Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
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Nummer 23
Montag, den 23. Januar 1928.
191. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sireik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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auffräge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtliſcher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Jationalbank.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Januar.
Die Kammer ſteht vor lebhaften und bewegten Sitzungen,
und in Regierungskreiſen beklagt man, daß gewiſſe Freunde
Poincarés die Regierung nur lau und nicht vorbehaltlos
unter=
ſtützen. Das war vorauszuſehen. Die Kammer will mehr ſein
als eine einfache Votiermaſchine. Das politiſche Gewicht
Poin=
carés laſtet aber noch immer mit Bleigewicht auf ihr. Auch iſt
das Land nach wie vor parlamentfeindlich.
Für die bevorſtehenden Wahlen tauchen viele intereſſante
Schlagworte auf, das intereſſanteſte hat aber ohne Zweifel das
linksſtehende Blatt „Volonté” ausgeworfen. Es lautet: „Neue
Männer in die Politik‟. Das gibt zu denken. Soll alfo der
Wahlkampf nicht nur die Machtverteilung der Parteien
beein=
fluſſen, ſondern auch die — wie das Blatt „Volonté”
unerbitt=
lich feſtſtellt — unfähige Dedutierte ohne Rückſicht auf ihre
Parteiſtellung durch andere erſetzen? Man wird nachdenklich.
Denn auf dieſem Wege kann die franzöſiſche Politik wirklich zu
einer Erneuerung kommen.
Bei den Wahlen werden auch eine kammerfeindliche und
eine kammerfreundliche Richtung einander gegenüberſtehen. Viele
möchten die Kammer zu neuem Leben galvaniſieren, andere
wünſchen aber eine Erweiterung der Macht der Regierung und
der des — Präſidenten der Republik. Dieſer letztere Wunſch
berdient beſonders viel Beachtung; allein die Tatfache, daß er
von großen Maſſen gehegt wird, iſt charakteriſtiſch.
Merkwür=
digerweiſe hat unter der jetzigen Aera Poincaré nicht nur die
Kammer viel von ihrer Bedeutung eingebüßt, ſondern auch die
politiſche Bedeutung des Senats und des Elyſce etwas
nach=
gelafſen.
Auf das Schickſal der Regierung wird die Finanzdebatte
von großer, ja prinzipieller Bedeutung ſein. Caiklaux
beabſich=
tigt, die Finanzpolitik Poincarés auf das heftigſte anzugreifen,
er bezweifelt die Verdienſte Poincarés um die Stabiliſierung
und hält das weitere Fortbeſtehen der „Union nationale”, für
gänzlich überflüſſig. Poincarés Herrſchaft erſcheint ihm als die
Herrſchaft der Großbanken, als eine Diktatur der Hochfinanz,
welche unbedingt geſtürzt werden muß. Da aber Caillaux
neuer=
lich auch mit den Sozialiſten auf ſchlechtem Fuße ſteht, iſt es
möglich, daß er in der Kammer ſich ſchwächer erſpeifen wird, als
man erwartet hat.
Ein Interview Sauerweins bei Dr. Wirih.
Paris, 22. Januar.
Der „Matin” veröffenilicht ein Interview, das der frühere
Reichskanzler Dr. Wirth dem außenpolitiſchen Redakteur dieſes
Plattes gewährt hat. Dr. Wirth ſprach zunächſt von der
Bedeu=
tung der bevorſtehenden Weltwahlen und erklärte dann, er ſtehe
Bewegungen wie der paneuropäiſchen ſympathiſch gegenüber.
Es wäre jedoch unvorſichtig, wenn man allzu ſchnell vor wollte.
Das Charakteriſtikum der gegenwärtigen Epoche ſei, daß mian
nicht übermäßig zu zentraliſieren verſuchen dürfe. Niemals ſei
die Atmoſphäre in Deutſchland für eine friedliche Annäherung
mit Frankreich ſo günſtig geſeſen wie jetzt. Die Intellektuellen,
die Induſtriellen und die Kaufleute ſeien weit vorangeſchritten.
Sie würden und müßten auch die politiſchen Kreiſe für, ihre
Unterſtützung gewinnen. Er — Wirth — wünſche, daß man
franzöſiſcherſeits, den Deutſchen ſich nicht immer mit de:
Pickel=
haube auf dem Kopf vorſtelle. Er habe nach den Beſprechungen,
die er in Paris mit leitenden Perſönlichkeiten gehabt habe, den
Eindruck, daß der Standpunkt in dieſer Hinſicht ſich ändere
Nach ſeiner Anſicht müſſe durch dieſe Annäherung zwiſchen
Frankreich und Deutſchland ein geſunder Wiederaufbau
Enro=
pas beginnen, ſonſt ſei nichts möglich. Die Hauptſache ſei, daß
man auf beiden Seiten und beſonders unter der Jugend toſt
dem Gedanken durchdrungen ſei, daß der Krieg ein nicht mehr
zeitgemäßes, verabſcheuungswürdiges Mittel ſei, und daß nur
durch friedliche Methoden die Völker zu einer Verſtändigung
gelangen könnten.
Sauerwein bemerkt einleitend, daß der Aufenthalt Dr.
Wirths in Paris von mehr als einem Geſichtspunkte aus
ſenſa=
tionell geweſen ſei. Er habe ſich an der Tafel beim deutſchen
Botſchafter v. Hoeſch nicht nur mit dem Kammerpräſidenten und
funf franzöſiſchen Miniſtern unterhalten können, ſondern er habe
auch längere Zeit bei Briand, beim Präſidenten der Republik
und ſchließlich beim Miniſterpräſidenten Poincaré geweilt.
Vor dem Abſchluß der deutſch=franzöſiſchen
Verhandlungen über die Einfuhrabgabe
Vom Tage.
Wie aus Perpignan gemeldet wird, mußte ein dreimotoriges
Junkersflugzeug der Linie Barcelona-Marſeille bei
Pon=
teilla wegen Motorſtörung notlanden und in einem Weinberg
niedergehen. Die fünf Inſaſſen blieben unverletzt und ſetzten
ihre Reiſe im Kraftwagen fort. Das Flugzeug muß abmontiert
wer=
den, da ein Aufſtieg aus dem Weinberg unmöglich iſt.
Unter dem Vorſitz von Staatsminiſter a. D. Prof. Dr. Seyfert
fand in Dresden geſtern eine ſehr ſtark beſuchte
Proteſtver=
ſammlung gegen die Beſchlüſſe des Bildungsausſchuſſes des
Reichs=
tages ſtatt, in denen eine Gefährdung des Beſtandes der
ſächſiſchen Volksſchule und des ſächſiſchen Volksſchulgeſetzes
geſehen wird.
Der Deutſche, Juden, Ukrainer und Weißruſſen umfaſſende
Min=
derheitenblock hat, wie aus Warſchau gemeldet wird, einen
Wahlaufruf erlaſſen, in dem alle Minderheiten aufgefordert
wer=
den, zur Wahrung ihrer nationalen und bürgerlichen Rechte für die
gemeinſame Wahlliſte ihre Stimme abzugeben.
Wie aus Moskau gemeldet wird, veröffentlicht die Preſſe
an=
läßlich des vierten Todestages Lenins umfangreiche
Er=
innerungen aus dem Leben Lenins. Die „Prawda” bringt neue
Auszüge aus den Schriften Lenins über den Weltkrieg aus dem Jahre
1916, die hisher noch nicht veröffentlicht worden ſind. Die Frau Lenins
teilt ebenfalls Erinnerungen aus ihrem Leben mit Lenin mit.
In unterrichteten Kreiſen verlautet, daß die franzöſiſche
Regierung nach den Parlamentswahlen zur Goldwährung
in der Weiſe zurückkehren will, daß ſie den Franken auf
ſeinem gegenwärtigen Kurs geſetzlich ſtabiliſiert und
die Bank von Frankreich ſich verpflichtet für jeden Papierfranken
einen Goldwert auszubezahlen, der einem Fünftel des Frankenwerts vor
dem Kriege entſpricht.
England und die Begrenzung der deutſchen
Reparationsſchuld.
* London, 22. Jan. (Priv.=Tel.)
Die New Yorker, Waſhingtoner und Pariſer Beſprechungen
des Reparationsagenten Parker Gilbert, die die Begrenzung der
deutſchen Reparationsſchuld auf eine feſte Summe zum
Gegen=
ſtand hatten, ſind in England im allgemeinen günſtiger
aufge=
nommen worden, als in anderen alliierten Ländern. An den in
dem letzten Bericht des Reparationsagenten enthalten Hinweis
auf die Notwendigkeit einer ſolchen Begrenzung, waren in
Eng=
land Kommentare geknüpft worden, die ſich zunächſt vorwiegend
damit beſchäftigten, daß eine Endregelung der Reparations= und
der Schuldenfrage nicht ausſchließlich oder wenigſtens nicht
vor=
wiegend auf Koſten Großbritanniens erfolgen dürfe. Im gleichen
Sinne wurde die der Empfehlung des Reparationsagenten
fol=
gende Erklärung Poincarés kommentiert. Dabei ließ ſich aber
doch ein gewiſſer Optimismus feſtſtellen, und es ſchien, als ob
der Vorſtoß des Reparationsagenten nicht ganz ſo in der Luſt
ſchwebe, wie man das in Paris zunächſt glauben machen wollte.
Die ſpätere Entwicklung der Verhandlungen Parker
Gil=
berts mit den maßgebenden amerikaniſchen Regierungsſtellen
und Finanzinſtituten ſcheint dieſe Auffaſſung beſtätigt zu haben.
Allerdings hat man in London nie damit gerechnet, daß dieſe
erſten Verhandlungen einen ſchnellen und reibungsloſen
Ver=
lauf nehmen würden, und iſt auch gar nicht geſonnen, ſeine
eigenen Anſprüche zurückzuſtellen oder zu Gunſten eines der
an=
deren alliierten Länder die Möglichkeit einer Endregelung mit
eigenen neuen Opfern zu erkaufen. Nach Lage der Dinge
er=
ſcheint es aber bereits als ein beträchtlicher Gewinn, daß man
auf engliſcher Seite dieſen erſten Verhandlungen wenigſtens
keine Schwierigkeiten in den Weg legt und auch ihre
wirtſchaft=
liche Zweckmäßigkeit nicht beſtreitet. Bei der Größe des
Pro=
blems und der direkten Verknüpfung mit der Schuldenfrage läßt
ſich die weitere Entwicklung noch nicht abſehen.
Aber in zwei Punkten zeichnet ſich ein wichtiger Umſchwung
im Sinn der Endregelung ab. Weite Kreiſe Englands ſtimmen
mit Parker Gilbert und der amerikaniſchen Hochfinanz barin
überein, daß der Londoner Zahlungsplan vom Mai 1921, der
eine deutſche Geſamtverpflichtung von 132 Milliarden Goldmark
vorſah, für Deutſchland untragbar und in ſeinen praktiſchen
Aus=
wirkungen auch für die Alliierten unmöglich iſt. Ferner wird in
einem offenbar langſam wachſenden Kreiſe zugegeben, daß die
Jahresannuität des Dawesplanes von 2½ Milliarden die
deutſche Leiſtungsfähigkeit überſteigt. Es ſcheint danach, daß die
von den führenden Wirtſchaftstheoretikern vertretene
Notwendig=
keit der Reviſion des Dawesplanes durch die Beſprechungen
Parker Gilberts wenigſtens einen erſten praktiſchen Anſporn
er=
halten hat, der für die Weiterentwicklung der Frage ſehr
weſent=
lich ſein kann.
Von den mit dem Reparations= und Schuldenproblem vom
Standpunkt der Alliierten verbundenen weſentlichen Nebenfragen
ſpielt das Verhältnis der Beſteuerung in Deutſchland gegenüber
Frankreich und England eine Rolle, und es iſt damit zu rechnen,
daß auch andere, weit internere deutſche Fragen, die ja
be=
reits in dem letzten Bericht des Reparationsagenten
angeſchnit=
ten wurden, wie etwa die Koſten der deutſchen Verwaltung, zur
Debatte geſtellt werden.
IU. Paris, 22. Januar.
Wie verlautet, iſt der Verlauf der deutſch=franzöſiſchen
Ver=
handlungen über die neue Art der Erhebung der 26prozentigen
Einfuhrabgabe auf deutſche Waren im Sinne des Recovry Act
als günſtig zu bezeichnen, ſo daß man mit dem Abſchluß eines
Abkommens noch im Laufe dieſer Woche rechnet. Die franzöſiſckhe
Regierung hat dem deutſchen Vorſchlag zugeſtimmt, wonach die
26 Prozent von den deutſchen Exporteuren unmittelbar an den
Generalagenten für Reparationszahlungen gezahlt werden ſollen,
der die Transferierung an die betreffenden Regierungen
durchzu=
führen hätte. Nur über die Art der Garantien, die von der
fran=
zöſiſchen Regierung verlangt werden, iſt man ſich noch nicht völlig
im klaren. Frankreich möchte ſich das Recht vorbehalten für den
Fall, daß die neue Erhebungsart der Abgaben eine
Verminde=
rung der Einnahmen infolge ungenügender Erklärungen der
deutſchen Exporteure verurſachen ſollte, ohne weiteres auf den
leitherigen Modus zurückgreifen zu können.
Die Oemarche der Kleinen Entente.
EP. Genf, 22. Januar.
Der Schritt der Kleinen Entente beim Völkerbund in der
Gotthard=Waffenſchmuggelaffäre wird jetzt beſtimmt für
ontag, ſpäteſtens aher für Dienstag erwartet. Die ſtändigen
ertreter der Tſchechoſlowakei und Südſlawiens beim
Völker=
id ſollen ſchon ſeit mehreren Tagen im Beſitz der Noten ihrer
egierungen ſein, während der Vertreter Rumäniens von ſeiner
egierung die Note bisher nicht erhalten hat. — Nach
Darſtel=
ing von tſchechiſcher Seite (die mit einigem Vorbehalt
aufzu=
hmen iſt) werden die drei Mächte dem Generalſekretär drei
ichlautende Noten zugehen laſſen, wobei aber zweifelhaft
eibt, ob es ſich um einen formellen Antrag der Kleinen Entente
ſer nur um eine Art Mitteilung handeln wird, bei der man
m Rat die Initigtive überlaſſen möchte. Jedenfalls wird die
eine Entente ſich lediglich auf den St. Gottharder Fall
be=
ranken und keinerlei Inveſtigation über ungarn verlangen.
Bulgariſche Betrachtungen.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
W. E. B. Sofia, Januar 1928.
Anläßlich der orthodoxen Feiertage hat eine bulgariſche
Zeitung bei einer Anzahl diplomatiſcher Vertreter in Sofia eine
Umfrage über die Beziehungen Bu(gariens zu den
Nachbar=
ſtaaten und zu Italien und Frankreich veranſtaltet. Einige
be=
merkenswerte Aeußerungen der Geſandten waren das Ergebnis.
Der Vertreter Rumäniens kündigte die baldige
Unterzeich=
nung des Sequeſterabkommens zwiſchen Rumänien und
Bul=
garien an, das den bulgariſchen Grundbeſitzern in der Dobrudſcha
ihr Eigentum zurückgeben wird, wofür der bulgariſche Staat an
Rumänien 230 Millionen Lei Ablöſung zu zahlen hat. Der
ſüdſlawiſche Geſandte Neſchitſch beſchränkte ſich auf ein
paar kurze Worte; er gab zu, daß zwiſchen den beiden Staaten
einfache und ſchwierige Fragen zu erledigen ſind und hofft, daß
Zeit und guter Wille an deren Erledigung mitarbeiten werden.
Leider hat es der griechiſche Geſchäftsträger abgelehnt,
ſich über die Beziehungen Griechenlands zu Bulgarien; zu
äußern, obwohl dieſen in der letzten Zeit beſondere Bedeutung
zukommt, denn ſie müſſen als Auswirkung der ſich anbahnenden
italieniſch=griechiſchen Freundſchaft betrachtet werden. Das
ita=
lieniſche Werben um Griechenland iſt heute wohl der wichtigſte
Teil der italieniſchen Balkanpolitik. Es iſt bezeichnend, daß in
der Balkanpreſſe ſchon Meldungen über das Vorhandenſein eines
geheimen italieniſch=griechiſchen Militär=
Ab=
kommens erſcheinen. Darin ſoll Italien in der Beſetzung der
griechiſchen Dodekanes=Irſeln Erleichterungen eintreten laſſen,
um ſo den einzigen Reibungspunkt zwiſchen den beiden
Natio=
nen aus der Welt zu ſchaffen. Griechenland hat wirklich großes
Intereſſe daran, ſich die Freundſchaft Italiens zu ſichern, denn
wichtige Gebiete Griechenlands, wie Thrazien und Mazedonien
und ſein zweitgrößter Handelsplatz Saloniki, liegen unter
dem Alpdruck einer ſtets möglichen ſerbiſchen Invaſion. Wer die
Geſchichte der Südſlawen verfolgt, erkennt den unaufhaltſamen
Drang dieſer Nation, den Wardar hinabzufteigen, um an die
Aegäis, nach Saloniti zu gelangen. Früher waren es
Maze=
donier und Bulgaren, die am eifrigſten dieſem Ziele nachſtrebten,
heute haben die Serben dieſe Idee als eigene übernommen und
propagieren ſie nach Kräften.
Italien begnügt ſich aber nicht damit, die Griechen von der
Notwendigkeit eines Zufammenſchluſſes mit Italien zu
über=
zeugen, ſondern ſetzt alles daran, um auch einen griechiſch=
bul=
gariſchen Ausgleich herbeizuführen und auf dieſe Weiſe den Ring
um Jugoſlawien zu ſchließen. Griechenland ſelbſt zeigt ſchon
ſeit längerer Zeit das Beſtreben, Bulgarien an Saloniki
wirt=
ſchaftlich zu intereſſieren; zunächſt, um die wirtſchaftliche
Bedeu=
tung des Hafens weiter zu ſteigern und dann auch, um die
Buſ=
garen davon abzuhalten, auf dem ihnen laut Vertrag von
Nenilly zuſtehenden Handelsausweg über Dedeagatſch
zube=
harren. Griechenland rechuct natürlich auch damit, daß bei
Um=
leitung des größten Teils des bulgariſchen Außenhandels über
Saloniki Bulgarien ein Jutereſſe daran haben wird, Saloniki
vor kriegeriſchen Ueberraſchungen gewahrt zu ſehen. Der
bul=
gariſche Außenminiſter Buroff hat in Genf mit ſeinem
griechi=
ſchen Kollegen Michalakopulos eingehend über dieſes Problem
geſprochen. Nach den Ertlärungen Buroffs iſt man nunmehr
übereingekommen, in kurzer Zeit an die Schaffung einer
direk=
ten Eiſenbahnverbindung Sofia-Baloniki zu
gehen, die, ein Kurioſum in dem Zeitalter des Verkehrs, bis
jetzt noch nicht beſteht. Wenn einmal der Schienenſtrang zwiſchen
Griechenland und Bulgarien geſchloſſen iſt — es handelt ſich
nur um zirka 60 Kilometer —, ſo wird ſich ein beträchtlicher Teil
des bulgariſchen Außenhandels über Saloniki bewegen. Dieſes
Faktum würde von weittragendem Einfluß auf die Beziehungen
zwiſchen Griechenland und Bulgarien ſein.
Italiens ungemein zähe Balkanpolitik hat
Erfolge zu verzeichnen und ſieht neuen Erfolgen entgegen. In
Sofia iſt die italieniſche Diplomatie auch nicht müßig. Der
ita=
lieniſche Geſandte in Sofia, Piacentini, hat erſt vor kurzem
wie=
der angedeutet, daß der munde Punkt der bedrohlichen
Balkan=
lage die ungerechten Friedensverträge ſeien. Eine ſolche
Erklä=
rung aus italieniſchem Munde will in Sofia viel heißen; der
Ausſpruch zielt geradewegs auf das Kernproblem der
bulgariſch=
jugoſlawiſchen Beziehunger hin und damit ganz allgemein auf
das Kernproblem des Balkans: auf die mazedoniſche
Frage. Italien hat in der letzten Zeit mehrere Male
durch=
blicken laſſen, daß es volles Verſtändnis für den Kampf der
mazedoniſchen Minderheit um ihre kulturelle Selbſtändigkeit hat.
Die Todfeindſchaft zwiſchen Mazedoniern und Serben iſt ja
förmlich dazu angetan, Italien zur Hilfeleiſtung au die
Maze=
donier herauszufordern. Als im Dezember in Skoplie (Uesküb)
gegen zwanzig mazedoniſche Studenten ein Hochverratsprozeß
geführt wurde, da erwartete man ſenſationelle Enthüllungen
über militäriſche Spionage der Studenten zugunſten Italiens.
Einige der Studenten wurden auch deswegen zu langjährigen
Kerkerſtrafen verurteilt, ohne daß ein lückenloſer Beweis dafür
bracht worden wäre.
Es wird überhaupt hinſichtlich der militäriſchen
Vor=
vereitungen Italiens auf dem Balkan, und beſonders in
Maze=
onien und Bulgarien viel übertrieben. Die italieniſche Polink
U dem Balkan hat ſich, trotz aller bombaſtiſchen Geſten, doch
Is recht geſchickt und vorſichtig erwieſen, und ſie würde ſich
herlich durch militäriſche Vorbereitungen nicht unnütz
bloß=
ellen. Es vermag auch nicmand mit Beſtimmtheit zu ſagen,
und inwieweit Italien in Bulgarien oder bei den
Maze=
oniern feſten Fuß gefaßt hat. Eines aber iſt ſicher: — wenn
ch Bulgarien entſchließen ſollte, einen engeren Anſchluß an
talien zu ſuchen, und dies liegt durchaus im Bereich der
Mög=
chkeit, ſo trägt hieran der Staat die Hauptſchuld, der am
teiſten durch einen ſolchen Zuſammenſchluß bedroht wäre
imlich Jugoſlawien.
Es war kein Zufall, daß ſich die Nachricht verbreiten konute,
glien beabſichtige, aus eigenen Mitteln Bulgarien eine
Au=
ihe zu gewähren, nachdem der Völkerbund im Dezember es
gelehnt hat, ſogleich Bulgariens Finanzwünſche zu
berückſich=
en. Wenn auch von bulgariſcher Seite ein ſolcher italieniſcher
Seite 2
Montag, den 23. Januar 1928
Nummer 23
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 23. Januar.
Der koloniale Gedanke.
Vorſchlag als nicht den Tatſachen entſprechend bezeichnet wird,
ſo hält ſich das Gerücht von der italieniſchen Finanzhilfe hier
hartnäckig aufrecht.
Als Jugoſlawien im Sommer letzten Jahres außenpolitiſch
völlig iſoliert war, da zeigten ſich in Belgrad Anfänge einer
Ver=
ſtändigungsbereitſchaft mit Bulgarien, die in Sofia ein herzliches
Echo fanden. Der SHS.=Geſandte Neſchitſch wurde als alter
Vorkämpfer der ſüdſlawiſchen Einigung in Sofia mit offenen
Armen empfangen, wechſelſeitige Beſuche von Politikern,
Schrift=
ſtellern, Künſtlern und Sportleuten ſetzten ein. Nur redete wan
an der wichtigſten Angelegenheit, an Mazedonien, vorbei und
darum war an einen Erfolg auch nicht zu denken. Zunächſt ging
alles noch gut, bis der franzöſiſch=jugoflawiſche Pakt unterzeichnet
wurde; ſeit jenem Datum weht in Mazedonien wieder ein
ſchar=
fer Wind, und man hat gegenüber Bulgarien wieder andere
Sei=
ten aufgezogen. Als deren ärgerlichſte gilt die Sperrung der
jugoſlawiſchen Grenze für bulgariſche Einreiſende.
Die=
ſer Umſchwung der Belgrader Gefühle lag durchaus nicht
im franzöſiſchen Programm. Man hoffte in Paris,
im Gegenteil ſoviel Einfluß auf den jugoſlawiſchen
Bundesgenoſ=
ſen zu haben, um ihn einer wirklichen Ausſöhnung mit Bulsarien
geneigt zu machen. Sowohl in Belgrad, wie auch in Sofia,
arbeitet die franzöſiſche Diplomatie zu Gunſten eines Blocks der
Südſlawen unter franzöſiſchen Auſpizien, als Gegengewicht gegen
die Ausbreitung Italiens im nahen Orient. Der bubgariſche
Außenminiſter Burofſhat auch erklärt, daß franzöſiſche
vermit=
telnde Schritte erfolgt ſeien, und der franzöſiſche Geſandte in
Sofia, Henri Cambon, Sohn und Neffe der beiden großen Brüder
Cambon, beſtätigte die friedensfördernde Aktion Frankreichs.
