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Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927.
190. Jahrgang
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Darm=
ſädter und Natlonalbanl.
400=Jahrfeier der Univerſität Marburg.
Marburgs Bedeutung als
Univerſitätsſtadt.
Enthüllung des Ehrenmals für die im
Welikrieg Gefallenen.
Marburg, 29. Juli.
ud Dozenten der Philipps=univerſität ſtatt, zu der nur die der glücklichen Lage, gleichzeitig mit dem Bau der Kinderklinik
zuitigen Rektors der Univerſität, Geheimrat Dr. Buſch, ſowie weil wir in den Fragen unſerer nationalen und geiſtigen Eri=
Gedächtnisrede hielt. Der Vorſitzende des Denkmalausſchuſſes, kanzler und
Arof. Dr. Erich Jung, übergab das Denkmal dem
Oberbürger=
meiſter der Stadt Marburg mit folgenden Worten: 587 gefallene
ſirieger, eine erſchreckend hohe Zahl. Dieſes Denkmal, unmittel=
Kränze nieder: Kultusminiſter Dr. Becker, Reichsminiſter Herat,
d4 8 Denkmal in den Beſitz der Stadt Marburg. Nach der
Schluß=
gsfallenendenkmals fand die Einweihung der zum Jubiläum
ge=
ſtffteten Wohnheime, des Karl=Duisberg=Hauſes und des Forſt=
5u fes ſtatt.
Der Feſiakt.
Marburg, 30. Juli.
Achilipps=Univerſität prangt die ganze Stadt in Fahnen und gkademiſchen Bürger müßten den Weg zu Kopf und Herz der
Gärlanden. Unter den auswärtigen Gäſten bemerkt man
Vize=
kunzler Hergt, den preußiſchen Kultusminiſter Dr. Becker,
Ober=
püäſident Dr. Schwander, den amerikaniſchen Botſchafter in müſſe es heißen: Akademiker und alle übrigen Volksgenoſſen,
Gerlin Dr. Schurmann und Geheimrat Dr. Duisberg=
Lever=
euffen, ferner zahlreiche Vertreter der Reichs=, Staats= und
Kom=
murnalbehörden, des kirchlichen Lebens, der Hochſchulen, der
Miſſenſchaft uſw. Eingeleitet wurde die heutige Feier durch
ſtürk beſuchte Feſtgottesdienſte aller drei Konfeſſionen. Um 11 Uhr
bagann in der großen, nahezu 6000 Perſonen faſſenden Feſthalle
dar erſte Feſtakt, der mit zahlreichen Darbietungen eingeleitet
wurde. Nachdem die ſtudentiſchen Korporationen, mit ihren
Fahnen und die Profeſſoren in ihren prunkvollen Gewändern,
was dem Bild ein überaus ſtimmungsvolles Gepräge gab, er=
B uſch namens der Marburger Philipps=Univerſität die Gäſte, lex!— Darauf verlas Vizekanzler Dr. Hergt ein
Handſchrei=
uriter den Reden waren bedeutſam diejenigen der Miniſter Dr.
Mecker und Hergt, der ein Handſchreiben Hindenburgs ver= ben des Herrn Reichspräſidenten.
ſags. Dieſes wurde von der Verſammlung ſtehend mit größtem
Beifall aufgenommen.
Kuliusminiſter Dr. Becker
üigerbrachte die Grüße der preußiſchen Staatsregierung und Glückwünſche des Oberpräſidiums, während
Landeshaupt=
der Miniſter dem amerikaniſchen Botſchafter in Berlin, Schur=
Marburg, ſofern nicht reaktionäre Regierungen eingriffen, der
Tioleranz mit dem Studium und Vergleich der Konfeſſionen zu. Heimſtätte für Stipendiaten erbaut werden könne. Namens des
kömne. Heſſiſch ſei Marburg auch geblieben nach ſeiner Angliede= dann
rung an Preußen, mit der die eigentliche Blütezeit Marburgs
a gefangen habe. Stets habe die Philipps=Univerſität engſte
ſis die Inſtanzen der Provinz zuſammengefunden hätten. So Frankfurt a. M. die Wünſche des Bundes. Der Bund ſei in der
ſterigen nicht zweimal in den gleichen Fluß des gleichen Geiſtes. Der Präſident des kurheſſiſchen Landtages, von Keudell,
dem großen geiſtigen Enwicklung unſeres Volkes bewußt ſein. inſtitut bewilligt habe.
Ei: wolle keine Namen nennen. Aber ſei nicht die gewaltige
Welle der Pädrgogik, die unſere Zeit durchbrauſt, von hier aus Vortrag fand die Feier nach 15 Uhr ihr Ende.
mit in Bewegung geſetzt und in ihrer Richtung entſcheidend be=
Philipps=Univerſität innegehabt haben? Iſt Marburg, insbe= forts, Brückenkopfſtellungen uſw. ausgebaut ſein. Je nach Lage
ſondere ſeine Studentenſchaft, nicht führend in der Pflege der und Aufgabe unterſcheidet man Land= und Küſtenbefeſtigungen.
Leibesübungen, die unſer künftiges Bildungsideal vielleicht ſtär=
Jubiläum mit ſo großer Vorausſicht und mit ſo großem Ver= fähig zu machen, den Vormarſch feindlicher Streitkräfte
aufzuhal=
antwortlichkeitsgefühl vorbereitet worden wie die 400=Jahr=Feier ten, eine geſchlagene Armee aufzunehmen und zu ſammeln. Fer=
Mit dem heutigen Tage hat die 400=Jahr=Feier der Mar= der Philipps=univerſität. Was die Provinz Heſſen=Naſſau, die ner können Feſtungsanlagen beſondere Aufgaben zu erfüllen
burger Philipps=Univerſität begonnen. Um 4 Uhr nachmittags Stadt Marburg, der Univerſitätsbund uſw. getan haben, wird haben, z. B. Sperrung von Päſſen und Meerengen, Schutz von
werſammelten ſich die Feſtteilnehmer auf dem Stadion, wo ſport= immer in der Geſchichte fortleben als ein ruhmreiches Zeichen Häfen, Küſtenplätzen, ſtrategiſchen Eiſenbahnen und großen
lthe Veranſtaltungen von der Studentenſchaft geboten wurden, dafür, daß auch in ſchwerſter Zeit Wiſſenſchaft und Kunſt ein Lagerplätzen.
zum Anſchluß an die Sportveranſtaltung fand die Enthüllung unverlierbarer Beſitz des deutſchen Volkes geblieben ſind. Die
dies Ehrenmals für die 587 im Weltkrieg gefallenen Studenten Staatsregierung, welche überall helfend eingegriffen habe, ſei in verteidigungsſyſtem.
Sttudenten, die Angehörigen der gefallenen Studenten und die eine neue Ohrenklinik darzubieten. Ferner habe ſich mit der im Weſten gerichtet war, ſo durfte man den Oſten darüber nicht
Gchrengäſte zugelaſſen waren. Doch die Marburger Bürgerſchaft Begründung einer Jubiläumsprofeſſur für Prähiſtorie einem Ur= ganz vergeſſen. Beſondere Aufmerkſamkeit ſchenkte man den
Oſt=
unſäumte in unüberſehbarer Menge die Straße Mit klingendem eigenſten Wunſch des Heſſenlandes entſprochen. Der Miniſter feſtungen erſt, als Eduard Ill. von England die Einkreiſung
ſchloß: Wir wollen leben, wir glauben an unſere Zukunft, und Deutſchlands mit allen Mitteln betrieb, die ruſſiſche Politik un=
Swiel nahn eine Abteilung des hieſioen Reichswpehrbataillmns, wir ſind zu Opfern bereit. Dieſe Opfer haben wir gebracht, weil Ular wurde und die Gefahr des Zweifrontenkrieges in den Vor=
und die Sudentenſchaft vor dem Dentmal Auftelung, Unter es ſich um eine Geiſtesſtätte, um eine Bildungsſtät unſerer dergrund rat. Ferner wurden Feſtungsneubauten bzw.
Verſtär=
dien Klängen des Händelſchen Trauermarſches zogen die Dozen= Jugend handelt, und alles das war möglich trotz der
Intereſſen=
tan der Univerſität unter Führung Seiner Magnifizenz, des der= gegenſätze, trotz der parteipolitiſchen Zerriſſenheit unſeres Bolkes, kungen im Oſten durch die fortſchreitende Kriegstechnik (
weit=
dze Chargierten der Studentenſchaft in vollem Wichs und ein= ſtenz doch einiger und geſchloſſener ſind, als wir es im kleinlichen griffe aus der Luft uſw.) bedingt.
garollten Fahnen auf. Das tiefe und doch ſo beredte Schweigen Tageskampf Wort haben wollen. — Als Vertreter des Herrn
bu ach der Sprecher der Studentenſchaft Stahlmann, der die Reichspräſidenten und der Reichsregierung übermittelte Vize= der Beſeſtigung der Weichſellinie, Hier übernahmen die Feſtun=
Reichsjuſtizminiſier Dr. Hergt
burr vor der Univerſität, ſoll die Lebenden täglich an dieſe 587 die herzlichſten Glückwünſche und Grüße der Reichsregierung und und Lötzen.
aſfallenen Studenten erinnern. — An dem Denkmal legten u. a. führte dann in einer Anſprache u. a. aus: Die Marburger alma
mater ſolle und werde eine lebendige Keimzelle für deutſche ſchen Plan dem Druck der anrückenden ruſſiſchen Heeresmaſſen
SSerpräſident Dr. Schwander, General Reinhardt und General= Kraft im großen deutſchen Volkskörper wie in den vergangenen nachgegeben werden und ein Zurückgehen bis zur Weichſellinie
oterſt v. Schubert. Darauf übernahm Oberbürgermeiſter Müller Jahrhunderten, ſo auch weiterhin ſein und bleiben. Vor und erfolgen, ſo daß Oſtpreußen und ein Teil von Weſtpreußen bis
über der politiſchen und wirtſchaftlichen Erneuerung ſtehe die zur Klärung der Lage im Weſten den Weichſelfeſtungen als
Vor=
ueſprache des Rektors der Univerſität und dem gemeinſamen ſeliſche Ernerung des deutſchen Volkes, rage hoch und klar der führer und dem Verdienſt unſerer unvergleichlich tabferen
Trup=
gsſang des Liedes „Ich hab mich ergeben” fand die Enthüllungs= Ewigkeitswert wiſſenſchaftlicher Erkenntnis. So gewiß wir uns ben iſt es zuzuſchreiben, daß die Ruſſen 1914 an der Oſtarenze
feuer ihren Abſchluß. — Im Anſchluß an die Enthüllung des nicht nur als Volk der Dichter und Denker beſcheiden wollten, ſo aufgehalten und entſcheidend geſchlagen wurden, ſo daß ein
gewiß müßten wir doch alles daran ſetzen, um nach wie vor das Zurückgehen bis zur Weichſellinie nicht nötig war.
Volk der Dichter und Denker zu ſein. Wenn auch in der
heu=
tigen wirtſchaftlichen und ſozialen Schichtung unſeres Volkes
durch das Vorankommen anderer Berufskreiſe der
Akademiker=
ſtand gegen früher vielleicht etwas zurückgetreten ſei, ſo gelte doch
immer auf zahlreichen und nicht den wichtigſten Gebieten des
Zur Feier des 400jährigen Jubiläums der Marburger Volkslebens der Ruf: Die Akademiker vor die Front! Aber die kung aus.
Mitbürger zu finden wiſſen. In den entſcheidenden Volksfragen
Kopf= und Handarbeiter, vereint in einer Front! Die Reichs= wagen. Er mied den Feuetbereich der Feſtungsgeſchütze.
regierung vertraue darauf, in den gkademiſchen Bürgern die
weis darauf, daß eine jede Zeit ihre eigenen Anſprüche an die
Opfer fordern würden, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Graudenz, Kulm, Thorn und Poſen an Polen gefallen, während
ſchrienen waren, begrüßte der Jubiläums=Rektor Geheimrat Dr. Pflichterfüllung für die Allgemeinheit. Salus populi suprema Küſtrin.
Dr. Schwander,
utd begrüßte ſtdann als Chef der Unterrichtsverwaltung die mann v. Gehren die Glückwünſche der Probinzialverwaltung der Bauten und der bolſtändigen artilleriſtiſchen Abrüſtung (mit
Görengäſte. Beſouders warme Worte der Begrüßung widmete für Heſſen=Naſſau entbot. Die Grüße der Stadt Marburg über= Ausnahme von 22 ſchweren Geſchützen) kann Königsberg in der
mann, der ſich hier als Gelehrter unter Gelehrten fühlen könne, mittelte Oberbürgermeiſter Dr. Müller, welcher zugleich mit= heutigen Verfaſſung einem mit modernen Kriegsmitteln aus=
Sein ſtarkes geiſtiges Intereſſe an der deutſchen Kultur hätte teilte, daß die Stadtverwaltung beſchloſſen habe, zum Zeichen gerüſteten Gegner ernſtlichen Widerſtand nicht leiſten. Die
ihm die Sympathie aller Verſtändigungsfreunde eingetragen, der Dankbarkeit den Jubiläums=Rektor Buſch und den Kurator Feſtung müßte, wenn ſie zeitgemäß ausgebaut und genügend
Die Marburger Univerſität ſollte nach dem Willen ihres Stifters Geheimrat Dr. v. Hülſen zu Ehrenbürgern der Stadt Marburg zu beſtückt wäre, in der Lage ſein, den anrückenden Gegner etwa
nſcht engem Konfeſſionalismus dienen. Alle evangeliſchen Be= ernennen. Für den Deutſch=Evangeliſchen Kirchenausſchuß ſprach 15 Kilometer vor der Fortlinie — Hauptverteidigungsſtellung —
Landespfarrer Dr. Möller, der zugleich im Auftrage der drei aufzuhalten und zur Entwicklung zu bringen, ſo daß die
Ein=
kemntniſſe ſollten hier eine Heimſtätte finden. Immer habe in evangeliſchen Landeskirchen von Heſſen, Naſſau und Frankfurt ſchließungsperipherie 140 bis 150 Kilometer betragen würde.
Geiſt der Toleranz auch dem Katholizismus gegenüber beſtanden, am Main die Summe von 50 000 Mark überreichte, die zum An= Dieſe Einſchließung würde den Gegner zu einem ungeheueren
Mit der Erweiterung unſeres Horizontes ſei dieſer Geiſt der kauf des hiſtoriſchen Forſthauſes dienen ſollen, damit darin eine Aufgebot an Menſchen und Material zwingen.
dam Studium und Vergleich der großen Weltreligionen über= Biſchofs von Fulda ſprach darauf Domkapitular D. Richter, angeſprochen werden, gehört vielmehr in die Klaſſe der veralteten
gagangen, ſo daß das Marburg des Jubiläumsjahres ein vor= als Vertreter der Iſrgelitiſchen Religionsgemeinſchaft der Pro= Sperrforts. Wenn auch die Befeſtigungen bei Lötzen an ſich
in=
bülldliches Zentrum dieſes wichtigen Gebietes genannt werden binz Heſſen=Naſſau Provinzialrabbiner Dr. Cohn. Es folgte folge der günſtigen Lage zwiſchen den maſuriſchen Seen eine
die Uebergabe der Stiftung.
ſühlung mit den Selbſtverwaltungs=Inſtanzen gehabt, und der Mit ſtarkem Beifall begrüßt, überbrachte der Vorſitzende des ten Werke und der mangelhaften Beſtückung nur bedingten
halllendetſte Ausdruck dafür ſei das Jubiläumsgeſchenk, zu dem Univerſitätsbundes, Geh. Oberregierungsrat, Dr. Häußer= Kampfwert,
wurzelt die erſte geiſtige Kontinuitätslinie in den ſich durch die glücklichen Lage, als gemeinſame Gabe der Kommunalverwaltun= der Nogat= und Weichſelbrücke übernehmen und war in der gette
Juhrhunderte gleichbleibenden ethiſchen Grundlinien, eines gen ein Kunſtinſtitut der Jubilarin darzubringen, das dazu der Weichſelfeſtungen ein wichtiges Glied. Jetzt, auf ſich allein
Volksſtammes oder einer Nation. Aber der Wandel kommt, wir dienen möge, das Anſehen der Philipps=Univerſität zu mehren, angewieſen, hat ſie ihre Bedeutung verloren.
den lebendigen Strom des. Werdens hat Marburg nicht an ſich machte darauf Mitteilung, daß der Kommungllandtag einen Be= heutigen Begriffen as Feſtungen laum bezeichnet werden. So
varbeirauſchen laſſen. Es muß ſich heute der Verbundenheit mit trag von 300 000 Mark als Jubiläumsſpende für das Kunſt= iſt nach dem Verluſt unſerer wichtigen Oſtfeſtungen an Polen
Unſere Landesverteidigung imOſten.
Von
Major a. D. Muntau.
Jeder Staat verſucht ſeine Grenzen gegen feindliche
Unter=
einflußt worden? Sind von hier aus nicht große philoſophiſche nehmungen durch Befeſtigungsanlagen unter Ausnützung der
und naturwiſſenſchaftliche Ereigniſſe in alle Welt gegangen? Iſt natürlichen Hinderniſſe (Flüſſe, Seen, Gebirge, Sümpfe uſw.) zu
es nur ein Zufall, daß eine erſtaunlich große Zahl von führen= ſchützen. Solche Befeſtigungen können je nach ihrer Beſtimmung
den Medizinern der Gegenwart einmal Lehrſtühle, an der und Wichtigkeit als Feſtungen, Sperranlagen, einzelne Sperr=
Die Hauptaufgabe einer Feſtung beſteht darin, die eigenen
ker beeinfluſſen werden, als wir heute ahnen? Selten ſei ein Armeen unter ihrem Schutz aufzuſtellen und kriegsverwendungs=
Wir hatten bis 1918 ein vorzüglich ausgebautes Landes=
Wenn auch das Hauptaugenmerk auf die Landesverteidigung
tragende Geſchütze Briſanzmunition, Beobachtungen und An=
Der Schwerpunkt der Landesverteidigung im Oſten lag in
gen Danzig, Marienburg, Graudenz, Kulm und Thorn die
Siche=
rung der Grenze. Südlich davon lag die wichtige Feſtung Poſen.
Dazu trat noch die ſchleſiſche Feſtungsgruppe Glatz, Glogau,
Neiße. Auf vorgeſchobenem Poſten befanden ſich Königsberg
Unter beſtimmten Vorausſetzungen ſollte nach dem
Schlieffen=
feld zu dienen hatte. Der Feldherrnkunſt unſerer großen Heer=
Für den Angreifer iſt es ſehr gefährlich, eine Feſtung, die
noch intakt iſt, auf ſeinem Vormarſch im Rücken liegen zu laſſen.
Ein ſolcher Fall dürfte nur ausnahmsweiſe durch die beſondere
militäriſche Lage gerechtfertigt ſein. Außer dem praktiſchen Wert
einer Feſtung übt ſie auf den Feind eine ſtarke moraliſche Wir=
Gelegentlich des Ruſſeneinfalls in Oſtpreußen 1914 taſtete
ſich der Gegner trotz großer Ueberlegenheit, ſehr vorſichtig an
Königsberg und Lötzen heran, ohne einen ernſtlichen Vorſtoß zu
Geſtützt auf unſere Oſtfeſtungen konnten wir mit einem
rechten Pfleger des großen Kameradſchaftsgedankens zu finden, ſchlagfertigen Here vor dem Weltkriege und während desſelben
Vizekanzler Dr. Hergt ſchloß ſeine Ausführungen mit dem Hin= dem Anſturm der öſtlichen Feinde zuverſichtlich entgegenſehen.
Den Feinden iſt es nicht gelungen, während des Weltkrieges
eine deutſche Feſtung durch Waffengewalt zu erringen. Erſt durch
ſtelle, die darin arbeiteten, und daß die kommenden Jahrzehnte den Schandvertrag von Verſailles haben die Feinde unſere
noch ungeahnt und unerhört große Aufgabe bringen und große Feſtungen „erobert‟. So ſind im Oſten die wichtigen Feſtungen
Univerſität ſich dem gewachſen zeigen möge in dem Bewußtſein, Danzig neutral geworden iſt. Verblieben ſind uns nur
Königs=
daß jeder einzelne nur Exiſtenzberechtigung habe bei vollſter berg, Lötzen, Pillau, Marienburg, Glatz, Glogau, Neiße und
Ueber den Wert der einzelnen Feſtungen kurz folgendes:
Die Feſtung Königsberg iſt nach 1870 erbaut und in
den 80er Jahren verſtärkt worden. Die Kernfeſtung iſt geſchleift,
Außer dem Fortgürtel, der 6 bis 7 Kilometer von der Stadt ent=
Der Oberpräſident der Provinz Heſſen=Naſſau, fernt liegt, beſinden ſich in der früheren vorgeſchobenen
Armie=
rungsſtellung Betonbauten für infanteriſtiſche und artilleriſtiſche
Verteidigung. Mit Ausnahme dieſer Bauten können die Werke
überbrachte darauf mit ſchlichten, herzlichen Worten die Grüße nach heutigen fortifikatoriſchen Begriffen kaum als ſchußſicher
bezeichnet werden. Infolge der geringen Widerſtandsfähigkeit
Lötzen kann im fortifikatoriſchen Sinne als Feſtung nicht
wichtige Sperranlage bilden, kann doch ihr Kampfwert unter den
heutigen Verhältniſſen nicht hoch angeſchlagen werden.
Pillau hat als Küſtenbefeſtigung infolge ſeiner veralte=
Marienburg ſollte als Brückenkopfſtellung den Schutz
Glatz Grogau, Neiße und Küſtrin können nach
dem öſtlichen Nachbar ein weites Tor von Marienburg bis zur
Mit einem Schlußwort des Rektors und einem muſikaliſchen ſchleſiſchen Feſtungsgruppe geöffnet worden. Die Entfernung von
der neupolniſchen Grenze bis Berlin beträgt nur 200 Kilometer.
Sonntag, den 31. Juſi 1927
Geite 2
Mit Argusaugen betrachten die öſtlichen und weſtlichen
Nach=
barn unſere militäriſchen Maßnahmen, um bei jeder Gelegenheit
ein großes Geſchrei über die deutſchen Rüſtungen, die allerdings
nur in ihrer Phautaſie beſtehen, anzuſtimmen. So iſt es erreicht
worden, daß von den ſeit 1920 bei Königsberg, Lötzen, Küſtrin
und Glogau erbauten 88 kleinen Betonunterſchlupfen 34 Stück
bis zum 1. Juni dieſes Jahres geſprengt ſein mußten. Es mutet
wie Hohn an, daß dieſe kleinen Unterſchlupfe, die durchſchnittlich
nur je 8 Mann ſchußſichere Unterkunft bieten und für die
Landes=
verteidigung kaum ins Gewicht fallen, zu einer Zeit beſeitigt
werden mußten, da ſowohl Polen wie Franzoſen mit allen
Mit=
teln rüſten und an unſeren Grenzen umfangreiche Feſtungs=
Neu= und Verſtärkungsbauten ausführen.
Mit der Beſeitigung der 34 Unterſchlupfe iſt hoffentlich die
Angelegenheit, die der feindlichen Preſſe willkommenen Stof
zur Hetze bot, endgültig erledigt, zumal General v. Pawelſz
den franzöſiſchen und belgiſchen Militärbevollmächtigten
Gelegen=
heit gab, ſich perſönlich von der Beſeitigung der Betonunterſtände
zu überzeugen.
Tannenberg=Denkmal und
Reichsbanner.
Keine Beteiligung bei der Einweihung.
Berlin, 30. Juli.
Von der Gauleitung Oſtpreußen des Reichsbanners Schwarz=
Rot=Gold wird mitgeteilt: Im September ſoll die Einweihung
des Tannenberg=Denkmals erfolgen. Der Werbeausſchuß für das
Denkmal hat zu der Einweihung öffentlich alle
Bevölkerungs=
ſchichten eingeladen. Das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold wird
an der Einweihungsfeier nicht teilnehmen. Zur Begründung
wird an die Worte des Generals Kahn bei der
Grundſtein=
legung: „Nun ſchmiede neu die deutſche Kaiſerkrone” erinnert.
Zentrum und Reichsbanner.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Im Zentrum haben die Beſchlüſſe der Berliner Mitglieder
des Reichsbanners keine reſtloſe Zufriedenheit ausgelöſt. Es
zeigt ſich doch, daß außerhalb Berlins die Stimmung für eine
Trennung vom Reichsbanner ſtärker iſt, und der linke Flügel
des Zentrums fürchtet nun vermutlich, daß die unverhohlene
Siegesfreude der Sozialdemokraten dieſe Stimmung verſtärken
könnte. Jedenfalls fühlt ſich die „Germania” verpflichtet, den
Sozialdemokraten Zurückhaltung wie auch Verzicht auf „
unan=
gebrachte Polemik” bringend nahezulegen, vor allem jeden
An=
griff auf den Reichskanzler Marx als Parteiführer des Zentrums
möglichſt zu unterlaſſen, weil dadurch die Verhandlungen über
das Verbleiben des Zentrums beim Reichsbanner, die nach dem
9. Auguſt fortgeſetzt werden ſollen, weſentlich erſchwert werden
könnten. Sie werden vermutlich auch nicht erleichtert werden
durch den Beſchluß der Gauleitung Oſtpreußen des Reichsbanners,
an der Einweihung des Tannenberg=Denkmals nicht
teilzu=
nehmen. Die Begründung, daß es ſich hier um eine
monar=
chiſtiſche Kundgebung handle und daß bei der Grundſteinlegung
ſchwarz=weiße Fahnen geweht haben, iſt doch mehr als
faden=
ſcheinig. Dieſer Beſchluß iſt, wenn er aufrecht erhalten bleibt,
eine bewußte Kränkung des Reichspräſidenten, deſſen
Perſön=
lichkeit allein ſchon genügen ſollte, um jede übelwollende
Miß=
deutung des Tannenberg=Denkmals auszuſchließen. Wir nehmen
jedenfalls an, daß das Zentrum in Oſtpreußen in Tannenberg
mehr als einen Begriff, nämlich die Erledigung des
Ruſſen=
einfalls, ſieht und anders denken wird, ſo daß auch hier der
innere Zwieſpalt zwiſchen der ſozialdemokratiſchew Einſtellung
des Reichsbanners und dem überparteilichen Charakter, den der
Zentrumsflügel ihm geben möchte, in die Erſcheinung tritt.
Rigoroſes Vorgehen gegen die deutſche
Minderheitsſchule.
Kattowitz, 30. Juli.
Der Magiſtrat der Stadt Kattowitz hat einen Beſchluß
ge=
faßt, nach dem in die unterſte Klaſſe der deutſchen
Knaben=
mittelſchule und der deutſchen Mädchenmittelſchule nur fünfzig
Schüler, bzw. Schülerinnen aufgenommen werden, während
tat=
ſächlich 150 Anmeldungen vorliegen. Der Deutſche Volksbund
hat bei der Woſwodſchaft ſowie beim Präſidenten der
Ge=
miſchten Kommiſſion für Oberſchleſien, Calonder, Einſpruch
er=
hoben.
Vom Tage.
Die Wiener Sowjetgeſandtſchaft hat wegen der auf
die Funktionäre der Berliner Handelsvertretung der
Sowjetgeſandt=
ſchaft, Profeſſor Lengyel und Dr. Rappaport, bezüglichen Stelle in der
vorgeſtrigen Rede des öſterreichiſchen Vizekanzlers bei der
öſter=
reichiſchen Regierung Einſpruch erhoben.
Der fyihere rumäniſche Miniſterpräſident Avereseu
beab=
ſichtigt, nach Deutſchland und Italien zu reiſen.
Der ägyptiſche Premierminiſter Sirwart Paſcha
iſt, von London kommend, in Paris eingetroffen. Er wird am
Montag den König Fuad auf ſeiner offiziellen Beſuchsreiſe nach
Italien begleiten.
Nach einer Mitteilung des engliſchen Hygieneminiſters hat die
Volkszählung vom 30. Juni 1926 für England 18698000
Bewohner männlichen und 20 369 900 Bewohner weiblichen Geſchlechts
ergeben; die Volkszählung vom 30. Juni 1927 18 763 000 männliche und
20 440 000 weibliche Eimwohner.
Der engliſche Oberkommiſſar in Jeruſalem Lord
Plumer, hat infolge des Erdbebens in Paläſtina ſeinen Londoner
Aufenthalt abgebrochen und die Rückreiſe angetreten. Er
vird am 11. Auguſt in Jeruſalem eintreffen.
Die engliſchen Luftmanöver endeten planmäßig.
Ins=
geſamt wurden 105 Angriffe auf London ausgeführt. Etwa
die Hälfte der Angriffe wird als erfolgreich gemeldet,
wie auch zu erwarten war. Der Plan zum weiteren Ausbau der
Luft=
verteidigung Londons hat ſomit eine Bekräftigung erfahren.
Der Sekretär der engliſchen Arbeiterpartei, das
Unterhausmitglied Henderſon, erklärte in eimer Rede, er wiſſe nichts
von einer Vereinbarung ſeiner Partei mit den
Libe=
ralen, die angeblich für den Fall geplant ſei, daß die kommenden
allgemeinen Wahlen eine antikonſervative Mehrheit zeitigen.
Die italieniſche Infanterie ſoll demnächſt mit
Ge=
ſchützen verſehen werden. Jedes Regiment ſoll eine Batterie
von ſechs 36=Millimetergeſchützen zum Kampf gegen Maſchinengewehre
und Tanks erhalten.
Nach einer Meldung aus Angora dementiert die türkiſche
Regierung die Nachricht, daß der türkiſche Finanzminiſter
während ſeines Aufenthalts in London über die Aufnahme
einer Anleihe verhandeln werde.
Der Kampf um den Anſchluß
Eine Meinung über das Ziel von den
Deutſch=
nationalen bis zu den Sozialdemokraten.
Die unvorſichtigen und mißverſtändlichen Aeußerungen, die
von der „Kreuzzeitung”, gegen den Anſchluß Deutſch=Oeſterreichs
gemacht wurden, ſind den Deutſchnationalen von allen Seiten
angekreidet worden. Die Deutſchnationalen haben ſich deshalb
bereits veranlaßt geſehen, offiziell von dieſem Artikel abzurücken
und ihn als eine Privatarbeit zu erklären. Der politiſche
Be=
auftragte der Partei, der Abgeordnete Treviranus, ſchreibt im
„Tag” jetzt einen ausführlichen Artikel über die Auffaſſung
ſeiner Partei, worin er ſich darauf feſtlegt, daß Deutſchland die
Waffe des Selbſtbeſtimmungsrechtes nicht roſten laſſen wird. Er
knüpft allerdings daran die ſelbſtverſtändliche Feſtſtellung, daß
die Deutſchnationalen ſich die Rheinlandräumung nicht um den
Preis des Anſchlußverzichts abkaufen laſſen werden. Von der
anderen Seite her, von den Sozialdemokraten, erhebt der
Reichs=
tagsabgeordnete Loebe ſeine Stimme und bringt den Beweis,
daß hier tatſächlich eine Einheitsfront beſteht. Ueber den Weg
zum Anſchluß, meint er, könne man ſtreiten oder ſich ganz
offenbar irren, das Ziel aber bleibe doch feſt im Auge behalten.
Nationalliberale und Deutſche Volkspartei.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
In der kritiſchen Zeit des Auguſt 1923, als der damalige
Reichskanzler Dr. Streſemann die Große Koalition mit den
Sozialdemokraten einging, ſind leider in der Deutſchen
Volks=
partei Abſplitterungen erfolgt. Ein Teil der Anhänger in Bayern
hat ſich losgeſagt und ift als Nationalliberale Partei Bayerns
ſelbſtändig geworden, hat allerdings nur von einem vorläufigen
Ausſcheiden aus der Partei geſprochen, während im übrigen
Reich eine Nationalliberale Splitterpartei gegründet wurde, die
aber bald wieder eingegangen iſt. Die bayeriſche Gruppe hat ſich
gehalten und durch ein Wahlbündnis mit den Deutſchnationalen
im Reichstag ein Mandat erhalten. Aus der politiſchen
Ent=
wicklung hätte ſich vielleicht die Folgerung ergeben müſſen, daß
dieſe Gruppe jetzt wieder zur Volkspartei zurückkehrte. Sie
ſcheint aber ihre Selbſtändigkeit und ihr Wahlbündnis aufrecht
erhalten zu wollen. Die Ortsgruppe Bayreuth der
National=
liberalen Landespartei hat jetzt im Gegenſatz dazu einmütig ihre
Wiedervereinigung mit der Deutſchen Volkspartei beſchloſſen.
Vielleicht kommen dadurch die verworrenen Parteiverhältniſſe
Bayerns in Fluß, da dort auch noch die alte Deutſche Volkspartei
beſteht, ſo daß eine Klärung eintritt.
Nummer 210
Oeutſchlands Entwaffnung.
Englands Irrtum.
Der Wortlaut der Erklärungen, die Unterſtaatsſekretär
Locker Lampſon im Unterhaus über die deutſche
Ent=
waffnung abgegeben hat, liegt jetzt vor. Er unterſcheidet ſich
in einzelnen Nuancen von den erſten telegraphiſchen Berichten.
bleibt aber doch außerordentlich gewunden und undurchſichtig.
Der Unterſtaatsſekretär hat daran erinnert, daß die Genfer
Ab=
machungen nicht nur die Oſtbefeſtigungen, ſondern auch andere
Punkte der deutſchen Entwaffnung betreffen, in denen die
For=
derungen der Entente noch nicht voll erfüllt ſind, und er hat
hin=
zugefügt: „Bis dieſe Forderungen erfüllt ſind, kann man nicht
ſagen, daß die im Vertrag vorgeſehene Entwaffnung vollſtändig
iſt.‟ Das iſt ein Irrtum. Im Genfer Protokoll vom 12.
Dezem=
ber iſt feſtgeſtellt, daß über alle ſtrittigen Fragen eine
Verſtän=
digung erzielt ſei mit den beiden Ausnahmen der
Oſtbefeſtigun=
gen und des Kriegsmaterials. Im Januar ſind auch darüber
die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abſchluß gekommen,
und nachdem der Reichstag ſowie die Landtage der einzelnen
Länder die Beſchlüſſe ſanktioniert haben, iſt doch tatſächlich eine
vollſtändige Einigung über die militäriſchen Fragen erfolgt. Für
Deutſchland beſteht deshalb heute auch nicht mehr das Bedürfnis
einer Generalquittung, die ja eben im Genfer Protokoll enthalten
iſt, obwohl für einzelne Fragen, wie z. B. den Verkauf einiger
Kaſernen und der Umbau der Seebefeſtigungen, weiterlaufende
Friſten in Frage kommen. Soweit die Friſten bisher abgelaufen
ſind, hat Deutſchland ſie erfüllt. Die Gegenſeite hat aber von
vornherein mit vier Jahren gerechnet, und es wäre mehr als
illoyal, daraus einen Scheinvorwand für eine neue
Nichterfül=
lung Deutſchlands zu konſtruieren; denn die in der Zukunft
liegenden Friſten ſind ja mit der Gegenſeite vereinbart worden,
und da die Gegenſeite im gleichen Augenblick der Beſeitigung
der Militärkontrolle zugeſtimmt hat, hat ſie ja ſelbſt die
befrie=
digende Erledigung des ganzen Entwaffnungskomplexes
unter=
ſchrieben. Für irgendwelche Haarſpaltereien iſt dabei kein Rgum
mehr. Auch Herr Locker=Lampſon konnte nichts daran ändern
daß mit der Bercinigung der Entwaffnung und der Annahme
des Dawesplanes tatſächlich alle Vorausſetzungen gegeben ſind,
unter denen Deutſchland nach Artikel 341 des Verſailler Verz
trages die Beſeitigung der Beſatzung verlangen kann.
Das gebeimnisvolle Giftgas.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
In der ſauren Gurkenzeit bringen engliſche Zeitungen
phan=
taſtiſche Angaben über ein neues von Deutſchland erfundenes
Giftgas, die natürlich von der Pariſer Preſſe mit Behagen
auſ=
gegriffen werden. Ausgangspunkt iſt die Mitteilung des Miln
tärkommiſſars der Sowjetrepublik, der kürzlich erwähnt hat,
daß die Flugzeuge der Roten Armee mit Giftgaſen ausgerüſtet
wären, die viel entſetzlichere Wirbungen hätten, als alle bisher
verbreiteten Gaſe. Dieſes neue Gas iſt ſelbſtverſtändlich eine
deutſche Erfindung; jedenfalls weiß der „Daily Telegraph”, daß
es Berſol heißt und das Geheimnis ſeiner Erfindung ſich i
Beſitz einer chemiſchen Fabrik. Nonddeutſchlands befinde. Dieſe
Fabrik habe vor drei Jahren im Gouvernement Samara in
Rußland eine Niederlaſſung errichtet, um dort das Gas
herzu=
ſtellen. Deutſche Chemiker überwachten die Produkton, zwei
deutſche Aerzte ſeien engagiert, um die Wirkungen des Gaſes
auf den menſchlichen Körper zu ſtudieren. Wenn das nun nicht
wieder ein Grund iſt für eine neue Inveſtigation, die ſich am
beſten auch gleich nach Rußland bis in die Provinz Samara
hinein ausdehnt, dann verſtehen die franzöſiſchen Nationaliſten
ihr Geſchäft nicht.
Attentate gegen die Bolſchewiſien.
* Berlin, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Sowjets ſchweigen alles, was an Attentaten gegen ihre
Herrſchaft in der letzten Zeit vorgekommen iſt, tot und
unter=
drücken mit Hilfe ihrer ſcharfen Zenſur jede Andeutung. Sie
dürfen ſich daher nicht wundern, wenn die unheimlichſten
Ge=
rüchte über derartge Vorgänge durch die Welt gehen. Neulich
wurde berichtet von einer Gasvergiftung von 250 Kommuniſten,
jetzt wird indirekt aus Moskau gemeldet, daß die Mitglieder
der Sowjets von Petersburg einem Attentat zum Opfer
ge=
fallen ſeien. Das Regierungsgebäude von Petersburg, wo
ge=
rade eine wichtige Sitzung der Bolſchewiſtenführer ſtattfand, ſei
durch eine Minenxeploſion vollkommen in die Luft geſprengt
wor=
den, wobei 100 Perſonen umgekommen ſeien. Der Zugang nach
Petersburg ſei vollſtändig geſperrt. Wir verzeichnen dieſe
Ge=
rüchte auf die Gefahr hin, daß aus Moskau ſofort ein Dementt
kommt, aber ruſſiſche Dementis haben ja allmählich ihre
Glaub=
würdigkeit in hohem Maße eingebüßt.
*Bayreuther Feſtſpiele 1927.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
III.
Der Ring des Nibelungen.
Es war ein ganz überraſchend großartiger, noch nirgends —
auch in Bayreuth nicht in dieſer Stärke und Vollkommenheit —
ſo erlebter Abſchluß, mit dem die „Götterdämmerung” geſtern
ausklang. Die beinahe reſtloſe Löſung der überaus großen
Schwierigkeiten durch eine ſehr geſchmackvolle Anwendung aller
techniſchen Mittel, die der modernen Bühne zur Verfügung ſtehen,
konnte endlich einmal einigermaßen Schritt halten mit dem in
dieſer Szene ſeine höchſte Steigerung erfahrenden ungeheuren
Gedanken Richard Wagners.
Die Fanfaren rufen mit dem herrlich=erhabenen Walhall=
Motiv zum „Rheingold” und leiten eine Aufführung von
fabel=
hafter Diſziplin und Geſchloſſenheit ein. Es mutet mich ſchon
beinahe wie eine Verſündigung an, hier das Einzelne jetzt
her=
auslöſen und beſprechen zu müſſen. Die Bühnenbilder — um
bei dem Aeußerlichſten zu beginnen — ſind gegen die der letzten
Feſtſpiele im Jahre 1925 umgeſtaltet und ſehr verbeſſert worden.
Einige, nicht nur im „Rheingold” ſondern auch in der „
Götter=
dämmerung”, ſind geradezu begeiſternd ſchön. So die Tiefe des
Rheins, das geheimnisvolle, an ein Böcklinſches Bild
gemah=
nende Nibelheim, der Brünnhildenſtein in Abendbeleuchtung und
das Schlußbild der „Götterdämmerung” mit ſeiner glänzenden
Ueberwindung aller Schwierigkeiten, mit dem donnernden
Ein=
ſturz der maſſiven Gibichungenhalle, der Verbrennung der Leiche
Siegfrieds, dem Abgang Brünnhildes mit dem Pferd, der
Ueber=
ftutung des Ufers und dem Untergang der Götter im
flammen=
den Walhall. Die ganze Szenerie zeigt, daß man entgegen aller
haufigen Behauptung auch in Bayreuth den feſten Willen hat,
die neueſten techniſchen Errungenſchaften der
Bühnenausſtat=
tungskunſt in Anwendung zu bringen, und es iſt in hohei
Maße bewundernswert, was hier mit den im Vergleich zu den
Millionenzuſchüſſen unſerer großen Staats= und Stadttheater zur
Verfügung ſtehenden geringen Geldmitteln geleiſtet wird. Die
Namen des Obermaſchineriedirektors Friedrich Kranich und
des Bühnenbildners Kurt Söhnlein, die Siegfried
Wag=
ner in allem tren zur Seite ſtehen, darf ich auch hier wieder
anerkennend nennen.
Dei der muſikaliſchen Beurteilung gebührt dem
unvergleich=
lichen Orcheſter wieder der größte Anteil am Lobe. Dieſer
wun=
derbare Tonkörper iſt ja aber auch aus lauter hervorragenden
Künſtlern zuſammengeſetzt. So befinden ſich unter den 35
Gei=
gern allein 13 Konzertmeiſter aus den erſten Konzert= bzw. den
Opernorcheſtern großer Städte wie Wien, Hamburg, Stuttgart,
Frankfurt, Halle, Inmsbruck und Erfurt. Mit ſechs Harfen, z. B.
beim Feuerzauber, iſt gerade im verdeckten Orcheſter eine
wun=
dervolle Klangwirkung zu erzielen, und das ganz beſonders
vor=
züglich beſetzte ſchwere Blech (Poſaunen und Tuben) klingt aus
der unter der Bühne befindlichen tiefſten Tiefe des
Orcheſter=
raumes in einer bezaubernden, ſonſt nie gehörten Weichheit und
Ausgeglichenheit. Allein ein Teil der zehn Hörner befriedigt
nicht recht. Irgendwelche Unebenheiten fallen ja bei den Bläſern
immer viel ſtärker auf als bei den Streichinſtrumenten, wo ſchon
eher einmal ein ſchlechterer Spieler in der Menge der guten und
vorzüglichen verſchwindet und keinen Schaden anrichtet. — Nicht
unerwähnt darf ich laſſen, daß das Orcheſter die Feinfühligkeit
und Treue beſaß, unbemerkt vom Publikum vor Beginn des
„Rheingold” Michael Balling, dem letzten Bayreuther „Ring”=
Dirigenten, im Stehen eine Minute ſtillen Gedenkens zu widmen.
Franz v. Hoeßlin (Elberfeld=Barmen) hat als muſikaliſcher
Leiter des Nibelungenrings nicht ganz das gehalten, was ſeine
vorjährige Feſtſpieltätigkeit in Weimar verſprochen hatte. Er
hat doch offenbar perſönlich nicht das Bayreuther Maß, wie wir
es von Muck und Balling her gewöhnt ſind, und läßt bei aller
Sauberkeit im einzelnen manchmal den ganz großen Zug
ver=
miſſen. Er verſchleppt manche Zeitmaße — ſo iſt mir das zum
Beiſpiel bei der Einleitung zum dritten Akt der „
Götterdämme=
rung” aufgefallen — und verſteht es vielfach noch nicht, mehrere
gleichzeitig erklingende Themen dynamiſch richtig gegeneinander
abzuwiegen und Nebenſtimmen ihrer geringeren Bedeutung
ent=
ſprechend zu dämpfen. Manches iſt ja wohl auf die ungewohnten
Klangverhältniſſe des verſenkten Orcheſters zurückzuführen, in die
ſich ein neuer Dirigent ſelbſtverſtändlich erſt hineinfinden muß,
und inſofern dürfte auch Hoeßlin noch mehr in ſeine Aufgabe
hineinwachſen. Wo aber Anzeichen mangelnder Befähigung für
den Bayreuther Stil vorhanden ſind, ſo in dem öfteren Mangel
ſtarker dramatiſcher Akzente, da wird eine Eingewöhnung nichts
helfen. — Das ſoll die Größe der Geſamtleiſtung in keiner
Weiſ=
herabſetzen, muß aber im Intereſſe Bayreuths ausgeſprochen
werden.
Die großartigen Mannerchöre, die man nur in Bayreuth
mit dieſer Deklamation, Stimmfülle und Wucht hören kann, ſind
das Werk Hugo Rüdels. Die eine große Erfahrung und
über=
ragende Sachkunde verratende, in vielen Einzelheiten ſogar genial
zu nennende Spielleitung liegt auch im „Ring” ganz und gar
bei Siegfried Wagner. Nicht vergeſſen werden darf an dieſer
Stelle die große Leiſtung Karl Kittels, des Leiters der muſie
kaliſchen Vorbereitung.
Alle 26 verſchiedenen Sänger und Sängerinnen, die allein
beim „Ring” mitwirken, eingehend zu kritiſieren, würde bei der
Menge deſſen, was zu jeder einzelnen, bis ins Feinſte ausgefeil
ten Leiſtung zu ſagen iſt, mehrere Seiten in Anſpruch nehmeſ
Ich kann deshalb hier nur auf das Allerwichtigſte eingehen."
