Darmstädter Tagblatt 1928


31. Januar 1928

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Nummer 31
Dienstag, den 31. Januar 1928.
191. Jahrgang

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D ettefenaiit fotdett die Memmmptmgmtanig.
Deutſchlands Sicherheits=Denkſchrift. Eine Warnung für den Völkerbund. Abrechnung mit dem franzöſiſchen
MEtauen und dem Ruf nach neuen Sicherheiten.
ſei es, die Sicherheit einzelner Staatsgruppen auf Koſten anderer tereſſe beſtehe in Polen. Der Miniſter ſtellt feſt, daß einmütig
* Di. Siteſemann vhr vein Reichstag. Staatsgruppen zu begründen. Der Reduer betonte, daß die von allen in der Regierung vertretenen Parteien zum Ausdruck
deutſche Denkſchriſt uichts anderes zum Ausdruck bringe, als den gebracht worden ſei, baß die Reichsregierung bei den Verhand=

Deutſchlands außenpolztiſche Lage. Die
Foridauer der Befatzung, ein unüberwind=
liches
Hindernis der deutſch=franzöſiſchen Ver=
ſtändigung
.
Man kann nicht gerade behaupten, daß der Montag für den
Reichstag ein Tag erſter Ordnung war, obwohl man in der Ver=
gangenheit
den alljährlichen Berichten der Außenminiſter, beſon=
ders
aber denen Dr. Streſemanns, mit großem Jutereſſe ent=
gegenſah
. Schuld daran war wohl der Umſtand, daß ſich im ver=
gangenen
Jahr Ereigniſſe von beſonderer Bedeutung nicht er=
eignet
haben. Dr. Streſemann, der unmittelbar nach dem Be=
richterſtatter
Hoetzſch das Wort nahm. faßte ſich denn auch recht
kurz. Er begnügte ſich damit, die Bedeutung der deut=
ſchen
Denkſchrift an die Prager Konferenz des
Abrüſtungskomitees hervorzuheben, daun auf unſere Außen=
handelspolitik
einzugeheu, weiter im Zuſammenhang mit
den Locarnoverträgen die Rheinlandräumung zu ſtrei=
fen
. In einer halben Stunde hatte er bereits ſeine Rede ab=
geleſen
, ein Vorgang, der bei ihm nicht allzu häufig zu verzeich=
nen
iſt und der ſich wohl durch ſeine Krankheit erklärt, die ihn
zwang, von der freien Rede diesmal Abſtand zu nehmen. Be=
uierkenswert
ſwar der Teil ſeiner Rede, der ſich beſonders mit
dem deutſch=franzöſiſchen Verhältnis beſchäftigte.
Herr Dr. Streſemann verſuchte als Aktivum nach dem Weſten zu
verzeichnen, daß in der Entwicklung der deutſch=franzöſiſchen
Beziehuugen trotz der Aheinlandbeſetzung keine große Störiiig
eingetreten ſei und legte das als ein Beweis des guten deutſchen die Regelung unſerer Wirtſchaftsbeziehungen
Villens aus, über den ſich Frankreich klar ſein müßte. Um die
Feſtſtellung kommt er aber nicht herum, daß der Ruf Frank=
land
einem Zweifel an den Verträgen gleich=
komme
. Er meint, wenn man nicht das Vertrauen
habe, daß ſolche Verträge gehalten werden,
dann ſolle man ſie überhaupt nicht ſchließen.
Es müſſe endlich einmal darauf hingewieſen werden, daß in
dem Ruf nach weiterer Sicherheit gegen Deutſch=
land
ein Stück Heuchelei liege, die nicht länger von
der Oeffentlichkeit ertragen werden könne. Ju ſeinem Schluß= daß auch die rumäniſche Regierung ſich dazu verſtehen werde, die
wort betonte er, daß das Rheinland ebenſo wie das
unbeſetzte Gebiet ſich die vorzeitige Räumung
nicht durch Maßnahmen erkaufen würden, die
nicht dem Frieden dienten, ſondern eine wirkſame För=
derung
der Kriegspolitik bedeuten würden.
Die Kritik des Sozialdemokraten Breit=
ſcheid
, der nach dem Außenminiſter die Tribüne betrat, war
recht matt, obwohl er ſich bemühte, der ſogenannten Bürgerblock= der Zwiſchenzeit ergeben hätten, zu beſeitigen. Deutſchland habe
regierung die Schuld daran zuzuſchieben, daß es mit der Rhein=
landräumung
nicht vorangegangen ſei. Im übrigen mußter er
aber doch zugeſtehen, daß ſeine Partei mit der Führung der
Außenpolitik einverſtanden iſt. Für die Deutſchnationa=
llen
ſetzte ſich der Abgeordnete Freytag=Loringhoven
für eine wirlliche Friedensordnung ein, die nur auf dem Boden den dieſe Politik auch weiterhin verfolgen und uns daher auch
des Rechtsgedankens, nicht aber auf Grund von Gewaltverträgen
zu erreichen ſei. Dann wurden die Beratungen zum Etat des
Auswärtigen abgebrochen und einige Abſtimmungen zum
Juſtizetat nachgeholt, der in der Ausſchußfaſſung angenom=
rmen
wurde. Abgelehnt wurde dabei eine demokratiſche
(Entſchließung, in der die Reichsregierung erſucht wird,
rmöglichſt bald die Prüfung der Frage nach Uebernahme
Ider Juſtizverwaltung der Länder auf das Reich
vorzunehmen und dem Reichstag Bericht zu erſtatten.

Dr. Sireſemanns Etat=Reie
2
*
* Berlin, 30. Januar (Eig. Bericht.)

twärtigen Amtes. Nachdem Abg. Hoetzſch (Dn.) kurz über die
Verhandlungen des Ausſchuſſes berichtet hatte, nahu Reichs=
außenminiſter
Dr. Streſemann das Wort zu einer längeren
Rede. Der Miniſter gab zunächſt einen kurzen Ueberblick über
ſden Ctat und ging dann auf die Denkſchrift der deut=
ſſichen
Regierung zum Arbeitsprogramm des
Bicherheitskomitees ein. In dieſer Denkſchrift habe
DDeutſchland ſeine Bereitwilligkeit zu tätiger Mitarbeit ausge=
ſſprochen
.
utſchließung müſſe man erwarten, daß es auf der Märztagung gen ſei nicht berechtigt. Deutſchland habe alles getan, um auf
er Abrüſtungskommiſſion gelinge, die techniſchen Vorarbeiten
Sum Abſchluß zu bringen, um damit die Einberufung der erſten Polen hinzuwirken. Die bei den Handelsvertragsverhandlungen
Slbrüſtungskonferenz zu ermöglichen. Deutſchland habe in Genf, mit Polen bereits getroffenen Vereinbarungen fänden die ein=
Denkſchrift der Reichsregierung erbringe den Beweis, daß es ihr es zurüchweiſen, wenn vom Pommerſchen Landbund geſagt
mit dieſer Zuſicherung ernſt iſt. Immer wieder müſſe man aber
Getonen, daß kein Staat mehr oder auch nur ebenſo viel zur = vom Auswärtigen Amt ausgehen. Es ſei außerordentlich be=
ſung
der Sicherheitsfrage beigetragen hat wie Deutſchland. (Zu= dauerlich, wenn der Landbund weiter in einer Entſchließung
ſtimmnung.) Der Miniſter weiſt darauf hin, daß Deutſchland ein, ſage, er werde nicht dulden, daß überhaupt ein Handelsvertrag
llückenloſes Netz von Schiedsgerichts= und Vergleichsverträgen ge= mit Polen zuſtande komme. Ein Handelsvertrag ſei nicht ein
ſchaffen habe. Eine reale Garantie für die Beſeitigung des Krieges. Geſchenk, das ein Staat dem anderen gibt. Die deutſche Wirt=
gein
Verfahren wirklichen Ausgleichs geſunden wird, Unmöglich durch einen dauernden Zollkrieg zu verlieren. Ein gleiches In=

Grundgedanken von Locarno. Vom Reichsaußenminiſterium ſeien, lungen durchaus poſitiv eingeſtellt war. Der Miniſter fragte, in
die diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen Frankreich und den welche Situation der deutſche Vertreter in Warſchau kommen
Vereinigten Staaten mit beſonderer Aufmerkſamkeit verfolgt müſſe, wenn die Verhandlungen ein derartiges Echo in Deutſch=
worden
. Es ſei zu begrüßen, daß die Vereinigten Staaten damit
ihr aktives Intereſſe auf dem Gebiete der Friedensſicherung ge=
zeigt
hätten. Der Miniſter kam dann auf
die Außenhandelspolitik des Reiches
zu ſprechen. Die Außenhandelspolitik habe nach der Beſeitigung
der einſeitigen Meiſtbegünſtigung eine für Deutſchland befrie=
der
Abſchluß des Handelsvertrages mit Frankreich, Japan und
Jugoſlawien. Der mit Frankreich abgeſchloſſene Handelsvertrag
abgeſchloſſen hat. Daraus ergaben ſich beſondere Schwierigkeiten.
Die Tatſache, daß die Weltwirtſchaftskonferenz Nichtlinien für
eine freiere Geſtaltung des internationalen Handels aufgeſtellt
und den Negierungen empfohlen hat, hat unverkennbar dazu bei=
getragen
, dieſe Schwierigkeiten zu überwinden. Auch aus all=
gemein
politiſchen Gründen ſei es beſonders zu begrüßen, daß
durch den Abſchluß dieſes Handelsvertrages ein wichtiges Gebiet
der deutſch=franzöſiſchen Auseinanderſetzungen bereinigt worden
und aus der deutſch=franzöſiſchen Diskuſſion ausgeſchieden iſt.
Ländern noch ſchwebenden Fragen ſei dadurch ſicherlich erleichtert
worden.
Der Redner betonte, daß jetzt an
zu dem Oſien
reichs nach weiterer Sicherheit gegen Deutſch= herangegangen werden müſſe. Es werde dabei die Aufgabe der
Reichsregierung ſein, unſere Landwirtſchaft beſonders zu berück=
ſichtigen
. Wir ſtänden gegenwärtig in Verhandlungen mit der
Tſchechoſlowakei, Polen, Litauen und Griechenland. Die letzten
ſtänden unmittelbar vor dem Abſchluß. Neue Verhandlungen
ſtänden bevor mit Oeſterreich und Ungarn. Mit Befriedigung
ſei feſtzuſtellen, daß die Wirtſchaftsbeziehungen mit Jugoſlawien
eine abſchließende Regelung gefunden hätten. Es ſei zu hoffen,
Handelsbeziehungen zu Deutſchland vertraglich zu regeln. Mit
Rußland ſtänden wir vor neuen Beſprechungen. Es liege auf
der Hand, daß bei dieſem erſten Verſuch eines Ausgleiches zwi=
ſchen
zwei verſchiedenen Wirtſchaftsſyſtemen eine endgültige deſſen erklärte ſich der Miniſter als gewiß, daß Deutſchland über
Löſung nicht ſofort erreicht werden könnte. Die bevorſtehenden
Beſprechungen hätten das Ziel, die Lücken und Mäugel, die ſich nehme.
bei der Handhabung des deutſch=ruſſiſchen Handelsvertrages in
klar und zielbewußt an dem internationalen Werk eines Aus=
gleiches
der wirtſchaftlichen Gegenſätze mitgearbeitet. Die deutſche
Regierung ſieht darin einen Teil ihrer Friedenspolitik. Je mehr
um ſo mehr wird dieſe Friedenspolitik erfolgreich ſein. Wir wer=
wirtſchaftlichem
Gebiete in Angriff genommen hat. Deutſch= großen und ganzen einverſtanden. Iu Uebereinſtimmung mit
kommen über die Aufhebung der Ein= und Aus= ſtändig abgerüſtet und alle Sicherheiten geleiſtet und deshalb
daß der Völkerbund ſeine Initiative neuerdings beſonders den der Anfang mit der Abrüſtung gemacht werde. Mit beſonderem
wirtſchaftlichen Weltproblemen zuwendet. Hier ſei ein weites Nachdruck wandte ſich der Redner gegen die Behauptung, daß die
und dankbares Feld für die Verwirklichung ſeiner Ideale des
Lebonsbedingungen der Menſchheit. (Beifall.)
Der Miniſter beſpricht dann die deutſch=litauiſchen
Beziehungen und hebt hervor, daß die Beſprechungen mit Standpunkt des Außenminiſters, daß Deutſchland einen Anſpruch
Der Reichstag begann heute die Beratung des Etats des Aus= ſchluß des Schiedsgerichts= und Vergleichsvertrages mit Litauen, das geringſte in der Räumungsfrage erreicht hätten, die ganze
ſondere ſei in Fragen der Niederlaſſung, des Aufenthaltes und dann eine Regierung erhalte, für die das Bekenntuis zum Frie=
worden
. Der Miniſter geht dann zu den
deutſch=polniſchen Beziehungen

über und erklärt, die Nervoſität und das Mißtrauen einiger pol=
Auf Grund der im September vom Völkerbund gefaßten, niſcher Zeitungen gegen die in Berlin gepflogenen Verhandlun=
die
Beſeitigung der Spannungen zwiſchen Deutſchland und
ſſeine Bereitwilligkeit zur Mitarbeit zu erkennen gegeben. Die mütige Billigung des Kabinetts. Der Miniſter betont, er müſſe
werde, daß die Hemmungen gegen den Schutz der Landwirtſchaft
Fkönne nur dadurch geſchaffen werden, daß für alle Differenzen, ſchaft habe ein ſtarkes Intereſſe daran, den polniſchen Markt nicht

land finden.
Der Miniſter ging dann auf
die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen
über, namentlich auf die Rheinlandfrage. Er bedauere die Trü=
bung
des deutſch=frauzöſiſchen Verhältniſſes und die Fortdauer
digende Entwicklung genommen. Von beſonderer Bedeutung ſei der Beſatzung. Wenn franzöſiſche Stimmen die Aufhebung der
Beſatzung davon abhängig machen wollten, daß Deutſchland wei=
tere
Sicherheiten gewähre, ſo werde überſehen, daß der Locarno=
iſt
der erſte, den Deutſchland überhaupt jemals mit Frankreich vertrag alle Sicherheiten biete, die überhaupt ein Staat dem an=
deren
bieten könne. Wer nach weiteren Sicherheiten rufe, ſetze
Zweifel in den Lvcarnovertrag. Wenn wir, ſo erklärte der Mi=
niſter
unter lebhaftem Veifall des Hauſes, nicht das Vertrauen
haben, daß die beſchloſſenen Verträge gehalten werden, daun hat
es überhaupt keinen Zweck, Verträge zu ſchließen. Der Miniſter
wies weiter auf die Garantie hin, die England durch den Lo=
carnovertrag
übernommen habe. Wenn Frankreich jetzt nach wei=
Eine Verſtändigung über die anderen zwiſchen dieſen beiden teren Sicherheiten rufe, ſo ſei das ebenſo eine Beleidigung
Deutſchlands, wie Englands. Es müſſe, ſo erklärte der Miniſter
unter ſtürmiſcher allgemeiner Zuſtimmung, endlich einmal darauf
hingewieſen werden, daß in dem Rufe nach Sicherheiten gegen=
über
Deutſchland ein Stück Scheinheiligkeit liege, die nicht län=
ger
ertragen werden könne. Die deutſche Regierung fordere, ſo
fuhr Streſemann fort, die Rheinlandräumung, weil ſie die
deutſch=franzöſiſche Verſtändigung als die Grundlage des euro=
päiſchen
Friedens anſehe, und weil in der Fortdauer der Be=
ſatzung
ein unüberwindliches Hindernis der deutſch=franzöſiſchen
Verſtändigung erblickt werden müſſe. Die deutſche Regierung ſei
aber keineswegs gewillt, die Abkürzung der Beſatzung mit Zu=
geſtändniſſen
zu erkaufen, die über die Beſtimmngen des Ver=
ſailler
Vertrages hinausgingen, und geeignet ſeien, das Miß=
trauen
zu verewigen und damit eine wirkliche und wirkſame
Friedenspolitik zu verhindern. Auch das Rheinland wolle nicht,
den Verſailler Vertrag hinausgehende Verpflichtungen über=
Die Rede des Miniſters wurde mit lebhaftem Beifall im
ganzen Hauſe aufgenommen.
Die außenpolitiſche Ausſprache. Die Sozial=
die
wirtſchaftlichen Gegenſätze und Spannungen verſchwinden, demokraten billigen Streſemanns Außenpolitik
Abg. Breitſcheid (Soz.) erklärte ſich im Namen ſeiner
weiter aktiv an den Arbeiten beteiligen, die der Völkerbund auf Partei mit der Art der Führung der deutſchen Außenpolitik im
land hat alserſtes Land das internationale Ab= dem Außenminiſter erklärte der Redner, daß Deutſchland voll=
fuhrverbote
unterzeichnet. Der Redner begrüßt es, einen Anſpruch darauf habe, daß nun von den übrigen Staaren
Sozialdemokratie auf dem internationalen ſozialiſtiſchen Kon=
Friedens, der Völkerverſöhnung und der Verbeſſerung der greß in Luxemburg in der Beſatzungsfrage die Konzeſſionen ge=
macht
habe, von denen der franzöſiſche Sozialiſt Paul Boncour
ſprach. Die deutſche Sozialdemokratie ſtehe vielmehr auf dem
dem litauiſchen Miniſterpräſidenten eine weitgehende Ueberein= auf Aufhebung der Rheinlandbeſetzung habe. Zum Schluß ſtellte
ſtimmung gebracht hätten. Der Miniſter verweiſt auf den Ab= der Redner feſt, daß die Deutſchnationalen mit ihrer Politik nicht
Außerdem ſei eine Reihe kleinerer Verträge geſchloſſen worden, außenpolitiſche Leiſtung der Bürgerblockregierung ſei gleich null.
Auch in der Memelfrage ſei ein Einverſtändnis erzielt. Insbe= Das Jahr 1928 werde mit ſeinen Wahlen zeigen, ob Deutſchland
der Ausweiſungen vorläufig eine befriedigende Löſung gefunden den nicht nur eine Frage der Opportunität, ſondern eine ernſt
Angelegenheit ſei.
Die Deutſchnationalen fordern eine neue
Friedensordnung.
Der Redner der Deutſchnationalen. Abg. v. Freh=
tagh
=Lorringhoven, berteidigte ſeine Partei gegen die
Angriffe des ſozialdemokratiſchen Redners. Die Deutſchnatio=
nalen
könnten Tatſachen, die eine frühere Negierung geſchaffen
habe, nicht von heute auf morgen beſeitigen. Sie müßten ver=
ſuchen
, das beſte aus ihnen zu machen, und das vertrage ſich
durchaus mit der Kritik an der Politik, die zu Locarno und Genf
geführt habe. Solche Kritik werde durch die Zugehörigkeit zur
Koglition nicht beſeitigt, denn Koglition ſei nach den Worten des
Kanzlers Arbeitsgemeinſchaft und nicht Geſinnungsgemeinſchaft.
Der Redner wies darauf hin, daß in der ganzen Welt ſtarkes
unbehagen über die Genfer Verhältmiſſe herrſche. Der Kern
des uebels liege darin, daß keine wirkliche
Friedensordnung beſtehe. Es ſei uotwendig, daß
durch eine allzemeine Abrüſtung die fehlende Gleichberechtigung

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Seite 2

Dienstag den 31 Januar 1928

Nummer 34

und durch Ausbau des Artikels 19 der Völlerbundsſatzung eine
Nachprüfung unanwendbar gewordener Ver=
träge
herbeigeführt werde. Deutſchlands Aufgabe im Völker=
bund
ſei die Anfechtung des Rechtsgedankens. Zuſammenfaſſend
war der Redner der Anſicht, daß von den Locarno=Hoffnungen
nichts verwirklicht worden ſei, daß aber die Außenpolitik der
jetzigen Regierung viel erreicht habe.
Abg. Dr. Bredt (W.Vgg.) war gleichfalls der Anſicht, daß
die franzöſiſche Außenpolitik im Augenblick in keiner Weiſe die
auf Locarno und Thoiry aufgebauten Hoffnungen erfüllt habe.
Dann wurde die außenpolitiſche Debatte abgeſchloſſen. Das
Haus nahm die am Samstag zurüchgeſtellte Abſtimmung zum
Juſtizetat vor und verabſchiedete den Etat nach den Vorſchlägen
des Ausſchuſſes. Die demokratiſche Entſchließung auf Ueber=
nahme
der Juſtizhoheit der Länder durch das Reich, die auch ein
Teil der Deutſchen Volkspartei unterſtützte, wurde mit 172 gegen
134 Stimmen abgelehnt.
Nächſte Sitzung: Dienstag nachmittags 3 Uhr.

Die deutſch=litauiſchen
Beſprechungen.
Einigung mit Woldemaras. Eine amtliche
Verlautbarung.
Berlin, 30. Januar.
Während der Anweſenheit des litauiſchen Miniſterpräſiden=
ten
Profeſſor Woldemaras in Berlin find zwiſchen ihm und
dem Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann eine Anzahl die poli=
tiſche
und wirtſchaftliche Gcſcmtlage zwiſchen Deutſchland und
Litauen berührender Fragen beſprochen worden. Die beiden
Miniſter haben eine weitgehende Uebereinſtimmung ihrer An=
ſichten
feſtſtellen können. Als Ergebnis dieſer Beſprechungen iſt
zunächſt die Verſtändigung über einen allgemei=
nen
Schiedsgerichts= und Vergleichsvertrag zu
erwähnen, der von den beiden Staatsmännern im Auswärtigen
Amt unterzeichnet worden iſt. Durch den Vertrag, der in ſeiner
Einleitung auf die freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den
beiden Ländern hinweiſt, werden nach dem bekannten Muſter
alle Rechtsſtreitigkeiten einem Gerichts= oder Schiedsgerichtsver=
fahren
, alle politiſchen Streitigkeiten einem Vergleichsverfahren
unterworfen. Die Gelegenheit iſt ferner benutzt worden, um
einige Verträge techniſchen Charakters zum Ab=
ſchluß
zu bringen, nämlich einen Vertrag über die Regelung
der deutſch=litauiſchen Grenzverhältniſſe ein
Fiſchereiabkommen, ein waſſerwirtſchaftliches
Abkommen und ein Rentenmilitärabkommen.
Auf dem Gebiete der Handelsvertragsverhandlun=
gen
, die im Juli v. J. eingeleitet wurden, iſt ein weſentlicher
Fortſchritt dadurch erzielt worden, daß die Richtlinien für die
Weiterführung der Verhandlungen feſtgelegt und verſchiedene
Punkte grundſätzlich geklärt werden konnten. Endlich haben Herr
Dr. Streſemann und Herr Woldewaras ſich bemüht, die Schwie=
rigkeiten
auszuräumen, die zwiſchen den beiden Regierungen
durch eine Reihe das Memelgebiet betreffender Fragen
entſtanden waren. Auch dieſe Bemühungen ſind von Erfolg ge=
weſen
, da es gelungen iſt, über die ſtrittigen Fragen ein Ein=
verſtändnis
zu erzielen. Die beiden Miniſter haben ſich hierbei
auch über die praktiſche Behandlung von Meinungsverſchieden=
heiten
verſtändigt, die etwa in Zukunft in Angelegenheiten dieſer
Art entſtehen könnten. Auch in Sachen der noch im Memelgebiet
verbliebenen Optanten iſt eine befriedigende Regelung getroffen
worden. Schließlich hat die Frage der Niederlaſſung, des Aufent=
halts
und der Ausweiſung der beiderſeitigen Staatsangehörigen
eine vorläufige befriedigende Löſung gefunden.
* Das am Montag mittog gleichzeitig in Berlin und Kowno
ausgegebene Communiqué über das Ergebnis der Verhandlun=
gen
zwiſchen Dr. Streſemann und Woldemaras verſucht, einen
Ueberblick über die einzelnen Punkte zu geben, die zur Debatte
ſtanden. Man wird im allgemeinen dabei vermiſſen, daß die
Memelfragen etwas ſchlecht abgeſchnitten haben. In der Tat
konnten ſie aber auch nicht den Raum einnehmen, der ihnen
eigentlich gebührt. Herr Dr. Streſemann hat ſich zwar mit
Herrn Woldemaras über die praktiſche Behandlung von Mei=
Memel unterhaltn, irgendwelche Vereinbarungen konnten aber
mit Rückſicht auf das Mcmelſtatut nicht getroffen werden, weil
dieſes lediglich dem Völkerbund das Recht gibt, ſich ergebende
Streitigkeiten beizulegen. Trotzdem iſt Herr Dr. Streſemann mit
Herrn Woldamaras über die praktiſche Behandlung von Mei=
nungsverſchiedenheiten
übereingekommen, die in Zukunft ent=
ſthen
könnten. Dadurch iſt eine gewiſſe Sicherheit gegeben, daß

Vom Tage
In der Reichsbank fand eine Sitzung der Großbauken ſtatt, in der
die Uebernahme der Reichsbahnvorzugsaktien beſchloffen worden iſt. Jin
dem Uebernahmekonſortium ſind ſämtliche Berliner Großbanken ver=
treten
.
Die Mecklenburger Wahlen fanden bei einer Wahlbetei=
ligung
von 80 Prozent ſtatt. Die Deutſchnationalen haben ihren Stand
ungefähr gehalten, die Sozialdemokraten gewannen rund viertauſend
Stimmen.
Der Herr Reichspräſident empfing eime zur Zeit hier
weilende Aberdnung des öſterreichiſchen Landbundes,
beſtehend aus den Herren Vizekanzler Hartleb, Landeshauptmann a. D.
Schumy und Landesrat Winkler. Die Herren wurden von dem öſter=
reichiſchen
Gefandten Dr. Frank eingeführt.
Der öſterreichiſche Juſtizminiſter Dr. Dinghofer
iſt in Berlin eingetroffen. Er wird heute in der Deutſchen Geſell=
ſchaft
über die gemeinſame Strafrachsreform einen Vortrag halten
Eine Reihe beſonderer Veranſtaltungen zu ſeinen Ehren iſt vorgeſehen.
Die deutſch=bulgariſchen Anleiheverhandlungen
ſind bis jetzt ergebnislos verlaufen.
Wegen kommuniſtiſcher Propaganda wurden 70
ungariſche Arbeiter aus der Türkeſ ausgewieſen.
Der aus dem Weltkrieg her bekannte engliſche Feldmarſchall
Haig iſt geſtorben.
Theunis, Loucheur und Sir Atl Chatterjee, die Vorſitzenden des
neu gebildeten beratzenden Wirtſchaftskomitees,
die in Paris zuſammengetreten ſind, haben beſchloſſen, dem Völker=
bundsrat
den 14. Mai als Termin, für die nächſte
Sitzung des Komitees vorzuſchlagen, die in Genf ſtattfinden ſoll.
Der argentiniſche Außenminiſter Gallardo hat ſich für den Wie=
dereintritt
Argentiniens in den Völkerbund aus=
geſprochen
.
Das amerikaniſche Unterſeeboot 8. 3 wird ſeit Samstag Mittag
vermißt, wo es zwiſchen Hamptonsroad und Guantanamo (Cnba) der
Flottille verloren ging. An Bord befinden ſich 4 Offiziere und 37 Mann.
Alle Nachforſchungen, auch mit Flugzeugen, blieben bisher erfolglos.

von vornherein die Klagen der Memelländer auf dem Boden
eines direkten Meinungsaustauſches zwiſchen Kowno und Berlin
ihre Erledigung finden werden, ohne daß es notwendig iſt,
jedesmal erſt nach Genf zu gehen. Herr Woldemaras hat in
Berlin daraufhin deutlich zu verſtehen gegeben, daß nach ſeiner
Rückkehr im Memelgebiet ein neuer Kurs einſetzen werde. Er
hat ſich zwar nicht darüber ausgelaſſen, welche Maßnahmen er
zu ergreifen gedenkt, wir können uns aber nur der Vorſtellung
hingeben, daß er den litauiſchen führenden Beamten die ſtrengſte
Weiſung erteilt, in Zukunft die Memelautonomie unangetaſtet
zu laſſen und ſich ſtreng an die Memelkonvention zu halten. Auf
dieſe Weiſe können die berechtigten Klagen der Memelländer
aus der Welt geſchafft werden.
Im übrigen ſind noch eine Reihe recht bedeutſamer Ver=
einbarungen
getroffen worden: man hat Richtlinien, für die
künftigen Handelsvertragsverhandlungen aufgeſtellt, hat auch
ungefähr die Forderungen und Gegenforderungen abgeſteckt, hat
ſich über das Niederlaſſungs= und Aufenthaltsrecht geeinigt und
ſchließlich auch die Optantenftage in einem für uns befriedigen=
den
Sinne erledigt. Diejenigen Memelländer, die ſeinerzeit für
Deutſchland optiert hatten, ſtanden bisher immer vor der Ge=
fahr
, deswegen ausgewieſen zu werden. Dieſe Gefahr iſt nun
beſeitigt, ſo daß es auch hier gelungen iſt, einen Erfolg zu ver=
buchen
. Die Berliner Zuſammenkunft StreſemannWoldemaras
wird alſo für die künftigen Beziehungen der beiden Länder von
ganz beſonderer Bedeutng ſein, ſofern die Kownoer Regierung
die Arbeiten, die Herr Woldemaras in Berlin geleiſtet hat, an=
erkennt
und ſich bemüht, das deutſch=litauiſche Verhältnis zu
beſſern und auszubauen.
Der Stand der Regierungs=
bildung
in Heſſen.
WSN. Offenbach a. M., 30. Januat.
Die ſozialdemokratiſche Fraktion des Heſſiſchen Landtags
hat im Einvernehmen mit der Landespartei gegen eine erheb=
liche
Minderheit beſchloſſen, die Verhandlungen über die Regie=
rungsbildung
in Heſſen zunächſt auf der Grundlage der Weima=
rer
Koalition fortzuführen. Judeſſen ſoll am Mittwoch noch eine
Vollſitzung der Fraktionen der Deutſchen Volkspartei, der Demo=
kraten
und der Sozialdemokraten ſtattfinden, in der verſucht
werden ſoll, Mißverſtändniſſe über die ſozialpolitiſche und wirt=
ſchaftspolitiſche
Haltung der Deutſchen Volkspartei aufzuklären.
Die endgültige Entſcheidung über die Regie=
rungsbildung
wird alſoerſt nach dieſer Sitzung
ſtattfinden.

Der neue Kurs des Zentrums.
Betonung der ſozialen Aufgaben. Kein
Vertrauensvoium für Or Marx.
Berlin, 30. Januar.
Am Schluß der geſtrigen Ausſprache des Reichsausſchuſſes
der Zentrumspartei wurde einſtimmig eine Entſchließung ange=
nommen
, in der es unter anderem heißt: Die in der letzten Zeit
innerhalb der Zentrumsrartei entſtandenen Meinungsverſchie=
denheiten
haben dem heute verſammelten Reichsparteiausſchuß
Veranlaſſung gegeben, die Geſomtlage, auf die bevorſtehenden
Aufgaben in eingehender Ausſrrache zu klären. Dieſe Klärung
iſt mit dem Ernſt und dem Verantwortlichkeitsgefühl erfolgt,
die der Augenblick erheiſcht, und hat klar erkennen laſſen, wie
unerſchütterlich die innere Verbundenheit in der gemeinſamen
Grundeinſtellung der Deutſchen Zentrumspartei iſt. Der Aus=
ſchuß
lenkt die Aufmerkſamkeit der Geſamtpartei auf die Er=
füllungder
ſozialen Grundgedanken, die von jeher
das Fundament der Deutſchen Zentrumspartei geweſen ſind.
Die Deutſche Zentrumspartei kann ihrem inneren Weſen
nach nur eine chriſtliche und ſoziale Volkspartei ſein. Auch in
der deutſchen Republik hat ſie die aus den gewaltigen Umſchich=
tungen
ſich ergebenden Aufgaben entſchloſſen aufgegriffen und
in den verſchiedenſten Koalitionen ſchrittweiſe zu löſen ſich be=
müht
. Sie iſt ſich deſſen bewußt, daß neue dringliche Fragen der
Löſung harren. Weite Kreiſe des werktätigen Volkes in der
Arbeiterſchaft, im Mittelſtand und in der Landwirtſchaft haben
in den Wirren der letzten Jahre den Anteil am Ertrag ihrer
Arbeit nicht zu erringen vermocht, der ihnen zu ihrem Aufſtieg
und zur Erfüllung ihrer wirtſchaftlichen Aufgaben im Volks=
ganzen
zukommen muß. Alternde Arbeiter und Angeſtellte ſehen
ſich vor ſteigenden Exiſtenzſchwierigkeiten. Viele kinderreiche
Familien haben nicht das zum Leben Notwendige. Noch immer
ſind eine halbe Million Familien im Deutſchen Reich ohne Woh=
nung
. Die Urproduktion in Induſtrie und Landwirtſchaft bedarf
in Rückſicht auf unſere ſchwierige Lage in der Weltwirtſchaft
einer beſonderen planmäßigen Förderung. Durch ſparſame
Finanzwirtſchaft und beſchleunigte Verwaltungsreform muß
namentlich für den Mittelſtand in Handwerk, Handel und Ge=
werbe
ſowie für die Landwirtſchaft eine Entlaſtung von den
drückenden Steuern und Abgaben herbeigeführt werden. Die
Zentrumspartei wird dieſen dringlichen Zeitaufgaben mit allen
ihr zu Gebote ſtehenden geſetzgeberiſchen Möglichkeiten gerecht
werden
Geſetzgeberiſche Maßnahmen allein genügen nicht. Sie be=
dürſen
einer Ergänzung durch eine Verwaltung, die ſich niche
nur an vorhandenen Geſetzen, ſondern am lebendigen Verſtänd=
nis
und am Mitgefühl für die Volksnöte orientiert. Geſetz=
gebung
und Verwaltung können ihre vollen Früchte nur brin=
gen
, wenn verſtändnisvolles Mitwirken und Zuſammenwirken
aller Volksſchichten im Lande ſie tragen. Kaſtengeiſt und Klaſſen=
vorurteil
finden in der Deutſchen Zentrumspartei keine Heim=
ſtatt
. Die Zuſammenfaſſung aller Schichten unter dem einigen=
den
Gedanken einer chriſtlichen, kulturellen, ſozialen Gerechtigkeit
und wahrer Volksverbundenheit im deutſchen Volksſtaat bleiben
das unverrückbare Ziel der Deutſchen Zentrumspartei. Der
Reichsparteiausſchuß erwartet von der Fraktion des Reichstages,
daß ſie ſich für die baldige Verabſchiedung eines Reichsſchul=
geſetzes
, das unferen kultt rpolitiſchen Grundſätzen entſpricht,
mit aller Kraft einſetzt. Der Reichsparteiausſchuß ſpricht der
Geſamtpartei, der Parteiführung und den Fraktionen Dank
und Anerkennung für die verdienſtvolle Arbeit aus. Alle
Angehörigen der Partei in Stadt und Land ruft der Partei=
ausſchuß
auf, in Treue einig und geſchloſſen der Partei zu er=
möglichen
, ihre erfolgreiche Arbeit weiter fortzuſetzen. Ein ſtar=
kes
und geſchloſſenes Zentrum iſt eine Volksnotzwendigkeit für
eine glücklichere deutſche Zukunft.
* Die Berliner Preſſe nimmt bisher im allgemeinen nur
von den Beſchlüſſen des Parteiausſchuſſes des Zentrums Kennt=
nis
und enthält ſich eingehender Kommentare. Die Germania,
dagegen gibt der Reſolution einen anſcheinend parteioffiziöſen
Leitartikel mit auf den Weg, in dem Wert auf die Feſtſtellung
gelegt wird, daß die Entſchließung, die ſie ein ſoziales Arbeits=
programm
nennt, einſtimmige Annahme gefunden habe. Auf
einige Hinweiſe, die ſich in der demokratiſchen Preſſe fanden,
wonach Dr. Marx weder ein Vertrauensvotum verlangt noch er=
halten
habe, erklärt die Germania, daß die führenden Inſtan=
zen
der Partei mit beſußter Abſicht der Parteiführung und den
Fraktionen Dank und Anerkennung für ihre Arbeit ausgeſprochen
haben, wodurch das Vertrauen in die Führung weſentlich ge=
feſtigt
und vertieft worden ſei. Aus dem Artikel geht im übri=
gen
hervor, daß man ſich in Zukunft mit den ſozialen Problemen
ganz beſonders beſchäftigen wird.