In Belgrad ſcheinen die franzöſiſchen Bemühungen fruchtlos
zu bleiben. In bulgariſchen Kreiſen ſchreibt man jedenfalls
jugo=
ſlawiſchem Einfluß den Brief zu, den Briand als Vorſitzender der
Botſchafterbonferenz an den Völkerbundsrat gerichtet hat und in
dem er darauf hinweiſt, daß Bulgarien den militäriſchen
Ver=
pflichtungen des Neuilly=Vertrages noch nicht reſtlos
nachgekom=
men ſei. Obwohl die Militärkontrolle über Bulgarien aufgehoben
iſt, enthält die bulgariſche Verfaſſung noch den § 71, der die
allge=
meine Wehrpflicht betrifft und die Staaten der Kleinen Entente,
voran Jugoſlawien, drängen von neuem auf alsbaldige Aenderung
dieſes Paragraphen. Dazu iſt allerdings die Einberufung der
Großen Nationalverſammlung” erforderlich, die allein über
Verfaſſungsänderungen beſchließen kann, und einem ſolchen
Staatsakt wollen die Bulgaren gern aus dem Wege gehen. Zur
Großen Nationalverſammlung müſſen Neuwahlen
ausge=
ſchrieben werden, was Liaptſcheff unter allen Umſtänden
ver=
meiden will. Nicht zu Unrecht hat der bulgariſche
Miniſterpräſi=
dent darauf verwieſen, daß man ſich aus wirtſchaftlichen unnd
innerpolitiſchen Gründen bisher immer noch enthalten habe, die
Große Nationalverſammlung aus einem piel wichtigeren
Anlaß als dem einer Paragraphenänderung einzuberufen: der
bulgariſche Zar Boris iſt zwar regierender Zar, hat aber
weder feierlich den Akt auf die Verfaſſung geleiſtet, noch die
Krone empfangen! Zu beidem gehört die Große
National=
verfammlung. Und die Bulgaren denken, daß,
ſo=
lange ein „ungekrönter” Zar an ihrer Spitze
ſteht, die lieben Nachbarn auch mit der
Aende=
rung des Paragraphen 71 warten können.
Dr. Curtius zur politiſchen Lage.
Mannheim, 22. Januar.
Im Anſchluß an eine Sitzung des geſchäftsführendem
Aus=
ſchuſſes der Deutſchen Vollspartei, Landesverband Baden, ſprach
heute nachmittag Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius in einer
Verſammlung der Bezirksvorſitzenden, Ortsgruppenvorſitzenden
und deren Fachasſchüſſen über die politiſche Lage. Er ging aus
von der Ländemonferenz, ſchilderte deren Verlauf und kom in
ein=
gehender Würdigung zu der Feſtſtellung, daß das Ergebnis
gün=
ſtiger ſei, als es allgemein in Preſſe und Oeffentlichkeit
aufgenom=
men würde. Zur Frage der Reparationen und zur Reviſion des
Dawesplanes wies der Miniſter darauf hin, daß der
Transfer=
ſchutz für Deutſchland ein Palladium ſei, das wan nicht
leicht=
hin aus der Hand geben dürfte. In der Höhe der
Auslands=
anleihen ſieht der Miniſter noch keine Gefahr für die Löſung der
Reparationsfrage. Der Miniſter warnte dawor, in der
Sozial=
politik den Weg zurückzugehen, dagegen erſcheint eine Reviſion
der Verwaltung aller derjenigen Körperſchaften, die ſich mit den
ſozialen Dingen zu befaſſen hätten, angebracht. Nachdem der
Miniſter noch kurz die Frage der Lohn= und Preispolitik
behan=
delt hatte, ſchloß er wit der Aufforderung, bei den kommenden
Wahlen für die Politik der Deutſchen Volkspartei einzutreten.
Schwere Verkehrsunfälle.
Ein folgenſchwerer Zuſammenſtoß eines Autos, das mit vier
Perſonen beſetzt war, mit einem Motorrad ereignete ſich in der
Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Roßdörfer Chauſſee
Das aus Richtung Roßdorf konmende Auto rannte mit ſolcher
Wucht gegen das Motorrad, daß der Lenker Peter Brehm
(Roßdorf) ebenſo wie ſeine auf dem Soziusſitz mitfahrende Frau
heruntergeſchleudert wurden und ſchwer verletzt liegen blieben.
P. erlitt ſchwere Kopfverletzungen, ſeine Frau einen ſchweren
Schädelbruch, während der Führer des Autos, Kaufmann M.
Hahn aus Auerbach, mit Schnittwunden davonkam. Die
Darm=
ſtädter Rettungswache wurde ſofort alarmiert, die die Verletzten
zunächſt in das nahe Beſſunger Forſthaus ſchaffte. Beide
Fahr=
zeuge, die ſchwer beſchädigt waren, wurden zunächſt
beſchlag=
nahmt, bis die Schuldfroge geklärt iſt.
Ein weiterer ſchwerer Zuſammenſtoß ereignete ſich geſtern
abend 20 Uhr in der Nähe der Halteſtelle Ludwigshöhe in der
Heidelberger Straße. Ein aus Richtung Eberſtadt kommendes
Auto, das der Beſitzer Krämer (Eberſtadt) ſteuerte, überfuhr
den Fuhrmann K. Seipel (Ruthsſtraße 20), der ein Pferd
führte und, ebenfalls aus Richtung Eberſtadt komend, die
rechte Straßenſeite innehatte. Der Fuhrmann hatte für ſeine
Firma (Kohlenhandlung Köhler) einen Wagen nach Heppenheim
gebracht und befand ſich gerade auf dem Heimweg. Er erlitt
ſchwere Verletzungen am Kopfe und einen komplizierten
Unter=
ſchenkelbruch. Er mußte in das Krankenhaus gebracht werden.
Die Rettungswache war alsbald zur Stelle und verſuchte, auch
das ſchwer verletzte Pferd zu heben. Es ſtellte ſich aber heraus,
daß das Pferd nicht mehr zu retten war; es mußte ſofort getötet
werden. — Es iſt unerklärlich, daß der Autofahrer dieſes doch
nicht zu überſehende Hindernis einfach überfahren konnte. Die
Unterſuchung iſt eingeleitet.
Ein dritter Zuſammenſtoß ereignete ſich geſtern um 23,30
Ecke Rhein= und Feldbergſtraße. Dort fuhr das aus der
Feld=
bergſtraße kommende Auto des Dieter (Reinheim) in eine
nach dem Hauptbahnhof fahrende Elektriſche. Menſchen kamen
glücklicherweiſe nicht zu Schaden, wur der Autolenker erlitt
Schnitwwunden. Der Kühler des Autos war vollkomen
demo=
liert, Glasſcherben bedeckten weithin die Straße. Die ſtädtiſche
Feuerwehr ſchleppte das Auto ab.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
wurde dem Pfarrer Hermann Kahn zu Ortenberg die erſte evangeliſche
Pfarrſtelle zu Lich (Dekanat Hungen) übertragen.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
erinnern an unſere vierte Winterverſammlung am Mittwoch, den B.
Ja=
nuar, abends 8 Uhr, im Konkordiaſaal, Waldſtraße.
— Freie Ltierariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Herr Dr. med. Carl.
Häberlin=Bad=Nauheim, der auf Einladung der Freien Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft hente Montag, 8 Uhr, im Feſtſaal der
Vereinigten Geſellſchaft über „Die Pſychoanalyſe im
Welt=
bild der Gegenwart” ſpricht, wird in ſeinem Vortrag die
Be=
deutung der Pſychoanalyſe für das geiſtige Lebon der Gegenwart und
für das Leben jedes Einzelnen darlegen. De die Pſychoanalyſe im
Brennpunkt des wiſſenſchaftlichen Kampfes ſteht und Dr. Häberlin ein
Führer in dieſem Kampfe iſt, dürfte der Vortrag ſtärkſtes Intereſſe
er=
regen. (Siehe Anzeige.)
— Weiſenſchutz. Der Fechtverein „Waiſenſchutz” hielt ſeine
Gene=
ralverſammlung ab. Der Vorſitzende Herr Gg. Burggraf
be=
grüßte die Erſchienenen und gedachte der im laufenden Jahre
Dahin=
geſchiedenen, die in der üblichen Weiſe geehrt wurden. Der erſte
Schrift=
führer, Herr M. Fiſcher, verlas das letztjährige Protokoll ud gab den
Jahresbericht bekannt, welche beide genehmigt wurden. Der Rechner,
Herr Waldmann, gab den Kaſſenbericht bekannt. Nachdem wurde die
Vorſtandswahl vorgenommen, und folgende Herren gingen aus der
Wahl=
handlung hervor: Jean Burkard, Karl Löppler, M. Fiſcher, Ernſt
Tho=
mas Hevmann Waldmann, Eduard Frommann, Friedr. Salomon, Joh.
Willemann, Leonh. Gilberg, Jak. Maar, Anton Würz und P. Bernius.
— Orpheum: Volksvorſtellung „Der Hexer”. Heute Montag und
morgen Dienstag ſind die letzten Aufführungen „Der Hexer” bei
volks=
tümlichen Eintrittspreiſen von 60 Pfg. bis 2.50 Mk. — Karten im
Verkehrsbitro, de Waal, Rheinſtraße, und im Zeitungs=Häuschen, Ernſt=
Ludwigsplatz. (Siehe heutige Anzeige.)
Brand. Die ſtädtiſche Feuerwehr wurde geſtern um 14,20
alarmiert. Im Schillereck waren im Keller die Einfriedigung,
Stroh und Säcke in Brand geraten. Das Feuer konnte dank
der ſchnellen Hilfe der Wehr noch mit Handfeuerlöſcherw gelöſcht
werden.
V.139
Das ideale
en Abführ-Konfekk
Die Vortragsreihe, die auf Veranlaſſung der Darmſtädter
Studen=
tenſchaft in der Otto=Berndt=Halle über den kolonialen Gedanken
gehal=
ten wurde, wurde mit dem geſtrigen Referat über „Deutzſchlands
kolo=
niale Hoffnungen” das Reg.=Rat Bezirksamtmann a. D. Zache=
Hamburg hielt, abgeſchloſſen. Profeſſoren der Techniſchen Hochſchule,
unter ihnen der Rektor, Prof. Dr. Kammer, ſowie zahlreiche Studenten
waren als Hörer erſchienen. — Der Redner ging davon aus, daß
Hoff=
nungen, die erfüllbar erſcheinen, die Menſchen aufrecht erhalten und
der Optimismus nicht allein das Vorrecht der Jugend ſei. So hoffe
auch er, daß dem erſten deutſchen Kolonialreich m kurzer Zeit ein
zweites, größeres folgen werde. Wie bedeutend der Nutzen des
Kolo=
nialbeſitzes war, ergibt ſich daraus, daß das Mutterland außer den
Zu=
ſchüſſen für die Eiſenbahnen keine Geldaufwendungen zu machen
brauchte, ja, der Kolonialbeſitz brachte im Gegenteil noch erheblichen
Nutzen. Man ſpreche ſo oft von „Kolonialſkandalen”. Wenn wan
be=
denke, welche Maſſe von Koloniſten in den dreißig Jahren in unſeren
Kolonien war, ſo dürfe man doch immerhin wegen fünf oder ſechs
wirklicher „Skandale”, nicht ſo weit gehen, nun die ganze Koloniſierung
und den Beſitz von Kolonien zu verurteilen. Es ſei doch bekannt, daß
die Deutſchen anerkannt vorzügliche Fähigkeiten, Kolonien zu verwalten,
gehabt hätten. Es beſtehe heute noch unbedingte Hoffnung, die
Kolo=
nien wiederzugewinnen, denn wer wäre beſſer in der Lage, in Afrika
zu koloniſieren, als Deutſche? Wenn England vielleicht die größer=
Gabe hätte, kultivierte Völker zu aſſimilieren, ſo hätten die
Deut=
ſchen doch unbedingt die größere Gabe, kulturloſe oder wenig
kulti=
vierte Völker beſſer zu regieren. Und der Grund dieſer Tatſache liege
einfach darin, daß der Deutſche die ihm anvertrauten oder unterſtellten
Eingeborenen zu verſtehen ſuche, ihre Sprache ſpreche und ſich nicht in
falſchem Dünkel abſchließe, dabei unter voller Wahrung der nötigen
Reſerve. Den Einwand, daß ein Kolonialbeſitz wegen der kommenden
Raſſenkämpfe ſehr unerwünſcht wäre, könne man wicht gelten laſſen, da
dieſer Raſſenkampf, abgeſehen davon, daß er nur an einem ſchmalen
Küſtenſtrich in graſſer Form ausbrechen könnte, bei zweckmäßiger und
richtiger Behandlung der Eingeborenen kaum zu befürchten ſei. Wir
brauchen Kolonien, denn wenn die Produkte der Kolonien auch zu
kaufen ſeien, ſo ſtellten ſie ſich doch bei Bezug aus dem eigenen
Kolo=
nialland um mindeſtens 33/, Prozent billiger. Die Oberhoheit über
die Kolonien hätte ſo oft gewechſelt, daß es durchaus denkbar ſei, daß
Kolonien auch wieder deutſch werden könnten. Andere Gvünde, die
gegen einen Kolonialbeſitz vorgebracht würden, ſeien bei näherer
Be=
trachtung ebenſowenig ſtichhaltig. So werde z. B. geſagt, die Bahn
Kap-Kairo ſei unentbehrlich. Bekannt ſei aber, daß die Bahn
keines=
wegs die Bedeutung habe, die ihr zugeſchrieben werde, ganz abgeſehen
davon, daß, wenn ein Teil im deutſchen Beſitz wäre, alles zu ihrer
Erhaltung getan würde, um alle Teile zufrieden zu ſtellen. Weiter
werde geſagt, Deuvſchland habe weder Geld, noch die Macht für einen
Kolonialbeſitz. Wie eingangs ausgeführt wurde, benötige man bei
rich=
tiger Koloniſation gar kein Geld, und die deutſchen Koloniſten hätten
genug Macht über die Eingeborenen. Der Redner ſchildert an zahlloſen
Beiſpielen und Amekdoten das Leben der Koloniſten und deren Verkehr
mit den Eingeborenen, auch die Taten unſerer Schutztruppen unter
General Lettow=Vorbeck hebt er hervor. Er erklärte, daß man ſich
mit der Aufnahme von Mandaten anfänglich durchaus einverſtanden
erklären könne. Das Klima ſei infolge der fortgeſchrittenen
medizi=
niſchen Wiſſenſchaft durchaus für Europäer zu ertragen, weiter ſei
durch das Auto eher eine punktuelle Erſchließung des Landes — wicht,
wie durch die Bahn, nur ſtrichweiſe — möglich. Man hätte bei dem
Menſchenüberfluß im Mutterlande genug Siedler für die Kolonien.
Europa müſſe ohne Kolonien verhungern. Gerade Afrika habe die
Beſtimmung, Europas Plantage zu werden. Auch hätten die Neger=
und die Eingeborenen ſelbſt die Koloniſation nötig. Gerade durch ſie
ſei erſt Befriedung, Geſundung und die ſtärkere Entwichllung der
Ein=
geborenen eingetreten. Durch das Bvingen der Kultur, durch das
Ein=
führen des Geldverkehrs hätten die Eingeborenen erheblichen Nutzen
gehabt, denn die Hungersnot wurde bekämpft, Notſtandsfonds wurden
gegründet und die Errungenſchaften der Wiſſenſchaften ihnen
zugäng=
lich gemacht. Wenn die Europäer aus Afrika ſich entfernten, wäre
das geradezu eine Bapbarei für die Eingeborenen. Jedes Volk brauche
Kolnien, wie die Kolonien die ziviliſierten Völker brauchen. Auch
Deutſchland habe ein Recht auf Kolonialbeſitz, der ihm geradezu zum
Weiterleben unentbehrlich ſei. Der Redner gab zum Schluß ſeiner
Freude Ausdruck, daß er vor der Darmſtädter Studentenſchaft ſeine
Ausführungen geben konnte. Denn gevade die geiſtige Führerſchaft
müſſe von der Notwendigkeit des Kolonialbeſitzes überzeugt fem, damt
ſie wirke zum Wiedergewinn der zu Unrecht verlorenen Kolonien.
Der Vertreter der Darmſtädter Studentenſchaft dankte dem Redner,
dem lebhaft Beifall gezollt wurde, für ſeine intereſſanten und Haren
Ausführungen, die weſentlich dazu beigetragen hätten, den Wert des
Kolonialbeſitzes zu verſtehen und ihn zu erſtreben. Er gab bekannt,
daß am kommenden Sonntag General von Lettow=Vorbeck einen
Kolo=
nialvortrag halten werde.
— Zu dem Gaſtſpiel der Dortmunder evangeliſchen Landssbühne
„Helden des Glaubens”, das morgen Dienstag abend einmalig
im ſtädtiſchen Saalbau zur Aufführung kommt, dürfte noch intereſſieren,
welchen Eindruck das Spiel in anderen Städten gemocht. Wir greifen
nur eine Stimme heraus: Die Stargarder Zeitung ſchreibt: „Im
Stadt=
theater wurde geſtern ein Stück Weltgeſchichte, das jedes Chriſtenherz
bis ins Innerſte packt, wieder lebendig. Die Chriſtenverfolgung unter
Roms Kaiſer Trafan ums Jahr 106 nach Chriſti Geburt. Daß der
Abend ſich zu einer ſo erhebenden Feierſtunde geſtaltete, das iſt aber nicht
allein dem Verfaſſer des Dramas zu danken, ſondern auch allen
Mit=
wirkenden Hinzu kommt noch, daß Wert auf die der Zeit
entſpre=
chenden Koſtime gelegt wurde. Das Publikum verharnte, nachdew den
Vorhang ſich zum letzten Male geſchloſſen hatte, noch minutenlang im
Andacht auf den Plätzen.”
4Muſikaliſche Abendfeier.
Die Abendfeier in der Stadtkapelle, die von der hieſigen
Ortsgruppe des Bayreuther Bundes der deutſchen
Jugend veranſtaltet wurde und die recht gut beſucht war
brachte im weſentlichen Werke von Bach und Händel zu Gehör
Des erſteren Präludium und Fuge in A=Moll leitete ein, von
Herrn Oberreallehrer Heinrich Pfaff in ruhiger Weiſe geſpielt
Drei Arien aus Bach’ſchen Kantaten, die erſte mit obligate
Violine, die letzte von Flöte begleitet, trug eine junge Altiſti
Erna Senger vor. Ihre großen und ſchönen Stimmittel
ließen eine weit fortgeſchrittene Ausbildung erkennen. Sie wur
den nicht immer genügend zurückgehalten, beſonders die zu
ſeh=
hervorgehobene Höhe war einem ruhigen Ausgleich hinderlich
Inwieweit im Anfang ein allzu merbliches vibrato und gelegent
lich etwas gaumiger Beiklang auf Aufregung zurückzuführe
waren, iſt ſchwer zu entſcheiden. Die zweite Arie aus dem
Adventsteil des Weihnachtsoratoriums wurde mit beſonder:
ſchöwem Ausdruck vorgetragen, den deutlichere Ausſprache noch
vertiefen würde. Zwei Lieder vervollſtändigten die Vorträge
der Sängerin, „Kein Hälmlein wächſt auf Erden” von
Friede=
mann Bach und „Gebet” aus den Mörikeliedern von Hugo Wol=
Auch in ihnen entfaltete die junge Dame allzu viel Klang.
Dazwiſchen erklang Kammermuſik, ein intereſſantes Allegr
für zwei unbegleitete Violinen, reich kontrapunktiſch geführ
aus Max Regers Nachlaß, wurde von Herrn Kammermuſike=
Otto Hucke und Herrn Cyrill Kopatſchka geſpielt, der er
genannte trug ſpäter mit überlegener Technik und feinſtem Aus
druck ein Arioſo von Händel und die C=Dur=Air von Bach vor
Herr Kammermuſiker Nikolaus Jung (Flöte) zeigte außer in
der Arienbegleitung in dem Larghetto aus der C=Dur=
Sonat=
für Flöte und Orgel von Händel ſeine Meiſterſchaft. Alle Orge
begleitungen lagen bei Herrn Pfaff in bewährten Händen
mit feinſinniger Regiſtrierung paßte er ſich rückſichtsvoll der
Sängerin und den Inſtrumentalſoliſten an.
F. N.
*Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 22. Januar.
Aida.
Große Oper von Ghislanzoni, Muſik von G. Verdi.
Die Aufführungen dieſer trotz vieler Aeußerlichkeiten
meiſter=
lichen und ſtets, eines großen Erfolges ſicheren Oper ſind hier
in den letzten Jahren ſehr gut und in ihrer Beſetzung durch bok
treffliche Kräfte bekannt. Die Titelrolle, in der Roſa
Mer=
ker im Vorjahre gaſtierte, findet in dieſer großzügigen
Künſt=
lerin eine ſtimmgewaltige, auch im beleanto geübte, das
roman=
tiſche wie das heldiſche Element in gleicher Fülle beherrſchende
Sängerin: ein Zuſammentrefſen ſeltener Art. Der Rhadames
iſt wohl die beſte und ſeiner Begabung am günſtigften liegende
Partie Rudolf Baives, da auch hier der belcanto=Sänger
ſich mit heldiſchen Eigenſchaften glücklich vereinigt. Er war
heute glänzend bei Stimme. Das dunkel gefärbte
Stimm=
material Hans Komreggs und ſeine dramatiſche Begabung
ſchufen einen packenden Amonasro. Beider Herren gute
Lei=
ſiungen ſind von ihren erfolgreichen Gaſtſpielen her noch in
an=
genehmer Erinnerung. Neu beſetzt war der Rhamphis Theo
Herrmanns. Der tiefe, füllige Klang ſeiner edlen,
wohl=
gepflegten Stimme hatte mit ſeinem würdevollen Auftreten eine
wundervoll zuſammenſtimmende Wirkung. Wird noch die
vor=
treffliche Amneris Anna Jacobs hinzugefügt, ſo ſind damit
die fünf Säulen des Werkes genanut, die alle mit ſtimmlichem
Elanz und darſtelleriſcher Geſtaltungskraft den Abend zum
Er=
folg führten. In den kleinen Aufgaben der Prieſterin (zum
erſten Male), des Königs, des Boten ſeien Paula Kapper,
Heinrich Kuhn, Herbert Grohm gelobt. Die
muſika=
liſche Leitung lag bei Max Rudolf, der das ſchön ſpielende
Oicheſter wohl ſehr temperamentvoll, aber auch ſehr ungleich
zwiſchen Ueb=reilung und Verſchleppung wechſelnd führte, was
dem Zuſammenwirken von Orcheſter und Bühne wenig
zuträg=
lich war. Die Chöre (B Sander) und das Ballett bewährten
ſich. Manda von Kreibig erfreute durch einen neuen
Solotanz.
rung, die ſie längſt verdient hat, mehr als jede vorübergehen
Neuheit. Sie würde ſich bei dieſem unſchätzbaren Zugſtuc
ſicherlich ſchnell bezahlt machen.
V. H.
Kleines Haus. — Sonntag, den 22. Januar.
Das Gaſiſpiel der „neuen Tanzbühne‟
des Stadttheaters in Eſſey unter der Leitung von Jens
Keith brachte in der geſtrigen Tanzmatinee vor leider nicht
ſonderlich beſetztem Haus eine Fülle tanzkünſtleriſcher Begabung.
Mary Wigmanns und Labans Schule haben zweifellos auf dieſe
neue Tanzbühne ſtark eingewirkt. Aber nur im Grundgebenden
Zu dieſem bringi die neue Tanzbühne ſehr viel Eigenes. Dieſes
Eigene aber löſt los aus erſtarrter Technik, aus dramatiſchem
Ausdruckswollen und führt ins Lichte, Freie, Anmutige, Leichte,
Luſtige. Führt alſo wieder mehr zur reinen Tanzkunſt zurück.
Es war eine reiche Fülle, wohl eine Ueberſicht über die
Geſamtdarbietungen dieſer vielſeitigen Tanzbühne, in der Jens
Keith und Inge Herting die ubedingt ſtärkſten Kräfte
ſind. Jens Keith als ein ungemein ſympathiſcher Vertreter der
maskulinen Tanzkunſt und Juge Herting, die die feine Groteske
im Tanz mit faſt vollendet ausgebildeter Körpertechnik,
anmu=
tiger Grazie und köſtlichem Humor harmoniſch verbindet. Dieſe
Hervorhebung ſoll kein Hintanſetzen der übrigen Midglieder
dieſer Tanzbühne bedeuten. Hier iſt ausſchließlich ſpezielle
Be=
gabung ausſchlaggebend. So war Karl Bergeeſt in „Clown”
ganz hervorragend. Er brachte ſogar in dieſem Tanz, rein kritiſch
geſehen, die beſte Leiſtung des ganzen Programms. Dieſer Tanz
war tatſächlich eine Clown=Verkörperung in ſeeliſcher und
kör=
perlicher Hinſicht und als ſolche geradezu vollendet. In Maske,
Koſtüm und Tanz wurde hier in der Schlichtheit und Naivität
mit dramatiſch überzeugender Kraft ein Clowndaſein
verleben=
digt. Verzerrte Leidenſchaft, lachender Humor, Groteske,
ver=
krampftes Unglück — Bajazzoſchickſal — luſtige Leichtlebigkeit,
fabelhafte Gelenkigkeit, Starrheit der Maske und ſtändiger
Wechſel der Mimik, kurz: Schickſal war dieſer Tanz. Ihm
gleich an abgerundetem tanzkünſtleriſchen Ausdruck, körperlicher
Routine und geſtaltender Erfindung war noch Jens Keiths
„Schlager” und der „Matroſentanz” von Karl Bergeeſt, Jeus
Keith und Werner Stammer. Mit „Schlager” und
„Matroſen” könnten dieſe drei Künſtler die Hafenkneipen
ſämt=
licher Seeſtädte der Welt erobern.
