Darmstädter Tagblatt 1927


03. Oktober 1927

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige

Bezugspreis.

ſei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Oftober
30. Ottober 2.48 Reichsmart und 22 Pfennig
bragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmart, durch die
gemtturen 2.40 Reichsmart frei Haus. Poſibezugspreis
Ott. ohne Beſtellgeld monatlich 2.75 Reichsmari.
trantwortlichkeit für Aufnahme von Anzelgen an
füirmmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
ſicheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
gechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
tzugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſiellungen durch
Fri ruf obne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckonio
Frankfurt a. M. 4304.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
Nummer 274
Montag, den 3. Oktober 1927.
190. Jahrgang

Anzeigenpreis:

27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspig=
Finanz=Anzelgen 40 Reichspfg., Rellamezelle 92 mm
breit) 2 Reichsmart. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reichspfg., 92 mm breite Rellame=
zeile
3.00 Reichsmart. Alle Preiſe in Reichsmar:
4 Doſlar 420 Marb. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krſeg. Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung ſälſt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bani und Darm=
ſtädter
und Natlonalbant.

Hindenburgs Triumphfahrt
zum Stadion.
Der Aufmarſch der Hunderttauſende.
Berlin, 2. Oktober.
Bereits am Vormittag begann der Aufmarſch der aus dem
anzen Reich zuſammengekommenen Verbände und Vereine zur
5talierbildung auf dem Wege, den der Reichspräſident auf
iner Fahrt zum Stadion nehmen wollte. Von den Linden
eainnend, beide Straßenſeiten mehrere Glieder tief einnehmend,
is zum Stadion reihte ſich Fahne an Fahne, Muſikkapelle an
ſnſikkapelle, wartete eine dicht gedrängte Menge auf den Reichs=
räſidenten
. Es war eine ungeheure Aufgabe der Polizei, dieſe
ewaltigen Maſſen zu dirigieren und zu leiten, die aber glatt
elöſt wurde. Beſonders eindringlich wirkte der Aufmarſch da=
ſu
ch daß ſich aus allen Landesteilen Vereine und Verbände in
alker Einmütigkeit zuſammenfanden.
Der Kirchgang des Reichspräſidenten
Die Feierlichkeiten arläßlich des Geburtstages des Reichs=
räſidenten
nahmen mit dem Kirchgang des Reichspräſidenten
m 10 Uhr ihren Anfang. Schon vorher brachten drei Kapellen
e! Infanterieregiments 9 dem Reichspräſidenten ein Morgen=
ändchen
. Viele Tauſende hatten ſich bereits von 8 Uhr mor=
ens
ab in der Wilhelmſtraße und den anliegenden Straßen
eiffammelt, die den Reichspräſidenten, als er zur Dreifaltig=
ſieskirche
fuhr, mit brauſendem Jubel begrüßten. Der Kordon
er Polizei wurde faſt überall von den vielen Begeiſterten durch=
Eochen, ſo daß der Kraftwagen des Reichspräſidenten ſich nur
nuegſam durch die Menſchenmenge hindurchwinden konnte. Die
neifaltigkeitskirche war bis auf den letzten Platz beſetzt. Wenige
7muten nach 10 Uhr betrat der Reichspräſident in Begleitung
ines Sohnes und ſeiner Schwiegertochter die Kirche und nahm
Der Loge des Gotteshauſes Platz. Superintendent Gießt hielt
ſie Feſtrede über das Wort des Apoſtels Paulus an die Ko=
fütther
: Wer da ſäet mit Segen, der wird ernten mit Segen.
er Gottesdienſt endete mit dem Liede: Ein feſte Burg iſt
neer Gott und mit einem Gebet des Superintendenten, in dem
Den Segen des Himmels für den Reichspräſidenten als dem
rwählten Führer des deutſchen Volkes und für das Vaterland
etabflehte, das der allmächtige Gott aus der Zerriſſenheit und
neinigkeit zur wahren Freiheit führen möge. Bei der Abfahrt
ſunden Hindenburg wieder ſtürmiſche Ovationen dargebracht.
ls Hindenburg zum Palais zurückkehrte, hatte die ungeheure
Nanſchenmenge alle Abſperrungen durchbrochen, ſo daß die
itertore des Reichspräſidentenpalais geſchloſſen werden muß=
in
. Hindenburg, der ſich immer wieder der Menge zeigte, dankte
ieler tief bewegt. Gegen ½12 Uhr begann dann die Auffahrt
er Reichs= und Staatsbehörden, worauf die offiziellen Gratu=
tuonsempfänge
folgten.

Nachdem der Reichspräſident von dem Beſuch des Gottes=
Ieriſtes in der Dreifaltigkeitskirche zurückgekehrt war, begannen
Iſe Gratulationsempfänge mit dem Empfang der Reichsregie=
ung
. Um 11.30 Uhr verfammelten ſich im feſtlich geſchmückten
roßen Saal des Präſidentenhauſes Reichskanzler Dr. Marx,
imtliche Reichsminiſter und Staatsſekretäre des Reichs, ferner
er Präſident des Reichsgerichts, der Präſident des Rechnungs=
bſes
, der Reichsbankpräſident, der Generaldirektor der Reichs=
ahen
u. a. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit betrag der Reichs=
räſſident
in Schwarz, mit dem Blücherkreuz geſchmückt, begleitet
vn. Staatsſekretär Dr. Meißner und ſeinem Sohn und Adju=
uncken
, Major von Hindenburg, den Saal.
Reichskanzler Dr. Marx
ſchrtete hierauf folgende Anſprache an den Reichspräſidenten:
Ich habe die Ehre, Ihnen, Herr Reichspräſident, an dem
lase, an dem ſich die heißen Wünſche unſeres ganzen Volkes
ihrien zuwenden, die aus tiefſter Empfindung kommenden Glück=
fürrſche
der Reichsregierung darzubringen. Vor allem fühlen
ſir, uns in dieſer Stunde durchdrungen von innerſter Dankbar=
lit
gegen die göttliche Vorſehung, die Ihnen am Abend eines an
ſat en und Mühen überreichen Lebens die Vollkraft des Geiſtes
nd des Körpers ſchenkte, um des höchſten Amtes im Deutſchen
teiche zu walten. Sodann aber iſt es für uns Herzensſache,
ihrien ſelbſt daſür Dank auszuſprechen, daß Sie die Ihnen
ſon der Vorſehung verliehenen hohen Gaben
efftlos in den Dienſt des Vaterlandes geſtellt
aben. Von der hohen Warte Ihres Ehrfurcht gebietenden
ſehrensalters blicken Sie zurück auf Jahrzehnte deutſcher Ge=
hichte
voll größten Glanzes und Aufſtieges aus innerer Zer=
ſſenheit
zu nationaler Einheit und führender Stellung im Rate
er Völker. Unvergleichliche Taten in dem gewal=
igſten
kriegeriſchen Ringen der Weltgeſchichte
hid mit Ihrem Namen verbunden. Vielfach war mit der Ge=
hichte
der Nation Ihr eigenes Leben aufs engſte verflochten
lit dem Volk in Waffen, an deſſen Spitze Sie von berechtigtem
ndr gebieteriſchem Vertrauen getragen, jahrelang den deutſchen
ſrauen die Schrecken des Krieges ferngehalten hatten. Ueber
lle, inneren und äußeren Schwierigkeiten nie erhörtem Aus=
laßes
im Jahre 1918 hinweg haben Sie das Vaterland zu
ſern Werke des Friedens zurückgeführt. Nicht zu=
itz
durch dieſe Tat, welche Ihr unvergeßlicher Amtsvorgänger

Friedrich Ebert ſelbſt anerkannt hat, wurde dem deutſchen Volke
in einer der dunckelſten Stunden ſeiner Geſchichte der einzig
mögliche Weg zu einer helleren Zukunft gewiefen, der Weg der
Selbſtüberwindung und der Zurückſtellung noch ſo leidenſchaft=
licher
Gegenſätze hinſter die große gemeinſame Aufgabe des
Wiederaufſtiegs.
Der heiße Wunſch, daß ſich das deutſche Volk immer mehr
auf dieſem Wege zuſammenfinden möge, hat Sie bewogen, das
verantwortungsvolle Amt des Reichspräſidenten zu übernehmen.
Bei Uebernahme des hohen Amtes haben Sie die Grundſätze,
nach denen Sie Ihr Amt verwalten wollten, dem deutſchen Volke
in feierlicher Form mit den Worten kundgegeben: Dem
Wohle des deutſchen Volkes zu dienen, die Ver=
faſſung
und die Geſetze zu wahren und Gerech=
tigkeit
gegen jedermann zu üben! Dieſe Grundſätze
haben Sie vom erſten Tage Ihrer Amtsführung an in einem
alle Deutſchen ohne Unterſchied der Partei umfaſſenden Geiſt zur
Anwendung gebracht. Und ſo erblickt jeder, der ſich
als Deutſcher fühlt, in Ihnen die reinſte Ver=
körperung
und das leuchtende Vorbild der
ſelbſtloſen Hingabe an das Ganze, der unbeding=
ten
Treue zur übernommenen Pflicht und des
unerſchütterlichen Glaubens an die Zukunft
von Reich und Volk. In einer fieberhaft bewegten Zeit
zeigen Sie der Welt mit jener eindringlichen Sicherheit, die aus
dem tief echtreligiöſen Empfinden entſpringt und mit jener be=
zwingenden
Kraft die ſchlichte Größe ausſtrahlt, was in Wahr=
heit
die höchſte Würde der Einzelperſönlichkeiten jeder Nation
ausmacht. Heute nimmt Deutſchland, zwar leider noch entfernt
von jeder Gleichberechtigung, aber doch in ganz anderem Maße
als noch vor wenigen Jahren geachtet und gefeſtigt ſeinen
Platz unter den Völkern ein; die Erkenntnis von der Notwen=
digkeit
der Zuſammenfaſſung aller Kräfte im Innern und der
verantwortungsbewußten Mitarbeit an der Frage internatio=
nalen
Zuſammenlebens wird allmählich zum Gemeingut des
deutſchen Volkes. Niemand weiß beſſer als die Mitglieder des
Reichskabinetts, wie ſtark und aufrichtig Ihre Anteilnahme an
der Arbeit des Reichskabinetts iſt.
Und deshalb glaube ich in Ihrem eigenſten Sinne zu ſpre=
chen
, wenn wir die Fülle der guten Wünſche der Reichsregierung
zum heutigen Tage in dem einen Wunſch zuſammenfaſſen, daß
es unſerem Reichspräſidenten beſchieden ſein möge, in ſeinem
hohen Amt das deutſche Volk mit Gottes Hilfe weiterzuleiten in
wachſender Einigkeit und friedlicher Wiedererſtarkung.
Reichspräſident v. Hindenburg.
dankte hierauf dem Reichskanzler ungefähr mit folgenden Wor=
ten
: Mit meinem Dank verbinde ich den Dank an das deutſche
Volk, das meiner in ſo vielen Zuſchriften und wancherlei freund=
lichen
Aufmerkſamkeiten gedacht hat.
Mein beſonderer Dank in dieſer Stunde gilt unſeren Volks=
genofſen
im beſetzten rheiniſchen Gebiet, deren Befreiung von
fremder Beſetzung zu unſerer tiefſten Enttäuſchung noch nicht
erreicht werden konnte. Ich grüße ſie warmen Herzens mit
dem Wunſche, daß dem Lande am Rhein bald die Freiheit be=
ſchieden
ſein möge. Dies zu erreichen, wird die vornehmſte
Aufgabe der deutſchen Politik ſein.
Sie, Herr Reichskanzler, haben in freundlichen Worten über
mein Verdienſt hinaus meiner Arbeit in den langem Jahren des
Friedens und in der ſchweren Zeit des Krieges gedacht.
Ich habe aber ſtets nur meine Pflicht getan. Die Arbeit
meines ganzen Lebens hat immer dem Vaterlande gegolten
und ich werde auch die Spanne Zeit, die mir noch gegeben iſt,
dieſem Dienſt widmen, nicht um der Ehre oder des perſön=
lichen
Vorteils willen, nicht um eine Partei oder eine Gruppe
zu fördern, ſondern um dem ganzen Deutſchland zu dienen
und ſo Gott will zu nützen.
Mein höchſter Wunſch an dieſem Tage iſt der,
daß unſerem Volke Einigkeit beſchert werde.
Dies ſind immer noch die Gegenſätze zwiſchen den Anſchauungen
der Einzelnen und den Intereſſen der Klaſſen und Berufsſtände.
Viele Deutſche vermögen die Verbindung zwiſchen Vergangen=
heit
, Gegenwart und Zukunft nicht zu finden und ſtehen verbit=
tert
und mißtrauiſch im Leben des Tages dem Nächſten gegen=
über
. Ich meine, daß es trotz aller Verſchiedenheiten in unſerem
ſtaatlichen, geſellſchaftlichen und wirtſchaftlichen Leben doch nicht
ſo ſchwer ſein ſollte, über das, was uns an Weltanſchauung
und Intereſſen trennt hinaus uns zuſammenzufinden in dem
Gedanken an das, was uns eins und uns gemeinſam iſt: das
Vaterland, das Band, das uns mit unſerer Väter Erde in
Stammes= und Volksgemeinſchaft verbindet und das gemein=
ſame
Schickſal, das uns alle in Glück und Unglück, in Gedeih
und Verderb umfaßt. In dieſer Gemeinſchaft iſt Raum genng
für friedlichen Austrag der Meinungen und für gerecheen Ans=
Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.

Ein franzöſiſches Urteil
zur Kriegsſchuldfrage.
Der bekannte franzöſiſche Vorkämpfer in der Kriegs=
ſchuldfrage
Fernand Gouttenoire de Toury hat an den
Herausgeber der Berliner Monatshefte für internationale
Aufklärung Die Kriegsſchuldfrage einen lüngeren Brief
gerichtet, in dem er ſeine Auffaſſung zur gegenwärtigen
Lage in der Kriegsſchuldfrage zum Ausdruck bringt. Der
Brief, der im Oktoberheft der Monatsſchrift Die Kriegs=
ſchuldfrage
zum Abdruck gelangt, hat folgemden Wortlaut:
Paris, den 29. Auguſt 1927.
Ich danke Ihnen für das Schreiben, in dem Sie ſo freund=
lich
waren, zu bedauern, daß ich ſeit ziemlich langer Zeit nicht
mehr an der Kriegsſchuldfrage mitgearbeitet habe.
Wenn ich Ihnen nicht ſchrieb, ſo war es ſicher nicht deshalb,
weil das in Angriff genommene Werk der Erforſchung der Kriegs=
ſchuld
mir etwa vergeblich oder unzeitig erſchiene ganz im
Gegenteil!
Ich halte mehr als jemals die widerrechtliche Verurteilung
von Verſailles für die Quelle aller Schwierigkeiten, aller Uebel
der Gegenwart.
Dieſe grundlegende Wahrheit hat ſoeben bei den Arbeiten
der zurzeit in Paris verſammelten Interparlamentariſchen Kon=
ferenz
eine neue Beſtätigung gefunden, und ich ergreife die
Gelegenheit, um Ihnen für die Kriegsſchuldfrage dieſes
Schreiben zu übeiſenden.
Angeſichts des Schweigens aller unſerer franzöſiſchen Parla=
mentarier
auf dieſer Konferenz iſt es tatſächlich wichtig, daß man
in Deutſchland weiß, daß es in Frankreich in der Maſſe des
Volkes wie in den intellektuellen Kreiſen Männer gibt, die die
nationaliſtiſchen Vorurteile verachten, Wahrheit und Gerechtig=
keit
über alles ſtellen und den Worten Loebes und Profeſſor
Schückings zugeſtimmt haben, nicht denen Poincarés und Henry
de Jonvenels.
Letzterer war beſonders ſchlecht beraten, da er ſich erlaubte, auf
der Konferenz der Meinung Ausdruck zu geben, die Erforſchung
der Kriegsſchuld ſei eine gefährliche Sache‟.
Er kann jedoch die Verſailler Verurteilung und Clemenceaus
Präambel zu der Antwort der Alliierten auf die deutſche Dent=
ſchrift
vom Jahre 1919 nicht vergeſſen haben.
Er wußte, daß Deutſchland verurteilt worden iſt, daß die
Wirkungen dieſer Verurteilung ſich unaufhörlich zeigen, und doch
ſcheute er ſich nicht zu ſagen, die Unterſuchung die ſeinerzeit
einzig und allein die Verurteilung hätte rechtfertigen können
ſei auch heute noch unmöglich.
Seltſame Auffaſſung von Gerechtigkeit! Seltſame Geiſtes=
einſtellung
, die Zug um Zug der Einſtellung gewiſſer amerikani=
ſcher
Richter gleicht, die wir eben vor der Welt angeklagt haben!
Die Antwort Profeſſor Schückings war leicht: er hat an die
Verſailler Verurteilung erinnert, und damit war Henry de Jou=
venel
jede Entgegnung abgeſchnitten.
Leider liegen die Dinge ſo, daß heute in Frankreich kein
verantwortlicher Staatsmann Herr Herriot ebenſowenig wie
Herr Poincaré, Herr Briand ebenſowenig wie Herr de Jouve=
nel
darauf eingeht, den Urteilsſpruch von Verſailles abzu=
ändern
, der ohne Unterſuchung gefällt worden iſt, die angeblich
heute noch unmöglich iſt.
Und warum wollen ſie den Urteilsſpruch von Verſailles nicht
abändern?
Ganz einfach deshalb, weil ſie die Folgen dieſes Urteils=
ſpruches
nicht abändern wollen.
Der Vertrag von Verſailles glich leider wie die übrigen
Verträge aus dem Jahre 1919 allen anderen Verträgen aller
Zeiten: Es war ein Vertrag der Gewalt, ein Raubvertrag!
Kapitalerpreſſung! Gebietsraub! Und außerdem einſeitige Ent=
waffnung
der Beſiegten.
Nur wollten die alliierten Regierungen, da ſie angeblich für
Freiheit und Völkerrecht gegen den Imperialismus gekämpft
hatten, ihren Verrat bemänteln, und ſo gaben ſie ſich den An=
ſchein
, die Beſiegten zu richten (ohne Unterſuchung!) und ſie zu
verurteilen.
Dieſes Urteil abändern hieße notwendig das fühlen ſie
wohl die Ungerechtigkeiten des Vertrages von Verſailles ab=
ändern
, wenigſtens ſoweit ſie noch gutzumachen ſind.
Wie konnte man zum Beiſpiel die einſeitige Entwaffnung
Deutſchlands rechtfertigen, wenn man darauf verzichtete, es für
erwieſen zu halten, daß Deutſchland die einzige kriegeriſche, die
einzige imperialiſtiſche, die einzige für den Krieg verantwortliche
Nation, daß es allein wie man ſagt eine Raubnation ſei?
Hier haben wir einen offenbaren Beweis für das, was ich zu
Anfang meines Schreibens vorausſchickte, daß nämlich die Frage
der Kriegsſchuld die Wurzel aller gegenwärtigen Probleme und
Schwierigkeiten iſt.
Als wir im vergangenen Frühjahr innerhalb der ſozialiſti=
ſchen
Partei (franzöſiſche Abteilung der Arbeiter=Internationale)
das Geſetz über die Organiſation des Volksheeres berieten, wor=
über
Paul=Boncour in der Kammer berichtet hat, raffte ich mich
dazu auf, den unerträglichen Widerſpruch hervorzuheben, der
auf dieſem Gebiet zwiſchen der Haltung der deutſchen und der
franzöſiſchen Abteilung unſerer Internationale entſtehen würde:
wenn nämlich die einen, die deutſchen Sozialiſten, mit allen Kräf=
ten
an der Entwaffnung Deutſchlands arbeiteten, während die
anderen, wir, die franzöſiſchen Sozialiſten, an der Bewaffnung
und an den Befeſtigungen unſeres Landes arbeiteten.
Mehrfach habe ich verſucht, über dieſen Punkt Erklärungen
von Paul=Boncour ſelbſt zu erlangen. Vergeblich. Er erſchien
nicht zu den Beratungen, oder, wenn er zufällig anweſend war,
antwortete er nicht auf die geſtellten Fragen.
Ich erkläre mir ſein verlegenes Schweigen folgendermaßen:
er der Bedinsung, daß er an die Verurteilung von Ver=
illes
ernnert und ſie als rechtskräftig und endgültig hin=

[ ][  ][ ]

Nummer:274

Seite 2

geſtellt hätte, konnte er zu gleicher Zeit für Frankreich das
Geſetz Paul=Boncour und für Deutſchland die Entwaffnung
vertreten.
Eben dazu hätte ich ihn gern veranlaßt.
Er hat es aber doch nicht gewagt, vor einem ſozialiſtiſchen
Publikum den Ausdruck des Nationalismus, der ihn von jeher
beſeelt hat, bis zum äußerſten zu treiben.
Ich darf wohl hinzufügen, daß ich es bedauert habe, daß
bei dieſer Beratung des Geſetzes Paul=Boncour in Frankreich
die berufenen Führer der Arbeiterinternationale nicht auf den
unerträglichen Widerſpruch hinwieſen, der darin liegen würde,
wenn die deutſchen Sozialiſten für die Schleifung der deutſchen
Befeſtigungen ſtimmten, während die franzöſiſchen Sozialiſten
für ein Befeſtigungsprogramm ſtimmten, deſſen Koſten auf ſieben
Milliarden geſchätzt werden.
Ich habe an Kautsky, dann an Adler geſchrieben und ſie
gebeten, ſich zu äußern. Keiner von beiden hat eingewilligt, über
dieſen Gegenſtand in der Arbeiterinternationale oder in der
franzöſiſchen Partei zu ſprechen.
Man wird ſich ihr Schweigen mit innerpolitiſch=deutſchen
Erwägungen erklären; man wird ſagen, die deutſchen Sozialiſten
wollten nicht ſo Stellung nehmen, daß ſie Gefahr laufen könnten,
mit den Nationaliſten verwechſelt zu werden.
Dieſelbe Sache war es, als es ſich darum handelte zu er=
klären
, warum die deutſchen Sozialiſten in ihrer Propaganda
die Artikel 227, 228 und 231 des Vertrages von Verſailles nicht
energiſch bekämpfen.
Ich geſtehe, daß ich dieſe Art von Gründen, dieſe ängſtliche,
kleinmütige Politik nie verſtanden habe. Das Unglück iſt, daß
wir keine Sozialiſten vom Schlage eines Bebel oder eines Jaures
mehr haben.
Als dieſer von den radikalen Marxiſten kritiſiert wurde,
weil er in der Dreyfus=Affäre für einen bürgerlich geſinnten
Offizier eingetreten war, antwortete er, der Sozialismus und
die Sozialiſten müßten ſtets auf die Stimme der Wahrheit und
der Gerechtigkeit hören.
So hatten ſich meines Erachtens die Sozialiſten aller Län=
der
in der Kriegsſchuldfrage verhalten müſſen, in dieſem unab=
ſehbaren
Prozeß, der ſich zur Dreyfus=Affäre verhält wie das
furchtbare Blutbad des großen Krieges zu einem einzelnen Opfer.
Aber ich komme auf die Interparlamentariſche Konferenz
zurück. Als Erwiderung auf die Worte Loebes vom Tage zuvor
hat Henry de Jouvenel am 25. Auguſt erklärt:
Herr Loebe ſagt: Räumt den Rhein zum 1. Januar 1928.
Die militäriſche Beſetzung des Rheines iſt aber die einzige
Garantie für die Stabilität Oſteuropas.. . . . . .
Dann müßte alſo nach Anſicht des ehemaligen Chefredakteurs
des Matin der deutſche Boden nicht mehr nur bis 19835 mili=
täriſch
beſetzt bleiben, wie es die ſchlechten Verträge von 1919
vorſehen, ſondern unbegrenzt!
Darin liegt eine weitere Offenbarung jener Geiſteseinſtel=
lung
, für die Deutſchland nicht eine Nation wie die übrigen iſt,
ſondern eine verbrecheriſche Nation, die unſchädlich gemacht
werden muß.
Gut! man ſoll aber wiſſen, Herr Divektor und lieber Kollege,
daß es in Frankreich auch Menſchen gibt, die in dieſer Be=
ziehung
nicht ſo denken wie die Herren Poincaré und de
Jouvenel.
In unſeren Augen haben alle Regierungen ihr Teil Schuld
an der Entſtehung des Krieges, und alle Heere ihren Anteil an
den begangenen Greueltaten.
Wenn man Frieden haben will, muß man auf Anſchuldi=
gungen
und beſonders auf juriſtiſch nicht begründete Verurtei=
lungen
verzichten.
Die in Verſailles begangenen Ungerechtigkeiten müſſen ab=
geſtellt
und vor allem muß auf die militäriſche Beſetzung der
deutſchen Gebiete verzichtet werden, und es muß Deutſchland
möglich gemacht werden, wie die übrigen Mächte Kolonial=
mandate
zu erhalten.
Das ſind unſeres Erachtens die unerläßlichen Vorbedin=
gungen
für jede franzöſiſch=deutſche Annäherung, die aufrichtig
und ohne Hintergedanken ſein ſoll.
Ich wäre ihnen dankbar, wenn Sie das den Leſern der
Kriegsſchuldfrage zur Kenntnis bringen wollten.
Ich danke Ihnen und verſichere Sie meiner ausgezeichneten
Hochachtung.
Fernand Gouttenoire de Toury.

