Darmstädter Tagblatt 1927


15. Juli 1927

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Wöchentliche illuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesfpiegel in Bild und Wort
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Nummer 194
Freitag, den 15. Juli 1927.
190. Jahrgang

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Follſitzung der Marine=Abrüſtungskonferenz

10

Anveränderter Standpunkt
der drei Mächte.
eEMöglichkeit einer Verſtändigung nicht ausgeſchloſſen.
EP. Genf, 14. Juli.
Die heutige öffentliche Sitzung der Marine=Konſerenz, die
r.: Uhr nachmittags im großen Saale des Hotels. Des Ber=
9s begann, dauerte wenig mehr als 1½ Stunden. Sie diente
ei ſehr erfreulichen Klärung der Situation, zu der
uier Reden, die gehalten wurden, jede in ihrer Art, bei=
tyun
. Eingeleitet wurde die Sitzung mit einer Trauerkund=
gung
für den ermordeten iriſchen Innen= und Juſtizminiſter
Higgins, an der ſich alle drei Delegationen beteiligten und
f ſvie der Vertreter Irlands beim Völkerbund, Mac White,
ake. Die engliſche Delegation ſchickte zwei Redner vor, den
Arnneminiſter Vridgeman und den Chef der Admiralität,
2d. Jellieoe, die ſich in die Aufgabe teilten, England
ſggeen den Vorwurf, übertriebener Forderun=
ſaif
für ſeine Marine zu verteidigen. Bridgeman
ſcaitte ſich gegen übertriebene und entſtellende Mitteilungen
ſür die Konſerenzverhandlungen und bemühte ſich wiederholt
Im den Nachveis, daß England dem Wunſche auf
Herabſetzung der Rüſiungen
0uuurch nachkomne, daß es Umfang und Bewaffnung der Schiſfe
Asverringern trachte und nur aus Sicherheitsgründen auf einer
miſs en Zahl leichter Kreuzer beſtehen müſſe. Mit der An=
Imne der engliſchen Vorſchläge würde die Offenſivkraſt der
ürurn weſentlich geſchwächt werden, und dies ſei das Ziel jeder
Aſimtung. Im einzelnen undernahm dann Lord Jellicoe unter
A mrnahme auf die Kriegserfahrungen, beſonders mit den
üſſehen Schiffen wie Möwe, Emden uſto., und auch auf
T90sEhlacht bei den Falklandsinſeln den Nachweis, daß die eng=
* Ile fsForderung von 70 Kreuzern ſehr beſcheiden ſei, denn wäh=
* un wes Weltkrieges hätten der engliſchen Flotte nicht einmal
zmu 4 Kreuzer genügt, die ſie damals beſaß. Lord Jellieoe
AEtel die Länge der von England zu verteidigenden Seewege
epelm au uind erklärte, es wäre ein Fehler, wenn mant ſich
elwiſden wollte, daß ſelbſt die jetzt von England geforderte Zahl
iſt Kreuzern eine unbedingte Sicherbeit geben könnte. Die
sEre ſeien nun einmal ſo groß und die Grenze der Sichibar=
rſſeder
Kriegsſchiffe vergleichsweiſe ſo klein, daß die Chance,
elnsſchiff zu ſichten, immer problematiſch bleiben müſſe. Die
Eteu engliſchen Delegierten verwieſen wiederholt auf die
Oe unsnotwendigkeit, die für England wie für
klc mnderes Land die Sicherheit ſeiner Seewege
Eibeille.
Azus den folgenden Reden des japaniſchen Delegierten
elſet und des amerikaniſchen Delegierten Gibſon ging dann
Elbluckh hervor, daß
duie Hauptſchwierigkeit für die Einigung
in der Kreuzerfrage
iſttz einer gewiſſen Annäherung noch immer
bſß ſEngland liegt, während zwiſchen Japan
uſ lAmerika leicht eine Verſtändigung möglich
mm. .. Saito betonte die Bereitwilligkeit Japans zu einer
Isuü ſion der Schlachtſchiffrage, ſobald über die Begrenzung
dlnchſllfsſchiffe ein Abkommen erzielt ſein werde. Er hob die
Ufſtöritte herver, die auch in der Kreuzerfrage bereits gemacht
cwom ſind dank den wichtigen Konzeſſionen jeder der drei
eh=, und erklärte, daß die japaniſche Delegation
eſtyäch das Ziel einer wirklichen Begrenzung
dſh MRüſtungen verfolge, das auch wirtſchaftlich eine
ORbhetzung der Rüſtungslaſten bedeute. Keine Nation ſoll=
dimRecht
haben, Schiffe zu bauen, nur um ſeine Seemacht zu
vſreinkken. Die Konferenz habe die Aufgabe vor ſich, ſo=
wopt
ſals möglich die Tonnage der Kreuzer zu be=
fſſſtännken
und andererſeits doch den Bedürf=
mſnian
jedes Landes Rechnung zu tragen. Des=
hſſt
hhabe die jap niſche Delegation vorgeſchlagen, die Zahl der
1000=Tonnen=Kreuzer für die Vereinigten Staaten und Eng=
laſſn
aatf 10 oder noch weniger und für Japan auf 7 oder noch
wipgar zu beſchränken. Durch eine ſolche Beſchränkung würde
füſülle Mächte genügend Spielraum für den Bau von leichten
KAzern innerhalb der Geſamtonnage bleiben. Der ameri=
k
ſche Delegierte Gibſon verteidigte die Vereinigten
Sistum gegen den Vorwurf, daß ſie durch ihre Forderung nach
100)XTonnen=Kreuzern die Einigung erſchwerten. Der 10 000=
Düteeh=Typ habe in Waſhington allgemeine Zuſtimmung ge=
ſüſen
, und Amerika habe mit dem Bau ſolcher S. hiffe erſt im
üe 1926 begonnen und werde ſie erſt von 1920 ab in Dienſt
hemi. Es ſei alſo falſch, Amerika für das Beſtehen dieſes Typs
v/ Maſwortlich zu machen. Gibſon ſtellte feſt, daß keine ernſt=
hiſtngHinderniſſe
mehr beſtehen, für die
Eurenzung der Zerſtörer und der Unterſeeboote
zu nam Abkommen der Dreien zu gelangen. Auch in der
Kimzei=frage ſeien Abkommen über die Eeſamitonnage und die
T/lmnmit Japan relativ leicht. Aber fügte er hinzu, das
iſtfſch= genna. Wir müſſen ein Abkommen zu Dreien erzielen.
Mha wwir alſo eine Grundlage finden können, die ſowohl von
Elmußd als von Japan angenommen werden kann, ſo wird es
delmimrerikaniſchen Delegation möglich ſein, das Abkommen
ſelglin dig zu machen. Gibſon ſchloß ſeine Rede, indem er
heſurhob, daß jedes Abkommen zwiſchen den drei Mächien für
al /We keiligten mehr Wert haben könne, als alle techniſchen Vor=
teikl
und daß ſchon das dadurch geſchaffene Vertrauen und das
Särheitsgefühl einen größeren Wert hätten, als irgend eine
ZAyon Kanonen und Schiffen.

Aus dem Verlauf der Vollſitzung ergab ſich alſo, daß die
Standpunkte der drei Mächte zwar grundſätzlich
die gleichen geblieben ſind, daß aber praktiſch doch
eine erhebliche Annäherung erfolgt iſt, die eine
Möglichkeitder Verſtändigung nicht mehr ausſchließe.
Ob und wann dieſe erzielt wird, läßt ſich heute noch nicht ſagen,
aber wenn ſie ſich in den jetzt folgenden Verhandlungen der
Sachverſtändigen als möglich erweiſe, ſo nimmt man hier au,
daß die Konferenz wohl mindeſtens 1014 Tage dauern könne.
Neue Richtlinien für Bridgeman.
Das engliſche Kabinett hat in ſeiner geſtrigen Sitzung neue
Nichtlinien für den Führer der britiſchen Delegation in Genf,
Bridgeman, ausgearbeitet, die ſich auf der Baſis bewegen, daß
Großbritannien den Bau von Kreuzern mit einer Maximal=
tonnage
von 10 000 Tonnen vorſchlägt. Der britiſche Vorſchlag
ſetzt ſich für ein Uebereinkommen zwiſchen den drei Marine=
mächten
auf der Baſis eines begrenzten Bauprogrammes für
Kreuzer und Unterſeeboote bis zum Jahre 1931 ein, wo der
Waſhingtoner Vertrag einer Reviſion unterzogen werden ſoll.
Die Herabſetzung der Tonnage für Schlachtſchiffe und die Frage
der Verlängerung der Lebensdauer der Schiffe wird wahrſchein=
lich
bis zur Konferenz im Jahre 1931 zurückgeſtellt werden.
Kammerferien in Frankreich.
Bokanowſkis Vollmacht. Mit Berlin wird
weiter verhandelt. Ein Zwiſchenfall.
Paris, 14. Juli.
Wie bereits gemeldet, iſt die Parlamentstagung heute nacht
abgeſchloſſen worden. In der Nacht kam es in der Kammer noch
zu einem aufſehenerregenden Zwiſchenfall, als Poincaré den
Handelsminiſter desavouierte. Bekanntlich hat die Kammer der
Regierung über den Abſchluß des neuen deutſch=franzöſiſchen
Handelsproviſoriums eine dreimonatige Blankovollmacht erteilt.
Einige radikale Redner machten der Regierung Vorwürfe, daß
man es nicht fertiggebracht habe, den vertragsloſen Zuſtand mit
Deutſchland zu vermeiden. Das Plenum äußerte allgemein
Unzufriedenheit. In großer Erregung erklärte plötzlich Poin=
caré
: Wenn die Diskuſſion in dieſem Tempo weitergeht, werde
ich einfach das Schlußdekret verleſen. Auf der Linken erhob ſich
darauf ein heftiger Tumult. Dann erklärte zur allgemeinen
Ueberraſchung Pomcaré: Im übrigen, das will ich nur ge=
ſtehen
, bin ich abſolut nicht mit der Vorgangsweiſe meines
Handelsminiſters einverſtanden. Bokanowſki wandte ſich in
großer Erregung von dem Miniſterpräſidenten ab.
Die Kammer hat dann die aus einem einzigen Artikel be=
ſtehende
Vorlage, durch die Handelsminiſter Bokanowſki wäh=
rend
der Kammerferien Vollmachten für den Abſchluß von Han=
delsverträgen
und für die Feſtſetzung darauf bezüglicher Tarife
erhalten, mit 480 gegen 26 Stimmen angenommen. Vorher
war ein Antrag, wonach die ganze Frage zur näheren Prüfung
an die Handelskommiſſion verwieſen werden ſollte, mit 340 gegen
146 Stimmen abgelehnt worden. Das Zuſtandekommen des
deutſch=franzöſiſchen Handelsproviſoriums wird dadurch auch
während der Parlamentsferien ermöglicht.
Nachdem der Senat in der geſtrigen Nachtſitzung einſtimmig
den Geſetzentwurf über die Erhöhung der Beamtengehälter ent=
ſprechend
dem Kammerbeſchluß genehmigt hat, ſowie der drei=
monatigen
Regierungsermächtigung zum Abſchluß von Handels=
verträgen
und zur Abänderung der Zollſätze zugeſtimmt hat, iſt
ſowohl in der Kammer, als auch im Senat die jetzige Parla=
mentsſeſſion
geſchloſſen.
* Der franzöſiſche Handelsminiſter hat ſich, was bei der Ferien=
ſehnſucht
des franzöſiſchen Parlaments nicht allzu ſchwer war,
Vollmacht geben laſſen von der Kammer zum Abſchluß eines
neuen Wirtſchaftsproviſoriums mit Deutſchland. Dabei iſt es
nicht ohne dramatiſche Zwiſchenfälle in der Kammer abgegangen.
Poincaré, der die Nerven verloren hatte, hat mit der Fauſt auf
den Tiſch geſchlagen und erklärt, daß er mit dem Vorgehen ſeines
Handelsminiſters abſolut nicht einverſtanden ſei. Herr Boka=
nowſki
hat dieſe mehr als peinliche Desavouierung zunächſt ſtill=
ſchweigend
eingeſteckt. Leider erfährt man nicht, welche Ein=
wände
Herr Poincaré gegen ſeinen Kollegen zu machen hat. In
Berliner amtlichen Kreiſen wird eine neuerliche Erſchwerung
der Verhandlungen befürchtet, einmal, weil Bokanowſki jetzt, wo
er die Vollmacht des Kabinetts in Händen hat, Zeit gewonnen
zu haben glaubt, die er ausnutzen möchte, um aus Deutſchland
noch weitere Zugeſtändniſſe herauszuholen, zum andern aber,
weil Frankreich wieder mit neuen Forderungen wegen des Wein=
kontingents
hervorgetreten iſt, obwohl es weiß, daß ein Kabi=
nettsbeſchluß
vorliegt. Die Ausſichten, daß bis zum 15. Juli
das Proviſorium zuſtande käme, ſind alſo wieder geringer ge=
worden
. Es wird aber noch weiter verhandelt, und die Möglich=
keit
beſteht nach wie vor, daß ſofort abgeſchloſſen werden kann,
wenn Frankreich auf der Grundlage der deutſchen Vorſchläge /
akkordieren will.

Verſchiebung der Wiederaufnahme
der jugoſlawiſch=albaniſchen Beziehungen.
Paris, 14. Juli.
Wie Havas aus Belgrad berichtet, iſt die Abreiſe der ſüd=
ſlawiſchen
Konſuln nach Albanien, die die Wiederaufnahme der
diplomatiſchen Beziehungen zu Albanien einleiten ſollten, ver=
ſchoben
worden, da die ſüdſlawiſche Regierung mitgeteilt hat,
daß die albaniſche Regierung ihren Geſandten für Belgrad noch
nicht beſtimmt hat. In diplomatiſchen Kreiſen nimmt man an,
daß die Wiederaufnahme der Beziehungen nicht vor der nächſten

Woche ſtattfinden wird.

Stalin und die Oppoſition.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
S. Moskau, Anfang Juli 1927.
Der Machtkampf in der kommuniſtiſchen Partei, d. h. zwiſchen
dem Anhange Stalins auf der einen Seite und zwiſchen
Trotzky und Sinowjew als Führer der Oppoſition auf
der arderen, iſt heute das wichtigſte Ereignis für die Weiter=
entwicklung
der Dinge in Sowjetrußland. Sowohl die innere
als auch die äußere Politik des Kremls ſind vom Asgange
dieſes Streites abhängig. Stalin hat ſeinen kaukaſiſchen Lands=
mann
, den Georgier Ordjonukidſe, als ſeinen Vertrauensmann
und Leiter der Zentralkommiſſion zu ſeinem nächſten Gehilfen
beſtellt, Ordjonukidſe iſt eine energiſche, rückſichtsloſe Perſönlich=
keit
, der ſeinerzeit bei der Unterwerfung des Kaukaſus vor
keinem unnötigen Blutvergießen zurückgeſchreckt iſt und der auch
in ſeiner heutigen Machtſtellung ſicherlich nicht ſanfte Methoden
anwenden wird. Neben ihm ſind auch andere Kaukaſier, d. h.
Landsleute des allmächtigen Stalin, an die Stelle von Ruſſen
und Juden in einflußreiche Aemter berufen worden. Man nennt
dieſe Tatſache in Moskau eine Veröffentlichung des Sowjet=
ſtaates
, im Gegenſatz zu den Tendenzen der Oppoſition, die
hundert Bande mit dem Weſten verbinden. Die bedeutendſten
Führer der Oppoſition, wie namentlich Trotzky und Sinowjew,
ſind Juden, während man Stalin und ſeinem Anhang direkt
Antiſemitismus vorwirft. In der Armee zum Beiſpiel,
ja ſogar im geheiligten Umkreis des Kreml, ſoll das zur Zaren=
zeit
oft gehörte halbe Schimpfwort für einen Juden Shid
wieder ganz geläufig ſein.
Nun iſt Stalin als Führer einer kommuniſtiſchen Regie=
rung
natürlich kein theoretiſcher Antiſemit, ſeine Abneigung
gegen die Juden mag vielmehr ihre Wurzeln in einer Jahr=
hunderte
alten Tradition finden, die bei den wenig diſziplinier=
ten
und in gegenſeitigen Stammesgegenſätzen aufgezogenen Kau=
kaſiern
beſonders deutlich zu Tage tritt. Aber, wenn auch nicht
zugeſtanden, ſo ſpielt die Judenfrage im Kampf zwiſchen der
Mehrheit und der Oppoſition eine gewichtige Rolle. Die Kon=
trollkommiſſion
der Partei hat auf Verlangen Stalins ſogar be=
ſchloſſen
, dem Zentralkomitee die Ausſchließung Trotzkys und
Sinowjews aus der Partei anzuempfehlen, das bedeutet eine
drakoniſche Maßnahme, eine Kraftprobe von weiter Tragweite,
die viele Sowjetführer gerne vermieden ſehen möchten. Aber
trotzdem es ihnen wiederholt nahegelegt worden iſt, haben ſo=
wohl
Trotzky als auch Sinowjew ſich geweigert, den Gang nach
Kanoſſa anzutreten und verharren in ihrer ablehnenden Hal=
tung
. Ihr Anhang wächſt, und es entſtehen Gegenſätze, die über
einen Parteiſtreit hinausgehen und die faſt ſchon eine Spal=
tung
des ruſſiſchen Bolſchewismus in zwei feind=
liche
Lager bedeuten.
Es iſt nicht leicht, ſich in den theoretiſchen Parteidifferenzen
zurechtzufinden. Nämlich alle Anklagen und Schachzüge der
Oppoſition gegen die herrſchende Gruppe Stalins werden mit
dem Schleier tiefer Verſchwiegenheit bedeckt. Durch Erfahrung
klug gemacht, hütet man ſich in Sowjetrußland vor gefährlicher
Neugierde oder gar gegen den Stachel löken zu wollen. Nur die
Anklage der Kontrollkommiſſion gegen die Führer der Oppo=
ſition
wurde veröffentlicht. Darin wird der Oppoſition vorge=
worfen
, daß ſie eine verbotene organiſatoriſche Tätigkeit im
Reiche betreibe, daß ſie Stalin kleinbürgerliche Neigungen vor=
werfe
, ſeine Chinapolitik als verfehlt bezeichne, daß er die Partei=
bürokratie
an die Stelle des revolutionären Wirkens der Arbeiter=
ſchaft
habe treten laſſen, daß er den Fortgang der Revolution
durch Kompromiſſe hemme, daß er, um den Bruch mit England
zu vermeiden, einen Fehler nach dem andern begangen habe, und
daß er dank ſeiner Fehler niemand hinter ſich haben würde,
ſollte es zu einer kriegeriſchen Auseinanderſetzung kommen.
Nach dieſen Proben müßte man annehmen, daß die Oppoſition
einen radikaleren Kurs als den von Stalin geführten eingehal=
ten
ſehen wollte, daß ſie alſo mehr nach links gerichtet iſt.
Aber ſo einfach liegen die Dinge nicht! Die Anhänger Stalins
antworten Trotzky, daß er ſehr gut wüßte, daß ſchon der Bauern=
ſchaft
wegen ein weiter nach links gerichteter Kurs, als er eben
eingehalten werde, unmöglich ſei. Habe doch gerade er, Trotzky,
als er auf dem Gipfel der Macht ſtand, ſich den bürgerlichen
Kreiſen genähert und den kriegeriſchen Kommunismus abge=
blaſen
. Es wird Trotzky und ſeinem Anhang vorgeworfen, mit
ſeiner oppoſitionellen Kritik nur eine Plattform finden zu
wollen, von der aus er die jetzige Regierung ſtürzen und
ſelbſt wieder zur Macht gelangen könnte.
Sollten Trotzky und Sinowjew, wie vorgeſchlagen, vom
Zentralkomitee aus der Partei wirklich ausgeſchloſſen werden,
ſo käme das einer offiziellen Kriegserklärung und einem Ab=
bruch
aller Brücken zwiſchen Oppoſition und Mehrheit gleich.
Das wäre dann nicht mehr die Diktatur des Proletariats, ſon=
dern
die Diktatur der Gruppe Stalins, über die
Partei und über den Sowjetſtaat. Der Kreml verfügt über die
rückſichtslos mächtige G. P. U., deren Schergen mit einem blu=
tigen
Terror vorgehen, der die Welt erſchauern läßt. Die
G. P. U. macht bereits Front gegen die Oppoſition, und ſie
beginnt, ſie ebenſo wie die ſogenannten Konterrevolutionäre in
Einzelfällen mit Feuer und Schwert zu verfolgen. Wenn die
Bolſchewiken als angebliche Jünger von Karl Marx auch den
privaten Terror ablehnen, ſo haben ſich ihnen doch viele linke
Sozialrevolutionäre angeſchloſſen, die zur Zarenzeit auf die
Heilſamkeit des Terrors ſchwuren und die nicht nur Attentate
auf die Großen ausführten, ſondern auch für jeden Urjadnik
und Landgendarmen Bombe und Revolver bereit hielten. Der
Terror der G. P. U. wird ſcheinbar von einigen Mitgliedern der
Oppoſition, die den Reihen der früheren Sozialrevolutionäre
entſtammen mögen, mit Terrorakten beantwortet, die fälſch=
lich
den Anhängern des Zarentums in die Schuhe geſchoben
werden. Das würde auf ein ſich gegenſeitiges Zerfleiſchen hin=
auslaufen
. Solange die Spaltung und die Feindſchaft zwiſchen
Oppoſition und der Majorität Stalins nicht beigelegt ſind, be=
findet
ſich der Sowjetſtaat in einer gefährlichen Kriſis, die noch
durch die Haltung der Oppoſition in der Ukraine, die nicht mit
der Parteioppoſition verwechſelt werden darf, verſchärft wind.

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Seite 2

Freitag, den 15. Juli 1927

Nummer 194

Kabinettsferien.

Verabſchiedung von Geſetzen durch das Reichskabinett.
Berlin, 14. Juli.
Das Reichskabinett verabſchiedete in ſeinen letzten Sitzungen
außer dem Reichsſchulgeſetz u. a. das Steuervereinheitlichungs=
geſetz
, welches als Mantelgeſetz vier Einzelgeſetze umfaßt. Es
handelt ſich dabei um das Grundſteuerrahmengeſetz, das
Gewerbeſteuerrahmengeſetz, das Gebäudeentſchuldungsſteuergeſetz
und das Steueranpaſſungsgeſetz. Dieſe vier Geſetze werden durch
ihren gemeinſamen Zweck miteinander verbunden. Sie dienen
der Vereinheitlichung und Vereinfachung der Steuern ſelbſt und
der Steuerverwaltung und ſollen auch eine Erſparung an Ver=
waltungskoſten
und größere Bequemlichkeit für die Steuerpflich=
tigen
herbeiführen. Des weiteren hat das Reichskabinett das
Kriegsſchädenſchlußgeſetz und das Liquidationsſchädengeſetz er=
ledigt
und dem Reichsrat übermittelt. Er hat ſich ermöglichen
laſſen, den Geſchädigten höhere Beträge als urſprünglich vor=
geſehen
, zuzuweiſen, ohne dabei den Haushalt zu gefährden.
* Das Reichskabinett hat am Donnerstag nun ebenfalls ſeine
Beratungen abgeſchloſſen und die Sommerferien begonnen. Die
Sitzungen haben halbe Tage gedauert, weil eine ganze Reihe
von Fragen auch außer dem Schulgeſetz noch in Ordnung zu
bringen war. Das Liquidationsſchädengeſetz iſt ebenfalls ver=
abſchiedet
und dem Reichsrat überwieſen. Die Germania
glaubt zu wiſſen, daß es dem Finanzminiſter gelungen iſt,
weſentliche Verbeſſerungen an dem urſprünglichen Entwurf
durchzuſetzen, ſo daß die Geſamtſumme zugunſten aller Gruppen
der Beteiligten nicht unbeträchtlich erhöht worden ſei. Auch das
Steuervereinheitlichungsgeſetz, das die Rahmengeſetze für die
Realſteuern und das Hauszinsſteuergeſetz umfaßt, iſt dem Reichs=
rat
zugeleitet. Ueber ſeinen Inhalt haben wir bereits eingehend
berichtet. Der Finanzminiſter hofft, daß er eine Löſung gefun=
den
hat, die auch den Ländern und Gemeinden ſchon genehm iſt.
Es fragt ſich aber noch, ob hier aus dem Reichsrat nicht noch
weitergehende Einſprüche im Intereſſe der Wahrung der Steuer=
hoheit
der Länder geltend gemacht werden. Das Kabinett hat
ſich außerdem mit den Wirtſchaftsverhandlungen, mit Polen und
Litauen beſchäftigt. Zum erſteren Punkt auf Grunde der neuen
Berichte des Geſandten Rauſcher, und die immer noch offene
Frage der Abfindung der Standesherren behandelt.
Eine Erilärung des Reichspoſiminiſters. Keine Um=
gehung
des Reichstags durch die Reichspoft.
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Gegenüber den in der Preſſe erhobenen Vorwürfen, der
Reichspoſtminiſter habe mit ſeiner neuen Gebührenvorlage den
Reichstag brüskiert, gibt der Miniſter folgende Erklärung ab:
Der Reichspoſtminiſter hatte die erſte Gebührenvorlage, dem
Beſchluß des Reichstags entſprechend, am 17. Juni zurückge=
zogen
. Darauf hat der Verwaltungsrat am folgenden Tag die
Entſchließung gefaßt, daß die Frage, ob und in welchem Ausmaß
eine Gebührenerhöhung das unumgängliche Mittel zur Deckung
des Fehlbetrages iſt und von welchem Zeitpunkt an eine ſolche
Gebührenerhöhung platzzugreifen hat, durch eine neue Vorlage
des Reichspoſtminiſteriums einer ſchleunigen Klärung zugeführt
werden ſolle. Aus dieſem Grunde und weil die Finanzlage
der Poſt eine Verzögerung der Gebührenneuregelung nicht zu=
läßt
, iſt der Reichspoſtminiſter mit dem Reichstag wieder ins
Benehmen getreten, und die Angelegenheit iſt zunächſt im Inter=
fraktionellen
Ausſchuß und dann am 7. Juli im Hauptausſchuß
des Reichstages eingehend beſprochen worden. Auf Grund diefer
Beſprechungen hat der Hauptausſchuß des Reichstages davon
abgeſehen, einen Beſchluß zu faſſen, der die Nichteinbringung
der Vorlage gefordert hätte. Im Gegenteil, es iſt im Haupt=
ausſchuß
widerſpruchslos feſtgeſtellt worden, daß nunmehr die
erweiterte Verhandlung der Angelegenheit im Reichspoſtfinanz=
geſetz
dem für ſie zuſtändigen Verwaltungsrat zu überlaſſen ſei.
Hätte der Reichstag die Forderung erheben wollen, daß er eine
neue Vorlage überhaupt unterbreitet, ſo hätte er dies auch durch
Annahme des Antrages Porgler zum Antrag bringen können.
Dieſen Antrag hat aber der Reichstag vor ſeinem Auseinander=
gehen
nicht mehr behandelt. Daher war es die Pflicht des
Reichspoſtminiſters, den Beſchluß des Verwaltungsrates auszu=
führen
, zumal die Finanzlage der Poſt eine Verzögerung der
Schaffung weiterer Einnahmen nicht zuläßt. Es war daher das
Gegebene, daß der Miniſter jetzt die neue Gebührenerhöhung
wieder eingebracht hat, wobei nach eingehender nochmaliger Prü=
fung
der geſamten Gebührenfrage die in den Kreiſen des Reichs=
tags
geäußerten Wünſche auf Ermäßigung einzelner Gebühren=
ſätze
nach Möglichkeit berückſichtigt worden ſind. Der Reichspoſt=
miniſter
hat alſo in der Angelegenheit völlig korrekt gehandelt.
Von einer Brüskierung des Reichstages kann keine Rede ſein.

Vom Tage.

Der deutſche Geſandte in Bern, Dr. Adolf Müller, hat dem ſächſi=
ſchen
Miniſterpräſidenten Held namens des ſchweizeriſch=deutſchen Hilfs=
komitees
3000 Franken zur Linderung der Not im Hoch=
waſſergebiet
überwieſen.
Das Reichskabinett hat das Liquidationsſchäden=
geſetz
dem Reichsrat zur weiteren Behandlung überwieſen.
Das deutſch=franzöſiſche Abkommen über die
Komwerzialiſierung der deutſchen Neparations=
kohlenlieferungen
, das am 30. Juni abgelaufen war, wurde
um weitere drei Monate verlängert.
Im Kärntner Landtag, der geſtern zu einer kurzen Seſ=
ſion
zuſammentrat, wurde auf Antrag aller Parteien ein Geſetz ein=
gebracht
, durch das die ſloweniſche Minderheit das
Recht zur Selbſtverwaltung ihrer kulturellen Be=
lange
erhält.
Der ehemalige Oberbefehlshaber der ruſſiſchen zariſtiſchen Armee,
Nikolai Nikolaifewitſch, iſt ſchwer erkrankt.
wird
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat Außenkommiſſar
Tſchitſcherin den deutſchen Geſchäftsträger Hey
empfangen. In diplomatiſchen Kreiſen verlautet, daß über die
aggreſſive Politik Englands gegenüber der Sowjetunion geſprochen
wurde. Auch die Reiſe Chamberlains nach Berlin ſoll in der Unter=
redung
erwogen worden ſein.
Es wird mitgeteilt, daß Clémenceau endgültig außer Le=
bensgefahr
iſt und ſchon in einigen Tagen wieder hergeſtellt ſein
Im engliſchen Unterhaus teilte der parlamentariſche Sekretär des
Schatzamtes mit, der Betrag der ſüdſlawiſchen Kriegs=
ſchuld
gegenüber England, ſei endgültig auf 25 Millio=
nen
Pfund feſtgeſetzt worden. Bisher habe aber Südſlawien noch
nicht die geringſte Zahlung darauf geleiſtet. Verhandlungen in dieſer
Angelegenheit ſeien im Gange.
Es wird bekannt, daß die Beſprechungen zwiſchen dem Präſidenten
Coolidge und dem engliſchen Botſchafter in Amerika die Möglich=
keit
einer Annäherung hinſichtlich der Kreuzer=
frage
zwiſchen den beiden Staaten ergeben haben.
Die Pekinger Regierung verlangt in einer Note an
die japaniſche Geſandtſchaft die Zurückziehung der japani=
ſchen
Truppen aus Tſingtau.

Beſchlüſſe des Reichsrats.
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichsrat erledigte in ſeiner heutigen Sitzung eine
große Anzahl vom Reichstag verabſchiedeter Vorlagen, ohne im
weſentlichen Einſpruch zu erheben, u. a. wurde das Arbeits=
loſenverſicherungsgeſetz
genehmigt, nachdem die preußiſche
Staatsregierung eine Erklärung abgegeben hatte, daß ſie die
Regelung der Kriſenunterſtützung für unbillig halte und eine
neue Reichsratsvorlage in dieſer Frage beantrage. Der Reichs=
rat
nahm dann einen Geſetzentwurf zur Aenderung des Tele=
graphengeſetzes
an, nach dem das geſamte Funkweſen in das
Telegraphengeſetz eingegliedert und der Hoheit des Reiches
unterworfen werden ſoll, ſowie den Entwurf eines deutſchen
Auslieferungsgeſetzes, nach dem eine Auslieferung nur dann
noch erfolgen ſoll, wenn das zuſtändige Oberlandesgericht zuvor
die Auslieferung für zuſtändig erklärt hat. Weiter genehmigte
der Reichsrat die Prägung von Drei=Mark=Stücken anläßlich des
400jährigen Beſtehens der Univerſität Marburg.
Am Schluß der Sitzung kam es noch zu einem Zuſammen=
ſtoß
zwiſchen dem Reichsinnenminiſter v. Keudell und dem preu=
ßiſchen
Miniſterialdirektor Dr. Batt. Der Reichsinnenminiſter
verwahrte ſich im Namen der Reichsregierung entſchieden da=
gegen
, daß Miniſterialdirektor Dr. Batt im Rechtsausſchuß des
Reichstags zur Frage des Verfaſſungstages eine Erklärung ge=
geben
habe, die das Verhalten der Reichsregierung irregeführt
habe. Die Mitteilung des Miniſterialdirektors. Dr. Batt im
Rechtsausſchuß des Reichstags enthalte einen Bruch der Ver=
traulichkeit
der Sitzungen der Reichsratsausſchüſſe. Miniſterial=
direktor
Dr. Batt erklärte, ſich eine Gegenerklärung vorbehalten
und den ihm gemachten Vorwurf des Vertrauensbruchs mit
allem Nachdruck zurückweiſen zu müſſen. Nach kurzer Debatte
wurde die Angelegenheit dem Geſchäftsordnungsausſchuß über=
wieſen
.
Der Reichsrat genehmigte ferner in ſeiner heutigen Sitzung
die Verleihung von Mündelſicherheit für Schuldverſchreibungen
des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk in Eſſen, der Kom=
munalen
Landesbank in Darmſtadt, des Badiſchen Sparkaſſen=
und Giroverbandes in Mannheim, der Landesbank der Rhein=
provinz
in Düſſeldorf, der Landesbank der Provinz Weſtfalen in
Münſter und der Landeskreditanſtalt in Kaſſel.

