Darmstädter Tagblatt 1927


21. Juli 1927

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Einzelnummer 10 Pfennige

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4uh öchentiſch Tmallgem Erſcheinen vom 1. Jull
(3 Juſt 2.18 Reichsmark und 22 Pfennig
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Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 200 Donnerstag, den 21. Juli 1927.
190. Jahrgang

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önig Ferdinand von Ramänien:

König Ferdinands Tod.
Ucißetzung einer Regentſchaft für den minder=
jährigen
König Michgel.
EP. Bukareſt, 20. Juli.
Gſönig Ferdinand vyn Rumänien iſt geſtorben. Sofort nach
10 lAlbleben des Königs von Rumänien wurde der Tele=
Aſ mverkehr zwiſchen Belgrad und Bukareſt
elſr / eſtellt. Nur den Mitgliedern des königlichen Hofes, der
Yhgrung und der rumäniſchen Geſandtſchaft in Belgrad iſt
ellt ürlephoniſche Verbindung zugeſtanden worden. Aus dieſem
(ſAnoe war es bis jetzt nicht möglich, nähere Einzelheiten über
M4 Mrod des Königs zu erhalten.
9üönig Ferdinand iſt heute kurz nach 2 Uhr morgens ent=
iufun
. Eine halbe Stunde vor dem Tode des Königs ver=
ſſſſöygte
der Leibarzt des Königs, Dr. Mamulea, der die ganze
Acü am Sterbebette verbracht hatte, die Königsfamilie von
Aſymnmittelbar bevorſtehenden Auflöſung. Im Sterbezimmer
riſm uie Königin Maria von Rumänien, die Königin von Jugo=
ſſbriurn
, die Exkönigin von Griechenland, Prinz Nikolaus ſowie
EſſhPrinzeſſinnen Elena und Illeana anweſend. Um 8 Uhr er=
ſlſtnn
aus Bukareſt Profeſſor Minowitſch mit ſeinem Aſſiſtenten
iſſmsuniaia, um den Leichnam einzubalſamieren. Der Leichnam

ſch ſcheute abend nach Bukareſt übergeführt. Wo der Sarg auf=
glt
werden ſoll, ſteht noch nicht feſt, da der große Prunkſaal
direniglichen Palais im vergangenen Jahr durch Brand zer=
ſt
wwurde. In Bukareſt wurden an den öffentlichen Gebäuden
u urn den meiſten Privathäuſern Trauerfahnen gehißt. Die

Ache wurde nirgends geſtört. Die Zeitungen teilten im Laufe
96Mormittags in Extraausgaben den Tod des Königs mit.

Unn 7 Uhr morgens trat ein Miniſterrat zuſammen, der das
MPymm für das Begräbnis des Königs Ferdinand feſtſetzte
um9erfügungen über die demnächſtige Einſetzung einer Regent=
ſlſt
traf. In Abweſenheit des Miniſterpräſidenten Bratianu,
Amn. Sinaia weilte, führte im Miniſterrat der rangälteſte Mi=
wyr
ſden Vorſitz. Dem Miniſterrat wohnten auch die Präſiden=
tiſsvur
Kammer und des Senats bei. Heute abend findet eine
Abinſame Sitzung der Kammer und des Senats ſtatt, in der
Ahlliitglieder des Parlaments den Eid auf die Regentſchaft für
Ahm inderjährigen König Michael ablegen werden. Die Eides=
IIlern g wird der Metropolit Plimen vornehmen. Alle Garni=
fſſe
des Königreichs wurden verſtändigt, daß den Soldaten
rIm un Laufe des heutigen Tages der Eid auf den neuen König
Ac uel abgenommen werden ſoll.
vu reidigung des rumänifchen Regentſchaftsrates.
EP. Bukareſt, 20. Juli.
lum 15 Uhr fand im großen Sitzungsſaal der Kammer die
Elle Areiſtung der Mitglieder der Regentſchaft ſtatt, der König
Okael in Begleitung ſeiner Mutter und der Mitglieder der
2ſſik enung beiwohnten. Vor der Sitzung wurde in der Kathe=
Eſſixe ein Trauergottesdienſt abgehalten. Alle Eingänge zum
2li unnent waren von Polizei und Militär beſetzt. In der ge=
rimſramen
Sitzung des Senats und der Kammer waren faſt
fltälitche Mitglieder des Parlaments anweſend, auch die Mit=
clwer
der Nationalen Bauernpartei ſowie General Averescu,
hals vorheriger Miniſterpräſident von geſetzeswegen Mitglied
ElſchSenats iſt, waren erſchienen. In der Diplomatenloge waren
eſſt AMitglieder des diplomatiſchen Korps anweſend. Alle Er=
flſtwnen
trugen Trauerkleidung. Die Zeremonien der Eides=
Uſluun g dauerten nur ganz kurze Zeit. Um 15 Uhr 20 Minuten
Ewriſ der junge König, begleitet von ſeiner Mutter, den Sitzungs=
ſſ
mind nahm auf der Eſtrade Platz. Die Mitglieder der
2bent tſchaft nahmen vor ihm Aufſtellung. Zunächſt leiſtete
2frz! Nikolaus den Eid, der aus folgendem Satz beſtand: Ich
ſ tönre Treue dem König Michael. Dann folgten der Patriarch
uſſr ſthließlich der Präſident des Kaſſationshofs. Damit waren
*FF ierlichkeiten zu Ende. Der König verließ in Begleitug ſeiner
2kurr das Parlament und fuhr in den Palaſt zurück.
Aus dem Leben des toten Königs.
Kſcönig Ferdinand von Rumänien wurde als der zweite Sohn
ElM FFürſten Leopold von Hohenzollern=Siegmaringen am
2ſſAunguſt 1865 in Sigmaringen geboren. Herangewachſen trat
elſnls! Offizier in das erſte Garderegiment zu Fuß in Potsdam
elſiut, d ſtudierte darauf in Tübingen und Göttingen. Im Jahre
1:7 wvählte ſein Onkel König Karl von Rumänien, der aus
füſer! Ehe mit der Prinzeſſin Eliſabeth von Wied (Carmen
E Eu0 nur eine früh verſtorbene Tochter hatte, ſeinen Neffen
7Fmrand zum Thronfolger. Vorher hatte deſſen älterer Bru=
d
hlſilhelm von Hohenzollern zu ſeinen Gunſten verzichtet. Im
25z 1889 wurde Ferdinand durch Parlamentsbeſchluß zum
9Hzen von Rumänien ernannt und zog kurze Zeit darauf
f hlicch in Bukareſt ein. 1893 verheiratete er ſich mit der älteſten
Iqun des Herzogs Alfred von Coburg=Gotha und der Groß=
f
ſüin, Maria von Rußland, Maria von Großbritannien und
S no. Der Vater der Prinzeſſin war ein Bruder des Königs
( Fund VII. von Großbritannien. Prinz Ferdinand hielt ſich
z Xeeſbzeiten ſeines Onkels Karol von der Politik ſtreng fern.
2Aſäönig Karol am 14. Oktober 1914 in Sinaia geſtorben war,
bhez, der Prinz als König Ferdinand der Erſte den Thron.
Xwegann die Entente am Bukareſter Hofe zunehmenden Ein=
fMuu
gewinnen, vor allem dank der Rührigkeit der Königin
2 ia,, die völlig im engliſchen Fahrwaſſer ſegelte. Regierung
um 4Tönigin traten für den Krieg gegen die Mittelmächte ein,
preind der König noch ſchwankte. Schließlich gab der König
x Die Königin war die Stärkere. Am 27. Auguſt 1916 er=

klärte die rumäniſche Regierung an Oeſterreich=Ungarn den Krieg.
Die deutſche Kriegserklärung an Rumänien folgte. Es gelang
den Mittelmächten, Rumänien völlig niederzuwerfen und nach
dem Zuſammenbruch Rußlands kam am 7. Mai 1917 der Friede
von Bukareſt zuſtande. Der König, der nach dem Fall von Bu=
kareſt
nach Jaſſy geflohen war, verblieb dort bis Ende 1918, wo
der Zuſammenbruch der Mittelmächte ihm die Rückkehr nach
Bukareſt ermöglichte. Durch den endgültigen Friedensſchluß
wurde Rumänien durch die Angliederung Siebenbürgens, der
Bukowina und Beſſarabiens außerordentlich vergrößert. König
Ferdinand zog am 4. Auguſt 1919 feierlich in Bukareſt ein.

König Ferdinand F.
Einen äußeren Abſchluß fand dieſe Entwicklung durch die am
15. Oktober 1922 erfolgte Krönung Ferdinands zum König von
Neurumänien und Karlsburg. Schwer litt der König unter dem
Zerwürfnis mit ſeinem älteſten Sohn, dem Kronprinzen Karl,
der 1926 mit ſeiner Geliebten das väterliche Haus verließ und
ſich weigerte zurückzukehren. Der Kronprinz mußte ſchließlich
rechtsgültig auf den Thron zugunſten ſeines Sohnes Michael
verzichten. Die Krebskrankheit des Königs, die bis zum Herbſt
1926 von den Aerzten nicht erkannt wurde, machte ſich nun be=
merkbar
. Königin Maria, die gerade auf einer Reiſe in Amerika
war, wurde zurückberufen und ſtimmte einer Operation zu. Der
König wurde für kurze Zeit gerettet. Eine ſpäter ausgebrochene
ſchwere Grippe ſchien den König tödlich zu treffen. Sein ſtarker
Organismus hielt jedoch durch, bis er jetzt der Krebskrankheit
erlegen iſt.
Aus der Ehe des Königs ſind 5 lebende Kinder hervorge=
gangen
: Der ehemalige Kronprinz Karol, geb. 1893, verheiratete
ſich, nachdem er ſchon vorher eine morganatiſche Ehe eingegangen
war, im Jahre 1921 mit der Prinzeſſin Helene von Griechenland,
einer Tochter des verſtorbenen Königs Konſtantin von Griechen=
land
und der Prinzeſſin Sophie von Preußen. Die älteſte Toch=
ter
Eliſabeth, geb. 1894, heiratete 1921 den ehemaligen König
Georg II. von Griechenland, die zweite Tochter Maria, geb. 1899,
1922 den König Alexander I. von Südſlawien. Die weiteren Kin=
der
ſind Prinz Nikolaus, geb. 1903 und Prinzeſſin Illeana,
geb. 1908.
Das rumäniſche Geheimnis.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Tod des Königs von Rumänien mußte ſchon in nor=
malen
Zeiten eine ungewöhnlich ſchwierige Situation ſchaffen, der
Kronprinz Carol, ſein älteſter Sohn, iſt durch Geſetz von der
Thronfolge ausgeſchloſſen, an ſeiner Stelle wird ſein älteſter
Sohn, der erſt vier Jahre alt iſt, die Krone erben. Die Regierung
wird geführt durch einen Regentſchaftsrat, in dem die Königin
nicht vertreten iſt, die zweifellos zu den einflußreichſten Perſön=
lichkeiten
des Landes gehört. Es mußte ſich alſo immerhin fra=
gen
, ob der frühere Kronprinz Carol, der im Lande große Sym=
pathien
genießt, mit ſeiner Ausſchaltung einverſtanden ſein
würde, und ob nicht vielleicht auch die Königin=Witwe den Ver=
ſuch
macht, ihren Einfluß in der Führung der Regierung zu ver=
ſtärken
. Nun kommt aber hinzu, daß das Parlament gewählt,
aber noch nicht verſammelt iſt, daß alſo eine verfaſſungsmäßig
einberufene Volksvertretung im Augenblick nicht vorhanden iſt,
es kommt weiter hinzu, daß durch die Art, wie Bratianu die
amtliche Wahlbeeinfluſſung durchführte und faſt die geſamte
Oppoſition auszuſchalten verſtand, ſtarke Mißſtimmung vorhanden
iſt, nicht allein bei dem früheren Miniſterpräſidenten Averescu,
der auch heute wohl noch einen Machtfaktor bedeutet. Die ganzen
Verhältniſſe ſind alſo völlig ungeklärt. Daraus erklärt es ſich
wohl auch, daß Bratianu mit diktatoriſcher Vollmacht arbeitet,
um über den kritiſchen Punkt des Thronwechſels hinweg zu kom=
men
, und zunächſt die Kammer konſtituieren zu laſſen, damit ihm
der frühere Kronprinz Carol keine Schwierigkeiten machen kann.
Niemand darf ſich aber im Unklaren darüber ſein, daß unter Um=
ſtänden
Rumänien am Vorabend eines Bürgerkrieges ſteht.

Der Kampf der Verbände.
Lehren aus Wien.
Von
Erich Welkow.
Die blutigen Vorgänge in Wien ſind in ihrer Entſtehungs=
geſchichte
und in ihrer grundſätzlichen Bedeutung keine rein öſter=
reichiſche
Angelegenheit, ſondern in hohem Maße dazu angetan,
auch die Aufmerkſamkeit der Verantwortlichen in Deutſcho
land wachzurufen. Wer mit aufmerkſamen Augen die Entwick=
lung
der ſogenannten Wehrverbände in Deutſchland verfolgt
ganz gleichgültig, ob es ſich um Reichsbanner oder Stahlhelm=
Werwolf oder den kommuniſtiſchen Frontkämpferbund handelt
der wird feſtſtellen können, daß auch in Deutſchland die Zuſame
menſtöße zwiſchen den Verbänden feindlicher Richtung ſich in
beängſtigendem Maße mehren ſo daß es auch bei uns vielleicht
nur eines äußeten Anlaſſes, wie es ein Gerichtsurteil in
Wien darſtellte, bedarf, um zu blutigen Auseinanderſetzungen
zu führen.
Den Urſprung der Wiener Revolte bildet eine Tagung,
welche die nationale öſterreichiſche Frontkämpfervereinigung am
30. Januar d. J. in einem burgenländiſchen Städtchen abgehalten
hatz. Am gleichen Tag hielten auch die republikaniſchen Schutz=
bündler
im gleichen Ort eine Zuſammenkunft ab, und zwar mit
dem ausgeſprochenen Zweck, die Veranſtaltung der Frontkämpfer
zu ſtören. Sie beſetzten den Bahnhof, um die von Wien an=
reiſenden
Frontkämpfer am Betreten der Stadt zu verhindern,
wobei es naturgemäß zu blutigen Auseinanderſetzungen kam,
in deren Verlauf über 20 Ortseinwohner verwundet und ein
linksſtehender Demonſtrant und ein Schüler getötet wurden. Als
Täter wurden drei Angehörige der Frontkämpfervereinigung
verhaftet, die aber nunmehr, vor ein Wiener Gericht geſtellt, frei=
geſprochen
wurden. Dieſer Freiſpruch hatte die ohnedies durch
ihre Preſſe aufgeputſchte Volksmenge in Raſerei verſetzt und die
Kämpfe verurſacht, die um ein Haar Wien in eine zweite Revo=
lution
getrieben hätten.
Es ſoll hier nicht unterſucht werden, ob der Freiſpruch zu
Recht erfolgte oder nicht, ob die Revolte vorbereitet oder tatſäch=
lich
nur aus der Erbitterung der Maſſen entſtanden war, ob
und wieweit die Sicherheitsbehörden verſagten u. a. m., für
uns kommt es nur darauf an, die Nutzanwendung auf unſere
deutſchen Verhältniſſe zu ziehen.
Auch bei uns ſtehen ſich die Wehrverbände in erbittertem
Kampfe gegenüber. Es vergeht kein Sonntag, an dem es nicht
zu blutigen Auseinanderſetzungen zwiſchen Rechts= und Links=
bünden
kommt, und man braucht nur an den Vorfall von Ahrens=
dorf
zu denken, um bereits die Parallele zu den öſterreichiſchen
Vorkommniſſen zu finden. Es iſt in unſeren Großſtädten ſchon
dahin gekommen, daß die Polizei des Sonntags nichts anderes
zu tun hat, als in Alarmbereitſchaft auf die Stunde zu warten,
in der ſie gegeneinander demonſtrierende Windjackenträger aus=
einander
zu treiben hat.
Dem öſterreichiſchen Schutzbund entſpricht ungefähr das deut=
ſche
Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold. Zwar verſucht das deut=
ſche
Reichsbanner immer noch die Fiktion aufrecht zu erhalten,
als ob es eine Schutztruppe der Republik ſei; wer aber Ge=
legenheit
hat, Reichsbannerkolonnen zu beobachten, weiß, daß
das Gros doch nur aus organiſierten Sozialdemokraten bzw. aus
in Windjacken geſteckten roten Gewerkſchaftlern beſteht und daß
es auf dem beſten Wege iſt, eine Schutztruppe des ſozialiſtiſchen
Klaſſenkampfes zu werden, genau ſo, wie es der öſterreichiſche
republikaniſche Schutzbund bereits iſt. Kein Geringerer als Seve=
ring
hat ja dieſen Weg gekennzeichnet, als er am 2. Juli in Her=
ford
laut Vorwärts ausführte, daß es an der Zeit ſei,
auch im Reichsbanner zu erkennen, daß es ſich unter den roten
Fahnen der Sozialdemokratie ſehr gut kämpft‟. Die rote Fahne
der Sozialdemokratie iſt die gleiche, unter der die kommuniſtiſchen
Frontkämpfer marſchieren, und es wird nur noch eine Frage der
Zeit ſein, wann dieſe Fahnen nebeneinander flattern, um den
Klaſſenkampf, den ſie bislang nur predigten, nun auch auf
der Straße auszukämpfen. Es kommt hinzu, daß auch bei uns
heute ſchon das Reichsbanner weitgehendſten Schutz der Behör=
den
genießt; ſein Häuptling, der ſattſam bekannte Herr Hör=
ſing
, kann ungeſtraft ſeit Jahren die Reichsregierung und andere
ihm nicht genehmen Leute in der übelſten Weiſe anpöbeln, ohne
daß er endlich einmal mit allem Nachdruck darauf aufmerkſam
gemacht wird, daß er im Hauptamt preußiſcher Oberpäſident und
nicht Reichsbannergeneral iſt. Dauernd lieſt man einmal davon,
daß bei Kundgebungen des Reichsbanners Vertreter der Behör=
den
offiziell zugegen ſind, daß öffentliche Gebäude flaggen u. a. m.,
obwohl nachgerade auch der unpolitiſchſte Magiſtrat wiſſen müßte,
daß das Reichsbanner nur ein vorwiegend ſozialdemokratiſch
eingeſtellter Privatverein iſt, der keine anderen Vorrechte
genießen darf, wie jede andere ähnliche Körperſchaft auch. Die
Folge dieſer Bevorzugung iſt die, daß ſich im Reichsbanner ein
Größenwahn breitgemacht hat, der, ſofern er ſich nur in Umzügen
militariſtiſcher Aufmachung zeigte, putzig und harmlos wirkem
könnte, der aber gefährlich dadurch wird, daß man ſich tatſächlich
als die Schutztruppe der Republik fühlt, ſich damit eine Wich=
tigkeit
und Bedeutung beilegt, die einem nicht zukommt und da=
mit
nicht nur im hächſten Maße provokatoriſch auf alle Anders=
denkenden
wirkt, ſondern auch dem Anſehen der Republik nur
ſchadet, denn es gibt genug Republikaner, die ſich den Schutz
ihres Staates durch das Reichsbanner energiſch verbitten.
Gegenüber dieſem Reichsbanner deſſen Grenzlinien nach
dem kommuniſtiſchen Frontkämpferbund hin viel weniger kon=
turiert
ſind, als gegenüber dem Bürgertum , ſteht die Phalang
der ſogenannten Nationalverbände: Stahlhelm, Werwolf, Jungdo,
Wiking uſw. Sie ſind aus dem Fronterlebnis heraus geboren
und haben das Ziel, den Gedanken der Frontkameradſchaft und
Brüderlichkeit, des Ständefriedens und der Volksgemeinſchaft zu
fördern. Ihre Gründer ſind die gleichen, die in Oberſchleſien und
im Baltikum, während der Spartakuskämpfe in Berlin und im
Ruhrkampf die Köpfe hingehalten haben, um deutſches Land oder
ſogar die Scheidemann=Regierung zu retten. Ihre ganz beſon=
deren
Verdienſte erwarben ſie ſich bei der Bekämpfung und
Niederhaltung des Bolſchewismus in Deutſchkand. Sie wurden

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Seite 2

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Nummer 200

eines Tages, als man ſie nicht mehr brauchte, nach Hauſe ge=
ſchickt
und konnten ſehen, wo ſie blieben. Es iſt menſchlich ver=
ſtändlich
, te, ſich ihrer eine tiefe Erbitterung bemächtigte und
daß daher ihre Einſtellung zum derzeitigen Staat nicht ohne wei=
teres
freundlich war. Immerhin wird jeder aufmerkſame und
objektive Beobachter feſtſtellen müſſen, daß in demſelben Maße,
in dem das Reichsbanner linksradikal wurde,
die vaterländiſchen Verbände ſich gemäßigt
einſtellten oder wie zum Beiſpiel der Jung=
deutſche
Orden, ſich ſogar zum heutigen Staat=
bekannten
. Ihre Betätigung in der Oeffentlichkeit hat weſent=
lich
nachgelaſſen, und wenn irgendwo einmal ein nationaler Ver=
band
ein Feſt feiert, dann geſchieht es gewiß nicht mit der auf=
dringlichen
Mache des Reichsbanners, das bei allen ſeinen Ver=
anſtaltungen
bei ſeiner Heidelberger Pfingſttagung konnte
man das zum Beiſpiel wieder einmal feſtſtellen von morgens
bis abends mit Muſikgetöſe durch die Stadt zieht, um ja nur zu
jeder Tageszeit darzutun, daß das Banner der Republik feſt=
ſteht‟
. Die vaterländiſchen Verbände ſind alſo in nichts mehr
eine Gefahr für den Staat, und damit entfällt eigentlich auch
für das Reichsbanner jede Exiſtenzberechtigung. Denn man darf
nicht vergeſſen, daß es ſeinerzeit gegründet worden iſt mit der
ausdrücklichen Zweckbeſtimmung, die Republik gegen die natio=
nalen
Frontkämpferverbände und deren vermeintlichen Umſturz=
pläne
zu ſchützen. Wer heute den Rechtsverbänden derartige
Pläne noch unterſtellt, iſt entweder blind oder böswillig; deren
aktiviſtiſche Aufgabe war immer nur die, ein Bollwerk gegen die
bolſchewiſtiſche Gefahr zu bilden, und auf dieſem Gebiet könnten
ſie ſich auch heute noch ſehr gut mit dem Reichsbanner auf einer
Plattform finden vorausgeſetzt, daß dieſes noch nicht zu ſehr
vom Klaſſenkampfgeiſt durchſetzt wäre.
Tatſächlich liegen aber die Dinge ſo, daß es weder Sache des
Reichsbanners iſt, die Republik zu ſchützen, noch die Rechtsver=
bände
die Aufgabe haben können, den Staat vor dem Bolſche=
wismus
zu bewahren. Der Schutz des Staates iſt
allein Sache der dazu beſtimmten Behörden
d. h. der Reichswehr und der Schutzpolizei. Was
dabei herauskommt, wenn die Privatorganiſationen ſich Be=
ſchützerrechte
anmaßen, hat man in Wien geſehen. Solange die
offiziellen Sicherheitsorgane nur Inſtrumente des Staates und
nicht wie etwa in Oeſterreich das ſozialiſtiſch verſeuchte Heer
auch ihrerſeits Schutztruppen einer Partei ſind, werden ſie, wie
die Vergangenheit genügſam beweiſt, aller Umſturzpläne Herr.
Sie brauchen dazu weder die Unterſtützung des Reichsbanners
noch die der nationalen Verbände!
So muß man feſtſtellen, daß alle dieſe Organiſationen, gleich=
gültig
, ob ſie links oder rechts ſtehen, heute entbehrt werden
können. Sie dienen nur dazu, die Leidenſchaften immer nur er=
neut
aufzuwühlen, ſie treiben Unruhe ins Volk und erſchweren
die ruhige Entwicklung, die allein Vorbedingung für Deutſch=
lands
Geſundung iſt. Sie mögen weiterbeſtehen als Kamerad=
ſchafts
= und Kriegervereine, als Gewerkſchaften oder Schützen=
vereine
; ſie ſollen aber weg von der Straße, damit endlich einmal
die Zuſammenſtöße und Krawalle, von denen man in der Nach=
kriegszeit
gerade genug gehört hat, aufhören. Solange bei uns
der grobe Unfug möglich iſt, daß zwei derartige feindliche Orga=
niſationen
am gleichen Tage und in gleicher Gegend Kundgebun=
gen
veranſtalten, ſind auch bedauerliche Geſchehniſſe wie im bran=
denburgiſchen
Ahrensdorf oder im öſterreichiſchen Schattendorf
möglich. Was wiederum aus dieſen entſtehen kann, zeigen die
Wiener Ausſchreitungen. Es iſt daher an der Zeit, daß der ord=
nungsliebende
Bürger ein Recht hat, die Forderung aufzuſtellen,
daß die Wehrverbände von der Straße verſchwinden, d. h. daß
ihnen die zu Zuſammenſtößen führenden Demonſtrationen ver=
boten
werden. Die Straße dient heute mehr wie je dem Verkehr
und ſoll nicht das Schlachtfeld erbitterter und gegeneinander auf=
gehetzter
Volksgenoſſen werden. Unſere Verantwortlichen ſind
durch Wien gewarnt, mögen ſie die Folgerung ziehen!

Frankreichs Beileid.
EP. Paris, 20. Juli.
Als die Nachricht vom Tode des rumäniſchen Königs be=
kannt
ward, hat der Präſident der Republik, Douwergue, an die
Königin ein Beileidstelegramm geſandt. Briand ſandte außer=
dem
ſeinen Kabinettschef zum rumäniſchem Geſandten, um ihm
ſeinerſeits ſein Beileid ausſprechen zu laſſen. Auch der franzö=
ſiſche
Kriegsminiſter Painlevé, der zurzeit in ſeiner Eigenſchaft
als Midglied des Inſtituts für internationale geiſtige Zuſammen=
arbeit
im Sekretariat des Völberbundes in Genf teilnimmt, hat
im Namen der franzöſiſchen Armee ein Beileidstelegramm an die
rumäniſche Regierung geſandt. Außer Briand haben auch
Poincaré und Doumengue dem rumäniſchen Geſandten in Paris
bzw. dem Geſchäftsträger ihr Beileid aus Anlaß des Todes des
Königs Ferdinand ausdrücken laſſen. Briand hat der rumäni=
ſchen
Regierung außerdem ein Beileidstelegramm durch den fran=
zöſiſchen
Geſandten in Bukareſt übermitteln laſſen.

*Bahreuther Feſtſpiele 1927.

Von unſerem Sonderberichterſtatter.

Bayreuth, den 19. Juli.
Es iſt immer etwas ganz Beſonderes für den Kenner, die
Bayreuther Luft wieder einmal zu atmen. Einmal, weil ſie
zwiſchen dem Harzduft des Fichtelgebirges und der reinen Atmo=
ſphäre
der Fränkiſchen Schweiz wirklich beſonders würzig an=
mutet
, dann aber vor allem, weil hier ſelbſt die Luft etwas vom
Ideal an ſich zu haben ſcheint. Eine feſtliche Stimmung liegt
über allem, auch über den alltäglichſten Dingen, und es iſt nicht
wöglich, über das, was man hier ſieht und hört, eine Theater=
kritik
im gewöhnlichen Sinne zu ſchreiben.
Zudem feiert Bayreuth dieſes Jahr ein beſonderes Feſt. Das
fünfzigjährige Beſtehen der Feſtſpiele, das im Jahre 1926, dem
eigentlichen Jubiläumsjahre, hier nicht gefeiert worden iſt, ver=
langt
beſonderes Gedenken, weiterhin aber auch das fünfund=
zwanzigſte
Spieljahr. Und ein eigenartiger mathematiſcher Zu=
ſammenhang
will es, daß die heutige Aufführung von Triſtan
und Jſolde auch gerade die fünfundzwanzigſte war, die in
Bayreuth ſtattfand.
So hat denn gleich die erſte Triſtan=Aufführung ſo viele
Beſucher angezogen, daß bereits ſeit Wochen alle Plätze ausver=
kauft
ſind. Und heute nachmittag begann denn wieder die große
Prozeſſion zum Feſtſpielhügel. Eine endloſe Reihe von Wagen
und Autos auf den Zugangsſtraßen, und feierlich geſtimmte
Menſchen überall.
Auf dem Hügel ſelbſt iſt ſchon wochenlang fleißig gearbeitet
worden. Viele neue Leute ſind da, Mitwirkende, die den Bay=
keuther
Bühnenboden zum erſtenmal betreten, und ſich erſt im
Sinne der großen Ueberlieferung darauf bewegen lernen muſſen.
Das Rieſenorcheſter von 138 Mann mußte in einer Unzahl von
Proben zu einem einheitlichen Tonkörper zuſammengeſchweißt
werden, und gleich zwei Dirigenten, die zum erſten Male in Bäh=
reuth
tätig ſind, hatten ſich in die beſonderen Verhältniſſe des
Feſtſpielheuſes einzugewöhnen. Und wie es an einem Orte
der Tradition ſo geht, werden überall und immer Erinnerungen
ausgetauſcht uno Vergleiche gezogen. Was mich dabei am mei=
ſten
freut, iſt immer wieder das herzliche, liebevolle Gedenken
für unſeren Michael Balling, das nicht ſelten einen Ausdruck
findet wie den: Das ſchlimmſte, was uns Balling antun konnte,
war, zu ſterben.

Vom Tage.

Der Präſident des Deutſchen Reichstages, Loebe,
iſt zu einem längeren Kuraufenthalt in Weggis am Vierwald=
ſtätter
Eee eingetroffen.

Engliſche Beileidskundgebungen

Hoftrauer in Belgien.

EP. Brüſſel, 20. Juli.
Premierminiſter Jaſpar hat an die rumäniſche Regierung
aus Anlaß des Todes König Ferdinands ein Beileidstelegramm
geſandt. Der König der Belgier hat ſein Beileid dem rumäni=
ſchen
Geſandten in Brüſſel gegenüber ausdrücken laſſen und mit
Rückſicht auf die Vewwandtſchaft des belgiſchen und des rumä=
uiſchen
Königshauſes eine dreiwöchige Hoftrauer angeordnet.

Beileidstelegramm des Völkerbundes.

EP. Genf, 20. Juli.
Anläßlich des Ablebens des Königs Ferdinand hat der ſtell=
vertretende
Generalſekretär des Völkerbundes, Avenol, dem
rumäniſchen Außenminiſter folgendes Telegramm übermittelt:
In Abweſenheit von Sir Eric Drummond bitte ich Sie, Ihrer
Majeſtät der Königin und der rumäniſchen Regierung den ſehr
ergebenen Ausdruck des Beileids zu übermitteln, wit dem wir
aufs tiefſte Anteil nehmen an der Trauer Rumäniens. Das
Wohlwollen, das Seine Majeſtät der König Ferdinand anläßlich
ſeines Beſuches in Genf dem Sekretariat bezeugt haben, hat uns
eine unvergeßliche Erinnerung hinterlaſſen und uns Gelegenheit
gegeben, zu verſtehen, welche Macht ſeine Perſönlichkeit für den
Frieden der Welt bedeutet.

Die Haltung der rumäniſchen Parteien.

EP. Bukareſt, 20. Juli.
Heute vormittag trat die Parteileitung der Nationalen
Bauernpartei zu einer Sitzung zuſammen, um über die Haltung
der Partei gegenüber der neuen Regentſchaft zu beraten. Auch
die Leitung der Volkspartei des Generals Averescu hielt eine
Sitzung ab, über deren Beſchlüſſe jedoch noch nichts bekannt ge=
worden
iſt. Das Parlament wird bis nach der Beiſetzung des
Königs die Arbeiten einſtellen. Gerüchtweiſe verlautet, daß die
Regierung einen neuen Verſuch unternehmen werde, um die
Nationale Bauernpartei zur Zuſammenarbeit mit der Regierung
zu bewegen.

In einem ſolchen Jubiläumsjahr iſt es auch angebracht, ein=
mal
mit einigen Worten mehr, als es wohl ſonſt geſchieht, zu der
Frage vom gegenwärtigen und zukünftigen Sinn und Zweck der
Bayreuther Bühnenfeſtſpiele Stellung zu nehmen. Wagners Bild
und das ſeines Werkes müſſen wir uns ſchon jetzt, vierundvierzig
Jahre nach ſeinem Tode, allzu oft durch der Parteien Gunſt
und Haß verwirrt zeigen laſſen. Hier in Bayreuth aber iſt er
für den Hörer und Zuſchauer durchaus Klaſſiker geworden. Alles
iſt in eine vornehme, objektive Ferne gerückt, ohne doch dabei
irgendwie an Wirkung zu verlieren. Ganz gewiß gerade des=
wegen
, weil hier der Darſtellungsſtil im Sinne des Meiſters am
reinſten gepflegt wird, ſo, wie ihn der Schöpfer der Werke und
des nur für dieſe Werke eingerichteten Theaters mit genialem
Bühnenblick erſchaute. Es iſt ein gewaltiger Irrtum, anzu=
nehmen
, eine für unſer Empfinden klaſſiſch gewordene Kunſt
habe ihre Heimat überall gleichmäßig gefunden. Die Verken=
nung
und Außerachtlaſſung der wichtigſten Grundſätze der Dar=
ſtellung
allein beweiſt das Gegenteil, und wer die Idee des Ge=
ſamtkunſtwerkes
, von der man bei den meiſten deutſchen Bühnen
ſtändig redet, gegen die man aber noch viel mehr ſündigt, kennen
lernen will, der muß nach Bayreuth gehen. Denn abgeſehen
von dem, was ſzeniſch aus Mangel an Geldmitteln nicht gleich
geleiſtet werden kann, iſt Bayreuth heute immer noch Vorbild,
ein dringend notwendiges Vorbild ſogar, für die Darſtellung von
Wagners Muſikdramen, ja für die Oper und in manchem für
das Drama überhaupt. Das Nichtvorhandenſein eines der
liebevollſten Pflege Gluckſcher und Beethovenſcher Kunſt gewid=
meten
Platzes und die Veräußerlichung des internationalen
Kunſtbetriebes in der Mozartſtadt Salzburg iſt nur bedauerliche
Tatſache, entſcheidet aber nicht gegen die Notwendigkeit Bayreuths.
So ſind es denn auch keineswegs die durch unſere großen
Staatstheater in Dresden, München oder Berlin wohl manchmal
überbotenen Spitzenleiſtungen hervorragender Soliſten im Ein=
zelnen
, ſind es ebenſowenig der unübertreffliche Chor und das
prachtvolle Orcheſter, die die Hauptanziehungskraft für die Be=
ſucher
bilden und den Wert Bayreuths ausmachen, ſondern der
in allem fühlbare und durchaus nicht den techniſchen Fortſchritt
hemmende Geiſt Richard Waguers iſt es, der allem die nirgends
nachzuahmende Weihe gibt. Seinen Willen erleben wir hier, und
das iſt außerordentlich viel.

Triſtan und Iſolde.
Drei Dramen der Liebe ſind es, die in dieſem Jahre wieder
ihre Aufführung erleben, der Liebe im weiteſten Sinne und von
der verſchiedenſten Art. Im Ring die Liebe Brünnhildens,

Der Notenkrieg zit Belgien.

In Wien ſind weitere Kommuniſtenverhaftungen
vorgenommen worden. Unrer den Verhafteten befinden ſich Ruſ=
ſen
, Bulgaren, Italienev und Südſlawen.
Die Zahl der Todesopfer der Straßenkrawalle des ver=
gangenen
Freitag und Samstag in Wienhat ſichauf 99 erhöht,
da im Lauf des geſtrigen Tages zwölf Schwerverletzte in den Spitälern
geſtorben ſind. Es liegen noch viele Schwerverletzte mit Kopf= und
Bauchſ=hüſſen in den Krankenhäuſern, ſodaß mit einer weiteren Er=
höhung
der Zahl der Todesopfer immer noch gerechnet werden muß.
Wie gemeldet wird, finder dieſer Tage in Warſchau eine Zu=
ſammenkunft
der polniſchen Geſandten ſtatt, die in
den mit Sowjetrußland benachbarten Staaten ak=
kreditiert
ſund, und zuar in Rumänien, Eſtland, Lettland und
Fmnland
Bei den Wahlen in Wolhynien haben die polniſchen
Liſten eine Niederlage erlitten. In Kowno und Luck zu=
ſammen
erhielten die Polen 12, die Sozialiſten und Weißruſſen je 2
und die Inden 39 Mandate. In Lublin, Oſtrog und anderen Städten
iſt das Verhältnis der polniſchen Stimmen noch unglinſtiger.
Im engliſchen Unterhaus erklärte Chamberlain
auf die Anfrage eines liberalen Abgeordneten, daß er nicht beab=
ſichtige
, ſich in der nächſten Zeit nach Berlin zu be=
geben
, um dert mit Streſemann die verſchiedenen europäiſchhen
Probleme zu beſprechen.
Zwiſ=hen dem belgiſhen Außenminiſter Vandervelde und dem
ſpaniſchen Geſandten in Brüſſel wurde ein Schiedsgerichts=
vertrag
unterzeichnet.

Die deutſche Regierung verwahrt ſich nochmals
gegen die haltloſen belgiſchen Beſchuldigungen.

EP. London, 20. Juli.
Der König und die Köwigin von England ſowie das Foreign
Office ſandten anläßlich des Todes König Ferdinands Beileids=
telegramme
an die rumäniſche Königin. Der engliſche Hof legt
Volltrauer bis 27. Juli und Halbtrauer bis 3. Auguſt an. Die
Kriegsſchiffe flaggen auf Halbmaſt. Prinz Karol läßt im
Evening Standard ſeinen Wunſch ausſprechen, am Begräbnis
ſeines Vaters teilnehmen zu dürfen, und hofft, die Erlaubnis zum
Betreten Rumäniens zu erhalten. In politiſchen Kreiſen hat
die Nachricht vom Tode Ferdinands, die den Unruhen in Wien
auf dem Fuße folgt, erhebliche Beſorgnis ausgelöſt, da man Un=
ruhen
in Rumänien wegen der Thronfolge nicht für ausgeſchloſ=
ſen
hält. An der Börſe fielen 4prozentige Rumänen von 44,75
auf 44. Die Valuta ſank von 797 auf 830 Lei pro engliſches
Pfund.

Schlag auf Schlag iſt jetzt der Notenwechſel mit Belgien
fortgeführt und durch die letzte deutſche Note vorausſichtlich auch
zum Abſchluß gebracht worden. Die Rechtfertigung, die Herr
de Broqueville noch einmal verſucht hat, iſt mehr als lenden=
lahm
und inhaltsleer. Dem belgiſchen Miniſter ſind von deut=
ſcher
Seite zwei Verſehen nachgewieſen worden, die eigentlich
einem Mann an amtlicher Stelle nicht unterlaufen dürften. Es
macht zudem keinen guten Eindruck, daß Herr de Broqueville ſich
hinter die Anonymität ſeiner Gewährsmänner zurückzieht. Man
muß doch den Eindruck haben, daß die Quellen, aus denen er
ſchöpft, nicht ganz ſauber ſind, ſonſt würde er ſich kaum weigern,
ſie zu nennen. Und er hätte ſchon beſſer daran getan, nachdem
ihm die deutſchen Unterlagen unterbreitet waren, ſeinen Irrtum
einzugeſtehen. Die deutſche Schlußnote iſt deshalb auch ziemlich
deutlich ausgefallen. Sie iſt zudem auch ſachlich durchaus be=
gründet
, wenn ſie die Bilanz zieht, daß es niemand etwas an=
geht
, wie wir in dem in Verſailles gezogenen Rahmen unſere
militäriſche Verteidigung aufziehen. Das Ergebnis wird zunächſt
wohl einmal ſein, daß eine ſtarke Verſtimmung zwiſchen Deutſch=
land
und Belgien bleibt, nicht zuletzt deswegen, weil das Ver=
fahren
der belgiſchen Regierung, die zunächſt eine Veröffent=
lichung
ablehnte und dann ihre Antwort bekanntgab, bevor ſie
in den Händen der deutſchen Regierung war, doch eine an Illoy=
alität
grenzende Unkorrektheit darſtellt. Es iſt aber eine ſelbſt=
verſtändliche
Pflicht der deutſchen Regierung, daß ſie den Wir=
kungen
der Angriffe des belgiſchen Kriegsminiſters außerhalb
unſerer Grenzen recht kräftig entgegentritt und die eigenartigen
Methoden beleuchtet, mit denen hier um innerpolitiſcher oder
militariſtiſcher Ziele willen antideutſche Propaganda getrieben
wird. Wir können mit Befriedigung feſtſtellen, daß vereinzelt
jetzt bereits die deutſche Auffaſſung Anerkennung findet. Das
Herrn Briand naheſtehende Pariſer Oeuvre erkennt ausdrück=
lich
an, es ſei das gute Recht der Reichsregierung geweſen, den
Tatbeſtand richtig zu ſtellen. Es erkennt aber auch an, daß die
Dokumente de Broquevilles keineswegs neu ſeien und eine der=
artige
theatraliſche Verwendung nicht rechtfertigten.

die
zeremonie hidct
Leidtragende 9
Hu e
doch nicht wilt
dung weiteret
noch vor dem 9

Die deutſche Schlußnote.

