amSchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Junl
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mnwortlichkeit für Aufnahme von An eigen an
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart=, Tagesſpiegel in Bild und.Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 125
Sonntag, den 26. Juni 1927.
190. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sfreit uſw erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auſträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fäſft ſeder
Rabatt weg. Bankonio: Deutſche Bank und Darsne
ſtädter und Naiſogalbanl.
Auswninngen dei Sitefennmtekiebe.
FDer Oiplomaten=Zweikampf.
1A1 Sieger im Waffengang nach engliſcher
Auffaſſung.
Von unſerem (=Korreſpondenten.
London, 25. Juni.
Arivate Anſichten im Publikum wie in der Preſſe gehen hier
Aeeu, daß Dr. Streſemanns Stellung durch ſeine letzte Rede
Iſgefeſtigt ſein muß. In erſter Linie erkennt man durchaus
Abwürdigen, maßvollen Ton an, der in direkt wohltuender
ASſe mit der gänzlich unangebrachten, maßloſen Heftigkeit
APinarés in Lunsville ſteht. Man empfindet, daß der deutſche
AKenrminiſter ſchon in dieſem Punkte allein den
Premier=
mſter Frankreichs geſchlagen hat. Eine echt ſtaatsmänniſche
Aſtefſteht dilettantenartiger, formloſer, die erſten Gebote inter=
„bouraler Höflichkeit verletzender Polterei gegenüber. Wenn
h )ßerliner Berichterſtattern hieſiger Blätter von einer
Unzu=
fffrettheit in gewiſſen deutſchen Kreiſen über zu viel zahme
ABicht in der Rede Streſemanns berichtet worden iſt, ſo neigt
Im ſöier der Anſicht zu, daß man in Paris wohl den Stahl
yhr dem Samthandſchuh gefühlt haben wird, wenn man das
(cm ſricht eingeſtehen ſollte. „Will Poincaré den Pfad Deutſch=
Iſſgs blockieren oder ebnen? Zielt er auf eine Ruhr= oder
de bSocarno=Politik? Nur eines von beiden iſt möglich. Eine
dSehand wird Deutſchland nicht ergreifen?‟ Dieſe abſolut
Ahiſen Fragen laſſen ſich aus der deutſchen Rede herausſchälen.
9mrmöchte wöhl Briands Eindruck von dem Verlauf des
Aßiumpfes erfahren. Die Pariſer Meldung, daß er ſich mit
* Aſedmnsviller Rede im voraus in Inhalt und Form einverſtan=
Abeeikklärt hat, konnte hier niemand täuſchen, und es liegt nahe,
mnnehmen, daß ſich Sir Auſten unter Andeutung ſeines eige=
* n indrucks bereits völlig darüber orientiert hat. Objektive
AKrteiler ſind hier der Anſicht, daß der Premierminiſter
Frank=
rſſesi in dem von ihm in völlig unnötiger Weiſe provozierten
AFeigang nicht nur infolge ſeiner Rhetorik den Kürzeren
ge=
zl hat, ſondern infolge der Haltloſigkeit ſeiner Erklärungen
Um er Auswirkung derſelben. Wenn er der Popularität
Anos hätte entgegenarbeiten und für ſich ſelbſt des Gegenteil
eſhrhen wollen, ſo hätte er keine geſchicktere Rede halten können.
* Gßut den Beweis erbracht, daß er für die Entwicklung der
iſmrmtionalen Politik keinerlei Verſtändnis hat. Das wird
ihſher und anderswo nicht vergeſſen werden. Es iſt da jedoch
„h uin anderes gewichtiges Moment. Da iſt die Gruppe der
Qßermogegner, die ſich in wachſender Zahl der Anſicht zuneigt,
Ofſnſitch mit Italien ebenſogut und beſſer arbeiten ließe wie mit
diſtewvig obſtruierenden Frankreich, mit dem ihrer Anſicht nach
f1ra iche Differenzen beſtehen. Auch Italien hat, mit
Britan=
wſü gemeinſam, die Garantie für Locarno übernommen. Ein
bſſig unbegründetes Schaffen einer neuen Spannung zwiſchen
Gfiheich und Deutſchland muß die geſpannteſte
Aufmerkſam=
k4/in, Rom erregen. Auch von dieſem Geſichtspunkt aus war
AhAuasbruch Poincarés ein ſchwerer Fehler.
2ve Kommentare zur Rede Streſemanns ſind in der
Lon=
dihr?Preſſe auch heute allerdings noch ziemlich ſpärlich.
Aus=
füſuce Stellung nehmen lediglich der diplomatiſche Korre=
79 ſogat des „Daily Telegraph” und der Daily News”. Nach
Aſh. des Vertreters des erſtgenannten Blattes habe die Ant=
„n, ſoie Dr. Streſemonn Poincaré in ſeiner Rede gegeben habe,
jyhondoner politiſchen Kreiſen einen guten Eindruck gemacht.
SEeeAArgumente ſeien, vom britiſchen Standpunkt aus geſehen,
elſo einwandfrei im Ton wie im Inhalt geweſen. Leider
k1fnen die auf dem Spiele ſtehenden Streitpunkte, die immer
wiie uin Gegenſtand großer Beſorgnis in Europa werden, nicht
nM duurch oratoriſche Wettbewerbe geregelt werden. „Daily
Mſes” ſchreiben, daß Streſemann ſicherlich recht habe, wenn er
eiflre, daß jede Rückkehr zur Ruhrpolitik das Begräbnis für
Akrm o bedeute. Wenn auch Briand zurzeit krank ſei, ſo ſei er
in ihrer Art ebenſo zäh wie Poincaré und äußerſt ſtolz auf
ſaun; Ruf als euroräiſcher Friedensſtifter. Es ſei faſt
undenk=
biſdaß er ruhig und kampflos die Vollmacht zur Zerſtörung
aſſler Dinge unterzeichnet habe, für die er geſiegt und
ge=
kämſt habe.
AM Einfluß auf die franzöſiſche Innenpolitik. —
Fort=
ſetzung der Locarno=Verhandlungen.
* Paris, 25. Juni. (Priv.=Tel.)
der franzöſiſchen Kammer beſchäftigt man ſich ſehr
leb=
h/ 0mit den Ausführungen Dr. Streſemanns und ihren
Rück=
wuingen auf die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen. Die
Ab=
g/nsten der rechten Kammergruppe halten unbelehrbar an
ihR Muffaſſung feſt, daß Briand auf dem Wege der
deutſch=
fymöſäſchen Verſtändigung zu weitgegangen ſei und Poincars
ſenrſtieits recht daran getan hätte, Deutſchland an ſeine
Ver=
piſlungen auf Grund des Verſailler Vertrages zu erinnern.
Wſoie Rede Streſemanns nur für dieſe Herren berechnet ge=
Wrifſo hätte ſie allerdings noch viel ſtärkere Töne anſchlagen
WRn. Dieſe Gruppe lehnt jede Verminderung der Rheinland=
truppen mit der Begründung ab, daß dies die Sicherheit
Frank=
reichs gefährde und Deutſchland Gelegenheit zu neuen Angriffen
gegen Frankreich biete. Ihre Auffaſſung iſt inſofern von
beſon=
derer Bedeutung, als dieſer Gruppe der gegenwärtige
Penſions=
miniſter Marin angehört. Aber auch die hohen Militärs, die ja
bei der Frage der Truppenverminderung im Rheinland immer
ein Wort mitzureden haben, huldigen zum großen Teile der
gleichen Auffaſſung und finden ſomit in dem
Konzentrations=
kabinett Poincarés eine beachtliche Stütze.
Die Abgeordneten der gemäßigten Gruppe ſind in ihrer
Auf=
faſſung weniger ablehnend und würden einer ſchrittweiſen
Räu=
mung des Rheinlandes zuſtimmen, wenn Deutſchland ſeinerſeits
neue Garantien bieten würde. Aber auch ſie ſcheinen ſich nicht
gern der Zuſage zu erinnern, die die Botſchafterkonferenz in
ihrer Note vom November 1925 hinſichtlich der „fühlbaren”
Ver=
minderung der Truppenzahl auf das „normale” Maß gemacht
hat. Wenn ſie daher darauf hinweiſen, daß Dr. Streſemann in
ſeinen Ausführungen keinen neuen Vorſchlag unterbreitet habe,
während die von ihm in Thoiry gemachten Angebote längſt in
Vergeſſenheit geraten ſeien, ſo mengen ſie zwei Dinge
durch=
einander; denn Dr. Streſemann hat auch in ſeiner letzten
Reichs=
tagsrede den Anſpruch Deutſchlands auf völlige Räumung, die
dann wohl in Etatpen vor ſich gehen würde, auf Grund des
Ver=
ſailler Vertrages nach reſtloſer Erfüllung aller deutſchen
Ver=
pflichtungen noch nicht geltend gemacht. Die gemäßigte Gruppe
der Kammer iſt der Anſicht, daß zwiſchen der intranſigenten
Haltung Poincarés und dem „allzugroßen” Entgegenkommen
Briands eine Mittellinie gefunden werden müſſe.
Die Radikalen und Radikalſozialiſten erklären ſich mit
Nach=
druck bereit, die franzöſiſche Regierung bei der Befolgung der
Locarno=Politik weiter zu unterſtützen, die allerdings durch
Poincares Lunéviller Rede ernſtlich bedroht ſei. Von hier aus
drohen Poincaré die ernſteſten Gefahren, wenn es in der
Kam=
mer zu einer Interpellation über die auswärtige Politik kommen
ſollte. Gerade in dieſer Gruppe wird immer wieder
hervor=
gehoben, daß Dr. Streſemauns Rede ſehr gemäßigt geweſen ſei
und daß er Poinearé die Tür für weitere Verhandlungen
offen=
gelaſſen hätte. Aber auch hier wird vielfach die Anſchauung
ver=
treten, daß Deutſchland für eine ſchrittweiſe Räumung des
Rheinlandes der franzöſiſchen Regierung Gegenleiſtungen
an=
bieten müſſe. (!)
Die Sozialiſten ſind nach wie vor für eine Politik der
Ver=
ſtändigung. Sie betonen, daß die Rede Dr. Streſemanns der
beſte Beweis für einen aufrichtigen Verſtändigungswillen
ge=
weſen ſei. Er habe mit einer gewiſſen Bitterkeit geſprochen, die
auf ſeine Mißerfolge in Genf zurückzuführen ſei.
Trotzdem iſt anzunehmen, daß der Kampf um die Fortſetzung
der Locarno=Politik leidenſchaftlich genug geführt werden wird,
um daran das Kabinett Poincaré zerſchellen zu laſſen. Viel
hängt natürlich davon ab, wie ſich bei den Verhandlungen, die
in den nächſten Tagen zwiſchen Berlin und Paris über die
Rück=
wirkungen im Rheinland wieder aufgenommen werden ſollen,
Herr Poincaré ſelbſt benimmt. Daß bei dieſen Verhandlungen
ſowohl Briand wie auch der deutſche Botſchafter von Hoeſch
Ohmen.
Die Berliner Meldung, die davon ſpricht, daß General von
Pawelſz in der nächſten Woche die Berliner militäriſchen
Sach=
verſtändigen der Alliierten um einen Kontrollbeſuch der
Oſt=
befeſtigungen erſuchen werde, findet in Paris eine gute Preſſe.
Man gewinnt den Eindruck — ſo ſchreibt. Paris midi” —, daß
die Reichsregierung tatfächlich ihren guten Willen beweiſen wolle,
von dem Dr. Streſemann am Donnerstag ſprach. Man glaube in
Paris, daß die Reichsregierung, ſobald die Kontrolle der
Oſt=
befeſtigungen beendet ſei, ein offizielles Erſuchen auf
Verminde=
rung der Rheinlandtruppen ſtellen werde. Die Krancheit Briands
und des deutſchen Botſchafters von Hoeſch erſchweren jedoch leider
die diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen Berlin und Paris,
die in den nächſten Tagen über die Fortſetzung der Locarnopolitik
beginnen ſollen.
Das Moskauer Echo.
* Riga, 25. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Moskauer Blätter, voran die „Jsweſtija” und die
Prawda”, nehmen zur Rede des Reichsaußenminiſters Dr.
Streſemann in längeren Kommentaren Stellung. Beide ſtellen
übereinſtimmend feſt, daß dieſe Rede ein wertvolles Dokument
dafür ſei, daß Deutſchland ſeine Verpflichtungen einhalte.
Be=
ſondere Aufmerkſamkeit widmen die beiden offziöſen Blätter
der Erklärung der Regierungsparteien, wobei ſie glauben,
zwi=
ſchen dieſer und den Ausführungen des Reichsaußenminiſters
einen Unterſchied feſtſtellen zu können. Während ſich der
Außen=
miniſter für die ſtrengſte Durchführung der Neutralität eingeſetzt
habe, hätten die Regierungsparteien zugeſtanden, daß in Genf
über die Bildung einer Anti=Sowjetfront geſprochen worden ſei.
Auch die Erklärung, daß beide Mächte, Deutſchland und
Sowjet=
rußland, ſich in die inneren Angelegenheiten des
Vertrags=
partners nicht einmiſchen dürften, wird ſtark beachtet. Die
regie=
rungsoffiziöſe. „Isweſtija” warnt die Reichsregierung vor einem
allzu ſcharfen Kampf gegen die kommuniſtiſche Internationale.
Die Aufforderung zu dieſem Kampf gehe gleichfalls von
Eng=
land aus, und dies ſei eine Falle, die Chamberlain der
Reichs=
regierung geſtellt habe. Unter dem Deckmantel der Bekämpfung / Erſchütterungen ausgeſetzt ſein ſoll, ſondern das auch
gewiſſer=
der kommuniſtiſchen Interrationale ſollte eine Anti=Sowjetfront
gebildet werden, die ſich tatſächlich gegen die Sowjetregierung
wende. Die Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands ſei an der
Darin liege für die Reichsregierung ein zweites
Gefahren=
moment. Die kommuniſtiſche Internationale habe mit der
Sow=
jetregierung nichts zu tun (2). Dies müſſe im Ausland
beſon=
ders im Auge behalten werden.
Die Woche.
„Gallia auo vadis? Wohin Frankreich führt dein Weg?
Soll der tötende Geiſt der Kriegspſychoſe dauernd gelten oder
der Geiſt, der ein neues Kapitel der Geſchichte aufſchlägt, auf
dem die Anfangsworte ſtehen: Für Frieden und Freiheit aller?
Wir ſind berechtigt, dieſe Frage zu ſtellen, und nicht nur wir,
ſondern alle Völker, die den Frieden wollen, warten auf
Ant=
wort!” Mit ſtürmiſchem Beifall hat der Deutſche Reichstag am
Donnerstag dieſe Schlußworte der großen Rede Streſemanns
quittiert, in der er nach dem Fehlſchlag von Genf, nach der
Luné=
viller Rede Poincarés unſere außenpolitiſche Lage beleuchtete.
Man kann das deutſch=franzöſiſche Problem kaum prägnanter
darſtellen, als es diesmal der deutſche Reichsaußenminiſter tat,
und mit ſeinen Worten hat er nicht nur der Ueberzeugung der
überwältigenden Mehrheit des Reichstags, ſondern auch der des
ganzen deutſchen Volkes beredten Ausdruck verliehen. Gallia
auo vadis? Die ganze Welt hat dieſe Frage vernommen, und in
Frankreich ſelbſt wird man nicht darum herumkommen, ſie zu
be=
antworten. Wer leitet die franzöſiſche Außenpolitik, wer ſpricht
für Frankreich uns gegenüber, der Redner von Lunéville, der
beweiſt, daß der Vater des Ruhrkriegs ſich in dieſen Jahren nicht
geändert hat, oder der kranke Briand? Dabei iſt der Streit
dar=
über, ob der letztere die Gedankengänge der Lunéviller Rede
vor=
her gekannt und gebilligt hat, ziemlich müßig. Die franzöſiſche
Rechtspreſſe behauptet es, die Preſſe der franzöſiſchen Linken
beſtreitet es entſchieden. „Ruhrpolitik oder Locarno=Politik?