Nach der Einigung über das
Schulgeſetz.
Das Schulgeſetz im Kreuzfeuer der Preſſe.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Im Miniſterium des Innern wird zurzeit noch fieberhaftt
an der Begründung des Schulgeſetzes und dem Kommentar ge=, der bei der Veröffentlichung angefügt werden ſoll. Von;
der Fertigſtellung dieſes Kommentars hängt es ab, wann der
Schleier des Geheimniſſes, der bisher noch über dem Schulgeſetzz
liegt, gelüftet werden kann. Die Oppoſitionspreſſe ſtellt ſiche
allerdings weiterhin auf den Standpunkt, daß ſie bereits überr
alle Einzelheiten unterrichtet ſei, während die Regierungspreſſes
kurz tritt. Bemerkenswert iſt dabei, daß die Kreuz=
zeitung
, die doch grundſätzlich Anhängerin der Be= iſt, wegen der Simultanſchule in den ſüddeutſchenn
Staaten einige Vorbehalte macht. Sie erkennt an, daß ſich dies
Gemeinſchaftsſchule in Baden, Heſſen und Heſſen=Naſſau bewährtn
habe und daß man bis in die deutſchnationalen Kreiſe hineinn
in dieſen Ländern nichts von ihrer Beſeitigung wiſſen will.
glaubt aber, daß die beſtehenden Meinungsverſchiedenheiten beiz
gerechter Würdigung der beſonders gelagerten Verhältniſſe inn
den betreffenden Gebieten beſeitigt werden können. Das Ber= Tageblatt weiſt mit beſonderer Bosheit darauf hin, daßß
in Baden Zentrum und Sozialdemokraten zuſammen in dern
Regierung ſitzen und wartet mit Spannung ab, wie nun dier
badiſche Regierung ſich im Reichsrat, zu dem Geſetzentwurfff
ſtellen wird.
Eine Frage, die zurzeit ſtark im Vordergrund der Unter=
haltung
ſteht, iſt die, ob das Geſetz verfaſſungsändernden Cha== hat. Das wäre zweifellos der Fall, wenn die Sonder== der Simultanſchule in den ſüdweſtdeutſchen Staaten, dier
nach dem Artikel 174 der Verfaſſung gewährleiſtet iſt, geändertn
wwerden ſoll. Es wäre aber wahrſcheinlich auch dann ſchon dern
Fall, wenn in dem jetzt beſtehenden Verhältnis der drei Schul= im Gegenſatz zum Artikel 146 Abſ. 2 Verſchiebungen ein= ſollten. Eine Verfaſſungsänderung aber verlangt imn
Reichstag eine qualifizierte Mehrheit von zwei Dritteln aller
Abgeordneten, die gegen die Sozialdemokraten und Demokraten /
nicht zu bekommen iſt. Das Beſtreben der Reichsregierung iſt5
deshalb auch dahin gegangen, den Schulgeſetzentwurf ſo ume
zugeſtalten, daß er mit einer einfachen Mehrheit verabſchiedett
werden kann. Auch die einfache Mehrheit wird ſchwer genug zuu
bekommen ſein, obwohl, wie geſagt, aus der Kreuzzeitung dern
Wunſch nach einer Verſtändigung mit der Deutſchen Volkspartei!
in überraſchender Stärke in Erſcheinung tritt.
Die Schulprüfungen in Oberſchleſien.
Kattowitz, 14. Juli.
Die Schulbrüfungen, die der Schweizer Pädagoge Maurery
in Oberſchlefien gemäß den im März in Genf abgeſchloſſenenn
Vereinbarungen vornimmt, haben auf das deutlichſte gezeigt,
daß die Beſchwerden des Deutſchen Volksbundes in Polniſch=
Oberſchleſien berechtigt waren. Sie ſtellen einen Erfolg des ober=
ſchleſiſchen
Deutſchtums dar. In Oberſchleſien befanden ſiche
zur Zeit der Völkerbundsentſcheidung 1507 Kinden und ihres
Lehrer ſeit vielen Monaten im erzwungenen Schulſtreik; dennn
die polniſchen Kampfverbände und im Hintergrund die Wojewod=s
ſchaft ließen keine Mittel der Verwaltungspraxis, des wirtſchaft=
lichen
und offenen Terrors unverſucht, um die deutſche Abwehr=V
front zu erſchüttern. Von dieſen 1507 Kindern ſind von der ?
polniſchen Wojewodſchaft dem Schweizer Pädagogen von vorn=
herein
nur 425 Kinder zur Prüfung vorgeführt worden, ohne
Zweifel, weil bei der mehr als doppelt ſo großen Zahl der
anderen genügend deutſche Sprachkenntniſfe ohne weiteres vor=
ausgeſetzt
wurden. Die Wojewodſchaft wollte eine offene Nieder=
lage
vermeiden. Die Prüfungen ergaben bis jetzt, daß ſelbſt vonm
den geprüften 425 Kindern 170 genügend deutſche Sprachkennt=
niſſe
hatten. Zuſammen mit den überhaupt nicht geprüften Kin=
dern ſind alſo von insgeſamt 1507 Kindern 1252 in die deutſchen
Minderheitsſchule eingeſchult worden oder 83 Prozent aller Kin=
der, die im Schulſtreik geſtanden haben.
Zurzeit laufen in Oſt=Oberſchleſien noch 22 Beſchwerden)
wegen Nichterrichtung von Minderheitsſchulen. Die Wider=
ſtände
gegen die Errichtung von Minderheitsſchulen auf demu
polniſchen Verwaltungsboden werden ergänzt durch einen ſyſteet
matiſchen offenen und wirtſchaftlichen Terror. Sämtliche deutſchen
Gewerkſchaften in Oſt=Oberſchleſien haben deshalb in einer ge=
meinſamen Eingabe an das internationale Arbeitsamt in Genſ!
auf die kraſſen Fälle wirtſchaftlichen Terrors hingewieſen undl
beantragt, daß der im Genfer Abkommen vorgeſehene, aber bikA
her leider noch nicht geſchaffene paritätiſche Arbeitsausſchuß
endlich ins Leben gerufen werde.

*Ein halbes Jahrhundert Bayreuther
Feſtſpiel.
Von Dr. Werner Kulz.
Uns iſt in alten Mären Wunders vil geſeit
Von Helden lobebären, von grozer Arebeit,
Vom Mord des grimmen Hagen, von Siegfrieds Wund und Tod,
Von ſeiner Frauen Klagen, kurz, von der Nibelungen Noth.
Das Lied, gar viel bewundert bald, ach, vergaß man ſein,
Es ſchlief ſo manch Jahrhundert, verſargt in ſtillem Schrein.
Erſt als ſich aufgeſchwungen Deutſchland und neu erwacht,
Klang von den Nibelungen das alte Lied in neuer Pracht..
Nun iſt in deutſchen Landen von ächter deutſcher Art
Ein Meiſter uns erſtanden, dem Sang und Wort ſich paart.
Und was in Wonn und Schmerzen des Volkes Herz gerührt,
Deß hat in ſeinem Herzen er lauten Widerhall verſpürt . .
Mit dieſen hübſchen Verſen im Ton unſeres herrlichſten
Heldengedichtes ſeierte der Rladderadatſch vor mehr als einem
halben Jahrhundert die Eröffnung des Bayreuther Feſtſpiel=
hauſes
und die erſte geſchloſſene Aufführung des Ring des
Nibelungen Auch wir wollen in der Erinnerung an jenen
13. Auguſt 1876 den Meiſter preiſen, der gegen ſchier unüber=
windliche
Widerſtände ſeinen Willen durchgeſetzt hat.
Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das ungeheuer
Schwierige der Aufgabe, die ſich Wagner geſtellt hatte, das Wer=
den
der ganzen Feſtſpielidee und ihre Ueberſetzung ins Praktiſche.
Schon ſeit der ſo unglaublich ſchnellen Fertigſtellung des
erſten Entwurfs zu dem Drama Siegfrieds Tod (der ſpäteren
Götterdämmerung) im Jahre 1848 trug ſich Wagner mit dem
Gedanken der Errichtung eines eigenen Hauſes für ſein werden=
des
Werk, das ihm ſchon damals ſo ganz beſonders geartet ſchien,
daß es auf unſere gewöhnlichen Bühnen nicht paſſen wollte.
Dieſe Ueberzeugung befeſtigte ſich dann mehr und mehr im
Laufe der folgenden Jahre in dem Maße, in dem Wagner den
damaligen Theaterbetrieb mit ſeinem Nebeneinander der ver=
ſchiedenen
Künſte in der Oper und mit ſeiner bloßen Routine
verabſcheuen lernte.
Lieber kein Theater, als ein ſchlechtes das war ſeine An=
ſicht
, und ſchon in ſeinen früheſten Kapellmeiſterjahren war er
bemüht, möglichſt vollkommene Aufführungen zuſtande zu brin=
gen
. Was ihm als das Erſtrebenswerte, allein wirkliche Kunſt zu
Nennende vorſchwebte, konnte er aber unter den damaligen Ver=
hältniſſen
ſelbſt bei einer erſten Hoſbühne, wie der Dresdener,

nicht durchſetzen. Dem Weimarer Theaterintendanten hält er
1850 in einem Briefe vor: Wollen Sie das Publikum wirklich
erziehen, ſo müſſen Sie es vor allem zur Kraft erziehen, ihm die
Feigheit und Schlaffheit aus den philiſterhaften Gliedern trei=
ben
, es dahin beſtimmen, im Theater ſich nicht zerſtreuen, ſon=
dern
ſammeln zu wollen und in Oper und Drama ſchreibt er:
Das Publikum unſerer Theater hat kein Bedürfnis nach dem
Kunſtwerke, es will ſich vor der Bühne zerſtreuen, aber nicht ſam=
meln
, und dem Zerſtreuungsſüchtigen ſind künſtliche Einzel=
heiten
, nicht aber die künſtleriſche Einheit Bedürfnis.
Und wie ſteht es heute, mit dem Theater und ſeiner Be=
ſücherſchaft
? Die Aeußerungen großer Männer der deut=
ſchen
Vergangenheit ſind oft ſo merkwürdig gegenſtändlich für
unſere Zeit!
Als dann die Idee der gewaltigen Ring=Tetralogie mehr
und mehr Form gewann, verdichtete ſich auch der Plan zu einem
Nibelungen=Theater, das auf einer ſchönen Wieſe bei Zürich
nur aus Balken und Brettern aufgebaut und nach Beendigung
der Aufführungen wieder abgeriſſen werden ſollte. Einer der
Hauttbeſtandteile der Feſtſpielidee, daß als Ort nur eine kleine
Stadt, am liebſten irgend eine ſchöne Einöde in Betracht
komme, die der Teilnehmer allein um des feſtlichen Ereigniſſes
willen aufſuchen muß, trat bald hinzu. Und je näher die Ver=
wirklichung
, u. a. durch die Gunſt des Königs Ludwig II. von
Bayern, rückte, um ſo mehr Einzelheiten, die wir heute in die
Tat umgeſetzt finden, wurden überdacht und in den Plan auf=
genommen
. Der ſiegreiche Krieg 1870 brachte wenigſtens äußer=
lich
Deutſchlands Wiedergeburt, auf die Wagner mit ſo heißem
Sehnen gewartet hatte, und damit den Anſtoß zur endlichen
Verwirklichung des Feſtſpielgedankens.
In ſeinem damaligen Wohnſitz Triebſchen erinnerte ſich
Wagner der durch ihre Lage wie durch ihre ſchönen Bauten
gleichermaßen ausgezeichneten alten Markgrafenſtadt Bayreuth,
die er vor Jahrzehnten auf einer Reiſe flüchtig kennen gelernt
hatte. Das reizende Städtchen beſaß alle Eigenſchaften, die der
Platz, an dem die Feſtſpiele ſtattfinden ſollten, haben mußte.
Dort fand er auch die ſelbſtloſen Männer, die ſich, ohne bisher
auch nur eins der Werke des Meiſters auf der Bühne geſehen
zu haben, allein begeiſtert von der Perſönlichkeit und der großen
Idce Wagners, mit unermüdlichem Arbeitseifer für die Sache
einſetzten: den Bürgermeiſter Theodor v. Muncker und den Ob=
mann
der Gemeindebevollmächtigten Friedrich Feuſtel. Im
Januar 1872 war der endgültige Bauplatz für das Feſtſpielhaus
gefunden und erworben, im April ſiedelte die Familie Wagner
nach Bayreuth über, und bereits am 22. Mai ſand die Grund=
ſteinlegung
des Feſtſpielhauſes ſtatt.

Wagners Vertrauen auf den deutſchen Geiſt, aus dema
heraus er ſein Nibelungen=Drama vollendet hatte, ſollte in dem
nun folgenden Jahren noch oft recht bitter getäuſcht werden.n
Denn auch die Reichsgründung 1871 das wiſſen wir heute)
genau war nicht verbunden mit der Vollendung des deutſchenn
Geiſtes, deſſen Weſen es iſt, von innen heraus zu bauen. Nachh
einer Gründerzeit äußerlichen, rein ziviliſatoriſchen Auſel
ſchwungs ſtehen wir heute mehr denn je vor, der dringenden
Notwendigkeit ſeeliſch=kulturellen Aufbaues, zu dem Bayreuic
als Hüter des germaniſchen Myſteriums in allererſter Linie mie?
berufen iſt.
Doch kehren wir zum Jahr 1876 zurück! Das Feſtſpiekel
haus war fertig. Zwar hatten die bereits für 1874 angeſetzte
erſten Feſtſpiele um zwei Jahre verſchoben werden müſſen, weit!
immer wieder die Mittel zur endgültigen Fertigſtellung uNdd.
Einrichtung des großen Notbaues auf dem grünen Hügel gefehlt
hatten, und Wagner hatte oſt weite, anſtrengende Konzertreiſeſ
unternehmen müſſen, um neue Gelder beizubringen, ſchließliche
hatte auch König Ludwig helfend beiſpringen müſſen G=
nun
ſtand ja das Haus unter Dach und Fach. Nachdem im Vol=
jahre
bereits Vorproben ſtattgefunden hatten, begannen De
eigentlichen, der Geſamtdarſtellung des Werkes geltenden Prohk.,
am 3. Juni 1876. Wohin man trat, ſchreibt Glaſenapp un
dieſe Wochen der letzten Proben, begegnete man nur Verzole2
berten, die in der gleichen wunderbaren Welt des Ideals Ve
ten. Die Künſtler waren alle reſtlos eingenommen von i9"
Aufgabe und überzeugt von der Bedeutung Bayreuths für De
Kunſt des deutſchen Volkes.
Und dann eilten ſie herbei aus dem Vaterlande und wel
aus dem Auslande, aus der ganzen geſitteten Welt, um Zerse
des bedeutenden Ereigniſſes zu ſein. Unter den zahlreich "
reiſenden Fürſten befand ſich auch Kaiſer Wilhelm I., der ſie.
bewundernd zu Wagner äußerte: Ich habe nicht geglaubt, Doc
Sie es zuſtande bringen würden. Aber das Unglaubliche ie
nun Wahrheit geworden. Und als der große Tag kam."
13. Auguſt, an dem die Fanfaren zum erſten Male mit Dee
Walhall=Motiv in die heilige Halle riefen und zum erſten Mie
die herrlichen Klänge des Rheingold, aus dem myſtiſgl.
Abgrund des verſenkten Orcheſters zu der in dem erhaben i
fachen Raum verſammelten Zuhörerſchaft herauftönten, da ich"
es ſich wie ein heiliger Bann auf alle, die ſich nicht widerwiuite
dem übergewaltigen Eindruck dieſer Kunſt entziehen woltl.
Und von einem Tage zum andern ſteigerte ſich die Begeiſterlſ
bis ſie nach der Götterdämmerung Wagner an die Rälſe
rief und zu dem Schlußwort veranlaßte: Ihrer Gunſt und .
grenzenloſen Bemühungen der Mitwirkenden, meiner Kühwle.=

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[ ][  ][ ]

Nummer 194

Bundestag des Heſſiſchen
Beamtenbundes E. V.
Uns wird geſchrieben:

Am Samstag, den 9., und Sonntag, den 10. Juli, hielt der Heſſiſche
Zy=amtenbund in ſeinem ſchönen Erholungsheime, dem Kurhotel Zur
denen Krone zu Jugenheim a. d. B., ſeine achte Vertreterverſamm=
ung
ab. Auf der Tagung, die aus allen Teilen des Heſſenlandes und
uri ſämtlichen angeſchloſſenen Fachvereinen vollzählig beſchickt war,
vnrrde höchſt erſprießliche Arbeit geleiſtet Unter den Ehrengäſten be=
urrkte
man die Herven Staatsrat Balſer, Landtagsabgeovdneten
ei ndt. Dr Keller und Reiber ſowie zahlreiche Vertreter be=
rqyuindeter
Organiſationen. Der Herr Staatspräſident hatte ein reund=
cyees
Glückwunſchſchreiben geſchickt. Eine ganze Reihe von Anträgen,
faſt alle einſtimmig angenommen wurden, beſtimmen die Marſch=
ichötung
des Bundes für das nächſte Jahr und werden den maßgeben=
eir
Stellen gegenüber mit aller Kraft vertreten werden. Im Mittel=
uſrikt
ſtand das Beamtenrecht und die Beſoldungsreform. In ſcharfen
Byorten kam die Empörung darüber zum Ausdruck, daß die Beſoldungs=
ernregelung
trotz feierlichſter Verſprechungen immer weiter verſchleppt
iürd und daß die Beamtenſchaft in ſtaatspolitiſch bedenklicher Weiſe
e: Glauben an die Worte der Staatslenker verliert. Sehr deutlich
n auch die Entrüſtung zum Ausdruck über die vielen Zurückſetzungen,
ie ſich die heſſiſchen Beamten gegenüber den Reichsbeamten gefallen
ſpen mußten. Mit Nachdruck wurde Reichseinheitlichkeit gefordert und
ſenter verlangt, daß der Landtag vor ſeinem Auseinandergehen noch
in eine Ermächtigung ſorgt, damit Zahlungen an die heſſiſchen Beam=
m
. zu gleicher Zeit und in gleicher Höhe wie an die Reichsbeamten
elsiſtet werden. Der Standpunkt der Beamtenſchaft zur Beſoldungs=
en
regelung wurde in folgender Entſchließung niedergelegt:
Der Heſſiſche Beamtenbund E.V. möchte die Oeffentlichkeit nicht
rarüber im Zweifel laſſen, daß er mit der ganzen Behandlung und
her vorläufigen Erledigung der ſeit 1925 feierlichſt verſprochenen Be=
ſtoldungsreform
nicht zufrieden iſt.
Mit Entrüſtung weiſt er auf die abermalige, anſchei=
w
end planmäßige Verſchleppung mit tiefſter Sorge
auf die Gefahren hin, die bis zur endgeiltigen Erledigung im Herbſt
drohen.
Die deutſche Beamtenſchaft hat ſich unter einer Beſoldungs=
rgeform
etwas anderes vorgeſtellt als eine etwa durchſchnitt=
IEh 10prozentige Erhöhung, wie der Herr Reichsfinanzmini=
ſoer
ſagt!

Angeſichts der gewaltigen Preis= und Zollerhöhungen
fur die notwendigſten Lebensbedürfniſſe, angeſichts der Tatſache, daß
doe Löhne für die gelernten Arbeiter und die Gehälter der An=
aee
ſtellten gegenüber 1924 um 3040 Prozent geſtiegen ſind, wo=
dwurch
übrigens die Teuerung noch nicht voll abge=
yuolten
wird, lehnt die Beamtenſchaft ein Ausmaß
voon etwa 10 Prozent mit Empörung ab.
Der Heſſiſche Beamtenbund fordert für eine Beſoldungsreform
eine ſtärkere Berückſichtigung der beſonders not=
lidenden
Beamten in den unteren und mittleren Gehalts=
guruppen
.
Er fordert: Für das Land Heſſen unbedingte An=
ekennung
der Reichseinheitlichkeit, d. h.: Herüber=
nrhme
aller Beſtimmungen der Reichsregelung fiir Beamte, Anwär=
tar
, Ruhegehaltsempfänger und Hinterbliebene.
Nachdem verſäumt worden iſt, ſchnelle Hilfe zu bringen, könnte
ei die heſſiſche Beamtenſchaft nicht begreifen, wenn Regierung und
Aarlament eines Volksſtaates nicht endlich das nötige Verſtändnis für
die berechtigten Wünſche ihrer Beamtenſchaft zeigten!

BBei den Wahlen wurde der ſeitherige geſchäftsführende Vorſtand,
der Spitze die drei Vorſitzenden Dr. Claß, Koch und Wolf,
imr ſtarkem Beifall wiedergewählt. Landgerichtsrat. Dr. Bern=
öft
der erſte Vorſitzende des Mecklenburgiſchen Beamtenbundes,
el einen meiſterhaften Vortrag über Gegenwartsfragen der
eirtſchen Beamtenſchaft‟ Die Teilnehmer waren von der
ſmanten Tagung aufs höchſte befriedigt. Der Heſſiſche Beamtenbund
A hat im letzten Jahre erneut Zuwachs erfahren und ſtellt mit
nien mehr als 10 600 Mitgliedern die machtvolle Organiſation der heſ=
hen
Staatsbeamten dar. Mit einer Kundgebung für das beſetzte
ehtjet und einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf den großen Deut=
erl
= Bcamtenbund und unſer geliebtes Vaterland, die deutſche Republik,
rnce der achte Bundestag geſchloſſen.

Abſchluß des Kutiſfer=Prozeſſes.
Berlin, 14. Juli.
Im Kutiſkerprozeß beantragte der Verteidiger des verſtorbe=
nd
Hauptangeklagten Iwan Kutiſker im Hinblick auf den Tod
uläſkers die Einſtellung des Gerichtsverfahrens. Der Staats=
nhalt
ſchloß ſich dieſem Antrage an. Der Vorſitzende teilte
al Beratung des Gerichtshofes mit, daß jede geri=tliche Maß=
hune
gegen einen Verſtorbenen unzuläſſig ſei. Es ſei infolge=
ſſuen
auch keine Einſtellung des Verfahrens erforderlich. Das
tI. Urteil ſei nun rechtskräftig geworden, doch ſeien alſo auch
ne Folgerungen nötig. Die Strafe für Alexander Kutiſter
o nun von ſechs Monaten Gefängnis auf vier Monate Ge=
i
nis herabieſetzt. Auch bei den anderen Angeklagten wer=
nßdie
Strafen zum Teil herabgeſetzt: bei einigen erſolgt Frei=
eirhung
.
WLie verlautet, werden ſowohl Alexander Jutiſker wie die
luffleute Blei und Crobe trotz der Milderung ihrer Strufen
zum das Urteil der Berufungsinſtanz Reviſion beim Reic’s=

Freitag, den 15. Juli 1927
gericht anmelden. Im übrigen iſt der Streit um die Haftfähigkeit
Iwan Kutiſkers mit der geſtrigen Erklärung des Geheimrass
His anſcheinend noch nicht beendet. Die Familie Kutiſſer ver=
tritt
den Standpunkt, daß His zu Unrecht die Haftfäyigkeit des
Verſtorbenen jetzt bejaht bzw. die Möglichkeit irgend eines Miß=
griffs
in der Begutachtung ſeines Zuſtandes verneint habe. Tat=
ſache
ſei vielmehr, daß der Kranke ſeinerzeit mit aller Kraft ver=
ſucht
habe ſeine Verlegung von der erſten nach der zweiten medi=
ziniſchen
Klinik der Charité durchzuſetzen, weil er der Auffaſ=
ſung
war, daß deren damaliger Leiter, Gebeimrat Kraus, ſeinem
Zuſtund beſſer gerecht würde, als Beheimrat His. Ferner ſtehe
ſeſt, daß Kutiſker acht Tage vor ſeinem Tode über das plötzliche
Erſiheinen von Kriminalbeamten auch am Tage in außerordeni=
liche
Erregun, geraten ſei und ſich keineswegs ſpäter über dieſe
Maßnahme beruhigt habe. Bis zu dieſem Zeitpunkt ſei die Be=
wachung
des Kranken nur in der Nacht durchgeführt worden.
Die Familie beabſihtigt, dem Vernehmen nach, eine Eingabe
an das Wohlfahrtsminiſterium wegen der Behandlung Kutiſkers
zu richten.
Der falſch unterrichiete Broqueville.
Im Zuſammenhang mit der bekannten Hetzrede des belgiſchen
Kriegsminiſters Broqueville wurde in den ihm naheſtehenden
Kreiſen die Behauptung aufgeworfen, daß im deutſchen Reichs=
tag
für die Unterbringung von 15 000 Reichswehrentlaſſenen
Anträge geſtellt worden ſeien, entgegen den Beſtimmungen des
Verſailler Vertrages, die eine Entlaſſung von nur 5000 Reichs=
wehrangehörigen
geſtatten. Dieſe Anträge bewieſen die Rich=
tigkeit
der Broquevilleſchen Behauptungen. Der Hinweis auf
die Reichstagsverhandlungen iſt nur ein erneuter Beweis für
die Leichtfertigkeit, mit der politiſche Lügen konſtruiert werden,
wenn man ſie nötig hat. Wir können Herrn Broqueville darin
berichtigen, daß ähnliche Anträge im Reichstag bei den Verhand=
lungen
über das Arbeitsloſengeſetz zwar geſtellt worden ſind,
ihre Zahl betrug nicht 15 000, ſondern 20 000. Es handelte ſich
dabei aber um Anſtellungsgeſuche für Leute, die unter den Be=
griff
Zivilanwärter fallen, alſo Angehörige des alten Heeres,
die den Zivilverſorgungsſchein haben, Schwerkriegsbeſchädigte
im Beſitz des Beamtenſcheins, Schutzpoliziſten, die aus dem
Polizeidienſt ausgeſchieden ſind, und ſchließlich auch, aber keines=
wegs
um mehr, als uns im Rahmen des Friedensvertrages er=
laubt
iſt, um Reichswehrangehörige. Herr Broqueville kann alſo
keineswegs aus der Zahl der Verſorgungsanwärter einen Rück=
ſchluß
auf angebliche neue Verfehlungen Deutſchlands ziehen,
durch die eine weitere Aufrechterhaltung der Rheinlandbeſetzung
gerechtfertigt wäre.
Im übrigen wird der deutſche Geſandte von Keller morgen
bereits den Wortlaut der Rede erhalten und ihn ſicherlich auf
dem ſchnellſten Wege nach Berlin ſchicken. Man wird ſich damit
goch eingehend beſchäftigen müſſen.
Belgiens Antwort
auf den diplomatiſchen Schritt Deutſchlands.

Der belgiſche Außenminiſter Vanderpelde
iſt vom deutſchen Geſandten Herrn von Keller erneut gebeten
worden, Aufklärungen über die friedensſtörenden Aeußerungen
des belgiſchen Kriegsminiſters zu geben. Der Miniſter des
Aeußern, Vandervelde, übergab nun daraufhin geſtern vormittag
dem deutſchen Geſandten v. Keller die Antwort des belgiſchen
Kriegsminiſters mit den von der Reichsregierung verlangten
näheren Angaben in bezug auf ſeine in der letzten Woche im
Senat abgegebenen Erklärungen. Wie bekannt, darf die jetzt
überreichte Antwort, die einen diplomatiſchen Schritt darſtellt,
nach diplomatiſchem Brauch nicht ohne die Zuſtimmung der
Reichsregierung veröffentlicht werden.

Seite 3

Die Lage auf dem Balkan.
Keine ſüdſlawiſch=türkiſche Allianz.
EP. London, 14. Juli.
Der engliſche Geſandte in Jugoſlawien, der zurzeit in Lon=
don
weilt, hat dem Foreign Office Bericht über die Lage auf
dem Balkan erſtattet, mit beſonderem Hinblick auf die Lage in
Albanien und der Adria. Die Gefahr einer ſüdſlawiſch=türkiſchen
Allianz ſei, ſo meldet der Korreſpondent des Daily Telegraph,
nunmehr als erledigt anzuſehen. Vielmehr ſei die Annahme
berechtigt, daß eine Annäherung zwiſchen der Türkei und Italiem
ſtattgefunden habe, die darauf baſiere, daß Italien der Türkei
gewiſſe Garantien und Zuſagen machen wolle, wofür letztere
zu Zugeſtändniſſen auf wirtſchaftlichem Gebiet und dem Gebiet
der Einwanderung bereit ſei.
Die Europa=Reiſe Kemal Paſchas wird dementierk.
EP. Angora, 14. Juli.
Verſchiedene Pariſer Blätter hatten in der letzten Zeit Mel=
dungen
von einer angeblich beabſichtigten Reiſe des türkiſchen
Staatspräſidenten Muſtapha Kemal Paſcha nach Europa ge=
bracht
. Danach hätte der Präſident die Abſicht, Karlsbad auf=
zuſuchen
und gleichzeitig einen Beſuch in Belgrad zu machen, bef
welcher Gelegenheit dort ein Allianzvertrag mit Südſlawien ab=
geſchloſſen
werden ſollte. Die Volonté hatte die beabſichtigte
Reiſe als ein Zeichen dafür angeſehen, daß die Türkei ihre
Politik nach Weſten richte und ſich an den Balkanfragen inter=
eſſieren
wolle. In politiſchen Kreiſen von Angora werden dieſe
Nachrichten von einer Reiſe des türkiſchen Staatspräſidenten
nach Europa dementiert. Es ſcheint in der Tat auch wenig
glaubhaft, daß die Abſicht dafür beſtanden haben könnte, daß
Muſtapha, der ſeit Jahren, ſeit dem Augenblick, da er die Füh=
rung
des türkiſchen Befreiungskrieges übernahm, die Türkei nicht
verlaſſen hat, als erſten Beſuch im Ausland einen ſolchen in
Belgrad mache, trotzdem gerade in der letzten Zeit ſich viele
politiſche Berührungspunkte mit Jugoſlawien ergeben haben,
Die Unwahrſcheinlichkeit einer Reiſe des türkiſchen Staatspräſi=
denten
nach dem Balkan hindert nicht, daß man in Angora der
Balkanpolitik eine beträchtliche Bedeutung zuzuwenden beginnt.
Der Abſchluß von Freundſchaftsverträgen mit einzelnen Balkan=
ſtaaten
ſcheint ebenfalls in nächſter Zeit bevorzuſtehen.
Keine Umſiurzgefahr in Griechenland.
London, 14. Juli. (Prib.=Tel.)
Wie aus Athen berichtet wird, haben die hartnäckigen Ge=
rüchte
von einem bevorſtehenden pangaliſtiſchen Sturz das grie=
chiſche
Kriegsminiſterium veranlaßt, ein Communiqué zu ver=
öffentlichen
, in dem es heißt, daß dieſe Gerüchte grundlos und
Armee und Flotte der Regierung gegenüber loyal ſeien. Es hat
den Anſchein, daß die Gerüchte von den pangaliſtiſchen Führern
in Umlauf geſetzt worden ſind, mit dem Zweck, das öffentliche
Vertrauen zur Regierung zu erſchüttern und eine für Pangalos
günſtige Atmoſphäre im Offizierskorps zu ſchaffen. Die grie=
chiſche
Regierung hat beſchloſſen, nach bürgerlichen Geſetzen zu
urteilen und diejenigen Offiziere nach anderen Garniſonen zu
verſetzen, deren Beziehungen zu den pangaliſtiſchen Führern in
der Vergangenheit kein Vertrauen einflößte. Der griechiſche
Premierminiſter Zaimis teilte auf Vorſtellung des Präſidenten
des Handelsſyndikats mit, daß eine der erſten Pflichten der
Regierung in der Aburteilung des Genevals Pangalos beſtan=
den
habe. Die Tatſache, daß bis zum gegenwärtigen Augenblick
nichts geſchehen ſei, wäre darauf zurückzuführen, daß die Regie=
rung
mit Angelegenheiten von vitalerer Bedeutung, die die
Exiſtenz des Landes beträfen, beſchäftigt geweſen ſei. Er ver=
ſicherte
dem Präſidenten, daß die Regierung mit dem Prozeß
alsbald nach Rückkehr des Miniſters Michalakopulos und Ka=
phandaris
aus Rom beginnen wende.
Venizelos erklärte heute Preſſevertretern, es würde ein Ver=
brechen
bedeuten, den ehemaligen Diktator Pangalos wieder zur
Macht gelangen zu laſſen. Das Koalitionskabinett müſſe un=
barmherzig
alle Offiziere verfolgen, die Anhänger des Generals
Pangalos ſeien und ſich bemühten, ihn zu befreien und wieder
an die Spitze des Staates zu bringen. Eine derartige Revo=
lution
müſſe verhindert werden, ſelbſt wenn dazu eine allgemeine
Mobilmachung und die Einberufung der älteſten Jahresklaſſen
bis zu ſeiner eigenen erforderlich werden würde.

drnanken Sie dieſe Tat. Was ich Ihnen noch zu ſagen hätte,
ſich in ein paar Worte, in ein Axiom zuſammenfaſſen. Sie
ben jetzt geſehen, was wir können, nun iſt es an Ihnen, zu
Iren. Und wenn Sie wollen, ſo haben wir eine Kunſt!
ſeAber dieſer ungeheure Erfolg bei einer auserleſenen Zu=
rerſchaft
konnte keine ungetrübte Freude erwecken. Der ſchlechte
ſuch der zweiten und dritten Aufführung des Ring des Nibe=
naen
an dem die Verſtändnisloſigkeit des größten Teiles
reſſe die Hauptſchuld trug, hatte leider ein rieſenhaftes
ſugit gebracht. Wieder mußte die Hilfe König Ludwigs in
mm eines Darlehens in Anſpruch genommen werden, für das
nanner die geſamten Einkünfte aus den Aufführungen ſeiner
enke an der Münchener Hofoper der königlichen Schatull=
innaltung
abtrat. Da dieſe Summe aber noch längſt nicht
suzeichte, mußte er den Ring, den er allein für Bayreuth
timnmt hatte, mitſamt den Koſtümen und Dekorationen des
ſiſtpielhauſes an einen Theateragenten verkaufen und ſelbſt
enrgrum auf Konzertreiſen ins Ausland gehen.
Roſtbare Jahre vergingen, bis am 26. Juli 1882 mit der
uſ=fführung des inzwiſchen vollendeten letzten und ausdrück=
mur
Bayreuth vorbehaltenen Werkes des Meiſters ſich die
onſten des Feſtſpielhauſes für die Mitglieder des neugegrün=
en
=Patronatvereins wieder öffneten. Tiefſter, nachhaltigſter
nuruck war das Ergebnis der ſechzehn Aufführungen des
afſifal in dieſem Jahre, ein Eindruck, der ſowohl von dem
lilge als auch von dem ganzen, durch des Meiſters heiße Be=
ihmingen
neugeſonnenen Darſtellungsſtile ausging. Endlich
ſiam die Feſtſpiele nun auch materiell geſichert und konnten
.Parſifal in den Jahren 1883 und 1884 wiederholt werden.
tKdem plötzlichen Tode Wagners am 13. Februar 1883 brach
he einmal eine Kriſis über das ideale Unternehmen herein
nergriff entſchloſſen die Witwe des Meiſters, Frau Coſima
zuner, die Leitung, die ſie zwanzig Jahre hindurch, nach und
hu alle Werke Wagners dem Spielplan Bayreuths einverlei=
*). mit bewundernswerter Umſicht und höchſter Einſicht in
üünſtleriſchen Willen des Meiſters führte. Seit 1906 iſt nun
eSohn Siegfried Wagner der Hüter des Nationalheiligtums,
mas wir den grünen Hügel getroſt bezeichnen dürfen. Der
be von Bayreuth hat es wie ſeine Mutter verſtanden, durch
ſähſiche Friedensjahre hindurch ein Mehrer des überkommenen
den Gutes zu ſein, aber auch nach zehn ſchweren Kriegs= und
hrrriegsjahren, die das Werk erneut mit Vernichtung bedroh=
zu
erhalten und zu erneuern, was deutſcher Kunſt und deut=
im
Geiſte mehr denn je eine lebendige Heimat ſein muß.
Aluch in dieſem Jahre werden wieder Zehntauſende nach
euth pilgern, um des großen Erlebniſſes teilhaftig zu wer=

den, das ſich nicht mit Worten beſchreiben läßt, ſondern in ſeiner
Unvergleichlichkeit mit tiefſter innerer Ergriffenheit ſelbſt emp=
funden
ſein will.
Ein Liebewerk nach eigenem Willen der Philoſoph, der
Dichter ſchuf, und das gewaltige Werk dieſes Schöpfers lebt
und wirkt weiter in ſeinem Volke, getreu dem Spruche, den der
Meiſter in den Grundſtein des Feſtſpielhauſes einſchloß:
Hier ſchließ’ ich ein Geheimnis ein,
da ruh’ es viele hundert Jahr.
Solange es verwahrt der Stein,
macht es der Welt ſich offenbar.