Berlin, 20. Juli
Die heute übergebene deutſche Antwort auf das zweite, bereits kurz
veröffentlichte belgiſche Memorandum hat folgenden Wortlaut: Die
deutſche Regierung beehrt ſich, auf das Memorandum vom 19. Juli,
in dem die Königlich Belgiſche Regierung die Stellungnahme ihres
Wehrminiſters zu den Feſtſtellungen des deutſchen Memorandums vom
18. Juli übermittelt hat, folgendes zu erwidern: Der Königlich Bel=
giſche
Wehrminiſter glaubt zwar ſeine früheren Behauptungen über die
Entlaſſungen aus der Reichswehr aufreicht erhalten zu können, iſt aber
nitht in der Lage, den amtlichen deutſchen Feſtſtellungen, die die genauen
Zahlen für die letzten Jahre anführen, irgendwelche konkreten Angaben
oder Beweiſe entgegenzuſtellen. Damit erübrigt ſich für die deutſche
Regierung ein weiteres ſachliches Eingehen auf dieſen Punkt. Was die
Aufwendungen des deutſchen Reichshaushalts für militäriſche Zwecke
anlangt, ſo genügt es, zu wiederholen, daß dieſe Aufwendungen durch
den Verſailler Vertrag nicht eingeſchränkt werden, und daß Deutſchland
daher hierüber den Signatarmächten des Verſailler Vertrages keine
Rechenſchaft ſchuldig iſt. Im übrigen enthalten die ſachlichen Ausfüh=
rungen
des Grafen de Broqueville über dieſen Punkt nichts, was dia
Darlegungen des deutſchen Memorandums vom 18. Juli entkräftigte.
Die deutſche Regierung muß hiernach die Verwahrung, die ſie gegen
das Vorgehen des Königlich Belgiſchen Wehrminiſters eingelegt hat, in
voſlem Umfang aufrecht erhalten,

Die deutſchen Militärattachés.

die ſtärker iſt als die Macht der Götter und die die Welt zum
Opfer verlangt. Die mitleidsvolle Liebe Parſifals, die in der
Erlöſung anderer das Heil findet. Und dann jenes Werk, in
dem die Liebe ihren vollkommenſten dramatiſchen Ausdruck über=
haupt
gefunden hat, in dem jedes Wort, jeder Ton in unmittel=
barer
Beziehung zu ihr ſteht: Triſtan und Jſolde‟. Hier hat
Wagner das Drama der Liebe geſchaffen, dieſes unerhörte Werl
das nach dem intenſiven Denkprozeß, durch den es hindurchgehen
mußte, einen ſolch heißen Atem unendlicher Leidenſchaft aus=
ſtrömt
. Nicht Erotik, ſondern eine ſphärenhafte Liebe iſt ſein
Inhalt und ſo iſt auch die Darſtellung in Bayreuth. Muſit
iſt alles, innerſtes Beben und Selbſtvergeſſen.
Kapellmeiſter Elmendorff vom Münchener National=
theater
, dieſes Jahr zum erſten Male in Bayreuth, hat ſich her=
vorragend
bewährt und die Antwartſchaft darauf erworben, die
große Bayreuther Dirigententradition fortzuführen. Als Triſtan
war im letzten Augenblick Gotthelf Piſtor für den erkrankten
Schweden Gunnar Graarud eingeſprungen. Von dem leidigen
Detonieren im zweiten und dritten Akt abgeſehen, war ſeine Lei=
ſtung
ausgezeichnet. Jedenfalls iſt er in den Triſtan, ſeit ich ihn
vor beinahe zwei Jahren in Darmſtadt in dieſer Rolle hörte, ſehr
hineingewachſen. In Emmy Krüger, die heute als Jſolde
offenbar durch Erkältung ſtimmlich leicht behindert war, hatte er
eine glänzende Partnerin. Alexander Kipnis und Anny Helm
boten als Marke und Brangäne muſterhafte Leiſtungen, und der
Kunwenal des für Theodor Scheidl eingetretenen Eduard
Habich zeichnete ſich durch ſeine treuherzige keltiſche Derbheil
aus. Die von Curt Söhnlein entworfenen und von Friedrich
Kranich (beide in Hannover) techniſch ausgeführten neuen
Bühnenbilder zu Triſtan ſind der Bayreuther Bühne in bol=
lem
Maße würdig. Das iſt wohl das höchſte Lob, das ihnen
wohlverdienterweiſe geſpendet werden kann. Wundervolle Far=
ben
der Zeltvorhänge, des Teppichs und der Koſtüme entzücken
das Auge im erſten Akt, und die hiſtoriſch getreue Nachahmung
jedes einzelnen Stückes zeugt von der Liebe zur Sache, mit der
die ganze Neuausſtattung in die Hand genommen worden iſt.
Der Spielleitung Siegfried Wagners muß beſonders
durch Erwähnung des Schluſſes des erſten Aktes mit dem im
Gruppierung und Farbenwirkung ganz prächtigen Empfang und
der Liebestod=Szene gedacht werden. Das unvergleichliche Ok=
cheſter
, bei dem auch 14 Muſiker vom Heſſiſchen Landestheater
mitwirken, ſpielte herrlich.
Ein endloſer Begeiſterungsſturm tobte, noch im Zuhörer=
raum
, als ich das Feſtſpielhaus verließ, um ſchleunigſt meinen
Bericht zu Papier zu bringen.
Dr. Werner Kulz=

nen aus dem
und Mädchen,
ohnmächtig

um 14.30 11
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Sodann

* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Den Sozialdemokraten macht die Entſendung von Militär=
und Marineattachés großes Kopfzerbrechen. Sie fürchten offenbar
neue militäriſche Intrigen, weil ein Kompetenzſtreit entſtehen
kann, ob die Attachés ihre Inſtruktionen vom Auswärtigen Amt
oder vom Reichswehrminiſterium bekommen. Vorläufig brauchen
ſie ſich darüber wirklich den Kopf noch nicht zu zerbrechen. Sie
ſind falſch unterrichtet, wenn ſie behaupten, daß die Entſendung
der Attachés grundſätzlich bereits beſchloſſen ſei. Soweit wir wiſ=
ſen
, iſt vorläufig eine Entſcheidung noch nicht gefallen, aber es
iſt wohl ganz zweifellos, daß Deutſchland, zumal nach der Ein=
ladung
durch England, zu dem alten Brauch wieder zurückkehtd
und wenigſtens bei den Großmächten Militär= und Marineg
attachés unterhalten wird. Gerade weil wir durch den Verfaillec
Vertrag in unſeren Rüſtungen ſtarken Beſchränkungen unterwon=
fen
ſind, iſt es doppelt notwendig, daß wir durch Sachverſtändig
über die Rüſtungen der Militärmächte auf dem Laufenden ge=
halten
werden und vor allen Dingen die techniſchen Neuerungen
die ſie bei ſich einführen, beobachten können.

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[ ][  ][ ]

Nummer 200

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Seite 3

Die Beiſetzungsfeierlichkeiten
in BZien.
Herzzerreißende Szenen. Peinliche Zwiſchenfälle.
EP. Wien, 20. Juli.
Heute nachmittag 2 Uhr fand auf dem Wiener Zentralfried=
ſof
die feierliche Beiſetzung von 57 Opfern der blutigen
ßerfälle des vergangenen Freitags und Samstags ſtatt, wobei
vielfach zu höchſt aufregenden und peinlichen
Zrwiſchenfällen gekommen iſt. Vor dem zweiten Tore
es Zentralfriedhofs war ein gewaltiges Podium gezimmert, das
n eine Art Rieſenkatafalk umgewandelt war. In langen Reihen
emden neben= und hintereinander 57 vollkommen gleichmäßige,
werweiß beſchlagene Holzſärge. Jeder Sarg trug eine Nummer,
uid Gemeindefunktionäre führten an Hand der Namensliſten
7d der Nummern die Familienangehörigen zu ihren Toten.
zugenüber dem Katafalk waren zwei Reihen von Stühlen für
ü- Leidtragenden bereitgeſtellt. Gleich nach Beginn der Trauer=
e
emonie ſpielten ſich erſchütternde Szenen ab, da zahlreiche
ädtragende den Wunſch äußerten, einen letzten Blick auf die
3 ſichtszüge ihrer Toten zu werfen. Dieſem Wunſche wurde je=
urh
nicht willfahren und die Särge wurden, wohl zur Vermei=
ung
weiterer Schreckensſzenen, nicht geöffnet. So kam es, daß
uh vor dem Beginn der eigentlichen Zeremonie 17 Perſo=
n
aus dem Trauerpublikum, hauptſächlich Frauen
und Mädchen, unter Schrei= und Weinkrämpfen
onmächtig oder halbohnmächtig von der Ret=
ungswache
weggeführt werden mußten.
Um 14.30 Uhr beſtieg Stadtrat Speiſer in Vertretung des
rrrankten Bürgermeiſters Seitz das Podium, um den Angehöri=
ſen
der Opfer des Blut=Freitags das Beileid der Stadt
* ien auszudrücken. Nach ihm hielt namens der ſozialdemo=
rutiſchen
Parteileitung und der Gewerkſchaftskommiſſion Natio=
ſelrat
Ellenbogen eine Trauerrede, in der er ausführte, daß die
So ten als Opfer eines der edelſten Regungen des Menſchen=
ſurzens
, nämlich des Gerechtigkeitsgefühls, gefallen ſeien. Nach
e Nede Ellenbogens ereignete ſich ein peinlicher Zwi=
Senfall. Namens der kommuniſtiſchen Partei Oeſterreichs
hſelt der Kommuniſt Koplenik eine Rede, die ſich nicht ſo ſehr
utt den Toten befaßte, als vielmehr eine Polemik gegen die nach
Axſicht des Redners verfehlte demokratiſche Politik der öſter=
eichiſchen
Sozialdemokratie enthielt. Der Kommuniſt forderte
die Trauerverſammlung in takt= und ſinnloſer Weiſe zur Er=
ſchung
des Proletariats auf, das mit Gewalt die Macht im
2 aate an ſich reißen müſſe. Der Zuhörer bemächtigte ſich wäh=
ſeeri
der langen Ausführungen des kommuniſtiſchen Redners
wße Nervoſität, zumal wiederum mehrere Perſonen wegen
Schreikrämpfen und Aufregungszuſtänden vom Platze getragen
werden mußten. Mehrere Männer machten Miene, den kommu=
niſtiſchen
Redner von der Tribüne zu verjagen. Nur durch das
Einſchreiten der Ordner des Republikaniſchen Schutzbundes war
s dem kommuniſtiſchen Redner ſchließlich möglich, ſeine Rede
u beenden.
Ihm antwortete der auf der Rednerliſte eigentlich nicht ver=
nerkte
Sekretär der Zweiten Internationale und frühere öſter=
ei
chiſche Nationalrat Dr. Friedrich Adler, der darlegte,
daiß die europäiſche Geſamtlage keine revolutionären Möglich=
etten
biete und daß die öſterreichiſche Sozialdemokratie deshalb
dm Weg der politiſchen Mäßigung auch weiter verfolgen müſſe.
Sodann wurden die Särge in langem Zuge teils zur Fried=
uffskapelle
zur Beerdigung, teils in das nahegelegene Kremä=
rium
der Stadt zur Einäſcherung gebracht. Im Krema=
rium
kam es abermals zu herzzerreißenden
Sgenen. Viele Angehörige konnten ſich nicht vom Sarge los=
e
ßen und wollten in ihrer Verzweiflung, als der Sarg unter
Nriſikklängen in die Tiefe verſenkt wurde, dieſem nachſpringen.
20e Ordner des Republikaniſchen Schutzbundes mußten wieder=
ſilt
Trauernde von ihrem Verzweiflungsakt abhalten. Mehrere
Perſonen wurden während dieſer Schreckens=
hinftritte
ohnmächtig. Insgeſamt wurden 37 Leichen be=
wwigt
, davon 31 nach vorangegangener kirchlicher Einſegnung,
urd 20 Leichen wurden der Einäſcherung zugeführt.
Die Zahl der Teilnehmer an der Trauerfeier kann einſchließ=
ich
des Republikaniſchen Schutzbundes auf 6000 Perſonen ge=
ſchätzt
werden. Das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold war bei
dar Feier durch eine ſtarke Abordnung vertreten, ebenſo hatte die
drutſche Sozialdemokratiſche Partei, die ungariſche Sozialdemo=
irt
tiſche Partei ſowie die tſchechiſche und deutſche Sozialdemo=
hratiſche
Partei der tſchechoſlowakiſchen Republik Delegationen
en tſandt. Viel bemerkt wurde es, daß eine Abordnung der Wie=
nar
Polizei in Zivil einen mächtigen Kranz auf dem Katafalk
m ederlegte. Zu Ruheſtörungen iſt es während der ganzen
Trauerfeier nicht gekommen.

*Volksmuſiktage.
In der kommenden Woche veranſtaltet das Zentralinſtitut
fur Erziehung und Unterricht in Beulin, das im vorigen Jahr
zu=ſammen mit dem Heſſiſchen Landesamt für das Bildungsweſen
dae Reichsſchulmuſikwoche in Darmſtadt mit ſo großem Erfolg
or ganiſiert hatte, im Rahmen der Ausſtellung Muſik im Leben
deer Völker in Frankfurt vier Volksmuſiktage. Von
Arittwoch, den 27., bis Samstag, den 30. Juli, findet die Tagung
in. der Aula der Berufsſchule III, Moltkeallee 23, ſtatt. Jugend=
ud
Volksmuſik ſoll durch dieſe Tagung gefördert und angeregt
werden. Die Vormittagsſtunden werden je von drei Vorträgen
au1sgefüllt. Außer dem Herrn Staatsminiſter Profeſſor D. Dr.
Recker ſprechen u. a.: Staatsſekretär Heinrich Schulz=Berlin, die
Profeſſoren Dr. Jon. Freyer=Leipzig, Dr. H. J. Moſer= Heidel=
berg
, Fr. Jöde=Berlin, H. Müller=Paderborn, Dr. F. Noack=
Yarmſtadt, E. J. Müller=Köln, ferner Geheimrat Julius Smend=
Münſter i. W., Kantor A. Stier=Dresden, Studienrätin Cäcilia
G:eis=Frankfurt. Von weiteren Veranſtaltungen ſeien genannt:
hythmiſch=gymnaſtiſche Vorführungen Frankfurter Schulen,
Marbietungen volkstümlicher Sing= und Spielgruppen aus der
ugendbewegung, zwei Vorführungen der Märkiſchen Spiel=
emeinde
unter Georg Götſch=Berlin, alte Meiſter geiſtlicher
Muſik, und Volkslieder und Volkstänze. Ferner ein Konzert der
Madrigal=Vereinigung Darmſtadt und eine Offene Singſtunde‟
von Profeſſor Fritz Jöde=Berlin. Die Teilnehmergebühr be=
urägt
für ſämtliche Veranſtaltungen einſchließlich Beſuch der Aus=
ſtzellung
8 Mark, für Mitglieder der Jugendgruppen 4 Mark.
artenvorverkauf bei der Kartenzentrale der Muſikausſtellung,
rankfurt a. M., Haus Offenbach. Auswärtige Teilnehmer be=
ſpellen
unter Einſendung des Betrags auf Poſtſcheckkonto: Volks=
muſiktage
, Frankfurt a. M. Nr. 65 717. Anfragen und Wohnungs=
keſtellungen
ſind an das Muſikbureau der Ausſtellung zu richten.
Wir geben die Einladung des Zentralinſtituts wieder, weil bei
der ſtarken Anteilnahme, welche die Reichsſchulmuſikwoche in
Darmſtadt gefunden hat, zu erwarten ſteht, daß ſich auch für die
Bolksmuſiktage viele Beſucher einfinden werden, zumal da bei
der guten Zugverbindung viele auswärtige Beſucher auch täglich
nach Frankfurt gelangen können.

* Berichtigung. In dem Bericht über die Morgenfeier
dees Heſſiſchen Sängerbundes in der Frankfurter Ausſtellung am
Sonntag, den 17. Juli, nurde verſehentlich nicht erwähnt, daß
der Orthſche Männerchor, mit dem Liederkranz Klein=
Steinheim zuſammenwirkte. Beide Vereine unterſtehen der
E, N.
Seitung von Herrn Robert Herber.

Oiplomatiſche Teilnahme an den Wiener Ereigniſſen.
Wie amtlich mitgeteilt wird, erſchienen geſtern im Laufe des
Tages der deutſche Geſandte Graf Lerchenfeld, der franzöſiſche
Geſandte Chambrun, der italieniſche Geſandte Auriti und der
polniſche Geſandte Dr. Bader beim öſterreichiſchen Bundeskanz=
ler
, um einerſeits das Beileid ihrer Regierungen für die Opfer
der Unruhetage und andererſeits ihre Glüchwünſche zur erfolg=
reichen
Ueberwindung der durch die Straßendemonſtrationen und
ihre Folgen heraufbeſchworenen Kriſe, in der in dieſen Tagen
ganz Oeſterreich ſchwebte, auszuſprechen.
Die Ermittlungsarbeit der öſterreichiſchen Staatspolizei.
Bekanntlich bewegen ſich die Unterſuchungen der öſterreichi=
ländiſcher
kommuniſtiſcher Einfluß im Spiele war. Es wurden
insgeſamt 23 Perſonen aus dem Parteiſekretariat der kommuni=
ſtiſchen
Partei Oeſterreichs verhaftet und außerdem 50 Mitglie=
der
der ſogenannten bulgariſchen Menſa. Bei dem verhafteten
kommuniſtiſchen preußiſchen Landtagsabgeordneten Pieck fand
man verſchiedene Aufzeichnungen, in denen die Polizei Anhalts=
punkte
für einen Organiſationsplan für die nächſte Zukunft er=
blicken
zu können glaubt, ohne daß jedoch von einem vollende= ozeanflug mitgenommen werden. Die Flugroute wird von Deſſau
ten Putſchplane geſprochen werden könnte.
gegen die Wiener Polizei.
Im Auftrag des erkrankten Bürgermeiſters Seitz übermit=
telte
heute Stadtrat Breitner im Rathaus den verſammelten Ver=
tretern
der in= und ausländiſchen Preſſe ſchriftlich feſtgelegte
Aeußerungen des Bürgermeiſters zu den Ereigniſſen am Freitag.
Es heißt darin: Es ſei töricht, die Urſache dieſer traurigen Ereig=
niſſe
in einem vom Ausland angezettelten bolſchewiſtiſchen Kom=
plott
oder in einem vorbereiteten Ueberfall der Reaktion ſuchen
zu wollen. Was ſich an dem blutigen Freitag ereignete, ſei zu=
erſt
eine Entrüſtungskundgebung über ein Fehlurteil, welches
den Mord zweier Menſchen ungeſühnt ließ, geweſen, die dann in
ein beſinnungsloſes Wüten bewaffneter Uebermacht umſchlug.
Die Polizei fühlte ſich offenbar ſchwach und gebrauchte in dieſer
Lage von Anfang an andere als die gewöhnlichen Mittel. Es
haben ſich hierbei Dinge abgeſpielt, die von der organiſierten
Aubeiterſchaft Wiens ſogleich auf das ſtärkſte zurückgewieſen wur=
den
. Dabei haben ſich neben den organiſierten Abteilungen der
Arbeiterſchaft beſonders die kommunale Feuerwehr und Sani=
täter
, ſowie die freiwillige Rettungsgeſellſchaft durch heldenhafte
Pflichterfüllung hervorgetan. Bei den weiteren Vorgängen des
traurigen Tages haben Polizeiorgane wiederholt geſchoſſen, ohne
direkt angegriffen zu ſein und ohne vorher an die Menge eine
Aufforderung zur Räumung des Platzes gerichtet zu haben. Dar=
über
wird eine ſtrenge Unterſuchung zu führen ſein.
Die Hintergründe der Wiener Unruhen.
Weshalb die Wiener Aufſtändiſchen ihren Angriff gerade auf den Zeit zu erwarten.
Juſtizpalaſt konzentriert und ihn ausgebrannt haben, obwohl der Scha=
den
, der durch die Verbrennung der Grundbuchaktien angerichtet wurde,
ungeheuer iſt und wahrſcheinlich auf Jahre hinaus Unſicherheit in den
ganzen Wiener Grundſtücksmarkt bringt, war bisher noch nicht recht
verſtändlich. Die erſte halbwegs einleuchtende Erklärung finden wir
jetzt in einem Wiener Brief der Germania‟. Darin wird darauf auf=
merkſam
gemacht, daß vor wenigen Tagen der oberſte Gerichtshof von
Oeſterveich, der im Juſtizpalaſt ſeinen Sitz hat, eine Entſcheidung ge=
troffen
hat, wonach der Zwang, einer Gewerkſchaft anzugehören, um=
geſetzlich
, und jede Gewerkſchaft, welche durch einen ſolchen Zwang die ihr zum großen Teil ein neues Abſatzgebiet eröffnet. Die Vertragsver=
Arbeitsloſigkeit eines Arbeiters herbeiführe, in vollem Umfange erſatz=
pflichtig
ſei. Das iſt ein harter Schlag für die Gewerkſchaften geweſen,
und daher ſtammt die ganze Wut, des radikalen Flügels gegen den
Juſtizpalaſt, die ſich in dieſer ſinnloſen Weiſe ausgetobt hat. Auch das im folgenden Jahre wurden ſie nach Tokio verlegt. Sie kamen, ebenſo
aber iſt wieder ein ſtarker Anhaltspunkt dafür, daß die Wiener Un=
ruhen
vorbereitet und in eine beſtimmte Richtung gelenkt worden ſind, vom Fleck, da die Japaner unter allen Umſtänden die deutſche Farben=
Die Wiener Polizei hat reichsdeutſche, ruſſiſche, bulgariſche, jugoſlawiſche
und italieniſche Kommuniſten verhaftet, ſucht alſo offenbar nach Zu= der Deutſchen in der japaniſchen Farbeninduſtrie iſt es zu verdanken,
ſammenhängen mit der großen kommuniſtiſchen Organiſation. Der ver=
haftete
deutſche Reichstagsabgeordnete Kommuniſt Pieck iſt inzwiſchen
wieder über die Grenze abgeſchoben worden.
Berlin, 20. Juli.
der Stellvertreter des Staatsſekretärs beim Reichspräſidenten, alten Vertrag von 1911 noch hinaus, weil er auch die Konſularfragen
Dr. Döhle, in der rumäniſchen Geſandtſchaft das Beileid zum
Ableben des Königs von Rumänien ausgeſprochen. Namens
des Reichskanzlers ſprach Staatsſekretär Pünder und namens des
Auswärtigen Amtes Staatsſekretär von Schubert bei der Ge= hin erweitern zu können.
ſandtſchaft vor. Die Dienſtgebäude des Auswärtigen Amtes
ſverden auf drei Tage Halbmaſt flaggen. Der deutſche Geſondte
in Bukareſt iſt angewieſen worden, an den Trauerfeierlichkeiten
in Bukareſt teilzunehmen.

Max Liebermanns 80. Geburtstag.
In ſeiner Villa am Wannſee empfing geſtern der Groß= und
Altmeiſter der deutſchen Kunſt, der Präſident der Akademie der
Künſte Profeſſor Dr. h. c. Max Liebermann, die Glück=
wünſche
ſeiner Verehrer.
Reichspräſident v. Hindenburg hat Liebermann
den Adlerſchild des Reiches verliehen und mit nachſtehendem
Schreiben zugehen laſſen: Sehr geehrter Herr Profeſſor! Zu
Ihrem 80. Geburtstag ſpreche ich Ihnen meine Glüchwünſche aus.
Sie blicken am heutigen Tage auf ein Leben, reich an Arbeit und
Erfolgen zurück. In ununterbrochenem Schaffen und Wirken
haben Sie als Maler und Graphiker ein Werk aufgeſtellt, das in
der Geſchichte der Kunſt von bleibender Bedeutung iſt. Neue
Wege haben Sie gebahnt, einer ganzen Zeit die maleriſche Form
gegeben. Als Zeichen des Dankes, den Ihnen das deutſche Volk
ſchuldet, laſſe ich Ihnen hiermit den Adlerſchild des Reiches zu=
gehen
. Meine beſten Wünſche gelten Ihrem Wirken und Ihrem
perſönlichen Wohlergehen. In vorzüglicher Hochachtung: (gez.)
v. Hindenburg.
Reichsminiſter v. Keudell überbrachte überdies per=
ſönlich
die Glückwünſche des Reichspräſidenten.
Reichskanzler Dr. Marx hat an Max Liebermann
folgendes Glückwunſchtelegramm gerichtet: Zu Ihrem 80. Ge=
burtstage
ſpreche ich Ihnen, zugleich im Namen der Reichsregie=
rung
, die herzlichſten Glückwünſche aus. Sie blicken heute zurück
auf ein Leben voll raſtloſer Arbeit, mit deren Früchten Sie uns
reich beſchenkt haben. Sie gaben uns Licht und Freude auch in
Zeiten von Not und Traurigkeit. Mögen Ihnen, hochverehrter
Herr Profeſſor, noch viele Jahre glücklichen Lebens in unver=
minderter
Schaffenskraft beſchieden ſein.
Außerdem ſandten u. a. Glückwunſchtelegramme:
Miniſterpräſident Braun, der Hamburger Senat und die Ber=
liner
Univerſität. Der preußiſche Kultusminiſter Dr. Becker
überreichte dem Jubilar das erſte Exemplar der vom preußiſchen
Staate wieder neugeſtifteten goldenen Staatsmedaille.
In einem beſonderen Schreiben gab Dr. Becker die Ernennung
Liebermanns zum Ehrenmitglied der Vereinigten Staatsſchulen
bekannt. Oberbürgermeiſter Dr. Böß überbrachte im Namen
der Stadt Verlin Profeſſer Liebermann die Ernennung zum
Ehrenbürger der Stadt.

Die Vorbereitungen
zum deutſchen Ozeanflug.
Start in allernächſter Zeit.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Eine Korreſpondenz bringt folgende Meldung: In Beſtäti=
gung
der bisherigen Meldungen über die Vorbereitungen in
Deſſau für einen Ozeanflug mit einer Junkers=Maſchine, erfah=
ren
wir von beſtunterrichteter Seite, daß nunmehr auch über die
Wahl des Piloten die Entſcheidung gefallen iſt und daß das
ganze Unternehmen dicht vor ſeiner Verwirklichung ſteht. Die
ſchen Staatspolizei in der Richtung, ob bei den Unruhen ausz für den Ozeanflug beſtimmte Junkers=Maſchine 33 mit
280/310 PS Junkers T 5 Motoren wird, von dem bekannten,
Junkers=Piloten Looſe, einem ehemaligen Marineflieger, ge=
ſteuert
werden, der in der letzten Zeit mit einem Flugzeug glei=
chen
Typs bereits zahlreiche Rekorde aufgeſtellt hat. Der Name
ſeines Begleiters ſteht noch nicht feſt, dagegen wird wahrſchein=
lich
an Stelle des urſprünglich vorgeſehenen dritten Fluggaſtes
eine entſprechende Menge Poſt auf dieſem erſten deutſchen Trans=
über
Irland. Neufundland nach New York gehen, alſo über die
kürzere nördliche Strecke, auf der man zu dieſer Jahreszeit etwa
Anſchuldigungen des Bürgermeiſters Seitz die gleich günſtigen Windverhältniſſe zu finden hofft, wie ſie ſonſt
auf der ſüdlichen Route über die Azoren herrſchen. Die Junkers
33 iſt die zu einem Landflugzeug umgebaute Waſſermaſchine,
die ſeinerzeit im Warnemünder Seeflugwettbewerb den zweiten
Preis erhielt. Es iſt ein Tiefdecker der bekannten Junkersſchen
Bauart mit etwa 12 Meter Spannweite und 8 Meter Länge.
Zwiſchen den Tragflächen liegt vorn im Rumpf der Führerſitz
für zwei Piloten mit Doppelſteuerung. Etwas weiter zurück iſt
ein offener Sitz für einen Begleiter angebracht. Für den Ozean=
flug
hat man dieſen Begleiterſitz herausgenommen und an dieſer
Stelle einen Einſteigſchacht in den ziemlich tiefen Flugzeugrumpf
eingebaut, der an der einen Seite ein Fenſter erhalten hat. Die
Benzintanks liegen zu beiden Seiten des Rumpfes an den Trag=
flächen
, und zwar wird man etwa 3100 Kilo Benzin und 300 Kilo
Oel mitnehmen. Die geſamte Nutzlaſt mit den Inſaſſen, der mit=
zuführenden
Funkeinrichtung, Poſt uſw. wird ungefähr 3700 Kilo
betragen. Die bisherigen Verſuche mit dieſem Flugzeug, das
ſchon früher als ausgeſprochene Poſt= und Frachtmaſchine mit
ſchwerer Ueberlaſtung ſehr beachtliche Leiſtungen erzielt hat, ſind
zur vollen Zufriedenheit verlaufen. Mit einer Belaſtung vom
3400 Kilo ging der Start in der kurzen Zeit von etwa 40 Sekun=
den
glatt vonſtatten. Anſcheinend benötigt man demnach zu dem
Abflug die in Deſſau erbaute Startbahn, die noch nicht ganz
fertiggeſtellt iſt, nicht in ihrer völligen Länge. Die Maſchine
trägt die Werknummer 2503, wird aber unmittelbar vor dem Ab=
flug
nach Amerika einen neuen Motor des gleichen Typs und
damit die Werknummer 2504 erhalten. Der Start, der nach Ab=
ſchluß
aller ſonſtigen Vorbereitungen nur noch von der Wetter=
lage
über dem Atlantiſchen Ozean abhängt, iſt für die allernächſte.
Der deutſch=japaniſche Handelsvertrag unterzeichnet.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Nach langwierigen Verhandlungen iſt es nun endlich gelungen, auch
mit Japan zum Abſchluß eines Handelsvertrags zu kommen. Die Unter=
zeichnung
ha. am Mittwoch in Tokio ſtattgefunden; der Handelsvertrag
iſt für unſere Exportinduſtrie von außerordentlicher Wichtigkeit, da er
handlungen wurden ſchon 1920 unmittelbar nach Wiederherſtellung der
Beziehungen zwiſchen Japan und Deutſchland, aufgenommen, zu offi=
ziellen
Handelsvertragsverhandlungen kam es jedoch erſt 1924 in Berlin;
wie die deutſch=franzöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen, nur ſchwer
induſtrie vom japaniſchen Markt fernhalten wollten. Dem Eingreifen
daß auch dieſe Klippe umſchifft werden konnte. Beide Induſtrien ſchloſ=
ſen
ein Uebereinkommen ab, wonach gewiſſe Farben, die Japan ſelbſt
herſtellt und die die japaniſche Regierung der deutſchen Konkurrenz nicht
ausgeſetzt ſehen will, von Deutſchland aus nicht eingeführt werden dür=
Deutſches Beileid zum Tode des Königs Ferdinand. fen. Für alle übrigen deutſchen einſchlägigen Erzeugniſſe iſt jedoch der
japaniſche Markt geöffnet. Ausreichende Tarifvereinbarungen enthält
der Handelsvertrag aber nicht. Er iſt auf der Baſis des uneingeſchränk=
In Vertretung des Reichspräſidenten hat heute vormittag ten Meiſtbegünſtigungsrechts abgeſchloſſen. Er geht ſogar über den
regelt. Nach dem Abkommen genießt der deutſche Kaufmann in Japan
die alten Borrechte wie vor dem Kriege; er iſt jedenfalls den übrigen
Ausländern gleichgeſtellt. Die Zollverhandlungen dagegen werden fort=
geſetzt
, und man hofft, in abſehbarer Zeit den Vertrag nach dieſer Seite
Beſondere Verdienſte um das Zuſtandekommen des Handelsvertra=
ges
namentlich um einen flotten Gang der Verhandlungen im letzten
entſcheidenden Stadium, hat ſich der Miniſterpräſident Tanaka erwor=
ben
, dann aber auch der deutſche Botſchafter in Tokio, Solf.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Wettbewerb für Friedhofskunſt. Die Stadt
Frankfurt a. M. erläßt einen Wettbewerb für einfache Grab=
zeichen
und für religiöſen Grabmalſchmuck unter den im Gebiete
der Provinz Heſſen=Naſſan und des Volksſtaates Heſſen an=
ſäſſigen
und gebürtigen Künſtlern. Einlieferungstermin: 15. Sep=
tember
1927. Die Bedingungen werden koſtenlos beim Sied=
lungsamt
, Abteilung Garten= und Friedhofsweſen, Frankfurt aw
Main, Buchgaſſe 3, ausgegeben.
Hochſchulnachrichten.
Hk Dozentur für Zeitungskunde. In der Fakultät
für Allgemeine Wiſſenſchaften der Techniſchen Hochſchule zu Aachen
habilitierte ſich der Schriftſteller Dr. Wilhelm Hermanns für das
Fach der Zeitungskunde.
Hk Berufung nach Riga. Wie wir hören, iſt der Privat=
dozent
für vergleichende Religionsgeſchichte an der Techniſchen Hochſchule
in Braunſchweig, Lic. Guſtav Menſching, als Profeſſor an
die Univerſität Riga berufen worden. Menſching hat den Ruf an=
genommen
. Menſchings Sondergebiete ſind Religionsgeſchichte und
Liturgik.
* Mit äußerſter Kraft voraus! Erlebniſſe aus großer Zeit von
Heorg Hannig. Mit einem Geleitwort des Admirals von Hipper;
reich illuſtriert. Broſch. 4 Mk. Verlag von R. Eiſenſchmidt, Berlin
N.W. 7. Das Buch iſt der Reichsmarine gewidmet. Nicht um trauernd
auf die Vergangenheit zurückzublicken, iſt dies Buch niedergeſchrieben,
auch nicht, um die Gedanken an neue Kriege aufleben zu laſſen. Jeng
Zeit ſagt der Verfaſſer war viel zu ernſt und ſchwer für unſer
Volk und ſeine damaligen Soldaten, als daß wir ihre Wiederkehr wün=
ſchen
könnten. Nur, um auch denen, die bisher abſeits vom Seemanns=
leben
ſtanden, einen ganz kleinen Einblick zu gewähren, iſt dies an=
ſpruchsloſe
Buch zu ihrer Freude geſchrieben. Der Verfaſſer nahm als
Funkar an Bord eines Torpedobootes am Weltkrieg teil und ſchildert
ſeine Erlebniſſe an Bord während des Krieges in 17 ſchlicht und anſchau=
lich
geſchriebenen Kapiteln, von denen die Beſchreibungen einer Nacht=
fahrt
um Helgoland, Vorſtoßes der Torpedoboote, Fahrt der Zeppelin=
ſchiffe
nach England, der Skagerrakſchlacht, Schilderung eines Weih=
nachtsfeſtes
an Bord und die Erzählung ſeiner wechſelvollen Erlebniſſe
auf der Heimkehr beſonders feſſelnd und ſpannend ſind. Der Verfaſſer,
der Seemann mit Leib und Seele war, hat auch als ſeßhafter Binnen=
länder
ſeine Jugendliebe, das Meer, nicht vergeſſen, und in der Er=
innerung
an die wahrhaft große Zeit den Glauben an die Sendung des
deutſchen Volkes ſich erhalten. Ein Volk, das ſo Unerhörtes geleiſtet
hat und leiſtet, wie das deutſche, kann niemals untergehen‟. Wenn wir
einig ſind, ſo ſagt er im Schlußkapitel, dann müſſen wir wieder wie im
friedlichen Wettbewerb der Nationen zweifellos den Sieg erringen, der
uns im Kampfe verſagt blieb.
4.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 21. Juli 1922

Nummer 200

Eine neue Partei.
Von
Auguft Winnig.
ſens, ſich hinfort nur Alte Sozialdemokratiſche Partei zu nen=
nen
, iſt allgemein ſo verſtanden worden, daß dieſe Partei nun=
mehr
auch außerhalb Sachſens Anhänger zu werben beabſichtige
Dieſe Annahme trifft inſoweit zu, daß nun der Ausbreitung der
bisher auf Sachſen beſchränkten Partei über die Grenzen Sach=
ſens
hinaus kein formelles Hindernis mehr im Wege ſteht, und
daß man beabſichtigte, dieſes hindernis zu beſeitigen. Der Be= Ende gemacht werden müſſe.
ſchluß iſt wichtig und kann allgemeine politiſche Folgen haben.
Man hat im Reiche die Gründung und Haltung der Altſozia=
liſtiſchen
Partei Sachfens vielfach beachtet und hier und da mit
Sympathie verfolgt, ſo daß eine Ausbreitung der Partei wohl In einem verhältnismäßig kurzen Uebergang unterwarf ſich die
möglich iſt. In Groß=Berlin hat ſich bereits eine Ortsgruppe
gebildet, der auch ich angehöre, und es iſt zu erwarten, daß in
den nächſten Wochen weitere Ortsgruppen entſtehen. Erfüllen ſich
unſere Hoffnungen, ſo entſteht hier eine neue Partei.
Das mag als eine Zumutung an die deutſche Oeffentlichkeit
empfunden werden. Denn es gehört zu den wenigen Ausſichten,
die von der geſamten politiſchen Welt geteilt werden, daß wir
mit Parteien genügend verſorgt ſeien und daß nirgends ein
Bedürfnis und Verlangen nach einer neuen Partei vorliege. Wir
kennen dieſe Parteiverdroffenheit und halten ſie für
wohlbegründet. Das deutſche Volk iſt zweifellos in ſeiner großen
Mehrheit der Parteien müde, es hat ſein Vertrauen zu den Par=
teien
verloren, es ſetzt keine Hoffnungen mehr auf ſie. Indeſſen,
wenn gewählt werden muß, ſo gehen achtzig bis neunzig Prozent
des deutſchen Volkes zur Wahl und wählen eine der anderthalb
oder zwei Dutzend Parteiliſten. Die zweifellos vorhandene ſtarke
und echte Ablehnung des Parteiweſens iſt bisher eben nur Ab=
lehnung
geblieben. Die ihr zugrunde liegende Geſinnung hat
noch keine anderen und beſſeren wirkungskräftigen Gebilde her=
orgebracht
. So lange das nicht geſchehen iſt, blieben, die poli=
tiſchen
Dinge den Parteien überlaſſen, und ſo lange wird ſich
der politiſche Wille, wenn er ſich Ausdruck verſchaffen will, auf
die Form der Partei angewieſen ſehen.
Es kommt nicht darauf an, ob eine Partei mehr oder weni=
ger
ſondern es fragt ſich, ob der Zuwachs etwas taugt oder nicht.
Will eine neue Partei zum Leben kommen, ſo bleibt es ihr über=
laſſen
, ob ſie ihr Daſeinsrecht beweiſen und erkämpfen kann.
Fehlt ihr aus den inneren oder äußeren Gründen die Kraft dazu,
ſo muß ſie ſich beſcheiden.
Was die Altſozialiſtiſche Partei angeht, ſo darf man ſie nicht
nur nach dem lokalen Anlaß beurteilen, der ſie ins Daſein rief.
Hier ging es nur um den Streit, ob die ſächſiſche Sozialdemokra=
tie
im Rahmen der großen Koalition mitarbeiten wolle oder
anderes. Vorausgegangen war in Sachſen die ſogenannte Aera
Zeigner. In dieſer liegen die Urſprünge der Abſpaltung, aus aus dem erhöhten Porto für Städte mit mehr als 100 000 Gin=
und anſtändige Menſchlichkeit empörten ſich gegen ein politiſches
Syſtem, das zum Einmarſch der Reichswehr führte und in einem porto erhoben werden ſoll.
Kriminalprozeß endete. Aber dieſes Zerwürfnis hätte die
Kräfte mit im Spiel geweſen wären.
Man muß auf die innere Kriſis der deutſchen Arbeiterbewe= ſparungen, die vielleicht nicht unerheblich ins Gewicht fallen,
gung während des Krieges zurückweiſen, um dieſe anderen Kräfte vornimmt. Vorläufig ſind aber die Verhandlungen zwiſchen dem
deutlich zu machen. Mit der Erklärung vom 4. Auguſt 1914 hatte
dieſer Schritt in den vorausgegangenen Jahren vorbereitet wor=
hatte
ſich keineswegs plätzlich von oben in die Köpfe der deutſchen Einſparungen nicht berührt wird.

