Einzelnummer 12 Pfennige
Heſſiſche
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188 31. Juſit 2.18 Reſchsmark und 22. Pfennig
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Franffurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 203
Sonntag, den 24. Juli 1927.
190. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reſchspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchepfg., Rellamezelle 192 mm
breil 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reſchpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg., 92 mm brelte Rellame
zeile 3.00 Reichemark. Alle Preiſe in Reichemark
ſ Doſſar — 420 Marll. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Sireit uſw erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtiſcher Beltrelbung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Naſſonalbank.
Die Puſtgebahrenootäge ungenemien.
AAlb 1. Auguſt neue Gebühren.
WDie Beſchlüſſe des Verwaltungsrats der Reichspoff.
Berlin, 23. Juli.
Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichspoſt hat am 22.
und 23. Juli in Berlin getagt. Nach der bereits mitgeteilten
Er=
küätrung des Reichspoſtminiſters Dr. Schätzel, in der er die
Not=
wendigkeit der Gebührenerhöhung nochmals eingehend
begrün=
diete, erledigte der Verwaltungsrat zunächſt den dritten Nachtrag
zunm Voranſchlag für 1926 und die Jahresnachweiſung für das
Bechnungsjahr 1926 und trat ſodann in eine Beratung der
Ge=
büührenvorlage ein, nachdem Anträge auf Vertagung mit großer
AKehrheit abgelehnt waren. In ausführlichem Vortrag legte der
Merichterſtatter des Arbeitsausſchuſſes dar, daß der Ausſchuß
ſuh auf Grund ſorgfältiger Prüfung aller zur Verfügung
geſtell=
tnn Unterlagen durchaus davon überzeugt habe, daß auch bei
Ginſetzung einer Anleihe von 150 Millionen Reichsmark eine
Yermehrung der Einnahmen der Deutſchen Reichspoſt
unum=
gränglich ſei, und
daß es kein anderes Mittel gebe, um die Wirtſchaftlichkeit
des Betriebes ſicher zu ſtellen, als eine Portverhöhung.
Yon der Verwaltung ſei der Mehrbedarf im Beharrungszuſtand
mſeit 427 Millionen, für das Jahr 1927 mit 302 Millionen
ange=
gieben. Während als Mehrertrag der neuen Gebührenvorlage
2108 bzw. 139 Millionen geſchätzt würden. Es bliebe alſo auch
jatzt für die Dauer ein Fehlbetrag von rund 220 und für 1927
vvon 160 Millionen ungedeckt. Dafür müßten die Reſerven ſowie
zr erhoffende Mehreinnahmen und Erſparniſſe in Ausſicht
ge=
nmmen werden. Der Entwurf der neuen Poſtordnung der
Ge=
büihrenſätze habe in der weitaus größten Mehrzahl aller
Poſitio=
uen die vom Arbeitsausſchuß im Juni angenommenen Sätze
mieder aufgenommen, d. h. im allgemeinen Durchſchnitt
Er=
hlöhungen gegen die Vorkriegsſätze um 50 und 60 Prozent auf
dirr Grundlage:
Fernbrief von 10 auf 15 Reichspfennige, Fernpoſtkarte von
5 auf 8 Reichspfennige.
Alls weſentliche Abweichung hiervon ſei die von der Verwaltung
vergeſchlagene Beſtimmung anzuſehen, wonach die Ortsbriefkarte
amf Orte bis 100 000 Einwohner beſchränkt würde. Dieſe
Unter=
ſtHeidung und Mehrbelaſtung der großen Städte habe der
Arrbeitsausſchuß geſtrichen, habe aber mit Mehrheit dafür
ge=
ſummt, daß zum Ausgleich der geſchätzten Mindereinnahmen der
Lartsbriefſatz auf 10 Pfennige erhöht werde. Im Ausſchuß
ge=
ſtellte weitergehende Anträge wegen der Druckſachen ſeien wegen
dies zu befürchtenden großen Ausfalles abgelehnt worden. Neu
ür die Vorlage einbezogen ſei eine Umgeſtaltung der
Paketgebüh=
men, die auf Empfehlung des Ausſchuſſes im Juni zurückgeſtellt
än=aren. Der neue Entwurf berückſichtige die vom
Arbeitsaus=
ſachuß angeregten Grundſätze u. a. Schaffung von fünf ſtatt drei
Ronen. Eine unweſentliche Aenderung trete bei den noch zwei=
Mral monatlich erſcheinenden Zeitungen ein, für die die Gebühr
won 5 auf 4 Reichspfennige zurückgeſetzt wurde. Als
Termin für die Inkraftſetzung der neuen Vorlagen
iii allgemein der 1. Auguſt in Ausſicht genommen, mit Ausnahme
dies Paketverkehrs und der Zeitungsgebühren, wobei die
techni=
ſähen Vorbereitungen eine Hinausſchiebung bis zum 1. Oktober
bsdingen können. Es müſſe fortgeſetzt erhöhte und ſachgemüße
Söparſamkeit in allen Dingen, auf allen Gebieten gefordert und
gefördert werden. Vielleicht ſei dann der Zeitpunkt nicht allzu
farn, daß ſich die Deutſche Reichspoſt das Vertrauen des
Publi=
krums durch Herabſetzung der Gebühren wieder erwerben könne,
Gegenüber, trotz erſter Erklärung, wiederholten
Zeitungs=
yaeldungen, daß der Reichswirtſchaftsminiſter ſich gegen die
ge=
plante Portoerhöhung ausgeſprochen habe, erklärte der
Poſtmini=
ſiner mit aller Beſtimmtheit, daß der Reichswirtſchaftsminiſter
gegen die Gebührenerhöhung niemals Einſpruch erhoben, im
Gegenteil, der Erhöhung wiederholt ausdrücklich zugeſtimmt
ſtabe.
Die einzelnen Gebührenſätze.
In der nun folgenden eingehenden Beratung über die
ein=
zelnen Gebühren wurden dieſe wie folgt feſtgeſetzt, wobei von
drer Ausführung unwichtiger und einzelner Nebengebühren
ab=
geſehen wird: Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm 8 Pfg., über
20 Gramm bis 250 Gramm 15 Pfg., über 250 bis 500 Gramm
20 Pfg. Im Fernverkehr bis 20 Gramm 15 Pfg., über 20 bis
950 Gramm 30 Pfg., über 250 bis 500 Gramm 40 Pfg. (
Poſt=
krarten im Ortsverkehr 5 Pfg., im Fernverkehr 8 Pfg. Druckſachen,
enn Unterſchied zwiſchen Voll= und Halbdruckſachen wird nicht
mvehr gemacht: in Form mit einfachen Karten 3 Pfg., bis 50 Gr.
59 Pfg., über 50 bis 100 Gramm 8 Pfg., über 100 bis 250 Gramm
16 Pfg., über 250 bis 500 Gramm 30 Pfg., über 500 Gramm bis
Kilogramm 40 Pfg. Meiſtgewicht 1 Kg. Geſchäftspapiere:
Aäoſtwurfſendungen: Druckſachen 3 Pfg., Miſchſendungen: 6½½=
Pifg., Warenproben und Miſchſendungen der erſten Gewichtsſtufe
116 Pfg., Päckchen bis 1 Kg. 40 Pfg., Pakete: erſte Zone bis 75
ſum. Gebühr bis 5 Kg. 50 Pfg., für jedes weitere Kg. 10 Pfg.,
ſyüir zweite Zone über 75—150 Km. bis 5 Kg. 60 Pfg., für jedes
meitere Kg. 20 Pfg., dritte Zone über 150—375 Km. bis 5 Kg.
90 Pfg., für jedes weitere Kg. 30 Pfg., vierte Zone über 375 bis
N650 Km. bis 5 Kg. 80 Pfg., für jedes weitere Kg. 35 Pfg., fünſte
A one über 750 Km. Gebühr bis 5 Kg. 80 Pfg., für jedes weitere
ſug. 40 Pfg. Bei Berechnung der Zonenentfernung zwiſchen
Oſt=
preußen und dem übrigen Reich wird, zum Ausgleich der in
Asolen liegenden Strecke, die nächſte billigere Zone gerechnet. Alle
Azuſtellgebühren bei Vorauszahlung durch den Abſender im
Orts=
zuſtellbezirk 40 Pfg., im Landzuſtellbezirk 80 Pfg. Zeitungsgebühr
füir monatliches Erſcheinen 1,5 Pfg., über 30—50 Gr. 2 Pfg., über
500—100 Gr. 4 Pfg., für monatlich 2mal zu erſcheinende Zeitun=
gen im durchſchnittlichen Nummerngewicht von 30 Gr. 3 Pfg.,
über 30—50 Gr. 4 Pfg., über 50—100 Gr. 6 Pfg. Für
Einzah=
lungen auf Zahlkarten bis 10 Reichsmark verbleibt es bei dem
bisherigen Satz von 10 Pfg., bis 25 Mark 15 Pfg., von 25 Mark
20 Pfg., in den folgenden Stufen bis 1250 Reichsmark bleiben
die Sätze unverändert. Ferner iſt für die Beförderung der
Poſt=
ſcheckbriefe vorgeſehen: bei Benutzung der gelben Umſchläge
5 Pfg. Die Wortgebühr für gewöhnliche Inlandstelegramme im
Ortsverkehr 8 Pfg., Fernverlehr 15 Pfg. Die bisherigen
Stun=
dungsgebühren für Aufgabe eines Telegramms kommen in
Wegfall.
Die Bilanz der Reichspoſi.
Berlin, 23. Juli.
Nachdem das Reichspoſtminiſterium bereits vor einiger Zeit
die endgültigen Rechnungsergebniſſe für das Rechnungsjahr
1926 bekanntgegeben hatte, ſind dem Verwaltungsrat der
Deut=
ſchen Reichspoſt heute auch die Bilanz für den 31. März 1927
und die Gewinn= und Verluſtrechnung für die Zeit vom 1. April
1926 bis 31. März 1927 vorgelegt worden. Es iſt alſo gelungen,
Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung für den Rieſenbetrieb
der Deutſchen Reichspoſt in 3½ Monaten fertigzuſtellen. Die
Betriebseinnahmen ſind um 108 Mill. RM. hinter dem
urſprüng=
lich veranſchlagt geweſenen Soll zurückgeblieben. Der
Einnahme=
ausfall iſt durch Einſchränkungen der Betriebsausgaben um
35 Mill. RM., durch Unterlaſſung von Anſchaffungen in Höhe
von 55 Mill. RM. und durch Erhöhung des Vorgriffs um 18
Mill. RM. eingeholt worden. Statt des erhofften Gewinnes
von 208 Mill. RM. iſt nur ein ſolcher von 125 Mill. RM. erzielt
worden. Das Kapital hat ſich alſo nur mit 5½ v. H. verzinſt.
Von dem Gewinn haben nur 55 Mill. RM. als Zuweiſung zum
Vermögen verrechnet werden können. 70 Mill. RM. ſollen an
das Reich abgeführt werden. Dem Zugang an Sachwerten und
Forderungen in Höhe von 231 Mill. RM. ſteht eine Anleihe von
150 Mill. RM. und ein Zugang an anderen Paſſiven in Höhe
von 25 Mill. RM. gegenüber. Bemerkenswert iſt auch, daß die
Vorräte der Deutſchen Reichspoſt im abgelaufenen
Rechnungs=
jahr um 75 Mill. RM. abgenommen haben. Das Gefamtergebnis
kann zwar noch als befriedigend angeſehen werden, zeigt aber
mit aller Deutlichkeit, daß die für 1927 zu erwartenden
Mehr=
ausgaben ohne Gebührenerhöhungen nicht gedeckt werden können.
Gleichzeitig iſt
das genaue Ergebnis für den Monat Juni 1927
bekanntgegeben worden, ſo daß nunmehr auch die Zahlen für
das erſte Viertel des neuen Rechnungsjahres vollſtändig
vor=
liegen. Das Ergebnis ſtellt ſich wie folgt: Die Einnahmen ſind
um 18,5 Mill. RM. hinter dem Durchſchnittsſoll für drei Monate
zurückgeblieben. Das iſt an ſich normal. Der kaſſenmäßige
Fehl=
betrag beläuft ſich auf 22,6 Mill. RM. Zu berückſichtigen iſt
da=
bei, daß die in Ausſicht genommene Anleihe noch nicht
aufge=
nommen worden iſt und daß bei den Ausgaben gegenüber dem
Voranſchlag mit Rückſicht auf die bisher ungeklärt geweſene
Finanzlage der Deutſchen Reichspoſt große Zurückhaltung geübt
worden iſt. Der nach Berückſichtigung der ausſtehenden
Aus=
gaben ſich ergebende rechnungsmäßige Fehlbetrag ſtellte ſich auf
67,4 Mill. RM.
Eine Hindenburg=Wohlfahrtsmarke zum
Geburtstag des Reichspräſidenten.
Durch die neuen Portoſätze wird die Reichspoſt gezwungen,
eine neue Zwiſchenmarke in Form einer 8 Pfg.=
Brief=
marke herauszubringen, die nach den Mitteilungen des
Reichs=
poſtminiſters als Beethoven=Marke hergeſtellt
wer=
den ſoll. Herr Schätzel hat im Verwaltungsrat weiter mitgeteilt,
daß er anläßlich des 80. Geburtstages des
Reichs=
präſidenten eine Hindenburg=
Wohlfahrts=
marke herſtellen laſſe, die, falls ſie ſich bewährt, ſpäter als
einfache Briefmarke dem allgemeinen Verkehr eingegliedert
wer=
den ſoll. Im Verwaltungsrat iſt darüber hinaus auch noch
an=
geregt worden, eine Ebert=Marke einzuführen. Eine Entſcheidung
darüber ſoll erſt ſpäter fallen. Der Deutſchnationale
Bruhns wies darauf hin, daß durch die neuen Tarife die
10 Pfg.=Marke ſo gut wie völlig beſeitigt ſei und er machte
des=
halb den Vorſchlag, die 8 Pfg.=Marke nicht als Beethovenmarke,
ſondern als Friderieus=Typ herauszubringen. Er fand aber
damit keine Mehrheit.
Dr. Beer in die Informationsabteilung des
Völkerbundsſekreigriats berufen.
Berlin, 23. Juli.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat dem bisherigen
Genfer Berichterſtatter der „Kölniſchen Zeitung” und früheren
langjährigen Vertreter des Wolff=Bureaus, Dr. Max Beer,
einen höheren Poſten im Völkerbundsſekretariat,
und zwar in der Informationsabteilung, angetragen. Dr.
Max Beer hat dieſe Berufung angenommen und wird ſeine
neue Tätigkeit, die unter anderem die deutſchen Informations=
und Preſſeangelegenheiten des Völkerbundsſekretariats umfaßt,
in kurzer Zeit antreten. Damit iſt einer der wichtigſten Poſten,
der bisher Deutſchen im Völkerbundsſekretariat zugedacht war,
durch den Generalſekretär in einer Weiſe beſetzt worden, die eine
vertrauensvolle Zuſammenarbeit zwiſchen Deutſchland und dem
Völkerbund auf dieſem Gebiet gewährleiſtet.
Sudetendeutſches Chaos.
Zerfall der deutſchen Regierungsparteien. — Die Früchte einer
Politik bedingungsloſer Unterwerfung. — Eine neue Partei, der
„Sudetendeutſche Landbund”.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 22. Juli.
„Die deutſchen Regierungsparteien waren lange Gegenſtand
der Bewunderung, manchmal freilich etwas ironiſcher Art: ſie
überraſchten durch ihre Feſtigkeit, mit der ſie auf den neuen
Wegen der tſchechiſchen Regierungspolitik fortſchritten”, höhnte
unlängſt ein gemäßigtes tſchechiſches Blatt, und nun ſchreibt gar
das Organ des tſchechiſchen Nationaldemokraten Dr. Kramarſch:
Es ſind freilich auch Deutſche in der Regierung, es ſind jedoch
Parteien, die mit den Tſchechen einheitliche Anſchauungen über
die Entwicklung der Dinge in unſerem Staate haben.‟ Dieſe
Anſichten hat der Präſident Maſaryk in den erſten Tagen des
Beſtandes dieſer Republik unzweideutig ausgeſprochen: „Das
Ziel der tſchechiſchen Politik muß die Wiedergewinnung der
ver=
deutſchten Gebiete ſein”, als welche er das überall an
Deutſch=
land (und Oeſterreich) angrenzende, geſchloſſene, von mehr als
3½ Millionen deutſcher Menſchen bewohnte Sprachgebiet in der
Tſchechoſlowakei bezeichnet.
Von dieſer Linie der Schwächung der Deutſchen bis zu ihrer
vollſtändigen Einflußloſigkeit iſt auch in der letzten
Parlaments=
ſeſſion, die eben geſchloſſen wurde, nicht abgewichen worden.
Neben Geſetzen, die für die Geſamtbevölkerung des Staates
not=
wendig waren (Steuerreform, Straßengeſetz, Zigeunergeſetz,
Ge=
ſetz gegen den unlauteren Wettbewerb, Befähigungsnachweis
für das Gaſtgewerbe, Geſetz über den Hauſierhandel und andere
kleinere Geſetze und Verordnungen) wurden in dieſer Seſſion
die Getreidezölle, die Kongrua, die Militärvorlagen, der
Staats=
voranſchlag und zum Schluſſe ſogar die für das deutſche Volk
ſo gefährliche und die Freiheit der Geſamtbevölkerung weſentlich
einſchränkende Verwaltungsreform in einer Faſſung mit Hilfe
der deutſchen Regierungsparteien beſchloſſen, wie ſie eine
all=
tſchechiſche Regierungskoalition kaum durchzubringen gewagt
hätte, alſo ganz im Sinne des erbittertſten Feindes der
Deut=
ſchen, des Dr. Kramarſch, des eifrigſten Verfechters eines
tſche=
chiſchen Nationalſtaates, der den beſtimmenden Einfluß auf den
Gang der tſchechiſchen Politik hat und dem ſich auch die deutſchen
Regierungsparteien bedingungslos unterworfen haben.
Dieſe ſchwächliche und für das deutſche Volk vollſtändig
un=
zweckmäßige Ergebenheit der deutſchen Regierungsparteien hatte
nicht die verſprochene Sinnesänderung der Tſchechen zur Folge.
Die unwirtſchaftliche, unmoraliſche und unſoziale Strömung
unter den Tſchechen, das Deutſchtum völlig zu untergraben, hört
nicht auf; von einem friedlichen Wettbewerb, von gegenſeitiger
Achtung und einer ehrlichen Annäherung wollen die Tſchechen
noch immer nichts wiſſen. Die Früchte dieſer Regierungspolitik
ſind vielmehr eine geſteigerte Eroberungsſucht, erhöhte nationale
Unverträglichkeit und Ueberhebung der Tſchechen gegen das
deut=
ſche Volk, wozu ihnen die Politik der deutſchen
Regierungs=
parteien und die mit dieſer wachſende Uneinigkeit im deutſchen
Lager, in dem die Gegenſätze immer unüberbrückbarer werden,
doch nur Mut machen konnte.
Wenn ſich das deutſche Volk in der Tſchechoſlowakei nicht
ganz aufgeben will, kann es nicht mehr kritiklos hinnehmen, was
in der letzten Zeit gegen ſeine Exiſtenz auf politiſchem Gebiete
geſchah. So ſteigerte ſich die Unzufriedenheit mit der Politik der
deutſchen Regierungsparteien bis zur Empörung.
Der Führer dieſer deutſchen Regierungsparteien, der
Chriſt=
lichſozialen, des Bundes der Landwirte und der mit ihm
ver=
einigten kleinen Parteien iſt der chriſtlichſoziale Juſtizminiſter
Dr. Mayr=Harting. Warum verhinderte er die vom ganzen Volke
gewünſchte Einigung aller deutſchen Parteien? Warum ſtellte er
den Tſchechen die Stimmen der Regierungsdeutſchen zur
Tſchecho=
ſlowakiſierung des deutſchen Volkes in dieſem Staate zur
Ver=
fügung? Daß dies geſchah, darüber kann kein Zweifel mehr
beſtehen. Die Tatſachen beweiſen es allzu deutlich. So geht der
W:derſtand gegen ſeine Politik nun nicht mehr allein von den
Oppoſitionsparteien aus, auch in den deutſchen
Regierungs=
parteien gärt es, wenn auch die Mitläufer aus Furcht, ihr
Man=
dat zu verlieren, noch keinen entſcheidenden Schritt wagen. Nur
zwei Abgeordnete des Bundes der Landwirte, Mayer und
Han=
reich, haben dem Juſtizminiſter bei der Abſtimmung über die
Verwaltungsreform die Gefolgſchaft verweigert. Die beiden
Ab=
geordneten wurden aus der Partei ausgeſchloſſen, und auch das
Abgeordnetenmandat ſoll ihnen durch den Wahlgerichtshof
ab=
erkannt werden, obzwor dies freilich nicht ſo leicht ſein wird,
wie es die Führer der deutſchen Regierungsparteien wünſchen.
Dieſer merkwürdige Bannfluch gegen zwei volkstreue
Poli=
tiker, der viel böſes Blut gemacht hat, wird die Oppoſition gegen
die Politik Mayr=Hartings nicht erſticken. Die beiden
Abgeord=
neten gründeten eine neue Partei, den „Sudetendeutſchen
Land=
bund”, in dem ſie die Unzufriedenen ſammeln wollen. Wie weit
ihnen das gelingt, hängt von der Werbekraft ihrer Ideen ab.
Mag dies alles auch vorläufig nur als eine Epiſode gewertet
werden, — immerhin hat auch ein Abgeordneter der Deutſchen
Gewerbepartei abgeſchwenkt, und die Ungariſche Nationalpartei
hat ſich vom Bunde der deutſchen Landwirte gelöſt, ſo daß von
300 Abgeordneten des Prager Parlaments alſo nur noch 154 der
deutſch=tſchechiſchen Regierungskoalition angehören. Das iſt eine
recht ſchwache Mehrheit, die jeden Tag noch weiter abbröckeln
kann. Es iſt alſo gar nicht ausgeſchloſſen, daß aus dieſer
Epi=
ſode bis zum Herbſte eine ernſte Regierungskriſe wird und
wie=
der einmal eine Wendung in der tſchechoſlowakiſchen Politik
ein=
tritt. Auffallend war auch längſt die Haltung der deutſchen
Oppoſitionsparteien. Es wird davon geſprochen, daß dieſe ihre
negativiſtiſche Politik gegen den Staat aufgeben wollen und im
Begriffe ſind, einen großen Block zu bilden, der zwar in
aktiviſti=
ſcher, aber anders aktiver Politik, als ſie die bisherigen
akti=
viſtiſchen Parteien mit ihrer bedingungsloſen Ergebenheit gegen
die Wünſche der tſchechiſchen Machthaber getrieben haben,
auf=
treten will, und zwar ganz allein zum Schutze der Rechte des
deutſchen Volkes, bereit, auf einen gerechten und möglichen
Aus=
gleich mit dem tſchechiſchen Volke einzugehen, der beide Völker
Sonntag, den 24. Juli 1927
Nummer 203
Seite 2
befriedigen könnte. Wenn dieſe Beſtrebungen zu einem Ziele
führen können und nicht wieder an Ungeſchicklichkeiten und
Quertreibereien ſcheitern, wird ihnen das deutſche Volk im
Lande mit Begeiſterung folgen, und die Tſchechen würden ſich
einem ſo geeinten Willen des deutſchen Volkes nicht verſchließen
können und auch nicht wollen, wenn ſie ernſte Möglichkeiten
ſähen, auf dieſem Wege zu Ruhe und Frieden im Lande zu
kom=
men. Denn daß ſie das deutſche Volk in dieſem Staate dauernd
unterwerfen könnten, glauben ſie ſelbſt nicht mehr; die bisherige
Politik der deutſchen Regierungsparteien und deren zerſetzende
Wirkung im deutſchen Volke beſtärkte ſie allerdings in dem
Glau=
ben, es ſei noch Zeit, den Deutſchen ſo viel als möglich an
Rech=
ten und Freiheiten zu nehmen, denn niemand hinderte ſie daran,
und in der Politik trachtet einmal jeder, mindeſtens das
Mög=
liche zu erreichen. Das iſt nun von den Tſchechen ausgiebig
genug geſchehen.
Auch in ſozialer Beziehung iſt von der deutſch=tſchechiſchen
Regierungskoalition ſchwer geſündigt worden. Die Gefahren
dieſer Politik ſind nicht zu unterſchätzen. Die Wege der Vernunft
ſind andere als die bisher zurückgelegten, und dem ſcharfen
Be=
obachter der innerpolitiſchen Entwicklung in der Tſchechoſlowakei
konnte nicht entgehen, daß die deutſch=tſchechiſche Zuſammenarbeit
von allem Anfang an inneren Unwahrheiten krankte, die zu ihrem
Zerfall führen mußten.
Der deutſch=belgiſche Notenkrieg.
Die belgiſche Antwortnote.
Berlin, 23. Juli.
Die belgiſche Regierung hat heute dem deutſchen Geſandten
in Brüſſel, von Keller, das nachſtehende Memorandum
über=
reicht: „In Beantwortung der Mitteilung der belgiſchen
Re=
gierung vom 19. Juli 1927 hat die Reichsregierung in ihrem
Memorandum vom 20. ds. Mts. erklärt, daß ſie die Bemerkungen
ihrer früheren Note über die Senatsrede des Herrn de
Broque=
ville aufrecht erhalte. Die deutſche Regierung hat hinzugefügt,
daß ein weiteres ſachliches Eingehen auf die Frage ſich für ſie
erübrige, da Graf de Broqueville ſeine Erklärungen durch leine
konkreten Beweiſe geſtützt habe. Die Regierung des Königs
beehrt ſich, die Reichsregierung daran zu erinnern, daß Herr de
Broqueville von Anfang an die Gründe angegeben hat, die ihn
daran hindern, alle Nachrichtenquellen zu enthüllen. Darüber
hinaus glaubt Herr de Broqueville, daß ſeine Erklärungen und
Erläuterungen durch das deutſche Memorandum in keiner Weiſe
widerlegt und geeignet ſind, jede Zweideutigkeit auszuſchließen.
Indem ſie das Vorſtehende der Reichsregierung mitteilt,
ſtellt die belgiſche Regierung feſt, daß die Antwort der deutſchen
Regierung vom 20. Juli über denjenigen Teil des belgiſchen
Memorandums vom 19. Juli gänzlich ſchweigt, in dem die
Re=
gierung des Königs ihr Erſtaunen darüber ausſpricht, daß
Deutſchland ihr Vorwürfe über ihre Haltung machte, während
ganz kürzlich noch offizielle, einer weiteren Oeffentlichkeit
zu=
gänglich gemachten Reichstagsdokumente gegen die belgiſche
Re=
gierung und das belgiſche Volk ſchwere Anſchuldigungen
wieder=
holt haben, deren Unrichtigkeit ſeit langem nachgewieſen iſt.”
Wie die Tel. Union hierzu von gut unterrichteter Seite
er=
fährt, dürfte der diplomatiſche Notenwechſel in der Broqueville=
Angelegenheit von deutſcher Seite aus als abgeſchloſſen gelten,
da dieſes belgiſche Memorandum nichts Neues bringt. Zum
zweiten Teil des belgiſchen Memorandums iſt anzunehmen, daß
dieſer Teil auf dem ordnungsmäßigen Weg geprüft wird.
Die Unterſuchung der Vorfälle in Wien.
Intereſſant iſt die Feſtſtellung, daß nahezu 50 Prozent
der Verhafteten ſchwer vorbeſtrafte Verbrecher
ſind, darunter einer wegen Brandlegung mit fünf Jahren
Ge=
fängnis und ein anderer wegen Mordverſuchs mit vierjähriger
Kerkerhaft. Die Unterſuchung der politiſchen Zuſammenhänge
erſtreckt ſich, dem „Neuen Wiener Tagblatt” zufolge, auf die
Agitation von kommuniſtiſcher Seite und auf die Hintermänner,
jene Provokateure, welche bei der Demonſtration die
Arbeiter=
ſchaft verhetzt und durch ihr aggreſſives Vorgehen gegen die
Wache deren Einſchreiten. veranlaßt haben. Dieſe Provokateure
haben auch das Kommando zum Sturm auf die Wachtſtube und
auf den Juſtizpalaſt, ſowie die Aufforderung zu den
Brand=
legungen gegeben. Es ſcheint klar, daß tatſächlich ein
Putſch=
plan vorgelegen hat. Eine Anzahl von Zeugen könne
bekun=
den, daß am vergangenen Freitag wie auch am Samstag ein
regelrechter Stafettendienſt zwiſchen den Schauplätzen der
bluti=
gen Ereigniſſe und gewiſſen bolſchewiſtiſchen Perſonen
organi=
ſiert war, die ſich in Wien aufhalten.
Vom Tage.
Wie verlautet, iſt der Bericht der alliierten
Militär=
fachverſtändigenüber die Inſpektion der zerſtörten
Oſtbefeſtigungsanlagen nunmehr am Quan d’Orfay
eingetroffen. Die Botſchafterkonferenz wird ſich mit ihm
wahr=
ſcheinlich am kommenden Mittwoch beſchäftigen.
Der deutſche Gefandte v. Keller überreichte in Brüfſel die neue
deutſche Note über die Frage der angeblichen
deut=
ſchen Rüſtungen. Die Note wurde dem Juſtizminiſter Huysmans
überreicht, da Vandervelde gegenwärtig während einiger Tage in Urlaub
weilt.
Der Verwaltungsrat der Reichspoſt hat ſeine Sitzung beendet.
Die Gebührenvorlage wurde mit geringen Aenderungen
an=
genommen.
Rechtsanwalt Dr. Müller hat gegen das Urteil des
Land=
gerichts Plauen im Prozeß Streſemann-Müller
Nevi=
ſion eingelegt.
In London iſt aus dem Auto eines Marineoffiziers ein Koffer
geſtohlen worden, in dem ſich wichtige Marinedokumente
befanden.
Der Prinz von Wales, Prinz George ſowie Premiermiiſter
Bald=
win und Gemahlin haben ſich an Bord des Paſſagierdampfers „
Im=
preß of Auſtralia” nach Quebee eingeſchifft.
König Fuad von Aegypten wird nächſten Dienstag
Eng=
land wieder varlaſſen.
Die engliſchen Delegierten zur
Seeabrüſtungskon=
ferenz ſollen am Dienstag von London aus die Rückreiſe nach
Genf antreten.
Im Neuſeeländiſchen Parlament kündigte der Premierminiſter ſcharfe
Maßnahmen gegen Samoa an.
Das mexikaniſche Auswärtige Amt hat in einer Note an die
amerikaniſche Botſchaft ſein Bedauern wegen des Ueberfalles
auf den amerikaniſchen Konſul Chapman in Puerto (Mexiko)
ausge=
ſprochen und ſtrengſte Unterſuchung zugeſſagt.
Nach Meldungen aus Tokio zeigt ſich die japaniſche Preſſe
über den Abſchluß des deutſch=japaniſchen Vertrages
in hohem Maße befriedigt.
Ein amerikaniſcher Bekämpfer der Kriegsſchuldlüge.
Profeſſor Harlay Elmer Barnes
iſt zu einem Vortrag in Berlin eingetroffen. Der bekannte
Ge=
lehrte hat ſich ehrlich bemüht, die Kriegsſchuldfrage objektiv zu
unterſuchen und die Legende von der Alleinſchuld Deutſchlands
zu zerſtören.
Zur Verhaftung des Abgeordneten Pieck in Wien.
Wien, 23. Juli.
Das deutſche Auswärtige Amt hat durch die deutſche
Ge=
ſandtſchaft in Wien ein Erſuchen des Präſidenten des
preußi=
ſchen Landtages wegen Freilaſſung des preußiſchen
kommuniſti=
ſchen Abgeordneten Pieck übermittelt; zugleich wurde angefragt,
ob es den Tatſachen entſpreche, daß er nur wegen Ueberſchreitung
der Paßvorſchriften verhaftet worden ſei. Das
Bundeskanzler=
amt erklärte, die Annahme, daß der Abg. Pieck nur wegen
Ueber=
tretung der Paßvorſchriften verhaftet worden ſei, treffe nicht zu,
ſondern es ſei bei ihm auch kompromittierendes Material
gefun=
den worden. Bevor die beim Landesgericht anhängige
Unter=
ſuchung nicht abgeſchloſſen ſei, ſei ein Eingreifen der
öſterreichi=
ſchen Bundesregierung nicht möglich.
* Rußland im Innern.
Der Gegenſatz zwiſchen Trotzki und Stalin.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 23. Juli.
Der erſte britiſche Journaliſt, der nach dem Abbruch der
Be=
ziehungen zwiſchen Rußland und England in das Reich der
Sowjets gelangt iſt, H. J. Greenwall vom „Daily Expreß”.
veröffentlicht nach ſeiner in dieſen Tagen erfolgten Rückkehr eine
Schilderung von den Vorgängen hinter der Szene. Er
er=
zählt, wie die Todfeindſchaft zwiſchen den beiden Gewaltigen
Trotzky und Stalin auf einen perſönlichen Konflickt
zurückzu=
führen ſei. Als Trotzky gegen die Weißruſſen unter General
Denikin im Felde ſtand, erſchien eines Tages Stalin im
Canton=
nement, um Trotzy zu ſprechen. Der Poſten vor dem Eingang
des Quartiers verweigerte ihm den Eintritt, aber Stalin drängte
den Mann mit Gewalt beiſeite und ſtürzte zu Trotzky in das
Zimmer, in welchem dieſer gerade eine Konferenz abhielt. Trotzky
wies Stalin vor den Verſammelten ſcharf zurecht und ließ den
Poſten arretieren. Die Truppen mußten antreten, und der
Poſten wurde wegen Pflichwerletzung zum Tode verurteilt.
Dann begnadigte ihn Trotzky, führte aber die Einzelheiten an,
die zu ſeiner Verhaftung geführt hatten. Seither hegen er wie
Stalin gegeneinander bitteren Groll.
Stalin will Trotzky, Sinowjew und Kamenew aus dem
Zen=
tralausſchuß der kommuniſtiſchen Partei ausweiſen laſſen, um
ihn für alle Zeiten ſtumm zu machen, denn als Mitglied des
Aus=
ſchuſſes iſt er eo ipso Delegierter zum Jahreskongreß und beſitzt
daher volle Redefreiheit. Ein Programmpunkt Trotzkys iſt das
Zuſtandebringen bzw. Weiterentwickeln der Revolution in Ching
und das Ablehnen jedes Kompromiſſes mit der Bourgeoiſie
da=
heim wie im Ausland. Stalin hat das „Politbureau”, das
tat=
ſächlich zugleich das Kabinett iſt, mit ſeinen Freunden voll
be=
ſetzt. Aber weder Trotzky noch Sinowjew ſind Mitglieder. Wenn
es Stalin gelingt, ſeine „Feinde” auszuſtoßen, werden mehren,
jetzt im Auslande ſtationierte prominente Kommuniſten
zurück=
berufen werden. Es gibt freilich in Moskau gut informiem
Leute, die glauben, daß die beiden Feinde für jetzt die Streitm
begraben werden. Sie verweiſen auf einen in der vorigen Woche
in der „Prawda” veröffentlichten Artikel, der ausführt, daß die
für die kommuniſtiſche Politik Verantwortlichen in letzter Zeit
verſchiedene ernſte Irrtümer begangen haben. Das bedeutet ihrer
Anſicht nach einen Sieg der Partei Trotzkys und ihrer Politik.
„Wie ich die Lage betrachte,” führt der Korreſpondent
wei=
ter aus, „iſt ſie in Wahrheit anders. Der Kommunismus erlitt
in Deutſchland eine Niederlage. Die durch die ruſſiſchen
Kom=
muniſten unterſtützte agrariſche Revolution in Bulgarien ſchlug
fehl. Im Mai 1926 unterlagen die Kommuniſten wegen des
Fiasbo des Generalſtreiks in England. Und jetzt geſtehen die
Kommuniſten in ihren eigenen Organen zu, daß „der
Kommu=
nismus in China nicht imſtande geweſen iſt, ſein Ziel zu
er=
reichen.”. Ich erblicke eine entſchiedene Bewegung zugunſten
des Nationalismus und ein langſames, aber ſicheres Aufgeben;
des Internationalismus. Von Beiden halte ich den
Nationalis=
mus für eine größere Gefahr für Groß=Britannien wie den
In=
ternationalismus. Es iſt zweifellos eine verhältnismäßig ein= Sache, die Stimmung der Bevölkerung Rußlands
zu=
gunſten eines Krieges zu erregen. Wenn man ſie glauben machen:
könnte; daß das Land in Gefahr ſei, ſo würde es ſich weder um
Kommunismus noch um Anti=Kommunismus handeln.
Alle=
würden ſich nur als Ruſſen fühlen. Dieſe Stimmung
ver=
breitet ſich in Rußland ſchon heute. Ein Mitglied der altem
Ariſtokratie erklärte mir: „Nach den 10 Jahren des Leidens, die
ich durchgemacht habe, würde ich es haſſen, irgendetwas vorn
dieſem Neuen Rußland zu verlieren, das wir im Begriff ſind,
zu ſchaffen.”
Ich hege nicht den Wunſch, die Möglichkeit oder
Wahrſchein=
lichkeit eines Krieges zwiſchen Rußland und einem anderen Lanky
oder anderen Ländern zu betonen, denn ich empfinde, daß die am
Ruder Befindlichen vollkommen einſehen, daß dem Siege wie
der Niederlage eine wirtſchaftliche Kriſis folgen muß, und, och
wir es gern zugeſtehen oder nicht, die wirtſchaftliche Lage
Ruß=
lands hat ſich gebeſſert und iſt in weiterer Beſſerung begriffen.
Ich baſiere meine Erblärung nicht nur auf eigene Beobachtungen,
ſondern auf die bewieſenen Erklärungen aller vorurteilslos im
England wohnenden Fremden und auf diejenigen höchſt
kompe=
tenter und geſchulter Beobachter in gewiſſen Botſchaften und
Geſandtſchaften. Alle dieſe Männer erklären, Britannien ſen
übel beraten geweſen, als es den Handelsverkehr mit Rußlank
abbrach. Aber die in meinem Hotel verkehrenden deutſchen und
franzöſiſchen Handelsreiſenden ſcheinen nichts dagegen zu haben.
Nur ein Narr könnte verſuchen, die Zukunft Rußlands zu
pro=
phezeien, aber ich möchte ſagen, wenn Rußland ruhig bleibt, ſch
wird es Evolution und nicht Revolution ſchließlich zu dem ihm
zuſtehenden Platz unter den großen Nationen führen.”
*Begegnung mit Max Dauthenden.
(Zu ſeinem 60. Geburtstag am 25. Juli.)
Neulich erhielt ich über Stockholm von der Gattin des toten
Dichters unerwarteterweiſe ein paar Bildniſſe Max Dauthendeys.
Das eine entſtammt dem Jahre 1891 und zeigt den 24jährigen
Verfaſſer der ſeltſamen „Ultra=Violett”=Impreſſionen, jener
wahr=
haft „einſamen Poeſien” in denen Farben, Töne, Düfte
ver=
wirrend klingen und in denen die Natur fremd und ſonderbar
iſt wie eine Landſchaft eines toten Sternes. Das Geſicht iſt ſehr
zart und weich, ſchlank und ſenſibel. Ueber dem vollen Munde
ein kleines Schnurrbärtchen; träumeriſch die Augen und klar
unter dem welligen, hochſtehenden Haar die Stirne. Alles iſt
in dieſen Zügen in ein reines, harmoniſches Verhältnis gebracht
und zeigt den ſchönen Seelenadel. Anders iſt das zweite Bild.
Es ſtammt aus Jara, wo Dauthendey, vom Ausbruch des
Krie=
ges in der Südſee überraſcht, vier Jahre in halber
Gefangen=
ſchaft zubringen mußte, während in Europa das Morden raſte.
Aus ſeinen letzten Briefen und Gedichten wiſſen wir, wie er, der
Weltwanderer, ſich in der Ferne vor Heimweh nach Deutſchland,
nach der Heimat um Würzburg und nach der Gattin verzehrte,
bis am 29. Auguſt 1918 ſein Herz brach. Das zweite Bild iſt ein
halbes Jahr vor dem Ende aufgenommen. Müde ſitzt der Dichter
in einem Seſſel unter tropiſcher Blätterwelt, den einen Arm
aufgeſtützt. Alles iſt Müdigkeit an ihm und Abgekämpftheit. Das
Geſicht iſt gedunſen wie von einem Gift. Die Backen hängen,
und man fühlt ein ungeſundes Gelb in den Zügen. Der Mann,
der dort in tropiſcher Landſchaft ſitzt, iſt ein vom Tod
Ge=
zeichneter.
Dieſe Bilder erinnerten mich an die Zeit, als ich Dauthenk
berſönlich begegnete. Es mag um 1910 geweſen ſein, in Ki
Das Deutſche Theater, das damals durch allerlei künſtleriſ
Wagniſſe viel Mut bewies, führte eines der zahlreichen Stu
auf, die der feine Lyriker Dauthendey in nicht immer glückliche
Ehrgeiz nach Bühnenruhm geſchrieben. Ich lernte ihn kenn
und mehrere Nachmittage ſaßen wir in einem Café zuſamm
Einige Zeit vorher war Wedekind in Köln geweſen. Dauthen!
hatte nichts mit dem dämonbeſeſſenen Dichter der „Lulu” geme
der überall „moraliſchen Unrat” roch und der ſo ſchwer zu
handeln war. Dauthendey war damals nicht mehr der ze
Prinz der Ultra=Violett=Stimmungen. Er hatte ein weich
rundliches Geſicht, das nicht an einen Dichter gemahnte, ſonde
mit ſeiner freundlichen Jovialität eher etwas vom Bürger h.
Ober in ſeinem Weſen hatte er viel Kindhaftes und Unberührt
Er war ein guter Erzähler, und was er aufleben ließ, hatte
helle Farbigkeit ſeiner Geſchichten. Wir ſprachen meiſt von ſein
Büchern und von den Begegnungen ſeines Lebens. Er erzählte
mir viel von den Tagen, da „Ultra=Violett” entſtand, von Paul
Scheerbart, dem weltfremden Sternwanderer, der damals den
„Verlag der Phantaſien” gründete, vom „Schwarzen Ferkel”
von Dehmel, Przybyſzewſki, Strindberg und dem herrlichen
nor=
diſchen Maler Edward Munch. Sehr komiſch war ſein Bericht
über ſeine einzige Begegnung mit Stefan George. Die „Blätter
für die Kunſt” wollten Gedichte von Dauthendey bringen. Eines
Tages bekam er nun eine Aufforderung, ſich im Café Bauer zu
einer Beſprechung einzufinden. Er kam hin, und zwei Herren
in Schwarz und mit feierlichen Zylindern empfingen ihn: George
und Karl Auguſt Klein. Das Geſpräch aber drehte ſich um ein
Fragezeichen, das die Herausgeber an den Anfang eines
Ge=
dichtes ſtellen wollten. Doch Dauthendey hat über dieſe Dinge
viel entzückender, als ich es hier vermag, in ſeinem „
Gedanken=
gut aus meinen Wanderjahren” das ein paar Jahre ſpäter
er=
ſchien, geplaudert. Merkwürdig aber war mir, was er mir über
den ungehemmten Fluß, über das Naturhafte ſeiner Produktion
erzählte. Das letztemal, als wir uns ſchon ſahen, ſprach er viel
von daheim und von ſeiner Gattin. Er fühlte Heimweh,
Sehn=
ſucht nach Würzburg. Das Heimweh aber hat einige Jahre ſpäter
den Dichter zarter Weiſen und ſchluchzender Töne, den feinen
und vornehmen Menſchen Dauthendey fern in den Tropen
ge=
tötet, während Deutſchland im Kriege lag.
P. H.
Geſchichten vom alten Dumas.
(Zu ſeinem 125. Geburtstag, 24. Juli.)
C. K. Alexander Dumas, der Vater, wie er zum Unterſchied
von ſeinem ebenfalls berühmten gleichnamigen Sohn genannt
wird, iſt auch heute noch eine bekannte Perſönlichkeit, von der
in Zeitungen und Memoiren viel erzählt wird, deren Werke noch
immer fortwirken. Das iſt gewiß ungewöhnlich bei einem
Schrift=
ſteller, der doch nur der Unterhaltung und dem Tagesgeſchmack
gedient hat, aber der alte Dumas war eben der Klaſſiker der
Unterhaltungsſchriftſteller, mit einer eigenartigen Perſönlichkeit,
einer unerſchöpflichen Einbildungskraft und einer fabelhaften
Fruchtbarkeit ausgeſtattet, die ſchon ans Geniale grenzten. Wenn
wir uns an ſeinem 125. Geburtstag vergegenwärtigen, was ſich
von den 600 Bänden Romanen, den 40 Bänden Reiſen und
Er=
innerungen, den 90 Dramen und Tauſenden von Aufſätzen, die
er geſchrieben hat, ſo bleibt, nicht viel übrig; höchſtens ſein
Drama „Kean” ſein Luſtſpiel „Das Fräulein von Belle=Jsle‟
die immer wieder einmal hervorgeholt werden, und dann ein
paar Romane, der unverwüſtliche „Monte Chriſto”, „Die drei
Musketiere” und einiges andere. Aber unbewußt leben viele
ſeiner Motive fort, tauchen im Film, im Tagesroman wieden
auf, und unerſchöpflich iſt die Zahl der Geſchichten, die uns ſeine
einzigartige Perſönlichkeit vor Augen ſtellen. Auf dem Place
Malesherbes in Paris ſtehen ſich die Statuen der drei Dumas
gegenüber. Der erſte war der Sohn eines franzöſiſchen
Pflan=
zers mit einer Negerin, ein wilder Haudegen,
Revolutions=
general und Mitkämpfer Napoleons; von ihm hatte ſein Sohn
das Mulattengeſicht mit dem Wollhaar und die tropiſche
Lebens=
kraft geerbt; der dritte, ſein Sohn, iſt der bedeutende Schöpfen
des franzöſiſchen Sittendramas. Dumas machte aus ſeiner
Hek=
kunft kein Hehl. Als ihn ein Zudringlicher fragte: „Was wan
Ihr Vater?” erwiderte er: „Kreole”, —,„Und Ihr Großvater!”