*Shakeſpeare in der deutſchen
Geiſiesgeſchichte.
Von Profeſſor Dr. phil. h. c. Karl Berges.
Wir Deutſchen waren während des Weltkrieges wohl über
nichts ſo entſetzt, als über die von unſeren Feinden gegen uns in
Umlauf geſetzten, auch von den neutralen Zuſchauervölkern ge=
glaubten
, ſelbſt jetzt zum Teil noch im Schwange befindlichen
Hetzlügen und Greuelmärchen. Heute wiſſen wir, belehrt durch
das vortreffliche Buch von Kurt Baſchwitz: Der Maſſenwahn,
ſeine Wirkung und Beherrſchung (C. H. Beck, München), daß
alle jene lügenhaften Anſchuldigungen einem von der Oberaufſicht
des Verſtandes befreiten, ſtets nach gleichen Regeln ablaufenden
Fehldenken entſpringen, eben jenem Maſſenwahne, von dem die
entlaſtungsbedürftigen Völker ſich befallen ließen. So verſtehen
wir, daß die Deutſchen auf einmal als Barbaren und Hun=
nen
galten auch bei geiſtig hochſtehenden Leuten, die ihre wiſſen=
ſchaftliche
Ausbildung deutſchen Hochſchulen verdankten und ihre
Hochſchätzung deutſcher Kultur immer bekannt hatten; verſtehen
auch, daß ſelbſt hochgebildete Engländer und Amerikaner es dul=
deten
oder gar förderten, wenn von ihnen ſelbſt früher verehrte
und von ihren eigenen Großen, wie Carlyle und Emerſon, ge=
heiligte
Meiſter und Führer (Beethoven, Friedrich der Große
u. a.) auf den Inder der Geächteten geſetzt wurden. Uns Deut=
ſchen
dagegen war es nicht möglich, wir hatten es aber kraft
unſeres guten Gewiſſens auch nicht nötig, mit den Angelſachſen
und ihren Bundesgenoſſen in der Verächtlichmachung wahrhaf=
ter
Geiſtesgrößen und Geiſteswerte zu wetteifern. Wir durften
uns unſerer Kulturaufgabe auch in den Zeiten höchſter Erbitte=
rung
bewußt bleiben, jener tief in unſerem Nationalcharakter
begründeten Fähigkeit, je und je das Beſte und Schönſte aller
Zonen und Zeiten dem deutſchen Geiſte durch innerliche An=
um
ſortzuſahren: Aber man hätte hinzufügen könmen, daß ohne ſein Name ein paarmal auf als beiläufige lit=rariſche Notiz.
De Aloren Denker der Deutſchen es auch keinen Scharnhorſt, Noch immer bot die verlotterte deutſche Bühne mit ihren S aats=

künſtleriſch=äſthetiſche und ſittlich=philoſophiſche Kultur des deut=
ſchen
Idealismus keinen politiſchen Aufbau und keine militä=
riſche
Organiſation deutſcher Volkskraft. Ohne Weimar kein
Potsdam!
Auf allen Wegen jener Dichter und Denker aber ſtoßen wir
auch auf Alt=Englands größten Sohn; auf den Bahnen der
deutſchen Geiſtesentwicklung iſt als Pionier und Helfer, als
Anreger und Förderer ſiets auch Shakeſpeare zu finden. Dieſer
Brite gehört der Welt und ſpricht zu allen Kulturvölkern in
ihrer Sprache, aber mit gleicher Inbrunſt wie der deutſche Geiſt
hat keiner des großen Sreereſchüttlers Genius umfaßt und
durchdrungen, mit gleicher Liebe hat keiner, an ihm fort und
fort gearbeitet, um alle ſeine Schönheiten aus wilden, uner=
gründlichen
Tiefen heraufzuholen, um ſeine Geſtalten und Bil=
der
ganz zu erleben und völlig ſich zu eigen zu machen. So iſt
Shakeſpeare unſer geworden, Geiſt von unſerem Geiſte, ſo gut
wie ein deutſcher Dichter, aber nicht aus ſich allein, ſondern durch
die deutſche Arbeit an ihm und für ihn, durch ein wechſelſeitiges
Geben und Nehmen, Bereichern und Erhöhen, wie es nur die
fortzeugende Liebe vermag. Ihn abzuſetzen, wie die Engländer
mit deutſchen Geiſteshelden getan, wäre für uns ebenſowenig
möglich geweſen, wie die Ableitung eines Nebenfluſſes nach
ſeiner Einmündung in den Hauptſtrom.
Darſtellen, wie dieſer Eindeutſchungsprozeß ſich vollzog,
hieße die Geſchichte des deutſchen Geiſteslebens von etwa drei
Jahrhunderten ſchreiben. Unſer Blick kann nur auf die wichtig=
ſten
Stufen ſallen. Seinen erſten Einzug hielt der Dichter in
Deutſchland um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert mit
jenen engliſchen Komödianten, die der Schauluſt eines roh=
ſinnlichen
Publikums unter Moritaten und Schauerdramen auch
Trümmer des Shakeſpeareſchen Werkes darboten. Die Menſchen der
damals zerfallenden deutſchen Welt wären dem ganzen, echten
Shakeſpeare noch nicht gewachſen geweſen; das beweiſen die deut=
ſchen
Stückeſchreiber jener Zeit, die, wie der Herzog Julius von
eignung zu erobern und aus der dadurch geſteigerten eigenen Braunſchweig, der Nürnberger Jakob Ayrer und der Schleſier

Leiſtung die Fremde wieder ſegensreich zu befruchten. Durch Andreas Gryphius, die Shakeſpeareſche Stoffwelt in einigen ihrer
dieſe Gabe ſind wir zu einer Weltmacht des Geiſtes geworden, Dramen ausnutzten. Der von der Poeterei eines Opitz dem
ehe wir zu einer politiſchen wurden, Zuſammenhänge, die ſo dichteriſchen Schaffen vorgeſchriebene lehrhafte Zweck benahm
gut wie nur irgendein Deutſcher ein engliſcher Staatsmann, dieſem die Freiheit und verhinderte den Aufſchwurg in eine freie
Viscount Haldane, auch ein während des Krieges vom Verehrer künſtleriſche Welt. Unter ſolchen Umſtänden verblaßte ſelbſt die
zum Schmäher deutſcher Kultur Gewandelter, erkannt hat. geringe Vekanntſchaft mit jenen Verballbornungen des Briten zu
Ohne Goethe kein Bismarck, ſo zitierte er einſt in einer Rede, bloßer Erinnerung. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauchte
Slechle Roon und Moltke gegeben hätte, alſo ohne die aktionen, zotigen Hanswurſtiaden und prukvollen welſchen Opern

für den großen germaniſchen Dichter keinen Raum. Schwulſt
und Unnatur mußten erſt verdrängt werden durch den Sinn für
das Wahre und Natürliche, und den erſten Schritt dazu tat der
Zittauer Rektor Chriſtian Weiſe mit ſeinen nüchternen Schul=
dramen
, darunter einem verwäſſerten, mit leichtfaßlichen Mora=
lien
ausgeſtatteten Peter Squenz und einer Bearbeitung des
Stücles Der Widerſpenſtigen Zähmung. Von hier aus berei=
tete
ſich die Empfänglichkeit für Shakeſpeare vor; mit dem Er=
wachen
des deutſchen Lebens zur Selbſtbeſinnung wuchs auch
das Verlangen nach beſſerer geiſtiger Nahrung.
Auch bei dieſer Wiedergeburt erwies ſich der Kampf als der
Vater auer Dinge. Der Vor ampf fano, dem Geiſte der Auf=
ilärung
entſprechend, unter Gelehrten ſtatt. Gottſcheo, der große
Ordner der verwilderten deurſchen Sprache, Literaaur und Schau=
bühne
, ſtellte die Verbindung zwiſchen Dichung und Theater wie=
der
her. Aber die Zauberin Phantaſie blieb noch ausgeſchlofſen
aus ihrem eigenſten Bereiche, weil die ungebandigte Phantaſtik
dort allzuviel Unheil anzerichtet hatte. Der Phantaſie als ſchöpſe=
riſcher
Macht ihr kön gliches Recht zu wahren, war der Sinn des
Streites um das Wunderbare in der Poeſie, den die Schweizer
Bodmer und Breitinger, im Namen Miltons mit Gottſched, dem
Vertreter des franzöſiſchen Klaſſizismus, ausfochten. Mit der
erſten, noch recht engherzigen Rechtfertigung der Phantaſie war
auch der erſte Keim für ein beſſeres Verſtändnis Sha eſpeares
geleg:. Gegenüber den von Gottſched hartnäckig verteidigten fran=
zöſiſchen
Muſtern waren durch die Verherrlichung Millons und
des engelländiſchen Sopholles zum erſtenmal zwei Saup. pertre=
ter
germaniſcher Dichtkunſt unter die europäiſchen Muſter einge=
reiht
und damit ein literaturgeſchichtlicher Fortſchritt von größter
Traywpeite eingeleitet.
Aber nicht nur vor dem Forum der Phantaſie, auch vor dem
der Vernunft muß,e der britiſche Genius die Probe beſtehen. Auch
zu dieſer En ſcheidung gab der betriebſame Gottſched den Anſtoß=
als
er über die erſte deutſche Ueberſetzung eines Shake=
ſpeareſchen
Dramas, die des Julius Cäſar, durch den preußie
ſchen Geſandten am engliſchen Hofe, Kaſpar Wilh. v. Borck (1741)
die erſte deutſche Kritik ſchrieb mit dem echt rationaliſtie
ſchen Kernſatz gegen den regelloſen Barbaren Shakeſpeake:
Die elendeſte Haupt= und Staatsaktion unſerer gemeinen Komö=
ianten
iſt kaum ſo voll Schnitzer und Fehler wider die Regein
der Schaubühne und g ſunden Vernunft, als dieſes Stück Shale=
peares
iſt. Nun en brannte der Kampf auf der ganzen Linie,
und der Nane Shaepcare ward zum Loſungswort für alle, die
unter ſeiner Fahne neue künſtleriſche Ideale zum Siege führen
wollten.

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Nummer 31

Dienstag den 31 Januar 1928

Seite 3

Die Tagung des Keicnanebandes i Deriin
Kritik am Dawesplan. /Proteſt gegen die ſteuerliche Ueberlaſtung. / Forderungen
nach Zollſchutz für die landwirtſchaftlichen Produkte, nach Beſeitigung des zoll=
freien
Gefrierfleiſchkontingents und Schutz der Milch und Milchprodukte.
grenzung der Aufgabengebiete innerhalb der einzelnen Verwal=
Die Rundgebung der Landwiriſchäft. tungseinrichtungen ſeine volle Aufmertſamkeit zugewendet. Er

Notrufe von allen Seiten. Der Vorſioß
gegen das Parlament.
Berlin, 30. Januar.
Als Einleitung zu den Vortragsveranſtaltungen der ſog.
Grünen Woche fand heute mittag im Zirkus Buſch die tradi=
tionelle
Kundgebung der deutſchen Landwirtſchaft ſtatt. Nach
dem Fahneneinmarſch eröffnete der Präſident des Reichsland=
bundes
, der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Hepp, die
8. Reichslandbund=Tagung mit einer längeren Anſprache. Er
führte u. a. aus: Die Entwicklung unſerer Wirtſchaftslage hat
in eindeutiger Weiſe den Beweis erbracht, daß die Vorausſetzun=
gen
für die endgültigen im Dawesplan vorgeſehenen Lei=
ſtungen
nicht eingetreten ſind. Bei loyalſtem Willen des deut=
ſchen
Schuldners iſt heute feſtzuſtellen, daß einmal der Dawes=
plan
infolge Ueberſchätzung der Leiſtungsfähigkeit der deutſchen
Wirtſchaft fehl geht, vor allem aber endgültig ſcheitert an dem
Umſtand, daß das Ausland ſelber durch ſeinen Abſchluß vor der
deutſchen Ware die Erzielung der deutſchen Exportüberſchüſſe
verhindert. Das gibt uns das Recht, die Dawes=Verpflichtungen
als eine Exiſtenzfrage der deutſchen Nation auf=
zurollen
und bei der kommenden Regelung der Dinge die
Lebensbedingungen unſeres Volkes als das Entſcheidende zum
Ausdruck zu bringen. Als Schuldner und Zinsverpflichteter lei=
det
die Landwirtſchaft unter der heutigen Regelung auf das
Schwerſte. Neben den 2½ Milliarden Dawes=Verpflichtungen
müſſen über 1 Milliarde durch die Verzinſung und Amortiſie=
rung
unſerer Auslandsanleihen an das Ausland geleiſtet wer=
den
. Hinzu kommt der Ueberſchuß der Einfuhr über die Aus=
fuhr
, der wertmäßig 1927 mit 3,9 Milliarden anzuſetzen iſt. Es
iſt kennzeichnend, daß dieſer Summe der Wert der Geſamteinfuhr
an Lebens=, Genuß= und Futtermitteln entſpricht. Im Erſatz
ausländiſcher Produkte durch inländiſche Erzeugniſſe ruht alſo
im erheblichſten Maße die Möglichkeit der Beſſerung unſerer
Wirtſchaftsbilanz. Ueber der Landwirtſchaft ſteht heute mit gro=
ßen
Lettern das Wort unrentabel. So wichtig eine Löſung
des Verſchuldungs= und Umſchuldungsproblems iſt, ſo muß man
ſich darüber im klaren ſein, daß letzten Endes die Frage der
Entſchuldung nur auf dem Wege der Wieder=
herſtellung
der Rentabilität gelöſt werden kann. Tat=
ſächlich
aber hat hier die Entwicklung der letzten Monate wieder
eine Verſchlechterung gebracht. Die deutſche Landwirtſchaft darf
für ſich in Anſpruch nehmen, mit Energie an der Rationaliſie=
rung
ihrer Betriebe zu arbeiten. Bei den heutigen Schuldver=
hältniſſen
in der Landwirtſchaft aber iſt jede wirkliche
Rationaliſierung unmöglich, ſolgnge nicht
greifbare Maßnahmen der Umſchuldung bei
gleichzeitiger Zinsſenkung in Verbindung
mit ausgeſprochenen Rentabilitätsmaßnah=
men
durchgeführt werden. Dazu fordern wir die
ſyſtematiſche Umſchuldung durch beſchleunigte
ratenweiſe Zuführung von langfriſtigen Kre=
diten
zu erträglichen Zinsbedingungen. Weiter
iſt eine Verſchiebung der Fälligkeitstermine der nächſten Rück=
zahlung
bis nach der diesjährigen Ernte notwendig.
Infolge der Nichtlöſung des Umſchuldungsproblems gewin=
nen
unſere Forderungen zur Rückkehr der Rentabilität, ins=
beſondere
über die Wege der Zoll= und Handelspolitik
verſtärkte Bedeutung.
Der Redner wandte ſich dann der Steuerfrage zu und er=
klärte
u. a., daß die heutige ſteuerliche Ueberlaſtung
ohne weiteres jegliche neuen Steuern verbiete,
ſo insbeſondere die vielfach beantragte Fahrzeug= und Zugtier=
ſteuer
. Ein großer Teil der Beanſtandungen, die die Landwirt=
ſchaft
pflichtgemäß zu machen habe, ſei in dem heute geltenden
Syſtem begründet. Das Syſtem von heute lege die Entſchei=
dungen
in die Parlamente und übertrage damit die Beſtimmung
des Geſchicks der Nation der organiſierten Maſſe. Der Reichs=
landbund
habe daher dem Problem der ſtaatlichen Führung, des
inneren ſtaatlichen Aufbaues, der Regelung des Verhältniſſes
des Reiches zu den Ländern, insbeſondere zu Preußen, der Ab=

halte es für ſeine Pflicht, die endgültige Löſung dieſes Problems
nicht ſolchen politiſchen Kreiſen zu überlaſſen, die ihre Kraft nicht
aus dem Volkstum des Landes ſchöpfen. In einer Parallel=
verſammlung
im Großen Schauſpielhaus ſprach der Präſident
des Reichslandbundes, Graf Kalckreuth, wobei er ein aus=
führliches
Bild über
die Lage der deutſchen Landwirtſchaft
gab. Die Landwirtſchaft habe in den letzten vier Jahren ein
Drittel ihres Vermögens einfach verloren, und noch beſtehe keine
entſcheidende Ausſicht auf eine Aenderung der Lage. Unrichtig
ſei die Annahme, daß nur der Großgrundbeſitz ſich verſchuldet
habe. Gerade neuere Forſchungen lehrten, daß von den mehr als
2 Milliarden ſogenannter wilder, ſtatiſtiſch nicht zu erfaſſender
Schulden der Löwenanteil auf den kleinen landwirtſchaftlichen
Grundbeſitz falle. Die Landwirtſchaft habe ſich heute zwangs=
läufig
zu einer milden Stiftung enwickelt, die Volksſpeiſungen
unter Hergabe bedeutender Zuſchüſſe vornehme. Dem Landwirt
müſſe die Möglichkeit gegeben werden, auch den Preis ſeiner
Produkte der allgemein geſunkenen Kaufkraft im Inlande aus=
zugleichen
. Der Redner ſtellt dann die bekannten Forderungen
auf nach einem genügenden Zollſchutz für die landwirtſchaftlichen
Produkte, nach Beſeitigung des zollfreien Gefrierfleiſchkontin=
gents
, Schutz der bisher faſt ungeſchützten Milch und Milchpro=
dukte
. Der Redner forderte weiter Ausbau der Siedlungs=
tätigkeit
. Was aber vor allem nottue, ſei nicht eime Neuver=
ſchuldung
, ſondern eine Umſchuldung, d. h. die Ueber=
führung
der mit unerträglich hohen Zinsſätzen belaſteteten
Wechſelſchulden, die durch ihre Kurzfriſtigkeit eine große Gefahr
bedeuten, in eine für die Landwirtſchaft tragbare Form.
Vor allem ſei es notwendig, der Alleinherrſchaft der auf dem
Syftem der allgemeinen gleichen Wahl beruhenden politiſchen
Parlamente ein gleichberechtigtes Gremium eines anderen Par=
laments
gegenüberzuſtellen, das der Verſchwendung des heute
ſpuveränen politiſchen Parlaments Einhalt gebieten könne. Der
Redner begrüßte die von dem früheren Reichskanzler Dr. Luther
ins Leben gerufene Inſtitution zur Erneuerung Deutſchlands.
Zum Schluß bemerkte Graf Kalckreuth, daß eine Geſundung der
Wirtſchaft auf geſetzmäßigem Wege nur dann herbeigeführt wer=
den
könne, wenn zunächſt die Faktoren aus der Weimarer Ver=
faſſung
ausgeſchaltet werden, die eine vernünftige, den Bedürf=
niſſen
einer geordneten Wirtſchaftsführung Rechnung tragende
Regierung und Verwaltung verhindern.
Reichsernährungsminiſter Schiele: Die Not
der Landw.rtſchaft eine Gefahr für das deutſche
Volk. Der Weg zur Rettung.
Nach herzlichen Begrüßungsworten des ſtellvertretenden Vor=
ſitzenden
des brandenburgiſchen Landbundes, Bethgen, ergriff
Reichsernährungsminiſter Schiele das Wort. Der Miniſter über=
brachte
zunächſt die Grüße und Wünſche des Reichspräſidenten,
des Reichskanzlers und der geſamten Reichsregierung. Er führte
dann u. a. folgendes aus: Ich wende mich an das ganze deutſche
Volk, denn es geht um die Entſcheidung, es geht um das Letzte.
Ich rufe die Frage ins Land: Will das deutſche Volk und wollen
ſeine berufenen Führer die deutſche Landwir=ſchaft, den Grund=
ſtock
allen wirtſchaftlichen und ſtaatlichen Lebens, erhalten oder
preisgeben und verſinten laſſen? Die 7 Milliarden land=
wirtſchaftlicher
Verſchuldung wit ihrer gegenüber
den Wirtſchaftsergebniſſen völlig untragbaren Zinslaſt in ihrer
unorganiſchen Geſtaltung und mit dem Stempel bitterſter Not
auf der Stirn ſind ja nur ein Beweis dafür, daß die große Mehr=
zahl
unſerer landwirtſchaftlichen Betriebe infolge der Geſtaltung
der Wirtſchafts= und Marktverhältniſſe mit Verluſt gearbeitet hat.
Die Landwirtſchaft hat jährlich einen wirt=
ſchaftlichen
Fehlbetrag von über einer Mil=
liarde
Mark als neue Schulden aufnehmen müſ=

ſen. Nunmehr droht die unter dem Einfluß der Witterungs=
verhältniſſe
vielfach ſchwer geſchädigte Ernte der beiden letzten
Jahre die Kataſtrophe auszulöſen. Die Verſchuldungsmög=
lichkeit
hat ihren Höhepunkt erreicht. Sie hat ihn teils überſchrit=
ten
. Man ſpricht von Stillegung der Betriebe.
Das Geſpenſi brachliegender Höfe und ver=
ödeter
Wiriſchaften ſieht vor der Tür. Die
Landflucht ſieigt
in einem nie gekannten Ausmaße. Niemand darf glauben, daß
die Gefahren, von denen die Landwirtſchaft umgeben iſt, durch
die bisher gewährten Mittel und Maßnahmen oder durch Um=
ſchuldung
allein gebannt werden könne. Die entſcheidende Wen=
dung
in der Lage der Landwirtſchaft iſt nur möglich durch eine
Politik, die auf allen Gebieten planmäßig und zielbewußt auf
eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Grundtatſachen hinwinkt.
Es gilt, die Stellung der heimiſchen Viehwirtſchaft auf dem deut=
ſchen
Markt zu beſſern und da, wo Ueberangebote ſind, Ventile
zu ſchaffen, ohne den Verbraucher zu belaſten. Das Wichtigſte
bleibt die Stärkung der handelspolitiſchen Stellung der Land=
wirtſchaft
, denn der Druck einer Nahrungsmitteleinfuhr von
jährlich vier Milliarden Mark, von der wir drei Milliarden im
eigenen Lande ezeugen könnten, iſt kaum noch zu ertragen. Sie
iſt die weſentliche Urſache für die rieſigen Defizite unſerer Land=
wirtſchaft
. Die überflüſſige Nahrungsmittelein=
fuhr
bedeutet überdies eine rieſenhafte Ausſperrung deutſcher
Arbeiter. Die Nahrungsmitteleinfuhr ſteht in unmittelbarem
Zuſammenhang mit der Paſſivität unſerer Handelsbilanz und
der Zunahme unſerer Auslandsverſchuldung. Mit Blindheit iſt
geſchlagen, wer die fürchterliche Verkettung dieſer Zuſammen=
hänge
nicht ſieht. Es gilt, zu kämpfen dafür, daß der politiſche
Wille erweckt wird, den Hebel herumzuwerfen und alles Können
in Staat und Volk einzuſetzen für die Erhaltung und Steigerung
der produktiven Kräfte unſeres Landes. Auseiner ſterben=
den
Virtſchaft kann keine nationale Kraft,
keine Siedlung erwachſen.
Der Oſien iſi verloren, denn ſeine Landwirt=
ſchaft
ſtirbt.
Schon ſetzt der Abwanderungsſtrom aus dem
Oſten bedenklich ein von Landarbeitern, die vor den un=
zulänglichen
Löhnen fliehen, von Bauernſöhnen, die keine A. ſ=
ſtiegsmöglichkeiten
mehr in dieſem Lande ſehen, von Kleinbauern,
die Haus und Hof verloren haben, die nun nach dem Weſten in
die Induſtrie ziehen, um dort die große induſtrielle Reſerve=
armee
der Erwerbsloſen und der Flüchtlinge zu vermehren. Es
gibt noch viel zu tun, bis eine Agrarpolitik zu der Verwirk=
lichung
konunt, eine Agrarpolitik, die es der Landwirtſchaft ge=
ſtattet
, Löhne zu zahlen, die die Arbeiter auf dem Lande erhält
und die zur Schaffung neuer bodenſtändiger Arbeitsplätze, einer
dauernden Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit beiträgt. Weiter gilt
es, einen Schlußpunkt zu ſetzen unter die Art der Verſchuldungs=
politik
, wie ſie bisher getrieben wurde. Neue Kredite darf
die Landwirtſchaft nur dann nehmen, wenn ihre unmittelbare
produktive Auswirkung geſichert iſt. Ich rechne hierzu die Meli=
oriſationskredite
, zu deren laufender Verbilligung vom Reich
namhafte Mittel bereitgeſtellt ſind, und Molkereikredite, die eben=
falls
Zinsverbilligung erfahren. Hier und auf einigen anderen
Gebieten hat das Reich und haben die Länder Hilfsſtellung ge=
leiſtet
für das, was ich für das Wichtigſte zum Wiederaufbau
der Landwirtſchaft halte: als tatkräftige Selbſthilfe. Der Mi=
niſter
ſchloß mit den Worten;
Der Weg zur Geſundung
unſerer Handelsbilanz, der Weg, aus der Verſchuldung heraus,
der Weg aus der dauernden Arbeitsloſigkeit, der Weg zur Unab=
hängigkeit
vom Auslande geht über die Erſtarkung der deutſchen
Landwirtſchaft, und nur eine baumſtarke Landwirtſchaft führt
und ebnet uns den Weg zur deutſchen Freiheit. Es gibt kein ge=
ordnetes
Staatsvolk, es gibt kein gedeihliches Staatsleben, wo der
Bauer vernachläſſigt iſt, wo er wurzellocker und wurzellos ge=
worden
iſt. Gebt dem deutſchen Bauern den Ackerpflug feſter in
die Hand, er iſt bereit, mit ſtarker Fauſt und leidenſchaftlicher
Liebe zu ſeinem Berufe und zu ſeiner Heimat dieſen Pflug mit
aller Kraft tiefer in den Boden zu drücken und herauszuholen,
was herauszuholen iſt. Allen Widrigkeiten zum Trotz wird er
von dem feſten Glauben an die deutſche Zukunft niemals laſſen.
Solchen entſchloſſenen Mut gber, ſolchem Pflichtbewußtſein und
ſolcher Treue dürfen und werden Staat und Reich Schutz und
Schirm nicht nehmen.

Einer aus Gottſcheds Schule, Joh. Elias Schlegel, der Oheim
jenes Brüderpaares, das im Kampfe für den britiſchen Dichter
die letzten en ſcheidenden Taten auszuführen berufen ward, för=
derte
in ſeiner erſten weiterſührenden Würdigung Shakeſpeares
die neue Erienntnis zutage, daß die Stärke des Engländers
in ſeinen Charatteren, in der Menſchendarſtellung, beruhe und
daß er die ſo viel mißverſtandenen Regeln des Ariſtoteles beſſer
gewahrt habe, als die geprieſenen Franzoſen. Gottſched blieb bei
ſeiner Ablehnung und las zeitlebens kein Stück des Verabſcheuten
mehr. Aber er konnte deſſen Siegeszug nicht hindern. Gelehrte,
junge Dichter und Literalurliebhaber vertieften ſich immer mehr
in das Studium der Werke des Briten, und ſchließlich führte Leſ=
ſings
Entſcheidungskampf Gottſcheds Sturz und Shakeſpeares
Triumph zugleich herbei.
Der literariſche Unabhängigkeitskrieg, den der große Kritiker
um die Mitte des 18. Jahrhunderts begann, galt der Befreiung
von der Tyrannei der Muſter und Regeln und deshalb vor allem
von der Herrſchaft der Franzoſen. Shakeſpeare aber wurde als
Sturmbock gegen die Feſten und Schanzen der hinter der Ueber=
lieferung
Verbarriiadierten verwandt. Alle zukunftsgewiſſen, be=
weglichen
Geiſter ſekundierten ihrem Vorkämpfer Leſſing in ſei=
nem
gewaltigen Streite. Was ſeine Vorläufer vereinzelt und ge=
legentlich
zur Sache Shakeſpeares geſagt hatten, das kam bei ihm,
dem Begründer der hiſtoriſchen Aeſthetik, und unſeres nationalen
Dramas, in einen großen, tlaren Zuſammenhang, wurde umge=
ſetzt
in ſchöpferiſche Taten. Er vertündigte die Lehre vom ſelbſt=
herrlichen
Genie. Shakeſpeare will ſtudiert, nicht geplündert
ſein mit dieſem wuchtigen Satze war die Poeſie von dem
Fluche der knechtiſchen Nachahmung aufgedrungener Muſter und
Regeln befreit, mit der Forderung der Wahrheit und Natur dem
deutſchen Drama ein Weg gewieſen, auf dem es ſich von dem bri=
tiſchen
Genius befruchten laſſen und doch eigenen, nationalen
Wuchs gewinnen konnte. Leſſing ſelbſt ging mit ſchöpferiſchen
Taten, ſeinen Dramen, auf dieſem Wege voran.
Ihm folgten die Ueberſetzer mit der dichteriſchen Eroberung
des Shakeſpeareſchen Geſamtwerkes, zuerſt Wieland und Eſchen=
burg
(176266 und 177582), die dem ganzen Kreis der Stür=
mer
und Dränger, auch Goethe und Schiller, die erſte Kenntnis
des Gewaltigen erſchloſſen; auf ihr beruht die ganze Dramatik
dieſer Jugend vom Götz bis zu den Räubern und Kabale
und Liebe und Gerſtenbergs Ugolino, einem der erſten der
Sturmvögel der kraftgenialiſchen Bewegung.
Die Bewegung ſelbſt aber kam von Herders lebenerweckenden
Feuergeiſt. Früh durch ſeinen Landsmann Hamann zu Shake=
ſpeare
geführt, gab er 1772 aus innigſtem Erleben der künſtleri=

ſchen Erſcheinung und aus geiſtesverwandter einheitlicher An=
ſchauung
das erſte Geſamtbild Shakeſpeares. Er entdeckte des
Briten Tragödie als die germaniſche und moderne, der antiken
ebenbürtige Form des Tragiſchen.
Nun erſt konnte Shakeſpeare ganz als Führer und Vorbild
in unſerer Dichtung walten. Die dichteriſche Welt wurde infolge
dieſer Wiedererweckung mit neuen Menſchen bevölkert, mit Men=
ſchen
, die nicht mehr, wie einſt, bloß zufällige Träger von Schick=
ſalen
, Begeher oder Erdulder beſtimmter Handlungen waren, ſon=
dern
individuelle Einheiten lebendiger Kräfte und Leidenſchaften,
die ſich im Ringen mit der Welt aus Freiheit und Notwendigkeit
ihr Schickſal ſelber ſchaffen. Jeder Dichter, der ſeitdem innerliche
Menſchen geſtaltet, iſt als ein Nachfahre Shakeſpeares dieſem zu
Danke verpflichtet. Keiner unſerer Großen ſeit Herders Entdek=
kung
, auf den der große Brite nicht läuternd und vertiefend ge=
wirkt
hätte. Allen voran haben Goethe und Schiller früh und
ſpät bekannt, was Shakeſpeare ihnen als Meiſter und Vorbild
ihrer Kunſt bedeutete. Und weiter alle, von Heinrich v. Kleiſt
über Hebbel und Otto Ludwig bis auf den neueſten Schillerpreis=
träger
Hermann Burte, zählen ihn zu ihren geiſtigen Ahnen.
Der wichtigſte Akt der Eindeutſchung Shakeſpeares, die
Schlegel=Tieckſche Nachdichtung, war nur möglich, nachdem durch
das Schöpfertum der beiden Großen die deutſche Sprache genü=
gend
gekräftigt und bereichert, geſchmeidigt und geſtimmt war.
Die Wiedergeburt Shakeſpeares als eines deutſchen Sprachgan=
zen
iſt das durchaus Neue, das Welihiſtoriſche an der Uebertra=
gung
Schlegels, ſagt Friedrich Gundolf, der ſelber eine moderne
Shakeſpeare=Nachdichtung geliefert hat, in ſeinem ausgezeichneten
Buche Shakeſpeare und der deutſche Geiſt.
Auch über die Grenzen der eigentlichen Dichtkunſt hinaus
führt Shakeſpeares Wirkung: die Auffaſſung der Antike, die Ein=
ſchätzung
der Volksindividuen und ihrer ſchöpferiſchen Leiſtungen,
die Betrachtung von Welt und Natur, die Bühnenkunſt und die
äſthetiſche Kritik, die Literaturwiſſenſchaft und die Kunſtphilo=
ſophie
ſie alle ſind umgeſchaffen, neu geboren worden unter den
Einwirkungen, die von dieſem Rieſengeiſt unmittelbar oder
mittelbar ausgingen. Die deutſche Shakeſpeare=Forſchung iſt un=
übertroffen
in der Welt, und eine deutſche Shakeſpeare= Geſell=
ſchaft
nimmt die geiſtige Pflege des Dichterkönigs in beſondere
Hut. Ihren Sitz aber hat ſie an der geheiligten Stätte unferer
größten literariſchen Ueberlieferungen, in Weimar, wo. bem
Goethe=Schiller=Standbild benachba t, auch eint mnmornes Deuik=
mal
Shgkeſpeares ſteht.

* Literariſcher Abend.
Am. Der Darmſtädter Journaliſten= und Schrift=
ſtellerverein
eröffnete am Montag abend im Kaſino ( Gra=
fenſtraße
) die Reihe ſeiner diesjährigen Winterveranſtaltungen
mit einem literariſchen Abend, der der einheimiſchen Dichterin
Frau Edith Winkelmann gewidmet war. Herr Graf
Hardenberg erzählte in einleitenden Worten einiges aus
dem äußeren Leben der Dichterin, die, aus dem Oſten ſtam=
mend
, zuerſt Märchen bei der Geſellſchaft heſſiſcher Bücherfreunde
erſcheinen ließ, um dann durch die Schule der Weisheit dauernd
an Heſſen und Darmſtadt gefeſſelt zu werden. Herr Dr. Wauer
las zunächſt, zum Teil aus dem Manuſkript, Gedichte aus den
Liedern der Liebe, kleine, einfache, formſchöne Verſe, die tiefſte
Gedanken des Lebens umſpannen. Dann folgte eine Novelle
Das Feſt des heiligen Lazarus, in der durch die düſter gemal=
ten
, erſchütternden Bilder aus dem Leben und Leiden der Aus=
ſätzigen
das hohe, reine Lied von der Liebe zweier junger
Menſchenkinder hindurchklingt. Hierauf las Dr. Wauer, der klug
und beherrſcht vortrug, zuweilen die Leidenſchaft der Dichtung
nachſchaffend breit dahinſtrömen laſſend, ein volkstümliches
Märchen vom Teufel im Faß. Zur freudigen Ueberraſchung der
recht zahlreichen Zuhörer ließ ſich auch die Dichterin ſelbſt hören=
und las ein Märchen Der Holzknecht und die Elſter vor. Ein
Märchen voll ſchlichter Symbolik, aus naturgebundenen und
naturverbundenen Kräften der Volksſeele gegriffen, in liebens=
wurdiger
Friſche das Selbſtgeſchaute im Vortrag noch einmal
erlebend. Herr Geheimrat Dr. Berger faßte den Dank der
Hörer an Dichterin und Interpreten in herzliche Worte zu=
ſammen
. Man wird den ferneren Weg der jungen ſympathiſchen
Dichterin mit achtungsvoller Aufmerkſamkeit verfolgen und auf
das mit erwartungsvoller Freude hoffen können, was ſie uns
H. V. W.
noch ſchenken wird.
4p. Die letzten Tränen und andere Erzählungen. Von Dorotheg
Hollatz. (Verlag von Franz Borgmeyer, Hildesheim.) Sachs kleine
Erzählungen, in deuen ein warmes Herz pulſt, die vom Glück und Leid
der Liebe, Mitleid, Barmherzigkeit umd ergreifenden Menſchenſchickſalen
band=ln. Mitleid mit den Armen und Bedrängten und Selbſtaufopfe=

Schliär und innig, wahr und h
e geſchrieben und greffen ans Herz.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Ein Fortſchritt in der Rentnerſache.
Von
Direktorin Dr. Matz, M. d. R.
Nach immer erneuten Verzögerungen und Ueberwindungen
wannigfacher parlamentariſcher Schwierigkeiten, auch innerhalb
der Regierungskoalition, in der die Deutſche Volkspartei und
die Deutſchnationale Volkspartei den Gedanken eines ſelbſtän=
digen
Reutnerverſorgungsgeſetzes vertreten, iſt man endlich im
Sozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichstages in die Beratung
des Rentnerverſorgungsgeſetzes eingetreten. Mit
Recht haben die Rentnerkreiſe dieſe Verzögerung als ein Unrecht
gegen ſie, die ſtets haben zurücktreten müſſen, empfunden und in
zahlreichen Proteſtverſammlungen ihre durchaus berechtigte For=
derung
nach einer Sonderregelung für ihren Kreis vertreten.
Bekanntlich beſtehen im Reichsarbeitsminiſterium ſtarke Wider=
ſtände
gegen das Prinzip der Herausnahme der Rentner
aus der Fürſorge‟. Auch jetzt ſcheint man, wie ſich aus den
Verhandlungen des Haushaltsausſchuſſes des Reichstages ergab,
im Reichsarbeitsminiſterium noch den Gedanken einer verbeſſer=
ten
Fürſorge für die Kleinrentner unter Ablehnung des ſelbſtän=
digen
Rentnergeſetzes zu vertreten. Dieſe Anſchauung muß als
durchaus verfehlt angeſehen werden. Die ganzen letzten Jahre
haben gezeigt, daß im Nahmen der Fürſorge den Belangen der bisher aus irgendwelchen Gründen die Fürſorge nicht haben in
Rentner nicht Rechnung getragen werden kann.
Nunmehr hat alſo endlich die Beratung des Geſetzes ein=
geſetzt
. Es liegen verſchiedene Entwürfe vor, zwei Entwürfe des
ſchlag des Regierungsrats Tormin aus Lübeck, der eine brauch=
bare
Grundlage darſtellt und von der demokratiſchen Reichstags=
fraktion
mit einigen Aenderungen als Geſetzentwurf eingebracht
iſt. In eingehenden Beratungen hat ſich der Deutſche Verein
für öffentliche und private Fürſorge unter Mitarbeit von ver=
ſchiedenen
Reichstagsabgeordneten und Vertretern des Rentner=
bundes
mit dieſem Entwurf beſchäftigt und wertvolle Abände=
rungsvorſchläge
herausgebrocht.
Der Entwurf ſieht einen Rechtsanſpruch der Rent=
ner
gegen das Reich auf eine beſtimmte Nente vor, die aus
einer Grundrente und einer Zuſatzrente beſtehen ſoll. Eine ge=
wiſſe
Staffelung der Rente entſprechend dem früheren Vermögen
von mindeſtens 500 Mark jährlich erlangt hatte. Es wird hier
notwendig ſein, neben dem Nachweis des Zinseinkommens auch
den Nachweis eines Kapitals zuzulaſſen, das etwa am Stichtage
keine Zinſen eingebracht hat. Die Mindeſthöhe dieſes Kapitals
iſt ſtark umſtritten. Dem Enwurf entſpricht ein Mindeſtkapital
von 10 000 Mark, andere Vorſchläge gehen auf 15 000 und 20 000
Mark und würden den Kreis der Rentner, die unter das Geſetz
fallen, ſtark einſchränken. Schon jetzt iſt mit Recht darauf auf=
merkſam
gemacht worden, daß bei einer Mindeſtgrenze von

Dienstag, den 31. Januar 1928
ausgeſchloſſen iſt und in der Fürſorge verbleiben muß. Anderer=
ſeits
hat der Deutſche Rentnerbund mit Recht die Anſicht ver=
treten
, daß eine gewiſſe Unterſcheidung und eine reine Abgren=
zung
des Begriffs des Kapitalrentners notwendig ſei. Der
Rechtsanſpruch ſoll wirkſam werden, wenn der Rentner das
60. Lebensjahr vollendet hat oder vor Vollendung des
60. Lebensjahres erwerbsunfähig iſt. Von einigen Seiten iſt für
Frauen ein Alter von 50 Jahren vorgeſchlagen worden. Auf
die Rente werden beſtimmte Beträge in Anrechnung kommen.
Für Ehegatten und Kinder ſind Zuſatzrenten vorgeſehen. Die
Rente ſoll nach Ortsklaſſen geſtaffelt ſein, vorgeſchlagen werden
als Grundrente für Orte der Sonderklaſſe und der Ortsklaſſe 4
60 Mark monatlich, für Ortsklaſſe B 55 Mark. Ortsklaſſe C
50 Mark, Ortsklaſſe D 45 Mark. Die Staffelung entſprechend
dem früheren Vermögen kann bis zum Anderthalbfachen dieſer
Renten erfolgen. Neben dem Verſorgungsanſpruch auf Rente
iſt die Gewährung von Krankenfürſorge und Sterbegeld vor=
geſehen
.
Die außerordentlich großen finanziellen und parlanentari=
ſchen
Schwierigkeiten für das Zuſtandekommen des Geſetzes dür=
fen
auch von den Freunden der Rentner nicht verkannt werden.
Nach vorſichtigen Schätzungen würden bei einer Aufrechterhal=
tung
der Mindeſtvermögensgrenze von 10 000 Mark etwa 225 000
Perſonen unter das Geſetz fallen. Von dieſen dürften ſich etwa
125 000 heute in der Fürſorge befinden, während die übrigen
Anſpruch nehmen können oder wollen. Da in der Fürſorge ins=
geſamt
etwa 340 000 Perſonen ſtehen, würden etwa 215 000 in
der Fürſorge weiter verbleiben. Wenn man andererſeits den Nußland, Patek, ſeit Ginem Jahr um einen Wirtſchaſtsvertrag, Ihne daß
Deutſchen Rentnerbundes aus verſchiedenen Zeiten und ein Vor= Charakter eines Geſetzes zugunſten der kleinen Kapitalreut= Forderungen ſtellte. Nußland wollte den Hondelsvertrag nur Zug um
ner aufrechterhalten und eine Abgrenzung des Begriffs Klein=
rentner
vornehmen will, ſo wird man unter die Grenze von
10 000 Mark, die einem Zinsgenuß von etwa 500 Mark entſprach,
nicht weſentlich heruntergehen können, ohne den Charakter des
Geſetzes grundlegend zu ändern und durch eine ſehr ſtarke Aus=
dehnung
des Kreiſes der Verſorgungsberechtigten die eigentlichen
Rentner zu ſchädigen. Man wird mit dieſem Geſetz alſo nur
einen Ausgleich für einen beſtimmten Teil der Geſchädigten
ſeinen neueſten Vorſchlägen auf den Standpunkt einer Mindeſt=
grenze
von 10 000 Mark geſtellt. Ein entſprechender Antrag der
Deutſchen Volkspartei iſt im Sozialpolitiſchen Ausſchuß bei der
Beratung abgelehnt und beſchloſſen worden, unter 10 000 Mark
herunterzugehen. Ein ſozialdemokratiſcher Vorſchlag will alle
iſt vorgeſehen. Als Rentner ſoll gelten, wer ein Zinseinkommen Erſparniſſe von 1000 Mark an erfaſſen. Damit würde der Cha= ſofort nach Rußland abgereiſt iſt, will ſich etwa acht Tage in Moskau
rakter eines Rentnergeſetzes völlig verlaſſen werden. Jede Aus=
dehnung
des Perſonenkreiſes wird außerdem infolge der ſtärke=
ren
finanziellen Belaſtung das Zuſtandekommen des Geſetzes
überhaupt gefährden. Dieſe finanziellen Schwierig=
keiten
ſind ebenfalls ſthr groß. Der Eintritt in die techniſchen
Beratungen darf darüber nicht täuſchen. Im Haushalt ſind
wurf im alten Umfange würde etwa 150 bis 160 Millionen
Mark koſten. Die durch das Herausfallen von 125 000 Rentnern
aus der Fürſorge zu erſparenden 60 bis 70 Millionen Mark
10 000 Mark ein erheblicher Teil der Rentner von dem Geſetz kommen zunächſt den Ländern und Gemeinden, nicht dem Reich

Nummer 34

zugute und müſſen auf dem Wege des Finanzausgleichs erſt wie=
der
in den Reichshaushalt hineingebracht werden. Weitere erheb=
liche
Mehrleiſtungen des Reiches ſind notwendig.
Es iſt aber immerhin beachtenswert, daß zwei große Regie=
rungsparteien
, Deutſche Volksrartei und Deutſchnationale Volls=
partei
, trotz dieſer Schwierigkeiten die Beratung des Geſetzes
veranlaßt haben. Die immer wieder enttäuſchten und vertröſte=
ten
Rentner müſſen endlich den notwendigen Ausgleich erhalten.
Es kommt hinzu, daß die finanzielle Auswirkung des Geſetzes
von Jahr zu Jahr geringer wird, da die in Frage kommenden
Rentner zum großen Teil in ſehr vorgerücktem Lebensalter
ſtehen. Genau wie bei anderen Ausgaben für Kriegsfolgen
werden alſo auch die für das Rentnerverſorgungsgeſetz aufzu=
bringenden
Beträge von Jahr zu Jahr zurückgehen.
Es muß als eine Ehrenpflicht der Schaffenden und Arbeits=
fähigen
erſcheinen, dieſen betagten Menſchen deutſchen Bürger=
tums
endlich in würdiger Form eine wenn auch beſcheidene Ver=
ſorgung
des Alters zu ſchaffen.