Inge Herting leiſtete Beſtes in einer fabelhaft getanzter
Tango=Groteske. Sie iſt Meiſterin feinen, grotesken Tan
willens. Dieſe Groteske iſt in eine künſtleriſch faſt einzig da
ſtehende Form gebändigt. Sie verbindet mit der feinen Kon
im Tanz eine ganz ſeltene Anmut und Grazie und ſtärkſte Muf
kalität. — Aus der Fülle der übrigen Programmnummern ſeie
noch hervorgehoben Frida Holſt (Thema und Variationen.
eine ſehr feine, graziöſe, liebenswürdige Tänzerin, Aino Sit
mola (Tango), bei der das Temperament vorherrſchend wark,
Angiola Sartorio, die das hübſche Pantomimchen „Brur
mer” recht gut gab, und Konrad Schwartzer, der im „dram
tiſchen Thema” die Fähigkeit lebendigen Ausdrucks und
plaſti=
ſcher Bilddarſtellung zeigte. — Der Schluß des Programms
brachte die Aufführung eines ſehr hübſchen Tanzſpiels, „Di
ungleichen Liebhaber” von Jens Keith, der in dieſer
Tanzſpiel Mozarts „Les petits Riens” ſehr anmutig und gu
illuſtrierend choreegraphiſch=pläſtiſch verlebendigte. Das
Publi=
m zeigte ſich ungewöhnlich dankbar. Furchtbar war der Flüge
den Karlheinz Gutheim bearbeiten mußte, ein wahres
Marter=
inſtrument.
A. St.
Rummer 23
Motztag den 23 Januar 1928
Seite 3
Naturwiſſenſchaftlicher Berein zu Darmſtadt.
342. Sitzung am 17. Januar 1928.
Der Vorſitzende, Profeſſor Dr. Dh. Liſt, erſtattete zunächſt den
Jahresbericht. Es fanden im Jahre 1927 ſechs Sitzungen ſtatt, die
durch=
ſchnittlich von 86 Perſonen beſucht waren. Die Zahl der Mitglieder
Getrug am 1. Januar 1927: 379. Durch Austritt und Tod verlor der
Verein 15 Mitglieder. Von den verſtorbenen Mitgliedern hat ſich Herr
Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Schenck ganz beſondere Verdienſte um den
Verein erworben. Er war während fünf Jahren Vorſitzender des
Ver=
eins und hat oft die Mitglieder durch imtereſſante Vorträge erfreut
und belehrt. Zum ehrenden Gedenken der Verſtorbenen erhoben ſich die
Anweſenden. Oberberarat K öbrich, der Rechner des Vereins,
er=
ſtattete den Bericht über die Jahresrechnung. Dieſe ſchließt in der
Ein=
mahme mit 416 RM., in der Ausgabe mit 371,83 RM. Das Vermögen
beläuft ſich auf 480,50 RM. Die Rechnung wurde geprüft und richtig
befunden von Herrn Lehrer Georg Heldmann und Dr. Heil. Auf
Vor=
ſchlcg des Herrn Privatdozenten Dr. Heil wurde der ſeitherige
Vor=
ſtand einſtimmig wiedergewählt. Da Prof. Dr. Gutenberg durch
Krankheit verhindert war, ſeinen bereits angekündigten Vortrag zu
hal=
ten, ſprach Prof. Dr. Th. Liſt „Ueber die ſtoffliche
Grund=
lage der Vererbung‟: Die Organismen ſind aufgebaut aus
Zellen. Jede Zelle beſteht aus Protoplasma und Kern. Der Kern
ent=
hält eine unfärbbare Grundmaſſe, die von einem färbbaren Gerüſtwerk,
dem Chromatin, durchzogen wird. Bei der indirekten Kernteilung
ſammelt ſich der geſamte färbbare Kerninhalt, das Chromatin, in den
Thromoſomen verſchieden geſtalteten Stäbchen, an. Die Zahl der
Chromoſomen iſt für jede Tier= und Pflanzenart eine konſtante. Bei
der Reifung der Geſchlechtszellen wird die Zahl der Chromoſomen auf
die Hälfte reduziert, und nach der Befruchtung der Eizelle durch die
Samenzelle wird dann die Normalzahl der Chromoſomen wieder
her=
geſtellt. Die befruchtete Eizelle teilt ſich in zwei Tochterzellen, von denen
jeder gleichſbiel mütterliches und väterliches Chromarin
zugeteilt wird. Da nur der Kern der Samenzelle in die Eizelle
ein=
drmgt, müſſen auch die Geſchlechtskerne die Träger der Vererbung ſein,
und zwar ſpeziell die Chromoſome in den Kernen. Wird zum Beiſpiel
ein kernloſes Eifragment einer beſtimmten Seeigelart von der
Samen=
gelle einer anderen Seeigelart befruchtet, ſo entwickelt ſich eine
Seeigel=
larve mit reinen väterlichen Eigenſchaften. Die Richtigkeit des Satzes,
die vererbende Kraft des Zellkerns iſt an das Chromatin gebunden, die
Träger der Vererbung ſind die Chromoſome, wurde zuerſt durch die
mikroſkopiſchen Unterſuchungen an den Keimzellen gewonnen und hat
ſpäter ihre Beſtätigung erfahren in der experimentellen
Vererbungs=
forſchung. Die Uebereinſtimmung beider Forſchungsrichtungen läßt ſich
an einem einfachen Beiſpiel zeigen: Kreuzt man zwei Tiere miteinander,
die nur zuvei Chromofome beſitzen, ſo wird in ihren reifen
Geſchlechts=
zellen die Chromoſomenzahl auf 1 herabgeſetzt. Nach der Kreuzung haben
alle Angehörigen der Tockntergeneration wieder zwei Chromoſome,
näm=
lich ein däterliches und ein wütterliches. Schreiten die Angehörigen der
Tochtergeneration zur Paarung, ſo wird wieder in den reifenden
Ge=
ſchlechtszellen die Chromoſomenzahl auf 1 herabgeſetzt; die
Geſchlochts=
zellen ſind aber jetzt nicht mehr gleichartig, ſondern verſchieben, denn die
eine Hälfte hat, ſowohl in den männlichen als auch in den weiblichen
Geſchlechtszellen, ein väterliches und die andere Hälfte ein mütterliches
Chromroſom. Paaren wir nun die Mitglieder der eiſten
Tochtergenera=
tion untereinander, ſo muß in den Zellen ihrer Nachkommen der
Chro=
mofomenbeſtand verſchieden ſein. Die Hälfte aller Nachkommen enthält
in ihren Zellen zweierlei Chromoſomen: ein großväterliches und ein
großwütterliches; ein Viertel der Nachkommen enthält in ſeinen Zellen
zwvei großväterliche und ein Viertel zwei großmütterliche Chromoſome.
Das iſt aber genau die Formel der berühmten Mendelſchen
Vererbungs=
regel, auf die nun näher eingegangen wird. — Sind alle
Erbeigenſchaf=
ten je an ein Chromoſom gebunden? Hat der Menſch mit 24
Chromo=
ſomen in den Geſchlechtszellen etwa nur 24 Erbeigenſchaften? Durch die
klaſſiſchen Unterſuchungen von Morgan und ſeinen Sckäilern an der
Taufliege iſt erwieſen, daß mehrere beſtimmte Erbeigenſchaften in einem
Chromoſom liegen können. Die Taufliege beſitzt nur vier
Chromoſomen=
paare, die aber mehr als 400 Erbeigenſchaften einſchließen, von denen
jede ſich nach Mendels Geſetzen vererbt. — Das, was in den
Chromoſo=
men enthalten iſt, iſt nicht die Eigenſchaft ſelbſt, ſondern irgend ein
Stoff, ein Eigenſchaftsbeſtimmer, der dafür verantwortlich iſt, daß an
der richtigen Stelle eine richtige Eigenſchaft entſteht. Jedem Auftreten
einer neuen Eigenſchaft geht das Erſcheinen eines neuen
Eigenſchafts=
beſtimmers im Chromoſom voraus. Was ein ſolches Ereignis
hervor=
ruft, wiſſen wir heute noch nicht. So iſt zum Beiſpiel vor 100 Jahren
in einer amerikaniſchen Schafherde plötzlich ein dackelbeiniges Tier
ge=
boren worden das die Stammutter der dachkelbeinigen Otterſchafe
wurde, deren Weiterzucht ſpäter unterblieb.
Im Anſchluß an die Ausführungen von Prof. Dr. Liſt zeigte und
erklärte Priatdozent Dr. Hans Heil einige Bildungsabweichungen
an Pflanzen, die während des vergangenen Sommers dem Botaniſchen
Inſtitut zur Verfügung geſtellt wurden.
Die Vergrünung der Perigonblätter bei der Gartentulpe gehört zu
der Reihe der häufig beobachteten Anomalien an dieſer Pflanze, von
denen auch Gvethe in ſeiner „Metamorphoſe der Pflanzen” berichtet.
Die auffallend breite Verbänderung mit großer Häufung von
ſeit=
lich ausgebildeten Blütenkörbchen bei der Sumpfdiſtel (Cirsium palustre)
iſt auf die von den Flanken her ſtark abgeflachte Ausbildung des ſonſt
rund kegelförmig geſtalteten Vegetationspunktes zurückzuführen.
Von einer Miltenberger Zwetſchenernte ſtammen eine große Anzahl
von Doppelzwetſchen in den verſchiedenſten Stadien; „über die Urſahe
läßt ſich nach der fertigen Frucht nichts Beſtimmtes ausſagen.
Ein Maisfruchtſtand zeigte typiſche Verzweigung des Kolbens von
deſſen Grunde aus. Dieſe häufigere Abweichung iſt als Zea Mays
polv=
stachia bekannt.
Von Bellis perennis, dem Gänſeblümchen, lag eine ſogenanute
Pro=
lifikation vor. Aus den Achſen der Blütenhüllblättchen ſproßten neue
Blütenſtandſtielchen, die ihrerſeits wieder Blütenkörbchen trugen. Dieſe
Erſcheinung wurde ebenfalls im letzten Sommer auch in der hieſigen
Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation beobachtet. Dieſe Abweichung iſt
ſchon lange bekannt und wurde zum Beiſpiel von Lobelis 1591
be=
ſchrieben. Capelle erwühnt eine mehrmalige Prolifikation, bei der ein
minfſtöckiges Gebilde entſtand.
Alle dieſe Erſcheinungen können als Variationen, d. h. nur an das
Individuum gebunden, auftreten, können aber auch als ſogenannte
Mu=
tctionen ſich erblich fixieren. So hat man von den mehrſtöckigen
Gänſe=
blümchen eine erbliche Raſſe in Gartenkultur genommen, die „Henne mit
den Küichlein” (hen=and=chicken=daisy). Weiche tieferen Urſachen und
wohl komplizierteren Geſetze denen uns oft launenhaft erſcheinenden
ſprungweiſen Veränderungen zu Grunde liegen, muß die zukünftige
Forſchung erſt aufdeſken.
* Reichsgründungsfeier. Vorgeſtern abend veranſtalteten im Rume
melbräu die Ortsgruppen des Stahlhelms, des Bundes der Frontſoldaten,
des Bundes Königin Luiſe ſowie der Kommende des Deutſchordens
unter Mitwirkung des Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker (Leitung
Herr Greilich) eine Reichsgründungsfeier Dieſe wrr ſehr ſtark beſucht
und wurde von der Kapelle mit dem Marſch „Deutſchlands Ruhm”
ein=
geleitet. Fräulein Marga Schmidt ſprech mit wohllautender ilarer
Stimme und lebhafter Charakteriſtik einen Prolog in deſſen
Mittel=
punkt Bismarck ſtand. Major a. D. Stiebler begrüßte die Erſchienenen
im Namen der Vereine, die die Feier veranſtalteten. Der Redner
er=
innerte an die Reichegründung im Spiegelſcale in Verſailles und ſtellte
dieſem Ereignis den Verſailler Schmachfrieden gegenüber. Wie dieſer
ſich auswirke, zeige ſchon die Zahl der Selbſtmorde in Deutſchland die
im Jahre 1977 die Zahl 14 400 erreicht habe, mehr als eine kriegsſtarke
Diviſion. Die Kriegsſchuldlüge ſei nach wie vor zu bekämpfen. Daß
Deutſchlend, das der Welt die bedeutendſten Kulturgaben geſchenkt habe,
wieder frei werde, ſei unſer unerſchütterlicher Glaube. (Lebhafter
Bei=
fall.) Fräulein Helene Germann fang unter ſtilſicherer Begleitung von
Fräulen Annemarie Sturmfels ein Lied von Hermann, „Mahnung”
betitelt, mit tiefem Empfinden und wohlgeſchultem Organ. Starker
Beifall lohnte dieſe Darbietung, ebenſo der Vortrag von Fontenes
Dichtung „Wo Bismarck liegen ſoll”, die Fräulein Sturmfels mit
wir=
kungsvoller Hervorhebung der ſprachlichen Schönheiten rezitierte. Die
Feſtrede hielt Hauptmann a. D. Freiherr von Stein zu Nord= und
Oſr=
heim, der darin u. a. ausführte, daß wir jetzt eine Kkankheit
durch=
mechen, aber daß wir doch wieder zur Geſundung kommen. Nicht der
Vergangenheit dürfen wir nachtrauern, ſondern in der Gegenwart
nnüſſen wir ſtehen und eine gradlinige Politik verfolgen, nach
Bis=
marks Vorbild. Nach der Legende hätten ſich die letzten Ordensritter
von Marienburg aufgeopfert, um einenr jungen Ritter die Rettung des
Kelches zu ermöglichen. Die Kelchibee, aus dem Chriſtentum und der
Parzivalſage bekannt, lehre, daß wohl Generationen dahinſinken
könn=
ten, daß aber die Idee lebendig bleiben wiſſe. Jeder müſſe
Kelch=
bewahrer ſein, Pflicht, Ehre und Vaterland allem anderen voranſtellen.
Nur duuh Glauben und Pflichterſüllung bis zum Letzten und Kleinſten
könnten Deutſchland wieder frei machen. Der vaterländiſche Gedanke
murß in unſerem Blute kreiſen, wie Walter Flex ſagt. Wir müſſen dem
Volke dienen; nur Leiſtung, Charakter und Opferbereitſchaft bringen
unſer Vaterland wieder in die Höhe. Der Redner ſprach dann von der
Uneinigkeit der Deutſchen, von der Parteiherrſchaft, der Ueberbrückung
der Klaſſengegenſätze und ſtreifte eine Reihe von politiſchen
Gegenwarts=
fragen; er ſchloß ſeine Ausführungen mit der Mahnung, daß alle Arbeit
für das Vaterland auf das eine Wort „Pflicht” gegründet ſein müſſe.
(Lebhafter Beifall.) Im weiteren Verlaufe des Abends folgten noch
muſikaliſche Darbietungen der Kapelle, ein Flaggentanz der
Jungmid=
chengruppe des Bundes Königin Luiſe und ein Schlußwort von Major
Appuhn, die eine ſehr beifällige Aufnahme fanden.
— Der Verein der Freunde des Hefſiſchen Landestheaters hat
gemein=
ſam mit dem Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſtellerverein den
Lei=
ter der wiſſenſchaftlichen Abtenlung der Deutſchen Theater=Ausſtellung zu
Magdeburg, Herrn Paul Alfred Merbach, eingeladen zu einem
Licht=
bildervortrag: „Ausder Kunſtgeſchichte der
Theaterdeko=
ration”, der die Entwicklung des Dekorationsweſens vom 14.
Jahr=
hundert bis zur Gegenwert an eincm Bildmaterial von ſeltener Fülle,
Zuverläſſigkeit und Schönheit zur Anſchauung bringen und
kunſtgeſchicht=
lich erläutern wird. Herr Merbach hat mit dieſem, auch ben Kemern
des Stoffs vieles Neue Lietenden, Ohr und Auge zugleich feſſelnden
Vor=
trag ſchon in einer Reihe von Städten hohe Anerkennung geerntet, die
ihm auch in Darmſtadt nicht fehlen wird. Der am Donnerstag, 26. Jan.,
abends 8 Uhr, in der Techniſchen Hochſchule ſtattfindende Vortrag wird
den Mitgliedern der beiden genannten Vereine unentgeltlich zugänglich
ſein. Ueber den öffentlichen Kartenverkauf wird Näheres im
Anzeigen=
teil mitgeteilt.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Motto: Mir lache aach ohne
Geld! Unter dieſem Motto wird der Karneval=Ausſchuß auch in dieſem
Jahr in altbewährter Weiſe den Mitgliedern und Freunden der
Ge=
meinde mit den üblichen Karnevalveranſtaltungen aufwarten. Als erſte
ſteigt am Sonntag, den 5. Februar, abends 6.11 Uhr, im Turnhauſe
mm Woogsplatz die Damen= und Herrenſitzung, bei der bewährte und
bekannte Redner und Liederdichter wit Witz und Humor für die
erfor=
derliche Stimmung ſorgen werden. Weiterhin wird der Abend durch
die Mitwirkung der verſchiedenen Turnabteilungen die Eigenart
erhal=
ten, die unſeren Karnevalveranſtaltungen jene beſondere Note verleiht.
Wir ſagen nicht zuviel, wenn wir allen Beſuchern ſchon heute
genuß=
reiche Stunden in Ausſicht ſtellen. Dasſelbe gilt für den
Turner=
maskenball, der am Samstag, den 11. Februar, in ſämtlichen Näumen
des Turnhauſes die Mitglieder und Gäſte zu frohem Treiben vereint.
Wir verweiſen auf die demnächſtigen Anzeigen in dieſem Blatte, aus
denen alles nähere erſichtlich iſt.
— Die Turmuhr auf der Johanueskirche ſteht ſeit einiger Zeit ſtill,
was von vielen Anwohnern unliebſam empfunden wird, da ihnen der
gewohnte Glockenſchlag als Mahner zur Pünktlichkeit wertvoll war.
Lei=
der iſt die notwendig gewordene Reparatur nicht ganz einfach, da ein
neues Zahnrad gegoſſen werden muß, was noch einige Tage dauern
wird. Uebrigens kann bemerkt werden, daß allem Anſchein nach der
Schaden ohne menſchliches Verſchulden entſtanden iſt. Die
Wiederher=
ſellung der Uhr wird ſo raſch wie irgend möglich betrieben werden.
*Verwaltungsgerichtshof.
p. Rechtsbeſchiverde der Frauenärzte Dr. Hoffmann und Dr.
Wolff in Darmſtadt gegen die Heranziehung zur Gewerbeſteuer
Erſchienen ſind Dr. Wolff und Rechtsanwalt Dr. Hoffmann II.,
ſo=
wie ein Vertreter des Finanzemtes Darmſtadt=Stadt. In einem
gemiete=
ten Hauſe der Riedeſelſtraße betreiben die genannten Aerzte eine Privat=
Frauentlinik. Für das Jahr 1926 hat der Bücherreviſor einen Verluſt
von über 1000 Mark feſtgeſtellt, während füin die erſten neun Mongte
1925 ein Reineinkommen von 500 Mark (ohne ärztliches Honorar) von
der Steuerbehörde engenommen worden war. Es können 21 Patienten
Aufnahme finden; drei Klaſſen von Pflegeſätzen beſtehen. Bezahlte
Hilfs=
kräfte ſind zehn vorhanden. Auf Grund des Art. 8 des Heſſiſchen
Ge=
meindeumlagengeſetzes hat das Fimanzamt den Betrieb der Klinik zur
Gewerbeſteuer herangezogen. Die von den Steuerpflichtigen erhobene
Berufug hat das Finanzgericht am 16. September 1927 zurüickgewieſen.
Es erachtet eine ſolche Klinik als gewerblichen Betrieb. Wenn auch der
ärztliche Beruf nicht der Gswerbeſteuer unterliegt, können doch beſondere
Fälle ſteuerpflichtig werden, wenn der Betrieb ziber die perſönliche
Tätig=
keit hinausgehe. Dies treffe aber hier zu.
Der Vertreter der Retlamanten betont, daß grundſätzlich der
ärzt=
liche Beruf von Gewerbeſteuer befreit ſei. Die Frauenklinik diene nur
zur Vorbereitung der Operationstätigkeit, de. früher die Patienten der
beiden Aerzte in der Loſſenſchen Klinik und im Alicehoſpital gelegen
hätten. Die Loſſenſche Klinik ſei eingegangen, das Alicehoſpital für
andere Zwecke in Anſpruch genommen. In der Privatklinik würden die
Patienten nur zur Entbindung und zu operativen Zwecken bei derſelben
aufgenommen. Zu dauerndem Aufenthalt finde keine Aufnahme
ſtatt. Die perſönliche Tätigkeit des Arztes ſei hier die Hauptſache. Hier
liege der Fall vollſtändig anders wie im Falle des Sauatoriums in
Als=
bach, wo keine beſondere Vergütung für ärztliche Behandlung in
Betracht komme. Der Betrieb der Klinik diene nicht den Zwecken der
Gewinnerzielung, wie denn auch ein Gewinn aus dem Betrieb der
Kli=
nik allein nicht eigentlich erzielt werde. Es komme darauf an, was das
Entſcheidende in dem Berriebe ſei: das ſei die Tätigkeit der Aerzte als
Operateure. Ein Vergleich mit dem Stadtkrankenhaus ſcheide aus, denn
hier lege die Stadt darauf, und überdies ſei es eine Wohlfahrtsanſtalt.
Art. 8 G.U. G. laſſe nur i beſonderen Umſtänden eine Beſteuerung
ein=
treten; ſolche beſonderen Umſtände, aus denen ein gewerblicher Betrieb
erhelle, habe aber das Finanzgericht nicht feſtgeſtellt. Der ärztliche Beruf
ſei auch in der Klinik ein höchſt perſönlicher. Die Reviſion ſtehe auf dem
Boden der Rechtſprechung des Verwaltungsgerichtshofs und ſei im
Ein=
klang mit dem Heſſiſchen Gewerbeſteuergeſetz. Aber auch die
außerheſſi=
ſche Steuerpraxis ſtelle auf die Prüffung beſonderer Fälle ab.
Richtung=
gebend ſei hier die Entſcheidung des Heſſiſchen Verwaltungsgerichtshofes
vom 10. April 1915. In erſter Linie wird die Freiſtellung von der Steuer,
hilfsweiſe die Rückverweiſung an das Finanzgericht beantragt. Der
Ver=
treter des Finanzamtes verteidigt den Standpymkt der Steuerbehörde,
für die die Dienſtvorſchrift des Finanzminiſters maßgebend ſei.
Das Urteil hebt das Urteil des Finanzgerichts
vom 16. Sept. 1927 auf und ſtellt die Reklamauten von
der Gewerbeſteuer für 1925 und 1926 frei.
Die Tätigkeit der Hausbettelbekämpfungsſtelle im Städt.
Wohl=
fahrts= und Jugendamt im Monat Dezembev 1927. Vorgeſprochen
haben 30 Perſonen, davon waren vier von hier. Es erhielten: 8
Per=
ſonen Fahrkarten nach Arbeitsſtätten oder nah dem Wohnort; 16
Per=
ſonen Bekleidungsſtücke; 4 Perſonen Schuhe, 1 Perſon Barunterſtützung
und 1 Perſon Obdach wit Verpflegung. — Wohlfahrtshefte ſind
im Verkehrsbureau erhältlich.
p‟ Bezirksſchöffengericht. Unter der Anklage des ſchweren
Dieb=
ſtahls ſteht der Monteur Hans Jäger aus Frankfurt a. M. Es wird
ihm ein Diebſtahl mit dem inzwiſchen verſtorbenen Poſauner in Groß=
Gerau zur Laſt gelegt. Jäger wohnte an der Straße nach Klein=Gerau
bei Poſguner in einer Notwohnung (Baracke) und ſoll in der Nacht vom
29. zum 30. Oktober 1926 wit dem Genannten in der Fabrik von
Wett=
laufer einen Einbruchsdiebſtahl ausgeführt haben, wobei ein
Verrech=
nungsſcheck, ein Ballen Stoff und Turnſchuhe (Turnſchlüpfer) endwendet
wurden. Poſauner hat ſich, wohl um ſich der Wiederverhaftung zu
entziehen, erſchoſſen. Der Schuß ging in den Kopf. Der Angeklagte
beſtreitet, an dieſem Diebſtahl beteiligt zu ſein. Um die in Rede ſtehende
Zeit wurden in Groß=Gerau Einbruchsdiebſtähle verübt; ſo wurde
be=
kanntlich dreimal im Kreisamt eingebrochen. Angeklagter iſt ſeit 5. Okt.
1927 in Unterſuchungshaft. Poſauner war auch im Ruhr= und
Saar=
gebier geweſen, und wurden ihm auch Diebſtähle daſelbſt zur Laſt gelegt.
