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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 53
Mittwoch, den 22. Februar 1928.
191. Jahrgang.
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Kädter und Nationalbank.
„Wiedervereinigungskriſe‟
Die Genfer Sicherheits=Tagung. Die WBohrbeit iber Nordſchespia aut
Die General=Oebatte.
Franzöſiſche Beſorgniſſe um Genſ.
Die franzöſiſche Theſe zur Abrüſiungs= und
Bicherheitsfrage. — Nichtsſagende
Rede=
wendungen Paul Boncours.
* Genf, 21. Februar. (Priv.=Tel.)
Das Bild der Sitzung des Sicherheitskomitees iſt heute ſchon
wweſentlich ruhiger geworden. Man erwartet heute mit Intereſſe
wie Rede Paul Boncours, der wahrſcheinlich noch in der
Vor=
mnittagsſitzung ſprechen wird. Man glaubt, daß die
General=
webatte noch ungefähr zwei bis drei Tage dauern und daß ſich
Dann das Komitee doch in einzelne Unterkomitees für die
ver=
ſſchiedenen Spezialfragen teilen wird, obwohl Beneſch geſtern
vor=
läufig Unterkomitees nicht für erforderlich hielt. Vorausſichtlich
wwird außer den Unterkomitees noch ein Redaktionskomitee ge=
Wildet, das die formelle Faſſung etwaiger neuer Vorſchläge und
Dder Berichte auszuarbeiten hätte.
In der heutigen Vormittagsſitzung ſprach ſofort nach
Eröff=
mung der Sitzung durch den Präſidenten Beneſch um 11 Uhr der
ſitalieniſche General de Marinis, der erklärte, daß man ſich von
Ddem Syſtem der Teilverträge zwiſchen zwei und mehr
Wbenachbarten Staaten beſſere, und praktiſchere Ergebniſſe
ver=
fſprechen könne, als von einem Generalpakt. Der Locarnovertrag
ſfſei für ganz ſpezifiſche Verhältniſſe beſtimmt und laſſe ſich nicht
geinfach generaliſieren. Die italieniſche Delegation ſei bereit, an
allen Fragen des Komitees, die die Sicherheit und
Schieds=
egerichtsbarkeit betreffen, aus vollen Kräften mitzuarbeiten.
Paul Boncour, der nach Marinis das Wort ergriff,
gentwickelte in großen Zügen nochmals die bekannte
franzö=
fſiſche Theſe zur Abrüſtungs= und
Sicherheits=
ffrage. Er griff dabei dos Wort auf, das geſtern der polniſche
Vertreter Sokal in die Debatte geworfen hatte, daß es ſich bei
der Arbeit des Sicherheitskomitees darum handeln müſſe, eine
im voraus, feſtſtellbare und meßbare Sicherheit zu ſchaffen.
Ab=
rüſtung und Sicherheit ſeien zwei parallele Probleme und
müß=
ten deshalb konform und gleſchzeitig behandelt werden. Wenn
es auch unter den augenblicklichen Verhältniſſen nicht möglich
ſei, zu einem Generalpakt zu kommen, ſo müſſe doch immer
die allgemeine Sicherheit und der Weltfriede
das Ziel der Arbeiten
ſein, und darum kürfe man nicht aus den Augen verlieren, daß
es ſich um eine organiſche und ſtändige Aufgabe handle, die dem
Völkerbund in dieſen Problemen geſtellt ſei. Paul Boncour
vertrat in ſeiner Rede die franzöſiſche Theſe, daß es vor allem
darauf ankomme, daß man das augenblicklich
Erreichbare ausnützen müſſe und daß man dabei den
Rat in den Stand ſetzen müſſe, in Kriſenfällen ſofort mit
nach=
drücklicher Kraft in Konflikte einzugreifen. Er ging dann näher
auf das Memorandum Holſtis über die Ausdehnung der
Schieds=
gerichtsbarkeit ein und erklärte, daß Frankreich dieſem Gedanken
in jeder Geſtalt durchaus ſympathiſch gegenüberſtehe, daß aber
die Schiedsgerichtsbarkeit garantiert und ſanktioniert ſein müſſe,
da ſie nur in engſter Verbindung mit der Sicherheit möglich ſei.
Dem geſtern und heute von verſchiedener Seite geäußerten
Gedanken, daß ſich der Locarnovertrag nicht rein formal
generali=
ſieren laſſe, weil er auf beſtimmte ſpezifiſche Verhältniſſe
zuge=
ſchnitten ſei, hielt er entgegen, daß Locarno ja nur ein
Anfang ſein ſollte und in ſeinen Prinzipien ſehr wohl
auch auf andere Teile Europas angewendet werden könnte. Alle
Teilverträge, Allianzen und Pakte nach dem Locarnomuſter ſeien
im Grunde ja nur ein Weg, um
die Generalidee eines Friedenspaktes
zu finden. Dem Sicherheitskomitee ſei durch den Beſchluß der
Vollverſammlung und durch den Rat eine rein techniſche
Auf=
gabe geſtellt worden, die ſich am beſten in der Frage präziſieren
laſſe: Welches ſind die allgemeinen und regionalen Sicherheiten,
durch die die Verminderung der Rüſtung garantiert wird?. Da
man ja die Auffaſſung der einzelnen Staaten kenne und ſchon
im Beſitz genauer Vertragstexte und Memoranden ſei, verſpreche
er ſich von der Generaldebatte keine neuen Ergebniſſe, ſondern
halte es für beſſer, wenn das Komitee gleich in ſeine praktiſche
Arbeit eintrete und zur Erörterung, der vorliegenden Texte
übergehe.
Im Effekt ging alſo die Rede Paul Boncours darauf hinaus,
wie geſtern Lord Ceeil in ſeinem Artikel ſagte: „Gute Gründe
zu finden, um nichts tun zu brauchen,” und läßt deutlich die
franzöſiſche Tendenz erkennen, das Hauptgewicht
der Sicherheitsarbeit in Kommiſſionen zu
verlegen, die den abſchließenden Bericht über die
Verhand=
lungen zu liefern haben werden, wohl in der Hoffnung,
daß dort die franzöſiſche Theſe zu
ausſchlag=
gebender Geltung gebracht werden könne.
Die vagen Ausführungen Paul Boncours ſtanden in einem
auffallenden Gegenſatz zu den ſehr präziſen Anregungen, die
geſtern der deutſche Vertreter v. Simſon vor dem Komitee
ge=
geben hat. Die Rede wurde mit ſehr ſchwachem Beifall
auf=
genommen.
Nach einigen juriſtiſchen Erläuterungen des finniſchen
Dele=
gierten Erich zu den Memoranden, in denen er die Einreichung
eines allgemeinen Konventionsentwurfs für Nichtangriffsver= (
träge auf Grundlage des polniſchen Vorſchlags vom Jahre 1927
in Ausſicht ſtellte, ſchloß Präſident Beneſch um 12 Uhr 45 die
Sitzung und teilte mit, daß der heutige Nachmittag ſitzungsfrei
bleibt und daß dafür morgen zwei Sitzungen ſtattfinden werden
und die Generaldebatte morgen abend abgeſchloſſen wird. Die
C
nächſte Sitzung findet alſo morgen früh 10 Uhr 30 ſtatt.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 21. Februar.
Die Verhandlungen in Genf werden in Paris mit wachſen=
Zeitpunkt für die Tagung ſo ungünſtig wie nur möglich gewählt
Verhandlungen ein noch größeres Hindernis als all die wirklich
hält man in Paris die negative Haltung der Engländer für das
größte.
Unter ſolchen Umſtänden iſt es nicht zu verwundern, daß man
die Hoffnungen auf Rußland ſetzt. Rußland hat zwar nur einen
Beobachter nach Genf entſandt — die Vereinigten Staaten ſind
allerdings nicht einmal ſo weit gegangen — aber wan glaubt,
daß der ruſſiſche Beobachter eine durchaus aktive Rolle in Genf ſüglich nicht mehr umgehen.
ſpielen wird, Und man hält es für ſehr wahrſcheinlich, daß
und daß Sicherheitsverträge zwiſchen Rußland und ſeinen
Nach=
früher.
Man glaubt, daß die Sitzungen des Sicherheitskomitees bis
zum Zuſammentritt des Völkerbundesrates nicht beendigt
wer=
iſt ſchwer vorauszuſehen, welche Lorbeeren dort für Briand zu
pflücken ſein werden. Wenn nur ſein kurzlebiges Werk — die
Verſöhnung Litauens mit Polen — nicht wiederholt werden ſoll.
und eine neue Verſöhnungsaktion iſt höchſt notwendig, wenn
ſie auch nicht viel Erfolg verſpricht. Ein Teil der franzöſiſchen
Rechten tröſtet ſich übrigens in dieſem Streit damit, daß ſie
Deutſchland dafür verantwortlich macht. Das iſt ein magerer
Troſt, aber „doch beſſer als nichts
Auch die St. Gottharder Angelegenheit — die
Maſchinen=
gewehre für Ungarn — verſpricht wenig Gutes. Es kann daraus
kein Präzedenzfall für das Vorgehen des Völkerbundes für ſolche
Fälle geſchaffen werden, erſtens, weil die Großmächte außer
Frankreich dafür nicht zu haben ſein ſollen, und dann, weil
Titulescu den Effekt der ganzen Sache an die Ungarn
ver=
ſchachert haben ſoll — für einige Konzeſſionen in der
ſieben=
bürgiſchen Optantenfrage. Das ſoll übrigens einer der Gründe
ſein, weswegen er in Paris bei ſeinem letzten Aufenthalt ſo kühl
aufgenommen wurde.
Deutſchland und die Sicherheits=Konferenz.
Berlin, 21. Februar.
Wie mitgeteilt wird, rechnet man damit, daß die
Verhand=
lungen des Sicherheitskomitees in Genf bis kurz vor dem
Be=
ginn der Tagung des Völkerbundsrats dauern werden, die am
5. März beginnt. Nach der Generaldebatte werden die
Verhand=
lungen in der Kommiſſionsarbeit fortgeſetzt werden.
Staats=
ſekretär v. Simſon hat in ſeiner geſtrigen Rede nur die Gedanken
entwickelt, die in der ſeinerzeit nach Prag geſandten Denkſchriſt
enthalten ſind. Die Ausführungen des Staatsſekretärs gingen
über die Darlegungen der Denkſchrift nicht hinaus. Der
deutſche Standpunkt enthält, kurz zuſammengefaßt,
fol=
gende Geſichtspunkte: Er betont erſtens die Notwendigkeit, daß
zur Löſung aller Konflikte ein beſtimmtes
Ver=
fahren eingeführt wird; zweitens ſind nach deutſcher
Auffaſ=
ſung alle Allianzen, auch Defenſivallianzen, mit
dem Geiſte des Völkerbundes nicht vereinbar,
und drittens kommt es darauf an, praktiſche
Möglichkei=
ten für Präventivmaßnahmen gegen den Krieg
zu ſuchen. Auf dieſe drei Geſichtspunkte läuft ja auch der
deutſche Vorſchlag hinaus, daß bei Ausbruch von Streitigkeiten
auf Empfehlung noch ein Waffenſtilſtand vereinbart werden ſoll.
Im Anſchluß an die Ratstagung des Völkerbundes wird
üb=
rigens am 15. März die Vorbereitende Abrüſtungskommiſſion
ihre Verhandlungen fortſetzen.
Belgiens Stellung zur Frage der
Rheinland=
räumung.
Im belgiſchen Senat befaßte ſich Miniſter Hymans heute in
einer Rede auch mit der Reparationsfrage. Belgien zweifele
nicht, ſo fuhrte er u. a. aus, an der Abſicht der Reichsregierung,
ihren Verpflichtungen nachzukommen, aber die unaufhörliche
Polemik der deutſchen Preſſe in der Frage einer Verminderung
der finanziellen Leiſtungen des Reiches könne in der Zukunft
nur Schwierigkeiten heraufbeſchwören. Da Deutſchland
außer=
dem die Räumung des beſetzten Gebietes verlange, das eine der
Hauptgarantien für die Zahlung der Reparationen ſei, nehme er
an, daß es als Gegenleiſtung hierfür neue Garantien vorſchlagen
werde. Gleichzeitig beſtehe Belgien auf Einlöſung des während
des Krieges in Belgien zur Ausgabe gelangten deutſchen
Papier=
geldes. Belgien könne dieſe Forderung nicht verfallen laſſen.
Alsdann beſchäftigte ſich Hymans mit dem Völkerbunde und
erklärte, die belgiſche Politik ſei eine Politik des Friedens, wobei
Belgien wünſche die Erweiterung des Syſtems der
Schieds=
gerichtsbarkeit. Belgien glaube, daß das wirkſamſte
Sicherheits=
ſyſtem in dem Abſchluß von Regionalpakten. Nichtangriffs=
Entſtehung von Kriegen ſchwieriger geworden ſei, lägen ſie
deſſen auf entſprechende Scherheiten nicht verzichten. Belgien
wolle Opfer bringen, aber es ſei gleichzeitig auch entſchloſſen,
ſeine Bemühungen für die Befriedung und Stabiliſierung
Europas fortzuſetzen.
däniſchem Munde.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. II. Kopenhagen, Februar 1928.
Wenn man lieſt, daß der däniſche Außenminiſter Molteſen,
gelegentlich der „Däniſchen Woche” in Stockholm, aus der Tiefe
der Skepſis betrachtet. Vor allem hat es den Anſchein, daß der ſeines Gemüts den ſalomoniſchen Ausſpruch tat, die Verhältniſſe
in Nordſchleswig hätten ſich „in vollkommen natürlichem Tempo
iſt. Die Wahlſorgen bei den führenden Mächten bedeuten für die zum Beſſeren entwickelt”, und wern man gleichzeitig Gelegenheit
hat, einen kleinen Einblick in die wirtſchaftliche Lage des Landes
nicht zu unterſchätzenden ſachlichen Hinderniſſe. Zwiſchen dieſen zu tun — wenn man ferner goldene Worte aus dem
Wieder=
vereinigungsjubel der „ſüdfütiſchen” Preſſe ſchöpft und zu
glei=
cher Stunde, in der peinlich nüchternen und keineswegs
roſig=
bebrillten Kritik der vom „Glück” in erſter Hand heimgeſuchten
Landesbewohner, überall Bitterkeit, Enttäuſchung und müde
Hoffnungsloſigkeit findet — ja, dann läßt ſich die im Laufe
der Jahrhunderte abgegriffene Frage: „Was iſt die Wahrheit?”
Daß dieſe „Wahrheit” weder in tagespolitiſchen Schlag=
Moskau in der nahen Zukunft ſich ſeinen Nachbarn nähern wird worten zu Hauſe iſt, noch aus hochgeſtimmten Feſtreden zu
ſprechen pflegt, wollen wir — hüben wie drüben — ohne falſche
barn nicht mehr auf ſo viele Schwierigkeiten ſtoßen werden als Scham anerkennen. Es dünkt uns probater, ſchwarz und weiß
der beiderſeitigen Darſtellun gsweiſe ein wenig ineinanderrinnen
zu laſſen, und: grau, düſter grau iſt die Löſung.
Eine von einem waſchechten Dänen in einem ebenſo
waſch=
den können. Der franzöſiſchen Diplomatie fröſtelt es übrigens echt däniſchenationalen Blatt, unter dem Titel „Nordſchleswiger
etwas vor der neuen Zuſammenkunft des Völkerbundsrates. Es Stimmungen”, veröffentlichte Aufſatzfolge dürfte dem Vorwurf
der heimlichen „Deutſcherei”, (wie man das hier ſo geſchmackvoll
nennt) ſicher nicht unterliegen. Wir können alſo getroſt zitieren,
ohne uns dem Anſchein der tendenziöſen Entſtellung auszuſetzen.
Denn Polen und Litauen liegen ſich ſchon wieder in den Haaren, Hier — wenn überhaupt in gendwo — iſt der Wunſch nicht
Vater des Gedankens.
In der „Berlingſke Tidende” ſchreibt alſo ein konſervativer
Däne: Im allgemeinen verſtehe man nördlich der Königsau die
Stimmungen nicht, die in Nordſchleswig herrſchen. Eine
ober=
flächliche Anſchauungsweiſe führe zu dem Trugſchluß, daß
Nord=
ſchleswig und Dänemark „Jacke wie Hoſe” ſeien und daß
die wiedererworbenen Lankesteile wenigſtens kein Recht darauf
hätten, ſich beſonders zu beklagen. Jedenfalls ſtehe es außer
allem Zweifel, daß der Sinn der neuen ſüdjütiſchen Mitbürger
nicht von ſanfter Schickſalsergebenheit und lichtem Optimismus
geprägt ſei. Man reagiere dort viel ſchärfer, ſowohl auf den
Druck der Kriſe, wie gegen die neuen Zuſtände überhaupt. und
wenn man den Verſuch mache, der Stimmung ganz privatim
auf den Grund zu gehen, dann zeige ſie ſich oft düſterer und
bitterer, als man nach den offiziellen Aeußerungen von
däniſcher Seite erwarten ſollte. Die däniſche Preſſe in
Nord=
ſchleswig und ebenſo die politiſche Führerſchaft befleißige ſich
in ihren Aeußerungen aus nationalen Gründen einer nicht
ge=
ringen Zurückhaltung. Nicht nur aus taktiſchen Erwägungen —
um dem Gegner keine Waffen zu liefern (1) —, ſondern auch,
weil die Unzufriedenheit in vieler Beziehung als
vorüber=
gehende Erſcheinung aufgefaßt werde. Nach außen hin habe die
Mißſtimmung wohl in der däniſchen „
Selbſtverwaltungsbewe=
gung” und in der immer aggreſſiveren Politik der Deutſchen (2)
ihren ſchärften Ausdruck gefunden, doch auch die tiefkritiſchen
und peſſimiſtiſchen Aeußerungen däniſch=konſervativer Kreiſe
ließen erkennen, daß man es mit einer bis auf den Grund
durchdringenden Volkskriſe zu tun habe, die nicht
nur wirtſchaftlicher oder ſtaatlich=adminiſtrativer Natur ſei,
ſon=
dern einen inneren, pſychologiſchen Charakter trage. Als die
Nordſchleswiger durch die Wiedervereinigung zu Dänemark
zurückgekehrt ſeien, hätten ſie ſich endlich im Hafen geglaubt. In
nationaler Beziehung ſei das auch der Fall geweſen, doch habe
es das Unglück gewollt, daß ſie — nach wenigen Jahren
des „Wiedervereinigungsrauſches — in eine
wirtſchaftliche Kriſe hineingeworfen wurden,
die ſo hart und tiefgehend ſei, wie ſie Nordſchleswig ſeit dem
Staatsbankerott und der großen Landwirtſchaftskriſis vor mehr
als hundert Jahren kaum erlebt habe. Die Agrarkriſe in den
70er und 80er Jahren ſei wohl über das Land hinweggegangen,
doch habe es den Anſchein, daß ſie ſich — vermutlich infolge des
deutſchen Zollſchutzes — in Nordſchleswig nicht ſo ſtart
fühlbar gemacht wie in Dänemark. Heute habe man es mit einer
Betriebs=, Schulden= und Valutakriſe von weit
durchgreifenderem Charakter zu tun. Soviel Unglück, auf die
Schultern einer einzigen Generation gewälzt, ſei faſt mehr, als
ertragen werden könne. Die däniſchen Nordſchleswiger, die das
Glück gehabt hätten, ihre Heimat aus der Fremdherrſchaft dem
Mutterlande zuzuführen, ſeien ſelbſt zum großen Teil Opfer
eines tragiſchen Schickſals geworden. Auf das Granatengeheul
der Schützengräben ſei der dumpfe Hammerſchlag der
Zwangs=
verſteigerungen gefolgt. Sein Ton werde noch in weiter
Zukunft widerhallen. Dieſes kämpfende Volk (der
Nordſchles=
wiger) ſei ſcheinbar am Ziele ſeiner Wünſche geweſen, doch
tat=
ſächlich ſeien viele wieder auf das wilde Meer hinausgetrieben
worden und in einer Weiſe zu Schaden gekommen, wie ſie es
während der Fremdherrſchaft nicht gekannt hätten.
Die Aeußerungen vieler Nordſchleswiger ließen erkennen,
daß man Dänemark als eine „Rabenmutter” betrachte, die den
Notſchreien ihrer Kinder gegenüber taub bleibe. So
ungerecht=
fertigt dieſe Auffaſſung auch ſei, ſo enthalte ſie doch ein
Körn=
die Sicherheitsfrage die Vorausſetzung für jeden Frieden ſei. chen bitterer Wahrheit. Die Pſychologie der
Wiedervereinigungs=
rriſe ſei nicht die einer gewühnlichen Kriſis — wie ſie ſich überall
dort geltend mache, wo hochgeſpannte Erwartungen und lichte
Zukunftsträume auf die Reglitäten der Wirklichkeit umgepfropft
verträgen und Schiedsgerichtsverträgen beſtehe. Obgleich die werden müßten — ſie ſei ebenſo nicht nur das Reſultat eines
gewollt=feindfeligen Mißverſtehens der däniſchen Abſichten und
dennoch immer im Vereich= des Möglichen. Belgien müſſe unter Handlungen, ſondern leider auch eines Zuſammenbruches
allen Umſtänden ſeine Grenzen verteidigen und dürfe infolge= der perſönlichen Lebenshoffnungen oder des Glaubens vieler
treuer Dänen an eine nationale Zukunft.
Soweit der däniſche Beobachter — und wer die Verhältniſſe
kennt, wird ihn nicht der Uebertreibung zeihen dürfen. Wir
brauchen dem Bilde unſererſeits nichts hinzuzufügen. Es ſei
Seite 2
Mittwoch, den 22. Februar 1928
Nummer 53
denn, daß wir uns über den Optimismus wundern, mit dem
der Verfaſſer — trotz ſeiner eigenen treffenden Charakteriſierung
der Lage — Licht und Eutſtannung von der Zukunft erwartet.
Richtiger geſagt — nicht darüber, daß, ſondern wie er ſie
erhofft. Wenn er beſſerem gegenſeitigen Verſtehen, vernünftigen
adminiſtrativen Maßnahmen, einer Dezentraliſation der
Ver=
waltung uſw. das Wort redet, ſo ſind das vielleicht die einzigen
Heilmittel, die die Kopenhagener nationalpolitiſche Apotheke —
ſo wie ſie nun einmal iſt — zu liefern vermag. Doch weder
Schlagworte, wie „äußerſte Anſpannung der nationalen
Willens=
kraft” und „zielbewußte Steigerung der Produktion”, noch der
in dieſem Zuſammenhang zu unklaren Fehlſchlüſſen führende
Hinweis auf die allgemeine Weltwirtſchaftskriſe können darüber
hinwegtäuſchen, daß das Wirtſchaftsleben des Landes — ganz
unabhängig von den europäiſchen Konjunkturſchwankungen —
durch die zollpolitiſche Abſchnürung vom
deut=
ſchen Markt den Todesſtoß erhalten hat. Eine durch
Unterbindung des Abſatzes gänzlich unrentabel gewordene
Vieh=
zucht (in einem hauptſächlich auf dieſen Erwerbszweig
angewie=
ſenen Gebiet) kann weder durch innerpolitiſche Maßnahmen, noch
durch „Produktionsſteigerung” rentabiliſiert oder wettgemacht
werden, und es iſt ebenſo gut gemeint wie nutzlos, den von der
Scholle vertriebenen Landmann durch wohlwollendes
Verſtänd=
nis für ſeine Pſyche entſchädigen zu wollen. Daß es
ebenſo=
venig gelingen kann, das Jahrhunderte alte
Zuſammengehörig=
keitsgefühl der Schleswig=Holſteiner auf adminiſtrativem Wege
zu beſeitigen, braucht in dieſem Zuſammenhang gar nicht
er=
wähnt zu werden.
„Was not tut, iſt vielmehr die Fähigkeit oder Zivilkourage,
aus einer klaren Auffaſſung der Lage in Nordſchleswig ebenſo
logiſche und bündige Schlüſſe zu ziehen. Schlußfolgerungen,
die u. a. unabweislich zu der Erkenntnis führen müſſen, daß die
Wirtſchaft des Landes, ihrer ganzen Struktur nach, den deutſchen
Markt als freies Abſatzgebiet niemals entbehren kann
und daß der ökonomiſche Niedergang, ſowie die unaufhaltſam
fortſchreitende Verarmung der geſamten Bevölkerung in
aller=
erſter Linie auf die zollpolitiſche Verknüpfung wit Dänewark
zurückzuführen iſt.
Zu dieſer ſelbſtverſtändlichen Logik hat ſich der Verfaſſer der
„Nordſchleswiger Stimmungen” nicht durchringen können oder
wollen. Immerhin hat er das Wort „
Wieder=
vereinigungskriſe” geprägt und damit den Nagel auf
den Kopf getroffen. Ueber ihre endgültige Löſung brauchen
weder er noch wir uns den Kopf zu zerbrechen — denn einzig
zuſtändig ſind die Nordſchleswiger ſelbſt.
Das Geld aus Amerika.
Ratifizierung der Rückgabe=Bill durch den
amerikaniſchen Senat.
EP. New York, 21. Februar.
Der Senat hat das Geſetz zur Rückgabe des ehemals
ſeind=
lichen Eigentums ratifiziert.
* Die New Yorker Meldungen über die weitere Entwicklung
der Freigabebill lauten, nachdem der Senat ſeine Abſtimmung
vollzogen hat, ſehr optimiſtiſch. Es ſind zwar noch Differenzen
in den Texten des vom Senat und des vom
Repräſentanten=
haus angenommenen Geſetzes zu beſeitigen. In der Wallſtreet
ſcheint aber die Auffaſſung zu beſtehen, daß das keine große
Mühe mehr macht, ſo daß vielleicht noch in dieſem
Monat Präſident Coolidge die Unterſchrift
vollziehen kann. Der Verwalter des deutſchen Eigentums
arbeitet ſchon ſeit längerer Zeit an den Vorbereitungen für die
Auszahlung. Es könnte alſo dann nach weiteren vierzehn Tagen
mit der Auszahlung begonnen werden. Es handelt ſich im
Gan=
zen um 160 Millionen Dollar, alſo etwa 650 Millionen
Reichs=
mark, die bis Jahresende an Deutſchland zurückfließen werden.
Die Entſchädigung für die deutſchen Schiffe
wird freilich noch längere Zeit andauern
weil hier noch ein unparteiiſcher Richter eingeſetzt werden ſoll,
der etwa zwei Jahre für ſeine Arbeiten brauchen würde. An
der Rückzahlung ſind ſehr erheblich auch die deutſchen
Groß=
banken intereſſiert, die viele Millionen Dollar teils für ſich, teils
für ihre Kunden zu bekommen haben. Von den Kunden
frei=
lich wird nur ein geringer Bruchteil ſelbſt ſein Geld wieder
be=
kommen. Die Großbanken haben erklärt, daß von den privaten
Vorkriegsbeſitzern ameribaniſcher Guthaben nur noch der fünfte
Teil am Leben iſt, während der übrige Teil durch Erbgang den
Beſitzer gewechſelt hat.
Vom Tage.
Der frühere Großadmiral Hans v. Köſter iſt im Alter
von 94 Jahren in ſeier Wohnung in Kiel geſtorben.
Albert Thomas wird in den nächſten Wochen eine neue
Studienreiſe nach Oberſchleſien antreten.
Die Veröffentlichung des ruſſiſchen
Konven=
tionsentwurfes zur Abrüſtung beim Völkerbundsſekretariat,
die geſtern abend erfolgen ſollte, iſt infolge Verzögerung in der
Ueber=
ſetzung auf heute früh verſchoben worden.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand kündigte an,
daß er ſich am 4. März nach Genf begeben werde.
Havas meldet aus London, man kündige offiziell an, daß von einer
Neiſe des engliſchen Königspaares nach Paris
keineswegs die Rede ſei.
Im Gegenſatz zu der vorſichtiger gehaltenen Meldung des „Matin”
will „Petit Pariſien” über die Frage der Einigung bei den
Tangerverhandlungen wiſſen, daß man in maßgebenden
Krei=
ſen ſich noch nicht darüber äußere, daß man aber zugebe, daß eine volle
Verſtändigung bevorſtehe.
Marinkowitſch iſt ebenfalls mit ſeiner Miſſion zur Bildung
der Regierung geſcheitert und hat den Auftrag dem jugoſlawiſchen
König zurückgegeben.
Aus Delhi wird gemeldet, daß die indiſche
Nationalver=
ſammlung mit 55 gegen 54 Stimmen eine Vorlage
abge=
lehnt hat, die die Schaffung einer indiſchen
Kriegs=
marine vorſchlug.
Die kubaniſche Regierung teilte im Generalſekretariak des
Völker=
bundes mit, daß an Stelle des bisherigen Vertreters, des Berliner
Ge=
ſandten Aguero y Bethancourt, der kubaniſche Geſandte in Paris,
Manuel de Cespedes, zum Vertreter Kubas für die
nächſte Ratstagung ernannt worden iſt.
Der panamerikaniſche Kongreß hat ſich nach den üblichen Reden
auf 1933 vertagt.
Die Nankingregierung hat erklärt, daß das alte
Syſtem der Steuererhebung wieder in Kraft
ge=
ſetzt wird. Das geſamte frühere Perſonal, die
Aus=
länder eingeſchloſſen, wird daher wieder in feine
Stellungen eingeſetzt.
Rekorddes deutſchen Handelsdefizits
Eine halbe Milliarde Einfuhrüberſchuß
in einem Monat.
Die Veröffentlichung des Ergebniſſes der deutſchen
Handels=
ſtatiſtik (ſiehe auch die Handelsſeite unſerer heutigen Ausgabe.
D. Red.) im Monat Januar iſt geeignet, ſtärkſte Beunruhigung
hervorzurufen. Wir haben einen Einfuhrüberſchuß von
einer halben Milliarde in einem Monat, das iſt
eine Steigerung von 200 Millionen gegenüber dem Vormonat,
iſt aber auch gleichzeitig die höchſte Unterbilanz ſeit der
Stabiliſierung. Einer Erhöhung der Einfuhr um 113 Millionen
ſteht ein Rückgang der Ausfuhr um 91 Millionen gegenüber.
Das läßt ſich im Januar zum Teil wenigſtens aus techniſchen
und ſaiſonmäßigen Gründen erklären. Zufälligkeiten der
Ver=
rechnung um die Jahreswende ſpielen dabei eine große Rolle.
