dem Vertreter der Regie=
rung
, Herrn Regierungsrat Eibach vom Kreisamt Erbach. Anſchließend
hielt Herr Bürgermeiſter Dengler die Feſtrede. In ganz vorzüglichen
Ausführungen führte dieſer in die Entwicklung der ſtenographiſchen
Syſteme vom früheſten Altertum in die Neuzeit. Weiter ermahnte er
die Jugend zur raſtloſen Arbeit auf dieſem Gebiete. Herr Dengler
begrüßte die Tatſache, daß der obligatoriſche Unterricht bei den Klaſſen
mit erweiterten Lehrzielen bei unſerer Stadtſchule eingeführt ſei. Er
führte aus, daß die Schule den Lehrling ausbilde, aus dem der Verein
tiichtige Geſellen und Meiſter machen müſſe. Weitere Glückwünſche
üiberbrachten dann die Herren Regierungsrat Eibach im Auftrage der
Kreisverwaltung, Herr Rektor Weber im Auftrage der Schulverwal=
tung
und Herr Heißt=Eberſtadt für den Bezirk Darmſtadt im Deut=
ſchen
Stenographenbund. Der Vorſitzende des Vereins Erbach, Herr
G. Heim, verlas darauf die eingegangenen Glückwünſche. Mit herz=
lichen
Dankesworten an alle Anweſenden, beſonders an den gemiſchten
Chor des Arbeitergeſangvereins Vorwärts, der das Feſt in wirkungs=
voller
Weiſe verſchönte, ſchloß er die harmoniſch verlaufene Tagung.
Anſchließend fand die Preisverteilung ſtatt, für die dank der Opfer=
willigkeit
der Erbacher Geſchäftswelt wertvolle Ehrenpreiſe zur Ver=
fügung
ſtanden. Ein Feſtball am Abend ſchloß die würdig verlau=
fene
Jubiläumsfeier.
Nachſtehend veröffentlichen wir die Ergebniſſe des Wett=
ſchreiben
3: Abteilung 240 Silben: 1. und Eixrenpreis: Ludwig
Kräuter=Darmſtadt, 2. Preis Marie Vetter=Darmſtadt: Abteilung
200 Silben: 1. und Ehrenpreis: Dora Heilmann=Marbach, Marie Wen=
zel
=Darmſtadt, 1. Preis: Frau Marg. Schäfer=Darmſtadt und Aenne
Kräuter=Darmſtadt; Abteilung 180 Silben: 1. und Ehrenpreis: Ad.
Hartmann=Darmſtadt, Hedwig Jung=Darm' dt, Gretel Germann= Er=
bach
, Emma Schwinn=Michelſtadt; 1. Preis: Hans Griesheimer= Darm=
ſtadt
, Georg Grenz=Erbach, Luiſe Köhler=Erbach, Ludwig Gebhardt=
Erbach: 2. Preis: Philipp Michel=Erbach.

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Az. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 16. Okt. Odenwald=
klub
. Die 12. Wanderung der hieſigen Ortsgruppe führte über Brei=
tenbach
der bekannten Wegbezeichnung (weiß=rot=eiß) durch den Wald
nach Obernburg. Dort wurde gemütliche Raſt gehalten. Der Rückweg
erfolgte über Mömlingen. Am 14. Oktober raſtete die Auerbacher
Ortsgruppe, von Wiebelsbach, Zipfen, Otzberg, Höchſt i. O. kommend,
im Gaſthauſe Zum Ochſen‟. Danach beſuchte ſie den Breuberg, um
von dort aus durch den Wald nach Wiebelsbach zu gelangen. Das
nächſte Wertungsſingen des Mümlingtalgaues des Heſſ. Sänger=
bundes
findet am 26. Mai 1929 in Neuſtadt i. O. ſtatt. Es wird in
den Sälen Zum Ochſen und Zum Breuberger Hof abgehalten. Im
Laufe dieſes Tages werden ſeitens des hieſigen Verkehrsvereins zu ge=
eigneten
Zeiten ſachkundige Führungen auf der Burg Breuberg vor=
genommen
. In dem Breuberger Hof hielt ein Frankfurter Wan=
derverein
unter der Führung eines geborenen Neuſtädters (Gieß) fröh=
liche
Einkehr. Sein nächſtes Ziel war der Breuberg, von hier weiter
nach Obernburg wandernd. Eine andere Wanderſchar (Darmſtädter),
unter der Führung Lengfelder Herren, wählte ſich vom Rondell aus
den ſchönen Waldweg nach der Heilſtätte und der Burg Breuberg. Ihre
Mittagsraſt hielt ſie im Weißen Schwan. Turnverein D.T.
Das Freundſchaftsſpiel der hieſigen Handballmannſchaft gegen Lützel=
Wiebelsbach auf hieſigem Sportplatze war unentſchieden: 4:4.
Hirſchhorn, 16. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
15. Oktober 0,60 Meter, am 16. Oktober 0,64 Meter.

* Rimbach i. Odw., 16. Okt. Mit Beginn des Winterſemeſters hat
unſere höhere Bürgerſchule einen ſchweren Verluſt zu beklagen. Der
ſeitherige Leiter, Herr Dr. Leip, folgt einem Ruf als Lehrer an das
Gymnaſium zu Bensheim a. d. B. Unſere Schule verliert in Herrn
Dr. Leip einen außerordentlich tüchtigen Pädagogen, der es verſtand,
die Belange der Schule und der Jugend hervorragend zu vertreten. Dr.
Leips Tatkraft haben wir die geſchmackvolle Ehrentafel zur Erinnerung
an die im Weltkrieg gefallenen ehem. Schüler der höh. Bürgerſchule
zu verdanken. Nicht zuletzt ſei an die glänzend verlaufenen Auszeich=
nungsfeſte
des Jungodenwaldklubs erinnert. Als Gründer und erſter
Vorſitzender dieſer Jugendvereinigung lernken wir Herrn Dr. Leit
als Organiſator und feinen Kunſtſachverſtändigen kennen und ſchätzen,
der es ſtets verſtand, mit den geringſten Mitteln muſtergültiges zu leiſten.
Aus dem oben angeführten erhellt, daß, wenn Herr Dr. Leip nun auch
räumlich von uns getrennt, er doch ſtets bei uns iſt, daß wir ihn und
ſeine Familie immer in beſtem Andenken behalten.
4. Fürth i. Odw., 16. Okt. Unfall. Eine Frau ließ für einige
Augenblicke ihr kleines Kind unbeaufſichtigt in der Küche. Das Kind
machte ſich in der Küche zu ſchaffen und verbrühte ſich dabei an einem
Waſſertopf, in dem Badewaſſer bereitgeſtellt war. Die Verletzungen
waren ſo ſchlimm, daß das Kind verſtarb.

i. Von der Bergſtraße, 16. Okt. Der Gemeinderat von Ettling
machte am Sonntag einen Beſuch in Weinheim und unternahm v=
dort
aus in Begleitung des Oberbürgermeiſters Huegel eine gemeinſar
Fahrt im Autobus nach Michelſtadt im Odw., um das dorti
Stadion mit dem muſtergültigen Freibad zu beſichtigen, jenes kultu
pflegliche und ſoziale Werk, welches bezeugt, daß auch eine kleine G
meinde mit etwas mehr als 4000 Einſohnern auf dieſem Gebiet Gro
leiſten kann und geleiſtet hat. Nach Weinheim zurückgekehrt, fuhren d
Herren zur Beſichtigung des entwäſſerten Gebietes der Weſchnitz
niederung, imbeſonderen zur Beſichtigung des Umbruchgebietes n
ſeinen Folge=Einrichtungen. Die Beſichtigung dieſes Geländes bot d
Ettlinger Herren deshalb beſonderes Intereſſe, weil in Ettlingen 1
Verhältniſſe im Allmendgelände ähnlich liegen wie in der Weſchn
Niederung.

II. Aus dem Kreife Heppenheim, 15. Okt. Legt Leimring
Da der Froſtſpanner nun an den Bäumen auftritt, wird in anbetra
ſeiner großen Schädlichkeit eindringlichſt empfohlen, ſchon vor Eintr
ſtärkeren Froſtes Leimringe anzulegen. Dabei iſt wohl zu beachte
daß der Raupenleim gut klebt.

Gernsheim, 16. Okt. Waſſerſtand des Rheins
15. Oktober 0,13 Meter, am 16. Oktober 0,04 Meter.

am

Ehrentage von Führern des Handwerks.
RH. Der Präſident des Deutſchen Handwerks= und Gewerbekam=
mertages
, Harry Plate=Hannoder, wird am 18. Oktober ds. Js.
75 Jahre alt. Voll Dankbarkeit blickt das deutſche Handwerk auf ſeinen
verehrten Ehrenmeiſter, der für mehr als 30 Jahre die Geſchichte des
deutſchen Handwerks verkörpert. Von 18681872 erlernte Präſident
Plate das Klempnerhandwerk. Am 1. November 1885 machte er ſich zu
Hannoder ſelbſtändig. Sein öffentliches Eintreten für das Handwerk
begann im Jahre 1894 mit ſeiner Wahl zum Vorſitzenden des damaligen
Vereins ſelbſtändiger Handwerker. Im April 1900 wurde er einſtim=
mig
zum Vorſitzenden der Handwerkskammer Hannoyer und im No=
vember
desſelben Jahres zum Vorſitzenden des Deutſchen Handwerks=
und Gewerbekammertages gewählt. Ende Januar 1911 berief ihn der
damalige König von Preußen auf Lebenszeit in das Preußiſche Herren=
haus
, dem Plate als erſter und einziger Handwerksmeiſter angehörte.
Seine Verdienſte um das Handwerk fanden ihre Anerkennung in der
Ernennung zum Ehrenmeiſter des deutſchen Handwerks. Möge es
dem verdienſtvollen Führer des Handwerks vergönnt ſein, noch lange
Jahre in voller Friſche und Rüſtigkeit zum Wohle des Berufsſtandes
zu wirken.
Am 17. Oktober ds. Js. vollendet der Vorſitzende des Reichsverban=
des
des deutſchen Handwerks, Klempnermeiſter Friedrich Derlien,
Hannover=Kirchrode, ſein 60. Lebensjahr. Auch er hat ſich um das
deutſche Handwerk große Verdienſte erworben. 1868 zu Lübeck geboren,
erlernte er im elterlichen Geſchäft gleichfalls das Klempner= und In=
ſtallateur
=Handwerk. Nach Beſuch der Höheren Deutſchen Fachſchule
für Metallbearbeitung und Inſtallation zu Aue in Sachſen machte ſich
Klempnermeiſter Derlien im Rheinland ſelbſtändig. Ein Jahr darauf
übernahm er das väterliche Geſchäft zu Hamburg, das er 15 Jahre bis
zum Jahre 1905 betrieb. Hier wurde er Obermeiſter der Hamburger
Klempner= und Inſtallateur=Innung und Mitglied der Hamburgiſchen
Gewerbekammer. Mehrere Jahre der Geſchäftsführung des Verbandes
ſelbſtändiger deutſcher Inſtallateure, Klempner und Kupferſchmiede in
Düſſeldorf ſchloſſen ſich an. Nachdem Klempnermeiſter Derlien im
Jahre 1919 zum erſten Vorſitzenden des neugegründeten Reichsverban=
des
des deutſchen Handwerks gewählt und in den Reichswirtſchaftsrat
berufen war, ſiedelte er nach Hannover über. Er iſt ferner Vorſitzen=
der
des Reichsverbandes im Inſtallateur= und Klempnergewerbe mit
Sitz Hannover. Auch ihm gelten zu ſeinem Ehrentage die Glückwünſche
des geſamten Handwerks. Möge ſeine Arbeitskraft dem Berufsſtand
noch recht lange erhalten bleiben.