Der durch Selbſtmord geendete Poſauner war immer erwerbslos, führte
ein unſtetes Leben, wie ſeine Witwe bebundet, zog er mit fremden
Frauensperſonen herum. Oft brannte bis ſpät in der Nacht Licht in
Poſauners Wohnung, dieſer erklärte, das geſchehe deshalb, daß ſeine
Kaninchen nicht geſtohlen würden. Der Staatsanwalt erklärt, der zu
führende Indizienbeweis ſei um ſo ſchwieriger, als Poſauner ſich
er=
ſchoſſen habe. Beide hätten wohl zuſammengewirkt, eine Tat wie die
vorliegende, ſei ihnen zugetraut worden, uich habe ſich der Verdacht
auf ſie in Groß=Gerau hingelenkt. Feſtſtehe, daß Poſauner bei dem
Diebſtahl mitgewirkt habe. Erörtert werden die Beweismomente, die
dem Gerichte zur Verfügung ſtehen. Wenn das Gericht zu einer V
urteilung komme, ſo komme ſtraferſchwerend in Betracht, daß der
ſtahl mit ſtarker verbrecheriſcher Intenſität ausgeführt worden ſei. 2
Artefl iſt freiſprechend.
* Hauptverſammlung der
Familiengeſchicht=
lichen Vereinigung.
Vortrag des Prälaten D. Dr. Diehl
„Zur Geſchichte des kurpfälziſchen Pfarrſtandes”
In der Hauptverſammlung erſtattete der Vorſitzende den
Geſchäfts=
bericht über das abgelaufene Jahr. Danach ſtieg die Zahl der
Mit=
glieder von 322 auf 382, auch der Kaſſenbeſtand iſt günſtig, es iſt ein
Vermögen von 423 Mark vorhanden; doch mußte der hohen Druckkoſten
wegen der Jahresbeitrag von 3 auf 4 Mark erhöht werden. Von deir
„Mitteilungen” iſt Heft 4—6 erſchienen; beſonders hingewieſen ſeſi auf
die Abhand’ung von Arch vaſſeſſor Dr. Clemm über das
Stamm=
buch des Superintendenten J. Vietor (1574—1628). Dank
der wenhenden Tätigkeit des Vorſitzenden hat ſich eine Ortsgruppe in
Mainz gebildet.
Hiernuf hielt Prälat D. Dr. Diehl einen Vortrag zur
Ge=
ſchichte des kurpfälziſchen Pfarrſtandes. Er führte
etwva folgenbes ans: Die Kirchengeſchichte der edangeliſchen Kirche im
der Kurpfalz unterſcheidet ſich von der in Heſſen=Darmſtadt ganz
be=
ſonders dadunch, daß es in der Kurpfalz zu einer großen Anzahl von
Refomationen nach der Reformation kam, während ſoſche in Heſſen
nicht vorkamen. Die kurpfälziſchen Pfarreien wurden durch die 1556
beginnende Reformation des Pfalzgrafen Otto Heinrich
luthe=
riſch. Dabei blieben ſie aber nur kurze Zeit. Im Jahre 1563 hub die
kalviniſtiſche Reformation Fviedrichs III. an. Unter
ſeinem Sohn, Ludwig VI., wurde 1577—79 eine lutheriſche
Gegenreformation durchgeführt. Eine kalviniſtiſche
Reforma=
tion von Ludwigs Nachfolger, Johann Kaſimir, brachte in den
Jahren 1583 ff. das reformierte Bekenntnis wieder zur Alleinherrſchaft.
Im 30jähr. Kriege wurde das Land durch die Gegenreformation der
feindlichen Truppen, katholiſch. In der Schvedenzeit kehrte das
refor=
mierte Bekenntnis wieder zurück. Von 1633 an herrſchte dann wiederum
faſt überall das katholiſche Bekenntnis, um am Kriegsende dem
refor=
mierten wieder Platz zu machen. Dieſe Reformationen haben die
Fol=
gen gehabt, daß es in der Zeit von 1556 bis aus Ende des 17.
Jahr=
hunderts zu einer ruhigen Entwickelung der Pfüilzer Pfarrfamilien
naht konmten konnte, denn jede der vielen Reformationen war mit der
Abſetzung faſt aller Geiſtlichen verbunden, die ſich zum größten Teil
gezwungen ſahen, das Land zu verlaſſen. Dieſer AGwanderung
ent=
ſproch eine über ein Jahrhundert andauernde Einwanderung neuer
Pfarrfamilien. Unter Friedrich III. kamen die neuen Prediger zumeiſt
aus Holland ud Sihleſien, unter Ludwig Vl. aus Heſſen,
Württem=
berg und Thüringen, unter Joh. Kaſimir aus Schleſien, der Schveiz,
Holland und Sachſen. Nach; dem 30jährigen Krieg fetzte dann eine
große Einvanderwig aus dem Dillenburgiſchen, dem Heſſen=
Kaſſelſchen und vor allem aus der Schweiz ein, welch letztete
ſo groß war, daß in den 60er und i0er Jahren faſt zwei Fünftel der
Pfälzer Pfarrer und Lehrer Schweizer waren. Erſt im 18.
Jahrhun=
dert bildete ſich aus dieſen Pfarrfamilien und Angehörigen von Pfälzev
Bürgerfamilien ein geiſtlicher Stand herans, der bodenſtändig war.
Der Vorkrag war ausgeſtortet mir reichen familiengeſchichtlichen
Nachrichten, ſo über die Schweizer Famlien, die nach dem 30jährigen
Kriege in der Pfalz eine neue Heimat fanden: Eßlinger von Zürich,
Keller von Winterthur. Surerus von Thun, Fabvicius von
Pfeffikon, Euler von Baſel, Fabritius von Aarau, Burkhard von
Baſcl, Spörius Tobker, Reich, Vogler,
Vollen=
weider von Züruh, Wſidekeller von Arbon, Müller, Freyz,
Himmelreich, Pfeiffer, Groß, Halm von Vaſel Heitz,
Werthmüller von Zürich, Reuter von Thurgau uſw. Nicht aus
der Schweiz ſtammende Pfarrfamilien, die m der Pfalz bodenſtändig
wurden, waren: Andreä von Halle, Catoir von Frankfurt,
Calaminus aus Schleſien, Brößke von Woſhagen, Dilg von
Pleipenhauſen, Floretus von Langenſelbold, Fuchs von
Argen=
thal, Gottſchlack von Kreuznach, Haräus von Herborn,
Hed=
däus von Lindenfels, Heucher von Münzenberg, Henſch von
Her=
born, Löffler von Oſthofen, Melm von Düſſeldorf, Moller von
Herborn, Mieg von Heidelberg, Niſter, Pixis von St.
Lam=
brecht, Pauli von Merxhauſen, Porlock von Camen, Preiel von
Frankenthal, Schramm von Neuſtadt, Simon von Kreuznach,
Wilhelmi von Ebersbach, Winkelblech von Bruch in
Weſt=
falen, Wundt von Kreuznach u. a. m. — Redner gab aus der Fülle
ſeiner Erkenntmis heraus ein feſfelndes Bild von dieſen hirchen= und
kulturgeſchihtlich wichtigen Zuſtänden, ſein Vortrag war nicht trocken,
ſondern vielfach mit Humor und treffenden Zwiſchenbemerkungen
ge=
würzt. Die Zuhörer folgten ihm geſpannt und lohuten ihn durch
zei=
chen Beifall. Obiger Bericht konnte den vorzüglichen Vortrag nicht
ausſchöpfen. Wer noch mehr über den Gegenſtnnd wiſſen möchte, ſei
auf die Ausführungen Diehls in den letzten Jahrgängen ſeiner „
Heſſi=
ſchen Chronik” verwieſen.
K. Noack.
Das Kreisamt Darmſtadt weiſt in einer Bekanntmachung darauf
hin, daß bei der nahrungsmittelpolizeilichen Reviſion der
Brannt=
wveine in letzter Zeit außerordentlich viele Branntweine angstroffen
wurden, die nicht den im § 100 Abſatz 3 des Geſetzes über das
Brannt=
weinznonopol vom 8. April 1922 vorgeſchriebenen Alkoholgehalt beſitzen.
Da ſolche Branntweine nicht in den Verkehr gebracht werden dürfen, iſt
eine Nachprüfung durch einen Alkoholometer erforderlich.
— Wochenmarkt. Kleinhandels=Tagespreiſe vom 21. Januar in
Pfund bzw. Stück in Pfg. 1. Gemüſe: Erdkohlraben 8—10, Gelbe
Nuiben 12—15, Rote Rüben 15—18, Weiße Rüben 10—12,
Schwarz=
wurzeln 45—50, Spinat 30—35, Rotkraut 25—30 Weißkraut 18—3,
Wirſing 20—2, Grünkohl 20—25, Roſenkohl 45—50, Zwiebeln 20—25,
Knoblauch 70—80 Tomaten 70—160, Feldſalat, Lattig 29—100,
Endivien=
ſclat 10—40, Kopfſalat 2—30, Blumenkohl, ausländiſcher 40—120,
Ret=
tich 5—15, Mcerrettich 60—7. 2. Kartoffeln: Spätkartoffeln 5—6.
3. Obſt: Tafeläpfel 15—25, Wirtſchaftsäpfel 8—15, Tafelbirnen 15—20,
Wirtſchaftsbirnen 8—15, Apfelſinen 5—15, Zitronen 4—10, Bananen 40
bis 60. 4. Eßwaren: Süßrahmbutter 220—210, Landbutter 180—200,
Tauben 70—30., 6. Fleiſch= und Wurſtwaren: friſches
Rind=
fleiſch 90—120, Kalbfleiſch 110, Schineinefleiſch 100—120, Dörrfleiſch 140,
Schinken 20, Wurſt 60—140, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 100.
D. Kleine Strafkammer. Ein früherer Handelsmann, jetzt Schloſſer,
von Viernheim, ſteht unter der Anklage des Betrugs. Er ſoll
gelegent=
lich eines in Hüffenhardt (Baden) im Jahre 1926 vermitteltem Ankaufs
von Kelterobſt zum Nachteile eines Käufers in Undenheim (Rheinheſſen)
falſche Angaben gemacht haben. Der Angeklagte behauptet, er habe nur
Miſchobſt verkauft und ſich auf die Angaben eines der Verkäufer, eines
Einwohners von Hüffeſhardt, verlaſſen. Dagegen wird behauptet, der
Angeklagte habe beim Verladen des betreffenden Waggong dafür
ſchrift=
lich garantiert, daß das Obſt zu einem Drittel aus Biknen und zwei
Dritteln aus Aepfeln beſtehe. Das Amtsgericht Lampertheim hat durch
Urteil vom 7. Juni 1327 unter Verſagung mildernder Umſtände mit
Rückſicht auf die Vorſtrafen auf 1 Jahr Zuchthaus und 150 Mark
Geld=
ſtrafe erkannt. Hiergegen hat der Angeklagte und vorſorglich die
Staats=
anwaltſchaft Berufung verfolgt. Der Verteidiger betont, daß die
An=
zeige erſtattet worden ſei, um auf dem Wege der Betrugsanklage
zibil=
rechtlich geartete Anſprüche vorzubereiten. Erhebliche Bedenken böten
auch die Ausführungen des angefochtenen Urteils, eine Täuſchung ſei
nicht erfolgt, da der Käufer ja die Ware geſehen habe. Das
Sachver=
hältnis ſei nicht genügend aufgeklärt. Jedenfalls ſeien mildernde
Um=
ſtände gegeben. Angeklagter habe vvohl etwas leichtſinnig gehandelt. Der
Staatsanwalt verweiſt darauf, daß das Ergebnis der
Berufungsverhand=
lung ſich noch ungünſtiger fürr den Angeklagten geſtaltet habe. Es möge
bei dem erſten Urteil belaſſen werden. Das Urteil verwirft dis
Berufungen.
Kunſinotizen.
deber Wurte, Känftier oder fünftieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtebendm Crismi
geſchſehi, bebält ſich die Redaktion ihr Urteil vor
— Palaſt=Lichtſpiele. Harry Domela, der falſdg
Hätte er im
Prinz. Harry Domela ſpielt hier die Hauptrolle
Wirtlichteit ſeine Rolle ſo geſpielt, wie er es hier auf der Leinwand tut,
ware es ihm wehl ganz anders ergangen. Er hätte damn wahrſcheinlich
nie das Glück gehabt, zum falſchen Prinzen zu aveneieren. Dieſer Film
iſt erfreulich geſchmackvoll. Heinz Paul vermeidet klug allzu billige
Uebertreibungen und ſenſationslüſterne Anſpielungen . . . Die
Dar=
ſtellung iſt ausgezeichnet; das Publikum, beſonders ergötzt durch die
heite=
ven Kleinſtadtſzenen, ſpendete lebhaften Beifell. Im Beiprogramm:
Tom Tyler, der ſchmeidige Texasreiter und zielſichere Boxer in dem
ſpannenden, humorvollen, Abenteuerfilm: Der Cowboy=Boxer
von Remo.
Tageskalender für Montag, den 23. Januar 1928.
Laudestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum Auf.
0 Uhr: „Sind wir das nicht alle?” — Konzerte: Hotel Schmitz,
Schloßkaffee, Weinhaus Maxim, Groß=Darmſtadt, Rheingold.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Thegtr. Pglaſt=Licht=
*
ſpiele, Helig.
Seite 4
Monfag, den 23. Januar 1928
Aus Heſſen.
Starkenburg.
Ak. Niebeu=Ramſtadt, 21. Jan. Aus dem Gemeindebaus=
Galt. Die Gemeinderechnung für 1926 weiſt folgende Ergebniſſe auf:
Abteilung 1: für den Betrieb: Geſamteinnahme 275 563,85 Mk.;
Ge=
ſamtausgabe 221 30410 Mk.; ſonach Ueberſchuß 54 29,75 Mk.. Die
Ausgaben der Allgemeinen Verwaltung belieſen ſich auf 21 027.81 Mk.,
diefenigen der Avmenpflege auf 10888 Mk., die der Schulen auf 7540
MMk. Die Straßen= und Feldwegeunterhaltung koſtete 9406 Mk. Für
Landwirtſchaftszwecke wurden aufgewendet 11 005 Mk. Die weitaus
größte Ausgabe verzeichnet die Rubrik „Soziale Fürſorge”, die rund
38 000 Mk. verſchlaug, wovon allein 55 000 Mk. auf die
Erwerbsloſen=
fürſorge entfallen. Dieſer hohen Ausgabe ſtehen allerdings auch wieder
entſprechende Eimnahmeſätze gegenüber, immerhin verbleibt bei dieſem
Verwaltungszweig noch ein ungedeckter Betrag von 25 000 Mark
aufzu=
bringen. Die Vermögensabteilung ſchließt in Einnahme mit 147 627 Mk.
und in Ausgabe mit 147 532 Mk. ab, ſo daß ein Ueberſchuß von 95 Mk.
wevbleibt. Das Kapitalvermögen der Gemeinde beläuft ſich Ende 1926
auf 116 500 Mk. Dieſem ſtehen an Kapitalſchulden gegenüber 166 790
Mk. Der Mehrbetrag an Schulden wird durch ausſtehende
Reſtkaufgel=
der nahezu ausgeglichen, ſo daß die Gemeinde an und für ſich gar keine
Schulden hat. Das Gemeinde=Glektrizitätswerk ſchließt mit einem
Ueber=
ſchuß von rund 20 000 Mk. und das Gemeindewafſerwerk mit einem
ſol=
ehen von rund 23 700 Mark ab. Die Ergebniſſe zeigen, daß in der
Ge=
meinde gut und ſparſam gewirtſchaftet wurde.
Z. Groß=Umſtadt, 21. Jan. Aus dem Gemeinderat. In der
am 19. Januar abgehaltenen Sitzung wurde unter Vorſitz des
Bürger=
meiſters Lampe beſchloſſen: B=züglich der Submiſſion auf
Kiefernſtamm=
umt der Gemeinderat dem Beſchluß de= Hauptkommiſſion zu.
Groß=Oſtheim erteilt. — Was die Feſtſetzung der Pachtpreife der
Land=
genoſſenſchaft für 1926 betrifft, ſo ſchließt ſich der Gemeinderat dem
Beſchlufſe der Landwirtſchaftskonmiſſion en. — Zu Punkt 3 der
Tages=
prdnung: Herſtellung von Feldwegen, wird beſchloſſen: Die
Rainver=
ſchleifung in der Taubenſemd ſoll vorgenommen werden. Die
Bürger=
meiſterei wivd beauftragt, Pläne und Koſtenvoranſchläge ausarbeiten
zu laſſen ud beim Arbeitsamt Dieburg bzw. beim Landesarbeitsamt
zu FranFfurt a. M. die Bewilligung der verſtärkten Förderung mit
ver=
billigtem Darlehen als Notſtandskredite zu beantragen. Außerdem ſoll
eine Reihe von Feldwegen chauſſiert wevden, und zwar: 1. Der Feldweg
in der Taubenſemd, 2. der neue Zümmerer Weg, 3. der Beetätkerweg
und 4. der Rohräckerweg. Der bereits chauſſierte Teil des
Rohräcker=
wegs wind weiter ausgebaut. — Der Geneinde Heubach wird die
Städtiſche Tanzbüihne am 12. Man und am 24. Jumi 1928 zum Preiſe
von je 30 Mark leihweiſe überlaſſen. — Den Groß=Umſtädter
Licht=
ſpielen wind die Vergnügungsſteuer bei dem jetzt laufenden Film „
Va=
lenzia, du ſchönſte aller Roſen” erlaſſen. — Die Verpachtung des
ſtädti=
ſchen Gartens in der Nealſchyulſtraße wird gewehmigt. Es ſoll keine
zweite Verpachtung ſtattfinden. — Bei günſtiger Witterung wird die
der Weg zwiſchen Höchſter Straße und Riegelgartenweg (zwiſchen den
Gärten von Wagner und Holzapfel) chauſſiert. — Die Lieferung von
216 Metern Feuerwehrſchläuchen wiro der Firma Karl Morr, hier,
üübertragen. — Endlich werden zwei vorliegende Baugeſuche, ſowie ein
Geſuch um Erlaubnis zur Einfriedigung eines Bauplatzes in der
Schillerſtraße genehmigt. — Ueber: Erweiterung der Oberreal= und
höheren Landwirtſchaftsſchule wurde kein Beſchluß gefaßt. — Bei der
Wahl der Vertrnuens= und Erſatzmänner zur Angeſtellten=Verſicherung
im Kreiſe Dieburg wurde Sebaſtian Wunderlich, Werkmeiſter in den
Veithwerken, als erſter und Werkmeiſter Ernſt Knacht als zweiter
Erſatz=
mann der Verſicherten gewählt. — Peter Schaffner wurde zum Gehilfen
des Kreispfundmeiſters ernannt und verpflichtet.
Z. Groß=Umſtadt, 2. Jan. Der Volksbildungsverein brachte
als zweite Veranſteltung des Winterhalbjahres die Tragödie des
Fran=
zoſen Paul Raynal „Das Grabmal des unb=kannten Soldaten”
dar=
geſtellt von Mitgliedern des Heſſiſchen Künſtlertheaters. Das Spiel iſt
ein gegen den Krieg gericktetes Tendenzſtick gemäßigter Art, das den
für Autor und Publikum ſchwer zu verarbeitenden Stoff in taktvoller
Weiſe mit viel Feingefühl für ſeeliſche Vorgänge anfaßt, mit dem
Be=
nnühen, dem Sterben von Millionen einen tieferen Sinn und
verklären=
den Schein zu verleihen. Es werden hauprſächlich die ſeeliſchen
Wir=
kungen des Krieges in den Vordepgrund geſtellt und in vielfältiger
Be=
leuchtung der auftauchenden Probleme mit großer Sicherheit in
pſhcho=
logiſch wirkender Schilderung ein erſchüitterndes Geſchehen geſtaltet, das,
obwohl ſich dazu nur drei, meiſt in Dialogen ſprechende Darſteller
zu=
ſammenfinden, mit ſeiner ſpannend aufgebauten Handlung die
Zu=
ſchauer von Anfang bis zu Ende zu feſſeln vermochte. Neben dem
Sonnenſchein der Wahrheit kündenden Macht dieſes Spieles gab es
frei=
lich noch die Irrlichter gekünſtelter Problemſtellung, und manchmal
wollte es ſcheinen, als wolle die Waffenmiſtug der Tendenz zu ſchwer
und drückend werden, um für das freie Atmen des Kunſtwerkes noch
Raum zu laſſen. Im ganzen bewegt ſich das Spiel auf einer geiſtigen
Linie, von der aus es allen noch vom Egoismus beherrſchten Menſchen
etwas zu ſogen hat, und dazu gehören weithin ſowohl Kriegsfreunde
nurd =Verteidiger als auch Kriegsgegner. Der in dem Ausgang der
Tragödie betonte Gedanke, daß nur ſelbſtloſe Liebe erlöſt und der Krieg
erſt nach dem Tode der Selbſtſucht ſterben kann, gewann dadurch an
Durchſchlagskraft, daß die in Abhandlungen verwandten Geiſtes faſt
traditionell gewordene atheiſtiſche Poſe hier gemildert war durch die
wenigſtens leiſe Anerkennung der Erlöſungswirkung des Kreuzes Jeſu.
Das Spiel verlangt Schauſpieler von außergewöhnlich großer ſeeliſcher
Darſtellungskraft, die den Herren Max Burghardt (Soldat) und Paul
Roland (Vater) ſowie vor allem Frl. Margot Brüller in dev beſonders
ſchweren Rolle der Braut in erfreulichem Maße zur Verfügung ſtand.
Die verſtändnisvolle Haltung des äußerſt zahlreichen Publikums, dem
nicht immer eine ſchwere Koſt geboten wird, ehrte Darſteller und
Zu=
ſchauer. Mem darf der nächſten Aufführung, die der hieſige
Volksbil=
dungsverein noch für dieſes Winterhalbjahr auf ſeinen Plan geſetzt hat,
jetzt ſchon mit Freuden entgegengeſehen. Der Leitung des Vereins
gekrührt beſonderer Dank dafür, daß durch ſein Wirken die Sterne einer
hochſtehenden Kunſt auch in unſerer Stadt zum Leuchten gebracht werden.
Als ich noch Prinz war....
Roman von Paul Hain.
Urheber=Rechtsſchutz Verlag Oskar Meiſter, Werdau Sa.
14)
(Nachdruck verboten)
Ein hartes Lachen.
„So? Und den erſten? Den vielleicht auch nicht? Meinſt du?”
„Ich weiß es nicht —
Die Fauſt des Erzherzogs legte ſich mit ſichtlichem Druck
wie=
der auf die Tiſchplatte, als wolle er mit dieſer Bewegung einen
unſichtbaren Widerſtand zuſammendrücken.
„Hm — du weißt nie etwas, wenn da ehvas wiſſen
ſoll=
teſt! Das iſt — das Tragiſche in unſerer Ehe —”
Die Herzogin blickte ihn traurig=vorwurfsvoll an.
„Haſt du mich deswegen gerufen?”
Dieſen Blick vertrug er nicht. So grauſom war ſelbſt die
Seele dieſes Mannes nicht, den maßloſer Ehrgeiz beherrſchte und
der nicht loskommen konnte von alten, übenlieferten Begriffen.
Und daß im eigenen Hauſe ihm unſichtbar andere Meinungen
entgegenſtanden — das war ſein Schmerz und ſein Zorn. Selbſt
wenn dieſe Meinungen nicht laut zu werden wagten — er fühlte
ſie doch. Sie waren da! Sie waren da in der Gleichgültigkeit
des Prinzen gegenüber allen heimlichen politiſchen Beſtrebungen
der alten Kaſte, waren da in ſeinem ganzen öffenulichen Auftreten,
in ſeiner Tätigkeit als Arzt in proletariſchen Kreiſen, waren da
in den vorwurfsvollen Augen der eigenen Frau.
„Dein Sohn hat Zeit, ſeinem ſogenannten Vertreter in der
vermaledeiten Kinderklinik lange briefliche Anweiſungen zu
ſchichen! Er hat Zeit, Poſtkarten zu ſchicken! O — ich weiß! Ich
hab' mich erkundigt —
„Ich finde es ſchön von ihm, wvenn er an ſeine kleinen
Pa=
tienten denkt —
„Aber er hat nicht Zeit, auf meine Briefe zu antworten!
Sie paſſen ihm nicht! In vierzehn Tagen kommrt die Herzogin von
Waldburg mit ihrer Tochter. Solche Verbindung brauchen wir!
Ein Narr, wenn er nicht zugreift! Hausmacht! Das iſt alles in
unſerer Zeit, was wir tun können. Hausmacht erwerben! Das
Laus Branzell, verbunden mit der Waldburgiſchen Dynaſtie —
das iſt etwas für die Zukunft! Ich wünſche das! Ich hab’s
ihm zum zweiten Male geſchrieben — er kennt meine Plane!"
Die Herzoyin hatte ſich in einen der Seſſel fallen laſſen. O
ja, hie kannte ihres Mannes ehrgeizigen Pläne!
