Preſſe=Dienſt: Wagen Nr. 137
1927
Gratäs-Nummmen
Preſſe=Chl
f: Will Kleinmann
Nachdruck verboten / Auch auszugsweiſe / Alle Rechte vorbehalten
1927
Die gewaltigſte und reichhaltigſte Schauſtellung Euroyas
6 Maſten — 3 Manegen — die große altrömiſche Rennbahn
Oer ſpannendſte lebende Lireus=Film — die farbigſten Lireus=Maſſen — Schguſpiele der Gegenwart
Carl Krone, der populärſte Name in der eircenſiſchen Welt
Direktor Carl Krone
der Schöpfer der größten Schauſtellung Europas u. allein. Eigentümer
Ich ſitze im Büro des Direktors Krone. Was iſt das für
„ein Menſch? Schlicht und ungezwungen ſitzt er mir
gegen=
über, ein tadellos gekleideter Herr in den Fünfzigern. Nichts
iſt an ihm, was an den Künſtler erinnert. Im Gegenteil —
er könnte ein ſchwerreicher Kaufmann, ein Fabrikant oder
auch ein Beamter der 13. Gehaltsklaſſe ſein. Ruhig, und als
wäre das Alles nichts geweſen, erzählt er mir aus ſeinem
bewegten, gefährlichen Leben, mit einem erfriſchenden
Lachen in den Augen und einem launigen Lächeln in den
Mundwinkeln. Ich höre einen Roman, wie kein Dichter ihn
geſtalten kann. Warum ſchreiben wir Schriftſteller überhaupt
Bücher? Zehn Minuten Unterhaltung mit einem Cireus=
Direktor, wie Herr Krone ihn darſtellt, und du haſt mehr
davon gewonnen, als wenn du Nächte hindurch dickleibige
Bände ſtudierſt. Denn hier redet einer zu dir, der das ſchöne
wilde Leben kennt und die Menſchen, die darin
herumſpa=
zieren. Der Situationen zu packen verſteht, der die Seelen
der Tiere vor dir ausbreitet. Dieſer Circus=Direktor Carl
Krone kennt ſein Publikum und weiß um den
Senſations=
hunger der Maſſe. Direktor Carl Krone iſt ein
Selfmade-
man ſeltenen Schlages. Aus eigener Kraft und aus den
kleinſten Anfängen heraus hat er ſich vom Tierbändiger und
Menageriebeſitzer zum alleinigen Inhaber dieſes Rieſen=
Cireus=Unternehmens hinaufgeſchwungen. Dieſer Carl Krone=
Cireus, wie er heute geht und ſteht, ſtellt ſich dem
amerika=
niſchen Barnum und Bailey und dem Ringling Brothers
glatt an die Seite — ja — was die Raubtierdreſſur wilder
Großkatzen anbetrifft, überbietet Krone die beiden
Ameri=
kaner bei weitem. Direktor Carl Krone, heute der Cireus=
König in Europa, kommt aus der Welt der „fahrenden
Leute‟. Sein Vater — ebenfalls Carl Krone — war der
Eigentümer einer kleinen Menagerie, mit der er ſich und
ſeine Familie recht und ſchlecht durch das Leben ſchlug. Die
Käfige beherbergten nur Bären, Wölfe und Hyänen. Sehr
früh wurde der junge Krone zum Dienſt mit den Tieren
herangezogen. Als Vierjähriger begab er ſich in den Käfig,
in dem ſein Bruder Wölfe vorführte. Der Junge erſetzt die
Barriere. Die Wölfe mußten über ihn hinwegſpringen. In
Linum, einem Dorfe bei Neu=Ruppin, brach eines Tages die
Kataſtrophe ein. Der ſiebzehnjährige Bruder wurde von
Braunbären angefallen und ſtarb acht Tage ſpäter an den
ſchrecklichen Verwundungen. Durch den Verluſt des älteſten
Sohnes tief erſchüttert, beſchloß der Vater, nie mehr in
ſeinem Leben Tierdreſſuren vorzunehmen. Das war natürlich
das Falſcheſte, was damals geſchehen konnte. Denn die
Kon=
kurrenz=Menagerien begannen langſam die Tierdreſſur zu
pflegen und immer mehr auszubauen.
So zog der Vater weiter von Stadt zu Stadt. Der einzige
Sohn, der junge Carl Krone — die anderen Kinder waren
Mädels — wuchs heran, ohne daß der Vater ſeinem
Ent=
ſchluß, nie wieder Raubtiere einzuererzieren, untreu wurde.
Erſt als der junge Krone aus der Schule kam, ging endlich
die Jungen=Sehnſucht, die tief in ſeinem Herzen wühlte, in
Erfüllung. Der alte Herr gab nunmehr den drängenden
Bitten ſeines Filius nach und gab ihm die Erlaubnis, mit
Frau Direktor 9da Krone
Wölfen, die in der Menagerie geboren waren, zu arbeiten.
Nun war der Bann gebrochen — nun ging es aufwärts. Die
Erkenntnis war mit einem Male da: Raubtierdreſſuren ſind
der Magnet für das Publikum. And die Arena und die
Menagerie füllten ſich mit jungen Löwen. Aus dem kleinen
Betriebe entwickelte ſich allmählich eine mittlere Menagerie.
Im Jahre 1900 ſtarb der Vater. Die Mutter folgte ein
Jahr ſpäter nach. Da ſtellte ſich heraus, daß die
Hinter=
laſſenſchaft ſtark verſchuldet war. Eine traurige Tatſache, die
Molnsk Wfebtewfols
Oeite 2
HRONE-ZEITUNG
1927
Der Drokeſenhäuptling „Weißer Adler” mit ſeinen Drokeſen=Indianern und den begleitenden Cowboys des Cirrus Krone bor dem Rathauſe in Wien
Die Drokeſen=Indianer beſichtigten Gas Rathaus, die Sammlungen der Stadt Wien und die hiſtoriſchen Räume
ſelbſt dem wagemutigen hoffnungsfreudigen jungen Krone
das Herz in die Hoſen fallen ließ. Schwere Gedanken
ſtürz=
ten auf den jungen Menſchen ein: Durfte der Beſitz
ver=
äußert werden? Sollte er Eigentum der Geſchwiſter Krone
bleiben? Was war da zu tun in dieſer dringenden wirren
Lage? Plötzlich ſah Carl Krone klar: Eine Ehre mußte es
ihm ſein, nicht nur das väterliche Erbe zu erhalten, ſondern
es mit aller Tatkraft und ganzer Energie hochzubringen,
koſte es, was es wolle! Der Schwung, der ihn nun zum
Schaffen trieb, wurde amerikaniſch. Er wagte und riskierte.
Und — er baute auf ſein Können. Mehr als 2—3 Tage
hielt er ſich ſelten an einem Orte auf. Krone war nun
32, Jahre alt und ſchaute ſich nach einem Lebenskameraden
üm Seine Wahl fiel auf Oda Ahlers, die Tochter des
Affen=
theaterbeſitzers Benoit Ahlers. And die Wahl, die er ge=
/hpffen, war die einzig richtige und echte. Die nunmehrige
funge Frau Krone hatte von Hauſe eine ungewöhnliche Tier=
* 4iebe mitgebracht. Tierliebe iſt die Grundbedingung zur
Tier=
breſſur. Frau ;Direktor Krone nahm ſich der jungen Löwen
an, pflegte und betreute ſie wie eine Mutter ihr Baby. So
kam ein Verſtändnis zwiſchen Menſch und Tiere. Der
immer=
währende Amgang machte, daß ſich Tier und Menſch genau
kennen lernken. Aus zwei jungen Löwen wurden es vier und
mehr und mehr. bis Frau Direktor Krone die ſtattliche Schar
von 25 Wüſtenkönigen dirigierte, ein Dreſſurakt, wie er auf
der Welt noch niemals gezeigt worden war. Mit dieſer
einzigartigen Schauſtellung ſondergleichen — eine kühne,
ſchneidige Dame inmitten fauchender Beſtien — war das
Feld gewonnen, und raſch flog der Name Charles über die
Lande. Dieſe Dreſſurvorführung war die beſte Propaganda
ſchon an und für ſich. Aber nicht genug damit! Direktor
Krone — deſſen Künſtlername Charles hieß — erkannte mit
ſchnellem und fabelhaftem Blick den Wert großzügiger
Re=
klame. Dieſe Erkenntnis verdiente eine beſondere
Bewunde=
rung, da zu ſener Zeit das Reklameweſen noch tief in den
Kinderſchuhen ſteckte. Tatkraft und Mut des jungen Paares
rangen ſich durch ein wüſtes Feld von Hinderniſſen durch.
Die Vorführungen litten noch unter der veralteten
Aufſtel=
lung der Käfige. Direktor Krone ſprang auch hier bahnbrechend
in die Front. Er ſtellte die Käfige in zwei Reihen auf, ſodaß
ein freier, breiter Mittelgang für die Beſucher blieb. An das
Ende dieſes Ganges ſetzte er ein rundes Vorführungszelt
mit einer Manege, in die von den Käfigen aus zwei
um=
gitterte Verbindungsgänge führten. Dem Publikum wurde
ſomit alle Bequemlichkeit des Schauens geſchenkt. Mit dieſem
modernen „zoologiſchen Cireus” reiſte Carl Krone durch ganz
Deutſchland. In Oſt= und Weſtpreußen öffnete ſich ihm ein
neuer OIdeenweg. Die Landleute vermißten nämlich die
Pferde. Sie wollten aber gerade Pferde ſehen. Da baute
Direktor Krone ſeinen Tierpark aus, ſchuf einen reichhaltigen
Marſtall und gliederte dem Unternehmen eircenſiſche Künſte
an. Zweifelsohne war zu jener Zeit Krones Cireus der
viel=
ſeitigſte.
Die erſte Auslandsreiſe wagte er durch Dänemark. Er
ſegelte unter einem glänzenden Stern. Nach der Rückkehr
von dieſer großen Fahrt in die Weite beſaß er nicht nur ein
total ſchuldenfreies Unternehmen, ſondern obendrein noch ein
anſehnliches Barvermögen. Der Schwiegervater, der
Alt=
meiſter Benoit Ahlers, der heute noch forſch wie ein
Jun=
ger mitten drin im Cireusleben tätig iſt, gab den
wohlmei=
nenden Rat: ſich ins Privatleben zurückzuziehen und ſich der
Ruhe hinzugeben. Aber Carl Krone war nicht der Mann
danach. Der klopfende Ehrgeiz war in ihm erwacht. Er nahm
das Geld, das ihm gehörte, und ſteckte es kurz entſchloſſen
ins Geſchäft. Wer wagt, gewinnt. Und durch dick und dünn,
mit einem wunderbaren Glauben an den Sieg ihres
ge=
nialen Mannes, folgte ihm ſeine Frau Ida. Wie zu Beginn,
ſo war ſie auch jetzt wieder ſeine treueſte Helferin und
uner=
müdliche Mitarbeiterin. Circus Charles, wie er ſich immer
noch nannte, hatte ſich an die Spitze der Cireus=
Anterneh=
mungen geſtellt. Und die Weite wurde nun ſein Feld:
Deutſchland, Oſterreich=Angarn, Holland, Belgien und
Frank=
reich wurden in wechſelnder Folge bereiſt. Ein paar Monate
vor Ausbruch des Krieges ſpielte Carl Krone in einem feſten
Cireusgebäude in Lille. Aber dieſes Gaſtſpiel wurde beinahe
ein finanzielles Fiasko. Kurze entſchloſſene Aberlegung — und
Direktor Krone dampfte mit ſeinem Unternehmen wieder über
die deutſche Grenze. Durch die Reiſe hat ihn ein gütiges
Ge=
ſchick vor der Internierung bewahrt, denn bald danach
brannte die Kriegsfackel auf. Der Kampf auf Glück oder
Verderben wurde nun ernſt. Die meiſten ſeiner geſchulten
Leute wurden zum Heeresdienſt einberufen. Direktor Krone
griff nun ſelbſt mit beiden Fäuſten zu und wurde ſein erſter
Zeltmeiſter. In den Städten nahm er, da keine Arbeitsloſen
zu bekommen waren, Mililär, das ihm bereitwilligſt zur
Ver=
fügung geſtellt wurde. 2—300 Soldaten unter dem
Kom=
mando ihrer Vorgeſetzten und unter der Oberleitung Direktor
Krones hielten in ſtrammer Tätigkeit den Cireus in Gang.
Die Tiere litten koloſſal unter dem Futtermangel dieſer
böſen Zeit (ſiehe die Zoologiſchen Gärten)! Die Raubtiere
wurden mit Kadaverfleiſch gefüttert, da Mangel an friſchem
Fleiſch beſtand. Das Kadaverfleiſch war oft das reinſte
Aas=
fleiſch. Sechs Elefanten verendeten. Ein Nashorn ging ein.
Giraffen wanderten den Weg ins Senſeits. Das waren
Schläge, aber Direktor Krone bewahrte auch hier Ruhe und
Zuverſicht. Sein genialer Geiſt fand immer neue Wege.
Während alle anderen Cireusunternehmungen
zuſammen=
brachen, hielt Krone ſich obenauf. In Magdeburg
über=
raſchte ihn die Revolution. Da beſchloß er, einen feſten
Cir=
eus in München zu bauen. Gewähr für das Gelingen war
ihm die Tatſache, daß in all den langen Kriegsjahren nicht
ein einziger Cireus in Bayerns Hauptſtadt gaſtiert hatte.
Schnell folgte die Tat dem Entſchluß. Mitten in die
Wirr=
niſſe hinein, die damals in der Räterepublik (Mai 1919)
München brodelten und kochten, ſchallte der Ruf: „Der
Cir=
cus Krone kommt!‟ Direktor Krone mit ſeinem ungeheuren
Troß an Wagen, Tieren und Menſchen hielt auf dem
Marsfelde in München ſeinen Einzug. Und unter Bedin=
gungen und Gefahren, wie ſie wohl noch kein
Cireusunter=
nehmen erlebt hat. Sechs volle Tage und Nächte, die
baye=
riſche Hauptſtadt vor der Naſe, mußte er auf den Schienen
feſt=
liegen. Die Flammen des Aufruhrs und des
Belagerungs=
zuſtandes flackerten. And als endlich die Parole „Freie
Ein=
fahrt” ſignalte, lag die Stadt im Straßenkampf. Kugeln
pfiffen in die Elefanten=Ställe. Die Tiere raſten und mußten
gefeſſelt werden. Doch glücklicherweiſe wurde keines von ihnen
verletzt. Dann verzögerten Streiks ununterbrochen die
Fertig=
ſtellung des Cireus=Hauſes. Der finanzielle Ausfall durch die
ewige unfreiwillige Verſchiebung des erſten Gaſtſpieles war
nicht unbedeutend. Aber — wie Krone richtig vermutet hatte,
ſein Kommen war für München ein Ereignis, eine
Sen=
ſation! Und nur ſo iſt es zu verſtehen, daß Krones Haus
der eircenſiſchen Künſte tagtäglich auf lange Zeit hinaus
aus=
verkauft war.
Eine dunkle Wolke am Horizont brach ſchwer und
ge=
witterſchwül mit unheimlicher Schnelligkeit über das deutſche
Volk herein: Die Inflation! Ein Wort, an das wir heute
mit Grauen denken. Die Inflation war es, die dem deutſchen
Wirtſchaftsleben ſchweren Schaden ſchlug. Die Inflation war
es auch, die Direktor Krone zwang, ins Ausland zu reiſen,
wollte er nicht zu Grunde gehen. Ins Ausland reiſen? Eine
Frage, die nicht ganz einfach war. Kurz entſchloſſen reiſte
er zuerſt in die Schweiz. Aber die Schweiz war nicht das
Feld für Krone. Schweizer Cireuſſe warfen ihm, wo ſie
konnten, Hinderniſſe in den Weg. Da tippte Krone auf
Italien. And das Wagnis gelang. Wohl jagte die
Kon=
kurrenz heran und ließ alle Hebel ſpringen, den mutigen
Deutſchen anzukämpfen. Beſonders in Mailand drohte höchſte
Gefahr. Aber — an Krone’s Lauterkeit, an Krone’s
Tüchtig=
keit und an den erſtklaſſigen Darbietungen, die einzig und
unerreicht daſtanden, prallten die feindlichen Angriffe
er=
gebnislos ab. Man begann, ſich für den deutſchen
Rieſen=
circus zu intereſſieren. Man horchte auf, wenn der Name
Krone fiel. And nicht lange mehr dauerte es, dann wurde
die Fahrt durch Stalien ein Siegeszug. Mailand, Turin,
Venedig, Ravenna, Rom, Neapel, Palermo, Catania und
unzählige kleinere Städte der Apenninen=Halbinſel wurden
zu Triumphplätzen für das deutſche Cireusunternehmen Carl
Krone. Italien war es auch, das ſich das franzöſiſche
Firmen=
ſchild „Charles” verbat. Charles war der Künſtlername Carl
Krone’s. Nach drei Jahren eines rieſigen ideellen und
mate=
riellen Erfolges überſchritt Carl Krone die Schweizer Grenze
zum zweiten Male, vom Süden kommend, und überwinterte
in Lauſanne. Und hier verwirklichte er den grandioſen
Ge=
danken des 3=Manegen=Rieſencircuſſes.
Das gewaltige Ziel war erreicht. Der deutſche
Rieſen=
cireus Krone hatte mit ſchmiſſigem Elan und unerhörtem
Draufgehen die Spitze der europäiſchen Circuſſe erreicht.
Direktor Carl Krone hatte ſich zum König der Manege
emporgeſchwungen — allen Gewalten zum Trotz! Der Ruhm
gehört ihm. Der Ruhm, der ehrlich und hart erworben
wurde.
Ginzelnummer 10 Pfennige
K.
4
27
HRONEZEITUNG
Seite 3
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Tierbändiger-Geheimniſſe
Sugen des Publikums iſt der Tierbändiger die Inkarnation" ſelbſt wenn es keine Fleiſchſtücke mehr vorfindet. Es iſt alles
eißende Tier. Kein Tier iſt mit Gewalt zu „bändigen”. Nur des „Unterrichts”, der Dreſſeur ſich ſtundenlang unter den
Von Cirtus=Direktor Carl Krone
Tierbändiger=Geheimniſſe? — Erſtens gibt es keine Tier= Hand frißt. Und mit Fleiſchfetzen wird es auf die Taburetts,
bändiger”. Zweitens haben ſie keine Geheimniſſe. In den die Löwenthrone gelockt, bis es von ſelbſt darauf ſpringt,
Ser Robuſtheit und Kraft. Aber — an wilden Tieren gibt. Gewöhnung durch Güte. Allmählich werden verſchiedene
es nichts zu bändigen. Der Menſch müßte denn ſo große. Tiere im Rundkäfig zuſammen unterrichtet. Und es iſt
Krallen und Zähne und ſo ungeheure Kräfte haben wie das, wichtig, daß während der Pauſen im Rundkäfig, außerhalb
nit Ruhe, Güte und einer fanatiſchen Tierliebe iſt es pſycho= „Tieren aufhält und ſie beobachtet. Werden ſie nicht zu
ögiſch zu übertölpeln. Man ſollte das Wort Tierbändiger Handlungen gezwungen, deren Sinn ihnen fremd iſt, ſo
abſchaffen und „Tierlehrer” ſagen. Eine Abordnung des eng= tummeln ſie ſich wie Katzen, ſpielen, ohne ſeiner zu achten.
iſchen Tierſchutzvereins hält ſich zurzeit in Deutſchland auf,
Ich habe vor 30 Jahren Löwen aufgezogen, die zahm wie
im die Raubtierdreſſuren
zu ſtudieren. Sie will die
Dreſſuren auf der ganzen
Welt abgeſchafft wiſſen, da
ie „roh” ſeien. Das
Ge=
genteil iſt der Fall. Die
Peitſche knallt, aber trifft
miicht die empfindlichen
Ohren und Augen der
Lö=
aven und Tiger. Und der
berüchtigte harpunenartige
Riſenhaken, mit dem man
iden Elefanten zu führen
wflegt, hat nicht etwa eine
fins Fleiſch eindringende
Spitze, ſondern einen drei
Millimeter breiten und
fünf Millimeter langen
ſtumpfen Zapfen, der die
Dickhäuterhaut auch nicht
einmal ritzen kann. Die
Tiere müſſen ihren Lehrer
lieben, ſonſt zerreißen ſie
ihn.
Und Geheimniſſe? Ich
weiß, daß viele kleine
Dompteure ein
Brimbo=
rium um ihre
Dreſſurge=
heimniſſe und Tricks
ma=
chen, daß ſie ihre Dreſſur
hinter Schloß und Riegel
vollführen. Aber ich ſage:
Es gibt nichts zu verber
gen, und es gibt auch keine
„Tierbändigerſchulen oder
Regeln”. Es gibt nur
den geborenen Tierlehrer,
wir nennen ihn Vieh=
Menſchen”, und ſein Ge
enteil. Der,,Vieh=Menſch”
kennt nur eine Liebe, das
ind ſeine Tiere. Sie
müſ=
en ſeine Leidenſchaft ſein.
Das größte Vorſtellungszelt Europas, der rieſige 8=Maſter=Cirrus Krones
Eine zweite Leidenſchaft
darf er nicht haben.
Hat er eine zweite, läßt er ſich von ihr hinreißen, nervös
machen, ſo kommt er unſicher in den Käfig, die Tiere fühlen
ſofort ſeine Unruhe — und er wird ihrer nicht mehr Herr.
Nervöſe Menſchen ſind ungeeignet. Sie verderben die Tiere
und ſich ſelbſt.
Wie wird ein Löwe dreſſiert?
Am liebſten iſt, ſo ſonderbar es der Laie finden wird, dem
Tierlehrer das friſch aus der Wildnis importierte Tier. Sein
von der Kultur noch nicht betaſteter Charakter iſt am
ſicher=
ſten zu berechnen. Tiere, die in Gefangenſchaft aufgewachſen
ſind, gar unter Menſchen, haben keinen Reſpekt mehr vor
ihm. Sie ſind zahm wie Katzen. Und plötzlich, beſonders in
der Pgarungszeit, können ſie unberechenbar werden. An
ge=
wiſſen Lauten und Stellungen der Tiere findet man
war=
nende Anzeichen. Die gewohnte Liebe zum Herrn, zur Herrin
wird von der Liebe zu ſeinesgleichen übermannt und ſieht
ein Männchen, daß der Tierlehrer auf ſein Weibchen
los=
geht oder es nur mit der Peitſche anknallt, ſo ſtürzt es ſich
womöglich auf den Lehrer. Die Katzennatur der Tiger iſt in
dieſer Paarungszeit weit ungefährlicher.
Mit den friſch importierten Tieren hat ſich der Dreſſeur
anzufreunden. Er muß ſich faſt ſtändig in der Nähe des
Käfigs aufhalten, das Tier ſelbſt füttern und ſeinen Stall
reinigen. An ſeine Stimme muß ſich das Tier gewöhnen; es
verſteht mit der Zeit nicht das Wort, doch den Ton, den
„Urlaut‟. Dann nimmt der Tierlehrer einen kleinen Stock
und reicht darauf dem Tier ein Fleiſchſtückchen in den Käfig.
„Liebe” muß es ſein. Aber alle Liebe kommt durch den
Ma=
gen. Hier zeigt ſich gleich der Unterſchied in den
Löwen=
charakteren. Das eine Tier weicht ängſtlich in den
Käfig=
hintergrund zurück, das andere ſchnappt gleich zu. Das erſtere
erfordert viel mehr Liebesmühe, bis es zutraulich wird. Der
Stock mit dem Fleiſchfetzen wird immer näher herangezogen,
bis das Tier aus der flachen Hand frißt. Dann kommt es in
den Rundkäfig der Manege. Erſt allein. Es ſoll ſich an den
neuen Raum gewöhnen. Requiſiten werden hineingeſchafft,
die Taburetts verſchiedener Höhe und Stühle und Tiſche.
Erſt fürchtet es ſich vor den Gegenſtänden, zieht ſich zurück.
Andere Tiere kommen, beſchnuppern ſie, andere greifen ſie
an. Wenn das Tier entdeckt hat, daß es tote Gegenſtände
ſind, ſich beruhigt hat, kommt der Lehrer unauffällig=ruhig
in den Käfig. Er benutzt die Requiſiten als Deckung gegen
eventuellen Anſprung. Das Tier fürchtet ſich zuerſt. Obwohl
es Geruch und Sprache des Lehrers kennt. Der Lehrer reicht
ihm nun wieKyr den Stock mit den Fleiſchfetzen hin, zieht ihn
immer nähs heran, bis das Tier ihm auch hier aus der
Tage, wo der Zirkus in einer neuen Stadt eintrifft, erſt den
Laſtentransport und nachher noch die Vorſtellung mitmachen
müſſen. Kein Tier iſt für Schmeichelworte ſo empfänglich
wie der Elefant. Nur mit gutem Zureden und mit
Mohr=
rüben und Brotſtücken iſt er zu dreſſieren. Natürlich nie
durch Zwang. Ihn etwa mit Stricken zum Hinſetzen,
Hin=
legen, Umkippen bringen zu wollen, iſt Stümperei. Die
Tiere ſind ängſtlich um ihr großes Gewicht. Will ich ſie
zum Hinſetzen bringen, ſo ſchiebe ich ihnen erſt einen
größe=
ren Strohballen unter, dann vermindere ich täglich um zehn
Zentimeter die Höhe des Preßballens, in vierzehn Tagen
kann das Tier ſich ſetzen
und tut es ohne Angſt.
Für das Hinlegen auf den
Bauch bringe ich ihm erſt
das Knien auf den
Hinter=
beinen bei und laſſe ihn
dann mit den
Vorderbei=
nen nach vorn ausrutſchen.
Das Umkippen zur Seite
geſchieht auf einem
Stroh=
lager mit allmählich
aus=
weichenden Strohballen.
Kopfzerbrechen machen
dem Laien manche
Spe=
zialdreſſuren, wie Fauſtball
ſpielendeSeelöwen, boxende
Känguruhs und
radfah=
rende Bären. Es ſind aber
nur naturgegebene, für die
betreffende Tierart typiſche
Körperhaltungen und
Be=
wegungsarten, die hier
dramatiſch ausgenutzt ſind.
Das Känguruh ſchlägt von
Natur aus mit den
Vor=
derpfoten. Wenn es ihm
einfällt, packt es den
Men=
ſchen von hinten an und
vermöbelt ihn mit den
„Fäuſten”. Von den
See=
löwen geht die Legende, in
London hätten Kinder im
Park neben dem
See=
löwenteich Ball geſpielt,
der Ball ſei. in den Teich
gefallen, und ſofort hätten
die Seelöwen aus Spaß
ein Schauballſpiel
begon=
nen. Als ich mit den
Dreſ=
ſuren begann, hing ich den
Seelöwen alſo einen
Kin=
derballon an langem Stock
über die Schnauze. Sie
be=
kamen es mit der Angſt.
Aber als ich an einen Ball
Katzen in meiner Wohnung herumliefen. Zwei von ihnen einen Fiſch band, kamen ſie von ſelbſt und jonglierten
brachte ich den „Löwenritt” auf Pferden bei. Den Pferden ihn um die Wette, um einander den Fiſch abſpenſtig
wurden Lederkappen mit 10 Zentimeter langen Stacheln und zu machen. Die typiſche Stellung des Seelöwen mit
dicke Decken über den Sattel, das Panneau, gezogen. Auf erhobener Schnauze, wobei der Körper um die
Schnauzen=
den Sattel montierte ich einen Käfig. Dahinein lockte ich ſpitze pendelt, iſt da ausgenutzt. Ebenſo bei den
den Löwen mit Fleiſchſtücken. Er parierte, ritt ohne jedes Bären ihre außerordentliche Balancierfähigkeit. In einigen
Murren. Der Käfig wurde endlich abmontiert. Der Löwe. „Tagen vermögen ſie bereits, gelockt durch Leckerbiſſen, ſo
ge=
ritt, ganz zahm. Aber eines Tages, irritiert durch einen ſchickt zu radfahren, wie es der Durchſchnittsradfahrer nach
Scheinwerfer, verbiß er ſich in die Stachelkappe des Pferdes, dreißig Jahren nicht lernt, ſie nehmen die gewagteſten Kur=
und hätte es zerfleiſcht, wären wir nicht mit Feuerſpritzen ven und engſte Hinderniſſe. Ebenſo auf dem Rollſchuh.
und eiſernen Gabeln gekommen. Nicht Bosheit, ſondern
Übrigens habe ich beobachtet, daß Seetiere viel intelli=
Schreck. Aber — ſeit dieſer Zeit habe ich die Löwen= und genter ſind als Landtiere. Vielleicht liegt es daxan, daß ſie
Tigerritte eingeſtellt. Sie ſind zu riskant und außerdem dreidimenſional jagen müſſen, um ihr Futter zu finden? Daß
ziemlich ausdruckslos in der Arena.
Meine beſten Artiſten ſind meine 24 Elefanten. Unter
Elefanten gibt es noch individuellere Charaktere als bei
Löwen und Tigern. Es gibt ſehr bösartige Elefanten — für
den Wanderzirkus ſind ſie nicht zu gebrauchen. Einen alten
Prachtelefanten, der den Koller kriegte, verſchenkte ich an
einen Zoo. Aber auch unter den gutmütigen Tieren gibt es
die merkwürdigſten Eigenſchaften. Ich habe einen jungen
Elefanten, der ſchreit bei den Vorführungen wie ein
un=
artiger Junge und ſteckt mit ſeinem Geſchrei die ganze Herde
an. Ein anderer iſt reiner Entfeſſlungskünſtler. Er hat es
mehrfach verſtanden, ſich der Fußfeſſel zu entledigen, er
ſchraubte ſolange mit dem Rüſſel an dem Verſchluß herum,
bis er offen war und machte ſich dann auf die
Wander=
ſchaft. In einer ſächſiſchen Stadt trabte er in der
Morgen=
frühe los, fand einen Bäckerladen, vor dem die friſchen
Brötchen auf Blechen ausgekühlt wurden und fraß die ganze
Auslage auf. Fidel geworden, brang er in einen Kaſernenhof
ein, — die Poſten waren vor dem grauen Ungetüm
ge=
flohen. In der Kaſerne erreichten ihn die Wärter.
Ein anderer wieder hat eine ſolche Angſt vor Schweinen,
daß ich eigens zwei Schweine mitführe, die ich täglich
zwei=
mal durch den Stall treiben laſſe, damit ſich der Elefant
daran gewöhnt. Mein älteſter Elefant, der erſte meines
da=
mals noch ſehr kleinen Wanderzirkus, hat mir einmal einen
netten Streich geſpielt. Ich zog in Magdeburg ein, hoch
thronend auf dem Kopf des Elefanten. Plötzlich wird er
un=
ruhig, hebt den Rüſſel und läuft mit mir los, — wo
not=
landete ich? Im Zirkus Barnum u. Bailey, der ſich damals
bereits vor mir in der Stadt niedergelaſſen hatte, ohne mein
Wiſſen. Der Elefant hatte Kollegen erſchnüffelt.
Elefanten ſind wie Kinder. Sie ſollen ſehen, welche
vor=
wurfsvollen Kinderaugen ſie machen, wenn ſie an einem
wir „Viehmenſchen” nicht „rohe Bändiger” ſind, ſondern in
alle Tiere vernarrt ſind, mögen unſere Haustiere in der
Wander=Villa beweiſen. Ich habe da Laubfröſche,
Dom=
pfaffen und kleine Löwen und Katzen. Ja, ich habe eine
regelrechte Kanarienzucht und, entgegen der Anſicht der
Züchter, daß im Wanderwagen die Brut nicht gedeihe, iſt ſie
mir ſogar ganz vorzüglich gelungen.
Vier Jahre hintereinander waren die Darbietungen meiner
Schauſtellung die Senſation und das Tagesgeſpräch der
Weltſtädte Berlin, Hamburg, Mailand. Im Monat April=
Mai dieſes Jahres war der Cireus Krone in Wien vier
Wochen lang Abend für Abend ausverkauft.
Es iſt die Wunderwelt der fünf Erdteile
Trotz der ungeheuren Speſenlaſt von Mk. 18 000 täglich,
die mein Unternehmen mit ſeinen tauſend Angeſtellten und
600 Tieren zu tragen hat, habe ich Preiſe angeſetzt, die der
heutigen Wirtſchaftslage gerecht werden, ſo daß jeder
Cireus=
freund — auch der Minderbemittelte — in der Lage iſt,
mein Unternehmen zu beſuchen.
Kommen und ſchauen Sie! Ich bin ſicher, Sie
alle werden einſtimmig das Urteil fällen:
Dashatunſere Stadtwirklich noch nichtgeſehen
Mit hochachtungsvollem Gruß
Carl Krone
Direktor und alleiniger Eigentümer des Cireus „Krone‟,
der größten Schauſtellung Europas.
Der Antrag der megierungsparreien anf Verlängerung des
Nieterſchutzgeſetzes bis 31. Dezember 1927 wurde angenommen,
die Novelle mit den Jazu geſtellten Anträgen dem
Wohnungs=
ausſchuß überwieſen.
Vächſte Sitzung: Donnerstag nachmittag 2 Uhr.
partei wird alſo die preußiſche Regierung wenigſtens das
Polizei=
beamtengeſetz vor den Ferien noch unter Dach und Fach bringen
können, was ja, wie wr immer betont haben, aus
außenpoli=
tiſchen Gründen notwendig iſt.
veſurrugen ift./ enerti ſitihten wir Die ungejahrriigen
Jufaus=
täter ab, bei denen die Strafe zwar ausgeſprochen, aber vom
Richter für eine Probezeit von zwei bis fünf Jahren
aufge=
ſchoben wird, um dann vielleicht erlaſſen zu werden (s8 40ff.).
Ebenſo können andere Maßregeln wie die Heil=,oder die Trinker=
Seite 14
Dienstag, den 28. Juni 1927
Nummer 177
ON
Zum Gastspiel
der gewaltigsten und reichhaltigsten Schaustellung Europas
A
Or
Die Sensation der europäischen Großstädte
Die schönsten und wuchtigsten Cireus-Massen-Schauspiele der Gegenwart
Der spamnendlste lebende Circns-Rilm
Aiembcklemmende Hasscn-Raubtier-Dressurcn. Grandiose Sportkämpfe der alten und neuen Zeit in der riesigen
6 Masten-Sport-Arena. 20 Elcfanten auf einmal in bisher nie geschener Dressur unter Dircktor Carl Krone
versönlich. Tollkühne Wagenrennen. Gladiatorenritte auf ungesattelten Pferden. Echte Trokesen-Indianer
unter ihrem Häuptling „Weißer Adler‟, Cowboys, Cowgirls in den großartigen wildromantischen Szenen ihrer
fernen nordamerikanischen Heimat. Die große herrliche Circus-Ballett-Revuc der hundert Kronc-Girls.
Die unerschöpfliche Schau künstlerischer Massen-Darbietungen „Cireus Krone‟
ist der Circus des Tempos und des Schmisses — weltumspannend - weltbildend!
„Kongreß der Vierwelt
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gezeigt werden können: Ungefähr 40 Tiger, 40 Löwcn, 30 Eisbären, 24 indische und afrikanische Elefanten, Scc-
Elefanten, die echten, großen Ameiscn-Bären; die echten und ganz seltenen Grevy- und Berg-Zcbras,
nord-
amerikanische Bison-Büffel, ganze Herden von Kamelen, Dromedaren, asiatischen und aftikanischen Rinderarten und Hunderte
von Tieren mehr, aus Busch, Urwald und Steppe der fünf Erdteile. Weitere Groß-Raubtiere, wie bunte und schwarze Panther,
Jaguare, Pumas, Silberlöwen, Hyänen, Schakale, Wölfe, Braunbären, Luchse, Wildkatzen in großer Anzahlprachtvoller Exemplare.
Dieserzoolog. Park des Cireus Kroneist weltbekannt diesseits u. jenseits derOzeane!
Mit Krone kommen außer den echten Indianern Verlreter s verschiedener Völkerrassen und ein Marstall von 200 Pferden.
Cireus Krohe besitzt die größten Zeltbauten, die jemals in Europa gebaut und aufgestellt wurden. Die Zeltstadt
Krone wird von ca. 1000 Menschen bevölkert, von 6o0 ekotischen Tieren und einem Riesenmarstall. Krone reist mit vier
Sonderzügen, diese bestehen aus über zweihundert eigenen Transportwagen und eigenen Tiertransport-Eisenbahnwagen.
Krone einGroßbetrieb aufKädern mit eig. Sanitätskolonne, Beuerwehr, Werkstätten,eig. riesigen Lichtanlagen
Wer Krone einmal gesehen hat,
dem bleibt der gewaltige Eindruck unvergeßlich fürs Leben!
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 178
Mittwoch, den 29. Juni 1927.
190. Jahrgang
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Pe
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Nabaſt weg. Bamſfonio: Denſche Bant md Dosn=
Ktädter und Natlonalbank.
Der Kampf um das Mietproblem.
Das Kündigungsrecht des
Hausbeſitzers.
Der Reichstag hat am Dienstag einen ganzen Tag dem
Broblem des Mieterrechts gewidmet im Anſchluß an die von der
zum Mieterſchutzgeſetz. Der Drehpunkt dabei iſt das
Kündigungs=
echt des Hauswirts, das bisher nur im Wege der Klage zu
arzwingen war, das jetzt aber dann gültig ſein ſollte, wenn nicht
digung Einſpruch erhebt. Dieſe von der Regierung
vorgeſchla=
doppelten Vorlage an den Reichstag kam. Da die Friſt zur
Ver=
läingerung am 1. Juli abläuft und in den wenigen Tagen
die heiden Geſetze in ihrer bisherigen Form um vier Wochen zu
erlängern. Die Regierungsparteien ſind aber einen Schritt
weiter gegangen und haben ſich geſagt, daß vor der
Sommer=
auſe keine Gelegenheit mehr dazu gegeben ſei, das ganze
Thema gründlich durchzuſprechen. Sie ſind daher für eine
un=
deränderte Verlängerung der beiden Geſetze bis zum 31.
Dezem=
her eintreten. Inzwiſchen ſoll nach der Sommerpauſe der
Woh=
nungsausſchuß überprüfen, ob und in welcher Form die
Mög=
lrchkeit gegeben, ſt, einen Schritt weiter zur freien
Wohnungs=
wirtſchaft zu tun. Auf dieſe Formulierung einigten ſich nach
Ab=
gehnung anderer Anträge ſchließlich alle Parteien, mit Aus=
Urahme der Kommuniſten. Und damit iſt eine Schwierigkeit aus
em Wege geräumt, die völlig überflüſſigerweiſe die
Sommer=
ugung des Reichstages belaſtet hat. Allerdings haben auch die
Regierungsparteien zu erkennen gegeben, daß ſie die Haltung
es Arbeitsminiſters, der in letzter Stunde mit der Vorlage kam,
arnſtatt ſie rechtzeitig anzukurbeln, nicht billigen könnten. Die
om Reichsjuſtizminiſter vorgebrachte Entſchuldigung, daß die
Schukd daran bei Ländern liege, weil ſie zu lange Zeit zur
Ein=
geichung der angeforderten Berichte über die Wohnungswirtſchaft
gebraucht hätten, ſchlug eigentlich nicht recht durch.
Das Mieterſchutzgeſetz vom Reichstag bis
zum 3t. Dezember 499r verlängert.
* Berlin, 28. Juni. (Eig. Bericht.)
Der Reichstag begann ſeine heutigen Beratungen erſt um
— Uhr nachmittags. Nachdem ein ſozialdemokratiſcher Antrag
nuf Ermäßigung des Mehlzolles der Ausſchußberatung
über=
wvieſen worden war, begann das Haus die erſte Leſung des
(Beſetzentwurfes auf Verlängerung des Micterſhutz= und des
Meichsmietengeſetzes bis 31. Juli 1927. Die Regierung begrun=
Sete die Verlängerung damit, daß es zweifelhaft ſei, ob die
vorgeſchlagenen Aenderungen noch vor dem 1. Juli, dem
Zeit=
bunkt des Außerkrafttretens der geltenden Geſetze, verabſchiedet
wverden können. Wie erinnerlich, hat der Reihsrat der von
Ser Regierung vorgeſchlagenen Erleichterung des
Kündigungs=
rechtes woiderſprochen.
In der Debatte beantragte Graf Weſtarp (Dntl.) namens
wer drei Regierungsparteien, die Geſetze bis zum 31. Dezember
19B zu verlängern.
Abg. Lipinfki (Soz.) bezeichuete das Verhalten der
Ne=
wierung als eine unerhörte Preſſion auf den Reichstag, um ihn
Bur Annahme der für die Mieter verhängnisvollen
Verſchlechte=
mungen zu nötigen. Der Nedner ſorderte die Verlängerung des
Mieterſchutzgeſetzes auf zwei Jahre.
Reichsjuſtizminiſter Dr. Hergt erwiderte, daß
eine Preſſion auf den Reichstag nicht beabſichtigt geweſen ſei.
DDas gehe ſchon daraus hervor, daß die Negierung gleichzeitig
Ddie Verlängerung der beſtehenden Geſetze vorgeſchlagen habe.
Die Regierung rühre nicht an die Rechtsgrundlagen der beſtehen=
Dden Geſetze; auch habe ſie ſachliche Aenderungen genug
vorge=
nommen. Im Gegenteil ſeien für die Mieter weſentliche
Ver=
beſſerungen geplant. Die Reichsregierung habe lediglich die
Grundgedanken der vorherigen Novelle fortgeſetzt. Die
Inter=
eſſen der Mieter und Vermieter ſeien ſorgſam gegeneinander
ab=
gewogen worden. Dem Antrag der
Regierungspar=
teien auf Verlängerung bis 31. Dezember 1927
ſtimme die Regierung zu.
Abg. Höllein (Komm.) polemiſierte gegen die Regierung
entwerteten Hypotheken auf Koſten der enteigneien Sparer
be=
reichert hätten. Der Redner beantragte die Verlängerung der
geltenden Geſetze auf unbeſtimmte Zeit.
ihre Nobelle erſt kurz vor dem Ablauf der beiden
Mietsgeſetz=
eingebracht habe. Gegen die Vertagung bis 31. Dezember hatte
der Redner Bedenken. Er wandte ſich beſonders gegen eine
Schrift des Kölner Grundbeſitzer=Vereins, in der behauptet
wurde, weder die Regierung noch die Parteien hätten ein Inter= zuſtändig iſt, dieſe Klauſel nicht mehr angefügt werden konnte,
ein. Der Redner betonte demgegenüker, daß es gelte, die Inter= rantien haben wollte. Man hat deshalb den Ausweg gewählt.
eſſen der Mieter und Vermieter gegeneinander abzuwägen.
parteiler Dr. Jörriſſen ſowohl die Novelle der Regierung
der bisherigen Geſetze abgelehnt hatten, wurde die Ausſprache z
geſchloſſen.