Arbeiter geſenkt, ſondern war allmählich und gegen viele Wider=
ſtände
entſtanden. Es war eine Tiefenzuſtändlichkeit, die bei Mende , des Gutertarifs.
Kriegsausbruch mächtig und überraſchend zutage trat. Aber die=
ſer
Geiſt herrſchte nicht unbedingt und unbeſtritten. Ihm ſtand
die Tradition des deutſchen Sozialismus entgegen, eine Tradi=
tion
, deren politiſch=geiſtige Inhalte nicht der Arbeiter beſtimmt
Der Beſchluß der Alten Sozialdemokatiſchen Partei Sach= hatte, ſondern der zur Arbeiterbewegung übergegangene Intellek=
tuelle
. Dieſer Intellektuelle hatte das geiſtige Geſicht der deut=
ſchen
Arbeiterbewegung geprägt. Zu dieſer Geiſtigkeit gehörte
die Leugnung der Nation als einer geſchichtlichen Wirklichkeit.
Vor dieſer Geiſtigkeit war die nationale Politik des 4. Auguſt
ein Abgehen vom eigentlichen Wege, eine Verwirrung, der ein
Die ganze Zeit des Krieges war vom Kampfe zwiſchen die=
ſen
beiden Anſchauungen ausgefüllt. Im Zuſammenbruche unter=
lag
jene arbeitertümliche, Staat und Nation bejahende Richtung. Frachten der oberen Wagenladungsklaſſen A bis D, in denen die
deutſche Arbeiterbewegung wiederum jenem Geiſte, von dem ſie
ſich am 4. Auguſt 1914 losgelöſt hatte. Der Zuſammenſchluß der
ſogenannten Mehrheitsſozialiſten mit den Unabhängigen brachte
dieſe Unterwerfung zum Ausdruck.
Aber jene Tiefenzuſtändlichkeit, die damals die Hinwendung
des Arbeiters zu Staat und Nation ermöglich hatte, war doch
nicht endgültig beſeitigt. Der nationalpolitiſche Wille war er=
müdet
, an ſich ſelbſt irre geworden und eingeſchüchtert. Aber tot
konnte er nicht ſein, dazu war er zu ſtark geweſen, dazu iſt er zu
feſt mit dem Aufſtiegswillen der jungen Schichten verbunden.
Er mußte ſich einſt wieder regen. In der Abſpaltung der ſäch=
ſiſchen
Rechtsſozialiſten, wie man ſie zu jener Zeit nannte, regte
er ſich regte ſich als Empörung gegen den Willen zur Ent=
machtung
des Staates. Aus dieſer Quelle empfängt die Alt=
ſozialiſtiſche
Partei ihre Kraft.
Die neue Partei bekennt ſich zu der Aufgabe, der deutſchen
Politik zu dienen, indem ſie ihrer Arbeit für die deutſche Befrei=
ung
einen größeren Machthintergrund zu ſchaffen trachtet. Sie
will den Freiheitswillen der arbeitenden Millionen wecken und
zu politiſch wirkungskräftiger Geſtalt bringen. Aus dieſem Geiſte
glaubt ſie ihr Daſeinsrecht begründet.
Die finanziellen Ergebniſſe der neuen
Poſſebühren.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Arbeitsausſchuß des Verwaltungsrates der Reichspoſt,
der am Montag eine neue Poſtgebührenordnung annahm, iſt am Kreiſen beſtehende Auffaſſung, daß die Verminderung der Be=
Dienstag zu einer zweiten Sitzung zuſammengetreten, um ſich
namentlich noch mit einigen finanziellen Auswirkungen der neuen
Gebührenſätze zu beſchäftigen. Nach der Vorlage, wie ſie ur=
nicht
. Aber hinter dieſem Anlaß ſtand doch auch noch etwas Einnahme von etwa mehr als 200 Millionen Goldwark. In irgendwelche Schritte von Deutſchland aus den Beſchluß der
der die Altſozialiſtiſche Partei hervorging. Reinlichkeitsgefühl wohnern zu vereinnahmen hoffte. Im Ausſchuß iſt aber die weiter hinzugeſügt, daß, wenn die Umſtände ſich im übrigen als
Vorlage dahin abgeändert worden, daß ein gleichmäßiges Orts=
Parteidiplomatie leicht ſchlichten können, wenn nicht doch andere prüfung des geſamten Poſtbetriebes zu übertragen, darf wohl rungen der letzten Monate aber beſteht in Deutſchland gegen
damit gerechnet werden, daß er eine ganze Reihe von Ein=
Reichspoſtminiſter und dem Sparkommiſſar über die Art der
der deutſche Sozialismus eine neue Bahn beſchritten. Zwar war Prüfung noch im Gange, der Kommiſſar wird alſo erſt zu einem
ſpäteren Zeitpunkt in Aktion treten, jedenfalls erſt nach der Neu=
den
, die Geſinnung, aus der ſich die Politik des 4. Auguſt ergab, ordnung der Gebührenſätze, ſo daß dieſe Angelegenheit von eval.

Beſeitigung beſiehender Härten.
* Berlin, 19. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichseiſenbahnrat trat heute unter Leitung ſeines ſtell=
vertretenden
Vorſitzenden, Miniſterialdirektor Vogel, zu einer
Sitzung zuſammen, um zu verſchiedenen wichtigen Aenderungen
des Eiſenbahn=Normalgütertarifs Stellung zu nehmen, deren
Durchführung für die nächſte Zeit in Ausſicht genommen iſt. Es
handelt ſich darum, beſondere Härten des jetzigen Gütertarifs
nach Maßgabe der zur Verfügung ſtehenden finanziellen Mittel
zu beſeitigen oder doch abzuſchwächen. Insbeſondere ſollen die
hochwertigen Verkehrsgüter enthalten ſind, herabgeſetzt werden,
weil dieſe Klaſſen die höchſten Steigerungen gegenüber der Vor=
kriegszeit
aufweiſen. Weitere Ermäßigungen treten in den Ent=
fernungen
bis zu 100 Kilometern durch eine Staffelung der Ab=
fertigungsgebühren
in den Tarifklaſſen A bis E ein. Zwiſchen
die jetzigen Klaſſen D und E. ſoll ferner eine neue Klaſſe D1 für
Wagenladungsgüter eingeſchaltet werden. Endlich werden für
alle Güter die Sätze der Nebenklaſſen für 10=Tonnen=Sendungen
nicht unerheblich geſenkt. Die wirtſchaftliche Bedeutung der ge=
planten
Maßnahmen wird dadurch beleuchtet, daß die der Reichs=
bahn
entſtehenden rechneriſchen Einnahmeausfälle ſich auf jähr=
lich
70 bis 75 Millionen Mark belaufen. Der Reichseiſenbahnrat
ſtimmte, wie zu erwarten war, den Vorſchlägen einmütig zu. In
der Ausſprache wurde von verſchiedenen Rednern zum Ausdruck
gebracht, daß die obigen Maßnahmen noch nicht genügten, ſon=
dern
weitere Erleichterungen, namentlich zugunſten der Rohſtoffe,
gewährt werden müßten. Es wurde eine Entſchließung ange=
nommen
, in der der Reichsverkehrsminiſter erſucht wird, im Ein=
vernehmen
mit der Hauptverwaltung der Reichsbahngeſellſchaft
die organiſche Neuordnung der Gütertarife, weiterzubetreiben
und insbeſondere die Frage einer durchgehenden Ermäßigung
der Abfertigungsgebühren auf nahe und mittlere Entfernungen
im Ständigen Ausſchuß des Reichseiſenbahnrats zur Erörterung
zu ſtellen.
Leere Verſprechungen.
* Berlin, 20. Juli. (Priv.=Tel)
Eine nach dem Daily Telegraph in Londoner führenden
ſatzungstruppen binnen kurzem von den Franzoſen ſelbſt infolge
britiſcher Anregung vorgeſchlagen werden ſoll, muß der gewiſſen=
ſprünglich
im Ausſchuß zur Debatte ſtand, rechnete man mit einer hafte Chroniſt immerhin verzeichnen. Es wird hinzugefügt, daß
dieſer Summe befanden ſich rund 18 Millionen Mark, die man Franzoſen eher verzögern als beſchleunigen könnten, und es wird
günſtig erweiſen, die endgültige Zurückziehung der alliierten
Truppen von deutſchem Gebiet im Laufe des nächſten Jahres
Da beabſichtigt iſt, dem Reichsſparkammiſſar eine Durch= geſichert erſcheine. Das klingt wunderſchön. Nach den Erfah=
ſolche
unverbindlichen Aeußerungen aus begreiflichen Gründen
ein ſtarkes Mißbehagen. Warten wir deshalb ab, ob dieſe
Prophezeiung ſich erfüllt. Die deutſche Regierung wird jeden=
falls
von ſich aus keine Ruhe geben, ſondern jede Gelegenheit
benutzen, um zunächſt die Erfüllung der Zuſage der Botſchafter=
konferenz
zu erreichen.

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[ ][  ][ ]

Nummer 200

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 21. Juli.
* Die Renovierungsarbeiten im Reſidenz=Schloß.
Geſtern nachmittag war durch die Liebenswürdigkeit des
keiters und geiſtigen Schöpfers der Um= und Neubauten im
F=eſidenzſchloß der Preſſe Gelegenheit gegeben, die bisher fertig=
geſtellten
Herſtellungs= und Erhaltungsarbeiten zu beſichtigen
urid einen Einblick zu gewinnen in die immenſe Arbeit, die noch
ei forderlich iſt, um das hiſtoriſche Bauwerk, durch Jahrhunderte
hendurch das Wahrzeichen von Darmſtadt, vor dem Einſturz zu
kewahren. Es iſt tatſächlich nicht übertrieben, wenn hier von
e ner Einſturzgefahr geſprochen wird. Wenn man ſieht, wie er=
ksblich
, teilweiſe bis zu 18 Zentimeter, die Außenmauern des
reſidenzſchloſſes an verſchiedenen Stellen nach außen gedrückt
wurden, wenn man weiter ſieht, wie ſtarke Riſſe durch das bis
zuu 1 Meter dicke Mauerwerk an verſchiedenen Stellen durch und
Krtrchgehen, wenn man ſieht, daß die Decken, die ſchwere Laſten
zui tragen haben, ſich ſehr erheblich geſenkt haben, die im Laufe
deer Jahrzehnte ſchon mehrfach geſtützt werden mußten, wenn man
ſeht, wie Sandſteine teilweiſe von tragender Bedeutung völlig
zerbröckelt ſind, dann kann man beinahe, auch ohne die ſeit etwa
dwei Jahren gemachte Probe, die klar erweiſt, daß die Mauern
trro Jahr mehr als 1 Millimeter nach außen gedrückt werden,
rrit ziemlicher Genauigkeit feſtſtellen, bis zu welchem Termin das
Mauerwerk dem Einſturz verfallen iſt, wenn die Erhaltungs=
er
beiten unterbleiben.
Seit etwa ſieben Jahren ſind nunmehr die Arbeiten im
9éau. Es iſt bekannt und wurde an dieſer Stelle ſchon mehrfach
aatsgeführt, daß das Reſidenzſchloß in ſeinen weſentlichſten Teilen
eHedem auf einem Holzroſt errichtet war. Dieſer Holzroſt beſtand
ants Holzarten; die im Waſſer, bzw. feuchter Erde nicht ver=
fnulen
, ſondern im Gegenteil an Härte gewinnen. Durch die
CSenkung des Grundwaſſerſpiegels aber wurden dieſe Hölzer
½rocken gelegt und ſind nun faſt durchweg verfault. Der Teil
des Schloſſes links vom Hauptportal am Marktplatz iſt in den
I tzten Jahren völlig neu durch rieſige Betonblöcke unterfangen
weorden und ſo dem Verfall entgegengearbeitet. Nachdem das
(ſchehen, konnten auch die inneren Erhaltungsarbeiten, bzw.
1mbauten erfolgen. So iſt in erſter Linie ein wundervoller
Heſeſaal der Landesbibliothek entſtanden, deſſen Vorhandenſein
moch viel zu wenig bekannt iſt. Daneben wurden im Kellergeſchoß
und in den verſchiedenen Stochwerken neue Räume für Staats=
archiv
und Landesbibliothek (Magazine) geſchaffen, teilweiſe pro=
hnforiſche
, teilweiſe ſchon ihrer endgültigen Beſtimmung über=
geben
. Der mittlere Pavillon wurde auch im äußeren fertig=
geſtellt
, ſo daß nunmehr in wenigen Tagen das ſchwere Bau=
gerüſt
, das jahrelang die Faſſade verdeckte, entfernt werden kann.
ſ=s wird das leichtere Gerüſt für den linken Pavillonbau er=
ſtatzen
, ſo daß auch hier die äußeren Arbeiten in abſehbarer Zeit
mollendet werden können. In Abſchnitten werden dann die Her=
ſpellungsarbeiten
das ganze Reſidenzſchloß umfaſſen.
Welche immenſe Arbeit in den Jahren geleiſtet worden iſt,
Inovon macht ſich der Laie, auch der tägliche Paſſant keine Vor=
bellung
. Wir werden auf die bis jetzt vollendeten Arbeiten, die,
mas kann jetzt ſchon geſagt werden, ein Lebenswerk des Herrn
8aurat Emil Hofmann darſtellen, noch ausführlich zurück=
komimen
.
II. St.
Reselmäßiger Autozubringerdienſt zum Flugplatz.
Nachdem nunmehr der Luftverkehr ſich eines immer mehr zunehmen=
den
Zuſpruchs erfreut, konnte auch in Darmſtadt ein regelmäßiger
utozubringerdienſt von und nach dem Flugplatz eingerichtet
werden. Bekanntlich iſt die koſtenfreie Automobilbeförderung, die auf
allen Flughäfen vorhanden, vom Stadtinnern zum Flughafen bzw. um=
vekehrt
, im Flugpreis einbegriffen.
In unſerer Stadt ſind zur Zeit zwei Abfahrtſtellen, die ſich am
Moyd=Reiſebureau, Rheinſtr. 17, und Verkehrsbureau, Ernſt=Ludwigs=
Tatz, befinden, eingerichtet. Abfahrtszeiten ſind:
Lloyd= Reiſeburea . ab: 8.15; 1200; 15.0;
Verkehrsbureau . ab: 8.20; 12.0; 15.10.
Das Zubringerauto iſt kenntlich durch den blauen Lufthanſatvimpel:
Bwarzer Vogel im gelben Feld.
Außer den Fluggäſten können nach Maßgabe der verſſiigbaren freien
Arlätze gegen Entrichtung einer kleinen Gebühr von 0,40 Mk. Intereſſen=
un
an der Fahrt von und nach dem Flugplatz teilnehmen.
Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
(eitung: Direktor Adalbert Steffter). Heuts Donnerstag und morgen
m reitag finden die zwei letzten Abendaufführungen der Operettenpoſſe
Wie einſt im Mai ſtatt, und zugleich die zwei letzten Gaſtſpiele
98runo Harprechts als Methuſalem. Samstag abend iſt die Premiere
der Operettenneuheit Paganini mit Kammerſänger Karl Jörn
cls Gaſt in der Titelrolle. Ueber die Operette ſchreiben u. a.: Ber=
haner
Lokalanzeiger: Es iſt das Beſte, was wir bisher von Meiſter
Hehar gehört haben; in reiner klangvoller Urſprünglichkeit quellen
däe Melodien, und ſeine Stärke im Lyriſchen tritt überall ſieghaft her=
nwr
. Lieder und Duette in dieſer Art mußten mehrfach wiederholt wer=
den
, und die Finali wirkten in ihrem dramatiſchen Aufbau, auch durch
diie wundervolle Sprache des Orcheſters, hinreißend. Hamburger Nach=
rächten
: Lehars Werk, das Beſte, was ihm je gelungen, verdient einen
Ehrenplatz in der Geſchichte der Tonkunſt. Leiter der Aufführung iſt
DDirektor Steffter. Abends 11 Uhr iſt als Nachtvorſtellung infolge der
grroßen Nachfrage nochmals eine Wiederholung des Schwankes Der
Meiſterboxer, und wird ſich gleichzeitig Bruno Harprecht
ur der Titelrolle verabſchieden. Die Preiſe der Plätze betragen 13 Mk.
SSonntag nachmittag 4 Uhr iſt als Familien= und Fremdenvorſtellung
zui kleinen Preiſen von 13 Mk. die letzte Wiederholung der Operetten=
moſſe
Wie einſt im Mai, während abends 8 Uhr und täglich Paga=
mini
mit Kammerſänger Jörn als Gaſt aufgeführt wird.

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Vorſtandsſitzung des Verkehrsbereins
im Konferenzſaal des Hotels Traube, Darmſtadt.
Der Vorſitzende erſtattet Bericht über die Tätigkeit des Vereins ſeit
der letzten Sitzung. Er berichtet über die umfangreiche Arbeit für den
neuen Führer, der überall günſtige Aufnahme und Anerkennung ge=
funden
hat. Die Stadtverwaltung hat es ermöglicht, daß 50 000 Führer
gedruckt werden konnten, und wird derſelbe zum Preiſe von 10 Pfennig
verkauft und in ſämtlichen deutſchen Reiſebureaus uſw. verteilt. Auf
das mit über 200 Illuſtrationen in vorzüglicher Ausführung heraus=
gebrachte
Werbewerk Heſſenland wird ganz beſonders aufmerkſam ge=
macht
; noch kein Werk hat von unſerem Lande ſo Vorzügliches gebracht,
und iſt dasſelbe in allen Buchhandlungen und auf dem Verkehrsbureau
zu dem beiſpiellos billigen Preiſe von 3 Mk. zu haben. Nachdem durch
den Umbau des Hotels Traube und Erbauung eier Feſthalle Darmſtadt
wieder aufnahmefähiger für den Fremdenverkehr geworden iſt, hat der
Verkehrsverein ſeine Tätigkeit wieder energiſcher aufgenommen. Mit
der Stadtverwaltung ſoll alles geſchehen, um Kongreſſe und größere
Veranſtaltungen hierher zu bekommen. Wenn bei größeren Veranſtal=
tungen
die Hotel= und Gaſthofzimmer nicht ausreichen, ſollen wie bei
früheren Veranſtaltungen Privatzimmer belegt werden, und ſind An=
meldungen
auf dem Verkehrsbureau zu machen. Alle Vereine, welche
auswärtige Tagungen beſuchen, werden erſucht. Darmſtadt als künftigen
Tagungsort vorzuſchlagen und im Auftrag der Stadtverwaltung und
des Verkehrsvereins einzuladen. Propagandamaterial ſteht zur Ver=
fügung
. Immer noch zu wenig wird vom Publikum der Eiſenbahnfahr=
kartenverkauf
auf dem Verkehrsbureau benutzt. Dieſe Einrichtung iſt
doch zur Bequemlichkeit geſchaffen, und liegen ſämtliche Fahrkarten zu
gleichen Preiſen wie am Bahnhof dort auf. Die Karten können ſchon
einen Tag vor der Reiſe gelöſt werden. Es werden Schritte unter=
nommen
, daß auch Fahrkarten zu Ferienzügen von Norddeutſchland nach
Darmſtadt und den Orten des Odenwaldes und der Bergſtraße aus=
gegeben
werden. Die Ausſtellungen, das Turnfeſt und die landwirt=
ſchaftliche
Ausſtellung wird der Verkehrsverein energiſch fördern, und
hofft der Vorſtand, daß die Bürgerſchaft bei dem Feſtzug der Turner=
ſchaft
und auch bei der landwirtſchaftlichen Ausſtellung ihre Häuſer be=

in Rheinheſſen und Sachſen

Annahmeſtelle: Tagblatthaus, Rheinſtraße

flaggt und ſchmückt, und daß ſie ſich an dem Wettbewerb zur Schmückung
von Fenſtern und Balkonen, wofür in dieſem Jahre ſehr viele und
gute Preiſe gegeben werden, beteiligt. Dem Vorſitzenden iſt es gelun=
gen
, daß der Luiſenplatz mit dem Monument einheitlich geſchmückt wird,
wozu die ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, und auch die Privat=
beſitzer
erfreulicherweiſe zugeſtimmt haben. Auf dem Feſtplatz wird
ein Verkehrs= und Wohnungsbureau eingerichtet.
Die Eingabe der Gaſtwirteinnung um die Verlängerung der Feier=
abendſtunde
wurde unterſtützt; der Verkehrsverein hat die Friſeur=
innung
erſucht, die Einrichtung zu treffen, daß Sonntags verſchiedene
Geſchäfte gegen erhöhte Gebühr zum Naſieren geöffnet ſind, was leider
abgelehnt wurde. Im Herbſt und Winter ſollenFührungen in den Mu=
ſeen
ſtattfinden. Das Polizeiamt hat den Entwurf eines praktiſchen
Verkehrsbuches ausgearbeitet und ſoll dasſelbe demnächſt von der hie=
ſigen
Schutzmannſchaft zur Auskunfterteilung benutzt werden.
Der vom Verkehrsverein ſchon ſeit dem Jahre 1905 angeſtrebten
Fortführung der elektriſchen Bahn in die Bergſtraße haben, ſich viele
Schwierigkeiten entgegengeſetzt. Im Vorjahre hat die Heag die Weiter=
führung
beſchloſſen, und iſt zu hoffen, daß es nun bald zur Ausführung
dieſer für unſere Stadt ſo wichtigen Verbindung geſchritten wird. Die
Kraftwagenverbindung zwiſchen Darmſtadt und dem mittlerem Rhein=
heſſen
, die bisher durch das Umfahren wenig benutzt wurde, iſt jetzt ſehr
verbeſſert worden. Die Fahrt bis Oppenheim dauert zirka 55 Minuten;
die Weiterfahrt über die Berggemeinden nach Guntersblum iſt ſehr in=
tereſſant
und wird dieſe gegen früher verbilligte, ſchnelle und gute Ver=
bindung
wohl von Darmſtadt aus für den Sommer und Herbſt hoffent=
lich
viel benutzt werden. Dieſe Verbindung von Rheinheſſen wird für
die hieſige Geſchäftswelt von Nutzen ſein. An den Fahrpreiſen der Heag
iſt wiederholt kritiſiert worden, und wurde von derſelben nachgewieſen,
daß ſie ihren Abonnenten 66 Prozent Ermäßigung gibt und daß bei
ihren Sammelheften die 2=Pfennig=Fahrt nur 16 Pfg. koſtet, und iſt
ein Antrag geſtellt worden, die Heag zu erſuchen, auch für Fahrſcheine
über 20 Pfennig dieſe Ermäßigung eintreten zu laſſen. Auf unſeren
Antrag iſt in dem Darmſtädter Fahrplanbuch das Verzeichnis der Kraft=
poſtlinien
vervollſtändigt wordem. Dem Ausſchuß für Leibesübungen
wurde ein Preis geſtiftet und ſoll für derartige Zwecke vom Verkehrs=
verein
eine gute Plakette geſchaffen werden. In dem Vorſtand der
Autoſtraße HamburgBaſel ſind wir vertreten. Verſchiedenem Jubi=
laren
wurde gratuliert. Verſchiedene Firmen, die durch Umbau ihrer
Verkaufslokalitäten zur Verſchönerung des Stadtbildes beigetragen
haben, wurde die Anerkennung des Vereins ausgeſprochen.
Ganz beſonderen Dank zollte der Vorſitzende der hieſigen Preſſe,
die unſere Beſtrebungen in dankenswerter Weiſe jederzeit zielbewußt
unterſtützt.
Zu Punkt 2 der Tagesordnung berichtete Dr. Roeſener, Syn=
dikus
der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt, über die Geſtal=
tung
des Eiſenbahnfahrplans. Es ſei gelungen, zum dies=
jährigen
Sommerfahrplan eine Reihe wichtiger Verbeſſerungen durch=
zuſetzen
. Zum erſten Male nach dem Kriege verkehrten auf der Strecke
AſchaffenburgDarmſtadtMainzWiesbaden wieder Schnellzüge, die
beſonders günſtige Verbindungen mit dem nördlichen Bayern, nament=
lich
mit Würzburg, Nürnberg und Bamberg böten. Leider habe die

Seite 5

Reichsbahn indeſſen den Anträgen, dieſe Züge mindeſtens bis und ab
Köln durchzuführen, nicht entſprochen. Die Fernſchnellzüge Berlin
Heidelberg und zurück, die Anſchlüſſe von und nach der Schweiz haben,
ſeien für Darmſtadt von ganz beſonderer Bedeutung, desgleichen ſei die
Führung des Nachtſchnellzuges Schweiz-HamburgSkandinavien und
Berlin D 191 ein Gewinn für Darmſtadt. Leider ſei es indeſſen bisher
trotz eifrigſter Bemühung noch nicht zu erreichen geweſen, daß die
Reichsbahn auch nur eine einzige durchgehende Tagesverbindung zwi=
ſchen
Darmſtadt und Rheinland=Weſtfalen eingerichtet habe. Gerade
dieſe Verbindung ſei von ganz beſonderer Wichtigkeit nicht nur für
Darmſtadt, ſondern auch für die verkehrsreiche Bergſtraße und für den
Odenwald, der als Fremdenverkehrsgebiet von immer größerer Bedeu=
tung
werde. Es ſei dringend notwendig, daß endlich zum kommenden
Sommerfahrplan eine durchgehende Tagesverbindung von der Berg=
ſtraße
und Darmſtadt nach Rheinland=Weſtfalen geſchaffen werden
müſſe. Ins einzelne ausgearbeitete Vorſchläge ſeien der Reichsbahnver=
waltung
bereits übermittelt worden. Se. Magnifizenz Herr Profeſſor
Knipping, Rektor an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt, unterſtreicht
die Ausführungen Dr. Roeſeners und ſtellt feſt, daß in der Tat die Ver=
beſſerungen
der Verbindungen zwiſchen Darmſtadt und Mheinland=
Weſtfalen geradezu lebenswichtig ſeien. Die Einführung durchgehender
Verbindungen mit dem wirtſchaftlich beſonders bedeutenden Rheinland=
Weſtfalen ſei unerläßlich. Daneben dürfen aber nicht die Herſtellung
günſtiger Anſchlußverbindungen zu den verſchiedenſten Tageszeiten in
Mainz oder Wiesbaden verſäumt werden. Die Entwicklung des Fahr=
plans
habe in dieſer Beziehung in den letzten Jahren eher Verſchlech=
terungen
als Verbeſſerungen gebracht. Schnellfahrende Züge auf den
beiden Rheinſtrecken ſeien in verſchiedenen Fällen verlegt worden, ohne
daß die Anſchlußverbindungen von und nach Darmſtadt entſprechend ge=
ändert
worden ſeien.
Der Vorſtand iſt einhellig der Auffaſſung, daß auf der Grundlage
der bisherigen Vorarbeiten weiter im Sinne einer Verbeſſerung nament=
lich
der Rheinlandverbindungen gearbeitet werden ſoll, damit dieſer
dringendſte Wunſch nunmehr endlich ſeine Erfüllung findet. Wegen der
Verbreiterung der Heidelberger Straße ſind Klagen eingelaufen, und
wurde früher ſchon von dem Verkehrsverein bei der Stadtverwaltung
darauf hingewieſen, eine Umführungsſtraße von der Frankfurter Straße
bis Ende der Heidelberger Straße zu ſchaffen, worüber die Stadtver=
waltung
ſchon Pläne ausgearbeitet hat. Die Verbreiterung der Heidel=
berger
Straße, die ja von der Stadtverordnetenverſammlung ſchon be=
ſchloſſen
iſt, iſt aber auch zur Bewältigung des immer ſtärker werdenden
Verkehrs notwendig.
Die Beſtrebungen des Herrn Robert Schneider, für unſere Stadt
ein Niebergall=Denkmal zu ſchaffen, haben von Anfong an die Unter=
ſtützung
des Verkehrsvereins gefunden und wird an dieſer Stelle zur
Förderung dieſes ſchönen Gedankens der Bürgerſchaft herzlich empfoh=
len
. Die Zuſtände in dem alten Palaisgarten werden ſcharf kritiſiert,
und iſt eine Eingabe an die Stadtverwaltung gemacht worden, daß die
häßliche Mauer, ſoweit es die Erdmaſſen zulaſſen, beſeitigt wird, und
daß Wege durch den Garten angelegt werden, ſo daß wir eine ſchöne
Anlage in der Mitte der Stadt bekommen werden, wodurch auch dieſe
Mißſtände beſeitigt werden. Die angeregte Aſphaltierung der Haupt=
ſtraßen
wird vorläufig frommer Wunſch bleiben. Es wird ſehr mißlich
empfunden, daß der früher hier ſo tätige Verſchönerungsverein in den
letzten Jahren nichts mehr von ſich hören läßt, und wurde dem Vor=
ſtand
empfohlen, hier anregend zu wirken. Verſchiedene weitere An=
regungen
werden zur Bearbeitung gegeben und wurde dankbar aner=
kannt
, daß die Stadtverwaltung in letzter Zeit ſehr viel zur Verſchöne=
rung
unſerer Stadt beigetragen hat, und wird es freudig begrüßt, daß
dadurch die Beſtrebungen des Verkehrsvereins in vorzüglicher Weiſe
gefördert werden. Die diesjährige Hauptverſammlung des Verkehrs=
vereins
ſoll im nächſten Monat ſtattfinden.

* Großes Militär=Doppelkonzert. Der Reichsbund ehemaliger Mili=
tärmuſiker
hat am Dienstag abend im Saalbaugarten ein Konzert ver=
anſtaltet
. Ausführende waren: die Grtsgruppen Darmſtadt und Worms
unter Leitung der Herven Greilich=Darmſtadt und Leucht=Worms.
Das Orcheſter ſpielte in der dritten Abteilung in der Stärke vom
96 Muſikern. Das gab einen Klang voll Pracht und bildete natur=
gemäß
den Höhepunkt, wurde daher auch ganz beſonders ſtark bejubelt.
Aber auch die beiden Gruppen für ſich allein, die Darmſtädter wie die
Wormſer, zeigten dieſelbe Spielfreudigkeit, denſelben Ehrgeiz und das=
ſelbe
Können wie zu der Zeit, als ſie noch den bunten Rock trugen. In
Präziſion und Schönheit des Klanges wetteiferten die beiden Gruppen,
und das Lob, das man Darmſtadt ſpendet, gebührt in gleichem Maße
Worms. Die Darmſtädter Gruppe verfügt auch über einen ganz aus=
gezeichneten
Piſton=Bläſer, Herrn Buslau, der eine dankbare Fantaſie
von Kümmel techniſch und muſikaliſch ganz ausgezeichnet zum Vortrag
brachte und ſtürmiſch zu einer Zugabe gedrängt wurde. Bei den Darm=
ſtädtern
ſei beſonders hervorgehoben die Wiedergabe des Schluſſes aus
Triſtan und Jſolde‟: Jſoldens Liebestod, die hohen Anſprüchen ge=
nügte
und bei einem Blasorcheſter, wo der weiche Klang der Streicher
fehlt, doppelt frendig zu nennen iſt. Die Wormſer wiederum waren
hervorragend in Rhythmus und Temperament. Die Märſche aus alter
und neuer Zeit wirkten wie immer zündend, und die vielen Hundert
Beſucher des Konzertes auf der Straße hörte halb Darmſtadt zu
waren mit den Leiſtungen mit Recht ſo zufrieden, daß die Dirigenten
und das Orcheſter mit ihrem Erfolg ſicher auch zufrieden waren. Der
zufällig anweſende Avmee=Muſikinſpizient, Herr Profeſſor Hackenberger
aus Berlin, welcher den Tag zuvor in Frankfurt ein Militärorcheſter in
Stärke von 120 Mann geleitet hatte, fand für ſeine liebenswürdige
Bereitwilligkeit, einige Nummern zu dirigieren, gleichfalls dankbaren
Beifall.
O.
Volkshochſchule. Unſere Mitglieder erhalten zur Nachtvor=
ſtellung
am Samstag abend um 11 Uhr im Kleinen Haus des Lan=
destheaters
ermäßigte Karten in unſerer Geſchäftsſtelle.
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
verweiſen auf unſere heutige Anzeige in vorliegender Nummer, wonach
unſere ſämtlichen Mitglieder durch den Herrn Oberbür=
germeiſter
zur heutigen Einweihungsfeier der neuen Feſt=
halle
herzlichſt eingeladen ſind. Die Feier iſt heute abend um 6 Uhr,
und wir bitten auch unſererſeits, ſich recht zahlreich und pünktlich in der
Feſthalle einzufinden.
* Unfall. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch ſtieß kurz
nach 1 Uhr ein Perſonenwagen mit einer Autodroſchke zuſammen. Da=
bei
wurden zwei Damen, die in dem Perſonenwagen fuhren, heraus=
geſchleudert
. Sie wurden ſchwer verletzt durch die Rettungswache nach
ihrer Wohnung verbracht.
Parlamentariſches.
Der parlamentariſche Unterſuchungsausſchuß in
der Hefrag=Angelegenheit hält am Freitag, den 22. Juli,
nachmittags 3.30 Uhr, im Landtagsgebäude eine öffentliche Sitzung ab.

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Seite 6

Donnerstag, den 21. Juli 4927

Nummer 200

Vom 15. bis 20. September.

Geſtern vormittag fand im Sitzungszimmer der Landwirtſchafts=
kammer
Darmſtadt eine Sitzung des Hauptausſchuſſes der landwirtſchaft=
lichen
Landesausſtellung ſtatt, die vom 15.20. September m Darmſtadt
auf dem Exerziewplatz und dem angrenzenden Gelände ſtattſinden ſoll.
Der Verlauf der Sitzung gab zum erſten Mal Gelegenheit, feſtzuſtellen,
wie umfangreich dieſe Ausſtellung geplant iſt, ud den bis jetzt geleiſte=
ten
Vorarbeiten entſprechend, auch durchgeführt werden wird, und die die
Behauptung rechtfertigt, daß dieſe Ausſtellung zum mindeſten, was ihre
Ausmaße anbelangt, die größte und bedeutendſte zu werden berſpricht,
die je in Darmſtadt und in Heſſen ſtattgefunden hat. Nicht nur der
Exerzierplatz mit der neuen großen Feſthalle, der ehemaligen Exerzier=
halle
und den zum Turnfeſt und auch ſchon für die Landwirtſchafts=
Ausſtellung errichteten Nebengebäuden, ſondern auch das der Schupo ge=
hörige
Gelände, die Dragonerkaſerne und ihre Stallugen und die
Stallungen des ehemaligen Pferdemarktes werden in die Ausſtellung hin=
einbezogen
. Das allein rechtfertigt ſchon das eben Geſagte.
Die Ausſtellug ſoll:
1. Ein Bild von dem Stand der Entwicklung und den Leiſtugen der
geſamten heſſiſchen Landwirtſchaft und ihrer Nebenzweige ſowie der
in engſter Beziehung mit der Landwirtſchaſt ſtehenden Induſtrie=
und Gewerbezweige geben:
2. Gelegenheit geben. die Leiſtungen der Beſchicher auf momnigfaltige=
rem
Gebiet und in größerem Wettbewerb, als dies bei den kleineren
Schauen innerhalb der Provinz möglich iſt, zu vergleichem und zu
belohnen:
3. durch ihre Ergebniſſe und ihren Einfluß zur Nacheiferung und neuer
Förderungstätigkeit anregen, fowie neue geſchäftliche Beziehungen
anbahnen.
Nach der Ausſtellungsordnung wird die Ausſtellung ſich in folgende
Abteilungen und Gruppen gliedern: 1. Tiere (Pferde, Rinder,
Schweine, Schafe, Ziegem Geflügel, Bienen, ganinchen); 2. Land=
wirtſchaftliche
Grzeugnifſe Ackerbau, Obſtba, Gemüſebau,
Gartenbau, Weinbau); 3. Forſtwirtſchaft und Jagd, hier ſind
alle Gegenſtände und Darſtellungem aus dem geſamten Gebiet der Forſt=
wirtſchaft
und Jagd zugelaſſen; 4. Landwirtſchaftliche Hilfs=
ſtoffe
(Futtermittel, Düngemittel, Pflanzenſchutz= und Seuchew
bekämpfungsmittel, Tierſchutz und Tierarznei, Sämereien, Streumaterial
uſw.; 5. Landwirtſchaftliche Nebengewerbe (Brennerei,
Brauerei, Zuckerfabrilation, Molleretweſen, Konſewen; 6. Landwirt=
ſchaftliche
Maſchinen und Geräte, einſchl. Bauweſen.
Dieſe umfangreiche Abteilumg iſt der Ueberſichtlichkeit wegen imn 23 Aaſ=
ſen
eingeteilt. Sie umfaßt alle Arten Maſchinen zur Bodenbearbeitung
Saat und Ernte, Dreſchmaſchinen, Saatreinigungsmaſchinen, Kraft= und
Kraftübertragungsmaſchinen, Transportmittel. Maſchinen für die oben
genannten Spezialabteilungen, hauswirtſchaftliche Maſchinen uſw. In
einer beſonderen Anlage wird hier ein völlig elektriſch eingerichteter
Wirtſchaftsbetrieb gezeigt werden, den die Heag ausſtellt, und daneben
eine vom ſtädtiſchen Gaswerk Darmſtadt erſtellte Abteilung,
die der Verwendung von Gas im Landwirtſchaftsbetrieb dienen ſoll.
7 Wiſſenſchaftliche Abteilung, auch dieſe Abteilug wird
ſehr umſangreich werden. In Darſtellungem und Erzeugniſſen wird das
landwirtſchaftliche Verſuchsweſen zeigen, auf welcher Höhe es zurzeit
ſteht: Anbauverſuche werden gezeigt, weiter Statiſtikem über das Unter=
richtsweſen
, Lehranſtalten. Feldbereinigung, geologiſche Darſtellungen,
Gewäſſerkunde, landwirtſchaftliche Literatur, Bauweſen, Verwaltugs=
technik
uſw. uſtp.
In verſchiedenen Abteilungen werden Preiswettbewerbe ſtattfinden,
zu denen Preiſe und Plaketten ſowie Urkunden zur Verfügung ſtehen.
Die geſtrige Sitzung des Hauptausſchuſſes wurde von dem Vorſitzen=
den
Oekonomierat Henſel=Dortelweil geleitet, der die Erſchienenen
herzlichſt begrüßte, inſonderheit die Herren Vertreter der Staatsrepie=
rung
, der Stadt, des Polizeiamts, der Preſſe uſw. Redner wies dann
darauf hin, daß laut früherem Beſchluß alle fünf Jahre eine derartige
Ausſtellung ſtattfinden ſollte. Nachdem die Ausſtellumg in Mainz mit
rieſigem Erfolg veranſtaltet war, traten dann zuächſt lokale Hinder=
niſſe
ein; dann kam der Krteg und die ſchwere Nachkriegszeit, ſo daß
nunmehr 2 Jahre verfloſſen ſind, ohne daß wieder eine landwirt=
ſchaftliche
Ausſtellung in Heſſen zuſtande kam. Gewiß mag es manchen
geben, der auch heute die naturgemäß mit großen Unkoſten verbundene
Ausſtellung nicht für notwendig halten wird. Wir haben aber geglaubt,
die Ausſtellung doch zu machen, obwohl, oder gerade weil die Land=
nirtſchaft
zur Zoit wieder durchaus ſich nicht in einer roſigen Lage be=
findet
. Sie iſt in den letztem Jahren abgeſehen von dem ſtarken
Steuerdruck, der ſie belaſtet ſtändig von ſchweren Mißgeſchicken heim=
geſucht
worden. Unwetterkataſtrophen und Mißernten folgen einander,
ſo daß heute die Not in der Landwirtzſchaft groß iſt und ſich eine ſtarke
Depreſſion in den Kreiſem der Landwirte bemerkbar macht. Aber gerade
um den Peſſimismus zu beſeitigen, iſt es notwendig, die geplante Lan=
desausſtellung
durchzuführen und zu zeigen, daß der heſſiſche Landwirt
trotz aller Schläge ſich nicht uterkriegen läßt, und ſein Selbſtvertrauen
ſoll durch dieſe Ausſtellung gehoben werden. Daneben wird der Wett=
bewerb
wieder von neuem den Einzelnen anfeuern, ſeine Leiſtungsfähig=
keit
zu ſtärken, in ihm das Bewußtſein zu feſtigen, daß in einem Land
wie Deutſchland, das rings von mißgünſtigen Völkern umgeben iſt, die
Landwirtſchaft der Grundpfeiler des Staates iſt, und daß es ihre
Aufgabe ſein muß, die Ernährungsfrage für das deutſche Volk ſo zu
löſen, daß es vom Ausland mabhängig wird. Darüber hinaus liegt
dieſe Ausſtellung im Intereſſe der Allgemeinheit es gibt keinen
Stand, der nicht an der Landwirtſchaft intereſſiert iſt , und ſie liegt
im beſonderen Intereſſe der Stadt Darmſtadt, die gezwungen iſt, für
Verbehr und für Hebung der Wirtſchaft zu ſorgen. Darmſtadt habe
durch die Errichtung der ſchönen Feſthalle viel getan. Wenn andere
Städte auch in der Lage ſeien, noch mehr zu tun, ſo wäre doch dieſe Tat
dankbar anzuerkennen. Ebenſo ſei der Staatsregierung, der Induſtrie
und dem Handel für die Mitwirkung Dank zu ſagen.
Divektor Dr. Hammann hielt im Anſchluß daran einen längeren
Vortrag an Hand der Pläne. Seine Ausführungen ſind im weſent=
lichen
in dem eingangs Geſagten wiedergegeben. Er betonte nochmals,
daß die Ausſtellung den Zweck haben ſoll, zu zeigen, wag die Landwirt=
ſchaft
leiſten kann und welche Beziehungen ſie mit den anderen Be=
rufen
und Verbandsſtänden verbindet, beſonders mit Induſtrie und
Handel. Die Ausſtellung wird zeigen, daß in dieſer Richtung noch
manches geſchehen kann und geſchehen muß. Sie ſoll aber vor allen
Dingen auch nacheifernd wirken. Jeder Ausſteller und jeder Beſuchen
ſoll von ihr lernen; darum war es notwendig, die Ausſtellung auf brei=
teſter
Grundlage aufzubauen. Gewiß ſei das heute nicht leicht. Merk=
würdig
muß es beuühren, daß zur ſelben Zeit, da die Ausſtellung in
Darmſtadt ſtattfinden ſoll., auch in Mainz eine Obſt= und Gemüſeaus=
ſtellung
gemacht wird. Allerdings gehe die ſicher nicht von den rhein=
heſſiſchen
Landwvirten aus. Auch Frankfurt kommt mit einer Konſer=
benausſtellung
dazwiſchen, und blane noch gine weitere Ausſtellug.
Das alles aber darf uns nicht abhalten, die nun begonnenen Arbeiten
zielbeſpußt fortzuſetzen. Sehr ginſtig kommt für die Ausſtellung die
Eprichtung der Feſthalle und das Zuſammenfallen mit dem Turnfeſt,
das vielfach ein Hand=in=Hand=arbeiten ermöglicht. Der Ausſtellungs=
blatz
in Darmſtadt mit den umliegenden Gebäuden und Stallungen iſt
einer der idealſten in ganz Deutſchland. Redner verbreitete ſich dann
über Einzelheiten, die wir oben bereits angedeutet haben, und gab an
Hand von Plänen einen intereſſanten Ueberblick über alles, was geplant
iſt. Eine intenſive Propaganda hat eingeſetzt und wird planmäßig
durchgeſihrt werden, ſo daß das Menſchenmöglichſte getan wird, um