8. Lampertheim, 16. Okt. Skelettfund. Bei Ausſchachtungs=
arbeiten
für einen Neubau in der verlängerdem Poſtſtraße wurde ein
menſchliches Skelett freigelegt. Zu Füßen desſelben ſtand eine Urne,
die ein aus Darmſtadt herbeigerufener Sachverſtändiger des Land s=
muſeums
als eine römiſche erkannte. Das Grab dürfte aus der Zeit
mehrere Hundert Jahre vor Chriſti ſtammen. Goldene Hoch=
zeit
. In geiſtiger und körperlicher Friſche konnten am letzten Sonntag
die Eheleute Adam Maiſchein 1. das Feſt der Goldenen Hochzeit feiern.
Schulbeginn. Geſtern hat der Unterricht in den Schulen nach
den dreiwöchigem Herbſtferien wieder ſeinen Anfang genommen.
Nachkirchweihe. Nächſtem Sonntag wird hier das Nachkirchweihe=
feſt
gefeiert.
g. Gernsheim, 16. Okt. Die diesjährige Generalverſamm=
lung
des Fußballklubs Konkordia 1910 tagte im Vereins=
lokal
Gaſthaus Zum Löwen (Beſitzer Joſef Ad. Schmitt). Der zweite
Vorſitzende Herr Georg Borger eröffnete die Tagung und ging ſo=
gleich
zur Tagesordnung über. Das Protokoll der vorjährigen Gene=
ralverſammlung
wurde verleſen und genehmigt. Den Geſchäftsbericht
erſtattete der Geſchäftsführer Herr Franz Köhl. Aus dem Inhalt des
Berichts iſt zu entnehmen, daß der Verein heute fünf Mannſchaften
ſtellt, die im Verlaufe des Jahres 83 Wettkämpfe lieferten mit einem
günſtigen Torverhältnis von 215:186. Die Mitgliederzahl bezifferte
ſich auf 120, wovon 55 aktiv tätig ſind. Ueber die Kaſſenverhältniſſe
gab der Kaſſierer Herr Franz Müller Aufſchluß. Die geſtellte Rech=
nung
wurde von den beiden Rechnungsprüfern, den Herren Andreas
Köhl und Heinrich Kiſſel geprüft und in beſter Ordnung gefun=
den
. Die Generalverſammlung erteilte dem Vorſtand wie auch dem
Rechner Entlaſtung. Der ſeitherige erſte Vorſitzende, Herr Studienrat
Friedrich Andreas Herbert, hatte ſein Amt in die Hände des Vor=
ſtandes
zurückgegeben, ſodaß die Neuwahl des Vereinspräſides notwen=
dig
war. Die Wahl fiel auf den ſeitherigen zweiten Vorſitzenden,
Herrn Georg Borger. Der Verein hat in Herrn Borger einen
ſehr eifrigen und für die Fußballſache ſehr intereſſierten nunmeh=
rigen
erſten Vorſitzenden. Das Amt des zweiten Vorſitzenden legte die
Generalverſammlung Herrn Ludwig Meiſter in die Hand. Des. mei=
teren
gehören dem Vorſtand an als Rechner Herr Franz Müller,
Geſchäftsführer Herr Franz Köhl, Beiſitzer: die Herren Michael.
Schmitt, Georg Grüll, Ludwig Köhl, Philipp Andres und Michael
Bikoni. Den Spielausſchuß bilden die Herren Karl Wittmann, Adam
Köhl, Wilhelm Lichtel, Philipp Schmitt und Franz Staab. Der Ehren=
vorſitzende
Herr Dipl.=Ing. Dionys Knauth, ebenfalls ein ſehr eifriger
Anhänger und Förderer des Fußballſports, hielt noch eine kurze An=
ſprache
. Mit einem kräftigen Hipp, hipp, hurra! ſchloß Herr Borger
mit einem kräftigen Appell an die Mitglieder, treu zum Verein zu
halten, die angeregt verlaufene ordentliche Hauptverſammlung. Nach=
dem
unſer Stadthaus ſo weit in der Reſtaurierung fertiggeſtellt
iſt und nunmehr ſein neues Gewand präſentiert, kann man ruhig
behaupten, daß es zu einem der ſchönſten Amtsgebäude des ganzen
Umkreiſes zählt. Die Arbeiten lagen in Händen des Hochbauamtes
Groß=Gerau.
Rheinheſſen.
Ad. Oppenheim, 12. Okt. Hoher Kirchenbeſuch. Etwa 50
Vertreter der Deutſchen evangel. Landeskirche, die an der Finanzreferen=
tentagung
zu Darmſtadt jeilgenommen hatten, beſchloſſen ihre Beratun=
gen
durc einen Beſuch des beſetzten Gebietes. Auf ihrer Reiſe von
Darmſtadt durch das Ried, wo man an der Schwedenſäule Halt machre,
gal Prälat D. Dr. Diehl die mit Oppenheim in Verbindung ſtehenden
weltgeſchichtlichen Erklärungen. Nach der Ankunft in Oppenheim wurde
zutnächſt unter Führung von Dekan Schäſer die Katharinenkirche beſich=
tigt
. Im Lehrſaal der Weinbauſchule grüßte Bürgermeiſter Dr. Rhumb=
ler
die Gäſte im Namen der Stadt Oppenheim. Bei Beſichtigung der
Heſſ. Lehranſtalt für Wein= und Obſtbau, die unter Leitung des Land=
wirtſchaftsrates
Rodrian ſtattfend, berichtete dieſer über die Lage im
deutſchen Weinbau. Den Schluß der Information bildete eine Wein=
Probe aus den Anſtaltskellereien und der Firma Sittmann, wobei der
zſveite Präſident des wang. Kirchenausſchuſſes, Dr. Duska=Berlin,
für die gaſtliche Bewirtung dankte.
Ad. Oppenheim, 13. Okt. Weinbergbeſitzerverein. In
ſeiner vorgeſtrigen Sitzung des Weinßergbeſitzerverein=Vorſtandes wurde
vor Uebertreibungen bezüglich der diesjährigen Traubenernte gewarnt
und f ſtgeſtellt, daß der diesjährige Herbſt wohl befriedigend ausfällt,
die Qualität vom 1921er aber nicht erreicht wird. Des weiteren beſprach
man ſich unter dem Vorſitz des Weingutsbeſitzers Karl Sittmann über
den Herbſtbeginn, die brojektierte Froſtſchutzgenoſſenſchaft u. a. Be=
ſitzwechſel
. Die früher Siegmundſche Konditorei, zuletzt Kaffce
Edelmann, ging zum ungefähren Preis von 30000 Mark in den Beſitz
von Bäckermeiſter Böhnlein in Mainz über.
Kriegsheim (Rheinheſſen), 16. Okt. Furchtbare Bluttat.
Samstag nacht erſchlug hier der bei ſeinem Schwiegervater wohnende
Heinrich Dietz aus Gauersheim (Pfalz) im freien Felde gegen Mörſtadt
zu ſeinen Schwiegervater, Georg Hartmann, nach einem am Nachmittag
vorangegangenen Wortwechſel. Die Stirn wies einen breiten S alt
auf, ebenſo waren Geſicht und andere Körperteile übel zugerichtet. Der
Tatort ſelbſt war zerſtampft und zerwühlt und mit Blütlachen bedeckt.
Nach der Tat begab ſich der Täter nach Hauſe, zog ſich um, ging zu
Nachbarsleuten und ſagte dort, daß er ſeinen Schwiegervater ſchwer=
verletzt
gefunden habe. Man fand den alten Mann noch lebend, aber
in furchtbaren Schmerzen ſich windend, vor. Der herbeig holte Arzt
konnte dann nur noch den Tod, verurſacht durch harte Schläge auf den
Kopf, feſtſtellen. Der Täter wurde aus dem Bett heraus verhaftet und
hat die Tat eingeſtanden.
Oberbeſſen.
h. Gießen, 15. Okt. Einen großen beſſiſchen Sängertag veran=
ſtaltet
der Heſſiſche Sängerbund am 28. Oktober in unſerer Stadt. Ver=
treter
aus allen Sängergauen und vielen Sängerbünden des Heſſen=
landes
und des Lahntales werden dazu erwarret. Hieſige Geſangvereine,
die dem Heſſiſchen Sängerbund angehören, werden zur Verſchönerung
des Säng rtages mitwirken. Die Verhandlungen gelten in erſter Linie
dem 1929 in Darmſtadt ſtattfindenden Heſſiſchen Sängerbundesfeſt ſowie
wichtigen Organiſationsfragen des Bundes.
Dortelweil, 15. Okt. Der ehsnalige Garde=Dragoner bei dem
1 Heſſ Garde=Drag.=Ragr. Nr. 23, 5. Eskadron, und ſpätere Eiſenbahn=
ſ
:haffner Philipp Rach feiert am 17. Okrober bei guter Rüſtigkeit ſeinen
75. Göekurfstag.
n. Vom Vogelsberg. 15. Oft. Nachdem die höchſtgelegene Schulſtelle
unſeres Heſſenlandes, die Volksſchule in Herchenhain jahrelang
ohne feſtangeſtellten Lehrer war, wird die Stelle wieder endgültig beſetzt.

[ ][  ][ ]

Der bedeutendste Orienttabakmann der letzten
Dezennien prophezeite uns 1926

Die Oualität
Ihrer Oigaretten ist s0
unvergieichlich gut,
daß Sie nach meiner
Oberzeugung in kurzen
Zeit große Schwierig
keiten haben werden,
densteigendenBedarf
in Ihren Werken zu be-
58
wältigen.

Hermann Spierer, ein Sohn desGenfer
Arztes Dr. S. Spierer, begann mit 17Jahren
seine Studien als Tabakfachmann im
Orient, die durch seine reiche Kenntnis ori-
entalischer
Sprachen begünstigt wurden.
26 jährtg gründete er in Smprna die
Firma Hermann Spierer & Cie., die mit
Filialen in Constantinopel, Caualla, Sa-
loniki
, Volo, Samos und Philippopel
sowie zahlreichen Verkaufsfilialen in
Europa und Amerika sehr rasch den
ersten Rang im Orienttabak-Export er-
reichte
.
Im März 1927 erlag er einer Krank-
heit
, die er sich auf einer Reise im Orient
augezogen hatte. Es ist schwer auszu-
messen
, wieviel die Reemtsma A.-G. diesei
bedeutendsten Fachmann der letzten De-
zennien
zu verdanken hat, denn es waren
nicht nur seine fachlichen Leistungen,
die der Reemtsma A.-G. die Verarbeitung
der wertvollsten Tabake der Welt er-
möglichten
, sondern vor allen Dingen
der seltene Adel an Gesinnung und täti-
gemAltruismus
, der eine absolute Sicherheit
der freundschaftlichen Beziehungen gab
und damit ein wichtiger Eckpfeiler für
den Aufbau des gewaltigen Werkes der
Reemtsme- A.-G. wurde.