Der Antrag der Regierungsparteien auf Verlängerung deis
Mieterſchutzgeſetzes bis 31. Dezember 1927 wurde angenommen, bartei wird alſo die preußiſche Regierung wenigſtens das
Polizei=
ausſchuß überwieſen.
Bächſte Sitzung: Donnerstag nachmittag 2 Uhr.
Das Reſiprogramm des Reichstags.
* Berlin, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
Am Dienstag iſt wieder fleißig in interfraktionellen Ver=
Regierungsparteien wollen verſuchen, anfangs Juli den Reichs=
Regierung vorgeſchlagene Novelle zum Reichsmietengeſetz und tag in die Ferien zu ſchicken und leiten deshalb darauf hin,
mög=
lichſt viele Punkte des Programms auf den Herbſt zu verſchieben.
Bei dem Schulgeſetz iſt man trotz einer neuen Beſprechung
zwi=
ſchen der Deutſchen Volkspartei und den Demokraten noch nicht
iurnerhalb einer Friſt von acht Tagen der Mieter gegen die Kün= weiter gekommen. Die Deutſche Volkspartei hält daran feſt, daß
die Gemeinſchaftsſchule die bevorzugte Schulreform ſein muß
gene Beſtimmung, die auf eine allmähliche, Lockerung der und lehnt die Einbringung des Schulgeſetzes, als Initiatib= daß in den Gedanken des neuen Strafrechts eine ganz erheblich
iwangswirtſchaft hinausläuft, war vom Reichsrat unter aktiver antrag ab, ſolange nicht eine volſtändige Einigkeit der Regie= größere Energie ſteckt, die die Agemeinheit zu ihrem eigenen
Mithilfe Preußens geſtrichen, ſo daß die Regierung mit einer rungsparteien erfolgt iſt, womit es noch gute Wege hat. Den Schutz aufwenden ſoll und will. Dieſe neue Arbeit müſſen ſich
ſozialdemokratiſchen Vorſtoß wegen des Nationalfeiertages
möch=
ten die Regierungsparteien am liebſten auch bis zum Herbſt
be=
icht mehr viel zu machen iſt, hatte der Reichsrat vorgeſchlagen, graben. Die Sozialdemokraten haben aber bereits angekündigt, werden. Einmal ſoll es der Vergeltung, man kann auch
den, auch mit dem Sperrgeſetz. Wegen der Fürſtenabfindung iſt
noch nicht alles in Ordnung. Das Zentrum legt auf eine
Ver=
längerung des Sperrgeſetzes trotz der Erklärung der Fürſten
Wert, während die übrigen Regierungsparteien ſich mit der
Zu=
ſicherung, daß keinerlei Klagen erhoben werden ſollen, zufrieden
geben wollen. Wegen der Standesherren wird man vermutlich
einen Senat des Reichsgerichts einſetzen, der in dieſen Fragen
nach wirtſchaftlichen, juriſtiſchen und politiſchen Geſichtspunkten
unter Berückſichtigung der allgemeinen Aufwertungsgrundſätze
entſcheiden ſoll. Unklarheit beſteht auch immer noch über das
Ausſchuß liegt, kann Ueberraſchungen bringen, durch die die
Bemühungen um einen vorzeitigen Schluß des Reichstages
zu=
nichte gemacht werden.
Die Annäherungsverhandlungen zwiſchen
Zenirum und Bayeriſcher Volkspartei.
Berlin, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen zwiſchen dem Zeutrum und der
Baye=
riſchen Volkspartei, die ſchon im Frühjahr einſetzten, mit dem
Ziel einer Arbeitsgemeinſchaft und einer ſpäteren
Fraktions=
gemeinſchaft, kommen nicht recht vom Fleck. Die Vorſtände der
beiden Parteien haben ihre programmatiſchen Leitſätze
ausgear=
beitet, deren Angleichung jetzt angeſtrebt wird. Dieſe Fragen
des Parteiprogramms aber bilden nicht die Hauptſchwierigkeit,
ſondern der eigentliche Drehpunkt iſt die Kandidatur, die das
Zeutrum in der Pfalz aufgeſtellt ha:. Es hrachte das letzte Mal
über 50 000 Stimmen auf, alſo auf der Reichsliſte ein ziemlich
ſicheres Mandat, und das Zentrum möchte auf dieſe Stimmen
nicht verzichten. Auf der anderen Seite aber verlangt die
Baye=
riſche Volkspartei, daß das Zentrum in Bayern kein Mandat
künftig mehr aufſtellt, wenn es zu einer Verſtändigung kommt,
und die Mandatspolitik iſt heutzutage nun einmal ſo
ausſchlag=
gebend, daß eine ſachliche Einigung in allen anderen Fragen
nichts nützt, bis auch dieſe Streitfrage entſchieden iſt.
Daspreußiſche Polizeibeamtengeſetz.
Nachgeben der Regierung gegenüber der Oppoſition.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Parteien der Weimarer Koalition in Preußen hatten
in den letzten Tagen vor der Entſcheidung flammende
Entrüſtung markiert gegen die Obſtruktion der
Oppoſitions=
parteien, vornehmlich der Deutſchen Volkspartei, woran ſie
allerlei ſehr billige Drohungen knüpften. Sie haben ſich aber
ſehr raſch davon überzeugt, daß ſie nun einmal ohne die
Oppo=
ſition in Preußen nichts beginnen können: Das hat ſich
vor=
nehmlich beim Polizeibeamtengeſetz gezeigt, das in der Luft
hängen bleiben würde, wenn die Rechte durch Abweſenheit bei
namentlichen Abſtimmungen die Beſchlußünfähigkeit erklärt.
Unter dieſen umſtänden hat der Innenminiſter Kreſzinſki ſich
dem Wunſche der Deutſchen Volkspartei gefügt und die
Verab=
ſchiedung des Polizeibeamtengeſetzes wenigſtens aus politiſchen
und gegen die „Hausagrarier”, die ſich durch die Ablöſung der Gründen für unmöglich erklärt. Die Formulierung iſt ſo ge= liche, ſchon zweimal rückfällge Gewohnheitsverbrecher
wählt, daß eine Eignung für die Polizei dann nicht vorhanden
iſt, wenn der Offizier die für ſeine dienſtliche Verwendung
not=
wendigen Fähigkeiten zum richtigen Verhalten und Wirken als
Abg, Bartſchat (Dem.) beanſtandet, daß die Regierung Polizeibeamter, insbeſondere die für den Polizeibeamten
erfor=
derliche geiſtige und körperliche Friſche, ſowie die Kraft zu
ſchnellen Eutſchlüſſen und richtigem Handeln nicht beſitzt. Die
eſſe für den Hausbeſitz. Nur die Wirtſchaftspartei trete für ihn die Deutſche Volkspartei aber ſchon in der zweiten Leſung
Ga=
beim 8 17, der von den Polizeibeamten ſpsicht, die Klauſel ein=
Nachdem noch der Völkiſche v. Ramin und der Wirtſchafts= zufügen mit dem Zuſatz, daß ſie in der dritten Leſung auch beim
als auch den Antrag der Regierungsparteien auf Verlängerung Umſtänden erklärte ſich die Deutſche Volkspartei mit dem Poli= und da die Maßregel zu ſpät einſetzt und bisher wenigſtens nicht
zeibeamtengeſetz einverſtanden, und der 8. 17 wurde mit großer
die Novelle mit den „azu geſtellten Anträgen dem Wohnungs= beamtengeſetz vor den Ferien noch unter Dach und Fach bringen Richter für eine Probezeit von zwei bis fünf Jahren
aufge=
können, was ja, wie wr immer betont haben, aus
außenpoli=
tiſchen Gründen notwendig iſt.
Oer neue Strafgeſetzentwurf.
Von
Profeſſor W. Mittermaier, Gießen.
II.
Die Grundgedanken des Entwurfs.
Die politiſchen Geſichtspunkte, die ſtarken Einfluß auf die
weitere Behandlung des Strafgeſetzentwurfes im Reichstag
handlungen und mit dem Kabinett über die noch ausſtehenden haben werden, ſind grundſätzlich die gleichen wie die kriminal=
Neſtpunkte des Sommerprogramms verhandelt worden. Die politiſchen, die für die Grundgedanken unſeres Entwurfes
maßt=
gebend waren. Die Grundanſchauungen aller heutigen
Ent=
würfe ſind mehr oder weniger fortſchrittlich; ſie ſind aber ſo
zwingend, daß ſich niemand ihnen völlig entziehen kann.
Aller=
dings müſſen ſie den liberalen Parteien mehr zuſagen, da ſie
eine ſtarke Rückſicht auf die ſoziale Schwäche beweiſen und
viel=
fach an die Stelle der herriſchen Vergeltung die
genoſſenſchaft=
liche Fürſorge treten laſſen. Andererſeits iſt nicht zu verkennen,
alle klar machen, die Nichter und das ganze Volk.
Ein neues Strafrecht muß vielen Anforderungen gerecht
daß ſie eine Grörterung im Plenum wenigſtens verſuchen wek= ſagen, der Abſchreckung, dienen. So iſt auch der neue Entwurf
auf dem Schuldgedanken aufgebaut. Dieſer iſt aber durch
die Rückſicht auf die Umſtände, die den Willen beeinfluſſen,
äußere wie innere, und durch die Anerkennung des Gedankens,
daß bei unverſchuldeter Rechtsunkenntnis nicht geſtraft werden
ſoll (8 20), erheblich vertieſt. Damit leidet die Strenge der
Ver=
brechensbekämpfung ſicher etwas Not. Die Vergeltung verlangt
Anpaſſung der Strafen an die äußere Verſchiedenheit und
Schwere der Taten; daher ſind grundſätzlich die Strafarten noch
danach und nicht nach der Verſchiedenheit der Charaktere der
Zollgeſetz, und die Erwerbsloſenfürſorge, die immer noch im Täter geſtaltet. Aber der Entwurf ſucht ſchon der großen
Ver=
ſchiedenheit der wirklich begangenen Taten dadurch gerecht zu
werden, daß er möglichſt oft dem Richter mehrere Strafarten
zur Auswahl läßt, ja ſogar ganz allgemein bei mildernden
Um=
ſtänden (die er aber nicht näher charakteriſiertl 8 74) eine
erheb=
liche Strafermäßigung ermöglicht, bei Todesſtrafe z. B. ein
Her=
abgehen bis auf drei Jahre Zuchthaus. In beſonders genannten
Fällen erlaubt er ſogar ein völliges Abſehen von Strafe bei
äußerlicher und innerer Unbedeutendheit der Tat (8 76).
Aber ndes neue Strafgeſetz muß der ſogenannten
Indi=
vidugliſierung der Strafe Platz ſchaffen, d. h. der
An=
paſſung der Strafe an die Perſönlichkeit des Täters. Das tut
der Entwurf weitgehend; er gibt in 8 69 dem Nichter eine
An=
weiſung für die Strafbemeſſung, wonach hauptſächlich die
ver=
werfliche Geſinnung oder Willensrichtung oder umgekehrt zu
prüfen iſt, ob nicht die Urſachen der Tat den Schuldvorwurf
ver=
ringern, vor allem alſo die Beweggründe zur Tat, die geringe
Hartnäckigkeit des Willens, das Maß der Einſicht des Täters,
ſein Vorleben, die perſönlichen Verhältniſſe, ſein Verhalten nach
der Tat. Handelt der Täter „aus achtungswerten
Beweggrün=
den” dann ſoll nach 8 72 an Stelle von Zuchthaus oder
Gefäng=
nis die ſogenannte Einſchließung treten, die bisherige
Feſtungs=
haſt, die im Entwurf des Strafvollzugsgeſetzes 85 171ff.
ge=
nauer geregelt iſt, und auch eine Arbeitspflicht kennt. Ob der
Begriff der achtungswerten Beweggründe, dies rein innerliche
Moment, leicht feſtzuſtellen iſt, bleibt freilich fraglich. Die
Geld=
ſtrafe kann bei Gewinnſucht ſtets bis zu 100 000 RM. ſteigen und
allgemein neben Freiheitsſtrafe angewendet werden (8 38); ſie
ſoll den Nutzen des Täters aus der Tat überſteigen (8 70). Die
Indibidugliſation wird im Strafvollzug fortgeſetzt. Bei
Geld=
ſtrafen ſind richterliche Friſten und Teilzahlungen erlaubt (S 71).
Schon immer hat das Strafgeſetz unter den Tätern
ver=
ſchiedene Gruppen gebildet, die verſchieden zu behandeln ſind.
Dieſen Gedanken entwickelt die Neuzeit immer entſchiedener.
Sie wendet dann auf die verſchiedenen Gruppen beſondere
Maß=
regeln beſſernder oder heilender oder ſichernder Art neben oder
ſtatt der Strafe an. Schon das Jugendgerichtsgeſetz von 1923
hat die Jugendlichen bis zu 18 Jahren aus dem
gewöhn=
lichen Strafrecht herausgenommen; bei ihnen ſoll die Strafe erſt
dann herangezogen werden, wenn Erziehungsmaßregeln, die der
Nichter vorſchreibt, nicht ausreichen, und auch die Strafe ſoll
möglichſt erziehlichen Charakter haben. Allerdings wird z. B.
bei einem 17jährigen Fortbildungsſchüler, der die Schule
ſchwänzt, regelmäßig doch die Geldſtrafe das Erziehungsmittel
bleiben. — Neben den Unzurechnungsfähigen ſind die
ver=
mindert Zurechnungsfähigen, die Minderwertigen,
Ceiſtesſchwachen erwähnt 8 13, die heute ſchon dem Strafrecht
ſchwere Rätſel aufgeben. Sie werden milder beſtraft, im
Straf=
vollzug unter Umſtänden beſonders behandelt, aber vor allem
wegen ihrer Gefährlichkeit vom Richter in eine Heil= oder
Pflege=
anſtalt verwieſen, ebenſo wie die Geiſteskranken (5 56).
Gefähr=
können mit ſchwerer Zuchthausſtrafe helegt und daneben von drei
Jahren ab ſogar lebenslänglich verwahrt werden (88 78, 59).
Eine derartige Maßregel iſt jedenfalls notwendig und überall
in der Welt anerkannt; ob ſie im Entwurf praktiſch geſtaltet iſt,
bleibt abzuwarten. — Eine andere Gruppe bilden die mehr
harmloſen, willensſchwachen ſozialen Schädlinge, die man meiſt
Schwierigkeit beſteht nun darin, daß beim 8 11, der dafür eigens verkehrt allgemein die Arbeitsſcheuen nennt. Als
allge=
meine Gruppe kernt ſie der Entwurf nicht; aber die Bettler,
Landſtreicher und Dirnen ſollen als Gemeinſchädliche ſtreng
be=
ſtraft und dann in ein Arbeitshaus, regelmäßig für zwei bis
drei Jahre, gebracht werden. Ob dieſe Regelung praktiſchen
Erfolg hat, iſt zu bezweifeln; beſonders eine Gewöhnung an ein
regelmäßiges Leben wird das Arbeitshaus nicht zuſtande brin=
8 11 entſprechend hineingemauert werden ſoll. Unter dieſen gen, da ſolche Menſchen meiſt von Natur ſchlecht veranlagt ſind
richtig ausgebildet iſt. (Dieſe Menſchen ſind die ſogenannten
Mehrheit angenommen. Mit Unterſtützung der Deutſchen Volrs= Aſozialen, für die ſchon ein beſonderes Bewahrungsgeſetz
vor=
geſchlagen iſt.) Endlich ſchichten wir die ungefährlichen
Zufalls=
täter ah, bei denen die Strafe zwar ausgeſprochen, aber vom
ſchoben wird, um dann vielleicht erlaſſen zu werden (ss 4ff.).
Ebenſo können andere Maßregeln wie die Heil=,oder die Trinker=
Seite 2
Mittwoch, den 29. Juni 1927
Hummer 173
anſtalt ausgeſetzt werden, wenn man erwarten darf, daß der
Täter ſich auch ohne ihren Vollzug beſſert. Aber hier ſoll meiſt
eine Schutzaufſicht eingerichtet werden (§ 61), eine neue,
außerordentlich wichtige und ſchwere Maßregel, die ein
hin=
gebungsvolles Mitarbeiten vieler Helfer erfordert.
Das Strafenſyſtem iſt nicht geändert, auch iſt die
Todes=
ſtrafe für den Mord beibehalten; ſie wird wohl eine ſehr
ſcharfe Gegnerſchaft finden.
Auch die einzelnen Tatbeſtände bieten recht viel Neuerungen
wichtiger Art; aber hier kann noch manches verbeſſert werden,
z. B. bei Taten gegen den Staat; viele Tatbeſtände ſind die alten
geblieben. Von Neuerungen mögen die Aufforderungen,
Ver=
leitungen und Verabredungen zu Veibrechen (z. B. in den ſogen.
Femeorganiſationen) erwähnt werden (§§ 196—198, 249—251,
76), die ausdrückliche Freilaſſung gewiſſenhafter ärztlicher
Heil=
handlungen, auch bei der Abtreibung (die aber durchaus nicht
ſonſt freigegeben iſt!), §§ 254, 263, dann die Neuregelung der
Ehrverletzungen, die ſcharfe Verfolgung des Mißbrauchs von
Nauſchgiften und die Neuregelung der Uebertretungen, die mir
allerdings nicht roll gelungen ſcheint. Proſtitution und Kuppelei
ſind wie im neuen Geſetz zur Bekämpfung der
Geſchlechtskrank=
heiten geregelt.
Alles in Allem: der Entwurf iſt eine höchſt beachtliche
Lei=
ſtung; man darf ihn nicht einfach grundſätzlich ablehnen, ſondern
muß ſich ernſthaft kritiſch mit ihm auseinanderſetzen und ihn zu
fördern ſuchen. Er enthält doch ſo viel gute Vorſchriften und
entſchiedene Fortſchritte, daß er eine ganz erhebliche Verbeſſerung
unſeres Strafrechts bedeutet. Allerdings muß auch die
Anwen=
dung dem Geiſt des Fortſchritts dienen!
Die Beſatzungsverminderung.
Franzöſiſche Anfrage an Briand über die
Rheinlandfrage.
* Berlin, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
Die franzöſiſche Regierung hat in den letzten Wochen, wie
wir hören, im Zuſammenhang mit der Umgruppierung ihrer
Truppen eine Verminderung der Befatzung um reichlich 4000
Mann vorgenommen. Damit ſind natürlich die deutſchen
For=
derungen noch keineswegs erfüllt. Deutſchland hält
unverän=
dert daran feſt, daß nach dem Verſprechen der
Botſchafterkonfe=
renz eine Herabſetzung der Truppen auf 50 000 Mann das iſt,
was wir verlangen können und müſſen.
Im franzöſiſchen Senat brachte Senator Lémery
heute eine Interpellation über die Haltung der
franzö=
iſchen Regierung nach den jüngſten
Erklärun=
gen Streſemanns ein. Senator Lémery machte davon dem
Außenminiſter Briand in einem Schreiben Mitteilung, in dem er
zunächſt darauf hinweiſt, daß ſeine frühere Interpellation zur
Reichstagsrede Streſemanns vom 23. März über die Räumng
des Rheinlandes ohne deutſche Gegenleiſtung bisher nicht habe
diskutiert werden können. Seitdem habe Streſemann vor dem
Reichstag neue wichtige Erklärungen abgegeben. Man habe mit
Befriedigung feſtſtellen können, daß der deutſche Außenmimiſter
den am 23. März vertretenen Shandpunkt nicht mehr aufrecht
er=
halte und über das angebliche Recht Deutſchlands, die Räumung
des Rheinlandes ohne Gegenleiſtung zu fordern, Stillſchweigen
gewahrt habe. Man habe jetzt mit einiger Ueberraſchung geleſen,
daß die Verminderung der Beſatzungstruppen im Rheinland
Gegenſtand eines Verſprechens bilde, von dem die Unterzeichnung
des Locarnovertrages abhängig gemacht worden ſei, und daß
dieſes Verſprechen Deurſchland am 14. November 1925 gegeben
worden ſei. Es ſcheine dem Inderpellanten, daß Streſewann
der Note vom 14. November 1925 eine ganz perſönliche
Aus=
legung gebe, und daher ſei es wichtig zu wiſſen, ob die
franzö=
ſiſche Regierung dieſe Auslegung teile oder nicht. Unter dieſen
Umſtänden wünſche er, Lémery, den franzöſiſchen Außenminiſter
darübber zu interpellieren, welche Haltung die Regierung nach den
von Streſemann am 23. Juni im Reichstag abgegebenen
Erklä=
rungen einzunehmen gedenke, und wie man die Note der
Bot=
ſchafterkonferenz vom 14. November 1925 auszulegem habe.
Die franzöſiſche Außenkommiſſion billigt
Briands Politik.
Die Außenkommiſſion der Kammer, die in ihrer letzten
Sitzung beſchloſſen hatte, über einen die Anhörung Briands
ſor=
dernden Antrag des Abgeordneten Baſtid erſt heute abzuſtimmen,
beauftragte Fvanklin=Bouillon, dem Außeriwiſter die
Sym=
pouhien der Kommiſſion autszudrücken und mit ihm zu
verein=
baren, wann er vor der Kommiſſion Erklärungen über ſeine
Außenpolitik abgeben könne.
*Das Kinderdorf „Wegſcheide‟
bei Bad Orb
Eine vorbildliche Einrichtung hat Frankfurt a. M. nach dem
Kriege für ſeine Schulkinder geſchaffen, dadurch, daß es das Trup=.
penlager auf der Wegſcheide bei Bad Orb, das mitten im Wald
in bedeutender Höhe liegt, zu einem großen Kinderdorf
um=
gebildet hat, in dem während des ganzen Sommers in
vier=
wöchentlichem Wechſel Gruppen von jedesmal 1500 Schulkindern
einen Landaufenthalt finden, wo ſie neben dem Fortgang des
Schulunterrichts ein Gemeinſchaftsleben pflegen, wie es ſonſt
der Großſtadtjugend völlig unbekannt iſt. Nicht einzelne Kinder
aus den verſchiedenſten Schulen oder Klaſſen genießen dieſen
Vorzug, es handelt ſich nicht um einen Erholungsaufenthalt für
ſchwächliche Kinder — denen wäre das rauhe Speſſartklima eher
ſchädlich —, ſondern es treffen dort ein ganze Klaſſen aus allen
Schularten, aus Volks=, Mittel= und höheren Schulen, und zwar
ſtets Kinder im Alter von 13—14 Jahren. Sie ziehen für 28 Tage
hinauf in das Gebirge mit ihren Lehrern und genießen vom erſten
Tag an eine Selbſtändigkeit, eine Verantwortlichkeit und eine
Rotwendigkeit ſich als Glied einer großen Gemeinſchaft zu fühlen,
wie es beſſer kaum gedacht werden kann und für die
ſtaatsbürger=
liche Erziehung von größter Bedeutung ſein muß.
Klaſſenweiſe werden die Räume der ehemaligen
Militär=
baracken bezogen, etwa 20 Kinder wohnen in einem großen
Raum, Lehrer oder Lehrerin ſind unter demſelben Dach
unter=
gebracht, nur durch eine dünne Scheidewand von den Kindern
getrennt, ſo daß ſie alle zu einer untrennbaren Gemeinſchaft
ver=
bunden ſind. Kaum iſt die Baracke bezogen, ſind die Betten
verteilt, dann gehen die Kinder daran, ihr neues Heim zu
ſchmücken, wohnlich zu machen und nach ihrem Gefallen
ein=
zurichten. Bildchen werden an die Wand gehängt, das Haus
be=
kommt einen Namen, der auf einem weithin ſichtbaren Schild
prangt, die Aemter werden verteilt, ſo daß für Ordnung geſorgt
iſt. Sehr intereſſant iſt es, wie die Jungens ihr Heim ganz
an=
ders ausſchmücken als die Mädchen, bei denen ſtets die Fähigkeit
zu erkennen iſt, beſondere Ordnung zu halten und beſonders
ge=
ſchmadvoll ihr kleines Reich ſich einzurichten. Auch die jeweils
mitkommenden Lehrer und Lehrerinnen organiſieren ſich, es
wird ein Bürgermeiſter gewählt, und da nur wenige Perſonen
für die Verwaltung und den inneren Betrieb von Küche und
Krankenſtube dauernd im Lager ſind, hat jede neue Gruppe auch
wieder ihren eigenen Charakter und ihre eigene Weiſe, ſich ihr
Leben zu geſtalten.
Ein Trompetenſignal weckt am Morgen, dann folgt in den
einzelnen Baracken das Kommando „Beine raus”, damit das
Aufſtehen raſch und enengiſch erfolgt, und das Tagewerk be=
Vom Tage.
In der geſtrigen Plenarſitzung des baheriſchen Landtages wurde
auf Vorſchlag des bayeriſchen Miniſterpräſidenten der Staatsrat im
Staatsminiſterium des Aeußeren, Dr. Hans Schmelzle, mit allen
gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommuniſten zum
bayeriſchen Finanzminiſter gewählt.
Die Deutſche Studentenſchaft veranſtaltete geſtern, am
Jahrestage der Mordtat von Serajewo, im großen Saale des
Herren=
haufes eine Kundgebung zur Kriegsſchuldfrage.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat unter dem geſtrigen
Datum die Einladungen an die Regierungen zur Teilnahme an der am
17. Oktober in Genf beginnenden Konferenz zur Aufhebung
der Ein= und Ausfuhrbeſchränkungen abgeſandt.
Die Affäre Daudet.
Die bisherigen Ermittlungen.
EP. Paris, 28. Juni.
Die bisherige Unterſuchung über den Hengang der Befreiung
Daudets hat zu der Feſtſtellung geführt, daß der Direktor des
Santé=Gefängniſſes gegen ½1 Uhr wieder den Direktor des
Staatsgefängniſſes im Innenminiſterium angerufen hat, daß das
zuſtandegekommene Geſpräch aber tatſächlich nicht mit dem
In=
nenminiſterium geführt wurde. Die Royaliſten ſcheinen einen
Helfershelfer im Telephonamt gehabt zu haben, der den Anruf
umgeleitet hat. Die Legende von einem verkappten Royaliſten
in dem leerſtehenden Büro des Innenminiſteriums iſt dadurch
hinfällig geworden ſowie auch diejenige von 11 Royaliſten, die
mit Ausnahme einer einzigen alle Telephonlinien nach dem
In=
nenminiſterium im kritiſchen Augenblick beſetzt gehalten hätten.
Es iſt vielmehr wahrſcheinlich ,daß der „Innenminiſter” und der
„Direktor des Staatsgefängniſſes”, mit denen der Direktor des
Santé=Gefängniſſes zu ſprechen glaubte, ein und dieſelbe Perſon
war, was auch möglich iſt, wenn der „Innenminiſter” wie
an=
gegeben wird, nach dem erſten Geſpräch nicht eingehängt hat,
ſondern während 40 Minuten in Erwartung einer Beſtätigung
am Telephon geblieben iſt. In dieſem Falle würde die Annahme
von einem royaliſtiſchen Mithelfer im Telephonamt ebenfalls
hin=
fällig ſein.
Die Daudet=Affäre vor der franzöſiſchen Kammer.
EP. Paris, 28. Juni.
Vor Schluß der franzöſiſchen Kammerſitzung verlas der
Prä=
ſident die beiden Interpellationen zur Freilaſſung Daudets,
Deléſts und Semards aus dem Santé=Gefängnis. Der
Juſtiz=
miniſter Barthou forderte entſprechend dem heute im Miniſterrat
gefaßten Beſchluß der Regierung die Vertagung bis nach dem
Abſchluß der eingeleiteten Unterſuchung. Die Interpellanten
nahmen die Sache anſcheinend von der lächerlichen Seite, die
Regierung dagegen faßte ſie höchſt ernſt auf. Die beiden
Inter=
pellanten, der Sozialiſt Uhry und Kommuniſt Laffont, die beide
durch ihre humoriſtiſche Ader in der Kammer bekannt ſind,
über=
ſchütteten den unglücklichen Juſtizminiſter mit beißenden
Sar=
kasmen und erzielten damit einen großen Heiterkeitserfolg
Uhry erklärte u. a., Barthou habe ſich ſelbſt zum Hanswurſt der
Boulevard=Theater und Montmartre=Kabaretts und die
Regie=
rung lächerlich gemacht.
Schließlich ſtellte die Regierung die Vertrauensfrage, was
auf den Bänken der Linken mit dröhnendem Gelächter
beant=
wortet wurde. Das Haus ſprach ſich mit 350 gegen 185 Stimmen
gegen die Vertagung der Interpellationsdebatte aus. Poincaré
wohnte dem Schauſpiel bleich und erregt bei, ohne ein Wort zu
äußern, während von der Preſſetribüne herunter der
Chefredak=
teur der „Action Frangaiſe” Pujot und der mit den Royaliſten
zuſammen aus dem Gefängnis entkommene Semard offenbar
ehr beluſtigt den Vorgängen folgten.
In den Wandelgängen der Kammer wurde nach der Sitzung
der Eindruck der Regierung als geradezu kläglich bezeichnet. Die
Regierung habe ſtark an Preſtige verloren. Trotzdem beſtehen
aber anſcheinend nirgends ernſthafte Angriffsabſichten. Ferner
lief in den Wandelgängen das Gerücht um, daß im
Zuſammen=
hang mit der Affäre die Verhaftung einer bekannten
Perſönlich=
keit bevorſtehe. Dieſes Gerücht erhielt neue Nahrung, als
be=
kannt wurde, daß die zuſtändigen Perſönlichkeiten heute abend
eine Konferenz abgehalten haben, der außer dem
Unterſuchungs=
richter, dem Polizeipräfekten und dem Chef der Sicherheitspolizei
auch der Generalſtaatsanwalt der Republik beiwohnte. Ueber
den Inhalt der Beſprechungen wurde nichts bekannt gegeben,
jedoch deutete man den Umſtand, daß ein Beamter der
Sicher=
heitspolizei hinzugerufen wurde, der kurz darauf die Sitzung
verließ, daß dieſer Träger eines Haftbefehls entweder gegen
Pujot oder Maurzas ſei.
ginnt. In leichter Turnkleidung eilt alles auf die Höhe des
Berges, und unter Leitung des Lagerarztes werden zuerſt einige
Freiübungen und Atemübungen gemacht, und dann erſt kommt
das Waſchen und Anziehen, die Betten werden gemacht und
ſchließlich aus jeder Baracke eine Abordnung zum Kaffeeholen in
die Küche geſchickt. Das Austeilen geſchieht ſehr raſch, und bald
ſitzen die Klaſſen mit ihren Lehrern an den Tiſchen in ihren
Räumen oder bei gutem Wetter vor der Baracke und frühſtücken
Während des ganzen Tages iſt nun, wenn es irgend möglich iſt,
der Aufenthalt im Freien, das Kennenlernen der Natur und der
Heimat das Wichtigſte. Regnet es, dann wird in den Baracken
unterrichtet, Deutſch, Franzöſiſch, Rechnen, Religion, wie es ſich
gerade ergibt ohne genauen Stundenplan, iſt das Wetter aber
freundlich, dann wird das alles gelegentlich im Freien abgehalten
Hier tritt ſelbſtverſtändlich Natur= und Heimatkunde, Singen und
Springen in den Vordergrund. Alle lernen die nähere und
wei=
tere Umgebung kennen. Von ſelbſt heben ſich in den einzelnen
Klaſſen die Führernaturen hervor, gewinnen Einfluß und leiten
die anderen nach ihrem Sinn. Der Lehrer wird zum Kamerad,
der alle Erlebniſſe teilt, an demſelben Tiſch mitißt, den ganzen
Tag mit den Kindern zuſammenbleibt. Dadurch ſtellt ſo ein
Aufenihalt auf der Wegſcheide für die Lehrkräfte tatſächlich
keine Erholung dar. Zwar tut die herrliche Luft gut und die
ge=
regelte Lebensweiſe, andererſeits aber werden an Nerven und
Spannkraft hohe Anforderungen geſtellt, das ſtändige
Zuſammen=
ſein mit der Jugend, die ſtete Verantwortung, ja ſelbſt die
häu=
figen Störungen in der Nacht, wenn eines der Kinder im Traume
ſtöhnt oder ſchreit, alles das fordert ein großes Maß von Liebe
zu den Kindern und Begeiſterung für derartige Erziehungsideale.
Während des Vormittags erhalten die Kinder noch ein zweites
Frühſtück, bei dem paſteuriſierte Milch die Hauptſache iſt, mittags
gibt es Suppe, etwa 4mal in der Woche Fleiſch, Gemüſe,
Kar=
toffeln, alles ausgezeichnet zubereitet, und auch nachmittags und
abends genug, daß auch der tüchtige, von der Speſſartluft noch
verſtärkte Hunger der Heranwachſenden geſtillt wird.
Nach=
mittags iſt während anderthalb Stunden das Lager wie
aus=
geſtorben, alles ruht in den Baracken, vollſtändiges Schweigen iſt
abſolute Pflicht. Wer nicht ſchlafen kann — in den erſten Tagen
ſind es viele —, darf leſen, gemeinſame Spiele wie Dame oder
Mühle ſind verboten, weil ſie ſtören würden, aber ſchon nach einer
Woche ſchlafen die meiſten, denn der viele Aufenthalt im Freien
und in der vorzüglichen Luft ſtrengt tüchtig an. Der Nachmittag
verläuft ähnlich wie der Morgen, Spaziergänge, Spiele,
ge=
legentlicher Unterricht, auch die Handarbeit kommt bei den
Mäd=
chen nicht zu kurz, wechſeln ſich ab. Abends verſammelt ſich bei
zutem Wetter noch einmal die ganze Dorfgemeinde auf dem
Berg, und man ſcheidet mit dem gemeinſam geſungenen Lied
„Guten Abend, gute Nacht‟. Dann geht es raſch zu Bett, elek=
Pazifieprobleme und die Drei=
Mächte=Konferenz in Genf.
Der Kampf um die Macht im Stillen Ozean.
* Berlin, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
In Waſhington, Tokio und London wacht man mit
Argus=
augen über die Verhandlungen in Genf. Mögen die japaniſchen
engliſchen und amerikaniſchen Staatsmänner miteinander
W=
kommen ſchließen und ſich über Abrüſtungsfragen wenigſtens
äußerlich einig werden, ſo wird trotzdem jeder Staat im Hinblig
auf ſeine eigene Machtpolitik alles daran ſetzen, um nicht
ſchwä=
cher als die anderen Vertragsmächte beim Ringen um die Macht
im Stillen Ozean dazuſtehen. Die Genfer Konferenz iſt daher
weniger wichtig für Europa als für Oſtaſien, wo ſich wohl in
Zukunft die bedeutendſten weltpolitiſchen Ereigniſſe abſpielen
werden. Japan bildet das Zünglein an der Wage und den
eigentlichen Angelpunkt des ganzen Problems. Man iſt ſich
heute ſchon ſowohl in Waſhington wie in Tokio und London
darüber klar, ohne es öffentlich einzugeſtehen, daß die
Konferen=
ein kaum zu erwartendes poſitives Ergebnis bringen wird.
In Japan hält man ein kriegeriſches Zuſammengehen der beiden
angelſächſiſchen Mächte gegen Japan infolge des
Konkurrenz=
kamrfes der Amerikaner und Engländer im Stillen Ozean für
aſt gänzlich ausgeſchloſſen. Für den Japaner bleiben, mögen
auch die wirtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Amerika und
Japan durch den Weltkrieg enger geworden ſein, die
Nordameri=
kaner der Hauptfeind. Dieſe Stimmung im japaniſchen Volr
hat ſich in den letzten Monaten wieder erneut bemerkbar gemacht.
vor allem infolge der neuen Befeſtigungen auf Hawai, der
Ver=
ſchiebung der Seeſtreitkräfte Amerikas nach dem Süden, ihre
Konzentration im Karibiſchen Meer, der Annektion von Porto=
Riko und des weiteren Ausbaues des Panamakanals. Die
ame=
rikaniſchen Streitkräfte auf dem Atlantik und Pazifik können ſich
leicht miteinander vereinigen. Infolgedeſſen hat ſich die
ameri=
kaniſche Seemacht im Stillen Ozean verdoppelt oder verdreifacht
In der japaniſchen Preſſe wird Amerika der Vorwurf gemacht,
daß es auf der einen Seite die Führung der Friedens und
Ab=
rüſtungsbewegung für ſich in Anſpruch nehme, auf der anderen
Seite aber ſeine Flotte nach Auſtralien ausſende und
Flotten=
manöver bei Hawai abhalte. Dieſe Momente ſprechen ſehr für
die heutige politiſche Einſtellung Japans Amerika gegenüber.
Ein weiterer Faktor, der in Japan als drückend empfunden wird,
iſt die amerikaniſche Abdroſſelung für japaniſche Einwanderer.
Auch England betrachtet die Genfer Seeabrüſtungskonferenz
mehr vom oſtaſiatiſchen Standpunkt aus als vom europäiſchen
Die engliſche Machtſphäre iſt nach dem Kriege durch den
ſteigen=
den Einfluß Japans und der Vereinigten Staaten im Oſten
weſentlich eingeſchränkt worden. England ſchuf eine indiſche
Flotte, um damit im Indiſchen Ozean und gleichzeitig im Fernen
Oſten feſten Fuß zu faſſen. Den Ausbau der Befeſtigungen von
Singapore hält England für um ſo nötiger, weil es der Anſicht
iſt, daß künftig der Kampf um die Vorherrſchaft auf dem Pazifik
ausgefochten wird. Aus dieſem Grunde ſorgt England heute
ſchon für eine Reihe von Oelſtationen in den ganzen oſtindiſchen
Gewäſſern. Daß dieſer Zuſtand der Anlaß zu einer ſchweren
Auseinanderſetzung im Pazifik werden kann, liegt heute ſchon
auf der Hand. Aus dieſem Grunde ſollen die britiſchen
Domi=
nions in Auſtralien zu einer ausſchlaggebenden politiſchen Macht
mit einer ſtarken Flotte mit Hilfe des Mutterlandes ausgeſtaltet
werden. Da es ſich hier um einen Kampf der Exiſtenz der
Dominions im Pazifik handelt, ſind Auſtralien und Neuſeeland
an den britiſchem Flottenrüſtungen und dem Ausbau der
eng=
liſchen Flottenſtützpunkte intereſſiert. In Anbetracht der
Rüſtun=
gen und des Kampfes der Ver. Staaten und Englands um die
Macht im Stillen Ozean kann Japan auch nicht untätig bleiben
und muß alles tun, um ſein Land für eine entſprechende
Ver=
teidigung einzurichten. Da der Beſitz von Korea und eine
mög=
lichſt dauernde Feſtſetzung in der Mandſchurei für Japan eine
Lebensfrage bedeutet, ſo wird es wohl ſchwerlich ſich auf eine
Beſchränkung ſeiner maritimen Streitkräfte einlaſſen und auf
ſeine Vorherrſchaft zur See in Oſtaſien zugunſten einer anderen
Macht verzichten.
Vor einer neuen Rede Poincarés in Belgien.
Poincaré wird am 17. Juli das Denkmal einweihen, das
dem franzöſiſchen Soldaten gegenüber der königlichen Krypta
in Laeken errichtet iſt. Die franzöſiſchen Vereinigungen haben
zu dieſem Zwecke 500 000 Franken geſammelt. Am Tage vor
der Einweihung wird die Leiche eines unbekannten franzöſiſchen
Soldaten, der jetzt auf dem Friedhof in Ypern ruht, nach
Brüſſel übergeführt. Der belgiſche König und „Poincaré
wer=
den bei der Einweihungsfeierlichkeit das Wort ergreifen.
triſches Licht iſt im Lager nicht vorhanden, bei behelfsmäßiger
Beleuchtung muß alles erledigt werden, und bald wird auch das
letzte Licht, die letzte Lampe gelöſcht. Um ½10 Uhr zieht der
Nachtwächter durch das Dorf mit „hört ihr Herrn und laßt euch
ſagen”, und bald liegt das Ganze in tiefer Stille. Unter den
Lehrern wird der Sicherheitsdienſt während der Nacht verteilt,
wie auch einer zum „Polizeiminiſter” gewählt wird.
Ihr Gemeinſchaftsleben regeln ſich die Kinder, die in einem
Raum zuſammenwohnen, ſelber. Sie verteilen den
Ondnungs=
dienſt, das Amt des Eſſenholens, ſie fühlen ſich als kleine
Ge=
meinde und betrachten ſich als verantwortlich für alles, was in
ihrer Mitte geſchieht. Ein ſonniger Humor ſpricht aus allen
In=
ſchriften, die an der Tür jeder Baracke grüßen, ſo hängt an der
Bürgermeiſterbaracke ein langer Strick als Wegſcheidebaromete:
mit einer Skala, die Marken trägt wie dieſe: Sturm — wenn es
bammelt, Regen — wenn er naß iſt, Kein Regen — wenn ei
trocken iſt, uſw
Zwei wichtige Feſte werden jedesmal in den 4 Wochen
ge=
feiert, der Elternſonntag, an dem viele Eltern aus Frankfurt ihre
Kinder beſuchen und für den alle Baracken beſonders ſchön von
der Jugend geſchmückt werden, und das Abbrennen eines großen
Holzſtoßes, das unter Singen von Liedern, Aufführungen und
Tänzen der verſchiedenen Klaſſen ſtattfindet, und ſtets tiefen
Eindruck auf die Kinderſeelen macht. Daß es keine Klaſſe
ver=
ſäumt, auch einmal auf einer nach Oſten gerichteten Höhe den
Sonnenaufgang auf ſich wirken zu laſſen, iſt ſelbſwerſtändlich, ſo
wie bei der herrlichen Fernſicht auf Taunus, Vogelsberg und
Rhön auch der weitere Umkreis der Heimat kennen gelernt wird.
Auch Badeeinrichtungen ſind vorhanden, ſo daß jede Klaſſe
ein=
mal in der Woche ein warmes Brauſebad erhält. Dadurch, daf
alle Schulen vertreten ſind, daß ſtets etwa Gleichaltrige den
Aufenthalt genießen, iſt es möglich, daß im Durchſchnitt jedes
Frankfurter Schulkind während ſeiner Schulzeit einmal dieſes
Erlebnis einer völligen Gemeinſchaft mit den Kameraden und
den Lehrern hat. Und es darf wohl als ſicher gelten, daß dadurd
auf die Dauer ſich das Verhältnis zwiſchen Schülern und Lehrern
auch daheim herzlicher und ſtärker von Vertrauen getragen,
ge=
ſtaltet, wie auch dieſer praktiſche Unterricht in
Staatsbürger=
kunde von größter Bedeutung für das ganze Leben iſt. Auch die
Ueberbrückung ſozialer Gegenſätze dadurch, daß alle unter den
gleichen Bedingungen leben müſſen, darf nicht gering ange
ſchlagen werden. Uebertrifft doch gerade durch dieſen Umſtand
des Kinderdorf Wegſcheide an erzieheriſcher Bedeutung alle Ver
ſuche, von der einzelnen Schule aus Aehnliches ins Leben z.
rufen. Denn das Gefühl, Glied der Volksgemeinſchaft zu ſein,
mittätig zu ſein am Wohl und Gedeihen des Ganzen, iſt mit das
Beſte, was wir unſern Kindern vermitteln können, und dari
hilft die Wegſcheide ein gutes Stück. Friedrich Nogck.
