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erkäufiech
Gazelnummer 15 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 230
Sonntag, den 19. Auguſt 1928. 191. Jahrgang
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FinanzAnzelgen 40 Reſchspfg. Rellamezeilte (92 mm
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(4 Dollar — 420 Mark. — Im Falle höberer
Bewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüſlung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konſurs oder gerichtiſcher Beltreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Streſemanns Pariſer Reiſe.
Das Echo der Pariſer Preſſe.
Berlin, 18. Auguſt.
Aäe von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, wird ſich der
bleiche Außenminiſter Dr. Streſemann nur in ſehr kleiner
Be=
gſettg zur Unterzeichnung des Kelloggpaktes nach Paris
be=
gush. Die Zuſammenſtellung einer größeren deutſchen
Dele=
gigin wäre ſchon deshalb nicht am Platze geweſen, weil die
Ghunung zur Unterzeichnung nur perſönlich an Dr.
Streſe=
mirgerichtet geweſen ſei. Leitende Beamte des Auswärtigen
Ams werden daher diesmal den deutſchen Außenminiſter nicht
begien. Von zuſtändiger Seite wird weiter bekannt, daß in
Phrsi irgendwelche offiziellen Verhandlungen über wichtige
poli=
tiſt Fragen nicht vorgeſehen ſind, daß ſich dagegen aber ſehr
wmſcheinlich Gelegenheit zu inoffiziellen Unterhaltungen über
voermedene Themata ergeben könnte.
2ze Pariſer Preſſe beſchäftigte ſich heute allgemein mit der
Zug”: des deutſchen Außenminiſters, zur Unterzeichnung des
Klſggpaktes nach Paris zu kommen, und finden dabei warme
Bſeüßungsworte für Dr. Streſemann. Vor allem wird die
Tat=
ſajdhervorgehoben, daß Dr. Streſemann der erſte deutſche
Mini=
ſt/eiſt, der ſeit dem Kriege nach Paris kommt. Dieſer Beſuch
hapl ine ſymboliſche Bedeutung für die Beſſerung der
deutſch=
frſaöſiſchen Beziehungen. „Petit Pariſien” ſpricht von einem
gufoaren Zeichen der Annäherung, die ſeit Locarno
zuwhmn den beiden Ländern begonnen habe und für die Herr
Whri= auf franzöſiſcher und Dr. Streſemann auf deutſcher Seite
muh, Lanze gebrochen hätten. Dr. Streſemann könne der
ſym=
pinſooſten Aufnahme in Frankreich gewiß ſein, da ja er es
ge=
wiſe ſei, der der deutſchen Außenpolitik die friedliche
Orientie=
rum gegeben habe. Der „Temps” ſchreibt, daß dieſer Beſchluß
nunu begrüßen ſei. Es ſei ein Zeichen der Zeit, daß zehn Jahre
nander Unterzeichnung des Verſailler Vertrages ein deutſcher
Alſnnniniſter nach Paris kommen könne, um einen
Kriegs=
äd hnrspakt zu unterzeichnen. Das beweiſe, daß die Politik der
Eſwamnung, der Verſtändigung, der Wiederverſöhnung und
An=
ndölumg, die mit dem Dawesplan in London eröffnet wurde,
ſeiſtr, weitere Fortſchritte gemacht habe. Der Beſchluß
Slteſſemanns ſei ein Beweis ſeinesperſönlichen
Mit; s, nachdem die deutſchen Nationaliſten von der Reiſe nach
Plutnichts wiſſen wollten, ſolange das Rheinland beſetzt ſei.
Ahu Schluß ſtellt jedoch der „Temps” energiſch in Abrede, daß
aunelUnterzeichnung ſich irgendwelche politiſchen Unterredungen
aumüfffen könnten. Was zum Beiſpiel die Rheinlandräumung
aunnge, könne dieſe nur in Genf beſprochen werden, nicht aber
in anis.
2aut „Matin” haben außer Deutſchland bisher auch Japan,
BBiery, die Tſchechoſlowakei, England, und die meiſten engliſchen
TLnnions ihre Beteiligung an der Unterzeichnung des Kellogg=
Ams am 27. Auguſt mitgeteilt. Bisher fehlen noch die Ant=
Auen, von Italien und Polen. Die Ankündigung, daß
Streſe=
yun perſönlich nach Paris kommen werde, veranlaßt den
„ltin” zu allerlei Vermutungen. Er betrachtet es als
wahr=
ſ mlch, daß zwiſchen Streſemann und Briand ein offiziöſer
Amumgsaustauſch über gewiſſe Probleme der internationalen
A ui, ſtattfinden werde. Mit viel größerer Beſtimmtheit ſei
aſtMamit zu rechnen, daß die Frage der Rheinlandräumung
a ißlich der Völkerbundstagung am nächſten Monat zwiſchen
dihwoeuitſchen und franzöſiſchen Delegierten ganz formell
beſpro=
chFwürde. „Journal” wendet ſich gegen ale anderweitigen,
mſidnm Kelloggpakt nicht im Zuſammenhang ſtehenden
Unter=
r ſüng en und behauptet, Paris und London hätten die jüngſten
SEvierungen der deutſchen Regierung in der Frage der Rhein=
1(wrärumung ſehr energiſch ablehnend beantwortet. Der „Ami
daßmmple”, dagegen behauptet, die Zuſage Streſemanns habe
rlge auf ſich warten laſſen, da Deutſchland vorher die
Zwei=
hFe: Frage habe geregelt wiſſen wollen.
Kellogg nach Europa abgereiſi.
EP. London, 18. Auguſt.
Wie aus New York gemeldet wird, iſt Staatsſekretär
Hhlpgg an Bord des Dampfers „Isle de France” nach
Rhn kreich abgefahren. Er iſt vom Unterſtaatsſekretär
Seſtaer Phenir als techniſchem Berater, einem Beamten der
AMelnbteilung und einem Preſſeſekretär begleitet. In Paris
hä eer mit dem Chef des Departements für weſteuropäiſche
Achlogenheiten zuſammentreffen. An Bord desſelben Dampfers
bRdat ſich auch der kanadiſche Premierminiſter
Aükenzie King, von verſchiedenen kanadiſchen Beamten
bMitst.
Dier amerikaniſche Geſandte in Dublin hat dem Präſidenten
Gegnave mitgeteilt, daß Kellogg die Einladung zum Beſuche des
uhmn Freiſtaates angenommen hat. Cosgrave wird ſich nach
Ahslbegeben, um dort Kellogg zu treffen und mit ihm zuſam=
Hma; Bord des amerikaniſchen Kreuzers „Detroit” wahrſchein=
17 /Emr 29. Auguſt, nach Dublin zurückzukehren. — Einer Mittei=
11Aher „Daily News” zufolge bringt Kellogg ein
Memo=
rüdium mit, das vom Chef des amerikaniſchen Marineſtabes
Beerrbeitet iſt und ſich auf die Möglichkeiten des
niſenn Marineabkommens zwiſchen England und
71n kreich bezieht. — „Daily News” glauben, daß die plötz=
1 cGinberufung des franzöſiſchen Kabinetts ſich in erſter Linie
aLdieſes Abkommen und nicht auf die Frage der Rheinland=
* mng beziehe. Die Berichte, die Kellogg von Paris und ſpäter
* neicht von London nach Waſhington ſenden wird, dürften
vor=
niättlich einen Wendepunkt in der Frage der Abrüſtungen
F heiſ ühren.
Die Monroe=Ooktrin.
Der amerikaniſch=ägyptiſche Schiedsvertrag.
Amerika informiert ſich über die britiſche
Monroe=Ooktrin.
Waſhington, 18. Auguſt.
Wie in amtlichen Waſhingtoner Kreiſen erklärt wird, werde
der beabſichtigte Schiedsvertrag zwiſchen Amerika und Aegypten
keineswegs die engliſchen Sonderintereſſen in gewiſſen Teilen
der Welt berühren, da der zweite Artikel des Vertragsentwurfes
alle Fragen von Schiedsſprüchen, die die Rechte anderer Parteien
betreffen, ausſchließe. Man könne alſo davon ſprechen, daß
Großbritanniens Intereſſen durchaus geſchützt ſeien. Wie weiter
verlautet, wolle ſich die amerikaniſche Regierung durch den
Ver=
trag die Möglichkeit verſchaffen, von England nähere Angaben
über die britiſche Monroe=Doktrin zu erhalten. Wie verlautet,
würde die amerikaniſche Regierung gern eine genauere
Bezeich=
nung des bisher nicht deutlich umſchriebenen Gebietes haben, auf
das ſich die britiſche Monroedoktrin bezieht. Nachdem Amerika
jetzt den Vorſchlag zum Abſchluß eines Vertrages mit einem
Lande gemacht habe, das offenkundig einen Teil dieſes Gebiets
bilde, habe es guten Grund, um eine ſolche Information zu
er=
ſuchen. Ueber das Erſuchen Coſtaricas um die Definierung der
amerikaniſchen Monroedoktrin durch den Völkerbund, ſagt der
Waſhingtoner Korreſpondent der „Times” nach der Anſicht des
Staatsdepartements entſpringe es dem Wunſche, in Genf eine
Verlegenheit zu verurſachen. Bei den früheren Beziehungen
zwi=
ſchen Coſtarica und dem Völkerbund habe es Epiſoden gegeben,
die den Wunſch, ſich ſo unangenehm wie möglich zu machen,
er=
klären würden. Es ſei indeſſen ſchwer zu erkennen, was für ein
Schaden dadurch angerichtet werden könne. Der Völkerbund ſei
nicht länger das Schreckgeſpenſt von ehedem, und die völlige und
herzliche Zuſammenarbeit mit dem Völkerbund bilde jetzt einen
Teil der amerikaniſchen Außenpolitik.
Coolidge über das Verhälinis Amerikas
zum Völkerbund.
In der Umgebung des Präſidenten wird erklärt, die
ame=
rikaniſche Regierung werde fortfahren, in den verſchiedenen
Ab=
rüſtungskommiſſionen in Genf mitzuapbeiten, aber Coolidge
be=
abſichtige gegenwärtig keine neue Initiative in dieſer Sache zu
ergreifen. Es wird hinzugefügt, daß der Präſident wegen des
Erſuchens Coſtaricas um Definierung der Monroedoktrin durch
den Völkerbund nicht beſorgt iſt. Abgeſehen von der Frage, ob
der Völkerbund gemäß ſeiner Satzung überhaupt für eine ſolche
Entſcheidung zuſtändig iſt, iſt der Präſident der Meinung, daß die
Aktionen des Völkerbundes die Vereinigten Staaten nicht
berühr=
ten, da ſie nicht Bundesmitglied ſeien.
Sieuerſtrafen.
Theorie und Praxis.
Vor kurzem iſt von dem Reichsfinanzminiſter eine
Denk=
ſchrift über die verhängten Steuerſtrafen
heraus=
gegeben worden, wonach eine Strafſumme von rund 250
Millio=
nen RM. rechtkräftig feſtgeſetzt worden iſt. Das iſt ein netter
Be=
trag, den ſich jeder Finanzminiſter gerne in ſeiner Kaſſe wünſchte,
mit dem aber in Wirklichkeit nicht zu rechnen iſt. Die Praxis hat
gezeigt, daß derartige Steuerſtrafen bis auf einen winzigen
Bruch=
teil auf dem Papier ſtehen bleiben. Faſt durchweg verſtehen es
die Beſtraften, ſich von der Zahlung zu drücken. Lediglich die
Geldſtrafen von Beſitz=, Verkehrs=, Umſatz= und Einkommenſteuer
ſowie dem Lohnabzug gehen in voller Höhe ein und werden auch
alljährlich bei der Aufſtellung des Reichshaushaltes berückſichtigt.
Wie gering dieſe aber ſind, zeigt das Rechnungsjahr 1927, in dem
für 250 Millionen RM. Strafen verhängt wurden, von denen
aber nur 13,1 Millionen RM. in den Etat eingeſetzt werden
konn=
ten. Der Reſt hatte ſich nicht eintreiben laſſen. Entweder waren
die Verurteilten nicht in der Lage, oder ſie hatten rechtzeitig die
Grenze zwiſchen ſich und den Gerichtsvollzieher gebracht, zumal
es in der Hauptſache Zollhinterziehungen ſind, die mit erheblichen
Strafen belegt werden. Daß es nicht gelingt, die verhängten
Strafen einzutreiben, hängt auch mit den geſetzlichen
Beſtimmun=
gen zuſammen. Es kann das Vier=, Acht= und Zehnfache der
hinterzogenen Steuerbeträge als Strafſatz in Anrechnung
ge=
bracht werden. Natürlich laſſen es die Beſtraften auf ein
kompli=
ziertes Verfahren ankommen, das meiſt damit endet, daß die
Gerichte die Unmöglichkeit der Beitreibung zugeben müſſen. Im
Bezirk des Landesfinanzamtes Darmſtadt ſind
zum Beiſpiel bei nur 12 Fällen 76 Millionen
Mark als Strafe verhängt worden, die ſich auf
Ver=
ſtöße gegen die Ein= und Ausfuhrbeſtimmungen bezogen. In
150 Fällen iſt es zu Beſtrafungen wegen Vergehen gegen die
Ver=
brauchsſteuern zu Verurteilungen gekommen, die 83
Millio=
nen ergeben ſollen. Es iſt natürlich klar, daß dieſes Strafmaß
die Verurteilten wirtſchaſtlich ruinieren muß und ſie als
Steuer=
zahler dann ganz ausfallen läßt, ganz abgeſehen davon, daß es
doch ein Ding der Unmöglichkeit iſt, von einem Dutzend Firmen
76 Millionen Mark Strafgelder herauszuholen. Würde man dieſe
geſetzlichen Vorſchriften ändern und die Strafſätze ſoweit ſenken,
daß Ausſicht auf Eintreibung der dann verhängten Strafen
be=
ſteht, dann würden dem Reich ſicherlich nennenswerte Summen
zufließen, aber natürlich nie eine Viertelmilliarde Mark, auf
wel=
chen Betrag ſich im letzten Jahre die Strafen addiert haben.
Internationale
und Rheinlandräumung.
Das Ooppelſpiel der franzöſiſchen Sozialiſien.
Kontrolle auf jeden Fall.
Brüſſel, Mitte Auguſt 1928.
Unter den Klängen der Internationale und dem Beifall aller
Anweſenden ging am Samstag, den 11. Auguſt, der Kongreß
der zweiten Internationale zu Ende. Der unbefangene Beſchauer
mochte vielleicht beim Anblick der Feſtakte und der öffentlichen
Sitzungen des Kongreſſes im Volkshaus zu Brüſſel wähnen,
unter den Parteien, die die zweite Internationale bilden,
herrſch=
ten eitel Friede und Eintracht. Aber ach, die Kehrſeite der
Medaille ſieht etwas anders aus. Die öffentlichen Sitzungen
waren nur Zirkusſpiele für die Galerie, Gelegenheiten, um
Debatten zu führen, in denen man ſorgfältig alles vermied, was
dem Außenſtehenden möglicherweiſe den Zwiſt innerhalbder
Internationale vor Augen hätte führen können. Man hat
ſogar, ſoweit dies überhaupt möglich war, ſorgfältig alles das
unterſtrichen, was bei dieſem oder jenem Problem das „
allge=
meine Einverſtändnis” zu offenbaren imſtande war. Wirklich
gearbeitet wurde allein in den Kommiſſionen,
zu deren Sitzungen nur ſozialiſtiſche Zeitungsmänner zugelaſſen
waren. Die Sozialiſten, die ſich ſonſt ſtets als große
Partei=
gänger der Freiheit der Preſſe aufſpielen, betätigen ſich eben in
dieſem Sinne praktiſch nur dann, wenn es gilt, die Freiheit ihrer
eigenen Blätter zu verteidigen, ſie machen ſich jedoch keinerlei
Gewiſſensbiſſe daraus, die Türen zu den Kommiſſionsſitzungen
in Brüſſel vor den Naſen der bürgerlichen Journaliſten
zuzu=
ſchlagen, denen ſogar die Abzüge der Communiqués verweigert
wurden ..
Aber trotz aller dieſer Vorſicht iſt dennoch hie und da einiges
durchgeſickert und, an keinen ſozialiſtiſchen Eid gebunden, dürfte
es wohl erlaubt ſein, hierüber etwas zu erzählen, insbeſondere
über die Art und Weiſe, wie hinter den Türen der
Kommiſſions=
zimmer die Frage der Rheinlandräumung diskutiert
wor=
den iſt. Dies iſt ſchon darum intereſſant, weil die deutſchen Leſer
hieraus erſehen werden, wie irrig es war, zu meinen, der
ſozia=
liſtiſche Wahlſieg in Deutſchland würde die Rheinlandräumung
erleichtern. Und weiter erkennt man aus den Vorgängen
inner=
halb der Kommiſfionen des Brüſſeler Sozialiſtenkongreſſes, wie
unberechtigt die Darſtellungder deutſchen
ſozia=
liſtiſchen Preſſe war, die ihren Leſern immer wieder
ein=
zupauken beſtrebt iſt, die franzöſiſchen Genoſſen wären
Partei=
gänger der ſofortigen und unbedingten Räumung der Rheinlande,
In Frankreich ſelbſt iſt es ja kein Geheimnis, daß ein großer
Teil der ſozialiſtiſchen Partei mit den bürgerlichen Parteien der
Republik darin einig iſt, daß eine Räumung nur als
Gegen=
leiſtung für wirtſchaftliche und politiſche
Zu=
geſtändniſſe Deutſchlands erfolgen könne, von denen
eines bekanntlich die Garantie der gegenwärtigen deutſchen
Oſt=
grenze iſt. Cine Entſchließung des Nationalkongreſſes der
Sozia=
liſtiſchen Partei Frankreichs, der am 14. und 15. Juli dieſes
Jah=
res in Toulouſe ſtattfand, betonte ja die fofortige und unbedingte
Räumung des Rheinlandes, aber dieſe Entſchließung wurde unter
2200 Stimmberechtigten nur mit einer Mehrheit von 300 Stimmen
gefaßt. Und unter der Minderheit befanden ſich äußerſt
ein=
flußreiche franzöſiſche Sozialiſten vom Schlage
Paul=Boncours, Renaudels oder Marquets, des Deputierten und
Bürgermeiſters von Bordeaux. Nun hat man allerdings am
Vor=
abend des Brüſſeler Kongreſſes beſchloſſen, dieſer ſolle, um
Strei=
tigkeiten und Meinungsverſchiedenheiten möglichſt aus dem Wege
zu gehen, eine Reſolution annehmen, die ſich unzweideutig für
die Rheinlandräumung ausſpräche, und die „ergänzenden”, mehr
kautſchukartigen Erklärungen gleichſam als Kommentare auf den
nichtöffentlichen Banketten abgeben. Herr Léon Blum hat dieſe
Aufgabe übernommen und ſie, ſoweit es in ſeinen Kräften ſtand,
auf dem Bankett erfüllt, das die belgiſche Arbeiterpartei den
Kongreßmitgliedern gab. Die, die nicht allein die entſprechenden
Auszüge des Berliner „Vorwärts” aus der Blumſchen Rede
geleſen haben, werden ohne weiteres erkannt haben, daß
ſelbſt Blum verſchiedene Vorbehalte im Hinblick
auf finanzielle Gegenleiſtungen Deutſchlands
machte, und zwar verſprach, für die ſofortige Räumung der
Rhein=
lande einzutreten, gleichzeitig jedoch den deutſchen Genoſſen den
„Rat” erteilte, nicht allzu ſtark auf den Erfolg dieſer Propaganda
zu bauen. Herr Léon Blum ſagte dies alles zwar äußerſt
vorſich=
tig, aber er ſagte es doch.
Nur der franzöſiſche Sozialiſt Zyrowſki hat die Frage der
Rheinlandräumung offen in der Abrüſtungskommiſſion
angeſchnitten, indem er ſich darauf berief, daß ja ſogar der
Natio=
nalkongreß von Toulouſe eine Entſchließung zugunſten der
ſofor=
tigen und unbedingten Räumung angenommen hatte. Durch ſein
Gebaren zog ſich jedoch Zyrowſki die offene Feindſchaft
ſeiner engeren Genoſſen zu, und die geſamte
Kommiſ=
ſion beugte ſich dieſer Feindſchaft, indem ſie nur einen kleinen
Abſatz in die Brüſſeler Kongreß=Entſchließung einfügte, der
be=
ſagte, daß die Räumung der Rheinlande im Intereſſe der
Ab=
rüſtung läge.
Zu gleicher Zeit wurde dieſe Frage auch in der politiſchen
Kommiſſion angeſchnitten, und zwar von ſeiten, der deutſchen
Delegation. Hierauf entſtand jedoch ein ziemlicher Lärm,
und die Franzoſen legten die Maske ab. Ihre
Dele=
gierten verlangten kategoriſch, daß die von den Deutſchen
vor=
geſchlagene Entſchließung zurückgezogen werde, da ſie . . . den
Feldzug der franzöſiſchen Sozialiſten im Intereſſe der
Rheinland=
räumung zu ſtören geeignet ſei. Dies würde, ſo ſagten ſie,
beſon=
ders dann der Fall ſein, wenn es ſich um einen deutſchen
Vor=
ſchlag handelte. Um des lieben Friedens willen einigte man ſich
dann ſchließlich darauf, daß der Sekretär der parlamentariſchen
Fraktion der Sozialiſtiſchen Partei, Paul Faure, in einer
öffentlichen Sitzung des Kongreſſes eine Erklärung über die
Rheinlandräumung abgeben ſolle, unter der Bedingung, daß die
Deutſchen ihren Vorſchlgg zurückzögen. In der Erklärung Fau=
Seite 2
res hieß es dann, die franzöſiſchen Sozialiſten wären
ausge=
ſperochene Gegner davon, daß Deutſchland die Räumung der
Rheinlande mit der Mobiliſierung eines Teiles ſeiner
Repara=
tionsſchulden erkaufen ſolle. Aber Herr Paul Faure hat ſich
zu=
gleich beeilt zu erklären, daß er ein großes Intereſſe für
Frank=
reich, für Deutſchland und für den Frieden beſäße — und daß
eine Mobiliſierung und Kommerzialiſierung
derdeutſchen Reparationsſchulden dieſem
Frie=
den nur dienlich ſein könnten. Außerdem hat Herr
Paul Faure geſagt, die Sozialiſten hätten ſtets erkannt, daß die
Räumung der Rheinlande praktiſch mit einer befriedigenden
Löſung der Frage der Abrüſtung und der Sicherheit aufs engſte
verbunden wäre. Und er fügte hinzu, es wäre zuwünſchen,
daß die franzöſiſche öffentliche Meinung, von der ein großer
Teil weiterhin in der militäriſchen Beſetzung
eine Garantie fürdie Sicherheit ſähe, den Gedanken
der Räumung vorbehaltlos annähme. An Stelle dieſer
illuſo=
riſchen Garantie böte das Inkrafttreten einer
internatio=
nalen Kontrolle Frankreich eine viel beſſere Sicherheit. Man
ſieht, von einer bedingungsloſen Räumung kann
im Augenblick überhaupt noch keine Rede ſein,
denn ſelbſt Faure kennt noch den Vorbehalt einer internationalen
Kontrolle über das Rheinland.
Nichtsdeſtoweniger hat dieſe Erklärung, die von der geſamten
in Brüſſel anweſenden franzöſiſchen Delegation angenommen
worden iſt, die Unzufriedenheit der in Frankreich
verbliebenen Sozialiſten hervorgerufen. Das bereits
erwähnte führende Mitglied des rechten Sozialiſtenflügels, der
Abgeordnete und Bürgermeiſter von Bordeaux, Marquet,
kam Hals über Kopf am 11. Auguſt in Brüſſel an
und forderte, indem er mit dem Austritt aus der Partei drohte,
man möge die deutſchen Sozialiſten veranlaſſen, ihrerſeits eine
Erklärung über die Sicherheit Frankreichs abzugeben. Es gab
neue endloſe Debatten zwiſchen den deutſchen und den
franzöſi=
ſchen Sozialiſten, Auseinanderſetzungen, die noch dadurch
ver=
ſchärft wurden, daß Loebe an demſelben 11. Auguſt in der
öffentlichen Sitzung nach der Auffaſſung des Herrn Marquet und
deſſen Freunde die „Notwendigkeit”, die Sicherheit Frankreichs zu
garantieren, nicht genügend hervorgehoben und kein
dahingehen=
des Verſprechen abgegeben hatte. Es gelang ſchließlich den
fran=
zöſiſchen Sozialiſten, ihre deutſchen Genoſſen und vor allem Herrn
Loebe zu zwingen, ein ſolches Verſprechen ſchriftlich zu
präziſieren. So verteilte denn auch ſpäter Herr Grumbach
unter den franzöſiſchen Journaliſten den franzöſiſchen Text dieſer
umgeformten Loebeſchen Erklärung. Der Kongreß ſelbſt
faßte jedoch praktiſch keinerlei Entſchließung
zugunſten der Rheinlandräumung, ſondern
be=
ſchränkte ſich auf einen Austauſch von Gedanken, die überdies,
vom deutſchen Standpunkt betrachtet, teilweiſe ſelbſt durchaus nicht
einwandfrei waren.
*Volksentſcheid auf Umwegen.
Kommuniſtiſche Agitation.
Die Kommuniſten ſchwören darauf, daß ſie durch den
Panzer=
kreuzerkrieg innerhalb der Sozialdemokratiſchen Partei das große
Los gewonnen haben. In ihren eigenen Reihen ſieht es aber
auch nicht zum Beſten aus. Der Spaltpilz wuchert immer noch.
Schon flüſtert man davon, daß Herr Thälmann, der ſeit zwei
Jahren unumſtrittener Führer iſt, abgeſägt werden ſoll, und daß
im Zuſammenhang damit, ein neues Eingreifen Moskaus zu
erwarten iſt. Gibt es da etwas Beſſeres als einen
Aus=
fall nach außen, wozu die veichlich uungeſchickte Taktik der „
Sozial=
demokratie ihnen eine ſo glänzende Gelegenheit geboten hat?
Mit dem Volksentſcheid über den Panzerkreuzerkrieg haben ſie
inzwiſchen einſehen müſſen, daß es nichts war, weil hier die
Verfaſſungsbeſtimmungen im Wege ſtehen, und der
Reichsinnen=
miniſter den Volksentſcheid abgelehnt hätte. Sie ſind daher auf
einen anderen Angriff gekommen, wobei ſie das gleiche Ziel zu
erreichen hoffen. Sie wollen nun ein Geſetz einbringen, das im
weſentlichen nur einen Satz enthält: „Der Bau von
Panzer=
kreuzern jeder Art iſt verboten.” An ſich iſt ein ſolches Geſetz
natürlich barer Unſinn. Damit iſt aber noch keineswegs geſagt,
daß es nicht über den Weg des Volksentſcheides Geſetz werden
könnte. Das Ziel iſt den Kommuniſten gleichgültig, die Agitation
iſt ihnen alles. Sie wiſſen natürlich, daß ſie niemals Ausſicht
haben, ſich mit dieſer Forderung durchzuſetzen aber die
Mög=
lichkeiten der Propaganda, der große Fiſchzug in den
ſozialdemo=
kratiſchen Gewäſſern, wird ihnen doch vielleicht dadurch geöffnet.
Darum ſind ſie auf einen ſolchen Volksentſcheid ſcharf. Wir ſehen
vorläufig nicht, wie der Reichsinnenminiſter die Zulaſſung eines
ſolchen Geſetzendwurfes zunächſt zum Volksbegehren ablehnen
will. Herr Severing müßte alſo die Sammlung von Stimmen
zulaſſen. Dazu ſind reichlich 4 Millionen Stimmen, ein Zehntel
aller Stimmberechtigten, notwendig und die Phantaſie hat
unbe=
grenzten Spielraum, um ſich auszumalen, welche Mittel die
Streiflichter auf die deutſche Führung
in der Marneſchlacht.
Daß man die Marneſchlacht ſchildern kann, ohne die Führung
der Oberſten Heeresleitung zu berühren, iſt unzweifelhaft ihr
trübſtes Charakteriſtikum! Das Marne=Drama wird unter dem
Geſichtspunkte der Bewertung dieſer höchſten Führung ſchlechthin
zu einer Tragödie . . . Weit hinter der Front ſich aufhaltend,
vermag die O.H.L. kein zutreffendes Bild von dem gewaltigen
Ringen zu gewinnen, geſchweige denn einen Einfluß zu nehmen.
Auch die viel umſtrittene Sendung des Oberſtleutnants Hentſch,
der, mit weitgehenden Vollmachten des Chefs des Generalſtabes
verſehen, gewiſſermaßen als Erſatz=Heeresleitung bei den Armee=
Oberkommandos die Rolle eines wahrhaft unheilvollen
Schwarz=
ſehers ſpielte, kann hiſtoriſch nur pſychologiſches Intereſſe
er=
wecken. Wollte man, wie er es allerdings ſelbſt für ſich in
An=
ſpruch genommen hat, dieſem verhältnismäßig jungen Offizier,
der über Tage hinaus von ſeinem Chef getrennt war, nur in
dürftiger Weiſe vorübergehend, in der Kriſenzeit überhaupt nicht
mit ihm in Verbindung ſtand, einen beſtimmenden Einfluß oder
gar eine Befehlsgewalt zugeſtehen, ſo müßte man zugleich das
Syſtem des Generalſtabes als verhängnisvoll angreifen!
Tat=
ſächlich haben die Armeeführer es auch abgelehnt, ihre
Verant=
wortung mit dem Abgeſandten der O.H.L. zu teilen. So wie die
Ereigniſſe ſich abgeſpielt haben, waren ſie allein die Führer in
dem Kampfe . . .
.. Die Führung der 2. Armee kann — ſehr im Gegenſatz
zu der Führung der 1. Armee am Ourcg — nicht für ſich in
An=
ſpruch nehmen, mit operativen Gedanken, geſchweige denn
Maß=
nahmen, die Schlacht geführt zu haben. Generaloberſt v. Bülow,
der hervorragende Taktiker der Vorkriegszeit, verleugnet auch als
Armeeführer nicht die Stärke ſeiner Begabung. Er hat die Schlacht
nicht als Feldherr, der in allen Lagen durch großzügige
ſtrate=
giſche Erwägungen beſondere Vorteile zu erlangen ſucht, geführt
— er leitet ſie als Taktiker . ..
Es iſt augenfällig, daß es in der Marneſchlacht der
Füh=
rung nicht gelingt, ſo rechtzeitig einen zutreffenden Einblick in
*) In der im Auftrage des Reichsarchivs herausgegebenen
Schrift=
folge „Schlachten des Weltkrieges” iſt ſoeben die 4 Bände umfaſſende,
unter dem Titel „Das Marnedrama” bearbeitete Darſtellung der
Marne=
ſchlacht erſchienen. Wir entnehmen mit Genehmigung des Verlages
Gerh. Stalling in Oldenburg i. O. obige Auszüge der von dem
Schrift=
leiter, Archivrat George Soldan, verfaßten Schlußbetrachtung.
Oonntag, den 19. Anguſt 1926
Vom Tage.
In der deutſchen und ausländiſchen Preſſe ſind Andeutungen über
eine geheimnisvolle Reiſe des ruſſiſchen
Botſchaf=
ters Kreſtinski erſchienen. Dazu wird mitgeteilt, daß Herr
Kreſtinshi nur nach Kiſſingen gefahren iſt, um dort die Kur zu
gebrauchen.
Einer der bekannteſten däniſch=
nordſchleswig=
ſchen Politiker, Nis Niſſen, ehemals Abgeordneter für
Sonderburg=Appenrade im preußiſchen Landtag und ſpater Weggenoſſe
H. P. Hanſſen, wird ſeit einigen Tagen vermißt.
Aus Spalato werden neue italienfeindliche
Kundgebungen gemeldet. Studenten überfielen fünf
Ma=
troſen eines im Hafen liegenden italieniſchen Dampfers und ſchlugen
ſie blutig.
Nach einer Meldung aus Durazzo haben die Wohlen zum neuen
albaniſchen Parlament eine große Mehrheit für die Regierung gebracht.
Die verfaffunggebende Verſammlung ſoll für den 25. Auguſt einberufen
werden. Dieſe werde ſich mit der Aenderung der Verfaffung
beſchäf=
tigen, wobei entweder dem Präſidenten Achmed Zoghn die
Präfident=
ſchaft für Lebenszeit oder aber der Königstitel angeboten werden ſoll.
Am Montag wird von Paris unter Führung des Abg. Merlin eine
cus 30 Senatoren und Abgeordneten beſtehende Delegation nach Berlin
reifen, um an der 25. Juterparlamentariſchen
Konfe=
renz teilzunehmen, die vom 23. bis 28. Auguſt in Berlin
tagen wird.
Der franzöſiſche Senator Louis Martin hat im
Senat nun ſeinerſeits eine Interpellation über die
An=
ſchlußfrage eingereicht.
Sir Auſten Chamberlain iſt ſoweit
wiederherge=
ſtellt, daß er ſich am Samstag nachmittag auf ſeinen Landſitz in der
Grafſchaft Surrey begeben konnte. Er wird dort vorausſichtlich bis
zum Antritt ſeiner Seereiſe verbleiben, die ihn nach Kalifornien
füh=
ren ſoll und die er am 30. Auguſt anzutreten gedenkt. Dagegen gibt
der Geſundheitszuſtand von Lord Haldane zu
Be=
ſorgniſſen Anlaß.
Kommuniſten anwenden werden, um dieſe Stimmenzahl zu
er=
reichen. Ausgeſchloſſen iſt es keineswegs, da ſie bei den letzten
Reichstagswahlen über 3½ Millionen Stimmen
zuſammenbrach=
ten. Das Fehlende hoffen ſie von dem linken Flügel der
Sozial=
demokraten, namentlich aus dem ſächſiſchen Gebiet, zu erhalten.
Und dieſe Spekulaton iſt wahrſcheinlich nicht einmal falſch.
Prak=
tiſch wäre dabei gar nichts gewonnen. Der Entwurf ginge dann
an den Reichstag, in dem vermutlich ſelbſt die Sozialdemokratie
Bedenken haben würden, ein derartiges generelles Verbot des
Baues von Kriegsſchiffen auszuſprechen. Aber auch ohne das,
iſt die Ablehnung ziemlich ſicher, was zur Folge hätte, daß dann
das Volk zum zweiten Male aufgerufen werden würde. Nach
Artikel 75 müßte ſich dann die Mehrheit der Stimmberechtigten
an dem Volksentſcheid beteiligen, von denen wieder die Hälfte
der kommuniſtiſchen Forderung zuſtimmen müßten, damit die
Forderung Geſetz würde. Bedingungen, die niemals erfüllt
wer=
den können. Aber dieſe doppelte Mobiliſierung des Volkes
er=
öffnet für die Hetztätigkeit der Kommuniſten ungeahnte
Perſpek=
tiven und das iſt ihnen der Zweck der Uebung.
Die Sozialdemokratie in Heſſen gegen den
Panzerkreuzer.
Darmſtadt, 18. Auguſt.
Der Landesvorſtand der Sozialdemokratiſchen Partei in
Heſ=
ſen hat in ſeiner geſtrigen Sitzung nach eingehender Ausſprache
eine Entſchließung angenommen, in der die Zuſtimmung der
ſozialdemokratiſchen Mitglieder im Reichskgbinett zu der
In=
angriffnahme des Baues des Panzerkreuzers nicht gebilligt wird.
Der Landesvorſtand erwarte von Parteiausſchuß und
Reichs=
tagsfraktion, daß alles geſchehe, um eine nochmalige Entſcheidung
des Reichstages in dieſer Frage herbeizuführen. Die in Ausſicht
genommenen Verbeſſerungen in der Kriſenfürſorge ſeien nicht
zureichend. Die Beſchränkung der Bezugsdauer müſſe beſeitigt
und die Gewährung der Unterſtützung unabhängig von der
Be=
rufszugehörigkeit auf alle Erwerbsloſen ausgedehnt werden.
Sollte es nicht möglich ſein, in der Regierungskoalition
weſent=
liche Verbeſſerungen in den ſozialen Verpflichtungen des Reiches
zu erreichen, ſo ſei zu prüfen, ob die Mitarbeit in der
Regierung für die volle Entwicklung der Partei noch
trag=
bar erſcheine.
* Der Rüſſelsheimer Bahnhof.
Die Zeitungsnachricht, wonach auf Grund der Verhandlungen
des deutſchen Botſchafters in Paris in Kürze mit einer
Entſchei=
dung der Botſchafterkonferenz zu rechnen iſt, die den Anſchluß des
Verladebahnhofes der Fa. Opel, Rüſſelsheim, an die Hauptgeleiſe
der Reichsbahn ermöglicht, wird an hieſiger amtlicher Stelle
beſtätigt.
den Kampf zu gewinnen, daß darauf folgerichtig Maßnahmen
aufgebaut werden konnten . . ."
Als nicht minder bedeutungsvoll haben ſich die
Schwierig=
keiten einer rechtzeitigen Befehlsübermittlung erwieſen . . ."
Hier an der Marne, wo auf deutſcher Seite nichts vorbereitet
ſein konnte, wo die ſtändige Veränderung der Befehlsſtellen kaum
zu vermeiden war, mußten jeder Befehlsübermittlung ſich häufig
nicht zu überwindende Schwierigkeiten in den Weg legen.
Unge=
zählt ſind die Beiſpiele, wo nicht durchdringende Befehle Truppen
in geradezu verzweifelte Lagen bringen, die auch die
hervor=
ragende Initiative deutſcher Unterführer nicht immer ausgleichen
kann. Man weiß nicht, was man ernſter bewerten ſoll: die aus
dieſen Verhältniſſen erwachſende Schwierigkeit für die Führung,
ſich von der Lage des Kampfes rechtzeitig genug ein richtiges
Bild zu machen, oder jenes Gefühl der Verlaſſenheit, das die im
Kampfe ſtehende Truppe umfängt! Der im Kriege von jeher
eine große Rolle ſpielende Zufall, ſpielt — Tragik menſchlicher
Weisheit — eine um ſo größere Rolle, je vollkommener die
Werk=
zeuge werden, die in den Dienſt der Kriegskunſt treten! — . .
Am 6. Sept. ſtehen wir vor der erſten großen und
weit=
tragenden Entſcheidung, wenn wir die Marneſchlacht unter dem
Geſichtspunkte ihres tatſächlichen Verlaufes betrachten. Es iſt
viel über die nun folgenden Entſchlüfſe der beiden beteiligten
Armee=Oberkommandos geſtritten worden. Generaloberſt v. Kluck
zieht, für die 2. Armee unvorhergeſehen, das III. und IX. Korps
zurück, um die Truppen für einen Einſatz am Ourcg verfügbar
zu haben. In der erſten Ueberraſchung läßt Generaloberſt von
Bülow ſeinen rechten Flügel (X. Reſ.=Korps und VII. Korps)
der Bewegung in dem Beſtreben folgen, mit dem linken Flügel
der 1. Armee (TX.) Fühlung zu behalten. Bis hierher gehen die
Wege der beiden Armeeführer grundſätzlich noch einigermaßen
zuſammen, denn dieſes Abſetzen konnte im Sinne der O.H.L. die
Sicherung des rechten Heeresflügels gegen Paris einleiten. Mit
dem Augenblick aber, wo nun nach weiterer Klärung der Lage
am Ourcg Generaloberſt v. Kluck in ſchnellem und kühnem
Ent=
ſchluß ſeine beiden Korps nach Norden hinaufwirft, wird nicht
nur die hiſtoriſche Lücke der Marneſchlacht zu ſcheinbar
unüber=
brückbarer Weite aufgeriſſen, ſondern ebenſo unüberbrückbar ein
abgrundtiefer Gegenſatz zwiſchen den beiden Armeeführern
ge=
ſchaffen. Der ſchon gekennzeichnete primitive Befehl der O.H.L.
wirkt ſich weiter unheilvoll aus! Bülow hat ihn ſich ganz zu
eigen gemacht. Er lebt nur in ihm, nachdem er ſchon am 5. auf
ihn eingegangen war. Er nimmt als ſelbſtverſtändlich an, daß
die ganze 1. Armee gegen einen Vorſtoß von Paris her nur eine
Defenſivflanke im engen Anſchluß an ſeine Armee zum Schutze
Beilegung der Panzerkreuzer=Kriſe.,
Die Konferenz der Sozialdemokraten.
Eine Entſchließung.
Wehſt
99en
Berlin, 18. Auguſt.
Im Reichstag begaun heute vormittag kurz nach 10 Uhr dio
angekündigte Sitzung des ſozialdemokratiſchen Parteiausſchuſſen
mit der Reichstagsfraktion, die ſich mit der Frage des Panzerſchin
fes „A” und der Kriſenfürſorge beſchäftigte. Die Verhandlunge
wurden von dem Abgeordneten Criſpien geleitet. Etwa 170
Per=
ſonen nahmen an der Sitzung teil. Auch Miniſter Wiſſell woe
gegen Mittag erſchienen. Die allgemeine Ausſprache über der
Bau des Panzerkreuzers „A”, in der Reichskanzler Müller ſeim
Stellung ausführlich darlegte, wurde durch eine Mittagspauſt PP gie äußerſt
unterbrochen. Die Verhandlungen wurden um 3 Uhr fortgeſetzs
In der Ausſprache mißbilligten die Redner von rechts nach limk!
die mangelnde Fühlungnahme zwiſchen den Miniſtern und ders
Inſtanzen der Fraktion und der Partei vor der entſcheidenders 1mhindern
Kabinettsſitzung. Der namentlich aus Vertretern Sachſens zu
ſammengeſetzte linke Flügel forderte vergebens das Ausſcheiderg z„weſt iſt das Vie
der ſozialdemokratiſchen Miniſter aus der jetzigen Koalition. Din
Verhandlungen waren um 16½ Uhr beendet. Zum Schluß wurdä
mit großer Mehrheit folgende Entſchließung angenommenn
„Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion und der ſozialle
demokratiſche Parteiausſchuß treten dem am 15. Auguſt gefaßtens
Beſchluß des Partei= und Fraktionsausſchuſſes über die Haltungy
der der Reichsregierung angehörigen Parteigenoſſen zu der Inm
angriffnahme des eigentlichen Baues des Panzerkreuzers „A” beſtz
Sie bedauern, daß die ſozialdemokratiſchen Miniſter dem Beſchlußu
des Kabinetts unter Verzicht auf vorherige Befragung der Fraln
tion und des Parteiausſchuſſes zugeſtimmt haben. Fraktion und
Parteiausſchuß halten die engſte Fühlungnahme zwiſchen ihnemn
und den der Regierung angehörenden Genoſſen in allen polit=,
ſchen Fragen für eine unabweisbare Notwendigkeit. Fraltiong
und Parteiausſchuß halten die Beteiligung an der Regierung mitn
Rückſicht auf das Geſamtintereſſe der Arbeiterſchaft für außer=n
ordentlich wichtig. Sie leiten daher aus der Entſcheidung desss
Kabinetts, die die Ausführung eines vom letzten Reichstag be=u
ſchloſſenen Geſetzes betraf, trotz ihrer grundſätzlich abweichendem
Auffaſſung über den Erſatzbau des Panzerkreuzers nicht die
Not=
wendigkeit ab, unſere Genoſſen zum Rücktritt aus dem Kabinenn
aufzufordern.”
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Republik
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ſpielen wird. In
Venizeliſten=Parte
gegründet.
* Reichskanzler Hermann Müller hat ſich alſo in der ſozüſe
demokratiſchen Reichstagsfraktion doch durchgeſetzt. Leicht iſt ihmn
das nicht geworden. Die Beratungen haben die Dauer eines ?
normalen Arbeitstages weit überſchritten. Hinter den Kuliſſenn
haben aber die Kompromäßler gearbeitet und, nachdem ein Te !
der Oppoſition ſich ſeiner Erregung in ſehr lauten Reden Luſt
gemacht hatte, war der Weg für eine Reſolution geebnt,
die zwar den Miniſtern einen ſcharfen Tadelaus
ſpricht, aber doch kein Mißtrauensvotum iſt und das ausdrſte
lich — was politiſch das wichtigſte bleibt — an der weiteren Mie
arbeit an der Regierung feſthält. Den Miniſtern wird beſcheinſt,
daß ſie klüger daran getan hätten, vorher die Fraktion und den
Parteiausſchuß zu fragen. Sie werden außerdem für die Zu
kunft ſtreng an die Zügel genommen, in dem ihnen „engſte Fül
lungnahme” mit Fraktion und Parteiausſchuß zur Pflicht ge
macht wird. Die Forderung, die Miniſter aus dem Kabinett zu.9
ziehen, wird aber ausdrücklich abgelehnt. Wie ſtark die Mehrheſt *
für das Kompromiß war, weiß man noch nicht. Die Sozialdenen
kraten haben alles getan, um nach außen hin abzudichten. FeſiA
ſteht aber, daß die Sachſen mit dem Ausgang nicht zufriedenm
ſind. Im beſten Fall iſt der Riß überkleiſtert, ausgefüllt iſt erm
nicht, ſo daß der Kampf in der Sozialdemokratie weitergehenm
wird. Vielleicht wird man ſpäter ſogar einmal ſagen könnenn,d
daß der Bruch innerhalb der deutſchen Sozialdemokratie, diaß
Trennung der rein oppoſitionellen Gruppe von dem rechtenſ
Flügel, der mehr ſtaatserhaltend eingeſtellt iſt, aus dem Strenn
um den Panzerkreuzer den Ausgang genommen haben und min
ihren Möglichkeiten, die ſich darin verbergen, bei dieſer Aus=”
ſprache der Fraktion zum erſten Mal öffentlich in die Erſcheinunche
getreten ſind.
Venizelos ſtimm
nen Gegnern
Sozialiſten
1 und auf den b
Tſaldaris, M
läßt ſich
da=
anzunehmen, d
treu geblieben
ſeiner Abwe
wirken wird.
bisher geltende
zugunſten der
aß er min
Ob dieſe allerdin
der Flanke der langen deutſchen Heeresfront zu bilden hat. Del
Umſtand, daß die O.H.L. ſelbſt in dieſem kritiſchen Augenblam
nachdem ein ſeltener Glücksfall ihr den die Abſichten der Froſil
zoſen enthüllenden Angriffsbefehl Joffres in die Hand geſpel
hat, ſich darauf beſchränkt, auf die Tatſache des bevorſtehengels
franzöſiſchen Angriffes hinzuweiſen, alſo auch ihrerſeits keinene!