Haiblahr

1. Halbjahr E

7928 1. Halbjahr

Das Zeugnis dieser unvergleich
lichen Qualitätsmischung
ist die
ES
ClGARETE RLEMTSNA

IBin 8893

[ ][  ][ ]

Seite 10

Mittwoch, den 17. Oktober 1928

Nummer 289

Reich und Aus and
Die Geſamtbeſucherzahl der Preſſa annähernd
fünf Millionen!
Köln. Die Preſſa hat eine Geſamtbeſucherzahl
von 4928874 erreicht. Der Schlußtag der Preſſa,
der Sonntag, hatte noch einmal alles auf die Beine
gebracht. Beſondere Vexanſtaltungen, ein Rieſen=
feuerwerk
und das allgemeine Gefühl: Zum letzten
Male lockten rund 150 000 Beſucher in die Ausſtel=
lung
. Bereits am Vormittag war über die Hohen=
zollernbrücke
eine wahre Völkerwanderung, und am
Abend waren die Straßen der Ausſtellung voll wie
noch nie. Auch am Samstag ſchon waren rund
70 000 Beſucher im Gelände.
Großfeuer in einer chemiſchen Fabrik.
Eſſen. Am Montag abend iſt in der chemiſchen
Fabrik der Zeche Neukölln Großfeuer ausgebrochen,
zu deſſen Bekämpfung die Wehren der geſamten
Umgebung ausgerückt ſind. Durch den Brand haben
mehrere Perſonen Verletzungen erlitten. Das
auf der Zeche Neukölln (König Wilhelm) abends
gegen 21½ Uhr in der Oelkühlanlage entſtandene
Feuer wurde gegen 22½ Uhr eingedämmt. Die
ganze Oelkühlanlage iſt bis auf die Grundmauern
niedergebrannt. Bei den Löſcharbeiten erlitten zwei
Feuerwehrleute der Borbecker Wehr Rauchvergif=
tungen
, ſo daß ſie dem Krankenhaus zugeführt wer=
den
mußten. Weiterhin wurde ein Feuerwehrmann
am Knie verletzt und mußte ebenfalls ins Kranken=
haus
gebracht werden. Um 23½ Uhr war jede Ge=
fahr
beſeitigt, ſo daß die Wehren nach Zurücklaſſung
einer Brandwache abrücken konnten. Die übrigen
Betriebe der Zeche ſind durch dieſen Brand nicht in
Mitleidenſchaft gezogen worden und arbeiten unver=
ändert
weiter. Der große Schaden iſt durch Ver=
ſicherung
gedeckt.
Beginn des Hußmann=Prozeſſes.
Efſen. Vor dem hieſigen Schwurgericht begamn
Dienstag früh der Prozeß gegen den Abiturienten
Karl Hußmann, der im Jahre 1908 in Guatemala
geboren und ſeit 1914 in Deutſchland erzogen wurde.
Hußmann iſt des vorſätzlichen Mordes an dem Abitu=
rienten
Daube angeklagt, der in der Nacht zum
23. März 1928 vor dem Hauſe ſeiner Eltern tot
aufgefunden wurde. Hußmann befindet ſich ſeit Ende
März in Unterſuchungshaft. Er leugnet nach wie
vor die Tat, Das Gericht hat nicht weniger als 152
Zeugen geladen. Man erwartet, der Prozeß werde
ſich über 14 Tage erſtrecken. Den Vorſitz in der Ver=
handlung
führt Landgerichtsrat Anger. Zu Beginn
der Vrhandlungen wurde zunächſt der Angeklagte
Hußmann über ſein Verhältnis zu dem ermordeten
Daube vernommen, das er als in rein religiöſen
Bindungen beſtehend bezeichnet. Dann kam man auf
die Vorgänge am 22. März zu ſprechen. Der Ange=
klagte
gab an, daß er auf dem Keilabend in Buer
12 Glas Bier getrunken habe, zu je //o Betrunken
ſei er nicht geweſen. Auf dem Heimweg habe ſich am
Rathaus in Gladbeck der litzte der Begleiter verab=
ſchiedet
, ſo daß er mit Daube allein den Weg fort=
ſetzte
. Man kommt dann auf einen der wichtigſten
Punkte des Anklagematerials zu ſprechen, nämlich
auf die Zeitdifferenz, die eine Viertalſtunde beträgt.
Wenn Hußmanns Darſtellung ſtimmen ſollte, kann
Daube keinesfalls, wie feſtgeſtellt wurde, um 3.30 Uhr
ermordet worden ſein; denn um 3.10 Uhr ſind Daube
und Hußmann noch gemeinſam am Gladbecker Rat=
haus
geſehen worden.
Froſt im Vogtland.
Planen i. Vogtland. In der Nacht zum
Dienstag wurden im Plauener Gebirgsland minus
7 Grad Celſius feſtgeſtellt. Der Froſt hat an den
Kartoffeln, die zum Teil noch in der Erde ſind,
großen Schaden angerichtet.
Erlöſchen der Dresdener Paratyphus=Epidemie.
Dresden. Der Stadtbezirksarzt berichtet zu
den Paratyphuserkrankungen: Da neue Erkrankungen
nicht mehr angezeigt wurden und, ſoweit hier be=
kannt
, die meiſten Patienten ſchon wieder geneſen
ſind, kann die Epidemie als abgeſchloſſen betrachtet
werden. Danach ſteht der Wiedereröffnung des
Ratskellers ärztlicherſeits nichts mehr im Wege, nach=
dem
auch dort alle geſundheitspolizeilichen Verord=
mungen
erfüllt ſind.
Dumbert des Raubmordes überführt.
Berlin. Der Reichswehrbademeiſter Ludwig
Dumbert, der den Obergefreiten Helfert im Walde
bei Ledlitz ermordet hat, hatte bei ſeiner Verneh=
mung
die Tat eingeſtanden, aber abgeſtritten, daß er
es auf einen Raub abgeſehen hatte. In Gegenwart
von Beamten der Mordkommiſſion wurde nun das
Rohr am Weißen See, unweit des Ledlitzer Waldes,
wo der Mord verübt worden iſt, geſchnitten. Man
fand auf dem Grund die Brieftaſche, dick mit Sand
gefüllt, und die ſilberne Uhr. Nach dieſem Fund
ſteht wohl nun einwandfrei feſt, daß Dumbert den
Mord ausgeführt hat, um Helfert zu berauben.
Dumbert gefteht.
Potsdam. Wie der M. L. berichtet, hat der
Obergefreite Dumbert in der Nacht zum Dienstag ge=
ſtanden
, die Leiche des von ihm ermordeten Gelfert
um 140 Mark beraubt zu haben. Dumbert hat das
Geld zur Bezahlung ſeiner Schulden verwandt. Auch
der Knüppel, mit dem Dumbert ſeinen Kameraden
erſchlagen hat, iſt im Weißen See gefunden worden.
Mit dieſem Geſtändnss iſt der Raubmord klar er=
wieſen
.
Felsſturz auf der Arlbergbahn.
Innsbruck. Auf der Arlbergbahn, zwiſchen
den Stationen Flirſch und Pettneur, ſtürzte eine
große Felsmaſſe auf das Gleis, ſo daß der geſamte
Verkehr auf der Arlbergbahn eingeſtellt werden
mußte. Beſonders bedenklich iſt, daß ſich auch im
Hang Riſſe zeigten, die neue Felsſtürze verkünden.
Die Urſache dürfte in Unterwaſchung infolge der
letzten Niederſchläge zu ſuchen ſein. Es iſt dies die
dritte Verkehrsſtörung innerhalb eines Vierteljahres.
Exploſion auf einem italieniſchen Fiſcherei=
dampfer
.
Gaeta. Auf einem Fiſchereidampfer, der ſieben
Meilen von der Küſte entfernt fiſchte, explodierte
plötzlich der Dampfkeſſel. Das Schiff barſt in zwei
Teile auseinander und ſank. Drei Seeleute wurden
getötet, vier andere, von denen drei verletzt waren,
konnten ſich ſolange an den Schiffstrümmern halten,
bis ſie gerettet wurden.

Turnvater Jahn in der Regensburger Walhalla.

Kultusminiſter Goldenberger enthüllt die Jahn=Büſte in der Walhalla.

Regensburg. Bei der am Sonntag ſtatt=
gefundenen
Enthüllung der Jahn=Büſte i der Wal=
halla
, zu der u. a. Vertreter der Reichsregierung und
des Reichstags, der Länderregierungen, des Bayeri=
ſchen
Landtags, der Vereine und Verbände des Turn=
und Sportweſens, darunter auch ſolche aus Oeſter=
reich
und Böhmen, erſchienen waren, hielt der baye=
riſche
Kultusminiſter Dr. Goldenberger die Feſtan=
ſprache
. Der Redner wies u. a. darauf hin, daß die
Walhalla aus tiefſter Liebe zum deutſchen Vaterland
entſtanden und in dieſer Walhalla nun die Büſte eines

Mannes enthüllt werden ſolle, deſſen Leben eben
ſolch tiefſter begeiſterter Vaterlandsliebe geweiht war.
Jahns Lebensarbeit ſei dem Dienſte ſeines deutſchen
Vaterlands geweiht geweſen, ſeine Lehren über das
deutſche Turnweſen, über das deutſche Volkstum
ſeien dieſem Dienſte gewidmet und hätten ſeinen
Namen unſterblich gemacht. Im Sinne Jahns ſei die
Turnbewegung nicht nur eine Bewegung zur Kräf=
tigung
der Muskeln, ſondern auch eine geiſtige Be=
wegung
. Das ganze Ziel ſeines Wollens laſſe ſich
nicht beſſer bezeichnen, als mit Volkserziehung.

Berlin im Licht.

Das im Licht erſtrahlende Brandenburger Tor.
Millionen von Berlinern waren am erſten Tage der Berliner Lichtwoche auf den Beinen, um die
im nächtlichen Dunkel hellerleuchteten Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt zu bewundern. Nebſt dem
goldenen Engel der Siegesſäule hat das Brandenburger Tor den größten Erfolg errungen.
Furchtbares Eiſenbahnunglück in England.
Mehr als zwanzig Tote. Viele Verletzte.

Die Unglücksſtelle kurz nach dem Zuſammenſtoß.
Ein Poſtzug lief bei Charfield auf einen Güterzug auf. Dem ſchweren Zuſammenſtoß folgte
ein entſetzlicher Brand. Was zuerſt verſchont blieb, wurde von einem vernichtenden Feuer erfaßt.
Mehr als 20 Tote und zahlreiche Vgrletzte ſind zu beklagen. Der Materialſchaden iſt bedeutend.

Ein Flugzeugmotor aus dem Meer gefiſcht.
Paris. Nach einer Meldung aus Perpignan
haben Fiſcherboote in ihrem Netz einen Flugzeug=
motor
Marke Reynauld aus dem Meer gefiſcht.
Man glaubt, daß dieſer Motor zu einem Flugzeug
gehört, das vor fünf Jahren, aus Afrika kommend,
verſchollen iſt.

Exploſion in einer engliſchen Sprengſtoffabrik.
London. In der Fabrik von Bramble Island,
die Sprengſtoff für Gruben herſtellt, ereignete ſich
eine Exploſion, die von einem 20 Meilen weit hör=
baren
, donnerähnlichen Getöſe begleitet war. Eine
rieſige Flammengarbe brach aus dem Werk hervor.
Fünf Arbeiter wurden auf der Stelle getötet.