Nummer 128
Mittwoch, den 29. Juni 1927
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Das Beomtenheinſtätengeſetz
Uns wird geſchrieben:
Am 18. Juni d. J. iſt das Beamtenheimſtättengeſetz vom
Teutſchen Reichstag in zweiter und dritter Leſung angenommen ſtättengeſetzes vom 10. Mai 1920 (Reichsgeſetzblat S. 962) oder
vorden. Die Annahme geſchah mit überaus großer Mehrheit.
sämtliche Parteien mit Ausnahme der Wirtſchaftlichen Ver= ſtäten geſichert ſind oder geſichert werden ſollen.
imigung und der Kommuniſten ſtimmten geſchloſſen für das
Ge=
es. Bei den Kommuniſten ſah man auch einige Mitglieder von ſtimmtes Grundſtück gleich, ſowie ein Erbbaurecht, das für
min=
ur Plätzen ſich erheben. Der Redner der Wirtſchaftlichen
Ver=
zmigung ſprach ſich grundſätzlich gegen die Errichtung von
Heim=
ü tten aus. Sein Ideal iſt das Miethaus, wie es vor dem
ſriege entſtanden iſt. Was machts?
Der Gedanke der Heimſtätte wird und muß ſich Bahn
grechen, wenn unſer deutſches Volk am Leben bleiben will. Der
ſampf um die Heimſtätte iſt der Kampf um das deutſche Kind.
znt den Mietswohnungen der hohen Häuſer haben Kinder keine
kswegungsfreiheit. Die Straßen ſind gefährlich und für den
A=fenthalt der Kinder ungeeignet. Ohne Licht, Luft und Sonne
gmin keine Pflanze gedeihen; alſo erſt recht nicht der Menſch.
Wir wiſſen, daß bei den ſchlechten wirtſchaftlichen
Verhält=
afſſen, unter denen die Beamten leben, nur einem Teil durch
d.8 Beamtenheimſtättengeſetz vorläufig geholfen werden kann.
WSer jeder Anfang iſt ſchwer, wir vertrauen auf die Zukunft.
Die Beamtenſpitzengewerkſchaften, die im Heimſtättenamt
dr deutſchen Beamtenſchaft zuſammengeſchloſſen ſind, haben
be=
räts am 1. Dezember 1925 den Vorſchlag zu dieſem Geſetz
ein=
g reicht. Bereits vorher ſind entſprechende Vorarbeiten geleiſtet
nwrden. Es war ein langer Weg, der zur Annahme des
Ge=
ſitzes durch Reichsregierung, Reichsrat und Reichstag
zurück=
g legt werden mußte. Die Beamtenſpitzengewerkſchaften haben
ansgehalten in ſtändiger Mahnung und in Richtigſtellung von
Arißverſtändniſſen und Entſtellungen, die von mancherlei Seite
g-macht wurden.
Die Beamtenſpitzengewerkſchaften — der Deutſche
Beamten=
bnnd, der Allgemeine Deutſche Beamtenbund, der Reichsbund
der höheren Beamten — haben zuſammengehalten, bis ihre
For=
derung anerkannt wurde.
Jetzt erwarten wir noch vom Reichsarbeitsminiſtenum die
Auusführungsbeſtimmungen. Wir erhoffen dieſe in allernächſter
Zeit. Dann ſind endlich die Wege geebnet, und die endgültigen
Aedingungen zu den Verträgen können aufgeſtellt werden.
Be=
r its jetzt haben über 900 Kollegen einen Heimſtättenſparvertrag
n it dem Heimſtättenamt der Deutſchen Beamtenſchaft
abge=
ſchloſſen. Weitere 6000 Intereſſenten ſind vorgemerkt. Es ſind
2 eamte aller Gehaltsſtufen des Reiches, der Länder und der
iemeinden vertreten. Jeder öffentliche Beamte und Lehrer
e hält auf Verlangen gegen Einſendung von 30 Pfg. vom
Heim=
ſäittenamt der Deutſchen Beamtenſchaft, Berlin=Eichkamp, den
Wegweiſer zur Beamtenheimſtätte” und ſonſtige Druckſachen
iBerſandt. Durch den Wegweiſer erhält er genaue Auskunft
üSer die Auswirkung des Geſetzes für jeden Einzelnen. Bis
ittzt hat das Heimſtättenamt der Deutſchen Beamtenſchaft 3500
asgebauten Kollegen auf Grund der
Beamtenſiedlungsverord=
nung zu einer Heimſtätte verholfen. Der Weg iſt jetzt frei, daß
jttzt weit mehr Heimſtätten für die aktiven und penſionierten
2 egmten errichtet werden können. Wir laſſen den Entwurf des
Geſetzes über die Abtretung von
Beamten=
bezügen zum Heimſtättenbau” nach dem Wortlaut der
eſchlüſſe der dritten Leſung des Reichstages folgen.
Der Reichstag hat das folgende Geſetz beſchloſſen, das mit
A uſtimmung des Reichsrats hiermit verkündet wird:
8 1.
Beamte, Geiſtliche und Berufsſoldaten, und zwar alle auch
mach Verſetzung in den Ruheſtand ſowie ihre Hinterbliebenen, ſen beurteilt man die Ausſichten nach wie vor peſſimiſtiſch.
lönnen bis zu zwei Drittel des Betrages um den ihr
Dienſtein=
lommen, Ruhegehalt und ſonſtigen laufenden Bezüge, mit Aus=
Nahme etwaiger Dienſtaufwandsentſchädigungen die Summe von
insgeſamt fünfzehnhundertſechzig Reichsmark für das Jahr
über=
n eigen, zu einem der in 8 2 genannten Zwecke abtreten. Hat der
Gmpfänger der genannten Bezüge kraft. Geſetzes Unterhalt zu
gewähren, ſo iſt bei Unterhaltspflicht gegenüber einer Perſon nur
rn Drittel des Mehrbetrags abtretbar. Iſt dem Abtretenden ein
Darlehen gewährt worden (8 2) ſo wird die Wirkſamkeit der
Ab=
tretung durch eine Verringerung der Bezüge oder eine Aende= wegiſchen Miniſterpräſidenten Lyke Beſuche ab. Es fand ein
wung in der Zahl der Unterhaltsberechtigten nicht berührt.
8 2.
Uder Landesregierung beſtimmtes öffentlich rechtliches
Kredit=
miſtitut oder gemeinnütziges Unternehmen erfolgen. Zuſtändig
Elufſicht der Länder unterſtehende öffentlich rechtliche Körper=
Reichsregierung.
Seite 3
Die Abtretung bedarf des Einverſtändniſſes einer vom
Reichsarbeitsminiſter mit Zuſtimmung des Reichsrats beſtimmten / Das deutſch=franzoſiſche bedeouen.
Stelle. Sie iſt nur zuläſſig zur Beſchaffung, Verzinſung oder
Tilgung von Darlehen, die durch Hypotheken, Grund= oder
Be=
amtenſchulden auf Wohnheimſtätten im Sinne des
Reichsheim=
anderweitig gegen ſpekulative Verwertung geſchützten Wohnheim=
Einer Wohnheimſtätte ſteht ein zu ihrer Errichtung
be=
deſtens 50 Jahre eingeräumt iſt.
8 3.
Vertrag bis zur Gewährung des Darlehens zum Ablauf eines Hindernis für die volle Ausdehnung der Politik geweſen iſt, die
Kalendervierteljahres zu kündigen. Die Kündigungsfriſt darf
höchſtens ein halbes Jahr betragen. Durch die Kündigung
er=
hält der Beamte nicht das Recht, das bereits eingezahlte Kapital
vor dem Ende der Sparperiode zurückzuverlangen.
8 4.
Landesgeſetzliche Vorſchriften finden keine Anwendung,
ſo=
weit ſie einer Abtretung nach Maßgabe dieſes Geſetzes
eutgegen=
ſtehen.
8 5.
Der Reichsaxbeitsminiſter wird ermächtigt, im Einvernehmen
mit dem Reichsminiſter des Innern und mit Zuſtimmung des
Reichsrats Vorſchriften zur Durchführung des Geſetzes zu er= möglich ſein ſollte. Herr Streſemanns Anzwort war in
leſſen.
*Die Handelsvertragsverhandlungen
mit Fraſfeſchl.
Poſſe auf der Reiſe nach Paris.
Der Führer der deutſchen Handelsdelegation,
Miniſterial=
direktor Poſſe, iſt am Dienstag abend nach Paris zurüchgekehrt,
nachdemer die beiden letzten Tage die franzöſiſchen Vorſchläge
wegen einer Verlängerung des Handelsvertragsproviſoriums mit
den Reſſorts und dem Kabinett durchgeſprochen hatte. Der
fran=
zöſiſche Vorſchlag geht bekanntlich dahin, das Proviſorium um
14 Tage zunächſt zu verlängern und in der Zwiſchenzeit einen
Interimsvertrag von längerer Dauer zu ſchließen. Die deutſche
Regierung iſt bereit, dieſen Weg zu beſchreiten, wenn ſie jetzt
bereits die erforderlichen Garantien bekommt, daß innerhalb der
nächſten 14 Tage auch ein Interimsvertrag abgeſchloſſen wird,
der bis zum Abſchluß des neuen Vertrages in Gültigkeit bleibt.
Eine längere Dauer des Zwiſchenvertrages iſt um ſo
nowen=
diger, als niemand im Ernſt mehr daran glaubt, daß die
fran=
zöſiſche Kammer den Zolltarif im Herbſt verabſchieden wird.
Die Kammer muß im Mai nächſten Jahres neu gewählt werden,
und die Mehrheit wird ſich hüten, ſo kurz vor den Wahlen einen
für die Konſumenten ſo ungünſtigen hochſchutzzöllneriſchen Tarif
noch zu erledigen. Der Zolltarif wird alſo für die nächſte
Kam=
mer übrig bleiben, die ihn vor dem Juli 1928 kaum erledigen
kann. Um ſo notwendiger iſt es alſo, daß wir jetzt zu einem
langfriſtigen Proviſorium kommen. Ob aber die Franzoſen
be=
reit ſind, Zugeſtändniſſe zu machen, wie ſie von deutſcher Seite
Streſemann beim norwegiſchen König.
Oslo, 28. Juni.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemang wurde heute
vor=
mittag 11 Uhr vom norwegiſchen König Haakon empfangen. Im
Anſchluß daran ſtattete der deutſche Reichsaußenminiſter den
Präſidenten der beiden norwegiſchen Kammern und dem nor=
Frühſtück im kleinen Kreiſe in der deutſchen Geſandtſchaft ſtatt. Locarno=Verträge in den Schmelztopf zu werfen. Die perſön=
Um 3 Uhr nachmittags wird Dr. Streſemann von der Königin liche Uneinigkeit zwiſchen Poincaré und Briand iſt in dieſem
Die Abtretung gemäß 8 1 darf nur an ein von der Reichs= von Norwegen empfangen werden. Heute nachmittag um 5 uhr Falle ebenſoſehr eine Angelegenheit Groß=Britanniens und
veranſtaltet Dr. Streſemann einen Preſſetee, während am Abend
ſüir die Beſtimmungen iſt, ſoweit Beamte der Länder und der ein großer Empfang bei dem deutſchen Geſandten, in Oslo, und Herr Streſemann bereit ſein werden, auf
Nomberg, ſtattfindet. Seinen Nobel=Vortrag hält Dr. Streſe= das willkürliche Gebot von M. Poincarz die
Ar=
ſthaften in Frage kommen, die Landesregierung, im übrigen die „mann am morgigen Mittwoch, nachmittags 2 Uhr, im Saale der beit zunichte zumachen, die ſie in Locarnovolk=
Univerſität.
Ein engliſcher Rückblick.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 28. Juni.
In dem „Obſerver” Garvin’s ſteht zu leſen: „Der
Austauſch der Reden zwiſchen Herrn Streſemann und M.
Poin=
caré zeigt, daß Locarno noch nicht völlig, feſt und unzweideutig
ein Teil des Geſetzes von Europa geworden iſt. Wir geben zu.
Dem Abtretenden muß das Recht vorbehalten werden, den daß die Stimmung der deutſchen Konſervativen ſeit Locarno ein
damals feſtgelegt und vereinbart wurde. Aber Herr Poinears
geht weit über eine Warnung an die oſtdeutſchen Revanche=
An=
hänger hinaus, wenn er die Forderung oder Erwartung
aus=
ſpricht, daß Deutſchlands Beitrag zu Sicherheit und Frieden in
einer unterwürfigen Annahme jeder Knechtſchaft beſtehen ſoll,
die ihm durch die Friedensverträge auferlegt worden iſt.
Deutſch=
land verzichtet in Locarno auf das Elſaß und einen Krieg als
Reviſionsmittel. Aber keine deutſche Regierung
könnte, auch wen nſie wollte, auf eine Reviſton
verzichten, ſowie ſie durch friedliche Mittel
einwandfreien Wendungen gehalten. Deutſchland iſt wie
Frank=
reich nach der Darſtellung in Poincares Rede völlig bereit, die
alten Feindſeligkeiten mit einer neuen Freundſchaft zu
ver=
tauſchen. Aber es muß dies eine Freundſchaft unter
Gleichen, nicht eie ſolche zwiſchen Sieger und Beſiegten
ſein. Locarno bedeutete eine freiwillige Beſchränkung der
Son=
veränität. Die Rheinland=Beſetzung iſt eine zeitweilige
Zwangs=
maßnahme, ein Ueberbleibſel von dem, was vorübergehen muß,
wenn eine dauernde Sicherheit entlang dem Rheinſtrom
herr=
ſchen ſoll.
M. Poincaré fragt in der Tat, was aus Frankreich werden
ſoll, wenn der Dawes=Plan zuſammebricht, und Frankreich kein
Inſtrument mehr beſitzt, ſeine Gebühren herauszuziehen. Wir
geben auch zu, daß deutſche Publiziſten freigebig genug mit
Prophezeiungen über den Zuſammenbruch des Planes geweſen
ſind, um aus den Wünſchen die Erwartung zu erzeugen. Aber
der Plan iſt etwas in ſich Abgeſchloſſenes, und ſein Erfolg oder
ſein Fehlſchlag hängen von Tatſachen ab, die durch ſeine Agenten
in gehöriger Zeit wiſſenſchaftlich und unparteiſch dargetan
wer=
den können. Die Rheinlandbeſetzung kann nicht mehr als die
Ruhr=Inbaſion als ein Heilmittel für finanzielle Enttäuſchungen
benutzt werden, und die ganze Welt, einſchließlich der Vereinigten
Staaten, hat ein Intereſſe an dem Erfolg des Planes.
Die Ruhr ließ den Franc zuſammenbrechen. M. Poinoaré’s
wunderbare Energie und Betriebſamkeit, ſein Erfaſſen der
ein=
zelnen wichtigen Punkte in der Verwaltung, ſeine beherrſchende
Stellung im Parlament haben im Verein mit M. Briand,s
weitem Blick in der auswärtigen Politik das Vertrauen und den
Kredit für Frankreich wiederhergeſtellt. Konſervative
Finanz=
wirtſchaft und eine liberale auswärtige Politik haben zuſammen
Frankreich ſeine finanzielle Sicherheit wiedergegeben. Wenn
irgend etwas ſie wieder erſchüttern ſollte, ſo würde es den
Zu=
ſammenbruch der einen oder der anderen dieſer
Zwillings=
politiken ſein. Trotz der böſen Vorahnungen, welche die Rede
Poincars’s an einigen Stellen hervorgerufen hat, vertrauen wir
verlangt werden, iſt mehr als zweifelhaft. In politiſchen Krei= darauf, daß keine von beiden mißlingen wird, und daß die Politk
des Herrn Streſemann wie die von M. Briand auch weiterhin
einander rechtfertigen werden. Aber es iſt unmöglich, die
beun=
ruhigende Wirkung zu verkennen, welche Britanniens Hals=über=
Kopf=Bruch mit Rußland auf Europa als Geſamtheit ausgeubt
hat. Britannien beſindet ſich auf wankendem Boden.
Der Diplomatiſche Korreſpondent” des „Obſerver” ſpricht
von zwei Problemen, die Sir Auſten bei ſeiner Heimkehr
er=
warteten. Das angenehmere ſei die Vorbereitung der fovmalen
Agenda für die Unterhaltungen mit Sarwat Paſcha in der
kom=
menden Woche. Das andere Problem, das auf Sir Auſten wartet,
iſt jedoch eines der ſchwierigſten und heikelſten, mit denen er ſich
je befaſſen mußte. Poincaré’s Rede in Luneville verſuchte, die
Deutſchlands, wie Frankreichs. Denn man kann nicht
er=
warten, daßSir Auſten Chamberlain, M. Briand
bracht haben.
Bach=Uraufführung in Leipzig.
ee
Im Rahmen einer ſommerlichen Bach=Feier kam in der
Seipziger Thomaskirche das letzte Werk des Meiſters,
ie „Kunſt der Fuge”, zur Uraufführung. Faſt zwei
Jahrhun=
d erte mußten vergehen, bis man dazu gelangte, die letzte Nieder=
Shrift Johann Sebaſtians in eine Form zu bringen, die eine
raktiſche Verwendbarkeit des Werkes möglich machte. Das
Ver=
ienſt, dieſe Form gefunden zu haben, gebührt dem jungen
Bach=
ſorſcher Wolfgang Graeſer. Er hat mit der Reviſion,
Neuordnung und Inſtrumentierung dieſer 19 Fugen ſeinen
Namen unauslöſchlich in die Geſchichte der Bach=Bewegung
ein=
retragen. Niemand, der das Werk in dieſer ſeiner neuen Geſtalt
inmal auf ſich wirken läßt, wird fürderhin mehr auf den
Ge=
danken kommen können, daß es ſich hier etwa um ein theoretiſches
Schulwerk Bachs handelt. Man erkennt jetzt erſt, welcher
uner=
meßliche Schaden dem Werk viele Menſchenalter hindurch dadurch
zugfügt wurde, daß man es nur als Klavierwerk kannte, und
ewar als ein Klavierwerk, von deſſen Unſpielbarkeit ſich jeder
üüberzeugen mußte, der das Werk einmal in die Hände nahm.
Aus den Feſſeln dieſer Klavierbearbeitung hat nun Graeſer die
unſterblichen Tonfolgen Bachs durch eine ebenſo kühne wie
ſinn=
gemäße Inſtrumentation befreit. Je nach dem Stimmungs=
Behalt und den architektoniſchen Ausmaßen der einzelnen Fugen
äßt er ſie von Cembalo, Orgel, Bläſerenſemble, Streichquartett
oder vollem Orcheſter ſpielen. Der ſo erreichte Eindruck iſt ein
newaltiger. Mit einem Schlage erſcheint dadurch Bachs letztes
WVerk in Wahrheit als die Krönung ſeines geſamten Schaffens,
als ein menſchliches Dokument von faſt erſchreckender Wucht und
Bröße. Die Aufführung in der Leipziger Thomaskirche unter
Veitung des Kantors an St. Thoma, Prof. Dr. Karl Straube,
wwar eine künſtleriſche Großtat, die Leipzig erneut ſeine unbe=
Singte Führerſtellung in der deutſchen Bachpflege ſichert. Helfer
Ses idealen Leiters waren der Thomasorganiſt Günther
Ra=
min, das Gewandhaus=Quartett und das
Gewand=
haus=Orcheſter, deſſen Bläſerſoliſten ſich bei dieſer
Be=
legenheit beſonders auszuzeichnen wußten. — Die Bach=Feier,
als deren Krönung die „Kunſt der Fuge” dargeboten wurde,
ent=
hielt einleitend eine feſtliche Motette der Thomaner und eine
Aufführung der Johannispaſſion in der Thomaskirche, und auch
Ddieſe Aufführungen ſtanden auf einer künſtleriſchen Höhe, die
ale Hörer in wirkliche Feierſtimmung zu verſetzen wußte.
Dr. Adolf Aber,
4Frankfurter Konzerte.
Auch bei den hervorragenden Veranſtaltungen im „Sommer
der Muſik” in Frankfurt gibt es Enttäuſchungen. Eine ſolche
war, daß der Chor der Sixtiniſchen Kapelle unter Peroſi
abge=
ſagt hatte. Wenn auch der hervorragende Domorganiſt Hans
Bach in Köln und Adolf Rebner=Frankfurt ſtatt deſſen
kon=
zertierten, ſo bedauerte man doch, den berühmten römiſchen Chor
nicht hören zu können. Auch die Erſtaufführung des Oratoriums
„Franz von Aſſiſi” von Gabriel Pierns war nicht in jeder
Be=
ziehung erfreulich. Einmal eignet ſich das Hippodrom, ſelbſt
wenn es gut beſetzt iſt, wenig für Konzerte, am allerwenigſten
für kirchenmuſikaliſche Aufführungen, und dann hat das Werk
trotz aller Klangſchönheiten Längen und wirkt doch ſchon als
Muſik von geſtern, da die Plaſtik der Erfindung nicht hinreicht,
um über Schwächen hinwegzutäuſchen, die man nicht ſo gefühlt
hätte, als dieſer von Debuſſy abhängige Stil noch neu war.
Selbſt die trefflichen Soliſten und der große, klangſchöne und
muſikaliſch überaus ſichere Chor unter Profeſſor F. Gambke
konnten dem Werk nicht mehr als einen Achtungserfolg erringen.
um ſo herrlicher waren die beiden Konzerte der Wiener
Philharmoniker, die ſich im großen Saalbau unter die
Leitung von Profeſſor Clemens Krauß geſtellt hatten. Die
Klangſchönheit des Wiener Orcheſters, die Muſizierfreudigkeit,
mit der dieſe Künſtler ſpielen, iſt uns Darmſtädtern ja noch in
beſter Erinnerung von ihrem hieſigen Konzert im vorigen Jahr.
Jetzt ſpielten ſie im erſten Konzert Webers „Oberon”=Quverture,
den „Don Juan” von Richard Strauß und die 3. Bruckner=
Symphonie, und zwar mit ſolcher Hingabe und ſolcher
Steige=
rung, daß man nicht ſagen kann, welche von dieſen Darbietungen
die vollkommenſte war. Ganz wundervoll war die Breite und
Großzügigkeit in der Brucknerſchen Symphonie.
In ähnlich feſtlicher Auffaſſung erklang am Sonntag morgen
Schuberts große C=Dur=Symphonie, ſein letztes ſymphoniſches
Werk, das in den rieſigen Ausmaßen ſeiner Formen wie eine
Ueberſteigerung Beethovenſcher Form und wie ein Vorläufer
Bruckners anmutet. Darauf hatte Johann Strauß das Wort,
von dem die „ſchöne blaue Donau”, das ſeltener gehörte, aber
überaus wirkſame „perpetuum mobile”, die „Roſen aus dem
Süden” und die „Fledermaus”=Quverture geſpielt wurden und
begeiſterten Widerhall fanden, daß eine Zugabe notwendig
wurde. Beſonders intereſſant war der Vergleich zwiſchen dem
Pariſer und dem Wiener Orcheſter; trotz ſeines ſtarken
Tempe=
ramentes ſpielke das erſtere verhältnismäßig akademiſcher,
abge=
klärter, während ſich die Wiener in ihrem ſchönen Klang
gerade=
zu zu berauſchen ſchienen und allen Gemüts= und Gefühlswerten
beſonders gerecht wurden.
B. A.
* Hanz Wilhelm Hollm: „Der Hochzeitsflug der Bienenkönigi”
und andere Novellen. Verlag „Deutſche Schiffahrt’, Berlimn SW. 19,
Wallſtraße 11—12 SSpindlershof) Preis broſchiert 3 Mk. Ein Buch
vom Sterben, vom Sterben in Schönheit. „Erlöſer Tod” ſt das als
Vorwort dem Buche vorangeſetzte Gedicht überſchrieben. Die Novellen,
in deren Mittelpunkt jedesmal ein tragiſches Offiziers= und
Frauenſchick=
ſal ſteht, wendet ſich an die Kreiſe, in denen die Auffaſſung von Ehre,
Pflicht, Tapferkeit und Mannesmut des alten Offiziersſtandes noch
wei=
terlebt. So ſchlicht, wie dieſe Erzählungen der Erlebniſſe und
Schick=
ſale aus der Zeit des Weltkrieges ſind, ſo wahrhaft ergneifend ſind ſie,
weil ſie lebenswahr und mit Herzblut geſchrieben ſind. „Nur einmal
kommt das Glück zum Menſchen, nur einmal ſteigt die Bienenkönigim
zum Hochzeitsfluge auf. Was danach kommt, iſt ſchal und leer.‟ Dies
der Sinn der erſten Novelle. Ein junges Mädchen bringt einem in den
Tod gehenden Fliegeroffizier in hingebender Liebe das höchſte Opfer
und ſtirbt dann ſelbſt. Von den Ereigniſſen der Revolution gibt eim
Marineoffizier eine Schilderung, die ſich nur nach hiſtoriſchem Materiall
aufbaut und einen Beitrag zur Zeitgeſchichte bildet; und von dem
Kampfe um die Oſtmark, den Greueln der Polenwirtſchaft, ihrer
Nieder=
tracht und Rachſucht, denen er ud ſeine Frau zum Opfer fallen, wird
emn erſchrockendes Bild entworfen. In der letzten Nobelle hat der
Ver=
faſſer den Mut, den Empfindungen und der Verzweiflung Tauſender=
Ausdruck zu geben, wenn er angeſichts des Todes ihres auf dem Rückzug
von der ſchurkiſchen Hand eines deutſchen Meuchelmörders getötetem
Enkels und der unverdienten Schmach unſeres redlichen und fleißigen
Volkes die ſterbende Großmutter ſagen läßt, daß ſie nicht mehr an Gott,
an ſeine Güſte und Gerechtigkeit glauben könne, daß ſie denen nicht
ver=
geben könne, die ihren Enkel ermordet, und dieſe Menſchen haſſen
werde mit der ganzen Kraft ihrer Seele bis zum letzten Herzſchlage,
daß ſie auch die haſſen werde, die uns und unſer Vaterland in die
heu=
tige furchtbare Lage gebracht haben. Haſſen mit dem alten Fluche des
Hebräer auf den Lippen „Auge um Auge, Zahn um Zahn”, und ſie flehe
auf den Knien zu dem ſtrengen, gerechten Gott, an den ſie auch heute
den Glauben nicht verliere, daß uns dermaleinſt ein Tag der Nache
beſchieden ſein möge, an dem wir frohlocken können über die, die uns
und unſer Recht heute mit Füßen treten. — Was edel und gut
befun=
den war in der vergangenen Zeit, wird wieder auferſtehen, wie der
Frühling der Erde erwacht
zus den Schrecken des Winters. Ich glaube
an dich, mein deutſches Volk!
K.
Hochſchulnachrichten.
Hk. Freiburg i. B. Der Direktor der Badiſchen Geologiſchen
Landesanſtalt Dr. phil. Karl Schnarrenberger wurde zum
Ober=
bergrat ernannt.
Hk. Hannover. Der ordentliche Profeſſor für praktiſche Mathematik
und darſtellende
Ge=
retrie in Hannover Dr. Erich Salkowski ſt
zum Oudingrius in der Fakultät für allgemeine Wiſſenſchaften der
im Berlin ernannt worden. Prof. Salkowskk
Sochniſchen Godioh u hrer am Kaiſer Wihelm=Reglaymnaſium in Berlin
war bis 1915 Oberle
und Privatdozent an der Techniſchen Hochſckule, 1911 erhielt er den
Profeſſortitel und folgte im Jahre 1915 einer Berufung nach Hannover
auf die etntsmäßige Profeſſun für Mathematik an Stelle von Profeſſoen
Nothe.
Die glückliche Geburt eines
geſunden Jungen zeigen
hoch=
erfreut an
Hans Kramer und Frau
Tſe, geb. Hillmann.
Darmſtadt, den 27. Juni 1927.
Schuchardſtraße 1I.
z. Zt. Privatklinik Dr. Hoffmann
und Dr. Wolff. (17081
Todes=Anzeige.
Heute wurde unſere liebe Tante
Fräulein
Luiſe Wolff
im 92. Lebensjahre, von ihrem
ſchweren Leiden erlöſt. (10435
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Lili Wolff, geb. Urich
Amalie Wolff.
Darmſtadt, den 28. Juni 1987.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag, den 30 Juni, nachm. 3 Uhr.
vom Portale des alten Friedhofes
an der Nieder=Ramſtädterſtraße
aus ſtatt.
Hiermit erfüllen wir die traurige Pfücht,
unſre A. H. A. H., Philiſier und i. a. B i. a. B.
von dem Ableben unſres lieben Alten Herrn
Direktor der Berliner ſtädt. Gaswerke
Ehrenbürger der Techniſchen Hochſchule Berlin
aktiv 1889/92
geziemend in Kenntnis zu ſetzen
Die O. B. „Germania”
J A.: Arnold Brüggemann X
10882)
Lientoid-
Inſtrumente.
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trola=Platten, große
(10070a
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Georgenſtraße 11.
Weinfäſſer zu verk.
J. Heß,
Pankratius=
ſtr. 30½. (*16958imd
Lodes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß
ent=
ſchlief am 25. Juni 1927 mein lieber, guter Mann,
unſer herzensguter, treubeſorgter Vater
Herr
Oilgelllt Mirotaud Schtander
nach langjährigem, mit großer Geduld ertragenem
ſchweren Leiden.
Es ſei hiermit den Aerzten und Schweſtern
des Städt. Krankenhauſes, den Barmh. Brüdern
des Herz=Jeſu=Heims für die allzeit liebevolle, treue
aufopfernde Pflege, ſowie dem Herrn Pfarrer Heß
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe, dem Hauſe
Goebel ſen. und jun., ſowie den Beamten und
Arbeitern der Fa. G. Goebel, dem evang.
Arbeiter=
verein und Chauffeurverein gegr. 1910 für all die
liebevollen, herzlichen Worte und die
Kranznieder=
legungen am Grabe, ferner Allen, die ihm die letzte
Ehre erwieſen haben, auf dieſem Wege herzlichſt
gedankt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Anna Schlander, geb. Willmann
Blondine Roth, geb. Schlander
Georg Schlander
Lolo Schlander
Paul Schlander
Wilhelm Roth.
(10409
Auf Wunſch des Verſtorbenen fand die Beerdigung
in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man Abſtand zu nehmen.
Statt beſonderer Anzeige.
Am Freitag, den 24. Juni, entſchlief ſanft
in Leipzig nach kurzer, ſchwerer Krankheit
unſere geliebte Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau Geh. Medizinalrat
Anna Meinel
geb. Böhmig
(*17144
im 72. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Todes=Anzeige.
Unſere Mutter, Schwiegermutter und Tante
Suſanne Hein
geb. Hegendörfer
Witwe des Hofſeilermeiſters
iſt am 25. ds. Mts. nach ſchwerer Krankheit
im Alter von 73 Jahren ſanft verſchieden.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung fand in der Stille ſiatt.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
liebe Frau, meine herzensgute, treuſorgende Mutter,
Großmutter und Schwiegermutter, unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Eliſabethe Seligmann
geb. Kunz
nach langem ſchweren, mit großer Geduld und
Hoff=
nung ertragenen Leiden heute vormittag 1½ Uhr
im 57. Lebensjahre zu ſich in die Ewigkeit zu rufen.
Ihr Leben war Arbeit, Liebe und Güte.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
In tiefem Schmerz:
Karl Seligmann
Katharina Roßmann, geb. Seligmann
Wilhelm Roßmann
und 2 Enkelkinder.
Schneppenhauſen, den 28. Juni 1927.
(10399
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 30. Juni,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
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Schlaftn 4
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Much
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44
Mittwoch, den 29 Juniäg27
„Seite 5
Hus der Landeshauptſtavt.
Darmſtadt, 29. Juni.
*Die Wiedereröffnung des Hotels
„Zur Traube.
Das Hotel „Zur Traube” iſt, obwohl noch nicht vollendet,
in dem bisher vollendeten Teil ſeit geſtern der Oeffentlichkeit
wieder zugänglich. Damit hat die lange Zeit des Wartens auf
gas vielumſttittene Hotel „Traube” ihr Ende erreicht. Geſtern
vormittag haben die Stadtverordneten und die Stadtverwaltung
miiter Führung des Herrn Bürgermeiſter Buxbaum den
bis=
ver fertiggeſtellten Teil der „Traube” beſichtigt. Fertiggeſtellt
find die geſamten unteren Räume, das Veſtibül mit den
Ge=
chäftszimmern, die große Empfangsdiele, der Leſeſaal, der
Kon=
ferenzſaal, auf der anderen Seite drei große
Reſtaurations=
räume, auſchließend Anrichteraum und vor allem die Küche.
Fertiggeſtellt iſt weiterhin der ganze erſte Stock mit den
Hotel=
simmern. In wenigen Wochen wird auch der zweite Stock
Hollendet ſein, um alsbald dem Verkehr übergeben zu werden.
Der dritte Stock und die Neubauten, wie Autogaragen,
Chauf=
feurzimmer uſw. ſollen ſpäteſtens Anfang Oktober fertig werden,
uind damit wird dann das geſamte Hotel „Traube” in ganz
rieuem Kleid eingeweiht und dem Verkehr übergeben werden.
Schon jetzt kann man auf Grund der erſten Beſichtigung des
Ffertiggeſtellten ſagen, was aus der „Txaube” geſchaffen worden
äſt, iſt höchſte Anerkennung wert. Darmſtadt hat nun endlich
wvieder ein erſtklaſſiges, repräfentatives Hotel, in dem auch der
werwöhnteſte Reiſende ſich wohlfühlen wird. Man muß der
Ftüdtiſchen Bauverwaltung, vor allem den Herren Bürgermeiſter
Buxbaum und Baurat Hoffmann, die Anerkennung aus=
Nprechen, daß ſie hier in jeder Beziehung Muſtergültiges und
Vorbildliches geſchaffen haben. Sehr weiſe iſt jeglicher Luxus
wermieden, aber es wurde auf einen gediegenen, repräſentativen
EEindruck aller Räume Wert gelegt und vor allem in
baulich=
echniſcher Beziehung auf die Erfüllung aller Anforderungen,
Wie praktiſcherweiſe an ein gutes Hotel geſtellt werden können.
Wir wollen uns heute mit dieſer Feſtſtellung begnügen und
rverweiſen im übrigen auf den an anderer Stelle abgedruckten
Aufſatz des Herrn Bürgermeiſters Buxbaum. Eingehende
Beſprechung behalten wir uns außerdem vor bis nach
endgül=
tiger Fertigſtellung des Hotels.
um den Stadtverordneten, der Stadtverwaltung und auch
der Preſſe bei Gelegenheit der Beſichtigung auch einen Einblick
zu geben in das, was die Küche des Pächters, Herrn Gabler,
zu leiſten vermag, hatte Herr Gabler nach der Beſichtigung zu
einem kleinen Frühſtück eingeladen. Bei dieſer Gelegenheit hieß
Herr Gabler im Namen ſeiner Familie die Gäſte herzlich
will=
kommen. Er ſprach im Anſchluß an den Willkommgruß der
Stadt und vor allem denen, die den Bau ausgeführt haben, vom
Standpunkt des Hotelfachmannes höchſte Anerkennung aus. Mit
Necht wies Herr Gabler darauf hin, daß für jeden Reiſenden
das Hotel die Viſitenkarte einer Stadt darſtellt. Dieſe
Viſiten=
karte ſei nunmehr für Darmſtadt derart gut ausgefallen, daß
die Stadt mit jeder Großſtadt in dieſer Beziehung konkurrieren
kann. Bewundernswert ſei, was aus dem glten Bau neu
ek=
ſtanden iſt. Allen Anſprüchen könne dieſes nunmehr
muſter=
gültige Hotel genügen. Mit einem herzlichen „Glück auf!” grüße
er das aus der Taufe gehobene jüngſte Kind in Darmſtadts
Ent=
wicklung.
Im Anſchluß hieran hielt Herr Bürgermeiſter Buxbaum
den oben erwähnten Vortrag über die Geſchichte des Hotels „Zur
Traube”, den wir an anderer Stelle wiedergeben. Herr
Stadt=
berordneter Leuſchner ſprach als Vorſitzender des
Finanz=
ausſchuſſes und im Namen der Stadtverwaltung die herzlichſten
Glückwünſche zu der Wiedereröffnung aus. Das Hotel „Zur
Traube” ſei eines der meiſtumſtrittenen Projekte geweſen, die
die Bürgerſchaft Darmſtadts in deu letzten Jahren beſchäftigten.
wein es auch uicht ganz ſo umſtritten ſei wie der Ratskeller. Im
Grunde genommen ſei man ſich von vornherein darin einig
ge=
weſen, daß die Schaffung eines erſtklaſſigen Hotels für
Darm=
ſtadt eine Notwendigkeit war. Umſtritten war nur die Frage,
ob die Stadt die ſchwere finanzielle Belaſtung auf ſich nehmen
könne. Schließlich hat ſich niemand auch dieſer Notwendigkeit
verſchließen können. Wer viel reiſt, der weiß aus Erfahrung,
welchen Eindruck gerade die Hotels und der Aufenthalt in dieſen
auf den Reiſenden macht, und wie aus dieſen Eindrücken auf die
gauze Stadt geſchloſſen wird. So muß jeder Einſichtige es
be=
grüßen, daß Bürgermeiſter Buxbaum ſich mit ſeinen Anſichten
durchgeſetzt hat. Schon was man heute ſehen kann, zeigt, daß
hier zielbewußt gearbeitet worden iſt. Viele andere Städte
haben Notwendigkeiten dieſer Art läugſt erkannt, ſie haben aber
auch weiter die Notwendigkeit ſtarker Propaganda erkannt. In
dieſer Richtung wäre Herrn Bürgermeiſter Burbaum noch mehr
Initiative zu wünſchen. Mit dem Dank an Bürgermeiſter
Bux=
baum, die Stadtverwaltung und die Stadtverordneten=
Verſamm=
lung und mit dem Wunſche, daß der Pächter der „Traube”
be=
ſtrebt ſein möge, das Hotel ſo zu führen, daß es wirklich allen
Anſprüchen genüge, ſchloß der Reduer.
Dieſem letzteren Wunſch ſchließen wir uus aufrichtig an und
rufen auch unſererſeits der neuerſtandenen hiſtoriſchen „Traube‟
*.5
ein herzliches „Glück auf!” zu.
— Verſetzung in den Ruheſtand. Auf Grund des 8 1 des Geſetzes
die Altersgrenze der Stgatsbeamten vom 2. Juli 1993 bow.
über
Uee eheich dil eir Git uncheniſchen Aufie de andie
univerſität Gießen.
— Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurbe: am 22. Juni 1927 der
Regierungsrat Dr. Auguſt Roeſener aus Mainz auf ſeinen Antrag
mit Wirkung vom 1. Juli 1927.
Verſammlung. Man ſchreibt uns: Am Montag abend fand im „
Saal=
bau” eine von der Friedensgeſellſchaft veranſtaltete
öffent=
liche Verſammlung ſtatt. Bei abgeſchloſſenen Galerien war der Saal
etwa zur Hälfte beſetzt. Nicht klar war — die Frage wurde auch im
Verlauf des Abends nicht geklärt —, wer eigentlich die Verſammlung
einberufen hatte, ob die Ortsgruppe Darmſtadt oder der weſtdeutſche
Landesverband der Deutſchen Friedensgeſellſchaft oder wer ſonſt.
Jeden=
falls löſten ſich die beiden Referenten abwechſelnd in der
Verſammlungs=
leitung ab. Einheimiſche waren am Vorſtandstiſch nicht vertreten. An
die Ausführungen der beiden Referenten ſchloß ſich eine Ausſprache, die
ſich recht lebhaft und verworren geſtaltete. Inhaltlich auf die
Ausfüh=
rungen der verſchiedenen Redner einzugehen, lohut ſich wirklich nicht.
Sind das die Ziele der deutſchen Friedensgeſellſchaft.
Zur Geſchngie des Soleis zur Praude.
Von Bürgermeiſter Buxbaum.
Bekanntlich hat Darmſtndt im Jahre 1330 Stadtrechte erhalten
und erhielt ſeinen erſten Mauerring um dieſe Zeit. Die ganze Stadt
war ängelehnt an das Schloß und umfaßte lediglich die heutige Altſtadt.
Der Verkehr von Frankfurt dunch Darmſtadt ging zur Arheilger Pforte,
zur Frankfurter Pforte oder zur neuen Pforte herein und zur Beſſun= geſchloſſen und mit dem Abbruch der baufälligen Trakte begonnen.
ger Pforte hinaus. Später ſchuf man aber für den Durchgangsverkehr
die Landſtraße, die nicht mehr durch die Stadt hindurch, ſondern um die
Stadt herumführte. Der Nordſüd=Verkehr kam von der Frankfurter
Straße her und führte um die Stadt herum nach der alten Eberſtädter
Straße. Als dieſer Verkehr ſich ſo richtig entwickelt hatte, entſtand vor
dem damaligen neuen Tor eine Schenke, die der Scheuerhof hieß. Dieſe Außerdem iſt im Hofe ein Kofferhaus errichtet worden, das Gelegenheit
Schenke beſtand lange Zeit und wurde wiederholt umgebaut. Eine geben ſoll, die großen Muſterkoffer unterzubringen und Ausſtellungen
Jahreszahl im Torbogen nennt das Jahr 1625, aber auch im Jahre 1660
wurde der Scheuerhof erheblich vergrößert. Dieſer Scheuerhof wurde
1670 von dem Bürger und Märkmeiſter Jean Doſer an den damaligen
Landgraf Ludwig Il. verkauft und enthielt die fürſtliche Brauerei. Die
dazu gehörigen Brunnen ſind erſt jetzt bei dem Neubau des Hegahauſes
wieder ausgegraben und zugefüllt worden. Hinter dem Scheuerhof lag
eine fürſtliche Meierei. Der Scheuerhof wurde dann vom Landgrafen
in Zeitpacht gegeben und erſcheint im Laufe der Jahre in den Händen
von verſchiedenen Wirten. Er bildete eine ſehr beſuchte Schenke und
war den Wirten in der Stadt Darmſtadt ein Stein des Anſtoßes, weil
alle Welt. Einheimiſche und beſonders Fremde, dahin ging, wo es luſtig
herging, da das Auge der Polizei nicht immer dahin reichte. Dem
Stadt=
rat war ar ein Stein des Anſtoßes, weil der außerhalb der Stadt
woh=
nende Wirt leichter den Weinzoll vergeſſen konnte. Im Jahre 1698
wurde der Scheuerhof wieder umgebaut und in einen Gaſthof
verwan=
delt, der den Namen „Zum großen Trauben” erhielt. Es war alſo der
Landesfürſt, der zum erſtenmal ein Hotel an dieſer Stelle errichtete.