Die polniſchrufſiſchen Verhandlungen
P.lſudſki zu einem Vertragsabſchluß mit Ruß=
land
entichloſſen.
E.P. Warſchau, 30. Januar.
Die in Mostau begonnenen Verhandlungen zu einem polniſch=ruſſie
ſchen Handelsvertrag werden in Polen diesmal außerordentlich opti=
miſtiſch
beurteilt. Bekanntlich bemühr ſich der polniſche Geſandte in
er bisher etwas erreicht hätte, weil Tſchitſcherin gleichzeitig politiſche
Zug mit einem Garantiepakt abſchließen. Pilfudſki, der in dieſer An=
gelegenheit
ſogar einige Privatbriefe mit dem ruſſiſchen Volkskommiſſar
des Auswärtigen gewechſelt hat, ſtand jedoch auf dem Standpumkt, daß
Polen bei den Verhandlungen zum Pakt, der Non=Aggreſſion auch Lett=
land
und Eſtland berückſichtigen müßte und wegen ſeiner Bündnisver=
träge
unmöglich iſoliert vorgehen könne. Die Ruſſen behaupteten dar=
auf
ſtets, Polen ſtrebe eine baltiſche Hegemonie an. Nach der Verban=
nung
der Oppoſition um Trotzki und Sapronow haben in Moskau die
ſchaffen können. Der Deutſche Rentmerbund hat ſich auch in wirtſchaftlich orientierten Kreiſe, zu denen auch Litwinow, Stein und die
Redaktion der Ekonowitſcheſkaja Shiſn gehören, ein Uebergewicht er=
halten
, ſo daß der Kreml ſemem Warſchauer Geſandten Bogomoloſu
neue Inſtruktionen erteilen konnte. Die Sowjetuion hätte danach ihren
Standpunkt, wirtſchaftliche Verhandlungen mit politiſchen Fordenungen
zu verkmüpfen, endgültig aufgegeben. Die polniſche Delegation, die
aufhalten. Der wirtſchaftliche Experte, Miniſterialrat Sokolowski, wird
vom Leiter der Oſtabteilung im Miniſterium des Auswärtigen, dem
Sozialiſten Holowko, begleitet, der bei dieſer Gelegenheit die gegenwär=
tige
politiſche Lage in Moskau ſtudieren ſoll. Da beſonders die Lodzer
Textilinduſtrie noch immer auf den ruſſiſchen Abſatzmarkt angewieſen
iſt und die Handelsbilanz in jüngſter Zeit ſtark paſſiv wird, iſt das
25 Millionen Mark für die Kleinrentner vorgeſehen. Der Ent= Minſterium Pilſudſti zu einem Vertragsabſchluß mit Rußland ent=
ſchloſſen
.
Die Reiſe von zwei führenden polniſchen Wirtſchaftspolitikern nach
Moskau dürfte den Abſchluß eines ſogen. Kleinen Handelsvertrags
zwiſchen Polen und Rußland erleichteri.

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[ ][  ][ ]

Nummer 31

Dienstag den 34. Januar 1928

Seite 5

Aus der Landeshaupiſtadt.
Darmſtadt, 31. Januar.
Die erſie ſüddeutſche Gaſiwirismeſſe
in Darmſiadt.
Wie mitgeteilt, findet in Verbindung mit dem 45. Verbands=
tag
des Rhein=Main=Gaſtwirteverbandes die erſte ſüddeutſche
Gaſtwirtsmeſſe in Darmſtadt vom 5. bis 10. Mai in der neuen
Städtiſchen Feſthalle ſtatt. Für dieſe große gaſtronomiſche Schau,
die vor allem in wirtſchaſtlicher Beziehung von außerordentlicher
Bedeutung ſein dürfte, zeigt ſich namentlich in Kreiſen der Aus=
ſteller
ein außerordentlich reges Intereſſe. Schon jetzt iſt eine
große Anzahl von Ausſtellern gemeldet, unter denen alle ein=
ſchlägigen
Induſtrie= und Gewerbezweige vertreten ſind. Vor=
ausſichtlich
dürften die 3000 Quadratmeter der Halle kaum aus=
reichen
, ſo daß verſchiedene Induſtrieausſtellungen, vor allem die
großer Maſchinen, im Freien bzw. in Zelten ſtattfinden wird.
Erfreulicherweiſe ſind beſonders zahlreiche Anmeldungen aus
heſſiſchen Induſtrie= und Gewerbekreiſen eingegangen. Für die
noch verfügbaren Plätze nimmt die Geſchäftsſtelle der erſten
ſüddeutſchen Gaſtwirtsmeſſe Darmſtadt, Alexanderſtraße 12, noch
Anmeldungen entgegen. Obwohl der offizielle Meldeſchluß erſt
am 1. April iſt, iſt es dringend ratſam, die Anmeldungen der
Plätze für Ausſteller umgehend erfolgen zu laſſen. Es wird be=
ſonders
darauf aufmerkſam gemacht, daß es ſich bei der erſten
ſüddeutſchen Gaſtwirtsmeſſe um kein privates Ausſtellungs=
unternehmen
handelt, ſondern um die offizielle Veranſtaltung
des Verbandes, dem alle einſchlägigen Innungen und ſonſtigen
Organiſationen angehören.
Heſſiſches Landestheater, Darwſtadt. In der heutigen Aufführung
von Zuckmayers Schinderhannes gaſtiert Eduard Wandrey vom
Stadttheater in Kiel als Johann Bückler; das Julchen wird von Char=
lotte
Jaeke=Foſt, der Gendarm Adam von Gothart Portloff
geſpielt.
In Verdis Maskenball ſingt morgen Mittwoch Elſa Varena=
Braunſchweig als Gaſt die Amelia, Joſef Bureſch=Magdeburg als
Gaſt den Richard.
Morgen Mittwoch findet im Kleinen Haus die Erſtaufführung des
pſhcho=analytiſchen Films Geheimniſſe einer
Seele ſtatt. Die Vorführungen beginnen um 18 und 20 Uhr.
Die Erſtaufführung von Romain Rollands Spiel von Tod
und Liebe wird Dienstag, 7. Februar, im Kleinen Haus ſtattfinden.
Gret Palucca, die dieſen Winter mit ihrem Tanzabend in der
Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft ſo ungewöhnlichen Erfolg
hatte, gibt am Mittwoch und Donnerstag, 8. und 9. Febwuar, im Großen
Haus des Landestheaters zuſammen mit ihrer Tanzgruppe ein Gaſt=
ſpiel
.
Lieder= und Vortragsabend Margarete AlbrechtRobert Klupp.
Das Programm des heute Dienstag im Saale des Muſikvereins,
Steinſtraße, von Margarete Albrecht und Robert Klupp veran=
ſtalteten
Abends iſt von einer ſeltenen und auserleſenen Zuſammen=
ſtellung
. Es iſt im weſentlichen auf den großen und leider foſt ſchon
zu ſehr vergeſſenen Dichter Eduard Mörike eingeſtellt: Robert Klupp
lieſt aus ſeinen Werken und Margarete Albrecht ſingt einige der ſchön=
ſten
von Hugo Wolf vertonten Mörike=Dichtungen. Außerdem bringt
ſie Geſänge von Mozart. Am Flügel: Erwin Palm. Die beſonders
intereſſante Vortragsfolge und die Namen der beiden ausgezeichneten
und beliebten Künſtler bieten die Gewähr für eine erſtklaſſige Dar=
bietung
. Es ſind nur noch wenige reſtliche Karten bei KonzertArnold
und in der Bücherſtube Bodenheimer zu haben.
Volkshochſchule. Am Dienstag (heute), 31. Januar, abends 8 Uhr,
beginnt im Saal 182 der Tcchniſchen Hochſchule die Vorleſung der
Schweſter Johanna Kobert über Zeitgemäße Säuglings=
pflege
. Anmeldungen zur Teilnahme ſind zu richten an die Geſchäſts=
ſtelle
der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17. Zu der Film= Vor=
führung
. Geheimniſfe einer Seele am Mittwoch und Don=
nerstag
, 6 und 8 Uhr, im Kleinen Haus, erhalten unſere Mitglieder
ermäßigte Karten i unſerer Geſchäftsſtelle.
Kurrende der Johannesgemeinde. Am Sonntag, den 5. Februar,
abends 8 Uhr, ſingen wir in der Johanneskirche einige Choräle
und eine Kantate von Dietrich Buxtehude: Alles, was ihr tut mit Wor=
ten
oder mit Werken mit Begleitzung von Streichinſtrumenten. Opgel=
ſpiel
und Gemeindegeſang winden die Programmfolge ab. Das Ganze
hat die Form einer geiſtlichen Abendmuſik, wie ſie Buxtchude ſeinerzeit
in der Marienkirche zu Lübeck aufzuführen pflegte und deren Ruhm
den jungen Johann Sebaſtian Bach veranlaßte, nach Lübeck zu kommen,
um bei Buztehude zu lernen. Der Eintritt iſt frei.
Deutſcher und Oeſterr. Alpenverein. Der Sektion Darmſtadt iſt
es gelungen, den bekannten und verdienſtvollen Alpenforſcher Herm
Dr. Julius Kugy aus Trieſt zu einem Vortrag zu gewinnen. Er
wird am Samstag, 4. Februar, abends 8.15 Uhr, in der Aula des Lud=
wig
=Georgs=Gymnaſiums über ſeine Bergfahrten ſprechen. Dr. Kugy
gehört zu den Altmeiſtern des Alipinismus, aus ihm ſpricht eine lebens=
lange
Erfahrung in den Bergen, mit denen er verwachſen iſt und die
ihm das Schönſte und Heiligſte im Leben bedeuten. Deshalb hat auch
ſein Buch Aus dem Leben eines Bergſteigers, ſo begeiſterte Aufnahme
gefunden und den Verfaſſer überall bekannt gemacn. Ueber ſeinen
Vortrag ſchreibt Rögner in den Mitteilungen des Skiklub Schwarzwald:
Es iſt ein wirklicher Genuß, einmal einen Mann in dieſer vorbild=
lichen
, feingeiſtigen und anſchaulichen Weiſe über ſein Leben in den
Bergen, ſein Leben mit den Bergen berichten zu hören. So einfach
die Vortragsart, ſo vornehm wirkt ſeine Weiſe, und gerade die Art, wie
er von ſeinen Begleitern ſpricht, wie er auf die kleinſten Erſcheinumgen
der Natur eingeht, wie er gerade das Menſchliche bei allen Vorkomm=
niſſen
ganz wundervoll zu ſchildern verſteht, iſt direkt meiſterhaft. Man
uuß das einmal gehört haben, um gerade hierin den großen Abſtand
zu erkennen zwiſchen den Ausſihrungen der meiſten Vortragenden, die
faſt immer ihre Perſon und Leiſtungen ſtark betonen, und denen des
Trieſter Bergverehrers, der nur ſo beiläufig von ſeinen vielen Erſtlings=
touren
erzählt, von denen andere gauze Bücher zu erzählen wüßven.
Auch die von ihm gezeigten Lichtbilder ſind von ſolchem Zauber, wie wir
ſie tatſächlich in ſo bildgemäßer Wirkung ſelten zu ſehen bekommen.
Wir hoffen, daß die Mitglieder der beiden hieſigen Sektionen ſich dieſen
ſeltenen Genuß nicht entgeben laſſen und recht zahlreich erſcheinen wer=
den
. Auch eingeführte Gäſte ſind herzlich willkommen.
Lukutate. In einigen Anzeigen, Lukutate betreffend,
waren Gutachten abgedruckt, deren eines auch Dr. med. Fiſcher,
Krankenhaus=Chefarzt, unt rzeichnet war. Wir ſind ermächtigt,
mitzuteilen, daß dieſes Gutachten mit dem Direktor des Städti=
ſchen
Krankenhauſes Darmſtadt, Obermedizinalrat Dr. med.
Fiſcher, nichts zu tun hat.
Vorträge. Um die Aufmerkſamkeit und Teiſnahme an Deutſch=
lands
Intereſſen zur See und in Ueberſee zu wecken,
feſtzuhalten und zu rerriefen, haben ſich vor kurzem die Darmſtädter
Ortsgruppen des Deutſchen Seevereins, der Deutſchen Geſellſchaft zur
Nettung Schiffbrüchiger und der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft zu einer
Art Arbeitsgemeinſchaft zuſammengefunden zu dem Zuecke, durch be=
lehrende
Vovträge, umrahmt von Lichtbilder= und Filmvorführungen,
den Hörern die unermeßliche Tragweite von Deutſchlanos Geſchick vor
Augen zu führer, ſoweſt es nach außon und imnen von dem Beſitze
blühender Kolonien und einer aufſtrebenden mächtigen Handelsflotte
mit ſtarken Stützpunkten auf fremden Kontinenten abhängig iF, und
wie es überaus nötig iſt, daß ſich die deutſche Flagge wieder auf allen
Meeren zeigen muß, um dem deutſchen Namen, dem Verſailler Schand=
vertrag
zum Trotz, wieder die ihm gebührende und ehrende Stellung
unter den Nationen der Welt zu geben, wie ſie ehedem wau. Die Vor=
träge
finden heute abend 8 Uhr im Feſtſaale des Gyungſiums in der
Karlſtraße ſtatt. Unter andevem wird auch der neueſte Film der Deut=

Mefungsetliun dei Sernadung eines Aeferen Sesſchſfſe. uandle.
und bei den Beſuchern des Vortrages ſicher labhaftes Inteveſſe finden.

Die Revue Das lebende Magazin
die morgen Mittwoch, den 1. Febwar, abends 8 Uhr, im
Orpheum erſtaufgeführt wird, iſt gewiß dazu geeignet, unter den
Darmſtädter Faſchigsveranſtaltungen eine beſondere Anziehungskraft
auszuüben! Reizende Ausſtatzung und Koſtüme, prickelnde Muſik, ſchöne
Frauen . .. ein ganzes Buch von Magazin=Bildern .. ., was könnte
geeigneter ſein, froße Faſchingslaune zu erzeugen?!
Aus den vielen Kritiken über. Das lebende Magazin nachfolgend
ein Auszug aus den Bremer Nachrichten zum Gaſtſpiel im Bremer
Metropol=Theater: Den Zuſammenhang ſchafft der liebenswürdige An=
ſager
Harry Forreſter=Neumeyer, der mit ſeiner natürlichen
humoriſtiſchen Begabung ununterbrochen in die Stimmung und Laune
verſetzt, die für den hunten Reigen der Darbietungen die unerläßliche
Vorausſetzung bilden. Beſonders lobenswert iſt es, daß er ſich wie
überhaupt die Revue von jeder Zweideutigkeit fernhält. Von der
reichen Schar der darſtellenden Kräfte ſei zunächſt die Chefredaktrice‟
des Lebenden Magazins, Maud Nielſen, genannt, deren büihnen=
gewandte
Soubretten=Routine beſonders in verſchiedenen Hoſenrollen
angenehm in die Erſcheinung tritt. Als Stern der Revue lernen wir in
Avonne Molene nicht nur eine vornehm=elegante Tänzerin des Tango=
Molene von Theo A. Körner kennen, ſondern in einer Anzahl ſchön=
heitstrunkener
Bilder auch eine mitreißende mimodramatiſche Künſtlerin.
Aus der großen Zahl der übrigen Mitwirkenden ſei vor allem die
Baroneß Etta Scotti v. Polt erwähnt, deren jugendlich= ſtrah=
lende
Schönheit z. B. im Charloſton=Spur ſieghaft zum Ausdruck
kommt. Katia Lau Schklovſki zeigt ihre tänzeriſche Gewandtheit
in dem ſtimmungsvollen Bild Bareelona di Venezia, in dem tempera=
mentvollen
Erntefeſt auf der Pußta und dem koſtümlich und dekorativ
wunderbar farbenprächtig ausgeſtatteten Tonz Glyzinien. Alf Bern
weiß beſonder dies paradieſtiſche Szene Das trojaniſche Pferd witzig
auszugeſtalten, die übrigens recht geſchmackvoll geſehen iſt. Mm. He=
lios
und Mr. Longfield vom Olympia’=Paris, ſind ein hervor=
ragendes
Revue=Tanzpaar. Zu erwähnen bleiben noch Ozernſänger
Stefan Kapofü der bei verſchiedenen Bildern in wichtigen Rollen
mitwirkt, ud Elſa von Lorringen, in der Szene Boxe zu Hauſe‟
Für die muſikaliſche Begleitumg zeichnet Theo A. Körner verantwort=
lich
, der auch ſelbſt ſehr hübſche Muſiknummern beigeſteuert hat, wie
die Rebue überhaupt muſikaliſch ſehr leichtflüſſia und melodiös ausge=
ſtattet
iſt. Die Aufzählung der mitwirkenden Kräfte wäre aber nicht
vollzählig, wenn wir nicht der vielen veizenden Magazin=Girls
gedenken, die als immer wiederkehrender Beſtandteil der Revue gewiſſer=
maßen
den Kernpunkt des ganzen Schönheitsreigens darſtellen.

V Deutſcher Sprachverein. Geſtern abend hielt auf Veranlaſſung
des Darmſtädter Zweigs des Deutſchen Sprachvereins Herr Univerſitäts=
profeſſor
Dr. Götze aus Gießen einen Vortrag über Namen=
forſchung
m einem größeren Saal der Techniſchen Hochſchule. Herr
Studienrat Pickert eröffnete den Abend mit einem Hinweis auf die
Ziele des Sprachvereins. Herr Profeſſor Dr. Götze erklärte, daß man
Grundſätze für die Namenforſchung erſt dann aufſtellen kann, wenn eine
Reihe von Namen ſicher ergründet worden iſt. Wenn eine Reihe von
Namengwuppen für Bewufe uſp. ſehr gut erforſcht iſt, fehlt es dagegen
an Forſchungen z. B. für Uebernamen und für Namen, die der engeren
Landſchaft entnommen ſind. Unter dem Einfluß von norddeutſchen
Namenforſchern hatte ſich die Meinung herausgebildet, die Familien=
namen
ſeien aus altdeutſchen Männemnamen gebildet worden, aber für
Süddeutſchland und Weſtdeutſchland trifft dieſe Deutung nicht zu. Die
neuere Forſchung geht vorwiegend von ſprackgeographiſchen Geſichts=
punkten
bei der Erklärung der Namen aus. Die Familiennamen ſind
übrigens in Deutſchland nicht vor dem 12. Jahrhundert entſtanden. Der
Nedner legte dar, daß der Name Stähle oder Stehle nicht aus dem Alt=
hochdeutſchen
ſtammen kann, ſondern einer ſpäteren Zeit angehört und
aus eimem Uebernamen hervorgegangen iſt. Eſch und Eſcher ſind von
einem Ortsnamen abzuleiten, doch iſt dieſer erſt geographiſch feſtzu=
ſtellen
, da es faſt in allen Landesteilen Deutſchlands Orte mit Namen
Eſch gibt. An einer Reihe von Beiſpielen zeigte der Vortragende, wie
manche Namen zu deuten ſind; er machte u. a. darauf aufmerkſam, daß
die Familiennamen bis zum 3jährigen Krieg unfeſt waren; ſo kommt
Mesner und Sigriſt als Name für dieſelbe Perſon vor, weil dieſer das=
ſelbe
auch bezeichnet. Familiennamen halten manchnal eine alte Namen=
form
feſt; ein Plauener iſt nicht aufzufinden, wohl aber ein Plöbener.
Die Namen Mauer und Maurer ſind nicht immer auf die Berufsbezeich=
nung
des Maurers zurückzuführen, ſondern zuweilen von Ortsnamen
abzuleiten. Gerig und ähnliche Namen ſind von Georg abzuleiten; die
Heiligennamen wurden nämlich in alter Zeit vielfach verderbt und um=
gewandelt
. An einem Hauſe in Freiburg iſt ein Tier gemalt, daß man
als Fuchs oder Wolf gedeutet hat, ſo daß die Familie unter beiden
Tiernamen erſcheint. In Norddeutſchland iſt Opitz eine Koſeform für
Albrecht, in Süddeutſchland aber für Odbrecht. Der Name Pallerke
ſtammt in Süddeutſchlond aus, dem Italieniſchen, m Pommern jedoch
aus dem Slawiſchen. Die Grafen Kaiſerling, Keiſerlingk ſind ueſtfäli=
ſchen
Urſprungs; ſie ſind von dem Kieſelſtein abzuleiten ( feſt wie ein
Kieſel), ebenſo wie der Name Kißling. Die Marbach ſtammen urſprüng=
lich
aus Schillers Heimatsort, der heute in der Mundart Marbe heißt,
indeſſen gehen nicht alle Marbe auf dieſen Namen zurück, ſondern ſie
können auch aus dem Franzöſiſchen ſtammen. Der Gelehrtenname Gme=
lin
iſt von gemächlich abzuleiten und iſt nicht eine Ueberſetzung des
Lateiniſchen Lentulus; damit iſt die Familienſage von dem römiſchen
Urſppung der Familie zerſtört Es gibt kein Allheilmittel in der Namen=
forſchumg
, ſondern jeder Name iſt geſondert zu unterſuchen; der Name
Meier kann z. B. ganz verſchiedenen Urſprungs ſein. Wichtig für die
Namenforſchung ſind insbeſondere die urkundlichen Belege, die nach
ihrer Zeitfolge zu beachten ſind. Für die Dautumg von Namen bediente
ſich der Redner vielfach Darmſtädter Familiennamen. Der Vortrag
wurde von der zahlreichen Zuhörepſchaft mit ſtarkem Beifall aufgenom=
men
. Herr Studienrat Pickert gab dem Wunſche der Anweſenden
Ausdruck, daß Herr Prof. Dr. Götze nicht zum letzten Male hier ge=
ſprochen
hat.
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Der Bunte Ball
am 2. Februar übt die alte Anziehungskraft der Schulvereinsfeſte‟.
Das zeigt die Spendefreudigkeit aller Firmen, beſonders aber der Kar=
tenverkauf
. Wer ſich auf die Abendkaſſe verläßt, kann enttäuſcht wer=
den
. Karten zu 3,50 Mark ſind nur noch bei Konzert=Arnold zu haben.
Ernuinſcht iſt, das Erſcheinen froher Laune und bunter Gewandung,
geſtattet iſt aber auch die Feierlichkeit des Gefellſchaftsanzuges, in den
die Buntheit des Programms bald überſchäumende Freude jagen wird.
Hauptverſammlung des Landesvereins. Heſſen A.2.J.V. Am
Samstag nachmittag fand im Saale des Reſtaurants, Reichshof zu
Darmſtadt die diesjährige Hauptverſammlung des Landesvereins Heſſen
im Allgemeinen Deutſchen Jagdſchutzverein ſtatt, der als Vertreter der
Negierung die Herren Landforſtmeiſter. Heſſe und Oberforſtrat Dr.
Weber beiwohnten. Die Verſammlung wurde von Herrn Gegeral=
leutnant
a. D. v. Müller eröffnet, der nah Begrüßung der Evſchiene=
nen
zuächſt dem derſtorbenen Vorſitzenden, Exz. Frhr. van der Hoob,
warme Worte des Gedenkens widmete und dabei beſonders den lau=
teren
Chauakter des Verſtorbeuen, ſein ausgeprägtes Pflichtbewußtſein
und ſeine getreue Geſinnung rühmte, auch der Anſprachen am Grabe,
beſonders der zu Herzen gehenden Worte Sr. Königl. Hoheſt des Groß=
herzogs
, gedachte. Das Andenken des verſtorbenen Vorſitzenden und
anderer heimgegangener Mitglieder wurde in der üblichen Veiſe ge=
ehrt
. Darauf gab Herr General v. Müller bekannt, daß der ſeitherige
Vorſitzende des Bezirksvereins Obenheſſen im Landesverein Heſſen, dus
Ehremmitglied des Allgemeinen Deutſchen Jagdſchuitzvereins Herr Graf
von Bernſtorff zu Angenrod gerade am Verſammlungstuge (28. Januar)
ſeinen 80. Geburtstag feiere und durch den Präſidenken des A. D. J.V.,
Se. Durchlaucht Alfous Prinz zu Iſenburg, mit dem Ehrenſchild
des A. D. J. V., der höchſten Auszeichnung des Vereins, geehtt worden
ſei für ſeine großen Verdienſte um Hege des Wildes. Wildmarken=
forſchung
und Hundezucht. Die Verfammlung beſchloß, dem Grafen
Bornſtorff ein Glückwunſchtelegmmm zu ſenden. Hierauf wurde zur
Wahl des neuen Vorſitzenden geſchritten und nach Verzichterklärung
bes Herrn Generals von Müller auf Vorſchlag des Bezirksveneins
Rheinheſſen, den Herr General von Müller warm unterſtützte, Herr
Miniſterialrat i. R. Kutſch einſtimmig gewählt. Nunmehr wurde
in die Tagesordnung eingetreten, die unter Leitung des nauen Vor=
ſitzenden
und unter reger Beteiligung der Mitglieder bei der Ausſprache
über die einzelnen Punkte fließend verlief. In der Vereinszeitſchrift
des A. D.JV. Deutſches Weidwerk wird über die zur Sprache gebrachl=
ten
Anträge und deren Erfolg näher berichtet werden. Die gut beſuchte
und anregend verlaufene Verſammlung wurde beſchloſſen durch einen
ſehr lehrreichen Vortrag des Herrn Geh. Medizinalrats Profeſſor Dr.
Olt=Gießen über Wildſeuchen und deren Bekämpfung.

Jahreshaupiverſammlung der Turngeſellſchaft
Darmſiaot 1875.
Die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 hielt am Sonntag, den
29. Januar 1928 in ihrem Turnhauſe ihre diesjährige Hauptverſamm=
lung
ab. Die ordnungsgemäß einberufene Verſammlung wurde mit
dem Kreisfeſtlied Freundſchaft, Mut und Treue eröffnet. Der erſte
Sprecher Lehmann begrüßte die zahlreich erſchienenen Mitglieder. Er
berührte in längeren Ausführungen die Arbeiten im Jahre 1927, ganz
beſonders das 33. Mittelrheiniſche Kreisturnfeſt. Ferner gedachte er der
in dieſem Jahre von uns geſchiedenen Mitglieder, und nicht zuletzt des
nur allzufrüh verſtorbenen Oberturnwart der D. T. Max Schwarze.
Zu Ehren des Verſtorbenen erhob ſich die Verſammlung von den
Plätzen. Der 1. Schriftführer verlieſt nun die Niederſchrift der vor=
jährigen
Hauptverſammlung, die genehmigt wurde. Den Jahresſammel=
bericht
über die Vereinstätigkeit der aktiven Abteilungen verlas Turner
Debuß, der ein beredtes Zeugnis abgab von den Leiſtungen und Er=
folgen
der aktiven Abteilungen. Daß man auch der Turner gedachte,
die ſchon jahrelange Pionierarbeit für die D. T. leiſteten, zeigten die
in dieſem Jahre erfolgten Ehrungen, und konnten die Mitglieder: Sulz=
mann
, Müller, Klinger und Emig den Ghrenbrief der Deutſchen Turwer=
ſchaft
erhalten, den Kreis=Ehrenbrief erhielten die Turner Zimmer,
Schmidt und Geher, den Turnern Wilhelm und Goebel wurde die
Gauehrung zuteil. Die Silberne Medaille der Stadt erhielten die
Mitglieder Lehmann und Kochendörfer. Erſter Sprecher Lehmann
dankte allen Abteilungsleitern und Vorturnern für die in dieſem Jahre
gezeigte Unterſtützung. Der Vorſtand übergab als Anerkennung ihrer
Verdienſte den einzelnen Fachwarten wertvolle Turnbücher. Zu Chren=
mitgliedern
konnten in dieſem Jahre die Turner Ph. Schneider, Ludw.
Mulch und Heinr. Hochſtädter ernannt werden. Die Chrennadel für
beſondere Verdienſte innerhalb des Vereins konnte den Mitgliedern
W. Kunz, W. Niebel, F. Debuß, A. Schaertl, G. Arndt und K. Olden=
dorf
übernicht werden. Weiter gedachte der Vorſtand eines hochher=
zigen
Spenders des Vereins, unſeres Mitglieds Albert Konzelmann. In
Würdigung ſeiner großen Unterſtützungen, die er dem Verein zukommen
ließ, ernannte ihn die Hauptverſammlung einſtimmig zum
Ehrenmitglied. Der erſte Sprecher dankte im Namen des Vor=
ſtandes
allen frdl. Gebern, die in dieſem Jahre den Verein tatkräftig
unterſtützt haben. Kaſſenwart Zimmer unterbreitete der Verſammlung
die Abrechnung des abgelaufenen Jahres. Cs zeigte ſich, daß das
Vermögen des Vereines in guten Händen ſich befindet, und konnte man
mit dem Jahresabſchluß zufrieden ſein. Die von den Kaſſenprüferu
beantragte Entlaſtung des Kaſſenwarts wurde genehmigt. Schriftführer
Schaaf berichtete über die Tätigkeit des Vorſtandes. In 28 Vorſtands=
ſitzungen
wurden die Vereinsgeſchäfte erledigt. Die Zeugwarte konnten
über den Beſtand an Geräten und ſonſtigen Vereinsutenſilien nur gutes
berichten. Dem Koſtenvoranſchlag für das Jahr 1998, welcher eingereicht
wurde, ſtimmte man zu. Zwei Anträge betr. Ehrungen haben ihre
Erledigung gefunden. Nach Entlaſtung des Vorſtandes übernahm
Ehrenſprecher Emig den Vorſitz, er widmete herzliche Worte des Dankes
und der Anerkenung dem ſcheidenden Vorſtande. Auf ſeinen Antrag
hin wurden die ſeitherigen beiden Sprecher wiedergewählt. Der neue
Vorſtand ſetzt ſich wie folgt zuſammen: 1. Sprecher Lehmann,
2. Sprecher Scheh, Geſchäftsführer Ettling, 1. Schriftführer Schaaf,
2. Schriftführer Oldendorf, Kaſſenwart Zimmer Zeugwarte Schmidt
und Götz, Aufnahmeprüfer Debuß und Hofferberth. Redewarte Fornoff
und Meher, Kaſſenprüfer Egly, Bücherwart Halmel. Die Vertreter der
einzelnen Abteilungen im Vorſtand wurden wie folgt beſtätigt: Män=
nerturnen
W. Kunz und Niebel, Turnerinnenturnen Schwarz, Leiter
der Sport= und Handball=Abt. Trautmann, Schwimmabt. Kochendörfer,
Vertreter der Wander=Abt. Wagner.
Nach Erledigung der Tagesordnung gelangte unter Verſchiedenes
die Sportplatzfrage zur Sprache. Mit Bedauern wurde feſtgeſtellt, daß
die von dem Städtiſchen Tiefbauamt bisher getätigten Arbeiten mit
Beginn des Jahres 1928 bis auf weiteres eingeſtellt werden. Nahezu
drei Jahre hofft die T.=Geſ. D. 1875 einen Sportplatz zu erhalten, auf
dem ſich die Jugend und das Alter in ihrer freien Zeit tummeln
kann. Alle Hoffnungen, die mit dem Ablauf des Jahres 1997 in Er=
füllung
gehen ſollten ſind jetzt wieder zunichte geworden. Der Sport=
platz
in der Kranichſteiner Straße in ſeiner jetzigen Beſchaffenheit iſt
zur Austragung von Spielen und ſportlichen Wettkämpfen völlig unzu=
reichend
. Es iſt ein dringendes Bedürfnis, nicht allein für den Verein,
ſondern für die Jugend des ganzen Nordoſtviertels, daß dieſe einzige
Sportplatzanlage ihrer baldigen Vollendung entgegengeht. Schade wäre
es wenn jetzt das Gelände, das ſich für einen Sportplatz ſehr gu=
eignet
, halbfertig liegen bleiben wünde, zudem ja ſchon ein großer
Berg Schlacken für die Laufbahnen angefahren worden iſt. Der neue
Vorſtand hofft, daß die maßgebenden Behörden von der dringenden
Notwendigkeit dieſer Anlage voll und ganz überzeugt ſind, da ja auch
das Martinsviertel mit Sportplätzen bis jetzt noch nicht bedacht wurde.
In Erwartung, daß die Angelegenheit einer nochmaligen Prüfung un=
terzogen
wird wurde die Ausſprache geſchloſſen. Nach einigen Mittei=
lungen
über Preſſeweſen, ſowie einer ſolchen über die am kommenden
Sonntag ſtattfindende Wanderepehrung im Turnhauſe, wurde die ſehr
gut verlaufene Hauptverſammlung mit dem Turnergruß Gut Heil
von dem 1. Sprecher geſchloſſen.
Der Liederzweig Darmſtadt hielt ſeine 7 4. Hauptverſamm=
lung
ab. Nach kurzer Beglüßungsanſprache durch den erſten Vor=
ſitzenden
Herm Schneider, der auch m ehrender Weiſe der im
Jahre 19N7 verſtorbenen Mitglieder gedachte erſtattete der 1 Schrift=
führer
Herr A. Hauf den Tätigkeitsbericht über das abgelaufene Jahr,
aus dem hervorging, daß der Verein, trotz der immer noch beſtehenden
ſchlechten wirtſchaftlichen Verhältniſſe, poſitive Arbeit geleiſtet hat. Das
Anwachſen der Mitgliederzahl im Jahre 1927 ermöglicht dem Verein,
auch weiterhin die geſtellten Aufgaben zu erfüllen. Die Finanzen des
Liederzweigs ſind, wie die Rechnungsablage durch Herrn Volk ergab,
als befriedigend zu bezeichnen. Irgend welche Antuäge ſind nicht ein=
gegangen
. Eine Neuwahl des Vorſtandes erübrigte ſich mſofern, als
der geſamte Vorſtand einſtimmig durch Zuruf wiedergewählt wurde.
Ein Zeichen guten Einvernehmens zwiſchen Vorſtand und Mitgliedern.
Nachdem noch unter Punkt Verſchiedenes die eine oder andeve Frage
erörtert wurde, ſchloß der zueite Vorſitzende Herr L. Dillmann die
gutverlaufene Verſammlung.
Der Geſangverein Harmonie (gegr. 1881) Darmſtadt hielt ſeine
Generalverſammlung im Vereinslokal Goldener Hirſch ab. Der
1. Vorſitzende, Herr Hh. Schwarz, begrüßte mit herzlichen Worten
die erſchienenen Mitglieder und gedachte zuerſt unſerer verſtorbeuen
Sangesbrüder in ehrenden Worten. Der 1. Schriftführr, Herr Karl
Dern, verlas das Protokoll. Sodann erſtattete der 1. Vorſ. den Jahres=
bericht
, der mit dem Wunſche ſchlotz, daß ſich recht viele Mitglieder an
dem großen deutſchen Sängerbuudesfeſt in Wien beteiligen möchten.
Als dritten Punkt gab der Rechner, Herr Gg. Joſt, den Kaſſenbericht.
Die Vorſtandswahl gab das erfreuliche Bild, daß der alte Vorſtund ein=
ſtinmig
wiedergewählt wurde; neugewählt wurde Herr Schuhmacher=
weiſter
Hch. Hirth. Mit herzlichen Worten ſchloß der 1. Vorſitzende die
anregend verlaufene Verſammlung um 23 Uhr.
Tohuwabohu, heißt das Künſtler= und Koſtüimfeſt, das die
Darmſtädter Sezeſſion am 11. Februar in der Kunſthalle an=
Rheintor veranſtaltet. Der ſchöne Verlauf des vorjährigen Feſtes der
Sezeſſion läßt es begreiflich erſcheinen, daß für das Tohuwabohu=Feſt
ſchon jetzt ein ſehr ſtarkes Intereſſe vorhanden iſt. Die Einladungen
ſind Anfang voriger Woche verſandt worden, und es wäre dringend zu
wumſchen, daß die Eintrittskarten im Vorverkauf gelöſt werden. Leider
ſind die Räume in der Kunſthalle ja beſchränkt, ſo daß eine rechtzeitige
Ueberſicht über die Zahl der Gäſte in deren eigenſtem Jutereſſe er=
wünſcht
iſt. Die Näume der Kunſthalle werden wieder von den Kräften
der Sezeſſion eine ebenſo eigenartige wie künſtleriſche Ausſchmückung
erhalten, die allein ſchon den Beſuch des Feſtes rechtfertigen dürſte. Als
Eintrittskarte wird wieder eine hübſche Lithographie ausgegeben wer=
den
, ſo daß auch hierdurch den Beſuchern eine Erinnerung an das
Künſtlerfeſt bleibt. Näheres iſt in der Kunſthalle am Rheintor zu er=
fahren
.
Anſtalt für Epileptiſche Nieder=Ramſtadt. Wir werden gebeten,
darauf hinzuweiſen, daß der Kollektant der Anſtalt demnächſt in ber
Stadt Darmſtadt wiederum mit der Einſammlung
der Hauskollekte beginnt. Dieſe, vom Miniſterium
genehmigte Kollekte wird der Unterſtützung warm empfohlen. Die An=
ſtalt
ſteht im Dienſte der Nächſtenliebe und ſteht allen Epileptiſchen
unſeres Heſſenlandes jeden Standes, jeder Konfeſſion und jeden Alte
offen.