Wenn man aber auf der anderen Seite vergleicht, daß z. B. die
Einfuhr an Eiſenerz einen Tiefſtand erreicht hat und ſchließlich
unter dem Monatsdurchſchnitt des Vorjahres liegt, ſo iſt darin
doch ein deutliches Zeichen dafür zu erkennen, daß die
Kon=
junkturwelle in der Eiſeninduſtrie abebbt,
wäh=
rend auf der anderen Seite die Einfuhr an
Fertig=
waren geſtiegen iſt. Wenn wir daher auch noch nicht
ge=
rade den Kopf zu verlieren brauchen, ſo iſt doch jedenfalls die
Januarſtatiſtik ein erneutes Warnungsſignal nicht nur für die
Reichsregierung, ſondern für das ganze deutſche Volk. Es muß
klar werden, daß wir in das Verderben hineinrennen, wenn wir
in der alten Weiſe ins Blaue hineinwirtſchaften. Unſere
Wirt=
ſchaft verlangt auch eine Rationaliſierung nach der poſitiven
Seite durch ſyſtematiſche Organiſation der Ausfuhr, wobei wir
freilich nur zum Teil ſelbſt beſtimmend ſind, inſoweit, als wir
verhüten müſſen, daß unſere Preiſe über dem Weltmarkt liegen;
nach der negativen Seite duich Senkung der Einfuhr. Es iſt
gar kein Zweifel, daß hier Hunderte von Millionen geſpart
wer=
den können. Wir verſchwenden unſere Deviſen geradezu. Man
denke nur an die Luxuseinfuhr, an die ausländiſchen Lebens=
und Genußmittel, an die ausländiſchen Kraftfahrzeuge, und es
wäre wirklich zu begrüßen, wenn auch die im Notprogramm der
Reichsregierung vorgeſehenen Maßnahmen mit größter
Beſchleu=
nigung einſetzen würden, weil hier in der Tat durch
Selbſt=
erziehung der Käufer und durch Moderniſierung unſerer eigenen
Produktion Hunderte von Millionen an Deviſen geſpart werden
können und vielen Hunderttauſenden von Arbeitern Arbeit und
Verdienſt gegeben wird.
Der Mantel um die Notgeſetze.
Das Zentrum macht neuerdings
Schwierig=
keiten.
Das Reichskabinett hat ſeine Beratungen über die Notgeſetze
im weſentlichen beendet. Dabei hat ſich eine neue Schwierigkeit
herausgeſtellt, die zunächſt techniſch bewertet wird, hinter der ſich
doch wohl auch allerhand politiſche Möglichkeiten verbergen. Es
beſtand die Abſicht, ſämtliche Notgeſetze mit dem Nachtragsetat
und dem Etat für 1928 durch ein Mantelgeſetz zu verbinden, um
dadurch zu verhindern, daß einzelne Stücke aus dem Programm
herausgebrochen werden. Das Zentrum muß dagegen von
vorn=
herein einige Bedenken gehabt haben. Es hat jedenfalls den
Ge=
danken des Mantelgeſetzes verſchwiegen und macht auch jetzt
gel=
tend, daß es ein Ding der Unmöglichkeit wäre, wenigſtens den
Etat ſelbſt in dieſer Weiſe dem Notgeſetz anzugliedern. Das iſt
nur zum Teil richtig. Der Etat muß zum 1. April fertig ſein.
Mit dem Notgeſetz kann es vielleicht noch länger dauern, und bei
ſeiner engen Verbindung könnten wir doch um ein, wenn auch
nur ganz kurzes Proviſorium, in Form eines Etatnotgeſetzes
nicht herumkommen. Dazu treten Hemmungen, ob die
Zuſtim=
mung zum Etat als Ganzes abhängig gemacht werden ſoll von
Geſetzen, die im Vergleich zum Staatshaushalt, doch nur von
untergeordneter Bedeutung ſind. Das ſind Fragen, die ſich
ſach=
lich erörtern laſſen, es beſteht nur das Gefühl, als ob von einem
Teil des Zentrums derartige Einwendungen erhoben werden, um
dem Kabinett neue Schwierigkeiten zu machen und zu verhindern,
daß das Notprogramm zuſtande kommt. Inwieweit dieſe
Ver=
mutungen richtig ſind, muß abgewartet werden. Jedenfalls deutet
alles darauf hin, als ob einzelne ehrgeizige Zentrumsführer ſich
nunmehr auf dieſem Gebiete auf Koſten produktiver Arbeit
aus=
toben wollen.
Kein Mandat für Wirth?
* Berlin, 21. Febr. (Priv.=Tel.)
Berliner Blätter der verſchiedenſten Parteirichtungen zeigen
an, daß Herr Dr. Wirth bei der Aufſtellung der neuen
Kan=
didatenliſten zum Reichstag keinerlei Ausſicht habe, vom
Zen=
trum in Baden wieder aufgeſtellt zu werden. Der mit dieſer
Mitteilung verfolgte Zweck iſt natürlich verſchieden. Der „
Vor=
wärts” geht davon aus, daß in Baden eine reaktionäre
Cliquen=
wirtſchaft herrſche, die Herrn Wirth opfern wolle, eben weil er
dem linken Flügel der Partei angehöre. Von rechts her wird
darauf verwieſen, daß Herr Dr. Wirth ſyſtematiſch die
Partei=
diſziplin durchbrochen habe und ſich im Reichstag ausdrücklich als
Vertreter der Oppoſition bezeichnete, daß es daher unter dieſen
Umſtänden für eine Partei, die Wert auf innere Ordnung lege,
ein Ding der Unmöglichkeit ſei, ihn wieder aufzuſtellen. Es wird
erzählt, daß er ſelbſt auch einige Sorgen um ſein Mandat habe
und deswegen bereits 24 Stunden vor Vertagung des Reichstags
aus Berlin abgereiſt ſei, zumal da ihm bebannt ſei, daß der
Par=
teivorſtand von Baden, den er ja auch ſchlecht genug behandelt
hat, gegen ſeine Wiederaufſtellung erhebliche Einwendungen zu
machen habe. Seine Abſägung wäre natürlich innerhalb des
Zentrums eine Kraftprobe, die vermutlich damit beantwortet
würde, daß er in irgendeinem weſtfäliſchen Wahlkreis auf der
Zentrumsliſte auftaucht. Unter dieſen Umſtänden iſt wohl zu
vermtem, daß auch die Zentrumsorganiſation in Baden es nicht
ſoweit kommen läßt.
Empfang des afghaniſchen Königs
auf deutſchem Boden.
EP. Baſel, 21. Februar.
Das afghaniſtiſche Königspaar, das am Dienstag vormittag
im Auto eine Fahrt nach Mühlhauſen im Elſaß unternommen
hatte zum Beſuch eines bei der dortigen Textilinduſtrie zu
Stu=
dien weilenden Mitgliedes der königlichen Familie, verließ
gegen abend mit Gefolge im Automobil die Stadt. Vor dem
Hotel „Schweizer Hof” hatte ſich eine zahlreiche Menſchenmenge
zum Abſchied eingefunden. Ein Kraftwagen der deutſchen
Ge=
ſandtſchaft in Bern wies der Kolonne den Weg bei Otterbach
über die Grenze nach Leopoldshöhe. Zwiſchen Otterbach und
Leopoldshöhe hatten 300 Schupobeamte aus Freiburg
Aufſtel=
lung genommen. Gegen 8 Uhr fand in Leopoldshöhe der
Emp=
fang durch die Vertreter der Reichsregierung mit dem früheren
Reichsminiſter Roſen an der Spitze ſtatt. Dann beſtieg das
Kö=
migspaar den bereitſtehenden Sonderzug nach Berlin.
* Hugo Wolf.
Zu ſeinem 25. Todestag am 22. Februar.
Von Sophie Lederer=Eben.
„Wer ſeine Harfe an das Ewige lehnt, wird ſelbſt ewig
wer=
den, — ſowie vergänglich, wer ſie zur Mode geſellt”, — dieſe
Ueberzeugung des Balladenmeiſters Karl Loewe, in einem Brief
an Ludwig Spohr ausgeſprochen, könnte man als Leitmotiv über
das Lebenswerk des Liedermeiſters Hugo Wolf ſetzen, deſſen
künſtleriſcher Wille hoch über den Zeitgeſchmack, über Beifall oder
Tadel der Maſſe, hinausſtrebte, das muſikaliſch Ewige zu ſuchen.
Und man könnte hinzufügen: „Die Menge iſt gerecht, — aber
ſie braucht Zeit dazu.” (Adolf Sandberger.) — Im Laufe des
Vierteljahrhunderts, das, heute vollendet, uns vom letzten
Atem=
zuge Hugo Wolfs trennt, hat ſein Werk, über die engere
Ge=
meinde ſeiner Jünger und Freunde hinaus, über die weiteren
Kreiſe der muſikaliſch „Feinhörigen” fortgegriffen, ſich ſieghaft
in allen Konzertſälen durchgeſetzt und ſich ſo dieſe „langſame‟,
aber „gerechte” Menge erobert. Sodaß heute das Bewußtſein
der überragenden Bedeutung Hugo Wolfs als Meiſter des
deut=
ſchen Liedes feſt begründet iſt im Herzen ſeines Volkes. — Wolf
hat alles in allem hundert Gedichte von Goethe und Mörike
ver=
tont, achtzig aus den „Liederbüchern” Paul Heyſes und zwanzig
Texte von Eichendorff.
Das Leben Hugo Wolfs: nach außen hin von einförmigem
Umriß, — nach innen ſchwer, laſtend, niedergehalten durch
Trüb=
nis des Erlebens, durch hoffnungsarmen Kampf mit armſeligen
Verhältniſſen und jederzeit totſchlagbereiten künſtleriſchen
Geg=
vern, mit einer völlig mit Blindheit geſchlagenen Kritik; und
in den Augenblicken des Schaffens nur durchzuckt von jenem
ſieghaften Bewußtſein verborgener, intuitiver, faſt dämoniſcher
Kräfte, denen willenlos preisgegeben zu ſein und zu gehorchen
höchſte Seligkeit iſt. „Flamme, die ſich ſelbſt verzehrt”, — dies
abgegriffene Bild kann dennoch durch kein anderes erſetzt werden:
der zarte Körper, die überſchwachen Nerven vermögen dem
An=
ſturm des Genies, der imer in „fieberhafteſter” Form zum
Ausbau der künſtleriſchen Arbeit treibt, nicht ſtandzuhalten:
Hugo Wolf ſtirbt im Wahnſinn, nachdem er uns ſeine
Lieder=
perlen unter tauſend Schmerzen und Entzückungen geſchenkt . .
Vertieft wan ſich in die Biographie Wolfs, ſo ſpringt ins
Auge die Verwandtſchaft mit dem Lebensgang eines großen
Nachſchaffenden”, mit dem Hans von Bülows, wie er in
Bülow=
ſchem „Geiſt” durch Marie von Bülow der liebenden Erinnerung
geſchenkt wurde; das äußere Leben beider ein fortwährender
Ein=
ſatz der ganzen Perſönlichkeit für das zu „verkündende”
Kunſt=
werk, — bei Bülow für das Werk insbeſondere des letzten
Beet=
hoven und Richard Wagners, — bei Wolf für das eigene; ein
unaufhörlſches, aufreibendes „Veranſtalten”, oft unter den größ=
ten Geldſchwierigkeiten und übelwollendem Publikum, — ein
Raſen von Konzert zu Konzert, ein leidenſchaftliches,
unermüd=
liches Werben in allen Städten Deutſchlands und Oeſterreichs.
Nur, daß es am Schluſſe der achtziger Jahre dem faſzinierenden
Künſtlertum Bülows gelingt, Beethovens letzte Sonaten und
Quartette neben dem Kunſtwerk Wagners den Leuten ins Herz
zu „predigen”, ſo daß er, in mier wieder bejubelt, ein
Triumpha=
tor, vor die Menge treten kann; daß aber Wolfs neue Liedſprache,
deren ſich kaum eine der „großen” Sängerinnen annehmen will
— (die Hofopernſängerin Emilie Herzog, mit Wolf befreundet,
ſetzt ſich für einen ganzen Liederabend ein, in einem der letzten
Lebensjahre, und muß — Brahms zugeben, um ihren Beifall zu
erhalten) —, daß dieſe Liedſtrache während ſeinen Lebzeiten
unverſtanden bleibt und daß Hugo Wolf, beſcheiden und ſehr
menſchenſcheu, kaum zu bewegen iſt, das Podium zu betreten.
Man hat Wolf oft den „Wagner des Liedes” genannt und damit
wirklich einen Weſenszug ſeiner Kunſt charakteriſiert: die ſich eng
an die Dichtung anſchließende Vertonung, wie ſie ſich
hauptſäch=
lich in der von Wagner übernommenen muſikaliſchen „
Deklama=
tion” offenbart; auch die „Szene” teilt Wolf häufig mit Wagner,
wie in dem Liede: „Wandle ich in dem Morgentau” oder „
Heim=
kehr”, das mit dem herrlichen, vieltauſendmaligen Gruß an das
vor ihm liegende Deutſchland ſchließt. Aber der Tondichter hat
auch von ſeinen großen Vorgängern naturgemäß übernommen.
Von einer Vielſeitigkeit, in bezug auf ſeine Stoffe wie Schubert,
— das Entſetzen und das Lachen weiß er gleich überzeugend
ein=
zukleiden — (man denke an den „Feuerreiter” und den „Abſchied”,
Mörike) hat er ſeinen Liedern einen „motiviſchen” Klavierpart
beigegeben, wie es vor ihm nur noch Schumann verſtand; wie
dieſer, weiß er die zarteſten Stimmungen, die weichſten,
ver=
fließendſten Umriſſe zu malen, das Wort bis ins Letzte, nur
noch Geahnte, muſikaliſch auszudeuten. Dieſe innige
Vermäh=
lung zwiſchen Wort und Ton nähert ihn Schumann ebenſo wie
Wagner (in ſeinen „Fünf Geſängen”, den einzigen, die Richard
Wagner geſchrieben hat). Zum erſten Male hat Wolf das
da=
malige Streben, Wort und Ton zu verſchmelzen, auf das Gebiet
des Liedes übertragen und dabei aus Situationen, nicht nur aus
Empfindungen heraus geſchaffen. Das ſondert ihn ab von ſeinen
Vorgängern, und es iſt dies, was befremdete, da das Publikum
in einem Liede bis dahin rein Lyriſches zu genießen wünſchte
und zu genießen gewöhnt war. Ebenſo befremdete das ſtark
hervortretende deklamatoriſche Element, trotzdem die Fülle
melo=
diſcher Erfindung dadurch nicht gehemmt erſcheint. Welche große
Bedeutung Wolf dem Wort zumaß, geht ſchon aus einer
Aeußer=
lichkeit hervor: er gab vielen ſeiner Liedſammlungen das Bild
der Dichter zum Geleit.
Wolf war eine durch und durch „dramatiſche” Natur. Er hat
ſeine Lieder einmal „kleine Opern” genannt. Mit ſeiner Oper
„Der Corregidor” betrat er auch die Bühne. Aber ſeine „
Lied=
vegabung” hatte nicht den weiten Atem muſikaliſcher Erfindung,
en eine Oper braucht, und ſeine „Dramatik”, ſo ſchlagkräftig im
Liede, verlor ſich hier in epiſche Breite. Die in ihr enthaltenen
muſikaliſchen Kleinodien konnten die Oper für den Spielplan
nicht retten. Sie iſt faſt vergeſſen. Aber immer herrlicher blühen
die Blumen ſeiner Lieder auf.
Münchener Karneval.
Nach Ueberwindung zahlreicher Widerſtände hatte das
fröh=
liche München ſeinen erſten Karnevalszug ſeit der Kriegszeit.
Ein gutes Wetter begünſtigte das wirklich volrstümliche
Unter=
nehmen. Neben zahlloſen köſtlichen Einzelmasken, unter ihnen
Pat und Patachon, komiſchen Nollſchuhläufern u. a. m. viele
große Gruppen, mit Geſchmack und Witz ausgeſtattet. Unter
ihnen erfreute beſonders der draſtiſche „Dawesplan”, den
Deutſchen Michel darſtellend, der, unter ſchmerzhaften Gebärden
auf dem Nachttopf ſitzend, Goldſtücke herauspreßt, ferner das
Wohnungsamt das Hundehütten, große Fäſſer und ſtille
Orte anweiſt, Karikaturen, auf die „Deutſche Wunde in
Bayern” auf das Verjüngungsſyſtem Steinach, auf die
kommende „Staatsdereinfachung” und den
Parla=
mentarismus, der im wahren Sinne des Wortes leeres
Stroh driſcht. Auch die „Beamtenaufbeſſerung” mußte
herhalten, wo den Gruppen 8 bis 13 der Schinken zum Munde
hereinhängt, während 1 bis 8 vergebens nach der „Wurſt”
ſprin=
gen. Daneben zahlreiche geſchmackvolle Reklamewagen der
Feu=
rich=Keks, der Zuban=Zigaretten und der bayeriſchen
Braue=
reien, die den Kampf gegen den Drachen Antialkoholismus
auf=
nehmen. Kamele trugen Bündel ihrer weichen Haare als Reklame
für die Lodenfabrik Frey u. a. m. Die endlich günſtigere
Witte=
rung und viele Muſikkorps verſetzten die großen Menſchenmaſſen,
unter ihnen zahlreiche Fremde, in fröhliche Karnevalsſtimmung
und rief die Erinnerung an vergangene ſorgenloſe Zeiten zurück.
A. G.
* Dürer’s Dreifaltigkeitsbild zum Verkauf
freigegeben.
Zu der Notiz unter dieſer Ueberſchrift in Nr. 17 vom
17. Januar des „D. T.” ſchreibt uns das tſchechoſlowakiſche
Konſulat Stuttgart u. a.: Das Bild iſt Eigentum des
Prämon=
ſtratenſerkloſters in Prag=Strahov (nicht der Galerie im
Rudol=
finum). Es entſpricht der Wahrheit, daß eine ausländiſche Firma
dem Kloſter ein Angebot zum Ankauf gemacht hat, doch denkr
das Kloſter nicht im entfernteſten daran, das Bild zu verkauſei.
Nummer 53
Mittwoch, den 22. Februar 1928
Seite 3
Die Bedrohung des Weltfriedens.
11,600
Amerikaniſche Flottenrüſtungen.
Der Streit um das amerikaniſche
Flotten=
bauprogramm.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 20. Februar.
Nach dem Urteil kompetenter Kritiker der
bri=
tiſchen Marine iſt der neueſte Entſchluß des Präſidenten
Coolidge, aus dem großen, dem Kongreß vorgelegten
Flotten=
bauplan die 32 Unterſeeboote, 9 Zerſtörerführer und 5 Flugzeug=
„kräger zu ſtreichen, ſelbſt wenn noch die Hälfte der Unterſeeboote
eibehalten werden ſollten, gewiſſermaßen
irre=
ſtführend. Es bedeutet dieſer Strich nur ein
ſtſcheinbares Entgegenkommen in
egenden Abrüſtungsfrage. Nicht auf
Flugzeugträger kommt es an, da alle
mo=
bdernen Großſchiffe Flugzeuge tragen ſollen.
Neun Zerſtörerführer mehr oder weniger ſind
von keiner Bedeutung. Der Wert der
Unter=
ftſeeboote als Angriffswaffe gegen Kampfſchiffe
ſteht gegenüber dem der Luftbomben nach
fachmänniſchem Urteil immer mehr zurück. HRIESSELUS2r
Aber der Präſident der Vereinigten
Staaten iſt zugunſten des Baues der
25 Kreuzer geſtimmt. Das iſt nach
eng=
liſcher fachmänniſcher Anſicht das
Entſchei=
dende. Dieſe Schiffe ſollen das Grenz=
Deplace=
ment von 10 000 Tonnen erhalten, wie es auf
der Waſhingtoner Konferenz feſtgelegt wurde,
und eine Armierung von 20=Zentimeter=
Geſchützen, die nach neueſten techniſchen, wie
balliſtiſchen Grundſätzen und Erfahrungen
konſtruiert und den gleichkalibrigen Geſchützen
der letzten Jahre in ihrer Leiſtungsfähigkeit
weit überlegen ſein ſollen. Wir möchten hier
eine Bemerkung einſchieben.
Kalibereinſchrän=
kungen nach internationalem Uebereinkommen
1,500.
ſind ſür einen reichen Staat vollſtändig
wir=
kungslos und bedrücken nur die Flotten
we=
niger kapitalkräftiger Wettbewerber. Niemand
hindert Amerika, alle ſeine bisherigen 20=
Zen=
timeter=Geſchütze in Bord fertiger Schiffe
um=
zutauſchen und dadurch ſeine Großkreuzer im= Unſere Tabelle zeigt, daß die Welt nahezu 12000 Kriegsflugzeuge und nur 1500
mer mehr zu kleinen Schlachtſchiffen höchſter Verkehrsflugzeuge hat. Frankreich allein beſitzt faſt doppelt ſoviel Militärflugzeuge,
Geſchwindigkeit zu machen.
Marine, Mr. Wilbur, hat ſich in
ausge=
dehnten Ausführungen bemüht, den Proteſten
gegen das 160 Millionen Pfund=Bauprogramm
entgegenzutre=
ten. Er hat ſich ſogar zu der Aeußerung verſtiegen, daß für den die nötigen Summen zu billigem Zinsfuß herleihen würde.
Schutz des ausgedehnten amerikaniſchen Ueberſeehandels das
Programm eigentlich noch zu wenig Kreuzer in Vorſchlag bringe.
In London iſt man aber der Anſicht, daß die Vollendung der
25 Kreuzer ſchlagend dartun würde — trotz der Auslaſſungen des
Herrn Wilbur —, daß die Marine der Vereinigten Staaten eine
Ueberlegenheit gegenüber der britiſchen erreichen müſſe. Man
führt aus, daß Amerika ſchon zehn fertige 7500=Tonnen=Kreuzer
beſitze und acht 10 000=Tonnen=Kreuzer im Bau habe. Wenn die fahren, daß ſie kein feindliches Schiff fangen
Staaten nun noch 25 10 000=Tonnen=Kreuzer bauten, ſo würden
ſie in den Beſitz eines Geſamtdeplacements an ſtarken und
ſtärk=
ſten Kreuzern von 405 000 Tonenn kommen, alſo um 50 000 Ton= nahenden Feind prompt losgelaſſen werden könnten.
nen ſtärker werden wie die britiſche Geſamtſtärke an Kreuzerm.
Es ſollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß Amerika auf der
Genfer Konferenz eine Stärke von 304000 Tonnen an Kreuzern
als für ſeine Bedürfniſſe hinreichend bezeichnet habe. „Mr.
Wil=
bur betont das Riſiko, das die Vereinigten Staaten laufen
wür=
den, wenn ſie es unterließen, mehr Kreuzer zu bauen. Aber er
unterläßt es, feſtzuſtellen, daß eine Unterbrechung des
amerika=
niſchen Ueberſee=Handelsverkehrs infolge mangelnden oder
un=
zureichenden Kreuzerſchutzes nur Unbequemlichkeiten verurſachen kai=Partei erhielt nach den jetzt vorliegenden vervollſtändigten
würde, während eine analoge Unterbrechung des britiſchen
ſchwimmenden Handelsverkehrs ſchnell zur Aushungerung und
zum Ruin von Großbritannien führen müßte. Uebrigens iſt die
jetzige Schätzung der Baukoſten der 25 vorgeſchlagenen Kreuzer
ſeitens des Präſidenten nur auf 71 Millionen Pfund angegeben,
während in den urſprünglichen Vorlagen des Programms die unter Umſtänden eine Mehrheitsbildung möglich.
Baukoſten pro Kreuzer auf 3,5 Millionen, für alle 25 auf
ins=
geſamt 87,5 Millionen Pfund bemeſſen waren.”
Eine indirekte Flottenrüſtung wurde durch den
Sprecher des Repräſentautenhauſes, Nicholas Longworth,
den Schwiegerſohn des verſtorbenen Rooſevelt, erörtert. Er trat Schweiz, und vornehmlich im Kanton Genf, lebhafte Verſtim=
Dampfer zu bauen, die imſtande ſein würden, den Atlantik in
das Radio verbreiteten Rede führte er aus, wie die
Verwirk=
lichung dieſes Planes den Vereinigten Staaten
ſchließlich die beſte Kriegsflotte wie die beſte
Handelsflotte geben müſſe. Es ſollte mit dem Bau
von ſechs ſolchen Dampfern begonnen werden, aber das müſſe ſchaftliche Abſatz= und Verſorgungsgebiet kaum lebensfähig und
natürlich nur der Anfang ſein. Die Regierung könne durch
die großzügige Durchführung des Planes ihre Probleme zur See zigen Marktes durch den franzöſiſchen Zoll ſchon ſeit Jahren
Herjetzt alle Flottenmächte bewe= Achtmal mehr Kriegs= als Verkehrsflugzeuge!
LWGZEUGBE/TAND DER
Terur
Kaag
Scrf ELuzEuoE
VERKEERRSFLUGZEIEE
Der Staatsſekretär, der ameritaniſchen a18 es Verkehrsflugzeuge in der ganzen Welt gibt. Das entwaffnete Deutſchland iſt
die einzige Großmacht ohne eine Kriegsluftflotte.
löſen, wenn ſie für den Bau einer großen Flotte ſolcher Schiffe
75 Prozent aller Paſſagiere über den Atlantik ſeien Amerikaner.
In Friedenszeiten würden alle dieſe 35=Knoten=Dampfer voll
damit beſchäftigt ſein, in vier Tagen Amerikaner nach
europä=
iſchen Häfen zu befördern und in zweieinhalb Tagen, mit Hilfe
von Flugzeugen für den letzten Teil der Routen, Poſtſachen über
den Atlantik, zu ſchaffen. In Kriegszeiten würden
dieſe Dampfer mit ſolchen Geſchwindigkeiten
könne. Ein jeder würde mit hundert der modernſten
Bombenflugzeuge ausgerüſtet ſein, die auf jeden
Das Wahlergebnis in Japan.
EP. Tokio, 21. Februar.
Die Wahlen in Japan ſind an den 13 165 Wahlurnen ruhig
verlaufen. Die Wahlbeteiligung betrug insgeſamt 69,4 Prozent;
in Tokio 75,8, in Kobe 77 und in Oſaka 68 Prozent. Die Seiyu=
Wahlergebniſſen 220, die Minſeito=Partei 216 Sitze, während auf
die Linksparteien 5 Sitze entfallen. Zu der von der Seiyukai=
Partei erhofften Mehrheit iſt es nicht gekommen. Für die
Min=
ſeito=Partei iſt bei einem Zuſammengehen wit den Linksparteien
Die franzöſiſch=ſchweizeriſche
Zonenfrage.
Perſimmungim Kanton GenfgegenFrankreich
EP. Genf, 21. Februar.
Die erneute Verzögerung der Freizonenregelung hat in der
für den Plan ein, mit Hilfe von Regierungsdarlehen große mung gegen Frankreich hervorgerufen. Es handelt ſich bei den
Freizonen um das zollfreie Hinterland Genfs im franzöſiſchen
vier Tagen zu durchmeſſen. In dieſer im ganzen Lande durch Savoyen und im Gexer Jura, das Genf durch die Verträge don
Paris und Turin ſeit 1815 geſichert war. Die Zonen ſind
je=
doch von Frankreich durch einen Anhang zum Verſailler Vertrag
im Jahre 1919 aufgehoben worden.
Genf, der kleinſte Schweizer Kanton, iſt ohne dieſes
wirt=
leidet deshalb ſeit der Abſchnürung ſeines größten und faſt
ein=
unter der ſchwerſten Wirtſchaftsſtagnation. Seit 1923 führt die
Schweiz Verhandlungen mit Frankreich, die entweder die volle
oder doch die teilweiſe Wiedereröffnung der beiden Zonen zum
Ziele haben. Auf Grund des beſtehenden Schiedsvertrages ſind
Frankreich und die Schweiz im Verlaufe der Verhandlungen im
Oktober 1924 übereingekommen, die Zonenfrage zur
Entſchei=
dung vor den ſtändigen internationalen Gerichtshof zu bringen,
da auf diplomatiſchem Wege eine Einigung nicht zu erreichen
war. Innerhalb weniger Wochen ratifizierten die Schweizer
Parlamente dieſen Schiedskompromiß, im Juli 1926 erſt erfolgte
die Ratifikation durch die franzöſiſche Kammer, und ſeit dieſem
Termin — alſo jetzt nahezu zwei volle Jahre — wartet die
Schweiz auf die Ratifikation durch den franzöſiſchen Senat, ohne
die die Angelegenheit nicht vor den ſtändigen internationalen
Gerichtshof gebracht werden kann.
Trotz der ausgezeichneten Beziehungen, die zwiſchen Genf
und Frankreich beſtehen, und trotz der ſtarken Sympathien der
Genfer Bevölkerung für das ſtammverwandte Frankreich, wird
angeſichts dieſer Verſchleppungspolitik die Stimmung gegen
Frankreich im Kanton Genf immer erregter. Die
franzöſiſch=
ſprachige Preſſe der Weſtſchweiz, wie die Preſſe des deutſchen
Teiles der Schweiz erinnert Frankreich an die jahrhundertelange
Freundſchaft zwiſchen den beiden Ländern und beruft ſich etwas
ironiſch auf die feierlichen Bekenntniſſe Loucheurs, Jouvenels,
Bourgeois und Boncours im Völkerbund zur
Schiedsgerichts=
idee, die Frankreich ſich jetzt weigere, auf die Zonenfrage
anzu=
wenden. — Im Genfer Staatsrat fordern die Führer aller
Par=
teien von der Bundesregierung eine entſchloſſene Haltung in
dieſer Affäre, die zu einem Stein des Anſtoßes für das
interna=
tionale Recht und zu einer Gefahr für den Geiſt des Friedens
werden müſſe, der doch gerade in Genf als Völkerbundsſitz eine
Heimat haben ſolle. Da jedoch von Frankreich vorerſt kaum auf
ein Entgegenkommen in der Ratifikation des
Zonenſchiedsge=
richtsverfahrens zu rechnen iſt, die Bevölkerung weitere
Ver=
ſchleppung der für ſie zu einer materiellen Notwendigkeit
gewor=
denen Regelung aber ablehnt, werden bereits Stimmen laut,
den Konflikt auf Grund des Artikels 11 des Paktes vor den
Völ=
kerbund zu bringen.