Auch dieſer fürſtliche Gaſthof wunde in Pacht gegeben. Der erſte
Pächter im Jahre 1698 war Georg Michael Wilhelmy. An deſſen Stelle
trat aber ſchon im Jahre 1700 Elias Brückner, ehemals Gaſtwirt „Zur
franzöſiſchen Krone” in Frankfurt a. M. 1701 folgte ihm Gabriel
Schwendt, Wirt „Zum kleinen Nieſen”
in Frankfurt a M. 1710 folgte
dieſem der Poſtmeiſter Wendt und 1711 Matthias Rautenbuſch, Wirt
„Zum weißen Roß” in Eberſtadt.
Im Jahre 1717 wurde die Zeitpacht in eine Erbpacht verwandelt,
und eiſter Eubpächter wurde Johann Kaſpar Immler. An deſſen Stelle
trat im Jahre 1750 ſein Sohn, der Poſtmeiſter und Regierungsſekretär
Georg Immler, der aber in demſelben Jahre den Gaſthof dem
Poſt=
meiſter Klöß und dann dem Gaſthalter Wießner in Pacht überließ.
Im Jahre 1820 erſcheint als Erbleiher Chriſtian Fritſch, der dann
die Erbleihe ablöſte. Fritſch baute den Gaſthof wiederum ganz erheblich
um und errichtete den Saal. Von Fritſch erkaufte den Gaſthof im Jahre
1853 der Gaſtwirt Fußner und machte ihn zu einem Muſtergaſthof und
zu einer hohen Schule für Kellner. Dieſem Wirt verdankt die „Traube‟
ihren internationalen Ruf. Nachfolger von Fußner wurde um 1870 der
Gaſtwirt Karl Stempel, von dem 1890 der Hotelier Adolf Reuter den
Gnſthof erwarb. Adolf Reuter baute den Gaſthof im Jahre 1907 08
nach den Entwürfen der Darmſtädter Architekten Scheerer und Finke
um, dabei hat der Geheime Baurat Profeſſor Dr. Alfred Meſſel als
künſtleriſcher Beirat für das Aeußere des Hauſes mitgelwirkt.
Wie früher der Scheuerhof, ſo war auch lange Zeit die große
„Traubo” ein Gegenſtand des Neides für ſämtliche Darmſtädter Wirte,
weil die auf der Landſtraße ankommenden Fremden in dem an der
Land=
ſtraße gelegenen Gaſthofe mehr als in der Stadt einkehrten. Die
Trau=
benwirte hatten deshalb ſehr häufig Verdächtigungen wegen ſchlechter
Behandlung der Fremden oder wegen ſchlechter Qualität ihres Weines
zu erleiden. Um allen Klagen zuvorzukommen, waren übrigens allezeit
den Pächtern ſchon von den Landesfürſten folgende Vorſchriften zur
Innehaltung größter Ordnung erteilt worden: Der Pächter ſoll:
1. Alle ſeine Meſſungen erforderlichenfalls auf das Rathaus zu deren
Beſchüttung und Probierung liefern.
2. Keine Meſſung führen, die nicht mit dem gewöhnlichen Stadtzeichen
markiert iſt.
3. Er muß leiden, daß er unvermutet viſitiert wird.
4. Er darf keine Gäſte über die verordnete Zeit außer den Reiſenden
dulden, weniger nicht.
5. Alle ankommenden Fremden täglich einzeichnen und in Nachtzettel
ſetzen.
6. Die im Trauben vorkommenden Schlägereien und zur Zehnt
quali=
fizierten Poſten an das Ortsamt berichten und daſelbſt anbringen.
7 Auch keine Leute, die ſich allhier einſchleichen und aufhalten wollen,
dulden, ſondern dieſelben gehörigen Orts anzeigen.
Er muß bei ereignenden Feuersbyünſten gleich anderen Wirten in
Darmſtadt ſeine Pferde an die Feuerſpritze ſpamnen und ſolche dem
Feuer zuführen laſſen.
9. Er ſoll auch der Patrouille, welche über der Zeit Gäſte außer den
Reiſenden im Trauben antrifft, bei hoher und willkürlicher Strafe
den Eingang in das Haus und in die Zimmer zu verſperren ſich
nicht anmeſſen.
10. Er darf keinen Tanz oder Ueppigkeiten geſtatten.
11. Er darf unter den Sonntags= und anderen Feſtpredigten niemanden
einiges Getränke außer in höchſten Notfällen und den Reifenden
nach Einleitung der unterm 24. November 1699 publizierten
Ver=
ordnung enthaltenen Bedingung zahlen laſſen.
12. Die Gäſte ſoll er nicht übernehmen, vielmehr ſich befleißigen,
die=
ſelben beſtens zu gceomotieren, oder aber gewärtig ſein, daß ihm
ein förmlicher Tax auf die Logierung und Viktualien vorgeſchrieben
und nach Befund des Umſtandes weitere Beſtrafung angedeihen
wird.
einer ſtrengen Aufſicht unterworfen waren.
Der Ruf des ganzen. Hauſes war bis zum Kriegsbeginn ein
außer=
der beſtgeleiteten Gaſtſtätten in ganz Süddeutſchland. Während des
Krieges ging aber der Gaſthof mehr und mehr zuuzick. Der Beſitzer war den Verkehr im Hotel zu erſchweren.
nicht mehr in der Lage, den neuzeitlichen Anſprüchen zu entſprechen und
kam immer mehr in Schwierigkeiten. Am 10. Auguſt 1926 erwarb die
Stadt Darmſtadt das Hotel in der Zwangsverſteigerung. Am 1.
Sep=
tember wurde das Hotel von der Stadt übernommen und als Pächter
dem Hotelier Anton Gabler aus Darmſtadt übertragen. Daß das Hotel
in dem ſeitherigen Zuſtande, der zum Teil geradezu kaufällig war, nicht
weitergeführt werden konnte, war klar. Nur ein vollſtändiger Um= und ebenfalls von der Firma Trier ausgeführt ſind, zur Benutzung fertig.
Neubau konnte zu dem Ziele führen, das ſich die Stadtverwaltung
geſteckt hatte, und dieſes Ziel war die Schaffung eines Hotels erſten
Nanges, mit genügender Zimmerzahl und allen neuzeitlichen Errungen=
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ſchaften, an die das internationale Publikum gewöhnt iſt. Während des
Krieges und nach dem Kriege ſind in Darmſtadt verſchiedene größere
Hotels eingegangen, ſo das Britannig=botel, das Hotel Heß und andere
mehr. Die Klagen über die Darmſtädter Hotelnot wurde immer lauter,
und mit Racht bemängelten die hier ankommenden Fremden dieſen
Zu=
ſtand. Die Stadtverwaltung beantragte deshalb einen vollſtändigen
Um=
bau und beauſtragte das Städtiſche Hochbauamt alsbald mit dem
Bau=
beginn. Nach reiflicher Ueberlegung entſchloß man ſich, das Hotel auf
einige Monate zu ſchließen. Am 21. November 1926 wurde das Haus
Eine der notwendigſten Forderungen war die Schaffung einer
genü=
gend großen Autogarage. Deshalb wurde eine eigene Zufahrt
ange=
ordnet und im Hof ein großer Garagenbau mit 10 Boxen errichtet.
Ueber dieſem Garagenbau befinden ſich die Zimmer der
Kraftwagen=
führer und die Zimmer für das männliche Dienſtperſonal des Hotels.
zu veranſtalten. Daß eine Tankanlage nicht fehlt, verſteht ſich von ſelbſt.
Auch das Garagenhaus und das Kofferhaus ſind an die Zentralheizung
angeſchloſſen und mit kaltem und warmem Waſſer in jedem Zimmer
ausgeſtattet. Das Haupterfordernis des ganzen Hotels war eine
erheb=
liche Vermehrung der Fremdenzimmer und insbeſondere der Zimmer
mit 1 Bett. Man entſchloß ſich deshalb dazu, den früheren Feſtſaal im
erſten Obergeſchoß, der ohnehin ganz baufällig war, zu beſeitigen und
dafür Fremdenzimmen in einem Neubau unterzubringen. Es iſt ſo
gelungen, ſtatt der fuüher vorhandenen 54 Zimmer mit 73
Fremden=
betten nunmehr 75 Zimmer mit 94 Fremdenbetten einzurichten. Dazu
kommen 20 Zimmer im Garagenbau mit 20 Betten. Die meiſten
Zim=
mer mit zwei Betten haben ein beſonderes Bod, die Zimmer mit 1
Bet=
nur vereinzelt. Insgeſamt ſind im Hauſe nun 24 Bäder und 150
Waſch=
tiſche mit kaltem und warmem Waſſer. Alle Zimmer haben
Telephon=
anſchluß an eine Zentrale erhalten, die im Erdgeſchoß beim
Hauptein=
gang liegt. Alle Zimmer ſind mit Lichtſignalen derſehen, und es iſt
überall vermieden worden, daß die Gäſte durch Klingelzeichen auf den
Fluren geſtört werden. Sämtliche Zimmer haben Doppeltüren und
ein=
gebaute Schränke erhalten. Ueberall hat man in den Zimmern Teppiche
gelegt, ſodaß jedes ſtörende Geräuſch vermieden wird. Um all dieſe
Einrichtungen am zweckmäßigſten zu geſtalten, mußte die
Naumeintei=
lung vollſtändig verändert werden. Auch hat es ſich ergeben, daß die
Decken durchweg in einem außerordentlich ſchlechten Zuſtande waren,
da memals ſeit der euſten Errichtung des Gebäudes eine gründliche
Arbeit geſchaffen worden iſt. So zog ſich der Umbau längere Zeit hin,
als man zuerſt geglaubt hatte, und es wird erſt im Oktober möglich ſein,
das ganze Hotel mit den Neubauteilen ſeiner Beſtimmung zuzuführen
und den Weiheakt zu vollziehen. Die Küche, die früher im Untergeſchoß
lag, iſt nunmehr in das Erdgeſchoß verlegt worden und in direkte
Ver=
bindung mit der Anrichte, dem Frühſtücksſaal, dem Weinzimmer, der
Halle und dem Speiſeſaal getreten. Alle dieſe Räume in Verbindung
mit dem Leſe= und Konferenzzimmer bilden eine fortlaufende Flucht von
Sälen, die durchweg neu ausgeſtattet worden ſind. Dabei iſt es
Grund=
ſatz der Bauverwaltung geweſen, nur das ſolideſte Material zu
verwen=
den, weil dieſe Bauweiſe im Laufe der Zeit doch die billigſte iſt.
Ueber=
all wurde mit Bedacht eine Formenſprache und eine farbige Ausſtattung
gewählt, die mit ewigen Werten arbeitete. Ebenſo iſt die Ausſtattung
der Räume mit Mobiliar nur in der ſolideſten Ausführung erfolgt.
Einen beſonderen Komplex bildet die Küchenanlage Sie darf ein Muſter
von Ueberſichtlichkeit und Reinlichkeit genannt werden. Alle Näume
dieſer Küchenanlage ſind hell und luftig. Ringsum ſind die Wände mit
weißen Platten bekleidet. Ueberſichtlich ſind alle Herde und Oefen,
Tiſche und Geräte aufgeſtellt. Es genügt ein Griff für das dort
arbei=
tende Perſonal, um alle Obiekte in Betrieb zu ſetzen und jedes Gerät
zu benutzen. Die Firma Philipp Roeder hat hier eine Muſteranlage
geſchaffen, wie ſie wohl ſelten in ſolcher Vollkommenheit vorhanden ſt.
Alle Oefen ſind mit Gas geheizt.
Im Untergeſchoß vollzog ſich ebenfalls ein ſehr erheblicher Umbau.
Anſtelle der früheren Küche liegt nun die geräumige Waſchküche mit
Bügelanſtalt und den Wäſchekammern. Die Heizung des ganzen
Ge=
bäudes mußte vollkommen neu angelegt werden, weil der zu heizende
Raum um ein Vielfaches größev iſt wie der frühere. Es ergab ſich die
Notwendigkeit, auch die ganze Warmwaſſeranlage neu einzurichten, weil
der Bedarf an Warmwaſſer in der Küche, Waſchküche, die Bäder uſw.
mit den ſeitherigen Anlagen bei weitem nicht gedeckt werden konnte.
Ganz beſondere Sorgfalt iſt den Aborten zugewandt worden. Statt
der früher vorhandenen A Aborte ſind nun 59 Aborte eingerichtet
wor=
den. Ein Muſter, darf man wohl auch die zu den Fremdenzimmern
gehörigen Baderäume nennen. Kein Hotel in Deutſchland hat beſſere
und neuzeitlicher eingerichtete Bäder wie das Hotel zur Traube. Hier
hat die Firma Nohl ſich bewährt und Muſtergültiges geleiſtet.
Die Telephon= und Lichtſignalanlage im ganzen Haus iſt ein
außer=
ordentlich komplizierter Apparat geworden. Insgeſamt ſind vorhanden
100 Telephonapparate. Die geſamte tachniſche Einrichtung iſt von der
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe profektiert und von Darmſtädter
Firmen ausgeführt worden. Nach Beendigung des ganzen Baues
werden in einer Denkſchrift alle beteiligten Firmen aufgeführt.
Das Aeußere des Gebäudes iſt vollſtändig mberührt geblieben.
Erm
ähnt ſei nur eine kleine Terraſſe vor dem Haupteingang, die den
Fremden Gelegenheit geben ſoll, bei ſchönem Wetter auch draußen zu
ſitzen und dort bei einer Taſſe Kaffee die Geſchäfte zu beſprechen.
Betreten wir über dieſe Terraſſe nun das Hotel, ſo fällt zunächſt
auf, daß eine große weite Halle gewonnen worden iſt. Der frühere
Einbau der Geſchäftsräume iſt beſeitigt und zu beiden Seiten des
Ein=
en
ganges befinden ſich nun die Näume ſür das Büro, die Kaſſe und
Empfang. Von dieſer freundlichen großen Halle blicken wir rechte
Hand in eine große Empfangsdiele mit zahlreichen bequemen
Sitz=
gelegenheiten. An dieſe Diele ſchließt ſich ein freundliches Leſezimmer
und an dieſes das ganz mit Birke getäfelte Konferenzzimmer an.
dieſe 12 Gebote zeigen, daß der Scheuerhof und die große „Traube‟. Später wird ſich an dieſen Teil auch eine Tagesreſtauration anſchließen,
die von der Luiſenſtraße aus zugänglich iſt. Die Ausſtattung der
Erd=
geſchoßräume geſchah nach Plänen des ſtädtiſchen Hochbquamtes durch
ordentlich guter, und das „Hotel zur Traube” galt allenthalben als gine die Firma Trier. In dem Speiſeſaal und den Nebenräumen iſt es
mög=
lich, 200 und mehr Perſonen an gedeckten Tiſchen unterzubringen, ohng
Die Ausſtattung der Fremdenzimmer iſt ebenſo ſolide wie
geſchmach=
voll geſchehen, ſo daß einer der erſten Gäſte, ein amerikaniſcher
Journa=
liſt, ſagte, er habe auf ſeiner ganzen Fahrt durch Deutſchland keine beſſev
ausgeſtatteten Hotelzimmer angetroffen. Hier fände man zum erſtenmale
die gleiche Zweckmäßigkeit der Ausſtattung wie in den beſten
amerika=
niſchen Hotels. Bis jetzt ſind nur die Zimmer im 1. Obergeſchoß, die
Am 1. Juli wird das 2. Obergeſchoß folgen, und bald darauf auch das
Dachgeſchoß.
Das ſtädtiſche Hochbauamt hat in kürzeſter Friſt, unterſtützt von
vielen tüchtigen Handwerkern, hier eine muſtergültige Arbeit geleiſtet.
Die geſamte Planung geſchah durch Herrn Stadtbaurat Hoffmann, dem
auf dem Neubauküro zur Seite ſtanden: Bauinſpektor Kares und
Bau=
inſpektor Franke dem die Bauausführung oblag Unterſtützt wurde
dabei Herr Franke durch den Architekten Kleis. Bei der inneren
Aus=
geſtaltung iſt Herr Architek Diefenbach tätig geweſen.
Straßenſperre. Aus verkehrspolizeilichen Gründen wird die
Lindenhoſſtraße zwiſchen Mühl= und Stiftsſtraße und Teichhausſtraße
zwiſchen Soder= und Lindenhofſtraße vom 29. Juni bis 1. Juli 1927 für
den Fuhrwerks= Auto= und Radfahrverkehr geſperrt.
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N4
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Geite 6
Mittwoch, den 29. Juni 1927
*Oer Rieſenzirkus Krone,
bekanntlich die größte Schauſtellung Europas, der über ein Sechs=
Maſten=Zelt mit drei Manegen, zwei Bühnen und einer
Renn=
bahn verfügt, zu deſſen Tierſchau 600 Tiere und Hunderte von
Artiſten gehören, trifft heute früh in Darmſtadt ein und wird
ſeine Zeltſtadt auf dem Meßplatz derart ſchnell aufbauen, daß
heute abend bereits die erſte große Galavorſtellung ſtattfinden
kann. Iſt dieſe Tatſache allein ſchon Beweis für die fabelhafte
techniſche Leiſtungsfähigkeit dieſes Unternehmens, ſo iſt das
was im Zirkus Krone geboten wird und was wir bereits bei
früheren Vorſtellungen eingehend beſchrieben haben, derart, daß
jede Vorſtellung des Zirkus Krone ein Ereignis bedeutet, das
man nur ſelten miterleben kann. Deutſcher Unternehmungsgeiſt
und deutſche Fachkenntnis haben hier das Land der
unbegrenz=
ten Möglichkeiten längſt weit überflügelt, ſo daß auch im
Aus=
land Unternehmen wie das des Zirkus Krone Senſationen
dar=
ſtellen.
In den Straßen und beſonders auf dem Meßplatz herrſcht
heute ungewöhnliches Treiben. Exotiſche Gäſte, Menſchen und
Tiere, bevölkern den Platz, um heute abend ihre Kunſt, die in
keinem anderen Unternehmen übertroffen werden kann, zu
zei=
gen. Einzelheiten über die Beſuchsmöglichkeiten ſind im
An=
zeigenteil bekannt gemacht. Nur drei Tage iſt in
Darm=
ſtadt Gelegenheit geboten, dieſes Rieſenzirkusunternehmen zu
beſichtigen. Am Freitag abend bereits wird die Zeltſtadt zur
Weiterfahrt abgebrochen. Mit Recht kann Direktor Krone
heute von ſeinem Unternehmen ſprechen: „Der Rieſenzirkus
Krone, das große, gewaltige Zirkusunternehmen — ſo iſt das
eine Tatſache, die auf dem feſten Boden der Wirklichkeit ſteht
und von der ſich ein jeder mit eigenen Augen überzeugen kann.
Ich werde kopiert — aber ich werde nicht übertroffen. Mein
Triumphzug durch Italien, mein Triumphzug durch das deutſche
Vaterland haben den Glauben in mir tiefer denn je gefeſtigt,
daß der wandernden Großmacht „Zirkus” der Weg auch in
Europa offen ſteht. Und aus dieſem Wiſſen heraus werde ich
weiter die Kraft ſchöpfen: die ſchönſte Aufgabe zu leiſten, die
Krone aller Zirkuſſe zu ſein!“
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heffiſchen Landestheaters.
Leitung Direktor Adalbert Steffter. Es können nur noch drei Gaſtſpiele
Erik Wirls ſtattfinden; am Freitag verabſchiedet ſich der gefeierte Tenor
als „Achmed” im der Operette „Die Roſe von Stambul”. Heute, Mittwoch,
und morgen, Donnerstag, 1. Vorſtellung für Mittwoch= bzw.
Donners=
tag=Mieter. Auf die heute, nachmittags 4 Uhr, ſtattfindende
Kinder=
vorſtellung „Hänſel und Gretel”, ſei hiermit nochmals hingewieſen.
Samstag findet die Erſtaufführung von Oscar Straus” neueſter Operette
„Die Tereſina” ſtatt. Ueber die Operette ſchreibt u. a. eine Pariſer
Zeitung: „Oscar Straus, der Weltkomponiſt und glückliche Vater der
entzütckenden „Tereſina” hat ſeine ſchönſte jüngſte Tochter nun auch den
Pariſern vorgeſtellt. Der große Meiſter kam natürlich nicht als ein
Fremder im ein fremdes Land. An allen Bühnen Frankreichs hat ſich
die weiche einſchmeichelnde Muſik ſeiner Operetten „Walzertraum”
„Letzter Walzer”, „Riquette” uſw. dasſelbe Büirgerrecht erworben, wie
in allen Ländern der Erde. Und „Die Tereſina” die reizende
Lands=
männin des großen Korſen Napoleon, hat ſich ſelbſtverſtändlich ſofort bei
den Franzoſen beliebt gemacht und den Ruf gerechtfertigt, der ihr
vor=
ausging — ihr und ihrem großen Schöpfer.” Es war daher kein Wunder,
daß Oscar Straus bei ſeinem Eintreffen in Paris nicht nur ein
ehren=
voller, ſondern geradezu ſenſationeller Empfang bereitet wurde — ein
Empfang, deſſen ſich wenige deutſche Künſtler in Paris rühmen können;
vorher ſeitenlange begeiſterte Artikel in der geſamten Pariſer Preſſe,
bei ſeiner Ankunft eine große Schar der erſten Preſſeleute, perſönliche
Freunde aus den erſten Künſtlerkreiſen Frankreichs, ein Rieſenheer von
Verbretern der Illuſtrationspreſſe.
Mit der Inſzenierung der „Roſe von Stambul” hat Direktor
Adal=
bert Steffter Außerordentliches geleiſtet. Seine große Routine,
ſein temperamentvolles Aufziehen einer derartigen Operettenvorſtellung
ſorgt dafür, daß ſie im erforderlichen Tempo geſpielt wird, ohne daß
künſtleriſche und muſikaliſche Feinheiten irgendwie unter dieſem Tempo
leiden. Steffter verſteht es ausgezeichnet, Pointen dieſer Vorſtellung
zu unterſtveichen, und er kennt ſein Publikum.
Orpheum. Heute, Mittwoch, ſowie Donnerstag und Freitag
ge=
ſchloſſen. Ab Samstag, 2. Juli, beginnt Joſef Weinreiß,
Rheinlands gegenwärtig populärſter Komiker, nebſt Enſemble ein kurzes
Gaſtſpiel mit dem feudalen Lachſchlager „Stöpſel”, das beſte und
neueſte auf dieſem Gebiet, aus der Feder der bekannten Autoren Franz
Arnold und Ernſt Bach. Weitere Mitteilungen folgen. (Siehe
heutige Anzeige ſowie Plakatanſchlag.)
Wohltätigkeitsveranſtaltung. Aus Beſſungen ſchreibt man uns:
Am Sonntag, den 26. Juni, fand im Chauſſeehaus als Schluß der
Fronleichnamsoktav eine Wohltätigkeitsveranſtaltung ſtatt. Es wurde
dieſer Zeit entſprechend ein religiöſes Schauſpiel aus dem 15.
Jahr=
hundert aufgeſührt. Tieferſchüitternd wirkte das Spiel auf groß und
klein, das Ziel eimes herrlichen Bühnenerfolges. Beſonders die Szene
in der Burgkapelle rührte die Zuſchauer zu Tränen. Allen
Mitwirken=
den, die in hochherziger und uneigennütziger Weiſe ihr Beſtes boten,
herzlichen Dank. Beſonderen Dank dem verehrten Kirchenchor St.
Martin und St. Marien, der ſich mit ſeinen ſchönen, dem Spiel
an=
gepaßten Liedern wie immer den Zuhörern in die Herzen ſang, ſowie
unſerer allgemein beliebten Hauskapelle Berg, mit ihrem feinſinnigen,
muſikaliſchen Talent und ihren ſchönen vielſeitigen Inſtrumenten, die
ſie aus ihrem Geſchäfte, Heidelbergerſtraße 88, unentgeltlich zur
Ver=
fügung ſtellten. Sie brachte Klavier, Harmonium, Sprechapparate, ja
ſogar Nachtigallengeſang auf die Bühne. Gottes Segen zu ihrer weiteren
geſchäftlichen Entwicklung. Hochwürdiger Herr Pfarrer Daus hielt eine
zu Herzen gehende Anſprache, für die ihm auch an dieſer Stelle gedacht
ſei. Die überaus zahlreich Erſchienenen wurden in allen Erwartungen
voll befriedigt. Auch ihnen ſoll für ihr entgegengebrachtes Intereſſe
gedankt ſei. Die ganze Veranſtaltung verlief in ſchönſter Ordnung
und ſchloß mit einem von allen Teilnehmern geſungenen „Großer Gott
wir loben dich” Allen, die irgendwie zum Gelingen der Veranſtaltung
beigetragen haben, nochmals ein herzliches „Vergelts Gott”.
— Deutſch=Amerikaner beſuchen Darmſtadt. Mit dem aus New
York kommenden Hapagdampfer „Cleveland” trafen am 27. Juni
90 Mitglieder des Heſſen=Darmſtädter Volksfeſt=Vereins aus New Yorl
und Umgegend, ſowie eine Anzahl Vertreter des Deutſch=Amerikaniſchen
Klubs von Los Angeles in Hamburg ein, um Deutſchland zu beſuchen.
Die Deutſch=Amerikaner werden Darmſta
, ſowie u. a. die Städte
Ber=
lin, Eiſenach, Nürnberg, München, Stut
dart, Heidelberg, Frankfurt,
Butzbach, Gießen, Grünberg und Nauheim beſuchen
Denkmalsweihe und Negimentstag des ehem. Kal. prenßiſch.
1. Oberrhein. Inf.=Reats. 97 am 6. und 7. Auguft 1927 in Hanau. Zu
dem mit der Denkmalsweihe und dem Regimentstag verbundenen
Feier=
lichkeiten ladet die hieſige kameradſchaftliche Vereinigung im Auftrage
des Regimentsbundes Alt=97 jeden einzelnen ehem. 9ſer und die
Ange=
hörigen unſerer gefallenen Kameraden recht herzlich ein. Der Verlauf
des Feſtes iſt folgender: Am Samstag, den 6. Auguſt, abends, Empfang
der Gäſte, Einholen der Fahnen, Feſtkommers und Wiederſehensfeier.
— Am Sonntag, den 7. Auguſt, vormittags, Feldgottesdienſt und
Ein=
weihung des Ehrenmals. Nachmittags Gartenkonzert, abends großer
Zapfenſtreich. — Anmeldungen und Anfragen betr. Quartier uſw ſind
an Kamerad Roſſow, Darmſtadt, Heidelbergerſtraße 21, oder an
Kame=
rad Reinhardt in Hanau, Burgallee 134, möglichſt umgehend zu richter
Spenden zum Denkmalsfonds auf Poſtſcheckkonto Roesner, Berlin,
75 071, Bauſteine können hier gekauft werden.
Kundgebung gegen die Kriegsſchuld.
Die Einſicht, daß es ſich bei dem Bekenntnis von Deutſchlands
Alleinſchuld am Weltkrieg um ein im Verſailler Vertrag erpreßtes
Schuldbekenntnis handelt, um die letzte und größte Lüge des
Welt=
krieges, iſt nun auch amtlichen Stellen des Auslandes gekommen
Trotz=
dem dürfen wir, die es letzten Endes doch angeht, keine geeignete
Gelegen=
heit vorübergehen laſſen, um aller Nachkriegs=Pſychoſe zum Trotz gegen
dieſe unſelige Lüge aufzutreten. So rief am 28. Juni, am geſtrigen
Dienstag abend, wie in allen deutſchen Hochſchul=Stadten, die
Darm=
ſtädter Studentenſchaft zu einer Kriegsſchuld=Kundgebung im
Großen Haus des Landestheaters auf, die in allen Teilen der Bürger=
und Studentenſchaft einen äußerſt ſtarken Widerhall fand. Herr Hein,
Ermel, der Vorſitzende des Studentiſchen Amtes für politiſche
Bil=
dung, ſprach folgende einleitenden Worte:
„Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, Sie im Namen des Ausſchuſſes
der Darmſtädter Studentenſchaft hier herzlichſt willkommen zu heißen
und Ihnen zu danken, daß Sie uns durch Ihr ſo zahlreiches Erſcheinen
den Beweis geben, daß es noch deutſche Herzen gibt, die die Schmach,
die uns unſere Feinde zufüigen, nicht dulden wollen. Dieſe Kundgebung
heute findet nicht allein hier in Darmſtadt, ſondern in allen deutſchen
Hochſchulſtädten ſtatt. Sie ſoll und wird all denen, die glauben, das
Volk habe vergeſſen, wvas wir am 28. Juni 1919 in Verſailles
anerken=
nen mußten, unſere Alleinſchuld am großen Weltringen, beweiſen, daß
das Volk nie ruhen wird, bis es das Mindeſte erreicht hat, die Gle chheit
aller Völker. Das erpreßte Schuldbekenntnis Deutſchlands iſt die
Wurzel allen Uebels, an dem unſer Staats= und Wirtſchaftsleben krankt.
Die Schuldlüge bietet unſeren Feinden immer wieder den Vorwand zu
neuen Vergewaltigungen und Erpreſſungen. Wegen der Schuldlüge
ſtehen wir vor der Welt als die größten Störenfriede da, vor denen
Europa geſchützt werden ſoll. Die Schuldlüge gibt den Feinden das
ſcheinbare Recht, uns immer wehrloſer zu machen und unſere
Wehrloſig=
keit zum Bruch derfenigen Verſailler Vertragsbeſtimmungen zu
miß=
brauchen, die zu unſeren Gunſten ſprechen. Wegen der Schuldlüge ſind
die Rheinlande, iſt uraltes deutſches Land, noch heute in Feindeshand
Und warum bekämpft man nicht bis zum letzten die Schuldlüge? Weil
man glaubt, dieſe Frage zu einer Parteifrage machen zu müiſſen, die
doch unſer ganzes deutſches Volk angeht. Einigkeit muß ſein, kein
Unterſchied zwiſchen arm und reich, zwiſchen klein und groß. Bismarck
wußte, daß er ſein Volk nur zur Höhe emporführen konnte, wenn es
einig war. Es gab einmal eine Zeit, da ſtand jung und alt ohn
Unterſchied auf, um deutſches Land mit dem Schwerte gegen eindringende
Feindesmacht zu verteidigen. Aller Hader war vergeſſen, es galt nu
deutſchen Heimatboden zu beſchützen. Jetzt hat man uns die Waffe
genommen, uns bleibt nur der deutſche Geiſt und das Bewußtſein
uſeres Rechts. Und dieſes Kampfmittel gilt es mobil zu machen gegen
den ungeheuerlichſten Betrug der Weltgeſchichte, gegen die erpreßte
Grundlage des Verſailler Diktats, gegen das deutſche Schuldbekenntnis.
für die deutſche Ehre. Darum gilt unſer Ruf, ohne Rückſicht auf Partei,
Stand und Beruf: „Auf zum einwitigen Kampf gegen die Lüge einer
Alleinſchuld des deutſchen Volkes am Weltkriege!
Hierauf ergriff der Feſtredner, Herr Profeſſor Dr. Küntzel das
Wort zu etwa folgenden Ausführungen:
„Im Grunde hat es in Deutſchland über die Kriegsſchuldfrage nie
Parteiungen gegeben. Wir wollen hierbei nicht vergeſſen, daß der erſte
Präſident des Deutſchen Reiches an der Spitze aller Beſtrebungen ſtand,
die dem Kampf gegen die Schuldlüge galten. Ich erinnere weiter daran,
daß der Deutſche Hiſtorikertag am 3. Oktober 1924 die wiſſenſchaftliche
und gründliche Erforſchung der Wahrheit nach Oeffnung aller Archive
forderte. Nur auf Grund diplomatiſcher Aktenſtücke arbeiten zu wollen,
iſt eine Ungeheuerlichkeit, der Artikel 231 des Friedensvertrages iſt für
den Sachverhalt ohne Bedeutung Poincaré hat vor wenigen Tagen in
ſeiner Rede das alte Lied wieder angeſtimmt, und iſt offen abgerückt
von den Dingen, die man mit dem Schlagwort „Geiſt von Locauno”
zu=
ammenzufaſſen pflegt. In Locarno, wo wir die Lüge von der
Kriegs=
ſchuld offiziell aufkündigten, haben unſere Gegner dieſe Aufkündigung
ſtillſchweigend angenommen. Wir leben nun einige Jahre unter dem
allerdings ſehr matten Ausdruck des Geiſtes von Locarno, aber
unter=
deſſen ſind Dinge eingetreten, die zeigen, daß wir Deutſche allen Anlaß
haben, uns über die neuen Ergebniſſe hiſtoriſcher Forſchung zu freuen.
Den erſten tiefen Eindruck auf die nichtdeutſche Gelehrtenwelt machten
1917 die Veröffentlichung der Sowjet=Regierung, ein ungeheurer Schlag
für die Entente. Bei der Durchſicht der hier publizierten Geheimverträge
ſtellte ſich heraus, daß es eine Lüige war, die Staaten der Entente
ätten für die heiligen Güter der Demokratie und Ziviliſation die
Vaffen ergriffen. Dies war die erſte Breſche in die Kriegsſchuldlüge.
Andere Dinge k
nen hinzu. Die Wahrheit über das Zuſtandekommen
der Attentate von Seraſewo drang durch, und wir wiſſen jetzt, daß
hier=
bei die maßgebenden Faktoren des ſerbiſchen Königsreiches die Hand
im Spiele hatten, daß im ſerbiſchen Miniſterrat vorher son dem
be=
abſichtigten Attentat geſprochen wurde. Paſitſch brauchte Jahre, um dann
ausweichend zu dieſen Anſchuldigungen Stellung zu nehmen. Dank
ge=
bührt auch der mutigen Engländerin Edith Durham, die dieſe Dinge
ans Licht zog. Wichtig ſind ferner die Veröffentlichungen von Stieve,
die den geheimen, 1911—1914 zwiſchen Poincaré und Jswolſki, dem
ruſſi=
ſchen Botſchafter in Paris, geführten Briefwechſel betreffen. Mit
abſo=
luter Klarheit ergibt ſich hier, mit welcher diaboliſchen und nückſichtsloſen
Energie Poincaré ſein Volk bearbeitet hat, um es aus ſeiner Ruhe und
ſo weit zu bringen, daß es Balkanfragen als franzöſiſche Lebensfragen
empfand. Wir kennen nun auch die Summen, die für die Beſtechung
der Preſſe ausgegeben wurden, und haben erfahren, daß die
engliſch=
deutſchen Verſtändigungsverhandlungen in den Jahren vor dem
Welt=
krieg ſcheitern mußten, da Poincaré in die vertraulichen, von Lord
Grey ihm mitgeteilten Verhandlungen eingriff. Die 1923
veröffentlich=
ten Papiere Wilſons ergaben, wie leidenſchaftlich die Gegenſätze
inner=
halb der Entente in Verſailles waren. Scharf ſtanden ſich der idealiſtiſche
Völkerbundspolitiker Wilſon und die radikalen Beutepolitiker der
Entente gegenüber. Wilſon kämpfte nicht durch und mußte ſich zufrieden
geben, das Völkerbundstraktat in Verbindung mit dem Friedensvertrag
gebracht zu haben. Erſchütternd wirkt die bald 60=bändige amtliche
Publikation ſämtlicher deutſchen politiſchen Akten ſeit 1871 Klare
Linienführung, feſte Ziele bei Bismark, dann der Wochſel: Unſicherheit
Taſten, Suchen nach Neuem und Mißlingen. Wir müſſen zugeſtehen, daß
wir nach 1890 politiſch nicht in guten Händen waren. Es bleiben
Un=
geſchick und mangelnde Energie, es bleibt aber auch ein Dritzes.
Unend=
lich ſchwieriger war nach Bismarcks erzwungenem Rücktritt die Führung
der Politik geworden. Wirtſchaft und Politik waren eng verquickt,
Ruß=
lands Stoß nach Oſtaſien durch Japan abgefangen. Die Gegenſätzlichkeit
zwiſchen Rußland und England im Orient wurde 1907 durch das
per=
ſiſche Abkommen klug beſeitigt, und England wurde Herr in Aegypten.
Auf der anderen Seite die innere Auflöſung und der
Nationalitäten=
kampf in Oeſterreich, unglückliche geopolitiſche Lage Deutſchlands. Eines
aber ſteht feſt und ohne Zweifel da, eine kriegeriſche Politik führten
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Rummer 173
wir nie, kriegstreiberiſche Abſichten hatten wir nie. Vor einiom
Monaten begann England als erſter Ententeſtaat rückhaltlos fein=
Archive zu öffnen. Dieſer erſte Band iſt ungeheuer aufſchlußreich und
entlaſtend im Sinne des berüchtigten Artikels 231. Die engliſche
Puhli=
kation beweiſt, daß Belgien nur den formalen Vorwand für den
Ei=
tritt Englands in den Weltkrieg lieferte, daß aber die entſcheidend=
Grundlage ſür den engliſchen Kriegsentſchluß darin lag, daß Frankreick
und England unter allen Umſtänden die Balkanfrage jetzt benutzen
woll=
ten, um zum Kriege zu kommen. Englands nüchterne Ueberlegung
ging dahin, daß, wenn es neutral blieb und Deutſchland ſiegte, womit
England rechnete, dieſes dann als überragende Vormacht am Kanal
ſäße. Im Falle eines franzöſiſch=ruſſiſchen Sieges aber, der ohne en
iſche Hilfe erfolgte, England die Rache dieſer Länder und ihre Fol.
für Indien zu fürchten habe. Belgien war für dieſe Entſcheidungen
der engliſchen politiſchen Leitung ohne jede Bedeutung! In der Ge,
lehrtenwelt aller Länder, in Amerika, in England und ſelbſt in
Frank=
reich vertritt heute kein ernſthafter Forſcher mehr das Märchen von
der Alleinſchuld am Weltkriege. Wenn Poincaré glaubt, heute noch im
alten Sinne orakeln zu dürfen, dann lächelt die wiſſenſchaftliche Welt
über dieſe Unwiſſenheit oder Unverfrorenheit. Wer ernſthaft will, daß
aus dem Völkerbund eine wichtige Kraft der Verſtändigung wird, der
darf ſolche Töne nicht mehr anſchlagen. Ein Frieden iſt nicht nur
wirt=
wirtſchaftlich zu denken, er beruht auch auf ſeeliſchen Faktoren, und
offen und ehrlich wollen wir für die bedingungsloſe Beſeitigung der
Lüge von der deutſchen Alleinſchuld eintreten. Ehre, Wahrheit, Freiheit
das ſind die heiligen drei Worte, ſür die und unter denen wir kämpfen.
bis uns der Sieg zuteil wird.
Herr Ermel unterſtrich den Dank der Verſammlung für die
glänzen=
den, aufſchlußreichen Ausführungen und las die nachſtehende
Kund=
gebung vor, die von der geſamten deutſchen Studentenſchaft aller
Hoch=
ſchulen gefaßt wurde:
„Der 28. Juni, da 1914 in Serajewo die erſten verhängnisvollen
Schüſſe des Weltkrieges fielen, da man 5 Jahre ſpäter ein wehrlos
ge=
machtes Volk zur Unterſchrift unter das Verſailler Diktat zwang, ſei
als ſchwerſter Schickſalsſchlag im deutſchen Volke nie vergeſſen.
ch immer ſoll die ungeheuerliche Lüge von deutſcher Schuld und
deutſchem Kriegswillen, die deutſche und ausländiſche wiſſenſchaftlüche
Forſchung längſt entlarot hat, das Verſailler Diktat und den Fluch über
deutſches Volk begründen.
Die Deutſche Studentenſchaft erhebt heute, und darin einig mit dem
ganzen deutſchen Volk, wiederum den Ruf gegen das erpreßte
Schuld=
bekenntnis. Die Deutſche Studentenſchaft ſoll und wird nicht eher den
Ruf verklingen laſſen, bis die deutſche Ehre auch durch die Befreiung
vom Verſailler Diktat und ſeinen Artikel 231 wieder hergeſtellt iſt.”
Hiermit ſchloß die eindrucksvolle Kundgebung, die mit dazu beitragen
wird, daß der Kampf gegen die Schuldlüge nicht im Leben des Alltages
und der wirtſchaftlichen Nöte ermattet und zu verſacken droht. H. W. W.
— Kampfbund gegen die Schuldlüge. Wie uns mitgeteilt wird,
beſteht ein Kampfbund gegen Schuldlüge und Schandvertrag, für deutſche
Ehre und Weltgeltung, der eine illuſtrierte Zeitſchrift und
Propaganda=
material herausgibt. Anmeldungen in Darmſtadt nimmt das „Amt für
politiſche Bildung” der Studentenſchaft entgegen.
* 80. Geburtstag. Geſtern feierte Frau Rittmeiſter Engelmann
geb. Weber in ſelten körperlicher und geiſter Friſche ihren 80. Geburtstag,
* Fräulein Alice Schultze, Schülerin von Herrn Intendanzrat Hans
Baumeiſter, iſt als erſte Sentimentale und Liebhaberin an das ſchleſiſche
Landestheater in Bunzlau verpflichtet worden.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
Nitglieder treffen ſich heute abend, 8 Uhr, an der Odenwaldbrücke,
Dieburger Straße, zu einer Gondelpartie auf dem Steinbrückerteich, bei
ſchlechtem Wetter Leſe= und Unterhaltungsabend auf der Geſchäftsſtelle.
Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen wird gebeten.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Nollzen find aneſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu bekrachten
in keinem Faſſe irgendwie als Deſprechung oder Kritlk.
— „Der Stahlhelm”, Bund der Frontſoldaten, Ortsgruppe
Darmſtadt. Am Freitag, 1. Juli, findet im Hanſa=Hotel, Rheinſtraße
Nr. 47 (hinterer Saal), Kameradſchaftsabend des „Stahlhelm, Bund
der Frontſoldaten” ſtatt.
Kunſfnoiizen.