„Neger.” — Uind Ihr Urgroßvater?” — „Affe.‟ Damit drehts
er dem Frager den Rücken, und ganz Paris lachte über den „
Ur=
großvater Alexander Dumas‟”. Wenn ein Stück von ihm auſ”
geführt wurde, ſah man ihn mitten unter den Zuſchauern ſitzer
und an manchen Stellen wie wild Beifall klatſchen. Wenn ihm
Freunde vorhielten, daß er doch nicht ſelbſt ſich Beifall ſpender
dürfe, erwiderte er: „Habe ich denn das Stück nicht gemacht? Dc
muß ich doch am beſten wiſſen, was daran gelungen iſt.” Von
ſeiner Phantaſie, der Leichtigkeit ſeines Schaffens und der
Be=
weglichkeit des Geiſtes, mit der er zu gleicher Zeit an den ver
ſchiedenſten Dingen arbeiten konnte, werden erſtaunliche Zück)
erzählt. In einer Geſellſchaft ſpricht er z. B. über den Walfiſch
fang auf den Seelands=Inſeln und ſchildert alles ſo lebendie
daß der Admiral Scisbule ihn fragt: „Sie haben wohl lang”
Zeit auf dieſen Inſeln gelebt?” — „Niemals”, erwidert Duma?
lachend. Er entwirft ein Bild der Schlacht von Waterloo 17
Anweſenheit mehrerer Generäle, die an der Schlacht teilgenome
men hatten. Dieſe beſtritten die Richtigkeit mancher Einzelheiter!
„Dann haben Sie eben ſchlecht zugeſehen,” ſagt. Dumas kald
blütig. Mit einer Schar von Mitarbeitern ſchreibt er Roman
über Romane, liefert in einer Woche einen dicken Band und ver
pflichtet ſich, im Jahre 80 Bände zu liefern. Aber ſeine Ver
ſchwendungsſucht bringt ihn in ewige Geldverlegenheiten. E
iſt ein berühmter Feinſchmecker, der die glänzendſten Feſte gio
und deſſen „Handbuch der Kochkunſt” noch heute klaſſiſch iſt. A.‟
er Schillers „Räuber” für die franzöſiſche Bühne bearbeiten wil!
bittet er die Berliner Generaldirektion, eine Vorſtellung zu ben
anſtalten, kommt nach Berlin und wird hier wie ein Fürſt eme
fangen. Alle Welt pumpt er an. Der Billetthändler Porcher, de
es zu einem reichen Mann gebracht hatte, ſagt eines Tages 31
ihm: „Herr Dumas, ich habe eine große Bitte an Sie: Ich möchl.
gern von dem größten Schriftſteller unſerer Zeit geduzt werden.
„Wenn’s weiter nichts iſt,” antwortete gemütlich Dumas
„Porcher, leih’ mir mal 50 Lou:s”,
Mummer 203
Sonntag, den 24 JZuli 1927
Geite 3
ve erſte hope Beiuſtängsgtode iM. Aien.
Zurück zum Parlament.
Aie politiſche Bedeutung der Gemeindeſchutzwache.
* Wien, 23. Juli (Priv.=Tel.)
Es wäre verfrüht, ſich ſchon jetzt mit optimiſtiſchen
Ge=
hren zu beruhigen, daß die Bombe geplatzt, die Rauchſchwaden
wsogen und nun wieder in Wien die Sonne ſcheint. So weit
aſ- wir noch nicht. Mit angeſtrengter Arbeit und ernſtem
ülen können wir dahinkommen. Die erſte große
Be=
giſtungsprobe wird vorausſichtlich die
unvermeid=
ſche Diskuſſion im Nationalrat über die
ener Gemeindeſchutzwache werden. Regierung wie
üüfitäriſche Kreiſe haben ſich gegen ſie ausgeſprochen. Die
ver=
frungsmäßige Seite der Angelegenheit iſt zum mindeſten
un=
eſlärt. Viel klarer iſt, daß Bürgermeiſter Seitz zweifellos
hwweren Herzens ſeinen radikalen Parteifreunden mit der
Ge=
jarndeſchutzwache ein Zugeſtändnis machen mußte, das recht
mglücklich ausgefallen iſt. Wahrſcheinlich ſind dieſe 2000 mit
lmatsſtempel verſehenen Schützbündler nicht dazu da, nun in
Sigen eine Räterepublik auszurufen. Sie wird auch ſonſt in
inem eigenen Wirkungskreis kaum viel Schaden ſtiften können,
var umſo mehr auf politiſchem Gebiet. Die Gemeindeſchutzwache
tider Verſuch, einer Selbſtſchutzorganiſation wenigſtens
teil=
ei=ſe den auch den Sozialdemokraten heiligen Amtsſtempel
auf=
in rücken. Damit iſt der verhängnisvolle Streit erneut in den
arrdergrund gerückt, denn letzten Endes ſind es ja die
Selbſt=
huetzverbände überhaupt, die das ganze Unglück
heraufbeſchwo=
in haben. Unter den Selbſtſchutzverbänden iſt wieder der
Repu=
lih aniſche Schutzbund, der als der ſtärkſte und aggreſſivſte die
hwerſte Verantwortung trägt.
Die Wiener Revolte iſt eine Folge des Zwiſchenfalles von
ſichattendorf. Dieſer aber war nur einer der zahlreichen Fälle,
andenen gegneriſche Selbſtſchutzverbände anſcheinend planmäßig
ohange aufreizten, bis eine Rauferei entſtand. Nun iſt das
ötadium der Raufereien überſchritten und die Gewehre ſind
ve gegangen. Sieht man die Dinge ſo, dann iſt der
Gemeinde=
huitz, wenn er beſtehen bleibt, ein lebendiges Siegesdenkmal
ei: Schutzbundes mit der Inſchrift: „Wir haben recht behalten!“
hüchr ernſt wird die Sache aber dadurch, daß der Bürgermeiſter
an Wien, der gleichzeitig Landeshauptmann von Wien iſt und
inte übermäßig große Machtfülle, in ſeinen Händen vereinigt,
jihſſe amtliche Stellung im Kampf der Selbſtſchutzverbände in
ie Wagſchale wirft. Damit fordert er ſeine Gegner vielleicht zu
im em ſehr folgenſchweren Schritt heraus. Es kann wohl ſein,
aß binnen kurzem die verfaſſungsmäßige Stellung Wiens in
i‟ Debatte geworfen wird, d. h. die kritiſchſte Frage der
öſter=
eſt hiſchen Innenpolitik. Die Folge würde ſein, daß der Kurs
ei Sozialdemokratie ſofort ſcharf nach links abbiegen würde.
5lS jetzt ſteht es damit umgekehrt. Die Sozialdemokraten ſind
eſcheiden geworden. Die radikalen Führer haben eine ſo ſchwere
Elederlage erlitten, daß ſie ſich ohne neuen Zündſtoff kaum
ſo=
an d wieder erholen könnten. Seitz und Renner können den
durs beſtimmen, und dieſer Kurs würde zunächſt einmal im
Sumne Dr. Seipels von der Straße weg und ins Parlament
füh=
elr. Die Aufrollung der Verfaſſungsfrage iſt aber naturgemäß
enade ein Angriff auf die gemäßigten Sozialdemokraten, auf
inijenigen, die nämlich anfangen, die Dinge etwas nüchterner zu
ehten, weil ſie die jahrelange Verwaltungspraxis ſelbſt dazu
wängt. Wenn dieſe Führer nun plötzlich die amtlichen Seſſel
ter ſich wanken fühlen, dann hat der Radikalismus freies
Ehiiel. Dann gewinnt naturgemäß auch auf der bürgerlichen
Shäte der Selbſtſchutzgedanke erhöhte Bedeutung, und ſeine
An=
üngerſchaft unter den ſonſt friedlichen Bürgern kann über Nacht
enrächtlich wachſen, genau ſo wie während des Verkehrsſtreiks
n der Provinz die Heimatwehren über Nacht führende und
all=
m. faſſende Organiſationen geworden ſind. Das Bewußtſein, daß
ie bürgerlichen und bäuerlichen Organiſationen vor wenigen
Eygen einen außerparlamentariſchen Sieg über die
Gewalt=
nüthoden von links errungen haben, wird naturgemäß im
Par=
gunent in der allernächſten Zeit nicht ganz ohne Einfluß bleiben.
du rum beſteht die Gefahr, daß durch die Wiener Gemeinde=
9-izei die Schatten heraufbeſchworen werden, die noch einmal
ſ. Autorität des Parlamentes in Frage ſtellen können.
Die Spannung zwiſchen Rechts und Links, oder man könnte
zeuriau ſo gut ſagen, zwiſchen Wien und den Ländern, iſt ſo groß,
dafß die letzte Exploſion den Drang nach unparlamentariſchen
2ü ſungen auf allen Seiten für kurze Zeit ſehr ſtark werden ließ.
Dieshalb war es nicht Rechthaberei gegenüber den
Sozialdemo=
naten, ſondern höchſte Staatsklugheit des Bundeskanzlers, jede
Aust von Verhandlungen außerhalb des Nationalrates abzuleh= nicht vorhanden
eNHeſſiſches Landestheater. — Kleines Haus.
2nverettenſpielzeit Sommer 1927. — Direktion Adalbert Steffter.
Zum erſten Male;
Paganini.
(Gaſtſpiel Kammerſänger Karl Jörn.)
Nach Erik Wirl — Bruno Harprecht, nach Bruno Harprecht
Karl Jörn! Wenn die Gaſtſpiele in der Qualität der Gäſte
(ol weitergehen, werden wir demnächſt noch Tauber, Schlusnus
uſ:d — Schaljapin im Darmſtädter Operetten=Sommertheater als
Bäſte ſehen. Direktor Steffter verſteht es, der Konkurrenz zu
nygegnen. Der geſtrige Premierenabend zeigte das Bild eines
zu=Sverkauften Hauſes, trotz Turnfeſt und allem ſonſtigen.
„Paganini”, die dreiaktige Operette (von Paul Knepler und
Bela Jenbach) iſt wohl die am wenigſten geſpielte von Franz
2üshar, obwohl ſie muſikaliſch eine ſeiner beſten Arbeiten
iſt— Die Muſik iſt ſehr lebendig und ſehr melodiös, ſie erhebt ſich
inr künſtleriſchen Geſamtniveau weit über den Durchſchnitt der
nu ueren Operettenkompoſitionen. Dieſer Vorteil aber iſt ihr
Nchteil, ſie iſt für eine Operette zu — ernſt! Sie iſt damit eine
gutte Illuſtration der dem Libretto zugrunde liegenden
Hand=
ſiung. Wenn der geſtrige Erfolg (der ihr in Darmſtadt ſicher treu
blizeiben wird) trotzdem ſo durchſchlagend war, wie ihn kaum eine
Anfführung von einer anderen Bühne zu verzeichnen hatte, ſo
liuegt das neben dem hervorragenden Gaſtſpiel Karl Jörns, der
diee Titelrolle ſang, darin begründet, daß Direktor Steffter es
mit gewohnter Routine verſtand, die Operette in ganz
ausge=
zeichneter Inſzenierung herauszubringen und ihr das noch „
ein=
zu verleiben”, was ihr fehlt, den Humor.
Die Handlung umfaßt Paganinis Liebesabenteuer mit der
Zflüärſtin von Lucca, der Schweſter Napoleons. Er wird der
La ebhaber und der Hofkapellmeiſter dieſer leichtfertigen Fürſtin,
hss ſein Herz wieder Feuer fängt und Bella Giretti, ſeiner
Pmimadonna, zufliegt. Damit ſetzt die Kataſtrophe ein. Der
Ver=
kiaftung auf Befehl Napoleons entgeht der Maeſtro durch die
öulucht, und in einer Grenzſpelunke gelingt es Bartucci, dem
ga treuen Impreſario, Paganini wieder ſeiner — Kunſt zu
ver=
wnählen.
Beſetzung und Aufführung ſind, wie geſagt, ausgezeichnet
uuid ſichern einen Erfolg auch nach der künſtleriſchen Seite. Karl
J örn ſteht naturgemäß im Mittelpunkt des Enſembles. Er
vaermeidet mit Recht, ſeinem Operetten=Paganini den Zug
Dämo=
nne zu geben, den der Künſtler hatte, und ſpielt ihn als leichten
Schmetterling, der von Blume zu Blume fliegt, ganz gleich, ob
nen und nur über einen Gegenſtand zu verhandeln, nämlich über
die Einberufung des Parlamentes. Die Verhandlungen hat die
Regierung nicht nur mit den Sozialdemokraten, ſondern mit den
Führern aller Parteien geführt und führen müſſen. Daß ſie zu
einem poſitiven Ergebnis kam, iſt alſo nicht ſo ſehr der Sieg
einer Partei über eine andere, ſondern der große Erfolg einer
zielbewußten und ſelbſtändigen Regierungspolitik. Dieſer Erfolg
muß in den nächſten Tagen und Wochen verteidigt und ausgebaut
werden. Um das Parlament wieder zu einer entſcheidenden
In=
ſtanz zu machen, muß man erſt das gefährlichſte Hindernis, die
Gemeindeſchutzwache, zu beſeitigen trachten. Daran wird
zur=
zeit in aller Stille gearbeitet. Es iſt bezeichnend, daß der
Wie=
ner Gemeinderat am Donnerstag keine Geſchäftsſitzung
abgehal=
ten hat, wo ſofort der Sturm um die Gemeindewache
ausgebro=
chen wäre, ſondern, daß auch die chriſtlich=ſoziale Minderheit,
ent=
gegen ihrer urſprünglichen Abſicht es bei einer formellen
Trauerſitzung bewenden ließ. Wahrſcheinlich wird auch die nächſte
Sitzung des Nationalrates am Montag nur als Trauerfeier
ab=
gehalten werden. Auf dieſe Weiſe gewinnt man Zeit, den
Sturm zu beſchwichtigen, der ſonſt von unabſehbarer Heftigkeit
würde. Früher oder ſpäter wird Wiens Stellung in der
Bundes=
republik Gegenſtand einer Auseinanderſetzung werden. Soll das
Parlament aber dieſe Belaſtungsprobe aushalten, ſo wird man
daran denken müſſen, vorher die Selbſtſchutzorganiſationen ihres
ſtreitbaren Charakters zu entkleiden. Sie könnten ſehr wertvoll
ſein, wenn ſie die Aufgabe erfüllen wollten, die Politik nicht auf
die Sträße zu tragen, ſondern von der Straße fernzuhalten.
Die Beſchlüſſe der Wiener Gemeinderatsſitzung.
Um ½7 Uhr abends wurde noch über die
Dringlichkeits=
anträge abgeſtimmt. Angenommen wurden beide Anträge auf
Einſetzung von Unterſuchungsausſchüſſen und ein
ſozialdemo=
kratiſcher Zuſatzantrag, dem Bürgermeiſter für ſeine Haltung
in den kritiſchen Tagen Dank und Vertrauen auszuſprechen und
ihn aufzufordern, dem Gemeinderat die notwendigen Vorlagen
zur Durchführung der von ihm getroffenen verſchiedenen
Maß=
nahmen zugehen zu laſſen. Der Gegenantrag der chriſtlichſozialen
Minderheit, dem Bürgermeiſter das Mißtrauen auszuſprechen,
wurde abgelehnt. Schließlich wurde der Antrag des Führers
der chriſtlichſozialen Gemeinderatsfraktion, Kunſchak, auf
Auf=
löſung der Gemeindeſchutzwache ebenfalls abgelehnt. Die
Er=
gebniſſe der Abſtimmungen nahmen beide Parteien in voller
Ruhe auf.
Eine Entſchließung der öſterreichiſchen
Chriſilich=Sozialen.
Die Chriſtlichſoziale Geſamtparteileitung Oeſterreichs hat
geſtern eine Sitzung abgehalten, in der der Bundeskanzler Dr.
Seipel einen ausführlichen Bericht über die Ereigniſſe der letzten
Woche und über die Maßnahmen der Regierung erſtattete. Die
Verſammlung nahm einſtimmig eine Entſchließung an, worin
geſagt wird, die Chriſtlichſoziale Partei beklage auf das tiefſte
die Vorgänge der vergangenen Tage, durch die koſtbare
Men=
ſchenleben vernichtet, unerſetzbare Werte zerſtört wurden und
einige Tage hindurch die Freiheit der Arbeit, des Verkehrs und
der Meinungsäußerung unterbunden worden ſind. Den Opfern
der blutigen Vorfälle wird die Anteilnahme der Partei
ausge=
ſprochen, während dem Bundeskanzler, den Angehörigen der
Polizei, der Gendarmerie und des Heeres wie auch der
Bevölke=
rung ſelbſt, die ihre Beſonnenheit bewahrt habe, die
Anerken=
nung ausgeſprochen wird. Der Regierung wird bei ihren
weite=
ren Maßnahmen die Unterſtützung der Partei zugeſagt,
anderer=
ſeits wird gefordert, daß die Schuldigen an den Vorfällen durch
die kompetenten Behörden und die ordentlichen Gerichte beſtraft
werden. Der Nationalrat müſſe wieder zu einer arbeitsfähigen
und demokratiſchen Einrichtung gemacht werden.
Keine Verwendung von Dum=Dum=Munition
durch die Wiener Polizei.
Die vom Wiener Polizeipräſidenten eingeſetzte Kommiſſion
zur Nachprüfung der Vorwürfe, die Sicherheitswache habe am
15. Juli Scheibenſchuß= und Jagdmunition verwandt, hat
feſt=
geſtellt, daß lediglich Heeresmunition zur
Verwen=
dung gelangt iſt und daß nicht eine einzige Scheibenſchußpatrone
vor und während der Ruheſtörungen zur Ausgabe gelangt iſt.
Andere Heeresmunitionsſorten ſind in den Beſtänden überhaupt
dieſe Blumen Kronen tragen oder — Zigeunertuch. Daß Karl
Jörn ſeine Rolle geſanglich mehr als meiſterlich und darſtelleriſch
ungemein ſympathiſch erſchöpfte, iſt ſo ſelbſtverſtändlich bei
die=
ſem Künſtler, wie der begeiſterte Beifall, den er fand. „Gern hab
ich die Frau’n geküßt” mußte er dreimal wiederholen, und die
Blumen konnte er allein nicht tragen. In Lieſel Keßler, die
in der Rolle der Fürſtin Lucca blendend ausſah und
ausgezeich=
net ſang und ſpielte, fand er eine ebenbürtige Partnerin, und
Fritz Geiger und Gretl Zadora waren ihm würdige
Gegen=
ſpieler, dieſer als Marcheſa Pimpinelli und jene als Bella. Wie
immer ſehr ſchick, ſehr ſcharmant und beide als Tänzer elegant
und temperamentvoll. Erich Marx war ein flotter, ebenſo
hüb=
ſcher wie leichtſinniger Fürſt Lucca, und Emil Aman ein ſehr
fein charakteriſierender Bartucci, der Impreſario. Der Chor / 350 Mk.) Der anonyme Verfaſſer des Buches will die Fragen
beant=
großen Szenen.
Voigt, und beſonders der erſten Geige, die ſowohl Paganini der Religion zu dem Glauben und der Lehre Jeſu ſelbſt? Kann Jeſus
waren gut.
* Das erſie Märchen.
zu Darmſtadt, hergeſtellt im Juni des Jahres 1927” eine kleine
Schrift erſchienen, die ſowohl wegen ihres Verfaſſers, ihres
dich=
teriſchen Gehalts und ihrer glänzenden inneren und äußeren Sie gehen dabei den Weg geſchichtlicher Betrachtung und gelangen zu
Form die Aufmerkſamkeit zahlreicher Leſer und — Käufer ver= dem Schluſſe: Volk und Kirche, Kirche und Volk, darunter die „
Ge=
dient. Ihr Verfaſſer Rudolf Kindt iſt in und außer Heſ= bildeten” wie das „Proletariat” begriffen, müſſen zuſammenkommen,
ſen wohlbekannter Parlamentarier und Verſammlungsredner;
viele kennen ihn auch aus ſeinen lebendig anſchaulichen
Vor=
trägen über ſeine faſt fünfundzwanzigjährigen Erfahrungen und
Erlebniſſe in Südweſtafrika. Aber daß in dieſem Politiker auch
ein Poet ſteckt, ein Sänger ebenſo ſtarker wie inniger Lieder, ein Und ſie muß ſich, wie dieſer, vor allem bewußt werden, daß ſie nicht
prachtvoller Erzähler und Schilderer, das wiſſen nur ſeine
ver=
trauten Freunde. Wer es, wie der Schreiber dieſer Zeilen, erlebt
hat, daß einer unſerer bewährteſten und zugleich anſpruchvollſten
zeitgenöſſiſchen Dichter, Hermann Burte, ganz hingeriſſen war
von einzelnen Geſtalten und Geſichten Kindts, der wird auch
das uneingeſchränkte Lob verſtehen, das dieſen „Erſten Märchen”
zu zollen iſt; es enthält in ſtilgerecht ſüdweſtafrikaniſcher Um= dem Ueberſinnlichen. Mit überlegener Fronie geſtaltet Willy Seidel
rahmung, einer erſchütternden Geſchichte von deutſchen Dia= dieſen gefährlichen Nervenkitzel, dieſe Menſchen, die, verwirrt durch kaum
mantenſuchern, eine aus alter Hottentotten=Ueberlieferung
flie=
ßende Erzählung von der Erſchaffung der Welt, in der die Liebe,
himmliſche Liebe, über Not und Tod triumphiert. Chr. H.
Kleu=
kens, der den inneren Wert dieſer poeſiedurchwobenen Darſtel= er auch für die urwüchſigen Eigentümlichkeiten der Heimat hat.
Die öſterreichiſche Frage.
Die Franzoſen wittern ein politiſches Geſchäft. —
Rhein=
landräumung als Kompenſationsobjekt für den
Anſchluß=
verzicht. — Ein undiskutabler Plan.
Die letzten Ereigniſſe in Oeſterreich haben nicht ſo ſehr in
Deutſchland als bei den Siegerſtaaten das Problem des
Anſchluſ=
ſes wieder aufgerollt. Wir leſen im „New Statesman” den Satz,
daß der Anſchluß mit all ſeinen befürchteten Gefahren eine viel
geringere Bedrohung des europäiſchen Friedens bedeute, als es
das Offenbleiben der Wunde Oeſterreich in der Mitte des
Konti=
nents ſei. Dieſe Feſtſtellung iſt zumal den Franzoſen mehr als
unbequem. Deshalb wird Herr Sauerwein im „Matin”
losge=
laſſen, um zunächſt einmal den ganzen Streit zu verſchieben,
in=
dem er von einer Annexion Oeſterreichs durch Deutſchland ſpricht,
wovon nie die Rede war, dann aber auch das mehr als
eigen=
artige Anerbieten zu machen, daß Frankreich vielleicht geneigt
ſein würde, ſeine Truppen aus dem Rheinland zurückzuziehen,
wenn Deutſchland auf den Anſchluß Oeſterreichs verzichte. Der
ganze Artikel trägt bezeichnender Weiſe die Ueberſchrift „Der
be=
drohte Frieden”, wobei kaum geſagt zu werden braucht, daß der
Frieden wieder einmal von Deutſchland geſtört werde. Herr
Sauerwein und die Leute, die hinter ihm ſtehen, überſehen aber
die einfachſten Zuſammenhänge. Sie wüſſen genau wiſſen, daß
der Anſchluß nicht von Deutſchland, ſondern von Oeſterreich
aus=
gegangen iſt. Durch proviſoriſche Abſtimmungen iſt ja bereits
erwieſen, daß mindeſtens 95 Prozent der Deutſchöſterreicher den
Anſchluß ſuchen. Deutſchland hat ſich bisher immer nur auf den
Standpunkt geſtellt, daß das deutſche Volk ebenſo wie alle
ande=
ren Völker das Recht auf Selbſtbeſtimmung haben müſſe.
Gerade die letzten Tage haben z. B. wieder gezeigt, daß der
Anſchluß keineswegs das Steckenpferd der Realtion oder ſagen
wir einmal der rechtsſtehenden Kreiſe iſt. Die „Kreuzzeitung”
hat ſehr ſtarke Bedenken geäußert, was ihr von den
Sozialdemo=
kraten und Demokraten bitter übelgenommen worden iſt. Rein
innenpolitiſch geſehen, iſt wohl auch der Anſchluß eher eine
Be=
laſtung als eine Entlaſtung, denn die Angliederung Oeſterreichs
würde eine Verſtärkung lediglich der Sozialdemokraten und des
Zentrums bedeuten, würde alſo vermutlich die Rückkehr zur
Re=
gierung der Weimarer Koalition im Gefolge haben, ein Gedanke,
der nicht gerade beſondere Begeiſterung auslöſen könnte und der
es vielleicht verſtändlich macht, wenn auch auf der Rechten,
ab=
geſehen von wirtſchaftlichen und finanzpolitiſchen Folgen, die
Vereinigung mit Oeſterreich nicht allzu gern geſehen wird.
Ent=
ſcheidend ſein können aber derartige Bedenken nicht. Sie müſſen
vor der großen nationalen Bedeutung zurücktreten. Sie dürfen
jedoch herausgeſtrichen werden, wenn, wie jetzt von Herrn
Sauer=
wein, der publiziſtiſche Verſuch gemacht wird, die Dinge ſo zu
ſchieben, als wenn Deutſchland nach dem Anſchluß ſtrebe oder den
Verzicht auf den Anſchluß als beſonders hohen Preis für die
Räumung der Rheinlande zu deponieren habe. Wir Deutſche
haben ſchließlich Zeit, abzuwarten. Es muß ſich ja über kurz
oder lang herausſtellen, daß die Balkaniſierung
Mittel=
europas, wie ſie in Verſailles verſucht worden iſt, auf die
Dauer untragbar iſt, und es wird vermutlich noch einmal der
Zeitpunkt kommen, wo gerade die Siegerſtaaten es als eine
Er=
löſung empfinden, wenn Deutſchland ſich bereit erklärt,
Oeſter=
reich in ſich aufzunehmen.
Parteikonferenz der Wiener Sozialdemokraten
Am Samstag vormittag begann im Arbeiterheim eine
außer=
ordentliche Parteikonferenz der Sozialdemokraten, die unter
völ=
ligem Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand. Die Konferenz hat
die Aufgabe, nach Entgegennahme verſchiedener Berichte über
die letzten Ereigniſſe in Wien und in den Ländern die weiterhin
zu beobachtende Taktik der Partei feſtzulegen. Namentlich ſollen
verſchiedene Mängel des ſozialdemokratiſchen
Organiſations=
apparates beſprochen und Maßnahmen getroffen werden, um
eine Ueberrumpelung des Organiſationsapparates, wie ſie am
15. Juli in die Erſcheinung trat, unmöglich zu machen. Es ſoll
verhindert werden, daß in Zukunft unberufene und
unverant=
wortliche Perſonen Streiks proklamieren und
Straßendemon=
ſtrationen veranſtalten, deren Folgen die geſamte Arbeiterſchaft
zu tragen hat. Schließlich wird die Parteikonferenz noch zu der
vom Landbund, einer der Regierungsparteien, angeregten Frage
der Auflöſung des Nationalrates und Vornahme von
Neuwah=
len Stellung nehmen.
lung als einer der erſten erkannte, hat es ſich nicht nehmen
laſ=
ſen, ihr das vornehme Gewand ſeiner Meiſterdrucke zu geben.
Alles in allem: eine Perle, auf’s köſtlichſte gefaßt.
Dr. Karl Berger.
„Das erſte Märchen” wurde urſprünglich als Neujahrsgabe
in einer Auflage von 150 Stück für die Freunde der Ernſt=
Ludwig=Preſſe gedruckt. Der Verfaſſer hat außerdem eine
An=
zahl Exemplare für ſich erhalten, die er nun genummert und
mit Namensunterſchrift verſehen abgibt.
* Religion und Kirche und Jeſus. Was iſt es um ſie und was
können ſie uns heute ſein? (Verlag von B. G. Teubnr Leipzig. Preis
war ſehr lebhaft und forgte für großes Enſembleſpiel in den worten: Was iſt Religion? Brauchen wir heute noch Religion?. Kann
die evangeliſche Kirche mit dem, was ſie als Religion bietet, die
reli=
giöſen Bedürfniſſe der Gegenwart erfüllen, wenn es ſolche gibt? Wie
Ein Sonderlob dem Orcheſter unter Kapellmeiſter Paul verhält ſich der Glaube an Jeſus als den Ausgangs= und Mittelpunkt
wie auch Léhar ganz brillant ſpielte. — Die Bühnenbilder ſelbſt uns heute noch etwas bedeuten, und welche Verbindung mit ihm
z. und mit einer ſich auf ihn gründenden Gemeinſchaft iſt dann noch
mög=
lich? Dieſe Fragen werden in den Kapiteln Religion und Religionen,
das Judentum, Jeſus, das Chriſtentum, die Kirche, die Reformation,
die Religion der Gegenwart, die evangeliſche Kirche, die Religion des
Idealismus, Jeſus und wir behandelt. Die Ausführungen zielen in
Unter dieſem Titel iſt als „Druck der Ernſt=Ludwig=Preſfe letzter Linie dahin, Jeſu Lehre in ihrer Urſprünglichkeit herzuſtellen und
als den religiöſen Forderungen der Gegenwart entſprechend aufzuzeigen.
den Weg zu weiſen zu lebendiger Religion in Geſchichte und Leben,
zum wirklichen Jeſus in ſeinem Glauben und zur wahren Volkskirche.
ein Volk und Staat, wenn es eine deutſche Zukunft geben ſoll. Staat
und Kirche werden nur beſtehen, wenn ſie das Volk wieder für ſich
ge=
winnen. Aber auch das Volk muß, wenn es den Weg zu dieſen
Mäch=
ten zurückfindet — nicht nur zum Staat, ſondern auch zur Kirche. Wenn
dies möglich ſein ſoll, muß die Kirche ſich wandeln wie der Staat.
durch äußere Machtmittel ihre Stellung im Volke erfüllen kann, ſondern
nur indem ſie das bietet, was das Volk von ihr fordert und fordern
*
darf: lebendige Religion!
* Willy Seidel: „Alarm im Jenſeits”. Propyläen=Verlag, Berlin.
Dieſer „Alarm im Jenſeits” iſt eine gut irdiſche Angelegenheit.
Die Novelle behandelt eine bezeichnende Zeiterſcheinung, das Spiel mit
verſtandene ernſthafte wiſſenſchaftliche Unterſuchung, ſelbſt nicht mehr
wiſſen, ob ſie ſich oder andere täuſchen. Prächtig wirklichkeitsgetreu iſt
das ganze Milieu geſchildert. Willy Seidel, der bisher beſonders als
dichteriſcher Deuter des Orients bekannt war, zeigt hier, wieviel Sinn
Seite 4
Sonntag, den 24 Juli 1927
Nummer 203
Die glückliche Geburt einer gesunden
ochter zeigen an
Margret Schmitt, geb. Krieb
Dr. ing. L. Schmitt.
Darmstadt, 24 Juli 1927.
z. Zt. Städt. Krankenhaus.
(*19316
Statt Karten.
Die Verlobung unserer Tochter Gertrud
mit dem Kaufmann Herrn Hermann Greeius
beehren wir uns anzuzeigen.
Eduard Davidsohn und Frau
lda, geb. Wilde.
Rotterdam, im Juli 1927.
Schlekade 10.
Ihre Vermählung geben bekannt / dem Hauſe. (19214
Otto Schultheis, Pfarrer
Gertrud Schultheis
geb. Kunkel
Gießen/Wickenrod
Darmſtadt
(Birkenfeld)
23. Juli 1927. (11664
Das Feſt der
Silbernen Hochzeit
begehen am Dienstag, den 26. Juli die
Eheleute Franz Wolf,
Oberſteuer=
inſpektor und Frau Gertrude, geb.
Gerlach, Darmſtadt, Viktoriaſtr. 50½,p.
(*19242)
(19111
Stärkwäſche wird
an=
genom. in und außer
Stiftsſtraße 35
Allen lieben Freunden, welche
an=
läßlich unſerer
Silbernen Hochzeit
innigſte Glückwünſche gebracht,
herz=
lichen Dank.
11683) Familie Rudolf Fetz.
Nach kurzer, ſchwerer Krankheit
verſchied am 20. Juli 1927 unſer
liebſtes Töchterchen
Gerda
im Alter von nicht ganz 2 Jahren.
In tiefer Trauer:
Bretzke u. Frau, Polizeiwachtmeiſter
nebſt Angehörigen.
Darmſtadt. Goetheſtraße 44
z. Zt. Blumenhagen. (*19290
Die Beerdigung fand am 23. Juli
1927, nachm. 4 Uhr, in
Blumen=
hagen, Kr. Prenzlau (U.=Mark) ſtatt.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekamten, die traurige
Mit=
teilung, daß unſer guter Vater,
Schwiegervater, Großvater und
Onkel
Herr
Soh. Sg.narl aau
nach kurzem Krankſein ſanft
ent=
ſchlafen iſt.
Im Namen
der trauernden Hinterbllebenen:
Familie Karl Rau
Darmſtadt, den 23. Juli 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 26. Juli nachm. 3½ Uhr, vom
Portale des Alten Friedhofes,
Nieder=Ramſtädterſtr., aus ſtatt.
(11706
Todes=Anzeige.
Heute nacht entſchlief ſanft nach langem ſchweren, mit großer
Ge=
duld und Ergebung ertragenem Leiden im 20. Lebensjahre unſer lieber
Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Otto Rothermel
Rechnungsdirektor i. R. im Landeskirchenamt
Ehrenmitglied des Kriegervereins Darmſtadt.
Lieſel Rothermel
Gretel Schütz, geb. Rothermel
Heinrich Schütz, Oberlandmeſſer
Georg Preſſer, Poſiamtmann
Karl Herrmann, Diplom=Ingenieur.
Darmſiadt, den 23 Juli 1927.
Soderſtraße 49 II.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 26. Juli. 3 Uhr nachm., auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir dankend Abſtand zu nehmen. (11663
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Gott dem Herrn hat es gefallen, meine
innigſt=
geliebte Gattin, meine herzensgute Mutter, unſre
liebe Schweſter, Tante und Schwägerin
Marie Schäfer
geb. Kabel
im Alter von 50 Jahren heute nachmittag zur
ewigen Heimat abzurufen, nachdem ſie Monate
hindurch ihr ſchweres Leiden gottergeben und
ſtand=
haft ertragen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilh. Schäfer, Lehrer
Helmi Schäfer, ſiud jur.
Darmſtadt, den 22. Juli 1927.
Lichtenbergſtr. 56.
(11675
Die Beerdigung findet Montag, den 25. Juli,
nach=
mittags 3½ Uhr, auf dem Waldfriedhpf ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen wolle man abſehen.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute vormittag 6 Uhr verſchied ſanft an einem
Herzſchlag mein lieber Mann, unſer guter Vater
Herr Regierungsrat
Hans Gutmann.
Wir bitten um ſtille Teilnahme,
Emmy Gutmann, geb. Hechler
Lilly Werther, geb. Gutmann
Hans Gutmann, cand. pharm.
Fritz Werther, Major a. D.
Darmſtadt, Berlin=Schlachtenſee, 23. Juli 1927.
Die Einäſcherung findet Dienstag, den 26. Juli, 11 Uhr
vormittags, auf dem Waldfriedhof ſtatt. (11685
Dankſagung.
Für alle Liebe und herzliche Anteilnahme, ſowie
letzte Blumengrüße bei dem Heimgange unſeres ſo
teueren Entſchlafenen
Herrn
Franz Anton Eyſſen
ſprechen wir unſeren innigſten Dank aus.
In tiefer Trauer:
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Ernst-Ludwigstr. 3 (11686
Darmſtadt, den 24. Juli 1927.
Soderſtraße 55.
(19311
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange meiner
lieben, herzensguten Frau
Lucie Schmidt
ſpreche ich hiermit allen Verwandten
und Bekannten meinen innigſten Dank
aus. Insbeſondere danke ich dem Herrn
Pfarraſſiſtent Lein für ſeine zu
Her=
zen gehenden Troſtworte, ſowie den
Schweſtern der Martinsgemeinde für
ihre gute, aufopfernde Pflege am
Krankenbette.
192R4
Adam Schmidt
Schleiermacherſtr. 20.
Die Aſihmakur
von Dr. Alberts hat nachweisbar unüber. Magnetopath
troffene Heilerſolge bei veraltetem Alſthma
und Katarrhen. Aerztl. Sprechſt. in
Frank=
furt, Hochſtr. 9, II. (am Eſchenheimer Tor
jeden Mittwoch 9—1 Uhr.
(1V/909
ebenſolche in geſetzt. Kind., ſchöne, gr. Erſch.
an? Schönes Heim, Zwech. Nur beſſ. Herren
P 215 Gſchſt. (*19228 /nym zwechlos. Ang. u.
Reelle Heiraten
bieten ſich Damen u. Heirat wünſch. viele
durch Büro Schuch= täten,Einheirat,Herr.
mann, Darmſtadt, a,ohneVermög. Aust
(e19171)
Fräul. ſucht Bekannt= Schreiner, 50 J., wünſcht
ſchaft m. Herrn, Wit= mit älterem Fräulein be
wer mit 1—2 Kind. hannt zu werden zwechs
nicht ausgeſchl., zw. ſpäterer Heirat. Witwe
ſpät Heirat, a liebſt. mit 1 Kind angenehm.
v. Lande. Angeb. u. Ang. u. P 211 an die
P 238 Geſchſt. (*19275 Geſchäftsſt. (19217
Welche naturliebende Frau m. d. 4o, mit eig.
Dame ſchließt ſich an Heim, tücht. i. Haush. oh.
Alter, verheirat, nach= wünſcht bald z. heiraten
mittags 2—3 Stunden Leben allein hat keinen
groß. Garten. Ang. u. wollen ſich meld. Anno=
P. 197 a- d. Geſchäftsſt.
(19188)
Herren jed. Stand. u. vermög. Dam., reiche
Berufs vertrauenso. Ausländerinn. Reali=
Stiftſtr. 46. Einhei= ſof. 1000 Dankſchreib.
raten vorh. Verbind. / Stabrey,Berlin 113,
Stol=
n. ausw. la Referenz. piſcheſtr. 48. IIV.8155
Heirat
von der Reiſe zurück.
(11579egi)
Zahnarzt
Brer achd
unterbricht ſeine Praxis
bis 9. Auguſt.
(19223gm)
Verreise
vom 29. Juli bis
14. Augnſt. (11406mgi
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an=
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ohne Kind., mit eig,
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Nummer 203
Sonntag, den 24. Juli 1927
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 23. Juli.
— Ernannt wurden: am 23. Juni die Studienaſſeſſoren zu überplan=
Häßigen Studienräten: Karl Balſer aus Steinbach (Kreis Gießen),
Frriedrich Buri aus Offenbach a. M., Friedrich Hagen aus Reden
(Freg.=Bez. Trier), Heinrich Häuſer aus Nieder=Weiſel bei Butzbach,
Dr. Adam Heldmann aus Groß=Bieberau, Otto Kellner aus
Geeilbronn, Hans F. Koch aus Darmſtadt; Theodor Krauskopf
ans Darmſtadt, Franz Kuhn aus Dietersheim, Hans Martenſtein
s Mainz, Dr. Wendel Mertz=Frankenhauſen, Dr. Imre Müller
is Boieza (Siebenbürgen), Otto Seitz aus Großenlüder bei Fulda,
Frranz Schreiber aus Mainz, Wilhelm Weiß aus Mainz; am
7. Juli: der Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Grünberg L. Bauer
zim Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Gießen, der Juſtizinſpektdr bei
dem Amtsgericht Lich Wilhelm Ritter, zum Juſtizinſpektor bei dem
Ar mtsgericht Gießen, der Kanzleiaſſiſtent bei dem Amtsgericht Darmſtadt I
MNartin Gengnagel zum Oberaſſiſtenten, der Kanzleiaſſiſtent bei dem
2r mtsgericht Darmſtadt I Heinrich Heil zum Oberaſſiſtenten, der
Kanz=
siaſſiſtent be. dem Amtsanwalt in Friedberg Wilhelm Karl Schäfer
zim Oberaſſiſtenten, der Kanzleiaſſiſtent bei dem Amtsgericht
Ober=
gingelheim Philipp Peter Schmitt zum Oberaſſiſtenten, der
Kanzlei=
aſſſiſtent bei dem Amtsgericht Alsfeld Joſef Anton Staubach zum
Hoberaſſiſtenten, der Kanzliſt bei dem Amtsgericht Offenbach Friedrich
28eez zum Oberaſſiſtenten, der Kanzliſt bei dem Amtsgericht Friedberg
A lois Winkler zum Oberaſſiſtenten, der Kanzleigehilfe
Verſorgungs=
amwärter bei dem Amtsgericht Bad=Nauheim Ernſt Bareiter, zum
Aeberaſſiſtenten, der Kanzleigehilfe Verſorgungsanwärter bei dem
Amts=
gericht Bad=Nauheim Johannes Nack zum Oberaſſiſtenten, der Kanzliſt
i der Staatsanwaltſchaft Mainz Karl Breivogel zum
Kanzlei=
afſſiſtenten, der Kanzliſt bei dem Amtsgericht Darmſtadt I Johann Peter
4Xemspecher zum Kanzleiaſſiſtenten, der Kanzliſt bei dem
Amts=
ssericht Offenbach Joſef Chriſtian Sommer, zum Kanzleiaſſiſtemten;
amn 12. Juli: der Kanzliſt bei dem Amtsgericht Ortenberg Otto Hild
zum Kanzleiaſſiſtenten.
Zur Einweihung der Feſthalle hat der zur Zeit in Urlab
befind=
ſ.che Oberbüirgermeiſter Dr. Gläſſing nachſtehendes Telegramm an
Wütrgermeiſter Buxbaum überſandt: „Am Vorabend der Einweihung den
Schöpfern der Halle Gruß und Dank. Möge Friede und Freude über
m ſchönen Werke walten.
Oberbürgermeiſter Gläſſing.”
Das Städtiſche Verkehrsamt bei der Feſthalle am Exerzierplatz
* unter Nr. 3723 an das Delephonnetz angeſchloſſen.
— Der Verkehrs=Verein Darmſtadt hat auf Grund eines
einſtim=
haig gefaßten Vorſtandsbeſchluſſes an die Direktion der Heſſiſchen
(Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft das Erſuchen gerichtet, außen den bisher
ſhon zur Ausgabe gelangenden unperſönlichen Fahrſcheinheften
fir zehn Fahrten, gültig für eine W=Pfg.=Strecke, Fahrſcheinhefte mit
gäner gleichen Preisermäßigung von 20 Prozent auch für die weiteren
dStrecken (25=, 30=Pfg.= uſw. Styecken) einzuführen. Der Verkehrsverein
wat hierbei darauf hingewieſen, daß kein vernünftiger Grund beſtehe,
wenjenigen Fahrgäſten, die eine weitere Strecke fahren, die
Fahrpreis=
armäßigung vorzuenthalten, die man den die kürzere Strecke fahrenden
usahrgäſten zugeſtehe. Falls es nicht möglich ſei, ſämtliche Schaffner
wuch mit den Heften für die weiteren Strecken auszurüſten, ſo müßten
ieſe Hefte jedenfalls doch mindeſtens an denjenigen Stellen erhältlich
ſiein, die ſich bisher bereits mit der Ausgabe der Wochen= und
Monats=
harten befaßten. Es kann wohl erartet werden, daß die Direktion
mnſerer Straßenbahn der Anregung des Verkehrsvereins ſtattgeben
hoird, zumal durch eine Ermäßigung der Fahrpreiſe auf mittlere und
eitere Entfernungen der Verkehr zweifellos eine weſentliche Belebung
grrfahren wird.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
MSeitung Direktor Adalbert Steffter). Heute Sonntag finden zwei
Vor=
ſhellungen ſtatt. Nachmittags 3.30 Uhr gelangt als Familien= und
Frem=
wenvorſtellung zu kleinen Preiſen von 1—3 Mk. zum letzten Male die
miit großem Beifall aufgenommene Operettenpoſſe „Wie einſt im
Mai” zur Wiedergabe, während abends 8 Uhr die Operiſttenneuheit
„aganini” gegeben wird mit Kammerſänger Karl Jörn in der
Titelrolle. Morgen Montag (5. Abonnementsvorſtellung für Montags=
MMieter) und täglich finden Wiederholungen der Operette „Paganini” mit
KSammerſänger Jörn als Gaſt ſtatt.
— Reichsfürſorge für die Kleinrentner. Der Reichstag hatte dem
Goaushalt des Reichsarbeitsminiſteriums 1927 ſſür die
Kleinrentnerfür=
ſorge 25 Millionen Reſichsmark zur Verfügung geſtellt. Durch das
be=
hauerliche, zum Teil aber allerdings auf Anregungen von
Rentnerver=
retungen zurückzuführende Verhalten einer großen Anzahl von
Bezirks=
füirforgeverbänden ſind die Kleinrentner bisher nicht in den
Ge=
muß dieſer Bebräge gekommen. Um eine weitene Verzögerung der
Nutz=
harmachung dieſer Beträge zu vermeiden, haben das
Reichsarbeitsmini=
ſerium und das Reichsminiſterium des Innern jetzt über die
Ver=
heendung der Mittel neue Beſtimmungen getroffen.