Alle anderen Darſteller überragt die meines Erachtens einzig
daſtehende Brünnhilde der Schwedin Nanny Larſén=
Tod=
ſem von der Stockholmer Hofoper, wie denn Bayreuth mit
ſeinen immer zahlreicher werdenden nordländiſchen Soliſten im
großen Ganzen überhaupt recht gute Erfahrungen macht. Dieſé
Brünnhilde entſpricht gar nicht der Vorſtellung, die wir ſo nach
der gewöhnlichen Bühnenpraxis von dieſer Hauptfigur haben.
Sie iſt nur mittelgroß und ganz jugendlich ſchlank, ſie überragt
ihre Walkürenſchweſtern körperlich in keiner Weiſe, und dennoch
wird ſie immer trotz aller Schlichtheit zum Mittelpunkt der Szen”.
Eine ganz große Künſtlerin mit einer in Größe und Klangfarbe
ganz herrlichen Srimme und mit einer ſeltenen Geſangstechnil
erlebt ſie ihre Rolle tiefinnerlich mit und bringt ſie zu
erſchüt=
ternder Darſtellung. Ich habe einen ſo packenden,
überwältigen=
den Ausdruck menſchlicher Liebe und übermenſchlichen Leidens,
eine ſolche Raſerei der Leidenſchaft bei dennoch königlicher
Hal=
tung bisher nicht für möglich gehalten. Dieſe Frau ſpielt nicht
die Brünnhilde, ſie lebt ſie! — Friedrich Schorrs ganz großel,
ausgezeichneter Wotan iſt von früheren Jahren bekannt, des
gleichen der Alberich (Eduard Habich), der vollendete, immer
bis zur ſinngemäßen Grenze humorvolle Mime (Walter
Elſch=
ner), die darſtelleriſch vorzügliche, aber ſtimmlich äußerſt
un=
ſympathiſche Maria Ranzow (Fricka, Waltraute, zweite Norne
— 1925 hieß dieſelbe Sängerin Ranzenberg) und Joſef Correc
als Gunther. Eine in Geſamtheit betrachtet packende Figur wak
der Hagen Carl Brauns, ſein Faſolt und Hunding ſtanden
gegen dieſe große Leiſtung etwas zurück, und leider hat auch die
Stimme dieſes großen Künſtlers nicht mehr die Tragfähigkeit,
die ihr noch vor zwei Jahren eigen war. Der Schwede Oskar
Ralf zeigte ſich für einen Bahreuther Siegmund denkbar
un=
geeignet, ſeine Zwillingsſchweſter und Braut wurde dagegen von
Henny Trundt (Köln) in voll befriedigender Weiſe verkörperh
Eine beſondere Sache iſt es mit dem leiblich und ſtimmlich
ge=
waltigen, geiſtig aber dem Siegfried noch nicht gewachſenen
Lauritz Melchior, dem man gerne glaubt, daß Mime als
zullendes Kind einige Mühe mit ihm hatte. Eine entzückende
Waldvogelſtimme hat Ingeborg Holmgren (Stockholm), und
Eva Liebenberg iſt eine gute Erda, wenngleich ich do9
Nummer 210
Der U. S. Landesvater auf Reiſen.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A. G. A. New York, im Juli 1927.
Dem p. t. amerikaniſchen Publikum wird unabläſſig das Bild
lvin Coolidges als des frugalſten, ſchlichteſten,
anſpruchsloſe=
en, ſparſamſten Präſidenten, den Amerika ſeit den Tagen
iuomas Jefferſons gehabt habe, vorgeführt. „Calvin
r Sparer” iſt der Abgott aller Pfenmigfuchſer geworden.
darch geſchickte und konſtante Reklame hat ſich das Bild des
UF dem Staatsſäckel ſitzenden Landesvaters dem Publikum
der=
anßen eingeprägt, daß es kaum mehr zu verwiſchen iſt. In
Uarklichkeit iſt jedoch Herr Coolidge keineswegs der Knauſer, als
eir er dargeſtellt wird, und wenn man ihn mit früheren In=
Sern ſeines Amtes vergleicht ſo nimmt ſein Bild ganz
dere Züge an. Nachdem er ſeine Kuriere wochenlang im
amde umhergeſchickt hatte, um aus den luxuriöſeſten. Landſitzen
imer Reihe von Multimillionären und anderer Plutokraten den
ü ſeinen Sommeraufenthalt tauglichſten auszuwählen, entſchied
r ſich für ein pompöſes Jagdſchloß in den Schwarzen Bergen
rd=Dokotas, am Abhang des höchſten Berges diesſeits des
Fülſengebirges.
Früheren Präſidenten hat die Wahl ihrer Sommerfriſche
eme derartigen Sorgen bereitet. Grover Eleveland pflegte
inen alten, abgetragenen Anzug in ſeine Reiſetaſche zu packen
uſd ging mit Dan Lamont oder einem anderen Freunde auf den
Fſſchfang. Ganz einerlei wohin, wenn das Gewäſſer nur reiche
Iusbeute verſprach. Sie nahmen mit dem vorlieb, was Küche
und Keller des nächſten Klubhauſes oder Hotels am Seeſtrande
u bieten hatte. In Waſhington ſelbſt hatte Cleveland außer
ſa— Amtswohnung im Weißen Hauſe ein beſcheidenes
Privat=
ſauts, in dem jetzt den Namen „Cleveland Park”, tragenden
Shadtviertel. Präſident Harriſon pſlegte wenigſtens einen
Cäil ſeiner Sommerferien in einem in der Umgebung von
Arafhington gelegenen Veteranenheim zu verbringen. Mc.
?irnley ſommerte in ſeiner Heimatsſtadt Kanton, Ohio. Taft
ſegünſtigte ein anſpruchsloſes Haus in Beverly, oder wohnte
ſet tweiſe bei ſeinem begüterten Bruder. Wilſon war der
ſrfte, der gegen Ende ſeines erſten Amtstermins in Shadow
Lctwn ein etwas luxuriöſeres Sommerquartier bezog, aber dies
vir zugleich ſein politiſches „Hauptquartier”, denn er bereitete
ſg dort auf den Wahlfeldzug des Sommers 1916 vor.
Wäh=
erid ſeines zweiten Termines hielt ihn der Krieg in der
Bundes=
huuptſtadt feſt, bis er zu den Friedensverhandlungen nach
Eutropa ging. Und ſpäter machte ſeine Erkrankung allen
Siommerausflügen ein Ende. Harding verblieb im Sommer
4221 und 22 in Waſhington. Seine Ferien verbrachte er im
Minter in Florida. Dort war ihm ein Hotel gut genug, wenn
! nicht Gaſt auf dem Hausboot des Senators Frelinghuyſen
umar. Seine Fahrt nach Abaska, die ein ſo tragiſches Ende nahm,
unr die größte Extravaganz, die er ſich je in Bezug auf Reiſen
gäFtattete, und ſie ward vor der Oeffentlichkeit wenigſtens
teil=
unsiſe damit bemäntelt, daß die dortige Verwaltungs= und
Wirt=
caftslage die perſönliche Inſpektion durch das
Landesober=
zuupt geboten erſcheinen laſſe.
Heutzutage iſt das anders. Trotz ſeiner Neu=Engländer
An=
zruchsloſigkeit findet es Präſident Coolidge für nötig, einen
*1 ab von etlichen 100 Perſonen aus der Bundeshauptſtadt
mit=
üniehmen, und ſeine Sommer=Reſidenz muß von weiteren 100
Urineſoldaten und Milizern bewacht werden, die unausgeſetzt
die benachbarten Wälder durchſtreifen und die Landſtraßen nach
Arerdächtigen” belauern. Frühere Präſidenten ſcheinen dies nicht
ur nötig gehalten zu haben. Wenn man auf viele Meilen von
Eynnenwald umgeben iſt, dann iſt wohl ſchon eine ganze
Kom=
annie Militär zum Schutze der Weltabgeſchiedenheit des
Präſi=
eiiten erforderlich. Seinen Vorgängern ging es ſchon auf die
ſarven, daß ſie beſtändig von einem halben Dutzend Beamten
eis Bundesgeheimdienſtes verfolgt waren, und manche taten ihr
Möglichſtes, dieſen Aufpaſſern zu entrinnen. Aber das war vor
ſen Tagen, ehe die Sommerferien des Präſidenten den Anſtrich
inres königlichen Feldlagers hatten.
In der ſo ſtarlen Verſuchung, einen „dritten” Amtstermin
m. Weißen Hauſe zu verleben, liegt nicht die einzige Parallele
uriſchen ſeinem derzeitigen Herrn und Theodore
Rooſe=
v0It. Beide wurden durch Ausbeſſerungs= und
Erneuerungs=
uneiten vorübergehend aus dem Weißen Hauſe vertrieben. Das
Meichstum und der Reichtum der Vereinigten Staaten
offen=
damken ſich in augenſälligſter Weiſe in dem Unterſchied zwiſchen
ean Exekutippalaſt und dem Patterſonſchen
Hiauſe am Dupont Circle, in das Präſident Coolidge vor
eini=
geirn Monaten verzog, als man mit dem Bau eines neuen Daches
ruff dem Weißen Hauſe begann. Das Patterſon=Palais iſt
nahe=
ſo geräumig wie das Weiße Haus, iſt aber mit ſeinen ſtolzen
Fu eitreppen, ſeinen prunlvollen Ballſälen, Speiſeſälen und
ande=
reurr Gemächern, die von dem Reichtum ſeiner Beſitzer beredtes
Zu ugnis ablegen, im Vergleich mit der dauernden Amtswohnung
deis Präſidenten ein Schmuckkaſten.
Emimy Leisners tiefdunklen Alt in dieſer Rolle und bei der
Rcaltraute lieber gehört hätte. — Das Walküren=Oktett, die
ſiuernen und Rheintöchter waren, wie das hier ſelbſtverſtändlich
ſt trachtvoll. — Von einer Nennung der übrigen Sänger, die
ille ihre Aufgaben muſtergültig erfüllten, muß ich aus dem
oben=
ſemannten Grunde abſehen.
Zuſammenfaſſend iſt nach dem erſten Zyklus, am Tage nach
dei: ganz überwältigend großartigen, am Schluſſe einen raſenden
Bu ifallsſturm entfeſſelnden „Götterdämmerung” nur zu ſagen:
Büryreuth lebt und es wird weiterleben und bei immer
vollen=
genseren Leiſtungen ſeine für die deutſche Kunſt gar nicht hoch
gemug einzuſchätzende Bedeutung zum wenigſten behalten,
höchſt=
pluhrſcheinlich aber noch in vorläufig ungeahnter Weiſe ſteigern.
Dr. Werner Kulz.
Peſſiſches Landestheater. — Kleines Haus.
Samstag, den 30. Juli.
Die Zirkusprinzeſſin.
Operette von Brammer und Grünwald,
Muſik von E. Kalman.
Die Operette, von dem überaus rührigen Direktor A. Steffter
nuut herausgebracht und außerordentlich geſchickt inſzeniert, fand
dn einem trotz Turnfeſt und Feuerwerk vollen Hauſe eine ſehr
vuarme Aufnahme, die vollauf verdient war durch eine
aus=
geiseichnete Aufführung. Erfindung und Abwechſlung in der
ſurgie, vorzügliche Kräfte in den Hauptrollen, ein flottes
Eu=
mble, reizende Tänze, ein ſüß ſpielendes Orcheſter verhalfen
demn einſchmeichelnden Werk zu einem vollen Erfolg.
Erik Wirl a. G. iſt ein in der Doppelrolle fein geſpielter
ue d brillant geſungener Miſter X., Lieſel Keßler eine elegante,
unnmbegabte Fürſtin Fedora, Gretel Zadora als Miß Mabel
u d Fritz Geiger als Toni Schlumberger zwei
temperament=
vollle Spieler, Sänger und vor allem fabelhafte Tänzer, Fritz
2murer ein draſtiſcher Prinz Sergei Wladimir. Neben dieſen
fünnf Spitzen die gewandt ſich einpaſſenden kleineren Rollen
üc=ler Damen und Herren, denen ein Geſamtlob genügen möge.
Es gibt viel zu ſehen in dem Stück. Quadrillereiten,
Rad=
jaſar=Vorführungen, ruſſiſche Tänze, ein lebendiges Pferd — und
die reizvollen Enſembles, die durchweg alle wiederholt werden
murßten.
Wärmſter Beifall und eine Fülle von Blumen belohnte die
äuf ßerſt ſorgfältige Einſtudierung und die ſchönen Leiſtungen
H.
alger Mitſpieler.
Sonntag, den 31. Juli 1927
Man darf nun nicht annehmen, daß der Präſident ſeine
ſtrengen Grundſätze regierungsſeitiger Sparſamkeit deshalb
auf=
gegeben habe, weil er der Augenweide und Bequemlichkeiten
ſol=
cher Umgebung bedarf, wie ſie ihm das temporäre Weiße Haus
in Waſhington oder in den Schwarzen Bergen bieten oder
letz=
ten Sommer das „Weißtannen=Waldlager” in den New Yorker
Adirondackbergen geboten hat. Niemand braucht zu wiſſen,
nie=
mand darf wiſſen, unter welchen Bedingungen man ihm Obdach
gewährt. Der Koſtenpunkt erſcheint in keiner Abrechnung eines
Auditeurs, auch wird angenommen, daß die Eigentümer ſich des
Dienſtes bewußt ſind, den ſie der Oeffentlichkeit leiſten, und
ſchließlich wird ja auch der Wert eines Grundſtücks nicht gerade
dadurch geringer, daß ein Präſident dort gewohnt hat. Dies iſt
uatürlich unvermeidlich.
Es gibt Mittel und Wege, all dies ſo zu arrangieren, daß
der Sparſamkeitspolitik des Präſidenten in den Augen des wechſel mit Waſhington. Aber auch von der engliſchen Dele=
Publikums keine Gewalt angetan wird. Man verzichtet z. B.
auf einen Sonderzug und kauft nur Pullman=Schlafwagenkarten,
wie der einfachſte Plebejer. Wber die Eiſenbahnen finden es
doch glücklicherweiſe angebracht, die Wagen des Präſidenten und
ſeines Gefolges als „zweite Sektion” irgend eines zufällig
ge=
rade denſelben Weg nehmenden Eilzuges hinterher zu ſenden,
und da jede Sektion” ihren Speiſewagen, Gepäckwagen,
Aus=
ſichtswagen uſw. hat und die Reiſegeſellſchaft groß genug iſt, um
eine ſolche Sektion bis aufs letzte Plätzchen zu füllen, genießt
man tatſächlich alle Annehmlichkeiten eines Sonderzuges, ohne
den Regierungshaushalt über Gebühr zu belaſten. Auch reicht
auf dieſe Weiſe der dem Präſidenten für Reiſeſpeſen,
Unter=
haltung von Gäſten uſw. bewilligte Zuſchuß von 25 000 Dollar
weiter.
Der vielleicht hervorragendſte Beweis dafür, wie man in
Waſhington zu ſparen verſteht, wurde ſeinerzeit erbracht, als
bekannt ward, daß irgend jemand diejenige Sekretärin der Frau
Coolidge, die ſich mit den von der Gattin des Präſidenten
aus=
zuſendenden Einladungen zu Geſellſchaften reſp. der Annahme
oder Ablehnung an ſie ergangener Einladungen, zu befaſſen hat
— die Dame führt den Titel Geſellſchaftsſekretärin — auf die
geheime Zahlliſte des Verwalters des
feind=
lichen Eigentums geſetzt hatte. Damit wurden jährlich
dreitauſend Dollar von den Koſten des Regierungshaushaltes
auf die Cigentümer der beſchlagnahmaten deutſchen,
öſterreichi=
mögenseigner, denen ihr Beſitz ausgefolgt wurde (ſofern er
Dol=
lar 10 000 nicht überſtieg) zu zahlen hatten. Es iſt niemals
auf=
geklärt worden, wie eine derartige Schiebung vorkommen konnte,
und die Dame wurde prompt auf die Zahlliſte des Weißen
Hauſes geſetzt, als offenbar ward, daß der frühere Feindbeſitz= herbeigeführt worden ſei. Ferner ſei ein Mangel darin zu er=
Verwalter Miller unter Anklage geſtellt werden würde. Es blicken, daß an der Genfer Seegbrüſtungskonferenz beſonders
iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß der Präſident von der
kretärin Zahlung leiſteten, ebenſo wie alle anderen erſt dann
Kenntnis erhielt, als Millers perſönliches Pech die
Aufmerkſam=
keit auf eine Zahlliſte lenkte, die bisher in keinem Rapport
irgendeiner Verwaltungsſtelle auſgetaucht war.
Enttäuſchung in Japan.
Hohe Perſönlichkeiten im japaniſchen Marineminiſterium
hiel=
ten geſtern abend eine ſehr ausgedehnte Konferenz ab. Der
Marineminiſter, Admiral Okada, betonte in einer Erklärung ueuen Vorſchläge Englands als eine Wiederholung des alten
gegenüber dem „Times”=Korreſpondenten, daß Japans
Poſi=
tion von Anfang bis zu Ende klar war. Japan ſei nach wie vor
zu einer Rüſtungsbeſchränkung auf der Baſis der exiſtierenden
Stärke und befriedigenden Programme bereit, da dies der ein= den zwölf neuen 10 000=Tonnen=Schiffen behalten will, ſo daß
fachſte und praktiſchſte Plan ſei. Eine ſehr einflußreiche Gruppe
zöge die gegenwärtige Stärke als die praktiſchere vor. Die
gegenwärtigen Pläne ſeien beſſer als die auf der Waſhingtoner
Konferenz vorgebrachten, als man dasſelbe Prinzip
ange=
beſtehenden Bauprogramme vorſehe. Japan ſei indeſſen bereit,
alle Konzeſſionen zu machen, die ſich ohne Gefährdung ſeines
fundamentalen Prinzips machen ließen. Aber Japan könne kaniſcher Bedürfniſſe 18 bis 20 10 000=Tonnen=Kreuzer. Hiervon
ſtungen noch zu vergrößern. Der Miniſterpräſident und
Marine=
miniſter fahren dagegen fort, die Hoffnung auszuſprechen, daß land, da Großbritanniens Programm einen Bau von zwei 8000 noch ein Kompromiß in Genf erreicht werden könnte. Ein
täuſchung verurſachen, da man in Regierungskreiſen in Zuſam= als für England erforderlich bezeichnet, ſo würde dies bedeuten,
menhang mit der finanziellen Kalamität beſtimmt auf ein
Ab=
kommen gerechnet hatte.
Geite 3
Die Ausſichten der Genfer
Marine=Konferenz.
Unverändert ernſie Lage.
Genf, 30. Juli.
Trotz der vielen verſchiedenartigen Gerüchte, die heute im
Laufe des Tages hier herumſchwirrten, iſt die Situation an der
Marinekonferenz unverändert gegenüber geſtern. Die endgültige
Waſhingtoner Antwort auf die engliſchen Vorſchläge iſt trotz
aller gegenteiligen Meldungen noch nicht eingetroffen, und die
amerikaniſche Delegation ſteht noch in fortwährendem
Kabel=
gation iſt heute viel und eifrig mit London telegraphiert
wor=
den, und es iſt Tatſache, daß die Ausſichten auf eine
Verſtän=
digung noch nicht ganz geſchwunden ſind. Deshalb verſtärkt ſich
auch die von uns bereits erwähnte Vermutung, daß die
öffent=
liche Sitzung am Montag möglicherweiſe noch verſchoben werden
dürfte. Aber auch wenn ſie nicht ſtattfindet, iſt noch nicht geſagt,
daß ſie tatſächlich das Ende der Marinekonferenz bedeuten muß.
Jedenfalls werden die Ausſichten der Konferenz heute abend
hier wieder etwas optimiſtiſcher beurteilt, wenn auch poſitive
Grundlagen ſür eine ſolche Wendung des Urteils kaum zu
ver=
zeichnen ſind. Vor Montag vormittag iſt eine Entſcheidung nicht
zu erwarten.
Ein japaniſches Communigué über die
Seeabrüſiungs=Konferenz.
* Riga, 30. Juli. (Priv.=Tel.)
Aus Tokio wird gemeldet, daß die japaniſche Regierung am
Sonntag ein Communigué veröffentlichen werde über den
Ver=
lauf und die Ergebniſſe der Genfer Seeabrüſtungstagung. In
dieſem Communigus ſoll hervorgehoben werden, daß die Genfer
Tagung bedauerlicherweiſe ein Mißerfolg ſei, der auf das
unnachgiebige Verhalten der zwei Verhandlungspartner
zurück=
zuführen ſei. Die japaniſche Regierung ſei weiterhin jederzeit
ſchen und ungariſchen Vermögen abgeladen, denn die Zahlliſte bereit, mit dieſen beiden Verhandlungspartnern in neue
Ver=
wpurde aus der einprozentigen Gebühr beſtritten, die alle Ver= handlungen zu treten, jedoch nur auf reeller Baſis. Die
japa=
niſche Regierung habe kein Intereſſe an größeren Seerüſtungen,
die das Land unnötig belaſten. Einer der größten Fehler der
Genfer Abrüſtungskonferenz ſei geweſen, das in den Intereſſen
zwiſchen Amerika und England vorher keine Uebereinſtimmung
intereſſierte Länder, wie Italien, Frankreich, Deutſchland und
Tatſache, daß die Deutſchen für die Dienſtleiſtungen dieſer Se= Rußland, gefehlt hätten. Die Spannung zwiſchen Amerita und
England wird von der japaniſchen Preſſe verurteilt.
Amerika unnachgiebig.
Waſhington, 30. Juli.
In einer längeren Ausſprache zwiſchen Staatsſekretär Kellogg
und Marineſekretär Wilbur wurden heute die neuen britiſchen
Vorſchläge geprüft, ohne darin eine Möglichkeit zu finden, die
Kluft zwiſchen dem engliſchen und dem amerikaniſchen
Stand=
punkt zu überbrücken. Man betrachtet im Staatsdepartement die
Problems, das Amerika während der letzten Wochen bereits in
Genf zurückgewieſen hat. Neu daran iſt, daß England ſeine
Tonnage noch um 25 Prozent über die bisherigen Zahlen
er=
höhen und ſieben ſeiner faſt 10000 Tonnen großen Kreuzer neben
England neunzehn große Kreuzer hätte, während Amerika
ins=
geſamt nur zwölf bauen dürfte. Dieſes erſcheint hier ganz
un=
in der japaniſchen Marine befürwortete eine kleinere Quote mit disrutabel. Man hält daher die Marinekonferenz praktiſch
been=
einem auf angemeſſenem Niveau feſtgeſetzten Maximum. Japan det und ſieht mit gewiſſen Beſorgniſſen dem nächſten Kongreß
entgegen. Falls dieſer unter Berufung auf den Genfer Vorſchlag
ein Wettrüſten gegen England beſchließen ſollte, ſo würde die
Regierung ſich dem widerſetzen; aber es erſcheint zweifelhaft,
ob Präſident Coolidge mit Rückſicht auf die kommenden Wahlen
nommen hatte, weil ſie nicht die Einſchränkung von im Bau ein Veto wagen könnte, das von ſeinen Gegnern ſofort gegen
befindlichen Schiffen bedeuteten, aber die Einbeziehung in die ihn ausgenützt werden würde. Die Regierung hofft aber, die
Gegenſätze zu dem jetzigen Bauprogramm ausgleichen zu können.
Dieſes Programm faßt nach den vorläufigen Schätzungen
ameri=
kein Abkommen annehmen, das es zwingen würde, ſeine Rü= ſind acht bereits bewilligt. Der Reſt wäre innerhalb der nächſten
zehn Jahre zu bauen. Dieſe 18 bis 20 großen Kreuzer bedeuten
nach der Anſicht des Marineamtes kein Wettrüſten gegen Eng=
Tonnen=Kreuzern für jeden 10 000=Tonnen=Kreuzer vorſieht. Da
Zuſammenbruch der Konferenz würde in Japan erhebliche Ent= außerdem die engliſche Delegation in Genf 70 bis 75 Kreuzer
daß es 20 bis 25 10 000=Tonnen=Kreuzer zu bauen plant, alſo
erheblich mehr, als die Vereinigten Staaten je bauen werden.
* Religion und Charakterbildung.
Ein Buch, das in den kommenden Schulkämpfen vorausſichtlich
eine Rolle ſpielen wird und eine Diskuſſion in den beiden großen, ſich
einander gegenüberſtehenden Gruppen in Gang ſetzen dürfte, iſt das
von Fr. W. Foerſter: „Religion und
Charakterbil=
dung‟.*) Das Buch iſt der Abſchluß der bisherigen pädagogiſchen
Arbeiten des Verfaſſers. Als moderner Menſch und als aufmerkſamer
Beobachter des modernen Seelenzuſtandes muß er feſtſtellen, daß die
gegenwärtige kirchliche Pädagogik in der Behandlung des modernen
Seelenzuſtandes und in der entſprechenden pädagogiſchen Kunſt der
Darbietung und Deutung ihrer Traditionen in erſchreckender Weiſe
ver=
ſagt. Der kirchliche Menſch hat keine Ahnung davon, in welchem Maße
dem modern aufgewachſenen Menſchen alle Vorausſerzungen fehlen, um
die Wirklichkeit zu erfaſſen, die ſich hinter den chriſtlichen Dogmen und
Berichten verbirgt. Der Kampf des Chriſtentums mit dem Antichriſt,
der in den kommenden Zeiten mit ungeheurer Heftigkeit entbrennen
wird, ruft nach einer ganz neuen religionspädagogiſchen Methodik,
da=
mit das geheiligte Erbgut des chriſtlichen Glaubens der neuen
Genera=
tion ſo dargeboten werde, daß dieſe im Chriſtentum die allen modernen
Lebenslehren unvergleichlich überlegene Wirklichkeitslehre zu erkennen
vermag. Die Geſichtspunkte und Vorſchläge, die das vorliegende Buch
in der bezeichneten Richtung macht, iſt nur Pſychologie und Propädeutik
und zugleich eine erſte Antwort auf die Frage, wie etwa eine
Inter=
pretation der Glaubenswahrheiten eingeleitet werden müſſe, die in der
modernen Jugendſeele ſchwerſte Hemmungen zu überwinden imſtande
wäre. In 30 Kapiteln behandelt Foerſter das Problem mit
wiſſen=
ſchaftlicher Gründlichkeit, mit der er eine erſtaunliche Beleſenheit
ver=
einigt, und rechnet mit allen modernen Größen ab, die ein neu s
Reli=
gionsgebäude errichten, und mit den Ethikern, die aus pſychologiſchen
und ſoziologiſchen Erwägungen heraus eine Morallehre gewinnen
wol=
len. Er iſt urſprünglich vom Freidenkertum und von allen Illuſionen
der religionsloſen Moralpädagogik ausgegangen und hat acht Jahre
lang Jugendkurſe abgehalten, um ſeine theoretiſchen Ueberzeugungen
praktiſch zu betätigen, iſt aber zu der Erkenntnis gskommen, daß er
einem Irrtum verfallen war und daß er die wahre Erkenntnis der
wenſchlichen Natur und die allein an die Wurzel gehende Behandlung
des menſchlichen Willens nur in der chriſtlichen Religion zu finden ſei.
Dementſprechend macht Foerſter die chriſtliche Religion zum Mittelpunkt
des ganzen menſchlichen Lebens; ſio iſt ihm nicht Mittel, ſondern
Grund=
lage. Auf bloßer Wiſſenſchaft am wenigſten auf Naturwiſſenſchaft, läßt
ſich ein allgemein bindendes Sittengeſetz nicht aufbauen und die Welt
ſittlich nicht geſtalten. Die Entwicklung der Dinge wird ſich wohl fo
vollziehen, daß mit jedem weiteren Tage die Notwendigkeit einer
vertief=
ten Seelſorge und Charakterpflege in der Schule unabweisbar zu Tage
treten und die pädagogiſche Erfahrung immer weiteren Kreiſn, auch der
ſog. freigeſinnten Erzieherwelt gie Unzulänglichkeit ihrer Einwirkungen
zum Bewußtſein bringen wird. In dieſem Sinne erwartet der Verfaſſer
eine wirkliche Charakterbildung auch nur von der Konfeſſionsſchule und
nicht von einer neutralen Schule, die nur ein Ausdruck des modernen
Ent=
wurzeltſeins iſt und der jede organiſche Pädagogik fehlen muß. Die
Not=
wendigkeit einer organiſchen chriſtlichen Schule iſt auch gegenüber dem
humaniſtiſchen Unterricht zu betonen. In der humaniſtiſchen Bewegung und
in ihrer aus der Renaiſſancezeit ſtammenden Deutung des antiken Geiſtes
iſt vielfach eine antichriſtliche Anſchauung wirkſam, die ebenſoſehr die
richtige Deutung des Weſens der Antika verhindert, wie ſie zerſetzend
auf die veligiöſen Ueberzeugungen wirkt. Die Spaltung von Leben und
Religion, d. h. die Loslöſung der Politik, des wirtſchaftlichen Lebens,
ja mehr und mehr überhaupt des ganzen alltäglichen Lebens, Redens
und Schreibens vom Geiſte des Chriſtmtums und damit die
Auslie=
ferung des Menſchen an die einfachſte Tierheit, hat unſere abendländiſche
Geſittung in ihre gegenwärtige Lebenskriſis hineingeführt. Alles hängt
davon ab, ob noch ein Geſchlecht von Erziehern da iſt, das die ganze
Größe der G=fahr und der Aufgabe erfaßt und mit erleuchtetem
Wirk=
lichkeitsſinn das chriſtliche Erziehungswerk ſo geſtaltet, daß der lebendige
Menſch unſerer Ziviliſation dadurch in allen ſeinen Auswirkungen
be=
ſtimmt und einer entarteten Umgebung gegenüber unberührbar feſt
ge=
macht wirkt. Es handelt ſich hier um das zentrale Problem alles
Wieder=
aufbaues in der menſchlichen Seele und in der menſchlichen Geſellſchaft.
Nicht mit dem Tiermnſchen, nur mit dem Gottmenſchen kann wahre
v.
menſchliche Kultur begründet und erhalten werden.
) Fr. W. Foerſtar: Religion und Charakterbildung,
Pſycholo=
ſche Unterſuchungen und pädagogiſche Vorſchläge. Rotapfel=Verlag,
rich und Leipzig. 464 Seiten, geb. Mk. 7,60.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Fritz Rumpf geſtorben. In Potsdam iſt im
Alter von 71 Jahren der Maler Fritz Rumpf geſtorben. In
Potsdam, wo er das Amt eines Stadtrats bekleidete, hat ſich
Rumpf beſonders um die Erhaltung des Stadtbildes verdient
gemacht, zu deſſen Schutz er ein Ortsſtatut durchſetzte.
— Profeſſor Rudolf Magnus geſtorben. Aus
Pontreſina kommt die Nachricht von dem plötzlichen Hinſcheiden
des Utrechter Pharmakologen Rudolf Magnus, Rudolf Magnus
war in Braunſchweig geboren. Er hat nur ein Alter von 54
Jahren erreicht. Während des Krieges hat Magnus als
Stabs=
arzt der Reſerve ſeine Forſcher= und Lehrtätigkeit in den Dienſt
des Vaterlandes geſtellt. Es gelang ihm, die krankhaften
Vor=
gänge bei der Kampfgasvergiftung aufzuklären und dadurch die
Grundlage für die Schutzmaßnahmen zu liefern.
Jeſa dDuckh: Traumgeſicht von Ich und Du. Gedichte. Preis 3 RM.
Verl
ngenbach u. Hahn A.=G., Mannheim.
Der Titel ſagt ſchon, daß die Bekenntniſſe der Dichterin aus jenem
Zwiſchenreiche kommen, das dieſe Welt vom Jenſeits ewig trennt. Nur
Träume öffnen zuweilen das verſchloſſene Tor, aber der Weg vom „Ich”
zum. Du” liegt dunkel vor uns allen. Auch die Dichterin erſchauert vor
dem Ring, in dem die Menſchen — unentrinnbar — wandeln; aber die
Nähe der ewigen Gottheit ſtärkt ſie in den Seelenſtürmen, die über uns
hinweg müſſen.
Seite 4
Sonntag, den 31. Juli 1927
Die Geburt ihres Sohnes
Hans=Helmut zeigen freudig an
Dr. Hermann Wieters u. Frau
Tilly, geb. Schweisgut.
19854
Seift Blaim
Dr. Hanns P. Staudinger
Verlobte (1sse7
Hänchen
Aittenmald a, loar
z. Zt. Darmstadt.
Statt Karten.
Die Verlobung unserer Tochter Gertrud
mit dem Kaufmann Herrn Hermann Greeius
beehren wir uns anzuzeigen.
Eduard Dauidson und Frau
da, geb. Wilde.
Rotterdam, im Juli 1927.
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Blumenſpenden und Geſchenke,
welche uns anläßlich unſerer
ſilbernen Hochzeit zuteil wurden,
ſagen allen herzlichſien Dank.
Peter Pink und Frau
geb. Mahr.
Nieder=Ramſtadt.
(12021
Treuer Mieter.
Familie Schlander wohnt den
1. Auguſt 25 Jahre Langgaſſe 8
bei Frau Hirſchhäuſer Wwe.
(*198 9)
Todes=Anzeige.
Am Freitag abend entſchlief nach kurzem,
ſchwe=
rem Leiden unſere herzensgute Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin und
Tante
Frau
Chriſtian Schnell Wwe.
Anna, geb. Raſchſtadt
(11993
im vollendeten 60. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Aierftein, Darmſtadt, Nauheim, Mainz, 30. Juli 1927.
Die Beerdigung findet in Nierſtein am Sonntag
nach=
mittag 3 Uhr vom Trauerhauſe, Mainzerſtraße 30,
aus ſtatt.
Unterfertigte erfüllt hſermit die
raurige Pflicht, ſeine lieben A. H.
A. H., ia. B. ſa. B. und Bb. Bb.
von dem Apleben ihres lieben A. H.
Karl Wolters
(Stolp, Pommern)
Ob., Ing. d. Siemens=Schuckert=Werke
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Die A. T. V. Skize
im Akad. Ing.=Verband
J. A.: P. Bertſch
E (8
(12018
Darmſtadt, 30, 7. 27.
Todes=Anzeige.
Am Freitag, den 29. Juli 1927,
nachmitt. 2½/= Uhr, eutſchlief ſanft
unſer lieber Pater, Schwiegervater
und Großvater
Friedrich Leonhard Vetter
im 73. Lebensſahre.
ImNamen der trauernd. Hinterbliebenen:
Adam Vetter u. Familie
Philipp Lannert u. Familie
Magdalene Vetter 19807
Weiterſtadt, den 29. Juli 1927.
Die Beerdigung findetSonntag, d.
31. Juli1927, nachm. 4½ Uhr, ſtatt.
Nachruf.
Am 15. Juli ſtarb in Kaſtrup (Dänemark) den
Fliegertod durch Abſturz in den Oereſund unſer
lieber Kollege
Paut B. Daumer
Harburg a. d. Elbe
Ritter des Ordens „Pour le mérite.”
Der Großbezirk „Heſſen” gibt hiermit ſeinen
Mitgliedern geziemend Kenntnis von dem tragiſchen
Ableben dieſes prächtigen Menſchen und Kollegen.
Ehre für immer ſeinem Andenken.
Der Geſamtvorſtand des Reichsverbandes
Deutſcher Dentiſten, e. V.
Großbezirk Heſſen, e. V.
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an die Gſchſt. /19830
Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927
Seite 5
So. Mielt gemtsaes Nelslatttſeft.
Feſtakt am Landesmuſeum.
Weihe des neuen Kreisbanners. — Beginn
der turneriſchen Hauptwettkämpfe.
Näher dem Hauptfeſttag, ſteigern ſich die feſtlichen
Veran=
ſſtaltungen und ſteigt vor allem faſt ſtündlich die Zahl der
Be=
ſucher. Am geſtrigen Samstag nachmittag liefen ungezählte
SSonderzüge ein, die aus allen Gauen des Mittelrheingebietes
Tauſende von Turnern und Turnerinnen nach Darmſtadt
führ=
ten. Vielfach waren die Sonderzüge mit Girlanden und Fähn=
Shen geſchmückt, und jedem Zug, jedem geſchloſſen einrückenden
Werein wurde am Bahnhof feſtlicher Empfang bereitet. Am
sauptbahnhof ſowohl wie an der Halteſtelle der Sonderzüge
Itanden Muſikkapellen bereit, die die Turner mit fröhlichen
Selängen begrüßten. In vorbildlicher Diſziplin, ſchnell und
ge=
awandt ordneten ſich die Züge zum Einmarſch in die Stadt, der
eentweder durch eigene Trommler= und Pfeiferkorps oder durch
nGeſang turneriſcher Marſchlieder begleitet war. Ueberall in den
AStraßen, die die Turner auf dem Weg in ihre Quartiere oder
Bum Feſtplatz paſſierten, ſtanden Tauſende unter Girlanden und
wwehenden Fahnen und begrüßten die Einziehenden durch herz=
Uiche Zurufe. Selbſt die Wagen der elektriſchen Straßenbahn
ttrugen Flaggenſchmuck, und die Autotaren, die ſtändig durch die
Straßen ſauſen, ſind mit Girlanden, Blumen und Fähnchen
egeſchmückt.
Der geſtrige Vormittag war mit Sitzungen der Kampfgerichte
ſiausgefüllt und mit Schwimmwettkämpfen und =ſpielen im Woog.
ſVon 2 Uhr nachmittags ab ſetzte auf dem großen Feſtplatz und
hin der Feſthalle reger Turnbetrieb ein. Es wurden Wettkämpfe
im Fechten, Vier= und Neunkämpfe der älteren Turner,
volks=
tümliche Meiſterſchaftskämpfe, Kämpfe der Turnerinnen uſw.
zum Austrag gebracht. Ueber die Ergebniſſe berichten wir an
anderer Stelle. Unſerem geſtrigen Bericht über den
Begrüßungs=
abend in der Feſthalle ſind noch nachzutragen die vier
Turne=
rinnen des Turnvereins Griesheim, die ſehr ſchöne
Tanz=
reigenſpiele in farbigem Koſtüm vorführten, die viel Beifall
fanden.
Nachmittags 6 Uhr fand vor dem Landesmuſeum
der offizielle Feſiakt
ber Uebergabe des Feſtes an den Kreisvorſtand ſtatt. Hiermit war die
Weihe des neuen Kreisbanners, das von Frauen des
Kereiſes geſtiftet worden iſt, verbunden. Der Paradeplatz war von
Tau=
ſenden vom Zuſchauern und ebenſovielen Turnern bevölkert. Der
eigentliche Feſtakt ſpielte ſich vor dem Landesmuſeum ab.
Die Schupo zu Fuß und zu Pferde hielt den Platz abgeſperrt, aber
als der Aufmarſch vollendet war, gab ſie in lohalen Einſicht die
Ab=
ſperrlinie frei, ſo daß die Tauſende den Feſtakt in möglichſter Nähe
genießen konnten.
Auf der Freitreppe des Muſeums, vor deſſen Portal die
Redner=
tribüine mit Lautſprecher aufgeſtellt war, verſammelten ſich die
Ver=
treter der Behörden, des Ehrenausſchuſſes und die Spitzen der
Turner=
organiſation. Wir ſehen Finanzminiſter Henrich, Schulrat
Haſ=
ſinger, Bürgermeiſter Mueller, Polizeidirektor Ufinger,
Reichsbankdirektor Müller und Vertreter der hieſigen und
auswär=
tigen Preſſe. Der Brunnen vor dem Muſeum war zum Feſtpodium
umgewandelt und die Freitreppe mit Lorbeerbäumen und Palmen
feſt=
lich geſchmückt.
Pünktlich um 6 Uhr rückten die Turner in langem Zuge an. Nach
der Muſikkapelle und den Zugordnern trugen Turnerinnen imn blauem
Gewand an weiß=roten Tragbändern das verhüllte Banner.
Anſchlie=
ßend folgten die Turner=Abordnungen mit den Fahnen, dann die Herren
vom Hauptausſchuß, die Kampfrichter und Abordnungen aller
Turnver=
eine. Die Fahnen gruppierten ſich zu wirkungsvollem Bilde im
Halb=
kreis zu beiden Seiten des Portals.
Fanfarenklänge vom Turm des Muſeums herab gaben der Menge
den Beginn des Feſtaktes kund, die dann in vorbildlicher Stille
ver=
harrte, die einmal nur unterbrochen wurde, als Profeſſor Dr. Berger
ſich noch den Weg zur Fraitreppe bahnte und mit herzlichem „Gut Heil”
begrüßt wurde.
Der gemeinſame Geſang des Liedes „Gut Heil der deutſchen
Turner=
ſchaft” leitete den Feſtakt ein. Dann ein „Achtung!” durch den
Laut=
ſprecher, und als erſter Redner ſprach
Finanzminiſter Henrich,
als Vertreter des Staatspräſidenten etwa folgendes:
Deutſche Turner und Turnerinnen!
Heſſens Regierung begrüßt Sie auf heſſiſchem Boden und heißt Sie
in der Hauptſtadt des Landes herzlich willkommen. Gern hätte Ihnen
der Herr Staatspräſident dieſen Willkommensgruß ſelbſt entboten.
Lei=
der iſt ihm das nicht möglich. Er iſt durch ſeinen Kuraufenthalt
ver=
hindert, heute hier unter uns zu ſein. Und ſo hat er mich gebeten, Sie
auch in ſeinem Namen zu begrüßen und Ihnen einen ſchönen Verlauf
Ihres Feſtes zu wüinſchen.
Regierung und Land preiſen ſich glücklich, die Turner des
Mittel=
rheinkreiſes bei ſich zu ſehen. Wir ſetzen damit nur eine alte Tradition
fort. In dem Heſſenlande hat die Turnerei ſchon in den 40er Jahren
des vorigen Jahrhunderts, alſo vor 60—70 Jahren, amtliche Aufnahme
und Förderung gefunden; das war zu einer Zeit, in der in anderen
deutſchen Ländern die Vertreter der deutſchem Turnerſache noch als
ſtaatsgefährliche Menſchen verfolgt wurden. Heute gehört wenigſtens
dieſer= Spuk für immer der Vergangenheit an. Heute begreift wohl
kein Menſch in deutſchen Landen eine derartige ſtaatspolitiſche
Weis=
heit. Heute hat man begriffen, daß Vaterland und Turnerſache zwei wie Vorderſeite, Turnerwappen im Rot auf weißem Grund.
Begriffe ſind, die zuſammengehören, die niemand mehr auseinanderreißt.
Der Sinn für Sport iſt wie überall in der Welt ſo auch in
Deutſch=
land mächtig aufgeblüht. Er beherrſcht geradezu unſer ganzes
öffent=
liches Leben. Das mag manche unerwünſchte Begleiterſcheinungen
zeitigen. Aber im ganzen ſehe ich darin einen Vorteil und einen
Fort=
ſchritt, und zwar nicht nur im Sinne einer körperlichen Vervollkomm= ganzen, im Intereſſe des Wiederaufbaues unſeres gedemütigten
Vater=
nung. Was mir aber ganz beſonders erfreulich iſt, das iſt die Tatſache, landes könnte mehr, könnte höher geſchätzt werden, als dieſe, Ihre
daß die Turnerei, dieſe ältzeſte nud umfaſſendſte Sportbetätigung ihre Arbeit. Ihr deutſchen Turner und Turnerimnen!. Darum begrüßt
Sonderſtellung behauptet hat, die ſie von jeher im Rahmen der Sport= Sie nicht nur die Behörde, nicht nur die offizielle Vertretung von Stagt
beſtrebungen hatte und dieſe Sonderſtellung erblicke ich darin, daß
die Turnerei an ihrer bewährten, volksverbindenden graft
nichts eingehüßt hat. Wohl keine Beſtrebungen der menſchlichen Geſell= meinen Willen zum Ausdruck bringt. Darum begrüßen wir alle auch
ſchaft haben bei uns in Deutſchland ſo ſehr in allen Schichten der dieſes Turnfeſt, das überzeumend und werbend wirkt und begeiſtert, und
Bevölkerung Wurzel gefaßt und ausgleichend in ſozialer Hinſicht ge= darum danken wir von Herzen den Veranſtaltern dieſes Feſtes, die der
Staate ſagen — Mittel der Demokratiſierung des Volks= ſo viele liebe Gäſte begrüßen zu können. Die ſtädtiſche Verwaltung
lebens, im beſten Sinne des Wortes. Hier fallen die Unterſchiede
des Nanges und der geſellſchaftlichen Stellung fort, hier können Würden, geben durch Verleihung ihrer Preismünze an diejenigen, die ſich um die
und äußerliche Ehren nicht errungen werden. In immer ſich erneuern= Organiſation und Durchführung des Feſtes ganz beſonders verdient ge=
Sieger genügt die Tatſache ſeines Sieges und ein einfaches ſinniges Ge= Preismünze der Stadt Darmſtadt in Silber; der
denkzeichen daran. So hat ſich die Turnevei als ein wirkſames Ferment
einer wahren Volksgemeinſchaft erwieſen, an der es leider geſellſchaft 1875; dem Akademiſchen Turnverein „Ghibellinia”; dem
auf anderen Gebieten fehlt. Auf dieſem Boden nur, wo einer dem
anderen Bruder ſein will, erwächſt wahre Vaterlandsliebe; eine Hermann Kalbhenn, Wilhelm Hering, Wilhelm Hofferberth. Johann
Vaterlandsliebe aber, die nicht über den Wolken thront, die nicht blas Wandel, Johann Lehmann; die Preismünze der Stadt in
toniſch ſein darf, ſondern die ſich poſitiv dem Staate, in dem wir leben, Bronze; den Herren: Paul Bollinger, Auguſt Henkel, Hans Fiſcher,
zuwenden muß und die der Volksgemeinſchaft des Staates opferbereit Heinrich Müller, Ludwig Graf, Louis Geher, Rudolf Grünewald, Georg
gegenüberſteht, ſeine Symbole aber — vor allem ſeine Fahnen — achtet
und ehrt.