Badens Vorſchläge zum Reichsſchulgeſetz.
Karlsruhe, 2. Oktober.
Das Staatsminiſterium hat dem Reichsſchulgeſetzentwurf
zugeſtimmt. Zu § 20 des Entwurfes, welcher die Schulverhält=
niſſe
hinſichtlich der Simultanſchulen behandelt, wird ein Ab=
änderungsantrag
in der Richtung geſtellt, daß die 5jährige Ueber=
gangsfriſt
auf 12 Jahre erhöht wird und der Antrag auf Um=
wandlung
der beſtehenden Schulform in eine andere ſtatt einer
Zweidrittelmehrheit eine Dreiviertelmehrheit erforderlich macht.
Zur Frage der Erteilung des Religionsunterrichts ſollen die in
Baden geltenden Vorſchriften übernommen werden. Im übri=
gen
hat das Staatsminiſterium im weſentlichen den preußiſchen
Abänderungsanträgen mit verſchiedenen Verbeſſerungsvorſchlä=
gen
zugeſtimmt.

*Tanzabend von Manda von Kreibig.
Heſſiſches Landestheater, Kleines Haus.
Man hat dieſem Abend einen ſchlechten Tag gegeben. Hinden=
durgfeier
, Dragoner=Denkmalsweihe, Carmen im Großen Haus
und zwei Tage drauf die Palucca!
Es iſt ein glänzender Beweis für ihre Anerkennung und
Beliebtheit, wenn Manda von Kreibig vor einem voll=
beſetzten
Hauſe begeiſterter Verehrer und hauptſächlich Verehre=
rinnen
das iſt kein ſchlechtes Zeichen ihren Tanzabend
geben konnte, der hoffentlich nicht der einzige dieſes Winters
bleiben wird. Denn eine Tänzerin von ſo ſtarker künſtleriſcher
Begabung und tänzeriſcher Durchbildung zugleich, die ſcharfen
Verſtand mit heißem Bühnenblut vereinigt, iſt ſelten und an
unſerer Oper überhaupt noch nicht geweſen. Sie beherrſcht die
Ueberlieferung klaſſiſcher Ballettkunſt ebenſo wie die Errungen=
ſchaften
aller neuzeitlichen Wege. Sie iſt eine Ballettmeiſterin,
die nicht nur Vorbild und Anführerin ihres Korps iſt, ſondern
Lehrerin, Bildnerin und Erfinderin von ſuggeſtiver Kraft. Und
als ſelbſtändige Tänzerin darf ſie ſich mit allen Großen ihrer
Kunſt meſſen, von denen jede ihre einmalige, unwiederholbare
und nicht vergleichliche Beſonderheit hat.
Man ſollte einer ſolchen Künſtlerin, deren bewährte, wenn
auch nur zu dürftig unterſtützte Kraft außer Frage ſteht, ſo lange
wir das Glück haben, ſie noch hier zu halten, jede Gelegenheit
geben, ſich zu zeigen und ihre großen Fähigkeiten maßgeblich
nutzbar machen.
Der heutige Abend zeigte die Tänzerin in beſter Form auf
den verſchiedenſten Stoffgebieten, mit Leiſtungen reifſter künſt=
leriſcher
Ausarbeitung. Bei anderen ſieht man faſt immer nur
Studien, die meiſt eine Methode klarmachen ſollen, einen lehr=
haften
Beigeſchmack haben, kalt und trocken wirken und häufig
einer Gymnaſtikſtunde gleichen. Nichts davon hier. Theorien
will Manda von Kreibig nicht predigen. Ihr Element iſt Leben,
ſprühendes Leben. Wohl iſt überall die ſtraffſte Gymnaſtik, die
fleißigſte Studie durchzumerken, aber vor uns ſteht das fertige
Kunſtwerk, das nie an Effekt denkt, die Wirkung in ſich ſelbſt
trägt, das ſein Beſtes aus dem Blut empfängt, nicht aus dem

Montag, den 3. Oktober 1927

gleich der Intereſſen; in dieſem Rahmen hat jeder das Recht,
aber auch die Pflicht, zur Mitarbeit im Staate. Hier ſoll es nur
einen Streit geben, nämlich den Wettſtreit, am beſten dem
Vaterlande zu dienen.
Achtung vor der Meinung des Einzelnen, Achtung vor
dem ehrlichen Suchen nach neuen Wegen, Achtung aber
auch vor der großen Vergangenheit und der reichen Tra=
dition
unſeres Volkes müſſen die Grundſätze ſein, auf
denen ſich die Einigkeit aufbaut.
Daß dieſer Geiſt der Zuſammengehörigkeit wachſen und alle
Deutſchen beherrſchen möge, daß Deutſchland in brüderlicher
Geſchloſſenheit aus den Niederungen der Gegenwart aufſteige zu
dem Wege der Zukunft, zu einem ſtarken, freien und einigen
Deutſchland, das iſt der Herzenswunſch, mit dem ich an meinem
heutigen 80. Geburtstag das deutſche Volk im unbeirrbaren
Vertrauen und in alter Treue begrüße.
Der Herr Reichspräſident nahm dann die Glückwünſche der
einzelnen Herren entgegen.
Gratulations=Empfänge.
Nach dem Empfang der Reichsregierung ſprach das preu=
ßiſche
Staatsminiſterium unter Führung des Miniſterpräſidenten
Dr. Braun dem Herrn Reichspräſidenten die Glück=
wünſche
der preußiſchen Regierung aus. Hieran
ſchloß ſich der große Empfang der Vertreter der
deutſchen Länder. Sämtliche deutſchen Länder hatten zum
heutigen Tage ihre Staats=, Miniſterpräſidenten und ſonſtigen
Regierungschefs nach Berlin zur Beglückwünſchung des Herrn
Reichspräſidenten geſandt. Die Ländergeſandten und Bevoll=
mächtigten
der Länder zum Reichsrat nahmen in Begleitung
ihrer Regierungschefs an dem Empfang teil.
Im Anſchluß hieran fand der feierliche Empfang
des apoſtoliſchen Nuntius Pacelli, das Doyens des
diplomatiſchen Korps, ſtatt. Nuntius Pacelli überreichte namens
des diplomatiſchen Korps dem Reichspräſidenten eine in künſt=
leriſcher
Ausführung auf Pergament geſchriebene Adreſſe, die
auf dem Einband das Familienwappen derer von Benecken=
dorff
und von Hindenburg trägt und mit den Unterſchriften der
Miſſionschefs des diplomatiſchen Korps verſehen iſt. In ihr
ſpricht das diplomatiſche Korps dem vom Vertrauen des Volkes
berufenen Führer der Nation ſeine Glückwünſche und ſeine Ver=
ehrung
aus anläßlich ſeines 80. Geburtstages.
Umgeben von trautem Familienglück, fährt die Adreſſe fort,
von der Liebe und Anhänglichkeit des Volkes widmen Sie, Herr
Reichspräſident, noch immer in ſelbſtloſer Pflichttreue und ge=
ſunder
Vaterlandsliebe Ihre Weisheit und Ihre koſtbare Er=
fahrung
ganz dem Dienſte des allgemeinen Wohls. Möge es
dem allerhöchſten Lenker der Menſchengeſchicke gefallen, Ihnen
zu gewähren, noch lange an der Größe Deutſchlands in fried=
lichem
und dauerndem Einverſtändnis unter den Nationen zu
wirken.
Der Herr Reichspräſident dankte dem Nuntius in herz=
lichen
Worten für ſeine guten Wünſche und bat ihn, ſeinen Dank
den übrigen Chefs des diplomatiſchen Korps zu übermitteln.
Darauf empfing der Reichspräſident den Vorſtand des
Reichstages, den Präſidenten Loebe, und die Vizepräſidenten
nebſt den Schriftführern. Reichstagspräſident Loebe überbrachte
die Glückwünſche der deutſchen Volksvertretung.
Der Reichspräſident dankte darauf und ſprach ſeinen feſten
Willen aus, wie bisher, auch weiter ſeine volle Kraft in den
Dienſt des ganzen deutſchen Volkes und Vaterlandes zu ſtellen.
Darauf erſchien als Vertreter der Wehrmacht des
Reiches Reichswehrminiſter Dr. Geßler mit dem Chef der
Heeresleitung, dem General der Inf. Heye, und dem Chef der
Marineleitung, Admiral Zenker, die dem Reichspräſidenten die
Wünſche der Wehrmacht zum heutigen Tage ausſprachen.
Ihnen folgten das Präſidium des Preußiſchen Landtags,
Präſident Bartels und die Vizepräſidenten.
Daran ſchloß ſich der Empfang des Oberbürgermeiſters der
Stadt Berlin, Dr. Boeß, mit dem ſtellvertretenden Stadtverord=
netenvorſteher
Dr. Meier, die namens der Reichshauptſtadt und
ihrer Bürger gratulierten.
Die lange Reihe der Empfänge fand gegen 2½ Uhr mittags
ihren Abſchluß in einem großen Empfang der Vertreter
der alten Armee. Es waren erſchienen: Generalfeldmar=
ſchall
v. Mackenſen, die Generaloberſten v. Pletten, v. Kluck,
v. Einem, v. Linſingen, Graf v. Bothmer, v. Schubert, ferner
hatten Abordnungen entſandt: der Reichsbund ehemaliger Ka=
detten
, der Verein ehemaliger Angehöriger des 3. Garde=Regts.
zu Fuß, des Inf.=Regts. Nr. 58, des Inf.=Regts. Nr. 91 und
des Inf.=Regts. Nr. 147, der Verein der Angehörigen des ehe=
maligen
Kriegsminiſteriums unter Führung des Generalleut=
nants
Scholz, Verein Graf Schlieffen unter Führung des Ge=
neralleutnants
v. Cramon, der Deutſche Offiziersbund unter
Führung des Generals der Inf. Futier, der Nationalverband
deutſcher Offiziere unter Führung des Admirals v. Schroeder,
die Marine=Offiziersvereinigung und der Reichsoffiziersbund.
Im Namen aller erſchienenen Herren, ſprach Generalfeld=
marſchall
v. Mackenſen dem Reichspräſidenten die Glückwünſche
der ehemaligen Angehörigen der alten Armee aus. Der Reichs=
präſident
erwiderte mit Worten herzlichen Dankes und treu=
kameradſchaftlicher
Geſinnung.

Kopf. Raumbildende, Raum ausſchöpfende Bewegung des
menſchlichen, techniſch beherrſchten Körpers; Spannungen und
Entſpannungen hineingeſetzt, die von tiefſter Muſikalität geleitet
ſind. Das iſt wenig und doch alles.
Die gewählte Tanzfolge brachte das, was ſie will, deutlich
zum Ausdruck, indem ſie mit Ausnahme des Mittelteils auf
Programtänze verzichtete und ſachlich=richtig, weil inhaltlich
völlig genügend, lediglich, Tanzformen vorſchrieb. Zuerſt und
zuletzt in gebundenen Tänzen feſte Formen, in der Mitte freie
Formen eigener Erfindung in völliger Ungebundenheit. Wäh=
rend
Auftakt, Serenata Polka, in ſcharfen Linien die
ſtraffſte Rhythmik in modernſter Faſſung vorführte, kam in Fan=
dango
, Walzer Charleſton verhaltene Leidenſchaft, roſarote
Anmut, drolligſter Humor zum Durchbruch. In dem Monodram
aber, einem frei erfundenen Stück unheimlicher Phantaſtik, ent=
faltete
ſich das reiche, ernſte Könen, die groteske Phantaſie;
eine Ausdrucksfähigkeit, die die ganze Skala ſeeliſcher Erregun=
gen
vollendet, beherrſcht.
Die Künſtlerin verſtand es, aus jedem dieſer zehn Tänze
eine ſelbſtändige Schöpfung zu machen, frei von Anklängen,
Wiederholungen, Phraſen oder bedeutungsloſem Füllſel, jeder
großzügig aus ſich ſelbſt gebildet und doch bis in die kleinſte
Note ausgedeutet. Gut gewählte Begleitmuſik von Caſella,
Scott, Bartok u. a., durch Robert Tants von den Münchener
Kammerſpielen. Hans A. Hayn von hier und von einem
Elektrola=Inſtrument der Firma Jäger vortrefflich dargeboten,
und fabelhafte Koſtüme von künſtleriſcher Schönheit unterſtützten
die Wirkung eines außerordentlichen Genuſſes. Das Publi=
kum
raſte Beifall und erzwang ſich viele Wiederholungen. v. H.

4Nolde=Ausſtellung in Wiesbaden.
Die Herbſt=Ausſtellung des Naſſauiſchen Kunſtvereins bringt
das Ereignis des Jahres: Emil Nolde. Der Triumphzug
dieſer anläßlich des 60. Geburtstages des Meiſters veranſtalteten
Ausſtellung durch die deutſchen Städte beſeitigt die letzten
Zweifel. Nolde iſt unter den deutſchen Künſtlern der Gegen=
wart
der ſtärkſte. Er gehört wie Jawlenſky, Klee, Picaſſo, Brac=

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 3. Oktober.
Hefſiſches Landestheater. Die Generaldirektion des Landes=
theaters
hat ſich, um zahlreichen Wünſchen aus den Kreiſen der Mieter
zu entſprechen, entſchlofſen, ein Abonnement auf die Blätter des Landes=
theaters
zu ermäßigtem Preis aufzulegen. In der Aufführung der
Salome von Richard Strauß ſingt Roſe Landwehr die Titel=
rolle
.
* Lehrgana für Bibel= und Jugendarbeit. Heute Abend findet die
Eröffnung dess Lehrgangs für Bibel= und Jugendarbeit durch Herrn
Prälaten D. Dr. Diehl ſtatt. Dann wird der Profeſſor für praktiſche
Theologie an der Landes=Univerſität, D. Dr. Cordier, einen Vortrag
über das Thema: Jugend und Evangelium halten. Profeſſor
Cordier iſt in weiten, vor allem in jugendlichen Kreiſen bekannt gewor=
den
als Führer der Chriſtdeutſchen, vor allem aber durch ſein umfaſſen=
des
Werk: Evangeliſche Jugendkunde, ſowie durch die Harausgabe der
Schriftenreihe: Jugend und Gemeinde. Auch das Thema ſeines heuti=
gen
Vortrags dürfte geeignet ſein, Jugendliche aus allen Lagenn zu
intereſſieren. Der Vortrag, der von Darbietungen des bekannten Kalb=
hennſchen
Hornquartetts umrahmt ſein wird, findet in der Otto=Berndt=
Halle um 20 Uhr ſtatt.
Tanzabend Palucca. Für den Tanzabend, den die Tänzerin
Palucca auf Einladung der Freien Literariſch= Künſtleri=
ſchen
Geſellſchaft am nächſten Dienstag, den 4 Oktober,
8 Uhr im Kleinen Haus des Landestheaters gibt, macht ſich ein außer=
gewöhnliches
Intereſſe geltend. Es iſt auf den gleichen Erfolg zu
rechnen, den die Palucca im vorigen Winter in den deutſchen Groß=
ſtädten
hatte. So ſchreibt Der Deutſche: Minutenlange Stürme
der Begeiſterung des überausverkauften Hauſes. Immer wieder: Ein
von ſtärkſtem Rhythmus beſeſſener Körper, der von fabelhafter Sprung=
technik
und großer mimiſcher Ausdruckskraft unterſtützt, jeden Muskel be=
herrſcht
: Kraftvoll und lieblich zugleich. Die Deutſche Allg. Ztg.:
Man jauchzte, klatſchte, war begeiſtert. Der ganze große Blüthnerſaal
voll. Muſik bringt den Bewegungstrieb zu ſtarkem Schwung, der Kör=
per
fliegt, dreht ſich, zu Gong und dumpfer Trommel ſtampfen die
Füße. Und alles, ob auch noch ſo raſch und techniſch ſchwierig, iſt ſicher,
klar, errungen, gekonnt. Anmeldung zur Mitgliedſchaft bei der
Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft bei Buchhandlung Bergſträßer
berechtigen gegen Vorzeigen des Mitgliedſchaftausweiſes zum unentgelt=
lichen
Empfang einer Eintrittskarte an der Tageskaſſe des Kl. Hauſes
des Landestheaters
Darmſtädter Wochenmarktspreiſe vom 1. Oktober (je Pfd. bzw.
Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrabi 35, Gelbe Rüben 68, Rote
Rüben 810, Weiße Rüben 810, Spinat 2025, Römiſchkohl 1015,
Rotkraut 1012, Weißkraut 68, Wirſing 1012, Roſenkohl 40, Buſch=
bohnen
0, Stangenbohnen 3035, Wachsbohnen 3035, Erbſen 45,
Zwiebeln 1012, Knoblauch 80, Tomaten 2030, Endivienſalat 1015,
Freiland=Kopfſalat 1215, Salatgurken 2060, Blumenkohl, einheim.,
50130, Rettich 515, Meerrittich 80, Radieschen 5; Frühkartoffeln 56;
Obſt: Pfirſiche 1525, Brombeeren 3540, Preißelbeeren 4555,
Tafeläpfel 1520, Wirtſchaftsäpfel 815, Falläpfel 35, Tafelbirnen 15
bis 25, Wirtſchaftsbirnen 815, Zwetſchen 18, Quitten 2530, Trauben
4550, Nüſſe 3040, Zitronen 410, Bananen 5560; Eßwaren:
Süßrahmbutter 240250, Landbutter 200220, Weichkäſe 3540; Hand=
käſe
412, Eier, friſche 1418; Wild und Geflügel: Hühner 130
bis 180, Tauben 8090; Fleiſch und Wurſtwaren: Rindfleiſch,
friſch, 90120, Kalbfleiſch 120, Schweinefleiſch 95140, Dörrfleiſch 160,
Schinken 220, Wurſt 70160, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 100.
Nachgebühren für unzureichend freigemachte Briefſendungen. Die
Beſtimmungen über Nachgebühren für nicht ode= unzureichend freige=
machte
Briefſendungen des innerdeutſchen Verkehrs w.rden mit Wirkung
vom 1. Oktober 1927 ab dahin abgeändert, daß von dieſem Tage ab im
innerdeutſchen Verkehr für nicht oder unzureichend freigemachte Poſt=
karten
, Briefe, Druckſachen uſw nicht mehr der Betrag von mindeſtens
10 Pfg. nacherhoben wird, ſondern lediglich eine Aufrundung des ein=
einhalbfachen
des Fehlbetrags auf volle fünf Pfg. ſtattfindet.

Schweres Autounglück bei Bad Homburg.
Am Samstag abend gegen 9.15 Uhr verungllickte zwiſchen Sand=
blacken
und Hohemark aus bisher noch unbekannter Urſache ein großer
Perſonenwagen. Ein nachfolgender kleiner Opelwagen nahm drei Ver=
unghückte
auf und wollte ſio in das Homburger Krankenhaus bringen. In
der Dunkelheit verfehlte dieſer Wagen am Homburger Schloßgarten bei
hoher Geſchwindigkeit den Weg, gerict in einen Straßengraben und
ſchlug um. Aus dem Wagen wurde ein Schwerverletzter mit einem
Schädelbruch ſowie zwei andere mittelſchwer Verletzte geborgen und in
das Homburger Krankenhaus überführt. Nähere Einzelheiten ſowie
die Perſonalien der Verunglückten ſind noch nicht bekannt.

Tageskalender für Montag, den 3. Oktober 1927.
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus: Keine Vorſtellung. Orpheum, Anfang
20 Uhr: Meſſalinette‟ Heſſ. Dragoner, im Rummelbräu:
Gemütliches Beiſammenſein mit Konzert. Konzerte: Schloß=
Café; Hotel Schmitz; Café Rheingold. Kinovorſtellungen:
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

Kleider= / OsMäi
kauft man am beſten und billigſten im Spezialgeſchäft (15206
Parfümerie Müller, Rheinſtr. 6.

que zu den Namen von internationaler Bedeutung. Seine Kraft
iſt die eines Titanen. Der erſte Eindruck dieſer über 200 Gemälde
umfaſſenden Ausſtellung iſt von zermalmender Wucht. Die Größe
der Geſamtwirkung wird an ſich zum Erlebnis, von dem man
ſich erſt befreien muß, um die einzelnen Werke zu genießen. Lar=
ven
ſind ein Lieblingsthema, das oft wiederkehrt. Aber eigentlich
ſind faſt alle Köpfe Larven. Larven, hinter denen die Seele leuch-
tet
, ſpukhaft, wie das Licht im ausgehöhlten Kürbis. Für die
Farbe ſind dadurch gleichſam zwei Dimenſionen gegeben, die
Fläche und das Dahinterliegende. Letzteres von dem Vorderen
verdeckt, dahinter brennend, entweder als lohenderHintergrund oder
als Blick ſich manifeſtierend. Der Blick, oder vielmehr das Auge,
iſt bei Nolde immer etwas aus jenſeitiger Unergründlichkeit Hervor=
kommendes
; auch da, wo es in ſeinem Ausdruck ſehr diesſeitig
gerichtet iſt. Man könnte von einer Myſtik der Materie ſprechen.
Noldes Menſchen ſind zeitlos. Barbaren, Tiere, Beſtien, und
doch auch von Kultur durchwühlt. Noldes Landſchaften ſind
heroiſche Geſänge von der Leidenſchaft der Elemente. Sonnen=
untergang
, Meereswogen wird zum kataſtrophalen Vorgang. Zu=
weilen
tauchen auch mythologiſche Weſen auf, Dämonen, Trolle,
Nordiſch=germaniſche Phantaſtik. Das Nordiſche iſt raſſig geprägt.
Letzten Endes wird die Fülle der Eindrücke von den religiö=
ſen
Bildern überſteigert. Hier wird die Sprache zum Schrei.
Blutendes Bekenntnis und wuchtig geſchleuderte Anklage. In
überwältigender Gegenüberſtellung ſind drei große Altarwerke
zuſammengebracht. Der große Paſſionszyklus, das Martyrium
und die Wiesbadener Maria gegyptiaca‟. Die Paſſion wirkt an/
abgeklärteſten. Ganz neu in der Auffaſſung und dennoch in der
Tradition ſtehend. Der Chriſtus am Kreuz unerhört ſchön und
erſchütternd. Das Martyrium iſt furchtbare Groteske von tra=
giſcher
Größe. Dreiteiliges Altarbild nach mittelalterlichemn
Schema. Zu den Seiten Chriſtenverfolgung der frühchriſtlichen
Zeit, im Mittelſtück das immerwährende Martyrium von Gott
und Welt, Genie und Maſſe. Gegenüber hängt die Marie
gegyptiaca der Sammlung Kirchhoff, die Paſſionsgeſchichte des
Weibes. Vielleicht ſeit Goethes Gretchen und Wildes Salome
die tiefſte Enthüllung der weiblichen Pſyche. Die Schönheit des
Farbenrauſches reißt uns in das ſeeliſche Erlebnis hinein, deſſen
Macht uns aufwühlt und überwältigt.
H. E.

Haar.
Zahn=
Hand=

[ ][  ][ ]

Nummer 274

Montag, den 3. Oktober 1922

Die Denkmalsweihe für die Gefallenen der Heſſiſchen Oragoner=Regimenter. Tauſende
Dragoner in Darmſiadt.