*W. Wolfgang Breuer
In Berlin verſtarb nach ſchwerem Leiden einer unſerer her=
vorragendſten
deutſchen Graphiker, W. Breuer ein Württem=
berger
. Was ihn früh ſchon bekannt gemacht hatte, war der
poetiſch zarte Hauch, der ſeinen Schöpfungen anhaftet. Land=
ſchaft
wie figürliche Szenen wieſen feinſte Griffelkunſt auf und
hielten dabei ſtets die große Linie inne. Seine Motive entnahm
Breuer gern dem Fernen Orient, der Sphäre von 1001 Nacht,
Venedigs Romantik und der deutſchen Aue, deren idylliſchen
Charakter er ſcharf erfaßte. Da auch der Krieg ihn nicht unbe=
rührt
ließ, erfüllte er ſeinen bedeutſamen Zyklus Golgatha
mit tiefſtem Inhalt unſerer Zeit, deutſches Leid veranſchau=
lichend
. Die poetiſche Art des Schauens wie die der Ausführung
verrät Rembrandtſche Einflüſſe. Im Aquarell erging Breuer
ſich in ſchwelgeriſchen Farbentönen; von hier aus fand er ſchließ=
lich
auch den Weg zur Buchilluſtration, der er oblag, bis auf
tragiſche Weiſe jedes Schaffen in ihm erloſch. Staatliche Muſeen
und ſtädtiſche Kunſthallen haben wiederholt Radierungen von
H. H.
Breuers Hand erworben.
*Das Weſen der Welt.
Im Amalthea=Verlag (Zürich=Leipzig=Wien) erſchien ein dickleibiges
Buch von 1323 Seiten: Das Weſender Welt von Heinrich Hell=
mund
. Es behandelt in 16 Kapiteln, im denen eine erſtaunliche Fülle
von Wiſſen niedergelegt iſt: Erkenntnis, kritiſche Einleitung zur Meta=
phyſik
, die Metaphyſik der Phyſik, der Chemie, der Biologie, der Pſycho=
logie
, der Ethik, der Soziologie, der Politik, der Religion, der Päda=
gogik
, der Geſchlechter, der Aeſthetik, des Genius, der Gegenwart, des
deutſchen Weſens. Das Buch enthält den Verſuch einer einheitlichen
Zuſammenfaſſung des menſchlichen Wiſſens von der Welt auf allen Ge=
bieten
des Seins und Geſchehens unter der Herrſchaft oberſter, klar
erkennbarer Prinzipien; und will ein einheitliches Gemälde von der

Welt entrollen. Das Unternehmen, ſo ſagt der Verfaſſer, liegt ſozu=
igen
in der Luft. Das metaphyſiſche Bedürfnis und die Sehnſucht
nach Syntheſe erfüllt wieder weiteſte Kreiſe. Ein Erſatz für das Stu=
dium
der Einzeldiſziplinen will dies Buch, das einen wiſſenſchaftlichem
harakder hat, und ganz kunſtlos geſchrieben und ohne äſthetiſche Reize
ſt, nicht ſein; es will den Blick wieder auf Dinge hinlenken, die ſich in=
folge
der Spezialiſierung und Trennung der allgemeinen Aufmerkſam=
eit
ganz entzogen zu haben ſcheinen, nämlich auf das Verbindende, Ge=
meinſchaftliche
. Das Gemeinſame ſitzt tiefer und birgt mehr Wahrhaf=
igkeit
in ſich, als das Trennende, und im Gemeinſchaftlichen allein wur=
eln
die Quellen allen Lebens und aller Werte. Man ſtreitet ſich immer
nur über Begriffe und ſchaut die Dinge ſelbſt nicht. Zuletzt ſind wir
alle davon überzeugt, daß jeder Wahrheitswert im Objektiven, in der
Allgemeinverbindlichkeit wurzelt und daß jeder praktiſche Wert ein ſol=
der
für das Ganze, für die Geſamtheit iſt. Das Verbindende zu ſehen,
ſt die letzte Weisheit. Unſere ganze Zukunft hängt von der geiſtigen
Wiedergeburt, von der Erneuerung des nationalen Lebens, vom inneren
Gemeinſchaftsgeſühl jedes Einzelnen ab. Nur durch den ſchöpferiſch=
metaphyſiſchen
, d. h. verbindenden Geiſt, der die einzelnen Glieder feſt
an den Mittelpunkt des Ganzen kmüpft und mit gemeinſamem Willen,
Streben, Denken und Fühlen durchdringt und jedem ſeinen Platz an=
veiſt
, wo er ſich ſelbſt zum Wohle des Ganzen entfalten kann und ſeinen
höchſten Anteil an der Macht des Ganzen erlangt, wird nus dem deut=
chen
Chaos der deutſche Kosmos hervorgehen. Das Buch, auf deſſen
Einzelheiten einzugehen ſchon ſein rieſiger Umfang verbietet, iſt aus
einem Guß, aus einem Korn hervorgewachſen durch philoſophiſche Zu=
ſammenſchau
, und als Ganzes muß es daher aufgenommen werden. Es
ſt kein ſchöngeiſtiges Werk, das man an beliebigen Stellen aufſchlagen
und durchblättern kann, ſondern ein denkeriſches Gebäude und will,
W.
wie jedes wiſſenſchaftliche Werk, ſtudiert werden.

* Im Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig, erſchien als
5. Band der Muſikerbiographien (Univeral=Bibliothek Nr. 166062)
Wolfgaug Golther: Richard Wagner, Leben und Lebenswerk. Heft
Mk. 1,20; Band Mk. 2.,
eine kurz gefaßte Biographie des bekannten Wagner=Forſchers und Her=
ausgebers
von Wagners geſammelten Werken, die auf 235 Seiten Nich,
Wagners Lebensgang und Schaffensperioden mit meiſterhafter Veherr
ſchung des Stoffes und Kunſt der Konzentration behandelt und in dieſem
Sinne eine für weitere Kreiſe ſchätzenswerte Bereicherung der Wagner=
Literatur bildet. In demſelben Verlage erſchien:
Martin Anderſen Nerö: Schwarze Erde. Novellen. Mit einem
auto=biographiſchen Nachwort. Univerſal=Bibliothek Nr. 6716. Heft
40 Pfg., Band 80 Pfg.

Drei Novellen, eine Heimarbeiternovelle Die Puppe aus dem
Thüringer Wald, eine Bauernnovelle Ein Strandwäſcher, die in der
däniſchen Heimat des Verfaſſers ſpielt, und eine Seenovelle Boots=
mann
Blom, die ſchön und packend geſchrieben ſind, und von dene
uamentlich die erſte erkennen läßt, daß der Verfaſſer ein warmes Her=
hat
für die unterſten Klaſſen des Volkes, deren mühſeliges und friedloſes
.
Daſein er ergreifend zu ſchildern weiß=

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 15. Juli 1927

Nummer 194

Wir haben den Bund fürs Leben
geſchloſſen
Otto Müller, Dentiſt
(EEmmy Müller, geb. Hellwig
Mühlſtraße 22. (18144

Klrchl. Trauung: Samstag, den 16. Juli,
nachm. 2½ Uhr, in der Martinskirche.

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abzugeben: (11211
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Grafenſtraße Nr. 26.

Für die uns anlässlich unserer
Silbernen Hochzeit
erwiesenen Aufmerksamkeiten danken
wir hiermit herzlichst.
Heissbindermeister Karl Sohmidt
und Frau.
Darmstadt, Heinheimerstrasse 27. c18538

Ihre am Samstag, den 16. Juli, nachmittags
3 Uhr, in der Martinskirche stattfindende
Trauung beehren sich anzuzeigen
Hildegard Völker
Georg Lauth, Dipl-Handelslehrer.
Darmstadt, Schwanenstr. 72.
(18457

Dankjagung.
Für die vielen Beweiſe liebe=
voller
Teilnahme bei dem Heimgange
unſeres treuen Bruders ſagen wir
innigen Dank.
Frau Dr. Soergel,
geb. Stromeher
Frau Rechnungsrat Bormet,
geb. Stromeher. 1199

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haben. Auch Sie haben einen. Er gleicht Ihnen aufs Haar
bis auf ein paar unſcheinbare, lächerliche Punkte, die Ihr Doppel=
gänger
nicht hat. Kennen Sie dieſe dunklen Punkte in Ihrem
Leben? Sie ſind erbſengroß, hart wie ein Kirſchkern und verur=
fachen
Ihnen ſchauderhafte Schmerzen. Sehen Sie ſich mal Ihre Abbruch=
Füße an? Sie ſind voller Hühneraugen wie ein geſpickter Haſe.)) materialien:
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Nummer 194

Freitag, den 15 Juli 1927

Geite 5

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 15. Juli.
Größte Not

ſäſt durch das furchtbare Unwetter über viele deutſche Landsleute
ſggekommen. Wie wir faſt täglich berichten mußten, hat beſonders
hin Sachſen das Unwetter ganze blühende Landſtriche vernichtet.
Eußer den vielen Todesopfern, die zu beklagen ſind, ſind zahl=
reiche
Familien obdachlos geworden durch Vernichtung ihrer
eimſtätten, und ebenſo viele haben Hab und Gut vollſtändig
werloren. Die Not iſt groß und erheiſcht dringend tatkräftige
Silfe durch die Mitmenſchen.
Gewiß leiden wir alle unter der Not der Zeit, aber das
mnildtätige Herz des Deutſchen hat noch nie verſagt, wenn Brü=
ſoer
und Schweſtern in Not waren, denen es noch ſchlechter ging,
Fumal, wenn ſolche Not unſchuldig durch höhere Gewalt entſteht.
Wir haben eine Sammelſtelle für die Unwettergeſchädigten
um ſächſiſchen Kataſtrophengebiet eröffnet. Zeichnungen und Bar=
rahlungen
werden auf unſerer Geſchäftsſtelle entgegengenommen.

Vom Jungdeutſchen Orden wird uns geſchrieben:
Die Naturkataſtrophe im Müglitz= und Gottleubatal hat
mangeheuren Schaden angerichtet und das Lebenswerk vieler
MMenſchen in Minuten vernichtet, Tauſende haben Hab und Gut
verloren und leiden Hunger. Der Jungdeutſche Orden hat ſofort
SSachwertſammlungen eingeleitet und durch die Schweſternſchaf=
ten
die Unterbringung der jetzt heimatloſen Kinder in Pirna
urnd Dresden durchgeführt. Noch iſt große Not zu lindern, und
b=eshalb ſollten alle Vereinigungen Spenden aller Art, wie Klei=
heer
, Schuhe, Lebensmittel und Geld ſammeln und an die
SSammelſtellen des Müglitz= und Gottleubatals ſenden. Die
BBruderſchaften des Jungdeutſchen Ordens ſind bereit, die Spen=
den
abzuholen und für umgehende Weiterleitung Sorge zu
tragen. Die Anſchrift der Sammelſtelle iſt: Ballei Sächſiſche
(Schweiz, Pirna a. d. Elbe, Nikolaiſtr. 2 I. Reſtloſe Hilfe
uiſſt erſtes Gebot.

In Dresden organiſierte eine Firma Beſichtigungsfahrten
uur Unglücksſtelle. Als aber in Pirna Autos für die dringende
ſöilfe benötigt wurden, lehnten die Beſitzer die Hergabe der
WZagen ab, ſie ſeien ſchon dort geweſen. Und während die in
Werbänden vereinigte Jugend, ſowohl dem Links= wie Rechts=
hager
angehörend, als erſte an der Unfallſtelle waren, fuhren die
Genießer und Gaffer zur Beſichtigung.
Zwei Lebensanſchauungen ſtanden ſich hier entgegen: Die
lüündiſchen Kämpfer und die ungebundenen Genießer.

In den Ruheſtand tritt am 1. Auguſt 1927 der Oberrechnungsrat
wei der Heſſiſchen Hauptſtaatskaſſe Heinrich Koch zu Darmſtadt auf
ſGrund des §1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
mom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in Verbindung mit Artikel 2 des
(Heſetzes über die Einſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen und zur
Alenderung des Heſſiſchen Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925.
* Berufsjubiläum. Am 15. Juli blickt eine beliebte und geſchätzte
ASerſönlichkeit unſerer Stadt, Herr Zahnarzt Otto Köhler, Stein=
raße
4, in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche auf eine 40 jäh=
mige
Berufstätigkeit zurück. Zahnarzt Köhler, ein geborener
Lieberheſſe, beſuchte das Gymnaſium zu Darmſtadt, ſtudierte in Gießen
urnd Berlin und ließ ſich nach beſtandenem Staatsexamen im Jahre 1887
äer nieder. Was den Namen Köhler mit Darmſtadt eng verknüpft, iſt
die Städtiſche Schulzahnklinik, deren ehrenamtlicher Leiter Herr Zahn=
arzt
Köhler iſt. Er erblickte ſeine Hauptaufgabe darin, die Schulzahn=
tiFlege
zu fördern, und muſtergültig hat er ſeine Aufgabe theoretiſch und
raktiſch gelöſt. In Darmſtadt wurde vor 25 Jahren die erſte deutſche
SSchulzahnklinik errichtet, und ihr Werden verdankt ſie hauptſächlich
Rahnarzt Köhler. Jahrzehntelang hat er in zahnärztlichen Vereinen
döe Intereſſen des zahnärztlichen Standes vertreten, eifrig und erfolg=
weich
gewirkt und ſich dadurch große Verdienſte erworben; von höchſter
SStelle wurde er ausgezeichnet. Wer mit dem Jüngling im weißen
ſeaar in Berührung kommt, ihn näher kennen gelernt hat, den feſſelt
lwr allem ſeine große Herzensgeite, die freundliche Art, die ideale
Hebensauffaſſung, die Beſcheidenheit ſeines Sinnes, und nicht zum
wenigſten ſein ſprudelnder Witz, ſein köſtlicher Humor und ſeine fröh=
ſche
Laune. Zuvorkommend, gefällig gegen jedermann, kein Opfer zu
guoß für Freunde, Würdige und Bedürftige. Schlicht und einfach, ruhig
wud ohne große Aufmachung wie das ganze Leben und Wirken des Jubi=
lurs
, wird auch dieſer Feſttag verlaufen, an dem ihm für alle ſeine Mühe
mnd Arbeit im Dienſte der Wiſſenſchaft und der Menſchheit aufrichtiger
2 ank gebührt,, zugleich mit dem Wunſche verknüpft, daß ihm an der
S-eite ſeiner lieben Gattin und im Kreiſe ſeiner Familie noch ein recht
ſuanger, geſegneter Lebensabend beſchieden ſein möge.
* Mit dem verſtorbenen Herrn Friedrich Haas, dem lang=
iihrigen
Prokuriſten des Hofbankhauſes Ferdinand Sander und
dſeſſen Nachfolgerin, der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt, iſt
enne Perſönlichkeit dahingegangen, die durch Sachkenntnis,
Pflichttreue und eiſernen Fleiß in hervorragender Weiſe zu dem
Alühen der beiden Inſtitute beigetragen hat. Dabei hat er ſich
duurch ſeine ſtrenge Rechtlichkeit, ſeine nie verſagende Güte und
ſtete Hilfsbereitſchaft allenthalben die wärmſten Sympathien er=
morben
, ſo daß ſein allzu frühes Hinſcheiden in weiten Kreiſen
ſasmerzlich bedauert wird.
Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
(*Leitung: Direktor Adalbert Steffter). Heute Freitag iſt die letzte
Abendvorſtellung der Operette Der Graf von Luxemburg.
AKorgen Samstag abend iſt die Erſtaufführung der Operettenpoſſe Wie
etrnſt im Mai von Kollo und Bredſchneider, in der Nolle des Methu=
ſel
lem mit Bruno Harprecht als Gaſt. Weiter ſind beſchäftigt die Damen
Feßler, Neidhart, Zadora Debus und Fiſcher, ſowie die Herren Aman,
Daurer, Geiger, Marx, Otto Schmidt und Viktor Schmidt. Leiter der
Anufführung iſt Direktor Steffter. Abends 11 Uhr iſt als Nachtvorſtel=
ling
eine einmalige Aufführung des Schwankes Der Meiſterboxer
miit Bruno Harprecht in der Titelrolle. In den weiteren Hauptrollen
ſund beſchäftigt die Damen Jaworowsky, Zadora, Richter und Barra,
ſcewie die Herren Aman, Daurer, Juſt Scheu a. G., Heinrich. Leiter
dirr Aufführung iſt Direktor Steffter. Preiſe der Plätze für die Nacht=
vaerſtellung
1,504 Mk. Sonntag, nachmittags 4 Uhr, wird als Fami=
pen
= und Fremdenvorſtellung zu kleinen Preiſen von 13 Mk. zum
ltzten Male die Operette Der Graf von Luxemburg gegeben, während
Enonntag, abends 8 Uhr, und folgende Tage Wiederholungen von Wie
emſt im Mai mit Bruno Harprecht als Gaſt ſtattfinden. Trotz des
Cyaſtſpieles Harprecht ſind keine erhöhten Preiſe. Die Abonnenten
werden darauf hingewieſen, daß die zweits Abonnementsrate bis ein=
ſechließlich
15. Juli zu zahlen iſt. Zu der am vergangenen Sonntag,
muarchmittags 3 Uhr, ſtattgefundenen Kindervorſtellung Hänſel und
Gretel hat Direktor Steffter den hieſigen Waiſenkindern 300 Freikarten
zuir Verfügung geſtellt.
Auf der Odenwaldbahn verkehren ſeit 15. Mai die beſchleu=
niigten
Sonntagszüge 493/494 Frankfurt a. M. und Darmſtadt
nach Eberbach-Heilbronn. (Frankfurt Hbf. ab 6.39, Darmſtadt
Hübf. ab 7.17, Eberbach an 9.48, Heilbronn an 11.13, Heilbronn ab 18.42,
Eilberbach ab 20.03, Darmſtadt Hbf. an 22.25, Frankfurt a. M. an 23.09).
inmn Intereſſe der dauernden Beibehaltung dieſer Züge wird auf dieſe
Aneuerung hingewieſen und dabei beſonders hervorgehoben, daß dieſe
Züige erſtmals eintägige Ausfüge nach den ſüdlich gelegenen Wander=
ae
bieten des Odenwaldes, insbeſondere nach Mosbach mit Hornberg=
Aneckarzimmern und Gundelsheim, nach Wimpfen=Rappenau und endlich
arich nach Heilbronn mit Weinsberg ermöglichen.

Der Feſizug des 33. Mittelrheiniſchen
Kreisturnfeſtes.
Schmückt die Stadt!
Am 31. Juli, nachmittags 1 Uhr, wird ſich der Feſtzug in Bewegung
ſetzen. Er wird in einer Länge von über ſieben Kilometern
und mit einer Beteiligung von annähernd dreißigtauſend
Menſchen das größte Ereignis dieſer Art ſein, welches Darmſtadt
bisher in ſeinen Mauern ſah.
Nach langen Verhandlungen einigte man ſich darauf, daß der Zug
ſeine Aufſtellung in der NeckarHeidelberger Straße und ihren Neben=
ſtraßen
nehmen ſollte. Man glaubte auf dieſe Weiſe die Garantie zu
haben, daß die akriven Turner ſich unmittelbar vom Feſtplatz zur Zug=
aufſtellung
begeben könnten, ohne erſt durch die Stadt zu einem anderen
Aufſtellungsort eilen zu müſſen.
Der Zug wird folgenden Weg nehmen: Rheinſtraße, Marktplatz,
Ludwigſtraße, Schulſtraße, untere Karlſtraße, Hügelſtraße, Wilhelminen=
platz
, Oſtſeite Wilhelminenſtraße, Heinrichſtraße, Hoffmannſtraße, Ried=
lingerſtraße
, Mühlſtraße, Alexanderſtraße, Paradeplatz, Rheinſtraße
Feſtplatz.
Nachdem nun der Weg des Feſtzuges beſtimmt iſt, richtet der Haupt=
ausſchuß
des 33. Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſtes an die Bewohner der
Straßen, durch die der Zug hindurchgeht, und natürlich auch an alle
anderen Einwohner Darmſtadts die dringende Bitte, für Schmückung
ihrer Häuſer, reichlichſt Sorge zu tragen. Viele fleißige Hände
ſind ſchon heute am Werk, und der Hauptausſchuß iſt ſicher, daß es nur
dieſer Bitte und der Bekanntgabe des Zugweges bedurfte, um den ge=
urinſchten
Erfolg hervorzurufen.
Es gilt an dieſem Tage zu beweiſen, daß Darmſtadt in der Lage
iſt, zu einer ſo glanzvollen Veranſtaltung den würdigen Nahmen ſchaffen
zu können.
Es wäre intereſſant, in dieſem Zuſammenhange zu erfahren, was
die Stadt Darmſtadt von ſich aus für die Schmückung der ſtädtiſchen
Baulichkeiten zu tun gedenkt. Ebenſo müßte ſich auch der heſſiſche Staat
allmählich um die Herrichtung ſeiner Gebäude kümmern, denn der
31. Juli iſt nahe und in den letzten Tagen laſſen ſich ſo große Vorberei=
tungen
nicht mehr treffen.
Und nun, Darmſtädter Bürger, am Sonntag, den 31. Juli, die
Fahnen heraus und den vielen Tauſenden von Gäſten bewieſen, daß
Darmſtadt ſich angeſtrengt hat, ſeine Gäſte gerne willkommen zu heißen
und daß es ſich freut, das 33. Mittelrheiniſche Kreisturnfeſt in ſeinen
Mauern abhalten zu dürfen.
Wir machen ſchon jetzt darauf aufmerkſam, daß in der Zeit des
Feſtzuges eine ſcharfe Kontrolle einſetzen wird, ob man ſich für Sicht=
möglichkeiten
hat Wucherpreiſe zahlen laſſen. Wir richten an die Be=
wohner
der Straßen, durch die ſich der Zug bewegt, die herzliche Bitte,
aus dieſem für ſie günſtigen Umſtand kein lohnendes Geſchäft zu
machen, wie das leider bei anderen Gelegenheiten ſchon des öfteren der
Fall geweſen iſt.
Billige Bezugsquellen für Schmückungsmaterial werden nachgewie=
ſen
von der Geſchäftsſtelle des Kreisturnfeſtes Turnhalle am Woogs=
platz
und von den Vertretern des Zug= und Ordnungsausſchuſſes,
Heinrich Langsdorf (Lagerhausſtraße 26), Fritz Müller (Rheinſtr. 6).
Landwirtſchaftliche Landesausſiellung
zu Darmſtadt 1927.
Die Vorbereitungen für die große landwirtſchaftliche Ausſtellung
in Darmſtadt ſchreiten rüſtig fort. Die Anmeldungen gehen in erfreu=
licher
Weiſe ſehr gut ein. Es iſt mit einer hervorragenden Ausſtellung
auf dem Geſamtgebiet der Landwirtſchaft und allen Induſtrie= und Ge=
werbezweigen
, die mit ihr in Verbindung ſtehen, zu rechnen. Von be=
ſonderem
Umfange wird die Tierausſtellung werden. Es werden zur
Ausſtellung gelangen za 450 Stück Rindvieh, 200 Pferde, 250 Schweine,
350 Ziegen außerdem Schafe. Auch wird das Gefhügel, Bienen und
Kaninchen in umfangreicher Zahl von Einzel=Nummern vertreten ſein.
Die Anmeldung für die Abteilung Landwirtſchaftliche Erzeug=
niſſe
, und zwar Ackerbau, Obſt=, Gemüſe= Garten= Weinbau und Mol=
kereiweſen
hat jetzt zu erfolgen. Soſveit Intereſſenten Anmeidebogen
noch nicht beſitzen, ſind dieſe von der Landwirtſchaftskammer Darmſtadt
anzufordern.

Aufbewahren!
Ausſchneiden! * Steuerkalender
für die Zeit vom 15. bis 31. Juli 1927.
15. Juli: Vergleiche den Steuerkalender ſür die erſte Julihälfte in Nr.
182 des Tagblatts vom 3. Juli, betreffend:
a) Zweite Rate nach dem Aufbringungsgeſetz,
b) Ablauf der Schonfriſt für die Umſatzſteuerzahlung.
20. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
1.15. Juli erfolgten Lohnzahlungen. Näheres über die
neuen Erleichterungen im Steuerkalender für die zweite Juni=
Hälfte (Nr. 166 des Tagblatts).
25. Juli: Zweite Vorauszahlung (gemeindliches Ziel) auf die
Grundſteuer, Gewerbeſteuer und Sonder=
gebäudeſteuer
, für das Rechnungsjahr 1927. (Schonfriſt
bis 5. Auguſt).
Gemeindeſteuer.
Es wird noch einmal darauf aufmerkſam gemacht, daß alle diejeni=
gen
, die ihren Steuerbeſcheid (Gemeindeſteuerzettel für 1927)
noch nicht erhalten haben, ſich bei der Stadtkaſſe Darmſtadt, Grafen=
ſtraße
, am Schalter Nr. 8 melden müſſen. Die Schonfriſt für die erſte
Rate (gemeindliches Ziel) der Grundſteuer uſw. iſt unterdeſſen abge=
lauſen
.
H. W. Wohmann.

* Celly de Rheidt und ihre Kunſt. Zu dem SenſationsGaſtſpiel im
Orpheum ſchreibt man uns: Welch menſchlich und künſtleriſch wirre
Geſchichten ſind füber dieſe Frau kolportiert worden! Nach der einen
Lesart ſollte ſie künſtleriſch nie etwas geweſen ſein, nach der anderen
Lesart ſprach man ihr ein früher einmal vorhanden geweſenes Können
zu, glaubte ſie jetzt aber als erledigt zu den Akten legen zu können.
Beides iſt falſch. Vor uns ſteht eine Künſtlerin von höchſter Reife, von
aparteſter Eigenart, und eine von einem permanenten Ringen um die
Palme des Erfolgs beſeelte Frau. Ihre Gaſtſpiele ſind ein einziger
Siegeszug. Sprechen wir nicht von den täglich überfüllten Häuſern.
Allein maßgebend iſt doch die unmittelbare Wirkung, die die Künſtlerin
mit ihren vielſeitigen Darbietungen auf das durchaus kritiſch gegen=
ſüberſtehende
Publikum ausübt. Man kann noch weiter gehen und be=
haupten
, daß Parkett und Logen ihr zunächſt ſogar ablehnend gegen=
überſtehen
, und daß dieſelben Skeptiker ſchon nach den erſten drei Num=
mern
des geſchickt zuſammengeſtellten Programms reſtlos kapitulieren.
In einigen Städten liefen Denunziationen gegen Frau Celly de
Rheidt ein, mit dem Endzweck, das Auftreten der Künſtlerin durch be=
hördliche
Maßnahmen zu ſtören. Aber die in Frage kommenden In=
ſtanzen
waren künſtleriſch viel zu gut geſchult, als daß ſie dieſen Alarm=
rufen
ernſtere Bedeutung beimaßen. Frau Celly de Rheidt hat ſich
künſtleriſch ſchließlich überall durchgeſetzt und darf ſeit langem ſchon in
ihren Darbietungen die künſtleriſche Nacktheit unter dem Schutze höhe=
ren
Kunſtintereſſes in Anſpruch nehmen. Durch ihr ernſthaftes Stre=
ben
und ihr hohes hünſtleriſches Wollen hat ſie alle ihre Gegner ent=
waffnet
.
Orpheum. Abſchiedsvorſtellung Joſ. Weinreiß.
Auf die heutige letzte Aufführung des tollen Lachſchlagers Die ver=
tagte
Nacht bei volkstümlichen Eintrittspreiſen von 60 Pfg. bis
2 Mk. ſei hierdurch beſonders hingewieſen. (S. Anz.)