Eine Weltreiſe für alle Leſer des Darmſtädter Tagblatts! nurzopf prowoche

Wer möchte nicht erfahren, wie die weite Welt mit
I den Wundern der Natur ausſieht und wie die Men=
hen
darauf leben. Aber zum Reiſen gehört Zeit und
Held! Soll darum der Wunſch, die fremden Länder
und Völker kenmen zu lernen, für weite Kreiſe auf
immer unerfüllbar bleiben? Nein! Reiſende und
Kinſtler ſind deshalb hinausgegangen, tief in die ent=
egenſten
Länder hinein, um ums im Wort und Bilt

von dem zu berichten, was ſchön und ſehenswert iſt. Si=
werden
mit uns von Land zu Land, von Ort zu Ort
reiſſen. Wir verſprechen unſenen Leſern genußreiche
Stunden und wollen ihnen ein freundlicher, aufmeri=
ſamer
Führer ſein. Trete jeder mit uns getroſt die
Weltreiſe an und lerne durch unſere Zeitſchrift Durch
alle Welt die Pracht der Natur, die Sitten und Ge=
bräuche
der verſchiedenen Menſchenraſſen ohne Reiſe=

Sämtliche Unkoſten
beſchwerden, teure Ausrüſtungen und Reiſegelder kennen.
Zu einer Reiſe gehört aber auch eine allgemeine
Orfentierung über Länder. Städte, Gebirge, Ströme,
Scen, die beſucht werden. Es erhalten daher alle Abon=
nenten
imn Lieferungen einen großen
Handa las gr. tis.
Sobald Sie den angefügten B ſtellſchein ausgefüllt

und eingeſandt haben, wird die Reiſe angetreten,

für die Leſer des
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[ ][  ][ ]

Seſte 6

10. Deutſches Sängerbundesfeſt in Wien.
Vereinen und Sängern, die die Reiſe zu oder von dem Deutſchen
Sängerbundesfeſt in Wien auch zu einem Beſuche Tivols benützen
wollen, ſtellt das Tiroler Landesverkehrsamt in Innsbruck (Landhaus)
oder deſſen Zweigſtelle in Mütmberg (Hauptbahnhoß) ſeine Dienſte für
alle Auskünſte und zur Vermittlung der Unterhunft und Verpflegung
koſtenlos und auch proviſionsfrei für die Hotels zur Verfügung.

Der Velocipeb=Club Darmſtadt hielt im Fürſtenſaal ſeine Preis=
verteilung
gb. Der Saal war bis auf den letzten Platz beſetzt, und war
feſtzuſtellen, daß das alte Intereſſe wie es immer war, geblieben iſt.
Der erſte Vorſitzende Herr Geong Wittich hat dies in ſeiner An=
ſprache
beſonders betont und ein erneutes Aufblihen des Radſports foſt=
geſtellt
. Die Preisverteilang an ſich war ſehr bedeutungsvoll,
da der Klaub Meiſterſchaften im 6er=Kunſtreigen und Zer=Radballſpiel
errungen hatte und die Plaketten für 1977 ausgehändigt erhielt. Ferner
wurde 1927 Herr Hans Franke Gaumeiſter über 100 Rilometer und
konnte ebenfalls ausgezeichnet werden. Auch die Klubmeiſterſchaft für
das Vorfahr war dieſem zugefallen. Eine ſehr große Anzahl Ehren=
preiſe
wurden noch für Emnzelleiſtungen verausgabt, doch würde es zu
weit führen, hier alles einzeln aufzuzählen. Der eigentlichen Preisver=
teilung
ging ein Programm voraus, das die Stimmng ſehr günſtig
beeinflußte. Fräulein Fee Guttmann vom Heſſiſchen Landestheater
ſang mehvere Lieder mit außerordentlich großem Erfolg. Fräulein Fee
Gutwann, die aus den Reihen des V C. D. hervorgegangen iſt, hat ſchon
oft dem V.C.D. ihre Kunſt zur Verſüinwug geſtellt. Ihre gutgeſchulte
Stimme klingt, ihne hervorragend deutliche Ausſprache und ihre Mimik
bei ihren Vorträgen ſichern ihr ſtets ungeteilten Beifall. Wir waren
auf Schönes gefaßt, doch wurden umſere Erwartungem hei weitem üben=
troffen
. Daneben waren Tanzauffühmngen in gewählter Form, welche
ebenfalls großen Beifall fanden. Hier ſei beſonders der Walzer erwähnt,
den Paula Friedrich und Anna Korbus tanzten. Eine humoriſtiſche Zau=
berſchau
der Brüder Menger brachte vielen Beifall. Die jungen
Leuute haben geradezu Venblüffendes geleiſtet. Die Klavierbegleitung
der Geſangsvorträge und der ſämtlichen Tänze hatte Fräulein Erna
Mann übernommen, die ihre Aufgabe gut löſte.

Dienstag, den 31. Januar 1928
Preußiſch=Süddentſche Klaffenlotterie. Mit der am 10. und 11
Januar ſtattgefundenen Ziehung 4. Klaſſe ſind die Vorklaſſen der 39.
(256.) Loiterie beendet. Dabei fielen die beiden Hauptzewinne von je
100 000 Reichsmark auf Nr. 83 290 m den beiben Abteilungen I und II
Am 8. Februar beginnt nu die Haupt= und Schluß=
ziehung
, im der Gewinne im Geſamtbetrage von über 48 Millionen
Reichsmark zur Ausſpielug kommen. Darunter befinden ſich außer
den beiden Prämien von je 300 000 Roſchsmark die großen Haupttreffer
von zweimal 500 000 Reichsmark. zweimml 300 000 Reichsmark, zweimak
206 000 Reichsmark, zweimal 100 000 Reichsmark, ſowie viele andere hohe
Gewinne. Im günſtigſten Falle könnten auf ein ganzes Los 1 Million
Reichsmark, auf eim Doppellos 2 Millionen Reſchsmark gewonnen wer=
den
. Die Ernenerung der Loſe zu dieſer Hauptklaſſe muß planmäßig
ſpäteſtens bis Mittwoch, den 1. Februar, abends
6uhr, bei Verluſt des Anrechts in der zuſtändigen Lotterie=Einnahme
erfolgen. Die Beachtung dieſer Friſt wid dringend empfohlen, da bei
der großen Nachfrage über die nicht rachtzeitig aneuerten Loſe ander=
weitz
verfügt werden muß. Vei verſchiedenen Lotterie=Einnahmen ſind
auch noch Krufloſe zu dieſer Hauptklaſſe zu haben.
Lokale Veranſialtungen.
Dir Mewurtr usſcheinenden Rotiyen find ensſchliedlich af Hinweife auf Knueinen i berochten
in lelnem Falle irgendwie ale Beſrechnng oder Kriti.
Deutſcher Offizierbund. Domerstag, den 2. Februar,
8 Uhr abends, Vortrag des Hermn Hauptmaun Becker aus Berlin über
die Motoriſierug in den heutigen Heenen und ihr Einfluß auf die
Schlagfertigkeit derſelben. Die Herren des Veralo und ROB., ſotvie
die Kameraden der alten Armee ſind hierzu eingeladen, da der Vortuag
fehr intereſſant werden wird. Nach dem Vortrag kameradſchaftiches
Zuſammenbleiben.
Der Maskenball des Arbeiter= Radfahrerver=
eins
Waldesgrün‟ Darmſtadt=Süd findet Samstag, 4. Februar,
abends 19.59 Uhr, nach dem Motto: 8 ganze Johr do brummſte, un
an Fasnacht kummmſte, im Chauſſeehaus (Heidelberger Straße) ſtatt. Die
Jazzkapelle Hintze wird ihr Beſtes bieten. Die Beleuchtung des Saales
wird von dem Elektriſchen Lichtreklameinſtitt Gail (Holzſtraße) aus=
geführt
.

Nummer 34

Bund Königin Luiſe. Die Kameradmnnen werden noch=
mals
an den am Mittwoch, 1. Februar, abends 8 Uhr, ſtatſindenden
Vortrag über Wohlfahrts= und Jugendpflege bei Sitte erimert. Gäſt=
willkommen
.
Train=Vereinigung 18. Wir machen unſere Mitglieder
auf die morgen Mittwoch, 1. Februar, ſtattfindende Monatsverſamu=
liumg
nochmals aufmerkſam und bitten um recht zahlreiche Beteiltzumg.

Kunſtnotizen.
debm Waik, Rünftiter adrs fünkieriſche Verunftaltungen, deren Im Radſich
ichicht, behälf ſich die Nedatſon ihr Aritil bas

Ein Film der großen Künſtler. Wohl ſelten wirkten
in einem Film ſo viele beſte deutſche Schauſpieler mit, wie m dem
Matador=Großfilm Feme unter der Regie von Rich. Oswald:
Gretze Mosheim, Grete Reinwald, Ellen Kürty, Adele Sandrock, Math.
Suſſin. Ida Wüſt, hans Stüwe. Nudolf Forſter, Bernhard Goetzke,
Curt Gerron, Paul Henckels, Henri Bender, Matthias Wiemann, Carl
Walther Meher. Dem Film, der jeder Tendenz entbehrt allein das
Menſchliche in ergreifender Weiſe betont, liegt der bekannte Noman aus
der Berliner Illutſtrirten Zeitung von Vicky Baum zugrunde. Der
Film, wohl der beſte, den Oswald in den letzten Jahren hergeſtellt hat,
läuft als nächſtes Programm der Palaſt=Lichtſpiele.

Tageskalender für Dienstag, den 31. Januar 1928.
Landestheter, Großes Haus, Anf. 19½ Uhr, Ende gegen 22½
Uhr, F 6 (Daumſt. Volksbühne): Schinderhannes. Kleines Haus,
Anf. 19 Uhr Ende 22 Uhr, Zuſatzmiete I (7): Zar und Zimmer=
mann
. Orpheum: Geſchloſſen. Konzerte: Schloßkaffes,
Hotel Schmitz, Weinhaus Maxim, Kaffee Rheingold, Groß=Darmſtade.
Vorträge: Bürgerhof, Eliſabethenſtr. 2, abends 8 Uhr: Anti=
chriſtliche
Verfolgung; Eliſabethenſtr. 12, im Saale der Eintracht,
nachm. 3 Uhr, Verein für naturgemäße Lebens= und Heilweiſe
(Frauengruppe); Feſtſaal des Gymnaſiums Karlsſtr. 2, abends 8 Uhr:
Gemeinſamer Vortrags= und Werbeabend für Deutſchlands Intereſſen
zur See. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele, Helia.

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Dienstag, den 31 Januar 1928

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HipacCa Löflel muster . . 504
Perlrand-
Hpacca- Gabeln mus
Apaoca Kaflee-Sifer Aust. 25
HA.-Tischmesser Auster 354

Glaswaren
3 Heingläser mit Schun . . 959
Hömer aut gränem Stiel. .. 309
Komer schlendereternschlin 509
Hassergäser gepreßt .. 12
6 St. Tonnenformhecher 85
Heingläser gtatt
2=
Tee-Gläser gat.
159
Bufteraosch mit Deckel. 253
Buterdose L zues
u0!
Käseglocke
Kompolschale
5.
Jardiniere
1 Torlenplalie
R9

Akuminium
Rochiopt 14 em
509
Aadelplange ts em -.. 58
Milehient mit Auseus ..53
1 Puddingiorm
509
Essenträger.
Rochtogl 1Sem, m. Deekel 35 8
3 Hüchenschüsseln . .. B=
Hallerolle mit Stiel 953
Zwlebel- oder
Topkiappenbehälter 309
Reiheisen
Ge
1Milehlont 14 em
mit
Huschetzonsole Behälter 30=

Mop
der ideale, m. C
getränkte, mit
Stiel und
Aßt
1B Haſtee-Mählen
solid. Werk
295, 1.80 Wand-Kaftee-
Mühlen
Steingut-
Behälter 2.W Brotkalten 1
fein lack.
sch. Dekore 410 Tonnen-Garn.
14teil mit
Autsehrit. 3.0 Aaschhreter
m Zinkein-
lage
, 1.35, 309 Hermel-Blgel-
Breiter
m. Stonver. 199 Eier-Schränke
tar 24 Bier 39 Lucker-Dosen
echt Porz..
mit Deckel 239 B=Steck.-Kast.
aus Holz
a9s 509 Servisrhretter
Holz
1.25, 0.95, 309 Handtuchhalt.
mit 3 Porz.
Schild. 1.45, 00 9 Frählktdcklervice
Steil., echt. Porz.
neueKanten-/
Dekore ..195 Putu- 0. Wichs-
Hasten
lackiert.
953 Wäscheleinen
geklöppelt. gar.
rein, 25 m
ans .. . 93 Isolierllaschen
m. Garantie 0
1.50, 308 Kaflee-Kannen
echt Porzellan,
2 Tassen
lnhalt . . W3 Putz-Fücher
gute Qual.
3 Stack 108 Hern-Seie
Ia Qualilät, 0
6St 4200gr uu2 Hachs-Beige
best. Fabr.
1 Pfd.-Dose Wasch-Kräge
einzeln
erdme 1.50, 408 Wasserkessel
Aluminium
295, 1.35 Kohlen-Fäller
stark schwz
laekiert1 45, 30 3

2Sc1
2al38
Eeind eraul G.
50.
grau
19

ehämm.m.

1Leitungshaller Eintelung 453
Plätteisen
B=
Stoft Benlellasche ags. 50

a. Bürz
1Hlosetbärst. Hallzu, schale 9.

Ahorn".

Wellkolz-Garnitar Tteil.
Wellkolz, 1 Fleisch-
hamm
, 1 Karfoſelsläd. /

1Kücbenlamge m 2yinder 303
1Fensterleder ... .09s, 504
Mübelklepfer Kohr . .. 653
Breil m. Sp egel
I. 1Hleiderhärste
I. 1Halbärsie
Mangspiegel

ud wigstre

Ddrrristadt 4

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 31. Januar 1928

Nummer 31

Aus Heſſen.
Starkenburg.

An. Arheilgen, 30. Jan. Schulfeier. Aus Anlaß des 75. Ge=
burtstages
unſeres heſſiſchen Staatspräſidenten fiel am Samstag der
Unterrichr in der hieſigen Schule aus und fand für die oberen Schul=
klaſſen
eine kurze Feier ſtatt, bei der durch Geſänge und eine Anſprache
den Schülern die Bedeutung dieſes Tages vor Augen geführt wurde.
Die Rechnung der hieſigen Gemeinde für das Rechnungs=
jahr
1926/27 nebſt Rechenſchaftsbericht des Bürgermeiſters liegt von
Montag ab auf die Dauer einer Woche zu jedermanns Einſicht auf der
Bürgermeiſterei offen. Daſelbſt können Einwendungen gegen dieſelben
während dieſer Friſt erhoben werden. Durch den Weggang des
ſeitherigen Pfarraſſiſtenten kann in nächſter Zeit mit der
Wiederbeſetzung der Aſſiſtentenſtelle nicht gerechnet werden, bis in eini=
gen
Jahnen der gegenwärtige Mangel im Nachwuchs des Pfarrerſtandes
behoben iſt. Dieſen Dienstag abend ſpricht im hieſigen Gemeindehaus
Herr Pfarrer Grein in der evangeliſchen Männervereinigung
über Die gegenwärtige Lage der evangeliſchen Kirche‟. Einigungs=
beſtrebungen
, Schulfvage, Kirche und Politik und anderes werden ſicher
lich Anlaß geben, um eine rege Ausſprache herbeizuführen.
F. Gberſtadt, 30. Jan. Damen= und Herrenſitzung des
Turnvereins. Der Turnverein 1876 e. V. veranſtaltete im Saale
Zum Sckwanen unter dem Motto: Mer wern’s doch noch erläwe‟
eine karnovaliſtiſche Damen= und Herrenſitzung die einen ſtarken An=
ziehungspunkt
büldete. Die Bütt, der als Muſier ein mit zinsloſem
Gelde erbautes Siedlungshaus diente, war die Sammelſtätte unſerer
beſten einheimiſchen Karnevaliſten. Nennen wir als ſolche die Namen:
Bauer, Mink und Katzenmeier ſowie die beiden Schweſtern Berg (die
zum erſtenmal auftraten und gute Hoffnungen entwickelten). Ihnen
war es vornehmlich vorbehalten, die lokalen Begebenheiten des letzten
Jahres einer offenen Kritik zu unterziehen, was ihnen in beſter Weiſe
gelang. Jule Simon und Franz Veith lernten wir als ausgezeichnete
Büttredner aus der nahen Landeshauptſtadt kennen. Präſident Salo=
mon
Stock hatte das Szepter des Prinzen Karneval feſt in der Hand
und wußte es meiſterhaft zu führen. Mehrfach am Abend bot das Ka=
pitel
Berufsbürgermeiſter willkommenen Stof für die Büttredner,
die es nach allen Richtungen durch die Hechel zogen. Gemeinſchaftlich
geſungene Lieder ſtellten das Bindeglied in der Kette der karnevaliſti=
ſhen
Darbietungen des Abends dar und trugen durch urwüchſigen Hu=
mor
zur Hebung der Stimmung weſentlich bei. Die Operettenkünſt=
lerin
Frl. Erna Monti=Darmſtadt flocht ſchöne Perlen in den Kranz
deu Darbietungen durch den Vortrag in den Rahmen des Abends paſſen=
der
Lieder. Die Muſik ſtellte die Kapelle Matthigs Weber=Darmſtadt,
die ſich auf die Anforderungen des Abends einzuſtellen wußte.
a. Eberſtadt, 30. Jan. Arbeitsmarkt. Die Arbeitsmarktlage
in der Gemeinde Eberſtadt hat ſich in der letzten Zeit erneut ungünſtig
geſtaltet. Von Ottober bis jetzt iſt die Arbeitsloſenziffer im Steigen
begriffen. Während vor eimem Vierteljahr die Zahl der Arbeitsloſen
etwas über 100 betrug, iſt ihre Zahl Ende Januar auf rund 300 an=
geſtiegen
. Von den jetzt als erwerbslos gemeldeten Perſonen erhalten
ungefähr 265 Erwerbsloſenunterſtützung und ungefähr 35 unterliegen
der Kriſenfürſorge. Die Gemeinde tut alles, um die Arbeitsloſigkeit
zu mildern. Zu Notſtandsarbeiten werden gegenwärtig ungefähr 25
Perſonen herangezogen, die in der Hauptſache mit Chauſſierungsarbeiten
beſchäftigt ſind. Bei den Holzhaucrarbeiten im Gemeindewald haben
ungefähr 70 bis 80 Erwerbsloſe Arbeit und Verdienſt gefunden.
49. Pfungſtadt, 30. Jan. Sterbevorſorge. Auch hier hat
ſich ein Zweigverein des Heſſiſchen Landssvereins für innere Miſſion
gebillet. Die Werbekraft war ſo ſtark, daß der neuen Ortsgruppe
bereits gegen 45 Mitglieder angehören ſollen. Man plant, auch in
den Nachbargemeinden Eſchollbrücken, Eich und Hahn Ortsgruppen ins
Leben zu rufen. Todesfälle. Im Alter von 56 Jahren iſt der
allſeits b=kannte Gaſtwirt Ludwig Lautenſchläger, nach überſtandener
Operation geſtorben. Lautenſchläger war Mitglied d:8 Militär= und
Kriegervereins Pfungſtadt. Im Alter von 70 Jahren ſtarb Johannes
Brutſcher. Der Schiffſchaukelbeſitzer Chriſtoph Schaffner 1. wurde
unter großer Beteiligung zu Grabe getragen. Der Krieger= und Mili=
tärverein
Pfungſtadt gab mit Trauermuſik ſeinem Kameraden das Ge=
leite
. Auch die Schulkameraden und Kameradinnen nahmen zahlreich
an der Beerdigung teil. Die Grabrede hielt Pfarrer Zinn.
Aa. Pfungſtadt, 30. Jan. Müllabfuhr. Die Bürgermeiſterei
weiſt ausdrücklich darauf hin, daß das Anfahren von Müll (kein Schutt)
auf den Ablade am Zinsgut und am Hillebergplatz nur Sams=
tags
nachmittags in der Zeit von 1318 Uhr und nur mit Handwagen
erlaubt iſt. Das Müll und Schuttanfahren mit Fuhrwerken iſt auf den
gevannten Plätzen ohne Erlaubnis der Bürgermeiſterei verboten. Für
das Anfahren von Müll und Schutt auf Fuhrwerben kommt nach wie
vor nur die Torfgrube in Betracht.
Jugenheim a. d. B., 30. Jan. Hohes Alter. Der weit und
breit bekannte Barbier und Heilgehilfe J. K. Blaun von hier feiert
morgen, am 31. Januar, ſeinen 91. Geburtstag.
r. Babenhaufen, 29. Jan. Am Dienstag, den 3t. Januar, läuft im
Saalbau Deutſcher Hof der Sienbürgenfilm. Herr Pfarrer
Schuſter aus Heltau in Siebenbürgen wird zu dieſem, etwa 2 Stun=
den
dauernben Kulturfilm einen Vovtrag halten. Bei der General=
verſammlung
, die der Geſangverein Eintracht im Saale Michel=
bräu
abhielt, wurde der ſeitherige 1. Vorſitzende, Herr Jakob Geiß=
ler
, einſtimmig wiedergewählt. Der ſeitherige 2. Vorſitzende, Herr
Fritz Willand, wurde zum Ehrenvorſitzenden ernannt und an ſeine
Stelle Herr Wilh. Mahla jr. zum 2. Vorſitzendeni gewählt. Weiter
wurde beſchloſſen, von dem verſworbenen Gründe und langjährigen Lei=
ter
des Vereins, Heurn Bürgermeiſter Fendt, ein größeres Bild an=
zufeutigen
, das einen Ehrenplatz im Vereinslokal erhalten ſoll.
Fränkiſch Crumbach, 29. Jan. Der im Gaſthaus Zur Traube‟
abgehaltene Werbe=Abend für Frauen=Turnen war von
Erfolg gekrönt. Unſer Gauturnwart Adrian, Kirch=Brombach,
war erſchienen, um dieſem Schauturnen beizuvohnen. Zur Unter=
ſtützung
dieſes Abends hatte ſich in dankenswerter Weiſe, der hieſige
Geſangverein Eintracht zur Verfügung geſtellt. Ferner wurde der
Abend durch die Anweſenheit der Frauenriege des Turnvereins Rei=
Gelsheim i. D. verſchönt. Die Vouführungen fanden allgememen Bei=
fall
. Daß dieſer Werbeabend reges Intereſſe hervorgeruſen hatte, zeigte
ſich auch durch ſofortige Bildung einer Damenriege. Der Abend be=
deutete
den Auftakt zu dem am 7., 8. und 9. Juli dieſes Jahres in
unſerem Orte ſtattfindenden Gauturnfeſt des Odenwald=Gaues, zu
welchem die Vorbereitungen in vollem Gange ſind.
N. Aus dem Gerſprenztal, 30. Jan. Fertigſtellung von
Neubauten. Infolge der vonviegend äußerſt milden Januar=
zitterung
konnten an verſchiedenen Plätzen im Spätherbſt unvollendet
gebliebene Rohbauten in den letzten Wochen fertiggeſtellt wverden. Auch
in der Nähe des Bahnhofes Reichelsheim ließ die Süddeutſche Eiſen=
balgeſellſchaft
das Mauerwerk der großen Maſchinen= und Wagen=
halle
in der letzten Zeit vollends aufrichten und das Dachwerk auf=
ſchlagen
. Verrichtung landwirtſchaftlicher Arbeiten
im Freien. Landwirtſchaftliche Arbeiten, wie fie ſonſt gewiß ſelten
in dieſem Wintermonat verrichtet werden, ſieht man im Freien vor=
nehmen
. Man kann wahrnehmen, daß Landwirte Aecker umpflügen und
dabei den Wintermiſt unterbringen.
N. Reichelsheim i. Odw., 28. Jan. Ausbreitung der Heim=
arbeit
. Jufolge Maugel an ſonſtiger lohnender Beſchäftigung hat
ſich die Heimarbeit in Form von Maſchinenſtrickereien, die bald nach
dem Kriege einige Bürger hier einführten, imurer mehr eingebürgert, ſo
daß jetzt faſt ein halbe3 Dutzend derartiger Beiriebe hier beſtehen; wie
man hört, ſollen demnächſt noch weitere Unternehmungen dieſer Art
lier gegründet warden. In ihnen finden namentlich weiblize Arbeits=
loſe
Beſchäftigung und Verdienſt.
Al. Höchſt i. Odw., 28. Jan. Jagdverpachtung. Bei der
Neuverpachtung der hieſigen Gemeindejagd blieb ein Herr aus Wies=
baden
mit einer jährlichen Pachtſumme von 1371 Mk. Höchſtbietender.
Der ſeitherige Jagdpächter bezahlte rund 800 Mk. Im benachbarten
Ober Nauſes wird am 1. Februar, vormittags 10 Uhr anfangend, im
Diſtrikt Gründel nachverzeichnetes Holz öffentlich verſteigert: Buchen:
29 Meter Scheit, 19 Meter Knüppel, 1200 Wellen; Kiefer: 1 Meter
Scheit, 7 Meter Stöcke, 250 Wellen, 6 Stück Kiefernſtämme 8,07 Fm.
Die durch das Kreisaut Erbach und Kulturbauamt Darmſtadt vorge=
nommene
Bachſchau des Mümmlinglaufes ergab in der Gemarkug
Höchſt folgende Auſtände: Von der Gemarkungsgrenze Mümling= Grum=
bach
bis zum Streichwehr Scherer=Gebhardt ſind beiderſeits ſtarke Rohr=
verwachſungen
, auch Geſträuche, Geſtrüpp und Baumſtämme, die den
Waſſerlauf hindem. Ebenſo iſt das Streichwehr ſtark verwachſen. Die
alte Bach iſt in ihrer ganzen Länge ſtark mit Geſtrüpp verwachſen. Der
Waſſerlagf unterhalb des Wehres Wieder=Killinger iſt größtenteils mit
Bäumen, Büſchen und Geſtrüpp verwachfen. Am linken Bachufer, ober=
halb
der Apotheke lagern Schuttmaſſen. Unterhalb des Elektrizitäts=
werkes
befinden ſich dielfach einhängende Bäume, Wurzelſtöcke, Ge=
ſtrüpp
und Schilfe. Die Bürgermeiſterei Höckſt fördert die betreffenden
Grundſtücksanlieger auf, dieſe Anſtände bis ſpäteſtens 1. 4. zu beſeitigen,
andernfalls die Gemeinde auf Koſten der Eigentümer Abhilfe ſchafft.
4i. Vielbrunn, 30. Jan. In Anbetracht der finanziellen Ledräug=
nis
der Gemeinde und im Hinblick auf die herrſchende Arbeitsloſigkeit
hat der Gemeind=
gen
Gemeinden=
beamten
abge

Kommunale Tätigkeit der Landgemeinden.

* Weiterſtadt, 28. Jan. Gemeinderatsſitzung. Zur Er=
ſtellung
des Friedhofstors am neuen Friedhof wurde nach dem Ent=
wurf
des Gemeindebautechnikers Krämer dem Schloſſer V. Schamber
der Zuſchlag für das Angebot von 750 Mark erteilt. Auch ſoll möglichſt
bald rechts vom Eingange eine Wagen= und Leichenhalle nach Angaben
des Bautilmikers errichtet werden. Die Friedhofseinteilung wurde
vorerſt zurückgeſtellt; es ſoll eine neue Friedhofsordnung ausgearbeitet
werden. Weiter wurde die kürzlich ſtattgehabte Wieſenverpachtung ge=
nehmigt
. Die Verhandlungen über Gemeinde=, Kreis= ud Provinzial=
umlagen
werden zurückgeſtellt. Einen breiten Naum in der Beratung
nimmt die Sportplatzfrage in Anſpruch. Nach dem Gemeinderats=
beſchluß
vom 15. Dezember 1927 bleib= die Verwaltung des Sport=
platzes
in den Händen der Gemeinde. In der Sportkommiſſion erhalten
die ſporttreibenden Vereine beratende Stimme. Seitens des Gemeinde=
rats
werden für dieſe Kommiſſion die Heuren Römer, Hillemann, Heif=
mann
und Danz beſtimmt. Hierzu kommen noch drei Leute aus den
Vereinen. Herr Bürgermeiſter verlieſt ein Schreiben der ſporttreiben=
den
Vereine, wonach dieſe mit dem Gemeinderatsbeſchluß vom 15. De=
zember
1927 nicht einverſtanden ſind. Der Bitte der ſporttreibenden
Vereine um eine gemeinſame Ausſprache mit der Gemeindevertretung
kommt der Gemeinderat entgegen, und zwar ſollen 2 Vertreter der
Vereine zu einer gemeinſamen Sitzung eingeladen werden. Es ſei
hierzu noch bemerkt, daß die Gemeinde die ganze Sportplatzfuage finan=
ziert
hat und auch das Defizic von mehe als 3000 Mork übermimmt.
Die Beratungen über die Ausſtattungsbeihilfen zuu Konfirmation 1928
werden der Wohlfahrtskommiſſion überwieſen. Ueber die Gemeinde=
beamtenbeſoldung
wird in einer außerordentlichen Sitzung unter Aus=
ſchluß
der Intereſſenten Beſchluß gefaßt.
J. Griesheim, 28. Jan. Gemeinderatsbericht. Bei der
Gemeinde Griesheim wurden Markanleihen in Höhe von 417 084,83 M*
zur Aufwertung angemeldet. Hiervon hat die Gemeinde 32 176,53 Mk.
anerkannt, während ſie den größten Teil ihrer bei der Bezirksſparkaſſe.
Groß=Gerau begründeten Schulden mit 384 908,30 Mk. beſtritten hat.
Die Bezirksſparkaſſe Groß=Gerau hat auf den Einſpruch der Gemeinde
eine Beſchwerde wiht verfolgt, da bei Annahme der Schuld Vorbehalte
irgendiveſcher Art nicht gemacht worden ſind. Nach einem Gemeinde=
ratsbeſchluß
vom 10. Februar 1927 ſollen die von der hieſigen Volksbank
angemeldeten Morkanleihen, ſoweit Altbeſitz in Frage kommt, mit 12½
vom Hudert und ſoweit Neubeſitz m Frage kommt, mit * vom
Hundert zufgewertet werden. Die Treuhänderſtelle ſteht auf dem
Standpunkt, daß die Gemeinde ohne eine ſteuerliche Mehrbelaſtung in
der Lage ſei, ihren Bläubigern die geſetzliche Höchſtaufvertung mit 25
vom Hundert zu gewähren. Die Aufwertungsſchuld würde ſich in dieſem
Falle auf 80. 13 Mazt belaufen, dieſen Betrag auf 20 Jahre verteilt.
würde unter Verückſichtigung der auflaufenden geſetzlichen Zinſen eine
jährliche Annuität von 575,22 Mark ergeben. Der Gemeinderat beſchließt
hierzu, der Treuhänderſtelle mitzuteilen, daß die hieſige Volksbank gegen
die von der Gemeinde anerkannte Aufwertung keinen Einſpruch erhoben
hat. Wohnungsneubauten, die im Kalenderjahr 1928 begonnen wer=
den
, ſollen für das z Z. der Frrtigſtellung laufende und für die nächſt=
folgenden
5 Rechungsjahre auf Antrag grundſteuerfrei bieiben. Eut=

Nauswecks engeſangen gunrde. Dis berkaue Gaudſtich Feid wärend
der Dauer der Steuerfreiheit des Neubaues zu:: Grundſteuer ſo heran=
gezogen
, ais ob es unbebaut geblieben wäre. Diejenigen Grund=
ſtücksbeſitzer
, die ſich bis zum 1. Juli 1928 zun: Bezug von Waſſer aus
der hieſigen Waſſerleitung bereit erkliren, erhalten den Anſchluß noch
zu deir ſeitherigen Bedingungen, ſokald ſich die betr. Beſitzer bereit er=
klären
, die Mindeſtſumme von monatlich 1,50 Mk. vom 1. Ottober 1927
an die Gemeinde bezahlen. Die Bezahlung der den Waſſerabnehmern
angeforderten Beträge für Rohrleitungen, ſowveit ſie mehr als 2 Meter
betrugen, hat bis zum 1. Juli 1928 zu erfolgen. Die Gemainde über=
nimmt
für die Obſt= und Bemüſeverwertungsgenoſſenſchaft e. G. m. b. H.
hier gegenüber der Heſſ. Landeshank in Darmſtadt eine weitere Büirß=
ſchaft
in Höhe von 10 000 Mark. Dem Verkauf des Gemeindehaufes
frühere Goldne Roſe zum Prcis von 16 000 Mark wurde zugeſtimmt.
Zum Verkauf des Gemeindehauſes früher. Weißes Roß wurde, eine
Kommiſſion gebildt, beſtehend aus den Heuren Bürgerweiſter Schüler,
Beigeordneten Feldmann und Gemeinderat Nothnagel. Zum endgil=
tigen
Verkauf iſt jedoch die Zuſrimmung des Gemeinderats einzuholen.
Der Verkauf des Gemeindehauſes Alte Darmſtädter Straße 72 wurde
abgelehnt. Auf Anregung des Kreiswohlfahrtsamts Darmſtadt beſchloß
der Gemeinderat, die Hälfte der Koſten für Gewährung einer Konſir=
mations
=Ausſtatungsbeihilfe für hieſige hilfsbedüirftige Konfirmanden
in dom ſei her üblichen Rahmen auf die Gemeinderaſſe zu übernehmen.
Die Auswahl der Kinder wird der Wohlfahrtskommiſſion überlaſſen.
Goddelau, 28. Jan. Oeffentliche Gemeinderatsſitzung.
Die Verhältniſſe am ehemaligen Sammelbahnhof Goddelau werden
immer ſchwieriger. Die Reichsvermögensberwaltung hat die Pacht ge=
kündigt
, die Kündigung iſt von der Gemeinde nicht angenommen worden.
Auf einem Grundſtick ſteht ein Transformatorenhaus des Ueberland=
verkes
, das ſeinerzeit für den Sammelbahnhof errichtet wurde, und nun
möchte das Ueberlandwerk naturgemäß reinen Tiſch machen und endlich
das Grundſtück erwverben. Die Gemeinde aber möchte eine endgültige
Regelug des durch die Schuld der Reichsvermögensverwaltung und
auch des Heſſiſchen Fislus verfahrenen Sache abwarten und lehnte daher
den Verkaufsvorſchlag ab. Der Stndenlohn für Arbeiter, die von
der Gemeinde beſchäftigt werden, wird auf 80 Pfg. heraufgeſetzt uter
anteilmäßiger Berechnung der ſozialen Laſten. Im Frankfurter Hof
ſoll eine feſte Grube errichtet werden zur Aufnahme des Straßenkehr=
richts
, deren Inhalt dann auf die Gemeindewieſen abgefahren werden
kann. Auch die anderen Sorgen um den Frankfurter Hof kamen wieder
zur Sprache. Das geſamte Papbelholz ſoll bald verkauft werden. Das
Stammholz an Ort und Stelle, das Brennholz auf dem Rathauſe; beides
in öffentlicher Verſteigerung. Die Baugeſuche: Heinrich Sturm wegen
ſeiner Einfriedigung und Gg. Müller wegen Aufſtockung ſeines Hauſes,
werden genehmigt. Letzterem auch die Errichtung ſeines Schlachthauſes
uſw., da er ſich als dritter Meßger niederlaſſen will. Das Fahren
von Steinen vom früheren Sammelbahnhof war an den Mindeſtfordern=
den
verſteigert worden. Der Gemeinderat genehmigte aber das Ergebnis
nicht, ſondern wird bei trockenem Wetter die Fuhren nochmals verſtei=
gern
. Bei der Beratung üüber die Vergütung der Stellvertreterin der
Schuldienerin während deren Erkrankung wird der grundſätzliche Be=
ſchluß
gefaßt, daß bei Vertretungen von Gemeindebeamten oder Be=
dienſteten
das Anfangsgehalt der zuſtändigen Gruppe gewährt wer=
den
ſoll.
G. Ober=Ramſtadt, 28. Jan. Gemeinderatsfitzung. In
der vorgeſtrigen Gemeinderatsſitzulng wurde zunächſt Schloſſeruneiſter
Friedrich Ehrhardt 1. an Stelle des infolge Mandatsniederlegung aus=
geſchiedenen
Gemeinderats Auguſt Matthes 2. vom Bürgermeiſter
durch Handſchlag verpflichtet und in ſein Amt eingeführt. Zum zwei=
ten
Punkt der Tagesordnung ſtand die Prüfung der Gemeinde= und
Waſſerwerksrechnung für 1926 Rj. Erſchienen waren hierzu Gemeinde=
rechner
Breitwieſer und Sekretär Maul, ſowie der Rechner der Waſſer=
werkskaſſe
, Keller. Als Vorſitzender im Sime des Art. 174 L.G.O.
wurde Gemeinderatsmitglied Ackermann gewählt. Der Bürgermeiſter
erſtattete zunächſt einen ausſührlichen Verwaltungs=Rechenſchaftsbericht,
außerdem war jedem Gemeinderat mit der Einladung zur Sitzung ein

De Germe n etereteride ud Genlidere ernui ee ie
die Rehnungsprüfungskommiſſion Bericht. Nach kurzer Ausſprache wur=
den
beide Rechnungen genehmigt. Gemeinderat Radomicki beantragte,
künftig im Rechenſchaftsbericht die Beamtengehälter einzeln zu erwähnen,
was angenommen wurde. Ueber das Rechwungsergebnis ſei kurz das
folgende erwähnt: Die Geſamteinnahmen der Abteilung 1 betragen
535 824 05 Mk., die Geſamtausgaben 483546,86 Mk., ſomit war ein
Ueberſchuß von 52 777,09 Mk. vorhanden. Der Geſamrumſatz betrug
1694 133,08 Mk. Die allgemeine Verwaltung erforderte eine Ausgabe
von 25922 Mk., ein Betrag, der im Verhältnis der Größe Ober= Ram=
ſtadts
gegenüber anderen Gemeinden ſich in mäßigen Grenzen bewegt,
und dem in Einnahme ein

(Straßen) auf

Vor dem Einseifen die Haut gründlich mit
RM
einreiben! Erfolg: Schmerzloses Rasieren.
blendendes Schneiden des Messers, keine
Reizung der Haut.