Da=
mach erhalten Kleinventmer, die bereits am 1. April 1927 in Fürſorge
Geſtanden, alsbald eine einmalige Unterſhützung in Höhe des für den
MMonat Juli 1927 geltenden Kleinrentnerſatzes, mindeſtens jedoch: 1. als
Allleinſtehende 30 Reichsmark, 2. als Ehepaar 50 Reichsmark, 3, für
zuiſchlagsberechtigte Kinder je 10 Reichsmark. Es iſt nunmehr zu
ar=
noarten, daß die Mittel, die der Reichstag für die Verbeſſerung der Lage
woer Kleinrentner zur Verfügung geſtellt hat, alsbald ihrer
Zweckbeſtim=
nung zugeführt werden.
Erhöhung der Indalidenverſicherungsbeiträge für Nückſtände. Der
RBorſtand der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen ſchreibt uns: Zufolge des
Meichsgeſetzes vom 8. April 1927 betragen die
Invalidenverſicherungs=
meiträge vom 27. Juni 1927 an in: Lohnklaſſe I bei einem wöchentlichen
EArbeitsverdienſt bis zu 6 Mk. wöchentl. 30 Pfg.; Lohnklaſſe II (mehr als
. bis zu 12 Mk.) 60 Pfg.; Lohnkl. III (mehr als 12 bis 18 Mk.) 90 Pfg.;
„Lohnkl. IV (mehr als 18 bis 24 Mk.) 120 Pfg.; Lohnkl. V (mehr als 24
keis 30 Mk.) 150 Pfg.; Lohrkl. VI (mehr als 30 Mk.) 180 Pfg. Beiträge
ſütr die Zeit vor dem 27. Juni 1927 ſind vom 1. Auguſt 1927 an nach den
mieuen Vorſchriften zu entrichten. Beitragsmarken alten Wertes ſind
hoaher bei der Poſt und bei der Landesverſicherungsanſtalt nur noch bis
wum 31. Juli 1927 erhältlich. Die Arbeitgeber und die Verſicherten haben
woeshalb das größte eigene Intereſſe daran, daß die Beitragsentrichtung
Frür die Zeit vor dem 27. Juni 1927 ſpäteſtens bis 31. Juli 1927 in Ord=
„ung gebracht wird.
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen,
vom 25. Juli 1927 an auf 14 Tage zur Anſicht aufgeſtellt:
Abderhalden, Handbuch der biologiſchen Arbeismethoden.
I, 10. Berlin, Wien 1926; Bab, Shakeſpeares Weſen und Werke,
SStuttgart, Berlin, Leipzig 1925; Birt Von Homer bis Sokrates.
Weipzig: Die Chirurgie, herausgegeben von Kirſohner und
Nord=
rmann. 4, 1. Berlin, Wien 1927: Engler. Das Pflanzenreich.
/Heft 70, 84, 86, 89. Leipzig 1919. 1927; Fonti per la Storia
„0’Italia Scrittori Secolo XIII. Annali Genoveſi di Caffaro IV Roma
9.926; Ford. Das große Heute, das größere Morgen. Leipzig;
ſeHieſe Geiſt im Sport. München 1925; Kantorowicz, Kaiſer
FFriedrich II. Berlin 1927; Matthiag, Handbuch des Deutſchen
UUlnterrichts. 6, 2: Ehrismann, Deutſche Literatur. 2, 2, 1. Münben
M927: Moſer, Die Württemberger im Weltkrieg. Stutgart 1927;
WWalgeontographica. 66—68. Stuttgart 1924/27; Nouveau
Recueil genéral de Traités III. Serie 15. Leipzig 1926; Ronde,
Das Pariſer Abkommen vom 5. Mai 1925. Berlin 1927;
Samm=
ung, Guttentagſche, 166: Frauſtädter-Kreuzberger, Das Deutſche
lAusländerrecht. Berlin, Leipzig 1327; Schweinitz,
Denkwürdig=
reiten. 1, 2. Berlin 1927; Rerum „Italicarum Scriptores
219, 3. Citta di Caſtello 1914/26; Spieß, Die Religionstheorie von
Ernſt Troeltſch. Paderborn 1927: Stadtbilder Hiſtoriſche. 9.
ſſildesheim, Stuttgart, Berlin 1927: Weinbrenner, Briefe und
lelufſätze, herausgegeben von A. Valdenaire. Karlsruhe 1926;
Wiſ=
ſenſchaft und Hypotheſe. 26: Enriques, Zur Geſchichte der Logik;
22: Boutroux, Das Wiſſenſchaftsideal der Mathematiker; 31: Fraenkel,
m0 Vorleſungen über die Grundlegung der Mengenlehre. Leipzig,
Berlin 1927.
Zeitſchriften.
Liebig’s Annalen der Chemie. 452, 453. Berlin 1927; Ar=
Ehiv für Augenheilkunde. 97. München 1926; Archiv für ſoziale
ſcygiene und Demographie. N. F. 1, 1925/25. Charlottenburg;
Ar=
ochrv für Philoſophie. I. Abteilung für Geſchichte der Philoſophie.
585—37. Berlin 1923/26; Schweizeriſches Archiv für Volkskunde.
126, 27. Baſel 1926/27; Berichte über die gefamte Biologie.
AAlbt. 4: Berichte über die wiſſenſchaftliche Biologie, 1; Abt. B: Berichte
üüber die geſamte Phyſiologie. 38. Berlin 1926/27; Jahrbuch,
SHiſtoriſches. 46. München 1926; Zeitſchrift fün die geſamte
SStaatswiſſenſchaft. 82. Tübingen 1927 Zeitſchrift für
Kirchen=
ggeſchichte. 45. Gotha 1927: Zeitſchrift für franzöſiſche Sprache
uund Literatur. 48. Jena, Leipzig 1926. Vom 8. Auguſt an
verleih=
bar. Vormerkungen werden im Leſeſaale entgegengenommen.
Die Beiſetzungsfeier für Herrn
Miniſter von Orentand.
Die feierliche Beiſetzung des dahingeſchiedenen Herrn
Mini=
ſters von Brentano findet heute Sonntag, den 24. d. Mts., 11 Uhr
vormittags auf dem Waldfriedhof in Darmſtadt ſtatt. Es erfolgt
zunächſt die Einſegnung in der öſtlichen Friedhofskapelle, zu der
mit Rückſicht auf die Raumperhältniſſe der Zutritt, nur in
be=
ſchränktem Maße möglich iſt. Im übrigen werden die
Teilneh=
mer gebeten, ſich im weſtlichen Teil des Vorhofs zu verſammeln.
Nach der Einſegnung wird die Leiche vor der Kgpelle aufgebahrt.
Hier werden die Anſprachen gehalten und die Kränze
niedergelegt. Es werden der Herr Staatspräſident, der Herr
ſtellvertretende Miniſter für die Heſſiſchen Miniſterien des
In=
nern und der Juſtiz, der Herr Landtagspräſident und der Herr
Vertreter des Reichskanzlers und der Reichsregierung ſprechen,
denen ſich die weiteren Redner anſchließen werden. Nach der
Niederlegung der Kränze wird die Leiche im Zuge zur
Grab=
ſtätte geleitet. Die Teilnehmer der Trauerverſammlung werden
gebeten, wegen der Einreihung in den Zug die Weiſungen der
für die Aufrechterhaltung der Ordnung beſtimmten Beamten zu
befolgen.
Der Herr Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt bittet in
ſeiner heutigen Bekanntmachung, anläßlich der
Beiſetzungsfeier=
lichkeiten für den verſtorbenen Herrn Miniſter von Brentano die
Fahnen vormittags von 10 bis 1 Uhr
einzuzie=
hen oder halbſtock zu flaggen. Aus naheliegenden
Gründen iſt zu erwarten, daß zu Ehren des Verſtorbenen dieſer
Bitte nachgekommen wird.
Weitere Beileidskundgebungen.
Den trauernden Hinterbliebenen ſind noch folgende
Beileidstele=
gramme zugegangen:
Frau Miniſter von Brentano.
Unſere aufrichtige Teilnahme zu ſchwerem Verluſte.
Ernſt Ludwig, Eleonore.
Frau Miniſter von Bventano, Darmſtadt (unmittelbar vor dem Tode).
Der Heilige Vater ſendet aus ganzem Herzen apoſtoliſchen Segen
mit vollkommenem Ablaß.
Kardinal Gaſpari.
Staatsſekretariat, Botſchaftsrat von Brentano.
Anläßlich des Hinſcheidens Ihres Herrn Vaters beeile ich mich, im
Auftrag Sr. Eminenz des Kardinals Gaſpari innigſtes Beileid
auszu=
drücken.
Pizzardo, Unterſtaatsſekretär.
Frau von Brentano di Tremezzo.
Zum ſchmerzlichen Verluſte des hochgeſchätzten Herrn Staatsminiſters
von Brentano di Tremezzo entbietet Ausdruck aufrichtigſter Teilnahme
mit Verſicherung des Gedenkens am Altare. „Nuntius Pacelli.
Botſchaftsrat von Brentano.
Anläßlich des Todes Ihres von mir verehrten Herrn Vaters mein
herzlichſtes Beileid für Sie und Ihre Familie.
Hermann Müller, Reichskanzler a. D.
Frau Miniſter von Brentano, Darmſtadt.
Tieferſchüttert erfahre ich bei meiner heutigen Rückkehr das
Ver=
ſcheiden unſeres geliebten Herrn Miniſters von Brentano.
Hunderttau=
ſemde heſſiſche Zentrumsleute trauern mit Ihnen an ſeiner Bahre,
dar=
über hinaus das Heſſenland. Der heſſiſchen Zentrumspartei war er
30 Jahre Kämpfer, Freund und Führer.
Die trauernde heſſiſche Zentrumspartei ſpricht der trauernden Familie
ihr tiefempfundenes Beileid aus. Der Vorſitzende: Dr. Bockius.
Die Deutſchnationale Fraktion hat durch ihren
Vor=
ſitzenden Dr. Werner (Mitglied des Reichstags) in einmm längeren
Schreiben ihr herzlichſtes Beileid im Namen der Fraktion zum Ausdruck
bringen laſſen.
Spendet
für die Anwdeltergeſchabigten
in Rheinheſſen und Sachſen
Annahmeſtelle: Tagblatthaus, Darmſiadt.
— Wochenmarkt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreiſe
vom 23 Juli (pro Pfd. bzw. Stück in Pfg.): Kohlrabi 5—6, Karotten
5—6, Roterüben 10, Spinat 25, Römiſchkohl 12, Rotkraut 25, Weißkraut
25, Wirſing 15—20, Stangenbohnen 35, Buſchbohnen 25—30,
Wachs=
vohnen 30, Erbſen 25, Zwiebeln 15, Knoblauch 80, Rhabarber 10,
Toma=
ten 40—50, Endivienſalat 15—20, Gärtner=Kopfſalat 10—15, Freiland=
Kopfſalat 10—15, Salatgurken 40—70, Einmachgurken 500—700 (100 St.),
Blumenkohl einheimiſcher 25—100, Rettich 12—2, Peterſilie 5,
Radies=
chen 5—8, Fnühkartoffeln 8—10, Pfirſiche 50—60, Aprikoſen 80, Kirſchen
45—50, Johannisbeeren 20—25, Stachelbeeren 25, Mirabollen 60,
Reine=
clauden 60, Tafeläpfel 25—35, Tafelbirnen 30—40, Heidelbeeren 45,
Pflaumen 50, Bananen 60—70, Apfelſinen 10—20, Zitronen 5—10,
Süß=
rahmbutter 210, Landbutter 190—200, Weichkäſe 30—35, Handkäſe 4—15,
Eier friſche 11—15 Hühner 120—160, Tauben 70—90, Rindfleiſch 90—120,
Kalbfleiſch 120, Schweinefleiſch 90—130, Dörrfleiſch 140, Schinken 20,
Wurſt 70—140, Wurſtfett 60, Schmalz ausgelaſſen 95.
Lokale Veranſtaltungen.
— Im Hotel Prinz Heinrich am Alten Bahnhof findet
Sonntag abend Familienkonzert ſtatt; bei günſtiger Witterung im
Garten.
1600sg
Barmstädten
Fahrplanbuek
mit allen Anderungen bis 1. Juli 1927,
neu erschienen
Zu erhalten in der Geschäftsstelle,
Rhein-
straße, bei allen Buchhandlungen,
Ver-
kehrsbüro und Bahnhofs-Buchhandlung
Preis 0. 60 Mar k
Ausflugsſonderzug in die Eifel zur Abtei
Maria Laach.
„Das Auge der Eifel” heißt der majeſtätiſche See, der weſtlich von
Andernach auf der Höhe den Krater erloſchener Vulkane ausfüllt, an
deſſen Ufern noch heute Kohlenſäurequellen von den unterirdiſchen
Mäch=
ten erzählen. Beherrſcht wird Sce und Landſchaft durch die mächtige
Kirche und Abtei Maria Laach, wo heute die ehrwürdigen
Mönche des älteſten Ordens der Benediktiner ihren Wahlpruch: „Bete
und arbeite” verwirklichen. Eine Pfeilerbaſilika aus der Zeit unſerer
romaniſchen Dome von Worms und Speher und doch eine ganz
eigen=
willige Planung mit den ſechs Türmen, dem „Paradies”, einer offenen
Vorhalle mit Arkaden. „Ein Kunſtjuwel anmutigſter Pracht”, in deſſen
Innerem edelſte Einfachheit herrſcht, von deſſen Moſaik als
Apſiden=
abſchluß das zwingende, vergeiſtigte Auge des Chriſtuskopfes alles
be=
herrſcht. Pompös iſt der romaniſche, aus Sandſtein und Marmor unter
reichlicher Verwendung von Bronze verfertigte Hochaltar. In dieſen
um 1000 erbauten Hallen erklingt der ernſte Benediktinergeſang, in den
anſchließenden Kloſtergebäuden ſchaffen die Kloſterbrüder als Maler, als
Bildhauer, als Drucker, als Schriftſteller, im ſteten Wechſel von
Gottes=
dienſt und Kultur ſchaffender Arbeit. Wiſſenſchaft, Armen= und
Kran=
kenpflege, Seelſorge und muſterhafte Landwirtſchaft ſind Benediktiner=
Arbeitsgebiete. Dorthin fährt die Reichsbahndirektion Mainz ihren
Sonderzug am 31. Juli ds. Js. Die Abfahrt iſt nicht zu früh geſetzt,
ſodaß von Worms, aus Rheinheſſen und aus Richtung Darmſtadt der
Anſchluß zu dem Sonderzug in Mainz und Wiesbaden erreicht wird.
Dasſelbe gilt für die Rückfahrr. Gegen 10¾ Uhr trifft der Zug über
Andernach in Niedermendig ein. Die Teilnehmer werden den
Vor=
mittag benutzen, ſich dieſes reizende Eifelſtädtchen mit ſeinen Schätzen
anzuſehen und das Mittageſſen hier einnhmen. Nach dem Mittageſſen
wird empfohlen, zum Seee zu gehen (in gut einer Stunde) oder in
bequemen Autos zu weſentlich ermäßigten Preiſen dorthin zu fahren
(15 Minuten). In Maria Laach kann um 14,30 Uhr an der liturgiſchen
Veſper teilgenommen, eine Fahrt auf dem See oder ein Rundgang um
den See gemacht werden. Von 15½ Uhr ab iſt Gelegenheit für die
männlichen Teilnehmer, das Kloſter zu beſichtigen. Gegen 17 Uhr muß
der Rüchweg nach Niedermendig angetreten werden, um rechtzeitig zur
Abfahrt, die 18,53 Uhr erfolgt, am Bahnhof zu ſein.
Alles iſt, wie die ſeitherigen Sonderzüge bewieſen, aufs beſte
vor=
bereitet, ſodaß für alle Teilnehmer, ob ſie nun die Eifellandſchaft und
ihre majeſtätiſche Ruhe aufſuchen oder ob ſie vom Geiſte des
Kloſter=
gründers von Nurſia ſich packen laßſen wollen, aufs beſte geſorgt iſt;
ein in jeder Beziehung befriedigender Tag ſteht in Ausſicht. Alles
veitere beſagen die Plakate an den Bahnhöfen. Jeder Teilnehmer
er=
hält entweder beim Löſen der Fahrkarte an den Fahrkartenſchaltern
oder während der Fahrt einen Führer von Niedermendig — Laacher
See — unentgeltlich. (Siehe Anzeige.)
Rheinlandfahrt des Reichsausſchuſſes
für Weinpropaganda.
Um für den deutſchen Weinbau und den deutſchen Wein neue Freunde
zu werben, hat der Reichsausſchuß für Weinpropaganda in Ausſicht
ge=
nommen, im Laufa dieſes Sommers eine Fahrt durch die deutſchen
Wein=
baugebiete zu veranſtalten. An dieſer Fahrt, die in aller Kürze
ſtatt=
finden wird, werden ſich eine größere Anzahl Preſſevertreter aus dem
öſtlichen und nördlichen Deutſchland beteiligen.
Nach dem vorläufigen Programm ſollen beſichtigt werden; am
1. Tage Weinbaugebiete an der Moſel, insbeſ. einer Weinbaudomäne
oder dr Weinbauſchule zu Trier; der 2 Tag bringt die Teilnehmer über
den Hunsrück an die Nahe, Endpunkt Bad=Kreuznach. Am folgenden
Tage werden die Weinbaugebiete in der Pfalz beſichtigt, insbeſ.
Neu=
ſtadt und Dirkheim, auch iſt eine Fahrt durch das Pfälzer Nebengelände
nach Deidesheim geplant, mit anſchl. Beſichtigung der Sammlungen
des Herrn Geheimrat von Baſſermann=Jordan.
Den 4. Tag virleben die Teilnehmer in den geſegneten Gefilden
unſerer rheinheſſiſchen Provinz, Worms, Oppenheim, Nierſtein,
Nacken=
heim, Laubenheim und Mainz.
Am 5. Tag ſchließt ſich die Beſichtigung des Rheingaues an insbeſ.
der Domäne Steinberg, Kloſter Eberbach, Weinbauſchule in Geiſenheim;
der Abend vereinigt ſämtliche Teilnehmer in Rüdesheim.
Da ally Behörden und Körperſchaften bereits benachrichtigt ſind und
entſprechende Vorbereitungen treffen, kann wohl angenommen werden,
daß der Zweck der Reiſe dem z. Zt. infolge der wirtſchaftlichen Lage
ſchwer um ihre Exiſtenz ringenden deutſchen Weinbau neue Freunde und
neue Abſatzgebiete zu erwerben, voll und ganz erfüllt wird.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler oder fünſtieriſche Veranffaltungen, deren im Nachſiehmden drwdhnun
geſchieht, behält ſich die Redaltion ihr Urtell voe
— Palaſt=Lichtſpiele: Das Geheimnis von St.
Pauli. St. Pauli, die Stätte ungebundenſter Ausgelaſſenheit, aber
auch ſeltſamſter Verbrechen: Hier — wie faſt an keinem Platzz des
Kon=
tinents — finden ſich Arm und Reich, Hoch und Niedrig; hier trifft
man die Größen der Welt ebenſo wie die Exiſtenzen, die das Licht
ſcheuen. So auch heute: ein wirres Durcheinander von kreiſchendem
Lachen, gellender Muſik, tollem Wirbel — und etwas abſeits plötzlich ein
heftiger Wortwechſel um eine Dirne, „die rote Sonja”; ein
niederſauſen=
der Schlagring, ein gellender Schrei, und tot am Boden liegt ein Mann,
Die Nacht durchſchneiden Polizeipfiffe, die Mordkommiſſion wird
alar=
miert und raſch ſtellt ſie am Tatort die Einzelheiten feſt — doch der Täter
iſt entkommen. Groß ſoll er ſein, breitſchultrig und etwas Unheimliches
in ſeinen Augen — ſo ſchildert ihn die „rote Sonja” bei ihrer
Verhaf=
tung. So weit aus dem Inhalt dieſes ſpannenden Films. In den
Hauptrollen wirken mit die Lieblinge des deutſchen Kinopublikums, wie
Hanni Weiße. Carl de Vogt, Ernſt Rückert, Maria Solveg. Im
Mittel=
punkt ſteht Carl de Vogt als Konſul ausgezeichnet in ſeinen Szenen
als Verbrecher. Maria Solveg verſteht gut zu zeigen, wie ihre Liebe
zwiſchen zwei Männern ſchwankt, die tragiſchen Momente bewältigt ſie
mit erſtaunten Kinderaugen. Ausgezeichnet iſt Hanni Weiße. — Der
zweite Schlager: Die letzte Schlacht des Kapitäns Frank.
Auch dieſer Film wird ſein Publikum finden, nicht nur, weil er
pracht=
volle Meeraufnahmen zeigt, ſondern weil er auch als unbedingt ſpannend
zu bezeichnen iſt.
— Reſidenz=Theater (am Weißen Turm). Wer Ganghofers
Jäger von Fall” kemnt, wird nicht verſäumen, das gleichnamige
Filmwerk, welches im R.T. noch einige Tage zur Vorführung gelangt,
anzuſehen. Der Regiſſeur hat glänzend gewählt, und mit Kräften
erſt=
klaſſigſter Künſtler inmitten der wunderbaren Pracht des bayeriſchen
Hochlandes einen Film geſchaffen, der — es dürfte nicht zu viel geſagt
ſein — weit über dem Durchſchnitt ſteht. Es iſt ein gutes Zeichen dem
Kinopublikum gegenüber, daß der Zuſpruch bei deutſchen Heimatfilmen
ein weit größerer iſt, als bei großen Geſellſchafts= und pompöſen
Auf=
machungsfilmen. Zumal aber im Film beſonderer Wert auf die
natür=
liche Wiedergabe ſchönſter Punkte Deutſchlands gelegt iſt, dürfte man
es ſchließlich auch nicht anders erwarten. Im Beiprogramm iſt neben
dem Milieufilm der amerikaniſche Fünfakter „Das Erbe des
Ban=
diten”
— Union=Theater: „Der gute Ruf”. Lotte Neumann
war lange nicht in Darmſtadt auf dem Spielplan. Ob man ſie vermißt
hat? Dem Zuſpruch des jetzigen Films nach zu ſchließen, ſcheint es faſt
ſo. — Ihr Partner, dieſesmal Hans Mierendorf, ſpielt die Rolle des
Schablonenmenſchen glänzend. Inhaltlich iſt der Film geſtützt auf
trefflich gewählte Charaktereigenſchaften, und vor allem regieſicher —
mit allen Feinheiten der Herſtellungskunſt ausgearbeitet. Als zweiter
Schlager iſt Charlie Chaplin gewählt. Mit ſeiner gleichmäßigen Komik
und Originalität bleibt er uns ſtets, der beſte und beliebteſte
Luſtſpiel=
darſteller; das beweiſen wiederum klar und deutlich ſeine jetzigen Filme:
„Das hält kein Gaul aus” und „Der vorletzte Mann”.
Tageskalender für Sonntag, den 24. Juli 1927.
indestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, nachmittags 3½ Uhr: „Wie einſt im Mai”; abends 8 Uhr:
Paganini” — Orpheum: Geſchloſſen. — Feſthalle, nachm.
3 Uhr: Allgemeine Vorführungen; nachm. 6 Uhr:
Siegerverkündi=
ung. Maſſenchöre; abends 8 Uhr: Konzert und Tanz. —
Kon=
erte: Schloß=Café; Hotel=Reſtaurant Schmitz; Café Rheingold;
CaferReſtaurant Waldſchlößchen; Park=Café=Reſtaurant;
Zentral=
votel; Bismarck=Eck; Frankfurter Hof; Neues Schießhaus;
Rummel=
bräu; Woogs=Turnhalle; Reſtaurant Ehrhardt, Woogsplatz;
Bocks=
haut; Hauptbahnhof=Reſtaurant; udwigshöhe; Orangeriehaus;
Beſ=
unger Turnhalle. — Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele. — Perkeo Alexanderſtr., 8 Uhr:
Thüringer Volksſänger. — Landesmuſeum, vom 10—19 Uhr,
lusſtellung: Alte Kunſt. — Mathildenhöhe, von 10—19 Uhr,
jeder Art ſauch Beinleiden) erhalten koſtenloſe
P Heilberichte, Fr. Hornberger’s Heilinſtitut
Darmſtadt, Frankfurter Straße 40.
hr. Montags u. Donnerstags auch 4—6 Uhr, (11311a
prechſt, Werkt. 8
Aante
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Sonntag, den 24. Juli 1927
Feſtabend des Main=Rhein=Gaues
Der Auftakt zu den Turnfeſilichkeiten in Darmſiadt. — Vorfeier der Gauvereine.
Das Straßenbild Darmſtadts ſtand ſchon geſtern in den
Nachmittags=
ſtunden im Zeichen der großen turneriſchen Veranſtaltungen, die vom
B. Juli bis 8. Auguſt ſtattfinden. Reicher Fahnenſchmuck als äußeres
herzliches Willkommenzeichen für unſere Turner ziert die Häuſer und
eine feſtfrohe Menge bewegt ſich namentlich in der Rheinſtraße in
Rich=
tung Feſtplatz und von dieſem kommend. Der Auftakt zu den großen
Veranſtaltungem iſt vielverſppechend; es iſt zu hoffen, daß auch die
Er=
wartungen in Erfüllung gehen und beſonders auch der Wettergott ein
Einſehen hat.
Bereits geſtern nachmittag war in der Turnhalle am Woogsplatz die
Kampfrichterſitzung für Männer= und
Frauen=
turnen, die überaus ſtark beſucht war. Schon der Umſtand, daß die
(200) Delegierten mit Ausnahme von zweien, die ſich entſchuldigt hatten,
vollzählig erſchienen waren, beweiſt die allgemeine Teilnahme, das tiefe
Intereſſe an der Veranſtaltung und diu turneriſche Diſziplin, die bei
den maßgebenden Stellen herrſcht. Nachdem in der ernſten Sitzung die
Tagesordnung beendet und das umfangreiche vorliegende Material
durch=
geſpochen war, begab ſich der Zug der Kampfrichter unter Vorantritt
einer Muſikkapelle zum Feſtplatz, wo um 8.30 Uhr in der Fſthalle das
Gaufeſt des Main=Rhein=Gaues
mit einer Vorfeier eröffnet wurde. In der reichgeſchwüickten großen
Feſthalle, in der etwa 3000 Menſchen, Turner und Turnerinnen und
Freunde des edlen Turnſports, wohl hauptſächlich aus Darmſtadt, Platz
genommen hatten, entwickelte ſich bald lebhafte, freudige und
ſtimmungs=
volle Unterhaltung. Pünktlich begann das Feſtprogramm. Nach einer
wirkungsvollen muſikaliſchen Darbietung des Städtiſchen Orcheſters unter
Laitung des Herrn Dirigenten Naumann begrüßte Herr Rechtsanwalt
Kalbhenn, der Vorſitzende der Darmſtädter Turnerſchaft, am
Vor=
abend des großen Feſtes, das ein Ereignis für Darmſtadt werden ſoll,
mit herzlichen Worten die Turner und Turnerinnen und die
Feſtver=
ſammlung. Den deutſchen Tumern entbot er folgenden
Willkommengruß zum Gau= und Kreisturnfeſt in Darmſtadt:
„Herbei, Ihr Turner, kommt in Scharen
Nach Heſſens Hauptſtadt hin;
Es gilt, das Erbe Jahns zu wahren,
Bekennen deutſchen Turnerſinn,
Und allem Volke hier zu zeigen
Den Geiſt der deutſchen Turnerſchaft,
Der, unbeirrk vom Strom der Zeiten,
Für Volkswohl und Geſundheit ſchafft.
Ihr ſeid hier gaſtlich aufgenommen,
Das Feſt ſoll Euch Erinn’rung ſein.
Die Bürger rufen: „Seid willkommen,
Ihr Turner von dem Mittelrhein!“
Er gab ſeiner beſonderen Freude über die herzliche Anteilnague
der Stadt an dem Turnfeſte Ausdruck, die ſich in der feſtlichen
Aus=
ſchmückung zeige. Beſonderen Dank erſtattete er der Stadt und der
Stadtverwaltung für die Erbauung der herrlichen Feſthalle, die der
deutſchen Turnerſchaft beweiſe, daß ſie in Darmſtadt vollſtes
Verſtänd=
nis für ihre edlen Beſtrebungen finde. Er ſprach die Hoffnung aus,
daß die Arbeit, die geleiſtet worden ſei, ſich voll lohne. Die Darmſtädter
Turnerſchaft, die heute ihre Vorarbeiten und ihre muſtergültige
Tätig=
keit zum Gelingen des Feſtes beende, wünſche mit ihm den befreundeten
Turnern und Turnerinnen ein gutes Gelingen des Feſtes. Bevor er
die ſchöne Feſthalle der Gauleitung übergab, brachte er ein dreifaches
begeiſtert aufgenommenes „Gut Heil” auf die Stadtverwaltung aus.
Der zweite Gauvertreter Herr Hering hielt folgende Anſprache:
Deutſche Frauen! Deutſche Männer! Hochverehrte Ehrengäſte!
Liebe Turnſchweſtern und Turnbrüder! Mit dankbarem Herzen
über=
nehme ich in Vertretung des 1. Gauvertreters, unſeres hochgeehrten
und geſchätzten Turnbruders Karl Noth, der durch des Schickſals Tücke
heute leider nicht anweſend ſein kann, im Namen des Vorſtandes des
Main=Rhein=Gaues der deutſchen Turnerſchaft das Gauturnfeſt unter
herzlichſtem Danke an die Darmſtädter Turnerſchaft, insbeſondere ihren
Vorſitzenden, unſeres Turnbruders Kalbhenn. Wie freue ich mich, daß
es mir vergönnt iſt, in ſolch herrlicher Feſthalle, die unſerem Gaufeſte
einen beſonders würdigen Rahmen gibt, Sie alle auf das herzlichſte zu
begrüßen und ebenſo herzlich willkommen zu heißen, insbeſondere die
Ehrengäſte und die Turner und Turnerinnen. Turnſchweſtern!
Turn=
brüder! Die große Prüfung hat begonnen, aus dem ganzen Main=
Rhein=Gau ſeid ihr hierher geeilt um im friedlichen Wettkampfe
Zeug=
nis abzulegen, von dem, was ihr bis zum heutigen Tage im Sinne
unſeres Altvaters Jahn alles erlernt, wie ihr mit echtem deutſchen
Turnerſinn, Willen, Kraft und Zähigkeit, friſch, fromm, froh und frei,
den Körper und Geiſt geſtärkt, Muskeln und Sehnen geſtrafft — zum
Kampfe bereit!
Mit aller Energie eilten Turner und Turnerinnen dem Ziele
ent=
gegen, welches die deutſche Turnerſchaft ſich im Sinne Jahns, unſeres
Altvaters geſteckt hat. Ein großes, freies, deutſches und geſundes,
ſtarkes Volk zu ſchaffen unter Wahrung eines hohen Sinnes für
deutſche Treue und Bruderliebe!
Von Herzen wünſche ich, und gebe gerne der Hoffnung Raum, daß
das Gauturnfeſt einen unſerer deutſchen Turnſache würdigen Verlauf
nehmen, und das Anſehen des Main=Rhein=Gaues mehren möge, ſo daß
dasſelbe den früheren Gaufeſten würdig an die Seite geſtellt werden kann.
Herzlichen Dank ſage ich allen denen, die im Stillen gearbeitet und
gewirkt haben für das Gauturnfeſt. Insbeſondere hebe ich die
Ober=
turnwarte, Turnwarte, Vorturner und Vorturnerinnen hervor. Ein
prächtiges Stück Volksarbeit iſt geleiſtet worden. Nun liebe Turner
und Turnerinnen, die ihr morgen früh zum friedlichen Wettkampfe
zieht, tut eure Pflicht, gebt euer Beſtes. Keine überragende
Glanz=
leiſtungen werden gefordert, ſollen gezeigt werden, nein — zeigt wie
man nach deutſcher Turnerart den Körper geſund und ſtark macht, und
auch geſund und ſtark erhält bis ins hohe Alter. Zeigt auch, wie ihr
beſeelt ſeid von hohem Geiſte deutſcher Tugend, zeigt, welch mächtiger,
erfriſchender Zug nach vor= und aufwärts in der deutſchen Turnerſchaft
vorhanden, wie ſie mitarbeitet an der Erſtarkung und Ertüchtigung des
deutſchen Volkes, zum Beſten unſeres lieben deutſchen Vaterlandes.
Unſeren Gefühlen wollen wir Ausdruck verleihen, indem wir rufen,
der deutſchen Turnerſchaft, dem deutſchen Volk und Vaterland: Gut
Heil! Gut Heil! Gut Heil!
Im Namen der Stadt Darmſtadt und der Stadtverwaltung
be=
grüßte Herr Bürgermeiſter Müller die Feſtverſammlung, die Turner
und Turnerinnen herzlichſt in der Landeshauptſtadt und betonte, daß
es der Stadt Darmſtadt eine ganz beſondere Freude ſei, die
Turnfeſt=
lichkeiten in ihren Mauern abhalten zu können. Mit Freude habe man
mit der moraliſchen und materiellen Unterſtützung der Turnerſchaft die
herrliche Feſihalle eigens zu dieſem Feſt erbaut und werde, auch in
ſpäteren Jahren gerne an die eigentlichen Veranlaſſer zum Bau dieſer
Feſthalle dankbar denken. Die Stadt Daruſtadt habe ſchon vor 83
Jahren durch Stiftung einer Fahne an die Darmſtädter Turnerſchaft
be=
wieſen, daß ſie ſich eng mit den edlen Beſtrebungen der Turnerſchaft
verbunden fühle. Bedeutende Turnernamen habe Darmſtadt, er
er=
innere nur an die Turner Felſing, den Schöpfer des Turnwappens, den
verſtorbenen Kreisvertreter Schmuck und viele andere, ſowie den
hoch=
verdienten Gauoberturnwart Hofferberth. Tauſende ſtrömen nach
Darmſtadt, um an den Feſtlichkeiten teilzunehmen. Die tiefe
Be=
deutung des Turnens für Geiſt und Körper werde nicht verkannt. Das
Gemeinſchaftsgefühl und damit die Heimat= und Vaterlandsliebe werde
geſtärkt. Sein dreifaches „Gut Heil” galt der Deutſchen Turnerſchaft.
Die Anſprachen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Das
Feſtprogramm brachte weiter turneriſche, geſangliche und muſikaliſche
Darbietungen. Die rhythmiſchen Keulewübungen der Turnerinnen des
Turnvereins Arheilgen waren ſehr gut, zweckentſprechend und
wur=
den mit Grazie und großer Harmonie ausgeführt. — Das Turnen der
Geübtenen der Darmſtädter Turnerſchaft zeigte wahre Prachtleiſtungen
am Reck, wie man ſie von den Ausübenden ſtets gewohnt iſt. Die
neu=
zeitlichen Freübungen der Turnerinnen des Turnvereins Groß=
Gerau zeigten, daß die Ausübenden mit Luſt und Liebe bei der Sache
waren. Sie verdienen volle Anerkennung. Ebenſo waren die
Freiübun=
gen der Turnerinnen des Turnvereins Sprendlingen ganz
beſon=
ders gute Leiſtungen. Die Stabütbungen wurden in flüſſiger Form
aus=
geführt. Die Turngemeinde darf ſtolz auf die Refultate ihrer Ausbildung
ſein.
Die Sänger der Darmſtädter Turnerſchaft unter der vorzüglichen
Leitung ihrer Dirigenten Herren Friedel Fiſcher und Jakob Kehr,
die ſich abwochſelten, brachten ſtimmungsvolle Lieder, wie „Der
Feſt=
geſang an die Künſtler”, zwei Chöre von Bruck und von Arnold Zöllner,
zu Gehör und ernteten damit lebhaften Beifall. — So bildete dieſe Feier
einen würdigen Auftakt zu den kommenden turneriſchen
Feſtveranſtal=
tungen in Darmſtadt, der zu den ſchönſten Hoffnungen berechtigt.
33. Mitielrheiniſches Kreisturnfeſi.
Singen beim 33. Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſt.
Deutſche Turner waren von jeher immer ſangesfrohe Leute. Sie
ſangen bei all ihren Zuſammenkünften, auf den Turnplätzen, bei
Tagungen und auf den Turnfahrten. Welch köſtlichen Liederſchatz birgt
das im Auftrag der Deutſchen Turnerſchaft von Dr. Edmund
Neuen=
dorff herausgegebene Liederbuch „Volker”. Man ſang bei den Turnern
nicht nur einſtimmige Lieder, auch der vierſtimmige Männerchor wurde
ſorgfältig gepflegt. So gibt es im Mittelrheiniſchen Turnkrüſe eine
ganze Anzahl Geſangsriegen, die über 50 Jahre beſtehen. Bei öffentlichen
Geſangswettſtreiten ſind die Turnerſänger ſeither weniger in die
Oeffent=
lichkeit getreten, wird doch das Singen hauptſächlich zur Veredelung
der Vereinsfeſtlichkeiten betrieben. In den letzten Jahren erſt haben die
Turnerſänger ſog. Wertungsſingen im Turnkreiſe veranſtaltet. Dieſe
Singen ſollen dazu dienen, ſich gegenſeitig kennen zu lernen, die
Lei=
ſtungsfähigkeit wie auch Fortſchritte zu ermitteln und ſich einander
an=
zuregen. Alle zwei Jahre finden ſolche Wertungsſingen im 9.
Turn=
kreiſe ſtatt. Das letzte Wertungsſingen wude im Jahre 1926 in
Schwan=
heim a. M. abgehalten. Dort wurde in vier Stärkeklaſſen geſungen und
beteiligten ſich über 1800 Turnerſänger aus 42 Turnvereinen. Nach den
Erfahrungen dieſes Singens iſt ein Aufſtieg dieſes Zweiges deutſchen
Turnens ſicher zu erwarten.
Beim 33. Kreisturnfeſt und bei dieſem vorangehenden
Gauturn=
feſt werden auch die Turnerſänger ausübend beteiligt ſein.
Heute Sonntag werden die Turnerſänger des Main=Rheingaues die
Siegerverkündigung einleiten. Die Kreisſängerſchaft tritt am 31. Juli auf
den Plan, ſie wird ebenfalls Maſſenchöre, und zwar vor den
Maſſenfrei=
lübungen der Männer zu Gehör bringen. Weiterhin werden
Einzel=
chöre der größeren Geſangsriegen des Kreiſes in der Feſthalle die
Feſt=
beſucher erfreuen. Gut Heil!
H. Müller.
*Dorfkalender 1928.
Und endlich bin ich heimgegangen,
Zu alter Stell und alter Lieb”.
Und von mir ab fiel das Verlangen,
Das einſt mich in die Ferne trieb.
Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung,
Was ſich umwerbend ihr geſellt:,
Das Haus, die Heimat, die Beſchränkung,
Die ſind das Glück und ſind die Welt.
Mit Recht hat ſich der neue Band des Dorfkalenders dieſe
Worte Fontanes zum Geleitwort gewählt. Es iſt eine Freude, in
den 112 Seiten herumzublättern, die Bilder, ausgezeichnete
Reproduk=
tionen nach Originalen von Prof. Johs. Lippmann in Lichtenberg i. O.,
den Graf Gardenberg als den unermüdlichen und unbeirrten Maler der
Welt des Bauern feiert, zu betrachten und die gehaltvollen und teils
ſehr amüſanten Erzählungen zu leſen. Nach Inhalt und Form (ſauberer,
klarer Druck auf ſchönem weißen Papier), eine vorbildliche
Leiſtung, die die üblichen Kalender weit überragt, und dabei nur
65 Pfennig koſtet.
Den Auftakt unter den Beiträgen macht Prof. Karl Bader mit
einem illuſtrierten Beitrag „Heſſiſche Städte am Rhein”
(Worms, Oppenheim, Mainz, Bingen), ausgezeichnet durch die klare und
freundliche Art der Darſtellung, die Geſchichtliches und Landſchaftliches
in einer feinen Einheit verbindet. Beſinnliche Worte mit einem
be=
jahenden Ton für manche gute alte Dorfſitte findet Profeſſor Dr. Ga.
Koch=Gießen in ſeinem Aufſatz: „Vom Ich vom Wir im Dorfe‟;
Juſtitiar Scharmann dagegen handelt über die geſetzlichen
Be=
ſtimmungen des „Nachbarrechts”. Mit ſehr viel Hoffnung auf
unſere Bauernjugend ſchreibt Dr. Ernſt Zeh temperamentvolle Worte
über den „Bauer und ſein Kleid”: „Solange die Volkstracht
mit berechtigtem Standesſtolz getragen wird, wird ſie auch nicht
aus=
ſterben. Denn Charakter und Kleidung, inneres Weſen und äußeres
Auftreten müſſen im Einklang miteinander ſein.” — Für
Unter=
haltung ſorgt der Kalender ausgiebig durch Beiträge von Bock,
Bechtolsheimer, Eimer, Gros, Ruppel und Sulzmann. Einige Aufſätze
wenden ſich beſonders an den Landwirt und
Genoſſenſchaft=
ler, (ſo von Oekonomierat Haug, Groß=Umſtadt über „Bäuerliche
Weidewirtſchaft”; Dr. Bitterhof, Berlin über: „Das deutſche
land=
wirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen‟, Dr. Sunkel, Marburg a. d. L.,
über: „Unſere gefiederten Bundesgenoſſen”; Frech, A., Darmſtadt,
über „Richtige Fütterung”). — Zahlreiche Tabellen und
Ueber=
ſichten: (Wie berechne ich meine Zinſen, Ueberſicht über die
Nähr=
werte einiger Futtermittel, Trächtigkeits= und Brütekalender,
Wiſſens=
wertes über Keimfähigkeit uſw. der wichtigſten landwirtſchaftlichen
Samen, Vergleichung von Lebend= und Schlachtgewicht der Schlachttiere,
Saatbedarf und Ernteertrag, Das Miſchen der Kunſtdüngemittel,
Jagd=
kalender, Maße und Gewichte, Verzeichnis der Meſſen und Märkte in
Heſſen) machen den Kalender beſonders wertvoll und nützlich. Dem
zweifarbig gedruckten Kalendgrium gegenüber, das auch
einen Arbeitskalender für Haus und Hof und eine
Wetter=
vorherſage nach dem hundertjährigen Kalender enthält, iſt genügend
Naum für Notizen freigelaſſen.
In der Mehrzahl ſeiner Beiträge aber wendet ſich der Kalender an
alle Menſchen im Dorf und in der Stadt, die ihre Heſſenheimat
lieben; es wäre denkbar, daß einmal der Dorfkalendermann
eine wirkliche Macht wird, die auch den „Kulturträgern aus der Stadt”
auf die Finger klopft, wenn ſie auf ihren Wanderungen gewöhnlich durch
weggeworfenes Papier und Abfälle ihren Beſuch dokumentieren müſſen!
Alles in allem eine Leiſtung, die durchaus Ermunterung und
Aner=
kennung verdient.
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Stahlgang-Regelung
Rheum, Sapo je 2. Cal. 3. Junip. 1. Rloe 4.
Zu haben in allen Apotheken zu 1 Mk.
Kredite für Obſi und Gemüſe.
Mainz, 22. Juli. Vorgeſtern fand in der „Stadt Mainz” auf
Ein=
ladung der heſſiſchen Miniſteriglabteilung für Erährung und
Land=
wirtſchaft eine Verſammlung ſtatt zwvecks Uieberleitung der Obſt= und Ge=
Verfügung geſrellten Kredite an die Organiſavon der Obſt= und
Ge=
müſebau treibenden Bevölkerung Heſſens. Neben den
Miniſterialbeam=
ten waren etwa 60 Vertreter erſchienen, darunter diejenigen der
Kreis=
ämter Mainz, Bingen und Groß=Gerau, der Landwirtſchaftskammer,
der Landwirtſchaftsämter Mainz, Gau=Algesheim und Groß=Gerau, der
Genoſſenſchaften und Märkte von Finthen, Gonſenheim, Mombach.
Budenheim, Heidesheim, Ingelheim, Gau=Algesheim und Nauheim.
mehrerer Gemeinden und des Gärtnerei=Vereins Mainz und Umgegend.
Herr Miniſterialdirektor Uebel leitete die Verſammlung und erbat die
Meinungsäußerung der Erſchienenen über die Frage, wie die von ſeiten
des Reiches in Form billiger Kredite vorgeſehene Unterſtützung dem in
Not geratenen Obſt= und Gemüſebau am erfolgverſprechendſten zuteil
werden könnte. Herr Oberlandwirtſchaftsrat Bauer zeigte an Hand
ausgedehnten ſtatiſtiſchen Zahlenmaterials, wie notwendig es iſt, aus
volkswirtſchaftlichem Intereſſe den Einfuhrüberſchuß an ausländiſchem
Obſt und Gemüſe herunterzudrücken durch Steigerung der inländiſchen
Erzeugung bei gleichzeitiger Verbilligung und Verbeſſerung der
ange=
botenen Ware. Er glaubt, daß dieſes Ziel nur durch
genoſſenſchaft=
lichen Zuſammenſchluß bei einheitlicher Zielſetzung erreicht werden kam.