Die ehemaligen heſſiſchen Dragoner hatten ſich zur Weihe eines
Denkmals für ihre gefallenen Kameraden ſo zahlreich in Darmſtadt ein=
refunden
, wie es von dem Feſtausſchuß kaum erwartet wurde. Die An=
vehörigen
der ehemaligen Dragoner=Regimenter und der befreundeten
Vereine, die zum großen Teil bereits an dem Begrüßungsabend teil=
renommen
hatten, verſammelten ſich am geſtrigen

Hauptfeſitag

ormittags in der Kaſerne des Garde=Dragoner=Regiments 23. Immer
eue Kameraden ſtrömten herbei. Es gab ein aus dem Herzen kommen=
es
freudiges Begrüßen, ein ſich Wiederfinden nach langen Jahren.
Elte Kameradſchaft, treue Anhänglichkeit an die gelliebten Regimenter
Fatten viele ehemalige Dragoner aus nah und fern veranlaßt, zu dem
Ehrentage ihrer einſt ſo ſtolzen Regimenter nach Darmſtadt zu eilen.
En gewohnter muſtergültiger Ordnung vollzog ſich die Aufſtellung
ünktlich unter Vorantritt der Fahnenordnung der Abmarſch zum
Denkmalsplatz in der Landgraf=Philipp=Anlage. Hier halten, ſich be=
reits
die Ehrengäſte, unter ihnen Großherzog Ernſt Ludwig, der ehe=
mialige
Chef des Leib=Dragoner=Regiments, mit ſeiner Familie, und
jahlreiche Generäle eingefunden. Die Fahnen gruppierten ſich um das
och verhüllte hohe Denkmal. Unter den Klängen des Kavallerie=
Marſches trafen die beiden alten Negimentsſtandarten ein und nahmen
echts und links von dem Denkmal Aufſtellung. Dann begann
der feierliche Akt der Denkmalsweihe
nait der Begrüßungsauſprache des Vorſitzenden des Denkmalausſchuſſes,
oberſt Freiherrn v. Weſterweller, der folgendes ausführte:
Eurer Königlichen Hoheiten ehrerbietigſten Gruß und Dank, daß
Suere Königliche Hoheit der Großherzog heute an der Weihe des Denk=
mals
teilnehmen. Das Intereſſe und die Liebe, die das heſſiſche Fürſten=
haus
an der heſſiſchen Reiterei genommen hat, wird dadurch aufs
neue beſtätigt. Waren es doch Mitglieder des Fürſtenhauſes, die mit
tr Geſchichte der Negimenter eng verknüpft ſind. Jch nenne hier nur
ten Landgrafen Ludwig X., den Gründer des Chevaulegerregiments
gen Prinzen Emil, den langjährigen Kommandeur des Regiments
Sardechevauleger, den Prinzen Ludwig, nachmaligen Großherzog Lud=
beig
IV., als Brigadekommandeur der heſſiſchen Kavalleriebrigade, und
2srinz Heinrich von Heſſen II., Inhaber des Leibdragoner=Regiments.
Sehr erfrenlich war für uns, daß J. K. H. Prinzeſſin Heinrich von
gsreußen, Prinzeſſin Irene von Heſſen und hei Rhein, das hohe Paten=
tund
unſerer hefſiſchen Kadalleriebrigade, ihre Teilnahme zugeſagt
letten. Im Auftrage des Denkmalausſchuſſes begrüße ich unſere Ehren=
(käſte und die Abordnungen der verſchiedenen Regimentsvereine und
drnke Ihnen für Ihr zahlreiches Erſcheinen. Ich möchte es hier nicht
unterlaſſen, unſerer alten Garniſonſtadt Darmſtadt
üffentlich den Dank auszuſprechen für den ſchönen Platz,
ten ſie uns hier überlaſſen hat. Sie, werte Angehörige der gefallenen
Hameraden, heiße ich herzlich willkommen. Endlich iſt es uns gelungen,
Ihren gefallenen Männern, Söhnen, Vütern und Brüdern unſeren
Sank abzuſtatten, daß ſie ihr Beſtes gaben für unſer Vaterland. Möchte
e8 Ihnen ein kleiner Troſt ſein, daß wir die Erinnerung an die Ge=
fallenen
durch unſer Denkmal wacherhalten. Und nun Ihr noch leben=
den
Kameraden, Euch ſei vor allen Dingen für Euer zahlreiches Erſchei=
ren
gedankt, und für die reichlichen Sponden, die jeder einzelne gegeben
lmt, wodurch es uns ermöglicht wurde, dieſes ſchöne Denkmal zu er=
wchten
. Zum Schluß möchte ich noch dem Schöpfer unſeres Denkmals,
merrn Doktor Blaß, und ſeinen treuen Helfern für das zeitſinnige Kunſt=
taerk
dauken, das jedenfalls einen Ewigkeitswert beſitzen wird. So möge
denn dieſes Denkmal, errichtet den Gefallenen zum ehrenden Gedächt=
n
7s, den Geiſt, der bei Kriegsausbruch alle Parteien unſeres Volkes be=
ſoelte
in den Lebenden wacherhalten und kommenden Geſchlechtern
zar Nacheiferung dienen, es den Gefallenen gleich zu tun im der Pflicht=
(Frfüllung für das Vaterland. Darf ich Eure Königliche Hoheit bitten,
den Befehl zu geben, das Denkmal zu enthüllen.
Auf Anordnung des Großherzogs ſenkte ſich langſam die Hülle von
dm prachtvollen
Wahrzeichen deutſcher Treue.
Hochauf loderte aus der Opferſchale, die auf 4 Pferdeſchädeln auf
dam gewaltigen Steinaltare ſteht, die Flamme der Treue und der An=
hänglichkeit
an die gefallenen Brüder gen Himmel. Leiſe intonierte die
Kaapelle das ergreifende Lied. Ich haut einen Kameraden‟. Die Fahnen
fnnkten ſich, in tiefſter Stille ſtand die geſpaltige Menge vor dem ent=
h
illten Denkmal, das ein wortloſes Erinnern an treueſte Pflichterfüllung
Den Gefallenen des Großherzöglich Heſſiſchen Garde=Dragoner=
Begiments Nr. 23 und des Großherzoglich Heſiſchen Leib=Dragoner=
Begiments Nr. 24 19141918, ſo lautet die ſchlichte Beſchriftng der
Haupttſchauſeite. Und zwei ſchlanke hohe Säulen, je einem Dragoner=
Begiment gewidmet, mit Reiterbildern aus Bronze, flankieren dieſen
ſ einernen Altar, auf deſſen Rückſeite eine knappe Zuſammenſtellung all
der Schlachten und erſchitternde Zahlen der Gefallenen angebracht ſind.
I ſtummer Ergriffenheit ſtanden die Frauen und Männer und geda h=
in
ihrer Toten. In dieſer ernſten Fezerſtunde verſtanden alle den tie=
fm
Sinn dieſes hehren Denkmals, das für alle Ewigkeit die Dankbarkeit
fur die gefallenen Helden ausdrücken ſoll.
Der Schöpfer dieſes wundervollen Denkmals, Herr Privatdozent
Dr.=Ing. Georg Blaß, Bildhauer und Architekt, der nicht nur die erſte
Arodellierung ſelbſt ausgeführt hatte, ſondern auch die Bronzearbeiten
ſu wie die Architektur entworfen und gezeichnet hat, legte ſein ganzes
Cmnpfinden in dieſes Werk. und wahrlich, der tiefe Gedanke erfaßt
j Den Beſchauer des vollendeten Denkmals. Von den ausführenden
Ambeitsſtellen wurde der Künſtler in glücklicher Weiſe unterſtützt, u. a.
ten dem Steinbildhauer Giebes=Darmſtadt, der die Steinmetzarbeiten
ansführte.
Nachdem der Männerhor Liedertafel unter Leitung des Herrn
Grrim das Lied Ueber den Sternen ſtimmungsvoll vorgetragen
hrtte, hielt
Herr Pfarrer Marx
eme Weiherede, in der er u. a. folgendes ausführte:
Kameraden, deutſche Männer und Frauen! Ein ſteinern Denkmal
ſaU von großer Zeit uns künden, ſoll mahnen uns an Tage deutſcher
Treue in unferes Vaterlandes tieſſter Not. Schon mehr als 13 Jahre
ind dahingegangen ſeit jenem Tage, daß es wie ein Gewitterſturm über
umſer Volk ging und die deutſchen Heere gerufen wurden an die Gren=
zan
in Oſt und Weſt, um Volk und Land zu ſchützen. Da hob es an,
jmes ungeheure, über vier Jahre währende Ringen um Sein oder
Richtſein des deutſchen Volkes. Und wider dieſes Volk eine Welt von
(Sinden. Dann brachen wir zuſammen, vor der gewaltigen, ſelbſt übers
Pseltmer herbeigeführten Uebermacht und Hilfsmittel vielerlei Art.
uud doch, mehr vom Hunger, als von des Feindes Waffen überwun=
den
. Aber ein Siegespreis iſt uns geblieben: Vom Feind unverſehrt
bi ieb deutſcher Boden, und Haus und Hof, und Weib und Kind blie=
hen
wohlbeſchützt. Euch danken wir es, ihr Krieger, die ihr hier ſteht,
uid die ihr in jenen furchtbaren Jahren unſer Land umgabt wie
emmen eiſernen Schutzwall. Denen danken wir es zuvörderſt, die in
enſter Reihe ſtanden und die ihr Leben hergaben für uns. Auch aus
eren Reihen, aus den Reihen der beiden heſſiſchen Dragonerregi=
neenter
und ihres Neſerveregiments haben Hunderte ihr teuerwertes
Leben für uns dahingegeben. Faſt ein halbes Tauſend Namen ſtehen
den Annalen der Kriegsgeſchichte eurer Regimenter, darunter nicht
beniger als die Namen von 52 Offizieren. Faſt auf allen Kriegsſchau=
hätzen
haben die Regimenter geſtanden und gekämpft und ihre Schul=
tngkeit
getan bis zum äußerſten, und ihre Heldengräber ſind zerſtreut
anf weiter Erde. Wir aber, die wir ihr Opfer angenommen haben, die
när in Sicherheit lebten, weil ſie ſtarben, wie wollen wir ihrer ge=
drnken
in würdiger Art?. Können wir es begreifen, wie groß und
ſchwer das Opfer iſt? Können wir irgendwie ihnen danken? Können
när es begreifen? Sind wir noch fähig dazu, etwas zu ſpüren von
janer Begeiſterung unſerer Kriegsfreiwilligen, die, oft noch halbe
Auraben, hinausſtürmten, und die nicht fragten nach all den Träumen,
dae ſie geträumt, nach ihrer blühenden Jugend, ſondern die nur eins
o hen: die große allgemeine Not. Können wir das noch empfinden?
eio fragt uns dieſes Denkmal. Können wir den Sinn des Opfers be=
greifen
, den heiligen, tiefen Sinn?. Ein heiliger Mund hat uns das
prunderbare Wort gekündigt. Wer ſein Leben lieb hat, der wird es
verlieren, wer es aber verliert, der wird es gewinnen. Und die hei=
liegſte
Opferſtätte iſt das Kreuz auf Golgatha, unter dem das Wort
des Weltüberwinders ſteht: Niemand hat größere Liebe, denn die,
daß er ſein Leben läſſet für ſeine Freunde Und dann, wenn ſolches
ernmal Wirklichkeit geworden iſt, wenn Tauſende und Abertauſende
ei=griffen worden ſind von dieſem Geiſt der Hingabe, da zog ein ganz
geines, ganz großes Fühlen durch vieler Menſchen Bruſt. Wie klein

kommen wir uns vor vor ſolcher Größe. Aber wie ruft auch dieſes
Denkmal darum uns zu: Sucht nur ihrer wert zu ſein. Wie ſollen
wir ihnen danken? Es iſt vielleicht ſchon ein Anfang echten Dankes,
wenn wir heute den meiſten Toten zurufen können: Ihr wart bis in
den Tod getreu und tatet eure Pflicht; das Vaterland erblüht aufs
neu, denn Gott verläßt uns nicht. Freilich, dieſes Erblühen des
Vaterlandes, es geht langſam vor ſich, und nicht zuletzt darum, weil es
am rechten Danke an uns fehlt, weil der Geiſt der gleichen Pflichter=
füllung
, der gleichen Hingabe, des gleichen Opferſinnes doch weithin
verloren ging, weil wieder die alte Selbſtſucht, weil wieder die Ge=
nußſucht
ihre Triumphe feiert im deutſchen Volke. Schlimme Gifte
haben unſer Volk zerſetzt. Im Bruderzwiſt ſteht es mitten drinn,
und wir wartenn und warten, bis dieſes Blühen kommen ſoll,
was doch nur ſein kann, wenn ein Volk innerlich geſchloſſen iſt, und
wenn es ſich zuſammenſchart um ſeine großen Güter, und wenn es ſich
bewußt iſt, daß jeder das eigene Ich zurückſtellen muß, und nur das
große Ganze es ſein darf, was in vorderſter Linie ſteht deſſen, was wir
beginnen. Und darum, deutſche Brüder und Schweſtern, wie wollen
wir denen danken, die das große Opfer gebracht haben. Wir können
es nicht anders als ſo, daß wir es uns tief ins Herz geſchrieben
ſein laſſen jenes Wort: Liebet euer Volk und Vaterland, liebet eure
Brüder und Schweſtern. Nicht rückwärts wollen wir ſchauen.. Was
geweſen kehrt nicht wieder. Vor uns liegen die großen Aufgaben, die
wir zu erfüllen haben. Vor uns liegen die Pflichten, an die wir alles
ſetzen wollen, was uns geblieben iſt an geiſtiger und ſonſtiger Kraft.
Wenn unſer Volk wieder ſeine alte Weltgeltung gewinnen ſoll, dann
geht es nur, wenn wir ganz ſtill, in kleinſtem Kreiſe, jeder auf dem
Platz, auf den Gott ihn geſtellt hat, anfangen, den Geiſt zu pflegen,
der einſt dies große Werk geleiſtet, das in den Büchern der deutſchen
Geſchichte eingeſchrieben iſt unverwifchbar, daß wir kämpfen den großen
Geiſterkampf, daß wir bekämpfen Haß und Argwohn, Neid und Geiz
und böſe Luſt, damit die neue Zeit heraufkommt, wohl langſam und
allmählich, aber doch unter des großen Gottes Führung, der allein die
Menſchenherzen lenken und die Geſchichte der Völter beſtimmen kann.
So laßt uns gedenken, ſo laßt uns danken, ſo laßt uns dies Denkmal
weihen, als eine Stätte heiliger Erinnerung, als einen Grund ernſter
Selbſtbeſinnung und als eine Quelle froher Zukunftshoffnung. Das
walte unſer Gott. Amen.
Eine weitere Weiherede hielt:
Herr Diviſionspfarrer i. v. R. Krauſe:
Kameraden! Als dem erſten und letzten aktiven Diviſionspfarrer
der Großherzoglich heſſiſchen Diviſion, der während vier Jahren im
Felde beide altive Diviſionen im Kriege betreut hat, ſei es mir ge=
ſtattet
, zu ihnen, Kameraden, und ihren werten Angehörigen und zu
unſeren hochverehrten Feſtgäſten einige Worte der Erbauung und des
Troſtes zu reden. Faſt alle Tage, in den Monaten, wo Kampfhand=
lungen
an der Front ſtattfanden, und wo die heſſiſchen Diviſionen in
den Gräben lagen, da ſtanden auch Gräber und Grabdenkmäler ernſt
und wehmütig und ſprachen zu den Ueberlebenden von den Gefal=
lenen
. Und heute, wo ich ſtehe vor dieſem gewaltigen Denkmal, das
edle Dankbarkeit den Gefallenen geſtiftet hat, da ergreift mein Herz
wiederum eine tiefe Wehmut, und doch fühle ich mich auch gehoben von
dem edlen Stolz im Angeſicht dieſer herrlichen Schöpfung. Denk=
mäler
, Stein. Erz ſind ſie. Stein iſt tot. Erz iſt hart und kalt, und
doch haben ſie Geiſt. Und auch dieſes Denkmal hat Geiſt. Der es
erbaut, hat ihm ſeinen Geiſt eingeprägt, und dieſer Geiſt iſt ihm ge=
kommen
aus der Begeiſterung für jene, die in heldenmütigem Kampf
Blut und Leben geopfert haben für das Vaterland. Das iſt aber nicht
der einzige Geiſt, der im Denkmal ſteckt, der Geiſt des Erdenkers und
Erbauers.. Nein, Geiſt hat es dadurch, daß es wiederum Geiſt weckt,
geiſtigen Einfluß ausübt auf den Beſchauer, geiſtig uns alle anregt, die
wir hier ſtehen. Kameraden, teure Angehörige unſerer Gefallenen, ich
bitte Sie, vergeſſen ſie nicht, ein Deukmal aufzurichten in ihrem
Innern, in ihren Herzen, das dauernder iſt als Granit und Muſchel=
kalk
und Erz. Auf dieſes innere Denkmal kommt es an. Dieſes
Denkmal hier ſteht vor uns als ein gewaltiger Opferaltar, ſozuſagen
zwiſchen zwei Kerzen, die emporragen. Blut! Flamme! Leben! Setzen
Sie den lieben Gefallenen in ihrem Herzen ein dreifaches, lebendiges
Denkmal: ein Denkmal des Glaubens, ein Denkmal der Dankbarkeit
und ein Denkmal des Friedens!
Setzen Sie ein Denkmal des Glaubens! Dieſer Glaube ſoll ſtark
ſein, er ſoll Sie beruhigen, er ſoll Sie tröſten. Vor Ihnen ſtehe ich
als Angehöriger der ehemaligen Großherzoglichen: heſſiſchen Diviſion
aber auch als überzeugter Chriſt. Und da eminnere ich Sie an das
Reiterlied. Wehmütig und trauxig klingt es in den Worten: Geſtern
noch auf ſtolzen Roſſen, heute durch die Bruſt geſchoſſen, morgen in das
kühle Grab. Aber tröſtend, ermutigend, feſtigend klingen die Worte:
Darum ſtill, darum ſtill, füg ich mich wie Gott es will‟. Das iſt unſere
Beruhigung, unſer Troſt. Nicht ſterbliche Menſchen haben letzten Grun=
des
dim Ausgang der kriegeriſchen Verwicklungen und hüirgerlichen Wir=
ren
entſchieden, ſondern ein höherer Wille. Gott hat es vorausgeſehen,
Gott hat es zugelaſſen, er hat es gewollt. Und vor dem Unendlichen
und Allmächtigen und Allr eiſen müſſen wir uns beugen und uns fügen.
Beten wir ſeinen Willen an. Handeln wir nach ſeinem Willen. Das iſt
ſchon Dankbarkeit. Eine heilige Flamme der Dankbarkeit muß aus unſe=
ven
Herzen emporlodern in ehrlichſter Erkenntlichkeit für das, was die
Gefallenen gelitten und getan. Eine heilige Flamme muß aus unſeren
Hurzen emporlodern, die eine goldene Brücke bildet zu den Seelen der
Gefallenen, die im Frieden ruhen. Sie haben den Frieden gefunden,
und wir ſuchen ihn. Uns macht der Friede Mühe, ihnen hat Gott ihn
gegeben zur Belohnung für ihren Heldenmut. Suchen wir den Frieden!
Das iſt das Loſungswort Chriſti des Welterlöſers. Wir ſind doch Kin=
der
des einen gleichen Vaterhauſes, die alle dieſelbe Sprache reden und
die gleiche Heimat haben. Warum befehden und befeinden wir uns2
Wavum können wir den Frieden nicht finden? Gewiß, jeder meint viel=
leicht
das beſte, jeder ſucht das Wohl des ganzen Volkes auf ſeine Art,
aber verſtehen leonen miſſen wir uns, Duldſamkeit üben und mehr als
das, innige Liebe des emen Standes und Berufes für den anderen,
Treue um Treue, als ein Ganzes uns fühlen. Und dann können wir
auch hinausgehen über die Schwelle unſeres Vaterhauſes und denken an
die große gemeinſame Menſchheit, die viele Wohnungen hat, und die
doch alle eins ſein ſollen. Der Fribe war aus dieſer Volksgemeinſchaft
gewichen, und darum mußten 10 Millionen ſterben. Und ſie alle ſtarben.
Vaterland. Aber jenſeits des Grabes ſind ſie wieder vereint in Gott,
und da rufen ſia uns zu: liebt den Frieden, ſucht den Frieden, fördert
ihn zunächſt den Eueren eigenen Reihen, im eigenen Vaterhaus des
großen deutſchen Reiches, dann aber auch den Frieden mit dem anderen
Völkern! Ja Friedensworte ſind es, die ſie aus dem Jenſats uns künl= Anderſen’ſchen Märchen und 2. Pechvogel und Glückskind, von W.
den. Und den Frieden vollem wir ſuchen, friedfertig ſein mit unſerem
Mitkürgern, welchen Standes und welcher Art ſie auch ſein mögen, und
im Frieden wutig weiterarbeiten am Aufbau unſeres Vaterlandes und
iſt. Mögen das us die heldmmütigen Gefallenen bei Gott dem All= von M. Becker; 4. Das Tellſpiel der Schweizer Bauern, von F. Beimig.
mächtigen, dem Friedensfürſten, erflehen. Amen.
Nach dem Chorgeſang des Männerchors Liedertafel des von
Herrn Grim bearbeiteten Reiters Morgengeſang, hielt
Generalmajor a. D. Freiherr von Brandenſtein
Wehmütig ſchöne Erinnerungen weckt dieſe Anrede. Und hier in un=
ſerer
alten Garniſon treten mächtige Evinnerungen an jeden Einzelnen
von uns heran aus längſt vergangenen Zeiten. Aber heute gilt es etwas Myſterienſpiel der Stadt Laufen, von W. Blachetta.
noch Höheres. Zu ernſter Feierſtunde ſind wir heſſiſchen Dragoner
raden, die ihre Treue, ihre Vaterlandsliebe mit ihrem Herzblut beſie= Frhr. v. Eichendorff.
gelten. Mehr als vier Kriegsjahre haben beide Regimenter Bügel an
Bügel, Schulter an Schulter im Schützengraben gekämpft, Not und Ge=
fahr
, Mühen und Entbehrungen miteinander getragen, haben neben= kind nach dem Volkmann=Leander’ſchen Märchen, als Spiel bearbeitet
ten Kreuzen über ihren Toten errichtet. So wurden am 3. Juli 1915
bei Lawgole der Brigadekommandeur General v. Glaſenapp, der Kom=
mandeur
des Leibdragonerregiments, Oberſt Meiſter, verwundet, der und frohe Laune gingen von dieſen Spielern auf die Zuhörer über..
Führer des Gardedragonerregiments, Major Freiherr v. Bellersheim,
fiel. Dies iſt nur ein Beiſpiel für unendlich viele. So iſt denn die Er=
richtung
eines gemeinſamen Denkmales für die gemeinſamen Gefallenen offene Herzen mitbringen für die koſtbaren Güter unſerer bedeutendſten
eine ſelbſtverſtändliche Folge der in langen Friedensjahren begründeten Dichter. Das hünſtleriſche Laienſpiel kann auf dieſe Art Kulturarbeit
und bewährten, im Krieg durch Blut gefeſtigten Kameradſchaft. Wenn
wir unſeren gefallenen Kameraden alſo ein Denkmal aus Stein und
Crz weihen, ſo ſoll es uns und den nachkommenden Geſchlechtern be= Bühnenvolksbundes zuſammen.
weiſen, daß die heſſiſchen Dragonerregimenter in dem uns aufgezwun=
genen
Exiſtenzkampf, der der Vernichtung eines aufwärtsſtrebenden
Volkes galt, ihren Mann geſtanden haben, daß ſie ein ruhmreiches Glied

des ſtolzen deutſchen Heeres bildeten. So lange die Geſchichte reicht,
wird ſie dem deutſchen Heer den Lorbeer reichen. Wenn Tauſend einen
Mann erſchlagen, das iſt nicht Sieg, das iſt nicht Ehr', und heißen wird’s
in fernen Tagen: geſiegt hat doch das deutſche Heer. Und was war
das Geheimnis dieſer Unüberwindlichkeit? Es war die ſittliche Kraft, die
uns alle einte, es war der Geiſt der Unterordnung, der ſich gründete auf
Treue und Pflicht. Es war die Kameradſchaft, in der der Offizier
ſeinen Soldaten, der Soldat ſeinen Offizier nicht im Stiche ließ. In
dieſem Geiſt rückte das ganze deutſche Heer, rückten auch unſere Regi=
menter
im Auguſt 1914 ins Feld. Mit dieſem Bewußtſein gingen
unſere Kameraden in den Tod. Solange dieſer Geiſt ſtandhielt, war
das deutſche Heer unüberwindlich. Als er wankte, wankte auch das
deutſche Heer. Wenn die Menſchen ſchweigen, werden die Steine reden,
und ſo ſoll auch dieſes Denkmal für alle Zeiten eine laute, weit ver=
nehmbare
Sprache reden. Die zum Himmel lodernde Flamme der Opfer=
ſchale
ſoll künden den Todesmut jener, die für uns in den Tod gingen.
Dulce et decorum est, pro patria wori! Verkünden dieſe Steine, ſchön
iſt es und ehrenvoll, für das Vaterland zu ſterben. Darum iſt es auch
nicht im Sinne der Gefallenen, heute zu trauern und zu klagen, ſo ſehr
wir auch mit den Hinterbliebenen fühlen. Wir wollen uns vielmehr mit
ihnen in der Erinnerung an die Gefallenen erheben, wollen ihnen un=
ſeven
Dank durch das Gelöbnis ausſprechen, es ihnen gleich zu un, durch
Vaterlandsliebe, Pflichterfüllung und Opfermut. Dann werden ſie nicht
umſonſt geſtorben ſein. Dann erſt werden wir wieder ein freies, ſtarkes
Volk ſein, das wieder geachtet im Rate der Völker daſteht, und das ſein
Schwert in die Wagſchale der Welt legen kann. Dann auch können wir
erſt ſtolz und erhobenen Hauptes unter dieſe Denkmäler treten. Auf
dieſe Weiſe werden wir auch dem Heros des deutſchen Volkes am heu=
tigen
Tag zu ſeinem 80jährigen Geburtstag in würdigſter Weiſe un=
ſeren
Dank und unſere Glüchvünſche abſtatten. Auf dieſe Weiſe werden
unſere Denkmäler in weiten deutſchen Landen, ſei es der einfachſte Stein
mit den Namen der Gefallenen im kleinſten Dorf, ſei es ein Kunſtwerk
von Künſtlerhand geſchaffen wie dieſes, ihre hohe heilige ernſte Aufgabe
erfüllen. Dann werden ſie auch mit dazu beitragen, daß die Worte, die
unſer hochverehrter Herr Reichspräſident Generalfeldmarſchall von Hin=
denburg
aus Anlaß der Tannenberg=Nationalfeier an das deutſche Volk
richtete, und die ihre Wirkung haben, ihre Geltung haben für eine ruhm=
reiche
Geſchichte, dann werden ſie auch dazu beitragen, daß ſie auf frucht=
baren
Boden fallen. Sie lauten: Möge es dem deutſchen Volk für alle
Zeiten zu ernſter Mahnung dienen, daß der Sieg von Tannenberg nur
errungen wurde durch heiße Vaterlandsliebe, durch eiſerne Pflichterfül=
lung
und den unbeugſamen gemeinſamen Willen zur Tat. In dieſem
Sinne fordere ich Sie auf, mit mir einzuſtimmen in den Ruf: Unſer
deutſches Vaterland hurva, hurra, hurra!
Nach einem erhebenden Chorgeſang erfolgte die

Kranzniederlegung.