Selbstrasierer!
A

äüubr 2 Sonide Dirhorchaf der düdr 25 WchunsSred
auf 88 952 Mk., der Rubrik 46 (Steuern und Abgaben) auf 16 700 Mk.,
und der Rubrik 61 (Gemeindeumlagen) auf 12337 Mk. Dieſen ſtehen
an Einnahmen gegenüber, in Rubrik 4 (Waldungen) 40 158 Mk., in
Nk. in 34: 1885 Mk, in 36: 2690 Mk.,
4441

U Orchamh. .ch Mirn icde de ech it e Fut
(Vermögen) ſchließt in Einnahme mit 4622,28 Mk. in Ausgabe mit
4610,15 Mk. ab, ſo daß ein Ueberſchuß von 12,13 Mk. verbleibt. Das
Kapitalvermögen betrug Ende 1826: 106 503,53 Mk., dem an Kapital=
ſchulden
153 615 Mk. gegenüberſtehen. In letzterem Betrage ſind in der
Hauptſache Darlehensaufnahmen ſür Straßenherſtellungen enthalten.
Die Rechmung des Waſſerwerks ſchließt mit einer Einnahme von
20 101,52 Mk. und einer Ausgabe von 19 116,60 Mk. ab, ſo daß ein Reſt
von 994,92 Mk. verbleibt. Der Gemeinde ſind mehrere Grundſtücke
des verſtorbenen Philipp North 2. zum Kauf angeboten. Bezüglich dieſer
ſoll zunächſt eine ortsgerichtliche Taxation eingeholt werden. Johannes
Netſcher 3. beantragt, der Gemeinderat wolle die Sperrung der Bau=
ir
den Antoverkehr in die Wege leiten mit Nückſicht auf die dem
ſtraße

Weleie ereilen Geliernich u egnge e
wenn ſie unbebaut geblieben wären. Hierauf Veratung von Wohl=
fahrtsſachen
in geheimer Sitzung.
f. Roßdorf, 30. Jan. Gemeinderatsbericht. 1. Entſpre=
chend
dem Vorgehen des Staates beſchlieſt der Gemeinderat zur
Wiederbelebung der Bauwirtſchaft, daß Wohnungsbauten, die im
Kalenderjahr 1928 begonnen werden, für das zur Zeit der Fertigſtel=
lung
laufende und für die nächſtfolgenden fünf Rechnungsjahre grund=
ſteuerfrei
bleiben. Hicrnach wird das bebaute Grundſtück während der
Dauer der Steuerfreiheit des Neubaues zur Grundſteuer ſo herange=
zogen
, als ob es unbebaut geblieben wäre. 2. Am hieſigen Lagerplatz
der Odenwälder Haxtſtein=Induſtrie in Darmſtadt iſt die Bachberlegung
notwendig geworden. Nach dem vorliegenden Meßbrief geben die
Odenwälder Hartſtei=Induſtrie an die bürgerliche Gemeinde Roßdorf
104 Ouadratmeter und letztere an die Hartſtein Induſtrie 44 Quadrat=
meter
ab; gegenſeitige Herauszahlungen finden nicht ſtatt. Der Ge=
uieinderat
ſtimmt dem zu beurkundenden Tauſchvertrag zu. 3. Eiue

im Gewann Mummler 386 Dugdratneter. Dem Antrage wird zu
den üblichen Bedingungen ſtattgegeben. 6. Die Fraktion des Bürgerver=
eins
hat beantragt, der Holzgaſſe den Nawen Friedrich=Ebert=Straß‟‟
und der projektierten Verbindungsſtraße von der Wingerts= nach der
Darmſtädterſtraße den Namen Hindenburg=Straße zu geben. Es ent=
ſpaun
ſich eine lebhafte Debatte, in der man ſich ſchließlich dahin einigte,
daß der vorgenannten Verbindungsſtraße auf Vorſchlag des Bürgek=
urciſters
der Name Jahn=Straße gegeben, im übrigen eine Straßen=
benemung
vorerſt ausgeſetzt wurde. 7. Weiter beantragt die Frattion
des Bürgervereins, daß für das Rechnungsjahr 1928 jeder Fraktion früh=
zeitig
je eine Abſchrift des Gemeindevoranſchlags mitgeteilt wird, ferner
daß an 34 Stellen Kaſten für amtliche Bekanntmachungen angebracht
werden. Beiden Anträgen wird entſprochen und die notwendigen Aus=
gabemittel
bewälligt. 8. Da die drei Blätter des Ortsbauplanes nur in
einfacher Ausfertigung vorliegen, erſcheint es als dringend notwendig.
Duplikate lediglich für Gemeindezwecke anfertigen zu laſſen. Dadurch
würde der Mißſtand, daß bei allen Aenderungen oder Neuanlegungen
von Straßen uſw. dieſe Pläne uur mit Schwierigkeiten zu erreichen
ſind, abgeſtellt. Der Gemeinderat beſ hließt die Anfertigung von Dupli=
katblättern
. 9. In der Erhacherſtraße und Beunegaſſe ſoll je eine weitere
Straßenlampe angebraßt werden. 10. Die Serſtellung der Badcanſtalt
ſoll alsbald in die Wege geleitet werden. Man war ſich darüber einig,
daß eine Benutzung in dem derzeitigen Zuſtande unmöglich ericheinetr
dürfte. Ueber die vorzunehmenden Ausbeſſerungs= und Umbzuarbeitent
ſoll der Ortsausſchuß für Leibesübungen zunächſt einen Koſtenvoran=
ſchlag
vorlegen. Wegen der Vergrößerung des Sportplatzes foll die
Bürgermeiſterei mit den in Betracht kommenden Grundſtückseigentümern
in Verbindung treten.
r. Babenhaufen, 30. Jan. Gemeinderatsſitzung. Es wurde
über die Baufluchtlinie in der Eiſenbahnſtraße beraten. Auf die früher
vorgeſehene Platzbillung gegenüber der Hauptunterführung ſoll vei=
zichtet
werden. Das von der Reichsbahn benötigte Gelände ſoll mit
1 Mk. pro Duadratmeter vergüitet werden. Ein Geſuch um Erlaß der
Vergnügungsſteuer, eingereicht vom Land

Mar ſchliche. Wcdan erhen de Naüiſceld fur Dei Per ie.
jährigen Holzverſteigerungen erſtandenes Holz wird bis zum 11. Nol.
1928 geſtundet, vom 1. Juli ab iſt es mit 6 Prozeut zu verzinſen. Der
Erſatz des Hauer= und Setzerlohns für das Ortsbürgerholz wird auf
N Mark für das Los feſtgeſetzt. Herr Stadtſekretär Mohrhardt, der
krankheitshalber ſeinen Dienſt aufgegeben hat, erſucht in einem Schreiben
um Gewährung einer laufenden Rente. Dem Geſuch wird entſprochen
und monatlich 30 Mark bewilligt. Die Erſedigung von Stundungs=
geſuchen
bildet den Schluß der Sitzung. Die Höhere Bürger=
ſchule
von hier fordert zum Eintritt in die Anſtalt an Oſtern 1928
auf. Für Knaben und Mädchen, die bereits 4 Jahre die Grundſchule
beſuchen, wird die Anmeldung zur Aufnahme in die unterſte Klaſſe
(Sexta) erſtmalig am 2. Februar bei der Leſtung entgegengenomnen.
Für Kinder, die ſchen nach 3 Grundſchuljahren die Höhere Burgerſchule
beſuchen wollen, ſind andere Aufnahmebedingungen. Für dieſe haben die
Erziehungsberechtigten ſpäteſtens bis zum 1. Februar bei
dem Leiter der betreffenden Volksſchule einen mündlichen oder ſchriſt=
lihen
Antrag zur Aufnahme zu ſtellen. Dieſer hat jedoch nur Ausſichſt
auf Erfolg, wenn eine beſondere Leiſtungsfähigkeit des Kindes auf
Grund ſoiner Klaſſenzeugviſſe, eines eingehenden Gutachtens des Grund=
ſchullehrers
feſtgeſtellt und ein Zeugnis des Kreisarztes über körper=
liche
Eignung beigefügt wird. Die vom Kreisſchnlamt zugelaſſenen
Schüler haben ſich am Aufnahmetag einer nündlichen und ſchriftlichen
Prüfung im Rechmen und Deutſch zu unterziehen.
Bu. Hirſchhorn, 29 Jan. Gemeinderatsſitzung. Dem An=
trag
des ſeitherigen Pächters der Neckarfähre, Herrn Adam Bißdorf zu
Hirſchhorn, wurde entſprochen und demſelben die Neckarüberfahrt auf
weitere drei Jahre, vom 1. April 1928 ab gegen das ſeitherige Pacht=
geld
von jährlich 1520 Reichsmaik aus der Hand weiter verpachtet. Sollte
während dieſer Pachtzeit die in Verbindung mit der bevorſtehend.
Neckarkanaliſierung profektierte Erbauung einer Brücke über den Neckar
zur Herſtellung gelangen, ſo wird der Pachtvertrag alsdann aufgelöſt.
Auf Nachſuchen des Emil Müller von Mannheim wird demſelben
vom Jahre 1998 ab auf die Dauer von drei Jahren der Platz zur Auf=
ſtellung
eines Karuſſells und einer Schiffſchaukel für die Kirchweihtage
am Neckar gegen ein jährliches Platzgeld von 200 Reichsmark vergeben.
Weiter wird demſelben für die vorerwähute Zeit der Platz zum Auf=
ſtellen
und Betriebe einer Schießbude gegen ein jährliches Platzgeld von
25 Reichsmark zugebilligt. Wegen Zuteilung von Wohnungen in dem
in der Hainbrunnerſtraße gelegenen Gemeindehauſe wird zur Einſicht=
nahme
an Ort und Stelle eine Kommiſſion gebildet, der außer dem
Herrn Bürgermeiſter Zipp und dem Beigeordneten Herrn Holzſchuh,
noch die Gemeinderäte Herr Burkard, Mathes, Mergenthaler und Zieg=
ler
angehören. Nach Verleſung der diesbezüglichen Verfügung des
Kreisamts Heppenheim vom 13. ds. Mts. wird für die im Kalenderjahr
1928 errichtet werdenden Neubauten folgendes b=ſchloſſen: Die im Jahre
1928 begonnenen Neubauten bleiben für das zurzeit der Fertigſtellung
laufende und für die nachfolgenden fünf Rechnungsjahre auf Antrag

ber 1An entüurseckend hest die dort augereate Veſhreckung nit den be
treffenden Grundſtücksbeſitzern inzwiſchen ſtattgefunden und wurde auf
Grund des Ergebniſſes dieſer Beſprechung dem Peter Siefert zu Kor=
telshütte
und Konſorten für C

hlunn von 18 Reicksmarkt bewilligt. Her Bürgermeiſter Zip wird
niichtigt, das im Gemeindewald anfallende Buchen=Nutzſcheitholz nach
inken zu verwerten. Die von dem Hochbauamt abgeänderte Baitz=
iuie
an der Jahnſtraße, wonach Vorgärten von 4 Meter Breite
ſehen ſind, wird genehmigt.

[ ][  ][ ]

Nummer 31

Dienstog, den 31. Januar 1928

Seite 9

Waſſerleitungsfragen in Babenhauſen.

r. Babenhauſen, 30. Jan. Am Donnerstag abend fand im
wberen Rathausſaale eine wichtige öffentliche Gemeinde=
watsſitzung
ſtatt. Zur Beratung ſtand als einziger Punkt auf
Ser Tagesordnung: Waſſerleitungsfragen. Vom Kulturbau
rmt Darmſtadt waren anpeſend: Herr Oberbaurat Hauck und die
Serren Regierungsbaumeiſter Kraus und Günther. Nach Begrü=
Sung durch den Vorſitzenden, Herrn Bürgermeiſter Rühl, ſprach Herr
Sberbaurat Hauck über wichtige, im Vordergrunde des Intereſſes
Ftehende Waſſerleitungsfragen. Eingehend behandelte er die Frage, ob
Das Pumpwerk mit elektriſcher Kraft oder mit Rohölmotor zu treiben
ei. Die Gründe für und wider wurden in ſachlicher, fachmänniſcher
Weiſe erörtert. Seinen Ausführungen über dieſen Punkt ſchloß ſich ſo=
tiort
eine Ausſprache an. Als Ergebnis führte ſie zu dem einſtimmigen
Weſchluß, keinen Rohölmotor anzuſchaffen, ſondern zwei Elektromotore.
Miederſpannungs= oder Hochſpannungsanſchluß? Das iſt der zweite
Wunkt, der von dem Vertreter des Kulturbauamts eingehend beſprochen
pvird. Die Koſtenfrage ſteht ſelbſtverſtändlich auch hier im Vordergrund.
Der Gemeinderat faßt nach Ausſprache den Beſchluß, die Koſten für einen
ſOlnſchluß an das Niederſpannungsnetz in Höhe von 3400 Mark zu über=
wehmen
. Als Bedingung wird feſtgeſetzt, daß niemand weiter an dies
eketz ohne Genehmigung der Gemeinde angeſchloſſen werden darf. Das
Fulturbauamt wird beauftragt, auf dieſer Baſis Verhindlungen mit
er Leitung des Elektrizitätswerks anzuknüpfen. Daß ein automatiſcher
Betrieb des Pumpwerkes erfolgen ſoll, wird als ſelbſtverſtändliche Vor=
ausſetzung
für eine zeitgemäße Anlage betrachtet und ohne weitere Er=
tirterung
beſchloſſen. Die Beantwortung der Frage: Wo ſoll die Ueber=
wachung
des Pumpwerkes ſtattfinden? Im Pumpwerk ſelbſt oder im
eieſigen Elektrizitätswerk?, wird als noch nicht ſpruchreif einſtweilen
rurückgeſtellt. Eine längere, recht ergiebige, teilweiſe ſehr anregende
usſprache ruft der Punkt: Waſſermeſſer oder keine? hervor. Die Mei=
rungen
ſind hier bei den Gemeindevertretern recht geteilt. Die einen
irnd für den ſofortigen Einban von Waſſermſſern, die anderen wollen
Eeine Waſſermeſſer, weil ſie ſich dabei billigeres Waſſer verſprechen. Die
rachmänniſche Seite, um ihren auf langjährige Erfahrung fußenden Rat
g=ebeten, rät eindringlich dazu, keine Waſſermeſſer einzubauen.
Gründe: Das Waſſer ſtellt ſich ſo billiger. Reichlich fließende Waſſer=
rnengen
ſind vorhanden, die keiner Erdroſſelung bedürfen. Der Einbau
von Waſſermeſſern erfordert einen Koſtenaufwand von 20 000 RM.,
her ſich natürlich auf den Kubikmeter=Preis auswirken wird. Der ſo=
wortige
Einbau von Waſſermeſſern kann auch aus mancherlei techniſchen

Gründen nicht empfohlen werden. Drum rät Herr Oberbaurat Hauck,
zunächſt einmal längere Zeit (6 bis 12 Monate) ohne Waſſermeſſer das
Waſſer abzunehmen. Der Gemeinderat faßt alsdann folgenden Be=
ſchluß
: Nach Fertigſtellung der Waſſerleitung ſoll früheſtens nach Ablauf
von 6 Monaten die Frage erneut geprüft werden, ob Waſſermeſſer ein=
gebaut
werden ſollen oder nicht. Folgende Preiſe werden einſtimmig
für den monatlichen Gebrauch des Waſſers ohne Meſſer feſtgeſetzt:
Grundgebühr für jede Haushaltung 1.20 Mk. für jede Perſon des
Hausſtandes 0,10 Mk., für ein Stück Großvieh 020 Mk., für ein Stück
Kleinvieh 0.05 Mk., für eine Badeeinrichtung 0,60 Mk., für eine Kloſett=
einrichtung
0.20 Mk. für gewerbliche Betriebe (Bäckereien, Metzgereien,
Gaſtwirtſchaft) 0,50 Mk. bis 10 Mk.
Findet bei größeren Betrieben ein Einbau von Waſſermeſſern ſtatt,
ſo wird eine Mindeſttaxe von 1,50 Mk., zuzüglich 0,30 Mk. für Waſſer=
mietegebühr
, alſo 1,80 Mk., erhoben. Dafür werden 4 Kubikmeter
Waſſer geliefert. Je weitere 10 Kubikmeter koſten 30 bzw. 25 und
20 Pfg. mehr. Großabnehmer erhalten Sondertarife. Der Anſchluß
des Bahnhofs an die Waſſerleitug iſt in die Wege geleitet, die Ver=
handlungen
darüber werden vom Kulturbauamt weitergeführt. Herr
Negierungsbaumeiſter Kraus berichtet ſodann über die bis jetzt ein=
gelaufenen
Angebote für das Punpwerk, das zwei Pumpen enthalten
ſoll. Der Gemeinderat erteilt den Zuſchlag der Rhei=Elektra ( Rhei=
niſchen
Elektrizitätsgeſellſchaft) Mannheim zu ihrem Angebot vom
10. Januar 1928. Herr Reg.=Baumeiſter Günther gibt nun Erläu=
terungen
zu ſeinem neuen Waſſerturmentwurf, der die Zuſtimmung des
Gemeinderats findet. Trotz anfänglicher Bedenken des Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft kommt der Waſſerturm jetzt mit Beſtimmtheit
in die Harreshäuſer Allee zu ſtehen. Der Entwurf iſt in geſchmack=
voller
, künſtleriſcher Form gehalten, die Ausführung wird den Beweis
erbringen, daß der Turm ſich in ſeiner äußeren Geſtalt ganz harmoniſch
unſerem mittelalterlichen Stadtbild angliedert. Der Waſſerbehälter iſt
jetzt größer gewählt. Er wird ſtatt 130 Kubikmeter nu 200 Kubikmneter
Waſſer enthalten. Der Vorſitzende verlieſt zum Schluſſe die Waſſer=
leitungsanſchlußbedingungen
. Mit dem Wortlaut iſt man einverſtanden.
Die Formulare ſollen alsbald zur Verteilung an die Einwohnenſchaft
kommen, die Anmeldung ſoll bis zum 1. März d. J. erfolgt ſein. Mit
Dankesworten an die Herren Vertveter des Kulturbauamtes für ihre
wertvollen Ausführungen und Anregungen und mit dem Wunſche für
ein glüchliches Gelingen des großem Werkes ſchließt Herr Bürgermeiſter
Rühl um Miternacht die Sitzung

b. Erbach i. D., 30. Jan. Sport des Sonntags. Der geſt=
täge
Sonntag fand unſere Fußball= und Handballmannſchaften gut be=
Ehäftigt. Das Verbandsſpiel der erſten Erbacher Elf gegen die gleiche
Beerfeldens konnte Erbach für ſich mit dem guten Reſultat 4:1 entſchei=
en
. Ein ſchönes Spiel lieferten ſich die erſten Jugendmannſchaften
gFechenheim und Erbach, das Fcchenheim mit 3:0 gewinnen konnte.
MOas ſchönſte und intereſſanteſte Spiel des Tages fand zwiſchen den erſten
ſandballelf der D.T. Erbach und Michelſtadt ſtatt. Hier ſtanden ſich
Ahne Zweifel zwei gleichwertige Mannſchaften gegenüber und nur dem
Umſtand, daß es einige ſehr gut durchtrainierie Spieler auf den Platz
hrachte, iſt es zu verdanken, daß Michelſtadt mit Reſultat 2:0 den Sieg
nrit nach Hauſe nehmen konnte. Michelſtadt hat hiermit die A= Meiſter=
ichaft
errungen. Die erſten Jugendmannſchaften der gleichen Vereine
anden ſich im Stadion Michelſtadt in einem Freundſchaftsſpiel gegen=
Über. Reſultat 2:1 für Erbach. Die Fußballabteilung der Freien
Arurnerſchaft hatte als Gegner ihrer erſten Mannſchaft die gleiche des
SV. Vorwärts Neu=Iſenburg. Reſultat 7:3 für Neu=Iſenburg.
Coäuglingsberatungsſtunden. Säuglingsberatungsſtunden
der Bezirksfürſorgeſtelle Erbach finden wie folgt ſtatt: In Michelſtadt
ann erſten und dritten Montag monatlich von 34 Uhr i der Land=
mirtſchaftsſchule
, in Erbach am zweiten und vierten Dienstag monatlich,
toon 34 Uhr, im Kreiskrankenhaus; in Beerfelden am erſten Dienstag
m=onatlich, von 34 Uhr, im Rathaus; in Höchſt am dritten Mitvwoch
monatlich im Gemeindehaus; in Lützel=Wiebelsbach am erſten Mittwoch
monatlich von 23 Uhr auf dem Standesamt; in Sandbach am erſten
ienstag monatlich von 23 Uhr auf dem Rathaus. Die große
Bvennholzverſteigerung der Gräflich Erbachſchen Verwaltung, in der
aus dem Revier Eulbach 1000. Rm. Laub=Brennholz und 600. Rm.
Madelbrennholz zum Verkauf kommen, findet am Samstag, den
4 Februar d. J., nachmittags 1½ Uhr, im Gaſthaus Zum Anker in
e tockheim ſtatt.
b Erbach i. O., 28. Jan. Außerordentliche General=
derſammlung
des V. f. R. Der Verein für Raſenſport hielt
eane außerordentliche Generalverſammlung im Gaſthaus Zur Stadt Er=
lrach
ab. Der Beſuch war über Erwarten gut. Eine Anzahl neuer
Mitglieder wurde zunächſt aufgenommen. Sodann ſchritt man zu der
eforderlich gewordenen Neu= bzw. Ergänzungswahl des Vorſtandes und
der Spielleitung. Erfreulicherweiſe iſt es gelungen, für dieſe wichtigen
Lemter geeignete Leute zu finden, die die Gewähr für ein zielbewußtes
mid intenſives Arbeiten der Vereinsleitung bieten. Der Vorſtand be=
eht
numehr aus den Herren Karl Schmucker als 1. Vorſitzender Ma=
urn
Volk 2. Vorſitzender, Johann Stetter als Beiſitzer, Willi Wendel
Schriftführer, Karl Unger Rechner und Leiter der Jugendabteilung. Im
Spielausſchuß hat Herr Kurt Bauer den Poſten als 1. Vorſitzender über=
Mmmen, als Beiſitzer wurden die Herren Lehrer Gölz und Fritz Huber
Aewählt. Ferner erhält hier beratende Stimme Herr Dr. med. Beck in
ſeiiner Eigenſchaft als Sportarzt. Wir ſind der Ueberzeugung, daß dieſe
Waßnahmen, vorausgeſetzt, daß auch die Spieler den gleich guten Willen
nnach oben praktiſch zum Ausdruck bringen, dem Verein und dem Fuß=
b
llſport überhaupt dienen, was dann in nächſter Zeit auch an den Re=
ſlltaten
ohne Zweifel zum Ausdruck kommen wird. Nach Erledigung
eriiger techniſcher Angelegenheiten ſchloß der 1. Vorſitzende die ſehr an=
rmend
verlaufene Verſammlung. Die Jahreshauptver=
ſrmmlung
der Bezirksgruppe Erbach des Volksbundes Deutſche
Kiegsgräberfürſorge fand im Sitzungsſaale des Heſſ. Kreisamts ſtatt.
2n Geſchäftsbericht über das abgelauſene Jahr gab Herr Schulrat
Gerbig. Wenn auch in den ehemaligen Feindesländern nach gegenſei=
tger
Vereinbarung, die Gräber unſerer gefallenen Helden in Stand ge=
lten werden ſo darf doch geſagt werden, daß dieſe im allgemeinen ohne
ieſen Schmuck und Kränze bleiben. Hier hat es ſich der Volksbund zur
9uufgabe gemacht, in einer Art und Weiſe Abhilfe zu ſchaffen, wie es
urſeren Empfindungen mehr entſpricht. Ferner werden durch den
Volksbund Lichktbildaufnahmen von Sammel= und Einzelgräbern an An=
g
=hörige und ſonſtige Intereſſierte vermittelt. Außerdem hat ſich der
Volksbund die würdige Ausgeſtaltung des Volkstrauertages, der be=
kyntlich
am 4. März abgehalten wird, zur Aufgabe geſtellt. Beſonders
die Schulen ſind es, die die Beſtrebungen eifrigſt unterſtützen. Dem
chner, Herrn Groll, wurde nach Erſtattung des Kaſſenberichts Ent=
lotung
erteilt. Auf finanziellem Gebiet iſt im abgelaufenen Jahr, ein
ſhr beachtenswerter Erfolg zu verzeichnen, erreichen doch die geſam=
melten
Beträge die ſtattliche Summe von 2500 RM. Mit der Hoffnung,
daß das laufende Jahr eine fortſchrittliche Entwicklung des Bundes
brängen möge, ſchloß der 1. Vorſitzende, Herr Schulrat Gerbig, die Ver=
ſurnmlung
. Die Verpachtung der nahegelegenen Lauerbacher Ge=
meindejagd
findet am 11. Februar ds. Js., nachmittags 2½ Uhr, in der
Hyeringſchen Gaſtwirtſchaft daſelbſt ſtatt. Die Jagd iſt 900 Morgen groß
uick.d zwar je zur Hälfte Wald und Feld. Es iſt beſonders ein guter Reh=
uurd
Haſenſtand vorhanden. Das Jagdgebiet iſt in 5 Minuten vom
Bahnhof Erbach aus zu erreichen.
Bs. Ebersberg, 30. Jan. Ein junger Mann aus dem benachbarten
Güünterfürſt fiel hier ſo unglücklich von ſeinem Fahrrad, daß er mit
daun Arto eives von Erbach herbeigerufenen Arztes in ſeine Wohnung
mmbracht werden mußte.
Bt. Wahlen, 30. Jan. Die Gendarmerie hat wieder einmal eine
Mtilſchpantſcherin erwiſcht, die zu einem ſtarken Prozentſatz die Milch
enttrahmt haben ſoll. Eine ganz empfindliche Strafe gehört verhängt.
N. Aus dem Odenwald, 28. Jan. Die milde und ſonnige
Vitterung der letzten Tage hat bereits die Schnaken aus den Ge=
ky
ſchen, Gräben und Feldrinnen zum Leben erweckt und goigen außer=
odentlich
frühe im Sonenſchei. Man denkt bei der Aufführung ihres
Reigens an die Wetterregel: Wenn die Schnaken in Hornung ( Fe=
kmuar
) geigen, ſo müſſen ſie im Märzen ſchweigen.
* Hirſchhorn, 30. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Januar: 1.36 Meter; am 30. Jamar: 1,37 Meter

Bn. Hirſchhorn, 28. Jan. Vom Turnverein. Die General=
verſammlung
des Turnvereins Hirſchhorn fand im Gaſthaus Zur Krone
ſtatt. Der erſte Vorſitzende Herr Walther gedachte nach einer kurzen
Begrüßung des verſtorbenen Ehrenmitglieds Herrn Strommeiſters Hof=
mann
, der lange Jahre als zweiter Vorſitzender dem Vorſtand angehörte,
und des zu Dresden verſtorbenen Oberturnwarts der Deutſchen Turner=
ſchaft
, des Studienrats Max Schwarze. Zum Andenken an die beiden
Verſtorbenen erhoben ſich die Anweſenden von ihren Sitzen. Der erſte
Vorſitzende ſchildert in kurzen Dügen den Werdegang des Turnvereins
im abgelaufenen Vereinsjahr. Der Rechner des Vereins, Herr Adolf
Berthold, erſtattete den Rechnungsbericht, der in Einnahme mit 936,05
RM. und in Ausgabe mit 850,865 RM., und ſomit mit einem noch ver=
bleibenden
Kaſſenbeſtand von 85,19 RM. abſchloß: Bei der Vorſtands=
wahl
wurden die ſatzungsgemäß ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder,
und zwar: Der 1. Vorſitzende Herr Walther, als Beiſitzer d.e Herren
Lehrer Rös, Bieſinger, Haas, ſowie der Frauenturnwart Herr Lehrer
Schmitt wiedergewählt. Als Erſatz für die von hier verzogenen Vor=
ſtandsmitglieder
Kaufmann Paul Gribkowſky und Stud. Wilh. Weis
wurden Herr Gendarmeriemeiſter Schwarz und Herr Kaufmann Ludwig
Grimm gewählt. Als Vertreter zu dem am Sonntag, 29. Januar, vor=
mittags
halb 11 Uhr, in Steinsfurth ſtattfindenden Gauturntag des
Neckar=Elſenz=Turngaues wurden die Herren Lehrer Schmitt, Karl Bret=
tel
jmn. und Karl Bracht beſtimmt. Zu dem Gauturntag ſind folgende
Anträge geſtellt: 1. Der 1829er Gqutturntag iſt in Hirſchhorn abzu=
halten
; 2. während des Jahres 1928 ſoll in Hirſchhorn ein Werbeturnen
für das Frauenturnen abgehalten werden. Der Badiſche Wald=
beſitzer
=Verband veranſtaltete einen gemeinſamen Holzverkauf fur
Gemeinde= und Privatwaldbeſitz des badiſchen Odenwaldes und des Bau=
landes
, bei dem ungefähr 7000 Feſtmeter Nutzholz verſchiedenſter Art
verkauft und folgende Preiſe erzielt wurden. Für Buchenſtammholz
mittlerer und guter Qualität 135 bis 145 Prozent der Landesgrund=
Preiſe; gute Eichenſtammhölzer wurden mit durchſchnittlich 140 Prozent
der Landesgrundpreiſe bewertet, für geringere Hölzer, ergaben ſich
Preiſe von 110 bis 115 Prozent. Die Preiſe für Hainbuchenſtammholz
betrugen durchſchnittlich 115 Prozent, für Kiefernſtammholz guter Quali=
tät
125 Prozent und für gutes Fichtenſtammholz wurden durchſchnittlich
135 Prozent der Landesgrundpreiſe erzielt. Buchenſchwellen erreichten
einen Preis von 110 Prozent, während Kiefern= und Eichenſchwellen
mit 120 Prozent und Papierholz mit 115 Prozent verkauft wurde.
Der katholiſche Kinhenchor (Cäzilienverein) brachte ſeinem älteſten al=
tiven
Mitgliede, Herrn Chriſtian Kerle, anläßlich ſeines 60. Geburts=
tages
ein Ständchen. Schon als 10jähriger Knabe trat Herr Kerle bei
Gründug des Vereins vor 50 Jahren ein und iſt ſeitdem eines der
eifrigſten aktiven Mitglieder des Vereins und gleichzeitig ein Vorbild
für die jüngere Generation, wie Herr Stadtrat Friedrih Blum in
ſeimen Glückwunſchworten zum Ausdruck brachte. Der Abend vereinigte
anſchließend an die Begrüßung den Jubilar mit ſeinen Sangesbrüdern
im Gaſthaus Zur Krone‟. Da durch das froſtfrcie Wetter der letzten
Tage in den umliegenden Steinbrüchen, ſowie im Baugewerbe die Arbeit
wieder aufgenommen werden konnte, und auch beim Bahnbau Schönau=
Neckarſteinach, ſowie beim Neckarkanalbau in Heidelberg wieder weiter
gearbeitet werden kann, iſt die Zahl der Erwerbsloſen erfreulicherweiſe
wieder zurückgegangen. Bei der in der letzten Woche von der
Stadtverwaltung Eberbach abgehaltenen Holzverſteigerung wurden ganz
anſehnliche Preiſe erzielt. Es wurden geboten für Scheitholz 16 bis 19
Reichsmark, für Knüppelholz 12 bis 14 Reichsmark und für Kohlholz
5 bis 7 Reichsmark je nach Holzart und Qualität.
H. Birkenau, 27. Jan. Friedhofsfrage. Die ſeither dahier
beſtehenden drei Religionsgemeinden beſaßen ſchon immer eigene Fried=
höfe
, deren Anſchaffung und Unterhaltung den betr. Religionsgemeinden
oblag, denn nach den beſtehenden Geſetzen ſteht es dieſen frei eigene
Friedhöfe zu unterhalten. Der ſeitherige Friedhof, nach Konfeſſionen
getrennt, iſt noch für Jahrzehnte ausreichend. Da ſich aber in den letzten
Jahren ein kleiner Perſonenkreis die ſogen. Freireligiöſen bildete,
welcher keiner der beide chriſtlichen Religionsgeſellſchaften angehört,
wurde die Friedhofsfrage akut, auch für dieſe eine Begräbnisſtätte zu
ſchaffen. Die politiſche Gemeinde hat aus dieſem Grunde, und weil auch
der ſeitherige Friedhof immer mehr ins Ortsgebiet gerät, die Anlegung
eines allgemeinen Gemeindefriedhofs in die Wege gelcitet und den Platz
für einen neuen Friedhof bereits angekauft. Ueber den Platz ſelbſt und
über den Preis desſelben iſt man hier ſehr geteilter Meinung. Zugleich
wurde vom Gemeinderar die Schließung des evangeliſchen und katho=
liſchen
Friedhofs beantragt. Bezüglich der Schließung des ſeitherigen
Friedhofs und Beteiligung der Religionsgemeinden an dem neuen
Friedhof werden erſt jetzt die Unterhandlungen eingeleitet, und es fand
unter dem Vorſitz des Herrn Regierungsrats Dr. Jann vom Kreisamt
Heppenheim auf dem hieſigen Rathauſe die erſte Beſprechung ſtatt. Bei
dieſer Beſprechung waren die Religionsgemeinden und die in Betracht
kommenden politiſchen Gemeinden, zu denen auch einige Nachbarorte ge=
hören
, vertreten. Zu einem abſchließenden Urteile kam es bei der Be=
ſprechung
noch nicht, und weitere Verhandlungen ſtehen bevor. Die Kar=
dinalfrage
dabei wird wohl die ſein: Kommunalfriedhof, oder nach Kon=
feſſion
getrennter Friedhof!
Ay. Bensheim, 30. Jan. Sonntagsverkehr an der
Bergſtraße. Das ſchöne ſonnige Winterwetter am geſtrigen Sonn=
tag
brachte uns an der Bergſtraße einen überaus ſtarken Automobil=
verkehr
. Schade nur, daß unſere Bergſtraßengemeinden für dieſen Ver=
kehr
nur Durchgangs= und nicht Zielſtationen bedeuten. Das letztere
wäre uns viel, viel lieber.

zum Fettanſatz
Bei Korpulenz oder Veranlagung raten wir, in
der Apotheke 30 Gramm Toluba=Kerne zu kaufen, die unſchädliche, dabei
wirkſame, den Fettanſatz reduzierende Stofe enthalten.
1V125

N. Heppenheim a. b B, B. Jan. Kriegerverein Heppen=
heim
. Sein Wintervergnügen hält der Kriegerverein am Sonntag,
den 29. Januar, im Hotel Halber Mond ab. Neben Muſikſtücken,
Auszeichnungen verſchiedener Mitglieder uſw. wird ein zweiaktiges
Luſtſpiel aufgeführt. Seeverein. Die Veranſtaltung des Sec=
dereins
Heppenheim wies einen guten Beſuch auf. Eröffnet wurde der
Abend durch Herrn Admiral Meier, welcher die Beſucher begrüßte und
einige ſeiner Erlebniſſe aus dem Jahre 1881 auf der Inſel Samoa er=
zählte
. Dann folgte ein Lichtbildervortrag des Herrn Ober= Poſt=
inſpektors
Traub aus Jugenheim über Samoa, Land und Leute, wel=
cher
mit großem Beifall aufgeuommen wuude. Die von dem Hep=
penhoimer
Bildhauer Fvitz Müller geſchnitzte Statue Chriſtus König,
wurde bei einer Fraktionsſitzung der Zentrumspartei Herrn Domkapi=
tular
Lenhard dunch Herrn Oberſchulrat Hofmann überreicht. Der
Heimatverein Heppenheim iſt wieder zu neuem Leben arwacht. Vor=
ſitzender
iſt Herr Bürgermeiſter Schiffers geworden. Der Verein hält
es für eine ſeiner wichtigſten Aufgaben, die Einweihung der neuerbau=
ten
Starkenburg in dieſem Jahre ſo feierlich wie möglich zu geſtalten.
Die nötigen Vorbereitungen dazu werden ſchon getroffen. Fre=
quenz
im ſtädtiſchen Kxankenhaus Heppenheim. Jur
Jahre 1927 wurden 339 Perſonen in 15 952 Tagen verpflegt, und zwar
44 von den Kranken auf eigene Koſten, 110 auf Koſten der Ortskrauken=
kaſſe
Heppenheim, 22 durch die Familienhilfe der Ortskrankenkaſſe Hep=
penheim
, 66 auf Koſten der Landkrankenkaſſe Heppenheim, 3 durch
Familienhilfe der Landkraukenkaſſe Heppenheim, 11 auf Koſten der
Stadt Heppenheim, 14 auf Koſten der Wohlfahrtsfürſorge, 34 auf Koſten
auswärtiger Kaſſen und 12 auf Koſten des Landarmenverbandes.
Bm. Hofheim (Ried), 30. Jan. Der große Liederkranz=Maskenball
am Samstag im Schwarzen Adler war erwartungsgemäß gut beſucht,
Das Preisgericht hatte keine leichte Arbeit, um gerecht zu bewerten.
1. Damenpreis: Melodie; 2. Winzerin; 3. Obſtmädchen; 1. Herren=
preis
: Wildſchütze; 2. Weltrekord; 3. Cowboy. 1. Gruppenpreis: Stutzer:
2. Eine Hochzeit mit Hinderniſſen; 3. Bajazzogruppe.
z. Nauheim, 28. Jan Der neue Waldfriedhof im Wald an
der Königſtädter Chauſſee wurde anläßlick: der Beerdigung des verſtor=
benen
71jährigen Schreinermeiſters und Landvirts Gg. Diehl durd
einen ſchlickten Akt ſeiner Veſtimmung übergeben.
z. Kelſterbach, 28. Jan. Die Freiwillige Feuerwehr be.
geht vom 7.9. Juli d. J. des Feſt ihres 40jährigen Beſtehens.
Aus dieſem Anlaß wurde ihr der 14. Kreisfeuerwehrtag des Ver=
bandes
Freiwilliger Feuerwehren des Kreiſes Groß
Gerau; verbunden mit einem Führerkurſus, übertragen.
Rheinheſſen.
4c. Worms, 28. Jan. Waſſerwerk. Die Erwiderung des
Direktors Trautner des ſtädt. Gaswerks auf den Offenen Brief eines
Unbekannten iſt jetzt gekommen. Er ſpricht darin ganz offen aus, daß
der Schreiber des Briefes anſcheinend der Direktion des Elektrizitäts=
werkes
Rheinheſſen nicht allzufern ſtehe. Im übrigen widerlegt er die
Behauptungen in vuhiger und ſachlicher Weiſe durch Wiedergabe der
verſch. Gutachten auch anderer Städte in ähnlicher Lage, die zu dem
Beſchluſſe führten, das Waſſer für die Stadt aus rechtsrheiniſchem Ge=
biet
zu beſchaffen. Der Hauptgrund dabei iſt die ſanitire Frage und
es wird ausf ihrlich dargelegt, daß die zur Verfügung ſtehenden links=
rheiniſchen
Quellen nicht einwandfrei ſind, ſowie daß eine hygieniſch=
einwandfreie
Beſchaffung von Trinkwaſſer aus der Rheindürkheimer
Gegend nur mit weſentlich höheren Koſten möglich ſei, als der Schreiber
des offenen Briefes annehme. Die vosnehme Art dieſer Antwort hat
auf alle Fälle in der Stadt einen ſehr beruhigenden Eindruck gemacht.
Jetzt wird die nächſte Stadtverordnetenverſammlung ſich zu dieſen Fragen
äußern, wozu der Direktor des Gasverks im Schlußſatze auffordert.
Hier fand die 63. Hauptverſammlung des Verbandes der Elek=
trizitätswerke
am Mittelrhein ſtatt, die lediglich interne
Angelegenheiten der angeſchloſſenen Werke behandelte. Bei dieſer
Tagung wurde Dipl.=Ing. Paul Singer, der frühere Direktor des
Frankfurter Elaktrizitätswerkes einſtimmig zum Ehrenmitgliede ernannt,
umm ſeine großen Verdicnſte um die Leutſche Elektrizitätswiſſenſchaft zu
ehren. Aus Anlaß der Tagung fand weiterhin eine Beleuchtung des
Wormſer Domes und des Lutherdenkmals durch etwa 20 große Schein=
werſer
ſtatt. Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitsſuchenden
hat die 3000 überſchritten und dürfte damit ihren Höchſtſtand erreicht
haben. Man rechnet von jetzt an mit einem Rückgang der Zahl der
Arbeitsloſen. Der beühmte Bechtheimer Treppenſtreit
(wegen der Aabringung von Treppenſtufin an der Lehrerwohmung) hat
dadurch ſein Ende gefunden, daß der kath. Kirchenvorſtand ſeine Be=
ſchwerde
bei dem Provinzialausſchuß zurückgezogen hät. Die
Herrenſitzung der Narrhalla am 26. ds. Mts., die im erſten
Teile befriedigend, wenn auch durch Wiederholungen ermüdend verlief,
fand einen wenig ſchönen Abſchluß durch den letzten Vortrag, der die
Zenſur des Elferrats nicht paſſiert hatte und der die Grenze deſſen, was
karnevaliſtiſch und ſchön iſt, weit überſchritt. Vor 12 Uhr fand deshalb
die Sitzung unter allgemeiner Mißſtimmung ein vorzeitiges Ende.
Ah. Bingerbrück, 30. Jan. Einalter Veteran. Am 28. Jan.
vollendete der penſionierte Eifenbahnbeamte Karl Fridrich. John ſei
80. Lebensjahr. Der Jubilar iſt Veteran des Feldzuges 1870/71 und
wurde für ſeine Tapferkeit mit dem Eiſerne Kreuz 1. ud 2. Klaſſe aus=
gezeichnet
.
Oberheſſen.
Bad=Nauheim, 28. Jan. Im Jahre 1927 wurden bei einer Ge=
ſamt
=Fequenz von 39 279 Beſuchern 887 458 Uebernachtungen gezählt.
Auf 31 284 Kurfremde entfielen 868905 Uebernachtungen, alſo im Durch=
ſchnitt
R,77 Uebernachtungen. Auf 7985 Paſſanten (bis 5 Tage Aufent=
halt
) entfielen 18 553 U=bernachtungen, im Durchſchnitt alſo 2.32 Ueber=
nachtungen
. Für das Sommerhalbjahr vom 1. April bis 30. September
1927 betrug die Durchſchnittsziffer 28,10 Uebernachtungen, während ſie
ſich für das Winterhalbjahr auf 25,72 ſtellt. Auch die Ziffern des Aus=
länderbeſuches
ſind wieder geſtiegen. Dieſe erreichten im Jahre 1927 die
Summe von 5841, das ſind 14,9 Prozent der Geſamtfrequenz. Dem=
gegenüber
wurden im Jahre 1926 4548 Ausländer gezählt, das ſind
13,7 Prozent. Von Intereſſe iſt ſchließlich die ziffernmäßige Verteilung
auf die einzelnen Gebiete des Auslandes, von der im folgenden eine
Aufſtellung gegeben ſci, bei der die in Klammern angeführten Zahlen
die Vergleichsziffern des Jahres 1926 ſind. Afrika 37 (33), Nord=Amerika
1349 (1021), Süd=Amerika 186 (147), Aſien 70 (22), Aſtralien 10 (1), Bel=
gien
70 (45), Bulgarien 7 (4), Dänemark 204 (164), Danzig 158 (114),
Eſtland 28 (26), Finnland 117 (72), Frankreich 136 (77), Griechenland 23
(16) Großbritannien und Irland 387 (343), Holland 698 (624), Italien
85 (26), Jugoſlawien 67 (57), Lettland 103 (72), Litauen 50 (66), Luxem=
burg
36 (24), Memelgebiet 17 (15), Norwegen 66 (65), Oeſterreich 280
(244), Polen 365 (261), Portugal 56 (41), Numänien 107 (46), Rußland
69 (75), Schweden 316 (245), Schweiz 379 (250), Spanien 112 (84), Tſche=
choflowakei
121 (118), TürkeiA5 (16), Ungarn 114 (131), Ukraine 3 (3).
WSN. Gießen, 30. Jan. Autounfall bei Gießen. Geſtern
mittag, kurz nach 1 Uhr fuhr ein mit zwei Perſonen beſetztes Auto in
der Nähe von Oppenrod gegen einen Chauſſeebaum, der von dem an=
prallenden
Wagen glatt abgebrochen wurde. Der Chauffeur, der mit
dem Wagen ſeiner Firma eine Schwarzfahrt machte, erlitt Rippen=
quetſchungen
und Knieverletzungen, während ſein Begleiter ſchwere
Schädelverletzungen davontrug. Die beiden Verunglückten ſollen ſich in
reichlich animierter Stimmung befunden haben. Der Wagen wurde ſo
ſichwver beſchädigt, daß er wohl kaum wieder hergeſtellt werden kann. Die
Gießener Sanitätskolonne vom Roten Kreuz verbrachte die Verunglück=
ten
in die hieſige Klinik.
m. Aus dem Lande 28. Jan. Landwirtſchaftliches. Die
Landwirtſchaftskemmer hat fur Ende Januar und Anfang Februar wie=
der
für ſämtliche 3 Provinzen Vorträge in Ausſicht genommen, und
zwar für Starkenburg an 8 Orten, für Oberheſſen an 12 Orten, für
Rheinheſſen au 3 Orten. Außerdem entfalten auch die Landwirtſchafts=
ämter
in ihren Bezirken eine rege Tätigkoſt. Die Lehranſtalt für Obſt=
bau
und Landwirtſchaft in Friedberg hält Vorträge ab an 13 Orten=
das
Landwirtſchaftsam Darmſtadt an 8 Orten, das Landwirtſchaftsamt
Groß=Umſtadt an 30 Orten, das Landwirtſchaftsaut Heppenheim an
9 Orten, das Landwirtſchaftsamt Lich an 2 Orton und einen Vortrags=
kurſus
in Hungen an 2 Tagen, das Landwirtſchaftsamt Nioda an
einem Orte, das Landwirtſchaftsamt Renhelsheim i. D. an 2 Orten,
das Landwirtſchaftsamt Sprendlingen (Reinheſſen) an 4 Orten. Die
Vorträge behandeln aktuelle Fragen der Landwirtſchaft und berückſich=
tigen
ſtets die betveffende Gegend und ihre Eigentümlichkeiten, ſo daß
die Landwirte aus dieſen Darbietungen divekten Nutzen ziehen können.
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Geite 10