Herr Landwirtſchaftsrat Dr. Görlach, Gau=Algesheim, wies
da=
rauf hin, daß er bereits im Jahre 1925 verſucht habe, dieſen ſchärferen
genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß in dem hieſigen Obſt= und
Gemüſe=
baugebiete zu verwirklichen. Dieſes Ziel ſei jedoch leider aus verſchie,
denen Gründen nicht erreicht worden. Er hält auch heute noch dieſen
Zuſammmſchluß für unbedingt notwendig, um auf dieſem Wege
ge=
nügende Mengen gleichartiger Ware beſter Qualität vorbildlich ſortiert
und verpackt dem Handel anbieten zu können. Die Not der Erzeuger
und die Paſſivität unſerer Handelsbilanz zwingen dazu, in der
Rich=
tung auf eine Standardiſierung zum Zwecke der Qualitätsverbeſſerung
und Abſatzſteigerung der inländiſchen Obſt= und Gemüſebauerzeugniſſe
hinzuarbeiten. Nur auf dieſem Wege wird eine Wert= und damit in
der Zukunft eine Produktionsſteigerung erzielt werden können, nur bei
Sicherſtellung einer genügenden Rentabilität wird der Obſt= und
Ge=
müſebauer aufgemintert werden, ſeinen Betrieb durch Ankauf von
Maſchinen, hochwertigem Saatgut, Dunger uſw. zu intenſivieren. Neben
der auf dieſe Weiſe zu ermöglichenden Bedarfsdeckung an
Nahrungs=
mitteln wird der Innenmarkt für Induſtrieerzeugniſſe belebt und die
Arbeitsloſigkeit vermindert werden, vor allem jedoch werden für
hundert=
tauſende von kleinen und kleinſten landwirtſchaftlichen Betrieben die
Exiſtenzmöglichkeiten erhalten bleiben können. Gerade das letztere könn
erreicht werden durch Erſtellung von Glashäuſern mit Hilfe öffentlicher
Kredite.
Herr Beigeordneter Becker, Gonſenheim, hält die Errichtung
dieſer Glashäuſer in Gonſenheim für das einzige Mittel, die dortigen
Gemüſebauer vor dem Rwin und der Abwanderung zun Induſtrie zu
bewahren. Im Hinblick auf den Abſatz befürwortet er den
Zuſammon=
ſchluß von Mombach und Gonſenheim und dem gemeinſamen
Markt=
verkauf. Auf dieſe Weiſe hofft er, im Intereſſe des Familienlebens
die Frauen der Landwirte vom Mainzer Markt femhalten zu können.
Herr Generaldirektor Dr. Hamann, Darmſtadt, führt aus, daß
die Landwirtſchaftskammer ſtets darauf bedacht ſei, dem Obſt= und
Ge=
müſebau mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen. Gerade im Hinblick
auf die Glashauskultur weiſt er hin auf die Erfahrungen, die die
Land=
wirtſchaftskammer bereits in Groß=Umſtadt machen konnte und die ſie
bei dem noch dieſes Jahr zu errichtenden Glashaus in Gonſenheim
verwerten könne. Zur Klärung aller weitenen Fragen über
Organi=
ſatton, Abſatz und Kreditverteilung hält er die heutige Zahl der
Teil=
nehmer für zu groß und ſchlägt vor, baldigſt in kleinerem Kreiſe
hier=
über zu einem Entſchluß zu kommen. An der Ausſprache beteiligten
ſich außerdem die Herren Bürgermeiſter Kaul=Nauheim, Heinrich=
Budenheim, Pfeiffer=Finthen, Oehl=Mombach, Meher=Finthen, Knörr=
Kaſtel, Dr. v. Frentz=Bingen, Dr. Diehl=Gonſenheim. Das Ergebnis
der Ausſprache war der einheitliche Wille, durch gemeinſame, wenn
möglich genoſſenſchaftliche Arbeit die angeſchnittenen Fragen einer
Klärung näher zu bringen. Ueber die Frage der Inanſpruchnahme,
Verteilung und Verwendung des Reichskredites ſoll nach erfolgter
Ein=
ladung durch die Landwirtſchaftskammer zunächſt in einer Kommiſſion
von etwa 15 Vertretern aus den Obſt= und Gemüſebaugebieten Heſſens
beſchloſſen werden.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 24 Juli. 8: Morgenfeier vom Wartburgverein E. V.,
Frankfurt a. M. o 11.30: Prediger Schramm=Offenbach: Ein
Tag im Landerziehungsheim. O 12: Uebertr. des Glockenſpiels aus
dem Darmſtädter Schloß. 12.30: Ständchen von der Kapelle
Gunnar Anderſſon. o 15: Märchentante Amalie Schatt. Fröhliche
Märchen von Will Veſper. 6 16: Konzert des Männergeſangvereins
„Rheingold” Biebrich a. Rh. 6 17.30: Uebertr aus dem
Elber=
felder Stadion: Endlauf der Meiſterſchaft der Welt hinter
Schritt=
machern über 100 Km. 20: Uebertr. von Stuttgart: Franzöſ.
Abend. Altfranz. Claveciniſten. (Einführ. Worte von Prof. Nagel.)
12 Darbietungen, u. a. „Djamileh”, Oper von Bizet. — „Am
Poſt=
ſchalter‟. Eine Szene von G. Courteline. Anſchl.: Tanzprogramm.
Stuttgart.
Sonntag, 24. Juli. 11.30: Morgenfeier. Mitw.: W. Kuron
(Harmonium), Fr. Künſtner (Violineſ. 0 13.15:
Schallplatten=
konzert: Puccini. O 15: Märchentheater. Jeſſel: Kadettenſtreiche.
— Ziehrer: Wiener Kinder. — Aus dem Märchenreich. — Siede:
Zug der Gnomen. — „Die Nachtigall”. Von Anderſen. — Ziehrer:
Kinderlieder=Marſch. — Komzak: Volkslieder und Märchen. O 16.30:
Konzert. Mitw.: Martha Körner, H. Lingor, Rundfunkorcheſter,
14 Darbietungen. 18.15: Prof. Verweyen: Askeſe. O 18.45:
Kurt Heynicke lieſt aus eigenen Werken. O 20: Franzöſiſcher Abend.
Mitw: Anna Roner (Klavier), Elſe Rüthel, Prof. Nagel, K. Köſtlin,
K. Mayer, Südd. Rundfunkoper, Philharm. Orch. Stuttgart.
— Prof. Nagel: Altfranzöſ. Claveciniſten. — Chambonnieres:
Gaillarde. — Lully: Air tendre. — Dagincourt: Le moulin a vent.
— Dandrieux: Le Ramage aus Le concert des diſeaur. —
Marchand: Gavotte. — Daquin: Le coucou. — Berenger: Die
rote Henne. — Couperin: Les roſeaux. LArlequine. Le Tic=Toc=
Choc vu les Maillotins. — Muſſet: Der Mond. — Rameau:
Muſette en Rondeau. La de Croiſſy. — Verlaine: Gedichte. —
Diamileh”, romantiſche Oper, Muſik von Bizet. — Franzöſiſche
Humoriſten. — Saint=Saens: Allegretto aus dem Cello=Konzert.
— „Am Poſtſchalter”. Szene von Courteline.
Berlin.
Sonntag, 24. Juli. 6.30: Konzert. 7 Darbietungen. — In der
Pauſe: Gymnaſtik. O 9: Morgenfeier. 6 11.30: Muſik. 12
Dar=
bietungen. 14.30: G. Bamberger: Berliner Humor. o 15:
Dr. v. Falck: Der Weidegang als Grundlage einer leiſtungsfähigen
Rinderzucht. 6 15.30: Märchen von Paul Keller, geleſen von Adele
Proesler. O 17: Dr. Becces Kammer=Orcheſter. Mozart: Ouv.
zu La finta ſempliec. — Strauß: Morgen. Heimliche Aufforderung.
— Korngold: Vorſpiel und Serenade aus Der Schneemann. —
Becce: Scene paſſionee. — Fresco: Aus ſüdlichen Sphären. —
Strauß: Fant. aus Elektra. — Leoncavallo: Zaza. — Gauwin:
Türkiſche Suite. e 19.05: Dr. Brattskoven: Rom. o 19.30:
Forſchungsreiſender Spatz: Meine Reiſe nach Tripolis. e 19.55:
Fr. Böhme: Vom magiſchen Kulttanz zum modernen Tanzdrama.
D 20.30: Franzöſ. Abend. Mitw.: Paul Bildt (Rezit.), Joſ.
Schwarz (Klavier), Boris Schwarz (Violine), Dora Bernſtein=
Börner (Sopran), Couperin: Le bavolet flottant. — Rameau:
Le rappel des oiſeaux. Tambourin. — Bouffiers: La curieuſe. —
Martini: Plaiſir d'amour. — Beaumarchais: Monolog des Figaro.
— Pegaud: La griſette du quartier latin. Le temps des ceriſes.
— Muſſet: Szene aus On ne badine pas aver Lamour. —
Saint=Saens: Havanaiſe — Maſſenet: Air de Manon. — Zola:
Eine Szene. — Darius Milhaud: Erſte Sonate. — Roſtand:
Balkon=
ſzene aus Cyrano de Bergerac. Am Flügel: Ben Geyſel. 0 22.30:
Tanzmuſik.
ſorgung ang
Fltäten ſollen
Twerden. Ma
imnltioniern
Aus
wirts Adm
beſchäftigt.
verbrannte
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Waldfru
plücken
um e
Aut a
bericht
laufen.
Oonr dilhns brauff zr Anstnnnn
Dacnren Cadassan Mic ails Kaain!
Am Bohnhof + Fernruf 248
ſeummer 203
Sonntag, den 24. Juli 1927
Geite 2
Aus Heſſen.
Sriesheim, 23. Juli. In der Woche vom 25. bis 30. Juli finden
g em hieſigen Trupepnübungsplatz täglich vormittags von 5—12 Uhr
s ichießüübungen ſtatt — Der das Bauquartier öſtlich der Hof=
Yw traße enthaltende Ortsbauplan liegt in der Zeit vom 26. Juli
Bhit ſchließlich 8. Auguſt d. J. auf der Bürgermeiſterei (Zimmer 8)
wmid der üblichen Dienſtſtunden offen. Einwendungen gegen den
QBderplan ſind während der Offenlegungsfriſt bei Vermeidung des
Aühruſſes, daſelbſt vorzubringen.
Eberſtadt, 22. Juli. Zur Wiedereröffnung des
ſeſeliriſchen Bahnbetriebs von der Wartehalle bis
zhuſsriedhof in Eberſtadt. Wie bereits kurz berichtet worden
ceAbſichtigt die Heag, den Bahnbetrieb von der Wartehalle bis zum
Flof demnächſt wieder zu erofſnen. Dieſer Entſchluß trägt einem
=einden Verkehrsbedürfnis Rechnung und wird beſonders von der
ABlrmmg des ſüdlichen Ortsteils dankbar begrüßt. Mit der
Wieder=
drn ng der Strecke erfüllt die Heag wieder die in dem mit der Ge=
Eberſtadt am 4. April 1913 abgeſchloſſenen Vertrag
übernom=
w Werpflichtung: „im Anſchluß an die Eelektrifizierung der ihr ge=
Hb=en und von ihr ſeinerzeit betriebenen Dampfbahn von Darmſtadt
mArberſtadt eine elektriſche Bahn durch Eberſtadt bis zum Friedhof
urſoauen, und zwar durch die Ortsdurchfahrt Eberſtadt der Straße
U/Eürdt=Jugenheim‟. Die Strecke wan im Kriege unter einem
bekann=
mögerwande ſtillgelegt worden. Der Gemeinderat, der noch im vori=
gen mu/ 2
nahre einem Antrag des Gemeinderats Heißt auf Wiedereröffnung
ZGSttrecke im Hinblick auf die befürchtete Gefahrſteigerung auf der
i und unüberſichtlichen Ortsdurchfahrt ablehnend gegenüberſtand,
grführt regeln ſoll, wirkſam entgegentreten zu können. Da die
AAenfführung der elektriſchen Bahn in die Bergſtraße bereits beſchloſſen
ſüu, in abſehbarer Zeit zur Ausführung kommen wird, hätte mit der
5 üchrung des Bahnbetriebs bis zum Friedhofe im übrigen über kurz
Ibl hang doch gerechnet werden müſſen. Bei dieſer Sachlage iſt die
Hhrlbche Stellungnahme des Gemeinderats in dieſer Angelegenheit
AEyruis begreiflich und anzuerkennen.
Wfungſtadt, B. Juli. Die Pfungſtädter Turnvereine
dnhärts. Der Turnverein Pfungſtadt beteiligt ſich am Sonntag
emm Gaufeſt des Rhein=Maingaues der Dutſchen Turnerſchaft in
Emkadt. Die Freie Turngemeinde Pfungſtadt dagegen unternimmt
de urngang nach Reichenbach i. Odw., wo ein Fahnenweihfeſt
abge=
hnn wird. — Haferlieferung. Die Gemeinde Pfungſtadt ſchreibt
Abnppärtig die Lieferung eines größeren Poſtens Hafer für die Faſel=
Yw tung aus. Angebote haben bis Montag zu erfolgen. —
Heu=
rrchᛋyſ lictehrgrasverſteigerung. Am Montag nachmittag findet
unf iſnhathaus die Rohr= und Grasnutzungsverſteigerung von den ſog.
Rmrorgen und am Grenzgraben, an der Torfgrube, der Großen und
Achium Stotze uſw. in mehreren Loſen ſtatt.
Pfungſtadt, 23. Juli. Wanderausſtellung für
Ge=
aMbeitspflege. Am heutigen Samstag vormittag wurde die
/4dyerausſtellung für Geſundheitspflege und ſoziale Fürſorge hier
er=
ilat Die Ausſtellung iſt in der Schulturnhalle untergebracht.
Roßdorf, 23. Juli. 25jähriges Stiftungsfeſt des Geſangvereins
eſtdarkranz” Roßdorf. Der Geſangverein „Liederkranz” beging
Yöjähriges Stiftungsfeſt. Obwohl am Samstag nachm. noch ſtarke
inrer über unſer Dorf zogen, ſetzte der Wettergott bis zu Beginn des
ſ3 3 ein freundlicheres Geſicht auf. Die Ortsſtraßen prangten in
ein Girlanden= und Flaggenſchmuck. Ein Fackelzug, an dem ſich alle
Ac wreine beteiligten, bewegte ſich am Samstag abend durch die Orts=
Flſteir nach dem Feſtplatz. Dort wechſelten Anſprachen und Chöre der
0Myavereine ab. Das Leben geſtaltete ſich alsdann außerordentlich
beur) owatü ich und hielt eine frohe Feſtſtimmung bis zum frühen Morgen an.
ſen, Rirf A Glsonntag, vorm. 6 Uhr, ertönte in den Ortsſtraßen der Weckruf
s Eyſ ym mach und nach trafen die auswärtigen Vereine ein. Mittlerweile
Eſtraßen nach dem Feſtplatz in Bewegung. Nach dem
Begrüßungs=
clſhdrr Gefangvereine „Sängerluſt” und „Conkordia” begrüßte der
Vor=
ſlſtrdl= des Feſtausſchuſſes des Vereins, Herr Graf, die Gäſte in ſinniger
ABe. Alsdann ergriff Herr Georg Herm. Löffler das Wort zur Feſt=
In RNachdem brachte eine Anzahl Vereine ihre Begrüßungslieder zum
Kru=g und ein reges Leben auf dem Sportplatz ſetzte ein. Am Montag
nmuttag entwickelte ſich auf dem Feſtplatz nach einem Feſtzug des
MAüks ein Volksfeſt mit Kinderbeluſtigung. Ein prächtiges Feuerwerk
will end bildete den Schluß des Feſtes. Der Verlauf des ganzen Feſtes
miſfolge der Tätigkeit des gut zuſammengeſtellten Feſtausſchuſſes mit
ſſem rührigen Vorſitzenden der denkbar beſte.
MDieburg, 23. Juli. Die Gasverſorgung des
Nord=
il es. Bei der im Kreisamtsgebäude unter dem Vorſitz von
Re=
ggrngsrat Walter ſtattgefundenen Beſprechung kam man zu dem
Er=
sais, daß der nördliche Teil des Kreiſes Dieburg an die
Ferngasver=
fſſeung angeſchloſſen werden ſoll. Nach Erfüllung der nötigen Forma=
Men, ſollen die Arbeiten von Darmſtadt aus in Angriff genommen
wex. Man kann alſo wohl ſchon für den kommenden Winter mit
UUn monierung der Gasverſorgung rechnen.
*FAus dem Weſchnitztal, 23. Juli. Der 15jährige Sohn des
Land=
as* Adam Steinmann aus Zotzenbach war mit Ablöſchen von Kalk
ääſttigt. Dabei rutſchte er aus und ſtürzte in die Kalkgrube. Er
armnnte ſich derart, daß ſeine Ueberführung in das Krankenhaus in
Lieim notwendig wurde. Geſtern nun iſt er nach eintägigen ſchweren
Elam geſtorben.
RVon der Bergſtraße, 23. Juli. Himbeerernte. Eine ſehr
wimbeerernte haben wir in dieſem Jahre und verdienen ſich emſige
ge ein hübſches Sümmchen Geld, denn der Schoppen dieſer ſüßen
9dnrucht wird mit 40—50 Pfennig bezahlt. Bei günſtigem Wetter
hem Leute täglich viele Liter Beeren, entweder zum Verkauf oder
Selbſtbedarf in der Familie. Auch die Brombeerernte fällt recht
a1s. Dieſe wilde Frucht iſt ebenfalls viel begehrt und wird gut
fhl t.
*PAuerbach, 23. Juli. Berichtigung. In dem Gemeinderats=
Eüſl von Auerbach in Nr. 202 iſt ein empfindlicher Satzfehler
unter=
ben Der Satz in den Zeilen 16—19 muß richtig heißen: „Zwölf
Ge=
ſe eien bei der Bürgermeiſterei eingegangen, und jeder Geſuchſteller
ſte einige hundert Mark Anzahlung leiſten.”
Heppenheim a. b. B., 22. Juli. Oeffentliche
Stadtrats=
uan g. Zunächſt ſtand der Voranſchlag der Oberrealſchule zur
Be=
rmr. Der Zuſchuß der Stadt wurde auf 29 113 Mark feſtgeſetzt. Der
Fhſrß des heſſiſchen Staates beträgt 59 235 Mark. Der Voranſchlag
ndei angenommen unter Anwendung der möglichſt größten
Sparmaß=
menn. — Auch der Waldwirtſchaftsplan für das Jahr 1928 wurde
gereißen. Zu den Koſten für Wegebauten in Höhe von 3500 Mark
nnnur die Ortsbünger herangezogen werden. Auch ſchlägt das
Forſt=
gwwr, in Zukunft auch Windfall als Holzſchlag zu rechnen. Man
be=
ahnigt, in den nächſten zwei Jahren 600 Feſtmeter Holz mehr ſchlagen
aſs en und den Erlös für den Schulhausneubau zu verwenden. Aus
BWalde wurden insgeſamt im letzten Jahre 75 000 Mark erlöſt. —
FiPAnträge auf Wirtſchaftskonzeſſionen (Moos und Pfahler) wurden
el=ſhnt, da kein Bedürfnis vonliegt. — Es wurde auch zum Beſchluß
ebenn, daß künftig Anträge für Wirtſchaftskonzeſſionen in nichtöffent=
Ir; Sitzung zu behandeln ſind. — Beſitzwechſel. Das
An=
en des Herrn Guthier in der Friedhofſtraße iſt zum Preiſe von
101 Mark in den Beſitz von Herrn Kaufmann in der Bahnhofſtraße
kymgangen. — Submiſſionslieferungen. Die
benach=
te Bürgermeiſterei Kirſchhauſen ſchreibt die Lieferung von 2500
uner Kohlen (Nuß 2), 300 Zemtner Briketts und 200 Zentner
An=
tüt=Briketts auf dem Submiſſionswege aus. Die Lieferungen haben
iYruguſt und im September dieſes Jahres zu erfolgen. Offerten
his 29. Juli auf der Bürgermeiſterei einzureichen, und zwar
Liefe=
rfffranko Kirſchhauſen, Erbach, Sonderbach und Walderlenbach und
Fü Bahnſtation Heppenheim und für Walderlenbach Station Rim=
1. — Trainvereinigung. Die Trainvereinigung Bens=
/BHeppenheim hält am Sonntag, nachmittags um 2 Uhr, im Gaſt=
½, „Zum Starkenburger Hof. Heppenheim, eine
Vierteljahrsver=
mulung ab. Nach Beratung verſchiedener Anträge wird ein gemüt=
3ABeiſammenſein mit Konzert ſtattfinden.
Neckarſteinach, 23. Juli. Gewitterſchäden. Auch in unſerer
hrkung gingen in letzter Zeit ſchwere Gewitter nieder, die auf den
Fram beträchtlichen Schaden anrichteten, beſonders auf den
Getreide=
ſenm. Dabei ſchlug der Blitz in der Vorderburg in die Wohnung des
Lrfuörſters Farney ein, ohne zum Glück großen Schaden anzurichten.
Uuim „Schwalbenneſt” ſchlug der Blitz in eine ſtarke Eiche und ſchälte
ſerom oben bis zur Erde.
* Erbach i. Odw., 23. Juli.
Der Odenwald=Verkehrsbund hatte auf Einladung der
Stadt und des Verkehrsvereins Erbach i. Odw. ſeine diesjährige Tagung
auf heute nach Erbach verlegt, um im Anſchluß an dieſelbe der
Er=
öffnung der Verkehrs=Werbeausſtellung „Die ſchöne deutſche
Heimat” in Erbach beiwohnen zu können.
Der Vorſitzende, Herr Regierungsrat Dr. Röſener, eröffnete
die Tagung des Odenwald=Verkehrsbundes, die im Rathausſaal der
Stadt Erbach ſtattfand. Der Rathausſaal hatte ſchon ſein Eulbacher
Markt=Gewand angelegt und war in eine ſehr netta, intime Weinſtube
umgewandelt worden. Haben wir doch in unſerem geſtrigen Bericht
über den Eulbacher Markt auf dieſe Tatſache hingewieſm. Nachdem Herr
Regierungsrat Dr. Röſener die Verſammlung begrüßt und namentlich
den Vertretern der angrenzenden Verkehrsgebiete für ihr Erſch inen
gedankt hatte, erſtattete er den Jahresbericht. In längeren, ſehr
intereſſanten Ausführungen legte er die Tätigknt des Odenwald=
Ver=
kehrsbundes im verfloſſenen Geſchäftsjahr dar, in deren Mittelpunkt
wieder die Bemühungen für Erhaltung der Neckar=Eilzüge ſtanden. Sehr
große Befriedigung löſte ſeine Erklärung, daß die Erhaltung dieſer Züge
als geſichert geltem kann, aus. Leider ſeien ſie immer noch nicht ſo beſetzt,
wie zu wünſchen ſei. Dies käme wohl zum Teil daher, daß die Exiſtenz
dieſer Züge noch nicht in alle Kreiſe gewügend eingedrungen ſei. Die
zunehmende Frequenz dieſer Züge laſſe aber erhoffen, daß ſie mit der
Zeit voll beſetzt würden. Im Interſſe der Erhaltung dieſer Neckar=
Eilzüge ſei es aber auch, daß keine weiteren Halteſtallen mehr eingelegt
würden, da ſonſt der Durchgangsverkehr Stuttgart—Frankfurt gefährdet
ſei. Das Gegeneilzugspaar ſei bereits Sonntags im Betrieb, und werde
mit aller Energie darauf hingearbeitet, daß dieſes Zugpaar eine
dau=
ernde Einrichtung werde. Die Züge würden dann ſo gelegt, daß der
von Stuttgart kommemde mittags den nach Norden gehenden Anſchluß
in Hanau erreichen werde und dadurch auch in der Lage ſei, Poſt nach
Norddeutſchland mitzunehmen, was für Induſtrie und Handel von der
größten Wichtigkeit ſei. Der Autovorkehr zwiſchen Main= und
Mümling=
tal laſſe auch noch zu wünſchen übrig. Hoffentlich bringe die Einführung
eines verbilligten Sonntagstarifes eine Belebung auf dieſer Streike.
Vormittels des Okva=Verkehrs ſei auch jetzt — wenn auch nur mit
Auto=
buſſen — ein durchgehender Verkehr vom Main= über das Mümlingtal
nach der Bergſtraße erreicht. Der Vorſitzende berichtete ferner, daß jetzt
vor einem Jahre die Reichsbahn (Direktionsbezirk Mainz) eine
Sonder=
fahrt durch den Odenwald gemacht habe zur Nachprüfung der
Verkehrs=
intereſſen dieſes Wirtſchaftsgebietes. Er habe als Vertreter des
Oden=
wald=Verkehrsbundes an dieſer teilgenommen und verſucht, die
maß=
gebenden Stellen für die Belange des Odenwaldes zu intereſſieren.
Den Kaſſenbericht erſtattete Herr Fabrikant Ludwig Arzt=
Michelſtadt, der am Schluſſe ſeiner Ausführungen Herrn Regierungsrat
Dr. Röſener und Herrn Regierungsrat Dr. Gönnewein=Heilbronn der
Verſammlung Dank für ihre erfolgreiche Arbeit im Intereſſe der Hebung
des Verkehrs im Odenwald ausſprach.
Herr Regierungsrat Dr. Gönngwein=Heilbronn überbrachte die
Grüße des Bürgermeiſters, des Oberamtes ſowie der Handelskammer
Heilbronn, und wies darauf hin, welch großes Intereſſe dieſe für eine
Belebung des Verkehrs von Heilbronn nach dem Odenwald und weiter
darüber hinaus nach Darmſtadt und Frankfurt hätten. Auch die
Eiſen=
bahndirektion Stuttgart — ſo führte Herr Dr. Gönnewein aus —
inter=
eſſierg ſich lebhaft für dieſe Verbindung und ſtehe deren Erhaltung und
Förderung durchaus ſympathiſch gegenüber. Die Reichsbahnverwaltung
Berlin habe jetzt die Tendenz, die beſchleunigten Perſonenzüige zugunſten
der Eilzüge einzuſchränken. Jeder Antrag auf weitere Einlegung eines
neuen Haltepunktes bilde jetzt eine große Gefahr für die Erhaltung der
Neckar=Eilzüge. Er bat daher dringend, im Intereſſe der Allgemeinheit
Sonderwünſche dem Großen und Ganzen unterzuordnen. Gelänge es,
den Verkehr auf dieſer Strecke zu erhalten und zu vertiefen, dann hätten
auch die dabeiliegenden Orte, auch wenn ſie nicht Haltepunkte ſeien, den
Vorteil des Verkehrs, der ſich dann automatiſch auf dieſe ausdehnen
werde. Herr Dr. Gönnewein machte dann ſehr intereſſante
Mitteilun=
gen über einen von den Verkehrsintereſſenten der Stadt Heilbronn
ge=
ſtellten Antrag auf Erweiterung der Eilzüge.
Herr Stemmer=Darmſtadt, der verdienſtvolle Vorſitzende des
Heſſiſchen Verkehrsverbandes und des Darmſtädter Verkehrsvereins,
ſprach alsdann Herrn Regierungsrat Dr. Röſener ſowie Herrn
Regie=
rungsrat Dr. Gönnewein den Dank der von ihm vertretenen Verbände
ſür die bisher erfolgreich geleiſtete Arbeit aus und bat in herzlichen
Worten, auf der eingeſchlagenen Bahn mit gleichem Intereſſe und Eifer
weiter zu arbeiten. Nachdem nun der Odenwald weiter erſchloſſen ſei,
ſei es auch an der Tagesordnung, darauf hinzuarbeiten, daß der
Frem=
denverkehr gehoben werde. Sehr wichtig ſei es, daß die Aufenthalt
ſuchenden Fremden eine wahrheitsgetreue Schilderung der Verhältniſſe
erhalten, damit dieſe nicht enttäuſcht würden. Die beſte Empfehlung
ſei immer eine freundliche, entgegenkommende Aufnahme und eine gute
Bewirtung. Wer einmal zufriedengeſtellt ſei, der kommer immer wieder.
Hierauf zeigte er der Verſammlung eine große Reliefkarte, darſtellend
den ganzen Odenwald, dia für Werbezwecke überall veröffentlicht und
auch in ſechs Teilkarten als Druckſache verwrieben werden ſolle. Es ſei
auch anzuſtreben, daß der Odenwald mehr wie bisher für das
Wochen=
ende aufgeſucht werde. Ein großen Odenwald=Fremdenführer müſſe
ge=
ſchaffen werden.
Herr Bürgermeiſter Daub=Darmſtadt überbrachte die Grüße des
Odenwaldklubs und wies in intereſſanten Ausführungen darauf hin,
wie eng der Odenwaldklub mit dem Odenwald=Verkehrsbund verknüpft
ſei und wie ſympathiſch er deſſen Beſtrebungen gegenüberſtehe.
Alsdann erſtattete Herr Fabrikant Arzt=Michelſtadt einen
ein=
gehenden Bericht über den Mitgliederſtand des Odenwald=
Verkehrsbun=
des, aus dem leider hervorging, daß noch eine große Anzahl
Odenwald=
orte, die ohne Zweifel aus den erfolgreichem Beſtrebungen des Bundes
ihren Vorteil ziehen, noch nicht Mitglied ſind. Herr Arzt wies darauf
hin, daß darauf hingearbeitet werden wüiſſe, daß auch dieſe Orte dem
Bunde beiträten, damit auch ſie zum Wohle des Ganzen mitarbeiten
könnten.
Als Vertreter des Verkehrsvereins Eberbach überbrachte Herr
Ober=
poſtmeiſter Reinmuth=Eberbach von dort die Grüße und wies auf die
ſchon erreichten Verbeſſerungen im Fahrplan hin. Alsdann ſprach er
noch über Fremdenwerbung und begrüßte die beabſichtigte Drucklegung
der Reliefkarte, die er auf die Nachbargebiete ausgedehnt haben wollte.
Herr Stemmer=Darmſtadt entgegnete ihm, daß die Karte auf
den Odenwald als ſolchen beſchränkt bleiben müßte, da ſie ſonſt zu
un=
überſichtlich ſei.
Herr Major a. D. Külp machte den Vorſchlag, daß Herr
Bürger=
meiſter Dengler in der nächſten Kreistagsſitzung die Bürgermeiſter des
Kreiſes Erbach, die im Intereſſe der Hebung des Fremdenverkehrs in
ihren Orten, doch alle dem Odenwald=Verkehrsbund nahe ſtünden, für den
Bund zu werben. Gleichzeitig gab er dem allgemeinen Bedauern
Aus=
druck, daß bei der heutigen Sitzung kein Vertreter des Kreisamtes
an=
weſend ſei.
Herr Bürgermeiſter Dengler verſprach, bei der nächſten
Kreis=
tagsſitzung die Herren darauf hinzuweiſen und ſchlug vor, aucb die
an=
deren Kreiſe des Odenwaldes in gleicher Weiſe zu bearbeiten.
Herr Eberhard Volk bat den Herrn Vorſitzenden, bei der
Reichs=
bahnverwaltung doch darauf hinzuwirken, daß bei den Neckareilzügen
beſſeres Wagenmaterial eingeſtellt würde, was oft zu wünſchemn
übrig laſſe.
Ein Vertreter der Orte Schöllenbach=Kailbach ſetzte ſich für
Einrich=
tung einer Halteſtelle bei Kailbach" für die Neckareilzüge eim. Wenn
auch von ſeiten des Herrn Vorſitzenden nicht verkannt wurde, daß dies
wohl für die Orte ganz wünſchenswert ſei, ſo bat er doch, im
Allgemein=
intereſſe davon abzuſehen, da es erſtens ganz ausſichtslos ſei und
ztwei=
tens derartige Anträge nur das Beſtehen der mübſam erreichten Züge
ge=
fährden könne.
Herr Oberpoſtmeiſter Reinmuth=Eberbach wies darauf hin, daß
die Poſtverbindung Kailbach—Amorbach mangels Beteiligung eingeſtellt
ſei. Jetzt einen derartigen Antrag zu ſtellen, ſei von ſeiten Kailbachs
nicht günſtig. Auch hätte das nur zur Folge, daß die weiter ſüdlich
ge=
legenen Orte auch mit dementſprechenden Anträgen kämen, die aber aus
den bereits klar gelegten Gründen alle abgelehnt werden müßten.
Herr Bürgermeiſter Hofferberth=König wies darauf hin, daß
König der einzigſte Ort im ganzen Odenwald ſei, der eine Heilquelle
habe, und bat, dies bei der Neliefkarte durch beſonderen Druck
hervor=
zuheben.
Herr Stemmer verſprach, dieſem Wunſche zu willfahren, und
machte den Vorſchlag, daß König ſich doch Bad König — auch in amtlicher
Bezeichnung — nennen ſolle".
Alsdann wurde zur Vorſtandswahl geſchritten. Mit Ausnahme von
Herrn Bürgermeiſter Ritzel=Michelſtadt, der gebeten hatte, von ſeiner
Wiederwahl Abſtand zu nehmen, wurden die ſeitherigen
Vorſtands=
mitglieder wieder gewählt. Die Stadvverwaltung Michelſtadt ſoll
ge=
beten werden, anſtelle des Herrn Bürgermeiſters Nitzel einen anderen
Vertreter der Stadt Michelſtadt zu beſtimmen. Die Zahl der
Vorſtands=
mitglieder wurde von 18 auf 20 erhöht, damit der Verkehrsreferent des
Odenwaldklubs und der Vorſitzende des Heſſiſchen Automobilklubs in
den Vorſtand aufgenommen werden können.
Alsdann wurden die Mitgliedsbeiträge feſtgeſetzt.
Herr Bürgermeiſter Dengler=Erbach lud dann namens der Stadt
Erbach und des Verkehrsvereins Erbach i. O. die
Verſammlungsteil=
nehmer zur Eröffnung der Verkehrswerbeausſtellung „Die ſchöne deutſche
Heimat” in das alte Schulhaus ein. Da es wieder einmal in Strömen
goß, ſo fuhren die Teilnehmer in einem der ſchönen Olva=Autobuſſe
zur Ausſtellung.
Eröffnung der Verkehrsausſtellung
„Die ſchöne deutſche Heimat”.
Die Ausſtellung eröffnete der Vorſitzende des Verkehrsvereins Erbach
im Odenwald, Herr Nechnungsrat Carl Fehr=Erbacb. Nachdem er in
ſeinen einleitenden Worten die zahlreichen Gäſte begrüßt und dem
Herrn Vorſitzenden des Odenwald=Verkehrsvereins ſeinen Dank
abge=
ſtattet hatte, daß dieſer die Tagung auf den Tag der Eröffnung der
Ausſtellung gelegt hatte, wies er auf die Wichtigkeit der Hebung des
Fremdenverkehrs im eigenen Lande im Intereſſe der allgemeinen
wirt=
ſchaftlihen Lage hin. An über 1300 deutſche Städte ſei die Aufforderung
zur Beteiligung an der Ausſtellung ergangen, und über 700 Städte
hätten ihr Material bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt. An 3000
Proſpekte, Führer, Schilder, Plakate, Bilder uſw. ſeien in den fünf
geräumigen Sälen ausgeſtellt. Sie gäben ein klares Bild davon, wie
ſchön eigentlich unſere deutſche Heimat ſei. Unter der ſachgemäßen
Füh=
rung des Herrn Rechnungsrats Fehr erfolgte alsdann eine Beſichtigung
der überſichtlich geordneten und in hellen Räumen untergebrachtem
Sammlung. Die einzelnen Orte ſind länder= und gebietsweiſe auf
Tiſchen mit ihren Proſpekten, Führern, Karten uſw. ausgelegt, und an
den Wänden hängen meiſt künſtleriſch ausgeführte Plakate. Einen
be=
ſonderen Raum nimmt der Odenwald ein. Ebenfalls einen Raum für ſich
hat die deutſche Schiffahrt mit den Seebädern reſerviert bekommen. Die
wirkſame Reklame der Hapag mit dem erleuchteten Luxusdampfer fällt
angenehm auf.
Ohne Zweifel bedeutet dieſe fleißig und mit viel Liebe und
Ver=
ſtändnis zuſammengetragene Sammlung eine erhebliche Leiſtung und
verdient nicht nur von Verkehrsintereſſenten, ſondern auch von der
brei=
ten Oeffentlichkeit gewürdigt und beſucht zu werden.
Vielleicht haben andere Orte Intereſſe, dieſe Ausſtellung auch in
ihren Mauern zu zeigen. Beſonders zu empfehlen wäre es für ſolche,
die die Abſicht haben, den Fremdenverkehr zu heben, oder einen Führer
uſw., herauszugeben, damit die Allgemeinheit einmal ſieht, was
anders=
wo auf dieſem Gebiete ſchon geleiſtet wurde.
Nach der Beſichtigung vereinigte ein gemeinſames Eſſen die
Ver=
ſammlungsteilnehmer in der Feſthalle unter den Linden.
Im Anſchluſſe hieran begaben ſich die Teilnehmer unter Führung
des Herrn Beigeordneten Künzel=Michelſtadt und des Herrn
Bürger=
meiſters Dengler=Erbach im Okva=Autobus nach Michelſtadt, um dort
das neu erbaute Stadion zu beſichtigen, das letzten Sonntag eingeweiht
vorden iſt.
* Hirſchhorn, B. Juli. Wafſerſtand des Neckars am
22. Juli: 0,92 Meter; am B. Juli: 0.93 Meter.
* Viernheim, 23. Juli. Unglücksfall. Das 2 Jahre alte
Söhn=
chen eines Arbeiters in der Bismarckſtraße wurde vorgeſtern in der
Nähe ſoiner elterlichen Wohnung von einem Fuhrwerk überfahren und
erlitt dabei derartige innere Verletzungen, daß an ſeinem Aufkommen
gezweifelt wird. Das Rad eines Wagens ging dem bedauernswerten
Kinde direkt über den Leib. — Neuer Schießſtand. Nachdem in
den letzten Jahren der ſehr beliebte Schießſport wieder allgemein
ge=
pflegt wurde, hat der hieſige Krieger= und Soldatenverein Teutonia
einen eigenen Schießſtand im hieſigen Wald errichtet. In dankenswertar
Weiſe hat das Forſtamt Viernheim geeignetes Gelände zur Verfügung
geſtellt.
* Bürſtadt, B3. Juli. Tödlicher Unglücksfall. Das
vier=
jährige Kind der Familie Adrian ſtürzte in einem unbewachten
Augen=
blicke in einen Kübel ſiedend heißen Waſſers und erlitt dermaßen ſchwere
Brandwunden, daß es wenige Stunden nach der Einlieferung in das
Krankenhaus verſtarb.
Gernsheim. B. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
23. Juli: 1,72 Meter.
* Aus dem Ried, 2. Juli. Verſchiedenes. Nach den
ver=
ſchiedenen Sänger=, Turn= und Weihefeſten in den letzten Wochen iſt
nunmehr die Arbeit in vollem Umfange an die Bewohner des Rieds
herangetreten. Noch iſt man zum Teil mit der dieſes Jahr ſehr
müh=
ſeligen Heuerhte beſchäftigt. Seit Jahren hat ſich dieſelbe nicht ſo
ver=
zögert, wie dies im laufenden Jahre durch die fortgeſetzten Regenfälle
der Fall iſt. Daß trotzdem die Heuernte kaum ſchlechter als in ſonſtigen
trockenen Jahren iſt, iſt ausſchließlich dem bewährten
Riedentwäſſerungs=
fyſtem zu danken. Die allgemeine Ernte hat nunmehr, allerdings
eben=
falls ſehr verſpätet, begonnen. Hauptſächlich im nördlichen Teile des
Rieds ſieht man ſchon verſchiedentlich leere Stoppelfelder, während bei
den Orten Hofheim, Biblis, Groß=Rohrheim, wo der Boden ſchwer iſt,
die Frucht teilweiſe immer noch nicht ſchnittreif iſt. Während an der
Bergſtraße und in Rheinheſſen teilweiſe ſehr große Schäden durch die
letzten Unwetter hervorgerufen wurden, blieb das geſamte Ried faſt
vollſtändig verſchont und ſind nur hier und da kleine Feldſchäden zu
verzeichnen. Schön in den Reihen ſtehen allerorts die Kartoffel=,
Dick=
wurz= und teilweiſe auch die Gurkenfelder. Während die erſten
Früh=
kartoffeln bereits ſchon vor einigen Tagen geerntet werden konnten
ſteht die Gurkenernte noch etwas zurück. Zwar hat man verſchiedentlich
ſchon einige zum eigenen Verbrauch geerntet, doch ſetzt der allgemeine
Gurkenmarkt vorausſichtlich mit Beginn der nächſten Woche ein. —
In letzter Zeit mehren ſich die Fälle, daß die Landwirte
Hausſchlach=
tungen vornehmen und Fleiſch und Wurſt unter den allgemeinen
Metz=
gerpreiſen zum Verkauf bringen. Dies iſt vor allem darauf zurück=
zuführen, daß die Metzger einen ſehr viedrigen Ankaufspreis haben, der
mit der Mühe und Arbeit, die der Landwirt mit ſeinem Vieh hat, nicht
im Einverſtändnis ſteht. Außerdem kaufen verſchiedene Metzger noch
obendrein ihren Bedarf an Schweinen uſw. auf dem Markt in
Mann=
heim und anderen Städten, nehmen ganz anſehnliche Verkaufspreiſe und
laſſen den Ortsanſäſſigen das Vieh einfach liegen. Aus dieſen Gründen
ſahen ſich die Landwirte gezwungen, durch Genehmigung von
Bürger=
meiſterei und Kreisamt zu obengenanntenn Mittel zu ſchreiten. Dadurch
iſt auch den weniger Bemittelten die Möglichkeit gegeben, Wurſt und
Fleiſch in größeren Mengen einzukaufen. — Wer morgens burz vor
ſieben Uhr zufällig einmal durch die Straßen eines bekannten Ried=
Gurkenortes kommt, wird dor eine ſeltſame, teilweiſe unverſtändliche
Wahrnehmung machen. Auf den Straßen uniformierte Schutzleute, das
Auge des Geſetzes wacht. Hinter den Toren der Bäckereien aber — die
Weckbuben, die ſcharenweiſe Schlag ſieben Uhr ihre Tätigkeit beginnen
dürfen. Dem Arbeiter und ſonſtig auswärtig Beſchäftigten iſt es
infolgedeſſen nicht möglich, am Morgen ein friſches Brötchen zu
be=
kommen, aus dem einfachen Grunde, weil jedem übereifrigen Weckbuben
ſogleich ein erheblicher Poſten ſeitens der Polizei angehängt wird.
Ab=
hilfe für dieſe teils komiſche, teils unangenehm wirkende Sache ſcheint
es in Bälde noch nicht zu geben, zumal Selbſthilfe hier nicht gut
mög=
lich iſt.
r. Rüffſelsheim, 23. Juli. Am Sonntag findet der „Opeltag”
auf der Frankfurter Muſikausſtellung ſtatt, verbunden mit einem
Blumenauto=Korſo. Der große Korſo verläßt Sonntag vormittag
10 Uhr die Opelwerke hier. — Wegen der Fülle der Anträge von
Oxts=
gewerbevereinen auf Beſichtigung der Opelwerke
hat ſich die Werkleitung entſchloſſen, bis auf weiteres alle derartigen
Geſuche abzulehnen. Begründet wird die Ablehnung mit der Störung
des Betriebes, die durch die Häufung der Beſichtigung entſtehe.
r. Kelſterbach, 23. Juli. Ehrlicher Finder. Eine Frau
ver=
lor ihr Gepäcknetz mit verſchiedenen Sachen und einem Portemonnaie
mit größerem Geldbetrag. Ein den gleichen Weg gehender Lehrling
lieferte die Sachen promt ab, wofür ihm eine entſprechende Belohnung
zuteil wurde.
A. Oppenheim, 23. Juli. Gerettet vom Todg des
Er=
trinkens wurde ein fremder junger Mann, der mit noch drei fremden
Leuten im Hafen badete und plötzlich untertauchte. Seinen Begleitern
gelang es, den Ertrinkenden zu erhaſchen und an das Ufer zu ziehen, wo
er wieder zum Bewußtſein kam.
* Gau=Algesheim, 23. Juli. Todesfall. Geſtern vormittag
verſchi d dahier im Alter von nahezu 93 Jahren uſere älteſte
Mit=
bürgerin, Frau Eliſabeth Weiner, geb. Kaiſer. Frau Weiner war bis
kurz vor ihrem Tode noch körperlich und geiſtig ſehr rüſtig.
Sport, Spiel und Turnen.
Mit der Oeutſchen
Länder=
mannſchaft nach Stockholm.
Von Friedel Berges.
Stockholm, 20. Juli.
Auf die Minute um 7.26 Uhr läuft der D=Zug nach
verhält=
nismäßig kurzweiliger Fahrt in die Halle des Anhalter
Bahn=
hofs in Berlin ein. Der Treffpunkt der Mannſchaft war auf
9 Uhr im Warteſaale des Stettiner Bahnhofs feſtgeſetzt. Es war
alſo noch genügend Zeit. Kurz vor 9 Uhr fanden ſich denn auch
alle ein. Als Führer die Herren Verbandsſchwimmwart Binner=
Breslau, Hax=Berlin und der bewährte Trainer Behrens=
Magde=
burg. Es ſchien, als ob unſere Abreiſe unter einem ungünſtigen
Stern ſtünde. Nicht nur, daß wir ſchon von vornherein auf die
Mitwirkung von Luber=Berlin, unſerer ſtärkſten Waffe im
Turm=
ſpringen, infolge Urlaubsſchwierigkeit verzichten mußten, kam
nun noch die Nachricht, daß auch Erich Rademacher infolge einer
Sehnenzerrung nicht mit von der Partie ſein konnte. Als Erſatz
ſprang ein junges Talent, Dornheim=Berlin, in die Breſche, der
nun mit Zientz=Dortmund die 200 Meter Bruſt gegen den
Schwe=
den Linders zu beſtreiten haben wird.
Die Berliner Schwimmer ließen es ſich nicht nehmen, ihre
abreiſenden Verbandskameraden zum letzten Male zu begrüßen,
und jeder der Teilnehmer wird dankbar an die Hauptſtädter
ge=
dacht haben, wenn er von der geſchenkten Schokolade knabberte.