Konſequenzen aus der Wendung der Dinge mehr zieht, muß nochd
einmal das verhängnisvolle „Verbleiben” ſeinem Geiſte näge!
bringen. Grundſätzlich bleibt die Führung der 2. Armee 0ſſ
durchaus konſequent. Nicht minder bleiben aber die leitenge
Männer der 1. Armee ſich ſelber treu. Wohl ſind ſie
voruhel=
gehend durch die überraſchende Initiative des Feindes um Mae
Freiheit ihres Handelns gekommen, was bei der 2. Armee bis9e!
keineswegs der Fall war, — ſie ſind aber nicht gewillt, darh."
einen Dauerzuſtand erwachſen zu laſſen. Wenn man die Art 9e
Führung dieſer Armee vom Ueberſchreiten der Grenze an
Ne=
folgt, ihren geradezu beiſpielloſen Vorwärtsdrang ſich vergeg..
wärtigt, dann erſcheint der Wille, durch rückſichtsloſen Angiu
auch jetzt unter der angeſichts der franzöſiſchen Hauptſtadt Oſſe0
kundig verfahrenen Lage die Freiheit des Handelns wiedern”
gewinnen, zunächſt einmal pſychologiſch ebenſo verſtändlich Ro
unter denſelben Geſichtspunkten die Führung der 2. Armee. .
der einen Seite großzügig operatives Wollen, auf der andel.” einem viel engeren Geſichtswinkel, vorſichtiges, jedes Rilt
ausſchalten wollendes taktiſches Handeln. Wo das größere i..
herrntum liegt, kann dabei keinen Augenblick zweifelhaft le.
Der Entſchluß des A.O.K. 1 wird immer als ganz grobe”
auf der Weſtfront wohl als der kühnſte Feldherrnentſchluß iſ be
an Feldherrn=Wagemut nicht reichen Weltkriege gewertet wei..
müſſen! Schickſal war nur, daß die Führung der 2. Armee iie
die geiſtige Beweglichkeit aufbrachte, ſich ihm anzupaſſen. ..
Das Stehenbleiben der 3. Armee, das übrigens
O.H.L. ſtillſchweigend geduldet hatte, brachte im Verlauf der ſiett
folgenden Operationen ſchwerwiegende Nachteile. Einer d‟*
bewußten Heeresleitung hätte es ebenſo große Vorteile bkſſte
können! Mutet doch der Umſtand, hier eine vom Feinde 49
ſetzte Truppe in kritiſcher Stunde mit völliger Bewegungsſrelle.
zu haben, faſt wie ein Fingerzeig einer höheren Macht an, die. L
letzter Stunde noch einmal die Hand bot, ein Schickſal Ghoe
wenden! . ."
Das ſtarke Artilleriefeuer, das den ganzen 7. Sept. 1.
ohne Unterlaß vom Pt. Morin heraufſchallte, die üblichen Yit.
der Front meiſt durch Verwundete verbreiteten Tataren=Nachr.
ten, die Unmöglichkeit, trotz einiger durchkommender Meldunge
ſich auch nur ein einigermaßen wirkliches Bild von der Eue4
ſtammer 230
wannampf in Sriechentand.
An izelos im Mittelpunkt des Wahlkampfes.—
Monarchie oder Republit?
* Athen, 18. Auguſt. (Priv.=Tel.)
2mn Sonntag finden in Griechenland, zum zweiten Male nach
wRücktritt Pangalos, Parlamentswahlen ſtatt. Die bisherige
diifiertenkammer, in der von 280 Mandaten über 120 auf die
Brai- der Venizeliſten entfielen, während annähernd 70 die
9Marchiſten, 45 die Partei des Generals Metaxas, 20 die
&Haldemokraten und 10 die Kommuniſten beſaßen, iſt von
Veni=
z /mach ſeiner Rückkehr und Machtergreifung aufgelöſt worden,
umſllarheit über die parteipolitiſchen Mehrheitsverhältniſſe her=
Betüihren, d. h. um ſich in der neuen Kammer auf alle Fälle
Yül ehrheit zu ſichern.
Diie äußerſt bewegten politiſchen Zeiten, die Griechenland im
Jöu ehnt nach dem Kriege durchgemacht hat und die überall eine
Awirhe Ermattung und Unintereſſiertheit zur Folge hatten,
hſan es nach dem Wiederauftauchen des „großen Kreters” nicht
min dert, daß der Wahlkampf ſeit Wochen mit
alzrordentlicher Erbitterung geführt wird.
29 große Moment in der griechiſchen Innenpolitik der letzten
z9 ſt das Wiedereintreten Venizelos' ins politiſche
9ßen— Er ſteht denn auch im Mittelpunkt des
geſam=
uſe Wahlkampfes. Seine eigene wie auch die Gegner=
Ameeen entfalten eine um ſo lebhaftere Propaganda, als es
bhinnal in Griechenland allem Anſchein nach nicht darum allein
gft hvie das künftige Parlament zuſammengeſetzt ſein wird
29r Name Venizelos bedeutet ein Programm,
um war nicht nur für ſeine Anhänger, ſondern auch für die
0 Smer. Es iſt deshalb verſtändlich, daß das Auftreten Venizelos”
Aſſch eitig auch alle diejenigen Kräfte auf den Plan gerufen hat,
Aun=onarchiſtiſch geſinnt ſind. Es iſt dies neben den
ausge=
bäzenen Anhängern der monarchiſtiſchen Partei im Parlament
1wallem General Metaxas, der zwar beſtrebt iſt, ſich im gegen=
Apſtimen Kampf nicht einſeitig feſtzulegen, der aber ohne Zweifel
auStütze des monarchiſchen Gedankens in Griechenland
an=
gpehin werden kann. Daneben hat aber die Rückkehr Venizelos”
1bänen weiteren politiſchen Gegner in der Perſon Streits
ge=
ſſf en, der ſich zwar gleichfalls parteimäßig noch keiner Gruppe
meirhloſſen hat, der aber als Zentralfigur in dem Lager der
Bizeliſten=Gegner betrachtet wird. Allgemein wird Streit als
ſekiinftige Führer der Monarchiſten angeſehen und damit als
ſeHauptgegner des Republikaners Venizelos.
C.s liegt offen auf der Hand, daß der Widerſtreit der
Ge=
ſaken Republik oder Monarchie, verkörpert im Wahlkampf durch
Vigelos oder Streit, bei den Wahlen die entſcheidende Rolle
plan wird. In der alten Kammer hatte ſich zwar ein Teil der
Viyeliſten=Partei abgeſpaltet und eine neue Partei unter Kafan=
Ihs gegründet. Verſchiedene Gegenſätze ſind auch heute noch
hyanden, es iſt aber anzunehmen, daß dieſe Splitterpartei für
Einelos ſtimmen wird. Der Kreter ſtützt ſich außerdem auf die
Sillliſten mit ihrem Führer Papanaſtaſiu, General Condylis
10 rnuf den bisherigen Außenminiſter Mihalakopulos. Von
ſei=
ih Begnern ſind außer Streit der Führer der Monarchiſten
glharis, Metaxas und Merkuris zu nennen. — Vorausſagen
ſ ſſich das Ergebnis der Kammerwahlen nur ſchwer. Es iſt
mugehmen, daß die Venizeliſten ihrem zurückgekehrten Führer
uu geblieben ſind, ferner, daß die Perſon des Kreters, der trotz
ſtee: Abweſenheit die Sympathien nicht verloren hat, werbend
ſken wird. Nimmt man außerdem hinzu, daß Venizelos das
ber geltende Wahlgeſetz abgeſchafft und ein neues Wahlſyſtem
zuurſten der großen Parteien eingeführt hat, ſo iſt anzunehmen,
1bear mindeſtens nicht unbeträchtliche Gewinne erzielen wird.
Sdeſe allerdings zur Schaffung einer ſtabilen Kammermehrheit
brrüichen werden, bleibt abzuwarten.
R4 deutſch=chineſiſchenWirtſchaftsbeziehungen
EP. London, 18. Auguſt.
„zu den Verhandlungen zwiſchen dem nationaliſtiſchen
Außen=
mirer Dr. Wang und dem deutſchen Geſandten in Nanking von
Eg wird berichtet, daß bereits ein Vertrag, der die Gleichheit
mZwllangelegenheiten vorſieht, unterzeichnet worden iſt. Die
utemen Verhandlungen erſtrecken ſich auf wirtſchaftliche und
rutſäche Abmachungen auf der Grundlage völliger Gleichheit.
23 /Ergebnis würde einen Anhang zu dem deutſch=chineſiſchen
ſidelsvertrag von 1921 bilden. Die Veröffentlichung ſoll bereits
gnächſten Montag erfolgen.
Der Abſchluß des deutſch=chineſiſchen Zollabkommens geht
ſie Reiſe unſeres Geſandten zurück, der in der vorigen Woche
uh. Nanking gefahren iſt. Das Abkommen iſt auf denſelben
ſuß=dſätzen aufgebaut, die wir in unſeren Beziehungen zu
ſima immer verfolgt haben. Da China nicht dem Verſailler
Sonntag, den 19. Auguſt 1928
Seite 3
Vertrag beigetreten iſt, hatten Deutſchland und China die
Mög=
lichkeit, ihre Beziehungen ſo zu regeln, wie es dem Intereſſe der
beiden Länder am beſten entſprach, auf der Grundlage der
Gleich=
berechtigung. Darauf beruht auch der jetzige Vertrag. Er iſt
teilweiſe dem amerikaniſch=chineſiſchen Vertrag nachgebildet, durch
den die früheren Verträge annulliert wurden und Amerika die
Tarifautonomie Chinas anerkennt. Dieſer Grundſatz iſt ſchon in
unſerem Vertrag von 1921 anerkannt worden. In dem neuen
Vertrag handelt es ſich hauptſächlich um die Ausfüllung von
Lücken. Dabei iſt die Gleichſtellung Deutſchlands mit jedem
an=
deren Lande feſtgelegt.
Regelung eines deutſch =portugieſiſchen
Streitfalles.
Berlin, 18. Auguſt.
Am 31. Juli dieſes Jahres hat ein Schiedsgericht unter dem
Vorſitz des ſchweizeriſchen Nationalrates de Meuron einen
Schiedsſpruch über die Anſprüche gefällt, die Portugal auf Grund
des § 4 der Anlage zu Artikel 298 des Verſailler Vertrages gegen
Deutſchland aus Anlaß von Vorgängen im Grenzgebiet der
ehe=
maligen deutſchen und der portugieſiſchen Kolonien erhoben hat.
Der Schiedsſpruch ſtellt ſich auf den Standpunkt, daß Deutſchland
verpflichtet iſt, der portugieſiſchen Regierung gewiſſe unmittelbare
Schäden zu erſtatten, und daß Portugal ferner „in ſehr
beſchränk=
tem Maße” Anſpruch auf Erſatz eines Teiles ſeiner indirekten
Schäden hat. Dagegen ſind die portugieſiſchen Klagen über
an=
gebliche deutſche Machenſchaften vor Beginn des Weltkrieges zur
Aneignung der portugieſiſchen Kolonien überhaupt nicht
er=
wähnt. Die Theſe einer deutſchen Propagandatätigkeit unter den
Eingeborenen gegen die portugieſiſche Regierung wird
zurück=
gewieſen. Es wird nunmehr die Höhe der in Frage kommenden
Anſprüche durch das Schiedsgericht feſtgeſtellt werden.
Die Sowjei=Regierung dementiert. —
Rück=
wirkungen auf die Mandſchurei.
EP. London, 18. Auguſt.
Der „Morning Poſt” zufolge nehmen die
Feindſelig=
keiten im mongoliſchen Staate Berga ihren Fortgang. Die
Einwohner werden in der dortigen Gegend zum Anſchluß an die
Unabhängigkeitsbewegung aufgefordert. Die
umher=
ziehenden Abteilungen, deren Stärke noch unbekannt iſt, haben
bereits Teile der Eiſenbahn bei Tſagan und Ugunor beſchädigt.
Der Schnellzugsverkehr ſei jedoch noch ſichergeſtellt, während in
der Poſtverbindung bereits Verzögerungen eingetreten ſeien.
Die „Times” gibt die Stärke der Mongolen mit 5000 Mann
an, was jedoch noch der Beſtätigung bedarf. — Rigaer Berichte
befagen, daß die Eiſenbahnſtationen Ungun und Ungur von den
Mongolen beſetzt worden ſeien. Die Sowjetregierung
dementiere jedoch alle Berichte, wonach es ſich um
Sowjet=
mongolen handele. Der Gouverneur von Heillungkiang hat der
„Times” zufolge die mandſchuriſche Regierung um Verſtärkungen
erſucht. Amtliche Kreiſe in London und auch politiſche Kreiſe in
Japan ſind der Anſicht, daß Japan nicht in dieſe lokalen Kämpfe
hineingezogen werden wird, da das Gebiet zu weit von der
japa=
niſchen Intereſſenſphäre abliege, doch wird die Möglichkeit von
Rückwirkungen auf die Mandſchurei zugegeben.
Nankings Antwort an Tokio.
Tokio, 18. Auguſt.
Die Antwortnote der Nanking=Regierung auf die letzte
japa=
niſche Note, in der gegen die von der nationaliſtiſchen Regierung
ausgeſprochene Aufhebung der Verträge proteſtiert wurde, iſt
geſtern in Tokio eingegangen. In der Note wird ausgeführt,
daß die Nankingregierung zwar die Aufhebung der Verträge nicht
zurückziehe, daß ſich aber gegenwärtig an dem bisherigen Zuſtand
nichts ändern werde. Wie der aus Mulden zurückgekehrte
Sonder=
delegierte Japans Preſſevertretern gegenüber erklärte, ſei die
Lage in der Mandſchurei noch immer unſicher. Der
Oberbefehls=
haber Tſchang=Hſue=liang ſei krank. Auch Tſchiangkaiſcheks
Stel=
lung in Nanking ſei nicht ſo feſt, wie man annehme, da er die
Nebenbuhlerſchaft Fenghjuſiangs fürchte. Aus dieſem Grunde
verſuche Nanking, eine Verbindung mit der Mandſchurei
her=
zuſtellen, um ſich gegen Feng zu ſtärken. Japan ſei prinzipiell
nicht gegen eine Vereinigung der Mandſchurei mit einem einigen
China, ſträube ſich aber dagegen, daß die Mandſchurei durch den
Anſchluß an eine der kämpfenden Parteien in den Bürgerkrieg
hineingezogen werde.
*Italiener im Ausland.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, 18. Auguſt.
Das Auswärtige Amt in Rom hat ein Buch von ungefähr
800 Seiten Umfang veröffentlicht, das ſich mit den Ergebniſſen der
Zählung der Italiener beſchäftigt, die ſich Mitte 1927 im Ausland
aufhielten. Man hat alſo ein volles Jahr gebraucht, um dieſe
ſtatiſtiſchen Daten der Oeffentlichkeit zugänglich zu machen.
Selbſt=
verſtändlich war nicht nur der Wunſch, die wirkliche Zahl der im
Auslande befindlichen Italiener ſtatiſtiſch zu erfaſſen, der
Haupt=
grund für dieſe umſtändliche und koſtſpielige Arbeit, ſondern das
politiſche Bedürfnis, ſich über die Perſonalien möglichſt aller
Ita=
liener zu vergewiſſern, die außerhalb der grün=weiß=roten
Grenz=
pfähle ſich aufhalten. Man braucht dieſe Feſtſtellungen ſchon
des=
halb, um bei der Paßerteilung und der Anlage des „ſchwarzen
Buches” ſichere Grundlagen zu haben. Denn dieſes „ſchwarze
Buch” ſpielt an den italieniſchen Grenzämtern eine große Rolle.
Mancher Italienreiſende wird mit Erſtaunen beim
Grenz=
übertritt geſehen haben, wie man nach ſeinem Namen im „
ſchwar=
zen Buche” ſuchte, ehe man ihn nach dem Lande ſeiner Sehnſucht
hineinließ. Da nun ſeit geraumer Zeit an den nördlichen
Grenz=
kontrollen faſt ausſchließlich Süditaliener, meiſt Neapolitaner,
be=
ſchäftigt werden, denen die Namen der Nordländer Hekuba ſind
— die meiſten Kontroll=Cerberuſſe ſind froh, daß ſie überhaupt
richtig leſen können —, ſo gibt es oft ein umſtändliches Blättern
in jenem ominöſen Buch, bis der ungeduldig Wartende von der
Pein der Unſicherheit erlöſt wird. Wenn jemand, der ordentlich
italieniſch zu ſprechen glaubt, dabei der Meinung iſt, daß einige
erklärende Worte von ſeiner Seite die Prozedur abkürzen könne,
ſo muß er oft beſchämt feſtſtellen, daß der Grenzbeamte das
kor=
rekte Jatlieniſch des Fremden gar nicht verſteht. Ihm iſt nur ſein
Neapolitaner Dialekt wirklich geläufig, dieſes Idiom, das mit
ſeiner lokalen Abgeſchliffenheit ſelbſt der Mehrzahl der echten
Florentiner oder Römer unverſtändlich bleibt.
Die Statiſtik über die Italiener im Auslande dient alſo nicht
zum geringſten Teil parteipolitiſchen Zielen. Natürlich haben ſich
weder in Paris noch in Berlin oder Zürich gerade diejenigen
Italiener auf ihren Konſulaten zur ſtatiſtiſchen Uebung gemeldet,
die ihre Heimat aus politiſchen Gründen verlaſſen haben. Sie
werden ſich hüten, in die Höhle des Löwen zu gehen. Bei dieſen
„Mitbürgern” waren die Statiſtiker alſo auf indirekte
Feſtſtellun=
gen angewieſen, hauptſächlich auf die ſchwarzen Liſten der
ver=
ſchiedenen Konſulate, die zur Ueberwachung der antifasciſtiſchen
„Fuorusciti” angelegt wurden. Dieſer Quelle bei der techniſchen
Zuſammenſtellung der Statiſtik muß bei der Bewertung natürlich
Rechnung getragen werden, ebenſo wie der Text des allgemeinen
Teils, der den Tabellen vorausgeht, mit Vorbehalt benutzt
wer=
den darf. Die ſtatiſtiſchen Angaben ſelbſt für Mitte 1927 geben
folgendes Bild:
Die Zahl der Italiener, die im Auslande leben, betrug
9168 367. Davon entfallen im einzelnen auf Amerika 7 674 583
(83,71 g), auf Europa 1267 841 (13,83 %), auf Afrika 188 702
(2,06 %), auf Ozeanien 27 567 (0,30 %) und auf Aſien 9674
(0,10 %).
In Europa weiſt Frankreich die größte Zahl von
Auslands=
italienern auf, und zwar 962 593, alſo faſt genau 75 % aller in
Europa außerhalb Italiens weilenden Landsleute Muſſolinis.
Den zweiten Rang nimmt bezeichnenderweiſe die Schweiz ein,
wo ſich 135 942 Italiener aufhalten. In weitem Abſtand folgen
dann England mit 29 130, Deutſchland mit 21 205, Oeſterreich
mit 18 700, Belgien mit 15 700, Jugoſlawien mit 14 329,
Rumä=
nien mit 12 246 und Luxemburg mit der verhältnismäßig hohen
Zahl von 10 688 Italienern. Die unterſte Grenze ſind Litauen
und Gibraltar mit je — einem Auslandsitaliener.
Die Italiener, die in Afrika wohnen, verteilen ſich faſt
aus=
ſchließlich auf Tunis, Aegypten, Algerien und Marokko. Von den
Italienern, die in Amerika ſich aufhalten, kommen auf Argentinien
1 797 000 Menſchen, auf Braſilien 1839 579, auf Uruguay 65 000
und auf Chile 23000. In den Vereinigten Staaten von
Nord=
amerika wurden 3 706 116, in Kanada aber nur 200 000 Italiener
gezählt.
Die Statiſtik der Auslandsitaliener gibt, aber auch Zahlen
über italieniſche Einrichtungen, wie Schulen und Fasci locali,
alſo die Fasciſtengruppen im Auslande, die im „Fascio alllestero‟
zuſammengefaßt ſind. Man erfährt, daß es nicht weniger als 580
derartige lokale Vereinigungen mit ungefähr 120 000
eingeſchrie=
benen Mitgliedern gibt, alſo eine nicht unbedenkliche Macht an
fasciſtiſchen Emiſſären im Auslande. Ferner werden 278 in
ita=
lieniſcher Sprache gedruckte tägliche oder periodiſche
Veröffent=
lichungen feſtgeſtellt, darunter allein 20 Tageszeitungen und 166
Wochenſchriften. Dies ſind Zahlen, die ein bezeichnendes Licht
auf die Macht und den Willen der italieniſchen
Auslandspropa=
ganda werfen und nicht unbeachtet bleiben ſollten.
ſchen zu können, riefen beim A.O.K. 2 eine aus den im Laufe
Tages ausgegebenen Befehlen nur allzu deutlich ſprechende
lſicherheit hervor Es iſt der ſchwerſte Vorwurf, der gegen
77ührung der 2. Armee erhoben werden muß, daß ſie dieſen
ſrnorragenden) Geiſt (der Truppe) nur in von ihr als kritiſch
eoſtindenen Augenblicken auf eine manchmal allzu harte Probe
ſtze, daß ſie ſich aber nicht von ihm zu kühnen, Entſcheidung
ſyaiden Entſchlüſſen tragen ließ! Das A.O.K. 2 hat ſich
nſoen Ereigniſſen werfen laſſen ..
Es iſt das Verdienſt des Führers der 3. Armee, des
General=
triten Frhr. v. Hauſen, die 2. Armee wenigſtens etwas aus der
thrargie, in die ſie am Abend des 7. gefallen war,
heraus=
eiſben zu haben Generaloberſt v. Hauſen ſchätzt die Truppe
ntig ein, er fühlt, daß man dieſem Heere ſelbſt eine an
Ver=
zeilllung grenzende Tat befehlen kann, daß dieſe Truppen ſeinen
iUnen in Erfolg umſetzen werden. Er zieht aus den bisherigen
Impfen die einzig richtige Folgerung, die gezogen werden konnte:
eindliche Artillerie muß ausgeſchaltet werden. Ein großer
(tſchluß löſt eine große Tat. Wie oben bei der 1. Armee, ſo
*d. auch hier kühnes Wagnis zum entſcheidenden Wendepunkt
Schlacht ..
Bei der 2. Armee überwiegt auch noch am 8. September der
ihn eilige Eindruck, den man von dem Kampfe der 1. Armee
Lte.— Allerdings wird dieſer Eindruck nicht aus dem Kampfe
iſex Armee felber, ſondern unter dem Geſichtspunkte der aus
* ücke zwiſchen beiden Armeen drohenden möglichen Gefahren
wvyennen. Generaloberſt v. Bülow kommt gar nicht auf die
ee daß die 1. Armee in der Durchkämpfung der Schlacht
gün=
ße! Ausſichten für ſich geſchaffen haben könnte
Man hat den Eindruck, daß Bülow die Ausſchaltung der in
müig wachſendem Maße aus der Lücke ſtrahlenden Gefahren
bicllich als eine Angelegenheit der 1. Armee anſah! Man lieſt
täzwiſchen den Anordnungen, der 2. Armee: Ihr, bei der
Armee habt dieſe Lage geſchaffen, nun ſeht zu, wie ihr damit
tüg werdet! Anders iſt es jedenfalls nicht zu erklären, daß die
ihrung, obwohl ſie immer dieſe Gefahr betont nichts tut, ſie
Eſtſich aus zu mildern oder gar zu bannen
Die Führung der 2. Armee hatte den Glauben an die Kraft
Truppe, die Zuveiſicht an den glücklichen Ausgang der
hmacht verloren, ſie hatte vor allem die Vorbedingung jeden
huallges, den Willen, von ſich aus trotz aller Schwierigkeiten
s Schlachtenſchickſal zu meiſtern, preisgegeben und war ſo,
m. es zu merken, in eine nervöſe Unſicherheit geraten. Indem
Fzugleich den Eindruck des hier vermittelten beiſpielloſen
Hel=
huuums der unter Hergabe letzter Willenskraft unter blutigen
Opfern unverzagt um den endgültigen Sieg ringenden Truppe
ſtehen — empfinden wir das Marne=Drama. Unter einem
dramatiſchen Gegenſatz zwiſchen dem Wollen der Führung und
der Truppe eilen die Dinge, wenn wir an dieſem bildlichen
Ge=
danken feſthalten, dem Konflikte zu, der in der Kataſtrophe ſeine
Löſung finden muß.
*Operetten=Spielzeit Gommer 1928.
(Kleines Haus.)
„Der Zarewitſch”
Auch dieſe Operette iſt faſt zu zwei Dritteln große Oper. Eine
Operette ohne „happy end”, ſie kriegen ſich nicht. Und wie die
Handlung, auch Franz Lehärs Muſik. Sie hat wenig von dem
leichten Fluß eine heiteren Operette, aber ſie iſt gut, zum Teil
ſehr gut, ſo daß der Erfolg beim Publikum wieder äußerſt ſtark
war, trotzdem auch die eingeflochtenen Lieder meiſt ernſt ſind.
Das macht, daß die Muſik ſtark illuſtrativ iſt und melodienreich,
wenn auch ohne einprägſame „Schlager”. Vielleicht liegt gerade
in dieſem Emporheben der Kompoſition zu guter ernſter Kunſt
der Erfolg, und dann ſpricht er für das Verſtändnis des
Pre=
mierenpublikums. Dazu iſt die Aufführung recht gut, wenn man
in Betracht zieht, was einer Sommerbühne zur Verfügung ſteht. —
Der Zarewitſch iſt ein ernſter melancholiſcher Jüngling, den
der Hof vor ſeiner durch die Politik bedingten Vermählung „
auf=
klären” will. Dieſer Verſuch aber führt zum tragiſchen Konflikt.
Der Thronfolger verliebt ſich in die „Perſon” die von denen,
die ſie für ihre Aufgabe beſtimmten, verkannt wurde. Er trotzt
dem Befehl des Zaren, die ihm beſtimmte Braut zu empfangen,
und flieht mit der Geliebten nach Italien. Der Tod des Zaren
und die Ausrufung des Thronfolgers zum Zaren führt dieſen
zur Pflicht zurück. Er entſagt ſeiner Liebe und kehrt nach
Ruß=
land zurück, die Geliebte bringt das große Opfer ihres Lebens. —
Kurt Schütt war ein ganz ausgezeichneter Vertreter der
Titelrolle, die geſanglich meiſt lyriſch iſt und ſeiner Stimme am
beſten liegt. (In den tiefen und hohen Lagen merkt man der
Stimme die Anſtrengung des allabendlichen Singens durch viele
Wochen hindurch an.) Sein Spiel iſt gediegen und ſympathiſch,
weil es ſtets frei von Uebertreibung iſt. Ausgezeichnet war auch
Henny Frenz als Sonja. Geſanglich ſehr gut, wenn auch das
Orcheſter ihre Stimme manchmal deckte, im Spiel voll
Tempera=
ment und warmer Innigkeit. Im ganzen eine künſtleriſche
Lei=
ſtung von gutem Niveau. Fritz Daurer fand als großfürſtlicher
Oheim des Zarewitſch den warmen Herzenston ebenſo gut, wie
den ſeiner leichtlebigen Vergangenheit. Sein Großfürſt blieb in
allen Nuancen eine ſympathiſche Figur.
Das heitere Element vertreten gut wie immer Claudie
Rai=
nold, die immer gutgelaunte, bewegliche, temperamentvolle
Soubrette, als Maſcha, und Fred Schulze=Holz (ein zweiter
Geiger=Erſatz) als Iwan der Leiblakei. Der dritte in dieſem
Bunde iſt Emil Aman in der kleinen Rolle des Bordolo. Die
übrigen Rollen ſind geringfügiger Natur. Neben dem Orcheſter,
das ſich unter Horſt=Tanu Margraf wieder ganz auf der Höhe
zeigte, verdienen die Balletteinlagen Lob, die Heinz Bräuer
ein=
ſtudiert hatte, und Georg Pfeiffers Bühnenbilder. Als
Spiel=
leiter hat Fritz Daurer mit dem „Zarewitſch” ſeiner bisherigen
*4
Regie die Krone gegeben.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Heidelberg: Von dem rheiniſchen Chemiker und Induſtriellen Dr.
Robert Emmanuel Schmid und ſeiner Gemahlin in Elberfeld hat
die Univerſität eine neue namhafte Stiftung erhalten, deren Höhe
amt=
lich zwar noch nicht genannt wird, nach dem „Börſenblatt für die
deut=
ſchen Buchhändler” aber weit über eine halbe Million betragen ſoll.
Die Stiftung trägt den Namen „Robert E. Schmidt=Stiftung” und hat
den Zweck, die kulturellen Beziehungen Deutſchlands zum Auslande,
zunächſt zum romaniſchen Ausland, zu pflegen.
Stuttgart. Die Techniſche Hochſchule hat Geh. Rat Profeſſor R.
Riemerſchmied. Direktor der Kunſtgewerbeſchule in Köln, als
„dem großen Lehrer und Erzieher, der das Handwerk vom
Formalis=
mus befreit und es in Wort und Tat zurückgeführt hat zur
Innerlich=
keit und Wahrheit”, die Würde eines Doktor=Ingenieurs Ehrenhalber
verliehen.
München. Für den bisher von Hermann Oncken innegehabten
Lehrſtuhl für neuere Geſchichte waren unter anderen Erich
Branden=
burg und der öſterreichiſche Geſckichtsforſcher Srbik in Ausſicht
ge=
nommen. Srbik hat abgelehnt, während gegen Brandenburg von
amt=
licker Soite der Einwand „zu hohen Alters” erhoben worden iſt.
Jeden=
falls kommen dieſe beiden Kandidaten für den Lehrſtuhl Onckens nicht
mehr in Frage.
Leipzig: Einen Ruf als ordentlicher Profeſſor der Geſchichte an die
Techniſche Hochſchule zu Dresden erhielt der hieſige nichtplanmäßige
außerordentliche Profeſſor für Geſchichte, Dr. phil. Johannes Kühn.
Er wird dem Rufe Folge leiſten und ſein neues Amt am Anfang des
Winterſemeſters 1928/29 antreten.
Wien. Die Stadtgemeinde hat der Pfychoanalytiſchen Vereinigung
ein Grundſtück für den Bau eines pſychoanalytiſchen Inſtituts zur
Ver=
fügung geſtellt. Nach der „Umſchau” wird Prof. Sigmund Freuds
Tochter Anna Freud die Leitung übernehmen, das Ambulatoriwm
Dr. Hitſchmann, die kliniſche Behandlung Prof. Schilder.
HAT EIN SCHMESTERCHEN.
ES HEfSSI
MARGOT
13334)
Dankbar zeigen es an
AL-BERT LOEB & FRAU
Statt Karten.
Die glückliche Geburt eines geſunden
Mädels zeigen hocherfreut an
Regierungsbaumeiſter Malſy
und Frau Jrene.
Darmſiadt, den 15. Auguſi 1928.
Heinrichſtr. 186.
(*21434)
Städtiſches Krankenhaus.
Alix Baumann
Heins Enkemeier
Reichsb.-Obersekretär
Oerlobte
Nieder-Ramstadt
Ralſe (eſaale)
19. Hugust 1928. (21465
Ihre Werlobung beehren sich ansuseigen
Martha Hake
Qulius Kraffert
Hugust 1928
Forstmeisterstr. 2
A
Alte Wederstr. 25
Statt Karten.
Dr. jur. Gertmann Vallbracht
Rechtsanwalt
Helene Vallbracht
geb. Darmſtädter
zeigen ihre Vermählung an.
Darmſiadt.
Villenkolonie Eberſiadt.
(13333
Bettina Goldſchmidt
Rechtsanwalt
Dr. Max Ranis
Verlobte
Darmſtadt, Auguſt 1928
Riedeſelſtraße 18
Zu Hauſe: 1. und 2. September.
(*21423)
Eliſabethe Schäfer
Georg Weingärtner
Verlobte
Darmſiadt
Roßdörferſtr. 149
* 21305
Roßdorf
Riedſtr. 15
Für die anläßlich unſerer
Ver=
mählung erwieſenen
Aufmerkſam=
keiten danken herzlichſt
Heinrich Gerbig und Frau
Lucia, geb. Schuchmann.
Darmſtadt, 18. Auguſt 1928.
(21475
Beſſungerſtraße 77.
Für die überaus zahlreichen
Gratu=
lationen, Geſchenke und Blumen,
ſo=
wie dem Vorſtand der Turngemeinde
Beſſungen, der Vorturnerſchaft und
der Singmannſchaft für den ſchönen
Geſang anläßlich unſerer Silbernen
Hochzeit ſagen wir Allen auf dieſem
Wege herzlichen Dank.
Ludwig Demmel und Frau
Marie, geb. Formhals
21462) Heidelbergerſtr. 131.
Stat Karten.
Für die zahlreichen
Aufmerk=
ſamkeiten, Blumenſpenden und
Geſchenke anläßlich unſerer Ver= ſagen wir auf dieſem
Wege herzlichen Dank.
Ludwig Franck und Frau
Elſe, geb. Gunkel.
Darmſtadt, den 19. Auguſt 1928.
Mathildenplatz 19,
13350
Pickel
entfernt (13316a
Peter-Orth, Martinstr. 78
Uhre Vermählung geben bekannt
Fritz Baumann
Erika Baumann, geb. Martin
Frankfurt (Main), 18. August 1928.
(*21883)
z. Zt. Oronberg (Taunus)
Haus Goethe.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute abend
7¾ Uhr unſer
vohn, Bruder und Enkel
Duns Schameag,
nach ſchwerer, mit großer Geduld ertragener Krankheit im 19.
Le=
bensjahre, verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, von uns
ab=
zurufen
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Peter Schambach, Reichsb.,Oberſekretär.
Darmſtadt, Bensheim, den 17. Auguſt 1928
Die Beerdigung findet Montag, den 20. Auguſt, 4 Uhr
nach=
mittags, von der Kapelle des Walefriedhofes aus ſtatt.
Die Seelenmeſſe für den Verſtorbenen findet am Dienstag 6½ Uhr
in der St. Fideliskirche ſtatt.
Von Beileidsbe uchen bittet man ab ehen zu wollen /e21459
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Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
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Darmſtadt, den 18. Auguſt 1928.
Pankratiusſtr. 15.
Die Beerdigung findet am Montag
nachmittag 3 Uhr auf dem
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Die Seelenmeſſe für den
Verſtorbe=
nen findet am Dienstag vormittag
6½ Uhr in der St. Eliſabethenkirche
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 230
Sonntag, den 19. Auguff 1928
Seite 5
AAus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 19. Auguſt.
beefſiſches Dragoner=Oenkmal — Ehrung
der Gefallenen.
ſelm Sonntag, den 19. Auguſt, 9 Uhr abends, wird die Feuerſchale
Dentmals der beiden Großherzoglich Heſſiſchen Dragoner=Regimenter
23 und 24 zur Ehrung der Gefallenen des Leibgarde=
Infanterie=
grnents Nr. 115 entzündet. Die emporlodernden Flammen ſollen den
ſSchen Leibgardiſten ein Zeichen ſein, daß die Heſſiſchen Dragoner
alten Kameraden in treuer Kameradſchaft gedenken.
Sleichzeitig ſei auch hier der am 29. Auguſt 1914 bei Brandeville
ſalenen vierzig Garde= und Leibdragoner gedacht. Die beiden
Dra=
ſte=Regimenter griffen damals an Zahl mehrfach überlegene franzö=
Infanterie, die zur abziehenden Beſatzung der Feſtung Montmédy
6irte, an, verlegtem ihr den Weg über die Maas bei Dun. Ueber
SBefangene war die Siegesbeute der „Roten” und „Weißen‟
Dra=
er: Der Gegner, das franzöſiſche Infanterie=Regt. 165, war nahezu
ſgerieben. — Die Pranke des heſſiſchen Löwen hatte zugeſchlagen,
m” er auch aus vielen ſchweren Wunden blutete.
— In den Rrheſtand verſetzt wurden: am 9. Auguſt der
Fort=
ſdrngsſchullehrer an der Fortbildungsſchule zu Michelſtadt (Kreis Er=
Heinrich Schaab auf ſein Nachſuchen vom 1. September 1928
am 13. Auguſt der Hausmeiſter an der Oberreal= und höheren
nowirtſchaftsſchule zu Groß=Umſtadt Karl Kirchmeher auf ſein
ſict ſuchen vom 16. Auguſt 1928 an. — Auf Grund des § 1 des Geſetzes
die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19. Dez.
3. in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
ſten am 1. September 1928 in den Ruheſtand die Lehrer Karl Leib
ſoer Volksſchule zu Bießen und Adam Lindenſchmitt an der
Issſchule zu Darmſtadt.
— Kunſthalle am Rheintor. Jubiläumsausſtellung
Pro=
or Johs. Lippmann. Die zu Ehren des 70jährigen Malers
ſogeſſor Johannes Lippmann, Lichtenberg i. Odw., veranſtaltete
Jubi=
u Sausſtellung iſt vielſeitigen Wünſchen entſprechend bis Ende Auguſt
langert worden. Die Ausſtellung, die ein geſchloſſenes Bild von dem
hmswerk des Künſtlers bringt, hat, wie ſelten eine Ausſtellung in
Machkriegszeit, größte Beachtung und Anklang gefunden. Ein Beſuch
mur noch kurze Zeit dauernden Ausſtellung wird insbeſondere allen
ſennden des Odenwalds eine genußreiche Stunde bereiten. Die ſich jetzt
tunde Gelegenheit, einen umfaſſenden Ueberblick über das geſamte
ſthen des nun 70jährigen Künſtlers zu gewinnen, dürfte wohl kaum
ſeigerkehren, da es mehr als fraglich iſt, ob je die Werke Prof.
Lipp=
aun 18, insbeſondere die in Privatbeſitz befindlichen, in der gleichen
Aus=
ch: und in dem gleichen Umfang wie hier zuſammengebracht werden
ſtwen.
— Heſſiſches Landestheater. Neben „Don Carlos” und „Lohengrin”,
ſreätet das Landestheater in den erſten zwei Wochen der Spielzeit
ſuerdem noch die Oper „Judith” des Schweizer Komponiſten
dregger vor, deſſen Pſalm „König David” in einem der Konzerte des
zuu ikvereins in der vergangenen Spielzeit erfolgreich zur Aufführung
m. Im Schauſpiel geht Bernard Shaws in Darmſtadt noch nie
ge=
ſiet te Komödie „Androklus und der Löwe” in Szene.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
amnſtadt (Leitung: Direktor Adalbert Steffter). Heute Sonntag
fin=
tnnur eine Vorſtellung ſtatt, und wird abends 8 Uhr die
Schlager=
evette „Der Zarewitſch” gegeben. Morgen Montag und
täg=
huabends 8 Uhr finden ebenfalls Wiederholungen der Operette „Der
tnewitſch” ſtatt. — Mittwoch, den 22. Auguſt, iſt infolge der großen
gisfrage nochmals eine Aufführung des beliebten Kindermärchens
dirnſel und Gretel” zu kleinen Preiſen von 50 Pfg. bis 1,50
a-k, und iſt dies unwiderruflich die letzte Wiederholung des
Kinder=
üdchens.
— Der Evangeliſche Landesjugendfonntag findet am kommenden
hmntag, den 26. Auguſt, ſtatt. Seit 1924 iſt die alljährliche Feier dieſes
rg—8 bei den Jugendbünden der Petrusgemeinde zu einer ſchönen
ſitge geworden. Sie wollen durch dieſes Feſt der ganzen Gemeinde
Ge=
geinheit geben, das Leben, das in ihren Reihen vorhanden iſt, beſſer
nieen zu lernen. Der Jugend iſt es ſehr darum zu tun, daß ihre Art,
WVeſen und ihr Wollen immer mehr Verſtändnis und Unterſtützung
Sen übrigen Gemeindegliedern finden. Darum rechnen die
Jugend=
une der Petrusgemeinde zu den von ihnen vorgeſehenen
Veranſtal=
nwen zum Jugendſonntag auch in dieſem Jahre auf eine ſtarke
Be=
lngung derer die ſich für die Jugend mitverantwortlich fühlen. Die
Thiedenen Veranſtaltungen ſind durch die Handzettel erſichtlich, die
*Werteilung gelangen. Ganz beſonders ſei auf die Aufführung des
vileles „Chriſtofferus” von Otto Bruder hingewieſen, zu dem Karten
m. Preiſe von 50 Pfg. bei den Mitgliedern der Bünde, Herrn
Kirchen=
ener Kropp und in der Papierhandlung K. F. Bender erhältlich ſind.
Bei dem Spiel zu dem vorjährigen Jugendſonntag an der Abendkaſſe
um en nicht mehr erhältlich waren, empfiehlt es ſich, ſolche recht bald
weſorgen.
—— Orpheum. Gaſtſpiel des Berliner
Metropol=
heaters: „Die luſtige Sünderin”, der große Erfolg des Berliner
karropoltheaters, bleibt nur noch bis zum Dienstag auf dem
Spiel=
ar. — Mittwoch, den 22. Auguſt, gelangt „Die blonde Natte”,
m. Operetten=Neuheit von Profes, erſtmals zur Aufführung. Der
erk ſtammt von dem bekannten Librettiſten Pordes=Milo. — Der
an tenvorverkauf im Zigarrenhaus de Waal iſt für die heutige
Vor=
elwung auf die Zeit von 4—6 Uhr feſtgelegt worden. An der Kaſſe
es: Orpheums beginnt die Kartenausgabe bereits um 3 Uhr.
— Die Deutſche Reichspoſt ſetzt ihre Ausflugsfahrten fort. Es ſind
mreſehen: am Mittwoch, dem 22., eine Nachmittagsfahrt über
Ober=
ſanſtadt, Neunkirchen, Lindenfels, Fürth, Zotzenbach, Stallenkandel,
ſemheim und dann über die Bergſtraße zurück, und am Sonntag, den
., eine Tagesfahrt über Höchſt, Neuſtadt, Wörth am Main,
Kleinheu=
ich. mit Engelberg nach Miltenberg, dann über Amorbach, Eulbach,
rlch nach Darmſtadt zurück. Beide Fahrten ſind ſorgfältig
zuſammen=
zſtl Ult. Sie bieten herrliche landſchaftliche Reize. Wir können die
Teil=
amne ſehr empfehlen. Der Kartenverkauf liegt in den Händen des
tunteleuropäiſchen Reiſebüros, Rheinſtr. 17, Fernſprecher 776. Näheres
h. aus der Anzeige hervor.
p. Höchſtbezugsdauer der Krifenunterſtützung für ältere Arbeitsloſe.
ri. 3 der Verordnung über Kriſenunterſtützung für Arbeitsloſe vom
September 1927 (in der Faſſung der am 15. April 1928 in Kraft
iw etenen Verordnung vom B. März 1928) beſtimmt, daß der
Vor=
zeide des Arbeitsamts Arbeitnehmern, die das 40. Lebensjahr über=
M.tten haben, die Kriſenunterſtützung ausnahmsweiſe über 26 Wochen
maus belaſſen kann, ſoweit er eine beſondere Härte für gegeben
er=
hrt. Dieſe Verordnung tritt am 20. Auguſt 1928 in
waft. In Zeiten andauernd beſonders ungünſtiger Arbeitsmarktlage
ar (8 101 des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes) der Reichsarbeitsminiſter
e) Gewährung der Arbeitsloſenunterſtützung als Kriſenunterſtützung
zu=
uhrſſen. Kriſenunterſtützung erhalten Arbeitsloſe, die arbeitsfähig,
ar=
eisswillig, aber unfreiwillig arbeitslos und bedürftig ſind und entweder
ſel Anwartſchaftszeit nicht erfüllt haben, aber in den letzten 12 Monaten
en igſtens 13 Wochen in einer verſicherungspflichtigen Beſchäftigung
ge=
hu den haben oder den Anſpruch auf Arbeitsloſenunterſtützung durch
fewährung der Unterſtützung für insgeſamt 26 Wochen erſchöpft haben.
— Verein ehem. 6ler. Die Mitglieder werden gebeten, um 2 Uhr
m. Kapellplatz (Zigarrenhaus Numerich) ſich zwecks Beteiligung an der
ſeſlbgardiſten=Feier (Infanterie 115er) einzufinden. Anzug möglichſt
u nkel.
Die Leibgardiſten in Darmſtadt.
Während des ganzen geſtrigen Tages waren bereits zahlreihe
aus=
wärtige Leibgardiſten, die es ſich nicht nehmen ließen, an der
Denkmal=
weihe ihres geliebten Regiments teilzunehmen, in Darmſtadt
eingetrof=
fen, herzlich begrüßt nicht nur von ihren Regimentskameraden, ſondern
auch von der geſamten Bevölkerung Darmſtadts, die durch reichen
Flag=
genſchmuck und ſonſtige feſtliche Ausſchmückung der Häuſer den
Leib=
gardiſten beweiſt, daß ſie in Liebe und Treue an dem alten Regiment
hängt.
Als Einleitung zu den Feſttagen wurde bereits geſtern vormittag
durch Kranzniederlegung am Landeskriegerdenkmal
1870/71 ehrend der gefallenen Kameraden gedacht. — Abends um 20 Uhr
fand der
Begrüßungsabend in der Feſthalle
ſtatt, an dem überaus zahlreiche Leibgardiſten mit ihren Angehörigen
teilnahmen, ſo daß die große Halle der Fünftauſend überfüllt war,
und immer noch weitere Freunde und Mitglieder ſtrömten zur Feſthalle,
um im trauten Kameradenkreiſe den Tag des Wiederſehens zu feiern.
Die Kapelle des Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker, unter Leitung
des Obermuſikmeiſters a. D. Hauske und des Vereinsdirigenten Gg.
Greilich, hatte den muſikaliſchen Teil übernommen. Der flotte
Leib=
gardemarſch verſetzte die Verſammlung in feſtliche Stimmung. Ein
von K. H. Goebel verfaßter ſinniger Vorſpruch, der von
Schauſpie=
ler Ed. Goebel äußerſt wirkungsvoll geſprochen wurde, fand
lebhaf=
ten Beifall. Nach der Quvertüre zur Oper, Rienzi” begrüßte der erſte
Vorſitzende, General Freiherr von Preuſchen, mit herzlichen
Wor=
ten ſeine Leibgardiſten und deren Angehörigen, die gekommen ſind,
um einen denkwürdigen Tag zu feiern, auf den ſie ſich ſchon ſeit Wochen
und Monaten gefreut haben. Denn es ſei eine Freude für alle, ſeine
alte Garniſon wiederzuſehen, ſchöner gemeinſamer Zeiten zu gedenken
und die alte Kameradſchaft zu erneuern. Heute herrſche noch Frohſinn,
während die Enthüllung des Denkmals am Sonntag zu ernſtem
Nach=
denken Anlaß gäbe. Heute wolle man die alte echte
Soldatenkamerad=
ſchaft pflegen, die alle ohne Unterſchied verbunden habe. Nunmehr
verlas der Redner
ein Handſchreiben v. Hindenburgs,
das folgenden Wortlaut hat: „An den Bund heſſiſcher Leibgardiſten,
zu Händen des Generals Freiherrn von Preuſchen in Darmſtadt: Am
Tage der Denkmalsweihe gedenke ich in Ehrfurcht der Gefallenen, die
in höchſter Mannestreue ihr Leben für das Vaterland einſetzten. In
Dankbarkeit erinnere ich mich auch der tapferen Taten des allzeit
be=
währten ſchönen Regiments. Möge das Denkmal nicht nur ein
Wahr=
zeichen alter ruhmreicher Erinnerungen ſein, ſondern auch ein Mahner,
die Treue zum Vaterland nie zu vergeſſen. Allen Anweſenden
kamerad=
ſchaftlichen Gruß. (gez.): v. Hindenburg.‟ Das Hoch des Redners
galt der Kaneradſchaft und ihrem würdigſten Vertreter v. Hindenburg.