80 Jahre Hamburg New Jork.
Ein für die Geſchichte der deutſchen Seeſchiff=
fahrt
bedeutſames Ereignis jährt ſich in dieſen To=
gen
zum 80. Male. Am 15. Oktober 1848 trat das
700 Tonnen große Dreimaſt=Vollſchiff Deutſchland=
als
erſtes Fahrzeug der ein Jahr zuvor gegründe=
ten
Hamburg=Amerikaniſchen=Paketfahrt=Aktien=Geſell,
ſchaft (H.A.P. A. G.) ſeine Jungfernreiſe von Ham=
burg
nach New York an. Von dieſem Tage datiert
die älteſte regelmäßige Schiffsverbindung Deutſch=
lands
mit Amerika. Während im erſten Jahre des
Beſtehens der Linie 168 Paſſagiere befördert wurden.
ſtieg dieſe Zahl auf über 200 000 im Jahre 1913 an.
Verſchiedene im HamburgNew York=Dienſt beſchäf=
tigt
geweſene Hapagſchiffe waren Rekordfahrzeuge
ihrer Zeit und in der ganzen Welt bekannt: So die
um die Jahrhundertende erbaute 16 000 B.R.2.
große Deutſchland, die das Blaue Band des
Ozeans errang, der 1904 erbaute Schnelldampfer
Kaiſerin Auguſte Victoria (25 000 B. R. T.) und die
1913 und 1914 vollendeten beiden größten Schnell=
dampfer
der Welt Imprator und Vaterland
wie auch der 56 000 B.R.T. große Dampfer Bis=
marck
, der unmittelbar nach ſeiner 1919 erfolgten
Fertigſtellung abgeliefert werden mußte. Gegenwär=
tig
iſt die HamburgAmerika=Linie mit neun Schif=
fen
(Albert, Ballin, Deutſchland, Hamburg
New York, Reſolute‟, Reliance, Cleveland,
Weſtphalia und Thuringia) in der New York=
Fahrt vertreten. Zwei je 16 000 B.R.T. große Paſ=
ſagier
=Motorſchiffe, St. Louis und Milwaukee‟,
befinden ſich bekanntlich für dieſe Route im Bau.
Unglück beim Bau einer Hochſpannungsleitung
Rom. In Pinerollo kamen drei Arbeiter, d
unter der Leitung eines Ingenieurs an der Ausbeſ
rung der elektriſchen Hochſpannungsleitungen arbe
teten, in Berührung mit dieſen. Sie wurden au
der Stelle getötet. Wie hierzu weiter gemelde
wird, kreuzt die neue Leitung an einer gewiſſen
Stelle die ſchon im Betrieb befindliche Hochſpan
nungsleitung einer anderen Elektrizitätsgeſellſchaft.
Aus Verſehen war dieſe zweite Leitung nicht ausge=
ſchaltet
worden. Drei Arbeiter kamen daher beim
Hantieren mit der Leiter mit dem Draht in Berüh=
rung
. Zwei von ihnen wurden ſofort vom Strom
getötet. Der ſie begleitende Verwaltungsratspräſident
der Elektrizitätsgeſellſchaft von Pinerollo, Major
Calombini, wollte nach dem Unglück die Leiter vom
Draht wegreißen, um an den Verunglückten Wieder=
belebungsverſuche
anzuſtellen. Er wurde jedoch eben
falls vom Strom ſofort getötet. Die Leichen konnten
erſt nach Ausſchaltung des Stromes geborgen werden
Abſturz eines franzöſiſchen Militärflugzeuges.
Bordeaux. Ein Militärflugzeug ſtürzte au=
40 Meter Höhe über dem Flugplatz von Cazaux al
und geriet in Brand. Ein Leutnant kam ums Leben
ein anderer wurde ſchwer verletzt.
* Schreibunterricht mittels Elektrizität!
(k) London. Einen höchſt eigenartigen Siet
der modernen Technik hatte der Volksſchallehre=
Edward Hearth in Cambridge zu verzeichnen. E=
konnte
einem ſeiner beſten Schüler, der in aller
Fächern ſehr gute Fortſchritte machte, das Schreiber
nicht beibringen. Hearth, ein begeiſterter Anhänge,
der individuellen Erziehungskunde, gab ſich redlich
Mühe, um hinter die Urſache dieſer unmotivierten
Schwäche des ſonſt geweckten Knaben zu kommen und
fand, daß der Junge das Schreibzeug viel zu ſtark an
das Papier drückte. Auf dieſe Weiſe ermüdete der
Schüler ſtets vorzeitig und war außerſtande, ſeine
Aufgabe fertig zu machen. Nachdem gute Worn
nichts genutzt hatten, ließ der Lehrer von ſeinen
Bruder, einem Zivilingenieur, eine ſinnreiche Elel
trizitätsmaſchine bauen, deren Enden am Papie
ſowie am Rücken des Knaben mündeten. Sobald au
dem Schreibpapier ein übermäßig ſtarker Druck er
folgte, erhielt der Junge einen elektriſchen Schla
in den Rücken! Das Radikalſyſtem tat denn aud
ſeine Wirkung, und der geſchlagene Schüler wurd
alsbald auch im Schreiben der Erſte ſeiner Klaſſe.
Der erfinderiſche Pädagoge erhielt jetzt anläßlich de
Jahresverſammlung des Oberſten Schulrates vor
England ein öffentliches Lob für ſein Syſtem.
Der Welfenſchatz wird nach
Amerika verkauft.

Das berühmte Welfenkreuz
ſoll nebſt anderen, unter dem Namen Welfenſchatz
bekannten, ſeit Jahrhunderten im Beſitz der Herzöß
von Braunſchweig befindlichen vielbewunderte
Schätzen, nach Amerika verkauft werden. Die Beaul
tragten des letzten Herzogs der bekanntlich de
Schwiegerſohn Kaiſer Wilhelm II. iſt verlange!
einen Betrag von zehn Millionen Dollar (42 Meul
lionen Mark) für die Koſtbarkeiten. Es iſt ſehr 3
bedauern, daß die kunſtgeſchichtlich höchſt bedeutſame!
Reliquien für Deutſchland verloren gehen.

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Nummer 289

Mittwoch den 17 Oktober 1928

1)

Oer Sieg deutſcher Technik
und Energie.
Der Zeppelin hat ſich bewährt.
Nach weiteren ergänzenden Berichten iſt das Luftſchiff in der
Hauptſache wegen des ungünſtigen Windes am Abend der Lan=
dung
nicht in die Halle gebracht worden, ſondern erſt, nachdem
der Wind um Mitternacht umſchlug. Dieſes Manöver erfolgte
nit Hilfe des fahrbaren Landungsmaſtes ohne jede Schwierig=
keit
. Der Flugpark von Lakehurſt war die ganze Nacht über tag=
hell
beleuchtet, und viele Tauſende bewunderten das Schauſpiel
des über dem Flugplatz ſchwankenden ſilbernen Luftſchiffes. Die
Kontrolle der Päſſe, des Gepäcks uſw. dauerte bis zur vollen
Abwicklung eine ganze Weile, nachdem die Paſſagiere eine Stunde
nach dem Landen des Luftſchiffes das Schiff verlaſſen hatten.
Die Paſſagiere waren alle wohlauf, aber ſichtlich ermüdet. Das
Luftſchiff hatte bei ſeiner Landung noch für zehn Stunden Brenn=
ſtoff
bei voller Fahrt bzw. für 65 Stunden Brennſtoff bei ver=
minderter
Fahrt an Bord. Auch die Lebensmittel hätten noch
für ungefähr 24 Stunden gereicht. Alle Paſſagiere und Dr.
Eckener ſind mit dem Luftſchiff jedoch ſehr zufrieden, beſonders
Commander Roſendahl, der ſich geradezu begeiſtert über das
Luftſchiff äußerte. Die amerikaniſche Preſſe hatte in der ſpäten
Nacht naturgemäß noch keine Stellung zu dem Glücken der Ame=
rikafahrt
des Zeppelins nehmen können. Die Preſſe iſt aber ein=
ftimmig
von der Fahrt begeiſtert und bewundert die Leiſtung des
Luftſchiffes und Dr. Eckeners. Beſonderen Eindruck ſcheint ge=
macht
zu haben, daß die Beſchädigung der Stabiliſierungsfläche
die Steuerfähigkeit des Luftſchiffes nur wenig beeinträchtigt hat.
Geſtern wurden Dr. Eckener und die Paſſagiere vom Bürger=
meiſter
im New Yorker Rathaus empfangen.
Die Geſamiſtrecke der Amerikafahrt
des Graf Zeppelin.
Nach den Ermittelungen, die in Friedrichshafen bei der Werft
angeſtellt wurden, hat das Luftſchiff einſchließlich der durch das
Wetter bedingten Umwege, beſonders vor der amerikaniſchen
Küſte, eine Geſamtſtrecke von etwa 12 000 Kilometer zurückgelegt.
Der Eindruck der Ozeanüberquerung
im In= und Ausland.
Die amerikaniſchen Blätter widmen der Ankunft des Graf
Beppelin begeiſterte Schilderungen. Viele Zeitungen in New
York, Waſhington und Philadelphia enthalten Bilder von der
Fahrt. New York Times bringt aus dem Munde eines Paſſa=
gieres
folgende
hübſche Epiſode:
Während des ganzen erſten Teiles des Sonntags kämpften
wir bei den Bermudas=Inſeln mit den Gegenwinden. Wegen
der Beſchädigung der Stabiliſierungsfloſſe konnten wir nicht mehr
ſchnell fahren, und wir Paſſagiere waren wegen des Wetters etwas

beſorgt, als Dr. Eckener plötzlich von der Brücke herunterkam, zu
dem Kanarienvogel trat, den er als Talisman an Bord hatte,
und ihn ruhig fütterte, worauf er in ſeine eigene Kabine ging.
Wir atmeten leichter; denn wir wußten nun, daß in dem Augen=
blick
, wo Dr. Eckener die Brücke verließ, wir das Schlimmſte, was
das Wetter bringen konnte, hinter uns hatten.
New York Times begleitet ihre Berichte mit einem Leit=
artikel
, der die Ueberſchrift trägt: Der große Flug‟. Es heißt
darin: Die Begeiſterung, mit der die glückliche Ankunft des Graf
Zeppelin begrüßt wurde, und die private ſowie die amtliche
Anerkennung des Kommandanten und des Zeppelins ſind ebenſo
verdient, wie ſie ſpontan ſind. Der Flug iſt ein weiterer Mark=
ſtein
für den großen Fortſchritt im kommerziellen Flugweſen.

Der Graf Zeppelin mit den beiden Stabiliſierungsflächen.
Die glückliche Ankunft des Graf Zeppelin in Amerika hat
in der Reichshauptſtadt Jubel und Begeiſterung ausgelöſt. Das
ommt beſonders in den Berliner Blättern zum Ausdruck.
Sämtliche Wiener Blätter bringen die Nachrichten von der
Landung des Graf Zeppelin in großer Aufmachung. Die Wie=
ner
Neueſten Nachrichten bezeichnen die Sturmfahrt des Luft=
ſchiffes
als einen Sieg über die Naturgewalten, ein Ueberwinden
unerhörter Schwierigkeiten, einen Triumph der deutſchen Technik.
Der erfolgreiche Abſchluß der Amerikafahrt des Graf Zeppe=
lin
wird von engliſchen Blättern in Leitartikeln gewürdigt. Die
Times weiſt darauf hin, daß die Fahrt des Graf Zeppelin
außerordentlich reiches Material für weitere Unterſuchungen und
Experimente liefere. Dieſes Material müſſe verwendet werden,
ehe der Transatlantik=Perſonenluftſchiffdienſt eine tägliche Ein=

Seite 11
ichtung werden könne. Nichtsdeſtoweniger gäben die Leiſtung
des Zeppelin und der Erfolg der vorſichtigen Navigationskunſt
Dr. Eckeneres berechtigten Grund zur Befriedigung. Deutſch=
land
könne ſtolz darauf ſein.
Der Daily Telegraph erklärt, Graf Zeppelin, könne
Wetterbedingungen überwinden, gegen die bisher kein Flugſchiff
erfolgreich gekämpft haben würde. Die Morning Poſt ſpricht
dem Kommandanten und der Beſatzung des Graf Zeppelin die
Glückwünſche Großbritanniens aus. Der Daily Expreß iſt
optimiſtiſch, ſetzt allerdings große Hoffnungen nur auf viel grö=
ßere
Luftſchiffe nach Art der gegenwärtig im Bau befindlichen
beiden britiſchen Luftſchiffkreuzer. Der ſchwer erkämpfte Erfolg
des Graf Zeppelin habe Erfahrungen gezeitigt, die bald die
Beförderung von Reiſenden, Poſt und Gütern über den Atlantik
ermöglichen würden.
Die Pariſer Morgenpreſſe widmet dem glücklichen Gelingen
der Amerikafahrt des Graf Zeppelin ausführliche Betrachtun=
gen
, die Genugtuung über den Erfolg und Anerkennung für die
Tat deutſchen Geiſtes und deutſcher Arbeit durchblicken laſſen.
Vielleicht hat der Erfolg auch den Matin zu einer Aenderung
des gehäſſigen Tones, den er in den letzten Tagen anſchlug, ge=
bracht
, denn ſelbſt er bezeichnet den Flug als eine große ſport=
liche
Tat der deutſchen Luftfahrt. Das Journal hebt die
Längen= und Dauerrekorde des Graf Zeppelin hervor und
rühmt Dr. Eckener und ſeine tapfere Mannſchaft. Abfällig
urteilt der Gaulois, der die Auffaſſung vertritt, der Amerika=
flug
, zum Zwecke der nationalen Propaganda unternommen, ſei
zwar geglückt, aber unter ſo ungünſtigen Umſtänden, daß er der
Sache, der er habe dienen wollen, nur ſchade. (!)
Weitere Glückwunſch=Telegramme.
In Lakehurſt ſind Tauſende von Telegrammen aus allen
Teilen der Welt für die Mitglieder der Luftſchiffsbeſatzung ein=
gegangen
.
Der Reichspräſident an Coolidge.
Der Reichspräſident hat auf den Glückwunſch des Präſi=
denten
Coolidge anläßlich der Ankunft des Graf Zeppelin mit
nachſtehendem Telegramm geantwortet:
Ich danke Ihnen, Herr Präſident, für die Glückwünſche und
die Anerkennung, die Sie den Leiſtungen des Luftſchiffes Graf
Zeppelin und ſeiner Beſatzung in ſo freundlicher Weiſe gezollt
haben. Namens des deutſchen Volkes ſpreche ich gleichzeitig für
die dem Luftſchiff und ſeiner Beſatzung gewährte glänzende Auf=
nahme
und Unterſtützung meinen aufrichtigſten Dank ans. Ich
hoffe, daß mit dieſem neuen Fortſchritt in der Luftfahrt die fried=
lichen
Beziehungen, die zwiſchen dem großen amerikaniſchen Volke
und Deutſchland beſtehen, noch enger geknüpft werden. gez.: von
Hindenburg, Deutſcher Reichspräſident.
Der Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft,
Dr.=Ing. Dorpmüller,
ſandte folgendes Glückwunſchtelegramm an Dr. Eckener: Die
Deutſche Reichsbahn iſt mit Bewunderung erfüllt über die glän=
zende
Leiſtung des Graf Zeppelin. Alle Fährniſſe überwindend,
hat das Luftſchiff dank ſeiner ausgezeichneten Konſtruktion und
hervorragenden Führung zielbewußt ſeinen Weg über den Ozean
genommen. Dieſe Tat wird in der Geſchichte der Luftfahrt und
in den Herzen aller Deutſchen unauslöſchlich ſein. Einen herz=
lichen
Glückwunſch dem hochverdienten Führer und der tapferen
Mannſchaft.
Unter vielen anderen haben die Präſidenten der Senate der
Hanſaſtädte, die Hamburg=Amerika=Linie und Prof. Junkers an
Dr. Eckener, die Beſatzung und Paſſagiere des Graf Zeppelin
herzliche Glückwunſchtelegramme geſandt.