Mit Blumen geſchmückt grüßten wir immer wieder zurück, und
ein „Gut=Naß=Hurra” löſte das andere ab. Und noch einmal
ſollten wir Gelegenheit haben, die Anteilnahme unſerer
Ver=
bandskameraden und Kameradinnen kennen zu lernen; als wir
gerade im Speiſewagen beim Mittageſſen ſitzend, in Stralſund
einfuhren, kam ein Flor junger Damen an den Waggon geſtürmt
und überſchüttete uns mit einem Regen von Roſen. Herr Binner
ließ heroiſcherweiſe ſeinen Roſtbraten kalt werden und ſtellte uns
in einer humorgewürzten Rede einzeln dem erſtaunten Volke vor.
Ein Koffer guter Wünſche wurde als Reiſegepäck von uns
ver=
ſtaut, und ſchon dampften wir davon. Auf der Ueberfahrt nach
Rügen ſtellte Herr Behrens feſt, daß er ſeinen Paß leider in
Magdeburg gelaſſen hatte. Da an dieſer Tatſache nichts mehr zu
ändern war, mußte eben mit allen Mitteln verſucht werden, ohne
Ausweis auf den Dampfer zu kommen. Es gab langwierige
Ver=
handlungen, wir ſtanden bangend an Bord, da endlich erſchien
er, und, als hätte man darauf gewartet, ſetzte ſich der „Guſtaf V."
in Bewegung. Die Kreidefelſen Rügens blinkten in der Sonne,
und nur eine leichte Briſe kräuſelte die Wellen der Oſtſee. Aber
nicht ungeſtört ſollten wir die herrliche Ueberfahrt genießen,
denn es gab neue Aufregung. Lotte Lehmann=Dresden, die ſchon
vorher über leichtes Unwohlſein geklagt hatte, bekam plötzlich
Fieber, und alle Anzeichen einer beginnenden Mandelentzündung
machten ſich bemerkbar. Ein zweiter ſchwerer Schlag für die
Ex=
pedition. Doch durften wir den Mut nicht ſinken laſſen, denn
ſchließlich iſt ein ungebrochener Kampfeswille, für den Sieg in
erſter Linie Vorausſetzung. In beſter Stimmung wurde das
Nachtmahl in bekannt ſchwediſcher Güte eingenommen, und wie
wir wieder an Deck kamen, grüßte ſchon die ſchwediſche Küſte
zu uns herüber. Die Paßformalitäten in Trälleborg waren bald
erledigt; Herrn Behrens gelang es, glücklich durchzuſchlüpfen.
Bis die Verteilung der Schlafſtätten im Schlafwagen zu Ende
war, lief der Zug ſchon im Malmöer Bahnhof ein. Die
Mann=
ſchaft wurde angewieſen, ſich noch mit einer Flaſche Selters für
die Nacht zu verſorgen. Leider hatte unſer Waſſer, d. h.
Heit=
mann, Schumburg, Kohle und ich, eine etwas gelbliche Färbung.
Geſchmeckt hat’s aber trotzdem ganz hervorragend. Eine
Viertel=
ſtunde ſpäter ſchlief alles der morgigen Ankunft in Stockholm
entgegen.
Deutſchland führt nach dem erſten Tage
mit 74:36 Punkten.
Mit einem unerwartet großen Erfolge endete der arſte Tag des am
Freitag im Stockholmer Stadion begonnenen
Schwimmländer=
kampfes Deutſchland—Schweden. Die deutſchen Schwimmer erlangten
bereits in den erſten fünf Wettbewerben einen derart großen Vorſprung,
daß ihnen b=ä normalem Verlauf der Kämpfe am Samstag und
Sonn=
tag der Geſamtſieg nicht zu nehmen ſein wird. Dabei waren die äußeren
Umſtände alles andere als günſtig für die deutſche Expedition. Kühles,
windiges Wetter und niedrige Waſſertemperaturen machten ſich
unange=
nehm bemerkbar. Außerdem war unſere Mannſchaft gezwungen, ohne
Fräulein Lotte Lehmann anzutreten, die plötzlich an einer
Mandelent=
zündung erkrankt iſt und mit Fieber zu Bett liegt. Anny Rehborn=
Bochum ſprang für die erkrankte Rekordſchwimmerin in den
Freiſtil=
ſtrecken als Erſatz ein. Den Wettkämpfen wohnten am erſten Tage etwa
1600 Zuſchauer bei, die an den ſportlichen Vorgängen lebhaften Anteil
nahmen. Die erſte Konkurrenz des Tages, das 400 Meter=
Freiſtilſchwim=
men, war natürlich dem Weltrekordmann Arne Borg nicht zu nehmen.
Die Dutſchen belegten aber durch Heinrich und Berges die beiden
näch=
ſten Plätze, und in allen anderen Kämpfen des Tages hatten ſie den
großen Erfolg, jeweils den Sieger und den Zweiten zu ſtellen. Im 200=
Meter=Bruſtſchwimmen für Damen gab es einen harten Kampf zwiſchen
den beiden deutſchen Vertreterinnen Mühe und Schrader. Fräulein Mühe
hatte den beſſeren Start, Fräulein Schrader holte den Vorſprung zwar
wieder auf, gab ſich aber dabei derart aus, daß ſie im Endkampf
unter=
lag. Im Kmſtſpringen der Herren boten Riebſchläger und Baumann
derart gute Leiſtungen, daß ſie von ſämtlichen Kampfrichtern jeweils die
Platzziffern 1 bzw 2 erhielten. Das 100=Meter=Freiſtilſchwimmen für
Damen beendete Reni Erkens=Oberhauſen als Siegerin. Frl. Erkens
zog bei 50 Meter davon und gewann vor Frl. Rehborn, die von den
beiden Schwedinnen nig gefährdet wurde. Im 100 Meter=
Rückenſchwim=
men der Herren belegten die beiden Deutſchen Küppers und Schumburg
leicht die erſten Plätze.
400 Meter Freiſtilſchwimmen: 1. Arne Borg (Schweden) 5:15,1 Min.,
2. Heinrich (Deutſchland) 5:29,8 Min., 3 Berges (D.) 5:42,2
Min., 4. Guſtafſon (Schweden) 5:47,2 Min.
200 Meter Bruſtſchwimmen für Damen: 1. Mühe (Deutſchland) 3:21,4
Min., 2. Schrader (D.) 3:21,8 Min., 3. Guſtafsſon (Schweden)
3:26,2 Min., 4. Holmin (Schweden) 3:35 Min.
Herren=Kunſtſpringen: 1. Riebſchläger (D.) 151,88 Punkte, Platzziffer 5;
2. Baumann (D.) 144,30 P., Platzziffer 10; 3. Lindmark (Schw.)
142,96 P., Platzziffer 15; 4. Oeberg (Schw.),130,96 P., Platzz. 20.
100 Meter Freiſtil für Damen 1. R. Erkens (D.) 1:47,4 Min., 2. A.
Reh=
born (D.) 1:19,8 Min., 3. Everlund (Schw.) 1:22,4 Min., 4. Berg
(Schw.) 1:22,6 Min.
100 Meter Rücken für Herren 1. Küppers (D.) 1:16,8 Min., 2. Schumburg
(D.) 1:19,2 Min.,ſſ 3. Lundahl (Schw.) 1:21,7 Min., 4. Johanſſon
(Schw.) 1:26 Minuten.
Deutſch=Akademiſches Olympia.
Vorzügliche Leiſtungen bei den Kämpfen am Samstag.
Beim Deutſch=Akademiſchen Olympia in Königsberg war der ganze
Samstag mit ſportlichen Wettkämpfen auf den verſchiedenſten Gebieten
ausgefüllt. Trotz der zum Teil recht ſchlechten Bahnverhältniſſe gab es
vorzügliche Leiſtungen. Einen ſchwachen Eindruck hinterließ lediglich das
Endſpiel um die Fußballmeiſterſchaft der
Hoch=
ſchulen, bei dem nur Mäßiges geboten wurde. Sieger blieb die
Uni=
verſität München, die die Univerſität Berlin mit 2:1 (Halbzeit 1:0)
Toren ſchlagen konnte. Die übrigen Ergebniſſe des Tages waren:
Leichtathletik.
1500 Meter: 1. Schilgen=Darmſtadt, 4:12,3 Min.; 2. Schmidt=
Berlin, 4:13,7 Min.; 3. Schnabel=Breslau.
Speerwerfen: 1. Molles=Königsberg 59,73 Meter.
Weitſprung für Studentinnen: 1. Leskin=Königsberg 4,71 Meter;
2. Naninger=Berlin 4,68 Meter.
Speerwerfen für Studentinnen: 1. Hagen=Roſtock 27,21 Meter.
Boxen:
Bislang wurden die folgenden Meiſter ermittelt: Leichtgewicht:
ruſe=Köln; Weltergewicht: Euler=Magdeburg; Mittelgewicht: Bergröf=
Köln; Halbſchwergewicht: Schingnitz=Leipzig; Schwergewicht: Kölle=
Hannover.
Am die Zußball=Polizeimeiſterſchaff
Heſſiſcher Polizeiſportverein kommt ins Endſpiel.
H.P. Sp. V.—P. Sp. V. Berlin 7:2.
Mit dem Spiel am geſtrigen Nachmittag, das aus Anlaß des s
lebens des heſſiſchen Innenminiſters auf den Samstag nachmittag —
verlegt werden mußte, hat ſich der Heſſiſche Polizei=Sporwverein für
Endziel qualifiziert. Die Berliner, die erſt am Samstag vormit-
h
in Darmſtadt eintrafen, waren naturgemäß von der Reiſe abgeſpar.
Trotzdem hielten ſie die reguläre Spielzeit durch. Sie zeigten ein ſ5y
gefälliges Spiel, hatten auch eine reifere Spielkultur und konnten
folgedeſſen trotz der geringeren Torgelegenheiten bei Halbzeit
führen, um kurz darnach dieſes Ergebnis ſogar auf 2:0 zu erhöhen.
Nach den verpaßten Gelegenheiten konnte man nur ſchwer noch
einen Sieg der Heſſen glauben. Der Berliner Torwächter läuft jeſh,
zu weit heraus, der Rechtsaußen der Heſſen flankt und der langſſ
fliegende Ball landet im Tor. 2:1 für Berlin. Kurz darauf ein ärl
liches Bild. Diesmal bleibt der Torwächter im Tor. Er wehrt
ſchwach ab und einer der Heſſenſtürmer drückt den Ball ins Tor. 2
Bereits bei dem erſten Tor für die Heſſen flammt der Lokalpatm=
R Se
tismus auf. Man feuert die eigene Partei an und gibt ihr das Sell;
Efe i0 Nch dcn
vertrauen wieder.
bie au Cche
Das Spiel muß verlängert werden. Damit war das Schickſal Berl
entſchieden. Nach der kurzen Pauſe war es dem Tempo der Heſſen n:
alles uut
mehr gewachſen, namentlich die körperliche ſchwere Verteidigung
kon-
der allgltige 9
nicht mehr mit. In regelmäßigen Abſtänden fielen unter dem Jun
der recht anſehnlichen Zuſchauermenge 5 weitere Tore für Darmſta
Polizei Verlin iſt ehrenvoll unterlegen. Die beſſere Technik unterl;
Eei ein fit
der größeren Ausdauer. Der Schiedsrichter leitete das Spiel zuverläſfſ
Handball.
Sportverein — V. f. R. Schwanheim.
Zu dem heutigen Spiel gegen V.f.R. Schwanheim tritt der
deutſche Meiſter in folgender Aufſtellung an:
Bärenz
Kadel Reuter
Delp Götz Galm
Gräſer Dietz Jans Riedel Hennemann
Da die 2. Mannſchaft, wie ſchon berichtet, in Langen ein ſchwe=
Spiel um die Meiſterſchaft des ſüddeutſchen Turnerbundes
auszutran=
hat, infolgedeſſen keinen Erſatz zur Liga ſtellen kann, mußten ſa
Sturmlücken durch Jugendliche ausgefüllt werden, die in ihrer au
bewährten Umgebung ohne Zweifel ihren Mann ſtellen werden. Doc
im Tor vorübergehend der Fußballtorwächter Bärenz in Tätigle!
tritt, hat ſeinen Grund darin, daß Trautwein noch ſehr ſchonung
bedürftig iſt.
Geſchäftliches.
Schönſchreibkurſe. Wer eine gute Handſchrift erlangen will, k.
teilige ſich an einem der nun wieder beginnenden Schönſchreibkurſe I.
Hans Schlöſſer, Schwanenſtraße 30, I. Selbſt bei alten
Perſom=
noch ſehr gute Erfolge. Auch ſei an dieſer Stelle auf den ganz v.
züglich geleiteten und erfolgreichen Unterricht in Kurzſchrii
und Maſchinenſchreiben aufmerkſam gemacht. Unterricht m.
morgens 8 Uhr bis abends 9 Uhr; Gruppen= und Einzelunterria;
(Siehe Anzeige.)
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Montag, den 25. Juli,
(nach der Wetterlage vom 23. Juli).
Zeitweiſe wolkig, mäßig warm und meiſt trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle
eine Stund
Hauptſchriftleltung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: J. V.: Andreas Bauer; für Feullleton, Reiczn/
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlm;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Wilſy Kuhle.,
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 übernommen.,
Die heutige Nummer hat 20 Geiten.
An die Darmſtädter Bürgerſchaft!
Vergebung von Bauleiſtungen.
Am Sonntag vormittag 11 Uhr wird
der in dieſen Tagen verſtorbene
Heſſiſche Miniſter des Innern, Herr
von Brentano di Tremezzo, auf dem
hieſigen Waldfriedhof feierlich beige
ſetzt. werden. Aus ganz Deutſchland
werden zu dieſer Feierlichkeit hohe
Behördenvertreter, Deputationen und
Abordnungen aller Art erwartet.
Unſere Stadt ſteht heute im Zeichen
des großen Mittelrheiniſchen
Turn=
feſtes. Es muß aus naheliegenden
Gründen vermieden werden, daß die
auswärtigen Teilnehmer an den
Be=
erdigungsfeierlichkeiten einen falſchen
Eindruck von dem allgemeinen
fröh=
lichen Fahnenſchmuck der Stadt
ge=
winnen. Auch die Stadt ſelbſt hat allen
Anlaß, ihrer Trauer um den
verſtor=
benen Miniſter, der ſich jederzeit warm
für ihre Intereſſen eingeſetzt hat,
Aus=
druck zu geben. Ich richte daher an die
Bevölkerung die herzliche Bitte, am
Be=
erdigungstage, Sonntag, den 24. Juli,
vormittags von 10 Uhr ab und bis
1 Uhr nachmittags die gehißten
Fah=
nen entweder einzuziehen oder
halb=
ſtock flaggen zu laſſen. (St.1167
Darmſtadt, den 23. Juli 1927.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.t Mueller.
Kraftwagen=Verſteigerung.
Auf freiwilligen Antrag verſteigere ich
Montag, den 25. Juli 1927, nachmitt. 2)
Uhr, im Hotel=Reſtaurant Altmünſterhof
in Mainz, am Hauptbahnhof, 2
Perſonen=
kraftwagen, und zwar:
(11690
1 De la Hahe — 4 Sitzer, 4 Zylinder 7/20
PS., fahrbereit, 85 bis 90 Kilometer laufend,
mit elektr, Licht, Anlaſſer, Boſchhorn,
Zur Erbauung von zwei
Beamten=
wohnhäuſern in Dieburg, eines mit
zwei Vier=Zimmer=Wohnungen und
eines mit zwei Fünf=Zimmer=
Wohnun=
gen, ſollen die nachſtehenden
Baulei=
ſtungen in öffentlicher Ausſchreibung
auf Grund der
Reichsverdingungsord=
nung für Bauleiſtungen (V. O. B.)
durch die unterzeichnete Behörde
ver=
geben werden, und zwar:
Erd= und Maurer=, Steinhauer=
Zimmer=, Grobſchloſſer=, Spengler= und
Dachdeckerarbeiten, ſowie Kalk=, Zement=
und Eiſenlieferung.
Die Arbeiten werden einzeln für
jedes Haus getrennt vergeben. Die
Ausſchreibungsunterlagen und
Zeich=
nungen ſind während der Dienſtſtunden
in unſeren Dienſträumen einzuſehen.
Die Leiſtungsverzeichniſſe werden,
ſo=
weit der Vorrat reicht, abgegeben. Die
Angebote ſind getrennt für jedes
Wohn=
haus, verſchloſſen, portofrei und mit
der Aufſchrift „Angebot auf .. .."
Arbeit zum Beamtenwohnhaus 3 (4)
in Dieburg” verſehen bis zum
Mon=
tag, den 8. Auguſt 1927, vormittags
11 Uhr, bei uns einzureichen, worauf
die Oeffnung der Angebote im Beiſein
der etwa erſchienenen Bewerber erfolgt.
Die Zuſchlags= und Bindefriſt dauert
bis zum 20. Auguft 1927. (11652gf
Dieburg, den 23. Juli 1927.
Heſſ. Hochbauamt Dieburg.
J. V.: Diefenbach.
Vergebung von Bauleiſtungen.
Klaxon, Suchſcheinwerfer,
Fahrtrichtungs=
anzeiger, Uhr etc., 6fach bereift, in
ma=
ſchinell einwandfreiem Zuſtande.
1 Benz=Wagen, 4 Sitzer, (1910) 4 Zylinder
10/20 PS., fahrbereit, guter Läufer, mit el.
Licht, Anlaſſer, Boſchhorn, lihr, 4fach
be=
reift, 2 Reſervefelgen, zum Umbau für
Lieferwagen vorzüglich geeignet. —
Ver=
ſteigerungsbedingungen im Termin.
Beſichtigung von 2 Uhr ab vor dem
Altmünſterhof.
Bangert
Am Montag, den 25. Juli, nachm. 4 Uhr,
findet a. d. Rathaus zu Alsbach (Bergſtr.) die
herrſchaftlichen
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im Taxwerte von 29000.— RM., und von Langjähr. Bühnenſänger.
unbebautem Gelände in der Gemarkung ert. Unterricht. Vorzügl.
Alsbach von etwa 10000 qm, Taxwert ins= Tonbildung. Atemtechn.
geſamt 7550.— RM., ſtatt. Intereſſenten / Stunde 2 ℳ. Angeb u.
werden erſucht, dem Verſteigerungstermin / P 250 an die
Geſchäfts=
beizuwohnen.
(11651Iſtelle.
Zur Erbauung eines
Beamtenwohn=
hauſes in Groß=Umſtadt (zwei Fünf=
Zimmer=Wohnungen) ſollen die nach
ſtehenden Bauleiſtungen in öffentlicher
Ausſchreibung auf Grund der
Reichs=
verdingungsordnung für Bauleiſtungen
(V. O. B.) durch die unterzeichnete Be
hörde vergeben werden, und zwar:
Erd= und Maurer=, Steinhauer=,
Zimmer=, Grobſchloſſer=, Spengler= und
Dachdeckerarbeiten, ſowie Kalk=,Zement=
und Eiſenlieferung.
Die Ausſchreibungsunterlagen und
Zeichnungen ſind während der
Dienſt=
ſtunden in unſeren Dienſträumen
ein=
zuſehen. Die Leiſtungsverzeichniſſe
wer=
den, ſoweit der Vorrat reicht,
abge=
geben. Die Angebote ſind verſchloſſen,
portofrei und mit der Aufſchrift „An
gebot auf . . . . . . . . . . Arbeit zum
Beamtenwohnhaus in Groß=Umſtadt”
verſehen, bis zum Montag, den 8. Aug.
1927, vormittags 11 Uhr, bei uns
ein=
zureichen, worauf die Oeffnung der
Angebote im Beiſein der etwa erſchie
nenen Bewerber erfolgt. (11650gF
Die Zuſchlags= und Bindefrift dauert
bis zum 20. Auguſt 1927.
Dieburg, den 23. Juli 1927.
Heſſ. Hochbauamt Dieburg.
J. V.: Diefenbach.
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Kinder=Bilder,
Vereinsgruppen
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Auch Sonntags
geöffnet.
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von 25 bis 40 Jahren, ſofort geſucht.
Verlangt wird Geſellenprüfung im
Maurerhandwerk, praktiſche Erfahrung
und Selbſtändigkeit in der Anleitung
der Arbeiter; außerdem iſt Nachweis
des Beſuchs einer Fachſchule (
Gewerbe=
ſchule) erwünſcht. Einſtellung zunächſt
auf Privatdienſtvertrag; bei
Bewäh=
rung planmäßige Anſtellung mit
Ein=
ſtufung nach Gruppe V der
Beſol=
dungsordnung in Ausſicht geſtellt.
Bewerbungen mit Lebenslauf,
be=
glaubigten Zeugnisabſchriften und
amtsärztlichem Geſundheitszeugnis
werden bis ſpäteſtens 31. Juli d. J.
von dem unterzeichneten Amte
ent=
gegengenommen.
(St. 11634
Darmſtadt, den 20. Juli 1927.
Der Oberbürgermeiſter.
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a. d. Geſchſt. ( 19185
Guterh. Holländer
oder ähnlich.
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Rummer 203
Sonntag, den 24. Juli 1927
Chriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.
(Nachdruck verboten)
Ehriſtine fuhr fort: „Werner, ich habe in dieſen Jahren
Shwer gearbeitet und ſo viel erreicht, daß ich mich
wie=
hurn nicht mehr wegen der Schuld eines anderen
Men=
zn — und ſei dies auch meine Mutter — demütigen laſſen
hn. In meinen Händen liegt heute die Verantwortung über
3 Schickſal mehrerer Tauſend Menſchen; ich bin die Herrin
nei der größten Firmen Kanadas, Werner. Hier in
Deutſch=
u) kann i.h alſo jetzt auf keinen Fall bleiben, und wenn du
a Mut und die Entſchlußkraft finden könnteſt, mit mir zu
hunen, in meinem Werke deine Kräfte und Fähigkeiten zu
ſtzen, — Liebſter, ich wollte es dir mit einem ganzen Leben
A! hingebenſier Liebe danken,” ſchloß ſie.
Mit immer wachſender Verwunderung hatte Werner die
aſſ pe Schilderung ihres Emporſteigens vernommen. Faſt mir
ſnFurcht blickte er zu ihr empor, und ſeine ganze heiße Liebe
giin ſeiner Stimme, als er jetzt mit tiefem Atemzug ſagte:
ihr ich dich noch einmal von mir laſſe, folge ich dir, und ſei es
8/ ans Ende der Welt.”
„Werner, Liebſter!” jubelte ſie da auf, „nun wird ja noch
eis gut!” Und in heißer Dankbarkeit umſchlang ſie ihn, daß
r allgütige Gott ihrem Leben eine ſo beſeligende Wendung
nA ben.
Dann gingen ſie hinunter in die Gaftftube und verbrachten
tpeinem fröhlichen Male mit Suſi und der kleinen Chriſtine
ae Stunde ungetrübten Glückes.
„Wir wollen dann gleich zu meinen Eltern fahren, Chriſtine,
zmn es dir paßt,” ſchlug Werner dabei vor.
F Faſt ängſtlich wehrte ſie aber ab. „Willſt du nicht erſt deine
ſtarn auf alles vorbereiten, Werner, ehe ich komme?”
„Chriſtine — Werner — laßt mich das tun,” bat Suſi da
d. konnte es nicht hindern, daß ſie dabei errötete. Sie ſühlten
ſe drei in dieſem Augenblick dasſelbe — daß Suſi an
derſel=
m Stelle gutmachen wollte, wo ſie damals das Unheil über
Weiden heraufbeſchworen hatte.
(Und beide erklärten ſich auch gern damit einverſtanden:
Brerner und ich werden uns ja in den nächſten Stunden ſoviel
arzählen haben, daß wir wohl erſt gegen Abend in Hamburg
mmeffen, denn ich muß vorher noch zu meiner Mutter,” ſagte
hutiſtine zu Suſi, als dieſe ſich mit der Kleinen verabſchiedete.
„Ich werde dich zu deiner Mutter begleiten,” erbot ſich
ſeyrner raſch.
Aber ſie ſchüttelte den Kopf: „Darüber ſprechen wir
nach=
ſr noch, Werner, wir wollen jetzt erſt mal die bciden Damen.”
bſe läcbelte dabei zärtlich auf das blonde Mädelchen herab —
u= Bahn bringen laſſen.” Und ſie gab der eintretenden Jeſſy
e nötigen Antveiſungen, ſo daß Suſi mit dem Kinde gleich
mauf abfahren konnte.
Beim Hinausgehen ergriff Suſi raſch noch einmal der
roltndin Hand: „Dieſen Tag will ich mein ganzes Leben lang
att vergeſſen, Chriſtelchen, und ich weiß nicht, wie ich dir deine
Großmut jemals danken ſoll, daß du, ſtatt mich zu verabſcheuen,
mir mit der alten Liebe und Freundſchaft entgegenkommſt.”
UInd in ihrer gewohnten Lebhaftigkeit umarmte und küßte ſie
raſch die Jugendfreundin und rief ihr beim Einſteigen noch
einmal zu: „Und komme nicht zu ſpät heute Abend, unſer ganzes
Haus ſoll Kopf ſtehen zu deinem Empfang. Mein Fritz wird
ja Augen machen, wenn er dich ſieht!“
Ganz umgewandelt war die kurz zuvor noch geknickte Suſi,
und ihr erleichtertes Gewiſſen machte ſich in einer geradezu
kind=
lich frohen Laune bemerkbar.
„Um dieſes ſüßen Kindes willen, und — weil ich ſo
über=
mäßig glücklich bin, Suſi, ſoll alles Häßliche vergeſſen ſein.”
entgegnete Chriſtine mit der alten Herzlichkeit.
Sie freute ſich jetzt über alles, was ihre Augen und ihr Herz
erfaſſen konnten, ſo ſehr hatte das Glück Beſitz von ihr ergriffen.
Wie ein Rauſch kam es über ſie, als ſie in der niedrigen
Gaſt=
ſtube nun wieder neben Werner ſaß und ſich dieſer beſeli genden
(Begenwart allmählich voll bewußt ward. Und dann fragte ſie:
„Wie haſt du mich bloß aufgeſtöbert, Liebſter?”
Da erzählte er ihr von jener kleinen Zeitungsnotiz.
„Noch heute will ich dieſer Zeitung, dieſer dreifach
geſeg=
neten Zeitung, ein Geldgeſchenk für die Armen überweiſen,” rief
ſie und machte auch ſofert eine Aufzeichnung in ihr Notizbuch.
„lind was wird wohl meine Miß Dobbs, die
Männer=
feindin, ſagen, wenn ich mit einem Gatten zu ihr zurückkomme!”
lachte ſie vor ſich hin.
„Wer iſt denn dieſe Männerfeindin?”
„Die ausgezeichnetſte Frau von Kanada, der ich nebenbei
aber auch noch alles verdanke, was ich in dieſer Zeit unſerer
Tren=
nung erreicht habe. Sie iſt ſozuſagen der Senier=Chef meiner
Firma und hat mich zur Mitinhaberin des ganzen Geſchäftes
ernannt.”
Bewundernd lauſchte Werner ihren Erzählungen, doch eine
kleine Falte grub ſich zwiſchen ſeine Augen.
„Du biſt ja dann dort unentbehrlich, wie i. aus allem
höre, Liebling: es wird nicht ſo einfach ſein, dich von dort
weg=
zubekommen, denn du wirſt verſtehen, daß ich nicht der Mann
meiner Frau ſein kann, ſondern, daß ich allein imſtande bin, in
angemeſſener Weiſe für dich zu ſorgen.”
„Das weiß ich, mein Werner; aber ſieh, du würdeſt in
kur=
zer Zeit imſtande ſein, Miß Dobbs, die ohnedies ſchon
geſchäfts=
müde iſt, voll und ganz zu erſetzen. Sie wird, wenn ich es ihr
unterbreite, mit allem einverſtanden ſein, was ich ihr verſchlage,
denn ſie neiß nur zu gut, daß ich ſtets nur ihr Beſtes dabei im
Auge haße. Und ich beſitze ihr volles Vertrauen. Wir werden
nachher ein ausführliches Telegramm an ſie abſenden.”
Fopfſchüttelnd folgte Werner ihren Ausführungen: „Wenn
ich auch als Juriſt eine gewiſſe Ahnung vom Kaufmannsſiande
habe, ſo weiß ich doch noch immer nicht, ob ich mich überhaupt
dazu eignen würde, ganz beſonders unter dieſen mir völlig
fremden Verhältniſſen.”
„Du ſprichſt doch, ſoviel ich mich entſinne, tadellos engliſch.
Das genügt! Alles andere würden wir in der erſten Zeit
ge=
meinſam arbeiten, bis du mich ſicherlich in kurzer Zeit nicht mehr
nötig hätteſt. Unſer Geſchäft hat noch große
Ausdehnungsmög=
lichkeiten, und du würdeſt ein reiches Feld für deine Betätigung
bei uns finden,” redete ſie ihm immer eifriger zu.
Geite 9
„Ich bin Deutſcher, Chriſtine, und hänge mit Leib und
Seele an der Heimat,” wandte er wieder ein.
„Bin ich nicht auch eine Deutſche? Und glaubſt du, daß
ich mit weniger Liebe an meinem Vaterland hänge als du,
Werner? Auch ich will ja nicht mein ganzes Leben da drüben
bleiben, aber jetzt kann ich nicht pflichtvergeſſen mein Geſchäft
im Stiche laſſen, deſſen Beſitz ich mir in zäheſter Arbeit
er=
rungen habe."
Doch noch immer zeigte Werner eine ablehnende Haltung
dieſem ganzen Plane gegenüber. Es widerſtrebte ihm, daß ihm
gewiſſermaßen die Früchte der Arbeit dieſer beiden Frauen ſo
ohne weiteres in den Schoß fallen ſollten. Doch Chriſtine wußte
ſeine Bedenken mehr und mehr zu zerſtreuen.
„Glaubſt du, Werner, daß ich dir auch nur das Geringſte
zumuten würde, das ſich nicht mit deiner Ehre und deinem
Stolze vereinte?” rief ſie ſchließlich ganz vorwurfsvoll. „Doch
ſprich du erſt einmal mit deinem Vater darüber, falls er unſere
Verbindung ſonſt billigt. Er iſt Geſchäftsmann und wird
an=
ders über meinen Plan urteilen als du, glaube ich.”
Jetzt ſchlug die kleine Wanduhr die zweite Mittagsſtunde.
„Verzeih, Weruer” ſagte Chriſtine erſchreckt, „ich mus dicbh
für eine Stunde jetzt verlaſſen und meine Mutter beſuchen. Sie
wpartet auf mich. Und ſie iſt leider, trotz aller Pflege und
Sorg=
ſalt, mit der ſie behandelt wird, eine ſchwer Kranke.”
„Darf ich nicht mit dir kommen, Chriſtcl?”
„Leider geht das nicht, Werner. Sie würde ſich über dein
Erſcheinen nur unnütz aufregen, und das verträgt ihr ſchwaches
Herz nicht mehr; denn ſie iſt eine zerbrochene, alte Frau, die ihr
Vergehen jetzt erſt zu verſtehen beginnt und daran zugrunde
geht.”
„So will ich hier auf dich warten.‟ Er begriff es, daß ſie
ſein Zuſammentreffen mit der Mutter nicht wünſchte, und
drängte daher nicht weiter in ſie. Und während er in tiefem
Sinnen zurückblieb, um über dieſe tief einſchneidende
Verände=
rung ſeines Lebens nachzudenken, ſaß Chriſtine in der
Wohn=
ſtube des kleinen Häuschens bei der Mutter. In faſt hündiſcher
Liebe hingen die müden, rotumränderten Augen der Krankem
an dem Geſicht der Tochter. Alle die zurückgedrängte und
auf=
geſpeicherte Liebe der vielen Jahre ihrer Strafe brach nun mit
unwiderſtehlicher Gewalt hervor und häufte ſich auf dieſen einen
Menſchen, der ihrem Blute am nächſten ſtand. Als die
Erkennt=
nis des Beſitzes einer Tochter damals nach Chriſtinens erſtem
Beſuch richtig in ihr erwacht war, hatte ihr Leiden begonnen.
Stundenlang lag ſie oft gleich einer Toten in ihrer Zelle und
dachte unausgeſetzt an dieſe Tochter, die nach dem einen Beſuch
nie wieder erſchienen war. Und ihr Herz zermarterte ſich in
dem einen Wunſche nach einem Wiederſehen mit ihrem Kinde,
von dem ſie nichts wußte und nie etwas hörte. Jedes
freund=
liche Wort Chriſtinens war ihr jetzt wie ein himmliſches
Gnaden=
geſchenk, und es waren die einzigen Augenblicke des Tages, an
denen ſie auflebte, wenn Chriſtine bei ihr erſchien. Fragte dieſe
nach ihrem Befinden, ſo ſagte ſie, ſeit ſie gemerkt, daß die Tochter
ſich Sorgen um ſie machte, ſtets: „Es geht mir ausgezeichnet.”
So auch heute.
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[ ← ][ ][ → ] Nummer 203
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in Berlin.
Dr. Paula Hertwig,
gratdozentin für Zoologie an der Univerſität
Klm wurde zum außerordentlichen Profeſſor
er=
nn.—. Mit Paula Hertwig zieht die erſte Frau
idss Profeſſorenkollegium der Berliner Univerſität
ein.
Frankfurter Chronik.
MSN. Ein Neppbruder. Andreas Härtlein
übzſim Frankfurter Polizeipräſidium eine bekannte
Fſenlichkeit. Nach zweijähriger Abweſenheit tauchte
ehrer wieder auf und wurde von einem Kriminal=
Imken beobachtet, als er gerade eine wertloſe
Nepp=
g arn den Mann bringen wollte. Der Beamte
ver=
alle den Verkauf und nahm Härtlein feſt. Der
ürlrichter verurteilte den vielfach vorbeſtraften
bülbruder wegen Betrugsverſuchs zu neun
Mo=
vei Gefängnis. Im Urteil wurde zum Ausdruck
fröcht, daß die Allgemeinheit vor derartigen
Nepp=
dnern geſchützt werden müſſe.
Ein guter Fang.
kya. Mannheim. In der Nacht zum Samstag
ſrie der 2jährige Taglöhner Julius Schmitt aus
lei bach a. M. dabei erwiſcht, wie er ein Schau=
Rtarr einſchlug und Lebensmittel aus einem
Bäcker=
ber raubte. Schmitt war erſt am 27. Juni d. J.
ch! Verbüßung einer Zuchthausſtrafe wegen fünf
warer Diebſtähle aus dem Zuchthaus entlaſſen
Ehen.
Ein rieſiger Aalzug im Rhein.
cuoblenz. Fiſcher am Namedyer Werth bei
Dynach ſichteten einen rieſigen Zug von Aalen,
1 rheinaufwärts ſchwamm. Der Zug war über
e Stunde zu beobachten. Vielfach konnte man die
Ue an der Waſſeroberfläche ſehen. Eine lange
Allynlinie zeigte die Richtung des ſeltenen
Ais an.
Schweres Unwetter im Kreiſe Cleve.
ſüln. Wie die „Höln. Ztg.” berichtet, wurde
u reitag der nordweſtliche Teil des Kreiſes Cleve
ninem ſchweren Unwetter heimgeſucht. Ungeheure
eilmmaſſen wurden von den Wyler Bergen
herab=
gult. Die ganze Gegend gleicht einem See. Ein
Aließen des Waſſers iſt unmöglich, da die
Nym=
ge— Schleuſen geſchloſſen ſind. Der geſamten
Land=
riſt haft iſt außerordentlicher Schaden entſtanden.
50 Jahre Ullſtein.
H. Berlin. Am 14. Juli 1877 wurde von
pold Ullſtein das Verlagshaus Ullſtein gegründet,
aher vor einer Woche den Gedenktag ſeines
än rigen Beſtehens erlebte. Es fand erſt nachträglich
eſsßeier im kleineven Rahmen ſtatt. Am Mittwoch
rty=g verſammelten ſich Vertretungen ſämtlicher
Ab=
jugen des Hauſes, um den jetzigen Beſitzern, den
FfrBrüdern Ullſtein die vom Geſamtperſonal
ge=
dmrete Jubiläumsgabe in Geſtalt eines von
Pro=
ſor: Willy Jaeckel gemalten Oelgemäldes, das die
afs Brüder um ihren Arbeitstiſch vereint, zu
über=
ichren. Louis Ullſtein nahm das Geſchenk im Namen
ne— Brüder mit Worten des Dankes in Empfang.
ſab darauf folgende Jubiläumsſtiftungen
be=
tn*: Die Firma ſtiftet ein Penſionskonto von einer
ilhron Mark, das ſie in den kommenden Jahren
rüe weitere Zuwendungen auf drei Millionen Mark
ehöhen beabſichtigt. Aus den Zinſen dieſes
Pen=
nstkontos ſollen langjährigen Angeſtellten und
Ar=
ſtern und deren Witwen für den Fall der Arbeits=
Füchigkeit Ruhegehälter gezahlt und Redakteuren
Fihren Witwen Zuſchüſſe zu den Leiſtungen der
rſorgungsanſtalt der Reichsarbeitsgemeinſchaft der
ſu ſchen Preſſe gegeben werden. Außerdem ſoll
ſe: Mitglied des geſamten Perſonals einen
Geld=
iry=g als Jubiläumsſpende erhalten. Des weiteren
ö=Hte die Firma die im vorigen Jahre zum 100.
thrurtstage des Begründers errichtete Leopold=
Iſtein=Gedächtnisſtiftung bei den Organiſationen
EWWreſſe und des Buchhandels um 50 000 Mark.
Geite 11
Der Junkers
Rekordflugber=
ſuch abgebrochen.
Die Flugſirecke Oeſſau=Leipzig
23 mal umrundet.
Deſſau, 22. Juli.
Trotz heftiger Gewitter und ſtarker Regenböen hat
das Junkers=Flugzeug um 22.30 Uhr bereits 2300
Kilometer zurückgelegt. Die Strecke Deſſau-Leipzig
iſt bisher B3mal umrundet worden. Zurzeit zieht
abermals ein heftiges Unwetter von Weſten herauf.
Der Verſuchsflug mußte kurz nach Mitternacht
unter=
brochen werden. Die beiden Flieger ſahen ſich infolge
Motorſchadens genötigt, zwiſchen Delitzſch und
Leip=
zig eine Notlandung vorzunehmen. Dabei wurde
der Apparat leicht beſchädigt. Die Flieger blieben
unverletzt.
Zum Abbruch des Junkers=Rekordverſuchsflugs wird
nunmehr ergänzend mitgeteilt, daß die Notlandung
heute morgen gegen 0,15 Uhr in der Nähe des
Flugplatzes Mockau im hügeligen Gelände erfolgte.
Die Notlandung wurde dadurch veranlaßt, daß der
Motor, der bis dahin einwandfrei gearbeitet hatte,
nicht mehr genügend Brennſtoff bekam. Die Urſache
hierfür dürfte darin zu ſuchen ſein, daß bei dem
Start auf aufgeweichtem Flugfeld ohne Startbahn
die Maſchine mit ihrem nahezu doppeltem
Normal=
gewicht vor dem endgültigen Aufheben vom Boden
einige Male auf den Boden aufſetzte und dieſe Stöße
der mit 3700 Kilo belaſteten Maſchine zum
Ver=
biegen eines Brennſtoffzuleitungsrohres führten, was
ſich erſt bei Einſchaltung des betr. Tanks
heraus=
ſtellte. Trotzdem die Maſchine noch ein Fluggewicht
von ungefähr 3000 Kilo hatte, und die Notlandung
bei der durch bedeckten Himmel völlig dunkeln Nacht
im Hügelgelände erfolgte, ſind nur das Fahrgeſtell
und der Motorenvorbau beſchädigt worden. Der
Verſuchsflug hat ſehr intereſſante und wertvolle
Ergebniſſe gezeitigt und wird in der nächſten Woche
fortgeſetzt.
Der Dammbruch der Schwarzen Elſter.
Halle. Der Dammbruch der Schwarzen Elſter
bei Mickenberg iſt trotz aller Bemühungen von
Ar=
beiterſchaft und Reichswehr noch nicht in Ordnung
gebracht worden. Das Waſſer ergießt ſich durch die
Bruchſtelle mit unheimlicher Gewalt in das
tief=
liegende Land. Heute vormittag ſind
Reichswehr=
verſtärkungen an der Unglücksſtelle eingetroffen.
Große Mengen Material, Baumſtämme, Sandſäcke,
Faſchinen und Draht ſind bereits angefahren worden,
doch alles iſt bisher ohne nennenswerten Erfolg in
dem Rieſenloch der Bruchſtelle verſchwunden. Die
unter Waſſer geſetzte Gegend iſt ganz um ihre Ernte
gekommen. Die Bevölkerung zeigt ſich darüber ſehr
erregt und übt ſcharfe Kritik an der mangelhaften
Inſtandhaltung der Vorländer und der Verzögerung
der im vorigen Jahre ebſchloſſenen Elſtervegulierung.
Das Geſetz zur Reinhaltung der Schwarzen Elſter,
durch das die Gruben gezwungen werden ſollen,
mindeſtens 80 Prozent der Reinigungskoſten zu
tra=
gen, weil ſie durch ihre Abwäſſer die Verſchlammung
und die verhängnisvolle Verflachung des Flußbettes
verſchuldet haben, ruht immer noch in den
Aus=
ſchüſſen des Landtages. Der Verband zur
Rein=
haltung der Schwarzen Elſter war infolge
Geld=
mangels auch nicht in der Lage, durch Ankauf von
Baggern das Elſterbett auszuräumen.
Elſterwerda. Von der Bruchſtelle des
Dam=
mes an der Schwarzen Elſter wird gemeldet:
Sams=
tag früh ſind unter dem ungeheuren Waſſerdruck die
ſtromaufwärts der Bruchſtelle eingerammten
Be=
feſtigungswerke fortgeriſſen worden. Die Schließung
des Dammes iſt um mindeſtens 24 Stunden
ver=
zögert. Die Fluren wurden immer weiter
über=
ſchwemmt. Der Schaden hat ſich vergrößert.
Dammrutſch bei Jädeckendorf.
Jädeckendorf. Am Freitag früh 8,15 Uhr
iſt auf dem Kreuzungsbahnhof Jädeckendorf infolge
ſtarben Regens ein Eiſenbahndammrutſch eingetreten.
Die Strecke iſt etwa 30 Meter lang und befindet ſich
an einer moorigen Stelle. Vier Wagen eines
ran=
gierenden Güterzuges ſtürzten die etwa 10 bis 14
Meter hohe Böſchung hinab. Für den
Perſonenver=
kehr wurde ein Pendelverkehr eingerichtet. Der
D=Zug 135 mußte ausfallen. Der Güterverkehr wird
umgeleitet.
Erneute Hochwaſſerkataſtrophe in der Altmark.
Nach einer Meldung der „B. Z.” aus Wittenberge
iſt das Mittelelbegebiet durch die heftigen
Regen=
fälle und Wolkenbrüche der letzten Tage und Wochen
von einer neuen Hochwaſſerkataſtrophe heimgeſucht
worden. Die Karthane und Stepnitz haben bereits
17 000 Morgen Wieſengelände überſchwemmt und
ſchwere Verluſte an Heu herbeigeführt. In der
letz=
ten Nacht wurden die Wegeverbindungen zu
ver=
ſchiedenen Dörfern überſchwemmt, ſo daß die
Be=
wohner dieſer Dörfer von dem Verkehr mit
Witten=
berge abgeſchnitten ſind und nur auf Kähnen die
Verbindung aufrechterhalten können. In der Altmark
hat das Mille=Bieſe=Aland=Becken über 100 000
Mor=
gen überſchwemmt. Die Kreisſtadt Oſterburg iſt
rings von einer großen Waſſerfläche umgeben.
Viel=
fach muß das Vieh abgeſchlachtet werden, da es von
dem verdorbenen Waſſer ſäuft und ſich damit die
Leber=Egel=Seuche zuzieht. Die Kleinbahn Lüchow
—Schmarſau wurde durch Unterſpülung ihres
Unter=
baues auf einer 30 Meter langen Strecke ſo ſchwer
beſchädigt, daß Schwellen und Schienen frei in der
Luft ſchweben.
Unwetter in Chile.
Paris. Der „Chicago Tribune” wird aus
Val=
paraiſo gemeldet, daß über Südchile, von Santiago
bis Valparaiſo, ein heftiger Wirbelſturm wütete, der
ungeheuren Sachſchaden anrichtete. Es ſollen auch
Menſchen umgekommen ſein.
Schweres Eiſenbahnunglück in New York.
NewYork. Im Vorort Queens fuhr ein
Leer=
zug auf einen voll beſetzten Perſonenzug auf.
Hier=
bei wurden vier Perſonen getötet und zwanzig
ver=
wundet.
Der Schiffbruch des Dampfers „Homeſtead”.
Bombay. Der in Seenot geratene awerikaniſche
Dampfer „Homeſtead” iſt von ſeiner Mannſchaft
ver=
laſſen worden. Die ſchiffbrüchige Beſatzung iſt von
dem Dampfer „Aungban” aufgenommen worden.
Tipdamen im Badekoſtüm
ſind keine, ungewöhnlichen Erſcheinungen in New Yorker Bureaus. Selbſt auf der luftigen Höhe
des vierzigſten Stockwerkes würden Hitze und Kleider jede Arbeitsluſt lähmen.
Rieſen=Autopark am Strande von Atlantic=City.
Die von der Hitze erſchlafften New Yorker flüchten an jedem freien Nachmittag zur See. Eine
unüberſehbare Armee von Autos wartet am Strande auf die Rückkehr der erfriſchten Großſtädter.
Zwei Dörfer durch eine Windhoſe zerſtört.
Berlin. Eine ſtarke Windhoſe richtete am
Freitag in den Orten Stregda und Hötzenroda bei
Eiſenach innerhalb von zwei Minuten große
Ver=
wüſtungen an. Die Dächer von über 60 Häuſern
wurden abgehoben. Beim Einſturz eines 40 Meter
hohen Schornſteins wurde ein Arbeiter
lebensgefähr=
lich verletzt. Mehrere Häuſer wurden zertrümmert.