Eins oder das andere iſt möglich, aber nicht eins und das
andere.‟ Die Einſtellung des deutſchen Volkes zum Problem
des deutſch=franzöſiſchen Ausgleichs kennt nachgerade alle Welt.
Wir ſind der Ueberzeugung, daß nicht ein ſiegreicher
Revanche=
krieg uns das Verlorene wiederzugeben vermöchte, ſondern daß
einzig und allein eine ehrliche friedliche Verſtändigung die
Wun=
den zu heilen vermag, die der Weltkrieg Europa geſchlagen. Auch
für den „Sieger” bleibt bei den großen Verheerungen des
moder=
nen Kriegs der Krieg eine Kataſtrophe. Die ſchweren Jahre nach
dem Weltkrieg haben es bewieſen, und darüber hinaus haben
alte Gegenſätzlichkeiten im Zeitalter der Weltwirtſchaft, im
Zeit=
alter des modernen Weltverkehrs ihren Sinn verloren. Europa
hat den Weltkrieg verloren, und nur eine Verſtändigung der
europäiſchen Völker wird unſerem Erdteil wieder die Stellung
zu geben vermögen, die er früher beſaß. Wir wiſſen es, ob man
es auch in Frankreich weiß, das iſt die Frage, die geſtellt werden
mußte, Gallia auo vadis? Wir verlangen Klarheit, müſſen ſie
verlangen. Wir verlangen Erfüllung der uns feierlich gegebenen
Zuſagen. Die Durchführung der Truppenreduktion im beſetzten
Gebiet, die man uns am 14. November 1925 verſprochen und die
eine Vorbedingung für die Unterzeichnung des Locarno=
Ver=
trages war, iſt „einmal eine Frage des Rheinlandes, das ein
Recht hat, zum mindeſten die Verminderung dieſer
Beſatzungs=
laſten ſeinerſeits zu fordern; aber ich glaube ſagen zu müſſen,
ſie iſt mehr geworden, nämlich der Kampf um die
Me=
thode der Locarno=Politik. Wenn das Mißtrauen in
krankheitshalber zunächſt einmal ausgeſchaltet ſind, iſt kein gutes den Wert gegebener Zuſagen ſich ausbreitet und erhärtet wird
durch eine Nichterfüllung auf einem Gebiet, ſo iſt die Gefahr
vor=
handen, daß die Zuverſicht auf anderem Gebiet ihrerſeits
mit=
erſchüttert werden kann”. Der angeſtrebte deutſch=franzöſiſche
Ausgleich iſt nur ein Teilproblem im Rahmen der Weltpolitik.
Wir haben die Zuſammenhänge ſchon oft genug erörtert, die
zei=
gen, daß eine deutſch=franzöſiſche Verſtändigung mindeſtens
eben=
ſo ſehr im franzöſiſchen Intereſſe liegt als dem unſeren. Aber
das Verſtändnis für dieſe Fragen läßt ſich nicht erzwingen. Wenn
die Franzoſen die Politik, die zu Locarno hoffnungsvoll begann,
nicht fortſetzen wollen, ſo kann kein gutes Zureden unſererſeits
helfen, ſondern wir müſſen die Konſequenzen daraus ziehen. Es
iſt unter dieſen Umſtänden begreiflich, daß man die
außen=
politiſche Debatte der franzöſiſchen Kammer mit Spannung
er=
wartet, die, wegen der Krankheit des Außenminiſters um einige
Tage verſchoben, dieſem Gelegenheit geben wird, auf die geſtellte
Frage zu antworten: Gallia auo vadis?
Die ernſte engliſch=ruſſiſche Spannung, die Kriſis der
italie=
niſch=jugoſlawiſchen Beziehungen, das ungelöſte Problem des
deutſch=franzöſiſchen Ausgleichs, der Stillſtand der deutſch=
fran=
zöſiſchen Handelsvertragsverhandlungen, durch den am 30. Juni
ein vertragsloſer Zuſtand zwiſchen beiden Ländern eintreten
wird, die Abkehr Amerikas von Europa, bedingt durch eigene
Sorgen der Vereinigten Staaten, in der Tat, es ſind keine
er=
freulichen Perſpektiven, die heute eine Betrachtung der politiſchen
Lage eröffnet. Konferenzen über Konferenzen. Auf die Genfer
Abrüſtungskonferenz, auf die Weltwirtſchaftskonferenz und die
Tagung des Völkerbundsrates iſt die Seeabrüſtungskonferenz
gefolgt, zu der diesmal die Amerikaner nach Genf eingeladen
haben. Auch ſie wird kaum poſitivere Ergebniſſe zeigen als ihre
Vorgängerin. Auch die beſtſtiliſierten Reſolutionen ändern
kaum etwas an den Tatſachen. Dabei iſt die Abrüſtungsfrage
eines der Kernprobleme, das nicht nur unbedingt gelöſt werden
muß, wenn nicht in abſehbarer ,Zeit die Welt abermals ſchweren
maßen einen Prüfſtein für die Bedeutung des Völkerbundes
überhaupt bildet. Daß Herr Dr. Streſemann darauf mit allem
Nachdruck hingewieſen hat mit dem Bemerken, daß wir zu den
Bekämpfung der kommuniſtiſchen Internationale intereſſiert. Abrüſtungsverhandlungen nicht als Schuldner, ſondern als
Gläubiger kämen, iſt nur erfreulich. „Die wahre, offene und
ent=
ſchiedene Rede Streſemanns”, ſo ſchreibt eine Wiener Zeitung,
niſt geeiongt, die Verſumpfung des Geiſtes hon Lo=
Seite 2
Sonntag, den 26. Juni 1927
Nummer 175
carno aufzuhalten und gewiſſermaßen ein Röntgenbild
der deutſch=franzöſiſchen Beziehungen zu geben.” Wir alle hoffen,
daß dieſer wieneriſche Optimismus recht behält.
Bei dieſen ernſten außenpolitiſchen Sorgen treten
natur=
gemäß die innerpolitiſchen Fragen roch immer ſtark in den
Hintergrund, trotzdem ja auch auf dieſem Gebiet eine Fülle der
Probleme der Löſung harrt. Beamtenbeſoldung, Reichsſchulgeſetz
und Konkordat, wichtige Fragen der Wirtſchaftspolitik — bei
mehr wie einer Gelegenheit werden die Gegenſätze
aufeinander=
prallen. Das aber wird ganz gewiß nichts ſchaden, ſondern eine
gründliche Erörterung dieſer Probleme wird nur zur Klärung
beitragen, wenn auf allen Seiten das Beſtreben ſtrenger
Sach=
lichkeit vorherrſcht. Daß jetzt endlich einmal auf dem Gebiet der
Außenpolitik das deutſche Volk in ſeiner überwältigenden
Mehr=
heit einmütig hinter ſeiner Führung ſteht, iſt eine Tatſache von
M.
kaum zu überſchätzender Bedeutung.
Der deutſch=franzöſiſche Zollkonflikt.
Der Abbruch der Verhandlungen noch einmal
hinausgeſchoben.
EP. Paris, 25. Juni.
Nach dem heute abgehaltenen Miniſterrat dementierte
Handelsminiſter Bobanowski auf das Beſtimmteſte die
Zeitungs=
meldung, wonach die Handelsbertragsverhandlungen mit
Deutſch=
land abgebrochen worden ſeien. Die Verhandlungen würden im
Gegenteil fortgeſetzt und es beſtehe gute Ausſicht auuf baldige
Einigung.
* Nach dem Stand der deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertrags=
verhandlungen am Freitag mittag mußte man annehmen, daß
alle Bemühungen zu einer Verſtändigung geſcheitert ſeien und
daß am 1. Juli ein vertragsloſer Zuſtand in Kraft treten würde,
der bedeutete, daß Deutſchland für die franzöſiſche Einfuhr den
autonomen Tarif und Frankreich für die deutſche Einfuhr den
franzöſiſchen Generaltarif in Anwendung bringt. Die Franzoſen
haben aber bisher offenbar noch nicht daran geglaubt, daß es
Deutſchland mit ſeiner Drohung ernſt ſei. Sie haben damit
ge=
rechnet, daß ſie uns unmittelbar vor der Entſcheidung doch noch
weich bekommen würden. Jetzt, wo ſie ſehen, daß ſie ſich darin
irren, ſcheinen ſie einlenken zu wollen. Jedenfalls iſt nach den
letzten Meldungen aus Paris eine kleine Wendung zum Beſſeren
eingetreten, die vielleicht einen Abbruch der Verhandlungen
ver=
meidet und doch noch einen Modus vivendi ſchafft bis zum
Ab=
ſchluß des endgültigen Handelsvertrags. Allerdings iſt die Friſt,
die jetzt noch zur Verfügung ſteht, reichlich kurz. Es iſt kaum
da=
mit zu rechnen, daß im beſten Falle bis zum 1. Juli ein
greif=
bares Ergebnis erzielt wird. In der Nacht vom 30. Juni zum
1. Juli wird alſo zunächſt einmal der vertragsloſe Zuſtand
ein=
treten. Aber es beſteht wenigſtens die Hoffnung, daß er wenige
Wochen dauert und daß noch, bevor der Reichstag in die Ferien
geht, ein vorläufiges Abkommen abgeſchloſſen werden kann.
Jedenfalls bleibt die deutſche Delegation in Paris und ſetzt die
Verhandlungen fort wie angedeutet auf der Grundlage, daß
Deutſchland die Meiſtbegünſtigung de jure und Frankreich die
Meiſtbegünſtigung de facto zugeſtehen.
Gehaltserhöhung für die badiſchen Beamten.
Karlsruhe, 25. Juni.
Dem badiſchen Landtag hat die Regierung einen
Geſetzent=
wurf über die Regelung der Beamtenbezüge vorgelegt. Darnach
ſollen die planmäßigen badiſchen Beamten der Boldungsgruppen
1 bis 6 vom 1. Oktober 1927 an zu ihren derzeitigen Bezügen
einen Zuſchlag in Höhe von 10 Prozent des Grundgehaltes
er=
halten. Die Bezüge der Ruheſtandsbeamten und der
Hinterblie=
benen dieſer Gruppen werden ebenfalls entſprechend erhöht. Auch
ſollen jene planmäßigen Beamten, die nach der heutigen
Beſol=
dungsondnung ein geringeres Einkommen haben, als ſie es nach
dem früheren badiſchen Gehaltstarif hatten, eine Ausgleichszulage
ab 1. Aprik 1927 erhalten. Das Geſetz iſt als Uebergangsgeſetz
gedacht; der Aurſſpand für die Neuregelung wird auf 1 150 000
Mark berechnet.
Vom Tage.
Im 78. Lebensjahre ſtarb in Berlin der frühere
Unter=
ſtaatsſekretär im Reichsarbeitsminiſterium, zuvor Präfident der
Reichsverſicherungsanſtalt, und noch früher ein Jahrzehnt lang Leiter
der zweiten Abteilung des Reichsamts des Innern, Wirkl. Geh.
Rat Franz Caſpar.
Aus Paris wird gemeldet, daß im Befinden des
Botſchaf=
ters v. Hoeſch noch keine weſentliche Beſſerung
ein=
getreten iſt. Zu ſeiner Behandlung iſt der Spezialarzt Profeſſor
Kiel=
leuthner=München berufen worden.
Um ſeinen Vortrag als Nobelpreisträger zu halten, wird ſich
Neichsaußenminiſter Dr. Streſemann heute vormittag mit dem
Zuge über Kopenhagen nach Oslo begeben.
Nach Meldungen aus Angora geht dort das Gerücht, daß die
tür=
kiſche Regierung beabſichtige Unterhandlungenmit
den Balkanregierungen zwecks Abſchluß eines Balkan=
Locarno zu eröffnen.
Nach einer Havasmeldung aus Tirana gibt die Regierung von
Albanien bekannt, ſie habe die Regierungen von Deutſchland
Eng=
land, Frankreich und Italien verſtändigt, daß ſie den ihr
über=
reichten Vorſchlägen zur Regelung des
ſüdſlawiſch=
albaniſchen Konflikts zuſtimme.
Das Kabinett Bratianu hat entgegen den erſten Meldungen
be=
ſchloſſen, die rumäniſchen Neuwahlen nicht aufzuſchieben,
ſon=
dern ſie zwiſchen dem 7. und 14. Juli durchzuführen.
Mann kann insbeſondere im Oſten eine praktiſche Siedlungs=
Der rumäniſchen Geſandte in London Titulescu hat das
Porte=
feuille der auswärtigen Angelegenheiten im Kabinett
Bratianu angenommen.
Die Reparationskommiſſion hat den letzten Bericht
des Generalzahlungsagenten Parker Gilbert geprüft und
ge=
nehmigt.
Die Augenerkrankung Briands geht ihrer normalen
Heilung entgegen. Es ſind bis jetzt keine Komplikationen aufgetreten,
Die Aerzte ſind gleichwohl aber der Anſicht, daß eine längere Zeit
ver=
gehen wird, bis Briand ſeine Arbeiten wieder aufnehmen kann.
Die preußiſche Obſtruktion.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die preußiſchen Regierungsparteien ſind über die
Nieder=
lagen, die ſie ſich in den letzten Tagen im Landtag geholt haben,
ſchwer verärgert und laſſen ihren Aerger in erſter Linie an der
Deutſchen Volkspartei aus. Sie werfen ihr vor, daß ſie durch
ihre Sabotage beim Polizeibeamtengeſetz nicht ſo ſehr gegen die
preußiſche Regierung wie gegen die Außenpolitik Dr.
Streſe=
manns arbeiten. Das iſt falſch. Die Deutſche Volkspartei iſt
durchaus davon überzeugt, daß aus außenpolitiſchen Gründen
das Polizeibeamtengeſetz verabſchiedet werden muß. Sie wollen
ſich aber nicht dazu hergeben, durch dieſe außenpolitiſche
Zwangs=
lage der Regierung einen Freibrief für politiſche Geſchäfte
aus=
zuſtellen und haben ſich deshalb dagegen gewehrt, daß in das
Polizeibeamtengeſetz eine Beſtimmung aufgenommen wird, die
allen möglichen parteipolitiſchen Intrigen Tür und Tor öffnet.
Nur aus dem Grund iſt am Freitag der § 11 in ſeiner
gegen=
wärtigen Form abgelehnt worden, um den Regierungsparteien
zu zeigen, daß ſie auf die Oppoſition Rückſicht nehmen müſſen.
Verſtehen ſie ſich dazu, den § 11 umzugeſtalten, etwa in einer
Form, wie ſie in der ehemaligen Abbauverordnung enthalten
war, daß eine Maßregelung aus politiſchen oder konfeſſionellen
Gründen nicht erfolgen kann, dann wird dieſe Schwierigkeit
be=
hoben ſein. Aber die Regierungsparteien gehen aufs ganze. Sie
behaupten jetzt, das Verhalten der Deutſchen Volkspartei ſei
lediglich darauf zurückzuführen, daß ihre Hoffnung, jetzt wieder
in die Regicrung hineinzukommen, enttäuſcht worden ſei. Sie
berufen ſich dabei auf Aeußerungen angeblich maßgebender
deutſchvolksparteilicher Abgeordneter, die der Regierung
Hilfe=
dienſte verſprochen haben, falls man ſich mit der Deutſchen
Volks=
partei nun über die Möglichkeiten einer Regierung der Großen
Kaolition unterhalten wolle. Welche Abgeordnete das geweſen
ſein ſollen, wiſſen wir nicht. Maßgebende Abgeordnete können es
jedenfalls nicht geweſen ſein. Nach unſeren Erkundigungen ſind
wir in der Lage, feſtzuſtellen, daß die Deutſche Volkspartei an
den Eintritt in die Regierung gar nicht denkt und auch
keiner=
lei Verhandlungen nach der Richtung geführt hat. In der
Frak=
tion iſt das Thema überhaupt nicht angeſchnitten worden. Die
Dinge liegen ſeit Jahr und Tag ſo, daß die Weimarer Koalition
ſtark genug zu ſein glaubt, um allein regieren zu können. Sie
hat ſich darin jedesmal getäuſcht. Bei der Deutſchen Volkspartei
wird die Neigung, ein Jahr vor den Wahlen in die Regierung
zu gehen, um den Koalitionsparteien einen Teil ihrer
Verant=
vortung abzunehmen, aber nur recht gering ſein.