Als erſter legte Großherzog Ernſt Ludwig einen Kranz nieder mit
den Worten: Kameraden, vergeſſen wir nie, was die für uns getan
haben, denen wir dieſes Denkmal errichteten. Sie gaben ihr Blut für
unſere Zukunft, für unſere Jugend und erfüllten damit die heiligſte
und ſchwerſte Pflicht, die der Menſch ſeinem Volke ſchuldet, wenn es der
Ernſt der Zeit verlangt. Danken wir es ihnen, daß ſie in den Tod
gingen, damit wir leben. Ehren wir ihre Treue, ehren wir in ihnen
die Treueſten der Treuen und heiligen wir ihr Vorbild der letzten Treue,
indem wir auch ihnen Treue halten bis zum letzten Atemzug.
Unter ernſten Treu= und Dankgelöbniſſen an unſere Gefallenen
wurden überaus zahlreiche Kränze niedergelegt u. a. von Oberſtleutnant
v. Biberſtein als ehemaligen Leibdragoner und Bundespräſidenten der
Dragonerregimenter, von Exz. General v. Hahn für die Offiziere des
Dragonerregiments 24, von Exz. General v. Willich für die Offiziere
des Dvagonerregiments B, von dem ehemaligen Einjährigen aus den
70er Jahren, Rodewald (Valparaiſo), von dem Vorſitzenden der Kame=
radſchaftlichen
Vereinigung der Gardedragoner, Hauck, und von zahl=
reichen
weiteren Vertretern kameradſchaftlicher und befreundeter Ver=
einigungen
.
Mit dem Abmarſch der beiden Regimentsſtandarten und dem muſter=
gültig
geordneten allgemeinen Vorbeimarſch am Denkmal unter Voran=
tritt
der Fahnendeputationen, unter den Klängen bekannter Märſche
war dieſe erhebende Feier beendet.
Nachmittags bewegte ſich ein

Feſizug

durch die Straßen der Stadt, an dem Tauſende ehemaliger Dragoner
teilnahmen. Zahlreiche Muſikkapellen und Reitergruppen imn altbekann=
ten
Reiteruniformen belebten den Zug. Gine nach Tauſenden zählende
Menge umſäumte die Straßen, durch die ſich der Zug bewegte, ein
Zeichen, daß die treue Anhänglichkeit der Darmſtädter am ihre alten
Regimenter nicht erloſchen iſt. An herzlichen Begrüßungszuruſſen fehlte
es nicht.
Die Wiederſehensfeier
die geſtern abend in der Feſthalle ſtattfand, erfreute ſich eines derartig
ſtarken Beſuches, daß in der großen Halle kein Platz frei war. Eine
ausgeſucht gurte Feſtfolge ſorgte für ſchöne und abwechſlungreiche Unter=
haltung
. Neben prächtigen und flotten Muſikſtüchken wunden u. a. lebende
Bilder geſtellt, die begeiſterten Beifall fanden, da ſie luſtige, aber auch
tiefernſte Szenen aus dem Soldatenleben brachten. Leider war infolge
der überaus lebhaften Unterhaltung, die eine herzliche Wiederſehensfeine
natürlich mit ſich bringt, der von Herrn Göbel, Schauſpieler am Heſſch
ſchen Landestheater, geſprochene und von Herrn Amtmann Göbel ver
faßt Vorſpruch nur ſehr wenig zu hören. General der Kav. a. D. von
Hahn erinnerte in einer kurzem Anſprache an den 80. Geburtstag des
Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg und brachte ein dreifaches, be=
geiſtert
aufgenommenes Hoch aus. Die Verſammlung ſang ſtehend das
Deutſchlandlied. Ganz hervornagende Darbietungen brachte die Turn=
gemeinde
Darmſtadt 1846 mit ihren ſchwierigen, epakt ausgeführten tur=
neriſchen
Vorführungen. Bei ungezwungener Fröhlichkeit vergingen
in wunterem Geſpräch die Stunden nur allzu ſchnell.
In dem neben der Feſthalle aufgeſchlagenen Bierzelt herrſchte
luſtigſte Stimmung. Die dort konzertierende Kapelle unter Leitung des
Obermuſikmeiſters Weber riß die Dragoner durch ihre temperamentvollem
Muſikſtücke mit ſich fort. Bei lebhafter Unterhaltung und Geſang flogen
auch hier die Stunden nur ſo hin.
Der Tag der Dragoner in Darmſtadt wird jedem, der ihn mit=
erleben
konnte, unvergeſſen bleiben!

Darmſtädter Spielſchar.
Unſeren Mitgliedern und Freunden bringen wir an dieſer Stelle
Und ſie ſtarben alle für ingendwelche Ideale und Intereſſen für ihr zur gefälligen Kenntnisnahme, daß wir am 11. und 12. Oktober. 68. J9.
in der Landesbaugewerkſchule. Neckarſtraße 3, unſere Spielzeit 1927/B8
beginnen. In unſeren Spial= und Arbeitsplan haben wir folgendes
aufgenommen:
1. Das Märchenſpiel. 1. Der Schweinehirt nach dem
Blachetta.
2. Das heldiſche Spiel: 1. Gudrun, von J. Heiß; 2.
am Aufbau des Heſſenlandes im beſonderen, das unſere engere Heimat Das Hildebrand=Spiel, von L. Weißmantel; 3. Jan ban Werth,
3. Das Schwank= und Schelmanſpiel. 1. Der Fremde‟
von F. Lienhard; 2. Des Kaiſers neue Kleider von W. Blachetta;
3. Die Kreatur, ein Akt Moliére, von V. Schmidt; 4. Der Paſteten=
bäcker
, von Lope de Vega.
4. Spiele der Liebe. 1. Lanzelot und Sanderein, ein alt=
folgende
Feſtrede: Kameraden! Von den roten und weißen Dragonern! fränkiſches Minneſpiel von G Grund; 2. Gevatter Tod, von R. Mirbt.
5. Das geiſtliche Spiel. (Myſterienſpiel). 1. Das Spiel
vom verlorenen Paradies, von H. Hellwing; 2. Kain und Abel,
6. Die Morgenfeier im Gemeinſchaftsgeiſt mit Vorträgen,
hier heute vereint. Es gilt der ehrenden Grinnerung an unſere Kame= Tänzen und Liedern. 1. Hermann Löns; 2. Walter Flex; 3. Joſeph.
Als Auftakt bringen ſpir zwei heitere Märchenſpiele Der Schweine=
hirt
nach dem Anderſen’ſchen Märchen und Pechvovgel und Glücks=
einander
geblutet, haben nebeneinander die Grabhügel mit dem ſchlich= von Walter Blachetta. Ueber dieſe Spiele die wir mit Erfolg in
Magdeburg und Kaſſel brachten. äußerten ſich u. a. die Kaſſeler
Neueſten Nachrichten: ... im Märchenland, Sonnenſchein, viel Freude
...ſo Vorbereitete werden aus geſundem Empfinden heraus unzu=
längliches
in der neueren Bühnenliteratur ablehnen, dagegen aber
leiſten.
Die Tage der Aufführung fallen micht mit einer der Mieten unſeres
Nichtmitgliedern ſtehen in unſerer Geſchäftsſtelle, Muſik=Arnold am
weißen Turm noch einige Karten zu RM. 0,80 ab 3. Oktober zur Ver=
fügung
.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Montag, den 3. Oktober 1927

Tagung der Deutſchen Sportbehörde.
Glückwunſchtelegramm an Hindenburg. Startbeſchränkungen
für die Olympiakandidaten. Die Termine für die nächſte
Saiſon.
Die Deutſche Sportbehörde hielt am Samstag und Sonn=
tag
in ihren Geſchäftsräumen zu München eine wichtige Tagung
ab. Der Bedeutung dieſer Zuſammenkunft waren ſich alle Lan=
desverbände
beſwußt, ihre Vertreter verſammelten ſich vollzählig.
Außerdem nahmen an der Tagung teil die Sportwarte der
Landesverbände, der Vorſitzende der D. S.B., Rechtsanwalt Lang=
München, die Sportwarte für Frauen= und Jugendſport, ſowie
der Vizepräſident des Internationalen Frauenſport=Verbandes,
Amtsgerichtsrat Dr. Bergmann. Gehaltvolle Worte des Reichs=
ſportwartes
Dr. Karl Ritter von Halt=München zum Geburts=
tage
des Reichspräſidenten bildeten den Auftakt der Verſamm=
lung
. Es wurde beſchloſſen, das folgende Glückwunſch=
telegramm
an den Reichspräſidenten abzuſchicken:
Der deutſchen Landes Retter, des Deutſchen Reiches
Hüter, des deutſchen Sportes Förderer, der deutſchen Bürger
Hoffnung, unſerem allverehrten Herrn Reichspräſidenten ge=
ſtatten
wir uns zu ſeinem Ehrentage in tiefſter Ehrfurcht ehr=
ehrbietige
Glückwünſche zu entbieten.
Unter der ſtraffen Leitung von Halts wurden dann alle
wichtigen Fragen unter Fortlaſſung von allem unnötigen Bei=
werk
erledigt. Im Vordergrund der Verhandlungen ſtanden
die Maßnahmen, die zur Reinhaltung der Amateureigenſchaft
beim Verkehr im In= und Auslande ergriffen werden und eine
weitere Einſchränkung des Auslandsſtarts zum Ziele haben
ſollen. Vom 15. Oktober bis zum 27. Januar ſollen die Olym=
piakandidaten
überhaupt ruhen, dagegen iſt ihnen vom 16. Ja=
nuar
ab ein dreimaliger Start bei Hallenſportfeſten geſtattet.
Die Kontrolle der Olympiakandidaten durch Reichstrainer
Waitzer ſoll beibehalten und im Frühjahr erweitert werden.
Auslandsſtarts kommen bis zur Olympiade für Olympiakandi=
daten
nicht mehr in Frage. Die verſchiedentlich angeſtellten Ver=
ſuche
, über Sportverkehr im Ausland nur noch durch die D.S.B.
verhandeln zu laſſen, ſollen künftig zur Regel und Vorſchrift
gemacht werden. Für die Abrechnungen von Reiſeſpeſen im In=
land
erhalten die Vereine von der D. S.B. ein beionderes Blatt.
Auch die Abrechnungen von Reiſeſpeſen ausländiſcher Mann=
ſchaften
ſollen in Zukunft der D.S.B. vorgelegt und von dieſer
den betreffenden ausländiſchen Verbänden zur Kenntnis gebracht
werden.
Bei der Prüfung der in den letzten Monaten aufgeſtellten
neun deutſchen Rekorde fanden die folgenden Höchſtleiſtun=
gen
Anerkennung:
Männer:
400 Meter in 48,2 Sek., Büchner=Magdeburg, 1. September in
Magdeburg.
Speerwerfen: 62,47 Meter, Schlokat=Inſterburg, 31. Auguſt
in Düſſeldorf. 63,66 Meter, Schlokat=Inſterburg, 3. September
in Berlin. Die offiziellen Unterlagen für die in Oslo mit 64,60
Metern aufgeſtellten Höchſtleiſtungen Schlokats fehlen noch.
Zehnkampf: 701 Punkte, K. Weiß=Berlin, 7. Aug. in Breslau.
10 mal 100 Meter: 1:47 Min, Berliner S.C., 10. Sept. in
Verlin.
4 mal 1500 Meter: 16:41 Min., Teutonia Berlin, 7. Aug. in
Breslau.
4 mal 800 Meter: 8:11,6 Min., München 1860, 6. Juli in Ulm.
8:00,9 Min., Teutonia Berlin, 3. Sept. in Berlin.
Frauen:
800 Meter: Frl. Batſchauer=Karlsruhe 2:23,7 Min., 7. Ang.
in Breslau.
Hochſprung: 1:52,5 Meter, Frl. Bonnetsmiller=München, 19.
Juni in München.
Kugelſtoßen: 11,32 Meter, Frl. Lange=Charlottenburg,
6. Auguſt in Berlin.
4 mal 100 Meter: 49,9 Sek., Viktoria 96 Magdeburg.
10 mal 100 Meter: 2:11,5 Min., S.V. Eimsbüttel, 28. Aug.
in Hamburg. 2:10,4 Min., S.C. Charlottenburg, 11. Sept. in
Berlin.
Die Anerkennung von Houbens 300=Meter=Rekord konnte
nicht ausgeſprochen werden, da bei dem Lauf die geltenden Be=
ſtimmungen
nicht ganz berückſichtigt wurden. Ferner wurde die

Anerkennung der Höchſtleiſtungen von Frl. Batſchauer im 100=,
200=Meter=Laufen und im Weitſprung (5,62 Meter) verſagt. Die
bereits erteilte Anerkennung des Rekordes von Seraidaris=
Dresden im beidarmigen Diskuswerfen wurde wieder zurück=
gezogen
, da auch hier die Beſtimmungen nicht erfüllt worden
ſind.
Haupt=Ausſchußſitzung der D T.
Im Hauſe der D. T. in Charlottenburg hielt am Samstag
und Sonntag der Hauptausſchuß der D. T. ſeine fällige Sitzung
ab, bei der der Vorſitzende Dr. Berger des 80. Geburtstages des
Reichspräſidenten von Hindenburg gedachte. Ein Begrüßungs=
Telegramm wurde an den Reichspräſidenten abgeſchickt mit fol=
gendem
Wortlaut: Mit Eifer ſind die 12 400 Vereine der D. T.
innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen der Anregung ge=
folgt
, zur Feier Ihres 80. Geburtstages turneriſche Wett=
kämpfe
und Vorführungen als Hindenburgſpiele zu veranſtalten.
Ueberall denkt man daran, was das deutſche Volk ſeinem großen
Feldherrn verdankt und was es jetzt ſeinem Reichspräſidenten
verdankt, der in der ſchlimmſten Sturmzeit ohne Zucken das
Steuer des Staatsſchiffes ergriff, um ſein Vaterland vor dem forſchung Mittelaſiens. O 19: E. Becker: Deutſche Funkausſt.
Untergang zu bewahren. Die Führer unſeres Millionen= Ver=
bandes
ſind zu ernſter Beratung in Berlin verſammelt. Sie
eröffnen ihre Haupt=Ausſchußſitzung mit einer Feierſtunde, um
in Ehrfurcht und Dankbarkeit Ew. Exzellenz zu gedenken und
die herzlichſten Segenswünſche der D. T. auszuſprechen in der
Hoffnung, daß der Himmel ſie noch lange in Geſundheit und
Kraft dem deutſchen Volk erhalten möge, in Treue zu Volk
und Vaterland. Die Berichte der Beamten= und Fachaus= ler: Der Sternenhimmel im Monat Oktober O 20: Romantiſche
ſchüſſe laſſen erkennen, daß überall ein Fortſchritt zu verzeichnen
iſt. Der Bau der Deutſchen Turn=Schule wird in nächſter Zeit
im Rohbau fertig ſein. Die Vorbereitungen für das Deutſche
Turnfeſt 1928 in Köln ſchreiten mächtig vorwärts. Als Feſt=
beitrag
wurden 6 Mark feſtgeſetzt. Dieſer Betrag iſt nach einem
vom Vorſtand der D. T. und dem Kölner Orts=Ausſchuß feſtzu=
legenden
Zeitpunkt auf 7,50 Mark zu erhöhen. Wegen der Auf=
ſtellung
einer Jahn=Büſte in der Walhalla bei Regensburg iſt
ein Antrag bei der bayeriſchen Regierung eingegeben worden.
Als Direktor der Deutſchen Turnſchule wurde Ohneſorge= Osna=
brück
beſtätigt.
Boxen.
Großkampfabend der Box=Abteilung des Sportvereins
Darmſtadt 1898 im Sädt. Saalbau am 5. Oktober.
Schon vor etlichen Tagen brachten wir an dieſer Stelle wie=
derholt
ausführliche Vorſchau über den Großkampfabend der
Box=Abtlg. des Sportvereins Darmſtadt 1898. Man hat bei
den beteiligten Gegner=Vereinen, Sparta, Eintracht und Turn=
Verein 1860 Frankfurt, ſowie 1. Offenbacher Boxklub, mit außer=
ordentlicher
Sorgfalt und Gründlichkeit die Kämpfer trainiert.
Auch unſere Einheimiſchen ſind nicht müßig geweſen, wovon der
ausgezeichnete Beſuch der Uebungsſtunden zeugt. Als Quint=
eſſenz
deſſen verſpricht man ſich mit Recht feſſelnde Begegnungen
in allen Klaſſen. Wegen der Paarungen iſt ſchon näheres
berichtet worden und in eingeweihten Kreiſen erwartet man mit
begreiflich wachſender Spannung den Kampfabend. Die Pro=
grammfolge
birgt eine ganze Reihe Kämpfer von ſolidem Können,
und es ſteht zu hoffen, daß die Mühe und Arbeit der veran=
ſtaltenden
Abteilungen durch zahlreichen Beſuch ſeitens aller
Sportbefliſſenen den gewünſchten Erfolg hat. Nochmals ſei be=
merkt
, daß die Veranſtaltung am 5. Oktober, abends 8 Uhr, im
Städtiſchen Saalbau ſtattſindet. (Näheres ſiehe heutige An= rechmen iſt.
zeige und Plakate.)
Das schdnste Haar
seit 1908 bewährten Hellpon-Kopfwaschpulver Ihre
Dr. HIr.
Haare Waschen.
Die überragenden Vorteile von Helipon sind:
(1St 242
Dessen einzigartige Wirksamkeit und sichere Unschädlichkeit. 1 Päckchen für 30 Pf.
enthält Für langes Haar steis 2 abgeteilte Waschungen oder (Neu) Für Budi=
kopf
3 abgeteilte Waschung.

Nummer 274

Machen Sie die leichtdurchführbare, unſchädliche und billige

nach dem Buche von Dr. med O. Greither ( 1.50).
Nachweisbar die glänzendſten Erfolge bei chroniſchen, noch be=
einfluß
), Krankheiten Proſpekt Heilen heißt Reinigen und
Auskunft koſtenlos durch: Saluswerk München. Ver aufs= und
(IIMch. 15127
Auskunftſtelle Darmſtadt, Mühlſtraße 18.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag. 3. Oktober, 11.55: Uebertr. des Glockenſpiels aus
dem Darmſt. Schloß. 15.30: Für Kinder vom 12. Jahre ab.
Lehrer Voigt: Wie vier deutſche Handwerksburſchen den Montblanc
beſteigen wollten. 6 16.30: Konzert. o 17.45: Aus dem Roman
Auch Einer von Fr. Th. Viſcher. O 18.15: Vereinsnachrichten.
0 18.30: Dr. Fickeler: Der deutſche Anteil an der modernen Er=
0 19.30: Oberſtudienrat Olbrich: Engl. Literaturproben. O 19.45:
Engl. Sprachunterricht. O 20.15: Bunter Abend. Mitw. u. a.: R.
Koppel (Chanſons und Rez.), Auguſt Zimmer (Oberh. Mundart) u.
Hausorcheſter.
Stuttgart.
Montag, 3. Oktober. 12.30: Konzert. O 16.15: Konzert.
S 18.15: Mathilde Maiſch: Wandlungen der Jugendſeele. 0 18.45:
Baſtelſtunde. 0 19.15: Zuſchriftenbeantwortung. 0 19.30: H. Büh=:
Ouverturen. Weber: Beherrſcher der Geiſter, (Rübezahl).
Mendelsſohn: Sommernachtstraum. Schumann: Genoveva.
Marſchner: Hans Heiling. Lortzing: Undine O 21.15: Deutſche
Myſtiker. Mitw.; Hildegard von Zedtwitz, P. Enderling, Ernſt
Stockinger, Funkorch. Einführung. Von den Worten: Surſum
corda! (Empor die Herzen.) Von einem Mörder. Ausſprache.
(Heinrich Suſo., Böhme: Aus Aurora. Angelus Sileſius:
Aus dem Cherubiniſchen Wandersmann.
Berlin.
Montag, 3. Oktober 15.30: Marie Leſſer: Die Lektüre der
Großſtädterin e 16: Ing. Boehmer: Techn. Wochenplauderei.
16.30: Mondfräulein, eine japan. Novelle: Die Geſchichte von
den drei Ringen (Boccaccio); gel. von Staerk. o 17: Münchener
Gitarre=Kammer=Trio O 17.30: Cello=Vorträge. o 18.20: Prof.
Dr. Marcuſe: Der Sternhimmel im Oktober. 18.45: Dr. Bock:
Erziehung zum volkswirtſchaftl. Denken o 19.15: Inhaltsangabe
zu der Uebertr. aus der Staatsoper. 0 19.30: Uebertr. aus der
Staatsoper: La Traviata, Oper von Verdi. O 22.30: Italieniſche
Muſik. Mitw: Dr. Becce’s Kammer=Orch. Eugen Transky, Tenor;
am Flügel: Th. Mackeben
Königswuſterhauſen. Montag, 3. Oktober. 12: Stud.=Rat Frie=
bel
, Lektor Mann: Engliſch für Schüler. 8 15: Dr. Kueſſner:
Was muß die Landfrau von der Pflichtfortbildungsſchule wiſſen?
0 15.35: Wetter und Börſe. 6 15.40: Adele Lüderitz: Kochan=
weſſungen
und Speiſefolgen. 0 16: Prof. Dr. Deutſchbein: Shake=
ſpeares
Samlet. 0 17: Dr. Zarek: Deutſche Eſſayiſten. 9 18: Weſt=
heim
: Die Notwendigkeit der Förderung junger Talente. o 18.30:
Stud =Rat Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. o 18.,55:
Direktor Pfeil: Das Truthuhn, ein Wildvogel.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Dienstag, den 4. Oktober.
Nach der Wetterlage vom 2. Oktober.
Ein neues Schlechtwettergebiet nähert ſich dem Kontinent, ſo daß
weiterhin mit wolkigem, hühlen Wetter bei zeitweiſen Niederſchlägen zu
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rydelf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
werden Sie besitzen, wenn Sie alle 814 Tage mit dem für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſi: Andreas Bauer; ſür
Die Gegenwart: Dr. Herbert Neite; ſür den Inſeratenfeil: Willy Kuhle: Druck
und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

Ber deg zur Hysiene
und Sauberkeit führt eigentlich zwangsläufg zur chemlschen Reinigung Ihrer Garderobe und
aller Gegenstände, mit denen Sie täglich in Berührung kommen. Nicht nur Schmutz, Flecken und
Krankheitskeime werden aus Ihrer Kleidung, Ihren Decken, Kissen, Teppichen, Vorhängen, Hand-
schuhen
usw. beseitigt, die meisten Dinge werden auch wieder wie neu. Auch das Auffärben
und Plissieren aller Arten Stofte wird von uns in der bekannten erstklassigen Weise ausgeführt.