Dienstag, den 31. Januar 1928

Nummer 31

Familiennachrichten

Lodes=Anzeige.
Heute entſchlief nach langem, ſchwerem,
mii Geduld getragenem Teiden im Alter von
76 Jahren unſer lieber Vater, Großvater,
Schwiegervater, Schwager, Vetter und Pate
Herr

Rechnungsrat i. R.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Rettberg und Kinder, Darmſiadt
Wilhelm Reitberg und Familie, Raſiatt
Hermann Süß und Frau Ella, geb.
Reitberg, Bremen
Ernſt Schüler und Frau Lina, geb.
Rettberg, Buchſchlag
und Enkelkinder.
Darmſiadt, den 30. Januar 1928.
Lukasweg 1.
Die Beiſehzung ſindet Donnerstag vormittag 11 Uhr von
der Kapelle des alten Friedhofes an der Rieder= Ram=
ſtädterſtraße
aus ſtatt.
(*2729

Am 28. Januar entſchlief nach langem ſchweren
Leiden mein lieber Mann, unſer guter Vater, Sohn,
Bruder, Schwager, Großvater, Schwiegervater und
Onkel
Herr
Bnyeiin koover.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Georgine Rödder, geb. Wenzel
nebſt Kinder.
Darmſtadt, Elberfeld, den 30. Januar 1928.
Die Beerdigung findet am 31. Januar, nachmittags
2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt. 2724

Am 29. d8. Mts. wurde uns nach ſchwerer Krank=
heit
unſer langjähriger 1. Vorſitzender u. Eyrenmitglied
Herr Franz Grün
im Alter von 56 Jahren leider allzu früh durch den
Tod entriſſen.
Sein lauterer Charakter, verbunden mit unbe=
dingtem
Fleiß und reſtloſer Hingabe im Intereſſe
unſerer Geſeliſchaft, machten ihn zu einem wertge=
ſchätzten
Mitglied unſeres Vereins.
Schwer trifft uns ſein Ver uſt, unvergeſſen wird
ſein Andenken bei uns fortleben.
Geſelſchaft Allemannia‟ Darmſtadt
gegr 1899.
Die Beiſetzung findet am Mittwoch, den 1. Februar,
nachm 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt. 2126

Nachruf.
Am 27. ds. Mts. iſt unſer liebes Mitglied
Georg Volz
von uns geſchieden.
Ueber 16 Jahre wirkte er unermüdlich aktiv
für ſeine Vereinsfarben. Noch vor wenigen Wochen
war er derjenige, welcher unter Aufopferung ſeiner
letzten Kräfte der Ligamannſchaft als Vorbild diente.
Wir werden ſeiner in Treue gedenken.
264) F.-C. Union E. B. Bixhauſen.

Für die uns beim Hinſcheiden meiner lieben Frau,
unſerer Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
erwieſene Teilnahme ſagen heriFichſten Dank
Philipp Sellwig
Lina Sellwig
Rudolf Sellwig und Frau
Margarethe, geb. Delp
nebſt 3 Enkelkindern.
Darmſtadt, den 30. Januar 1928.
(2132
Nieder=Ramſtädterſtr. 5.

Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwariei wurde uns am Sonntag, den
29. Januar 1928 unſer lieber Vater, Großvater, Urgroßvater und
Schwiegervater
Cuuhte Mndtens
im 76. Lebensjahr durch einen ſanften Tod genommen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Arthur Andreas.
Ober Ramſiadt, den 30. Januar 1928.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 4 Februar, nachmittags 3 Uhr,
2117
vom Trauerhauſe, Bahnhofſtraße aus ſiatt.

Todes=Anzeige.
Am Montag, den 30. Januar,
verſchied nach ſchwerem, mi
großer Geduld ertragenen Leiden
meine innigſtgeliebte Frau, un=
ſere
gute, treubeſorgte Mutter
Frau

geb. Klos
im 51. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Wilhelm Schüßler
und Kinder.
Darmſtadt, Bismarckſtr. 123.
Die Beerdigung findet Donners=
ag
, 2. Februar, nachm. 3 Uhr,
von der Kapelle des Waldfried=
hofes
aus ſtatt. (2118

Am Samstag verſchied unerwartet der Mitarbeiter
unſerer Buchbinderei
Beit Lnhei kosver
Buchbinder.
Unſere Firma wird ihm ein ehrendes Andenken
bewahren.
Darmſiadi, den 30. Januar 1928
Eduard Roether, Buchdruckerei und Verlag

G. m. b. H.

Todes=Anzeige.
Schmerzerfüllt teilen wir allen
Verwandten und Bekannten mit,
daß unſere innigſtgeliebte Mutter,
Schwiegermutter. Großmutter,
Schwägerin und Tante

geb. Dechert
nach ſchwerem Leiden im 77. Le
bensjahre ſanft entſchlafen iſt.
In tiefer Trauer:
Familie Ga. Dechert
Braunshardt
Familie Gg. Merker IV.
Griesheim
Familie Friedr. Leuthäuſer
Biebesheim.
Braunshardt, 30. Januar 1 28
Die Beerdigung findet Mittwoch
nachmittag 3 Uhr ſtatt. (*2734

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme bei dem Heim=
gang
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn Ludwig Scheuermann
Geſchäftsführer der Beſ. Ortskrankenkaſſe Alzeh
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren herzlichſten Dank: Ganz be=
ſonders
danken wir den kath. Schweſtern, ſowie den Herz=Jeſu=
Brüdern für ihre aufopfernde Pflege, die ſie dem Entſchlafenen wäh=
rend
ſeiner langen Krankheit angedeihen ließen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Scheuermann
und Kind.
Darmſtadt, den 30. Januar 1928.
Mühlſtraße 17½
*2761

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Anteilnahme bei dem Heimgang
unſeres lieben Entſchlafenen, ins=
beſondere
Herrn Pfarrer Beringer
für die troſtreichen Worie, ſowie
die Kranzſpenden ſagen wir herz=
lichen
Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Rozert Auppert u. Familie.
Darmſtadt, den 30. Jan. 1928. (2094

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Dankſagung.
Für die uns anläßlich des Heimgangs unſerer
leider ſo früh verſtorbenen, von uns ſo innig geliebten
Frau Jennt Salomon
geb. Reis
in ſo überaus reicher Weiſe zu Teil gewordenen Bei=
leidsbezeugungen
ſagen auf dieſem Wege unſern aller=
herzlichſten
Dank
Sigmund Salomon
nebſt Töchter Erika und Lina.

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Am 31. Januar begehen die Ehe=
leute
Oberpoſtſchaffner Friedrch
Landau und deſſen Ehefrau
Magdalene Landau, geb. Vetter,
das Feſt der Silbernen Hochzeit.
(2140)
Heute am 31. Januar begehen
die (heleute Untererheber
Michael Adam Braun und ſeine
Ehefrau Erna, geb. Schmelig
das Feſt ihrer Sllbernen Hochzeit
(2143)

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Nummer 31

Dienstag den 31. Januar 1928

Seite 11

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Mittel und Zusätze kauften, brauchen Sie heute
nur 50 Pfg. soviel kostet ein Paket Suma - um
40 Pfund Trockenwäsche zu waschen. Warum
die Wäsche mit scharfen Waschmitteln kochen,
mit harter Seife reiben und bürsten und mit
Chemikalien bleichen?! Waschen Sie doch nach
der einfachen Suma-Waschmethode; sie schonen
Ihre Wäsche so, daß sie auch nach 100maligem
Waschen wie neu aussieht.
Weichen Sie mit etwas Suma einige Stunden
ein; kochen Sie hierauf 10 bis 15 Minuten in
Sumalauge ohne jeden Zusatz. Spülen Sie dann,
bis das Wasser klar bleibt
Sunlicht‟ Mannheim

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Nummer 31

Dienstag den 31. Januar 1928

Geite 13

Reich und Ausland.
F. Der deutſche Kavallerietag verſchoben.
Fulda. Der für den 9. bis 11. Juni 1928 in
Würzburg vorgeſehene erſte deutſche Kavallerietag,
der alle ehemaligen Angehörigen der deutſchen Rei=
terei
erfaſſen ſollte, wird verlegt werden, da an den
genannten Tagen der zweite weſtdeutſche Kavallerie=
tag
in Fulda ſtattfindet. Es iſt geplant, die Wieder=
fehensfeier
nunmehr im Jahre 1929 in Würzburg
abzuhalten.
Brände auf dem Weſterwald.
WSN. Dreisbach. Das Anweſen des Land=
wirts
Joſeph Held I. iſt am Samstag morgen voll=
ſtändig
eingeäſchert worden. Um 7.15 Uhr ſtand
plötzlich die Scheune, in der mehrere Landwirte ihre
Wintervorräte untergebracht hatten, in Flammen.
Die ſofort alarmierte Ortsfeuerwehr konnte nicht ver=
hindern
, daß die Flammen auch das Wohnhaus er=
griffen
. In kurzer Zeit waren Haus und Scheune
bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die zur
Hilfe herbeigeeilten Feuerwehren der Nachbarſchaft
konnten ſich nur darauf beſchränken, die Häuſer der
Umgebung, die vielfach noch Strohdächer aufweiſen,
zu ſchützen.
WSN. Alpenrod. In dem Anweſen des Land=
wirts
Leicher brach ein Feuer aus, das in kurzer
Zeit das ganze Gebäude erfaßte und die umliegen=
den
Häuſer wegen des ſtarken Sturmes gefährdete.
Der Feuerwehr gelang es jedoch, ein weiteres Um=
ſichgreifen
des Brandes zu verhindern. Vieh und
Mobiliar wurden rechtzeitig gerettet, dagegen brannte
idas Haus bis auf die Grundmauern nieder.
Wettlauf mit dem Tod.
Lpd. Koblenz. Im benachbarten Güls geriet
ein 16 Jahre alter Junge unter den Abendſchnellzug
TriexKoblenz und wurde auf der Stelle getötet.
DDer Junge hatte mit einem anderen gewettet, wer
Szuerſt nach kurzem Anlauf auf die Eiſenbahnböſchung
egelange; als der Junge oben war, brauſte der
SSchnellzug heran und überfuhr den unglücklichen
Sungen Menſchen.
Jagd auf Schwindler.
Odersberg (Dillkreis). In einer hieſigen
WWirtſchaft erſchienen zwei Radfahrer, die dem Wirt
2 anſcheinend gute Uhren zu je 15 Mark zum Kauf
aanboten. Letzterem kam der Handel indeſſen nicht
ggeheuer vor und er benachrichtigte insgeheim die
Wandjägereiſtation Driedorf. Vor Eintreffen des Be=
gamten
hatten die beiden, die auf alle Fälle kein gutes
Abewiſſen hatten, das Weite gefucht und ſuchten, als
ffie ſich verfolgt ſahen, Unterſchlupf im nahen Wald.
Bei der nun einſetzenden Jagd auf die beiden licht=
fcheuen
Geſellen, an der ſich die Dorfbewohner rege
Beteiligten, gelang es, den einen von ihnen feſtzu=
uehmen
, während der andere entkommen konnte.
Neue Bluttat des Poſträubers Hein.
Plauen. Am Sonntag mittag erhielt die
Sriminalpolizei von dem Maurer Wagner die Mit=
teilung
, daß ſich ſeit Samstag der Poſträuber Hein,
ger in Weimar einen Kriminalbeamten erſchoſſen
vatte, in ſeiner Wohnung im Hauſe Hammerſtr. 43
aufhalte. Er habe Hein zufällig kennengelirnt und
mit in ſeine Wohnung genommen. Erſt Montag vor=
wittag
habe er erfahren, daß ſein Gaſt der geſuchte
Mörder Hein ſei. Darauf begoben ſich einige Krimi=
nalbeamte
zu der Wohnung, um Hein feſtzunehmen.
Dieſer zog einen Revolver und erſchoß den 43jährigen
Rriminalkommiſſar Max Schmidt durch Bruſtſchuß, daß es möglich iſt, durch Willenskonzentration alle
Der Gendarmeriebeamte Endiſch aus Rodewiſch, der Schmerz mpfindungen zu unterbinden. Wenn man
Furzeit in Plauen Wachdienſt verſieht, wurde eben= das ausſpricht, verringert man keineswegs die Leiſtun=
Falls durch einen Bruſtſchuß ſo ſchwer verletzt, daß gen der indiſchen Fakire, die uns ſonſt ſo unverſtänd=
Durch die Schüſſe entſtandenen Verwirrung gelang es uns zurzeit Leute wie der Bergmann Diebel zeigen.
wem Mörder, abermals zu entkommen.
Der Millionenſkandal in Berlin.
Berlin. Zu der Verhaftung des Paul Berg= durch die Hände ſchlagen läßt, ohne dabei den ge=
miann
wird jetzt noch bekannt, daß von dem Zuſam= ringſten Schmerz kundzugeben. Wenn die Nigel mit
menbruch ſeines Lombard= und Lagerhauſes über 1000 einem ſoliden Hammer durch Hände und Füße ge=
Perſonen betroffen ſind. Die Schadenſumme ſoll ſich trieben ſind, kann man ſich davon überzeugen, daß es
ceuf mindeſtens ſechs Millionen belaufen. Bergmann" ſich hierbei nicht um faulen Zauber handelt. Töpfer
Ft ein mehrfach vorbeſtrafter Menſchen, der noch im tritt an eine Holzwand und die Hände werden ihm
Fahre 1926 ſechs Monate Gefängnis abgebüßt hat. feſtgenagelt. Ebenſo wird es mit den Füßen gemacht,
Unter ſeinen geſchädigten Geldgebern ſollen ſich auch auch durch ſie treibt man die langen Nägei. Die
Mark dem Schwindler geliehen haben.
Verhängnisvoller Streit.
Berlin. Im Verlauf eines Streites, den der erzählte dabei, lachte, und ſchiief. Vorſorglich
in Zivil befindliche Polizeioberwachtmeiſter Heiſe in hatte man durch einen Notar die Gelenke verſiegeln
einer Schankwirtſchaft im Oſten der Stadt mit mehre= laſſen. Nach Beendigung des Experimentes ſiellte
um fungen Leuten hatte, und der ſich auf der Straße man feſt, daß kein einziger Blutsrropfen die 2öunden
fortſetzte, ſchoß Heiſe nach mehreren Schreckſchüſſen verließ, die Nägel fühlten ſich ganz trocken an. An
frihrer ſo ſchwer, daß dieſer auf der Stelle ſtarb. gegangen. Er bewegte ſich ſofört in gewohnter Weiſe,
ſeiſe flüchtete dann vor den Angreifern in das nächſte wie wenn ſich nichts ereignet hätte. Nach dem Ver=
KSolizeirevier und wurde vorläufig in Schutzhaft ge= auf von kaum ſechs Stunden war nicht eine Spur
wmmen.
Deutſchlands älteſier Turner + falls um einen Fall von Katalepſie, auch liegt kein

700 Jahrfeier der Stadt Mühlberg.

Direktor a. D. Auguſt Walch,
ſeer Senior der deutſchen Turnerſchaft, iſt im 98.
bensjahre in Augsburg geſtorben. Vor wenigen
MTonaten konnte der rüſtige und um die Entwicklung
ſier Leibesübungen hochverdiente Mann ſein 80jähriges
ſubiläum als Mitglied des Turnvereins Augsburg
feiern.

Das Rathaus in Mühlberg an der Elbe.
Die im Merſeburgiſchen liegende kleine Stadt Mühlberg an der Elbe konnte ihr 700jähriges Be=
ſtehen
feiern. In der Nähe des anmutigen Städtchens hat Kaiſer Karl V. am 24. April 1547
den Kurfürſten Johann Friedrich von Sachſen beſiegt.
10. Deutſches Sängerbundesfeſt in Wien.
Hindenburg als Ehrengaſt.

Die im Bau begriffene Sängerhalle im Wiener Prater
wird Raum für 30 000 Sänger und 30 000 Zuhörer haben. Reichspräſident v. Hindenburg hat
zugeſagt, das vom 19. bis 23. Juli 1928 ſtattfindende 10. Deutſche Sängerbundsfeſt in Wien
mit ſeinem perſönlichen Beſuch auszuzeichnen.

Vom Flieger zum Fakir.
Von einem merkwürdigen Manne kommen aus
Deſſau Nachrichten, die wieder einmal beweiſen,
er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. In der lich waren. Man ſetzt auch keineswegs herab, was
Der in Deſſau anfäſſige Kaufmann Fritz Töpfer z igte
dieſer Tage einem aus Wiſſenſchaftlern beſtehenden
Publikum, wie er ſich 18 Zentimeter lange Nägel
zwvei Perſonen befinden, die nahezu eine Million / Füße werden auf dem Fußboden feſtgenageit, und in
dieſer gewiß unbequemen Stellung verharrt Töpfer,
wie er es vorher angekündigt hatte, drei Tage. Er
tärekt auf ſeine Gegner und traf einen Kraftwagen= Fritz Töpfer war das Experiment ſpurlos vorüber=
mehr
von der gewaltſamen Verletzung zu ſehen. Es
handelt ſich hierbei, wie die Aerzie betonen, keines=
ſomnambuler
Zuſtand vor. Nach ſeiner eigenen Er=
klärung
bringt er dieſe Leiſtung nur durch völlige
Willenskonzentration zuſtande; es gelingt ihm, alle
körperlichen Leiden zu unterdrücken. Kraft ſeines
Willens vermag er ſogar ſeine Körpertemperatur
in einem Zeitraume von vier 9:3 fünf Minuten auf
40 Grad zu ſteigern. Töpfer 9:5: aus ſeinem Leben
an, daß er als Flieger während des Krieges abge=
ſtürzt
ſei. Dabei erlitt er eine ſchwere Beinquet=
ſchung
, und es ſchien, als würde eine Amputation
nötig werden. Er widerſprach jedoch dieſer Abſicht
und verlangte eine Operation, die er ohne Narkoſe
und ohne jeden Blutverluſt durchmachte. Dieſer Vor=
gang
regte ihn zu Experimenten aller, Art an, wie er
ſie jetzt den geladenen Gäſten zeigte. Das Angebot,
ſich für Geld ſehen zu laſſen, hat er vorerſt abgelehnt.
Die geſtörte Einweihungsfeier des Sonneberger
Stadttheaters.
Sonneberg. Die für Sonntag abend vorge=
ſehene
Einweihungsfeier des neuerbauten Sonne=
berger
Stadttheaters, bei der die Oper Tannhäuſer
durch Kräfte des Koburger Theaters aufgeführt wer=
den
ſollte, erhielt eine unangenehme Störung. Kurz
vor Beginn der Vorſtellung brach infolge der Laſt der
Dekorationsſtücke das zu ſchwach gebaute Geſtänge des
Schnürbodens und fiel zum Teil auf die Bühne, die
zum Glück noch leer war, ſo daß Menſchen nicht zu
Schaden kamen. Da die Aufführung der Oper nicht
erfolgen konnte, wurden die anweſenden Perſonen
durch ein Konzert entſchädigt.

Die Exploſion der vier Ahlhorner Luftſchiff=
hallen
1917.
Ein ſchweres Kriegsverbrechen geht ſeiner
Aufklärung entgegen.
TD. Hamburg. Wie dem Hamburgiſchen Kor=
reſpondenten
aus Bremen berichtet wird, wurden im
Winter 1917 die vier Ahlhorner Luftſchiffhallen auf
unerklärliche Weiſe unter lautem Getöſe in die Luft
geſprengt, wobei 4050 Menſchen ihr Leben laſſen
mußten. Jetzt, nach zehn Jahren, ſcheint ſich zu
tlären, unter welchen Umſtänden die Exploſion erfolgt
iſt. Aus Südoldenburg wird dazu berichtet: Ein ge=
wiſſer
W. aus der Ahlhorner Gegend ſoll die Ahl=
horner
Anlagen gegen zwei Millionen Mark an die
Engländer verraten haben. W. war in Ahlhorn als
Feldwebel ſtationiert und mit den deutſchen Luft=
ſchiffanlagen
vertraut. Wie verlautet, hatte er eine
etwa zehn Meter lange Zündſchnur mit Ladung an
einem Gasrohr, aus dem die Luftſchiffe, die nach
England flogen, geſpeiſt wurden, angebracht. Die
Exploſion iſt gegen 8 Uhr abends erfolgt. Die als
Attentäter in Frage kommende Perſon ſoll ſich vor
mehreren Jahren zwei Rittergüter gekauft haben.
Nach längeren Beobachtungen ſcheint es jetzt gelungen
zu ſein, den Attentäter zu entlarven.
Doppelmord und Selbſtmord in Langfuhr.
Danzig. Am Sonntag abend um zehn Uhr
gab der geiſteskranke 24 Jahre alte Bäckergeſelle Er=
hard
Pichler in Langfuhr auf harmlos ihres Weges
gehende Paſſanten mehrere Revolverſchüſſe ab. Durch
die Schüſſe wurden der Student der Techniſchen Hoch=
ſchule
Hope und ein Fräulein Hohlfeld ſo ſchwer ver=
letzt
, daß an dem Aufkommen der beiden gezweifelt
wird. Der Täter, der ſeit längerer Zeit arbeitslos
war und ſchwer nervenkrank iſt, richtete dann die
Waffe gegen ſich ſelbſt und erſchoß ſich.
Zu der bereits gemeldeten ſchweren Bluttat im
Danziger Vorort Langfuhr erfahren wir noch, daß
die Annemarie Hohlfeld aus Langfuhr ihren ſchweren
Verletzungen inzwiſchen erlegen iſt. Der durch einen
Bauchſchuß ſchwer verletzte Student der Techniſchen
Hochſchule, Georg Hoppe aus Grönsdorf, Kreis Wal=
denburg
in Schleſien, liegt im Krankenhaus hoff=
nungslos
darnieder.
Großer Pelzwarendiebſtahl.
Berlin. In der Nacht zum Sonntag drangen
Einbrecher in der Jeruſalemer Straße nach Durch=
brechung
verſchiedener Wände in das im 5. Stock lie=
gende
Lager eines Pelzkonfektionshauſes und ſtahlen
Felle im Werte von 50 000 Mark.
Erneutes Steigen der Themſe.
London.Die ſchweren Regenfälle in den letzten
36 Stunden haben zu neuen beträchtlichen Ueber=
ſchwemmungen
in den Themſe=Niederungen geführt.
An einigen Stellen iſt der Waſſerſtand des Fluſſes
mehr als zwei Meter über den Normalſtand ge=
ſtiegen
.
Verbrecher plündern Sportler.
London. Eine Bande von 10 Mann, die, wie
man annimmt, Angehörige der Chicagoer Verbrecher=
organiſation
ſind, haben am Sonntag in Milwaukee
Mitglieder des Wiſconſin Athletie Club überfallen. hat den Dichterpreis der Stadt München, für das
Ein Mann wurde erſchoſſen, die übrigen ihres Gel=
des
und ihrer Wertſachen im Werte von rund 100009
Mark beraubt

Todesſtürze enit dem Motorrad.
Mannheim. Am Sonntag abend gegen 6 Uhr
ſtießen auf der Landſtraße zwiſchen Ockersheim und
Maxdorf zwei Motorradfahrer, die je einen Be=
gleiter
bei ſich hatten, zuſawmen. Während der
Lenker des einen Motorrades und die ihn begleitende
junge Dame mit leichteren Verletzungen davonkamen,
wurde der 21 Jahre alte Arbeiter Franz Schiebler
aus Ludwigshafen, gebürtig aus Sachſen, ſofort ge=
tötet
und ſein Begleiter, der 20jährige Arbeiter
Guſtav Bläſer aus Friesheim, ſchwer verletzt.
Leipzig. Zwei ſchwere Motorradunfälle mit
tödlichem Ausgang ereigneten ſich am Sonntag in der
Nähe von Leipzig. Bei Croſtowitz fuhr ein Leipziger
Gaſtwirt, der eine Kurve zu kurz nahm, mit ſeinem
Motorrad nebſt Beiwagen gegen einen Baum. Der
Gaſtwirt wurde durch die Wucht des Anpralls vom
Sitz geſchleudert und erlitt ſo ſchwere Verletzungen,
daß er auf dem Transport zum Krankenhaus ſtarb.
Von zwei Mitfahrern trug der eine ebenfalls ſehr
ſchwere Verletzungen davon, während der andere mit
leichten Fleiſchwunden davonkam. Auf der Straße
Wurzen-Leipzig ſtieß ein Motorradfahrer in voller
Fahrt mit einem Kraftwagen zuſammen. Der Motor=
radfahrer
trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß
er kurze Zeit darauf verſchied.
Schwere Zimmereinſturzkataſtrophe.
Warſchau. In Lodz ſtürzte in einer Woh=
nung
im erſten Stock eines Mietshauſes die Zimmer=
decke
ein und begrub drei Perſonen unter ſich. Nach
langwierigen Rettungsarbeiten wurden alle drei in
hoffnungsloſem Zuſtande nach dem Krankenhaus
gebracht.
Gendarmen ermorden ein Mädchen?
Paris. Wie die Morgenpreſſe aus Luxemburg
meldet, ging in den luxemburgiſchen Ardennen das
Gerücht um, daß im Kreife Melmedy an der belgiſch=
luxemburgiſchen
Grenze zwei belgiſche Gendarmen
ein Mädchen ermordet und ausgeplündert haben. Ein
junges Mädchen, das einen ziemlich großen Geld=
betrag
bei ſich hatte, bat einen Waldhüter, es durch
den Wald zu begleiten. Als die beiden zwei Gen=
darmen
begegneten, übergab der Waldhüter das
Mädchen dem Schutz der Gendarmen. Kurz darauf
hörte er einen Schuß und konnte zurückkehrend ſich
davon überzeugen, wie die Gendarmen ſich über die
Leiche des jungen Mädchen beugten, der eine von
ihnen das Mädchen msplünderte und das Geld in
ſeinen Stiefel verſtechte. Der Waldhüter folgte den
Mördern in einiger Entfernung und ſah, wie ſie ſich
des Bräutigams des Mädchens, mit dem dieſes zu=
ſammentreffen
wollte, bemächtigten und ihn feſt=
hielten
.
60 Tote bei dem Eiſenbahnunglück
von Rangoon.
London. Die Zahl der Toten des Eiſenbahn=
unglücks
auf der Burma=Eiſenbahnlinie bei Rangoon
hat ſich nach den letzten Meldungen auf mindeſtens
60 erhöht. Es ſoll angeblich noch eine größere An=
zahl
von Leichen an der Unglücksſtelle unter den
Trümmern liegen, ſo daß mit einer weiteren Er=
höhung
der Todeszahl gerechnet wird.
In den Haifiſchrachen geſprungen.
London. Der auſtraliſche Spezialiſt für Ab=
ſprung
im Fallſchirm, Leutnant Ouiller, ſprang nach
Berichten aus Melbourne am Sonntag von ſeinem
Flugzeug an der Küſte von Sidney in das Meer.
Ein Boot eilte ſchnell an die Stelle, um ihn aufzu=
nehmen
, doch warteten 12 000 Perſonen vergeblich
auf ſein Erſcheinen an der Oberfläche, da Quiller den
Haifiſchen, die in großen Mengen an dieſer Stelle
herumſchwimmen, zum Opfer gefallen war.
Neue Kältewelle in Amerika.
Die Niagarafälle vereiſt.
Der gegenwärtig über große Teile Amerikas hin=
weggehende
Froſt hat in verſchiedenen Gebieten zu
ernſten Störungen des öffentlichen Lebens geführt.
Aus dem Gebiet der großen Seen werden ſieben
Todesfälle gemeldet. Die Niagarafälle ſind nahezu
ganz zugefroren, nur ein dünner Waſſerſtrahl floß
am Sonntag noch den Abhang hinunter.
Mißglücktes Bombenattentat auf die Wohnung
des Oberbürgermeiſters in Chicago.
NewYork. Nach einer Meldung aus Chicago
iſt die dortige Polizei einer umfangreichen Ver=
ſchwörung
auf die Spur gekommen, deren Ziel es
war, die Wohnung des Chicagoer Oberbürgermeiſters
in die Luft zu ſprengen. Zahlreiche Verhaftungen
ſind vorgenommen worden.
Eine Hochſchule in Pennſylvanien durch
Feuer zerſtört.
NewYork. Wie aus Villanova ( Pennſyl=
vanien
) gemeldet wird, iſt die dortige Hochſchule durch
Großfeuer vollſtändig zerſtört worden. Auch die an=
ſchließende
Kapelle wurde nahezu vernichtet. Der
Schaden ſoll ſich auf 2 Millionen Dollar belaufen.
Der preisgekrönte Dichter
der Siadt München.

Dr. Hans Caroſſa
Jahr 1928 erhalten. Unter ſeinen Werken haben
Dr. Bürgers Ende, und Rumäniſches Tagebuch
die größte Aufmerkſamkeit erregt.

[ ][  ][ ]

Nummer 31

Dienstag, den 31. Januar 1928

Seite 1½

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15. Februar 1928 unter Benutzung der
vorgeſchriebenen Vordrucke abzugeben.
Steuerpflichtige, die zur Abgabe einer
Erklärung verpflichtet ſind, erhalten vom
Finanzamt einen Vordruck zugeſandt.
Die durch das Einkommenſteuergeſetz,
Körperſchaſtsſteuergeſetz und Umſatzſteuer=
geſetz
begründete Verpflichtung, eine
Steuererklärung abzugeben, auch wenn
ein Vordruck nicht überſandt iſt, bleibt
unberührt; erforderlichenfalls haben die
Pflichtigen Vordrucke vom Finanzamt
anzufordern.
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Darmſtadt, im Januar 1928.
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Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land.
Langen.
Aufforderung.
Alle diejenigen Perſonen, welche noch
Forderungen an den Nachlaß der am
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ſtorbenen
Frau Carola Hebbi g=
haus
Wwe., geb. Freiin von Starck,
zu bilden haben, werden hiermit aufge=
fordert
, ihre Anſprüche bei dem unter=
zeichneten
Teſtamentsvollſtrecker bis ſpäte=
ſtens
Mittwoch, den 15. Februar
1928, anzumelden, anderenfaus dieſe
Forderungen bei der Verteilung des Nach=
aſſes
nicht mehr berückſichtigt werden
können.
(2101
Der Teſtamentsvollſtrecker
Dr. Walz, Rechtsanwalt und Notar,
Hügelſtraße 47.
Faſel=Verkauf.
Mittwoch, den 1. Februar, vor=
mittags
11 Uhr, ſoll ein gut gehalte=
ner
ſchwerer Faſelochſe im Faſelſtall
öffentlich verſteigert werden. (2102
Bürgermeiſterei Hahnb. Pfungſtadt.
Beibel.

pelanntmachung.
Die Gemeinde Seeheim hat einen
jungen, zur Zucht untauglichen Faſel
auf dem Submi ſionswege abzugeben.
Angebote pro Pfund Lebendgewicht ſind
bis Donnerstag, den 2. Februar
1928, mittags 12 Uhr, bei uns einzu=
reichen
.
(2103=
Seeheim, den 28. Jan. 1928.
He ſiſche Bürgermeiſterei Seeheim.
Roßmann.

Stamm= und Brenn=
holz
=Verſteigerung.
Donnerstag, den 2. Februar
Ifd. Js., vormittags 11 Uhr an=
fangend
, läßt der Unterzcichneis
der Wirtſchaft von Herrn Vh. Kaffen=
berger
zu Steinau von dem Abtrieb
ſeines eigenen Waldes nachſtehendes
Holz öffentlich verſteigern:
Stämme: Buche 3. Kl. 0,61, 4. Kl.
2,52, 5. Kl. 1.53 im; Eiche 1. Kl.
0,35, 2. Kl. 7,17, 3. Kl. 7,08,
4. Kl. 6,05 Im; Lärche 2. Kl.
9.95, 3. Kl. 10.48. 4. Kl. 3,37 Im;
Fichten 1. Kl. 1,64, 2. Kl. 19,71,
3. Kl. 15,13, 4 Kl. 3,98 fm.
Derbſtangen: Buche 4 Stück Lang=
wieden
.
Brennholz: Scheiter, mm: 52 Buche,
8 Eiche, 2 Erle rund), 2 Lärche (rd.);
Knüppel, rm: 36 Buche, 16 Eiche,
2 Erle, 2 Hainbuche, 4 Lärche; Aſt=
wellen
, Stück: 964 Buche, 200 Eiche;
Stöcke, rm: 4 Luche, 2 Eiche, 14
Lärche und Fichte.
Bemerkt wird: Man bittet, alles Holz
vorher einzuſehen. Sämtliches Holz iſt
nach allen Richtungen gut abzufahren.
Steinau, den 25. Jan. 1928 (18922
Johann Georg Feick III.
Beigeordneter.

[ ][  ][ ]

Seite 13

Ueber den hohen Stand der Kartoffelzucht
klärt eine vielhundertfältige Ahnenreihe von Knvllen=
kreuzungen
, der Nachkommenſchaft von Brüdern,
Schweſtern, Enkel=Halbſchweſtern auf, die immer
feiner und feudaler wird, und daher auch ſolch=
Namen wie: Phöbus, Taunenberg, Hindenburg, Rot=
ſchale
, Topas, Goldperle und Monopol tragen. Ein
Turm zeigt die Induſtriekinder der Kartoffelmutters
Stärke, Stärkemehl, Kartoffe(ſyrup, Stärkezucker,
Dextrin und Couleur, ein Syrup, mit dem Bref,
Eſſig und Rum gefärbt werden. Der Kartoffelſyrup
ſelbſt iſt die Baſis aller Bonbon= und Marmelade=
fabrikate
. Eine intereſſaute Statiſtik zeigt, wie die
Kleinhandelspreiſe des Kartoffelmarktes von Miß=
ernten
und Kartoffelkrankheiten abhängig ſind. Die
Alkoholgewinnung iſt in der Abteilung nicht berüch=
ſichtigt
.
In der Geflügelzucht ſpielt das Futter ein=
große
Rolle; dieſem auf der Grundlage des Oel=
kuchens
, Fiſchmehl und Kalk kombinierten Futter iſt
eine Sonderſchau zugedacht, die gleich die Antworten
auf die Fragen: Wie erhalte ich das fleiſchigſt=
Huhn, das die größten Eier legt, gibt.
Die landwirtſchaftlichen Geräte und Ma=
ſchinen
ſind von Pflug und Traktor über Jauchen=
und Waſſerſchöpfanlagen bis zum Dreſchſatz, Ent=
ſtaubungsanlage
und zur automatiſchen Strowage
vertreten. Dazwiſchen ſtehen zuſammenſetzbare und
transportable Blechſilos zur Speicherung von Grün=
und Trockenfutter.