* Sandbach, 21. Jan. Der zweite diesjährige evangeliſche
Männerabend fand im Pfarrhaus ſtatt. Lehrer Brunner ſprach
hierbei über „Die Wunder der Sternenwelt”. Auf
allge=
meinen Wunſch ſoll dieſer hochintereſſante Vortrag gelegentlich
öffent=
lich wiederholt werden.. Für den nächſten Männerabend iſt ein
Vor=
trag über den neuen Reichsſchulgeſetzentwurf vorgeſehen
(Redner: Lehrer Rohde). Der erſte Männerabend im Dezember 1927
behandelte das Thema: „Gott und Natur. — Am 17. Januar wurden
ſämtliche hieſigen Schulkinder auf Veranlaſſung des
Kreisgeſundheits=
amts Erbach von Herrn Kreisarzt Medizinalrat Dr. Jaup anf
Kropf=
bildungen unterſucht. Unter 39 Schülern hatten 43 keine fühlbare
Schilddrüſe, 40 eine fühlbare Schilbdrüfſe, 9 ſtarke Drüſen, 7 dicke Hälſe,
0 Kröpfe.
L. Michelftadt, 21. Jan. Theater. Die Aufführung der
Tra=
göbie „Das Grabmal des unbekannten Soldaten” in drei Akten von
Paul Raynal, die durch das Heſſiſche Künſtlertheater im Städtiſchen
Saalbau erfolgte, fand dor einigermaßen beſetztem Hauſe ſtatt. Die
Leiſtungen der Schauſpieler verdienen vollſte Anerkennung. —
Ver=
kehrverbeſſerungen im Odenwald. Die wachſenden
Ver=
kehrsbedürfniſſe des Odenwaldes erfordern mit Recht eine beſſere
Berüſt=
ſichtigung dieſes Gebictes bei der Aufſtellung der Fahrdläne und des
Somerfahrplans insbeſondere. Die ſeit Jahren eingeführten Eilzüge
haben ſich ausgezeichmnet bewährt und werden gut frequentiert. Die
Schaffung eines zweiten Eilzugpaares iſt eine Lebensnotwendigkeit, für
den Odenalb und ein wefentlicher Vorteil für den Durchgangsverkehr,
Nicht minder wirbtig iſt die Ausfüllung der Verkehrslücken in der
Nich=
tung von Darmſtadt nach dem Odenwald und umgekehrt am frühen
Nachmittag. Die Aenderung der beſtehenden Verhältniſſe ſell" durch
einen Antrag des Abg. Ritzel=Mickelſtadt an den Landtag, der
be=
ſchließen ſoll, die Deutſche Reichsbahndirektion Mainz aufzufordern, im
Sommerfahrplan 1928 folgende Verkehrsverbeſſerungen zugunſten des
hinteren Odenwaldes und der Anſchlußſtrecken vorzuſehen, erreicht
wer=
den. Der zu ſtellende Antrag lautet: 1. Schaffung eines zweiten
Paares Odenwald=Eilzüge (vormittags Richtung Frankfurt bzw.
Darm=
ſtadt nach Stuttgart, obends Richtung Stuttgart nach Darmſtadt bzw.
Franckfurt a. M.). 2. Durchfuhrung des Triebwagenverkehrs ab
Darm=
ſtadt 14,50 Uhr bis Erbach i. O. 3. Einlegung eines Pevſonenzuges,
gegebenenfalls in Berbindung wit dem Triebwagenverkehr unter 2.
zur Ausfüllung der Verkehrslücke zwiſchen 12 Uhr mmittags und 5,23 Uhr
nachmittags in der Richtung von Erbach—Michelſtadt nach Darmſtadt.
H. Birkenan, 21. Jan. Jagdverpachtung. Am Donnerstag,
den 2. Februar ds. Js., vormittags 11 Uhr, verpachtet die hieſige
Ge=
meinde auf dem Rathaus den 1. Bezirk der Gemeidejagd, angrenzend
an die Gemarkungen Reiſen, Nieder=Liebersbach, Sulzbach und
Wein=
heim, beſtehend in 107 Hektar Wald und 220 Hektar Feld. Die
Ver=
pachtung erfolgt auf 6 Jahre eolt, auch läuger. An demſelben Tage,
vormittags 11½ Uhr, wiud im gleichen Lokale die Jagd der
Nachbau=
gemeinde Kallſtadt, etwa 81 Hektar Feld und Wald, auf weitere 6 Jahre
verpuchtet.
H. Von der Bergſtraße, 19. Jan. Krüppelberatung. Am
Müttwoch, den 25. Januar, von vormittags 9 Uhr ab, findet im
Gaſt=
haus Menges am Bahnhof zu Weinheim durch dem Leiter der
Krüppalberatungsſtelle Darmſtadt, Herr Dr. med. Kohlſchütter, eine
unentgeltliche Beratungsſtunde für Viernheim und die
Odewwald=
gemeinden des Kreiſes Heppenheim ſtatt. Die Eltern der
beratungs=
bedürftigen Kinder werden eingeladen, ſich mit dieſen Kſindern zu der
Beratungsſtunde einzufinden, indem dies doch ſicher im Intereſſe der
Kinder liegt. — Wachſen der Spareinlagen. Daß auch an
der Bergſtraße der Sinn für Sparſamkeit erfreulicherweiſe wieder im
Zunehmen begriffen iſt, mag daraus hervorgehen, daß an der
Bezirks=
ſparkaſſe Weinheim nach Abzug aller Rückzahlungen im Jahre 1927
1 550 000 Mark mehr geſpart worden ſind als in Jahre 1926. Das
Geſamtguthaben beträgt 4 420000 Mark. Aehnliches iſt auch von der
Bezirksſparkaſſe Heppenheim zu melden.
* Heppenheim (Bergſtr.), 21. Jan. Die Entwickelung des hieſigen
Fernſprechnetzes iſt in ſtetem Wachſen begriffen. Waren es vor fünf
Jahren noch kaum 150 Anſchlüſſe, ſo iſt die Zahl derſelben inzwiſchen auf
230 angewachſen. Die Erkenntnis, daß der Fernſprecher das raſcheſte
und demzufolge auch das billigſte Nachrichtenmittel iſt, hat ſich hier bis
zu dem kleinſten Geſchäftswann duuchgerungen. Der geplante Umban
des Vermittlungsamtes in ein Selbſtanſchlußamt, welcher, ſofern die
wirtſchaftliche Lage der Reichspoſt es geſtattet, bis zum Jahre 1930
Hurchgeführt ſein ſoll, wird den letzten auf den Plan rufen, ſich einen
Fernſprechanſchluß zuzulegen. Iſt ihm dadurch doch die Möglichkeit
ge=
boten, zu jeder Tag= und Nachtzeit, unabhängig von den Dienſtſtunden
des Poſtamtes, ſeine Fernſprechverbindungen ſich ſelbſt herzuſtellen.
D. Biblis, 20. Jan. Gemeinderatsſitzung. In der letzten,
äußerſt wichtigen Gemeinderatsſitzung wurde folgendes beſchloſſen: Bei
den Bränden in den letzten Wochen machte ſich vor allem das Fehlen von
Hydranten ſehr bemerbbar, ſo daß nicht frühzeitig ſſowie auch nicht
ge=
nügend Waſſer zur Stelle war. Um nun derartigen Mißſtänden zu
ſteuern, ſollen dieſes Jahr ſechs neue Hydranten angeſchafft werden;
ebenſo gedenkt man, bis in zwei Jahren die Zahl derſelben um weitere
10 Stück zu erhöhen. Des weiteren wurde die Miete der
Gemreinde=
wohnungen dahingehend geregelt, daß pro Monat und Zimmer 6 Mark
gezahlt werden ſollen. Ueber Punkt 3 einigte man ſich dahin, daß ab
1. Februar 1928 eine Vergnügungsſteuer von 30 Mk. für Maskenbälle
erhoben werden ſoll und gilt dies feweils für den veranſtaltenden
Ver=
ein. Punkt 4 der Tagesordnung betraf die Durchführung der
Viktoria=
ſtraße. Durch die Verlängerung der Straße werden verſchiedene Gärten
freigelegt und iſt die Gemeinde durch vertragliche Feſtſetzung gezwungen,
für einige dieſer an die Straßenflucht grenzenden Gärten die Umzäunung
herzuſtellen. Die Baukommiſſio wurde deshalb angewieſen, mit den
Beſitzern der in Frage kommenden Gärten zu verhandeln. Ein weiterer
wichtiger Punkt war die Beſtimmung über den Lagerplatz des fährenden
Volkes. Da ſich in letzter Zeit die Zigeunerplage ganz erheblich mehrt,
kommt es nicht ſelten vor, daß dieſe braunen Geſellen ſich unmittelbar
an der Ortsgrenze, verkehrsreichen Landſtraßen, ſowie auch im Ort ſelbſt
niederlaſſen, allwo es oft zu umliebſcmen Szenen kommt. Um hier nun
Abbilfe zu ſchaffen, hat der Gemeinderat beſchloſſen, als Lagerplatz die
Pfaffenauwieſe rechts der Bobſtädter Landſtraße zu beſtimmen. Da auch
die Moosgaſſe nach der Roſengaſſe verlängert werden ſoll, wvurde
beſchloſ=
ſen, den in Frage kommenden Grundbeſitzern 2 Mark pro Quadratmeter
zu vergüten. — Dieſer Tage ſtand der Gänſedieb, der im Herbſt vorigen
„Und da treibt er ſich ſorglos in der Welt herum — reagiert
auf nichts — kommt nicht! Das iſt eine Provokation, die
ſchänd=
lich iſt! Er ſoll meinen Willen fühlen! Mein Wort gilt hier —
kein anderes!“
Drohend flog ſein Blick zur Herzogin.
„Zue — was du für richtig hälſt. Du haſt es ja ſtets getan.”
„Gott ſei Damk — ja. Uebrigens: Thereſe von Waldburg iſt
ein Mädchen, deſſen ſich auch unſer äfthetiſcher Karl Ferdinand
nicht zu ſchämen brauchte — hm?”
„Gewiß. Ich mag ſie ſehr gern —‟
Des Erzherzogs Geſicht wurde glatter. Die Antwort
ge=
fiel ihm.
„Sie iſt hübſch. Klug. Weltdame. Und — ſie iſt eben eine
Waldburg!”
„Ja — das ift ſie. Ferdi ſindet ſie ja auch ſelbſt ſympathiſch.”
„Nun alſo! Warum aber reagiert er da auf nichts?”
Er dämpfte die Stimme.
„Anna Luiſe, ich ahne daß er da wieder in eine Dummheit
verſtrickt iſt! Das iſt ſein Wiener Gemüt, das er von dir hat. Ich
will mich hängen laſſen, wvenn es nicht ſo iſt! Und darum habe
ich mich entſchloſſen, mich unter Her Hand zu erkundigen. An
Ort und Stelle. Wenn er noch da irgendwo ſteckt , er wird
zu finden ſein. Graf Czerny, der augenblicklich in Budapeſt iſt,
hat wir bereits auf meine Anfrage mitteilen laſſen, daß er
au=
geblich damals nach der großen Galafete nach Hauſe fahren wollte.
Die Schlieben hat wir das gleiche geſagt. Warum, zum Teufel,
fuhr er nicht ab? Er hätte ſehr gut die Schlieben begleiten
kön=
nen. Wie?”
„Ja doch — aber er hat’s nun mal nicht geton —‟
„Ich komme dahinter, fage ich dir! Und es ſoll Feuer vom
Himmel regnen, wenn du — etwa mehr weißt, als du verrätſt —
Die Herzogin erhob ſich. Eine kleine Falte ſtand plötzlich in
ihrer Stirn.
„Du weißt nicht, was du ſprichft!“
„Du!”
Sie blickte ihn voll an.
„Du hätteſt mich nicht rufen follen. Laß beinen Zom an den
Dieuern aus — ſvenn du’s nicht anders kennſt. Die haben eine
dickere Haut.”
Er machte eine ärgerliche Bewegung.
„Ach — du weißt ja — leg’ nicht alles auf die Goldtwarge.”
„Dann wäge deine Worte vorher ab.”
Sie nickte ihm leiſe zu.
„Ich glaube, daß ich nu wieder gehen kann
Nummer 23
Jahres im Laufe etlicher Wochen über hundert Gänſe hier ſowie in
Nach=
barorten geſwohlen hat, vor Gericht. Der raffinierte Gänſedieb wurde zu
einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis und dreijährigem
Ehrver=
luſt verurteilt.
z. Walldorf, 20. Jan. 25 Jahre Verkehrsverein.
An=
läßlich des Bjährigen Beſtehens des Verkehrs= und
Verſchönerungs=
veerins fand am Samstag eine akademiſche Feſer, die einen guten
Zu=
ſpruch hatte, ſtatt. Die Feier war umrahmt von Muſik= und
Geſangs=
vorträgen. Anweſend waren Kreisdirektor Dr. Merck, Bürgermeiſter
Joardan und Beigeordneter Nold. Der Vorſitzende B.
Schnitz=
ſpahn gab in kurzen Umriſſen einen Rückblick über die erfolgreiche
Tätigkeit des Vereins in den 25 Jahren. Kreisdirektor Merck brachte
anertennende Worte dem Verein enrgegen. Dem Jubeverein wurden
ſchöne Geſ henke zuteil, u. a. zwei Ruhebänke, ein Säckchen mit 100 Mk.
Silbergeld, eine Standarte u. dol. mehr.
Aa. Seligenſtadt, 19. Jan. Gasfernverſorgung. In der
letzten Sitzung des Gemeindevates ſtand u. a. auch die Frage der
Gas=
fernvevſorgung zur Beſprechung. In dieſer Angelegenheit ſchweben ſeit
geraumer Zeit Verhandlungen zwiſchen dem Gaswerk Offenbach und der
hieſigen Gemeindeverwaltung. Büngermeiſter Singer erſtattete
aus=
führlich Bericht über den gegentvärtigen Stand der Verhandlungen, die
zur Abfaſſung eines nunmehr dem Gemeinderat zur Begutachtung
vor=
liegenden Vertragsentwurfes geführt haben. Seitens des Gemeinderats
wurden verſchiedene Wünſche und Abänderungsvorſchläge zu dem
vor=
liegendem Entwurf gemacht. Es kam, ob vohl man zu einer endgültigen
Beſchlußfaſſung nicht kommen konnte, jedoch allgemein der lebhafte
Wunſch nach einer baldigen Löſung des Gasverſorgungsproblems zum
Ausdruck, die ohne Zweifel auf der Grundlage des Vertrages wit
Offen=
bach erfolgen dürfte.
a. Offenbach, 21 Jan. Für den von hier verzogenen
deutſchnatio=
nalen Stadtverordneten Jörg wurde Sidtverordneter Wetzel in ſein
Amt eingeführt. — Der Gelvinnanteil der Stndt an ihrer Beteſiligung
an der Milchverſorgungsgenoſſenſchaft wird zur weiteren Ausſtattung
der ſtädtziſchen Jugendherberge verwendet. — Die Vorlage der
Verwal=
tung über die Feſtſetzung des Erbbauzinſes wurde mit 94 gegen 22
Stim=
men abgelehnt, weil ſie der rechten Seite des Hauſes nicht weit genug,
der änßerſten Linken ſchon zu weit ging. — Das Schulgeld für die
Städctiſche Handelslehranſtalt wurde für den einjährigen Lehrgang von
120 auf 210, für den zweijährigen von 60 auf 144 Mark jährlich erhöht.
Oberheſſen.
Af. Friedberg, 20. Jan. Geſtern nachmittag fand eine kurze
Stadt=
verordnetenſitzung ſtatt, vor deren Tagesordnung der
Bürger=
meiſter in ehrenden Worten des Ehrenbürgers der Stadt Friedberg,
Geh. Juſtizrat Hermamn Jöckal, gedachte, der kürzlih im Alter von
93 Jahren verſchieden iſt. Die Vermmmlung hatte ſich von den Plätzen
erhoben. Ein Baugeſuch wurde genehmigt. Der kommuniſtiſche
Stadt=
verordnete Beutel hatte einen Dringlichkeitsantrag eingebracht wegen
Durchführung der Beſchlüſſe der Verſammlung, betr. Winterbeihulfe.
Wie Beigordneter Dr. Leuchtgens bericktete, konnte dieſer Frage
ſeit=
her nüht nähergetreten werden, da die betreffende Verwaltungsſtelle zu
ſehr überlaſtet iſt In etwa 14 Tagen werden jedoch die
Vorberei=
tungen beendet ſein. Ein Antrag Beutel, eine vorläufige Summe
aus=
zuzahlen, wurde abgelehnt. Danach trat die Verfammlung in die
ge=
heime Sitzung ein. Hier wurde die Neuwahl von zwei unbeſoldeten
Beigeardneten vorgenommen. Die 6jährige Amtszeit von
Kommerzien=
rat Langsdorf (Dem.) und Dr. Leuchtgens (D.N.V.P) läuft Anfang
Februar ab. Ohne weitere Ausſprache wurde zur Wahl geſchritten;
zunächit wurde Langsderf mit 16 Stimmen bei 10 Enthaltungen
wieder=
gewählt. Als zur Wahl der zweiten Stelle geſchritten werden ſollte,
urde der Antrag geſtellt, dieſe Stelle vorläufig unbeſetzt zu laſſen,
da Fragen orgeniſatoriſcher Art demnächſt vielleicht eine beſoldete
Bei=
geordnetenſtelle nötig machten. Dieſer Antrag wurde jedoch nicht zur
Beratung zugelaſſen, da er im jetzigen Augenblick, wo bereits die Wahl
der einen Stelle vorgenommen war, nicht mehr möglich war. Der nun
folgende Wahlgang ergab 15 Stimmen für Dr. Leuchtgens, 10
Stim=
men für den ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Naute, bei einer
Stimm=
enthaltung. Nach, einer kurzen Anſprache des Bürgermeiſters und
Er=
ledigung weniger wichtiger Puukte wurde die Sitzung geſchloſſen, deren
Reſultat die Wiederwahl der zwei um Friedberg verdienten
Beigeord=
neten geweſen iſt.
m. Nidda, 21. Jan. Landwirtſchaftlicher
Vortrags=
kurſus. Das hieſige Landwirtſchaftsamt hält am 25. Januar eien
Vortragskurſus ab, der als Leitgedanke „Rindviehzucht” hat. E5
ſprechen Veterinär=Rat Dr. Spawen=Büdingen üiber: „Die Tuberkuloſe
des Rindviehes‟., Direktor Dr. Helfert=Nidda über: „Zweckmäßige
Auf=
zucht und Haltung als Vorbedimgung für Leiſtungszucht” Amſchließend
iſt eine Ausſprache, und mittags wird der Lehrfilm „Die Tuberkuloſe
des Rindviehes und ihre Bekämpfung” vorgeführt. Dieſer Film iſt als
aufklärendes und belehrendes Mittel allgemein anerkannt.
* Alsfeld, 2. Jan. Der Provinzial=Feuerwehrtag
1928 für Oberheſſen findet am 9. und 10. Juni b. J. in
Als=
feld ſtatt. Zur erſten konſtituſcrenden Verſammlung waren am
Mitt=
woch ahend im Gaſthaus „Zum Schwawen” Koonmando und
Verwal=
tungsrat ber Freitrilligen Feuerwehr der Stadt Alsfeld
zuſammen=
berufen, um die grundlegenden Beſchlüſſe bezüglick, der Abhaltung
die=
ſer Veranſtaltung zu faſſen. Die Verſammlung, die under dem Vorſitz
des ſtädtiſchen Pranddirektors und 1. Kommandanten Knicxim tagte,
wählie aus ihrer Mitte die Vorſitzenden der zu bildenden Ausſchüiſſe,
deren Mitglieder bis auf die des Ehrmausſchuſſes ſäwhlich aus den
Reihen der aktiven Wehrleute entnommen und beſtimmt wurden. Der
Ehrenausſchuß, deſſen Vorſitz Herrn Vürgermeiſter Dr. Völſing
ange=
tragen werden ſoll, und dem neben den Spitzen der ſinatlühen und
ſtädtiſchen Behörden die Herren Kreisfeuerwehrinſpektor Hölſcher,
Ehrenkommandant Rößler, die früheren, nicht nehr aktiven
Komman=
danten und Zugführer, ſowie die dekorierten früheren Wehrleute
ange=
hören ſollen, wurde entfprahend den Vorſchlägen einſtimmig gewählt.
Der 1. Kommandant gab den Vorſitzenden der Ausſchüfſe kurz die
Richt=
linien für ihre Tätigkkeit und ſprach die Erwartung aus, daß ſie ihre
Arbeiten alsbald mit friſcher Tatkrafr beginnen werden, damit der
Pro=
binzinl=Feuerwehrtag 1928 zu Alsfeld eine großzügige Veranſtaltung
werde, die unſerer alten Heſſenſtadt Ehre macht.
Er antwortete nicht. Sie ſchritt in den Nebenraum zurück.
Die dicke Portiere aus buntgewirktem, ſchwerem Damaſt fiel
hin=
ter ihr zu.
Der Erzherzog ſetzte ſich wieder in den Stuhl. Nachſdenklich
ſpielte er mit dem Brieföffner, ſchnitt einige der Korreſpondenzen
auf, ohne ſich näher mit dem Inhalt zu beſchäftigen, und lehnte
ſich dann im Seſſel zurück.
Ja — es war kaum ein Zweifel — Karl Ferdinand mußte
in einer beſonderen Sache intereſſiert ſein. Er wäre ſonſt
be=
ſtimmt nicht ſo bockbeinig und hartnäckig ſchweigſam. Er pflegte
doch ſonſt zu gehorchen. Wenn auch oft widerſtrebend.
Es mußte etwas geſchehen. Erkundigungen mußten
einge=
zogen werden. Aber wie?
Das konnte nicht ſo ſchwierig ſein. Allerdings — man mußte
diskret vorgehen. Es war immerhin eine Reſidenzſtadt, in der
die Informationen eingeholt werden mußten. Die „Geſellſchaſt”
durfte auf keinen Fall etwas erfahren.
Der Erzherzog dachte ernſthaft nach.
Es kam eigentlich nur Abvensleben in Frage. Baron von
Alvensleben, ehemals Chef einer Wiener Kriminalabteilung —
jetzt Kommiſſar a. D. und Privatmiann. Er hatte ſeine Hände
ſtets in hundert geheimnisvollen Fäden vorſichtig verſtrickt. Als
Mann der Geſellſchaft, in den beſten, exkluſiſten Kreiſen gur
akkreditiert, konnte man ihm jeden Fall bedingungslos
anver=
trouen. Die wenigſten wußten überhaupt, daß er nie ohne
be=
ſonderen Zweck auf irgendeiner geſellſchaftlichen Veranſtaltung
auftauchte. Es erweckte ſtets den Anſchein, daß er lediglich da
war, um ſich zu amüſieren. Und wie ein Zauberer war er dabel,
ohne daß es jemand merkte, heimlich tätig, hier eine erwünſchte
Verbindung zwiſchen zwei Leutchen, die nichts davon ahnten,
an=
zubahnen, dort wieder einem verdächtigen Spieler auf die
Fin=
ger zu ſehen und vo anders jemandem ein erwünſchtes
Geheim=
nis abzulocken. Mannigfaltig war ſeine Tätigkeit, und jeden
Auftrag erledigte er ſpielend und mit Delikateſſe.
Daß er ſich dabei finanziell gut ſtand, war eine
Selbſtver=
ſtändlichkeit. Man bezahlte weniger den Erfolg als die Nobleſſe
ſeiner Arbeit, die diskrete Methode. Denn in dieſen Kreiſen kame
ja alles auf Diskretion an.
Gegenwärtig hielt er ſich gerade wieder in Wien auf. Er
bflegie die Hälfte des Jahres unterwegs auf Reiſen zu ſein.
Der Erzherzog griff kurz entſchloſſen nach dem Tiſchtelepholl,
uachem er vorher in ſeinem Notizbuch geblättert hatte. Solche
Dinge mußte man ſchon ſelbſt erledigen.
(Fortſetzung folgt.)
Deutſch
in
Nummer 23
Januar 1928
Seite 5
Weutſchland gewinnt die 4X200 Meter Staffel. — Frankreich ſchlägt die deuiſche
Mannſchaft im Waſſerball 6: 3.— In den Einladungswettbewerben dominieren
die Deutſchen.
Im großen Pariſer Hallenbad wurde am Sonntag, bei
Berordentlich ſtarkem Beſuch, der erſte Schwimm=Länderkampf
ör utſchland—Frankreich ausgetragen. Der Länderkampf ſelbſt
ei te ſich aus zwei Wettbewerben, einer 4X200=Meter=Freiſtl=
Shaffel und einem Waſſerballkampf, zuſammen. Außerdem
ſtar=
eien aber noch einige Deutſche Meiſterſchwimmer in den
Ein=
anwuigswettbewerben. Der Länderkampf nahm den erwarteten
Arsgang, d. h. die Deutſchen gewannen die Freiſtilſtaffel und
i Franzoſen den Waſſerballkampf. In der Freiſtilſtaffel war
n. Zeit der deutſchen Mannſchaft mit 10:00,6 Minuten ziemlich
nirßig. Es muß jedoch berückſichtigt werden, daß das etwa
0 Meter lange Baſſin ziemlich flach iſt. Jeder der vier deutſchen
Schwimmer (Heitmann, Berges, Derichs, Heinrich) holte
gegen=
ühser den Franzoſen etwa 6 Sekunden Vorſprung heraus. Zum
Schluß betrug der Vorſprung etwa /4 Bahnlänge. Die Zeit
eir Franzoſen war 10:25 Minuten.