Srriumſiche Freutanung poliriſcher
Sefangener in Frankreich.
Léon Daudet und Genoſſen auf Grund eines
falſchen Befehls entlaſſen.
EP. Paris, 25. Juni.
Léon Daudet, der Vewwalter der „Action Francaiſe‟ Deleſt
und der Generalſekretär der kommuniſtiſchen Partei Semard ſin8
heute nachmittag aus dem Gefängnis entlaſſen worden, und zwarn
wie erſt ſpäter feſtgeſtellt werden konnte, auf Grund eines
fal=
ſchen Befehls. Der Chef der Sicherheitspolizei, Chiappe, begahu
ſich ſofort nach dem Bekanntwerden des verhängnisvollen Fehln
griffs nach dem Innenminiſterium, um mit dem Innenminiſteis
über die weitere Behandlung der Angelegenheit zu beraten,
In der „Action Fransaiſe” ſitzen die Anhänger Léon
Dau=
dets beim Champagner, um die Befreiung Léon Daudets zuu
feiern. Ueber die Art und Weiſe, wie die Myſtifikation im Gert
fängnis durchgeſührt wurde, wird folgendes angegeben: Gegenu
1 Uhr mittags begab ſich ein Camelot du Roi in das Miniſterium
des Innern. Elf andere Mitglieder der royaliſtiſchen Jugend=6
organiſation verteilten ſich auf elf Cafés, die in unmittelbarers
Nähe des Miniſteriums gelegen ſind, und verlangten telephoniſchen
Verbindung mit dem Miniſterium des Innern, um die telephon
niſche Verbindung zu blockieren. Der im Miniſterium des In=n
vern befindliche Camelot du Roi verlangte von dort aus einen
Verbindung mit dem Strafgefängnis und ließ den Gefängnis=*
direktor ans Telephon rufen, dem er mitteilte: Im heutigemn
Miniſterrat iſt die Freilaſſung von Léon Daudet, dem Geſchäfts.*
führer der „Action Franggiſe” und des Generalſekretärs derr
kommuniſtiſchen Partei, Sémard, beſchloſſen worden. Ich bitten
Sie, um Unruhen zu vermeiden, die Inhaftierten ſofort aus denm
Gefängnis möglichſt unauffällig zu entlaſſen‟. Der Gefängnis=4
divektor gab ſeiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß mar
den Kommuniſten freilaſſe, aber nicht darüber, daß Léon
Daude=
in Freiheit geſetzt werden ſollte. Der Camelot du Roi antwortetel
in energiſcher Weiſe, darum habe er ſich nicht zu kümmern. Esi
liege ein dementſprechender Regierungsbeſchluß vor. Er erteilel
ihm den Befehl. Dieſer ſei ſofort auszuführen. Der Gefängnis=4
dirktor, dem dieſe Mitteilung zuging, wollte ſich doch noch mau
vengewiſſern und rief das Miniſterium des Innern telephoniſche
an, deſſen Verbindungen aber immer noch beſetzt waren, ſo
daß=
er eine Verbindung mit dem Camelot du Roi, der die Myſtifika=u
tion durchgeführt haite, erlangte. Dieſer erklärte ihm, er habed
ihm ſoeben telephoniert und erſoarte dringenſd, daß der Befehl(
ſofort ausgeführt würde, da er dafür verantwortlich ſei. Ver=n
zögerungen dürften auf keinen Fall eintreten, da auch die Preſſeſ
ſchon über die Angelegenheit underrichtet ſei. Darauf begab ſichtt
der Gefängmisdirektor ſofort zu Léon Daudet, der vor Ueber=n
vaſchung in Tränen ausbrach. Der Direktor forderte ihn
aufit=
möglichſt raſch und umauffällig das Gefängnis zu verlaſſen. Leonn
Daudet umarmte den Gefängnisdirektor vor Freude. Der Dinſat
tor benachrichtigte auch die anderen freizulaſſenden Gefangenen. 1
Inzwiſchen war eine Kraftdroſchle vorgefahren, die die Cameluz A
du Roi hatten requirieren laſſen. Der Direktor begleitet Lem?
Dauder bis an die Schwelle des Gefängnifſes. Dort beſtieg diſr 7
das Automobil und fuhr um 12,45 Uhr in der Richtung”
Boulevard d’Arago davon. Léon Daudet iſt ſeitdem unaufſiſte
bar: Der Polizeipräfekt hat bereits Auftrag erteilt, nach ihm 9
ſuchen.
Die irrtümliche Freilaſſung von Léon Daudet, Deleſt und Semadd
hat in Regierungskreiſen ein rieſiges Aufſehen erregt. Für heuion
abend 7 Uhr iſt eigens ein Miniſterrat zuſammenberufen, um übel4
dieſen Fall zu verhandeln. Der Direktor des Santé=Gefängniſſese
Catry, iſt vom Innenminiſter Sarraut bereits angehört wordemn
Er wird vorausſichtlich ſeinen Abſchied bekommen. Der JuſttFl
miniſter hat dem Gericht Weiſung gegeben, unverzüglich eino
Unterſuchung über die näheren Umſtände der irrtümlichen Freld
laſſung der Gefangenen zu eröffnen und die Schuuldigen zu ber?
haften.
*Das Gutenberg=Jahrbuch 1927.
Angenehmſte Anregung ausgeprägter Lebensform iſt es,
inter=
nationalen Begegnungen tätig beizuwohnen, ſei es daß man in
Wimbledon Tennis ſpielt und Anerkennungen engliſcher
Zei=
tungen einſteckt, ſei es daß man in einem College mit
inter=
nationalem Rufe gaſthört oder Vorleſungen hört, ſei es daß man
auch nur einer „anti=” oder „pro”=Tagung beiſitzt. Ich habe eine
kleine Photographie aus dem Jahre 1915 in Erinnerung, wo ſich
um Proſeſſoren verſchiedener Nationalität und Konfeſſion 40
Studenten aus aller Welt ſcharten. Auch ein kleines deutſches
Seminar hatte ſich um einen Deutſchen gebildet aus:
Schwe=
den, Norweger, Engländern, Kanadier, Neuſeeländer, Indern,
Siameſen, Franzöſin, Polin, Schotten, beſonders der kleinen
Lehrerin aus Wales, die gäliſch, engliſch, deutſch, franzöſiſch,
lateiniſch, griechiſch und hebräiſch in erſtaunlicher Gewandtheit
und Beleſenheit beherrſchte, und, last not least, dem lebendigen
Syrer, der in Frankreich und Italien auferzogen, Prieſter
ge=
worden und dann aus der Kirche ausgetreten, nun als ein
aus=
gezeichneter Kenner morgenländiſcher Sprachen und Dialekte
ſeinen Forſchungen lebte. Immer wird die Bekanntſchaft mit
gegenſätzlich gearteten Menſchen anderer Länder, wobei die
ver=
ſchiedenen Sprachen und Geſprächsſchattierungen allen Sinnen
liebenswürdige Aufgaben ſtellen und auch zu heiteren
Mißver=
ſtänden führen mögen, eine reizvolle Quelle verbindlicher
An=
regungen ſein . Nicht als Rummel; ſo wie ein Eintreten für
die Quäker 1919 noch als „Pro=Engliſch” abgelehnt wurde,
wäh=
rend 2—3 Jahre ſpäter jedes Neſt in Deutſchland ſeinen „Quäker=
Fimmel” hatte, ohne daß die guten Leutchen von der Lebensidee
der erſten Quäker auch nur einen Hauch verſpürt hätten.
Nun hat ganz im Geiſte der Internationalität der
Buchdruckerkunſt die Gutenberg=Geſellſchaft, nach
dem verheißungsvollen Auftakt 1925 durch die Herausgabe der
Gutenberg=Feſtſchrift, in ihr Arbeitsprogramm (ſeit
1926) die Veröffentlichung eines jährlich erſcheinenden
inter=
nationalen Gutenberg=Jahrbuchs aufgenommen. Sein
Herausgeber Dr. Alois Ruppel (Direktor der
Stadtbiblio=
thek und des Gutenberg=Muſeums) im goldenen Mainz,
dem Sitz der Geſellſchaft, hat eine erleſene Geſellſchaft von 30
Rutoren (Bulgarien mit 1, Czecho=Slovakei 1, Dänemark 1,
Deutſchland 13, England mit 2, Frankreich 3, Oeſterreich 3,
Polen 1, Rußland 2, Ungarn 2, Südamerika 1) zuſammengebracht
und präſentiert, rechtzeitig zum Johannistag, den diesjährigen
Band von 300 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen im Text und
22 Tafeln in 42.*
*)Die Mitglieder der Gutenberg=Geſellſchaft erhalten für den
Jahres=
beitpag von RM. 10.— den Band koſtenlos; ſonſt koſtet er 25 RM.
Die Hälfte der Aufſätze iſt der Geſchichte des
Buch=
drucks und ſeinen Anfängen gewidmet; ein Deutſcher, ein
Eng=
länder, ein Franzoſe eröffnen den Reigen. Der Auftakt iſt in der
gänzlich unbeabſichtigten Gegenſätzlichkeit höchſt intereſſant.
Adolf Schmädt, der emeritierte Direktor unſerer Darmſtädter
Landesbibliothek, ſchreibt über Techniſches der erſten
Drucker, wie ſie Ablegeſatz gleichzeitiger (bereits gedruckter)
Werke als „Druckträger” für leerbleibende Seiten benutzven und
aus Nachläſſigkeit die Stellen, die mit Papier abgedeckt werden
ſollten, einſchwärzten und ſo verſehentlich mitdruckten, ſodaß in
manchen Werken ſchlecht und recht zuſammengehobene Stellen
eines anderen Werkes mitzuleſen ſind. Die Arbeit dokumentiert
den rühmlichſt bekannten, gründlichen Gelehrten mit dem ſauberen
Appavat ſorgfältiger, detaillierter Beweisführung und den
Re=
miniſzenzen an Kontroverſen einer ergebnisreichen Lebensarbeit.
Viktor Scholderer vom Britiſhen Muſeum in London,
dieſer ſympathiſchen Pflegeſtätte des Buches und unvergleichlich
in der auch dem Deutſchen 1914 noch nach Kriegsausbruch
be=
wieſenen Gaſtfreundſchaft, behandelt in engliſch die Form der
früheſten Lettern, gibt 6 originalgroß reproduzierte Typen
und läßt ſich Bild und Wort im matter=ok-Fact=Ton
ſachlich=
knapp ergänzen. Aber dann Marius Audin der Lyoner
Buchdruckereibeſitzer!! Sich durch ah’s und oh’s unterbrechend
und durch Ausrufe uns mit erwärmend, unterhält er uns in
franzöſiſch mit dem bezaubernden Temperament des Franzoſen
über jene Schriftengruppe, die wir unter dem Namen Elzévir
zu kennen vermeinen! Ab bas; nicht jene häßlichen,
ausdrucks=
loſen Typen gezirkelter Gleichförmigkeit und linealhafter
Ein=
tönigkeit, wie ſie das XIX. Jahrhundert brachte und brauchte;
mein, jene ſpieleviſchen Formen größter Eleganz, maßvoll in ihren
Konturen und wundervoll graziös in ihren Proportionen aus
dem Anfang des XVI. Jahrhunderts. Er geſtaltet eine
impo=
nierende Reihe von Nikolaus Jenſon, um 1460 im
Auf=
trag ſeines franzöſiſchen Königs in Mainz und von dort nach
Venedig verſchlagen, zu Claude Garamont und Geoffroi
Torys Verſalien, die in liebenswürdigem Wettſtreit neben
Dürerſchen Großbuchſtaben abgebildet und apoſtrophiert ſind
(Seite 33/34), und läßt aus gallo=romaniſchen Inſchriften, aus
Minuskeln karolingiſcher und lombardiſcher Handſchriften die
Elzévir (als Gegenſatz zur Didot) vor uns werden. „Le voici,
le vrai elzévir; gu’en pense-t-on? je nai pas peur, en tout Cas,
gue Von en pense du mal, sll T a encore gens de godt.‟
Von weiteren Arbeiten wird, uns Heſſen intereſſieren:
Karl Schottenloher=München über Hans Werlich,
ge=
nannt Hans von Erfurt, dieſen Drucker=Wandervogel, der das
Wormſer Edikt und noch 28 andere Drucke, darunter eine
ganze Reihe von Luther=Schriften, in Worms 1521/22 druckte. Den
Deutſchen erſüllen die Arbeiten über Salzburger und Prager
Drucker, beſonders die Drucker in Ungarn mit Stolz; zeigen
ſie doch Leiſtngen deutſchen Fleißes im Ausland. So ſchreibt
Dr. Béla von Pukansky=Budapeſt: „Auch die Anfänge de0
Buchdruckerkunſt in Ungarn iveiſen — wie ſo viele Erſcheinunge9
des ungariſchen Geiſteslebens — auf die engen kulturellen 960
ziehungen zwiſchen Deutſchtum und Ungartum. Bereits der erſtſ
Drucker, Andreas Heß, der ſich 1472 in Ofen niederließ, war eſs
deutſcher Meiſter. Die erſten Druckerwerkſtätten in Ungarn hog
dauerndem Beſtand entſüanden in den deutſchen Städten Siebenla
bürgens, in Hermannſtadt (1529) und Kronſtadt (1535), Mi
deutſche Meiſter — Georg Hofgreff in Klauſenburg, Rudolf 90ſ0
halter in Großwardein, David Gutgeſell in Bartfeld, Chriſtong
Scholtz in Neuſohl und der ſtets unermüdlich herumwanderna.
Johann Manel — waren es zunächſt, die das Druckhandwen
dem ganzen Lande verbreiteten. Ein Werk deutſchen Fleißes Yd
deutſcher Arbeit in Ungarn iſt auch die Druckerei der Famall
Brewer in Leutſchau im 17. Jahrhundert .. . . Ihre Blüte 1c1
Verfall hängt mit der wirtſchaftlichen und kulturellen Bima
dem Verfall des Zipſer Deutſchiums organiſch zuſammen.”
Schließlich noch die Arbeit von Richard Oehler, die
von Breslau nach Franrfurt a. M. berufenen Generaldirektok 9
Städt. Bibliotheken, über Gravelot, den
geiſtvollen=
liebenswürdigen Buchilluſtrator der galanten Zeit. Die Wſeh*
gabe der Stiche als Strichätzung erreicht natürlich nicht das 2
ginal; als Autotypie würden ſie wahrſcheinlich zu weich und ſie
wirken, mehr wie Bleiſtiftzeichnungen. Sollte man nicht in
d=
kunft für ſolche Vorlagen Kupfertiefdruck wählen?
Der zweite Teil des Jahrbuches iſt der heutigen 9rn.
kunſt gewidmet. Otto Säuberlich, der Mitinhaber.."
Leipziger Buchdruckerei Ostar Brandſtetter, behandelt die Weoe”
tragungsdruckverfahren (Manul, Obral) für Neudruck alter Ve.
auf Offſetpreſſen und die neuen Druclverſahren (Offſet, 2e
druck), die wie der Buchdruck jede ihre Eigenart und beſond..
Vorzüge haben. Im Drei= und Vierfarbendruck beherrichl *
Buchdruck noch unerreicht das Feld.
Profeſſor Hans Leitmeier=Wien wendet ſich gegel"
wahre Hochflut des Schlechten und Mittelmäßigen im 9*"
ſchen illuſtrierten Buch. „Gute Bücher, gut gedruck."
gut illuſtriert, kommen nicht teuerer als ſchlecht gedruckte.ss
ſchlecht illuſtrierte, wenn nur die Druckereien und die Kühl
wollen und der Verleger will.‟ Der Verleger, d. i. allgemein
Auftraggeber, hat es in der Hand zu wollen; es iſt wit
manchmal unverſtändlich, daß verantwortungsn!"
Stellen die vorhandenen guten Drucker und Künſtler ſ9
nutzen; ja, daß gerade ſie den ernſten Kunſtwillen, der R."
heutigen ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen jede Föro..
verdient, erſticken, indem ſie Pfuſcharbeit — weil ſie billig ”
— unterſtützen. Man freut ſich, daß unter dem wenigh Oiie
das Leitmeier gelten läßt, auch heſſiſche Arbeiten (die hitſe.
und güten Holzſchnitt=Bücher von Gerſtung in Offenhaßl
nannt werden.