Erna Probst
Ludwig Schnel
Verlobte
Darmstadt, im Oktober 1927

R
HEBR. ROUHR
Läden: Ernst-Ludwigstraße 5. Telephon 3066. Rheinstraße 23. Telephon 1222.

R

(*25895

(

Gutenbergstr. 63

Wenckstr. 52

Mein lieber Mann, unſer guter Vater,
Schwiegervater, Großvater und Onkel
Johannes Zoos
iſt nach arbeitsreichem Teben nach längerem
Teiden heute im Alter von 74 Jahren ent=
ſchlafen
.
(15235
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Joos, geb. Treuſch
Henri Joos u. Familie
Hans Jogs ,
Otto Joos
Darmſtadt, den 1. Oktober 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 4. Oktober, nach=
mittags
4 Uhr, auf dem alten Friedhof ſkatt.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allrsächtigen hat es gefallen, unſere liebe,
treuſorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Urgroßmutter und Schweſter
(15234
Frau Marie Hübner Witwe
geb. Wannemacher
nach nur kurzem Krankenlager unerwartet zu ſich zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Hübner
Kariſtraße 56
Darmſiadt, den 2. Oktober 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag, nachmittags 2:/, Uhr, von der Kapelle
des alten Friedhofs aus ſfatt.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſeren lieben, guten,
nievergeſſenen, treuen Sohn und
Bruder
15233
Karl
im blühenden Alter von 14¾
Jahren zu ſich zu rufen.
Die tiefgebeugten Eltern, Ge=
ſchwiſter
, Großeltern und alle
Verwandten
Heinrich Arras
Poſtſchaffner
Darmſtadt, 1. Oktober 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag,
nachm. 3½ Uhr, auf dem Alten
Friedhof,Nied.=Ramſtädterſtr. ſtatt

Junger Kaufmann
Bolontärſtelle als
Kontoriſt oder Ver=
käufer
Angb. unter
C 20 Geſch. (*25903g0

Matan

Aat4
Pickel im Geſicht und am Körper Mitoſſer, Bküten,
Puſteln, Wimmerlu, rote und flsckige Haut, ver=
ſchwinden
ſehr ſchnell wenn man abends den
Schaum von Zucker’3 P=Medizingl=Geife‟ 4 St

erſt morgens abwaſchen und mit Zuckaoh,=Fekewes
(in Tuben 4 45 65 und 20 Pfg.) nachſtreichen.
roßartige Wirkung, von Tauſenden beſtätigt.
Ju allen Apotheken, Drogerſen, Parfümerten und
lſeurgeſchliten erhältiſch.

5.60 L., empf. Drog. Secher
Korbſlaſchen Nachf., Ludwigshöhſtr. 1.

(B. 11952)

Nöbl. Zimmerß

Mie
möbl. Zimmer
in der Geſchäftsſtelle
des Hausfrauendundes,
Rheinſtr. 7,1.St, Tel
4114. Sprechſtunden
täglich v. 10½1 Uhr,
auß Samstag (11374a

Eckharbtſtr. 21, I.
helles, frdl. Zimmer,
evtl. mit Penſion, zu
vermieten, (2585888o

Gut möbliertes
Zimmer
(evtl. auch Wohn= u.
Schlafzim.) zu verm.
von Schenck
Saalbauſtraße 63.
Anzuſ. von 412 bis
13 Uhr. (15071s0

Vornehm mäbl.
Zimmer
ſofort beziehb Hügel=
ſtr
. 15, Laden, (14526a

Beſſungerſtr. 110,pt.,
ſchön möbl. Zimmer
ſof. zu vm. (*255.1ds0

Rheinſtr. 75, möbl
Zim. m. voll. Penſ.
an jung Kaufm. od.
Schüler zu vermiet.
(*2594 Soim)

Luiſenſtr. 8, III. möbl.
B. m. el. L. ſof. z. vm.
*258991

Wendelſtadtſtr. 11
Cheliusl, ſchön möbl.
Zimmer m. ſep Eing.
an ruh., ſolid. Herrn
zu vermiet. (15236

Soderſtraße 62, pt.:
mbl. Zim zu verm.
(*25949go)

Rännlich

Chauffeur
gelernter Schloſſer,
ſucht Stelle, auch für
Poſtwagen. Führer=
ſchein
1, 3, 3b. Ang.
an J. Döhren
Heidelbergerſtr. 9, p.
(*26030

Weiblich

Mie
Mädchen
für alle Hausarbeit in
kleinen Villenhaus=
halt
in Buchſchlag bei
Frankfurt a. M. zum
ſofortig. Eintritt geſ.
Frau L. Antrecht,
Buchſchlag b. Frank=
furt
a. M., Dreieich=
weg
Nr. 11. (14962fo

Beſſeres (26086
Mädchen
das durchaus ſelb=
tändig
kocht u. alle
Hausarbeit verſteht,
per ſofort in kleinen
Haush. /2 Perſ., 1Kd.)
geſucht.
Wilhelminenſtr. 9, I.

Min

Ein durchaus ſelbſt.
Heizgs.= Manteur
ebenſo ein ſelbſtänd,
Schweißer und
Nohrverleger
ſofort geſucht. (15200
K unkel
Wienerstraße 83.
Zentralheizungen.

Kleine Anzeigen An= und Verkäufe uſw.)
finden durch das Darmſiädter Tagblatt
die meiteſte Verbreitung

[ ][  ][ ]

Nummer 274

Montag, den 3. Oktober 1927

Seite 5

Wimpfener Feſttage.
Stadtkapelle leitete den Feſtakt ein, der im übrigen umpahmt wurde von
Sie (inweihung der Hindenburgorucke Gefangsvorträgen der Wimpfener Geſangvereine.
Bürgermeiſier Sailer
undder Karl=Alrich=StraßeinWimpfen
hält eine kurze, herzliche Anſprache:

Das ſchöne, wenn auch weit gelegene heſſiſche Neckarſtädtchen
Wimpfen nach dem Ausſpruch des bekannten Förderers des großen
Neckar=Kanaliſationsprojektes Geheimrat Bruckmann unter den drei beſ=
ſiſchen
Perlen die ſchönſte ſtand Samstag und Sonntag im Zeichen
großer Feſtlichkeit, an der die ganze Bürgerſchaft mit der näheren und
weiteren Umgebung lebhaften Anteil nahm. Die Brücke, die Wimpfen
mit dem jenſeitigen Neckarufer und damit Heſſen und Württemberg
verbindet und an die ſich ſtarke Hoffnungen auf Hebung des Verkehrs
herüber und hinüber knüpfen, iſt vollendet. Dank der Initiative in

Uandin e ininde edeigle. Der ein iue Sahan Geie
Ariregung hierzu von Bürgermeiſter Sailer gegeben worden, und eine
ſterke Propagandaarbeit, die allerdings gewichtige Gründe hinter ſich
hrtte, brachte es fertig, ſchon nach ſo kurzer Zeit dieſes für Wimpfen
giggantiſche Projekt zu verwirklichen. Allerdings, das darf nicht ver=
ſchwiegen
werden, mußte die Rückſicht auf die landſchaftliche Schönheit,
m die hinein der erſte Entwurf einer ſteinernen Brücke (ſiehe Abbildung)
ich beſſer und harmoniſcher eingefügt hätte, widriger Umſtände wegen
allen gelaſſen werden. An ſeine Stelle trat eine in den äußeren For=
nen
einfache, langgeſtreckte, ſogenannte Balkenbrücke aus Eiſen und
Bton, die aber infolge der geſchickt gewählten Lage das landſchaftliche
Brld, das hier von geradezu klaſſiſcher Schönheit iſt, wenigſtens nicht er=
hblich
beeinträchtigt.
Am Samstag begann am Nachmittag ſchon in Verbindung mit der
Brückeneinweihung ein Volkfeſt auf dem Lindenplatz, da3 in dem übli=
hn
Rahmen gehalten war und lebhafte Beteiligung der Einwohner=
ſchaft
fand. Am Abend fand im Rathausſaal
Feſtſitzung des Gemeinderc.s
teckt. Die Feſtſitzung wurde von Bürgermeiſter Sailer geleitet. Sie
ſokte im weſentlichen den Zweck, die Ehrungen der beiden Männer
ſuzunehmen, die ſich für das Zuſtandekommen der Brücke die größten
Grdienſte für Wimpfen erworben haben, einer Arbeit, die von der Ge=
minde
Wimpfen, durch die höchſte Ehrung, die ſie zu vergeben hat,
nerkannt wurde. Bürgermeiſter Sailer überreichte den Herren Mi=
ſterialrat
Profeſſor Walter Kngpp und Kreis=
rektor
Hermann Pfeiffer die Urkunden über ihre Er=
ſennung
zu Ehrenbürgern. Die Urkunden haben folgenden
Kortlaut:
Wir Bürgermeiſter, Beigeordnete und Gemeinderat der Stadt
G mpfen anerkennen dankbar die hervorragenden Verdienſte
des Herrn
Miniſterialrat Profeſſor Walter Knapp
in Darmſtadt
m. den Bau der Hindenburg=Brücke und der Karl=Ulrich=Straße.
Seinen umſichtigen Vorarbeiten und ſeiner treubeſorgten Bau=
ei
ung haben wir die Vollendung eines jahrhundertelangen Wunſches
u verdanken und haben deshalb einſtimmig beſchloſſen, ihn zum
Ehrenbürger
ei altehrwürdigen ehemal. freien Reichsſtadt Wimpfen zu ernennen.

Wir Bürgermeiſter, Beigeordnete und Gemeinderat der Stadt
Bunpfen danken im Namen der Bürgerſchaft
dem Herrn
Kreisdirektor Hermann Pfeiffer
in Heppenheim a. d. B.
ſit die uns zuteil gewordene Förderung in allen Fragen der Stadt=
etneinde
und ſür das Wohlwollen, das er uns ſtets entgegengebracht hat.
In Anerkennung ſeiner Verdienſte um den Bau der Hindenburg=
ricke
, die Verbeſſerung der Zufahrtswege und die Hebung des Fremden=
rSehrs
haben wir einſtimmig beſchloſſen, ihn zum
Ehrenbürger
altehrwürdigen ehemal, freien Reichsſtadt Wimpfen zu ernennen.
Dieſe Ehrenbriefe ſtellen aus:
Wimpfen, den 1. Oktober 1927.
Die Stadtverwaltung:
Der Bürgermeiſter: Sailer.
Die Beigeordneten:
Pfeiffer. Gruber. Betſch. Rügler.
Der Gemeinderat:
Hié. Staudt. Schutt. Dr. Fuchs. Dieruff. Wacker. Pitſch.
Verik. Volz. Finninger. Krauß. Bechtel. Koch. Schweikart.
Kaufmann.
Die beiden jüngſten Ehrenbürger der Stadt Wimpfen dankten für
eie ſeltene Ehrung und überreichten dem Bürgermeiſter Sailer
hem ſilbernen Ehrenpokal, der im Laufe der Feſtſitzung durch ehrenden
wrrunk geweiht wurde.
Herr Kreisdirektor Pfeiffer=Heppenheim führte in ſeiner Dank=
qſorache
u. a. aus: Wenn Sie auch den morgigen Tag der Brücken=
eive
zum Anlaß dieſer Auszeichnung genommen haben, ſo darf ich doch
as dem Wortlaut des Bürgerbriefes zu meiner Freude entnehmen,
16 ich in dieſer Auszeichnung die Anerkennung für all das erblicken
u., was ich im Laufe meiner Tätigkeit im Kreiſe Heppenheim für
te Gemeinde Wimpfen zu tun Gelegenheit hatte. In der Tat habe ich
ir keine andere Gemeinde meines Kreiſes Anlaß gehabt, mich ſo häu=
f
uind auf ſo verſchiedenen Gebieten der Gemeindeverwaltung einzu=
izim
, als gerade für Wimpfen. Ich darf aber auch betonen, daß ich
tes ſtets gern getan habe, und zwar deshalb, weil Sie, meine Herren,
ur von Anfang an dieſe Mitarbeit durch Ihr Vertrauen leicht und
agenehm gemacht haben, daß Sie, und ich kann wohl ſagen, die ganze
Ar gerſchaft mit jederzeit entgegengebracht haben. Ihnen hierfür aller=
lrzllichſten
Dank zu ſagen, iſt mair heute eine angenehme Pflicht. Ich
lauche Ihnen wohl nicht erſt zu verſichern, daß ich auch in Zukunft
nun als Bürger der Stadt den Belangen Wimpfens meine beſon=
ue
Fürſorge zuteil werden laſſe, und daß ſich meine guten Wünſche
ir die Stadt mit denen der geſamten Bürgerſchaft decken.
Die Stadt Wimpfen hat im Wechſel der Jahrhunderte gar oftmals
chwerſtes gelitten, aber immer hat ſich die Bürgerſchaft wieder zu
wem Leben und Blüte aufgerafft. Möge der gute Geiſt, der ſtets in
r Wimpfener Bürgerſchaft ſteckte, ſich auch jetzt, nach den ſchweren
rie gsjahren, ernent auswirken und tätigen, zum Beſten der altehrwür=
geri
, ſchönen Stadt! Daß der alte Schaffensgeiſt in der Tat nicht er=
ſchen
iſt, das zeigt uns ja gerade der morgige Tag, an dem Sie die
zucht Ihres unentwegten und zähen Feſthaltens an dem einmal ge.
ichen Ziel ernten. Möchten Sie ſich auch fürderhin den Satz zur
Karſchnur machen: Wer rückwärts ſchaut, gibt ſich verloren, wer lebt
*d leben will, muß vorwärts ſehen!
In dieſem Sinne wünſche ich der Stadt Wimpfen ein weiteres
Yüchen und Gedeihen. Möge der morgige Tag, ein Markſtein in der
(ſSichte der Stadt, der Ausgangspunkt einer neuen Blütezeit ſein,
d den Beweis erbringt, für unſer aller Ueberzeugung, daß die großen
Hfer, die Stadt und Bürgerſchaft durch den Brückenbau übernommen
lben und noch tragen müſſen, nichr umſonſt gebracht ſind. Das walte
Gtt!

Der Haupt=Feſitag

ur der geſtrige Sonntag. Ganz Wimpſen und aus den umliegenden
en einden unzählige Hunderte waren auf den Beinen, um dem bedeu=
mg
Svollen Akt der Brückeneinweihung beizuwohnen. Um 7 Uhr früh
eol gte Wecken durch die Stadtkapelle. Um 9 Uhr fand gemeinſamer
trchgang mit Feſtgottesdienſt in den beiden evangeliſchen und katho=
ſchen
Kirchen ſtatt. Die beiden Gotteshäuſer waren überfüllt und in
m Feſteredigten der Geiſtlichen kam ebenfalls die Bedeutung des
ſiges für die ganze Bevölkerung ernſt und eindringlich zum Ausdruck
Nach Beendigung des Gottesdienſtes ordnete ſich am Feuerſee ein
ſſteung. Eine Anzahl Wimpfener Bürger zu Pferde ritten dem Zuge
tram, der ſich dann durch die Straßen der Stadt zum Brückenkopf be=
kgte
. Faſt ſämtliche Vereine Wimpfens mit ihren Fahnen waren im
ſtzug vertreten, den mehrere Muſikkapellen begleiteten. Viele Hunderte
de ten Spalier oder gaben dem Zug das Geleite.

Im Namen der Stadt Wimpfen und auch im Auftrag der
Gemeinde Offenau entbiete ich Ihnen einen herzlichen Willkommen=
gruß
. Ich habe die Chre, die Vertreter der Heſſiſchen und Württem=
bergiſchen
Regierung und an ihrer Spitze die Herren Finanzmini=
ſter
Henrich und Innenminiſter Bolz ganz beſonders be=
grüßen
zu kürfen. Ich begrüße ferner die Herrin Abgeordneten der
heſſiſchen und württembergiſchen Landtage, die Vertreter der Neckar=
baudirektion
, die Vertreter der Provinz Starkenburg, des Kreiſs Hep=
venheim
, der Oberämter und Amtskörperſchaften Neckarſulm und Heil=
bronn
ſowie die Herren Vertreter der Priſſe.

feſten Straßenbrücken liegen oberhalb, zirka 7 Kilometer von Wimpfen,
bei der Schleuſe Neckarfulm, unterhalb zirka 35 Kilometer von Wimpfen
entfernt bei Eberbach. Mit der Ueberleitung des Fußgängerverkehrs
über die Eiſenbahnbrücke bei Jagſtfeld iſt der Nachteil verbunden, daß
dieſe Brücke in beträchtlicher Entfernung von Wimpfen abgelegen iſt.
Dieſer Mißſtand hat bereits ſeit vielen Jahren in Wimpfen ſelbſt,
wie auch bei den auf der anderen Seire des Neckars gelegenen württem=
bergiſchen
Gemeinden den Wunſch nach Erſtellung einer zu jeder Zeit
benutzbaren feſten Straßenbrücke laut werden laſſen.
Unter Führung der Gemeinden Wimpfen und Jagſtfeld hat ſich ſo
im Jahre 1925 eine Intereſſengemeinſchaft zur Erbauung einer feſten
Straßenbrücke über den Neckar zwiſchen Wimpfen und Jagſtfeld gebildet,
der ſich ſofort 31 Nachbargemeinden mit insgeſamt 25 000 Einwohnern
darunter auch eine Anzahl badiſcher Gemeinden anſchloſſen. Der
rührigen Vorarbeit dieſes Verbandes iſt es im weſentlichen zu ver=
danken
, daß der Heſſiſche Landtag nach verangegangenem Beſuch in
Wimpfen auf Antrag der Regierung am 22. Juni 1925 vorerſt zur Auf=
ſtellung
eines Vorentwurfes einen Vorlagekredit von 5000. Mark zur
Verfügung ſtellte, mit deſſen Ausarbeitung die Miniſterialabteilung
beauftragt wurde.
Die führende Rolle in dem vorgenannten Intereſſenverband über=
nahmen
die beiden Gemeinden Wimpfen und Jagſtfeld, und es war
daher nur ſelbſtverſtändlich, daß bei der Wahl der Brückenbauſtelle in
erſter Linie die Intereſſen dieſer beiden Gemeinden ausſchlaggebend

Ve

Die neue Neckarbrücke bei Wimpfen.

Bogenbrücke (Vorentwurf der Miniſierialbauabteilung).

Sie alle ſind hierher gekommen, um mit uns die Ein=
weihungder
Brücke zu feiern.
Ich danke Ihnen für Ihr Erſcheinen. Ich danke aber
auch allen denen, die an der Errichtung dieſes Bauwerkes Anteil
und Verdienſt haben.
Von uns Wimpfener iſt außer der Errichtung der Brücke
auch die Verbeſſerung der Straßenverhältniſſe an der einſt ſo gefürch=
teten
Wimpfener Steige ganz beſonders dankbar begrüßt worden.
Mögen nun die neue Brücke und die neue Straße ihren
Zwecken treu und redlich dienen und dadurch zum Wiederauf=
ſtieg
unſeres lieben deutſchen Vaterlandes beitragen.
Möge auch die Brücke, die zwiſchen heſſiſchem und württem=
bergiſchem
Land nun geſchlagen iſt, weitere Früchte bringen in einer
engeren Verbindung der deutſchen Länder.
Die feierliche Uebergabe der Brücke erfolgte durch
Miniſierialrat Profeſſor Knapp,
der folgende Weiherede hielt:
Hochanſehnliche Feſtverſammlung!
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die ſchwache Kraft entſpringt;
Den ſchlechten Mann muß man verachten.
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das iſt’s ja, was den Menſchen zieret,
Und dazu ward ihm der Verſtand,
Daß er im innern Herzen ſpüret,
Was er erſchafft mit ſeiner Hand.
Dieſe Worte Schillers, die er an den Eingang ſeines unvergeßlichen
Lieds von der Glocke ſtellt, ſie erſcheinen mir ganz beſonders auch
zum heutigen Tag geeignet zu ſein, wo wir uns feſtlich zuſammen=
gefunden
haben, um ein Bauwerk ſeiner Beſtimmung zu übergeben,
das zwei befreundete Nachbarſtaaten noch inniger und herzlicher mit=
einander
verbinden ſoll und von dem ſich zahlreiche aufſtrebende und
fleißige Gemeinden zu beiden Seiten unſeres lieblichen Neckarſtromes
ſoviel für die Zukunft und für ihre weitere Entwicklung verſprechen.
Seither ſtanden für den Straßenverkehr über den Neckar bei
Wimpfen nur eine Wagenfähre bei Wimpfen a. B. die Wagenfähre
zwiſchen Wimpfen i. T. und Jagſtfeld iſt bereits ſeit längerer Zeit
außer Betrieb geſetzt ſowie fernerhin ein mit der Eiſenbahnbrücke
bei Jagſtfeld verbundener Fußgängerſteg zur Verfügung. Da der Be=
trieb
beider Fähren bei Hochwaſſer und Eisgang naturgemäß ruhen
mußte, ſo war während dieſer oft recht langen Zeit keine Möglichkeit
vorhanden, den Fluß bei Wimpfen zu überſchreiten. Die nächſten

ſein mußten, ſo daß alſo nur eine Brückenbauſtelle in Frage kommen
konnte, die nicht zu weit von Wimpfen und andererſeits nicht zu weit
von Jagſtfeld abgelegene war.
Aus dieſem Grund, ſowie mit Rückſicht auf die Bodenverhältniſſe,
auf die ich nachher noch kurz zu ſprechen kommen werde, wählte man bei
Aufſtellung des Vorentwurfs als Bauſtelle den Platz unmittelbar neben
der Stiftskirche in Wimpfen i. T. Mit der Wahl dieſer Bauſtelle war
im Hinblick, auf das äußerſt reizvolle Landſchaftsbild gewiſſermaßen
auch ſchon die Form und Geſtaltung ſowie weiter auch das Material
für die zu erſtellende Brücke gegeben. Es konnte nur ein bodenſtändiges
Steinmaterial, und damit alſo auch nur die Bogenform in Frage
kommen. So entſtand ein Brückenbauentwurf, der in einfacher, ſchlichter
Form mit fünf Gewölben den Fluß überſpannte und allgemein durch=
aus
befriedigte. Um nun baldmöglichſt für die mit den Nachbarſtaaten
Württemberg und Baden, ſowie mit den ſonſt in Frage kommenden
Stellen zu führenden Verhandlungen maßgebende Unterlagen zu erhal=
ten
, wurde auf Grund dieſes Vorentwurfes ein Ausſchreiben unter etwa
zehn größeren Brückenbaufirmen veranſtaltet zwecks Erlangung bin=
dender
Angebote. Nebenher liefen bereits die Vorverhandlungen mit
Württemberg und mit Baden wegen einer evtl. Beteiligung dieſer
Staaten an den Brückenbaukoſten. Während aber Baden mit Rückſicht
auf andere, ihm wichtiger erſcheinende Bauvorhaben eine Beteiligung
ablehnte, fanden wir bei Württemberg in echt freundſchaftlicher Nachbar=
geſinnung
ſofort größtes Entgegenkommen, und bereits am 14. Juni
1926, alſo kaum ein Jahr nachdem in Heſſen ſelbſt der Gedanke der
Erbauung einer Brücke feſtere Form erhalten hatte, hat ſich Württem=
berg
durch ſeine Vertreter in entgegenkommender Weiſe bereit erklärt,
ſich mit einem beſtimmten Koſtenanteil am Brückenbau zu beteiligen.
Beſondere Schwierigkeiten entſtanden dann, als es nach Sichtung
der eingelaufenen Angebote und Abänderungsvorſchläge galt, die Lage
der Brücke endgültig feſtzulegen. Die Pegelbeobachtungen des Heſſiſchen
Waſſerbauamts Worms hatten bereits darauf hingewieſen, daß in der
Nähe des Bahnhofes ſtändige Setzungen des geſamten Geländes vor=
kommen
, die zweifellos auf die Einwirkung der Saline zurückzuführen
ſind. Dieſ Beobachtungen mahnten natürlich zu beſonderer Vorſicht
und es wurde deshalb auf Vorſchlag der württembergiſchen Staatsbau=
verwaltungen
noch das Gutachten eines Sachverſtändigen eingeholt, der
mit den dortigen Verhältniſſen durch jahrelanges Studium beſonders
vertraut iſt. Dadurch wurde bekannt, daß nicht nur in der Gegend am
Bahnhof, ſondern auch weiter ſtromaufwärts, bis nahezu bei Jagſtfeld,
Bodenbewegungen nicht ausgeſchloſſen ſind, ſo daß alſo für das Brücken=
bauwerk
unter allen Umſtänden eine Bauform gewählt werden mußte,
bei der geringfügige Pfeilerſenkungen unbedenklich ſind und insbeſon=
dere
ohne Einfluß auf den Beſtand des Bauwerks bleiben. Es mußte
alſo von der urſprünglich vorgeſehenen ſteineren Bogenform abgegangen
un zu einer ſogenannten Balkenbrücke übergegangen werden, bei der

[ ][  ][ ]

Seite 6

Montag, den 3. Oftober 1927

Es kann naturgemäß nicht meine Aufgabe ſein, heute alle die
Stellen und Perſonen zu erwähnen, die zur Erſtellung dieſes Bauwerkes
beigetragen haben. Aber doch wären meine Ausführungen mangelhaft
und unvollſtändig, wollte ich hier nicht des Mannes gedenken, der Sie
alle eben ſo liebenswürdig und herzlich begrüßt hat; ohne Uebertreibung
und Lobſprechen darf und muß es geſagt werden: ohne den Bürger=
meiſter
Sailer von Wimpfen wäre die Brücke heute, und aller Wahr=
ſcheinlichkeit
nach überhaupt, in abſehbarer Zeit nicht zuſtande ge=
kommen
; er hat mit einer Zähigkeit, die manchmal ſogar recht unan=
genehm
werden konnte, alle ſeine Beſtrebungen verfolgt und iſt ſo zu=
letzt
zum erſehnten Ziel gelangt. Was die Wimpfener und die Bewohner
der übrigen Nachbargemeinden ihm zu verdanken haben, das wird ſich
erſt im Laufe der nächſten Jahre ſo recht auswirken und überſehen
laſſen.