Dieſen Gedanken der Zuſammengehörigkeit von Turnerei und Vater= ber: dem neuen Führer des Mittelrheinkreiſes, Herrn Arthur Pfeiffer
land wollen wir feſithalten. Ich bitte Sie ihn mit einem dreifachen zu Wetzlar.
„Gut Heil!” zu bekräftigen. Das deutſche Vaterland und die Deutſche
Turnerſchaft, insbeſondere die Turnerſchaft vom Mittelrhein, ſich allezeit freundlich dieſer feſtlichen Tage erinnern zu wollen. Die
d
„Gut Heil!”
Als nächſten Redner kündete der Lautſprecher an
Bürgermeiſter Mueller
Tauſende und Abertauſende von deutſchen Turnern und Turnerinnen verehrten Feſtgäſten, die mit uns arbeiten wollen für das deutſche
Volks=
des Mittelrheinkreiſes ſind hier in unſerer Stadt zuſammengeſtrömt, um tum. Ganz beſonderen Gruß dem Vertreter des Heſſiſchen
Staats=
ihr 33. Turnfeſt feierlich zu begehen. Tauſende und Abertauſende von miniſteniums, Herrn Finanzminiſter Henrich. Wir wiſſen Ihre und
Fahnen und Guirlanden ſchwücken die Häuſer und ebenſoviele Herzen, der heſſiſchen Regierung verſtändnisvolle Unterſtützung wohl zu ſchätzen
ſchlagen den Turnern freudig entgegen. Es iſt keine Senſationsluſt, die und ſagen dafür deutſchen Turnerdank. Herzlichen Gruß dem Vertreter
hier ihren Ausdruck findet, es iſt auch nicht allein die Genugtuung über der Stadt Darmſtadt, Herrn Bürgermeiſter Mueller, und warmen
den endlich zum Durchbruch gelangten Sommer, nein, es iſt die ſpontane Dank der Stadtverwaltung, die in überaus tatkräftiger Weiſe uns bei
freudige Zuſtimmung einer ganzen Bevölkerung zu der Arbeit und den der Geſtaltung des Feſtes unterſtützt hat. Mit beſonderer Freude und
Zielen der deutſchen Turnſache. Wie könnte es auch anders ſein?. Die Stolz grüßen wir unſere lieben Turnerführer, den erſten Vorſitzenden
den Körpers iſt heute zum Gemeingut aller geworden. Denn die Ge= turnwart der Deutſchen Turnerſchaft, Turnbruder Steding=Bremen, den
auf geiſtigem und kulturellem Gebiet. Die Körperarbeit, wie ſie die Kreisvertreter Pfeiffer=Wetzlar und Schill=Oſthofen, und die Kreisober=
Deutſche Turnerſchaft betreibt, ſichert aber zugleich die Ausbildung auich turnwarte Frey=Mainz und Friede Frankfurt. Wir grüßen unſeren
nung, der Selbſtbeherrſchung, des Gemeinſchaftsgefühls; ſie erzieht den Frauen, die uns durch Wort und Tat unterſtützt haben, herzlichen Dank.
Das neue Kreisbanner.
Dann ſprach
Vorderfeite: leicht getönte weiße Seide rechts und links:
rot=weiß=rote Längsſtreifen mit dem preußiſchen und heſſiſchen Wappen, durch die Frauen des Kreiſes und die Uebergabe an die Darmſtädter
oben ein roter Querbehang mit Goldfranſen, darauf in Goldſtickerei:
Gegr. 1859. Das mitlere Feld: oben das Zeichen der Deutſchen iſt dieſem Bericht eingefügt.)
Turnerſchaft in rot, dann 9. Kreis Mittelrhein in dunkelblauer (indigo)
Pet
Siiehehter Bone
UH4
Eabtasswaideli
Rückfeite: Seide dunkelgelb (altgold) Schrift in dunkelblau,
Entwurf von Kreisoberturnwart Frey; Ausführung: Fahnenfabrik
Krieg u. Schwarzer in Mainz.
und Stadt, darum begrüßt Sie das ganze Volk, das ja gerade in dem
ſpontanen Ausdruck ſeiner Empfindungen am zuverläſſigſten den
allge=
wukt, war ſomit — das darf man ja wohl auch in einem demokratiſchen Stadt die Gelegenheit gegeben haben, es in ihren Mauern zu ſehen und
möchte nicht unterlaſſen, dieſem ihren Dank auch ſichtbaren Ausdruck zu
dem und wiederholendem Wettkampf meſſen ſich die Kräfte, und dem macht haben. So habe ich die Ehre und Freude zu überreichen die
Turngemeinde Darmſtadt 1846; der Turngemeinde Beſſungen; der Turn=
Akademiſchen Turnverein „Alemannia”; ferner den Herren: Karl Roth,
Luckas. Heinrich Wenderoth. Ferdinand Heuer. Heinrich Langsdorf.
Endlich und nicht zuletzt die Preismünze der Stadt in Sil=
Meinem Dank ſchließe ich meinen Glückwunſch an und die Bitte.
deutſche Turnſache: Gut Heill!
Gauvertreter Roth
Gut Heil!” zum Gruß Euch, Ihr lieben Mittelrheiner und allen
Einſicht der Notwendigkeit der Leibesübung zur Erzielung eines geſun= der Deutſchen Turnerſchaft, Turnbruder Dr. Berger, den zweiten
Ober=
ſundheit des deutſchen Menſchen iſt ja die unerläßliche Vorbedingung Kreisvertreter des 10. Turnkreiſes, des Kreiſes Pfalz, und des 11.
für die Leiſtungsfähigkeit des Volkes auf allen Gebieten. Nicht zuletzt Kreiſes (Schwaben), unſeren geſamten Kreisausſchuß, an der Spitze die
anderer wichtiger Eigenſchaften, vor allem der freiwilligen Unterord= hochgeſchätzten Ehrenausſchuß und ſagen ihm und allen Männern und
Mut zu einem feſten Willen. Welche Arbeit im Intereſſe des Volls= Hervorragender Dank gebührt auch der Einwohnerſchaft Darmſtadts
und der Vororte Arheilgen, Eberſtadt und Griesheim, die unſee Turner
und Turnerinnen gaſtlich aufnehmen und durch Pflege edler
Gaſtfreund=
ſchaft ſich und ihre Vaterſtadt ehren.
So getragen von dem Vertrauen der mittelrheiniſchen Turnerſchaft
und mit Hilfe von Behörden und vielen Freunden, haben wir
Darm=
ſtädter Turner mit Einſatz unſeres beſcheidenen Könnons, aber mit
hin=
gebendem, begeiſtertem Herzen, dir, lieber Mittelrhein, die Stätte
be=
reitet, auf die du hintrittſt vor unſer Volk, um zu zeigen, wie du das
heilige Erbe Jahns gewahrt und gemehrt haſt. Mit dem heißen Wunſch,
daß das Werk zu Nutz und Frommen unſeres Volkes und unſerer
Tur=
nerſchaft gelingen möge, legen wir die Leitung des 33. Mittelrheiniſchen
Kreisturnfeſtes in die Hände der bewährten Führer des Kreiſes und
rufen: Dem Mittelrheinkreis und ſeinem 33. Kreisturnfeſt ein
drei=
faches „Gut Hekk!”
Kreisvertreter Pfeiffer
grüßte die Tauſende und übernahm im Namen der Kreisleitung das
33. Mittelrheiniſche Kreisturnfeſt, dem er beſten Verlauf wünſchte und
die tadelloſe Dunchführung gelobte. Die weihevolle Stunde, die durch
die Ortsleitung hier bereitet ward, ſchließt ſich würdig an das, was an
muſtergültiger Arbeit hier bisher geſchaffen worden iſt. Unſer heißer
Dank gekührt aber nicht nur der Ortsleitung, ſondern hier haben ſich
alle Kreiſe zuſammengetan, um das Feſt ſo durchzuführen, ſodaß
wir ſagen können, es wird nicht nur das glänzendſte Feſt
ſein, das wir bisher feiern konnten, es wird ein Markſtein in der
Geſchichte des Mittelrheimkreiſes bleiben. Wiv ſind begwißt worden
vom Staat, von den ſtädtiſchen Behörden. Aber nicht allein das. Was
wir hier hörten, war nicht die Erfüllung eines Dienſtauftrags; die
Worte, die wir hören durften, kamen aus dem Herzen und waren
ge=
tragen von warmem Gefühl und von tiefem Verſtändnis für unſere
deutſche Turnerſache. Wir wiſſen, daß man in Süddeutſchland und
beſonders in Heſſen ſchon lange dieſes Verſtändnis hatte, bevor andere
Staaten das bekundeten. Wir ſind dafür von ganzem Herzen dankbar.
Ebenſo der geſamten Bürgerſchaft Darmſtadts. Die Morgenröte
der Turnerei iſt angebrochen. Die Erkenntnis bricht ſich
immer mehr Bahn, daß Volk, Vaterland und Turnerſchaft ein
untrenn=
barer Begriff geworden ſind. Unſerem Dank, Turner, geben wir
Aus=
druck in dem Rufe.
„GutHeill dem Heſſenland und der Stadt Darmſtadt!”
An dieſen Feſtakt ſchloß ſich ummittelbar die
Weibe des Kreisbanners
Turnerſchaft. (Ein Bild des neuen Banners und kurze Beſchreibung
Fräulein Schmuck, eine Tochter des langjährigen Kreisvertreters
Seide geſtickt, unten die Wappen von Bayern u. Oldenburg GBirkenfeld), und Heſſiſchen Landesturninſpektors Schmuck, ſprach den Weiheſpruch.
Dann wurde das Banner feierlich enthüllt und von Herrn
Kalb=
henn im Namen der Darmſtädter Turnerſchaft in treue Obhut
über=
nommen. Der Nedner ſprach folgendes:
In tiefſter Ehrfurcht übernehme ich für die Darmſtädter
Turner=
ſchaft das Kreisbanner, das Symbol der engen Zuſammengehörigkeit
unſeres beſetztes und unbeſetztes Gebiet umfaſſenden Mittelrheinkreiſes.
Wir werden dieſes köſtliche Kleinod wahren und ſchützen und es in
ſicherer Hut zu dem nächſten Feſtort des Kreisfeſtes geleiten. Sein
Symbol als ein Wahrzeichen deutſcher Einigkeit innerhalb der
Deut=
ſchen, ſtets für Freiheit und Einigkeit werbenden Turnerſchaft, ſoll uns
immer heilig ſein. Die Arbeit der Deutſchen Turnerſchaft iſt Arbeit für
das deutſche Vaterland, und deshalb geloben wir:
Nichts kann uns rauben
Liebe und Glauben
Zu dieſem Land.
Es zu erhalten
Und zu geſtalten
Sind wir geſandt.
Mögen wir ſterben,
Unſeren Erben
Bleibt dann die Pflicht,
Es zu erhalten
Und zu geſtalten.
Deutſchland ſtirbt nicht!
Gemeinſamer Geſang des Liedes „Turnerei, Mut und Treu!”
be=
ſchloß die Feier. Der Zug ordnete ſich zum Abmarſch und wurde auf
dem Wege zur Feſthalle voran das neue Bamer, beſonders in der
von vielen Tauſenden flankierten Rheinſtraße, durch herzliche „Gut
Heil”=Rufe begrüßt und begleitet.
Die Feſthalle war bald darauf wieder überfüllt. Trotz polizeilicher
Abſperrmaßnahmen fanden mindeſtens 6000 Menſchen Platz. — Der
Abend war.
der Mittelrheiniſchen Turnerſchaft
gewidmet. Der „Einzug der Gäſte auf der Wartburg”, vom Städtiſchen
Drcheſter ſchneidig geſpielt, leitete den Abend ein. Dann brachten die
Sänger der Darmſtädter Turnerſchaft unter Friedel Fiſcher
Mendel=
ſohn=Bartholdys „Feſtgeſang an die Künſtler”, mit Orcheſterbegleitung
ganz ausgezeichnet zum Vortrag.
Dann ein intereſſanter Zwiſchenfall: Der Schöpfer der Feſthalle —
eigentlich alſo der Hausvater — Bürgermeiſter Buxbaum, ſuchte
vergeblich Platz für ſich und ſeine Familie. Er durfte ſich ſo überzeugen,
daß ſeine Halle — zu klein iſt. Er ſuchte und fand ſchließlich Afyl bei
der — Preſſe.
Im übrigen brachte der Abend eine Reihe hochintereſſanter und
neuartiger
Turneriſche Sondervorführungen
aus dem Gebiet des freien Kunſtturnens.
Den Reigen eröffneten Turnerinnen der Turngeſellſchaft
Koblenz mit ganz brillant gegebenen anmutigen aber turneriſch
diſziplinierten Stabübungen. Dann folgten meiſterhafte Vorführungen
der Akrobatenriege des Fechenheimer Turnvereins
1860. Was dieſe Kraftleiſtungen noch mit dem Turnen verband, war
ausſchließlich die ſchlicht zurickhaltende Aufmachung und Haltung und
das Fehlen des Flittertrikots; die glänzende Turnerdiſziplin. Anſonſten
dürfte dieſe ausgezeichnete Gruppe jederzeit im Zirkus oder Varieté
mit beſtem Erfolg auftreten. Was ſie leiſtete an Handſtand, Hand=auf=
Hand= und Kopfſtand und mannigfachen Kombinationen, kann auch von
Berufsakrobaten nicht überboten werden.
Eine gleich gute Leiſtung, aber auf dem Gebiete planmäßiger
körper=
ſtärkender Frejübungen brachten — ebenfalls turneriſche
Spitzenleiſtun=
gen — Turner des Turnvereins Sachſenhauſen und dann
boten Turnerinnen des Turnvereins Wetzlar Freiübungen aus
dem Gebiet rhyzthmiſcher Körperbewegungen in gelb und lila Kleidchen;
ein auch farbig recht ſchönes Bild, von dem man nur wiederholen kann:
Grazie und Anmut in ſeltener Harmonie gepaart. Und dieſer Eindruck
ſteigerte ſich bei der nächſten Nummer dieſer Vorführungen: Turnerinnen
des Turnvereins Rödelheim tanzten in weißen Kleidchen,
die übers () Knie gingen, einen Gruppenwalzer nach Strauß”
„Frühlingsſtimmen”, der ganz entzückend war und ſo ſpontanen Beifall
Sonnfag, den 31. Juli 1927
Nummer 210
Seite 6
auslöſte, daß die Leiterin der Gruppe ſich bewogen fühlte, mitzuteilen,
daß ſie dieſen entzückenden Walzer der künſtleriſchen Anregeung des
Herrn Loges=Mannheim verdanke, der auf dieſem Gebiete ſchon ſo
viel getan habe.
Vierzig Turnerinen des Turnvereins Groß=Gerau
brach=
ten Freübungen wieder anderen Stils, die ſowohl durch die Maſſe
wie durch die Originalität der Kombinationen und beſonders durch die
Exaktheit der Vorführungen ausgezeichnet wirkten. — Den Schluß der
Freüübungen brachten Turnerinnen der Turnvereine
Offen=
bach und Idſtein mit Keulenübungen, die ebenfalls ſehr gefielen.
Im weiteren brachte der Abend gemeinſame Liedgeſänge und
Wie=
derholungen.
Das Feſtſpiel
fand ſeine dritte Wiederholung mit ſteigendem Erfolge. Wieder wurde
der Dichter K. H. Göbel geehrt. Ebenſo die Hauptdarſteller, die
wir heute mit Namen nennen können. Es ſind dies in erſter Linie die
Herren Georg Jöckel (Erſter Bürger) und Ernſt Ludwig Göbel
(Turner), die ihre Rolle ſprechlich beſonders gut meiſterten, dann Gretel
Aßmuth (Turnerin), Chriſtian Liebig (Germane), Paula Opp
und Johanne Fiſcher (Bürgerin) Fritz Eigenbrodt, Fritz
Frank. Fritz Arras (Bürger), E. L. Stay, W. Rittweger
(Handwerker), Otto Wundenberg und Aug. Kaiſer (Turnvater
Jahn).
Die Brunnengruppen
der Turnerinnen der Turngeſellſchaft Darmſtadt fanden
wiederum rauſchenden Beifall. Sie bilden im Rahmen der
Schaudar=
bietungen zweifellos das Schönſte!
Nach dem Feſtabend wurde den nun wohl auf 20 000 angewachſenen
Beſuchern des Feſtes zum erſten Male neben den ſonſtigen
Unterhal=
tungen ein großes Feuerwerk auf dem Feſtplatz geboten.
M. St.
Der Turner=Feſtzug!
Darmſtadt lebt, Darmſtadt iſt erwacht, und die Turner
wer=
den zum Dank dafür einen Feſtzug zeigen, wie Darmſtadt noch
keinen erlebt hat. Faſt alle Straßen ſind herrlich geſchmückt. Es
iſt zu hoffen, daß einzelne Straßenzüge, die noch durch dürftigen
Schmuck auffallen, ihr feſtliches Gepräge im letzten Augenblick
verbeſſern. Das Zugsprogramm iſt im Straßenhandel ſowie in
der Parfümerie Müller für 10 Pfg. erhältlich und umfaßt 101
Nummern, wobei aber immer ein Gau als eine Nummer
gerech=
net iſt. Ein Gau umfaßt 15 bis 20 Vereine.
Die Aufſtellung des Zuges erfolgt in der Neckarſtraße und
Heidelberger Straße ſowie Nebenſtraßen um ½12 Uhr. Um
pünkt=
liches Eintreffen der Vereine wird höflichſt gebeten; nach ½1 Uhr
ankommende müſſen ſich am Schluſſe des Zuges ohne Muſik
an=
reihen. Das Signal zum Abmarſch des Zuges erfolgt 12 Uhr
50 Min., Punkt 1 Uhr iſt Abmarſch. Jeder Zugsteilnehmer muß
im Beſitz einer ſichtbar getragenen Eintrittskarte ſein. Die
Mit=
glieder der Darmſtädter Vereine können ihre Karten in der
Par=
fümerie Müller, Rheinſtraße 6, Wohnung ebenda ſelbſt, heute
Sonntag früh jeweils für den ganzen Verein abholen,
andern=
falls werden die Karten bei der Aufſtellung des Zuges von den
Ordnern ausgegeben.
Der Zug geht durch folgende Straßen: Rheinſtraße,
Markt=
platz, Ludwigſtraße, Ludwigsplatz, Schulſtraße, untere Karlſtraße,
Hügelſtraße, Wilhelminenplatz (Oſtſeite), Wilhelminenſtraße,
Heinrichſtraße Hoffmannſtraße, Riedlingerſtraße, Mühlſtraße,
Alexanderſtraße, Paradeplatz, Rheinſtraße, Feſtplatz. Die
Rhein=
ſtraße iſt deshalb doppelt gewählt, weil ein Gegenzug erfolgt,
damit ſich die Turner begrüßen können. Von Darmſtadt
betei=
ligen ſich außer den Turnern noch 27 Vereine ſowie der Heſſiſche
Sänger=Bund mit ca. 20 Vereinen mit wunderbar geſchmückten
Wagen, von welchen jeder einzelne eine Sehenswürdigkeit bildet.
Beſonders der am Schluſſe des Zuges bei der Darmſtädter
Turnerſchaft gehende Jahn=Wagen wird beſonders ſchön werden.
Der im Programm aufgeführte Heſſiſche Reiterverein mußte leider
ſeine Teilnahme abſagen.
Eine alte Zurnerfahne.
Unter den zahlreichen und alten Fahnen, die am heutigen Sonntag
von den Vereinen des Mittelrheinkreiſes der D.T. im Feſtzug in
Darm=
ſtadt mitgeſüihrt werden, verdient eine ganz beſonders beachtet zu
wer=
den, nämlich die alte Fahne des Frankfurter Turnvereins 1860, die zu
den älteſten erhaltenen Turnerfahnen zu rechnen iſt.
Der Frankfurter Turnve ein 1860 beſitzt in ſeinem Archiv neben den
bis ins Jahr 1837 zurückreichenden vollſtändigen Akten der
Raven=
ſtein’ſchen Turnanſtalt auch hochwichtige Urkunden und Aufzeichnungen
der alten Frankfurter Turngemeinde aus den vierziger Jahren und
be=
trachtet ſich aus vielerlei Gründen trotz ſeines Gründungsdatums vom
Jahre 1860 als Fortſetzer der alten Frankfurter Turngemeinde. So
übereichte im Mai 1860 das Mitglied Auguſt Bauer dem Turnverein als
dem Crben der alten Tradition die Fahne der früheven Turngemeinde,
die er ſeit 1850 durch mancherlei Fährniſſe wie polizeiliche Hausſuchungen
und dal. mehr, in die neue Zeit hinüber gerettet hatte. Aus den
er=
halten n Protokollen und Briefen ergibt ſich, daß die Mitglieder der
Turngemeinde ſchon 1842 mit der Abſicht umgingen, ſich ein äußerlich
ſichtbares Zeichen ihrer engen Zuſammengehörigkeit zu ſchaffen. Zwei
Frankfurter Maler, E. Hickmann und der ſpäter ſo beuühmt gewordene
Anton Burger, ſtellten ſich in den Dienſt der guten Sache und
arbei=
teten verſchiedene Entwürfe aus, die ebenfalls z. Zt. noch erhalten ſind.
Aber erſt zu Ende des Sommerhalbjahres 1844, beim Schauturnen
am 8. September, konnte die neue, kunſtvoll gemalte Fahne feierlich
über=
reicht und eingeweiht werden, wobei der Redner mit eindringlichen
Worten die Turner ermahnte, ſtets der Sinnbilder der Fahne: Deutſche
Kraft und Würde zu gedenken.
Die Vorderſeite der Fahne zeigt eine Teutonia mit dem Schwert
in der Hand, auf einen Löwen geſtützt und umgeben von Fahnen und
den verſchiedenſten kriegeriſchen Emblemen; das Ganze umrahmt ein
Eichenkranz, in denen die bekannten Turnerworte: „Friſch, fromm,
fröh=
lich, frei” auf rot=weißem Bend eingeflochten ſind.
Die Rückſeite ſchmückt der bekannte Frankfurter Stadtadler.
Dieſe Fahne blieb bis 1865 auch das einzige Banner des neuen
Turnvereins und wurde auf allen Deutſchen Turnfeſten, zum erſten
Male auf dem Koburger Turnfeſt 1860, und ſonſtigen Feſtlichkeiten
vorangetragen. Im Laufe der Jahrzehnte hatte ſich naturgemäß ſtark
Not gelitten und war teiliveiſe in kleine Fetzen zerfallen. Dem weiteren
Zerſtörungswerk wurde nun in äußerſt dankenswerter Weiſe von dem
Jubilar des Vereins, Herrn Karl Maurer, begegnet: er ließ von
ſach=
verſtändiger Hand unter Zuhilfenahme der alten Entwürfe die ſämtlichen
Teilchen in langwieriger Arbeit zuſammenfügen, auf Gaze aufziehen und
kunſtvoll verwahren, den Reſt aber entſprichend fſkizzieren, ſodaß, gegen
das Licht beſehen, die alten, in ihrem Grundton und Stoff glänzend
erhaltenen Stücke vollkommen hervortreten und von der Pracht und
harmoniſchen Farbengliederung der urſprünglichen Malerei beredtes
Zeugnis ablegen.
So iſt das Heiligtum jener freiheitsbegeiſterter Turner zu neuem
Glanze erſtanden und ſoll auch fernerhin als koſtbares Vermächtnis der
Väter, ein Sinubild deutſcher Turnertreue und Manneswürde, dem
Dr. Waßmuth.
Verein in Freud und Leid voranwehen.
— Der Gedenkſtein für den verſtorbenen Turnerführer Schmuck auf
dem Alten Friedhof wurde von der Firma Scholl u. Sohn
aus=
geführt.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadt, 31. Juli.
Die Beleuchiung der Siadt
anläßlich des großen Turnfeſtes war geſtern abend zum erſten Male
in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Die großartige Illumination,
die wohl bisher kaum ihresgleichen finden dürfte, hatte namentlich in
der oberen Rheinſtraße ihren Höhepunkt, wo das Monument in
feen=
haft rot=weißerBeleuchtung erſtrahlte. Die ſämtlichen umliegenden
Ge=
bäude trugen ebenſolchen Beleuchtungsſchmuck, ſelbſt die beiden Brunnen
waren in ſinniger Weiſe beleuchtet. Die ganze Rheinſtraße bis zur
Neckarſtraße erſtrahlte taghell von Tauſenden kleiner weißer
Glüh=
birnen. Die Illumination in Darmſtadt kann einen Vergleich mit allen
ähnlichen zum ihrem Vorteil ſtandhalten. Zu dieſer einheitlichen
Be=
leuchtung der Stadt haben die Behörden und eine große Anzahl von
Geſchäftsleuten das ihrige getan, durch feſtlichen Lichterglanz das
Stadt=
bild bei Nacht zu verſchönern. Eine übergroße Menſchenmenge erfreute
ſich geſtern abend an dem herrlichen Anblick, der wohl noch einige
Abende zu genießen ſein wird. Wir möchten jedem Einzelnen wünſchen,
ſich an dem ſchönen Anblick des feſtlich beleuchteten Darmſtadt zu
er=
götzen.
— Ernannt wurden: am 15. Juli die Kriminalwachtmeiſter Auguſt
Wichmann und Paul Müller, zu Offenbach, Heinrich Keimp
und Franz Gladel zu Darmſtadt, Karl Hofmann und Ernſt
Glänzer zu Gießen, Wilhelm Kornrumpf zu BadNauheim,
Philipp Roßmann zu Viernheim zu Kriminalſekretären, ſämtlich
mit Wirkung vom 1. April 1997; am 18. Juli der Kanzliſt beim
Amts=
gericht Gernsheim Heinrich Peter Auguſt Wendeberg, zum
Ober=
aſſiſtenten.
— Offene Stelle. Die Amtsgehilfenſtelle bei dem
Amts=
gericht Friedberg iſt zu beſetzen. Bewerbungen nur bereits angeſtellter
Amtsgehilfen ſind bis 10. Auguſt d. Js. bei dem Juſtizminiſter
einzu=
reichen.
— Evangeliſch=kirchliche Nachricht. Durch die Kirchenregierung wurde
der durch den Landesausſchuß der Anſtalt für Epileptiſche erfolgten
Ernennung des Pfarrers Otto Schneider zu Offenbach auf die
evangeliſche Pfarrſtelle an der Anſtalt die Beſtätigung erteilt.
— Jubiläen. Drei Angehörigen der Firma Goebel, A.=G. und
zwuar den Herren Hauerwas, Drehermeiſter aus Offenbach; Kilb,
Montagemeiſter, aus Offenbach und Luley, Hobler, aus Darmſtadt,
wurden von dem Herrn Reichspräſidenten Glüchwunſch= und
Anerken=
nungsſchreiben für über 40jährige, ununterbrochene, treue
Dienſt=
leiſtung übermittelt.
— Hohes Alter. Am Dienstag, 2. Auguſt, begeht Herr Wilh. Mohr,
Feldbergſtraße 32, in voller Rüſtigkeit ſeinen 80. Geburtstag.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſiſchen Landestheaters
(Leitung Direktor Adalbert Steffter). Heute Sonntag finden zwei
Vor=
ſtellungen ſtatt. Abends 8 Uhr gelangt die Schlager=Operette „Die
Zir=
kusprinzeſſin” von Emmerich Kalman mit Erik Wirl als Gaſt zur
Auf=
führung. Als Nachtvorſtellung wird um 11 Uhr zu kleinen Preiſen von
1—3 Mk. zum letzten Male der Schwank „Der Meiſterboxer” von
Schwartz und Mathern gegeben. — Morgen Montag (6
Abonnements=
vorſtellung für Montags=Mieter) und täglich abends 8 Uhr finden
Wie=
derholungen der Operettenneuheit. Die Zirkungsprinzeſſin” mit Eril
Wirl als Gaſt ſtatt. — Es wird ſchon heute darauf hingewieſen, daß
die diesjährige Sommerſpielzeit bereits am 21. Auguſt endet.
— Ausſtellung „Darmſtädter Gruppe”, Kunſthalle am Rheintor.
Die Ausſtellung erfreut ſich weiterhin eines eingehenden Intereſſes beim
Publikum; es wurden noch verkauft: von Nichard Walter „
Ziegel=
hütte” (Zeichnung); der Verkauf zweier Oelgemälde ſteht kurz vor dem
Abſchluß. Wir weiſen außerdem darauf hin, daß anläßlich des
Turn=
feſtes die Ausſtellung am heutigen Sonntag nur von 10 bis 1 Uhr
ge=
öffnet iſt.
Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Mittwoch,
den 3. Auguſt, nachmittags 6 Uhr, im Saalbau Gartenſaal) iſt folgende
Tagesordnung feſtgeſetzt: 1 Polizeiverordnung über die
Beſchaf=
fenheit und den Betrieb von Anlagen zur Unterbringung von
Kraft=
fahrzeugen. 2. Durchführung des Bauprogramms 1997; hier:
Gewäh=
rung von Baudarlehen für Privatbauten. 3. Mitteilungen.
— Odenweldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Jür die
Wanderun=
gen der Turnerſchaft am Dienstag, den 2. Auguſt, hat neben
anderen hieſigen Wandervereinen auch der Odenwaldklub zwei
Wande=
rungen zu führen übernommen. Wir verweiſen auf die heutige
An=
zeige und bitten unſeue Mitglieder, die ſich an dieſem Tage freimachen
können, ſich hieran zu beteiligen.
— Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 hat auf vielſeitige Anregung
auf ihrem Sportplatz eine Zuſchauertribüne zur Beſichtigung des
Feſt=
zuges errichten laſſen. Die Benutzung derſelben wird beſtens
empfoh=
len. Die Preiſe, welche mäßig gehalten werden, werden beim Eintritt
mitgeteilt. Siche Anzeige.
— Konzerte. Auf die beute mittag gegen 11.45 Uhr auf dem
Parade=
platz und abends von 6 Uhr ab im Garten der Vereinigten Geſellſchaft
(Rheinſtraße) ſtattfindenden Konzerte des Muſikkorps der
Freiwil=
ligen Feuerwehr Neu=Iſenburg (in Uniform) ſei an
die=
ſer Stelle nochmals hingewieſen. Das Orcheſter unterſteht der Leitung
des Herrn Obermuſikmeiſters M. Weber.
— Freireligiöſe Gemeinde Darmſtadt. Die für heute Sonntag
an=
geſetzte Tageswanderung mußte unterbleiben und wird am
nächſten Sonntag — gutes Wetter vorausgeſetzt — unternommen.
Kunſinotizen.
Ueber Werſe, Künſier oder künffieriſche Vtranftaltungen, deren im Nachſfehenden druchnung
geſchleht, behält ſich die Redatfion ihr Urtell vor
— Palaſt=Lichtſpiele. „Der rote Pirat”. Der fidele
Seeräuber mit Rod la Roeque in der Hauptrolle. Die Preſſe
ſchreibt: „. . eine tolle Kiſte . .. die .. beſonders gegen das Ende
hin durch einen Wirbel von Einfällen bezwingt und überrumpelt.
Ein ſehr wirkſamer Schlager. (Reichsfilmblatt.) — „.. Der Ulk
er=
reicht ſeinen Höhepunkt, wenn zur Beſiegung eines vollkommen
abge=
wrackten alten Segeldreimaſters, ein rieſiges Heer mit
Flugzeuggeſchwa=
dern, Panzerkreuzern, Torpedobooten und beträchtliche Landſtreitkräfte
mobiliſiert wird. Neue Zeit.) — Das quirlt und wirbelt
von bizarren Einfällen durcheinander und läßt einen nicht aus dem
Lachen heraus.” (Licht=Bild=Bühne.) — Im Beiprogramm: „Die
Bräutigame der Babette Bomberling”.
. .. ein
köſt=
liches Luſtſpiel ... höchſt humoriſtiſch aufgebaut und vermittelt äußerſt
beluſtigend das emſige Suchen der Frau Neureich nach einem Mann
für ihre 18jährige Tochter Babette . . (Liegnitzer Tageblatt.) —
nette Einfälle und geſchickte Beherrſchung der jeweils gegebenen
Situa=
tionen . . ., daß man es hier mit einem recht guten Publikumsfilm zu
tun hat der allerorten ſeinen Weg machen dürfte. An Heranziehung
beſter Darſtellerkräfte wurde nicht geſpart. (Süddeutſche Film=Ztg.)
* Des Fliegers Heimgang.
Unter den höchſten fliegeriſchen Ehren wurde geſtern der
jugendlich=
friſche Pilot Rudolf Dverr zur letzten Ruhe gebettet. Welch
ſtarker Sympathie der junge für ſeinen Beruf Dahingegangene allſeits
teilhaftig wurde, bewies die ſtarke Beteiligung an der
Trauerfeierlich=
keit, die den ſchwergeprüften Hinterbliebenen ein lleiner Troſt ſein
wird, wenn auch nur die Zeit über den unerſetzlichen Verluſt
hinweg=
helfen kann. Die Einſegnung fand zunächſt in der Friedhofskapelle
ſtatt, in der ganz unter Kränzen verdeckt der tote Pilot aufgebahrt
war. Die nächſten Angehörigen und viele Leidtragende nahmen in
tiefer Trauer an der Trauerfeier teil, die unter ernſten Gebeten und
einem zu Herzen gehenden Nachruf von D. D. Peter Brunner,
Priv.=Doz, an der Landesuniverſität Gießen, gehalten wurde. Er
ſpen=
dete den Hinterbliebenen Troſt, indem er auf Gottes unerforſchlichen
Ratſchluß hinwies, der den jungen Piloten ſo unerwartet zu ſich
ge=
rufen hat. Seine Liebe und Güte waltet über den Menſchen, und
gerade die, die er liebt, ruft er zu ſich. Das Andenken des jungen
Piloten wird nicht nur bei ſeinen Angehörigen, ſondern bei all denen,
die den pflichtreuen und unerſchrockenen Flieger kannten, unvergeſſen
bleiben. Nach dem feierlichen Segen wurde der Sarg zur letzten
Nuheſtätte geleitet, wo, nach Einſegnung des Grabes und Gebeten,
zahlreiche Kränze niedergelegt wurden. Es legten u. a. Herr
Bürger=
meiſter Mueller mit den Worten: „Die heſſiſche Flug=A.=G. denkt
in Wehmut ihres jungen Piloten, der im Dienſt der Deutſchen
Luft=
fahrt ſein Leben ließ; Ehre ſeinem Andenken”, einen Kranz nieder,
ferner Vertreter der Heſſiſchen Flugbetriebs=A.=G., Darmſtadt, der
Deutſchen Lufthanſa, Berlin, der Deutſchen Lufthanſa Flugleitung
Frankfurt a. M. der Südweſtdeutſchen Luftverkehrs=A.=G. Frankfurt,
und der Flugſchule Boblingen. Drei Flieger kreuzten während der
Trauerfeier mit Trauerfloren über dem Friedhof, und zwar ein
Ver=
kehrsflugzeug der Deutſchen Luſthanſa, ein Sportflugzeug der
Akade=
miſchen Fliegergruppe und ein Sportflugzeug der Heſſenflieger. Der
Heſſenfliegewverein ließ einen Kranz abwerfen von einem ſeiner, dicht
über den Bäumen dahinbrauſenden Flugzeuge. Auch das
Kursverkehrs=
flugzeug Frankfurt—Stuttgart führte über der letzten Ruheſtätte des
Verſtorbenen eine Ehrenrunde aus.
Mit dem Ausflugsſonderzug der Reichsbahndireltion
Mainz nach dem Bodenſee.
Was wiſſen wir Mittelrheiner vom Schwarzwald, von ſeinen
maieſtätiſchen Tannen, ſeinen ruheſpendenden Tälern, ſeinen luftigen
Höhen, von denen eine unvergleichliche Ausſicht den Blick an die Vogeſen
heftet, mit den Hochalpen verbindet?. Was haben wir ſchon vernommen
von der Romantik der Schwarzwaldbahn, die in kühnen Serpentinen
und tiefen Tunnels bei Triberg und Schönwald on unvergleichlichen
Waſſerfällen vorbei zur Höhe emporklettert und ſich himabwindet über
Donaueſchingen am Hohentwiel vorbei, nach Konſtanz?. In den See
hinein gebaut iſt die Stadt wo drüben am ſchweizer Ufer der Alemanne
dem deutſchen Bruder die Hand reicht. Drei Perlen hat der
Boden=
ſee: Konſtanz, die alte, Lindau die ſchöne, Bregenz, die gemütliche Stadt,
jede ein Typ, jede ein Glanzſtück. Kennſt Du das Land nicht, danm
lerne es kennen! Kennſt Du es, dann wirſt Du gern Erinnerungen
wieder wach werden laſſen und gerne mit dem Sonderzug der
Reichs=
bahndirektion Mainz vom 13. bis 15. Auguſt zum Bodenſee fahren.
Wir kennen alle die gut bearbeiteten Reiſepläne für ſolche Fahrten.
Früh am dreizehnten geht’s los: Bergſtraße und Schwarzwald entlang
bis Offenburg, Hornberg, Triberg, um bereits 16.36 Uhr die Fahrt in
Konſtanz vorläufig zu beenden. Nach einigen Stunden Ruhe im
Quar=
tier, für das ein Schein ſchon während der Fahrt ausgegeben wird,
dient der Abend einem Beſuch des Stadtgartens am beleuchteten
See=
ufer. Der 14. Auguſt hat Ruhe und Genuß, Genuß in der Ruhe An
dieſem Sonntag vormittag wird — ganz beſtimmt beim ſchönſten Wetter
— um 9 Uhr der Dampfer zur Seerundfahrt ſtarten. Lindau wird
11.3 Uhr erreicht. Nach mehrſtündigem Aufenthalt, der genug Zeit
zur Beſichtigung der Stadt und eigenen Reſtaurierung bietet, geht es
14 Uhr weiter nach dem öſterreichiſchen Bregenz. Der Aufenthalt hier
dauert fünfviertel Stunden; 15.30 Uhr gehts weiter, um über
Meers=
burg (eine Stunde Aufenthalt) um 19 Uhr wieder in Konſtanz
einzu=
treffen. Die ganze Bodenſefahrt koſtet nur 4,10 RM. Am Abend
finden ſich die Teilnehmer wieder im Stadtgarten. Am Montag den
15. Auguſt, fährt der Zug bereits 6.20 Uhr ab Konſtanz über Singen
bis Donaueſchingen. Aber jetzt gibt’s einen Sondergenuß: Es geht mit
der Höllentalbahn nach Freiburg, wo von 10.50 Uhr bis 16.30 Uhr
reichlich Gelegenheit geboten iſt, die Oberrheinmetropole mit ihrem
her=
vorragenden Münſter in Filigranarbeit zu würdigen. Abends iſt man
nicht allzu ſpät wieder in der Heimat. Gibt’s da noch viel zu
über=
legen?. Den Geldbeutel überprüft und dann los. Mit St. Petrus
beſteht Sonderverbindung, ſo daß wir vor Ueberraſchungen ſicher ſind.
Alſo auf zum Bodenſee!. Die amtlichen Bekanntmachungen und die
Aushänge auf den Bahnhöfen beſagen alles weitere.
— Wanderklub „Falke‟ 1916. Am Sonntag, den 7. Auguſt, iſt eine
Familien=Wanderung an den Rhein vorgeſehen, welche uns nach einer
Bahnfahrt bis Bingen, zunächſt in zirka 3—4ſtündigem Marſch über
Bingerbrick durchs herrliche Morgenbachtal nach Trechtingshauſen
füh=
ren wird. Von hier bzw. Aßmannshauſen ſoll alsdann mittels
Dampf=
ſchiff bis nach Sankt Goar gefahren werden, um nach kurzem Aufenthalt
ebenfalls zu Waſſer rheinaufwärts nach Bingen zurückzukehven. Hierbei
iſt ausgiebig Gelegenheit vorhanden, den Rhein ſowie ſeine Umgebung
in ſeiner ganzen Schönheit kennen zu lernen, ſo daß wir hoffen, daß alle
diejenigen, welche noch keine Gelegenheit hatten, dieſe Stätten kennen zu
lernen, ſich einfinden. Gäſte ſind herzlich willkommen.
— Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Donnerstag abend Vortragsabend im „Eintracht‟=Saal,
Eliſa=
bethenſtraße 12. Es ſpricht Herr Rudolph Anton über „Heſſiſche
Für=
ſtenfrauen”.
dfätfiääkt
u
A
Lafz
V
Tageskalender für Sonntag, den 31. Juli 1927.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends 8 Uhr: „Die Zirkusprinzeſſin”. — Abends 11 Uhr:
Nachtvorſte
Kunſt” — Mathildenhöhe, von 10—19 Uhre Ausſtellung
„Neue Kunſt”. — 33. Mittelrheiniſches Kreisturnfeſt nachmittags
1 Uhr: Feſtzug. — Feſthalle, abends 8 Uhr: Feſtabend. —
Feſtplatz: Konzert und Tanz. — Konzerte: Schloßkaffee,
Café Rheingold, Hotel=Reſt. Schmitz, Park=Cafe, Café=Reſtaurant
Waldſchlößchen, Bismarck=Eck, Frankfurter, Hof, Rummelbräu, Neues
Schießhaus, Hotel Prinz Heinrich, Vereinigte Geſellſchaft,
Haupt=
bahnhof=Reſtaurant. — Perkeo, Alexanderſtraße, abends 8 Uhr:
Thüringer Volksſänger. — Kinovorſtellungen: Union,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
At
EORKUn, VUIST, MORDERNEV, LANGE0OG, SPIEKER006, WANGERAOGE, UFELTEL.RTSRAUEA
ELGOLAND, CUAHAVEN, BÜSUM, ST. PETER-ORDING, WiTTDÜN, WESTERLAHR
Nach allen Nordsccbädern besteht durchgehende Personen- und Gepäckabfertigung. Fordern Sie durchgehende Fahrkarten nach
J—n Nordssebädern, Konnen Sie sie nicht erhalten, so teilen sie dies dem Verband Deutscher Nordseebäder in Norderney mit.
PROSDEKTE und FRIIRTLNFig unentgeltlich durch die
Badever-
waltungen und Reedereien sowie alie Reise- und VerkahrckNr-"
Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927
Seite 7
Aus Heſſen.
Starkenburg.
em 1
die Vog
vernomm
ergleichliche
In den 6s
Griesheim, 30. Juli. Die hieſige Bürgermeiſterei macht in einer
zurmtmachung darauf aufmerkſam, daß die Hausanſchlüſſe an
WBaſſerleitung in alernächſter Zeit reſtlos zu Ende geführt werden
ſin, und ſetzt den Termin für neue Anſchlußanträge auf den 6. Auguſt
73. feſt. Es empfiehlt ſich deshalb, dieſen Termin einzuhalten,
die verſpätet eingehende Anträge eine Gewähr für alsbaldigen
An=
ſi, nicht übernommen werden kann und ſich die Nachzügler dann
hussſichtlich bis zum nächſten Frühjahr gedulden müſſen —
Son=
dii ebäudeſteuer für 1927. Hilfsbedürftigen Mietern und
ussigentümerm kann gemäß Artikel 10 der Verordnung vom 10.
Ar. 1996 eine beſondere Mietunterſtützung gewährt werden. Perſonen,
dwit Rückſicht auf ihre Verhältniſſe Anſpruch auf eine ſolche
Miet=
tützung erheben zu können glauben, ſind von der Bürgermeiſterei
gsordert worden, ihre Anträge bei der Bürgermeiſterei Zimmer
* zu ſtellen. Die Entgegennahme der Anträge erfolgt während
Bormittags=Dienſtſtunden, und zwar: Montag, den 1. Auguſt, für
ſAruchſtaben 4—D; Dienstag, den 2. Auguſt E—G; Mittwoch, den 3.
giſt H—K; Donnerstag, 4. Auguſt L—M; Freitag, den 5. Auguſt
K:: Montag, den 8. Auguſt R—S; Dienstag, den 9. Auguſt T—Z.
* Landesſteuerbeſcheid, für 1927 iſt vorzulegen; Rentenempfänger
ſbei, auch ihren Rentenbeſcheid und Mietunterſtützungsempfänger von
6 mußerdem die entſpwechende kreisamtliche Verfügung mitzubringen.
orn B. d8. Mts, vormittags, ereignete ſich an der Bürgermeiſterei
ſe 1—nfall, der leicht ſchwere Folgen hätte nach ſich ziehen können,
ſe— ein Fuhrwerk die Pfungſtädter Straße und ein hieſiger
Motor=
ſufcHrer im ſchnellen Tempo die Hintergaſſe heraus fuhr. Durch
allzu=
ſe es Fahren hatte der Führer die Geiſtesgegenwart verloren, konnte
ſ tzurve nicht mehr nehmen und rannte mit voller Wucht gegen die
Mftſſungsmauer des Kriegergärtchens vor der Bürgermeiſterei. Außer
ſeus verbeulten Rad hate der Fahrer keinen beſonderen Schaden zu
Mrchnen.