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IV 1724

[ ][  ][ ]

Seite 12

Mittwoch, den 17. Ok ober 1926

Nummer 289

Spurn, Tpier
Leichtathletik.
Herbſtwaldlauf in Darmſtadt.
Einem bei den diesjährigen Frühjahrswaldläufen allſeitig zum
Ausdruck gekommenen Wunſch entſprechend, die in den letzten Jahren
vernachläſſigten Herbſtwaldläufe wieder aufleben zu laſſen, hat ſich
Rot=Weiß=Darmſtadt entſchloſſen, für Sonntag, den 21. Oktober,
einen Herbſtwaldlauf auszuſchreiben. Abſeits der ſeitherigen Waldlauf=
veranſtaltungen
ſoll der reine Höchſtleiſtungsgedanke unterdrückt, die
Freude am Waldlauf dagegen, angefacht und geſtärkt werden. Deshalb
hat ſich der veranſtaltende Verein entſchloſſen, den werbenden Charak=
ter
in den Vordergrund zu ſtellen und für den 21. Oktober eine kleine
ſportliche Nachmittagsveranſtaltung herauszubringen.
Für 3 Uhr nachmittags iſt das Handballverbandsſpiel der Liga=
mannſchaften
Pol. Sp.V. Darmſtadt gegen Rot=Weiß angeſetzt. In
den Rahmen dieſes Spieles werden die Waldläufe eingeſetzt, ſo daß
kurz vor dem Spiel und in der Pauſe gelaufen wird. Dadurch iſt eine
gewiſſe Langweiligkeit, wie ſie manchen Unbeteiligten bei Waldläufen
packt, ganz aus dem Wege geräumt. Auch den Vereinen iſt die Beteili=
gung
möglichſt leicht gemacht worden. Die ſeitherigen hohen Start=
gelder
, die immer nur die Beſten am Start erſcheinen ließen, wurden
herabgeſetzt. Für Jugendliche wurde das Startgeld ganz erlaſſen.
Gelaufen wird in vier Klaſſen: Klaſſe 1 für Verbandsvereine A=Klaſſe,
Klaſſe 2 für Verbandsvereine der B= und C=Klaſſe, Klaſſe 3 für die
Jugendlichen der Verbandsvereine, und Klaſſe 4 für Vereine, die nicht
dem Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verband angeſchloſſen
ſind, wie Waſſerſport= Kraftſport=, Turn= uſw. Vereine. Alle vier
Klaſſen kommen ſowohl im Einzellauf wie auch im Mannſchaftslauf
zum Austrag. Die Laufſtrecke beträgt für die beiden erſten Klaſſen
5 Kilometer, für die 3. und 4. Klaſſe 3 Kilometer. Der Lauf nimmt
auf dem Rot=Weiß=Platz in der Rheinallee ſeinen Anfang und führt
in geraden, überſichtlichen Strecken durch den ſich an den Sportplatz
anſchließenden Wald, ohne offenes Gelände zu berühren. Das Ziel
liegt, wie der Start, auf dem Sportplatz, wo vor dem Einlauf noch
eine Bahnrunde zu durchlaufen iſt.
Mögen ſich recht viele Läufer zu der Veranſtaltung melden und
dadurch mithelfen, zu zeigen, was Leichtathletik iſt und wie ſie begeiſtern
kann, um allmählich wieder mehr Anhänger dieſem ſchönen Sport zu=

zuführen.

Schießſport.

Haſſia Jugend=Kleinkaliberſchießen.
Die Haſſia Jugend von Starkenburg hielt am 14. Oktober in
Spachbrücken das erſte Haſſia Jugend=Kleinkaliberſchießen ab. Die
Ortsgruppe Spachbrücken der Haſſia=Jugend hatte das Schießen über=
nommen
und muſtergültig unter Leitung ihres Führers Jung durch=
geführt
. Reibungslos wickelten ſich die einzelnen Schießen ab, und fiel
der erſte Preis nach Spachbrücken, der zweite Preis und der von der
Kriegerkameradſchaft Haſſia geſtiftete Wanderpreis ſowie eine Ehren=
ſcheibe
an Jungmannen der Ortsgruppe Darmſtadt. Auch einige Jung=
mannen
der Kyffhäuſerjugend Frankfurt a. M. beehrten das Schießen
mit ihrer Gegenwart. Allen Spendern von Preiſen und beſonders
dem Führer der O.G. Spachbrücken, Herrn Jung, für ſeine aufopfernde
Tätigkeit auch an dieſer Stelle herzlichſten Dank.
Sch. Sp. Windmühle erringt in Aſchaffenburg die Wander=
Ehrenſcheibe.
Anläßlich des Hauptpreisſchießens der Kleinkaliberſchützengeſellſchaft
e. V. Aſchaffenburg, welcher im letzten Jahre ſich in den Beſitz der
Wander=Ehrenſcheibe ſetzten konnte, wurde am Sonntag um dieſes
wertvolle Stück im Mannſchaftskampfe erneut gerungen; diesmal
trug die Mannſchaft des Sch. Sp. Windmühle den Sieg davon. Eine
große Anzahl Mannſchaften umſtritten die Scheibe im ehrlichſten
Kampfe, und verpflichteten ſich, im kommenden Jahre auf den Ständen
des Sch. Sp. Windmühle zu erſcheinen, um dieſelbe wieder nach
Bahern hereinzuholen. Auch bei den Einzelſchießen belegten die Wind=
mühl
=Schützen die Spitzenreſultate. Nachfolgend die Ergebniſſe: fünf
Schuß ſtehend Freihand: 1. Ehrig 58 Ringe, 2. Schneider 56 Ringe,
6. Preſtel 55 Ringe, 8. Gräf 55 Ringe; Scheibe Glück aufs Plattel:
1. Schneider, 2. Gräf, 5. Ehrig, 10. Preſtel.

und Tarnen.

Pferdeſport.

Rennen zu Hoppegarten.
1. Preis von Biesdorf. 200 Mark, 1600 Meter: 1. O. Blumenfeld
und R. Samſons Poſtmeiſter (Viſek); 2. Heidelerche; 3. Rheinweim.
Ferner: Araber, Sonne, Burgbrohl, Colibri. Tot.: 21, Pl.: 15, 11:10.
½1½ Lg.
2. Preis von Mahlsdorf. B00 Mark, 1000 Meter: 1. S. Korn=
blums
Surya (O. Müller); 2. Vaſall; 3. Schlagbaum. Ferner: Caſper,
Tantor, Wiesbaden, Sonntagsmorgen, Alike, Liaiſon, Wacht am Rhein,
Norjana. Tot.: 94, Pl.: 24, 15, 65:10. ½ Lg.Kopf.
3. Affeburg=Rennen. 7800 Mark, 1200 Meter: 1. Geſt. Weils Ober=
winter
(Tarras); 2. Domfalke; 3. Teutone. Ferner: Prinzeß Ronald.
Tot.: 11, Pl.: 10, 11:10. 2½4 Lg.
4. Preis der Mark. 13 000 Mark, 1800 Meter: 1. C. O. Schmidts
Altenberg (Narr); 2. Poſtenkette; 3. Palü. Ferner: Fochenbach, Torero,
Löwenherz II, Audax, Frankonia, Silberfaſan, Forno, Vardar. Tot.:
207, Pl.: 58, 44, 26:10. 11 Lg.
5. Preis von Kaulsdorf. 3900 Mark, 1200 Meter: 1. Stall Hön=
walts
Botſchafter (Haynes); 2. Patvas; 3. Gunhilda. Ferner: Ordens=
regel
. Tot.: 14, Pl.: 10, 10:10. 55 Lg.
6. Kiekemal=Rennen. 3900 Mark, 2400 Meter: 1. Graf Seidlitz=
Sandr. Mondnacht (Dreißig); 2 Jack London; 3. Cſampas. Ferner:
Himglaya, Coriolan III, Torrone, Noſtra, Oſiris, Eisläufer, Szeged.
Tot.: 58, Pl.: 28, 45, 35:10. *2 Lg.
7. Preis von Vogelsdorf. 3900 Mark, 1200 Metzer: 1. Alfons Teskes
Ina (Kreuz); 2. Pale; 3. Landluft. Tot.: 18:10. 3½ Lg.

Wetterbericht.
Gießen, 16. Oktober.
Im zentvaleuropäiſchen Hochdruckgebiet iſt der Luftdruck noch etwas
angeſtiegen und Deutſchland weiſt heute morgen Barometerſtände von
über 770 Millimeter auf. Infolgedeſſen hat die Hochdruckwetterlage
durch die von Weſten heranwahenden Störungem keinem weiteren Fort=
ſchritt
gemacht. Sehr wahrſcheinlich dürfte aber doch mit dem Vor=
gringen
der maritimen Warmluft an der Vorderſeite des isländiſchen
Tiefs allmähliche Bewölkung aufziehen, und das über den britiſchen In=
ſeln
lagernde Regengebiet auch umſerem Bezirke ſpäter Niederſchläge
bringen. Außerdem iſt milderes Wetter zu erwarten.
Ausſichtem für Mittwoch, dem 17. Oktober: Wolkig, auch bedeckt, Tem=
veraturem
anſteigend, zeitweiſe Niederſchläge, ſüdweſtliche bis weſtliche
Winde.
Ausſichten für Donnerstag, den 18. Oktober: Zeitweiſe bewölkt,
Temperaturen ſchwankend, einzelne Niederſchläge nicht ausgeſchloſſen.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 17. Okt. 6.30: Gymnaſtik. O 12.45: Schulfunk:
Ein Kapitel Roſegger. O 13.15: Schallplatten. O 15.05: Jugend=
ſtunde
. Rektor Wehrhan: Die erſte Fahrt mit dem Dampfwagen.
16.35: Funkorch.: Konzert. Mitw.: Agnes Braunfels (Geſang).
Händel: Ouv. Alcina. Pergoleſi: Sinfonia in G=dur; Arie.
Bach: Brandenburgiſches Konzert; Arie. Händel: Concerto groſſo.
O 18.10: Bücherſtunde. 18.30: Frank Arnau: Zehntagefahrt im
Automobil von Halifax nach Newyrk. O 19: Eſperanto. O 19.30:
Privatdozent Dr. Wülker: Krankheiten und Feinde der Bienen.
O 19.45: Fre

Tannhäuſer von Joh. Neſtroy.