Heſſiſcher Sängerbund und Internationale
Muſikausſitellung in Frankfurt a. M.
Wie bereits bekannt gegeben, wird der Heſſiſche Sängerbund durch
fünf Männergeſangvereine, die ihm angeſchloſſen ſind, auf der Inter=
nationalen
Muſikausſtellung Muſik im Leben der Völker zu Frankfurt
am Sonntag, den 17. Juli, vormittags 11 Uhr, im Sebaſtian Bach=Saal
in einer Morgenfeier vertreten ſein.
Das Konzert ſteht unter dem Zeichen Männerchöre aus fünf Jahr=
hunderten
und bringt eine ganze Reihe wertvoller und ſelten gehörter
Perlen der Männerchorliteratur.
Der Männerchor an der Muſikhochſchule zu Mainz (Leitung: Stu=
dienrat
Heinrich Werlé=Mainz) eröffnet die Veranſtaltung mit drei
völlig vergeſſenen Originalſätzen für Männerſtimmen aus der Venezia=
niſchen
Tonſchule, Schöpfungen von außerordentlichem Klangreichtum.
Dann wird man einen größeren Chorkörper (250 Sänger) in der Ver=
eintigung
der beiden Männergeſangvereine Orthſcher Männerchor Darm=
ſtadr
und Liederkranz Klein=Steinheim zu hören bekommen, die beide
unter Leitung von Nobert Herber=Darmſtadt ſtehen und mit Schubert
(23. Tſalm) und Grell (Graduale) beginnen.
Tcr Männergeſangverein Frauenlob=Mainz (Leitung: Kapell=
meiſter
Heinz Möhn=Limburg) wird außer dem weihevollen Glocken=
lied
von Lendvai einen in dieſem Jahre auf der Sängerwoche des
Deutſchen Sängerbundes in Nürnberg (2.4. Juli) aufgeſühiten Chor
von Creutzburg ſingen. Den Abſchluß des erſten Teiles der Matinee
wwird der Männergeſangv rein Harmonie Mainz=Koſtheim (Leitung:
St: ienrar Werlé=Mainz) mit dem achtſtimmigen Doppelchor Loberei=
ſung
der Muſik des jüngſt verſtorbenen Leiters der Baſeler Lieder=
tafel
, Hermann Suter, herſtellen, einem der vornehmſten und weihe=
vollſten
Werke neueren Männergeſangs. Nach einem Orgelzwiſchen=
ſpiel
Benedictus von Max Reger (gegeben von Heinz Möhn) folgt der
zweite Teil des Programms mit Chören weltlicher Prägung.
Der Männerchor an der Städtiſchen Muſikhochſchule eröffnet wieder
mit Schuberts köſtlichem Ständchen für Altſolo, Männerchor und Kla=
vier
und dem unvergänglichen Gondelfahrer. Orthſcher Männerchor
Darmſtadt und Liederkranz Klein=Steinheim laſſen Wendels Feld=
einſamkeit
und die Ruſſiſche Veſper Bortnijanſkys folgen. Dann
trägt die Harmonie Mainz=Koſtheim des jungen Kaunſchülers Theo=
dor
Körners gewaltige Vertonung von Goethes Meeresſtille und glück=
liche
Fahrt vor, die ſie gleichfalls in Nürnberg aus der Taufe gehoben
haben. Den Beſchluß des in hohem Maße anregenden Konzerts wird
der Frauenlob machen, der Hermann Grabners Wächterlied, mit
Inſtrumentalbegleitung, wiederum einer der auf vorgenannter Tagung
in Mirnberg uraufgeführten Chöre, vortragen wird.
Sowohl die Leiſtungen der hier beſtens bekannten Vereine wie die
ausgewählten Chöre, namentlich die in Nürnberg mit ſo ſtarkem Erfolg
uraufgeführten, dürften ſtarkes Intereſſe beanſpruchen.
Karten zu 2 Mk. und 1 Mk. können durch Herrn Wilhelm Bitter,
Deutſche Bank (Tel. 3413), bezogen werden.

Billiger Ausflugszug nach Wertheim a. Main.
Das Taubertal iſt eines der lieblichſten deutſchen Täler. Von
Nothenburg, der alten Freien Stadt, geht der Lauf des Fluſſes von
reichbewaldeten Bergen bei Tauberbiſchofsheim in altes Krrmainzer
Gebiet. Wir leben in Erinnerung des Bauernkriegs auf. Der Pfeifer
von Nicklas Hauſen, einer der bedeutendſten Bauernführer des 16. Jahr=
hunderts
, hatte das ganze untere Taubertal mitgeriſſen. An der Mün=
dung
der Tauber in den Main, im ſchönſten Teile des an Naturſchön=
heiten
ſo reichen unteren Maintales, liegt Wertheim. Man vergleicht
ſeine Lage gern mit Heidelberg. Aber die Reize von Wertheim ſind
größer. Die beiden Flußtäler, begrenzt von Speſſart und Odenwald,
ſchließen es ein. Die Gaſſen von Wertheim, das ſo recht eim Städtchen
zum Bummeln iſt, geben einen eigenartigen Reiz. Gern verzichtet man
hier auf den Führer, deſſen erklärende Worte den Zauber nicht faſſen
können. Und ſteigt man dann hinauf zur Burgruine und läßt die
Blicke ſihveifen zu den hohen Wäldern des Maintals, daun möchte man
mit Scheffel ausrufen: ich wollt, mir wüchſen Flügel. In dieſe träu=
mende
und doch ſo lebendige Stadr fährt am nächſten Sonntag der Son=
derzug
der Reichsbahndirektion Mainz. Wer dieſe ſchöne und verhält=
nismäßig
Eillige Sonntagsreiſ mitmachen will, verſäume nicht, ſich recht=
zeitig
eine Fahrkarte zu löfen. Die Natur hat ihr ſchönſtes Kleid und
Geſicht in Wertheim. Nähere3 über die Fahrt ergeben die auf den
Stationen und den Mitteleuropäiſchen Reiſe= und Verkehrsbüros aus=
gehüngten
Plakate.

* Senſation! Ein hieſiges Blatt brachte geſtern eine ſenſationell
aufgemachte Meldung, daß im Hotel Zur Traube durch
das vorgeſtrige Unwetter der unter großem Koſtenaufwand her=
gerichtete
und umgebaute Speiſeſaal geräumt und
die Decke geſtützt werden mußte‟. An dieſer Meldung
iſt kein wahres Wort. Es wurde einzig und allein ein
Tiſch zur Seite gerückt, weil infolge des Regenwetters ein paar
Tropfen durch das Oberlicht der Decke geſickert waren.
Von amtlicher Stelle wird uns hierzu geſchrieben: Ueber
angebliche Waſſerſchäden im Hotel Zur Traube ſind abenteuer=
liche
Gerüchte im Umlauf, die ſogar in die auswärtige Preſſe
übergegangen ſind. Richtig iſt, daß beim Niedergang des wolken=
bruchartigen
Regens am Abend des 12. d. M. unbeſonnener=
weiſe
die Feuerwehr alarmiert worden war, die aber ſofort
wieder abrückte, da der Fall ganz belanglos war. Der verant=
wortliche
Dezernent des Städtiſchen Hochbauamtes ſtellte feſt,
daß die Dachdecker, die zurzeit das Schieferdach decken, verſäumt
hatten, die Kandeln von den Schieferreſten über dem Oberlicht
des Frühſtücksſaales, zu reinigen und daß infolgedeſſen das
Waſſer keinen no malen Abfluß zum Abfallrohr finden konnte.
Das Waſſer floß daher über die Kandeln weg auf das Oberlicht,
das an ſeiner unterſten Stelle einen Sinkkaſten hat, der ebenfalls
von Schieferreſten verſtopft war. Infolgedeſſen ſtaute ſich Waſſer
und floß durch das Oberlicht in den Saal. Der Schaden konnte
ſofort behoben werden, nachdem der Sinkkaſten gereinigt war,
ſo daß im Verlauf einer Stunde die ganze Angelegenheit als
erledigt betrachtet werden konnte. Eine Abſprießung der Decke
oder dergleichen hat niemals ſtattgefunden. Ein nennenswerter
Schaden iſt überhaupt nicht entſtanden.
Orthſcher Männerchor. Am Sonntag, 17. Juli, vormittags, fin=
det
ein Konzert des Heſſiſchen Sängerbundes im Seb. Bach=Saal
zu Frankfurt anläßlich der Ausſtellung Muſik im Leben der Völ=
ker
ſtatt. Der aktive Chor des Vereins ſtellt hierzu unter der Leitung
ſeines Dirigenten, Herrn Muſikdirektor Rob. Herber, einen Teil des
Programms. Es iſt daher jedem Mitglied die Möglichkeit gegeben,
die Ausſtellung und Konzert zu ermäßigten Eintrittspreiſen zu be=
ſuchen
. Karten werden noch bis Samstag bei den in der am Dienstag
erſchienenen Anzeige benamten Herren ausgegeben.
Sommerfeſt und italieniſche Nacht im Orangeriegarten. Am
Sonntag, den 17. Jult, fidet im Orangeriegarten nachmittags 4 Uhr
die 35jährige Gründungsfeier des Geſangvereins
Einigkeit‟, Darmſtadt=Beſſungen, verbunden mit einem großen
Sommerfeſt, ſtatt. Ein reichhaltiges Programm, Konzert des Städtiſchen
Orcheſters, Geſang, Tombola (1. Preis ein emaillierter Gasherd, ge=
ſtiftet
von der Firma Konzelmann), Preisſchießen, Kunſtreigenfahren,
Tanz uſw., verſprechen einige genußreiche Stunden. Nach eingetretener
Dunkelheit wird der Garten durch die Darmſtädter Kunſtfeuerwerkerei
Wallenſtein prächtig illuminiert. Der niedrige Eintrittspreis beträgt
50 Pfg. (Siehe Anzeige in der Samstags=Ausgabe und Plakate.)
* Vertri=bene aus Metz geſucht! Nackſtehend aufgeührte Perſonen,
die früher im Dienſte der Stadt Metz geſtanden haben, werden geſucht.
Die Stadt Metz will die Penſionszahlung an ihre vertriebenen pen=
ſionsberechtigten
früheren Angeſtellten wieder aufnehmen. Es werden
geſucht: Aufſeher Johann Hilger, Feuerwehrmänner Jakob König,
Chriſtian Metz, Adolf Mielke, Karl Schmidt, Peter Pauly, Ludwig
Schmitt, die Arbeiter Jakob Rehlinger und Franz Perrier, die Arb= iter=
witwen
Thuran geb. Stark und Weber, die Aufſeherwitwe Graetz geb.
Handtke, die Lehrerwitwe Lambert geb Salomon, die Botenwitwe
Schmidt geb. Quirin. Jetzige Anſchriften erbitten wir gefl. an die
Darmſtädter Vereinigung der aus Elſaß=Lothringen Vertriebenen E.V.,
Inſelſtraße 24.

Haushalt / Gewerbe / Landwirtschaft
Hags, Eisanbahn A.u G.- Banfastactt, Lwisenstr.
Stolet
Besichtigung unverbindlich. / Rat und Ausknntt kostenlos
öffnet: Wochentags 1018 Uhr

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 15. Juli 1927

Nummer 194

Gerichtsferien.

(Was der Laie bavon wifſen muß. Welche Gerichtsſachen ſind Ferien=
ſachen
?)
Inf. Am 15. Juli beginnen laut reichsgeſetzlicher Beſtimmung die
Gerichtsferien, die bis zum 15. September dauern und auch für den
Laien von Bedeutung ſind, denn die ſchnelle Erledigung von Rechts=
ſtreitigkeiten
iſt nicht nur von wirtſchaftlichem, ſondern oft auch von
ſeeliſchem Wert. Handel und Wandel ſtehen nicht ſtill, und es wäre
darum ein gewaltiger Nachteil für die geſamte Volkswirtſchaft, wenn
während der zwei Monate keine Möglichkeit einer gerichtlichen Regelung
vder Erledigung laufender Geſchäfte beſtände. Darum ſei darauf hin=
gewieſen
, daß eine große Anzahl von Gerichtsangelegenheiten als
Ferienſachen auch während der Gerichtsferien regelmäßig verhandelt
werden. So werden alle Streitſachen verhandelt, die früher zu den
Kaufmanns= und Gewerbegerichten gehörten und jetzt von den
Arbeitsgerichten erledigt werden. Fernerhin werden einſtweilige Ver=
fügungen
und ſchleunige Arreſte als Ferienſachen behandelt, weil bei
dieſen oft die Schnelligkeit einer Entſcheidung unerläßlich iſt. Durch
Verzögerung während der Gerichtsferien könnten dem Kläger alle die
Schäden erwachſen, die er durch einſtweilige Verfügungen verhüten will.
Darum gehört auch das Zwangsvollſtreckungsverfahren zu den Ferien=
ſachen
. Eintragungen in das Handelsregiſter, in das Grundbuch,
Wechſelklagen, Klagen wegen des Unterhalts unehelicher Kinder, Vor=
mundſchafts
= und Erbſchaftsangelegenheiten und Wohnungsſtreitigkeiten
dulden auch keinen Aufſchub und darum ſind die Gerichtsferien auf ſie
ohne Einfluß. Endlich ſei noch erwähnt, daß nicht nur das Mahnver=
fahren
, ſondern auch alle Angelegenheiten, die ſich auf Eröffnung eines
Konkurſes oder auf eine Geſchäftsaufſicht beziehen, als Ferienſachen gel=
ten
und darum jederzeit erledigt werden. Das gleiche gilt in neueſter
Zeit für alle Aufwertungsangelegenheiten, die ſich ſehr häufen. Neben
dieſen dringlichen Angelegenheiten, die vom Geſetz als Ferienſachen er=
klärt
werden, können aber auch noch andere Klageſachen als dringlich
behandelt werden, wenn das Gericht ſie als eilig anerkennt und als
Ferienſache zuläßt, denn es liegt oft im Weſen eines Prozeſſes, daß er
eine ſchnelle Erledigung erfordert, ohne daß er zu den eigentlichen
Ferienſachen gehört. Allerdings kann dabei nicht allein die Auffaſſung
der Parteien maßgebend ſein, da alle Parteien ihre Angelegenheiten
für ſehr eilig halten, ſondern nur das Urteil der erfahrenen Nichter.
die vorurteilslos jede Sache prüfen und ſchnell erkennen, welche Sachen
wirklich keinen Aufſchub erdulden dürfen. Für die Allgemeinheit von
geringerem Intereſſe iſt endlich die Feſtſtellung, daß auch alle Straf=
ſachen
als Ferienſachen behandelt werden.
Man erkennt aus dieſen Einzelheiten, daß der ſchnelle Schutz des
Rechtes, auch während der Gerichtsferien, auch überall dort zu erreichen
iſt, wo er im Intereſſe des Schwächeven, wie z. B. bei Streitigkeiten
zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder bei unehelichen Kindern,
oder aus allgemeinen wirtſchaftlichen und ſozialen Gründen notwendig
iſt, da dies die leitenden Grundſätze für die Einrichtung der Ferienſachen
geweſen ſind.

Tageskalender für Freitag, den 15. Juli 1927.
Hefſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines
Haus, abends 8 Uhr: Der Graf von Luxemburg. Orpheum,
abends 8 Uhr: Die vertagte Nacht. Landesmuſeum von
1019 Uhr: Ausſtellung Alte Kunſt. Mathildenhöhe,
von 1019 Uhr: Ausſtellung Neue Kunſt. Konzerte:
Schloßkaffee, Hotel=Reſt Schmitz, Café Rheingold, Herrngarten=
Café Hotel= u. Kaffee=Reſt. Waldſchlößchen, Park=Kaffee=Reſtaurant.
Nationalſoz. Dt. Arb.=Partei, abends 8½ Uhr, in
Böttingers Brauerei, Ludwigsplatz 8: Oeffentl. Sprechabend.
Plattdeutſche Vereinigung, abends 8.15 Uhr, bei Chriſt,
Grafenſtr.: Luſtige plattdeutſche Vorleſung. Fürſtenſaal,
Grafenſtr., nachm. 2½ Uhr u. abends 7½ Uhr: Torten=Garnier=Kurs.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 15. Juli: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 16. Juli: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 25 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends
7 Uhr 15 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 16. Juli: Vorabend 7 Uhr 50 Min. Morgens.
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 25 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Abends 7 Uhr 45 Min.
Sonntag, 17 Juli: Faſttag: Schiwo osorbetamus. Abends 8 Uhr
Faſtenende 9 Uhr 18 Min.

Aus Heſſen.
Starkenburg.
H. Eberſtadt, 13. Juli. Blinklichtſchilder für den Fahr=
zeugverkehr
. Die Firma Georg Merkel, G. m. b. H., in Mann=
heim
, hat eine Neuerung auf dem Gebiete des Warnungsſignalweſens
für den Fahrzeugverkehr herausgebracht. Es betrifft dies die Erfin=
dung
einer Signalvorrichtung für Fahrzeuge aller Art, durch welche
auf eine weite Strecke jede Kurve, Kreuzung, Eiſenbahnüberquerung,
Fahrtrichtung uſw ſelbſttätig durch Aufleuchten, beſonders in der Dun=
kelheit
, angezeigt wird. Die Betätigung dieſer Lichtſignale, die vor dem
Gefahrpunkt angeordnet ſind, erfolgt durch die Einwirkung künſtlichen
Lichtes, z. B. Autoſcheinwerfer, wodurch dann eine beliebige, farbige
grelle ReflexbeleuMtung encſteht, die weirhin ſichtbar und nicht zu über=
ſehen
iſt. Die Schilder ſind ein wertvolles Mittel, Gefahrpunkte, vor
allem bei Nacht, deutlich kenntlich zu machen, ohne daß es einer beſon=
deren
Beleuchtung bedarf. Ein ſolches Probe=Warnungsſckild, das die
Fahrzeuge auf die gefahrvolle Wegkreuzung im Ortszentrum aufmerk=
ſam
machen ſoll, hat die Firma Merkel an der Ecke der Neuen Darm=
ſtädter
= und Gabelsberger Straße aufſtellen laſſen. Der Blinklichtkörper
hat Dreiecksform, iſt durch ſeine ſtabile, in Eiſen verkleidete Ausführung
gegen Beſchädigungen und Witterungseinflüſſe geſchützt und funktioniert
tadellos. Im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit dürfte ſich die Auf=
ſtellung
ſolcher Warnungstafeln an mehreren Stellen der Ortsdurchfahrt
und ihrer Zufahrtsſtraßen für die Gemeinde ſehr empfehlen.
Eberſtadt, 14. Juli. Deutſchorden. Am nächſten Samstag,
den 16. Juli, abends, findet im Bergſträßer Hof hier, ein vater=
ländiſcher
Abend, veranſtaltet vom Deutſch=Oden, Gefolgſchaft Eber=
ſtadt
, ſtatt. Die Veranſtaltung iſt gleichzeitig der Kommende=Abend
der Kommende Darmſtadt, und kommen vorausſichtlich eine größere
Anzahl Ordensbrüder aus der Landeshauptſtadt nach hier. Der muſi=
kaliſche
Teil wird ausgeführt von einem 20 Mann ſtarken Muſikchor
vom Bund ehemaliger Militärmuſiker unter Leitung des Herrn Ober=
muſikmeiſters
a. D. Rüihlemann aus Darmſtadt.
* Pfungſtadt, 13. Juli. Dank der Landwirtſchafts=
kammer
. Der Landwirtſchaftskammerausſchuß für die Provinz
Starkenburg, der dieſer Tage hier eine Beſichtigung der Viehbeſtände
vornahm, übermittelte dem Vorſtand des hieſigen Rinderzucht= und
Ziegenzuchtvereins auf ſchriftlichem Wege ſeinen verbindlichſten Dank
und ſprach ſeine Anerkennung über den hohen Stand der hieſigen Rind=
viehzucht
aus. Schützenverein. Der vor einem halben Jahr
gegründete Schützenverein Pfungſtadt der ſich beſonders dem Klein=
kaliberſchießen
widmet, iſt dem Südweſtdeutſchen Sportverband für
Kleinkaliberſchießen beigetreten Waſſerzinserhebung. Die
Stadtkaſſe Pfungſtadt gibt bekannt, daß die Beträge für Waſſerzins
und Waſſermeſſermiete aus dem erſten Vierteljahr des Rechnungsjahres
1927 bei Meidung der Mahnung bis Ende Juli eingegangen ſein müiſſen.
Befahren der Wieſen. Nach einer Bekanntmachung der
Bürgermeiſterei iſt auf Grund des § 26 der Wieſenpolizeiverordnung
das Befahren der Wieſenwege zum Düngen und Uebererden nur bei
trockenem Wetter geſtattet. Die Gemeinde beabſichtigt, die Inſtand=
ſetzung
des Grabens im Spital als öffentliche Notſtandsarbeit zu ver=
geben
. Sportlerſieg Bei den Waldlaufkämpfen, die am
Sonntag in Werſau abgehalten wurden und auf einer Strecke von 2000
Meter ſtattfanden, errang Theodor Scherer vom Sportverein Sieg=
fried
Pfungſtadt mit 6,26 Minuten den 2. Preis. Die Sportler Hein=
rich
Zeller und Erwin Walter vom gleichen Verein belegten den 3.
und 4. Platz. Der Stand des Getreides. Die Getreideernte
in der hieſigen Gemarkung dürfte dieſes Jahr befriedigend ſein. Bei
dem ſchweren Gewitter, das am Dienstag abend über unſere Gemar=
kung
niederging, wurde das Getreide ſtellenweiſe umgelegt; beſondere
Schäden wurden glücklicherweiſe nicht angerichtet. Korn und Gerſte
gehen ihrer Reife entgegen.
* Eich bei Pfungſtadt, 14. Juli. Sängerfeſt. Am kommenden
Samstag und Sonntag begeht der Geſangverein Eintracht in Eich
ſein 25jähriges Stiftungsfeſt. Es werden mehrere auswärtige Vereine
erwartet.
* Roßdorf, 14. Juli. Stiftungsfeſt. Am 16., 17. und 18.
Juli begeht der Geſangverein Liederkranz ſein 25jähriges Stiftungs=
feſt
. Das Feſt wird eingeleitet durch ein Fackelzug der Ortsvereine
am Samstag abend 9 Uhr, am Sonntag vorm. 6 Uhr iſt Weckruf, ſodann
Empfang der auswärtigen Vereine, nachm. 13,30 Uhr Aufſtellung des
Feſtzuges. Am Abend findet ein Feſtball ſtatt. Am Montag nachmittag
4 Uhr findet nochmals ein Zug durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz
ſtatt, dortſelbſt Volksfeſt, Tenz und Feuerwerk.
* Nichen, 13. Juli. Der Kriegerverein Richen feiert am 16., 17.
und 18. Juli ſein 50jähriges Jubiläum verbunden mit Fahnenweihe
der 2. Fahne. Die Ehrung der Altveteranen findet Samstag, 16. Juli,
abends, nach vorhergehendem Fackelzug im neuerbauten Saal der Wwe.
Wörner ſtatt. Am Sonntag, 17. Juli, Empfang der auswärtigen Vereine
und anſchließend Feſtzug nach dem Feſtplatz. Einweihung der neuen
Fahne. Soweit bekannt, haben zahlreiche Vereine ihr Erſcheinen zu=
geſagt
, ſodaß das Feſt ſchön zu werden verſpricht.

r. Babenhanſen, 12. Juli. An dem Jugendtreffen, das ver=
gangenen
Sonntag bei Oberklingen angeſichts der Feſte Otzberg unter
Teilnahme vieler Jugendvereinigungen, Poſaunen= und Kirchenchörem
ſtattfand, beteiligte ſich auch die konfirmierte Jugend von hier ud
Harreshauſen unter Führung des Herrn Pfarrers Kehr. Begeiſtert
von dem Geſchauten und Erlebten kehrten die Knaben und Mädchen
am Abend wieder zurück. Die Heſſiſche Lichtbildbühne
veranſtaltete nach langer Pauſe am Montag nachmittag ſür die Jugend
einen Film, betitelt Das Volk der ſchwarzen Zelte‟. Mehrere hundert
Kinder von hier und der Umgebung wohnten der Veranſtaltung bei und
verfolgten mit großem Intereſſe die wohl etwas kleinen, aber pracht=
vollen
Aufnahmen. Der Film hatte die Aufgabe, die Kinder mit der
Natur der Sieppe Kleinaſiens und des Hochlandes von Iran vertraut zu
machen. Insbeſondere wollte er der Jugend einen Einblick bieten in
die Kultur eines im perſiſchen Hochlande wohnenden Nomadenſtammes.
der hinſichtlich ſeiner Sitten, Lebensweiſe und Gebräuche noch ganz
auf der Stufe urväterlicher Vorzeit, etwa zur Zeit der altfüdiſchen
Patriarchen, ſteht. Seine Aufgabe hat der Film reſtlos erfüllt. Die
Forſchungsreiſe des Forſchers M. Cooper über Angora, Kaiſari hinauf
zum Taurus und hinab ins fruchtbave Tal des Iran unter Führung
des Stammeshäuptlings Haidar zu verfolgen, war für die Jugend eine
Geographieſtunde in der anſchaulichſten Form.
* Dieburg, 13. Juli. Ferngas=Verſorgung für den
Kreis Dieburg. Am Montag nachmittag fand im Kreisamts=
gebäude
zu Dieburg eine Beſprechung der Kreisbehörde mit Vertretern
der Kreiszemeinden über die Frage der Ferngasverſorgung für den
Kreis Dieburg ſtatt. Die Frage der Ferngasverſorgung für den Kreis
Dieburg iſt daher um ſo ſpru hreifer, da das Gaswerk in Ober=Roden
am 1. Oktober ſtillgelegt werden ſoll. Gleichzeitig können mir der be=
vorſtehenden
Einrichtung der Waſſerfernverſorgung auch die Arbeiten
der Ferngasterſorgung durchgeführt werden. Der Gaspreis ſoll vor=
ausſihtlich
dem in der Stadt Darmſtadt üblichen Preis gleichgeſtellt
werden. Wimpelweihe. Die hieſige Ortsgruppe des Odenwald=
klubs
beging in feierlicher Weiſe die Weihe eines neuen Wimpels. In
Vertretung des Odenwaldklubs Darmſtadt war Lehrer Salomon
erſchienen
* Dieburg, 13 Juli. Handwerksausſtellung. Am kom=
menden
Sonntag tritt der hieſige kath. Geſellenverein mit einer Hand=
werksausſtellung
an die Oeffentlichkeit. Die Eröffnung der Ausſtellung
findet bereits am Samstag nachmittag ſtatt.
n. Niedernhauſen i. O., 13. Juli. Die Witwe Margarete Schröbel,
dahier, konnte geſtern im Kreiſe ihrer zahlreichen Angehörigen ihren
98. Geburtstag feiern. Auch eine 66jährige Tochter aus Amerika
hatte ſich eingefunden, um mit ihrem Mütterchen, das leider bettlägerig,
aber im übrigen noch geiſtig bei der Hand iſt, den Tag feſtlich zu be=
gehen
. Die Jubilarin freute ſich über jeden Glückwünſche und Geſchenke
bringenden Gratulanten, die gar zahlreich gekommen waren, und hofft
noch auf ein Erleben des 100. Geburtstages, was wir ihr auch wünſchen
wollen.
* Lengfeld, 13. Juli. Sonntag, den 17. Juli findet in Lengfeld
ein Miſſionsfeſt ſtatt (Jahresfeſt des Starkenburger Hilfsvereins für
die Baſler Miſſion). Der Feſtgottesdienſt findet um 1½ Uhr in der
Kirche ſtatt, nachmittags um 4 Uhr iſt eine Nachfeier in der Kirche,
Redner ſind Miſſionar Keller und Miſſionar Schmid. Alle Freunde der
Miſſion ſind herzlich eingeladen.
* Ober=Klingen, 13. Juli. Von fern und nah, aus der Mamebene,
aus Gerſprenz= und Mkimlingtal und von der Modau waren am Sonn=
tag
mit ihren Führern und Führerinnen die evangeliſche Jugend in
Scharen gekommen zu dem evangeliſchen Jugendtreffen, dem erſten
für den vorderen Odenwald, das der Landesjugendpfarrer Lic. v. d. Au
am Fuße der alten Feſte Otzberg veranſtaltet hatte. Der idylliſch ge=
legene
Waldplatz ſah jung und alt um die feſtlich geſchmückte Kanzel
verſammelt, die die Gemeinde Oberklingen für ihre Waldgottesdienſte
bort errichtet hat. Lied und Gotteswort, Poſauwenchöre, Kirchen= und
Männerchöre wechſelten miteinander ab und zogen die große Feſtge=
meinde
in ihren Bannkreis. Der Jugend galten die zu Herzen gehenden
Worte der Feſtredner, des Herrn Prälaten D. Dr. Diehl, des Herrn
Landesjugendpfarrers Lic. v. d. Au und des Herrn Schulrats Direktor
Haſſinger, von denen jeder in ſeiner trefflichen Art und Weiſe von dem
Frohſinn und der Schonheit, aber auch von dem Ernſt und der Heiligkeit
der Jugendzeit redete. Nach Beendigung des Gottesdienſtes entfaltete
ſich auf der Wieſe am Waldesrand ein fröhliches Treiben. Reigen,
Tänze, luſtige Aufführungen einzelner Jugendgruppen hielten die mit
Spannung lauſchenden Feſtbeſucher bis zum Schluſſe zuſammen.
Möchten die Teilnehmer von dieſem Feſte, das, wie der Ortsgeiſtliche,
Herr Pfarrer Sehrt, betonte, im Gegenſatz zu anderen Feſten ohne
Alkohol und ohne Geldvergendung gefeiert wurde, bleibenden Segen
und inneren Gewinn mit in das Alltagsleben hinein nehmen.
g. Groß=Bieberan, 13. Juli. Der Reit= und Fahrverein
für den vorderen Odemwald veranſtaltet kommenden Sonntag ein grö=
ßeres
Turnier und will damit ſeine Standartemweihe verbinden. Durch
verſchiedene Wettkämpfe, Geſpann= und Reiterprüffungen ſowie inter=
eſſante
Gewandheitsprüfungen wird gezeigt, wie weit unſere jungen
Leute durch Uebung und Verſtändnis in dieſem edlen Sport gekommen
ſind. Bis jetzt liegen ſchon recht zahlreiche Nenungen vor. Die hieſigen
Vereine helfen mit, das Feſt zu verſchönern.

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b.

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mit 0.45 angegeben, während es
A9ß

beißen muß.

(11195

R
½ Fl.
Orangeade
2.30
1.20
Weißwein für Bowle Liter 1.30
Malaga, Muskat., Samos, loſe, Liter 1.70
Tarragona loſe . . . . . . Liter 1.50

Liter

FTennolanee
/, Flaſche RMk. 2.70 2.00 3.50
Flaſche RMk. 1.40 1.60 1.80

Weinbrand=Verſchnitt . 2.30
Rümmel und Pfefferminz 2.20
Magenbitter
2.40
3.50
Zwetſchenwafſer.
Kirſchwafſer
4.50
Rum=u. Arrak=Berſchnitt 3.50
Alle Liköre
3.50
Rheinheſſ. Weißwein 1.20
Ober=Ingelheimer Notw. 1.25
Ober=Ingelh. Burgunder 1.40

bis

½ F
1.4
1.30
1.30
1.90
2.40
1.80
1.80
2.00

Hierzu die bekannten Gratiszugaben.

Kein Laden

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Hoffmannſtraße 12, pt.
(Ecke Kies= und Hoffmannſtraße)

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intelligenter Perſon
durch mein konkur=
renzloſes
Verkaufs=
Syſtem eigenes Ge=
ſchäft
gründen.
Dauernd hohes Ein=
kommen
. Vornehme
Tätigkeit. Kapital u.
Laden nicht erforder=
lich
. Poſtfach 186
Pforzheim. (11180

Wünſche mit kath.
Herrn, in gut. Poſit.,
muſik= u. naturlieb.,
mit ernſter Lebens=
auffaſſung
, im Alter
von 3040 Jahren,
zwecks ſpät. Heirat
bek. zu werd. Ang. u.
O.165 Gſchſt. (*18493

Meirat.
Sol. Frl., evgl., Mitte
20, jugdl., ſchl., angen.
Aeußere, aus guter
Familie, ſucht weger
Mangel an paſſ. Ge=
legenh
. auf dieſem
Wege mit nur ſolid.
Herrn in geſ. Stel=
lung
bekannt zu wer=
den
zw. bald. Heirat.
Ausſteuer u. Möbel
vorhanden, ſpäter II.
Liegenſchaften. Ano=
aymzweckl
. Zuſchr. u.
D. 161 Geſchſt. /*18483

Re
angeſtr., Paar 70 H.
Roßdörferſtraße 23, I.
(18463ks)

Betr.: Ausführung einer II. Teil=
kanaliſation
zu Groß=Umſtadt.
Bekanntmachung.
Die Erd= und Maurerarbeiten
ſowie die Lieferung von Zement= und
Steinzeugröhren, von gußeiſernen Schacht=
abdeckungen
und vollſtändigen Straßen=
ſinkkäſten
für die Kanaliſation in
Groß=Umſtadt ſollen öffentlich vergeben
werden.
Angebote ſind verſchloſſen und porto=
frei
mit der Aufſchrift Kanalanlage in
Groß=Umſtadt bis Donnerstag, den
28. Juli, vormittags 10 Uhr, bei der
Bürgermeiſterei Groß=Umſtadt ein=
zureichen
. Angebotsvordrucke ſind dort
erhältlich. Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Darmſtadt, 9. Juli 1927. (11213f4
Provinzialdirektion Starkenburg.
Tiefbau.