Anſchließend hielt Bürgermeiſter Mueller als Vertreter der Stadt
Darmſtadt folgende Anſprache:
Hochgeſchätzte Verſammlung! Ich habe den ehrenvollen Auftrag,
die ehemaligen Angehörigen des Leibgarde=Regiments im Namen ihrer
alten Garniſon herzlich zu begrüßen und willkommen zu heißen. Ich
er=
fülle dieſen Auftrag um ſo lieber, als ich ſelbſt alter Infanteriſt bin und
ſeinerzeit auch in Ihrem ſchönen Regiment vier Uebungen gemacht habe.
Bei einer dieſer Uebungen iſt Ihr jetziger Vorſitzender, Herr General
von Preuſchen, mein Kompagnieführer geweſen, und ich bewahre ihm
aus dieſer Zeit und aus einer langjährigen Freundnachbarlichkeit noch
heute perſönlich meine herzliche Verehrung.
Sie ſind hierher gekommen, um morgen in feierlicher Stunde das
Denkmal zu weihen, das den für das Vaterland gefallenen Kameraden
geſetzt iſt, und das darüber hinaus Kunde geben wird den ſpäteſten G.=
Denkmalsweihe.
Als Auftakt der Einweihungsfeierlichkeiten ſpielt Sonntag früh
7 Uhr vom Stadtkichturm die Kazelle ehemaliger Militärmuſikter
nach=
folgende Choräle und vaterländiſche Lieder:
1. Lohe den Herrn, den mächtigen König der Ehren.
2. Großer Gott wir loben Dich.
3. Stimmt an mit hellem, hohen Klang.
4. Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte.
5. Deutſchland, Deuttſchland über alles.
6. Nun danket alle Gott.
— Darmſtadt im Blumen= und Pflanzenſchmuck. Die diesjährige erſte
Prämiierungsfahrt hat gezeigt, daß dieſe der Verſchönerung unſerer
Stadt dienenden Beſtrebungen wieder mehr unterſtützt werden, leider
ſind aber viele ſchöne Balkone, Fenſter und Vorgärten nicht zur
An=
meldung gekommen, wodurch die Betreffenden nicht mit Preiſen
berück=
ſichtigt werden können. Wenn die Anmeldungen jetzt noch umgehend
auf dem Verkehrsbüro gemacht werden, können bei der zweiten
Beſich=
tigungsfahrt noch Berückſichtigungen eintreten.
Zurück von der Reise
Maria Franke
Geſangs= und Vortragsmeiſterin
Wilhelminenſtraße 8 / Telephon 1679.
(13331
Ferienfahrt des Gau Rheinland (TV) ins bayeriſche Gebirge. Der
Gau Rheinland (IN) veranſtaltet in der Zeit vom 21. bis 27. Auguſt
d. J. eine Ferienfahrt für Wagen und Krafträder in das bayeriſche
Gebirge. Die Strecke geht von Köln über Bonn, Koblenz, Bingen,
Mainz, Darmſtadt, Mergentheim, Rothenburg, Donauwörth,
Augs=
burg, München, Garmiſch=Partenkirchen. Die Rückfahrt erfolgt beliebig.
Die Veranſtaltung iſt eine reine Tourenfahrt, die auf Grund der
Er=
fahrungen des Haupt=Sport=Ausſchuſſes des A.D.A.C. zur Förderung
der Touriſtik für den Kraftfahrer gedacht iſt. Die zahlreichen Gaue und
Ortsgruppen beteiligen ſich an der Organiſation der Strecke. Es liegen
zirka 100 Meldungen vor, ein Beweis, daß das Kraftfahrzeug heute
immer mehr und mehr für Wanderfahrten benutzt wird. — Die
Fahrt=
teilnehmer treffen am 21. d. M., nachm. ½6 Uhr, an der
Rheinſtraßen=
brücke ein und fahren geſchloſſen in langſamem Tempo und Voranfahrt
eines Schallplattenwagens in die Stadt ein. Das Fahrleitungsbüro
befindet, ſich im Hotel Traube. Am Abend um 9 Uhr findet im
Rummelbräu ein offizieller Begrüßungsabend der rheiniſchen Gäſte
ſtatt. Die Weiterfahrt erfolgt am 22. d. M., vormittags 9 Uhr, ab
Theaterplatz, Richtung Oberwaldhaus—Dieburg. Die geſamte
Etappen=
organiſation liegt in den Händen des Heſſiſchen Motorſport=Clubs
Darmſtadt, Ortsgruppe des A. D.A.C.
— Das große Los gezogen. In der geſtrigen Vormittagsziehung
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie wurde das große Los
ge=
zogen. Es fiel auf die Nummer 359 651. Das Los wird in der
erſten Abteilung in Bernburg an der Saale und in der zweiten
Ab=
teilung in Oſterode am Harz geſpielt, und zwar in beiden Abteilungen
ausſchließlich in Achteln.
ſchlechtern von dem Leben, Schaffen, Kämpfen und Sterben des
Regi=
ments. Der Anlaß, der Sie hierher führt, iſt alſo in erſter Linie ein
wehmutsvoller, ein ſchmerzlicher. Es iſt ein neuer Abſchied von den
toten Kameraden, ein Abſchied auch von Ihrem Regiment, das nun
ſchon 10 Jahre der Geſchichte angehört. Der Anlaß Ihrer
Zuſammen=
kunft iſt aber auch ein erhebender. Mit tiefer Genugtuung werden Sie
die Denkmalsweihe vollziehen können als einen Akt rückhaltloſer
Dank=
barkeit an die Kameraden, die zum Schutze der Heimat ihr Beſtes
hin=
gegeben haben, und voll Stolz werden Sie das Andenken an das
Regi=
ment nunmehr verewigt ſehen in dem gewaltigen Löwen, deſſen
hero=
iſches Sterben den Adel und die Kraft des einſt blühenden Lebens nur
um ſo wuchtiger zum Ausdruck bringt.
Ihr Hierherkommen gilt aber auch den lebenden Kameraden, die
einſt in Krieg und Frieden Freud und Leid mit Ihnen geteilt haben,
die nun ein paar Tage ſich freigemacht haben, um mit Ihnen zuſammen
die Erinnerung aufzufriſchen an alle die großen und kleinen gemeinſamen
Erlebniſſe. Ihre Zuſammenkunft gilt aber gewiß nicht zuletzt unſerer
Stadt, in deren Mauern Sie einſt zu tüchtigen und ehrliebenden
Sol=
daten erzogen worden ſind. Daß dieſe Erziehung ernſt und ſtreng
ge=
weſen iſt, wie es der hohe Zweck der Manneszucht erforderte, und daß
die ſogenannten Kaſernenhofblüten nicht immer ſo zart waren wie
Kirſch= und Erdbeerblüten, — das weiß jeder, der einmal des Königs
Nock getragen hat. Wir wiſſen aber auch, daß dieſe Erziehung eine
vor=
treffliche körperliche und charakterliche Ertüchtigung war. Der koloſſale
Andrang der Jugend nach turneriſcher und ſportlicher Ausbildung —
was iſt er anders, als der inſtinktive Drang des jungen Menſchen, die
fehlende militäriſche Ausbildung durch Leibesübungen anderer Art zu
erſetzen? Und wir wiſſen auch, daß die militäriſche Ausbildung eine
ausgezeichnete Pflanzſchule für die Pflege der Kameradſchaft, der Treue
und des Füreinandereintretens geweſen iſt. Und Ihr Hierherkommen
in dieſen Tagen, was iſt es anderes als ein glänzendes Zeugnis dieſer
Treue und Kameradſchaft? Mit lebhafter Genugtuung kann ich Sie
verſichern, daß Ihre alte Garniſon ſich herzlich über dieſe feierlichen
Tage freut, und daß die Darmſtädter Bürgerſchaft niemals das ſtolze
Leibgarde=Regiment vergeſſen wird. Jahrhundertelang iſt es ja aufs
engſte mit unſerer Stadt verbunden geweſen. Jahrhundertlang haben
die Regimentsfahnen in unſerer Stadt geweht, iſt der Marſchtritt der
Bataill ne widergeklungen in den Straßen, hat die Regimentsmuſik
ihre ernſten und fröhlichen Weiſen ertönen laſſen. Tauſende von jungen
Darmſtädtern haben im Regiment gedient, Tauſende von Darmſtädter
Mädchen haben Leibgardiſten geheiratet und die Söhne haben wiederum
den Rock des Vaters in Ehren getragen. Eine andere Zeit iſt gekommen,
andere Aufgaben ſind uns heute geſtellt und wahrhaftig keine leichteren.
Aber niemals wird das Leibgarde=Regiment in unferer Stadt vergeſſen
werden!
Begeiſterten Anklang fanden die Lebenden Bilder aus
Krieg und Frieden, die unter Leitung des Schauſpielers Eduard
Goebel ſtanden, der auch den von K. H. Goebel ſtammenden
ver=
bindenden Text ſprach. Die Bilder, die von Kameraden des Bundes
geſtellt waren, hielten Augenblicke feſt, die ſich jedem Soldaten
unver=
geßlich eingeprägt hatten, ſo z. B. das Einrücken, die Putz= und
Flick=
ſtunde, den Abgang zur Reſerve, dann eine Kampfphaſe, in der alle
für einen und einer für alle eintrat, um in einem ergreifenden Bild
der Gefallenen=Ehrung abzuſchließen. Stehend wurde anſchließend das
Deutſchlandlied geſungen. — Das weitere Programm brachte noch ganz
hervorragende turneriſche Vorführungen der Darmſtädter Turnerſchaft,
gutgelungene Lichtbilder aus der Regimentsgeſchichte und mitreißende
muſikaliſche Darbietungen, namentlich hiſtoriſche Märſche, unter denen
der Marſch der Leibcarde=Infanterie und der Große Zapfenſtreich mit
Spielleuten beſonderen Anklang fand. So nahm dieſer
Begrüßungs=
abend einen durchaus harmoniſchen Verlauf und bildete einen ſchönen
und würdigen Auftakt zur heutigen Feier der Denkmalsweihe.
— Faix und die 115er. Man ſchreibt uns: Wie hängen die
zuſam=
men? Ganz einfach. Die Einjährigen vom Leibgarde=Regiment hießen
früher unter den Mannſchaften „Faix”, auch die Unteroffiziere
nann=
ten ſie ſo, und ſchließlich nannten ſie ſich ſelbſt ſo. Wenn der Putzer
nach ſeinem Schützling gefragt wurde, hieß es: was macht dein Faix?
Das war ſo gekommen: einmal hatte ein Feldwebel zu einem minder
geraden Einjährigen geſagt: Mit Ihnen kann ich nichts anfangen, da
kauf ich mir lieber eine Schachtel Bleiſoldaten beim Faix, die ſind alle
gerade! Ja die Bleiſoldaten. Früher hatte Faix auch immer die
Leib=
garde in allen Lebenslagen, in Parade, noch mit der Adams=Muſik,
ſchießend, im Sturm uſw. Da waren oft die Schaufenſter volll. Nun
zum Leibgardefeſt haben ſich wieder einige eingeſtellt! Dazu ganz alte!
Landgraf Ludwig IX. ſelbſt iſt erſchienen und hält auf dem Feſtplatz
die Wachtparade ab, die, wie alle Tage, mit dem Exerzitium der
Handgriffe und der Chargierung in Pelotons begonnen wird. Er hält
mit ſeinem Stab mitten vor dem Bataillon Leibgarde zu Fuß, der
Stammtrupre der 115er, das zur Feier des Tages ſogar die
Parade=
der Staatsfahnen mitgenommen hat, nicht die ſimplen Exerzierfahnen.
Neugierig=, vielleicht ſogar Fremde, ſtehen, das Exerzieren betrachtend,
dabei, Damen im Reifrock, Kavaliere, Landbewohner, auch viel Jugend.
Die anderen gehen ihren Geſchäften nach, werfen aber doch einen Blick
hinüber, wo exakt, wie eine Maſchine, die einzelnen Pelotons ihre Lade=
und Anſchlaggriffe ausführen. Dahinter ſihen wir das alte Zeughaus,
damals Exerzierhaus. Ein zweites Bild, führt uns in den Krieg
1870/71 und zeigt einen kleinen Ausſchnitt aus der Schlacht von
Grave=
lotte, wo von den Heſſen namentlich um das Bois de la eusse zeiß
ge=
ſtritten wurde. Das dritte Bild zeigt, wie das Leibgarde=Regiment
mit den anderen heſſiſchen Truppen in der Schlacht bei Neufchäteau die
Feuertaufe erhielt. Es iſt dargeſtellt, wie am Abend des Gefechts bei
Anloy=Maiſſin die 4. Komtagnie unter Hauptmann Papſt v. Ohain und
ein Zug der 6. unter Leutnant v. Wenz mit ſtürmender Hand eine
Batterie nahmen.
F. W. v.
* Eine Reihe von Unfällen hat ſich, wie uns die
Rettungs=
wache, Saalbauſtraße (Tel. 400), mitteilt, am Samstag ereignet.
Am Nordbahnhof wurde ein Radfahrer von einem
Auto=
mobil angefahren. Er wurde zur Seite geſchleudert und
erlitt einen Bruch des Naſenbeins und Hautabſchürfungen.
Außer=
dem wurde ſein Rad demoliert. — Ein ähnliches Unglück
ereig=
nete ſich an der Ecke Sandbergſtraße und Heidelberger Straße.
Hier wurde ein aus der Sandbergſtraße kommender
Radfah=
rer von einem in Richtung Eberſtadt fahrenden Auto erfaßt und
zu Boden geſchleudert. Der Radfahrer fiel auf das
Geſicht und erlitt außerdem eine Gehirnerſchütterung. — An der
Moosbergſtraße — Ecke Heidelberger Straße erlitt ein älterer
Mann einen Ohnmachtsanfall und brach zuſammen,
wo=
bei er ſich erhebliche Verletzungen im Geſicht zuzog; auch die
Hände hat er ſich beim Fallen verletzt. Alle drei Verunglückten
mußten von der Rettungswache nach dem Stadtkrankenhaus
ver=
bracht werden.
Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten werden der Weber=
Weg zwiſchen Dieburger Straße und Alfred Meſſel=Weg, Am
Breit=
wieſenberg zwiſchen Dieburger Straße und Alfred=Meſſel=Weg. und die
Teichhausſtraße zwiſchen Soder= und Nieder=Ramſtädter Straße vom
18. Auguſt 1928 bis auf weiteres für den Auto=, Fuhrwerks= und
Rad=
fahrerverkehr geſperrt.
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Seite 6
Sonntag, den 19. Auguſt 1928
Was koſtet heute ein Hochſchulſtudium?
Von Erich Brandt.
* Wieder ſtehen 16 000 Primaner, die jetzt ihre Reifeprüfung glücklich
beſtehen ſollen, vor der ſchweren Wahl: „Reicht es zu einem
Hochſchul=
ſtudium, oder ſoll ich doch lieber gleih Geld verdienen?‟ Die
Entſchei=
dung fällt hier oft ſehr ſchwer, und es ſoll in dieſen Zeilen verſucht
werden, durch einen kurzen Ueberblick über die durchſchnittlichen Koſten
der verſchiedenen Studienzweige die Wahl etwas zu erleichtern.
Eine ſolche Koſtenaufſtellung kann ſelbſtverſtändlich nur einen
unge=
fähren Anhalt bieten, weil die Studiengebühren und Unterhaltskoſten
m den verſchiedenen Univerſitätsſtädten beträchtlich von einander
ab=
weichen. Auch hängt die Höhe der Studienkoſten ganz weſentlich davon
ab, ob der Wohnort des Studierenden mit dem Sitz der Univerſität
identiſch iſt. In dieſem Falle können ſie natürlich viel geringer ſein
als dan, wenn er in der Univerſitätsſtadt völlig allefn ſteht und ge= jährlichen Koſten ſehr charakteriſtiſch ſind. Zum Vergleich muß man
zwungen iſt, alles von ſich aus zu beſtreiten.
Da ſich nun aber an den meiſten Univerſitäten der größte Teil der
rade dieſe wegen unerwartet hoher Koſten oft nach einem erfolgreichen
Beginn ihr Studium abbrechen müſſen, wollen wir uns ſin erſter Linie in der Univerſitätsſtadt aufhält, in den Ferien aber koſtenlos bei ſeinen
mit ihnen beſchäftigen. Es ſoll alſo feſtgeſtellt werden, was ein Student
zum Studium braucht, wenn er in der Univerſitätsſtadt ſelbſtändig
leben muß.
mtereſſante Aufſchlüſſe. Nach ſeinen Angaben beläuft ſich die für den
bloßen Lebensunterhalt notwendige monatliche Summe, ſelbſt bei
Be=
nutzung der gkademiſchen Speiſungen, auf nicht weniger als 125 Mark
und ſetzt ſich folgendermaßen zuſammen:
50,— Mark
Beköſtigung (ohne warmes Abendeſſen)
Wohnung
4—
Kleidung
12—
450
Wäſchereinigung
Stiefelbeſohlen
250
Fahrgelder (in Großſtädten)
5,
Bicher und Schreibmaterial
55
Kleinere Ausgaben (Seife, Schuhputz uſw.) 5,50
1B— Mark.
Das ſind jedoch nur die Koſten für einen ſtark eingeſchränkten
Lebensunterhalt. Viel größer werden ſie natürlich, wenn der junge
Stu=
dent auch einmal ins Theater gehen will oder anderweitig Geſelligkeit
pflegen möchte. Und gerade das ſollte doch auch einem jungen
Muſen=
ſohn während ſeiner ganzen Studienzeit nicht grundſätzlich verſagt ſem.
Will man jedoch die Geſamtkoſten erfaſſen, die ein Hochſchulſtudium
erfordert, ſo muß man zu den oben genannten Beträgen noch die in dachten Beginn eines koſtſpieligen Hochſchulſtudiums geäußert werden.
jdem Semeſter fälligen Studiengebühren hinzurechnen. Dieſe ſind aber Groß gewug iſt ja leider auch noch immer der Prozentſatz von
Studie=
nen haben, während ein Volkswirt ſchon mit 100—120 Mark auskommt. Nebenarbeit ſelbſt zu verdienen, aber das iſt bei weitem nicht ſo leicht,
trächtlich höher ſtellen ſich dieſe Beträge jeboch in der mediziniſchen Auf jeden Fall ſollte man niemals ein Hochſchulſtudium beginnen, wenn
weniger als 200 Mark auskommen können.
Mediziner
Zahnarzt
Apotheker
Chemiker
Phyſiker
Philologe
Juriſt
Volkswirt
Legt man dieſe Betrräge zugrunde, dann ergeben ſich die folgenden
Koſten für ein Studienjahr:
1600 Mark
1550
1500
1500
1450
140
1350
1300
Es ſind hier ſelbſtverſtindlich nur ein paar der hauptſächlichſten
Studiengebiete herausgegriffen, die aber für die Verſchiedenheit der
jedoch die Jahreskoſten betrachten, weil die beiden Someſter ungleich
lang ſind (Winterſemeſter: 5 Monzte, Sommerſemeſter: 4 Monate).
Beſucher aus nicht ortsanſäſſigen Studievenden zuſammenſetzt, und ge= Bei der obigen Koſtenberechnung wurde übrigens vorausgeſetzt, daß ſich
der Studierende nur während der Dauer der eigentlichen Vorleſungen
Eltern oder Verwandten weilt.
Noch ſtärker tritt jedoch die Verſchiedenheit der einzelnen
Studien=
fächer hervor, wenn man die Koſten des ganzen Studiums in Betracht
zieht. Dies hängt zum allergrößten Teil damit zuſammen, daß auch
Hierüber geben aber die ſtatiſtiſchen Erhebungen von H. Volkman, die Dauer des Studiums in den einzelnen Gebieten recht verſchieden
die dieſer im Auſtrage des Studentenwerks Berlin vorgenommen hat, iſt. So braucht zum Beiſpiel ein Apotheker nur 4 Semeſter zu
ſtude=
ren, wobei er aber vor dem Studium 3 Jahre praktiſch tätig geweſen
ſein muß. Auch ein Volkswirt kommt mit einem ziemlich kurzen
Stu=
dium aus, und ein Juriſt braucht etwa 6—8 Semeſter bis zum
Reſe=
rendarexamen. Ein zukünftiger Oberlehrer muß aber wenigſtens 8
Se=
meſter ſtudieren. Das längſte Studium iſt jedoch wieder das mediziniſche,
das ab 1. Juni 1928 ſogar 11 Scmeſter erfordert, während das
zahn=
ärztliche ſchon mit 7 Semeſtern abgeſchloſſen werden kann.
Unter Berückſichtigung der verſchiedenen Studienzeiten ſtellen ſich
nun die Geſamtkoſten auf etwa folgende Beträge (dabei iſt jedoch von
den noch hinzukommenden, wieberum ſehr, verſchiedenen
Prufungs=
gebühren abgeſehen worden):
Die angeführten Zahlen ſprechen wohl deutlich genug, und man
verſteht die vielen Warnungen, die von allen Seiten vor einem
unbe=
für die einzelnen Studiengebiete recht verſchieden. So wird z. B. ein renden, die ihr Studium wegen Mangels an Mitteln vor dem Abſchluß=
Philologe pro Semeſter mit 120—140 Mark für Studienkoſten zu rech= examen abbrechen müſſen. Viele verſuchen das Nichtvorhandene durch
Ein Juriſt benötigt für dieſen Zweck etwa 130 Mark im Semeſter. Be= wie es ſich fo mancher vor dem Beginn ſeines Studiums vorgeſtellt hat.
Fekultät. Ein angehender Mediziner wird jedes Semeſter ungefähr einem nicht wenigſtens die Hälfte der Geſamtkoſten, ſichergeſtellt er=
250 Mark zu zahlen haben, und ſelbſt ein Zahnarzt wird kaum mit ſcheint. Alles nebenbei verdienen zu Bollen, iſt eine einfache
Un=
möglichkeit.
Steuer= und Wirtſchafiskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Auguſt 1928.
Aufbewahren!
Ausſchneiden !
15. Auguſt: Bezüglich der an dieſem Termin fälligen Steuern
(Kirchenſteuer Vermögenſteuer und
Hundeſteuer) vgl. den Steuerkalender für die
1. Auguſthälfte im Darmſtädter Tagblatt vom 25. Juli
1928.
15. Auguſt: Die Mahnung der Finanzkaſſe Darmſtadt=Stadt im
Darmſtädter Tagblatt vom 5. Auguſt 1928 beachten,
wo=
nach bei Vermeidung der Beitreibung bis zum 15.
Auguſt 1928 eine ganze Reihe von Steuern, ſoweit
rück=
ſtändig, zu entrichten iſt (2. Rate zum
Aufbringungs=
geſetz, Einkommen= Körperſchaft= und Umſatzſteuer für
das zweite Viertel 1928, Landesſteuern 1928, 1. und
2. Ziel, Vermögenſteuer, 2. Vorauszahlung 1928, und
Kirchen= und Kultusſteuer 1928, 1. Ziel).
20. Auguſt: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
1. bis 15. Auguſt 1928 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenberfahren und im Ueberweiſungsverfahren; im
letzteren jedoch nur dann, wenn die in der erſten Hälfte
des Kalendermonats einbehaltenen Lohnſteuerbeträge
für ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten
Arbeit=
nehmer den Betrag von 200.— RM. überſteigen. (Keine
Schonfriſt.)
25. Auguſt: Dritte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel) laut
Anforde=
rungszettel für die Grundſteuer,
Gewerbe=
ſteuer und Sondergebäudeſteuer für das
Rechnungsjahr 1928. (Schonfriſt bis 5. September 1928.)
81. Auguſt: Letzter Tag zur Einlegung von Beſchwerden gegen vor
dem 25. Mai 1928 ergangene
Nachentſchädigungs=
beſcheide von im Ausland wohnenden Kriegs= und
Liquidationsgeſchädigten.
H. W. Wohmann.
— Vom Wochenmarkt. Kleinhandels=Tagespreiſe vom 18. Auguſt
1928 für ein Pfund bzw. Stück in Reichspf.: 1. Gemüſe: Kohlrabi
E—8, gelbe Rüben 12—15, rote Rüben 12—15, Spinat 30—40,
Römiſch=
kohl 19—15, Rotkraut 25—3). Weißkraut 15—20, Wirſing 18—20,
Stengenbohnen 40—4, Buſchbohnen 30—35, Wachsbohnen 30—45,
Erb=
ſen 50, Zwiebeln 15, Knoblauch 80, Tomaten 25—50, Endivienſalat 12
bis 20, Kopfſalat 15—20, Salatgurken 20—50, Einmachgurken 2½—4,
Blumenkohl 20—120, Rettich 8—15, Radieschen 8. 2. Kartoffeln:
Frühkartoffeln 8—9. 3. Obſt: Pfirſiche 60—70, Aprikoſen 80,
Brom=
beren 40—50, Heidelbeeren 60, Mirabellen 59—60, Reineclauden 40—50,
Tafeläpfel 30—35, Wirtſchaftsäpfel 15—25, Falläpfel 8—15, Tafelbirnen
50—45, Wirtſchaftsbirnen 15—25, Zwetſchen 35—40, Pflaumen B—30,
Trauben 70, Zitronen 10—B, Bananen 65—70, 4. Eßwaren:
Süßvahmbutter B0, Landbutter 190—
Lokale Veranſtaltungen.
— Heute abend 8 Uhr findet im Orangeriehaus (Beſſunger
Herrngarten) ein Künſtlerkonzert ſtatt bei freiem Eintritt. (Siehe
heu=
tige Anzeige.)
— Viener Kronenbräu=Keller (früher Hugenſchütz).
Heute nachmittag ab 4 Uhr findet ein großes Gartenkonzert bei freiem
Eintritt ſtatt. Abends herrliche Illumination. Auh mit dieſem
Kon=
zert wird Herr Hans Tod beweiſen, daß er keine Mühe ſcheut, ſeinen
Gäſten einige genußreiche Stunden in dem prächnigen Garten zu bieten.
— Tanzabend. Im Hotel Prinz Heinrich findet Sonntag abend
Konzert mit Tanz ſtatt.
Aus den Parteien.
fleiſch, friſch 80—120, Kalbfleiſch 110, Schweinefleiſch 126—150,
Dörr=
fleiſch 150, Wurſt 70—140, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
Kunſtnotizen.
Ueber Werte, Künftiler oder fünſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden drwähnung
geſchieht, behält ſich die Redaktion ihe Urteil vos
eg. Frauen=Lichtbilder=Vortrag „Hygiene der
Wechſeljahre” Ueber dieſes Thema ſpricht am Montag, dem
20. Auguſt, der bekannte Hygiene=Schriftſteller Hans Waldeck=Berlin im
Konkordigſaal. Waldeck will über mancherlei Irrglauben in der
Ge=
ſundheitspflege belehren und ihn erſetzen dunch die Lehren ſeiner
moder=
nen Geſundheitspflege, zu denen er auf Geund 25jähriger Tätigkeit
gelangt iſt. In faſt allen Großſtädten hat er mit ſeinem Vortrag
un=
geheures Intereſſe gefunden, zumal er ein vorzüglicher Redner iſt, der
es verſteht, in leicht faßlicher, eindringlicher Art ſeine Ideen darzu=
— Rheinfahrt der Deutſchen Volkspartei. Der
Landesverband Heſſen der Deutſchen Volkspartei veranſtaltet am
2. September eine Rheinfahrt von Mainz nach St. Goar. In St. Goar
findet auf der Ruine Rheinfels eine vaterländiſche Kundgebung ſtatt,
bei der Herr Oberſtudiendirektor Dr. Becker=Kaſſel, der als ein
ganz hervorragender Redner bekannt iſt, eine Anſprache halten wird.
Für die Fahrt iſt ein großer Dampfer gemietet worden, der allen
An=
forderungen genügen wird. Da die Abſicht der Parteileitung dahin
geht, möglichſt weiten Kreiſen die Mitfahrt zu ermöglichen, ſind die
Fahrpreiſe ſo niedrig wie nur möglich gehalten.
Während ſonſt der Fahrpreis auf einem Schnelldampfer für die genannte
Streicke 8,60 Mark beträgt, zahlen die Teilnehmer der volksparteilichen
Rheinfahrt nur 3,50 Mark; dazu bomnt noch für Darmſtädter
Teilnehmer die Sonntagsfahrkarte von Darmſtadt nach Mainz, die für
die 4. Klaſſe 1,50 Mark koſtet. Zu dieſer Fahrt ſind auch
Nichtmitglieder willkommen. Der Kartenverkauf hat
be=
gonnen und bereits der erſte Tag zeigt eine erfreuliche Nachfrage. Die
Teilnehmerkarten ſind erhältlich auf den Geſchäftsſtellen in
Darm=
ſtadt, Rheinſtraße 22, Fernruf 3540 und 1304, Mainz; Große
Langgaſſe 30, Fernruf 2809, und Worms, Wollſtraße 3, Fernruf 1204.
Tageskalender für Sonntag, den 19. Auguft 1928.
Heſſiſches Landestheater. Großes Haus: Geſchloſſen.
Kleines Haus: Sommerſpielzeit, abends 20 Uhr: „Der Zarewitſch”
Orpheum: abends 20.15 Uhr: Gaſtſpiel des Berliner
Wetropol=
theaters: „Die luſtige Sünderin”. — Konzerte: Schloßkaffee,
Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Waldſchlößchen, Kaffee Haſſia,
Perkeo, Frankfurter Hof, Reſtaurant Dintelmann, Reichshof, Zum
Neckartor, Zentral=Hotel, Hotel=Reſtaur „Zur Poſt”, „Zum
Rhön=
ring”, Hotel Prinz Heinrich, Neues Schießhaus. — Feſthalle:
Bund Heſſ. Leibgardiſten, nachm. 16 Uhr, Wiederſehensfeier; abends
20 Uhr: Feſtabend. — Rummelbräu: nachm. und abds.: Konzert.
—Wiener Kronenbräukeller; nachm. 16 Uhr ab: Konzert.
— Kinovorſtellungen: Helia, Palaſt=Lichtſpiele, Reſidenz=
Theater.
Varnnet 6
Nervenkranke
u. Nervös-Erschöpfte. Spezialkuranstalt Hofheim im Taunus
bei Frankfurt am Main. — Prospekte durch:
(1.6164
Dr. M. Schulze-Kahleyss, Nervenarzt.
Nummer 230
Wie Hermann Müller zum Zeichnen
der „Zündnadeln” kam.
Zu Beginn des Weltkrieges hatte das Stadtmuſeum dauernd ſein=
Darmſtädter Erinnerungen an den Krieg von 1870/71 ausgeſtellt: fe
zogen die hier einquartierten Wehrmänner mächtig an. Eine der Haupt.
ſehenswürdigkeiten dieſer Ausſtellung bildeten die 28 Bilderbogen, die
Hermann Müller während des Krieges in alle Welt hinausgehen ließ
Ich ſchrieb damals ein Büchelchen unter dem Titel „Allerlei
Darm=
ſtädter Erinnerungen an den Krieg von 1870/71, das aber in den
Wirren des Krieges keinen Verleger fand. Das zweite Kapitel trug;
die Ueberſchrift: Wie Hermann Müller zum Zeichnen der
Zündnadeln kam. Wie alles, was die Zeit und die Kraft dazu
hatte, Groß und Klein”), eilte auch er zur Bahn, um ſich die
Truppen=
züge anzuſehen und ſich an dem Erfriſchungswerk zu beteiligen. Beim;
Anblick der mit allerlei Karikaturen auf Napoleon und die Franzoſen ;
geſchmückten Wagen kam ihm der Gedanke, daß er das doch beſſer könne.
Nach Hauſe zurückgekehrt, fertigte er eine Anzahl Zeichnungen an, ber= * 0m
teilte ſie in die Wagen und erzielte damit ungeheuren Jubel. Das 8
hatte er ſchon mehrfach wiederholt, als eines Tages der erwartete Zug /
ausblieb. Er ging in das nahe Hotel Köhler, das jetzige Kolbinghaus.
und trank einen Frühſchoppen, da fragte ihn der ihm befreundete Wil.,
helm Köhler, was er da für Papier habe. Als er ſie betrachtet hatte.
fragte er, ob er ſie nicht ſeinem Bruder, dem Buchhändler Karl Köhler,
zeigen dürfe. Dieſer, der früher auch Künſtler war, erkannte ſofort 1
die Bedeutung der Zeichnungen; er ſchlug vor, die Bogen vervielfälti,
gen zu laſſen. Da würde ein gutes Geſchäft zu machen ſein.
Her=
mann Müller hatte aber Bedenken und ſagte, daß er mit ſeinem Vater
darüber ſprechen wolle. Damals war eine etwas gedrückte Stimmung
im Darmſtadt. Ich erinnere mich noch ganz wohl, daß man damals
während der Beſetzung Saarbrückens durch die Franzoſen, befürchtete,
ſie bald auf, dem Hals zu haben. Meine Mutter frug nun unſeren 1 P Doh.
Wehrmann, einen geſcheiten Odenwälder, was er darüber denke. Dieſer
machte ein pfiffiges Geſicht und ließ ſich folgendermaßen vernehmen,
„Fra Revierförſchter, den Preiß hab’ ich ganz genau kenne” gelernt.
ich hob” drei Jahr unnerm gedient. Der läßt den Napoleon nor e gam P..
kla' wink herei, noder (nachher) ſchlägt er en awwer ſo winnelwaich.
daß em höre un ſehe vergeht.‟ Dieſer Ausſpruch des einfachen, aber
klugen Mannes wurde hierbei zum geflügelten Wort. Doch zurück zu den n 9 Griecheim mit der
Bündnadeln. Der Vater riet ihm aus dieſer gedrückten Stimmung her, A benmſtalten, wobe.
aus ab. „Wenn die Franzoſen in Darmſtadt ſind, wirſt du an den u 1 hü ud der heſt
nächſten Laternenpfahl aufgehängt.‟ Doch Karl Köhler ließ nicht locker,
und als der erſte Bogen gedruckt war, war die Schlacht bei
Weißen=
burg geſchlagen und die Gefahr einer Beſetzung geſchwunden. Schon 7 1 guckengemendever
der zweite Bogen fand ſolchen Anklang, daß namentlich von Berlin ſo
viele Beſtellungen einliefen, daß außer der E. Wagnerſchen Stein== o wi und kan dort
druckerei (der ſpäteren Leipziger Firma Wagner u. Debes) faſt
ſämt=
liche Darmſtädter Steindrucker mithelfen mußten, um der Nachfrage zu 1 Pammt abzugeh
genügen. Das Schönſte dabei war, daß die gefangenen
Fran=
zoſen in Uniform namentlich einen Chaſſeur d’Afrique dabei mit
wirkten. Daß die „Zündnadeln” allenthalben, auch im Ausland, beachtet / 4 den A. Auguſt,
und gewürdigt wurden, beweiſt ein Aufſatz der „Times” vom 25. Aug r 7.4 Uuhr) der Mut
Da heißt es: „Die Auslagen der Buchhändler ſind voll von Karikauu e Die Burgermeiſten
ren, meiſt von abſcheulichem Geſchmack. Eine Ausnahme davon machen n numg über die Beſ
die „Zündnadeln”, verlegt in Darmſtadt, dramn by anartist named 7 bringung von
Muller”; beſonders gut (especiallv goed) der zweite Bogen, der ſat= r9.
riſch den Spaziergang der franzöſiſchen Garde und ihr Auftreten am
15. Auguſt am Kranzlereck darſtellt, und darunter, wie ſie ſchon au I. ſtzt
4. Auguſt halbverhungert als Gefangene in Darmſtadt durchkommen,
Wenn die „Times” noch einige ſpätere Bogen betrachtet hätte, wirde
ſie ſicher kein ſolches Lob geſpendet haben. Auf dem Bogen 12 ſtzt
nämlich die Oueen mitten im Bild, hat, wie eine echte Krämerfrau, eine
große Geldtaſche umhängen und verkauft links Gewehre und rechtz
Steinkohlen gegen bar an die Franzoſen, dabei ſteht Bismarck und
ſchreibt alles auf. Darüber ſteht der bekannte Wappenſpruch: Vom
soit gui mal y peuse”, und darunter: „Das neutrale England‟ De
neben ſitzt Belgien und tränkt einen Franzoſen; auf dem Korb ſteht:
„Stärkungen nur für Franzoſen!‟ Dahinter wirft der Pöbel mi
Steinen auf die Ausgewieſenen. Ein Aufſatz von C. Mühlbrecht in
Börſenblatt für den Buc handel 180 Seite 403 erkennt im Hinbick af
die „Zündnadeln” Darmſtadt den Ruhm zu, wohl die beſten und ae
ſprechendſten geliefert zu haben. Jede Woche bis zu Ende des Knienz
kam ſolch ein, uft ernſter, oft heiterer Bogen heraus; im ganzen wnt
es 28. Viele Geſtalten waren nach der Natur gezeichnet, ſp vor den
der Urbaher, der mit eivem Glas in der Hand ſagt: „Hogs is 3
hr=
gangen. Viel Blut hot 18 koſt, aber, meine Herrn. wi.s ferti var,
.. ., da hobn wir viel roten Wein trunkn.” Allenthalben ſind
be=
kannte Geſtalten zu ſehen. So ſind auf dem Bogen 7 die
Durm=
ſtädter Damen verhöhnt, zu denen ſagt der Schaffner: „Fräulein, wemn
Sie dem Turko noch einen Kuß geben wollen, ſo eilen ſie ſich —der
Zug geht ab!‟ Daneben ſieht man die Frau von Rothſchild mit einem
Turko, den ſie füttert. Auf Bild 8 vom Sedantag, das er am 3.
Eeh=
tember unter dem Geläute der Glocken zeichnete, iſt ihm der Fehler
untergelaufen, daß er den König Wilhelm in einem Waffenrock
nach altem heſſiſchen Muſter abbildete. Sehr hübſch iſt auch auf
Bogen 10 der Eindruck dargeſtellt, den die Nachricht von der
Gefangen=
nahme Napoleons auf die Frankfurter Börſe machte, ſie ſingen:
Lieb: Vaterland magſt ruhig ſein,
Jetzt ſteigt der Corſch am Rhein.
Auf dem nächſten Bogen iſt die große und gefährliche franzöſiſche3
Armada dargeſtellt; auf dem Woog, im Vordergrunde ſpringen vony
dem großen Sprungbrett der Mlitärſchwimmſchule Fröſche herunter,/
im Hintergrunde ſteigt Dampf auf. Darunter ein Gedicht nach der
Weiſe der Loreleh:
Man ſingt in alten Mären
Von Frankreichs Flotte gar viel
AN1
W 30
Die Flotte aber ſchwimmt weit.
Ebenſo iſt dieſe Schwimmſchule auf Bogen 18 zu ſehen, wvo Biss*
marck dem Norddeutſchen Bund ſchwimmen lehrte. Auf Nr. 22 iſt Frauu
Kapellmeiſter Nesvatba abgebildet, wie ſie franzöſiſchen Offizieren zuu
Weihnachten beſchert. Daneben iſt ein ernſtes Bild, die Weihnachts=s
feier einer deutſchen Witwe. So geht es weiter bis zum Schluß. So0
war Müller weit über ſeine Vaterſtadt bekannt und geſchätzt wordenn
Der Verſuch des Verlegers, die „Zündnadeln” in ein humoriſtiſch=ſatieil
riſches Witzblatt für Süddeutſchland umzuwandeln, fand keinen Ann
klang. Auf Weihnachten 1871 folgte ihnen Gei Schreiber in Eßlingen.n
ein „Zündnadel=Bilderbuch für Groß und Klein”, für das die Verſei
Artilleriehauptmann Ernſt Sartorius gemacht hat. In dem „Dar0i5
ſtädter Skizzenbuch”, das urſprünglich auch in einzelnen Bogen erſchienn
ſind die Bogen 6 und 9: „Heiteres aus dem Kriege 1870/71”, gewiſſere
maßen noch eine Fortſetzung der „Zündnadeln”: der 6. und 9. behande.”
ganz die Abenteuer des Schwarzen Peter in Frankreich. Eru
das bekannte arbeitsſcheue Darmſtädter Original aus den 50—ſ0er=
Jahren, war unter einer Bank mit Erſatzmannſchaften bis nach Orleans!
mitgefahren, hier adjuſtierte er ſich mit einem wollenen grauen Halss
tuch, preußiſchem Soldatenmantel und Brotbeutel, daneben ſtatt Feldd
flaſche einen Kürbis, wie in dortiger Gegend üblich; bayeriſchen hellblauen.
Hoſen und franzöſiſchen Schuhen. Es wird noch viel von ſeinen Eru
lebniſſen in Frankreich berichtet. Viele ältere 115er werden ſich ſeinei=
K. Noack.
noch gut erinnern.
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I. Grieshein.
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Pefich zu berſah.
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*) Wir, d.mals Sextaner, trugen in allerlei Gefäßen Erfriſchungen.
für die Soldaten an die Bahn. Zuerſt hatten wir Waſſer mit etwan
Eſſig und Zucker, wie es heute noch auf dem Lande vielfach bei des
Ernte üblich iſt. Das fand aber keinen Anklang. In einem Buch
„Kriegserinneruncen” ſteht, der Verfaſſer könne nicht an Darmſtode
vorüberfahren, ohne daß ihm ein Eſſiggeſchmack auf die Zunge käne
Wir gingen dann zu anderen Flüſſigkeiten über.
Fmer 230
Aus Deſſen.
Starkenburg.
m. Arheilgen, 18. Aug. Geſtern hat der hieſige Ortsgeiſtliche mit
Ronfirmandenunterricht begonnen. — Wie man hört, wird die
59= Schulleitung in Kürze mit Fernſprechanſchluß verſehen werden.
Bi der in dieſer Woche ſtattgehabten nächtlichen Feuerwehrübung
woie Hofreite des Metzgers Georg Krug als Brandobiekt gedacht,
Dar bei dieſer Uebung auch die Kreisautoſpritze zu Hilfe gerufen
m und in Tätigkeit getreten. Die Vevanſtaltung nahm einen
zu=
ſinriſtellenden Verlauf. — Dieſen Dienstag findet nachmittags 3 Uhr
nd. m hieſigen Rathauſe Beratungsſtunde der Mütter= und
Säuglings=
nogge ſtatt. — Hilfsbedürftige Perſonen, die dauernd oder
vorüber=
nio eine Mieterhöhung, ſoweit ſie durch die Sondergebäudeſteuer
be=
ot iſt, nicht tragem und eine Wohnungsänderung nicht vornehmen
ſtrt, ſind durch die Fürſorgeämter zu unterſtützen. Solche, die
glau=
qAnſpruch auf ſolche Unterſtützung zu haben, wollen alsbald Antrag
h5sſiger Bürgermeiſterei ſtellen, wobei die Steuerzettel für 1926
vor=
ueun ſind. — Während der Beurlaubung des hieſigen Bürgermeiſters
9eigeordneter Spengler die Geſchäfte der Bürgermeiſterei
übrnom=
u. — Am 26. Auguſt d. J. findet die Landeskonferenz des
Reichs=
bd der Kinderreichem hier ſtatt.
— Griesheim, 18. Aug. Unſerem Feldſchutzperſonal iſt es gelungen,
ſei Gurkendiebe aus Darmſtadt in der Gewann „Herrnbrühl”
zu ſſen, von denen jeder einen gefüllten Sack auf dem Rücken trug
widamit den Heimweg antreten wollte. Als ſie der Feldſchützen
gettig wurden, nahmen ſie Reißaus, ſie wurden aber eingeholt und
* Mamen feſtgeſtellt, ſo daß ſie zur Anzeige gebracht werden können.
2re hieſige Bürgermeiſterei macht in einer Bekanntmachung auf die
taoren aufmerkſam, die beim Ernten von Obſt in unmittelbarer
Be von Starkſtromleitungen entſtehen. Es iſt hierbei mit größter
Rſ—ht zu verfahren. Das Berühren der Leitungen und herabhängen=
Drähte unmittelbar oder mit Stangen, Leitern, Stricken oder
ele uſw. iſt mit Lebensgefahr verbunden. Stehen Bäume in
unmit=
narer Nähe von Leitungen, ſo daß das Obſt nicht ohne Gefahr
abge=
nrien werden kann, ſo iſt der Bürgermeiſterei hiervon Mitteilung
Awrachen.
J— Griesheim, 18. Aug. Arbeiter=Samariter=Kolonne.
Sonntag, den 19. Auguſt, vormittags 9 Uhr, wird die Kolonne
ge eim mit der Kolonne Pfungſtadt in unſerem Orte eine Uebung
vrſtalten, wobei als Hilfsobjekte das Sägewerk der Gebrüder
Diefen=
m und der hieſige Bahnhof vorgeſehen ſind.
I— Eberſtadt, 18. Aug. Neuwahl der
Kirchengemeinde=
ve retung. Im Herbſt d. J. findet die Neuwahl der hieſigen ev.