Es war ſo dunkel, daß man nur einen Meter weit
ſehen konnte. Hundert Jahre alte Bäume, viele
Zentner ſchwere landwirtſchaftliche Maſchinen
wur=
den bis 50 Meter weit fortgetragen.
Das Waſhington=Denkmal in Buenos=Aires
in die Luft geſprengt.
London. Wie aus Buenos=Aires gemeldet wird,
iſt das dortige Denkmal Waſhington von unbekannten
Tätern in die Luft geſprengt worden. Auch vor der
Filiale eines amerikaniſchen Konzerns wurde eine
Bombe zur Exploſion gebracht. Die Polizei nimmt
an, daß dieſe Attentate von Anhängern Saccos und
Vanzettis angeſtiftet worden ſind.
Schwere Erkrankung des Erzbiſchofs von Toledo.
Madrid. Der Kardinalerzbiſchof von Toledo,
Reig y. Caſanova, iſt an Urämie ſchwer erkrankt.
Sein Zuſtand gilt für hoffnungslos.
Sonntag, den 24. Juli 1927
Die zerſtörte Kirche Johannes des Täufers am Jordan.
Der Umfang der entſetzlichen Erdbebenkataſtrophe im Heiligen Lande offenbart ſich erſt jetzt im
vollen Maße. Nebſt mehr als 1000 Menſchenleben ſind viele altehrwürdige Denkmäler
vernich=
tet. So wurde der Turm der Kirche Johannes des Täufers am Jordan förmlich zerſpalten.
Unſer Bild zeigt das Werk der Zerſtörung im Kirchenſchiff und am Altar.
Hitzewelle in Amerika.
Erdbeben in Paläſtina.
Die erſte Originalaufnahme von der Unglücksſtätte.
Vom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Nach ruhigem Wochenbeginn wunde die Stimmung
zu Anfang der zweiten Wochenhälfte etwas feſter, weil das
Ausland höhere Forderungen ſtellte. Die ſüddeutſchen Märkte folgen
dieſer Bewegung jedoch nur zögernd, ſodaß das Geſchäft ſchleppend
verlief. Man verwies darauf, daß die Ernte in Ungarn ſchon begonnen
hat und den Durchſchnitt der letzten fünf Jahre mehr als 20 Prozent
übertreffen ſoll. Die Käufer hielten ſich demzufolge zurück und rechnen
auf billigere Preiſe. Gehandelt wurden u a. eimige Partien
Mani=
toba III, in Mannheim verfügbar, zu Fl. 15,70, waggonfrei Mannheim,
angeboten blieb Manitoba IV mit Fl. 14,65 ab Lager Mannheim; von
La Plata=Weizen Baruſſo, 78 Kilo, in Anvwerpen eingetroffen, mit
Fl. 14,70 cif. Mannheim. Auſtral=Weizen, hier im Schiff, koſtete
Fl. 15,60. In weiten Bezirken Süddeutſchlands iſt der
Roggen=
ſchnitt in Gang gekommen und es liegen bereits Muſter von
Land=
ware neuer Ernte vor, die guten Ausfall zeigen. Gefordert wurde für
dieſe neue Ware RM. 26 ab ſüddeutſcher Station; Weſtern=Roggen II,
hier verfügbar, wurde gleichfalls mit MMM. 26, waggonfrei Mannheim,
angeboten. Der Gerſtenmarkt verharrte weiter in
Geſchäftsloſig=
keit. In der Vorderpfalz und in der badiſchen Rheinebene hat
der Schnitt der Sommergerſte beveits begonnen. Geſchäft in
alter Ware dürfte ſich nur dann noch ergeben, wenn die neue Ernte
wider Erwarten nicht gut ausfallen ſollte, die bisherige Witterung läßt
jedoch das Gegenteil erwarten. Angebote in neuer Wintergerſte
führten nicht zu Abſchlüſſen, weil die geforderten Preiſe als zu hoch
erachtet wurden. Neue däniſche Inſelgerſte wurde für Auguſt=
Sep=
temberlieferung mit dän. Kr. 20 die 100 Kilo, tranſito, cif. Rotterdam,
und alte Schwedengerſte zu RM. 25, tranſito, waggonfrei Mannheim,
angeboten, Futtergerſte mit RMM. 23 bis 24 gehandelt. Angebote in
inländiſchem Hafer lagen nicht vonz für White clipped II, 38 lbs., hier
verfügbar, wurden RM. 23 bis 23,75 verlangt, für Juli/Auguſtabladung
Fl. 9,70 eif Rotterdam. Mais leicht abgeſchwächt. Sonſtige
Futter=
mittel der Jahreszeit entſprechend ruhig, doch Mühlenfabrikate weiter
gefragt. Preiſe je 100 Kilo in RM.: Futtermehl 17 bis 17,50, Nachmehl
23 bis 23,50, Kleie 12,75 bis 13, Maisſchrot 20,50, Biertreber und
Malzkeime 15,50 bis 16, Trockenſchnitzel 12,25 bis 12,75, Rauhfutter
unverändert.
Der Lohnkampf in der Mühleninduſtrie von Mannheim=
Ludwigs=
hafen iſt durch eine bis 31. März 1928 geltende Einigung erledigt.
Danach tritt ab 1. Juli rückwirkend eine Lohnerhöhung von 7 und ab
1. Oktober um weitere 2 Pfg. ein. Am Mehlmarkt haben ſich einige
Abſchlüſſe ergeben, im allgemeinen dauert die Zurückhaltung an und
konnte auch durch eine kleine Preisermäßigung der Mühlen nicht
über=
wunden werden, die jetzt für Weizenmehl, Spezial 0, je nah Fabrikat
RM. 39,75 bis 40 fordern. Zur Streckung von Roggenmehl wurde
mehrfach Weizenbrotmehl bei etwa RM. 33 bis 33,25 gekauft.
Roggen=
mehl in 75prozentiger Ausmahlung bedang für prompte Lieferung
RM. 36,50, für Lieferung September/Dezember RM. 34 die 100 Kilo.
Vom ſüddeutſchen Tabakmarkt.
Im Handel wit vorjährigen Tabaken iſt es trotz kleiner Beſtände
etwas ruhiger geworden, und es ſcheint, daß die Preiſe nach langer
Zeit faſt ſtändigen Aufſtiegs ins Weichen kommen wollen. Rippen
zu bisherigen Preiſen geſucht. Für die Tabakfelder=Schauen hat der
Landesverband bayeriſcher Tabakbauvereine die Termine von Ende
Juli bis 21. Auguſt feſtgeſetzt. Der Stand der neuen Pflanzen iſt
be=
friedigenb; die Anbaufläche wird die vorjährige um ein Drittel
über=
treffen. In einzelnen badiſchen Bezirken iſt der Tabak ſtärker, als
bis=
her angenommen, vom Hagelſchlag betroffen worden; in Lorch iſt der
Tabak vernichtet und in der Gegend von Kehl hat er ſtark gelitten.
Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkt.
Auch in der vergangenen Woche bot die Lage am ſüddeutſchen
Eiſen=
markt ein erfreuliches Bild inſofern, als die Nachfrage auf der ganzen
Linie anhielt und die der vorhergehenden Woche ſogar nicht unbedeutend
üherſchritt. Der Beſchäftigungsgrad der eiſenverarbeitenden Werke iſt
augenblicklich ſehr gut, und in vielen Fällen zog man es aus Grüinden
der Dringlichkeit vor, von den Händlerlagern zu kaufen, als auf die
weitausgedehnten Liefertermine der Werke, die auf Monate hinaus beſetzt
ſind, angewieſen zu ſein. Selbſt die Lieferzeiten für Formeiſen, das bisher
in 2—3 Wochen ab Werk erhältlich war, haben eine Verlängerung bis
zu vier und fünf Wochen erfahren. Dieſe Verſteifung des Marktes iſt
mit eine indirekte Folge der Vergebung größever Bauaufträge der
Deut=
ſchen Reichsbahn. Das Lagergeſchäft hat wieder angezogen und es ſteht
zu erwarten, daß auch hier die Beſſerung anhält, nachdem die
Liefer=
fähigkeit der Werke mit dem allgemeinen großen Bedarf nicht unerheblich
nachgelaſſen hat. Die Nachfrage vom Baugewerbe hat endlich die Höhe
erreicht, wie man ſie ſchon im Frühjahr erwartet hatte. Vor allem gibt
man auch bei größeren Objekten hien promptem Lagerlieferungen den
Vorzug vor Werkslieferungen. Die Nachfrage nach Blechen hat etwas
nachgelaſſen. Im übrigen blieb der Markt, beſonders was die
Preis=
geſtaltung anbetrifft, unverändert. Neben den bereits berichteten
Prei=
ſen für Form= Stab= und Bandeiſen wäre noch Univerſaleiſen
nach=
zutragen, das Baſis Neunkirchen ſich auf 143 Mk. pro Tonne ſtellte. Für
Lagerbezug in kompletten 15 To.=Ladungen gelten die Werkpreiſe
zuzüig=
lich 4 Prozent Zuſchlag. Kleinere Quantitäten wurden durchweg zu den
Zonenpreiſen der ſüddeutſchen Eiſenzentrale abgegeben, die unverändert
geblieben ſind. Franko Karlsruhe ſtellte ſich Univerſaleiſen auf 21,40 M.,
Franks (Mannheim=Ludwigshafen) Univerſaleiſen 20,9 Mk. p. 100 Kilo.
Vom ſüddeutſchen Rundholzmarkt.
Der ſüddeutſche Rundholzmarkt in Heſſen, Baden, Württemberg und
Bahern liegt auch weiterhin noch feſt, wobei man infolge des ſtarken
Wettbewerbs gerne höhere Preiſe bewilligte. So hat ſich in Baden der
Durchſchnittspreis von Nadelrundholz im Juni gegenüber dem
Vor=
monat um 4 Prozent, der Erlös der Badiſchen Staatsforſtverwaltung
um 2 Prozent auf 144 Prozent erhöht. Hier hat ſich nach Beginn der
erſten Sommerhiebe größeres Angebot eingeſtellt. Preiserhöhungen
meldet auch Württemberg. Laubſtammholz liegt ruhig, Papierholz auch
ſtill, jedoch mit Tendenz für höhere Prgiſe. Da Ausſicht für vermehrten
Bauholzbedarf beſteht, werden die weiteren Ausſichten günſtig beurteilt.
In Heſſen betrugen die letzten Durchſchnittspreiſe für Nutzholz, und
zwar für Fichtenſtammholz 151—196 Prozent, in Bayern (Waſſerburg)
für Fichtenlang= und Blochholz 110 Prozent, beim Forſtamt Weißenſtadt
130,2—142,6 Prozent, Reichenhall 130 Prozent, Seeshaupt 119,1 Prozent
Tettau für Papierholz 152,4 Prozent. Von den Waldbeſitzerverbänden
von Heſſen, Baden, Würtemberg und Bayern ſind für den kommenden
Winter gemeinſame Nutzholztermine in Ausſicht genommen.
* Südweſideutſcher Baumarkt.
fm. Die unter der günſtigerem Witterung geförderte Belebung der
Baukonjunktur hat die letzten Wochen über angehalten, und die Beſchäf
tigung blieb während dieſer Zeit durchweg befriedigend. Teilweiſe
konnte der Bedarf an Arbeitskräften nicht gedeckt werden. Die
Mehr=
zahl der Neubauten werden durch den hauprſächlich aus öffentlichen
Mitteln geförderten Wohnungsbau erſtellt; neben dem Hochbau iſt es
vor allem der Straßenbau, der eine regere Beſchäftigung ermöglicht.
Im Wohnungs= wie im Straßenbau wurden ſeitens der Länder und
Gemeinden zur Behebung der Wohnungsnot und zur dringend
notwen=
digen Straßenausbeſſerung größere Mittel zur Verfügung geſtellt, 1o
daß die Arbeiten in größerem Umfange in Angriff genommen werden
konnten. In Geſchäftshäuſern und Induſtriebauten erfolgt die
Auf=
tragserteilung nur mehr vereinzelt, doch wurden an größeren Plätz
elebung am aBuſtoffmarkt zur Folge hatten.
noch herrſcht am Bauſtoffmarkt vorwiegend Lagergeſchäft bei fehlen
größeren Aufträgen. Die Geſchäftsabwicklung in Mauerſteinen
Dachziegeln iſt als befriedigend anzuſprechen. Die Bauinduſtrie und
Handel berichtem ſtellenweiſe Verringerung ihres Auftragsbeſte
Dag bedrohliche Anſteigen der Bauſtoffpreiſe hat ſeinen Höhel
überſchritten und es zeigt ſich jetzt abbröckelnde Tendenz. Der Baui
ſenkte ſich von Anfang Juni mit 175,0 auf 174,7, während der Bauſ
inder mit 160,7 unverändert geblieben iſt. Es notierten ab Karlsru
Vortlandzement 520 RM. je 10 Tonnen, Hintermauerſteine je
Stück 38 RM. frei Bauſtelle, Stückenkalk 3 RM. je 100 Kilo frei !
gon, Putzgips je 100 Kilo frei Waggon, Dachziegel 75—140 RM. je
Stück, Moniereiſen 17.70 RM. je 1000 Kilo. Die Süddeutſche Zinrk
händlervereinigung ermäßigte die Zinkblechpreiſe um 1,5 Prozent. In
Bauhölzern entwickeln ſich die Preiſe wieder günſtiger. Auch die
Bau=
grundſtückspreiſe ſind zurückgegangen. Allgemein wird die diesjährige
Baufinanzierung als nicht ausreichend erachtet; nur langſam ſchwinden
die der weiteren Entwicklung des Bauſtoffmarktes durch die
Kredit=
ſchwierigkeiten entgegenſtehenden Hinderniſſe; auch die Zahlungsweiſe
der Bauherren befriedigt nicht. Im Bauhandwerk wird der
Auftrags=
eingang als nicht unbefriedigend bezeichnet, während die Preiſe gedrückt
ſind. Größere Bauaufträge führen zu ſcharfen Wettbewerben, bei denen
zumeiſt nur wenig befriedigende Preiſe erzielt werden.
Von der Rheinſchiffahrt.
Die Lage in der Rheinſchiffahrt hat in der letzten Zeit eine kleine
Beſſerung erfahren, die darauf zurückzuführen iſt, daß ſtärkere Ankünfte,
vor allem in Erzen, an dem Seehäfen zu verzeichnen ſind. Die
Kohlen=
verladungen an der Ruhr haben dagegen eine Belebung nicht erfahren,
und die Verladungen vollziehen ſich dort im allgemeinen ſehr ſchleppend.
In der Hauptſache wurden kleinere Schiffe bis 1000 To. Ladefähigkeit
verwendet. Für größere Schiffe beſtand nur ganz geringe Nachfrage. In
dieſem Zuſammenhange iſt auch keine Belebung am Frachtenmarkt
ein=
getreten. Es wird in Rotterdam für gemiſchte Ladungen nach
Mann=
heim eine Laſtfracht von 1,20 Guldem bei ¼ und 1.40 Gulden bei ½
Löſch=
zeit bezahlt. Die Kohlenfracht von Ruhr nach Rotterdam wurde mit
1.— bei ganzer Ladung und Löſchzeit notiert; die gleiche Novierung iſt
auch von der Ruhr bergwärts bis Mannheim. Für Papierholz von
Rot=
terdam nach Baſel wurden 8,50 Schweizer Frauken erzielt, eine durchaus
ungenügende Fracht in anbetracht der Schwierigkeiten und der geringen
Lademöglichkeit, die die Strecke Kehl-Baſel bedingt. Der Schlepplohn
von der Ruhr bergwärts nach Mannheim notiert unverändert mit 90 Pf.
Dagegen haben die Schlepplöhne Rotterdam bis zur Ruhr durch die
ſtärkere Bnanſpruchung und die Vereinigung der holländiſchen
Schlepp=
bootbeſitzer eine Steigerung erfahren und betragen 42 Cents. Von
Mann=
beim nach Karlsruhe 35 Pfg., Mannheim—Straßburg 70—75 Pfg. p. T.
Die Ruhrkohlenförderung vom 10. bis 16. Juli.
Nach vorläufigen Berechnungen wurden in der Zeit vom 10. bis
16. Juli im Ruhrgebiet in 6 Arbeitstagen 2236 289 Tonnen Kohle
ge=
fördert gegen 2 214 905 Tonnen in der vorhergehenden Woche in
eben=
falls 6 Arbeitstagen. Die Kokserzeugung ſtellte ſich in den 7 Dagen
der Berichtswoche (in den Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet)
auf 507 316 Tonnen gegen 503 500 Tonnen in der vorhergehenden
Woche, die Preßkohlenherſtellung auf 66 271 Tonnen gegen 66 363
Tonnen in 6 Arbeitstagen. Die arbeitstägliche Kohlenförderung
be=
trug in der Zeit vom 10. bis 16. Juli 372 715 Tonnen gegen 369 151
Tonnen in der vorhergehenden Woche, die tägliche Kokserzeugung ſtellte
ſich auf 72 474 Tonnen (71 929 Tonnen) die arbeitstägliche
Preßkohlen=
herſtellung auf 11045 Tonnen (11 061 Tonnen). Die Zahl der wegen
Abſatzmangel eingelegten Feierſchichten ſtellte ſich auf 17 141 (
arbeits=
täglich 257) gegen 25 996 (4333) in der vorhergehenden Woche,
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Heidelberger Privatbank=A.=G., Heidelberg. Die G.=V. des im
Ver=
waltungsbeſitze befindlichem Inſtitutes genehmigte den wieder
dividenden=
loſen Abſchluß, der nach reichlichen innerem Rückſtellungen (i. V. 45 000
RM. für die Reſerve) einen Reingewinn von 59 520 (32 828) RM.
aus=
weiſt. Sodann wurde das A.=K, von 150 000 RM. um 400 000 RM. auf
550 000 RM. erhöht.
Schuhfabrik Herz AG., Frankfurt a. M. In den Aktien der
Geſell=
ſchaft macht ſich an der Berliner Börſe ſeit einiger Zeit ein ſtärkeres
Angebot bemerkbar, ſodaß der Kurs, ſchon mehrere Tage nicht mehr
notiert werden konnte. Am kommenden Montag ſoll verſucht wenden,
wieder eine amtliche Berliner Notiz zuſtande zu bringen. Man ſchätzt
dieſe auf ca. 70 Prozent, nachdem die letzte Notierung am 19. ds. Mts.
mit 77,25 Prozent erfolgte und das Papier noch Mitte Juli über 80
Prozent notierte. Ueber den Verlauf und das Reſultat des am 30. Juni
abgelaufenen Geſchäftsjahres iſt bisher noch nichts bekannt geworden.
Eine Neugründung im Konzern der Frankfurter Allgemeinen
Ver=
ſicherungs=A.=G. Unter maßgebender Beteiligung der Frankfurter
All=
gemeinen Verſicherungs=A.=G., Frankfurt a. M., iſt zum unmittelbaren
und mittelbaren Betrieb der privaten Kranken= und kleinen
Lebensver=
ſicherung eine neue Verſicherungsgeſellſchaft mit der Firma „Kosmos”,
Kranken= und Sterbegeldverſicherungsbank A.=G., Berlin, und einem
A.=K. von 3 Mill. RM. gegründet worden.
A. Merzbach, Bankgeſchäft G. m. b. H., Frankfurt a. M. Das mit
einem Stammkapital von 1 Mill. RM. arbeitende Bankinſtitut
veröffent=
licht nunmehr ſeinen Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1926. Die Gewinn=
und Verluſtrechnung gibt auf der Habenſeite Vortrag, Kupons und
Sorten, Effekten, Wechſel und Zinſen, Proviſion und Perſonen mit
185 953 RM. und demgegenüber Speſen mit 95 001 RM. an, ſo daß ſich
ein Gewinnſaldo von 90 953 RM. ergibt. — In der Bilanz per 31.
De=
zember 1926 erſcheinen Kreditoren mit 599 945 RM., Debitoren und
Effek=
ten mit 683 183 RM., Kaſſe, Kupons und Sorten, Wechſel,
Bankgut=
haben mit 964 714 RM., Immobilien mit 43 000 RM. und Mobilien
mit 1 RM.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 20. Juli 1927. Die auf den
Stichtag des 20. Juli 1927 berechnete Großhandelsindexziffer des
Sta=
tiſtiſchen Reichsamts hat ſich gegemüber der Vorwoche um 0,2 Prozent
auf 137,7 (137,4) erhöht. Die Indexziffern ſämtlicher Hauptgruppen
haben leicht angezogen, und zwar die Indexziffer für Agrarſtoffe infolge
erhöhter Viehpreiſe um 0,2 Prozent auf 137,7 (137,4) und die der
Kolo=
nialwaren um 0,5 auf 127,9 (127,3). Unter den Induſtrieſtoffen hat die
Inderziffer der induſtriellen Rohſtoffe und Halbwaren von 0,4 auf 132,5
(132,0) und diefenige der induſtriellen Fertigwaren um 0,2 Prozemt auf
147,3 (147,0) angezogen.
100 Millionen=Elektro=Auftrag. Wie wir hören, hat die
Kredit=
anſtalt für Verkehrsmittel zwei große Elektro=Konzeſſionen für
Oeſter=
reich erhalten, und zwar einmal zum Ausbau der Enns=Waſſerkräfte,
ſodann zur Elektrifizierung des Burgenlandes. Bei dem Enns=Projekt
handelt es ſich um die Errichtung größerer Kraftwerkanlagen, deren
Baukoſten auf annähernd 100 Millionen Mark veranſchlagt werden. Im
Burgenlande kommt hauptſächlich der Bau von Ueberlandleitungen in
Frage, der einen Koſtenaufwand von etwa 8 bis 10 Millionen Mark
erfordern wird. Durch die neuen Anlagen ſollen auch die öſterreichiſchen
Bundesbahnen, deren Elektrifizierung bekanntlich vorgeſehen iſt, ſowie
die Stadt Wien mit Strom beliefert werden. Zur Zeit iſt die AEG.
im Auftrage der Kreditanſtalt mit der Ausarbeitung der Projekte
be=
ſchäftigt. Zur Lieferung dürften auch die Siemens=Schuckert=Werke
herangezogen werden.
Zu den Kartellierungsbeſtrebungen in der Porzellaninbuſtrie. Die
deutſche Porzellaninduſtrie bemüht ſich, nach Prager Meldungen, in der
letzten Zeit beſonders ſtark um das Zuſtandekommen eines
Porzellan=
kartells unter Miteinbeziehung der tſchechoſlowakiſchen Porzellanfabriken.
Die tſchechoſlowakiſche Porzellaninduſtrie habe ſich bisher nicht in der
Lage geſehen, Verhandlungen über die näheren Bedingungen eines
ſol=
chen Kartells mit den Vertretern der deutſchen Induſtrie aufzunehmen, da
angeblich die deutſchen Fabriken nicht geneigt ſind, der Feſtſetzung der
Minimalpreiſe für Standardexportware zuzuſtimmen.
werke. Wie wir erfahren, ſteht der den Vereinigten Stahlwerken
der neuen amerikaniſchen Anleihe zufließende Reinerlös bereits fe
Dieſer den Vereinigten Stahlwerken garantierte Reinerlös wurde
reits zuſammen mit den anderen Bedingungen der amerikaniſchen
A=
leihe feſtgeſetzt. Eine Veröffentlichung dieſes Erlöſes iſt jedoch nic
beabſichtigt. Der ſür Amerika nunmehr in Frage kommende Ausgal
kurs der Anleihe wird von dem amerikaniſchen Bankenkonſortium 1
allgemeinen Geldmarktlage in Amerika entſprechend feſtgeſetzt, and
aber an dem den Vereinigten Stahlwerken zufließenden, von vornhere
feſtgeſetzten Reinerlös aus der Anleihe nichts.
Errichtung der Girozentrale der öſterreichiſchen Genoſſenſchafte
Das Bundeskanzleramt hat im Einvernehmen mit den beteiligten Bunde
miniſterien, den Spitzenverbänden, den landwirtſchaftlichen und gewe
lichen Kreditgenoſſenſchaften, gemeinſam mit der Allgemeinen Oeſte
reichiſchen Bodenkreditanſtalt in Wien, die Bewilligung zur Errichtur
der Girozentrale der öſtereichiſchen Genoſſenſchaften erteilt. An d
Girozentrale der öſterreichiſchen Genoſſenſchaften, die als Art
Aktie=
geſellſchaft mit einem Aktienkapital von 5 Millionen Schilling zur (
richtung gelangt, werden die Preußiſche Genoſſenſchafts=Zentralka
(Preußenkaſſe) und mehreve ihrer angeſchloſſenen Genoſſenſchaften bet
ligt ſein.
Die Anleihe=politik Dr. Schachts
and Ameina.
Nächſie Notenbankpräſidenten=Konferenz
in Europa.
Der Juni=Bericht der National City=Bank in New York erörtent
die Konferenz der Zentralbank=Vorſtände, wobei er den Willen zur
har=
moniſchen Zuſammenarbeit für ſtabile Verhältniſſe betont und bei der
Beſprechung über den Geldſtand in England, Frankreich und Deutſchland
ſich günſtig über die Lage in Deutſchland ausſpricht. Ueber die
Not=
wendigkeit von Auslandsanleihen für Deutſchland ſich beſchäftigend,
wird folgendes ausgeführt:
„Dr. Schacht, der letztes Jahr ein ſtrenger Gegner fremder
An=
leihen war, ſagt jetzt, dieſe Anleihem ſeien nötig, um den induſtriellen
Schritt nicht aufzuhalten, aber er warnt davor, das geborgte Gold zu
Wiederherſtellungszahlungen zu verwenden. Es ſoll keine Vermengung
der geborgten Gelder mit den Geldern für Erfüllung des Dawesplanes
einreißen. Letzterer nimmt Zahlungen nur von einem Ueberſchuß der
deutſchen Ausfuhr über die Einfuhr in Ausſicht. Dr. Schacht erlaube
nur Anleihen für produktive Zwecke, und die für produktive Zwecke
ge=
borgten Summen müßten zu den Wiederherſtellungszahlungen beitragen.
Aber die Verwendung dieſer Gelder für Wiederherſtellungszahlungen
wüirde den Geiſt des Planes verletzen, würde den Zweck der Anleihen
zunichte machen und ſchließlich den ganzen Plan ſelber. Denn die
Zin=
ſen und die Tilgungsrente müſſen in fremder Währung gezahlt werden,
und dieſe Verpflichtungen haben einen Anſpruch auf die verfügbanen
fremden Währungsgelder, die eigentlich vor den „politiſchen Zahlungen”
den Vortritt haben ſollten. Dieſe Anſicht ſtimme mit den von den B4
ſitzern deutſcher Wertpapiere überein.”
Ueber den Gang der Verhandlungen der Notenbankpräſidenten Ne
Yorks ſprach ſich überdies Dr. Schacht ſoeben auf ſeiner Rückreiſe, bei dei
er einen Abſtecher nach London machte, befriedigt aus. Die nächſte Kon
ferenz der Notenbank=Präſidenten werde anfangs 1928 in Europa ſtttz
finden.
Frankfurter Freiverkehrs=Börſenbericht.
Frankfurt a. M., B3. Julk.
Im Börſenverkehr von Bureau zu Bureau nannte man durchaus
behauptete Kurſe, jedoch wurden Umſätze nur in Farbeninduſtrie bei
318,5, Rheinſtahl 221, A. E. G. 185,25 getätigt. Von fremden Renten
Türkencoupons neue Fälligkeiten von 1925—1927 bei 534—6, unifizierte
Coupons 9), gehandelt. Der Geldmarkt zeigt hier für kurzfriſtige
An=
lagen eine weitere Entſpannung, der Satz blieb 5 Prozent, Monatsgeld
immer noch geſucht 7½—9 Prozent. Privatdiskont, der wegen der Bew
liner Börſenruhe nicht notiert wird, mit 5), Prozent taxiert. Deviſen
ſind gegen die geſtrigen Abendkurſe nicht verändert, die Mark jedoch
wei=
ter feſt, Pfunde gegen Mark 20,415, Dollar gegen Mark 4,2060.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Weizen: Da die Exportnachfrage an Lebhaftigkeit zugenommen hat,
ſetzten die Weizenterminpreiſe zum Wochenſchluß feſter ein. Dann kam
es auf Grund von Vorausſagen günſtigeren Wetters, ſowie infolge
guter Nachrichten aus dem amerikaniſchen Sommerweizenanbaugebiet
zu einer Reaktion.
Mais: Mais eröffnete auf Grund von Käufen der
Kommiſſions=
firmen feſter. Im Veulaufe blieb die Abſchwächung nicht aus, da
wärmere Witterung vorausgeſagt iſt und Abgaben der Locohäuſer einen
Druck auf das Preisniveau ausübten.
Hafer: Hafer tendierte im Zuſammenhang mit ungünſtigen
Ernte=
nachrichten zunächſt feſter. Später ſetzte Abgabedruck der Locofirmen ein.
Baumwolle: Am Baumwollmarkte machte ſich zum Wochenſchluß
allgemeine Kauftätigkeit geltend, wozu weitere Niederſchläge im öſtlichen
Teil des Anbaugebietes die Veranlaſſung boten. Im Verlaufe zeigte
ſich infolge günſtiger Wetterprognoſen Realiſationsneigung.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Juli;
Getreide: Weizen, Juli 1417/, September 138½, Dezember
142½; Mais, Juli 99, September 103½, Dezember 106½; Hafer,
Juli 44½/, September 43½, Dezember 46½; Roggen, Juli 105½,
September 94½, Dezember 97¾4.
Schmalz: Juli 12,55, September 12,70, Oktober 12,80.
Fleiſch: Rippen, Juli 12,25, September 12,20; Speck loco
12,25; leichte Schweine 9,15—10,50, ſchwere Schweine 8,75—9,751
Schweinezufuhr Chicago 3000, Weſten 20 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 23. Julii
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1517/s, hart 1567/; Mais neu
ank. Ernte 112½; Mehl ſpring wheat clears 7—7,35; Fracht
nach England 1,6—2, nach Kontinent 6—8.
Schmalz: Prima Weſtern loco 13,75, Talg extra 7/s.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
Der Umſatz der Verginigten Stahlwerke hat ſich in den erſten 9
Monaten ſeit ihrer Gründung auf faſt 1250 Mill. Rm. geſtellt, wovoß
rund 480 Mill. Rm. auf den Export entfielen. Durchſchnittlich beſtriu
ten die Vereinigten Stahlwerke in den letzten 12 Monaten etwa 42 Pw
zent der geſamten deutſchen Ausfuhrmenge an Eiſen und Stahl.
Die von den Vereiwigten Stahlwerken in Holland aufzulegende An
leihe ſoll zehn Mill. Dollar betragen.
Von der ſüddeutſchen Zinkblechhändlevvereinigung, Sitz Frankfun
a. M., wurden mit Wirkung vom 22. d. Mts. die Preiſe um ca. 1 Prot
erhöht. Letzte Preiserhöhung um ca. 2 Prozent am 16. d. Mts.
Die Intereſſengemeinſchaft Deutſcher Jute=Induſtvieller teilt mit,
daß die Preiſe für Jute=Fabrikate wegen der anhaltenden Steigerung
der Rohjutepreiſe abermals heraufgeſetzt worden ſind. Die Baſisprenſ
für Jutegewebe ſind nochmals um 2 Pf. auf 134 Pf. pro Kg. erhöht
wor=
den, die für C=Garne auf 72 Pf. und die für S=Garne auf 103 Pf. Dn
Nachfrage iſt weiterhin recht lebhaft.
Die öſterreichiſche Kabelinduſtrie erfreut ſich ſeit geraumer Zeit einek
günſtigen Konjunktur. Die Betriebe, beſonders die Werke von Felte
und Guillaume, ſowie Kabel und Draht, arbeiten mit faſt voller Intene
ſität und ſind mit Aufträgen für die öſterreichiſche Poſt= und
Telephone=
verwaltung ſowie auch für die Induſtrien, im In= und Auslande au
Monate hinaus reichlich terſorgt.
Wie wir erfahren, iſt der Geſchäftsgang in der öſterreichiſchen
Starkſtrominduſtrie nach wie vor befriedigend. Mit inländiſchen
Be=
ſtellungen ſind beſonders die Brown=Boveri=Werke und Siemene
Schuckert verſorgt. Aufträge ſeitens der Gemeinde Wien ſind erſt un
längſt an die Brown=Boveni=Werke vergeben worden.
Auf feſte Preismeldungen aus New York und London, wo die
No=
tierungen heraufgeſetzt wurden, hat das Internationale Kupfer=Syndika
ſeine Notierungen von 13,00 Cents (gleich einer Parität von 120,65 N
100 Kg.) auf 13,15 Cents (entſprechend 122,05 Rm. je 100 Kg.) erhöhr
Wie gemeldet wird, beabſichtigen 30 ſiebenbürgiſch=ſächſiſche Banken,
eine Bank mit dem Hauptſitz in Kronſtadt zu gründen. Das Kapital
des neuen Inſtitutes wird 500 Mill. Leu betragen. Die an der
Grün=
dung beteiligten Banken werden Filialen der neuen Bank werden. Es
wird berichtet, daß auch die Bukareſter Filiale der Dresdner Bank an
der Transaktion beteiligt iſt.
Die polniſchen Grenzzollämter haben die Weiſung erhalten, mehl
als bisher auf das Urſprungsland der eingeführten Waren zu achten.
Hauptſächlich ſoll damit verhindert werden, daß deutſche Erzeugniſſe,
deren Einfuhr verboten iſt, über die Tſchechoſlowakei und Oeſterreiſl
nach Polen gelangen.
In der am 9. Juli 1927 bendeten Woche ſind in Groß=Britannien
* 846 300 Tonnen gegen 4 848900 Tonnen Kohle in der Vorwoche ge
fördert worden. Die Zahl der Arbeiter iſt in der Berichtswoche voſ
1004 800 auf 1001 900 zurückgegangen.
Wie aus New York gemeldet wird, erreichte die amerikaniſche
Pe=
troleumproduktion in der am 16. Juli beendeten Woche den Rekord v0‟
2 544 000 Barrels pro Tag. Die Vorwoche ergab eine Gewinnung von
2 535 000 Barrels.
24. Zuli 1925
Nummer 3o
IAAAnnannanannn
Hnnnnnnnnnn
Schloß Rambonilliers,
jeweiliger Sommerſitz des Präſidenten der franzöſiſchen Nepublik.
Es iſt eine löbliche Gepflogenheit, daß wir gegenwärtig
nicht mehr ſo ausführlich wie früher davon in Kenntnis
geſetzt werden, ob ein Staatsmann, ein Politiker ſich auf
einen Erholungsurlaub begeben hat und wohin er ſeine
Schritte lenkt. Ehemals wurd ein dieſer Beziehung fraglos
des Guten ein wenig viel getan, fand auch das Publikum,
das, im allgemeinen, der Politik nur ein ſehr geringes
Intereſſe entgegenbrachte, die Catſache nicht immer
bemer=
kenswert, ob der Miniſter X ſich zu einer Kur nach
Kiſſingen oder Karlsbad entſchloſſen hatte, um allen Aerger,
den Kollegen, Untergebene und das böſe Parlament ihm
bereitet hatten, aus ſeinem Innern fortzuſpülen. Oder daß
der Miniſter A, als feſcher „Bua” gekleidet, in den
ober=
bayeriſchen Bergen oder in den Dolomiten umherkraxelte,
der Abgeordnete 5., der doch im Reichstag den Marineetat
mit ſo ſchonungsloſer Schärfe kritiſiert hatte, ſich an der
Nordland= oder Mittelmeerfahrt einer unſerer gewaltigen
Schiffahrtslinien beteiligte.
Menſchen unter Menſchen wollten ſie einmal wieder
ſein, die verantwortlichen und die unverantwortlichen Hüter
der heiligſten Güter der Nation. Vom Aktenſtaub wollten ſie
ſich befreien, am Meeresſtrand oder auf Bergeshöhen, und
die feierlichen Amtsmienen, das ſorgenvolle Antlitz des bei
Cag und bei Nacht unabläſſig auf das Wohl ſeiner teuren
Mitbürger bedachten Volkstribunen ablegen, um das heitere,
natürliche Geſicht des glücklichn Ferienbummlers aufzuſetzen.
Selten nur vertauſcht noch ein Staatsmann, ein Politiker
ſeinen ehrlichen, wahren Namen in den Ferien gegen ein
phantaſtiſches Inkognito — wie die Fürſten es tun, um die
läſtigen Feſſeln des Seremoniells und der Etikette
abzu=
ſtreifen. Denn nur zwei Möglichkeiten gibt es für ſie:
entweder ſind ſie derart aus der Wirklichkeit und aus ihren
Bildern in Seitungen, Seitſchriften und Film jedermann
bekannt, daß ihr Inkognito ſogleich durchſchaut werden
würde, oder ſie ſind ſo wenig bekannt, daß niemand von
ihnen Notiz nimmt, zumal, wenn, in Perioden des
Über=
ganges und der raſch wechſelnden Kabinette, der
Miniſter=
verbrauch ungewöhnliche Dimenſionen annimmt. Wie hätte
beiſpielsweiſe Bismarck darauf rechnen können, irgendwo
an einem viel beſuchten Orte unerkannt durchzuſchlüpfen! Als
ihm nach ſeiner brüsken Entlaſſung der nicht begehrte und
nie von ihm benutzte Citel „Herzog von Lauenburg”
ver=
liehen wurde, ſprach er, der ſtets nur als märkiſcher
Edel=
mann „von Bismarck” nicht als Graf noch als Fürſt
unter=
ſchrieb, das bitter=ſtolze Wort: „Ein ſchöner Name, um
inkognito zu reiſen!“
Die Präſidenten der franzöſiſchen Nepublik ſtehen ihren
gekrönten Kollegen, den Kaiſern und den Königen, darin
gleich, daß ſie die Wahl haben zwiſchen verſchiedenen
Schlöſſern, ſobald die Vertagung des Senates und der
Deputiertenkammer bis in den Herbſt hinein die politiſche
Atmoſphäre geläutert und entgiftet hat. Sind ſie
leiden-
ſchaftliche Verehrer der Jagd, ſo winken ihnen die
Jagd=
gründe, die die alten hiſtoriſchen Sitze Sontainebleau,
Nam-
bouillet, Compiegne umgeben, und es beſteht die Cradition,
daß zu den „chasses présidentielles” in regelmäßigem
Curnus diefenigen Miniſter, und fremden Diplomaten vom
„Chef du protocole” der Präſidentſchaft, dem
geſchmei=
digen Monſieur de Fougiéres, eingeladen werden, die mit
einem Schießgewehr umzugehen verſtehen, ohne das Leben
ihrer lieben Nächſten zu gefährden.
Die Jagdpaſſion, in der einen oder anderen Weiſe
aus=
geübt, regelt den Sommeraufenthalt Seiner
Großbritan=
niſchen Majeſtät, König Georg V., unter deſſen Gäſten, zum
Wochenende, wie zum längeren Verweilen, Kabinettsminiſter
und einflußreiche erbliche Lords oder „M. P’s‟ („Members
of Parliament”) ſo einträchtiglich an einer Cafel ſitzen und
den Abend im Nauchzimmer bei „Whisky and Soda” be=
Villa Corlonia, Sommerwohnung Muſſolinis.
ſchließen, als hätten ſie ſich nie im Ober= oder Unterhaus
die ſpitzfindigſten Bosheiten, die raffinierteſten Inſinuationen
an den Kopf geworfen. Noch immer iſt, trotz des
macht=
vollen Vordringens der labour party (die im übrigen eine
Partei der Arbeit, keine Arbeiterpartei iſt) ſo ziemlich jeder
Staatsmann und Politiker von Nang und Anſehen im Reich
des Union Jack Eigentümer eines ländlichen Flecks, wo er
ein feiner Gentleman iſt. Hier ſpielt er Cennis, Golf, Polo,
ſchießt Haſen und Schnepfen, hetzt zu Pferde im roten „Cut”
hinter Füchſen oder angelt! Hat nicht Sir Edward Grey
—jetzt Viscount Greu of Sallodon — der Staatsſekretär
des Foreign Office in den gewitterſchwülen Auguſttagen des
Jahres 1914, auf Grund eigener praktiſcher Erfahrung einen
Leitfaden für Angler veröffentlicht, der vielleicht ſeinen
ſtaatsmänniſchen Ruf überdauern wird.
Der erſte deutſche Neichspräſident Friedrich Ebert hat
entſchieden dazu beigeſteuert, das liebliche ſchwäbiſche Bad
Mergentheim, einſtmals den ſouveränen Fürſten zu
Hohen=
lohe untertan und eine Komturei des Deutſchen
Nitter=
ordens, auch außerhalb Schwabens zu „lancieren” (um einen
im Fach der Mode beliebten Ausdruck zu verwenden).
Feld=
marſchall von Hindenburg, Friedrich Eberts Nachfolger,
könnte von ſich mit dem Grafen Caprivi ſprechen, daß er
„weder Au, noch Halm” zu eigen hat. In den Vorjahren
raſtete er des Sommers gern im Braunſchweigiſchen, auf
dem Landgut Groß=Schwülpen der Baronin Marenholtz, der
Schwiegermutter ſeines Sohnes und Adjutanten.
Schloß=
herren, Villenbeſitzer, ſind unſere Politiker, unſere
Parla=
mentarier in der überwältigenden Mehrzahl nicht. Graf
Bernſtorff, der deutſche Delegierte zum Völkerbund, erfreut
ſich eines idylliſch, inmitten recht gepflegter Gärten
ge=
betteten Landhauſes am Starnberger See, Herr Streſemann,
der Reichsaußenminiſter, wird unter Umſtänden den
poli=
tiſchen ſtillen Sommer auch in Berlin als eine ausreichende
Erfriſchung erachten nach den Hin= und Herfahrten von
Konferenz, zu Konferenz, die ihm in den letzten Jahren
be=
ſchieden waren, und der von uralten Bäumen beſchattete
Garten, der an das frühere „A. A.”, des Auswärtigen
Amts, nach der Budapeſter Straße hin, gelagert iſt, gewährt
einen gar nicht zu verachtenden Erſatz der Sommerfriſche,
den ohnehin ein deutſcher Neichsaußenminiſter gegenwärtig
nur auf die Dauer einer unerläßlichen, vom Hausarzt
ver=
ordneten Kur bemeſſen darf. Der Innenminiſter Keudell hat
nur einen Katzenſprung nach dem von ſeinem Vater, dem
langjährigen deutſchen Botſchafter in Nom, vererbten Gute
Hohenlüchow in der Neumark ( von Herkunft ſind die
Keudell aber Oſtpreußen), den vielgeplagten Neichskanzler
Dr. Marx locken gewöhnlich die lieblichen Geſtade des
heimatlichen Rheins, diesmal die Berge der Schweiz — der
Betrieb in den Amtsſtuben ſtockt nicht, aber ſein Cempo iſt
ausgeglichen.
Die Geſchichte, dieſe unerſchütterliche Lehrmeiſterin,
erinnert uns andererſeits daran, daß Unvernunft, Ehrgeiz,
Preſtigeſucht und Nevanchedurſt die Welt uwerſehens auch
dann in blutigen Krieg ſtürzen können, wenn die
Staats=
männer und die Politiker frei nach dem Kutſchkelied —
„friedlich, wie ſie ſind geſonnen, täglich trinken ihren
Bronnen‟. Die meiſten Miniſter befanden ſich auf Urlaub,
Bismarck war in Varzin, als Frankreich im Juli 1870
Deutſchland den Fehdehandſchuh hinwarf, und wie
ſommer=
lich friedfertig die Welt auch dünkte, als zu Beginn des
Auguſtes 1914 die Brandfackel von Serajewo in Europas
ſtellenweiſe arg vermorſchten Bau geſchleudert wurde, wird
uns ewig im Gedächtnis bleiben. Alle waren ſie dazumal in
der Sommerfriſche, die maßgebenden Staatsmänner und
Politiker, alle mußten durch den Draht des Celegraphen
nach ihren Hauptſtädten berufen werden.
Ach, die linden Lüfte der Sommerfriſche legen ſich nicht
immer beſänftigend auf Stirn und Lippen fanatiſcher
Poli=
tiker. Herr Naymond Poincaré hat es ſich bisher noch nie
verkneifen können, auch von ſeiner lothringiſchen
Sommer=
friſche her, wo ſeine Wiege ſtand, ſeine ewige Melodie
erſchallen zu laſſen, die die ſommerliche Nuhe mißtönend
Dr. A. von Wilke.
ſtörte.
Sommerreſidenz des Präſidenten von Einnland.
[ ← ][ ][ → ] Karthago.
Die Art des erſten geſchäftlichen Auftretens der Punier
läßt die Vermutung zu, daß es ſich um eine Abſplitterung aus
einem Volke nordiſcher Naſſe handelt, wie es deren ſeit dem
zweiten Jahrtauſend v. Chr. nachweislich viele in Kleinaſien
und Paläſtina gegeben hat. Letztere ſchufen die großen
Kul=
turen, die im Alten Ceſtament im „Buch der Könige”
be=
ſchrieben ſind, und die nordiſch bleiben, wenn ſie auch von den
Juden mitſamt den Königen rückwirkend adoptiert wurden.
Der nordiſche Menſch zieht mit dem Schwerte in die Welt,
gründet ſich ein Neich und ſchafft Kultur (z. B. die
Nor=
mannen). Die Punier zogen in die Welt, nahmen ſich Land und
ſiedelten. Das iſt nordiſch, alſo waren ihre erſten Führer
nor=
diſch. Als es ans Kulturſchaffen ging, da war es vorbei mit
der Kraft. Alſo war die Maſſe, außer den wenigen Führern,
deren Blut ſich raſch verbrauchte, beſtimmt nicht nordiſch. Ich
vermute daher, daß es in Kleinaſien oder Paläſtina irgendwie
Krach gegeben hat, und daß plötzlich irgendwo eine Menge
Menſchen an die Luft geſetzt wurde (wie Judas Vorfahren
einſt in Agypten). Aus den Neihen der nordiſchen Sieger fanden
ſich dann einzelne, die, von Ehrgeiz und Abenteuerluſt getrieben,
ſich zu Führern dieſer Maſſe aufſchwangen oder tatſächlich die
Miſſion in ſich fühlten, den Führerloſen ein Führer zu ſein
(wie Moſes).