Das Waſſerballtreffen endete mit einem 6:3=(2:2=/Sieg der
Fuanzoſen. Vor Beginn des Spiels überreichte der Spielführer
de— Franzoſen, Padou, dem Spielführer der Deutſchen, Erich
Rindewacher, zur Erinnerung eine Plakette. Deutſchland kam
chwon in der erſten Minute durch Schüpger zu einem Treffer,
ei aber von dem überaus parteiiſchen belgiſchen Schiedsrichter
Zwubeus nicht anerkannt wurde. In der 4. Minute brachte dann
Ewofer Deutſchland in Führung. In der nächſten Minute aber
chwon wurde Kipfer und ſein Gegenüber, der Franzoſe Cuvelier,
ſesausgeſtellt. Nach ſchönem Durchſpiel erhöhte dann Cordes
n. der 5. Minute auf 2:0 für Deutſchland. Nach dieſem
gün=
tigen Auftakt hoffte man in der deutſchen Kolonie bereits auf
ſüx günſtiges Abſchneiden, aber es ſollte doch anders kommen.
Duer famos, disponierte Padou gab gut durch, und kurz
hinter=
eingander fielen durch den gut bedienten franzöſiſchen Sturm
ſch ei Treffer. Mit 2:2 Toren wurden die Seiten gewechſelt.
Nach Wiederbeginn benachteiligte der Schiedsrichter die
Drutſchen noch ſtärker als vorher. Dadurch wurde die ganze
Muannſchaft nervös, beſonders Erich Rademacher im Tor ſpielte
eſ=t ſehr aufgeregt. Bähre machte zweimal den Fehler, daß er
ſu, weit vorſtieß und dann nicht ſchnell genug an ſeinen Platz
ziuag. Dadurch entſtand hinten eine Lücke. Padou nützte die
Sütuationen gut aus und brachte ſeinen Angriff zweimal
er=
v) greich vor. Dann ſchoß er ſelbſt das 5. Tor. Bähre konnte
ſwar noch einen Treffer aufholen, aber die Franzoſen waren
nach einmal erfolgreich.
In den Einladungswettbewerben ſpielten die Deutſchen eine
enrr gute Rolle. Sie konnten ſämtliche von ihnen beſtrittenen
Gettbewerbe gewinnen. Riebſchläger zeigte in einem
Schau=
hringen gegenüber den Franzoſen eine ſtarke Ueberlegenheit.
Die übrigen Ergebniſſe lauteten:
100 Meter Freiſtil: 1. Heinrich, Deutſchland, 1:05,4 Min.
1:06,6 „
2. Schelle, Belgien,
3. Coppitos, Belgien, 1:07,4 „
200 Meter Bruſt: 1. E.Rademacher, Deutſchl., 2:55,4 Min.
3:04,8
2. Nazier, Paris,
8:08,9
3. Talun, Paris,
100) Meter Rücken: 1. Küppers, Deutſchland, 1:14,0 Min.
1:192
2. Blitz, Paris,
3. Banchillon, Mizza, 1:23,2 „
Das Publikum zeigte ſich gegenüber den Deutſchen
Schwim=
uuern ſehr freundlich und ſparte auch an Beifall nicht, dagegen
ſietzßen die Vorbereitungen des franzöſiſchen Verbandes ſehr zu
wtnſchen übrig.
Die deutſchen Schwimmer, die bereits am Samstag
nach=
nittag eingetroffen waren, wurden erſt am Sonntag nachmittag
du rch den Präſidenten des franzöſiſchen Verbandes begrüßt. Die
Veranſtaltung ging nach deutſcher Zeit erſt um 1 Uhr nachts
zu Ende.
Erfolge Darmſtädter Schwimmer
in Wiesbaden.
Das Nationale Wettſchwimmen des S.V. Mattiacum bot
ſin den Seniorwettkämpfen faſt nur Alleingänge, dafür waren
die Jugendrennen glänzend beſetzt und durchweg in mehreren
Lü.ufen ausgetragen. Um ſo erfreulicher ſind daher die vier
Er=
ſoh=ge der beiden Darmſtädter Vereine, die ſich je zur Hälfte auf
drung=Deutſchlano und Rot=Weiß verteilen. Gleich die Er=
Eft nungslagenſtaffel fur Junioren wurde von Rot=Weiß mit
uoßem Vorſprung vor dem Feſtgeber gewonnen. In der durch
ſchein über die Nahn, da Matigeum verzichtete. Das Damei=
Zungendbruſtſchwimmen ſah Frl. Käthe Schellhaas mit großem
Vorſprung vor ihrer wohl ſchärfſten ſüddeutſchen Gegnerin, Frl
Doſter=Heilbronn, am Ziel, während ſich Karl Schneider, Jung=
Deutſchland, im Jugendbruſtſchwimmen unter 21 Bewerbern
als ſicherer Sieger herausſchälte. Das folgende
Damenjugend=
bel.=Schwimmen war eine glatte Sache für Frl. El. Wallhäuſer,
Jung=Deutſchland.
Und nun zum Kapitel Waſſerball! Zunächſt ſtand Rot=
Weiß 1. dem Wiesbadener S.C. 1911 (Liga) gegenüber. Rot=
Weiß drückte in der erſten Halbzeit ſtark, nach Halbzeit ſchied
Drieß durch Verletzung aus, ſo daß Wiesbaden in regelmäßigen
Abſtänden 3 Tore ſchoß. Im Endſpiel des Jugendſpiels
ſtan=
den ſich die Jugendmannſchaften beider Vereine gegenüber.
Auch hier drückte Rot=Weiß in der erſten Hälfte beängſtigend
und legte 2 Tore vor, doch konnte Wiesbaden nach dem Wechſel
ausgleichen, in der Verlängerung unterlag dann Rot=Weiß mit
2 weiteren Toren. Der Schiedsrichter Belz=Frankfurt war den
Anforderungen des Spieles in keiner Weiſe gewachſen; ſeine
Entſcheidungen erregten in beiden Lagern Kopfſchütteln. Hinzu
kam, daß Wiesbaden taktiſch geſchickt die Eigenart ſeines Bades
ausnützte und im flachen Teil ſeine Körperkraft in einer Weiſe
gebrauchte, die weit die Grenzen des Erlaubten überſchritt.
Schön iſt anders, und die Technik war beſtimmt nicht auf ſeiten
des Siegers!
(Bahnlänge 19,60 Meter, tiefe Wende).
Lagenſtaffel für Junioren, 4 mal 6 Bahnen: 1. Rot=Weiß
(Dahmer, Herzig, Eimbel, Merz) 6,39,4, 2. Mattiacum
Wies=
baden (diſtanziert) 6,58.
Jugendfreiſtil, 6 Bahnen: 1. Engelhardt, Offenbach 96,
1,20, 2. Martin, Mainz 01, 1,24,2, 3. Wirtz, Neuwied, 1,25,8.
Danenjugendbruſt, 8 Bahnen: 1. Käthe Schellhaas
Rot=Weiß, 2,35,2, 2. M. Doſter, Heilbronn, 2,41, 3. Gretel
Schäfer, Wiesbaden 1911, 2,41,8.
Jugendbruſtſchwimmen, 6 Bahnen: 1. Schneider,
Jung=Deutſchland, 1,40.1, 2. Martin, Mainz 01, 1.40,2,
1. Wirtz, Neuwied, 1,42 Min.
Damenjugend=bel., 6 Bahnen: 1. El. Wallhäuſer,
Jung=Deutſchland, 1,44 Min.
Jugendfreiſtilſtaffel, 3 mal 6 Bahnen: 1. Offenbach a. M. in
4,21,5 Min., 2. Neuwicd 09 in 4,38,1 Min.”
1. Seniorſpringen. 1. Herbert, Mainz 01, 94,23 P., 2.
Kohl=
höfer, Maitiacum Wiesbaden.
Sportliche Tagesſchau.
Anerkannter Schwimmrekord. Der von dem Darmſtädter
Friedel, Berges mit 6:46,1 Minuten in Darmſtadt aufgeſtellte
deutſche Rekord im 500=Meter=Freiſtilſchwimmen iſt von D. S. V.
anerkannt worden. Die alte Höchſtleiſtung wurde, mit 6:49,8
von dem Magdeburger Neitzel gehalten.
Arne Borg wird bei dem großen internationalen
Schwimm=
feſt in Berlin vom 4. bis 6. Febpuar an den Start gehen.
Die deutſchen Eis=Schnellaufmeiſterſchaften brachten am
Samstag auf dem Nießerſee über 500 und 5000 Meter Siege
von Mayke=Berlin und Vollſtedt=Altona. Im Eishockey ſiegte
Nieſſerſee 2:0 gegen Preußen Berlin und 11:1 gegen E.H.C.
Stuttgart
224 Meldungen ſind für die internationalen St. Moritzer
Winterrennen abgegeben worden.
Deutſcher Meiſter im Eisſchnellaufen wurde wieder Vollſtedt=
Altona, der den Berliner Meyke auf den zweiten Platz verweiſen
konnte.
Europameiſter im Eisſchnellaufen wurde Thunberg=
Finn=
land; der vorjährige Weltmeiſter Evenſen=Norwegen beſetzte vor
ſeinem Landsmann Ballangrud den zweiten Platz.
Die deutſchen Rodelmeiſterſchaften wurden in Friedrichsroda
entſchieden. Meiſter wurden: im Herren=Einſitzer Liebig=
Schrei=
berhau, im Damen=Einſitzer Frau Hagemann=Schreiberhau, im
Doppelſitzer Roſenbuſch ſenior und junior, Braunlage.
Einen Skiſprung von 72 Metern erreichte der Norweger Ole
Kolterurd bei den Olympia=Ausſcheidungsſpringen in Norwegen.
Die „Swiß Wanderers” die Schweizeriſche Olympia=
Hockey=
elf, gaſtiert am 5. Februar beim H.C. Heidelberg.
Im Hockey=Städtekampf gewann Düſſeldorf 7:5 gegen Köln.
Der Deurſche Hockey=Bund hält am 5. Februar in Leipzig
einen außerordentlichen Bundestag zur Klärung der akuten
Streitfrage „Bund der Verbäude” oder „Bund der Vereine” ab.
Neuer deutſcher Hockeyſieg in Paris. Der V. f. R.
Mann=
heim ſchlug am Sonntag in Paris den Racing Club de France
klar mit 5:2 Treffern.
Gegen einen Bund der Verbände ſprach ſich eine Vereins=
Bund aus. Man will am Bund der Vereine feſthalten.
Berliner Rugbymeiſter iſt der S.=C. Charlottenburg durch
einen 21:0=Sieg über den Berliner Rugby=Club geworden.
Franz Diener ſchlägt Jack Stone in der 1. Runde k. v. Den
internationalen Boxkämpfen in der Breslauer Jahrhunderthalle
wohnten über 4000 Zuſchauer bei. Im beifällig aufgenommenen
Hauptkampf konnie der deutſche Schwergewichtsmeiſter Frau
Diener den Engländer Jack Stone bereits in der erſten
Ran=
k. o. ſchlagen Stone mußte ſchon bald nach Beginn des
Kampfes bis ſieben zu Boden. Ende der Runde lief er dann
in einen Kinnhaken herein, der ihm den Reſt gab.
Fußball.
Die Süddeutſchen Endſpiele.
Favoritenſiege — und doch Ueberraſchungen.
Die ſüddeutſchen Endſpiele des 22. Januar ſahen wiederum
die Favoriten in Front, und doch gab es wieder, wie ſchon am
letzten Sonntag, eine Reihe von Ueberraſchungen, da in den
meiſten Fällen die Tordifferenzer überraſchend kamen. Niemand
hätte für möglich gehalten, daß ſich die Wormſer Elf in
Karls=
ruhe eine 1:9=Niederlage holen würde, daß ſich V. f. L. Neckarau
durch den F.S.V. Frankfurt 07 2:7 abfertigen laſſen müſſe.
Andererſeits hielt ſich der V. f. B. Stutvgart zuhauſe ſo gut, daß
ſich der 1. F.=C. Nürnberg mit einem 1:0 beſcheiden mußte.
In der Nunde der Meiſter
gab es diesmal nur zwei Spiele. Vor einem Rekordbeſuch von
30 000 Zuſchauern hielt ſich der S.=V. Waldhof im neuen
Mann=
heimer Stadion gegen die Sppg. Fürth necht gut. Die Fürther
Kleeblättler ſiegten zwar mit 2:0 (1:0) ſchließlich verdient, aber
de inoch war bei ihrem Siege das Glück ein wenig mit im Spiel.
Die beiden Treffer ſchoſſen Seiderer und Kießling. — Eine
kata=
ſtrophale Abfuhr holte ſich die Wormatia Worms mit 1:9 (
Halb=
zeit 1:5) Treffern beim Karlsruher F.=V. Die 7000 Zuſchauer,
die zum KFV=Platz gekommen waren, um eine „Wunderelf”
zu ſehen, wurden arg enttäuſcht, denn die Wormſer bekamen
überhaupt keine Gelegenheit, ingend etwas zu zeigen. Der
end=
lich wieder einmal flach ſpielende KFP. dominierte von der
erſten bis zur letzten Minute mid ſiegte, wie er wollte. — Die
bisherigen Ergebniſſe der ſüddeutſchen Endſpiele laſſen ſchon
ſo=
viel erkennen, daß Fürth und Bayern München als Favoriten
für die beiden erſten Plätze in Frage kommen, ſtark bedrängt
allerdings von den Mannſchaften Eintracht Frankfurt, S.=V.
Waldhof und Karlsruher F. V. Die übrigen drei Mannſchaften,
Stuttgarter Kickers, Wormatia Worms und F.=V. Saarbrücken,
werden vielleicht noch die eine oder andere Ueberraſchung
bringen können, aber eine Rolle kann man ihnen ſchon heute
nicht mehr zuſprechen.
Die Tabelle der Meiſterrunde.
14:4 Punkte
5:1 Spvg. Fürth 3:0 4:0 Karlsruher F.=V. 16:8 4:4 Eintracht Frankfurt 5:4 8:3 Strttgarter Kiclers 4:4 8:3 Wormatia Worms 6:13 8:3 S.=V. Waldhof 03 0:4 F.=V. Saarbrücken 4:16 0:4
Die Troſtrunde.
In der Gruppe Südweſt
konnte der 1. F.=C. Nürnberg ſeine Favoritenſtellung durch einen
in Stuttgart über den V. f. B. erzielten 1:0=(0:0-)Sieg befeſtigen.
Der Kampf Union Böckingen — Wacker München mußte in der
19. Minute wegen der ſchlechten Bodenverhältniſſe beim Stande
von 1:0 für Wacker abgebrochen werden. V. f. R. Fürth konnte
zu Hauſe gegen Phönix Karlsruhe überraſchenderweiſe nur ein
1:1 (1:1) erzielen. München 1860 ſchlug den S.=C. Freiburg
Alar 3:1 (1:1). Die Tabelle:
In der Gruppe Nordweſt
brachte das Spiel zwiſchen den Faporiten F. S. V. Frankfurt und
V. f. L. Neckarau eine Art Vorentſcheidung, die mit 7:2 (4:2) klar
zugurſten, der Frankfurter Elf ausſiel. V.f. L. Neu=Iſenburg
und Boruſſia Neunlirchen ſpielten 2:2, Saar 05 Saarbrücken und
Rot=Weiß Frankfurt 1:1. Die Tabelle:
Spiele Tore Punkte
F.S. V. Frankfurt
7.
14:7
9:8
4:2
V. f. L. Neckarau
3:3
Rot=Weiß Frankfurt
2:2
Ludwigshafen 03
2:1
2:2
V. f. L. Neu=Iſenburg
2:2
2:2
1:7
6:10
Boruſſia Neunbirchen
1:5
1:3
Saar 05 Saarbrügen
2:3
0:2
F. S.V. 05 Mainz
Karlsruher F. V.
überfähr. Wormatia Worms 9:1.
Der flach ſpielende K. F.V. hat einen ſehr guten Tag. —Wormatig
verſagt vollkommen.
Bei prächtigem Fußbauwetter kamen am Sonntag 7000
Zu=
ſchauer zum K.F.V.=Platz, um die als „Wunderelf” angekündigte
Wormatia Worms zu ſehen. Die Wormaten hatten in den
bis=
führertagung des Rhein-Main=Kkreiſes im Deutſchen Hockey= herigen Endſpielen immerhin die Sutgarte, Kicke.* Srſcho.
und den „Bayern” in München ein Unentſchieden abgetrotzt,
Man durfte alſo von ihnen eigentlich etwas erwarten. Aber die
Enttäuſchung wurde groß. Die Wormſer Elf wußte gegenüber
dem ſtets überzeugend dominierenden K. F.V. überhaupt und nie
eine Rolle zu ſpielen. Der K.F.V, den man ſeit langer Zeit
wieder einmal flach ſpielen ſah, und der wohl in erſter Linie auf
Grund dieſer Tatſache zu ſeinem glänzenden Erfolge kam, ſiegte,
wie er wollte. Bereits bis zur Pauſe ſtand das Ergebnis 5:1.
An den Torerfolgen waren in erſter Linie der Türke Bekir, dann
er auch Qugſten und Kaſtner beteiligt.
Der K. F.V. übernahm ſofort die Initiative und es dauerte
nicht lange, da hagelte es durch Bekir, Quaſten und Kaſtner Tor=
Nummer 23
Seite 6
ſchüſſe, die vorerſt noch mit Glück abgewehrt wurden, zum Teil
aber tnapp ihr Ziel verfehlten. In der 12. Minute erſt ſetzte
der Torreigen ein. Qucſten gab fein zur Mitte, Link täuſchie
ſchön und Kaſtner konnte einſenden. Der K. F. V. gab weiter den
Ton an, Wormatia hatte einfach nichts zu beſtellen und mußte
fich ganz auf die Abwehr einſtellen. In der 27. Minute umſpielte
Bekir in ſeiner bekannven Manier vier Mann und ſtellte das
Er=
gebnis auf 2:0. Drei Minnten ſpäter täuſchte der auf Linksaußen
gegangene Bekir elegant, ſeine Flankte wurde von Reeb
verwan=
delt. Eine famoſe Kombination Quaſten-Bekir führte in der 34.
Minute durch Kaſtner zum dritten Tor. Ein plötzlicher Vorſtoß
der Gäſte überraſchte in der 37. Minute die K.F.V.=
Hintermann=
ſchaft, die mit dem Eingreifen zögerte, und ehe man ſich recht
be=
ſann, hatte Völker für Worms das Gegentor erzielt. Ein Schuß
von Reeb wurde, in der 43. Minute vom Wormſer Torhüter
ſchlecht abgewehrt, der Ball ſprange von Link ab ins Tor und 5:1
hieß das Halbzeitergebnis. Zwölf Minuten nach dem Wechſel
ver=
loren die Wormſer ihren Halblinken Müller durch eine Verletzung.
Bereits eine Minute ſpäter konnte Link eine Vorlage Bekirs zum
6. Tore einſchießen. Ein ſehr ſchönes Durchſpiel von Bekir wurde
in der 21. Minute von Kaſtner mit Torſchuß abgeſchloſſen. Zwei
Minuten ſpäter kam Worms zu einem Elfmeter, der aber von
Winkler verſchoſſen wurde. Dagegen konnte der K.F.V. in der
35. Miwute durch Günther einen Foul=Elfmeter verwandeln. Im
Anſchluß an die 9. K.F.V.=Ecke entſtand vor dem Wormſer Tor
ein Gedränge, Reeb erwiſchte das Leder und ſchoß ein. Das
Pu=
blikum feuerte jetzt die einheimiſche Elf lebhaft an, daß dieſe
eine zweiſtellige Torziffer erkeichen ſollte, aber es langte dazu
nicht mehr.
Wie ſchon eingangs geſagt, hat der K.F. V. dieſen hohen Sieg
in erſter Linie der Tatſache zu verdanken, daß er nach langer Zeit
wieder einmal zum Flachſpiel übergegangen war. Er hatte
außer=
dem eine Umſtellung vorgenommen, die ſich ſehr bewährte. Ege
ſpielte als linker Läufer und Reeb, der bis dahin dieſen Poſteu
eingenomen hatte, wirkte mit großem Erfolge als Rechtsaußen.
Im übrigen klappte es in allen Reihen ganz ausgezeichnet. Einen
Monn beſonders hervorzuheben, hieße die übrigen zurückſetzen,
die Elf mag ſich mit einem Gefamtlob begnügen. — Von der
Wormſer Elf iſt nichts Rühmliches zu ſagen. Nicht ein einziger
Mann zeigte beſondere Leiſtungen. Zweifelsohne wurde die
Mannſchaft von vornherein ſo vom K. F.V. verblüfft, daß ſie den
Kopf verlor und nie recht zur Beſinnung kam. Vielleicht hat aber
auch die Wormſer Mannſchaft einen beſonders ſchwarzen Tag
ge=
habt. Wie dem auch ſei, eines ſteht jedenfalls feſt, daß die
Wormſer Elf keine Wunder=Elf iſt. Sie wird ſicher auch weiter
zu beachten ſein, aber kaum noch eine beſondere Rolle ſpielen.
FSV. Frankfurt — VfL. Neckarau 7:2.
Das Spiel zwiſchen den Favoriten der Gruppe Nordweſt
über=
raſcht. — Die Frankfurter Elf in großer Fahrt.
In der Troſtrunde der Gruppe Nordweſt gelten der FSV.
Frankfurt und der V.f.L. Neclarau als Favoriten und das auch
wohl mit einer gewiſſen Berechtigung. Das Spiel in Frankfurt
konnte alſo als eine Art Vorentſcheidung betrachtet werden. Sie
iſt nun ganz klar zugunſten der Frankfurter Elf ausgefallen, die
einen in jeder Hinſicht verdienten Sieg davontrug. Einen Sieg,
deſſen Auswaß wohl allenhalben größte Ueberraſchung
hervor=
rufen wird. Bei der Frankfurter Elf macht ſich jetzt allmählich
die Townleyſche Schule bemerkbar. Der FSV. iſt techniſch und
taktiſch weſentlich beſſer geworden. Er ſpielt heute einen ſchönen
Flachfußball, dazu haben ſeine Stürmer aber das Schießen nicht
verlernt. Die Neckarauer Elf pflegt dagegen immer noch ihren
alten Kampfſtil, der wohl zeitweiſe und gegen ſchwächere
Mann=
ſchaften zu Erfolgen führen mag, mit dem ſie ſich jedoch auf die
Dauer nicht durchſetzen wird. Zumal dann nicht, wenn ihr beſter
Mann, die Schußlanone Zeilfelder, ſo gut abgedeckt wird, wie
das am Sonntag in Frankfurt der Fall war. Das Spiel war
üb=
eigens ſchon bei Halbzeit, als der FSV. 4:2 führte, ſo gut wie
entſchieden. Nach der Pauſe dominierte dann die einheimiſche
Glf ſtändig. Sie konnte unter dem Beifall der 8000 Zuſchauer
das Reſultat noch um drei Treffer erhöhen.
Sp. Vg. Fürth ſchlägt Waldhof 2:0.
30 000 Zuſchauer im Mannheimer Stadivn. — Der Waldhof=
Sturm kann keine Tore ſchießen. — Fürth überzeugt nicht immer.
Dreißigtauſend Zuſchauer im Mannheimer Stadion — ein
Rekord für Manaheim! Der Name der Spvg. Fürth zog. Ueber
die Güte des Spiels ließ ſich nicht klagen; wenn aber die 30000
dennoch ſtark enttäuſcht waren, ſo lag das an der
Schußunfähig=
keit ihres einheimiſchen Meiſters, ſobald es ſich für den Sturm
darum handelte, mehr zu tun, als im Strafraum zu
kombi=
nieren. Unter dieſer temperamentloſen Unproduktivität der
Waldhofer litt der ganze Charakter des Spiels. Dem reinen
Spielverlauf nach hätte Waldhof nicht zu verlieren brauchen. Die
Chancen waren gleichwertig verteilt und die Leiſtungen der
Fürther waren bei aller Güte nicht immer überzeugend. Mai
gewann den Eindruck, daß der Mannheimer Sturm das Spiel
werſchenkte, und dieſer Umſtand ließ eine gewiſſe Unzufriedenheit
der Menge aufkommen. Bei alledem zeigte aber Fürth immer
noch eine ſo gute Geſamtleiſtung, daß der Sieg keineswegs als
unverdient bezeichnet werden kann. Vielleicht war er ein wenig
glücklich — aber das Glück hielt zu den Tüchtigeren. Durch
Seiderer war Fürth in der erſten Halbzeit in Führung
ge=
gangen. Lange noch rechnete man mit dem Ausgleich, und die
eigentliche Entſcheidung fiel erſt kurz vor Schluß durch ein Tor
von Kießling, das an dem Endergebnis keinen Zweifel mehr
aufkommen ließ.