auch Beſucher nach Darmſtadt zu bringen. Die Reichsbahnverwaltung
wird verſchiedene Extrazüge einlegen. In mehreren Extrazügen wird
auch das zur Ausſtellung beſtimmte Vieh herangebracht werden. Ge=
plant
iſt weiter die Erbauung einer beſonderm Laderampe, um zu ver=
hindern
, daß die Ausſtellungstiere über die Rheinſtraße geführt werden
müſſen. Umfangreiche Maßnahmen ſind getroffen gegen etwaige Seu=
chenverbreitung
.
Herr Baurat Thaler machte ergänzende Mitteilungen beſonders
bezüglich der Stallungen. Durch die vorhandenen Baulichkeiten wird es
möglich, faſt den geſamten Viehbeſtand in feſten Stallungen unterzu=
bringen
.
Oekonomierat Henſel ſprach auch den Fachvereinen und der Preſſe
Dank aus für die bisherige Unterſtützung, die hoffentlich bis zur Durch=
führung
der Ausſtellung andauern wird.
Miniſterialdirektor Uebel ſprach im Namen der Staatspegierung
den Dank für die ergangene Einladung aus und ſagte weiteſtgehende
Hilfe der Regierung zu. Zu hoffen belibe nur, daß auch das Parlament
ſich bei der Bewilligung bon Mitteln nicht gar zu ſehr von fiskaliſchen
Bedenken leiten laſſen möge.
Oekonomierat Henſel dankte dem Redner und ſprach die Hoff=
nung
aus, daß auch die Kreiſe und Provinzen für die Ausſtellung wer=
ben
mögen, auch in dieſer Beziehung möchte die Regierung einen Druck
ausüben. Daß zu gleicher Zeit Mainz eine Ausſtellug plane, ſei außer=
ordentlich
zu bedauern. Er richte an alle Anweſenden die Bitte, zu hel=
fen
, daß die Ausſtellung ſo glanzvoll geſtaltet werden könne, wie ſie
geblant ſet.
Bürgermeiſter Mueller betonte, daß die Stadt Darmſtadt den
Gedanken der Ausſtellung ſehr lebhaft begrüßt habe, und ihrerſeits,
ſoweit es ihr nur möglich ſei, beſtrebt ſein werde, die Durchführug zu
unterſtützen.
Polizeidirektor Dr. Uſinger ſprach ſich in ähnlichem Sinne aus
ſoweit die Landespolizei in Frage komme, bei der ja, wenn auch nicht
immer ſehr angenehme Beziehungen, dieſe habe die Polizei ſehr ſelten
, ſo doch inſofern Beziehungen auch zur Landwirtſchaft beſtehen, als
Seuchenbekämpfug, Verkehrsregelung uſw., in Frage kommen.
Geheimrat von Hahn, als Vertreter des Landesverbandes der
Obſt= und Gartenbauvereine ſicherte namenz dieſes Verbandes weiteſt=
gehende
Unterſtützung zu. Von einem Mainzer Landwirt wurde aus=
drücklich
feſtgeſtellt, daß die rheinheſſiſchen Landwirte mit der Mainzer
Ausſtellung nichts zu tum haben, dieſe werde vielmehr von der Stadt
Mainz aus veranſtaltet. Damit war die anvegende Sitzung des
Hauptausſchuſſes beendet, der in aller Kürze eine weitere folgen ſoll.
M. 8t.
Ausflugsſonderzug nach Wertheim am Main.
Der für den 17. Juli d. J. vorgeſehene Ausflugsſonderzug nach
Wertheim am Main mußte bedauerlicherweiſe wegen ungenügender Be=
ſetzung
, was wohl in erſter Linie auf die zweifelhafte Witterung zurück=
zuführen
war, ausfallen. Es waren bei allen in Betracht kommenden
Ausgabeſtellen bis Samstag vormittag nicht viel über 100 Sonderzug=
karten
nach Wertheim gelöſt worden. Hierdurch war es nicht möglich,
die beteiligten Kreiſe dieſes Städtchens rechtzeitig über die ungefähre
Bahl der Teilnehmer zu venſtändigen und eine ordnungsmäßige Ver=
pflegung
aller Reiſeteilnehmer ſicherzuſtellen. Da jedoch für die Fahrt
nach dem reizenden Städtchen mit ſeiner herplichen Umgebung großes
Intereſſe beſteht, ſoll ſie am Sonntag, den 24. Juli d. J., zu den glei=
chen
Zeiten ausgeführt werden. Die bereits zum 17. Juli d. J. gelöſten
Fahrkarten ſind gültig zur Fahrt am 24. Juli d. J. Die Mitglieder
der Sonderzuggemeinde und neue Freumde werden jedoch gebeten, ſich
ſpäteſtens bis zum Freitag abend mit der Sonderzugkarte zu verſehen.
In den meiſten Fällen wird man doch bis zu dieſem Zeitzumkt wiſſen,
was man am Sonntag vor hat. Keinem Sonderzugteilnehmer ſoll bei
ſchlechtem Wetter eine Mißvergnügen bereitende Fahrt aufgezwumgen
werden. Iſt das Wetter am vorgeſehenen Tage ſchlecht und ausſichts=
los
, damn kann jeder Teilnehmer vor Beginn der Fahrt ſeine Fahrkarte
gegen Erſtattung des vollen Fahrpreiſes zurückgeben. Die Sonderzug=
gemeinde
hat ſich ſeither gut unteneinander und gut mit der Veranſtal=
terin
verſtanden; das ſoll auch in Zukuſt ſo ſein. Aus dieſem Grunde
wird der Zug nach Wertheim am Main, der allen Teilnehmern viel
Schönes bieten wird, am Somntag, den 24. Juli d. J., nachgeholt wer=
den
. Ein herzlicher Empfong in Wertheim am Main, in dem alle Teil=
nehmer
auf ihre Nechnung kommen werden, iſt us ſicher. Das Motto
ſei: Warum ſollte man denn auch nicht nach Wertheim fahren!

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Zu der Unwetterkataſtrophe
in Rheinheſſen.
Hilfe für die durch Hagelſchlag Geſchädigien.
Der Provinzialausſchuß der Provinz Rhein=
heſſen
hat in ſeiner Sitzung vom 19. Juli beſchloſſen, den
durch das Hagelunwetter am 16. d. Mts. geſchädigten Gemein=
den
der Provinz als ſofortige Hilfe den Betrag von 20 000
Mark zur Verfügung zu ſtellen.
Der Provinzialausſchuß hofft, daß bei dem bekann=
ten
Opferſinn unſerer Provinzialangehörigen andere Körperſchaf=
ten
und Private alsbald dieſem Beiſpiel folgen werden.
Der Kreistag des Kreiſes Bingen hat, für die
Opfer der Unwetterkataſtrophe 1000 Mark bereitgeſtellt.
Eine Reihe von Parlamentariern hat im Landtag Anfragen
und Anträge wegen der Unwetterſchäden in Rheinheſſen geſtellt.
So ſtellte der Bürgermeiſter Schott=Uffhofen (D.V.P.) fol=
genden
Antrag:
Am 16. Juli d. J. hat ein Hagelſchlag die geſamte Getreide=
ſowie
die Weinernte im Herzen der Provinz Rheinheſſen
in den Orten Stadecken, Ober= und Nieder=Saul,
heim, Udenheim total und in Schornsheim, Wörr=
ſtadt
, Elsheim und Eſſenheim zum Teile vernichtet.
Was die Bewohner in dieſer Schreckensſtunde durchgemacht
haben, iſt nicht zu beſchreiben. Hilfe tut dringend not! Wir be=
antragen
deshalb:
1. Daß dieſe Schwergeſchädigten von einer jeden Steuerlaft ent=
bunden
und in das ſteuerliche Notgebiet übergeleitet werden.
2. Daß die geſchädigten Winzer von einer jeden Rückzahlung
eines Winzerkredits befreit werden, da die zerſtörten Wein=
berge
auf Jahre hinaus ertragsunfähig ſind.
3. Daß ſeitens des Staates den ſchwer in der Exiſtenz Geſchä=
digten
unentgeltliche Mittel zugeführt werden.
4. Daß allen, die durch dieſe Unwetterſchäden getroffen wurden,
zinsloſe Darlehen gewährt werden.
5. Daß die Saatfrucht zur Herbſt= und Frühjahrsbeſtellung ge=
währt
wird.
* Vaterländiſcher Abenb. Geſtern veranſtalteten der Stahlhelm
(Bund der Frontſoldaten, Ortsgruppe Darmſtadt) und der Königin=
Luiſe=Bund (Ortsgruppe Darmſtadt) einen Vaterländiſchen Abend im
Perkeo, der ſehr gut beſucht war. Den muſikaliſchen Teil der Ver=
anſtaltung
beſtritt die Vereinigung ehemaliger Militärmuſiker unter
der Leitung von Herrn Buslau. Der Ortsgruppenführer, Herr Major
Stiebler, richtete an die Verſammlung eine Begrüßung, in der er mit=
teilte
, daß der Stahlhelm gegenwärtig in allen ſeinen Ortsgruppen
etwa eine Million Mitglieder zählt. Der Stahlhelm nehme Angehörige
aller Parteien in ſeine Reihen auf, die auf nationalem Bodon ſtehen;
aber den iternationalen Gedanken lehne er ab. Der Stahlhelm ſei kein
Geheimbund, ſondern trete offen für ſeine Ziele ein. Der Redner be=
grüßte
insbeſondere die befreundeten Verbände und Vertreter des
Stahlhelmbundes, die von Frankfurt heyübergekommen waren. Nach
dem Eimmarſch der Fahnen ſprach Fräulein Franz in ausdrucksvollen
Worten einen Vorſpruch von Reinhold Eichacker: Der Auslandsdeut=
ſchen
Mahnung‟ Ein Mitglied des Stahlhelws ſchilderte dann in
längerer Rede die Gründung des Stahlhelmbundes, der trotz aller Ver=
folgungen
und Unterdrückungsverſuche zu einer mächtigen Bewegung
geworden iſt, die keine ſoziale Schichtung kennt, nur von dem Drange
beſeelt nach Deutſchlands innerer und äußerer Befreiung. Beſonders
müſſe der Stahlhelm der Gedankenwelt der nationalen Arbeiterſchaft
folgen. Die mit lebhaftem Beifall aufgenommene Nede war am Schluß
begleitet von dem gemeinſam geſungenen Deutſchlandlied. Inzwiſchen
waren noch zahlreiche Mitglieder des Stahlhelmbundes mit ihren
Fahnen eingetroffen, die dann einzogen. Es folgte hierauf eine Film=
vorführung
, die den vor kurzem in Berlin abgehaltenen Stahlhelmtag
im Bilde zeigte. Die Vorführung rief oft lebhafte Zuſtimmungskund=
gebungen
hervor. Der zweite Teil des Abends, der durch Fanfaren=
märſche
eingeleitet war, brachte, noch rhythmiſche Tänze von Damen
des Luiſenbundes, ein Piſtonſolo von Herrn Buslau, eine Dialogſzene
Königin Luiſe und Napoleon, geſprochen von Fräulein, Franz und
Herrn Hartmann, die Rezitation eines Gedichts Rheintreue von Frl.
Enders und andere Darbietungen, die alle ſehr beifällig aufgenommen
wurden.

Kunſinotizen.

Ueber Werte, Kürflier ober fünflieriſche Veranffaltungen, deren im Nachttehrnden
geſchleht, behält ſch die Redation ihr Urteil vor
Palaſt=Lichtſpiele Brandſtifter Europas. Ge=
ſchaffen
auf Grund von Geheimdokumenten eines ruſſiſchen Diplomaten
aus der Zarenzeit iſt dieſes Werk der deutſchen Lichtbildkunſt von größ=
tem
Wert für den Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge. Der Vorwurf,
daß Deutſchland der allein ſchuldige Teil am Kriege ſei, war ja ſeit
Verſailles die Begründung für alle Drangſalierungen, die das deutſche
Volk zu erdulden hatte. Es handelt ſich aber nicht etwa um einen poli=
tiſchen
Werbefilm, ſondern um ein fabelhaft ſpannendes Drama, das
einem pachenden Einblick im die Kreiſe der wirklichen Kriegsmacher ge=
währt
und vor allem dem Einfluß ſchöner und ehrgeiziger Frauen auf
die maßgebenden Männer der Fürſtenhöfe und der Diplomatie in das
rechte Licht rückt. Das fpanzöſiſche Sprichwort: Cherchez la femme
(Suchet die Frau) hat ganz beſondere Bedeutung für die zum Welten=
brand
ſührenden Ereigniſſe. Deshalb ſollte keine Frau und kein Mann
verſäumen, dieſen Film kennen zu lernen. Ale Beſucher werden um
ein ſtarkes Erlebnis bereichert heimkehren. Dazu: Rin=Tin=Tin
der deutſche Schäferhund, in dem ungemein ſpannenden Filmwerk:
Von Spürhunden verfolgt, 7 Akte von treuer Kamerad=
ſchaft
und rührender Anhänglichkeit.

elchede ie Danehe der it n uee
Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. Kleine?
Haus, abends 8 Uhr: Wie einſt im Mai Oapheum: Ge=
ſchloſſen
. Einweihung der Darmſtädter Feſthalle
abends 6 Uhr. Konzerte: Schloß=Café; Hotel=Reſtaurant
Schmitz; Café Rheingold; Park=Café=Reſtaurant; Saalbaugarten;
Hotel und Caft=Reſtaurant Waldſchlößchen. Kinovorſtellun=
gen
: Union=, Reſidenz=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele. Theater=
ſaal
Perkeo, Aleranderſtr. 1214, abends 8 Uhr: Thüringer
Volksſänger. Landesmuſeum, von 1019 Uhr, Ausſtellung:
Alte Kunſt Mathildenhöhe, von 1019 Uhr, Ausſtellung:
Neue Kunſt.

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Nummer 200

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Seite 7

Starkenburg.
Ck. Wixhauſen, 19. Juli. Oeffentliche Gemeinderats=
Bung. Gemäß des Antrages vom Miniſterium für Arbeit und Wirt=
ft
wurde beſchloſſen, daß die Neubauten, die im Jahre 1927 begonnen
uurden, auf die Dauer von 5 Jahren ſteuerfrei bleiben, und zwar ſollen
ke in Frage kommenden Grundſtücke ſo veranlagt werden, als ob ſie
npebaut wären. Die hieſige Freie Sport= und Sängervereinigung
eichte ein Geſuch ein um pachtweiſe Ueberlaſſung des Sportplatzes an
Frankfurter Straße. Es wurde beſchloſſen, den Platz der genannten
Seinigung gegen eine jährliche Anerkennungsgebühr von 5 Mark auf
Dauer von 50 Jahren zu verpachten, mit der Bedingung, daß wäh=
eid
dieſer Zeit der Platz nur zu rein ſportlichen Zwecken benutzt wird
ro auch die anderen Ortsvereine den Platz zur Abhaltung von Feſt=
akkeiten
benutzen können, wenn dies zwei Monate vorher mitgeteilt
d. Die Vergütung für die Feldgeſchworenen wurde auf 6 Mark täg=
o
feſtgeſetzt. Herrn Chriſtian Stephan wurden als Entſchädigung für
es Legen der Waſſerleitung durch ſein Gelände 60 Mark bewilligt.
zr Heinrich Hamm erhält als Vergütung für Schaden an der Bade=
icce
am Keſſel 15 Mark. Eine Bürgſchaftsübernahme für einen Bau=
mſchenkredit
ſowie eine Hypothekenlöſchung wurde genehmigt. Laut
mneinderatsbeſchluß darf in Zukunft nur an der Stelle oberhalb der
½ilienmühle (Engel) im ſogenannten Keſſel gebadet werden. An an=
eren
Stellen iſt das Baden unterſagt. Zuwiderhandlungen haben An=
ere
zur Folge. Rheinfahrt. Unter ſtarker Beteiligung unter=
rom
der hieſige Geſangverein Liederkranz eine Rheinfahrt per Damp=
ſe
: von Stockſtadt nach St. Goar und wieder zurück. Schönes Wetter
die mit ſo vielen landſchaftlichen Reizen ausgeſtatteten Rheinufer
Sie auch eine nie müd werdende Muſikkapelle geſtalteten die Fahrt
u einer äußerſt genußreichen, die wohl für alle Teilnehmenden unver=
eilich
bleiben wird.
* Weiterſtadt, 20. Juli. Gemeindevoranſchlag. Der
meinderat hat nach eingehender Beratung den Gemeindevoranſchlag
ür das Rechnungsjahr 1927 angenommen. Es verbleibt bei einer Ge=
amiteinnahme
von 68 765 RM. und einer Geſamtausgabe von 100 765
M. ein ungedeckter Betrag von rund 32000 RM. der durch Umlage
ſurgebracht werden muß. Bei der Sonderſteuer vom bebauten Grund=
fitz
konnte der Steuerſatz von 50 Pfg. pro 100 RM. Steuerwert auf
rls Pfg. herabgeſetzt werden.
HI. Eberſtadt, 20. Juli. Gemeinderatsſitzung. Am Don=
urstag
, den 21. Juli, nachmittags 8 Uhr beginnend, findet im Ge=
Uni inderatsſitzungsſaale eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Tages=
honung
: 1. Genehmigung der Ausſchußbeſchlüſſe; 2. Mitreilung des
rſtamts betr. Eſrrſhtung von Forſthofraiten; 3. Beſchlußfaſſung
üger Kündigung oder Fortſetzung des Vertragsverhältniſſes mit den
Gins= und Elektrizitätswerken, A.=G., Bremen; 4. Geſuch der Freien
Trarnerſchaft um unentgeltliche Waſſerüberlaſſung auf ihrem Turnplatz;
Verſchiedenes. In geheimer Sitzung Wohlfahrtsangelegenheiten.
Lder Tod auf den Schienen. Wie bereits berichtet, hat ſich der
verwitwete Landwirt K. Ende voriger Woche von ſeinen Kindern ent=
ſennt
und nach einer inzwiſchen eingetroffenen Nachricht aus Kummer
ſüiher den Tod ſeiner im Vorjahre verſtorbenen Frau ein Leid zugefügt.
* wird vermutet, daß er ſich im Main ertränkt hat. Die Leiche konnte
bisher nicht gefunden werden. Offenbar aus Gram über das Schickſal
deS Vaters hat geſtein morgen ſein älteſter Sohn, der in Nieder= Beer=
ſbtrh
als Bäcker beſchäftigt war und kurz vor ſeiner Verlobung ſtand,
der Nähe der Griesheimer Brücke ſeinem Leben auf den Schienen
iriwillig ein Ende bereitet.
* Eberſtadt, 20. Juli. Veränderte Baufluchtlinie Die
Baufluchtlinie in der Verlängerung der Rathenauſtraße über die Pfung=
ſt
*dterſtraße ſoll abgeändert werden. Der Fluchtlinienplan liegt gegen=
ſurrtig
auf dem Gemeindebauamt offen. Bezug von Baum=
tüitzen
. Die Gemeinde Eberſtadt iſt nach einer Bekanntmachung der
Büirgermeiſterei in der Lage, Baumſhiitzen in größerer Menge zu liefern.
Ni=flektanten haben ſich bis zum 25. Juli zu melden. Gemeinſame
Sveburtstagsfeier. Auch die diesjährigen 50=Jährigen beabſich=
ſtip
en eine gemeinſame Geburtstagsfeier abzuhalten. Aus dieſem Anlaß
il=det am Donnerstag abend im Gaſthaus Zum goldenen Lamm bei
Grünewald eine Vorbſprechung ſtatt. 70. Geburtstag. Am
Sonntag feierte Herr Jakob Hutmann 1. ſeinen 70. Geburtstag.
* Pfungſtadt, 20. Juli. Zuchtviehmarkt. Die Vorbereitungen zu
aun 2. Pfungſtädter Zuchtviehmarkt, der am 2. Auguſt ſtattfinden
ſall, ſind in vollem Gange. Mit dem Markt iſt eine Prämiierung ver=
bunden
, deren LSfevertrieb bereits begonnen hat.
* Nieder=Ramſtadt, 20. Juli. Das diesjährige Jugendfeſt der
SBuljugend findet am Freitag, den 23. d. M., nachmittags 3 Uhr, in
d bisherigen Weiſe ſtatt. Neben dem Konzertieren einer Muſikkapelle
iüden noch Kinderbeluſtigungen der verſchiedenſten Art ſtatt. Der
eſt= und Gartenbquverein veranſtaltet am kommenden Sonntag, nach=
uittags
, eine Beſichtigung der Knabenarbeitsanſtalt und des Botani=
drn
Gartens in Darmſtadt. Abmarſch und Sammelpunkt um 12½ Uhr
nuhmittags, Ecke Bahnhof= und Kilianſtraße. Diefenigen, welche den
Zurg benützen, fahren um 1,51 Uhr nachmittags bis Darmſtadt=Oſt.
Bi=i dem hieſigen Standesamt wurden ſeit 1. Januar I. J., regiſtriert:
27 Geburten, 24 Sterbefälle und 9 Eheſchließungem. In der Erwerbs=
los
enfürſorge ſtehen immer noch 18 Perſonen, darunter 4 weibliche.
Gwiſenfürſorgeunterſtützung beziehen 10 Perſonen, darunter 2 weibliche.
* Ober=Namſtadt, 19. Juli. Gemeinderatsbericht. In der
emeinderatsſitzung wurden zunächſt die eingegangenen Angebote auf
Aeparaturarbeiten bekannt gegeben und folgenden Unternehmern zum
Auigebotspreis der Zuſchlag erteilt: Weißbinderarbeiten: am Schulhaus
Lmrmſtädterſtraße 66, Peter Weber 4.; desgleichen am Schulhaus Darm=
ſic
dterſtraße 60, K. Fiſcher 8. und Chriſt. Schulz; desgleichen im Pfarr=
hueus
. Jakob Burger 3.; Maurerarbeit an der Stützmauer im Pfarr=
garten
, Gebrüder Weber; Dachdeckerarbeiten am Schulhaus Darmſtädter=
ſtraße
Nr. 60, Peter Müller 10. Das Fahren des neu beſchafften
Erraßenſprengwagens ſoll nach den von der Verwaltung ausgearbeiteten
Riedingungen öffentlich vergeben werden. Für den Beſuch des
Exhwimmbades durch die Schulkinder unter Führung ihrer Klaſſenlehrer
bahvilligt der Gemeinderat eine aus der Gemeindekaſſe an die Schwimm=
bo
dgeſellſchaft zu zahlende Pauſchalvergütung für das Jahr 1927 in
GShe von 400 Mark. Bezüiglich der im Jahre 1927 begonnenem Wohn=
gübäude
beſchließt der Gemeinderat die gleichen Steuererleichterungen, wie
ſi für die Landesſteuer vorgeſehen ſind. Hiernach bleiben alle 1927 be=
an
nnenen Wohnhäuſer für das laufende und die nächſten fünf Rechnungs=
j
hre von der Grundſteuer frei, das heißt, das Hausgrundſtück wird nur
oss unbebaut zur Grundſteuer herangezogen. Die Nachtſchutzleute
ſudchen um Beſchaffung neuer Uniformen nach. Der Antrag wird geneh=
mägt
, mit der Maßgabe, daß die Stofflieferung und Anfertigung an
Uneſige Geſchäftsleute öffentlich vergeben werden ſoll.
* Nieder=Klingen, 20. Juli. Nachdem wir in der Kriegszeit auch
hyer ſehr unter der Leuchtmittelnot zu leiden hatten, wurde die
Cänführung des elektriſchen Lichtes allgemein freudig begrüßt. Soweit
doe Straßebeleuchtung nötig iſt, iſt ſie auch elektriſch, und die Kirche,
Dye anfangs noch zurückſtehen mußte, erhielt nachträglich auf dem Wege
einter öffentlichen Sammlung die neuzeitliche Beleuchtung. In dieſem
ſahre zeigte auf der Kirchweih am Sonntag, 17. Juli, ſogar die Ringel=
binhn
das Licht elektriſcher Lampen. Durch eine ſinnreiche Einrichtung
ires gelungen, die elektriſchen Birnen der Reitſchule, die ſich bekanntlich
fartgeſetzt drehen, an das elektriſche Leitungsnetz anzuſchließen. Nur
enn öffentliches Gebäude hält hartnäckig und eigenſinnig an der Be=
luuchtungsart
der Väter feſt. Es iſt unſer vielbenutztes Gemeindeback=
haus
, das uns das Unzulängliche einer Petroleumbeleuchtung immer
miieder vor Augen führt, damit wir die Wohltat des elektriſchen Lichtes
ur Haus und Hof um ſo mehr ſchätzen lernen. Einmal wird auch für
de eſes wichtige Häuschen der Tag der Umſtellung kommen müſſen, denn
dier Einwand, es könnte in ihm mit dem elektriſchen Lichte Miß=
brrauch
getrieben werden, wird nicht für alle Zeiten aufrecht erhalten
werden können.

*Die Kirche in Oberbeerbach.
Wer je in Oberbeerbach, in dem wundervoll in die Berge gebetteten
Odenwalddorf, geweſen iſt, wird ſeine Freude gehabt haben an der
ſchönen Kirche mit dem ſpitzen Turm, die am Ende einer kurzen Straße
über gewundene Steintreppen und Futtermauern ſich ſo eindrucksvoll
aufbaut. Die Kirche iſt auch im Innern ſehenswert und wird es in Zu=
kunft
noch mehr ſein. Sie iſt uralt. Soweit wan aus den großen
Maßwerkfenſtern des Turmes und aus einem kleinen Fenſter des Schif=
fes
ſchließen kann, ſcheint ſie noch in die Nähe der Zeit um 1300 zu=
rückzugehen
.
Vor kurzem hat man angefangen, den Innenraum inſtand zu ſetzen.
Dabei haben ſich ſehr bemerkenswerte alte Malereien gezeigt: Im Chor,
auf den vier Kappen des Kreuzgewölbes wie man es auch ſonſt in
mittelalterlichen Kirchen findet die vier Evangeliſtenſymbole zwiſchen

Kirche in Ober=Beerbach, Kreis Bensheim.
freiem Rankenwerk, an den Wänden und in den Fenſterlaibungen Bil=
der
des Leidens Chriſti, dieſe mit derben, höchſt ausdrucksvollen Köpfen.
Sie ſind ſo kräftig in feſten Kontuven gezeichnet und mit Farben ver=
ſehen
, daß ſie nach weiterer Freilegung die Kirche in ihrer ganzen Länge
beherrſchen werden. Ihr Alter iſt noch nicht mit Sicherheit zu be=
ſtimmen
, doch mögen ſie im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts ent=
ſtanden
ſein. Trotz des halben Jahrtauſends, das über ſie hinweg ge=
gangen
iſt, haben die Malereien, wo nicht rohe Gewalt eine Beſchädi=
gung
herbeigeführt hat, unter der Tünche Zeichnung und Farbe vor=
züglich
bewahrt. Nicht allzu lange nach ihrer Entſtehung, etwa am
Ausgang desſelben Jahrhunderts, hat man in einer zweiten Schicht eine
neue Malerei über die erſte gelegt, die freilich nur in wenigem unklaren
Einzelheiten auf uns gekommen iſt, ſo daß man ſie wohl mit gutem
Gewiſſen wird zerſtören können, um die untere Malſchicht im ganzen
Umfang zu gewinnen.
Noch ſteht die Orgel im Chor. Eine Empore teilt den Chor ſehr
unglücklich in eine obere helle und eine untere dunkle Hälfte. Von den
großen Chorfenſtern mit ihrem edlem Maßwerk ſieht man vom Schiff
aus nichts. Auch von den Bildern würde man nichts ſehen. Iſt ſchon
um der Raumgeltung des Chores wegen die Verlegung der Orgel und
die Beſeitigung der Empore dringend erwünſcht, ſo iſt dies um der
alten Malereien willen zur Notwendigkeit geworden.
Bis jetzt iſt von dem Kunſtmaler Kienzle=Eberſtadt nur durch Stich=
proben
Umfang und Art der Malereien feſtgeſtellt. Es empfiehlt ſich
daher vorläufig eine Beſichtigung noch nicht. Die Malereien ſind aber
das ſteht feſt von ſolcher kunſtgeſchichtlicher Bedeutung und von
ſo ſtarker Bildwirkung, ſie iſt für die Kirche dekorativ ſo wichtig, daß
ſie unbedingt vollkommen von der Tünche befreit werden müſſen und in
Zukunft auch durch Orgel und Empore nicht verdeckt bleiben dürfen. Un=
erſchwinglich
ſind die Mittel nicht, auch in unſerer armen Zeit nicht. Ar=
mut
iſt überhaupt nicht der Feind der Denkmalpflege, Verſtändnisloſig=
keit
iſt ihr Feind.
Es war eine bildfrohe Zeit, das Mittelalter. Nicht nur die Wände
des Chores, auch die des Schiffes waren über und über bemalt mit
figurenreichen Bildern. Leider ſind dieſe durch Vergrößerung der Fen=
ſter
zerſtört worden. Wieviel von ihnen ſich wird zur Geltung bringen
W.
laſſen, muß die weitere Unterſuchung zeigen.

* Grbach i. O., 20. Juli. Nur wenige Tage trennen uns von dem
großen Odenwälder Volksfeſt, dem Eulbacher Markt, im Erbacher
Volksmund auch Wieſenmarkt genannt, da es auf einer großen Wieſe
nördlich von Erbach, zwiſchen Seedamm und der Feſthalle, abgehalten
wird. Dieſe Feſtwieſe wird ſich den Beſuchern des Eulbacher Marktes
in diefem Jahre in ganz neuem Gewande zeigen. Um zu verhindern,
daß die vielen Arbeitsloſen ausgeſteuert würden, hat ſich der Gemeinde=
rat
von Erbach entſchloſſen, das Eulbacher Marktgelände teilweiſe
planieren zu laſſen. Es ſind dadurch die oft recht unangenehm empfun=
denen
Unebenheiten ges Platzes ausgeglichen worden. Der eine der
Zugangswege, die Budenſtraße, auf der früher immer die Schaubuden
ſtanden, iſt wieder hergerichtet worden. Direkt nördlich davon iſt eine
Parallelſtraße angelegt. Die Rennbahn ſür das Enlbacher Marktrennen
iſt ebenfalls verbeſſert worden. Beſondere Aufmerkſamkeit wird in
dieſem Jahre die große Halle erregen, die anſtelle der Zelte ſteht, unter
denen ſich in den Vorjahren das Tanzpodium und der Ausſchank der
Brauereien befand. Der Eulbacher Markt wird in dieſem Jahre wieder
beſonders reich beſchickt werden. Es haben Plätze erworben: allein vier
Fahrgeſchäfte und zwar eine Autofahrbahn, ein Springpferdkaruſſell,
eine Schiffſchaukel und ein Fahrradkaruſſell. Unter den ſieben Schau=
buden
ſind zwei Varietés erſter Art, ein Hippodrom, ein Illuſions=
theater
man kann ſich daunter alles vorſtellen ein Kino, eine Völ=
kerſchau
und eine Rieſenochſenſchau. Außer Photographen,
Schießbuden haben ſich noch über 150 Verkaufsbuden angemeldet. Es

gibt alſo ein Mordsbetrieb. Wie wir hören, ſollen auch in dieſem Jahre
wieder Odenwälder Volkstrachten, Mädels und Burſchen das Bild des
Eulbacher Marktes bunt beleben. Dies wird gerade für die Städter
ein Hauptanziehungspunkt ſein, denn die ſchmucke Odenwälder Tracht
iſt leider ganz ausgeſtorben. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn nicht
nur eine große Anzahl junger Mädels und Burſchen, ſondern auch Er=
wachſene
ihre Trachten zur Schau tragen würden. Sie würden nicht nur
der Allgemeinheit, ſondern ſich ſelbſt einen Dienſt erweiſen, denn die
ſchöne Odenwälder Tracht ſchmickt den, der ſie trägt. Wurde es doch
von den Teilnehmern der Kartellfahrt und auch von dem amerikaniſchen
Beſuch dankbar empfunden, daß es ihnen vergönnt war, die Odenwalder
Trachten zu ſehen.
* Schlierbach, 20. Juli. Es ſind nun 25 Jahre her, daß hier ein
Kriegerverein gegrumdet wurde. Entgegen dem Brauche, ein ſolches
Jubiläum durch eine große Feſtlichkeit zu begehen, hat man vielmehr
beſchloſſen, dieſe Feier mehr im Stillen zu feiern. So iſt als nächſt=
liegend
für kommenden Sonntag ein Familienausflug, per Auto geplant
der die Teilnehmer einmal mit der weiten ſchönen Heimat bekannt
machen und über Waldmichelbach, durch das Lax= ins Neckartal führen
ſoll. Dort werden Hirſchhorn und Eberbach beſucht, ud iſt den Teil=
nehmern
auch Gelegenheit zu einer Fahrt mit dem Schiff geboten. Auf
der weiteren Reiſe das Ittertal aufwärts, über Friedrichsdorf, Kailbach,
Schöllenbach, Krähberg, Hetzbach nach Erbach wird es auch genug
Intereſſantes zu ſehen geben. Und auf dem Eulbacher Wieſenmarkt
kann die Jugend das Tanzbein ſchwingen.
N Lindenfels, 20. Juli. Bahnbau Bensheim- Linden=
fels
. Als vor etwa 2 Jahren der engere Arbeitsausſchuß für den
Bahnbau Bensheim-Lindenfels ſeine Arbeiten wieder aufgenommen
hat, glaubte man anfänglich noch an die Ausführung einer Vollbahn
durch das Lautertal. Die Berechnungen haben ergeben, daß daran nicht
mehr zu denken iſt. Vor einem Jahre fand nun in Reichenbach eine
Vollverſammlung aller Intereſſenten ſtatt, bei welcher der Arbeitsaus=
ſchuß
Vollmacht bekam, die Arbeiten zur Erbauung einer Schmalſpur=
bahn
mit Stückgutverkehr zu beſchleunigen. Inzwiſchen hat die Heſſiſche
Induſtrie= und Handelskammer in Bensheim getagt und das Heſſiſche
Miniſterium hat ſich dort überzeugen laſſen müſſen, daß nunmehr bezüg=
lich
des Projektes ſchon 60 Jahre lang Vorarbeit geleiſtet worden iſt,
und daß man ſich nun endlich einmal ſchlüſſig werden müſſe. Ganz ohne
Zweifel wird das Lautertal denſelben Aufſchwung erleben, welchen das
Weſchnitztal (FürthWeinheim) in den letzten Jahrzehnten erlebt hat,
Und daß unſer Lindenfels ſeinen Schatz halb begraben ein halb Jahr=
hundert
ſchon liegen laſſen mußte, iſt nur allzubekannt. Unſer Fremden=
betrieb
und unſese Induſtrie wird ſich ungeahnt heben, und die Arbeiter=
ſchaft
von den 25 intereſſierten Odenwaldgemeinden hat daun irenig=
ſtens
einmal Gelegenheit; Arbeitsſtätten, zu ſuchen. Aus dieſer Er=
kenntnis
heraus hat der Gemeinderat von Lindenfels in ſeiner geſtrigen
Sitzung, nachdem die ganze Materie noch einmal gründlich durchge=
ſprochen
worden war, ein Dokument geſchaffen, das hiermit der Oeffent=
lichkeit
übergeben werden kann. Die Gründung eines Zweckverbandes
und die Uebernahme der Zinsgarantie nach dem Vorſchlag Heſſ. Kreis=
amtes
Bensheim wurde einſtimmig beſchloſſen! Möchte nun die Bot=
ſchaft
, die von Lindenfels kommt, in den übrigen 24 Gemeinden den=
ſelben
Widerhall finden und möchten die Orte an der Bergſtraße und
im Ried innerhalb des Kreiſes Bensheim doch endlich einmal die Not=
lage
des Lautertales einſehen, damit der Kreis geſchloſſen wird und
ſich das endlich einmal erfüllen kann, was ſeit 60 Jahren erſtrebt und
jetzt gefordert wird!
* Fürth, 20. Juli. Schwerer Unfall. Ein Landwirt in der
Nachbargemeinde Ellenbach läßt gegenwärtig einen zweiten Stock
auf ſein Haus aufſchlagen. Dabei ſtürzte der 16 Jahre alte Sohn des
Zimmermanns vom 2. Stock auf die Straße und erlitt einem
Schädelbruch.
* Aus dem Gorxheimer Tal, 20. Juli. Schweres Unwetter
ging dieſer Tage in unſerem Tale nieder und richtete großen Schaden
an. Das Getreide liegt ſtellenweiſe wie gewalzt auf der Erde, Kar=
toffeln
und Rüben haben ſchwer gelitten. In Unterflockenbach ſchlug
der Blitz in das Wohnhaus des Landwirts Georg Zink, glücklicherweiſe
ohne zu ziden.
* Heppenheim, 20. Juli. Arbeitsmarkt. Am 7. Juli waren
in der Stadt Heppenheim 153 männliche und 19 weibliche Erwerbs=
loſen
vorhanden. An Notſtandsarbeiter waren es 15. Außerdem be=
fanden
ſich 18 männliche und 3 weibliche Perſonen in der Kriſenfür=
ſorge
. Im Kreiſe Heppenheim waren 338 männliche und 15 weibliche
Erwerbsloſen, ſowie 25 Notſtandsarbeitev vorhanden. Der Kriſen=
fürſorge
waren 82 männliche Perſonen überwieſen. Durch die Vermitt=
lung
des Kreisarbeitsnachweiſes konnte wieder eine größere Anzahl
Arbeiter untergebracht werden, was eine große Verbeſſerung in der
Arbeitsmarktlage der Stadt und des Kreiſes Heppenheim bedingt. In
der Stadt iſt eine Abnahme von 38 männlichen und 18 weiblichen Er=
werbsloſen
zu verzeichnen. Im Kreiſe erhöhte ſich die Zahl der weib=
lichen
Erwerbsloſen um 12, während die männlichen um 101 abnahmen.
Im vergangenen Monat wurden 107, in dieſem Monat dagegen nur 40
Notſtandsarbeiter beſchäftigt. Deutſche Turnerſchaft. Bei
günſtigem Wetter konnte am vergangenen Sonntag das jährlich übliche
Waldfeſt des Turnvereins Heppenheim auf der Wilhelmshöhe ſtatt=
finden
. Eine große Anzahl von Zuſchauern hatte ſich eingefunden, welche
durch Konzert unterhalten mit großem Intereſſe die turneriſchen Lei=
ſtungen
der Turner und Turnerinnen bewunderten. Durch eine Anzahl
Volksbeluſtigungen kam auch die Jugend vollauf auf ihre Rechnung.
Am Schluſſe der Darbietungen fand ein Fackelzug nach der Stadt ſtatt.
Steininduſtrie. Bei der Steininduſtrie herrſcht an der Berg=
ſtraße
augenblicklich Hochkonjunktur. Tag für Tag werden mehrere
Waggons von Pflaſter= Mauer= und anderen Steinen auf der Main=
Neckarbahn verladen. Eine große Anzahl erwerbsloſer Steinarbeiter
hat nun wieder Beſchäftigung gefunden.
* Hirſchhorn, 2. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
19. Juli: 1,24 Meter; am 20. Juli: 1,09 Meter.
* Neckarſteinach 19. Juli. Ein vielbewegter Tag im buch=
ſtäblichen
Sinne war der letzte Sonntag. Das leichtathletiſche
Vereinsjugendfeſt der Spielvereinigung 1912 Neckarſteinach
hatte in Rückſicht auf die für den Abend anſtehende Dilsberg=Beſchießung
ſchon vormittags 8 Uhr ſeinen Anfang genommen. Die Beteiligung war
ſehr rege. Im Vierkampf, im Hoch= und Weitſprung, 75 Mete== und
100 Meter=Lauf der 1. Jugendklaſſe blieb Jungmann Fritz Rehberger
mt 83½ Punkten Sieger. Das Spiel am Nachmittag wurde in ſeinen
Leiſtungen durch den in den Mittagsſtunden niedergegangenen Regen
empfindlich beeinträchtigt. Trotzdem ſtellen die erzielten Erfolge für die
interne Veranſtaltung gewiß beachtliche Leiſtungen dar. Im Fußball=
Weitſtoß ſiegte Herr Fritz Michel (1. Jugendmannſchaft) mit 37 Punkten.
Die 2. Jugendklaſſe erzielte im Vierkampf ahs Höchſtleiſtung 72 Punkte
durch Spieler Julius Seibert, die Schüilerklaſſe 71½ Punkte durch Peter
Wolf. Den Vereinswanderpreis erwarb ſich im Dreikampf (Weitſprung,
Hochſprung, 75 Meter=Lauf) Herr Auguſt Heidenreich mit 63½ Punkten
und wurde damit Vereinsmeiſter ſür 1927. Im Dreikampf der SchüPr
(Hochſprung, Kugelſtoßen, 50 Meter=Lauf) konnte Spieler Kurt Müllev
bei 58 Punkten mit dem Vereinsehrenpreis ausgezeichnet werden. Die
4X50 Meter=Stafette gewannen Seibert, Lammer, Weiher, Dietzel in
30 Sekunden. Die Abwicklung zeugte von glänzender Organiſation,
guter Vorbereitung und geſundem Spieleifer. Die Mannheimev
Hütte der Ortsgruppe Mannheim=Ludwvigshafen des Odenwaldklubs,
erſtellr auf einem größeren Gelände an der Darsberger Hochſtraße,
wurde am Sonntag, vormittags 11 Uhr, feierlich eingeweiht. Die
dilsberg=Beſchießung war von klare= Abendſicht begünſtigt
und bot ein herrliches Schauſpiel. Beſonders ſchön war das Ganze vom
der Neckargemüinder Seite zu betrachten. Neckargemünd bot auch tatſäch=
lich
Großartiges in Schmuck und Illumination. Auf Neckarſteinacher
Seite wurde manches Schöne, was man im Vorjahr geſehen hatte, ver=
mißt
, ſo vor allen Dingen die Beleuchtung der Burgen und der Ruing
Schwalbenneſt. Nichtsdeſtoweniger hörte man nur Stimmen des Lobes
und der Begeiſterung. Das die Beſchießung markierende Feuerwerk, der
Brand des Ortes, grellrot zum Himmel lohend, die Sprengung des
Pulverturms in gelbgrüner Helle, dann das Nachglühen des am Kirch=
turm
reflektierenden Feuers dauerte etwa eine halbe Stunde.