Deutſch=franzöſiſches Abkommen über das
Saargebiet.
Paris, 21. Februar
Die zwiſchen der deutſchen und der franzöſiſchen Delegation
ſeit mehreren Monaten in Paris geführten Verhandlungen über
die Regelung des Warenaustauſches zwiſchen dem Saargebiet
und dem deutſchen Zollgebiet haben zu einer Einigung geführt,
zu der die beiden Regierungen nunmehr ihre Zuſtimmung
gege=
ben haben. Die Unterzeichnung des Vertrages iſt im Laufe des
Mittwochs oder Donnerstags zu erwarten.
Die Unterredung Streſemanns mit Titulescu.
Paris, 21. Februar.
Wie aus Nizza gemeldet wird, dauerte die geſtrige
Unter=
redung zwiſchen Streſemann und Titulescu, die in dem von
Streſemann bewohnten Hotel in Kap Martin ſtattfand, etwa
zwei Stunden. Nach Schluß der Beſprechung wurde ein
Com=
muniqué ausgegeben, in dem mitgeteilt wird, daß die beiden
Miniſter die verſchiedenen Fragen, die ihre Länder intereſſierten,
in freundſchaftlicher Weiſe geprüft hätten. Die Unterhaltung
werde im Laufe ihres Aufenthalts an der Riviera, ſowie ſpäter
in Berlin fortgeſetzt werden. Der Direktor des rumäniſchen
Außenminiſteriums, Radilescu, und der Sekretär Streſemanns,
Bolze, ließen verlauten, daß die beiden Miniſter nicht mit dem
ungariſchen Finanzminiſter zuſammentreffen werden.
*Gleim in Darmſtadt.
Zu der Notiz und dem Bildnis Gleims in der
Freitags=
nummer des Tagblatts ſei noch folgendes nachgetragen. Es
dürfte für viele von Intereſſe ſein, daß Gleim auch einmal in
Darmſtadt war. Caroline Flachsland, die Braut Herders, ſchreibt
am 4. Juni 1771 an dieſen: „Ich bin noch in meinem ſüßen
Traum von Freundſchaft; Gleim und Wieland waren hier, ſie
brachten einen Nachmittag bis nach Mitternacht bei uns zu.”
Wieland ſchreibt in einem Brief vom 26. Mai 1771 an Gleim,
er wolle „zu Leuchſenring und der Landgräfin”, Franz Michael
Leuchſenring war Hofmeiſter des Erbprinzen Ludewig, und mit
der Landgräfin iſt „die große Karoline”, wie Goethe ſie nannte,
gemeint. Von Darmſtadt will er nach Dieburg zu dem
Frei=
herrn vom Großſchlag, der da eine Villa beſitzt; er bittet Gleim,
dorthin zu kommen, denn nach Wielands Meinung „iſt auf dem
ganzen Erdboden kein Winkel würdiger, durch die erſte
Um=
armung Gleims und Wielands berühmt zu werden”, als dieſes
Landhaus, und Gleim reiſte Wieland zu Gefallen hierher.
Im letzten Augenblick mußten die Reiſepläne geändert
wer=
den, da Wieland nicht nach Dieburg kommen konnte. Er ſchreibt
am 31. Mai 1771 von Darmſtadt an Gleim: „Sollten Sie zu
Die=
burg anlangen, ſo bittet Sie mein Freund, der Rath
Leuchſen=
ring, ihm die Freundſchaft zu erweiſen und indeſſen zu ihm nach
Darmſtadt zu kommen, wo alles, was Seele hat, begierig iſt,
meinen Gleim zu ſehen, Freund Leuchſenring iſt allhier in dem
fürſtlichen Jägerhauſe (wo Sie gleich hinzufahren belieben
wer=
den), und das Zimer, wo ich logiere, wird das Ihre ſein.”
Nach dieſer Nachricht wohnte Wieland bei ſeinem erſten
Be=
ſuch in Darmſtadt im alten Jagdhauſe am Paradeplatz. Gleim
machte von dem Wohnungsanerbieten keinen Gebrauch, ſondern
wohnte bei Merck, ſo berichtet Caroline Flachsland. „Aber
er=
bärmlich war’s, er war einen ganzen Tag krank an Kolik im Bett
und doch dabei munter.” Noch nach einem Jahr gedenkt ſie dieſes
Tages und macht in einem Brief an Herder die Bemerkung: „Sie
hätten ihn ſehen ſollen mit ſeinen drei Schlafwamms und ſeiner
Pelzkapp.”
Selbſtverſtändlich war es, daß Gleim und Wieland auch im
Heß’ſchen Hauſe vorſprachen, und wie ſchwärmte man hier in
Empfindung! „O könnte ich Ihnen einige Szenen davon
be=
ſchreiben, die meine ganze Seele bewegten”, ſo ſchreibt Caroline
an Herder. „Merck, Leuchſenring und ich ſchlangen uns in einer
Ecke des Ferſters um den alten, guten, ſanften, ehrlichen Vater
Gleim und überließen uns unſerer vollen Empfindung der
zärt=
lichſten Freundſchaft. Hätten Sie doch dies ſanft=heitere Geſicht
des guten Alten geſehen! Er weinte eine Freudenthräne, und ich
lag mit meinem Kopf aufs Mercks Buſen; er war
außerordent=
lich gerührt und weinte mit, und — ich weiß nicht alles, was wir
gethan . Gleim hieß mich ein gutes Mädchen und will mir
ein Liedchen machen . . . Er iſt zur Freundſchaft gemacht, und
was er ſagt, iſt redlich.” Gleim ſchickte ein Exemplar „Lieder
fürs Volk”, ſo ſchrieb Caroline am 8. Mai 1772 an Herder, fügte
aber hinzu: „Der gutherzige Mann! Er ſollte aber keine Lieder
mehr machen.”
So weit über Gleims Beſuch in Darmſtadt. Als Quellen
ſeien angegeben: „Ausgewählte Briefe von Wieland, III. 53"
Th. Ritſert: „Beziehungen berühmter Leute zu Darmſtadt”,
Tornius: „Die Empfindſamen in Darmſtadt”.
Ph. W.
* Der Lutherfilm und das Berliner Publikum.
In demſelben Kinopalaſt am Zoo, wo die zweiten Teile des
„Alten Fritz” ſich abgerollt hatten, läuft jetzt der große
Luther=
film, das innerlichſte von allen Stücken, die bis jetzt auf
der Flimmerwand erſchienen ſind. Denn „Quo vadis” und „Ben
Hur” haben eine größartige, prunkende Kuliſſenwelt um den
religiöſen Kern gebaut. Davon kann in dieſem
Reformations=
film nicht die Rede ſein, und darin liegt auch der Grund, daß
die größtenteils auf Senſation eingeſtellten Beſucher bei der
Ur=
aufführung den Bilderſerien, die von der Lateinſchule in
Mans=
feld bis zur Beſchwichtigung des Bilderſturms in Wittenberg
reichen, wohl mit großer Aufmerkſamkeit folgten, aber doch nicht
jene Ergriffenheit und jenes ſpontane Mitgehen blicken ließen,
wie bei den Vorgängen im „Alten=Fritz”=Film, wo der
enthu=
ſiaſtiſche Beifall während der Vorführung losbrach.
Die Berliner ſind nicht mehr und nicht weniger religiös als
anderswo, ungeachtet aller Hetzpropaganda zum Kirchenaustritt;
ſie tragen in ihrem Gedächtnis auch das Bild Luthers und ſeines
Reformationswerks, das aus der Geſchichte des deutſchen Volkes
ſich nicht gut ausſtreichen läßt, aber für manche Dinge fehlt dem
haſtigen, raſtloſen Daſein des Weltſtädters die
Einſtellungs=
fähigkeit. So für alle die Bilder, die in die ſeeliſchen Tiefen des
kämpfenden Mönchs hineinführen und ſich im Kloſter zu
Erfurt abſpielen. Für dieſe Bußübungen, dieſe Kaſteiungen, die
zur Selbſtgeißelung führen, hat der in „Körperkultur” verſtrickte
moderne Menſch die Anteilnahme verloren. Und doch ſind ſie
ein notwendiges Glied im Entwicklungsgange Luthers. Die
Ver=
vielfältigung der Theſen durch die Druckpreſſe, die Entfeſſelung
des Bilderſturms durch Karlſtadt ſtießen dagegen auf
unmittel=
bares Verſtändnis. Jedenfalls iſt es angezeigt, daß die
Film=
herſeller ſich mit Ernſt und Eifer um Stoffe bemühen, aus denen
die Zuſchauer, mögen ſie noch ſo weltlich veranlagt ſein, zum min=
deſten die Ahnung davontragen, daß ſich alle großen Dinge in der
Stille, in der Innerlichkeit vo bereiten und vollziehen. Der
Dar=
ſteller der Titelrolle, Klöpfer, hatte ſich ſeinen Luther in
Ge=
bärde und Mimik geiſtig erarbeitet. Mit großem Takt ſind die
Herſteller bei der Auswahl der Abſchnitte vorgegangen. Da iſt
kein Bild, das etwa aggreſſiv wirken und katholiſche Gemüter
verletzen könnte, denn die Figur des Ablaßhändlers Tetzel und
ähnliches wird auch von ernſten Katholiken ganz im
reformato=
riſchen Sinne beurteilt.
Trefflich zur Geltung kamen in den Stadtbildern die
Sil=
houetten von Worms und Wittenberg. Dr. E. Menſch.
Opern=Araufführung in Kaſſel.
Unſer Kaſſeler Mitarbeiter ſchreibt uns: Das
Staats=
theater Kaſſel, das in der vorigen Spielzeit Kreneks
„Orpheus” aus der Taufe hob, tat einen weniger anſtrengenden
Griff, als es das Erſtlingswerk des jungen Hannoverſchen
Kapellmeiſters Erwin Dreſſel zur Uraufführung erwarb:
„Armer Columbus” heißt ein beſſerer Ulk, der den
Ehr=
geiz hat, eine Offenbachiade zu ſein. Das Buch von Arthur
Zweiniger verzichtet we’slich auf die Bezeichnung „Oper”
und begnügt ſich mit dem ſatiriſch andeutenden Untertitel „Die
Vorgeſchichte einer Entdeckung”. Acht erzähleriſche Epiſoden, die
ein Weltgeſchehen nicht ohne Geſchick ausbeuten und einen
durch=
weg annehmbaren, bisweilen witzigen Text hören laſſen, ſtellen
die karikaturiſtiſch verkleinerte Geſtalt des großen Entdeclers in
ein ſehr groteskes Spanien. Schamhafte Anſätze zu tieferer
Be=
deutung verſchwinden auf dem Weg zur Operette, und auch der
Komponiſt hat das, was er Seriöſes ſagen möchte, vornehmlich
in den Zwiſchenſpielen untergebracht. Dort und überall, wo
Pathos benötigt wird, liefert Schreker den blumigen Teppich,
über den eine jugendlich forſche Geſangsdeklamation in Jazz=
und anderen wirkungsſicheren Rhythmen dahintändelt. Da
über=
dies die Uraufführung auf den Faſtnachtsſonntag angeſetzt war,
gab es einen großen, unbeſtrittenen Erfolg. Unterſtützt von den
ſpieleriſchen Bildern des Darmſtädters Lothar Schenck von
Trapp, tat der Intendant und Spielleiter Legal gut
dar=
an, die reine Burleske herauszukehren. Thereſe von
Lem=
heny, Stolz und (zur Zeit leider einzige weibliche) Zierde
der Kaſſeler Oper, ſang und ſpielte beſtrickend, die von den
Autoren ſtark an jener ſchönen Helena geſchulte Iſabella von
Kaſtilien; dem armen Columbus lieh Viktor Moſſi ſein
präch=
tiges Organ und das Fresko ſeiner Darſtellung. Am Pult
waktete Franz Reuß mit Würde ſeines nicht ganz dornenloſen
Amtes.
F.-C. K.
Seite 4
Mittwoch den 22 Februar 1928
Nummer 53
* Die vermiedene Ausſperrung.
Der Schiedsſpruch verbindlich erklärt.
Der Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns hat am Dienstag den
für die mitteldeutſche Metallinduſtrie gefällten Schiedsſpruch
für verbindlich erklärt. Dawit iſt die Rechtslage für die
ſtreiten=
den Parteien geklärt. Die Unternehmer haben auch
ſo=
fort die entſprechenden Konſequenzen gezogen und die
Wie=
dereinſtellung der ausgeſperrten Arbeiter in
Mitteldeutſchland angeordnet. Einen
Vorbe=
halt haben ſie allerdings gemacht, indem ſie ihre für ganz
Deutſchland angeordnete Ausſperrung um eine
Woche, auf den 29. Februar, verſchoben haben, falls nicht
inzwiſchen in Mitteldeutſchland die Arbeit aufgenommen wird.
Aber damit iſt wohl kaum mehr zu rechnen. Schon
nach der Fällung des erſten Schiedsſpruches, der nur eine
Er=
höhung des Stundenlohnes von 3 Pfg. vorſah, während der
Schlichter jetzt auf 5 Pfg. hinaufging, hatten die Gewerkſchaften
unter der Hand alle Maßnahmen getroffen, um die Arbeiter
wie=
der in die Betriebe zurückzuführen, wenn der damalige
Schieds=
ſpruch für verbindlich erklärt würde. Es darf daher wohl
an=
genommen werden, daß ſie auch heute nicht zögern werden, die
Wiederaufnahme der Arbeit zu empfehlen, denn es iſt auch zu
beachten, daß die Arbeiter durch den Streik ebenfalls geſchädigt
wurden. Wenn durch eine Verlängerung des Kampfes noch die
etwa 800 000 Metallarbeiter im ganzen Reich in Mitleidenſchaft
gezogen würden, dann können die Gewerkſchaftsführer die
ein=
tretende Schädigung der Arbeiter nicht mehr verantworten.
Uebrig bleiben natürlich auch noch die wirtſchaftlichen
Nacken=
ſchläge, die ja automatiſch auf die Arbeiter ſich auswirken. Zu
hoffen iſt, daß Vernunft und Einſicht ſiegen werden, damit
un=
ter das unerfreuliche Kapitel des mitteldeutſchen
Metallarbeiter=
ſtreiks ein Schlußſtrich gezogen werden kann.
Erklärung des Geſamtverbandes deutſcher
Metallinduſirieller.
Berlin, 21. Februar.
Der Geſamtverband deutſcher Geſamtinduſtrieller teilt mit:
Die Schiedsſprüche im Arbeitsſtreit der mitteldeutſchen
Metall=
induſtrie ſind gegen den Willen beider Parteien vom
Reichs=
arbeitsminiſter im öffentlichen Intereſſe von Amts wegen für
verbindlich erklärt worden. Die Arbeitgeberſchaft wird
ſelbſtver=
ſtändlich alle juriſtiſchen Konſequenzen aus der
Verbindlichkeits=
erklärung ziehen und, ſoweit das techniſch möglich iſt, die
Arbeit=
nehmer, ohne Maßregelungen vorzunehmen, wieder einſtellen.
Da mehrfach von Gewerkſchaftsſeite und in der
Arbeitnehmer=
preſſe zum Ausdruck gekommen iſt, daß möglicherweiſe der Kampf
durch die Verbindlichkeitserklärung noch nicht beendet würde, und
infolgedeſſen damit zu rechnen iſt, daß die Arbeit im
mitteldeut=
ſchen Streikgebiet nicht oder nicht in vollem Umfange wieder
auf=
genommen wird, hat der Geſamtverband deutſcher
Metallindu=
ſtrieller beſchloſſen, den Ausſperrungstermin auf Mittwoch, den
29. Februar d. J., d. h. mit Arbeitsſchluß, zu verſchieben. Sollte
ſich die Notwendigkeit ergeben, zu dieſem ſpäteren Zeitpunkt die
Ausſperrung in Wirkſamkeit zu ſetzen, ſo würde ſie nicht die
Bekämpfung der für verbindlich erklärten Schiedsſprüche, ſondern
lediglich die Abwehr der rechtswidrigen Fortſetzung des Kampfs
durch die Arbeiter zum Ziele haben. Dabei wird aber
ausdrück=
lich bemerkt, daß die Aufhebung der Ausſperrung ſofort erfolgen
wird, ſobald die Arbeiter zur Arbeit wieder zurückgekehrt ſind.
Noch keine Stellungnahme der Metallarbeiter.
Halle, 21. Februar.
Wie die Bezirksleitung des Deutſchen
Metallarbeiterverban=
des erhlärt, ließen ſich Vorausſagen über die Konſequenzen der
Verbindlichkeitserklärung der Berliner Schiedsſprüche heute noch
nicht machen, da erſt der Bericht der nach Berlin entſandten
Delegierten abgewartet werden müſſe. Zur
Verbindlichkeits=
erklärung wird erſt morgen vormittag in einer Bezirkskonferenz
Stellung genommen werden. Gegenüber der Erklärung des
Ge=
ſamtverbandes Deutſcher Metallinduſtrieller zur
Verbindlich=
keitserklärung weiſt der Verband darauf hin, daß die Frage noch
durchaus umſtritten iſt, ob eine Nichtwiederaufnahme der Arbeit
als eine rechtswidrige Fortſetzung des Kampfes zu betrachten
ſei, da das Arbeitsverhältnis, durch die Ausſperrung
unter=
brochen ſei und ſämtlichen Arbeitnehmern die Papiere zugeſtellt
worden ſeien.
Der Reichskanzler erkranft.
Berlin, 21. Februar.
Wie mitgeteilt wird, iſt Reichskanzler Dr. Marx durch ſeine
Krankheit weiter an das Beit gefeſſelt, ſo daß er nicht in der
Lage iſt, an den Veranſtaltungen teilzunehmen,
die zu Ehren des Königs von Afghaniſtan geplant
ſind. An ſeiner Stelle wird Vizekanzler Hergt die
Reichsregie=
rung vertreten. Es iſt auch wahrſcheinlich, daß der Kanzler die
Regierungserklärung am 27. Februar nicht ſelbſt im Reichstag
wird abgeben können. Im Anſchluß an die Krankheit wird Dr.
Marx zunächſt einen Erholungsurlaub nehmen müſſen, um ſich
einer Kur zu unterziehen.
Die glückliche Geburt
eines geſunden, kräftigen
Stammhalters zeigen hocherfreut
an
Dentiſt Sch. Stork und Fran
Käthe, geb. Kunz.
Arbeilgen, 117. Februar 1928.
(4885
Am 17. Februar 1928
ver=
ſchied im 84. Lebensjahr
Frau Pfarrer
Friederite Eiſenmenger
geb. Zaun.
Die trauernden
Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 21. Februar 1928.
Auf Wunſch der Verſtorbenen
fand die Beerdigung in aller
Stille ſtatt. (3372
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, für die zah reichen
Kranz=
ſpenden beim Heimgange unſeres lieben
Entſchlafenen
Georg Merz
ſagen wir unſeren innigſien Dank,
be=
ſonders danken wir Herrn Pfarrer
Weigel für die troſtreichen Worte am
Grabe.
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Familie Gg. Wembacher.
Waſchenbach, den 21. Febr. 1928. 3386
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, für die zahlreichen
Blu=
menſpenden beim Heimgange
unſe=
res lieben Entſchlafenen ſagen wir
unſeren innigſten Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Beringer
für die troſtreichen Worte am Grabe
und der Kampfgenoſſenſchaft für
ſeine Ehrung.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Dorothea Weber
geb. Meyer
3393) Kranichſteinerſtr. 51.
Dankſagung.
Allen, die uns bei dem Heimgang
un erer lieben Entſchlafenen
Anna Margarete Diehl
geb. Nolte
ihre Teilnahme erwieſen, ſagen
herz=
lichen Dank
Im Namen der Hinterbliebenen:
Georg Diehl.
Hainſtadt, Kr. Erbach.
1917
Mrasfaan
Frau Erna Ebert, Darmſtadt
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Statt Karten.
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m bill. Mieteu. Z. 200 an die Geſchſt /4929 Da iſt guter Rat teuer
denkt mancher, der mit ſeiner Geſundheit unzufrieden ſchon ſo
manches probiert hat. Unluſt, Schlafloſigkeit, mangelhafter
Appetit uſw. quälen ihn. Da iſt es geboten, dem Körper neue
Kräfte zuzuführen. Das ſeit Jahrhunderten berühmte Köſtritzer
Schwarzbier reizt die Eßluſt infolge ſeines herben Geſchmackes, ſelbſt bei größter Appetitloſigkeit, und hilft die eingenommenen
Speiſen gut verdauen. Es wird von den Aerzten gern ver=
ordnet bei allgemeinen Schwächezuſtänden, nach Krankheiten,
bei Blutarmut und ganz beſonders den ſtillenden Frauen wegen
ſeiner außerordentlich günſtigen Einwirkung auf die
Milch=
ſekretion. Das echte Köſtritzer Schwarzbie erhalten Sie durch
Flaſchenbierhandlung Gg. Herth, Darmſtadt, Stiftſtraße 89.
Fernſprecher 1244, Bierhandlung Oſtertag, Darmſtadt,
Hü=
gelſtraße 27, Fernſprecher 2468, und in allen durch Schilder
und Plakate kenntlichen Geſchäften. Man verlange ausdrücklich
das echte Köſtritzer Schwarzbier mit dem geſetzlich geſchützten
Wappenetikett, um vor Nachahmungen geſchützt zu ſein. IBIn. 10
Bruteier rebhuhnf
Fialiener à 50 Pfg..
weiß am. Leghorn,
3 30 Pfg. Lehrer Pabſt
Kl.=Umſtadt, Heſſen.
Nur Tiere im
Zucht=
ſtamm, die ſchon mit
E oder ſg. bewerte
(338
waren.
Eine hochträchtig
gute Fahr= u. Nahe
rungskuh zu vk. (340
Weiterſtadt
Darmſtädterſtr. 55.
Zughund
kauf. geſ. Angeb. m.
Alter und Preis unter
Z. 194 Geſchſt. (338
Zu verkaufens
1 Fuchswallach
7 Jahre alt (Belgier)
1 Fuchsſtute
4 Jahre alt (Belgier)
wegen Aufgabe des Fuhrparks ſofort preis
wert abzugeben.
debrüder Weber, Dampfſ. gewerk
Beerfelden (Heſſen) (3374) Fernruf 25
Nutz= u. Brennholz=
Verſteigerung.
Montag, den 27. Februar 1928,
vormittags 9 Uhr anfangend,
wer=
den in der Gaſtwirtſchaft bei Georg
Bern=
hard Schröder dahier aus dem
Spach=
brücker Gemeindewald verſteigert:
Stämme:
Eiche IV. Kl. 4 St. — 3,48 fm
V.„ 7„ 7,38
VI. „ 5„ — 7,51 „
VII. „ 2 „ — 3,70 „
Buche III. „ 1 . — 0,71
IV. „ 1 „ — 0,92 „
„ UIII. 1 — 2,77
Hainbuche II. „ 4 — 121
III. „ 2 1,52
Erle IIa „ 1 „ — 0,28
IIIa „ 1. 0.49 „
— 0.49 „
Kirſchbaum II. „ 1
Elsbeer III. „ 1 „ — 0,34 „
0,28
IV. „ 1
Fichte Ia „137 „ — 25,78
Ib „ 75 „ — 24,73
IIa „ 5 „ — 2,75
— 1,79
Lärche Ia „ 9
1.99
Ib „ 7
— 2,62
IIa „
0,57
IIb „ 1
— 0,91
IIIa „ 1
IIIb „ 1 „ — 0,75 „
Derbſtangen:
Fichte I. Klaſſe 129 Stück 11,61 im
3,12
II. „ 52
0,60
„ III. „ 20
Brennholz:
Buche, Scheiter, 109 rm
Stöcke, 13 „
23
Eiche,
Reiſig, Knüppel, Buche, 151 rm
Eiche, 35
Birke, 47
Kiefer, 19
Wellen, Buche, 580 Stück.
Auskunft erteilt Herr Förſter May,
Markhaus, Meſſel. Das Nutzholz wird
(3335
zuerſt verſteigert.
Spachbrücken, den 20. Febr. 1928.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Spachbrücken.
Mayer.
Derſteigerungs Angeige.
Am Donnerstag, den 23. Februar
1928, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokale,
Lu=
iſenſtraße 32, zwangsweiſe meiſtbietend
gegen Barzahlung:
(3385
1 Klavier, 1 Ladenkaſſe, 1
Schreib=
maſchine, 1 Badeofen, 1 Schreibtiſch.
1 Ladentheke, 2,60 Meter ſchwarzer
Mantelſtoff, 1 Kaſſenſchrank, 1
Fahr=
rad. 1 Bild, 1 Warenſchrank ſowie
Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 22. Febr. 1928.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher.
Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Betanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
defnnden: grauer
Wildlederhand=
ſchuh. 1 vergoldete Nadel mit Pelle,
4 Schlü ſel am Ring. Bund (: Schlüſſel
und 1 Drücker) am Ring 1
Fünfmark=
ſchein. 1 grauer Damenhandſchuh. Ein
weißer Kaninchenp Izkragen mt grauen
Fecken. 1 Schid „Achtung, Ausfahrt”.
bruner ſchmaler Schal. 5 Schlüſſel am
Ring. 1 brauner linker Elacéhandſchuh.
1 blaukarierte Tiſchdecke. 1 ſchwarz.
Lack=
portemonnaie mit 2 Paar Ohlringen und
über 1 Mk. 1 kleine ſiberne Herrenuhr.
gelber Wildleder=Damenhandſchuh. Ein
grünſeidenes Einkau snetz. 1 grüner
Da=
menhut und 1 Schlüſſel 1 farbiges
Baſt=
täſchchen mit Portemonnaie, Spiegel und
Taſchentuch 1 Nickelbrille. 1 ſilberne
Da=
nenuhr mit Goldrand. — Zugelaufen:
gelblich=weißer Hund.
Brenn= u. Nutzholz=
Verſteigerung.
Freitag, den 24. Februar d. Js.,
vormittags 9‟, Uhr anfangend,
werden aus den Waldorten
Rothenſteiner=
ſtück und Birkenbuſch des Ober=Modauer
Bemeindewaldes verſteigert:
a) Stämme: 6 Eichen mit 4,98 im
14 Buchen „ 16,53 „
4 Kiefern „ 3,29
19 Lärchen . 5,50
7 Fichten „ 2,32
b) Brennholz: Scheiter: 125rm Buche,
47 rm Kiefer, 9 rm Eiche;
Knüppel: 8 rm Buche;
Wellen: 775 Buchen.
Zuſammenkunft im Rothenſteinerſtück,
wo zuerſt das Stamm= und anſchließend
das Brennholz verſteigert wird. (3373
Ober=Modau, den 20. Febr. 1928.
Heſſ. Bürgermeiſterei Ober=Modau.
Daum.
Stammholz Verſteigerung.
Donnerstag, den 23. ds. Mts.,
vormittags 10 Uhr anfangend,
wer=
den im Heubacher Gemeindewald,
Di=
ſtrikt Königskopf, verſteigert:
1. Stämme Eiche I. Kl. 6 St. 1,02 fm
TV.
V
II. „ 16 „ 5,59 „
III. „ 14,
6.
1
che III. „ 15 „ 12,16
IV. „ 11 „ 11,65
Kiefer Ib „ 1 . 0,23,
IIa „ 3 „ 0,90
IIb „ 12 „ 5.48 „
IIIa „ 10 „ 5,29 „
5
IIIb „ 3 „ 2,62,
IIIb
Fichte IIv „ 5
Zuſammenkunt oberhalb Turnplatz.
Heubach, den 18. Febr. 1928. (3327a
Heſſ. Bürgermeiſterei Heubsch.
Brücher.
9,06 „
7,92
2,06
2,68
2,35 „
Die Gemeinde Hering vergibt
nach=
ſtehendes Nutzholz auf dem
Submiſ=
jonswege:
Diſtrikt Eichwäldchen:
Diſtrikt Ameiſenberg:
Kiefern=Röller 1. Klaſſe — 17 fm
2. „ 41
Die Röller ſitzen direkt neben der
Provinzialſtraße Ober=Klingen—
Haſſen=
roth und ſind gut abzufahren.
Das Holz iſt mit der Rinde gemeſſen.
Angebote ſind bis längſtens
Mitt=
woch, den 29. Februar 1928, um
1 Uhr nachmittags, bei der
unter=
zeichneten Bürgermeiſterei einzureichen,
woſelbſt auch die Submiſſionsbedingun=
(3387
gen zu erfahren ſind.
Hering, den 18. Febr. 1928.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Reeg.
Nummer 53
Mittwoch den 22. Februar 1928
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. Februar.
Karneval=Ausklang.
Der Roſenmontag trau ebenſo wie der Sonntag von der Früh=
EEingsſonne beſtrahlt. Das ſchſöne Wetter lockte viele große und kleine
Marren und Närinnen auf die Straße, wenn auch der Hauptbetrieb
Tich erſt abends in den verſchiedenen Lokalen entfaltete.
Nach altem Brauch traf ſich in den ganz entzückend ausgeſchmückten
Khäumen des Hotels „Zur Traube” zum Roſenmontagsball die
DDarmſtädter Geſellſchaft. Hartmuth Pfeil und Walther Reitzel
ſovaren hier tätig und hatten eine ganz eigenartige Faſchingsdekoration,
wielfach unter Zuhilfenahme von plaſtiſchen Masken uſw., geſchaffen,
Ddie den ſchönen Räumen des farbenfrohe Bild des Faſchings verliehen.
8Bwei Jazzkapellen ſpielten unermüdlich, und ebenſo unermüdlich war
Sder Tanzmeiſter und Maitre de plaiſir Herr Mollenkoff, nebenbei
Abemerkt, ein äußerſt eleganter Vortänzer, tätig, um für Abwechſelung
Xverſchiedenſter Art und beſte Stimmng zum Roſenmontags=Bal paré
Sorge zu tragen, was ihm glänzend gelang. Es war wirklich eine
aus=
gezeichnet ſchöne Stimmung, die, wie verlauret, auch bis zum Morgen
danhielt. Das Auf= und Abgewoge unzählige= feſcher Masken war auch
für den Zuſchauer ein ganz entzückendes, kaleidoſkopartig ſchimmerndes
Bild. Gegen Mitternacht wurden die drei ſchönſten Koſrüime prämiiert
durch Abſtimmung der anweſenden Gäſte. Liebenswürdige
Aufmerkſam=
keit des Etabliſſementsinhabers bot den Gäſten in Form von
Scherz=
artikeln aller Art harmloſe, aber nette Ueberraſchungen. Auf jeden
Fall iſt es zu begrüßen, daß die Roſenmontagstradition in der Traube
weiter gepflegt wird. Alle, die auf gediegene und harmlos fröhliche
Faſchingsſtimmung Wert legen, werden Herrn Gabler und ſeiner
liebenswürdigen Gattin Dank wiſſen.