Mummer 175
M
eten, da aut
ſei.
eltor ſordem
der Rd
tag ertt
Die Parität zwiſchen
Landwirt=
ſchaft und Induſtrie.
e Begründung des Geſetzentwurfes über die neue
(Erhöhung für Kartoffel= und Schweinefleiſchzoll.
DDie jüngſten Beſchlüſſe des Reichstabinetts in der Frage der
itläingerung der ſogenannten kleinen Zolltarife unter
Herauf=
pung der Zölle für Kartoffeln uſw. haben in der Preſſe eine
n2 Teil recht kritiſche Beurteilung erfahren. Zum Teil iſt dabei
n?Ausdruck gekommen, daß innerhalb des Reichskabinetts, vor
ſen- zwiſchen Landwirtſchafts= und Reichswirtſchaftsminiſter,
türber Meinungsverſchiedenheiten entſtanden ſeien. Von
zu=
püäiger Reichsſeite wird demgegenüber feſtgeſtellt, daß es in der
dre der Organiſation der landwirtſchaftlichen Zölle weder
ſſen, Gegenſatz innerhalb des Reichskabinetts noch ſachlich
zwi=
in den geplanten Erhöhungen und den Beſchlüſſen der
Welt=
thaftskonferenz gibt. Was zunächſt die
Weltwirtſchaftskon=
rus betrifft, ſo ſind nach zuſtändiger Auffaſſung zwei
Geſichts=
pitre feſtzuhalten: 1. hat die Weltwirtſchaftskonferenz den
Be=
ſus auf allgemeine Herabſetzung der Zollſätze von einem
ge=
enſamen Vorgehen ſämtlicher Staaten und von der
Wirt=
ffsslage des betreffenden Landes abhängig gemacht, 2. hat die
Auwirtſchaftskonferenz die ausdrückliche Feſtſtellung getroffen,
ann der ganzen Welt eine Imparität zwiſchen Landwirtſchaft
v IInduſtrie beſteht. Dieſe Imparität habe zu einem Rückgang
a Pandwirtſchaft geführt, unter deſſen Folgen auch die
In=
arde zu leiden habe. Die Weltwirtſchaftskonferenz war daher
Ulnſicht, daß der Hebel zunächſt bei der Landwirtſchaft
an=
tzen ſei.
Weiter wird darauf hingewieſen, daß der ehemalige
Reichs=
eierungsminiſter Dr. Hermes, der Deutſchland auf der
Welt=
ntiſt haftskonferenz vertreten hat, kürzlich in Stettin ausdrücklich
ſtüälte, daß die Genfer Beſchlüſſe der Konferenz durchaus zu
nitbaren ſeien wit den verſchiedenen von der Reichs=
Inen ung beſchloſſenen Erhöhungen einiger Agrarzölle. Ferner
Uhnz feſtgeſtellt werden, daß auch Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
erus in ſeiner jüngſten Rede in Hamburg eine Disparität
zlagen Landwirtſchaft und Induſtrie, und zwar zu Ungunſten
6 b.andwirtſchaft, feſtgeſtellt hat. Schließlich wird noch darauf
Ichzavieſen, daß Ernährungsminiſter Dr. Schiele in Stettin in
Iſter vielbekämpften Rede ſich lediglich auf die Beſchlüſſe der
ſ fnrr Konferenz, auf die Stellungnahme Dr. Hermes” und auf
Aeybarungen zwiſchen ihm und Dr. Curtius bezogen habe.
„5m übrigen geht die Anſicht der Regierung in dieſer Frage
1A us der Begründung des Geſetzentwurfes
ſe die neuen Zollerhöhungen hervor, den die
Fhsregierung ſoeben dem Reichsrat hat zugehen laſſen. In
16— noch nicht veröffentlichten Begründung heißt es u. a.:
75 ien Beſchlüſſen der Weltwirtſchaftskonferenz kommt die Ten=
96 zum Ausdruck, daß ein allgemeiner Abbau des Zollniveaus
mſchenswert iſt. Dieſer Auffaſſung will die Reichsregierung
buch Rechnung tragen, daß ſie den Reichswirtſchaftsrat er=
ſſu,) ſofort darüber zu beraten, welche Zollpoſitionen unſeres
grauf4 Piſies autonom ermäßigt werden könnten. Darüber hinaus ſoll
audet, der m w nnit den Vertragsländern in Verbindung getreten werden,
In durch neue Verhandlungen die beiderſeitigen Vertragsſätze
Agtſtalls zu ſenken. Mit dieſen Tendenzen ſteht in
Ueberein=
flſtmrung der Beſchluß der Reichsregierung, die Zollfreiheit für
ſsuerfleiſch im bisherigen Rahmen beſtehen zu laſſen. Wenn
ſnät die Reichsregierung den Beſchlüſſen der Weltwirtſchafts=
Unlen enz weitgehendſt Rechnung trägt, ſo befindet ſie ſich außer=
Ach un voller Uebereinſtimmung mit den gerade für die Land=
Unſcchaft gefaßten Beſchlüſſen, wenn ſie vorſchlägt, den Kar=
FÜtl. und Schweinefleiſchzoll zu erhöhen. Die Weltwirtſchafts=
Hſeenenz hat ſelbſt anerkannt, daß die mißliche Lage der
Land=
iſt ſeitden ?. Ftimſtwaft darauf zurückzuführen iſt, daß das Gleichgewicht
zwi=
ſw. Xflſa wen Preiſen für landwirtſchaftliche und induſtrielle Erzeug=
„is eſtört ſei. Das trifft für die deutſchen Verhältniſſe, nament=
IſchIf die beiden landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe zu, die eine
Umnitliche Grundlage beſonders der mittleren und kleinen
Be=
tiſwei ſind, nämlich Kartoffeln und Schweinefleiſch. Dieſem
Um=
fiho mmuß umſo größere Aufmerkſamkeit zugewandt werden, als
Hſeen ellt werden muß, daß der Kartoffelnanbau in den kleinen
Uu mittleren Betrieben der deutſchen Landwirtſchaft noch im
Zßehomen begriffen iſt und damit auch die Möglichkeit zu
ſtär=
klſ Schweinehaltung in dieſen Betrieben wächſt. Eine geſunde
GEwöcklung der Kartoffel= und Schweineproduktion iſt augen=
HMiſch ausſchlaggebend für eine größere innere Koloniſation,
Ameinie der weſentlichſten innerwirtſchaftlichen Aufgaben iſt.
Aſ kann insbeſondere im Oſten eine praktiſche Siedlungs=
2nas Idealbuch des Druckers bleibt das typogra=
Ab ſſche Kunſtwerk, das durch die Schönheit der Type, die
t1ſ Schwärze des Druckes auf abgeſtimmtem Papier, die
Rein=
wo. Das illuſtrierte Buch iſt notwendiges Kompromiß. Völ=
IſlieſUmkehrung aber verlangt der Ruſſe El Liſitzky in
ſiſen, herausfordernden Sätzen über das ruſſiſche Buch, die
dMne!
„Es iſt kurzſichtig zu denken, daß allein die Maſchine, d. h.
dm 98erdrängen manueller Prozeſſe, durch maſchinelle in der
AWenung der Erſcheinung und Form der Dinge grundlegend iſt.
Acerf ter Stelle beſtimmt der Verbraucher mit ſeinen Forderun=
Axde Aenderung, d. h. die Geſellſchaftsſchicht, die den „
Auf=
tiſ iſtellt. Heute iſt es nicht ein enger Zirkel, eine dünne obere
SSch.*, ſondern „Alle”, die Maſſe. Die Idee, die heute die Maſſe
bFat, heißt Materialismus; aber was eben die Zeit
charakteri=
ſü5 ſiſt die Dematerialiſation. Ein Beiſpiel: Die
Korreſpon=
dBwächſt, die Länge der Briefe, das beſchriebene Papier, das
erauchte Material ſchwillt an, da entlaſtet das Ferngeſpräch.
TAm wächſt das Leitungsnetz, das Leitungsmaterial, da entlaſtet
AmMadio. Das Material verringert ſich, wir dematerialiſieren,
mmerdrängen träge Materialmaſſen durch entſpannte Energie.
SAüt das Zeichen unſerer Zeit.”
Auas wird nun, etwa analog dem Gang der
Bewegungstech=
ymAufrechter Gang — Rad — Wagen, durch tieriſche Kraft ge= deutſchen Schriftgießerei=Gewerbe ſeit 1900 vermißt er die deutſche
z g—— Auto — Flugzeug) Gutenbergs Buchdruck überholen?
S Sheitt das Buch nicht durch ſelbſt= oder kinolautende Geſtaltung
* Frungt wird, eine Erfindung von dem Nachbargebiet des Licht=
AR3! Dazu eine neue Buchform, bei der die Darſtellung
(77o—— Photographie — Hiroglyphe) primär, der Buchſtabe
ſ4Kdär iſt; bei der die Monotonie des Satzbildes geſprengt wird
UE)hoto= und Typomontage (alſo drei oder vier
Far=
b’ uff einer Seite, wenn nötig, und 20 verſchiedene Schriften!!)
h/Foven (vgl. die Tafeln XIII—FyI).
m mu tder Aufſatz von Prof. Anton Sſereda=Kiew über den
110 füünfunddreißigjährig verſtorbenen Ukrginer Georg
Nar=
bG 2Die 17 Abbildungen (z. T. zweifanbig) gehören zum fein= rende Bemerkungen über das Techniſche in den Anfängen
BAem geleiſtet hat. Zu einer bedeutenden Einheit verbindet
ſiſüarin Wärme und in der Vergangenheit des eigenen Volkes
gahnte Tiefe mit einer ſo packenden, unſentimentalen Anſchau=
Iiſbit und Beherrſchumg ſtärkſter Wirklichkeit, traumperlorene damit wird die Matrize (die vertiefte Gegenform) abgeklatſcht,
TAhenwelt, wo man nur Buchſtaben und Zahlen vermutet, und
acfeines Aufgeſchloſſenſein für beſtrickend=weiche lyriſche Werte.
Larneben behandelt Jerzy Warchalowſky=Warſchau
plbeniiſche moderne Buchkunſt und macht uns in 14
Abbil=
dimen: mit einer ganzen Reihe tüchtiger Graphiker bekannt,
Sonntag, den 26 Juni 1927
politik nur treiben, wenn den Siedlern die Gewähr gegeben iſt,
daß ſie ihr Auskommen finden. Dafür aber iſt Vorausſetzung,
Schweinefleiſch vor einer Ueberflutung des deutſchen Marktes
mit den gleichen Produkten des Auslandes geſchützt werden.
Kuhhandel mit dem Zolltarif?
* Berlin, 25. Juni. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat vor einigen Tagen im
Zuſammen=
hang mit der zollpolitiſchen Neuorientierung auf dem Gebiete
der Induſtriezölle auch beſchloſſen, die gegenwärtige
Zolltarif=
novelle, die am 1. Auguſt abläuft, um weitere 2½ Jahre in
Kraft zu halten mit der Aenderung, daß der Kartoffelzoll und
der Schweinezoll erhöht werden. In der dann zur Verfügung
ſtehenden Zeit bis zum 31. Dezember 1929 hofft man, einen
völ=
lig neugeſtalteten Zolltarif dem Reichstag vorlegen und im
Reichstag zur Verabſchiedung bringen zu können, der dann
wie=
der die Grundlage für alle ſpäteren Handelsverträge ſein ſoll.
verſtanden geweſen. Sie haben weitere Wünſche geltend gemacht,
und es ſcheint auch, als ob man innerhalb der
Regierungspar=
teien geneigt iſt, ihnen entgegenzukommen. Jedenfalls meint
auch die „Tägliche Rundſchau”, daß das letzte Wort noch nicht
geſprochen ſei. Sie fügt aber daran eine Andeutung, die
aufhor=
chen läßt mit der Bemerkung, es dürfe nicht der Verſuch gemacht
werden, etwa eine Verknüpfung des Zolltarifs, ſei es mit der
Kulturfrage des Reichsſchulgeſetzes, ſei es mit der Finanzfrage
der Beamtenbeſoldungsreform herbeizuführen. Das kann nur ſo
mühungen begangen werden, einen Kuhhandel in Szene zu
ſetzen, der Zugeſtändniſſe im Zolltarif gegen Zugeſtändniſſe im
Schulgeſetz oder bei der Beamtenbeſoldung erkauft; denn ohne
Gründe würde die dem Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann
naheſtehende „Tägliche Rundſchau” eine ſolche Bemerkung nicht
machen. Sie hat aber recht, daß derartige Verſuche unhaltbar
ſind. Vielmehr muß die kurze Zeit, die noch zur Verfügung ſteht,
für eine ſachliche Annäherung und Ausgleichung der
zollpoliti=
ſchen Gegenſätze verwandt werden.
Abreiſe Dr. Schachts nach New York.
Dr. Hjalmar Schacht,
Präſident der Deutſchen Reichsbank, trat am Donnerstag ſeine
Reiſe nach Amerika an, um dort an der Zuſammenkunft der
Zentralnotenbank=Präſidenten teilzunehmen.
Seite 3
daß ſie durch einen ausreichenden Zoll für Kartoffeln und 4 Pdiens außenpdutiſche Konunkiak.
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
Die Regierung des Marſchalls Pilſudſki hat bisher trotz
aller innenpolitiſchen Schwierigkeiten ein auffallendes Glück
ge=
habt. Pilſudſkis Stellung wäre ſchon nach wenigen Monaten
unhaltbar geworden, wenn nicht die polniſche Ausfuhr in den
erſten Monaten ſeiner Regierungszeit plötzlich einen
unerwar=
teten Aufſchwung genommen hätte. Selbſt polniſche Blätter
ſchrieben damals, die Regierung Pilſudſkis verdanke ihre
poli=
tiſchen Erfolge den ſtreikenden engliſchen Kohlenarbeitern. Die
günſtige wirtſchaftliche Konjunktur war es, die Pilſudſki
ermög=
lichte, ſich am Ruder zu halten.
Seit einem halben Jahr iſt jetzt der polniſche Export ſtändig
zurückgegangen, und der Monat Mai brachte zum erſten Male
für Polen während der Regierungszeit Pilſudſkis eine paſſive
Handelsbilanz. Da kam wiederum von außen her, unbeeinflußt
durch innere Geſch hniſſe, ein neuer Konjunkturaufſchwung für
Polen, diesmal politiſcher Art. Unzweifelhaft iſt Polen der
Die Deutſchnationalen ſind mit dem Kabinettsbeſchluß nicht ein= größte Nutznießer des engliſch=ruſſiſchen Konfliktes. Wenn man
noch irgendwie daran hätte zweifeln wollen, ſo hat die letzte
Genfer Völkerbundstagung und das Verhalten Chamberlains in
der Frage des polniſchen Munitionslagers in Danzig das
ein=
wandfrei bewieſen. Noch nie iſt ein engliſcher Vertreter bisher
ſo ſchroff gegenüber Danzig im Intereſſe Polens aufgetreten.
Nur dem Verhalten des deutſchen Außenminiſters Dr.
Streſe=
mann iſt es zu verdanken, wenn es Chamberlain nicht
ge=
lang, Danzig vollkommen mundtot zu machen.
Seit Beſtehen Polens gibt es in Polen zwei außenpolitiſche
Richtungen, deren eine, das iſt die der Nationaldemokraten mit
Roman Dmowſki an der Spitze, der das Ziel der Außenpolitik
in der Pflege der traditionellen Freundſchaft zu Frankreich ſieht,
verſtanden werden, als wenn irgendwelche unterirdiſchen Be= während die andere, und zwar die der Anhänger Pilſudſkis, ſeit
Jahren vergeblich um die Freundſchaft Englands wirbt. Das,
was alle Anſtrengungen der Politiker nicht erreichen konnten,
warf eine günſtige Konjunktur der Regierung Pilſudſkis in den
Schoß.