Spielvereinigung 1921 Darmſtadt 1.—Spielvereinigung
Vor=
wärts Frankfurt 1. 1:1 (2:0).
Trotz Erſatz konnte die Spielvereinigungsmannſchaft in
Frankfurt obigen Kreisklaſſengegner ſchlagen. Der Darmſtädter
Mannſchaft gebührt ein Gefamtlob, denn jeder gab heute das
Letzte her. Huffen wir, daß ſie noch mehr ſolcher Reſultate
gegen Kreisklaſſenmannſchaften aufſtellt. — Spielverlauf=
Darmſtadt hat Anſtoß und kenn nach 9 Minuten durch den
Halb=
rechten in Führung gehen. Darmſtadt iſt immer im Vorteil,
kann aber doch außer Eckbällen nichts erreichen, da die
gegne=
riſche Verteidigung auf der Hut iſt Kurz vor Halbzeit gelingt
es doch, ein weiteres Tor für ſeine Farben zu buchen. — Nach
der Halözeit verteiltes Feldſpiel, bis es D. wiederum gelingt.
das dritte Mal einzuſchießen. Jetzt druckt auch Frankfurt und
kann durch einen zugeſprochenen Elfmeter ſein erſtes und
ein=
ziges Tor erreichen. Die Spielvereinigungs=Mannſchaft kann
bis zum Schlußpfiff des Schiedsrichters nochmals erfolgreich
ſein. Der Schiedsrichter konnte gefallen. — Spielvereinigung
1921 Darmſtadt 2—Spielvereinigung Vorwärts Franffurt 2
0:4 (0:2), Spielvereinigung 1921 Darmſtadt, 1. Jgd.—Erfelden
1. Jgd., 13:0.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd. — 1. Jgd. Griesheim, dort: 5:1.
2. Jgd. — 1. Jgd. Eberſtadt, hier: 9:1.
3. Jgd. — 4. Jgd. Spp. 98 7:0 (1:0).
1. Schülerm. — 3. Schülerm. Spv. 98 3:1.
2. Schülerm. — 1. Schülerm. Eberſtadt, hier: 2:4 (2:1).
Die Spielführerfitzungen finden wieder wie früher ſtatt.
Fußba’l=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Montag, den 23. Januar 1928
Troſtrunde. Abt. Südoft.
In Fürth: V. f. R. Fürth—Phönix Karlsruhe 1:1 (1:1).
In München: S. V. Mürchen 1860—Freiburger S. C. 3:1 (1:1).
In Böckingen: Union Böckingen—Wacker München 0x1 (abgebr.).
In Stuttgart: V. f. B. Stuttgart—1. F. C. Nürnberg 0:1 (0:0).
Abt. Nordweſt.
In Frankfurt: F. S. V. Frankfurt—V. f. L. Neckarau 7:2 (4:2),
In Neu=Iſenburg: V.f. L. N.=Iſenb.—Bor. Neunkirchen 2:2 (2:1).
In Saarbrücken: Saar 05 Saarbrücken—S. C. Rot=Weiß
Frank=
furt 1:1 (1:0).
Geſellſchaftsſpiele.
Union Niederrad—Haſſia Bingen 2:0. Alemannia Worms
—Kickers Offenbach 0:3. S. V. Wiesbaden-Viktoria
Aſchaffen=
burg 7:1. Kreuznach 02—Sport 60 Hanau 3:0. 1. F. C. Hanau 93
—V. f. R. Mannheim 4:1. Viktoria, Hanau 94 — Germania
Friedrichsfeld 2:5. F. Vg. Fechenheim 03—Sp. Vg. Sandhofen
3: 3. F. C. Freiburg—F. C. Biel (Schweiz) 2:2. F. V. Ulm94
—F. V. Zuffenhauſen 5:2. Sp. Vg. Freiburg—Stuttgarter S. C.
1:3. F. V. Offenburg—F. C. Mannheim 08 6:1. T. S. G.
Höchſt 01—Sportfreunde Saarbrücken 1:3. Eintracht Trier—
Koblenz 00/02 6:0.
Weſtdeutſchland.
Bezirksmeiſterſchafts=Endſpiele.
Rheinbezirk: V. f. R. Köln—Sp. Vg. Köln=Sülz 07 1:4. Heſſen=
Hannover: Kurheſſen Kaſſel—S. C. 03 Kaſſel 0:2.
Weitere Spiele.
Berg.=Märk. Bezirk: Fortuna Düſſeldorf—S. C. Sonnborn
3: 1. Düſſeldorf 99—Soli gen Gräfrath 0:2. Turu Düſſeldorf
—V. f. L. Benrath 2:3. Rheinbezirk: Eintracht M.=Gladbach—
V. f. B. Aachen 1:1. Niederrheinbezirk: Duisburger Sp. V.—
S. C. Oſterfeld 3:0. Grafſchaft Moers—V. f. B. Ruhrort 2:2.
Union Krefeld—Meiderich 06 5:4. Preußen Krefeld — Union
Hamborn 3:0. Homberger Sp. V.—S. C. Sterkrade 4:4.
Ruhr=
bezirk: Schwarz=Weiß Eſſen—Eſſen 99 3:1. B. V. Alteneſſen—
M. B. V. Linden 4:1. B. V. Stoppenberg—Sportfreunde Eſſen
5:2. Germania Bochum-Preußen Eſſen 1:4. Schalke 04—
Buer 07 1:4. Erle 08—Union Gelſenkirchen 0:2. Dortmund 95
—Schalke 96 1:0. Al. Dortmund-Caſtrop 02 0:0.
Weſtfalen=
bezirk: Arminia Bielefeld-Viktoria Recklinghauſen 9:0. Union
Herford—Teutonia Lippſtadt 0:2. Sparta Nordhorn—V. f. L.
Osnabrück 2:0. Südweſtfalenbezirk: Sportfreunde Siegen—
Hagen 72 1:5.
Berlin.
Hertha/B. S. C.—Tasmania Neukölln 4:0. Viktoria Berlin
—Norden=Nordweſt Berlin 6:3. Wacker 04 Tegel—Spandauer
S. V. 4:6. B. V. Luckenwalde—Berliner S. V. 92 6:5. Union
Potsdam-Kickers Schöneberg 3:4. Minerva Berlin—Tennis/
Boruſſia Berlin 2:5. Preußen Berlin—Union Oberſchöneweide
1:3. Weißenſee 1900—1. F. C. Neukölln 1:5.
Norddeutſchland.
Wiesbadens Proteſi abgelehnt.
Der Proteſt des SV. Wiesbaden wegen der Vorgänge beim
Spiel gegen Haſſia Bingen kam vor dem Verbandsgericht zur
Verhandlung. Das Verbandsgericht erkannte zwar an, daß der
SV. Wiesbaden mit der Auslegung des Paragraphen bezüglich
der Schiedsrichtergeſtellung aus dem eigenen Bezirk recht habe.
vertrat aber weiter die Anſicht, daß dieſer Paragraph durch die
Ausführungsbeſtimmungen des letzten Verbandstages in Mainz
ein anderes Geſicht erhalten habe. Dieſe Auffaſſung veramlaßte
das Verbandsgericht, den Proteſt des SV. Wiesbaden
abzuleh=
nen. Der V.f.L. Neu=Iſenburg bleibt alſo dritter Vertreter der
Gruppe Heſſen. Die beſonderen Fragen hinſichtlich der Art der
Schiedsrichtergeſtellung im Mainbezirk ſind getrennt beſprochen
worden. Ueber das Ergebnis iſt nichts bekannt geworden.
Kraftſport.
Heſſ. Pol.=Sp.=V. — Kr.=Sp.=V. Fürth i. O. 12:2.
Zum letzter Verbandskampf in der B=Klaſſe hatten die Ringer
des Heſſ. Polizeiſportvereins, e. V., den Kraftſportverein Fürth
i. O. als Gaſt. Auch dieſer Kampf führte zu einem Siege für
die Poliziſten. Das Endreſultat lautete 12:2 Punkte für die
Ord=
nungshüter. Um es vorweg zu fagen, der Kampf ſtand zu jeder
Zeit auf hoher Stufe. Beiderſeits wurden gute Leiſtungen
ge=
zeigt. In Herrn Kaltwaſſer 95 war ein guter und ſtets
einwand=
freier Kampfrichter zur Stelle. Die Poliziſten ſind nun
unge=
ſchlagen Meiſter in der Klaſſe B. Wir wünſchen ihnen für die
Zukunft alles gute.
Fliegengewicht: Hahl (Polizei) beſiegte Georg (Fürth) nach
13 Minuten, nach aufregendem Kampf. Hahl rechtfertigte auch
hier das in ihn geſetzte Vertrauen und beendete die
Verbands=
runde ohne Niederlage.
Bantamgewicht: Daum (Polizei) legte Walter (Fürth) nach
15 Minuten auf beide Schultern.
Federgewicht: Schrauder (Polizei) fertigte. Neipp (Fürth)
ſchon nach zwei Minuten ab.
Leichtgewicht: Flügel (Polizei) beſiegte Hirth (Fürth) in
20 Minuten nach Punkten. Was keiner gedacht hätte, wurde hier
zur Wahrheit. Flügel brachte es fertig, ſeinen Gegner, der
be=
reits ſchon vier Jahr unbeſiegt blieb, nach Punkten zu beſiegen.
Leichtmittelgewicht: Vetter (Polizei) fertigte Kalt (Fürth)
ſchon nach ſünf Minuten Ringzeit ab.
Schwermittelgewicht: Knapp (Polizei) hatte nicht viel Mühe
und legte Pfeiffer (Fürth) nach einer Minute auf beide
Schul=
tern.
Schwergewicht: Sieger Schmidt (Fürth), da Polizei keinen
Gegner zur Stelle hatte. Leider konnten die Poliziſten dieſen
Kampf nicht beſetzen, da Stumpf am vorigen Sonntag verletzt
wurde und die beiden anderen Schwergewichtler durch Krankheit,
bzw. Urlaub verhindert waren.
Bezirk Hamburg: Polizei Hamburg—St. Georg Hamburg
3:0. Viktoria Hamburg-Cechoſlovan Prag 5:1. Bezirk Kiel:
Holſtein Kiel—Hamburger S. V. (Geſellſchaftsſpiel) 3:4. Bezirk
Hannover: Leu Braunſchweig—F. C. Ottenſen Hamburg (
Ge=
ſellſchaftsſpiel) 4:6. Bezirk Bremen: Union Bremen — Friſia
Oldenburg 2:2. V. f. B. Oldenburg—Werder Brewen 2:0. A. B.
T. S. Bremen—V. f. L. Rüſtringen 4:0.
Mitteldeutſchland.
Pokal=Vorſchlußrunde.
Dresdener S. C.—Fortuna Leipzig 1:0 (1:0). Chemnitzer
B. C.—Guts Muts Dresden 1:2 (0:1).
Nordweſtſachſen: V. f. B. Leipzig — Viktoria Leipzig 1:2.
T. u. B. Leipzig—Eintracht Leipzig 3:0. Sportfreunde Leipzig—
Arminia Leipzig 2:2. Sp. Vg. Leipzig — Wacker Leipzig 2:5.
Oſtſachſen: Sportgeſ. 93 Dresden-Brandenburg Dresden 5:4.
Meißen 08 — Sp. V. 06 Dresden 4:1. Weſtſachſen: V. f. B.
Zwickau—Meerane 07 2:4. Mittelelbgau: Fortuna Magdeburg
—Sp. u. Sp. Magdeburg 4:2. Feuerwehr Magdeburg-Preußen
Magdeburg 4:1. Germania Magdeburg—V. f. L.
Neuhaldes=
leben 4:1. Preußen Burg — Cricket/Viktoria Magdeburg 2:7.
Nordthüringen: Sp. Vg. Erfurt—S. C. Erfurt 9:0. S. V.
Arn=
ſtadt—Sportring Erfurt 2:3. Oſtthüringen: S. C. Weimar—
V. f. B. Rudolſtadt 2:3. S. V. Jena—S. C. Apolda 4:2.
Sport=
freunde Apolda-Vimaria Weimar 2:7. S. V. Kahla—1. Sp. V.
Jena 1:1.
Südoſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsvorrunde.
Mittelſchleſien: Sp. Vg. Brieg-Breslau 98 1:9. Schüler
S. C. Oels—Preußen Konſtadt 5:1.
Baltenverband.
Viktoria Stolp—V. f. B. Stettin 2:3. Titania Stettin—
Alemannia Berlin 2:3.
Die Arteile im Fall „Viktoria” Aſchaffenburg.
Vor dem Verbandsgericht des S.F. und L.V.
Das Verbandsgericht des Süddeutſchen Fußball= und
Leicht=
athletik=Verbandes beſchäftigte ſich am Samstag und Sonntag in
Frankfurt a. M. mit den Anzeigen des FSV. Frankfurt gegen die
Vikoria Aſchaffenburg. Nah ſtundenlangen
Zeugenvernehmun=
gen und Verhandlungen fällte das Verbandsgericht u. a. die
fol=
genden Urteile: Der Spieler Hermann (Viktoria
Aſchaf=
fenburg) wurde freigeſprochen, da das
Verbands=
gericht nicht zu der Ueberzeugung kommen konnte, das H. den
Spieler Wijk (FSV. Frankfurt) abſichtlich verletzt hat. — Der
Platz der Viktoria Aſchaffenburg wird bis zum
13. März geſperrt (insgefamt alſo auf drei Monate) und
zwar in der Hauptſache wegen der Unruhe, die im Publikum
während des Spieles gegen den FSV. geherrſcht hot. — Wegen
Schiedsrichterbedrohung beim gleichen Spiele mußte der Spieler
Hock (Aſchaffenburg) ab heute auf vier Monate geſperrt werden.
Das Vorſtandswitglied Reinhardt=Aſchaffenburg erhielt, wegen
Beleidigung des Bezirksvorſitzenden Hoſmann eine Geldſtrafe von
30 Mark. Der Antrag des FSV. auf
Ungültigkeits=
erklärung des Spieles FSV. Frankfurt gegen Viktoria
Aſchaffenburg wurde abgelehnt. 40 Mark Geldſtrafe erhielt
der Spieler Hermann=Aſchaffenburg, weil er in einem
Zeitungs=
inſerat das Vorſtandsmitglied des FSV. Frankfurt, Dr. Roth=
wegen falſcher Veröffentlichungen, in der Preſſe
mußte abgelehnt werden. Der FSV. Frankfurt erhielt
ſchließlich noch 500 Mark Geldſtrafe, weil er inſofern
un=
fportlich gehandelt hat, indem er für die Zuſchauer, die
von Frankfurt aus mit nach Aſchaffenburg fuhren, einen
Reiſe=
zuſchuß auszahlte. Das Verbandsgericht ſtellte ſich auf den
Standpunkt, daß gegen einen Reiſezuſchuß an Mitglieder im
Prinzip nichts einzuwenden ſei, hier wäre aber der Zuſchuß an
Jeden ausbezahlt worden und dadurch hätte man auch den
gan=
zen Mob mitbekommen. Schließlich ſtellte das
Verbands=
gericht anheim, die Genehmigung für eine Reihe von Privat
klagen beim Vorſtand des Verbandes nachzuſuchen. Von den
Koſten des Verfahrens, trägt Aſchaffenburg zwei Drittel, der
FSV. Frankfurt ein Drittel.
Ringen der A=Klaſſe um die Gaumeiſterſchaft. Darmſtadt B
gegen Nieder=Ramſtadt 8:6.
Am Samstag, den 21. Januar, weilte die Ringermannſchaft
des Athl.=Sporbereins 95 Darmftadt in Nieder=Ramſtadt zum
fälligen Vordampf. Der Verlauf der einzelnen Kämpfe war ſehr
guter Sport, da beide Gegner in Hochform aufeiwandertrafen.
Nieder=Ramſtadt hatte bei dieſem Kampfe das Fliegengewicht
werſtärkt ſowie ſeinen alten bewährten Kämpen Aug. Schanz
wie=
der eingeſtellt, woran es auch ſehr gut getan. Daß es den
Darm=
ſtädtern trotzdem gelang, 8:6 zu ſiegen, zeigt von der guten Form
derſelben. Mit Herrn Linker=Arheilgen als Leiter des Kampfes
konnte man zufrieden ſein.
Fliegengewicht: Götz=Darmſtadt 95—Lautenſchläger=Nieder=
Ramſtadt. Bei dieſem Kampfe hatte der kleine, 10 Pfund leichtere
Götz gegen Lautenſchläger, welcher ſtark abtrciniert war, einen
ſehr ſchweren Stand. In fehr wechſelvollem Kampfe unterlag er
nach 9 Minuten durch einen Fallſchwung. 0:2.
Bantamgewicht: Mahler=D. 95—K. Beck=N.=R. Dieſer Kampf
ging faſt über die ganze Zeit, und wechſelten die Siegesausſichten
fortwährend. Während Beck techniſch der Beſſere war, arbeitete
Mahler, welcher erſt 15 Jahre alt iſt, mehr mit Kraft. Nach
17 Minuten gelang es ihm, mit einer gut ausgeführtem
Schleu=
der zu ſiegen. 2:2.
Federgewicht: K. Schwarz=D. 95—Gg. Schanz=N.=R. Hier
tra=
fen zwei alte Rivalen zuſawmen. Es zeigte ſich aber Schanz
ſeinem Gegner vollſtändig gewachſen, und ſiegte auch nach 5½=
Minuten durch Eindrücken der Brücke. 2:4.
Leichtgewicht: J. Marloff=D. 95—Ad. Göbel=N.=R. Hier ging
es die erſten 11 Minuten ziemlich ruhig her. Jeder taſtete und
ſuchte eine Blöße ſeines Gegners zu enddecken, aber es gelang
nichts. Als es aber nun in die Hocke ging, war es um Göbel
ge=
ſchehen. Zwei blitzſchnelle Armzüge und Marloff hatte nach 12/2
Minuten den Kampf zu ſeinen Gunſten entſchieden. 4:4.
Leicht=Mittelgewicht: Feldmann=D. 95—Aug. Schanz=N.=R.
Feldmann wurde in dieſem Kampfe duuch die Schnelligkeit und
energiſche Kampfesweiſe von Schanz vollſtändig überraſcht,
Schanz ſiegte ſchon nach 1 Minute durch einen wunderbar
aus=
geführten Ueberſtürzer. Von dieſem Kampfe hatte man ſich mehr
verſprochen. 4:6.
Halb=Schwergewicht: W. Schwarz=D, 95—H. Göbel=N.=R.
Die=
ſer war der hitzigſte Kampf des ganzen Abends. Beide gingen
gleich mächtig los, und die Matte hätte ruhig doppelt ſo groß
ſein können. Beide verſuchten ſtändig nur Schleudergriffe und
konnten ſich abſolut nicht ans Ende der Matte gewöhnen.
End=
lich nach 6 Minuten gelingt Schwarz eine Schleuder, und durch
ſchnellen Drehgriff war die Niederlage Göbels beſiegelt. 6:6.
Schwergewicht: H. Weckbach=D. 95—Falterwann=N.=R. Der
nun folgende entſcheidende Kampf war ein ſehr ungleichmäßiger.
Weckbach groß und ſchlank, Faltermann klein und dick. Beide
ber=
ſuchten mit Macht, etwas durchzuführen, aber nichts wollte
ge=
lingen. Endlich gelang Weckbach ein Hüftſchwung, Faltermann
ging durch eine ſehr zweifelhafte Brücke und drehte Weckbach in
dieſelbe. Nun begann ein verzweifelter Kampf zwiſchen Angriff
und Verteidigung, bei dem es Weckbach doch gelang, ſich aus der
Brücke zu befreien. Nun war aber Faltermann wit ſeinen
Kräſ=
ten zu Ende und ſchenkte Weckbach nach 7 Minuten den Sieg. 8:6.
Die Zwiſchen=
Um die füdweſtdeutſche Amateur=Meiſterſchaft.
runde im Mainbezirk.
Bantam: Hermannſohn=Mainz zwingt Hechler=Darmſtadt in
der 3. Runde zur Aufgabe; Mitzel=Main; ſchlägt Langmann=
Frankfurt nach Punkten. — Feder: Mielke=Fran/ſurt ſiegt
kampſ=
los über Holzhauſen=Fechenheim; Erker=Frankfurt ſchlägt Bleb=
Mainz nach Punkten. — Leicht: Winterbauer=Franlfurt zwingt
Seckel=Frankſurt 1. Runde zur Aufgabe: Röder=Franifurt zwingt
Bürkle=Wiesbaden 3. Runde zur Aufgabe. — Welter: Weiß=
Frankfurt gewinnt gegen Heß=Darmſtadt durch Disqualifikation;
Bleul=Frankfurt ſchlägt Eckert=Mainz nach Punkten. — Mittel:
Hieſtand=Frankfurt ſchlägt Mager=Höchſt nach Punkten; Beitz=
Mainz gewinnt kampflos gegen Nickel=Offenbach.
Nummer 23
Montag, den 23. Januar 1928
Seite 7
Em die badiſche Meiſterſchaft der D. S.B.
V.f.R. Mannheim-Pol.S. V. Freiburg . .
Geſellſchaftsſpiele.
Frankfurter Verband.
S. V. Frankfurt—S.V. Wiesbaden
Poſt=S. V. Frankfurt—Vf.L. Wetzlar
„
Polizei=S. V. Darmſtadt—F. S. V. Mainz 05
Bar Kochba Frankfurt—Hakoah Wiesbaden".
Endſpiele Mittelrheinkreis der D.T.
F.V. Nied-Vorwärts Langen".
.
Einkracht Wiesbaden—F. V. Koblenz=Mühlheim
5:7
Um den Aufſtieg in die Meiſierklaſſe.
Tp. Wolfskehlen—Tv. Arheilgen 1:3 (0:1).
Auf dem Waldſportphatz in Wolfskehlen ſtanden ſich obige
BBereine gegenüber. Das Spielfeld war gerade nicht in beſter
Berfaſſung. — Wolfskehlen hat Anſtoß, konmt aber nur bis zur
gegneriſchen Verteidigung. Arheilgen leitet einen guten Angriff
und ſetzt ſich im gegneriſchen Strafraum feſt. Nach kurzem Hin
ud Her erhält Götz den Ball, läuft durch, und ſchon heißt’s:
:0 für Arheilgen. Auf und ab wogt jetzt der Kampf, beide
Torwächter müſſen reichlich ihr Können unter Beweis ſtellen,
und beſonders der Arheilgens hält in blendender Manier. A.
ſendet ſich viel beſſer, und beſonders der Sturm wird recht
ge=
jährlich, verſteht aber doch bis zur Pauſe nichts Zählbares mehr
ſänzubringen. Es ſchoß wohl noch ein Tor, das aber wegen
Webertretens nicht gegeben wurde. Nach Wiederbeginn drückt
W. mächtig und macht auch von ſeiner Körperkraft recht viel
(Bebrauch. Nach fünf Minuten muß Arheilgens Mittelläufer
wegen unfairen Spiels den Platz verlaſſen. Gerade jetzt glaubte
inan an eine Niederlage Arheilgens, aber die Sache kam anders.
Der Halblinke H. Repp bekommt auf der Strafraumlinie den
Ball zugeſpielt und ſetzt mit einem ſchönen Schockwurf den Ball
im die linke untere Ecke. Vom Anwurf an geht W. gut durch,
7 uchs ſchießt von 20 Meter, Arheilgens Torwächter fällt zu früh,
umd der Ball geht über ihn ins Netz. Kurz vor Schluß nutzt
(rötz einen Fehler der Wolfskehler Verteidigung gut aus und
ſchießt Numner 3 für Arheilgen. Bis zum Schluſſe wird an
eem Ergebnis nichts mehr geändert.
Wolfskehlen ſtellt eine körperlich ſtarke Mannſchaft. Der
Sormann iſt verhältnismäßig gut, aber nicht überragend, an
ſen drei Toren trifft ihn keine Schuld. Die Verteidigung wirkte
hrs auf zwei, drei grobe Schnitzer recht gut. Der Läuferreihe
flhlt der Zuſammenhang ſowohl wit der Verteidigung als auch
writ dem Sturm. Der Sturm müßte mehr auseinander gehen,
tenn ſo fehlt jede Ueberſicht.
Von Arheilgen darf man ruhig ſagen, daß es eine Klaſſe
heſſer war als Wolfskehlen. Eine Hauptſtütze iſt ihr guter Tor=
Frächter, der die fabelhafteſten Sachen hielt. Das Publikum
inendete ihm lebhaft Beifall. Verteidigung und Läuferreihe
1—men nicht über den Durchſchnitt hinaus. Ganz anders zeigte
ſth der Sturm. Er leitet alle Angriffe von der Mittellinie
arus ein, und beſonders Götz und H. Repp ſind die treibenden
Kräfte.