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Seite 8

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Nummer 200

Die Landwirtſchaft zur Gütertarifreform.
In der Sitzung des Reichkseiſenbahnrates am 19. Juli brachte Graf
von der Schulenburg=Grünthal die Stellungnahme der Landwirt=
ſchaft
zu den Verhandlungen über die Gütertarifreform mit folgender
Entſchließung des Verkehrsausſchuſſes des Deutſchen Landwirtſchaftsrats
zum Ausdruck:
Der Verkehrsausſchuß des Deutſchen Landwirtſchaftsrates iſt mit
den landwirtſchaftlichen Vertretern im Ausſchuß der Verkehrsinter=
eſſenten
bei der Ständigen Tarifkommiſſion der Auffaſſung, daß die in
Ausſicht genommene Reform des Gütertarifs eine Benachteiligung der
Landwirtſchaft im Verhältnis zu den anderen Wirtſchaftsgruppen dar=
ſtellt
. Wenn er dennoch den landwirtſchaftlichen Vertretern im Ausſchuß
der Verkehrsintereſſenten beiſtimmt, das Opfer der Zuſtimmung trotz
großer Bedenken im Intereſſe der geſamten Wirtſchaft zu bringen, ſo tut
er das in der Erkenntnis, daß eine Senkung der Sätze für die oberen
Klaſſen ſich in gewiſſem Umfange zur Befeitigung von Härten, die der
vorige Tarif enthielt, als zweckmäßig erwies.
Er gibt jedoch ſeiner berechtigten Erwartung Ausdruck, daß bald=
möglichſt
die ungäinſtige Behandlung der Klaſſe E und F
bei Feſtſetzung der Abfertigungsgebühren für die
Nahentfernungen einen Ausgleich findet. Daß dem Tarif
einſchließlich Abfertigungsgebühr die gleichen Erleichterungen gewährt
werden, hält die Landwirtſchaft für ſelbſtverſtändlich, möchte aber nicht
unterlaſſen, dies bei der Bedeutung der Frage beſonders hervorzuheben.
Die Behandlung des Holzausnahmetarifs, der nach D1 über=
führt
werden ſoll, bedeutet eine nicht tragbare Verteuerung.
Schließlich gibt der Verkehrsausſchuß des Deutſchen Landwirtſchafts=
rates
ſeiner Erwartung Ausdruck, daß die der Landwirtſchaft gewährten
im Verhältnis zu anderen Berufsſtänden geringen Erleichterungen ihr
nicht durch andere Tarifmaßnahmen wieder genommen werden. So er=
hebt
u. a. die Landwirtſchaft ſchärfſten Einſpruch gegen die jetzt ſchon
der Ständigen Tarifkommiſſion als Vorlage zugegangene Erhöhung der
Desinfektionsgebüihren. Auch läßt die fortdauernde Notlage der hei=
miſchen
Landwirtſchaft einen Abbau des Nottarifes zurzeit untunlich
erſcheinen.
Bei der geringen Berückſichtigung der Landwirtſchaft in der bevor=
ſtehenden
Gütertarifreform darf ſie vielmehr erwarten, daß bei künf=
tigen
Behandlungen über Tarifermäßigung ihrer Notlage beſonderes
Augenmerk zugewandt wird."

Lagerhaus 350 RM., Ueberweiſung an den Kriegerdenkmalfonds 50
MM., Reſervefonds 600,36 RM., Betriebsrücklage 600 RM. und Ver=
loſung
von Geräten 66 RM. Gegen die Rechnungslegung wurden keine
Eiwwendungen gemacht und darauf Vorſtand und Aufſichtsrat Entlaſtung
erteilt. Für den verhinderten Verbandsreviſor Hillewann ſprach hierauf
Herr Iſſel=Horchheim über Gurkenbau und ſeine Abſatzfrage‟. Dunh
praktiſche Beiſpiele belegte der Referent, wie der Erfolg in erſter Linie
auf den Zuſammenſchluß aller Anbauenden geſtützt ſein muß. Es folgte
dann noch die Erledigung einiger weiterer Vereinsangelegenheiten, an
die ſich eine Verloſung landwirtſchaftlicher Geräte unter die anweſenden
Mitglieder anſchloß.
a. Gernsheim, 19. Juli. Ueberfahren. In der Chemiſchen
Fabrik wurde ein jugendlüher Arbeiter von einem Rollwagen überfahren,
wodurch er derartig ſchwer an Bruſt und Rücken gequetſiht warde, daß
er in ſehr bedenklichem Zuſtand von der Sanitätskolonne nach Hauſe
gebracht werden mußte. Waſſerleitung und Kanaliſa=
tion
. Nachdem unter Führung des Herrn Bürgermeiſters Hofmann
eine Geländebeſichtigung derrch verſchiedene Sachverſtändige ſtattgefunden
hat, ſollen Bohrverſuche nach gutem Trinkwaſſer angeſtellt werden. Das
Kulturbauamt Darmſtadt iſt mit der Anfertigung eines Koſtenvoran=
ſchlages
und Planes für das Waſſerleitungsprojekt beauftragt worden.
Dieſelbe Stelle erhielt auch den Auftrag, hinſichtlich der Kanaliſation
die eifforderlichen Vorarbeiten einzuleiten.
* Gernsheim, 20. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
20. Juli: 2,09 Meter.

Vorträge des, Landwirtſchaftsfunks im Auguſt
Im Landwirrſchaftsfunk der Deutſchen Welle, der
über den Deutſchlandſender in Königswuſterhauſen (Welle 1250) regeſ=
mäßig
, und zwar am Donnerstag jeder Woche in der Zeit von 7.20
bis 7,45 belehrende Vorträge mit praktiſchen Anregungen für den Land=
wirt
ſendet, die in ganz Deutſchland ſchon mit einfachen Apparaten ge=
hört
werden können, ſind für Auguſt folgende Vorträge vorgeſehen:
4. Auguſt: Miniſterialrat Dr. Köhler: Was bringt der Haus=
haltsplan
des Reichsernährungsminiſteriums der Landwirtſchaft? 11.
Auguſt: Profeſſor Dr. Lemmel Eberswalde: Die Bedeutung des
Transportweſens für die Forſtwirtſchaft. 18. Auguſt: Profeſſor
Dr. Brühl: Der Hering ein Volksnahrungsmittel. 25. Auguſt:
Oberamtmann Mankiewicz: Organiſation, Pflege und Wartung
des landwirtſchaftlichen Maſchinenkapitals.

Rheinheſſen.

* Neckarſteinach, 19. Juli. Straßenſperre. Die Provinzial=
Straße Neckarſteinach-Darsberg, in der Ortsdurchfahrt Neckarſteinach
iſt wegen Bauarbeiten von heute bis zur Beendigung der Arbeiten mit
Vorſicht zu befahren. Die aufgeſtellten Schilder ſind wohl zu beachten.
* Lampertheim, 19. Juli. Generalverſammlung. Seine
diesjährige Generalverſammlung hielt der landwirtſchaftliche Konſum=
verein
im Gaſthaus Zur Krone ab. Nachdem der Vorſitzende des Auf=
ſichtsrats
die Erſchienenem begrüßt hatte, erſtattete der Direktor Kärcher
den Jahresbericht. Dieſem iſt zu entnehmen, daß das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
ein für die Weiterendwicklung der Genoſſenſchaft günſtiges
war. Durch den Ankauf des neuen Geſchäftshauſes, die rege Inanſpruch=
nahme
der Mitglieder, den weiteren Ausbau des Waremmfatzes wurde
dem Geſchäftsverkehr weitere günſtige Belebung gebracht, die den ein=
zelnen
Mitgliedern zugute kommt. Für die Zukunft muß die Genoſſen=
ſchaft
noch mehr mit kaufmänniſchem Geiſt durchdrungen ſein, da dadurch
weitere günſtige Reſultate für die Mitglieder erzielt werden können und
damn der Verein als ein preisregelnder Faktor im heimiſchen Wirtſchafts=
lebem
in Erſcheinung tritt. Die Jahresrechnung weiſt einen Reingewinn
von 1666,36 RM. auf, der wie folgt verteilt wird: Abſchreibung am

f. Ebersheim, 18. Juli. Unter ſehr großer Beteiligung der Be=
völkerung
Ebersheims und der Nachbarorte fand geſtern das
36jährige Stiftungsfeſt des hieſigen Turnvereins
derbunden mit Platzeinweihung, ſtatt. Turneriſche Darhietungen,
Muſik= und Geſangsverträg= verſchönerten das Feſt. In ergreifenden
Reden gedochten der Bürgermeiſter und Pfarrer den im Kriege Gefalle=
nen
des Vereins. Abends fand dann noch im Gaſthauſe von Gabel
Ball ſtatt.
WSN. Bingen, 20. Juli. Ein engliſcher Offizier von
einem Auto getötet. Zwiſchen Bingen und Kempten ereignete
ſich vorgeſtern abend am ſogen, Kempter Eck ein Zuſammenſtoß zwiſchen
einem Automobil und einem Motorradfahrer, wobei letzterer ſein Leben
einbüßte. Der Autolenker Ernſt Hemminger aus Eßlingen a Neckar
war, mit einem Mercedeswagen vom Nürburgring über Koblenz=
Bingerbrück kommend, mit etwa 50 Km. Geſchwindigkeit in Richtung
Mainz gefahren. Kurz vor Kempten kam dem Auto, das rechts ( vor=
ſchriftsmäßig
) fuhr, ein engliſcher Offizier auf einem Motorrad im
ſchnellen Tempo entgegen, welcher trotz mehrfacher Warnungsſignale
ſtark nach der rechten Seite hielt. Der Autolenker ſtoppte noch recht=
zeitig
ab, konnte aber trotzdem nicht verhindern, daß das Motorrad in
die linke Seite des Autos hineinraſte. Der Anprall war ſo heftig,
daß eine Telegraphenſtange zur Seite gedrückt und das Motorrad zer=
trümmert
wurde. Dem Offizier wurde das rechte Bein vom Rumpfe ge=
trennt
und der Unterleib aufgeriſſen. Der Körper wurde in großem
Bogen die Böſchung hinabgeſchleudert. Der Tod trat auf der Stelle ein.
Das Auto durchbrach das Schutzgeländer der Eiſenbahn und ſauſte eben=
falls
die Böſchung hinunter, wo es quev auf den Schienen zum Stehen
kam. Der Autolenker wurde leicht verletzt. Bei dem getöteten Offizier
handelt es ſich um den Oberleutnant und Adjutanten Martin von einem
in Wiesbaden liegenden engliſchen Truppenteil. Er iſt 24 Jahre alt und
das einzige Kind ſeiwer Eltern. Seine Leiche ſoll nach Wiesbaden zur
Beiſetzung gebracht werden. Die engliſche Beſatzungsbehörde hat den
Führer des Autos zwecks Klärung der Schuldfrage in Haft genommen.

Oberheſſen.
* Friedberg, 18. Juli. In dieſen Tagen lief in den beiden hieſigen
Lichtſpielhäuſern ein kürzlich gekurbelter Heimatfilm. Neben Bahnhofs=
gebäude
und Anlagen wurden die Schulen gezeigt, darunter der im
Entſtehen begriffene Neubau des Polytechnikums, deſſen einer Flügel
mit dem Maſchinenbaulaboratorium ſchon benutzt wird. Neben dem
Sportplatz, der Seewieſe, war die maleriſche Burg mit guten Aufnahmen
vertreten. Zum Schluß ſah man noch die Anlagen der Friedberger In=
duſtrie
= und Handelshäuſer, wie Schwarz u. Ulrich, Roßbach, Fertſch
u. Co. uſw. Leider fehlten ganz Aufnahmen von den Friedberger
Kirchen.
* Aus Oberheffen, 20. Juli. Ein wolkenbruchartiges
Gewitter mit Hagelſchlag ging in der Gegend von Schotten,
Eichelsdorf und Gonterskirchen nieder. Die obeve Horloff und Nidda
ſtiegen in wenigen Minuten über enien Meter und ihre lehmigen
Fluten überſchwemmten Wieſen und Aecker. Leute, die im Felde ar,
beiteten, wateten kniehoch im Waſſer. Die Fluten führten Balken, Reiſig,
ſogar Kaninchenſtälle und tote Hühner mit ſich. Der Hagelſchlag hat
in den Gemarkungen Rainrod, Eichelsdorf, Wingershauſen Schaden an
Getreide und Hackftüichten angerichtet. Zahlreiche Getreidefelder liegen
wie gewalzt da. Ununterbrochen erfolgten heftige Blitz= und Donner=
ſchläge
. Auch im oberen Ohmtal gingen ſchwere Gewitter und
Hagelwetter nieder. Bei Nieder=Gemünden ſchlug der Blitz
in eine Schafherde und tötete mehrere Tiere.
s. Aus dem Lande, 18. Juli. Gewerbliches. Die Handwerks,
kammernebenſtellen unterrichten in der zweiten Julihälfte die gewerb
lichen Kreiſe unſeres Landes durch zahlreiche Sprechtage. Die Neben
ſtelle Darmſtadt für die Kreiſe Darmſtadt, Bensheim, Heppenheim und
Groß=Gerau hält Sprechtage ab an 6 Orten; die Nebenſtelle Mainz für
Stadt und Kreis Mainz und Stadt und Kreis Bingen in Mainz Mon=
tags
Dienstags, Donnerstags und Freitags in Bingen an 3 Mitt
wochen; die Nebenſtelle Offenbach für die Kreiſe Offenbach, Dieburg
und Erbach an 8 Orten; die Nebenſtelle Worms für die Kreiſe Worms
und Oppenheim an 3 Orten und in Worms täglich ausgenommen
Mittwoch und Samstag; die Nebenſtelle Alzey für Stadt und Kreis
Alzey an 4 Orten und in Alzey an ſämtlichen Wochentagen mit Aus=
nahme
der Tage, an denen auswärts Sprechtage ſind. Landwirt=
ſchaftliche
3. Die Landwirtſchaftskammer ſchränkt mit Rückſicht auf
die Feldarbeiten die Vortragstätigkeit etwas ein, Vorträge werden ge=
halten
in Rheinheſſen an 2 Orten, in Oberheſſen an 3 Orten.

Für die vielen Gratulationen,
Blumenſpenden und Geſchenke, welche
mir anläßlich meines 80. Geburtstages
überſandt wurden, ſpreche ich Allen, da
es mir nicht möglich iſt, jedem Einzelnen
zu danken, auf dieſem Wege meinen
allerherzlichſten Dank aus.
Wilhelm Arnheiter, Privatier.
Darmſtadt, den 20. Juli 1927. (18981

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ſchlafen
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Im Namen d. tieftrauernd. Hinterbliebenen:
Familie Heinrich Schmidt
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Habitzheim, den 21. Juli 1927.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 22. Juli, nachm. um 1 Uhr,
ſtatt.

Während m. Abweſenheit werden d. Herrei
S.=R. Dr. Barthel S.=R. Dr. Happel
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hl. Sterbeſakramenten, durch einen ſanften Tod zu
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In tiefer Trauer:
Anna Eyſſen
Juliane Eyſſen
Käte Ackermann, geb. Eyſſen
Philipp Ackermann.
Darmſtadt, den 20. Juli 1927.
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Soderſtraße 55, I.
Das Seelenamt für den Verſtorbenen findet Sams=
tag
, 8½ Uhr, in der St. Ludwigskirche, die Beerdigung
Freitag nachmittag 4 Uhr auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.

ohne Operation, vollſtändig ohne Berufsſtörung,
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Leiſten=, Schenkel=, Hoden=, Nabel= und Bauchbrüche.
Ueber die Erfolge unſerer Methode ſchreibt:
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ſelbſt mit der orthopädiſchen operationsloſen Bruchbehandlung
gute und oft überraſchende Erfolge erzielt habe.
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daß ich jetzt, nach 5monatlicher Behandlung ſoweit in der Lage
bin, ohne Bruchband und jegliche Beſchwerde meinen Beruf
wie zuvor auszuüben. Es ſoll mir zu großer Freude gereichen,
Sie beſtens zu empfehlen und ſtehe jederzeit gern zu Aus=
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lange Wochen von meinem linksſeitigen Leiſtenbruch durch
Ihre Behandlung erlöſt bin und unverhindert, ohne jegliche
Störung meiner Arbeit nachgehen kann, fühle ich mich ver=
pflichtet
, Ihnen meinen herzlichſten Dank auszuſprechen.
derr J. K. B., Weierbach: Ich möchte Ihnen meinen herzlichſter
Dank ausſprechen für die ſo ſchnelle Heilung meines Sohnes.
Er iſt jetzt ſehr wohl und munter und von ſeinem Leiſten= und
Nabelbruch durch Ihre Behandlung ganz befreit.
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[ ][  ][ ]

Nummer 200
Seite 9
Donnerstag, den 21. Juli 1927

Von
Alfred Krauße d’Avis.

Eigentlich hatte ich die Abſicht, viel von den einzelnen Stät=
ten
römiſcher Kultur zu erzählen. Ich hatte darüber geleſen und
Bilder von den Reſten einſtiger großer Bauten geſehen, ſodaß ich
niich entſchloß, mir alles ſelbſt einmal anzuſehen. Denn weun
mian über etwas genau Beſcheid wiſſen will, dann muß man es
fElbſt geſehen haben. Ein Kunſtwerk kann man niemals allein
aus der Beſchreibung erfaſſen. Man muß es geſehen haben, um
S3erleben zu können, ſo ſagte mir einſt ein deutſcher Profeſſor,
der ſich durck: ſeine Ausgrabungen als Archäologe einen Numen
emacht hat, als er mich in einer kleinen Stadt Fleinaſiens in
ainem Gaſthof mit einer türkiſch beſchriebenen Speiſekarte ziem=
ich
hilflos daſitzen ſah. Dann ging er in die Kuche, unterſuchie
ſämtliche Kochtöpfe auf ihren Inhalt und ſtellte auf Grund der
eugewonnenen Erkenntnis ein gutes Abendeſſen für uns beide
z uſammen.
Wenn man die Stätten vergangener Kulturen beſuchr, dann
ſſſt es nicht das Betrachten allein, das belehrend iſt, ſondern man
muß ſich einzuſtellen ſuchen auf das, was man erfaſſen will. Da=
rit
ſchafft man erſt die Verbindungsmöglichkeit zwiſchen Materie
rrnd Geiſt. Denn es gibt im Kosmos Schwingungen, die vom
Beiſte ausgehen, von der Materie feſtgehalten werden und ſich
delbſt nach Jahrtauſenden noch bemerkbar machen.
Jedermann neiß, daß es ein großer Unterſchied iſt, ob man
ine alte oder eine neue Kirche betritt. Das alte Gotteshaus,
rn dem ſeit Jahrhunderten fromme Menſchen ihre Gedanken zu
Bott richten, übt auf jeden Beſucher eine ſtarke Wirkung aus.
Den gläubigen Menſchen gibt es die Einſtellung zu Sammlung
mnd Andacht und ſelbſt dem Gottloſeſten ſchließt es den Mund.
Ich möchte ſagen, daß es phyſiſch unmöglich iſt, in einem alten
Dom ſchlechte Witze zu machen. Betritt man einen Kirchenneubau,
wann hat min das Gefühl: Hier fehlt mir etwas. Was ſich in
wielen Jahrhunderten an Schwingungen im alten Raum ange=
ammelt
hat, das fehlt eben im neuen.
Dieſe Ausſtrahlungen können ſich noch nuh Zerſtörung
es Bauweries äußern, wenn man es verſteht, ſich darauf ein=
Feuſtellen. Man muß aber genau unterſcheiden, ob der Urſprung
ſoom Geiſte in geſchichtlicher Zeit lebender Menſchen ausgeyt
der vom Dite ſ.lbft, wozu wir keine Begründung finden 1ö. i=
men
. Letzterer Fall trifft z. B. auf den Montſerrat zu, der dem
ſarmloſen Beſucher nichts gibt, aber dem Forſcher Tore der
Erkenntnis erſchließt. Auch bei manchen Wallfahrtsorten kann
ſoas zutreffen. Dankbar halte ich es beim Sinai und bei der
Fnſel Patmos, die ich leider nicht betreten konnte, deren Wir=
ung
ich aus der Nähe im Vorbeifahren empfand ohne ihren
Mamen zu wiſſen. Klar ſpürte ich die Beeinfluſſung im Heilig=
num
von Dydima in Kleinaſien, obwohl es noch vor 20 Jahren
5 Meter unter den Häuſern eines türkiſchen Dorfes lag.
Als Bewveis der Verſchiedenheit ſelbſt in Gotteshäuſern
menne ich die Peterskirche in Rom. Was der romaniſche und
ſaatiſche Dom uns gibt, kann jie niemals in ihrem Oberbau
geben. In das erdrückende Gefühl, das der genaltige Bau
ſoei ſeinem erſten Anblick auslöſt, miſcht ſich ein Unterton von
Feſtſtimmung aber nur wenig von Sammlung und Früm=
nnigkeit
!
Nach dieſer allgemeinen Vorbetrachtung muß ich auf den Be=
riff
, römiſche Kultur noch eingehen. Das Wort iſt falſch, ſo=
rveit
es die Kunſt betrifft, denn in der alles überſtrahlenden
ſgriechiſchen Kulturwelt der Mittelmeerländer könnte gleichzeitig
beine andere Kultur entſtehen. Das einzige, was der eidte
Mömer an Kulturwerten ſchuf, das war neben ſeiner Spra=he die
elusbildung des Staatsgedankens in einer bis dahin unbekann=
ven
Form. Hierin verbrauchten die Römer ihre Kraft und
ſchufen Neues, der Menſchheit Nützliches. Berührten ſie das
Bebiet griechiſcher Kultur, ſo konnten ſie fördernd nur dann nc=
ſeiten
, wenn ſie von Vorhandenem mitgeriſſen wurden. Und
wann waren es auch immer noch die Nachkommen der Kultur
ſehaffenden Eriechen, die ja ebenſogut in Italien wie in Klein=
aſien
wohnten und mit dem heutigen Griechenland nicht das

geringſte zu tun haben. (Was heute im Staate Griecheniand
lebt, ſind die Nachkommen römiſcher und türkiſcher Sklaven aus
verſchiedenen Erdteilen, die ja ſchon vor 2000 Jahren die füh=
rende
Herrenſchicht zahlenmäßig mindeſtens um das Zehnfache
ibertrafen.)
An Hand der Baureſte kann man feftſtellen, wie ſchon zu Beginn
unſerer Zeitrechnung der ſchöpferiſche nordiſch=doriſche Menſch im
Ausſterben war. Man vergleiche die Leiſtung der politiſchen römi=
ſhen
Herrenſchicht in den ungefähr gleichzeitig erworkenen Pro=
vinzen
Aſia und Afrika. In Aſien wurden die Römer einſack
mitgeriſſen von alter, echter griechiſcher Kultur, z. B. in Epheſus,
Milet und anderen Orten. Selbſt eine junge Stäjte, die nur
ſpäte Blüten zeigte, wie Pergamon, konnte im beſten Sinne för=
dernd
auf die Römer wirken.
Anders wer es in Afrika. Entweder hatte das Land noch
niemals echte Kultur gehabt, oder die neuen Beſitzer konnten
ſich vielleicht auf die vorhanden geweſenen atlanteiſ he Kultur
nicht mehr einſtellen auf jeden Fall war es Rom nicht mög=
lich
, mit dem ihm zur Verfügung ſtehenden Menſchen (mit einem
Minimum nordiſchen Blutes) Aehnliches zu leiſten, wie in der
Provinz Aſia.
Zu meinem großen Leidweſen mußte ich das empfinden,
denn ich hatte mir nach Bildern Schöneres erwartet.
Der Römer, der ſich nach den jugurtiniſchen Kriegen und
auf das Machtwort der erſten Kaiſer hin hier anſiedelte, war ein
Mann des nüchternen, praktiſchen Wirtſchaftslebens. Für ihn
jalt es, in einem waſſerarmen Lande das Wirtſchaftsleben zu
heben Auf dieſem Gebiete der Ziviliſation
haben die Nömer Großes, in ſeiner Art Uner=
reichtes
geleiſtet. Die Verbindungsſtraßen militäriſcher
Plätze wurden Handelsſtraßen. Mit dem Handel kam Geld, das
es ermöglichte, an die Frage der Waſſerrationierung heranzu=
gehen
. Man ſ.ndte Denkſchriften an die Regierung nach Rom
und veranlaßte den Staat, große Arbeiten in Auftrag zu geben.
Man vergab die Aufträge an gute Bekannte und ſtrich dicke
Proviſionen ein. Ueberall war man beteiligt, ob es eine Stau=
wverk
G. m. b. K. oder Straßenbau A.;G. oder ein landwirtſchaft=
licher
Konzern war. Man lieferte und arbeitete gut, das war
man dem Staate ſchuldig. Man verdiente aber auch gut, das
war man ſich ſelbſt ſchuldig. Und war man ſchließlich ſchwer
reich geworden, dann baute man ſich eine Villa, die diel Beld
koſtete, machte milde Stiftungen, wenn die Steuerbehörde ein=
mal
ungemütlich wurde, und intereſſierte ſich für Kunſt
Das war nicht die Atmoſphäre, in der Kultur entſtehen
konnte. Und wenn ich auf die eingangs erwähuten Vetrach=
tungen
über lokale Beeinfluſfung des ſenſiblen Menſchen hier
zurückkomme, dann haite ich beim Betreten römiſcher Bauten
das Gefühl: Hier biſt du bei Kommerzienrats zu Gaſt!
Kultur entſtehi, we junge Völker im harten Kampf ums
Daſein ſtehen aber nicht , wo Geld verdient wird. Mit dem
Schwerte in der Hand wurde ſchon viel Kultur geſchaffen, mit
dem Scheckbuch noch nie. Es war etwas anderes, wenn der
Machtwille eines geborenen Führers oder einer kleinen Her=
renſchicht
die Künſtler zur Arbeit zwang. Mit dem Schaffens=
willen
kam auch die Tat. Es konnte wohl vorkommen, daß, der
Meiſter zwiſ hendrein einmal die Jacke voll bekam, aber zum
Schluß wurde er königlich belohnt. Sein Genie wurde vom
Auftraggeber in die richtige Bahn gelenkt, um unvergängliche
Werke zu ſchaffen. Und wenn er ſchließlich ſein Geld doch nicht
bekam, weil ſein hoher Auftraggeber bis über die Ohren in
Schulden ſaß, dann hatte er die Ehre, die Sorgen ſeines Herin
uind Gebieters teilen zu dürfen; aber er wußte, daß ſein Werk
den Menſchen komimender Jahrtauſende noch etwas geben würde.
Wie anders ſieht es aus, wenn nach kuhl abwägenden
Gelderwägungen etwas beſtellt wird. Pünktlichſt an jedem
Monatserſten zahlt die Bank und die Arbeitenden haben mehr
Intereſſe an ihrem Arbeitslohn als an dem Werk, zu dem ſie
verpflichter ſind.
Das Kapitol in Dugga riecht heute noch nach
Koſtenvoranſchlag! Schön ſollte es werden, gewiß. Sonſt würde
man ſich der Kritik anderer ausſetzen. Eine große Freitreppe
mußte es haben, das ſtellt was vor. Auch Säulen mußten dran
ſein, das gehört ſich ſo, man wußte doch, was Kultur iſt. Für
die Kapitäle gab es recht gut erprobte Muſter, da konnte nachher

die Zeitung nicht ſagen, man hätte keinen Geſchmack gezeigt.
Man legte dem Baumeiſter ans Herz, er ſolle dafür ſorgen, daß
das Waſſer über ill gut ablaufen könne, damit die Leute keine
naſſen Füße bekämen, wenn ſie ſich anfahen, was man hatte
bauen laſſen. Ein paar hübſche Sprüche wurden noch ein=
gehauen
, und ſchließlich ließ man auch ſeinen eigenen Namen
dazuſetzen, denn man hatte ja alles bezahlt!
Wer hier Kuitur ſucht, kann lange ſuchen. Herrlich liegt
Dugga am Verge mit einem weiten Blick ins Land. Einen
ſchöneren Platz ſür die Stadt hätte man weit und breit kaum
finden können Auch heute noch ſtehen die Ruinen der großen
Bauten maleriſch in dem ſchönen Landſchaftsbild. Das Theater
ähnelt in ſeiner Lage etwas an Taormina. Seine Bühne iſt
noch weit beſſer erhalten aber Taormina iſt es eben doch
nicht! Der griechiſche Schönheitsſinn wurde hier durch die Ver=
nunft
erſetzt. Die Vernunft ging auch hier ſoweit, daß der
Scheckbuchinhaber, der das Theater bezahlt hat, ſeinen Namen
verewigen ließ und kundtat, daß er Doktor der Theologie
onoris causa geidorden war. (Flamen perpetuus)
Der Beſun Dugga’s iſt außerordentlich lohnend wegen de8
ſchönen Geſamtbildes, das einen wirklichen Eindruck hinterläßt.
Erſt nach langen Stunden konnte ich mich ihm gegen Abend hin=
geben
, denn i.h hatte lange gegen die Enttäuſchung wegen Kul=
turloſigkeit
anzukämpfen gehabt.
In Leptis Magna in Tripolis glaubte ich ſeinerzeit,
meine Cinſtellun ſei falſch. Aber ſchon in Kartago war
ich ſtutzig geworeen über römiſche Kultur In Tebeſſa
tröſtete mich noch der hübſche Caracallabogen und in Bulla
Regia ſagt: ih mir, Privatbauten ſind allein nicht maß=
gebend
. Aber die berühmten Bauten in Dugga beſtärkten dann
meine Befürchtung. Und Suſa, El Djem und andere Orte
ſuh ich dann eben belehrt mit anderen Augen an. Schließlich
verzichtete ich auf Sbeitla und Timgad, die ich auch
noch in mein Pronramm hatte aufnehmen wollen.
Der einzige Ort, der mir kulturell Neues bet, das war
Tebeſſa über das ich ſpäter noch berichten werde. Aber in
Tebeſſa zog mih nrht das an, was die Römer geſchaffen hatten,
ſondern deren Nachfolger, die Vandalen, haben hier Spuren
ihrer Rulturarbeiten zurückgelaſſen, die nicht unkcachtet bleiben
dürfen.
Wenn ich in obigen Ausführungen die römiſche Kultur als
ſ lche in Norxafrika nicht anerkenne, ſo muß ich doch wieder=
holen
, daß die röntiſche Ziviliſation in dieſem Lande ungeheures
geleiſtet hat. Aus uenig wurde ſehr viel gemacht. Ja, man kann
ſugen, daß es uns ſchier fallen würde, alles das na=hzumachen,
wwas damals ſelbſtverſtändlich war. Aus einem halben Wüſten=
land
einen Garien zu machen, das iſt ein Meiſterſtück, das zu
wiederhelen die heutigen Machthaber, die Franzoſen, beſtimmt
nicht fähig ſind

Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beanlwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechts verbindlichkeit.
M. H., hier. Dieſe Anſprüche gehen natürlich auf die Erbin über,
Es wird aber gut ſein, wenn die Gläubigerin der Sparkaſſe in dem
gedachten Sinne letztwillig verfügt.

Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag, den 22. Juli
(nach der Wetterlage vom 20. Juli):
Wechſelnd wolkig, zunächſt noch trocken, ſpäter Neigung zu Nieder=
ſchlägen
, teilweiſe gewitterhafter Art.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle Gießen.

Hauptſchriftleitung, J. V: Max Streeſe.
Veranwortlich für Polti und Wirtſchaft: J. V.: Andreas Bauer, für Feullleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Sicceie; für Sport: Dr. Eugen Buhlmarn,
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Dſe Gegenwart: Dr. Herbert Nette: ſür den Iuſeratenteil. Willy Kuble.
Druck und Verlag T C. Wittich ämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſtripie wird Garantte der Rückſendung n ich übernommen.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten

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[ ][  ][ ]

Geite 10

Donnerstag den 21 Zuli 1927

Numme: 200

Reich und Ausland.
Der Begründer der Ufa geſiorben.

Generaldirektor Paul Davidſon,
der weltbekannte Pionier der deutſchen Filminduſtrie
iſt im Alter von 56 Jahren einem Herzſchlag erlegen.
Davidſon hat ſich bereits 1904 dem Film gewidmet
und ſeit 1910, dem Gründungsjahr des Union= ſpäter
Univerſum=Films, zahlreiche Filmtalente entdeckt.
Von Joe May bis Ernſt Lubitſch, von Emil Jan=
nings
bis Pola Negri haben die meiſten deutſchen
Filmgrößen ihre erſten Erfolge dem weitblickenden
Organiſator Davidſon zu verdanken.
Jubiläum.
Direktor Dr. Greimer, Vorſtandsmitglied und
Leiter der Wiſſenſchaftlichen Abteilung der Lingner=
Wevke Aktiengeſellſchaft Dresden feiert am B. Juli
ſeinen 60. Geburtstag. Dr. Greimer iſt ein alter
Mitarbeiter von Exzellenz Lingner und konnte im
vorigen Jahre das 25jährige Jubiläum ſeiner Zu=
gehörigkeit
zu den Lingner=Werken feiern, deren Vor=
ſtande
er ſeit dem Beſtehen der Aktiengeſellſchaft
(1912) angehört.
Frankfurter Chronik.
WSN. Vom Auto getötet. Der Ober=
gerichtsvollzieher
Paul Groß aus Frankfurt a. M.
wurde am Dienstag gegen 10½ Uhr vormittags von
einem ſtädtiſchen Reinigungs= (Waſſer=)Kraftwagen in
der Bergerſtraße=Ecke Friedberger Anlage ange=
fahren
. Er kam auf einem Fahrrad von Bornheim
her und wollte den Kraftwagen links überholen, als
dieſer plötzlich nach links wendete, wodurch Groß
derart unglücklich zu Fall kam, daß ihm ein Rad
des Kraftwagens über den Leib fuhr. Groß erlitt
eine Zerreißung der Leber und des Darmes, wo=
durch
er bald im Heiligen Geiſt=Hoſpital verſtarb.
Aus Not in den Tod. Eine in der Rohrbach=
ſtraße
wohnende 58jährige Frau bereitete ihrem
Leben durch Gasvergiftung ein Ende. Wirtſchaftliche
Not und Krankheit dürften die Urſache zur Tat ge=
weſen
ſein.
Notlandung eines franzöſiſchen Militärfliegers
in Baden.
Karlsruhe. Am Dienstag nachmittag iſt in
der Gemarkung: Bietigheim in der Nähe von
Durmersheim ein franzöſiſches Militärflugzeug vom
2. Jagdflugregiment in Straßburg notgelandet. Der
Flieger hatte von Straßburg nach Colmar fliegen
wollen. Er hatte ſich aber verirrt und war über
den Rhein geflogen. Er überflog in niedriger Höhe
den Ort Beſigheim, erkundigte ſich da nach der
Richtung Straßburg und wollte weiter fliegen. Er
mußte aber wahrſcheinlich infolge eines Motor=
defektes
notlanden, wobei die Maſchine ſich in den
Moorboden einbohrte und ſchwer beſchädigt wurde.
Der Flieger war in das Flugzeug eingeklemmt und
ſtand Kopf. Hinzueilende Einwohner befreiten ihn
aus ſeiner Lage. Die Gendarmerie und Abteilungen
der Luftverkehrspolizei waren ſofort zur Stelle.
Den Freund aus Unvorſichtigkeit erſchoſſen.
Lohr a. M. Der Tüncherlehrling Schmitt aus
Lohr beſuchte ſeinen Freund, den Gymnaſiaſten
Durchholz und fand in deſſen Zimmer ein Jagdge=
wehr
mit dem er herumhantierte. Schmitt legte auf
Durchholz an und durchſchoß ihm das Genick. Der
Schwerverletzte ſtarb kurz nach ſeiner Ginlieferung
ins Krankenhaus.
Zwei Mäuſe ſetzen eine Großſtadt in Finſternis.
Elberfeld. Daß kleine Urſachen große Wir=
kungen
haben können, mußte in einer der letzten
Nächte unſere 170 000 Einwohner zählende Stadt
erfahren. Dadurch, daß in einer Transformatoren=
ſtation
zwei Mäuſe hintereinander einen Jſolator
erkletterten, wurde nämlich ein Erd= und Kurzſchluß
verurſacht, der ſich ſo heftig auswirkte, daß ab=
geſehen
von den lebenswichtigen Betrieben wie Bahn,
Poſt uſw. ein Teil des Leitungsnetzes für die
Dauer von etwa einer halben Stunde von der Zen=
trale
abgetrennt werden mußte.
Verurteilung von Bankerottſchwindlern.
Berlin. Das Schöffengericht verurteilte die
Inhaber einer ehemaligen Schwindelfirma Cales u.
Süßermann zu einem Jahre ſechs Monaten Ge=
fängnis
und drei Jahren Ehrverluſt bzw. zu vier
Monaten Gefängnis. Die deutſche Geſchäftswelt hat
durch die Betrügereien der Angeklagten einen
Schaden von etwa 600 000 Mark erlitten.
Verhaftung eines Medikamentenfälſchers.
Berlin. In Beuthen kam man umfangreichen
Fälſchungen von mediziniſchen Fabrikaten der J. G.
Farbeninduſtrie in Leverkuſen auf die Spur. Durch
den eigenen Ermittelungsdienſt der Firma wurde
feſtgeſtellt, daß der Kaufmann Pollack in Beuthen in
einer dortigen Druckerei Originalpackungen mit dem
Warenzeichen der J. G. Farbeninduſtrie herſtellen
ließ und ſie mit verfälſchten Medikamenten füllte;
von Beuthen aus haben dann die Fälſchungen ihren
Weg in die Oſtländer gefunden. Gegen Pollack liefen
in den letzten Tagen auch aus Warſchau, Lemberg,
Krakau und anderen Städten Anzeigen von belie=
ferten
Firmen ein, die ſich durch die äußerſt minder=
wertige
Ware in den Originalpackungen betrogen
fühlen. Pollack, der bereits einmal wegen Salvarſan=
Schmuggel beſtraft worden iſt, wurde jetzt verhaftet.