Eberſtadt, 30. Juli. Noch ein Täter faſtgeſtellt. Dem
ſhiren Schutzmann Leining gelang es geſtern, einen weiteren jungen
Am aus Beſſungen feſtzuſtellen, der an dem nächtlichen
Stvaßenüber=
ſ on der Villenkolonie beteiligt war. Der juge Mann betätigte ſich
= als Gurkenhändler, die er in den Straßen zum Verkauf ausrief.
A wourde von dem Beamten in ein ſtrenges Kreuzverhör genommen.
teiner Durchſuchung ſtellte ſich heraus, daß der Täter die geraubte
ie Wdes Ueberfallenen bei ſich trug. Sie wurde ihm ſelbſtverſtändlich
gewommen.
Gberſtadt, 29. Juli. Geht baden! Unter der Deviſe „Jedem
zuſchen ſein Bad!” macht die hieſige Gemeindeverwaltung gegenwärtig
byaganda für ihren Bäderbetrieb. Insbeſondere hat ſie an den
bindet ich iz ellen Aushängekäſten für amtliche Bekanntmachungen, in Lokalen,
ſruſchaften uſw. Plakattafeln angebracht, die auf die Vorteile des
ngerrichteten, auch für das Publikum freigegebene Schulbad, das
tmenbäder und dergl. abgibt, binweiſen. Infolge des wärmeren
twgers iſt das iöylliſch gelegene Freibad im Mühltal in den letzten
zun ſtark beſucht geweſen. Während der Schulzeit werden die
Schul=
drr unter Leitung ihrer Lehrer, bzw. Lehreuinnen geſchloſſen baden
üiturt.
* Groß=Bieberau, 30. Juli. Der letzte Ferkelmarkt war mit nahezu
Stück beſchickt. Das Paar koſtete 25 bis 30 RM. Der nächſte Markt
eirſt am 8. Auguſt.
* Dieburg, 30. Juli. Auflöſung des Sanitätsvereins.
ſchiöem durch Beſchluß der außerordentlichen Generalverſammlung die
nel Arztwahl abgelehnt wurde und ein anderer Ausweg nicht möglich
n. iſt der Sanitätsverein Dieburg nach einer Mitteilung des
Vor=
niches als aufgelöſt zu betrachten.
* Neunkirchen, 30. Juli. Verpflichtung. Zum Polizeigehilfen
Wdie Gemeinde Neunkinchen iſt Balthaſar Schneider verpflichtet
irwen.
* Waldmichelbach, 29. Juli. Schulhausweihe. Der 23. Juli
entet einen Markſtein in unſerer Ortsgeſchichte. Da weihten wir in
enaus ſchöner, ſinniger Weiſe unſer neues Schulhaus ein, das der
ihirre Leiter unſeres Kreisbauamts erbaute. Unſer Odenwaldſtädtchen
hun regen Anteil an der Weihe und bekundete dies auch äußerlich durch
ſnugenſchmuck. Ueber ein halbes Jahrhundert reicht der Plan zum
luneau zurück, und der Kenner hieſiger Schulverhältniſſe bedauerte ſchon
ſmer die ſeitherige unhaltbaren ſchlimmen Zuſtände. Aber, was lange
chat, wird endlich gut. Dieſes Sprichwort bedarf ſogar diesmal einer
ſeigerung. Ja, die hieſige Gemeinde baute dem jungen Geſchlechte ein
iriſtattliches Haus, das infolge ſeiner allerneuzeitlichſten Einrichtungen
weiteſten Umkreiſe ſeinesgleichen nicht findet und Anſpruch darauf
heigen darf, zu den ſchönſten des Landes gerechnet zu werden. Ein
tarer Artikel wird Genaueres über die Innenausſtattung bringen.
um die herrliche Lage, das ganze Dorf beherrſchend, und Licht, Luft
deWärme von allen Seiten Zutritt gewährend, bedarf beſonderer
Er=
ehmung. Einen ſchöneren Platz hätte wohl die Gemeinde kaum
wieder=
ſdan können. Gleich nach 2 Uhr verſammelten ſich die Schulkinder
tſchen Spitzen der Behörden, vielen geladenen Gäſten und den
Orts=
umohnern am freien Platze und nach einem Feſtzuge mit
Muſikbe=
eſtung hielt der 1. Vovſitzende des kath. Schulvorſtandes am freien
ase inmitten der alten Schulhäuſer denſelben mit treffenden kernigen
ſontten die Abſchiedsrede. Sie wurde umrahmt von entſprechenden
Ab=
isosliedern, welche die 4 vereinigten Schulklaſſen gut zum Vortrage
gaöten. Nun zog der Feſtzug vor das im Feſtſchmuck prangende neue
hu lhaus. Die Muſikkapelle leitete die Feier durch Beethovens Lied:
di. Himmel rühmen” ſtimmungsvoll ein. Unſer Ortsoberhaupt
er=
inste darauf den Reigen der vielen Anſprachen mit herzlichen
Be=
ün ungsworten. Man konnte dem geſchulten Redner die Freude
aü ber nachempfinden, daß er ein Schmerzenskind ſeiner Gemeinde
uus in ſeiner ideaglen Vollendung ſeinem Zwecke übergeben konnte. In
ehr oder weniger langen Reden wurde nun das Haus vom
Kreisbau=
nil den beiden hieſigen Schulvorſtänden übergeben. Der 1 Vorſitzende
s wangeliſchen Schulvorſtandes, dem als letzter die Schlüſſel des
uffes übergeben wurden, ſprach eingehender über Entſtehung und
vtck des neuen Hauſes und unterſtrich mit allen Vorrednern, welch
ſöhres, bleibendes Werk die Führer der hieſigen Gemeinde ſich durch
eſts Kunſtwerk erſten Ranges ſelber ſetzten, ermahnte zum ferneren
zſurmmenwirken von Schule, Kirche und Elternhaus und daß dieſes
us fernerhin ſo gut erhalten bleiben möge wie es heute
über=
bom worden ſei. Unter Glockengeläute ſprach darauf der ev. Geiſtliche
eſiliche Weiheworte, die ſich um das Wort drehten: Die Furcht des
emrn iſt die Zucht zur Weisheit. Sehr ſtimmungsvoll wirkte hieran
iſtchließend das vom Kinderchor geſungene Lied: Lobt froh den Herrn!
ſicht unerwähnt aber dürfen bleiben 2 größere Prologe von 2
Schüle=
nmen ausgezeichnet vorgetragen, die Ziel und Aufgabe der Schule
r). die dankbare Geſinnung der Schule gegenüber der Gemeinde
be=
npren. Doch wurde der Dank von ſeiten der Schule nochmals
be=
nd ers ſymboliſch gekennzeichnet durch einen großen Roſenſtrauß, den
ne. Schülerin mit ſchönen paſſenden Worten in Versmaß dem rührigen
usoberhaupt überreichte. Denn dieſem weitſchauenden,
erfahrungs=
ſiſtven Manne mit ſeinem in Schulfragen größtes Verſtändnis zeigenden
eyneinderate verdanken Lehrer und Schüler es in allererſter Linie, daß
munmehr eine ſo herrliche, geſunde Arbeitsſtätte beſitzen, in dem
erl ken, Fühlen und Wollen des jungen Menſchengeiſtes ſich unvergleich=
91 beſſer formen laſſen, als in den ſeitherigen engen, dumpfen
Räu=
en. Alles in allem: Das vortrefflich ausgewählte Programm und die
pur hieſigen Lehrerkollegium und ehemaligen Lehrperſonen unſerer
chule ſelbſt verfaßten gedankenreichen Prologe und Lieder gaben ſich
Kühe, das ſtattliche Weihekind gebührend zu ehren. Mögen nun all die
tilgen ſchönen Worte, die an dieſem Tage geſprochen wurden, in die
umgeſetzt werden. Das wird aber gewißlich dann geſchehen, wenn
chüüler und Lehrperſonen ihre Kraft und Stärke täglich da ſuchen,
e ſie allein zu finden iſt: Droben über den Sternen! Denn an Gottes
deieren iſt alles gelegen!
Hetzbach, 30. Juli. Schwerer Motorradunfall. In
der Nähe der Marbach fand heute nachmittag ein Zuſammenſtoß zwiſchen
einem Motorradfahrer und einem Auto ſtatt, wobei der Motorradfahrer
unter das Auto zu liegen kam, er trug mehrere Beinbrüche davon. Frau
und Kind, die die Fahrt mitmachten, kamen mit leichteren Verletzungen
davon. Worin die Urſache des bedquerlichen Unfalles zu ſuchen iſt, ſteht
zurzeit noch nicht feſt.
* Aus dem Odenwalb, 30. Juli. Kohlenmeiler. Die
aufſtei=
genden Rauchſchwaden kündigen nun wieder den in der Nähe
wohnen=
den Odenwaldhewohnern an, daß die ſog. „Kohlenbwemer” ihre Arbeit
wieder aufgenommen haben. Sie beſchäftigen ſich jetzt mit dem
Auf=
ſetzen und Abbrennen der „Kohlenmeiler”, ein ungewohntes Bild für den
Odenwaldwanderer. Die erzeugten Kohlen werden faſt ausſchließlich in
der Induſtrie verwendet. Das Bügeln mit Holzkohlen hat ſich überlebt.
Die Kohlenbnenner werden aber immer ſeltener und ſind auf den „
Aus=
ſterbeetat” verſetzt.
* Aus dem Gorxheimer Tal, 30. Juli. Schadenfeuer. Auf
bis=
her noch unaufgeklärte Weiſe ſtand plötzlich die Scheuer des Landwirts
Kohl=Herlemann in Tröſel in hellen Flammen und brannte trotz
Ein=
greifens von Feuerwehren bis auf die Grundmauern nieder. Das Vieh
konnte mit knapper Not noch gerettet werden. Ein großer Vorrat von
Heu und Stroh fiel der Vernichtung anheim, weswegen der Schaden ſehr
groß iſt. Es wird Brandſtiſtung vermutet.
N Fürtb (Odenwald) 30. Juli. Seinen 80jährigen
Geburts=
tag feiert am 1. Auguſt ein alter Jünger Gutenbergs. Herr
Buch=
druckereibeſitzer J. A. Schmitt in Fürth (Obenwald). Er iſt geboren
in Lindenfels, ſiedelte bei der Wegnahme des Kreisamtes Lindenfels
nach Fürth über, wo er in allen Kreiſen ſehr beliebt und geſchätzt iſt.
Er konnte im Kreiſe ſeiner Lieben die „goldene” feiern und macht heute
als Urgroßvater bei guter geiſtiger und körperlicher Friſche ſeine
ge=
wohnten Ausgänge. Der Alte hält noch ſeinen Dämmerſchoppen und
wenns gilt, ſpielt er auch noch Skat oder Solo.
Relch illustrierte Monatszeitschrift. Preis 1.—
Uberall zu haben.
Mark
Luftkahrt Verlag G. m. b. H., Berlin 5719
Krausenstraße 25/36
(120202
* Auerbach, 30. Juli. Obſtmarkt. Die Bergſträßer
Obſtver=
wertungs=Genoſſenſchaft in Auerbach eröffnet den neu ins Leben
ge=
rufenen Obſtmarkt Montag, den 1. Auguſt, nachmittags 12½ Uhr, in
der Gartenhalle der Reſtauration Rechel am Bahnhof. —
Korn=
ernte. Die Ernte iſt im vollem Gange und fällt in jeder Hinſicht
gut aus. Ein großer Teil der Frucht iſt in der laufenden Woche ſchon
nach Hauſe gebracht worden. Hoffentlich hält das gute Wetter längere
Zeit an.
— Hirſchhorn, 30. Juli. Wafſerſtand des Neckars am
29. Juli 0,86 Meter, am 30. Juli 0,84 Meter.
* Ober=Abtſteinach, 30. Juli. Autobrand. Ein von Unter=
Abtſteinach durch das Tröſeler Tal fahrendes Priwatauto geviet
unter=
wegs durch mangelhafte Bremsvorrichtung in Brand und ſtürzte in den
Straßengraben, wo es total verbrannte. Perſonen kamen dabei nicht
zu Schaden.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, B. Juli. Straßenſperre. Die
Provinzialſtraße Mörlenbach-Weinheim iſt wegen Walzarbeiten für
Fuhrwerke und Kraftfahrzeuge bis auf weiteres geſperrt. Der
Um=
weg iſt einerſeits über Mörlenbach-Lörzenbach—Heppenheim,
anderer=
ſeits über Weinheim-Tröſel—Ober=Abtſteinach zu nehmen! — Ebenſo
iſt die Straße Neckarſteinach-Darsberg auf die Dauer von 4 Wochen
wegen Umbau für ſchwere Fuhrwerke und Laſtautos geſperrt. Der
Um=
weg hat von Neckarſteinach über Schönau—Grein zu geſchehen.
* Lampertheim, 30. Juli. Krankenhausjubiläum. Am 25.
September ſind es 25 Jahre, daß das hieſige evangeliſche Krankenhaus
ſeiner Beſtimmung übergeben wurde. Jetzt ſchon werden Vorbereitungen
zu einer würdigen Begehung dieſes Tages getroffen. — Vorſorge
gegen Gartendiebſtähle. Auch in dieſem Jahre gibt die
Bür=
germeiſterei bekannt, daß das Betreten der Gärten hinterm Ort von
abends 9 bis morgens 5 Uhr in der Zeit vom 1. Auguſt bis 15. Oktober,
ſelbſt für die Eigentümer derſelben, verbotzen iſt. Sämtliche
Zugangs=
wege ſind in der fnaglichen Zeit ebenfalls geſperrt. Für Uebertretungen
der Anordnung ſind auf Grund der Art. 36 und 43 des Feldſtrafgeſetzes
vom 13. Juli 1909 und der Genehmigung des Kreisamts Bensheim
Geldſtrafen bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen vorgeſehen. Durch
die Maßnahmen gedenkt man auch heuer den Obſt= und
Gemüſedieb=
ſtählen in den Gärten zu begegnen.
* Biebesheim a Rh., 30. Juli. Gurkenmarkt. Der nächſte
Markttag des Biebesheimer Gurkenmarktes iſt am Dienstag kommender
Woche.
* Rüffelsheim a. M., 30. Juli. Die Urfachen des
Brücken=
bauunglücks. Eine von den Waſſerbauämtern Mainz und
Frank=
furt nach Rüſſelsheim entſandte Sachverſtändigenkommiſſion hat
feſtge=
ſtellt, daß die Schuld an dem ſchweren Einſturzunglück beim
Rüſſels=
heimer Brückenbau, das einen Schaden von rund 40 000 Mark
hervor=
gerufen hat, einzig und allein den Kapitän des Frankfurter
Transport=
dampfers trifſt, der entgegen den Anordnungen der Strompolizei mit
ſtarker Geſchwindigkeit die Bauſtelle paſſierte und nicht auf die
War=
nungstaſeln und Zurufe der Arbeiter achtete. Zur Verhütung ähnlicher
Unfälle iſt in Ergänzung zu den bereits beſtehenden Einſchränkungen für
die Mainſchiffahrt angeordnet worden, daß alle Schiffe, die ſich nicht
den Anordnungen der Leitung der Brückenbauarbeiten fügen, ſofort zur
Anzeige gebracht werden ſollen.
Rheinheſſen.
bg. Nieder=Ingelheim, 30. Juli. Ein Autounfall, der zum
Glück noch glimpflich vorüberging, ereignete ſich oberhalb des Ortes auf
der Landſtraße Mainz—Bingen. Ein mit Langholz beladenes
Pferde=
fuhrwerk wollte einem Autolieſerwagen ausweichen. Die Pferde
ge=
horchten aber dem Fuhrmann nicht, ſondern ſtellten ſich quer über die
Straße. Der Chauffeur, der die Gefahr für ſein Auto bemerkte, riß den
Wagen ſchnell auf die andere Seite. Dabei flog das Auto gegen eine
Mauer, wobei der Oberbau glatt abgeriſſen wurde. Perſonen kamen
nicht zu Schaden. Das Auto aber mußte abgeſchleppt werden. — Die
Verfaſſungsfeier wird unter Beteiligung ſämtlicher Ortsvereine am
Don=
nerstag, den 11. Auguſt, hier abgehalten werden. Das nähere
Pro=
gpamm iſt noch nicht feſtgeſetzt. In Ober=Ingelheim, wo die Feier am
Samstag, den 13. Auguſt. ſtattſinden wird, hat der demokratiſche
Land=
tagsabgeordnete, Herr Oberamtsrichter Schreiber=Vilbel, die Feſtrede
übernommen.
Oberheſſen.
* Büdingen, 28. Juli. Unter dem Vorſitz von Kreisdirektor Dr.
Gaßner tagte der Kreistag des Kreiſes Büdingen. Durch
die Uebernahme der Kreisſtraßen von der Provinz iſt der Voranſchlag
für 1927 bedeutend niedriger als im Vorjahr, und ſchließt in Einnahme
und Ausgabe mit 419850 Mk. ab. Die Steuereinnahmen ſind von
20 000 Mark auf 210 000 Mark zurückgegangen, die Anforderungen der
Wohlfahrtspflege ſind um B000 Mark geſtiegen und betragen 23000
Mark. Zur Linderung der Not für die Unwettergeſchädigten in
Rhein=
heſſen und Sachſen wurden je 500 Mark bewilligt.”
WSN. Ilbenſtadt, 29. Juli. Verbrecheriſcher Unfug. In
der vorgeſtrigen Nacht wurde hier ein unglaublicher Akt von Roheit
und Gewiſſenloſigkeit verübt. Die Ernte iſt ſeit einigen Tagen in vollem
Gange und auf den Feldern ſitzt überall ſchon das geſchnittene Korn im
Haufen. Auf einem dem Landwirt Mörſchel gehörenden Acker brannte
nun plötzlich ein aus 2 Garben beſtehender Getreidehaufen lichterloh.
Herbeieilende Leute konnten von dem brennenden Getreide zwar nichts
mehr retten, jedoch das Uebergreiſen auf das benachbarte Getreide
ver=
hindern. Von dem Täter fehlt jede Spur. Man vermutet einen Racheakt.
* Aus Oberheſfen, 29. Juli. Ein ſchweres Gewitter mit
Hagelſchlag entlud ſich geſtern nachmittag über unſerer Gegend.
Im Horlofftal und in der Gegend von Schotten hatten die
Hagel=
körner die Größe von Taubeneiern und richteten großen Schaden auß
den Hafer= und Weizenfeldern an. Ein kalter Schlag fuhr in die Kirche
zu Trais=Horloff und beſchädigte die Orgel ſchwer. In Villingen ſchlug
der Blitz in eine Scheuer, zündete und äſcherte ſie ein. Auch in der
Gießener Gegend ging ein ſchweres Gewitter mit wolkenbruchartigem
Negen nieder.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 31. Juli. 8: Morgenfeier der Freireligiöſen Gemeinde.
o 9.30: Uebertr aus der Marburger Feſthalle: Uebertr. des
Feſt=
akts der 400=Jahrfeier der Marburger Philipps=Univerſität. Feſtrede
von Prof. Otto. o 12: Uebertr, des Glockenſpiels aus dem
Darm=
ſtädter Schloß 2 12.30: Mittelſchullehrer P. Krupp: Die
Erziehung=
zur ſittlichen Reinheit. o 14.30: Abſchieds=Konzert der „Miſſiſſippi=
Jazers” o 15.30: Uebertr. von Hamburg: Funkheinzelmann.
16.30: Uebertr. a. d. Düſſeldorfer Rheinſtadion: Zweiter Teil.
des Leichtathletik=Länderkampfes Deutſchland—Schweiz. O 20.30:
Bunter Abend. Ausf u. a.: Das Harmonieorcheſter des Frankf,
Orcheſtervereins. Anſchl.: Uebertr. v. d. Tanzklauſe: Tanz.
Stuttgart.
Sonntag, 31. Juli. 11.30: Morgenfeier. Eine Stunde dem
deut=
ſchen Volkslied. 12 Darbietungen. O 13.15: Schallplattenkonzert.
O 15: B. Grügor: Das ſchöne San Francisco. 0 15.30: G. Ott
erzählt Märchen. o 16: Konzert. Mitwi: Hilde Binder Kitty
Rolfen, Th. Brandt, C. Struve. 20 Darbietungen. 0 18.15:
Re=
gierungsrat Neuberg: Das Recht am eigenen Namen. O 18.45: H.
Ph. Weitz lieſt ſeine Novelle: „Die unterirdiſche Madonna”. o 20:
Bunter Abend. Mitw.: Ellen Beck, Marianne Fiſcher, Käte Mann,
M. von Wiſtinghauſen, E Stockinger, M. Heye. Auber: Ouv. zu
Die Stumme von Portici”. — Wagner: Die Friſt iſt um, aus
„Der fliegende Holländer”. — Lortzing: Auf des Lebens wilden
Wogen u. Fant. aus „Freiſchütz‟ — Goethe: Die Braut von
Ko=
rinth. — Verdi: Ich glaube an Gott, aus „Othello”. — Lortzing:
Brautlied u. Fant aus „Zar und Zimmermann”. — Der erſte
Krach. Komödie von M. Heye. — Millöcker: Potp. u.
Anzoletto=
ſang aus „Gaſparone‟. — Gleßner: Rechts am Rhein, links am
Rhein. — Gilbert: Ja die Liebe, aus „Katia die Tänzerin”
— Arditi: „Die Zauberin”. — Der Prokuriſt. Luſtſpiel von M.
Heye. — Cortopaſſi: Ruſticanella. — Aſcher: Wiener Kind
Sonnen=
kind. — Krome: Der Wirt vom Heidekrug. — Blon: Heil Europa.
O 22.40: Sportfunkdienſt.
Berlin.
Sonntag, 31. Juli. 6.30; Konzert. 8 Darbietungen. Während
der Pauſe Gymnaſtik. o 9: Morgenfeier. 0 11.30: Muſik vom
Salongu. rtett Hans Raue. 9 Darbietungen. 0 15: Direktor Hamm:
Was muß der Landwirt von den Ausführungs= und
Begriffs=
beſtimmungen der gebräuchlichſten Futtermittel nach dem neuen
Futtermittelgeſetz wiſſen? S 15.30: Märchen. Aus dem Chineſiſchen
und Japaniſchen. Gel. von Martha Walden. 0 27: Orcheſter=Konzert.
Kockert: Honneur=Marſch. — Suppe: Ouv. „Dichter und Bauer”.
— v. Blon: Blumengeflüſter. — Puccini: Fantaſie aus „Tosca”.
— Delibes: Ballattmuſik aus „Sylvia”. — Bohm: Still wie die
Nacht. — Drigo: Serenade aus „Les millons d Arlequin”.
Ziehrer: Nachtſchwärmer. — Morena: Von Ohr zu Ohr. 6 19.05:
Dr. Hieber: „Prag.” 6 19.30: P. Spatz: „Trivolis in Berlin.”
0 19.55: Dr. Lephauſen: „Feſtſpiele im alten Delphi.” 0 20.30:
Ein heiterer Abend. Mitw.: Balalaika=Orcheſter=Vereinigung 1921.
Manny Ziener (Sopran). Hermann Boettcher (Rezitat.). Curt
Schoenert (Tenor), Björneborgarnes Marſch. — Kabir=Garei:
Kas=
bek, gruſiniſches Lied — Zehr: Sie haben keine Ahnung. Wo
mögen im Winter die Fliegen ſein. — Tſchechow: Ein Königreich
für einen Pferdenamen. — E. Krell: Roſe Marie. Die Nachtigall.
— Meyer=Helmund: Die Schönſte von allen. — Anatol Lenin: Ils
ſont finis les jours dipreſſes. Ol tes grands noirs neux. —
Zigeu=
nerin. — Molnar: Ein verflixter Tag. — Fulda: Der
Ueberglück=
liche. — Gſtettenbauer: Alles aus Nervoſität. — Ziegler: Jung
und Alt. S Swerkoff: Sonne wandert auf und nieder.
Freuden=
lied — Bromme: „Herzen, die bei Nacht ſich finden‟. — Ensler:
Weinlied aus. Der lachende Ehemann” — Hirſch: Im Lenz, wenn
alle Mädels träumen. — Friml: „Schatz was ich von dir
ge=
träumt hab”. Am Flügel: Ben Geyſel. 0 22.30: Tanzmuſik.
Geſchäftliches.
— Der Weg zum Erfolg. Der beſte Weg zum Erfolg iſt die
gründ=
liche Beherrſchung der Kurzſchrift und des Maſchinenſchreibens ſowie
eine gute Handſchrift. Natürlich ſichern nur hohe Leiſtungen eine
dauernde und gute Anſtellung. Deshalb vervollkommne jedermann
ſeine Kenntniſſe in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben und „wer noch
nicht ſtenographieren kann, der fange ſogleich zu lernen an‟. Eine
gründliche und doch ſchnelle Ausbildung gewährt Ihnen der
erfolgge=
krönte Unterricht bei Hans Schlöſſer, ſtaatl. gepr. Lehrer der
Stenographie, Schwanenſtraße 30. — Neue Tages= und Abendkurſe in
vorgenannten Fächern beginnen in den nächſten Tagen. Beeile ſich daher
jedermann und melde ſich umgehend zu den neuen Kurſen an. (S. Anz.)
Betterbericht.
Wettervorherfage für Montag, den 1. Auguſt 1927.
(Nach der Wetterlage vom 30. Juli 1927.)
Wechſelnd wollig mit Aufheiterung, warm und ſtellenweiſe
Gewitterneigung.
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
bifiim rter!
Verantwortlich für Polin und Wirtſchaft. J. V.: Andreas Bauer ur Feutlleion, Reick und
Aueland und Heſche Nachrichten Mar Streele. u Sport. dr. Eugen Buklmarn,
ür den Handel: Dr. C. H. Quetſch: ſür den Schlußdienſt. Andrcas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Neiie: für den Inſeratenteil. Wiliy Kuhle.
Orua und Ver ag 4 C. Uittſch — ämtlich in Darmſtadi.
Für unverlangte Mannilripie wird Garantie der Rücktendung n ich übernommen
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Sonntag, den 31. Juli 1927
Nummer 210
Das Marburger Aniverſitäts=
Jubnaum 19—4—1924.
„Wir haben wieder den Mut, mit feſten Füßen
auf Gottes Erde zu ſtehen und uns in unſerer
Gottbegabten Menſchennatur zu fühlen.”
Mit dieſen Worten Goethes zu Eckermann iſt etwas von
dem Verdienſt angedeutet, das der Univerſität Marburg im
Rahmen der geiſtigen Entwicklung des 16. Jahrhunderts
zu=
kommt. Ihr fürſtlicher Stifter, Philipp der Großmütige
— auf dem Schloß zu Marburg, dieſem bedeutendſten
frühgoti=
ſchen Schloßbau Deutſchlands, geboren —, hat in bedeutſamer
Ungrund
Der
eſſen Karmſtädtiſchen
1Cts Sttehlung
oder
Daß die
Von Land=Grafen
PHILIPPO MAGNANIMO
Zu Heſſen/ fundirte
UnEkerrRP Aarouf
Anno 16so, nicht aufgehoben worden!
Sondern
Noch eint und eben daſſelbe
Ueklus AeAbEmtean
Heut zu Tage ſeye und würcklich verblieben,
Woraus bey dem Heßiſchen Conventional-
Austrags=Gericht der XlXde Schieds=Richter
genommen werden ſolle,
Einfolglich
Alles dasjenige was in berührter Geſchichts=Erzehlung
Von der Gemeinſchafft, Aufheb=und Veranderung dieſer
Uni-
verſirät vorgebracht worden, grundfalſch, und wider die
offenbahre Wahrheit erdichtet ſeye.
Beylagen
Lit. A bis Lit. M.
ANNO MDCC XXXVIII.
Prägung ſeiner politiſchen und kirchenpolitiſchen Beſtrebungen,
vermittelnd zwiſchen Gedanken Luthers und Melanchthons, nicht
eine neue theologiſche Schule, ſondern die erſte aus vier
Fakul=
täten gebildete Univerſität evangeliſchen
Charak=
ters geſchaffen; die erſte Univerſität zugleich, die nicht vom
Papſt, ſondern nachträglich (1541) nur vom Kaiſer (Karl V.) ihre
„Privilegien” erhielt, und noch dadurch ausgezeichnet, daß er ſie
an dem durch die Ahnfrau ſeines Hauſes geweihten, durch ſeine
romantiſche Lage ausgezeichneten Ort errichtete. Sie verkörperte
das neue Bildungside al, deſſen Repräſentant
Melanch=
thon war: als die Einheit evangeliſcher Lehre und
huma=
niſtiſcher Bildung unter dem Schutz der weltlichen Obrigkeit.
Daruber hinaus tolerant in der Geſinnung, die ſich
(wenn natürlich fruchtlos) in der Tatſache des Marburger
Reli=
gionsgeſprächs 1529 dokumentierte. Erſt zu Beginn des 17.
Jahr=
hunderts wurde die theologiſche Fakultät ausſchließlich mit
reformierten Lehrern beſetzt. Als aber 1624 Marburg
(Stadt und Univerſität) an Heſſen=Darmſtadt fiel, blieb die
Fakultät bis 1649 ausſchließlich Lutheranern vorbehalten. Von
1649 bis 1653 war Marburg ohne Univerſität; und als dann
1653 die inzwiſchen begründete heſſen=kaſſeliſche Univerſität
Kaſ=
ſel trotz ſtärkſter Bemühungen Kaſſels und Hersfelds nach
Mar=
burg verlegt wurde und ſomit Marburg wieder eigene
Univerſi=
tät erhielt, wurde die reformierte Lehre ſo ſtreng durchgeführt,
daß in allen Fakultäten bis zur zweiten Hälfte des 18.
Jahr=
hunderts nur Reformierte als Profeſſoren angeſtellt
wer=
den durften, wodurch Marburg ob dieſer Enge eine Reihe
bedeu=
tender Kräfte, wie Pütter, Achenwald und Andreas Böhm,
ver=
loren ging.
Bei Gründung der Univerſität (1527: Freiheitsbrief 1529)
wurde Philipp der Großmütige in ſeinen Abſichten wirkſam von
ſeinem Kanzler Johann Feige unterſtützt. Erſtmalig an
einer philoſophiſchen Fakultät wurde eine eigene Profeſſur für
Geſchichte eingerichtet, an der von Anbeginn bedeutende
Kräfte wirkten wie Hermann von dem Buſche und Eoban
Heſſe die „bewährte und glaubwürdige Hiſtoricos lehren und
leſen” ſollten. Und gerade in dieſer Diſziplin wurde ſpäter durch
Savigny eine Glanzzeit heraufgeführt, die nur angedeutet
werden mag durch die Namen Jacob Grimm und Heinrich von
Sybel, die hier die fruchtbarſten Anregungen erhielten.
Ueber=
troffen vielleicht nur durch die Wirkſamkeit des aus Preußen
„binnen 48 Stunden bei Strafe des Stranges” verbannten
Philoſophen Chriſtian Wolf, der von 1723 bis 1740 an
der Marburger Univerſität lehrte. Das von Melanchthon als
un=
erläßlich für alle Diſziplin geforderte Sprachſtudium wirkte
ſich umwälzend auch auf das Studium der Medizin aus, dem
Unheil ſteuernd, daß „unwiſſende Kälberärzte, die Hippokrates
Eid nicht geſchworen hatten, Landläufer und Empiriker, die im
Schein bewährter Arznei die armen Kranken nicht allein ums
Held, ſondern auch um den Leib brächten” Theologiſche
und juriſtiſche Fakultät machten damals die Größe der raſch
aufblühenden Univerſität aus; Johann Oldendorp, in ſeiner
Ableitung des poſitiven Rechts aus dem Naturrecht der
Vor=
läufer von Hugo Grotius, galt als die „bedeutendſte Erſcheinung
unter den deutſchen Juriſten um die Mitte des 16.
Jahr=
hunderts”
Aber keine Entwicklung läuft ohne Berg und Tal nur nach
Wunſch ab! Sowie die Sache der Reformation und Heſſens
moraliſch und intellektuell ſchwer durch Mängel und Fehler der
Mitglieder und Stifter der Univerſität gelitten hat, ſo auch die
Univerſität ſelbſt. Aber was auch immer an
Schickſals=
ſchlägen dieſen „den Muſen lieb gewordenen Tempel” traf, —
„peſtartige Seuchen (1542 bis 1592), einheimiſche Zwiſtigkeiten,
verheerende Kriege und die ganz in ihrer Nähe angelegte
Schweſteruniverſität Gießen”! — heute nach 400 Jahren darf ſich
Marburg als Univerſität eines ſicheren Beſtandes und ſtolz einer
neuen Blüte, die ſich auch in der Beſucherzahl ausdrückt, freuen!
Seuchen, Peſt, Kriege und — die Schweſteruniveſität Gießen
nennt der Biograph der Univerſität, Karl Wilhelm Juſti (1827),
in einer Reihe! Wenn wir heute freudig an dem Jubiläum
Marburgs teilnehmen, ſo nicht ohne Stolz, daß auch wir Heſſen=
Darmſtädter einen Teil ſeiner Geſchicke lenkten und Marburg
von 1624 bis 1649 unſere heſſiſche Univerſität war,
wenn wir nicht ſagen wollen, daß 1624 unſere heſſiſche
Univer=
ſität von Gießen nach Marburg verlegt wurde. Wer zur
Mar=
burger Univerſitätsgeſchichte etwas ſchreiben will, muß noch heute
über die Anfänge Aktenmäßiges in Gießen ſuchen, wie auch
ge=
rade durch heſſen=darmſtädtiſche Arbeiten, beſonders diejenigen
von Wilhelm Diehl*) (dem Prälaten der heſſiſchen
Lan=
deskirche) und in der Jubiläumsſchrift der Gießener Univerſität
(1907) wertvolles Material veröffentlicht wurde. Die inhaltreichen
Stipendiatenbriefe aus der Zeit von 1570 bis 1640 (im
Univerſitätsarchiv zu Gießen) harren einer auszugsweiſen
Ver=
öffentlichung. So wie urſprünglich mit aus aufgehobenen
ober=
heſſiſchen Klöſtern die Einkünfte für die Univerſität Marburg
floſſen (Wirberg und Antoniterhaus in Grünberg;
Auguſtiner=
kloſter in Alsfeld), ſo ſuchte die Univerſität 1542 und 1597 vor
der Peſt Zuflucht in Grünberg. Es ſind alſo freundliche
Erinnerungen, die ſich trotz dem heſſiſchen Bruderkrieg
vordrängen. Der Krieg hatte die religiöſen Streitigkeiten nicht
entſchieden; das Jahrhundert danach fand ſich durch zur
Tole=
ranz. Wir heute leſen mit einem leiſen Lächeln, das wir für
Gelehrten= und andere Streitigkeiten haben, von dem Aufwand
an Druckerſchwärze, Papier und „Geiſt”, mit dem die Priorität
und Rechtmäßigkeit, die Filiation der beiden
Schweſter=
univerſitäten diskutiert wurde. Als Kurioſum dieſes
Strei=
tes bilden wir die Titelblätter zweier Schriften pro und
con=
tra aus dem Jahre 1738 ab! Die Titel befagen alles!
Als äußeres Dokument des 400jährigen Jubiläums, das
von Freitag bis Sonntag in Marburg begangen wird, wurden
rei Jubiläumsbauten errichtet, reſp. vollendet: das Jubiläums=
Kunſtinſtitut (bei dem Biegen, Ecke Wolfſtraße), die Univerſitäts=
Kinderklinik (Karolinenhaus) und die Univerſitätsklinik für
Ohren=, Naſen= und Halskrankheiten (beide Kliniken in
unmittel=
barer Nähe der Eliſabethenkirche). Als Auftakt der Feier wurde
um Freitag das Gefallenen=Denkmal enthüllt, für Samstag und
Sonntag ſind folgende Veranſtaltungen vorgeſehen:
Evange=
liſcher Feſtgottesdienſt, katholiſcher Feſtgottesdienſt, Feſtaktus in
der Univerſitätskirche, Wüllner=Rezitationen, Sinfoniekonzert,
Feſtaktus in der Feſthalle und Feſtkommers.
Wir ſind in der angenehmen Lage, als erſte von einer
äußerſt intereſſanten Jubiläumsgabe berichten zu
können, die durch ihren Herausgeber, durch Inhalt und Form
ein Unikum, das beſtimmt Seltenheitswert beſitzt, darſtellt. Ein
Freund der Familiengeſchichtsforſchung hat vor einer Reihe von
Jahren zu den von Theodor Birt herausgegebenen „Catalogi
studiosorum Marpurgensium”, die die Jahre 1653 bis 1830
um=
faſſen, ein Nachſchlagregiſter zuſammengeſtellt, das er in den Tagen
des 400jähr. Jubiläums der Marburger Univerſität der
Univerſi=
tätsbibliothek zu Marburg zu ſchenken beabſichtigte. Der Prälat der
heſſiſchen Landeskirche, D. Dr. Wilhelm Diehl, deſſen
Idealis=
mus in ſolchen Affären bekannt iſt, entſchloß ſich kurzerhand, die
Handſchriften drucken zu laſſen und „um auch etwas zur
Jubi=
läumsfeier zu leiſten — die recht beträchtlichen Druckkoſten zu
übernehmen”. Als das Buch zum größten Teil ausgedruckt war,
ſtellte ſich heraus, daß es eine nicht unbeträchtliche Anzahl von
Ungenauigkeiten und Fehlern, die dem Bearbeiter zur Laſt fie=
*) Stipendiatenbücher (Heſſiſches Pfarrbuch) 1907 und 1908; Arbeiten
über Schuppius.
len, enthielt. Was tun? Einſtampfen? Da aber die Druckboger
neben manchem Falſchen doch auch unendlich viel Richtiges unf
dabei Wertvolles darboten, hielt es Diehl für „Sünd getan”, ſii
einfach vernichten zu laſſen, zumal ſehr wenig Ausſicht vorhan
den war, daß in abſehbarer Zeit ein Regiſter zur Marburge=
Matrikel im Druck herauskam. Deshalb verglich er in
mühe=
voller Arbeit, „bei der man den Verſtand, zum mindeſten
abe=
die Geduld verlieren konnte” die etwa 18000 Einträge, die da
Buch enthält, einzeln mit den entſprechenden Einträgen in Birt,
„Catalogi” und gab ſie als Anhang bei. So muß alſo das Buc,
im gewiſſen Sinne hebräiſch geleſen werden, ſo daß es in
der Einleitung heißt: „Beim Nachſchlagen iſt immer zueri
im Anhang nachzuſchlagen. Kommt man dabei nicht zum
Ziel, ſo wende man ſich an des Buches Hauptteil. Aber imme
ſollte man ſich vor Augen halten: wir haben,s hier mit eine=
Documentirtt
und
daraus flieſſende
Rechtliche
BrOrVDN.TTTOT,
Daß die, von
Landgrafen PEIILIPPO MAGNANTNIO
zu Heſſen/
Hochſeel. Andenckens,
fundirke und Gemeinſchafftl. geweſene
Beßiſche UNTVERSTKät zu arbute
Woraus
Der zum Heßiſchen CONVENTIONAL.Gericht
erforderte XlX.2 Schieds Richter
genommen werden ſollen,
A. T6so. gäntzlich aufgehoben,
Dahergegen
Von dem Fürſtlichen Hauß Heſſen= Caſſel
A. 1653. die jetzige neue Univerlität
daſelbſt einſeitig aufgerichtet
worden,
Und dahero
Dasienige COLLBGIUM, woraus ermelter Richter
zu erwehlen wäre,
weder exilkre,
noch auch
gedachtes Hauß=Gericht
ob defectum novz conventjanis,
beſtellet werden möge,
„ Folglich dermahlen
pro
NON A
zu halten ſeye.
MDCC XXXVIII.
Dammſtart, geruckt ben Gottfr. Heinr. Eplau, Fürſit. Oeßif. Oofend Canzlep Bucdrtg.
eine
verunglückte,
aber wieder reparierte Feſtgabe
zum 400jährigen Jubiläum
der Univerſität
Marburg
Darmſtadt 1927
Verlag der „Heſſiſchen Chronik”
Möge das Buch, das, an ſich Familiengeſchichte, namentſ
der reformierten Familien, und Ortsgeſchichte von Heſſen=Dam
ſtadt, Heſſen=Kaſſel und der Pfalz, von größter Bedeutung!
durch die Arbeit, die darin durch den Heral
geber geleiſtet worden iſt, nicht nur für Marburg,
dern unſere Deutſchen Hochſchulen überhaupt tauſendfältig 90
ſen tragen; denn Idealismus und Opferfreudigke!
werden immer die Güter bleiben, die wir am nötigſten braucheſ.
auch wenn wir Feſte feiern.
B8.
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dem Bndermeiſt
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Pertitanfe Eelt
m 9ühr b0
Miglieder der
Berger,
T. Bi
Rind, 6 ach
Auft ud Liebe wanet
orſcheu ange
erboten. Es iſt
A R
dunchweg ſtark beſetz
ing konnte im
Sieg an ſich reißt
demende Fehler
zigten vollend
Büährige Hemm
mttags begam
etwn 150 Turnern
Scharfe Kumpfe
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den Tumern m
manch gut ber
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und St. Joh
mit 8:0 Toren
in den Spielen
ſpiel findet
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den Badiſe
die
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Aufſch
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mit 5
m
Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927
Seite 9
Oie Kreisſchwimmwettkämpfe.
Der Verlauf der Kreisſchwimmwettkämpfe, begünſtigt vom ſchönſten
L—tter, war der denkbar beſte. Die Abwicklung der großen Zahl der
L—ttkämpfe konnte durch Herrichtung zweier 50=Meter=Bahnen und die
f—teilumg auf 4 Felder reibungslos vonſtatten gehen. Es hat ſich er=
—ſen, daß die Kampfſtätte am Großen Woog allen Anforderungen
ge=
e*t wurde und die Anlage allgemein bei den vielem mittelrheiniſchen
frrnerſchiwmmern großen Gefallen fand. Bewunderung herrſchte über
ᛋ: ſchöne Ausſchmückung der Kampfbahn und des Sprungturms, wofür
ei Bademeiſter Hofmann und ſeinem Perſonal, die ſich mit Mühe
iTer Sache annahmen, beſonderer Dank gebührt. Der Beginn der
*—ttkämpfe erfolgte nach einer vorausgegangenem Kampfrichterſitzung
—. 9 Uhr vormittags. Den Kämpfen ſelbſt wohnten eine große Zahl
Nrtglieder der Kreisleitung und der D.T. bei. Wir nennnen hier nur
fwf. Berger, Rob. Braun, Schwimmwart der D. T., Schill, Kaſſenwart
ei D.T., Pfeiffer, Kreisvertreter des 9. Kreiſes, Roth, Gauvertreter
* in=Maingau, und viele andere. Der Beſuch der Wettkämpfe war
o mittags gut, nachmittags war er durch die Veranſtaltungen auf dem
gütplatz etwas beeinträchtigt. Unter der Oberleitung von
Kreis=
wimmwart Bitſch, der in Verbindung von Obwann Löffler die
um=
rngreichen Vorbereitungen traf, klappte die Durchführung
zufrieden=
elend. Es gab äußerſt intereſſante Einzelkämpfe und Staffeln. Mit
urt und Liebe warem Turner und Turnerinmen bei der Arbeit. Die in
e: Vorſchau angegebenen Zeitem wurdem teilweiſe erreicht, teilweiſe
nverboten. Es iſt ſomit auch hier innerhalb des Mittelrheinkreiſes ein
n—kbarer Fortſchritt zu verzeichnen. Die Sprungwettbewerbe waren
urchweg ſtark beſetzt, und wurden gute Leiſtungen gezeigt. Adolf
Jüng=
urr konnte im Turmſpringem, dank ſeiner guten Vorbereitung, den
Ziwg an ſich reißen, während er im Hauptſpringew durch kleine
unbe=
ertende Fehler auf den zweiten Platz kam. Auch die Turnerinnen
einten vollendete Sprünge. Ebenſo die Altersturner, von denen der
5Khrige Hemmer=Frankfurt a. M. beſonders hervorzuheben iſt.
Nach=
nttags begannen die Wertkämpfe mit den allgemeinen Freiübungen von
üha 150 Turnern und Turnerinnen, die einem guten Eindruck machten.
Rarfe Kämpfe lieferten ſich dann zum großen Teil die Mannſchaften
Turnvereins Offenbach und der Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt bei
ei, Turmern und bei den Turnerinnem auch Offenbach und die
Turn=
en veinde 1846 Darmſtadt. Man ſah aber auch aus den übrigen Vereinen
wich gut veranlagte Kraft. Das 400=Meter=Freiſtilſchwimmen war ein
panendes Kopf=an=Kopfrennen, das Lohrer, Turngeſellſchaft 1875
Darm=
ſawt, mit kurzem Handſchlag für ſich entſchied. Auch die 100 Meter
Frei=
fü waren äußerſt intereſſant, Sieger wurde hier Fuchs=Offenbach mit
„un8/zo. Einen weiteren intereſſantem Verlauf nahmem die ſog.
Mittel=
hyrimſtaffelm (Läufer und Schwimmer). Bei den Waſſerballſpielen iſt
uf ſagew, daß ſie die nötige Schnelligkeit und Spielerfahrung vermiſſen
jenzen. Im erſten Spiel ſiegte die Mannſchaft der St. Johanner
Turner=
cheft Saarbrüchen gegen den Turnverein 1817 Mainz 7:0. Das zweite
Sm jel wurde Turnberein 1860 Frankfurt a. M. durch das Nichtantreten
e Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt (die in den verſchiedenen
Einzel=
äurupfen und Staffeln ſtark beanſprucht war) zugeſprochen. Das Endſpiel
m. die Kreismeiſterſchaft ſah dann den Turnverein 1860 Frankfurt a. M.
mS St. Johanner Turnerſchaft als Gegner, Sieger wurde Frankfurt
m— 8:0 Toren (Halbzeit 3:0). Frankfurt vertritt ſomit den 9. Kreis
niden Spielen um die Kreisgruppenmeiſterſchaft. Das
Entſcheidungs=
vlel findet hierfür Sonntag vormittag 11 Uhr im Woog ſtatt, gegen
e: Badiſchem Meiſter Turnverein 1846 Karlsruhe.