Ueber Werke, Künſtler oder känftieriſche Verankkaltungen, deren im Nachſtehenden drwchnung
geſchſeht, behält ſich die Redakfion ihr Urtell vor
— Palaſt=Lichtſpiele. „Louiſe von Coburg‟. Die traurige
Geſchichte der belgiſchen Prinzeſſin hat lange Zeit die Gemüter ſtrk
beſchäftigt. Die dunklen Geſchichten der Ehe des Prinzen von Cobu
und der Tochter Leopolds von Belgien ſind aus begreiflichen Gründen
nie völlig ans Tageslicht gekommen. Man hat von höherer Seite aus der
Prinzeſſin die Hauptſchuld beigemeſſen — zweifellos zu Unrecht. Adolf
Sommerfeld hat in ſeinem Roman eine Ehrenrettung der Prinzeſſin
verſucht und der Film iſt dieſem Roman nachgebildet worden. Der
Film iſt in jeder Bziehung hervorragend und geeignet, den Zuſchauer
bis zum Schluß in Spannung zu halten. Der ſich immer mehr
zu=
ſpitzende Konflikt zwiſchen dem Prinzen und Louiſe wird mit
drama=
tiſchem Geſchick geſchildert, viele Szenen entſprechen, ſoweit wir das zu
beurteilen vermögen, den Tatſachen. Dann kommt die Flucht mit Geza
v. Mattachich, dem Ritter und Beſchützer der Prinzeſſin, den ſie ſpäter
heiratete. Auch die Fahrt der beiden in das immer größer werdende
Elend, das Boheme=Leben, das in den großen Salons von Paris
an=
fängt und über Frankfurt und Münchener Tingeltangel in eine elende
Pariſer Dachſtube führt, iſt im Film ſehr geſchickt geſchildert. Erna
Morena gibt eine durchaus ſympathiſche Prinzeſſin Louiſe ab, ihre
beiden Gegenſpieler, Eugen Neufeld als der jähzornige, herriſche,
un=
ritterliche Prinz und Rudolf Baſil als der verwegene Mattachich ſind.
ebenfalls auf der Höhe ihrer Darſtellungskunſt. Ausgezeichnet ſind die
Bilder aus Wien, Paris, Lugano und anderen Städten aufgenommen.
Das Vorſpiel aus „Tosca”, wie überhaupt die ganze muſikaliſche
Be=
gleitung, fügt ſich ſehr gut in den Charakter des Films ein.
Tageskalender für Mittwoch, den 29. Juni 1927.
Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines.
Haus nachm. 4 Uhr: „Hänſel und Gretel”; abends 8 Uhr: „Die
Roſe von Stambul”. — Orpheum: Keine Vorſtellung. — Zirkus
Krone abends ½8 Uhr: Eröffnungsvorſtellung. — Konzerte:”
Schloß=Café; Hotel=Reſtaurant Schmitz; Café=Reſtaurant Waldesruhe.
Verein der Freunde in der Not, nachm. 6 Uhr, im
Ge=
meindehaus: Hauptverſammlung.
Kinovorſtellungen:
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. — Ausſtellung von
10—19 Uhr im Landesmuſeum: Alte Kunſt. — Ausſtellung von
10—19 Uhr Mathildenhöhe: Neue Kunſt. — Theater=Varieté=
Saal Perkeo, Alexanderſtr. 12, abends 8 Uhr: Heitere Burlesken.
Verſteigerungskalender für Donnerstag, den 30. Juni 1927.
Holzhofallee 25 vorm. 9½ Uhr: Verſteigerung
verſchie=
dener Gegenſtände der Materialverwaltungs= und Beſchaffungsſtelle
(Abteilung Bekleidung).
— Mönchbruch auf der
Mönchbruch=
mühle, vorm. 8 Uhr: Heugrasverſteigerung.
D
BBen dnfangen
achtet kaum auf die Bereifung,
Der Gefahnene
wählt deutsche Fabrikate,
Der Fachmann und Kenner
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Die Sprechtage ſind jeden Oienstag von 3—6 Uhr.
Beginn Dienstag, den 5. Juli.
Es werden da auch Zeitungen Gläubiger und Sparer,
ſowie Volksrecht (Heſſiſche Ausgabe der „Selbſthilfe*)
aus=
gegeben. — Der Kampf um das Recht in der
Aufwertungs=
frage muß weitergehen.
(*47077
Die vereinigten Vorstände.
NB.: Liſien zum einzeichnen als Mitglied der
Volksrechts=
partei liegen daſelbſt auf.
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schen Publikum in Gebrauch ge= Nachfrage nach Chevrolets in allen
V nommen werden, desto mehr stei= Weltteilen, können wir nicht sofort
gert sich gleichzeitig die Nachfrage genügendes Material herbeischaffen
nach diesem Wagen.
um im Laufe der nächsten 5 Wochen)
Es erscheint fast, als ob jeder eine Wirksame Steigerung unserer,
Chevrolet, der neu Betrieb ge= Produktion herbeizuführen, welche‟
nommen wird, automatisch andere allerdings jetzt schon 65 Cherrolets
Chevrolets verkauft infolge der enthu= Wagen pro Arbeitstag beträgt.
siastischen Anpreisung der zufriede=
Wir haben uns daher mit Bedauerni
nenChevrolet=Besitzer, die schleunigst dazu entschließen müssen, unsere
ihren Freunden und Bekannten von Reklame für Chevrolet=
Personen=
den Verdiensten dieses neuen Wagens wagen einzustellen, bis wir in der
erzählen.
Lage sind, sämtliche rückständigen
Aus allen Teilen Deutschlands ver= Cherrolet=Ordres zu erledigen und
langen die Chevrolet=Händler stür= die Cherrolet=Händler wieder mit
misch mehr und mehr Chevrolets, Vortührungswagen zu versehen.
und unsere Büros und Werkanlagen
werden täglich umdrängt von
Händ=
lern aus allen Teilen des Reiches, um
die fertiggestellten Wagen sofort zu
übernehmen und wegzufahren.
Wir haben unser Außerstes getan,
um unsere/Produktion so zu erhöhen,
daß wir mit dieser immer steigenden
Nachfrage nach Chevrolets Schritt
halten können. Unglücklicherweise
Sobald wir wieder so weit sein
werden, daß wir alle Aufträge für
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ausführen können, werden wir Ihnen
mit Vergnügen in der Presse weiteres
über den Fortschritt- des Chevrolet
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Mitwoch, den 29,Juni 1927
Seite 6
Rummer 178
Aus Heſſen.
650=Jahrfeier der Stadt Alzetz.
Für die Jubiläumsfeſtlichkeiten wurden zwei vorzügliche auswärtige
Orchſter gewonnen. Das Städtiſche Orcheſter Darmſtadt iſt in Alzey nicht
mehr unbekannt. Anläßlich der Centenarfeier des Todestages Beethovens
trug es im Städtiſchen Saalbau zwei Symphonien dieſes Meiſters vor,
die erkennen ließen, daß es unter der ungewöhnlich tüchtigen Leitung
unſeres Muſikdirektors Ernſtguido Neumann in raſchem und
vielver=
heißendem Aufſtieg ſich befindet. Beim akademiſchen Feſtakt am 3. Juli
wird es eine von Herrn Naumann eigens komponierte Feſtmuſik ſpielen,
auf die man in muſikverſtändigen Kreiſen allgemein ſehr geſpannt iſt.
Das Orcheſter vom deutſchen Rhein (Leitung: Kap=llmeiſter Mickley)
iſt uns vom letzten Gauturnfeſt her ebenfalls in beſter Erinnerung. Faſt
alle ſeine Mitglieder haben in der ſtrengen Schule umſerer leider meiſt
verſchwundenen Militärkapellen Tüchtiges gelernt.
Für die akademiſche Feier und den Feſtzug haben ſich außerdem
unſere einheimiſchem muſikaliſchem Kreiſe bereitwilligſt zur Verfügung
geſtellt. Das Orcheſter des Männer= und Damengeſangvereins, das ſich
in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens bereits einen gutem Namen erworben
hat, wird, verſtärkt durch Bläſer des Darmſtädter Orcheſters, bei der
akademiſchen Feier dem erſten Satz aus der 2. Symphonie von Haydn
aufführen. Um ein möglichſt abwechſlungsreiches Programm zu
gewähr=
leiſten, hat auch der ſtärkſte Männerchor unſerer Stadt, der Volkschor,
ſeine Mitwirkug zugeſagt.
Im Feſtzug werden auch zwei hieſige Blaskapellen, der evangel.
Poſaunenchor und die Kapelle der Freiwilligem Feuerwehr marſchieren.
Dem Vernehmen nach ſoll der evangel. Poſaunenchor auch beabſichtigen,
durch Choralblaſen vom Turm der großen Kirche eine würdige
Einſtim=
mung und Vorbereitung für die verſchiedenen Feſtgottesdienſte zu
ſchaffen.
* Arheilgen, 28. Juni. Das für letzten Sonntag im hieſigen
Wiederum gab es hier ein Gaſtſpiel. Diesmal war es das
Darm=
ſtädter Volkstheater, Direktion Eliſabeth Werner, das hier den neueſten
Großſtadtſchlager: „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren” zur
Auf=
führung brachte. Dieſes vieraktige Luſtſpiel in moderner Ausſtattung
fand allgemeinen Anklang und wurde den Darſtellern lebhafter Beifall
zuteil. Am Nachmittag wurde „Rotkäppchen und der böſe Wolf” für die
Jugend aufgeführt, und auch die Herzen der jugendlichen Beſucher waren
vollauf befriedigt. — In der früheren Weicker’ſchen Schokolade=Fabrik
wird ſeit einigen Monaten eine Kognakbrennerei nebſt
Vieh=
haltung betrieben. Hierdurch hat der umliegende Ortsteil unter einem
direkt atemraubenden Geſtanke zu leiden, ſodaß die Bewohner der
an=
grenzenden Ortſchaften ſich beſchwerdeführend an das heſſiſche
Kreis=
geſundheitsamt Groß=Gerau gewandt haben.
* Pfungſtadt 27. Juni. Die letzte Gemeinderatsſitzung befaßte ſich
hauptſächlich mit den Gemeindeſteuern für das Ri. 1927. Da der
Finanz=
ausſchuß wegen mangelnder Beteiligung nicht tagen konnte, mußte das
Plenum die ganze Materie durcharbeiten. Nach kurzer Debatte wurde
der Vorſchlag des Herrn Bürgermeiſters einſtimmig angenommen, die
Umlagen in Höhe von RM. 119 000 wie folgt aufzubringen. — Die in
Klammern beigefügten Zahlen ſind die entſprechenden Beträge für 1926.)
— 1. Gebäude und Bauplätze: Steuerwert 10 723 000 RM., 19 Pfg. (20
Pfg.) pro 100 RM. Steuerwert: 20 373,70 (21 446,00) RM.; 2. Land= und
forſtwirtſchaftlich genutzter Grundbeſitz: Steuerwert 7 473 600 RM.
41 Pfg. (42) pro 100 RM. Steuerwert: 30 641,76 (31 389,12) RM.;
3. Land= und forſtwirtſchaftliches Anlage= und Betriebskapital, die
Be=
ſteuerung dieſes muß für 1927 unterbleiben, (Steuerwert 495 300 RM.,
30 Pfg. 1926) nichts (1485,90) RMM.; 4. Gewerbliches Anlage= und
Be=
triebskapital: Steuerwert 2 674 200 RM., 29 Pfg. (30 Pfg.) pro 100 RM
755,18 (8022,60) RM.; 5. Staatliches Gewerbeertragsſteuerſoll: 18 685
NMM., 56 Pfg. (75 Pfg.) auf 1 RM., 10 463,60 (14 013,75) RMM.; 6.
Son=
dergebäudeſteuer, ſtaatliches Sondergebäudeſteuerſoll 144 948,40 RM.,
433 Pfg. auf 1 RMM. (50 Pfg. pro 100 RM. Steuerwert, 10 568 800
M.) 49 760,78 (52 844,00) RM., Geſamtſumme für 1927: 118 995,02
N., (für 1926: 129 21,37 RSM.). Der Ausſchlagſatz der Umlagen zu
Poſ. 1 und 2 ſoll im allgemeinen 1:2 ſein. Dieſes Verhältnis iſt auch
nahezu eingehalten. Die Abweichung findet ihre Begründung in der
Erhöhung der ſtaatlichen Sondergehäudeſteuer und dem gänzlichen
Aus=
fall des land= und forſtwirtſchaftlichen Anlage= und Betriebskapitals.
Die Steuerpflichtigen nach Poſ. 1 ſind durch die Erhöhung der
Staats=
ſondergebäudeſteuer nicht günſtiger geſtellt wie diejenigen nach Poſ. 2.
Der Ausgleich findet ſich auch durch die Nichterhebung nach Pof. 3. Zu
Poſ. 4 und 5 iſt die Senkung durch die allgemeine wirtſchaftliche Lage
bedingt. Zu Poſ. 6 ſei bemerkt, daß der vorgeſchlagene Satz durch
Art. 6 des Steuervorauszahlungsgeſetzes für das Ri. 1927 keine
Aende=
rung erfahren kann. Die Steuer ſoll in ſechs Zielen, fällig am 25. der
Monate Mai, Juli, September, November 1927 und Januar und März
1928 erhoben werden. Bemerkt ſei noch, daß die diesjährigen
Gemeinde=
ſteuern ſich im Verhältnis zu ſolchen der Nachbargemeinden, in ſehr
mäßigen Grenzen halten. Um den Wohnungsbau zu fördern, wurde
be=
ſchloſſen, die in dieſem Jahre erſtellten Wohnbauten für die nächſten
fünf Jahre ſteuerfrei zu laſſen. — Die Kreis= und Provinzialumlagen
werden gemäß Vorſchlag genehmigt. — Der Umbau und Verbreiterung
der Rathausbrücke wird Herrn Ludwig Crößmann 26. und Konſ. zum
Submiſſionspreis von RM. 5533 übertragen; desgleichen demſelben die
Herſtellung einer Eiſenbetonbrücke im Zuge der Seeheimerſtraße zum
Angebot von RMM. 3850. Bei der Herſtellung dieſer Brücke werden die
zuführenden Straßen einer Umpflaſterung unterzogen. Für die hierzu
benötigten 14 Waggon Pflaſterſteine ſollen Preiſe eingeholt werden.
Die Arbeiten für den Wohnhausbau Ecke Linden= und Bahnhofſtraße
werden Herrn Maurermeiſter L. Crößmann 26. und Konſ. zum Preiſe
von 5752,92 RM. übertragen. Die Dachdeckerarbeiten hierzu werden
demſelben mit RM. 1154 zugeſchlagen. Die Steinhauerarbeiten liefert
Herr Joh. Unger zum Preiſe von 755 RM. Die Trägerlieferung
er=
hielt die Firma E. H. Baldner zu RM. 2.
Die Grobſchloſſerarbeiten
wurden an die Vereinigten Schloſſermeiſter zum Preiſe von 120,60 RM
vergeben. — Der Bau= und Finanzausſchuß ſetzten in gemeinſamer
Sitzung die Mieten für die Flachbauten und Wohnhäuſer in der
Linden=
ſtraße feſt. Für zwei Zimmer nebſt Küche beträgt die Miete 15 RM.,
für drei Zimmer nebſt Küche 20 RM. In dieſer
Mietfeſt=
ſetzung für die Flachbauten iſt das Waſſergeld mit inbegriffen. Für die
Wohnungen in der Lindenſtraße wurden für den erſten und zweiten
Stock je 30 RM. und für das Dachgeſchoß 18 RM. feſtgeſetzt. Die
Aus=
ſprache hierüber ergab, daß ſich die Gemeinde über die
Mietpreisfeſt=
ſetzung für die Zukunft freie Hand behält. Die zwei anderen Wohnblöcke
werden in den nächſten ſechs Wochen der Benützung übergeben werden
können. — Dem Antrag des Georg Haag um Ueberlaſſung eines
Bau=
platzes nördlich der Lindenſtraße in Größe von 511 Quadratmeter wird
dahingehend entſprochen, daß mit dem Bau noch im Jahre 1927
be=
gonnen ſverden muß. — In der daran anſchließenden nichtöffentlichen
Sitzung wurden Wohlfahrts= und Fürſorgeangelegenheiten erledigt.
* Pfungſtadt, 28. Juni. Feſt der Arbeit. Das am Samstag,
Sonntag und Montag abgehaltene Jubiläumsfeſt anläßlich des 30
jäh=
rigen Beſtehens des Pfungſtädter Gewerkſchaftskartells nahm trotz der
Ungunſt der Witterung einen guten Verlauf. Sehr intereſſant waren
am Sonntag nachmittag die einzelnen Arbeitsgruppen mit den
bild=
lichem Darſtellungen ihrer Berufszweige. Die Gemeindebeamten
Pfung=
ſtadts führten z. B. eine Kopie des Pfungſtädter Rathauſes mit dem
Storchenneſt im Feſtzuge mit. Den Abſchluß gaben die Buchdrucker
mit einer Gutenbergdarſtellung.
Dieburg, 27. Juni. Am 16., 17. und 18. Juli findet hier die
Generalverſammlung und Ausſtellung des Starkenburger
Bienen=
züchtervereins ſtatt. Die Sektion Dieburg hat ſich demzufolge
zur Aufgabe gemacht, den Beſuchern den Aufenthalt in Dieburg ſo
angenehm wie möglich zu geſtalten. Der weitbekannte Schloßgarten mit
ſeiner großen Feſthalle wurde der Sektion Dieburg in zuvorkommender
Weiſe von der Stadtverwaltung zur Verfügung geſtellt. Den
Ausſtel=
lern iſt hier Gelegenheit geboten, Geräte, Werkzeuge, Literatur,
Prä=
parate, Produkte, Pflanzen uſw. der Bienenwirtſchaft dem Publikum in
großzügiger Weiſe vor Augen zu führen. Zahlreiche Ehrenpreiſe, die
von Behörden, Vereinen und Privaten zugeſagt ſind, kommen zur
Ver=
teilung. Die Ausſtellung wird ein beredtes Zeugnis geben, daß
Star=
kenburgs Imker einen Ehrenplatz unter den deutſchen Imkern behaupten
können.
*Das Gruppenwaſſerwerk Groß=Gerau.
Nach dem neueſten Stand der Verhandlungen umfaßt die geplante
Gruppenwaſſerverſorgung Groß=Gerau die acht Gemeinden Groß=Gerau,
Wallerſtädten, Nauheim, Berkach, Worfelden, Büttelborn, Dornberg
und Klein=Gerau. Rechmnet man als Höchſtverbrauch 100 Liter pro Kopf
und Tag, ſo erhält man einen Höchſttagesverbrauch von 1360 Kubikmeter
für die 3099 Haushaltungen umfaſſenden Gemeinden. Die Zuleitung
des Waſſers zu den Entnahmeſtellen erfolgt durch Pumpbetrieb und
Waſſerturm. Bei Groß=Gerau ſelbſt dürfte eine Brunnenanlage
er=
richtet werden, und zwar nordöſtlich des Bahnhofes von Groß=Gerau
am ſog. Waſſerweg. Bei der Brunnenanlage ſoll ein Maſchinenhaus
errichtet werden. Der vorgeſehene Waſſerturm ſoll zur Aufſpeicherung
von Reſerve für beſondere Fälle (Brände) dienen und die Schwankungen
während des Verbrauches ausgleichen. Der Turmhochbehälter dürfte
etwa 35 Meter hoch werden. Pumpenhaus und Waſſerturm werden
durch eine Fernmeldeanlage mit einander verbunden. Beſonders
kompliziert wird die Zuleitung nach den einzelnen Orten ſein. Für die
Gemeinden Klein=Gerau und Worfelden ſowie ſür Dornberg und Berkach
wird eine gemeinſame Zuleitung hergeſtellt werden.
* Kirch=Brombach, 2. Juni. Heidelbeerernte. Die Ausbeute
Der Behang iſt
an Heidelbeeren iſt dieſes Jahr unter Durchſchnitt.
unterſchiedlich und ſtellenweiſe ſehr mäßig. Auch die ſchweren Wunden,
die den Beſtänden durch das Streumachen in der Inflationszeit geſchlagen
wurden, vernarben nur langſam. Immerhin beſteht Ausſicht, daß in
kommenden Jahren mit reicheren Erträgen gerechnet werden kann. Die
Händler zahlen bis jetzt am Platze 25 Pfg. für das Pfund. — Ausden
Vereinen. Der Odenwald=Club nahm letzten Samstag in ſtattlicher
Zahl an der gemeinſamen Sonnwendfeier des Mümling=Gaues in Zell
teil; die freiw. Feuerwehr ſtattete der Rimhorner Wehr ihren
Pflicht=
beſuch ab. Nächſten Sonntag beabſichtigt der Männergeſangverein ſeine
Freunde in Walldorf und Kelſterbach zu beſuchen; der Odenwald=Club
unternimmt ſeine 6. Wanderung.
Michelſtadt, B. Juni. Aus dem Gemeinderat. Die
Verpachtung ſtädtiſcher Grundſtücke findet die Genehmigung des
Ge=
meinrerats. — Um einer Beanſtandung des Hauptzollamts Darmſtadt
Rechnung zu tragen, das verlangt, daß die Hundeſteuerſätze durch zwei
ohne Markreſt teilbar ſein ſollen, beſchließt der Gemeinderat
dement=
ſprechend. Es ſei hier die Bemerkung geſtattet, daß man bei den
Be=
hörden wirklich andere Sorgen haben ſollte, als ob die Hundeſteuer
für ½ Jahr nun auf volle Mark oder auf beiſpielsweiſe 5,50 Mark
lautet. — Es hat ſich als notwendig erwieſen, für den hier tätigen
Dienſtmann eine Gebührenordnung zu erlaſſen. Die Sätze der
Ge=
bührenordnung paſſen ſich unter Berückſichtigung der örtlichen Lohnhöhe
den anderswo üblichem Dienſtmann=Gebühren an. Im Gemeinderat
wurde der Wunſch vertreten, daß die Gekführenordnung an ſichtbarer
Stelle angebracht werden möge.
Waldmichelbach, 28. Juni. Wertungsſingen. Am Sonntag
fand das Wertungsſingen der kath. Kirchenchöre für die Dekanate
Heppen=
heim und Bensheim ſtatt. Um die Gäſte würdig zu empfangen, hatte das
Odenwalddörfchen Feſtſchmuck angelegt. Nicht weniger als 14 Vereine
waren erſchienen, um vor dem Kritiker, Herrn Pater Maternus aus
Ilbenſtadt, eine Probe ihres Könnens abzulegen. Die Zahl der Sänger
und Sängerinnen war ſo groß, daß das Wertungsſingen für
Kirchen=
muſik in zwei Abteilungen ausgeführt werden mußte. Am Nachmittage
wurden im Saale des Gaſthauſes „Zum Odenwald” weltliche Lieder
vor=
getragen. Auch hier erwies ſich der Raum als zu klein, um alle Feſtgäſte
zu faſſen; trotzdem verlief die ganze Veranſtaltung in ſchönſter Ordnung
und Harmonie. Bei der am Schluſſe erfolgten allgemeinen Kritik wurde
der Fleiß ſämtlicher Chöre lobend anerkannt; die beſondere
Wertungs=
note wird den einzelnen Vereinen ſchriftlich zugeſchickt werden.
N. Lindenfels, 27. Juni. Als Nachtrag zum Feſtbericht der 50
jäh=
rigen Wirkſamkeit des Vereins der Freundinnen junger
Mäd=
chen ſei noch mitgeteilt, daß Bürgermeiſter Schnellbächer
ver=
kündete, daß auf einſtimmigen Beſchluß des Gemeinderats von
Linden=
fels die bisherige Füirtherſtraße fortab. Wilhelm Baurſtraße
heißen ſolle zur Erinnerung an dieſen bedeutenden Mann, der in dieſer
Straße das Licht der Welt erblickte als Sohn des Großherzoglichen
Revierförſters (wie damals die Oberförſter hießen). Baur ſchildert ſeine
Jugend in Lindenfels, dann in Dornberg, ſpäter ſeine Gymnaſiaſtenzeit
ſehr hübſch in ſeinen Jugenderinnerungen (Band 10/11 der Heſſiſchen
Volksbücher). Nachdem er zuerſt Pfarrvikar in Arheilgen geweſen, kam
er als Pfarrer nach Ettingshauſen bei Grünberg, dann als
Nachfolger ſeines Bruders Guſtav nach Hamburg. Von da wurde er
als Hofprediger von Kaiſer Wilhelm I. nach Berlin berufen und
be=
ſchloß ſeine Laufbahn als langfähriger Generalſuperintendent der
Rhein=
provinz. Im Ruheſtand zog er ſich an die Stätte ſeiner Jugend zurück
und ſchuf das alte Lindenfelſer Pfarrhaus an der Stadtmauer zu einem
reizvollen Ruheſitz um. Seine Verdienſte um unſere Stadt ſind ganz
hervorragend. Erwähnt ſeien nur die von ſeinem Sohn, dem früheren
Schloßhauptmann, jetzigen Oberſtleutnant W. Baur ausgebauten
Stif=
tungen eines Schweſternheimes und einer Kleinkinderſchule, letztere iſt
von dem Stuttgarter, jetzt in Erfurt lebenden Maler Taubert ganz
reizend ausgemalt. Wilhelm Baur begründete in Gemeinſchaft mit der
Fürſtin Marie von Erbach=Schönberg u. a. den Verein
der Freundinnen junger Mädchen und förderte ihn bis an
ſein Lebensende. Wir Heſſen dürfen ſtolz auf dieſen bedeutenden
Mann ſein.
* Von der Bergſtraße, 28. Juni. Großfeuer. In der Hofreite
eines Landwirts in Nußloch brach dieſer Tage Feuer aus, das infolge
des herrſchenden Sturmes ſo raſch um ſich griff, daß drei Wohnhäuſer
eingeäſchert wurden und fünf Familien nun obdachlos ſind. Nur mit
großer Mühe gelang es den aus der Nachbarſchaft herbeigeeilten Wehren,
über das Feuer endlich Herr zu werden. Der Schaden iſt groß.
Unfall. Beim unvorſichtigen Hantieren mit einem Flobertgewehr
wurde einem 13 Jahre alten Schüler von Weinheim von einem
gleich=
alterigen Kameraden in die Bruſt geſchoſſen und er ſchwer verletzt. Der
Junge mußte in das hieſige Krankenhaus gebracht werden. —
Trau=
benblüte. In einzelnen Lagen der Bergſtraße hat die Traubenblüte
günſtig eingeſetzt.
* Neckarſteinach, B8. Juni. Beigeordnetenwahl. Bei der
kürzlich ſtattgefundenen Beigeordnetenwahl in der Nachbargemeinde
Darsberg wurde der ſeitherige Beigeordnete, Herr Jakob Schmitt,
ein=
ſtimmig wiedergewählt; ein Gegenkandidat war nicht aufgeſtellt worden.
Lampertheim, 28. Juni. Motorradunfälle. Als am
Frei=
tag nachmittag der Motorradfahrer Oberfeld auf der Wormſer
Rhein=
brücke einem mit Heu beladenen Wagen ausweichen wollte, kam aus
ent=
gegengeſetzter Richtung ein anderes Fuhrwerk, ſo daß es zu einem
Zu=
ſammenſtoß kam. Dabei wurde der auf dem Motorrad mitfahrende
Johann Rüßler von hier auf den Fußſteig geſchleudert, ſo daß er
zu=
nächſt nach dem Wormſer und dann nach dem hieſigen Krankenhaus
ver=
bracht werden mußte. Der Lenker des Fahrzeuges kam ohne
Verletzun=
gen davon. — Geſtern verunglückte auf der Stpaße von hier nach
Hüt=
tenfeld, der hieſige Kiſtenfabrikant Gunkel mit dem Motorrad. Zum
Glück ſind ſeine Verletzungen nicht ſchlimmer Natur, da er mit ſeinem
Soziusfahrer in das ſandige Ackergelände flog. Letzterer kam
über=
haupt ohne jegliche Nachteile davon. Das Rad wurde ſchwer beſchädigt.
Beim vorgeſtrigen Standeröffnungsſchießen des
Schützen=
vereins Mannheim=Sandhofen gingen der hieſige Schützenverein als
ganzer und wehrere Einzelſchützem als Sieger hervor. Im
Mann=
ſchaftsſchießen errang er den 1. Mannſchaftspreis und die Schützen
Fried=
rich Schröder den 1., Friedrich Schlappner den 5., Johannes Delchau
den 15., Johannes Neider den 16. und Sebaſtian Wegrich den 19. Preis.
ober Handsdr def Zähne entſtellen
wirkt abſtoßend.
Häßlich gefärbte
das ſchönſte
Ant=
litz. Beide
Schön=
heitsfehler werden oft ſchon durch einmaliges Putzen mit der herrlich erfriſchenden
Zahnpaſte Chlorodont beſeitigt. Die Zähne erhalten ſchon nach kurzem
Ge=
brauch einen wundervollenElfenbeinglanz, auch an den Seitenflächen, bei
gleich=
zeitiger Benutzung der dafür eigens konſtruierten Chlorodont-
Zahn-
bührste mit gezahntem Borſtenſchnitt. Faulende Speiſereſte in den
Zahn=
zwiſchenräumen als Urſache des üblen Mundgeruchs werden gründlich damit
be=
eitigt. Verſuchen Sie es zunächſt mit einer Tube zu 60 Pf. Chlorodont-
Tahnbürste für Kinder 70 Pf. für Damen Mk. 1.25 (weiche Borſten), für
Herren Mk. 1.25 (harte Borſten). Nur echt in blau=grüner Originalpackung mit
der Aufſchrift „Chlorodont”. Ueberall zu haben.
Dr 9
Balleitagung des Jungdeutſchen Ordens e. V.
Ballei Oberbeſſen.
Dem Balleitag in Friedberg ging eine Kundgebung in der Turm
halle von Bad=Nauheim voran, die einen äußerſt eindrucksvollen Verlauf
nahm. Ueber drcißig Banner wurden unter alten Marſchweiſen in den
Saal gebracht und grüßten von dem Halbrund der Bühne die
An=
weſenden. Kurze Zeit nach Beginn der Veranſtaltung traf eine Aß.
ordnung der Bruderſchaften des Saargebiets ein, deren Banner
ſonders eingeholt wurde. Treudeutſch — allewege! Deutſch die Sa
tE
immerdar! So lautet der Wahlſpruch auf dem Kreuzbanner des aß.
getrennten Saargebiets. Die beiden Rednex des Abends verſtaden es
meiſterhafr, den Anweſenden die einſtige und heutige Not Deutſchlands
vor Augen zu führen und Wege zu zeigen für eine Einigung der Stünde
und Ueberbrückung der Klaſſenunterſchiede. Ergreifende Worte fand
ein Pfarrer aus Süd=Braſilien, der erſt kürzlich zurückkehrte, um den
Kampf der Auslands=Deutſchen zu ſchildern. Mannhafte Worte ſprach
der Gauleiter des Stahlhelm „Bund der Frontſoldaten” und überbrachte
Gwiße ſeines Gaues. — Um Mitternacht rückten die Ordensbrüder i
langem Zuge in Maſſenquartier auf dem Gutshof in Wiſſelsheim ab.
Kaum drei Stunden Nachtruhe und ſchon begann es wieder lebendin
zu werden in der großen Scheune. Bei ſtrömendem Regen marſchierten
die Kolonnen bei Morgengrauen nach Friedberg, wo alsdann die
Wehr=
ſportkämpfe ausgetragen wurden, die von der Liebe zum Sport und den
Ertüchtigung zeugten. Mittlerweile hatte es ſich aufgehellt und nun fand
der feierliche Feldgottesdienſt auf der Seewieſe ſtatt. Hierauf
weih=
der Komtur der Ballei zwei neue Banner, ein Zeichen dafür, daß der
immer ſchon totgeſagte Jungdeutſche Orden trotz alledem den
Bruderge=
danken in weitere Einheiten pflanzt und immer mehr wächſt.
Der Marſch durch Friedberg mit Kundgebung auf dem Schloßplatz
und der daran anſchließende Marſch durch Bad=Nauheim mit
Schluß=
kundgebung auf dem dortigen Marktplatz, fanden unter Beteiligung
weiteſter Volkskreiſe ſtatt. Alte deutſche Marſchmuſik lockte überall die
Einwohner heraus. Die hoch im Winde flatternden Banner des
acht=
zackigen, ſchwarzen Kreuzes auf dem weißen Felde und die
Marſch=
kolonnen in den grauen Windjacken waren wohl ein ungewohntes Bild
für die internationale Badeſtadt. Dieſe Veranſtaltung bewies, daß noch
Deutſche da ſind, die ſich der Veranwortung für Volk und Staat bewußt
ſind und ſich ihrer Pflicht auch nicht entziehen werden.
* Biblis, B. Juni. Turnerehrung. Anläßlich der
Platz=
einweihung des Turnvereins Bobſtadt, verbunden mit gauoffenem
Volksturnen des V. Gaues Rheinheſſen, errang die Bibliſer
Turn=
geſellſchaft bei ſtarber Konkurrenz recht erfreuliche Siege. Trotz de
nicht gerade beſonders einladenden Wetters waren die Mitglieder der
hieſigen Turngeſellſchaft recht zahlreich bei dem Feſte ihres
Bruder=
vereins erſchienen. Der Erfolg, den die Bibliſer Turner errangen,
war denn auch ein überraſchender; konnten ſie doch nicht weniger als
7 erſte Siege einheimſen. Es wurden nachſtehende Turner Sieger: Joſef
Wolf, 1. Sieger im Stabhoch (3,20 Meter); derſelbe 1. Sieger im
Steinſtoßen (9,15 Meter); derſelbe 1. Sieger im Diskus (37,50
Mete=
derſelbe 2. Sieger im Kugelſtoßen (10,32 Meter); Mich. Engert bei
ſtarkem Gegenwind, 1. Sieger im Hochſprung (1,55 Meter); derſelbe
Sieger im Weitſprung (5,08 Meter); Frz. Beckerle, 2. Sieger im
100=Meter=Lauf; Leonhard Reis im 3000=Meter=Lauf außer Konkurrenz
2. Sieger; Gg. Koch, 4. Sieger im 300=Meter=Lauf. Bei den Schülern
wurde Rud. Kunz 1. Sieger im Freihoch (1,35 Meter); derſelbe 1.
Sieger im 50=Meter=Lauf. Somit haben die Bibliſer Turner unt
Leitung ihres alten Kämpen „Hanſel” abermals recht erfreuliche Siege
errungen und wäre angeſichts dieſer Tatſache zu hoffen, daß das
All=
gemeinintereſſe für dieſen ſchönen Sport immer weiter um ſich greift.
* Gernsheim, 28. Juni. Bei dem in Waldmichelbach abgehaltenen
Wertungsſingen der katholiſchen Kirchenchöre der Dekanate Bensheim
und Heppenheim beteiligte ſich auch der hieſige Kirchenchor „Cäcilia”.
Bei der letzten Ziehung der preußiſchen Klaſſenlotterie fiel ein Treffe
in Höhe von 50 000 RM. in die Kollektion des hieſigem
Lotterieeinneh=
mers Medieus. Die Gewinner ſind ſämtlich kleine Leute, bei denen das
Geld gut angelegt ſein wird. — Die Leiche des aus Worms vermißt
ge=
meldeten Lehrers Günther wurde von dem hieſigen Fiſcher Martin
Ba=
dersbach im Rheine geländet. Der Leichnam, der im voller Kleidung ſich
befand, wies ſchwere Verletzungen am Kopfe auf, ebenſo war die eine
Hand mit Kupferdraht am Körper feſtgebunden. Die Unterſuchung wird
ergeben, ob Selbſtmord oder Unglücksfall vorliegt. Seine Begleiterin,
eine Lehrerin aus Worms, wird noch vermißt. Die Leiche des Lehrers
Günther wurde in ſeine Heimatgemeinde Eich, Kreis Worms, verbrächt,
— Gernsheimt, B. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
28. Juni 181 Meter.
Raunheim, 28. Juni. Unfall beim Heu=Einfahren,
Eine Landwirtsfrau in Raunheim geriet beim Einfahren einer Fuhre
Heu mit einer Hand ſo unglücklich zwiſchen Achſe und Leiterbaum, daß
ihr drei Finger völlig zerquetſcht wurden.
Offenbach, 25. Juni. Der Arbeiter=Radfahrerbund „Solidarität”
hatte ſür Freitag nachwittag die Stadtverwaltung und die
Stadt=
verordneten zur Beſichtigung des Fahrradhauſes „Friſch auf”
ein=
geladen, das neuzeitlich eingerichtet und bedeutend erweitert worden iſt.
Dieſes neuzeitliche Inſtitut beſchäftigt in ſeinem Betrieb weit über 150
Leute und verſorgt weite Kreiſe der handarbeitenden Bevölkerung mit
ſeinen Erzeugniſſen. Da das Unternehmen weit von der Stadtz, an der
Landſtraße nach Sprendlingen liegt ſtellte die Stadtverwaltung auf
Anregung der ſozialdemokratiſchen Stadtverordnetenfraktion zur Fahrt
dahin einen Kraftwagen zur Verfügung.
* Grünberg, 28. Juni. An dem Jubiläums=Wettſingen des Schottener
Männerchors nahm auch der hieſige Geſangverein Sängerkranz teil.
Unter dem Wettbewerb von 34 Vereinen erlangte der hieſige Verein im
Klaſſenſingen der 2. Stadtklaſſe mit 171½ Punkten den erſten Preis und
den Ehrenpreis, außerdem beim höchſten Ehrenſingen mit 79½ Punkten
ein Hauptehrenpreis. Da der Verein in allen Chören die höchſte
Punkt=
zahl erreichte, wurde ihm guch ein Dirigentenpreis zugeteilt. Dem erſt
zehnjährigen Verein wird dieſe Ehrung zu einem großen Anſporn
dienen.
* Lauterbach, 28. Juni. Den Todesſturz im Steinbruch
erlitt der Betviebsdirektor Kuſchke aus Frankfurt. Er wollte den großen
Veitsberg=Baſaltbruch beſichtigen, da hier ein Erweiterungsbau geplant
iſt. Während eines Geſprächs tat er einen Fehltritt und ſtürzte etwa
10 Meter tief eine Wand hinunter. Bewußtlos trug man den Direktor
aus dem Bruch und brachte ihn ins hieſige Krankenhaus, wo er an den
ſchweren Schädelverletzungen ſtarb.
Aus Oberhefſen, 25. Juni. In Butzbach fand vorgeſtern Abend
die Grundſteinlegung zum Weidig=Denkmal ſtatt. Die Weiherede hielt
Landtagsabgeordneter Reiber. Beigeordneter Wittich nahm die
Grund=
ſteinlegung vor.
In Friedberg ſtarb der Altveteran von
1870/71 Hofpianofabrikant Karl Glück im Alter von 80 Jahren.
In einer Fabrik von Bad=Nauheim geriet ein Arbeiter in die
Transmiſſion, wodurch ihm der rechte Arm abgeſchlagen wurde. Er
wurde bewußtlos ins Krankenhaus überführt. — In
Reinhards=
hain begeht der Landwirt Friedrich Stoll ſeinen 90. Geburtstag.
In Grünberg blickte die älteſte Einwohnerin, Marie Kolb, auf ihr
). Lebensjahr zurück. — Der Kreis Schotten beabſichtigt eine
Kreis=Abdeckerei zu errichten — Bei Herchenhain ereignete ſich
ein ſchweres Autounglück. Tierarzt Dr. Krümmel kam vom
Herchen=
hainer Johannimarkt, auf der abſchüſſigen Straße nach Hartmannshain
verſagte die Steuerung und das Auto ſauſte gegen ein Gebäude. Dr.
Krümmel wurde herausgeſchlendert und erlitt einen Oberſchenkelbruch.
Seit im Mai eine Vogelsbergfahrt der Rheinheſſen
ſtatt=
gefunden hat, macht ſich im Vogelsberg ein geſteigerter Fremdenverkehr
bemerkbar. —
Ein großes Braunkohlenlager wurde in
der Nähe von Alsfeld bei dem Orte Ottrau entdeckt. Die Firma
Krupp ſtieß hier auf eine Braunkohlenſchicht von bedeutender
Mächtig=
keit und vorzüiglicher Qualität. Die Firma beabſichtigt, eine
Brikett=
fabrik anzulegen. — Eine Pfändung mit Hinderniſſen trug
ſich in Ober=Mörlen zu. Ein Landwirt, der eine fällige Gerichtsſchuld
nicht bezahlt hatte, ſollte zwangsweiſe ein Rind verſteigern laſſen. Da
er ſich dem Gendarmen und dem Gerichtsvollzieher mit Drohungen
ent=
gegenſtellte, mußten die Beamten Gewalt anwenden. Das Rind wurde
geholt und verſteigert. Auch vor und nach der Verſteigerung kam es
zu ſchweren Zuſammenſtößen. — In Trohe wurde an Stelle des
penſionierten Polizeidieners Rau der Arbeiter Friedrich Schmidt
ge=
wählt. Er übernimmt auch das Amt eines Gemeinderechners und
Flur=
ſchützen.
Ber Heg zur Aysiene
und Sauberkeit führt eigentlich zwangsläufg zur chemischen Reinigung Ihrer Garderobe und
aller Gegenstände, mit denen Sie täglich in Berührung kommen. Nicht nur Schmutz, Flecken und
Krankheitskeime werden aus Ihrer Kleidung, Ihren Decken, Kissen, Teppichen, Vorhängen,
Hand-
schuhen usw. beseitigt, die meisten Dinge werden auch wieder wie neu. Auch das Auffärben
und Plissſeren aller Arten Stofte wird von uns in der bekannten erstklassigen Weise ausgeführt.
TV
Färberei
ALOLI TOTZ
Laden: Ernst-Ludwigstraße 5. Telephon 3066. Rheinstraße 23. Telephon 1222.
Nummer 128
Saalbaugarten
Donnerstag, den 30. Juni 1927,
abends 8 Uhr
(St 10308
Richard Wagner-Abend
„des Städt. Orcheſters unter
Mitwirkung von
Frau Rose RöSner
Opern= u. Konzertſängerin, Stuttgart
Leitung: Städt. Kapellmeiſter
Ernſt Guido Naumann
Eintritt 80 Z.
Zehnerkarten
haben mit 30 5 Aufſchlag Gültigkeit
Bei ungünſtiger Witterung im Saal
Mittwoch, den 29 Juni 1927
Seite 9
Residenz-Theater
Nach der bekannten Wiener Operette
Bas sdte Mädel
Ein Film in 6 Akten aus der lebensfrohen Kaiserstadt Wien
Wiener Walzer — Wiener Lieder — Wiener Musik
Mit der großen dentschen Besetzung: Lelo Winter, der Liebling
Wiens, Paul Heidmann, Mils Asther.
Um hohen Preis
Tom Tyler, der beste amerikanische Cowboy-Darsteller in dem
Gaktigen Sensations- und Wildwestfilms:
(*17138
Die neueste Wochenschan, Zu diesem Film haben Jugendl. Zutritt
Anfang 2½ Uhr
Union-Theater
Palast-Lichtspiele
Heute zum ersten Mal das Aufsehen erregende Filmwerk
Die Skandal-Tragödie eines Fürstenhauses:
(Von der reichsten Prinzessin
der Welt zur ärmsten
Bettelgreisin)
Fürstendrama einer Königstochter in 7 Akten mit
Erna Horend in der Titelrolle
Zeugen u. Beteiligte der damal, Begebenheiten stellten sich zur Mitwirkung
bereitwilligst zur Verfügung. - Hohe Offiziere u. Generäle der ehem. k. u. k.
Armee, die seinerzeit zum Teil Beisitzer des Militärgerichtes waren, das nach
dem in der ganzen Welt aufsehenerregenden Prozeß den Oberlentnant von
Mattiach, den Geliebten der Lnise von Coburg zu sechs Jahren schweren
Kerker verurteilte, wirken in dieser Filmtragödie mit. — Die Möbel und
Reduisiten stammen aus der k. u. k. Hofburg, Wien. — Die Anfnahmen
wurden gemacht in: Wien, Paris, Lngano, Brüssel, Frankfurt, Wiesbaden,
München, Coswig, Bad-Elster und Agram
Opfer der Liept
Anfang 3½ Uhr.