Akrengemeindevertretung ſtatt. Die Wählerliſte zu dieſer Wahl liegt
m S0. bis einſchl. 25. Auguſt im Amtszimmer des evang. Pfarramts
und kann dortſelbſt jeden Vormittag von 11 bis 12 Uhr eingeſehen
adrn. Wahlvorſchläge ſind bis ſpäteſtens 2. September auf dem
zroamt abzugeben. — Aufnahme der Konfirmanden. Am
eimttag, dem 19. Auguſt, werden im Nachmittags=Gottesdienſt die
Kon=
in aden aufgenommen. — Beratungsſtunde. Am Montag,
R0. Auguſt, findet wieder eine Beratungsſtunde (nachmittags von
34 /Uhr) der Mutter= und Säuglingsfürſorge in der Schule ſtatt. —
4 Bürgermeiſterei weiſt darauf hin, daß nach § 38 der
Polizeiverord=
ng über die Beſchaffenheit und den Betrieb von Anlagen für
Unter=
hiauung von Kraftfahrzeugen alle Unterſtellräume für Kraftwagen mit
4hrennungsmaſchinen, und für Krafträder mit Raum für mehr als
zteder anzumelden ſind. Die Anmeldung muß den Namen des
Be=
ſit: der Anlage und des Kraftfahrzeuges, die Lage des
Unterſtell=
ymes und die Zahl der gewöhnlich untergeſtellten Fahrzeuge enthalten.
a. Pfungſtadt, 18. Aug. Odenwaldklub. Die hieſige
Orts=
woe des Odenwaldklubs unternimmt am Sonntag eine Wanderung
idam Darmſtädter Stadtwald. — Der Radfahrerverein 1898
lungſtadt ſchloß in dieſen Tagen die Abrechnungsarbeiten für das
tgnngene Jubiläumsfeſt ab. Es fand ſowohl eine Feſtausſchußſitzang
uuch etwas ſpäter eine Mitgliederverſammlung ſtatt.
5. Ober=Rqmſtadt, 18. Aug. Die Erntearbeiten gehen in unſerer
wieinde ihrem Ende entgegen. Das Einbringen des wenigen ſich noch
em Felde befindlichen Getreides hat ſich nur durch die Regenfälle
„tzten Tage etwas verzögert. Der Maſchinenausdruſch wird jetzt
ſdnn landwirtſchaftlichen Hofreiten einſetzen. — Alle Unterſtellräume
Rraftwagen mit Verbrennungsmaſchinen und für Krafträder mit
ſur für mehr als 5 Räder ſind nach einer kreisamtlichen
Bekannt=
rhrnng bis ſpäteſtens 22. Auguſt bei der Bürgevmeiſterei anzumelden.
Yie hieſigen Metzger haben dieſer Tage gine Fleiſch= und
Wurſt=
fiserhöhung eintreten laſſen, bie ſie mit den anſteigenden Schlacht=
Hrrreiſen begründen.
Roßdorf, 18. Aug. Mietunterſtützung. Zur Information
1 Beteiligten ſei mitgeteilt, daß es in dieſem Jahre für alle diejenigen
ge: beſonderen Antrags nicht bedarf, die bereits im vorigen Jahre
eeMietunterſtützung bezogen haben und bei denen ſich in den
Ver=
ltr iſſen gegenüber dem Vorjahre nichts geändert hat. Inſoweit
In=
tſenten glauben, zur Neuantragſtellung berechtigt zu ſein, muß dies
twei der Bürgermeiſterei geſchehen. Dabei iſt der Steuerzettel für
8mnit in Vorlage zu bringen. — Sport. Der Sportverein empfängt
Sonntag, den 19. ds. Mts., die 2. Mannſchaft des Sportvereins
S8fzu einem Freundſchaftsſpiel. Das Spiel iſt auf 12½ Uhr feſtgeſetzt.
Groß=Umſtadt, 16. Aug. Am 25. und 26. Auguſt feiert der hieſige
Euverein das Feſt ſeines 50jährigen Beſtehens. Es beginnt am
istag nachmittag mit einer feierlichen Ehrung der geſtorbenen und
geriege gefallenen Turner auf dem Friedhof, woran ſich mit
reich=
ſtigem Programm eine akademiſche Feier im „Weißen Roß” anſchließt,
mit auch eine Ehrung beſonders verdienter älterer Mitglieder
ver=
nlen werden wird. Am Sonntag vomittag folgt gemeinſamer
Kirch=
ng, der Turner unter Vorantritt der Fahnen hieſiger Vereine und der
ſttapelle. Am Nachmittag ab 3 Uhr findet auf dem Knosberg ein
Ui=s= und Jugendfeſt und am Abend ein Ball ſtatt. — Geſtatten die
uwerhältniſſe die Feier de.s ſeltenen Jubiläums auch nur in engem
hnien, ſo dürfte doch bei der Beliebtheit und dem Anſehen des rühri=
Wereins in Gau und Kreis ein zahlreicher Beſuch auswärtiger
Tur=
ind Turnfreunde zu den Veranſtaltungen zu evwarten ſein.
L. Michelſtadt, 17. Aug. Hauptverſammlung des
Ver=
hrsvereins. Der Verkehrsverein hatte ſeine Mitglieder zu einer
mrralverſammlung eingeladen, die vorgeſtern abend im Gaſthaus zu
ſroin unter Mitwirkung der Stadtverwaltung in dem letzten Jahre
rfalltete Werbetätigkeit. Er gibt der Verſammlung davon Kenntnis,
örrund 10 000 Werbe=Faltblätter in alle Welt verſandt wurden, die,
Geſperanto abgefaßt, einen Aufſatz von Bürgermeiſter Ritzel über
ſichelſtadt brachten. Der Erfolg einer ſolchen Propaganda iſt
natur=
ni.ß nicht ſofort zu erwarten, ſondern wird ſich nach und nach zeigen.
vi.dem war der Fremdenverkehr in dieſem Jahre ein ſehr reger und
emraf alle Erwartungen, ſo daß er die Einrichtung eines
Quartier=
ros notwendig machte, das von Herrn Dern zufriedenſtellend und
viergültig geführt wird. Ueber die ſeinerzeit feſtgelegten und in der
keſi e veröffentlichten ſowie den einzelnen Vermietern zugeſtellten
Richt=
eise ſind Klagen betreffs Nichtinnehaltung derſelben nicht eingelaufen.
n. Dern macht nähere Mitteilungen über die von ihm zu bewältigende
brit, hierbei auf den überaus ſtarken Verkehr an Pfingſten hinweiſend,
SSeiſpielsweiſe einige Hundert Menſchen unterzubringen waren, und
lketzte Gaſt abends um 11½ Uhr ſein Quartier hatte. Die
Organi=
timn hatte vorzüglich geklappt. Für das nächſte Jahr iſt die
Anfer=
mnig von 20 000 Werbe=Faltblättern vorgeſehen, die nach einem
voll=
mmen neuen Entwurf ausgearbeitet, wiederum in alle Länder
ver=
ſiatk werden. Die hierdurch erwachſenden Unkoſten können natüirlich
ch in der Hauptſache von der Stadt, wie dies bisher der Fall war,
tnagen werden, ſondern es müſſen diefenigen hierzu herangezogen
erhen, die den Hauptvorteil, durch den Fremdenverkehr haben. Als
ſchze kommen in erſter Linie die Hoteliers, Gaſtwirte und alle ſonſtigen
eſhäftsleute in Frage, die direkt oder indirekt Nutznießer der
groß=
gygen Propaganda des Verkehrsvereins ſind. Um dieſe zu erfaſſen,
Sonntag, den 19. Auguſi 1928
Seite 7
wird eine perſönliche Werbung durch zwei Mitglieder des
Verkehrs=
bereins in den nächſten Tagen einſetzen, deren Aufgabe es iſt, neben
der Werbung von neuen Mitgliedern auch die Zeichnung eines
Sonder=
beitrages, deſſen Mindeſthöhe auf 3 Mark feſtgeſetzt wurde,
durchzufüh=
ren. Der wirklich geringe Jahresbeitrag von 2 Mark gibt doch allen die
Möglichkeit, Mitglied des Vereins zu werden, und damit die Hebung
des Fremdenverkehrs, an deſſen Förderung doch alle intereſſiert ſein
mußten, zu unterſtützen. Nachdem der Rechner noch Aufklärung über
die Finanzlage des Vereins gegeben hatte, wurden weitere dringende
Fragen, wie Auflegung einer Kurliſte, Durchführung von Sonderfahrten
während der Saiſonmonate und dergleichen mehr beſprochen, doch ſoll
die Erledigung derſelben einem Beſchluß der Hauptverſammlung im
Herbſt vorbehalten bleiben. Eine längere Ausſprache behandelte den im
kommenden Frühjahr einzurichtenden Omnibusverkehr nach dem Stadion,
der es jedem ermöglichen ſoll, für einige Pfennige auf ſchnellſtem Wege
nach dem Stadion zu kommen. Mit der Beſprechung der
Straßenver=
beſſerung Michelſtadt-Moſſau über das Kurhaus Waldhorn fand die
harmoniſch verlaufene Tagung ihr Ende.
m. Beerfelden, 16. Aug. Vortrag. Eines überaus zahlreichen
Be=
ſuchs erfreute ſich der geſtern abend im Grabſchen Saal ſtattgehabte
Vor=
trag „Der Haushalt im Zeichem der Elektrizität”, veranſtaltet von der
Heag, ausgeführt von Herrn Albert Heß von der Werbeabteilung der
Veranſtalterin. Welch großes Intereſſe man dem Vortrag
entgegen=
brachte, zeigte die Beſetzung des Saales bis auf den letzten Platz, es
waren hauptſächlich Damen da, einzelne Herren waren wohl Horchpoſten
für die beſſere Hälfte. Nachdem Herr Heß einige vorbereitende und
einleitende Erklärungen gegeben hatte, erfolgte die Filmvorführung, die
höckſt anſchaulich belehrte und warnte, und die die Anweſenden aufs beſte
unterhielt. Nach Schluß derſelben begann Herr Heß ſeinen eigentlichen
Vortrag. Einleitend hob er die zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten
der Elektrizität hervor, um dann beſonders aufmerkſam zu machen auf
den Wohnungstarif, der eine weitgehende Verwendung der
Elek=
trizität im Haushalt ermöglicht auf billige Art, — ferner auf die
Be=
quemlichkeit der Zahlung bei der Anſchaffung elektriſcher Einrichtungen
durch die Teilzahlungen, die erhoben werden gelegentlich des
Einkaſſie=
vens der Beträge für den Elettrizitätsverbrauch, — weiter auf den
Nachtſtromtarif, der beſonders bei Beſchaffung eines Heißwaſſerſpeichers
von Bedeutung iſt. Redner entkräftete dann mehrere Einwände, die
gegen den Gebrauch der Elektrizität im Haushalt ſich richteten, durch
ge=
meinſame Berechnungen mit dem Publikum wußte Redner ſeine Gründe
überzeugend darzutun. Nun wandte ſich Herr Heß der Erblärung der
einzelnen Apparate zu. Eingehend wurde der Elektro=Oekonom
beſchrie=
ben und ſeine Einrichtung praktiſch vorgeführt, der Verbrauch an
Elek=
trizität wurde feſtgeſtellt und ſo Billigkeit des Betriebes gezeigt. Unter
den weiter vorgeführten elektriſchen Einrichtungen ſeien genannt:
Kaffee=
maſchine, Schnellkocher, Teemaſchine, Kochplatten, Tauchſieder,
Waffel=
eiſen, Heizkiſſen, Bratpfanne, Vibrations=Maſſage=Apparat, uſw.
Ein=
zelne für den Haushalt beſonders bedeutungsvolle Einrichtungen
erfuh=
ren befondere Berückſichtigung. Herr Heß wußte alles in ſo
anſchau=
licher, friſcher, humordurchwürzten, lebhaften und doch inſtruktiven Art
zu bieten, daß bis zum letzten Augenblick die regſte Aufmerkſamkeit
herrſchte. — Nun hatten die Apparate ihre Arbeit getan: Suppe,
Schweinebraten, Rippenſpeer, Kartoffeln, Gemüſe, Kuchen: alles roch
und ſchmechte vorzüglich; der Vortragende hat ſicher viele unter den
An=
weſenden für die Elektrizität=Anwendung im Haushalt auf irgend eine
Art gewonnen. — Heute nachmittag von 3—6 Uhr war elektriſche
Sprech=
ſtunde, die auch noch lebhaften Zuſpruch hatte.
* Hirſchhorn, 18. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
17. Auguſt: 0,61 Meter; am 18. Auguſt: 0,58 Meter.
Bp. Zwingenberg, 18. Aug. Ein Lehrerveteran
geſtor=
ben. Dieſer Lage ſtarb, 78jährig, der Lehrer im Ruheſtand Wilhelm
Heck, der ein alter Veteran des Heſſiſchen Landes=Lehrervereins war.
Lange über 30 Jahre war er Hauptrechner des Vereins, und wie hoch
der im ganzen Heſſenlande bekannte Lehrer von dem Verein eingeſchätzt
wurde, geht aus dem Umſtande hervor, daß er vor einer Reihe von
Jahren eine Stiftung als Heckſtiftung bezeichnete und ihn ſelbſt zum
Ehrenmitglied des Heſſiſchen Landes=Lehrervereins ernannte. Der
Vor=
ſtand des Landes=Lehrertereins ſowie Vertretungen des Kreis=
Lehrer=
vereins und des Bezirks=Lehrervereins ſowie eine Anzahl von Lehrern
aus der weiteren und näheren Umgebung gaben ihm das letzte Geleite.
Am Grab gedachte Obmann Reiber=Darmſtadt nach der Trauerrede des
Geiſtlichen noch einmal der großen Verdienſte, die ſich der Verſtorbene
um den heſſiſchen Lehrerſtand und die Schule erworben hatte.
W. Heppenheim a. d. B., 17. Aug. Sommernachtfeſt des
Sängerquartetts Heppenheim. Wie alljährlich, ſo
veran=
ſtaltete auch diesmal wieder das „Sängerquartett” im Halben Mond ſein
Sommernachtfeſt. Das Feſt, das gut beſucht war, verlief zur
Befrie=
digung ſämtlicher Teilnehmer, die ſich aus allen Kreiſen der Bevölkerung
zuſammenſetzte. Der Verein unterhielt ſeine Gäſte mit wohlgelungenen
Geſangsvorträgen. Der Vortrag einzelner Konzertſtücke lag in Händen
der hieſigen Feuerwehrkapelle, und fanden dieſelben allgemeinen
An=
klang. Beſonders erwähnt ſei das Feuerwerk des diesjährigen
Sommer=
nachtfeſtes. Bei den Vorbereitungen zum Feſt legte man gevade hierauf
beſondere Sorgfalt, ſo daß ähnliche Veranſtaltungen der Vorjahre
weit übertroffen wurden.
Bm. Hofheim (Ried), 18. Aug. Oeffentliche
Gemeinde=
ratsſitzung. Die erſte Sitzung unter dem Vorſitz des neuen
Bür=
germeiſters Ferbert. Jakob Mags wird als neues
Gemeinderatsmit=
glied eingefuhrt und verpflichtet. Mit der Erweiterung der Konzeſſion
des Philipp Lameli, Kaffee beim Wehrzollhaus, iſt der Gemeinderat
einverſtanden. Eine Schuldſcheinaufwertung der Bezirksſparkaſſe Lorſch
mit einem Aufwertungsbetrag von 2687,50 Mk., zahlbar bis Ende 1933,
wird erledigt. Der Preis der Erbbegräbnisplätze wird von 160 Mark
auf 200 Mark für das Doppelgrab erhöht. Dem Verſchönerungsverein
werden 150 Mark für Friedhofszwecke gewährt, ebenſo jährlich zwei
Fuhren Faſeldung. Der erhöhte Betrag der Familienplätze fließt von
nun an den Verſchönerungsverein zu. Die Friedhofskommiſſion wird
von zwei auf vier Mann erhöht (Bauer, Keim Litters I und Litters II).
Verſchiedene Straßenausbeſſerungen ſind vorgeſehen, wozu
Pflaſter=
ſteine von der Straßenbrücke gekauft werden ſollen. Die Viehwage für
Kleinvieh ſoll vom Rathaus entfernt und wo anders aufgeſteckt werden.
Der Platz iſt noch unbeſtimmt. Für verbilligtes Baudarlehen eines
Kriegsinvaliden übernimmt die Gemeinde die Bürgſchaft. Der
Rat=
hausſitzungsſaal ſoll alsbald renoviert werden. In geheimer Sitzung
wurden noch verſchiedene Privatangelegenheiten erledigt. —
Meiſter=
prüfung. Die Meiſterprüfung im Bäckergewerbe beſtand der Bäker
Adam Eberts von hier mit der Note ſehr gut. — Im nahen Bobſtadt
beſtanden ihre Meiſterprüfung die Herren Johann Kühn (Tüncher) und
Leonhard Brendle (Bäcker). — Pokal=Sieg. Bei der Platzweihe
des Sporwereins Roxheim errang die erſte Mannſchaft des hieſigen
Fußballvereins 1911 im Pokalkampf gegen die gleiche des FV.
Boben=
heim einen 2:1 Sieg und den Pokal.
* Gernsheim, 18. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
17. Auguſt: —0,23 Meter; am 18. Auguſt: —0,2 Meter.
O. Räfſelsheim, 18. Aug. Zur Einweihung der
Main=
brücke. Wie zuverläſſig verlautet, wird bei der Einweihung der
neuen Mainbrücke zwiſchen Rüſſelsheim und Flörsheim als Vertreter
der heſſiſchen Regierung Miniſterialrat Knapp=Darmſtadt die Brücke
mit einer Rede übergeben. Kreisdirektor Dr. Merck=Groß=Gerau
wird die Brücke in den Schutz des Kreiſes übernehmen. Es ſind
zu=
nächſt ſowohl auf der heſſiſchen als auch auf der preußiſchen Seite
be=
ſondere Feiern vorgeſehen. Bei dem Feſtakt auf der heſſiſchen
Ufer=
ſeite, der am Sonntag, 26. Auguſt, um 3 Uhr beginnt, wirkt die
Opel=
kapelle mit. Bürgermeiſter Müller=Rüſſelsheim eröffnet die
Feier=
lichkeit mit einer Anſprache. Die vereinigten Geſangvereine
Rüſſels=
heims ſingen einen gemeinſamen Chor. Dann folgen die Geſangvereine
Flörsheims mit einem Chor. Daran ſchließt ſich die Schlußſteinlegung
an. Nach Eröffnung der Brücke findet eine Begrüßung auf der
preußi=
ſchen Uferſeite ſtatt. Das Feſteſſen wird im „Rüſſelsheimer Hof” in
Rüſſelsheim gegeben. Abends ſoll ein Feuerwerk an der Brücke
abge=
brannt werden. Nach Erledigung des eigentlichen Feſtaktes wird auf
dem heſſiſchen Mainufer ein kleines Volksfeſt abgehalten.
z. Trebur, 17. Aug. Bei dem Metzgermeiſter Jakoby drangen
nachts Diebe ein und ſtahlen einen Betrag von rund 1000 Mark.
z. Kelſterbach, 17. Aug. Aus 10 Meter Höhe ſtürzte der 30jährige,
verheiratete Ph. Kunſt, der mit Anſtreicharbeiten beſchäftigt war,
herab und zog ſich einen Schädelbruch zu.
By. Egelsbach, 17. Aug. Unwetter und Vogelſterben.
Das letzte Unwetter richtete beſonders im hieſigen Pfarrgarten großen
Schaden an den Bäumen an. Dabei fanden viele Vögel ihren Tod.
Am anderen Morgen wurden 130 erſchlagene Vögel gefunden. Es
waren 96 Sperlinge und 7 Diſtelfinken. Auch an anderen Stellen hauſte
das Unwetter ſchlimm. Ueberall ſieht man in der Gemarkung Bäume
entwurzelt oder ſtarke Aeſte abgebrochen.
a. Offenbach, 17. Aug. Die hieſige (evangeliſche) Schloßkirche
wurde am 9. September 1703 eingeweiht. Die 225. Wiederkehr des
Ein=
weihungstages veranlaßt die Johannes= und die Schloßkirchengemeinde,
die beide gegenwärtig Heimatrecht in dem Gotteshauſe beſitzen,
verſchie=
dene feſtliche Veranſtaltungen durchzuführen. Am Samstag, 8.
Sep=
tember, findet für beide Gemeinden zunächſt eine Abendmahlsfeier ſtatt.
Der Feſtgottesdienſt am Sonntag, 9. September, ſieht die Mitwirkung
des Kirchengeſangvereins vor. Am Nachmittag wird in den Räumen der
Turngeſellſchaft ein Feſüſpiel — Graf Johann Philipp (1685—1718) von
Iſenburg — aufgeführt werden, zu dem die Proben bereits ſtattfinden.
Es iſt von Frau Profeſſor Jula Hartmann verfaßt. Eine Wiederholung
der Aufführung für Montag iſt vorgeſehen, damit es alle
Gemeinde=
glieder beſuchen können. — Vor einigen Monaten entſchloſſen ſich einzelne
Ladengeſchäfte, ihren Kunden 4 v. H. Rüchvergütung (Rabatt) auf den
Einkaufspreis zu gewähren. Dieſer Maßnahme hat ſich nun der
ge=
ſamte Kleinhandel angeſchloſſen, ſo daß die ganze Geſchäftswelt wieder
einig iſt. — Der hieſige Veteranen= und Militärverein „Hoſſia” hält am
Sonntag, 2. September, ſein erſtes Preisſchießen mit
Kleinkalibergeweh=
ren auf ſechs Ständen, Länge 60 Meter, ab. Die Schießſtände befinden
ſich im Neuen Schießhaus auf dem Bieberer Berg. Die Preiſe beſtehen
in Geld, Werrgegenſtänden und zwei Ehrenſcheiben. Der Einſatz iſt auf
jeder Scheibe ſo gering bemeſſen, daß ſich an dem Schießen jeder Schütze
beteiligen kann. Alle Mitglieder der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” und
alle Freunde des edlen Schießſportes ſind freundlichſt eingeladen.
Rheinheſſen.
z. Eich, 17. Aug Ein neunjähriger Lebensretter.
Das 2 Jahre alte Kind des Landwirts Ochs fiel beim Spielen in die
Lahn und nahte dem Ertrinken. Der 9 Jahre alte Sohn des
Fahrrad=
händlers Arnt ſprang dem Kind nach und rettete es vom Tode des
Ertrinkens.
Ad. Nackenheim, 17. Aug. Jahnfeier. Die vom Turnverein
veranſtaltete Jahnfeier wurde auf der Platte, einer als ſchöner
Aus=
ſichtsplatz bekannter Weinb ergslage, gegenüber der Kiſſelau, abgehalten.
Zur Veranſtaltung hatte auch zahlreihes Pubbikum den anſtrengenden
Bergweg nicht geſcheut. Nach einer kurzen Eröffnungsanſprache durch
den erſten Vorſitzenden Wetzel zundete Jugendturnwart Jakob Saus
nach Vorrag des Gedichtes „Flamme empor” einen Holzſtoß an, der
von der Turner=Schülerabteilung geſammelt und auf die Anhöhe
ge=
bracht worden war. „Des Flammenſtoßes Geleucht”, das ſich faſt
ſenk=
recht unter dem Feſtplatz in den Fluten des Rheines widerſpiegelte,
war bis Mainz, Darmſtadt und Oppenheim ſichtbar. Im Feuerſchein
wurde die Turnerfahne gehißt. Großen Beifall fanden die von Frl.
Anna Sigling vorgetragenen Gedichte und die Schilderungen des
Lebenslaufes Jahns durch den Turner Sans. Unter den Klängen des
Liedes „Ein Ruf iſt erklungen” trat man unter Fackelbeleuchtung den
Rückweg zum Dorfe an.
Bp. Nierſtein a. Rh., 18. Aug. Die „Preſſa” hat in dieſem Jahre
die Männer der ſchwarzen Kunſt aus allen Teilen Deutſchlands und der
ganzen Erde auf die Beine und ſomit an den Rhein gebracht. Köln hat
dabei nicht allein die Ehre gehabt, beſucht zu werden. Auch andere
Städte und Gemeinden, die in bezug ihver Sehenswürdigkeiten und ihres
weithin verbreiteten Ruhmes bekannt ſind, durften den Vorzug genießen,
von den Jüngern der ſchwarzen Kunſt beſucht zu werden. Der
Höhe=
punkt des Beſuches der „Preſſa” in Köln wird wohl in den Tagen vom
5, bis 9. September d. J. erreicht werden, und zwar aus Anlaß der
Tagung des Vereins Leipziger Buchdrucker= und Schriftgießer=Gehilfen
im Verband der deutſchen Buchdrucker — Gau Leipzig — ebenfalls in
geſchloſſenen Reihen den Rhein aufſuchen und von Heidelberg=Mannheim
kommend, eine Rheinfahrt auf einem Extradampfer nach Mainz
unter=
nehmen. Als einzige Halteſtelle hat ſich der aus 600 Perſonen beſtehende
Verein den Weinort Nierſtein ausevſehen und werden die Gäſte am
Dienstag, den 4. September, im Nierſtein erwartet, empfangen und mit
einigen Probem Nierſteiner Weines beſonders bewillkommnet.
Oberheſſen.
* Bad=Nauheim, 17. Aug. Bis zum 16. Auguſt 1928 betrug der
Geſamtbeſuch 30 753 Gäſte, darunter 5282 Ausländer. Anweſend am
16. Auguſt: 5233 Gäſte.
h. Gießen, 17. Aug. Der erſte Gießener Ferienkurſus
findet vom 1. bis 13. Oktober d. J. an der hieſigen Landesuniverſität
ſtatt. Der Lehrgang umfaßt etwa 50 Vorleſungsſtunden mit
anſchließen=
den Lehrausflügen in die Umgebung, ſo z. B. eine Fahrt nach Bad=
Nau=
heim und Beſichtigung der Saalburg mit Vortrag von Profeſſor Dr.
Helmke über „Die Römer in Deutſchland”, eine Fahrt nach Marburg
und einen Lahnausflug mit dem Beſuch von Wetzlar (Beſichtigung des
Domes, des Goethe= und Lottehauſes) und Limburg. Eine mehrtägige
Reiſe an Main, Rhein und Nechar mit Beſichtigung der Städte
Frank=
furt, Mainz, Worms und Heidelberg bildet den Abſchluß der
Veranſtal=
tung. Für die Abende der beiden Gießener Wochen ſind künſtleriſche
Veranſtaltungen vorgeſehen.
m. Aus dem Lande, 18. Aug. Gewerbliches. Mit Rückſicht
auf die Sommerarbeiten ſind die Sprechtage der Handwerkskammer=
Nebenſtelleni nicht ſo zahlreich wie in anderen Monaten, trotzdem ſind
dem Gewerbeſtand noch genügend Gelegenheiten geboten, ſich in allen
Angelegenheiten Rat zu holen. Es werden Sprechtage abgehalten:
von der Nebenſtelle Alzey für Stadt und Kreis Alzey an 4 Orten, in
Alzey mit Ausnahme der auswärtigen Sprechtage von Montags bis
Samstags, vormittags 10—12 Uhr und nachmittags 3—4 Uhr, Samstag
nachmittag ausgeſchloſſen; ten der Nebenſtelle Darmſtadt für die Kreiſe
Darmſtadt, Bensheim, Hebpenbeim und Groß=Gerau an 8 Orten; von
der Nebenſtelle Friedberg für die Kreiſe Friedberg, Büdingen und
Schotten an 7 Orten, dann in Friedberg Montags, Dienstags,
Don=
nerstags und Freitags, vormittags von 8—12 Uhr, ferner in
Ulrich=
ſtein und Laubach nach Bedarf; von der Nebenſtelle Gießen für die
Kreiſe Gießen, Alsfeld und Lauterbach an 2 Orten; von der
Neben=
ſtelle Mainz für Stadt und Kreis Mainz und Stadt und Kreis Zingen
in Mainz Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags, vormittags
von 9—12½ Uhr, und in Bingen immer Mittwochs; von der
Neben=
ſtelle Offenbach für die Kreiſe Offenbach, Dieburg und Erbach an
5 Orten; von der Nebenſtelle Worms für die Kreiſe Worms und
Oppen=
heim an 5 Orten, ferner in Worms täglich vormittags von 8—12 Uhr
und nachmittags 2—4 Uhr, Mittwochs und Samstags ausgenommen.
Wasch mik
M
[ ← ][ ][ → ]Geite 10
Sonntag den 19 Auguſk 1928
Nummer 230
Hindenburg tauft die „Bremen”
Der Reichspräſident auf der Feſttribüne
vor dem Taufakt.
Die „Bremen” gleitet, ins Waſſer. Rechts auf unſerem Bilde iſt die Tribüne mit dem
Reichspräſidenten und den Feſtgäſten zu ſehen.
Aeit
geuſche Faohz
A fit auf zuſerer 2
ziſchen, gußen Erft
1 ſnd wir e8 ncht M
Eine der vier Nieſenſchrauben der „Bremen, 9Aremnabor mit ſei
Müe die höchſte Trol
Reichspräſident von Hindenburg hat den neuen 46 000=Tonnen=Lloyd=Dampfer auf den Namen der alten Hanſeſtadt „Bremen” getauft: „Möge dies Schiff uns mahnen, daß nur zuſammen= Kraft und einiges Wollen uns den Wiederaufſtieg und die Selbſtbehauptung in der Welt verbürgen! Begeiſterter Jubel umbrauſte den Vater des Vaterlandes, als er nach dem mitt
dieſen Worten vollzogenen Taufakt von der Tribüne herabſtieg.
Die im ſchwere
z nie ſtehende deutſch
zuagliche Ueberlegen
in fäolrzuge war!
riſten Teilnehmer
und ſteis pünktliche
Reich und Ausland.
Eiſenbahnunglück in Baden.
14 Perſonen verletzt.
Rudolfszell. Auf dem Bahnhof Rudolfszell
fuhr am Samstag mittag ein Güterzug auf den im
Bahnhof ſtehenden Perſonenzug Konſtanz—Baſel von
hinten auf. 14 Reiſende wurden leicht verletzt. Zwölf
davon konnten nach Anlegung von Notverbänden die
Reiſe fortſetzen. Zwei Reiſende erlitten einen
Nerven=
ſchok und mußten ins Krankenhaus gebracht werden.
Der Sachſchaden iſt gering.
Beſtattung des Großherzogs von Baden.
Gefährliche Wetterverhältniſſe
rallen auf Dunlot.
1 Zuiche Augellage
buſhen Sieg P.
nicht minder. Ein
Uchr nach gs de
Mißglückter Eiſenbahnanſchlag.
Freiburg. Auf der Eiſenbahnlinie Lörrach—
Leopoldshöhe wurde ein Anſchlag verſucht, indem in
der Nähe des nach Weil führenden Tunnels ſämtliche
Schrauben an den Laſchen gelöſt und mehrere Laſchen
entfernt waren. Auch im Tunnel ſelbſt waren von
einigen Laſchen die Schrauben entfernt. Es war aber
nicht gelungen, die Laſchen herauszumachen. Ueber
die beſchädigte Strecke waren ſchon mehrere Züge
gefahren, ehe der Handſtreich entdeckt wurde. Durch
einen Zufall war es gelungen, ein vielleicht ſchweres
Unglück zu verhüten, da die Strecke ſehr lebhaft
be=
fahren wird. Die Reichsbahndirektion Karlsruhe hat
eine Belohnung für die Ergreifung der Täter
aus=
geſetzt.
Ueberfall auf einen Güterzug.
Magdeburg. Auf dem Bahnhof Marienborn
wurde ein dreiſter Ueberfall auf einen Güterzug
ver=
übt. Infolge der Steigung bei der Blockſtelle Harbke
fahren die Züge ziemlich langſam. Dies machten
ſich verwegene Burſchen zunutze Sie ſprangen
nachts auf einen vorbeifahrenden Güterzug, öffneten
ihn und warfen hinaus, was ihnen mitnehmenswert
erſchien, insbeſondere Stoffe, Zigarnen uſw. Dieſe
Sachen wurden von Helfershelfern auf ein
bereit=
ſtehendes Auto geladen. Alle hinausgeworfenen
Sachen hatten nicht fortgeſchafft werden können, ſo
daß man am nächſten Morgen an der Böſchung
Kleiderſtoffe und andere Sachen fand. Die Täter
konnten unerkannt entkommen.
Aufklärung umfangreicher Eiſenbahndiebſtähle.
Bochum. Bei einer von Kriminalbeamten
durch=
geführten Hausſuchung bei einer Familie, deren
Söhne im Verdacht ſtanden, an einem
Einbruchdieb=
ſtahl in Herne beteiligt geweſen zu ſein, wurde
um=
fangreiches Diebesgut, insbeſondere Lebens= und
Ge=
nußmittel, Lackfarben, Turnhoſen, Badeanzüge,
An=
zug= und Kleiderſtoffe, zutage gefördert. Die
ange=
ſtellten Grmittlungen über die Herkunft der Ware
haben ergeben, daß das Gut aus
Eiſenbahndieb=
ſtählen herrührt. Nicht weniger als 34
Eiſenbahn=
beraubungen finden jetzt ihre Aufklärung. Drei an
den Diebſtählen Beteiligte ſind bereits verhaftet.
Die Diebe beraubten ſeit längerer Zeit auf offener
Strecke haltende Güterzüge.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und in Anweſenheit vieler in= und ausländiſcher
Fürſt=
lichkeiten, ſowie der Staatsregierung der Republik Baden wurden die ſterblichen Ueberreſte des
volkstümlich geweſenen letzten Großherzogs von Baden zu Grabe getragen. Unſer Bild zeigt den
Schwager des Toten, König Guſtav von Schweden (8), inmitten des Trauergefolges.
Großfeuer in einer Türen= und Fenſterfabrik.
Güſtrow. Am Freitag abend gegen 19,30 Uhr,
brach auf dem Fabrikgrundſtück derFirma H.
Böck=
mann u. Co. in der Türenwerkſtatt ein Feuer aus.
das mit raſender Schnelligkeit um ſich griff und die
große Werſſtatt, in der nur Türen angefertigt
wer=
den, völlig vernichtete. Alle fertigen Arbeiten, 1300
Türen und auch alle Maſchinen, ſind durch das Feuer
zerſtört. Nach den polizeilichen Feſtſtellungen ſoll
das Feuer durch Heißlaufen der Transmiſſionslager
entſtanden ſein. Der ca. 80 000 Mark betragende
Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt.
Der Raubmörder Balzer im Kreiſe Guhrau
geſichtet.
Schwerer Autounfall bei Saarbrücken.
Saarbrücken. In der Nacht zum Freitag,
zwiſchen 2 und 3 Uhr, fuhr das Auto des Kreiſes
Merzig auf der Straße zwiſchen Merzig und
Böckingen rechts gegen einen Baum, darauf links
gegen den Felſen, der das Fundament des
Stell=
werkes B. W. von Böckingen bildet. Das Auto ging
volſtändig in Trümmer und brannte bis auf die
Eiſenteile vollkommen aus. Von den Inſaſſen des
Wagens wurden drei Geiſtliche zum Teil mehr oder
wenigerſchwer verletzt, ebenſo der Wagenführer. Die
Verletzten ſind in das Krankenhaus in Böckingen
überführt worden.
Berlins Jugendamt erbt eine halbe Million
Mark.
Der in Naſſau Country bei New York kürzlich in
hohem Alter verſtorbene Deutſchamerikaner Hermann
Gauſch hinterließ, wie der „Lok. Anz.” berichtet,
dem Berliner Jugendamt ein Fünftel ſeines rund
600 000 Dollar betragenden Vermögens. Es iſt
anzu=
nehmen, daß das Teſtament von den Hinterbliebenen
angefochten wird.
In der Kurve entgleiſt.
Auf der Landſtraße zwiſchen Wickrathberg und
Wickrath ſprang ein nach Rheydt fahrender
Straßen=
bahnwagen in einer Kurve in voller Fahrt aus den
Schienen. Der Führer und der Fahrer wurden aus
dem Wagen geſchleudert. Der Führer wurde ſo
ſchwer verletzt, daß er nach wenigen Stunden ſtarb.
Der Schaffner erlitt einen Nevvenſchock.
Glücklicher=
weiſe beſanden ſich in dem Wagen keine Fahrgäſte.
Breslau. Die Schleſiſche Zeitung meldet: In
der Nacht zum Montag verſuchten im Kreiſe Guhrau
ein Mann und eine Frau über die Grenze nach Polen
zu gelangen, wurden aber von einem polniſchen
Grenzbeamten feſtgenommen. Bei ihrer Vernehmung
auf der Wache ſchoß der Verhaftete auf den Beamten,
der durch drei Revolverkugeln ſchwer venwundet
wurde, und entkam nach Polen, während ſeine
Be=
gleiterin, die über die deutſche Grenze flüchtete, von
deutſchen Grenzbeamten verhaftet wurde. Nach der
Perſonalbeſchreibung ſcheint es ſich hier um den
langgeſuchten Raubmörder Balzer zu handeln, der
in Loſſen, Kreis Brieg, einen Wirtſchaftsinſpektor
und einen Polizeibeamten durch Revolverſchüſſe
ge=
tötet hat.
Der Tod im Steinbruch.
Schwarzenberg (Erzgebirge). In einem
Steinbruch im Stadtteil Sachſenfeld, der der Stadt
Schwarzenberg gehört, ſtürzte am Freitag abend eine
Felswand infolge Regens in die Tiefe. Der 4
Jahre alte Arbeiter Paul Groß aus Schwarzenberg
konnte nur noch als Leiche geborgen werden; zwei
Arbeiter wurden ſchwer verletzt ins Krankenhaus
ge=
bracht. Zwei weitere Arbeiter konnten ſich noch
rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Schwerer Unfall auf einem Neubau.
Prag. In den Vormittagsſtunden am Freitag
ereignete ſich auf einem vierſtöckigen Neubau in der
Deiwitzerſtraße ein Gerüſteinſturz. 15 an dem Neubau
beſchäftigte Arbeiter hatten beſchloſſen, ſich während
der Frühſtückspauſe gemeinſam photographieren zu
laſſen. Sie gruppierten ſich auf einem Brett, das die
Belaſtung nicht aushielt und zuſammenbrach,
wo=
durch die Arbeiter in die Tiefe ſtürzten. Ulle 15
Arbeiter ſind zum Teil ſchwer, zum Teil leichter
verletzt.
Unterſchlagung der Eintrittsgelder bei einem
Flugmeeting.
Vien. Bei Krems an der Donau fand am
letzten Sonntag ein Flugmeeting ſtatt, das von dem
aus Kottbus ſtammenden angeblichen Chefpiloten und
Ingenieur Lehmann veranſtaltet wurde. Dabei
ver=
unglückte ein Fallſchirmkünſtler tödlich. Das Meeting
endete übrigens, wie jetzt bekannt wird, mit einem
finanziellen Skandal, da die Kartenverkäufer mit den
eingenommenen Geldern durchgingen, ſo daß eine
Be=
zahlung der Piloten und der Handwerker, die
ver=
ſchiedene Arbeiten verrichtet hatten, unmöglich wurde.
Lehmann wurde in Haft genommen, da man
an=
nimmt, daß er mit den Kartenverkäufern im
Sin=
vernehmen ſtand.
Einbruchdiebſtahl in ein Wiener Kaffeehaus.
Wien. Einbrecher drangen in der Nacht zum
Samstag in ein Leopoldſtädter Kaffeehaus ein. Sie
erbrachen die Kaſſe und ſtahlen einen Barbetrag von
38 000 Schilling ſowie Schmuckſachen im Werte von
10 00 Schiling.
15 Todesopfer eines Wirbelſturmes in Algier.
Paris. Wie aus Algier gemeldet wird, iſt über
die Gegend von Düidjelli ein heftiger Wirbelſturm
hingegangen, der großen Schaden angerichtet hat.
Nach dem Petit Pariſien beträgt die Zahl der bei
dem Unwetter ums Leben gekommenen Perſonen 15,
die der Verletzten 150. Ein mit 7 Mann beſetztes
Boot iſt unweit des Hafens von Bougie gekentert.
Nur zwei Mann der Beſatzung konnten gerettet
werden
Unwetter auch in Spanien.
Paris. Wie Havas aus Madrid meldet, iſt die
Stadt Mureia von einem heftigen Sturm ſchwer
heimgeſucht worden. Namentlich die Gärten der
Stadt haben außerordentlich gelitten.
Verunglückte Bergſteiger.
Paris. Von den beiden bei der Beſteigung des
Petit Dru verunglückten Bergſteigern hat die
Ret=
tungsmannſchaft nur noch einen am Leben gefunden.
Der andere iſt erfroren. Nach einer Havasmeldung
aus Zinal ſind zwei weitere Bergſteiger ſeit
Mitt=
woch verſchwunden. Gine Rettungskolonne hat
Spu=
ren der Alpiniſten in Breſſo gefunden, konnte jedoch
über ihren Verbleib ſelbſt nichts feſtſtellen
Bergwerksunglück in Syrien.
Paris. Wie aus Beirut gemeldet wird, ſtürzte
in der Grube der Alpinen Montan=Geſellſchaft ein
Förderkorb mit ſechs Bergarbeitern 200 Meter hoch
ab. Vier Grubenarbeiter wurden getötet, die beiden
anderen ſchwer verletzt.
Die beiden wagemutigen Schweden, die um 94 leſt. die Ane
nerstag von Ilinois aus zum Flug nach Schpes) benerh den 8 *
i ſchnitsgeſchwindig
geſtartet ſind, und den geſtrigen Dag auf einem kau zu berleger V. N. 4
diſchen Flugplatz zur planmäßigen Zwiſchenlanday ”1 641010 P8.
verbracht haben, befinden ſich bereits auf dem W, 1. edeschenz, 93
nach Grönland. Die Entfernung von Labrador 1 9. Lunle, Zaul von
beträgt etwa 1200 Km., ſie müſſen alſo eimen kürzen / brmen auf dem
ſowvie Kotte Dresde
Weg über den Ozean zurücklegen als dies fonſt
den geglückten Ozeanflügen der Fall war. 231 enen Sonderbreis
kommt aber, daß auf dieſer nördlichen Route namu ſu bedeuntſanen Zube
lich die Wetterverhältniſſe durch die plötzlich un5u ſchneidiger Fahre
großer Stärke auftretenden Nebelbänke beſonders=” , muß es eben geh
fährlich werden können. Den Fliegern Wetternt bewieſen.
richten zukommen zu laſſen, iſt daher faſt nutzlos, M
anderen beſinden ſich aber in dieſen nördlicgh auße miernatag
Diſtrikten wenig Wetterbeobachtungsſtationen. Au) Rüometer, je nd
die Landung in Grönland, wo ſie am Montag entauu Serpeninen,
tet werden, glücklich erfolgt iſt, werden ſie nach Vi ſaer Fahrt. A
füllung ihrer Vorräte nach Island weiterfliegen, / 4s üſer den Furlauaß
letzte Etappe geht dann über die Faröer Inſeln 11.Ik üher den Mendel n
Norwegen nach Schweden. Die Geſamtſtrecke bet=mh in zrut= ud Lard
etwa 3300 Km., während die Bremen auf iku 4 Katern. Und eine
IF gleich ermidend
non=stop=Flug 4000 Km. zu überwinden hatte, des fünſten und
Doch nun ſei
und dis trotz Abe
Abſiurz eines Förderkorbes.
EP. Wien, 18. Augim
Wie die amtliche Nachrichtenſtelle aus
Le=
meldet, iſt am Freitag morgen. 745 Uhr, im E3
werk Seegraben der Alpinen Montan=Geſellſchaft.
Förderkorb durch vorzeitige Ausſchaltung der Au m
vorrichtung mit 6 Mann von Obertage aus 9
Meter tief abgeſtürzt. Vier Mann wurden auf)
Stelle getötet und zwei ſchwer verletzt. Die
letzu=
dürſten kaum den Tag überleben. Eine Ger3t
kommiſſion iſt an Ort und Stelle eingetroffen=
Höchſtgeſchwi
UD Naniſch deraufſge
offenen Straßenren
ſchen und öſterreic
begene Jagen ohr
i dieſen AbenTag
erzelt zurden
Tagesetal
Wädichen Dolm
Fa
Abenſahrt.
Miten 2 Teans.
vrke und die A.
2us eine der A
der Neſtor de
ohn de8 Ge
rimen Frnu
ein Frau Bu
Zu dem Unglück ſchreibt die Generaldirektion. 9 1 Eindad é dieſer 9
von Dewa
Alpinen Montan=Geſelſchaft, daß die Fördermaßfl
des Nichard=Schachtes aus techniſchen Gründen u 1 hfl Enfel
kuppelt werden mußte. Die Bergleute ſtandem
dem Förderkorb und warteten auf das Signall41 habe. As
Abfahrt, das erſt gegeben werden durfte, wen=
Treibkorb wieder an der Kuppelung befeſtigt
Der die Abzugsvorrichtung bedienende Mann ſoch
nun infolge eines Mißverſtändniſſes oder Unachdl
keit der Meinung geweſen zu ſein, daß die Arber
Ueberkoppelns bereits vollendet ſei, weshalb er I Nrihaff
Aufſatzvorrichtung abzog. Der Korb ſtürzte ir 199 9.Pratos
Tiefe; die Fangvorrichtung des „Korbes war III brteten; auf
imſtande, dieſen aufzuhalten.
Grubenunglück im Donezgebiet.
Kowno. Wie aus Moskau berichtet wird, ga
in einer Grube im Donezgebiet Geſteinsmaſſen ri
und verſperrten die Einfahrt. Das Schickſal
eingeſchloſſenen Bergleute iſt noch ungewiß.
rechnet aber nicht damit, daß ſie gerettet wrl
können.
Schwere Erdbebenſchäden an der algeriſchen 41
London. In dem algeriſchen Hafen D7d
ſind durch ein Erdbeben und einen anſchließ
ſchweren Sturm nach bisherigen Feſtſtellunge!
Perſonen getötet worden.
Fünf Perſonen ertrunken.
London. Nach Meldungen aus Ontario /
auf einem See in der Umgebung der Stad
Motorboot in Flammen auf. Die fünf Inſaſſe:
beim Ausbruch des Feuers über Bord ſpranger)
ertrunken.
Schwere Sturm= und Ueberſchwemmungsſch3
in den Vereinigten Staaten.
London. Wie aus New York gemeldet 4
richteten ſchwere Stürme und Wolkenbrüche in
Virginia, in Carolina und Georgia großen So4
an. Elf Perſonen ſind getötet worden. An
Stellen ſind die Flüſſe über die Ufer getreten. *
Sicherheit von Tauſenden von Menſchen häng!
der Feſtigkeit der Dämme ab. Der Schaden b4
eine Million Dollar.
Zwei engliſche Militärflugzeuge zuſamme
geſtoßen und abgeſtürzt.
London. Am Freitag mittag ſtießen zwei
liſche Militärflugzeuge, die an den engliſchen 9
manövern teilgenommen hatten, über
Lincol=
zuſammen und ſtürzten ab. Drei Mann wurdet
tötet.
Nummer 230
Sonntag, den 19. Auguſt 1926
Geite 4
Internationale Alpenfahrt.
leuutſche Erfolge im größten Wettbewerb der
Aelt. — Eine überragende ſportliche Leiſtung
von W. R. Wittich=Darmſiadt.
Von Siegfried Doerſchlag.
München, 17. Auguſt.