Auch die Cafés und Weinſtuben waren, wie ja immer an den vier
Faſtnachtstagen, am Roſenmontag abend, richtiger in der Nacht,
über=
füllt und mußten von Zeit zu Zeit geſchloſſen werden.
Die Roſen=Montag=Feſivorſtkellung im Orpheum
nahm einen äußerſt ſtimmungsvollen Verlauf. — Kein
Wun=
der, bei einer ſolchen Fülle hervorragendſter
Darbietungen! Neben dem abwechſlungsreichen,
vorzüg=
lichen Weltſtadt=Varieté=Programm, in dem jede Nummer
wirklich eine Attraktion darſtellt, verſtanden es die
Mit=
glieder der Karnevalgeſellſchaft „Harmloſe” unter Führung
von Herrn Jul. Simon dem Abend die nötige
faſchings=
feſtliche Stimmung zu verleihen; insbeſondere fanden der Dialog
zwiſchen „Heiner” (Herr Metz) und „Schorſch” (Herr
Jakobi) ſowie der Monolog des „Dreckbauers”. (Herr
Hofmann) begeiſterten Beifall. — Die meiſten der Künſtler
ſowie die „Lokal=Redner” wurden mit dem närriſchen
Haus=
orden des Orpheums ausgezeichnet. — Das geſchmackvoll
ge=
ſchmückte und feſtlich beleuchtete Haus gab den rechten Rahmen
für eine ausgezeichnete Stimmung, ſo daß jedem Beſucher eine
ſchöne Karnevals=Erinnerung bleiben dürfte. — Wie wir hören,
iſt das geſamte Programm von Donnerstag bis Sonntag
ver=
längert, und wir können den Beſuch dieſes großartigen
Pro=
gramms nur wärmſtens empfehlen.
Der Faſfnachtdienstag
brachte einen Hochbetrieb in den Straßen der Stadt, der an die beſten
Zeiten dor dem Kriege erinneite. Es ſchien zeitweiſe, als wolle ſich
alle durch polizeiliches Verbot in den letzten Jahren zurückgedämmte
Faſhingsluſt auf einmal entladen. Hier zeigte ſich, daß der Herr
Ober=
bürgermeiſter doch nicht ſo ganz recht behielt, wenn er ſagte, daß der
Darmſtädter ſeinen Humor nicht gerne auf die Straße trüge. Es waren
vielſach wirklich humorvolle, gute, äußerſt komiſche und originelle
Grup=
pen und auch Einzelmasken zu ſehen, Erzeugniſſe tollſter Einfälle.
Mög=
lich allerdings, daß alle dieſe Straßenmasken des Faſtnachldienstag keine
Darmſtädter waren, denn erfreulicherweiſe ſchien ſich namentlich die
Studentenſchaft ſdieder an dieſem humorvollen und luſtigen Treiben
beteiligt zu haben, das bis ſpät in die Nacht hinein anhielt. In der
Nacht ſelbſt zogen noch unzähliger Gruppen durch die Lokale und
ſorg=
ten auch hier für Stimmung und Abwechſelung. Es ſchien tatſächlich,
als habe Darmſtad: ſeine Sorgen vergeſſen.
Die Narrhalla und zahlreich= Vereine hatten in den Sälen der
Stadt noch Schlußbälle veranſtaltet, die durchweg gut beſucht waren.
Der Kehraus in Hotel zur Traube bildete den Abſchluß einer
Reihe von höchſt eigenartigen Veranſtaltungen durchaus großſtädtiſchen
Charakters, wie ſie Darmſtadt bisher nicht kannte. Wiederum war es
der gediegene und höchſt animierte Rahmen des Ganzen, der auch in
der ausgelaſſenſten Stimmung ſo blieb und dieſe Traube=
Veranſtaltun=
gen ſo ſympathiſih geſtaltete.
Eigentlich hätte mit dem Glockenſchlag 24 nun das eigentliche
Faſt=
nachtstreiben zu Ende ſein müſſen, aber es erreichte im Gegenteil um
dieſe Zeit erſt ſeinen Höhepunkt.
Ausklang: Aſchermittwoch.
Portemonnaiewäſche im Woog. Heute vormittag iſt die letzte
feier=
liche Handlung, die noch leiſe an die Herrſchertage des ausgelaſſenſten
aller Prinzen, der ſeine Herrſchaft auh in der Republik ausübt,
er=
innert. Was geſtern buntfarbig=fröhlich war, wirkt heute, wo ſeine
Spu=
ren noch vorhanden, deplaciert und verſtimmend. Luftſchlangen und
Konfetti, wie ſie noch in trauernden Reſten vorhanden ſind, können das
Herz niht mehr erfreuen, ſelbſt nicht, wenn es verſteckt im Bubikopf
der ſchönſten Frau blieb. Das leiſe und zarte Klingen der
Narren=
glöcklein, an der Schellenkappe iſt verhallt, die Pritſchen ſind aus der
Hand gelegr, i gendwo liegen umgeworfene oder zerſchlagene Gläſer,
aus grauen Ecken miaut ein unangenehmes Katervieh. — —
Lieber Leſer, biſt Dn Dir eigenklich klae darüber, was es bedeutet,
am Faſchingsdienstag, während von der Straße her der Karnevalslärm
heraufdrängt, dazu verurteilt zu ſein, eine Aſchermittwochbetrachtung
zu empfinden? Haſt Du das im Leben ſelbſt einmal verſucht?? Wenn
nicht, verſuch’ es! Du wirſt erſt dann das richtige Verſtändnis
bekom=
men für die tiefempfundenen Eingangsſätze. —
Wirſt auch dann für die Zahl der Gedankenſtriche und deren mehr
oder weniger Angebraehtſein Verſtändnis haben.
Meinen manuſkriptbedeckten Schreibtiſch ziert in der Mitte in
Fächerform ein ſchwarzes Katervieh mit krummem Buckel, geſträubtem
Fell und ſcheußlich grinſendem Geſicht. Ein unendlicher, faſt grauſamer
Hohn ſpricht aus dieſem unglaublich breit grinſenden papierenen
Katzen=
geſicht. Kaufe Dir, lieber Leſer, dieſen Fächer, breite ihn aus und Du
haſt die ſchönſte Aſchermittwochsbetrachtung vor Dir. —
Bürgerverein=Maskenball.
In unſerem Bericht über den Maskenball des Bürgervereins iſt in
der „Hitze der Faſtnachtsſtimmung vergeſſen worden, des Auftretens
der 10 Tiller=Girls (Töchter der Vereinsmitglieder) zu gedenken, die
unter Leitung von Frau Rehr ſchneidig und ſlott ihren Part
aus=
führten und der Veranſtaltung eine künſtleriſche Weihe gaben.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Morgen Mittwoch wird im
Großen Haus zum erſten Male „Der Impreſario von Smyrna” für die
Miete B wiederholt, im Kleinen Haus für die Miete H (
Bühnenvolks=
bund) Lortzings „Zar und Zimmermann”
Der Ernſt=Lubitſch=Film „Lady Windermeres Fächer”, kommt am
Samstag, den 25. Februar, nochmals zur Vorführung.
Im März wird eine zyiliſche Aufführung von Wagners „Ring des
Nibelungen” unter muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor Dr.
Böhm gegeben, und zwar am Donnerstag, den 1. März, „Das
Rhein=
gold”, Sonntag, den 4. März, „Die Walküre”, Sonntag, den 11. März,
„Siegfried” mit Otto Wolf a. G., und Sonntag, den 18. März, „Die
Götterdämmerung‟ Es werden für diefe Aufführungen Zykluskarten
ausgegeben; für Mieter zu Vorzugspreiſen am Samstag, den 25., und
Sonntag, den 26. Februar, für Nihtmieter am Montag, den 27., und
Dienstag, den 28. Februar. Der Einzelverkauf für „Rheingold” beginnt
am Mittwoch, den 29. Februar, und für „Walküre” am 1. März.
— Annelieſe Born vom Heſſiſchen Landestheater wurde nach
erfolg=
reichem Gaſtſpiel als erſte jugendliche Salondame für mehrere Jahre
an die Münchener Kammerſpiele verpflichtet.
— Reichsbund der Kinderreichen zum Schutze der Familie,
Orts=
grudpe Darmſtadt. Unſere Hauptverſammlung fand im
Feierabend=
ſagle ſtatt. Nach einer Gabenverloſung, bei der jede der vertretenen
Familien einen Gewinn erhielt, folgten Jahresbericht, Rechnungsablage
und Vorſtandswahl. Der ſeitherige Vorſtand wurde einſtimmig
wieder=
gewählt und durch zwei neue Mätglieder erweitert.
Der Landesverband Heſſen hielt am 14. 5. M. in der
Aula der Landesbaugewerkſchule dahier eine rechſt gut beſuchte
Ver=
ſammlung ab. Der Vorſitzende, Herr Geheimrat Dr. Fey=Darmſtadt,
begrüßte die Vertreter der Beziuks= und Ortsgruppen, ſowie die
zahl=
reich erſchienenen Gäſte und Miiglieder, darunter auch den Vertreter der
Provinzialdirektion und des Kreisamts, Herrn Oberregierungsrat
Haberkorn, der in dankenswerter Weiſe die Beſtrebungen des
Volksbundes ſtets unterſtützt habe. Der Vorſitzende verbreitete ſich
ſo=
dann über die Zwvecke und Ziele des Volksbundes und hob
hervor, daß der Volksbund nicht nur die Ehrung der Gefallenen durch
würdige Inſtandhaltung und Schmückung ihrer Ruheſtäten im
Aus=
lande bezwecke, ſondern daß er auch ideelle Zwecke in Anknüpfung an
den Opfertod der Gefallenen für das Vaterland verfolge, und in dieſem
Sinne Denkmäler im Herzen des Volkes, insbeſondere auch der
leben=
ben und kommenden Geſchlechter, ſetzen wolle. Die Größe dieſes
Opfer=
todes werde aber erſt recht in die Augen treren, wenn ein Beſuch der
Kampfgebiete und der Friedhöfe in größerem Umfange möglich ſei.
Dann werde auch überall erkannt werden, vor welchen Zerſtörungen die
heimatliche deutſche Erde durch unſere Helden bewahrt worden ſei. Vor
einiger Zeit habe er einen Bericht über den Beſuch der Gegend von
Lens und der Lorettohöhe, ſowie von Souchez geleſen. Ueber 300 000
Gefallene, darunter 60 000 unbekannten Namens, liegen auf dieſen
Schlachtfeldern, die zu den blutigſten des Weltkrieges gehören. In
Frankreich ruhen im ganzen 900000 Deutſche, von denen 450000 in
Einzelgräbern gebeitet ſind. Jedes deutſche Einzelgrab hat ein
ſchwar=
zes Kreuz mit weißer Inſchrift. Auf den franzöſiſchen Gräbern ſtehen
weiße Kreuze mit ſchwarzen Inſchriften. Von den oben aufgeführten
weitzeren 450000 in Frankreich gefallenen Deutſchen liegt die Hälfte in
Sammelgräbern, von der Reſtzahl ſind die Grabſtätten unbekannt, es
werden aber immer noch Grabſtätten aufgefunden, und es gelingt auch
oft, die Toten noch zu identifizieren. In de= Stadt Lens ſind nach
dem bemerkten Bericht die Spuren ihrer vollſtändigen Zerſtörung auf
Schritt und Tritt noch zu erkennen, namentlih ſind die Vororte noch
nicht wieder aufgebaut. Auch an der Lorettohöhe zeigen ſich noch die
Spuren ſtärkſten Kampfes, ſogar liegt dort noch viel Kriegsmatcrial
(Stacheldraht, Wellblech, Feldflaſchen, Torniſterſtücke uſw.) umher,
S hützengräben und Granatlöcher ſind noch ſichtbar. Auf der
Loretto=
höhe iſt die Kirche wieder aufgebaut. In einem nahe derſelben
errichte=
ten 50 Meter hohen Turm befindet ſich ein Geölbe, in dem die
Ge=
beine von über 30000 unbekannten franzöſiſchen Soldaten ruhen. An
der Seite des Türmes ſind Inſchriften eingemeißelt, darunter folgende
(überſetzt):
„Ihr, die ihr als Pilger an ihren Gräbern vorbeigeht,
Erſteigend ihr Golgatha und ihre blutgetränkten Wege,
Höret den Schrei, der aus ihren Geüften emporſteigt:
Völker ſeid einig, Menſchen ſeid menſchlich!“
Das ſind ergreifende Worte der Verſöhnung, die jedem Beſucher tief
zu denken geben. Vom Turme aus leuchtet nachts em elektriſches
Blink=
licht in der Minute viermal auf, die Bevölkerung ihrer Toten
er=
innernd. Der Bericht, der ſedann die ausgedehnten Friedhöfe, die
Deutſche bergen, ſchildert, endet mit den Worten: „Ernſt und traurig
ſtarren uns die ſchſarzen Kreuze auf dem öden Boden an. Iſt es nicht,
als ginge ein gewaltiges Raunen von ihnen aus? Immer lauter, als
wollten ſie uns ein letztes Wort mitgeben an unſere deutſchen Brüder
drüben über dem Rhein! Wie ein verzweifelter Aufſchrei klingt es von
den Grüften herüber an unſer Ohr: „Deutſches Volk verlaß
uns nicht, vergiß nicht deine Toten in ihrer
Einſam=
keit draußen fern der Heimat in fremder Erde‟.
Die=
ſem Gedanken will der Volksbund dienen, das Gedächtmis an die
Ruhe=
ſtätten der Gefallenen wach halten und dieſe pflegen. Jeder Deutſche
ſollte ſich daher ſagen: Die Sache des Volksbundes iſt auch deine Sache,
und ſollte dies durch Beitritt beveiſen!
Wie der Vorſitzende weiter ausführt, ſind, veranlaßt durch den
Volksbund, von dem „Mitteldeuutſchen Reiſebureau in Berlin W 9‟
Reiſen in Gruppen nach Kriegerfriedhöfen an der
Weſtfront in Frankreich und Belgien von Frankfurt a. M.
und Köln aus vorgeſehen. Es wurden Proſpekte verteilt, aus denen
näheres, insbeſondere auch die Preiſe für die Reiſe und die
Unter=
kunft, erſichtlich iſt, es kann aber wegen der Schwankungen des Franken
keine Gewähr für die Höhe der Preiſe übernommen werden, es muß
daher, wer die Reiſe ausführen will, ſich mit dem genannten
Reiſe=
burean direft ins Benehmen ſetzen und Vereinbarung treffen.
Aus der Rechnung für 1927 die durch zwei
Rechnungs=
prüfer vorgeprüft iſt und die der Vorſitzende vorlegte, geht hervor, daß
die Beiträge und Sammlungen in Heſſen 15 383,45 Mark ergeben haben
und daß die Vervaltungskoſten des Landesverbands 371,17 Mark
be=
trugen. Dem Rechner wurde Entlaſtung erteilt. Der Vorſitzende ſprach
ſodann dem Geſchäftsführer des Landesverbandes warmen Dank für die
trefflich geleiſtete, umfangreiche Arbeit aus.
Aus der Niederſchrift über den letzten Vertreterkag des
Volksbundes in München, zu dem auch der Reihskanzleu
inen Vertreter entſendet hatte, wurden noh geſchäftliche Mitteilungen
gemacht. Im Anſchluß hieran hielt Herr Lehrer Germann, ſtellv.
Vorſitzender des Landesverbandes und Vorſitzender der Ortsgruppe
Darmſtadt, einen ſehr überſihtlichen, intereſſanten und lehrreichen
Vor=
trag über „Unſere fernen Gräber und die Fürſorge des
Volksbundes für die deutſchen Kriegergräber, im
Auslunde” den der Reöner durch Lichtbilder wirkſam erläuterte.
Es wurden Grabſtätten aus Polen und Rußlano, Rumänien, ſowie dem
übrigen öftlichen Kampfgebiete (auch aus Kleinaſien und Paläſtina),
fer=
ner aus Italien, ſowie insbeſondere aus Frankreich und Belgien im
Bilde ge eigk. Daraus ging hervor, daß viele Grabſtätten, namentlich
auch in Belgien, nach ſtark verwahrloſt ſind, im Gegenſatz zu den in
Bel=
gien befindlichen, ſehr gut hergerichteten und gepflegten engliſchen
Grab=
ſtätten, und daß die würdige Herſtellung der deutſchen Grabſtätten noch
ſehr große Summen beanſpruchen tird, aber auch eine ernſte
Ehren=
pflicht des deutſchen Volkes und des Volksbundes iſt!
In der an dieſen Vortrag ſich anſchließenden Verſammlung
der Bezirks= und Ortsgruppe Darmſtadt gab. Herr
Lehrer Germann zunächſt bekannt, daß an dem vom Volksbund
feſt=
geſetzten Volkstrauertag am Sonngag den 4. Märzd. J.,
vormittags 11½ Uhr, im Kleinen Haus des
Landes=
theaters hier eine Gedenkfeier für die Gefallenen
ſtattfindet, bei der Herr Oberregierungsrat Dr. Meller=Darmſtadr die
Gedächtnisrede halten wird. Sodann wurde der ſeitherige Vorſtand der
Ortsgruppe neu gewählt. Dem Geſchäftsführer der Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, Herrn Verwaltungsinſpektor Heiſt, wurde für ſeine rührige,
gewandte und fleißige Arbeit warmer Dank ausgeſprochen. Die Gruppe
beabſichtigt, im Kreiſe Darmſtadt demnächſt weitere Werbevorträge zu
veranſtalten. Eine größere Anzahl Beſucher der Verſammlung, die
ſeither nicht Mitglieder waren, trat der Ortsgruppe bei. Die
Geſchäfts=
ſtelle der Ortsgruppe befindet fich zurzeit Neckarſtiaße 3, Erdgeſchoß.
— Ernannt wurde: Am 7. Februar: der Polizeimeiſter Nikodemus
Dziuk aus Darmſtadt zum Polizeiverwaltungsoberaſſiſtenten, mit
Wir=
tung vom 16. März 1928.
— Aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen nurde: Am 16.
Fe=
bruar: der ordenthiche Profeſſor in der evangeliſh=theologiſchen Fakultät
der Landesuniverſität Gießen D. Hans Schmidt auf ſein Nachſuchen,
mit Wirkung vom 1. April 1928 an.
— In den Ruheſtand treten auf Grund des § 1 des Geſetzes über
die Altersgrenze der Staatsbeauteir vom 2. Juli 1923 bzw. 19.
Dezem=
ber 1923 in der Faſſung des Gefetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl.
S. 249) am 1. März 1928 der Oberſtudienratz Peter Laufer an dem
Lubwig=Georgs=Gymnoſium in Darmſtadt und der Lehrer Leonhard
Meiſinger an der Volksſchule zu Darnrſtadt.
EPH. Der Verband der Evgl.=Kirchl. Frauenvereine in Hefſen hält
ſeine 3. Verſammlung des Winters 1928 am Donnerstag, 23. Februau,
nachmittags 2½ Uhr, in Darmſtaöt im Rummelbräu. Frau Marta
Götz=Dresden, in Sachſen in unſerer Arbeit ſtehend, wird über das
Thema: „Die Ehe unter dem Geſetz und die Ehe unter dem
Evange=
bium” ſprechen.
Vorbeugend bei
Heigung zu Gicht,
Wafriche
Rheumatismus
USW.
HIN
V. 1790
Friedrich Schaefer, Darmſtadt, Ludwigspl. 7, Tel. 45/6
— Am Aſchermittwoch findet abends in der Johanneskirche
die erſte Paſſionsandacht ſtatt; ſie wird als
kirchenmuſikaliſch=
liturgiſche Feier gehalten werden. Die Konzertſängerin Fräulein Lina
Cramer wird drei Arien von J. S. Bach zum Vortrag bringen:
„Die bittre Leidenszeit beginnt”, „Mein Jeſus, was für Seelenweh,”
und „Meinem Hirten bleib ich treu”. Fräulein Lina Vonderheit
(Violine) ſpielt ein Largo aus der C=Moll=Sonate und Herr
Nieber=
gall (Orgel) Präludium und Fuge in H=Moll von Bach.
Geſang=
bücher ſind mitzubringen. Programme mit den Texten der Sologeſänge
und der Gottesdienſtordnung ſind am Eingang der Kirche zu haben.
— Evangeliſcher Bund. Ueber die Enzyklika des Papſtes Pius XI.
„Mortalium animos” über die Einigungsbeſtrebungen der chriſtlichen
Kirchen (Stockholmer Bewegung) und die hochintereſſante Antwort, die
darauf der ſchwediſche Erzbiſchof Soederblom gegeben hat, alſo zwei
kirchengeſchichtlich ſehr bedeutſame Dokumente jüngſter Zeit, wird der
nächſte Beſprechungsabend des Evangeliſchen Bundes, Zweigverein
Darmſtadt, handeln. Er findet ſtatt Donnerstag, 23. Februar, abends
8 Uhr, im „Feierabend”, Stiftſtraße 51. Hierzu ſind alle Mitglieder
des Bundes und deſſen Freunde herzlich eingeladen.
— Hohes Alter. Am 24. Februar begeht der Schreinermeiſter und
Altveteran Gottlieb Münſter. Mollerſtraße Nc. 7, in geiſtiger und
körperlicher Friſche ſeinen 80. Geburtstag.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſſier oder künſfleriſche V. ranſialiungen, deren im Nachſiehenden
Grwähnun=
geſchieht bebält ſich die Redaltien ihr Arteil voe
Palaſt=Lichtſpiele. „Quo vadis‟. Des guten
Zu=
ruchs wegen wurde die Auffhrung verlängert. Mit Emil Jannings.
er größte Monumentalfilm, der Welt größter Film, der Welt größter
rfolg. Alles überragend der Nero Jannings. Jannings ſpielt nicht
er iſt Nero. Jacoby, Deutſchlands beſſer Regiſſeur, hat
Außer=
jeſvöhnliches geleiſtet. Der Brand von Rom, die Löwen im Zirkus, die
Zagenrennen, der Kampf mit dem Stiere — Gipfelpunkte der
Inize=
tierungskunſt. Jannings ein Nero von übernatürlichen Ausmaßen.
Die Regie grandios, und nicht nur Emil Jannings, ſondern auch die
dutzende von übrigen Hauptdarſtellern und =darſteller nnen geben „
Rcaliſtik her, was möglich iſt. So, wie dieſes große, hiſtoriſſche Oe
ſade ſetzt aufgerollt wurde, ſteht e2 in nichts jenen großen
amerika=
ſchen Ausſtattungsfilmen nach, die uns durch ihren märchenhaften
Dmp und glänzende Bewegung der Maſſen in Erſtaunen verſetzten
ielmehr übertrifft es dieſelben noch bei weitem. Dieſer Prunkfilm i
ſirklich bedeutend.
Zu dem Einbruch im Landesbildungsamt
teird uns amtlich mitgeteilt: Seit 2 Jahren trifft auch in Heſſen die
obere Schulbehörde die Entſcheidung über die in der ſchriftlichen
Reife=
prüfung an den höheren Schulen zu ſtellenden P=üfungsaufgaben nach
einem Verfahren, das auch in den anderen Ländern z. T. ſchon länger in
Gebrauch iſt. Das Verfahren hat ſich bewährt. Die Direktion der
Schule legt die Dreiervorſchläge der einzelnen Fachlehrer dem
zuſtän=
digen Beamten bes Kultusminiſteriums vor und dieſer trifft die
Aus=
wahl. Es ſind ſelbſtverſtändlich alle Vorſichtsmaßnahmen getroffen, um
MMißbrauch und Durchſtechereien auf dem Wege von der Schule zur
Be=
hörde und zurück zu vermerden. Die Vorſchläge werden von dem
Direk=
tor perſönlich in verſchloſſenen und verſiegelten Briefhüllen — nach
Fächern getrennt — an den Miniſterialbeämten unter perfönlicher
An=
ſchriften geſandt, dieſer trifft perſönlich die Ausivahl und ſendet die
Ar=
beiten, wieder in verſchloſſenen und verſiegelten Briefhüllen, an den
Direktor, der die einzelnen Arbeiten unmittelbar vor der Bearbeitung
an die Fachlehrer gibt. Dieſe öffnen die Briefhülle in Gegenwart der
Schiiler und ſtellen die Aufgabe.
Es iſt nun richtig, daß zwei Schüler der Offenbacher Techniſchen
Lehranſtalten, die ſich zur Reifeprüfung als Nichtſchüler
an die Oberrealſchule in Offenbach zu Oſtern 1928
ge=
meldet hatten, unter erſchwerenden Umſtänden und mit Wiſſen von zwei
anderen, nur für die Reifeprüfung in Betracht kommenden Prüflingen
in das Landesamt eingedrungen ſind, um Kenntnis von den geſtellten
Aufgaben zu nehmen. Sie konnten aber ihr Vorhaben
nicht ausführen weil ſie die Arbeiten nicht
vor=
fanden und nach dem oben angegebenen Verfahren auch nicht
vor=
finden konnten.
Da die beiden Eindringlinge nun zugleich techniſche Schüler waren,
kamen ſie nachträglih auf den Gedanken, in das Zimmer des für dieſe
Schule zuſtändigen Beamten einzudringen und dort nach den Arbeiten
zu ſuchen, die vielleicht Oſtern 1928 an der Baugewerkſchule Offenbacß
geſtellt werden möchten. Sie fanden dort auch Arbeiten dieſer Art unb
ſchrieben ſie, in der Annahme, es möchten die richtigen ſein, ab.
Auch die größte Sorgfalt und Ge viſſenhaftigkeit der Beteiligten
kann keinen abſoluten Schutz vor Einbruch, Diebſtahl und anderen
Dingen geben. Deshalb aber die an ſich verſtändige und nützliche Eine
richtung zu ändern, geht nicht an.
Tageskalender für Mittwoch, den 22. Februar 1928.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus, Anfang 19½ Uhr, Ende
gegen 22 Uhr, B 14: „Der Impreſario von Smyrna” — Kleines
Haus, nachm. 16 Uhr: Münchener Kaſperl=Theater; Anfang 19½
Uhr, Ende 22½ Uhr, H 8 (Bühnenvolksbund): „Zar und
Zimmer=
mann” — Orpheum: Keine Vorſtellung. — Konzerte:
Schloß=Kaffee, Hotel Schmitz, Weinhaus Maxim, Bockshaut.
Kinovorſtellangen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele, Helia.
Seite 6
Mittwoch den 22. Februar 1928
Nummer 33
Sagen und Geſchichten aus dem Odenwald.
Aus Heſſen.
Starkenburg.
O. Erzhauſen, 21. Febr. Ein hieſiger junger Mann wollte am
Sonntag früh mit noch drei anderen jungen Leuten eine Frühtour mit
ſeinem Motorrad=Beiwagen unternehmen. Sie fuhren von Erzhauſen
nach der Landſtraße; an der Biegung auf dieſelbe verloren ſie das
Gleichgewicht und das Motorad kippte um. Hierbei erlitt der Fahrer
verſchiedene Verletzungen, ein anderer, ein jungverheirateter Mann,
einen Schädelbruch, der dritte einen Armbruch; beide mußten in das
Krankenhaus verbracht werden. Der vierte kam mit einigen
Hautab=
ſchürfungen davon.
* Weiterſtadt, 21. Febr. Maskenball der Turngemeinde und
Sängervereinigung. Auch in dieſem Jahre hielten die Sänger und
Turner ihren Maskenball gemeinſchaftlich ab, der bei Gaſtwirt
Schöne=
berger einen ſehr ſchönen Verlauf nahm. Nachmittags ſchon belebte ein
Propagandaumzug die Dorſſtraßen. Turner und Sänger zeigten auf
Rollen ihre Künſte; die Faulenzer, die es ja wohl in allen Vereinen
gibt, ließen ſich in kleinen Wägelchen ziehen. Abends wurde Prinz
Karnebal nebſt ſeinem närriſchen Hofſtaat auf elektriſch illuminiertem
Wagen mit Muſik und Fackelträgern eingeholt. Bald waven
Schöneber=
gers Räume bis zum letzten Platz gefüllt und auf dem Tanzboden
herrſchte tolles Maskentreiben. Es waren ungefähr 180 Masken, von
denen die ſchönſten mit wertvollem Preiſen ausgezeichnet wunden. Die
übrig gebliebenen Kreppel wurden am Montag früh unſerem
Milchkin=
dern, d. h. denen, die zurzeit warmes Frühſtück erhalten, ausgeteilt und
der Reſt dem füngſiten Schuljahrgang.
Aa. Eberſtadt, 21. Febr. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt hat in den letzten Tagen keine weſſentliche Veränderung
erfahren. Die Zahl der Arbeitsloſen, beträgt nach wie vor in Eberſtadt
ungefähr 300. — 70 Jahre alt. Gendarmeriewachtmeiſter i. R. Ph.
Herpel konnte zu Beginn der Woche ſeinen 70. Geburtstag begehen.
G. Ober=Ramſtadt, 21. Febr. Wie alljährlich, veranſtaltete der
Turnverein am Faſtnachtſonntag ſeine Damen= und Herrenſitzung. Der
ſchön geſchmückte Saal des „Eliſenbades” war dicht beſetzt. Ein Beweis
für die Beliebtheit der Darbietungen des Vereins, zumal die
karne=
valiſtiſchen Veranſtaltungen heuer überreichlich waren. Mehrere
Mas=
kenbälle und nicht weniger wie vier Damem und Hervenſitzungen ſorgten
für Unterhaltung und „Geldausgeben”. Mit einem flott geſpielten
Mayſch eröffnete die Kapelle Breitwieſer, die auch während des ganzen
Abends durch ihre ſchönen Muſikvorträge für Stimmung ſorgte die
Veranſtaltung. Eine urkomiſche „Geflügelſchau” bei der Gänfe, Enten
Hinkel, Gickel und Tauben vertreten waren, bot ſich alsdann dem
Pu=
blikum. Allerhand „Zwiegeſpräche” dieſer nützlichen Tiere, die teilweiſe
ſogar Eier legten, erregten allgemeine Heiterkeit. Ein magiſcher
Knall=
effekt zauberte die „Elfer” auf die Bühne, die nun mit Witz und Humor
ihres Amtes walteten. Was nun folgte, hier aufzuführen, iſt unmöglich.