Zuſammenfaſſend kann ſomit geſagt werden, daß der Verlauf und
ie Durchführung der Schwimmwettkämpfe im allgemeinen
zufrieden=
elllend war und den Beweis erbracht hat, daß die
Turnerſchwimm=
ewegung im Mittelrheinkreis gegem die Vorjahre einen beachtenswerten
LuFfſchwung erfahren hat. Am erfolgreichſten waren bei den
Schwimm=
i—tkämpfen mit 8 Siegen die Tgde. 1846 Darmſtadt, an zweiter Stelle
ni:5 Siegen Tv. Offenbach a. M., dann mit 3 Siegem Taſ. Darmſtadt
mo Eintracht Frankfurt.
Nachſtehend die Ergebniſſe:
Wettkampfergebniſſe im Schwimmen
im Großen Woog.
M Meter=Lagenſchwimmen für Turnerinnen. 1. Sieg: Lotte Hofmann,
Agd. 46 Darmſtadt, in 3:54,2 Min.; 2. Sieg: Minna Angersbach, Tv.
loffenbach, in 3:54,6 Min.; 3. Sieg: Marie Menges, Tgſ. 75
Darm=
wadt, in 4:16,8 Min.
860 Meter=Lagenſtaffel für Turnerinnen. 1. Sieg: Turngemeinde 1846
Doarmſtadt in 3:17 Min.
agptſpringen für Turnerinnen. 1. Sieg: Wilh. Verheul, Frankfurter
Aurng. „Eintracht” 61, 52 P.; 2. Sieg: Anni Kapp, Tu. u. Fechtklub
rankfurt, 47½ P.; 3. Sieg: Hamelie Weeg, Tv. Gießen 46, 44½ P.;
Sieg: Helene Geiß, Tgd. Hanau 37. 42½ P.
ſimeckentauchen für Turnerinnen. 1. Sieg: J. Hauck. Tv. Gießen, 30
Me=
ger in 30 Sek.; 2. Sieg: W. Verheul, Tgd. „Eintracht”, Frankfurt,
18 Meter in 28/4 Sek.; 2. Sieg: Gretel Neuland, St. Joh. Tſchft.
SSaarbrüchen, 28 Meter in B,4 Sek.; 3. Sieg: Gr. Dintelmann, Tgd.
4S Darmſtadt, 18 Meter in 25,8 Sek.
chrkampf für Turnerinnen. 1. Sieg: Wilh. Verheul, Frankf. Tgd.
EEintracht” 61, 107½ Punkte.
90 Meter=Seitenſchwimmen für Turnerinnen. 1. Sieg: Hedw. Horſt,
Yagd. 46 Darmſtadt, in 1:50,9 Min.; 2. Sieg: Leni Schubkegel, Tgſ. 75
Noarmſtadt, in 1:54,5 Min.; 3. Sieg: Lucie König, Tgd. 46 Darmſtadt,
ux 1:56,4 Min.; 4. Eliſ. Nothnagel, Tad. 46 Darmſtadt, in 1:56,8
Mein.; 5. Guſtel Klaaſen, Tgd. 46 Darmſtadt, in 1:57,8 Min.
90! Meter=Rückenſchwimmen für Turnerinnen. 1. Sieg: Marie Menges,
Rgſ. 75 Darmſtadt, in 1:41,2 Min.; 2. Sieg: Eliſ. Gerhard, Tad. 46
Y=armſtadt, in 1:48,1 Min.; 3. J. Grützner, Schw.=Sportv. Bad=
Hom=
heurg, in 1:53,3 Min.; 4. Hedw. Horſt, Tgd. 46 Darmſt., in 1:54,6 Min.
Rl.00 Meter=Bruſtſtaffel für Turner. 1. Sieg: Turnverein Wetzlar in
6: 25,7 Min.; 2. Sieg: Turnverein 1869 Bad=Kreuznach in 6:27,3 Min.
10 Meter beliebig für Turner. 1. Sieg: Jak. Lohrer, Tgſ. 75
Darm=
ſtrndt, in 6:29,1 Min.; 2. Sieg: Walter Kraus, Tv. Offenbach a. M.,
u= 6:29,2 Min.; 3. Sieg: Fritz Weis, Tgſ. 75 Darmſtadt, in 6:59 Min.
104 Meter=Rückenſchwimmen für Turner. 1. Sieg: Jak. Lohrer, Taf. 75
D=armſtadt, in 1:19,2 Min.: 2. Sieg: Hans Jäger, Tv. Offenbach a. M.,
n: 1:21,6 Min.; 3. Sieg: H. Lomnitz, Schw.=Kl. Bad=Homburg, in
12 29,8 Min.; 4. Sieg: Hein. Habich, Tgf. 75 Darmſtadt, in 1:31,6 Min.
10 Meter=Lagenſchwimmen für Turner. 1. Sieg: Hans König,
Frank=
fu.rter Tgd. „Eintracht” 61, in 3:35,6 Min.: 2. Sieg: W.
Wächters=
b=äuſer, Schw. Sp. Ver. Bad=Homburg, in 3:48,8 Min.
Mehrkampf für Turner. 1. Sieg: H. Geismar, Tv. Gießen, 124¾ P.:
2. Sieg: W. Junold, Tv. Saarbrücken 1848, 121½ P.: 3. Sieg: W.
Schäfer, Tgd. Friedberg, 117 P.; 4. Sieg: H. Luley, Tv. 48
Saar=
brücken, 116¾ P.
Hauptſpringen für Turner. 1. Sieg: Fr. Dhein, Tv. 1869 Bad=
Kreuz=
nach, 64¾ P.; 2. Sieg: Herm. Stork, Tv. 1860 Frankfurt a. M., 63½
P.; 2. Sieg: A. Jüngling, Tgd. 46 Darmſtadt, 63½ P.: 3. Sieg: H.
Schmidt, Taſ. Offenbach a. M., 6234 P.; 4. Osk. Junold, Tv. 1848
Saarbrücken, 60½ P.; 5. Sieg: Hs. Schlamp, Tv. 1869 Bad=
Kreuz=
nach, 60 P.; 6. W. Junold, Tv. 48 Saarbrüchen, 4934 P.: 7. K. Link.
Tv. 60 Frankfurt, 54½ P.
Streckentauchen für Turner. 1. Sieg: W. Schäfer Tgd. Friedberg, 50,5
Meter; 2. Sieg: J. Becker, Tw. Finthew, 45 Meter; 3. Sieg: R.
Häu=
ſer, Tgd. Friedberg, 41,5 Meter.
10X50 Meter=Freiſtilſtaffel (Verbands). 1. Sieg: 1. Gauverband in
5:52,3 Min.
50 Meter=Bruſtſchwimmen für Altersturner. 1. Sieg: K. Schäffler, Tv.
48 Saarbrücken, in 43,4 Sek.; 1. Sieg: K. Teichmann, Twv. Saarburg,
in 43,4 Sek.; 2. Sieg: L. Penk, Tgd. 46 Darmſtadt, in 44,2 Sek.; 3.
Sieg: H. Klüh, Tv. 1860 Frankfurt, in 45.,8 Sek.
50 Meter=Hühſchwimmen für Altersturner. 1. Sieg: L. Penk. Tgd. 46
Darmſtadt, in 40 Sek.; 1. Sieg: W. Köhring, Tv. 1861 Gelnbauſen,
in 40 Sek.; 2. Sieg: H. Klüth, Tv. 1860 Frankfurt, in 40,2 Sek.
Streckentauchen für Altersturner. 1. Sieg: K. Schäffler, Tv. 48
Saar=
brücken 1. 37 Meter: 2. Sieg: H. Klüh. Tv. 1860 Frankfurt, 31 Meter.
Mehrkampf für Altersturner. 1. Sieg: H. Schaeffler, Tv. 48
Saar=
brüchen, 84½ Punkte; 2. Sieg: K. Teichmann, Tv. Saarburg, 83 P.;
3. Sieg: W. Höhring, Tv. 61 Gelnhauſen, 8234 P.
Springen für Altersturner. 1. Sieg: L. Hemmer, T. u. Fechtkl.
Frank=
furt, 4934 Punkte: 2. Sieg: W. Köhring, Tv. 61 Gelnhauſen, 45¾ P.;
3. Sieg: E. Keim, T. u. Fechtkl. Frankfurt, 44½ P.; 4. Sieg: K.
Teichmann, Tv. Saarburg, 44½ P.; 5. Sieg: N. Picht, T. u. Fechtkl.
Frankfurt. 40 P.
Turmſpringen für Turmer. 1. Sieg: A. Jüngling, Tgd. 46 Darmſtadt,
50½ Punkte: 2. Sieg: H. Schmidt, Tgſ. Offenbach a. M., 49 P.; 3.
Sieg: O. Junold, Tv. 48 Saarbrüchen, 4434 P.: 4. Sieg: Fink, Tv.
Groß=Gerau, 4194 P.
100 Meter=Bruſtſchwimmen für Turner. 1. Sieg: E. Hübner, Tv.
Wetz=
lar, in 1:46,7 Min.: 2. Sieg: H. Armbruſt, Tgſ. Offenbach a. M., in
1:28,3 Min.; 3. H. Habich, Tgſ. 75 Darmſtadt, 1:28,5 Min.; 4. Sieg:
H. Luley, Tv. 48 Saarbrücken, 1:31,4 Min.; 5. Sieg: A. Rorhmann,
Tv. Erfelden, in 1:32,3 Min.; 6. Sieg: R. Häuſer, Tgd. Friedberg,
in 1:32,5 Min.: 7. Sieg: K. Undeutſch, Tv. 77 Nied, in 1:34,2 Min.;
8. Sieg: W. Heppert, Tv. Wetzlar, im 1:34,3 Min.
100 Meter=Seitenſchwimmen für Turner. 1. Sieg: L. Rauſch, Tv.
Offen=
bach a. M., in 1:20,8 Min.; 2. Siegr H. Fuchs, Tv. Offenbach a. M.,
in 1:20,9 Min.; 3. Sieg: H. Reinelt, Tv. Bad=Kreuznach, in 1:98,3
Min.; 4. Sieg: S. Klauſcher, Tgd. Offenbach=Bürgel, in 1:29 Min.
100 Meter beliebig für Turner. 1. Sieg: H. Fuchs, Tv. Offenbach a. M.,
in 1:11,8 Min.; 2. Sieg: H. Jäger, Tv. Offenbach a. M., in 1:12,6
Min.; 3. Sieg: Fr. Fölſch, Tv. Wetzlar, in 1:17,5 Min.; 4. Sieg: W
Ritter, Tv. Nied, in 1:19,3 Min.; 5. Sieg: W. Dörner, Tgſ. 75
Darm=
ſtadt, in 1:21,2 Min.
100 Meter=Bruſtſchwimmen für Turnerinnen. 1. Sieg: E. Hamel, Tad
Hanau, in 1:39,7 Min.; 2. Sieg: St. Riedner, Tgſ. Offenbach a. M.
in 1:40,2 Min.; 3. Sieg: L. Hofmann, Tgd. 46 Darmſtadt, in 1:41,8
Min.; 4. Sieg: R. Henkel, Tgſ. Offenbach a. M., in 1:44,2 Min.;
4. Sieg: G. Neuland, St. Johanner Tſchaft Saarbrüchem 3, in 1:44,2
Min.; 5. Sieg: L. König, Tad. 46 Darmſtadt, in 1:45,2 Min.; 6. Sieg:
J. Grützner, Schw.=Kl. Bad=Homburg, in 1:47,4 Min.; 7. Sieg: E.
Scheer, Tv. Wetzlar, in 1:49 Min.
4X100 Meter=Lagenſtafel für Turner. 1. Sieg: Tv. Offenbach a. M. ir
5:29,8 Min.; 2. Sieg: Tgſ. Darmſtadt in 5:39,7 Min.
4X50 Meter=Freiſtilſtaffel für Turnerinnen. 1. Sieg: Tad. 46
Darm=
ſtadt in 3:43,2 Min.
4X100 Meter=Freiſtilſtaffel für Turner. 1. Sieg: Tv. Offenbach a. M.
in 5:57,8 Min.
4X50 Meter=Bruſtſtaffel für Turnerinnen. 1. Sieg: Tad. 1837 Hanau
a. M. in 3:11,6 Min.; 2. Sieg: Tgſ. Offenbach a. M. in 3:15,2 Min.;
3 Sieg: Tad 1846 Darmſtadt in 3:17,6 Min.
100 Meter=Hühſchwimmen für Turnerinnen. 1. Sieg: E. Gerhard, Tad.
46 Darmſtadt, in 1:45,8 Min.
Mittelrheinſtaffel für Turner (Wanderpreis). 1. Sieg: Tv. Offenbach
a. M. in 4,35 Min.; 2. Sieg: Tgſ. Darmſtadt 1875 in 4.42 Min.
Mittelrheinſtaffel für Turnerinnen (Wanderpreis). 1. Sieg: Tad. 46
Darmſtadt in 5,41 Min.: 2. Sieg: Tgſ. 75 Darmſtadt in 5,44 Min.
Wafſerballſpiele. Vorſpiel: St. Joh. Tſchft. Saarbrücken—Tv. 1817
Mainz (4:0) 7:0. — Endſpiel um die Kreismeiſterſchaft: St. Joh.
Tſchft. Saarbrücken—Tv. 1860 Frankfurt (0:3) 0:8.
Hiermit iſt Turnverein 1860 Frankfurt a. M. Meiſter des
Mittel=
rheinkreiſes und vertritt dieſen bei dem morgen vormittag 11 Uhr
ſtatt=
findenden Spiel um die Kreisgruppenmeiſterſchaft gegen den Badiſchen
Meiſter Turnverein 1846 Karlsruhe i. Bad.
Die Kämpfe der Volksturner.
Pünktlich um 14 Uhr begannen die Kämpfe der Volksturner. Es
ſchien, als ob Petrus bisher ſein ganzes ſchlechtes Wetter aufgebraucht
habe, um endlich mit einem ordentlichen Feſtwetter aufwarten zu
können. Heiße Sonne, ab und zu von einem wohltätigen, ſchattigen
Lüftchen unterbrochen, lagerte den ganzen Mittag auf dem Platz. Das
richtige Wetter für gute Leiſtungen in der Volksturnerei.
Bei den äußerſt zahlreichen Meldungen war vorauszuſehen, daß
ſchon die Vorkämpfe gute Entſcheidungen bringen würden. So brachten
denn auch die 100 und 200 Meter mit Hellwig und ſeinen
Konkur=
renten ſehr günſtige Reſultate. Im übrigen wurden in der Hauptſache
nur die Diſziplinen der Sechs= und Zehnkämpfe erledigt. Dank weiſer
Einteilung wickelte ſich das Programm ordnungsgemäß in
muſtergül=
tiger Weiſe ab, ſo daß nach Beendigung der Vorkämpfe pünktlich der
Vierkampf der Turnerinnen beginnen konnte.
Der Vierkampf der Turnerinen.
Wenn das Bild ſich nunmehr auch veränderte, der eigentliche
Wett=
kampfbetrieb blieb derſelbe. Die Turnerinnen, durchweg im netten,
ſchwarzen Turnanzug, kämpften genau ſo hart und zäh um die Palme
des Sieges, wie vorher die Turner. Im Kurzſtreckenlauf kommt es zu
ganz knappen Reſultaten.
Ueber die Platzverhältniſſe: Die Bahn iſt ſehr hart, aber zur
Erzielung von guten Zeiten fähig. Die 100 Meter wurden bei
ver=
ſtärktem Gegenwind gelaufen, was auch auf die Zeiten vielleicht einigen
Einfluß haben kann. Im übrigen die Leitung, der Starter gut und
zuverläſſig. Alles in allem ſteht zu hoffen, daß die Zwiſchen= und
dar=
über hinaus die Endkämpfe ſehr gute Ergebniſſe zeitigen werden. Die
wenigen, denen es vorbehalten bleibt, aus der großen Menge der Vor=
und Zwiſchenkämpfe in den Endlauf zu kommen, werden ſich jedenfalls
ſehr anſtrengen müſſen, um endlich doch die Meiſterwürde zu erringen.
Zu den
Vorkämpfen der Leichtathletik=Meiſterſchaften
ſind noch folgende beſondere Leiſtungen hervorzuheben:
Im 400=Meter=Lauf erreichte Turner Braun vom Turnverein
Hom=
burg v. d. H. die gute Zeit von 52,2 Sek. Turner Brieß vom
Turn=
verein Kreuznach brachte es im Hürdenlaufen über 110 Meter auf die
gute Zeit von 16,8 Sek.; ebenfalls Brieß im Weitſprung auf 6,58
Meter. Die beſte Leiſtung im Steinſtoßen erzielte ein Turner mitz
9,18 Metern.
Den Leiſtungen der Vorkämpfe nach zu ſchließen, werden die
Re=
ſultate der Endkämpfe am Sonntag recht gute werden. Erfreulich war
es, feſtzuſtellen, daß, gegenüber früheren leichtathletiſchen Kämpfen, die
Kampfbahn ſtändig von einer ſpannenden Zuſchauermenge belagert
war.
Neun= und Vierkampf der älteren Turner.
Gleichzeitig mit den Turnerinnen und Turnern abſolvierten die
„älteren Herren” ihren Neun= und Vierkampf. Genau wie die Jungen,
ſtrebten ſie im heißen Kampf um den Sieg. Eifrig wurden die
Reſul=
tate im Lauf und Sprung in Punkte umgewertet, um ſchon im Voraus
die Chancen zu berechnen. Beſonders zu erwähnen iſt, daß nach den
Wettkämpfen alle Turner, ob jung, ob alt, ob Männlein oder Weiblein,
zur Körpermeſſung gingen. Das Inſtitut für Körpermeſſungen
iſt in der Schupokaſerne eingerichtet, teils aus ſtatiſtiſchen, teils aus
rein mediziniſchen Gründen. Eine Einrichtung jedenfalls, die auf jedem
Fall zu loben iſt.
Geräteturnplatz.
Hier herrſcht reges Leben. Pünktlich um 2 Uhr treten die
Alters=
turner in zwei Abteilungen (1. Abteilung von 38—45 Jahre, 2.
Abtei=
lung über 45 Jahre) an, um nach Einteilung in 27 Riegen unter dem
gemeinſamen Geſang „Turner auf zum Streite” den Neunkampf oder
Vierkampf zu beginnen. Während der Neunkampf Geräte= und
volks=
vürmliche Uebungen umfaßt, handelt es ſich beim Vierkampf nur um
Volks=
turnen. Gemeldet ſind etwa 330 Teilnehmer. Man kann bald ſauber
und genau ausgeführte Uebungen an Reck, Barren, Pferd ſehen, die
zu=
weilen bei den zahlreich erſchienenen Zuſchauern lebhafte Anerkenmung
finden. Mancher Junge nehme ſich ein Beiſpiel an dieſen wackerem
Kämpen!
Auch die Turnerinnen ſind um 2 Uhr angetreten und beſtreiten
Neun=
kampf in zwei Abteilungen. Die eine Abteilumg turnt an Geräten und
volkstümliche Uebungen, während die andere Abteilung anſtelle der
vor=
geſchriebenen Kürübungen (Freigewählte Uebungen) ein 50 Meter=
Be=
liebigſchwimmen ſowie einen Kürſprung vom 3 Meter=Brett im Woog
mit in den Kampf einbezieht. Auch Sechskampf (hauptſächlich
Geräte=
turnen) und Dreikampf (Freiübung, Keulenübung, Stabübung) ſind gut
beſchickt. Es ſind für dieſe 3 Wettkämpfe zuſammen etwa 550
Turne=
rinnen gemeldet. Auch von den Turnerinnen wird Muſtergültiges
ge=
leiſtet, und ihr Turnen ſteht auf hoher Stufe. Wenn wir bei den
Alters=
turnern die Willenskraft und Gewandtheit bewundern können, mit der
ſie ihre Uebungen turnen, erquickt uns bei den Frauen die Anmut der
Freiübungen und ebenfalls die Beherrſchung des Körpers.
Siegerliſte.
II. Altersklafſe, Vierkampf, 33 Teilnehmer, 18 Sieger.
1. Sieg: Fritz Janko, Tv. Sachſenhauſen, 79 Punkte; 1. Sieg: Wilh.
Kratz, Tv. Mainz 1817, 79 P.: 2. Sieg: Fritz Hutmann, Tgf. 1875
Darm=
ſtadt, 69 P.; 3. Sieg: Johann Launhardt, Tgd. Praunheim, 64 P.;
3. Sieg: Matthias Möhler, Tv. Saarbrücken 1848, 64 P.; 3. Sieg: Emil
Stocker, Tv. Mühlhafen, 64 P.; 4. Sieg: Auguſt Welker, Tv. Claventhal.
62 P.; 4. Sieg; Adolf Bauſcher, Tgd. Darmſtadt, 62 P.; 4. Sieg: Fritz
Biehn, Tv. Friedrichsdorf, 62 P.; 4. Sieg: Rudolf Klein, Tv. Saarbrückem
1848, 62 P.; 5. Sieg: Jean Senff, Tgſ. Offenbach=Bürgel, 61 P.; 6.
Sieg: Jakob Herrmann, Tv. Frankfurt a. M. 1860, 59 P.; 7. Sieg:
Joſeph Schillo, Tgd. Neunkirchen, 58 P.; 8. Sieg: Heinrich Böttiger,
Tv. Pfungſtadt, 57 P.; 9. Sieg: Arthur Löh, Tv. Idar, 56 P.; 10. Sieg:
Karl Schad, Tv. Groß=Gerau, 55 P.
Pferdeſport.
Rennen zu Hoppegarten.
I. Geheimrat=Rennen. 2800 Mark. 1400 Meter: 1. Graf A. Arnim’s
Donna Laura (F. Williams); 2. Siegeszug; 3. Goldalma. Ferner:
Prätendant, Der Kohinoor, Waldrada, City, Princeß Ronald.
Tot.: 50, Pl. 13, 11, 16:10. 5ſ.—1½ Lg.
II. Ermunterungs=Rennen ber Stuten. 2800 Mark. 1200 Meter: 1. A.
u. C. v. Weinberg’s Otis (O. Schmidt); 2. Wanderluſt (Varga);
3. Mousme (Zehmiſch). Ferner: Aditja, Santolina, Sturmbraut,
Cäſarea, Parade, Paſtrana, Alicia, Tanit, Falkenfelder, Gebelaune.
Tot.: 39, Pl. 16, 27, 72:10. Hals—3 Lg.
III. Quirl=Rennen. 3900 Mark. 2400 Meter: 1. A. u. C. v.
Wein=
berg’s Roſanera (O. Schmidt); 2. Pompeius (E. Haynes); 3.
Mor=
genſtern. Ferner: Storm Cloud, Portia, Fundin, Engadin, La
Piave, Floreſtan, Triebkraft. Tot.: 46, Pl. 16, 17, 39:10. Hals
—2 Lg.
IV. Laubfroſch=Rennen. 5200 Mark. 1600 Meter: 1. Graf Seidlitz=
Sandreczki’s Parſifal (P. Ludwig); 2. Original (Varga); 3. La
Margna (Williams). Ferner: Trianon, Reichstag, Semper idem,
Mansbach, Silberkatze, Tot.: 90, Pl. 21, 12, 37:10. kK.—K.
V. Hohenlohe=Oehringen=Rennen. 10 400 Mark. 2200 Meter: 1. Stall
Hönwalt,s Eiſenkanzler (W. Tarras); 2. Lampos (O. Schmidt).
2 liefen. Tot.: 32.
VI. Ermunterungs=Rennen der Hengſte. 2800 Mark. 1200 Metzer: 1. A.
u. C. v. Winberg’s Periander (O. Schmidt); 2. Eldon (Williams);
3. Melkart (Vinzeng). Ferner: Clauſewitz, Lorbeerkranz, Dietmar,
Irländer, Geſelle, Heluan, Hadrian, Prellſtein, Intimus,
Ingra=
ban, Teukors, Lupus. Tot.: 48, Pl. 17, 51, 18:10. Kopf—2 Lg.
VII. Leichtfuß=Nennen: 2800 Mark, 1800 Meter: 1. Stall Hegis Oſiris
(Huquenin); 2. Sea Lord (Grabſch); 3. Andovera (Jaeckel). Ferner:
Kasbek, Miſſion, Karl Ferdinand, Aaſe, Kronprinz. Tot.: 48: Pl.
14. 13. 17:10 Hals—1 Lg.
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Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927
Geite 11
Reich und Aüsland. Wo der Reichspräſident ſeinen Urlaub verbringen wird.
lemderungen an der Reichswehruniform.
Berlin. In den nächſten Tagen wird durch
ſ nderen Erlaß des Reichswehrminiſteriums die
useſtaltung von Einzelheiten der
Reichswehruni=
rm zugelaſſen werden, mit dem Ziel, die Uniform
was anſprechender und „
geſellſchafts=
ſtwiger” zu geſtalten. An Einzelheiten ſind zu
näähnen die Einführung von Vorſtößen und
ige ſen in einer für jede Waffengattung beſonders
ugeſchriebenen Farbe, die Aufhellung der Knöpfe
7 Reichsabzeichen, die Einführung von
Fang=
hmüren an der Geſellſchaftsuniform der Offiziere,
bisdereinführung von Schützenſchnüren für
ſ ziere und Mannſchaften. Das Sturmband der
ſ.tze wird in Zukunft bei Offizieren bis zum
Ober=
awang mit einer Silberſchnur, bei Offizieren
deren Ranges mit einer goldenen Schnur
um=
icgelt.
in- Schnellflugdienſt Berlin—Frankfurt a. M.
und zurück.
WSN. Frankfurt a. M. Vom 1. Auguſt bis
. Oktober wird ein Schnellflugdienſt Berlin—
Frank=
u und zurück nach folgendem Plan ausgeführt:
12.20 Uhr ab Berlin an 19.15 Uhr,
14.20 Uhr an Frankfurt ab 17.15 Uhr.
kü: dieſen Flügen werden Luftpoſtbriefſendungen
n. Luftpoſtzeitungen, aber keine Perſonen befördert.
ie neue Verbindung iſt für Frankfurt a. M. deshalb
ſonders günſtig, weil die mit ihr um 14.20 Uhr
ei eingehenden Luftpoſtbriefſendungen, auch wenn
e rmicht durch Eilboten zu beſtellen ſind, noch mit
er um 15.45 Uhr beginnenden 3. Zuſtellung
abge=
anren werden. Neben der Freigebühr für
gewöhn=
ch= Briefe iſt alſo nur der Luftpoſtzuſchlag von
PPfg. zu entrichten. In Berlin werden die nicht
unch Eilboten zu beſtellenden Sendungen am nächſten
Kargen mit der 1. Zuſtellung ausgetragen. Die
ntrwort kann ſchon mit dem Flugzeug um 12.20 Uhr
aüüickgehen und gelangt in Frankfurt a. M. mit der
WBriefzuſtellung — alſo nach 24 Stunden — in die
ſäride des Empfängers.
Ein Schwindelgenie „repariert”.
fm. Kaiſerslautern. Ein großes
Schwin=
elgenie ſtand in der Perſon des dreißigjährigen
Rei=
moen Robert Künſtler von hier vor dem
Schöffen=
enächt. Künſtler trieb vor zwei Jahren in der
au zen Weſtpfalz und im angrenzenden preußiſchen
ne Saargebiet in geradezu frechſter Weiſe eine ganze
ten he von Schwindeleien. Er war früher Reiſender
EMilchzentrifugen. Als ſolcher wußte er, wo über=
1ü bei Landwirten derartige Apparate ſtanden. Da
tühte er auf, ſich als Fabrikvertreter ausgebend, und
oſ ſich den Leuten an, ihre Zentrifuge einmal
gründ=
ch. nachzuſehen. Und da ergab ſich dann, daß ein
ever Erſatzteil einzulegen war, was Künſtler dann
uH ſofort ausführte, weil er den Erſatzteil bei ſich
aure. Er ließ ſich dafür gut bezahlen, nahm den
lian Erſatzteil mit und reiſte weiter. Den
heraus=
enwmmenen Erſatzteil, verwendete er dann beim
äubſten Bauersmann, führte auch hier die „Repara=
* aus und ſteckte das Geld ein, ohne daß an der
7u ſchine das Geringſte verbeſſert war. Das Gericht
enurteilte ihn unter Einrechnung einer früheren
ſitn afe von zehn Monaten zu einem Jahr acht
Mo=
aien Geſamtgefängnisſtrafe.
Schwerer Autvunfall.
Göttingen. Auf der Landſtraße Göttingen—
ſiczenberg verſagte in einer Kurve geſtern vormittag
Steuerung des von einem Fabrikbeſitzer aus
8o lfenbüttel geführten Autos. Der Wagen
über=
hutg ſich in einem Getreidefeld. Eine Mitfahrerin
zurde auf der Stelle getötet. Die Frau des
ſarorikbeſitzers wurde in ſchwerverletztem Zuſtand in
tel Klinik eingeliefert, während dieſer ſelbſt gut
da=
oil.kam.
Normaluhr mit Telephon.
DDie erſte Telephonzelle in der Säule einer
Normaluhr
urde kürzlich in Berlin dem Sprechverkehr
über=
gloen. Die praktiſche Einrichtung hat ſich bereits
ut bewährt. In der Folge wird die Aufſtellung
veiiterer Normaluhren mit Telephonzellen in Ausſicht
genommen.
Das Herrenhaus in Dietramſell,
wo Reichspräſident von Hindenburg als Gaſt des Herrn Dr. v. Schilcher, wie im Vorjahre, ſeinen
Urlaub verbringen wird.
Poſt=Wolkenkratzer in Stuttgart.
Ein 11 Stock hohes Paket=Poſtamt.
Das neue Paket=Poſtamt in Stuttgart
wird demnächſt im Beiſein des Reichspoſtminiſters feierlich eröffnet. Es ſtellt mit ſeinen elf
Stockwerken und mehr als 1000 Fenſtern das erſte Hochhaus in Württemberg dar.
Die Hochzeit des Scheichs im Berliner Zoo.
Nicht in Tripolis,
ſondern im Berliner Zoologiſchen Garten fand das oben abgebildete Feſt ſtatt. Der Scheich, der
auf der Tripolisſchau des Zoos gaſtierenden Araber= und Negertruppe konnte ſeine Hochzeit in
einer täuſchend ähnlichen afrikaniſchen Umgebung feiern.
Schwere Ausſchreitungen in Berlin=Schöneberg.
Berlin. Auf einem Schöneberger Rummelplatz
in der Potsdamer Straße wurden am Freitag abend
mehrere Paſſanten von halbwüchſigen Burſchen
überfallen, und ihrer Wertſachen beraubt.
Als eine Streife der Schutzpolizei die Räuber
feſt=
nehmen wollte, wurden die Beamten zu Boden
geſchlagen und durch Meſſerſtiche verletzt. Als das
Ueberfallkommando erſchien, drang der Mob, der
in=
zwiſchen auf mehrere hundert Perſonen angewachſen
war, auch auf dieſe Polizeibeamten ein, ſo daß ſie
von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten.
Zehn Perſonen konnten verhaftet werden.
Neuer Flugrekord.
Berlin. Bei einer Wiederholung des
Ge=
ſchwindigkeitsfluges über 100 Kilometer hat Freitag
abend das Rohrbach=Roland=Flugzeug unter
Stein=
dorfs Führung mit 200 Kilogramm Nutzlaſt eine
Geſchwindigkeit von 216,2 Stundenkilometern erzielt.
General Dawes einem Unglücksfall entronnen.
New York. In der Nähe von Memphis
ent=
gleiſte ein Eiſenbahnzug, in dem ſich der
Vizepräſi=
dent der Vereinigten Staaten und frühere Vorſitzende
des Daweskomitees, General Dawes, befand. Bei dem
Unfall wurden zwei Reiſende getötet und drei
ver=
letzt, während General Dawes unverletzt blieb.
Die Zerſtörer der „Knienden” verhaftet.
Berliy. Wie das Duisburger Polizeipräſidium
mitteilt, iſt der größte Teil der Täter, die im
Ton=
hallengarten die Lehmbruckſche Plaſtik „Die Kniende‟
vom Sockel ſtürzten, verhaftet worden. Die
Namen der Täter werden noch geheim gehalten.
Die Ueberſchwemmungskataſtrophe in China.
London. Die Provinz Fukien iſt durch
An=
ſchwellen der Gebirgsgewäſſer von ſchweren
Ueber=
ſchwemmungen heimgeſucht worden. Die Zahl der
Ertrunkenen wird auf 10.000 bis 15000
angegeben, die der Obdachloſen auf 100 000. Ganze
Städte und Ortſchaften werden als zerſtört
ge=
meldet.
Das Erdbeben in der chineſiſchen Provinz Kanſu.
London. Nach einer Meldung aus Schanghai
beſtätigt der in Lantſchau angekommene amerikaniſche
Miſſionsleiter Belcher die Nachrichten, wonach das
Erdbeben in der Provinz Kanſu vom 23. Mai
un=
geheuer verheerende Folgen gehabt hat. Belcher
ſchätzt die Sachſchäden auf mehrere Millionen Dollar.
Eine Stadt ſei infolge des Bebens vollſtändig vom
Erdboden verſchwunden. Die Ausländer ſeien nicht
zu Schaden gekommen, da ſie wegen der Unruher
ſchon einige Zeit vor dem Beben nach Pcking
ge=
flüchtet waren.
Das Preisausſchreiben
für den deutſchen Ozeanflug.
Berlin. Die vom Aeroklub von Deutſchland
und vom Deutſchen Luftfahrwerband ausgeſchriebenen
Wettbewerbsbedingungen für den deutſchen Ozeanflug
wurden in ihren Einzelheiten am Freitagnachmittag
bekanntgegeben. Der 100 000=Mark=Preis trägt danach
die Bezeichnung „Deutſchland-Nordamerika=Preis”
und kommt an den Führer desjenigen deutſchen
Flug=
zeuges zur Auszahlung, das als erſtes von einem
beliebigen Punkt des Deutſchen Reiches aus nach
New York fliegt. Eine geſamte Reiſedauer von
3½ Tagen (84 Stunden) darf nicht überſchritten
werden. Zwiſchenlandungen ſind erlaubt. Die
Lan=
dung muß innerhalb eines Kreiſes mit dem
Halb=
meſſer von 50 Kilometern um das Stadthaus von
New York erfolgen. Nicht zugelaſſen ſind einmotorige
Landflugzeuge. Die Flugzeuge müſſen mindeſtens
zwei deutſche Führer als Beſatzung, 150 Kilogramm
Nutzlaſt und Funkgerät für Empfang und Senden
mitführen. Die Motoren dürfen ausländiſcher
Bau=
art, müſſen aber in Deutſchland hergeſtellt ſein.
50 000 Mk. als erſter und 25 000 Mk. als zweiter
Preis ſind ausgeſchrieben als „Deutſcher Dauer= und
Streckenleiſtungspreis‟. Die 50 000 Mark fallen an
den Führer desjenigen deutſchen Flugzeuges, das in
der Zeit bis zum 31. Oktober d. J. in einem
min=
deſtens 50ſtündigen Fernflug den größten in der
Luft=
linie gemeſſenen Flugweg ohne Zwiſchenlandung
zu=
rücklegt, wobei die Mindeſtentfernung 4000 Kilometer
betragen muß. Dieſe Bedingungen gelten auch für
das Erlangen des zweiten Preiſes von 25 000 Mark,
der für den zweitgrößten Flugweg ausgezahlt werden
ſoll. Für dieſen Leiſtungswettbewerb iſt keine
Ein=
ſchränkung der Flugzeugart vorgeſehen, ſo daß nach
Amerika ſtartende einmotorige Landflugzeuge ſich
gleichfalls um dieſe beiden Preiſe bewerben können.
Zwvei Führer als Beſatzung ſind auch für dieſe
Fern=
flüge vorgeſchrieben.
Der geplante Flug London-London.
London. Nach einer Meldung aus Toronto,
hat ſich der kanadiſche Flieger Vance bereit
er=
klärt, den Flug von London im Staate Ontario nach
der engliſchen Hauptſtadt zu unternehmen, für den
ein Brauereibeſitzer einen Preis von 25 000 Dollar
ausgeſetzt hatte. Der Start wird vorausſichtlich in der
zweiten Auguſthälfte erfolgen.
Der Veſuv wieder in Tätigkeit.
TU. Rom. Der Veſuv iſt wieder in heftige
Tätigkeit getreten. Die Lava hat die Wände des
inneren Kegels durchbrochen und ergießt ſich in
fünf=
zehn Metern Breite, in einer Höchſtgeſchwindigkeit
von drei Metern in der Sekunde, nach dem
Krater=
tal, dem ſog. Inferno. Das Veſuv=Obſervatorium
berechnet die Lavamaſſen, die ſich in 16 Stunden
ergießen, auf zwei Millionen Kubikmeter. Zu
Be=
ſorgniſſen beſteht jedoch vorläufig noch kein
Anlaß.
Neue Regiſtrierapparate für SOS=Rufe.
London. Zwei Typs automatiſcher
Alarmvor=
richtungen zur Verwendung auf See ſind vom
Gene=
ralpoſtminiſter und vom Handelsamt genehmigt
wor=
den. Dieſe Inſtrumente dienen zur automatiſchen
Regiſtrierung aller an Bord des Schiffes
aufge=
fangenen Notrufe, die von anderen Schiffen
abge=
geben werden. Mittels dreier langer Striche, die dem
SOS=Ruf vorangehen, wird eine Alarmglocke in
Be=
wegung geſetzt. Innerhalb der nächſten zwölf
Mo=
nate müſſen die ins Ausland fahrenden Schiffe mit
50 bis 200 Perſonen, ſowie Küſtenſchiffe mit fünfzig
Perſonen, mit einem dieſer genehmigten
Inſtru=
mente ausgerüſtet ſein, wenn die Fahrtdauer acht
Stunden überſteigt.
Die chineſiſche Erdbebenkataſtrophe.
TU. London. Ueber das chineſiſche Erdbeben, dem
100 000 Perſonen zum Opfer gefallen ſein ſollen, iſt
jetzt der erſte Augenzeugenbericht in London
einge=
troffen. Der apoſtoliſche Vikar Buddenbrock in Kanſu
teilt in einem Schreiben mit, daß das
Erdbeben=
gebiet 70 Quadratmeilen umfaßt. Da alle
Verbin=
dungen zur Außenwelt durch das Erdbeben zerſtört
worden ſind, werden Einzelheiten über die
Kata=
ſtrophe erſt nach und nach bekannt werden. Er ſelbſt
habe in Lantſchau eine Meſſe geleſen, als die erſte
ſchwere Erſchütterung geſchah. Ins Freie geſchleudert,
habe er bewußtlos dagelegen. Als er wieder
er=
wachte, ſei die Kirche, in der er ſoeben noch
gepre=
digt hatte, bereits eine Ruine geweſen. Wie durch
ein Wunder ſei der größte Teil der Kirchenbeſucher
mit dem Leben davongekommen. Dafür ſei aber
eine große Anzahl Kinder von den ſtürzenden
Ge=
ſteinsmaſſen erſchlagen worden. Dasſelbe Schickſal
traf eine Ordensſchweſter, die auf dem Trümmerfelde
einige ihrer Pflegebefohlenen retten wollte. Die
Stadt Kulan ſei heute nicht mehr vorhanden. Das
Erdbeben habe ſie dem Erdboden gleichgemacht.
Ueberſchwemmungskataſtrophe in Indien.
London. Nach einer Meldung aus Bombah
ſteht die Zahl der Opfer bei der
Ueberſchwemmungs=
kataſtrophe von Baroda in Nordindien noch nicht feſt,
da nicht nur die Eiſenbahn=, ſondern auch die
Draht=
verbindungen im größten Teil des heimgeſuchten
Gebietes unterbrochen ſind. Starker Schaden iſt vor
allem in den Baumwollpflanzungen angerichtet
wor=
den. Der Eiſenbahnzug, der auf allen Seiten von
Waſſer umgeben iſt, konnte bis jetzt noch nicht befreit
werden, und die Reiſenden ſind von jeder
Verbin=
dung abgeſchnitten. Man hat begonnen, ſie mit
Booten zu verproviantieren. Die
Fernſprechverbin=
dungen zwiſchen Bombay und Alahabad müſſen
um=
geleitet werden, wobei ſich eine Länge des
Draht=
weges von 3000 Kilometern, gegenüber normal 350
Kilometern ergeben hat. — Ueber die
Ueberſchwem=
mungskataſtrophe in Indien wird weiter gemeldet,
daß eine große Anzahl von Häuſern zerſtört wurde
und mehrere Dörfer und Städte unter
Waſſer ſtehen. Viele Meilen Eiſenbahndämme ſind
fortgeſpült worden. Die Stadt Baroda iſt noch immer
von jeder Verbindung mit der Außenwelt
abge=
ſchnitten. In Ahmedabad ſind über 2000 Häuſer
eingeſtürzt; die dortigen Baumwollſpinnereien
und ſonſtige Geſchäftshäuſer ſind ſtillgelegt.
Nammer 210
atc
Vom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
In Süddeutſchland geſtaltete ſich die Witterung für das Einbringen
der Ernte güinſtig. Auch aus Ueberfee lauteten die Wetterberichte
be=
friedigend, und in Fachkreiſen glaubt man, daß die diesjährige
Welt=
ernte vorausſichtlich die vorjährige erreichen wird. Ein mögliches
Min=
dererträgnis in Kanada und auf der ſüdlichen Hemiſphäre dürfte aller
Vorausſicht nach durch ein reichlicheres Ernteerträgnis in Europa und
in den Vereinigten Staaten ausgeglichen werden. Aus Ungarn liegen
bereits zahlenmäßige Angaben vor, die die Weizenernte mit 20,1 (i. V.
18) Millionen Doppelzentner, den Roggenertrag mit 5,8 (7,3) Millionen
Doppelzentner und Gerſte mit 4,9 (4,8) Millionen Doppelzentner
ab=
geben. Auch ſind die Anlieferungen von altem Weizen in Ueberſee
gegenwärtig viel größer als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Die
dies=
jährige Roggenernte in den Hauptproduktionsländern dürfte durchaus
befriedigend ſein und das vorjährige Ergebnis übertreffen Unter dieſen
Umſtänden ſind die Ausſichten für die Preisgeſtaltung nicht A la Hauſſe,
und es wäre zu wümſchen, vom Standpunkt der Geſamtwirtſchaft aus,
daß wieder ein billigeres Preisniveau erreicht würde. Die deutſche
Landwirtſchaft darf jedenfalls nicht außer Acht laſſen, daß Amerika eine
Noggenernte von 62 (i. V. 40, 1925 42) Millionen Buſhels erwartet,
und dieſe Ware auch unterbringen will. Wenn auch für die Zukunft
im Augenblick noch alles davon abhängt, wie die Ernten hereingebracht
werden, ſo ſind doch dieſe Tatſachen in Rechnung zu ſtellen. Es zeigen
dann auch weder die Mühlen noch der Großhandel irgendwie
nennens=
werte Unternehmungsluſt, und das Geſchäft verlief denn auch bei feſter
Grundtendenz im allgemeinen doch recht ruhig. Eine Preisbildung für
neuen Weizen hat noch nicht ſtattgefunden; man ſprach aber davon, daß
in Süddeutſchland 28 RM. gefordert worden ſeien; neuen
mitteldeut=
ſchen Weizen Auguſt—September=Lieferung, nannte man mit 29,50 Mk.
waggonfrei Mannheim, neuen rheiniſchen, gleiche Lieferzeit, mit 28,25
Mark fracht= und verſicherungsfrei Mannheim. Von Auslandsweizen
blieben argentiniſche und auſtraliſche Herkünfte bevorzugt, die ſich
wie=
der billiger als amerikaniſcher Weizen ſtellten. Von neuen Roggen
wur=
den Muſter gezeigt, Abſchlüſſe haben nur in ganz vereinzelten Fällen
ſtattgefunden. Die Forderungen bewegten ſich, je nach Station und
Beſchaffenheit, zwiſchen 23,20—25 RM. Weſtern=Roggen (71 Kilo)
ſee=
ſchwimmend, wurde mit 11,90 Gulden fracht= und verſicherungsfrei
Rot=
terdam genannt (1 holl. Gulden gleich 1,6825 RM.). Auch in neuer
Gerſte iſt noch keine Preisbildung zuſtande gekommen; vorgelegte Muſter
zeigten ſchöne, geſunde Ware in ſtrohgelber Farbe. Man erwartet in
S5üddeutſchland hinſichtlich der Beſchaffenheit einen guten Ausfall. Der
Schnitt iſt noch nicht im Gange. Auslandsgevſte koſtete 24,50—25 RM.,
ruſſiſche Donaugerſte 24,50 RM. waggonfrei Mannheim. Hafer hatte
wenig Geſchäft zu verzeichmen; einige Nachfrage für deutſchen Hafer auf
Abladung ſoll ſich aus Holland gezeigt haben. Die neue Ware reift
dem Schnitt entgegen „Alter Hafer koſtete 25 RM., ausländiſcher 23
bis 24 RM. waggonfrei Mannheim. In Mais vollzogen ſich einige
Geſchäfte auf ſpätere Abladung; im Waggongeſchäft blieben die
For=
derungen unverändert. Fir die nächſte Zeit werden größere Zufuhren
erwartet. Im Mehlmarkt trat zu Wochenbeginn einige Belebung auf
ohne daß es zu größerer Entwicklung des Geſchäfts kam. Effektives
Brotmehl erweiſt ſich als knapp. Für die 100 Kilo verlangten
ſüddeut=
ſchen Mühlen: Weizenmehl Spezial Null mit Sack 39,75 (Vorwoche 40),
Roggenmehl 36—37, Weizenbrotmehl 31,75—32, norddeutſches
Roggen=
mehl (Auszugswehl) aus neuem Roggen für ſpätere Lieferungen war
mit 40—41 RM., 60prozentiges Roggenmehl zur Lieferung Auguſt—
Dezember mit 34 RM., 65prozentiges mit 33—33,50 RM. angeboten.