Stuttgart.
Mittwoch, 17. Okt. 10.- alplatten. S 12.30: Schall=
platten
. O 13: Mittagsſtündchen. S 15: Kinderſtunde. Tante Gretle.
E. Stockinger, Funkorch. O 16: Briefmarkenkunde für die Jugend.
O. Anſchl.: Schallplatten. O 16.35: Funkorch.: Nachmittagskonzert.
Mitw.: Agnes Braunfels (Geſang). O 18.15: Prof. Dr. Verweyen:
Platons Ideenlehre. o 18.45: Dr. med. Müller: Durch die
Magellanſtraße und die ſüdchileniſchen Gewäſſer. O 19.15: Engliſch.
O 19.45: Max=Dauthendey=Stunde. Vortragender: O. Ludw. Brandt.
O 20.30: Neſtroy=Abend. Mitw.: Anita Franz (Sopran), Dr. E.
Fortner (Rezitat.), Alois Resni (Tenor). Mozart: Ouv. Die
Zauberflöte‟ Einleitende Worte. Neſtroy: Von Liebe und
Ehe. Müller: Laßt man an jeden ſein Freud, aus Das
Mädel aus der Vorſtadt; Kometenlied aus Lumpazivagabundus.
Neſtroy: Lachende Philoſophie. Wiener Komödienlieder aus der
Neſtroyzeit. Müller: Ouv. Lumpazivagabundus Neſtroy=
Dialog aus der Poſſe. Der Talisman. Staudigl: Neſtroyade,
Müller: Ja, die Madln, aus Der gefühlvolle Kerkermeiſter;
Schnupferlied aus Tritſch, tratſch; Ballade vom verdrängten
Liebhaber aus Weder Lorbeerbaum noch Bettelſtab‟ Wiener
Komödienlieder aus der Neſtroyzeit. Anſchl.: Orcheſterkonzert des
Philharm. Orcheſters. O Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Mittwoch, 17. Okt. 16: Reg.=Rat Eliſabeth Vurthmann, M. d.
RWR.: Geſetzlicher Frauen= und Kinderſchutz im Wirtſchaftsleben
Deutſchlands. O 16.30: Jugendbühne. Jugend am Mikrophon.
S 17: Kapelle Ilia Livſchakoff. 6 18.30: Wilh. Ehlers: Stücke, die
nicht geſpielt werden. (Aus der Werkſtatt eines Verlagsdramaturgen.)
O 19: Juſtizrat Prof. Dr. Heilfron: Rechtsfragen des Tages.
O 19.30: Prof. Dr. Reichenbach: Die Prinzipien der modernen
Phyſik. (Das Prinzip der Quanten.) o 20: Sendeſpiel: Künſtler=
blut
, Operette in drei Teilen von Leo Stein und Carl Lindau,
Muſik von Edm. Eysler. Dirig.: Seidler=Winkler. Perſ.: Franz
Torelli, Charakterkomiker am Reſidenztheater: Nelly Leißner,
Soubrette am Reſidenztheater; Tobias Blank, Pumpmaſchinen=
Fabrikant; Alfred, ſein Sohn; Sillemann, Blanks Kompagnon;
Bethulia, ſeine Frau; Mia, deren Tochter; Diener bei Blank,
Dienſtmädchen bei Leißner; Dr. Cluſius: Major Leißner; Theater=
beſucher
; Herren und Damen der Geſellſchaft. 1. Teil: Vor dem
Bühneneingang des Reſidenztheaters. 2. Teil: Bei Blank. 3. Teil:
Bei Leißner. O Anſchl.: Tagesnachrichten. O Danach: Tanzmuſik.
Kapelle Daſos Bela.
Deutſche Welle. Mittwoch, 17. Okt. 10.15: Berlin: Nachrichten.
O 12.30: Mitt. d. Reichsſtädtebundes. O 12.40: Mitt. d. Verb. d.
Preuß. Landgemeinden. O 13.30: Berlin: Nachrichten. 14.15:
Kindertheater: Max und Moritz. 15: Aus dem Zentralinſtitut,
O 15.35: Wetter und Börſe. O 15.40: Marie Jörling: Die Pflanzung
der Roſen. O 16: Oberſtudiendir. Prof. Dr. Werner: Mörikes Lyrik
als Erlebnis im Deutſchunterricht. e 16.30: Claude Grander:
Franzöſiſcher Zeitgeiſt in Bildern. 17: Hamburg: Konzert des
muſikaliſchen Nachwuchſes. 18: Prof. Dr. Prion: Kreditmöglich=
keiten
für das Kleingewerbe. O 18.30: Franzöſiſch für Fortgeſchr.
O 1855: Werkmeiſterlehrgang. Oberſtudiendir. Dipl.=Ing. Volk:
Die Werkſtoffe im Maſchinenbau. O 19.20: Prof. Dr. Mersmann:
Einführung in das Verſtehen von Muſik. O 20: Köln: Unter=
haltungsmuſik
des Funkorch. 21: Das Kirſchblütenfeſt Spiel
nach dem Japaniſchen von Klabund, Muſik von E. Toch. O Anſchl.:
Preſſenachrichten. O Anſchl.: Tanzmuſik. Kapelle Dajos Bela.

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Nummer 289

Reichseinnahmen
an Steuern, Zöllen und Abgaben.
Die Reichseinnahmen im September (alle Angaben verſtehen ſich
in Millionen RM.) betrugen für Beſitz= und Verkehrsſteuern 362.9, für
Zölle und Verbrauchsabgaben 247,9, insgeſamt alſo 610,8. Für die Zeit
vom 1. April bis 30. Septenſber ſtellten ſich die entſprechenden Ziffern
auf 3075,5 und 1421,9, mithin zuſammen auf 4497,5. Das für das ge=
ſamte
Rechnungsjahr (1. April 1928 bis 31. März 1929) geſchätzte Auſ=
kommen
ſtellte ſich auf 8862. Mithin überſteigt das Geſamtauſkommen
im erſten Halbjahre um 66,5 die Hälfie der geſchätzten Jahresſteuern
und mit 21 auf Zölle und Verbrauchsabgaben. Unter Berückſichtigung
der üblichen Schwankungen des Aufkommens der einzelnen Monate be=
ſteht
nach Anſicht des Reichsfinanzminiſteriums begründete Ausſicht, daß
das geſchätzte Geſamtjahresaufkommen errcichſt wird.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Odenwälder Hartſtein=Induſtrie A.=G., Darmſtadt. Zur Geſchäfts=
lage
1928 hört man, daß ſich die Erſparnispolitik der Reichsbahn im
letztem Jahre auch bei der Hartſteininduſtrie, die das Schottermaterial
liefert, bemerkbar gemacht hat. Das laufende Geſchäftsjahr iſt bisher
alſo allgemein unregelmäßiger geweſen als die Vorjahre. Man er=
wartet
indeſſen, daß die Reichsbahn im neuen Etatsjahr wieder um=
fangreichere
Beſtellungen tätigen wird, zumal da ſie in allem Erklärun=
gen
betont hat, daß die Sicherheit des Verkehrs, zu deſſen Erforder=
niſſen
auch die Schotterung gehört, in erſter Linie berüchſichtigt werden
foll. Die augenblicklichen Abſatzhemmungen in der Hartſteininduſtrie
dürften demnach vorübergehender Natur ſein. Hinzu kommt, daß der
ſteigende Automobilverkehr durch den notwendig gewordenem Ausbaut
der Hauptchauſſeen die Zukunft der Hartſteininduſtrie aller Vorausſicht
mach ſehr günſtig beeinfluſſen wird.
Verkauf eines oberheſſiſchen Sägewerks der Gebrüder Hinmelsbach
A. G. Die Misteldeutſhe Hartſteininduſtrie, die in der unmittelbaren
Nachbarſchaft von Honburg a. d. Ohm große Steinbruchbetriebe beſitzt,
hat in den letzten Tagen das frühere Sägewerk der Gebr. Himmels=
bach
AG. in der Nähe des Bahnhofs Neuhaus käuflich erworben. Der
Sägewerbbetrieb war vor längerer Zeit, als das Konkursverfahren über
das große Freiburger Holzunternehmen im Gange war, ſtillgelegt wor=
den
. Die Werksanlagen ſollen von dem Steinbruchunternehmer als
große Verladeſtelle für Erzeugniſſe der Steinbruchbetriebe hergerichtet
werden
Die Getreideernte in der Rheinprovinz. Die Witterung war in die=
ſem
Jahre beſſer als im Vorjahre. Das Wachstum nahm einen guten
Verlauf. Infolge der günſtigeren Witterung und der beſſeren Reifezeit
wurde beim Getreide eine beſſere Qualität enzielt. Beſonders bei den
leichten Böden und in den Gebirgsgegenden wurde indes über zu ſtarke
Trockenheit geklagt. Die übergroße Hitze in der Reifezeit hatte hier und
da eine Notreife der Körner zur Folge. Ortsweiſe weiſt der Ernte=
ausfall
recht große Verſchiedenheiten auf. Seit langen Jahren herrſchte
zum erſten Male wieder ein normales und gutes Erntewetter. Im all=
gemeinen
wivd die Getreidernte als gute Mittelernte bezeichnet. Trotz
erheblich Eeſſerer Qualität erzielte das Getreide niedrigere Preiſe als
im Vorjahre. Die Brotpreiſe gaben den fallenden Getreidepreiſen keine
Folge. Eine entſprechende Herabſetzung der Brotpreiſe wüirde einer
Verbrauchsſteigerung von Brot und Getreide dienlich ſein und eine Er=
leichterung
des Abſatzes nach ſich ziehem.
Das neue Verwaltungsgebäude der J. G. Farbeninduſtrie. In den
nächſtem Tagen wird mit den Arbeiten zur Errichtung des neuen Ver=
üvaltungsgebäudes
der J. G. Farbeninduſtrie begonnen werden, nach=
dem
jetzt der Vertrag mit Profeſſor Poelzig=Charlottenburg abgeſchloſ=
ſen
worden iſt. Der Bau wird einen umbauten Raum von 180 000 Ku=
ikmetern
umfaſſen, die Nebengebäude von etwa 40 000 Kubikmetern.
Unter Zugrundelegung eines Satzes von 45 RM. für jeden umbauten
Kubikmeter iſt mit einem Koſtenaufwand von ungefähr 100 Mill. RM.
zu rechnen. Bei ungeſtörtem Fortgang der Bauarbeiten hofft die Ver=
waltung
, das neue Gebäude in zwei Jahren beziehen zu können.
Beſchlüffe der Wiener Vorkriegsſchulden=Konferenz. Die Konferenz
der Nachfolgeſtaaten der ehemaligen Oeſterreichiſch=Ungariſchen Monar=
chie
, die ſich mit der Regelung der Frage der Schuldenaufteilung zu be=
faſſen
hatte, beſchloß nach eingehender Erörterung in der Angelegen=
heit
betreffend Regelung der Padierrenten und Umandlung der ewi=
gen
Renten, das ſind Lie 4proz. Oeſterreichiſche Goldrente, die 4proz. Un=
gariſche
Goldrente, die 4proz. Ungariſche Staatsrente von 1910, die
½proz. Ungariſche Staatsrente von 1913, in tilgbare Anleihen und
Tilgung der 4½proz. Ungariſchen Amortiſationsrente von 1914. Die
Neparationskommiſſion iſt über den Meinungsaustauſch in Kenntnis ge=
ſeßt
worden und dürfte nunmehr ihrerſeits die Gläubigerverbände von
der getroffenen Regelung unterrichten.
Metallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 16. Oktober ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam ( Notie=
rung
der Vereinigung für die deutſche Elektrolytkupfernotiz) 144.75 RM.
Die Noticrungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvor=
ſtandes
(die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190. RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194. RM.; Reinnickel, 98= bis 99 350. RM., Antimon Regulus 85. bis 90. RM., Feinſilber
(1 Kilogramm fein) 79.50 bis 81. RM.
Die Berliner Metallnotierungen vom 16. Oktober ſtellten ſich für
Kupfer: Januar bis Juni 132.25 (132.50), Juli und Auguſt 132.50
(132.50), September 132.50 (132.75), Oktober 131.75 (133.00), November
und Dezember 132.25 (132.50). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar
bis Auguſt 43.75 (44.00), September 44.00 (44.00), Oktober 43.75 (44.75),
November 43.50 (44.25), Dezember 43.75 (43.75). Tendenz: ſtetig.
Für Zink: Januar und Februar 47.50 (48.00), März bis Mai
47.75 (48.25), Juni bis September 47.25 (48.75), Oktober 47.00 (48.00),
November 47.25 (47.75), Dezember 47.00 (47.75). Tendenz: ſtill. Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 16. Oktober
ſtellten ſich für: Kupfer: (Tendenz: ruhig) Standard per Kaſſe
6415//65, drei Monate 657/865¾, Settl. Preis 65, Elektrolyt 71½
bis 71¾4, beſt ſelected 6869½, Elektrowirebars 71¾4; für Zinn:
(Tendenz: ruhig) Standard per Kaſſe 220220½, drei Monate 218 bis