Hatten doch die Bütten= und ſonſtigen Redner alle Hände voll zu tun,
um bis nach Mitternacht all die großen, kleinen und intimen Ereigniſſe
des verfloſſenen Jahres auszukramen. Dabei kam auch manche Satire
über unſere gemeindlichen Verhältniſſe zum Ausdruck. Zum Schluß
wollen wir noch der draſtiſchen „Froſchſzene” gedenken, die durch ihre
originellen „Quak=Quak=Vorträge” viel Heiterkeit erregte. Auch die
vom Elferrat verfaßten Lieder, die gemeinſchaftlich geſungen wurden,
bargen nicht wenig Witz und Humor. Es war daher nicht zu
verwun=
dern, daß alt und jung den Abend in beſter Stimmung verlebte und
mit frohem Gemüt nach Hauſe vilgerte. Ein Tänzchen, auf das die
Mädels mit Begierde warteten, beſchloß den wohlgelungenen „
Kappen=
abend” des Turnvereins.
w. Klein=Umſtadt, 20. Febr. Am Sonntag veranſtaltete der hieſige
Kriegerverein eine Verloſung. Nahezu 500 Loſe waren durch einige
Mitglieder abgeſetzt worden. Ungefähr 60 Prozent des Erlöſes wurden
zum Ankauf von einer ſtattlichen Anzahl praktiſcher Gegenſtände
veraus=
gabt. Die glücklichen Gewinner der drei Hauptgewinne, beſtehend aus:
Eß=, Gewürzſervice und Waſchgarnitur, waren die Herren: K. Häußer,
Karl Ludwig Münch und Sebaſtian Beckenhaub. Am Abend
verſam=
melten ſich faſt alle Mitglieder mit Familie nebſt zahlreichen anderen
Ortseinwohnern im Sagle von Adam Braun zu einem gemütlichen
Tänzchen. Gegen 11 Uhr wurden den Glücklichem die Gewinne ausgegeben. zu ihrer dreißigjährigen Amtstätigkeit zu ehren.
* Groß=Bieberau, 21. Febr. Letzten Freitag abend wurde hier im
Saale des Gaſthauſes. Zur Laube‟ (Ludw. Lortz) der Goslarfilm
vorgeführt, den der Landesverband Heſſen des Vereigs für das
Deutſch=
tum im Ausland zur Zeit in allen größeren heſſiſchen Orten zeigt.
Zur Verſchönerung des Abends wirkte die Kapelle der hieſigen Orts= Dann widmete er ihr im Namen des Schulvorſtandes herzliche
Dankes=
des V.D.A. hin. Der Film ſelbſt gewährte einen guten Einblick in
die Arbeit des V.D A. am deutſchen Volkstum. Nach der Vorführung
machte Studienrat Saal darauf aufmerkſam, daß der V. D.A. die ſich
vermag, wenn er ſich auf eine möglichſi große Mitgliederzahl in der
Heimat ſtützen kann. Den Herren der Odenwaldklubkapelle dankte er
dafür, daß ſie ſich auch heute wieder in uneigennütziger Weiſe in den
Dienſt einer guten Sache geſtellt haben. Bei gut vorgetragenen
Muſik=
ſtücken blieb man noch ein Weilchen gemütlich beiſammen. Am Vor= frühen Morgenſtunden.
mittag war der Film für die Schulen Groß=Bieberaus und der
benach=
barten Orte gezeigt worden. Der Beſuch von auswärts war ſo gut,
daß zwei Vorführungen ſtattfinden mußten.
II.
Ap. Manch einem, der den Schatz des Rodenſteiners zu heben
ver=
ſucht hat, hat es das Leben gekoſtet. In Lindenfels lebten miteinander
drei Brüder namens Keller, die einen Hopfenhandel hatten; ſie waren
God hatte ihnen vor ihrem Tode erzählt, wie ſie den alten Rodenſteiner
erlöſen und ſeine Schätze erwerben könnten. Sie machten ſich nach
An=
weiſung der Alten in der Walbernacht auf noch dem Rodenſtein, und
nach Erledigung der nötigen Praktiken und Beſchwörungen erſchien
ihnen ein alter Mann, der ihnen ſagte, wenn ſie gekommen ſeien, ihn zu
erlöſen, ſo wolle er ihnen zeigen, was hier im Boden liege. Darauf
ſtampfte er dreimal auf, und da tat ſich die Erde auf und unten lagen
viele Klafter tief Kiſten und Truhen und prall gefüllte Säcke, die von
eimem ſchwarzen Hund mit feurigen Augen bewacht wurden. Darauf
ſagte der Alte zu den duei Brüdern, dies alles könne ihnen gehören,
aber einer von ihnen müſſe darum ſterben; denn um dieſe Schätze ſei
Blut gefloſſen, und das könne nur mit Blut wieder abgewaſchen werden.
Von nun an war es mit der Eintracht und dem Frieden der Brüder
vorbei, ſie waren ſchveigſam gegeneinander und begannen ſich aus dem
Wege zu gehen. In der nüchſten Walbernacht aber machen ſie ſich
we=
der auf den Weg zum Burghof. In Lindenfels hatte ein ſchönes,
eltern=
loſes Mädehen, das Pflegekind der alten Gode, ein todes Kind zur Welt
gebracht, und man wußte, einer der Hopfenhändler ſei ihr Schatz
ge=
weſen, aber die Brüder verrieten es nicht. Jetzt beſchloſſen ſie, daß der
ſterben ſolle, der ſich zur Vaterſchaft des Kindes bekennen würde, wovon
alles ausgegangen ſei. Was dann in jener Nacht geſchehen iſt, hat
nie=
mand erfahren. Tags darauf fand man die Leichen der drei Brüder,
ein jeder mit einer tüdlichen Schußwunde. Aber wie wie jemand
er=
fahren hat, wer von ihnen des toten Kindes Vater geweſen iſt, ſo hat
es ſich auch uicht feſtſtellen laſſen, wer von den Brüdern zuerſt Hand an
den anderen gelegt hat und wer der Ueberlebende war, der an ſich ſelber
das letzte Gericht vollzog.
Nicht viel beſſer erging es anderen, die nah den Schätzen ſuchten
und im beſten Falle „nichts heimgebracht haben, als einen Schnupfen in der dritten Nacht kroch eine rieſige Schlange hervor, mit Schwären
und zwei leere Hände‟. Der Bitſch=Nickel von Knoden — die Kuodener
Bauern verſtanden alle Hexenkünſte aus dem Grunde —, der die wilden
Weibchen am Wildweibchenſtein beſchwören und überliſten wollte, um
zu den verſprochenen Schätzen zu gelangen, fiel ſelbſt ihrer Liſt zum
vermag heute niemand mehr wiederzufinden.
ſchichten und an den nächtlichen Umzug des Rodenſteiners, der die Leute
mit Angſt und Schrecken erfüllte. Im Walde zwiſchen Neunkirchen und tragen und über dem Burghof von Rodenſtein fallen laſſen, und aus
Erlau hat kein Bauer zu wildern oder Schlingen zu legen gewagt, nicht,
weil der Landgraf und Grundherrn ihre Förſter hielten, ſondern weil
hier der Rodenſteiner ſeinen Wildbamn hatte. Vor langer Zeit — 120
Jahre mögen es her ſein — hat der alte Feick, Schmiodemeiſter in
Frän=
kiſch=Crumbach, erzählt, daß der Spuck durch ſeine Schmiede zu ziehen
pflegte, und wo ein Eiſen fehlte, mußte der Huf beſchlagen werden.
Wenn nach der lärmenden Einkehr des Zuges Feuer geſchürt war und
Eiſen heiß gemacht war, wurde ein unſichtbarer Pferdefuß gegen des Mit der Ruhe und der Lebensfreude des Jünglings aber war es von
Schmiedes Knie geſtemmt und nun mußte er beſchneiden und beſchlagen.
ohne etwas zu ſehen. Wenn die unheimliche Arbeit beendet war, ſo
ließ ſich eine Stimme hören: „Dem Schmiede Dank, will er auch Lohn?”
Und da ſagte man nur: „Eine gute Fahrt den Herren”, und der Zug
ging wieder daven. Ein neuer Schmiedegeſelle, der dies außer Acht
ließ und Lohn begehrte, wurde in Raſerei verſetzt und verühte in
ſeinem Wahnſinn allerlei Schandtaten, für die ihn das Reichelsheimer Fränkiſch=Crumhach anknüpft, in der die Herren von und zu Roden=
Juſtizamt verurteilte, „auf einer Kuhhaut vom Gefängnis an den
Gal=
gen geſchleppt zu werden‟. Sämtliche Schulkinder von Reichelsheim 7
* Ober=Kainsbach, 21. Febr. Eine würdige Feier vollzsg
ſich im Schulſaale, um die Handarbeitslehrerin Schimpf
Der Orts= und Schulvorſtand waren erſchienen. Herr Lehrer
Dauernheim eröffnete die Feier mit einem gut vorgetragenen Liede
ſeiner Schüler; hierauf hielt er eine Anſprache, in der er die Verdienſte
der Gefeierten lobend hervorhob und auf ihre Tätigkeit näher einging.
gruppe des Odenwaldklubs mit. Lehrer Zimmer begrüßte die An= worte, auch im Namen des Herrn Kreisſchulrates Gerbig=Erbach, der
weſenden und ſagte ihnen herzlichen Dank für ihr Erſcheinen. In leider nicht erſcheinen konnte. Von ſeiten der Schülerinnen wurde die
ſeinen weiteren Ausführungen wies er auf die Bedeutung und Ziele Lehrerin mit einem Geſchenk bedacht und mit dem Vortrag eines
Ge=
dichtes erfreut. Herr Vürgermeiſter Weber dankte im Namen der
Ge=
meinde aufs herzlichſte und überreichte ihr einen Seſſel. Frau Schimpf
dankte hierauf für die ihr erwieſene Ehrung und lud alle Anweſenden
geſtellte Aufgabe, die Auslandsdeutſchen in ihrem ſchweren Kampf um mit ihren F=auen für den Abend zu einem gemütlichen
Beiſammen=
ihre Mutterſprache und ihre Kultur zu unterſtützen, nur dann zu löſen ſein, zu einem Kaffeekränzchen, bei Gaſtwirt Hörr ein. Herr
Gemeinde=
rechner Arras brachte, ein Gedicht zum Vortrag, welches mit einem
Hoch auf die Jubilarin endete. Von allen Seiten wurden Frau Schimpf
zu ihrem Ehrentage Geſchenke zuteil. Unter Geſang und Scherz
ver=
gingen die Stunden nur zu raſch, und man trennte ſich erſt in den
P. Kirchbrombach, 20. Febr. Im geſchmückten Saale des „Engel”,
fand das Wanderer=Ehrungsfeſt des Odenwaldklubs
ſtatt. Herr Deltau begrüßte die zahlreich Erſchienenen, beſonders galt
wurden zum Galgen geführt, um dem Schauſpiel beizuwohnen, und es
gübt jetzt noch alte Leute, denen in ihrer Kindheit Urgroßeltern aus
eigenem oder ihrer Eltern Grdächtnis davon erzählt haben, wie es bei
der Hinrichtung zugegangen iſt. Dieſe Hinrichtung iſt die letzte zu
Rei=
einander ſo zugetan, daß keiner ohne die andren leben wollte. Die alte chelsheim geweſen. Der Galgen wurde bald darauf niedergelegt, aber
es fehlt noch heutigen Tags nicht an Leuten, die an ſeinem Platze ein
nächtliches Irrlicht umheimlich haben herumhuſchen geſehen.
Ein aus einem odenwäldiſchen Marktflecken ſtammender Student
hatte von einem ſehr alten Mann ſich erzählen laſſen, daß zwiſchen den
Nodenſteinſchen Burgtrümmern ein ſchönes geſpenſtiſches Fräulein
um=
gehe, das er habe erlöſen wollen, dabei aber einen Schrecken erfahren
labe, den er bis zur Stunde nicht los werden könne. Dem jungen
Manne ließ es keine Ruhe und er beſchloß, das Erlöſungswerk zu
voll=
btingen. Als er nachts auf dem verwachſenen Burohof von den
ſchwar=
zen, efeuumſponnenen Trümmern ſtand erſchien ihm das Fräulein.
Ihr weiches und dunkles Haar hatte im Mondlicht einen Schimmer wie
Seide, ihre großen Augen ſtanden unter halbmondförnigen Brauen
nahe beicmander und hatten die Geſtalt von Mandeln. Sie ſagte ihm:
„Ich bin ſeit langer Zeit hierher gebannt und uarde auf den Mann, der
mich erlöſt. In brei Geſtalten muß ſich mich dir zeigen, und in drei
Geſtalten mußt du mich küſſen, dann gehöre ich dir und alle Reichtümer,
die hier begraben liegen, gehören dann auch dir. Aber dieſe Geſtalten
ſind von einander ſchauerlich unterſchieden, und ich muß dich wählen
laſſen, in welcher du mich zuerſt und zuletzt küſſen willſt.‟ Darauf küßte
der Jüngling das ſchöne Mädchen. Sie forderte ihn auf, morgen und
übermorgen wiederzukommen und war verſchwunden. In der nächſten
und übernächſten Nacht erſchien der Jüngling wieder zur Stelle. Das
zweite Mal erſchien ihm ein ſcheußliches altes Weib mit tviefenden
Augen und mit einem mit Eiterbeulen bedeckten Geſicht und
Ungeziefer=
in den Haaren. Aber er überwand ſich und küßte ſie auf den
übel=
riechenden Mund. Da verwandelte ſich die ſcheußliche Alte wieder in
das ſchöne junge Mädchen und ſagte: „Nun mußt du mich morgen noch
einmal küſſen. Aber dein Herz muß noch heißer und ſtärker pochen, als
heute, denn morgen muß ich in noch ärgerer Geſtalt erſcheinen.” Und
bedeckt, und ekler Geifer troff ihr aus dem Maule, und ſie ließ ein
Ziſchen und Fauchen vernehmen, aus dem dem Jüngling ein glutheißer
Wüſtenwind anhauchte. In ſeiner höchſten Angſt und Not ſchrie er:
„Laß uich, verflucht ſollſt du ſein” und ſchleuderte einen Mauer=
Opfer und wrde in die Tiefe geriſſen. Die Stelle, wo dies geſchal, ſtein nach dem Kopfe des Tieres, da war es verſchwunden, und er hörte
eine klagende Stimme: „Nun werde ich noch ſehr lange warten müſſen.
Allerlef Aberglaube und Spuckgeſchichten knüpfen ſich an dieſe Ge= Hundert Schritte hinter der Freihcit ſteht ein Nußbaum im eimem
Klee=
feld, der ſoll eine Nuß bringen, und die ſoll ein weißer Vogel
davon=
ihr ſoll abermals eine Nuß wachſen, und aus ſeinem Holze ſoll eine
Wiege gezimmert werden, und der Knabe, den man darin wiegen wird,
der ſoll der Mann ſein, der mich erlöſen wird.‟ Darauf verſchwand ſie.
Am nächſten Tage erfuhr er von den Leuten im Kleefelde, daß der
Baum, ſolange ſie denken könnten, nie andere als taube Nüſſe getragen
habe und ſie hänten ihn ſchon lange geſchlagen, wenn ſein Holz nicht
morſch und faul wäre, daß es nicht einmal zum Feueranmachen tmige.
dieſer Zeit an vorbei. Oft wanderte er zu dem Nußbaum hinter der
Freiheit, um immer wieder ſtumm und mit hoffnungsloſer Bitte den
morſchen Stamm zu ſtreicheln.
Noch viele audere Sagen und Geſchichten enthält das genannte Buch
von Bergengruen, ſo u. a. die poetiſch=phantaſtiſche Geſhichte von den
zwei Frauen von Rodenſtein, die an das Grabmal in der Kirche zu
ſtein begraben liegen, und das einen Rodenſteiner mit ſeinen zwei
Frauen zeigt.
ſein Gruß den auswärtigen Gäſten, dem Vertreter des Hauptausſchuſſes,
Herrn Rektor Schäfer=König und Herrn Bürgermeiſter Meiſinger. In
ſeinen weiteren Ausführungen unterſtrich er die Verdienſte des Klubs
und forderte zum Beitritt auf. Gar manche Eigentümlichkeit ſei in
un=
ſerem Gebiet ſchon verſchwunden. Das Wirken des Klubs kommt da zu
ſpät. So auch bei den Hausinſchriften an alten Bauernhäuſern. Der
Nedner gab eine größere Anzahl humoriſtiſcher Sprüche aus dem Kreiſe
Wetzlar bekannt. Es folgte nun ein Reigen der Turnerinnen, dem ſich
ſpäter andere anſchloſſen. Alle Reigen waren von großer Schönheit und
zeigten eine friſche Jungmädchenſchar mit durchgebildetem Körper. Herr
Nöding erntete mit dem Vortrag ſeiner Lieder „Tom der Reimer” und
„Lenz” reichen Beifall. Frl. Lina Villhard gab in vollendeter Weiſe
ein größeres Gedicht. Die Heimat” wieder. Nun überbrachte der
Ver=
treter des Hauptausſchuſſes deſſen Grüße, ging in ſeinen Ausführungen
zurück in die Vergangenheit und führte das Wachſen des Klubs vor
Augen. Die Heimat zu lieben, dazu ſollen wir kommen. Dieſer Heimat
galt ſein dreifaches „Friſch auf!‟ Das Odenwälder Luſtſpiel „Lieschen”,
in allen Rollen ausgezeichnet geſpielt, löſte reichlich Lachſalven aus. Den
Wanderbericht trug in humorvoller Art Herr Adkian vor. Ebenſo nahm
er die Auszeichnung mit dem „Goldenen” vor. In Reimform bekam
jeder „ſei Sach” zu höven. Für Bjährige Mitgliedſchaft konnte Herr
Schäfer=König vier Mitglieder ehren, die Herren: J. Bühler, H. Rudolf,
J. Heiſt, W. Eidenmüller. Für die Ausgezeichneten ſprach Herr Rudolf.
Ein „wahrer Jakob”, lebenswahr darg=ſtellt, beſchloß das Programm.
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Nummer 53
Mittwoch den 22 Februar 1928
Seite 7
b. Sandbach, 21. Febr. Volkstrauertag. Auf Anregung des
Bolksbundes deutſcher Kriegsgräberfürſorge findet hier am diesjährigen
Bolkstmauertag (Sonntag, den 4. März) ein Familienabend zum
An=
enken der Gefallenen ſtatt. Hierbei wird Herr Lehrer Brunner einen
roßen Vortrag über „den geſtirnten Himmel über uns und das
Sitten=
eſetz in uns” halten. Der Eintritt iſt völlig frei. —
Dienſtjubi=
äum. Am 1. März ds. Js. ſind 25 Jahre verfloſſen, ſeitdem Herr
Franz Keller als Gärtner in der hieſigen Ernſt=Ludwig=Heilſtätte tätig
föt. Unter völliger Hintanſetzung perſönlicher Intereſſen hat Herr Keller
eine Obliegenheiten mit ſeltener Treue und Gewiſſenhaftigkeit erfüllt.
— Bahnhofs=Umbau. Der Dienſtraum des hieſigen Bahnhofs
rwies ſich als zu klein. Daher wurde er durch Hinzunahme eines
Teiles des Warteraumes weſentlich vergrößert. Der Warteraum wurde
surch Hinzunahme des früheren 2.=Klaſſe=Wartezimmers auf die vorherige
Bröße gebracht. — Am 20. Februar fand in unſerer Schule eine amtliche
Wezirkslehrerverſammlung ſtatt wobei die Lehrer Nohde
eind Brunner zu unterrichten hatten. Hierzu waren 20 Lehrer und
ehrerinnen von zweiklaſſigen Schulen eingeladen. — Der Turnverein
Sandbach (D. T.) führte Löfſlers Volksſtück vom „Schäfer Hannpäirer”,
auf. In Anbetracht der vielen Maskenbälle war der Theaterabend nicht
ſöo beſucht, wie es ein gutes Volksſtück verdient hätte.
Ai. Vielbrunn, 21. Febr. Wandrer=Ehrungsfeier. Unter
Dem Motto: „Es iſt die höchſte Zeit” feierte am Samstagabend die
Thieſige Odenwaldklubortsgruppe bei Mitglied Daum (Gaſthaus zum
Wngel) ihr Wandrer=Ehrungsfeſt. Nach einem einleitenden Muſikſtück
dauf Klavier und Violinen wies der Vorſitzende, Herr Lehrer Knop, in
geiner herzlichen Begrüßungsanſprache mit ſinnreichen Worten auf den
Wert des Wanderns in der freien Natur, verbunden mit der Pflege des
Heimatgedankens hin. Seine Heimatſinn atmenden Ausführungen
wur=
den ſofort ſanktioniert durch das gemeinſame Singen „Im Odenwald
bin ich daheim” Bei der von ihm ausgeführten Dekorierung konnte er
zwei Wanderinnen und 13 Wanderern die goldene Ehrennadel
überrei=
chen mit einer den Wandercharakter des Mitgliedes kennzeichnenden
poetiſchen Widmung und wies beſonders auf den vorbildlichen
Wander=
geiſt des ältoſten Mitgliedes hin, das der einzige iſt, der die höchſte und
Geſamtpunktzahl aufzuweiſen hat. Wie anregend und befriedigend der
Abend war, bekundete der, den in bunten Reihenfolge wechſelnden
Au=
ſprachen, Muſikſtücken, Duetts, Couplets, Gedichtvorträgen uſw.
geſpen=
dete reiche Beifall, beſonders aber kamen auch die Heimatlieder zur
Geltung.
* Momart i. D., 21. Febr. Sonntag, den 26. Februar, feiert der
Landwirt Georg Hofmann und ſeine Ehefrau Katharine, geb. Haßler,
beide im Alter von 75 Jahren, in voller Rüſtigkeit das ſeltene Feſt der
Goldenen Hochzeit.
H. Waldmichelbach, 21. Febr. Bürgermeiſterwahl. Unter
reger Beteiligung fand vorgeſtern die Bürgermeiſterwahl dahier ſtatt.
Kaufmann Röth erhielt 560 und Landwirt Walter, der Kandidat der
bürgerlichen Partei, 478 Stimmen, einige Stimmen waren ungültig.
Säumige und gebrechliche Wähler wurden per Auto zur Wahlurne
ge=
bracht. Nach Bekannpgabe des Wahlreſultats wurden Böllerſchüſſe
ab=
gegeben, am ſpäten Abend wurde ein Fackelzog arrangiert unter
Betei=
ligung aller Vereine Waldmihelbachs, und die Geſangvereine brachten
dem neuen Ortsoberhaupte ein ſolennes Ständehen. Die
Wahlbeteili=
gung war ſtärker wie bei der erſten, verlief aber doch im ganzen ruhig
und ohne unliebſame Zwiſchenfälle.
Bz. Hammelbach i. O., D. Febr. Der diesjährige Gauturntag des
Odenwald=Jahn=Turngaues fand hier unter ſtarker Beteiligung ſeitens
der Gauvereine ſtatt. Nicht vertreten waren die Vereine Unter=
Abt=
ſteinach und Unter=Schönmattenwag. Bei Beginn der Tagung gedachte
Herr Gauvertreter Jakob mit warmen Worten des verſtorbenen
Ober=
turnwartes der Deutſchen Turnerſchaft Max Schwarze. Die Gauwarte
erſtatteten eingehenden Bericht über die turneriſche Tätigkeit im Gau
während des verfloſſenen Jahres. Als Hauptpunkt der Tagesordnung
kam alsdann die Gaubereinigung zur Beſprechung. Nach längerer
Aus=
ſprache faßte man eine Reſolution, in der man die Wünſche aller
Gau=
vereine eines ſelbſtändigen Weiterbeſtehens des Gaues eingehend
be=
gründete. Es wunde beſonders betont, daß ein Anſchluß an einen
grö=
ßren Gau angeſichts der geographiſchen Lage der entlegenen
Odenwald=
dörfer der Weiterentwickelung des Turnens im Odenwald zum Nachteil
gereicht. Insbeſondere wurde erwähnt, daß dies durch die größeren
Stadtvereine mehr berüchichtigt werden ſollte. Der geſamte
Gauturn=
rat wurde alsdann einſtimmig wiedergewählt. Nach geheimer
Abſtim=
mung wurde beſchloſſen, im Jahre 1928 nur ein Turnfeſt abzuhalten,
welches dem Turnverein Birkenau übertragen wurde. Der Turnverein
Unter=Schönmattenwvag wurde aus dem Gau ausgeſchloſſen.
Grenzregulierungen des
Landesarbeitsamts=
bezirks Heſſen.
Lpd. Frankfurt a. M. Die Neueinteilung des Reiches in 13
Landesarbeitsamtsbezirke hat bekanntlich die Zuſammenfaſſung der
ver=
ſchiedenen Gebiete zu größeren Komplegen mit ſich gebracht. Dieſe im
großen Zuge in verhältnismäßig kurzer Beit vorgenommene Neuordnung
konnte natürlich in den Grenzgebieten keine reſtlos befriedigende
Schei=
dung bringen. Es blieben kleinere Grenzregulierungen übrig, bei denen
ebenfalls das Prinzip der wirtſchaftlichen Zugehörigkeit entſcheiden ſoll.
Solche Regulierungen ſind notwendig an der heſfiſch badiſchen
Grenze. Nach dieſem Prinzip ſollen Oppencheim und Viernheim,
bis=
her zum Amt Bensheim gehörig, dem Bezirk Mannheim zugeteilt
wer=
den, desgleichen ſollen zirka 2 bis 25 Orte, die bisher dem Bezirk
Hep=
penheim angehörten, zu dem Arbeitsamt Weinheim kommen. Acht Orte
in der Umgebung von Hirſchhorn, die bisher dem Arbeitsamt
Heppen=
heim unterſtellt waren, ſollen aus den gleichen wirtſchaftspolitiſchen
Er=
wägungen heraus dem Amte Heidelberg angegliedert werden. Das
Lan=
desarbeitsamt Baden würde alſo danach eine wirtſchaftliche Aufrundung
aus dem Landesbezirk Heſſen erfahren. Mit der Verwirklichung dieſer
Regulierung darf man rechnen.
Auf der anderen Seite erſtrebt das Landesarbeitsamt Heſſen aus
den gleichen wirtſchaftlichen Gründen, aus denen es Gebiete abtreten
will, Aufrundungen aus dem angrenzenden Landesbezirk Hannover; der
Kreis Hannoverſch=Münden oder ein Teil desſelben müßte zu Kaſſel
ge=
ſchlagen werden, doch beſteht in Hannover dafür einſtweilen wenig
Ge=
neigtheit. Die gleiche Zerriſſenheit wirtſchaftlicher Einheiten zeigt ſich
auch bei Ehrenbreitſtein, wo die Grenze zwiſchen Rheinprovinz und
Rheinheſſen einſtweilen dem Prinzip der wirtſchaftlichen
Zuſammengehörig=
keit zu einem Landesamt im Wege iſt. Von einer Eingliederung jener
bayeriſchen Gebiete, die ihren Ueberſchuß an Arbeitskräften, nach
Frank=
furt abgeben (ein Zipfel von Aſchaffenburg, Hammelburg=Saale bis
Ge=
münden, und die daher eigentlich zu Frankfurt gehören, ſoll hier nur
der Vollſtändigkeit halber andeutungsweiſe geſprochen werden, da die
weißblauen Grenzpfähle heute noch uüberſteigbare Hinderniſſe bieten.
Bz. Unter=Flockenbach, 2. Febr. Unfall durch unſinnige
Naſerei mit Motorrädern. Geſtern wurde hier ein Mann
aus dem benachbarten Tröſel von einem Motorradfahrer aus Weinheim
derart angefahren, ſo daß derſelbe erhebliche Verletzungen an Arm und
Bein davontrug. Dieſer Vorfall dürfte ein gerichtliches Nachſpiel zur
Folge haben.
Bn. Hirſchhorn, D. Febr. Filmaufnahmen in
Hirſch=
horn. Seit einigen Tagen werden in unſerem maleriſchen Hirſchhorn
mit ſeinem altehrwürdigen Schloß und Umgebung von der Henny=
Por=
ten=Film=Geſellſchaft Aufnahmen für einen neuen Film gekurbelt. —
Wie alljährlich, ſo hielt auch geſtern, am 19. Februar I. J., der
Geſang=
verein „Sängerbund” Hirſchhorn in den närriſch dekorierten Räumen
des Gaſthauſes zum Erbach=Fürſtenauer=Hof dahier ſeinen Maskenball
ab, der ſich eines guten Beſuches und eines harmoniſchen Verlaufes
er=
freute. Den fünf ſchönſten und originellſten Masken wurden Preiſe
zu=
erkannt.
H. Aus dem Neckartale, 21. Febr. Die Neckarſchiffahrt
mußte wegen Hochwaſſerhöchſtſtand eingeſtellt werden. —
Verkehrs=
verſchlechterung. Die Kraftlinie Beerfelden-Hirſchhorn wird
vom 25. d. Mts. ab wegen Unrentabilität aufgehoben zum großen
Leib=
weſen der betr. Gemeinden. — Filmaufnahme. Seit kurzer Zeit
werden von dem maleriſchen Städtchen Hirſchhorn von einer Geſellſchaft
Filmaufnahmen gemacht.
— Gernsheim, 2. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
20. Februar 368, am 21. Februar 303.
g. Gernsheim, 21. Febr. Schönheitswettbewerb. Am
Samstagabend war das Feſthaus Bopp das Ziel derienigen, die zum
erſtenmal dem Gernsheimer Ereignis „Wahl einer Schönheitskönigin”
beiwohnen wollten. Der Andrang zur Veranſtaltung entſprach jedoch
nicht den gehegten Hoffnungen, immerhin war der Beſuch
zufrieden=
ſtellend. Als Schönheitskönigin wurde Fräulein Eliſabeth Boop erkoren.