Deutſcher Studententag in Würzburg.

Der Zug der Studenten auf dem Wege zur Marienburg bei Würzburg.

DiepreußiſchenStudentenſchaften
zur Verfaſſungsfrage.
Am Montag traten die Vertreter der preußiſchen
Studentenſchaften, die am Würzburger Studententag
teilnahmen, zu einer Beſprechung über die Lage in
dem Verfaſſungskonflikt zuſammen. In dieſer Be=
ſprechung
wurde feſtgeſtellt, daß der Fünferausſchuß,
der von der preußiſchen Studentenſchaft zur Klärung
der Verhältniſſe in Oeſterreich am 15. 2. eingeſetzt
worden iſt, erklärt hat, daß ſeine Kompetenz lediglich
darin beſteht, die preußiſchen Studentenſchaften und
das preußiſche Kultusminiſterium über die tatſäch=
lichen
Verhältniſſe an den öſterreichiſchen Hoch=
ſchulen
aufzuklären und die diesbezüglichen Verhand=
lungsmöglichkeiten
zu unterſuchen; eine irgendwie
geartete Bindung der preußiſchen Studentenſchaften
kann durch den Fünferausſchuß nicht erfolgen. Die
preußiſchen Studentenſchaften, die am 15. 2. den
Fünferausſchuß eingeſetzt haben, erklären ſich mit
dieſer Abgrenzung der Kompetenzen des Fünferaus=
ſchuſſes
einverſtanden. In der 5. Vollſitzung am
Dienstag vormittag berichtete zunächſt Herr Dipl.=
Ing. Heyken=Hannover über die Arbeiten des Fach=
ausſchuſſes
. Der Ausſchuß hat ſich ſehr eingehend
mit der Stellung der Fachgruppen innerhalb der
Deutſchen Studentenſchaft befaßt und einige Anträge
auf Aenderung der betr. Abſchnitte der Satzung der
Deutſchen Studentenſchaft eingebracht. Die Frage
gab zur Erörterung dieſes Organiſationsproblems
der Deutſchen Studentenſchaft in der Vollſitzung An=
laß
. Durch mehrere Beſchlüſſe iſt nunmehr die or=
ganiſatoriſche
Stellung der Fachgruppen einwandfrei
geklärt worden. Im weiteren Verlauf der 5. Voll=
ſitzung
des Studententags wurde der Bericht des
Wirtſchaftsausſchuſſes ergänzt und zunächſt zur
Frage des Stipendienweſens erneut Stellung ge=
nommen
. Der 10. Deutſche Studententag begrüßt es
dankbar, daß öffentliche und private Stellen, ins=
beſondere
Städte und Gemeinden Geldmittel zur

Für 25 000 Mark Goldſachen geſtohlen.
Berlin. Aus dem Antiquitätenladen einer
älteren Dame im Norden der Stadt, die am ver=
gangenen
Sonntag verreiſt war, entfernten Ein=
brecher
einen geheim eingelaſſenen 2½ Zentner
ſchweren Treſor, der für ungefähr 25 000 Mark Gold=
ſachen
enthält und ſchleppten ihn, ohne daß jemand
im Hauſe etwas davon merkte, fort. Die übrigen
Gegenſtände im Laden ließen ſie unberührt.
Schreckenstat eines verſchmähten Liebhabers.
Berlin. Bei Sandwinkel, Kreis Soldin, lauerte
ein 22jähriger Eigentümersſohn in einem Getreide=
feld
einem 18jährigen Mädchen auf, mit der er
früher ein Verhältnis unterhalten hatte. Er gab
auf die ahnungslos mit einem Rade in Begleitung
eines jungen Mannes Vorbeifahrende zwei Schüſſe
ab, von denen der eine tödlich war. Der Mörder
erſchoß ſich hierauf ſelbſt.

Ausgabe von Stipendien an befähigte und bedürftige
Studenten bereitſtellen. Dabei iſt eine Einheitlichkeit
der Verteilungsgrundſätze und eine Mitwirkung der
ſtudentiſchen Wirtſchaftsorganiſation wünſchenswert.
Der Studententag beauftragte die Wirtſchaftshilfe der
Deutſchen Studentenſchaft darauf hinzuwirken, daß
die notwendigen Mittel zur einheitlichen Durch=
führung
der ſtudentiſchen Tuberkuloſefürſorge behörd=
licherſeits
bereitgeſtellt werden. Als Notmaßnahme
empfiehlt der Studententag den Einzelſtudenten=
ſchaften
, eine Selbſtbeſteuerung vorübergehend für
dieſen Zweck vorzunehmen. Zur Frage der Stu=
denkenhäuſer
wurde beſchloſſen, daß in Anbetracht der
ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage Studentenhäuſer
nur dort gebaut werden ſollen, wo ihre Notwendig=
keit
anerkannt wird. Die Bauten ſollen in zweckent=
ſprechender
Weiſe mit möglichſt geringem Aufwand
an Mitteln durchgeführt werden. Der Verwal=
tungsausſchuß
legte dem Studententag eine Reihe
von Anträgen vor, die die Finanzgebarung der Ein=
zelſtudentenſchaften
und die Erhebung der Beiträge
für die verſchiedenen Stellen der Deutſchen Stu=
dentenſchaft
regeln. Ferner wurde vom Verwaltungs=
ausſchuß
der Wunſch nach einer Ueberprüfung der
Verfahren des Gebühren= und Honorarerlaſſes und
darüber hinaus des geſamten Kolleggeld= und Ge=
bührenweſens
gefordert. Es wurde beſchloſſen, daß
der Hauptausſchuß einen Ausſchuß zur Prüfung
dieſer Fragen einſetzen ſoll. Auf Vorſchlag des
Organifationsausſchuſſes beauftragte der Studenten=
tag
den Vorſtand, auf dem ſchnellſten Wege eine
ſtaatliche Genehmigung der Gefallenen=Gedenkſtiftung
der Deutſchen Studentenſchaft zu erreichen zu ſuchen.
Die Gefallenen=Gedenkſtiftung, die vor zwei Jahren
geſtiftet worden iſt, kann ihre von vielen Seiten
ſehnlichſt erwartete Tätigkeit noch nicht aufnehmen,
die in der Unterſtützung von deutſchen Studenten,
die im Ausland ſtudieren, beruht, da von einer Reihe
von Länderregierungen die Anerkennung der Stif=
tung
noch immer verſagt wird.

Ausgeräumt und angezündet.
Berlin. In den großen Fleiſchwerken Preſto
in Berlin=Wilmersdorf waren, wie gemeldet, Fleiſch=
mengen
von außerordentlichem Umfange entwendet
worden, die ſich auf eine Zeit von mindeſtens fünf
Jahren erſtreckten. Die Nachforſchungen der Krimi=
nalpolizei
haben jetzt zu einem überraſchenden Er=
gebnis
geführt. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß eine
Wköpfige Verbrecherbande, die ſich vornehmlich aus
Angeſtellten der Fleiſchwerke zuſammenſetzte, ſich
nicht nur auf Diebſtähle beſchränkt hat, ſondern aus
Angſt vor Entdeckung in der Nacht vom 12. zum
13. März 1925 die umfangreichen Lagerräume der
Firma Preſto in Flammen aufgehen ließ. Insgeſamt
ſind bisher unter dem Verdachte des fortgeſetzten
Einbruches und der Hehlerei (u. a. iſt eine geheime
Näucherei der Verbrecher aufgedeckt worden) mehr
als 20 Perſonen verhaftet worden. Der Haupttäter
iſt flüchtig.

*Das Erdbeben in Paläſtina.
(Bericht von Augenzeugen aus unſerm Leſerkreis.)
Das Erdbeben, das am 11. Juli um 15,05 Uhr
Paläſtina und Transjordanien erſchütterte, hat haupt=
ſächlich
den mittleren und ſüdlichen Teil des Landes
betroffen im Gegenſatz zu den letztbekannten Erd=
beben
der Jahre 1837 und 1903, die hauptſächlich den
nördlichen Teil des Landes (Galiläa) betrafen. Am
ſchwerſten wurde Nablus, die alte Erzväterſtadt Sichem
im Bergland von Samaria zwiſchen Ebal und Gari=
zim
, betroffen. Dort wurde ein großer Teil der
Stadt in Trümmer gelegt und kaum ein Haus völlig
verſchont. Von mindeſtens 50 Toten und 250 Ver=
letzten
wird berichtet. Die Städte, die nächſt Nablus
am meiſten gelitten haben, ſind Lydda, der große
Bahnknotenpunkt in der Ebene bei Jaffa an der
Bahnlinie Aegypten-Haifa und JaffaJeruſalem,
und ihre Nachbarſtadt Ramleh, die in der Kreuz=
fahrerzeit
ein großer Kulturmittelpunkt war, beide
Städte in einem maleriſchen Kranz von Olivenhainen
und fruchtbaren Gärten und Feldern gelegen. In
Jeruſalem erfolgte der Hauptſtoß auf dem im Nor=
den
außerhalb der Stadtmauern gelegenen Ruſſen=
platz
, der wenig bebaut iſt und darum auch ver=
hältnismäßig
wenig Schaden erleiden konnte; die
ruſſiſche Kathedrale dort wurde jedoch ſchwer be=
troffen
. Das andere Zentrum von ſchweren Er=
ſchütterungen
in Jeruſalem war die Höhe des Skopus
in der Nähe des Oelberggipfels. Dort ſteht, mit
wunderbarem Rundblick auf die heilige Stadt, die
Wüſte Juda, das Jordantal und das Tote Meer, das
prachtvolle, burgartige Gebäude der Auguſta=Victoria=
Stiftung, urſprünglich Erholungsheim für die evan=
geliſchen
Gemeinden des Landes, ſeit dem Kriegsende
Reſidenz des Chefs der engliſchen Regierung (High
Commiſſionar); dieſes Gebäude wurde großenteils
ſo ſchwer beſchädigt, daß Einſturzgefahr droht. Nicht
weit davon iſt die neugegründete Hebräiſche Univer=
ſität
. Auch ſie hat ſchwer gelitten; das Chemiſch=
Inſtitut mit ſeinen wertvollen Inſtrumenten und den
Univerſitätswerkſtätten ſowie das Judgiſtiſche In=
ſtitut
ſind völlig zerſtört. In der Altſtadt Jeruſalems
ſind außer an einer Synagoge keine nennenswerten
Schäden vorgekommen. Menſchenleben ſind natürlich
auch dort zu beklagen. In Tiberias am See Gene=
zaret
wurden 12 Häuſer zerſtört. Die am Meer ge=
legenen
Städte Jaffa mit der neuen jüdiſchen Nach=
barſtadt
Tel Aviv, Haifa und Akko, ebenſo wie Na=
zaret
nud Safed in Galiläg blieben verſchont; da=
gegen
haben zahlreiche arabiſche Ortſchaften an ver=
ſchiedenen
Stellen des Landes Schaden gelitten. In
Transjordanien wurden die Hauptſtadt Amman (das
bibliſche Rabboth Ammon), Reſidenz des Emirs Ab=
dallah
, und die an der Hedſchasbahn ſüdlich des toten
Meers gelegene Stadt Maan ſchwer heimgeſucht.
Die Zahl der dem Erdbeben zum Opfer gefallenen
Menſchenleben dürfte im Ganzen etwa 250, die der
ſchwerer Verletzten etwa 1000 betragen. Unter den
Umgekommenen ſind keine Deutſchen und keine Juden,
die deutſch=ſchwäbiſchen Dörfer und die jüdiſchen
Siedlungen haben nicht gelitten. Es dürfte in dieſem
Zuſammenhang intereſſieren, daß vom Altertum aus
der Zeit Jerobeams II (etwa 800 v. Chr.) ein
ſchweres Erdbeben evwähnt iſt (Amos Kap. 1) und
ein anderes aus der Zeit Herodes I. Wenn Paläſtina
auch vielfach vulkaniſchen Boden hat, ſo ſind doch in
hiſtoriſcher Zeit Erdbeben recht ſelten geweſen.
Udets Transozeanflugpläne.
München. Der bekannte Flieger Udet, der
am Dienstag abend in /Augsburg eintraf, erklärte,
daß er vorausſichtlich am 5. September in Hamburg
zu ſeinem Atlantikflug mit dem Ziel New York auf
einem Rohrbach=Eindecker mit zwei Motoren von
1400 PS aufſteigen werde, und zwar mit 2 Mann
Begleitung. Der Eindecker wird als hochſeefähiges
Flugboot ausgeſtattet ſein, ſo daß Udet bei ſchlechtem
Wetter auf dem Meere ſegeln kann. Udet wird zu=
nächſt
die Strecke HamburgAzoren zurücklegen,
dort eine Zwiſchenlandung vornehmen und über die
Bermuda=Inſeln oder über Neufundland weiter=
fliegen
. Auch der Rückweg von New York nach
Deutſchland ſoll auf dem Luftwege zurückgelegt
werden.
Vater und Sohn verſchüttet.
Eſchwege. In Ettenhauſen an der Werrabahn
wurden der Gemeindearbeiter Koch und ſein 13 Jahre
alter Sohn bei Arbeiten in einer Kiesgrube von
einſtürzenden Kiesmaſſen verſchüttet. Auf die Hilfe=
rufe
des Vaters eilten ſofort Leute herbei, die die
Verſchütteten ausgruben. Der Sohn ſtarb kurz nach
ſiner Einlieferung im Krankenhaus. Der Vater
trug lebensgefährliche Verletzungen davon.
Einſturz einer Brücke.
Tilſit. Die Tilſiter Feuerwehr wurde am
Dienstag vormittag um Hilfeleiſtung gebeten, da bei
Galbraſten, bei Tilſit=Ragnit eine Brücke eingeſtürzt
ſei, wobei 27 Perſonen ſchwer oder leichter verletzt
wurden. Nach ſpäteren Meldungen handelt es ſich
um die bei Galbraſten über die Scheſchuppe führende
ſogenannte Genoſſenſchaftsbrücke, die als ſchadhaft
abgebrochen und durch eine neue erſetzt werden ſollte.
Die Urſache der Kataſtrophe hat man noch nicht mit
Sicherheit feſtſtellen können. Man nimmt jedoch an,
daß die Bolzen an einem Ende der Brücke zu früh
entfernt worden ſind, ſo daß die Brücke zuſammen=
ſtürzte
. Bei den Abbruchsarbeiten waren etwa 80
Leute beſchäftigt, die bei dem Zuſammenbruch der
Brücke z. T. in den glücklicherweiſe nur flachen Fluß
fielen. Dagegen wurden zahlreiche Leute von den
herabſtürzenden Balken und Bohlen getroffen.
Ermordung und Beraubung eines deutſchen
Kapitäns.
Helſingfors. Als Zollbeamte das in der
letzten Woche bei Enskaer vor Nyſtadt vor Anker ge=
gangene
deutſche Segelſchiff Ingeborg aus Swine=
münde
revidierten, fanden ſie den Kapitän des Schil=
fes
ermordet auf. Die Polizei wurde alarmiert und
ſtellte feſt, daß der zu der Beſatzung des Schiffes ge=
hörige
finniſche Matroſe Salminen am Tage vorher
nach Nyſtadt gefahren und von dort aus wieder ab=
gereiſt
war. Salminen wurde bald darauf ermittelk
und in der Nähe der Stadt Björneborg verhaftel,
Die Beſatzung der Ingeborg beſtand nur aus
Schütz, Salminen und noch einem anderen Matroſen.
Dieſer befand ſich während des Mordes nicht an
Bord der Ingeborg, Salminen hat, wie feſtgeſtellk
wurde, die Schiffskaſſe mit einem Betrage von
163 000 Mark geſtohlen. Von der Spritladung der
Ingeborg, die im ganzen 125 000 Liter betruß,
waren an Bord des Schiffes nur noch 180 Liter
vorhanden. Die Ingeborg wurde nunmehr nach
Abo gebracht.

BerlinOslo in 9 Stunden.
Der deutſch=norwegiſche Luftverkehr eröffnet.

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Kftf

63
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Luftpoſtkarte der Deutſchen Lufthanſa
zur Eröffnung der 932. Kilometer langen Flugſtrecke BerlinStettin-KopenhagenOslo. Der
langſam dahingleitende Segler iſt ein Symbol der alten Zeit. 27 Eiſenbahnſtunden mußten
noch vorgeſtern von Berlin nach Oslo gerechnet werden. Das Landflugzeug BerlinStettin und
das Dornier=Wal=Flugboot StettinOslo haben heute nur noch 9 Stunden nötig.

[ ][  ][ ]

Nummer 200

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Donnerstag, den 21. Juli 1927

Seite 11

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1 große Blumenrase blan .... 925

u5
Rahm-SerTioe Zteiüig, Glas . . .. 0.95
Glas-AufsatL 2teilig, estra groß . .0.95
Likör-SerTioe Glas, 8teülig
145
Glas-Satz-Schüssel 5 Stäck.... 1.75
Hassertlasohe mit Glas, gros ... 0.50
1480-Glocke BdelFreßglas . .. .. 0.95
hoh.
Bierboal, geschl. 0.25 Likorgläs. Fag 1.30
Heingläser geschlifken, Schlenderstern 0.50
Tooift Lellg.
1.50

Link-Mannen oral, schner
48 52 70 75 80

11484

85 cm

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1.75 2.25 3.75 4.50 4.95 5.75
38 42 44 48 cm
Hasch-Kessel
3.35 3.95 4.75 5.25
schwer
Frneltpressen Liesandernerk 950
Eis-Maschine diexandernerk .... 950
Bohnen-Schneider gates Fabrikat . 2.25
Keib-Masohlnen gates Fabrikat .. 2.45
Teller-Hagen gutes Tabrikat . .. 2.45
Springformen 2 26 2 30 cm
Ia Weißbleceh L.65 0.75 0.85 0.95
Obst-Kuchenbleche .. . . von 0.65an
Kranzformen Ia Weisblech . .. . . 0.85

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Ludwigsplatz

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Fiegen-Glocken Draht .. . ... 9.45
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Die Pflaſterung des Viehweges in
Nder Gemarkung Aſtheim von etwa
270 Meter Weglänge (800 qm)
einſchließlich aller Lieferungen ſoll ver=
egeben
werden.
Angebotswordrucke ſind von uns gegen
NBareinſendung von RM. 1. zu be=
ziehen
. Die Bedingungen liegen bei
ſtuns zur Einſichtmahme offen.
Die Angebote ſind verſchloſſen und
gmit entſprechender Aufſchrift bis zum
FMontag, den 1. Auguft, vorm. 10 Uhr,
Abei uns einzureichen. Die Eröffnung
findet in Gegenwart der Bieter ſtatt.
Freie Auswahl unter den Anbietern
Wbleibt vorbehalten. Zuſchlagsfriſt: vier
WWochen.
(11496
Darmſtadt, den 16. Juli 1927.
Heſſiſches Kulturbquamt.
Betr.: Ausführung einer II. Teils Patente. .
kanaliſation zu Groß=Umſtadt.

Deianntmachung. Effekten .......
Die Erd= und Maurerarbeiten Außenſtände . . . .
ſowie die Lieferung von Zement= und
SSteinzeugröhren, von gußeiſernen Schacht=
aabdeckungen
und vollſtändigen Straßen=
ſſinkkäſten
für die Kanaliſation in
Wroß=Umſtadt ſollen öffentlich vergeben
wverden.
Angebote ſind verſchloſſen und porto=/Abſchreibungen
9Broß=Umſtadt bis Donnerstag, den
r28. Juli, vormittags 10 Uhr, bei der
BBürgermeiſterei Groß=Umſtadt ein=
ſBureichen
. Angebotsvordrucke ſind dort
gerhältlich. Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Tiefbau.

Aktiva

vormals Venuleth & Ellenberger und Göhrig & Leuchs.
Bilanz per 14. Februar 1927.

Paſſiva

w
R
g) Grund und Boden
90000
b) Gebäude: Beſtand . . . 55500.
Abſchreibung . 1100. 54 400.
c) Anſchlußgleis . . . . . . . . . ."
Betriebs= und Werkzeugmaſchinen:
36 900.
Beſtand
Abſchreibung . 5 600. 31 300.
Werkzeug und Geräte:
Beſtand
1
2893.40
Zugang

1.

Modelle:

2894.40
Abſchreibung . 2893.40

Beſtand
Zugang
Abſchreibung

A-
3159.,05

3160,05
3159 05

Mobilien.
..
...
Kaſſa ....
Poſtſcheck ........."
Wechſel........"
54 065.16
Warenvorräte, Halb= und Fertigfabrikate 194 361. 26

638 97
193,83
971 10
8804.50

434 739.80

Soll

Ee!
255000
Aktienkapital . . . ."
25 500.
Reſervefonds.
25 000.
Werkerneuerung
...."
Dividenden (Rückſtände 1925/26) . . . . . 202.50
Akzeptverbindlichkeiten .
.... 6608.
Verbindlichkeiten:
36 954.33
Schulden
39 647,98 76 602,31
Anzahlungen
Gewinn= und Verluſt=Konto:
20 533,85
Vortrag per 15. 2. 1926
25 293.20 45 827.05
Reingewinn aus 1926/27.

434 739.,86

Gewinn= und Verluſt=Konto.

Haben

RM.
12 752.45
..
ſfrei mit der Aufſchrift Kanalanlage in Reingewinn einſchl. Vortrag aus d. Vorjahr, 45 827,05

58 579.50

RM.
20 533.85
Vortrag per 15. 2. 1926 . ...
Bruttogewinn nach Abzug aller Unkoſten 38 045.65

58 579.50

Am Freitag, den 22. Juli 1927,
nachm. 3 Uhr, verſteigeer ich in meinem
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27 nach=
Fſtehende Gegenſtände öffentlich zwangs=
weiſe
gegen Barzahlung:
1 Schreibmaſchine Ideal, 1 Büf=
fet
, 1 Gläſerſchrank, 1 Grammophon,
1 Schreibtiſch, 1 Lehnſeſſel, 1 Schreib=
maſchine
Odoma, 1 Büffet, 1 Eis=
konſervator
, 1 Schreibtiſch, 1 Stand=
uhr
1 Handwagen, 1 Diwan, 1 Näh=
maſchine
, 1. Diplomatſchreibtiſch, 1
Klavier, 1 Waſchtiſch mit Marmor=
platte
, 1 Tafelklavier, 3 Mille Zigar=
ren
, 1 Glasaufſatz, 4 Warenſchränke,
1 Schreibtiſch, 1 Chaiſelongue, 1 Tep=
pich
1 Standuhr, 1 Tauchlötofen für
Oelfeuerung, 1 Schreibmaſchine Se=
nator
, 1 Elektromotor, 10 PS, 1 kl.
Kaſtenwagen, 1 Sofa, 1 gr. Spiegel,
1 Büffet, 1 Bücherſchrank, 1 Hag=
Chaſſi, 1 Dutzend Beſtecke, 1 Tiſch, 2
Regale, 2 Schränke, 1 Liegeſtuhl, 1
Bild Brautzug 1 Trumeaux= Spie=
gel
, 1 gr. Ladentheke, 1 Autokühler,
1 Bild Friſcher Wind 2 Bücher=
geſtelle
, 3 Bilder, Farbendrucke, 3 Bil=
der
Componiſten, 1 Wellblechgarage.
Beſtimmt verſteigert wird:
1 Autochaſſi ohne Motor, 1 Motor=
rad
Neander, 1 Pferd.
Darmſtadt, den 21. Juli 1927.
Portner
Gerichtsvollzieher zu Darmſtadt.

Die Dividende für das Geſchäftsjahr 1926/27 wurde durch Beſchluß der heutigen Generalverſammlung
auf 5% feſtgeſetzt und wird bezahlt gegen Einlieferung des Gewinnanteilſcheins Nr. 8 für das Geſchäfts=
jahr
1926/27 mit Mk. 15., unter Abzug von 10% Kapitalertragsſteuer bei unſerer Geſellſchaftskaſſe in
Darmſtadt, 9. Juli 1927. (11213/4 Darmſtadt, bei der Darmſtädter= und Nationalbank Kom. Geſ.a Aktien, Darmſtadt oder deren Bweig=
Provinzialdirektion Starkenburg, niederlaſſungen; ferner bei den Bankgeſchäften J. L. Finck, Frankfurt a. M., J. Ph. Keßler, Frankfurt a. M.
Veränderung im Aufſichtsrat:
a) Ausgeſchieden: Herr Bankier Hugo Keßler, Frankfurt a. M.,
b. Wiedergewählt: Herr Konſul Paul Baus, Mannheim, Herr Bankdirektor H. Brink, Darmſtadt,
Herr Kaufmann Moritz May, Darmſtadt, Herr Bankier Carl Finck, Frankfurt
a. M., Herr Bankiey Walter Melber, Frankfurt a. M.
eINeugewählt: Herr Kaufmann Adolf Heppenheimer, Frankfurt a. M.
Darmſtadt, den 15, Juli 1927.
(41473
MMaſchinenbau=Anſtalt und Dampfkeſſelfabrik, Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt
vormals Venuleth & Ellenberger und Göhrig & Leuchs.
Preß.

Verdingung.
Die Erdarbeiten für die Herſtellung
der linksſeitigen Rampe für die Straßen=
brücke
Rüſſelsheim Flörsheim, beſtehend
aus etwa 15 000 cbm Erdbewegung,
ſollen vergeben werden. Die Pläne hier=
für
, ſowie die allgemeinen und beſonderen
Bedingungen liegen in der Zeit vom 25.
bis 30. Juli d. Js. auf dem Neubaubüro
der Straßenbrücke in der Bürgermeiſterei
Rüſſelsheim von 910 Uhr und von 14
bis 15 Uhr offen, woſelbſt auch An=
gebotsvordrucke
(1. RM.) erhältlich ſind.
Angebote ſind bis zum Eröffnungs=
termin
, der am 9. Auguſt, vormittags
11 Uhr, auf dem Neubaubüro ſtattfindet,
(11480
einzureichen.
Die Zuſchlagserteilung erfolgt inner=
halb
14 Tagen nach Angebotseröffnung.
Rüſſelsheim, den 19. Juli 1927.
Bauleitung der Straßenbrücke
RüſſelsheimFlörsheim.

(Woog, 20. Juli 1927.
EWaſſerhöhe 3,84 m
Luftwärme 16e C
(Waſſerwärme vorm
7 Uhr 190
Woogs; Polizei; Wache.

Zugelaufen

Jung. ſchw. Kätzchen
zugelauf. Riedeſel=
ſtraße
19, pt. (19011

Preisausſchreiben.
Der in der Bekanntmachung vom
5. Juli 1927 angegebene Termin zur
Einreichung von Entwürfen über die
känftige Geſtaltung des Ritterplatzes in
Bensheim wird hiermit bis zum
Dienstag, den 16. Auguſt 1927,
nachmittags 6 Uhr, verlängert. (11475
Bensheim, den 20. Juli 1927.
Der Stadtbaumeiſter.

Am Freitag, den 22. Juli 1927, vor=
mittags
10 Uhr, ſollen in meinem Ver=
ſteigerungslokal
, Bleichſtraße 40, fol=
gende
Pfänder zwangsweiſe gegen
Barzahlung verſteigert werden:
1 Fahrrad, 1 Bild, 1 Teppich, 1 Büf=
fet
, 60 Doſen Tabak. 1000 Zigaretten,
2000 Zigarren, Möbel aller Art,
u. a. m.
Ferner hieran im Anſchluß an Ort
und Stelle im Lokal Holzhofallee 27:
4 Conſoltiſche (Mahagoni), 2 Näh=
tiſche
, 2 Kommoden, 1 Rollſchrank,
1 Schreibtiſch, 1 Schreibtiſchſeſſel, 1
Kleiderſchrank, 1 Gläſerſchrank, 1
Schreibtiſch (Zteil.), 2. Material=

ſchränke, 1 Kaſſenſchrank.
Darmſtadt, den 20. Juli 1927. (11500
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

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[ ][  ][ ]

Seite 12

Donnerstag, den 21. Juli 1927

Nummer 200

Sporn Spier und Tarnen.

Sportverein 1898 V. f. R. Schwanheim.
Erfahrungsgemäß iſt die beſte Vorbereitung für die beginnende
Verbandsrunde die Austragung von möglichſt vielen Privatſpielen,
denn nur durch ſtetes und eifriges Spielen wird das Sichverſtehen, die
taktiſch richtige Auswertung der Eigenheiten der einzelnen Spieler und
deren Spielſicherheit gefördert. Von dieſem Standpunkt ausgehend, hat
die Leitung der Handballabteilung des Sportvereins 1898 dafür geſorgt,
daß die bis zur Verbandsrunde (Beginn 4, September) noch zur Ver=
fügung
ſtehende Zeit durch die Durchführung eines anſehnlichen Spiel=
programms
(München, Ulm, Stuttgart, Köln) weidlich ausgenutzt wird,
Selbſt die Sperrzeit (Juli) mußte noch einen Sonntag hergeben.
Wie bereits angekündigt, kommt am kommenden Sonntag,
den 24. Juli, im Rahmen des Jugendſportfeſtes ein
Ligahandballſpiel zum Austrag, und zwar gegen den
mehrjährigen Meiſter der Deutſchen Turnerſchaft,
den jetzigen V.f.N. Schwanheim. Der Name, der in Hand=
ballkreiſen
große Achtung genießt, bürgt ſchon für ein intereſſantes
Spiel. Ein genaues Urteil über die Spielſtärke des ehemaligen Turner=
meiſters
zu fällen, iſt noch nicht möglich. Das Vorſpiel, das auf= Veran=
laſſung
des Frankfurter Verbandes im Frankfurter Stadion zuſtande
kam, ergab auch kein genaues Bild; denn Regen und glatte Raſenfläche
ließen keine normale Spielentfaltung zu. Das eine war jedenfalls feſt=
zuſtellen
, daß Schwanheim die mangelnde Spieltechnik und Fangfertig=
keit
, worin ihm der ſüddeutſche Meiſter überlegen war, durch großen
Eifer und Schnelligkeit zu erſetzen verſtand. Das Spiel wurde knapp
zugunſten Sportvereins 1898 (4:3) entſchieden.
Es ſteht alſo offen, wem am kommenden Sonntag der Sieg zu=
fallen
wird, zumal der Süddeutſche Meiſter ohne ſeinen guten rechten
Flügel, Werner=Fiedler, antreten muß. Beide nehmen am 23. Juli am
Endſpiele um die Deutſche Hochſchulmeiſterſchaft in Königsberg teil, das
die hieſige Hochſchulmannſchaft gegen den Berliner Meiſter auszutragen
hat. Im Falle eines Sieges wird ſich den glücklichen Darmſtädtern die
Möglichkeit einer Maſurenreiſe (Inſterburg) bieten. Wenn auch der
Sportverein dieſen empfindlichen Ausfall am Sonntag zu beklagen haben
wird, ſo iſt doch zum Teil vollwertiger Erſatz zur Stelle, an
dem es bei dem zahlreichen Nachwuchs in der Handballabteilung in aller=
nächſter
Zeit nicht mangeln wird. Ueber die endgültige Mannſchafts=
aufſtellung
wird noch zu berichten ſein.

Um die Deutſche Polizeimeiſierſchaft.
DarmſtadtBerlin am kommenden Sonntaa.
Die Zwiſchenrunde um die Deutſche Polizeimeiſterſchaft iſt vom
Reichsausſchuß für Polizeiſport auf den 24. Juli 1927 feſtgeſetzt worden.
Sie wwird vom Polizeiſportverein Hamburg, Berlin, Bremen und Darm=
ſtadt
beſtritten, die ſich in der Vorrunde erfolgreich durchſetzen konnten.
Durch das Entgegenkommen des Reichsausſchuſſes iſt es dem Heſſiſchen
Polizei=Sportverein ermöglicht, auch das Zwiſchenrundenſpiel in Darm=
ſtadt
zum Austrag zu bringen. Als Gegner wird der Polizeiſportverein
Berlin, der bekanntlich in dieſem Verbandsſpieljahr in der Oberliga
( Südd. Bez.=Liga) ſpielte, antreten. Für die Darmſtädter Sport=
freunde
iſt es von beſonderem Intereſſe, die Berliner jetzt auch einmal
als Fußballſpieler zu ſehen, nachdem ſie vor einigen Wochen Gelegenheit
hatten, die Handballelf der Berliner Grünen in dem Meiſterſchaftsſpiel
gegen Sportverein 98 e. V. Darmſtadt in Augenſchein zu nehmen.
Das Spiel gegen die Berliner wird weit höhere Anforderungen an den
Heſſiſchen Polizeiſportverein ſtellen als das Bayernſpiel. Die bayeriſche
Vertretung war gerade nicht auf das beſte aufgeſtellt; die Elf litt vor
allem darunter, daß ſie kein einheitliches Ganze bildete, ſondern ſich
aus Spielern zweier Vereine zuſammenſetzte, die den richtigen Zu=
ſammenhang
nicht finden konnten. Ganz anders verhält es ſich mit der
Berliner Mannſchaft. Bei ihr kennen ſich die Spieler gegenſeitig auf
Grund all der Treffen, die ſie ſchon jahrelang miteinander ausgetragen
haben. Zudem dürften auch rein ſpieleriſch die Berliner höher einzu=
ſchätzen
ſein; denn ohne Leiſtungen wäre der ſchnelle Aufſtieg in die
Oberliga nicht möglich geweſen. Weiterhin nimmt der Sieger aus dieſem
Spiele an der Endrunde um die Meiſterſchaft teil, ein Umſtand, der jeden
einzelnen Spieler zur Hergabe ſeines ganzen Könnens zwingen wird.
Unter Berückſichtigung dieſer Tatſachen werden die Heſſen einen äußerſt
ſchwierigen Stand haben. Der Spielausgang muß als völlig offen be=
zeichnet
werden. Das Spiel wird in anbetracht der ſportlichen Ver=
anſtaltungen
des Sportvereins 98 bereits vormittags auf dem Platze der
Techniſchen Hochſchule ſtattfinden.
Kraftſport.
Atbletik=Sportverein 95Biebrich a. Rh. 11:3.
Unſere Ringermannſchaft trug am Sonntag, den 17 Juli, gegen den
Tabellenzweiten der B=Klaſſe des Main=Rhein=Gaues des Deutſchen
Athletikſportverbandes 91, Kraft=Sportklub 23, Biebrich, einen Freund=
ſchaftskampf
aus, und konnte hierbei einen weiteren ſchönen Erfolg er=
ringen
. Trotzdem die Biebricher mit großer Zähigkeit kämpften, mußten
ſie ſich doch eine ziemlich hohe Niederlage gefallen laſſen. Es iſt dies
ein Beweis, daß ſich unſere Mannſchaft zurzeit in einer guten Form
befindet. Beſonders zu erwähnen iſt die ruhige, faire Abwicklung der
Kämpfe, ſowie die gaſtliche Aufnahme des veranſtaltenden Vereins. Nur
allzufrüh war die Zeit verſtrichen bis zu unſerem Scheiden von dort.
Der Verlauf der einzelnen Kämpfe unter Leitung der Herren Gau=
vorſitzenden
Maſt=Koſtheim ſowie Heimann=Amöneburg war folgender:
Leicht=Mittelgewicht: Schwarz W., D.Tröller K.. B. Dieſer Kampf
war ſehr abwechſelungsreich, ging über die ganzen 10 Minuten und
endete mit einem verdienten Punktſiege von Schwarz (8:2 für D.)
Schwer=Mittelgewicht: Asmuß G., D.Reitz E., B. Hier merkte man
richtig, daß Asmuß ſich in letzter Zeit gut zu ſeinem Vorteil verbeſſert
hat, konnte er doch dem mehrmaligen Gaumeiſter ein glattes Unent=
ſchieden
abringen. Der Kampf verlief faſt ausnahmslos im Stand
und jedes andere Urteil wäre ungerecht geweſen. (9:3 für D.)
Schwergewicht: Weckbach H., D.Schneider A., B. Obwohl der Bieb=
richer
gleich ſehr energiſch angriff, konnter er den Darmſtädter nicht
aus der Faſſung bringen. Ruhig parierte dieſer ſämtliche Angriffe ab,
um dann ſeinerſeits zum Angriff überzugehen. Kaum waren beide
parterre, als auch ſchon durch einen S hulterdrehgriff das Schickſal
des Biebrichers beſiegelt war. (11:5 für D.)
Fliegengewicht: Fiſcher G., DarmſtadtHuberth W., Biebrich. Fiſcher
ging gleich zu Beginn forſch ins Zeug, aber ſein Gegner, äußerſt ge=
wandt
und zäh, weiß ſich ſtets der gefährlichſten Lagen zu entwinden.
Doch endlich, nach 10 Minuten, iſt ſeine Niederlage durch einen gut
ausgeführten Hammerlok beſiegelt. (2:0 für D.)
Bantamgewicht: Schwarz P., D.Huberth A., B. In dieſem Kampf
faſt dasſelbe Bild. Obwohl Schwarz ſtets die Lage beherrſcht, gelingt
es ihm nur unter Aufbietung ſeines ganzen Kännens, ſeinen Gegner
nach 9 Minuten durch Hammerlok zu beſiegen. (4:0 für D.)
Federgewicht: Marloff J., D.Maier Fr., B. Marloff konnte es
trotz ſehr guter Arbeit nicht gelingen, gegen den äußerſt ſtarken Maier
einen Schulterſieg zu erzielen und mußte ſich nach 10 Minuten mit
einem Puktſieg zufrieden geben. (6:0 für D.)
Leichtgewicht: Feldmann K., D.Hagenberger, B. In dieſer Klaſſe
hatte Biebrich unbedingt ſeinen beſten Vertreter und war dieſer Kampf
einer der ſchönſten des Abends. Leider mußte Feldmann durch ein
Verſehen der Kampfleiter eine unverdiente Niederlage hinnehmen,
nachdem er erſt ſeinen Gegner nach 4 Minuten einwandfrei auf die
Schultern gelegt hatte. (6:2 für D.)

Freier Arb.=Athletik=Sportverein 1891 Darmſtadt.
Am Samstag, den 16. Juli, hatte obengenannter Verein den Arb.=
Kraftſportverein Bnigen zu dem fälligen Rückkampf als Gaſt. Bingen,
welches in ſtärkſter Aufſtellung antrat, ſetzte alles daran, den SSieg an
ſich zu reißen, mußte ihn aber der ſiegesgewohnten Darmſtädter Mann=
ſchaft
überlaſſen. Das Reſultat lautet: 16:12 Punkte.
Tags darauf, am 17. Juli, weilte Darmſtadt in Rimbach im Oden=
wald
. Auch hier war es ihm nach ſchönen techniſchen Kämpfen ein leich=
ve
3, den Sieg mit 11:3 Punkten an ſein Banner zu heften.