prompt und Settl. Preis 24, entf. Sichten 24½.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 16. Oktober. Der heutige Pro=
duktenmarkt
verkehrte weiter in ruhiger Haltung, da Anxegungen, auch

haltung bekundeten und nur Deckungen in den notwendigſten Fällen
vornahmen. Intereſſe beſtand dagegen auf der anderen Seite für Wei=
zen
, der von den Mühlen etwas regen geſucht iſt. Hier machte ſich im
Gegenſatz zu den anderen Märkten einige Materialknappheit bemerkbar.
Die Preife waren im allgemeinen gut behauptet und wurden wie folgt
feſtgeſetzt: Weizen 23,6023,75, Roggen 22,7523, Sommergerſte 25,50
bis 25 75, Hafer inl. 23,2523,50, Mais 21,75, Weizenmehl 3434,50,
Noggenmehl 30,7531,75, Weizenkleie 14,2514,50, Roggenkleie 14,75.
Berliner Produktenbericht vom 16. Oktober. Von den Auslands=
märkten
lagen heute beſondere Anregungen nicht vor. Die Offerten

teuren und Mühlen zu geſtrigen Preiſen angenommen. Für Roggen
liegt etwa3 mehr Offertenmakerial vor. Da für den Export weiter Nach=
frage
beſteht, konnte ſich auch hier das geſtrige Preisniveau nicht be=
heupten
. Auszuigsmehle hatten geſtern nachmittag etwas lebhafteres
Geſchäft zu verzeiehnen, für die anderen Sorten beſteht auf Baſis der
geſtrigen Preiſe leichtes Konſumgeſchäft. Das Angebot von Hafer iſt
noch klein, doch recmet man damit, daß in der nächſten Zeit etwas mehr
Material herauskommt. Die Marktlage für Gerſten hat ſich wenig ver=
ändert
. Am Lieferungsmarkte hielten ſich die Preisſchwankungen für
Weizen im Rahmen von ½ Mark. Roggen lag unregelmäßig, die vor=
deren
Sichten waren bis zu ¼ Mark billiger, dagegen konnten Teil=
roggen
um 1 Mark anziehen, ſo daß ſich die Preisſpanne zwiſchen März=
und Mairoggen um 6 Mark vergrößert hat.

Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 16. Oktober.
Die freundlichere Stimmung, die bereits an der geſtrigen Abend=
börſe
bemerkbar war, konnte ſich zu Beginn der heutigen Börſe erhalten.
Die unverändert feſte Haltung der New Yorker Börfe wurde heute etwas
ſtärker beachtet und trug zur Beſſerung der Tendenz bei. Angeregt
wurde der Markt aber im weſentlichen durch die Nachfrage, die nach
einigen Spezialwerten wieder etwas lebhafter einſetzte. Die Kuliſſe
ſchritt, daraufhin auch auf den meiſten anderen Marktgebieten zu Deckun=
gen
, doch war das Geſchäft bei weiter geringem Intereſſe des Publi=
kums
ſehr ſtill. Rege Nachfrage beſtand vor allem für Reichsbankankeile,
die 3½ Prozent höher eröfſneten und im Verlaufe weiter anzogen. Leb=
hafteres
Geſchäſt entwickelte ſich ferner am Elektromarkt auf die Nach=
richt
, daß die Soſina und die Gesfürel in Paris Verhandlungen zur
Bildung eines internationalen Elektrofinanztruſtes führen ſollen. Ges=
fürel
zogen 3 Prozent, Licht u. Kraft erncut 2½ Prozent und Chade=
aktien
2½ Mark an, während A. E. G. ½ Prozent und Schuckert 1½ Pro=
zent
gewannen; Siemens biieben nur behauptet. Außerdem waren, wie
ſchon an der Abendbörſe, Karſtadt etwas lebhafter gefragt und weitere
1½ Prozent höher, angeregt durch den Abſchluß der Tietzanleihe. Im
übrigen lagen die erſten Kurſe überwiegend bis 1½ Prozent höher.
J. G. Farben waren vermuchläſſigt und ¼4 Prozent gedrückt, Scheide=
anſtalt
unverändert. Am Markk der Autoaktien waren. Adlerwerke
2 Prozent erholt, au:h Dailleu und N.S.U. le cht gebeſſert. Bis etwa
2 Prozent erholt, auch Daimler und N. S.U. leicht gebeſſert. Bis etwa
Deutſche Erdöl
Deutſ he Anleihen zogen weiter etlvas an, von Auslandsrenten
Bosnier und Türken bsachtet, ungariſche Goldrente etwas ſchwächer.
Später kamen Umſätze nur noch vereinzelt zuſtande, und unter dem
Druck der Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe vielfach etwas ab. So
gaben J. G. Farben, A.E G. und Karſtadt je 1 Prozent nach. Der Geld=
markt
war weiter angeſpannt. Tägliches Geld 7¾ Prozent. Am De=
viſenmarkk
war die Deuiſe Spanien erneut ſtärker abgeſchwächt. Lon=
don
Spanien 30,12½, Paris 121,21, Mailand 92,65, Holland 12,10,
Kabel 4,8505, Mark gegen Dollar 420, gegen Pfunde 20,377.
Die Abendbörſe war überwiegend etwas freundlicher. Im Vorder=
grund
ſtanden wiederum Elektrowerte auf die bekannten Kombinationen
einer neu zu gründenden Holding=Geſellſchaft, und zwar vor allem
Licht und Kraft, Gesfürel und Chade, letztere 515 Reichsmark. Mit=
gezogen
wurden A.E.G. plus 1½, Reichsbankanteile bis 305 erhöht.
Karſtadt in Erwartung eines baldigen Abſchluſſes ſeiner Amerika=
anleihe
2 Prozent feſter. Am Rentenmarkt Anatolier etwas freund=
licher
: 2. An. 22,25, 1. An. 20,25. Auch Lemberger feſter, ebenſo
Eiſenbahn Bosnier. Im weiteren Verlauf blieb die Grundſtimmung
freundlich; das Geſchäft ruhig. Im einzelnen nannte man: Commerz=
bank
188,25, Danat 292,5, Dresdner 175,75, Metallbank 134,75, Reichs=
bank
305,5, Hapag 152, Norddeutſcher Lloyd 148, Adlerwerke Kleyer
111, A. E. G. 185.
Berlin, 16. Oktober.
Die Börſe eröffnete heute in freundlicher Haltung bei einer unver=
kennbaren
Geſchäftsbelebung. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe wurde
das Geſchäft allgemein ruhiger, nur in Karſtadt und Elektroaktien hielt
die rege Umſatztätigkeit an. Die Kurſe blieben behauptet.
Im Verlaufe wurde die Tendenz auf Nachrichten vom einem ſchwa=
chen
Beginn der Londoner Börſe und auf Befürchtungen über eine Er=
höhung
des Privatdishonts ſchwächer. Das Geſchäft flaute allgemein
ab. Da die befürchtete Erhöhung des Privatdiskonts ausblieb, trat vor,
dem oſfiziellen Börſenſhluß, unterſtützt durch Deckungskäufe, eine leichte
Erholung ein. Die Börſe ſchloß befeſtigt, wenn auch die Schlußkurſe
die Anfangsnotierungen nur in einigen Fällen erreichten.

A. E. G
Augsb.=Rürnb. Ma
Baſalt
Bergmann. .
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Berl. Hand.=Geſ..
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Danatbank.
Deutſche Bank.
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Deutſche Petroleum
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15.
118
98.
67
1e00.
74
296.
176
1221.
1288.
167.
16=
168.
5.
1138.
184
121
1173
/253
123
1264.
42.
183.
152.
138.75
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12.
K

12r

16 10
182.625 Hirſch Kupfer .. 15. 10
131. 1134. 98 125 Höſch Eiſen ....." 128.4 69.1251 Hohenlohe Werke. 64. 121 203.37 Kahla Porzellan . 125. 76.37 Kali Aſchersleben". 285.5 1283.25 296.5 Salzdetfurth 472 75 180. Weſteregeln 235. 220. Lindes Eismaſch. 174.25 289. L. Loewe & Co. 1244. 167.75 Lingel Schuh 39.5 161.75 MannesmannRö 124 1125. 168. Niederlauſitzer 157. 1157.5 50.5 Nordd. Lloyd 147.5 136.25 Orenſtein. . 103. 1110. 85. Polyphon 490. 1482. 120.25 Rütgerswerk 101.25 175,5 Sachſenwerk 254. Siemens Glas 320. 123.375 Ver. Glanzſtof 5860. 271. Ver. Stahlwe 42. Volkſtedter Pe 65 25 65.25 185 25 Banderer Wer 152.12 Wiſſner Metall. 139.5 Wittener Gußſtahl 58. 255.

16. 10.
130.25
64
126
473 25
234.75
173.
255.
37.
147.5
101.
133. 1133.75
142.
560.
94. 1 93.75
130.25 130.
165. 1160.25
57.

Oeviſenmarkt.

15. 10. 16. 10. B eld Brief Geld Brief 10.566 10.58 10.56 10.582 58.98 59.105 58.94 59 06 12.435 2.455 12-435/12.455 73. 18 13.32 73.14 73.28 3.031 3.03 3.03 3.037 108.23 168 57 68.17 68.51 111.89 112.1 111.84 112.06) u11.93 12.19 11.88 12.1. 112.32 12.44 12. 20 12.42 20.359 20.399 0.348/20.38 1.763 1.767 1.762 1.786) 4 197 4.205 1.1955 4.209 58.33 58.45 8.315. 18.435

Italien.
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Rio de Janeiro
Jugoſlavien.
Portugal
Athen ...."
Konſtantinopel
Kanada.
Uruguah

15 10. 16. 10. Geld Brie Geld Brie 21.98 22.02 21.98 22.02 16.38 6.42 16.385 16.425 180.79 30.95 80 .75 10.91 67.71 67 85 67.58 67.72 81.35 81.51 81.32 81.48 1.924 1.92 1.924 1.928 3.5015 .5035 1.5015 0.5035 1.379 7.39. 1.3 78 7.392 18.84 1 8.92 18.88 18.92 5.425 5.435 5.425 5.435 2.137 2 141 2.133 2.137 1.196 1.204 4. 1955/1.2035 4:256 4:279 1.266 4.274