Es wurden ferner bedacht mit dem 2. Preis Fräulein Eliſabeth Heeß;
Sie ſollten regel=
Schon wieder heifer: mäßigFagsechte
Sodener Mineral=Paſtillen nehmen
(I.24
wit dem 3. Preis Fräulein Finchen Stiwitz; mit dem 4. Preis Fräulein
Anna Wunderle und mit dem 5. Prei ulein Lena Werner. Ein
Troſtpreis wurde Fräulein Dora Götz zuerkannt. —
Gemeinde=
ratsſitzung. Kommenden Donnerstag, abends 6 Uhr, findet im
Gemeinderatsſitzungsſaal eine öffentliche Sitzung des Gemeinderates
ſtatt. Als alleimiger und ſehr wichtiger Punkt ſteht die Verſorgung der
Stadt Gernsheim mit Waſſer und Gas auf der Tagesordnung.
Hoffent=
lich fallen in dieſer entſcheidenden Sitzung die Würfel, damit endlich
die neuzeitlichen Neuerungen auch in unſerem Städtchen ihren Einzug
halten.
Rheinheſſen.
Alzeh, B. Febr. Sitzung des Amtsgerichts. Eine
Diemſtmagd aus Niederwieſen ſtand wegen Mietgeldſchwindel unter
An=
klage und hatte wegen des Betrugs einen Strafbefehl von 33 Mk.
er=
halten, gegen den ſie Einſpruch erhob. In ſeinem Plädoyer betonte der
Vertreter der Anklage mit Recht, daß gegen den Mietgeldſchwindel zum
Schutze der Landbevölkerung mit allen Mitteln müßte eingeſchritten
werden. Die Leute wüßten ja gar nicht an wen ſie ſich nach Aufhebung
der Geſindeordnung zu wenden hätten. Die Angeklagte erhielt auch in
dieſer Hauptverhandlung die im Strafbefehl feſtgeſetzte Strafe. —
Al=
zeher Pferdemarkt. Der geſtrige Pferdemarkt war
außer=
ordentlich gut beſucht. Es waren 80 Pferde aufgetrieben, darunter
erſt=
klaſſige Geſpanne. Der Handel war äußerſt lebhaft und wurden viele
Käufe abgeſchloſſen. — Unfall. Ein Radfahrer aus Kreuznach, der
ſeine in Worms wohnenden Eltern beſuchen wollte, ſtürzte mit ſeinem
Rade auf der Kettenheimer Chauſſee derart, daß er liegen blieb. Das
Rad ging vollſtändig in Trümmer.
Oberbeſſen.
WSN Gießen, 21. Febr. Eine Leiche im Dorfteich. Geſtern
früh wurde in dem benachbarten Dorf Rödgen eine weibliche Leiche
aus dem Dorfteich gefiſcht. Die Tote, die bäuerliche Kleidung trug,
muß ſchon längere Zeit in dem Teich gelegen haben. Wer die Tote iſt,
konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Im Dorfe iſt die Frau unbekannt.
Die behördliche Unterſuchung iſt im Gange.
WSN Schlitz, 21. Febr. Nach acht Wochen als Leiche
auf=
gefunden. Um Weihnachten herum wurde der Pfründner Ochs
von hier vermißt, und ſeitdem blieb er verſchollen. Vorgeſtern wurde
der Mann nun bei Hutzdorf als Leiche aus der Schlitz geländet. Der
Fundort liegt weit flußabwärts unſerer Stadt, ſo daß der Tote nur
durch das Hochwaſſer an die entlegene Stelle des Fluſſes gelangt ſein
kann. Es wird angenommen, daß der Mann durch einen Unglücksfall
in das Waſſer geraten iſt.
WSN Lauterbach, 21. Febr. Dammrutſch am Vaitsberg.
An der Strecke Lauterbach-Fulda kamen unterhalb des Vaitsberg=
Steinbruches in der Nacht vom Samstag zum Sonntag größere
Erd=
maſſen in Bewegung, die eine Veränderung des Bahnkörpers und der
Gleisanlagen zur Folge hatten. Wahrſcheinlich veranlaßt durch den
Druck der gewaltigen Abraummaſſen des Vaitsberg=Steinbruches und
die großen Niederſchläge der letzten Tage, ſchoben ſich die ſchweren
Erd=
maſſen zu Tal. Die Reichsbahnverwaltung hatte die Bewegung ſchon
ſeit einigen Tagen durch Wachen beobachten laſſen, und ſo konnte der
Erdrutſch rechtzeitig bemerekt werden. Bei den Sonntag=Frühzügen
mußte der Verkehr durch Umſteigen bewerkſtelligt werden. Im Laufe
des Sonntags waren zahlreiche Bahnarbeiter damit beſchäftigt, den
Schaden zu beheben, ſo daß die Stelle von den Zügen in ganz
lang=
ſamer Fahrt paſſiert werden kann. Die gewaltigen Schutthalden des
Vaitsberges werden aber auch weiter eine Gefahr für den darunter
liegenden Bahnkörper bedeuten.
F. Grünberg, 20. Febr. In der Hauptverſanmlung des hieſigen
Fußballklubs 1926 verlas der Vorſitzende den Geſchäftsbericht
und gab bekannt, daß zwei Mannſchaften, eine aktive und eine
Jugend=
mannſchaft, zum Beitritt als Mitglied zum Weſtdeutſchen Spielverband
e. V. gemeldet ſeien und daß die vorgeſchriebenen Verbandesſpiele
vori=
ges Jahr ausgeführt ſeien; auch hätten zwei Schiedsrichter=Anwärter
an einem Kurſus in Gießen teilgenommen. Fernes wurde erwähnt,
daß endlich die Geſuche des Vorſtandes an die Stadtverwaltung um
Herrichtung des Sportplatzes Erfolg gehabt, ferner, daß der Verein
23 Mitglieder neu aufgenommen habe. Der Kaſſenbeſtand war ſehr
güinſtig.
ABAK-GEBIETE
OST-MACEDONNIEN
Im Westen die Halbinsel mit dem Berßeo
Athos, der beruhmten Niederlassung der
griechischen Mönche, im Usten das Tal des
Flusses Nestas, der ein tabakgeseönetes
Ge-
biet durchströmt und auch auf dem
an-
deren UIfer- streng genommen in Thracien
und nicht mehr in Macedonien-einen köst
lichen Tabak wachsen lässt.- Das ist für den
Fachmann das Herkunftsland des echte
macedonischen Tabaks, duch wenn es mit
dem geschichtlichen Begriff Macedonien
nicht ganz übereinstimmt.
Distrikte wie SERRES.DRAMA,CAVALIA und
KANTHI sind dort mindestens ebenso
be-
rühmt wie bei uns in Deutschland die besten
Laßen eines adlen Weins. Dennoch genugt es
für den Laien, sich die Namen CAVALLA und.
KANTHI zu merken, denn sie sind nichr:
nur Mittelpunkte für den TabakHandel,
son-
dern auch Guglitätsbegriffe, wie Rhein-und
Mosel-Wein.
Und noch ein Zweites mus sich der Raucher
merken, der sich Fachkenntnis erwerben mill-
Wir haben als Fachleute und als Verhrer des
Macedonen-Tabaks seine Eigenschafteno
geschildert und die macedonische Tigarette
als die beste bezeichnat- Dennoch bestehen,
unsere Zigarotten nicht zu 1o0 Prozent aus
macedonischem Tabak Das würde garnicht
schmocken, denn eine Zigarettenmischung
ist wie eine Speise, die aus Grundstoff und
Einaten besteht.
Wir verwenden als Zutaten ca. 20 bis 25 %
bester Samsoun-und Smyrna-Tabake, die
Dar in ihren Charaktereigenschaften voll
kommen von dem Macedonen-Tabak ab.
weichen, die aber ebenso wie dieser aus
Län-
dern alter und edler Tabak-Kultur stammen=
Die Mischungsbasis Gibt der Zißgrette ihren
Charakter, nach ihr wird sie benannt-
Bei HAUS-NEUERBURG-Zihareken
ist diese Mischungsbasis macedonisch,
und Duar nicht nur bei den teuufen Sorten
sondern auch bei der 5 Pfg.-Zigarette
Wtatfs Dih!
DrH-Gr
963
TV902
[ ← ][ ][ → ]Geite 8
Mittwoch, den 22. Februar 1928
Nummer 53
Reich und Ausland.
Der Kölner Roſenmontagszug.
Köln. Nach vierzehnjähriger Pauſe erlebte die
pheiniſche Metropole erſtmals wieder einen richtigen
Roſenmontagszug der Vorkriegszeit, der ſich diesmal
unter dem Grundgedanken „Preſſa” aus 24 Wagen
mit eta zwei Dutzend Reitergruppen und mehr als
B verſchiedenen, größtenteils berittenen Muſikchors
zuſammenſetzte. Seit den frühen Morgenſtunden
ſtrömten ungeheure Menſchenmaſſen zu dem
Neu=
markt, dem Ausgangspunkt des Zuges. Auch die
Ne=
benſtraßen waren mit einer nach hunderttauſenden
zählenden Volksmenge dicht beſetzt. In den
Durch=
fahrtsſtraßen war wohl kein Haus zu bemerken, an
dem micht nur ſämtliche Fenſter bis zum Dach von
fröhlichen Menſchen dicht beſetzt waren, ſondern auch
Bäume, Lichtmaſten, ja ſelbſt Hausgeſimſe mußten
als Ausſichtspunkte herhalten. Von 10 Uhr an fuhren
die von den verſchiedenen Karnevalsgeſellſchaften
ge=
ſtellten, zum Teil prunkvoll aufgemachten Wagen auf
dem Neumarkt auf, wo ſie ſich zu dem eigentlichen
Zug formierten. Punkt 2 Uhr verkündeten
Fan=
farenklänge die Ausfahrt des Zuges, der ſich durch
die programmäßig feſtgelegten Straßen der Altſtadt
und einen Teil der Ringſtraße bewegte, voran die
Herolde mit dem Preſſazeichen. Aus der
farbenpräch=
tigen Blütenleſe, die ſich dem Auge des Beſchauers
bot, ſeien u. a. herausgegriffen der Wagen „Geburt
der Preſſe”, der in humoriſtiſcher Form den Ausbau
der Preſſa darſtellt, des weiteren der Wagen genannt
„Die Sitzredakteure”, welcher in ulbiger Weiſe die
Schwierigkeiten dokumentiert, die die Redakteure im
Kampfe mit den Geſetzesparagraphen zu beſtehen
haben. Zur Bewältigung des rieſenhaften Verkehrs
waren umfangreiche Vorkehrungen getroffen, die
darin beſtanden, daß die fahrplanmäßigen Züge bis
zur wirklich zuläſſigen Belaſtung verſtärkt wurden,
Außerdem waren Vor= und Nachzüge bereitgeſtellt.
Der Straßenbahnverkehr mußte von 10 Uhr ab
ein=
geſtellt, bzw. durch Umleitung aufrechterhalten
wer=
den.
Birx in Köln verhaftet.
Frankfurt a. M. Am Roſenmontag wurde
in Köln a. Rh. der Frankfurter Kaſſendieb Birx
ver=
haftet. Birx hatte noch 26000 Mark bei ſich.
Befon=
ders erwähnenswert iſt, daß Birx ſich wegen
fortge=
ſetzter Ausgabe von Zehnmarkſcheinen verdächtig
ge=
macht hatte. Er ſtand zunächſt im Verdacht der
Falſch=
münzerei. Die näheren Ermittlungen ergaben aber,
daß es ſich um den von Frankfurt aus geſuchten
Kaſſendieb Birx handelt.
Kleine Frankfurter Rundſchau.
In der Nacht zum Samstag haben hier
verſchie=
dene Meſſerſtechereien ſtattgefunden. Bei einer
Schlä=
gerei in der Dominikanergaſſe wurden zwei Männer
durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt. Vor einer
Wirt=
ſchaft in der Fahrgaſſe erhielt ein Mann einen
Meſſerſtich in den Kopf. Bei einer Schlägerei in der
Brauhausgaſſe wurde ein Arbeiter durch Stiche in
die linke Hand erheblich verletzt. — Bei einem
Zu=
ſammenſtoß zwiſchen einem Auto aus Offenbach und
einem Straßenbahnzug in der Offenbacher
Land=
ſtraße wurden der Arbeiter Anton Schuch aus
Offen=
bach und ſeine Braut verletzt. Sie mußten durch ein
Auto in ihre Wohnung gebracht werden. — In
hieſigen Bankkreiſen prüft man gegewwärtig die
Frage, ob die engliſche Arbeitszeit, das heißt ein
Durcharbeiten von morgens bis etwa 4 Uhr
nachmit=
tags, demnächſt einzuführen ſei. Das Vorhaben ſteht
im Zuſammenhang mit der Frage der Abſchaffung
der Frankfurter Abendbörſe. — Am Sonntag mittag
trat eine etwa halbſtündige Unterbrechung in der
Belieferung Frankfurts mit Drehſtrom durch die
Preußiſche Glektrizitäts=A.=G. ein. Das Preußenwerk
und das Bahernwerk wollten ihre 100 000=Volt=Netze
in Aſchaffenburg zuſammenſchalten. Hierbei wurde
vom Bayernwerk ein Kurzſchluß verurſacht, weil die
Phaſenfolge in Aſchaffenburg vorher nicht richtig
ausprobiert worden war. Durch den Kurzſchluß löſten
nicht in Achaffenburg, ſondern in Gießen die Scha ter
aus, ſo daß die Drehſtromgebiete Frankfurts mit
verkehrter Phaſenfolge am Bayernwerk hingen. Im
Frankfurter Netz löſten deshalb alle Rückſtromſchalter
aus und die noch in Betrieb befindlichen
Drehſtrom=
motoren liefen rückwärts. Auch die Straßenbahn
hatte ſtreckenweiſe keinen Strom.
Auf dem Bärenfang.
Frankfurt. Vor einigen Tagen wurde
be=
richtet, daß von Limburg aus zwei Bärenführer
mit zwei Bären in der Richtung nach Frankfurt
durchgebrannt ſeien. Die Fahndungen der
Kriminal=
polizei nach den Bärendieben waren bisher vergeblich.
Am letzten Sonntag mittag rief nun das
Bürgermei=
ſteramt in Niederſelters den Frankfurter
Zoologi=
ſchen Garten an und teilte mit, daß man mitten im
dichten Bergwalde, etwa 25 Minuten oberhalb des
Ortes, zwei Bären an Bäume angekettet gefunden
habe. Die Diebe hatten die Tiere alſo ihrem Schckſal
überlaſſen. Die Bären waren, von Hunger und
Durſt getrieben, außerordentlich unruhig geworden,
hatten das Erdreich tief aufgewühlt und bemühten
ſich, die Freiheit zu erlangen. Die Direktion des
Zoologiſchen Gartens beorderte ſofort ihren
Ober=
wärter Kiewitz und den Eleven Sembach nach
Nieder=
ſelters. Die „Bergungsarbeit” war nicht leicht, da
die Bären durch den erlittenen Hunger nicht
unge=
fährlich waren und einer ſich bereits den Mauſkorb
abgeſtreift hatte. Den beiden Tierwärtern aber
ge=
lang es, die Petze an die Kette zu bekommen, und
da keiner von den Dorfhelden zum Zugreifen zu
be=
wegen war, einen nach dem andern nach
Nieder=
ſelters ohne Hilfe herunterzuführen und in einem
Hher verwahrten Stall anzuketten.
Das Urteil im Magdeburger Schwarzbrenner=
Prozeß.
Magdeburg. Im Magdeburger
Schwarz=
breunerprozeß wurde am Montag abend das Urteil
gefällt. Es wurden im ganzen Gefängnisſtrafen von
zwei Wochen bis zu einem Jahr und Steuerſtrafen
im Geſamtbetrage von etwa ½ Millionen Mark
ver=
hängt. Außerdem wurden die Angeklagten teilweiſe
zu vollem Werterſatz v rurteilt. Von den
Hauptange=
klagten erhielten Lackfabrikbeſitzer Kögler wegen
fort=
geſetzter ſchwerer Urkundenfälſchung in Tateinheit mit
Amtsanmaßung und Monopolhinterziehung acht
Mo=
nate Gefängnis, 90 000 Mark Steuerſtrafe und 250 000
Mark Werterſatz, Likörfabrikant Nuthmann wegen
Steuerhehlerei in drei Fällen ein Jahr Gefängnis
und 208 000 Mark Steuerſtrafe. Ein Angeklagter
wurde freigeſprochen.
Münchener Karneval.
Nach 15 Jahren — wieder Faſchingsumzug.
Der Wagen des Prinzen Karneval
rollte nach 15jähriger Pauſe zum erſten Male durch die Straßen Münchens. Die ganze bayeriſche
Reſidenz war auf den Beinen. Auch haben Sonderzüge aus der Umgebung immer neuen Zuſtrom
fröhlicher Faſchingsumzügler gebracht.
Ein Straßenbahnwagen als Wanderbücherei.
Außen= und Jnnenanſicht eines Wanderbücherwagens.
Die moderne Leitung der ſtädtiſchen Wanderbücherei in München hat einen Straßenbahnwagen
als Handbibliothek eingerichtet. Der zweckmäßig umgebaute Wagen fährt mehrmals täglich in
die Außenbezirke der Stadt, um der bildungshungrigen und minderbemittelten Bevölkerung die
Möglichkeit zu geben, ohne Zeitverluſt und Fahrſpeſen Bücher ausleihen zu können.
Ein ganzes amerikaniſch es Etadtviertel niedergebrannt.
Hundert Millionen Mark Schaden.
General von Kneuſſel *
Ein bekannter bayeriſcher Truppenführer
geſtorben.
Die Feuerwehrſpritzen ſind ohnmächtig gegen die Brandwelle.
In wenigen Stunden hat eine furchtbare Brandkataſtrophe, ein ganzes Stadtviertel der
nord=
amerikaniſchen Hafenſtadt Fall River eingeäſchert. Die Feuerwehr war gegen das wütende Feuer
machtlos. In manchen Geſchäftsſtraßen ſind nur die Grundmauern der Häuſer übrig geblieben.
Die ſoeben eingetroffenen erſten Aufnahmen von der am 3. Februar erfolgten Kataſtrophe geben
ein noch mehr erſchütterndes Bild, als die ausführlichen Kabelnachrichten und Zeitungsartikel
es getan haben.
General Paul von Kneuſſel,
einer der bekannteſten bayeriſchen Führer aus dem
Weltkriege, iſt 67jährig geſtorben. Als Befehlshaber
bayeriſcher Diviſionen hat er ſich in den ſchweren
Kämpfen bei Przemyſl, um die Erzwingung des
Donauüberganges bei Belgrad und in Rumämien
hervorgetan.
Zuchthausſtrafe für einen Brandſtifter.
Bautzen. Wie die Blätter melden, verurteilte
das Bautzener Schwurgericht nach zweitägiger
Ver=
handlung den Mühlenangeſtellten Lehmann, der
an=
geklagt war, am 22. Dezember v. J. die früher dem
Vater Lehmann und jetzt einer Aktiengeſellſchaft
ge=
hörenden beiden Mühlen in Bautzen und Naderwitz
vorſätzlich in Brand geſteckt zu haben, zu einer
Ge=
ſamtſtrafe von vier Jahren Zuchthaus. Die
Ehren=
rechte wurden Lehmann auf vier Jahre aberkannt.
Die Unterſuchungshaft wurde nicht angerechnet.
Ein Damenring im Werte von 70 000 Mark
geſtohlen.
Berlin. In einem hieſigen Juwelengeſchäft
entwendete am Montag nachmittag, zu einer Zeit
regen Geſchäftsganges, ein Ladendieb einen mit
30 Brillanten und 32 Diamanten beſetzten Damen=
Platinring, der 70 000 Mark wert iſt. Von dem Dieb
fehlt jede Spur.
Zwei Kinder tödlich verunglückt.
Verden a. d. Aller. Montag nachmittag
wur=
den beim Spielen an einem Sandberg durch plötzlich
einſtürzende Sandmaſſen zwei Kinder im Alter von
2 und 4 Jahren verſchüttet. Während das eine nur
noch als Leiche geborgen werden konnte, ſtarb das
an=
dere bald nach ſeiner Befreiung aus den Sandmaſſen.
Zugzuſammenſtoß.
Wien. Die Bundesbahndirektion Wien=Nordoſt
teilt mit: Montag iſt ein von Heiligenſtadt in der
Richtung nach Hüttentor ausfahrender Güterzug um
18.51 Uhr infolge unrichtiger Weichenſtellung auf ein
Sturzgleis gefahren. Die Lokomotive des Zuges
ſtürzte nach Durchbrechung des Prellbocks über die
Böſchung ab, wobei ſieben Perſonen des
Zugperſo=
nals leicht verletzt wurden.
Bergwerksunglück bei Pittsburg.
Pittsburg. In einem Kohlenbergwerk bei
New=Kenſington ſind 40 Bergleute durch eine
Explo=
ſion verfchüttet worden. Da in dem zerſtörten
Berg=
werk ein Brand ausgebrochen iſt, geſtalten ſich die
Rettungsarbeiten außerordentlich ſchwierig.
Der Dampferzuſammenſtoß bei Tſchingkiang.
Schanghai. Zum Zuſammenſtoß des
chine=
ſiſchen Dampfers „Hſintaming” mit dem japaniſchen
Dampfer „Atſutamaru” berichtet der Kapitän der
„Atſutamaru”, daß dieſe flußabwärts uhr, als
plötzlich die „Hſintaming” verſucht habe, den Weg
ſeines Schiffes zu kreuzen. Dieſe habe die „
Hſinta=
ming” unter der Waſſerlinie durchbohrt. Die 550
Paſſagiere der beiden Dampfer wurden von einer
Panik ergriffen. Einige ſprangen ins Waſſer, aber
die Mehrheit, etwa 300 bis 400 Pevſonen, ſeien mit
dem ſinkenden Dampfer untergegangen. Die „
Atſu=
tamaru” und einige Dſchunken nahmen etwa 100
Paſ=
ſagiere auf, von denen viele indeſſen infolge der
Kälte und des langen Aufenthalts im Vaſſer
ſtarben.
Hundert Fiſcher abgetrieben.
Helſingfors. Hundert Fiſcher, die auf dem
Eiſe fiſchten, wurden auf einer vier Quadratkilometer
großen Eisſcholle vom Sturm ins Meer
hinausge=
trieben. Als der Unfall entdeckt wurde, war die
Eis=
ſcholle, auf der ſich auch mehrere Pferde befanden,
bereits 45 Kilometer ins offene Meer
hinausgetrie=
ben worden. Es wurde ſofort ein Flugzeug entſ andt,
um die Fiſcher aufzuſuchen, doch war inzwiſchen die
Eisſcholle in mehrere Stücke zerbrochen, ſo daß die
Auffindung der Fiſcher große Schwierigkeiten
berei=
tete. Montag mittag wurden ſechs Militärflugzeuge
mit Lebensmitteln und Heu für die Pferde entſandt.
Bis jetzt iſt es noch nicht möglich geweſen, die Fiſcher
zu retten.
Fünf Todesopfer eines Schiffsunglücks.
Oslo. Der Dampfer „Norge” iſt in der Nacht
zum Dienstag nördlich von Haugeſund mit voller
Geſchwindigkeit auf Grund g laufen und ſo ſchnell
geſunken, daß keine Zeit mehr zum Ausſetzen der
Boote vorhanden war. Bei dem Unglück fanden der
Kapitän, ein Paſſagier, zwei Stewardeſſen ſowie ein
Strafgefangener, der in einem Raum eingeſchloſſen
war, den Tod.
Oslo. Nach den letzten Nachrichten über das
Schiffsunglück bei Haugeſund wurden zwei Leichen
geborgen. Fünf Mann der Beſatzung und drei
Pai=
ſagiere werden vermißt.
Nummer 33
Mittwoch, den 22. Februar 1928
Seite 9
Geſchichten aus aller Welt.
(Nachdruck auch mit Quellenangabe verboten.)
Die Sache mit „Bor”.
(s) Prag. In der weiteren Umgebung von Teplitz=Schönau liegt, ſei. Das ging unſerem aus einem rechtlichen alten Lande ſtammenden
ſerte die beranwortlichen Herren in Prag, und ſo wandelten ſie ihn in
d2s — über den Wohllaut läßt ſich ſtreiten — tſchechiſcher klingende
Aort „Bor” um. Schon im alten Oeſtereich ſollte Haida zu Bor
nerden, doch hatten ſich damals die Deutſchen mit Erfolg dagegen
ge=
nehrt. Gibt es doch in Böhmen nicht weniger als acht Orte mit dem
2pamen Bor. Heute liegen die Dinge im Hinblick auf die Erfüllung
Ehechiſcher „Wünſche” aber anders, auch wenn Deutſche in der Prager
Boegierung ſitzen. Haida wurde zu Bor und bleibt Bor. Da es nun aber
eme tſchechiſche Vorſchrift gibt, nach der Auslandsſendungen aus der
Fſchechoflowakei den Namen des Abſendungsortes in tſchechiſcher Sprache
t agen müſſen, hat ſich jetzt der typiſche Fall ereignet, daß ein
Schweinehirt in Bor II., der einen Glasfabrikanten im
ehema=
lIagen Haida (Bor II.) zum Namensvetter hat, plötzlich aus Berlin
den Auftrag zur Lieferung von fünf Waggonladungen
Kriſtall=
u aren erhielt. Und einen ſolchen Auftrag konnte der arme
Schweine=
hirt doch nicht erfüllen! — Es iſt ſchon eine verzwickte Angelegenheit,
dre Sache mit Bor. . ..
Ein „Ahasver der Liebe.
(r Wien. Sie hat ſich über ihn gebeugt, ihn gelabt und ihm ſeine
Wunden gekühlt; er iſt ohne Dank von ihr gegangen, ohne ſie auch nur
unal nach ihrem Namen zu fragen. Nun ſitzt ihm die Unruhe im Herzen:
gäne unbezähmbare Sehnſucht nach der Unbekannten. Die treibt ihn nun
nathelos von Ort zu Ort, von Land zu Land, ohne ihn irgendwo
ver=
weilen zu laſſen. Die ſchöne Unbekannte iſt das Ziel ſeines Dranges,
feiner Wanderungen, ſeines Verlangens, und man nennt ihn ſchon den
PAhasver der Liebe‟. Vor 14 Jahren noch war Adolf Wagner ein
angeſehener Kaufmann in einem ungariſchen Städtchen. Er war jung
erheiratet und glücklich. Der Weltkrieg brach aus, und auch Wagner
gog den bunten Rock ſeines Kaiſers und Königs an. Als Kavallerie=
Offizier der Reſerve wurde er bei einem ruſſiſchen Ueberfall durch einen
Säbelhieb ſchwer verwundet und ſank vom Pferde. Als er auf dem
Kampfplatze wieder das Bewußtſein erlangte, ſtand eine fremde Frau
über ihn gebeugt und gab ihm zu trinken. Sie wuſch das Blut aus
seiner klaffenden Wunde und ſtrich ihm das Haar aus der Stirn. Dann
werſchwand ſie wieder wie ein köſtliches Traumbild; bald erſchienen einige
Rrankenträger und brachten den Verwundeten in ein nahes polniſches
Dorf, von dem aus er ins Lazarett transportiert wurde. In ſeinem
Zuſtande vergaß er nach dem Namen des Dorfes und der fremden Frau
zu fragen, und als er ſpäter merkte, daß es ihm unmöglich war, die
Seiden Namen feſtzuſtellen, fühlte er bereits, daß er zum Sterben in die
erne Unfindbare verliebt war. — Von nun an fragte er nicht mehr nach
einer Frau und ſeinen Kindern und richtete ſein ganzes Beſtreben,
nach=
ſoem er wieder felddienſtfähig geworden war, darauf, das ihn quälende
ind beunruhigende Geheimnis um jene Frau zu lüften. Aber er fand
Fig nicht. Nach dem Kriege kehrte er nach Hauſe zurück, ließ ſich von
ſeiner untröſtlichen Frau ſcheiden, machte all ſein Hab und Gut zu Geld
uund begann eine neue Suche, um die unbekannte Geliebte zu finden.
Dreimal ſchon hat er ganz Polen nach allen Himmelsrichtungen
durch=
ſtreift, aber die Auserkorene ſeines Herzens ſcheint wie vom Erdboden
werſchwunden zu ſein. Seine Familie ließ ihn ins Irrenhaus ſperren;
eer brach aus; er hat wegen „Arbeitsſcheu” und Landſtreicherei einige
Dutzend Gefängniſſe von innen kennen gelernt — nichts kann ihn davon
gabhalten, ſeine ausſichtsloſe Odyſſee fortzuſetzen. In Polen halten ihn
(die Menſchen, die ihn und ſeine beſtändigen Fragen bereits kennin, für
geinen unheilbaren Geiſteskranken; er hat kein Vermögen, kein Reiſegeld
rmehr. Unterwegs verdient er ſich das wenige Geld für ſeines Lebens
Abeſcheidene Notdurft durch die niedrigſten Taglöhner=Arbeiten. Und ſo
ſiagt dieſer Unglückſelige auch heute noch immer, unbelehrbar,
unbeein=
fflußbar, einem fernen, fremden Phantom nach, an das er ſein Herz
wverloren hat, dieſer bedauernswerte „Ahasver der Liebe.” — —
Du ſollſt nicht fluchen.
(sa) Warſchau. Irgendwo, da zwiſchen Przemyfl und Halicz, in
reinem Dorfe, das noch einen „Wunderrabbi” hat, iſt jetzt ein alter Jude
pgeſtorben, deſſen Schickſal nicht allein an das Romanhafte grenzt,
ſon=
üdern noch weit darüber hinausgeht. Beſagter Mann handelte im Sinne
Jehovas, der da das Wuchern mit dem Pfunde durchaus nicht verbietet,
und wurde reich dabei, erwarb ein ſchönes Haus und nahm eine Frau,
die ihm im Laufe der Zeit zwei Kinder, Knaben, ſchenkte, auf daß der
Stamm nicht auslöſche. Aber dieſes Weib machte dem armen reichen
„Handelsmann” das Leben zur Hölle, wiewohl ein rechter Jude an
keine Hölle glaubt. Und ſo geſchah es, daß er einſt im Zorne ausrief:
„Möge ich doch bald an deinem Grabe ſtehen!‟ Er ſagte zwar nicht
wörtlich ſo, aber jedenfalls dem Sinne nach. Und das Schickſal wollte
es, daß wenige Tage darauf das Haus des Juden vom Feuer verzehrt
wurde, worin Frau und Kinder jämmerlich ums Leben kamen. „Das
war Gottes rächender Arm”, ſo ſagte ſich der ſo plötzlich zum Witwer
Gewordene und ging zum Wunderrabbi, um ſich Rat zu holen, in ſeiner
Seelennot, denn im übrigen war das Haus natürlich verſichert. Und
der fromme Diener des Herrn ſprach: „Dein Mund, der dieſe
verhäng=
nisvollen Worte geſprochen, ſoll ſich nimmermehr auftun zu einem neuen
Worte!” und der reuige Sünder befolgte das Gebot, er ſchwieg,
ſchwieg dreißig Jahre lang, bis ihn der Tod jetzt erlöſte.