Sie war die Olympiade im Automobilſport, dieſe erſte
Inter=
ntäonale Alpenfahrt der Nachkriegszeit. Deutſche,
öſter=
ſysche, tſchechoſlowakiſche, polniſche, amerikaniſche, franzöſiſche,
italie=
uh=, Schweizer, belgiſche Fahrer und Fahrzenge waren an der
Inter=
mücnalen Alpenfahrt beteiligt, und die 4 Automobilelubs der 4
betei=
ſſen Länder, der Automabilelub von Deutſchland, der öſterreichiſche,
4 Schweizer, der italieniſche Automobilelub hatten ſich zu gemeinſamer
ArSführung zuſammengetan. Die Oberleitung lag in italieniſcher
. Es ſei hier nicht darauf eingegangen, was deutſcherſeits durch
H. v. D. hätte beſſer gemacht werden können, ſondern nur
feſt=
ellt: die Fahrt war ein unerhört ſchwieriger Wettbewerb, wie er
hy nie geboten worden war, ein Kampf der Automobil=
Fabrik=
ſuns miteinander, war ein Kampf der europäiſchen mit der
amerika=
iten Automobilinduſtrie, und war — um es vorweg zu nehmen —
gierrlicher deutſcher Erfolg, auf den wir ſtolz ſein
dür=
f! Deutſche Fahrer auf deutſchen Wagen endeten in Front, und wie
auf unſerer Landsleute Olympia=Erfolge ſtolz ſind . . . auf die
ſitzen, großen Erfolge der deutſchen Fabrikate Adler und Brennabor
ſo wir es nicht minder. Adler (mit ſeiner Type Standard 6) und
der nabor mit ſeinem ſchon vielbewährten Dreiliter=Wagen waren es,
d ie höchſte Trophäe, den Goldenen Alpenpokal, errangen.
Die im ſchweren Abwehrkampf mit der ausländiſchen
Reifenindu=
ſiefſtehende deutſche Reifeninduſtrie bewies mit ihren Pneus eine
vor=
zluhe Ueberlegenheit, und 26 der 44 am Münchener Endziel gelande=
* Fahrzeuge waren mit deutſchen Fabrikaten bereift. 20 aller
erfolg=
rhen Teilnehmer fuhren deutſche Continental=Reifen; das ſehr ſchnelle
u ſtets pünktliche Wanderer=Team fuhr Excelſior; die Hanſa=Wagen
Uten auf Dunlop, und die Simſon=Supra auf Phoenix=Cord. Die
utſche Kugellagerinduſtrie, vorwiegend Fichtel u. Sachs, war am
uiſ chen Sieg beteiligt, und die Fabrikate Boſch und Zeiß waren es
u. minder. Ein deutſcher Sieg drum, ſportlich und induſtriell!
Doch nicht nur der Großleiſtungen der Teams ſei lobend gedacht.
um noch als die Fabrikmannſchaften haben deutſche Privatfahrer ge=
Ittt, die ohne induſtrielle Unterſtützung dieſen größten
Alpenwett=
lvrrb, den es je gab, erfolgreich durchhielten. Mit die beſten
Durch=
ſrtsgeſchwindigkeiten erzielten die deutſchen Herrenfahrer
Zeitungs=
rhnger W. R. Wittich=Darmſtadt auf Mercedes=Benz, Type K
/4/300/140 PS), Dr. med. Krailsheimer=Stuttgart, gleichfalls auf
Mer=
ſe==Benz, K=Wagen, Bergaſſeſſor Deilmann=Dortmund auf
Auſtro=
himler, Paul von Guilleaume=Berlin auf Steyr und Fred
Sporkhorſt=
hemen auf dem neuen, hervorragend ſchnellen Hanſa=Achtzylinder,
e Kotte=Dresden auf Simſon=Supra. Herr Kotte fuhr auf ſeinem
bort=Zweiſitzer mutterſeelenallein, ohne Beifahrer, und erhielt dafür
nen Sonderpreis. Herr Wittich ſtartete erſtmalig in einem ſo
heutſamen Zuverläſſigkeitswettbewerb. Wenn ein tüchtiger,
ſport=
mi idiger Fahrer einen ſchnellen, zuverläſſigen Wagen fährt, dann
af, es eben gehen! Gerade Herr Wittich auf Mercedes=Benz hat das
woeſen.
SDoch nun ſei von der Fahrt geſprochen. In Mailand begann der
oße internationale Kampf. Durchſchnittsgeſchwindigkeiten von 42—49
Inmeter, je nach der Stärke der Fahrzeuge, galt es innezuhalten,
di das trotz Alpenpäſſen mit unerhörten Steigungen und gefährlichen
erentinen, trotz ſchmalwegiger Dörfer und aller Hemmniſſe ſolch
iger Fahrt. Ab Mailand führte die Strecke über den Simplon und
te: den Furkapaß, dann über den Gotthard und übers Stilfſer Joch,
e: den Mendel und über den Storo=Paß, über den Rolle= und Fal=
Ewo= und Pordor=Paß, über den Katſchberg und über die Hohen
zuern. Und eine Hitzewelle brütete auf der ſüdlichen Alpenwelt
eich ermüdend für die Fahrer wie für Fahrzeuge. Bis zur Mitte
3f frinften und letzten Fahrtags waren die Straßen gefperrt. Die
bc ſtgeſchwindigkeit der Alpenfahrer war nicht beſchränkt. Drum wurde
trmiſch drauflos gefahren, und drum wurde dieſe Alpenfahrt zum
fenen Straßenrennen kreuz und quer durch die Schweizer,
italieni=
ſer und öſterreichiſchen Alpen und Dolomiten. Daß dieſes
wildver=
egene Jagen ohne Unfall abging, ſcheint ſchier wunderbar. Daß auf
(bſan Alpen=Tagesſtrecken Durchſchnittsgeſchwindigkeiten bis zu 70 Klm.
Filelt wurden, beweiſt, welch’ tolles Sportſtück dieſe Alpenfahrt war.
ſicesetappenſtationen waren Lugano, Meran, Belluno am Fuße der
dichen Dolymiten und Villach. Mailand war Start, München Ziel.
885 Fahrer, darunter 16 Teams zu je drei Fahrern, begannen die
penfahrt. 39 Wagen waren deutſchen Urſprungs, die Adlerwerke
ttren 2 Teams, die Hanſawerke, die Brennaborwerke, die
Wanderer=
erse und die Automobilfabrik Simſon u. Co. je ein Team gemeldet.
as eine der Adler=Teams war ein Herrenteam; die drei
Adler=
ſtadard 6 dieſer Mannſchaft wurden gefahren von Coenen. Loehrs jr
d. von Dewald. Das Adler=Damenteam ſah Frau Liliane Röhrs,
riffin Einſiedel und Frau Seidel als Fahrerinnen. Für Hanſa fuhr
r Neſtor der Alpenfahrer, der 57jährige Sieger der Alpenfahrt von
11½-, Geheimrat Dr. Sporkhorſt, Walter Jänig=Lommaßſch und Ed.
onbe. Als Einzelfahrer beteiligte ſich ferner Fred Sporkhorſt jr., der
onn des Geheimrats, gleichfalls auf dem neuen Hanſa 8. Auf
Sim=
n Supra fuhren die drei Renn=Kanonen: Kappler, Kimpel und Graf
amein. Die Brennaborwerke hatten ihr ſchon auf der Gebrauchs=
7d. Wirtſchaftlichkeitsprüfung und der ADAC.=Reichs= und Akpenfahrt
fllgreich geweſenes Dreigeſtirn: Obering. Niedlich, Backaſch und
Leh=
enr als Mannſchaft entſandt. Von deutſchen Fabrikaten wurden im
rwatfahrer=Wettbewerb außer den eingangs erwähnten noch gefahren
Ar. G.=Protos und Simſon=Supra. Die Damenwelt war zahlreich
erreten; außer dem Adler=Damenteam fuhren noch als
Einzelfah=
erinnen Frau Gocht, Frau Tilly Kotte, Frau E. Reichel, die
Englän=
em n Frau Bruce, Frau Ada Witzmann und Frau Lotte Bahr.
Schon der erſte Tag mit den Schweizer Päſſen Simplon, Furka
n). Gotthard lichtete das Feld. Der zweite Tag brachte dann das
binaßenrennen über Enropas höchſte Paßſtraße, das 2780 Meter hohe
dtfſer Joch. Der dritte Tag führte über die Mendel und über den
ötmro=Paß, der vierte Tag über die Dolomitenpäſſe und die des
Kärnt=
er Landes, der fünfte und letzte über Europas gefürchtetſte Steilſtraße,
har den Katſchberg, und danach über die Turracher Höhe. Die
Aus=
ig waren am zweiten Tage am ſtärkſten, und am Schlußtage ſchieden
ei) er aus den Reihen der deutſchen Bewerber einige aus oder kamen
ns Hintertreffen, die bis dahin hervorragend durchgehalten hatten:
5Seimrat Dr. Sporkhorſt infolge einer Panne, die ſein Wagen
er=
ittzen hatte, um, anſtelle ein Kind zu überfahren gegen eine Mauer
eſreuert zu werden; Eduard Reichſtein, der gegen ein Haus fuhr, bis
af in immer Beſtzeit eingehalten hatte und nun durch die Reparatur
u— die Mindeſtzeit erreichen konnte. Frau Tilli Kotte, deren Simſon=
Sütpra aus einer Kurve herausgetragen wurde, und Frau Gocht, die
nir ihrem N.A.G. beim Abwärtsfahren vom Katſchberg umwarf.
85 Fahrer, darunter 39 deutſche auf deutſchen Wagen, hatten die
800 Klm.=Alpenfahrt in Mailand begonnen. 44 Fahrer, darunter
deutſche, haben das Ziel erreicht. Zwei deutſche Fabrikteams und
ſe beiden Auslandsmannſchaften von O.M. und von Minerva,
erhal=
en: die höchſte Auszeichnung. Dann folgen an zweiter Stelle die
Nrannſchaften von Chevrolet und Hupmobile. Insgeſamt läßt ſich ſagen:
2ar Zweikampf der europäiſchen Fabrikate mit den amerikaniſchen iſt
zuk und einwandfrei von den europäiſchen Fabrikaten gewonnen
wor=
dem. Die deutſchen Wagen waren Serienwagen, hatten
Alltagsausſtat=
rig. Die italieniſchen O.M.=Wagen dagegen waren friſierte,
renn=
mrßige Sportwagen, die eigentlich nicht in dieſen Wettbewerb gehörten,
Ergebniſſe
der Internationalen Alpenfahrt 1928.
Gruppe I. Internationaler Alpenpokal für Markenteams.
Den Internationalen Alpenpokal für Markenteams erhielten die
ſalgenden Fabrikmarken bzw. Fahrer:
Adler=Standard die Herren Loehr, Dewald Coenen: Brennabor
dee Herren Niedlich, Backaſch, Lehnert; O.M. die Herren Morandi,
Swffani, Maſperi; Minerva die Herren Roger, van Parys, Houjon.
We drei Fahrzeuge der vorſtehenden Teams haben in allen 5 Etappen
Darmſtädter Sportkalender.
Handball.
11 Uhr: Sportverein 98 — Spielvereinigg. Arheilgen (Stadion).
11 „ Rot=Weiß — Poſtſportv. Frankfurt (Rot=Weiß=Platz).
Fußball.
4 Uhr: Sportvereinigung Arheilgen — Fußball=Sportgemeinde
Höchſt (Arheilger Mühlchen).
entſprechend Artikel 23 der Ausſchreibung die Maximal=
Durchſchnitts=
geſchwindigkeiten erreicht.) Chevrolet die Herren Pensgen, Inslinger,
Merath; Hupmobile die Herren Nigg, Keßler, Stuber. — Den
Internationalen Alpenpokal für Einzelfahrer
(Gruppe II) erhielten in Klaſſe B Herr Wittich (Mercedes), Herr
v. Zſolnay (Gräf u. Stift), Herr Dr. Crailsheimer (Mercedes), in Kl. C
Herr von Guilleaume (Steyr), Herr Sporkhorſt (Hanſa), Herr
Hinter=
leitner (Hupmobile); in Klaſſe D Herr Deilmann (Auſtro=Daimler),
Herr Koch (Standard Six), Herr Ryffel (Peugeot), Herr Vaccaroſſi
(Lancia); in der Klcſſe E Herr Kotte (Simſon Supra); in der Kl. B
Herr Dr. Schmidt (Talbot), Herr Schiaffini (Alfa Romeo), Herr
Bara=
giola (Alfa Romeo); in Klaſſe G Herr Creſpi (Fiat), Herr Cornaggia
(Fiat), Herr Mariani (Fiat), Herr Stohanzel (Z.), Herr Karger (Z.).
Alle vorſtehenden Fahrer haben in ſämtlichen fünf Etappen die
höchſte Durchſchnittsgeſchwindigkeit erreicht. Außerdem iſt in der durch
die Ausſchreibung vorgeſchriebenen Maximalzeit angekommen (Kl. E)
Frau Bruce (A. C.).
Zufolge der vorſtehenden Klaſſifizierung ſind folgende Preiſe
zu=
erkannt worden:
Gruppe I. Jekem der nachſtehend aufgeführten Fabrikteams iſt
der Internationale Alpentokal zuerkannt worden: 1. Adler=Standard,
2. Brennabor, 3. O.M., 4. Minerva. Die goldene Plakette iſt
zuer=
kannt worden dem Chevrolet=Team; die ſilberne Plakette wurde dem
Hupmobile=Team zuerkannt.
Gruppe II. Den Internationalen Alpenpokal in verkleinerter
Form erhalten folgende Fahrer: Herr Wittich (Mercedes), Herr
v. Zſolnay (Gräf u. Stift), Herr Dr. Crailsheimer (Mercedes), Herr
v. Guilleaume (Steyr), Herr Sporkhorſt (Hanſa), Herr Hinterleitner
(Hupmobile), Herr Deilm ann (Auſtro=Daimler), Herr Koch (Standard
Six), Herr Ryffel (Peugeot), Herr Vaccaroſſi (Lancia), Herr Kotte
(Simſon Supra), Herr Dr. Schmidt (Talbot), Herr Schiaffino (Alfa
Romeo), Herr Baragiola (Alfa Romeo), Herr Creſpi (Sam), Herr
Cornaggia (Fiat), Herr Mariani (Fiat), Herr Stohanzel („3.‟), Herr
Karger („,3.‟).
Die goldene Plakette der Alpenfahrt erhalten folgende als Zweite
gewertete Konkurrenten: Klaſſe D Herr Dr. Wiethaus (Auſtro
Daim=
ler), Klaſſe E Herr Hirte (Mercedes=Benz), Herr Guido Sabatini
(Itala), Klaſſe P Herr Eduard Greyn (Brennabor Z.).
Die ſilberne Plakette der Alpenfahrt erhalten folgende als Dritte
gewertete Konkurrenten (unter Vorbehalt der Kontrollſtelle in
Cana=
zei): Klaſſe D Herr v. Bitzy (Auſtro Daimler), Klaſſe F Herr v. Egan=
Krieger (Brennabor).
Die goldene Erinnerungsmedaille wird zuerkannt der Fahrerin der
Klaſſe E (Startnummer 45) Frau Bruce (A. C.), die die Fahrt mit einer
höheren als der mittleren Durchſchnittsgeſchwindigkeit, die die
Aus=
ſchreibung feſtſetzt, beendet hat.
E3 erhalten das internationale Fahrerdiplom 1. Klafſe (weil ſie
während der Internationalen Alpenfahrt allein an Bord ihres
Fahr=
zeuges geſdefen ſind) — unter obigem Vorbehalt —: Herr v. Bitzh
(Auſtro Daimler), Herr Kotte (Simſon Supra), Herr Creſpi (Sam).
Als Erinnerung wurde dem Adler=Standard=Damenteam ein vom
Automobilklub von Oeſterreich geſtifteter Preis zuerkannt, da zwei
Damen — Frau Roehrs und Gräfin Einſiedel (Startnummern 19 und
20) — die ganze Fahrt innerhalb der Minimalzeit zurückgelegt haben.
Der Pokal der Stadt Lugano iſt unter den als Erſten gewerteten
Teams der Gruppe I ausgeloſt worden. Er wurde dem Brennaborteam
zuerkannt.
Den Pokal der Stadt Meran erhielt das italieniſche „O.M.”team,
das in der Gruppe I der Internationalen Alpenfahrt bereits
pla=
ciert iſt.
Heſſiſcher Schützenbund — Zimmerſchützen=Verband.
Einem vollen Erfolg darf der Heſſiſche Schützenbund mit dem
Aus=
trag des Wander=Pokals, geſtiftet von Herrn Bürgermeiſter Köhl=
Ober=
roden, für ſich buchen. Wie in der Voranzeige bereits angedeutet, war
mit ſpannenden Kämpfen zu rechnen. Traten doch zum Wander=Ehren=
und Gruppenſchießen 38 Mannſchaften zu je fünf Mann an. Durch
Stellung ſinnvollen, zum Teil echt ſilberner, Schießauszeichnungem hatte
auch das Klaſſenſchießen einen beſondeven Anreiz. Im Werbeſchießen,
an dem über 200 Schüitzen teilnahmen, wurde ganz hervorragendes
ge=
leiſtet, was acht Schützen mit 36 Ringen, der höchſtmöglichen Ringzahl
beſtätigen. Vom frühen Morgen bis ſpäten Nachmittag herrſchte
un=
unterbrochener reger Schießbetrieb. Pünktlich zur angeſagten Stunde
konnte der Bundesvorſitzende, Herr Reuter, mit einer kernigen Anſprache
über den edlen Schützenſport und Anerkennung der gezeigten Leiſtungen
die Siegerehrung vornehmen. Die ganze Veranſtaltung bewies
wieder=
um, daß der Heſſiſche Schützenbund 1910 im Zimmerſchützenſport in
Heſſen mit an führender Stelle ſteht. Auch begrüßt der Bund die
Be=
mühungen des Amtes für Leibesübungen, daß endlich Klarheit in der
Austragung der Stadt= und Landesmeiſterſchaften geſchaffen wird. Zum
Schluß ſei allem Helfern und Stiftern von Ehrengaben auch an dieſer
Stelle herzlicher Dank geſagt. Nachfolgend die Siegerliſte.
Wander=Pokal: Schützengeſellſchaft Fledermaus, Darmſtadt.
Ehren=Preis: Schützengeſellſchaft Feurio, Darmſtadt.
Gruppen=Preiſe: 1. Schützengeſellſchaft Tell, Ober=Ramſtadt; 22. SG.
Hammelstrift, Arheilgen; 3. SG. Weidmannsheil, Münſter; 4. SG.
Hammelstrift, Arheilgen; 5. SG. Hubertus, Darmſtadt; 6. SG.
Tell, Eppertshauſen.
Klaffenſchießen. Sonderklaſſe:1. H. Rauh, Tell=Ober=Ramſtadt,
67 Ringe; 2. Ph. Büchmer, Tell=Ober=Ramſtadt, 67; 3. E. Gräf,
Fledermaus=Darmſtadt, 66; 4. H. Schneider, Fledermaus=Darmſtadt,
65; 5. Ar. Schäfer, Feurio=Darmſtadt, 65; 6. H. Ehrig, Fledermaus=
Darmſtadt, 64; 7. Haus, Weidmannsheil=Münſter, 64: 8. Weiß,
Feurio=Darmſtadt, 64; 9. Geiger, Weidmannsheil=Münſter, 64: 10.
Henkelmann, Tell=Darmſtadt, 63. — 1. Klaſſe: 1. J. Cima,
Fledermaus=Darmſtadt, 63 Ringe; 2. Felder, Weidmannsheil=
Roß=
dorf, 63; 3. Korndörfer, Weidmannsheil=Roßdorf, 63; 4. Schröder,
Tell=Darmſtadt, 62; 5. Schnab, Tell=Darmſtadt, 62; 6. Rapp,
Weid=
mannsheil=Roßdorf, 62; 7. Nauheimer, Tell=Darmſtadt, 61: 8. Danz=
Fledermaus=Darmſtadt, 60; 9. Emig, Weidmannsheil=Roßdorf, 60.
10. Kreuzer, Weidmannsheil=Roßdorf, 60. — 2. Klaſſe: 1. Lie
bermann, Tell=Ober=Ramſtadt, 66 Ringe; 2. Klotz, Jägerluſt, Ober=
Nauſes, 65: 3 „Trinkaus, Hammelstrift, Arheilgen, 63; 4. Fiſchbach,
Fledermaus, Darmſtadt, 62; 5. Eder, Urberach, 62; 6. Caſtritius
Nieder=Ramſtadt, 61; 7. Laumann, Fledermaus. Darmſtadt, 59
8. Dehn, Nieder=Ramſtadt, 59; 9. Becker, Dell=Darmſtadt, 59: 10
Braun, Urbevach. 59. — 3. Klaſſe: 1. Neidhardt, Urberach, 68
Ringe: 2. K. Cima fun., Fledermaus, Darmſtadt, 65: 3. Berix
Tell, Darmſtadt, 63; 4. Gils, Hammelstrift, Arheilgen. 62; 5. Hanſt,
Tell. Ober=Ramſtadt, 62; 6. Hch. Junk, Hubertus, Darmſtadt,
7. L. Eckert, Flederwaus, Darmſtadt, 61: 8. Seip, Hammelstrift,
Arheilgen, 60; 9. Laumann jun., Meſſel, 59; 10. Merkele,
Darm=
ſtadt, 59.
Werbe=Schießen: 1. Rauh, Ober=Ramſtadt, 36 Ringe: 2. Stahl.
Bicken=
bach, 36: 3. Preſtel. Fledermaus, 36: 4. Eder, Urberach, 36: 5. Herm.
Junk, Darmſtadt. 36: 6. Schneider, Fledermaus, 36: 7. Weiß. Feurio,
Darmſtadt, 36: 8. E. Graf. Fledermaus, 36; 9. Kloß Roßdorf, 35;
10. Schupp, Fledermaus, 35 Ringe.
Bei den Internationalen Leichtathletikkämpfen des Deutſchen
Sportklubs und des Sportklubs Charlottenburg ſtellte die
Lü=
beckerin Frl. Margus einen neuen Weltrekord im
Speerwerfen mit 38,39 Meter auf. Hirſchfeld
verbeſ=
ſerte den deutſchen Rekord im Kugelſtoßen auf 15,87 Meter.
Handball.
Endlich einheitliche Regeln im Handball.
Wohl das wichtigſte Ereignis im Handball=Lager bietet die Tatſache,
daß durch verſtändnisvolle Zuſammenarbeit aller Beteiligten nunmehr
der große Wurf gelungen iſt. Die deutſchen Handballregeln ſind
nun=
mehr endgültig geſchaffen. Sowohl die Deutſche Turnerſchaft wie die
Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik und alle anderen intereſſierten
Verbände und Inſtanzen haben der nunmehrigen Faſſung vorbehaltlos
zugeſtimmt.
Für die Mitglieder der Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik
ſind gegenüber den bisherigen Regeln nur wenige Abweichungen
ent=
ſtanden:
In Regel 7 ergibt ſich, daß nunmehr der im Torraum liegende
Ball auch nicht mehr von der angreifenden Mannſchaft geſpielt
wer=
den darf.
Regel 12: Während früher beim Ueberſchreiten der
Torraum=
linie dunch den Torwart beim Abwurf Freiwurf verhängt wurde, iſt
jetzt Strafecke zu geben.
Regel 14: Der Freiwurf muß mindeſtens 4 Meter, ſtatt bisher
3 Mete=, vom Torraum entfernr ausgeführt werden.
Die geänderten Handballregeln ſind von den beteiligten
Verbän=
den in Druck gegeben worden und werden demnächſt erſcheinen.
Die Vereinheitlich iſt ganz beſonders im Intereſſe unſerer Schulen
zu begrüßen, bei denen ſich nunmehr die Zugehörigkeit der Schüler zu
dem einen oder anderen Verband nicht mehr ſtörend auswirkt. Aber
auch im Verkehr mit dem Ausland iſt nunmehr eine Einheitsfront
her=
geſtellt, was um ſo wichtiger iſt, als ja eine Internationale Handball=
Federation anläßlich der Amſterdamer Tagung geſchaffen wurde, deren
Vorſitz in die bewährten Hände des 1. D.S.B=Vorſitzenden,
Rechts=
anwalt F. P. Lang, gelegt wurde. Die Sechretärſtelle wurde dem
Generalſekretär der D. S.B., Fr. Haßler übertragen.
Schach.
Capablanca geſchlagen.
Schachturnier in Bad=Kifſingen.
Die 6. Runde des internationalen Kiſſinger Großmeiſterturniers
wartete mit einem ſenſationellen Ergebnis auf: Exweltmeiſter Joſé
Capablanca verlor gegen den Oeſterreicher Spielmann, der in der
Ver=
teidigung eines Damengambits das Mittelſpiel vorzüglich führte und
ſchließlich mit einer ſchönen Kombination eine Figur gewann.
Capa=
blanca brach zunächſt die Partie bei der Mittagspauſe ab, konnte jedoch
am Nachmittag nur noch wenige Züge Widerſtand leiſten und mußte
bald aufgeben. Durch dieſe Niederlage ſind die Chancen des Exmeiſters
auf den erſten Platz ſehr gering geworden, zumal Bogoljuboff eine
glänzende Partie gegen den Amerikaner Marſhall gewann. Der Ruſſe
hatte allerdings etwas Glück, lenn Marſhall hätte ſich mit einem Remis
begnügen können, ſpielte jedoch auf Gewinn und verlor dann im
Ver=
lauf einer verwickelten Kombination eine Figur und die Partie. Dr.
Tartakower und Niemzowitſch trennten ſich nach ſehr intereſſantem
Eröffnungs= und Mittelſpiel ehne Ergebais, jedoch hat Tartakower im
Endſpiel Gewinnausſichten. Dr. Tarraſch lieferte eine gute Partie
gegen den Holländer Dr. Euwe, der nach ungefähr vierſtündigem Kampf
remis anbot, was Dr. Tarraſch in etwas beſſerer Stellung annahm.
Rubinſteir kam gegen den Engländer Yates in Nachteil. Der polniſche
Großmeiſter, durch die Niederlage am Vortage ſichtlich nervös, brach in
den ſpäten Abendſturden die Partie ab, die für Yates gewonnen ſein
dürfte. Der Srand iſt augenblicklich folgender: Bogoljuboff. 4½ Punkte,
Dr. Tartakower 4 Punkte, Niemzowitſch, Capablanca und Dr. Tarraſch
je 3½ Punkte.
Radfahren.
Weltmeiſterſchaft der Straßenfahrer.
Allegro Grandi=Italien ſiegt bei den Amateuren, Ronſſee=Belgien bei
den Berufsfahrern. — Die Deutſchen Nebe und B. Wolke auf den
nächſten Plätzen. — Ausſcheiden der Favoriten.
Unter denkbar ungünſtigen Umſtänden kam am Donnerstag die
Weltmeiſterſchaft der Straßenfahrer auf einer 192 Kilometer langen
Rundſtrecke bei Budapeſt zum Austrag. Es herrſchte eine geradezu
tropiſche Hitze, und die Straßenverhältniſſe wieſen einen Zuſtand auf,
wie man ſie kaum je bei einem anderen Straßenrennen gefunden hat.
Die mit zahlreichen ſtarken Steigerungen und Gefällen durchſetzte
Strecke führte meiſt über Feldwege. An die Fahrer, die faſt ſtändig
in eine einzige Staubwolke gehüllt waren, wurden die ſtärkſten
An=
forderungen geſtellt. Man braucht ſich unter dieſen Umſtänden nicht
zu wundern, daß es zu großen Ueberraſchungen kam. Für die
deut=
ſchen Teilnehmer verlief das Nennen aber immerhin noch recht
erfolg=
reich, ſie konnten ſich beſſer placieren, als man angenommen hatte.
Beſonders bei den Berufsfahrern gab es einen ſchönen Erfolg, konnten
doch Nebe und Bruno Wolke den zweiten und dritten Platz belegen.
Um 6 Uhr morgens wurden 16 Berufsfahrer 6 Kilometer vor
Budapeſt auf die 192 Kilometer lange Reiſe geſchickt, eine Stunde
ſpäter folgten 22 Amateure. Deutſchland war bei den Berufsfahrern
durch Nebe, B. Wolke und Brandes, bei den Amateuren durch
Stüb=
becke=Weſtwig (Weſtfalen) und Karl Koch=Frankfurt a. M. vertreten. —
Bei den Berufsfahrern kam es ſchon nach 36 Kilometer zur
entſcheiden=
den Wendung. Die beiden Belgier van Hevel und Ronſſee
unternah=
men einen Ausreißverſuch, der von Erfolg gekrönt wurde. Schon bald
hatten die beiden Belgier einen größeren Vorſprung gewonnen. In
kleinen Gruppen jagte das Feld den Ausreißern nach. In der
Kon=
trolle Belaſſa trafen nach 92 Kilometer Ronſſee und van Hevel im
Abſtand von einer Minute ein, erſt 14 Min. ſpäter folgte die 1. Gruppe
der Verfolger, die ſich aus Nebe, Wolke, Girardengo, Binda, Belloni
und Blattmann zuſammenſetzte. Weitere 6 Minuten ſpäter kamen
Brandes, der Reifenſchaden hatte, und Antenen ein. Hinter der
Kon=
trollſtation trennten ſich Wolke und Nebe von der Gruppe, ſie machten
ſich allein auf die Verfolgung, ließen zwar die übrige Gruppe weit
hin=
ter ſich, erreichten aber ihr Ziel nicht. Nach dem 126. Kilometer kam
van Hevel, der ſich inzwiſchen wieder zu Ronſſee herangearbeitet hatte,
zu Fall. Er gab auf und ließ Ronſſee allein weiter ziehen. Ronſſee
vermochte ſeinen Vorſprung zu halten und traf mit großem Vorſprung
vor den beiden Deutſchen als Sieger vollkommen erſchöpft im Ziel an.
— Bei den Amateuren blieb das Feld bis zum Wendepunkt geſchloſſen
beiſammen. Dann aber gab es durch Stürze, Reifenſchäden, Hitze und
und Staubplage mehr und mehr Ausfälle. Auch der Frankfurter Koch
fiel durch Reifenſchaden zurück. Stübbecke lag bis 50 Kilometer vor
dem Ziel in der Spitzengruppe, kam aber dann durch einen Waſſerſtrahl
eines Bauern, der die Fahrer erfriſchen wollte, zu Fall, beſchädigte ſein
Rad ſchwer und verlor bei der Reparatur koſtbare Minuten. Die
bei=
den Italiener Allegro Grandi und Michaele Maro machten ſchließlich
das Rennen allein unter ſich aus. Grandi ſiegte im Endſpurt und
entſchädigte damit ſein Land, das bei den Berufsfahrern ſchwer
ent=
täuſcht wurde. — Zu erwähnen bleibt noch die ausgezeichnete Haltung
der Oeſterreicher Gebr. Cap und Bulla, die in Deutſchland Heimats=
recht genießen.
Die Ergebniſſe:
Amateure: 1. Allegro Grandi=Italien, 6:56,08 Std.: 2. Michaele
Maro=Italien, 2 Längen: 3. Jean Aertz=Belgien, 7:11,9 Std.; 4. L.
Vida=Ungarn; 5. Aumerle=Frankreich, 7:14,14 Std.; 6. Savidra=
Argen=
tinien, 7:18,09 Std.; 7. Stülbecke=Deutſchland, 1 Länge; 8. M. Vida=
Ungarn, 7:18,52 Std.; 9. Chyptil=Tſchechoſlowakei, 7:21,12 Std.
10. Wanzenried=Schweiz, 7:21,38 Std.; 11. Krajne=Jugoſlawien, 7:22,33
Std.; 12. Silberbauer=Oeſterreich, 7:33,12 Std.; 13. Koch=Deutſchland,
7:40,15 Std. — Alle übrigen aufgegeben.
Berufsfahrer: 1. Ronſſee=Belgien, 6:20,10 Std.: 2. Nebe=
Deutſch=
land, 6:39,53 Std. 3. Bruno Wolke=Deutſchland, 1 Länge; 4. Dewaele=
Belgien, 6:56,20 Std.; 5. W. Cap=Oeſterreich, 1 Länge; 6. Bulla=
Oeſter=
reich, 1 Länge; 7. Le Droge=Frankreich, 7:02,36 Std.: 8. Antenen=
Schweiz, 7:46,11 Std. — Aufgegeben hatten u. a. van Hevel, Brandes=
Deutſchland, die Schweizer Stuter und Blattmann ſowie die Italiever
Binda, Belloni, Girardengo,
Seite 12
Sonntag, den 19. Auguſt 1928
Nummer 230
Beginn der ſüddeutſchen
Fußball=Verbandsſpiele.
München 1860 — DSV. München 4:2.
Mit dem Treffen 1860 gegen DSV. ſetzten am Samstag in der
Gruppe Südbayern die Verbandsſpiele der neuen Saiſon ein. 4000
Zu=
ſchauer kamen, um einen einwandfreien und verdienten Sieg der 60er zu
erleben. Das Spiel des Siegers konnte im allgemeinen gefallen. Auch
der DSV. hatte gute Momente, kam aber zu keiner einheitlichen Leiſtung,
da ſein Mittelläufer ſtark abfiel und der Sturm zu unentſchloſſen ſpielte.
Die erſte Halbzeit verlief torlos; auf beiden Seiten waren die
Tor=
hüter in dieſer Spielphaſe ganz ausgezeichnet. Sieben Minuten nach
dem Wechſel übernahm 1860 Huber die Führung. Zehn Minuten
fpäter glich Stendl für DSV. aus. Als dann bei 1860 eine Umſtellung
vorgenommen wurde, kam mehr Zug in den Angriff. Pieler und
Stiegl=
bauer ſtellten das Reſultat auf 3:1. Dann kam der DSV. zwar durch
ſeinen Linksaußen Müller noch einmal zum Erfolg, aber auch 1860 konnte
noch ein Tor ſchießen, und zwar durch ſeinem Rechtsaußen Huber. —
Sackenreuther=Nürnberg war als Schiedsrichter recht gut.
Sp. Vg. Fürth — VfR. Fürth 8:0.
Weit leichter, als die 2000 Zuſchauer zunächſt annahmen, wurden die
„Kleeblättler”, mit den Raſenſpielern im erſten Verbandsſpiel fertig.
Die SpVg. hatte einen außerordentlich gut gelaunten Sturm in der
Ve=
ſetzung Auer=Franz=Aſcherl=Rupprecht=Kießling zur Stelle. Dieſer
An=
griff ſpielte nicht nur ſehr fein zuſammen, er verſtand ſich auch darauf,
jede Torchance auszuwerfen. Sehr fein arbeitete auch die Läuferreihe.
Die Verteidigung Hagen=Kraus 1. war in der erſten Halbzeit manchmal
etwas unſicher, in der zweiten Halbzeit aber dafür ausgezeichnet. Beim
VfR. litt die ganze Mannſchaft unter den ſchwachem Leiſtungen des
An=
griffs. Der Sturm der Raſenſpieler hatte faſt noch mehr Torchancen als
ſſein Gegner, war aber ohne jede Durchſchlagskraft. Gußner als
Erſatz=
torhüter ger Kleeblättler brauchte nur ganz ſelten einzugreifen. Die
Spielvereinigung war in der erſten Halbzeit in der fünften und
ſech=
ſten Minute zweimal erfolgreich und konnte dann nach der Pauſe in
gleichmäßigen Abſtänden noch ſechs weitere Treffer anbringen.
Tor=
ſchützen waren: Rupprecht (4); Franz (3) und Kießling. Tiſcher gefiel
als Schiedsrichter recht gut; der Augsburger unterband Anſätze zu
har=
tem Spiel ſofort.
Die Welt=Wettkämpfe der Studenten.
Erfolge der deutſchen Schwimmer.
Nachdem die deutſchen Studenten bei den Weltwettkämpfen der
Hochſchulen in Paris in der Leichtathletik einen überlegenen Geſamtſieg
vor Frankreich davontragen konnten, warteten auch die deutſchen
Schwimmer mit großen Erfolgen auf und zeigten ſich im Bad von
Tourelles von der beſten Seite. Der Leipziger Miesbach, der in Paris
ſein Studium abſolviert, gewann das 200 Meter Bruſtſchwimmen in
3:21.6 Minuten. Weitere ſchöne Siege gab es bei den Springern, wie
auch ſchon aus den Vorkämpfen erſichtlich war. Der Jenenſer Heffter
belegte im Turmſpringen den erſten Platz und im Kunſtſpringen waren
ſogar zwei Deutſche in Front. Heffter mußte hier lediglich dem
Dres=
denen Kohlitz den Vortritt laſſen. Im Damenſpringen gab es
wieder=
um einen Doppelerfolg: Marie Borgs, eine der beſten deutſchen
Sprin=
gerinnen ükerhaupt, die auch in Amſterdam die deutſchen Intereſſen
vertrat, kam zu zwei Siegen. Die Düſſeldorferin holte ſich ſowohl das
Turmſpringen wie das Kunſtſpringen der Damen in überlegener
Ma=
nier, ſo daß dieſer Tag den deutſchen Schwimmern und
Schwimme=
rinnen nicht weniger als fünf Siege eintrug.
Die Schwimmkämpfe der Studenten.
Bei den Welt=Wettkämpfen der Studenten in Paris ſind jetzt auch
die Schwimmer in Aktion getreten. Entſchieden wurde bereits das
1500 Meter=Freiſtilſchwimmen, das der Italiener Bacigaloupe in 23:24
gegen Feber=Ungarn 23:54,8 und den Deutſchen Miesbach 24:09
ge=
wann. Bei den Vorkämpfen gelangte der Heidelberger Vogt mit
1:07,6 als Zweiter hinter dem Vorlaufſieger Steiner=Tſchechoſlowakei
in die Entſcheidung, Mieskach kam im 400 Meter=Freiſtil=Vorlauf
hin=
ter Bacigaloupo mit 5:56 ebenfalls in die Entſcheidung, desgleichen
Unterberger, der im zweiten 400 Meter=Vorlauf auch den zweiten Platz
wann Vogt ſeinen Vorlauf, während Kloſtermann in einem anderen
Vorlauf Zweiter wurde und ſomit auch ſich durchfetzte. Bei den
Sprüngen waren Heſter mit 53,60 und Kohlitz mit 53,56 Punkten Sieger
ihrer Vyrkämpfe, und auch Frl. Borgs=Düſſeldorf kam mit 26,08
Punk=
ten als Vorkampfſiegerin in die Entſcheidung.
Neue deutſche Erfolge in der Leichtathletik.
Auch am Schlußtage der Leichtathletik bei den Studenten=
Weltwett=
kämpfen in Paris war Deutſchland wieder die bei weitem erfolgreichſte
Nation. Mit der Mannſchaft Mölle, Suhr, Eldracher, Salz gewann
Deutſchland die 4 mal 100 Meter=Staffel in 42,8 Sek. vor Japan und
Frankreich. Beetz=Berlin blieb im Fünfkampf mit 3560,60 Punkten
Sie=
ger vor ſeinem Landsmann Ladewig, der es auf 3464,70 Punkte brachte.
In der 4 mal 400 Meter=Staffel belegte Deutſchland mit der Mannſchaft
Güthing, Müller, Schilgen, Krauſe in 3:24,4 Min. den zweiten Platz
hinter dem in 3:22,4 Min. ſiegenden Frankreich.
Merrati gewinnt das Florettfechten.
Das Floreitfeckten Ler Studenten wurde durch einen Stichkampf, den
der Italiener Merrati gegen den Franzoſen Bendoux gewann,
entſchie=
den. Der einzige deutſche Teilnehmer, Bergan, konnte in der
Schluß=
runde nur ein Gefecht gewinnen und ſich damit auf den zehnten Platz
ſetzen.
Der Mannſchaftskampf im Tennis.
Wegen Ermüdung verzichteten die beiden Deutſchen Puhlmann und
Remmert im Tennis=Mannſchaftskampf gegen die Tſchechoſlowakei, die
damit das Schlußſpiel erreichte und hier auf die favoriſierten Italiener
trifft.
Dank der OSB an alle Olympia=Kämpfer.
Nach Abſchluß der Olympiſchen Spiele ſpricht die Deutſche
Sport=
behörde für Leichtahletik allen Aktiven, denen Erfolge beſchieden waren,
herzliche Glückwiinſche, allen Wettkämpfern abev, die ſich in Amſterdam
für die deutſche Leichtathletit eingeſetzt und mit zu dem glänzenden
Eindruck beigetragen haben, den die deutſchen Teilnehmer wohl bei allen
beteiligten Nationen hinterließen, wärmſten Dank aus.
Nicht zu viele Siege waren unſeren deutſchen Leichtathleten
be=
ſchert. Ihre Leiſtungen ergaben ſich aus dem wahrhaft ſportlichen
Ein=
ſatz ihres ganzen Könnens und ihrer vollen Energie, aufgebaut auf
un=
ermüdliches Training, und dem Bewußtſein, daß ſie im fremden Lande
unter den Augen der ganzen Welt ihr deutſches Vaterland zu vertreten
hatten. Durch ſportliches Können, vor allem aber durch den glänzenden
ſportlichen Geiſt unſerer Mannſchaft, der auch nicht den geringſten
Miß=
taen erzeugte, ſind wir wieder in die Weltgeltung eingerückt, haben
un=
ſere Aktiven das deutſche Anſehen aufs erfolgreichſte zu heben vermocht.
Was das bedeutet, können nur die voll ermeſſen, die den Amſterdamer
Kämpfen ſelbſt angewohnt haben.
Daher ſtellt die Deutſche Sportbehöude für Leichtathletik
ausdrück=
lich, feſt, daß ſie von den Leichtathletikergebniſſen in Amſterdam
hoch=
befriedigt iſt. Ihre Erwartungen, die ſich auf veelle Grundlagen
auf=
bauten, wurden durch die Erfolge und die Haltung der deutſchen
Mann=
ſchaft weit übertroffen.
Unter der Blüte aller Nationen der Welt hat die deutſche Jugend
ſich hervorragesb geſchlagen. Wenn einzelne Preſſeorgane daher
mel=
den daß im Hinblick auf Amſterdam einzelne Vorſtandsmtglieder der
D. S. B. ſich mit Rücktrittsgedanken tragen, ſo ſei feſtgeſtellt, daß hierzu
keinerlei Anlaß vorliegt, daß im Gegenteil die Amſterdamer Ergebniſſe,
wie insbeſondere die Haltung der deutſchen Mannſchaft jeden, der die
Freude hatte, die Taye in Amſterdam mit der Mannſchaft teilen zu
durfen, mit neuer Arbeitsluſt und Arbeitsfreude für unſere deutſche
Sache erfüllen mußte.
Hat Amſterbam doch bewieſen, daß die gezeigten hohen deutſchen
Durchſchnittsleiſtungen ſich dem Ideal wahrhaften Volksſportes immer
miehr genähert haben. Deutſchland hat der ganzen Welt ein klares
Bild davon gegeben, daß ſeine ſportlichen Erfolge organiſch aus
um=
faſſendem Volksſportbetrieb hervorwachſen, wobei auf die Züchtung
ein=
zelner Rekordleute verzichtet wird, für die eine geſunde, tragfähige Baſis
ſehlt. Noch in Amſterdam ſind eingehende Verhandlungen eingeleitet
worden, wie die Ausbreitung der Leichtathletik zum Maſſenſport, ihr
Hineintragen in die weiteſten Kreiſe des deutſchen Volkes am
erfolg=
reichſten und zweckentſprechendſten weiter durchgeführt werden kann.
hinter Blitz=Belgien belegt hatte. Im 50 Meter=Freiſtilſchwimmen ge=
Beſter Dank ſei aber auch geſagt allen, die die Vorbereitung und
Durchſührung der deutſchen Expedition zu den Olympiſchen Spielen
ermöglicht haben. Dank den Reichsſtellen und Staatsſtellen, ſowie den
deutſchen Städten, die uns ſo wertvoll unterſtützt haben, Dank dem
Deutſchen Reichsausſchuß für Leibesübungen, den Stiftern und
Gön=
nern aus allen Kreiſen unſeres Volkes, an ihrer Spitze dem Verlag
Ullſtein, auf deſſen Spende unſere Vorbereitungsaubeit in erſter Linie
ſich ſtützen konnte. Dank der deutſchen Preſſe, unſerem treuen
Mit=
arbeiter in langen ſchweren Jahren, Dank der deutſ hen Oeffentlichkeit
und insbeſondere den deutſchen Zuſchauern in Amſterdam, die uns 5
ſtarken Rückhalt boten. Ganz beſonderer Dank ſei aber auch geſagt un.
ſeren Landesverbänden und allen Organen derſelben, beſonders
unſe=
ren Verbandsſportwarten, unſeren hervorragenden Kampfrichtern, hie
Deutſchland ſo glänzend vertreten haben, unſerem Reichsſportlehrer
und den Verbandsſportlehrern, die all= zuſammen ſo weſentlichen Anteiſ
an den deutſchen Erfolgen hatten.
Der Erfolg ihrer Mitarbeit für Amſterdam erhalte ſie uns alle al=
Weggenoſſen zu dem nunmehr einzigen Ziel: die deutſche Leichtatbletie
zum Volksſport werden zu laſſen!
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 19. Auguſt. 8: Morgenfeier, veranſtaltet von der
Evangeliſchen Gemeinſchaft Frankfurt a. M. o 9: Evangeliſche
Kirche auf dem Preſſa=Gelände in Köln: Morgenfeier. Mitw
Chor des Heinrich=Schütz=Kreiſes. o 11: Konzerthaus zu Breslau=
Anläßlich des vierten Deutſchen Angeſtelltentages: Oberbürgermeiſter
Dr. Böß, Berlin: Die ſozialen Aufgaben der Kommunalpolitik.
12: Dr. Polag: Onkel Doktor erzählt vom Landheim. o 13:
Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Bodenbearbeitung zur
Roggen=
ſaat. — Der Anbau des Winterhafers. — Der Kartoffelkrebs. —
Das Scheren der Pferde. o 14: Mainz=Kaſtel: Uebertragung vom
dritten Wertungsſingen der Kreisſängerſchaft der Deutſchen
Turner=
ſchaft. O 15.55: Rennbahn in Niederrad: Großer Preis von
Franf=
furt. O 16.15: Hanna Lüngen: Germaniſche Märchen. o 17.15.
Konzert des Funkorch. 18.30: Gerdi v. Hirſchheydt:
Frauen=
geſtalten der Romantik. 19.30: Sportnachrichten. O 20.30:
Heiterer Abend. Ausf.: Rob. Koppel (Geſang und Rezitation),
Funkorch. O Anſchl.: Berlin: Tanzmuſik.
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Stuttgart.