Nummer 31

Dienstag, den 31. Januar 1928

Grüne Woche in Berlin.

Blick in die große Ausſtellungshalle mit den Jagdtrophäen.

Die große Parade unſerer hochentwickelten Land=
wirtſchaft
, die Grüne Woche, iſt in Berlin mter
großer Beteiligung der Berufsterbände und unter
Mitwirkung der zuſtändigen Reichs= und Staats=
miniſter
feierlich eröffnet worden. Schon in den
Iſten Stunden hat es ſich erwieſen, daß die Aus=
ſtellung
jeden Beſucher feſſelt, einen anregenden
Ueberblick über den heutigen Stand der Landwirt=
Ehaft bietet und einen hervorragenden Erfolg zu ver=
Eichnen hat.
In den beiden Autohallen des Berliner Meſſe=
geländes
werden acht Tage lang die Spitzenleiſtungen
ver Land= und Forſtwirtſchaft gezeigt, die auf der
verminderten Anbaufläche der Republik vollbracht
werden. Es iſt eine große Jahresſchau über die
Bodenkraft und Ernte des flachen Landes, die nach
*en Grundſätzen der wiſſenſchaftlich=techniſchen Be=
iebsführung
gedüngt, geack rt, beſät, abzüglich der
SSchäden Witterung, Seuchen und anderer hohen Ge=
ralt
zuſtandekommt.
In der Abteilung Milch ſind zwölf ſchwarz=
reiß
geſcheckte, oſtfrieſiſche Milchkühe höchſtſelbſt an=
eſend
, um ihre Produkte an neuzeitlichen Melk=
awpparaten
abzugeben. Die gewonnene Milch wird
läer entkeimt, gekühlt, für Säuglingszwecke paſteuri=
fzert
, man ſieht den Vorgang der Milchverſorgung
Dm Euter bis zur hygieniſch verſchloſſenen Milch=
aſche
.

Ein 28pferdiger Raupenpflug in der Abteilung
für landwirtſchaftliche Maſchinen.

Eine moderne Dreſchmaſchine.
Im Hintergrund ein Grünfutterſilo.

Ein Rieſen=Wiſent.
Prachtexemplar einer ausſterbenden Tierraſſe.

Ausstellung
der
Darmstädter Sezession

Während unserer Welßen Woche findet in unserer
Oonfektions-Abteilung im 1. Stock eine Ausstellung statt
Entwürfe zu Faschings-Oostümen
von Professor Ludwig Enders, Hermann Keil,
Otto Wachsrnuth und Well-Habicht
In dieser Ausstellung befindet sich eine kostenlose
Faschings-Oostüm-Beratung
der bekannten Kunstgewerblerin Frau lrmna Habicht-
Koch Beratungszeit von 101 und 4 7 Uhr

[ ][  ][ ]

Seite 16

Dienstag den 31 Januar 1928

Ooorl, Spel
Fußball.
Getmania Gberſtadt Eintracht Darmſtadt 4:1 (1:0).
Germanig Eberſtadt 2. Eintracht Darmſtadt 2. 1:0 (0:0).
Eine anſehnliche Zuſchauermenge war Zeuge eines von Anfang bis
Ende ſpannenden und durchaus fairen Kampfes. Es iſt nicht zuviel ge=
fagt
, wenn man dem Spiel einen hohen Propagandawert zuerkennt. Ein
Genuß war es, zu ſehen, wie bei beiden Mannſchaften der Ball von der
Läuferreihe zum Sturm und innerhalb dieſem am Boden von Mann zu
Mann wanderte. Daß Eberſtadt drei Tore mehr ſchoß, iſt der Schuß=
freudigkeit
des Germanenſturms zu verdanken, der bei jeder Gelegenheit
aufs Tor knallte und den Eintrgihttorhüter zwang, ſein großes Können
unter Beweis zu ſtellen. Dieſer hatte einen ganz großen Tag und ver=
hinderte
die totſicherſten Sachen, was das vbjektive Publikum zu Begei=
ſterumsſtürmen
veranlaßte. Er war unbedingt als der beſte Mann auf
dem Platze anzuſprechen. Sein Gegenüber hatte, da man im Eintrachts=
ſturm
wohl ſehr ſchön kombinierte, aber dabei zu oft das Schießen ver=
gaß
, nicht allzuviel zu tun. Die beiderſeits gefallenen Tore konnten die
Torhüter nicht verhindern. Die Mannſchaften waren ſich, bis auf die
Stürmerreihen, in allen anderen Teilen ziemlich gleichwertig und hätte
das Reſultat, das bis acht Minuten vor Schluß noch 2:1 für Eberſtadt
lautete, dem Spielverlauf eher entſprochen. Der Schiedsrichter, Herr
Schlotthauer=Eppelheim, war dem Treffen ein ausgezeichneter Leiter.
Everſtadts Zweite komte nach einem ebenfalls ſchönen Kampfe einen
knappen Sieg buchen, der, wenn er dem Gegner zugefallen wäre, guch
verdient gelveſſen wäve.
*Fußball im Kreis Starkenburg.
Die Ergebniſſe des letzten Januarſonntags.
Viktoria Walldorf1. FC. Langen 1:3.
Union DarmſtadtFV. Sprendlingen 4:3 (2:0).
Germania PfungſtadtSporvverein Münſter 6:0 (3:0)
T.u. SV. MörfeldenViktoria Urberach 3:1 (1:1).
Union Wixhauſen-Viktoria Griesheim; ausgefallen.
Der letzte Januarſonndag dürfte uns der Meiſterfrage im Kreis
einen gewichtigen Schritt näher gebracht haben: der 1. FC. Langen er=
härtete
erneut die Gleichmäßigkeit ſeiner Leiſtungen und brachte aus
dem gefürchteten Walldorf einen ſchönen 3:1 Sieg nach Hauſe. Da die
Langener die anderen Spiele ſämtlich noch auf eigenem Platz auszutra=
gen
haben, alſo mit deren Gewinn rechnen können, dürfen ſie ſich ruhig
in dem ſonſt enzſcheidenden Spiel gegen Union Darmſtadt eine Nieder=
lage
leiſten, ohne ihre Meiſterſchaft zu gefährden. Aber auch dieſe
Niederlage erſcheint noch ziemlich fraglich, wenn man das ſonntägliche
Reſultat der Beſſunger berrachtet. Man muß abwarten. In Pfung=
ſtadt
hat man ſich ſcheinbar wieder aufgerappelt. Wenn auch die Nieder=
lage
der Münſterer, nachdem einige Spieler geſperrt worden ſind, unab=
wendbar
erſchien, ſo läßt doch dieſes 6:0 auf eine weſentliche Erſtarkung
Pfungſtadts ſchließen. Jedenfalls haben die Germanen ſich wieder
etwas aus der Gefahrzone entfernt. Der Sieg Mörfeldens über Vik=
toria
Urberach erſcheint normal. Das Treffen in Wixhauſen fiel
einem Trauerfall zum Opfer. Die Wixhäuſer beklagen das Ableben
eines ihrer Beſten, des Verteidigers Georg Volz, eines Mannes, der
ſchon 1914 in der erſten Elf Wixhauſens ſtand und der jederzeit ein
eihter Sportsmann war. Ehre ſeinem Andenken.

Die Tabelle hat nach den ſonntäglichen Ereigniſſen folgendes
Bild erhalten:

Sp. geiv un. verk. T. P. 1. FC. Langen 16 12 3 53:19 Union Darmſtadt 15 10 2 3 53:25 Viktoria Walldorf 16 7 4 5 46:31 18 Union Wixhauſen . . .. 16 3 6 37:34 17 Sportverein Münſter . ... 17 8 9 42:51 16 (Hermanig Pfungſtadt
16 36:38 Polizei Darmſtadt
16 35:36 14 Viktoria Urberach 6 41:47 14 T.u. SV. Mörfelden
.. 17 96:41 14 Fußballverein Sprendlingen 16 10 28:41 11 Viktoria Griesheim 15 3 2 10 22:66

In der vorliegenden Placierung ſehen wir auch ziemlich die der
Endtabelle. Pfungſtadt ſollte ſich noch vor Münſter ſchieben können,
aber die Reihe der gegen den Abſtieg Kämpfenden dürfte doch mit den
letzten vier Vereinen gegeben ſein. Wen trifft nun eventuell noch neben
Viktoria Griesheim das Los?
Tennis.
Die ſüddeutſchen Tennismeiſterſchaften.
Der Deutſche Tennis=Bund hat jetzt die Konkurrenzen, die für die
ſüddeutſche Tennismeiſterſchaft gewertet wenden, auf die einzelnen Tur=
niere
verteilt. Die ſüddeutſche Herrenmeiſterſchaft geht am 28. Juli
bis 1. Auguſt im Rahmen des Karlsruher Turniers vor ſich. Für
das Herrendoppel zeichnet Frankfurt a. M. vom 7.10 Juni ver=
antwortlich
. In Frankfurt werden auch die deutſchen
Junioren=Meiſterſchaften vom 26.28. Mai ausgetragen.
Die Meiſterſckaft im Damendoppel erledigt Bad Homburg
im Rahmen ſeines vom 2.26, Auguſt ſtattfindenden Turniers. Damen=
einzel
und Mixed ſind noch nicht zugeteilt worden. Die Medenſpiele
dieſes Jahres beginnen am 12. und 13. Mai; Schlußrunde iſt am 15.
und 16. Septemeber.

und Tutnen.
Fechten.
Bezirkswettfechten auf Floreit in Frankfurt,/ M.
Georg Kurtz, Turngemeinde Darmſtadt, an vierter Stelle.
Die alljährliche Probe für unſeren hoffnungsvollen Nachwuchs hat
begonnen. Den Reigen der Kämpfe eröffnete das Florettfechten der
Jungmannen in Frankfurt a. M. Der zweite Bezirk des Mittelrhein=
kreiſes
der DT. ſtellte diesmal 44 Jungmannen auf die Kampfbahn.
Doch nicht nur zahlenmäßig, auch fechteriſch war dies ein voller Erfolg
und ein Beweis, daß die alte gute Fechtkunſt neuem Blühen auch in
Deutſchland entgegen geht. Die Leiſtungen verrieten überall eine gute
Schulung und eifriges Beſtreben nach Vervollkommnung.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 hatte zu dieſem Treffen ſieben
junge Fechter entſandt. Sie haben ſich alle, ihrem Können entſprechend,
tapfer gehalten. Georg Kurtz, der in letzter Zeit eifrig geübt hat, ſah
ſeinen Fleiß belohnt. Er konnte als Zweitbeſter in die Schlußrunde
eingehen. Wewiger glücklich war der ſonſt gute Fechter Getroſt. Durch
eine Verletzung am rechten Arm behindert, konnte er ſich nicht recht ent=
falten
.
Die acht Fechter der Schlußrunde lieferten ſich heiße Kämpfe. Ob=
mann
H. Schöndube verkündete folgendes Ergebnis: 1. Dettmar, Bochen=
heimer
Tgde.: 2. Weſtphal, Tv. Offenbach; 3. Neske, T.u. FC. Frankfurt;
4. Kurtz, Tgde. Darmſtadt; 5. Will, Tv. Höchſt a. M.; 6. Ohl, Tv.
Vorwärts Bockenheim; 7. Glück, Tgde. Eintracht Frankfurt; 8. Anker,
Tgde. Rödelheim.
Von der Turngemeinde Darmſtadt errangen außerdem: G. Grob,
Gg. Seip je den 11. Platz; Beher und Burkharb den 20. Platz und H.
Getroſt den 27. Platz.
Handbafl.
Freie Turngemeinde Darmſtadt 1.Turnerſchaft Oberroden 1. 4:3 (1:1).
Kurz nach Eröffnung des Spieles gelang es den Gäſten, in Führung
zu gehen. Darauf folgte abwechſelndes Feldſpiel, ohne daß von einer
Partei ein Erfolg erzielt wurde. Die beiden Torleute hatten des
öfteren Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu ſtellen. Ehe fedoch die
Seiten gewechſelt wurden, konnten die Einheimiſchen das Reſultat auf
Nemis ſtellen. Nach Wechſel herrſchte kurze Zeit Mittelfeldſpiel, bis es
den Darmſtädtern durch ihren Mittelſtürmer gelang, das Reſultat auf
2:1 zu ſtellen. Die Gäſte ließen jedoch den Mut nicht ſinken und be=
drängten
fehr hart das Gegnertor, was auch wicht ohne Erfolg war.
Nach einer ſchönen Vorlage konnten die Einheimiſchen wieder die Füh=
rung
übernehmen. Das Spiel wurde jetzt etſvas hart und auf beiden
Sciten mit dem größten Eifer durchgeführt. Die gute Ausnützung eines
Freiwurfes brachte Ober=Roden den Ausgleich. Doch ſollte dieſer Stand
niht das Spiel abſchließen und die Einheimiſchen konnten durch einen
unhaltbaren Treffer das Spiel für ſich entſcheiden. Hervorzuheben iſt
das gute Zuſammenſpiel des Ober=Rodener Sturmes, das man in dieſer
Form bei den Darmſtädtern nicht vorfand.
Freie Turngemeinde Darmſtadt 2.Turnerſchaft Ober Roden 2. 2:8.
Hier gelang es ben Gäſten, das Spiel knapp, aber ſicher für ſich zu
entſcheiden. Bei den Darmſtädtern war wieder das alte Lied, der
Sturm verſtaud nicht die günſtigen Situationen auszunützen umd zeigte
ſich zeitweiſe ſehr unbeholfen.
K. W.
Handball der Berliner Sportler.
Von den angeſetzten Handballſpielen im VEAV. konuten am Sonn=
tag
wieder nicht alle durchgeführt werden, die Spiele SC. Charlotten=
burg
Atos und BTSV. 50-Zehlendorf fieſen wegen der ſchlechten
Bodenverhältniſſe aus.
Der Berliner Meiſter Polizei SV. fertigte die S.Vg. Reinickendorf=
Roſenthal erwartungsgemäß überlegen ab. DSC. errang durch einen
Sieg über den DSV. 2 für den Verbleib m der Oberliga wichtige
Punkte. Die Ergebniſſe:
Polizei SV.Reinickenborf=Roſenthal 11:0 (6:0)
DSC.DSV. 5:3 (1:1).
Geſellſchaftsſp.: DHC.1. Spandauer HC. 7:5 (4:1).
Damen=Verbandsſp.: SC. CharlottenburgSiemens 3:1 (3:0).
BSC.V.f. V. Spandau, Spandau verzichtet.

Geſchäftliches.
Warum zur Weißen Woche nur zu Rehfeld? Weil
die Firma J. Rehfeld durch Einkauf von Rieſenmengen in den erſten
Fabriken Deutſchlands außergewöhnliches bieten kann. Große Poſten
Weißwaren liegen für Sie bereit; ein Blick in die Schaufenſter der
Firma J. Rehfeld, Ludwigſtr. 15, zeigt Ihnen, welche Luſt, die ſchöne,
preiswerte, blütenweiße Wäſche anzuſchauen. Hier iſt die erhoffte Ge=
legenheit
, zur Vervollſtändigung und zur Bereicherung Ihres Wäſche=
ſchrankes
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und gehen Sie ſofort nach Ludwigſtraße 15.

Frankfurts größte Textil=Etage, die Firma S. Zeimann A.=G.,
Zeit 67/69 und Reineckſtr. 3, legt unſerer Zeitung einen Proſpekt über
eine ganz beſonders großzügige Verkaufsveranſtaltung unter dem Titel:
Weiße Waren bei. Rieſige Mengen weißer Waren, wie Gardinen,
Wäſche aller Art, Ausſtattungen ete. harren der Käufer.

Frankfurt.
Dienstag, 31. Jan. 12.30: Kaſſel: Kaſſeler Hauskapelle.
15.30: Lehrer Stricker: Mein Orang=Utan (nach R. v. Werner),
16.30: Funkorch. Schubert (geb. 31. Jan. 1797). Ouv. Fierrabras,
Ungeduld. Die Krähe. An die Muſik. Aus dem Oftett. Das Echo.
achen und Weinen. Sehnſucht. Aus Roſamunde: Zwiſchenakts=
und Ballettmuſik. Mitw.: Clara Zeller (Alt), H. Korte (Klarinette),
5. Jung (Fagott) Rundfunk=Streichquartett. Rodemann ( Kontra=
baß
). O 17 45: Aus der Geſchichte der Abderiten von Wieland.
O 18.15: Vereinsnachrichten. O 18.30: Kaſſel: Gartening. Hinze:
Was beſtelle ich an Gemüſeſamen? o 18.45: Pfarrer Taesler=
Buddhas Lehre. O 19.15: Stenogr. Fortbildungskurſus. O 19.45:
Kaſſel: Dr. Verweyen: Kultur des Geſprächs. O 20.15: Hallo!,
Hier da: Wer dort! Heiterer Austauſch=Abend der Sender Frank=
furt
und Stuttgart. Mitw. des Frankf Progr. u. a.: Magda
Spiegel (Alt), Lieſel Simon (Rezit.), Alois Großmann (Rezit.),

Alois Resni (Tenor).

Stuttgart.

Dienstag, 31. Januar. 12.30: Schallplattenkonzert. O 13.50:
Nachrichten. 8 16.15: Konzert. Pickert: Imperatormarſch. Kom=
zak
: Neues Leben. Offenbach: Muſette, Celloſolo. Reißiger:
Ouv. zu Die Felſenmühle‟. Bizet: Fant. aus Djamileh‟.
Kretſchmar: Eriksgang und Krönungsmarſch. Popy: Legende
ſcandinave. Popy: Pierrot ſommeil. Preis: Triumphmarſch.
Einl.: Trudel Eipperle. 18.15: E. Franzſeph: Das Ende der
Thurn= und Taxis’ſchen Poſt. 18.45: Einführungskurs in die
ſpaniſche Sprache. o 19.15: Prof. Friedländer: Südafrika und
der Afrikaner. O 19.45: Nachrichten ſüddeutſcher Funkvereine. O 20:
H. Bühler: Der Sternenhimmel im Monat Februar. O 20.15: Hallo,
hier da wer dort? Gemeinſamer Unterhältungsabend der Sen=
der
Frankfurt a. M. und Stuttgart und Freiburg i. Br. Anſchl.:
Nachrichten.
Berlin.
Dienstag, 31. Januar. 12.30: Für den Landwirt. 15.30:
Dr. Mauermann: Männer der Kunſt aut der Schulbank. o 16:
Stunde mit Büchern. 16.30: Ulnſſes von J. Jonce. Vortrag
und Leſeproben. Danach: Tanztee=Muſik der Kapelle Gerhard
Hoffmann. 18.30: Prof. Marcuſe: Der Sternhimmel im Monat
Februar. O 19: H. Michaelis: Tierſchutz eine Kulturpflicht.
O 19.30: Dr. Hoffmann=Harniſch: Fabrifen und Keſſelräume in der
Dichtung. O 20: Dr. Bonwidt: Geſundheit iſt Reichtum. Selbſt=
ſchutz
und Sozialverſicherung. 20.30: Prof. Dr. Friedenthal:
Menſchenkunde und Menſchhettskunde. Die Epoche der Barbarei.
O 21: Soliſten=Konzert. Lotte Leonhard (Eopran), W. Hirſchberg
(Flügel), Prof. Graudan (Cello), Seidler=Winkler (Klavier). Von
der edlen Muſika. Das Mühlrad. Altdeutſches Minnelied.
Tragödie. Maria auf dem Berge. Ständchen. Eccles:
Sonate G=moll. Cornelius: In der Mondnacht. Morgenwind,
Weber: Wiegenlteb. Löwe: Mädchen ſind wie der Wind,
Franck: Melancholie. Granados: Intermezzo. Delmas:
Lybelle. Anſchl.: Nachrichten, Sport.
Stettin. 18.30: Prof. Wehrmann, Stargard: Geſchichte Pom=
merns
. O 20.30: Faſchingsſtimmung. Mitw.: Salon=Kapelle. Giſela
Klärmann (Sopran). Lajos Szendy und K. Lenk vom Trocadero,
Stettin. Scheibenhofer: Stettiner Flaggenmarſch. Gintzel: Im
Gärtchen zum Rebſtock. Verſchiedene Wünſche. Arnold: Da ſan
mer net ſcharf drauf in Wien. Czibulfa: Liebestraum nach dem
Balle. Parodien. Delibes: Pas de fleurs aus Naila.
Granichſtaedten: Lied aus Das Schwalbenneſt. Ensler: Lied aus
Die goldene Meiſterin. Roſen: Fräulein Lo, Couplet.
Strauß: Wein, Weib, Geſang. Fall: Im roten Hirſchen.
Weisz: Es iſt nicht wahr, daß Fräulein Lilli ein Veryältnis hat.
Leopoldi: Lene Lehmann ging mal ſpäzieren. Rebner: Mir
gehts gut. Lieder der Tiere. Wiſheim=Tell=Parodie.
Lincke: Potp. Berlin bei Nacht. Anſchl.: Tagesnachrichten. Sport.

Von Schleierſchwänzen, Goldfiſchen und Aquarien. O 15.35: Wette
und Börſe. O 16: Prof. Kirchberger: Himmelsbeobachtungen mit
bloßem Auge. O 16.30: Reg.=Baumeiſter a. D. Schmidt=Werden:
Die Baukunſt des Barock. o 17: Konzert aus Leipzig. o 18:

Schuldir. Mayer: Grundlagen des techn. Zahlen =und Tabellen=
rechnens
. O 18.30: Spaniſch für Anfänger. O 18.55: Prof. Berg=
ſträßer
: Die Geſchichte der Demokratie bis zum Welttriege. o 19.20:
Geh. Rat Prof. Sievers: Sammeln von Graphik. 20.30: Berlin=
Prof. H. Friedenthal: Menſchenkunde und Menſchheitskunde. (Die
Epoche der Barbarei., 21: Berlin: Soliſten=Konzert. Mitw.:
Lotte Leonard (Sopran). Prof. Nicolai Graudan (Cello). Anſchl.:
Nachrichten.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Mittwoch, den 1. Februar
(nach der Wetterlage vom 30. Januar).
Wolkig, auch vielfach aufheiternd, Temperaturen wenig veränderk,
meiſt trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Sandei: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andrea4 Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willy Ruhle: Prud
und Verſag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 22 Geiten.

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Nummer 31

Dienstag, den 31. Januar 1928

Seite 17

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höchsten kurz vor der Demaskierung
Da da fällt die Maske wie sieht
sie nun aus, die Dich seit Stunden beim
Tanze so entzückte? Die Herren drän=
gen
sich heran. Wie sieht sie aus, die
Maskenkönigin? Für Sekunden wallt ihr
aus hunderten von Kehlen ein einziges
Aaaah entgegen. Sie hat es verstanden
nicht allein durch ihr entzückendes
Gewand und ihre herzbezwingende
Tanzkunst für eine kurze Spanne des
Abends zu gefallen sie hat auch dar=
über
hinaus durch die bezaubernde
Schönheit ihres Gesichts, ihres Halses,
ihrer Schultern und ihrer Arme alle in
die zwingenden Fesseln derBewunderung
geschlagen. Sie hat erlaubt, es zu
verraten: sie wäscht sich täglich mit
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pflegt ihre Haut morgens und abends mit
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Nummer 31

Dienstag,den 31. Januar

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Der ſiebente deutſche Kalitag in Berlin.
In Anweſenheit zahlreicher Vertreter der Reichsregierung, der
Länderregierungen und der Kali=Induſtrie wurde heute der ſiebente Kali=
tag
in Berlin mit einem Vortrage von Dr. Ing. e. h. Gerhart Korte
über Die Kali=Induſtrie und ihre Bedeutung für die Geſampwirtſchaft
eröffnet. Der Redner wies auf die Bedeutung der Wiederaufnahme
der Kalitage hin, die nach längerer Pauſe jetzt wieder begäunen. Der
Zweck der Kalitage würde wieder, wie früher, die Herſtellung einer en=
gen
Verbindung zwiſchen der Kali=Induſtrie, der Wiſſenſchaft und der
Wirtſchaft ſein. Die Hauptaufgabe der Kali Induſtrie ſei die Vermeh=
rung
der Ernährungsmittel und die Sicherſtellung einer möglichſt bil=
ligen
Produktion der Landwirtſchaft. Hiernach ſprach Prof. Dr. A.
Binz=Berlin zum Thema Wiſſenſchaftliches über das Kali‟. Nach einem
längeren hiſtoriſchen Rückblick auf die Verwendung der Kaliſalze in der
Landwirtſchaft ging er auf den Stoffwechſel des Pflanzenopgamismus
ein und hob den beſonderen Wert des Kalis im Nahrungshaushalt der
Pflanzen hervor. Wie er ausführte, iſt die Urſache der günſtigen Wir=
kung
des Kaliums auf das Pflanzenwachstum bisher noch ungeklärt.
Nach neueren Theorien nehme man an, daß das Kali Elektronen aus=
ſendet
. Geheimer Hofrat Prof. Dr. Pcul Wagner ſprach ſodann über
Die Lehre von der zuveckmäßigſten Verwendung der Handelsdünger in
50jähriger Entwicklung. Wagner wies darauf hin, daß Kali vor allem
fördernd auf die Zucker= und Stärkebildung wirke, und daß infolgedeſſen
Kali insbeſondere für Hackfrüchte (Kartoffeln und Zuckerrüben) verwen=
der
werde. Die Verſchiedenartigkeit der Böden bedinge jedoch eine unter=
ſchiedliche
Anwendung der Düngung. Bei den Pflanzen käme es be=
ſonders
darauf an, ſie nicht nur mit Stickſtoff, ſondern auch mit Kali zu
verſehen, da ſie ſonſt krank würden. Dagegen ſei die Frage, zu welcher
Zeitz man das Kali ausſtreuen ſolle, heute belanglos. Die ausreichende
Verſorgung von Wieſen und Weiden mit Kali und Phosphorſäure ſei
früher nicht genügend begehtet worden, hierauf käme es jedoch in der
Landwirtſchaft ſtark an. Wagner behandelte dann weiter die Stickſtoff
fvage. Sir John Ruſſell hielt einen Vortrag über 85 Jahre Düngungs=
verſuche
in Rothamſted‟. In ſeinem Vortrag ſchilderte er eingehend die
Frage der Einwirkung der Witterung auf die Wirkung des Kunſt=
düngers
. Er erwähnte ſchließlich auch noch die Unterſuchungen, die
Rothamſted in die Wege geleitet habe, um auf Grund genauer ſtati=
ſtiſcher
Angaben eine Unterlage für einen Verſicherungsblan gegen Miß=
ernten
zu ſchaffen. Prof. Dr. U. Duerſt=Bern ſprach hierauf über Die
Rolle des Kalis im Tierkörper Ueber Intenſive Düngung auf ratio
neller Grundlage referierte ſodann Prof. Dr. Neubauer=Dresden, der
die Bedeutung der Dvſierung der Düngungen für beſtimmte Pflanzen=
arten
kennzeichnete. Er machte einige intereſſante Angaben über den
Einfluß der Kalidüngung auf die Güte und Holtbarkeit der Ernte=
produkte
. Zum Schluß ſprach Dr. H. Kappen=Bonn über Die Düngun
mit Kaliſalzen und die Bodenroaktion, der der Anſicht entgegentrat,
daß die Kaliſalze an der Bodenverſäuerung ſchuld trügen. Exakte Er=
forſchungsergebniſſe
hätten gezeigt, daß die Kaliſalze im Boden unter
natürlichen Verhältniſſen nicht nur keine Verſäuerung des Bodens be=
wirten
, ſondern ſogar eine bereits vopliegende beſeingen könnten,
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 30. Januar.
Zum Wochenbeginn lag die Effektenbörſe wieder außerovdentlich
ſtill und größtenteils weiter ſchwächer. Kundenaufträge waren kaum
vophanden, und ſelbſt die Spckulation hielt ſich ſehr zurück. Dr günſtige
Bericht des Stahltruſtes wirkte ſich nur auf die Stahlvereinsaktie ſelbſt
aus, die gegenüber der Samstag=Börſe zunächſt behauptet lag, zum amt=
lichen
Beginn 1 Prozent feſter einſetzte. Die Geldmark lage iſt für
Tagesgeld wi der leicht. Man hält den Ultimo als glatt überwunden.
Als weiterer Grund für die vorſichtige Haltung der Börſenſpekulation
dürfte eine mögliche Diskontheraufſetzung in New York anzuſehen ſein.
Die Fa=benaktie lag ziemlich ſchwankend und bei Beginn ¼ Prozent nie=
driger
. Von Freigabeaktien Schiffahrtswerte verhältnismäßig gut ge=
halten
. Der Ankeihemarkt lag ebenfalls ſehr ruhig, doch für deutſche
Renten ziemlich gut behauptet. Im weiteren Verlauf machte ſich nach
leichten Schwankungen eine etwas günſtigere Skimmung bemerkbar, ſo
daß die Hauptwerte, die zu den erſten Kurſen noch weiter leicht nach=
gegeben
hatten, ſpäter dieſe kleinen Verluſte wieder aufholen konnten.
Man ſprach davon, daß der Monatsbericht einer Großbank nicht un=
günſtig
ſei.
An der Abendbörſe mchte die bereits im Verlapfe der Mittags=
hörſe
eingetretene Kurserholung weitere Fortſchritte. Beſonders regte
die Rede Dr. Curtius', die ziemlich pprimiſtiſch gehalten iſt, an. Darauf=
hin
ſah ſih auch die Spekulation veranlaßt, zu Wiedereindeckungen zu
ſchreiten. Die Kursbeſſerungen hielten ſich zwiſchen 12,5 Prozent,
darüber hinaus Licht und Kraft mit 2,25 befeſtigt. Dſe Fapbenabtie lag
etwas lobhafter und war 1,5 Prozeut höher. Der Verlauf brachte
weiter kleine Kurserholungen bis zu einem halben Prozent. Man ſchloß
im allgemeinen gut gehelten und zu den höchſten Tageskurſen. Im
einzelnen nannte mn: Danar 233, Dt. 162, Metall 126, Gelſenkörchen
135,5, Harpener 188,25, Mannesmann 149, Phönix 102 5, Rheimbraun
235,5, Rheinſtahl 168,5, Stahlverom 105, Hapag 144,5, Nordllotzd 148,5,
ACG. 164,25, Daimler 83, Scheideanſtalt 191, Licht und Kraft 220,
Farben 262,25, Gesfürelt 267, Rütgers 97, Siemens Halske 283,5, Wald=
hof
255.
Im Abenädeviſenverkehr lagen Pfunde gegen Kabel New York
ſchwächer. Die Reichsmark leicht erholt, London-Paris 124,02, Mai=
land
92,07½, New York 4,87,25, Holland 12,08, Zürich 25,32½.,
Pfunde-Mark 20,45, TollarMark 4,1965.

Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 30. Januar.
Das Börſengeſchäft war heute wieder in ſtärkerem Maße durch den
vollkommenen Mangel an Aufträgen der Bankenkundſchaft beeinträchtigt,
ſo daß die Spekulation unter ſich blicb und die erſten Kurſe nur anf
Grund kleinſter Umſätze zuſtande kamen. Infolge dieſer Geſchäftsloſig=
keit
war die Tendenz ſehr unſicher und eher ſchwächer. Die Kursrück
gänge gingen im allgemeinen über 13 Prozent nicht hmaus. Trotz=
dem
war die Stimmung im Grund als widerſtandsfähig anzuſprechen
da man auf die Geldflüſſigkeit und die bevorſtehende Bekquntgabe wei=
terer
Großbankberichte hihnwies, die angeblich zuverſichtlich abgefaßt ſind.
Einen günſtigen Eindruck hinterließ auch die Bekanmtgabe der Quartals=
ziffern
der Vereinigten Stahlwerke. Am Elektrizitäts=Aktienmarkt be=
obachtete
man vereinzelt kleinere holländiſche Kaufaufträge. Intereſſe
zeigte ſich bei der Spekulation für Berlin=Karlsruher Induſtricaktien
und verſchiedene Freigabewerte. (Chem. Heyden plus 3,25 Prozent.)
Am Geldmarkt ſieht man zwar im Zuſammenhange mit dem Ultimo
guch höhere Sätze, doch ſoll das Angebot ſehr erheblich geweſen ſein.
Die vereizelt aufgetretene Befürchtung, daß der Privatdiskont heute
erhöht werden könte, fand daher bei anderen Kreiſen keinen Glauben.
Tagesgeld wurde mit 6,58 Prozent und Monatsgeld mit 7,58,5
Prozent genannt. Für Gelder auf einige Tage über dem Ultimo nannte
man Sätze von 7,59 Prozent. Im Deviſenverkehr trat die neue Be=
fiſtigung
der ſpaniſchen Valuta in den Vordergrund des Intereſſes.
LondonMadrid wurde im Uſancenhandel mit 28,56 genannt. Der
Dollar ſtellte ſich in Berlin auf 4.1972,5. Schwächer notierte internatio=
nal
der holländiſche Gulden mit 12.08½ für LondonAmſterdam, und
die ſchweizeriſche Valuta mit 2532 für London-Zürich. Im weiteren
Verlauf fanden auf Grund der leichten Entſpannung des Geldmarktes
lebhafte Diskuſſionen über die Möglichkeit einer Ermäßigung des Reichs=
bankdiskonts
in der erſten Februarhälfte ſtatt. Dieſe Erörterungen
trugen dazu bei, die Rückkäufe und Deckungen der Börſe zu verſchärfen.
Die Tendenz geſtaltete ſich daher ſpäterhin freundlich. Die Kursrück=
gänge
konnten faſt allgemein wirder eingeholt werden. Bemberg zogen
nach ihvem Verluſt um 8 Prozent auf dem Vorkurs von 423 an. Sonſt
traten vielfach Kursbeſſerungen um 23 Prozent ein, namentlich für
Elektrowerte, Kohlenaktfen, Maſchinenfabriken, ferner für Zellſtoff
Waldhof. A. G. für Verkehr, Holzmann, Chem. Heyden gaben allerdings
von ihrem erſten Gewinn 2 Prozent her. Die Börſe ſchloß in feſter
Haltung und konnte an der Nachbörſe noch weiter anziehen. J. G. Farben
notierten ſchließlich 260,5. Inteveſſe beſtand an der Nachbörſe für AEG.
mit 163, da man für morgen die Veröffentlickumg des Geſchäftsberichts
erwartete. Daraufhin konnten auch Siemens um 4 Prozent auf 281
anziehen. Bei ruhigem Geſckäft nannte man ſonſt nach Beendigung der
amtlichen Börſe: Schuckert 140,2, Geſ. für El. 263. Licht u. Kraft 218.25,
Rheinſtahl 165,5, Ver. Stahlwerke 104,5, Mannesmaun 147, Oberbedarf
104 5, Oſtwerke 343, Hapag 144, Nordd, Lloyd 148, Danatbank 233, Neu=
beſitz
16,40, Ablöſungsanleihe I und II 52, desgl. III 56,50.

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Wittener Gußſtahl. 62 63. 49. 141. 207.5 07. Banderer Werke ..." 190. 1 188.

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111.49 111.7
112.24 112.481
112.39 112.6
20.429 20.46
1.7921 1.796
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112.47/112 6
20.433 20.4734
1.1921 1.796
4. 1925 4.2005
9.38 58.50 1 58.405 53.5251üruguah

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0.5045 0.5065
7.376/ 7.390
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2 143 2.14

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5os ſe.507
1.376 7.390
5.544 5.558
2.130/ 2.134
4 185/ 4.193/ 4.188/ 4.194
276/ 4.284/ 4.2761 4.234

Heruenmühle A.
hat nun=
errenmühle
A
mehr ih=
Bezirkst
tes Bauprojekt eines großen Getreide=
ſilos
zurückg
auprojekt hat bekanntlick in der Heidelberger
Bevölkerung ſtarben Widerſpruch gefunden. Auch der Stadtrat hat es
abgelehnt, da er dias Landſchaftsbild beeinträchtige
1*

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Berliner Börſenzulaffungen im Dezember 1927. Im Monat De=
zember
1927 wurden an der Berliner Börſe insgeſamt 172 971 00 RM.
auf Sachwert, Goldmark oder Reichsmark ausgeſtellte Pfandbriefe,
40 465 000 RM. Induſtrieaktien, 3 500 000 RMM. Induſtrieo ligationen,
3 100 000 RM. Bankaktien und 500 000 RM. Staats=, Stadt= und Pro=
vinzialanleihen
neu zugelaſſen. Neuzulaſſungen an Verſicherungsaktien
ſind i Dezember nicht erfolgt. Die bedeutendſte Neuzulaſſung unter
den Induſtrieaktien iſt die von 18 000 000 RM. neuen Aktien der Ver=
einigten
Glanzſtoff=Fabriken. Die 3 100000 RM. Bankaktien Emiſſion
entfällt auf die Zulaſſung der Bank für Brauinduſtrie=Aktien im gleichen
Betrage. Von Induſtrieobligationen wurden im Berichtsmonat nur die
6prozentigen Teilſchuldverſchreibungen der Hackethal=Draht= und Kabel=
Werke A. G. im Geſamtbetrag von 3 500 000 RM. zugelaſſen. Unter
den feſt verz. Emiſſionen pangieren an erſter Stelle die 8prozentigen
Goldſchuldverſchreibungen der Hannoverſchen Landeskreditanſtalt mit
29 471000 RM.
Süddeutſche Zucker=A.=G., Mannheim. Wie bereits angekündigt,
wird das Angebot der drei Millionen RM. Vorratsaktien der Geſell=
ſchaft
(1:9 zu 100 Prozent) munmehr bis 25. Februar erfolgen.
Pfälziſche Preßhefe= und Spritfabrik, Ludwigshafen. Der auf deu
1. März einzuberufenden G.=V. wird die Verteilung von 9 Prozent
(i. V. 7 Prozent) Dividende auf das von Mk. 800 000 auf eine Million
MM. erhöhte Kapital vorgeſchlagen.
Hartmann u. Braun A. G., Frankfurt a. M. Der Aufſichtsrat ge=
nehmigte
die Ausgabe einer Teilſchurldverſchreibungsanleihe von 1,20
Mill. RM., deren Erlös zur Beſchaffung von Mitteln für die Erweite=
wung
des Betriebes und Befriedigung des erheblich geſtiegenen Geſchäfts=
umfanges
dienen ſoll. Die zu pari auszugebenden Teilſchuldverſchrei=
bungen
werden mit 8 Prozent Zinſen ausgeſtattet. Der Zinsſatz erhöht
ſich während der erſten zehn Jahre um je ein halbes Prozent für jedes
über 8 Prozent auf die Stammaktien ausgeſchittetes Prozent Dividende.
Die Tilgumg iſt ſpäteſtens am 1. Juli 1957 bsendet, während der Geſell=
ſchaft
das Recht zuſteht, vom 1. Januar 1933 ab die Teilſchuldverſchrei=
bungen
jederzeit ganz oder teilweiſe zu kündigen. Vom 1. Juli 1938
ab beginnt die planmäßige Tilgung mit jährlich 5 Prozent des Nenn=
betrags
der Anleihe. Der Rückzahlungskurs beträgt, wenn die Rück=
zahlung
vor dem 1. Juli 1938 erfolgt, 105 Prozent, bei ſpäterer Rück=
zahlung
103 Prozent. Die Einführung der Teilſchuldverſchreibungen
an der Frankfurter Börſe iſt beabſichtigt. Die Geſellſchaft hat 1927 eei=
ſtig
gearbeitet, ſo daß mit einer Dividende von 10 Prozent (im Vorjahu
8 Prozent) gerechnet werden kann.
Zuſammenſchluß in der Parkett= und Fußbodeninduſtrie. Die Süd=
deutſche
Holzinduſtrie A G., München, die Oberbaheriſche Parkett= und
Holzinduſtriewerke Wreke G.m. b.H. in Münchm, die Hubertus=Säge=
und Hobelwerke A.G. in München und die C. Ganzlin A G., Parkett=
fabrik
in Magdeburg, haben ſich zum Zwecke der Rationaliſierung in
der Fabrikation von Paxkett= und Staubfußböden zuſammengeſchloſſen
ſund eine Aktiengeſellſchaft mit 1,8 Millionen RM. Kapital und Sitz
in München gegründet. Der Aufſichtsrat ſetzt ſich zuſammen aus den
Herren Geh. K.=Rat Aufhäuſer, Kommerzienrat Schwarz, Generaldirek=
tor
Weiß ud Frau Wrede. Den Vorſtand bilden Dr. Th. Loſen, Karl
Wrede und Dr. Gaſt.
Meiallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 30. Januar
ſrellten ſich für Elektrolytkupfer prompt eif Hamburg, Bremen oder Rot=
terdam
(Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolytkupfernotiz) 135,35
RM. Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvor=
ſtandes
. (Die Prliſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Lieferung und Bezahlung.) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium,
9899 Prozent in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 90 MM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, 214 RM., Reinnickel, 9899
Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 95100 RM., Feinſilber (1 Kg.
fein) 78,5079,50 RM.
Die amtliche Preisfeſtſetzung im Metallterminhandel vom 30. Januav
ſtellte ſich für Kupfer: Januar 126½ (127¾) Februar 126¾ (177),
März 126½ (12634), April, Mai, Jum, Juli, Auguſt, September, Ok=
tober
, November, Dezember 126½ (126½). Tendenz: ſtetig. Für Blei:
Januar 43 (43½), Febvuar 43¼ (43½), März 43½ (43½), April, Mai,
Juni, Juſi 43¾ (44), Auguſt, September 44 (44½), Oktober, November,
Dezember 44¼ (44½). Lendenz: ruhig. Für Zink: Januar 52¼
(53½), Februar 52 (53), März 51½ (52½), April Mai 51½ (52½), Jun;
52 (52½), Juſ 51¾ (52½), Auguſt. September 52 (52¼), Oktober,
November, D zember 51¾ (52½). Tendenz: vuhig. Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Bvief.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 30. Jan. ſtell=
ten
ſich für Kupfer (Tendenz: feſt): Standard p. Kaſſe 6211/,¾,
3 Monate 62½/, Settl. Preis 62¾, Elektrolyt 66½67, beſt ſelec=
ted
65¾67, ſtrong ſheets 92, Elektrowirebars 67; Zinn (Tendenz:
willig): Standard p. Kaſſe 24934250, 3 Monate 249½¾, Settl.
Preis 250, Banka (inoff. Not.) 251, Straits (inoff. Not.) 250½; Blei
(Tendenz: willig): ausländ, prompt 21½, entft. Sichten 21¾, Settl.
Preis 91½; Zink (Tendenz: ruhig): gewöhnl. prompt 26½, entft.
Sichten 26¼, Settl. Preis 26½, Aluminium für Inland (inoff. Not.)
107, für Ausland (inoff. Not.) 112, Antimon Reg. engl. Erzeug.=Preis
(inoff. Not.) 64½65, chin=ſ. per (inoff. Not.) 41, Qucckſilber (inoff.
Not.) 22½, Platin (inoff. Not.) 17¾, Wolframerz (inoff. Not.) 14¾,
Nickel füir Inland (inoff. Not.) 175, für Ausland (inoff. Not.) 175,
Weißblech (inoff. Not.) 18, Kupferſulphat (inoff. Not.) 24½25, Cleve=
land
Gußeiſen Nr. 3 (inoff. Not.) 65.