Turnerſchaft Griesheim-Turngem. Darmſtadt 4:2 (0:1).
Bei herxlichem Wetter, trafen ſich auf dem Griesheimer
1zebungsplatz obige Vereine zum Rü.ſpiel. Die Griesheimer
M othoſen konnten ſich in ihrer neuen Aufſtellung glänzend
revan=
cieren, und wer geglaubt hatte, die 1846er würden auch diesmal
die Griesheimer überfahren, der ſah ſich getäuſcht. Beide
Mann=
ſchaften hatten ziemlich gleich viel vom Spiel. Die Angriffe der
Nearmſtädter waren in der erſten Hälfte recht gefährlich,
zer=
ſchellten aber meiſtenteils an der muſtergültigen Arbeit der
geg=
neriſchen Verteidigung. Bis zur Pauſe konnten die Gäſte 1:0
fähren, aber dann begann erſt für die Platzherren das Spiel.
„mmer ſchneller wurde das Tempo, und Griesheim drückt
mäch=
tyg, aber alle Torwürfe gehen entweder wider die Latte oder
merden eine Beute des Torhüters. Er hatte dabei großes Glück,
uuid wider alles Erwarten ſchoß Darmſtadt gerade in dieſer
epielphaſe ſein zweites Tor. Nun wird es Griesheim doch zu=
Mel. Bald zog es gleich und konnte auch bis zum Schluß noch
zweimal erfolgreich ſein. Mit dem Stande von 4:2 für
Gries=
heim beendete Schiedsrichter Meier=Eberſtadt das ſchöne und
ſt annende Spiel.
Turnerſchaft Griesheim 2.— Turngem. Darmſtadt 2. 3: 2.
Vor dem Spiel der erſten ſtanden ſich auch die zweitem
Mkannſchaften gegenüber. Auch hier ſiegten die beſſeren
Gries=
heimer. Das Spiel war reich an ſpannenden Momenten und
murde ſchön und ruhig durchgeführt. Die Griesheimer hätten
ei gentlich ein höheres Ergebnis verdient, denn ſie hatten weit
mehr vom Spiel.
Tgm. Beſſungen — Tv. Groß=Gerau 3:2 (2:1).
Ein Freundſchaftsſpiel! Und Beſſwigen hat geſiegt. Warum
curnnte es in den Verbandsſpielen nicht klappen? Sogar mit
Erſatz für Odenwald und Scheerer haben die Beſſunger den
Siieg an ihre Fahne geheftet. Auch die Zuſchauer waren gut
vertreten. Mag es das ſchöne Wetter geweſen ſein? — Groß=
Gerau hat Anſtoß und kommt auch gut vor. Beſſungens neue
Berteidigung muß ſehr achtgebei, aber heute ſteht ein großer
Jormann auf Beſſungens Seite. Nach 5 Minuten erſcheint der
AKittelläufer der Gäſte, nun klappt es auch im Sturm beſſer.
Much gleich kann der Mittelſtürmer das erſte Tor erzielen (1:0).
Dras Spiel iſt ſehr munter, aber es kann nichts zahlenmäßiges
er reicht werden, bis ein Durchbruch desſelben Spielers das
zweite Tor brachte. Kurz vor Halbzeit kann Groß=Gerau ein
Dor aufholen. Halbzeit 2:1 für Beſſungen. Nach Halbzeit nimmt
dias Spiel an Tempo zu. Beſſwigen drückt und kann auch noch
enn Tor erzielen. Das iſt Groß=Gerau zu viel, und kann durch
em ſchönes Zuſammenſpiel ſein letztes Tor erzielen. Bis zum
Söchluß iſt nichts weiteres zu erwähnen, mit 3:2 hat Beſſungen
a s Sieger das Feld verlaſſen.
Die zweite Mannſchaft konnte gegen die erſte Mannſchaft
von Hähnlein ihr Spiel auch ſiegreich geſtalten. 4:3 hieß das
Meſultat.
Das Spiel der 1. Jugend kointe durch anderweitige
Ver=
glebung des Platzes nicht ſtattfinden.
Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt-Turnverein Büttelborn,
1. Mannſchaften 3:0 (1:0), 2. Mannſchaften 11:1 (2:0).
Beide Mannſchaften in ihrer ſtärkſten Aufſtellung.
Beider=
ſäits wurde mit großer Hingebung gekämpft, was ſich beſonders
un der zweiten Halbzeit bemerkbar machte. Schiedsrichter Geibel
P=fungſtadt hatte das Spiel jederzeit in der Hand und ließ
un=
marneriſche Härten nicht aufkommen. Im übrigen führten die
MKannſchaften ein ſchönes Spiel vor, das durch ſehr gute
Einzel=
läiſtungen und ſpannende Momente gekrönt war. Auch der
An=
häingerkreis der 1375er hat ſich bedeutend vergrößert, ein
Zei=
chen, daß bei demſelben das Handballſpiel immer mehr an
In=
treſſe zunimmt — Der Spielverlauf: Die Turngeſellſchaft
er=
rngt in der 11. Minute durch 16,50 Meter den Führungstreffer.
Neie unermüdlichen Anſtrengungen der Büttelborner Stürmer
brringen bis zur Halbzeit keine Erfolge. Nun wurden die
Sei=
men gewechſelt. B. will mit aller Macht aufholen, doch die
toohlgemeinten Schüſſe werden von dem Darmſtädter Torwart
glänzend abgeſehrt. Weitere flotte Angriffe der Darmſtädter
bringen das Büttelborner Tor oft in Gefahr, bis es dem
Rechts=
außen gelingt, durch einen prachtvollen 30=Meter=Wurf das
Re=
ſultat auf 2:0 zu ſtellen (das ſchönſte Tor des Tages). Kurze
Zeit darauf war es wiederum derſelbe Spieler, der den Sieg
3:0 ſicherſtellte. In den letzten 10 Minuten ſteigert ſich das
Spiel nochmals zu einer ſelten geſehenen Schnelligkeit. Man
verſucht immer noch aufzuholen, doch der Schlußpfiff ſetzt allen
weiteren Anſtrengungen ein Ende.
Die 2. Mannſchaft war der Büttelborner weit überlegen
und konnte mit dem Reſultat 11:1 den Platz verlaſſen.
Motorſport.
AOAC.=Winterfahrt nach Bad Flinsberg.
Die ſportlichen Wettbewerbe: Bergrennen — 2. deutſches
Ski=Motor=Rennen.
Die vom A.DAC. als Geſamtklub veranſtaltete
Winter=
fahrt 1928 nach Bad Flinsberg erfreute ſich einer ſehr ſtarken
Veteiligung nachdem die anfangs ſchlechte Witterungslage ſogar
ſchon eine Abſage der Veranſtaltung erwägen ließ. Das
Auf=
gebot der Fahrzeuge war indeſſen ſehr gut. Es iſt mit
ins=
geſamt rund 250 Fahrern zu rechnen. Am Samstag abend
waren rund 150 Fahrer in Bad Flinsberg eingetroffen. Am
Sonntag gelangen in Bad Flinsberg ein Bergrennen und ein
Skirennen hinter Motorrädern zur Durchführung. Das
Berg=
rennen führt über eine Strecke von 2 Kilometern bei 10 Prozent
Steigung, das Skijöring hat bei 3 Kilometer eine weſentlich
leichtere Steigung, dafür ſind hier aber 17 Kurven zu
über=
winden Beim Training zeigte ſich, daß eine Strecke von
3 Kilometern das Aeußerſte iſt, was von einem Skifahrer
hin=
ter Motorrädern verlangt werden kann. Man rechnet damit,
daß am Sonntag 500 bis 600 Fahrer in Flinsberg verſammelt
ſind.
Im Rahmen der AD.AC.=Winterfahrt nach Bad Flinsberg
gelangten am Sonntag die ſportlichen Wettbewerbe: ein
Berg=
rennen über zwei Kilometer, ſowie das zweite deutſche Ski=
Motor=Rennen über zirka drei Kilometer zur Durchführung.
Vei ſchönem Wetter und einer großen Zuſchauermenge ging am
Vormittag das Bergrennen vor ſich. Die zwei Kilometer lange
Strecke war ſehr glatt, da es nach vorausgegangenem
Tau=
wetter in der Nacht wieder gefroren hatte. Es ereigneten ſich
aber trotzdem keine Zwiſchenfälle; lediglich einige Krafträder
drehten ſich beim Anfahren um die eigene Achſe. Die erzielten
Zeiten müſſen in Anbetracht der Schwierigkeit der Strecke als
höchſt gut anerkannt werden. Die beſte Zeit des Tages fuhr der
Motorradfahrer Werner Huth=Biſchofswalde auf Harley=
David=
ſon, der ein Stundenmittel von rund 63 Kilometern
heraus=
holte. Nicht viel nach ſtand ihm der Mercedes=Benz=Fahrer
Kurt Neugebauer=Brieg, deſſen Zeit nur um den Bruchteil einer
Sekunde ſchlechter war. — Bei immer ſtärker werdendem
Schnee=
fall wurde am Nachmittag das zweite deutſche Ski=Motor=
Ren=
nen zum Austrag gebracht. Von den 24 Teilnehmern kamen
22 glatt über die Strecke. Nur zwei ſchieden durch Motorſchäden
aus. Auch hier erzielte Werner Huth=Biſchofswalde auf Harley=
Davidſon die beſte Zeit.
Ergebniſſe:
Berg=Rennen: Motorräder.
Motorräder bis 250 Kubikzentimeter: 1. Brückner=Lauban
auf D.K.W. 2,18,1 (52,1 Stokm.), 2. L. Rudolph=Boelkenhain auf
Wanderer 2,31,2 Min.
Motorrüder bis 500 Kubikzentimeter: 1. Kluger= Breslau
auf B.M.W. 2,04,3 (58,1 Stdkm.), 2. Kirchner=Breslau auf
Nor=
ton 2,10 Min.
Motprräder über 500 Kubikzentimeter: 1. Huth=
Biſchofs=
walde auf Harley=Davidſon 1,53,4 (63 Stdkm.) (beſte Zeit des
Tages), 2. L. Rhode=Breslau auf E. M. A. G. 2,11,1 Min.
Mororräder mit Beiwagen bis 600 Kubikzentimeter: 1. Koch=
Vreslan (A.J.S.) 2,06,2 (57 Stdkm.), 2. Brudes=Breslau
(B. M. W.) 2,20,2 Min.
Motorräder mit Beiwagen über 600 Kubikzentimeter:
1. Flier=Nottingham (Eber) 3,40,4 Min.
Wagen:
Sportwagen: Wertungsgruppe 1: 1. Pohl=Schreiberhau
(Pluto) 3,16,2 Min.
Wertungsgruppe 3: 1. Kotte=Dresoen (Simfon=Supra)
1,59,2 Min
Wertungsgruppe 4: 1. Geißler=Schweidnitz (Stöwer) 3,13,1
Minuten.
Wertungsgruppe 5: 1. Neugebauer=Brieg (Mercedes=Benz)
1,54,1 Min.
Nennwagen: 1. Wälti=Berlin auf Bugatti 2,05,3 Minuten
(Alleingang).
Ski=Motor=Rennen.
Maſchinen bis 250 Kubikzentimeter: 1. Brückner=Lauban
(D. K. W.), Skifahrer: Torge 3,48,2.
Maſchinen bis 500 Kubikzentimeter: 1. Gabriel=Groß=
Schönau (Sarolea), Skifahrer: Gläſer 3,29.
Maſchinen über 500 Kubikzentimeter: 1. Werner Huth=
Biſchofswalde (Harley=Davidſon), Skifahrer: Dr. Friedel 3,—8
Minuren.
Automobil=Sternfahrt nach Monte Carlo.
Die aus allen Gegenden Europas zur 7. Sternfahrt nach
Monte Carlo geſtarteten Teilnehmer hatten ſich nach der
An=
kunft am Ziel verſchiedenen Prüſungen zu unterziehen, ehe das
endgültige Wertungsergebnis ermittelt wurde. Neben einem
Gleichmäßigkeitswettbewerb hatten die Teilnehmer auch noch
andere Examina zu beſtehen. Darunter zählten die
Bequemlich=
keit des Wagens, das Gewicht ſowie die Anzahl der
Fahrtteil=
nehmer, die jedes Fahrzeug während der Sternfahrt beherbergt
hatte. Die in Deutſchland geſtarteten Wagen ſchnitten dabei recht
günftig ab. In der Geſamtwertung wurde dem Franzoſen
Jac=
ques Bignan (Fiat) wit der Wertungsziffer 278004 der erſte
Preis im Werte von 40 000 Franes ſowie der Pokal des
Sport=
klubs von Movaco zuerkannt. An zweiter Stelle rangiert mit
277,071 Punkten der in Königsberg i. Pr. gefüartete Fiatfahrer
Malarat vor Frau Verſigny (Talbot) aus Bukareſt, die es
auf 276,313 Punkte brachte und damit als Siegerin aus dem
Damenwettbewerb hervorging. Eine ſportlich ausgezeichnete
Leiſtung vollbrachte auch Dr. M. Holzknecht, der einen mit
acht Perſonen beſetzten Wagen von Königsberg nach Monte Carlo
ſteuerte und mit 273,154 Punkten den 6. Platz belegte. Die als
erſter Teilnehmer in Monte Carlo eingetroffene Frau A.
Alexan=
der (Steyr), die ebenfalls die Reiſe von Königsberg aus
angetre=
ten hatte, kam mit 264,195 Punkten auf den 16. Rang, der
be=
kannte deutſche Rennfahrer Karl Kappler=Gernsbach (Simſon
Supra) placierte ſich, von Berlin kommend, wit 252,927 Punkten
als Vierundzwanzigſter, Frau A. Holſte, die mit ihrem Adler=
Wagen aus Hamburg gekommen war, erhielt mit 249,095
Punk=
ten den 27. Preis und Prinz zu Schaumburg=Lippe (Rolls Royce),
der in München geſtartet war, wurde mit 234,350 Punkten
Neun=
unddreißigſter.
Winterſport.
Deutſche Sfiſiege in der Schweiz.
Engadiner Verbands=Skirennen.
Die am Sonntag in St. Moritz ausgetragenen Verbands=
Skirennen des Engadin, an denen die Olympia=Kandidaten von
Deurſchland, Tſchechoflowakei, Schweiz und Japan teilnahmen,
brachten den deutſchen Skiläufern einen großen Erfolg. Im
Dauerrennen und der Kombination konnten die deutſchen
Ver=
treter nicht nur ſiegreich bleiben, ſondern auch die erſten Plätze
belegen. Auch im Sprunglauf waren die Deutſchen in der
Spitzengruppe zu finden. Der Schweizer Reuſchler ſtellte mit
einem geſtandenen Sprung von 65 Metern einen neuen
Schanzen=
rekord auf. Die Ergebniſſe:
18 Km.=Dauerlauf: 1. Wahl=Deutſchland 1,22,46 Std.: 2.
Gu=
ſtav Müller=Deutſchland 1,23,30 Std.; 3. Bauer=Deutſchland
1,25,13 Std.; 4. Murath=Deutſchland 125,14 Std.; 5. Robel=
Schweiz 1,25,35 Std.; 6. Böck=Deutſchland 1,26,45 Std.; 7. Kratzer=
Deutſchland 1,30,07 Std.; 8. Pellkofer=Deutſchland 1,30,24 Std.;
9. Kröckel=Deutſchland 1,30,38 Std.
Sprunglauf: 1. Lauener=Schweiz, Note 17,625 (
Sprungwei=
tem: 63,61,59 Meter); 2. Feutz=Schweiz, Note 17,124 (
Sprungwei=
ten: 59, 59, 59); 3. Recknagel=Deutſchland 17,041 (58, 61, 58 Meter);
4. Beck=Schweiz 16,791 (55, 62, 62); 5. Kratzer=Deutſchland 16,791
(59, 60, 55); 6. Neuner=Deutſchland 16,722 (57, 57, 59); 7. Glas=
Deutſchland 16,552 (50, 54, 61); 8. Müller=Deutſchland 16,386 (52,
59, 61); 9. Sende=Tſchechoſlowakei 16,380 (58, 58, 59); 10.
Bernas=
coni=Italien 16.290 (55, 55, 56); 11. Kaufmann=Schteiz 16,263
(61, 55, 55); 12. Kröckel=Deutſchland 16,166 (50, 60, 54).
Kombination: 1. Müller=Deutſchland, Note 18,118: 2. Lauener=
Schweiz 17,042; 3. Voitz=Schweiz 16,562; 4. Kratzer=Deutſchſand
16,520; 5. Böck=Deutſchland 16,395; 6. Kröckel=Deutſchland 16,083;
7. Neuner=Deutſchland 15,798.
Deutſchlands Vertretung für St. Moritz. — Die Nennungen des
Ski= und Bob=Verbandes.
Nachdem der Deutſche Eislauf=Verband ſchon ſeit einiger
Zeit ſeine Vertreter für die Olympiſchen Winterſpiele in St.
Moritz namentlich genannt hat, folgen jetzt auch mit einiger
Ver=
ſpätung der Deutſche Bobſleigh=Verband und der Deutſche
Ski=Verband. Obwohl den Beſtimmungen gemäß in den
Bobſleigh=Konkurrenzen nur je ein Fahrzeug gemeldet werden
kann, entſendet Deutſchland drei Bobs, deren beſter nach den
letzten Trainingsergebniſſen dann die Vertretung der deutſchen
Intereſſen wahrnimmt. In den Ski=Konkurrenzen wurde die
Höchſtteilnehmerzahl von vier Läufern pro Wettbewerb erfüllt.
Zu dem als Demonſtrations=Wettbewerb außerhalb der
eigent=
lichen Olympiſchen Winterſpiele zu laufenden Militär=
Patrouil=
lenlauf entſendet Deutſchland zwei Mannſchaften der Kemptener
Jäger. Die Liſte der einzelnen Teilnehmer ſtellt ſich wie folgt:
Bobſleigh: 1. Mannſchaft: Zahn=Braunſchweig (Führer),
Schröder, Krevert, Dr. Bock, Frhr. v. Reinhardt=Braunſchweig.
2. Mannſchaft: Endres=München (Führer), Folkhardt, Martin,
Semming, Reinhardt=München. 3. Mannſchaft: Düſedan=Berlin
(Führer), Brehme, Andreeſen, Meiner; Picker=Berlin. —
Ski=
laufen: 50 Kilometer Dauerlauf: Hans Bauer=Bayr. Zell,
F. Pellkofer=Geitau, O. Wahl=Zella Mehlis, Murat=Fiſchbach.
18 Kilometer Dauerlauf: W. Braun=Bayersbronn, L. Böckl=
Neſſelwang, Bauer=Bayr. Zell, Wahl=Zella Mehlis.
Sprung=
lauf: Franz Tannheimer=Oberſtorf, Recknagel=Oberſchönau,
Heiler=München, A. Kratzer=Tegernſee. Kombination: Karl
Neuner=Partenkirchen, Kröckl=Neuhaus, Guſtav Müller=Boyr.
Zell, Walter Glaß=Klingenthol. Erſatz: Lohſe=Oberwieſenthal,
Kratzer=Tegernſee. — Militär=Patrouillenlauf: Erſte
Patrouille: Lt. Treitel, Unterfeldwebel Küſter, Obergefreiter
Löffelmann, Rehn; zweite Patrouille; Lt. Schorn,
Unterfeld=
webel Dauner, Obergefreiter Mayer, Unteroffizier Brüning
(Kemptener Jäger).
Rugby.
Um die norddeutſche Meiſterſchaft.
Hannover 78—Odin Hannover".
Um die Berliner Meiſterſchaft.
S.C. Charlottenburg—Berliner R.C.
Süddeutſche Geſellſchaftsſpiele.
S. C. 1880 Frankfurt—T. V. 1860 Fraukfurt
Heidelberger R.K.—S. C. Neuenheim".
Geſchäftliches.
Berufswahl für Mädchen.
Anläßlich des bevorſtehenden Schulſchluſſes tritt an die Eltern
die Frage der Berufswahl ihrer Töchter heran. Die Luiſenſchule in
Karlsruhe macht es ſich zur Aufgabe, ſchulentlaſſene Mädchen auf allen
Gebieten der Hauswirtſchaft auszubilden, damit ſie die erworbenen
Kenntniſſe nicht nur in der eigenen Häuxlichkeit, ſondern auch in einem
Beruf verwerten können. (Vergl. die Anzeige in der vorliegenden
Nummer.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 25. Januar. 12.30: Kaſſel: Konzert. O 15.30: Lehrer
Voigt: Ge angen bei den Fiſcheſſer=Indianern im Felſengebirge. Für
Kinder vom 11. Jahre ab. o 16.30: Konzert. Wagner: „Der
fliegende Holländer” Fant. — Flotow: „Martha” oder „Der
Markt zu Richmond”, Fant. — Strauß: Aus Salome‟. — Verdi:
„Othello”, Fant. Mitw.: Joſeſine Kemp=Nettſtraeter (Sopran),
Kapellm. K. Nettſtraeter iKlavier). O 17.45: Aus dem Roman
„Ivanhoe” von Walter Scott. 18.15: Vereinsnachrichten. O 18.30:
Vortrag von Kapellmeiſter K. Nettſtraetter., O 19: Dr. G. Bagier:
Der kommende Film. O 19.30: Oberſtudienrat Olbrich: Engliſche
Literaturproben. O 20.15: Timon von Athen.” Trauerſpiel von
Shakeſpeare. Leit: R. Weichert — Anſchl.: Konzert,
Stuttgart.
Monrag, 23. Januar. 12.30: Schallplattenkonzert. 16.15:
Konzert. Mitw.: Margarete Wetter, A. Haagen, Funkorcheſter.
O 18.15: Dr. K. Loewenberg: Künſtlerbriefe. 18.45: Baſtelſtunde.
O 19.15: Dr. Brönner: Das Produktionsmittel Arbeit. o 20.15¾
Uebertr. aus Frankfurt: Timon von Athen. Drama von Shakeſpeare.
Anſchl.: Funkſtille für Fernempfang.
Berlin.
Montag, 23. Januar. 15.30: Dora Keller: „Irrtümer der
Er=
ziehung” (Das Kind und die Lüge). 0 16: Dr. J. Simon: Das
Tier in der Muſik. O 16.30: Novellen: Silis. — Meereswahnſinn
(Fiona Macleod). S 17: Leichtere Vortragsſtücke für Violine und
Cello. O 18.30: Hermann Michaelis: Tierſchutz — eine
Kultur=
pfüicht. O 19: Dr. W. Hoffmann=Harniſch: Von Hochöfen und
Bergwerken. O 19.30: Kurt Großmann: Jugend und
Völkerver=
ſöhnung. O 19.55: Miniſterialrat Dr. Windelband: Die
Außen=
politik (Zeit Bismarcks, 1871—1890). O 20.30: Oskar Maria Graf.
Einl. Worte: Dr. M. Georg. — Aus Wunderbare Menſchen”
— Ohne Bleibe. Gel. vom Dichter. 21.15: Kammermuſik.
Mozart: Trio C=Dur. — Beethoven: Trio B=Dur. O 22.30:
Fröhliche Nachtunterhaltung. Lincke: Ouv. „Frau Luna”. —
Gra=
nichſtaedten: Aus „Evelyne‟: Wenn du von mir nichts wiſſen willſt.
Süß durchtanzte fünf Minuten. — Kaßbon: Du goldblondes Madel
Rhein. — Stafford: Sündig und ſüß. — Knopf: Wär’ ich
doch ein Baby wie du, Foxtrotlied. — Nelſon: Heute will ich
ver=
tunftig ſein. — Stafford: Trude=Trudelchen, Foxtrot. — Markuſh:
Rozſi! Lied und Foxtrot. Lehar: Potpourri aus „Paganini”
— Hollaender: Es flüſtert leis der Blues. — Leopoldi: Ich
red=
inir ein, es geht mir gut. — Jacobſon: Ach Loulu. — Linde:
Donnerwetter tadellos!. H.
Schwarz, Tenor,
Hauptſcheiftleitung. Rudoif Maupe
Verantwortlich für Polltil und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; ſür den Schlußdienſf: Andreas Bauer; für
Die Gegenwari” Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Willy Kuhle: Druc
und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſſadt
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Geite 8
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Nummer 23
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Ein historisches Zeit-Dokument, das jeder gesehen haben muß! (*199
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K
Zum letzten Male heute und morgen:
Der „schweigsame‟ Fremdling mit Fred Thomson — 12 Akte (1997
Jugendliche zahlen aut alle Plätze halbe Preise!
Palast-Lichtspiele
HARRT POMELA
er Tadle PilZ
Ber CewbogrBoger
Humor und Sensation! 5 Akte!
Migne
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
(1650
Voriräge.
Im Saale „zum Bürgerhof””
Eliſabethenſtraße 2.
Dieustag, den 24. Januar, abds. 8 Uhr
Die große Weisſagung Jeſu
Wer ſich ein Verſtändnis über die
aufer=
gewöhnlichen Ereigniſſe unſerer Zeie
ver=
ſchaffen möchte, beſuche dieſen Vortrag
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