Man weiß in Polen genz genau, daß England nur Intereſſe
für Polen hat, wenn es Polen braucht. Wäre Rußland heute
eine Macht, mit deren Größe ernſtlich zu rechnen iſt, ſo würde
Polen der Gefahr eines Ueberranntwerdens niemals ſtandhalten
können und England müßte ſich nach anderen „Bundesgenoſſen”
gegenüber den Sowjets umſehen. Rußland aber iſt innerlich
heute ſo geſchwächt, daß ſeine Stoßkraft nach außen nicht einmal
ausreichen würde, um Polen zu erdrücken. Polen genügt alſo als
Pufferſtaat gegen Rußland, und darin allein liegt das
Geheim=
nis der plötzlich polonophilen engliſchen Politik.
Die außenpolitiſche Konjunktur allein iſt jetzt imſtande, die
Regierung Pilſudſki am Leben zu halten. Sämtliche
innerpoli=
tiſchen Stützen dieſer Regierung ſind zuſammengebrochen, und
nur in einem ſo jungen großmachtſüchtigen Staat iſt es möglich,
daß die Außenpolitik allein die Grundlage einer
Regierungs=
macht bildet.
Innpolitiſch iſt es nur eine kleine Gruppe von Leuten, die
heute noch hinter Pilſudſki ſteht, eine Gruppe ehemaliger
Legio=
näre und politiſierender Generäle. Der Putſch Pilſudſkis im Mai
vorigen Jahres war ein reiner Militärputſch, und die Regierung
Pilſudſskis hat es in einem Jahre nicht verſtanden, andere Kreiſe
als die des Militärs für ſich zu gewinnen, ſie hat im Gegenteil
durch Hin= und Herpendeln zwiſchen Sozialiſten und Monarchiſten
ſowohl rechts wie links reſtlos verärgert. Die Wahlen in
War=
ſchau, Lublin und Wilna haben den Beweis erbracht, daß der
ſogenannte Sanierungsblock, der alle Anhänger der jetzigen
Regierung vereinigen ſollte, noch nicht einmal den achten Teil
aller Mandate erlangen konnte. Es iſt eine Minderheit, auf die
ſich die Regierung ſtützt, eine Minderheit, die nur deswegen eine
gewiſſe Geltung hat, weil hinter ihr die Bajonette der
Sol=
daten ſtehen.
Erreicht hat tatſächlich die polniſche Regierung in dieſen
letz=
ten Jahren nichts. Wirtſchaftlich verſprach ſie, zu ſanieren. Sie
konnte auch dank des engliſchen Kohlenſtreiks einen
Konjunktur=
gewinn in den erſten Monaten erzielen. Dieſer Scheingewinn iſt
jedoch ſchon heute vollſtändig verloren durch die Getreideeinfuhr,
zu der das Agrarland Polen gezwungen war, weil die Regierung
es nicht verſtanden hatte, die Getreideausfuhr rechtzeitig zu
be=
ſchränken.
Nicht gelungen iſt der Regierung Polens der Abſchluß eines
Handelsvertrages mit Deutſchland. Die Kohlenkonjunktur des
vergangenen Jahres machte die amtlichen polniſchen Wirtſchaftler
blind für das, was nachher kommen ſollte. Es iſt eine unleug=
Umſchlagzeichnung (zweifarbiger Holzſchnitt) zum Katalog der
polniſchen Abteilung der internationalen Kunſtausſtellung Paris
1925 iſt raſſig in Kompoſition und Rhythmus und fabelhaft
ge=
fe der Zeilen und die Harmonie, der aufgeſchlagenen Seiten konnt in der Führung des Stichels! Schade, daß auch hier
dar=
auf verzichtet wurde, die ſämtlichen Originale mehrfarbig zu
reproduzieren.
Dazwiſchen ſteht der Beitrag von Oliver Simon über
ſibn, nichts von der „Bühne als einer moraliſchen Anſtalt”, die Curwen=Preß in London mit vier in England ſauber
gedruckten Tafeln. Reizvoll durch lyriſche Feinheiten,
imponie=
rend durch geſchloſſene Ruhe. Trotz den künſtleriſchen und
öko=
nomiſchen Schwierigkeiten (Nachkriegswehen!) Englands
be=
kennt ſich der Aufſatz zielklar zu der Forderung, das
heu=
tige Buch nur mit Typen und Ornament der Gegenwart (ſofern
ſich Künſtler finden!) zu geſtalten, unter Bevorzugung von
Monotype=Schriften (beſonders Caslon und Imprint). „Eren
in an age of machinery a vital printing style can be evolved, if
machinery be bronght into subservience to human intelligence‟.
Im dritten Teil, Schrift und Type, ſetzt ſich der
Dresdener Profeſſor Heinrich Wieynck programmatiſch mit
dem Problem der Druckſchriftgeſtaltung auseinander.
In Amerika ſieht er trotz Beibehaltung hiſtoriſcher Formen eine
charaktervolle, eigenartige Druckſchrift aus eignem Vermögen ſich
entwickeln. Trotz unendlicher Bewegung und Geſchäftigkeit im
Einheitsdruckſchrift, die auch zu außerdeutſchen Ländern zu
ſprechen vermag! Unſere neuen Schriftformen
wer=
den nicht aus einer Fortentwicklung der Fraktur entſtehen, deren
Formwillen uns fremd bleibt; auch nicht aus der ſchönſten
klaſſi=
ſchen Antiqua; ebenſo wenig durch Fakſimilierung
handſchrift=
licher Schriftformen; erſt gar nicht im Bereich primitiver
Geo=
metrie. Grundlage für das Neue bilden die nie zu
er=
ſchöpfenden Kräfte, die im gotiſchen Zeitalter treibend waren
(Verbindung von Myſtik und humaniſtiſchem Weltgefühl), wie
Wiie der Schwanengeſang einer verlöſchenden Welt wirkt da= ſie ſich richtungweiſend etwa in der Rundgotik offenbaren.
Friedrich Bauer, der auch als Herausgeber von
Klimſchs Jahrbuch verdienſtvolle Buchdrucker, gibt feine,
klä=
ſtie woas je ein Meiſter, des Buches als Autor, Künſtler und des Schriftguſſes. Lesbar und nötig zu leſen für alle die Vielen,
die den alten Gutenberg noch immer ſeine „beweglichen Lettern
aus Holztafeln ſchneiden” laſſen! Am Anfang war der
me=
tallne Stempel (Patrize), die Urform der metallnen Type;
und mit Hilfe des Gießinſtrumentes entſteht aus ihr die Type.
In das Neueſte aus den Werkſtätten der
Schrift=
gießereien (mit 13 Seiten Schriftproben) vertieft ſich der
uner=
müdliche Dr. Julius Rodenberg, mit grundſätzlichen
Be=
trachtungen und Wünſchen, die einen von Dr. Jolles angeregten
dunter eine ſo ſtarke Kraft wie Zofja Stryjénſka. Die Geſamtkatalog der deutſchen und ausländiſchen Schriftproben
(ähnlich Updikes „Printing Types”) und gar eine
Buchdrucker=
hochſchule erſtreben.
Schließlich der letzte Teil: Der Einband. Hier
inter=
eſſiert Ernſt Collins Arbeit „Die neue Sachlichkeit in
der deutſchen Kunſtbuchbinderei der Gegenwart”, mit acht
Bei=
ſpielen auf zwei Tafeln: Einbände aus den Werkſtätten der
Stadt Halle (Otto Pfaff) und Einbände mit Handvergoldung
von Profeſſor Otto Dorfner (Weimar), der auch den
Halb=
vergamentband zu Bräuning=Oktavio „Silhouetten aus der
Wertherzeit” (L. C. Wittich=Verlag) geſchaffen hat. Gemeinſam
iſt beiden das Streben nach einem zeitloſen
Einband=
ſtil, wo der Titel des Buches vielleicht ſtärkſtes „Ornament”
wird, aus deſſen Anordnung, Größe und Art die Bezugnahme
zum Inhalt ebenſo herauszuleſen iſt wie etwa aus einer Linie,
Figur oder irgendwelchen Stempeln.
*
Man iſt heute gewöhnt, bei vorzüglichen Büchern den Namen
einer großen Firma als Garanten für ſaubere und vorteilhafte
techniſche Leiſtung im „Druckvermerk” zu leſen. Ein ſchönes
Buch kann verdorben werden, wenn nur ſtellenweiſe der Druck
unſcharf iſt, wenn ſich „Spieße” häufen oder gar Seiten „
abge=
ſchmiert” haben. Die unermüdliche Sorgfalt des Druckers
auf jeden einzelnen Bogen, jeder Form ſchafft ſchließlich den
Geſamteindruck; ſein Ehrgeiz und ſein Verantwortungsgefühl
ſind die Kraftquelle wertvoller Arbeit. Wo dieſe fehlen,
wird niemals eine tadelloſe Arbeit im Sinne eines
typographi=
ſchen Kunſtwerks (ſ. oben!) entſtehen. Daß die L. C.
Wittich=
ſche Hofbuchdruckerei, deren Arbeiten kürzlich auch in Italien an
erſter Stelle abgebildet und gewürdigt wurden, nun zum zweiten
Male das Gutenberg=Jahrbuch herſtellt, iſt erfreulich zu leſen.
Alle diejenigen, deren Verhältnis zu Gutenbergs ſchwarzer
Kunſt nicht nur darin beſteht, daß ſie Schulbücher, auch mal
ein Geſangbuch kaufen müſſen und von ihrer Zeitung genügend
Einwickelpapier geliefert bekommen, werden den ſtattlichen,
ge=
diegen gebundenen Band gern ihrer Bibliothek einverleiben und
von Zeit zu Zeit angeregt darin blättern. Heinrich Joſt hat
den Einband gezeichnet; von ihm auch ſtammt die erſtmalig
ge=
zeigte Schrift Alt=Römiſch (Joſt=Medigeval) aus der
Schrift=
gießerei von Ludwig & Mayer in Frankfurt a. M. Mögen dem
innen und außen reichen, repräſentativen Jahrgang 1927 des
Gutenberg=Jahrbuchs noch viele gleich bedeutſame
Bände unter der Führung ſeines verdienſtvollen Herausgebers
folgen!
Hochſchulnachrichten.
Hk. Ernennung. Die Techniſche Hochſchule Stuttgart ernannte
Direktor Villinger in Oberndorf anläßlich ſeines 25jährigen
Jubi=
läums bei den Mauſerwerken zum Ehrenſenator.
Geite 4
Sonntag, den 26. Juni 1927
Nummer 175
bare Tatſache, daß die Regierung jetzt der Paſſivität der
Han=
delsbilanz faſſungslos gegenüberſteht. Man beginnt erſt jetzt zu
ahnen, was der Wirtſchaftskrieg mit Deutſchland für Polen noch
bringen kann. In Polen aber hat die Politik des Haſſes immer
noch über das wirtſchaftliche Denken triumphiert. Auch die
Regie=
rung Pilſudſki konnte, ſelbſt wenn ſie ſich über die
Notwendig=
keit klar war, in den Verhandlungen mit Deutſchland nicht
nach=
geben. Das wäre eine innerpolitiſche Kraftprobe geweſen, der
bisher keine Regierung Polens gewachſen geweſen iſt. Der
künſt=
lich geſchürte Haß gegen Deutſchland iſt, ſo paradox das klingen
mag, eine der feſteſten Stützen jeder polniſchen Regierung, die
ſich an dieſen Haß klammert, ſelbſt wenn ſie dadurch den
wirt=
ſchaftlichen Boden unter den Füßen verliert.
Deutſche Politiker werden ſich ſchwer vorſtellen, wie es
mög=
lich ſein kann, daß eine Regierung ein ganzes Volk, eine große
Preſſe, dauernd an der Naſe herumführen kann. In Polen iſt
es möglich, denn was die polniſche Oeffentlichkeit ſich ſeit
Mona=
ten für Märchen betreffs der in Ausſicht ſtehenden amerikaniſchen
Anleihe hat erzählen laſſen, iſt nach ſonſtigen europäiſchen
Be=
griffen grotesk.
Das alles aber beweiſt immer wieder, daß man an polniſche
politiſche Verhältniſſe nicht denſelben Maßſtab legen kann wie
in anderen Ländern. Polen iſt auch heute noch bis zu einem
ge=
wiſſen Grade Halbaſien, ein Land, das nicht ſelbſt regieren kann,
das immer ein Idol braucht, an das es glaubt, einen Führer,
der ihm zum Halbgott wird. Das Volk als ſolches ſieht und
ver=
ſteht die Zuſammenhänge gar nicht. Die Politiker aber ſind in
nicht weniger als 22 Parteien und Parteigrüppchen zerſplittert
und warten vielleicht auf den überragenden Führer, der ſie
zu=
ſammenſchließt. Da ein größerer nicht da iſt, ſo iſt es
augenblick=
lich Pilſudſki.
Aus dieſem Grunde läßt ſich auch nicht irgendeine
Ver=
mutung darüber aufſtellen, wie lange das Regiment Pilſudſki
noch dauern könne, denn dieſes Regiment wird abhängen von
der jeweiligen Konjunktur. Die augenblickliche außenpolitiſche
Konjunktur iſt für die polniſche Regierung günſtig, und ſie wird
dieſe Tatſache für ihre Zwecke benutzen. Der Wunſch einer
An=
näherung an England iſt erfüllt, und trotzdem kann man auch
von einer bedeutenden Verſchlechterung der Beziehungen zu
Ruß=
land, ſogar trotz des Geſandtenmordes in Warſchau, nicht ſprechen.
Deutſchland und Danzig müſſen jetzt aber doppelt ſcharf auf
der Hut ſein, denn jede Möglichkeit einer Verbeſſerung der
außen=
politiſchen Lage hat Polen bisher dazu benutzt, um chauviniſtiſche
Ziele Danzig oder Deutſchland gegenüber durchzuſetzen. Je
ſtär=
ker ſich Polen außenpolitiſch fühlt, deſto ſchwerer iſt immer der
Druck nach innen geworden, der Druck auf die nationalen
Min=
derheiten, insbeſondere auf die Deutſchen.
Die polniſche Politik iſt Konjunkturpolitik, und ebenſo wie
im wirtſchaftlichen Leben ein blindes Vertrauen auf die
Konjunk=
tur zum Bankrott früher oder ſpäter führen muß, ſo wird auch
der politiſche Zuſammenbruch in Polen früher oder ſpäter
kom=
men müſſen. Deutſchland aber muß auf der Wacht ſein, daß es
dann die Konjunktur nicht verſäumt.
Forderung nach Reichshilfe zur Förderung
wiſſenſchaftlicher Arbeiten.
Mit Rückſicht auf die Möglichkeit, daß die von der
Reichs=
regierung zur Förderung wiſſenſchaftlicher Arbeiten bisher
bereit=
geſtellten Mittel im kommenden Haushalt erheblich gekürzt
wer=
den, hat der Verein deutſcher Ingenieure an den Reichskanzler
eine längere Eingabe gerichtet, aus der hervorgeht, daß zur
Auf=
rechterhaltung der dringend notwendigen Forſchung im Intereſſe
unſerer Wirtſchaft auch im kommenden Hausholt ausreichende
Reichsmittel bereitgeſtellt werden müßten.
Die ſchweizeriſche Politik
gegenüber Sowjetrußland."
Das Berliner Abkommen.
EP. Bern, 25. Juni.
Bundespräſident Motta beantwortete geſtern im
National=
rat die verſchiedenen Rußland=Interpellationen.
Da=
bei gab er ſeinem Bedauern darüber Ausdruck, daß trotz ſeiner
ausführlichen Rede im Ständerat ſich immer noch Zweifel
er=
heben, wie das aus der Lektüre gewiſſer Kommentare der
weſt=
ſchweizeriſchen Preſſe und in privaten Beſprechungen mit einigen
Nationalratsmitgliedern ſich gezeigt hätte. Der Vorwurf der
Geheindiplomatie könne nicht erhoben werden, denn im Falle
Worowſki habe der Bundesrat die Angelegenheit vor der
Bun=
desverſammlung behandelt. Er habe dargelegt, innerhalb welcher
Grenzen ein Abkommen möglich ſei. Er habe die von der
fran=
zöſiſchen Regierung vorgeſchlagene Verſöhnungsformel Wort für
Wort mitgeteilt und habe feſtgeſtellt, daß der Abbruch der
Ver=
handlungen der Sowjetregierung zuzuſchreiben ſei. Der
Natio=
nalrat habe die damaligen Erklärungen günſtig aufgenommen.