Und wenn wir fetzt, um nochmals auf das Schillerſche Zitat zu=
rückzukommen
, mit Fleiß betrachten, was durch die ſchwache Kraft ent=
ſpringt
, ſo hoffe ich, daß Sie alle den Eindruck gewinnen, daß hier
durch das Zuſammenwirken aller in Betracht kommenden Stellen und
Perſönlichkeiten ein Werk entſtanden iſt, das nach jeder Richtung hin
den geſtellten Anforderungen und Erwartungen entſpricht.
Möge die neue Brücke nur friedlichem Verkehr dienen, friedlichen und
glücklichen Menſchen, die froh zur Arbeit gehen und nach getaner Arbeit
zufrieden zum eigenen Herd zurückkehren. Mit dieſem Wunſche über=
gebe
ich die Brücke dem Bauherrn, dem Kreis Heppenheim und ſeinem
Vorſitzenden, dem Herrn Kreisdirektor Pfeiffer.

Kreisdirektor Pfeiffer

übernahm ſodann die neue Brücke in die Obhut des Kreiſes.
dabei aus:

Er führte

Unweit von der Stelle, an der einſt römiſcher Herrſcherſinn vor
etwa 1800 Jahren eine feſte Brücke üben den Neckar ſchlagen ließ, habe
ich heute die Ehre und große Freude, namens der Kreisverwaltumg Hep=
penheim
die neug Neckarbrücke aus der Hand der Bauleitung zu über=
nehmen
. Es erfüllt ſich damit der heißerſehnte Wunſch der Bevölkerung,
eine befahrbare Brücke in nächſter Nähe der ehemaligen alten Reichs=
ſtadt
Wimpfen zu erhalten und den zahlreichen und betriebſamen Ge=
moinden
der Württembergiſchen und Badiſchen Nachbarſchaft endlich eine
den Forderungen der Neuzeit entſprechende Verbindung zwiſchen dem
rechten und dem linken Neckarufer zu ſchaffen. Feſt gefügt und in Aus=
nutzung
der modernſten Einrichtungen der Technik ausgeführt, wird die
Brücke berufen ſein, nicht wie die alte Römerbrückg auf Jahrhunderte,
ſondern, wie wir hoffen, auf Jahrtauſende den Verkehr von links und
rechts zu vermitteln, der ſich bisher in erfreulicher Entwicklung befundm
hat und ſür den in der Tat der bisherige Fährbetrieb ein überaus
ſtörendes Hindernis geweſen iſt. In voller Erkenntnis der Notwendig=
keit
, hier einen Wandel eintreten laſſen zu müſſen, hat denn auch der
Bau die weitgehendſte Unterſtützung und Förderung nicht nur der be=
teiligten
kommunalen Körperſchaften und Gemeinden, ſondern auch der
Württambergiſchen und Heſſiſchen Regierung gefunden. All denen, die
zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, allerherzlichſten und tief=
gefühlteſten
Dank zu ſagen, iſt mir heute eine angenehme Pflicht. Dank
vor allem der Württembergiſchen und der Heſſiſchen Regierung und den
beiderſeitigen Volksvertretungen für die Bereitſtellung der reichlichen
ſtaatlichen Mittel, Dank den beteiligten Körperſchaften und Gemeinde=
verwaltungen
für die Uebernahme der beträchtlichen Koſtenanteila, Dank
beſonders der Stadt Wimpfen für den außerordentlichen Beitrag zu
den Baukoſten, durch den der Abſchluß der Verhandlungen nicht weſent=
lich
gefördert wurde. Dank aber auch und nicht zuletzt allen
denen, die bei der Ausführug des Werkes mitgewirkt haben, der
Brückenbaukommiſſion und der Bauleitung, den ausführenden Bauunter=
nhmern
und der treuen Arbeiterſchaft, ihnen allen heute unſeren herz=
lichſten
Dank!
Dank aber auch unſerem allverehrten Reichspräſidenten, Herrn von
Hindenburg, welcher der aus der Stadtverwaltung der Stadt
Wimpfen hervorgegangenen Anregung entſprichend geſtattet hat, daß
die heute an ſeinem 80. Geburtstage dem Verkehr zu übergebende Brücke
den Namen Hindenburg=Brücke führen ſoll. Wir danken an
dieſer Stelle unſerem greiſen Nepräſentanten des Deutſchen Reiches für
das uns dadurch erwieſene Wohlwollem und gedenken ſeiner in Ehrfurcht
und Dankbarkeit und mit den beſten Wünſchen zum heutigen Tage.
Im Anſchluß hieran habe ich auch die große Freude, bekanntgebem
zu düirfen, daß die Stadtverwaltung von Wimpfen beſchloſſen hat, aus
Inlaß des heutigen Tages zur Ehrung unſ es Heſſiſchen Staatspräſiden=
n
die neue Straße nach Wimpfen im Tal Karl=Ulrich=Straße
benennen. Der Herr Staatspräſident wolle darin den Ausdruck des
ichtigen Dankes erkennen, den nicht nur die Stadt Wimpfen, ſondern
z die Kreisverwaltung für die wohlwoll mde Fürſorge empfindet, die
Herr Staatspräſident jderzeit der Enklave Wimpfen hat zuteil wer=
laſſen
.

Bevor ich nunmehr die Herren Vertreter der beiderſeitigen Regie=
ngen
bitte, dem Bauwerk den Schlußſtein einzufügen, bringe ich die
kunde über die heutige Feier zur Verleſung, die wohlverwahrt und
Pergamat geſchrieben dem Schlußſtein einverleibt werden ſoll,

ſchiefe Auflagerdrucke auf die Pfeiler vermieden werden und bei der Der Wortlaut der Urkunde lautet:
durch Anordnung von beweglichen Auflagern und dergleichen geringere
lotrechte Bewegungen der Pfeiler und der Auflager nicht unter allen burtstag des zweiten Reichspräſidenten des Deutſchen Reiches
Umſtänden direkt bedenklich werden. Nach dem erwähnten Gutachten
iſt ferner anzunehmen, daß gerade die Stelle an der Stiftskirche beſon=
ders
ungünſtig bezüglich der Untergrundverhältniſſe iſt, und daß erſt
oberhalb Wimpfen i. T., etwa gegenüber, von Jagſtfeld, und dann auch
ein Minimum herabſinken. Auf Grund dieſes Gutachtens kam man
deshalb in der Sitzung vom 14. Juni 1926 zu dem endgültigen Beſchluß,
die Brückenbauſtelle an der Stiftskirche zu verlaſſen und die Brücke an
der heute gewählten Stelle zu errichten. Mit aufrichtigem Bedauern
ſahen damals alle Anweſenden die Vertreter der Gemeinde Jagſtfeld,
die ſich ſo unendlich viel Mühe für das Zuſtandekommen der Brücke ge= nungen von je 40,7 Metern und einer Mittelöffnung von 70,3
geben hatten, aus der Verſammlung ausſcheiden. Die Stelle der Ge=
meinde
Jagſtfeld hat dann im Laufe der Verhandlungen die der
Brücke nächſtgelegene württembergiſche Gemeinde Offenau übernommen.
eingelaufenen Angeboten die geeignetſt erſcheinenden ausgewählt und ſo
die Firmen Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg, Werk Guſtavsburg, Rheiniſche Betonbau=A.=G., Mainz, für die Pfeilerbauten und
eiſernen Ueberbau, die beiden letzteren für die Tiefbau= und Eiſenbeton=
Prüfung der eingelaufenen Angebote erfolgte die Zuſchlagserteilung an und Oberbaurat Ickes aus Darmſtadt, ſowie Oberbaurat Dr.
die vorgenannten Firmen Ende Juli 1926, und bereits drei Wochen Frank aus Stuttgart. Oertlicher Bauleiter war Regierungsbau=
ters
ſämtliche Pfeiler ohne Aufenthalt fertiggeſtellt werden konnten An= 65 vom Hundert, wobei die Stadt Wimpfen, in Würdigung
ſchließend an dieſe Arbeiten erfolgte die Montage der geſamten Eiſen=
konſtruktion
, die per Schiff angefahren und direkt aus den Schiffen
heraus montiert wurde. Nebenher wurden die beiderſeitigen Rampen
ſtanden im weſentlichen nur bei der Materialgewinnung, insbeſondere Volkes und deutſcher Einheit, in Ewigkeit dauernd und den
für die diesſeitige Rampe, da für ſie geeignetes Material in der Nähe
nicht zu haben war. Es mußte deshalb zwei Kilometer unterhalb von
ſchnitten und auf dieſe große Länge das Material transportiert werden.
3000 Kubikmeter Stampfbeton für die Pfeiler und Widerlager verar=
beitet
und 398 000 Kilogramm Eiſen montiert worden. Außerdem wur=
den
noch Eiſenbetonkonſtruttionen für die Fahrbahn und die Fußwege
mit ungefähr 1300 Quadrameter hergeſtellt. Bei vorſichtiger Schätzung
werden die Geſamtkoſten, einſchließlich der noch ausſtehenden Abpfla=
ſterung
der Böſchungskegel, die zurzeit noch nicht ausgeführt werden
kann, ſich auf ungefähr 640 000 Mark belaufen. Nach Abzug eines vom
Reich zugeſagten Zuſchuſſes für Ablöſung der Fähre und der Beiträge
aus der Erwerbsloſenfürſorge und unter Berückſichtigung der weſentlich
im heſſiſchen Intereſſe erfolgten Erhöhung der Rampe auf der Wimp=
fener
Seite verbleiben an Baukoſten ungefähr 550 000 Mark, von denen
35 Prozent Württemberg und 65 Prozent Heſſen zu übernehmen ſich ver=
pflichtet
haben. Eine weſentliche Erleichterung für den heſſiſchen Anteil
iſt es, daß die Gemeinde Wimpfen, im Hinblick auf ihr überwiegendes den Brückenbau zwiſchen Württembeug und Heſſen geſchaffen iſt, die guten
Intereſſe am Bau, ſich zur Zahlung eines Beitrages von 105 000 Mark
nach Maßgabe des Kunſtſtraßengeſetzes verteilt werden ſoll.
Leider hat auch dieſer Bau, wie ſo viele andere, ſein Opfer gefor= legung vorzunehmen.
dert: am 26. April 1927 ſtürzte der Arbeiter Kranz, von der Maſchinen=
mehreren
Tagen als Leiche geborgen werden; offenbar hatte ein Herzſchlag in eine Kupferbüchſe eingelötet und in den die Mitte des Brückenkopfes
beim Sturz in die Fluten ſeine Rettung unmöglich gemacht Mit ſeiner einnehmenden Schlußſtein verſenkt. Drei rieſige Sandſteine wurden
dieſes Werkes des Mannes, der ein Opfer ſeines gefahrvollen Berufes
geworden iſt.

Heute, am 2. Oktober des Jahres 1927, dem achtzigſten Ge=
von
Hindenburg, wurde in Anweſenheit der Vertreter der heſſi=
ſchen
und württembergiſchen Staatsregierung, der beiderſeitigen
Volksvertretungen und der beteiligten kommunalen Körper=
in
der Gegend unterhalb des Bahnhofes die angedeuteten Gefahren auf ſchaften und Gemeinden in feierlicher Weiſe der Schlußſtein dieſer
feſten Brücke über den Neckar gelegt und die Brücke dem öffent=
lichen
Verkehr übergeben.
Sie ſoll den Namen Hindenburg=Brücke führen.
Das Bauwerk überſpannt den Strom mit zwei Seitenöff=
Metern und wurde gemeinſam ausgeführt von den Firmen
Maſchinenfabrik AugsburgNürnberg, Werk Guſtavsburg, und
Auf Grund des erſtgenannten Ausſchreibens wurden nun unter den Maſchinenfabrik Eßlingen für die Eiſenkonſtrukition, und von
den Firmen Tiefbau= und Eiſenbetongeſellſchaft Stuttgart und
und die Maſchinenfabrik Eßlingen, gemeinſam mit der Tiefbau= und Rampenanlagen. Das Geſamtgewicht der Eiſenkonſtruktion be=
Eiſenbetongeſellſchaft Stuttgart und der Rheiniſchen Betonbau=A.=G., trägt 398 000 Kilogramm; es wurden ferner 3000 Kubikmeter
Mainz, zur Ausarbeitung eines neuen Entwurfs und Einreichung Beton verarbeitet und 50 500 Kubikmeter Erdmaſſen bewegt.
eines bindenden Angebots aufgefordert, und zwar erſtere für den Die Bauleitung lag in den Händen einer beſonderen Baukom=
arbeiten
, und zwar für die neue und damit endgültige Bauſtelle. Nach miſſion, die ſich zuſammenſetzte aus Miniſterialrat Prof. Knapp
ſpäter wurde mit der Bauſtelleneinrichtung begonnen und die Arbeiten meiſter Appel. An den annähernd 600 000 Reichsmark betragen=
derart
gefördert, daß bei der milden Witterung des vergangenen Win= den Baukoſten beteiligte ſich Württemberg mit 35, Heſſen mit
ihrer ganz beſonderen Intereſſen an dem Bauwerk allein
100 000 Reichsmark aufwendete. In wirtſchaftlich ſchwerſter Zeit
geſchüttet und die Straßenbauarbeiten erledigt. Schwierigkeiten ent= entſtanden, möge die Brücke, ein Zeichen des Gemeinſinns des
Ländern und Gemeinden, deren Verkehr ſie zu dienen beſtimmt
iſt, reichen Segen bringen. Zum Gedächtnis des heutigen
Wimpfen i. T., gegenüber von Jagſtfeld, ein größerer Hügel ange= Tages wurde dieſe Urkunde von den unterzeichneten Vertretern
Insgeſamt ſind 50 500 Kubikmeter Erdmaſſen gefördert und eingebaut, der beteiligten Länderregierungen, ſowie dem Kreisdirektor des
Kreiſes Heppenheim, als dem geſetzlichen Träger des Bauunter=
nehmens
, unterzeichnet und in den Schlußſtein eingelegt.
Geſchehen, Wimpfen, am 2. Oktober 1927.
Der heſſiſche Staatspräſident:
Ulrich.
Der württembergiſche Staatspräſident:
Bazille.
Der Kreisdirektor des Kreiſes Heppenheim:
Pfeiffer.

Mögen die guten Wünſche, wie ſie in der Urkunde niedergelegt ſind,
ſich in vollem Umfange erfüllen, und die neue Verbindung, die durch
Beziehungen zwiſchen beiden Ländern weiter feſtigen zum Beſten unſeres
bereiterklärt hat, während der Reſt des auf Heſſen entfallenden Anteils geliebten deutſchen Vaterlandes. Das iſt mein Wunſch, mit dem ich
nunmehr die Herren Vertreter der Regierungen bitte, die Schlußſtein=
Daran ſchloß ſich die feierliche Schlußſteinlegung. Wäh=
fabrik
Eßlingen, vom Gerüſt in den Strom und konnte erſt nach rend dia Stadtkapelle Nun danket alle Gott ſpielte, wurde die Urkunde
Frau und ſeinen drei Kindern gedenken auch wir heute bei Vollendung ſofort darüber gemauert und mit Eiſenklammern verankert, ſodaß auch
dieſe nach menſchlichtm Ermeſſen für viele Jahrhunderte profanen
Blicken entzogen iſt. Hierauf trat zunächſt Finanzminiſter Hen=
rich
an den Schlußſtein. Er begleitete die üblichen drei Hammerſchläge
mit folgenden Worten: Brücken verbinden! Möge auch dieſe Brücke
fördern und belebem die Freundſchaft zwiſchen den beiden Ländern und
das fernere Blühen und Gedeihen der ſchönen Stadt Wimpfen und ihrer
Nachbarorte!
Der Württembergiſche Innenminiſter Volz begleitete
ſeine Hammerſchläge mit folgendem Spruch: Unſeren ſtrebenden Bür=
gemn
zu Arbeit, Fried und Freude!
Ein ſinniges Gedicht, hübſch vorgetragen von einem Wimpfener
Bürgerstöchterchen, deſſen Namen das Programm nicht verzeichnete, be=
ſchloß
den Feſtakt.
Nach Beendigung des Feſtaktes wurde die Brücke von den Ehren=
gäſten
, unter denen neben den beiden genannten Miniſtern zahlreich=
andere
Regierungsvertreter ſich befanden, ferner zahlreiche Landtags=
abgeordnete
von Heſſia und Württemberg, Bürgermeiſter und Abord=
nungen
der beteiligten und benachbarten Gemeinden, abgeſchritten und
beſichtigt. Dann ordnete ſich wiederum der Feſtzug, dem diesmal die
Ehrengäſte voranſchritten, um durch die Straßen der im Flaggenſchmuck
prangenden Stadt zum Marktplatz zu marſchienm, woſelbſt der Zug auf=
gelöſt
wurde. Um halb zwei Uhr fanden ſich die geladenen Gäſte mit
dem Gemeinderat von Wimpfen im Kurhotel Mathildenbad
zum Feſteſſen wieder zuſammen. Dieſes gemeinſame Eſſen gab
Gelegenheit, in Reden ohne Zahl die Verdienſte derer zu bedenken, die
an dem bedeutenden Werk mitgearbeitet haben. Bürgermeiſter Sailer
führte aus: Schon beim Feſtakt habe ich Sie ja bereits herzlich
willkommen geheißen und freue mich, auch hier beim Feſtmahl Sie be=
grüßen
zu dürfen, insbeſondere unſere ſehr verehrten Regierungsver=
treter
von Heſſen und Württemberg und an ihrer Spitze die Herren
Finanzminiſter Henrich und Innenminiſter Bolz.
Früher als unſere Fremden nach Wimpfen kamen, da dachten ſie an der
Hand ihres Reiſeführers beim Namen Wimpfen an die Hohenſtaufen=
kaiſer
, an die Blütezeit der freien Reichsſtadt, an die Schlacht bei
Wimpfen und an die Heimſuchung Wimpfens während des 30jährigen
Krieges. Und heute, wenn der Strom der Fremden nach unſerem
ſchönen Wimpfen am herrlichen Neckar kommt, da wüſſen dieſe noch
weitere Namen ſich merken: Hindenburgbrücke, Karl=ulrich=
Straße. Für uns Wimpfener müſſen dieſe 2 Namen Begriffe wer=
den
; Hindenburgbrücke, das Symbol der Pflichttreue; Karl=Ulrich=Straße,
das der Dankbarkeit.
Wir haben uns erlaubt, unſerem Herrn Reichspräſidenten von
Hindenburg, als auch unſerem Herrn, Staatspräſidenten
Ulrich, welcher leider am heutigen Tage zu erſcheinen verhindert iſt,
eine künſtleriſch geſtaltete Ehrenurkunde auszufertigen. Mögen beide
hochgeehrten Herren darin den Dank und die Liebe eines deutſchen
Volksteiles für ihre aufopfernde veranwortungsvolle Arbeit erſehen.
Ich darf den Herrn Finanzminiſter Henrich bitten, dem Herrn
Staatspräſidenten Ulrich, als dem Repräſentanten unſeres Heſ=
ſiſchen
Volksſtaates und als Zeichen unſerer Dankbarkeit für das, was
unſer Mutterland an uns getan hat, dieſe Ehrenurkunde zu über=
reichen
. Entbinden Sie mich davon, alle Namen aufzuzählen, die
Anteil und Verdienſt an der Errichtung der Hindenburgbrücke und der
Karl=Ulrich=Straße haben. Neben den 31 Gemeinden, der Intereſſen=
gemeinſchaft
für die Errichtung einer Straßenbrücke über den Neckar
bei Wimpfen, waren noch neun verſchiedene Stellen tätig, und zwar
in Heſſen das Finanzminiſterium und ſeine Bauabteilung, die Pro=
vinz
Starkenburg und der Kreis Heppenheim; in Württemberg das In=
nenminiſterium
und ſeine Miniſterialabteilung für Straßen= und Waſ=
ſerbau
, ſowie die Amtskörperſchaften Heilbronn und Neckarſulm, ſo=
wie
das Reich, als Eigentümer der Waſſerſtraßen, und die Neckarbau=
direktion
Stuttgart. Ich danke allen recht herzlich im Namen der
Stadt Wimpfen für das uns erwieſene Wohlwollen.
Die Stadt Wimpfen hat aber beſonderen Anlaß, noch Herrn
Miniſterialrat Prof. Knapp und Herrn Kreisdirektor Peiffer zu
danken, denn in dieſen beiden Herren haben wir eine ſolche Unter=
ſtützung
gefunden, die uns die Erreichung des Zieles der Errichtung
einer Straßenbrücke über den Neckar und der Verbeſſerung der
Straßenverhältniſſe nach Wimpfen am Berg ermöglichte. Ihnen hat
auch der Gemeinderat in der geſtrigen Feſtſitzung die höchſte Würde, die
die Gemeinde verleihen kann, zuerkannt; er hat beide Herren zu
Ehrenbürgern der altehrwürdigen Stadt Wimpfen ernannt.

Weitere Ehrungen.

Meine ſehr verehrten Damen und Herren! Aber auch dem Prä=
ſidenten
Euting, der Miniſterialabteilung für Straßen= und Waſ=
ſerbau
in Stuttgart, und dem Herrn Provinzialdirektor Dr. Kranz=
bühler
in Darmſtadt muß die Stadt Wimpfen die Anerkennung für
ihre tatkräftige Unterſtützung ausſprechen, und die Stadt geſtattet ſich,
als äußeres Zeichen ihrer Dankbarkeit dieſe Ehrenadreſſen zu über=
reichen
. Mögen dieſe Briefe ein Plätzchen in der Bibliothek ihrer
erfolgreichen Tätigkeit finden. Ich darf für Herrn Provinzialdirektor
Dr. Kranzbühler, der leider in unſerer Mitte nicht verweilen kann,
ſeinen Stellvertreter bitten, ihm dieſen Ehrenbrief auszuhändigen.
Den unermüdlichen Mitgliedern der Brückenbaukommiſſion, Herrn
Oberbaurat Ickes und Herrn Oberbaurat Dr. Frank, dankt die
Stadt Wimpfen für ihre Mühe und Arbeit in dieſer, wenn auch be=
ſcheidenen
, ſo doch von inniger Dankbarteit getragenen Art und Weiſe
durch Aushändigung dieſer Ehrenadreſſen. Ich muß noch einige Na=
men
nennen, denen wir beſonderen Dank ſchuldig ſind, das ſind die
Herren Oberamtmann Münz; Neckarſulm, und Oberamtmann

Ehmann, Heilbronn die Vertreter der Gemeinde Offenau,
mit ihrer tatkräftigen Unterſtützung die Ausführung ermöglichten, de
ſind aber auch die Herren Schultheiß Gantner, Jagſtfeld, un
Obermatspfleger Müller, Jagſtfeld, die ſich bei den Vorarbeite
beſondere Verdienſte erworben haben.
Möge nun das Bauwerk ſeinem Zweck dienen und, nachdem
Brücke zwiſchen Heſſen und Württemberg geſchlagen iſt auch enge
Verbindungen zwiſchen dieſen Ländern bringen, zum Segen unſen
lieben deutſchen Vaterlandes.
Die Geſchicke wollten es, daß die Brücke an Hindenburgs Geburt
tag, unſeres Repräſentanten der jungen deutſchen Republik, eingewei
und dem Verkehr übergeben werden ſoll. Unſerem hochverehrte
Reichspräſidenten und unſerem lieben deutſchen Vaterland ſoll desha
unſer erſtes Glas gelten.