Am Futtermittelmarkt blieb das Geſchäft klein bei weiterer Nachfrage
für Mühlenerzeugniſſe, wie Weizennachmehl, Weizenfuttermehl, und für
ölhaltige Kraftfuttermittel. Es koſteten die 100 Kilo Weizennachmehl
24 RM. Futtermehl 17,25—17,50 RM., Kleie 12,75—13,50 RM.,
Bier=
treber 15,25—16 RM., Malzkeime 15—15,50 RM., Sojaſchrot 19,50—20
RM., Kokoskuchen 22—22,50 RM., Erdnußkuchen 21,50—22 RM.,
Rauh=
futter unverändert, Wieſenheu neuer Ernte 7,25—7,50 MM., Luzerne=
Kleeheu zur prompten Lieferung 8,75—9,25 RM.
Vom ſüddeutſchen Tabakmarkt.
Vom beſten Wetter begünſtigt, hat die Entwicklung der neuen Ernte
gute Fortſchritte gemacht „Ihr Stand eröffnet die beſten Hoffnungen,
wenn man von einigen Plätzen abſieht, die unter Gewitterſchäden
ge=
litten haben, wie neuerdings Heilingen, wo durch Hagelſchlag die
Blät=
ter vernichtet worden ſind. Umgeſetzt wuudem einige 10 000 Zentner
1925er und 1926er Tabake für 85—105 RM. der Zentner, je nach Güte.
Käufer war eine größere Rauchtabakfabrik. Rippen blieben zu
bis=
herigen Preiſen geſecht.
Metallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 30. Juli 1927 ſtellen ſich für
Elektrolytkupfer: 125. — Die übrigen Notierungen waren geſtrichen.
fm. Südd. Edelmetalle. Pforzheim. Edelmetalle notierten folg.
Groß=
handelspreiſe: Barrengold das Gramm 2,800 RM Geld, 2,814 RM.
Brief; „Platm, handelsübliche Ware, das Gramm 7,75 RM. Geld,
8,50 RM. Brief; Feinſilber das Kilogramm 77 RM. Geld, 78,20—79,70
RM. Brief, Tendenz; ruhig. — Stuttgart: Edelmetalle notierten
folgende Großhandelspreiſe: Feingold 2,800 RM. Geld, 2,814 RM.
Brief; „Platin, handelsüblich, das Gramm 7 RM. Geld, 8,60 RM.
Brief; Fein=Kornſilber das Kilogramm 77,20 RM. Geld, 78,20 RM.
Brief. Tendenz; ruhig.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
Der Internationale Drahtverband hat eine Preisherabſetzung für
Maſchendvaht von 11,126 Pfund Sterling auf 11 Pfund Sterling
vor=
genommen. Die übrigen Preiſe bleiben beſtehen. Der Bericht über die
Marktlage gab ein befriedigendes Bild.
Nach der Zuſammenſtellung des Statiſtiſchen Landesamtes haben in
Bayern die Spareinlagen Ende Junt einen Stand vom 302,0 Mill. Rm.
erreicht gegenitber 297,2 Mill. Rm. Ende Mai. Ihr jetzigen Stand
beträgt ſonach 42,8 Prozent des Einlagenſtandes von 1913 mit 706 Mill.
Mm. Im Scheck=, Giro= und Kontokorrentverkehr wurden im Juni 145,1
Mill. Rm. eingezahlt und 146,8 Mill. Rm. zurückgezahlt.
Der Aufang der diesjährigen Tabakernte am Niederrhein iſt in
Wiſſel, Kreis Cleve, gemacht worden. Im allgemeinen iſt das
Wachs=
tum den Tabakpflanzen durch die ungünſtige Witterung ſehr
zurück=
geblieben.
Der Verband der Arbeitgeber der ſächſiſchen Textilinduſtrie, Sitz
Chemnitz, und der Arbeitgeberverband der Textilinduſtrie Oſtſachſen,
E. V., Sitz Zittau, haben ſich in der Vereinigung der Sächſiſchen
Textil=
arbeitgeberverbände zuſammengeſchloſſen. Die Aufgaben des Vereins
beſtehen in der gemeinſamen Behandlung der Arbeſtsverhältniſſe und
der Sozialpolitik.
Mit Wirkung vom 29. Juli hat die Süddeutſche
Zinkblechhändler=
vereinigung Frankfurt die Preiſe um 1 Prozent erhöht.
Gegenüber der Vorwoche hat ſich die Zahl der Arbeitsloſen in
Frankreich um 1526 verringert.
Karioffelpreiſe in Deutſchland.
Die Kartoffelpreiſe lagen im erſten Halbjahr 1927 ganz w ſentlich
höher als im vorigen Jahre. Schon um die Jahreswende koſteten 100
Kilo Speiſekartoffeln in Berlin etwa 6—7 Mk. Die Preiſe haben ſich
dann im Laufe des Frühjahrs allmählich und ziemlich ſtetig erhöht;
lediglich Ende Februar und Anfang Mai war eine vovübergehende,
Frühkartoffeln in Berlin!
Kartoffelpreise
(RM für 100 kg)
Rote Kartoffeln in Berlin
KWeiße Kartoffeln in Breslauf
1—1
1rz.
Apr.1 1 Mei 1 1. Jum
Juf.
Sonntag, den 31. Juſi
etwas ſtärkere Preiserhöhung zu verzeichnen. Erſt mit dem
Knappwer=
de der Vorräte an Winterkartoffeln gingen dann um die Mitte des
Juni die Preiſe lebhaft in die Höhe; rote Speiſekartoffeln erreichten in
Berlin einen Großhandelspreis von 16 Mk. für 100 Kilo. Ende Juni
kamen dann neue Kartoffeln auf den Markt, und zwav, wie immer,
zu=
nächſt zu ſehr hohen Preiſen, die aber bald beträchtlich abfielen. Mit
der ſteigenden Zufuhr an Frühkartoffeln hat der Umſatz alter Kartoffeln
jetzt nahezu aufgehört, ſo daß Preisnotierungen nicht mehr vorliegen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Chieagoer Getreidetendenzbericht.
Am Weizemmarkte war die Kursgeſtaltung am Wochenſchluß nicht
einheitlich. Der Julitermin ging um ½ Cents zurück, während die
ſpäteren Sichten kleinere Gewinne verbuchen konnten. Im Nordweſten
wird neuer Regen vorausgeſagt. Aus den beiden Dakotaſtaaten lagen
ungünſtige Nachrichten vor, ferner klagte man in der kanadiſchen
Pro=
vinz Albert über Schwarzroſt. Weitere Anregung bot das
hauſſebegün=
ſtigte Wetter im Auslande. Später wurde die Stimmung wieder
ſchwach. Der Julitermin hatte unter Liquidationen zu leiden. Man
rechnet mit einem baiſſelautenden Ausfall der nächſten privaten
Ernte=
berichte.
Auch am Maismarkt neigte der Julitermin zur Schwäche, während
die höheren Sichten etwas im Kurſe anziehen konnten. Die Regenfälle
der letzten Tage ſollen nicht ausreichend geweſen ſein, um die
Trocken=
heit zu beheben. Aus dem Staate Nebraska lagen ungünſtige
Ernte=
berichte vor. Das Provinzangebot iſt weiter gering.
Am Roggenmarkt erfuhr der Julitermin heute einen erneuten
Preisſturz, und zwar in Höhe von 6¾ Cents, während die anderen
Termine nur leicht ermäßigt waren. Der Markt ſtand anfänglich unter
dem Einfluß der Vorherſagen ungünſtiger Witterung und der beſſeren
Nachfrage für Exportzwecke. Im Verlauf griff auch hier eine ſchwache
Stimmung Platz, da baiſſegünſtige europäiſche Ernteberichte eintrafen.
Für den Richttag des Julitermins waren in der Hauptſache größere
Liquidationen maßgebend.
Am Hafermarkt wurde die Preisentwicklung durch Vorherſagen
un=
günſtiger Witterung beſtimmt.
Am Fettwarenmarkt nahmen heute die Baiſſiers und die öſtlichen
Firmen Deckungen vor, auf Grund der Erwartung kleinerer
Schweine=
zufuhren in den nächſten Tagen.
New Yorker Baumwollbericht. Am Baumwollmarkt erfolgte heute
ein ſtärkerer Kursſturz. Die hauſſegünſtigen Nachrichten und
Wetter=
berichte fanden nur wenig Beachtung. Es kam vielmehr zu einem
ſchaufen Nachgeben der Kurſe, da größere allgemeine Liquidationen
einſetzten und auch die Spekulation Angſtverkäufe vornahm. Nach der
langen Zeit der Aufwärtsbewegung wurde der Markt heute gänzlich
von einer Baiſſeſtimmung beherrſcht. Im Verlaufe erfolgte eine
teil=
weiſe Erholung auf Käufe des Handels und Berichte über ſtarken
Regen in den Staaten Alabama, Arkanſas und Oklahoma.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 134¾, September 136¾, Dezember
1407/e; Mais: Juli 101½, September 105½, Dezember 107½;
Hafer: Juli 41½, September 43½, Dezember 46½; Roggen:
Juli 93½, September 92, Dezember 95½.
Schmalz: Juli 12,52½, September 12,65, Oktober 12,75.
Fleiſch. Rippen: Juli 11,90, September 12,00, Oktober —;
Speck, loko 11,82½; leichte Schweine 9,75—11,00, ſchwere
Schweine 9,00—10,00; Schweinezufuhr: Chicago 3000, Weſten
25 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 30. Juli:
Getreide. Weizen Nr. 2: 146¾, hart 150¾; Mais, neu ank.
Ernte 114½/; Mehl: ſpring wheat clears 7,00—7,35; Fracht:
nach England 1,6—2,6 Schilling, nach dem Kontinent 6—8 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 13,25; Talg, extra 77/o.
Frankfurter Freiverkehrsbörſe.
Frankfurt a. M., 30. Juli.
Im Börſenverkehr von Büro zu Büro wurden am heutigen
Sams=
tag keinerlei Umſätze getätigt. Man hörte nur Farbeminduſtrie gut
be=
hauptet mit 320,50 bis 321. Der Geldmarkt iſt unverändert angeſpannt.
Tagesgeld 6½ Prozent, Monatsgeld 72/ bis 9 Prozent. Auch am
Deviſenmarkt hat ſich die Lage gegenüber der geſtrigen Abendbörſe
kaum verändert. London gegen Paris 124,03, —Mailand 89,20,
—Zürich 25,21½, —Madrid B,45, —New York 4,85Fs. London gegen
Mark 20,42½, Dollar gegen Mark 4,2060.
Auch in Berlin ruhte der Verkehr von Büro zu Büro
voll=
ſtändig, ſodaß keinerlei Tendenz zu erfahren war.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten im Juli 1927,
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten (Ernährung,
Woh=
nung, Beleuchtung, Bekleidung und „ſonſtiger Bedarf”) beläuft ſich
nach dem Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den Durchſchnitt
des Monats Juli auf 150,0 gegen 147,7 im Vormonat; ſie iſt ſonach um
1,6 v.H. geſtiegen.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 27. Juli. Die auf den
Stichtag des 27. Juli d. Js. berechnete Großhandelsindexziffer des
Sta=
tiſtiſchen Reichsamts hat gegenüber der Vorwoche um 0,2 v.H. auf 1380
(137,7) angezogen. Von den Hauptgruppen iſt die Indexziffer für die
Agrarſtoffe um 0,2 v.H. auf 138,0 (137,7) geſtiegen. Die Indexziffer
der Kolonialwaren iſt um 0,6 v.H. auf 127,1 (127,9) zurückgegangen.
Unter den Induſtrieſtoffen hat die Indexziffer der induſtriellen
Roh=
ſtoffe um 0,2 v.H. auf 132,8 (132,5) und diejenige der induſtriellen
Fer=
tigwaren auf 147,5 (147,8) angezogen.
Motorenwerke Mannheim AG. In der Sitzung vom 2. Julf
hatte der Aufſichtsrat der Motorenwerke AG. Mannheim die Bilanz
per 31. Dezember 1926 gutgeheißen, wonach der Verluſt einſchließlich
des Verluſtvortrages aus dem Jahre 1925 in Höhe von 1441 044 Rm.
ſich um rund 1965 353 Rm auf 3 409 397 Rm. erhöht, der vorgetragen
werden ſoll. Durch die Ende 1926 von der Generalverſammlung bereits
beſchloſſenen Sanierungsmaßnahmen und die Herabſetzung des
Kapital=
kontos von 5 Millionen Rm. auf 2 Millionen Rm. und Erhöhung auf
5,4 Millionen Rm. vermindert ſich der Verluſt auf 409 397 Rm. Die
erwähnten, im Jahre 1927 vollſtändig durchgeführten
Finanztransaktio=
nen werden in der Bilanz für 1927 erſcheinen. Die Beſtellung des
Herrn G. Ueltzen als Vorſtandsmitglied iſt wiederrufen worden. Die
Generalverſammlung findet am 1. September ſtatt.
Aquila AG. für Handel und Induſtrieunternehmung Frankfunt
am Main. Die Geſellſchaft wird, für das abgelaufene Geſchäftsjahr
1926/27 die Dividendenzahlung wiederaufnehmen.
Sanierung bei der Nutzholz=A.=G., Frankfurt a. M. In der Genenu
Verſammlung wurde, nachdem mehr als die Hälfte des Aktienkapitl
verloren iſt, Mitteilung gemäß § 240 H.G.B. gemacht. Der Verluf
beträgt bei 167 500 RM. Aktienkapital 80 800 (i. V. 75 530) RM. Du
Generalverſammlung beſchloß zur Sanierung der Geſellſchaft da
Aktienkapital im Verhältnis 15:1 zuſammenzulegen und dann wieden
auf 123800 RM. zu erhöhen. In der Bilanz für 1926 erſcheinen
Kre=
ditoren mit 318 467 (210 383) RM., Akzepte mit 19 842 (121 863) RM.
und Hypotheken mit 75 000 (75 000) RM., dagegen Debitoren mit
42 418 (37 524) RM. und Holzvorräte mit 106 011 (183 345) ReM.
Immobilien ſtehen mit 250 000 (250 000) RM., Mobilien mit 12 912 RM.
und Werksanlagen mit 11 696 RM. zu Buch. Dieſer Verluſtabſchluß
ſei zurückzuführen auf die allgemeine ungünſtige Wirtſchaftslage in 1926
und vor allem auf das Daniederliegen des Platzholzhandels in
Frank=
furt am Main.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 17. bis 23. Juli im Ruhrgebiet in 6
Arbeits=
tagen 2 229 080 Tonnen Kohle geförtert gegen 2 236 289 Tonnen in der
vorhergehenden Woche in ebenfalls 6 Arbeitstagen. Die Kokserzeugung
ſtellte ſich in den 7 Tagen der Berichtswoche auf 516 443 gegen 507 316
Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung auf
66 816 gegen 66 271 Tonnen in 6 Arbeitstagen. Die arbeitstägliche
Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 17. bis 23. Juli 371 519
gegen 372 715 Tonnen in der vorhergehenden Woche. Die tägliche
Kols=
erzeugung ſtellte ſich au f73 778 (72 474) Tonnen, gie arbeitstäglich=
Preßkohlenherſtellung auf 11 336 (11 045) Tonnen. Die Zahl der wegen
Abſatzmangels eigelegten Feierſchichten ſtellte ſich auf 37 061 (
arbeits=
täglich 6177) Tonnen gegen 17 141 (2857) Tonnen in der vorhergehenden
Woche.
Liquidationskurſe der Berliner Börſe. Die Liquidationskurſe ſind
ſchon am 26. Juli feſtgeſtellt worden, nachdem auch die Medioliquidation
im Juli frühzeitig ſtattfand. Ueberwiegend ſchwächte ſich das Niveau
um einige Prozente, für verſchiedene Werte allerdings um mehr 98
10 Prozent ab. So verloren ſeit der Monatsmitte Danatbank 10 Proz.,
Charlottenburger Waſſer 10 Proz., Eſſener Steimkohlen 13 Harpener
und Hoeſch je 9, Holzmann 9 Klöckner 12, Mannesmann 9,
Salzdet=
furth 13 Prozent. Allerdings machten hiervon verſchiedene
Termin=
aktien eine Ausnahme. Insbeſondere hoben ſich Farbenaktien unter
Schwankungen ſchließlich um 18 Proz. Weniger ſtiegen Zellſtoff
Wald=
hof um 7 Proz., Schultheiß um 3, Oſtwerke um 4, Hapag um 2,
Dyna=
mit Nobel um 6 Proz. Vereinigte Glanzſtoff holten 13 Prozent auf,
Im einzelnen lauten die Liquidationskurſe per Ultimo Juli wie folgt:
Deutſche Reichsbahn 102 (letzter Liquidationskurs 102), Allgemeine
Deutſche Eiſenbahn 85 (89), Allgemeine Deutſche Credit 150 (151),
Bar=
mer Bankverein 153 (154), Berliner Handelsgeſellſchaft 246 (246), Com
merz= und Privatbank 180 (185), Danatbank 235 (245), Deutſche Bank 164
(168), Diskonto 162 (164), Dresdener Bank 170 (172), Mitteldeutſche 254
(253), Hapag 146 (144), Hamburg=Süd 223 (235), Hanſa Dampf 222 (223)
Nordd. Lloyd 145 (145), A.E.G. 185 (190), Bergmann 193 (200),
Schwartzkopff 136 (141), Buderus 119 (126), Charlottenburger Waſſer
154 (164), Cont. Kautſchur 130 (134), Daimler Benz 128 (134), Deſſauer
Gas 214 (215), Deutſche Erdöl 156 (165), Deutſche Maſchinen 97 (108),
Dynamit Nobel 153 (147), Lieferungen 186 (192), Elektr. Licht 197 (202),
Eſſener Steinkohlen 170 (183), Farbeninduſtrie 319 (301), Felten und
Guilleaume 140 (145), Gelſenkirchen 167 (175), Geſ. für El. 243 (244),
Goldſchmidt 134 (142), Hamburger Elektro 164 (168), Harpener 96
(215), Hoeſch 181 (190), Holzmann 196 (205) Ilſe 275 (281), Kali
Aſchers=
leben 177 (184), Klöckner 166 (178), Köln=Neueſſen 180 (189), Loewe B2
(290), Mannesmann 191 (200), Mansfeld 132 (136), Metallbank 142 (149),
Nationale Auto 126 (131), Oberbedarf 100 (107), Oberkors 99 (107)
Orenſtein 136 (137), Oſtwerke 436 (432), Phöwix 125 (129), Rheiniſche
Braunkohlen 268 (279), Rheiniſche Elektro 167 (172), Rheinſtahl 221
(221), Riebeck Montan 181 (172), Rütgerswerke 100 (108), Salzdetfurth
235 (248), Schleſiſche Elektro B 182 (188), Schuckert 203 (205), Schultheil
285 (294), Tietz 163 (174), Transradio 135 (141), Ver. Glanzſtoff 79
(745), Ver. Stahlwerke 137 (142), Weſteregeln 187 (191), Zellſtoff Wald
hof 330 (323), Otavi Shares 37 (37). Dividendenabſchläge ſeit der Ietz
ten Liquidation: Rheiniſche Braunkohlen 9 Proz., Tietz 5,4 Proz.
Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 30. Juli. Die heute wieder auſ
genommene Samstagabendbörſe hatte nur ſchwachen Beſuch. Das
An=
gebot aus der Provinz war weſentlich größer als bisher, ſodaß bei der
herrſchenden Luſtloſigkeit ſeitens der Käufer die Tendenz wieder aus
geſprochen matt war. So verlor der Weizen für „laufende Sicht m.
Auswirkung des niedrigeren Auslandes 3 Mark, Herbſtmonate etwa
1 Mark rückgängig. Das Nieau für Juli=Roggen wurde
verhältnis=
mäßig geſtützt durch einige Ultimo=Deckungen. Dieſe waren aber im
Verhältnis zu dem bereitſtehenden Material kaum nennenswert,
Sep=
tember und Oktober gaben 2½ Mark nach. Wintergerſte matt ba.
größerem Offertenmaterial, dagegen gute weiße Ware knapp. Hafer
mußte im Lieferungshandel ſeine Vortagsgewinne in Höhe von 2 Mark
wieder voll hergeben. Mais ruhig. Am Mehlmarkt war Roggenmehl
von der Provinz zur ſchnellſten Abladung zu verkaufen. Hilfsfutter
ſtoffe im großen ganzen ſtill.
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loſer Perſpektive hinter den ſchwarzen Bretterzäunen der
Gruben, und an den Schlackenhalden fließt die Glut herab.
In dem Eiſenbahnzug ſitzen Männer, die nichts als Sahlen,
Beſtellungen, Muſter in ihren Reiſetaſchen tragen und in
ihren Köpfen außer einem Vorrat eiſengeſtanzter
Nede=
wendungen kaum noch Ideen haben, nur noch den Witz
und das Grunzen oder Klagen, auf die das Schweigen
ant=
wortet. Der Schnellzug geht mitten durch die Städte. Das
ſind die lichtglänzenden Engpäſſe der Kontore und der
Fa=
brikſäle, an deren Decken die Creibriemen ſtill um ihre
Näder ſauſen. Die Bahnhöfe ſtehen voll von den Neihen
ſchwarzroter Güterwagen, und die hochgehäuften gelben
Poſtkarren rollen zu den Sügen, denen im Warten der weiße
Dampf der Heizung entſtrömt.
Aber wenn dann endlich ſpät am Abend die Pulte und
Säle geräumt, die Cüren zugeſchloſſen werden, wenn in den
Geſchäftsſtraßen die Jalouſien raſſeln und die raſchen
Schritte der nach Hauſe gehenden Mädchen, die ſcharrenden
Sohlen der jungen Leute ein Gedränge entſtehen laſſen, das
im Nu vorüber iſt, wenn dann aus ſeinem Privatkontor
auch der Verantwortliche ſich zurückzieht und die großen
Lichter verlöſchen — welche Erlöſung! Die vielen hellen
Lampen, die der Arbeit leuchteten, ſind plötzlich wie leere
Celler auf leerem Ciſche. Die tätigen Schauſtellungen, die
unter dem Licht wie offene Kelche waren, ſchließen ſich
ſo=
fort. Die müden Menſchen, in deren Mienen Anſpannung
und Aufmerkſamkeit die feinen Falten gruben, laſſen die
erlahmte Hand, den gebogenen Nücken von der Ganzheit
des Blutkreislaufes durchſtrömen, ſie geben ſich der
Locke=
rung und der Serſtreuung ihres gepreßten Geiſtes hin, ſie
freuen ſich auf den Schlaf.
Glückliche Völker, die, um ihre Nahrung zu erlangen,
das Brot nur von den Bäumen zu ſchlagen brauchen und
denen der heiße Strahlenmantel der Sonne alle Kleidung aus
zugeſchnittenen Geweben entbehrlich macht. Aber in dieſem
an Näſſe und Wetterſtürzen reichen, kühlen Klima, das uns
zuweilen den Froſt des Weltraumes ſo fühlbar macht, daß
wir wie frierende Fuhrleute die Arme gegen die Bruſt
ſchlagen, folgen alle, bis zum blinden Korbflechter hinab,
dem Drange zur Arbeit als eine Notwendigkeit, ſich zu
wärmen. Es gibt noch ferne braune Völker, die bauen an
ihren Häuſern nur an den wenigen Feiertagen des Jahres
und verbringen die übrigen Cage in einem armſeligen, doch
ritterlichen Nichtstun. Uns in der Hochflut der Anreize zu
unausgeſetzter Cätigkeit und Sorge hat dieſelbe göttliche
Geſetzgebung ein anderes Bollwerk geſetzt, an dem die
Ar=
beit ſich bricht mit der ſchönen, erregenden Brandung der
Samstag=Abende: die Weisheit des ſiebenten Cages. An
ihm darf der Strom der Arbeit niedrig rinnen, das
Be=
hagen ein wenig tiefer und breiter; das muß genügen. Hier
beſinnen wir uns auf die heilige ergreifende Härte unſeres
Schickſals, in dem es vor der Arbeit keinen Ausweg gibt.
ſo daß ſelbſt Verbrecher und Coren ihr dienen müſſen.
Kei=
nen Ausweg vor der Arbeit, die uns erhellt und uns in
der Vollkraft des Gelingens noch zum Schutz der Schwachen,
der Elenden und der Kinder obendrein verpflichtet. Keinen
Ausweg vor der Arbeit, die Helden und Feiglinge
anein=
ander bindet und unſerer ewigen Seele das Gefühl gibt, als
ob die Erde ſich an ihr rächen wolle. Aber ſie kann ſie
ſchlimmſtenfalls betäuben
Erde, Menſch und Arbeit.
Von Alfons Paquet.
Vielleicht war die Erde, als alles wüſt und leer war,
ſchon einmal das Wrack einer früheren Schöpfung. In dem
einen Menſchen, der ſich aus der Flut rettete, blieb der
Ur=
vater derer erhalten, die dann in unzähligen
Vergewalti=
gungen ihre Knochen gebrochen, ihr Fleiſch gemahlen, ihre
großzügige Unordnung in kleine Ordnungen verwandelt
haben. In den gleichmäßigen Gang der Jahreszeiten fügte
ſich begleitend und als Chema der fortſchreitenden
Aende=
rung der Erdoberfläche die Arbeit der Generationen. Dich,
der jetzt in der Eiſenbahn durch das Land hinfährt, ergreift
plötzlich der Eindruck der von vielen Geſchlechterfolgen
ge=
leiſteten geduldigen Arbeit. Die harten Formen der Berge
ſind ausgeglichen vom gepflegten und umgrenzten Bewuchs,
die Berglehnen erſcheinen wie ein gewolltes Gebäude, auf
dem die hängenden Gärten jenes Zauberers Platz gefunden
haben, der die ſommerliche Spiegelung des Fluſſes, die
zar=
ten, angreifenden Nebel des Herbſtes zur Arbeit am Weine
zwingt. Die öligen und kriſtalligen Klumpen der Erde,
auf=
gefunden in mühſamer Unterſcheidung und Abgrabung,
fal=
len in abgewogenen Mengen den Wagen und den Schiffen
zur Laſt; die Fabriken ſind die gemauerten Herde zu ihrer
Umformung geworden. Durch die halmartigen Schlote
ent=
flieht das Gasförmige der vom Feuer gequälten Nohſtoffe,
aus den Miſchungen und Verſchränkungen der Materie
ent=
ſtehen neue Verbindungen, Gewebe, Geräte, die die Natur
ohne den Menſchen nicht bilden würde, wunderbar dadurch,
daß ſie in ihrer Kurzlebigkeit, die bald ihre Fugen wieder
löſt und der Schuttwerdung vorangeht, unſeren Anſprüchen
Befriedigung gewähren. So ſind jene zu einem kurzen
Da=
ſein und Verbrauch künſtlich zuſammengeſetzten Gegenſtände
unſerer kurzlebigen, zuſammengeſetzten Natur verwandt:
Arbeit durchzittert jene Dinge, wie ſie uns durchzittert.
Du gehſt durch das Induſtrieland. Dort fällt der wie
von unzähligen Zerſtäubern ausgebreitete Nuß auf die
Straßen nieder; die Ausdünſtungen der Kohle, die ſäuerliche
Luft der Gerbereien, der fade, bittere Geſchmack der
Spin=
nereien, der ſtumpfe, ungeſunde Hauch der
metallverarbeiten=
den Betriebe miſchen ſich in die Atmoſphäre und erzeugen
den ſcharfen Geruch der Städte. Von den Feſtländern
ſchwe=
ben die Gerüche über das Meer und ſenken noch auf die im
Blauen dahinpflügenden Schiffe eine unſichtbare Wolke.
So ergreift uns die Künſtlichkeit deſſen, was Menſchen
ge=
ſchaffen haben, in den ſchwarzgoldenen, violett und
gelb=
holdenen Stimmungen großſtädtiſcher Hauptſtraßen bei
Nacht oder vor den dünnen, gläſernen, durchſichtigen
Mauern der mit Muſik und Farben, mit Marmor und
Sontänen geſchmückten Warenhäuſer, wo der endlos
rin=
nende Lauf der Waren in der ſcheinbaren Nuhe ihrer
Neu=
heit Halt macht, dieſer Neuheit, die nie länger dauert als
einen Augenblick. Wir ergeben uns alle der Arbeit, die kein
Spiel mehr iſt, um nicht verſtoßen zu ſein in der Menge der
Mitmenſchen, die ſich mit den Crophäen des Erwerbs
ſchmücken. Auf dem Lande gleicht der Umſatz der
Lebens=
kraft der Menſchen noch dem ſtillen Gedeihen und
Früchte-
abwerfen der Bäume; aber in den Städten iſt die Arbeit,
der Kraftumſatz der Maſſen wie der Curmbau, der niemals
fertig wird. Wenn er jemals fertig wäre, müßte er Glocken
tragen, die in das Weltalt hinausſchallen.
Die Erde, die in ihren ſtumpf gefärbten ſteinernen
Schich=
ten noch eine Erinnerung an die Kämpfe ihrer Urzeit
auf=
bewahrt, findet ihr Abbild in den ſtoßenden, ſich ſtill
über=
einander hinlegenden, nach Nuhe verlangenden Schichten
der Völker. Auf dem von riſſigen Häuſern beſetzten, vom
Bergwerk unterhöhlten Boden ſtehen noch alte
Bauern=
höfe, eingeſchloſſen von chikagohaften, ſchmutzigroten
Siegel-
häuſern, von Schlackenbergen, die immer breiter werden,
von dürren Fördergerüſten. So miſchten ſich, wo die
In=
duſtrien ihre Core öffneten, die hergewanderten, fremden,
grauäugigen Menſchen mit den Enkeln der blaublonden, die
hier auch den Pflug führten, und bildeten mit ihnen ein
neues Ganzes. Wenn wir an einem grauen Abend auf der
elektriſchen Bahn von einer Stadt des Induſtrielandes den
kurzen Weg zur anderen fahren und Bergleute, Hauſierer,
harte Männer ſtehen eng neben dem Führer, der naſſen
Nebel von der behauchten Scheibe wegwiſcht, dann ſehen
wir rechts und links die mächtigen Feuer, die alle
zuſam=
menführen: Steiflinige Eiſengerüſte für das Drahtſeil,
Hoch=
öfen, Kühltürme, die Flaſchenhälſen gleichen, ſtehen in end=
Aerzte und Dichter.
Von Prof. Dr. Max J. Wolff.
Der erſte Arzt, der in einer Dichtung auftritt, iſt der wackere
Medeon in der „Ilias”. Seine Heilerfolge werden allgemein
anerkannt, und Homer beſtätigt ihm ausdrücklich, daß er mehr
wert ſei als viele andere Männer, wie er überhaupt die
Medi=
ziner als „Netter in der Not” bewundert. Doch nicht immer
war das Verhältnis der Dichter zu den Aerzten ſo freundlich.
Schon der Verfaſſer des „Jeſus Sirach”, dieſer Sammlung von
Weisheitsſprüchen, iſt
ihnen wenig
wohlge=
ſinnt und erklärt:
„Der beſte unter den
Aerzten muß in die
Hölle fahren.”
Die Griechen der
klaſſiſchen Seit
ſpotte-
ten wohl gelegentlich
über die Aerzte. Einer
ihrer Dichter meinte,
er ſei nur deshalb ſo
alt geworden, weil er
alle ſeine Krankheiten
ohne mediziniſche Hilfe
überwunden habe, ein
anderer bezeichnete die
(Doktoren als
privile=
gierte Mörder — ein
VVorwurf, der noch in
Goethes „Fauſt” wie= Moliere war ein Feind der Aerzte.
derholt wird —, aber
eine Feindſchaft zwiſchen Dichtern und Aerzten gab es in Hellas
nicht. Der wichtigſte Anlaß zum Streite fehlte.
Auf den ſchlauen Gedanken, ſich für ihre Künſte bezahlen
zu laſſen, kamen ſie erſt in Nom. Die Nömer waren überhaupt
praktiſche Leute, und wenn ſie ihre Advokaten viel Geld
ver=
dienen ließen, ſo ſahen die Mediziner nicht ein, warum ſie deren
Beiſpiel nicht nachahmen ſollten. Das Publikum freilich dachte
anders, und wie immer hörte im Geldpunkte die Gemütlichkeit
auf. Kein Geringerer als der große Naturforſcher Plinius
machte ſich zum Sprachrohr dieſer ſittlichen Entrüſtung. Er fand
es ungeheuerlich, daß die edle Heilkunſt zu einem Lohngewerbe
geworden ſei und von bezahlten Individuen ausgeübt wurde.
Er warf den Aerzten ſchlimmſte Habſucht und niederträchtige
Geſinnung vor, denn könne man ſich etwas Entſetzlicheres
den=
ken, als daß ein Mnſch von den Schmerzen oder Gebrechen eines
anderen ſeinen Lebensunterhalt beziehe! Und wofür bezahle man
das ſchöne Geld eigentlich? Für Heilung und Geneſung? Unſinn!
In Wirklichkeit nur dafür, daß man den Herren Doktoren den
Gefallen tue, ſich vor der
Seit von ihnen umbringen
zu laſſen. — Damit war
das Schlagwort für
die Dichter ausgegeben.
Aus römiſcher Seit iſt
uns noch ein Grabſtein
erhalten. Der Name des
Coten iſt nicht mehr zu
entziffern, aber die
Un=
terſchrift lautet: „
Geſtor=
ben an der Menge der
Aerzte.” So ungern die
Nömer die Mediziner be=
zahlten, ſo hatte ſich doch
bei ihnen ſchon der
Brauch herausgebildet,
daß ein reicher Mann
eine möglichſt große Sahl
von ihnen um ſein Kran=
kenlager verſammelte.
Auf den ſchlauen Gedanken, ſich für ihre Künſte bezahlen zu
laſſen, kam man zuerſt in Nom.
Einer mußte doch das Geheimnis kennen, ihn am Leben zu
erhalten, um ſo größer war natürlich die Enttäuſchung,
manch=
mal aber auch die Freude der Erben, wenn man ihm auf ſeinen
Leichenſtein ſchreiben mußte: „Geſtorben an der Menge der
Aerzte.” — Erſt zu Beginn der Neuzeit kam die Gegnerſchaft
zwiſchen den Jüngern Apolls und Aeskulaps zum offenen
Aus=
bruch, und zwar war es Petrarka, der größte unter den
da=
mals lebenden Dichtern, der den Aerzten den Krieg erklärte.
Er hat zahlloſe Sonette voll des zarteſten Gefühls an ſeine
Laura gerichtet, aber ſobald er auf die Medizi zu ſprechen
kam, verwandelte ſich ſeine Sentimentalität in wildeſte
Kampf=
wut. Es empörte ihn, daß die Aerzte Bücher ſchrieben, denn
das war in ſeinen Augen ein Monopol der Humaniſten und
Poeten, es ärgerte ihn noch mehr, daß dieſe Bücher in dem
barbariſchen Latein der Kirche verfaßt waren, während er
nach der Eleganz Ciceros ſtrebte. So lächerlich dieſer
Vor=
vurf klingt, ſo verbirgt ſich in ihm der Gegenſatz zweier
Seiten.
Den Aerzten ging es damals ſehr gut; ſie trugen reiche
Purpurgewänder, an den Singern blitzende Ninge, um den Hals
koſtbare Ketten und goldene Sporen an den Stiefeln. Auch das
wurmte den Dichter, und in ſeiner Wut ſchrieb er vier Bücher
„Invectiven” gegen die Aerzte, in denen er ihnen ihre
Un=
wiſſenheit und Habſucht gründlichſt vorhielt. Aber je dümmer
ſie ſeien, deſto abgöttiſcher würden ſie von der abergläubiſchen
Menge verehrt und deſto größere Ehren und Gewinne würden
ihnen zuteil. „So freue dich denn,” ruft der Dichter am Schluß
aus, „du dummer und unverſchämter Arzt, der du jetzt
ſogar Gott ähnlich geworden biſt! Von dir ſteht in den
Pſalmen geſchrieben: Wenn er ſie erwürgt, drängen ſie ſich
zu ihm!”
Petrarkas Beiſpiel machte Schule und der Spott auf die
Aerzte wurde Mode. Moliére war es vorbehalten, ihn auf
das Cheater zu bringen. Auch er ſoll perſönliche Gründe für
ſeine Abneigung gegen die Mediziner gehabt haben. Es wird
berichtet, er habe bei einem ſolchen zur Miete gewohnt, und,
wie unter Hausgenoſſen häufig, ſei die Frau des Hausbeſitzers
mit der des Dichters in Streit geraten. Die Ehemänner
hätten Partei für ihre Damen genommen, der Arzt als
Eigen=
tümer vermutlich durch eine Mietsſteigerung, der große
Komiker durch ſeine Luſtſpiele. Aber mag die Geſchichte ſelbſt
nicht wahr ſein, die damalige Medizin bot hinreichend. Anlaß
zur Satire.
Sie verfügte nur über zwei Heilmittel, den Aderlaß und
das Kluſtier. Dieſe wurden nicht nach der Art der Krankheit
verordnet, ſondern nach dem Cemperament des behandelnden
Arztes. Energiſche Naturen zogen das Meſſer, milder geſinnte
die Spritze vor. Der Gebrauch anderer Mittel war verboten,
das Leiden des Datienten wurde nicht durch eine Unterſuchung
ermittelt, ſondern aus den tauſendjährigen Schriften
Hippo=
krates und Galens feſtgeſtellt. Der junge Mediziner ahnte
nichts von Anatomie und kam nie an ein Krankenbett, und
wenn er nach dem Examen in die Praxis eingeführt wurde,
durfte er unter keinen Umſtänden den älteren Kollegen
widerſprechen, mochte der Kranke auch daran zugrunde gehen,
„denn ein Coter iſt nur ein Coter und hat keine Bedeutung,
aber eine unbeachtete Formalität ſchädigt den geſamten
ärzt=
lichen Stand.”
Gegenüber dieſer Art von Medizin hatte Moliére ſicher
recht, wenn er es" „für eine der größten Corheiten der Welt
er=
klärte, wenn ein Menſch ſich einrede, er könne einen anderen
geſund machen‟. Die Aerzte ſeiner Seit waren im beſten Falle
betrogene Betrüger, in der Mehrzahl gewiſſenloſe Geldmacher,
die ſich in ihrem vorſchriftsmäßigen pelzverbrämten Gewand,
ihrer hohen Perücke und mit ihrem Hippokrates in der Hand
einbildeten, eine mehr als menſchliche Macht zu beſitzen und
Herren über Leben und Cod zu ſein. Je tiefer die Unwiſſenheit
war, um ſo größer der Dünkel der Gottähnlichkeit. „Von
Gott kommt Gutes und Böſes,” ſagte einer dieſer
Ehren=
männer „von den Aerzten nur Gutes. Er ſchickt Krankheiten,
ſie die Heilung. Er gibt Schmerzen, die Aerzte bringen nur
Segen und Wohltaten.”
In Deutſchland hegte man zunächſt günſtigere Anſchauungen
über die Heilkünſtler. Bei Hans Sachs treten ſie vielfach auf.
die beſitzen zwar auch nur geringe Kenntniſſe, dafür aber das
Herz auf dem rechten Fleck und ſind nicht einmal geldgierig.
Einer von ihnen ſagt ſogar:
„Ich will dich ſchneiden ganz umſunſt,
An dir bewähren meine Kunſt.
Mich dünkt, du ſeiſt ein armer Mann.”
Später wurde das anders, und der Ausdruck der veränderten
Stimmung iſt die volkstümliche Geſtalt des Doktor Eiſenbart.
der die Leute auf „ſeine Art”, und zwar mit ſeinen Gewaltkuren
ſo gründlich behandelt, daß ſie raſch im beſſeren Jenſeits über
Mit ihrem Hippokrates unterm Arm bildeten ſie ſich ein,
mehr als menſchliche Macht zu beſitzen.
alle Schmerzen erhaben ſind. Eiſenbart iſt eine hiſtoriſche
Per=
ſönlichkeit, er war Königlich groß=britanniſcher und kurfürſtlich
braunſchweig =lüneburgiſcher privilegierter Landarzt und ließ
beſonders auf der Leipziger Meſſe ſeine Künſte ſehen, die durch
das bekannte Volkslied unſterblich geworden ſind.
Es liegt in der Natur der Sache, daß die Medizin dem
Spott beſonders ausgeſetzt iſt. Die meiſten Menſchen ſterben
unter den Händen der Aerzte, und es liegt nahe, aus dieſer
Cat=
ache einen Schluß auf die Sweckloſigkeit der geſamten
Wiſſen=
ſchaft zu ziehen. Sie hat heute ihren Charakter von Grund auf
geändert, und wenn es trotzdem noch Dichter gibt, wie Shan
oder Chomas Mann im „Zauberberg”, die ſich mit den Aerzten
nicht befreunden können, ſo gilt ihr Spott einzelnen Perſonen,
aber nicht dem Stand als ſolchen. Ihm ſtehen aber zahlreiche
andere moderne Autoren gegenüber, „wie Sola. Cingenieff,
Sbſen, die mit höchſter Begeiſterung das Lob der Medizin
ver=
kündet haben. Der Kampf zwiſchen Arzt und Dichter gehört der
Vergangenheit an.
Anklong
Dantun Katjapt.
Muſikaliſche Skizzen aus Java.
Von Kuno Graf von Hardenderg.
Ich ſchlendere durch die Internationale Muſikausſtellung.
Siehe da: Alte liebe Bekannte — javaniſche Muſikinſtrumente.
Und ein wunderſamer Sauder erweckt tauſend Erinnerungen . . ."
*
Irgendwo im Herzen Japas ein kleines Hotel. Ich liege im
Schatten der Veranda meines Simmers auf dem Liegeſtuhl, um
die Seit der ſchlimmſten Mittagsglut zu verdämmern. Vor mir
glaſtet’s auf Naſen und Gebüſch, ſchwül, erbarmungslos.
Cropen=
ſtille, wofern man in einer Welt ewig regſamer Inſekten,
tickender Käfer, ſummender Fliegen, zirpender Grillen,
raſcheln-
der Eidechſen und huſchender Vögel von einer eigentlichen Stille
reden kann. Ich halte die Augen geſchloſſen. Da — was iſt das?
Die Stille, die keine Stille iſt, hat rhythmiſchen Schwung
be=
kommen, etwas Neues iſt in ſie eingemiſcht: Ein Summen, erſt
leiſe, dann beſcheiden ſtärker werdend, ſchwillt aus ihr hervor,
macht ſie zu einer deutlicheren Muſik, als ſie es noch ſoeben
war. Sch ſchaue hin! Wenige Schritte vor mir, auf der Erde
hockt ein alter blinder Malaie in der Sonne, deſſen Hände
träumeriſch über die Drabtſaiten eines zitterartigen Inſtruments
gleiten. Seltſame Muſik, dieſes Urwaldſummen, das da aus dem
wiegenförmigen Schallkörper unermüdlich leiſe und doch
zauber=
haft mächtig herausrieſelt — Muſik aus der Seele Javas,
Muſik, ſich ihr ganz hinzugeben, willenlos, wie einer erwünſchten
Hupnoſe, von der man ſich ein Wunder erwartet! Wer biſt
du, frage ich einem plötzlichen Impulſe folgend. Der Blinde
fährt zuſammen, als habe ich ihn auf etwas Verbotenem
er=
tappt, dann ſagt er verlegen, ohne ſein Spiel zu unterbrechen:
Orang pantun Katjapil
Ich bin der Mann mit der Liebesliedergeige! Pantun
kat=
javi — Liebesliedergeige, wie merkwürdig das klingt, genau ſo
wie die ſeltſame Muſik, die ſchon wieder beginnt mich einzulullen
und mein innerſtes Unbewußtes gefangen zu nehmen. Ich bin
ihr ſchon ſo verfallen, daß ich kaum noch die Kraft aufbringe
dem Alten ein Geldſtück hinzuwerfen und ihm zu ſagen, er ſolle
dafür ſpielen, ſolange er Luſt habe. Dann ſchließe ich die Augen
und gebe mich dem Summen, Surren, dem Cropfen und Sittern
der Cöne des Inſtrumentes hin. Anfangs fühle ich mich nur
angenehm eingewiegt, als müſſe ich bald einſchlafen, dann aber
iſt’s mir, als höre ich leiſe Worte, Laute, die von irgendwoher
in mich geraunt werden, Worte einer fremden Sprache,
malai=
iſche Worte, und ſie ballen ſich zu Satzfolgen und niſten ſich in
mein Hirn:
Saja ada ſuka=ati dan ſenang.
Bejar gunong api mara gurru gurru,
Bejar dialo pohon klappa ole kilap niala
Bejar angin pinter ombok biru buru
Bejar orang orang kena betul Allah:
Abis ſaja ſuda liat dua mata trang
Sama ati gunja ſaja njanji gamelang.