Frankfurter Kursbericht vom 20. Jan. 1988.

Staatspapiere
al Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl.
Ausof.=Sch. 1. Teil/ 52.8
III. Teill 56.3
D. Reichsanl. Ablöf=
Schuld ohne Aus=
oſungsſcheine
... 16.35
4½ Dt. Schutzgeb.=
Aul. ..

7.5
b)Ausländiſche

5% Bos. E. B. 1914/ 38
.L.Inv. 1914/ 37
41½ . 1898
0 1902
42 Bosnien ...! 3.1

5 % Bulg. Tabak.02/ 17
4½ %Oſt. Staatsr.
v.1913. Kdb.1918 2.8
4½½Oſt. Schatz. 14/ 32.75
4
4/.% Oſt. Silberr.
Goldr
27 Oſt. Goldrente
lr. Innsbr. Abk.
425 einh. R.(k.) 1.5
5 % Port. /Spz. IIII 9.6
5% Rum.am. R.03
4½½-Gold. 13
16
5.55
am. kon.
5.
42 am.05
40 Türk. (Abm 03
4% Bagd.
4% Bago IT 13.
4½ unif 1908
4% . 1911 Boll./ 127/.
4½% Ung. St. 1913
419%
1918
((*. Tnnsbr. Abk.)
4½% Ung. St. 1914
4½% Ung. St. 19141
(Ir. Inusbr. Abk.)
*F Ung. Gebdr. . . 2.3

4½ Ung. Goldr.
(lt. Innsbr. Abk.
4½ Ung. Staatsr.
v. 10
48 Ung. Kronr.. ..
3% Ung. Eiſ. Tor .
Außereuro:
päiſche
5%Meg.am.in. abg.
5% auß. 99
Golbo4ſtf.
ſonſ. inn.
4½%, Irrigat.
5% TamaulivasI ,
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10%Berl. H.-Bt. 6
%6 Berl. St. Gold
Darmſt. St.=G.
8 O D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf
FDresb. St.:G.
%Frkf. St.=G....
2 Frki. Hyp.=Bk.
Goldpfbr.
a Frrf. Hyp.=Bk.
Goldpſbr
6 % Frki, Hyp.=Bk.=
Goldpfbr.
3%0 Frkf. Pfbr.=Bi.
Goldpfbr
% Frrſ. Golpfbr.
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
(Boldpfbr.
5%0 Frtf. Pfbi. Bk.
Goldpfbr.
7% H.=St.= Gold=
anl
. .
37 Heſi. Laud.=Bk.
Goldpfbr.
7½ beſſ. Land.=Bk.
Goldpfbr.
8% Klüchn.-Berk.261

25.3
21
1.65
15.8

105
98

93
97.75
92
89
87
89.5
83.5

10% Komm. Glektr
Mark (Hagen)
Goldobl.
18% Komm. Lbsbk.
Darmſt., Reihe I
8% X. Landesbank
Darmſt. Reihe II
8c Ldwgshf Stadt=
Goldanl.
7%M. KraftHöchſt
80 Mainz.=St.-0
8% Mannh. St.=G.
6% Mannh. St.=G.
7% M.=Stahlw. 27
8 Naff. Odb. Gold
Rbg. St. Gldal.
8½ Pfälz. Hyp. Bk.=
Goldpfbr
72 Pfälz. Hyp.=Bk.
Goldpfbr. ..
6% Pfälz. byp.=B!
Goldpfbr.
8% Pforzh. St.=G
8% Pirmaſ. St.-G
8 Pr. Centr. Bd.=
Tr.=Bk. Gldpfbr.
8% Pr. Centr.=St.=Goldpfbr.
7% Pr. Centr.=St.
ſchafts-Goldpfbr
18% Rh.=Hyp.=Bk.
Goldpfbr

94
96.5

102.75
95.5
96
94
89.25
93
94.75
81
Nzé

97.25
94
88.5
95.5
92.5
98
98
94
97.25
94
89.5

. Lia. Pfb. 83.25
o Anteilſch. / 60,
7½%Rh. Stahlw
10%Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bf Goldpf.

Kanne
Goldpfdbr.
96.75
7% V. Stahlw. Däſ=
ſeldorfHyp
.-Glb... init Option! 93
2 V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHhp
.=Gd.. ohne Option! 90.75
2 Biag( B. Inb.=
Unt. Bln.) 27

8½ Boigt &Häffner,
Golbobl. ....! 94
8% Württbg. Hyp.=
Bank Goldofbrf./ 97
Ohne Zins=
berechnung

50 Bdw. Kohl 23/ 12.62
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6%beſ.Brk.=Rg. 23
5% Heſſ. Bolksſtaat
Roggen . . . . . 23
50 Pr. Kaliw.
8.25
5% Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt. B. 6l 2.22
Borkriegs=Hyp..B
Pfandbriefe

Bayr Bereinsb.
Bahr. Handelsb.


Bayr. Hyp. u. Wechſ.

Berliner Hyp.=Bk.
Frkf Hyp.=Bk
Frkf. Pfandbr.=Bk./18.075
Hamb. Hyp.=Bk.
Mechlb. Hyp. =u. Wb.!
Meining. Hyp. Br.. 14.2
Nordd Gr.Kr.=Bk./ 14.3 Berl. Handelsgei
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß.Bod. =Cr.=B./ 13.85
Br. Cent.=B.=Cr. B.
Preuß Pfdbr.=Bk
Ryein. Hyp.=B

Rh.-Bſtf. B. Pr.=B.
Südd. Bodenkr..
Württ Hyp Br.
Staatl. od. prov.
garantiert
bei. L.-bnp..B. 12.7
Landeskr. Caſſel
Naſſau Ldsb
9.525
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
42 Galiz. Carrl=
4.2
Lud.=B.
abg. 3=
777Oſt. Sh. (L.Mr.

2,6%AteOſt. Südb.
2.6% Neue .
4½Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.

3%Oſt.
3%
9=
3%
%Oſt.
8%Oſt.

abg.
9.Em.
abg.
1885..
abg.
Erg. Netz
abg.

14.5
14.5

3½ Raab Debd. 85/ 19.5
8%
e1/ 17
3½
971 15
4½ Rud. Silber
O Rud. (Salzkg.)
LAngt., S. I / 18.25
D Anat., S. II 17.25
4½% Anat., SIIT 14.75
3% Salon. Monaſt.
5 Tehuantepec. 18.5
4120
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.
Bad. Bk. . . . . . . . . /174.5
Bk. /. Brauind. . . . 177
Barmer Banlo. 145.5
Bay. Hyp.=Wch) 16
Comm.u. Privatb. 1171.5
Darmſt. u. Nat.-Bf
Deutſche Ban: 160.5
D. Eff. u. Wchſ.=Bk. 127
D Hyp.=Bk. Mein.. /133
D. Bereins=Bk 104
Disk.=Geſellſch 157.5
Dresdener B! 157
Frankf. Br.
1122
Frankſ. Hypth. Bk. /141.75
Frkf. Bfdbr. Bk. .. /143
Gotha. Grundfr. Bk.
Lur. Intern. Bant . 7.5
Metallbank
123
Mittelo. Crebitb 203
Pfälz. Hyp=Bk. 193
Pr. Bo.=Ereditbank 134.25
Hyp.=Akt.=Ban! 158
Reichsbank=And
194
Rhein. Creditbk.
131
Rhein=Hyp.=Bk. . . 168
Südd. B.=Treditbk.

Südd. Disc.-Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein

146
11s

Bergwerks=Akt.
Buderus.
Eſchw. Bergw. . . . /209
Gelſenkirch. Bgw. 1134
Harp. Bergb.
Ilſe Bergb. St..
Genußſchein
Kali. Aſchersleben.
Kali. Salzdetfurth.
Kali. Weſterregln. /183
Klöcknerwerke (abg.
Lothr=Hütte)
Mannesm.=Röhr 1148.2:
Mansfelder
Oberbedarf
.. 104
Otwi=Min.=Ant. . . / 42.9
Phönix=Bergb. . . . 101.5
Rhein. Braunk.
Rhein. Stahlw. . . . 163.75
Riebeck Montan. .
SalzwerkHeilbronn/183
Tellus Bgb.
1111.5
Ver. Laurahütte
Ver Stahlwerke 1103.5

..11831,

Induſtrie=Alt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.) 270
Henninger
Hereules beiſiſche
Löwenbr.=München!
Mainz. Aktienbr
Schöfferhof(Bind.) /317
Schwarz=Storchen /470
Tucher. Nürnberg
Werger
1160

Attum. Berlin.
Adler & Oppenh
Adlerw (v. Rieyer)) 82.5
6BE. A. G. Vzg. A. 83.25
5% A. E. G. Bzg.B 79.75
A. E. G. Stamm 161.75
Bad. Maſch. Durla /144
Bad. Uhren, Furtw. 12.5
Bamag=Meguin ..! 30
Baſt Nürnberg".

Bayr. Spiegel.
Beck & Henkel ...."
Bergmann El
Bing. Metall.
Brei.=Beſigh=Ol..
Bürſtenfor. Erlang
Cement. Heidelb. ..
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem. Abert.. . .
Chem Brockh.
Chem. Milch
Daimler=Benz A. G.
Dr. Eiſenhandel.
Deutſche Ervöl ...
D. G. u. Silb. Scheid.
D Linoleumw. Bln
Dingler. Zweibrück.
Dresd. Schnellpr.
Dürkoppw. (St)...
Dürr Ratingen
Dyckerhoff & W
Eiſenw. Kaiſersl.
E Licht u. Kraft.
El Lieferung ..."
El Bad. Wolle .
Enail. Ullrich
Enzinger Werke
Ezlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiitift
Faber & S hleicher
Fahr. Pirmaſens
Farbenino J. G.
Felten & GGuilleau.)
Feinme h. ( Fetter)
Feiſt. Sekt
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.-M. Pok. u. W
Beiiing & Cie
Goloſchmidt, Th
Gotha Waggon
Gritzner Maſch.
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frkft.)
Haid & Reu
Hammerſen
Hanfw. Füffen....
Hanſa=Llohd, Br.
Hartm. & Braun..

73.5

74
138
180
125
46.5

128.25
182.s
258.75

31
218
154.25
33.75
49
3
74.5
102
53.5
259
12211.
90.5
150
05.5

110.8

138.5

Heyligenſtaedt.
Hilpert, Armatur. 93
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch. Kurfer ... . /11
Hoch=Tief Eſſen ..."
Holzmann
Holzverk. Ind. . . . . / 78½,
Hydrom. Breslau
Fnag ..
FunghansSt.
Kammg, Kaiſersi. 1295
Karlsruher Maſch. 18.25
Karſtadt N.
Klein. Sch &Becker/115.25
Knorr, Heilbronn ./167
Konſerv. Barun
Krtv. All=Württbg
Krauß & Co.
Lahmeher
Jech, Augsburg . . . 121
Lederw. Rothe
Leverw. Spicharz.
Lingel Schuhw.
Löhnberg. Mühle 4
Ludwigsy. Walzm./134.5
Lübenſcheid. Metall)
Munkraft Höchſt 115
Mars=W. Nürnberg /133.25
Metaligef. Frkf 177.5
Mia) Mühlenb 140
Noenus Stamm / 63.25
Motoren: Deutz 64.5
otoren, Oberun./ 75.5
Miin h. Lichtipielf 1121
Reckar). Fahrz. 93
Neckarw. Eßlingen
Beters Union
113.5
Pfälz. Nih. Rayierl 57
Philipps
Borzellan Weſſei 32
ſtein Gebb.& Schal/117
Rhein Elektr.
149
Rhenania, Kunheim
Kütgers verte
94.5
S hneib. Hunau. 49
78
Shnellpr, Fran).
Schramm Lackft. 1136
Schriftg. Stemp. 123
Schuckert, Elektr. 1178.5
Schuhfbr. Weſſel.
Schuhf, Herz .... .! 24

1139.25
10o
1154

sa
163.5

81
280
B=
115.5

143
150
178
74
135.76

Schultz. Grünlack
Seilind Wolff
Siemens Glas
Siemens & Halske
Südd. Immob
Südd. Zucker=A.=G.
Thür. Lief. Gotha
Uhren Furtwängl
linter ſr Kr.=Gl=V.
Beithwerke
Ver f Chem. Ind.
Ver.d. Olfbr. Mann
Ver Faß Caſſel.
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin .. . .
Zellſtoff Berl. .
Vogtl Maſch.
Boigt & Haeffner..
Volthom Seil
Banz & Frentag
Wegelin Rußfbr.
Zellſt Aſchaffenbg
Zellſt Memel .
Zellſt Waldhof
Zuckerf Rheingau
Transport= und
terſicherungs=Akt.
Di Reichsb.=Borz.
A. Dt Eiſenbahn.
A. Lokalb u. Kraft.
Dt. Eiſenb.=Geſ.
Schantung E B
Südd Eiſenb.=Geſ.
Hapag

Nordo Lloyd

rtf1. Allg. Ver),
Frankonia Rückv
Darmſtädter Berte

Bahnbedar!
Dampft. Rooberg
Helvetia Konſ....
Gebr. Lus...
Motorf. Darmſt. .
Gebr. Roeder .. . . 1148
Venulethc Ellenb..

141.25
141.5
142.5
4

183.75

[ ][  ][ ]

Nummer 31

Seite 19

Dienstag, den 31. Januar 1928

Produktenberichte.
Mannheimer Produktenberichte vom 30. Jan. An der heutigen Pro=
duktenbörſe
waren Inlandsweizen und Braugerſte eine Kleinigkeit
ſchwächer; Roggen und Hafer unverändert, Weizen= und Roggenmehl
etwas billiger. Man verlangte für die 100 Kilo ohne Sack waggonfrei
Mannheim in Reichsmark: Weizen inländ. 2525,50; desgl. ausländ.
28,5031; Roggen inländ. 25,5025,75; desgl. ausländ. 26; Hafer inl.
22,7524,75; desgl. ausländ. 24,502; Braugerſte ausländ. 3133;
desgl. pfälziſche 39,5031,25; badiſche heſſiſche und wüttembergiſche
2925,50; Futtergerſte 22,5023,50; Mais mit Sack 22; ſüddeutſches
Weizenmehl Spezial Null 36,9037,25; ſüddeutſches Roggenmehl 34 bis
36; Weizenkleie 14,00.
Frankfurter Kartoffelmarkt vom 30. Januar. Tendenz ruhig. In=
duftrie
, hieſiger Gegend 3,75 Mark je 50 Kg.
Berliner Produktenbericht vom 80. Januar. Auch die neue Woche
brachte dem Berliner Produktenhandel keine Anregung. Bei ziemlich
kleinem Geſchäft erbffnete der hieſige Markt in ruhiger Haltung. Das
immer noch reichliche Angebot für Weizen in allen Qualitäten einerſeits,
das ſchleppende Mehlgeſchäft drückten auch heute auf die Preiſe. Im
Lieferungshandel ſtellten ſich die Forderungen etwa eme halb Mark
niedriger. Roggen iſt in Plataroggen billiger offeriert. Das Imlands=
angebot
iſt allerdings nicht allzu groß. Im Zeithandel zeigten ſich Ab=
ſchläge
von einer halben Mark. Hafer bleibt gefragt. Gerſte findet
in guter Brauware immer noch Unterkommen.
Viehmärkte.
Mannheiuer Viehmarkt vom 30. Jan. Zum heutigen Großviehmaukt
wurden zugeführt und wurden die 50 Kilo Lebendgewicht je nach Klaſſe
gehandelt: 210 Ochſen 3062, 117 Bullen 3254, 281 Kühe 1449, 220
Färſen 3863 576 Kälber 5278, 44 Schafe 4248, Wr23 Schweine 48
bis 60. Marktverlaf: Mit Großvieh mittelmäßig, geräumt; mit Käl=
bern
lebhaft, geräumt; mit Schweinen lebhaft, ausverkauft.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. Januar. Der Auftrieb des heutigen
Hauptmarktes beſtand aus 1237 Rindern, darunter 283 Ochſen, 67 Bul=
len
, 550 Kühen, 302 Färſen, ferner 590 Kälbern, 206 Schafen und 6198
Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Hauptmarktes der ver=
gangenen
Woche waren 114 Rinder, 72 Kälber, 28 Schafe und 657
Scheine mehr angetrieben. Ochſen al) 5862: a2) 5557; b1) 51
bis 54; b2) 4750; c) 4246; Bullen a) 5255: b) 4751; Kühe a) 47
bis 50; b) 4146: c) 3440; d) 2833; Färſen a) 6063; b) 5559;
c) 4554: Kälber b) 7275: c) 6571: b) 5464; Schafe a) 4854;
b) 4246: Schweine a) 5658: b) 5658: c) 5557: d) 5557: e) 50
bis 54; g) 4552. Im Vergleich zu den Notierungen des Hauptmarktes
vom 23. Januar waren Rinder 1 bis 2 Mark teurer. Gegenüber den
Preiſen des letzten Nebenmarktes waven Schafe 1 bis 3 Mark, Schweine
1 bis 2 Mark teurer und Kälber behauptet. Marktverlauf: Rinder
ruhig, nahezu geräumt. Kälber und Schafe langſam, geräumt. Schweine
mäßig rege, nahezu ausverkauft. Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1.
998; 2. 8090; Bullenfleiſch 8590; Kuhfleiſch 1. 7585: 2. 6070;
3. 3055: Kalbfleiſch 2. 95105; Hammelfleiſch 9095; Schweinefleiſch
1. 7078; Gefrierfleiſch. Rindfleiſch, Vorderviertel 50, Hinterviertel
5860.

Frankfurter Pferdemarkt vom 30. Januar. Der heutige Pferdemarkt
war ſehr zahlreich beſchickt, der Goſamtauftrieb betrug nahezu 800
Pferde. Gleich zu Beginn des Marktes ſetzte der Handel lebhaft ein.
Im Laufe des Vormittags kamen viele Intereſſenten und Käufer aus
der Umgebung und auch aus dem Rheinlande und Süddeutſchland. Es
entwickelte ſich bald ein reges Marktleben, welches Erinnerungen an die
Pferdemärkte früherer Zeiten wachrief. Zum Verkauf ſtanden vor=
wiegend
Arbeitspferde mittleren Schlages, und in dieſen war das Ge=
ſchäft
auch lebhaft; dagegen war die Nachfrage nach ſchwerſten Tieren
allererſter Qualität nicht ſo rege. Schlachtpferde wurden wie immer
in großer Zahl nach auswärts zu normalen Preiſen gehandelt. Es er=
zielten
belgiſche Arbeitspferde ſchwerſten Schlages 1700 bis 1900 Mark.
mittelſchwere Arbeitspferde 800 bis 1000 Mark, leichte Gebrauchspferde
650 bis 850 Mark. Einzelne Tiere wurden auch über Notiz gehandelt.
Schlachtpferde erſter Qualität bis zu 34 Mark, zweite Qualität bis
26 Mark je 50 Kg. Nächſter Markt 27. Februar.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Chieago, 30. Jan. (Priv.=Tel.)
Weizen: Bei äußerſt ruhigem Geſchäft gingen die Preiſe auf um=
fongreiche
Ankünfte, wohltuende Schneefälle im Südweſten und größeres
kanadiſches Angebot nach dem Konrinent zurück.
Mais: Die ſtarke Erntebewegung über das Wochenende und die
Schwähe ber ſudweſtlichen Märkte bewirkten einen ſchvachen Maukt=
beginn
. Dann bewirkten Deckungen eine Erholung. Die Exporteure
waren beſonders Käufer in entfernteren Terminen.
Hafer: Wenig befriedigende Berichte aus Teilen Offios führten zu
einer leichten Erholung der Preiſe.
New York, 30. Jan. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Die Feſtigkeit des Liverpooler Marktes und der hauſſe=
günſtige
Wochenwetterbericht mit der Auffaſſung, daß auch im laufen=
den
Jahre trotz der kalten Witterung Schäden des Kapſelkäfers zu er=
warten
ſeien, bewirkten die Preiſe am heutigen Markt maßgebend. Auf
Hedgingsverkäufe trat ſpäter eine Verflauung ein, die aber ſpäter einer
neuen Erholung Platz machte, da ausländiſche Häuſer Deckungen vor=
nahmen
.
Kaffee: Auf die niedrigeren braſilianiſchen Offerten nahm der Han=
del
Abgaben vor, die ſich in einer Abwärtsbewegung der Priſe aus=
dmickten
. Im weiteven Verlaufe kam es auf Deckungen dann zu einer
kräftigen Erholung. Die Hauſſiers kauften beſonders Santos.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Jan.:
Getreide: Weizen, März 130½, Mai 130½, Juli 127½; Mais,
März 88½, Mai 91½, Juli 92½; Hafer, März 54½, Moi 55½,
Juli 51½; Roggen, März 1091 Mai 109½, Juli 103½.
Schmalz: Januar 11,525, März 11,675, Mai 11.80.
Fleiſch: Januar 11,15, Mai 11,50, Juli 11,75: Speck loco 11,25;
leichte Schweine 88,35, ſchw. Schweine 88,50; Schweinezufuhr
Chicago 60 000, im Weſten 140000.
Baumwolle: März 17,2418, Mai 17,3017,31.

Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 30. Jan.:
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 154½, hart 146: Mais neu ank.
Ernte 103½; Mehl ſpr. wheat clears 6,506,85; Fracht nach Eng=
land
1,92,9, nach dem Kontinent 710.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,25; Talg extra 9.
Kakav: Tendenz: ſtetig, Umſatz in lots 148, loco 14, Februar
13,72, März 13,81, April 13,88. Mai 13,96, Juni 14,05, Juli 14,15,
Auguſt 14,15, September 14,18, Oktober 14.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Zur Leipziger Frühjahrsmeſſe 1928 (4.10. März) iſt der Anduann
der Ausſteller zur Möbel=Sonderſchau im Ring=Meßhaus derartig ſtark,
daß vorübergehend für dieſe Meſſe auch das Obergeſchoß des in un=
mittelbarere
Nähe des Ring Meßhauſes gelegenen Meßhauſes am Alten
Theater mit als Ausſtellungsplatz herangezogen werden muß.
Nach den vorläufigen Ermittelungen betrug der Wert der öſter=
reichiſchen
Einfuhr im Jahre 1927 3 141,2 Mill. S. gegen 2844,6 Mill.
S. im Jahre 1926. Die Ausfuhr erreichte einen Wert von 2038,6 Mill.
S. gegen 1 744,9 Mill. S. in 1926. Das Bilanzpaſſivum hielt ſich alſo
mit 1 102,6 Mill. S. nahezu auf der gleichen Höhe (1099,7 Mill. S.)
Aus Saarbrücken wird gemeldet, daß die franzöſiſche Grubendirek=
tion
den Vertretern der Gewerkſchaften mitgeteilt hat, ſie ſei gezwungen,
für Ende Februar 5000 Arbeiter zu entlaſſen.
Die Handelskammer von Rouen nahm am Samstag das neue von.
Deutſchland auf Repavationskonto gelieferte Schwimmdock von 8000 Tc.
in Gebrauch. Damit iſt der erſte Schritt zur Durchführung des großen
Profektes getan, mit Hilfe der deutſchen Naturalleiſtungen Rouen zum
Zentrum der Schiffsreparaturen zu machen.
Die belgiſche Einfuhr belief ſich im Jahre 1927 auf 36 025 912 (1926
34 379 895) To. Demgegenüber ſtellte ſich die Ausfuhr auf 24 134 435
(23 187 018) Tonnen.
Wie aus Kopenhagen geweldet wird, hat ſich der däniſche Milch=
export
nach England in letzter Zeit verdoppelt. Vom 28. Januar ab
werden täglich etwa 6000 Liter Vollmilch nach England verfrachtet.
Aus London wird gemeldet, daß die Aktionärverſammlung der
Stahl A.=G. Republic Jron Steel Cy. die Fuſion ihrer Geſellſchaft mit
der Trumbull Steel genehmigte.
Ein neues volniſches Bankgeſetz iſt dem begutachtenden Ausſchuß
beim Miniſterrat unterbveitet worden. Das neue Geſetz enthält u. a.
eine Beſtimmung der einzelnen Bankzinſen und ſetzt die Höhe des An=
lagekapitals
der Banken, Bankhäuſer, Wechſelſtuben und Pfandleih=
häuſer
feſt.
Vorausſichtlich wird im März eine neue Konferenz der mitteleuro=
päiſchen
Produktenböyſen in Prag ſtattfinden. Man wird ſich hauptſäch=
lich
mit der Erweiterung des Donaukontraktes im Getreideverkehr be=
faſſen
, der bisher für Weizen und Mais gilt und in Zukunft auch auf
Korn und Hafer Anwendung finden ſoll.
Nach einer Meldung aus New York beabſichtigen die ſüdamerikani=
ſchen
Fruchtexporteure ein Ausfuhr=Ehyndikat ins Leben zu rufen.

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Dienstag, 31. Jamuar 1928
Anfang 19.00 Uhr Ende 22.00 Uhr
In der neuen Inſzenierung
Zar und Zimmermann
Komiſche Oper in drei Akten
von Alberk Lorging
Muſikaliſche Leitung: Berthold Sauder
Inſzenierung: Rudolf Scheel
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Tänze: Manda von Kreibig.
Mitwirkende
Vardt
Paula Kapper, Martha Liebel, Hans
Debus, Oscar Grauert, Otto Horia, Alfred
Karen, Hans Komregg, Heinrch Kuhn,
Joſef, Poerner, Eugen Vogt, Fritz Wilde
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1.206 Mark

Café Rheingold
Dienstag, den 31. Januar
Geſellſchafts=Abend
und Abſchieds=Konzert
der Kapelle Alice’s Band‟
Am Klavier: Frl. Sorrée
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[ ][  ][ ]

Nu mer 31

Dienstag, den 31. Januar 1928

Alls ich noch Prinz war...!
Roman von Paul Hain.
Urheber=Rechtsſchutz Verlag Oskar Meiſter, Werdau Sa.
D2)
(Nachdruck verboten)
Eint Prinz Brauzell und ein Nähmädchen das konnte,
ſas mußte immer nur eine Epiſode, ein Sommermärchen blei=
Wen. Nichts weiter.
Er ſollte ihretwegen keine Unannehmlichkeiten haben.
Er war ein Teil ſeiner Familie. Er war kein freier Menſch.
Sie aber wollte ihr Schickſal tragen. Ihr Stolz würde ihr
Gchelfen.
Noch einmal kam ein Brief von ihm. Wie Feuer brannte er
iin ihrer Hand. Sie zögerte, ihn zu öffnen. Es war ſo ſinnlos.
Da ſagte die Tante milde:
Leſe ihn nur. Anita. Der Brief iſt unſchuldig. Und dein
Herz wird es ertragen.
Er ſchrieb:
Nun warte ich ſchon eine lange Woche darauf, Anita,
von dir eine Nachricht zu erhalten. Warum ſchreibſt du nicht?
Du weißt doch, wie ich mich nach einer Zeile von dir ſehne.
Laß mich nicht länger warten. Ich bin voll Unruhe deinet=
wegen
. Und unſer ſchönes Wien kommt mir ſo leer vor.
Anita las nicht weiter. Langſam faltete ſie den Bogen zu=
Sammen. Ging in die Küche. Warf ihn in den Herd, in dem das
Feuer brannte. Die Flamme züngelte auf und von dem Sehn=
ſäuchtsruf
Karl Ferdinands blieb nichts weiter übrig als ein win=
ſeiges
Häuflein Aſche, das im Feuer zerſtob.
Von dieſem Tage an bekamen Anitas Augen wieder Glanz.
Ur kam her voi der ſchönſten Erinnerung, die in ihrer Seele
raufbewahrt lag. Er kam aus einer unſterlichen Liebe heraus, die
uvie ein ſchmerzvolles Heiligtum in ihrem Herzen ruhte. Und er
Eam aus einem neuen, ſeltſam ſtolzen Mut ihrer Gedanken, die
us dem alten Gleichmaß aufgeſcheucht waren und nun ganz
randere Dinge umkreiſten als zu der Zeit, da ſie nichts weiter als
in Nähmädel geweſen war.
Oft gingen ihre Blicke zu dem Bilde Anton Wielandts über
wem Klavier. Worte klangen in ihrer Seele auf, die Karl Fer=
Sinand oft zu ihr geſprochen hatte, wenn ihr Geſang ihn immer
won neuem entzückte.
Warum machſt du nichts aus deiner Stimme? Du biſt die
chte Tochter deines Vaters! Die echte Erbin ſeiner Kunſt.
O, nun verſtand ſie, daß Karl Ferdinand ihr ſehr wohl ein
ſHelfer auf dem Wege zur Kunſt hätte ſein können. Aber nun
wwar ja alles ſo anders! Nun regte ſich ihr eigener Mut, das
FBlut ihres Vaters, durch ihre Liebe geweckt. Nun wurde der Ge=
ſdanke
immer heftiger in ihr: Daß ſie wohl doch zu höherem be=
ſſtimmt
war, als dazu, ein junges Leben lang mit Nadel und
7Zwirn zu wirken.
Nein zur Geliebten eines Prinzen war ſie nicht geboren.
Slber vielleicht um dem Namen Wielandt im Reiche der Kunſt
meuen Glanz zu geben! Vielleicht dazu!
Sie erſchrak zuerſt ſelber vor ſolchen Gedanken, aber ſie ließen
ſich nicht abwehren. Sie kamen immer wieder. Es war wie ein
geheimnisvoller Zwang. Es war, als hätte das tragiſche Liebes=

Seite 24

erlebnis heimliche Kräſte und Triebe in ihr gelöſt. Ach nun
wollte ſie zeigen, daß ſie nicht der Menſch war, der uur in
dumpſer, ſchmerzvoller Entſagung einem Erlebnis nachtrauerte,
das keine Erfüllung bringe: konnte.
Ein anderer Weg war ihr beſtimmt. Auch ein Weg zur
Höhe aber zu einer freien Höhe, in der keine Konvention,
kein Zwang von Traditioneu regierte. Vielleicht wwürde ſie
einmal auf dieſen Höhen, die jetzt noch ſo ſern von ihr lagen,
ihm wiederbegegnen. Vielleicht !
Aber das war nur ein flüchtiger, ſcheuer Gedanke.
Frau Wielaidt bemerkte in heimlicher Verwunderng, wie
Anita den Schmerz abſchüttelte und in Haltung und Worten
und Weſen ſich wieder reckte. Es war wie ein friſches, frohes Er=
wachen
. Da wehrte auch Frau Wielandt aller Melancholie und
mit Stolz ſagte ſie ſich: Sie iſt Antons Tochter! Sie wirft ſich
nicht weg an einen Traum, der immer nur ein Traum ſein
könnte. Sie hat das echte Blut der Wielandts!
Und eines Abeuds ſagte Anita:

HAa
bei Erkältungsanzeichen,
rheumalischen Schmerzen.
I allen Apotheken erhältlich.

Tante ich möchte nicht mehr nähen. Ich möchte ſingen!
Aber Kind das kannſt du doch!
Ich möchte es noch beſſer können, Tante. Vaters Bild blickt
mich jeden Tag ſo vorwurfsvoll an. Als ob ich eine Sünde be=
ginge
. Dante ich möchte Vater folgen und die Kunſt, die
Bühne erobern.
Darauf war Frau Wielandt doch icht vorbereitet. Ganz er=
ſchrocken
blickte ſie drein.
Mädel
Und unwillkürlich ging ihr Blick zu dem Bild ihres Bru=
ders
hin.
Du mußt mir nicht böſe ſein, Tante. Es iſt keine bloße
Schwärmerei. Keine Gedankenſpielerei. Es iſt als müßte ich
einer geheimnisvollen Stimme folgen. Es iſt etwas wach ge=
worden
in mir. Ich fühle, ich kann mich nicht dagegen wehren
Sie ſprach ruhig und feſt.
Frau Wielandt hörte es wohl. Ein Zittera ging durch ihr
Herz, wie ein Schauer. Eine Ahnung kam ihr: Hier hatte die
Liebe den Weg zu einer Beſtimmung, die im Blute lag, frei
gemacht.
Und wieder ſagte Anita:
Ich war ein Kind bis jetzt. Ich habe nichts davon gewußt,
daß ich mir ſelbſt fremd war. Das iſt nun anders. Ich kann
ſingen, Tante ich muß kämpfen und lernen. Vater hätte es
auch gewollt

Da gickte Frau Wieland unmerlich.
Ja der hätte es auch gewollt.
Hier gab es keinen Widerſpruch. Anita ſtand an einem
Wendepunkt ihres Lebens. Das Schickſal hatte es ſelbſt ſo ge=
wollt
. Man konnte nichts dagegen tun. Auch bei Anton Wielandt
war es einſt ſo geweſen. Er war von der Lehrlingsſtelle, die er
nach dem Einjährigen hatte annehmen müſſen, einfach wegge=
laufen
kein Menſch wußte wohin und, ſeltſame Laune un=
geſchriebener
Geſetze Sänger geworden. Mußte es werden.
Doch das alles war ſo lange her.
Bedächtig ſagte Frau Wielandt:
Es iſt ein karges Erbteil, das dein Vater dir hinterlaſſen
hat. Wir haben nie davon geſprochen. Es ſollte einmal für deine
Ausſteuer ſein
Anita errötete leicht.
Ich weiß, Tante
Es werden ein paar Tauſend Mark ſein. Ich muß einmal
bei der Bank vorſprechen wir haben nie etwas davon ge=
nommen

Es gehört auch dir, Tante
Es müßte reichen, Anita. Ich brauche nicht viel
Anita warf den Kopf in den Nacken mit einer ſtolzen Gebärde.
Für ein Jahr wird es langen, nicht wahr? Wenn wir
Ich brauche nicht viel ich ſagte es ſchon.
Und in einem Jahr ſchaffe ich es, Tante! Ich fühle es.
Ich habe neulich in Vaters alten Briefen und Tagebüchern her=
umgeſtöbert
. Manches daraus wird mir nützlich ſein. Seine alten
Lehrer ſeine alten Freunde ich darf mich nicht mehr ver=
ſtecken
. Ferdi hat mir erzählt, daß Vaters Bild noch in der
Wiener Staatsoper hängt. Man muß den Namen kennen
man wird ſeiner Tochter nicht die Türen verſchließen
Kind du kennſt das alles nicht
Ich werde es kennen lernen, Tante. Ich trage eine Be=
ſtimmung
in mir. Jetzt bin ich nicht mehr das Kind, das nur
die Exinnerung an den großer Vater pflegte. Ich will ver=
geſſen
, was ich erlebt habe, ſo gut ich kann und hinauf!
Nun glänzten ihre Augen in ſchwärmeriſcher Verzückung.
Ihr Geſicht war voll berückender, ſieghafter Schönheit.
Anita wie konnte das ſo kommen, flüſterte Frau Wie=
landt
verhalten.
Die ſchien es nicht zu hören und fuhr nun eifrig fort:
Ich werde zu Lachmann hingehen. Er ſoll mich prüfen. Du
weißt doch er war vor vielen Jahren, als das Kurtheater
noch Reſidenztheater hieß, erſter Kapellmeiſter. Jetzt iſt er Ge=
ſangspädagoge
. Vater war ihm ein guter Freund. Er weiß
vielleicht gar nicht daß ich noch lebe.
Sie lachte ein wenig. Erſtaunt warf Frau Wielandt ein:
Du haſt dich wohl ſchon gut informiert?
Ja natürlich, Tante. Ich weiß, daß Lachmann ein
großer Verehrer Vaters war. Das haben mir die Tagebücher
verraten. Und Vater ſchätzte ihn als einen Muſikanten voi feiner
Kultur
Ich erinnere mich. Ach wie weit lagen dieſe Namen
zurück und nun, da du ſie nennſt, wird ſo vieles wach
(Fortſetzung folgt.)

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Nummer 31

Dienstag, den 31. Januar 1928

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