Sauerkirſchen z. verk.
Eherſtadt,Alte Darm=
ſtädterſtr
. 113, hinterm
Waldfriede. (*18456

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[ ][  ][ ]

Nummer 194

* Das Siadion in Michelſiadt i. Odw
Daß in den Zeatren der Kultur, in den großen Städten, hochwer=
twe
Leiſtungen auch zur Pflege der Körperkultur vollbracht werden, iſt
hi=i der Einſtellung der Mehrzahl der deutſchen Kommunen keine
Sltenheit. Wir haben auch im Rhein=Mainiſchen Städtekranz Gelegen=
hi
it, dieſe Feſtſtellung zu machen. Es ſei nur an Frankfurt a. M. mit
ſacnem wundervollen Stadion erinnert. Eine Seltenheit aber bedeutet
et wenn eine deutſche Kleinſtadt eine Großtat zugunſten der Körper=
Altur vollbringt. Hies müſſen ſchon ganz beſondere Umſtände und ein
ſrrker Tatwille der betreffenden Gemeindeverwaltung vorliegen, wenn
eri ſolch erſtrebenswertes Ziel erreicht werden ſoll. Die Schaffung
rnes Stadions in Michelſtadt i. O. gibt Gelegenhoit, feſtzuſtellen, daß
s der Not der Zeit heraus eine unſere Generation überdauernde,
egensreithe Einri tung geſchaffen worden iſt. Das Bedürfnis, den
ſett Jahren außer Stellung befindlichen zahlreichen Erwerbsloſen an
erolle von Unterſtützung auf längere Zeit mit den Mitteln der ſogenann=
a
7 produktiven Notſtandsfürſorge zu angemeſſenem Verdienſt zu ver=
hAfen
, ließ die große, ſpäter imn der Bevölkerung als Stadion benannte
Swortplatzanlage entſtehen, die mit Genugtuung als eie der erſten An=
ſawen
des Neiches bezeichnet werden darf. Das Stadion wurde in=
nt
tten eines ſüdlich und nördlich von Hängen umgebenen Wieſentgles
u unmittelbarer Nähe der Stadt geſchaffen. Gegen rauhe Winde iſt
von Norden her durch Wald und Berg geſchützt. Aus Oſten, Süden
un d Weſten iſt es den ganzen Tag über der Sonne ausgeſetzt. Der An=
lo
ck des Stadions iſt ebenſo reizvoll, wie das Panorama, das ſich dem
lige des Zuſchauers vom Stadion ſelbſt aus darbietet. In ihren tech=
an
chen Einzelheiten ſtellt ſich die Anlage als ein ganz vorzüglich ge=
uungenes
Werk kommunaler Schaffensfreude vor. Von Oſt nach Weſt
in umfaßt das Stadion einen Kinderſpielplatz, einen Turnplatz, der
mch eine Ueberflutungsvorrichtung im Winter als Eisbahn dient, ein
eEht=, Luft= und Sonnenbad, in dem der Benützer ſich je nach Belieben
uF grünem Raſen oder im Flußſand ausſtrecken kaun, ein von klaren
Srrgquellwaſſern geſpeiſtes Schwimmbad, das in ſeiner imponierenden
Lange von 65 Metern und ſeiner Breite von 50 Metern eine ganz her=
uo
ragende Gelegenheit zur ſchwimmſportlichen Betätigung bietet. Fein
urchdacht ſind die Notwendigkeiten, auch dem Bedarf der Nichtſchwim=
nrr
und ſelbſt der Kleinſten, die puddeln wollen, Rechnung zu tragen.
zu dem Schwimmbad gehören zahlreiche Wechſelkabinen, einige Dauer=
minen, zwei Schulermaſſenkabinen, für Mädchen und Buben getrennt,
ewſettsanlagen u. a. m. Mitten im Geſichtsfeld ſteht der beherrſchende
s ringturm, der zu Abſprungen aus 3 und 5 Metern einlädt. Das ge=
amte
Schwimmbecken iſt betoniert, die grünen Waſſer, die an manche
b rbayeriſche Seen erinnern, ſind in der Mitte geteilt für Schwimmer
n Nichtſchwimmer. Bemerkenswert iſt, daß an 3 Seiten Brauſe=
n
agen angebracht ſind, die jeder Badegaſt zu paſſieren hat. Nördlich
uonn Schwimmbad, nach der Straße zu, erhebt ſich das Reſtaurations=
enäude
, ein ſchmucker Bau in einfachen, ſtrengen Linien, ſich ausge=
erhnet
der Architektur der ganzen Anlage und insbeſondere dem künſt=
eniſch
wertvollen Waſſerſpeier im Schwimmbecken anpaſſend. Durch
iwe offene, mit Möbeln zu beſtellende Halle gelangt man in die oberen
Ki ume der Neſtauration, die innenarchitektoniſch von intimem Reize
ſnS. Die Fenſter des Reſtaurants geben nach drei Seiten einen aus=
egeichneten
Ueberblick über die Geſamtanlage und werden zweifelsohne
in Ruherlätzchen für ſtille Genießer ſein. Auf unſerem Gange treffen
u= dann auf die durch rieſige Erdbewegungen hervorgezauberte große
Lanpfbahn für Ballſpiele, Leichtathletik und Radſport. Man ſieht es
Anlage an und erkennt es aus dem Anblick der natünlichen Tri=
üren
, daß hier eine ſtarke Erdbewegung zu bewältigen war. Trotz=
em
iſt ſchon alles wieder grüner Raſen, obwohl die Anlage vor einem
ſochr noch nicht begonnen war. Und welcher Raſen! Es muß eine Luſt
ein, auf ihm ſportlich tätig ſein zu können. In der Mitte befindet ſich
n. Ballſpielfeld, das genau nach den amtlichen Angaben bemeſſen wurde,
Meter Länge und 70 Meter Breite. Hinter den beiden Toren ſind
airi Plätze für Leichtathletik vorhanden, die ganz ohne joden Zweifel
Haft benutzt werden. Ein Glanzſtück der Anlage iſt die 407 Meter
mfaſſends Aſchenlaufbahn, die für viele Sportarten ihre beſondere Be=
euttung
beſitzt. Die aus dem Gelände herausgearbeiteten natürlichen
im bünen bieten Naum für zwölf und mehr tauſend Zuſchauer. Wenn
bar dem Ganzen ſich ein blauer Himmel wölkt, wenn ſich die ſehnlichſt
rweartete goldene Sonne in den Waſſern ſpiegelt, dann bietet die An=
ras
einen herrlich ſchönen Anblick, der ſeine Wirkung auf keinen der
fel ucher verfehlt. Darf es daher wunder nehmen, wenn am kommen=
Sonntag, den 17. Juli, das Einweihungsprogramm des Stadions
ſFhelſtadt Sportgrößen mit Namen von Nang und Klang beſtreiten
wr demſelben die Weihe geben?. Der vorjährige deutſche Radballmeiſter
ermania Frankfurt, der beliebte Schwimmklub Jung=Deutſchland
armſtadt, der Offenbacher Schwimmverein von 1896, der Sportverein
. 1898 Darmſtadt mit ſeiner Leichtathletikabteilung, der Offenbacher
ußballklub Kickers, 1961 mit ſoiner Leichtathletikabteilung, und die
wämung des Ganzen der mehrmalige, deutſche Fußballmeiſter
im elvereinigung Fürth mit ſeiner Meiſtermannſchaft, ſowie die Meiſter=
minſchaft
des Bezirksmeiſters, Fußballſportverein Frankſurt a. M
ſie ſich hier zu einem Werbeſpiel treffen, ſie alle wollen zum Ausdruck
rungen, welche Bedeutung dieſem Werke einer deutſchen Kleinſtadt bei=
urneſſen
iſt. Wenn am Sonntag von vormittags bis zum Abend die
Batttkämpfe ſtattfinden, wenn die Eiſenbahn und die Landſtraßen die
ſamſende von Beſuchern deumitteln, die ſich an dem ſchönen Werk freuen
w. die Leiſtungen der Sportler bewundern wollen, dann wird in allen
uSwärtigen der Wunſch entbrennen, hätten nur auch wir eine ſolche
n age. Die Jugend Michalſtadts und die aktive Generation der Sport=
rl
wird ſich glucklich preiſen, daß ſie von der Stadtverwaltung ein ſol=
ſei•
Betätigungsfeld geſchaffen bekam. Zu ſeinen vielen Reizen, die
7Phelſtadt aus Vergaugenheit und Gegenwart aufzuweiſen hat, wird
8unun einen neuen fügen können. Uns dünkt, das Stadion der Stadt
Nütrhelſtadt ſei die Perle in der Krone ſeiner landſchaftlichen und archi=
hwrnſchen Schönheiten.

* Höchſt i. O., 13. Juli. Gemeinderatsbericht. Nachdem
ier obere Wohnung im Rathaus geräumt iſt, wurde in der letzten Ge=
tenderatsſitzung
beſchloſſen, dieſelbe nach Inſpizierung durch die Bau=
zmmiſſion
evtl. zu Rathausſaal und Polizeidienerwohnung einrichten
allaſſen. Als Vertreter zur Mitgliederverſammlung der Vereinsge=
ieumden
der Bezirksſparkaſſe Höchſt wurde Bürgermeiſter Wolf beſtimmt.
ſon einem evtl. Verkauf und Neuankauf eines Ziegenbocks wind Ab=
auud
genommen. Dem Antrag der Philippime Raitz Wwe, um Räu=
jurig
ihrer von Philipp Volk innehabenden Wohnung ſoll nach Mög=
cheeit
ſtattgegeben werden. Vor Ausführung der Kleinpflaſterung
rſcher Bahnhofſtraße ſoll auf Antrag des Heinrich Arnold die Kana=
ſation
bis zu deſſen Anweſen durchgeführt werden. Ein Schreiben
er) Granitwerke Kleber u. Co., Neuſtadt, betr. Reſtzahlung von gelie=
aen
Kunſtſteinen zu dem Wohnhaus des Peter Reuter, ſoll ablehnend
ewaitwortet werden, da die Gemeinde direkt mit dieſer Angelegenheit
ſctts zu tun hat. Mit der Meßbriefwahrung des Grundſtücks Flur
MfI Nr. 245/4, 6, 8, 9, 10 und 246, 2465ſyo wird, der Beigeordnete
waut. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von dem Beſchluß des
enlbandes Höchſter Kloſterfonds bzgl. der Herrichtung des Fußſteigs
aſder neuen Schule. In der Wohnungsangelegenheit Adam Müller,
ſeſthaffung einer Wohnung, konnte abermals kein Beſchluß gefaßt
enden. Anſchließend geheime Sitzung. In dieſen Tagen verläßt
enrr Forſtrat a. D. Richard Schlich unſer Städtchen, um ſich in
an mſtadt arſäſſig zu machen. Im Jahre 1900 kam Herr Schlich von
ſormrod (Oberheſſen) als Oberförſter nach Höchſt. 26 Jahre leitete er
ei, die Forſtgeſchäfte, bis er im vergangenen Jahre in dem Ruheſtand
irhetzt wurde. Herr Schlich, eine ſehr populäre Perſönlichkeit, hat ſich
ſGieſer Zeit durch ſein freundliches Weſen hier, wie in der Umge=
um
viele Freunde gewonnen, die ihn nicht gern ſcheiden ſehen.
* Vielbrunn, 13. Juli. Odenwaldklub. Die ſiebente
fünderung. Prächtiges Wanderwetter war uns beſchieden, herr=
ch
: durch die vorherigen Gewitterregen gekühlte, würzige Waldluft
friſchte Körper und Geiſt, auf bequemen, abwechſelnd durch dunklen
uſ chenden Hochwald ſowie lauſchiges Gebüſch führenden Fußwegen
lanngten wir in das ſchöne Maintal, welches ſich durchzogen vom Main=
ronn
, ſeinen Ortſchaften, Fabrikſchloten uſw. von der Miltenberger
Srzur Obernburger Gegend, als maleriſches Landſchaftsbild vor uns
uzöreitete. Wir lenkten unſere Schuſtersrappen weiter durch Trenn=
über die Mainbrücke in das anläßlich des dort ſtattfindenden 50 Gründungsfeſtes des Kriegervereins im Flaggen= und Girlan=
möchmuck
prangenden Klingenberg, mit den in ſeinem Rücken auf=
ziwenden
Wingerten. Nachdem wir noch von der an der Berglehne
en falls im Nücken Klingenbergs in die Höhe ragenden, 1688 zerſtörten
ung einen herrlichen Fernblick in das Maintal und die gegemüiber=
emenden
Odenwaldberge genoſſen hatten, mußten wir dieſen Natur=
ſöurheiten
Valet ſagen und über Laudenbach und Brunntal mit ſeinen
eat, in welchen die Fürſtlich Löwenſtein’ſche Verwaltung bis zur
rin gszeit Fiſchzucht betreiben ließ, unſerer Heimat zuſtreben.

Zesucht das deutsche

e Wordseebad Korkum
August:
Piportwoche vom 8. bis

Freitag, den 15. Juli 1927.

Geite 7

Erbach i. D., 14. Juli. Wie erſt nachträglich bekanmt wurde, hat
der Heſſen=Darmſtädter Volksfeſtverein New York unſerem Herrn
Bürgermeiſter Dengler 500 RM. zum Zwecke der Armenpflege über=
geben
. Herr Wilhelm Volk aus New York, ein gebovener Erbacher, der
auch Mitglied des genannten Vereins iſt, hat von ſich aus noch 300 RM.
zu gleichem Zweck hinzugefügt.
i. Beerfelden, 14. Juli. Der Schlußtag unſeres Marktes brachte die
Verloſung zur Beerfelder Pferdemarkt=Lotterie. Die erſten 15 Gewinne
fielen auf folgende Losnummern: 1895 (1. Preis), 3427; 16 940; 19 708;
132: 9842; 3240; 1957; 2031; 788; 13262; 13 488; 13 292: 14 645: 8545.
Das Los für den 1. Preis wurde in Gießen verkauft, der glückliche Be=
ſitzer
desſelben iſt noch nicht ermittelt. Der zweite Gewinn fiel einem
jungen Landwirt aus Reinheim zu, und bildet ein ſchönes Angebinde
für die kommenden Samstag ſtattfindende Hochzeit desſelben.
* Birkenau, 13. Juli. Unſer Kirchweihfeſt war ungemein
ſtark beſucht halb Weinheim war auf den Beinen, die Wirtſchaften
waren gut beſucht, die Tanzlokale überſillt. Die Herven Wirte dürften
wohl durchgehends ein gutes Geſchäft gemacht haben, während viele
andere vor leerer Geldbörſe ſtehen. Steuerbeſprechtag. Am
Mittwoch, den 20. ds. Mts., findet auf dem hieſigen Rathauſe ein
Steuerbeſprechtag ſtatt. Refloktanten haben dies bis zum 16. ds. Mts.
auf der Bürgermeiſterei anzuzeigen.
* Von der Bergſtraße 13. Juli. Seltenheit. Gärtner Anton
Schmitterer in Laudenbach beſitzt eine Hortenſie, die nicht weniger als
163 Blüten aufweiſt; gewiß eine große Seltenheit. Sturz vom
Nade. Einem Motorradfahrer platzte bei Hemsbach ein Reifen des
Rades. Dieſes überſchlug ſich dreimal, der Fahrer wurde vom Rad
geſchleudert und ſehr ſchwer verletzt.
* Heppenheim, 12. Juli. Kriegerverein Heppenheim.
Die neugegründete Schützenabteilung des Kriegervereins Heppenheim
hat nun ihren neu errichteten Schießſtand für Kleinkaliberſchießen er=
öffnet
. Es iſt dies ein ſchon längere Zeit ſtillgelegter Steinbruch im
Eſſigkamm. 50 Meter gegenüber einer hohen Steinwand, welche als
Kugelfang dient hat ein überdachter Sckützenſtand ſeinen Platz gefun=
den
, ſodaß der Schießſport bei jeder Witterung ſtattfinden kann. Zum
Schießſtandverwalter wurde Herr Förſter Vock und zum Schießſtand=
leiter
Herr Poſtſchaffner Rettig ernannt. Vorausſichtlich findet nun jeden
Sonntag ein Schießen ſtatt. Bei genügender Beteiligung ſoll auch
Samstags nachmittags zum Schießen Gelegenheit geboten werden. An
einem der kommenden Sonntage wird ein offizielles Standeröffnung3 veranſtaltet, wobei ſich eine Anzahl Brudervereine beteiligen
wird. Auch im benachbarten Kirſchhauſen hat ſich nun eine Schützen=
geſellſchaft
gebildet. Der Schützenſtand dieſer Vereinigung, welcher
aller Vorausſicht nach am Sonntag, den 17. Juli, eingeweiht wird, iſt
für Klein= und Großkaliber eingerichtet. Er befindet ſich an der Kreis=
ſtraße
Kirſchhauſen=Igelhöhe, in dem an ſie grenzenden Waldſtück.
Am Sonntag nachmittag fand im Steinbruch an der Starkenburg das
letzte Preisſchießen des Geflüigelzuchtvereins ſtatt. Während des Preis=
ſchießens
an den vergangenen Sonntagen wurde die Ringzahlen 35,
34 und öfters 33 geſchoſſen, ſodaß von 57 Uhr ein Vergleichsſchießen
ſtattfand. Die Beteiligung an dem Preisſchießen war gut. Waſſer=
leitung
. Nachdem im benachbarten Kirſchhauſen die Vorarbeiten
zur Legung einer Waſſerleitung erledigt ſind, hat man nun mit den
Grabungen zur Quellenfaſſung begonnen. Da die Grabungen im
Wieſengelände ſtattfinden, hatte man dieſe Arbeiten abſichtlich bis nach
der Heuernte verſchoben.
Hirſchhorn, 14. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
13. Juli 1.12 Meter, am 14. Juli 1.13 Meter.
* Neckarſteinach, 12. Juli. (Dilsberg=Beſchießung.) Die
urſprünglich für den 3. Juli vorgeſehene Beſchießung der Vergfeſte
Dilsberg mit anſchließender Beleuchtung wurde des ſchlechten Wetters
wegen auf den 17. Juli verſchoben, an welchem Tage die Veranſtaltung
bei jedem Wetter ſtattfindet. Sie wird unternommen von den
Verkehrsvereinen Neckurgemünd, Neckarſteinach und Dilsberg mit Unter=
ſtützung
der beteiligten Gemeinden und ausgeführt von Unternehmern
Heidelberger Schloſtbeleuchtungen. Man verſpricht ſich ein Ereignis
fürs Neckartal. (Leichtathletiſches Vereinsjugendfeſt.) Die Spielver=
einigung
1912 Neckarſteinach trägt am Sonntag, den 17. Juli, nachm.
2 Uhr. unter Preisverteilung an die Sieger ſportlühe Uebungen für 1.
und 2. Jugendmannſchaft und Schüler (bis zum Jahrgang 1913 als
älteſte) aus. Im Dreikampf der Jugendmannſchaften wird der Vereins=
vanderpreis
, in dem der Schüler der Vereinsehrenpreis vergeben.
(Schwalbenneſt=Beleuchtung.) Am Sonntag abend veranſtaltete das
Corps der Normannen=Heidelberg aus Anlaß ihres Stiftungsfeſtes
eine Illumination der Ruine Schadeck (Schwalbenneſt), ausgeführt von
der Firma Keſſelbah=Heidelberg.
WSN. Wimpfen, 14. Juli. Der Tod auf den Schienen.
In der Nähe des hieſigen Bahnhofs wurde die Leiche eines gut ge=
kleideten
Mannes, der von einem Zuge überfahren worden war, ge=
funden
. Bei dem Toten fand man keinerlei Papiere, ſodaß man ſeine
Perſonalien noch nicht feſtſtellen konnte.
* Langwaden, 14. Juli. Blitzſchlag. Am Dienstag abend
ſchlug der Blitz in das Anweſen des Gaſtwirtes Schneider ein. Der
Blitz tötete ein im Stalle befindliches Schwein, zündete jedoch nicht.
Außerdem ſchlug der Blitz in die elektriſche Leitung des Forſthauſes.
Förſter Mah wurde vorübergehend betäubt, beſaß jedoch noch ſoviel
Kraft, die brennende Iſolierung wegzureißen und das entſtandene Feuer
zu erſtichen.
Gernsheim, 14. Juli. Wafſerſtand des Rheins am
14. Juli 2,55 Meter.
* Groß=Gerau, 13. Juli. Seltener Autounfall. Zwiſchen
Mitteldick und Walldorf verunglückte der Fabrikant Otto Faulſtroh mit
ſeinem Auto, indem er gegen eine Eiſenkette fuhr, die ein Fuhrmann
in anderthalb Meter Höhe über die Straße geſpannt hatte, um einen
von ſeinem Wagen heruntergefallenen Baumſtamm beſſer aufladen zu
können. Fabrikant Faulſtroh erlitt noben Fleiſchwunden im Geſicht eine
Bruſtquetſchung und einen Naſenbeinbruch. Das Auto fuhr mit dem
bewußtloſen Führer noch ein Stück weiter und überſchlug ſich.

z. Büttelborn, 12. Juli. Nachdem ſich die Autobuslinie Büttel=
born
-Groß=Gerau ausgezeichnet rentiert, trägt man ſich mit
dem Plan, einen Schnellverkehr nach der Landeshauptſtadt einzurichten.
Für die Unterbringung der Kraftwagen iſt im Hinblick auf das neue
Verkehrsprojekt die Errichtung einer Autobusdoppelhalle geplaut.
Das Schulhaus, das unter ungenügenden Raumverhältniſſen leidet,
ſoll einen Umbau erhalten, der etwa 25 000 Mark koſtet, während ein
Schulhausneubau einen Koſtenaufvand von 50 000 Mark erfordert, der
die Gemeindekaſſe allzu ſehr belaſten würde. Der Anfbluß an das
Gruppenwaſſerwerk Gerauer Land wurde vom Ge=
meinderat
einſtimmig bejaht, an einer Mitbeteiligung Buttelborns an
der Gasfernverſorgung hat man hier wenig Intereſſe, wie
auch eine Kanal=ſation in unſerer hauptſählich Landwirtſchaft trei=
benden
Gemeinde vorerſt nicht in Frage kommt.
a. Aſtheim, 12. Juli. Fund aus der Steinzeit. Von
einem Schuliungen wurde unter einem Haufen Bauſteinen das Kern=
ſtück
eines Steinbeiles aus der jüngeren Steinzeit aufgefunden,
der zweite prähiſtoriſche Fund in letzten Zeit in der Umgebung unſeres
Ortes.
* Sprendlingen, 14. Juli. Zu dem Raubmordverſuch in
der Villenkolonie Buchſchlag an einer Hausangeſtellten des Fabrikanten
Beck in der Ernſt=Ludwigs=Allee wird jetzt bekannt, daß bei der Ver=
letzten
keine Lebensgefahr mehr beſteht; ſie befindet ſich zwar noch im
Krankenhaus, aber auf dem Wege der Beſſerung.
* Offenbach, 14. Juli. Verhaftet. Ein vom Polizeiamt Darm=
ſtadt
wegen Diebſtahls geſuchter Arbeiter namens Muth aus Vilbel
iſt hier verhaftet worden. Fahrplanänderung bei der
Kraftpoſt. Die Kraftpoſt zwiſchen hier und Vilbel verkehrt vom 15.
Juli ab nach einem neuen, verbeſſerten Fahrplan.
Rheinheſſen.
4. Nierſtein, 14. Juli. Verhaftet wurde durch die hieſige
Strompolizei ein ſchon ſeit zwei Jahren ſteckbrieflich verfolgter Schiffer
aus Emmerich. An der beuüchtigten Eiſenbahnüberfahrt bei Nacken=
heim
kam es am Sonntag zwiſchen einem Motorradfahrer von hier
und einem ſolchen von Laubenheim zum Zuſammenſtoß, wodurch
das Nierſteiner Fahrzeug mit Beiwagen, in welchem ſich Frau und Kind
befanden, zu Fall kam. Die Infaſſen trugen Verletzungen davon.
In Hahnheim feiern die Eheleute Theodor Tautphäus das Feſt der
goldenen Hochzeit.
M. Aus Rheinheſſen, 11. Juli. Der Stand der Reben. Die
letzte Zeit hat die Beendigung der Rebenblüte gebracht, auch die
Nachzügler haben verblüht. In den meiſten Bezirken iſt die Blüte gut
verlauſen, ſie hat, trotzdem ſie ſich lange hinauszog, keinen großen Sha=
den
erlitten. Leider hat der Heuwurm ſich verſchiedentlich ziemlich
erheblich eingeniſtet. Die Arbeiten zur Bekämpfung der Nebkrankheiten
und der Schädlinge wurden uachdrücklich fortgeſetzt und wiederholt. Bei
der herrſchenden, oft ſchwülen Witterung muß in dieſes Beziehung vor=
ausſichtlich
noch viel getan werden. Geſchäftlich iſt es ziemlich ruhig ge=
blieben
. Bezahlt wurden für das Stück (1200 Liter) 19Ber und 1926er
105013001500 Mark und mehr.
Oberheſſen.
* Vilbel, 12. Juli. Am Sonntag fand hier zwiſchen dem Sportklub
Wien und der Sportvereinigung 1910 Vilbel ein intereſſantes Wett=
piel
ſtatt. Cs war ein beſonderer Omnibusverkehr eingerichtet wor=
den
. Wien war von Anfang an überlegen, zeigte gute Kombination und
hatte einen vortrefflichen Torwächter. In der 22. Minute ſchoß Wien
von rechts das erſte Tor, Halbzeit hatte es 2 Tore erzielt. Nach der
Halbzeit ſpielte Vilbel lebhafter, verlor ſich aber im Einzelſpiel. So er=
zielte
Wien kurz hintereinander noch weitere 5 Tore und ſiegte mit 7:0.
Stadt und Vereine haben die Wiener Sportleute feſtlich empfangen.
* Friedberg, 13. Juli. Das 11. Reit= und Fahrturniev
des Wetterauer Reitervereins fand am Sonntag auf der
Seewieſe bei guter Beteiligung ſtatt. Edles Pferdematerial, ausge=
glichen
und gut gefahren wurde von den Herren Heß, Heyl und Kaz in
ſelbſtgezogenen Geſpannen vorgeführt. Der Schneid der Jugend im
Galoppreiten erfreute jedes Reiterherz. Auch die offene Preisbewerbung
in der Ausſchreibung für Wagenpferde war wieder gut beſetzt. In dem
offenen Springprüfungen zeigte Major Lotz aus Berlin große Spring=
kunſt
. Ergebnis der Turniere: 4. Preis des Frankfurter
Reit= und Fahcklubs: Sieger: Major Lotz aus Berlin; B. Preis der
Stadt Friedberg: I. Arbeitsgeſpann: 1. Preis: Hehl=Hofgut Wickſtadt;
2. Phil. Heß=Hofgut Dortelweil. II. Geſchäftswagen: 1. Preis: Ernſt
Biehler=Gießen. III. Mehrſpänner: 1. Preis: Kaz=Okarben; 2. Preis:
Heyl=Hofgut Wickſtadt. C. Reitprüfung für Landwirte:
1. Preis: Walter=Petterweil; 2. Väth=Bauernheim; 3. Hofmann=Hof=
Güll. D. Jugendpreis im Galopprennen: 1. Preis: Rapp=
Friedberg (Reiter Barthel); 2. Welter=Petterweil; 3. Uhrig=Löwenhof.
L Wetterauer Jagdſpringen für Landwirte: 1.
Preiſe: Schlüter=Gießen und Kroner=Vilbel; 2. Preis: Brückmaum
Groß=Karben; 3. Preis: Uhrig=Löwenhof. F. Eignungsprüfung
für Wagenpferde: I. Arbeitspferde: 1. Preiſe: Kanne=Franb
furt=Bonames, Heß=Dortelweil, Kaz=Okarben; 2. Preiſe: Pflug=Niedew
Wöllſtadt, Reif=Aſſenheim, Väth=Bauernheim. II. Luxuspferde: 1. Preiſe:
Biehler=Gießen, Heyl=Hofgut Wickſtadt: Sonderpreis: Friedel Koch aus
Hüttengeſäß; 2. Preis Ludwig=Frankfurt und Biehler=Friedberg. G
Reitprüfung: 1. Preiſe: Nunkel=Darmſtadt und Dr. Wienand=
Sprendlingen; 2. Preiſe: Major Nette=Frankfurt und Hofmamn=6o8
Güll. II. Jagdſpringen: 1. Preis: Major Lotz=Berlin: 2. Preis:
Rapp=Friedberg. I Trabreiten: 1. Preis: Jakobi=Rodheim;
2. Preis: Uhrig=Löwenhof (Reiter Zäuner); 3. Preis: Brennemann=
Ober=Erlenbsch.

Daß iedle, Pauer lein
Zef 12 2SUrfehabe,
war ein Wunſch und allen Ohren wohltuender
Ausſpruch Heinrichs V. von Frankreich. Als
kluger Mann wußte er, wie er ſich die Gunſt
ſeines Dolkes erringen konnte. Eie ganzo
anders könnte heute ein Staatsmann ich die
Zuneigung ſeiner Dolksgenollen erwerben,
wenn er die Parole ausgeben wurde: gedem
täglich ein Karton-
48leſe
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Nummer 194

Freitag, den 15. Juli 1927

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[ ][  ][ ]

Geite 10

Freitag, den 15 Juli 1927

Nummer 194

Zur Erdbebenkataſtrophe in Paläſtina

Nach dem He ligen Grabe auch die Omar=Moſchee und die hebräiſche Univerſität beſchädigt.

Das heilige Grab.
Unter dem mächtigen Gewölbe der Heiligen=
Grabes=Kirche befindet ſich das von den Prieſtern
der verſchiedenen Religionen andachtsvoll behütete
Heilige Grab.

Die hebräiſche Univerſität in Jeruſalem,
die erſt vor wenigen Jahren von dem hohen Kommiſſar Feldmarſchall Allenby eröffnet
worden iſt.
Vom Weſten bis nach Transjordanien zog die vernichtende Kraft des Erdbebens.
Jeruſalem, Jericho, Amman, Nablus, Ramlhe und Ludd haben am ſchwerſten unter der
Kataſtrophe gelitten. Der ganze Umfang des Unglücks iſt erſt in einigen Tagen zu
überſehen.

Karte von Paläſtina.
Unſeve Karte zeigt die Stätte der Verwüſtung. Nicht
allein in Jeruſalem, ſondern auch im ganzen Lande
hat das Beben ungeheure Verluſte an Menſchenleben

und Sachwerten verurſacht.

Beiſetzung des Prinzen Friedrich Sigismund von Preußen.
Die Trauerfeier auf dem Kirchhof in Nikolskoe.

Auf dem Wege zum Grabe: der Kronprinz mit Kameraden des verſtorbenen Prinzen tragen
den Sarg aus der Peter=Pauls=Kirche in
der Witwe und deren Kindern.
Nikolskoe.
Unter großer Beteiligung ſeiner ehemaligen Kriegskameraden und der ſportlichen Verbände iſt
der verunglückte Prinz Friedrich Sigismund zu Grabe getragen worden.