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Sonntag, 19. Auguſt. 9: Evangeliſche Stahlkirche auf der
Preſſa” in Köln: Morgenfeier. Anſprache: Pfarrer Michaelis,
Mitw.: Chor des Heinrich Schütz=Kreiſes. o 11: Muſikaliſche
Morgenfeier. Ausf.: Paul Loſſe, H. Sieſen. O 12:
Promenade=
konzert. O Anſchl.: Schallplatten. o 14: Berlin: Funkheinzelmann,
15: Elſe Rüthel=Schaber lieſt eigene Proſa. o 16: Aus der
Natur. Leitung: E. Stockinger. Mitw.: Paula Wagner Margarete
Wetter, Paul Loſſe, Funkorch. O 19.15: W. Kipp:
Künſtlerſchick=
ſale aus der Zeit der franzöſiſchen Revolution. O 19.45:
Rezitations=
ſtunde. Ludwig Hardt. Idyllen, Märchen und Schwänke. o 21;
Rheiniſcher Abend. Ausf.: Carlos Llach, Ernſt Hartmann,
Funk=
orch. Hannemann: Rheiniſcher Sang. — Hartmann: Mein
Heimat=
ſtrom, mein ſtarker, ſtolzer Rhein. — Am Rhein, am deutſchen Rhein,
— Das iſt der Rhein! — Rhode: Vom Rhein zur Donau. —
Rheiniſcher Humor. — Schunkellied. — Zulehner: Mainzer
Narr=
halla=Marſch. — Närriſches und Fröhliches im rheiniſchen Dialekt,
— Die Loreley. — Trink, trink, Brüderlein, trink. — Willms=Muth;
Vater Rhein, Marſch. o Anſchl.: Nachrichten. O Anſchl.: Baden=
Baden: Tanzmuſik.
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Berlin.
Sonntag, 19. Auguſt. 6.30: Frühkonzert. Neues Philharm.
Blasorcheſter des Weſtens. Leitung: Muſikmeiſter Willy Rohde.
S 8.55: Stundenglockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche. O 9:
Morgenfeier. (Uebertragung aus der evangel. Stahlkirche zu Köln)
Anſprache: Pfarrer Michaelis. Chor des Heinrich=Schütz=Kreiſes,
O Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms. o 11: Uebertr. des
Vierten Deutſchen Angeſtelltentages in Breslau: Oberbürgermeiſter
Böß: Die ſozialen Aufgaben der Kommunalpolitik. O 11.30:
Unter=
haltungsmuſik. Orcheſter Max Roth. o 14: Funkheinzelmanns
Groß=
ſtadtmärchen. Brennecke flieht zu den Tieren. o 15: Kurzſchrift.
O 15.30: Mitteilungen und praktiſche Winke für den Landwirt.
S 15.55: Prof. Dr. Wundſch: Die praktiſche Ausübung neuzeitlicher
Fiſchwirtſchaft durch Berufsfiſcher, Landwirt und Angler. o 16.30:
Uebertragung von Leichtathletik=Kämpfen aus dem Deutſchen Stadion
Berlin=Grunewald. Sprecher: W. Friedländer. O. Anſchl.:
Kur=
muſik aus dem Oſtſeebad Swinemünde. Leitung: Kapellmeiſter
Kaſſowitz. 19: Dr. Hirſchberg: Franz Schubert und die Antie.
19.30: Dr. Poritzky: Farbenhören und Töneſehen. O 20: Min.=
Rat Dr. Corſing: Die Todesſtrafe in der Literatur. O 20.30:
Ständchen. Muſikkorps der 3. (Preuß.) Nachrichten=Abteilung,
Pots=
dam. Leitung: Obermuſikmeiſter W. Harmens. Armeemärſche. —
Suppe: Ouv. „Pique=Dame‟. — Kockert: Ein Morgen in Sanſſouci.
— Wews: Wenn die Heide blüht. — Suppe: Präludium, Chor
und Tanz aus „Das Penſionat.. — Rhode: Vom Rhein zur
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 230
Sonntag, den 19. Auguſf
Vom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Die günſtigen Berichte über die Ernteausſichten in Kanada, in den
he nigten Staatex von Nordamerika, ſowvie in Europa brachten zu
Harig der Woche einen ganz weſentlichen Preisrückgang. Daraufhin
wam letzten Montag ein recht lebhaftes Geſchäft in Weizen, und
ſo=
t). unſere Händler als auch die Mühlen nahmen Käufe vor. In
Darauffolgenden Tagen kam die Einkaufstätigkeit wieder faſt
voll=
hnxen zum Stillſtand. In Mannheim disponibler Inlandsweizen
urde mit 25—25,25 und Auslandsweizen, je nach Provenienz, mit 26
529 RM. per 100 Kilo waggonfrei Mannheim gehhandelt. Roggen
nrte in Uebereinſtimmung mit Weizen in recht ruhiger Haltung.
ridsroggen erzielte 23,75—24 RM. frei Waggon Mannheim. Hafer
ruhig, zumal in neuem Hafer größeres Angebot herauskam. Man
zl— für neuen Inlandshafer 22,75—23,50 RM. ver 100 Kilogram
uech Qualität franko Mannheim. Auch in Gerſte iſt das Angebot
ubficher geworden. Die Hänöler ſuchen indes nur hervorragende
ſafitäten zu kaufen. Für badiſche, heſſiſche, württemnbergiſche und
infiſche Braugerſte bewegten ſich die Forderungen zwiſchen 26,75 bis
26. RM., und für prima Pfälzer Gerſte zwiſchen 28—38,75 RM. per
1 Rilogramm waggonfrei Mannheim „Futtergerſte iſt zu B—23,50
Acssmark käuflich, Mais war durch die ermäßigten Abladungspreiſe
wArgentinien beeinflußt und lag im allgemeinen etwas ſchwächer.
ſe gelben La=Plata=Mais wurden 23,75 RM. per 100 Kilogramm
hutto für Netto, einſchließlich Säcke, angelegt.
Buttermittel verkehrten unter dem Einfluß der ermäßigten Ge=
4—preiſe in recht ruhiger Haltung und der Konſum beſchränkte ſich
taraf, ſeinen notwendigſten Bedarf zu decken. Für feie Weizenkleie
ſdrrte man 14,25, für grobe 14,75, für Biertreber 18,50—19,25, für
Aul:-keime 17,50—18, für Palmkuchen 21,25, für Rapskuchen 19,75—20,
Erdnußkuchen 24,25 unu für Soyaſchrot 22 MM. per 100 Kilogramm
zuotparität Mannheim.
Sopfen hatten ruhigen Markt, zumal die Berichte über die Ernte=
—hten, nachdem Regenfälle eingetreten ſind, günſtiger lauten. Die
gei e können im allgemeinen als unverändert bezeichnet werden.
Mehl verkehrte die ganze Woche hindnrch in ruhiger Haltung bei
heidenen Umsſätzen. Füir ſüddeutſches Weizenmehl, Speßial Null,
irsenn Preiſe von 34,10—34.25 und für ſüddeutſches Roggenmehl von
1—34,50 per 100 Kilogramm frei Waggon Mühle gefordert.
Tabak. Die Situation an den Tabakmärkten hat ſeit unſerem
Itm Vericht keine Veränderung erfahren. Die Berichte über die Ent=
Ik Tung der Tabake beſagen, daß die Ausſichten infolge der
nieder=
uartgenen Regenfälle günſtiger ſeien
Der Ausweis der Reichsbank.
Mach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Auguſt hat ſich die
ge=
ine Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und
fetten um 273,5 Mill. auf 2 161,6 Mill. RM. verringert; im einzelnen
Der Beſtand an Wechſeln und Schecks um 303,7 Mill. auf 2006,1
XI RM. und der Beſtand an Reichsſchatzwechſeln um die geſamten am
d. Mts. ausgewieſenen 1,8 Mill. RM. abgenommen, während der
mSardbeſtand um 32,0 Mill. auf 61,7 Mill. RM. angewachſem iſt. Die
Ulyge in Effekten iſt mit 93,2 Mill. RM. unverändert geblieben.
Uln Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 222,3
ſil— in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und zwar hat ſich der
nlmuf an Reichsbanknoten um 214,1 Mill. auf 4 134,4 Mill. RM. und
iunige an Rentenbankſcheinen um 8,2 Mill. auf 529,5 Mill. RMM.
ver=
gert. Dementſprechend ſind die Beſtände der Reichsbank an
Renten=
iſcheinen auf 51,6 Mill. RM. geſtiegen. Die fremden Gelder gingen
47,8 Mill. auf 540,7 Mill. RM. zurück.
DDie Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen zuſammen ſind
E457,9 Mill. RM., im einzelnen der Goldbeſtand mit 2 240,9 Mill.
M. und der Beſtand an deckungsfähigen Debiſen mit 217,0 Mill. RM.
Ssewieſen. Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſerte ſich von
32 Prozent in der Vorwoche auf 54,2 Prozent, die Deckung durch Gold
wideckungsfähige Deviſen von 56,3 Prozent auf 59,5 Prozent.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
DDie amtliche Großhandelsindexziffer vom 15. Auguſt. Die auf den
fißtag des 15. Auguſt berechnete Großhandelsindexziffer des
Statiſti=
er Reichsamts iſt gegenüber der Vorwoche um 0,4 v. H. auf 141,7
4222) zurüchgegangen. Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer
Sgvarſtoffe um 0,8 v. H. auf 138,1 (139,2) nachgegeben. Die
Index=
f— für Kolonialwaren war mit 135,6 (135,5) nahezu unverändert.
e Indexziffer für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren iſt um 0,3
ſo. auf 134,2 (134,6) und diefenige für induſtrielle Fertigwaren leicht
Pf. 159,5 (159,6) zurückgegangen.
DDie Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen
Berechnun=
mi wurden in der Zeit vom 5. bis 11. Auguſt im Ruhrgebiet in ſechs
ceitstagen 2 154 763 Tonnen Kohle gefördert gegen 2 149 688 Tonnen
der vorhergehenden Woche bei ebenfalls 6 Arbeitstagen. Die
Koks=
zuigung ſtellte ſich in den ſieben Tagen der Berichtswoche (in den
oleereien wird auch Sonntags gearbeitet) auf 562388 Tonnen gegen
0B76 Tonnen in der vorhergehendem Woche, die Preßkohlenherſtellung
62385 Tonnen gegen 62152 Tonnen in ſechs Arbeitstagen. Die
bi itstägliche Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 5. bis 11. Auguſt
9127 Tonnen gegen 358 281 Tonnen in der vorhergehenden Woche, die
güche Kokserzeugung ſtellte ſich auf 80399 (78 627) Tonnen und die
britstägliche Preßkohlenherſtellung auf 10 398 (10 359) Tonnen. Wegen
batzmangels wurden in der Berichtswoche 66 911 (arbeitstäglich 11 152)
ein rſchichten eingelegt, gegen 58 655 (9776) in der Vorwoche.
Neue Beratungen der Lokomotiv=Arbeitsgemeinſchaft. Wie aus
aſl el gemeldet wird, wird die Arbeitsgemeinſchaft der vier
Lokomotiv=
briken Henſchel, Borſig, Maffei und Schwarzkopff zu Beginn der
kom=
eriden Woche in neuen Beratungen zu der Antwort des
Reichsverkehrs=
infiſteriums auf die bekannte Denkſchrift Stellung nehmen. Man darf
harr jetzt ſagen, daß es einigermaßen ſchwierig ſein dürfte, neue
Vor=
age zu finden, die eine Umſtellung auf andere Fabrikationszweige
er=
öirlichen und damit die vom Reich bzw. dem Reichsverkehrsminiſterium
zrünſchte erhebliche Einſchränkung der Fabrikationsſtätten anbahnen.
Die Zweimonatsbilanzen der Kreditgenofſenſchaften des Verbandes
eſſiſcher Erwerbs= und Wirtſchaftsgenoffenſchaften. Die
Zweimonats=
ilanzen der Kreditgenoſſenſchaften des Verbandes Heſſiſcher
Erwerbs=
n). Wirtſchaftsgenoſſenſchaften vom 30. Juni (es haben 25
Genoſſen=
hiften berichtet) weiſen eine Erhöhung der Bilanzſumme von 35,3 Ende
D7R auf 38,76 Mill. RMM. auf. Die Guthaben der Mitglieder ſtiegen
m: 3,9 auf 4,4 Mill., die Spareinlagen von 16 auf 19,3 Mill. RM.,
zmikſchulden von 1 auf 1,4 Mill. RM. Die Einlagen in laufender
Rech=
urg haben ſich mit 9,2 Mill. ungefähr auf der gleichen Höhe gehalten.
Innelegt waren in Krediten 24,8, in Wechſeln 6,3, in ſonſtigen Krediten
eisſchließlich weitergegebener Wechſel) 35,46 (32,13) Mill. RM.
Heroux u. Leander Schuhfabrik A.=G., in Offenbach. Die heutige
Zemieralverſammlung der Heroux u. Leander Schuhfabrik in Offenbach,
ie über die Liquidation des Undernehmens entſcheiden ſollte, mußte
ver=
geit werden, da die Einladung zur G.=V. einen Tag zu ſpät im Reichs=
Mseiger veröffentlicht worden war. Eine neue G.=V. ſoll, wie der
VSB.=Handelsdienſt erfährt, in etwa drei Wochen mit der gleichen
Cixgesordnung abgehalten werden. In dieſer neuen Verſammlung ſoll
uißer der Bilanz des letzten Geſchäftsjahres 1926/27 auch diejenige des
ſuyres 1925/26 einer nochmaligen Beſprechung unterworfen werden. Im
Sptember 1927 wurde über die Geſellſchaft Geſchäftsaufſicht verhängt,
mit Zahlung der letzten Quote im Auguſt d. J. abgewickelt war. In
Zwiſchenzeit war es der Verwaltung nicht gelungen, ausreichende
Gefſchäftigung für das Unternehmen zu finden, ſo daß man ſich ſchließlich
ui ſchloß, die geſamten Fabrikanlagen an die Schuhfabrik Herz A.=G. zu
in em Preiſe zu verkaufen, der nicht unbeträchtlich unter dem Buchwert
don: 351 900 liegen ſoll. In 1926/27 wurden nicht einmal die Unkoſten
400 650 RMM.) durch die Erträgniſſe der Fabrikation gedeckt, der
Roh=
guvinn belief ſich auf 403 280 RM. Nach Abſchreibungen von 25 961
NAN. ergibt ſich ein Verluſt von 73 330 RM., der ſich um den
Verluſt=
vartrag aus 1925/26 in Höhe von 85 556 RM. erhöht. Weiterhin
wer=
deu: in der Bilanz aufgeführt: Maſchinen= und Fabrikationseinrichtung
40 000 RM., Kaſſenbeſtand, Poſtſcheck= und Bankguthaben 12848 RM.,
Aut tibhypotheken 55 000 RM., Schuldner 242217 RM., Vorräte 153 736
Nwſt. Auf der anderen Seite betragen: Grundſchuld 150 000 RM.,
Bank=
ſthhulden 144 385 RM., Akzepte 125 671 RM. und Buchverpflichtungen
1884 RM. Wenn es der Verwaltung gelingt, die vorhandenen
Ma=
ſchüeinen, Vorräte uſw. einigermaßen vorteilhaft zu veräußern, dürfte ſich
narch Anſicht der Verwaltung für die Aktionäre eine Quote ergeben, die
alerdings recht beſcheiden ausfallen bürfte.
Der Viehauftrieb im Deutſchen Reich.
Die amtliche Zuſammenfaſſung des Viehauftriebes auf den
wichtig=
ſten deutſchen Schlachtviehmärkten, die ſich auf 37 Marktorte erſtreckt,
liegt jetzt für das erſte Halbjahr 1928 abgeſchloſſen vor.
Bei allen Tierarten iſt gegenüber dem vorigen Jahre eine
Steige=
rung eingetreten, nud zwar beruht dieſe Steigerung auf einer ſtärkeren
Beſchickung der Märkte mit einheimiſchem Schlachtvieh. Namentlich
bei Schweinen iſt eine ganz gewaltige Steigerung (um 25,3 Prozent)
eingetreten, aber auch bei Rindern und Kälbern beträgt die Zunahme
7.7 bzw. 6,5 Prozent gegenüber der gleichen Zeit des vorigen Jahres
Bei Schafen iſt die Zunahme nur 0,5 Prozent. Trotz der ſtärkeren
Be=
ſchickung der Viehmärkte aus dem Inland betrug im Juni der Anteil
in Auslandsvieh bei Rindern noch 18 Prozent, bei Hälbern 12 Proz.,
bei Schafen rd. 4 Progent. Lediglich bei den Schweinen ſpielt die
Zufuhr aus dem Auslande keine nennenswerte Rolle (0,4 Prozent).
Der Verlauf der Kurven zeigt bei dem Viehauftvieb ausgeſprochene
jahreszeitliche Schwankungen. Für Rinder liegt die Zeit des größten
Auftriebes immer im Herbſt, für Kälber im Frühjahr. Schafe wevden
hauptſächlich im Frühſommer zur Schlachtung gebracht. Bei den
Schweinen, wo an ſich die Haupkauftriebszeit ebenfalls im Frühjahr
liegt, wird die Kuwve durch andersartige ſpekulative Geſichtspunkte
überlagert.
Effektenſtimmungsbild vom 18. Auguſt.
In Berlin und Frankfurt war heute der offizielle Börſenverkehr
für Wertpapiere geſchloſſen und auch ein inoffizieller Handel zwiſchen
den Bank= und den Maklerbüros fand nicht ſtatt. Es waren daher auch
keinerlei Kurſe zu höven. Hinſichtlich der weiteren Entwicklung des
Kurswiveaus iſt wan ſehr vorſichtig, da nach einer vorübergehenden
Ent=
ſpannung des New Yorker Geldmarktes wieder eine Verknappung und
ein Anziehen des Geldſatzes ſich zeigt und am hieſigen Geldwarkt die
gegen den Medio eingetretene Verſteifung noch anhält. Der Satz für
Tagesgeld ſtellte ſich heute vormittag auf 6—7,5 Prozent, für erſte
Adreſſen auch auf 5,5—7; für Monatsgeld unverändert auf 8—9 und für
hankgirierte Wagenwechſel auf 6/s und etwas darüber.
Produkienberichte.
Berliner Produktenbericht vom 18. Auguſt. Die Samstagsbörſe war
wiederum bei Eröffnung ſehr ſchwach beſucht, ſo daß das Geſchäft nur
ſchwer zuſtande kam. Die Verkäufer von Inlandsbrotgetreibe ſind
an=
geſichts der in vielen Gegenden niedergegangenen Regenfälle mit
Ange=
bot etwas zurückhaltender. Die Forderungen ſind ziemlich unverändert.
Vom Auslande lagen beſondere Anregungen nicht vor. Cif=Offerten
lauteten etwa wie geſtern. Das Lieferungsgeſchäft kam nur ſehr
ſchlep=
pend in Gang. Weizen war ſtetig bei geringen Preisveränderungen,
Roggen feſter. Mehlgeſchäft ſehr ſtill, die Preiſe halten ſich auf gſtriger
Baſis. Am Markt für Hafer und Gerſte war das Geſchäft wie immer
an Samstagen ſehr ruhig.
Viehmärkte.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am Samstag, den
18. Auguſt, waven 467 Schweine zugeführt. Verbauft wurden 386 Stück.
Milchſchweine wurden verkauft das Stück von 10 bis 20 Mark; Läufer
das Stüick von 24 bis 50 Mark und Einleger das Stück zu 75 Mark.
Lederwerke Martin Zimmer A.=G., Offenbach a. M. Wie wir
er=
fahren, wurde nach längerer Beratung von einer a. v. G.=V.
Kapitals=
erhöhung von 600 000 RM. auf 1,2 Millionen RM. ſtatt, wie bisher
be=
abſichtigt, um 400 000 auf 1 Million RM. einſtimmig beſchloſſen. Die
Aktien werden zu pari ausgegeben und zum Teil von den bisherigen
Aktionären übernommen, während der reſtliche Teil einer neuen, noch
nicht genannten Großaktionärgruppe gleichfalls zu pari überlaſſen wurde.
Hehligenſtadt u. Co. A.=G., Gießen. Die Verwaltung der
Heyligen=
ſtadt u. Co. A.=G. beruft numehr eine neue Generalverſammlung auf
den 12. September ein, welche die der vertagten G.=V. vom 27. v. M.
gemachten Sanierungsvorſchläge billigen ſoll. Dieſe Vorſchläge lauten
auf Zuſammenlegung des Aktienkapitals im Verhältnis 5:2, auf 520 000
MM. und Wiedererhöhung auf 800 000 RM., doch ſoll die
Generalver=
ſammlung in Abweichung von der früheren Tagesordnung nach
Gut=
dünken eine andere Zuſammenlegung beſchließen, d. h. evtl. das
Zu=
ſammenlegungsverhältnis noch verſchärften können. Der durch die
Sa=
nierung erzielte Buchgewinn ſoll zur Abdeckung der Unterbilanz bzw.
Abſchreibungen verwandt werden.
Großkraftwerk Mannheim A.=G. Nach dem Geſchäftsbericht konnte
das Unternehmen im verfloſſenen Jahre weiter erfolgreich am Ausbau
ſeines Verſorgungsnetzes und an der Sicherung neuer Kraftquellen
arbeiten. Das Kvaftwerk Feudenheim der Neckar=A.=G., deſſen
Geſamt=
erzeugung von der Geſellſchaft vertraglich abzunehmen iſt, kam im Herbſt
1927 in Betrieb und wurde mit 15 Millionen Kilowattſtunden in
An=
ſpruch genommen. Mit dem Elektrizitätswerk Rheinheſſen A.=G. Worms
wurde ein Stromlieferungsvertvag abgeſchloſſen, der zunächſt vur auf
Ueberſchußenergie ſich bezieht, ſpäter aber noch weiter ausgebaut werden
ſoll. Die hierzu erforderliche 20 000 Voltleitung nach Worms belaſtet
größtenteils die Großkraftwerk Mannheim=A.=G. Hierauf iſt auch die
ziemliche Steigerung der Anlagewerte zurückzuführen. Neu begonnen
wurde der Bau eines Keſſelhauſes, in dem erſtmals in Europa 180
Atmoſphären Druck angewendet werden wird. Die meue 20000 Kw.=
Maſchine erſcheint nunmehr voll in der Bilanz. Es wurden im alten
Werk 135,87 (103,86) Mill. Kwh. erzeugt, während 176,59 (141,58) Mill.
Kwh. nutzbar abgegeben wurden. Die Zunahme iſt im weſentlichen auf
den ſtärkeren Bezug ſeitens der Stadt Mannheim und der Kraftwerk
Rheinau=A.=G. zurückzuführen. Die Aushilfslieferungen an die
Pfalz=
werke (Kraftwerk Homburg) gingen dagegen zurück. Nach der Gewinn=
und Verluſtrechnung beträgt der Rohgewinn 1,1 (1,05) Mill. RM.
An=
dererſeits beanſpruchen Anleihezinſen 0,33 (0,28) und Zuweiſung an
Er=
neuerungsfonds 0,59 (0,58) Mill. RMM., ſo daß ein Reingewinn von
195 721 (203 115) Reichsmark verbleibt, woraus, wie bereits mitgeteilt
auf die St.A. wieder 7 Prozent, die V.A. Lit. A 10 und die V.A. Lit. B
wieder 10 Prozent Dividende ausgeſchüttet werden. In der Bilanz
erſcheinen Anleihen unverändert, und zwar 6 Prozent Kohlenwertanleihe
1,5, auf Reichsmark umgeſtellte Kohlenwertanleihe mit 1,32,7 Prozent.
Amerikaanleihe mit 7,35 Mill. RM., Darlehen 0,7, Schulden 1,75 (0,68)
Mill. RM. Die Geſellſchaft beabſichtigt bekanntlich zur beſſeren
An=
gleichung Kapitalserhöhung von 2 auf 4 Mill. RM., wobei die neuen
2 Mill. RM. Stammaktien vorläufig zu 25 Prozent einbezahlt werden
ſollen. Durch dieſe Erhöhung werden an der Geſellſchaft beteiligt ſein
Stadt Mannheim mit 30,125 (bisher 26 Prozent), Pfalzwerke mit 30,12
(26 Prozent); das Badenwerk mit 26 (26) Prozent und die Neckar=A.=G.
mit 13,75 (bisher 22) Prozent. Die Stadt Mannheim hat ſich bereits
mit der Napital erhöhumg einverſtandem erklärt, nachdem der
Aufſichts=
rat am 26. Mürz 1928 dieſe beſchloſſen hatte.
Die Lage am ſüddeutſchen Kohlenmarkt.
Unter dem Einfluß der Sommerrabatte hat ſich das
Hausbrand=
geſchäft am ſüddeutſchen Kohlenmarkt auch in den letzten Wochen weiter
ziemlich befriedigend geſtaltet. Dagegen hat das Geſchäft in
Induſtrie=
kohlen durch die unverkennbare rückgangige Konfunktur in der
ſüddeut=
ſchen Induſtrie eine Einbuße erfahren. Aber nicht allein aus dieſem
Grunde haben die Abrufe in Induſtriekohlen eine Verminderung
erfah=
ren, vielmehr iſt der Wettbewerb erheblich ſchärfer geworden, wovon im
erſter Linie die engliſche Kohle profitieren konnte. Was in den letzten
Wochen an engliſchen Kohlen an den ſüddeutſchen Markt kam, erreichte
eine bislang kaum erhoffte Höhe, eine Folge wohl auch der von der
Nuhr ſeinerzeit vorgenommenen Kohlenpreiserhöhung. Hauptbezieher
der engliſchen Kohle ſind weiteuhin die ſüddeutſchen Gas= und
Elektrizi=
täts=Werbe, von denen letztere durch den ſinkenden Waſſerſtand mehr und
mehr zur Dampfkraft übergehen müſſen. Die Offerten ſeitens der
eng=
liſchen und auch der holländiſchen Kohlenverſchiffer liegen durchweg
un=
ter den Ruhrpreiſen. Die holländiſchen Lieferungen nach
Süddeutſch=
land haben in den letzten Wochen gleichfalls eine anſehnliche Steigerung
erfahren. Die Saar iſt in bisherigem Rahmen unverändert am Markte.
Für Braunkohlenbriketts iſt die Lage unverändert ſehr gut.
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter:
Die Lage iſt nach wie vor wenig durchſichtig. Die Platzholzhändlen
klagen in allen Teilen Deutſchlands darüber, daß ſie beim Verkauf ihrer
Lagerbeſtände an die Verbraucher nicht diejenigen Preiſe erzielen
kön=
nen, die ſie angeſichts der in den Frühjahrsmonaten auf den Werken
gezahlten Einkaufspreiſe für die geſägte Ware haben müßten, um ein
beſcheidenes Auskonmen zu finden. Das liegt daran, daß viele
Säge=
werke, die beine Abſchlüſſe tätigen können, direkt an die
Holzverbrau=
cher herantreten und ihnen billige Angebote, häufig genug auf der
gleichen Grundlage wie die Händler, unterbreiten. Das Geſchäft iſt
alſo im allgemeinen unbefriedigend. In den letzten Tagen berichtet
man freilich aus einzelnen Teilen Deutſchlands von einer kleinen
Ver=
ſtärkung der Nachfrage, aber es handelt ſich hierbei im großen und
ganzen um Bauware, in erſter Reihe um Schalbretter in höheren
Breitenabmeſſungen. Darnieder liegt vor allem die Möbeltiſchlerei,
die unter ſehr ſchwierigen Abſatzverhältniſſen, ungünſtigen Preiſen für
die fertigen Möbel und ſehr ſchlechten Zahlungsbedingungen und
Zah=
lungseingängen ihrer Kundſchaft zu leiden hat. In Groß=Berlin
arbeiten einzelne Betriebe nur eingeſchränkt, und daß unter ſolchen
Umſtänden keine Neigung zu Abſehlüſſen auf den Holzplätzen beſteht,
ſiſt nicht erſtaunlich. Bemerkenswert iſt, daß Schwammbretter, die auch
von thüringiſchen und ſächſiſchen Fabriken viel gekauft werden, zurzeit
vernachläſſigt ſind und vielfach von polniſchen Sägewerken vergebens
angeboten werden. Das Schwellengeſchäft hat ſich etwas gehoben, es
beſteht Bedarf. Normalſchwellen ſind geſucht. Ebenſo ſind
Gruben=
holzabſchlüſſe größeren Umfanges bekannt geworden.
Erlenſperrplat=
ten ſind lebhaft gefragt; die Fabriken ſind auf mehrere Monate hmaus
mit Aufträgen verſehen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* Chikago, 18. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Weizen: Uiter dem Eindruck des baiſſelautenden amtlichen
argen=
tiniſchen Berichts über die Anbaufläche ſowie einen günſtigen
Ernte=
bericht aus Deutſchland kam es am heutigen Weizenmarkt zu leichten
Preisermäßigungen. Das baiſſegünſtige Wetter im Nordweſten und
die Zunahme der Bahnankünfte im Südweſten waren gleichfalls von
verſtimmender Wirkung.
Mais: Private Nachrichten, daß in Nebraska über ſtarken
Feuchtig=
keitsmangel geklagt wird, ließen den Maismarkt in ſtetiger Haltung
verkehren. Die führenden Lokofirmen bekundeten lebhafte Nachfrage
per September. Im Verlaufe trat im Zuſammenhang mit der
Feſtig=
keit der Lokomärkte und den anziehenden Preiſen aus, Buenos Aires
eine Befeſtigung ein.
Roggen: Das regere Exportintereſſe und Käufe öſtlicher Firmen
per Dezember ſowie die nur geringen Ankünfte wirkten am
Roggen=
markte vorübergehend leicht befeſtigend.
Hafer: Der amtliche argentiniſche Bericht war auf die
Tendenz=
geſtaltung am Hafermarkt von abſchwächendem Einfluß. Hinzu kamen
noch private Nachrichten, denen zufolge mit einem recht guten
Ernte=
ergebnis in Indiana und Ohio zu rechnen ſein dürfte.
Fettebericht: Die Feſtigkeit des Lokomarktes und die leichten
Preis=
erhöhungen am Maismarkte waren von befeſtigendem Einfluß auf die
Tendenz am Schmalzmarkt. Man rechnet mit einem geringeren
Auf=
trieb an Schweinen am Montag.
* New York, 18. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Unter heftigen Preisſchwankungen nahm der
Baum=
wollmarkt einen ſehr lebhaften Verlauf. Kabelnachrichten und einige
günſtige Berichte über den Felderſtand aus Weſt= und Süd=Texas
ver=
urſachten bereits zu Marktbeginn ein Abgleiten der Preiſe. In der
Hauptſache waren Abgaben der Kommiſſionsfirmen und ſüdlicher
Häu=
ſer feſtzuſtellen. Als im Verlauf von der Atlantikküſte Regen gemeldet
und erneut über Auftreten des Baumwollkäfers berichtet wurde, trat
infolge von Deckungen eine Erholung ein, die aber infolge von
Hed=
gingsabgaben wieder verloren ging.
Zucker= rnd Kaffeemarkt ſind geſchloſſen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 18. Aug.:
Getreide. Weizen: Sept. 111½, Dez. 116½, März 121½; Mais:
Sept. 895, Dez. 73½, März 75½; Haſer: Sept. 36, Dez. 39½,
März 41½; Roggen: Sept. 96½, Dez. 98½, März 1012/8.
Schmalz: Sept. 12,35, Okt. 12,50, Dez. 12,65, Jan. 29: 12,90.
Fleiſch. Rippen: Sept. 14,35, Okt. 13,95, Dez. 13,8: Speck:
loko 14,62½; leichte Schweine 11,50—12,8; ſchwere Schweine
11,65—12,45; Schweinezufuhren: Chicago 5000, im Weſten 25 000.
Baumwolle: Oktober 18,13: Dezember 18,24.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 18. Aug.:
Getreide. Weizen: Rotwinter 151½, Hartwinter 128½; Mais,
neu angek. Ernte 86½: Mehl, ſpr. wheat clears 5,50—6,00, Fracht:
nach England 1,3—2 Schilling; nach dem Kontinent 7—10 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 13,15; Talg, extra, loſe 8½.
Kakav: Geſchloſſen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat gemäß den §8 4 und 6 der
Vor=
ſchriften zur Durchführung des Geſetzes übee die Regelung der
Kali=
wirtſchaft vom 18. Juli 1919 Herrn Dr. Auguſt Kayſer, Berlin, als
Vertreter der landwirtſchaftlichen Verbraucher an Stelle des
ausgeſchie=
denen Mitgliedes Herrn Dr. Crone=Münzebrock zum ſtellvertretenden
Mitglied des Reichskalirates ernannt.
Wie wir aus zuverläſſiger Quelle hören, hat der Landrat des
Dill=
kreiſes für nächſten Montag die Vertreter der Arbeitgeber= und
Arbeit=
nehmerorganiſationen zu einer erneuten Eiwigungsverhandlung nach
dem Dillenburger Kreishaus eingeladen.
Die Zahl der unterſtützten Arbeitsloſen in Wien" iſt in der erſten
Hälfte des Auguſt um 773 auf 60 414 gefallen. Dimit iſt der Stand
etwa 14 002 niedriger als im Vorjahr.
Die Exportausſichten der tſchechoſlowakiſchen Leineninduſtrie, die
bereits geraume Zeit an einer Kriſe leidet, werden auch in dieſer
Sai=
ſon als ungünſtig bezeichnet. Die amerikaniſchen Beſtellungen, die für
die tſchechoflowakiſche Leineninduſtrie, immer von großer Bedeutung
waren, ſind kaum eingelaufen.
Auf den holländiſchen Ciſenbahnen wird gegenwärtig das in
Deutſchland gebrauchte Syſtem der Kunz==Knorr=Bremſen allgemein
engeführt.
Nach Preſſemeldungen kam es zu keiner Einigung mit den
hollän=
diſchen Roheiſenerzeugern über eine Reglementierung der holländiſchen
Aoheiſeneinfuhr nach Belgien.
In London wird Mitte September eine internationale Konferenz
zuſammentreten, auf der man ſich mit der Lage auf den internationalen
Bleimärkten befaſſen und die Frage einer Preis= und Pro
uktions=
regelung erörtern wird. Man hofft auf eine Teilnahme Deutſchlands
an der Konferenz.
Der ſcharfe Sturz der japaniſchen Währung hat nach Berichten aus
Tokio in der japawiſchen Geſchäftst
beträchtliche Unruhe
hervor=
gerufen.
DeIeITe !
Des Volkes Not
U. Leldendand
Beginn der Vorstellungens Am Sonntag 3, 5, 7 und 9 Uhr.
Während der Vorstellungen keinen Elnlaß.
Jugendliche zahlen halbe Preise,
Residenz-Theater am weißen Furm
Zwel Groß-Fllme In einem Programm:
Tunney, der Buffalo Bill des Ringes
Palast Lichtspiele, Grafenstraße
Heute bringen wir ein großes Festprogramm, wie es stärker nicht mehr gevählt werden kann
Ein gensation. Abenteuer in 6 Akten In der Hauptr. der Boxweltmeister Tunney.
Ferner: Henny Porten in „Mutter und Kind‟
einer der schönsten u. dramatischsten Filme, die Henny Porten je gespielt hat.
(1P.13341
Beginn: Sonntag 3 Uhr Letzte Vorstellung 8½ Uhr.
Schlachtschiff „Constitution‟
Der größte, je ersehienene Marinefilm, der historische Heldenkampt der
„Constitution” gegen die Piraten des Mittelmeeres
Ein Mädel von heute, der Lebensroman des Kleinstadtmädels in der
Großstadt — Dazu noch: Die Deufig-Woche.
Eintrittspreise von 0 80 an.
Beginn: Sonntag 3 Uhr Letzte Vorstellung 8½.
R
Sommerſpielzeit
im Kleinen Haus
des Heſſ. Landestheaters Darmſtadt
Leitung: Direktor Adalbert Sieffter
Rammelbräu
Heute Sonntag, abends 8 Uhr
Berzarewitsch
Operette in 3 Akten von Franz Léhar
Gastspiel des Berliner Metropol-Theaters
Nur noch 3 Tage!
Der große Erfolg:
Die lastige Sünderin
In der glänzenden Besetzung des
Berliner Metropol-Theaters.
Telephon 2519
Rheinstrade 101
Gegenüber der Festhalle
eMuen Waetered ſchehehte ien
BerZarewitsch
Mitwoch, den 22. Auguf, nachmitags 4 Uhr
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morgen Montag abends ab 8 Uhr
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4 Uhr —
(100 ehem. Militärmusiker) 8 Uhr
13283
Schlußbild: Elsernes Kreuz!
Wozu herzlich einladet: Der Fest-Ausschuß.
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den 24. Auguſt, abends 8 Uhr. (13152a
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[ ← ][ ][ → ]ſiammer 230
Sonntag, den 19. Auguſt 1928
Geite 15
ſe dran Biorcen zwei Belten.
Roman von Ludwig von Wohl.
Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin 1927.
„Was fällt Ihnen, denn eigentlich ein, Sie unverſchämte
Iſe Angſt in Giſelas Herz wich einer brauſenden Empörung.
Sölrang nach Worten.
„WVie kommen Sie überhaupt hier herein?” fuhr Moran
ent=
rlüſt fort. „Was haben Sie hier zu ſuchen!? Schämen Sie ſich
dſee gar nicht?!“
* ekundenlang hatte Giſela vor ſeiner Aktivität wirklich das
Chähl, daß ſie der Eindringling war. Aber dann richtete ſie
ſiſchech auf.
„Ich muß Ihnen dieſe Frage zurückgeben”, ſagte ſie erbittert.
„Aſen Sie denn überhaupt nicht, wo Sie ſind?”
Jetzt fuhr Tancred C. Moran mit einem Ruck aus dem Bett.
Preitbeinig ſtand er im Zimmer und wollte gerade eine
Bſ rnde Philippika loslaſſen, als ſein Blick auf die
Durch=
gſufs tür zum nächſten Zimmer fiel. Er machte plötzlich ein hilf=
Uub tretenes Geſicht.
Sein Zimmer hatte doch nur eine Tür gehabt!
Seine Augen irrten umher. Ein Doppelbett — und außer=
1ſ ehlte da draußen vor dem Fenſter das Denkmal des dicken
Aapim Paſcha auf ſeinem Rieſengaul. —
Er war in einem fremden Zimmer — er hatte
In ſeinem Schädel verrichteten plötzlich ein halbes Hundert
hamer Klopfarbeiten.
„etzt ſagen Sie mir aber eins”, bat er, langſam erwachend.
wi ich hier richtig in Kairo?”
DDas ja —
„„Auf Zimmer achtundſiebzig —
„Ja — allerdings — aber —‟
Im — Continental — Hotel —”
„Nein! Im Shepeard.”
Großer Gott”, ſagte der Amerikaner verlegen, „muß ich
Er räuſperte ſich verlegen.
„Ich bitte — ich bitte — ſehr um Entſchuldigung — —,” ſtieß
erdenn vor Eile ſtotternd hervor. Dabei ſah er ſie zum erſten
Ale, ſeit ſeinem Erwachen voll an und geriet über den Anblick
g ſhlanken, jungen Dame im Pyjama mit dem ſchußbereiten
Moollver in der Hand im immer tiefere ſeeliſche Bedrängnis.
Sood good, war das eine Situation.
Es — — es — — wird beſtimmt nicht mehr vorkommen,”
ſinnielte er in verblüffender Logik. „Bitte, entſchuldigen Sie
mh jetzt, Miß —
Und mit einem förmlichen Hechtſprung ſchoß er zur Tür, riß
ſlanf und ſtieß die zweite äußere mit aller Gewalt nach außen.
Birgis aber, der draußen auf und ab ging, bekam plötzlich
eiens wuchtigen Stoß gegen Stirn und Ellenbogen.
Er taumelte und Funken ſprühten ihm vor den Augen.
elber er ſah doch noch, wie ein Mann im Abendmantel und
Stacking und ohne Hut wie ein Wilder über den Gang lief und
d Treppe förmlich hinunterſtürzte.
Einen Mann, der ihm bekannt vorkam, wenn er auch nicht
wußte, woher —
Sollte er ihm nach — — war etwas geſchehen?
Aber die innere Tür war ſchon wieder geſchloſſen und der
Kerl war ſicherlich längſt im Freien. Und am Ende — — am
Ende —
In wütender Unentſchloſſenheit, eiferſuchtzerfreſſen, ging er
endlich langſam in die Halle hinunter und gab dem ſchläfrigen
Nachtportier den Auftrag, die Koffer Herrn Daniel Brouwers
packen und an die Bahn bringen zu laſſen.
Der Herr wolle um ſieben Uhr nach Alexandria.
Allein, ja, zum Teufel.
TV.
Als Iskander Girgis um halb elf Uhr Frau Giſela Brouwer
ſeine Aufwartung machte, fand er ein bleiches, völlig
verſchüch=
tertes Weſen voller Nervoſität und Beklommenheit.
„Denken Sie, Monſieur Girgis, mein Mann —
Es wollte ihr nicht über die Lippen, daß er die ganze Nacht
nicht im Hotel geweſen war. Und doch brauchte ſie jemand, dem
ſie ſagen konnte, daß ſie auch am Morgen, — daß ſie bis jetzt
nichts von ihm gehört und geſehen hatte.
Girgis trug einen dunklen Straßenanzug und weiße
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gamaſchen auf den eleganten Schuhen. Er ſah ernſt, faſt ein
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„Ich komme von Ihrem Mann, gnädige Frau.”
Sie ſprang auf.
„Sie kommen —
„Er ſchickt mich zu Ihnen —‟
Zwei kalte, würgende Hände faßten Giſelas Herz und
preß=
ten es zuſammen.
Langſam zog Girgis einen Brief aus der Taſche.
„An mich?”
Er verbeugte ſich ſtumm.
Sie öffnete den Brief, mit einem blaſſen Lächeln auf den
Lippen
Girgis beobachtete ſie und fühlte heftige und ſchamvolle Reue
über ſeine Handlungsweiſe. Aber — — à la guerre, comme
à la guerre. Und der Beſitz der Prinzeſſin Thraun, dieſer Frau,
die ſchöner war als alles, was es auf der Welt gab, war
wich=
tiger, als irgendein Zoll oder ein Hanal, um den ſich Nationen
balgten. Außerdem war es eine gute Tat, ſie von dieſem Schuft
zu befreien.
Giſela las den Brief zwei — dreimal, ohne daß ſich ihre
Züge veränderten.
Endlich ſah ſie Iskander Girgis ſchüchtern an und ſagte in
völliger Hilfloſigkeit:
„Können Sie mir das erklären, Monſieur Girgis — ich
ver=
ſtehe es nicht.”
Girgis ſchluckte. Er hatte einen Verzweiflungsausbruch
er=
wartet — Tränenſtröme —
Wie half man ſich gegew dieſe rührende Naivität. —
Es war ein Verbrechen, dieſe Frau weinen zu machen.
Er ſuchte nach Worten und fand nur ein Achſelzucken. Sie
ſah ihn groß an und er mußte beiſeite ſehen.
Wieder fühlte Giſela die beiden Hände ihr Herz preſſen. —
„Was bedeutet das, Monſieur Girgis?”
Der Grieche ſah kein Entweichen mehr und ging in ſeiner
Verzweiflung von äaußerſter Unſchlüſſigteit zu äußerſter
Bruta=
lität über.
„Herr Brouwer iſt Ihrer nicht wert, Madame. Er hat Sie
im Stich gelaſſen.”
Er ſah auf die Uhr.
„Er iſt jetzt ſchon viele hundert Kilometer von hier entfernt.”
Giſela fühlte eine nicht zu beſiegende Schwere in allen
Glie=
dern und ſank in einen Stuhl.
Sie ſtarrte den Griechen an, als wenn er in einer ihr
frem=
den Sprache geſprochen hatte.
„Er — — er iſt —
Sie ſchlug die Hände vor das Geſicht, um ihre völlige
Rat=
loſigkeit nicht preiszugeben. Er hat ſie allein gelaſſen, — in
Kairo — — in Aegypten — — er war geflohen —
Sie ſah tauſend fremde Geſichter um ſich herum,
gleichgül=
tige, drohende, gierige —
Sie ließ die Hände ſinken.
Zwei große Tränen blinkten ſilbern in ihren Augen.
Das war mehr, als Iskander Girgis vertrug.
Er ſtürzte förmlich neben ihr nieder, faßte ihre Hände und
bedeckte ſie mit glühenden Küſſen.
Entſetzt ſah ſie ihn an — aber er merkte es gar nicht.
„Denken Sie nicht mehr an ihn,” ſtöhnte er, während ſein
Blut ihm die Stirn zerſprengen wollte. „Er hat Sie verkauft —
er hat Sie verraten — er liebt Sie nicht — hat Sie nie geliebt —
ich bitte Sie, denken Sie nicht mehr an ihn — Sie ſollen nicht
lei=
den — Sie ſollen nicht weinen — alles, was ich habe und bin,
wiegt nicht eine Träne von Ihnen auf — ich liebe Sie — ich
liebe Sie —
Sie ſprang auf, ſo daß er unſanft zurückgeſtoßen wurde.
„Sie wollen mich alſo beleidigen, Herr Girgis?” Ihr Mund
zuckte. „Bitte, verlaſſen Sie das Zimmer.”
Aber der Grieche hatte alle Beſinyung verloren.
„Verſtehen Sie denn nicht,” ſtöhnte er, „begreifen Sie denn
nicht — ich will Ihnen alles geben, was Sie wollen — ich will
Ihnen jeden Wunſch an den Augen ableſen.”
„Er hat mich alſo an Sie verkauft,” ſagte ſie eiſig.
Er zuckte zuſammen und ſtarrte ſie angſtvoll an.
„Gehen Sie!”
Er ſtand auf, an allen Gliedern zitternd.
„Sie wiſſen nicht, was Sie tun, Madame,” ſtammelte er,
„Was wollen Sie allein und ohne Geld in Kairo —
Giſela fuhr auf ihn zu, daß er zurücktaumelte.
Ihre 2gen ſprühten.
„Hinact
Mit einem wunderlichen Gefühl von Müdigkeit ſtand
Jskan=
der Girgis auf dem Korridor.
„Ich habe mich benommen wie ein Idiot,” dachte er,
wäh=
rend er mit bleiernen Knien die Treppe hinunterging. „Wie ein
Idiot — ſie mußte ja glauben, daß ich ſie zur Geliebten wollte.
Ich habe mich hinreißen laſſen wie ein ſechzehnjähriger Junge.
Sie konnte gar nicht anders handeln.”
(Fortſetzung folgt.)
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Wechseljahren wissen? Die Bedeutung der Blutungen. Die
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schwerden des Körpers, die vorgetäuschten Krankheiten. Die „innere
Sekretion” im Frauenleben und die Wechseljahre, Warum Angst
vor Krebs? Das „getährliche Alter” und die Frauennerven.