Sein Vermögen bekamen die Armen, die nun auch die frommen
Schrif=
ten leſen können, die der Zerkmirſchte während ſeiner langen
Schweige=
zeit verfaßte.
Südamerikaniſche Idylle.
(p) Amſterdam. Der Reiſekorreſpondent eines bekannten
hol=
ländiſchen Blattes hat dieſem einen ausführlichen Bericht über die
Zu=
ſtände in einer der kleineren ſüdamerikaniſchen Nepubliken geſandt, deren
Namen er jedoch verſchweigt, weil er ſonſt während ſeines Aufenthalts
in dieſem geſegneten Kontinent nicht mehr ſeines Lebens ſicher ſein zu
dürfen glaubt. Immerhin enthüllt er einige mehr als romantiſche
Jdylle, an denen gemeſſen die Kultur des europäiſchen Balkans zu
wahren Dithyramben begeiſtern könnte. Natürlich iſt der gegenwärtige
Präſident durch einen Staatsſtreich ans Ruder gekommen; das ſcheint
in Südamevika der normale Weg zur höchſten Würde des Landes zu
ſein. Das Verfaſſungsgeſetz geſtand ihm einen Vizepräſidenten zu, zu
dem er ſeinen Bruder beſtimmte. Sein älteſter Sohn jedoch
— der Herr Präſident hat 40 Kinder, aber keine geſetzlich ihm
anver=
traute Ehefrau —, der ebenſo wie ſein Vater „General” einer
imagi=
nären Armee iſt, verlangte ebenfalls das Amt eines Vizepräſidenten.
Kurzerhand wurde durch die geſetzgebenden Körperſchaften das
Verfaſ=
ſungsgeſetz dahin abgeändert, daß nunmehr dem Herrn Präſidenten
zwei Stellvertreter beigegeben werden, und der heißeſte Wunſch des
jungen „Generals” war damit erfüllt. Folgerichtig warf man, als nun
der Onkel Vizepräſident ſtarb — er ſoll von einem betrogenen
Geſchäfts=
mann mit vergifteten Spirituoſen auf den letzten Weg gebracht worden
ſein! — dieſe Beſtimmung des Verfaſſungsgeſetzes wideer um und ſetzte
dafür die urſprüngliche wieder ein. — Das dankbare Volk beſchloß,
dieſem ſympathiſchen Präſidenten ein Standbild zu errichten, und wo
konnte das beſſer und ſinniger geſchehen, als in ſeinem Geburtsort?
Obendrein beſaß das Staatsoberhaupt dort ein kleines Stück Land von
etwa 25 Morgen, das wie geſchaffen für einen Denkmalsplatz ſchien.
Edelmütig ſtimmte der Präſident dem ihn ehrenden Vorhaben zu und
überließ das Grundſtück ſeinem” geliebten Volke — gegen eine runde
Summe von 1 Million Goldfranken. Die Preſſe rühmte ſo viel
Genero=
ſität, das Parlament trat zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammen,
ſprach dem Präſidenten den Dank des geſamten Volkes aus und beſchloß
einſtimmig und unter ſtürmiſchen Beifallsbundgebungen, dem
Präſiden=
ten das Stückchen Land mit dem Erzbilde darauf als perſönliches
Eigentum wiederzuſchenken. Dieſer, in einer nur von hohen Geiſtern
ganz zu würdigenden Anwendlung von Charakterſtärke, erklärte er
wolle dieſes erhabene Monument nicht für ſich haben, denn es gehöre
„ſeinem” geliebten Volke, und „ſchenkte” es ihm daraufhin zurück — für
eine weitere Million Goldfranken, verſteht ſich. — Ein unternehmender
Europäer bewarb ſich um das Monopol, die an den Küſten des Landes
gefangenen Fiſche in das Innere des Landes zum Verkauf zu
transpor=
tieven. Der Gouverneur der Küſtenprovinz bewilligte ihm das Monopol
gegen eine etägliche Zahlung von 100 Goldfrankn — in die
perſön=
liche Kaſſe des hohen Beamten ſelbſtverſtändlich. Und ſoweit und
ſo=
lange ging daraufhin alles gut, bis zu dem Tage, an dem der verdiente
Gouverneur zum Innenminiſter der Republik ernannt wurde. Der
euro=
päiſche Kaufmann machte ſeinen Beſuch bei dem neuen Gouverneur, der
felbſtverſtändlich ebenfalls die Abgabe von 100 Franken täglich forderte,
erſtaunte aber nicht ſchlecht, als er dann zu Hauſe ein verſiegeltes Amts=
ſchreiben des neuen Innenminiſters vorfand, worin er mitteilte, daß
auch ihm weiterhin die tägliche Monopolſteuer regelmäßig zu zahlen
Europäer, wie man ſo ſagt, doch über die Hutſchnur; er warf ſich in
ſeinen beſten Staat, fuhr zur Landeshauptſtadt, ließ ſich beim „Vater
des Volkes”, dem Herrn Präſidenten, melden und trug ihm die Geſchichte
vor. Entrüſtet ſchüttelte der hohe Herr das Haupt und erwiderte nach
langer, weiſer Ueberlegung: „Von heute ab erhalten die beiden Halunken
nichts mehr von Ihnen!” Gerührt von dieſer Großmut wollte der
Europäer die Hand des großen Mannes ergreifen, aber der fuhr fort:
„Dafür werden Sie mir täglich 150 Goldfranken überweiſen!“ Seit
dieſem Tage haben die früher ſo reichlichen Fiſchzufuhren zur Hauptſtadt
gänzlich aufgehört. — Der Präſident hatte einen Jugendfreund, der
Bezirksrichter war, mit einem Einkommen von elenden 200 Goldfranken
moatlich. Der arme ſuchte ſeinen ſo mächtig gewordenen früheren
Spielkameraden auf und klagte ihm ſeine Not. Mit Rührung erinnerte
ſich der Präſident ſeiner ſeligen Kinderjahre und ernannte ſeinen Freund
auf der Stelle zu ſeinem „Generalſekretär‟. Diefer erfreute ſich jedoch
nicht mehr allzulange ſeines neuen Glückes und ſtarb bereits nach acht
Monaten. Er hinterließ ein Vermögen von — zwei Millionen.
Das alles klingt wie das Expoſé einer Operette, iſt aber buchſtäblich
von Anfang bis Ende wahr. —
Eva und die Schlange.
(p) Amſterdam. Nicht nur in Amerika entbrennen über die
Auslegungi der Heiligen Schrift heftige Kämpfe. Auch in den
Ver=
einigten Niederlanden, wo es viel mehr Satte als Hungrige geben ſoll,
ſtreitet man bisweilen um den Sinn eines Bibelwortes. So warf
un=
längſt in der reformierten Gemeinde Geelkerken der Paſtor während der
Sonntagspredigt die Frage auf, ob die Schlange im Paradieſe
tatſäch=
lich zu Eva in menſchlicher Sprache die bekannten verführeriſchen
Worte ſprach. Der Geiſtliche zerpflückte die entſprechende Stelle des
Alten Teſtaments und kam zu dem Schluß, daß ſie nur ſymboliſch
gemeint ſein könne. Die Anſichten der Gemeinde waren geteilt.
Schließ=
lich erhielt aber die Gegenpartei die ſich an das geſchriebene Wort
Aammerte, unter der Führung eines Presbhterianers die Oberhand und
zwang den Paſtor mit Gewalt, Kirche und Kanzel zu verlaſſen. Der
Streit um die Schlangenſprache ging aber inzwiſchen weiter und nahm
ſo große Dimenſionen an, daß ſich jetzt der berühmte Urrechter
Theo=
logieprofeſſor Hugo Viſcher veranlaßt ſah, in den Streit einzugreifen
und in einer Broſchüre für den Wortlaut des 1. Buches Moſis eine
Lanze zu brechen. Viſchers Anſicht nach haben die Tiere eine Sprache
wie die Menſchen, nur können wir heute das Brüllen des Löwen oder
das Ziſchen einer Schlange nicht mehr ſo verſtehen, wie dies im
Para=
dieſe der Fall war, da von einem Turmbau von Babel noch keine Rede
ſein konnte. Und aus dieſem Grunde iſt ein Zweifel an den Worten der
Bibel nicht ſtatthaft.
Engliſche Richter für die Sklaverei.
(k) London. Der engliſchen Menſchenfreunde hat ſich eine
un=
geheure Erregung bemächtigt. Bkanntlich beſitzt England lediglich das
koloniale Protektorat über Sierxa Leone, eines des halben
Dutzends Länder der Erde, wo die Stlaverei noch friſch=fromm=
fröhlich=
frei herrſcht. Durch die eigenartigen Protektoratsbeſtimmungen iſt
England vorläufig nicht in der Lage, durch ſeme Geſetzgebung dieſe
Sklaverei, deren Nutznießer vor allem die einheimiſchen „Fürſten” und
Dorſhäuptlinge ſind, abzuſchaffen, — im Gegenteil:
Aus dem Innern des Landes war einem dieſer Fürſten ein Sklave
unter Mitnehme eimer größeren Summe emtflohen und in die „
Reſi=
denz” gekommen. Hier wurde er von der engliſchen Polizei als Dieb
feſtgenommen und dem engliſchen Gerichtshofe vorgeführt. Dieſer, aus
zwei engliſchen Richern und zwei eingeborenen Beiſitzern beſtehend,
verurteilte einſtimmig den Uebeltäter nicht nur zu einer
empfind=
lichen Haftſtrafe, ſondern auch zum Rücktransport zu einem
Herrn, da nach den „geltenden und von der Protektionsmacht
feier=
lich garantierten einheimiſchen Geſetzen der Sklave lebenslängliches
Eigentum ſeines Beſitzers” iſt.
In ganz England herrſcht laute Empörung über dieſen
Richter=
ſpruch in zwanzigſten Jahrhundert, Proteſtverſammlungen werden
ab=
gehalten, in denen „Onkel Tom” hundertfach zitiert wird, Adreſſen
wer=
den an die beiden Häuſer der Parlaments gerichtet — das Unterhaus
wird ſich demnächſt mit dieſen unolaublichen Vorfall befaſſen — und
eine ſchleunige Reform der Verhältniſſe in Serra Leone gefordert.
Und der Völkerbund?
Das Alter der Wolkenkratzer.
(a.) New York. Wer nach Neiv York fährt und das Glück hat,
bei gutem Wetter und bei Tage anzukonmen, erhält einen
unvergeß=
lichen Eindruck, wenn er die Wolkenkratzer der Stadt zum erſten Male
vor ſich auſtauchen ſieht. Wie für die Ewigkeit gebaut, wachſen die
Häu=
ſer gigantiſch in den Himmel. Der Amerikaner iſt nicht wenig ſtolz
auf die Symbole ſeines Landes, die ihm unvergänglich erſcheinen, wie
die Macht Amerikas ſelbſt. Jedes Kind ſchon kann die Namen der
einzelnen Wolkenkratzer augeben, die ſich auf dem felſigen Grunde des
ſchmalſten, aber wichtigſten Stückes der Nieſenſtadt erheben. Und wenn
der Amerikaner an den Ewigkeitswert des Dollars glaubt, ſo glaubt
er ebenſo feſt an die Unvergänglichkeit ſeiner Wolkenkratzer.
Mit dieſer Unvergänglichkeit aber ſoll es nun, und das erregt
Be=
ſtürzung bei allen guten Amerikanern, gar nicht ſo ſehr weit her ſein.
An den älteren Wolkenkratzern (ſoweit man von Alter überhaupt ſchon
reden kann) zeigen ſich Erſcheinungen, die bei jedem anderen gewöhnlichen
Hauſe zu der Konſtatierung des ſimplen Begriffes „Baufälligkeit”
Ver=
anlaſſung geben. Nicht ſo bei ben Wolkenkratzern Amerikas! Da iſt von
Baufälligkeit natürlich nicht die Rede. Alle bedenklichen Anzeichen
wer=
den einfach geleugnet, und man gibt höchſtens zu, daß die Technik beim
Bau der erſten Wolkenkratzer noch nicht weit genug fortgeſchritten
ge=
weſen ſei. Jetzt aber hat ein engliſcher Architekt mit den nüchternen
Augen der alten Welt ein vernichtendes Urteil abgegeben. Nach
ſei=
nen Feſtſtellungen liegt das nicht an der Tahnik, ſonden am Syhſtem
überhaupt. Er gibt den Giganten, auch den modernſten, höchſtens 40
Jahre Lebensdauer und hält ſie bann für unbewohnbar. Er äußert,
was faſt als Majeſtätsbeleidigung aufgefaßt wird, die Anſicht, daß eines
ſchönen Tages ein ſtarker Sturm ausreiche, um die älteren
Wolken=
kratzer um zuwerfen.
Ja, ja, Giganten ſind ſtets beſonders empfindlich. Das haben ſchon
die alten Griechen getuußt und die Römer, die nach Dingen ſuchten,
dauernder als Erz. Aber daß Amerikas geliebtes Symbol kaum ein
knappes Menſchenalter dauert, will dieſes kindliche Volk nicht begreifen.
30. Preußiſch=Güddeutſche Klaſſen=Lotterie.
11. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
12 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 108317, 184 361, 187 888 200 343,
201 281, 276 796; 14 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr. 48 636, 50 142,
93 944, 162 882, 178 779, 202 410, 338 889; 38 Gewinne zu
1000 Mark auf Nr. 3 967, 10 192, 17 436, 21 150, 56 569, 57 230, 79 896,
91810, 112054, 138 576, 168 738, 206 433, 206 775, 235 617, 319 967,
328 847, 343 158, 353 930, 361 027: ferner 98 Gewinne zu je 500 Mark
und 204 Gewinne zu je 300 Mark. — In der Nachmittags=
Ziehung fielen: 6 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 30 284, 161 447,
338 558; 18 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr.: 12283, 35 123, 38 392,
73 055, 252 889, 274 527, 304 467, 351 981, 356 453; 14 Gewinne zu je
2000 Mark auf Nr.: 889, 30 660, 102 585, 137 061, 198 301, 321 742,
326 764; 40 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr.: 2928, 15 201, 16 591,
44675, 55 825, 81 364, 84 425, 93 120, 93 800, 98 236, 101 673, 109 448,
115 246, 170 283, 171 599, 178 325, 201 403, 279 887, 341 375, 357 497;
ferner 64 Gewinne zu je 500 Mark und 214 Gewinne zu je 300 Mark.
— Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500 000
Mark: 2 Gewinne zu je 500 000 Mark; 2 Gewinne zu je 200 000 Mark;
2 Gewinne zu je 100 000 Mark; 2 Gewinne zu je 75 000; 4 Gewinne
zu je 50 00) Mark; 10 Gewinne zu je 25 000 Mark; 52 Gewinne zu je
10 000 Mark: 104 Gewinne zu je 3000 Mark; 244 Gewinne zu je 3000
Mark: 510 Gewinne zu je 2000 Mark; 1008 Gewinne zu je 1000 Mark;
2804 Gewinne zu je 500 Mark; 7132 Gewinne zu je 300 Mark.
Radfahren.
Hauptverſammlung des B. D.R. — Der zweite Tag.
In Anweſenheit der Vertreter von 58 Gauen, die 45 106 Stimmen
auf ſich vereinigten, mahm die Hauptverſammlung des Bundes Deutſcher
Nadfahrer am Montag früh in Erfurt ihren Fortgang. Die geplanten
Satzungsänderungen wurden einer dreigliedrigen Kommiſſion, beſtehend
aus den „Herren Dr. Stenger=Dresden, Komm.=Nat Kammacher=
Mün=
chen und Wuetſchner=Schweinfurt, zur Ausarbeitung überwieſen. Nach
Erledigung der Anträge wirtſchaftlicher Art wurde der ſportliche Teil
behandelt. Die Erhebung einer Lizenzgebühr für Aktive wurde in
die=
ſem Jahre beibehalten. Der Gau Köln wünſchte eine
Ungültigkeits=
erklärung der deutſchen Saalſportmeiſterſchaften, die aber abgelehnt
wurde. Der Antrag des Berliner Gaus auf Einſchränkung der
bundes=
offenen Einer=Straßenrennen (jährlich zehn Wettbewerbe) wurde dem
Sportausſchuß zur Berückſichtigung bei der Terminfeſtlegung für 1929
übergeben. Eine längere Debatte ergab ſich bei der Frage der
Abſchaf=
fung von Vereinsnamen, die mit Fahrradfabriken übereinſtimmen.
Gegen drei Stimmen wurde auf Vorſchlag des Sportausſchuß=
Vorſitzen=
den Eggert beſchloſſen, die Neugründungen derartiger Vereine mit
Fabriknamen für 19B8 nicht mehr zu geſtatten und ſie für 1929 ganz zu
verbieten. Auch das Tragen von Trikots von Fabriken wurde für
Ama=
teure verboten. Um die deutſchen Saalſportmeiſterſchaften 1928
bewar=
ben ſich Berlin, Braunſchweig und Kaſſel. In der Abſtimmung entſchied
ſich die Verſammlung für Braunſchweig.
Fußball.
Fußballſportverein Groß=Zimmern 1. — Union Wixhauſen Liggerſatz
2:4 (1:1).
Die 1. Mannſchaft von Groß=Zimmern, die am bergangenen
Sonn=
tag gegen Eſchollbrücken mit dem hohen Reſultate von 8:1 gewinnen
konnte, ſpielte am Sonntag gegen die Liggerſatzmannſchaft Union
Wix=
hauſen und mußte ſich eine unverdiente Niederlage gefallen laſſen. Groß=
Zimmern ſpielte mit 3 Mann Erſatz, nach Halbzeit nur noch mit 10
Mann, Wixhauſen hatte dagegen ſeine Mannſchaft durch 3 Mann von
der Liga verſtärkt. Groß=Zimmern, das das Spiel jederzeit offen halten
konnte, konnte gleich nach Halbzeit mit 2:1 in Führung gehen, in der
erſten Halbzeit verſchoß die Mannſchaft einen wegen unfairen Spielens
gegebenen Elfmeter. Die Liggerſatzmannſchaft von Wixhauſen ſpielte
einen ſchönen Fußball, ſo daß in das ganze Spiel kein Mißton kam.
Vor dem Ende des Berliner Schachturniers.
In der 12. und vorletzten Runde des Meiſterturniers der
Berliner Schachgeſellſchaft blieben Senſationen nicht aus. Berlins
Meiſter Berthold Koch war in hervorragender Form und gewbann ein
Damen=Bauernſpiel. Auch der Tabellenletzte Schlage gewunn als
Nach=
ziehender eine ſpaniſche Partie gegen den Ungarn Steiner, der in dieſem
Turnier ſein Können durch Siege über Bogoljubow, Nimzowitſch und
Tar=
takower unter Beweis geſtellt hat. Helling ercang den erſten Sieg
des Abends über Brinckmann, Stoltz gab nach 5½ Runden gegen
Bo=
goljubow frühzeitig auf. Die Partien Tartakower—Reti, Sämiſch—
Nimzowitſch und Ahues—Leonhard mußten abgebrochen werden.
Tar=
takower ſteht auf Gewinn, Nimzowitſch iſt etwas im Vorteil. — Am
Sonntag fanden die Hängepartien ihre Erledigung. Nimzowitſch ſchlug
Schlage, Bogoljubow und Sämiſch trennten ſich unentſchieden. Mit
dem gleichen Ergebnis endete die Partie Schlage—Tartakower, dagegen
gewann Tartakower ſehr leicht gegen Neti. Der Stand des Turniers
iſt nunmehr: Bogoljubow 8½, Nimzowitſch 8 (1), Helling und
Tarta=
kower je 7. Johner 6½ (1), Reti 6½, Ahues 5½ (2), Sämiſch und
Brinckmann 5½ (1).
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Geſchäftliches.
Gute Stoffe für Bekleidung
kauft man bei der Firma mit Weltruf Schwetaſch & Seidel=
G. m. b. H., Spremberg, L. Ein Proſpekt iſt der heutigen Gejan
1 Bln. 3045
auflage beigelegt.
Mittwoch, 22. Febr. 13.30: Kaſſel: Mitkägsſtändchen der
Hauskapelle. o 15.30: Rektor Wehrhan: Wunſchſtunde. Schwanke
von Hans Sachs und andere Geſchichten. O 16.30: Konzert. Chopin
(geb. 22. Febr. 1810). Ausf.: Funkorch., E. Kohlhöfer (Klavier),
Konzertm. Caſpar (Violine), H. Weil (Violoncello), o 17.45:
Bücherſtunde. 18.15: Vereinsnachrichten. 6 18.30: Fülöp=Miller:
Der heilige Teufel. Raſputin. 0 19: H. Kaſack: Aus eig, Werken.
Aus dem Gedichtbuch „Stadium‟ Eine Szene aus dem Schauſpiel
Vincent”, O 19.30: Stenograph. Fortbildungskurſus. 0 20: Dr.
Mertens: Rieſenwarane der Inſel Komodo. 20.15: Stuttgart:
Sinf=Konzert. Philh. Orch. 21.15: Stuttgart: Mukter und
Kind in Dichtung und Kompoſition.
Stuttgart.
Mittwoch, 22. Febr. 12.30: Schallplattenkonzert. O 15: sGretle
von Strümpfelbach erzählt. G. Ott. Funkorch. O 16: Dr. Grunsky:
Hugo, Wolf zum 25. Todestag. 16.15: Nachmittagskonzert.
Funkorch. Einl.: Ellen Beck. O 18.15: Geh. Juſtirat Dr.
Schu=
macher, Pforzheim: Bei den Zwergen im Hinterland von Kamerun.
O 18.45: Berufsberaterin Werner, Stuttgart: Die hauswirtſchaftl.
Lehre in der Stadt und auf dem Lande. o 19.15: Engliſch.
O 20.15: Sinfoniekonzert. Philharm. Orch. Stuttgart. Leit.: Kurtz.
Mozart: Sinf. G=moll. — Tſchaikowsky: Nußknackerſuite. —
Mil=
haud: Saudades do Brazil. 21.15: Mutter und Kind. Mitw.:
Anita Oberländer, Elſa Pfeiffer, E. Stockinger, P. Enderling,
Philharm. Orch., Leit.: Kahn; am Flügel: A. Haagen. Kahn:
Des Kindleins Schlaf (aus einer ſinf. Kantate). — Hebbel: Aus dem
3. Geſang von „Mutter und Kind”. Auf ein ſchlummernd. Kind. —
Droſte=Hülshoff: Die junge Mutter. — Lenau: Stime des Kindes.
— Blech: Kinderlieder — Anderſen: Eine Mutter, Märchen. —
Bürger: Muttertändelei. — Hoffmann v. Fallersleben: Alles ſtill.
— Schefer: Aus dem Laienbrevier. — Storm: Mai. — Reinecke:
Kinderlieder. — Kahn: Kinderlieder. — Kerner: Kindliches
Miß=
verſtändnis. Das Kind ſpricht zur Mutter. — Claudius: Vom
Klapperſtorch. — Bizet: Kinderſpiele, Suite. — Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Mittwoch, 22. Febr. 15.30: Regine Deutſch: Parlamentariſche
Frauenarbeit. 16: Dr. med. Dittmer: Fürſorgeriſche Maßnahmen
bei Trunkſucht. 16.30: Die Funkprinzeſſin (Eva Holberg) erzählt.
Paula Dehmel: König Kuchen und Königin Schokolade. — Louiſe
Pernice: Abendwindchen. O 17: Funkkapelle: Glinka: Ouv. Das
Leben für den Zaren. — Spohr: Barcarole. — Spendſen: Romanze.
— Boito: Fant. Mephiſtofeles. — Ganne: Extaſe. — Lacombe:
Frühlingsſtändchen. — Strauß: Perſiſcher Marſch. 0 18.20: Dr.
Simon: Schuberts Goethe=Lieder. O 18.45: Sanitätsrat Dr. Dahlke:
Die buddhiſtiſche Weltanſchauung. O 19.20: Inhaltsangabe zu der
Uebertr. aus der Städt. Oper Charlottenburg. B 19.30: Städt.
Oper Charlottenburg: „Der Corregidor, Oper von Hugo Wolf.
— Anſchl.: Tanzmuſik. Kapelle Arkati Flato.
Deutſche Welle. Mittwoch, 22. Febr. 12: Einheitskurzſchrift
für Schüler. 12.30: Mitteil. des Reichsſtädtebundes. o 12.45:
Mitteil, des Verb. der Preuß. Landgemeinden. O 14.30:
Kinder=
theater: Das tapfere Schneiderlein (Wiederholung). o 15:
Mittel=
ſchuldirektorin Dr. Roeſenow: Gemeinſchaftserziehung in einer
Mäd=
chenklaſſe. o 15.35: Wetter und Börſe. o 16: Dir. B. Otto:
Geſamtunterricht als Grundlage des Unterrichtsweſens. O 16.30:
Prof. Dr. Mersmann: Einf. in das Verſtehen von Muſik.
Volkslied=
analyſen. 17: Hamburg: Konzert. o 18: Techn. Lehrgang:
Werkzeuge und Werkzeugmaſchinen. O 18.30: Franzöſiſch tür Anf.
Dir. Suſat: Zweck und Ziel der Außenhandelsſtatiſtik. O 19.20:
Berlin: Inhaltsangabe zur folg. Uebertr. o 19.30: Städt. Oper
Charlottenburg: Wolf=Ferrari: „Der Corregidor”. — Anſchl.: Nachr.
— Danach: Tanzmuſik.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Donnerstag, den 23. Februar 1928.
(Nach der Wetterlage vom 21. Februar 1928.)
Bewölkungszunahme, milder, ſpäter Uebergang zu Niederſchlägen
wahrſcheinlich.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Ma MNche
Verantwortlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feullleton Reich und
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Mas Strceſe; ſür Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; ſür den Schlußdienſt: Andreas Bauer” für
„Die Gegenwart”. Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Willy Kuhle: Druc
und Verlag: L.C. Wlitich — ſämtlich in Darmſſadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 53
Mittwoch,den 22. Februar
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 21. Februar.
Vorbörslich hatte die Annahme der Freigabebill im amerikaniſchen
Senat die Tendenz ſtärker beeinflußt, und in Freigabewerten
ent=
wickelte ſich etwas lebhafteres Geſchäft zu erhöhten Kurſen, doch
er=
reichte die Feſtigkeit durchaus nicht das erwartete Ausmaß. Zum
offi=
ziellen Beginn überwog dann plötzlich das Angebot, und die
Stim=
mung wurde allgemein recht unſicher, wobei die vorbörslich erzielten
Kursbeſſerungen wieder verloren gingen und darüber hinaus meiſt 1
bis 2prozentige Verluſte eintraten. Man verwies darauf, daß die
An=
nahme der Freigabevorlage allgemein erwartet und bereits hinreichend
eskomptiert worden ſei. Einen ſtärkeren Druck auf die Stimmung
dürfte dann jedenfalls die Unſicherheit über die weitere Entwicklung
des Konflikts in der Metallinduſtrie ausgeübt haben, wenn man auch
meiſt in der Verbindlichkeitserklärung des gefällten Schiedsſpruches
rechnen zu können glaubt. Lhne Einfluß auf die Geſtaltung der
Ten=
denz blieb der ſeit geſtern merklich entſpannte Geldmarkt. Das
Pu=
blikum beteiligte ſich wieder kaum am Geſchäft, während die Spekulation
ihre Poſition in Freigabewerten zu löſen verſuchte, wovon auch die
anderen Marktgebiete in Mitleidenſchaft gezogen wurden.
Schiffahrts=
werte büßten bei der erſten Notierung etwa 1 Prozent ein,
Scheide=
anſtalt verloren 134 Prozent. Stärkeres Angebot herrſchte auch am
Elektromarkt; hier gaben Gesfürel 2 Prozent, Schuckert und A.E.G.
1½ Prozent und Siemens 3½ Prozent nach. Banken lagen 1 bis
2 Prozent niedriger, während Montanwerte nur bis etwa 1 Prozent
nachgaben. Harpener blieben gut behauptet. J. G. Farben eröffneten
1½ Prozent ſchwächer. Deutſche Anleihen ſtill, türkiſche Renten meiſt
behauptet, Anatolier etwas ſchwächer.
Im weiteren Verlaufe ging die Umſatztätigkeit ſtark zurück, und die
Kurſe gaben erneut etwa 1 Prozent nach, da die Ziffern der
Außen=
handelsbilanz für Januar bekannt wurden und ſtark verſtimmten.
Geld war weiter leicht. Tägliches Geld 6 Prozent. Am Deviſenmarkt
zog die Mark weiter etwas an. Mark gegen Dollar 4,1887, gegen
Pfunde 20,428, London=Kabel 4,8772½, Paris 124,02, Mailand 92,06,
Madrid 28,75.
An der Abendbörſe ruhte das Geſchäft faſt vollkommen, ſodaß
die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsſpruches im
Metallarbeiter=
konflikt ohne merklichen Einfluß blieb. Gegen den Berliner Schluß
ergaben ſich kaum Kursveränderungen. Die Tendenz war im
allge=
meinen jedoch gut behauptet. In J. G. Farben kamen zu
unveränder=
tem Kurs einige geringe Umſätze zuſtande. Deutſche Anleihen blieben
geſchäftslos, von Ausländern beſtand für Türken weiter einiges
Inter=
eſſe. Im Verlaufe trat keine Belebung des Geſchäftes ein.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 21. Februar.