Reich und Ausland.
Tagung der Auslandsdeutſchen.
Die Erkenntnis, daß es namentlich für die Reichs=
deutſchen
in den europäiſchen Ländern eine Fülle
praktiſcher Fragen gibt, die auf Löſung drängen und
die endlich einmal von den Vertretern der zahlreichen
Vereine und Verbände der Reichsdeutſchen im euro=
päiſchen
Auslande ſelbſt in Deutſchland zur Erör=
terung
geſtellt werden müſſen, hat den Anlaß zur
Einberufung einer Europa=Tagung, in
dieſem Jahre gegeben, auf der ſich Vertreter der in
Frage kommenden deutſchen Vereine und Verbände
im Ausland zur Beſprechung beſonders brennender
Fragen zuſammenfinden werden. Die Vorbereitung
der Tagung, die in der Zeit vom 26. Auguſt
bis 30. Auguſt in Leipzig und Dresden
ſtattfinden wird, haben der Bund der Auslands=
deutſchen
und der Auslandsbund deutſcher Frauen
in die Hand genommen. Der Gedanke der Einberu=
fung
einer Europa=Tagung hat bei den deutſchen
Vereinen und Verbänden im Ausland ſtarken Wider=
hall
gefunden. Trotzdem der Verhandlungsſtoff im
großen und ganzen auf den Intereſſenkreis der
Reichsdeutſchen in europäiſchen Ländern abgeſtellt
werden ſoll, hat ſich auch darüber hinaus im weiteren
Ausland ein großes Intereſſe gezeigt. Das gilt ins=
beſondere
auch für das Deutſchtum in den Einwan=
derungsländern
, dem der Bund der Auslandsdeutſchen
nach ſeiner Entſtehungsgeſchichte beſonders nahe ſteht.
Das Tagungsprogvamm liegt in ſeinen Grundzügen
bereits vor. Anmeldungen nimmt die Geſchäftsſtelle
des Bundes der Auslandsdeutſchen, Berlin C 2,
Kloſterſtraße 75, entgegen.
Frankfurter Chronik.
WSN. Brandſtiftung wegen Exmit=
tierung
. Mittwoch nachmittag, kurz nach 5 Uhr,
hat ein in der Paradiesſtraße in Untermiete woh=
nender
Mann, der aus der Wohnung ausgeſetzt wer=
den
ſollte, anſcheinend aus Rache die Möbel des
fraglichen Zimmers mit Petroleum begoſſen und in
Brand geſteckt. Die Feuerwehr löſchte den Brand.
Einige Möbelſtücke ſind den Flammen zum Opfer
gefallen. Der Täter wurde verhaftet. Aner=
kannte
Höchſtleiſtung. Die neue deutſche
Höchſtleiſtung im beidarmigen Kugelſtoßen, die der
Frankfurter Stadion=Sportlehrer Georg Breche=
macher
anläßlich der Meiſterſchaften des Frankfurter
Landesverbands am 19. Juni d. J. mit 25,97 Metern
(rechts 14,14, links 11,83 Meter) erzielt wurde, iſt
jetzt von der Deutſchen Sportbehörde anerkannt
worden.
Der Opeltag.
Da am 17. Juli das große Kreisfeſt des Arbeiter=
Turn= und Sportbundes ſtattfindet, mußte der auf
denſelben Tag feſtgeſetzte Opeltag, für den der
Beſuch der Internationalen Ausſtellung Muſik im
Leben der Völker, ein Blumenauto=Korſo und ein
großes Radfahrer=Korſo vorgeſehen iſt, auf Sonn=
tag
den 24. Juli, verſchoben werden. Der
vierſitzige Sechs=Zylinder=Opelwagen und die zwanzig
neuen Fahrräder, die zur Verloſung gelangen, wer=
den
vom 17. Juli bis zum 24. Juli öffentlich aus=
geſtellt
werden.
Eröffnung der elektriſchen Bahn Kufſtein
Roſenheim.
Roſenheim. Am Mittwoch wurde die Fern=
leitung
der Bahnlinie Roſenheim-Kufſtein unter
Strom geſetzt und ab Freitag werden die geſamten
Züge elektriſch gefahren. Aus Anlaß der Eröffnung
und Aufnahme des elektriſchen Betriebs München
Kufſtein und des durchgehenden elektriſchen Verkehrs
zwiſchen Bayern und Oeſterreich findet am Diens=
tag
, den 26. Juli, in Kufſtein eine Feier ſtatt, an
der Vertreter der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft
und der öſterreichiſchen Bundesbahnen ſowie die Re=
gierungen
der beiden Reiche und der Länder teil=
nehmen
. Von der öſterreichiſchen Regierung wird
Bundesminiſter für Verkehr Dr. Schürff erſcheinen.
Ein deutſches Gefallenendenkmal in Dixmuiden.
Berlin. In der Nähe von Dixmuiden
wird demnächſt ein Kriegerdenkmal aufge=
ſtellt
, das von Käthe Kollwitz geſchaffen und zur Er=
innerung
an die jungen, hier gefallenen deutſchen
Kriegsfreiwilligen beſtimmt iſt, unter denen ſich auch
ihr Sohn Peter Kollwitz befindet. Das Reichsmini=
ſterium
des Innern und das preußiſche Kultusmini=
ſterium
haben einen Betrag von 10 000 Mark zur
Verfügung geſtellt, um die Errichtung des Denkmals
zu erleichtern.

Geſellſchaftsreiſen nach Ceylon=, Vorder= und
Hinterindien mit dem Norddeutſchen Lloyd.
Der Norddeutſche Lloyd in Bremen veranſtaltet
in dieſem und im nächſten Jahre zwei Geſellſchafts=
reiſen
nach Ceylon, Vorder= und Hinterindien. Die
erſte Reiſe, die am 23. Auguſt mit dem Dampfer
Coblenz in Genua ihren Anfang nimmt, umfaßt
95 Tage und führt über Port Said, Colombo, Nu=
wara
, Eliya, Kandy, Anuradhapura, Mihintale,
Madura, Trichinopoly, Tanjore, Madras, Bombay,
Mount Abu, Jaipur, Agra, Delhi, Benares, Kal=
kutta
, Darjeeling, Rangoon, Penang, Jpoh, Kuala
Lumpur, Singapore, Belawan, und wieder über Co=
lombo
, Port Said, nach Genua zurück, wo ſie am
26. November endet. Die zweite Reiſe ſoll am
10. Januar 1928 ihren Anfang nehmen, den gleichen
Reiſeweg einſchlagen, ebenfalls 95 Reiſetage in An=
ſpruch
nehmen und wiederum mit dem Dampfer
Coblenz durchgeführt werden. Das genannte Schiff
iſt ein vorzüglicher Paſſagier= und Frachtdampfer,
der ſeinen Paſſagieren die größten Annehmlichkeiten
bietet. Nähere Auskunft erteilt der Norddeutſche
Lloyd in Bremen oder eine ſeiner Vertretungen im
In= und Auslande.
Die Internationale Preſſeausſtellung Köln 1928.
Köln. Die Hauptkommiſſion des Fach= Aus=
ſchuſſes
für Zeitungsweſen der Preſſa ( Internatio=
nale
Preſſeausſtellung Köln 1928) trat zu einer
Sitzung zuſammen. Aus dieſem Anlaß hatte im
Nathaus ein Empfang ſtattgefunden, zu dem auch
Mitglieder des Kölner Ortsauſchuſſes der Preſſa
und verſchiedene rheiniſche Zeitungsverleger geladen
waren. Oberbürgermeiſter Adenauer entbot den
Willkommengruß der Stadt und betonte, daß die
Stadt Köln alles, was in ihren Kräften ſtehe, getan
habe, um der im nächſten Jahr ſtattfindenden Preſſe=
ausſtellung
einen Rahmen zu geben, der der Bedeu=
tung
der Preſſe entſpreche. Bei der Ausgeſtaltung
der Ausſtellung ſelbſt rechne der Ausſchuß auf die
Mitarbeit der Organiſationen der Verleger und Re=
dakteure
. An die Sitzung ſchloß ſich eine Beſichtigung
des Ausſtellungsgebäudes an.
Bergmannstod.
Während der Nachtſchicht gerieten auf Zeche
Fürſt Leopold in Recklinghauſen zwei Hauer
unter herabſtürzendes Geſtein. Sie wurden darunter
begraben und bis zur Unkenntlichkeit ver=
ſtümmelt
.

Hitzewelle in Griechenland.
EP. Athen. In der letzten Woche hat die
Hitzewelle in Griechenland eine weitere Steige=
rung
erfahren. Das Thermometer zeigte in Ka=
wala
und Sparta 39 Grad, in Naxos und Korfu
32 Grad, in Athen 42 Grad im Schatten.
Seit 1860 ſind ſolche Hitzegrade nicht zu verzeichnen
geweſen.
Waldbrände in Bosnien.
EP. Belgrad. In Bosnien wüten ſeit einigen
Tagen ungeheure Waldbrände, die bereits einen
außerordentlichen Schaden angerichtet haben. Das
Feuer hat bis jetzt eine Fläche von mehr als
20 000 Hektar ergriffen. Es iſt noch nicht ge=
lungen
, die Brände zu lokaliſieren.
Abſturz eines britiſchen Flugzeuges.
Hongkong. Ein kleines Seeflugzeug, das
von dem Flugzeugmutterſchiff Hermes aufgeſtiegen
war, ſtürzte weſtlich von Hongkong ab. Nur die
Trümmer des Wracks wurden gefunden. Man
fürchtet, daß der Inſaſſe, ein Fliegerleutnant, er=
trunken
iſt.
Von der eigenen Schweſter gefangen gehalten.
EP. In dem ſpaniſchen Dorf Caſtellon war vor
etwa einem Jahre ein Mädchen namens Mathilde
Vides ſpurlos verſchwunden. Unter der Einwohner=
ſchaft
behauptete ſich hartnäckig das Gerücht, daß die
Vermißte von ihrer Schweſter Carmen gefangen
gehalten werde. Schließlich hielt die Polizei eine
Hausſuchung ab, um die gegen Carmen Vives er=
hobenen
Beſchuldigungen nachzuprüfen. Man fand
das verſchwundene Mädchen in einem vollſtändig fin=
ſteren
Raume, deſſen Fenſter zugemauert waren, da=
mit
die Hilferufe des Opfers draußen nicht gehört
werden konnten, in kläglichem Zuſtande vor. Ma=
thilde
lag auf dem Fußboden; als Bett dienten einige
Sackreſte. Ihr Körper, der nur noch mit einigen
Lumpen bekleidet war, ähnelte einem Gerippe; die
Haut hing in weiten Falten um die ſich abzeichnenden
Knochen. Dazu war die Bedauernswerte am ganzen
Leibe mit Wunden und Ausſchlag bedeckt. Sie wurde
ſofort in ein Krankenhaus gebracht, wo ihr Zuſtand
für bedenklich gehalten wird. Ihre 49jährige Schwe=
ſter
wurde feſtgenommen; ſie mußte von der Polizei
gegen die Dorfbewohner geſchützt werden, die ſie
lynchen wollten. Man vermutet, daß die Täterin
ihre Schweſtern gefangen hielt, um ſich deren Er=
ſparniſſe
von 10 000 Duros aneignen zu können.

Immer neue Unwetterverheerungen
Die altmärkiſchen Elbevorfluter
zeigen nach den letzten ſchweren Gewitter ein ſtarkes
Anſchwellen. In Salzwedel ſteht das Waſſer
über einen Meter hoch in den Kellern. Die Milde
iſt ebenfalls über die Ufer getreten. Zwiſchen Oebis=
felde
und Salzwedel war die Bahnſtrecke bedroht, ſo
daß die Perſonenzüge liegen bleiben mußten. Schon
jetzt ſind in dieſem Gebiet über 50 Prozent der Ernte
vernichtet.
Unwetter in Unterfranken.
In Unterfranken hat eine ſchwere Unwetterkata=
ſtrophe
gehauſt. Bei Hebendorf ging ein kata=
ſtrophaler
Wolkenbruch nieder, der im Tal
großen Schaden anrichtete. Bei der Ortſchaft Trein=
feld
wurden auf einer Breite von 300 Meter Straßen
und Aecker verwüſtet. Die gewaltigen Waſſermaſſen
unterſpülten kurz vor der Station Rentweinsdorf
den Bahndamm, ſo daß auf einer Strecke von fünfzig
Metern die Schienen frei in der Luft hingen. Der
in Ebern abfahrende Zug wurde kurz vor der Un=
fallſtelle
zum Halten gebracht. Im nördlichen Franken
wurden mehrere Perſonen durch Blitzſchlag
getötet. Auch wurden verſchiedene Gebäude
durch Blitzſchlag eingeäſchert,
Die Unwetterſchäden in der Tſchechoflowakei.
Prag. (Meldung des Tſchechoſlowakiſchen
Preſſebüros.) Im landwirtſchaftlichen Ausſchuß des
Abgeordnetenhauſes gab Innenminiſter Czerny einen
Bericht über die durch die Hochwaſſerkata=
ſtrophe
der letzten Tage im Tetſchener, Auſſiger
und Teplitzer Bezirk angerichteten Schäden. Nach
dieſem Bericht beſitzen die Schäden in der Gemeinde
Eulau kataſtrophalen Charakter. Die Ufer des
Eulauer Baches wurden teilweiſe bis zu 15 bis 20
Meter Tiefe unterwaſchen und fortgeſchwemmt, und
die am Eulauer Bach gelegenen Kulturen ſind bis
zu einer Breite von vier Kilometern völlig vermoort,
Der größte Schaden wird aus der Gemeinde Merc=
dorf
gemeldet. Der durch die Kataſtrophe im
ganzen Ueberſchwemmungsgebiet angerichtete Scha=
den
beträgt zirka 25 Millionen Kronen,
Unwetter in Ober=Oeſterreich.
EP. Wien. Dienstag ging über ganz Ober=
Oeſterreich ein drei Stunden dauerndes Gewitter
mit wolkenbruchartigem Regen nieder. In einzelnen
Gegenden war das Unwetter von Hagelſchlag
begleitet, der ſchweren Schaden an der Ernte an=
richtete
. Durch Blitzſchlag ſind neun Bauern=
gehöfte
vollkommen niedergebrannt. Zahl=
reiches
Vieh iſt umgekommen.
Das Erdbeben in Paläſtina.
Berlin. Nach hier vorliegenden zuverläſſigen
Nachrichten über das Erdbeben in Paläſtina ene
fallen nahezu die geſamten Verluſte an Menſchen
leben auf rein arabiſche Städte und Dörfer. Die
gemeldete Zahl der Todesopfer ſteht noch nicht fel=
Es iſt jedoch als ſicher zu bezeichnen, daß die Angabe
von 1000 Opfern an Menſchenleben übertrieben iſt.
Die zioniſtiſchen Siedlungen in Emek und das übrige
jüdiſche Koloniſationswerk ſind, von dem Erdbeben
nicht betroffen worden, hingegen hat die neule
hebräiſche Univerſität in Jeruſalem einen erheblichen
Sachſchaden zu verzeichnen.
Die Erdbebenſchäden in Paläſtina.
EP London. Aus Jeruſalem wird gemelder,
daß bisher in Paläſtina über 40 Leichen von Pel=
ſonen
, die vom Erdbeben betroffen wurden, geborge‟
ſind. Der Schaden wird auf 250 000 Pfund
geſchätzt. In Jeruſalem und in Hebron iſt ſol
kein einziges Haus unbeſchädigt geblieben. Nabli=
das
Sichem der Bibel, 50 Kilometer nördlich voſ
Jeruſalem, iſt am meiſten heimgeſucht worden. Die
Häuſer, die nicht zuſammengeſtürzt ſind, weiſen ſtare
Riſſe auf. Die geſamte Bevölkerung hat den Oi=
verlaſſen
. Die Kuppel der Moſchee von Amman, I
zuſammengeſtürzt. In Es Salt zählt man 85 Lole=
Jeruſalem. Die Liſte der Toten ſteigi
ſtändig. Der materielle Geſamtſchaden läßt ſich no9
nicht abſchätzen, da ſtändig noch Häuſer einſtürzel=
Infolge der Tatſache, daß Paläſtina kaum natürlich
Hilfsquellen aufzuweiſen hat, muß die Aufgabe der
Wiederherſtellung des Landes als außerordentlg
ſchwierig bezeichnet werden.

Termiſte

toria 9 6.

Frantfil
iber: Sport
U. Se
Frankfurt-Offen
nd=
). September: Not=
Germania 94 Fra
Sport 60 Hmau=
Niederrad: Pf.N.
4 Lltober: Rot=Weiſ
furt-FeV. Fran
FC. 93 Hanau
Ganau; Sport
Pitober: Union N
FSV. Frankfu=
1900 Offenbach-
Framkfurt a. M.
Die Spiele begit
ſagften tragen ihre
der erſten Mannſche
werden in Fran
den internationalen
oder am Sonn
zurzeit

Neudien

A.
W
A
B.!
48

[ ][  ][ ]

Sport, Spiel und Zurnen.

Fußball.
Termine der Main=Heſſiſchen Bezirksliga.
DDer vorläuig zahlenmäßig ſtärkſte Bezirk im Süddeutſchen FV.,
Bezirk Main=Heſſen ſieht ſich um nicht in Terminnöte zu kom=
, gezwungen, bereits Ende Juli bzw. Anfang Auguſt mit den
trſHandsſpielen der neuen Saiſon zu beginnen. Die Termine für die
nrunde ſind in beiden Gruppen ſchon feſtgeſetzt worden.
Gruppe Main:
uli: Viktoria AſchaffenburgFechenheim 03: Eintracht Frankfurt
Offenbacher Kickers; Rot=Weiß FrankfurtFSV. Frankfurt;
SSport 60 Hanau-Viktoria 94 Hanau; V.f.R. 1900 OffenbachUnion
Siederrad; FC. 93 HanauGermanit 94 Frankfurt.
Auguſt: FSV. Frankfurt-Viktoria Aſchaffenburg; Fechenheim 03
EEintracht Frankfurt; Germania 94 Frankfurt-Not=Weiß Frank=
Ffurt; Union NiederradSport 60 Hanau.
lelluguſt: Sport 60 HanauEintracht Frankfurt; Offenbacher
RickersFC 93 Hanau; Germania 94 Frankfurt-Viktoria Aſchaf=
renburg
; Viktoria 94 HanauRot=Weiß Frankfurt; FSV. Frank=
Furt-V.f.R. 1900 Offenbach; Fechenheim 03Union Niederrad.
ſuguſt: FSV. FrankfurtFechenheim 03; Rot=Weiß Frankfurt
Sport 60 Hanau; Viktoria 94 Hanau-V.f.R. 1900 Offenbach;
Inion NiederradFC. 93 Hanau; Offenbacher KickersGermania 94
Frankfurt; Viktoria AſchaffenburgEintracht Frankfurt.
kluguſt: Eintracht FrankfurtGermania 94 Frankfurt; FC. 93 Hanau
FSV. Frankfurt; Viktoria AſchaffenburgRot=Weiß Frankfurt;
FFechenheim 03V.f.R. 1900 Offenbach; Union Niederrad- Vik=
noria
94 Hanau; Offenbacher KickersSport 60 Hanau.
G=eptember: Sport 60 HanauFechenheim 03; V.f.R. 1900 Offen=
wach
-Rot=Weiß Frankfurt; Germania 94 FrankfurtUnion Nieder=
nad
; FSV. FrankfurtOffenbacher Kickers; Viktoria 94 Hanau
Eintracht Frankfurt; Viktoria AſchaffenburgFC. 93 Hanau.
September: Sport 60 Hanau-Viktoria Aſchaffenburg; Not=Weiß
PrankfurtOffenbacher Kickers; Union NiederradFSV. Frank=
nurt
; Fechenheim 03Viktoria 94 Hanau; V.f.R. 1900 Offenbach
Sermania 94 Frankfurt; Eintracht FrankfurtFC. 93 Hanan.
September: Eintracht FrankfurtRot=Weiß Frankfurt; Germania 94
FrankfurtFechenheim 03; Viktoria Aſchaffenburg-Viktoria 94
Sanau; FSV. FrankfurtSport 60 Hanau; Offenb. KickersUnion
Miederrad; FC. 93 Hanau-V.f. R. 1900 Offenbach.
September: Rot=Weiß FrankfurtFechenheim 03; FSV. Frankfurt
Germania 94 Frankfurt; Offenbacher Kickers-Viktoria 94 Hanau;
Sport 60 HanauFC. 93 Hanau; Viktoria AſchaffenburgUnion
Hiederrad; V.f.R. 1900 OffenbachEintracht Frankfurt.
12 Xtober: Rot=Weiß FrankfurtUnion Niederrad; Eintracht Frank=
nuirt
FSV. Frankfurt; Offenbacher KickersViktoria Aſchaffenburg;
FC. 93 HanauFechenheim 03; Germania 94 Frankfurt-Viktoria 94
Ganau; Sport 60 Hanau-V.f.R. 1900 Offenbach.
SO4 tober: Union NiederradEintracht Frankfurt; Viktoria 94 Hanan
FSV. Frankfurt; Fechenheim 03Offenbacher Kickers; V.f.N.
P300 Offenbach-Viktoria Aſchaffenburg; FC. 93 HanauRot=Weiß
/srankfurt a. M.; Sport 60 HanauGermania 94 Frankfurt.
Die Spiele beginnen vorläufig um 16.30 Uhr. Die zweiten Mann=
Eiren tragen ihre Spiele in den gleichen Paarungen vor den Spielen
4 ſten Mannſchaften aus. Die für den 28. Auguſt angeſetzten Spiele
den in Frankfurt mit Rückſicht auf die an dieſem Tage ſtattfinden=
2 mternationalen leichtathletiſchen Wettbewerbe bereits am Samstag
am Sonntagvormittag ausgetragen. Germania 94 Frankfurt,
uät ohne eigenen Platz, abſolviert ſeine Spiele auf dem alten
4ty achtplatz an der Roſeggerſtraße.
Gruppe Heſſen.
Auguſt: SG. HöchſtSpVg. Arheilgen; SpV. 98 DarmſtadtV.f. L.
eu=Iſenburg; FSV. 05 MainzHaſſia Bingen; Wormatia
ABormsGermania Wiesbaden: SV. Wiesbaden Alemannia
Morms.
MAuguſt: SG. HöchſtSV. 98 Darmſtadt; V.f.L. Neu=Iſenburg
4Pormatia Worms: Alemannia Worms-Haſſia Bingen:. SpVg.
ArheilgenFSV. 05 Mainz; SV. WiesbadenGermania Wies=
luaden
.
19uguſt: FSV. 05 MainzSpV. 98 Darmſtadt; V.f.L. Neu=Iſenburg
ASG. Höchſt; SpVg. Arheilgen-Haſſia Bingen; Wormatia Worms
SV. Wiesbaden; Germania WiesbadenAlemannia Worms.
(Exptember: SG. HöchſtSV. Wiesbaden; Haſſia Bingen-V.f.L.
MSew=Iſenburg; Germania WiesbadenSpVg. Arheilgen; Wormatia
AsormsFSV. 05 Mainz; SpV. 98 DarmſtadtAlemannia Worms.
16 eptember: Alemannia WormsV.f.L. Neu=Iſenburg; SpVg. Ar=
eilgen
-Wormatia Worms; Haſſia BingenSG. Höchſt: SV.
EViesbadenSpV. 98 Darmſtadt: FSV. 05 MainzGermania
Viesbaden.
6eptember: SpVg. ArheilgenSpV. 98 Darmſtadt: Germania
RiesbadenV.f. L. Neu=Iſenburg; Wormatia WormsHaſſia Bin=
aen
; FSV. 05 MainzSV. Wiesbaden; SG. HöchſtAlemannia
AVorms.
Sseptember: SpV. 98 DarmſtadtHaſſia Bingen; V.f.L. Neu= Iſen=
hrrg
FSV. 05 Mainz; Alemannia WormsWormatia Worms;
ASV. WiesbadenSpVg. Arheilgen; SG. HöchſtGermania Wies=
ſaden
.
OOytober: Germania WiesbadenSpV. 98 Darmſtadt; SpVg. Arheil=
gen
-V.f. L. Neu=Iſenburg; Haſſia BingenSV. Wiesbaden; FSV.
05 MainzAlemannia Worms; Wormatia WormsSG. Höchſt.
IOsttober: SpV. 98 DarmſtadtWormatia Worms; FSV. 05 Mainz
eSG. Höchſt; Alemannia WormsSpVg. Arheilgen; Haſſia Bingen
Germania Wiesbaden; V.f.L. Neu=IſenburgSV. Wiesbaden.
MOie Spiele beginnen hier vorläufig um 16 Uhr. Die zweiten
tmrſchaften der Bezirksligavereine tragen in der Gruppe Heſſen ihre
telse innerhalb der Kreiſe mit den zweiten Mannſchaften der Kreis=
* aaus.
Die endgültige neue ſüddeutſche Bezirksliga.
min einer Sitzung des Geſamtvorſtandes des Süddeutſchen Fußball=
Burndes wurde die neue ſüddeutſche Bezirksliga entſprechend den Be=
Eiſo en des Mainzer Verbandstages endgültig wie folgt eingeteilt:
Bezirk Bayern.
(öruppe Nordbayern: 1. FC. Nürnberg; SpVg. Fürth;
(A. Nürnberg; V.f.R. Fürth; FC. Fürth; FSV. 83 Nürnbera;
R.. Bayreuth; F.V. 04 Würzburg; FSV. 1910 Bayern Hof. Am
Hel des Spieljahres 1927/28 ſteigen zwei Vereine ab und einer auf.
Göruppe Südbayern: München 1860; Bayern München;
icher München; DSV. München: Schwaben Augsburg; Jahn Regens=
*g. Schwaben Ulm. Am Ende des Spieljahres 1927/28 ſteigt ſein
keum ab und einer auf.
Bezirk Württemberg=Baden.
Gruppe Württemberg: V.f.B. Stuttgart; Stuttgarter
denss; SC. Stuttgart; Stuttgarter Sportfreunde; V.f.R. Heilbronn;
tan Böblingen; FV. Zuffenhauſen; FC. Birkenfeld; V.f. R. Gaisburg.
Arm Ende des Spieljahres 1927/28 ſteigen zwei Vereine ab, einer auf.
Köruppe Baden: Karlsruher FV.; Phönix Karlsruhe; V.f.B.
tlsrruhe; Freiburger FC.; SC. Freiburg; SpVg. Freiburg; FV.
knüburg; FC. 08 Villingen. Am Ende des Spieljahres 1927/28
mi) ein Verein ab, einer auf.
Bezirk Rhein=Saar.
ſöruppe Rhein: V.f.L. Neckarau, V.f.R. Mannheim, Phönix
2nznheim, FC. 08 Mannheim, Phönix Ludwigshafen, Ludwigshafen 03,
2lz Ludwigshafen, SV. Mannheim=Waldhof, FV. Speher, Germania
Fedrichsfeld, SpVg. Sandhofen. Am Ende des Spieljahres 1927/28
fmin drei Vereine ab, einer auf, am Ende des Spieljahres 1928/29
zi uab und einer auf.
giruppe Saar: FV. Saarbrücken, Saar 05 Saarbrücken, Sport=
ſnſde
Saarbrücken, Eintracht 06 Trier, SV. 05 Trier, FC. Pirmaſens,
7N. Pirmaſens, 1. FC. Idar, Boruſſia Neunkirchen, FC. 02 Kreuz=
h
. Am Ende der Spieljahre 1927/28 und 28/29 ſteigen je zwei
Keiune ab und einer auf.
Bezirk Main=Heſſen.
Gruppe Main: FSV. Frankfurt; Eintracht Frankfurt; Rot=
4ß Frankfurt; Germania 94 Frankfurt; Kickers Offenbach; V.f.R.
Fenſbach; FC. 93 Hanau; Viktoria 94 Hanau; Sport 1860 Hanau;
Rorsia Aſchaffenburg; Union Niederrad; SVgg. 03 Fechenheim.
Ende der Spieljahre 1927/28 und 28/29 ſteigen je drei Vereine ab
efiner auf.
9eruppe Heſſen: FSV. 05 Mainz; Wormatia Worms; Ale=
mnna
Worms: SV. Wiesbaden; Germania Wiesbaden; SpV. 98
Trmſ ſtadt: SpVg. Arheilgen; V.f.L. Neu=Iſenburg; Haſſia Bingen;
9. /01 Höchſt. Am Ende der Spieljahre 1927/28 und 28/29 ſeigen je
ei Wereine ab und einer auf.

Handball.
T. H. Darmſtadt 2. H. Hannober 10:6 (6:4).
Am Mittwoch, den 13. Juli 1927, ſtanden ſich die Mannſchaften der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt und der Techniſchen Hochſchule Hanno=
ver
in Hannover zum Vorſchlußſpiel um die Hochſchulmeiſterſchaft ge=
gewber
. Das Wetter war ſehr günſtig, der Platz des Hindenburg= Sta=
dions
in Hannover in ausgezeichneter Verfaſſung.
Hannover. Rot=Weiß: Dreſing; Bremer, Korner; Uelſchen, Buſch. Mies=
feld
: Wagler, Barutta, Hinſch, Meierkamp, Grevemeier.
Darmſtadt. Schwarzer Dreß: Irion; Koch, Bußmann; Spiegel, Leber,
Oſterhage; Fiedler, Werner, Leonhard, Allwohn, Medicus.
Um 6.10 Uhr nachmittags gab der Unparteiiſche den Ball frei.
Darmſtadt hat Anwurf. Die Heſſen finden ſich raſcher zuſammen als
ihre Gegner, und ſchon in der 4. Minute kann Leonhard nach ſchöner
Kombination das erſte Tor für Darmſtadt ſchießen. Hannover gleicht
kurz darauf durch 16=Meterwurf aus. In der 11. Minute täuſcht Hinſch
ſchön und bringt ſeine Mannſchaft mit unhaltbarem Wurf in Führung.
Die Schwarzen laſſen ſich dadurch nicht aus der Faſſung bringen, ein
vaſcher Durchbruch erfolgt, doch die Verteidigung Hannovers greift un=
fair
an. Der 16,50=Meterwurf wird von Leber zum Ausgleich verwan=
delt
. Darmſtadt drängt nun leicht, und zwei Minuten ſpäter fällt durch
Allwohn das 3. Tor. Das war für Hannover zu viel; machtvoll drängen
ſie vor das Tor der Gäſte. In der 16. und 20. Minute gelingt es ihnen,
zuerſt den Ausgleich und dann ein 4. Tor zu erzielen. Doch vom An=
wurf
ab geht der Ball zu Fiedler, der vom Rechtsaußen mit unheim=
licher
Wucht zum 4. Tor für Darmſtadt einſendet. Die Darmſtädter
Kombinationsmaſchine läuft nun exakt, und in ſchöner überlegter Zu=
ſammenarbeit
wird das Halbzeitergebnis hergeſtellt.
In der erſten Hälfte der zweiten Halbzeit enttäuſchten die Darm=
ſtädter
ſtark. Die Hannoveraner kommen mächtig auf, und ſchon nach
1½ Minuten können ſie durch 16,50=Meterwurf das 5. Tor erzielen.
Die Darmſtädter können vorläufig zu keinem Erfolg kommen. Erſt im
der 13. Minute kommt etwas wehr Fluß in das Spiel. Allwohn ſpielt
ſich ſchön durch und ſendet, für den hannoverſchen Torwart unhaltbar,
zum 7. Tor ein. Sieben Minuten ſpäter läßt der Mittelſtürmer der
Schwarzen ein weiteres Tor folgen. Noch einmal verſucht Hannover,
das Reſultat zu verbeſſern. Durch einen groben Fehler des linken Ver=
teidigers
kommen ſie auch noch zu einem 16,50=Meterwurf, der zum
6. Tor verwandelt wird. Doch dann erliegen ſie dem Tempo der Darm=
ſtädter
, deren Ueberlegenheit immer klarer zurage tritt. In der 26. und
28. Minute ſtellt Werner mit zwei Prachtwürfen das Endergebnis her.
Hannover ſtellte eine in allen Punkten ausgeglichene Mannſchaft.
Ueberragend war nur der Torwächter Dreſing, der manchmal die ung=
glaublichſten
Sachen hielt, allerdings kam ihm hierbei die Larte öfters
zu Hilfe. Bei den Darmſtädtern gefiel vor allem der Sturm, der einen
ſehr guten Tag hatte. Der Läuferreihe und Verteidigung gelang es faſt
ausnahmslos, ihres Gegners Herr zu werden. Irion im Tor hielt
einige ſcharf geſchoſſene Bälle in großer Manier.
Waſſerball.
* Die Techniſche Hochſchule Darmſiadt
Südweſideutſcher Hochſchulwaſſerballmeiſter.
Das Vorrundenſpiel um die Waſſerballmeiſterſchaft der deut=
ſchen
Hochſchulen konnte die gute Mannſchaft der Techniſchen
Hochſchule Donnerstag vormittag gegen die Mannſchaft der
Univerſität Heidelberg ganz überlegen 7:0 gewinnen. Unter der
ſicheren Leitung von Herrn Medizinalrat Dr. Friedrich ent=
wickelte
ſich ein flottes Spiel, in dem ſich ſofort die Ueberlegen=
heit
der Darmſtädter Studenten bemerkbar machte. Obwohl die
Heidelberger eine ſchnelle Mannſchaft hatten, kamen ſie gegen
die Ballbehandlung und die Routine der Einheimiſchen nicht
auf, ſo daß Cordes, Orlemann und Kloſtermann ſieblnmal er=
folgreich
ſein konnten.
Da die Univerſität Frankfurt am Abend ohne Grund nicht
antrat, iſt Darmſtadt dadurch Südweſtdeutſcher Hochſchulmeiſter
und wird Südweſtdeutſchland in Königsberg bei der akademiſchen
Olympia vertreten.
In ſehr ſportlicher Weiſe ſprang für die ferngebliebenen
Frankfurter eine kombinierte Mannſchaft von Jung= Deutſch=
land
ein, um das Publikum für ſein Erſcheinen zu entſchädigen.
Das Spiel endete nach ſpannendem Verlauf unentſchieden 4:4.
Motorſport.
Sechstagefahrt der Motorräder.
Die erſte Schleife.
Der reizvolle Kurort Auguſtusburg im Erzgebirge ſteht ſeit einigen
Tagen im Zeichen der Sechstagefahrt für Motorräder, die der DMV.
zum erſtenmal austrägt. Nach der Abnahme am Montag, bei der ſich
84 Fahrer darunter drei Damen ſtellten, erfolgte am Dienstag
früh der Start zur erſten Schleife. Sie führte über 400 Km. von
Auguſtusburg über FreibergDresden-ZittauPirna und zurück nach
Auguſtusburg. Infolge der Unwetterkataſtrophe im Oſterzgebirge
mußte ein Teil der Strecke umgelegt werden, was dank des Entgegen=
kommens
der ſächſiſchen Regierung noch früh genug möglich wurde. Von
ſechs Uhr morgens ab wurden die Fahrer in Abſtänden auf die Reiſe ge=
ſchickt
. Anfänglich erſchwerten Nebel und Regen die Fahrt, jedoch klärte
ſich die Witterung bald auf. Die erſte Schleife lieferte bereits den Be=
weis
, daß die von der Fahrtleitung geforderten Geſchwindigkeiten viel
zu hoch ſind, es gab ſchon an dieſem Tage zahlreiche Straſpumkte. Abge=
ſehen
von zwei Ausfällen ging aber die Fahrt im übrigen glatt von=
ſtatten
. Dr. Bloem=Berlin auf Mabeco kollidierte mit dem Nürnberger
Zündappfahrer Schad. Während die Mabecomaſchine ſchwer beſchädigt
wurde, konnte Schad die Reiſe fortſetzen. Schikova=Berlin zog ſich bei
einem Sturz mit ſeiner Viktoriawaſchine eine Beinquetſchung zu, die
ihn zur Aufgabe zwang.
Nach Beendigung der erſten Schleife am Dienstag, fand abends in
Auguſtusburg eine Fahrerbeſprechung ſtatt, die recht bewegt verlief. Be=
ſonders
wurden zahlreiche Organiſationsfehler in den Kontrollem be=
mängelt
, jedoch ſollen dieſe Schönheitsfehler bald beſeitigt werden. Alle
Fahrer vertraten den Standpunkt, daß die Fahrt=Bedingungem viel zu
ſchwer gehalten ſind, eine Meinung, die durch das Ergebnis der erſten
Etappe unterſtrichen wird. Das Ergebnis der erſten Schleifenfahrt war
noch weſentlicher ungünſtiger, als man zuerſt angenommem hat. Von
den nun noch im Wettbewerb befindlichen 69 Fahrern ſind nur noch
52 ſtrafpunktfrei, darunter auch die beiden Damen Hanni Köhler=Berlin
(DKW.) und Hanni Bormann=Chemnitz (Wanderer). Von den Fabrik=
teams
waren nach der erſten Schleife nur noch NSU., Schüttof, D=Rad
und eine Mannſchaft der Züdapp=Werke ſtrafpunktfrei, von den Club=
teams
nur noch die DKW.=Mannſchaft des preuß. Innenminiſteriums.
Am Mittwoch früh wurde zur zweiten Schleife geſtartet, die
von Auguſtusburg über Lengefeld-BernſteinOberwieſenthal Klingen=
thal
PlauenZwickauThumChemnitz und zurück nach Auguſtusburg
(320 Km.) führte. Wiederum hatten die Fahrer anfänglich unter dichtem
Nebel und Negen zu leiden, jedoch wickelte ſich die Fahrt diesmal ziem=
lich
reibungslos ab. Es wurde überraſchend flott gefahren. Schon vor
Ablauf der offiziellen Fahrzeit lagen die meiſten Fahrer vor der Schluß=
kontrolle
. Allerdings gab es auch an dieſem Tage viele Strafpunkte.
Eine Fabrikmannſchaft wurde unterwegs dabei betroffen, daß ſie durch
Fabrikmonteure Reparaturen vornehmen ließ. Die Mannſchaft dürfte
disquglifiziert werden. Bis um 7 Uhr Mittwoch abend waren bis auf
den Stock=Fahrer Wöhlert, der aufgab und Köcher=Breslau (ASJ.), der
unterwegs mit gebrochenem Hinterrad liegen blieb, alle Fahrer am Ziel
eingetroffen.
Die dritte Schleife.
Nach den Wertungen des zweiten Fahrtages lagen noch 42 Fahrer
ohne Strafpunkte im Rennen, darunter auch die beiden Damen Köhler
und Bormann, die damit ſchon eine bewunderungswürdige Leiſtung
vollbracht haben. Bei ſtrömendem Regen, der den ganzen Tag über an=
hielt
, ſtarteten am Donnerstag früh 66 Fahrer zur dritten Schleife, die
von Auguſtusburg, in genau umgekehrter Richtung wie die erſte
Schleife, alſo wieder über 400 Kilometer führte. Schon bei Schmiede=
berg
gab es die erſten Ausfälle. Rhode=Breslau (Ernſt Mag) und
Seelos=Berlin (D=Rad) ſtürzten; ſie verletzten ſich zwar nicht erheblich,
mußten aber die Weiterfahrt einſtellen.