Wie ſüß ſind dieſe Worte — wie Stimmen der mich
um=
gebenden Welt, der blauen Vulkane in der Ferne, der
Kokos=
palmen, die ſich auf ihnen abmalen, der glitzernden Wellen des
unfernen Sees und nun verſtehe ich auch ihren Sinn, ich begreife
ſie, ſie ſind ein Lied:
Ich din fröhlich und mir iſt nicht bang:
Mag der Seuerberg in ſeinen Ciefen grollen,
Mag im Blitz die Kokospalme fallen,
Mögen wild die blauen Wogen rollen,
Bringe Allah Cod den Menſchen allen,
Seit dein Blick in meine Seele drang
Singt im Herzen mir ein gamelang!
Dann iſt’s plötzlich ſtill, und ſchon will ich einſchlummern, da
beginnt aufs neue das Summen und Surren, doch jetzt in einem
anderen Vhythmus, friſcher, heiterer, raunender, und dann fühle
ich, daß Mondnacht iſt und daß ein Waſſer rauſcht, eines del
hunderttauſend Gewäſſer, die den Leib Javas als unermüdliches
Adernſyſtem durchſtrömen. Und ich ſehe, ſchamhaft in das
Ge=
wirr der Luftwurzeln eines rieſigen Ficus geduckt ein braunes
Liebespaar — nur einen Augenblick, dann iſt’s verſchwunden
und wieder höre ich Worte, zärtlich geflüſtert. Ich ſchlürfe e
förmlich in mich ein, ſo bezaubernd ſind ſie:
1. Cunggu nonna, tunggu ſedikit,
Cunggu minta ſatu ari,
Cunggu minggo, tunggu bulan,
Kita liat kami lekas.
2. Mata ari ada baik
Dia datang ſelamanja",
Sobat adit djuga datang
Bawa denjak Kaſukaan.
Und dann das gleiche wie vorher, ich weiß plötzlich, was Ne
bedeuten.
1. Warte Mädchen, wart ein Weilchen,
Einen Cag nur warte ſchön,
Eine Woche, einen Monat,
Wir werden uns ſchon wiederſeh’n!
2. Iſt’s nicht, gut, des Cages Auge,
Kommt’s nicht immer hübſch zurück,
Iſt dein Freund nicht grad wie jenes,
Kehrt zurück mit Licht und Glück?
Als ich erwachte, war es 5 Uhr, mein Gott, ich hatte way‟
lich einen tüchtigen Mittagsſchlaf gehalten. Ich ſpringe auf ül
reibe mir die Augen. Es war doch ein Muſikant dageweſen, "
orang pantun katjapi — und hatte der nicht geſpielt — oder 9
ſungen? Nein, geſungen hatte er nicht — aber geſpielt. Un
richtig, was war das doch mit den Liedern? Saja ada ün”
ati dan ſenang und mit dem Liebespaar und dem hüblcl”s
Werd’ ich drck? Werd’ich dünn?
Von Friedrich Frekſa.
Der lange Lebow war in ſehr gereizter, feindſeliger
Stim=
mung, alser mit mir den Heißluftraum des Dampfbades betrat.
Die Nacht über hatte ich mit dem ehemaligen Gardeoffizier, der
ſetzt ſein zeichneriſches und maleriſches Calent ausnutzte,
durch=
ezecht und vom Feldzug geſchwatzt. Dann hatte uns der Morgen
gefunden neben dem Rauchtiſch liegend mit zerknittertem
Abend=
anzug. Ein rohes Ei, Olivenöl und viel engliſche Sauce mit
Paprika hatte ein wenig Ordnung in die Mägen gebracht. Dazu
ſoemerkte der lange Lebow:
„Man muß es teuer bezahlen, wenn man eine Nacht lang
wieder ein anſtändiger Menſch war!”
Wir beide erregten in dem Naum, in dem ſich acht dicke
wohlbeleibte Menſchen dem Schwitzen mit ſittlicher Genugtuung
uuind Wohlbehagen hingaben, unangenehmes Aufſehen. Zuerſt
watten die acht Feiſten ihre getrübten Augen erhoben. Die
Sagerkeit meines zwei Meter langen Freundes erweikte ihren
AInwillen. Sie knurrten wie Urwaldtiere, die in einer warmen
Suhle geſtört werden. Langſam drehten ſich die Köpfe auf den
rrötlichen, mit Ausſonderungsperlen bedeckten Nacken. Der Eine
chaute meinem Freunde auf die Nippen als bemühe er ſich, die
Seraustretenden einzeln zu zählen, ein Sweiter betrachtete
miß=
ſoilligend die fettloſen Schenkel, ein Dritter, ein Metzger, ſchien
machzuprüfen, ob dieſer Menſch überhaupt Koteletten beſäße.
Alle acht ſtrömten Mißbilligung, Geringſchätzung, Verachtung aus.
Jeder Menſch mit zartem Gemüt wäre an dieſem dicken
Altem fremden Widerwillens erſtickt. Aber den langen Lebow
ſoat unſer Herrgott aus härteſtem Metall gebildet. Hat er doch
um Beiſpiel Granatſplitter, die er bei Cannenberg in den Bauch
oekam, auf dem natürlichen Wege von ſich gegeben. Und ſpäter
ſals Diviſionsadjutant hatte er immer mit breiter Bruſt als ein
Wurſchen, der dem Mädchen am Ficusbaum etwas zuflüſterte
fund die Worte Cunggu nonna, tunggu ſedikit.
Ob ich ſie zuſammenbringe, dieſe Cexte von Gott weiß woher!
MMachdenklich humple ich, ein wenig zerſchlagen, als habe ich
00 Sigaretten geraucht, in mein Simmer und greife mechaniſch
uu einem Stück Papier. Ich bin müde, wie wenn ich drei Nächte
mnicht geſchlafen hätte und doch — ich kann ſchreiben. Weiß der
immel, ich bringe die Verſe zuſammen, malaiiſch und deutſch,
wie ich ſie gehört habe! Und wie der letzte Buchſtabe ſteht —
ſioin ich frei, erleichtert und glücklich und kann hinauseilen auf
ſoen bunten „Paſſer” und in die Umgebung des reizenden
Städt=
ſchens mit leinem ganzen Hauber der orientaliſchen
Welt . . . Im Hotel wohnt ein holländiſcher Profeſſor, der in
Wava Sprachſtudien macht. Nach Ciſch plaudern wir über Java
uund das ſeltſame Volk und die tauſend Geheimniſſe der reichen
Matur. Plötzlich fallen mir die Vorgänge des Nachmittags ein,
uch hole meine Niederſchriften und zeige ſie ihm. Was halten
Sie davon, frage ich ihm. Er lieſt die Verſe aufmerkſam durch,
ſoann ſagt er: Wo haben Sie das her, das ſind ja ein paar
neizende Pantuns, wie ſie die Eingeborenen in manchen
Gegen=
ſoen dichten. Ich erzählte ihm mein Erlebnis! Merkwürdig ſagte
nir, der Mann hat ſie Ihnen offenbar geſungen!
Ich grüble eine Weile nach.
Sch glaube nicht, daß er geſungen hat, ich meine beſtimmt,
ner hat nur geſpielt.
Aber wo wollen Sie denn die Worte her haben, Sie, der
Sie kaum 4 Wochen lang malaiiſch treiben?
Ich reibe mir den Kopf!. Ich weiß ſicher, daß der Mann nicht
zieſungen hat und doch muß ich zugeben —
Daß Sie nicht genug malaiiſch können und — grotesker
Ge=
ſanke — die Verſe etwa ſelbſt gedichtet zu haben —
Ich fühle mich verwirrt und ſchweige eine Weile, dann
ſtammle ich:
Ich glaube, der Mann hat ſie mir ſuggeriert — denn
ge=
ſrungen hat er ſie nicht, glauben Sie es, Herr Profeſſor.
änderer Winkelried den Sornesausbrüchen entrüſteter
Exzellen=
zen Stand gehalten.
Jetzt zwinkerte er mir ironiſch zu. Ich wußte, was das zu
bedeuten hatte. Mit einem ähnlichen Swinkern ſtand er neben
Batterien, die ihre Stellung gewechſelt hatten, und beobachtete
mit Genugtuung, wie die Franzoſen ins Blaue hineinſchoſſen.
Aehnlich zwinkerte er auch, wenn ein Fronthauptmann auf die
höheren Stäbe fluchte.
Die Bösartigkeit der Dicken ſchwoll an. Einer, ein maſtiger
Mann mit Weißkraut=Schnauzbart unter der Naſe, gab ihr
mit der Frage Ausdruck:
„San S' a Schpurtsmann, daß S‟ a Gwicht laſſin mög’n?”
„Nein!” erwiderte Lebow gelaſſen und kalt. „Wir halten
uns hier zu unſrem reinen Vergnugen auf.”
„Aber erlaub’n S‟, Herr Nachbar!” grunzte ein anderer.
„Sweg’n an Vergnüg’n in die Hitz!”
„Mächtig erſtaunt erwiderte Lebow: „Sind Sie denn nicht
zum Vergnügen da?"
Jetzt begann heller Unmut zu brodeln und eine alte Stimme
löſte ſich aus einem Bauche, der vor ſeinem Cräger lag wie
eine Kugel, ſo daß bequem eine Mokkataſſe darauf Platz
ge=
funden hätte: Mir ſan da, um die Blutzirkulation zu
beſchleu=
nigen, um abz nehma zweg’n der Geſundheit!”
„Sol” ſagte Lebow, „um abzunehmen? Das wundert mich
ſehr. Dieſe neuartige Anſicht macht mich ſtaunen! Wir ſind
hier, um zuzunehmen!”
Was ſag’n S‟ da? Will uns der langhaxete Hampelmann
derbleck’n?” grunzte es durcheinander.
Der lange Lebow richtete ſich ganz hoch und ſtolz auf.
Jetzt thronte er auf ſeinem Holzſtuhle mit den breiten Schultern
und den eingeſchnürten Hüften wie ein Pharao.
„Mein Arzt!” lehrte er, „der Geheimrat Profeſſor
Kuttel=
magr, der den König von England behandelte, den Muſſolini
ſeines Fettanſatzes wegen zu Hilfe gerufen hat, riet mir meiner
Magerkeit wegen das Dampfbad an.”
„Was?” ſagte einer, „der Profeſſor Kuttelmaur?”
Lebow reckte die Naſe noch höher: „Der berühmte innere
Kuttelmayr. Er hat es mir erklärt: Im Dampfbad wird
Flüſſig=
keit entzogen und mit der Flüſſigkeit gehen die nicht
lebens=
fähigen Sellen des Körpers ab.”
Der eine grunzte: „Sweg’n dem brauch’n S den Kuttelmayr
net zfrag’n. Daß mer ſchwitz’n müſſin, wiſſen mer, und vom
Schwitzen wird mer magerer und net fett!”
Unbeirrt fuhr Lebow fort: „Durch dieſen Vorgang tritt
Er=
neuerungsbedürfnis des Körpers ein. Die Herren werden es ja
ſelbſt bemerkt haben, daß ſich nach dem Dampfbad der Appetit
ſteigert. Und ſehen Sie, wer danach tüchtig ißt und trinkt,
er=
reicht beſtimmt eine Gewichtszunahme, denn die jungen,
kräf=
tigen, kernigen Sellen, die ſich bilden, wiegen natürlich jede
einzelne mehr als die alten, ausgeſchwitzten, traurigen Sellen.”
Die Dicken ſchwiegen beſtürzt.
„Ja, ſell is ſchon wahr, Appetit macht’s ſchol” ſagte der
erſte Sprecher. „Aber wenn i auf die Wag nausgeh, dann
hab’ i do meine fünf, Pfund abg’nomma!”
„Gewiß, Waſſer iſt ausgelaufen!” erklärte der lange Lebow,
„nichts als Waſſer. Und wenn Sie dann trinken, ſo ſaugt der
Körper ſofort wieder die Flüſſigkeit in die leeren Näume auf,
wie ein Schwamm. Das iſt doch klar. Und da Sie gewiß Bier
trinken, ſo nimmt der Körper noch neben dem Waſſer Malz auf
als Nahrungsmittel, ſogar ein ſehr hochwertiges
Nahrungs=
mittel.”
Die Dicken ſchüttelten traurig die Köpfe. Einer fragte
ge=
preßt: „Glauben Sie wirklich, daß man durch das Dampfbad
dicker wird?‟
Jetzt ſpielte der Lange einen Crumpf aus: „Sehen Sie,”
ſagte er, auf mich deutend, „mein Freund iſt doch wohlgenährt,
und das verdankt er nur dem hartnäckigen Beſuch des
Dampf=
bades. Und von mir werden Sie nicht glauben, daß ich dünner
Der Profeſſor ſah mich nachdenklich an:
Ich will nicht ſtreiten, ſagte er, und griff zu ſeinem Bierglaſe,
wir ſind hier im Lande der ſtillen „Kracht”, man lernt nie aus
— vielleicht. —
Die javaniſche Muſik hat viele Seelen, eine bukoliſche, eine
muſtiſche, eine heroiſche, eine dämoniſche. Ihre Mutter iſt das
ſingende Waſſer, ihr Vater der undurchdringliche Urwald mit
ſeinen unerſchöpflichen Geheimniſſen. Sie kann ſanft,
melan=
choliſch=arkadiſch ſein, ſie kann aber auch unheimlich erregt ſein,
wie das Land mit ſeinen Vulkanen. Sie iſt wie das Volk,
lieb=
lich, bezaubernd, dabei gemeſſen, beherrſcht, ein wenig
masken=
haft! Sie kann aber auch giftig ſein und in ihren letzten
Hinter=
gründen grinſt ein ſchauerliches Geſpenſt: Amok — die
Seelen=
eruption — die Möglichkeit zur alles vernichtenden Cat.
An=
klong — da hängen einige Geſtelle mit je zwei Bambusröhren
in der ethnographiſchen Abteilung, größere und kleinere. In den
Nöhren ſind Klöppel, man möchte daher von Holzglocken reden,
wenn die Form anders wäre. Man kann auch an ein Rylophon
denken oder an Klappern, alles das vereinigt ſich im Anklong,
im hölzernen Gelächter der Javanen. Wie gerne denke ich ſeiner
— dieſes liebenswürdigen Ausdrucksmittels der bukoliſchen
Seele des Landes! Einige der Weiſen vermag ich noch heute mir
ins Gehör rufen, als habe ich ſie nicht vor 26 Jahren, ſondern
vor 5 Cagen gehört —! Und mit ihnen werden alle
Vorſtellun=
gen, die ich auf der Sauberinſel einheimſen konnte, ſo lebendig,
daß alles europäiſche um mich her verſinkt. Anklong — das
Lieblingsinſtrument der javaniſchen Kinder! Anklong! Ich ſitze
in einem leichten „Sadu”, einem dos-a=dos-Wägelchen und laſſe
mich oon ſtrammen Sumatra=Ponies durch einen
ſonnenſtrotzen=
den Morgen dahin tragen! Göttliche Natur Javas, ſo friſch
gewachſen, ſo friedlich ſtrotzend heiter, man muß dich lieben.
Von Garoet bis zum Meer Bagendit” ſind es 7 Paal, das
heißt 1½ Stunden=Fahrtgenuß, Lebensſublimierung im letzten
Sinne. Nun liegt’s da — ſilbern glitzernd: das Meer Bagendit
werden will. Ich bin hler, um emne ähnliche Muskelſtärke zu
erreichen wie mein Freund.”
„Ceifil Ceiſi!” ſchimpfte der Eine. „Nun plagt man ſich den
ganzen Vormittag rum und hinterher erfährt ma erſt, daß ma
no dicker wird! J ſag’s ja!” Und wütend erhob ſich der
Schwitzende und ging hinaus. Ein paar andere Dicke folgten
ihm. Der Neſt von fünf ſaß gebeugten Hauptes beiſammen. Der
Lange ſagte hoffnungsfreudig zu mir: „Jetzt fühle ich ganz
deut=
li cheinen guten Appetit auf ein Beefſteak mit geröſteten
Kar=
toffeln. Das hatte ich ſeit langem nicht mehr erlebt. Das
Dampfbad iſt doch gut, es befördert den Stoffumſatz. Da iſt
der Appetit ſofort lebendig.”
„Ned’n S' net von an Beefſteak!” fuhr der eine Dicke auf.
„Oder Weißwürſcht!” ſchwärmte der lange Lebow. „Noch,
iſt’s Seit. Es iſt jetzt elf Uhr. Wenn man ſchnell machte, würde
man im Hofbräuhaus noch welche bekommen und ein Bier dazu,
ſeinen Durſt löſchen zu können nach der großen Hitze, ſeinen
großen Durſt.”
„Gar is!” ſchrie einer der Dicken, erhob ſich und ging hinaus.
Gwei andere rollten ihm langſam nach. Aber hartnäckig blieben
noch ein Urgreis und ein anderer mit rötlichem Vollbart.
Lebow zwinkerte wieder. „Man könnte auch,” ſagte er zu
mir gewendet, „ein Lüngerl eſſen oder einen Ochſenmaulſalat
und dazu ein Freiſinger Weizenbier trinken mit Sitrone. Es
geht ſo kühl ein. Und dann nachher geht man in den Natskeller
und ſetzt darauf einen Noten und ein recht gutes zartes ,
Bein=
fleiſch.”
Jetzt riß es auch den Urgreis zuſammen. Stockend erhob er.
ſich; tiefe Melancholie ſtrahlte uns aus ſeinen trüben,
ſchweiß=
gewäſſerten Augen entgegen, dann wendet er ſich um und
wankte hinaus.
Liebenswürdig wandte ſich der lange Lebow an den Letzten
und fragte ihn: „Meinen Sie nicht auch, daß das Dampfbad
Appetit und Durſt befördert? Daß man zunimmt?”
„Wenn S” no ſo ſaudumm daherred’n, des is mir wurſcht!”
ſagte der mit dem Vollbart. Und da ihn Lebow erſtaunt von
der Seite anſchaute, ſtand er auf. „Daß Sie’s nur wiſſen, i bin
net hier zweg’n der Sunahm’ oder zweg’in der Abnahm”. I bin
hier aus Prinzip! Mi ham’s auf den Nachmittag draußen in
die Brauerei Stegen eing’lad’n zu an oalten Bier und damit
mehr eini geht, Herr, ſchwitz i jetzt was Necht’s zſamm und fahr
dann auſſi. Und dann, wenn i den Maßkrug vor mir hab”, is
mir wurſcht, ob i abnehm’ oder ob i zunehm”, bal’s mir nur
ſchmeckt!”
Und verächtlich wandte er uns den Nücken. Ein Mann der
Ueberzeugung, ein Genießer, der nicht das Dampfbad
miß=
brauchte wie wir, um einen ſchnöden Kater auszumerzen, keiner,
der da abnehmen wollte oder zunehmen, keiner, der darauf
be=
dacht war, dem Stoffwechſel oder der Geſundheit zu fröhnen,
nein — ein herriſcher, ſtarker Menſch, der wußte was er wollte:
ſeinen Durſt pflegen.
Der lange Lebow ſchaute ihm nach, er ſenkte ſeinen Kopf
und konſtatierte mit der ihm eigenen Gerechtigkeit:
„Abfuhr! Aber trotzdem, das Schlachtfeld haben wir
be=
hauptet!”
—ſo ſchön — daß ſie es meinetwegen Ozean Bagendit nennen
könnten, obgleich es nur ein Binnenſee iſt.
Lotosblumen, Waſſerhyazinthen, blaue Berge mit weißen
Cumuluswolken und die unerhörteſte Vegetation wie von einem
„prominenten” Gartenkünſtler überall verteilt.
Natürlich muß man auf einem ſolchen „Ozean” fahren und
dazu ſteht auch ſchon ein ſchwimmender Pavillon bereit mit
nackten braunen Buderern, ſchöne Kerle mit Lotosblättern als
Hüten. Sie fahren mit hinaus: Ueberall wird gefiſcht, mit
win=
zigen Kanoes werden Keſſeltreiben gemacht, die bunte Fiſche in
aufgeführte Jangwälle treiben. Auf einem Halbinſelchen wird
eine Frühſtückspauſe gemacht. Horch, was iſt das? Sind das
die Glocken eines javaniſchen Vineta — ach nein, dazu ſind
ſie zu luſtig — ſind’s ſchweizer Kuhglocken — nein, die haben
andere Klangfarben und ſind nicht ſo eilig und haben vor allem
nur den Nhythmus eines erſterbenden Cropfenfalls. Und nun
kann man’s deutlicher erkennen! Es iſt eine kindliche
Maxſch=
weiſe, ſorglos kommt ſie aus einem unbekannten Inſtrument,
nein, aus mehreren, und hallt über die Wieſen und die
Lotos=
blumen. Sie nähert ſich, wird deutlicher und plötzlich ſtehen
drei braune Bübchen vor uns. Jedes hat in jeder Hand einen
Anklong, den es tüchtig ſchüttelt. Sie ſind eingefuchſt wie die
muſikaliſchen Clowns, die mit Schellen konzertieren. Jeder weiß
ſeinen hohen oder tiefen Con richtig in die Melodie einzuſchalten
und ſo lange zu ſchütteln und zu raſſeln, wie es nötig iſt, der mit
den langen tiefen Nohren und der mit den kurzen hohen! Es iſt
eine Muſik von unerhörter Naivität und kindlicher Freudigkeit,
der man ſtundenlang zuhören kann, eine Art Glockenſpiel, das
eine luſtige Humne auf Sonne und ſchönes Wetter und ſorgloſes
Kinderdaſein ſingt.
Nachdem wir die Knaben beſchenkt, ziehen ſie eilig davon,
aber ſie hören nicht auf mit dem frohen Geläut und aus dem
vorherigen Crescendo wird nun ein liebliches Decrescendo, das
allmählich ſich auflöſt in dem großen javaniſchen Mittagston
Pans, des Syrinxbläſers, der Meiſter aller bukoliſchen Muſlß.
Anſichtskartengrüße.
Von Grete David.
Die Neiſeſaiſon iſt wieder da und mit ihr auch die Seit, in
welcher die meiſten Anſichtskartengrüße durch die Welt flattern.
Ein erhebender Augenblick, Gebirge, Meer, Schönheit der
Na=
tur, man denkt an die Lieben, an Freunde, die zu Haus
ge=
blieben ſind, oder die anderswo genießen — Sommer, Ferien,
Natur — und ſendet eine Anſichtskarte. Kein Bedenken, kein
Mißtrauen bewegt denjenigen, der die Anſichtskarte ſchreibt,
mit flüchtigen Beiſtiftzügen Grüße oder einige Seilen und ſeinen
Namen beifügt.
Anders die Empfänger. Da wird Kritik geübt an der
er=
haltenen Karte, die doch nichts ſein wollte, als ein Gruß von
ſchöner Stunde. Da wird beſprochen: „Warum hat derjenige
oder diejenige geſchrieben?‟ Die einfachſte und natürlichſte
Ant=
wort wäre: „Weil ſie oder er an euch gedacht hat!‟. Da wird
der Gruß beſprochen, gewertet, zerlegt. „Was für Sweck hatte
dieſe Karte, was für Folgen wird ſie haben?” „Warum ſtehen
bloß Grüße darauf, und nicht einige Seilen. Einige Worte iſt
man doch ſchließlich wert!” Oder: „Wozu die Erzählung, daß
es dort ſchön iſt? Ein Gruß allein hätte vollauf genügt.”
„Vielleicht wurde die Karte nur geſchrieben um zu ſagen, zu
zeigen, man hat eine Neiſe unternommen.” Iſt die Karte farbig,
ſo heißt es: „Wir ſind doch keine Kinder, daß man uns ſo
bunte Karten ſchickt,” iſt ſie braun oder ſchwarz gedruckt, ſo
nörgelt der Empfänger: „Wenn man ſchon eine Karte ſchickt, ſo
ſpart man nicht und wählt eine kolorierte, auch wenn ſie mehr
koſtet.”
Der arme Kartenſchreiber kann es wirklich keinem recht
machen, wie ja in den meiſten Situationen, auch in den kleinſten,
geringfügigſten, die Wünſche und Anſichten der Menſchen
aus=
einander gehen. Aber wehe ihm, wenn er überhaupt nicht
ſchreibt. Dieſes Vergeſſen oder dieſe Unaufmerkſamkeit wird
ihm nie verziehen. Man beurteilt ſie als Abſicht — was ſie
gewiß manchmal ſo iſt.
Die Menſchen mißverſtehen den Wert einer Anſichtskarte.
Während der Brief auf das Weſen desjenigen, an den er
ge=
richtet iſt, eingehen muß, braucht ihn die Anſichtskarte bloß zu
begrüßen. Es iſt unrecht, mehr von einer Anſichtskarte zu
ver=
langen, denn der Mangel an Naum und die Möglichkeit, von
Unberufenen geleſen zu werden, verbietet ſchon alle perſönlichen
Mitteilungen. Die Anſichtskarte will jemanden begrüßen, will
ſagen: „ich habe an dich gedacht” — weiter nichts. Und dort,
wo ſie den Brief erſetzt, ſoll man ſie auch nicht tadeln und
ver=
ſchmähen. Ein Brief koſtet Seit, vielen Menſchen auch
Samm-
lung und Energie. Dieſe Eigenſchaften ſtehen den Leuten nicht
immer zu Gebote, ſie haben weder Seit noch Geduld, noch die
Laune, einen Brief zu ſchreiben, wollen aber auch nicht gar zu
lange ſtillſchweigen — und ſchreiben die Anſichtskarte. Und wie
oft ſind Menſchen traurig, wollen ihr Leid in ſich verbergen,
fürchten, es könnte in den Seilen des Briefes mitklingen und
vom Empfänger gefühlt werden — ſo flüchten auch ſie zu den
Anſichtskarten, zu den kurzen Mitteilungen oder bloß zu den
Kartengrüßen. Auch Menſchen, beſonders junge, die auf
Ur=
laub ſind, die ſeltene freudige Senſation einer Neiſe genießen,
ſie können keine Briefe ſchreiben und man muß ſie dafür
ent=
ſchuldigen. Nicht geſammelt, erfüllt von all dem Neuen, Schönen,
das auf ſie eindringt, können ſie einfach keinen Brief ſchreiben,
oder es iſt ihnen leid um die Seit. Sie ſchreiben Karten, ſagen
damit, ſie ſind geſund, glücklich, wohlbehalten, fröhlich. Bis
ſie heimkommen, werden ſie erzählen."
Wohlwollend, wie allen Handlungen der Menſchen —
be=
ſonders der geliebten, naheſtehenden —, die keine bewußte
Krän=
kung für andere bedeuten, ſoll man auch den Kartengrüßen
gegenüberſtehen. Sie nicht zerpflücken, nicht bekritteln, ſondern
das von ihnen empfangen, was ſie bieten wollen, und was
eigentlich das ſchönſte, das bedeutendſte im Leben iſt — eine
kleine Freude.
Och kaufe mir ein Los.
Ich wollte mir ein Los kaufen. Ein Wohlfahrtslos. Von
wegen Wohltätigkeit und ſo. Kleinigkeit, werden Sie ſagen.
Man nimmt ſich eine Mark, geht zum Einnehmer und kauft ein.
— Nein, ſo einfach iſt die Sache nun doch nicht. Ich wollte doch
auch gewinnen. Die fünfſtöckige Villa. Mit Autogarage und
Nolls=Noys. Das wollte alſo überlegt ſein. Als ich mit meiner
Ueberlegung ſo weit gekommen war, und von mir aus nicht mehr
weiter wußte, ging ich zu meinem Freunde Willi. Der iſt ſehr
geſcheit, direkt intelligent. Und außerdem Mathematikprofeſſor
an der Oberrealſchule in Fränkiſch=Crumbach. Der nahm auch
gleich einen großen Bogen Papier und fing an zu rechnen.
Va=
riationen, Dermutationen, Kombinationen und andere Jonen,
was er Wahrſcheinlichkeitsrechnung nannte. Als er zwei
Cinten=
ſtifte verſchrieben hatte, teilte er mir das Neſultat mit: „Ganz
genau könne man es ja nicht ſagen, aber ich müſſe mir eine
Sahl ausſuchen, in der keine Siffer doppelt vertreten ſei. Dann
könnte es möglich ſein, daß ich wahrſcheinlich ſicher etwas
ge=
winnen würde. Die Villa allerdings könne er mir nicht
ver=
ſprechen.” Nein, dieſe Wahrſcheinlichkeit war mir zu
unwahr=
ſcheinlich. Ich wollte ganz ſicher gehen.
Da wußte Lo ſicher beſſer Beſcheid. Sie kennen doch die
kleine charmante Lo, die letztes Jahr in Monte Carlo ſo
un=
menſchlich viel gewonnen hatte, und die mich ſeitdem immer ins
Maxim einlädt, während früher ich die Seche bezahlen mußte.
Aber, bitte, verraten Sie meiner Frau nichts. Alſo ich ließ
mich mal wieder zu einer Flaſche Mumm extra einladen und
legte ihr meine Sorgen zu Füßen. Wenn ich nun allerdings
ge=
hofft hätte, raſch Auskunft zu erhalten, wäre ich ſehr enttäuſcht
geweſen. Denn nun mußte ich zunächſt ihre Abenteuer in Monte
über mich ergehen laſſen. Sum wievielten Male? Wie „ſie‟
gleich von Anfang an den richtigen Cyp heraus hatte. Ganz
genau hatte ſie es ſich ausgerechnet: Immer nur „Nouge‟
ſetzen, aber nur dann, wenn es beſtimmt gewann. Und dann, wie
die Baronin Lindenzweig, übrigens eine intime Freundin von
ihr, aus Verzweiflung beinahe Selbſtmord verübt hätte. Ja,
und dann, einmal hätte ſie beinahe die Bank geſprengt. Aber
an dem Abend gerade hatte ſie Pech, weil ſie ihr Amulett
ver=
geſſen hatte. Sie ſei ja beileibe nicht abergläubiſch, nein, nicht im
geringſten. Aber es habe ihr immer Glück gebracht, und alle
hätten dort etwas derartiges gehabt, und überhaupt, wer an
die glückbringende Wirkung eines Amuletts nicht glaube, ſei ein
Eſel. Nein, ich bin kein Eſel. Ich glaube daran und werde es
mir merken. Dann aber, es war inzwiſchen 24 Uhr geworden
und ich hatte ſeit 20 Uhr noch kein Wort geredet, alſo um
24 Uhr etwa ſagte ſie, ſie wolle mir einen ganz ſicheren Cyp
geben. Sie wiſſe zwar ganz genau, daß ich mich doch nicht
daran kehren würde, was ich ihr, um mich auch einmal an der
Unterhaltung zu beteiligen, ganz energiſch abſtritt. Worauf ſie
mich wütend anfuhr, ich ſolle ſie nicht immer unterbrechen, noch
dazu, wenn ſie ſich herablaſſen wollte, mir einen guten Nat zu
geben. „Aber ich . . .” ſetzte ich zur Erwiderung an, da traf
mich ein Blick, na, ich ſage Ihnen, wenn Blicke töten könnten,
wäre meine Frau heute Witwe. Schließlich beruhigte ſie ſich
aber doch wieder und brachte, endlich, ihren totſicheren Cyp.
„Alſo, auf keinen Fall dürfe eine 15 in der Losnummer ſein,
denn 15 ſei eine Unglückszahl. Das ſei wiſſenſchaftlich er=
Me
Aufgabe 325.
Arnold Ellermann in Buenos Aires.
(1. Preis im Problemturnier der „Weſtminſter Gazette‟ 1918.)
d
309. S. Boros. Tur. des Chemn: Wochenſchachs 1925/26; Sonderpreis für
bau=
ernloſe Zugwechſel=Bweizüger. (Kb8 Da2 Ta5 Lb4 Sc2 k4; Ko4 8b3 b5;24)
1. Da2—b2!
301. L. Schor 1. Pr. i. T. d. Haagſchen Poſt 1921. (Kb7 Dg2 Ld5 8e2 d8
Bb6 F4; Ke5 Le5 Sd7 f8Bo3 c4e7; 3 4.) LKb7—a 7! (droht Sb7+) Le5—
b8+ 2 Ka7—a6 3. Sd8—b7+; 1. . . . . Bd7—b8 2. Ld5—o6 3. Dg2—d5+.
Eine feine Aufgabe, in welcher der 8 als Schnittpunktfigur (auf b8) verwendet iſt,
und zwar in Verbindung mit dem I.
811. E. Brunner. T. d. Chemn. W. Sch. 1925/26; Sonderpreis der Miniatur=
Zugwechſel=Zweizüger. (Kb4 Df3 Ld5 Bh4; Ke5 Bd6 h5; 2+.) ). Df3—g3!
Löſerliſte: Reutzel; Leo Schott in Pfaffen=Beerfurth (alle);
Franz Buchty in Mainz; Karl Pflugfelder (308, 309 u. 311); A. v. S.
(308 u. 310); Georg Peter (309 u. 311).
2
Rätſel
Zahlen=Quadrat.
26 27 28 29 B C H I. 30 31 32 38 E U A 34 * * 37 U B H R 38 39 40 41 G U Die Zahlen ſamt den dabeiſtehenden Buchſtaben ſind ſo zu ordnen,
daß 1) die wagrechten, ſenkrechten und diagonalen Reihen als Summe
je 134 ergeben und 2) die wagrechten Reihen vier Worte nennen, die
jetzt Viele freudigen Herzens ausrufen.
Carl Deubel.
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Beiß: Kal Dg1 To6 La8 Sd1 e7 Bb3b4 e2 d6 (10);
Schwarz: Ket Td3 LgT Sb1 Bb6 d2 e6 k8 14 16 (10); 34
Aufgabe 826.
Oskar Blumenthal, Schachminiaturen 1902.
Weiß: Kf1 Da8 Lf7 Sg2 (4);
Schwarz: Kg4 (1).
Matt in zwei Bügen.
Löſungen der Aufgaben 808—311.
808. H. Beenink. Schweizeriſche Schach=Zeitung 1919.
„rs p25 Tos f4 Lal g8 Be2 42; Kot Da8 Tb8 o6 Loß Ba6 4704
r5 g3: dtr 1.BdL4I BDLRBtI ABdLAStTI4 3. BdF-64. Das
mutige Bäuerlein ereicht nach ſehr gefahrvollem Wandern das Biel.— Auf 1.
ndhlfolgt 2. 0-2,4, af 1.. D.7 3. Deéit, und auf. 1.—— Bda 3, Le
Schieberätſel.
T 2I E EEI 71 U A EiEl 18 Fſa FI * EEI e 2 2 IeI 2I FEIA Ia NI H 11 HL ON U. 2 E EE. A 0 121e1 2 2 2 EIEI II EE Die Wörter ſind ſo zu ſchieben, daß zwei nebeneinander liegend
Buchſtabenreihen je eine Oper von Puceini ergeben.
Druck u. Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23.— Verant wortlich f. d. Redaktion: Dr. H. Nette, Fernſpr 1 2389—2392 Alle R
wieſen. Und dann müſſe ich in die linke Fauſt einen Pfennkg
nehmen — woher ſagte ſie mir nicht — und die Fauſt auf den
Nücken halten, damit die Linke nicht ſieht was die Nechte tut.
Und mit verſchloſſenen Augen das Los ziehen. Dann hätte ich
beſtimmt Glück.”
Das war alſo Lo. Aber aller guten Dinge ſind drei und
des-
halb wollte ich auch Frau Meyer nochmal befragen. Frau Meyer
mit y. Sie war meine erſte, aber erfolgloſe Liebe. Später hatte
ſie dann den reichen Meger geheiratet. Kurz= und Schnittwaren
en gros. Jawohl, und war jetzt glückliche Mutter zweier
entſetz=
licher Nangen, auf die ſie äußerſt ſtolz war. Was ſie mir riet,
wollen Sie wiſſen? Ein Kind, ſagte ſie, muß das Los ziehen, ein
unſchuldiges Kind. Kinder haben immer Glück. Weil ſie noch
unverdorben ſind. Und immer impulſiv handeln, unbeſchwert von
unſeren Wenn und Abers. Und dann entwickelte ſie mir daran
anſchließend ihre Anſichten über moderne Kindererziehung. Ellen
Key iſt ein Waiſenkind dagegen.
So, nun wußte ich Beſcheid, und konnte meinen Feldzugsplan
entwickeln. Alſo los. Swei Loſe würde ich mir nehmen. Eins
nach Methode Willi=Lo, das andere nach Syſtem Meyer. Und
das Glück ſchien mir hold. Denn unterwegs, als ich im
Sturm=
ſchritt auf mein Siel losſchoß, ſtolperte ich über ein Kind, ſo ein
naives, unſchuldiges Kind von 5 Jahren, das mit leinem Noller
zur Hebung des Großſtadtverkehrs auch ſein Ceil beitragen
wollte. Mit Hilfe einer Cafel Schokolade gelang es mir auch,
es zum Mitgehen zu überreden.
Im Laden angekommen, legte ich zunächſt alle Nummern, die
doppelte Siffern oder gar die unglückliche 13 enthielten, als
un=
brauchbar beiſeite. Was immerhin einige Seit in Anſpruch nahm.
Der Kleine beſchäftigte ſich inzwiſchen damit, den Laden zu
revi=
dieren. Sehr zum Mißvergnügen der Verkäuferin. Aber
Ver=
käuferinnen haben immer etwas zu brummen. Und ſind meiſt
nicht kinderlieb. Und haben keine Ahnung von moderner
Kin=
dererziehung.
Endlich war ich ſoweit. Ich mußte nun das Kindchen in
ſeiner intereſſanten Beſchäftigung ſtören. Eine zweite Cafel
Schokolade bewegte es dazu, ein Los zu ziehen. Es nahm da
erſte. „Viktoria” „1273‟. Die heilige 12 in Verbindung mit
den Glückszahlen 7 und 5. Frau Meyer hatte alſo Necht. —
So, nun das zweite Los nach Methode Lo gezogen. Wieder eine
ſchöne Sahl: „3627‟. Jetzt war ich meines Sieges gewiß. Für
den alten Herrn neben mir hatte ich nur ein mitleidiges Lächeln.
Er hatte ſicher einen Cauſendmarkſchein in der Caſche, man ſah
es ihm an. Und griff ohne lange Ueberlegung in den von mir
beiſeite gelegten Haufen. Mit einem halben Blick erfaßte ich
ſeine Nummer „1313”, ausgerechnet. Na, der brauchte ſich
keine Hoffnungen zu machen.
Was ich gewonnen habe, wollen Sie nun auch noch wiſſen?
Ja, ſehen Sie, ſchätzen kann fehlen. Einen Croſtpreis bekam ich.
Eine Cafel Schokolade. Und dem Bengel hatte ich zweie
ge=
geben. Und die Villa? Die hatte der reiche, alte Herr ge=
Sronicus.
wonnen. Mit Volls=Noys. „1313”
danft dei
aut de iche
Mne
ſich
jeziehun
ſon
Joht ſpie
n mir uns
jung waget
g deit neel.
ſa
ſichent
ge ſel
im
gewehl
r7
in d
Rn dun Ei
T mir mache dit
in dem Fall en
Spitz
Stern=Rätſel.
4 a, 1 b, 3 e, 1I, 1 m, 1 n, 1 o, 3 r, 3 t, 2 u.
Obige 20 Buchſtaben ſchreibe man auf die 20 Punkte, ſo daß Wörter
von folgender Bedeutung entſtehen: 1—2 Geldſtück, 2—3 Gewächs,
3—4 deutſcher Reichspräſident, 4—5 erfüllt manche Wünſche, 5—1
Zeit=
abſchnitt. — Die Mittelbuchſtaben, richtig abgeleſen, nennen etwas ſehr
Veränderliches.
Carl Deubel.
—2 Taler, 2—3 Raute, 3—4 Ebert, 4—5 Traum, 5—1 Monat.
„Laune.”
Geographiſches Silbenrätſel.
Aus den Silben: alt, bach, bo, bon, burs, ca, ca, de, den, die, du,
dus, e, e, ei, el, em, eu, fel, folk, garn, gaſt, gaz, gen, ger, ger, hei,
il in, je, ma, mei, na, nar, ne, ne, ni, nin, nor, now, pa, ra, ra, ro.
ſchwa, ſe ſee, ſtre, ti, ti. un ve, wol — ſind 21 Wörter zu bilden,
deren Anfangs= und Endbuchſtaben, von oben nach unten geleſen, den
Anfang eines Gedichtes von Claudius ergeben. Die Wörter bedeuten:
1. Stadt in Pommern, 2. Gebirge in Perſien, 3. bibliſcher Berg,
4. Grafſchaft in England, 5. deutſche Univerſitätsſtadt, 6. deutſche
Hafenſtadt, 7 Stadt in Thüringen, 8. deutſches Herzheilbad, 9. Fluß
in Afrika, 10. Mündungsarm der Oder, 11. Erdteil, 12. Fluß in
Indien, 13. franzöſiſche Stadt, 14. tſchechiſche Stadt, 15. Kurort in
der Schweiz, 16. paniſche Provinz, 17. Fluß im Harz, 18. Stadt in
Bahern, 19. deutſches Gebirge, 20. See m Südamerika, 21. europäi
ſcher Staat.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 30.
Drei hochſommerliche Nätſel.
1. Schaden, Schatten; 2. ſchwatzen, ſchwitzen; 3. Hitze, Witze.
Stwas Zeitgemäßes.
Raimund, Epigramm, Irrlicht, Salpeter, England, Forelle, Ingwer,
Etikette, Beileid, Eintracht. Rathaus. — „Reiſefieber.”
Umſtellungsrätſel.
Totem, Arſen, Name, Neger, Helen, Adel, Eifel, Urne, Seſam=
Edam. Roſe — — Tannbäuſer.
vorbehalten. Nachdruck verb. — Kliſchees: F. Haußmann, alle in Darmſtaoe
[ ← ][ ][ → ] „Alles in der Wält leßt ſich erdragen,
Nur nicht eime Reihe von ſcheenen Dagen!”
emol de Geethe irchendwo beilaifig bemerkt. No un den
1mimer in dere Beziehung als Fachmann aſſpreche, der hott’s
1me miſſe, dann der hatt’s ganz beſunners ſchwer, indem der
ſtlech aus de „ſcheene Dääch” in ſeim Läwe ſozuſage gornet
eu=kkumme i8 un aus lauter Langweil duſchur Gedichte gemacht
19t in Therjaderſticker un ſo.
Mir — nemlich ich un unſer Herr Owwerowwer — mir
haw=
wän däre Beziehung erheblich leichter, indem weil uns die
ℳe ute Däch” zimmlich kärglich zubemeſſe ſin, ſundern mir
howe recht unſern Schaff, ſo es Johr iwwer, un ich frog mich
vlernol ſelbſt, wo mir’s verdient hawwe, daß es uns in
Bezug=
nm. uff Arweit ſo gut geht, un ich nemm a”, uns zwaa is es
bzwäßhalb als ſo wohl, weil mir aus de Rawaaſch un aus em
dter 18 Johr iwwer gornet erauskumme.
Wann mir uns alſo zwiſchedorch wärklich emol e paar Dag
harholung wage, bloß unſere Rebbedatzion wääche, ſozuſage
9 wääche dem neediche „Air” un ſo, dann mache mer heechſtens
Mrrfahrung, daß ſo e paar Urlaabsdääch vieler zu ſchnell
erum=
n ich muß ſage, ich hab’s eichentlich nie ſo richdich
eraus=
hut, warum eichentlich ſo e Reihe vun ſcheene Dage ſo forchtbar
ſoin zu erdrage ſei ſolle, wie der Geethe behaubt: Im Gääche=
Al. mir fellt’s immer zuerſt ſchwer, mich an die „Dolſche=
far=
bigrei” zu gewehne, un bis ich glicklich ſoweit bin, daß ich
priiens beim Uffwache, ohne ſchamrötlich zu wärrn, ſage kann:
„u morje, Herr Feierawend!” do is der Urlaab erum un es
hß:: widder in die Drätmiehl. Un ſo wie mir, geht’s vermut=
Mnach unſerm Herr Owwerowwer. Er hott ſich alſo jedenfalls
ſah diß Johr bei Zeit geſagt: „Geh aus, mein Härz, un ſuche
Auc, in dieſer ſcheenen Sommerzeut.” — Bloß, er hott mer
wgeſagt, wo er hiemacht; vielleicht daß er gedenkt hott, ich
dhet=
lroochmache un dhet=em die paar ſcheene Dääch mit meine
lot ſenheit vergülle un dhetrem ſchließlich uff die Närfe falle. —
5 ſab=em awwer nadierlich aach net verrote, wo ich hiemach;
mun er ſo is, bin ich aach ſo.
Mei Zwangsmiedern nadierlich, wie ich mit däre ſo driwwer
feſed hab, do ſeecht die, was mir in die Kron gefahrn weer,
aub’s de Herr Owwerowwer vielleicht needich hett, ſich bei mir
urnelde. — Däß grad net, ſagt ich, awwer ich hett mir denke
ine, daß mir uns per Zufall morjens uff de Rheinſtroß
be=
ſiocend weern; er hett vielleicht driwwe an ſeim „ſogenannte‟
ſn thaus geſtanne, un ich hiwwe an’s Herr Wittiche, un er hett
aridann iwwer die Gaß eriwwer zugerufe: „Gumorje aach, —
uumache diß Johr e bißche nooch Biaritz!” — Un ich hett=em
tem Fall eniwwer gerufe: „Danke ditto, — ich mach nooch
iſtsbärche!"