Niemand habe ſich erhoben, um zu beſtreiten, daß es angezeigt
ſei, bei günſtigerer Gelegenheit dieſen unangenehmen Handel zu
erledigen. Wie könne man nun dem Bundesrat vorwerfen, er
habe ſich auf die Schleichwege der Geheimdiplomatie verirrt,
wenn er unter Anwendung aller Vorſichtsmaßnahmen die
Ver=
handlungen wieder aufnahm, die durch das Verſchulden der
Sowjetregierung abgebrochen worden waren! Wenn die
natio=
nale Würde wirklich durch das Abkommen von Berlin verletzt
worden wäre, wie wolle man ſich erklären, daß die deutſche und
italieniſche Schweiz in ihrer überwiegenden Mehrheit die
Empö=
rung eines Teiles der Weſtſchweiz nicht verſtanden und ſich ſelbſt
in zwei Lager geſpalten habe?. Wenn das Berliner Kompromiß
eine Schmach wäre, wie hätten es dann ſieben Bundesräte als
annehmbar angeſehen, wie hätte der Ständerat es genehmigt
und wie hätte die Geſchäftsprüfungskommiſſion des
National=
rats es einſtimmig als im öffentlichen Intereſſe liegend
er=
klären können?
Zum Vorwurf, daß aus Moskau und nicht aus Bern die
erſte Meldung gekommen ſei, bemerkte Motta, den Bundesrat
treffe kein Verſchulden. Der ſchweizeriſche und der ruſſiſche
Dele=
gierte hätten vereinbart, daß der Text des Abkommens
gleich=
zeitig von jeder der beiden Parteien am 16. April, um 12 Uhr
mittags, in ihrer Hauptſtadt zu veröffentlichen ſei. Was könne
man dafür, daß eine Moskauer Zeitung zufolge einer
Indis=
kretion die Nachricht eine Stunde früher bringen konnte!
Der Mord von Lauſanne und die Freiſpreihung des
Mör=
ders hätten der Sowjetregierung einen Vorwand gegeben. Sie
ſei mehrere Make eingeladen worden, ſich an internationalen,
vom Völkerbund einberufenen Konferenzen vertreten zu laſſen.
Die ruſſiſche Regierung habe offiziös geantwortet, die Schweiz
ſei ein wenig ſicheres Land und ihre Vertreter ſeien dort den
ſchlimmſten Gefahren ausgeſetzt. Dieſe tiederholten Abſagen
hätten den Völkerbund in Unannehmlichkeiten und
Verlegen=
heiten gebracht. Der Völkerbund ſelbſt habe ſich der Schweiz
gegenüber völlig korrekt verhalten. Nie habe er verſucht, den
geringſten Druck auszuüben, ſondern er ließ ſich auh nicht von
den Sowjetruſſen beeinfluſſen, die auf Einbernſung der
inter=
nationalen Konferenzen außerhalb der Schweiz hinzielten
Das Recht des Völkerbundes, auf ſeine Zuſammenkünfte nach
Genf oder anders wohin Srwjetdelegierte einzuladen, laſſe ſich
nicht beſtreiten. Die Ausübung dieſes Nechtes hänge nicht don
der Schweiz ab. Der Bundesrat habe keineswegs die
Abſicho=
die Zubilligung mildernder Umſtände für ſich zu verlangen oder
um Verzeihung zu betteln. Er übernehme offen und
entſchieden=
die Veranzwortung für ſein Vorgehen. Von
Entſchuldigumger=
ſei keine Rede, ebenſowenig von Verpflichtungen für die Zukunff
abgeſehen natürlich von der gegenſeitigen Zuſicherung, betreffenin
Aufhebung der gegen Perſonen und Waren verhängten Sperr
maßmahmen. Gegenleiſtungen lägen nicht vor. Das Berliner
Ablommen erwähne die Möglichkeit von Verhandlungen. Der
Bundesrat werde jedoch die Initiative nicht ergreifen. Solltn
die Sowjetregierung ihrerſeits Verhandlungen vorſchlagen, würdo
dieſe Frage in jeder Hinſicht und mit der äußerſten Zurückhaltunn
geprüft. An eine Anerkennung de jure aber ſei under den gegenm
wärtigen Verhältniſſen nicht zu denken. Die Sowjetregierunm
habe noch nicht auf ihre Abſicht verzichtet, in anderen Länderw
den Brand der Revolution zu entfachen. Es ſei dagegen nichty
einzuwenden, wenn Private unter ſich auch mit der ruſſiſche:=
Handelsverwaltung auf eigene Gefahr hin Beziehungen anknürt
fen. Für die Entwicklung ſolcher Handelsbeziehungen genügy
der jetzige Zuſtand. Der Bundesrat habe nie geduldet und werdo
es nie tun, daß fremde Elemente bolſcheſwiſtiſche Propagandg jun
der Schweiz betreiben. Die ruſſiſchen Staatsangehörigen könnn
ten nur nach Erhalt eines Viſums einreiſen, und dieſes werdö
von Fall zu Fall gewährt oder verweigert werden. Es ſei nichch
wahrſcheinlich, daß die Sowjeidelegierten, die auf Einladuſ
des Völkerbundes zu den internationalen Konferenzen nach Genn
kämen, ſich mit Wühlereien befaſſen. Er glaube nicht, daß diſt
Negierung von Sowjetrußland beabſichtige, in Genf einen ſtänn
digen Vertreter zu akkreditieren.
Die Genfer Seegbrüſtungskonferenz.
Die Amerikaner gegen die Engländer.
EP. Genf, 25. Jiui.
Der heutige letzie Tag der erſten Woche der Dreimächt=s
Konferenz hat keine neſinenswerte weitere Entwicklung gebrachtu
Die Amerikaner beharren einſtweilen auf ihrem Standpunk!
gegen die engliſche Forderung nach Beratung über die Reſon
lution der im Waſhingtoner Vertrag enthaltenen Beſtimmunn
gen über die Lebensdauer der großen Linienſchiffe. Sic
wenden=
neuerdings dagegen vor allem ein, wie heute der erſte Delegiertn
der Vereinigten Staaten, Gibſon, den Preſſevertretern erklärtes
daß die techniſche Entwicklung der nächſten Jahre es nicht rutt
ſam erſcheinen laſſe, heute ſchon eine Reviſion der genanntern
Beſtimmungen vorzunehmen, die 1931 bei der zweiten Waſhing;
toner Konierenz ohnehin unter den fünf Vertragsmächten ges
meinſam revidiert werden müßten. Abgeſehn davon aber,
hal=
ten ſie dieſe Abänderung auch aus den übrigens von ihneme
früher geltend gemachten und ihrer Anſicht nach durch die
Cnſ=
länder nicht entkräfteten Gründen aufreiht, da nämlich hier nuvn
drei von den fünf Unterzeichnern des Wafhingtoner Vertrages)
anweſend ſind. Angeſichts der langſamen Arbeit der Konferenst
fragt man ſich, wie lange ſie wohl dautern werde. Auf dieſe
Frage antwortete Gibſon" heute, daß ſie ſicher nicht wie dien
Waſhingtoner Konferenz 12 Wochen dauern werde, weil monm
hier immerhin ſchon auf einige in Waſhinaton vereinbarte?
Grundſätze weiter bauen könnte, aber 5—6 Wochen dürfte )ie 7
Genfer Dreimächte=Konferenz immerhin dauern.
Die Geburt eines kräftigen
Jungen zeigen hocherfreut
an
Ferdinand Bolz und Frau
Käte, geb. Beiſel.
Darmſiadt, den 25 Juni 1927.
(*16861
Gervinusſtraße 34.
Amtsgerichtsrat Dr.,Karl Jacobi
Frau Lieſel Jacobi, geb. Schmidt
geben ihre Vermählung bekannt.
Zwingenberg
Darmſtädterſtr. 28
Darmſtadt
25 Juni 1927.
Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen:
Guni Gimbel
Wilty Späth=
Darmſtadt (16844
Karlsſtraße 40 Gr. Ochſengaſe 9
Otatt Narten.
Hans Jacoby
Eina Jacoby
geb. dchack
(*16825
(Oermählte
Mosbach ſ. Vd. Seorgen hausen
26. Jun/ 1927.
Ihre Trauung geben bekannt
Ludwis Mikolaus Sehmitt
Margarete enzel
Gernsheim, 26. Juni 1927.
(10279)
Statt Karten.
Für die uns anläßlich unſerer
Ver=
mählung in ſo reſchem Maße
darge=
brachten Glückwünſche und erwieſenen
Aufmerkſamkeiten ſagen vielen herzlichen
Dank
Ernſt Udluft und Frau
16820) Tina, geb. Hartmann.
Eberſtadt b. D., den 25. Junl 1927.
Für die mir in ſo großer Zahl
erwieſenen Aufmerkſamkeiten zu
meinem 80. Geburisfage ſage
ich auf dieſem Wege meinen
allerherzlichſien Dank. (16851
Frau Sibylle Briede
Heinrichſir. 4171.
Hüte
neue, für Herren u.
Damen 4ℳ,
faſſo=
nieren, reinigen und
nach neueſtenFormen
umpreſſen 2.ℳ, Stroh
jetzt 2,50ℳ. (*16827
Frankfurter Hutlager
Ecke Grafen=
und Bismarckſtraße.
Weißſticken
ſchön u. billig.
Kies=
ſtraße 35, II. (*16852
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
heute früh 7½, Uhr meinen lieben
unver=
geßlichen Gatten, unſeren treuſorgenden
Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager
und Onkel
Heren Peter Becker
Schuhmachermeiſter
nach langem, ſchweren, mit großer Geduld
ertragenem Teiden im Alter von 54 Jahren
zu ſich in die Ewigkeit zu nehmen.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Becker, geb. Kraut u. Kinder.
Darmſiadt, den 25. Junſ 1927.
(Geiſiberg 6.)
Die Beerdigung findet ſtatt am Dſenstag, 28. 6s. Mis.,
nachm. /, 3 Uhr, auf dem Friedhof Nied.=Ramſtädterſtr.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen. (*16896
Jäh und unerwartet entriß der Tod
meinen geliebten Mann, unſeren
treube=
ſorgten Vater, lieben Bruder, Onkel und
Großvater
Galonen Anz. Bräntel
im 71. Lebensjahr.
Babette Fränkel
geb. Oppenheimer
und Kinder
Biblis, den 25 Juni 1927.
Die Beerdigung findet am Montag, den
27. Juni 1927, um 3 Uhr vom Trauerhauſe
aus ſtatt.
(10316
Todes=Anzeige.
Donnerstag nachmittag verſchied ſanft nach
langem, ſchwerem Leiden mein geliebter Vater,
unſer lieber, guter Großvater Schwiegervater,
Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Zarvo Von
im Alter von 63 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen!
Paula Hoffmeiſter, geb. Wolf
Max Hoffmeiſter
und 3 Enkelkinder.
Darmſtadt, den 24. Juni 1927.
(10272
Die Beiſetzung fand in aller Stille ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlichſter
Teilnahme und zahlreichen
Blumen=
ſpenden bei dem Hinſcheiden meiner
unvergeßlichen Entſchlafenen
Frau
geb. Geyer
ſage ich allen Beteiligten auf dieſem
Wege meinen innigſten Dank.
In tiefer Trauer:
Karl Wienold
*16821)
Rundeturmſtr. 5.
in Frankfurt a. M.,
La=
borat. d. Universit.-
Augenklinik b. Städt.
Sachsenhausen,
fertigen n. d. Natur u. passen ein
Eschenbachstraße 14,
„ Id. Mäller Söhne, Wiesbaden am 7. u. 8. Jul 1927,
(I.10128/
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Farben=Krauth ſtraße 39886g
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175.—. Wagner, Hermannſtr. 15 b
Kiesſtraße 34, (169041 im Papiergeſchel.
Nummer 175
ihrem
te der erſte M
ſevertretem 4
Jahre 68
iſion der A.
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ertragsnit
in davon V
brigens m
nach durd 4
Sonntag, den 26. Juni 1927
Seite 5
Aus der Landeshaupiſtadt.
Darmſiadt, 26. Juni.
— Ernannt wurden: am 31. Mai der prov. Diplom=Handelslehrer
ſsorg Ganz zu Alzeh zum Diplom=Handelslehrer an der
kaufmänni=
cen Abteilung der Fortbildungsſchule daſelbſt; am 3. Juni der
Gen=
aameriekommiſſar Karl Wörner zu Schotten zum
Gendarmerie=
m pektor mit Wirkung vom 1. Juni 1927; am 9. Juni der Rechtsanwalt
atto Wolf in Michelſtadt zum Notar mit dem Amtsſitz in Michelſtadt.
Am 15. Juni wurde der Verwaltungs= und Kaſſe=Oberinſpektor bei
- Bergwerks= und Kraftwerksdirektion Wölfersheim Karl Winter
u Darmſtadt vom 1. Juni 1927 ab zum Rechnungsrat bei der
Haupt=
ſasstskaſſe ernannt.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
onruden: Kirchenrat Direktor D. Konrad Velte zu Friedberg auf ſein
To chſuchen und unter Anerkennung ſeiner langjährigen und
ausgezeich=
aren Dienſte mit Wirkung vom 1. Oktober 1927 in den Ruheſtand
ver=
entt, und Pfarrer Ernſt Gerſtenmaier zu Friedberg mit Wirkung
ann 1. Juni 1927 und Pfarrer Otto Stroh zu Vielbrunn mit
Wir=
murg vom 1. Oktober 1927 zu ordentlichen Profeſſoren der Theologie am
8digerſeminar und Pfarrern zu Friedberg ernannt; ferner dem
ſimrrer Hans Chriſtian Schreiber zu Mainz die evangeliſche Kran=
=Phaus=Pfarrſtelle zu Mainz, und dem Pfarrverwalter Johann Adam
/her zu Mittelſeemen die evangeliſche Pfarrſtelle zu Mittelſeemen
Liekangt Schotten) üibertragen.
— Heffiſches Landestheater. Da Joſ. Poerner infolge eines
Trauer=
ab es plötzlich beurlaubt werden mußte, ſingt in der heutigen
Neuein=
udierung von Smetanas „Verkaufter Braut” Adolf Jaeger
orar Opernhaus in Frankfurt a. M. als Gaſt die Partie des Hans. Die
lufführung iſt die letzte Inſzemierung von Generalintendant Ernſt
gal vor ſeinem Ausſcheiden; auch Generalmuſikdirektor Joſeph
tie ſenſtock ſteht am heutigen Abend zum letzten Male in Darmſtadt
Pult. Beginn der Aufführung 7 Uhr.
Noſa Merker, die ſchon vor einigen Wochen als Aida und Iſolde
ur Darmſtädter Publikum vorgeſtellt worden iſt, iſt von der
General=
in—ktion verpflichtet, im nächſten Jahre das Rollenfach der
Zwiſchenfach=
we hochdramatiſchen Sängerin zu übernehmen. Sie wird in der
kom=
janden Spielzeit in der Eröffnungsvorſtellung von Händels „Julius
ſar” in der Partie der Kleopatra auftreten. Späterhin ſoll ſie die
fü innhilde im „Ring” ſingen.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
Luätung: Direktor Adalbert Steffter). Heute Sonntag, abends 8 Uhr,
elangt die Operette „Die Roſe von Stambul” mit Erik Wirk.
13 Gaſt zur Aufführung, und ſei ausdrücklich darauf hingewieſen, daß
let: die einzige Sonntagsaufführung iſt, in der Erik Wirl auftritt. Das
ſaftſpiel Erik Wirl iſt bis inkl. Freitag, den 1. Juli, und tritt
der=
ge anſchließend an ſein hieſiges Gaſtſpiel in dem Baden=Badener
73 ſikfeſt auf. Morgen Montag (1. Vorſtellung der Montagsmieter)
n). täglich abends 8 Uhr finden ebenfalls Wiederholungen der Operette
2ae Roſe von Stambul” ſtatt. — Mittwoch, 29. Juni nachmittags
UUhr, findet zu ganz kleinen Preiſen — von 50 Pfg. bis 2 Mark —
n: Aufführung des beliebten Kindermärchens „Hänſel und Gretel”
aut.