Rennen zu Hoppegarten.
1. Sahara=Rennen, Lehrlingsreiten, 2800 Mark, 1400 Meter:
1. Frhr. S. A. v. Oppenheims Cypreſſe (M. Reher), 2. Donna Laura,
3. Stella Maris. Ferner: Saragon, Beliſar, Ludwig Thoma, Humor,
Catania, Ofando, Hermes, Prinzeß Frohſinn, Carl=Ferdinand. Die
Treue, Goldwing, Goldalma. Tot.: 103; Pl.: 39, 27, 48:10. Kopf
bis 2 Lg.
2. Tilly=Rennen, für Zweijährige, 2800 Mark, 1200 Meter: 1. H.
v. Opels Bergmeiſter (K. Narr), 2. Tagora, 3. Foxtrott. Ferner: See=
kadett
, Narrengold, Paradenia. Tot.: 24; Pl. 15, 17:10. ½1 Lg.
3. Deſir=Rennen, 5200 Mark, 2200 Meter: 1. Frhr. S. A. v.
Oppenheims Wanderer (L. Varga), 2. Geldnot, 3. Forno. Fernert
Heros de Legende, Löwenherz 2, Kairos, Patrizier, Prinz Chriſtian,
Hartſchier. Lot.: 74; Pl.: 29, D, 27:10.: 34¾ Lg.
4. Sporn=Rennen, für Zweijährige, 10 400 Mark, 1000 Metert
1. A. u. C. v. Weinbergs Audax (O. Schmidt), 2. Daphne, 3. Rohr=
ſpatz
. Ferner: Gutenberg, Smaragd, Paliſander, Dalibor, Gerald,
Selecta, Randgloſſe, Achtung, Traulich, Sternkunde. Tot.: 22; Pl.: 12,
18, 13:10. 3 Lg. bis Kopf.
5. Rubica=Rennen, für drei= und vierjährige Stuten, 5200 Mark,
1800 Meter: 1. Geſt. Ludenbergs Barſita (K. Elflein, 2. Fuge,
3. Felſenfeſt. Ferner: Roſenwange, Honnef, Chriſtinchen Jvy, Old=
wiga
, Heuſchrecke. Tot.: 347; Pl.: 60, 15, 20:10. %1 Lg.
6. Pekin=Rennen, 3900 Mark, 1600 Meter: 1. A. Schumanns Ge=
vanium
(E. Grabſch), 2. Ausbund, 3. Caprivi. Ferner: Wachholder,
Saturn Mannestreue, Stahleck. Tot.: 88, Pl.: 16, 13, 16:10. Hals
bis 4 Lg.
7. Depeſche=Rennen, für Dreijährige, 2800 Mark, 1800 Metert
1. A. u. C. v. Weinbergs Otfried (O. Schmidt), 2. Irrlicht, 3. Ru=
wenzori
. Ferner: Orthos, Bachelors Quarter Ofterdingen, Mansbach,
Isländer, Praxedis, Südkap, Senechilde, Amdovera, Arſis, Frage.
Tot.: 44; Pl.: 26, B, 23:10. 1 bis Kopf.

Geſchäftliches.

Ich wiederhole: nur einmal im Jahr iſt Saiſon= Ausver=
kauf
. Dieſes eine Mal verſäumen, heißt die größte Einkaufsgelegen=
heit
, die man ſich denken kann, für ein ganzes Jahr verſcherzen. Der
Saiſon=Ausverkauf iſt nun einmal etwas ganz beſonderes. Die Kunden
der Firma J. Rehfeld. Ludwigsſtraße 15, wiſſen es: bis zur
Hälfte des früheren Wertes ſind viele Waren, in meinen bekannten
Qualitäten, im Preiſe ermäßigt. Eilen Sie deshalb ſchnell zur Lud=
wigsſtraße
15. Sie werden über die Ihnen gebotenen Vorteile er=
ſtaunt
ſein.
Unſerer heutigen Ausgabe liegt für die Bewohner des Martinz=
viertels
eine beſondere Beilage der Filiale Gebrüder Unger,
Wenckſtraße 2, betr. Geſchäftseröffnung, bei. Wir machen unſere
dortigen Leſer beſonders darauf aufmerkſam.
11 198
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 15. Juli. 12: Glockenſpiel. o 13: Neue Schall=
platten
. o 16.30: Evelyn Auerbach: Für die Mütter. 17.45:
Margarethe Wolf: Aus: Ueber Deutſchland, von Frau von Stael.
O 18.15: Uebertr. aus Kaſſel: Haus und Garten. 8 18.30: Pfarrer

Film=Wochenſchau. O 20: Uebertr. aus Baden=Baden: Erſtes
Kammermuſikkonzert der Deutſchen Kammermuſik Baden=Baden 1927.
Werke von Butting, Eisler, Odak und Martinu. Anſchl.: Uebertr.
aus Kaſſel: Muſik der Kavelle Wiſotzky.,
Stuttgart.
Freitag, 15. Juli. 13.15: Stuttgart und Freiburg: Schall=
plattenkonzert
. O 16: Frau Sauter=Kindler: Aus dem Reiche der
Frau. O 16.15: Konzert. Eilenberg: Berſaglier;=Marſch. Hall:
Hochzeit der Winde. Bortkiewitz: Andante. Reler=Bela: Ung.
Luſtſpiel=Ouv. Dvorak: Suite pbetique. Zwei ſlaviſche Tänze.
Komzak: Volksliedchen. Bizet: Carmen=Marſch. S 18.15:
Stunde der Technik. o 18.45: E. Franzſeph: Das große Sterben,
die Geißlerfahrten und das Judenbrennen. 19.15: Anna Blos=
Caroline von Humboldt. O 19.40: Ueberſicht über die Haupt=
veranſtaltungen
der kommenden Woche (in Eſperanto). 20:
Uebertr. aus Baden=Baden: Baden=Badener Muſikfeſt. Butting:
Suite. Eisler: Tagebuch für vier Singſtimmen, Violine und
Klavier. Reutter: Sonate. Odak: Streichquartett. Anſchl.:
Funkſtille für Fernempfang.
Berlin.
Freitag, 15. Juli. 6: Gymnaſtik. O 15.50: Adele Schreiber:
Frauen von heute Schwedinnen. o 16: Reg.=Rat Zacher:
Fleiſch= und Käſe=Fliegen. O 16.30: Reg.=Baumeiſter Fader: Kommen
wir zu einem neuen Bauſtil? e 17: Francois Villon. Vortrag
und Rezit. von W. Bardach. O 17.30: Kapelle Emil Rooßz.
Mozart: Ouv. Entführung aus dem Serail. Mozart=Morena:
Fant. aus Don Juan. Ralman: Wo iſt der Himmel ſo blau
wie in Wien. Schubert: Ständchen. Strauß: Donauweibchen.
Hubay: Puſztenfahrt. Raymond: Frühling in Heidelberg.
O 18.40: Sportſchau des Monats. 19.05: Gartendir. Leſſer:
Rundſchau für Blumen= und Gartenfreunde. S 19.30: K. W.
Goldſchmit: Das neue Weltbild (Wege zur Klärung). o 19.55:
E. Rudolf: Ueber Fels und Firn. O 20.30: Orcheſterkonzert.
Mozart: Ouv. Titus. Arie Per queſta della mano. Schubert:
Tragiſche Sinfonie. Botteſini: Grand air. Berlioz: Ouv.
Benvenuto Cellini.. O 22.30: Volkstänze und Lieder. Aus Pommern,
Mecklenburg und Bayern.
Königswuſterhauſen. Freitag, 15. Juli. 16: Dr. Gutfeld;
Immunität und Dispoſition bei anſteckenden Krankheiten. O 16.30:
Ob.=Stud.=Dir. Johannesſon: Der Geiſt der Phyſik. 17: R.
Paulſen: Die Symbole der Religionen. O 17.30: Prof. Rawitzt
Die Entſtehung des Lebens und die Urſache des Todes. o 183
Willy Möbus: Pioniere der Funktechnik. 18.30: Engliſch für
Fortgeſchrittene. 18.55: Staatsſekretär Müller: Aus der Ge=
ſchichte
und Praxis des Parlamentarismus. O 19.20: Wiſſenſchaftl.
Vortrag für Aerzte.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
1. Tag der 4. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung vom
13. Juli fielen: 2 Gewinne zu 50 000 Mk. auf Nr. 155 925;
4 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 101 352, 165 390; 2 Gewinne zu
2000 Mark auf Nr. 59 717; 4 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 3474,
108 366; 8 Gewinne zu 800 Mk. auf Nr. 141 180, 277 276, 308 457,
310868; 24 Gewinne zu 500 Mk. auf Nr. 28 901, 39 128, 58 981,
63 151, 76 657, 88 426, 94 9897, 134 060, 134 104, 201 563, 285 315,
295 063; ferner wurden gezogen: 116 Gewinne zu 400 Mk. und
228 Gewinne zu 300 Mk. In der Nachmittags=Ziehung
fielen: 2 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 243 620; 2 Gewinne zu
3000 Mk. auf Nr. 65 709; 4 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr. 314 561,
347 978; 4 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 126 261, 237 983; 12 Ge=
winne
zu 800 Mk. auf Nr. 1798, 4697, 94 910, 36 889, 64359, 141 873;
28 Gewinne zu 500 Mk. auf Nr. 15 202, 17 707, 83 842, 93 006, 122 214,
148 721, 185 055, 186 655, 220 478, B7 211, 294 165, 308 904, 310 458,
327 527; ferner wurden gezogen: 82 Gewinne zu 400 Mark und
246 Gewinne zu 300 Mark.

Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Samstag, den 16. Juli 1927.
(Nach der Wetterlage vom 14. Juli.)
Zeitweiſe wechſelnd wolkig, auch aufklärend, warm, vereinzelte Nie=
derſchläge
, teilweiſe gewitterhafter Art, wahrſcheinlich, ſchwache Luft=
Heſſ. Wetterdienſtſtelle.
bewegung.

Hauptſchriftleitung: Rudol! Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmanr;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Neite: für den Inſeratenteil: Willy Kuhe
Druc und Veriag 2 C. Wittſch ſämilich in Darmſtad
Für unverlangte Mannſlripte wird Garantie der Rückſendung n ich ube nommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

[ ][  ][ ]

Die Finanzbeſprechungen in Amerika.
Dr. Schacht über das Ergebnis der Beſprechungen.
Vor ſeiner Abreiſe nach Deutſchland empfing Reichsbankpräſident
Dr. Schacht Vertreter der deutſchen Preſſe im Generalkonſulat, um
kurz über die Themen und das Ergebnis der Beſprechungen in Amerika
zu berichten, ſowie gewiſſe vor kurzem veröffentlichte irrtümliche Dar=
ſtellungen
über die Konferenz zu berichtigen. Zunächſt betonte Dr.
Schacht, daß ſein hieſiger Aufenthalt durchaus nichts Myſteriöſes in
ſich berge. Die Zuſammenkunft wäre zuerſt in Europa geplant ge=
weſen
, aus perſönlicher Rückſicht auf Gouverneur Strong ſei ſie jedoch
mach New York verlegt worden. Bei den Leitern der großen Noten=
banken
habe ſich die Gepflogenheit entwickelt, alljährlich zuſammen=
zukommen
, um gemeinſame Intereſſenfragen zu beſprechen. Eine be=
ſonders
erfreuliche freundſchaftliche Note habe die diesjährige Zuſam=
menkunft
durch die Beteiligung Riſts, des Vizegouverneurs der Bank
von Frankreich erhalten. Dr. Schacht führte aus: Es wurden keinerlei
politiſche Fragen erörtert, insbeſondere nicht, wie vielfach behauptet
wird, die Reparationsfrage oder die Frage der Stabiliſierung des
franzöfiſchen Franken. Im Mittelpunkt der Erörterungen ſtand die
Frage der Goldverſchiffungen, wobei Mittel und Wege beraten wur=
den
die Verſchiffungen auf das unbedingt notwendige Maß zu be=
ſchränken
, zu vereinfachen und zu verbilligen. Irgendwelche Verein=
barungen
ſind nicht getroffen worden, es iſt jedoch anzunehmen, daß
künftig in höherem Maße als bisher eine gegenſeitige Verſtändigung
der großen Notenbanken bei den Goldverſchiffungen ſtattfinden wird.
Dr. Schacht glaubt, daß beiſpielsweiſe etwas plötzliche Gelddispoſi=
tionen
, wie ſie letzthin in London und Paris erfolgten, durch recht=
ßeitige
Verſtändigung oder Benachrichtigung vereinfacht werden können.
Eingehend, ſei auch die Frage der Kaufkraft des Geldes beſprochen
worden, wobei angeſichts der Natur dieſes Problems die Erörterungen
ſich zunächſt mehr auf theoretiſcher Grundlage bewegten. Schließlich
ſei auch das Problem des Diskonts erörtert worden, wobei als ſelbſt=
verſtändlich
feſtgeſtellt wurde, daß das eigene Bedürfnis und die Inter=
eſſen
des jeweiligen Landes für die Geſtaltung der Diskontpolitik der
Notenbanken maßgebend ſein müßten. Darüber hinaus ſei jedoch eine
engere gegenſeitige Fühlungnahme und Verſtändigung im Intereſſe
aller Beteiligten denkbar. Abſchließend bat Dr. Schacht, die Geſamt=
arbeit
der Notenbanken, welche ſowohl der Wirtſchaft der einzelnen
Länder, wie auch der Weltwirtſchaft zugute kommen, nicht als eine
politiſche Aktion zu betrachten, an welche ſenſationelle Schlußfolge=
rungen
zu knüpfen wären, vielmehr ſei eine derartige Zuſammenarbeit
als erfreulicher Beweis zunehmender internationaler Wirtſchaftsbetä=
tigung
zu betrachten und durch ſachliche Berichterſtattung zu fördern.
Dr. Schacht erklärte zum Schluß nochmals: Ich habe hier nichts
gewollt und habe mit keiner Bank über Anleihen verhandelt oder ge=
ſprochen
. Ich habe jedoch feſtgeſtellt, daß man Deutſchland großes
Vertrauen entgegenbringt. Dies Gefühl ſei noch ſtärker als anläßlich
ſeines letzten Beſuches 1925. Es herrſche allgemein das Gefühl der
Sicherheit und die Ueberzeugung, daß die Deutſchen nichts unter=
nehmen
, was finanziell unvernünftig wäre. Auf eine Frage erklärte
Dr. Schacht nochmals, daß der Dawesplan und die Eiſenbahnbonds
während der Beſprechungen mit keiner Silbe erwähnt wurden. Die
Frage der Eiſenbahnbonds ſei ein Problem, das nicht außerhalb des
Rahmens des Dawesplanes akut werden könne. Dr. Schacht vertrat
perſönlich die Auffaſſung, daß der Dawesplan alle Möglichkeiten vor=
ſehe
. Es ſei deshalb unvichtig, von einer Reviſion zu reden. In Frage
komme vielmehr zu gegebener Zeit eine Ergänzung des Planes durch
Ausfüllung der noch offenen Punkte, nämlich die endgültige Entſchei=
dung
über den Transfer und die Feſtſetzung der Höhe der Geſamt=
zahlungen
.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 14. Juli.
Dem heutigen Börſengeſchäft fehlten entgegen den beiden letzten
Tagen Publikumsaufträge. Die Spekulation ſelbſt benützte den letzten
Kursanſtieg zu Gewinnmitnahmen. Zunächſt vermutete man noch, daß
Dr. Schacht eine für die Börſe ungünſtige Rede gehalten habe. Schachts
Ausführungen bezogen ſich jedoch lediglich auf die Amerikaverhandlun=
gen
, in denen er zwar feſtſtellte, daß an eine Reviſion des Dawesplans
nicht gedacht werde, dieſer aber durch weitere Beſtimmungen ergänzt
werden wißte. Er habe nichts gewollt, nicht über Anleihen verhandelt,
aber feſtgeſtellt, daß man Deutſchland ſehr großes Vertrauen entgegen=
bringe
. Verſtimmend wirkte der Monatsbericht der Deutſchen Bank.
Schwächer lag die Farbenaktie, da man ein berichtigendes Kommunigué
der Verwaltung zu den letzten Meldungen über Transaktiowen er=
wartet
. Gedrückt waren die letzten Spezialitäten des Elektromarktes.
Banken 1,52 Proz., Montanwerte 2 Proz. Die Nebenmärkte folg=
ten
der allgemeinen Rückwärtsbewegung im Ausmaße von durchweg
12 Proz. Anleihen gleichfalls ſchwächer. Abl. 18, Schutzgebiete 10,9.
Fremde Renten ſtill, nur Zölle bis 147/, gebeſſert. Am Aktienmarkte
wurde der Börſenverlauf wieder etwas freundlicher, da man die Aeuße=
rungen
Schachts nach deren Bekanntwerden noch nicht ungünſtig auf=
nahm
. Der Geldmarkt liegt immer noch etwas angeſpannt. Tagesgeld
6,5, Monatsgeld 79, Privatdiskont 57., Warenwechſel 57/46 Proz.
Am Deviſenmarkt iſt die Situation kaum verändert. Die Mark liegt
feſt. Pfunde gegen Mark 20,45, Dollarmark 4,21,20, London gegen Sslo .......
Mailand 89,25, gegen Paris 124,01, gegen New York 4,85½=
Die Abendbörſe lag, wegen des morgigen Zahltags ſehr zu= Stockholm..
rückhaltend, ſodaß man infolge der Geſchäftsunluſt für die Hauptwerte
nochmals Kursabſchwächungen von 23 Prozent verzeichnete. Im Ver= Ikaulen
laufe trat keine Erholung ein, und man ſchloß unſicher und eher ſchwä=
cher
. Am Anleihemarkt Schutzgebiete lebhaft und 10/s, Ablöſungs= Paris
rente 18. Am Aktienmarkte nannte man Gelſenkirchen 177175,5, Har=
pener
215,5, Rheinſtahl 218, Mannesmann 198,5, Weſteregeln 188, Sie=

mens u. Halske 289, Schuckert 202,25, A. E. G. 189,5, Licht und Kraft 200,
Danat 244, Kommerzbank 186,75, Braubank 219,5, Dresdener 174,5,
Metallbank 149,75, Bayern Hyp. 177,75, Diskonto 165, Zement Heidel=
berg
160,5, Nordd. Lloyd 146, Hapag 146, Waldhof 328, Aſchaffenburger
Zellſtoff 212,25, Farben 308, Scheideanſtalt 216, Südd. Zucker 151,25,
Erdöl 159. Im Abenddeviſenverkehr nannte man bei kaum
veränderten Kurſen: London-Paris 12401, Mailand 89,25, New
York 4,85½, Holland 12,117/s, Zürich 25,22½, Madrid 28,35,
Pfund gegen Mark 20,45, Dollar gegen Mark 4,2120.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 14. Juli.
Die Aufwärtsbewegung der letzten Tage ſetzte ſich an der heutigen
Börſe nicht fort; da das Publikum in der erſten Börſenſtunde fehlte,
verlief das Geſchäft ziemlich ruhig, ſo daß das Kursniveau leicht nach
unten tendierte. Außerdem verſtimmte ein Wirtſchaftsbericht der Deut=
ſchen
Bank. Die Lage an den einzelnen Märkten war nicht einheitlich.
Während der Montanmarkt feſt lag, war der Elektromarkt erheblich
abgeſchwächt. Anregende Momente, die aus der Wirtſchaft vorlagen,
konnten ſich heute nicht auswirken. Auch die zunehmende Entſpannung
des Geldmarktes wurde wenig beachtet. Der Satz für Tagesgeld ſtellte
ſich auf 7 bis 8 Prozent und etwas darunter, und für Monatsgeld auf
8 bis 9 Prozent. Am Deviſenmarkt herrſcht Ruhe. Die Mark notierte
in New York 4,2123.
Im einzelnen neigte der Schiffahrtsmarkt zum Nachgeben. Hanſa
Dampf verloren ½ und Hamburg=Süd 1 Proz. Der Bankenmarkt
war uneinheitlich. Berliner Handelsanteile zogen um 23 Prozent an.
Mitteldeutſche Kredit gaben um 3½ Prozent nach. Von Elektrowerten
mußten ſich Siemens u. Halske einen Abſtrich von 5½, Schuckert Elektr.
um 4½ Elektriſche Lieferungen von 73 und AEG. von ½ Prozent,
ſowie Bergmann von 22/s Prozent gefallen laſſen. Pöge konnten ſich
dagegen um 1½ Prozent verbeſſern. Feſt lag der Montanmarkt, an
dem Rheinſtahl 34, Rhein. Braunkohlen 2, Riebeck Montan 1½ Proz.,
Harpener 2½ Proz., Ilſe Bergbau 1, Köln=Neueſſen 1 und Gelſen=
kirchen
17½ Prozent mitnehmen konnten. Schwächer waren Mannes=
mann
um 1½, Mansfeld um 4½ und Schleſiſche Zink um 1¼. Auch
Kaliwerte waren gedrückt, Weſteregeln minus 2½, Salzdetfurth minus
334 und Kali Aſchersleben minus 1 Prozent. Am Markt der chemi=
ſchen
Werte konnten Chem. Heyden ihren Kurs um 2, Riedel um
½ Prozent verbeſſern. Unter Maſchinenwerten gaben Ludwig Löwe
3 Prozent, Daimler 1½, Deutſche Maſchinen 22/s her. Dagegen konn=
ten
Motoren Deutz um 134, Krauß u. Co. um ¼4 und Berlin- Karls=
ruhe
um 1½ anziehen. Zellſtoff Waldhof erholten ſich um 2 Prozent,
während Vereinigte Glanzſtoff 3 und Bemberg 2 Prozent niedriger
notierten.
Privatdiskont, kurze Sicht 57/s, lange Sicht 57/8 Prozent. Bis zum
Schluß der Börſe trat in der Tendenz keine Veränderung ein. Das
Geſchäft ging ſehr zurück, und die Unſicherheit wurde verſtärkt durch
Befürchtungen bezüglich der nächſten Ultimoabwicklung. Auch die Nach=
börſe
verlief ſchwankend. Gegen 2.30 Uhr hörte man u. a. folgende
Kurſe: Dresdener Bank 175, Deutſche Bank 169½, Diskonto 165¾,
Danatbank 245½, Kommerzbank 185¾, A.E.G. 191, Siemens 290½,
Schuckert 203½, Geſ. für Gl. 243, Oſtwerke 431, Schultheiß 473, Rhein.
Stahlwerke 220½, Phönix 132, Gelſenkirchen 176½, Harpener 216½,
Köln=Neueſſen 189½ Mannesmann 199, Charlottenburger Waſſer 162,
Deſſauer Gas 213, J.=G. Farben 310½, Ver. Glanzſtoff 732, Zellſtoff
Waldhof 329, J. Bemberg 578. Deutſche Ablöſungsſchuld I. 297,
II. 207½, Neubeſitzanleihe 18,10.

Aſchaffb. Zellſtoff.
Augsb. Nürnb. Maſch.
Bamag=Meguin ..
Berlin el. W. ..
Berlin. KarlsruheInd
Praunkohl.=Briketts.
Bremer Vulkan.
Fremer Wolle.. .
Teutſch.=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch. Nied. Tel..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliirerke..
Donnersmarckhütte
Tynamit Nobel.
Clektr. Lieferung.
J. G. Farben.
R. Friſter. ..
Eaggenau Vorz
Eelſenk. Berg
G. f. elektr. Untern.
Salle Maſchinen".
Han. Maſch. Egeſt. . . .
Kanſa=Dampfſchf.. . .

14. 7. . 7. 114 7. 214.75 215. Hemoor=Zement . . . . /245.25 242. 145.25 146 Hirſch Kupfer ... 1119.75 117.5 48.875 47. Höſch Eiſen ...." 192. 190.5 Hohenlohe Werke 24. 22.90 82.5 90 5 Kahla Porzellan . 115.25 113.5 201. 199. Lindes Eismaſch. 1164 162. 150. 149.5 Lingel Schuh. . 94. Linke u. Hofmann. 68.5 68.5 107.5 106.5 f2. Loewe u. Co 1291.- 1290. 103.25 103.25 C. Lorenz.. 132. 132.5 Niederlauſitzer Kohle 185. 168. 162. Nordd. Gummi. 89. 86. Orenſtein . . ." 139.75 140. 150.375 151. Rathgeber Waggon . 1 98.25 98 20 120. Rombacher Hütten 150 151. Roſitzer Zucker. 99. 104. 193. 187. Rütgerswerke. 107.5 107.25 307. 310. Sachſenwerk 124.75 124.75 117. 117. Sächſ. Gußſtahl. 185. 188. 66.25 66. Siemens Glas.. 169.75 Ver. Lauſitzer Glas .. 1143 25 143.75 47. 244. Volkſtedter Porzell.. . 78.25 181. Weſtf. C. Langendreer 128. 129. Wittener Gußſtahl. . . / 59. 58. 232.75 228,5 Wanderer=Werke. . . . /280. 281 75

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R. 13.
Geld
168.65 7.
Brie
168.99 14. 7.
Eeld /Brieſ
168.58 168.92 Wien D=Oſt. abg 13.
Geld /Brief
159.28 7.
59.40 Buenos-Aires 1.781 1.781 1.7881 1.792 Prag.. 2.476 12.496 Brüſſel=Antw. 58.56 58.68 53.53/ 58.65 Budapeſt. Peng 73.35 73.49 108.69/108.91 108.64 108.8 Fapan". 1.935 1.989 Kopenhagen.. 112.54/112.76 112.51/112.73 Rio de Janeiro 0.49 0.498 112 721 12.94 12.64/112.86 Sofia 3.044 3.050 Selſingfors. . . / 10.60 10.62 10. 602/10 632 Jugoſlavien". 7.408 7.422 22.895 22.935 22. 895 22.935 Konſtantinope 2.155 2. 159 London. 29.435 20.475 20.43 20.47 Liſſabon". 20.78 20.82 Nem=York. 4.209 4. 217 1.2085 4.2165 Danzig". 31. 541 81.70 16 475/16.51 16.47 I1s.51 Athen. 5. 664/ 5.6761 Schweiz g1.64 81.20 30.99 81.15 Kanada 4.202/ 4.210 Sponien. 71.83 71.97 71.96/ 72.10 Uruguay 4. 136 4.144

14. 7.
Gelb /Briet
59.25/ 59.37
12.4 74 12.494
73.34 73.48
1.9851 1.989
0.4941 0.496
3 044/ 3.0.50
7.408/ 7.4 22
2.158 2.1 62
20 781 20.82