Drama nach dem Schauspiel „La Flamme‟
6 Akte 6
Heueste Wochenschau
Abendr. 8 Uhr.
Für den
Iusehlud Denterhisereiahs!
Freitag, den 1. Juli, abends 8 Uhr
ſpricht im Fürſtenſaal, Grafenſtr. 18
der Vorſitzende des Landesverbandes
Heſſens vom Deutſchöſterreichiſchen
Volksbund
(10398
Herr Langer, Frankkurt am Main
Die Anschlußfrage
Das deutsche Problem
Jedermann willkommen.
Eintritt frei!
Der Einberufer: W. Leuschner
Das auserwählte Programm:
9
EANOIIA
Du schönste aller Rosen
7 Akte! Nach Motiven des bekannten Schlagers 7 Akte!
In den Hauptrollen:
Maria Dalbalcin, Dorothea Wleck, Oscar Marlon,
Johannes Riemann, lean Murat, Carl Walther Meyer
Das Schaf im Wolfspelz
Groteske in 2 Akten
„Was viele nicht wissen‟ Ein interessantes Naturbild
Die neueste Wochenschau (*17137
A
Antang 3½ Uhr — Spieldauer 2½ Stunden
Einige Waggons
Riefern=Kiſtenbretter
18 mm ſtark, ab Babenhauſen (Heſſen)
abzugeben.
(10222sms
Lehr. Himmelshach H.-G., Bingen a. Rh.
Nach gänzlichem Umbau ist das
Hoter I. Heostder aut Prädde, Barmistaat
dem allgemeinen Verkehr wieder geöffnet.
Die moderne Einrichtung der Hotelzimmer
entspricht verwöhntesten Hnsprüchen. — Die
stimmungsvollen Gesellschafts- und Restaurant-
Räume gewähren dem Besucher den
bebag-
lichsten Hufenthalt. — Für Gesellschaften und
Konferenzen stehen abgeschlossene Säle zur
Verfügung. — Küche und Keller sind auf alle
An-
sprüche eingestellt und finden meine besondere
pfegliche Fürsorge bei mittlerer Preisbildung.
ANTON GABLER, Neuer Inhaber.
10431
Ludwigshöhe
Telephon 591.
Heute nachmittag 4 Uhr
THNRM
Korrkottcht
Städt. Orcheſter. (10897
Leitung KapellmeiſterNaumann
10er Karten haben Gültigkeit.
Bei ungünſt. Witterung Saallonzert
2.— 5. Zuli 1927.
Leinöl, Terpentin Siceatib. G3ug5
Drogerie Secker Nochlr. Zuowigshöhſt.
Im Hleinen Haus des
Hess. Landestheaters Keute
von 50 Pfg. an
Kinder-Vorstellung nachmittags 4 Uhr
HANSHL UAP GRETEL
Kindermärchen in 5 Bildern mit Gesang und Tanz (10434
A
AlPAAAA
Sommerſpielzeit im KleinenHaus
des Heſſiſchen Landestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter.
Heute Mittwoch, den 29. Juni 1927
2 Vorſtellungen 2
Nachmittags m4 Uhr M Nachmittags
Kindervorſiellung zu ganz kleinen Preiſen von 50 Pfg an
Hänſel und Greiel
Kindermärchen in S Bildern mit Geſang und Tanz. In Szene
geſetzt von Dir. Steffter. Muſikal. Leitung: Kapellm. Dr. Neſiler.
Abends 8 Uhr:
Nur noch 3 Gaſiſpiele=
ERIK WIRL
Die Roſe von Stambul
Morgen Donnerstag und Freitag
Die Roſe von Stambul
Voranzeige: Samstag, den 2. Juli
Die Tereſina
(10433
Opereite in 3 Akien von Oscar Straus.
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TaAANNN
Höhenluftkurort Bereins= u. Ge=
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wzw. Wildbad u Baden-Baden in schöner, /elſchaftszimmer
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Ab Samstag, den 2. Juli
gastiert im Orpheum
Abeinlands popzlärster
Homiler
osef Weinreiss
nebst Ensemble
in dem tollen Lachschlager
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BoFse
Ein lustiges Drunter und Drüber in
3 Akt. von Franz Arnold u. Ernst Bach
Derzeitiges Gastspiel: Komische Oper,
Essen
(10421
AnAnHBEHagANAEHHHHÄEEHAR
Schloß-Cafe!
Rheinstr. 2
Rheinstr. 2
Schloß-Café-Ensemble
Leitung Kapellmeister Curt Fischer 5
Mittwoch, 29. Juni
Großes
rühiger Lage, inmitten herrl. Tannenhochwald., mit prächtiger
Fernsicht Heilkr. Gebirgsklima, besonders geeignet für Ner vöse,
Herz-, Nieren- und Asthmaleidende Kurarzt. Lesezimmer.
(TV. 8384
Lute Gasthöfe, zahlreiche Privatwohnungen.
Prospekte durch die Kurverwaltung.
für verſchiedene Tage
(*17107
noch frei.
Näheres Geſchäftsſt.
Hachm. Konger!
m (Beginn 4 Uhr — Wünsche erbeten)
Babds. 1/,8 Uhr in Darmstadt auf
HEUTE L. Megplstz: Die prunkvolle
Eröffnungs-Vorstellung
des ersten europäischen Drei Manegen-Rennbahn-Cireus
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Europas größte und reichhaltigste Schaustellung
Ueber 600 ekotische Tiere aus allen Zonen der Erde, eine
6 fache, hochinteressante Völkerschau, darunter echte
lrokezen-indianer aus den nordamerikanisch. Reservationen
Grandſose Sport-Veranstaltungen
in dem größten Zelthallenbau Europas
mit der riesigen altrömischen Rennbahn
ApR
Ben Hear in der Manege
Das altrömische, klass., wilde, verwegene Wagenrennen
Abends 8½, Uhr
Gesellschafts-Abend!
B Jeden Freitag, abds. 8/. Uhr: Große
Sonder-Konzerte mit ausge-
(10411 8
mwähltem Programm.
HEigene Konditorei - Bis-Spezialtäten g
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Kc
Morgen Donnerstag, den 30. Juni: zwei Vorstellungen: naehmitt.
Uhr und abends 1½,8 Uhr. Freitag, den 1. Juli, nachmittags 3 Uhr
die letzte Vorstellung. An den Nachmittagsvorstellungen zahlen
Kin-
der unter 12 Jahren auf allen Plätzen halbe Preise. Nachmittags das
vollständige reichhaltige Programm. Vorverkauf ab heute morgen im
Cigarrenhaus Hugo de Waal, Rheinstr. 14, Tel. 656, ab heute
Nach-
mittag an den 12 Cireuskassen, morgen Donnerstag erfolgt die
Kar-
tenabgabe ununterbrochen von ½,10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends.
Freitag ebenfalls ab ½10 Uhr morgens.
Krones Z00 der größte Tierpark auf Reisen, enthält mehr als
600 exotische Tiere aus allen Zonen der Erde Unter diesen
Selten-
heiten von unermeßlichem Werte, die kaum ein feststehender zool,
Garten aufzuweisen hat, wie See=Elefanten, die echten groß.
Ameisen-
bären, die echten und ganz seltenen Berg- und Grevyzebras. Ferner
eine 24 köpfige indische und afrikanische Elefantenherde, 82 Tiger u.
Löwen, Eisonbüffel. Luchse, Wölfe, Schakale Hyänen, Silberlöwen,
ganze Herden von Dromedaren, Kamelen, asiatischen u. afrikanisch.
Rinderarten und Hunderte von Tieren mehr aus Busch, Urwald u. Steppe
der 5 Erdteile. Außerdem ein Marstall von mehr als 200 Pferden.
Der zoologische Park ist geöffnet:
(V. 10429
Heute Mittwoch nachmittag, bis ½7 Uhr abends
orgen Donnerstag von ½10 Uhr morgens bis ½7 Uhr abends
Freitag, den 1. Juli, von ½10 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags
Fahrradunterstand am Cireusplatz)
Mittwoch, den 29. Juni 1927
Dammbruch=Kataſtrophe bei Leipzig.
Die Fabrikanlage der Sächſiſchen Werke. Im Vordergrund der Weg, den die Schlammaſſen
nahmen.
In den Braunkohlengruben der Sächſiſchen Werke bei Böhlen brach, wie gemeldet, der 40 Meter
hohe Spülwaſſer=Damm in einer Breite von 300 Metern, wodurch eine mächtige Schlammwelle
ſich über die Arbeiterdörfer Lippendorf und Stahndorf ergoß. Die Schlammſchicht iſt bis zu
3 Meter hoch; die meiſten Häuſer ragen nur noch mit den Giebeln über die ſchwarz=braune
Maſſe hervor.
Deutſchlands älteſte Kirche im Muſeum.
Die im 16. Jahrhundert erbaute Kirche in Firchau vor dem Abbruch.
Deutſchlands älteſte, im Jahre 1599 aus Holz erbaute Kirche in Firchau iſt vor kurzem abgeriſſen
und in das Altertumsmuſeum zu Schneidemühl gebracht worden, wo ſie wieder aufgeſtellt werden
ſoll. Der Glockenturm war in letzter Zeit ſchon ſo baufällig, daß man die Glocke auf einem
Holz=
gerüſt neben der Kirche anbringen mußte.
Seite 10
Reich und Ausland.
Frankfurter Chronik.
Unter dem Verdacht des Giftmordes
feſtgenommen. Die gerichtschemiſche
Unter=
ſuchung der auf dem Bornheimer Friedhof vor einigen
Wochen ausgegrabenen Fra genleiche, die ſich, wie
be=
kannt, auf das Vorhandenſein von Arſen erſtreckte,
iſt nunmehr abgeſchloſſen. In den Weichteilen wurde
keine Spur von Arſen gefunden. Auch die
Unter=
ſuchung der Gehirnmaſſe verlief negativ. Dagegen
fanden ſich in den Knochen Anzeichen von Arſen.
Der mutmaßliche Täter, deſſen Beziehungen zu den
beiden Frauen, die plötzlich verſtarben, bekannt ſind,
iſt vor einigen Tagen wieder in Haft genommen
worden. Nach unſeren Erkundigungen aus
authen=
tiſcher Quelle iſt nach dem Ergebnis der
Unter=
ſuchung mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß die Tote
zu Lebzeiten ein Arſenpräparat zu ſich genommen
hat. Es iſt jedoch nicht anzunehmen, daß das
Mäd=
chen eine tödliche Doſis Arſen genommen hat, da
ſonſt, auch unter Berückſichtigung der Tatſache, daß
die Leiche faſt drei Wochen im Waſſer lag und bis
zur Unterſuchung faſt ein halbes Jahr beerdigt war,
in den Weichteilen Arſen hätte gefunden werden
müſſen. Allem Anſchein nach liegen aber gegen den
Verhafteten noch andere Verdachtsmomente vor, die
ſeine Verhaftung gerechtfertigt erſcheinen laſſen.
Ferienkurs in Textilkunde.
Das Inſtitut für Warenkunde an der Handels=
Hochſchule Mannheim veranſtaltet vom 26.
Sep=
tember bis 8. Oktober in den neu hergerichteten
Räumen des Gebäudes A. 4. 1 einen Ferienkurs der
textilen Warenkunde. Der Kurs hat den Zweck, die
Teilnehmer mit den warenkundlichen Grundlagen der
Textilwirtſchaft vertraut zu machen. Man verlange
Proſpekte und Anmeldeformulare beim Sekretariat
des Inſtituts für Warenkunde an der Handels=
Hoch=
ſchule Mannheim, A. 4. 1.
Lärmſzenen in einem Berliner Revuetheater.
Berlin. In der Komiſchen Oper, in der
zur=
zeit die Revue „Streng verboten!” aufgeführt wird,
kam es am Montag abend gegen 11 Uhr zu
erheb=
lichen Störungen. Während der Vorführung ertönten
Pfiffe, und es wurden Zwiſchenrufe laut, und
leb=
haftes Trampeln ſetzte ein. Die herbeigerufene
Po=
lizei nahm 12 Perſonen feſt, die ſämtlich Mitglieder
der Liga für Menſchenrechte ſind und erklärten, an
der Vorſtellung Anſtoß genommen zu haben. Die
Direktion der Komiſchen Oper hat Anzeige gegen die
Siſtierten wegen Hausfriedensbruches erſtattet.
Schwerer Kampf mit einem Einbrecher.
Berlin. In einer Villa in Köpenick wurde in
der vergangenen Nacht der Kaufmann Groſſer durch
ein verdächtiges Geräuſch geweckt. Er gewahrte im
Dunkeln die Geſtalt eines fremden Mannes, der eine
Piſtole auf ihn anſchlug. Groſſer packte ihn, erhielt
aber im Verlaufe des Kampfes mehrere Schläge mit
dem Piſtolenkolben auf den Kopf. Der Einbrecher
riß ſich los, verletzte Groſſer lebensgefährlich durch
einen Schuß in den Leib und flüchtete. Sofort
vor=
genommene Streifen der Kriminalpolizei blieben
erfolglos.
Schwere Bluttat in Steglitz.
Berlin. Die 16 Jahre alte Tochter des auf
einer Reiſe befindlichen Kaufmannsehepaares Scheller
aus der Albrechtſtraße in Steglitz rief am Dienstag
früh telephoniſch einen Arzt, der in der Wohnung
den 19jährigen Günther Scheller mit einer ſchweren
Schußverletzung im Kopf und einen 19jährigen
Koch=
lehrling mit einer Kopfverletzung tot auffand. Das
junge Mädchen und ein gleichfalls in der Wohnung
anweſender 19jähriger Realſchüler Kranz konnten der
alarmierten Mordkommiſſion bisher noch keine klare
Darſtellung der Vorgänge geben. Man nimmt an,
daß die Schüſſe in einem Streit zwiſchen Günther
Scheller und dem Kochlehrling fielen. — Der bei
der Tragödie in Steglitz ſchwer verletzte Günther
Scheller wurde in das Krankenhaus gebracht, wo er
jedoch, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben,
ſtarb. Er hat ſich anſcheinend ſelbſt erſchoſſen. Beide
Leichen wurden beſchlagnahmt.
Bergmannstod.
Auf Schachtanlage Viktor III und IV gerieten,
wie das „Berl. Tageblatt” aus Bochum meldet, drei
Hauer unter herabfallende Geſteinsmaſſen. Zwei
konnten nur noch als Leichen geborgen werden, der
dritte wurde ſchwer verletzt. — Auf der Zeche Erin
wurden ebenfalls zwei Kohlenhauer verſchüttet und
erlitten ſchwere Bruſtverletzungen.
Baron Gevers ſchwer erkrankt.
Schlaganfall des früheren Berliner Geſandten
Hollands.
Baron Gevers,
der vor wenigen Tagen aus ſeinem Amt geſchiedene
niederländiſche Geſandte für Berlin, erlitt in
Inter=
laken in der Schweiz, wohin er ſich zur Erholung
begeben hatte, einen Schlaganfall. Das Befinden
des Geſandten, der bekanntlich über 20 Jahre die
Niederlande in Berlin vertreten hat, iſt
beſorgnis=
erregend.
Schweres Fliegerunglück.
Landeshut. Bei Kindelsdorf, Kreis
Landes=
hut, verſuchte am Montag nachmittag gegen 18 Uhr
ein franzöſiſches Flugzeug, das ſich infolge des
neb=
ligen Wetters verflogen hatte, die tiefgehenden
Wol=
kenmaſſen zu durchbrechen. Zu ſpät erkannte der
Führer, daß er ſich in einem Hochwaldbeſtand befand
und mit voller Wucht ſauſte das Flugzeug durch die
ſtarken Baumſtämme zur Erde. Beide Inſaſſen
wur=
den bis zur Unkenntlichkeit verſtümmelt, das
Flug=
zeug vollſtändig zertrümmert. Anſcheinend handelt
es ſich bei den Getöteten um zwei franzöſiſche
Kauf=
leute, da unter den Trümmern des Flugzeuges
Muſter von Seidenwaren uſw. gefunden wurden. —
Bei dem abgeſtürzten Flugzeug handelt es ſich um
das Poſtflugzeug der Luftverkehrslinie Warſchau—
Prag—Paris. Der Paſſagier war der Direktor der
Privattelephongeſellſchaft in Prag, Major a. D.
Gribſch. Das Flugzeug führte Pakete als Briefpoſt
mit ſich, die zum großen Teil vernichtet wurden.
Schweres Exploſionsunglück auf einem
Motorboot in Danzig.
TU. Danzig. Auf dem zur Reparatur in der
Danziger Werft liegenden Motorboot „Falke‟
(früher „Clio”), Heimatshafen Wien, ereigneten ſich
am Montag nachmittag 2 ſchwere Exploſionen, die
das Boot in Stücke riſſen. Zwei Perſonen, der
Ma=
ſchinenbauer der Danziger Werft Emil Hübner und
der Monteur der Firma Deutz, Ernſt Erwen,
wur=
den getötet. Vier weitere Perſonen, der Kapitän des
Schiffes, Georg Malmberg, der erſte Maſchiniſt,
Ernſt Wittenhagen aus Kiel, der zweite Maſchiniſt,
Karl Stahlmann aus Kiel, ſowie der Meiſter Guſtav
Harder wurden ſchwer verletzt. Das Motorboot,
deſſen Beſitzer ein Herr Soehle von der
Maſchinen=
fabrik in Geſtemünde iſt, hatte eine Länge von 23
Metern. Die Danziger Werft legt Wert auf die
Feſtſtellung, daß ſie an dem Unfall keine Schuld trägt,
da das Perſonal der Werft ſeine Arbeiten am
Vor=
mittag bereits beendet hatte. Die erſte Exploſion
fand im Maſchinenraum ſtatt, wo Erven noch weitere
Reparaturen für ſeine Firma vornahm. Von dort
aus ſchlug eine Stichflamme zum offenen
Benzin=
tank, wo gerade Benzin eingenommen wurde. Sofort
ereignete ſich die zweite noch weit ſchwerere
Ex=
ploſion, die das Schiff in Stück riß und zum Sinken
brachte.
Vom Blitz getroffen.
Holzkirchen. In der Nähe zwiſchen
Kirchen=
berg und der Einöde Ried wurden am Sonntag
nach=
mittag durch einen Blitz ein Bäcker und ein
Tag=
löhner ſofort getötet und zwei Mädchen, die der
Blitz geſtreift hatte, gelähmt.
Schießerei.
Holzkirchen. Im Hofe einer Gaſtwirtſchaft
bei Holzkirchen, in dem mehrere Wohnwagen von
Händlern aufgeſtellt waren, bedrohte Sonntag nacht
der ledige Gaſtwirtsſohn Hauzenberger die in dem
Wagen ſchlafenden Familien mit Erſchießen, weil ihm
Geld abhanden gekommen ſei. Er gab einen Schuß
gegen den Wagen des einen Händlers ab, der die
13jährige Tochter in den Unterleib traf. Das
Mäd=
chen ſtarb bald darauf. Der Täter wurde verhaftet.
Hebung des Dampfers „Lecco”.
EP. Como. Der vor einigen Monaten beim
Landungsſteg von Como geſunkene Dampfer „Lecco”,
an deſſen Bord ſich ein Pilgerzug befand, iſt nach
langwierigen Taucharbeiten vollſtändig gehoben
wor=
den und hält ſich nun ſelbſt über Waſſer.
Merkwür=
digerweiſe weiſt der Schiffsraum kein Leck auf. Das
Waſſer muß durch die Kajütenfenſter eingedrungen
ſein, als das Schiff in der Nähe des Ufers infolge
einſeitiger Verteilung der zu zahlreichen Paſſagiere
zu ſehr auf die Seite neigte. Fachleute erklären, daß
der Untergang nur durch Ueberlaſtung und
Unacht=
ſamkeit des Perſonals verurſacht wurde.
Banditenunweſen in der Mongolei.
EP. London. Nach einer Meldung des
Inter=
national News Service aus Moskau haben Banditen
das Geſchäftsviertel in Urga, der Hauptſtadt der
Mongolei, überfallen und ausgeplündert. Nach
er=
folgter Ausplünderung, wobei zahlreiche Bewohner
getötet oder verletzt wurden, wurde Feuer gelegt.
Der Schaden wird auf 600 000 Pfund Sterling
ge=
ſchätzt. Die Behörden haben den Ausnahmezuſtand
verkündet.
Die alten Leute von heute.
EP. Am Sonntag feierte die in London
wohlbe=
kannte Mrs. Frederick Pennington ihren hundertſten
Geburtstag. Sie hat 477 direkte Nachkommen, für
die ſtets ein offener Tiſch in ihrem Hauſe in 17. Hyde
Terrace bereit iſt. Sie war gut befreundet mit
Gladſtone, Bright, Cobden und anderen liberalen
Führern des Victorianiſchen Zeitalters. Sie und ihr
Mann, der 1914 im Alter von 95 Jahren ſtarb,
ge=
hörten mit zu den erſten Automobilintereſſenten
Eng=
lands. Sie war in ihren Jugendjahren eine
intereſ=
ſierte Tennisſpielerin, und Gladſtone gehörte zu
denen, die ihre erſten öffentlichen Spiele in Broome
Hall bei Dorking bewunderten. Damals ſpielten noch
vier Spieler auf jeder Seite des Netzes. Sie hat
41 dicke Tagebücher geſchrieben, die ſie aber noch nicht
der Oeffentlichkeit übergeben hat. — Mrs. James
Chamberlin feierte am Freitag ihre 104. Geburtstag
in Weſten=Supermare. Sie lieſt noch ohne Brille und
iſt eine von den Hundertjährigen der Stadt Weſton=
Supermare. — Mit dem Dampfer Minnedoſa
ver=
ließen am Freitag ſechs Männer und vier Frauen,
die ſämtlich über 70 Jahre alt waren, England, um
nach Kanada zurückzukehren. Sie hatten ihrer alten
Heimat einen Beſuch abgeſtattet. Der Senior der
Gruppe iſt Mr. Bridgman, der 81 Jahre alt iſt und
in Montreal lebt. Die beiden jüngſten ſind zwei
Damen im Alter von 72 Jahren.
Schweres Unwetter über Sofia.
EP. Sofia. Am Sonntag nachmittag ging über
Sofia ein Wolkenbruch mit rieſigem Hagelſchlag
nieder, der 25 Minuten lang andauerte. Infolge des
Wolkenbruches wurden faſt ſämtliche Straßen in der
Stadt unter Waſſer geſetzt. Das Waſſer erreichte
ſtellenweiſe eine Höhe von 2 Metern. Auch die
Hagel=
körner lagen an manchen Stellen in einer Höhe von
einem Meter. Die Obſt= und Weingärten in der
Um=
gebung ſind faſt vollkommen vernichtet worden.
Men=
ſchenleben hat das Unwetter nicht gefordert.
„Nummer 178,
Untaten.
EP. Mailand. Auf der Landſtraße Gört=
Monfalcone in eine verlaſſene Autodroſchke aufoe,
funden worden, die am Vorabend mit einem
Chanf=
feur und zwei Inſaſſen Görz verlaſſen hatte. Das
Innere des Autos weiſt Blutſpuren und Spuren von
drei Repolverſchüſſen auf. Chauffeur und Inſaſſen
ſind ſpurlos verſchwunden. — Auf der gleichen
Straß=
iſt ein Werftarbeiter aus Monfalcone von einem
masbierten Räuber überfallen und durch einen
Re=
volverſchuß ſchwer verletzt worden, als er ſich zur
Wehr ſetzen wollte. Der Räuber nahm ihm ſeine
Barſchaft ab und entfloh auf einem Fahrrad.
Unwetterſchäden.
EP. Mailand. Im nordöſtlichen Induſtrie
gebiet von Biella hat ein heftiges Gewitter die Fel,
der verheert und Hochwaſſer verurfacht, das in
mehreren Fabriken große Verwüſtungen anrichtete.
Vielfach wurden die Wege durch Erdrutſche verſperrt.
Bei der Tuchfabrik Giletti durchbrach das Hochwaſſer
einen Damm, ſo daß die Fluten während des
Be=
triebes in die Fabrik eindrangen, die mehrere
tau=
ſend Arbeiter beſchäftigt. Die meiſten Arbeiter
konn=
ten ſich vor dem eindringenden Waſſer retten,
wäh=
rend die Zurückgebliebenen die Gerüſte erkletterten,
als das Waſſer eine Höhe von zwei Metern erreichte
Mehrere Maſchinen wurden weggeſchwemmt und
große Stoffvorräte beſchädigt. Der Sachſchaden
über=
ſteigt drei Millionen Lire. Das Waſſer iſt noch in
drei andere Fabriken eingedrungen, doch iſt der
Schaden dort nicht ſo beträchtlich.
Neues italieniſches Stauwerk.
EP. Mailand. In Spigno Monferrato bei
Aleſſandria wurde Sonntag in Gegenwart des
Mi=
niſters der öffentlichen Arbeiten das große
Waſſer=
kraftwerk der Flüſſe Valla und Bormida dem
Be=
trieb übergeben. Sein Staubecken faßt drei
Mil=
lionen Kubikmeter. Die beiden Flüſſe werden durch
einen ſieben Kilometer langen Tunnel miteinander
verbunden, um die Zuleitung des Waſſers zu
er=
wirken. Das Werk liefert den Strom für die
Eiſen=
bahnlinie Turin—Savona und für die piemonteſiſche
und liguriſche Induſtrie.
Hervorragende Leiſtung eines deutſchen
Flugzeugs.
Moskau. Das deutſche Flugzeug D. 1137 iſi,
aus Deſſau kommend, in Moskau eingetroffen. Es
legte die 1940 Kilometer betragende Strecke in
9 Stunden 23 Minuten zurück.
Die geheimnisvolle Goldmine.
EP. Die Romantik des Schatzgräbertums iſt, wie
aus der Geſchichte der Entdeckung einer Goldmine
in der Nähe des türkiſchen Ortes Vizeh hervorgeht,
noch keineswegs ausgeſtorben. Ihr glücklicher
Fin=
der iſt ein Bulgare, der Enkel eines mazedoniſchen
Komitatſchis, der ſich nach einem Zuſammenſtoß mit
zürkiſchen Soldaten ſchwer verwundet in eine
Berg=
höhle geflüchtet hatte. Hier entdeckte er reiche über
Tage befindliche Goldadern, die er nach ſeiner
Ge=
neſung, ſoweit es ſeine Kräfte geſtatteten, ausbeutete.
Mit dem Ertrag ſeiner Bemühungen kehrte er in
ſein Heimatdorf zurück, kaufte ſich hier von dem
Er=
lös des Goldes ein Bauerngut und vertauſchte das
gefährliche Metier eines Freiſchärlers mit dem
an=
genehmeren und einträglicheren eines reichen
Grund=
beſitzers. Auf dem Totenbette offenbarte er das
Ge=
heimnis der Mine ſeinen Kindern und Enkelkindern.
Sie waren bis auf einen Enkel der Erzählung des
Sterbenden gegenüber ſkeptiſch. Der gläubige
Nach=
fahre iſt für ſein Vertrauen belohnt und er geht
jetzt daran, das Vermächtnis ſeines Großvaters unter=
Unterſtützung von Geldgebern mit allen Mitteln
mo=
derner Technik auszubeuten.
Die Ozeanflieger.
EP. NewYork. Bei günſtiger Wetterlage
be=
abſichtigen am Dienstag drei Ozeanflieger
aufzu=
ſteigen, nämlich Byrd für die Ueberquerung des
At=
lantiſchen Ozeans ſowie zwei Flugzeuge für die
Strecke San Franzisko—Honolulu, wofür
bekannt=
lich ein Preis von 100 000 Dollar ausgeſetzt iſt. Um
dieſen bewerben ſich die Leutnants =Maitland und
A. Hegenberger ſowie die Zivilflieger Erneſt Smith
und Charles Carter.
EP. Bern. Die Flieger Chamberlin und Levine
werden am Dienstag in der Schweiz erwartet. Sie
haben von Prag aus mitgeteilt, daß ſie bei günſtigem
Wetter am Dienstag nach Dübendorf fliegen und
dort am Nachmittag eintreffen werden. Mittwoch
würden ſie dann in einem ſchweizeriſchen Flugzeug
nach Thun fliegen und von dort im Auto ſich nach
Bern begeben, wo ſie vom Bundesrat empfangen
werden.
Ausländiſche Ehrung
eines deutſchen Gelehrten.
Prof. Albrecht Mendelsſohn=Bartoldy,
der hervorragende Lehrer für Auslandsrecht an der
Univerſität Hamburg iſt von der älteſten Hochſchule
der Vereinigten Staaten, der Harward=Univerſität,
zum Ehrendoktor ernannt worden.
Nummer 178
Mittwoch, den 29. Junf 4927
Leuenlich
9e8 Gech
en, 3
weiten Ii.
Mi
Gerift Uie
ibe Meitk
Arech
W3 B.
tulgern, 4 1
Pariſer Leben.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Ende Juni 1927.
Der eingefleiſchte Pariſer, der dieſe Stadt nicht flüchtig
ſ.rchquert und die Unterſchiede mit den anderen Metropolen
u tiert, wird wohl ſchwerlich etwas Spezielles, etwas wirklich
/ariſeriſches über Paris erzählen können. Dafür nimmt er aber
e ftändige Veränderung der Lebensführung und des
Stadt=
hüdes wahr. Er weiß es nicht zu ſagen, was es hier wirklich
Fegenartiges und Originelles gibt, er fühlt es aber, was dem
ſ—ben hier ſeinen Stempel aufdrückt. Und das ſind die Autos.
Schwer arbeitende Maſchinen in den Vorſtädten und
präch=
ige Luxuswagen auf den eleganten Straßen. Sie ſtehen. zu
Lwitzenden vor den vornehmen Läden, man bleibt ſtehen, ſie zu
ſEwundern, und böſe Zungen erzählen von ſtillſchweigenden
Ver=
emibarungen zwiſchen den Geſchäftsinhabern und Autofabriken.
Teer Autofabrikant läßt gerne die neueſten Modelle auf der Straße
negen der Reklame ſtehen, und für die Geſchäfte iſt es
vor=
galhaft, wenn man ſieht, wie viele Luxuswagen vor ihren
Züiren halten. Der einzig Benachteiligte iſt dabei der
etraßenverkehr.
Das iſt aber alles nur äußerlich. Es wäre noch zu ertragen,
daß man auf den Straßen nichts anderes ſieht und hört als
Arutos und in den Zeitungen nichts anderes zu leſen bekommt
a.S teils Autoreklame, teils Autorekorde, wovon das eine
ebenſo=
menig intereſſiert wie das andere. Aber das Auto droht mit
ter Geſelligkeit, mit der Familie und letzten Endes mit jeder
twrmalen Aeußerung des ziviliſierten menſchlichen Lebens
auf=
zuräumen. Wer ein Auto beſitzt, der iſt für die Menſchheit
ver=
lpren. Nichts mehr vermag ihn zu feſſeln, in ſeiner freien Zeit
umſt er auf den Landſtraßen. Und in Paris beſitzt jedermann,
der ſich eines gewiſſen Wohlſtandes erfreut, ein ſolches Benzin=
2ehikel, und wer es noch nicht beſitzt, der ſpart, um es zu
er=
werben. Jeden Tag verliert man einen Bekannten, einen
Klub=
kumeraden. Er iſt vom Autofieber beſeſſen, verzichtet
aske=
itſch auf alles, was bisher ſein Leben ausmachte, ſucht ſeine
A”ekannten nicht mehr auf, ſondern kehrt zu einem moderniſierten
Aomadenleben zurück . . . Wenn man ihn doch mal durch einen
Z=ufall zu ſehen bekommt, dann erzählt er haſtig, wie unſinnig
tfie Steuerformel für Perſonenwagen iſt und daß man am
beſten nur den Brennſtoff verſteuern ſollte. Das wäre ja auch
ſir die Induſtrie günſtig . . .
Die politiſchen Parteien verlieren ihre beſten Anhänger,
denn wer ein Auto beſitzt, dem bleibt keine Zeit mehr übrig für
diie Politik. Er arbeitet mehr, und was ihm an freier Zeit
ubrig bleibt, verbringt er mit ſeiner Maſchine, und abends legt
a ſich früh nieder. Die engliſche Erfindung des „Week=end‟
ſat Paris erobert — ebenſo wie jeder über ein „home” ſpricht,
wenn es auch jeder meidet. — Samstag und Sonntag bleibt
rriemand mehr, der etwas auf ſich hält, in der Stadt, das Auto
bat die nächſten Seebäder auch für den, der an die Stadt
ge=
ſ=unden iſt, erreichbar gemacht. Die Vergnügungen genießt man
ſaſtig und oberflächlich, und in den Theatern und ſelbſt im
Rino kann man nur Geſpräche belauſchen, die ſich um den
näch=
ſten Autoausflug, um den neuen Wagen Durands oder Duponts
ſorehen. Die Vereine, die Säle, in denen man Vorträge oder
Konzerte hält, entvölkern ſich erſchreckend ſchnell, und was
a noch zurückbleibt, ſieht ziemlich traurig aus. Es ſind die
Armen und die Alten, reſignierte Vertreter des mittelloſen
Mittelſtandes oder Leute, die nicht „ä la page” ſind. Das
Ge=
präch dreht ſich über die Entgeiſtigung des Zeitalters, über die
guten alten Zeiten und über den Niedergang des geiſtigen
Debens. Wenn man aber um ſich fieht, dann erfüllt einen das
SBefühl, daß all die Dinge, für deren Niedergang man ſich hier
käingſtigt, in Wirklichkeit ſchon längſt aufgehört haben zu exiſtieren.
Mur, daß man dies nicht eingeſtehen will.
Paris hat ſich dem Amerikanismus ergeben. Es hat
ſſich lange und verzweifelt gewehrt, aber es iſt unmöglich, auf die
DDauer gegen den Strom zu ſchwimmen. Und im Weſten noch
unmöglicher als anderswo. Die Verſchiebung der ſozialen
Unter=
ſchiede hat ſich vollzogen, und die ſich gegen die Zeit auflehnen,
werden immer weniger.
Das Alte iſt noch vorhanden, nur lebt es nicht mehr. Es
gibt Wiſſenſchaft, Kunft, Literatur — wenigſtens nach den
ver=
brauchen Papielmengen beurteilt —, es gibt auch Politik, aber Kongreßteilnehmern empfohlen, ſich bei Streitigkeiten des
Schieds=
das wirkliche Leben pulſiert nicht mehr um ſie.
Begeiſterung und Intereſſe bringt man nur noch für Sport,
Welt=
rekorde und für techniſche Errungenſchaften auf. Das Auto
ver=
körpert all dies, auf alles übrige kann man getroſt verzichten.
Der anſäſſige Pariſer, der mit Bedachtſamkeit und Raffineſſe
alles genießt, was Kunſt und Leben bieten können, der Vertreter
einer verfeinerten Lebenskunſt, exiſtiert nicht mehr. Man findet
ihn nur in Romanen oder auf Filmen amerikaniſcher Herkunft, genommen ſeien, bisher die beſten und zur Nachahmung zu empfehlen.
wo er neben der feurigen Spanierin mit den Caſtagnetten und
zu den ſtaubigſten Schablonen gehört. In der Wirklichkeit
unter=
ſcheidet er ſich nicht mehr von den Amerikanern, er arbeitet
ange=
ſpannt in ſeinem Bureau, „Office” nennt man es neuerdings,
und neben ihm ſitzt gebückt die feurige Spanierin und tippt eifrig
Geſchäftsbriefe auf der Schreibmaſchine. Wenn unſer Pariſer
ſich in den Muſic Hall begibt oder auf dem Sportplatz erſcheint,
dann kann er leicht den Araber mit dem edlen Profil kennen
lernen. Denn die berühmte Pariſer Moſchee wird nur noch von
engliſchen Touriſten beſucht, während die zahlreichen Pariſer
Mohammedaner die modernen Vergnügungen vorziehen.
* Der Mailänder Seidenkongreß.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Mailand, im Juni 1927.
Anfang Juni hat in Mailand der zweite europäiſche Seidenkongreß
getagt. Es iſt nicht leicht für den Laien, über dieſes ſchwierige Thema
der Seidenerzeugung und Verarbeitung zu berichten. Er muß ſich auf
die berufenen Vertreter dieſer Wiſſenſchaft — denn das iſt dieſer
Wirt=
ſchaftszweig geworden — verlaſſen und ſich begnügen, als oberflächlicher
Beobachter aus den Erſcheinungen der Tagung und aus den Berichten
der italieniſchen Preſſe eine allgemeine Ueberſicht zu geben. Auch dieſer
Kongreß war wie die meiſten Zuſammenkünſte in Italien nicht nur von
Sachverſtändigen oder Intereſſenten beſchickt. Eine große Zahl der
Be=
ſucher benutzte die günſtige Gelegenheit eines Kongreſſes, um mit den
üblichen Vergünſtigungen auf der Eiſenbahn und an ſonſtigen Orten
des öffentlichen Verkehrs ſeine Italienreiſe ſich zu verbilligen. Es war
nicht ſo ſchlimm wie in dem vergangenen Jahre beim internationalen
Straßenbaukongreß in Mailand, bei dem ſchließlich die Teilnehmerzahl
auf 2000 geſtiegen war. Daß dabei vielleicht achtzig Prozent
Ver=
gnügungsreiſende waren, die nur nebenbei ein Intereſſe an der Tagung
nahmen, iſt ſelbſtverſtändlich, zumal ein Straßenbaukongreß zahlreiche
Ausflüge in ſeinem Programm verſprach. Außerdem war damals die
italieniſche Valuta noch ein Lockmittel für eine Italienfahrt, während
jetzt der Liraſtand ſo hoch iſt, daß man billiger faſt ringsherum um
Italien reiſt als in dem Lande der Sonne und Seide ſelbſt. Diesmal
waren auch nur etwa 400 Teilnehmer bei der Tagung anweſend.
Grö=
ßere Gruppen hatten Deutſchland, die Schweiz, Frankreich, Spanien
und Ungarn geſtellt, Vertretungen waren anweſend von England, der
Tſchechoſlowakei, Griechenland und Rußland, während Polen,
Nu=
mänien, Jugoflawien und Bulgarien nicht erſchienen waren. Da der
Kongreß ein europäiſcher war, ſo konnten Amerika und Japan, obwohl
ſie Haußtproduzenten in Seide ſind, nicht eingeladen werden, doch hatte
man einen japaniſchen Beobachter zugelaſſen. Nun hat als wichtigſte
Maßnahme der Kongreß beſchloſſen, daß die nächſte Tagung eine
inter=
nationale ſein ſoll, ſo daß alſo die beiden noch fehlenden wichtigſten
Ueberſeeſtaaten teilnehmen können. Ob der Kongreß in Zürich oder in
Spanien (Barcelona und Sevilla) ſtattfinden ſoll, iſt noch nicht
ent=
ſchieden. Von beiden Seiten liegen Einladungen vor.
Die wichtigſten Themata der Tagesordnung umfaßten die
Verein=
heitlichung des Wortlautes des Zolltarifes für Seidenwaren und die
Kontrollmöglichkeiten der Kreppſeiden. Das Thema der Kunſtſeide hatte
nicht auf der Tagesordnung geſtanden, wurde aber dann vor einer
Kom=
miſſion behandelt. Doch konnte man in der Hauptverſammlung ſi
nicht über gewiſſe Streitpunkte einig werden, ſo daß die Frage der
Kunſtfeide ſchließlich nicht offiziell behandelt wurde. Der erſte Punkt
der Tagesordnung iſt bis zu einem gewiſſen Ende erledigt worden. Da
ſchon in Paris vor zwei Jahren dazu die notwendigen Anregungen
gemacht wurden, ſo konnte jetzt ſchon ein gut durchgearbeiteter Entwurf
vorgelegt werden. Man einigte ſich auf ein ſchweizer Schema, das
ein=
facher wie das der gemiſchten Kommiſſion war, und mehr auf den
Seidenkäufer als auf den Produzenten Rückſicht nimmt. Der Entwurf 7
Geite 1
der Produzenten=Länder war in erheblichemt Maße ſchußzöllneriſch
be=
einflußt. Man half ſich aus der Klemme dadurch, daß man in erſter
Stelle den ſchweizer Entwurf und anſchließend den allgemeineren
empfahl. Für die Verzollung ſoll das im Gewicht vorherrſchende
Ge=
ſpinſt maßgebend ſein.
Auf Anregung des Vereins deutſcher Seidenwebereien wurde den
gerichts der internationalen Handelskammern zu bedienen. Allen
Ver=
trägen ſoll eine Klauſel angehängt werden, die die Anwendung der
inter=
nationalen Schiedsgerichtsbarkeit feſtlegt. Auch zu dem Thema der
Stan=
dardiſierung wurde auf dem Kongreß Stellung genommen. Herr Lange
aus Kreſeld führte in einem Vortrag alle Möglichkeiten aus, die für
eine Standardiſierung in Frage kommen können. Der Kongreß betonte,
daß es bisher noch keine zuverläſſige Klaſſifizierung gibt. Noch ſeien die
Verſuche einer Standardiſierung, wie ſie in Amerika und Japan vor=
Mit einem Ausflug nach der Seidenſtadt Como, wo die
Volta=
dem Dolch und dem fanatiſchen Araber mit dem edlen Profil Gedächtnis=Ausſtellung zugleich auch eine Seidenausſtellung birgt,
wurde der Kongreß beſchloſſen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 29. Juni. 12: Uebertr. des Glockenſpiels a.
Darm=
ſtadt. o 15
Rektor K. Wehrhahr
„Sagen von Kaiſer
Fried=
rich II. und Heinrich II.
16.30: Operettenmuſik. Heuberger:
Walzer
Me Mie Hunane
Leo Fall: Potp. aus „Der liebe
Auguſt
Kalman: Auftrittslied der Mariza aus „Gräfin
Mariza‟
— Lehar: „Reſionation
Potp. aus „Der Zarewitſch”
poetze: „Das ſchwache Stündchen” aus „Hoheit die Täuzerin”.
— Leo Fall: „Kind ,du kannſt tanzen” aus „Die geſchiedene Frau”
17.45: Dr. Kräuſel: Orchideen.” 18: Uebertr. aus dem Frankf.
Opernhaus: „Doktor Fauſt”, Oper von Ferruccio Buſoni.
Stuttgart.
Mittwoch, 29. Juni. 13.15: Stuttgart und Freiburg: Kontzert.
0 15: Elſa Pfeiffer, Karl Köſtlin: Jugendſtunde. oO 16.15: Konzert.
Blon: Soldatenblut. — Fucik: Traumideale. — Beethoven: Ouv.
Geſchöpfe des Prometheus.