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mütsleiden. Hysterie. Wechseljahre und Ehenot! Warum
verstehen so viele Männer in dieser Zeit die Frau nicht mehr?
Die Hygiene der jungen Frau.
Neues zum Thema: Entzündungen und Katarrhe Im
Frauenkörper, Warum immer nur Spülungen und Hausmittel?
Was ist Unterleibs-Training?
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uns gesprochen hat.
Mannheim (General-Anzeiger): Waldeck berührt intime Fragen.
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würde. Er berührt sie ungefragt. Es werden ihm viele
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Shepherds=Hotel in Kairos City oder im Semiramis am
Nil. Er lernt Agypten nur während der Hochſaiſon, im
Winter, kennen, und findet alles entzückend, berauſchend,
lovely und nice. Jeder Couriſt macht, je nach ſeinem
Geld=
beutel, andere Erfahrungen, ſchli. lich bleibt doch ein
Couriſt ein Couriſt!
Wenn ein Europäer nach Agypten geht, um ſich eine
Exiſtenz zu ſchaffen, um Geld zu verdienen, ſieht die Sache
wieder anders aus. Da werden manche Perſpektiven
ver=
ſchoben und mancher Craum erfährt ein, frühzeitiges Ende.
Eines aber haben alle Europäer gemeinſam: das Gefühl der
Überſchätzung! Die Seit, wo man den Weißen als Herren
der Erde anſtaunte, iſt vorbei.
Cürken und Agypter.
Die Bevölkerung Agyptens ſetzt ſich aus 90 Prozent
Mohammedanern, 8 Prozent Kopten und 2 Prozent Juden
zuſammen. Die Landbevölkerung iſt das eigentliche
Prole=
tariat. Proletarier im gemeingültigen Sinn haben wir nicht,
da es bei uns keine Fabriken gibt. Wir dürfen keine
Fabriken bauen, damit die Großmächte mit ihren
Kon=
zeſſionen ihre eigenen Fabrikate abſetzen können.
Deutſch=
land, Sſterreich und die Cürkei haben ihre einſtigen
Kon=
zeſſionen durch den Weltkrieg eingebüßt.
Das ägyptiſche Königshaus iſt türkiſch. In allen adligen
und vornehmen Familien wird türkiſch geſprochen, und ſelbſt
König Fuad beherrſcht dieſe Sprache viel beſſer als das
Arabiſche. Die Regierung weiſt überwiegend Cürken auf.
Die Beamten haben ſich faſt alle aſſimiliert, zum Ceil aber
auch mit Agyptern vermiſcht. Agypten hatte bis heute nur
einen einzigen rein ägyptiſchen Miniſterpräſidenten: Saad
Paſcha Saghloul. Seine ungewöhnliche
Volkstümlich-
keit war zum großen Ceil in ſeiner Abſtammung begründet.
Einige türkiſche Perſönlichkeiten und
Würden=
träger, die gerade jetzt in der Regierung ſind oder von ihr
beauftragt wurden, ſeien genannt: der jetzige
Miniſterprä=
ſident Sarouat, der Geſandte in London: Azziz Paſcha
Jzzet, der Geſandte in Berlin: Seifoullah Paſcha
Juſhry, und der Pariſer Geſandte Mahmoud Paſcha
Fakri.
Wiſſenſchaft und Kunſt.
Schriftſteller und Philoſophen ſind überwiegend reine
Agypter. Der bedeutendſte äguptiſche Dichter der
Gegen=
wart iſt Achmed Bey Chawky, der anläßlich ſeines
50. Geburtstages ſelbſt in Paris gefeiert worden iſt. Ein
hervorragender Gelehrter iſt der ſeit Kindheit blinde
Dr. Caha Huſſein, ein eminenter Hiſtoriker, den die
Geiſt=
lichkeit wegen ſeiner ſchonungsloſen Kritik heftig angreift.
Man ſieht, auch Agypten kennt das in Europa ſo verhaßte
Gefühl für Senſur. Ein anderer Denker, Cheekh (nicht
Cheikh!) Aly Abdel Nazzek, wurde wegen
vermeint=
licher Angriffe des Sslams in einem ſeiner philoſophiſchen.
Werke ſeines Amtes als Kadi einfach enthoben. Ahmed
Deif, der Dichter des „Manſour” und „El Azhar”, hat
die wahrſten Bücher über unſere moderne geiſtige
Entwick=
lung geſchrieben. Dieſe Werke ſind in Paris, bei Nieder,
in franzöſiſcher Sprache erſchienen und werden vom
Über=
ſetzer und Mitarbeiter Francois Bonjean als eigene Werke
ausgegeben!
Unſere Muſik, beſonders die Inſtrumentalmuſik, iſt
völlig primitiv. Allerdings gibt es einige Volksſänger und
„Sängerinnen, unter denen eine ſogar europäiſchen Ruhm
erreichen konnte. Doch die beſten Oum Khalſoum und
Mounirah, ſind nicht mehr ganz jung.
Schule, Korruption und Bildungsweſen.
Wir haben in Agypten ſehr viel Seit.
Nichtsdeſtoweniger ſind im Jahre 1926 über 600
Pri=
märſchulen im ganzen Lande eröffnet worden. Die
all=
gemeine Schulpflicht iſt eingeführt. Es wird überhaupt ſehr
viel für Bildung getan. Hunderttauſende ägyptiſcher
Pfunde werden für Ausbildung begabter Schüler in Europa
im Budget geführt. Das Neſultat iſt allerdings
deprimie-
rend. Es geht keinesewgs immer mit rechten Dingen zu,
und der Korruption iſt oft die Cür weit geöffnet.
Die Mehrzahl der nach Europa gehenden Schüler ſind
degenerierte, wohlhabende Paſchaſöhnchen, die dieſe
Gele=
genheit benutzen, um für einen Europabummel mehr
Caſchengeld zu haben. Gelernt wird nichts, und wenn die
Seit der Heimkehr näherrückt, muß irgendein armer
Stu=
dent für gutes Geld nachhelfen und raſch die
Prüfungs=
arbeiten erledigen. Durch dieſe Methode wächſt ein Stamm
halbgebildeter Staatsbeamter heran, die höchſtens dem
Lande ſchaden, da ſie ſofort Inſpektorſtellen oder noch
ver=
antwortungsvollere Poſten, mit 30 Pfund Monatsgehalt,
bekommen.
Anders der arme Ceufel. Er ſieht in Europa das
Para=
dies, lernt, ſchuftet, kommt heim, iſt durch die zweijährige
Studienzeit 5 bis 7 Jahre an den Staat gebunden und wird
dann in irgendeine Provinzſchule als Lehrer mit 10 Pfund
Anfangsgehalt geſteckt. Bei guter Führung erhält er jedes
Jahr 1 Pfund Gehaltserhöhung. Aus dieſen Reihen
kommen, dann die Unzufriedenen, die den Reichen haſſen,
vorläufig aber machtlos ſind und aus Nache die Jugend
verhetzen.
Frauenbewegung. — Samilie. — Harem.
Wir haben in Agypten auch eine Frauenbewegung. Ihre
Führerin iſt Madame Hoda Charani Paſcha, die meiſt in
Paris lebt. Dort gibt man ihr und der befreiten
ägyp=
tiſchen Frau zu Ehren große Seſte, von denen wir in den
Seitungen leſen. Unſere jungen Mädchen, auch
mohamme-
daniſche, werden in den verſchiedenen Neligionsorden bei
katholiſchen Schweſtern oder in der „American Miſſion”
erzogen. Auf dieſe Weiſe lernen ſie mindeſtens drei
Sprachen in Wort und Schrift und beſitzen europäiſche
Bildung, die durch alte türkiſche Cradition noch eine
Ver=
feinerung erfährt.
Die Mädchen ſind ſchön, reich, geiſtvoll und bekommen
den Mann, den die Eltern beſtimmen. Sie leiden ſehr oft
und qualvoll unter der Halbbildung und Brutalität ihrer
Gatten. Iſt die Ehe mit Kindern geſegnet, iſt ſie glücklich.
Der Gatte kann die größten Ungeheuerlichkeiten begehen,
die Frau wird um der Kinder willen alles erdulden und
hin=
nehmen. Ich könnte viele Beiſpiele anführen, wo ſehr
kul=
tivierte Frauen, die ſich geiſtig beſonders hervortaten, durch
die Mutterſchaft zur Null herabſanken.
Harems kennen wir nur durch „elf u nachet leila” durch
Cauſend und eine Nacht. In Oberägypten ſoll es noch
vor=
kommen, daß irgendein reicher Bauer oder Dorfſchulze
zwei bis drei Frauen geheiratet hat. Doch iſt das ein großer
Luxus, da jede Frau ihr eigenes Haus haben muß. Ismail
Paſcha war der letzte Herrſcher Agyptens, der vier Frauen
hatte.
Mode. — Geſellſchaft.
Die Kleidung unſerer Frau iſt noch immer der
Cſcha=
ſchaff. Vereinzelt ſieht man jetzt Straßenkleider, die aber
ſtets ein ſchwarzer Seidenmantel verhüllt. Als
Kopf=
bedeckung dient der Curban. Wir ſagen, proſaiſcher, Shawl
daz. Die Nöcke werden natürlich kurz getragen. Mit
Schuhen und Strümpfen treibt man phantaſtiſchen Luxus.
Man kann die moderne Frau vormittags bis 1 Uhr auf der
Kaſr el Nil, dem großen Bummel, deim Shopping ſehen.
Swiſchen 6 und 8 Uhr abends kann man ſie in ihren Nolls
Noyce oder Hiſpanos bewundern, und man trifft oft
Selbſt=
fahrerinnen, die plötzlich ſtoppen, um etwas Nouge oder
Puder aufzulegen. Nach 10 Uhr ſieht man die Damen in
der Oper, im Cheater oder im Kino. Die Kinos vor allem
ſind ihr Lieblingsort. Die Agupterin verſteht es ſehr gut, zu
kokettieren und zu flirten. Mit Vorliebe tut ſie das
wäh=
rend der Cheatervorſtellung, allerdings nur für die
Zeit=
dauer der Vorſtellung. Nach dem Cheater iſt es
unweiger=
lich damit aus. Dann kennt ſie den „Flirt” nicht mehr!
Unſere vornehmen Frauen reiſen alle vier bis fünf
Monate nach Europa, vornehmlich nach Frankreich. In
Paris kleiden ſie ſich natürlich echt franzöſiſch. Unſere
Mädchen ſind ſehr ſchön. Beſonders das türkiſche
Miſch=
blut iſt reizvoll und ſchlank. Die Haut iſt ungeſchminkt und
perlmutterfarben. Manchmal von leichtem Bronzeton.
Lei=
der ſind die Beine oft ein wenig zu kurz geraten. Auf die
Hautpflege legen ſie alle großen Wert. Die Berühmtheit
der Augen hat in Agypten ihre Berechtigung. Nach dem
25. Jahre wird die ägyptiſche Frau ziemlich breit, mit
30 Jahren pflegt ſie in der Negel dick zu ſein, und mit
32 geradezu häßlich. Keine Frau der Welt aber kann ſich
ſo ſchminken, wie die Orientalin. Der übermäßige Gebrauch
des Parfüms allerdings verdirbt viele Reize und trägt nist
immer dazu bei, ohne Kopfſchmerzen aus einer
Frauen=
geſellſchaft zu gehen.
Agypten iſt eben Orient.
Und Orient iſt weſentlich anders, als die brave Mutter
Europal
IHHHBEAnaaaEannaapnnar
IHHHAEHZAHEHAApAnAnInAnAInAHHAHÄEHAHEEHHHEAEunnaannnnnnnng
Nummer 34
19. Auguſt 1928
[ ← ][ ][ → ]in Tag in Oliltenberg.
Von Frltz Droop.
Am Schnatterloch ſteht eine Bäuerin und hält Kirſchen fell.
Für dreißig Pfennige packt ſie uns alle Caſchen voll. Das klingt
nach alten Seiten wie die Melodie, die eben von der Mainbrücke
herüberweht, wo eine frohe Schar das Lied vom Wandern
ange=
ſtimmt hat. Man meint, ein Grauſchimmel mit gelber Poſtkutſche
müſſe über den Markt klappern; aber an Stelle des Poſthorns
tönt die Hupe eines Autos; der Poſtillon iſt zum Chauffeur
geworden. Der hält jetzt vor dem „Nieſen”, jenem älteſten
Gaſt=
haus Deutſchlands, in dem Martin Luther nach dem Reichstag
zu Worms den Grafen Erbeck, der ihn fangen wollte, bekehrt
haben ſoll. Das Mittelalter ſteckt auch in Miltenberg überall
ſeine Fahnen und Schilder heraus. Auf
halber Höhe am Berge die Neſte einer
Burg. Wenn der Chroniſt ſchweigt, müſſen
die Steine reden. Wo in Franken Neben
wachſen, ſteht auch ein Heiliger, der ſie
beſchützt. Aber die Core der Stadt ſind weit
geworden; nur ihre Mauerbögen halten
noch ſtand und ſtaunen über den ſchnellen
PPulsſchlag des Verkehrs, der Odenwald
und Speſſart zu engen Nachbarn macht.
Die Stadt liegt faſt ganz an der äußeren
Seite des Bogens, den der Main hier
be=
ſchreibt, um den Bewohnern des Cals den
Blick nach beiden Seiten zu gönnen. Dafür
kehren die Häuſer dem Fluß ihre Nückſeite
zu; nur die großen Gaſthäuſer öffnen ihre
Cerraſſen dem Spiegel des Waſſers. Von
Schiffahrt iſt hier nur wenig zu ſpüren,
und wenn ein Paddelboot ſich flußaufwärts
müht, laufen Alte und Junge wohl gar auf
der Brücke zuſammen, um das Schauſpiel
beſſer beſtaunen zu können. Es gibt — für
ſie — ja recht wenig zu ſehen daheim. Was
ſagen denen, die ſie ſtändig vor Augen
haben, die Erker, Fachwerkgiebel und
Cürme, die hier und dort über die
Baum=
wipfel hinausragen und an denen die
Schwalben und Dohlen raſten, die in den
nahen Sandſteinbrüchen zu Hauſe ſind. Dem
Einheimiſchen iſt das alles zur
Selbſtver=
ſtändlichkeit geworden, und doch könnte
hinter jenem Epheudickicht das Schloß
Dornröschens liegen, das auf den Kuß des
(Prinzen wartet, wie der Koch, der dem
frechen Küchenjungen die längſt fällige
Backpfeife verabreichen darf. Auch die
Ohr=
feige hat ihre Cradition. Das ehemalige
Frankenblut der Bewohner iſt zwar etwas
langſamer geworden als zur Seit Karl
Mar=
tells; dafür hat ihre Luſt zu Scherz und
Fronie ſich um ſo dauerhafter erwieſen.
Der Markt mit dem ſchönen Nenaiſſance=
Brunnen (1583) iſt immer noch der
Mittel=
punkt der Stadt. Hier machen die Maler
Halt, wenn ſie durch Unterfranken ziehen;
hier holt ſich auch der moderne Architekt
mancherlei Anregungen, der Feuilletoniſt
aber ſucht vergeblich nach dem rechten
Wort, um die Neize dieſes Idylls zu
ſchil=
dern, das ſich nach „oben” an die
roman=
tiſchen Überreſte der alten Stadtmauer
drängt. Hinter runden Butzenſcheiben lacht
ein fröhlicher Mund auf den Fremden herab,
der hier unbedingt eine alte Weinſtube ſucht.
DDie Sandſteinſtufen ſind ausgetreten! Uber
allen Straßen und Gaſſen aber ſchwebt ein
Glockenton von Liebe und Creue; es iſt, als
öffneten ſich die Fenſter Alt=Nürnbergs zur
Seit der Meiſterſingerzunft. War auch nicht
alles echt, was die ſpätere Nomantik mit
goldenem Sauber umwob, es war doch
von deutſcher Art und unſerer Liebe wert.
Heute wohnen „andere” Menſchen in den
alten Häuſern, aber ſie ſind der Vergangen=
heiligen Nepomuk und Laurentius hat man Statuen und
Bild=
ſtöcke errichtet; die freiwilligen Sachſenkrieger, die bei der
Über=
fahrt über den Main 1814 verunglückten, fanden nahebei
ein=
gemeinſames Grab. — Jenſeits des Sluſſes liegt das Kloſter=
Engelberg, das nun ſchon ſechs Jahrhunderte überdauert. Heute
hüten Franziskanermönche die Kapelle mit dem Gnadenaltar der
Maria. Man ſchreibt dieſer Stätte ähnliche Heilswirkungen zu.
wie dem Miſſionskreuz an der katholiſchen Pfarrkirche zu
Amor=
bach. Nirgends iſt uns der Karfreitag ſo gegenwärtig wie im
Frankenland; immer wieder taucht hinter dem Frohſinn der
Men=
ſchen etwas auf, das an Dürers und Grünewalds Süge gemahnt.
Orgel=Anekdoten.
Johann Sebaſtian Bach hatte wieder
einmal eine neue Orgelmuſik komponiert1
und ſpielte ſie auf dem königlichen
Inſtru=
ment durch. Als das Spiel beendet war,
trat der Balgtreter händereibend in die Cür;
und ſagte zu Bach: „Das haben wir ja
wieder einmal vortrefflich gemacht.”
Der Meiſter wandte ſich erſtaunt umn.
„Wieſo wir? Ich bin ja allein hier!”
Der Balgtreter verſchwand, und
aber=
mals begann der Meiſter zu präludieren.
Da, mitten im brauſenden Spiel,
verſtumm=
ten alle Pfeifen, kein Con war hördar.
Bach ſtaunte, ſchimpfte und rief den
Balg=
treter, der lachend den Kopf zur Cür
hinein=
ſteckte: „Ja, ſehen Sie nun, Meiſter, daß
wir immer zwei ſind? Wenn ich nicht will
können Sie auch nicht!”
Der Sänger Valſemann erzählte gern
folgende Geſchichte: Einſt ſollte ich in einer
kleinen Stadt in einem Kirchenkonzert
mit=
wirken. Durch Erfahrung gewitzigt,
er=
mahnte ich den Organiſten, die
Orgelbeglei=
tung zu meinen Liedern nicht gar zu laut
werden zu laſſen. Er gab mir die
uner=
wartete Antwort: „Wir machen das hier
ſo: Jeder gibt ſein Beſtes, und wer dann
Herr wird, wird Herr!”
Der alte Organiſt iſt nach faſt
fünfig=
jähriger Dienſtzeit in den Nuheſtand
ge=
treten. Choral und Liturgie konnte er,
Vor= und Nachſpiel gabs aber bei ihm
nicht. Heute ſitzt nun der neue Herr Organſt
zum erſtenmal auf der Orgelbank, und zum
Schluß wird er in einem machtvollen „
Poſt=
ludium” zeigen, was er kann. Da ſagt
Gevatter Kraudelat beim Verlaſſen der
Kirche zu Gevatter Mikoleit, als immer
noch die Orgel brauſt: „Unſer neuer Kanter,
der kann!” „Jo,” antwortet bedächtig
Mikoleit, „ho griegt de Urgel ja nicht zum
ſtuhn!”
Als der Kohlenhändler Heidemann, ein
bekannter Hamburger Kaufmann, zum
Sena=
tor gewählt war und aus dieſem Anlaß den
üblichen feierlichen Kirchgang hielt, leiſtete
lich der Organiſt den Scherz, das feſtliche
Vorſpiel zu einer Phantaſie über die
Ope=
rettenweiſe „Mutter, der Mann mit dem
Koks iſt da” zu geſtalten. Der darob ſehr
erboſte Pfarrer beantragte gegen den
Sün=
der ein Diſziplinarverfahren, aber
Heide=
mann als Kirchſpielherr veranlaßte ſchleunig
die Einſtellung dieſes Verfahrens, denn er
beſaß Humor, ſo daß er dem Organiſten
nicht gram ſein konnte.
heit noch nicht ſo entrückt wie wir. — Aber, wer wollte
philo=
ſophieren, wenn die Natur ihn ruft? Wir wollen hier auch nicht
die viertauſend Jahre durchfliegen, die ſeit der Beſiedelung der
Gegend verfloſſen ſind. Denn die Cimbern ſind nicht die erſten
geweſen, die hier ſeßhaft waren. Auch die Nömer opferten ihr
Blut für das Land am Main, bevor der Franke Chlodwig ſein
Siegesbanner hier aufpflanzen konnte. Die erſte ſtädtiſche
Ur=
kunde trägt die Jahreszahl 1237; die Kirchen und Kapellen
wuchſen ſchneller als anderwärts. Im 17. Jahrhundert ſiedelten
die Franziskaner ſich hier an; kurz vorher hatte man nicht
weniger als zweihundert Hexen aus dem Amt verbrannt. Dem
Stunde am Meer.
Von Erich K. Schmidt.
Hier ſieht man weder Fiſcherhäuſer noch Leuchtturm, die
Menſchen ſind wie fortgewiſcht, das Leben der ganzen Inſel
ſcheint verſunken. Hier iſt die große Einſamkeit. Das Herz
ruht aus, die Gedanken, gehetzt im Trubel des Alltags,
ſchwei=
fend, gepeinigt, verwirrt und oft ineinander verfilzt, ſie ziehen
langſam — wie Wolken auf ebener blauer Bahn. Wie lichte,
hellgelbe Wolken, ohne Schattenkern, ganz von Sonne
durch=
tränkt, ätherleicht und ſchaumgeboren. Die Dünen fallen mit
ſcharfer Kante jäh zum Strande, krauſe Büſche, von
kniſtern=
dem Strandhafer unterſetzt, krönen grün die ſandgelben Nänder,
es iſt ein hoher Wall, ein breites Dickicht, darinnen die
See=
ſchwalben niſten; kein menſchlicher Suß kann es durchſchreiten.
Von fern nur hört man das Piepſen der jungen Brut, und die
Schwalbenmütter ſegeln aufgeregt im Winde über den dunklen
Dorn. Zwiſchen dem Strande und den verflochtenen Büſchen iſt
ein ſchmaler Streif voll weißen Sandes, Muſcheln und Geſtein
ruhen ſanft in weichen Betten, die Wellen ſtürmen raſtlos und
aufgeregt heran. Sie ziſcheln, ſie ſpritzen, ihre weißgrünen Kämme
zerſpringen in hunderttauſend Cropfen, ſchießen kopfüber in den
Sand, vereinen ſich zu langen feuchten Sungen, die alle Kieſel
be=
lecken — dann zieht das Meer ſie wieder ein. Von weitem ſieht
man die Wellen kommen, weißſtirnig rollen ſie heran, gebäumt,
hüpfend wie weiße Fohlen, manche wachſen, je mehr ſie ſich der
Küſte nähern, manche brauſen ſonor, andere zergehen, ehe ſie ihr
Ziel erreichen. Die Möwen begrüßen ſie mit hellem, feilendem
Geſchrei, ſie bringen den Vögeln gute Beute von weither, die
hellen Brüſte tauchen in die gekräuſelten Nänder der Wellen, die
Süße und Schnäbel ſchießen wie rote Blitze hin und her.
Ich finde eine verfallene Hütte im Geſträuch, die Cür ſteht
offen, die Diele fehlt, die Wände klaffen, zur Decke blickt der
blaue Himmel durch viele Spalten hinein. Nur ein primitiver
Klappſtuhl ſteht einladend in einer Ecke, hineingebohrt zwiſchen
Sand und Gras.
Da überfällt mich ein Glücksgefühl, wie ich es ſelten empfand;
der Nauſch der Einſamkeit weht in mich hinein, viele Schauer
überrinnen meinen Nücken. Es iſt nicht die dumpfe Einſamkeit
unter dem Dach der Großſtadthäuſer, wo ringsum viele
Schick=
ſale ihren Atem beengend ausſtrömen, wo mißratene Cöne
unge=
ſtalt das Ohr bedrängen, wo die Luft dick ſchwelt unter
Miasmen=
fülle. Auch dieſe Einſamkeit kenne ich gut. Nein, es iſt eine
hohe, helle, lautbrauſende Einſamkeit, im Schoße der unendlichen
Natur, blauleuchtend, ſonnegetränkt, von Harmonien groß
durch=
rauſcht, äthervibrierend und mit Stimmen geſegnet, die
gott=
geſchaffen, unverbogen und animaliſch wild ſich dem Chor der
Cöne rings vermählen. Ja, die nackte Kreatur ſchwingt ſich mit
elaſtiſchen Schreien durch einen blaugeflügelten Wind, der
wie=
derum in ſeiner wehenden Kühnheit aus Wolken und Wellen
ge=
boren ward. Und Sand und Gras, Stein, Muſchel und
Möwen=
lärm, Waſſer= und Himmelsblau werden mir zu einer gläſernen
Einheit, in der die zerfallene Hütte und ich ſelbſt nur geduldet
ſind, weil wir uns einſam und voller Demut dem Ganzen fügen.
Aber nun muß ich jauchzen wie die Möwe und Seeſchwalbe, die
Arme heben, Flügelſtümpfe, die mich nicht tragen, die Finger
ſpreizen, daß der Wind jedes Glied mit ſalziger Glut umſpannt.
Ich muß die Kleider fortwerfen, die Haut dem Sonnenfeuer
bieten, damit alle kranken Keime mir aus den Poren brennen.
Ich muß mich den ſpringenden Wellen ergeben, auf daß ich mit
dem Salz der Ozeane reingebeizt werde, viel Staub der Städte
iſt an mir, faſt drang er bis in die Niſchen meiner Seele. Aber
nun, da ich zwiſchen Algen, Seeſternen und Quallen, die Augen
blind vor rauſchender Atherfülle, ſtrudeltoll durch den Anſturm
der Wellen tanze, ſchwingend mich heben, ohnmächtig mich
wer=
fen laſſe, da ich ſinge, wie wohl die Ahnen in den Urwäldern
ſangen, bis ſie, lichtgeblendet, tobend in jäh entdeckte Meere
tauchten — nun fühle ich, wie ich wieder teilhabe am großen
Rauſch der Natur, aufgeſogen werde vom blühenden All, mit=
ſchwinge in einem Rhythmus, der mich der ewigen Mutter Erde
wieder wie mit einem Nabel verbindet. Ich bin ein Bruder der
Wellen, der Quallen, der Möwen, des Lichts. Auf meinen
Scheitel lauſen Sonnenſtröme, die ich wie heißen Blutbrand
kochen fühle, bis ich, vom Wellenſtoß gebogen, niedertauche, und
kühlende Flut erquicklich meine Haare überrinnt.
So ſteige ich, meergeboren, triefend und ſtark, die Dünen
hinauf. Die Sonne brennt jedweden Cropfen aus den Poren, ich
werde braun und müde wie ein Säugling, der ſich
latt=
getrunken hat.
Alsdann werden die Wellen grün und grau, ſchwarze Schattel
quirlen aus den Ciefen. Sie kommen ruckend heran, verwirrein
ſich, hilflos gebogene Wellenleiber ſchleudern aufwärts, rollen ge‟
krümmt und zerſchunden und fallen in ſich zuſammen. Denn der
Wind hat ſich gewendet, in langen Sätzen kommt er heulend über
die Inſel gefahren, er ſtemmt ſich dem Meer entgegen, daß eS
den Gründen ſchwankt und knirſcht.
Wenn ich über die Dünen und Dornen rückwärts blicke, 9
ſehe ich, wie vom anderen Ende der Inſel ungeheuer dicke Me
dunkle Wolken herankriechen. Der Himmel droht in grauen
Sorn. Will er mich Übermütigen ſtrafen? Darf ſich der Menſo
nicht mehr der Natur vermählen, weil er abtrünnig ward, enle
laufenes Kind, durch tauſend Sünden geſchleift, in Steinſtädten
zu wurzelloſem Daſein verdammt, verſtoßen von der Gnade eiſe
hohen Gottvaters? Ich ergreife meine Kleider, törichten Kultur”
plunder, in den ich wie in Nöhren ſteige, entzauberter Sonnel”
ſohn, höhniſch von Möwen verlacht, Fluchtgedanken tauchen aul=
Doch ich müßte den großen Dornbuſch umwandern, ſchutzio?
Sturm und Wolkenbrüchen ausgeſetzt, ein lächerlich aufgeweichte
Kleiderbündel erreichte mühſam das Fiſcherdorf.
Alſo beginne ich, wie Nobinſon, die Hütte zu rüſten, Breite.
werden auf das Dach gekippt, Gräſer büſchelweiſe in alle Aeißen
geſtopft, der Klappſtuhl muß in die ſicherſte Ecke. Schweiß rinn.
von Stirn und Nücken, die Hände arbeiten fieberhaft, die Augen
Der fahrbare Brieftrager.
ſtos Stunden im Bahnpoſtwagen. — Fliegende Poſtkarten,
Streckenbunde, Langbriefe, Schnüröſen und anderes.
Wie eine große Spinne in der Mitte ihres Netzes auf die
aſliekten, ſo wartet der Bahnpoſtwagen im Schuppen der
bmangsſtation auf die Poſtſäcke, die ihm von allen Seiten
zu=
tvagen werden. Von den geleerten Briefkäſten ſauſen die
Kattorräder zu den Sentralämtern, wo die erſte ſogenannte
Grob=
rhäerung ſtattfindet, dann jagen die Autos zu den verſchiedenen
gonpoſtwagen und laden ab, was ſie tragen können. Der
tagen, in dem ich fuhr (D 6, Berlin—Köln), hatte 700 Sack
ott mitbekommen, von denen mehr als ein Drittel in den Kellern
s7 Waggons verſtaut waren, da es ſich hier um Durchgangspoſt
s Rußland oder Schweden nach Weſteuropa oder Amerika
inSelte. Von dem Neſt, der ſich in dem Wagen bis an die Decke
rmite, mußten mehr denn 100 Säcke bis Hannover allein
ge=
fnet werden.
Ein Bahnpoſtwagen iſt ein fahrbarer Briefträger.
uuh der kann nicht einfach in den Dienſt kommen, ſich ein
alxet Poſt unter den Arm nehmen und dann losgehen, ſondern
muß vorher ſeine Poſt genau ſortieren, damit er beim
Aus=
agen keine Seit verliert. Genau ſo geht es dem
Bahnpoſt=
agen, nur daß er ſich nicht, wenn mal mehr Poſt da iſt,
ver=
ägen darf, denn wenn der Sug auf dem Bahnhof einläuft,
uſ. die Poſt ſortiert ſein, deren Beförderung nur eine
uns nebenſächliche Aufgabe des Poſtwagens iſt. Das könnte
dar Packwagen genau ſo gut machen. Das Weſentliche iſt das
artieren während der Fahrt, das Weſentliche und das
chwvierigel Swölf Beamte ſtehen (ſitzen iſt weder möglich, noch
ſtattet) in dem engen Naum, deſſen Wände durch
Sortier=
diääinke, Stangen, Halter, Netze und Ciſche ausgefüllt ſind, ſechs
tunden lang und ſortieren.
Im Poſtamt mag das ſchon eine anſtrengende Sache ſein, im
hrrenden Wagen wird ſie zur Kunſt. Der quälende Druck, bis
r nächſten Station mit den Bergen von Poſt vielleicht nicht
rtäg zu werden und doch fertig werden zu müſſen, ſitzt jedem wie
ir Ceufel im Nacken. Anderthalb Stunden vor Abgang des
Suges ſtehen die Beamten ſchon im Wagen und ſortieren dann
noch viele Stunden in ſauſender Fahrt, auf ſchwankendem Boden,
in ſtickiger Luft, denn es ſtaubt ſehr, umtoſt von dem Nattern
des Suges. Die Arbeit iſt genau eingeteilt, höchſte Nationierung
wird zur Pflicht. Swei Beamte machen ſich über die Einſchreib=
und Geldbriefe, ein dritter hat die Auslandsſendungen und
Maternbriefe, zwei ſortieren die Strecke Hamm—Köln, ein
ſechſter wühlt in den Langbriefen, alſo Sendungen, deren Größe
über das gewöhnliche Briefformat hinausgeht, der ſiebente hat
die Eilbriefe unter ſich, zwei Mann ſchneiden die Poſtbunde auf,
legen ſie den Beamten vor und binden die ſortierten Bunde
wie=
der ab, einer ſtapelt alle fertigen Poſtſäcke auf, und die beiden
letzten, die ſogenannten Ausſackbeamten, öffnen und ſchließen die
Poſtſäcke.
Sie alle haben raſend zu tun, von der erſten bis zur letzten
Minute. Am meiſten beſticht die Arbeit der Sortierer der eiligen
Poſt für die nächſten vom Sug berührten Stationen. Vor ſich
haben ſie einen Schrank mit mehr als hundert Fächern, von
denen die Hälfte für Ortsbunde, die Hälfte für Streckenbunde
beſtimmt iſt. Jede große Stadt hat genau ſo ihr eigenes Fach
eſten die näherwandernde Negenwand. Minuten, Sekunden
ſche, dann ſtürzen Kaskaden abwärts, zertrommeln das Dach,
ügen die Gräſer heraus, weichen mich wie einen Wattebauſch.
n). wiederum erfüllt mich Hoffnung, daß mein Werk dem
An=
ro’l ſtandhalten werde, ich ſchließe die meerwärts gerichtete Cür
üitt roſtigem Niegel — nun ſitze ich, Noah gleich, in einer Arche,
9ſhöre die Waſſer vor mir und hinter mir näher rauſchen. Da
ommelt es. Crommelt raſende Cakte. Der Sturm heult auf,
m tollkühne Bö, die alles Lebende vernichten möchte. Die
Durnde meiner Hütte zittern, mein Blut zittert mit, doch plötzlich
eiſ äßt mich die muſtiſche Furcht: ich gewinne wieder den
Glau=
en. Nein, ich bin kein Verſtoßener, ich glaube an Gott und das
viege Leben der kosmiſch rotierenden Planetenſtrudel, ich bin ihr
ei-, ein Hauch des Alls, ein ſchmalwinzig Körnlein Staub, das
ichtt vergehen kann. Crommle, Negen; ſtürze, Wolkenbruch.
Snich meine Hütte nieder, o Sturm. Ich bin, ich atme, ich lebe
nTAll. Und wenn die Dünenkette, von Waſſerfluten jäh
über=
hoemmt, eins würde mit dem großen Meer —: ich, kleiner
Unnſch, ich ſchwömme ſtark auf brauſenden Waſſern, meine Arme
leſsen einer unſichtbaren Sonne entgegen, ich habe den heiligen
Bilen zum Leben!!
Nun kommen erſte Cropfen durch die Decke geſpritzt, es
imnen erſte Strähnen die Wand herab, aber unerwartet wird es
rarußen ſtill. Wo blieb der Wind, was treibt der Wolkenbruch?
ch. muß die Türe öffnen.
Da ſehe ich die Büſche tropfen, der Dünenſand iſt wie
ſemment, die Wolkenwand ſteht mitten auf dem Meer und
hüittet, ſchüttet ihr Waſſer nieder, indes die ſtrahlende Sonne
huen wieder den ganzen Umkreis der Hütte mit Wärme
über=
all. It
Ich bin gerettet, kaum daß ein Cropfen mich berührte, ich
litzſe dem ziehenden Unwetter nach. So ging ich durch manche
denwitter und Stürme, viel Furcht hat meine Stirne verfaltet,
oſch immer wieder war mir zu Häupten ein ſchützendes Dach..
Draußen aber, am Horizont, torkelt ein winziger Dampfer
an der grauen Wolkenwand entlang. Mich dünkt, daß die
Sturz=
fluten des Himmels jetzt eben ſeine Verdecke ſauber waſchen.
Glück auf, ihr fernen Unbekannten!
Der Orangenbaum.
Von Herbert Scheffler.
Er hatte eine Kaktee, gut anderthalb Meter hoch, wie eine
Geiſterhand ſich in die Luft ſtreckend, einen Efeu, der ſich
wun=
derſchön zierlich an der Wand des Ateliers hinaufrankte, einige
Kreſſen, und dann — ja, das war immer das letzte Stück, mit
dem er den Beſucher konfrontierte — einen kleinen
Orangen=
baum, der ſehr gut gedieh und gerade jetzt drei tadelloſe, faſt
originalgroße Apfelſinen trug. „Bitte nicht anfaſſen,” ſetzte er
hinzu, ſo oft der Beſucher anfing, ſich das Idull aus der Nähe
zu betrachten, „wenn ſie mir abfallen, habe ich zwar drei
Apfel=
ſinen, aber den Baum glaubt mir niemand mehr”. Und der
Be=
ſucher ging ehrfurchtsvoll einen Schritt zurück und lobte.
Sicher=
lich hätte er ſchon lange gern Bilder geſehen, aber die kamen
immer ganz zuletzt und mehr nebenher, ohne Nachdruck des
Selbſtbewußtſeins. Bilder malen, mein Gott, ſo viele Leute malen
Bilder, aber einen Orangenbaum züchten, nein, das können nur
einige wenige, gut gelernte Gärtner, und außerdem im
Creib=
haus, mit allen Fineſſen der Anlage. Denken Sie, wirkliche, echte
Orangen, jawohl, hier im Atelier zur Blüte und Frucht
ge=
bracht. .
Eines Nachmittags kam Ellie und ſtörte ihren Freund in der
Arbeit. Ellie verſtand zwar, daß es für einen Künſtler gefährlich
iſt, geſtört zu werden, aber heute wollte ſie einmal nicht
ver=
ſtehen, ſie redete gleich drauf los, überſchwemmte ihn mit
Nich=
tigkeiten — ſie war wütend auf dieſe ewige Arbeit, nach der ſie
ſich immer richten ſollte. Wäre er ſtill geweſen, hätte ſie ſich
wie jede Klelnbahnſtrecke. Kommt der Sug nach Hannover, dann
wird dort nicht nur die ſotierte Poſt für dieſe Stadt, für
Hildes=
heim, Hameln, Wunſtorf, Verden, ſondern auch für die Strecken
Hameln—Hildesheim, Wunſtorf—Nienburg uſw. herausgereicht,
und da jede dieſer 50 Strecken 20 bis 30 Namen von Städtchen
und Dörfern enthält, muß jeder Beamte weit mehr als tauſend
Orte im Kopf haben. Nur die Anfänger malen ſich die Namen
und Strecken an die Fächer, der geübte Beamte braucht das
nicht mehr, er weiß von jedem Jach, welche Orte hineingehören.
Ich habe zugeſehen, mit der Uhr in der Hand, 45 Sendungen
in der Minute, Briefe und Poſtkarten flogen nur ſo durch die
Luft und landeten mit tödlicher Sicherheit im richtigen Fach.
In=
nerhalb von fünf Minuten waren 250 Sendungen erledigt, und
das ging ſo ſechs Stunden, ohne Pauſe, ohne Eſſen und Crinken
(nur Nauchen iſt geſtattet, alles andere raubt koſtbare Seit).
Lautlos wird geſchafft, kein unnützes Wort fällt. 2435
Ein=
ſchreibbriefe hatte der eine von Berlin bis Hannover zu
er=
ledigen, 5400 Eilſendungen der andere, 15 000 Sendungen jeder
der Briefſortierer. Sie regulieren die Schnelligkeit je nach der
Fülle der Arbeit, wiſſen ſtändig genau, wo ſie ſich befinden. Wir
fuhren irgendwo in der Nacht über zwei Weichen. — „Aha,”
ſagte einer, „noch neun Minuten bis Stendal”. Und ſtürzte ſich
mit emſiger Wut auf den Neſt der Poſtſtöße. Jeder Beamte hat
zwei Wohnungen, eine in Berlin, eine dort, wohin er täglich
fährt, alſo in Hannover, Leipzig, Breslau oder ſonſtwo. Sie
erhalten daher eine beſondere Zulage und werden auch ſonſt recht
gut bezahlt, der Dienſt iſt aber auch ſehr anſtrengend und
erfor=
dert viel Noutine, Geſchicklichkeit, ein glänzendes Gedächtnis und
gute Nerven, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Das reine Sortieren wird im Laufe der Jahre zur
Ubung, das Leſen der Anſchriften iſt aber häufig eine Qual
und große Glückſache. Die Augen leiden ſtark darunter, daß jede
Sendung eine andere Farbe hat und anders beſchrieben iſt, mit
neuen und abgenutzten Farbbändern, mit blauer, roter, grüner,
ſchwarzer Cinte, mit Bleiſtiften aller Sorten und Farben, mit
miſerablen und unleſerlichen Handſchriften. Da ſtehen Adreſſen,
aus denen kein Menſch klug werden kann. „Herrn Paul
Schleu=
der in Münſter—Stuttgart”. Wo ſoll der Brief hin? Oder;
„An Cante Emma in Groß=Beerenheim, neben dem Friedhof”,
oder: „Frau geſchiedene Witwe Mühlbauer in Neuendorf, am
Ende vom Mühlgraben, dort, wo der große Saun ſteht”. So
was iſt keine Seltenheit, ſondern kommt täglich vor. Und trotz
aller Schwierigkeiten muß es geſchafft werden, und wird’s auch
geſchafft, obwohl gerade während der Neiſezeit die Arbeit kaum
zu bewältigen iſt. Und wenn auch der Bahnpoſtwagen vor der
Abfahrt ausſieht, wie ein unaufgeräumtes Kinderzimmer, beim
Einlaufen in die Stationen liegt die geſamte Poſt ſortiert und
gebündelt vor und wird eingetauſcht gegen neue Säcke mit
unſor=
tierten Sendungen, die bis zum nächſten Ort wieder durchgeſehen
werden müſſen. So gehört der Bahnpoſtwagen, für deſſen
Be=
förderung die Poſt an die Eiſenbahn ganz nette Summen bezahlen
muß, zu den wichtigſten Einrichtungen auf dem Gebiete der
Su=
ſtellung, denn nur dadurch iſt es möglich, die Poſt einen halben
oder ganzen Cag früher dem Adreſſaten zuzuſtellen, als wenn die
Säcke einfach in den Paketwagen geworfen würden.
C. S.
bald ſelbſt geſchämt, ſo aber, wo er den Pinſel in die Ecke feuerte
und losdonnerte, behielt die Wut in ihr die Oberhand.
„Das iſt ja wie bei einem Kranken. — Wochenlang darf
man überhaupt nicht kommen, und wenn, dann auf Sehenſpitzen!”
„Ich gehöre nicht dir, ſondern der Arbeit!”
„Du, wenn ich das Wort ſchon höre, wird mir ſchlecht!”
„Weil du es nicht kennſt!“
„Wenn ich vertrocknet bin wie deine Apfelſinen, dann werde
ich dir wahrſcheinlich mehr gefallen!”
„Die Apfelſinen brauchſt du nicht zu verhöhnen!”
„Natürlich, deine geheiligten Früchte...."
Und da geſchah das Unerhörte: Ellie ging zu dem
Orangen=
baum, riß ſich eine Frucht ab, biß hinein und fing an, mit den
Sähnen die Schale abzuziehen. Sie tat das ſehr wütig, jedesmal,
wenn ſie ein Stück im Munde hatte, ſpuckte ſie es irgendwobin
in die Stube. Dazu ſchnaubte ſie und zitterte am ganzen Körper.
Wie ein aufgeregtes Cier ſah ſie aus.
Er ſtand ſprachlos, bleich, faſſungslos. Plötzlich aber kam
irgendetwas Intereſſiertes in ſeine Augen, er griff zu einem
Seichenblock, nahm ein Stück Kohle und begann in raſendem
Cempo Stellung und Mimik feſtzuhalten. Als ſie über dieſe
Wen=
dung der Dinge und ſein wie verrücktes Arbeiten zu lachen
an=
fing, war er auch ſchon fertig und ließ den Block ſinken.
„Siehſt du, wie gut, daß ich das tat .. . ſoll ich gleich noch
eine abrupfen?”
Er guckte auf ſeinen Orangenbaum. Dann ſagte er
bedäch=
tig: „Es iſt, glaube ich, doch beſſer, wenn wir uns trennen‟. Da
fiel die zweite Frucht, die der Erſchütterung nicht gewachſen
war. . . : „Ja, bitte, geh..
Sie blickte ihn verſtändnislos an. Dann murmelte ſie etwas
von „verrückt” und „vorbildlicher Dankbarkeit”, nahm ihre
Caſche und haute die Cür hinter ſich ins Schloß. Und von dieſem
Stoß fiel auch die dritte Orange dick und ſchwer herunter, ſo daß
ſie platzte und der Saft auf den Boden rann.
Er nahm ſie auf — und nickte.
Unſer täglich Brot.
Von H. von Schwanebach.
Ob wir uns mit dem lapidaren Satz, den Prof. v. Wendt,
Helſingfors, aufſtellt: „die Sukunft gehört den Völkern, die
im=
ſtande ſind, aus der modernen Ernährungswiſſenſchaft die
glück=
lichſten Lehren zu ziehen” reſtlos einverſtanden erklären
können, mag dahingeſtellt bleiben. Daß aber die ins praktiſche
Leben übertragenen Ergebniſſe der Ernährungswiſſenſchaft für
den einzelnen wie für ein ganzes Volk von größter
Bedeu=
tung ſind, dies wurde auch dem Laien durch die große
Ernährungs=
ausſtellung in Berlin (5. Mai bis 12. Auguſt) erneut eindringlich
vor Augen geführt. In unlösbarer Verkettung und
wechſel=
ſeitiger Einwirkung iſt jedes einzelne Glied der Nation an der
Löſung der Ernährungsfrage mitbeteiligt, der Ernährungsfrage,
die aus jedem einzelnen Haushalt heraus in
weſent=
lichſtem Ausmaß unſeres geſamten Volkes Handels= und
Sah=
lungsbilanz bedingt. Vergegenwärtigen wir uns doch, daß von
dem geſamten Umſatz der deutſchen Wirtſchaft von 65 Milliarden
Mark, 35 bis 40 Milliarden als Haushaltsgeld durch die Hände
der Hausfrau gehen! Der deutſchen Hausfrau iſt hiermit die
praktiſche Handhabe gegeben, „nicht nur die Hüterin des
hei=
miſchen Herdes zu ſein, ſondern auch die Vorkämpferin deutſcher
Sitte und deutſcher Wirtſchaft, indem ſie ſich auf dem ihrer
Leitung anvertrauten Gebiete nachdrücklich einſetzt für die
För=
derung deutſcher Kultur und deutſcher Waren, gegenüber der
immer aufdringlicher werdenden Konkurrenz von ſeiten des
Auslandes” (Reichsminiſter Schiele bei Eröffnung der
Aus=
ſtellung). Daß in letzterer Beziehung dem guten deutſchen
Willen noch weite Möglichkeiten geboten ſind, mag gleich hier
durch einige ſtatiſtiſche Daten illuſtriert werden! 1913 gingen für
Butter und Eier 306 Millionen Mark ins Ausland, 1927
für 640 Millionen Mark; ausländiſche Südfrüchte wurden 1924
für 108 Millionen Mark eingeführt, 1927 bereits für 227
Mil=
lionen Mark; ausländiſche Gemüſe: 1924 für 40 Millionen
Mark, 1927 für 102 Millionen Mark. Wenn die deutſche
Haus=
frau nun auch kein ausländiſches Nahrungs= und Genußmittel
kauft und mit dem ihr zur Verfügung ſtehenden Gelde nur in
dem Sinne haushält, daß ſie die Ihrigen nur ſatt macht, ſo hat
ſie ihre Aufgabe offenbar noch keinesfalls erfüllt. Nietzſches
Klage darüber, daß „durch den völligen Mangel an Vernunft
in der Küche die Entwicklung des Menſchen am längſten
auf=
gehalten, am ſchlimmſten beeinträchtigt” worden lei, dürfte
inzwiſchen z. C. durch die in weiteſte Kreiſe gedrungene Einſicht
der Notwendigkeit einer zweckmäßigen Ernährung
über=
holt worden ſein. Die gute deutſche Hausfrau dürfte den
elementaren Forderungen, die an ſie geſtellt werden müſſen, wohl
genügen: ſie wird zweckmäßig einkaufen (wer wenig Geld hat, wird
doppelt aufpaſſen müſſen, um ſich geſund und vernünftig zu
ernähren!); ſie wird die Ware genügend vorbereiten; ſie wird
die Verdaulichkeit und den Geſchmack verbeſſern durch
ſorgfäl=
tige Wahl der Subereitungsform, ohne Einbuße an Nährwert;
ſie wird einen vernünftigen Speiſezettel aufſtellen, mit genügender
Abwechſlung und zweckmäßiger Miſchung der Nahrungsmittel.