Finanzminiſier Henrich

führte in ſeiner Dankrede u. a. aus: Das Werk iſt geſchaffen, die Brücl
ſteht. Wir freuen uns deſſen und beglückwünſchen die Stadt Wimtie
zu dem ſchönen Erfolg. Mit dem herzlichſten Dank für die freundlich)
Worte des Herrn Bürgermeiſters Sailer verbinde ich die Glückwünig)
der heſſiſchen Regierung und des Herrn Staatspräſidenten, der leid)
am Erſcheinen verhindert iſt. Die Ehrenurkunde werde ich ihm gen
überreichen, und ich weiß, daß er ſich freuen wird, weil es meines Wil
ſens die erſte öffentliche Anerkennung ſeiner Tätigkeit iſt. Der Hal
Miniſter warf dann einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte der En)
ſtehung der Brücke und hob als beſonders bedeutſame Tatſache das 3
ſammenarbeiten, der beiden Länder Württemberg und Heſſen herto
Wenn hie und da Skeptiſche prophezeien, daß die Brücke den Verkehl
auch von Wimpfen ab= und hinüber nach Württemberg lenken könn)
ſo teile er dieſe Skepſis nicht, hoffe vielmehr, daß beide Länder Vol
teile aus dieſer Verbindung ziehen werden, weil ſie dazu beitragen wir
die Grenzen zu verwiſchen. Im Grunde genommen haben Souve
ränitätsgrenzen ja nur noch gegenüber dem Au=
lande
Geltung. Innerhalb des Deutſch Reiches ſollten ſie ken
Bedeutung mehr haben und keine Berechtigung. Die Rede ſchloß n)
einem Hoch auf die Stadt Wimpfen.
Württembergs Innenminiſter Voltz erwiderte alsbald, er gin
in dieſer Richtung nicht ſo weit, wie ſein heſſiſcher Kollege. Er könn
nicht wünſchen, daß die Ländergrenzen weggewiſc
werden. Als Politiker denke er anders. Aber die Brücke foll ei
Faktor ſein, der die nachbarlichen Beziehungen der beiden Länder imme
inniger geſtalten möge. Wenn die Wimpfener allerdings nun gaf
zu Württemberg kommen wollen, hätte er nichts dagegen, wenn v
Württemberger unſere Vorzüge auch anderen nicht aufdrängen wollel
(Lebhafte Zuſtimmung und Heiterkeit.) Redner ſchloß mit dem Ausdrul
der Hoffnung, daß demnächſt auch Heilbronn, in der Lage ſi
werde, einzuladen zur Vollendung des wichtigſten Teils der Neckarkang
liſation. Sein Hoch galt Heſſen und ſeinen Vertretern.
Schultheiß Kohler von Offenau hielt eine geradezu vorbildlic)
Rede, indem er für alles dankte und ſich im übrigen feinen Wimpfenl
Kollegen anſchloß.
Beigeordneter Pfeifer=Wimpfen ſprach im Namen des Gemeind)
rats ſeinem Bürgermeiſter Sailer herzlichſten Dank für ſein Wirkel
um Wimpfen aus und überreichte als äußeres Zeichen dieſes Dankes e
Gemälde des Wimpfener Malers Geiſt, Wimpfen vom Neckar a
geſehen.
Weiter wurde Dank und Glückwunſch ausgeſprochen von den Inl
genieuren der beteiligten vier Baufirmen, von Geheimrat Brügl
mann, dem Vorſitzenden des Werkbundes und der Neckarkanaliſatinl
dem Vizepräſident, des württembergiſchen Landtags, Andräe, u
vielen anderen. So nahm das Feſtmahl einen ſehr animierten
anregenden Verlauf.
Am Abend wurde den Gäſten und allen Beſuchern ein Schaufzi
von ganz beſonderer Schönheit geboten:

die Beleuchtung der Brücke und der Stadtſilhouette.

Bald nach Einbruch der Dunkelheit kündeten Böllerſchüſſe den Begn
dieſes glanzvollen Schauſpiels, das von der Mehrzahl der Beſucher E)
jenſeitigen Ufer angeſehen wurde. Herrliches Wetter, das dem ganz
Feſt beſchieden war, verſchönte auch dieſen letzten Teil. War es ſch=k
ein romantiſch=ſchönes Bild, die Silhouette der Stadt mit ihren ragel
den Türmen und Mquern am dunklen Abendhimmel ſich abzeichnen /
fehen, ſo wurde das Bild doppelt und dreifach ſchön, als zunächſt
dünnen Glühlinien in den Farben rot, gelb und grün dieſe Silhou4/
umriſſen wurde und ſich nun ſtrahlend ſcharf vom dunklen Horiz)
abhob, bis das Bild dann teibweiſe, Burg und Türme, in ein Lichtnel
von rot und grün getaucht wurde und auch die Brücke in ihren Unl
riſſen hell aufleuchtete, bis vielgeſtaltene und vielfarbige Raketen zuſ
Himmel aufſtiegen und das knatternde, ſprühende Feuerwerk das wul
derhübſche Bild zerriß und wirkſam abſchloß. Wimpfens Feſttag v
zu Ende. Heute Montag findet nochmals Kinder= umd Vollsfeſt uſ
M. S.
Wiederholung des Feſtzuges ſtatt.

Die Stiimme ſeines Herrn

Wenn man die beſten Muſik=Schallplatten und Muſik=Inſtrumenl
kennen lernen will, iſt es Pflicht eines Jeden, ſich die Grammopho
oder Brunswick=Fabrikate anzuhören. Die Preſſe berichtet mit Rech
daß dieſe beiden Erzeugniſſe unerreicht ſind, und zwar unerreicht a
dem Gebiete der Aufnahme= und Wiedergabe=Technik. Elektri=Gramm
phon=Apparate werden hergeſtellt in Koffer=, Schatullen= oder Stauſ
apparate=Form verſehen mit den neueſten techniſchen Errungenſ haffe
und ſind als Spitzenleiſtungen der Sprechmaſchinen=Induſtrie zu
zeichnen. Außer dieſen Apparaten ſind die Brunswick=Apparate hertol
agende Inſtrumenſte feinſter deutſcher Qualitätzarbeit und höchtl
amerikaniſcher Technik.

Der Polyphon=Apparat iſt das Muſikinſtrument für Jedermann
der vollstümlichen Preislage. Alle Apparate des Polyphon=Grammophul
Konzerns ſind unter Verwendung nur langjährig gepflegter Edelhöl=
in
eigenen Fabriken gebaut.

Beſonderes Aufſehen erregt die neue Polyfar=Serie der Gramml
phon=Schallplatten, und es ſeien hier nur kurz drei Platten heraus,!
griffen wegen ihrer beſonderen Schönheit. Eine neue Orgelplatte,
ſpielt auf der größten Orgel Europas von Profeſſor Alfred Sitta=
das
Largo aus dem Oratorium Saul (Grammophon=Aufnahrl
Nr 66 554). Eine beſonders gelungene Frauenſtimmen=Aufnahme Auck=
teile
unſer Glück aus der Oper Stradella, geſungen von Hüni=Mihac!
(Grammophon Aufnahme Nr. 66 616) und um noch eine Tan /Ick
zu nennen, ſei der hervorragend geſpielte Tango Jlona von Scha
meiſter mit ſeinem Jazz=Symphonie=Orcheſter genannt (Grammophot
Aufnahme Nr. 20 888). Eine der beſten amerikaniſchen Tanzplattyl
wie ſie von Preſſe und Publikum einheitlich bezeichnet wird, iſt d
Foxtrott, von dem berühmtn New Yorker Orcheſter Aſcher geſpiel
Yankee=Roſe (Brunsrick=Aufnahme Nr. 243). Zuſammengeſchloſt
kann geſagt werden: Ueberall wo man die Foxterrier=Schutzmari
Die Stimme ſeines Herrn auf Sprechapparaten oder Schallplate
findet, wird damit die Güte und Erſtklaſſigkeit dem Käufer garanticr

befindet ſich von heute ab, nachdem die Erweitern
unſerer Betriebsräume durchgeführt iſt, der Aufga
zu den Geſchäfteräumen für unſere geſchätzte Kuu
ſchaft. In wohnlichen Räumen beraten wir G
wie eine erfolgreiche Reklame bei denkbar gerin9
Koſien möglich iſt. Unſere reichen Sammlung
bereits gelieferter Muſierarbeiten ſiehen Ihnen /
Anregung zur Verfügung.
1594

Graphische Kuns anstalt und Klischee
Fabrik Fritz Haufmann, am Bahnhd
Otto=Volfskehiſtraße

[ ][  ][ ]

imn

Die Punktekämpfe
in der Gruppe Heſſen.
Da alle Konkurrenten Punkte verloren, konnte Wormatia
Sorms am Sonntag ſeine führende Tabellenſtellung ſtark be=
geſtigen
. Wormatia ſchlug ſelbſt den Tabellenzweiten Höchſt 01
riit nicht weniger als 5:0 Toren. Mainz 05 verlor einen Punkt,
ſoa die Meiſterelf gegen Alemannia Worms nur 2:2 ſpielen
ſonnte. Darmſtadt 98 ließ ſich in Wiesbaden von Germania 1:2
hlagen. Arheilgen und Iſenburg trennten ſich 0:0.

Gruppe Heſſen.
Spiele

Wormatia Worms
Spgmde. Höchſt.
F. S. V. Mainz 05
V. f. L. Neu=Iſenburg
S.=V, Wiesbaden
Alemannia Worms .
S. V. 98 Darmſtadt .
Arheilgen . . .
Haſſia Bingen
Germania Wiesbaden

Tore Punkte 29: 8 14: 2 15:22 10: 6 22:18 10: 6 21:19 9: 7 15:13 8: 6 11:16 8: 8 21:14 8: 8 13:17 6:10 9:21 3:11 10:27 4:12 Germania
1).

Wimpirn
Don

dem gar
Jar es ſm
ihren me

6
aketen zu.
dus nu
jeitteg r
ILsfeſt T
U0.

inſtrumr.
mmohher
mit 7ch
nerreicht I
I4
rie ub
te hero
ue
Mre
Gehi?

Man war mit zuverſichtlicher Hoffnung nach Wiesbaden ge=
frhren
, um deſto mehr durch die Niederlage enttäuſcht zu wer=
den
. Es mag wohl Entſchuldigungen für dieſe Niederlage
pegen den Tabellenletzten geben, ſo die Tatſache, daß der Aus=
Aleich für Wiesbaden in den Zeitraum fiel, in dem Ruppel 1.
woegen ſeiner ſchmerzhaften Knöchelverletzung ausgeſchieden war,
und fernerhin das Verhängnis mit Bärenz, der gleich beim
eſten gefangenen Ball durch hartes Angehen verletzt wurde, ſo
daß er ſich im ferneren Spielverlauf nur mit großer Langſam=
teit
bewegen konnte. Aber letzten Endes hätten dieſe Hemmun=
gen
nie den Spielverluſt bewirken können, wenn nicht auch heute
nas alte Erzübel auf fremdem Platze ſich wieder ſtark bemerk=
har
gemacht hätte. Und wie die zu Spielbeginn im Sturm
pahezu hilfloſen Germanen merkten, daß der Darmſtädter Sturm
Gemad) anuich nur mit Waſſer kochte, bekam der Gegner mehr und mehr
ſein Buß Fäuverſicht und lieferte mit fortſchreitender Spieldauer eine
unmer beſſere Partie, während die 98er im Gegenſatz dazu ab=
ſ
elen und zuletzt faſt ganz zerfielen.
Ueber das Spiel im allgemeinen wäre noch zu ſagen, daß es
fair war und, mit Ausnahme der letzten Viertelſtunde, Darni=
ſyadt
leicht überlegen ſah (Eckballverhältnis 5:1 für Darmſtadt)
der beſte Mann auf dem Platze war zweifellos der Schieds=
nichter
Brehm aus Bürgel; hätten wir immer ſolche Leiter, dann
hären die zurzeit beſtehenden Unſitten auf den Fußballplätzen
lmald geſchwunden.
Die Wiesbadener Germanen lieferten ein Spiel, das an
Gifer nicht zu überbieten war. Die Hintermannſchaft, insbeſon=
deere
die beiden Verteidiger, arbeiteten ſolid; ihre aufmerkſame
dn Bay Yeckungsarbeit iſt für den Sieg in erſter Linie kauſal. Der
Gſicgher i21 ASturm jedoch dürfte trotz ganz netter Kombinationszüge im
8eld gegen eine ungeſchwächter Hintermannſchaft zur Erfolg=
lſoſigkeit
verurteilt ſein.
Auch an der Darmſtädter Hintermannſchaft iſt nicht viel zu
tndelu. Daß Bärenz nicht in voller Form war, iſt durch die
Sihhou=t Brerletzung erklärlich. Die gegen Spiekende oft unreinen Ab=
ſchläge
in der Verteidigung waren offenſichtlich durch das Be=
ſtweben
veranlaßt, um jeden Preis jedes Eingreifen des Tor=
wrächters
zu verhindern. Der Sturm wie geſagt, ſehr ſchwach.
Nie Flügelſtürmer konnten ſich faſt nie durchſetzen, und mit
Innenſpiel war bei der aufmerkſamen und oft auch zahlreichen
gegneriſchen Deckung nicht viel anzufangen. Der nen eingeſtellte
Frreyz ließ ſich noch verhältnismäßig am beſten an, ließ jedoch trotz
effrigem Tordrang den Schuß vermiſſen.
Die Tormomente: Nach 30 Minuten bekam Müllmerſtadt
ere lange Vorlage, die er nach einigem Hin und Her verwan=
dlelte
. Bei einem Lattenſchuß kurz vor Beendigung der erſten
Hhälfte kam Bärenz bei der Abwehr zu Fall, ein Wiesbadener
Sttürmer köpfte ein. Die Entſcheidung ſiel gleich nach Wieder=
beginn
. Bei einem Wiesbadener Angriff gab Laumann einen
Ball reichlich ſcharf zurück, der verletzte Bärenz erreichte den Ball
de Si mcht mehr. Dann beherrſchten die Darmſtädter faſt ½ Stunde
ollein das Feld. Die ſaft= und kraftloſe Arbeit der meiſten
Sttürmer wertete die Torchancen nicht aus. Die einzigen Er=
fülge
dieſer Drangperiede waren ein Lattenſchuß von Takaſ;,
und hätt em ſcharfer Strafſtoß von Müllmerſtadt, den der gegneriſche Tor=
nächter
jedoch hielt, und ein gutes Durchſpiel von Frey, der im
liſtzten Moment vom Ball abgedrängt wurde. In der letzten
Aniertelſtunde hielt Wiesbaden das Spiel offen und Darmſtadt
rffſignierte unnötig früb.
Haſſia Bingen S.=V. Wiesbaden ausgefallen.
Thier=Bingen geſtorben.
An den Folgen eines Unfalles am letzten Sonntag beim
Swiel gegen Darmſtadt 98 iſt der Binger Spieler Thier im
Tmrmſtädter Krankenhaus geſtorben. Aus dieſem Grunde fiel
auach das für Sonntag angeſetzte Spiel Haſſia Bingen gegen S. V.
Mriesbaden aus.
Sp.=Vg. Arheilgen V. f. L. Neu=Iſenburg 0:0.
In einem hartnäckigen, aber fair durchgeführten Spiel
tnennten ſich die Mannſchaften von Arheilgen und Iſenburg ohne
Torerfolge.. Iſenburg zeigte die reifere Technik und das beſſere
Zutſammenſpiel, Arheilgen war dafür eifriger und ſchneller.
Remy verſchoß in der vierten Minute einen Elfmeter für Iſen=
burrg
. Auch ſonſt wurden auf beiden Seiten viele Chancen ver=
güben
. Rieß=Bürgel leitete den von 1000 Perſonen beſuchten
Kampf gut.
Wormatia Worms Höchſt 01 5:0.
Wormatia dokumentierte im Spiel gegen den Tabellen=
zeeiten
eine Klaſſenüberlegenheit. Sie war techniſch und tak=
ſſtah
viel beſſer und hatte den Kampf jederzeit in der Hand.
Schon bis zur Halbzeit fielen unter Beteiligung des geſamten
innentrios vier Treffer. Im Gefühle des ſicheren Sieges
impfte Wormatia in der zweiten Halbzeit verhaltener. Außer
einem verſchoſſenen Elfmeter kam es nur noch zu einem ſünften
Ticeffer. Das Spiel wurde vor 2000 Zuſchauern fehr ruhig
durchgeführt. Bachmann=Frankfurt leitete gut.
F.=S.=V. 05 Mainz Alemannia Worms 2:2.
Die drei Erſatzleute in der Mainzer Hintermannſchaft
machten ſich auch in dieſem Spiel wieder unvorteilhaft bemerk=
barr
. Dazu kam, daß die Mainzer Elf in der erſten Halbzeit
nur wenig energiſch ſpielte. Worms konnte in der 40. und
44. Minute durch ſeinen Halblinken zwei Tore vorlegen. Nach
der Halbzeit wurde Mainz beſſer. Von den 3000 Zuſchauern
ſelehaft angeſpornt, kam die Elf in der 8. und 15. Minute durch
Lipponer und Bräunig zu den beiden Ausgleichstoren. Der
ſiengbringende Treffer konnte aber nicht mehr erzwungen wer=
denn
. Alemannia war techniſch und im Zuſpiel beſſer. Beſonders
zutt gefielen in der Mannſchaft die Läuferreihe und die Ver=

ſei digung.

Eintracht Frankfurt . Spiele
10 Tore
37: 7 Punkte
19: 1 F. S. V. Frankfurt . 45: 9 17: 1 Rot=Weiß Frankfurt . 10 23:12 13: 7 Viktoria Aſchaffenburg . 24:23 12: 8 Union Niederrad 10 27:18 11: 9 Kickers Offenbach . . 14:13 10: 8 Hanau 60 10 24:14 10:10 Hanau 93 . 17:15 8:10 Fechenheim
* 10 26:48 6:14 V. f. R. Offenbach 10:29 3:13 Hanau 94 12:29 3:15 Germania 94 Frankfurt * 10 15:31 2:18

Fußball=Ergebniſſe.
Länderſpiel Deutſchland-Dänemark (in Kopenhagen) 1:3 (1:1).
Süddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Gruppe Nordbayern: F. C. FürthA. S. V. Nürnberg 2:4.
V. f. R. Fürth-Bayern Hof 4:0. 1. F. C. Bayreuth1. F. C.
Nürnberg 0:2. F. V. Würzburg 04F. S. V. Nürnberg 5:0.
Gruppe Südbayern: Schwaben Ulm-Bayern München 1:4. D.
S. V. München-Jahn Regensburg 2:0. Gruppe Württemberg:
Kickers Stuttgart-V. f. R. Heilbronn 7:0. F. C. Birkenfeld
Sportfreunde Stuttgart 3:3. V. f. R. GaisburgUnion Böckin=
gen
1:5. F. V. ZuffenhauſenStuttgarter S. C. 0:1. Gruppe
Baden: Phönix KarlsruheF. V. Villingen 3:1. Karlsruher
F. V.Freiburger S. C. 2:2. Freiburger F. C.V. f. B. Karls=
ruhe
4:1. Sp. Vg. FreiburgF. V. Offenburg 3:3. Gruppe
Rhein: Sp. Vg. SandhofenGermania Friedrichfeld 4:2. Lud=
wigshafen
03Phönix Ludwigshafen 2:2. F. V. SpeherPfalz
Ludwigshafen 2:0. V. f. R. Mannheim-Phönix Mannheim 4:0.
S. V. Waldhof-Mannheim 08 5:2. Gruppe Saar: Boruſſia
NeunkirchenF. C. Pirmaſens 2:0. F. C. IdarF. V. Saar=
brücken
1:1. Kreuznach 02 Sportfreunde Saarbrücken 1:1.
Saar 05 SaarbrückenV. f. R. Pirmaſens 3:0. Gruppe Main:
Eintracht FrankfurtF. S. V. Frankfurt 1:1. Rot=Weiß Frank=
furt
Union Niederrad 3:1. Germania 94 Frankfurt-Viktoria
94 Hanau 5:1. Kickers Offenbach-Viktoria Aſchaffenburg 1:2.
F. C. Hanau 1893F. Vg. Fechenheim 03 2:1. Sport 60 Hanau
V. f. R. Offenbach 1900 3:2. Gruppe Heſſen: Germania Wies=
baden
Sportv. Darmſtadt 98 2:1. Sp. Vgg. Arheilgen-V. f. L.
Neu=Iſenburg 0:0. F. S. V. Mainz 05Alemannia Worms 2:2.
Wormatia WormsS. G. Höchſt 01 5:0.
Geſellſchaftsſpiele.
S. V. München 1860Sp. Vg. Fürth 4:1. Städteſpiel Trier
Luxemburg 2:5.
Sportverein 1898 - Boxatteilung
Mittwoch, den 5. Oktober 20 Uhr im Saalbau

Eintrittzpreise: Mark 1.50, 1., 0.80.
Hitglleder und Erwerbslose haben Ermäßigung

Darmſtädter Keglerverband.
Hindenburg=Ehrenkegeln.
Dem Aufrufe des Deutſchen Keglerbundes Folge leiſtend, hat
auch der hieſige Verband zu Ehren des Reichspräſidenten an
ſeinem 80. Geburtstage einen Wettkampf ausgeſchrieben. Der=
ſelbe
beſtand in einem Ehrenkegeln. Es konnte jedes Verbands=
mitglied
eine Karte mit 20 Kugeln in die Vollen abſchieben. Dem=
jenigen
Kegler, der die höchſte Holzzahl erreichte, wurde das
Hindenburg=Erinnerungsblatt zugedacht. Im übrigen waren für
die neun folgenden Reſultate Hindenburg=Urkunden beſtimmt.
Die Beteiligung war eine gute. 96 Kegelbrüder, darunter
auch einige Kegelſchweſtern, beteiligten ſich an dem Ehrenkegeln,
das den ganzen Sonntag in Anſpruch nahm. Das Ergebnis iſt
folgendes: 1. Kegelbruder Hoffmann, Gut Holz Eberſtadt, 126
Holz, damit Erringer des Hindenburg=Erinnerungsblattes.
2. Kegelbruder Heldmann, Sportkegler Darmſtadt, 116 Holz.
3. Schwinn, Zwölfer Darmſtadt, 115 Holz. 4. Gebhardt, D. K.
K. 23, Darmſtadt, 115 Holz. 5. Sattler, Zwölfer Darmſtadt, 113
Holz. 6. Ruppert, 21er, 111 Holz. 7. Schönfeld, Chattia, 110
Holz. 8. Bender, Sportkegler, 110 Holz. 9. Lucius, Chattia,
109 Holz. 10. Kegelſchweſter Frl. Bäumer, Roll Glück, 107 Holz.
Sport= und Werbekegeln. Gleichzeitig mit dem Hindenburg=
Ehrenkegeln begann auch das Sport= und Werbekegeln. Auch
hier war die Beteiligung eine ſehr rege. Ununterbrochen von
früh morgens bis ſpät abends rollten die Kugeln. Die am erſten
Tage erzielten Höchſtreſultate ſind folgende:
Prämienbahn I (zweimal 5 Kugeln: 1. Ringler, Sport=
kegler
, 37 Holz. 2. Mees, D. K. K. 23, 36 Holz. 3. Schönefeld,
Chattia, 35 Holz. 4. Sattler, Zwölfer, 35 Holz.
Prämienbahn II (einmal 10 Kugeln): 1. Gebhardt,
D. K. K. 23, 58 Holz. 2. Dahlem, Zwölfer, 57 Holz. 3. Ringler,
Sportkegler, 57 Holz.
Werbebahn (zweimal 5 Kugeln): 1. Gandenberger, Pfung=
ſtadt
, 27 Holz. 2. May, Darmſtadt, 26 Holz. 3. Creter, Darm=
ſtadt
, 26 Holz.
Damenbahn (zweimal 5 Kugeln): 1. Frau Harres 31,
2. Frau Reichert 25 Holz.
Das Sport= und Werbekegeln findet am 8. Oktober ſeine
Fortſetzung und dauert dann bis 15. Oktober einſchließlich.
Frankfurter Oktober=Rennen.
1. Preis von Goldſtein. 2700 Mark, 1800 Meter: 1. E. Böl=
gers
Mira 2. (Unruh), 2. Rochebelle, 3. Idol. Ferner: Le Mar=
bore
, Romney, Moulin Vert, Mazeppa, Roſario, Heiliger Narr,
Gika. Tot.: 45, Pl. 16. 16, 15:10. 2½3 Lg.
2. Verkaufs=Jagdrennen. 2700 Mark, 3200 Meter: 1. S.
Smitts Capland (Heimann), 2. Snob, 3. Ueberläufer. Ferner:
Idealiſt, Zuchow, Stephanie, Volmar, Albana, Valit. Tot.: 40,
Pl. 11, 18, 14:10. 2½1½ Lg.
3. Oktoberpreis. Für Zweijährige. Ehrenpreis und 10 000
Mark, 1400 Meter: 1. A. u. C. v. Weinbergs Meton (O. Schmidt),
2. Cocktail, 3. Strug. Ferner: Fiſchermädel. Tot.: 11, Pl. 10,
10:10. 1½5 Lg.
4. Wäldches=Rennen. 10 000 Mark, 3000 Meter: 1. H.
v. Opels Kairos (Narr), 2. Hans Günther, 3. Goldlack. Ferner:
Lampos, Caro Bube, Sphaira. Tot.: 33, Pl. 15, 26:10. ½3 Lg.
5. Klub=Jagdrennen Ehrenpreis und 3300 Mark, 4600
Meter: 1. F. Ruepprechts Cupido (Hr. W. Schnitzer), 2. Le Ger=
faut
, 3. Aviator, Ferner: Sans parail, Gianutri, Vimont ( ge=
ſallen
), Durbano, Ulſter. Tot.: 40, Pl. 14, 21, 14:10.
6. Kranichſtein=Rennen. 2700 Mark, 1400 Meter: 1. E. Sech=
ſers
Dollar (Robl), 2. Laxenburg, 3. Lichtelfe. Ferner: Valor,
Diavolo, Manon, Metis, Perfekt, Ctania, Eleonore, Veneziane=

rin, Struga. Tot.: 44, Pl. 19, 52, 22:10. 34 Lg.Kopf.