— Delibes: Fant. Sylvia. — Stolz:
Wien wird bei Nacht erſt ſchön. A klaane Draherei. — Blon;
Anton Wingen=Marſch. — Makks: Die kleinen Soldaten. — Dbring:
Heldengrüß. 6 418.15: H. Seitz: Zur Frage des Verkehrs mit
anderen Weltkörpern. 0 /18.45:, R. Formis: Ins Hochland vön
Iran. O 19.15: Vizekonſul Schleicher: Einf. in die ſpan. Sprache.
O 20: Uebertr, von der Deutſchen Theaterausſtellung Magdeburg:
„Der Barbier von Sevilla”, Oper von Roſſini. Dirl:
General=
muſikdirektor Leo Blech.
Berlin.
Mittwoch, 29. Juni. 13.30: Uebertr. des Glöckenſpiels von
der Parochialkirche, Berlin. o 15.30: Anna Kappſtein:
Blumeti=
kunſt im Hauſe. o 16: Dr. Tugendreich: Arbeit und Erholung
ei Jugendlichen. O 17: Die Funkprinzeſſin (Annie Arden) erzählt
—
lawiſche Märchen. Libuſſa. Das Märchen von der Zigeunerfidel.
0: Klaviervorträge Prof. Weiß. Liſzt: Sonate H=moll
0 1.
Weiß: Amerikaniſche Rhapſodie. o 18: Heitere Lieder. Lotte Appel
(Sopran). 7 Darbietungen. O 18.40: Geh. Reg.=Rat Damme:
50 Jahre Reichspatentamt. 19: Kapitän Horn:: Segelſport
binnen und auf See. O 19.25: Uebertr. der Tagung des Inſtituts
für Konjunkturforſchung aus dem Herrenhaus. Begrüßungsanſprache:
Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Geh.=Rat Prof. Dr. Wagemann.
Curtius: Wege zur wirtſchaftlichen Selbſterkenntnis. O 20: Uebertr.
aus der Stadthalle der Deutſchen Theater=Ausſtellung, Magdeburg:
„Der Barbier von Sevilla”. Oper von Roſſini. Dir.:
General=
muſikdir. Leo Blech. Hauptdarſteller: Fritz Krauß, Leo Schützendorf,
Lotte Schöne, Cornelis Bronsgeeſt.
Anſchl.: Konzert. Von
deutſchen Wäldern und Auen. 12 Darbietungen.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 29. Junf. 12: Prof. Dr.
Amſel, Oberſchull. Weſtermann: Einheitskurzſchrift für Schüler.
12.30: Mitt. des Reichsſtädtebundes. O 15: Prof. Dr. Amſel,
Oberſchull. Weſtermann: Einheitskurzſchrift für Anfänger. o 15.35.
Wetter= und Börſenbericht. o 16: Dr. Klopfer, Frl. Corvinus:
Erziehungsberatung. 6 16.30: Stud.=Rat Friebel, Lektor Mann:
Engl. für Fortgeſchrittene. 0 17: Prof. Dr. Jirku: Geſchichte und
Religion des Alten Teſtamentes und der Völker des alten Orients.
6 17.30: Alice Ehlers: Die Entwicklung der Klaviermuſik bis
Bach und Händel (mit Beiſp. am Cembalo). o 18: Gewerbeoberl.
Mayer; Techn. Lehrgang für Facharbeiter: „Phyſik”. o 18.30:
Stud.=Rat Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. 0 18.55:
Staatsminiſter a. D. Rönneburg: Die innere Koloniſation al=
Volksſache. 0 19.25: Uebertragung aus dem Herrenhaus Berlin:
„Tagung des Inſtitutes für Konjunkturforſchung.”
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(I. Bln, 1774
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Mittwoch, den 29. Juni 1927
Nummer 178
Sport, Spiel und Turnen.
Radfahren.
Gaufeſt und Gaubannerweihe in Ober=Ramſtadt am 2.—4. Juli 1927.
Nur noch wenige Tage trennen uns von der größten
Sportveranſtal=
tung des Gaues 70 „Heſſen=Darmſtadt” vom Bunde Deutſcher Radfahrer.
Es iſt dies für die diesjährige Sportſaiſon das Gaufeſt, verbunden mit
der Weihe des Gaubanners, das eine Neuerrungenſchaft des noch jungen
Gaues iſt. — Die Ausrüſtung und Durchführung dieſer großen
Veran=
ſtaltung iſt dem Radfahrerverein 1893 Ober=Ramſtadt übertragen
wor=
den, der ſeinerſeits die Tage 2., 3. und 4. Juli gewählt hat. Die von
dem als ſehr rührig bekannten Radfahrerverein Ober=Ramſtadt
getroffe=
nen Vorbereitungen und Arbeiten laſſen ſchon jetzt erkennen, daß in
dieſem Jahr die gewiß ſchon hoch geſtellten Erwartungen noch
über=
troffen werden, hat der Radfahrerverein Ober=Ramſtadt doch weder
Mühen noch Koſten geſcheut, um das Feſt zu einem Ereignis des Gaues
zu geſtalten. — Hierbei werden die Ober=Ramſtädter Radler von ihrer
ſportbegeiſterten Bevölkerung tatkräftigſt unterſtützt, wie Ober=Namſtadt
überhaupt in allen Sportverbänden als Feſtort nur rühmlichſt bekannt
und ſtets gerne beſucht wird. Großzügig aufgebaut und vorbereitet, in
der Leitung Männer, die im Sport Erfahrung haben, wird ein Beſuch
des Feſtes eine Erinnerung ſein und bleiben. — An die Radſportler des
Gaues 70 „Heſſen=Darmſtadt” und darüber hinaus an den Landesverband
„Heſſen” geht der Appell zur vollzähligen, geſchloſſenen Beteiligung, um
ſo das Feſt in allem Teilen gelingen zu laſſen. — Zu den Wettbewerben
im 6er=Jugendreigen, 6er=Schulreigen, 8er=Schmuckreigen, 6er= und 12er=
Damenreigen, 6er=Kunſtreigen, 2er=Radballſpiel für Aktiv und Jugend,
Korſo für Rad=, Motor= und Autofahrer liegen zahlreiche Meldungen
aus Erbach, Groß=Gerau, König i. O., Aſchaffenburg, Frankfurt,
Wem=
bach, Ober=Ramſtadt, Darmſtadt, Groß=Zimmern und Mörfelden vor.
Unter den gemeldeten Vereinen befinden ſich langjährige Rivalen, ſo daß
es harte und ſpannende Kämpfe geben wird. — Im Saalſport müſſen
am Sonntag, den 3. Juli, vorm. 9 Uhr, Vorwettbewerbe ausgetragen
werden. Am Sonntag früh 6 Uhr ſteigt das 100 Km.=Straßenvennen
um die Gaumeiſterſchaft, wozu 24 der beſten Fahrer des Gaues gemeldet
haben. Dank der großen Anteilnahme und Opferfreudigkeit der
Bevöl=
kerung Ober=Ramſtadts iſt es möglich geworden, für die Bundes= und
Gaukameraden einige hundert Privat=Freiquartiere bereitzuſtellen.
An=
meldungen noch direkt an den Radfahrerverein Ober=Ramſtadt 1893. z. H.
des Vorſitzenden Herm J. Müller.
Pferdeſport.
Reit= und Fahrwettbewerb des Gießener Reit= und Fahrklubs.
Einen Reit= und Fahrwettbewerb veranſtaltete am Sonntag der
Reit= und Fahrklub Gießen und das 1. Grenadier=Bataillon Inf.=Reg. 15
in Gießen. Das Turnier iſt zur allſeitigen Zufriedenheit ohne jeden
Zwöſchenfall verlaufen. Zu dem Geländeritt von zirka 10½ Kilometer
der in zirka 42,5 Minuten zurückzulegen war, waren die meiſten
Meldungen eingegangen. Das Ergebnis war folgendes:
Geländeritt. 1. Preis: R. Zülch auf 19jähr. Fuchs Hans; 2. Preiſe:
L. Rinn jun., Heuchelheim, auf Satan; Hauptmann Hoßfeld auf Janna;
Obergefreiter Rinn vom Reichswehr=Batt. 15 auf Buſſard; Hauptmann
Hofmann auf Bridge; H. Barnaß auf Oſtpreuße.
2. Eignungsprüfung für Wagenpferde. 1. Preis: L. Rinn,
Heuchel=
heim; 2. Preis: Fr. Eſau, Großen=Buſeck.
3. Wettbewerb ländlicher Reitervereine. 1. Preis: Reit= und
Fahr=
verein Großen=Linden.
Eignungsprüfung für Reitpferde.
Preis: W. Klingſpor auf
Erbprinz; 2. Preis: Paul Hoffmann, Hof=Güll.
4. Eignungsprüfung für Wagenpferde. 1. Preis: H. Gottmann: 2.
Preis: H. Neumeher, Winnerod.
5. Reiterprüfung,
a) ländliche Reiter: 1. Preis: Fr. Eſau,
Großen=Buſeck; 2. Preis: H. Gottmann, Gießen; d) Anfänger: 1.
Preis: Fräulein Hilmer; 2. Preis: H. Logel.
6. Materialprüfung für Reitpferde: 1. Preis: P. Hoffmann: 2.
Preis: Hauptmann Hofwann; 3. Preis: Hauptmann von Stockhauſen.
7. Reit=Wettbewerb für Jugendliche unter 16 Jahren. 1. Preiſe:
Inge von Faſchke, Annelies Kurtz; 2. Preiſe: Ruth Pauly, Ruth von
Faſchke.
3. Reitprüfung, Klaffe I. 1. Preis: W. Klnigſpor; 2. Preis: R.
Zülch.
9. Ermunterungs=Jagdſpringen. 1. Preis: Fr. Kreuter; 2. Preis:
Fritz Eſau.
10. Jagdſpringen=Ausgleich. 1. Preis: Student W. Krauſe: 2.
Preis: Dr. W. Klingſpor.
11. Gruppenſpringen. 1. Preis: Dr. W. Klingſpor; 2. Preis: Fr.
Dr. E. Pauly.
2. Leichte Gewandtheitsprüfung. 1. Preis: Gefreiter Rings: 2.
Preis: W. Klingſpor.
Sportliche Tagesſchau.
Der franzöſiſche Sprinter Degrelle ſollte am 6. Juni die franzöſiſihie
Beſtleiſtung im 100=Meter=Lauf von 10,8 Sekunden auf 10,6 Sekunden
verbeſſert haben. Der Rekord wurde aber nicht anerkannt, da er mit
Rückenwind erzielt wurde. Dagegen fand die Zeit von 35 Sekunden,
die Degrelle am gleichen Tage für 300 Mcter benötigte, Anerkennung
als franzöſiſcher Rekord.
Ritola in Amerika geſchlagen. Bei der amerikaniſchen Meiſterſchaft
über 10 000 Meter, die in New York ausgetragen wurde, mußte der
bekannte finniſche Rekordläufer Ritola auf der Hälfte des Weges
auf=
geben, da er ſehr heftige Seitenſtiche bekam. Sieger blieb Ove
Ander=
ſen in 31:35 Minuten.
In Hölland durchlief bei Leichtathletikwettkämpfen von „Spartn
Rotterdam, die allerdings unter ungünſtiger Witterung ſtattfanden,
van den Berghe die 100 Meter in 11,1 Sekunden vor ſeinem
Lands=
mann Boot, während Paulen für 400 Meter 53.1 Sekunden benötigte.
Frl. Gladitſch=Karlsruhe ſpringt Weltrekord. Bei den
leichtathleti=
ſchen Wettkämpfen in Schwenningen (Württemberg) verbeſſerte Frl.
Gladitſch=Karlsruhe den ſeit 1921 von Frl. Kießling=München
gehalte=
nen Weltrekord im Weitſprung von 5,54 auf 5,60 Meter. Frl. Gladitſch
erreichte beim erſten Sprung 5,17 Meter, beim zweiten 5,47 Meter und
beim dritten 5,60 Meter.
Der erſte Kanal=Schwimmverſuch. Den erſten diesjährigen Verſuck),
den Aermolkanal zu durchſchwimmen, unternahm die Amerikanerin
Mrs. Carſon, der das ſchwierige Wagnis im Vorjahre bereits einmal
gelang. Da das Waſſer aber augenblicklich noch viel zu kalt iſt, ſah
Mrs. Carſon nach halbſtündiger Schrimmdauer von ihrem Vorhaben
ab und gab den Verſuch auf.
Libertas kampfunfähig. Die vorzügliche dreijährige Stute des
Frankfurter Nennmannes M. J. Oppenheimer, Libertas, die ſich im
Derby eine Feſſelgelenkverletzung zuzog, iſt am Dienstag in
Hopps=
garten gründlich unterſucht worden. Libertas hat erhebliche
Fleiſch=
wunden davongetragen und wird vorläufig nicht rennfähig ſein.
Neuer deutſcher Rekord im Vierer=Mannſchaftsfahren. Auf einer
Strecke zwiſchen Worms und Mainz brachte der Gau 68 (Mainz) des
B. D.R. ſeine Meiſterſchaft im 109=Kilometer=Vierer=Mannſchaftsfahren
zur Entſcheidung. Die Mannſchaft des Z. III Rüſſelsheim gewann
das Nennen in der neuem deutſchen Rekordzeit von 2:33 Stunden. Die
Strecke wird gegenwärtig nah einmal genau nachgemeſſen.
Fußball.
Früher Beginn der neuen Verbandsſpiele.
In der Gruppe Main des Bezirks Main/Heſſen beginnen die
Ver=
bandsſpiele der neuen Saiſon bereits am 7. Auguſt, da ſie Ende
des Jahres ſchon abgeſchloſſen ſein müſſen und das zu bewältigende
Im Bezirk Kiel des Nord=
Spielprogramm ziemlich umfangreich iſt. —
deutſchen Sportverbandes waren bereits für den 26. Juni einige Spiele
der neuen Saiſon angeſetzt, jedoch fielen ſie dem Regen zum Opfer.
Tennis.
Tennisturnier in Wimbledon. — Die Deutſchen ſämtlich ausgeſchieden.
Der Montag war in Wimbledon ein ruhiger Tag, da es
fortwäh=
rend regnete. Die deutſchen Teilnehmer ſind nun ſämtlich
ausgeſchie=
den. Nachdem Frau Friedleben/Kreutzer von den Engländern Miſt
Phayre/Standing 4:6, 3:6 geſchlagen worden waren, ſchieden jetzt aud
Dr. Kleinſchvothſvon Kehrling aus dem Wettbewerb, indem ſie gegen
die Engländer Higgs/Leſter 6:4, 7:5, 4:6, 2:6, 3:6 unterlagen.
Bemer=
kenswert iſt der 6:3, 6:1, 1:6, 7:5=Sieg von Tilden über Brugnon,
der ſich zuerſt wit dem naſſen Boden nicht abfand. Der bekannte
Ma=
nager Coghran verſucht, einige Spieler bzw. Spielerinnen für ſeine
Profittruppe zu gewinnen. Frl. Außen ſind 5000 Pfund, Miß Nuthall
12000 Pfund geboten worden. Die Deutſche hat gleich abgelehnt. Von
den Ergebuiſſen ſind noch zu erwähnen:
Herrendoppel: Tilden/Hunter—Col. Mates, Summerſon 7:5, 6:2,
6:3; Cochet/Brugnon-Kozeluh/Gottlieb 6:2, 6:4, 5:7, 6:3.
Damendoppel: Wills/Ryan—Covell/Sterry 6:2, 6:3;
Gobfree/Nut=
hall—Colyer/Lycett 6:3, 6:3; Peacock/Heine-Boumann/Satterthwaite
6:0, 6:1
Mixed: Ryan/Hunter—Hayden/Crole/Rees 8:6, 6:3.
Waſſerball.
„Jung=Deutſchland‟
— „Roi=Weiß”.
Heute abend ½8 Uhr treffen im Woog im Verbandsſpiel die
Jugend= und A=Mannſchaften der beiden obengenannten Lokalgegnen
aufeinander, zwei Spiele, die wohl ihre Anziehungskraft nicht verfehlen
dürften. Waſſerball iſt eine der Sportarten, die man nicht von beuts
auf morgen erlernen kann, ſondern die man nur nach jahrelangem
Training beherrſcht; ſo kommt es auch, daß nur ganz wenige Vereine in
der Lage ſind, komplette Mannſchaften auf die Beine zu bringen. Die
Folge davon iſt, daß die Verbandsſpiele im Waſſerball noch keinen ſo
großen Umfang genommen haben, wie z. B. die Handball= und Fußhall.
ſpiele, und das Intereſſe ſich deſto mehr auf die wenigen Spiele
kon=
zentriert.
Das Hauptintereſſe wird wohl das Spiel der beiden
Jugendmann=
ſchaften finden, zumal hier zwei gleichwertige Gegner aufeinander
tref=
fen. Beide Mannſchaften haben ſich voriges Jahr erbitterte Kämpf
liefert, die der beſſere Jung=Deutſchlandſturm für ſich entſchied. So
Kr
Jung=Deutſchland als auch Rot=Weiß treten dieſes Jahr mit neuen
Leu=
ten auf, da beiderſeits einige Spieler in die Herrenklaſſe aufgerückt ſind
Eine Vorausſage iſt deshalb unmöglich. Jung=Deutſchland beſitzt rein
chwimmeriſch wohl die ſchnellere Mannſchaft, während die Rot=
Weiß=
jugend ein beſſeres Schußvermögen und längere Spielerfahrung beſitzt.
In der A=Klaſſe ſteht der Sieg Jung=Deutſchlands außer jedem
Zweifel. Die Mannſchaft, in der die ehemaligen Ligaſpieler Federlin
Kemmer, Fink, ſowie der gute Jugendnachwuchs mitwirken, dürfte m
im Gau in ihrer Klaſſe kaum zu ſchlagen ſein. V. f. L. Rot=Weiß
be=
ſtreitet das Spiel nicht in der Aufſtellung, in der die ſeitherigen Privat
ſpiele ausgetragen wurden, da man die beſten Spieler in der
Jugend=
klaſſe mitwirken läßt, um dort die Mannſchaft einheitlicher zu geſtalten.
Gott ſei dank iſt im Schwimmverband, der Vereinsfanatismus nicht
o mitbeſtimmend, wie man das heute leider allzu oft auf den
Sport=
plätzen findet; es iſt deshalb ein fairer Kampf zu erwarten, dem Herr
Belz von Frankfurt ein ſicherer Schiedsrichter ſein wird.
Schwimmen.
Barany nicht zu ſchlagen. — Deutſche Niederlagen in Erlau.
Im weiteren Verlaufe des Schwimmfeſtes in Erlau, an dem die
Schwimmannſchaſt von Magdeburg 96 teilnahm, dokumentierte der
Un=
gar Barany neuerlich ſeine Ueberlegenheit als Freiſtilſchwimmer. In
100=Meter=Freiſtilſchwimmen ſcheiterte Heitmann, der mit 1:02,4 die
beſte Zeit ſchwamm, die je ein Deutſcher im freien Waſſer erzielte, an
dem Ungarn, der in 1:01,8 ſicher ſiegte. Die 3X200=Meter=Staffel ging
ebenfalls durch das hervorragende Können Baranys den Deutſchen
ver=
loren. Möve Erlau ſiegte in 7:24 vor Mcgdeburg 96 (7:25,8), wobe
Barany für ſeine 200 Meter 2:19,8 gebrauchte. Im zweiten 100=Meter=
Freiſtilſchwimmen war der Magdeburger Schweitzer in 1:06,6 ſiegreich,
und Neitzel abſolvierte die 400 Meter im Alleingang in 5:39.
Kraftſport.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Am letzten Sonntag weilten 4 uſerer Ringer bei den nationalen
Wettſtreiten in Oberſtein a. d. Nahe und in Hochenheim i. Baden, wo
ſie ganz erhebliche Erfolge zu verzeichnen hatten. In Oberſtein, wo ein
Mitglied ſtartete, wurde der 1. Preis im Ringen der leichtem Altersklaſ
errungen. In Hockenheim ſtarteten Keitel, Schwarz und Borovski.
Keitel wurde in der Leichtgewichtsklaſſe zweiter Sieger hinter den
Kampffpielſieger Braun=Oftersheim. Im Fliegengewicht wurde Paul
Schwarz zweiter Sieger, nachdem er den Endkampf knapp nach Punkten
verlor. Borovski wurde in derſelben Klaſſe dritter Sieger. Unſeren
Mitgliedern zu ihrem ſchönen Erfolg ein kräftiges „Kraft Heil”.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Donnerstag, den 30. Juni,
(nach der Wetterlage vom 28. Juni).
Bei wechſelnder Bewölkung und wenig geänderten Temperaturen
ſind ſtrichweiſe Niederſchläge wahrſcheinlich.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf
Ma=
für Feuilleton, Reich und
O4.
Ausland und Heiſiſche Nachrichten: Max Streeſe; fü
Dr. Eugen Bub
Imann;
ür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: An
uer
Inſeratenteil: Willy Kuhle; Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Spannkette. 1 Bund
(5 Stück) Schlüſſel am Ring. 1 Stepp
hut. 1 Gummiregenmantel. 1
Taſchen=
meſſer. 1 braune Beuteltaſche mit zwei
Taſchentüchern und Schlüſſel. 1 Bund
(17 Stück) kleine Schlüſſel. 1 großer und
1 kleiner Hohlſchlüſſel. 1 Patentſchlüſſel.
Kinder=Matroſenmäntelchen. 1
Leder=
futteral mit Kämmchen und Nagelfeile.
1 hellgeſtreiftes Kinderhütchen. 1 Tula=
Damenuhr. — Zugelaufen: 1roter
Schäfer=
hund. 1 ſchwarzweißer Baſtard.
Kurchweihe in Eoerſtadt (Kreis
Darmſtadt).
Die Plätze zur Aufſtellung eine
Karuſſells, einer Schiffſchaukel
ſo=
wie eines Eisverkaufsſtandes auf
dem Marktplatz in Eberſtadt an
Kirch=
weihe am 14., 15. und 21. Auguſt
ds. Js. ſollen an den Meiſtbietenden
öffentlich verpachtet werden. Schriftliche
Angebote mit entſprechender Aufſchrift
ſind bis längſtens Donnerstag, den
7. Juli ds. Js., nachm. 2‟/, Uhr, bei
der Bürgermeiſterei Eberſtadt
einzu=
reichen, woſelbſt auch die näheren
Be=
dingungen zu erfahren ſind.
Am gleichen Tage, nachm. 3 Uhr,
gelangen die Plätze zur Aufſtellung einer
größeren Schaubude, eines
Schieß=
ſtandes und verſchiedener
Galan=
terie= und Zuckerwarenſtände (
aus=
genommen Eisverkauf) zur öffentlichen
Verſteigerung. Nicht zugelaſſen werden
Spielautomaten, Glücksſpiele oder
ähn=
liche Ausſpielungen. Die Bedingungen
ſind vorher bei uns einzuſehen.
Die Steigbeträge ſind bei beiden
Ver=
pachtungen zur Hälfte ſofort, bezw. nach
Zuſchlagserteilung und zur anderen
Hälfte vor Aufſtellung der Geſchäfte zu
entrichten.
(10389
Eberſtadt, den 21. Juni 1927.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
J. V.: Flick.
Fußſteigarbeiten.
Die Verlegung von etwa 1200 qm
Zementplattenbelag in der
Bismarck=
ſtraße ſoll vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und
Bedingun=
gen liegen bei dem Tiefbauamt, Zimmer
Nr. 6, während der Dienſtſtunden zur
Einſicht offen. Auch werden dort die
An=
gebotsſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis Samstag, den
2. Juli Ifd. Js., vorm. 10 Uhr, bei
unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 25. Juni 1927.
Tiefbauamt.
(st10405
Am Donnerstag, den 30. Juni
1927, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
ich in meinem Verſteigerungslokal
Luiſen=
ſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend gegen
Barzahlung:
(10432
1 Damenfahrrad, 2 Brillantringe, zwei
Warenſchränke, 18 Flaſchen Likörrum,
1 Glaskaſten, 1 Prägemaſchine, 1 Pelz,
1 Bild ſowie Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 29. Juni 1927.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
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den
Häu=
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berſtein, ge
en Aus
und Au
Kr
1
Generalverſammlung der Deutſchen Bau=
und Siedlungsgemeinſchaft, e. G. m. b. H.,
Darmſiadt.
Zu dieſer Generalverſammlung war die Preſſe
ebenſo=
wenig eingeladen, wie zu der vor einigen Monaten
ſtatt=
gehabten, ſehr lebhaft verlaufenen
Delegiertenverſamml=
lung. Dem uns von der Bau= und Siedelungsgemeinſchaft
zur Verfügung geſtellten Bericht entnehmen wir folgendes:
Am Sonntag und Montag fand in Darmſtadt im Konkordiaſaal die
ordentliche Generalverſammlung der Deutſchen Bau= und
Siedelungs=
gemeinſchaft, e. G. m. b. H. zu Darmſtadt, ſtatt. Wenn auch während
Der Verhandlungen die Geiſter noch heftig aufeinanderplatzten, ſo ge=
Tang es doch ſchließlich, die Idee des zinsloſen Bauens unverändert
und unverwäſſert durch die zwiſchenzeitlich eingetretenen Differenzen
ännerhalb der Leitung hoch zu halten und ihre praktiſche Auswirkung
Träftiger zu geſtalten. Die bisherigen perſönlichen Zwiſtigkeiten
zwi=
ſchen einzelnen Vorſtan.
smitgliedern und dem Aufſichtsrat können jetzt
gebenfalls als endgültig beigelegt betrachtet werden, da ſowohl Herr
DDr. Klotz auch als Herr Heilmann aus dem Vorſtand ausgeſchieden ſind.
DDie G.V. erkannte die Verdienſte der beiden Herren an und begrüßte
ges, daß Herr Dr. Klotz auch weiter der D.B. S.G. ſeine Mitarbeit ſchen=
Ten wolle. Gerade der Ausräumung dieſer perſönlichen
Schwierig=
ier völlige Klarheit zu ſchaffen.
Der Sonntag brachte nach einer einleitenden Begrüßung des Vor=
Fſitzenden des Aufſichtsrats, Herrn Frank=Gera, der auf die
ausſchlag=
ehende Bedeutung der diesmaligen G.V. hinwies, zunächſt die Vorlage
ſder Bilauz des abgelaufenen Geſchäftsjahres. Die Bilanz ſchließt bei
geiner Geſctmtſumme von 3 648 681 RM. mit einem buchmäßigen Ver=
(luſt von 77 799,53 RM. ab, während die Rückſtellung für dieſes
Un=
koſtenkonto in Höhe von 270 525 MM. zur Deckung des Verluſtes nicht
herangezogen werden durſte nach den hierzu gegebenen Vorſchriften des
Neviſionsvepbnndes. Dunch eine Umlage von 3 RM. auf die Genoſſeu
wird der Betrag wieder ausgeglichen. Die Bilanz wurde durch
Vor=
ſſtands= und Aufſichtsratsmitglieder eingehender auseinandergelegt. Im
Januar 1926 betrug die Mitgliederzahl etwa 3000, gegen Ende des
ahres etwa 16 000. Aufſichtsratsmitglied Weiland gab dann ſeinen
WBericht über die von ihm in der Zentrale vorgenommenen Neviſionen
tund Nachprüfungen. Er ging auch auf die Vorgeſchichte des Ausſchluſſes
aus dem Rebiſionsverband der Heſſiſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaften ein.
Weiter wurde wurde das Verhältnis der D.B. S.G. zur
Arbeits=
gemeinſchaft „Deutſcher Aufbau” Weimar geklärt. Ebenſo wurden zum
Ponkt Neuorganiſation des Preſſe= und Schriftweſens die Vorſchläge des
A.N. angenommen. Die von verſchiedener Seite vorgeſchlagene
Haft=
barmachung einzelner Mitglieder wurde auf Vorſchlag des A.R. als
nutzloſe Geldverſchwendung nicht weiter verfolgt. Die G.V. genehmigte
dann nachträglich den Ankauf des Geſchäftshauſes, Friedrichſtraße 30.
Folgender neuer A.R. wurde gebildet: Frank, Heller, Kraus,
Stemm=
ler Behringer, Weiland, Eſſinger, Landwehr und Hoffmann. Der neue
A. R. trat nach dem nun folgenden Beſckluß der G.V. gegen 10 Uhr
zu ſeiner konſtituierenden Sitzung zuſammen.
Am Montag morgen begründete zunächſt der Vorſitzende des neuen
A.R., Herr Frank, das Verhalten eines Teiles der
Aufſichtsratsmit=
glieder am vorigen Abend. Die Vorſtandswahl ging ziemlich raſch
von ſtatten. Man einigte ſich auf einen Vorſchlag des A.=R. nach dem
ſich der neue Vorſtand aus den Herren Generalſekretär Philipp.
Han=
delsorganiſator Lehmann. Bankprokuriſt Griebel zuſammenſetzt. Dieſer
Vorſchlag wurde einſtimmig angenommen. Die weiteren
Verhandlun=
gen waren mit der Bearbeitung der neuen Satzungen ausgefüllt, aber
an der Idee der D.B. S.G. feſtgehalten. Die Satzungsänderungen
wur=
den daher auch einſtimmig angenommen. Nach einem mit lebhaftem
Beifall aufgenommenen Schlußwort des Verſitzenden des Aufſichtsrats,
Frank, wurde die G.V. geſchloſſen.
Metallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 28. Junf ſtellten chſi wie
folgt: Elektrolytkupfer 122, Remelted Plattenzink 53—54, Original
HüttenAluminium 210, dto in Walzen 214, Rein=Nickel 340—350,
An=
timon Regulus 95—100, Silber in Barren 78½—79½4.
Die amtlichen Preisfeſtſtellungen im Metallterminhandel vom
28. Juni ſtellten ſich für Kupfer: Januar 112½4 (112½), Februar
112½ (11234) März 112½ (113), April 112¾ (113½), Mai 113 (113½4),
Juni 113¾4 (114½), Juli 11
/ (113), Auguft 110½ (110½), September
110½ (110½), Oktober 111 (111½), November 111½ (1113) Dezember
112½4 (112;4). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar 48¾ (49),
Fe=
bruar 483
(49½), März 49 (49½). April 49½ (49½), Mai 49½ (49½),
Juni 48 (48½), Juli 48 (48½4), Auguſt 48½4 (48½), September 481
(4834), Oktober 48½ (48¾), November 48½ (4834), Dezember 4834
(48½). Tendenz: ſchwächer. Für Zink: Januar
56 (5614),
Fe=
bruar 56 (56), März 56 (56), April 56 (56), Mai 56 (56), Juni 56
(57), Juli 56½ (5634), Auguſt 56¼ (56½), September 56 (56½),
Ok=
tober 56 (56½), November 56 (56½), Dezember 56 (56). Tendenz: ruhig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 28. Junf. (Priv.=Tel.)
Weizen: Im Anfangsverkehr war die Haltung abgeſchwächt, da
niedrigere Kabelmeldungen vorlagen, ferner die Exportnachfrage ſich als
ſchleppend erwies und ſchließlich aus dem Winterweizengüirtel günſtige
Witterungsberichte emtrafen. Später konnte jedoch eine Befeſtigung
eintreten, da jetzt die Baiſſeſpekulation zu Deckungskäufen ſchritt. Die
Termine konnten bis zu 1 C. anziehen.
Mais: Der Markt zeigte im größten Teil ſeines Verkehrs eine feſte
Haltung, da aus dem Marktgebieten wenig günſtig lautende
Ernte=
berichte vorlagen. Vorübergehend trat jedoch eine Abſchwächung ein
auf günſtigere Witterungsmeldungen, ſowie auf große Ankünfte und
größeren argentiniſchen Export. Der Schlußverkehr war feſt auf
Deckun=
gen. Die Terine ſchließen bis zu 1 C. höher.
Hafer: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung auf leichte
Kursauf=
beſſerungen.
Baumwolle: Infolge der Wallſtreetſpekulation, ſowie der
Loko=
firmen, ferner ſtärkeres Auftreten des Baumollwurmes im zentralen
Weſten und ſchließlich private Schätzungen des Ernteſtandes führten zu
einem feſten Marktverlauf, ſo daß die Termine bis zu 30 Pkt.
avan=
cierten.
Kaffee: Der Markt verlief in ſchwaher Haltung. Niedrigere
Kabel=
meldungen, ferner niedrigere braſilianiſche Forderungen im Verein mit
der Schwächung der Lokopreiſe und die weiteren Kaufreſerwen des
hieſi=
gen Handels trugen zur Abwärtsbewegung der Tendenz bei. Die
Ter=
mine gaben bis zu 5 Pkt. nach.
Zucker: Anfangs war die Haltung ſchwach auf große Liefernotizen
gegen Termine, ſowie auf Hedgeserfolge. Später konnte jedoch eine
Er=
holung eintreten, da jetzt aus dem Auslande höhere Notierungen
ge=
meldet wurden und Kuba mit Angeboten zurückhielt. Die Termine
ſchließen mit leichten Rückgängen.
Kakao: Der heutige Markt zeigte im Anfangsverkehr eine ſchwache
Haltung auf Verkäufe des lokalen Handels und auf die Kaufreſerve der
Fabriken. Im ſpäteren Verlauf konnte indeſſen eine Erholung ein= R. Friſter. „.
treten, da jetzt höhere Kabelmeldungen vorlagen und die Feſtigkeit der
Lokopreiſe anregte.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Juni: Halle Maſchinen „.=
Getreide: Weizen Juli 1427/e, Weizen September 142½, Mais
Juli 1013, Mais September 108/, Hafer Juſi 47½, Hafer
September 48, Roggen Juli 123½, Roggen September 102½.
Schmalz: Schmalz Juli 12,70, Schmalz September 12,92.
Fleiſch: Rippen Juli 11,90, Reppen September 12,17, Speck
11,87, Schweine, ſchwer 8,40—9,00, Schweine, leicht 8,75—9,35,
Schweinezufuhr Chicago 29 000, Schweinezufuhr Weſten 112000, Brüfſel=Alntm.
Talg Ohio 72/s.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 28. Juni:
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1537/, Weizen Nr. 2 hart 1607/,
Mais Nr. 2 114½, Hafer Nr. 3 57½/, Roggen exp. 131½, Mehl
Spring Patent 7,15, Getreidefracht nach England 1,16 sh, Ge= London.. .. ..
treidefracht nach Kont. 7 d.
Schmalz: Schmalz Mittel, Weſten 13,40.
Schweinefleiſch: Schweinefleiſch Family 33.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., B. Jui.
verſammlungen durchaus nicht günſtig lauteten, war die Tendenz der
heutigen Börſe feſt und lebhaft. Für die Elektrowerte lagen
Kaufauf=
träge aus dem Auslande vor, und außendem wurden auf faſt allen
Märkten Deckungen zum Ultimo vorgenommen. Namentlich in Berlin
Beginn des Geſchäfts ging faſt alles angebotene Material nach Berlin.
Publikumskäufe wurden dagegen auch heute wieder nicht feſtgeſtellt. Die
Kursbeſſerungen betrugen durchweg 1 bis 2 Prozent, für eine Anzahl
von Spezialwerten wie Mannesmann. Siemens u. Halske, Zellſtoff
Waldhof und Deutſche Erdöl aber bis zu 5 Prozent. Dagegen iſt die
Aufwärtsbewegung in Scheideanſtalt bereits wieder zum Stilſtand
ge=
kommen. Deutſche und ausländiſche Remten blieben von der lebhaftenen zur Prüfung übergeben.
Umſatztätigkeit vollkommen unberührt und umverändert. Nur in
Schutz=
gebietsanleihe entwickelte ſich im Verlaufe etwas Nachfrage bei
anziehen=
dem Kurs.
Im weiteren Verlaufe wurde das Geſchäft wieder ſtiller, die
Kurs=
gewinne konnten ſich aber nach Schwankungen im allgemeinen behaupten.
Deutſche Erdöl weiter anziehend, ebenſo Laupahütte, die im Verlaufe
großem Intereſſe begegnen. Anleihen blieben auch ſpäterhin vollkommen
vernachläſſigt, und Schutzgebietsanleihen mußten die Hälfte ihres Kurs=
Teiten diente der große Teil der Veyhandlungen der G.V., um endlich gewinnes wieder hergeben. Ausländer ebenfalls weiter ſtill, Türken
überwiegend ſogar etwas abgeſchwächt, obwohl Ausſicht beſteht, daß bei
den Schuldenverhandlungem in Paris eine Verſtändigung herbeigeführt
werden kann. Der Geldmarkt iſt ziemlich ſtark angeſpannt. Tägliches
Geld 6 Prozent. Auf dem Deviſenmarkt iſt Mailand wieder
ſchwächer, Madrid etwas befeſtigt, Mark feſt. Mark gegen
Lon=
don 2,495, gegen Dollar 4,2182, London-Paris 124. Mailand 86,25,
Madrid B,60.
Die Abendbörſe war ſehr lebhaft und ausgeſprochen feſt.
Kursbeſſerungen von 4—5 Prozent waren ſehr häufig. Neben der
Far=
bemaktie Mannesmann, Erdöl, Siemens u. Halske waren auch die
üb=
rigen Märkte angeregt und feſter. Nur Anleihen ruhig, dagegen
Schutz=
gebiete beachtet. Im einzelnen nannte man: Gelſenkirchen 172,
Har=
pener 209. Mansfelder 134, Rheinſtahl 201, Rheinbraun M4,
Mannes=
mann 19734, Weſteregeln 191. Laurahütte 96½, Bergmann 197
Schuckert 192. Siemens u. Halske 288, Licht und Kraft 202. A.E. G.
188½, Deutſche Bank 165½, Dresdner 170, Danat 241 Metallbank
148. Commerzbank 181. Daimler 124½, Kleher 132½, Nordd. Lloyd
144½, Hopag 14234., Holzmann W5. Wanß u. Fretztag 17034, Zement
Heidelbera 154, Zellſtoff Waldhof 31434, Erdöl 165, Rütgers 103,
Far=
ben 230, Scheideanſtalt 217½, Metallgeſellſchaft 188½.
Im
Abenddeviſenverkeh=
nannte man: London-Paris
19401. Mailand 85.40, — Holland 12.12½, — Madrid 68,60 — Zürich
22, — Oslo 18,77, — New York 485,65, — Pfunde-Mark 20/495,
Dollar—Mark 421.95.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 28. Juni.
Die heutige Börſe unterlag Schwankungen nach oben und unten.
Bei den Kursſteigerungen waven beſonders Mannesmamn und
Laum=
hütte bevorzugt, während von den Kursrückgängen die in der letzten Zeit
beſonders ſchweren Spezialwerte betroffen wurden. So büßten J. G.
Bemberg 4½ Prozent ein. Das Geſchäft iſt nach wie vor ziemlich ruhig,
trotzdem heute etwas mehr Intereſſe des Publikums vorhanden iſt als
in den Vortagen. Die Lage am Geldmarkt zeigt für. Tagesgeld infolge
des Ultimos eine gewiſſe Spannung, ſo daß ſich der Satz auf 6—7½
Prozent erhöhte. Monatsgeld 8—9 Prozent erhöht. Die Reichsmark
notierte in New York unverändert 4,2197½. Die Umſatztätigkeit am
Deviſenmarkt hält ſich ebenfalls in ziemlich engen Grenzen. Bemerkens=
„wert iſt die Abſchwächung von Mailand auf 86,45.
Im einzelnen war die Haltung am Schiffahrtsmarkt gegenüber
geſtern kaum verändert. Hanſa Dampf pl. 1 Prozent. Auch Bankaktien
zeigten keine nennenswerten Veränderungen. Lediglich Reichsbank waren
um 2), Prozent gebeſſert. Danat pl. ½ Prozent. Bank für
Brau=
induſtrie — Prozent. Von Montanwerten gewannen Harpener 1
Pro=
zent, Höſch Stahl 31= Prozent, Köln=Neueſſen 1 Prozent und
Rhein=
ſtahl ¼ Prozent, während Ilſe Bergbau 3 Prozent, Phönix ¼ Prozent,
Eſſener Steinkohle ½ und Riebeck Montan ½ Prozent einbüßten. Am
Markt der Elektrizitätswerke konnten Siemens u. Halske ihren Stand
um 2½ Prozent, Schuckert um 1. Elektriſche Lieferungen um 1.
Berg=
mann um 1½ Prozent und A.G.G. um 9 Prozent verbeſſern.
Da=
gegen erlitten Transpadio einen Kursverluſt von 1 Prozent, Thüringer
Gas von ebenfalls 1 Prozent, R.W.E. von 1½ und Hamburger El.=
Werke von 2/, Prozent. Feſt waren Kaliwerte. Hier erhöhten ſich Kali
Aſchersleben um 1½ Prozent, Deutſche Kaliwerke um 1½. Weſteregeln
um 1 und Salzdetfurth um 3½ Prozent. Am chemiſchen Markt gingen
Chem. Heyden um 1 Prozent und Riedel um 234 Prozent zurück. Von
ſonſtigen Werten wanen Lorenz um 2 Prozent. Metallbank um 234,
Oberkoks um 1½, Feldmühle um 1½, Rütgers um 1. Schubert und
Salzer um 3, Leonhardt Tietz um 3 Prozent niedriger.
Maximilian=
hütte um 2 Prozent, Goldſchmidt um 2. Deſſauer Gas um 1. Daimler
um 11. Conti Cautchoue um 1½ und Schleſ. Textil um 24 Prozent
er=
höht. Zellſtoff Waldhof pl. 4½, Vgt. Glanzſtoff 3½, Schultheiß pl. ¼,
Oſtwerke —½, J. G. Farben unverändert. Der Anleihemarkt iſt
un=
verändert.
Im weiteren Verlauf der Börſe konnte ſich eine feſtere Haltung
durchſetzen, ſo daß das Kursniveau eine allgemeine Erhöhung erfuhr.
Privatdiskont kurze Sicht 57,, lange 5f. Bis zum Schluß der Börſe
konnten die Kursbeſſerungen weiter zunehmen, ſo daß manche Papiere
gegenüber den erſten Notierungen weſentliche Gewinne mitnehmen
konn=
ten. Auch die Nachbörſe war feſt. Gegen 2.30 Uhr hörte wan u. a.
fol=
gende Kurſe: „Mannesmannröhren 195½, Klöcknerwerke 175½,
Har=
pener 20434, Rheinſtahl 197½, Phönix 12534, Oſtwerke 490, Schultheiß
435, Siemens B53. Geſ f. El. 238½, Elektr. Lieferungen 185½, A. E. G.
186½, Ver. Glanzſtoff 678, Zellſtoff Waldhof 310½, Bemberg 542½,
½, Nordd. Lloyd 144, Holzmann 204½,
Hapag 141. Hamburg=Süd 24
Berger 322½, Goldſchmidt 137½,
J. G. Farben 286½, Dresdner Bank
16
zbank 180½ Prozent. Ablöſungs=
½, Danatbank 335½ und Kor
ſchuld Gruppe I 305, Ablöſungsſchuld Gruppe II 305½.
28.
27.