Schießſport.
Privilegierte Schützengeſellſchaft.
Auf dem 18. Deutſchen Bundesſchießen in München erhie
Auguſt Gunſchmann beiri Schnellfeuerſchießen (20 Minuten)
Meter den 6. Preis mit 125 Treffern

Sportliche Tagesſchau.
Anerkannte deutſche Schwimmrekorde. In die Rekordliſte des
Deutſchen Schwimmverbands haben wieder 3 neue Beſtleiſtungen Auf=
nahme
finden können, und zwar handelt es ſich in allen drei Fällen um
Beſtleiſtungen der Damen. Anerkannt wurden die Leiſtungen von Frl.
Lotte Lehmann im 300 und 400 Meter Freiſtilſchwimmen mit 4:46 Min.
bzſv. 6:25,5 Min.; aufgeſtellt in Bielefeld, und von Frl. Hilde Schrader=
Magdeburg im 400 Meter Bruſtſchwimmen mit 7:02,4 Min., aufgeſtellt
in Magdeburg am 5. Juli.
Beim Schwimm=Länderkampf Deutſchland. Schweden muß Deutſch=
land
nun auch noch auf die Mitwirkung Erich Rademachers verzichten.
Noch kein Zuſammenſchluß im Segelſport. Der Hauptverſammlung
des Deutſchen Seglerbundes in Glücksſtadt lag ein Antrag
des Bundesverſtandes auf Verſchmelzung mit dem Deutſchen Seg=
ler
=Verband vor. Die Mehrheit der Verſammlung bezeichnete die
Beſtrebungen in der gewählten Form jedoch als verfrüht und ſtellte in
einer Entſchließung feſt, daß die Daſeinsberechtigung des Deutſchen
Segler=Bundes nach wie vor beſtehe, daß aber eine Annäherung begrüßt
werde.
Das Pokalſpiel KFV.1.FCN., das bekanntlich in Karlsruhe beim
Stande von 0:0 abgebrochen wurde, iſt vom Spielausſchuß des SFV.
dem 1. FCN. als gewonnen angerechnet worden.
Bei den Tennis=Weltmeiſterſchaften der Berufsſpieler in Beauville
ſchied der Berliner Richter durch eine Niederlage gegen den Engländer
A. Burke aus.
Deutſche Leichtathleten ſind im Ausland ſehr begehrt geworden.
Kurzſtreckenmeiſter Helmuth Körnig ſtartet am Samstag und Sonntag
in Kopenhagen, und die Kreflelder Preußen haben eine Einladung er=
yalten
, im Auguſt nach Oslo zu kommen.
Europameiſterſchaften im Fechten. Zu den Europameiſterſchaften im
Fechten, die vom 26. bis 31. Auguſt in Vichy ſtattfinden, liegen bisher
Meldungen aus Frankreich, Italien, Belgien, Holland und der Schweiz
vor.
Gordon Bennet=Wettfliegen doch in Detroft. Das diesjährige Gor=
don
Bennet=Wettfliegen für Freiballons iſt zum dritten Male verlegt
worden. Der Start, zu dem bisher 15 Freiballons gemeldet haben,
ſoll nun doch von Detroit (U. S.A.) aus erfolgen, nachdem bereits Den=
ver
vorgeſehen war. Als Termin bleibt der 5. September.
Die Bilanz des Madiſon Square Garden. Einen Reingewinn von
über 3 Millionen Mark (784 639 Dollar) hat der neuerbaute Sportpalaſt
am New=Yorker Madiſon Square Garden im Laufe des erſten Jahres
durch Jeranſtaltung von Boxkämpfen, Radrennen, Eishockey, Leicht=
ethletikkämpfen
, Reitturnieren und zirzenſiſchen Spielen erzielt.

Opel ſiegt in Paris.
Dreimal geſtartet dreimal geſiegt!

Opel II,
das einzige deutſche Autoboot im internationalen Wettkampf auf
der Seine, ſchoß mit Fritz von Opel am Steuer jedesmal als
erſter Sieger durchs Ziel.

Leichtathletik.
DiedeutſcheMannſchaft gegen Frankreich und die Schweiz

Nach den Ergebniſſen der deutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften
wurde die deutſche Vertretung für die Länderkämpfe gegen die Sihweiz
(31. Juli in Düſſeldorf) und gegen Frankreich (21. Auguſt in Paris)
wie folgt zuſammengeſtellt: 100 Meter;: Körnig=Charlottenburg,
Houben=Krefeld 200 Meter: Körmig=Charlortenburg, Schüller=
Krefeld. 400 Meter: Büchner=Magdeburg, Neumann=Berlin. 800
Meter: Böcher=Berlin, Engelhardt=Darmſpadt. 1500 Meter:
Boltze=Stettin, Böcher=Berlin. Erſatz: Walpert=Berlin. 5000
Meter; Cohn=Berlin, Petri=Hamburg. 110 Meter Hürden;
Steinhardt=Karlsruhe, Troßbach=Berlin. Erſatz: Köppke. 4 mal 100
Meter: Körnig, Houben, Schhiller, Büchner. 4 mal 400 Meter:
Wird an Ort und Stelle zuſammengeſtellt. Kugelſtoßen: Brechen=
macher
=Frankfurt, Shröder=Dortmund. Erſatz: Kulzer=München.
Speerwerfen: Molles=Könnigsberg, Hoffmeiſter=Hannover. Dis=
kuswerfen
: Hänhen=Berlin, Hoffmeiſter=Hannoder. Weit=
ſprung
: Dobermann=Köln, Schumacher=Hamburg. Hechſprung:
Beetz=Berlin, Köppke=Stettin. Stabhochſorung: Schumacher=
Hamburg; der zweite Vertreter wirb noch beſtimmt.
Leichtathletik=Länderkampf DeutſchlandSchweiz. Die Schweizeriſche
Mannſchaft.

Für den am 31. Juli in Düſſeldorf ſtattfindenden Leichtathleti
Länderkampf DeutſchlandSchweiz hat nun auch der Schweizeriſche Fuf
ball= und Athletik=Verband ſeine Mannſchaft nominiert. Es ſollen ſtar
ten: 100 Meter: Borner, Mögli (Erſatz Sutter); 200 Meter
Borner, Mägli (Erſatz Tſchopp); 400 Meter: Morel, Schneider: 80
Meter: Martin, Bec; 1500 Meter: Mercier, Hafter: 500(
Meter: Rihs, Marthe; 100 Meter Hürden: Meier, Stauber
4mal 100 Meter: Borner=Mägli=Sutter=Tſchopp (Meier); 4ma
400 Meter: Martin=Bec=Morel=Schneider (Hafter); Kugelſtoßen
Nüeſch. Hühenberger: Diskuswerfen: Conturbia, Nüeſd
Speerwerfen: Wäckerlin, Würth; Hochſprung: Stauber, Ar
tenen; Weitſprung: Meier, Sutter; Stabhochſprung: Egli
Gerſpach.

Jugendkämpfe am 24. Juli.

Die Zahl der Teilnehmer iſt inzwiſchen auf faſt dreihundert ange=
wachſen
, die ſich auf 15 Wettbewerbe der verſchiedenen Altersklaſſen ver=
teilen
. In jedem dieſer Wettkämpfe werden nur die drei Erſten als
Sieger feſtgeſtellt. Dazu ſind eine Reihe von Vorläufen, Zwiſchen=
läufen
und ein Entſcheidungslauf nötig. In den Entſcheidungskämpfen
ſind nur die vier Beſten der Vorkämpfe des Vormittags zu finden. Die
Entſcheidungskämpfe beginnen nachmittags um 4 Uhr.
Bei der Zahl und der Güte der Teilnehmer werden ſchon in den
Vorläufen die Kämpfer zur Entfaltung ihres ganzen Könnens gezwun=
gen
, um ſich die weitere Teilnahme zu ſichern. Die Entſcheidungsläufe
werden in ihrer Erbitterung den Kämpfen der Großen in nichts nach=
ſtehen
, beſonders, wenn man bedenkt, daß bisher auf dem Gebiete der
Leichtathletik noch nie die Jugendmannſchaften aus dem ganzen Reichs=
gebiet
und in ſolcher Stärke zuſammentrafen. Darmſtadt nimmt für ſich
den Nuhm in Anſpruch, dieſe Gelegenheit geſchaffen zu haben.
Schwimmen.

VerlinWien im Schwimmen abgeſag
Der für den 21. Juli nach Berlin anberaumte Schwimmſtädtekamt
BerlinWien iſt ein Opfer des Wiener Generalſtreiks geworden und vo
den Wiener Schwimmern abgeſagt worden.

Waſſerball.
JungdeutſchlandErſter Frankfurter Schwimmklub 4:2 (2:1).
Zum letzten Verbandsſpiel der diesjährigen Gauwaſſerballrunde emp=
fing
geſtenr abend Jungdeutſchland die Ligamannſchaft des Erſten Frank=
furter
Schwimmklubs. Auch dieſes Spiel wurde mit ſehr erſatzgeſchwäch=
ter
Mannſchaft glatt gewonnen, das Torverhältnis von 29:3 Toren in
der Gaurunde ſpricht für ſich. Das Spiel konnte nicht ſonderlich ge=
fallen
, was durch die etwas körperliche Kampfweiſe der Mannſchaften
und durch Ausfall einiger der beſten Spieler bei Darmſtadt bedingt war.
Berges iſt ſchon am Dienstag abend zum Länderwettkampf Deutſchland
gegen Schweden nach Stockholm abgefahren, Orlemann und Kloſter=
mann
waren ſchon zu den Hochſchulmeiſterſchaften nach Königsberg un=
terwegs
. Das Mannſchaftsgefüge war alſo auseinandergeriſſen, die
eingeſtellten jungen Spieler hatten gegen die körperlich kräftigeren
Frankfurter von vornherein einen ſchweren Stand. Obwohl die Tore
Publikum und Spieler nicht gerade ſehr befriedigten es waren drei
Strafſtöße und nur ein reguläres, allerdings wundervolles Tor von
Kemmer ſo darf doch geſagt werden, daß unſere einheimiſche Mann=
ſchaft
verdient gewonnen hat, denn ſie war den größten Teil der Spiel=
zeit
überlegen. Darmſtadt trat mit folgender Maynſchaft an: Tor;
Fink; Verteidigung: Förſter und Schmuck; Verbindung: Gils; Sturm:
Ihrig, Kemmer und Laumann. Herr Wenzel von Rot=Weiß Darmſtadt
war dem Spiel ein gerechter Leiter.
Die jetzt folgenden Bezirksſpiele werden zunächſt Jungdeutſchland,
den Meiſter im Gau Frankfurt, mit dem beſten Verein des Gaues Be=
ſetztes
Gebiet zuſammenbringen, und dann wird das Endſpiel um die
ſüddeutſche Meiſterſchaft, die diesmal ganz getrennt von der deutſchen:
durchgeführt wird, gegen Nürnberg ſteigen.
Pferdeſport.
Rennen zu Mülheim=Duisburg. Torero rehabilitiert.
Das im Vorjahre begründete Kartellrennen der Dreijährigen im
Werte von 21 000 Mark, das am Mittwoch in Mülheim=Duisburg ſeine
erſte Wiederholung fand, hatte ſeine Anziehungskraft nicht verfehlt. Aus
der Hoppegartener Trainingszentrale waren Torero, Baba und Wan=
derer
entſandt worden, denen die weſtdeutſchen Ställe nichts entgegen=
zuſetzen
hätten, ſo daß die Entſcheidung nur zwiſchen dieſen drei Pfer=
den
liegen konnte. Torero, dem Sieger von ſieben Rennen, der im ach=
ten
plötzlich verſagte, war Gelegenheit gegeben, ſich von ſeiner Nieder=
lage
im Großen Preis von Berlin wieder zu rehabilitieren. Mit ſpie=
lender
Leichtigkeit fertigte er ſeine Widerſacher ab, ei bewies damit, daß
er ſeine Indispoſition wieder überwunden hat und ſich auf alter Höhe
befindet. Wanderer erfüllte ſeine Aufgabe als Schrittmacher für ſeinn
Stallgefährten Baba, der hinter Torero ſtändig auf der Lauer lag. Al
Haynes ſeinen Hengſt in der Diſtanz aufrüttelte, ſtand ſeine Ueberlegen=
beit
feſt. Er ging ſicher an Wanderer vorbei und gewann ohne große
Anſtrengung mit zweieinhalb Längen. Baba, der von L. Varga gerit=
ten
wurde, hatte ſogar noch Mühe, ſeinen Stallgefährten zu paſſieren.
1. Preis von Keffſelbruch. 2700 Mk. 1200 Meter. 1. Gebr. Röß=
lers
Lauſcher (Pretzner); 2. Saxifraga; 3. Makkabi. Ferner: Markſtein,
Parteigetriebe. Tot.: 18: Pl. 14, 18:10. 23 Lg.
2. Schleuſen=Jagdrennen. 2700 Mk. 3300 Meter. 1. E. Bölgers
Mozart (J. Stangl); 2. Münſtereifel; 3. Lola. Ferner: Lancaſtria,
Peruanerin, Cſaba, Guda, Mouſſine, Hungaria, Orlanda. Tot.: 36;
Pl. 15, 28, 18:10. 2515 Lg.
3. Preis der Stadthalle: Ehrenpreis und 4500 Mk. 1600 Meter.
1. O. Blumenfeld und R. Samſons Curacao (E Haynes); 2. Goldwert;
3. Geiſel. Ferner: Tirano, Coriolan 3., Pythia, Irne, Bundestreue.
Tot.: 36; Pl. 18, 19, 24:10. 2 Lg.Hals.
4. Stadions=Ausgleich. 3500 Mk. 1450 Meter. 1 Frl. M.Meiſtners
Meteor (G. Nagy); 2. Finſternis; 3. Original. Ferner: Pillar, Lau=
ſitzer
, Nari, Tornado, Hoffnung, Ballaſt, Frigga 2. Tot.: 183: Pl. 43,
24, 17:10. J.½ Lg.
5. Kartellrennen der Dreijährigen. 21000 Mk. 2400 Meter, 1. O.
Blumefeld und R. Samſons Torero (Haynes); 2. Baba; 3. Wanderer.
Ferner: Truchſeß, Glockengießer. Tot.: 15: Pl. 12, 13:10. 2½¾4 L.
6. Duisburger Jagdrennen. Ehrenpreis und 3500 Mk. 3700 Meter.
1. P. Kreuzers Leibfuchs (H. Weber); 2. Boppard; 3. Mutterlos, drei
liefen. Tot.: 15. ½20 Lg.
7. Preis von Huckingen. 2700 Mk. 2000 Meter. 1. W. Kappes
ſen. Iriſh Starſhine (P. Gabor); 2. Nataſcha; 3. Jobbe. Ferner:
Noailles, Immerweiß, Pipkin, Helmzier, Permanenz. Vater Rhein.
dorette, Kriegsbruder, Lump.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 21. Juli. 12: Uebertr. des Glockenſpiels aus
dem Darmſtädter Schloß. o 13.30: Uebertr. von Kaſſel: Konzert.
Urbach: Erinnerung an Mendelsſohn. Brahms: Ung. Tanz Nr. 5.
Ung. Tanz Nr. 6. Wagner: Träume. Albumblatt. Sibelius:
Belſazar, Suite. Strauß: Ständchen. 16.30: Konzert Karl
Zeller=Operetten. Vogelhändlermarſch. Kometen=Walzer. Potp.
Der Vagabund Wie mein Ahnl, a. Der Vogelhändler. Laß
dir Zeit, a. Der Kellermeiſter. Potp. a. Der Oberſteiger.
Ich bin ein Kind vom Rhein, Walzer. o 17.45: Leſeſtunde.
Aus den Römiſchen Briefen von Curd v. Schlözer. o 18.15:
Uebertr. von Kaſſel: Gerhard Heym: Das Flugzeug im Dienſte
des deutſchen Verkehrs und Handels. 18.45: Dr. Heinemann:
Die ſoziologiſche Richtung in der Philoſophie: Max Weber, Emilie
Durkheim 19.15: E. Becker: Aus der Geſchichte der draht=
loſen
Telegraphie und Telephonie. 20.15: Konzert des Rheini=
ſchen
Kornett=Quartetts. Volkslieder, Votpourris, Quartette, Varja=
tionen
. O 21.15: Bunter Abend. Anſchl.: Konzert: Beethoven.

(tuttgart.
Donnerstag, 21. Juli. 13.15: Schallplattenkonzert. e 16:
Ueber neuzeitliche Haushaltführung. O 16.15: Konzert. Friedemann:
Deutſcher Reichsadler. Strauß: Dorfſchwalben aus Oeſterreich.
Waldteufel: Tolle Streiche. Strauß: Mein Lebenslauf iſt
Lieb und Luſt. Suppe: Ouv. Die ſchöne Galathe. Strauß:
Melodien aus Frühlingsluft. Deutſche Grüße. Künſtlergruß.
O 18.15: Stuttgart: Rückſchau und Ausblick über die verfloſſene
und kommende Spielzeit. Freiburg: Dr. Iſtwan: Der Einzel=
handel
, ſeine Bedeutung für die Konſumenten und die Volkswirtſchaft.
18.45: Stuttgart und Freiburg: Aerzte=Vortrag: Schlafloſigkeit.
O 19.15: Schachfunk. e 19.45: Bäderſtunde. O 20.15: Ariadne
auf Naxos‟. Ein Duodrama mit muſikaliſchen Zwiſchenſätzen von
Benda. Anſchl.: Frohe Dichtungen, geſpr. von O. L. Brandt.
Goethe: Der Rattenfänger. Heine: Schelm von Bergen.
Liliencron: Heimgang in der Früh. Tiemermanns: Aus Palieter.
Storm: Die Nachtigall. Heine: Rhampſenit. Blunk: Die
drei Rauchkerle. Li=Tai=Pe: Der Trinker im Frühling.
Holz: Er hört mit ihr den Gukguk. Wedekind: Die Wetterfahne.

Berlin.
Donnerstag, 21. Juli. 6: Gymnaſtik. o 12.30: Viertelſtunde
für den Landwirt. o 16: Dr. Schmitz: Reiſebilder aus Trans=
kaukaſien
. O 16.30: G. Müller=Hahn: Friedrich von Trenck. 6 17:
Die Tücke des Obiekts (Aus Auch Einer) von Fr. Th. Viſcher,
Geleſen von Meinhart Maur. o 17.30: Sonaten. Mozart: Sonate
B=dur. K. V. 454. Pfitzner: Sonate E=moll op. 27. ( Konzert=
meiſter
Maurits van den Berg, Vio ine, und E. Weiß, Flügel).
18.40: H. Vogt: Wie entſteht ein ſprechender Film? o 19.05:
Frida Licht: Die Erwerbsarbeit der Frau ein Dauerzuſtand,
keine Epiſode. O 19.30: V. Schiff: Wahlſyſteme und Wahlrecht.
O 19.35: Dr. Beyer: Löſungen der in den vorangegangenen Vor=
trägen
geſtellten Denkſportckufgaben. 20.30: Aus vergangenen
Tagen Berlins. Lincke: Ouv. zu Grigri. Ob du mich liebſt, aus
Nakiris Hochzeit. Es war einmal, aus Im Reiche des Indra=
Heimlich ſtill und leiſe. Fraureuther Porzellanpüppchen. Geburts=
tagsſtändchen
. Glühwürmchen=Idyll aus Lyſiſtrata. Rollſchuh=Lied
aus Halloh. Berliner Luft, Marſchlied. Im Walzerrauſch.
Hollgender: Marſch aus Prinzeſſin vom Nil. Die Kirſchen m
Nachbars Garten. Der Vorſchuß auf die Seligkeit. Schaukel=
Lied. O du mein Puſſelchen. Kaſino=Lied aus Der Teufel lacht
dazu. Die Jahreszeiten der Liebe. Märchen und Träume. Giani=
pietro
=Marſch. 22.30: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 21. Juli. 14.30: Adele Lüde=
ritz
=Ramelow: Wie ernähre und pflege ich Tuberkuloſekranke. o 15:
Ernährung mit Rückſicht auf Lebensalter. o 15.40: Adele Lüderitz:
Kochanweiſungen. 16: Studienrat Raabe: Durchf, des Arbeits=
unterrichtes
in der Berufsſchule. o 17: Gerd Fricke: Paul de La=
garde
: Deutſche Reden 17.30: Uebertr. des Konzerts aus
Berlin. S 18.30: Spaniſch für Fortgeſchrittene. o 18.55: Das
deutſche Kunſtlied: Schubert. Mitw.: Dr. Hans Boettcher, Lula
Myß=Gmeiner, Romuald, Wikarski. o 19.20: Schurig: In wel=
chem
Reifezuſtand ſoll der Landwirt ſeine Früchte ernten?

[ ][  ][ ]

Der deutſche Außenhandel
auch im Juni paſſiv.
Rückgang der Warenausfuhr um 85 und Steigerung
der Einfuhr um 24 Millionen Reichsmark.
Der deutſche Außenhandel zeigt im Juni im reinen Warenverkehr
ennen Einfuhrüberſchuß von 449 gegen 340 Millionen RM.
inn Mai. Dieſe Steigerung iſt zuwickzuführen auf den Rückgang der
WWarenausfuhr um 85 und die Steigerung der Einfuhr um 94 Mill,
Feichsmark. An der Abnahme der Ausfuhr ſind alle Gruppen beteiligt.
Oer Hauptrückgang entfällt auf fertige Waren mit 63 Mill.
Areichsmark. Die Ausfuhr von Rohſtoffen und halbfertigen Waren iſt
uun 16 und die von Lebensmitteln um 6 Mill. RM. zurückgegangen.
Die Einfuhr von Lebensmitteln und Getränken iſt um 16,
dre von Rohſtoffen und halbfertigen Waren um 10 Mill. RM. ge=
ſi
iegen, die von Fertigwaren um 2 Mill. RM. zurückgegangen.
An zuſtändiger Berliner Stelle weiſt man darauf hin, daß aus die=
ſten
Ziffern auf einen ſtändigen Rückgang der deutſchen Ausfuhr nicht
Sſchloſſen werden könne. Beſonders der Juni hat auch ſchon in der
Aorkriegszeit einen Rückgang der Ausfuhr verzeichnet. Zum Teil liegt
r3 daran, daß in dieſen Monat drei Feiertage fallen (Himmelfahrt,
7aronleichnam und Pfingſtmontag), zum Teil auch in dem ſaiſonmäfſtgen
Tückgang der Ausfuhr von Textilien. Im Jahre 1926 erklärten ſich die
grrößeren Ausfuhrziffirn zum großen Teil durch eine zwangsmäßige
Fiquidationsausfuhr. Stellt man dieſe in Abrechnung, dann ſei das
EErgebnis des Jahres 1927 verhältnismäßig zufriedenſtellend.
Zugegeben, daß die Zahl der Arbeitstage um eine Reihe von
1Feiertagen vermindert und damit auch der Export verringert wurde;
zurgegeben, daß wir gegemüber dem erſten Halbjahr des Vorjahres, in
wem viele Waren wegen der Kriſe mit Verluſt abgeſtoßen wurden, heute
amtſprechende Gegenwerte hereinholen, ſo läßt ſich doch nicht überſehen,
maß wir es hier mit einer äußerſt unerfreulichen Entwicklung zu tun
aben, die ſich von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr zuſpitzt. Wir
ſiönnen wohl eine Beſſerung unſerer Wirtſchaftslage feſtſtellen und in
,8erbindung damit eine Verringerung unſerer Arbeitsloſigkeit, aber das
Alles bleibt doch nur auf das Reichsgebiet beſchränkt. Von einem An=
heil
unſeres Außenhandels an der Konjunkturbeſſerung iſt nichts zu
würen. Angeſichts der Tatſache, daß wir dem Auslande gegenüber
hrark verſchuldet ſind und ungeheure Reparationsſummen aufzubringen
aben, ergibt ſich natürlich die Frage, wo die entſprechenden Beträge
ergenommen werden ſollen, wenn der Export weiter nachläßt und die
ſiEinfuhrüberſchüſſe einen immer größeren Umfang annehmen. Wir
miüſſen, wenn die Dinge ſo weitergehen, konſequent dahin kommen, daß
ſeir eines Tages weder das Mehr an Einfuhr bezahlen noch die Zinſen
ſüir die Auslandsſchulden und das Geld für die Reparationsleiſtungen
uufbringen können. Die Situation iſt äußerſt ernſt und erfordert die
MAufmerkſamkeit der Reichsregierung und der Parlamente, die Maß=
p
=ahmen zu treffen haben, die eine Konkurrenzfähigkeit deutſcher Erzeug=
uiſſe
auf dem Auslandsmarkt garantieren, denn ſonſt kommt eines Tags
wer Nückſchlag und mit ihm eine enorme Arbeitsloſigkeit.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die deutſche Kohlenförderung im Juni. Im Monat Juni wurden
un den meiſten deutſchen Atevieren insgeſamt gegenüber dem an Tagen
Eingeren Mai etwas weniger Kohlen gefördert, doch war die arbeits=
Eigliche Förderung eine Kleinigkeit höher. Im Ruhrgebiet wurden
misgeſamt 9,2 (gegenüber 9,43 im Mai) Millionem Tonnen Steinkohle
gefördert, und zwar arbeitstäglich rund 389 300 (372 200) Tonnen.
Dagegen iſt die Koksproduktion auf 2.15 (2,24) Mill. Tonnen, und zwar
arbeitstäglich von 72300 auf 71 700 Tonnen zurückgegangen Im ober=
Ehleſiſchen Bergbau wurden insgeſamt 1,41 (1,52) Mill. Tonnen, dabei
arbeitstäglich 60 500 (60 900) Tonnen, in Niederſchleſien 0,45 (0,46), dabei
grbeitstäglich 17 800 (18 600) und in Sachſen 0,31 (0,32) Mill. Tonnen,
rbeitstäglich 12200 (13000) Tonnen gefördert. Im Aachener Revier
war bei einer Geſamtförderung von 1,38 (1,4) Mill. Tonnen die arbeits=
Hägliche Förderung mit 66 000 Tonnen unverändert. Im erſten Halb=
ſaahr
1926 wurden insgeſamt 58 791 000 Tonnen bzw. 397000 Tonnen
gerbeitstäglich gefördert.
Adlerwerke vorm. Heinrich Kleyer, Frankfurt a. M. Wie wir er=
ſahren
, hat die Verwaltung der Adlerwerke vorm. Heinrich Kleher
Frankfurt a. M. aufgrund den ver einiger Zeit im einer Ausſprache im
Gkeichsverband der deutſchen Automobilinduſtrie ſeitens des erſten Vor=
Eitzenden gefallenen nachteiligen Aeußerungen bezüglich der Geſellſchaft
lage erhoben. Die angeführte Verzögerung in der Ablieferung iſt,
nvie win woiter höven, lediglich dadurch erfolgt, daß ein Teil der für
ſoie neue Fabmikation benötigten Maſchinen erſt mit mehrmonatiger Ver=
pätung
eingetroffen iſt.
Golo, Schuhfabrik A. G., Frankfurt a. M. Die im Vorjahr durch
BZuſammenlegung des A.K. von 4 Millionen Mk. auf 350000 Mk. und
EWiedererhöhung auf 1,35 Millionen Mk. ſanierte Geſellſchaft ſchließt
926 mit einem Gewinn von 86 485 Mk. (im Vorjahr Verluſt 2,91 Mill.
EMk.), aus dem 20000 Mk. dem Reſervefonds und 20000 Mk. für zu er=
woartende
nachträgliche Hypothekenaufwertungen überwieſen werden
ſffſollen, während die reſtlichen 46 425 Mk, vorgetragen werden. Im
Maufenden Jahre hat ſich gegenüber der gleiche Zeit des Vorjahres der
Elbſatz um zirka 50 Prozent geſteigert, auch das Auslandsgeſchäft hat
ſich befriedigend entwickelt.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
Der Entwicklung des Rohkupfermarktes entſprechend hat die Ver=
(aufsſtelle des Kupferblechſyndikats in Kaſſel den Grundpreis für Kup=
ffferblechfabrikate
mit Wirkung vom 21. Juli ab auf 169 Mk. per 100
LKilo feſtgeſetzt.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie wird ſeine diesjährige
BMitgliederverſammlung unter dem Vorſitz von Geheimrat Duisberg
pam 2. und 3. September in Frankfurt a. M. abhalten. Die Verhandlun=
gen
werden diesmal unter dem Zeichen der deutſchen Produktion als
4Qualitätsleiſtung ſtehen.
Im Juni verzeichnen die Spareinlagen bei der Sparkaſſe der Stadt
RBerlin eine Erhöhung von 159,9 Mill. RM. auf 164 882000 RM. auf
6357 169 Sparkonten. Bei der Berliner Stadtbank ſtellten ſich die Ein
lagen Ende Juni 1927 auf 57 712 700 RM. auf 29 439 Konten.
Zu dem angeblichen 40 Millionen=Auftrag aus den Balkanländern
van die Firma Friedrich Krupp erfährt der WTB.=Handelsdienſt auf An=
tfrage
, daß der Firma von einem ſolchen Auftrag auf guß= und ſchmiede=
eiſerne
Maſchinenteile nichts bekamt iſt. Es liegt doffenbar eine Ver=
wechſlung
vor mit den Verhandlungen, die mehrere Werke mit den
Balkanſtaaten führen, deren Ergebnis noch ſehr fraglich iſt.
Die Oeſterreichiſche Nationalbank erhöhte den Zinsfuß für Diskont=
und Lombardſatz von 6 auf 7 Prozent. Die Sätze im Darlehensgeſchäft
zerhöhten ſich gleichfalls um 1 Prozent.
Nach einer Zuſammenſtellung der Mailänder Handelskammer ſind
die Großhandelspreiſe im Juni erheblich geſunken. Der Index iſt von
536,55 im Mai auf 509,39 zurückgegangen.
Nach den Veröffentlichungen des Zentralbureaus für Statiſtik be=
trug
die niederländiſche Kunſtſeidenausfuhr im Juni 546 Tonnen mit
einem Wert von 2063 000 Gulden gegen 594 Tonnen mit einem Wert
von 2 267 000 Gulden im Mai und 392 Tonnen bzw. 1 628000 Eulden
im Juni 1926. Der Export beſtand größtenteils aus rohem, ungefärb=
tem
Material. In der ſten ſechs Monaten 1927 wurden insgeſamt
3554 Tonnen wit eine: Pert von 13 071000 Gulden ausgeführt gegen
2189 Tonnen bzw. 922 00 Gulden im erſten Halbjahr 1926.
Gelegentlich der Verſammlung der engliſchen Großhandelskonſum=
genoſſenſchaften
in London teilte Präſident Wilkins mit, daß die Han=
delsumſätze
der Genoſſenſchaft in den letzten 3 Monaten auf 18 890 908
Oſtrl. angewachſen ſeien, das heißt alſo eine Steigerung gegen die
gleiche Periode des Vorjahres um 677 967 Lſtrl. aufweiſen.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 20. Juli.
An der heutigen Börſe war die Unluſt und Geſchäftsſtille außer=
ordentlich
groß. Die Spekulation blieb vollſtändig ohne Unterneh=
mungsluſt
, da bisher alle Bemühungen, das Publikum wieder ſtärker
am Börſengeſchäft zu intereſſieren, erfolglos geblieben ſind. Infolge=
deſſen
konnte die Tatſache, daß der Geldmarkt zum erſtenmal ſeit länge=
rer
Zeit eme Entſpannung erfahren hat beſonders kurzfriſtiges Geld
iſt leicht geworden , auf die Stimmung keinen anregenden Einfluß
ansuben. Verſtimmend, beſonders für die Montanwerte, wirkte die
reſſimiſtiſke Beurteilung der Marktlage in dem Kommuniqué des
Rheiniſch=weſtfäliſihen Kohlenfyndikates und Meldungen von der Ein=
legung
weiterer Feierſchichten im Ruhrgebiet. Gegen die Kurſe der
geſtrigen Abendbörſe ergaben ſich Verluſte von 1 bis 3 Prozent, für
Harpener, Rheiiſche Braunkohle, Rheinſtahl, J G. Farben, Scheide=
anſtalt
, Siemens und Halske und die Zellſtoffwerte 3 bis 5 Prozent.
Nur Holzverkohlung lagen etwas feſter. Hammerſen auf die heutigen
Veröffentlichungen ſtark gefragt und lebhafter (plus 5½ Prozent),
Renten lagen weiter ſtll. Ablöſung ohne Ausloſung etwas ſchwächer,
dagegen Altbeſitzanleihe weiter anziehend. Auch im weiteren Verlaufe
blieb die Stimmung reht ſtill. Gerüchte, daß die Außenhandelsbilanz
für den vergangenen Monat recht ungünſtige Ziffern aufweiſen werde
was auch ſpäter ſeine Beſtätigung fand , veranlaßten weitev große
Zurückhaltung, doch blieben die Kurſe im allgemeinen gehalten. Gegen
Schluß konnte ſich die Tendenz auf Deckungen etwas befeſtigen. Tag=
liches
Geld 6 Prozent. Am Deviſenmarkt war das Geſchäft ſtill. Mark
gegen Dollav 4,2055, gegen Pfunde 20,419. London=Paris 124,01, Ma=
drid
B,37, Mailand 89,30.
Die Abendbörſe war unter Führung der Farbenaltien gut behaup=
tet
und konnte im Verlaufe Kursgewinne von 12 Prozent erzielen.
Beachtet waren Farben, Rheinſtahl und AEG., während die übrigen
Märkte ziemlich anregungslos lagen, die Kurſe jedoch behäuptet ge=
nannt
wurden. Nenten ſtill. Farbeninduſtrie 310,25, Rheinſtahl 216,
AEG. 183, Nordd. Lloyd 145, Hapag 144,5, Daimler 125, NSU. 123,
Kletzer 119, Goldſchmidt 135.5, Holzmann 196,5, Wayß u. Freytag 170,25,
Phönix 127. Rhein. Boaunk. 267, Niebeck 177, Mannesmann 190,25,
Klöckner 173,25, Htepeaer W5, Gelſenkirchen 169,75, Buderns 121, Wald=
hof
314,75. Aſchaffenburger Zell 205, Commerzbank 179,5, Danat 238,
Dresdner 169,75, Metallbank 145, Schuckert 192, Siemens u. Halske 278.
Lahmeyer 179,5, Erdöl 155, Scheideanſtalk 212, Ablöſungsrente 167/8,
Schutzgebiete 10,35, Ablöſung II 300. Im Abenddeviſenverkehr nannte
man einen etwas ſchwvächeren Markkurs, und zwar Pfunde gegen Mark
20,425, Dollar gegen Mark 4,2060, London gegen Paris 124,02, gegen
Mailand 89,25, gegen Holland 12.1190, gegen Madrid 28,35, gegen New
York 4,8550.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 2. Juli.
Nachdem es im heutigen Vormittagsverkehr auf Grund vorliegen=
der
allgemeiner Wirtſchaftsnachrichten (Beſſerung der Arbeitsmarktlage
im Juli, Deutſcher Bergbaubericht, Preſſeſtimmen über Ernteausſichten,
die Verhandlungen der J.G. mit dem engliſchen Chemine=Truſt uſw.)
relativ widerſtandsfähig ausgeſehen hatte, das Geſchäft war, zu klein,
als daß ſich eine Tendenz in den Kurſen hätte zeigen können, war der
Lffizielle Beginn allgemein ſchwächer. Die Spekulation trat nämlich
in Erwartung ungünſtiger Außenhandelsbilanzziffern als Abgeber auf,
während 23prozentige Kursverluſte die Regel bildeten. Loewe, Zell=
ſtoff
Waldhof, Spritwerte, Berger, Stollberger Zink u. a. 48 Proz.
ſchwächer. Bemerkenswert feſt liegen Hammerſen. Die Umſätze ſind
minimal. Nur am Farbenmarkt iſt während der ganzen Börſe ſtarkes
Intereſſe zu bemerken. Der Kurs iſt im Gegenſatz zu den anderen Wer=
ten
ſehr widerſtandsfähig, während beſonders Spritwerte, Berger, und
einige Elektrowerte weiter ſtärker gedrückt liegen. Die Ziffern der
Außenhandelsbilanz ſind in der Tat um 199 Millionen ſtärker paſſiv,
wobei noch darauf hinzuweiſen iſt, daß die Warenausfuhr einen Rüick=
gang
von 85 Mällionen und die Einfuhr eine Steigerung von 24 Mill.
Reichsmark aufweiſt. Anleihen ruhig, Ablöſungsſchuld für Altbeſitz
feſter, Ausländer ohne Geſchäft. Am Pfandbriefmarkt liegen Renten=
briefe
bis ein halbes Prozent niedriger, auch Roggen= und Papierpfand=
briefe
angeboten, ſonſt unverändert. Am Deviſenmarkt hat das An=
gebot
etwas nachgelaſſen. Die Mark iſt heute unbedeutend ſchwächer.
Im Zuſammenhange mit dem Tode des rumäniſchen Königs liegt die
Deviſe Bukareſt ſchwach. Am Geldmarkt nannte man zunächſt unver=
änderte
Sätze; nach 12 Uhr war Tagesgeld jedoch ſtärber angeboten
und angeblich mit 6½ Prozent nicht uterzubringen. Der Privatdis=
kont
blieb unverändert. Dagegen hak mam den offiziellen Satz für
Reportgeld um ¼ Prozent auf 8½9 Prozent erhöht.
Bis zum Schluß der Börſe verſtärkte ſich die Verſtimmung immer
mehr, insbeſondere auf das Gerücht hin, daß ein größeres Bankhaus
Reportkündigungen vorgenommen habe; wie ſich ſpäter herausſtellte,
entbehrte dieſes Gerüicht jeglicher Grundlage, doch änderte dies an der
allgemein ſchwachen Haltung nichts. Auch die Nachbörſe zeigte weitere
Kursrückgänge. Gegen halb 3 Uhr waren unter anderem folgende
Kurſe zu hören: Ver. Glanzſtoff 700 (min. 27), Bemberg 550, Zellſtof
Waldhof 313,50, J.G. Farbem 308,50, Oſtwerke 423 (mimus 12,50)
Schultheiß 422 Brief (minus 11,25), Rheinſtahl 215, Gelſenkirchen 168,
Harpener 203,50, Mannesmann 189, Köln=Neueſſen 178,50, Phönig
125,50, A. E. G. 182, Bergmann 191, Siemens 276, Schuckert 194,50, Geſ.
für Elektr. 238,50, Charlottenburger Waſſer 154, Daimler 125, Deſſauer
Gas W5,50, Hapag 144,50. Danatbank 234, Ablöſungsſchuld I notierte
296,50, II 300, Neubeſitzanleihe 16,75. Die Deviſe Bukareſt ſchwächte ſich
um 3 Prozent ab.

Aſchaffb. Zellſtoff
Augsb. Nürnb. Maſch.
Bamag=Meguin
Berlin el. W.
Berlin Karlsruh
Braunkohl.=Briketts
Bremer Vulkan
Bremer Wolle.
Deutſch.=Atlan
Deutſche Maſchi
Deutſch.=Nied. Tel.
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütt
Tynamit Nobel
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
R. Friſter..
Eaggenau Vorz
Eelſenk. Berg
. f. elektr. Untern.
Calle Maſchinen .. ..
Han. Maſch. Egeſt.
Hanſa=Dampfſchf.. .

19. 7. 0. 20. 7 205.75 Hemoor=Zement . . . . 41.* 243. 148. 143. Hirſch Kupfer. 116. 112. 46. 45 25 Höſch Eiſen 185. 181.25 Hohenlohe Werke ... 1 23.25 22.60 86. 86. Kahla Porzellan H10. 110. 195.75 191. Lindes Eismaſch. . . . 162 160. 153. 155. Lingel Schuh. 87.5 213. 212. kLinke u. Hofmann. 108. 106. L. Loewe u. Co 285. 277.5 97.5 95. C. Lorenz. 1133 25 130. Niederlauſitzer Koh 178. 176. 160. 158. ſNordd. Gummi 82. 80 81 Orenſtein. 138.75 136.25 144.5 142. Rathgeber Waggon". 96.25 96. 121 121. Rombacher Hütten. 152 75 151. Roſitzer Zucker 105. 100. 188 5 185. Rütgerswerke. 1102.25 101.25 315. 313. Sachſenwerk. 121.5 120. 115. 113. Sächſ. Gußſtahl 188. 187. 66.5 65. Siemens Glas. 1169. 168 Ver. Lauſitzer Glas 114075 140.5 243.25 Aang6 Volkſtedter Porzell.. . 1 56. 55. 180.375 173.25 Weſtf. C. Langendreer 124.5 122.- Wittener Gußſtahl. . . 56. 55. R 223.125 Wanderer=Werke. . .. 274.5 264.