Handball.
Sporiverein 1898 H. S. V. Rödelßeim
15:4 (6:3)
Das Spiel war, was aus dem hohen Reſultat nicht, wohl
allerdings aus der Zahl der gegneriſchen Tore zu entnehmen iſt,
ſtets offen; in ſtets flottem Tempo wogte der Kampf auf und ab.
Beſonders in den erſten Minuten, in denen Rödelheim mit
einem überraſchenden Eifer ſich ins Zeug legte und bereits in
der dritten Minute mit einem erfolgreichen raſchen Durchſtoß das
erſte Tor erzielte, hätte niemand an einen ſolchen Spielausgang
gedacht. Erſt in der zehnten Minute kann Dietz mit Bomben=
wurf
ausgleichen, und ſchon vier Minuten ſpäter ſteht es ſchon
(durch Fiedler und Dietz) 3:1 für Sportverein. Ein Strafwurf
für Rödelheim ſtellt das ziemlich ausgeglichene Spiel auf 3:2;
nach weiteren ſieben Minuten heißt es jedoch ſchon 6:2 für Sport=
verein
. In der letzten Minute holt Rödelheim wiederum auf.
Halbzeit 6:3. In der zweiten Spielhälfte kommt Schwung in
den Sportvereinsſturm. Durch geſchickte und uneigennützige
Ballverteilung kommen die am beſten ſtehenden Spieler zum
Wurf. Der ſchwache Tormann Rödelheims erweiſt ſich den wuch=
tigen
Würfen eines Dietz oder Fiedler oder Herrmann gegenüber
als machtlos. Innerhalb von zehn Minuten fallen ſechs Tore.
Rödelheim hält das Spiel ſtandig offen, verſucht ſtets durch forſche
Angriffe das Torverhältnis günſtiger zu geſtalten. Seine Läufer=
reihe
rückt jedoch zu weit auf und gibt ſo dem flinken Darm=
ſtädter
Sturm Gelegenheit, auszureißen und Erfolge zu buchen.
Den Löwenanteil an der Ausbeute hat Dietz mit acht Toren;
ihm folgt Fiedler, der ſich heute wieder von ſeiner beſſeren Seite
zeigte, mit vier Toren, und den Schluß bildet der Lord mit
drei. Das eine bedarf noch beſonderer Erwähnung: die Darm=
ſtädter
Läuferreihe leiſtete gute Arbeit; in ihr ſtach Allwohn be=
ſonders
hervor. Auf der Rödelheimer Seite konnte vor allem
der Halblinke gefallen, der in großer Schnelligkeit ſeinen Sturm
nach vorne riß und dem in der Hauptſache die vier Tore zuzu=
ſchreiben
ſind. Beſonderen Beifall beim wenig zahlreichen Publi=
kum
erntete noch der linke Verteidiger, der in ungeſtümem Vor=
wärtsdrang
den Ball nach vorne ſchleifte, ihn jedoch im entſchei=
denden
Augenblick verlor oder dem gewandteren Gegner über=
laſſen
mußte.
P. f. L. Rot=Weiß 1. Polizeiſportverein
1. Mannſchaft 3: 5.
Wer am geſtrigen Sonntage auf dem Rot=Weiß=Platz weilte,
wurde ohne Zweifel enttäuſcht. Es kam nicht zu dem ſpannen=
den
Rivalenkampf. Die erſte Halbzeit wurde beſonders bei Rot=
Weiß vollkommen luſtlos durchgeführt, und erſt die zweite Halb=
zeit
brachte etwas mehr Schwung in das Spiel. Nach dem Spiel
vor 14 Tagen zu urteilen, hatte wohl niemand an eine Nieder=
lage
von Rot=Weiß geglaubt. Die Polizei trat jedoch etwas
verſtärkt an und hatte ſich auch inzwiſchen eingeſpielt. Der Sieg
der Polizeimannſchaft iſt vollauf verdient, ſie hatte mehr Syſtem
in ihrem Spiel und zeigte auch weitaus den größten Eifer; daran
ändert auch nichts, daß man bei Rot=Weiß von Pech verfolgt
war, denn das Pech war auf der anderen Seite ebenſo groß.
Mit Wenn und Aber kann man kein Spiel gewinnen, ſon=
dern
nur durch tatſächliche Torerfolge. Schuld an der Nieder=
lage
war reſtlos der Sturm, der ein Spiel vorführte, wie man
es noch nie ſah und hoffentlich auch nie wieder ſehen wird; mit
Ausnahme von Hans Hörr, der beſonders in der zweiten Halb=
zeit
ein glänzendes Spiel zeigte (ſeine Strafwurf=Taktik iſt aller=
dings
hier nicht richtig), leiſtete ſich jeder einzelne Stürmer
Schnitzer auf Schnitzer. Daß das Ergebnis nicht noch höher
ausging, iſt lediglich das Verdienſt der Hintermannſchaft, in der
Hanſel am meiſten hervorſtach durch ſein gutes Stellungsſpiel.
Breuer im Tor hatte das Pech, zwei Bälle leichterer Natur
rutſchen zu laſſen, während er ganz gefährliche und totſichere
Sachen glänzend hielt. Die Polizeimannſchaft, die man erſt
einmal kennen lernen muß man ſah nämlich lauter neue Ge=
ſichter
konnte gut gefallen; ſie iſt ſehr ſchnell und ſpielt mit
großem Eifer. Ihr beſter Spieler iſt F. Koch; auch der Tor=
mann
konnte gefallen, wenn er auch einen Bord nicht erſetzt.
Zum Spielverlauf ſei kurz geſagt: In der erſten Halbzeit
war die Polizeimannſchaft tonangebend, Rot=Weiß war voll=
kommen
in der Defenſive und mußte mit zuſehen, wie der Ball
dreimal die Torlinie paſſierte. In der zweiten Halbzeit wurde
das Spiel ausgeglichener, Rot=Weiß drückte ſogar einige Zeit
und konnte zwei Tore aufholen. Dann kamen die Poliziſten
zum vierten Tor durch einen Durchbruch von Koch, der allerdings
übergetreten war. Zum Schluß war das Spiel verteilt, beide
Parteien konnten noch je zwei Tore erzielen. Das Spiel ſelbſt
wurde im großen und ganzen fair durchgeführt. Herr Dr. Grüne=
wald
war ihm ein gerechter Leiter.
Die erſte Jugend=Mannſchaft des V. f. L. Rot=Weiß ſtellte
einen neuen Rekord auf, indem ſie gegen die gleiche Mannſchaft
der Spielvereinigung Arheilgen mit dem Bombenreſultat von
38:0 (!) gewinnen konnte.
Ein Spiel, wie man es nicht zu ſehen wünſcht, zeigte die
dritte Jugend von Rot=Weiß und die vierte vom Sportverein 98.
Es war mehr ein Ringkampf als ein Handballſpiel. Sportverein
konnte nach Verlängerung gewinnen.
Engelkardt von Martin geſchlagen.
Corts ſiegt in Paris.
Beim großem Herbſtmeeting im Jean Bouin=Stadion zu
Paris konnte der deutſche Sprinter Corts am erſten Tage einen
ſchönen Erfolg erzielen. Corts gewann bei kühler, feuchter Witte=
rung
das 100 Meter=Laufen in 11,2 Sek. mit einem Meter Vor=
ſprung
gegen den engliſchen Neger=Arzt London, dem dichtauf
die Franzoſen Théard, Cerbonney und der Holländer van der
Berghe folgten. Van der Berghe hielt ſich dafür mit einem in
29 Sek. gewonnenen 250 Meter=Lauf ſchadlos. Hier beteiligte ſich
deutſcherſeits der Mannheimer Neumann, der aber hinter den
Franzoſen Cerbonney und Sylveſtre nur den vierten Platz be=
legen
konnte. Mit Intereſſe erwartete man das Zuſammen=
treffen
des Darmſtädters Engelhardt mit dem franzöſiſchen Re=
kordmann
Séra Martin im 800 Meter=Laufen. Wie ſchon beim
Länderkampf DeutſchlandFrankreich blieb der Franzoſe in
Front. Er ſiegte in 1:55,8 Min., während Engelhardt 1:58 Min.
benötigte. Dritter wurde der in Lauſanne ſtudierende Berliner
Merkel. Smith=Schweden und Vancon=Frankreich belegten die
nächſten Plätze. Eine große Ueberraſchung gab es im 3000 Me=
ter
=Laufen, wo der Schwede Eklöf den Jean Bouin=Pokal zu
verteidigen hatte. Eklöf bezog aber durch Ladoumeque=Bordeaur,
der einen fabelhaften Endſpurt zeigte, eine glatte Niederlage.
Der Franzoſe ſiegte in 8:46,4 Min., während Eklöf 8:51,8 Min.
benötigte. Adolfſon=Schweden gewann den Hochſprung mit 1,90
Meter, Noel=Paris das Diskuswerfen mit 41,62 Meter und Seuf=
Paris eine 800 Meter=Staffel in 1:31,1 Min. mit einem Meter
Vorſprung vor der Ausländerſtaffel Neumann-London-Corts
van der Berghe.
Geſchlagen wurde die deutſche Fußballelf von der däniſchen National=
mannſchaft
, die mit 1:3 Toren ſicher ſiegte. Dänemark hatte durch Nhode
die Führung übernommen, die Kießling ausglich. Nach dem Wechſel
ſtellten Rhode und Hanſen durch 2 Tore den Sieg ſicher.
A. D. A. C.=Motorboot=Regatta. Bei der Motorboot=Herbſtregatta des
A. D.A. C. auf dem Templiner See bei Potsdam gewann am Sonntag
Fritz von Opel auf ſeinem Stufengleitboot Opel II das Rennen der
mbeſchränk. n Rennboote.

[ ][  ]

MMfr 7, 0

Nur für Frauen und Mädchen über 18 Jahre!

Karten zu Mk. 1. und 1.50 incl. Steuer
nur an der Abendkasse ab 7 Uhr.
Einlaß 7. Beginn 8. Ende 10 Uhr.
I. K6.1510:

Soll das Rasieren ſein gelinit
Rasiere dich mit Cara-Klinſt

Seite 8

Montag, den 3. Oktober 1927

Nummer 274

UNiON-THEATER
Letzter Tag! Lee Parry und Harry Liedtke in dem Roman in 8 Akten
Regine, die Tragödie einer Frau
Ein Film aus dem Lehen des Reichspräsid. v. Hindenhurg au seinem 80. Gehurtstag
Das Eisturnier auf dem Wannsee

Ve
REs
Unwiderruflich letzter Tag!
E6
PNINANETNCSZ
mit Grete Mosheim und Wolfgang Allzer
Der Schrecken von London
( 5225
Die Geschichte einer Verfolgung, 6 Akte

Anlang 31 Uhr

Palast-Lichtspiele
Der Ufa-Großfilm:
BerletzteHalzer
Nach der gleichnamigen Operette von OSGA R STRAUSS
Freude und Schwermut Schäumende Lebenslust und tiefe Tragik
Lustspiel und Drama Ein Film für jeden 8 Akte
In den Hauptrollen:
Susy Vernon, Liane Haid,
Willi Fritsch, H. A. von Schlettow u. a. m.
Eine Geschichte von lustigen Streichen und ernsten Abenteuern:
Ber Seeoffizier
8 Akte
Liebes-Abenteuer, aufregende und heitere Episoden
In der Hauptrolle Ramon Novarro
der Hauptdarsteller aus Ben-Hur‟
Ein Sonder-Film anläßlich des 80. Geburtstages
unseres Reichspräsidenten
(15180

MODERNE
STRIOK-KLEIDUNO
zu sehr vorteilhaften Preisen 14914d0c
ELSE SCHMIDT
Teichhausstrasse 34, 1. Stock Telephon 2536
Neu-Anstricken von Strümpfen schnell und gu

Ein großer Posten
Offenbacher Lederwaren
zu selten billigen Preisen
(15173
Wilhelm Lehrbach

Gothaer
Lebensversicherungsbank
auf Gegenseitigkeit.
Lebensversſcherungen aller Art
mit und ohne ärztliche Untersuchung zu zeitgemäßen
Beiträgen und günstigen Bedingungen. Alle Ueber-
schüsse
gehören den Versicherungsnehmern, daher
Versicherung zum Selbstkostenpreis
Auskunft und Prospekt erhältlich durch die
Bezirksdirektion Darmstadt
Sebastian Eekler

Rheinstraße 34

Fernsprecher 243

Klavierſtimmen
durch erſiklaſſigen Stimmer ſofort
Piano Mk. 4.50
Flügel Mk. 5.50
bei
HeinrichArnold
nur Wilhelminenſtr. 9 13183

Ausführung bankmäßiger
Geſchäfte aller Art
durch Bankgeſchäft Friedrich Zaun,
Luiſenplatz 1, Fernſpr. 13089. (11640a
Beſondere Abt. Hamburg=Amerika=Linie.

Schreibraaschinen

gebraucht, verschiedene Systeme
v 50 MK. an
ferner fast ständig greilbar
Continental, Adler
Mercedes, Stöwer,Urania
Underwood
usw., gebraucht. zu äußersten Preisen
Zahlungserleichterung auf Wunsch
darl Winkel
Darmstadt 76442) Rheinstr 28
Telephon 1435.
Hainz, Gr. Bleiche 23.

Großer
Preisabſchlag:
Flammerfabrikate:
Gelbes Blockſt.4 13 H,
10 St. nur ℳX 1.25,
dito größer a St. 15 J,
10 St. nur 140,
dito weiß 4 St. nur
17 3,10St. nur 1 60.
Nur ſolange Vorrat
Ertra groß. Blockſtück
a St. nur 23.
2 St. nur 45 H
Ia Streichhölzer
Paket 25 5 (15007a
Toiletten=Seifen=
Schlager:
Flora extra groß.
4 St. 25 9
4 St. nur 95 H.
Zu den billigſten
Preiſen die bekannten
Geſchenke
Seifen=Lehner
Waldſtr 11.

Hod. Anson, rauchl.,
vorzügl. Oualit.
Rm. 125., (15189a
Mod. Habicht,
deutsches Einheits-
gewehr
. Rm 172.
Rohert Hühner
Darmstadt
Büchsenmacher-
Meister.
Ernst-Ludwigstr 11.

Hch. Sixt
Saalbauſtr. 16, I.
Spez.:
Reparaturwerks.
für
Taschenuhren I.
Irmbanduhren.
Repar t. v. den ein=
fachſten
bis zu den
komplizierteſten wer=
den
prompt u. billig
ausgeführt. (13329a

Stühle werden von
1.20 an geflochten.
Arbeit wird abgeholt,
Karte genügt. Frau
M. Pfleger, Fuhrmann=
ſtr
. 10, Hinterh. I. I.
(*25982)

Paßbilder
in einer Stunde 1413a
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr.0, Zel. 1913.

Für Jedermann
günſtige Gelegenheit
zur Anſchaffung von
prima Deutſchen
Qualitäts=
Teppichen
lieferbar
ohne Anzahlung
gegen 9 Monats=
raten
von
10 Hark an.
Fordern Sie unver=
hindl
. Vertreterbeſuch.
Zuſchr. u C 7 an die
Geſchäftsſt. (IV.15105

Vervielfättigungen

S. Guttmann
Wiihe lminenstr. 8.
(7793a)

Siere und Vögel
präpariert E. Achen,
Kaſinoſtr. 26. Gerben
u. Färben v. Fellen.
Aufſetz. v. Geweihen.
(14290a

Käufe

Großer, gebrauchter
Warenſchrank
zu kaufen geſucht.
Angeb. unt. C. 15 an
die Geſchſt. (*25890g0

Darlehen
in 4, 8 und 12
Monatsraten
Hypotheken
und andere
Finanzierungen
Georg Ebert
Darmſtadt
Hügelſtraße 75
Teleph., 1117.
Handelsgericht!.
eingetr. Firma.
(13482a)

0
ORPHEUM
Ihr
Heute und folgende Tage
Die große Operetten-Mowität:
Messahinetieé
Operetten-Revne in 3 Akten
Musik von Walter Bromme
Gewöhnl. Preise. Freie Straßen-
balnfahrt
zum Orpheum auf Grund der
Eintritts-Karte (15208
Karten: Verk.-B0ro u. Zeitungs-Kiosk, sowie
de Waal, Rheinstraße 14

Perkee
Darmſtadt
Gast- und
Hergnägungsstätte
Dir. J. Henſel,
langjähriger Eigentümer des Frankfurter Kriſfallpalaſt
Vollständig neu renoviert!
Effektvolle Ausſiattung und Saalbeleuchtung
Allabendlich Auftreten der berühmten rheiniſchen
Stimmungs= und Jazz=Kapelle Kuhl
Humorvolle künſtleriſche Darbietungen
Wieder-Eröffnung
Samstag, den 1.Oktober 1927

Spezial=Ausſchank Göſer Bräu

Original Wiener Küche zu zivilen Preiſen
Eigene Kühlanlagen! / / Reichhaltige Speiſenkarte

A5ßſ 300

Städtiſche Akademie für Tonkunſt
Eliſabethenſtraße 36 Darmſtadt, Fernſpr.: Siadtamt
Direktor: Städiſcher Muſikdirelter W. Schmitt
70 Lehrkräfte in allen Fächern der Muſik.
Es wird unterrichtet:
I. an Diletianten
Kinder und Erwachſene.
Im Hauptfach nur=Einzelunterricht
Freſe Wahl des Lehrers und der Unterrichtszeit.
II. für Berufsausbildung
bis zur künſtleriſchen Reife.
Beſondere Abteilungen:
Opernſchule.
Seminar zur Vorbereitung für das Heſſ.
Staatsexamen für Muſiklehrer und
Muſiklehrerinnen.
Beginn des Winterſemeſters in der Opernſchule am 3., in
allen übrigen Fächern am 10. Okiober. Näheres im Setretariat
St 14312

Maschinenschreih-Unterricht
Kurse für Anfänger u. Vorgeschrittene -
Beginn jederzeit Tages- oder Abend-Unterricht
uskunft durch unsere Geschäftsstelle Ecke Wiesen- und
Schleiermacherstr 26 V 1012, 24 u. 710 Uhr abends
Kaufmännische Stenographen-Gesellschaft E. V.
Ecke WViesen- und Schletermacherstraße 26. (14158a

Tuuuh Vorkag
Am Mittwoch, den 5. Oktober,abds. 8-10 Uhr
spricht die bekannnte Hvgiene-Schriftstellerin
Frau Agnes Krägeloh aus Köln im
Fürstensaal, Grafenstrassse 18
über nachfolgende Themen:
Liebe, Ehe, Scheidung,
Krankheit und Gesundheit
Die Ehen ohne Liebe, unglückliches Eheleben.
Warum eind so viele Frauen glücklich verheiratet
und dennoch unglücklich? Warum begeht der
Mann Untreue? Die Ehe als Fessel, freie Liebe.
Was müssen die Mädchen vor, von und
während der Ehe wissen? Welche Mädchen
werden geheiratet? Gattenwahl, Eheglück und
Mutterschaft. Warum sind so viele Frauen
unterleibskrank? Entzündungen, Ausfluß.
Knickungen, Senkungen sexuelle Erkrankungen,
Periodenstörungen. Ueber Nervosität der
Frau. Blutarmut Bleichsucht und ihre Ursachen.
Die Pflege und Behandlung der Frau in
den Wechseljahren Krebserkrankungen.
Warum werden viele Frauen viel zu früh alt?
Wie erhält und bewahrt man schöne Körper-
formen
? Natürliche, erfolgreiche Beseitigung von
bermäßiger Korpulenz. Anleitung zur sicheren
Entfernung und Verhütung von Falten Runzeln,
Krähenfüßen und sonstigen Schönheitsfehlern.
Ueber Haarausfall und ihre Ursache.

R
mir geg wöchent=
liche
Teilzahlung
von (11773a
Mk. 1. an
billige Taſchenuhren,
Wecher, Armband=
u
. Küchenuhren uſw.
P. Grünfeld
Uhrmacher
Fr. Ochſengaſſe 30.
Bitte Ausweis=
papiere
mitbringen

Jagdpalronen
Marke R‟ Spezial,
rauchl. Rm. 14..
Kal. 12 Rm. 1.
mehr. (15188a
Robert Hähner
Darmstadt
Büchsenmacher-
meister
,
Ernst-Ludwigstr. 11,

ünteriähtg
Englisch Französisch
Nachhilfe für alle
Schulklaſſen. Hoffmann,
Heinrichſtr. 42, II. (14972a

umieten geſicht

Trockene
Lagerräume
nebſt Büro, zentral
gelegen, geſ. (15215g0
Angeb. u. K. L. 856
an die Geſchäftsſt.

Wenſionen

Mittag= und
Abendtiſch
von 5095 Pfg.
vegetariſche u, Fleiſch=
kiiche

(3442
Reform=Reſtaurant
Alexanderſtr. 4,I.

Die ganz vorzüglichen
Edelstahl-Rasierklingen
AILeOft

10 Stück zu 95 Pfg.* (109
bekommen Sie nur in der
Parfümerie FRAN
Elisabethenstraße 9 (Alleinverkau

BiLLige
Vervielfältigungen

Nur dualitätsarbeit
Bäumer 14
Rheinstr. 8 Te1. 122

euen-
Päda8ogium geim-Heidelb4
Kleine Gymnas. u. Realklass.: Se
bis Reifeprüfung. Eigene Landw
schaft. Gute Verpfleg. Prüfungserfol
(1.14796)

repariert. 4
Parkettböden
reinigt
Gebrüder Lang
Mühlſtraße 26 (13403a) Telephon 14

. Leibchen (Hlftgürt. m. Buſtenhal
Lhalhlia. Mk. 14.- Niederlage=Bismarchſt:,

( 26025)

M. Käftter, Brahtwäte

Rheinstraße 3

Weser=Zeitung

BREMEN
Täglich 2 Auegaben
Führende, im 80. Jahrgange erscheinende politische
Tageszeitung Nordwestddeutschlands.
Handels-, Industrie- u. Schiffahrts-Blatt.
Werbemittel ersten Ranges
durch seine weite Verbreitung in den vornehmen und
kaufkräftigen Kreisen ganz Nordwestdeutschlands.