Eei Zwangsmiedern hott mich nadierlich ausgelacht un hott
fagt, ich ſollt ſo kaa hochmiediche Sprich klobbe. — No, ich hab
ſtſh loſſe, dann was waaß die, wann ſich vornehme Leit
driw=
tri unnerhalte, wo ſe hiemache, un daß däß nor ſo geſagt is,
till mer ſich gäächeſeidich e bißche ärchern will.
Madierlich, vun wääche „Biaritz” odder „Spitzbärche” — kaa
durr. Im Gäächedaal, es hett mich gornet gewunnert, wann
tr—— ich un unſer Owwerowwer —, wann mir uns im Urlaab
m; beſcheide im — Härrngadde gedroffe hette, vun dem
dge ſo eidringlich behaubt hawwe, jetzt hette’s mir Darmſtädter
t jetzt braichte mir kaa deiere Raaſe mer zu mache in die Bäder
ſfo, for um Waſſer zu drinke, indem daß mer däß alles im
tyrngaddekaffee ſärwiert kreecht un kennt beim Spaziergeh,
Der zeitgemäße Haushalt.
Tomaten mit pikanter Gemüſefüllung (kalte
bendplatte oder Vorſpeiſe). Dazu wählt man möglichſt
gleich=
ſoſße, reife, kernloſe Tomaten, die man, ſauber abgewiſcht, mit
nam Teelöffel bis auf eine bleiſtiftſtarke Wand aushöhlt (man
imendet das Mark zu Suppen oder Soßen). Nun miſcht man
uf 6 bis 8 Tomaten ½ Pfund eingemachtes Miſchgemüſe aus
ahſſen, Karotten, Spargeln und Pilzen mit einer pikanten
kawonnaiſe und würzt es mit Zitronenſaft, Salz, Pfeffer und
ſenrig Zucker, füllt das Gemüſe in die Tomaten und legt
kreuz=
eiſſſe abwechſelnd ſchmale Lachs=, Sardellen= oder
Heringsſtreif=
en= darüber und richtet ſie mit Zitronen= und Eivierteln in
unem Kranz grüner Peterſilie an. Man reicht Bratkartoffeln
deir geröſtete Semmelſcheibchen dazu.
Kleine Himbeertörtchen. ½ Pfund geſiebtes
Wei=
mmehl, 50 Gramm Butter oder Margarine, 1 Meſſerſpitze Salz,
as. Abgeriebene einer Zitrone, 1 geriebene bittere Mandel, 1 bis
g:ßlöffel Süßſtofflöſung verarbeitet man zu einem Mürbteig,
en man 1 bis 2 Stunden kalt geſtellt ruhen läßt. Dann rollt
ſuami ihn nicht zu dick aus, ſticht mit einem großen Waſſerglas
ude Tortletten aus, die man, lichtbraun gebacken, mit
gezucker=
n. Himbeeren belegt und mit Vanillezucker gewürztem Eisſchnee
benrzogen, nochmals im Ofen „überbräunen” läßt.
Gebackene Mehlerbſen als Einlage für
Fleiſchbrüh=
uwpen. Von einem Achtelliter Waſſer, 1 Eßlöffel zerlaſſener
futter, 1 Ei und Salz nach Geſchmack, ſowie 4 Eßlöffel Mehl
erreitet man auf dem Feuer einen „Brandteig”, dem man, ſobald
ſich vom Topfe löſt, den Schnee des Eiweiß beifügt. Von die=
ganz wie in de nowelfte Kurgärde, ſei Waſſer drinke, wo aam de
Dockter verordent hett: Kallsbader, Mergentheimer, Homborjer,
Welfersheimer Sprudel, Huniadi Janos un ſo, ohne daß mer
newebei noch en Haufe Geld als Kurtaxe abgeknebbt kreecht. Un
ich hab mer alſo diß Johr ei gebild, ich deht nu alle Morjend
e paar vun unſere Borjemaaſter, wann net gar de Herr
Owwer=
owwer ſälbſt im höchſte Inkochnido, odder doch zum mindeſte die
korbulendere Hälft vun unſere Stadträt luftverennerungshalwer
im Härrngadde dräffe mit=em Waſſergläsche in de Hand
Jau, noch net emol de Himmelsvadder war do, ſundern wann
ich recht geſehe hab, war ich diß Johr de aanziche Kurgaſt. No
un ich ganz allaa konnt all= däß Kallobbwaſſer aach net
bewäl=
diche, ich weer ſunſt genslich vum Fleiſch gefalle
Awwer ſo e paar ſcheene Dääch, wo mer ſozuſage
verand=
wortungslos in de Dag enei lebt un ſich ſo oft mer will ſälwer
im Wähk erum laafe kann, die ſin an ſich doch was ganz
Schee=
nes. Mer kann die Zeidung läſe, ohne daß mer ſich flichtmeßich
driwwer uffzureeche brauch, un es is ungefehr grad ſo, als dhet
mer aus de Vogelspärrſchbäckdief uff die Welt erunner gucke;
mer ſteht net mehr mitte drinn in dem Umdrieb, un krickt
do=
dorch ſo en gewiſſe innere Abſtand, der wo aam ſo e ſamfde
Ob=
jäckdiffidhet gibt, wo aam alles ganz ſubbjäckdief worſcht is. —
Un ſo is mir’s genslich egal, ſogar dutt egal, wie die Sach
mit däre Welfersheimer Keſſelliewwerung gewäſe is, indem ich
ſelbſtredend jedem, der’s verlangt, kreizweis un iwwerzwärch die
Verſicherung geb, daß er nor im Indräſſe vum Heſſiſche Staat
gehannelt hott. Un es is mir in meim Urlaabsgefiehl aach
ſchnubbe, wie im Stadtrat un im Landdag un im Reichsdag
reſchiert wärd, ich for mei Dal ſteh gäächewärdich tormhoch
iwwer ſemtliche Richdunge un Brinzibie un Baddeie, un geheer
ausſchließilch däre Baddei a, die wo nix will, als wie, daß des
deitſche Volk widder geſund un glicklich wärd. Un däß ſin
die, die wo ſich dem Wahlſpruch: „Friſch, fromm, froh un frei!”
verſchriwwe hawwe, nemlich die beitſche Torner, un die
wo Darmſtadt ſich dieſer Dag zu Gaſt gelade hott, un dene wo
unſer Stadtbaumaaſter e Feſthall hiegezauwert hott, vun
dere er ſelbſt behaubt hott, daß jetzt die Spur vun ſeine Erdedage net
mehr in Aonen unnergeh kennt, wodra mer ſieht, daß er net nor
in ſeim Fach, ſundern aach in de Klaſſicker Beſcheid waaß, s is
halt e Mordskerl, unſer Borjemaaſter Buxbaum, wann ich aach
net verhehle will, daß ich zu däre Feſthall, zu de Eiweihung un
zu de gehaltene Daafredde einiches zu bemerke hett. — Awwer
däß geheert heit net doher, ſundern heit geheert mei Herz
aus=
ſchließlich de deitſche Tornerſchaft, die aanzich
Bad=
dei, wie geſagt, in däre der großdeitſche Gedanke voll un
ganz zur Geldung kimmt, indem’s bei dene kaa „Maa’grenz” gibt
un kaa „Klaſſe= un Kulturgäächeſätz” kaa „Baddeidogma”, un
„Fracktzionszwang”, kaa Gix un kaa Gax, ſundern bloß
Tor=
ner, un die wolle weider nix, als wie daß des deitſche Volk
geſund un glicklich wärd un bleibt, an Geiſt un an Kerber. Un
wie ſe däß mache, däß dhun ſe hier in=eme Rieſeausmaß ad
dau=
loß vordemmonſchtriern. Hoffentlich hott de Himmel e Eiſſähe
un verdärrbt=en net es Konnzäbt.
Un was mich bedrifft, ſo wärf ich mich in Poſſidur un ſpiel
mer de „Regensborjer Tornermarſch” vor, un ſag weider nis
als wie:
In die Leyer — voller Feier,
Greif ich heit mit Schwung
Un Begeiſterung.
Tornerbrieder — trei un bieder,
Grieß ich heit, voller Schneid, uns zur Freid
Gut Heil!
Däßhalb ham=mer uns zurecht geſtutzt,
Hawwe ſchee geſchmickt, geflaggt, gebutzt,
Dann die Torner, däß is ganz gewiß,
Hawwe in Darmſtadt des Geriß. —
Schmuck un ſchneidich — friſch un freidich,
Kimmt die große Schar,
So vum Rhei” un Saar,
Alle Gaue — ſin zu ſchaue,
Sin’s aach viel, edlem Spiel gilt ihr Ziel.
Gut Heil!
Dann ſie ſträwe net nooch Ruhm un Glanz,
Krönt den Sieger nor en Eichelkranz.
Däß allaans is, was zum Drotz der Welt
Sie „briederlich” zuſamme helt.
Solche Maſſe — kaum zu faſſe,
Hett mer, wie geſagt,
Sich däß je gedacht?! —
Doch ſie zeiche, daß en eiche
Noch der Geiſt, der beweiſt, was mer leiſt.
Gut Heil!
Däßhalb hott mer for die Tornersleit,
Aach kaa Koſte un kaa Mieh geſcheid,
Unſer „Stadt” ſelbſt hott ſich ageſpornt,
Un hott ſich kräfdich „neigetornt”.
Dann mit Staune — heert mer raune,
So e Feſthall, naa,
Gibt’s wo annerſt kaa.
Ganz gewaldich — mannigfaldich,
Lang un braad, aggurat, wos en Staat!
Gut Heil!
Ja, den „Exert” kennt mer faſt net mehr,
In dem wunnerbare Fahnemeer,
Un in altem Stolz do ſeechter ſich:
Was weer dann Darmſtadt ohne mich!
Doch ganz offe — meecht ich hoffe,
Daß die Bärjerſchaft
Net bloß guckt un gafft.
Frehlich winke — luſtig blinke,
Unbedacht, ruft mit Macht, daß es kracht:
Gut Heil!
Ja ſo ſchall es laut mit Vehemenz,
Waggle muß die ganze Reſidenz,
Wann heit Middag friſch un unſcheniert
Der Feſtzug dorch die Stadt maſchiert.
Un ſo ſchließ ich — und begrieß ich
Frohen Herzens heit
Unſer Tornersleit.
Mech’s ſen alle — hier gefalle,
Unſere Gäſt winſch zum Feſt ich des Beſt!
Gut Heil!
Un wann dann erum der ganze Kram,
Un der Wähk der fiehrt ſe widder haam,
Meech’s ſich freidich jeder ei geſteh:
Was wars in Darmſtadt doch ſo ſchee!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Ob awwer ausgerechent unſer
bewaffente Ortsgewalt wäächem Tornfeſt ihr nei Monndur krickt
hott, däß mecht ich allerdings einichermaße bezweifle. Awwer
nixdeſtotrotz: ſchee ſähe ſe aus, unſer Schutzleit, zum
Fräſſe, diräckt zwanzig Johr jinger, die alte Knebb; mer kennt
ſich uff em Platz in ſe verliewe. Jetzt bin ich nor emol geſpannt,
was ſe unſerm „Lange Hermann” for=e Galla=Monndur verbaßt
hawwe, dann in ſeim ſchlichte, ſchwarze Katherineſchwenker, un
in=eme ſchmuckloſe Angſtrohr kann ſich der näwer ſeine Schutzleit
ne mehr ſähe loſſe, däß ſticht zu ſehr ab. No ich nemm a' er
krickt jetzt rote dicke Baßbellſtreife an die Hoſebaa, un gritzegriene
Sammtufſchlehk an die Aermel un uff de Rockkrage vun ſeim
Kuddaweih; valleicht aach Axelklabbe mit Franze und Quaſte
dra, un vorne uff de Ziffelinder — odder beim „klaane
Dienſta zug uff de „Hattmann” — en ſcheene Schild mit em
dobbelſchwenziche Leeb, ſtack verſillwert, un valleicht aach en
Fedderbuſch odder mindeſtens en Roßſchweif No, mer
wärds jo ſähe, dann ich nemm a’, daß er heit Middag beim
Feſtzug de Vorreiter macht. —
Iwwrichens, wie allemol, ſo hawwe ſich iwwer den
Feſt=
zug, un iwwer die Schmickerei widder verſchiedene
grund=
los uffgeregt; warum wiſſe die Gedder. Awwer valleicht guckt
ſich der, der wo am Dunnerstag ſchun ſei „Berichterſtatter” dorch
die Stadt geſchleift hott, die Straße heit emol a‟. —
Aller=
dings, ſei geſunder Menſcheverſtand het em ſage miſſe, daß mer
friſche Girlande net värrzeh Dag vorher uff Vorrat
affer=
diche kann, un daß mer bei däre nixnutziche Widderung allerſeits
mit em Uffhenke gewort hott, bis uff de letzte Stutz, damit die
Gärrlande net ſchun vorher verwaaſche odder verdärrn.
Awwer es iſt ſo, an Klugſchieder hott’s jo noch nie gefehlt!
Darmſtadt kann ſich ſchun ſähe loſſe im Feſtſchmuck, es hott
ſich in däre Beziehung noch nie an de Wimbern klimmbern loſſe.
Un was die Fahne bedrifft, ſo is es aach egal, was aaner
for=e Fabb zum Tornfeſt eraushenkt; es kann aaner en guder
Rebbublikaner ſei, un doch uff Schwarz=weiß=rot ſchweern.
Un=
ner de Deitſche Tornerſchaft befinne ſich un einiche ſich
alle bollidiſche Schaddierunge zu aaner Bruderſchaft. Wer
däß noch net gewißt hott, der hotts am Freidag awend bei däre
erhewende Feier erläwe kenne, wo de Heinrich Haſſinger
jedem aus em Herz geſproche hott; es war es Beſte, was ich
in dene wortreiche letzte acht Dag geheert hab; der begeiſterte
Widderhall hott’s bewieſe. Brawo Heinrich Haſſinger!
Ihr awwer, mei’ liewe Heinermädcher un
Heiner, zeigt heit Middag, wann die Torner
dorch die Stadt marſchiern, daß der noch
begei=
ſterungsfähig ſeid!
Fors Niewergall=Denkmal: K. V. 7,50 Mk., vun=ere
Torn=
ſchweſter 10 Mk.
ſem Teig läßt man durch ein ſogenanntes Spätzleſieb oder ſehr
groblöcherigem Durchſchlag Teigtropfen in ſiedendes Ausbackfett
fallen. Goldgelb gebacken, wälzt man ſie in geriebenem
Schwei=
zerkäſe und reicht ſie auf heißer Schale zu Fleiſchbrühſuppen oder
Fleiſchbrühe in Taſſen.
Speiſezettel.
Sonntag: Ochſenſchwanzſuppe mit gebackenen Mehlerbſen;
Kaninchenpfeffer; Geſchmorte Kirſchen. — Montag: Eierkuchen
mit Mirabellen. — Dienstag: Pfifferlinggemüſe im
Reis=
rand. — Mittwoch: Hammelfleiſch mit Sahnenſoße und
Ab=
ſtechklößchen. — Donnerstag: Gefüllte Tomaten mit
Kar=
toffelpüree. — Freitag: Gebackener Goldbarſch mit
Kartoffel=
ſalat; Geſchmorte Heidelbeeren. — Samstag: Makkaroni mit
Tomatenereme und gewiegtem Schinken; Kopfſalat mit Gurke.
N
Humor I=
Die Erleuchtung. Ein Mann kommt zum Ohrenſpezialiſten und
klagt, daß er unter einem beſtändigen ziſchenden Geräuſch in ſeinen
Ohren leide. Er hat ſonſt keine Schmerzen, ſchläft gut und fühlt ſich
überhaupt nicht krank. Der Arzt unterſucht ihn und ſchüttelt den Kopf.
„So ein Fall iſt mir noch nicht vorgekommen,” meint er. Dann nach
einigem Nachdenken kommt ihm die Erleuchtung. „Sie müſſen wohl
Schauſpieler ſein?” ſagt er.
Der verkannte Rüfſel. Hetty war zum erſtenmal im Zoo. Auf die
Frage, was ihr am beſten gefallen, ſagt ſie: „Der Elefant. Das war
ſo ſchön, wie er immer die Rüben mit ſeinem Vakuumreiniger aufnahm.”
Guter Grund. „Biſt du nicht derſelbe Junge, der vor 14 Tagen
nach der Stellung fragte?” — „Ja, Herr.” — „Ich habe dir doch aber
geſagt, daß ich einen älteren Jungen brauche.” — „Nun ja, Herr,
des=
wegen komme ich ja wieder.”
„Was für eine herrliche Ausſicht wäre hier, wenn ich nicht ſo
kurz=
ſichtig wäre!”
(Söndagsniſſe=Strir.)
Der gute Poſten. „Mun, biſt du mit deiner Arbeit zufrieden, Wil
— „O ja, ich habe 5 Leute unter mir.” — „Wirklich?” — „Ja, ich
ar=
beite jetzt im obeven Stodhwerk.”
Hochſommer=WDäſche.
Die Wäſche für die hochſommerlich=heißen
„Hundstage”, — wie man ſie im Volksmunde
nennt — wird man ganz anders arbeiten als jene
Stücke, die man ſonſt verwendet. Man muß
näm=
lich trachten, die einzelnen Garnituren dekorativer
zu halten, da man die Wäſche ja durch die
hauch=
dünnen Sommerkleider oft hindurchſieht und ſie
dort, wo ſie im Ausſchnitte ſichtbar wird, guten
Effekt machen muß. Darum ſind gerade für den
Hochſommer Stickereien und Spitzenbeſätze ſehr
beliebt.
Natürlich wird man Wert darauf legen, das
Wäſcheſtück trotz dieſes Aufputzes nicht unpraktiſch
werden zu laſſen, damit es nicht eta bei der
Reinigung allzuſehr leide. Tüllſpitzen ſind aus
dieſem Grunde abſolut zu verwerfen, weil ſie mit
außerordentlicher Sorgfalt behandelt werden
müß=
ten, um nicht gleich bei der erſten Reinigung zu
zerreißen. Deshalb kommen alſo nur dauerhaftere,
wenn auch zarte Spitzen in Frage, die man — dem
ſommerlichen Gebrauche entſprechend — fehr
häu=
fig waſchen kann, ohne Gefahr zu laufen, das
Wäſcheſtück etwa zu verderben.
Den ſchönen Spitzen entſprechen feine, zarte
Stickereien, wobei man gewiß auf Handarbeiten
ganz beſonderen Wert legt, trotzdem aber auch
viel=
fach maſchinell hergeſtellte Stickereien heranzieht.
Die Mode der bunten Wäſcheſtücke zieht
im=
mer weitere Kreiſe, und heute kann man wohl
be=
haupten, daß im allgemeinen viel mehr
paſtell=
farbene als weiße Wäſche getragen wird.
Die Spitzengarnierung ſolcher Stücke hat
aller=
dings niemals die Farbe des Grundmaterials,
ſondern in der Regel die Natur=Schattierung, ſo
daß man etwa hellblaue, fliederfarbene, blaßroſa
und ähnliche Wäſche nur mit der ſogenannten
„butterfarbenen” Spitze putzt, was einen ſehr
vor=
nehmen Eindruck macht.
Als ſehr neu gilt es, die Spitze noch zu
über=
ſticken. Beſonders für den Abend kann man einen
ſehr aparten Effekt erzielen, indem man die
Spitzengarnierung des Wäſcheſtücks (das eventuell V
im Ausſchnitte des betreffenden Kleides ſichtbar
wird) mit Gold= und Silber=Metallfäden durchzieht
und ihm derart eine ganz neue Note gibt. Auch für den
Tages=
gebrauch aber ſieht man überſtickte Spitze, und zwar kommt hier
wieder eine petit=point=artige Gobelinhandarbeit in Frage, die in
die jeweilige Spitzenrandung eingeſtickt wird.
Im übrigen wären wären noch die hochſommerlichen Pyjamas
zu erwähnen, die natürlich für die heiße Zeit ſo bequem als
mög=
lich gearbeitet werden müſſen und in der Regel ärmellos ſind.
Auf die neueſten Wäſchemodelle verweiſt unſere Bildgruppe:
Den Beginn machen wir mit einem ſchönen,)
wenngleich ſehr einfachen Nachthemd.
Neu=
artig iſt ſein pulloverartiger, mit Spitze gerandetern
Ausſchnitt. Spitzengarniert ſind außerdem nun
noch die ſchmalen Blenden am Armloche, die die
Stelle der Aermel für hochſommerliche Tage uu
vertreten haben. Das Nachhemd ſelbſt iſt ganz
ge=
rade geſchnitten und bringt eingearbeitete, abge
ſtufte Pliſſeepartien. Die Mitte wird mit einem
geraden, ſeitlich gebundenen Gürtel aus gleichen
Material umgeben.
Eine feine Hoſen=Kombination iſt im
Hintergrunde zu ſehen. Der Oberteil wird hier
mit der ſogenannten „Toledo=Arbeit”, einer ſeinen,
ajourartigen Fadenzug=Stickerei, garniert. Die
gleiche Stickerei dient auch als Randung der
ume=
ren Partie.
Wie das ſommerliche Morgenjäckchen as
ſehen ſoll, durch das man jedes Nachthemd u
einem feinen Morgenkleide ergänzen kann, nimt
die Figur im Vodergrunde. Der Oberteil iſt buſg,
mit einem gebundenen Schalkragen verſehen ud
unten durch einen weichen Seidenbandgürtel
c=
geſchloſſen. Die kurze Schößel=Partie wird in de
mit Spitzen gekantete Volants geteilt, die mit den
Stile der Aermel übereinſtimmen. Ein gezacktes
ſpitzenbeſetztes Stirnband hält die Haare ſehr au
zuſammen.
An der vorletzten Figur führen wir das typiſc
einfache und ſehr gut verwendbare Pyjama v
Rcch
Augen. Es iſt allenfalls einfarbig und nur mit
bunten Blenden aus gleichem Materiale an allen
Kanten gerandet, mit einem gleichfarbigen Gürtl
zuſammengehalten und ſeitlich auf ebenſo gefärhe
Knöpfe verſchloſſen. Die Pullover=Form dieſt
Morgenanzuges macht ihn unbedingt intereſſan
und ſtellt das Allerneueſte auf dem Gebiete der
Wäſchemode dar. Die ſeitlich angebrachten Knöpfe
dienen der leichteren Reinigung, da ein ſolches
Pyjama — geöffnet — einen glatten Streifen
dar=
ſtellt, der ſowohl beim Waſchen als auch beim
Plät=
ten keinerlei Schwierigkeiten begegnet.
Eine elegante, mit Spitzen gezierte Roc=
Kombination veranſchaulicht das letzte Bil
Die untere Partie iſt — der wieder weiter me
denden Silhouette der Tagesmode angepaßt
etwas glockig geſchnitten, während der Obert,
ziemlich eng anliegt. Der oberſte Rand bringt eine Spitzenkani,
während unterhalb ein feines Stickereimotiv in Dreieckform
eingearbeitet erſcheint, das ſich im Ausſchnitte jedes Sommee
kleides ſehr vornehm ausnehmen wird.
Dte Mode
für ältere Damen
hat ſich mehr oder weniger überholt, denn es gibt
ſchlechtweg keine „älteren Damen” mehr. Der
Sport und die Kosmetik waren und ſind zwei
wich=
tige Faktoren in der Entwicklungsgeſchichte der
Frau, und es iſt gar nicht ſchwer, den ganz
un=
glaublichen Unterſchied zwiſchen früher und jetzt
in dieſer Richtung zu verfolgen.
Man blättere doch nur in alten Lichtbild=Alben
nach und ſuche nach den Photos unſerer Mütter
und Großmütter: man wird dann zu ſeiner
Ueber=
raſchung finden, daß die Frau von damals, wenn
ſie das vierzigfte Jahr erreicht hatte, als ältere
Dame betrachtet wurde und — wollte ſie nicht
un=
angenehm auffallen und ſich dem Gerede
preis=
geben — geradezu verpflichtet geweſen ſein dürfte,
wie eine Matrone zu wirken und ſich auch
dem=
entſprechend zu kleiden.
Die Mode ließ die Geſtalt bedeutend älter
er=
ſcheinen und gab der Frau in mittleren Jahren
gar leicht das Gepräge des beginnenden Alters.
Weite, lange Röcke, die bisweilen zu unförmigen
Schleppenformen ausarteten, unkleidſame, heute
faſt karikaturenhaft anmutende Schinken=Aermel,
betonte Hüften und dergleichen waren auch
ſicher=
lich nicht dazu angetan, die „Frau in den beſten
Jahren” vorteilhaft erſcheinen zu laſſen. Und
dar=
um darf man wohl mit Fug und Recht behaupten,
daß nicht nur Sport und Kosmetik der Verjüngung
der modernen Frau als Baſis dienten, ſondern
auch die Mode ſelbſt in dieſer Hinſicht ganz
Außer=
ordentliches leiſtete.
Wenn man in dieſer Richtung Vergleiche zu
ziehen verſucht, wird man am beſten erkennen
kön=
nen, mit welcher Beharrlichkeit man daran war,
die unmotivierte Steifheit der Linie zu beſeitigen
und zu einer möglichſt ungezwungenen Mode zu
gelangen.
Der erſte Schritt wurde ſeinerzeit mit dem
Feldzuge gegen das Mieder gemacht, das doch
ſicherlich ein wahres Unding war, wenn man
be=
denkt, daß doch ſelbſt die unterſetzteſte Frau heute
mit den weich gearbeiteten Figuren=Formern aus Leinen oder
Gummi=Gewebe weit beſſere Erfolge erzielt, als mit den
ſeiner=
zeitigen Fiſchbeinpanzern, die die Geſtalt ſchon in der Jugend
derdarben und ſpäterhin auch dazu beitrugen, die unnatürliche
Form, die ſchon die Kleider der Trägerin gaben, noch zu betonen
Die Vereinfachung der Mode machte natürlich ſehr raſch ganz
ungeheuere Fortſchritte, weil ja die Frau ſelbſt es war, die die
Schlichtheit wünſchte, und die ſchnell um ſich greifende
Frauen=
bewegung es mit ſich brachte, daß die Frauen in ganz
bedeuten=
dem Maße ins öffentliche Leben gezogen wurden und ſomit auf
einfache, aber ſchicke Kleider Wert legten und alles Gezwungene,
Unlogiſche verurteilten.
In dieſem Sinne iſt ja die heutige Mode als geradezu ideal
zu bezeichnen, weil ſie mit ihren kurzen Röcken, mit den
unkom=
plizierten, faſt wäre man verſucht zu ſagen: „ſportlichen” Formen
und den praktiſchen, mit dem jeweiligen Verwendungszwecke
meiſt ausgezeichnet angepaßten Materialien den Inbegriff alles
modiſch Erſtrebenswerten darſtellt. Dieſe wirklich glückliche Mode
dient nun einer Frauenſchaft, die alles daran ſetzt, um nicht zu
altern, um die Elaſtizität und Spannkraft ſolange als möglich
zu erhalten. Und darin liegt keineswegs etwa der Fehler des
Allzu=jugendlich=ſein=wollens, ſondern ganz im Gegenteil die
Er=
kenntnis, daß frühes Altern eine Angelegenheit ſei, der man
heute mit Geſchmack und gutem Willen den Riegel ein wenig
vorzuſchieben in der Lage iſt.
Weil alſo heute ſelbſt Frauen vorgeſchritteneren Alters eine
matronenhafte Kleidung energiſch ablehnen, hat man es
bei=
nahe überſehen, die Mode für die „ältere Dame” beizubehalten.
Der reifen Frau von Geſchmack wird es aber dennoch wichtig
ſein, niemals übertrieben jugendlich gekleidet zu erſcheinen,
ſon=
dern ſich der Tagesmode zwar anzuſchließen, die neueſten Ideer
aber mit einer gewiſſen Vorſicht aufzunehmen.
t
es iIht
nicht
P
ſeinte
er hervol,
die Erle
das Komt
id mach
dewſelben Auge
ſeinem Mag
Jüngling.
Nun hören S
8, verſteher
er M
enthielt, daß ihr
Vollkommen
er eilig ſeine Reiſt
Er zitterte am ge
die Piſtole wegg
ſeiner Torheiten
In ſeinem 2
zu der Orizaha ?
einander und ſa
das Gauze ſei ei
Allzu komplizierte Linien wird alſo die Frau
in mittleren Jahren auch heute noch ablehnen und
ſich mit ſicherem Geſchmacke an ſolche Modelle hab
ten, die neutral und der Tagesmode nicht zu ſehr
unterworfen ſind. Was wir hier von den Faſſons
geſagt haben, gilt natürlich auch für die Farben
und für die zur Verarbeitung gelangenden
Mate=
riglien.
Wir haben einige gute Modelle in unſerer Skizz
feſtgehalten, die gleichzeitig auch für unterſetztere
Ge=
ſtalten geeignet ſind, alſo unbedingt ſchlank machen,
An erſter Stelle iſt ein jumperartiges
Seiden=
kleid zu ſehen, das durch ſeinen tiefen, mit einen
ausgezackten Georgette=Reverskragen gerandeten
Ausſchnitte die ſichere Gewähr bietet, die Trägern
möglichſt ſchlank erſcheinen zu laſſen. Für ſchmal
hüftige, wenn auch ſtarkbuſige Frauen iſt ein biee
ter Gürtel immer von Vorteil. Der ſchlichte,
Falten gelegte oder ganz pliſſierte Rock, der N
untere Partie dieſes Beſuchskleides bildet,
immer einfach und elegant.
Aus Spitzenſtoff, den man ja häufig im Huſ
hat, wird man auch ein ſehr vornehmes Kleidye
ſtellen können. Wir geben in unſerer zweiten Shi
eine Anregung in dieſer Richtung. Hier erſcheiſt
Spitze mit Seide (etwa mit Krepp=Satin) dekal.
kombiniert, daß der ſchief gekreuzte. Oberteil m.
dem Seidenſtoffe abgekantet wird, der Gürtel au
dem gleichen Materiale beſteht und auch der umele
Rand des in ſeiner Rockpartie etwas glockig 9
ſchnittenen Modells daraus verfertigt wird, we.
auch ein unterhalb der ſeitlich angebrachten Blunk.
hervorkommender Waſſerfall aus der gleichen Sein
beſteht. Für die Kanten der Aermel nimmt maſ
das gleiche Material. Das ganze Kleid, das mäſe
telartig gehalten und ſeitlich verſchloſſen iſt, beda.
angeſichts des durchſcheinenden Spitzenmaterial
eines Unterkleides aus undurchſichtiger Seide.
Zu ſolchen Stücken trägt man heuer gerne e!
Pelzſtück, am liebſten einen großen Fuchs.
Die Farbe dieſer Kleider iſt indifferent u
meiſt dunkel, damit man ſie angeſichts der vorge
ſchrittenen Saiſon auch für den Herbſt= und Winte
gebrauch heranziehen kann. Die für die Beſätze
arbeitete Seide hat die gleiche Farbe wie die Spin”
Die bedruckten Seiden werden auch v0.
älteren Damen gerne gewählt, doch ſucht man !
dieſem Falle nach entſprechenden Farbzuſammenſtellungen, we
ſchwarz=weiß, ſchwarz=grau, grau=weiß, weinrot mit grau he”
beige uſw. In unſerem vorletzten Bilde iſt ein ſchönes, manl.
artiges Modell zu ſehen, das natürlich über einem Unterklel”,
getragen werden oder zum mindeſten — wenn man eine Me."
ausgabe erſparen will — ein „durchlaufendes” Plaſtron 90l
weiſen muß. Ein breiter Gürtel aus der Seide, die auch N‟
zur Kantierung aller Bahnen verwendet wurde, nimmt ſich M"
ſehr gut aus. Beachtenswert wäre der ſchürzenartig gehalle‟,
und gewiſſermaßen doppelt abgeſtufte Rock, der für die heuti
Mode ſehr maßgebend erſcheint. — Als Umhülle wird ."
Frau in vorgeſchrittenen Jahren unbedingt nur die gerade i.."
wählen, die ohnedies die von der Mode bevorzugte iſt, Ale‟c
gültig, ob es ſich nun um einen Mantel aus Stoff oder Sc‟
handeln möge. Längsblenden aus gleichem Material bilden,
aus unſerem Bilde erſichtlich, einen einfach=vornehmen Auſſe”
„Nummer 210
Sonntag, den 31. Juli 1927
Geite 19
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Nachth
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und mu
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farbigen
ebenſo g
E=Form
Der Club der Vierzig.
ſi bearbeitet nach einem Roman von Robert W. Chambers
von Edgar May.
(Nachdruck verboten)
Beide lächelten abermals, aber ihre Geſichtszüge wurden
ſort ernſt, als der Jüngling eintrat. Beim Anblick Welpers
ieb er wie erſtarrt vor Schreck ſtehen.
„Wo iſt das Geld, das Sie mir geſtohlen haben?” ſchrie
PIIper ihn mit ſchneidender Schärfe an.
Der Jüngling ſah ihn entſetzt an und wurde leichenblaß.
eenn wandte er ſich an Mrs. Wyvern.
„Ich gab es ihr —”, ſtammelte er mühſam.
„Das iſt nicht wahr”, erwiderte ſie ruhig.
Eine lange Pauſe folgte. Der Jüngling ſah wie entgeiſtert
ſich hin, ſeine Hände an die Schläfen gepreßt. „Großer Gott!”
ifß er hervor, „bin ich denn wahnſinnig?” Sodann kam ihm
(Bartig die Erleuchtung; er erkannte die Falle, in die er
ge=
angen, das Komplott, dem er zum Opfer gefallen war. Seine
eite Hand machte eine Bewegung zu ſeiner Hüftentaſche, aber
uldemſelben Augenblick fühlte er den Druck von Welpers Piſtole
(n ſeinem Magen. In voller Seelenruhe entwaffnete Welper
en Jüngling.
„Nun hören Sie mir gut zu,” ſagte er. „Sie kommen ins
3ffängnis, verſtehen Sie? Die ganze Sache liegt klar zu Tage.
ſc habe Zeugen, außerdem haben wir bereits die Abdrücke
fürer Finger aus dem Safe und den Banknoten feſtgeſtellt. Es
vurd Ihnen einige Jahre eintragen, mein feines Bürſchchen, und
füre Familie auf immer in Schande ſtürzen. Und nun hinaus
utt Ihnen! Die Polizei kann jeden Augenblick eintreffen.
Nachen Sie ſich davon, ſolange es noch Zeit iſt.”
Nach einer Nacht, in Höllenqualen verbracht, wurde der
Füngling plötzlich durch ein Klingeln an der Eingangstür
auf=
ſeſchreckt. Es war jedoch nur ein Telegraphenbote, der ihm eine
diodepeſche von ſeiner Schweſter brachte, die die Mitteilung
mehielt, daß ihr Dampfer in vier Tagen eintreffen würde.
Vollkommen von Sinnen aus Schreck und Todesangſt packte
roeilig ſeine Reiſetaſche und ſchrieb ſeiner Schweſter einen Brief.
E: zitterte am ganzen Körper, und wenn Mr. Welper ihm nicht
ſi- Piſtole weggenommen hätte, würde er vermutlich der Reihe
emer Torheiten die Krone aufgeſetzt haben.
In ſeinem Brief ſetzte er ſeiner Schweſter ſeine Beziehungen
u. der Orizava Oel=Geſellſchaft von Anfang bis zum Ende
aus=
ſinander und ſchloß damit, daß er die Befürchtung ausdrückte,
des Ganze ſei ein Rieſenſchwindel und ſein Geld verloren.
Danach ſetzte er ſie in Kenntnis von den Bonnet=Eden=Papieren,
dem Pergament mit den ſüdamerikaniſchen Hieroglyphen, ſeinen
Bemühungen, das Geld zum Ankauf der Tiger=Inſel
aufzutrei=
ben, von der Verſuchung, der er zum Opfer gefallen war, von
ſeiner Schande; daß er älles ſofort wieder gutzumachen verſucht
habe, aber nun völlig in den Händen der Frau und des Mannes
ſei, die ihn der Polizei übergeben wollen.
„Meine liebe Schweſter,” fuhr er fort, „ich bin ein Narr
ge=
weſen und kann die Schande nicht überleben. Es gibt für mich
nur einen Ausweg; ich begebe mich heute nach der
Schwanen=
inſel, und nach einigen Tagen wirſt du von unſerem alten Jake
ein Telegramm erhalten des Inhaltes, daß ich einem
Unglücks=
fall mit einer Flinte zum Opfer gefallen ſei. Du wirſt dieſen
Brief auf deiner Bank vorfinden. Ich füge den Schlüſſel zu
unſerem Safe bei. Die eine Hälfte des Pergamentes ruht noch
in unſerem Fach bei der Imperial Truſt Company. Wenn es
von Wert iſt, bitte ich dich, es einem Rechtsanwalt zu übergeben
und dir die Tiger=Inſel zu ſichern, bevor Welper dir
zuvor=
kommt. Ich glaube, daß Millionen damit zu verdienen ſind.
Lebe wohl, liebe Schweſter, und verzeihe mir meine Torheit.
Ich war kein Dieb, was immer auch die Leute ſagen mögen, denn
ich habe alles zurückgegeben.
Dein unglücklicher Bruder.
Als die Schweſter drei Tage ſpäter an Land ging, wurde ihr
ein Telegramm überreicht, wonach ihr Bruder durch das Kentern
eines Segelbootes in der Nähe der Tiger=Inſel ſeinen Tod
ge=
funden habe.
Kapitel II.
„Die Dame in Schwarz.”
1.
Als der Kurator des Muſeums für Inſchriften wie
ge=
wöhnlich um zehn Uhr morgens ſein Büro betrat, wurde ihm
eine Viſitenkarte überreicht. Gleichzeitig bemerkte er in der Ecke,
auf einem Sofa ſitzend, eine ſchlanke, junge Dame in Trauer.
Er laß auf der Karte „Miß Marion Dirck”. Dann wandte
er ſich der regungsloſen Geſtalt in Schwarz zu.
„Miß Dirck?” fragte er.
Die Dame erhob ſich. „Jawohl; könnte ich Sie einen
Augen=
blick ſprechen?”
Dr. Walton öffnete die Tür zu ſeinem Privat=Büro. „
Tre=
ten Sie näher,” ſagte er.
In ſeinem Zimmer angekommen, legte er Hut und Rock ab,
rückte ſich die Brille zurecht und betrachtete ſeinen Beſucher ohne
ſonderliches Intereſſe. Er bot ihr einen Stuhl an, ſie blieb aber
ſtehen und hielt ihre blauen Augen mit einer ſeltſamen
Ein=
dringlichkeit auf in gerichtet.
Frigdwich Genstärken’s Werke
Unt. d. Aquator, Flußpiraten, Missisippi-Bitder!
etc. Als erster erscheint der berühmte Roman:
Zur Propaganda geben wir gegen Vergütung
von 15 Pfg. pro Band für Inserate etc. eine große
Anzahl der Gesamtausgabe gratis ab. jeder Leser,)
der den angefügten Kupon innerhalb 10 Tagen
einsendet, erhält
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„Womit kann ich Ihnen dienen?” fragte der Kurator nach
einer Weile.
Sie ſchwieg eine Zeitlang. „Bitte, helfen Sie mir, Dy
Walton,” ſagte ſie ſodann mit leiſer, vibrierender Stimme.
Der Kurator ſah überraſcht auf. „Meine liebe, junge Dame,
inwiefern kann ich Ihnen helfen?”
„Indem Sie mir die Erlaubnis geben, jeden Tag
hierher=
zukommen und in Ihrem Büro zu verbleiben. Ich werde Sie
ſicherlich nicht ſtören und mich ganz ruhig verhalten.”
„Aber mein liebes Kind —
„Ich kann ſtenographieren und Schreibmaſchine ſchreiben.”
„Ich brauche derzeit keine weitere Hilfe —”
„Es iſt nicht des Geldes wegen; mir liegt nichts daran, ob
ich bezahlt werde oder nicht — ich könnte hier aufräumen und
würde ſogar den Fußboden aufwaſchen, überhaupt alles tun,
wodurch ich mich nützlich machen kann, wenn Sie mich nur
hier=
bleiben laſſen.”
Dr. Walton runzelte die Stirn. Seine großen, ſanften
Augen ſchienen hinter den Brillengläſern eine eulenartige
Run=
dung anzunehmen.
„Miß Dirck,” ſagte er, „Ihr Verlangen klingt höchſt
ſonder=
bar. Warum wünſchen Sie hierherzukommen?”
Das junge Mädchen zerrte an ihrem ſchwarzumränderten
Taſchentuch und ſah den Kurator in hilfloſer Verzweiflung an.
„Bitte, weiſen Sie mich nicht ab,” ſtieß ſie nach einer Weile
hervor. „Ich werde Sie beftimmt nicht ſtören. Es ſoll auch nur
vorübergehend ſein.”
„Für wie lange, Miß Dirck?”
„Ich weiß es nicht ... vielleicht nur einen Tag, vielleicht
einen Monat.”
Intereſſieren Sie ſich vielleicht für alte Inſchriften?” fragte
Dr. Walton ernſt, aber nicht unfreundlich. „Wenigſtens etwas
werden Sie mir doch ſagen können.”
Sie zögerte eine Weile und fuhr mit der Zunge über ihre
trockenen Lippen. „Jawohl, mexikaniſche und ſüdamerikaniſche!”
„Maya oder Azteken?”
„Beides.”
„Im allgemeinen oder handelt es ſich um eine beſtimmte
In=
ſchrift, die Sie entziffern wollen?” fragte Dr. Walton weiter.
„Wir — ich hatte eine —
„Ihre Familie hatte eine, nicht war?”
„Mein Bruder . . . Er iſt tot — ich ſtee nun ganz allein da.‟
Dr. Walton ſa ſie einen Augenblick feſt an. Dann ſchritt er
auf ſie zu und nahm ihre ſchwarzbehandſchuhten Hände in die
ſeinen.
„Sagen Sie mir nun ganz offen, Miß Dirck, was ich für
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[ ← ][ ]Seite 20
Sonntag, den 31. Juli 1927
33. Mittelrheiniſches Kreisturnfeſt in Darmſtadt.
Montag, den1. Auguſt 1 9 2 7
Vormittag: Wecken / Wettkämpfe im Turnen und Spielen / Fechten — Nachmittag: Volksturnen / Wettringen
Vorturnen der Sieger — 6½), Uhr Siegerehrung am Landesmuſeum — Abends 8½½, Uhr Schlußfeier in der Halle
(12010
Männerturnabend / Feſiſpiel — Konzert auf dem Feſiplatz / Vergnügungspark / Tanz
Tageskarten für 2 maligen Eintritt Mark 1.10 — Abendkarte Mark 0.60 — Kinder unter 10 Jahren frei, von 10—14 Jahren Mark 0.50 — Feſidauerkarte Mark 3.85.
Feſibuch und Feſtabzeichen Mk. 0.50 — Am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Sonnabend Eintritt Mk. 0.20 — Mittwoch: Kinderfeſt, alle Kinder frei,
Erwachſene Eintritt Mark 0.20 — Mittwoch und Sonntag Abend Feuerwerk, Eintritt Mark 0.50.
Nummer 210
Palast-Lichtspiele
Das hervorragende Festprogramm!
Sommerſpielzeit
im Kleinen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters
—: Leitung: Direktor Adalbert Steffter :
Heute Sonntag /2/ Vorſtellungen (2)
Abends 8 Uhr
Gaſiſpiel Erik Wiri
Die Zirkusprinzessin
Operette in 3 Akten von Kalman
Abends 11 Uhr
Nachtvorſiellung! Preiſe 1 bis 3 Mk.
— Zum letzten Male—
Der Meisterboxer
Schwank in 3 Akten v. Schwartz u. Mathern
Morgen Montag und tägl. abends 8 Uhr
Gaſfſpiel Erik Wirl (12014
Die Zirkusprinzessin
Unton-Theater
Der weltbekannte Roman Hon, de Balzacs als modernes
Filmwerk:
alane Ann Hend der Karasänen
In den Hauptrollen:
Paul Wegener, Andrée la Fapette, Werner Fuetterer, Kurt
Gerron, Helen v. Münchhofen. — Regie: Manfred Noa.
7 Akte.
Die neue Großmacht
Dieser Film gibt ein erschöpfendes Bild von der segensreicben
Wir-
kung des Sports im Volk.
12031
6 Akte.
Antzng 2 Uhr
Residenz-Theater
Der sensatlonelle Roman-Fllm:
SerST
Ein Sportspielfilm m.
aus-
gezeichneten
Rennbahn-
typen und prachtvollem
Ueberblick über den
Ver-
lauf und fesselnde Mo.
mente des Rennens.
7 hochinteressante Akte.
zenweldki
Der fldele Seeräuber
In der Hauptrolle: Rod la Rocque
Eine Sensationsgroteske in 6 Akten.
Eine Attake auf alle L-achmuskeln!
„Die Bräutigame der
Babette Bomberling‟
Das erstklassige Lustspiel
in 6 Akten mit prominenter Besetzung: (12020
Kenia Desni, Hanni Weisse
Lydia Potechina, Ida Wüst, Walter Rilla, Bruno
Kastner, Livi0 Paravelli, Hermann Picha.
Anfang 2½ Uhr.
Abendrorstellung 8 Uhr.
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Zu den
Wanderungen
Dienstag, 2. Auguſt
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Neunkirchen,
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denſtein, Fränkiſch=
Crumbach;
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Breuberg, Höchſt
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gliederzur Teilnahme
ein. Anrechnung
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für das Publikum dauernd geöffnet!
Heute abend. 6 Uhr
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des unler Lellung von Herrn Obermusikmelster
A. Heber
stehenden Orcheslers der krelwilligen Feuerwehr Heu-Isenhurg
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