Deviſenmarkt.

Italien..
London. . . .
New=York. ..
Paris ..."
Schweiz.
Spanien.
Franzöſiſche Außenhandels=Statiſtik. Die Generalzolldirekrion gibt
folgende Statiſtik des franzöſiſchen Außenhandels für das erſte Halbjahr
1927 bekannt: Einfuhr 26 056 204 Tonnen zu 27 118 210000 Franken
(1926 23 402 409 Tonnen zu 29 417 972000 Franken); Ausfuhr 18 331 545
Tonnen zu 26 952 157 000 Franken (1926: 15 945 663 Tonnen zu
26 753 527 000 Franken). Demnach hat ſich die Einfuhr um rund drei
Milliarden verringert, während die Ausfuhr um rund 200 Millionen
zugenommen hat. Der Einfuhrüberſchuß beträgt 166 Millionen Franken,
während er im erſten Halbjahr 1926 27 Milliarden betrug. Für den
Monat Juni betrugen die Ziffern: Einfuhr 4 557 813 000 Franken, Aus=
fuhr
4 417 129 000 Franken. Demnach ergibt ſich für dieſen Monat allein
ein Einfuhrüberſchuß von rund 140 Millionen Franken.

19. 20. 19. 20. Gebd Brie Geld /Brief Geld Brie Gelo Brief Amſterdam=R. / 168.22/168.56/168. 22/168.561 Wien D.=Oſt. abg.)/ 59. 131 59.251 59. 14/ 59.26 Buenos-Aires / 1.7841 1.7881 1.782/ 1.786/ Prag.. 12.45/ 12.47/ 12.45 12.47 Brüſſel=Antw. 158.365/58.485/ 58.38/ 58.50/Budapeſt, Pengö/ 73. 26/ 73.39/ 78. 18/ 73. 32 Lslo ...... . . / 108.37/108.59/108.39 108.611Japan 1.9731 1.9770 1.9721 1.976 Kopenhagen.. /112.34/112.5611 12.38 112.60/Nio de Faneiro ,1 0.495/ 0.497 0.4951 0.497 Stodkholm. . . . / 112 481112.70/112.48 112.70/ Sofia .... 3.037/ 3.0431 3.042/ 3. 048 Selſingfors .. . 4 10.585/10.605/10.577/10 597/Jugoſlavien. 7. 390 7.400 7. 393 7.407 22.815/22.855) 22.85/ 22. 39/Konſtantinopel / 2.151/ 2.155/ 2.148/ 2.152 20.30/ 20.43120.393 20.433/Liſſabon .. .. . . .1 20.781 20.821 20 78/ 20.82 4.200/ 4.208/ 4.201/ 4.209/Danzig ..." 181. 30/ 81.461 81. 32/ 8 1.48 16 441 16.48116.445 16.485)Athen ....... . ./ 5. 594/ 5.6061 5.594/ 5.606 80.835/80.995/ 80.85/ 81.01lKanada .. .... ./ 4. 191/ 4.199/ 4. 191/ 4.199 71.83/ 71.97/ 71.88 2 021Uruguag .. 4.136/ 4.143/ 4.136/ 4.144

Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkt.

Die Belebung des Marktes, von der in der Vorwoche berichtet wurde,
hielt auch in der Berichtswoche an. Die Anforderungen, die von Groß=
verbrauchern
und Händlern an den Markt geſtellt werden, ſind augen=
blicklich
außerordentlich groß, und es bedarf oft großen Entgegenkom=
mens
der Werke, die bis auf viele Wochen hinaus gut beſetzt ſind, um
allen dieſen Anforderungen gerecht zu werden. Verſchärft wird die
Knappheit der Lieferfriſten durch das Bemühen des Großhandels, durch
größere Eindeckungen die bereits etwas gelichteten Beſtände ihrer Läger
aufzufüllen. Noch immer beſteht bei den Saarwerlen eine raſchere Lie=
ferungsmöglichkeit
wie bei den rheiniſchen Werken, ſo daß man gerne
erſteren den Vorzug gibt. In Blechen iſt der Markt lebhafter gewor=
den
. Der Bedarf iſt infolge der guten Beſchäftigung, insbeſondere der
Waggonfabriken, weſentlich geſtiegen. Damit iſt auch der Konkurrenz=
kampf
wieder gewachſen. Was die Preisgeſtaltung betrifft, ſo ſind keine
Aenderungen eingetreten. Auch der Werksrabatt von 334/, Prozent
blieb beſtehen. Das Lagergeſchäft erlitt eine leichte Abſchwächung, die

Frachtparität Neunkirchen a. d. Saar, Bandeiſen 158,10 RM. v. T.
Baſis Homburg. Die Lagerpreiſe blieben auf der gleichen Höhe wie in
der Vorwoche.
Aufſichtsratsſitzang im Kaliſyndikat. Anſtelle eines Vorſitzenden ſoll
der Geſellſchafterverſammlung vorgeſchlagen werden, ein Präſidium aus
drei Herren zu bilden auf Anregung von Dr. Korte, der die Wahl
als alleiniger Vorſitzender ablehnte. Vorgeſchlagen werden Dr. Korte
(erſter Vorſitzender), Generaldirektor Roſtberg (zweiter Vorſitzender),
Dr. Zirkler (dricte Vorſitzender). Kommerzienra: Rechberg legte ſeim
Amt als zweiter Vorſitzender nieder. Für den Reichskalirat wird Dr.
Zirkler als Vorſitzender in Vorſchlag gebracht.

Metallnotierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 20. Juli ſtellen ſich wie
folgt: Elektrolytkupfer 121½, Remelted Plattenzink 521/ 53, Original
Hütten=Aluminium 210, dto. in Walzen 214, Rein=Nickel 340350, An=
timon
Regulus 95100. Silber in Barren 78½79½4,
Die amtlichen Preisfeſtſtellungen im Metallterminhandel vom
20. Juli ſtellen ſich für Kupfer: Januar 115 (115½), Februar 115¾
(115½), März 115½ (115¾4), April 115¾ (115¾4), Mai, 116 (116), Junn
116 (116), Juli 112 (113), Auguſt 112½ (112½), September 113 (113),
Oktober 114 (114), Nobember 114½ (114¾4), Dezember 115 (115). Ten=
denz
: feſt. Für Blei: Januar 48½ (48½), Februar 48½ (48¾), März

(56),

3½ (48½).

zember 55¾ (56). Tendenz befeſtigt. Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Die Notierungen an der Londoner Metallbörſe vom 20. Juli
ſtellen ſich für Kupfer: Tendenz: ſtramm; Standard p. Kaſſe
55½ue, Standard 3 Monate 55½/4e, Standard Settl. Preis
55½, Elektrolyt 6060½, beſt ſelected 5859½, Elektrowivebars
60½. Für Zinn: Tendenz: unregelmäßig; Standard p. Kaſſe
286½/s, Standard 3 Monate 280½/e, Standard Settl. Preis
286, Straits (inoffizielle Notierungen) 291½. Für Blei: Ten=
denz
: feſt; ausländ, prompt 23‟/e, ausl entft. Sichten 242/,
ausl. Settl. Preis 23½. Für Zink: Tendenz: feſt; gewöhnl.
prompt 28u, gewöhnl. entft. Sichten 282/ue, gewöhnl. Settl. Preis
28½. Antimon Regulus chineſ. per (inoff. Not.) 4747/, Queck=
ſilber
(indff. Not.) 2222½, Wolframerz (inoff. Not.) 1334.
Produktenberichte.
Frankfurter Produkienmarkt vom 20. Juli. Das Geſchäft am hie=
ſigen
Markt iſt im allgemeinen ruhig. In Mehl, deckt der Konſum,
trotzdem er keine Vorräte mehr hat, nur die notwendigſten Mengen ein.
Während Weizenmehl gegen geſtern nur ¼ Mark, ſchwächer lag, iſt
Roggenmehl ſtark abgeſchwächt. Weizenkleie blieb im Preis unverändert,
und prompte Ware iſt geſucht. Roggenkleie gab ¼ Mark nach. Futter=
und Nachmehle ſind äußerſt knaxp und werden ſtark verlangt. Weizen
31 nom., Noggen 27 nom., Hafer inl. 26, ausl. 23,5026, Mais 18,75
bis 19, Weizenmehl 4040,25, Roggenmehl 37, Weizenkleie 13, Roggen=
kieie
14.
Frankfurter Notierungen für Speiſekartoffeln vom 20. Juli. Es
notierten für je 50 Kg. Frachtparität Frankfurt a. M. bei Waggonbezug:
weißſchalige und weißfleiſchige Kartoffeln 5,75 RM., weißſchalige und
gelbfleiſchige Kartoffeln 66,25 RM.
Freinsheimer Obſtmarkt vom 20. Juli. Bei einer Anlieferung vos
über 600 Zentnern notierten Kirſchen 2045 Johannisbeeren 1820
Stachelbeeren 1125, Heidelbeeren 4042, Mirabellen 3050, Zwet=
ſchen
3550, Pflaumen 35, Pfirſiche 4072. Aprikoſen 7280, Birnen
1. Sorte 2232, Birnen 2. Sorte 1620, Aepfel 1540, Tomaten 35.
Bohnen 1417.- Abſatz und Nachfrage gut.
Berliner Produktenbericht vom 20. Juli. Während das Auslang
bei ſtetigen Kurſen kaum Anregung hierher legte, bewirkten die ſtärkeren
Regenfälle mehr Nachfrage nach effektivem Weizen. Auch Lieferung
ſtellte ſich bei Zurückhaltung der Verkäufer feſter. Am Roggenmarkte
hatte ſich heute das Geſchäft weſentlich belebt. Beſonders die Mühlen
traten ſtark als Käufer hervor. Juli wurde 2 Mk., Herbſtmonate 1 Mk.
befeſtigt. Wintergerſte in guten Sorten knapp offeriert, auch Hafe=
ruhig
. Mais wird zu hoch gefordert, um Umſatz anzuregen. Mehl iſs
im großen und ganzen unverändert.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Weizen: Der Weizenmarkt nahm heute infolge von Berichten aus
Nebraskar und Jova einen feſten Verlauf. Auch Vorausſagen unbe=
ſtändiger
Witterung für alle C=bite wirkten beſc
Mais: Am Maismarkt herrſchte ebenfalls beſte Stimmung. Aus
dem Süden liegen Berichte vor, daß Niederſchläge benötigt werden, und
in Kanſas wird über ſchlechtes Wachstum der Pflanzen geklagt.
Hafer: Gute Exportnachfrage, u. a. auch auf ſeiten Deutſchlands,
ſowie die beſſere Nachfrage des Lokomarktes, gaben auch dem Hafermarkt
in feſtes Gepräge.
Kaffee: Die ſtetigeren Preiſe aus Braſilien veranlaßten den Handel
und die Kommiſſionsfirmen am Kaffeemarkt zu Käufen. Im Verlaufe
konnten hie und da Realiſationen beobachtet werden.
Zucker: Am heutigen Rohzuckerterminmarkt verurſachte die noch
ungeklärte Lokoſituation Zurückhaltung, ſo daß das Geſchäft als ruhig
zu bezeichnen war.
Baumwolle: Unter dem Eindruck der feſten Liverpooler Notierun=
gen
ſowie weitere Niederſchläge im öſtlichen Anbaugebiet verkehrte der
Baumwollmarkt beute in überwiegend feſter Haltung. Nach vorüber=
gehend
leichter Abſchwächung ſchlug jedoch die Stimmung bald wieder
um auf Grund von Befürchtungen über den weiteren Schaden durch den
Baumwollkapſelkäfer.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 20. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 1427/s, September 139½/, Dezember
1425/e: Mais, Juli 99½/, September 104½/, Dezember 107/8:
Haſer, Juli 447/8, September 44, Dezember 46’/; Roggen, Juli
106½, September 957/, Dezember 99½,
Schmalz: Juli 12,82½, September 12,92½, Oktober 13,02½.
Fleiſch: Rippen, Juli 12,40, September 12,40; Speck loco
12,50; leichte Schweine 9,8510,75, ſchw. Schweine 8,859,90;
Schweinezufuhr Chicago 15 000, Weſten 75 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 20. Juli:
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1527/s, hart 1577/s, Mais neu ank.
Ernte 112½/e; Mehl ſpring wheat clears 77,35: Fracht nach
England 1,62, nach Kontinent 68.
Schmalz: Prima Weſtern loco 13,50 Talg extra 7/s.
Kakav: Tendenz: willig; Umſatz in lots 161; Loco 17:
Juli 16,35, Auguſt 16,35, September 16,30, Oktober 16,15, No=
vember
15,57, Dezember 14,78, Januar 14,53, Februar 14,58,
März 14,47.

[ ][  ][ ]

Seite 14

Donnerstag, den 21. Juli 1922

Nummer 200

r. Grantfärter Kardberice Bom Be. dan Loet.

Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch. 1. Zeil
TI. Zeil
D. Reichsanl. Ablöſ=
SchuldohneAus=
loſungsſcheine
...
6½% Reichsp. Sch.
h. 1. 10. 30...
7%Bahen Staats=
Sch. v. 1. 4. 29
8½% H. V. Sch.)
v. 1. 4. 29 .....
8½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 3. 29 ..
8½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30 ...
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. v. 1. 7. 29
7½ Sächſ. Freiſtaat
Schatz. o. 1. 7. 30
6 ½%Württ. Freiſt.
Schatz. v. 1. 3. 29
b)Ausländ iche
5% Bos. E. B. 1914
5½ L.Inv. 1914
4½% 1898 ..
4½F 1902 ...
4½ ...

5B Bulg. Tabak 0
4½%Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb.1918
4½½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
Goldr. ..
4% einh. R. ſkon
3½ Port. (Spz.) III
6% Rum.am. R. 03.
4½% Gold. 18 ..
4% am. konv..
4½ u am. 05...

296.5
301

17.35
97
g7.n5
95.5

Au
98
95.6

31/.
19

.8
25.75
6
1I.

16.75
5.7
6.1

4%Türk. (Abm.)03
4% (Bagd.) I
4½ (Bagd.)II
unif. 1903
4% 1911 Zoll.
4½% Ung. St. 1918

4½% St. 1914
4% Goldr. ..
4% St. 10 ..
4% Kronr. .
8% Eiſ. Tor...
Außereuro=
päiſche

5 %Mex. am. in.abg.
5% äuß. 99
4% Gold 04ſtf.,
3% konſ. inn..
4½% Frrigat.,
5%Tamaulipas I
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10%Berl. H.=Bk. 6
8%
6% Berl. St.=Gold
8% Darmſt. St.=G.
8% D. Hyp==Bank=
Meining. Goldpf.
82 Frk.=Hyp.=B.,
Goldpfdbr.. ..
7%Frkf. H.=B.=Gld
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfbr.. . . . ."
7% Pfbr.=Bk.=Gold!
5% Frkf. Pfdbr.=Bk.
Goldpfbr.. . .
8% H. Lds.=Bk. Gld.).
10% R. Glektr. Mark
(Hagen) Goldobl.
8% K. Landesbank
Darmſt., Reihe I
Reihe II
73 M.=KraftHöchſt

18
14.05

19.6

21.5
39
27.5
11.5
34.5
19.4

106
102.5
95

101
100.5
102.5
99.5
100
100
82.5
101.5
100.75

100
100
94

Mannh. St.=G.
g% Naſſ. Ldb. Gold
80 Nbg. St. Gldal.
8% Pfälz. Hyp. Bk.
Gold=Pfdbr. . . .
8% Pforzh. St.=G.
8% Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr.
8% Pr. Centr.=St.=Goldpfpr.
7%
8% Rh. Hyb.=Ban
Gold. Pfdbr.. . .
2 Rh. St.=W. 25
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf.
82 Südd. B. Er.B.
Goldpfdbr.. . . . .
7% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.
obl. mit Option
7% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gd.. ohne Optior
8% VoigtckHäffner
Goldobl.. . .. . ..
8% Württbg. Hyp.=
Bank Goldpfbr. 1100
7%0
Ohne Zins=
berechnung

% Bdw. Kohl 23
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heſ. Brk.=Rg. 23
5% Roggen .. 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb. . .
Bahr. Handelsb...

102
100
99.5
99
165

101
104.5
95.8
99
96.75
12.85

8.25
2.22

Bahr. Hypzu. Wech
Berliner Hyp.=Bk.
Frkf. Hyp.=Bk. ..
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk...
Mecklb. Hyp.=u. Wb
Meining. Hyp. Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk. ...
Preuß.Bob.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B.=Cr. B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hhp.=B...
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B
Südd. Bodenkr. .
Württ. Hyp.=Bk..
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb. . .
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
4%
abg
5%Oſt. Sb. (L.)ſtfr.
2,6% Alte
2,6% Neue., .
5% Oſt.=Ung.73/74
4½Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
3%Oſt. .. 9. E. .
3½Oſt. . 1885
3½Oſt. Erg. Netz
3% Raab Oedbg.83
91
3%
97
3%
4% Rud. Silber.
4½Rud. (Salzkg.)
4½% Anat., S. I
4½% Anat. S. III
½% Anat., S. III
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec.

16
16.82*
13
Ku
15.75
13.9
13.6
14.25
12.6

11.97
12.45
9.05

14
14
8.75
21:/,
20.75
23

8.5

24.5
21.5

Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.. . .
Bad. Bk. .. ... . . .
Bk. f. Brauind. . .
Barmer Bankv. ..
Bay. Hyp.=Wchſ...
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank..."
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.)
D. Vereins=Bk. ..
Disk.=Geſellſch. ...
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk..
Frkf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank.
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hyp.=Bk. ..
Pr. Bd.=Credikbank
Hyp.=Akt.=Bank
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. . . . 133
Rhein=Hyp.=Bk. . .
Südd. B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ....
Oſterr. Creditanſt..
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Bochum. Bergb. ..
Buderus.. . . . . . . ."
Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw... . .
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb. . . . . .
Ilſe Bergb. St...
Genußſchein.
Kali. Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurth.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke ..
Mannesm.=Röhr. .
Mansfelder ......

50
172.5
222
152.5
73
180
238.5
166
138.5
138
106
162
170
134
153.25
150

249
220
139.75
135
170.5

146
8.4
6.6

121.25
Ga
168.75
208.5
134.25

184.5

193
130.25

Oberbedarf ......
Otavi=Min.=Ant.. .
Phönix=Bergb. . . .
Rhein. Braunk. . . .
Rhein. Stahlw.. . .
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte
SalzwerkHeilbronn
Tellus Bgb.. .. . .
Ver. Laurahütte . .
Ver. Stahlwerke..
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger ..
Hereules, Heſſiſche.
Löwenbr.=München
Mainz. Aktienbr. .
Schöfferhof(Bind.).
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Werger ........."

Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh...
Adlerw. (v. Kleher
5%E. A. G. Vzg. A.
5%A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamm . .
Anglo=Cont. Guano
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin".
Baſt Nürnberg ...
Bayr. Spiegel.
Beck & Henkel
Bergmann El. . . . .
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement. Heidelb. ..
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem. Albert. .
Chem. Brockh.
Chem. Milch ..

273
229
179
182
113.5
95.25

271
47
397
240
362
180.5
182

119
87.5
81. 25
186.5
147
26.5
45.75
241
58.5
778
73
155.25
189.5
154
88
69.75

Daimler=Benz A. G.
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erdöl ...
D. G. u. Silb. Scheil
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp.. . . . . . .
Dürr. Rattingen ..
Dyckerhof & W. .
Eiſenw. Kaiſersl..
El. Licht u. Kraft
El. Lieferung ..."
Elſ. Bad. Wolle ..
Email. Ullrich ..."
Enzinger Werke ..
Eßlinger. Maſch. .
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt. . . .
Frankfurter Gas ..
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok. u. W.
Geiling & Cie. ..
Germania Linol. . .
Gelſenk. Gußſt. .. .
Goldſchmidt, Th..
Gotha Waggon.
Gritzner, Maſch.. . .
Grün & Bilfinger
Hafenmühle, Frkft.
Hammerſen . . . . ."
Hanfw. Füſſen ..
Hanſa=Lloyd, Br..
Hartm. & Braun ..
Heyligenſtaedt. . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer ..."
Hoch=Tief Eſſen .."
Holzmann ..
Holzverk. Ind..."
Hydrom. Breslau
..
Jnag.

Aff
90.5
156.25
212
152
92
38.25
196.5
183.5
35
47
65
83:,
230
91
105
57
313.23
98

182

Junghans St..
Kammg. Kaiſersl.
Karlruher Maſch.
Karſtadt, R... . ...
Klein Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn.
Konſerv. Braun ..
Krw. Alt=Württbg.
Krauß, Lokom.
Lahmeyer .......
Lech, Augsburg ...
Lederw. Rothe ...
Spicharz.
Lingel Schuhw.. . .
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm
Lüdenſcheid Metall
Lux. Induſtrie
Mainkraft Höchſt.
Mars=W. Nürnberg
Metallgeſ. Frkf. ..
Miag, Mühlenb. .
Moenus. Stamm
Motorenf. Deutz".
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Reckarſ. Fahrz.
Neckarw. Eßlingen
Peters Union
Pfälz. Näh. Kahſer
Philipps..
.
Porzellan Weſſel
Rein. Gebb. & Schal
Rhein. Elektr.
Nhenania, Kunheir
Rütgerswerke
Schneid. & Hanau.
Schnellpr. Frank."
Schramm Lackf. ..
Schriftg. Stemp.. .
Schuckert, Elektr.
Schuhf. Weſſel...
Schuhf. Herz.
Schultz, Grünlack
Seilind. Wolff..."
Siemens Glas.
Siemens & Halske

195
150
41.25
187
K
114

3
2.
120
127
142
187
88
72

121
n0
67.75
137
169
63.5
101.5
69
109
100
144
86.7
73.25
40
96
81.5

Südd. Immob.
Südd. Bucker=A.=G.
Thür. eleltr. Lief.
Uhren Furtwängl.
Unterfr. Kr.=El.=V.
Beithwerke ......"
Ver. f. Chem. Ind.
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
ültramarin .. . . ..
Zellſtoff Berl. ..
Vogtl. Maſch. ...
Voigt & Haeffner.!.
Volthom, Seil.
Wanß & Freytag..
Wegelin Rußfbr. ..
Zellſt. Aſchaffenbg..
Zellſt. Waldhof ...
Buckerf. Rheingau.
Transport= und
Berſicherungs=Akt.
Dt. Reichsb.=Vorzg.
A. Dt. Eiſenbahn ..
A. Lokalb. u. Kraftw.
Dt. Eiſenb.=Geſ. ..
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag .....
Nordd. Lloyzd.. . . .

Frrft. Allg. Ver..
Frankona Rückv.
Darmſt. Werte
Bahnbedarf
Dampfk. Rodbere
Helvetia Konſ....
Gebr. Lutz...
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder ....
VenulethcEllenb..

495
117
108.5
66
111
8
76

158.9
163
137.5
73
172.75
145.5
206.75
320

10271,

134 25
142.5
146
147

149

44.5
10.5

46
42

nach dem gleichnamigen Roman
von L. Ganghofer.
Regie Franz Seitz. Mit Grete
Reinwald, Fritz Kampers und
Wilhelm Dieterle.
Der Meisterdetektiv
Lustspiel in 2 Akten.
Wochenschau
Anfang 3½ Uhr.

Dalast-Lichtspiele

Der Film der Woche:

Ein Spiel von Spionage, Liebe
und Hochverrat
in Gpackenden Akten.
Man hat wohl noch nie ein Werk gesehen,
das in gleicher Weise gepackt und aufgerüttelt
hätte.

Dazu: Rin-Tin-Tin
der deutsche Schäferhund, in dem ungemein
spannenden Filmwerk

Von Spürhunden verfolgt

7 Akte von treuer Kameradschaft und rührender
Anhänglichkeit.
(11472

Anfang 3½ Uhr

Abendvorstellung 8 Uhr.

dd. Diitteltheinſches
Kreiskärafeft
Darmſtadt
Vom 23. Juli bis 7. Auguſt 1927
FESTFOLGE:
Samstag, 23. Fuli: Vorfeier, Gaufeſt des Rhein=Main=
Gaues, Turneriſche Darbietungen, Turnerſänger,
Konzert, Gemeinſame Lieder, Vergnügungspark.
Sonntag, 24. Juli: Gauturnen, Konzert auf dem Platze
und in der Halle, Tanz.
Montag, 25. Juli bis Mitwoch, 27. Juli: Täglich
Konzert, Tanz, Vergnügungspark.
Donnerstag, 28. Juli: 1. Tag des Kreisfeſtes, abends
8 Uhr: Heſſ. Sängerbund, Bez. 1, Darmſtadt. Die
Turnerinnen der drei Darmſtädter Vereine, Konzert,
Gemeinſame Lieder, Feſtſpiel, Konzert auf dem
Platze, Tanz.
Freitag, 29. Juli: Ehrenabend der Turner aus dem
beſetzten Gebiet. Abends 8 Uhr: Begrüßungsfeier,
Sondervorführungen, Feſtſpiel, Konzert, Gemeinſame
Lieder, Konzert auf dem Platze.
Samstag, 30. Juli: Beginn der Wettkämpfe, abends
6 Uhr: Feſtakt am Muſeum. Abends 8 Uhr: Abend
der Mittelrhein. Turnerſchaft, Konzert, Turnerſänger,
Sondervorführungen aus dem Kreiſe, Gemeinſame
Lieder, Feſtſpiel, Großes Fenerwerk, Konzert, Tanz.
Sonntag, 31. Juli: 5½ Uhr Weckruf. 7 Uhr Fortſetzung
der Wettkämpfe. 11 Uhr Jugendfeierſtunde ( Paulus=
kirche
.) 1 Uhr Feſtzug; Maſſenfreiübungen der
Männer, der Frauen, Tänze der Turnerinnen.
Auf dem Platze und in der Halle Mittags und
Abends Konzert, Sondervorführungen, Tanz.
Montag, 1. Auguſt: Fortſetzung der Wettkämpfe; abends
6 Uhr: Siegerverkündigung am Muſeum. Abends
8 Uhr: Abendd. Darmſtädter Turnerſchaft, Turneriſche
Darbietungen, Feſtſpiel, Gemeinſame Lieder,Konzert
auf dem Platze und in der Halle, Tanz.
Dienstag, 2. Auguſt: Turnfahrten in die Umgebung;
Konzert auf dem Platze und in der Halle, Tanz.
Mittwoch, 3. bis Sonntag, 7. Auguſt einſchl. Täglich
Konzert auf dem Platze und in der Halle.
Tanz. Zwei Feuerwerke.
(11478
(nuenäh. Einzelheiten üb. d. Darbietungen ſind im Feſtbuch enthalten.)

Residenz-Theater
am weißen Turm

Der große, echte Film der
dentschen Heimat!
Ein Werk, durchweht von stür-
mischem
Atem der Bergwelt,
umsponnen vom Zauber des
Hochwaldes (*19022

OM

Fremde u. Beſucher Darmſtadts
vergeßt nicht einen Ausflug an die allbe=
kannte
, herrliche Bergſtraße (Malchen,
Frankenſtein, Seeheim, Jugenheim, Meli=
bokus
) zu machen. (10839a
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v. weißenTurm (Schloß vorm. 8.30,12.00Uhr,
nachm. 2.30, 5.00, 7.00, 8.30, 10.30 Uhr und
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30 Minuten. Fahrpreis 0.70 1.00
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Jeden Mittwoch, Freitag und Samstag
ab 8 Uhr
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M

Heute Premiere des Ufa-Großfilms
der Tate Nat
Nach dem gleichnamigen
Schauspiel von Hermann Sudermann.
dur gütsRaf
Hauptdarsteller:
Lotte Neumann und Hans Mierendorf.
Charlie Chaplin
in der neuesten Grotesk-Ausgabe, in 5 lustigen Akten
Der vorletzte Mann!
Das hält kein Pferd aus!
(*19021
Anfang 3½ Uhr

Sommerſpielzeit
im Kleinen Haus
des Heſſiſchen
Tandestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter
Heute Donnerstag u. morgen Freitag
abends 8 Uhr
Gaſiſpiel
Bruno Harprecht
Wie einst im Mai
Samstag, 23. Juli, abends 7½ Uhr
Gaffſpiel
Kammerſänger Karl Jörn
Paganini
Operette in 3 Akten von Franz Lehar.
In Szene geſetzt von Direkt. Steffter
Titelrolle:
Kammerſänger Jörn a. G.
Abends 11 Uhr:
Nachtvorstellung
Preiſe Mk. 1.003.00
Abſchieds=Gaſiſpiel:
Bruno Harprecht
Der Meisterboxer
Sonntag, den 24. Julſ, nachmittags
4* Uh
Familien= und Fremdenvorſtellung!
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Wie einst im Mai

Strumpfbandgürtel von 4. an.
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Nordſee=Schellfiſch, Cabliau, Rotzungen
uſw. Blaufelchen, Heilbutt
Bratſchellfiſch
Cabliau i. Schn. 0.45
Cablian o. K.ſu.d0 Seelachs i. Schn. 0.40
Aus meiner Rheinfiſcherei: 11497
Alle Sorten lebende Flußfiſche
Neue Matjes= und neue holl. Heringe
1 Stück 15 3
3 Stück 40. 3
Prompter Stadt= und Fernverſand,

Sorſeiet des Mintengeitſchen
Kreislarmieſten.
Die verehrliche Einwohnerſchaft Darmſtadts laden wir
hſermit zum Beſuch des am Samstag, den 23. Juli und
Sonntag, den 24. Juli 1927 ſtattfindenden
Gauturnfeſt des Main=Rhein=Gaues
herzlichſt ein.
(11465
Fest-Herlauf
Samstag, den 23. Juli 1927
Nachm. 4 Uhr Kampfrichterſitzung Turnhalle Woogsplatz.
7½ Zug der Kampfrichter nach dem Feſtplatz.
8½ Feſtabend des Main=Rhein=Gaues. Vor=
feier
der Gauvereine. Männergeſang der
Darmſtädter Turnvereine.
Eintrittspreis 60 für die Person.
Sonntag, den 24. Juli 1927
Vorm. 8 Uhr Wetturnen der Männer und Frauen des
Main=Rhein=Gaues.
Nachm. 2 Feſizug der aktiven Turner, Turnerinnen,
Fechter und Kampfrichter vom Schwimm=
badplatz
nach dem Feſiplatz.
Allgemeine Vorführungen, Kinder, Männer,
Frauen, Altersturner, Fechter u. Spieler.
Siegerverkündung, Maſſenchöre der Gau=
ſängerſchaft
.
Konzert in der Feſihalle mit Darbietungen
und auf dem Feſiplatz, Tanz.
Eintrittspreis 1.10 für die Person.
Wir bitten um recht zahlreiche Beteiligung.
Der Fest-Ausschuß.
M
Audhunngsägaignasann
AHAAAAINAAHET

Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung
Darmſtadt.

Einladung.
Zur
Einweihungsfeier der neuen Feſthalle
am heutigen Donnerstag, abends 6 Uhr
ſind alle unſere Mitglieder durch den
Herrn Oberbürgermeiſter herzl. eingeladen
Wir bitten, dieſer Einladung möglichſt zahl=
reich
Folge zu leiſten und ſich rechtzeitig heute
abend 6 Uhr in der neuen Feſthalle einzu=
finden
.
auugr! Der Vorſtand.

[ ][  ][ ]

Nummer 200

Chriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.

(Nachdruck verboten)
Doch da ſtürmte auch ſchon Suſi, friſch und roſig, mit einem
naahlenden Lächeln auf dem hübſchen GZeſicht, aus dem Hauſe
u.d fiel ihm jubelnd um den Hals: Chriſtine iſt gefunden!
mkel Ernſt, denke dir, meine Chriſtinc iſt gefunden! Sie iſt
m. Waiſenhaus. Wir wollen in einer Stunde hinausfahren und
hieherholen. Werner hat es ſoeben mitgeteilt. In über=
urzter
, aufgeregter Rede brachte ſie in einem einzigen Jubel=
orr
die Worte hervor.
Auch über das freundliche Geſicht des Onkels, dem die
rrübergegangenen Jahre kaum anzuſehen naren, zog die
Frreude über dieſe Botſchaft, hatte er doch ſo viel innigen Anteil
Chriſtinens Geſchick genommen. Ihr Verſchwinden damals
httte auch ihn ſehr betrübt, da er das junge Mädchen außer=
wentlich
ſchätte.
Na, das wäre aber mal eine rechte Freude, wenn das wirk=
ich
ſtimmte und ihr ſie hierherbrächtet, meinte er, der Nichte
Freut die Hand drückend. Weißt du denn Näheres über ſie,
urd wo ſie herkommt?"
Nichts weiß ich, Onkelchen, als daß ſie lebt, und zwar ſo
nl he bei uns. Werner hat es ſoeben an Fritz telephoniert, damit
ſia; es raſch erfahre, denn er weiß ja, daß kein Menſch, außer ihm,
ſifty ſo über ihr Wiederfinden freut, als ich. Ich bettelte nun ſo
eEr, mich und die Kleine doch mitzunehmen, daß er ſchließlich
ſagte. Vielleicht iſt ſie doch milder geſinnt, wenn ſie das
ſend ſieht, dachte Suſi mit einem zärtlichen Blick auf das
Töchterchen.
Na, dann ſeht mal zu, daß ihr ſie mitbringt. Ich werde
ſavon für einen ſeſtlichen Empfang hier ſorgen. Wer weiß, ob
ſie, ſich nicht in ſchlimmer Notlage befindet, da ſie doch im Waiſen=
bu
=us Unterkunf: geſucht zu haben ſcheint, meinte der alte Herr
ervas beſorgt. Da wollen wir ihr dann ſchon wieder hoch=
hilfen
, was, Suſi?
Mit bewegten Worten dankte Suſi dem Onkel für ſeine
gätige Abſicht. a, ſie wollte gewiß alles tun, um Chriſtine eine
Heimat in ihrem Hauſe zu geben, um alles wieder gut zu machen,
ſrnas ſie ſo Schweres an ihr verſchuldet. Ihr eben noch ſo ſtrah=

Donnerstag, den 21. Juli 1927
lendes Geſicht zeigte einen tiefbekümmerten Ausdruck, als ſie
nun ihr Kind an die Hand nahm und ſich von dem Onkel ver=
abſchiedend
zu dem Gatten eilte, der ſie zur Bahn bringen
wollte
Na. nun bin ich ja bloß geſpannt auf dieſe vielgerühmte
Chriſtine, meinte unterwegs Fritz Starck, Suſis Gatte. Er
war der echte, deutſche Ingenieur. Kerngeſund, mit kühnem,
energiſchem Geſicht, blondem Spitzbart und einer überlegenen
Nuhe in ſeinem ganzen Weſen, die auf die zurte Frau an ſeiner
Seite, ſchon ſeit ſie ihn kannte, von äußerſt wohltuendem Ein=
fluß
war.
Du wirſt in ſehen, Fritz, ob ich zu viel von ihr geſagt
habe, wenn ich behaupte, daß ſie mich und alle anderen Tamen
unſeres Bekanntenkreiſes hundertmal in die Taſche ſteikt. Frage
nur mal Werner!
Werner?! Der iſt ja halb übergeſchnappt vor Freude,
bat alſo kein klars Urteilsvermögen mehr. Hoffentlich iſt die
Enttäuſchung nicht allzugroß für ihn, denn ſo ein alleinſtehen=
des
Mädel nird es in dieſen ganzen Jahren nicht allzu leicht ge=
habt
haben. Und zur Schönheit tragen Not und Eorgen be=
kanntlich
nicht allzuviel bei. Aber vielleicht hat ſie in der Zeit
auch gelernt das Leben von der leichten Seite zu nehmen?
Chriſtine? Niemals könnte dieſe leichtſinnig werden,
Fritz! Ganz entrüſtet wies Suſi ſolche Verdächtigung der
Freundin zurſick. Sie war wieder ſo ganz durchdrungen von
deren Unversleichlichkeit.
Statt einer Antwort klopfte ihr der Gatte zärtlich auf die
Hand. Er kaunte das Leben beſſer als ſeine junge Frau und
würde ſich über nichts wundern, was die Jahre aus der Jugend=
freundin
Suſis auch gemacht haben mochten.
Weiner nahm am Bahnhof Mutter und Kind in Empfang,
doch blieb er, wie immer, wortkarg und in ſich gekehrt während
der ganzen Fahrt. Nur ſeine leuchtenden Augen und ſeine auf=
rechte
Haltung verrieten, was in ihm vorging.
In dem Städtchen angekommen, bat er Suſi, ſie möge mit
ihrem Töchterchen in dem Gaſthofe am Marktplatz auf ihn war=
ten
, bis er mit Chriſtine oder allein zurückkommen werde. Er
beſtieg darauf den einzigen um Bohnhof ſtehenden Wagen und
fuhr nach dem Waiſenhaus hinaus, da ſeine Nachſorſchungen
dieſes als ihren jetzigen Aufenthalt angaben.
Suſi ging indeſſen mit ihrem Kinde die kurze Strecke Weges
zu Fuß nact. dem Marktplatz in das ihr genanute Gaſthaus und
wartete dort mit brennender Ungeduld auf das Erſcheinen Wer=

Seite 15
ners mit der Freundin. Sie ſprach ſich dabei im Geiſte tauſend=
mal
die Wierte vor, die ſie zuerſt mit Chriſtine ſprechen wollte,
belehrte auch das Töchterchen, was es zu der Tante ſagen ſullte,
und lief dabei unruhig in der Gaſtſtube hin und her. Ein
junges Mädchen hatte an einem der Fenſter ſich einen Schre: b=
tiſch
zureckt gemacht und tippte, ungeachtet der Gegenwart der
Dame, eifrig auf einer Schreibmaſchine, was der kleinen Chri=
ſtine
ſichtlich über die Langeweile des Wartens hinweghalf, denn
ſie ſchloß ſehr ſ (nell Freundſchaft mit der jungen Dame.
Eine eigenartig ausſehende Frauensperſon mit pechſchwar=
zen
, ſträhnigen Haaren war einmal hereingekommen und hatte
mit dem Tippfräulein einige Worte gewechſelt, um dann raſch
wieder zu verſchwinden. Dies alles beobachtete Suſt ſozuſagen
ohne Beirußtſein, ſo ſehr war ſie innerlich mit dem bevor=
ſtehenden
Wiederſehen beſchäftigt. Draußen ratterie jetzt ein
Auto und hielt auh vor dem Gaſthaus. Ohne Nugierde, nur
um ein Unterbrechung in ihre ſich kreiſenden G=danken zu bein=
gen
, trat Suſi ans Fenſter und ſah noch eben, wie ein ſchwarzer
Lackſchub auf dem Trittbrert des eleganten Wagens ſimbar
ward, und wie der Chauffeur ehrerbietig an dem geöffneren
2Jayenſchlag ſtand, um einer vornehm gekleideten Dame heraus=
zuhelfen
, deren Geſicht Suſi jedoch nicht erkennen konnte. In
dieſem Augenblick huſchte auch wieder dieſe ſeltſame Frauens=
perſon
durch die Gaſtſtube und ſtand, wie aus der Piſtole ge=
ſchoſſen
, faſt in derſelben Sekunde auch ſchon unten neben der
Dame, ihr den Sonnenſchirm und eine kleine Handiaſche ab=
nehmend
.
Gleick; darauf betrat die Dame das Gaſtzimmer, und Suſi
kinnte in dem Zwielicht der Eingangstüre zunchſt nur eine
mittelgroße, ſchlanke Erſcheinung erkennen, die völlig unter einer
langbeſranſten ſchwarzen Seidenpelerine verſchwand. Jetzt
tiat die Dame in den Lichtkreis des Zimmers, und ſogleich er=
ſchien
auch die Wirtin mit blendend weißer Schürge augetan,
um die Angekommen= zu begrüßen. Suſi hatte ſich in dieſem
Augenblick weit vorgebeugt und ſtierte auf die Dame, die ihr
jetzt voll das Geſicht zuwandte, wie auf eine iheiſtererſcheinung.
Und nock: ehe ein Woit in dem Raum geſprochen wurde, jubelte
ſie laut auf: Chriſtine Chriſtine!, ſtürzts auf die völlig
Ueberraſchte zu und ſchlang, faſt beſinnungslos vor Freude, die
Arm= um die ſo lang Vermißte und nun ſo plötzlich Wieder=
geſunoene
,
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