Für meine Annahme ſpricht folgendes: Das puniſche Volk
hat ſeinen. Daſeinszweck im Handel, d. h. im Geldverdienen.
Seine Kriege ließ es durch bezahlte Söldner führen. Dieſen
Kriegen fehlte aber jeder große Gedanke, denn in den Seiten
höchſter vaterländiſcher Gefahr hielt man ängſtlich ſeinen
Geld=
ſack zu. Man ſchrie ſo laut in die Welt: „Wir wollen keinen
Krieg, wir wollen nur Geld verdienen”, daß die Nömer es
wagen konnten, zu verlangen, die Karthager ſollten als Seichen
ihrer Friedensliebe ihre Waffen abgeben. Nachdem die Waffen
abgegeben waren, ſchlug man die Waffenloſen mit ihrer
Frie=
densliebe einfach tot.
Die Maſſe des puniſchen Volkes war, im Gegenſatz zum
römiſchen, vom erſten Auftreten an rein demokratiſch eingeſtellt.
Noch nie in der Weltgeſchichte hat eine
De=
mokratie Kultur geſchaffen! Die Maſſe entſcheroe
immer nur für das Wohl ihres Bauches!. Der kleine Veſt
nordiſchen Blutes zeigt ſich nur in einzelnen Führergeſtalten.
für deren Leiſtungen der Staat aber kein Verſtändnis hatte.
Ging alles gut, dann ſetzte die demokratiſche Negierung
Feier=
tage an, weil ein anderer was geleiſtet hatte. Ging eine Schlacht
verloren, dann wurde der Feldherr öffentlich ans Kreuz
ge=
ſchlagen — und das Volk hatte wieder einen Feiertag! Hannibal
war der größte Karthager. Seinem Vaterlande begann er die
halbe Welt zu erobern und war dabei, Karthagos Cotfeind zu
vernichten, da verweigerte ihm die heimatliche Demokratie das
Geld! Die völkiſche Verſchiedenheit war eben zu groß, man
konnte einen Hannibal niemals verſtehen. Die Demokratie wollte
in behäbiger Nuhe Geld verdienen und gab damit ihrem
Cod=
feinde Seit zur Erholung. Nom war bei Cannä von Hannibol
ſo vernichtend geſchlagen worden, wie noch nie ein Volk
ge=
ſchlagen worden iſt. Aber die römiſche Nepublik war damals
eine Ariſtokratie, der das Vaterland höher ſtand, als das eigen
Wohl. Es iſt ein Naturgeſetz, daß der Geſunde den faulen
Schmarotzer vernichtet. Vom faſt vernichteten Nom endlich doch
beſiegt, mußte Karthago ruhmlos mit ſeinem Geldſack
unter=
gehen, und hat den folgenden Geſchlechtern nichts hinterlaſſen
als wieder einen Beweis mehr, daß die demokratiſche
Welt=
anſchauung, weil politiſch, niemals ſtaatserhaltend ſei kann.
Die beiden Catſachen, daß die Punier beſtimmt eine klen
Schicht nordiſcher Menſchen nach Karthago gebracht haben, d0
aber andererſeits die Maſſe von Anbeginn unnordiſch=
demokra=
tiſch geweſen iſt, ſollten den Geſchichts= und Naſſenforſchern u
denken geben. —
Das Crümmerfeld Karthagos bietet viel Sehenswertes.
Man lenkt zuerſt ſeine Schritte nach dem höchſten Punkte der
Stadt, der Byrſa. Dieſe Stelle war ſtets der Mittelpunkt der
Siedlung in den verſchiedenſten Epochen. Denn es gibt ſechs
verſchiedene Karthago: das puniſche, von dem faſt nichts mehr
vorhanden iſt, das römiſche, deſſen Crümmer heute noch zu ſehen
ſind, und das moderne, die Villenſtadt am Strande. Und auch für
die moderne Stadt iſt der kulturelle Mittelpunkt die durch einen
Blick auf
Karthag o.
Von Alfred Krauße d:Avis.
Es gibt wohl keinen, der von ſeinem Geſchichtsunterricht
her nicht ein ganz beſonderes Bild von Karthago hätte. Wenn
auch andere Städte in der Weltgeſchichte längere Seit
mitge=
ſprochen haben, ſo liegt doch über der Stadt, die von der
afri=
kaniſchen Küſte aus ihre Heere zur Bekämpfung des ſtark
aufſtrebenden Nom nach Europa entſandte, ein beinahe myſtiſcher
Schimmer. Wer waren die Leute, die plötzlich einen gewaltigen
Faktor in der Weltgeſchichte darſtellten und aus deren Mitte
einer der größten Feldherrn aller Jahrtauſende entſtand? Wie
kam es, daß dieſes Volk über Nacht beinahe aus der Geſchichte
verſchwinden konnte?
Man nimmt als ſelbſtverſtändlich an, daß die Karthager
der Menſchheit Kultur gegebon haben. Das puniſche Volk
mußte doch Spuren ſeines Schaffens hinterlaſſen haben.
Irgend=
etwas wollte ich finden, um Aufklärung zu bekommen über
dieſes anſcheinend rätſelhafte Volk. Die Kunſtgeſchichte ſagt,
daß es nur ein wirkliches puniſches Baudenkmal gäbe: das
Grabmal eines puniſchen Großen bei Dugga. Wenn aber
wirk=
liche Kultur vorhanden war, dann mußte ſie ſich auch noch
anderswo zeigen.
Mit dieſen Gedanken ging ich den Nuinen Karthagos
ent=
gegen, zwei photographiſche Apparate und Material für zehn
Dutzend Aufnahmen warteten auf puniſche Kulturreſte. Ich fand
tatſächlich Intereſſantes, was mir unvergeßliche Eindrücke gabz
aber von puniſcher Kultur fand ich nicht nur nichts, ſondern leider
den Beweis, daß dieſes Volk überhaupt keine Kultur gehabt
haben kann. „Das” puniſche Denkmal iſt nämlich gar nicht
puniſch. Andere haben vorher ſchon dasſelbe gemacht!
An einem beherrſchenden Platz der Küſte lag die Stadt.
Was an Natur fehlte, das hatte Menſchenhand geſchaffen, um
aus der Siedlung eine gewaltige Seefeſtung zu machen, wie ſie
meines Erachtens an gleicher Bedeutung nur noch im alten
Syrakus zu finden war. Die Siedler, die an dieſe Küſte kamen,
konnten ſich keinen beſſeren Platz ausſuchen. Man verſteht gar
nicht, wie dicht daneben, an einer ſo unpraktiſchen Stelle, eine
zweite Stadt, wie Cunis, entſtehen konnte. Man möchte die
heutige Großſtadt mit der Hand an die Stelle des alten Karthago
rücken, dann hätte die Sache wieder Sinn.
Die Leute, die hier vor 2800 Jahren die Stadt anlegten,
waren klug und berechnend. Woher ſie kamen, weiß man nicht
genau. Man teilt ſie daher den Phöniziern zu, weil man von
dieſen Menſchen noch am wenigſten weiß, und annimmt, daß
keiner das Gegenteil beweiſen könne. Man tröſtet ſich mit dem
Wort: es waren Semiten. (Was Semiten ſind, weiß übrigens
auch keiner. Denn ſprachliche Ahnlichkeiten haben mit völkiſchen
Eigenſchaften nichts zu tun. Oder will man vielleicht behaupten,
daß Engländer und Neger dasſelbe Volk” ſeien, weil die Neger
in Amerika auch engliſch ſprechen?”
Puniſche Gräber.
Meine amerikaniſche Cochter.
Von Wilhelm Hegeler.
Ich bin im Seichen der Fiſche geboren. Deshalb verabſcheue
ich jede Art von Lärm und Unruhe. Sie ſind meiner Natur
zuwider und liegen nicht in meinem Lebensprogramm. Zu meinem
Beruf habe ich die ſtillſte aller Künſte, die Malerei, gewählt und
bevorzuge darin idulliſche Objekte. Meine Spezialität ſind
fried=
lich weidende und wiederkäuende Kühe. Auf dem Gebiet habe
ich es zu einiger Meiſterſchaft gebracht. Wenigſtens werden
meine Bilder gern gekauft und hängen in vielen Speiſezimmern
des Berliner Weſtens. Meine Neider behaupten zwar, ſie
hingen dort weniger aus künſtleriſchen, als aus pädagogiſchen
Gründen, wie die bunten Warnungstafeln, die man jetzt in den
Elektriſchen ſieht, und ſie müßten eigentlich die Unterſchrift
tragen: „Lerne eſſen, ohne zu ſchlingen”. Mir könnte dieſe
Wirkung ja nur recht ſein. Einen Erfolg habe ich allerdings
noch nicht bemerkt.
Ich muß hinzufügen, daß ich Witwer bin. Auch der Dackel,
den meine zweite Frau mir als Pfand ihrer Liebe hinterließ, iſt
vor einigen Jahren geſtorben. Da ich an ein ruhiges
Jung=
geſellenleben gewöhnt bin, wird man es mir vielleicht nachfühlen,
daß ich einen nur halb freudigen Schreck bekam, als meine
Cochter mir eines Cages aus Amerika ſchrieb, ſie wollte mich
beſuchen und dächte, dauernd bei mir zu wohnen.
Aber ich möchte zuerſt erklären, was es mit dieſer Cochter
für eine Bewandtnis hat. Sie ſtammt aus der Ehe mit meiner
erſten Frau. Nach der Scheidung nahm ihre Mutter ſie mit
ſich nach drüben, und dort iſt ſie aufgewachſen. Warum meine
Frau ſich eigentlich hat ſcheiden laſſen, das iſt mir ein nie ganz
gelöſtes Nätſel geblieben. Doch glaube ich, daß der Grund mit
meiner Malerei zuſammenhängt.
Ich war damals ſchon Spezialiſt in Kühen. Als ich nun
aber dieſe ſchlanke, blonde, elegante Frau mein eigen nannte,
ließ ich mich von ihrem Wunſch und meinem Ehrgeiz verleiten,
ſie zu porträtieren. Ich malte ſie auf einer Frühlingswieſe, in
einem ſchwarz=weiß gemuſterten Kleid, auf dem Haupt einen
Kranz von Butterblumen. Das Bild gefällt mir noch heute,
und ich finde es ſehr ähnlich. Als meine Freunde es ſahen,
lächelten ſie beifällig, meine Frau aber biß ſich auf die Lippen
und wurde ganz blaß. Seitdem begann ihre Liebe zu erkalten.
Unſere Cemperamente paßten nicht zueinander. Sie hat ſpäter
einen Automobilfabrikanten geheiratet und iſt mitſamt ihrem
Gatten auf einer Autofahrt verunglückt. Ich betrauerte ihr
frühes Ende, das ihr erſpart geblieben wäre, wenn ſie mich nicht
verlaſſen hätte.
Meine Cochter blieb drüben. Wir ſtanden in einem innigen
Briefwechſel. In ihren Briefen pochte amerikaniſches Cempo.
Sie begannen oder ſchloſſen ſtets mit der Verſicherung, daß
ſie in großer Eile wäre. Ihr Inhalt waren meiſt Segelfahrten,
Cennispartien, Autorennen. Nach den Bildern war meine
Cochter ebenſo hübſch wie ihre Mutter, nur noch viel ſchlanker.
Ich ſtellte ſie mir vor wie einen amerikaniſchen Wirbelwind.
Und dieſer Wirbelwind ſollte nun in mein Leben
hinein=
ſtürmen. Der Liebe zu meinem Kind war der leiſe Schmerz
einer ungeſtillten Sehnſucht beigegeben. Bald würde ſie geſtillt
werden. Aber mir kam vor, daß gerade durch den kleinen
bitteren Beigeſchmack meine Liebe ſo würzig und anregend
geworden wäre, und daß mir die ganze ungeſchmälerte Süßigkeit
nicht gut bekommen würde. Es macht einen Unterſchied aus, ob
man ein Weſen auf einige tauſend Kilometer Entfernung oder
zwiſchen ſeinen vier Wänden lieben ſoll.
Nachdem ich den Brief geleſen hatte, begab ich mich in
mein Atelier. Dort traf ich die Neinemachefrau noch bei ihrer
Cätigkeit. In meiner Unruhe hatte ich den Weg, zu dem ich
ſonſt genau eine Viertelſtunde gebrauchte, in der halben Seit
zurückgelegt. Dieſe Unruhe ließ mich nicht mehr los. Sie ſaß
in mir wie ein ſurrender Motor. Bis dahin hatte ich es unter
meiner Würde gehalten, einer Elektriſchen wegen meine Schritte
zu beſchleunigen. Nun lief ich den in Bewegung befindlichen
nach. Ich ſchwang mich auf Autobuſſe in voller Jahrt. Ich
ſprang auf die Crittbretter rollender Stadtbahnzüge, und
mancher rotbemützte Beamte hat ſich meinetwegen heiſer
ge=
ſchrien. Die roten Warnungslichter auf den Straßen verloren
für mich ihren warnenden Sinn. Ich flitzte zwiſchen den Autos
hin und her, und höre noch heute die Stimme eines wütenden
Chauffeurs: „Oller, verdammter Waſſerfloh, Sie!”
Und das alles wegen meiner erwarteten Cochter, deren
Wirbelwind mich jetzt ſchon erfaßt zu haben ſchien. Die Wochen
bis zu ihrer Ankunft waren wirklich nicht ſehr behaglich. Mein
Embonpoint verflüchtete ſich, und ich mußte mir neue Anzüge
bauen laſſen. Selbſt meine Malerei veränderte ſich. Als der
Kunſthändler mein letztes Bild ſah, weidende Kühe natürlich
fragte er mich: warum ich auf einmal Windhunde malte?
Am Cage der Ankunft war ich pünktlich an der Lab
dungsſtelle. Ich erkannte meine Cochter ſofort. Daß ſie n
gerade in die Arme geflogen wäre, kann ich nicht ſagen.
„Cag, Pappy!” ſagte ſie, gab mir einen Kuß und ſch0
ihren Arm unter meinen, als hätten wir uns erſt geſtern getrenſ.
„Du wirſt gewiß heute noch recht viel ſehen wollen”, frage
ich ſie. „Wenn wir raſch ein Auto nehmen, können wir no9
ins Muſeum gehen.”
„Oh, das Muſeum läuft uns nicht fort. Wenn du lieb bi
nimmſt du mich mit in ein Reſtaurant. Ich habe ſolchen Hungel.
Sie hatte wirklich prächtigen Appetit. Aber der war noc
nichts gegen ihren Durſt. Schließlich kein Wunder, da ſie
lange trocken gelegen hatte. Aber ein Wunder war bei dieſel
Konſum ihre Schlankheit. Sie wog, wie ſie verſicherte, ohſ‟e
Kleider 108 Pfund und mit Kleidern noch ein bißchen wenigel=
Aber die größte und ſchönſte Überraſchung für mich war iM
himmliſche Nuhe. Sie hatte von ihrer Mutter Statur ud
Geſichtszüge, aber von mir das Cemperament geerbt. Sie ſchlen”
derte über die Straßen wie eine ſchlanke, leichte Sommerwolſe
über einen windſtillen Himmel, und nichts konnte ſie aus 950
Gleichgewicht bringen. Als wir in Berlin den Potsdamer P0)
überſchritten, blieb ſie mitten im Naſen der Autos ſtehen und
ſagte: „Wenn ich ſo bedenke, Pappy...."
„Um Gottes willen, Kind” erwiderte ich, „denke überall, M
du willſt, nur nicht gerade hier. Wie biſt du nur in New 9ol
über die Straßen gekommen?”
„Oh, auf die einfachſte Art von der Welt. Ich nahm einel
Schutzmann untern Arm und ſagte: „Führen Sie mich, bine
hinüber.” Seitdem halte ich das, was ich über das amerikaniche
Cempo gehört habe, für Schwindel, und bin überhaupt miſ”e
trauiſch geworden gegen alle allgemeinen Urteile. Es mun‟
denn gerade meine Beſtimmung ſein, immer auf die Ausnahm..
von der Negel zu ſtoßen. Ich glaube, wenn ich einmal nad
Afrika reiſen ſollte, werde ich dort nicht ſchwarze, ſondern grge
grüne Menſchen antreffen, wie ich denn nirgendwo ſo weiie
Apfelſinen geſehen habe, wie gerade in Spanien. Apfelſinen
Menge, ganze Berge, Schaufenſter voll, Wagen voll Apfelſin”
ah ich erſt nach meiner Nückkehr in Berlin.
8 lometer Crümmerfeld entfernte Byrſa, denn heute ſteht hier
oen die Kathedrale des Erzbiſchofs. Die Vandalen haben
n iſchendrein die Nömer abgelöſt, die Byzantiner die Vandalen
un d die Araber die Byzantiner. Aber von den drei letztge=
„nnten Epochen ſind nur unweſentliche Neſte vorhanden, die
neiſt in die römiſchen Bauten eingebaut ſind.
Das puniſche Karthago zeigt noch Neſte ſeiner Nekropole
urd kunſtgewerbliche Kleinigkeiten, die bei Ausgrabungen ge=
funden wurden und heute im Muſeum des Kloſters der „weißen
2äter” neben der Kathedrale aufbewahrt ſind. Man ſieht
bzeraus, daß es eben keine puniſche Kultur gab. Dieſes Han=
Aulsvolk hat ſeine Kultur aus Agupten, Kreta und den
Igt iechiſchen Siedlungen im Mittelmeer bezogen. Zu Hauſe haben
ü: dann alles in einem Copf zuſammengerührt und nannten das
durnn „heimatliches Kunſtgewerbe‟! Es iſt danach. Nach der
mürklich gründlichen Serſtörung durch die Nömer wurde dann zu
M eginn der Kaiſerzeit eine neue Stadt errichtet, die als Stadt
dar Parvenus und Abenteurer auch nichts von Bedeutung ſchuf.
Yiie Vandalen wußten nicht, was ſie mit den vielen Steinhäuſern quadratiſch ummauert. Eine Armada von Waren dampfern
ver=
meachen ſollten, und ließen ruhig alles beim alten. (Vandaliſche
ſpäter auch noch in Karthago, außer an Sakralbauten,
nach=
meeiſen.) Dann kamen die Byzantiner, d. h. ihre Feldherrn mit
SGldnerheeren. Aus dieſer Seit ſtammen einige Mauern, die
meiſt militäriſchen Wert beſaßen. Kurz darauf ſetzte dann der
ge Ofe Sturm der Mohammedaner ein, die alles kurz und klein
ſoolugen. Karthago wurde erſt bei dieſer Gelegenheit von Grund
Führer zum großen Ceil zuſchütten. So lag das Crümmerfeld
Nage, über ein Jahrtauſend, bis dann im 19. Jahrhundert das gewütet. Man begegnet Chineſen, doch faſt ebenſo vielen Negern,
Imtereſſe an Ausgrabungen anfing.
Die meiſten Funde finden ſich in dem Muſeum bei der
Kathedrale. Vieles ſchöne iſt da, aber man ſucht vergebens
gunz aus dem Nahmen fiel: eine kleine Cafel, mit einer Schrift,
2—s kleine Cäfelchen mit unleſerlichen Schriftzeichen ſcheint mir
hüher zu ſtehen, als alle anderen Schätze. Denn es ermahnt uns,
eik es noch ein großes Nätſel zu löſen gilt, das der Schlüſſel
ern kann für die Geſchichte der Mittelmeerländer im zweiten
urd zu Beginn des erſten Jahrtauſends v. Chr. Denn es muß
ente Raſſenverwandtſchaft zwiſchen Etruskern und den Griechen raſiert oder mit engliſch geſtutztem Schnurrbart.
oun Mykene und Croja beſtehen. Wahrſcheinlich waren Noms
Srründer jüngere Söhne der Etrusker, die einſt aus dem Norden anderen Nahrungsmitteln handelnden Geſchäfte ſtehen nur die
gl kommen ſind.
Mein Wandern und Suchen im alten Karthago dauerte
vuem frühen Morgen bis zum ſpäten Abend. Nur um die
Mit=
au abiſchen Ort Sidi bou Said. Hier gibt es weder Hotel noch
Cpaſtwirtſchaft. Man iſt daher hier von Fremden verſchont und
maan bleibt in der Stimmung, die in Städten alter Geſchichte
ndcht geſtört werden darf. Der Ort nennt ſich zwar modern, aber laſſen: Bernſteingötzen, bronzegegoſſene Statuetten, Schirme aus
dias mohammedaniſche Leben ſpielt ſich hier genau ſo ab, wie Bambus und roſa Seide, lackierte Doſen, zart gemalte Blumen
ſüät Jahrhunderten. Wäre nicht ich mit meinem europäiſchen
Silzhut geweſen (den ich glücklicherweiſe ſelbſt nicht ſehen konnte),
Bis zur Ankunft meiner Cochter war der Friede meines
Hoaushalts hin und wieder von Störungen unterbrochen worden.
Irh ſelbſt war geneigt, manchmal Knurrtöne von mir zu geben,
auch kam es gelegentlich zu einem kleinen Krach zwiſchen der ſie ihren Hut darauf ſetzte, verging ſoviel Seit, daß ich manchmal
u. vollkommener Geräuſchloſigkeit. Und fiel je ein lautes Wort, und dann multiplizierte ſie Hunderttauſende im Handumdrehen.
war das langgezögene Oh ... meiner Cochter wie ein Cropfen
CA, der die aufſpritzenden Wogen magiſch beruhigte.
Dabei ſchien ſie ſich um nichts zu bekümmern. Womit ſie
epgentlich ihre Cage verbrachte, blieb mir verborgen. Wenn ich
ſie in ihrem Simmer aufſuchte, war ſie meiſt damit beſchäftigt,
inre Fingernägel zu polieren oder ihre Naſe zu pudern. Lange
Seit hatte ich ſie im Verdacht, daß dieſe beiden Gegenſtände meine Wäſche zählen, und dann möchte ich dir gern etwas
inre Hauptſorge bildeten. Jede Art von Eile ſchien ſie drüben
glelaſſen zu haben und überhaupt nicht zu wiſſen, was Seit
eigent=
litch bedeutet. Ihr einziges Seitmaß war „eine Sekunde‟.
Wem ich ſie zu irgendetwas aufforderte, war ſie ſtets gleich
diereit. „Nur eine Sekunde, Pappy!” Aber dieſe Sekunde hatte
Erwigkeitsdauer. Es war eine kosmiſche Sekunde.
Nun kann man ſich meine Überraſchung vorſtellen, als ſie
mich eines Cages fragte, ob es mir recht wäre, wenn wir
engliſche Ciſchzeit einführten. Es war mir recht. Aber ich
güünſchte den Grund zu wiſſen.
„Oh, Pappy.” ſagte ſie, „dies ewige Nichtstun iſt doch ſo
langweilig. Deshalb habe ich eine Stellung angenommen. Ich meterſteine auseinandergelegen, aber im Handumdrehen geſchah
urbeite jetzt auf einer Bank.”
Es war eine Großbank, ein Inſtitut, deſſen Sicherheit über
ſeden Sweifel erhaben war. Crotzdem ſtiegen mir Bedenken auf,
oſo es das Cemperament meiner Cochter wohl aushalten würde.
Alit einem regen Geſchäftstrieb ſchien mir ihre Art nicht recht
vereinbar.
Eines Cages fragte ich ſie, was ſie auf der Bank täte.
„Aber Pappy, was tut man dort wohl? Ich rechne.”
„Du addierſt dieſe endloſen Sahlenkolonnen zuſammen?”
„Ich addiere nicht nur. Ich ſubtrahiere, dividiere,
multi=
plt iziere.”
„Was du multiplizierſt fünfſtellige Zahlen mikeinander?
=auert das nicht entſetzlich lange?"
Im Gegenteil. Das geht im Handumdrehen.”
Mir ſchwindelte. In meinem Atelier verſuchte ich eine ſchine.”
dann hätte man die Frage nach dem Jahrhundert nicht genau
beantworten können.
Mein Leibmameluk bekam den Auftrag, eßbares zu ſuchen.
Er fand Brot, Käſe und ein Ei. Sum Mittageſſen genügte uns
das reichlich. Kaffee fehlte ſelbſtverſtändlich auch nicht, demn wo
Araber ſind, gibt es Kaffee. Nichts ſtörte die ſchöne Stimmung
— die europäiſche Welt ſaß fern in den großen Hotels.
Mit dieſer Betrachtung will ich aber nich: ſagen, daß ich
den materiellen Genüſſen dieſer Welt endgültig abgeſchworen
hätte. Nur alles zu ſeiner Seit. Wenn man den ganzen Cag
herumgelaufen und geklettert iſt, dann ſagt man ſich, daß nach
getaner Arbeit der Lohn nicht ausbleiben dürfe, und man denkt
trotz aller hiſtoriſchen Erhabenheit an ein gutes Abendeſſen.
(Mein Leibmameluk hat das, unter der Laſt meines
photogra=
phiſchen Apparates ſeufzend, ſchon nachmittags getan.) Was
man benötigt, liefert wiederum Karthago, auch wenn es im
Weinreſtaurant in Cunis iſt.
Aus des Meeres Ciefe kommt in Karthago ans Land die
Languſte. Es folgt dann die Artiſchoke, die ihre Kraft zum
Wachſen hiſtoriſcher Stätte entnimmt. Wo einſt Straßen und
Häuſer waren, weidet heute das Nind. Das Stück zwiſchen den
Rippen mit Kartoffeln in ſanfter Butter gebraten, wird
all=
gemein gelobt. Der Erdbeere Wohlgeſchmack iſt berühmt; er
erhöht ſich, wenn ſie in Marſala gereicht wird.
Und wo einſtens Schlachtenlärm tobte, wächſt heute friedlich
der Weinſtock. Iſt die Beere reif, dann wird ſie geleſen, aber
in den Weinbergen des Erzbiſchofs wird ſie ſogar ausgeleſen.
Die Kirche hat hier einen würdigen Ceil der Schöpfung unter
ihren Schutz genommen. Die Nebe gedeiht unter dem Krummſtab!
Wenn man gut gegeſſen und gut getrunken hat, dann hat
man das Empfinden, daß das Leben eigentlich gar nicht ſo
beſchwerlich iſt, wie vielfach behauptet wird. Auch dieſen
Ein=
druck gab mir Karthago.
Chineſenſtadt in London.
Von Egon Erwin Kiſch.
Die Weſtindia=Docks liegen noch öſtlicher als das ſchon
hinreichend öſtliche Whitechapel, ſind rieſenhafte Binnenſeen,
ſtopft die Becken — wo hört das Deck auf, und wo beginnt der
Kuultur habe ich nur in Jubeſſa gefunden, vielleicht läßt ſie ſich Laufſteg? Wo hört die Schrotleiter auf und wo beginnt die
Nampe? Was iſt Laderaum und was bereits Schuppen? Wer iſt
Seemann und wer Hafenarbeiter? Der Kontakt Chemſe=London
iſt hier tauſendfältig.
Über Haustoren, in denen ſteile Holztreppen direkt aufwärts
führen iſt geſagt: „Chinese and Japonese Seamen licensed
Boardinghouse‟. Daneben wohl derſelbe Cext in Schriftzeichen,
guns zerſtört. Sogar den alten Hafen ließ der mohammedaniſche als hätte ein in Cuſche getauchter Krummſäbel ſie hingefochten
und ein in Cuſche getauchter Dolch gegen das gleiche Siel
Malaien und Indern.
Erſt wenn wir nach Cauſewau einbiegen oder nach
Penny=
fields, iſt die Internationalität vorbei: hier iſt das Neich der
(nurch bodenſtändiger Kultur. Da plötzlich fand ich etwas, das Mitte. Vor allen Cüren lungern Chineſen, ſie hocken in der für
den Europäer ermüdenden, tiefen Kniebeuge auf dem Fußſteig,
de ich für Nunen hielt. Ich ſah näher hin — es war etruskiſch! ſie ſchauen aus den Fenſtern, ſich mit ihren Landsleuten vor den
Häuſern unterhaltend. Alles iſt voll von wachsgeboſſelten
Ge=
ſichtern, deren Backenknochen aus der Haut ſpringen und die
Augen winkelig verſchieben. Söpfe gibt es nicht auf dieſen
Köpfen. Die Shineſen hier haben ſich aſſimiliert, ihr Haar im
Nacken nach amerikaniſcher Art kurzgeſchoren, ſie ſind glatt=
Auf den Sirmentafeln der mit Cee, gebackenen Siſchen und
ſpinnenbeinigen Nunen, die kein Weißer entziffert, und hinter
dem Pult manipulieren Chineſen.
Selbſt die Sigarrenläden mit engliſcher Aufſchrift blieben
tagsſtunde legte ich eine kleine Pauſe ein in dem angrenzenden von der Umgebung nicht beeinflußt: in den Schaufenſtern ſind
zwiſchen die unterſchiedlichen Sorten von Kautabak,
Pfeifen=
tabak, Sigarettentabak und Fertigware, allerhand exotiſche
Son=
derbarkeiten gebreitet, als Pfand oder als Cauſchobjekt hinter=
und Vögel auf wahrhaft echtem Japan=Bütten, Papierfächer,
Schwerter mit einem aus Speckſtein geſchnitzten Griff,
por=
ſolche Multiplikation. Sie koſtete mich vier düſtere Stunden,
und das Neſultat war jedesmal anders.
Ein Nätſel, dieſer hübſche Bubikopf meiner Cochter. Wenn
Haushälterin und dem Mädchen. Nun aber ſpielte die Maſchine fürchtete, das Wetter könnte ſich inzwiſchen geändert haben,
Übrigens bekam ſie der Bank ausgezeichnet. Deren Aktien
ſtiegen.
Aber yun muß ich erzählen, was ſich am letzten Sonntag
ereignete.
Ich wollte ſie zum Spazierengehen abholen.
„Sofort!” ſagte ſie. „Nur eine Sekunde. Ich muß noch
zeigen.”
„Ctwas Hübſches?”
„Ich hoffe, daß es dir gefällt.”
Sie fing an, ihre Hemden zu zählen. Angeſichts dieſes
Miniaturhäufleins Seide begriff ich ihr „mit Kleidern noch ein
bißchen weniger.‟ Dieſe Hemden waren wirklich noch ein bißchen
weniger als nichts.
Sie zählte und ſchüttelte den Kopf, zählte wieder und
ſchüttelte nochmals den Kopf. Den Bewegungen ihrer Lippen
konnte ich ableſen, daß die Sahlen bis elf reichten. Ich möchte
nicht übertreiben und behaupten, ſie hätten ſo weit wie
Kilo=
das Sählen nicht.
Es ſchellte. Das Mädchen übergab ihr eine Viſitenkarte.
„Oh, Arthurl Fein. Ganz pünktlich.”
„Wer iſt denn Arthur?”
„Pſcht, Pappy, eine Sekunde.”
Und ſie zählte noch einmal von vorn.
Endlich zog ſie zwiſchen den Babyhemden ein
Puppen=
tüchelchen hervor und ſagte:
„Oh, wenn die dumme Wäſcherin ein Caſchentuch dazwiſchen
legt, kann die Sahl ja nicht ſtimmen.”
„Kind,” fragte ich, „wie iſt dein Kopf nur eingerichtet?
Um zehn Hemden zu zählen, brauchſt du eine Viertelſtunde. Und
die längſten Sahlen multiplizierſt du im Handumdrehen mit
dem-
ſelben Kopf.”
„Aber Pappy, doch nicht mit dem Kopf. Mit der Ma=
zellanene Pagoden und jadene Buddhas, kopfnickend, Augen
herausſtreckend.
Das Gros der Chineſen hält ſich nur vorübergehend in
London auf. Faſt ausſchließlich Heizer, bleiben ſie ſolange hier,
als ihr Dampfer in den Docks liegt; auf britiſchen Schiffen
wenden nicht weniger als 58 000 Chineſen, Javaner und Malauen
als Keſſelheizer und Hilfsarbeiter verwendet, und die Sahl ſteigt
— den zur Abwehragitation angelegten Statiſtiken der britiſchen
„Schiffsarbeiterorganiſation zufolge — jährlich um 7000 Mann.
Obwohl einige hundert Chieſen als Dockarbeiter,
Kauf=
leute, Straßenhändler, Ceehausbeſitzer und Denſionswirte in
London ſtändigen Wohnſitz genommen und Mädchen ihrer
Hei=
mat geheiratet haben, bekommt man Chineſinnen nie zu Geſicht.
Dieſes Haus dürfte ein Ceehaus ſein, unaufhörlich gehen
Männer ein und aus. Auf der Holztreppe begegnet uns ein
Chineſe, ſtarrt entgeiſtert. „That’s a tea-house?”, fragen wir.
Er kann nur nicken. Dann kehrt er um und folgt uns.
Die Cür öffnend, ſind wir inmitten von Nebelwolken;
Sigarettenrauch erfüllt das Simmer, und aus der durch eine
Matte halbabgetrennten Liegekammer dringt beizend und ſüßlich
der Geruch der weichen Maſſe, die drei auf Strohläcken
hin=
geſtreckte Gäſte zu Kügelchen kneten, über die Lampe halten
und dann in den breiten Kopf der Pfeife drücken. Auf dem
Sußboden, teils an der Wand, teils in der Mitte des Naumes,
hocken Menſchen, viele ſpielen eine Art Domino, ku-pe-ai, auf
dem niedrigen Sofa drängen ſich, dem Kamin zugekehrt,
min=
deſtens zehn Männer ſitzend aneinander.
Als wären ſie Siguren eines Krippenſpiels, alle Köpfe an
einem Scharnier beweglich, wenden ſie ſich dem weißen
Eindring=
ling mit einem Nuck entgegen, ſchauen uns mit hemmungsloſer
Intenſität an, berühren faſt unſer Geſicht mit dem iren, aber
ihre Mienen ſind keineswegs drohend, eher ängſtlich, und ſelbſt
in unſeren Nacken bohren ſich forſchende Blicke.
Ein junger Chinaman, vielleicht der Wirt, vielleicht der
Sohn des Wirtes, bringt Stuhl und Ciſchchen, fragt, tief ſich
neigend, nach unſerem Begehr. Durch die Beſtellung einer Caſſe
Cee glauben wir den Beſuch eines Ceehauſes genügend zu
legi=
timieren. Dem Wirt, der den Cee an unſerem Ciſch bereitet,
ſtrecken ſich Hände entgegen, empfangen Ceeblätter, ſtopfen ſie
in ihre Pfeife, als hätte es niemals Cabak gegeben.
Niemand außer uns trinkt Cee. Warum ſteht der Diwan
ſo nah am Kamin? Sind die darauf ſitzenden Gäſte dem offenen
Seuer aus Gewohnheit zugekehrt? Haben ſie die Plätze ſchon
für die Stunde belegt, da im europäiſchen London die Lichter
verlöſchen, das Cor des Ceehauſes verſperrt, die Holzkohle im
Kamin und die Opiumpfeifen entfacht werden, die Näume
dies=
ſeits und jenſeits der Matte ſich vereinigen und man in die
kniſternde Glut ſtarren kann. Der Noſt wird dann zur Bühne
aller Cräume, auf ihr wird aller Phantaſien und aller Wünſche
Erfüllung geſpielt, in zarten Farben ſteigt das Glück auf, aus
Nauch geſchaffen, verwandelt ſich immer wieder, um zu ver=
ſchwinden, wenn der Nauſch zu Ende iſt, der Genuß dieſer
genußlos lebenden Menſchen, die goldene Freiheit dieſer gelben
Sklaven.
Wonach ſchmecken die dünnen Cäfelchen, die uns als Gebäck
vorgeſetzt werden? Der Wirt, der uns unausgeſetzt beobachtet,
merkt unſer nachdenklichs Verkoſten. „Kokosnuß”, erklärt er.
Nach Bezahlung von drei Pence verlaſſen wir das Ceehaus
durch Spießruten der Blicke. Ein Chineſe folgt, aus dem
Haus=
tor lugt er uns nach.
Ich verſtummte. Erſt als ich nach einer Weile den Herrn
im Wohnzimmer auf= und abgehen hörte, machte ich die
Bemerkung, ihr Beſuch ſchiene allmählich ungeduldig zu werden.
„Arthur ungeduldig? Ach keine Spur! Wie kommſt du
nur darauf?”
„Kind, ſage mir doch endlich, wer Arthur iſt?”
„Arthur iſt der Herr — eine Sekunde. Die combinations
ſcheinen auch nicht zu ſtimmen.”
Die combinations ſtimmten.
Aber dann gab es noch eine Menge anderer zarter Dinge
auf ihre Nichtigkeit zu prüfen. Arthur ſchien ſich inzwiſchen auf
ſeiner Wanderſchaft eine Erkältung zugezogen zu haben. Ich
mahnte nochmals zur Eile, und meine Cochter ſagte, ſie brauchte
jetzt nur noch eine halbe Sekunde, um ihre Haare zu ordnen.
Ich möchte kein Wort gegen den Bubikopf äußern. Nur
die Behauptung, daß die Frauen ihn aus praktiſchen Gründen
trügen, um Seit und Geld zu ſparen, wage ich zu bezweifeln.
Ich habe da meine Erfahrungen. (Aber das ganz unter uns.
Sagen Sie, bitte, nichts davon meiner Cochter. In dem Punkt
iſt ſie empfindlich, wie alle Frauen.)
Endlich alſo war ſie auch damit fertig und brauchte nur
noch ihre Naſe zu pudern.
Aber gerade als wir gehn wollten, äußerte ſie, daß Arthur
ſich gewiß freuen würde, meine Bekanntſchaft zu machen. Ob
ich nicht meinen Mantel ablegen wollte?
„Kind, nun ſpanne mich nicht länger auf die Folter und ſage
mir, wer Arthur iſt.”
„Oh Arthur...” erwiderte ſie in ſo fragendem Con, als
wenn ſie es ſelbſt nicht mehr genau wüßte. Aber dann bemerkte
ſie meine Krawatte, die, wie ſie fand, gar nicht ſehr flott
ge=
bunden war. Sie gab ſich große Mühe damit, und es gelang ihr
auch, ihr den richtigen Schwung zu verſetzen. Nachdem ſie mir
noch die Haare gekämmt und mich abgebürſtet hatte, trat ſie
drei Schritt zurück, um mich zu muſtern.
„Jetzt ſiehſt du gleich um zehn Jahre jünger aus. Arthur
wird ſtolz auf dich ſein. Er möchte doch einen niedlichen, kleinen
Schwiegerpapa haben.”
„Was?! Arthur iſt
„Aber natürlich, Pappy.” Sie gab mir einen Kuß auf die
Naſenſpitze. „Sonſt hätte ich mich doch nicht ſo beeilt. Arthur
iſt der Herr, mit dem ich mich geſtern verlobt habe.”
Wenn Doris erwacht.
Ein amerikaniſcher Journaliſt über das Leben einer
fünfzehnjährigen Millionärin.
Der folgende Artikel zeigt unſeren Leſern
einen kurzen Ausſchnitt aus dem Alltag einer
fünfzehnjährigen Oollarmillionärin, mit allen
Einzelheiten, die der amerikaniſche Leſer über
ſolche Glückskinder zu erfahren wünſcht.
Die Nedaktion.
James B. Duke, der Cabakkönig, hatte mehr
Mil=
lionen, als er je hätte ausgeben können, mehr Häuſer, als er
Seit hätte zu bewohnen, aber er hatte nur ein Kind.
Nichts, was zur Geſundheit, zur Bequemlichkeit, zum Glück
der kleinen Doris beigetragen hätte, war zu gering, um
überſehen, zu teuer, um erſtanden zu werden.
Er wußte, wie einer Panik auf der Börſe, wie Verluſten
durch eine Cabakmißernte zu begegnen ſei, er kannte viele
Auswege; gegen Krankheitskeime fand er nichts Beſſeres, als
lein Heim in der Bellevue Avenue in Newport mit Wächtern
zu umſtellen, um Fremde zu hindern, den Boden zu betreten.
Einen Ceil des Badeſtrandes mietete er, den nur ſie betreten
durfte; ein Korps von geſchulten Pflegerinnen hatte
Krank=
heitsſymptome in ihrer Umgebung und unter der Dienerſchaft
zu beobachten. Ja, einen Waggon ließ er bauen, nannte ihn
„Doris”, und wenn eine Neiſe not tat, dann erfolgte ſie in der
Abgeſchloſſenheit des Privatwaggons, wo nicht einmal der
Schaffner oder der Kellner mit dem Kind in Berührung
kommen durften. Der Waggon koſtete 35 000 Dollar, und
Mr. Duke hielt das für eine ſehr gute Anlage.
Als James B. Duke jüngſt ſtarb, hinterließ er ſeinem
Kinde 53 000 000 Dollar, die ein jährliches Einkommen von drei
Millionen oder mehr als 8000 Dollar für jeden Cag abwarfen.
Wohl keinem Mädchen von fünfzehn Jahren fallen an jedem
Cag 8000 Oollar in die kindlichen Hände; dennoch erlebt ſie
die tägliche Cragödie, die ſie trotz allem Neichtum mit ſo vielen
Kindern teilt: der liprierte Diener bringt ihr am Morgen auf
goldenem Celler — Haferſpeiſe, die ſie haßt, wie nichts auf der
Welt.
Erwachen mit Muſik.
Wenn auch die Härten der Schule für Mrs. Doris ſehr
gemildert ſind, ſo muß ſie, um zur Schule zu gelangen, vor
allem geweckt werden.
Keine Weckuhr darf in ihrem Gemach läuten, kein
Dienſt=
bote darf ihren Schlummer unterbrechen — heiter und leicht
beendet der ſtreichelnde Klang einer Spieluhr den Schlummer
des Mädchens. Langſam erwacht es, ein Lächeln um den Mund.
Jannu Nenaude, Doris franzöſiſche Sofe, oder Jean Mc.
ſpherſon, die ſchottiſche, ſitzt am Bett der Schlummernden und
drückt einen Knopf nach dem anderen; ganz leiſe beginnt die
Muſik, dann ſchwellen die Cöne lacht an, die aus der Vorhalle
kommen, wo die Spieluhr, ein hohes Ding aus Marmor und
Gold, Aufſtellung gefunden hat.
Jetzt iſt ſie wach.
— und democh Haferbrei.
Doris hat ſich entſchieden, das Frühſtück im Bett zu
nehmen, und ſchon eilt Fannu in den Baderaum, um mit dem
ovalen Baſſin aus Glasamethyſt zurückzukehren, das aus dem
Belitz einer italieniſchen Prinzeſſin ſtammt und mit warmem.
leicht parfümiertem Waſſer gefült iſt.
Nach dem Händewaſchen wird die kleine Lady auf Kiſſen
aus Seide und Spitzen gebettet, und das Frühſtück kann
be=
ginnen. Selbſt die Millionenerbin kann zum Frühſtück nicht
mehr eſſen, als ein Ei oder ein Kotelett — dazu muß ſie auf
Geheiß des Arztes — Haferbrei eſſen.
Es iſt natürlich kein gewöhnliches Ei, und ſie kennen
natür=
lich alle die Henne, die es gelegt hat und wann das geſchah —
aber ſchließlich iſt es doch nur ein friſches Ei, auch wenn es aus
einem goldenen Becher genoſſen wird. Niemand ißt ein beſſeres
Kotelett, trinkt köſtlicheren Orangenſaft, aber viele haben os
ebenſogut. Miß Doris könnte alle Orangen Floridas und
Kaliforniens kaufen — trinken kann ſie doch nur den Saft
einer einzigen.
Ein Lakei in Lipree bringt, von Dienerſchaft unterſtützt,
die Cabletts und Caſſen bis an die Schwelle, wo die Sofen ſie
in Empfang nehmen und Miß Doris reichen. Nun iſt, vom
ermutigenden Nicken der ſchottiſchen Jungfer begleitet, auch
der ſchreckliche Haferbrei verzehrt.
Baden bei farbigen Lichtreflexen macht ſchön.
Dann übernimmt Fanny ihr Amt im Baderaum, einem
großen Saal, mit Ceppichen und Fellen ausgelegt. In das
Waſſer der marmornen Badebaſſins wurden fünfzehn Pfund
roſiges Kriſtalbadeſalz verſenkt, ein Springbrunnen verſtäubt
parfümiertes Waſſer, und von den regenbogenfarbenen
Glas=
kugeln ſchimmert herabträufelndes Waſſer, das ſich in einem
von unten her beleuchteten italieniſchen Brunnen ſammelt. Ein
Druck auf einen der Knöpfe, und in Gelb, Grün, Orange
ſtrahlen die perlenden Cropfen.
Und nach dem erfriſchenden Bad reicht ihr die Sofe eines
der 37 Badegewänder, die aus aller Herren Länder ſtammen
und aus den koſtbarſten Materialien angefertigt wurden.
Kleiderwahl nach dem Katalog des Garderobeſchrankes.
Während nun Fanny das Goldhaar des Mädchens zu
einer einfachen Cracht ordnet, legt Jean den Katalog mit den
Photographien der ſechzig Kleider, aller Schuhe und Umhüllen
vor Doris hin, die mit einem Bleiſtift jene Stücke anzeichnet,
die ſie heute anzulegen wünſcht. Die gewählten Sachen werden
in einem Negiſter verzeichnet, um Wiederholungen in zu kurzen
Seitabſtänden zu vermeiden.
Kein Stoff der Kunſtweberei, kein Material der Erde, das
nicht Verwendung gefunden hätte zu einem Kleidungsſtück der
jungen Millionärin. Und aus allen Ländern der Welt treffen
allwöchentlich Sendungen mit Neuheiten ein.