Die nunmehr erfolgte Annahme der Freigabebill im Plenum des
amerikaniſchen Senats vermochte der Börſe nicht die erwartete
An=
regung zu geben. Angeſichts der nach wie vor herrſchenden
Geſchäfts=
loſigkeit blieb dieſe für die deutſche Wirtſchaft erfreuliche Tatſache
viel=
mehr ohne Einfluß auf die Tendenz, zumal andererſeits ſehr wenig
ſonſtige Anregungen vorlagen ſowie das Rheinland und die
ſüddeut=
ſchen Kreiſe anläßlich des Feiertages dem Markt fernblieben. Die
Börſe war eher zu Abgaben geneigt, ſo daß die Tendenz allgemein
nach unten neigte. Die Abſchwächungen hielten ſich aber in engen
Grenzen und betrugen höchſtens 1,5—2,5 Prozent. Von größeren
Realiſationen, die das Kursniveau angeſichts der größeren
Umſatztätig=
keit ſtärker bedrückt hätten, ſah man bei der Spekulation unter
Hin=
weis auf die heute eingetretene Gelderleichterung ab. Das Angebot an
kurzfriſtigen Geldern war im Gegenſatz zu den Vortagen von allen
Seiten reichlicher. Man entſchloß ſich daher zu einer Herabſetzung
der Tagesgeldſätze um ½ Prozent auf 5—7 Prozent. Für
erſte Firmen lautete der Satz auf 5 Prozent und darunter. Auch
Monatsgeld war mit 7—8,25 Prozent eher etwas leichter. Für
Waren=
wechſel mit Bankgiro nannte man einen Satz von 6,62 Prozent. Im
Deviſenverkehr lag der Dollarkurs international unter Druck. Die
Deviſe New York ging in Berlin auf 4,1885 zurück, da Marktgelder
an=
ſcheinend wegen der bevorſtehenden Einzahlung auf die
Reichsbahnvor=
zugsaktiendemiſſion geſucht waren. In London ſchwächte ſich der Dollar
auf 4,8769 ab. Spanien widerſtandsfähig, London=Madrid 28,74. Der
holländiſche Gulden bröckelte international weiter ab. London=
Amſter=
dam 12,12,25. Sonſt waren weſentliche Schwankungen nicht zu
ver=
zeichnen.
Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe ging das Kursniveau auf der
ganzen Linie erneut bis 2 Prozent zurück, da gerüchtweiſe von einer
erheblichen Verſchlechterung der deutſchen Außenhandelsbilanz im
Ja=
nuar geſprochen wurde. Im weiteren Verlauf gab das Kursniveau
weiter nach, und zwar am meiſten in Freigabewerten, da hier von der
Mitläuferſchaft ſtärkere Regliſationen vorgenommen wurden.
Nord=
deutſche Wolle verloren 4 Prozent, Glanzſtoff 4, Bemberg 2,5, Berger
Tiefbau 2,25, A.E.G. 1,3. Dagegen konnten Hartmann ſich um 225
infolge günſtiger Meldungen über den Geſchäftsgang beſſern. J. G.
Farben ſtellten ſich auf 262. Der Privatdiskont blieb mit 6,12 Prozent
unverändert.
Gegen Schluß der Börſe trat eine mäßige Erholung ein, die aber
nicht von langer Dauer war und von einer Abſchwächung, die ſich auf
alle Marktgebiete erſtreckte, abgelöſt wurde.
Der deutſche Außenhandel im Januar.
Erneute Steigerung der Paſſivität um 204 Millionen Mark. — Rückgang der Geſamtausfuhr
um 91 Millonen Mark.
Der deutſche Außenhandel zeigt im Januar 1928 im reinen Warenverkehr einen Einfuhrüberſchuß von 508 Mill. RM. gegen
304 Mill. RM. im Vormonat.
Einfuhr
Ausfuhrt)
Warengruppen Januar1928 Dezember
1927 Januar
1928 Dezember
1927 in 1000 RM. nach Gegenwartswerten 1. Lebende Tiere ......." 14 414 13 300 811 1 315 2. Lebensmittel und Getränke ......." 452 340 369 136 37 278 44 916 3. Rohſtoffe und halbfertige Waren ..." 672 648 661 600 191 907 197 129 4. Fertige Waren .................." 230 627 213 010 632 121 709 667 Reiner Warenverkehr ............" 1370 029 1257 046 862 117 953 027 5. Gold und Silber!) 5 750 8 839 2 243 1710 Zuſammen ...... 1373 779 1265 885 864 360 954 737
1) nicht bearbeitet, Gold= und Silbermünzen.
) ohne Reparationsſachlieferungen.
über dem Vormonat um 113 Mill. RMM. geſtiegen. Die Zunahme er= rückzuführen iſt. An dem Rückgang nehmen teil die Ausfuhr an
Fertig=
klärt ſich zum beträchtlichen Teil aus den Terminabrechnungen im Nie= waren mit 78 Mill. RM. an Lebensmitteln mit 8 Mill. RM. und an
beſonders umfangreichem Maße an dieſem Verkehr beteiligt ſind, beſon= liegt die Ausfuhr im Januar nicht nur beträchtlich über der Ausfuhr
ders ſtark erhöht: um 83 Mill. RM. Aber auch die Einfuhr an Roh= im Januar der beiden Vorjahre, ſondern auch noch etwas über dem
ſtoffen (um 11 Mill. RM.) und Fertigwaren (um 18 Mill. RM.) zeigt Monatsdurchſchnitt des Jahres 1927.
eine Zuahme. Bei der Ausfuhr iſt dagegen eine Abnahme um
Es betrug in Mill. RM.:
Die Einfuhr im reinen Warenverkehr iſt im Januar 1928 gegen= / 91 Mill. RM. feſtzuſtellen, die zum Teil auf ſaiſonmäßige Einflüſſe
zu=
derlageverkehr. So erſcheint auch die Einfuhr an Lebensmitteln, die in Rohſtoffen mit 5 Mill. RM. Trotz der beträchtlichen Ausfuhrabnahme
reiner
Waren=
verkehr R.
Lebens=
mittel die Einfuhr
darunter:
Rohſtoffe Fertigwaren die Ausfuhr
insgeſamt
reiner
Waren=
Lebens=
verkehr
mittel darunter:
Rohſtoffe Fertigwaren Auguſt 1927. 1160,8 336,2 589,9 221,/4 868,0 31,7 2.0 623,2 .
Septbr. „ 1174,8 360,7 567,9 229,6 932,9 42,1 196,4 693,2 .
Oktbr. „ 1244,7
379,2 594,5 253,3 960,/4 48,4 192,7 718,1 Novbr. „ ............" 1 290,5 391,8 648,7 233,0 909,6 43,9 181,6 683,0 Dezbr. „ ............ 1257,0
. 369,1 661,6 213,0 953,0 44,9 197,1 7097 Januar 1988 .............. 1370,0
„ 452,3 672,6 230,6 862,1 37,3 191,9 632,1 Januar 1927........... ... 1093,2 363,6 564,9 150,2 792,1 35,9 192,6 562,9 Januar 1926.. . . . . . . . . . . . . . 715,0 224,3 383,9 101,6 795,3 66,2 160,0 568,2 Monatsdurchſchnitt 1927 ...
1178,6. 362,5 595,7 W65 851,6 34,9 186,6 629,1 1926 ...." 833,5 297,6 412,3 113,6 815,3 39,7 194,3 580,4
Im einzelnen iſt folgendes zu berichten:
Bei der Einfuhr an Lebensmitteln und Getränken
iſt gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 8,2 Mill. RM.
feſt=
zuſtellen. — Wie bereits bemerkt, erſcheint die Lebensmitteleinfuhr ſtark
erhöht durch die Zufälligkeiten der Terminabrechnungen im
Niederlage=
verkehr; an dieſem ſind beteiligt u. a. Reis (Zunahme gegen Varmonat
um 17,5 Mill. RM.), Kaffee (Zuahme um 36,0 Mill. RM.), Tee (4,0
Mill. RM.), Dakao (Zunahme um 10,6 Mill. RM.), Butter (Zunahme
um 16,5 Mill. RM.) und Eier (Zunghme um 13,7 Mill. RM.).
Geſtie=
gen iſt ferner die Einfuhr an Mais (um 8,4 Mill. RM.), Fiſchen und
Schmalz. Beträchtliche Abvahme zeigt dagegen die Einfuhr an Gerſte
(um 10,4 Mill. RM.), Obſt (um 73 Mill. RM.), Roggen und
Süd=
früchten.
Die Einfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren
zeigt eine Zunahme um 11,1 Mill. RM. Die Einfuhr an
Textilroh=
ſtoffen iſt um 24,9 Mill. RM. zurückgegangen — die Einfuhr an
Baum=
wolle zeigt eine Abnahme um 39,0 Mill. RM., die Einfuhr an Wolle
dagegen eine Zunahme um 17,6 Mill. RM. — Zunahme ergibt ſich
fer=
ner bei Oelfrüchten und Oelſaaten (um 182 Mill. RM.), Mineralölen
— Terminabrechnung — (um 11,2 Mill. RM.), Fellen zu Pelzwerk,
Kalb=
fellen und Rindshäuten. Abnahme zeigt dagegen die Einfuhr an Eiſen=
und „ſonſtigen” Erzen, Steinkohlenteer, Zinn.
Bei der Einfuhr an Fertigwaren ergibt ſich eine Zunahme um
17,6 Mill. RM. Daran ſind beteiligt die Textilfertigwaren mit 90 Mill.
RM., Eiſſenwaren mit 7,.1 Mill. RM. Leder und Kraftfahrzeuge.
Ab=
nahme zeigt die Einfuhr an Waſſerfahrzeugen und Maſchinen (ohne
elektr. Maſchinen) um 2,4 Mill. RM.
Die Ausfuhr an Lebensmitteln und Getränken
weiſt eine Abnahme gegenüber dem Vormonat um 7,6 Mill. RM. auf.
Die Ausfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren
iſt um 5,2 Mill. RM. zurückgegangen. Die Ausfuhr an ſchwefelſaurem
Ammoniak zeigt eine Abſchwächung um 6.1 Mill. RM.
Die Ausfuhr an Fertigwaren iſt um 77,5 Mill. RM.
zurück=
gegangen. Daran ſind beteiligt Maſchinen (ohne elektriſche Maſchinen)
mit 16,2 Mill. RM., Eiſenwaren und Walzwerkserzeugniſſe mit 7,6 Mill.
RM., „ſonſtige” chemiſche Erzeugniſſe mit 74 Mill. RM.,
elektrotech=
niſche Erzeugniſſe mit 6,3 Mill. RM. Kinderſpielzeug mit 5,5 Mill,
RM., ferner Farben, Lacke, Firniſſe. Glas und Glaswaren, Leder,
Schuh=
werk u. a. m.
Die Textilfertigwaren=Ausfuhr zeigt eine leichte Zunahme (um 1,2
Mill. RM.), ebenſo die Ausfuhr an Pelzen und Pelzwerk und Chlorkali.
Die Ein= und Ausfuhr an Gold und Silber hat ſich nur
un=
weſentlich verändert.
Wert= und Mengenergebniſſe der Reparations=Sachlieferungen.
Ausfuhr
Warengruppen
1. Lebende Tiere ................
2. Lebensmittel und Getränke .....
3. Rohſtoffe und halbfertige Waren
4. Fertige Waren ............"
Dezember 1927
Januar 1928
in 1000 RM. nach Gegenwartswerten
411
1417
1320
8 716
34 413
28 846
17 108
12941
Dezember 1927
Januar 1928
Mengen in dz
9351)
1 2241)
36 907
214 832
10814 019
13245 170
286 5453)
216 8032)
Zuſammen ......."
Außerdem Pferde (Stück).
Waſſerfahrzeuge (Stück).
Wfe
UVf
13519 557 11246 878
557
119
3
Aſchaf ſenb. Zellſtoff.
Augsb. Nürnb. Maſch.
Merneee
Berlinel. B
Berlin KarsruheInd.
Braunkohl.=Briketts
Bremer Bulkan.
Bremer Volle..
Teutſch.=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nieb. Tel.
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum
Tt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte .
Lynamit Nobel..
Eleſtr Lieferung .
J. G. Farben ..
R. Friſter ....."
Gaggenau Vorz...
Gelſenk. Berg ....
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen
Van.=Maſch.=Egeſt.
Hanſa=Dampfſchf ..
269.— 107.75 Girſch Kupfer. 113.— 26.25 26.25 Höſch Eiſen 148. 72.5 Hohenlohe Berke.. 99.875 83.5 8125 Kahla Porzellan. 110.25 175.— 174 — Lindes Eismaſch. 155— 144.75 144.75 Lingel Schuh 65.— 229.75 229 75 Linke u Hofmann. 105.— 105.— 12. Loewe u. Co. 258,5 = 63.375 63.— K. Lorenz 111— 110.5 Niederlauſitzer Kohlel 164.5 123— 130.5 Nordd. Gummi 73.— 70.— Orenſtein. 143.5 Rathgeber Waggon MRombacher Hütten 129.— 127.25 Roſitzer Bucker .... 170. Rütgerswerke ....." 100.12s 45.— 263.— Sachſenwer 1..... 123.25 10725 106.25 Sächſ. Gußſtahl .... 151. 33.25 33.— Siemens Glas 147.5 Ver, Lauſitzer Glas 133.— . 266.25 263— Volkſtedter Porzell. 54.75 151.— 149.— Weſtf. C. Langendreel 63.— 65.— Wittener Gußſtahl". 60— 1219.— 217.— Banderer Werke ... 190.— 1188.75
21. 2
61.575
110.125
146.—
98.—
116.—
157.—
69.—
R
162.75
139.—
89.5
73.—
68.5
123.5
153.5
148.375
133.
54 875
60.
Oeviſenmarkt.
Helſingfors ..
Wien ......
Prag ......."
Budapeſt...."
Sofia ......"
Holland .....
Sslo ......
Kopenhagen
Stockholm.
London .....
Buenos Aires
New=York .
Belgien.
20. 2.
Geid Brief
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58.341 59,06
12.403/12.423
73.15/ 73.29
4.025/ 3.031
168.40/168.74
Uhsshinss
12.13/112.35
112.29112 51
20.405/20.445 4
1.790 1.794
4.1855/4.1935
se a5l 50.37
21. 2.
Geld Briel
10.538 10.558 Italien.
58.33 59,05/ Paris
12.401112.42// Schweiz
1.780 1.794
73.14 73 28) Spanien. ..
3.032/ 3.038/ Danzig ........
168.38 168.70/ Japan. .....
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112.29 112.51/Portugal ......
20.409 20.449/Athen ........"
Konſtantinopel
4.18454 19251canada. . . .....
58.22/ 58.341Uruguay .. ..
Produktenberichte.
Fraknfurter Produktenbericht vom 21. Februar. Die Geſamtlage
hat ſich gegen geſtern nicht verändert. Weizen, in dem das Geſchäft
zwar klein iſt, liegt jedoch etwas feſter und wurde eine viertel Mark
höher notiert. Auch Weizenmehl, das immer noch geſchäftlos iſt, wird
von der zweiten Hand nicht mehr zu den ſeitherigen Preiſen offeriert,
weshalb auch hier die amtlichen Notierungen eine viertel Mark
er=
höht wurden. Futtermittel ſind unverändert ruhig mit Ausnahme von
Weizenkleie zur prompten Lieferung. Die Preiſe wurden wie folgt
feſtgeſetzt: Weizen I 25, III 22,75—23,25, Roggen 24,75—25,
Somuer=
gerſte 28,30, Hafer inl. 23,75—24,50, Mais für Futterzwecke 22,50 bis
22,75, Mais für andere Zwecke 23,20—23,45, Weizenmehl 36,50—37,
Roggenmehl 33,50—35,50, Weizenkleie 14—14,25, Roggenkleie 15—15,35.
1) Ohne Pferde. — D Ohne Waſſerfahrzeuge.
Die wichtigſten Reparationsſachlieferungen im Januar 1928
ſind: aus der Gruppe der Rohſtoffe: Steinkohlen 20,3 Mill. RM., Koks
7.1 Mill. RMM., ſchwefelſaures Ammoniak 2,0 Mill. RM., Bau= und
Nutz=
holz 1,4 Mill. RM., Holzſchliff und Zellſtoff 1,0 Mill. RM.: aus der
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 21. Febr. (Priv.=Tel.).
Baumwolle: Höhere Liverpooler und ägyptiſche Kabel und Käufe
des Handels wirkten anfangs befeſtigend. Dann erfolgten
Liquidatio=
nen, beſonders in März=Sichten, und Glattſtellungen wegen des
mor=
gigen Feiertages.
Kaffee: Deckungen des Handels und die Feſtigkeit des Lokomarktes
gaben dem Markte heute das Gepräge.
Es novierten nach Meldungen aus Chicago am 21. Febr
Getreide. Weizen: März 133½, Mai 134½, Juli 132: Mai=
März 96, Mai 9934, Juli 101½; Hafer: März 55, Mai 561
Juli 523; Roggen: März 111½, Mai 111½, Juli 1077.
Schmalz: März 11,10, Mai 11,46, Juli 11,65.
Fleiſch: Mai 10,95, Juli 11,27½, Sept. —: Speck, lok=
10,87½, leichte Schweine 7,90—8,50, ſchwere Schweine 7.40 b
8,25; Schweinezufuhren: Chicago 47 000, im Weſten 180000.
Baumwolle: März 17,95, Mai 18,00—18,01.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 21. Feby
Getreide. Weizen Nr. 2: rot 163½, hart 150½; Mais, ne
ank. Ernte 112½: Mehl, ſpring wheat clears 6,60—6,90; Frach
nach England 1,6—2,3 Schill., nach dem Kontinent 9—11 Cents
Schmalz: Prima Weſtern, loko 11,75; Talg, extra 8½.
Kakav. Tendenz: feſt; Umſatz in Lots: 114; Loko: 13½
Februax und März 13,40, April 13,47, Mai 13,60, Juni 13,7
Juli, Auguſt und September 13,82, Oktober 13,63.
Viehmärkte.
* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 21. Februar. Auf dem
heu=
tigen Markt war der Auftrieb bedeutend geringer als auf dem
Vor=
markt. Es waren 189 Stück Großvieh, 80 Kälber und 396 Schweine
weniger angetrieben. Die Preiſe auf dem Großvieh= und
Schweine=
markt blieben unverändert, während Kälber 2 Mark nachgaben. Das
Geſchäft war ziemlich ruhig. Während auf dem Großviehmarkt
lang=
ſam geräumt wurde, verblieb auf dem Schweinemarkt, der zum
Sperr=
markt erklärt worden, Ueberſtand. Der Auftrieb betrug 27 Ochſen,
14 Bullen, 333 Kühe und Färſen, 252 Kälber und 1012 Schweine. Es
wurden für 100 Pfund Lebendgewicht je nach Qualität folgende Preiſe
erzielt: Ochfen 45—54, Bullen 35—45, 25—35, 18—22, Kälber 52—66,
40—52, Schweine 60—63, 59—52 und 58—60 Mark.
Gruppe Fertigwaren: Maſchinen (außer elektriſchen) 3,3 Mill. RM
Möbel und andere Holzwaren 3,3 Mill. RM., Schwimmdock 1,5 Mill.
RM., Farben, Firniſſe, Lacke 1,5 Mill. RM.
Metallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin am 21. Februar ſtellten ſich für
je 100 Kilogramm für Elektrolytkrupfer, prompt eif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Glektrolytkupfer=
notiz) 135 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner
Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in
Deutſch=
land für prompte Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für
Original=
hüttenaluminium, 98= bis 99 proz. in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren
210 RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren, 99proz. 214 RM.,
Rein=
nickel, 98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 95—100 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogramm fein) 78,25—79,25 RM.
Die amtlichen Preisfeſtſetzungen im Metallterminhandel vom
21. Februar ſtellten ſich für Kupfer: Januar 122½ (122½), Febr.
122½ (123), März 122½4 (12231) April bis Juli 122½ (12), Auguſt
bis Dezember 122½4 (122½). Tendenz: ſchwächer — Für Blei:
Januar 40½ (40½), Februar 39 (39½), März 39½4 (39½), April und
Mai 3934 (40), Juni und Juli 40 (40½), Auguſt bis Dezember 40½
(40½). Tendenz: ſchwächer. — Für Zink: Januar 50 (50¾), Februar
49 (51), März, April und Mai 49½ (50½), Juni 49¾ (50½), Juli
50 (50½), Auguſt bis Dezember 4934 (50¾). Tendenz: feſt. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 21. Februar
ſtellten ſich für Kupfer (Tendenz: willig) Standard per Kſſae 617/u
bis 61½, drei Monate 6013/„—61, Settl. Preis 61½, Elektrolyt 66¾
bis 66¾, beſt ſelected 65—66½, Eletrowirebars 6634. — Zinn: (
Ten=
denz: unregelmäßig) Standard per Kaſſe 2273/ —2B8, drei Monate
20½—230¾, Settl. Preis 22734, Banka (inoff.) B1½, Straits (
in=
off.) 230¾. — Blei: (Tendenz: willig) ausländ, prompt 191
½/=
entf. Sichten 204ſye, Settl. Preis 1934. — Zink: (Tendenz: willig)
gewöhnl. prompt 25½/, entf. Sichten 251/., Settl. Preis 25½. —
Queckſilber (inoff.) 21—21½; Wolframerz (inoff.) 14½.
Ausdehnung der Opelwerke in Rüſſelsheim. Wie wir erfahren,
haben die Opelwerke eine neue Beteiligung an Firmen gleicher Branche
erworben. Trotz eines früheren Dementis haben die Opelwerke die
Aktienmajorität der Elite=Diamantwerkee A.=G. in
Brand=Erbisdorf übernommen. Die Verträge wurden am Montag
unterzeichnet. Sie beabſichtigen, ihren Beſitz demnächſt noch zu erhöhen.
Weiterem Vernehmen nach werden die Elite=Diamantwerke A.=G. ihr
Aktienkapital von 3 auf 6 Mill. RM. erhöhen. Sie ſtellen bekanntlich
in Brand=Erbisdorf Automobile und in Reichenbrand bei Chemnitz
Fahrräder her. Die Transaktion bezweckt die ſerienweiſe Herſtellung
von Elite=Wagen und Diamant=Fahrrädern.
Nummer 53
Mittwoch den 22 Februar 1928
Als ich noch Prinz war....
43)
Roman von Paul Hain.
Urheber=Rechtsſchutz Verlag Oskar Meiſter, Werdau Sa.
(Nachdruck verboten)
Thereſe äußerte ſich nachher außerordentlich beifällig über
cren Gefang und ihr Spiel. Sie war Muſikkennerin genug, um
aieſe Le iung richtig einzuſchätzen. Und neid’es erkannte ſie
rruch die äußere Schönheit der Künſtlerin an.
„Sie hat wir ſehr gut gefallen, Ferdi. Die Reklnmie ſagt
ſaiht zu viel. 1:ekrigens — hat ſie nicht ein bißchen Aehn: akeit
miit der jnngen Dame, deren Bild du einmal —. .” ſie lächelte ein
ſeißchen boshaft — „in deinem Schreibtiſch fandeſt?”
Karl Ferdinand hatte ſich ganz in der Gewalt. Ja, er konnte
vogar lächeln.
„O — das iſt mir wirklich nicht aufgefallen.”
„Iſt ja auch gleichgültig. Deine Studentenliebe iſt es ganz
Seſtimmt nicht —
„Nein — ganz gewiß nicht.”
Er amtmete auf. Wer hätte auch in Anita Wielandt, der
Sängerin, das Nähmädel wiedererkennen ſollen, zumal wenn
man ſie nur einmal flüchtig auf einer Photographie geſehen
ſhatte.
„Wir werden ſie ja auf der Redoute bei uns perſönlich
kennen lernen —.” meinte Thereſe obenhin.
„Ja — ich werde ſehen, daß ich rechtzeitig ihre Zuſage
er=
ſhalte.‟
Aber ſo leicht, wie er das hinſprach, war ihm nicht zumute.
SWohl — ſchon am nächſten Tage wäre er am liebſten zu Anita
Whingegangen, deren Adreſſe feſtzuſtellen ja nicht ſchwer fallen
kkonnte. Aber — wenn ſie ihn nicht vorließ?
Wenn ſie es ablehnte, der Einladung Folge zu leiſten?
Und — grollte ſie ihm am Ende nicht doch? Würde er die
richtigen Worte finden können? Würde er ihr nicht zu Füßen
fſtürzen müſſen und mußte die ganze Vergangenheit nicht, alle
Gegenwart auslöſchend, ſich wieder erheben?
Angſt war in ihm. Scham. Furcht vor dieſem Wiederſehen!
*Wußte ſie, daß er — verheiratet war? Und wenn nicht — mußte
der es ihr ſicht ſagen? Würde ſie ihn — auch dann noch
ver=
ſtehen: Ach, hundert verzweifelte Fragen — und keine Antwort!
Sie war ja nicht mehr das Nähmädel von ehedem!
Sie ſtand in der großen Welt!
Vielleicht würde ſie ihn ſpottvell auslachen! So alſo ſah
deine Liebe aus! Wie konnte ſie begreifen, daß er in einer Ver=
wirrung der Sinne, aus einer verzweifelten, zielloſen Sehnfucht
nach ihr heraus in dieſe Ehe geraten war!
Er fand keine Ruhe.
Erſt am übernächſten Tage ſah er einen Ausweg.
Er wollte den Hofchef des Erzherzogs, ihm ſelbft ein
gefälli=
ger Freund, den jungen Baron von Sternheim, zu Anita ſchicken.
Der ſollte die Einladung überbringen und ihre Zuſtimmung
holen. Und — bekam er ſie nicht — dann wollte er ſelbſt ſein
Heil probieren und ſie bitten, ihm dieſes letzte Geſchenk einer
der=
rauſchten Liebe zu geben. Eine letzte Begegnung — bei ihm —
cin letztes Lied — für ihn!
So war es denn beſchloſſen.
Baron von Sternheim, eine elegante Salonerſcheinung, in
vielen Sätteln gerecht, zu geheimen, diplomatiſchen
Angelegen=
heiten infolge ſeiner vielſeitigen Sprachkenntniſſe beſonders
ver=
wendbar, eine Eigenſchaft, die ihn dem Erzherzog wertvoll
machte, war natürlich ſofort bereit, die Miſſion zu übernehmen.
Auch die Erledigung ſolcher Dinge gehörte ja zu ſeinen
Obliegen=
heiten.
Zu Anita Wielandt geben und ihr die Einladung
über=
bringen? Zu der ſchönen, jungen Sängerin? Er beſorge das
mit ganz beſonderem Vergnügen, erklärte er.
Anita war nicht ſonderlich erſtaunt, als ihre Zofe ihr den
Baron von Sternheim meldete. Sie hatte eine entzückend
roman=
tiſche Wohnung am alten Ning gemietet und Sie war vornehme
Beſucher, die ihr ihre Verehrung zu Füßen legen wollten,
ge=
toohnt, wiewohl ſie ihr nicht immer angenehm waren.
„In Gottes Namen denn,” fagte ſie zu der Zofe, „meine
„Sprechzeit” iſt zwar vorüber, aber hören wir, was der Herr
Varon zu ſagen hat.”
Sie war in vergnügter Laune.
Aber ihre liebenswürdig=freundliche Miene erſtarrte zu
einem maskenhaften Lächeln, als ſie hörte, um war es ſich
handelte.
Geite 11
„Der Erzherzog Karl Auguſt lädt mich ein —,” murmelte ſie.
Ein Zittern war in ihrer Stimme.
Von Sternheim war ganz von der Schönheit der Künſtlerin
gefangen.
„Seine kaiſerliche Hoheit würden es ſich zur ganz beſonderen
Ehre anrechnen, Gnädigſte, Sie auf ſeiner Redoute zu ſehen.
Die Herzogin ſchwärmt von Ihnen —”
Sternheim war in vollem Zuge.
„Und ganz beſonders bitten Karl Ferdinand Branzell, der
Prinz, und ſeine Gemahlin darum, daß Sie das Feſt durch Ihre
Giegenwart verſchönen. Uebrigens iſt auch der Schauſpieler
Stravinsky geladen und hat bereits zugeſagt. Sie wiſſen, der
erſte Held vom Kärtner Theater. Ich brauche ſohl nicht zu
be=
tonen, daß es ſich tatſächlich um eine Einladung handelt,
meine Gnädigſte, und nicht — um eine Beſtellung —
bezahlen=
derweiſe
Er lächelte beſtrickend.
So, ſo — der Prinz iſt auch in Wien —‟
Ganz unwillkürlich kamen dieſe Worte von ihren Lippen.
Herrgott — war nicht immer dieſes Ahnen in ihr geweſen, daß
ſie ihn einmal wiederſehen würde? War ſie darum — der
tieferen Schickſalsfügung unbewußt — nach Wien gekommen?
Herz, dummes, törichtes Herz, ſei ſtill!
„Ich weiß natürlich die Ehre dieſer Einladung zu ſchätzen,
Herr Baron — Sie ſehen mich aufs angenehmſte überraſcht —
Ihre Hände lagen gefaltet ineinander.
„Ich darf alſo Ihre Zuſage mit nach Hauſe bringen,
Gnädigſte
Anita zögerte.
Plötzlich ſagte ſie:
„Trinken Sie eine Taſſe Tee mit mir, Baron?”
„Ich wüßte nicht, was ich lieber täte. Sie machen mich
glücklich —
Seine Augen ſtrahlten uuverhohlen Bewunderung aus. Anita
drückte auf den Klingelknopf, um der Zofe Auftrag zu geben,
den Teewagen zu beſorgen. Ich muß nachdenken, dachte ſie
ver=
wirrt. „Ich darf mich nicht ſo ſchnell entſchließen. Lieber Gott
— ſoll ich ihn wiederſehen — ein letztes Mal — oder nicht? Was
ſoll ich tun?
Dann ſaß Sternheim ihr am Teewagen gegenüber.
Ent=
zückt von ihrer Nähe — berauſcht von dieſer Stunde. Ein
Glucks=
ſchwein bin ich, ſagte er ſich im ſtillen. Eine Stunde mit einer
ſolchen über alle Maßen entzückenden Künſtlerin iſt wahrhaftig
ſchöner als der beſte Sektrauſch!
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Mittwoch, den 22. Februar 1928
Nummer 33
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Das große Doppelprogramm
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Kleines Haus
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(Bühnenvolksbund)
Mittwoch, den 22. Februar 1928
Anfang 19.30 Uhr Ende 22.15 Uhr
In der neuen Inſzenierung:
Zar und Zimmermann
Komiſche Oper in drei Akten
von Albert Lortzing
Muſikaliſche Leitung: Berthold Sander
Inſzenierung: Rudolf Scheel
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Tänze: Manda von Kreibig
Mitwirkende (V3383
Martha Liebel, Sitta Müller=Wiſchin, Hans
Debus, Oscar Grauert, Otto, Horina,
Alfred Karen, Hans Komregg, Heinrich
Kuhn, Joſef Poerner, Eugen Vogt,
Fritz Wilde
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1.50—7.50 Mk.
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Mimm
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