Viehmärkte.
Mainzer Viehhofmark bericht vom 16. Oktober. Der heutige Vieh=
maukt
brachte einen erheblich höheren Auftrieb bei Großvieh und Käl=
bern
. Dunh Umſtellung der Qualitätseinteilung erſcheinen ſeit heute in
der Klaſſe Ochſen auh vollfleiſchige, ausgemäſtete höchſten Schlacht=
wertes
. Trotz des ſtarken Antriebs und eines nur mittelmäßigen Ge=
ſchäfts
konnte auf dem Großviehmarkt ausverkauft werden. Der Groß=
tiehmarkt
brachte einen Mehrauftrieb von 199 Stück gegen die Vor=
woche
. Die Preiſe gaben bei Bullen an der oberen Grenze 2 Mark nach.
Der Markt wurde geräumt. De= Kälbermarkt war mit 42 Stück beſſer
beſchickt wie der Vormarkt. Bei lebhaftem Geſchäft und unveränderten
Preiſen wurde raſch ausberkauft. Auf dem Schweinemarkt konnte nur
ein Mehrauftrieb von 9 Stück konſtatiert werden. Das Geſchäft ent=
wickelte
ſich lebhaft, trotzdem die Preiſe 34 Mark anzogen. Es verblieb
ein geringer Ueberſtand. Angetrieben waren 56 Ochſen, 27 Bullen, 700
Kühe ober Färſen, 370 Kälber und 1294 Schweine. Im einzelnen wur=
den
je nach Qualität pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende Preiſe erzielt:
Ochſen 5056, 4650, Bullen 3243, Kühe 4247, 3642, 3036, 18
bis 25, Färſen 4653, Kälber 6270, 5062, Schweine 8081, 8082
und 8083 Mark.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 16. Okt.:
Getreide Weizen: Dez. 116½, März 121½, Mai 124½: Mais:
Dez. 80½, März 82½, Mai 85½;, Hafer: Dez. 42½4, März 43½,
Mai 44½; Roggen: Dez. 106½, März 101½, Mai 104½.
Fette. Schmalz: Okt. 11,90, Nov. 11,92½, Dez. 12,20½,
Januar 1929: 12,25.
Fleiſch. Rippen: Okt. 13, Dez. 12,65: Speck, loko 14; leichte
Schweine 9,2510,20; ſchwere Schweine 9,5010,20; Schweine=
zufuhren
: Chicago 30 000, im Weſten 105 000.
Baumwolle: Okt. 18,95, Dez. 18,9718,98.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 16. Okt.:
Getreide. Weizen: Rotwinter 161½, Hartwinter 130½;
Mais, neu angek. Ernte 93½; Mehl, ſpring wheat clears 5,85
bis 6,25: Fracht: nach England 2,02,6 Schill., nach dem Kon=
tinent
1214 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,60; Talg, extra, loſe 9.
Kakav. Tendenz: feſt; Umſatz in Lots: 107; Loko: 10½;
Oktober 10,09, November 10,23, Dezember 10/41: Januar 1929:
10,53, Februar 10,56, März 10,63, April 10,68, Mai 10,75,
Juni , Juli 10,8.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Generaldirektor Dr. Wilhelm Eck wird auf Grund freundſchaftlicher
Verſtändigung demnächſt aus den Vorſtänden der beiden Geſellſchaften
Maſchinenbauanſtalt Humboldt Köln=Kalk und der Motorenfabrik
Deutz A.=G. in Köln=Deutz ausſcheiden. Seine Wahl in den Aufſichts=
rat
wird demnächſt vorgeſchlagen.
Der in Brüſſel abgehaltene Kongreß der ſozialiſtiſchen Mekall=
arbeiter
beſchloß, eine Lohnerhöhung zu fordern und zur Unterſtützung
des in den nächſten Wochen zu führenden agitatoriſchen Feldzuges am
25. November während 24 Stunden zu ſtreiken.
In der nächſten Sitzung der Verwaltungskommiſſion der öſter=
reichiſchen
Bundesbahnen wird der Antrag der Generaldirektion geſtellt
werden, die Perſonen= und Gütertarife um durchſchnittlich 10 Prozent
zu erhöhen.
Die Lage in Lodz iſt mit dem Beginn des allgemeinen Streiks am
Montag ſeh= ernſi.
Infolge der ſtarken ausländiſchen Automobil=Konkurrenz (vor
allem Amerikas und Frankreichs) hat Italien faſt den ganzen tür=
kiſchen
Markt und einen großen Teil des Abſatzgebietes in Rumänien,
Spanien, England und den Niederlanden verloren.
Die amerikaniſchen Zertifikate des ſchwediſchen Zündholztruſtes
ſollen zum Handel an der New Yorker Effektenbörſe zugelaſſen werden.
Nach dem Boletin Financiero geht die Meinung des größten
Teils der Mitglieder des internationalen Bankierkomitees dahin, daß
Mexiko ſofort dem Schuldendienſt 30 Mill. Peſos pro Jahr, 70 Mill.
Peſos nach 3 Jahren und 90 Mill. Peſos nach 5 Jahren zur Ver=
fügung
ſtellen könnte.
Die Rudolf Karſtadt A.G., die bekanntlich ihr Einheitspreisſyſtem
in der Geſellſchaft der Epa organiſiert hat, hat zuſammen mit der fran=
zöſiſchen
Firma Nouvelles Galéries Réunies eine Aktiengeſellſchaft zur
Errichtung von Einheitspreisläden (unter dem Namen Uniprix) in
Frankreich gegründet. Das Aktienkapital iſt auf vorläufig 10 Millionen
Franes bemeſſen.
Mit einer Million Reichsmark Kapital wurde eine Finanzierungs=
geſellſchaft
für Induſtrielieferungen A. G., Berlin, gegründet, die beſon=
ders
die Finanzierung von Abzahlungsgeſchäften auf Produktionsmittel,
Maſchinen und ſonſtigen Induſtriebedarf fördern ſoll.
Die Arbeitsgemeinſhaft der deutſchen Edelmetall= und Schmuck=
wareninduſtrie
hat vor kurgem unter lebhafter Beteiligung ihrer Mit=
gliedsverbände
ihre diesjährige Herbſttagung in Heidelberg abgehalten.
Die Beratungen dieſer Vertreterverſammlung beſchäftigten ſich u. a.
mit dem zweiten internationalen Juwelierkongreß in Paris.
Die ſeit langen Monaten ſchwebenden Kämpfe zwiſchen den Außen=
ſeitern
der Baſalrinduſtrie und der in der Baſaltunion in Köln zuſam=
mengeſchloſſenen
Werke haben zu einer Einigung geführt. Sämtliche
dem Syndikat noch nicht angeſchloſſenen Firmen haben ihren Beitritt
erklärt.

Frankfurter Kursbericht vom 16. Oktober 1928.

Wie ie Reue
anleihe von 1927
O Baden Frei=
ſtaat
von 1927
6% Bah. Freiſtaat
von 1927
6% Sachſen Frei=
ſtaat
von 1927..
70 Thüringer Frei=
ſtaat
von 1927.
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
.
Ablöſungsanleih.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
.
80 Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24..
Darmſtadt p. 26
Frkf. a. M. v. 26
Mainz v. 26.
80 Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
89 Berl. Hhp.;Bk.
8% Frkſ. Hyp.Bk.
Pfbr.
88 Heſſ.Landesbk
7
80 Kom. Landes=
bank
Darmſtadt
% Mein. Hyb. B.
Pfälz. Hyp.Bk.
3% Preuß. Ctr.=
Stadtſchaft. .

87.25
79
83.75
Rrk
14.45
6.3

93.25
87
92.5

25.5
97.5
96.75
89
88
63.8
85.5
81.5
98

Rhein. Hyp.=Bk
10 Rhein.=Weſtf
Bd.=Credit
O Südd. Bod.=
Cred.=Bank.
8% Württ. Hyp.=B.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser.
* Ser, II

20 Daimler Benz
von 27....
80 Klöckner=Werke
Berlin v. 26..
% Mainkrw.v. 26
20 Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtcHäffner
von 26 ......"

6% Bosn. L. E. B.
v. 1914 ......
4.% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914 ..
4% Oſt. Goldrente
4/,% Rum. Gold
von 1913
420 Türk. Admin.
1. Badgad
Zollanl.
1913 Ungarn
% 1914
48 Ung. Goldr.

Aktien.

97.75
97.5

94.5

52.75
69

75
92.5
85
84,
92.75

43.
24.5
12.4
267

97

Allg. Dt. Creditanſt. 136
Bk. f. Brauinduſtr. 176
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb. 188

Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ...
Eff.=u. Wechſel=
bank

..
Vereinsbank ..
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank. . . . .
Hyp.=Bk. .
Pfdbr.=Bk. . ...
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank
Metallbank. .
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt,
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Creditbk.
Hyp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein

A.=G. f. Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ.
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag
Nordd. Lloyd
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Accum. Berlin.
Adlerw. Gv. Kleher)/110
6% AEG. Vorzug/ 88.25

289.1
167.75
127
101
162.5
168.75
114
143.25
155
137
138

160
34.5
159.5
306.25
25.5
199.5

178
63
91.3
152
148.25
122.5

Buderus Eiſen
Holzverk.=Induſtrie! 92

Cement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Fabrik Milch
Daimler=Benz".
Dt. Atl.=Telegr.
Eiſenh. Berlin.
.
Erdöl
Gold=u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerk.
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
Faber, Joh., Bleiſt
J. G. Farbenindſtr.
Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Jetter)
Frkft. Gas .
Hof

AEG. Stamm.. . 183
Baſt Nürnbe:y 236
Bergm. El. Werke 204.25
BrownBroverickCie 156
Brüning & Sohn.. 126.5

Geiling E Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr. Un=
ternehmungen

Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bülfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ...."
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil. .

135.5
173.5

81.5
141
70.25
138.25
384

240
176
210
42
225
37
R
90
*4.75
145.9
92.5
Ae

10)
123
169
139

185
99
07
132
77.5
35.5

Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſel113
Junghans Stamm 87.25
Kali Aſchersleben.
Salzdetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R.. . . . . . /240.5
Klein, Schanzl. . .
Klöcknerwerke .. . . 119
Kraftw. Alt=Württ. 53
Lahmeyer & Co...
Lech. Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall/ 93
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. /118
Mainz. Akt.=Br.. . . 267
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb. 114
Mars=Werke ....."
Metallgeſ. Frankft. 186
Miag. Mühlenbau /137.5
Motorenfb. Darmſt.
Neckarſ. Fahrzeug.
Nicolay, Hofbr ..
Oberbedarf
Oſterr. AlpineMon. 14.5
Otavi Minen ..."
Peters Union Frrf. /107.5
Phönix Bergbau..
Reiniger, Gebb.. . . /115
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamml=
Stahlwerke .
Niebeck Montan.

246
284
475
285.5
248
105
172.5
314
126
106.5
30.25
161-

K
Schöfferhof=Bind.. /336
Schramm Lackfabr. 126
Schriftg. Stempel . /113
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Strohſtoff. Ver.. . . /277
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Thür. Lief.=Geſ...
Tucher=Brauerei.. /161.5
interfr. Krs.= Elek=
tr
.=Verſ. .. . . . . 104

Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind
Gummifabrik
Berlin=Frankf
Laurahütte‟.
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Ultramarin ..
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Vogtländ. Maſchin.
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Werger Brauerei.
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Memel. . . . . .
Waldhof .."

Allianz u. Stuttg.
57
Verſicherung ...
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Noeder Gb. Darmſt. 126.751 Mitv.
Rütgerswerke ....! Mannh. Verſich. ..

30.5
90

93
158
142
78
137.75
155
225
208.25
139
85.25

258
186

[ ][  ]

Mittwoch den 17. Oktober 1928

Nummer 289

Seite 14

OAPHEUM
Daliermer=Rüusterser
mit dem populärsten aller Komiker
Kaver Terofal
Heute u. folgende Tage, 8½/. Uhr
Dir Sdersiligen
von Neal und Ferner
Dem Stück liegt zu Grunder Der schwäbische
Vereinsbua jenes bek. Sinplizissimusbild, weich
durch Hans Thoma viel von sich reden machte
Man lacht Freudentränen!
Im 1. Zwischenakt: Neu für Darmstadt
Es spielen auf: Der Schnegg, der Stang, der Bauer,
die 3 Schlierseer Buam.
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Künstler-Konzerte
Leitung: Kapellmeister Curt Fischer
Mittwoch, den 17. Oktbr., nachm. 4 Uhr
Großes Sonder-Konzert
Abends 8½ Uhr: Geselischafts-Abend
Mittwochs, Samstags und Sonntags
Verlängerte Polizeistundes
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Mittwoch, Hamstag und Sonntag bis 3 Uhr
nachts geöffnet! (16435a

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Heute Mittwoch. 17, Oktober,
abends 8 Uhr
Auftreten des beliebten rheinischen
Humoristen
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Mittwoch. ab 8 Uhr
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Saal wird zu den kulantest. Bedien.
an Vereine vermietet. (*27178
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Abf. Hptbh. 7.37 Uhr
nach Mainz=Süd. Vor
Nierſtein Vortrag des
Herin Profeſſor Dr.
Schmidgen, Direktor
des naturhiſtoriſchen
Muſeums in Mainz,
über Funde aus der
Urzeit. In Nier=
ſtein
Weinprobe.
Auskunft und Tiſch=
arten
bei Robert Berg=
mann
, Wilhelminen=
ſtraße
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(Krone). (16625
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1. Novemb. bei dem
Vorſitzenden d. Wan=
derausſchuſſes
, Stadt=
inſpektor
Schött, Emil=
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