Sie wird ſich wahrſcheinlich auch mit Vitaminen und Kalorien
theoretiſch auseinandergeſetzt haben, zum mindeſten jedenfalls
von ſolchen Dingen „gehört” haben. Wie weit aber werden dieſe
theoretiſchen „Ahnungen” — oder Kenntniſſe — ins
Lebenumgeſetzt? Inwieweit wird ihre Bedeutung erkannt
und gewürdigt?, ſei es auch nur in Umwandlung in ein paar
praktiſche Ernährungsgrundſätze: nur gemiſchte Koſt erhält auf
die Dauer geſund, d. h. die Koſt, die alle Nahrungsmittelſtoffe
in ausreichender Menge enthält; einſeitige Ernährung iſt zu
ver=
meiden, z. B. mit Sleiſch, Eiern; Gemüſe, Kartoffeln, Obſt ſind
wegen ihres Mineral=Fruchtſäure= und Vitamin=Gehaltes
mög=
lichſt täglich zu genießen; wichtige Nährſtoffe dürfen nicht durch
falſche Behandlung zerſtört werden, z. B. Vitamine durch zu
langes kochen.
Oder m der Erkenntnis deſſen, woran unſere Ernährung
krankt: daß wir im allgemeinen zuviel Fleiſch, Eier, weißes
Brot, Feingebäck und Konſerven eſſen, und zu wenig Milch,
Gemüſe (oft durch falſche Subereitung entwertet), Salat, Obſt
und vollwertige Getreideerzeugniſſe, ſo daß der Ausgleich
zwiſchen dem Gehalt einerſeits an Eiweiß, Fett und
Kohle=
hydraten, andererſeits an baſiſchen Mineralſtoffen und
Vita=
minen fehlt.
Ein ernſter Appell an die Hausfrau und Mutter war dieſe
Ernährungsausſtellung in dem ihr gewidmeten Ceil. Denn ſie
macht mit allem Nachdruck klar, daß nicht das, was wir im vier
Wochen tun, wenn wir in ärztlicher Behandlung oder in einem
Kurort ſind, ſondern das, was wir alle 52 Wochen hindurch
treiben, unſer Schickſal entſcheidet.
Alle Arbeit für die Verbeſſerung unſerer Ernährung, alle
Mühen und Aufwendungen unſerer Forſchung und Wiſſenſchaft
müßten vergeblich ſein, wenn es nicht gelingt, durch die
Hausfrau und Mutter die erzielten Neſultate nach und
nach in die Praxis des täglichen Lebens umzuſetzen und ſo die
angeſtrebten Auswirkungen einer vernunftgemäßen
Ernährungs-
weiſe in das Leben jedes einzelnen und in die Samilie
hinein=
zutragen.
Die Schaufenſterſcheibe.
Von Hans Niebau.
Jon fuhr in ſeinem Wagen ſpazieren. Hupte zweimal, bog
um die Ecke und ſaß ſchon mitten drin in der
Schaufenſter=
ſcheibe von Cux & Co.
Cux & Co. ſtürzte auf die Straße. „Ich bin nicht verſichert”.
rang er die Hände. „Und die Scheibe koſtet dreihundert Mark.”
„Sie haben Glück,” ſagte Jon, „ich habe zwar kein Geld,
aber mein Vater iſt Glaſer”.
Und Jon ließ den Wagen ſtehen, ging die Straße hinunter
und kam bald darauf wieder mit einem grauhaarigen Mann in
blauer Schürze. „Hier iſt es”, ſagte er zu ihm, ſetzte ſich in ſeinen
Wagen, grüßte und fuhr davon.
Der Mann mit der blauen Schürze begann, die Fenſter=
rahmen auszumeſſen, ging, und kam ſpäter mit einem Geſellen
und einer blitzblanken Schaufenſterſcheibe wieder.
„Das wäre geſchafft”, ſagte er zu Cux & Co, als die
Scheibe ſaß.
„Iſt ja ſogar Spiegelglas”, fuhr Cux & Co. erfreut über
die blanke Fläche.
„Jawohl,” nickte der Mann mit der blauen Schürze, „iſt
ja auch ausdrücklich ſo beſtellt. Und hier iſt die Nechnung.”
„Rechnung?” fuhr Cux & Co. auf, „wo Ohr Sohn
Scheite kaputt gefahren hat?”
„Ich habe keinen Sohn”, ſagte der Mann mit der bla
Schürze.
„So?” ſchrie Cux & Co., „und wer war, wenn ich fra,
darf, der junge Menſch im Auto?”
„Der,” wundert ſich der Glaſer, — „der hat geſagt.
wären ſein Vater.”
Conan Doules Scharfblick..
Wir kennen Conan Doyle als den Schöpfer der woll
bekannten Sherlock=Holmes=Sigur, jenes Meiſterdetektivs.
mit unvergleichlicher Unerſchrockenheit und unbeſtechlicher K1
heit den Kampf auch gegen die gewiegteſten Verbrecher liegm!
aufnimmt. Wahrſcheinlich iſt ſein Weſen in vielen Sügen
Spiegelbild ſeines Schöpfers, der wiederholt betont hat,
Sherlock Holmes nur ein Gebilde ſeiner eigenen Phantaſie
nicht irgendeinem lebendem Menſchen nachgeformt ſei.
Wie=
jedoch von Sherlock Holmes Scharfblick und Catkraft in Coo
Doyle ſelber lebt, beweiſt ſein Eintreten für Verurteilte, die mu
ſeiner Meinung unſchuldig ins Gefängnis gekommen ſind.
Im Jahre 1808 wurde in Glasgow ein Mann namens Ost
Slater wegen Ermordung eines 83jährigen Fräuleins zu
lebe=
länglichem Suchthaus verurteilt. In der Oeffentlichkeit wu)
ſchon damals der Verdacht laut, daß ein Fehlurteil vorliege.
die Unterſuchung, wie auch der ganze Prozeß äußerſt nachlöcl
geführt, worden war. Conan Doyle faßte ſogleich Intereſſe :)
die Sache, und nach achtzehn Jahren gelang es ihm, mit Unu
ſtützung einiger engliſcher Seitungen durckzuſetzen, daß Slater:/
freien Suß geſetzt wurde, während der Prozeß gegen ihn wint
aufgenommen werden ſollte. Das Berufungsgericht in Edinbuug
beſchloß, neue Seugen zu verhören, lehnte aber Slaters 2au
langen, ſelber als Seuge verhört zu werden, ab. Der Mann,
achtzehn Jahre lang unſchuldig im Gefängnis geſchmachtet hart
war über dieſe Ablehnung ſehr niedergeſchlagen, da er den Ey
druck hatte, daß man ihm nicht Gerechtigkeit widerfahren lag
wolle. Conan Doyle beſuchte ihn und äußerte einigen Freurng
gegenüber, daß der Schwergeprüfte wirklich in Gefahr ſchwou
den Verſtand zu verlieren. Man könne ihn nur ſchwer da
überzeugen, daß keine Verſchwörung gegen ihn beſtehe, ſonäy
daß er die beſten Ausſichten habe, nach dem neuen Pri
rehabilitiert zu werden. Da jedoch die Ungewißheit zu ſehrr
den Nerven des durch die langen Gefängnisjahre
Geſchwäckt=
zehrt, wirkt Conan Doyle dafür, die Wiederaufnahme des Eir
fahrens zu beſchleunigen, um dem unſchuldig Verurteilten m)
lichſt bald endgültig ſeine Freiheit wiederzugeben.
Oscar Slater iſt jedoch nicht der einzige, deſſen ſich Coo
Doyle liebevoll und tatkräftig angenommen hat. Ahnlich rn
die Sachlage im Falle des George Edalfi, der, als Sohn ei
Hindus und einer Engländerin, drei Jahre im Gefängnis ſi!
mußte, ehe er durch Conan Doyles Eintreten die Freiheit wiett
erlangte. Verurteilt war er auf Grund anonymer Briefe,
ihn beſchuldigten, in dem Dorfe Wyrley im Jahre 1903 Pfe-i
Kühe und Schafe auf höchſt grauſame Weiſe ums Leben
bracht zu haben. Der junge George Edalii lebte damals
ſeinem Vater in Wyrley und war tagsüber bei einem Advokau
in Birmingham beſchäftigt. Seine Lehrer wie auch der Advo /
ſtellten ihm das denkbar beſte Seugnis aus. Er war
Am=
alkoholiker und zudem ſo kurzſichtig, daß er auf drei Schrim
Entfernung einen Menſchen nicht erkennen konnte. Die Polfu
aber glaubte den anonumen Anſchuldigungen, und als man 4i
nächſtemal ein niedergeſtochenes Pferd in der Gegend fand, wurn
Edalfi verhaftet, obwohl er an dem in Frage kommenden Adrd
zu Hauſe geweſen war und mit ſeinom Vater in einer Stude
ſchlafen hatte, deren Schlüſſel der Vater auch an dieſem 2b41
unter ſein Kopfkiſſen gelegt. Aber die Polizei fand in dem 5c1
ein Naſiermeſſer mit Blutflecken, einen Nock, der feucht 1
Cau war und an dem obendrein Pferdehaare hafteten. In
Nähe des getöteten Pferdes fand man Spuren von ſch1
getretenen Abſätzen, wie auch George Edaljis Schuhe ſie hatm
Vergebens ſtellten Sachverſtändige feſt, daß die Blutflecken 4
dem Naſiermeſſer Noſtflecke ſeien. Vergebens beteuerte Edel)t
daß er den taufeuchten Nock am Cage vorher bei Negenwerg
angehabt habe. Das angebliche Pferdehaar war Stopfgarn, 1
die halbe Bevölkerung von Wyrley hatte ſchiefe Abſätze
trotz alledem aber wurde Edali zu ſieben Jahren Gefäng”
verurteilt. Drei Jahre ſpäter gelang es ihm, in ſeiner Selle eis
Artikel zu ſchreiben und hinauszuſchmuggeln. Er wurde in er?
Wochenſchrift abgedruckt und hier von Conan Dogle gelest
Dieſen feſſelte die klare Beweisführung und die logiſche 904
legung des Sachverhalts, und er nahm ſich Edaliis an. Suſta.”
kam ihm dabei die Catſache, daß auch nach Edalis Verhaft*)
und während ſeiner Gefängniszeit die Niedermetzelung der C-7
nicht aufgehört hatte. Das Verfahren wurde wieder Ell
genommen und Edali freigeſprochen. Einen Schadenerſatz bedl!
er nicht, aber eine Seitung leitete eine Sammlung für ihn A
die 10000 Mark ergab. Den wirklichen Cäter hat man mil
gefaßt.
Es kommt ſicher nicht allzu oft vor, daß ein Verfaſſer 9
Kriminalromanen im wirklichen Leben eine ſo glückliche Hand!0!
Aufgabe 399.
C. Kaps in Hamburg.
(„Die Schwalbe‟, 1928.)
c d e
Partie Nr. 53.
Geſpielt im ſchleſiſchen Hauptturnier zu Altheide, 1926.
Zuckertorts Eröfnung.
Weiß zieht und ſet in zwei Zügen mat.
Prüfſtellung: Weiß: Kb3 Dh6 Tb8 d3 La4 5 Se6 f3 Bb4 42 (10);
Schwarz: Kes Dkr Sa3 b5 Be7hr (6); 2t.
Weiß:
Heinz Foerder,
Breslau.
1. Sg1—18
2. 73—4
3. d2—d4
4. e2—e8
5. Le1—3
6. 5b1—42
7. L.f1--4
Schwarz:
Kuhn. Lüben.
ef e5
gf—g6
If8—g7
b7—56
Le8—b7
Sg8—f6
Si6ke4
8. 54344
9. Letxi74!
10. 8:3—g5*
11. Sg5Xo4
12. Lo3kd4
13. b41844
14. 0—0—6
15. Th1—1
LbTke4
kos8:!
Kif—e8
exä4
gI8d4
Th8—t8
8b8—e6
aufgegeben.
Es mußte 0—0 geſchehen.
Auf15.... De7 gewinnt 16. Sd8*
Kd8 17. Dg7 T,8 18. SXe8. Auf
15.., 8844 folgt 18. Sa84.
Eine ſchneidige Partie des damals erſt ſiebzehnjährigen 1. Siegers.
Foerder iſt 1927 Deutſcher Meiſter geworden.
Kätſel
A
Buchſtaben=Röffelſprung.
2/2 2 El ſe. 12 2e1 EeI —z 1241 E. et Ie 14 12. 12. 2 21. et 2I k 2 2I. 2. E. I EI ml. Z100
Fahrplan=Rätſel.
Nebenſtehend der Fahrplan eines Zuges.
Es ſoll nun erraten werden, wohin dieſer
Zug die meiſten ſeiner Inſaſſen gebracht
Carl Deubel.
hat.
Auflöſung der Rätſel aus Nummer ?8
Heifſa, juchhei!
W al d
P as
„Wandern”.
Diagonalen=Rätſel.
Druck u. V
Witichſche Hoſbuchhuckens. Rheinſtr. B.— Verant wortlichf.3.Redation: Dr. 6. Nete. Fernſpr. 1. B80-304. Alle Nechte vorbehalten. Nackdruck verb.— Kliſches: F. Haufmanr, Afr in Darmitet
Jetzt, was
deie Kobbhenter,
hide net wehr
Im ſch ere nuchl
fonper 235 mb.
aus neimehr:
uſe Loftadt 94
ndeg luche u
ſochz ndem daß
Re
Fundſcheftüche
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Frad un Lagd
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wer gefragd, un
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loſ0 fnieher an
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Diß 4 freil
8 mutz ſchun ga
laudes un haſtic
horche ſol. 6e
awwer es ſin
awwer nir dehin
meöch bei dere
unſer iche Berd
ganet genug
( Migeſehl de
awwer leider
grindlich hel
ſioge, 18 8 mit
Aick, ſowetts en
riche Adacl dra
Dohärgääch
do macht ner au
ales beim Ate
Feſte wie ſie fall
loß ſo m Pabei
i98 gomet ſo
Feier drehe, ſu
ſeh un de ganz
nei ſtieher meiſt
Jetzt, wie di
ſeler” gehalte
der bloß „Hoch
D
n Nden Haufe
M Susfrau kein
Setzt, was mich bedrifft, ſo geheer ich jo bekanntlich net zu
de Kobbhenker, die wo ſich im Läwe un in de heidiche
Zeit=
öe net mehr zurecht finne, un wo nor lamediern un jaunern,
ſech ere nutzloſe „O Wält! O Menſch!=Stimmung” hiegäwe;
aner däß muß ich doch aach ſage: ſo wie frieher is es heidichen=
9s netmehr; ſo, wie for Anno ſällwichsmol, wo mer in de
nWVorſtadt ganz ganaa gewißt hott, was ſe im Bierngadde
zu=
pdag koche, un wo mer iwwerhaubt mehr mitenanner gelebt
t, indem daß mer ſozuſage mit de halwe Stadt verſchwiechert
werſchwächert war, odder doch wenichſtens als
Geſchwiſter=
bu=peddersbäsche uff=eme verwandſchaftlich=bekanntſchaftliche un
zurdſchaftliche Grießfuß geſtanne hott, un hott ſich gäächeſeidich
19Taul gegunnt un ſein Schwätz mitenanner gehalte, iwwer’s
huwder un ſo, un hott enanner ſei große un ſei klaane Sorje
aus=
equſcht, un ſei bische Fraad verzehlt, wo aam ſo geläächentlich
marlaafe is. Un ſällwichsmol is es noch ſo gewäſe, daß mer
ſul d un Laad ſozuſage gemeinſchaftlich mitenanner gedrage
t, un wann aam emol was Dummes baſſiert is, dann hott’s
iganz Stadt noch am ſällwiche Awend, odder ſpedſtens am
gare Morjend gewißt, un hott ſich herzlich un uffrichdich
driw=
uygefraad, un ſpeeder hott’s ſogar im Heſſiſche Landkallenner
ſamne, um daß es ganze Heſſelendche ſei Fraad un ſei
Ver=
hir rung dra hatt. Dohärngääche wann aaner vun Unglick un
n/Unheil gedroffe is worrn, ſo hott mer’s mitm gedrage, wie
tmi’s aam ſällwer gedroffe hett, un mer hott jahrlang devo
hvätzt un hott ſogar die Zeit denooch gerächent. So hott mer
o frieher an allem Adaal genumme, mer hott mehr
vun=
ammer gewißt, un hott mehr Zeit for=enanner gehatt.
Däß is freilich heidichen Dags ſchun lang net mehr ſo, un
(wruß ſchun ganz dick kumme, wann unſer ſchnell=läwiches un
ldies un haſtiches Weſe en klaane Aageblick ſtill ſteh, un
uff=
tce ſoll. Gewiß, es Mitgefiehl regt ſich jo aach dann noch,
anger es ſin meiftens ſcheene Worte, die mer finne dhut, wo
ender nix dehinner ſtickt, wann die Dade fehle. Wie
beiſpiels=
ißüh bei dere Unwädderkadaſtrof, die wo im Friehjohr iwwer
zer ſchee Bergſtroß ereigebroche is, un wo ſich die Reſchierung
aneet genug dhu konnt in ſcheene Wörter, un ſogar aus lauder
ſte efiehl de effentliche Wohldädichkeit in de Arm gefalle is, un
fuer leider ſälbſt wenich Zeit gefunne hott zum ſchnell un
jm dlich helfe. Un aach ſunſt, muß ich zu meim Bedauern
ſei, is es mit de Obferfreidichkeit net mehr weit her; am
Un=
c) ſoweits en annern bedrifft, do nimmt mer net mehr ſo
hilf=
uh= Adaal dra, wie däß frieher der Fall gewäſe is.
Noohärngääche wann ſich’s um feſtliche Bewegniſſe hannelt,
yracht mer aach heit noch gern mit, un do is gottlob noch
es beim Alte gebliwwe, mer feiert aach heit noch genau die
7t wie ſe falle, un liewer zwaamol grindlich, als aamol un
ißſſo im Vabeigeh, un mitunner hott mer de Eidruck, als dhet
f½ gornet ſo ſehr um däß un däß Feſt, odder um die un die
iter drehe, ſundern haubtſächlich um die, die dehinner
5,un de aanziche Unnerſchied gääche frieher is bloß der, daß
rffrieher meiſtens „Hurrah” geruffe hott, un heit rifft mer
„1S!‟ —
Jetzt, wie däß heit bei dere „
Hunnertfuffzehner=
zſzer” gehalte wärd, un ob ſe dodebei „Hurrah” ruffe därfe,
dar bloß „Hoch”, däß waaß ich net; awwer ſoviel waaß ich,
Der zeitgemäße Haushalt.
Praktiſche Verwendung alter Gardinen. Faſt
iſewem Hauſe befindet ſich ein Vorrat alter Gardinen, für die
heausfrau keine rechte Verwendung weiß. Sie hat dieſe zwar
ther gewaſchen, aber die Schäden daran ſind oft derart, daß
lünr nicht mehr als Fenſterſchmuck gut genug erſcheinen, zumal
ſbi i der nächſten Wäſche ſich zum größten Teile in ihre
Beſtand=
te auflöſen würden. Da nun augenblicklich farbige
Madras=
gdnnen ſehr modern ſind, die ja ebenfalls aus ähnlichem
Gar=
denrgewebe beſtehen, ſo ſollte die Hausfrau die paſſend
zurecht=
ghriittenen und an ſchadhaften Stellen evtl. durch auf= oder
gi ſetzte glatte Tüllſtreifen unauffällig ergänzte und
ausge=
ſente Gardinen, in gewünſchten Tönen, mit den Tapeten oder
Hheln harmonierend, durch laue Citocollöſung farbig
abſtim=
m. Mit etwas Gelatine geſteift, evtl. am Querbehang mit
zunfſenborte oder Holzperlen abſchließend, ergeben ſie noch einen
tellloſen und dabei hochmodernen Fenſterſchmuck von längerer
uar, denn farbige Gardinen brauchen ja nicht wie weiße
Ge=
be dieſer Art oft gewaſchen zu werden. Aus völlig ſchadhaften
eſtinenreſten jedoch ſollte ſie noch weiche Waſchlappen
zu=
ſingennähen, die namentlich zum Nachpolieren oder Abwaſchen
lienter Möbel und Türen ſowie Fenſter ausgezeichnete Dienſte
ſte, wenn ſie dicht durchſteppt werden.
Die Aprikoſe und was man aus ihr bereiten
Inm. Die goldfleiſchige, aromatiſche Aprikoſe, die in
Süd=
utſtrhland und Oeſterreich auch unter dem Namen „Marille‟
hmnt, jedoch armeniſchen Geblüts iſt, wurde vor ca. 2000
Jah=
in Griechenland heimiſch, um von dort aus über Epirus ſich
chiin Rom einzubürgern. Durch die Kriegszüge der Römer
(npgte die Kultur der Aprikoſe nicht nur in Spanien, ſondern
ciin Aegypten Eingang. In Deutſchland jedoch wurde erſt
Iſpahre 1565 der erſte Verſuch mit der Anpflanzung des Apri=
AnSaums im herzoglichen Luſtgarten zu Stuttgart angeſtellt,
er als botaniſche Sehenswürdigkeit gezogen wurde. Erſt im
af= der nächſten Jahrhunderte faßte er in immer größerem
iange auch im übrigen Deutſchland feſten Fuß. Mit welchem
ſohg, das beweiſen die heute in Fachkreiſen bereits bekannten
(20 Aprikoſenſorten. — Den köſtlichſten Genuß bietet unſtreitig
„uriſch vom Baum” gepflückte Frucht. Doch auch eine
Apri=
lenmarmelade findet ihre Liebhaber, und eine
Apri=
eintorte mit lockerem Mürbeteig als Untergrund und einer
Flange von halbierten Aprikoſen, deren Saft man mit
aufge=
ler Gelatine verrührt und mit Süßſtoff abſchmeckt, über die
ſadkene Torte in ausgekühltem Zuſtande gießt und erſtarren
It,ggehört ebenſo zu den kulinariſchen Genüſſen, wie das leckere
rüikoſengelee als Brotaufſtrich oder Nachtiſch, oder als
hnnpott, Cremes und Eis zubereitet. Bei den Herren
ſon. ders beliebt iſt der aus den Aprikoſenkernen bereitete
Apri=
ehillikör, der auch unter dem Namen „Ratafia” bekannt iſt.
daß unſer Darmſtädter Bevölkerung innigfte Wdaal nimmt, un
daß es in dem Fall uff’s Feldgeſchrei gor net ſo ſehr akimmt,
ſundern uff’s Härz; un däß geheert nu” emal unſere ehemaliche
Leibgaddiſte, dann aach vun dene kann mer behaubte, daß ſe mit
de halwe Stadt verſchwiechert un verſchwächert ſin, beſunners
die altgediente Leit. Un mer mag iwwer den vielbeſpeddelte
Milledarismußgeiſt denke wie mer will, ich ſag mir, däß
Zuſamme=
geheerichkeitsgefiehl is vorbildlich, un der Idealismuß is ſälte.
Hoch erhawe awwer iwwer aller Indräſſebolledick un allem
Baddeihader ſteht der Geiſt ächter
Kameradſchaftlich=
keit! — Un ſolang uns der Geiſt erhalte bleibt, do kenne mer
aach heit noch ſage: „Lieb Vaderland, magſt ruhich ſein
aach wann mer ere waffeſtrotzende Welt waffelos gäächeniwwer
ſteh ..."
Zur Feier vun däre Wiederſehensfeier hab ich nu’ aach
widdermal mein lahme Pegaſuß aus em Stall gezoddelt, un
mecht unſere altgediente Hunnertfuffzehner e Liedche ſinge; net
iwwerſchwenglich, ſundern meiner Art gemeß mehr im Volkston.
Es geht uff die Melodie vun dem ſcheene Reſärfeliedche, wo der
Vers drinn vorkimmt:
In der Hoimad angekoh=mmen,
Fängt ein noies Läben an — ja Läben an,
Eine Frau wird ſich ge=he=no=ho=mmen:
Kinder maſchiert auf Vordermann!
Eine Frau wird ſich ge=no=hommen — ja no=hommen:
Kinder maſchiert auf Vor=der=mann!
Alſo los: Eins — zwei — drei:
Leibgaddifte, ſeid willkumme
In de alte Ganniſon — ja Ganniſon,
Härzlich ſeid Ihr uffgenumme,
Dofor birgt die Draditzion,
Härzlich ſeid Ihr uffgenumme — ja numme,
Dofor birgt die Draditzion.
Wer die „Litze” einſt gedrage
Un mit Stolz den Gaddeſtärn — ja Gaddeſtärn,
Sieht mer aach in heid’che Dage
Noch in Darmſtadts Mauern gärn,
Sieht mer aach in heidſche Dage — ja Dage
Noch in Darmſtadts Mauern gärn.
Un dodruff noch ſtolz ſei kennt=er
Wann Ihr Eich „Gaddiſte” nennt — ja diſte nennt,
Dann vun alle Reſchimenter
War’s des älſte Reſchiment;
Dann vun alle Reſchimenter — ja menter
War’s des ältſte Reſchiment.
Un en ſtrammer Borſch war jeder,
Do is net zu dibbe dra — ja dibbe dra,
Däß ſieht mer uff dauſend Meter
Gääche’n Wind Eich heit noch a',
Däß ſieht mer uff dauſend Meter — ja Meter
Gääche’n Wind Eich heit noch a. —
Sin die Zeide aach entſchwunde,
Helt doch die Erinnerung — ja innerung
An die ſcheene Landſe=Stunde
Eich des Härz ſtets friſch un jung,
An die ſcheene Landſe=Stunde — ja Stunde
Eich des Härz ſtets friſch un jung.
Vieles hott ſich zwar verennert,
Wie’s die Zeit ſo mit ſich bringt — ja mit ſich bringt,
Selbſt der „Exert” is verſchennert,
Der mit Eierm Schweiß gedingt,
Sälbſt der „Exert” is verſchennert — ja ſchennert,
Der mit Eierm Schweiß gedingt.
Lenkt Ihr gar erſt Eire Schritte
In die Alexanderſtroß — ja ſanderſtroß —
Wo den „Querbaum” Ihr geridde,
Speiſezettel.
Sonntag: Johannisbeerkaltſchale, Wickelbraten mit
Miſch=
gemüſe, Aprikoſenereme. — Montag: Tomatenſuppe, gefüllte
Gurke mit Bratkartoffeln. — Dienstag: Möhrengemüſe mit
Schotenerbſen, Abſtechklößchen. — Mittwoch: Kohlrabigemüſe
mit Peterſilienklößchen. — Donnerstag: Kirſchpfanne mit
Vanilleſoße. — Freitag: Kirſchſuppe, Fiſchklößchen mit
Sar=
dellenſoße. — Samstag: Speckeier mit Salzkartoffeln, Gurken=
Tomatenſalat.
Humor
nintagsausflug einer Seiltänzerin.
(Humoriſt.)
Die findige Poſt. In Stuttgart — ſo wird in Reclams Univerſum
erzählt — tritt ein junger Burſche an den Poſtſchalter und fragt: „Iſch
koin Brief von meim liebe Vadder do?” — „Wo wohnt denn Ihr lieber
Vater?” fragt ihn der Beamte. — „In Sindelfinga.” — Der Beamte
weiß Beſcheid; er gibt ihm einen Brief, deſſen Anſchrift lautet: An
meinen lieben Sohn in Stuttgart.” Und ſiehe da! Es iſt der richtige
Brief, mit dem der Burſch vergnügt abzieht.
C.K. Unter Freundinnen. „Ich habe ſo ein Gefühl, daß ich einmal
jung ſterben werde.” — „Beruhige dich, meine Liebe, davor brauchſt du
dich nicht mehr zu fürchten.”
Reide Steierſchuſter bloß,
Wo den Querbaum Ihr geridde — ja ridde,
Reide Steierſchuſter bloß.
Die Kantiene ſin verloſſe,
Wo Ihr Eiern Dorſcht gepflegt — ja Dorſcht gepflegt,
8 wärd kaan Zabbeſtraach gebloſe,
Selbſt „die Weed” is ſtill gelegt,
s wärd kaan Zabbeſtraach gebloſe — ja bloſe,
Selbſt „die Weed” is ſtill gelegt.
Still liggt aach des „gääle Heefche‟
Kaa Kommando wärd rißgiert — ja wärd rißgiert,
Ach wie oft hott do manch Scheeſche,
Tabfer als noochexerziert,
Ach wie oft hott do manch Scheefche — ja Scheefche
Tabfer als noochexerziert.
So dhut vieles Ihr vermiſſe,
s fehlt am neediche Bedrieb — ja am Bedrieb,
Selbſt die Heinermädcher wiſſe
Net wohie mit ihre Lieb,
Selbſt die Heinermädcher wiſſe — ja wiſſe,
Net wohie mehr mit de Lieb.
Un ich glaab, daß däß beſtreite
Sicher heit wohl niemand kann — ja niemand kann,
s kam doch unner Eire Zeide
Manche zu me brave Mann,
s kam doch unner Eire Zeide — ja Zeide
Manche zu me brave Mann.
Drum, wer in de friehre Dage,
Dreu gedient hat ſeine Zeit — ja ſeine Zeit,
Un die Litze einſt gedrage,
Sei ein volles Glas geweiht,
Un die Litze einſt gedrage — ja drage,
Sei ein volles Glas geweiht!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Ja alſo, was do unſer
Stadt=
hißdoricker is, de Herr Dockter Adolf Müller, alſo der hott am
Freidag en Addickel ins Blatt geſchriwwe iwwer „Der ewiche
Dummbach” un ſo. Es ſollt en geiſtesgeſchichtlicher Verſuch ſei,
awwer mir war’s voll un ganz aus’m Härze geſchriwwe, de Herr
Dockter hott gradezu die Speziß Dummbach nei endeckt, ſozuſage
vum hißdoriſche Standpunkt aus. Un er hott dobei gefunne,
daß der Dummbach gorkaa Darmſtädter Orſchinahl is, wie ſich
däß manche in ihre Unwiſſenheit eibilde (äweſowenich wie die
Spetziß „Datterich”), ſundern daß es Dummbache zu alle Zeite
un iwwerall gäwwe hott. Dummbache wohrn, ſin und wärrn
immer ſei, ſolang die Welt beſteht. Im Gäächedaal, wann’s
kaa Dummbache mehr gebt, do weer des Läwe gornet mehr
läwenswärt. Die Frag, ob der Dummbach ewich läwe mißt,
war däßhalb iwwerfliſſiſch. — Nor in aam kann ich Ihne net
beiſtimme, Herr Dockter, nemlich wann Se behaubte, der
Dumm=
bach dhet Schade ſtifte. — Ach naa, der Dummbach is der
unſchuldichſte Menſch uff de Welt, er hott nor aan Fehler:
er ſchimbft! — Un, wie Se ſehr richdich bemerke, Herr
Dockter: er ſchimbft hinnenooch! Un meiſtens do, wo’s
kaan Wert hott, am Bierdiſch. Im iwwriche awwer hellt er’s
Maul un bezehlt ſei Steier. Der Dummbach is alſo, meiner
un=
maßgebliche Maanung nooch, de ungefehrlichſte Zeitgenoſſe,
ſolang er bloß ſchimbfe dhut. — Gefehrlich wärd erſt, un
Schade ſtifte dhut=er, wann er zu Amt un Wirde kimmt; wann
er was wärd! — Do kennt ſei Dinkelhaffdichkeit kaa Grenze,
do kimmt er gleich hinner unſerm Herrgott, wann net gar
vor=
em. Un däß war unnerm alte Reſchiem ſchun ſo, un is unnerm
neie kaa Hoor beſſer worrn . . .
Nor aans is mer e Reezel, Herr Dockter, nemlich, warum
mer ausgerächent dem ewiche Dummbach aach noch im
Darm=
ſtädter Radskeller e hölzern Denkmal geſetzt hott, die Ehr kimmt
em wärklich net zu. Iwwrichens, Herr Dockter, wie weers, wann
mer uns emol im Radskeller uff e Schobbeleng dräffe dhete, do
kennte mer däß indräſſande Geſpreech fortſetze. Es gibt jo jetzt
Bier drinn, un ſogar Muſick, neierdings ..=
Der Herr im Kleinauto (nach dem vergeblichen Verſuch,
weiterzu=
fahren): „Hallo, Jungs! Spielt da jemand mit einem Magneten?”
(Humoriſt.)
Doppelt hält beſſer. Ein Angeſtellter, der regelmäßig zu ſpät ins
Bureau kam, war von ſeinem Chef heftig getadelt worden. „Freue
mich, daß Sie jetzt pünktlicher ſind”, ſagte der Chef eines Morgens.
— „Ich habe mir aber auch einen Papagei angeſchafft”, ſagte der andere
ſtolz. — „Einen Papagei, wieſo denn? Sie ſagten doch, Sie hätten
einen Wecker.” — „Ja, aber der Papagei gehört zum Wecker. Ich war
nämlich an den Wecker ſo gewöhnt, daß ich davon nicht aufwachte. Jetzt
ſtelle ich immer den Käfig mit dem Papagei neben den Wecker, und der
Lärm, den der Vogel macht, wenn es zu klingeln anfängt, würde auch
einen Toten aufwecken!"
Ein guter Menſch. „Du biſt doch heute ſo vorſichtig, wenn du einen
Fußgänger auf der Straße ſiehſt?” bemerkt der Begleiter bei der
Auto=
fahrt. „Ja,” evwidert der Beſitzer, „ich habe einen ganz neuen Wagen,
und da möchte ich nicht gleich ein paar Kratzer am Schutzblech
be=
kommen.
In der Naturkunde. Der Lehrer hat ein Gefäß mit Goldfiſchen mit
in die Schule gebracht und fragt nun die Kinder: „Kann mir eins von
euch ſagen, was ein Goldfiſch iſt?‟ Da hebt die kleine Lilly den Finger:
„J weiß es, Herr Lehrer, das iſt eine Sardine, die ſehr reich
gewor=
den iſt.”
Gipfel der Faulheit. Der faulſte Mann in Beacon — ſo erzählt ein
amerikaniſches Blatt — iſt ſoeben entdeckt worden. Es war am frühen
Morgen, und er lag im tiefen Schlaf, als ſeine Frau durch die
Feuer=
ſirene aufgeſchreckt, ihn anſtieß und rief: „Wach auf, Liebling. Die
ganze Stadt muß in Brand ſtehen. Der Himmel iſt ſchon glutrot. Wach
auf, wach auf!‟ Der Gatte rieb ſich langſam den Schlaf aus den Augen,
richtete ſich ein wenig empor, taſtete ſchlaftrunken die vier Wände des
Zimmers ab, gähnte, legte ſich mit einem behaglichen Grunzen wieder
nieder und murmelte nur: „Laß mich in Ruhe, die Wände ſind noch
alle kalt.”
Gute Quelle. Woher haben Sie denn den Stoff zu Ihrem
zwei=
ten Roman?” fragte der Verleger den jungen Autor. „Den habe ich
von der Filmbearbeitung des erſten.”
Wangenrot. „Sind roſige Wangen nicht ein Zeichen von
Geſund=
beit?” „Man ſagt ſo.” „Geſtern ſah ich eine junge Dame, die war auf
der einen Seite viel geſünder als auf der andern.”
Spätſommer.
Man kann in dieſem ſeltſamen
Sommer ausnahmsweiſe auch einmal
vom Wetter reden, ohne damit gegen
die altbekannten Regeln
geſchmack=
voller Unterhaltung zu verſtoßen.
Man hat von Woche zu Woche gehofft,
daß endlich einmal die Wendung zum
dauernd guten Wetter kommen würde
— aber immer wieder gab’s neue
Ent=
täuſchungen. So hofft man mit dem
in Wetterdingen üblichen Optimismus
nun auf den Spätſommer: vielleicht
wird es doch endlich ein ſpäter, aber
wirklicher Sommer! Für die Dame von
Welt kann daraus ein ſehr ſchwieriges
Problem entſtehen: kalendermäßig iſt
es zwar noch Sommer, aber nach dem
Modenkalender beginnt bereits der
Herbſt und fordert mit neuen Modellen
Berückſichtigung.
Bei genauer Betrachtung aber
ſchwinden die Schwierigkeiten
erheb=
lich. Die Modeſchaffenden ſcheinen
be=
züglich des Wetters von der
allgemei=
nen Hoffnungsfreudigkeit angeſteckt
ge=
weſen zu ſein, als ſie die erſten
Mode=
tendenzen für den Frühherbſt
feſtleg=
ten: es hat ſich nichts ſo weſentlich
ge=
ändert, deß zwiſchen dem
ſommer=
lichen Geſtern und dem herbſtlichen
Heute ein ſcharfer Trennungsſtrich
ge=
zogen ſcheint. Ganz beſonders gering
iſt natürlich der Unterſchied bei den
Kleidern für den Vormittag. Denn
man hat für ſie ſowohl die
unſterb=
liche Form des Jumpers beibehalten,
wie man auch für den Herbſtanfang
die gleichen lichten, freudigen Farben
weiter gelten läßt. Mit gleicher
An=
hänglichkeit iſt man auch den leichten
Wollſtoffen, beſonders dem Kaſha, und
den Seiden treu geblieben, die immer
noch in der Zuſammenſtellung „Wolle
und Seide” Gelegenheit geben,
ge=
ſchmackvoll zu kombinieren. Wenn es
alſo auch nichts überraſchend Neues
gibt, ſo läßt ſich doch an kleinen
Merk=
malen das Streben nach
Weiterent=
wicklung erkennen. Am
Vormittags=
kleid hat die Taille nun endlich
bei=
nahe ihre natürliche Lage bekommen.
Man markiert ſie weiterhin mit Vor=
Eine neue Krawatte
für den Sport zeigt unſere kleine Skizze. Die großen bunten
Tupfen der Seide, Foulard oder Crepe de Chine, die für die
Krawatte verwendet iſt, bildet noch nicht genügend Schmuck; es
fehlt noch das Monogramm, das anſcheinend an der ſportlichen
Kleidung abſolut unentbehrlich iſt. An unſerem Modell iſt das
Monogramm in großzügigen Lettern flott zwiſchen die bunten
Tupfen geſtellt. — Und die Farbe der Tupfen — alſo meiſt ein
warmes Grün — wiederholt ſich in dem praktiſchen
Augen=
ſchirm, ohne den man heute beim Tennisſpiel kaum noch
aus=
kommen kann.
liebe durch den Gürtel, woraus ſiff
dann häufig eine betont bluſige Form
für den Jumper ergibt. Dieſer ſelkmt
begegnet uns aber auch als
Trägg=
der Weiterentwicklung: trotz ſeineu
ſportlichen Charakters bekommt guu
er nun mehr Aufputz. Doch darf dieſſſ.
die einfache Ruhe der Silhouette niche
ſtören. Man ſetzt alſo, etwa voim
Bubenkrägelchen eines naturfarbens.
Kaſhajumpers ausgehend, ein ſich nag
unten bogig verbreiterndes Teil aug
metalldurchwirktem Kaſha ein, das 7i
Taillenhöhe durch den im Ton des einv
farbigen Kaſhas gehaltenen Ledey
gürtel angenehm unterbrochen wirn
Der wieder aus naturfarbenem Kaſhl
gearbeitete Rock zeigt vorn tief eingg
legte Tollfalten, die im oberen Teu
feſtgeſteppt ſind, damit die noch immen
geltende Schlankheit der Hüftpart:
gut herausgebracht wird (a). Für da
erhofften wärmeren Tage wählt mam
das Kleid aus Waſchſeide ohne Armel
das die gleichen Tendenzen in anderen
Weiſe ausprägt. Der Jumper mit viers
eckigem Ausſchnitt zeigt ebenfalls gam
ruhige, leicht bluſende Form, für dern
Rock iſt abwechſlungshalber die Übers
ſchlagform gewählt. Der Aufputz aben
beſteht hier, in verſchiedenfarbig abu
ſchattiertem Seidenband, das den Ausu
ſchnitt einfaßt, von der Jumpermittt
bis zu deſſen Saum rundherum gelegy
iſt und auch die Linien des Rockey
nachzieht, während die Gürtelblendo)
durch Zierknöpfe beſonders hervorger
hoben wird, um die höher gerückth
Taille zu zeigen (c). Letzteres kanm
man auch nur durch eine leichte Anp
deutung bewirken: man gibt einen
Jumperbluſe aus Chinakrepp
durch=
eine ſchmale, abſtechende Blende einenn
markierten Latz und zieht deſſen Ende4
in Taillenhöhe durch einen Einſchnitm
des Stoffes. Damit iſt ſchon die Auf=)
merkſamkeit auf die höhere Taillenlinieu
zur Genüge gelenkt, um ſo mehr, als 0
der Aufputz ſich nur auf einen
ſchal=
artig geknoteten Kragen und
entpre=
chenden Abſchluß der langen Aermellt
beſchränkt. Ein Rock aus gleichfarbe)
gem Wollſtoff mit ſeitlich angeordnetemu
Falten ergänzt den Jumper zum
Kleid (b).
Die moderne Sportkleidung.
Gewiß, die Sportkleidung unſerer jungen Damen ſoll in erſter Linäu
korrekt, ſachlich und zweckentſprechend ſein. Aber — darf ſie deshalb nicht
auch hübſch, flott und jugendlich ausſehen, ſoll man an unſeren Sportladien
nicht auch das reizende, gepflegte Exterieur, den kleidſamen Anzug wohltuenn
Neue Handſchuhe.
Sie ſind wirklich ganz und gar neuartig, die beiden
langen verſchlußloſen Handſchuhe auf unſerer kleinen
Zeichnung. Wo heute alles reich gemuſtert iſt — warum
ſollte der Handſchuh der modernen Frau eine Ausnahme
hiervon machen? Ein ganz feines Leder und ſehr
dis=
krete, gut aufeinander abgeſtimmte Farbtöne, für die
flotten Muſterungen ſind natürlich die Hauptbedingung
für die allerdings etwas extravagante, aber ſicher ſehr
elegante Wirkung dieſer Modelle.
Bei der Mode der kurzen Aermel oder der ärmelloſen
Kleider haben dieſe Handſchuhe Ausſicht, von den Damen
auf lange Zeit bevorzugt zu werden.
Moderne Schuhe.
Man ſagte früher — ob mit Recht oder
Unrecht, mag dahingeftellt ſein — die deutſche
Frau lege keinen Wert auf ihr Schuhzeug.
Heute kann man ihr dieſen Vorwurf
be=
ſtimmt nicht mehr machen, heute haben wir
Schuhe in allen Arten, vom einfachen,
prak=
tiſchen bis zum eleganteſten Genre, die mit
geradezu fabelhaftem Raffinement
ausge=
ſtattet ſind. Der zierliche Lackſchuh mit der
wunderſchön verarbeiteten und kunſtvoll
kombinierten Spange kann wohl mit Recht
Anſpruch auf höchſte Eleganz machen.
und anerkennend bemerken? Vielleicht beſteht der Schick der Sportkleiduſ
zum größten Teil gerade in ſeiner Sachlichkeit, die natürlich modiſch weei.”
flußt und durch hübſche leuchtende Farben betont ſein muß. Weiß iſt E
Farbe des Tennisſportes, farbenfroh, leuchtend ſollen lediglich die Deia.*
ſein. Eine flott gebundene Seidenkrawatte, ein ſchmeichelnder Foulardſche.
der, weich drapiert, den Ausſchnitt umgibt, eine bunte Strick=, Trikok 9
Seidenweſte, ein feſt um die Friſur geſchlungenes Bandeau heben ſich ie
kungsvoll von dem ſchneeigen Weiß der Kleider ab. — Von den Formen. Le
Tennis=, überhaupt der Sportkleider iſt nichts Beſonderes zu berichten. S
Röcke ſind natürlich immer weit. An den Bluſen muß alles einfach ſein, Aue
was als Garnierung dienen ſoll, muß aus dem Material ſelbſt herausgen.
werden. Ob ärmellos oder mit langen, mäßig weiten, natürlich ganz S
fachen Bluſenärmeln, das entſcheidet der Geſchmack. — Ohne einen paken”
Mantel aus molligem Flauſch iſt der Sportanzug nicht vollkommen. D
Formen dieſer Mäntel ſind denkbar einfach — und denkbar ſchick. Meiſt ſ.*
die Modelle mit hochſtehendem oder hochſchließendem Kragen gearbeite."""
faſt immer mit großen Taſchen und großen weißen Perlmutterknöpfen. "
geſtattet. Weiß wie der Sportanzug iſt auch die Farbe der ſchönen Mcſis
mit dem Pa
dehr
zit die Sitzul
arſt in den Abe
dter Sitzung ent
die auf dieſe i
eietzt wurden
Die Berat
taß die Geger
ſch aus den el
dem von namh
und Dr. Moſe
lebhaften und
Eingleitet wu
Kanzlers Müll
in der Kreuze
geſetzten Auffa
ſtützt wurde der
ſcheint jedoch,
ſetzen vermoch
unzufriedenen
niſter lebhaft
Tungbhängige
Kreuzer=Beſch
vorgerufen h
ſtenden ihren
Kabinettskrif
Partei, die,
Leſaßen, lehr
dure