1.664
4.202
1.136

5. 676
4.210
4.144

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtad=
Darmſtadt: Fa. Joſef Huber, Offenbacher Lederwarenfabrik, Af.Af. 1.9
Wt. und GlV. 2. 8., Prft. 3. 10. Worms: Chaim Ormianer, Kfm
Af. 10. 8., GlV. 28. 7., Prft. 8. 9. Bad=Nauheim: Schreiner Hein
König II., Prft. 27. 7. Büdingen: Fa. Martin Wolf, Konkursven.
fahren aufgehoben.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Frankfurt am
Main. Frankfurt: Kaufmann Leopold Edelmuth, Konkursverfahren
aufgehoben; Kfm. Hans Mayer, desgl.; Kfm. Friedel Thiel, Geſchäfts
aufſicht beendet; Fa. Kolb u. Co., GmbH.. Af. 13. 8., GlV. 2. 8., Prf.
23. 8.; Kfm. Adolf Saueracker, Af. 31. 8., GlV. 5. 8., Prft. 9. 9..,
Kfm. Karl Heinrich Diller, Af. 30. 8., GlV. 5. 8., Prft. 30. 9.; Mechs
niſche Weberei Guckelmühle GmbH., Konkursverfahren mangels Maſß
eingeſtellt. Wiesbaden: Fa. Julius Bormaß GmbH., GAufſ. angeors
net; Fa. Phoenix, Keramik, GmbH. Konkursverfahren mangels Maſſe
eingeſtellt; Ferdinand Mackeldey, Af. 26. 7., Wt. und GlV. 9. 8. Prfu.
9. 8. Herborn (Dillkreis): Kfm. Theobald Brandenburger, Schlufs=
termin
29. 7. Wallmerod: Landwirtſchaftliche Bezugs= und Abſatzyz
genoſſenſchaft, GmbH., Af. 17. 8 Wt. und GlV. 17. 8., Prft. 17. 8..,
Marienberg (Weſterwald): Metzger Gregor Birk, Af. 4. 8., GlW.
26. 7., Prft. 9. 8
Reiche Zinnfunde in Südweſtafrika. Wie jetzt bekannt wird, verfüg
das Mandatsgebiet Südweſtafrika über einen ungewöhnlichen Zinm
reichtum. Nach amtlichen Erhebungen ſoll der Zinnvorrat dort größee,
ſein, als in irgendeinem anderen Teile der Welt. Die Zinnſchichte-n
in Damaraland ſind ſo zahlreich und der Gehalt iſt ſo hoch, daß a-n
zahlreichen Stellen 76 Prozent reines Zinn extrahiert werden konnta
während 78 Prozent die Höchſtausnutzung darſtellt. Die Claims, die fa:ſ
durchweg im Beſitz kleiner Syndikate ſind, können, da das nötign
Betriebskapital fehlt, nicht ſyſtematiſch ausgebeutet werden. Nur diä
reichſten Fundſtellen werden ausgenutzt, während der Reſt verwahrloſ-t
Es ſoll nun jedoch von Staats wegen auf intenſivere Bearbeitun;
gedrängt werden. Hierfür ſoll in nächſter Zeit auf dem europäiſchern
Geldmarkt ein Kredit aufgenommen werden, der auch die Mittel ſchaß
fen ſoll, die fehlenden Arbeitskräfte anzulocken.
Produktenberichte.
Freinsheimer Obſtmarkt. Bei einer Anlieferung von über 500 Zend
nern notierten Kirſchen rot 2532, Kirſchen ſchwarz 3846, Erdbeere,
65, Heidelbeeren 3540, Johannisbeeren 1823, Stachelbeeren 132
Birnen 1530, Pfirſiche 3546, Spillinge 3040, Aepfel 2530, To
maten 3540, Bohnen 1522.
Mannheimer Produktenbericht vom 14. Juli. Bei gut behauptete-
Haltung zeigte ſich an der heutigen Produktenbörſe etwas mehr Nackh
frage nach naher Ware. Man verlangte für die 100 Kilo ohne Sa.
waggonfrei Mannheim: Weizen inländ, geſtrichen, desgl. ausländ. B.
bis 33, Roggen inländ, ohne Angebot, desgl. ausländ. 26,2526,5CI.
Hafer inländ, ohne Angebot, desgl ausländ. 2324, Braugerſte aus.
30,5034, Futtergerſte 23,7524,50, Mais mit Sack 19,2519,50, ſüsd
deutſches Weizenmehl Spezial Null 4141,25, ſüddeutſches Weizenbro=
mehl
3333,25, ſüddeutſches Roggenmehl, je nach Ausmahlung, 36,5
bis 38,50, Weizenkleie 12,75.
Frankfurter Produktenbericht vom 14. Juli. Bei kleinen Umſätzen
war Getreide und Mehl unverandert. Futtermittel dagegen etwas an
ziehend. Es koſteten je 100 Kilo: Weizen 31,00 nom., Noggen 77,5-0
nom., Sommergerſte , Hafer inländ, 26, desgl. ausländ. B,502S
Mais 18,7519, Weizenmehl 40,5041, Roggenmehl 37,7538, Weizen
kleie 13, Roggenkleie 1414,25.
Frankfurter Fleiſchgroßhandelspreiſe. Für ein Pfund notierten im
Pfennigen: Ochſen= und Rindfleiſch I. 100110, II. 95100, Bullen.
fleiſch 90100, Kuhfleiſch I. 6575, II. 4565, III. 3550, Kalbfleiſc
(ganze Kälber in der Haut) II. 100110, Schweinefleiſch 7580, Ge
frierfleiſch, Rindfleiſch Vorderviertel 4650, Hinterviertel 5458.
Berliner Produktenbericht vom 14. Juli. Trotz des unlohnendern
Mehlgeſchäfts zeigte ſich an der heutigen Mittagsbörſe nach Brotgetreid /
Frage ſeitens einiger Inlandsmühlen, ſo daß ſchon dieſer Umſtand ge
nügte, um die Preiſe nach oben zu notieren. Auch im Terminhander
waren die Notierungen bis 2,Mk. feſter, und zwar ſollen hierzu einman
die größere Zurüickhaltung der Verkäufer wegen der regneriſchen Witte=
rung
, dann aber auch höhere Liverpooler Notierungen den Ausſchla
gegeben haben. Roggen wurde per Juli billiger gehandelt, ſonſt ſtel
ten ſich die Herbſtpreiſe bei mäßigem Umſatz etwas feſter. Futtergetreiky
ruhig.
Viehmärkte.
Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 14. Juli. Auftrieb: 13 Ochſem
und Bullen, 133 Kälber, 6 Schafe. Preiſe für Großvieh 5664 Pfg.;
Kälber a) 5660, b) 6168, c) 6974, Schafe 4550 Pfg. Marktverb
lauf: Großvieh Ueberſtand, ſonſt geräumt.
Mannheimer Kleinviehmarkt vom 14. Juli. Zum heutigen Kleirn
viehmarkt waren zugeführt und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht f
nach Klaſſe gehandelt: 94 Kälber 5874, 9 Schafe ohne Notiz, 10
Schweine 5865, 545 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen al.
814, über vier Wochen 1520 RM. pro Stück, Läufer 2125 RM
pro Stück. Marktverlauf: Kälber ruhig, langſam geräumt, Schwein.
mittelmäßig, ausverkauft, Ferkel und Läufer mittelmäßig.
Frankfurter Kleinviehmarkt vom 14. Juli. Aufgetrieben waren=
20 Rinder, 718 Kälber, 131 Schafe und 446 Schweine. Die Preiſ
waren bei Kälbern um 12 Mk. höher, bei Schafen jedoch 25 Mn
billiger; Schweine gut behauptet. Marktverlauf: Bei ruhigem Geſchäf-
ausverkauft
. Preiſe für einen Zentner Lebendgewicht: Kälber aX
7479, c 6873, d 5867, Schafe 4850, 4047, 3238. Schweine
6264, 6264, 6264, 6062.

Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch. 1. Te
T(. Teil
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuldohne Aus=
loſungsſcheine
.. .
6½% Reichsp. Sch.
y. 1. 10. 30....
7%Baher. Staats=
Sch. v. 1. 4. 29
6½% H. V. Sch.
v. 1. 4. 29 .....
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 3. 29 ...."
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30....
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. v. 1. 7. 29
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. o. 1. 7. 30
6½%Württ. Freiſt.
Schatz. v. 1. 3. 29
b) Ausländ. che
5% Bos. E. B. 1914
65% . L. Inv. 1914
4½% 1898
4½% 1902 ..
4½

296
296.5

4% Türk. (Adm.)03
(Bagd.) I
(Bagd.) II
unif. 1903
420 1911 Zoll.

586 Bulg. Tabak 02
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
4½ Goldr..
4% einh. R. (kon)
38 Port, (Spz.) II
6% Rum.am. R. 03.
4½% Gold. 13.
4½ am. konv..
4½ am. 05

97.5

92.25

98
96.5

18.5

1.9

29.5

4½% Ung. St. 1913/ 24
4½% St. 1914/ 25
18.25 4% Goldr.. .
4½ St. 10 / 22.75
97 4% Kronr.
3% Eiſ. Tor.. 19),
Außereuro=
päiſche

95.5 5%Mex.am.in abg. 20.75
5% äuß. 99
4% Gold 04ſtf.,/ 28.21
3% konſ. inn.
4½% Irrigat., / 34,
5% TamaulipasI.
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10%Berl. H.=Bt. G./105
8%0
102.5
6% Berl. St.=Gold! 95
) 82 Darmſt. St.=G.
18% D. Hyp==Bank!
3. 25 1 Meining. Goldpf. 101
100.5
8% Frk.=Gyp.=B.
23
Goldpfdbr. . . . 102.75
% Frkſ. H.=B.=Gld. /400
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
2.8
Goldpfbr.
100.5
25.6 7% Pfbr.=Bk.=Gold/100
5. 75 1 5% Frti. Pfdbr.=B!
Goldpfbr.
82.5
8% H. Lds.-Bk. Gld. /101.5
100.75
125 L. Eleltr. Mark
(Hagen) Goldobl. /103. 25
7.75 18% K. Landesbank
16.6 Darmſt., Reihe 1/100
5.75
Reihe TT/400
6 72 M.=KraitHöchſt/ 94.5

Mannh. St.=G./100
Naſſ. Ldb. Gold /102
8 Nbg. St. Gldal. 98.5
82 Pfälz. Hyp. Bk.
Gold=Pfdbr. ..
8% Pforzh. St.=G./ 99.5
80 Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr. 101.25
8%0 Pr. Centr.=St.=

ſchafts=Goldpfpr.

102
1100

99

8% Rh. Hyp.=Bank
Gold. Pfdbr.. . . /100
7½%Rh. St. W. 25/ 166
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr..=Bk. Goldpf.
82 Südd. B.=Cr. B.
Goldpfdbr.
% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.
obl. mit Option/105
7% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyv
.=Gd.. ohne Option/ 96.25
8% Loigtc Häffner
Goldobl.. .. . . . . 99.5
80 Württbg. Hyp.=
Bank Goldpfbr.

Ohne Zins=
berechnung

5% Bdw. Kohl 23
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
Heſ.Brk.=Rg. 23/
.,Roggen 23
Pr. Kaliw.
Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Zahr. Vereinsb. .
Bahr. Handelsb.

13.8
6.4
8.25
6.2*
8.75

Bahr. Hhp. u. Wechſ.
Berliner Hyp.=Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Frrf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hhp.=Bk...
Mecklb. Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp. Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk. .
Preuß. Bod.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B.=Cr. B
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Rh.=Wſtf. B.=Cr..B
Südd. Bodenkr.
Württ. Hhp.=Bk..
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
Landeskr. Caſſel.
Naſſau. Ldsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt
42 Eliſ.=Bahn ſtfr.
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
An4
5% Oſt. Sb. (L.)ſtfr
2,6% Alte .
2,6% Neue,
5% Oſt.-Ung. 73/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3% Oſt. . 1.b.8.E.
3% Oſt. .. 9. E.
3%Oſt. . 1885
3%Oſt. Erg. Netz
3% Raab Oedbg.8:
a1
30
8%
4% Rud. Silber
42Rud. (Salzka
4½%Anat.. S. I
4½%Anat. S. II
4½% Anat. S. 1II
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec.

Re
16.3
16.75
13.3

16
12.4
14.3
13.75
14.25
13.1
15.55
16

12.15
12.5
9.05

8.73
21-.

27
20

8.3
3.8

Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.. .
Bad. Bk. ... . .
Bk. f. Brauind. . . . 220.25
Barmer Bankv. . . 157.75
Bay. Hyp.=Wchſ..
Berl. Handelsgef. 1254
Comm. u. Privatb. 186.5
Darmſt. u. Nat.=Bk. 247
Deutſche Bank .. . 168.75
D. Eff. u. Wchſ.=Bk. /138.1
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. . 106
Disk.=Geſellſch. . . . 166.5
Dresdener Bk.
175.5
Frankf. Bk.
1134.5
Frkf. Hyp.=Bf.. . . 154.5
Frkf. Pfdbr.=Bk. . . 155
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank.
Metallbank. . . . . . . 148.75
Mitteld. Creditb.
Pfäl: Hyp.=Bk. /217
Pr. Vd.=Credikbank
Hyp.=Akt.=Bank 135
Reichsbank=Ant. . . 171.75
Rhein. Creditbk. . . 134
Rhein=Hyp.=Bk. . . /176.5
Südd. B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ. . /245
Oſterr. Creditanſt. 8.6
Wiener Bankverein! 6.6
Zergwerks=Akt.
Bochum. Bergb. .
Buderus. .. . . . . . . 127
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw... . . 230
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb. . . . . . 216
Flie Bergb. St.. . . 1280

Genußſchein.
Kali. Aſchersleb. 184
Kali Salzdetfurth.
Kali. Weſterregln. 175
Klöcknerwerke .. . . 200
Mannesm.=Nöhr. 1134
Mansfelder
107

Oberbedarf.....
Otavi=Min.=Ant.. 1131.7:
Phönix=Bergb. ..
Rhein. Braunk. . . . 221
Rhein. Stahlw.. . . 174.5
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte .
SalzverkHeilbronn 180

114
98.5
143.25

Tellus Bgb.. . . . ..
Ver. Laurahütte.
Ver. Stahlwerke.
Induſtrie=Akt.
Vrauereien

Eichbaum (Mannh.)
193
Henninger.
Hercules, Heſſiſche. 147
Löwenbr.=München 3.:2
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof(Bind. )/368
Schwarz=Storchen 1183
Tucher, Nürnberg. 1190
Werger

Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleher)/124
6%E. A. G. Vzg. A. 8é
5%A. E. G. Vzg. B.. 81
A. E. G. Stamm . . . 191.
Anglo=Cont. Guano
Bad. Maſch Durl. /140
Bad. Uhren. Furtw. 2i
Bamag=Meguin
27
Baſt. Nürnberg
Bahr. Spiegel ...! 57
Beck & Henkel
Bergmann El.
200.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.. 75.
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement Heidelb. . . 160.
Cement. Karlſtadt 189
Cement Lothr. .
Chem. Albert . . . . . 16C
Chem. Brockh. . . .! 88.
70
Chem. Milch.

Daimler=Benz A. G./131.75
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl 162.5
D. G.u. Silb. Scheid /216.75
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr.. 1153.5
Dürrkopp...
Dürr. Rattingen .. 76
Dyckerhof & W. . . 38.6
Eiſenw. Kaiſersl. . . 44.25
El. Licht u. Kraft 1204
El. Lieferung ..
Elſ. Bad. Wolle ../ 34
Email. Ullrich .. . . 49
Enzinger Werke ..! 67
Eßlinger. Maſch. .
Ettlinger Spinn.. . /230
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher 1108
Fahr, Pirmaſens. . 5
Farbenind. J. G. 1309.5
Felten & Guilleau. 146.5
Feinmech. (Jetter) 98
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Gas ..169
Franffurter Hof
Frkf.=M. Pok. u. W.
Geiling & Cie..
70.25
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt. Th. . . 1133.1
Gotha Waggon".
Gritzner, Maſch. . . 121.5
Grün & Bilfinger .
dafenmühle, Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ... 1144.75
Hanſa=Llond, Br. / 55
Hartm. & Braun . . 1143.5
Heyligenſtaedt.
24.5
Hilpert Armatur. 80
Hindrichs=Aufferm. 120

92.5

Funghans St.. . /124
Kammg. Kaiſersl. 1195
Karlruher Maſch.
Karſtadt, R. . . . . . . 156
Rlein Sch. & Beckerl14=
Knorr, Heilbronn 187
Konſerv. Braun ../ 69.75
Krw. Alt=Württbg. /115
Krauß, Lokom. .
Lahmener
Lech. Augsburg . . . 123.
Lederw. Rothe
Spicharz. 22
Lingel Schuhw...
Löhnberg. Mühle / 49
Ludwigsh. Walzm. 128.5
Lüdenſcheid Metall
Lux. Induſtkie
Mainkraft Höchſt 131
Mars=W. Nürnberg/14 .5
Metallgeſ. Frkf. 189
Miag, Mühlenb. 146.5

.1184.25

Hirſch, Kupfer .. 115
Hoch=Tief Eſfen
Holzmann
Holzverk. Ind.
Hydrom. Breslau
gnag

140
20 3.
69 2
34
102

Moenus. Stamm . 89.5
Motorenf. Deutz ../ 74
Motorenf. Oberurſ./ 63
Münch. Lichtſpielk.
Neckar). Fahrz. . 126.5
Neckarw. Eßlingen
Peters UInion . . . 125.5
Pfälz. Näh. Kayſerl 71.75
Philipps
Porzellan Weſſel / 47
Rein. Gebb.& Schal/138
Rhein. Eleftr.
Rhenania, Kunheim! 66 2
Rütgerswerfe 106.1
Schneid. 4 Hanau. / 69
Schnellpr. Frank. 1108
Schramm Lackf. 1102
Schriftg Stemp.
Schuckert, Eleltr. 1203.5
Schuhf. Weſſel ...! 85.75
Schuhf. Herz
Schulk. Grünlack 41
Seilind. Wolff...! 95
Siemens Glas
Siemens & Halske 1289

67.75
1173.25
78

Südd. Immob.
Südd.Zucker=A.=G. /151.5
Thür. eleſtr. Lief. /115
Uhren Furtwängl.
Unterfr. Kr.=El.=V./107
Beithwerke
Ver. I. Chem. Ind.. 1113
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel. 7
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin .. . . . . 158.5
Zellſtoff Berl. ..
Vogtl. Maſch. . ... /109.755
Voigt & Haeffner . 1136.5
Polthom, Seil.../ 75
Wanß & Frentag 1171
Wegelin Rußfbr. 1148
Zellſt. Aſchaffenbg. 1215.2
Zellſt. Waldhof 327.5
Buckerſ. Rheingau.
Transpurt= und
Verſicherungs=Akt.
Dt. Reichsb.=Vorzg. /102.25-
A. Dt. Eiſenbahn . . 90.5
A. Lokalb. u. Kraftw./185
Dt. Eiſenb.=Geſ. 1137
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Gef. 142
147
Hapag.
147.5
Nordd Lloyd.

Frkft. Allg. Ver)
Frankona Rückv.

armſt. Werte

145.5

Bahnbedart
Dampfk. Rodberg / 1.
Helvetia Konſ...
Gebr. Lutz.
Motorf. Darmſt
Gebr. Roeder .... 144
VenulethcEllenb..!

[ ][  ][ ]

Rumer 194

Freitag, den 15. Juft 4927

Die Ausfuhr von oberſchleſiſchen Kohlen nach Italien iſt nunmehr
auf 15 Prozent des Geſamterports angewachſen. An erſter Stelle
der Kohlenausfuhrländer für Italien ſteht bekanntlich England, dann
folgen Deutſchland, und an dritter Stelle Polen.
Wie aus Helſingfors gemeldet wird, hat die ſchwediſche Zündholz=
geſellſchaft
den Vorſchlag gemacht, das eſtniſche Zündholz=Monopol zu
übernehmen, und zwar ſoll eine Jahresleiſtung von 60 Mill. Eſtimark
garantiert werden.
Der belgiſche Miniſterrat beſchloß, dem Parlament ein Geſetz von=
zulegen
, wonach der Geſamtbetrag der umlaufenden 2 Fr.=, 1 Fr.= und
Juni 11414 (114/4), Juli 110½ (111), Auguſt 110½ (111), Sept. 111 50 Cents=Stücke von 118 Millionen Fr. auf 200 Millionen Fr. erhöht
wirb.
Die franzöſiſche Regierung hat die Verlängerungsvereinbarung des
Saar=Zollabkommens ratifiziert, deſſen Beſtimmungen am 15. Juli in
Kraft treten.
Franzöſiſche Textilfabriken haben mit Unterſtützung der Banque de
Paris et des Pays=bas die Banque Cotonniere gegründet, die Engros=
einkäufe
der franzöſiſchen Textilfabriken bei den amerikaniſchen Baum=
wollkooperativen
finanzieren ſoll.
Die franzöſiſche Ernte hat under den andauernd ſchlechten Wetter=
verhältniſſen
ſehr gelitten. Für Getreide werden jetzt am Platze 170
bis 175 Fr. und ſelbſt bei langfriſtigen Abmachungen 165 Fr. bezahlt.
Bisher war der Preis ziemlich ſtabil mit 150 Fr. In den Weingärten
iſt eine bemerkenswerte Ungeßieferentwicklung zu beobachten, wodurch
eine merkliche Verteuerung zu erwarten iſt.
Wie aus Madrid gemeldet wird, hat die ſpaniſche Regierung be=
ſchloſſen
, der Transatlantiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft für den Bau von
10 Schiffen von 15 000 bis 30 000 To. und den Kauf von vier weiteren
Schiffen finanzielle Unterſtützung zu gewähren.
Der Londoner Goldpreis beträgt gemäß § 2 der Verordnung zur
vorräte erhöhten ſich im Monat Mai um 34 783 To. auf 448573 To. Durchführung des Geſetzes über wertbeſtändige Hypotheken vom 29 6.
1923 ab 13. Juli bis auf weiteres für eine. Unze Feingold 84 Schill.
10,5 Pence, für ein Gramm Feingold demnach 32,755 Pendce.
erhöht. Der Kohlenverbrauch erhöhte ſich in der gleichen Zeit um 12,7 Wie aus Angora gemeldet wird, ſind heute dort die tüirkiſch= bulga=
riſchen
Verhandlungen für den Abſchluß eines Handelsvertrags eröffnet
worden.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
TEFRTT
New York, 14. Juli. (Pri.=Tel.)
Weizen: Am Weizenmarkt zogen die Preiſe anfänglich etwas an.
Dim Verlaufe wurde die Stimmung aber wieder ſchwächer auf Vorher=
jungen
großer argentiniſcher Verſchiffungen, ſowie auf günſtige Nachrich=
yen
aus Nordweſten. Gegen Schluß erfolgte auf teilweiſe Deckungen
en. ne leichte Erholung.
Mais: Am Maismarkt erfolgten auf Grund wohltuender Regenfälle
ur den Staaten Jova, Miſſouri und Illinois kleinere Preisrückgänge.
Aur Verlaufe machte die Abſchwächung weitere Fortſchriſte, da die Nach=
furgge
nach Lokoware hinter den Erwartungen zurückblieb.
Hafer: Anch der Hafer mußte im Preisnachgeben auf Grund von
nrivaton Nachrichten, daß in Süddgkota die Ernte über Durchſchnitt ſei.
Kaffee: Der Kaffeemarkt nahm einen ſehr ruhigen Verlauf. Beſon=

Meiallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 14. Juli ſtellen ſich wie folgt:
Elektrolytkupfer 121½, Remolted Plattenzink 5152, Original Hütten=
Aluminium 210, dito in Walzen 214, Reinnickel 340350, Antimon
Regulus 35100, Silber in Barren 77½78½.
Die amtlichen Preisfeſtſtellungen im Metallterminhandel vom
14. Juli ſtellen ſich für Kupfer: Januar 113 (113), Febr. 113½
(113½), März 113½ (11334), April 113X (14), Mai 11334 (114),
(111½), Oktober 111¾ (112), November 11134 (112½) Dezember
112¾ (113). Tendenz: befeſtigt. Für Blei: Januar 47 (47),
Februar 47 (47½), März 47 (47½), April 47 (47½), Mai 47 (47½),
Juni 47¼ (47½), Juli 4534 (46½), Auguſt 46¼ (46½), Sept. 46½
(46½4), Oktober 46½ (47), November 46¾ (47), Dezember 47 (47).
Tendenz: befeſtigt. Für Zink: Januar 5334 (54½4), Febr. 53½
(54½), März 53½ (54½) April 5334 (54½), Mai 54 (54¼),
Juni 54½ (54½), Juli 55½ (56), Auguſt 55 (55¾4), Sept. 54½ (55),
Ottober 54 (5434), November 54 (54½), Dezember 54 (54½). Tendenz:
ſtetig. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beige=
fügten
Brief.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
Wie wir erfahren, iſt das deutſch=franzöſiſche Kohlenabkommen mit
Unterzeichnung vom 30. Juni 1927 nunmehr nach Beſtätigung durch die
zuſtändigen Regierungsſtellen in Kraft getreten.
Im Monat Mai wurden in den Saargruben 1085 380 To. gegen=
üüber
1041 518 To. Kohlen im April gefördert. Der Ertrag der Koke=
reien
betrug 21 889 To. gegenüber 21 049 To im April. Die Halden=
Der Eiſenverbrauch Ungarns hat ſich in dieſem Jahre bisher um
2,5 Prozent im Verhältnis zur entſprechenden Periode des Vorjahrs
Prozent. Auch der Maſchinenabſatz weiſt eine unausgeſetzte Steigerung
auf.

dere Ereigniſſe ſind nicht zu verzeichnen, mit Ausnahme kleiner euro=
üiſcher
Käufe.
Zucker: Am Zukermarkt blieben die Geſchäfte ſehr ruhig. Auf
kieine kubaniſche Stützungskäufe zogen die Preiſe etwas an. Auch die

Getreide. Weizen: Juli 142¾4, Sept. 140½, Dez. 143½;
AKais: Juli 99½, Sept. 105½, Dez. 108½; Hafer: Juli 45½,
Stept. 45½, Dez. 48½; Roggen: Juli 106, Sept. 965/g, Dez. 99½.
Schmalz: Juli 12,85, Sept. 12,95, Okt. 13,05.
Fleiſch. Rippen: Juli 12,30, Sept. 12,50, Okt. : Speck:
lloko 12,50; leichte Schweine 9,6010,40, ſchwere Schweine
87708,60; Schweinezufuhr: Chicago 30 000, Weſten 85 000.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 14. Juli:
Getreide. Weizen Nr. 2: rot 153¾, hart 162½: Mais: neu
ank. Ernte 113½; Mehl: ſpring wheat clears 700735; Fracht:
mach England 1,62 Schilling, nach dem Kontinent 68 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loco 13,50; Talg, extra 7.
Kakav. Tendenziunregelmäßig; Umſatz in lots: 96; loko:
17: Juli 16,29, Auguſt 10,31, Sept. 16,44, Okt. 16,41, Nov. 16,00,
29ez. 15,25, Jan. 14,90, Febr. 14,78, März 14,70.

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Geite 14

Chriſtine Berthold.

Roman von Emma Nuß.

89)

(Nachdruck verboten)

Raſch erledigte ſie die wichtigſten Geſchäfte und traf pünkt=
lich
bei Mr. Brown ein. Er hatte eine Niſche ausgeſucht, wo
ſie ungeſtört ſitzen und plaudern konnten.
Nun ſpannen Sie mich nicht lange auf die Folter! begann
ſie ſofort und zerpflückte nervös eines der weißen Brötchen auf
ihrem Teller. Sie bringen mir gewiß eine Nachricht aus
Hamburg?
Da ſchüttelte Jonny Brown den Kopf: Nein, Miß, ich
hielt es nicht mehr in Kalgarry aus und bin über 30 Stunden
gefahren, um ſo ſchnell als möglich hierher zu kommen und Sie
zu bitten, meine Frau zu werden.
Da fielen Chriſtinen die Hände wie leblos in den Schoß,
und blitzſchnell jagte ihr der Gedanke durch das Gehirn: Sag
ja, dann biſt du alle Zweifel los und für dein ganzes Leben
geborgen. Aber als ſie in die vor Erregung bleichen Mienen
Brovns blickte, war ihr, als ſähe ſie dahinter ein zweites
Geſicht, auch blond wie der Kanadier, und auch mit blauen
Augen, doch jenes zweite Ceſicht trug den Ausdruck tiefſten
Kummers, und die blauen Augen ſchauten ſo unendlich traurig
und voll ſchmerzlicher Liebe zu ihr herüber, daß ſie die Hände
vor das Antlitz preßte und aufſtöhnend ſagte: Ich kann nicht,
Miſter Brown, oh, verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen weh tun
muß.
Iſt es weil Sie einen andern lieben? fragte der völlig
faſſungsloſe Mann.
Sie nickte.
Schwer ſtützte Jonny Brown das Haupt in die Hand, und
ein trauriger Seufzer kam über ſeine Lippen: Oh der Glück=
liche
! flüſterte er kaum hörbar vor ſich hin.
Er iſt kein Glücklicher, Miſter Brown. Sie ſelbſt haben
es mir geſagt, ſtieß Chriſtine leidenſchaftlich hervor, da ihr alle
ſeine Worte über den Geliebten wieder lebendig wurden.
Verſtändnislos blickte Brown ſie an. Wann hätte ich
Ihnen dies geſagt?"

Freitag, den 15. Zufi 1927
Damals, als Sie aus Hamburg hier angekommen waren,
auf dem Feſte erzählten Sie es mir. Chriſtine fühlte ein
zwingendes Bedürfnis, ganz offen mit dieſem ehrlichen Men=
ſchen
zu reden, es würde ſie erleichtern und ihn von der Zweck=
loſigkeit
weiterer Bemühungen um ſie überzeugen.
So lebt er nicht hier ſondern in Hamburg?
Ja.
Und haben Sie ſeinetwegen oder doch Ihrer Liebe wegen
Hamburg ſo heimlich verlaſſen? fragte Brown, und man
meekte ihm an, wie er in ſeinem Gedächtnis herumſuchte, um
endlich darauf zu kommen, von wem er ihr damals erzählt hatte
Ich verließ ihn und Hamburg, Miſter Brown, weil ſein
Vater nie und nimmer eine Verbindung mit mir zugelaſſen
hätte. Er ſelbſt hätte es ja durchgeſetzt, aber es liegen Dinge
vor, die mich zwingen, ſo zu handeln, wie ich es getan habe.
Mehr kann ich Ihnen nicht darüber ſagen; ich ſpreche ſo offen
zu Ihnen, weil ich nicht möchte, daß ich nun auch noch Ihre
Freundſchaft einbüße. Wollen und können Sie mir noch Freund
bleiben, Miſter Brown, oder zürnen Sie mir? fragte ſie, zag=
haft
zu ihm aufblickend.
Da beugte er ſich über ihre Hand. Ich habe nun alles ver=
ſtanden
, Miß. Verfügen Sie jederzeit über mich, denn das
alles ändert ja nichts an meinen Gefühlen für Sie. Er wußte
nun, wer der Andere war, und beneidete ihn dennoch nicht.
Dopvelt bedauernswert mußte der Mann ſein, der dieſes Mäd=
chens
Liebe beſaß und niemals eine Erfüllung dieſer Liebe
erleben würde. Er aber hatte dafür doch noch das Glück, ſie
jederzeit hier ſehen und ſprechen zu können. Mit dieſem win=
zigen
Troſt mußte ſich Jonny Brown zufriedengeben, als er
enttäuſcht und traurig wieder die lange Strecke nach der Heimat
zurückfuhr.
Inzwiſchen war Chriſtine in der Mainſtreet in höchſter
Spannung erwartet worden, und Miß Dobbs' Freude kannte
keine Grenzen, als ſie den Ausgang der Unterredung in Queens
Hotel erfuhr. UInd daß ſie aus Chriſtinens ganzem Verhalten
ſogar die Gewißheit entnehmen zu können glaubte, daß dieſe
überkaupt nicht mehr ans Heiraten denke, machte ihr Glück noch
vollkommen. Sie hätte es ja zwar nicht hindern können, aber
lieber war es ihr ſchon ſo; das Geſchäft brauchte den ganzen
Menſchen jetzt mehr denn je, und ſolche Liebes= und Heirats=
gedanken
waren nur dazu angetan, Unfug und Verwirrung in

den Gang des Geſchäftes zu bringen. Dazu aber war ihrer
Meinung nach Chriſtine viel zu ernſt, um an ſolchen Alberm
heiten noch Gefallen ſinden zu können.
Miß Dobbs grübelte aber doch dieſen und die ganzen folu
genden Tage ſehr viel darüber nach, was wohl geworden wär=
wenn
Chriſtine nun geheiratet hätte. Sie mußte eine Löſunn
finden, wie ſie dieſen ſelten tüchtigen und pflichttreuen Menſche=
noch
enger an ſich und das Geſchäft feſſeln konnte. Und fiſſ
wählte den beſten und einfachſten Weg hierzu, indem ſie Cbri=,
ſtine die Teilhaberſchaſt nicht nur an dem künftigen Werke, ſonn
dern überhaupt an der Geſamtfirma anbot. Sie hatte keim
direkten Erben, und wenn ſie auch bereits ein Teſtament zugurn
ſten ihrer Vaterſtadt gemachr hatte, ſo konnte ſie dies doch jedes
Tag noch ändern, ſo lange ſie noch am Leben war. Dieſe jung
Deutſche war der einzige Menſch, dem ſie ihr Lebenswerk reſtlog
anvertrauen konnte. Mit dieſer Ueberzeugung im Herzen wurgö
ihr der Schritt leicht, den ſie nun tat. Und wie ein Lauffeuge
verbreitete ſich bereits am folgenden Tage die Nachricht von Miy
Dobb’s neueſtem Entſchluß. Unter den Angeſtellten wurde gon
tuſchelt und geflüſtert, und eine Erregung ohnegleichen botz
herrſchte ſie, als ſie Kunde von dieſem großen Ereignis erhielten:
das wohl den meiſten von ihnen wie ein Uebergehen ihre=
eigenen
Perſönlichkeit erſcheinen mochte. Am ruhigſten nahr
Chriſtine jedoch ſelbſt Miß Dobb’s Angebot auf. Sie war zun
nächſt keines Wortes fähig, ſo völlig unvorbereitet ſtand ſie dig
ſem fürs erſte ihr noch unfaßbaren Glück gegenüber. Nur ihrn
großen, ſeuchtſchimmernden Augen leuchteten aus dem weißes
Geſibt wie ein einziger leidenſchaftlicher Dank der alten Dayn
entgegen. Wohl wußte ſie, daß ihr dieſes Glück nicht umſonſt in
den Schoß gefallen war, aber wie wenigen war es vergönmn
in ſo jungen Jahren ſchon die Früchte ihres Fleißes zu erntenm
Wie ſoll ic Ihnen jemals Ihre Großmut, Ihre Güte dam
ken? hatte ſie dann in überſtrömendem Empfinden die Worttt
wiedergefunden. Ich weiß es voll und ganz zu würdigen, Miff
Dobbs, welche Ehre es für mich iſt, Ihre Teilhaberin zu ſeinm
und ich uiöchte meine Kräfte vertauſendfachen, um Ihnen meinen=
wahren
Dank zu beiveiſen, daß Sie mich zu dieſer Höhe emporn
gezogen haben. Sie haben den Fleck von meinem Namen damin
abgewaſchen, daß Sie ihn mit dem Ihren verbunden haben.,
(Fortſetzung folgt.)

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