— Frau Charlotte Maffenburg vom Landestheater Darmſtadt wurde
Intendant Klitſch für die Spielzeit 1927/28 dem Stadttheater
Eirinz für das Fach der 1. Hochdramatiſchen Sängerin verpflichtet.
ruu Maſſenburg wird ihre Tätigkeit in einer Neueinſtudierung von
Eü iſtan und Iſolde” als Ffolde beginnen.
— Orpheum. Heute Sonntag ſind die beiden letzten Vorſtellungen
3: Teatro dei Piccoli, und zwar nachmittags 4 Uhr und abends 8 Uhr.
i Nachmittags=Volks= und Fremdenvorſtellung bietet bei nur
hal=
em Eintrittspreiſen, das volle Abendprogramm.
Kartenverkauf iſt im Verkehrsbureau von 9—12 Uhr, ferner an
r Kaſſe des Orpheums ab 3 Uhr ununterbrochen. (Siehe die heutige
nn eige.)
* Orangeriegarten. Wie aus geſtriger Anzeige erſichtlich iſt, werden
ei am letzten Sonntag wegen ungünſtiger Witterung ausgefallenen
emanſtaltungen, wie Kinderfeſt, Gartenbeleuchtung uſw., heute bei
gün=
gir Witetrung abgehalten, und zwar in noch größerem Rahmen.
Nach=
iurags ab 4 Uhr findet ein großes japaniſches Tagesfeuerwerk ſtatt, bei
n. menſchliche Figuren, Fiſche, Krohkodile, Enten, Japanerinnen uſw.
Debensgröße erſcheinen werden. Verbunden hiermit iſt ein
Kinder=
ſiu mit Beluſtigungen aller Art und Konzert. Abends großes Konzert
iu anſchließender Reunion. Bei Eintritt der Dunkelheit werden die
gutenanlagen feenhaft beleuchtet.
— Städtiſches Orcheſter. Unter der Leitung des Städtiſchen
Kapell=
eſetters Herin Ernſt=Guido Naumann veranſtaltet das Orcheſter am
oi zrstag, den 30. Juni, im Saalbaugarten einen Rich.
Wagner=
heend, der eine Auswahl der wirkſamſten und ſchönſten Tonſätze
31 des Meiſters Opern bringen wird. Es iſt gelungen die
Opern=
r)l Konzertſängerin Roſe Rößner aus Stuttgart als Soliſtin zu
münnen, die im In= und Ausland mit den größten Erfolgen
aufgetre=
nſtiſt. Laut den vorliegenden Kritken verfügt die Sängerin über das
ju einen unbegrenzten Konzertraum abſolut notwendige kräftige
rzan, ohne in den Nachteil des Forcierens fallen zu müſſen und ohne
31 ſtimmliche Volumen die Klangwirkung ihrer Lieder und Arien
be=
rtörächtigt.” Für die Sopranſoli der Wagneropern befähigt ſie
außer=
m noch eine hohe Gefangskultur. Die Leitung des Städt. Orcheſters
ſi=, mit dieſem Programm dem Darmſtädter Publikum einen ganz
ſornders genußreichen Abend bieten zu können.
Ehrung eines hervorragenden Darmſtädter Wiſſenſchaftlers. Unſer
ſzubürger Geh. Rat Profeſſov Dr.=Ing. h.e. Erasmus Kittler, der
rumder des erſten Lehrſtuhls der Elektrotechnik, der im Jahre 1882
er Techniſchen Hochſchule Darmſtadt gegründet wurde, feierte geſtern
mn 70 Geburtstag. Führende Männer der elektrotechniſchen
roßinduſtrie und der Wiſſenſchaft überbrachten ihm eine Dankadreſſe
r Früheren Scküler. Auch von der Regierung, der Techniſchen
Hoch=
uge und vielen Städten, deren Elektrizitätswerke unter ſeiner
Mit=
rm ung entſtanden, wurden Glückwünſche geſandt. Die Vereinigung
ehe=
tlnsger Darmſtädter Studenten in Warſchau hatte ein
Glückwunſchtele=
anam mit den Namen der Profeſſoren der Techniſchem Hochſchule
War=
ur überſandt. Die ſührende Stellung der Darmſtädter
Elektrotech=
ſcher Kittlerſchule zeigte die Reihe hervorragender Namen in der
ankesadreſſe der Alten Darmſtädter.
— Schachklub Darmſtadt. Schachmeiſter Sämiſch ſpielte am
ſJuni im Fürſtenſaal an 10 Brettern gleichzeitig blind mit dem
angenden Ergebnis, daß er ſieben Partien gewann und drei ſchlichtete.
e Spieler, die remis erzielten, waren die Herren Spatz, Eſch und
enmann.
— 33. Mittelrheiniſches Kreisturnfeſt. In der heutigen Ausgabe
ſen=es Blattes veröffenklicht der Herr Oberbürgermeiſter einen Aufruf
lie Bewohner unſerer Stadt, in dem die hieſige Bürgerſchaft darum
dei en wird, für die Unterbringung der auswärtigen Turner, die
an=
zlütch des 33. Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſtes nach Darmſtadt
kom=
en alle verfügbaren Quartiere nach Möglichkeit bereitzuſtellen. Mit
jchſicht auf die große Bedeutung, die das 33. Mittelrheiniſche
Kreis=
ameſt für unſere Stadt hat, darf erwartet werden, daß kein Einwoh=
E ſder in der Lage iſt, ein einfaches Nachtlager für einen oder mehrere
mrer zur Verfügung zu ſtellen, ſich dieſer Pflicht entziehen wird. In
ſarn Tagen wird die hieſige Turnerſchaft in den einzelnen
Haushal=
aaen durch Beauftragte vorſprechen laſſen und auf dieſe Weiſe feſt=
Uorr, wer zur Unterbringung von Turnern bereit iſt. Hoffentlich
rd. durch das Ergebnis dieſer Umfrage aufs neue der gaſtfreundliche
d entgegenkommende Geiſt unſerer Einwohner bewieſen. (Siehe
zuige.)
— Erfolg einer Darmſtädter Induſtrie. Wie wir ſoeben erfahren,
ſrige der Firma Heinrich Arnold, Flügel= und
Pianoforte=
ir hier Wilhelminenſtraße 9, gegen eine ſehr große Konkurrenz für
e mausgeſtellten Erzeugniſſe: Flligel, Handſpiel= und Kunſtſpielpianos,
höchſte Auszeichnung, die „Goldene Medaille mit beſonderer
Aus=
rmrung an erſter Stelle” zuerkannt.
— Konditorei und Café Wilhelm Haury, Ecke Heidelberger und
nſtebergſtraße. Nachdem die im Herbſt vorigen Jahres
umgebau=
mnd neuzeitlich hergerichteten Gaſträume am 15. Dezember 1926 der
finntlichkoit zugänglich gemacht wurden, konnte heute nach inzwiſchen
temgeführten Umbauarbeiten der allen Anforderungen der Neuzeit
ſnwechende Ladenraum ſeiner Beſtimmung übergeben werden. Die
nenröffnete Konditorei ſchließt ſich würdig dem vornehmen Familien=
Eine an. Das ſeither wenig anſprechende Aeußere des Gebäudes iſt
mſinalls zeitgemäß hergerichtet und wirkt mit ſeinen ſchlichten Formen
d ſeiner ausdrucksvollen Farbentönung außerordentlich wohltuend
2 traßenbild. Unter der Leitung des ausführenden Architekten Herrn
ſte rrath haben die beteiligten Handwerker wieder ihr Beſtes
her=
gewen und das im Vorjahr begonnene Werk zum guten Ende geführt.
*Beſuch amerikaniſcher Journaliſten
in Durmnnavt.
Die auf einer Studienreiſe durch Deutſchland begriffenen leitenden
Redatteure deutſch=amerikaniſcher Zeitungen trafen geſtern vormittag
um 10 Uhr, von Mainz kommend, in Darmſtadt ein und wurden im
Hotel Traube” von den Herren Theodor Stemmer ſen (
Verkehrs=
verband) und Mar Streeſe (Landesverband Heſſen des
Reichsver=
bandes deutſcher Preſſe) empfangen. Nach kurzer Raſt wurden die
Herren ins Palais geführt, von wo aus Graf Hardenberg die
Führung durch die Sehenswürdigkeiten des Reſidenzſchloſſes und durch
die Ausſtellung „Alte Kunſt am Mittelrhein” übernahm.
Um 1 Uhr fanden ſich die Beſucher wieder im Hotel „Traube” ein,
wo ihnen auf Einladung der Stadt Darmſtadt das Mittagsmahl
ge=
boten wurde. An der Tafel nahmen außer dem Oberbürgermeiſter eine
Anzahl Stadtverordnete, die Vertreter der Darmſtädter Tagespreſſe
und der Reiſebegleiter der amerikaniſchen Journaliſten, Herr Dr. R. S.
Koenning, von der Vereinigung Karl Schurz=Berlin, teil. Die
Deutſchlandfahrt geht bekanntlich von dieſer Vereinigung aus, die der
Pflege perſönlicher und geiſtiger Beziehungen zwiſchen dem deutſchen
und dem amerikaniſchen Bolke dienen will.
Während des Mahles hielt Oberbüirgermeiſter Dr. Gläſſing im
Namen der Stadt die Begrüßungsanſprache:
Oberbürgermeiſter Dr. Gläfſing führte nach einer Begrüßung
u. a. das folgende aus:
Staat, Stadt und Preſſe dienen dem öffentlichen Wohl. So
ver=
ſchieden die Wege ſein werden, die uns zu demſelben Ziele führen, eins
iſt doch gewiß, daß die Gegenwart die Bedeutung der Preſſe, die ſich zum
Inſtrument der öffentlichen Meinung geformt hat und die Arbeir derer,
die ſich dieſem öffentlichen Dienſte widmen, immer mehr anerkennt.
Im Gegenſatz zu der Vergangenheit darf, dies wohl von den Verhältniſſen
im Inlande und im Auslande gelten.
Uns Deutſchen gereicht es zur Freude, wahrzunehmen an den
Stim=
men der Preſſe im Auslande, wie doch heute nach den ſchlimmſten Jahren
der Nachkriegszeit immer mehr eine gerechte und objektive Beurteilung
des deutſchen Volkes verlangt wird. Die Zeitungen des Auslandes ſind
um ſo mehr objektiv, je mehr ſie es vermeiden, in die politiſchen Kämpfe
Deutſchlands einzugreifen und ſich fernhalten von dem Kampfzentrum
dieſer Art. Noch heute früh habe ich hervorragende Blätter, wie den in
Amſterdam erſcheinenden „Telegraf” die „Miſſiſſippi=Blätter” von St.
Louis, die „Weſtliche Poſt” von New York und Chieago, engliſche und
amerikaniſche Arbeiterzeitungen geleſen, die Deutſchlands Tätigkeit im
Wiederaufbau und in der Erhaltung des Friedens auf das wärmſte
an=
erkennen und die Arbeitſamkeit unſeres friedfertigen Volkes in den
Vor=
dergrund ſtellen.
Sie, meine Herren, vermitteln die Erhaltung der deutſchen Sprache
in Amerika und in dem Auslande, Sie verbinden Deutſchland mit ſeinen
Auslandsdeutſchen. In dem an Ehren und Siegen ſo reichen
unent=
wegten Kampfe für die beſten Traditionen Amerikas und für alles, was
groß und gut an unſerem deutſchen Vollstum iſt, haben Sie ſich eingeſetzt
auch in gefahrvoller Zeit. Sie ſind in Ihren Traditionen geſund, auch
in dieſem Kampfe jung geblieben. In Ihren Zeitungen finde ich ſeit
längerer Zeit ausgezeichnete Bilder über die deutſchen Städte mit
Auf=
ſätzen in engliſcher und deutſcher Sprache. Ich habe vor mir den
Auf=
ſatz der „Weſtlichen Poſt” vom 29. Mai über das tauſendjährige
Nord=
hauſen über Weſtfalen und das ſchöne Land in der Umgegend der Stadt
Münſter. Die deutſchen Städte ſind Ihnen nur dankbar, für die Art
und Weiſe, wie Sie den Heimatgedantem propagieren.
Amerika war es beſchieden, insbeſondere in den letzten Jahrzehnten
und während der Zeit des Krieges, voranzueilen und in neueſter Zeit
im Gebiete der Wirtſchaft und Technik, insbeſondere auch der
ferngelenk=
ten Flugzeuge ſowie der Umwandlung des Straßenverkehrs große
Fort=
ſchritte zu machen. Für die Zukunft des Verkehrsweſens haben Sie
ſchon in der Gegenwart in hervorragendem Maße vorgearbeitet. Auch
der Mechanismus der Bahnhöfe und des Nangierbetriebs ſteht bei Ihnen
bereits vor neuen Formen. Wohltuend berührt es, wie Sie bei dieſen
Fortſchritten auch der deutſchen Tätigkeit fortgeſetzt gedenken, wie Sie
u. a. die Geſchichte großer Handelshäuſer, der deutſchen Farbeninduſtrie,
das Reich der Umwandlung der Kohle in Worten höchſter Anerkennung
behandeln.
Ich danke der deutſchſprachlichen Preſſe in Amerika, daß ſie die
Tra=
ditionen einer ruhmvollen Vergangenheit hochgehalten hat und auch in
politiſchen Fragen die Stellung Deutſchlands in der Welt Gerechtigkeit
und Unparteilichkeit walten läßt.
Darmſtadt mit ſeinem lebhaft bewegten geiſtigen Leben und ſeiner
auch im Auslande anerkannten Techniſchen Hochſchule, Darmſtadt mit
ſeiner wunderbaven Umgebung lädt Sie ein, öfters zu kommen. Zur
Erinnerung habemn wir Ihnen das ſchöne Buch über. „Kunſt und Leben
im Darmſtadt von heute” gewidmet.
Im Namen des Landesverbandes Heſſen des Reichsverbands
deut=
ſcher Preſſe begrüßte der Vorſitzende, Nedakteur Max Streeſe, die
Beſucher. Er führte etwa folgendes aus:
„Ich habe den ehrenvollen Auftrag, Sie im Namen des
Landes=
verbands Heſſen des Reichsverbands deutſcher Preſſe in unſerer ſchönen
Landeshauptſtadt auf das herzlichſte zu begrüßen. Unſere Mainzer
Ortsgruppe hat Ihnen geſtern als erſte Kollegenorganiſation den
Will=
kommengruß auf heſſiſchem Boden entboten. Ich hole das hier mit im
Namen der geſamten heſſiſchen Redakteure in gleicher Herzlichkeit nach.