Wenn die Coilette des Morgens in ihrer exquiſiten
Ein=
fachheit beendet iſt, erſcheint die Gouvernante mit den
Schul=
büchern in einer Mappe aus altitalieniſchem Leder, mit dem
großen goldenen Monogramm, und jetzt beginnen die Ubungen
für die Schule, die gegen ½9 Uhr beendet ſind.
Von Jean Mc. Pherſon mit der Schulmappe gefolgt, tritt
Miß Doris in die Marmorhalle des Palaſtes hinaus, an den
beiden Gemälden aus dem 16. Jahrhundert vorbei — das eine
wurde auf 55 000 Dollar geſchätzt, das andere, 10 Fuß breite
und 12,5 Fuß lange, auf 85 060 Dollar, und erreicht nun,
ungefähr eine Stunde nach dem Erwachen, das Cor ihres großen
Palaſtes.
Auf dem Schulweg von Detektiven bewacht.
Am Cor wartet ihr perſönlicher Chauffeur mit dem von
Miß Duke für heute beſtimmten Auto — acht Kraftwagen in
verſchiedenen Farben ſtehen zur Auswahl —, um ſie nach der
nahen, an der fünften Querſtraße liegenden Schule zu fahren.
ſen Mc. Pherſon hat dem Chauffeur die Schulmappe gereicht,
Doris ſchlüpft in den Wagen, die Cür klappt leiſe ins Schloß,
und langſam macht ſich das geräuſchloſe Auto auf den Weg.
Und die beiden Detektive, die Miß Doris vom Moment
an unter Bewachung nahmen, als ſie aus dem Portal trat,
begleiten ſie nun am Volant ihres kleinen Wagens zum fünf
Häuſerblochs entfernten Schulhaus.
Arme reiche Dorisl
(Deutſche Bearbeitung von Martin Hauſer.)
ſind, mit ungeputzten Nägeln und etwas ungewaſchenen, ſonſt
aber nicht unintereſſanten Phyſiognomien. Als das alte „Cafs
des Weſtens” in Berlin, das ihnen Jahr um Jahr Heimſtätte
geweſen, in eine moderne Diele mit Konzert und Kabarett
umgewandelt wurde, lagen ſie ſozuſagen auf der Straße; aber
— man verzweifelt nie — das alte, neue Café nahm ſie auf,
und ſie hatten hier raſch eine neue Suflucht gefunden.
Sie baben ſie auch dringend gebraucht, all die Dichter und
Denker, die Literaten, Schriftſteller und Maler, die hier an den
kleinen Marmortiſchen eſſen und arbeiten, leſen und Beſuch
empfangen, denn es ſcheint faſt, als hätten manche von ihnen
kein anderes Heim als dieſes hier. Sie erſcheinen zum
Früh=
ſtück, erledigen ihre Korreſpondenz, bleiben über das Mittageſſen,
das gleich dem Frühſtück aus Kaffee und Kuchen beſteht, leſen
lämtliche Seitungen des Lokals — und deren ſind nicht wenige —
der Neihe nach durch, und verſuchen gelegentlich ſogar zu
arbeiten. Vielleicht haben ſie irgendwo nur eine Schlafſtelle, und
das Kaffeehaus, das im Winter ſo ſchön warm iſt, iſt tatſächlich
die einzige Suflucht, die ihnen bleibt.
Da iſt der Karikaturenzeichner, der alltäglich mit ſeinem
Skizzenbuch hier anzutreffen iſt; niemand, der in die Veichweite
ſeines Auges kommt, iſt vor der Verewigung in dem
abge=
griffenen Skizzenbuch ſicher. Er iſt ein älterer Herr, mit
grau=
meliertem, immer zerwühlten, wildwogendem Haar, weichem
Kragen und langem ſchwarzen Schlips, an dem allein man ſchon
erkennen könnte, daß man es mit einem Künſtler von Nang zu
tun hat; da iſt die Modezeichnerin, die eifrig über ihre Arbeit
gebückt ſitzt, trotzdem man abſolut bei eifrigſter Umſchau nicht
entdecken kann, woher ſie ihre Modelle nimmt. Da iſt der Ciſch
der Literaten und der Stammtiſch der Politikter, die allabendlich
die Welt aus den Angeln heben, ohne eine andere dafür
ein=
zuſetzen. Ein kleines, verhutzeltes Männchen ſitzt über ſeinen
„Mokka” gebeugt, hinter ſeiner Seitung verſteckt, Cag für Cag
zur ſelben Stunde an demſelben Ciſch; ein großer, hagerer junger
Man geht allabendlich zum erſten, am Nachmittag zum zweiten
und am Abend zum dritten Male ſpähend zwiſchen den Ciſchen
auf und ab, anſcheinend ohne jemals zu finden, was er ſucht,
Beſonders intereſſante Cypen kann man am Ciſche der
Frauen=
rechtlerinnen ſtudieren; ſelbſtverſtändlich tragen ſie alle
Herren=
hüte und Stehkragen, außerdem meiſt Monokel und
leder=
gegürtelte Bluſen. Sie ſind zum Ceil recht fadenſcheinig
ge=
kleidet, viele ſehen blaß, ſchlecht und unterernährt aus. Man
bemerkt auch auffallende, geſchminkte, mehr ein= als zweideutige
Frauengeſtalten mit ſtrohblond gefärdten Haaren und bunten,
ziemlich geſchmackloſen Kleidern. Ein ganzes „Mädchenpenlionat”
dieſer Art hat in einer Saalecke ſeinen feſten Platz und findet
ſich hier allabendlich unter der Obhut einer würdigen,
gleicher=
weiſe hergerichteten Matrone, um die ſie ſich ſcharen, wie die
Küchlein um die Gluckhenne, zuſammen.
Es ſind größtenteils Außenſeiter des Lebens, die ſich hier
ein ſtillſchweigendes Stelldichein gegeben haben und die wiſſen,
daß ſie hier immer ihresgleichen treffen und jederzeit herkommen
können, wenn es ſie nach Geſellſchaft gelüſtet. Ein heiteres,
Café Größenwahn.
Etwas aus Berlin.
Von Hans Ciſchert, Berlin.
(Nachdruck verboten!)
Es heißt eigentlich anders, aber es iſt unter dieſem Namen
allgemein bekannt, und man hat vergeſſen, daß es nicht der
richtige iſt. Vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend iſt es
bevölkert von eigentümlichen Geſtalten, mit langen, wallenden
Mähnen, ſoweit es Männer, mit Bubiköpfen, ſoweit es Weiber
beitze ich nicht
brüden. Aie * noch
Ader helte W0
pird, Ein Land
lißen. Ein tem
gen zauf Peitelt
din Lnd endekt.
Miach
MSrölanfe
4Rüdhemn 9
harmloſes Völklein, alles in allem, das ſich um der ſchwierigen
Wirtſchaftsverhältniſſe willen keine grauen Haare wachſen läßt,
das ſtets munter und vergnügt iſt, und zufrieden, wenn es nur
leine Caſſe Kaffe und ſeine Sigarette hat. Aber auch viele
andere, gut gekleidete, normal gewachſene Menſchen haben das
Café zu ihrem Stammlokal erkoren, die ſich dort gern aufhalten
und ſich wohlfühlen in dieſer eigenartigen, nicht alltäglichen
Um=
gebung, in dieſem Bannkreis von Menſchen, für welche die
Bedürfniſſe des Luxus und des wohlgefüllten Portemonnaies
mit dem inneren Behagen und der Freude am Oaſein
keines=
wegs identiſch ſind.
Pälte reien Kam-
Mand ſeilian fü.
UEgenden
Mönterdu
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Aiun kömen
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Apienunßft dieſt
UIBon Golap
Jatich, üder Stalupö
nt m üder Nakopkel
Rihiten, Scha
ntäich Gundime
intzgolen, dam ſtrei
Iikruniſchken, Colni
Michen Gärtien.
Schach
Mirngee .
Aufgabe 324.
Franz Buchty in Mainz.
urdruck.
RfR
prafſtellung: Beiß: Tks. nd3 Tk1 ra1 h3 8bg e5 Brs h4 03
Schwarz: Kf5 D44 248 15 Let Skt Boß es g8 h6 (10; 94.
Eine leichte Aufgabe aus unſerem Löſerkreiſe, die zwar den ſtrengen
gunſtgeſetzen des Problemſchachs nicht voll entſpricht, im ganzen aber
doch bacht bübſch 6.
Partie 40.
(Geſpielt im Hauptturnier B zu Hamburg 1910.)
Spaniſche Partie.
8d5—f4!
Schwarz: V. Schlage 10.
Die Idee des Bauernopfers.
eſ o5.
11. De9—4
Soßse5!
Sbs—6
12. De48a8e
Führt zum
Ver=
af—g8.
luſt. Richtig war die Wegnahme eines der
9ag—t6
beiden Springer, worauf Schwarz mit
57—55
943 einen guten Angrifſ behelt.
Li8—27
Dd8-as!
0—0
12.
Legt das weiße Spiel völlig lahm und
47—451
Dieſer Zug, der ein Bauemopfer in droht Ktin5 Zügen durch Se2t, Sg8*
ſich ſchließt wurde in dieſer Partie wohl uſw.
zum erſten Male angewandt. Früher ſpielte 18. I.b3—41
Lo8—h3
man das zahme 47—d6.
14. Da84a6
UhSRg2
9. 643d5
Ar6xd5
Weiß iſt retungslod verloen.
10. Sk34a5
15. Nkl-e1
D43—431
Beſſer iſt
Teichmanns Zug 10. Bo4
16. aufgegeben.
Eine reizende Minigtur!
(Partie und Anmerkungen aus der „Deutſchen Schachzeitung” 1917.)
Weiß: Röſch
1. 69-—4
z.Sclets
3. I.k1—d5
4bbh—4
5. 541—3
6. La4—b3
1 9349
8. 0—0
Kätſel
Kätſel
Mund, Gramm, Licht, Peter, Land Elle, wer, Kette, Leid, Tracht, Haus.
Jedem der obigen Wörter ſind drei Buchſtaben vorzuſetzen, ſodaß
neue Hauptwörter entſtehen, deren Anfangsbuchſtaben eine zeitgemäße
Krankheit nenmen
Bei. Ein, Eng, Epi, Eti, For, Ing, Irr. Nai, Rat, Sal.
Drei hochſommerliche Rätfel.
1. Mit d muß mancher es nehmen in Kauf,
Mit tt, da ſuchen gar gern wirs jetzt auf.
2. Mit a tun die meiſten Frauen es gern.
Mit i jetzt aber Frauen und Herrn.
3. Bei ſolch einem h verlernt man das Lachen
Und hat keine Luſt, mit w es zu machen. Carl Deubel.
Umſtellungsrätſel.
Motte — Raſen — Amen — Regen — Lehne — Leda — Feile —
Rune — Maſſe — Dame — Eros. Die Buchſtaben der einzelnen Wörter
ſind umzuſtellen, daß neue Wörter entſtehen. Die Anfangsbuchſtaben
ergeben dann eine Wagnerober.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 29.
Die wandernden Buchſtaben.
StermRätſel.
1—2 Rubel, 2—3 Loden, 3—4 Nonne, 4—5 Emaus, 5—1 Speer.
baden.”
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W A nich ſa
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Biana, Bag
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Gaſt: „Sie Kellner, hören Sie mal. Sie haben ſich hier auf der
Rechnung geirrt. Meine Zeche macht 13 Mark, nicht 141‟
Kellner: „Verzeihung, mein Herrz ich dachte, Sie ſind
aber=
gläubiſch!”
Druck u. Verlag: 8. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23.—Verant wortlich f. d. Redaktion: Dr. 6. Nette. Fernſpr. 1. 2339—2392 Ale Rechte vorbehalten. Nachdruck verb. — Kliſchees: F. Haußmann,alle in Darmſtadt.
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Entdeckungsreiſe.
Von Hans Siemſen.
Neiſen gehen — das liebe ich!
hließlich iſt es ja auch ſchon eine „Neiſe”, wenn man nach
Prodam fährt oder nach Dresden. Aber ſo ganz das Nichtige
iſt/tſoch nicht. Die richtige Neiſe beginnt eigentlich erſt dort,
wm lie Fremde” beginnt, das Land, das einem fremd und in dem
mam ilber fremd iſt.
Schweiz? — Noch nicht ſo ganzl — Italien? Schon
berſll. Afrika? Das iſt das Nichtigel Ein Land, deſſen Sprache
maginuht verſteht, und wo die eigene Sprache nicht verſtanden
m /Ein Land, in dem die Städte Canger, Cetuan und Cugut
blein. Ein fremder Erdteil. Das iſt das Nichtige! Da iſt
mM pauf Veiſen”!
lager dazu gehören viele Päſſe — und viel Geld. Beides
bleei ich nicht. Früher, vor Jahren, war ich mal da — da
diken.- Als es noch leichter war, Päſſe und Geld zu bekommen.
AM ſoeute? Wohin ſollen wir heute reiſen?
) habe ich mit Hilfe des deutſchen „Neichs=Kursbuches”
eiſneand entdeckt, in das man ohne viel Geld und ganz ohne
Ale rreiſen kann — und das in ſeiner Art gewiß ebenſo fremd
uſmſültſam für uns iſt wie irgendein fremder Erdteil, wie
infndiein Land in Afrika.
goren wir mal nach Königsberg! Und von Königsberg nach
Ifhrieurg! — Da gibt es unterwegs ſchon Stationen, die heißen:
Alrall ke, Schlobitten, Metſchullen, Norkitten. — Klingt das
n5ſt nrindeſtens ſo fremd und exotiſch wie Cetuan und Cugut?
ſheer fahren wir noch weiter. Wir fahren von Inſterburg
ndA GSoldap. Da kommen wir an folgenden Stationen vorbei:
Bſulianken, Sodehnen, Spirokeln, Darkehmen, Wikiſchken und
Klern. Dann ſind wir in Goldap.
Eun können wir weiterfahren über Buttkuhnen, Hegelingen,
Selesehnen, Kiöwen und Chelchen nach Lyck. Es iſt aber beſſer,
wihnliiben in Goldap. Denn von Luck aus können wir nur nach
An und Dlowotten. Aber Goldap iſt offenbar ein wichtiger
Kihen punkt dieſes fromden Erdteils.
1ßem Goldap aus können wir ſowohl nach Gumbinnen als
auf über Stallupönen, nach Cilſit fahren. Und da kommen wir
numitger Nakowken, Meſchkrupken, Dubeningken, Szittkehmen,
Khe,, Schakummen, Meldienen, Perkallen und Plicken —
nant Geumbinnen. Wenn wir aber über Stallupönen nach Cilſit
wſvn, dann ſtreifen wir: Groß=Kummetſchen, Crakiſchken,
Ma=
kubchlken, Collmingkehmen, Kaſſuben, Pillupönen, Budweit=
199, Göritten. Und weiter: Oraeweningken, Schwirgallen,
Mdlen, Schorellen, Drozwalde, Lesgewangminnen,
Nauje=
niſuter:, Laskowethen, Klapaken, Nagnit und Girſchunen.
Luff mich haben die Namen fremder Länder und Städte
im=
mſeeimen großen Eindruck gemacht. Neapel, Marſeille,
Caſa=
bilta Bagdad, Cokio — das iſt wirklich „die Fremde‟.
UMitt das Seltſame, das Unbekannte, das Märchen.
Imer Naujeningken, Klapaken, Schorellen — iſt das weniger
mſchanhaft? Was mögen in Naujeningken für Menſchen
Miren?
Sitelleicht iſt das Bild, das wir uns machen, wenn wir das
AAt,,Bagdad” ausſprechen, ganz falſch. Aber wir machen uns
dii uin Bild. Was für ein Bild aber ſollen wir uns von
2ſüeingken machen? „Naujeningken” klingt mir
geheimnis-
pfhr als „Bagdad‟
Ve mag es wohl bei Meſchkrupken, wie mag es in Las=
ElMtteen ausſehen?
ſch weiß, daß „Caſablanca” nichts anderes heißt als
„(ſiſ enhauſen” Vielleicht heißt „Kuddern” für die Leute, die
inuledern leben, ſoviel wie für uns Heidelberg oder Leipzig.
—us mag wohl ſein. Aber man kann es ſich kaum vorſtellen.
ſch, ſtelle mir vor, wir kämen eines Abends in Kuddern an.
AG mag es da geben? Eine Kirche, eine Schule, ein
Krieger=
hnal. Vielleicht ein Gefängnis. Sicher ein Wirtshaus, viel=
I9B much mehrere. Den Bahnhof. — Alſo alles genau wie bei
uſſu Ellles genau wie in Swickau, Stuttgart oder Berlin. Nur
eitwſschen kleiner — oder vielleicht auch ein bißchen größer.
(4Wochl ich das nicht recht glaube.)
Ihger es muß da doch noch etwas anderes geben, etwas, was
e//n Swickau und Berlin nicht gibt. Das — wie ſoll ich
9+a? — das ſpeziſierte Kuddernſche. Die Luft, die Atmoſphäre,
d/ſtAseſen von Kuddern. Das iſt es, was mich intereſſiert.
Iienn wir in Kuddern geboren und aufgewachſen wären, ſo
wMax wir doch ſicher ſagen: „Berlin? — Na ja, Berlin iſt
VMi.. Aber Kuddern iſt es nicht!” Wir würden vielleicht
Idkr. „Die Welt iſt gewiß ſehr ſchön. Aber Kuddern — das
iſiſiwas ganz anderes als die ganze übrige Welt.” Und wir
mſierr, je nach Cemperament und Erfahrung, die große, weite
DE für ſchöner als Kuddern halten, oder Kuddern für ſchöner
allsſt ganze übrige Welt.
inſ aus dieſen Gründen, die nur denen bekannt ſind, die
nudemen bekannt ſein können, die Kuddern kennen, möchte ich
Kkueen kennen lernen. Kuddern oder Lesgewangminnen oder
Vſtiemingken.
ienn man weite Strecken, von einer großen Stadt zun
adaie: fährt, dann lieſt man vom D=Sug aus manchmal den
Wſſtenx einer einſamen Station: Uelzen oder Soſſen oder
Oſter=
bünrn. Da liegen dann hinter dem kleinen Bahnhof ein paar
Hhie und, noch etwas weiter weg, eine Kirche —, und dann
iſitr, Sug vorbei. Und wir denken bei uns: da leben alſo
Men=
ſc nnd noch weiter weg, fünf oder zehn oder fünfzehn Kilo=
meter weiter im Lande gibt es wieder Dörfer und kleine Städte
— und auch da leben Menſchen, Kinder werden geboren, wachſen
auf, ſterben — da drüben im Lande, zehn Kilometer von der
nächſten Bahnſtation entfernt, die Uelzen oder Oſterburken heißt.
Und wir wären ſehr töricht, wenn wir uns einbilden wollten,
wir wären glücklicher, oder auch bloß klüger als ſie. Aber —
ſo ſind wir eingebildeten Großſtädter nun mall — ſeltſam kommt
es uns doch vor, daß es Menſchen gibt, die in Naujeningken
geboren werden, aufwachſen und ſterben. Menſchen, die von uns
und unſerem Leben nichts wiſſen, von denen wir, von deren Lebon
auch wir nichts wiſſen.
Ich habe ein neues Land entdeckt!. Was brauchen wir, die
wir die Fremde ſuchen, noch viele Päſſe? Sieh, das Märchen
liegt ſo nah!
Laßt uns nach Naujeningken fahren!
„Deutſche, lernt eure Heimat kennen!” habe ich mal auf einem
Plakat der Eiſenbahn geleſen. Alſol Weshalb nicht? Weshalb
immer Neapel? Laßt uns in unſere Heimat fahren! Nach
Nau=
jeningken, Kuddern und Lesgewangminnen!
Anekdoten aus der Welt des Silms.
Von Hans Mende.
Wer draußen ſteht, ſieht im Film nur Licht. Wer dabei iſt,
als kleiner Ceil der großen Maſchine, nur Arbeit. Diejenigen
aber, die als Motore gelten können, um die herum ſich erſt die
vielen anderen gruppieren, ſehen nur Höllenqualen. Ich will
einiges berichten, Kleinigkeiten, die vielleicht ein Bild geben,
das in die Materie einführt.
Wegener. Einer der erſten, die die ungeheuren
Möglich=
keiten der Silmdarſtellung erfaßten. Er kommt über „Student
von Srag” „Golem” Nübezahl” und „Galeerenſträfling” zu
anerkannter Eigenart. Er ſchafft Bilder und Stoffe von
aller=
höchſtem Neiz und erfüllt ſie reſtlos mit Leben. Denn Wegener
iſt ein Menſch. Er nimmt die Dinge aus dem eigenen Herzen
und formt ſie mit feſtem Sugriff. Er macht ſeine Mitſpieler zu
den Menſchen ihrer Nolle. Aber — ſowie jemand durch
Fahr=
läſſigkeit ſeine Intenſionen ſtört, wird er grob. Sehr grob.
Er dreht „Herzog Ferrantes Ende‟. Iſt ſelbſt der ſchmutzige
Herzog und wird in einer Szene zur Kirche geleitet von einer
Anzahl von Lanzenträgern. Um die Stimmung der Furcht recht
zu veranſchaulichen, drängen dieſe Lanzenträger ſich hart an den
langſam auf dem Pferde reitenden Herzog, um ihn vor
Meuchel=
mördern zu ſchützen. Geſpenſtiſch ſchatten die Lanzen nach vorn.
Wegener hat geſpannte Stimmung vorbereitet.
Die Aufnahme beginnt. Wegener reitet. Langſam,
ge=
ſpenſtiſch bewegt ſich der Zug. Die Atelierarbeiter ſelbſt
empfin=
den die ſeltſam ſchaurige Stimmung der Aufnahme.
Da tönt, wie ein Peitſchenſchlag plötzlich jede Seelenregung
hemmend, durch das Megaphon die ſchrille Stimme des
Auf=
nahmeleiters: „Halt!”
Einer der Statiſten hat die Lanze nach hinten gehalten —
die Aufnahme iſt verpfuſcht, der Eindruck dahin.
Wegener hebt ſich auf ſeinem Pferde: Viech!”
In dieſem einen Wort liegt Kritik. Aber in dieſem einen
Wort liegt auch die Löſung der künſtleriſchen Spannung.
Cau=
ſende von Energien ſind durch die Handbewegung eines jungen
Mannes verpfuſcht.
Mir erſcheint Frau Aſta Nielſen als eine überragende
Er=
ſcheinung in der Welt des Films.
Der Chriſtusfilm „J. N. N.J.” wurde gedreht. Dr. Nobert
Wiene, der bahnbrechende Negiſſeur der „Caligari” hat ein
glänzendes Enſemble um ſich. Die Porten, die Nielſen, Werner
Krauß, Alexander Granach und — Grigory Chmarra, Frau
Nielſens Gatte.
Wiene iſt in Arbeit. Er bereitet die Szene vor, in der die
Nielſen als „Maria von Magdala” und die Porten als „Maria”
den Weg nach Golgatha nehmen. Er hat hier und da und dort
zu tun. Ueberall muß Wiene ſein, Wiene der Mann mit der
nie ausgehenden Sigarre.
Chmarra, entwachſen der Künſtlerſchar Stanislawſkis in
Moskau, vollſaftig, ernſt, jungenhaft, ſpieleriſch, weinend,
lächelnd, fühlt den Kitzel, obwohl er den Jeſus verkörpert, ſeinen
Regiſſeur zu ärgern. Und er ſchickt alle Leute, die er erwiſchen
kann, in ſeinem gebrochenen Deutſch zu Wiene.
Da kommt ein junges Mädchen, das ſich vorſtellen möchte,
dort ein alter Statiſt, hier ein junger Mann von der Preſſe.
Chmarra empfängt ſie.
„O, Sie ſuchen Doktor Winne, dort, Herr mit Sigarre, iſt
das. Wird ſich ſerr freuen.”
Wiene iſt heller Sorn. Chmarra lächelt.
Dann kommt die Aufnahme. Wiene ſteht neben dem
Ap=
parat, eine Menge von Fachleuten um ihn herum. Durch einen
felſigen Hohlweg ſollen Maria und Maria Magdala kommen.
Licht fällt von den Kuppeln. Die Operateure treten an die
Kurbeln.
Mäuschenſtill iſt es. Man ſieht ſelten eine Nielſen und
Porten zuſammen. Es war die einzige Begegnung.
Die beiden Frauen kommen. Die Apparate werden bewegt.
Sie kommen, ſtart den Blick auf Golgatha gerichtet. Die
Por=
ten faßt nach dem Herzen, erblickt das Kreuz, ſinkt. Die Nielſen
hält ſie, wendet nicht den Blick und eine Cräne hängt an ihrer
Wimper. Eine echte Cräne. Sie ſprengt die Enge der Nolle
und wird zum Erlebnis. Noch immer hängt ihr Blick im
Weſen=
loſen. Das iſt der Menſch, dem eine Welt unterging. Nun
kommt die Einſamkeit . . Ergriffenheit.
Das war die höchſte Leiſtung, die ich je in einem Film ſah.
Wiene hat ſeinen Groll vergeſſen. Er will der Nielſen danken.
„Gnädige Frau..
Die Stimme verſagt ihm. Echte Kunſt verſöhnt.
Einen kleinen, niedlichen Film ſah ich. Ein Luſtſpiel wars.
Der groteske Held der Angelegenheit ſtahl ein Halsband, das
urz vorher in einer Großaufnahme gezeigt wurde. Die Dame,
die beſtohlen iſt, läuft ans Celephon und benachrichtigt die
Polizei. Erſt in der Preſſeaufführung des Silms merkte man,
daß ſie während der ganzen Szene das geſtohlene Halsband um
den Hals trug und damit ſpielte.
Cücke des Objekts.
Aber der Künſtler, der Negiſſeur, alle, die dazu gehören,
werden reichlich entſchädigt für ihre Arbeit durch den Erfolg.
Oder könnte eine Darſtellerin nicht mit ihrem Erfolge zufrieden
ſein, wenn ſie ein armes, auf die Straße getriebenes, heimatloſes
Heſchöpfchen, ein einſames Kind auf der großen Welt, darſtellt,
ſo natürlich, ſo tragiſch, daß eine von den jungen Suſchauerinnen,
m Tiefſten ergriffen, ausruft: „Geh’ doch bei deine Cante!”
Es iſt ſo, wie jener bekannte Literat ſagte, der die Dinge
von allen Seiten ſah: In kino veritasl
Nächtliche Gäſte in den Cropen.
Ueber den Ceeplantagen und dem ſchwarzen Dickicht des
fa=
vaniſchen Urwaldes ſtehen unbeweglich die dicken Nebel des
abendlichen Gewiiters, die brennenden Wolkenberge verglimmen
jäh in fahles Blau. Und während die tintige Finſternis der
Cropennacht faſt ohne Dämmerung einfällt, beginnt draußen
ſchon das tauſendſtimmige, ohrenbetäubende, ſchrille Konzert des
Dſchungels:
Dicke Baumfröſche quaken im tiefſten Baß um die Wette,
die großen Heuſchrecken zirpen wie Mandolinen, Sikaden rollen,
rieſige Grillen ſurren wie metallene Spinnräder, dazwiſchen
hei=
ſere Schreie der Nachtvögel, die ſich aus dieſer Fröhlichkeit ihren
Sraß holen, mitunter des Gekläff eines geängſtigten Affen, der
wilde Wutſchrei eines großen Cieres.
Ab und zu verſtummt der Lärm wie auf Verabredung —
irgendwo wurden etliche Sänger verſpeiſt — dann ſetzen ein paar
kräftige Stimmen wieder ein und der Chor der Hunderttauſend
beſingt weiter die Freude des Erlebens dieſer Nacht.
Aber auch in dem luftigen Simmer wird es jetzt lebendig und
zartnervige europäiſche Damen hätten Gelegenheit, ſich die
be=
rühmte Mäuſefurcht abzugewöhnen:
An den Baſtwänden und der Simmerdecke ein Naſcheln —
die kleinen fingerlangen, blitzſchnellen Eidechſen verlaſſen ihre
Cagesverſtecke in den Palmblättern des Daches und ſtürzen ſich
piepſend auf die durch das Lampenlicht angelockten Schwärme
von Inſekten und Schmetterlingen, auch größere Eidechſen
tauchen auf — unter ihnen ein mächtiger Cokeh, der
ſelbſt=
bewußt mit ſeiner kräftigen Stimme, die dem Knurren eines
Hundes ähnelt, ſeine Ankunft verkündet, jedoch trotz ſeiner
Neiz=
barkeit ein harmloſes Cier iſt.
Eidechſen und ein Nudel nagender Mäuſe ſind nur der
Vor=
trab dieſer nächtlichen Invaſion:
Schon marſchieren Cermiten auf, die erbitterten Feinde aller
Balken, Möbel und Bilderrahmen, mit ihnen Schwärme von
winzigen, grauen Ameiſen, brummende Käfer aller Größen,
dar=
unter wahre Nieſen der Inſektenwelt, ſtoßen gegen das Licht,
herrliche Exemplare tropiſcher Nachtſchmetterlinge taumeln
herum, ſtürzen ſich mit Ameiſen und Moskitos in die letzten
Neſte von Anis, Wermuth und Gin, füllen die Gläſer in einer
Viertelſtunde. Kleine und große Waſſerwanzen kriechen herein.
Simmerſchwaben kommen aus ihren Löchern und während die
Eidechſen unter dieſem Cierzeug wüten, kriecht eine rieſige,
ſchwarze Spinne, deren Biß gefährlich werden kann, von der
Wand herab und wird trotz erbitterter Gegenwehr, wobei ſie
regelrecht um ſich pufft, aus dem Näuberleben befördert.
Skor=
pione und flatternde Sledermäuſe ergänzen die Menagerie und
füllen unerſättlich ihren Magen.
Aber dieſe tolle Orgie des Freſſens und Gefreſſenwerdens
geht auch weiter, wenn das Licht verlöſcht iſt. Noch immer iſt
das leiſe Schmatzen der Eidechſen hörbar, die ihre fetten
Schmet=
terlinge ſchlucken. Sledermäuſe ſtoßen gegen das Moskitonetz
und der Hauskater „Jupo” ſitzt lautlos auf der Lauer.
Draußen wird das nächtliche Konzert des Urwaldes gegen
Mitternacht ſtiller, aber auch dort wird weiter gemordet: Sern
der Schrei eines Panthers — vor dem Fenſter das kurze
Quie=
ken einer Natte, die von der Nattenſchlange gefaßt iſt, Krachen
von Aeſten, der jämmerliche Schrei eines Vogels.
Die Erinnerung an die klare Stille der deutſchen Nacht iſt
hier wie ein Craum: Heiße Gerüche von Blüten, Moder und
Ver=
weſung ſtrömen herein, in dem Dunkel iſt etwas Sieberndes und
Atemloſes, die ungeheure, kraftüberladene Natur des Aequators
Vo. Jo.—
kennt auch in der Nacht keine Nuhe.
Der zeitgemäße Haushalt.
Das Schälen von neuen Kartoffeln. Um neue
artoffeln mit wenig Mühe von der Schale zu befreien, bediene
an ſich nachſtehender Methode: Man waſche zuerſt die Kartoffeln
ichtig und ſtelle ſie hierauf ca 2 bis 3 Minuten in kaltes Waſſer.
unmehr läßt ſich die Schale mühelos abziehen, wie bei
Pell=
rtoffeln. Dies Verfahren iſt nicht allein zeitſparend, ſondern
häußerſt vorteilhaft, da man faſt keinen Abfall hat, was in
nibetracht des heuer noch recht hohen Kartoffelpreiſes beſondere
N. N.
beachtung verdient.
Schaumige Weißbierfuppe. 1 Flaſche helles Bier
tzt man mit ebenſo viel Waſſer, 2 Eßlöffeln Mehl, 2 Eiern,
icker oder Süßſtoff nach Geſchmack und 1 Stückchen Zimt aufs
zuer und ſchlägt die Suppe mit einem Schneebeſen bis zum
ſchen, worauf man ſie vom Feuer nimmt, mit 1 Teelöffel
ſcher Butter abſchmeckt und ſofort aufträgt.
Gebackenes Ochſenfleiſch für Feinſchmecker.
gekochtes Stück Ochſenfleiſch (Nuß) wird in fingerdicke
Schei=
n geſchnitten, mit einem mit Appels Tafelöl verrührten Eigelb
niert, mit Pfeffer und Salz beſtreut, darauf in Mehl oder
emmelmehl gewendet und in reichlich Fett von allen Seiten
ldbraun gebraten. Man reicht Wirſing dazu.
Speiſezettel.
Sonntag: Schäumige Weißbierſuppe mit Zwieback.
Kalbsnuß mit gebackenen Blumenkohlröschen, rote Grütze mit
Vanilleſoße. — Montag: Fleiſchgefüllte Eierkuchen mit
Kopf=
ſalat. — Dienstag: Makkaroni mit Tomaten, Schinken mit
ger. Schweizerkäſe. — Mittwoch: Gefüllte Gurke mit
hollän=
diſcher Butterſoße, — Donnerstag: Gebackenes Ochſenfleiſch
mit Wirſing. — Freitag: Fiſchauflauf mit Sardellenſoße,
Gurkenſalat. — Samstag: Arme Ritter mit geſchmorten
Kirſchen.
Der pelzverbrämte, ſchwarze Seidenmantel. Heue Herbſt=Modelle.
Seidenmäntel ſind in den letzten
Jahren ein Faktor geworden, der ſich
aus dem Modenbilde kaum mehr
weg=
denken läßt. Handelt es ſich doch hier
keineswegs um Luxusumhüllen, wie
man im erſten Augenblick vielleicht
ver=
muten könnte, ſondern um (allerdings
ſehr elegante) Mäntel, die man das
ganze Jahr hindurch tragen kann und
damit an keine beſtimmte Saiſon
ge=
bunden iſt.
Die immer mehr in den
Vorder=
grund tretende Mode, Pelzwerk auch im
Sommer zu verwenden, hat die großen
Salons veranlaßt, die Seidenmäntel
unter allen Umſtänden zu verbrämen,
ſo daß ſie dadurch um ſo eher eine
neu=
trale Note gewinnen, die ſie von der
jeweiligen Saiſon unabhängig macht.
Einen Seidenmantel, den man ſich zu
Beginn der Herbſtſaiſon anſchafft, kann
man bis weit in den Dezember hinein
gebrauchen und ihn ebenſo gut für
nachmittägliche wie für abendliche
Ge=
legenheiten heranziehen, ſo daß man
ein ſolches Stück wirklich ſehr gut
aus=
zunützen in der Lage ſein wird.
Natürlich arbeitet man die ſeidenen
Umhüllen nicht ganz ſchmucklos,
ſon=
dern trachtet, ſie durch verſchiedene
Effekte, die aber niemals überladen
ausſehen ſollen, zu beleben. In den
meiſten Fällen laſſen ſich durch
Glanz=
wirkungen, die aus dem Material ſelbſt
zu holen ſind, ſehr ſchöne Effekte
er=
zielen, da die verſchiedenen
Blenden=
wirkungen ſehr gute
Kontraſtmöglich=
keiten bieten. Auch der Bortenputz
er=
ſchließt hier ein ſehr ergiebiges Feld
modiſchen Neulandes. Natürlich laſſen
ſich auch die verſchiedenen Haar= und
Hohlſaumwirkungen in effekwoller
Weiſe ausbauen, worauf wir ſpäterhin
noch zurückommen wollen. Auch durch
Anbringung verſchiedener Beſätze, wie
Bändchengarnierungen, Rüſchen aller
Art uſw. vermag man gute Modelle zu
ſchaffen. Nicht vergeſſen ſeien die
ſchönen Linien, die ſich aus der Art der
Anordnung der Pelzverbrämungen
er=
geben, und man kann wohl ſagen, daß
man manche Seidenmäntel ganz auf
die Wirkung des zur Verwendung gelangenden Felles ſtellen darf.
Die Formen der neuen Seidenmäntel ſind abſolut
verſchieden=
artig. Wiewohl man gerne an der geraden Linie feſthält, iſt die
weiter und glockig werdende Faſſon ſchon ab und zu ſehr
deut=
lich feſtſtellbar, und man kann wohl ſagen, daß die Umhüllen,
die ſich an dieſe neuen Linien halten, zu dem Allerintereſſanteſten
zählen. Die zur Verwendung gelangenden Seiden ſind ziemlich
ſchwer, da die leichten Materialien ja nur für die warme Jahres=
Getupfte Seiden ſind große Mode
und zwar ſieht man ſie in den
allerverſchie=
denſten Farbſtellungen. In der Regel ſind
es ſehr flotte, bunte Tupfenmuſter auf
(
einem dezenten mittelfarbenen Grunde. Man
denke etwa an grasgrüne, violette,
himbeer=
farbene, königsblaue oder zinnoberrote
Tupfen auf beige= oder ſandfarbenem, aber
auch auf ſilbergrauem Grunde. Die Tupfen
ſind meiſt einfarbig, ſo daß dieſe
Mode=
ſeiden in der Regel nur zwei Schattierungen
bringen: die des Grundmaterials und jene
der Tupfenmuſterung. Die Tupfen haben
natürlich auch die allerverſchiedenſten
For=
men: neben den kreisrunden Motiven ſieht
eFnc man längliche und quadratiſche Tupfenmuſter,
PEdth— wie man ſie zum Beiſpiel in unſerer Skizze
bemerken kann. Man verfertigt das neue
E
Hochſommerkleid entweder ganz aus der
ge=
tupften Seide oder zieht ſolche Materialien,
die immerhin nicht ganz billig ſind, nur zu
„efans, Kombinationszwecken heran. — Aus dem
kleinen Bilde ſieht man, wie man das
ein=
farbige Material (das natürlich die gleiche
Grundfarbe haben muß wie die getupfte Seide) mit gemuſtertem
zuſammenſtellen kann. Das Kleid hat die moderne durchgehende
Hohlfaltenfaſſon, bei der die Falten in Bruſthöhe bogenförmig
beginnen und nur in der Taille mit einem Gürtel aus gleichem
Material zuſammengehalten ſind. Der Tupfenſtoff dient als
unterer Beſatz und wird auch in Form eines Halstuches um die
Schulter gelegt und ſeitlich geknotet. Für ein derartiges Kleid
kann man auch Reſtmaterial heranziehen, das ſich gerade für
dieſen Zweck ganz ausgezeichnet aufarbeiten läßt.
zeit geeignet waren, während man doch die Seidenumhülle das
ganze Jahr hindurch — alſo auch für die kälteren Tage —
be=
nützen will. In der Regel handelt es ſich um vollkommen
unge=
muſtertes, allenfalls nur leicht „geſchnürltes” Material, da die
parant gemuſterten Arten immer an Kunſtſeide gemahnen, die
bekanntlich niemals elegant wirken kann. Im übrigen ſtört die
Muſterung auch die Note des Mantels, da jedweder Aufputz auf
dieſem Material, das an ſich ſchon bisweilen viel zu wirkungsvoll
und Spitze, Filz und Stroh, Filz und Spitze, zum Teil auch
originelle Applikationseffekte und ſchüchterne Verſuche,
Blumen=
garnierungen wieder dem Geſchmack der Dame näherzubringen.
Halbgroße Hute
ſind die unumſtrittene Mode des Hochſommers. Endlich alſo hat
man ſich doch von den kleinen Formen loszureißen vermocht und
dieſe liebgewonuene Mode in den Hintergrund gedrängt bzw.
auf die ſportliche Kleidung beſchränkt. Eigentlich bedeutet aber
dieſe Abkehr von der kleinen Hutform einen großen Gewinn,
denn jetzt droht das Modenbild, nicht mehr. der allgemeinen
„Uniformierung”, die durch das Ueberhandnehmen der kleinen
Filzhutform eintreten mußte, zum Opfer zu fallen. Die neuen
Hüte zeigen auch, daß man der Phantaſie wieder die Zügel
ſchießen läßt, denn die reizenden halbgroßen Faſſons bringen
vielfach ſehr eigenartige Kombinationen: Stroh mit Georgette
Bunte Blumen=Applikationen
geben den hochſommerlichen Kleidern unbedingt eine fröhliche
Note, die man ja bekanntlich auf den Modellen, für die heiße
iſt, abſolut überladen erſcheinen münte
— Die neueſten Seidenumhüllen, dai
als intereſſante Vorläufer der herſen
e
lichen Mode zu werten ſind, zeigen min
in unſerem Bilde.
An erſter Stelle ein gerade, ſchwarnn
Mantel, mit zcckig angebrachtem Yu g
tenputz, der eine aparte Muſterung gy
Rückenbahn und der Aermel ſichertz)
Vorderteil hat man ſich durchaus m
Borten benäht zu denken. Man w
wendet für dieſen Zweck gern die mut
ſchimmernden, mit einer Wachsſatz/y
überzogenen, ſogen. „cirierten” Bog
die imuer weitaus vornehmer .i0
als alle glänzenden Treſſen. Dieſſe
ten, die ja den Mantel faſt vollkao
decken, ermöglichen es auch, gegehu
falls Reſtmaterial heranzuziehen,)
die eventuell notwendig werdenſ
Nähte durch die Treſſen unſichtbar
den. Graues Fell (etwa Feh oder ei
gute Imitation) nimmt ſich auf dieſean
Mantel vornehm aus.
Hohlſäume ergeben bei Seidennien
teln ſehr ſchöne und abwechſlungsreite
Wirkungen, bei Beibehaltung der 941
raden Form. Ein Modell, das ſti
dieſer Technik bedient und immer ableg
ſtufte Hohlſäume, und zwar zuis
ſchmale und einen breiten in reo4l
mäßiger Folge zeigt, haben wir i
unſerem zweiten Bilde feſtgehaltne!
Schwarzes Haſenfell (oder Skuns!
falls man dieſes Edelfell zufällig beſit
ſieht auf dieſem an ſich ſehr ſchlichis
Seidenmantel ungemein diſtinguig
aus.
Als ganz ungewöhnliche und ſt!
neuartige Faſſon iſt unſer drittes 9u
anzuſehen. Dieſer gerade Mantel iſt:
beiden Seiten und an den un
ärmeln mit bogenförmigen (an 1
oberſten Stelle breiten, an ihrem
El=
ſchmalen) Blenden aus gleichem 99
terial, das ſich durch die verſchiederr
Fadenlage vom Grundgewebe gut ar
hebt, geputzt. Einen ſchmalen Sche
kragen und rollenförmige Beſätze 4.
Abſchluß der Aermel fertigt man gem!
aus Perſianer=Klauen, die oft ur
Breitſchwanz wirken, an.
Eine Phantaſiefaſſon veranſchaulicht die letzte Skizze. Dieſe
Mantel iſt oben etwas bluſig gehalten, mit einem Gürtel un
einer Schnalle verſchloſſen und unter dem Gürtel gezogen, ſo ds
er glockig fällt. Während der ſchmale Kragenteil mit grauen
Fell verbrämt iſt, erſcheint ſeine querlaufende obere Partie nü
Roſetten aus gezogenen Bändchen garniert. Den gleichen A0l
putz weiſen auch die Aermel und der untere Mantelrand auf
daß ein ſolches Stück für den Nachmittag und Abend brauachbariftſ
Jahreszeit niemals miſſen möchte. Dabei muß es ſich aber keinssl
wegs um koſtſpielige Stücke handeln, denn ſogar das allereien
fachſte Kleid läßt ſich auf dieſe Weiſe in ebenſo aparter wie v”
kungsvoller Art verzieren. So zeigt etwa unſere Figur (ie 1I
der Hängematte ſitzt) ein ganz ſchlichtes Leinenkleid, das zu
natürlich auch in Rohſeide oder ähnlichem Material ausfühl
kann und das an der linken Seite des Oberteiles ſowie 10
an der unteren Rockpartie Blumenſträußchen aus kleinen bub
Tuchflecken bringt, die dank ihrer originellen kunſtgewerh”
Note den erwünſchten eigenartigen Eindruck niemals verſt
können.
Der tiefe Ausſchnitt
iſt für unterſetzte Geſtalten eine abſolute Notwendigkeit, da le0ß
lich auf dieſe Weiſe eine ſchlanke Linie erreicht werden 100
während der runde oder gar der letztmoderne viereckige Ausſchl ”
einer üppigen Geſtalt evtl. nur ſchaden können. Man tochl”
heute, auch die Ausſchnitte nicht mehr ſo banal zu arbeiten!.
ehedem, ſondern verſucht eben, gerade dieſer Partie des Kleie
eine originelle Note zu vermitteln.
In unſerer Skizze haben wir einige neuartige Linien felle
halten. An erſter Stelle den tiefen Schalkragen, der mit .
Gürtel zuſammenfällt und durch deſſen Schnalle gleichzeitig
ſammengehalten iſt. — Das letzte Bild zeigt den aus bute.
Seide verfertigten gebundenen Schalkragen mit ſeinen la0d
Schleifen=Enden, die dazu angetan ſind, die Geſtalt zu teit
und daher beſonders ſchlank
er=
ſcheinen zu laſſen. Das Plaſtron,
das ſich hier wegen des tiefen
Ausſchnittes als unerläßlich
er=
weiſt, beſteht aus pliſſierter Gaze,
die oben mit Spitze beſetzt iſt.
Wie man ſelbſt einen hohen
Ausſchnitt in geſchickter Weiſe
„ſtrecken” bzw. ihm den Eindruck
einer tief geführten Faſſon geben
kann, zeigt unſere Mittelſkizze.
In Form einer langen,
vorge=
täuſchten Schmuckkette iſt hier
eine eigenartige Stickereibahn zu
ſehen, an die ein in das Material
des Kleides eingeſticktes
Medail=
lon anſchließt, das aber auch frei
hängen kann und ſomit einen
originellen Kontraſt zu der
ein=
geſtickten (wie eine Kette
wirken=
den) Längsbahn ergibt,
Neummer 203
Sonntag, den 24. Juli 1927
Residenz-Theater
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