6.128. 6.
2
Wfr
207.—
Hemoor=Zement . ...
Aſchaffb. Zellſtoff.
irſch Kupfer ......
Nürnb.Maſch. 146.75 1146.—
Höſch Eiſen .......
Bamag=Meguim z1.
48.
2s
Aee
henlohe Berke ...
3.
Berlin el. V. .....
erlin. KarlsruheInd
113.5
ahla Porzellan ....
110.125
192,5
Braunkohl.=Briketts.
indes Eismaſch. . ..
159.—
ingel Schuh. ....
Bremer Bulkan. ....
1142
Linke u. Hofmann.
remer Bolle.. . ..
utſch.=Atlant. Tel. 109.
1095
3. Loewe u. Co ....."
Deutſche Maſchinen
Vorenz.. .. . .
03.5
1*
lieberlauſitzer Kol
183
eutſch.=Nied. Tel..
1.
Deutſche Erdöl .....
eutſche Petrol
n.
Kaliwerke.
onnersmarckhütte:
namit Nobel. .
lektr. Lieferung..„.
J.0. Farben „.....
D.
Gaggenau Vorz ....
Eelſenk. Gußſtahl...
z. f. elektr. Untern. .
n.Maſch.Egeſt. . ..
Sanſa=Tampfſchf.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires
Cslo...."
Kopenhagen.
Stockholm. ..
elſingfors ...
Italien uus.!
New=York. . . .
Paris .......
Schweiz us.:
Spanien .....
.
Vage 138.— 8. lathgeber A 106 — H106.- 123. ombacher Hütten. 15. 39.5 er Bucker. .... 94.— 184 85.25 ſtgerswerke „u73 100.— 286. 8‟ achſenwerk ......" 121.— K 94.25 Jächſ. Gußſtahl. .:. 62. 625l ſiemens Glas. ... 170. .Lauſitzer Glas .. 135.25 „5 236.75 dter 59.— 5.— Beſtſ. C. Langen
A= 34275 Gſtahl. .
mer Gu 60.— 325.— 23.— Wanderer=Berke.. . . 269.— ſ=
138.—
93.—
121.5
170.
136.125
59. —
60.,5
Oeviſenmarkt.
27 28. 6. 2. Geld / Brieſ Geld Brieſ d. Brie 168.94 169.28 168.90 169.241 Wien D..Oſt.abg. 59.34 59.46 7g0 1.594 .788 1.79 Prag. . .. .." 112.492 55.5e 58.68 5a.55 6s. 67 Budapeſt. Bengö 73.45 73. 109.09 109.31 109.04 109.-26 Japan ..... 1.988 1.98 112.9 3/112,951 Rio de Janeiro: 1.4962 0.498 .g 13.2 1 13.011 13.2 jofia ......" 3.049 10.615lt 10.635 1o.St7 1o. Fugoſlavien .. 7.4 Fh. 24.29 24.331 23.715/23.7 Konſtantinopel 2.1gs 2. 1g 20.47 20.5171 20.475 20.515 Liſſabon . ....! 10.78 20 4. 2155 4.2235 1.2155/4.2235 Danzig ....... 81.7 81.88 16 51 16.55 16.505 16.545 Athen ......... 5. 794 5.80/ 81. 155 gi. 315181.19 81.35 Kanada ......I 21u 71.si 72.0 71.73 71.25 Uruguav ... ...! 4-176 4.184
28. 6
Geld Brie
59.30 59.4
13.43 73.5
3 1.94
12.512/12.49 12.51
350 4973
947 3.053
7.4
3 2.191
79 20.52
81. 67/ 81.33
3.7441 5.758
4.2191 4.211 4.21
Lifdl 4-i84
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zu den Anträgen auf Preiserhöhung für Steinkohlen. In
der Sitzung des Reichskohlenverbandes und des Großen Aus=
Obwohl die Berichte faſt ſämtlicher geſtern abgehaltener General= ſchuſſes des Reichskohlenrates wurden nach eingehender
Er=
örterung die Preiserhöhungsanträge des Nuhrkohlen=Syndikats,
des Aachener Syndikats und des Niederſächſiſchen Syndikats
ab=
gelehnt. Angenommen wurde ein eingeſchränkter Antrag des
ſcheint noch ein ziemliches Deeouvert zu beſtehen denn beſonders zu Ruhrkohlen=Syndikats, der dahin ging, nur Mager= Eß= umnd
Gasflammkohlenzechen einen Preiszuſchlag von 7½ Prozent zu
gewähren. Der angenommene Antrag wurde jedoch von dem
Vertreter des Reichswirtſchaftsminiſters beanſtandet. Die
Preis=
erhöhungsanträge des Oberſchleſiſchen, Niederſchleſiſchen und
Sächſiſchen Steinkohlenſyndikates wurde einem Unterausſchuß
Faber u. Schleicher A.=G., Offenbach a. M. Die G.=V. genehmigte
in Gegenwart von 7 Aktionären mit 5.490 Stimmen den bekannten
Ab=
ſchluß für 1926 mit wieder 6 Prozent Dividende. Von der Vewwaltung
wurde ausgeführt, daß der Geſchäftsgang ſich im laufenden Jahre auch
weiterhin recht befriedigend entwickelt habe.
Süddeutſche Waſſerwerke A.=G., Frankfurt a. M. Die G.=V.
geneh=
migte den Abſchluß für 1926 mit einem Reingewinn von 33 608 (19 738)
RMM., woraus 6 Prozent Diwvidende (5) verteilt werden. In der Bilanz
erſcheinen Kreditoren mit 91 240 (71 065) RM. gegemüber Debitoren mit
94 28 (66 780) RM., Waren= und Gießerefbeſtände mit R870 (78 13)
(M. Der Frankfurter Betrieb iſt faſt vollſtändig abgeſchrieben, dagegen
wird das Waſſerwerk Bahnhof Regensburg noch mit 23 000 (248 000)
und die Immobilien bei Regensburg und Roth a. S. mit 8979 RM.
aufgeführt. Im laufenden Geſchäftsjahre mache ſich eine Beſſerung
be=
werlkbar.
Produktenberichte
Frankfurter Produktenbericht vom 28. Junf. Die Erhöhumgen” a.
den Auslandsmärkten ſind ohne jeden Einfluß. Am hieſigen Markt iſ
die Lage gegen geſtern unverändert und das Geſchäft ſehr ruhig. Dabei
wird für deutſchen Noggen, der nur noch in ganz geringen Mengen
vorhanden iſt, ein höherer Preis gefordert. Futtermittel für ſpätere
Sicht liegen augenblicklich ebenfalls ruhiger, da die Wetterverhältniſſe
keinerlei Schlüſſe auf die Heuernte zulaſſen und noch bedeutende Mengem
altes Heu vorhanden ſein ſollen. Die Käufer ſind daher zurückhaltend.
Weizen 31,25 nom. Roggen B,50—38,75 nom., Hafer inl. 26, ausl. B,50
bis 26, Mais 19. Weizenmehl 41.25—41,50, Roggenmehl 39,25—40,
Wei=
zenkleie 13,25—13,50, Roggenkleie 15,25—15,50.
Berliner Produktenbericht vom 28. Juni. Während man im
Früh=
verkehr für Weizen und Roggen noch leicht befeſtigte Preiſe ſchätzte, war
die Tendenz an der Mittagsbörſe nur wenig verändert. Die
Unter=
nehmungsluſt für Weizen war wieder weſentlich geringer geworden,
während andererſeits, mehr Angebote am Markt waren. Juli=Lieferung
eröffnete unverändert, Herbſt nicht ganz behauptet. Die Ausſicht auf
eine baldige Beſſerung der Wetterlage brachte auch am Noggenmarkt
die Umſatztätigkeit zum Stochken. Im Terminhandel wurden die
geſt=
rigen Schlußkurſe durchweg eine halbe Mark niedriger notiert. Gerſte,
Kleieartikel und Mais ruchig, für Hafer zeigte ſich vereinzelte Frage.
Mehl ſtill.
Viehmärkte.
Zentralviehmarkt für die Rheinpfalz. Die pfälziſchen Metzgermeiſter
ſtreben die Schaffung eines Zentralviehmarktes für die Rheinpfalz an,
wozu die Grundlage der gegenwärtig nur für den lokalen Bedarf
be=
rechnete Ludwigshafener Viehmarkt bilden ſoll. Dieſe Frage iſt durch
das freimütig und unaufgefordert abgegebene Zeugnis des Finanzomts
Ludwigshafen akut gewonden, daß es ſich ſelbſt davon überzeugt habe,
aß das Jahr 1927 für das Metzgergewerbe direkte Verluſtmonate
auf=
eiſt. Die unaufhaltſam ſteigenden Viehpreiſe auf den Märkten haben eine
wachſende Beunruhigung unter den Metzgern hervorgerufen. Des
wei=
teren verlangen die pfälziſchen Metzgermeiſter, daß jede Hausſchlachtung,
welche zum Zweck des gewerblichen Weiterverkaufes erfolgt, denſelbem
nahrungsmittelpolizeilichen Vorſchriften betr. Arbeitsraum, Geräte und
vor allem Verkaufsraum und Verkaufszeiten wie das Metzgergewerbe
uterliegt, da unter dem Deckmantel der Hausſchlachtungen zunehmend
gewerbliche Schlachtungen vorgenommen werden. Auch wird die
Schaf=
fung eines pfälziſchen Dezernates der bayeriſchen Schlachtviehverſicherung
verlangt, da dieſe ſich in der Rhempfalz ſehr ungünſtig auswirkt. Die
in Bahern vorgeſehene Drittelung der Beträge kommt für die Pfalz
nicht in Frage, da die Pfalz Zuſchußgebiet iſt und ihren Bedarf zum
überwiegenden Teil aus den umliegenden Ländern deckt, die eine
ſtagt=
liche Schlachtviehverſicherung nicht beſitzen. Der pfälziſche Metzgermeiſter
muß z. B. für eine Kuh 12 RM. Verſicherungsgekühr zahlen, der
rechts=
rheiniſche bayeriſche Metzgermeiſter hat dagegen nur 4 RM. zu
entrich=
ten. Dies iſt bei allen Tiergattungen der Fall. Eine Abhilfe glaubt
man durch Schaffung einer Sonderorganiſation für die Pfalz hierin zu
erzielen.
Mafuzer Viehmarkt vom 28. Juni. Der heutige Auftrieb war
gegen die Vorwoche geringer. Es waren an Großvieh 120, an Kälbern 83
und an Schweinen 160 Stück weniger angetrieben. Die Preiſe blieben
bei Großvieh und Kälbern unverändert, während ſie bei Schweinen 1—2
Pfennige nachgaben. Auf dem Großviehmarkt war das Geſchäft ruhig
und wurde langſam geräumt. Der Schweinemarkt war ſehr lebhaft,
ausgeſucht gute Ware wurde über Notiz bezahlt und der Markt raſch
ausverkauft. Im einzelnen wurden pro Pfund Lebendgewicht je nach
Klaſſe folgende Preiſe erzielt: Ochſen 59—59, Bullen 42—52, Färſen und
Kühe 53—65, 40—54. 30—40, 20—25, Kälber 54—74, Schweine 66—67,
67—68, 64—65 und Sauen 61—63 Mark.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
In der A.=R.=Sitzung der Deutſchen Petroleum=Aktien=Geſellſchaft
wurde die Bilanz und die Gewinn= und Verluſtrechnung vorgelegt. Die
Bilanz weiſt nach Abſchreibungen von 2021 120 (i. V. 667 882) RM.
einen Gewinn von 548 605 (i. V. Verluſt: 2 273 308) RM. aus, der auf
neue Rechnung vorgetragen werden ſoll.
Die Oeſterreichiſche Poſtſparkaſſe hat alle ihr zur Verfügung
ſtehen=
den Aktien der Vereinigten Königs= und Laurahütte durch die
Ver=
mittlung der Intemationalen Bank in Amſterdam an eine
Inter=
nationale Gruppe verkauft.
Laut Mitteilung des Bundesminiſteriums für Handel und Verkehr
zeigte der öſterreichiſche Außenhandel im Mai 1927 einen
Einfuhrüber=
ſchuß von 70 Mill Schilling gegen 98 Mill. Schilling im Vormonat; das
Bilanzpaſſivum ging ſomit auf den Durchſchnitt der erſten drei Monate
zurück.
Im Monat Mai erzeugten die 41 luxemburgiſchen (41 im April)
Hochöfen (6 ſind noch außer Betrieb) insgeſamt 237 614 To. Roheiſen
gegen 224 535 To. im April (30 Tage) und 221 700 To.
Monatsdurch=
ſchnitt im erſten Quartal d. J.
Der Walzdrahtpreis wurde in Frankreich für das Inland auf 700
Fr. ermäßigt, während der Exportpreis auf 110 sh pro To. feſtgeſetzt
wurde. Die neuen Preiſe treten ab 1. Juli in Kraft.
Die zum Arbed=Konzern gehörende Société Miniere des Terres=
Rouges (als Nachfolgerin des Eigentums der Gelſenkirchener Bergwerks=
A.,G. in den lothringiſche Grenzlanden) erzielte 1926 einen
Rein=
gewinn von 2,2 Mill. (1,5 Mill.) Fr. Die Dividende beträgt 50 Fr.
(35,42 Fr.).
Aus Moskau wird gemeldet, daß die Sowjetregierung ſich mit dem
Plane trage, die Aufgaben zu übernehmen, die das polniſche
Spiritus=
ſyndikat in der Türkei nicht auszuführen in der Lage war. Eine
for=
melle Anregung zur Uebernahme des türkiſchen Spiritusmonopols durch
die Sowjetregierung iſt noch nicht erfolgt.
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat, zum erſten Male ſeit Juni
1926, die ſowjetruſſiſche Handelsbilanz im Monat Mai 1927 paſſit
ab=
geſchloſſen. Die Einfuhr im Monat Mai betrug 73 Mill. Rubel, während
ſich die Ausfuhr nur auf 50 Mill. Rubel beläuft.
Die Tſchechoſlowakei exportierte bis Ende Mai d. J. insgeſamt
5 964 000 Meterzentner Zucker, wovon 96 Prozent nach Europa und der
Reſt nach Aſien Afrika und Amerika gingen. Die wichtigſten Abnehmer
ſind England, Oeſterreich und Italien.
Aus Ottava wird gemeldet, daß die Regierungsantwort auf das
Geſuch zur Freilaſſung der 1914 in deutſchem Beſitz befindlichen
ge=
wöhnlichen Anteile der Canadian Pacifie mitteile, daß die Stücke nicht
anerkannt werden können, ſelbſt wenn das beſchlagnahmte deutſche
Eigentum durch die kanadiſche Regierung zurückgegeben werden ſollte.
Geite 14
Mittwoch, den 29. Zuni 1927
Nummer 178
m90 Cn.
HI. Fandfulter KarsstLidzt Dohr 4d. Janl 194/.
Manſee
)Deutſche
2. Reichsanl. ablöſ.
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch.1. Zeil
Tl.Teilſ=
2. Reichsonkablöſ=
SchuldohneAus.
loſungsſcheine ...
6½% Reichsp. Sch.
1. 10. 30....
79Baher. Staat
Sch. b. 1. 4. 29
(½B H. B. Sch.
b. 1.4. 2.....
6½% Pr. St.=Sch.
29 .
L. S.Schl
(R% P
10. 30
„
½ Sächſ. Freiſt”
Schatz. b
Sächſ.
bAusländ iſche
Be Bos.E.B. 1o14
b. 1914
58.
43
„1898 ..
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5 1. 1909 ...
4½
55 Bulg, Jaba! 02
4RB Oſ. Staatsr.
b.1018, gob. 1018
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Siber=.
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42 „einh.R.ſäon)
3B Port, (Spz.) II
5% Rum.am. R.08.
4½% Gold. 18 ..
2 „ amkonv.:
4% 1 am. 05.:.
1304
304.5
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98.25
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*5
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5 „(Bagb.)
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4½% Ung. St. 1913
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Außereuro=
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52Mexamin abg
b . auß. 39 —
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63Tamaulipas k.
Sachwert=
Schuld=
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Mit
Zinsberech=
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6% Berl. St.=Golt
88
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3 D. Hyp.=Bank
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*
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Goldbfbr. .
8% 5.Obs.-Br. Gbd.
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Krf
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„Damſt. Vehe!
Reihe II
73 M. KraftHöchſtl
21.25
1771.
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13I,
24.75
35.35
*
1.77
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B.s
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100,25
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Nba St. Glbal.
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Staatl. od. prov.
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Mitteld. Creditb.
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Nainz= Aktienbr.
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A. E. G. Stamm...
Anglo=Cont. Gugno
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Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
Baſt Nürmberg ..
Bahr. Spiegel ..:
Beck e Henkel ...
Gergmann El.....
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.:
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement. Heidelb.
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41.5
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1145.75
Erbebung einer Bierſteuer in der Stadt Darmſtadt.
Die nachſtehende Ortsſatzung bringe ich hiermit zur
öffent=
lichen Kenntnis.
Darmſtadt, den 27. Juni 1927.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Ortsſatzung über die Erhebung einer
Bierſteuer in der Stadt Darmſtadt.
Auf Grund des Art. 15. St.O., des § 15 des
Finanzaus=
gleichsgeſetzes in der Faſſung des Geſetzes zur
Uebergangsrege=
lung des Finanzausgleichs zwiſchen Reich, Ländern und
Ge=
meinden vom 9. April 1927 (R. G.Bl. I. S. 91) wird auf
Be=
ſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 6. Mai und
vom 17. Juni 1927 nach Begutachtung durch den
Oberbürger=
meiſter und den Kreisausſchuß und mit Genehmigung des
Herrn Miniſters des Innern vom 23. Juni 1927 zu Nr. M.d.J.
2693 für den Gemarkungsbezirk der Stadt Darmſtadt die
nach=
ſtehende
(St.10341
Bierſteuerordnung
erlaſſen:
8 1.
Der örtliche Verbrauch von Bier, das entweder in dem
Ge=
markungsbezirk hergeſtellt wird oder in den Gemarkungsbezirk
eingeführt wird, unterliegt einer Steuer von 7 v. H. des
Her=
ſtellerpreiſes.
8 2.
Unter Bier im Sinne des 8 1 ſind auch bierähnliche oder
bierartige Getränke zu verſtehen. In Zweifelsfällen entſcheidet
die Aufſichtsbehörde.
8 3.
Die Steuerpflicht tritt ein:
g. bei dem in dem Verbrauchsſteuerbezirk hergeſtellten Bier,
ſobald es aus den Herſtellungsſtätten in den freien Verkehr
innerhalb des Verbrauchsſteuerbezirks gebracht oder in
einen mit der Herſtellungsſtätte verbundenen Ausſchank
oder Verkaufsraum überführt oder in der Herſtellungsſtätte
oder im Haushalt des Herſtellers verbraucht wird,
b)bei dem in den Verbrauchsſteuerbezirk eingeführten Bier
mit dem Zeitpunkt des Einbringens in den
Verbrauchs=
ſteuerbezirk.
8 4.
(1) Steuerpflichtig iſt der Herſteller oder derjenige, der Bier
in den Verbrauchsſteuerbezirk einführt Einbringer).
(2) Als Einbringer gilt derjenige, der auf der Sendung
oder in den Begleitpapieren als Abſender bezeichnet iſt (
Liefer=
ſirma), oder wer Bier für ſeinen, gewerblichen Betrieb oder
privaten Verbrauch ſelbſt in den Verbrauchsſteuerbezirk einführt
oder einen anderen mit dem Transport in den
Verbrauchsſteuer=
bezirk beauſtragt (z. B. Händler. Wirte. Selbſtverbraucher).
Falls dieſer nicht zu ermitteln iſt, gilt derjenige als
Einbrin=
ger, der die Beförderung tatſächlich beſorgt und ausführt.
8 5.
(1) Die Steuer wird nicht erhoben für Bier, das
a)als unbrauchbar von dem hieſigen Herſteller oder dem
Ein=
bringer zurückgenommen wird:
b)von außerhalb durch den Verbrauchsſteuerbezirk
durch=
geführt wird.
(2) Die Steuer wird erſtattet, wenn glaubhaft nachgewieſen
wird, daß verſteuertes Bier wieder aus dem
Verbrauchsſteuer=
bezirk ausgeführt worden iſt.
8 6.
Die Steuerpflichtigen (Herſteller, Einbringer), die im
Ver=
brauchsſteuerbezirk eine Betriebsſtätte haben, ſind, wenn ſie
Bier gewerbsmäßig in den Verkehr, bringen, verpflichtet, die
Fröffnung ihres Betriebs der Steuerſtelle (vgl. 8 18) binnen 8
Tagen nach Eröffnung anzuzeigen. Inhaber bereits beſtehender
Betriebe haben ihren Betrieb binnen 8 Tagen nach
Veröffent=
lichung dieſer Steuerordnung anzumelden.
8 7.
Die nach § 6 anmeldepflichtigen Unternehmer ſind
verpflich=
tet, Steuerbücher nach einem von dem Oberbürgermeiſter
vorge=
ſchriebenen Muſter über das hergeſtellte oder das eingeführte
und das wieder ausgeführte Vier zu führen. Soweit das Vier
auf Grund der Reichsſteuergeſetze in beſonderen Steuerbüchern
aufgezeichnet iſt oder ſoweit die ſonſtigen Geſchäftsbücher die
für die Beſteuerung erforderlichen Angaben nach Anſicht der
Steuerſtelle ausreichend erkennen laſſen, kann die Steuerſtelle
von der Führung eines beſonderen Steuerbuchs Befreiung
gewähren.
8 8.
(1) Wer Bier von auswärts in den Verbrauchsfteuerbezirk
einführt, hat die eingeführten Mengen ſofort, ſpäteſtens jedoch
erhalb einer Woche, bei der Steuerſtelle anzumelden. Aus
der Anmeldung müſſen Name und Adreſſe des Empfängers, der
Tag der Einfüihrung ſowie die Menge und Art des eingeführten
Bieres erſichtlich ſein.
(2) Perſonen, die Bier auf der Landſtraße in den
Ver=
brauchsſteuerbezirk einführen, ſind verpflichtet, Begleitpapiere
bei ſich zu führen, aus denen der Name und der Wohnort des
Einbringers, der Name und die Adreſſe des Empfängers ſowie
die Menge und Art des eingeführten Bieres erſichtlich iſt. Die
Begleitpapiere ſind den Beauftragten der Steuerſtelle, die ſich
als ſolche ausweiſen, vorzuzeigen. Die Kontrolle des
Bier=
transports iſt den Beauftragten zu geſtatten. Der Frachtführer
oder ſein Vertreter hat bei der Kontrolle die von den
Kontroll=
beamten verlangte Hilfe zu leiſten. Für den Fall, daß jemand
einen Vertreter zum Viertransport beſtellt, iſt der Vertretene
für die Einhaltung der Beſtimmungen dieſes Abſatzes
verant=
wortlich.
8 9.
(1) Wer als Frachtführer oder in ähnlicher Eigenſchaft die
Beförderung des von auswärts in den Verbrauchsſteuerbezirk
eingeführten Bieres beſorgt, (z. B. die Eiſenbahn, Spediteure,
Fuhrunternehmer), iſt verpflichtet, der Steuerſtelle über die von
ihm ausgeführten Beförderungen Auskunft zu geben und auf
Erfordern die zu den Sendungen gehörigen Begleitpapiere,
Frachtbriefe uſw. vorzulegen.
(2) Der Oberbürgermeiſter kann beſondere Vorſchriften
über das Einbringen treffen. Insbeſondere kann er beſtimmen,
daß das Einbringen, ſoweit es ſich auf der Straße vollzieht, nur
auf beſtimntten Straßen und zu beſtimmten Zeiten erfolgen darf
und daß das auf der Straße eingebrachte Bier ſofort bei einer
Kontrollſtelle vorzuführen und anzumelden iſt.
8 10.
(1) Die Empfänger von Bier ſind verpflichtet, der
Steuer=
ſtelle und ihren Beauftragten, die ſich als ſolche ausweiſen, über
die Herkunft, die Menge und den Herſtellerpreis des von ihnen
bezogenen Bieres Auskunft zu geben. Als Empfänger von
Bier, das von außerhalb in den Verbrauchsſteuerbezirk
einge=
führt wird, gilt derjenige, der auf der Sendung oder in den
Begleitpapieren als Empfänger bezeichnet iſt. Falls dieſer
nicht zu ermitteln iſt, gilt derjenige, als Empfänger, der die
Sendung im Verbrauchsſteuerbezirk tatſächlich in Empfang
nimmt.
(2) Der Oberbürgermeiſter kann anordnen, daß diejenigen
Empfänger von Bier, welche dieſes gewerbsmäßig weiter
ver=
äußern (z. B. Bierverleger. Wirte, Flaſchenbierhändler), auf
be=
ſonderen von der Steuerſtelle zu liefernden Vordrucken
Auf=
zeichnungen über Herkunft, Menge, Art, Herſtellerpreis und Zeit
des Empfangs des von ihnen bezogenen Bieres machen. Er
kann ferner anordnen, daß alle Empfänger von Bier
verpflich=
tet ſind, ihre Belege über den Bezug von Bier (z. B.
Liefer=
ſcheine, Rechnungen, Quittungen) geordnet und vollzählig auf
die Dauer von 2 Jahren aufzubewahren und auf Verlangen
den Beauftragten der Steuerſtelle vorlegen.
8 11.
Die Betriebs= und Lagerräume der Herſteller, Einbringer
und Empfänger unterliegen der Steueraufſicht.
8 12.
(1) Die Steuerpflichtigen haben die in jedem
Kalender=
monat ſteuerpflichtig gewordenen Mengen der Steuerſtelle auf
dem von dem Oberbürgermeiſter vorgeſchriebenen Vordruck, der
außer der Menge und der Art auch den Herſtellerpreis des
ſteuer=
pflichtigen Bieres zu enthalten, hat, ſpäteſtens am 10. Tage
nach Ablauf des Kalendermonats zur Verſteuerung anzumelden
und die ſich danach ergebende, von ihnen ſelbſt zu berechnende
Steuer bis zum 15. des übernächſten Monats an die Stadtkaſſe
zu entrichten.
(2) Die Steuerpflichtigen, die nicht gewerbsmäßig Bier in
den Verkehr bringen (ſelbſtverbrauchende Empfänger), haben
die Anmeldung bei der Steuerſtelle binnen einer Woche nach
Eintritt der Steuerpflicht (5 3) zu bewirken und die ſich
er=
gebende, ſelbſt zu berechnende Steuer gleichzeitig an die
Stadt=
kaſſe zu entrichten.
8 13.
(1) In allen Fällen bedarf es der Erteilung eines
Steuer=
beſcheids nur dann, wenn die Steuerſtelle einen höheren Betrag
als den nach 8 12 ſelbſt errechneten feſtſetzt. In dieſen Fällen
iſt der Mehrbetrag ſofort nach Erhalt der Feſtſetzung zu
ent=
richten.
(2) Erfolgt bis zum nächſten Anmeldungstermin (8 12
Abf. 1) eine Beanſtandung der von dem Steuerpflichtigen
ein=
gereichten Steuerberechnung nicht, ſo gilt die Steuerberechnung
als endgültige Veranlagung.
S 14.
Der Oberbürgermeiſter kann zur Vereinfachung des
Steuer=
verfahrens mit einzelnen Steuerpflichtigen oder
Intereſſenten=
gruppen beſondere Vereinbarungen über das
Einziehungsver=
fahren ſowie über die Ueberwachung und Sicherung der Steuer
auch abweichend von den Vorſchriften dieſer Satzung treffen.
8 15.
Unterbleibt die Anmeldung, erſtattet der Steuerpflichtige
die Anmeldung nicht rechtzeitig oder unvollſtändig oder kann er
auf Aufforderung der Steuerſtelle ausreichende Aufklärung für
ſeine Angaben nicht geben oder verweigert er weitere Auskunft,
ſo kann die Steuerſtelle den ſteuerpflichtigen Betrag
nötigen=
falls unter Zuziehung von Sachverſtändigen ſchätzen und die
Steuer danach feſtſetzen. Als Verweigerung der Auskunft iſt
auch die Nichterteilung der Auskunft in der geſtellten Friſt
an=
zuſehen.
8 16.
Gegen die Veranlagung zur Bierſteuer iſt binnen einer
Friſt von einem Monat nach Zuſtellung des Steuerbeſcheids
(8 13 Abf. 1) oder im Falle des 8 13 Abſ. 2 nach dem Tage, an
dem die von dem Steuerpflichtigen eingereichte Steuerberechnung
als endgültige Veranlagung anzuſehen iſt, der Einſpruch
zu=
läſſig. Der Einſpruch iſt bei dem Oberbürgermeiſter einzulegen,
der über ihn entſcheidet. Gegen die Entſcheidung des
Ober=
bürgermeiſters ſteht dem Steuerpflichtigen die Klage im
Ver=
waltungsſtreitverfahren gemäß Art. 200 St.O., offen.
ast
8 17.
Die Beitreibung der Berſteuer geſchieht im
Verwaltungs=
zwangsverfahren.
8 18.
Die Veranlagung und Erhebung der Bierſteuer erfolgt
durch den Oberbürgermeiſter oder die von ihm beauftragte
Stelle.
8 19.
Die Stadt=Vertretung kann die Steuer in einzelnen Fällen
aus Billigkeitsgründen ganz oder teilweiſe erlaſſen.
8 20.
(1) Zuwiderhandlungen gegen dieſe Steuerordnung und die
von dem Oberbürgermeiſter zur Ausführung erlaſſenen
Beſtim=
mungen (vergl. 88 9 und 10) werden mit einer Geldſtrafe bis zu
dem nach Art. 199 St.O. in Verbindung mit der Verordnung
über Vermögensſtrafen und Bußen vom 6. Februar 1924 (R.,G.
Bl. I. S. 44) zuläſſigen Höchſtmaß beſtraft, ſofern nicht uach
ſonſtigen Geſetzen eine höhere Geldſtrafe oder Freiheitsſtraſe
verwirkt iſt.
(2) In Betreff der Erkennung der in Abſ. 1 bezeichneten
Strafen und des bezüglichen Verfahrens finden die
Beſtimmun=
gen des Geſetzes vom 20. September 1890, betreffend die
Einfüh=
rung des Verwaltungsſtrafbeſcheids bei Zuwiderhandlungen
gegen die Vorſchriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben
und Gefälle, Anwendung.
(3) Die nach Abſatz 1, erkannten Geldſtrafen fließen in die
Stadtkaſſe.
8 21.
Soweit die vorſtehende Steuerordnung nichts Abweichendes
beſtimmt, finden die Vorſchriften der Reichsabgabenordnung in
ihrer jeweils geltenden Faſſung ſinngemäße Anwendung.
8 22.
Dieſe Steuerordnung tritt mit dem Tag ihrer
Veröffent=
lichung im Amtsverkündigungsblatt in Kraft.
Darmſtadt, den 26. Juni 1927.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Die Einführung einer Bierſteuer in der Stadt Darmſtadt.
Unter Hinweis auf die in der heutigen Nummer
veröffent=
lichte Ortsſatzung über die Erhebung einer Bierſteuer fordere ich
die in Betracht kommenden Steuerpflichtigen (Herſteller und
Einbringer) auf, im Sinne des § 6 der Ortsſatzung ihren
Be=
trieb binnen 8 Tagen von heute ab — alſo bis zum 7. k. Mts.—
der Steuerſtelle, Stadthaus, Zimmer Nr. 15, anzumelden.
Neu eröffnete Betriebe der in Betracht kommenden Art ſind
bei der gleichen Stelle ebenfalls innerhalb einer Friſt von acht
Tagen von der Eröffnung ab anzuzeigen.
Unter Hinweis auf den 8 12 der Ortsſatzung fordere ich die
Intereſſenten ſchon heute dazu auf, die vorgeſchriebenen
Meldun=
gen jeweils bis zum 10. jeden Monats für den abgelaufenen
Monat — erſtmalig alſo am 10. Auguſt l. Js. für den Monat
Juli — der Steuerſtelle vorzulegen.
Beſonders möchte ich darauf hinweiſen, daß die von den
Intereſſenten ſelbſt zu berechnende, aus ihren Anmeldungen ſich
ergebende Bierſteuer jeweils bis zum 15. des übernächſten
Mo=
nats — alſo erſtmalig bis zum 15. September Ifd. Js. für den
Monat Juli — ohne jede weitere Aufforderung an die Stadtkaſſe
entrichtet werden muß.
Die ſelbſtverbrauchenden Empfänger auswärtigen Bieres
weiſe ich auf den 8 12 (2) der Ortsſatzung beſonders hin.
Darmſtadt, den 27. Juni 1927.
(St. 10342
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
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War
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Chriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.
(Nachdruck rerboten)
Gleich darauf fiel draußen an Chriſtinens Pult eine Klappe
Herab, das Zeichen, daß der Chef anweſend und ſie benötigte.
Ein heißer Schreck fuhr ihr durch die Glieder. Sie fürchtete
ſich vor der nun kommenden Auseinanderſetzung ſo ſehr, daß
fie am liebſten davongelaufen wäre. Der Geliebte hatte ihr
alles erzählt und ihr den Rat gegeben, nicht mehr in das
Ge=
chäft zu gehen. Er wolle das ſchon dem Vater gegenüber
ver=
reten. Aber dagegen ſträubte ſich wieder ihre ganze
Perſön=
ichkeit, ſie wollte keinesfalls pflichtvergeſſen ihre Arbeit im
Stiche laſſen und ſich, als habe ſie etwas verbrochen, feige
ver=
tecken. Alſo half ihr alle Angſt und Zögern nichts. Sie wußte
a, was ſie von dem heftigen Manne da drinnen jetzt zu
gewär=
igen haben würde, und nahm deshalb alle ihre Kraft und
Energie zuſammen, als ſie nun mit bleicher, aber gefaßter Miene
Das Zimmer des Gefürchteten betrat.
Etwas zaghaft klang ihr: „Guten Tag, Herr Krüß!” Aber
ie traute ihren Ohren nicht, als ſie ſtatt des erwarteten flüch=
Eigen: „Tag!” als Gegengruß ein ſehr freundliches: „Guten
Tag, Fräzlein Berthold” von ihm zu hören bekam. Er begann
auch ſogleich, ihr mit ruhiger Gelaſſenheit ſeine Anordnungen
Bu erteilen, und ſie ſah dabei mit Staunen eine faſt milde Ruhe
auf ſeinem Geſicht, wie ſie ſelten an dieſem lebhaften, beweg=
Aichen Manne zu ſehen war. Aber kein Zug in dieſem
Ant=
litz hätte ihr verraten können, daß er bereits von allem, was
ſie jetzt ſo ſehr bewegte, unterrichtet war, wenn ſie dies nicht
ſchon von Werner ſelbſt gewußt hätte. Nur mit Mühe verbarg
ſie ihre tiefe Erregung, ihr wachſendes Staunen. Aus ſeinem
wanzen Verhalten ſprach nicht nur keine Feindſeligkeit gegen
ſie, ſondern eine ungewohnte Freundlichkeit und Milde, das
ffühlte ſie ganz deutlich. Aber wie ſollte, wie durſte ſie es ſonft
deuten? Ihr Herz ſchlug ſo ſtürmiſch, daß ſie das vor ihr
lie=
gende Stenogramm kaum zu entziffern vermohte, daß ihr die
wohlbekannten, vielverſchlungenen Zeichen wie kleine, boshafte
Geiſterchen vor den Augen herumzutanzen ſchienen. Sie hätte
fubeln und weinen mögen in einem Atem. als, ihr ſelbſt kaum
letvußt, ſich leiſe, leiſe die Hofſnung in ihr ſehnſüchtiges junges
Herz zu ſchleichen begann, und alle Angſt von ihr abfiel wie ein
düſteres, ſchwer laſtendes Gewand.
Wie in einem ſeligen Traume befangen verrichtete ſie ihre
Arbeit und merkte es kaum, daß ein Angeſtellter dem Chef eine
Beſuchskarte überbrachte. Bis ſeine heute ſo ſeltſame
Freund=
lichkeit ſie aus ihrer Verſunkenheit weckte: „Fräulein Berthold,
wollen Sie, bitte, draußen weiterarbeiten, bis ich meine
Beſpre=
chung mit dem Herrn beendigt habe. Ich werde Sie dann rufen.”
Noch auf der Schwelle traf ſie mit dem Beſucher zuſammen.
Sie ſchritt ahnungslos, mit leuchtenden Augen an dem Direktor
der Auskunftei „Argus” vorüber, der Krüß’ wichtigen Auftrag
perſönlich in Empfang nehmen wollte. Und ſie ſah auch nicht,
Mittwoch, den 29. Juni 1927
Geit
wie des Kaufherrn Blicke ihr in faſt ſchmerzlichem Mitleid
folg=
ten.
18. Kapitel.
Chriſtine ging an den folgenden Tagen umher, als würde
ſie von unſichtbaren Flügeln getragen, und ein Licht der Freude
ſchien ſie zu umfließen, ſo leicht war ihr Schritt und ſo fröhlick
ihr Auge. Denn mehr und mehr gewann ſie aus dem andauernd
freundlichen Verhalten von Krüß die Ueberzeugung, daß ein
gütiges Wunder ſeinen Sinn zu ihren Gunſten geändert, und
daß er nur die paſſende Gelegenheit abwarte, um dieſer
Sinnes=
änderung Ausdruck zu geben.
Nur ihre wehe Sorge um Suſi blieb die gleiche, denn noch
hatte ſie nicht den Mut gefunden, der Freundin ihren, wenn auch
unbeabſichtigten Verrat an ihrer Freundſchaft zu bekennen.
Und nun berichtete man ihr heute zu ihrem größten Erſtaunen
am Telephon, daß Suſi mit Frau von Herweg plötzlich ſchon vor
ein paar Tagen eine kleine Reiſe angetreten habe. Es ſei auch
unbeſtimmt, wann ſie zurückkehre.
„Und iſt Herr von Stoewing vielleicht zu ſprechen?” hatte
ſie etwas beklommen gefragt, denn es befremdete ſie ſehr, daß
Suſi ihr kein Wort geſchrieben oder hinterlaſſen hatte. Vielleicht
konnte ihr der Onkel Ernſt da Aufklärung geben. Aber er war
nicht im Hauſe.
Da ging ſie in ſtillem Verwundern wieder an ihre Arbeit.
Der Chef würde ſie wohl auch jeden Augenblick rufen, denn er
mußte doch längſt fertig ſein mit der Durchſicht der Poſt. Sie
taſtete etwas unſicher und in leichter Unruhe auf dem Tiſch
um=
her, ohne recht zu wiſſen, was ſie tat oder tun wollte. Suſis
überraſchende Abreiſe ging ihr nicht aus dem Kopf. Es war da
etwas Unbegreifliches mit im Spiel, das fühlte ſie und ſchaffte
ihr wohl auch dieſe zunehmende Unruhe. Und ſie atmete
er=
leichtert auf, als die an ihrem Pult herabfallende Klappe ſie
endlich zu dem Chef rief.
Der Kaufherr ſaß ſchon ſeit mehreren Minuten faſt
bewe=
gungslos an ſeinem Tiſch, auf ein langes, und wie es ſchien, ihn
geradezu erſchütterndes Schreiben ſtarrend. In fliegender Haſt
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las er zuerſt den Brief, der mit den Woten begann: In de:
Anlage überreichen wir Ihnen den gewünſchten Bericht über die
am . . . geb. Sophie Berthold, geb. zu .. . Für die unbedingt:
Zuverläſſigkeit und Genauigkeit, auf die ſie ganz beſonderen
Wert legten, übernehmen wir jede Garantie. Hochachtungsvoll
Dr. Müller, Auskunftei „Argus”. Und dann folgte kühl und
achlich der eigentliche Bericht mit den genaueſten Angaben von
Orten und Daten aller Geſchehniſſe aus dem Leben der Sophie
Berthold. Und als der alte Herr mit zittrigen Händen das
Schreiben vor ſich hinlegte, zeigte ſein Geſicht den Ausdruck
größter Beſtürzung und tiefſten Abſcheus. Wieviel menſchliche
Verworfenheit trat ihm doch hier entgegen.
Ein Grauen überlief ihn, als er jetzt an den Sohn dachte.
Nun gab es kein Beſinnen, kein mitleidiges Zögern mehr. Es
mußte raſch gehandelt werden, um den Sohn und die Familie
vor dieſer Schmach zu bewahren. Grübelnd überlegte er einige
Augenblicke, ehe er mit raſchem Entſchluß auf einen an ſeinem
Tiſche befindlichen Knopf drückte. Es war ihm ſowohl in
ge=
ſchäftlichen wie auch privaten Angelegenheiten von jeher
Be=
dürfnis geweſen, alle unangenehmen Begebenheiten ſoſort und
auf die klarſte Weiſe zu erledigen.
Und ſo begann er denn auch, als Chriſtine erſchienen war,
ſogleich ohne viel Umſchweife von dem zu reden, was ihm Herz
und Sinn jetzt ſo vollauf beſchäftigte:
„Hm — was ich ſagen wollte, Fräulein Berthold, ich möchte
einmal eine private Sache mit Ihnen in aller Ruhe beſprechen.
Er machte eine kleine Pauſe und blickte gütig in das
plötz=
lich flammend rot gewordene Geſicht Chriſtinens. Dann nach
einem tiefen Atemzuge fuhr er fort: „Mein Sohn hat mir, wie
ſie wohl wiſſen werden, von ſeinem Eheverſprechen an Sie
Mit=
teilung gemacht.”
Glutübergoſſen ſaß Chriſtine da, wortlos. Nur ihre Augen
hoben ſich für Sekunden in banger Ahnung zu dem äußerlich
o ruhigen Kaufhern, der fortfuhr:
„Nun liegen aber die Dinge leider ſo, daß ich, ſo ſehr ich
Sie auch ſchätze und achte, keinesfalls meine Einwilligung zu
dieſer Verbindung geben kann.”
Es ſchien einen Augenblick, als zucke Chriſtine zuſammen,
und als wollte ihr Haupt auf die Bruſt ſinken. Aber ſtolz hob
ſie ſogleich den Kopf und blickte dem alten Herrn ohne Scheu
in das Geſicht:
„Verzeihung, Herr Krüß — iſt Werner bereit, ſich Ihre,
Weigerung zu fügen?”
„Was ich mit meinem Sohne darüber zu beſprechen habe,
iſt eine Sache für ſich, die mit unſerer Unterredung jetzt nichts
zu tun hat, Fräulein Berthold.
„Aber Sie werden doch verſtehen, Herr Krüß, daß für mich
nur Werners Entſcheidung maßgebend ſein kann und darf.
Fügt er ſich alſo in Ihre Weigerung, ſo wäre ja damit ſchon
unſer Verlöbnis gelöſt. — Oder fürchten Sie etwa, Herr Krüß,
daß ich auf dieſem „Eheverſprechen” beſtehen könnte?” Faſt
ſpöt=
tiſch klang zuletzt ihre Frage.
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