Meine Herren Kollegen, Sie haben in den letzten Tagen bei dem Beſuch
ſo vieler Städte ſo viele Reden, ſo viele Willkommensgrüße und auch
viele Wünſche über ſich ergehen laſſen müſſen, daß ich heute unſerem
Gruß nur Weniges noch hinzufügen möchte. Wie Sie geſtern in Mainz
gefeiert worden ſind, ſo ſind Sie in den Städten, die Sie vorher
beſuch=
ten, gefeiert worden, und die Eindrücke, die Sie in Deutſchland
emp=
fangen werden, ſollen ja für Sie maßgebend ſein und ſollen Ihre
berufliche Tätigkeit beeinfluſſen, wenn Sie wieder nach Ihrem ſchönen
Amerika zurückgekehrt ſind und dieſe Eindrücke in Ihrer beruflichen
Arbeit auswirken laſſen. Da möchte ich denn doch nicht unterlaſſen,
zwei Dinge beſonders hervorzuheben. Das eine iſt die Bitte: Schließen
Sie nicht aus der Art, wie Sie hier gefeiert wurden und wie man Ihnen
in überreichem Maße Gaſtfreundſchaft bot, darauf, daß es uns in
Deutſchland nun ſo gut gehe, daß wir nach Belieben aus dem Vollen
ſchöpfen können. Das iſt beſtimmt nicht der Fall. Die Nachwirkungen
des furchtbaren Geſchehens, das hinter uns liegt, ſind noch nicht
über=
wunden, und wir ſind arm. Aber es iſt eine vielleicht ſchöne Eigenart
des Deutſchen, auch wenn er arm iſt, einen lieben Beſucher ſo zu
bewir=
ten, daß ſeine eigentliche wirtſchaftliche Lage in dieſer Bewirtung nicht
zum Ausdruck kommt. Der Deutſche ſpart Wochen vorher und hungert
lieber Wochen nachher, um einem lieben Gaſt die Zeit ſeines Beſuchs
ſo angenehm wie möglich zu geſtalten. Schließen Sie alſo bitte aus
dem, was Ihnen in Deutſchland an materiellen Genüſſen geboten wird,
Grund zu ſehen. Meine zweite Bitte geht dahin, daß Sie aus dem
Beſuch in Deutſchland erſehen mögen, daß in Deutſchland gearbeitet Der äußere und auch der künſtleriſche Erfolg der Operette war
wird auf allen Gebieten, und daß an dieſer Arbeit auch Ihre Beruſs= über Erwarten gut. Die temperamentvolle, von guter Laune und
kollegen nicht unwichtigen Anteil haben. Daß dieſe Arbeit uns helfen
ſoll, übernommene Verpflichtungen zu erfüllen, Weiterhin aber, ausgezeichneten geſanglichen Leiſtungen getragene Aufführung
freudig, wenn ſie in Freiheit, nicht als Fronarbeit, geleiſtet
hinter uns liegen, den feſten Willen hat, zu vergeſſen, und mit
allen Völkern, die ihm mit Achtung entgegenkommen, in Frieden und
Freundſchaft zu leben. Wenn Sie, meine ſehr geehrten Herren, in Ihrer
Berufsarbeit ſich in dieſem Sinne mit der Arbeit Ihver deutſchen
Kol=
legen vereinigen, dann wird Ihr Beſuch ſowohl bei unſeren Brüdern
in Amerika, wie auch für uns nicht ohne nachhaltenden Eindruck bleiben.
Die Herren, die als Gaſtgeber und Freunde unſerer Kollegen hier
an=
weſend ſind, darf ich bitten, ihr Einverſtändnis mit meinen Wünſchen
dadurch Ausdruck zu geben, daß ſie ihr Glas erheben mit mir und rufen:
Unſere lieben Gäſte hoch!”
in Mainz begrüßt hatte und dem die Organiſation des Beſuchs dort, bei ausgezeichnet ſang), die dieſem Künſtler ſo reich zur
Ver=
hier, ſowie in Frankfurt und Heidelberg obliegt, begrüßte nochmals die
Dank den beiden Vorrednern aus, inſonderheit auch der Stadt Darmſtadt
für die freundliche Einladung. Er betonte, daß die Herren auf ihrem dieſer Künſtlerin mit ſo gutem geſanglichen Können, daß wir
Deutſchlandbeſuch den Eindruck gewinnen mögen, daß ſie es überall mit
ehrlichen und aufrechten Menſchen zu tun haben, die ſich ihrer ſchweren
Amerika hat Deutſchland ſehr weh getan und hat viel gut zu machen, etwas zu ſchwer in der Darſtellung, aber ſie hielt ſich geſanglich
Darmstadt Carole Gerhardt Kahlertstr.
EXTIL-KUMST
Ausführung für Tapisserie u. Konfektion in Stickerei und
Stoffmalerei, Malerei auf Filz- und Basthüte. (10306
und wir wiſſen auch, daß die deutſche Preſſe drüben einen lebhaften
Anteil an dieſer Tätigkeit hat. Auch dafür ſei Ihnen an dieſer Stelle
gedankt. Sein Dank gehe weiter in der Richtung, daß die Herren, die
heute zu Beſuch bei uns weilen, auch beſtrebt ſind, im Nahmen ihrer
Arbeit den Verkehr wieder nach Deutſchland zu richten, der durch den
Krieg und die Nachkriegszeit in andeve Länder geleitet worden iſt. Den
von Herrn Streeſe ausgeſprochenen Aünſchen ſchließe er ſich an. Im
beſetzten Mainz haben die Beſucher einen Einblick gewonnen in die
ſchwere Not, die die Beſetzung über das Heſſenland gebracht und noch
bringt. Sie haben aber auch geſehen, daß trotz dieſer Not ein inniges
Feſthalten am deutſchen Vaterland überall unverrückbar feſtſteht. Mit
der Bitte, nach Möglichkeit anzuregen, daß die Amerikaner die deutſche
Kultur ſtudieren, damit ſie das deutſche Volk wieder richtig einſchätzen
lernen, ſchloß der Redner und überreichte den Gäſten als Ehrengabe
das Prachtwerk „Heſſenland”.
Im Namen der Gäſte ſprach Redakteur Val. J Peter=Omaha
den herzlickſten Dank für die Begrüßungsworte der Vorredner und
ſti=
die freundliche und gaſtfreie Bewirtung aus. Die Berufskollegen in
Heſſen dürfen überzeugt ſein — führte der Redner aus —, daß die
Beſucher ſich nicht durch den äußeren Schein beeinfluſſen laſſen werden.
Sie ſeien nach Deutſchland gekommen, um ernſthaft zu ſtudieren, und
noch mehr als ihnen bisher möglich war, drüben daran zu arbeiten, daß
es dem deutſchen Volk, dem die Deutſchen dwüben blutsverwandt ſind,
gelingt, wieder den Platz ſich zu erwerben, den es auf Grund ſeiner
geiſtigen und kulturellen Fähigkeiten und Bedeutung zu beanſpruchen
hat. Er ſelbſt ſei bereits vor fünf Jahren in Deutſchland geweſen und
habe bei dieſer Gelegenheit den erſten amerikaniſchen Beſuch durch
Deutſchland geführt und könne mit Freude und Genugtuung feſtſtellen,
daß zwiſchen damals und heute ein ganz außerordentlicher Aufſtieg auf
allen Gebieten zu verzeichnen iſt, der ſich beſonders erfreulich dahin
be=
merkbar macht, daß das gegenſeitige Verſtehen, das Zuſammenarbeiten
an die Stelle unnützen gegenſeitigen Bekämpfens getreten iſt. Gern
wolle er und ſeine Kollegen die Arbeit der deutſchen Kollegen drüben
in ihrem Wirkungskreis nach Kräften unterſtützen. (Lebhaftes Bravo!)
Er ſprach ſchließlich die Hoffnung aus, daß recht bald deutſche Redakteure
zum Beſuch nach Amerika kommen mögen.
Man blieb noch einige Stunden harmoniſch beiſammen, und wir
konnten vor allem feſtſtellen, daß die amerikaniſchen Beſucher ſich über
das Hotel „Traube”, ſoweit es ſich ihnen fertig darbot, außerondentlich
ſchmeichelhaft und anerkennend ausſprachen. — Nachmittags folgten die
Herren einer Einladung des Großherzoglichen Paares ins
Neue Palais, wo ihnen gemeinſam mit den Teilnehmern an der Tagung
der Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule freundliche
Bewirtung geboten wurde. Abends folgten ſie einer Einladung in
gleichem Rahmen ins Oberwaldhaus, wo gemeinſam von Stadt und
Staat ein geſelliger Abend gegeben wurde.
* Heſſiſcher Sängerbund und Muſikausſtellung in Frankfurt.
Auch der Heſſiſche Sängerbund (Kreis XII des
Deut=
ſchen Sängerbundes) wird ſich durch eine Kundgebung
künſtle=
riſcher Art an der Internationalen Muſikausſtellung in
Frank=
furt beteiligen. Am Freitag, den 1. Juli, abends
8 Uhr, wird der von dem ſeinerzeit in Frankfurt abgehaltenen
Kaiſerſingen in beſtem künſtleriſchen Andenken ſtehende
Sänger=
chor des Turnvereins Offenbach unter Leitung des ſtaatl.
Muſik=
direktors Ferd. Biſchof einen Hugo=Kaun=Abend unter
Mitwirkung des Frankfurter Symphonie=Orcheſters im Städt.
Saalbau veranſtalten, zu dem auch der Komponiſt ſein
Erſchei=
nen zugeſagt hat. Neben wertvollen Chorwerken („Lied des
Elöckners”, „Der Führer” u. a.) mit Orcheſter wird auch das
Klavierkonzert Nr. 2 in C=Moll zur Aufführung gelangen. (
So=
liſtin: Frau Vera=Maurina=Preß, Berlin.) Am Sonntag,
den 17. Juli, vormittags 11 Uhr, werden fünf
füh=
rende Männergeſangvereine des Bundes im Sebaſtian=Bach=
Saal der Ausſtellung unter dem Titel „Männerchöre aus
fünf Jahrhunderten” eine Morgenfeier
veranſtal=
ten. Man wird hier zumeiſt Originalſätze für
Männer=
ſtimmen, angefangen von den Klangwundern der venezianiſchen
Tonſchule bis zu Werken zeitgenöſſiſcher Tondichter (Lendvai,
Suter, Körner, Grabner u. a.) hören. Ganz beſonderes
Inter=
eſſe dürfte das Konzert dadurch gewinnen, daß zwei der
teilneh=
menden Vereine, der „Frauenlob”=Mainz und die „Harmonie‟=
Mainz=Koſtheim, die von ihnen auf der Deutſchen Sängerwoche
zu Nürnberg (2. bis 4. Juli) uraufgeführten Werke wiederholen.
werden. Ein anderer altbewährter Verein, der
Männergeſang=
verein 1844 Mainz=Koſtheim, wird im Auguſt auf dem Feſtplatz
der Ausſtellung unter dem Zeichen Volkstümliche Muſik!”
kon=
zertieren. Auf das Programm dieſes Konzertes werden wir noch
zurückkommen.
— Sonderzug nach Hamburg. Zur 3. Reichstagung der deutſchen
Kaufmannsjugend, die vom 9. bis 11. Juli in Hamburg ſtattfindet, läßt
der Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verband ab Frankfurt a. M.
einen Sonderzug am 8. Juli B,52 Uhr fahren. Koſten für die
Hin=
fahrt ab Frankfunt a. M. RM. 8,80 für Perſonen bis zu 20 Jahren,
WM. 11,70 für Perſonen über 20 Jahre. Anmeldungen an die
Geſchäfts=
ſtelle des D. H. V. Frankfurt a. M., Elbeſtraße 52.
— Die Sterbekaffe der Ev. Männervereinigung und des Ev.
Frauen=
vereins der Petrusgemeinde iſt gegründet. Aus den Beſtimmungen, die
in der außerordentlichen Hauptverſammlung am 22. Juni getroffen
wor=
den ſind, ſei hervorgehoben, daß zunächſt beim Tode eines Mitglieds
100 Mark Sterbegeld an die Hinterbliebenen gezahlt und 50 Pfennig
Umlage von jedem Mitglied erhoben werden ſollen. Man hofft aber,
beim Zugang weiterer Mitglieder bald günſtigere Bedingungem
gewäh=
ten zu können. Es ergeht deshalb an alle Glieder der Petrusgemeinde,
die ſich bis jetzt bei der Sterbekaſſe noch nicht angemeldet haben, die Bitte,
dies alsbald zu tun, damit die neue Einrichtung in weiteſtem Maße
ſegensreich wirken konn.
Operettenſpielzeit Sommer 1927
im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters.
Die Roſe von Stambul.
Operette in 3 Akten von Julius Brammer und Alfr. Grünwald.
Muſik von Leo Fall.
Mit dem Gaſtſpiel des ſtimmgewaltigen Tenors Erik
nicht darauf, daß wir heute im Ueberfluß leben können. Ich weiß, Wirl vom Metropoltheater Berlin als Achmed Bey, der die im
meine Herren Kollegen, daß Sie auf Grund Ihres Berufs in der Lage übrigen ganz ausgezeichnete Aufführung der „Roſe von
Stam=
ſein werden, durch den äußeren Rahmen der Dinge hindurch auf den bul” geſtern abend zu einer Feſtvorſtellung geſtaltete, hat die
Operettenſpielzeit Adalbert Steffters vielverheißend eingeſetzt.
daß dieſe Arbeit nur zum Segen gedeihen kann, wenn ſie gern und holte aus der „Roſe von Stambul” Leo Falls, die in den beiden
eiſten Akten echte Operette, im letzten leider zum Schwank
ab=
wird. Sie werden aber auch weiter den Eindruck gewinnen, daß das fällt, alles heraus, was ſie geben kann: Geſang, Tanz, Spiel,
deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit nach den furchtbaren Jahren, die Humor, Charm= und Grazie, alles begleitet und illuſtriert von
der geſchickten, temperamentvollen und melodienreichen Muſik, die
Leo Fall zu dem Libretto ſchrieb und die dieſe Operette ſo lange
lebensfähig geſtaltet. Es gab ſchon am erſten Abend Blumen
und viel Beifall bei offener Szene.
Neben dem glänzenden Sänger und routinierten Spieler
Erik Wirl, der künſtleriſcher Pfeiler der Aufführung war,
begrüßten die Beſucher des Sommertheaters als lieben und
ſym=
pathiſchen Freund Fritz Geiger, der den Fridolin mit der
Herr Theodor Stemmer ſen, der tagsvorher die Herren bereits ganzen kecken Naivität und tänzeriſchen Gelenkigkeit ſpielte (
da=
fügung ſteht. Seine Partnerin Gretl Zadora (Midili Ha=
Beſucher namens des Verkehrsverbandes und ſprach den herzlichſten num) iſt eine Operettenſoubrette von ausgezeichneten
Quali=
täten. Grazie, Charme, Temperament und Humor einen ſich in
auf weitere Leiſtungen geſpannt ſein dürfen. — Lieſel Keß=
Aufgabe im Wiederaufbau des deutſchen Volkes wohl bewußt ſind, ler iſt Trägerin der Titelrolle. Ihre Kondia Gül war vielleicht
Den guten Willen zu dieſem Wiedergutmachen hat Amerika oft bewieſen, ſehr gut neben Wirl. — Die übrigen Rollen ſind weniger
her=
vortretend. Dem Chor gebührt ein Sonderlob.
Das Orcheſter muß wohl ſich erſt einſpielen. Geringe
Un=
ſtimmigkeiten in Holz und Blech blieben dank der von
Tem=
perament getragenen Leitung Paul Voigts kaum bemerkt.
Engelbert Hohl hatte aus den Beſtänden des Kleinen Hauſes
farbenprächtige, guten Rahmen abgebende Bühnenbilder
ge=
ſchaffen.
Seite 6
Sonntag; den 26. Juni 1927
Nummer 125
* Hauptverſammlung der Ernſt=Ludwig=
Hochſchul=Geſeliſchaft.
Zur 9. Hauptverſammlung waren geſtern vormittag die
Mit=
glieder der Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu
Darmſtadt in das Hauptgebäude der Techniſchen Hochſchule eingeladen.
Zahlreiche Mitglieder hatten ſich eingefunden. Die Verſammlung wurde
von dem Vorſitzenden, Herrn Prof. E. Berl, mit einer herzlichen
Begrüßungsanſprache eröffnet. Beſonders bewillkommnete er außer den
Mitgliedern die Herren Redner, Herrn Dr. Kekulé v. Stratwitz, den
Sohn des berühmten Chemikers, den Vertreter der Regierung, Herrn
Miniſterialrat Dr. Löhlein, den Vertreter der Provinzialdirektion, Herrn
Dr. Haferkorn, für die Stadt Darmſtadt den Herrn Oberbürgermeiſter
Dr. Gläſſing, ſowie die Herren Bürgermeiſter Buxbaum, Delp und
Müller, die Ehrendoktoren und Senatoren der Techniſchen Hochſchule.
Anſchließend begrüßte Se. Magnifizenz, der Herr Rektor Profeſſor
Knipping die Verſammlung. Er gab ſeiner aufrichtigen Freude
Ausdruck, daß die Ernſt=Ludwig=Hochſchul=Geſellſchaft die Techniſche
Hoch=
ſchule ſo tatkräftig unterſtütze und dankte all den hochherzigen
Spen=
dern, mit deren Hilfe der Ausbau ſo vieler Inſtitute ermöglicht worden
ſei. Beſonderen Dank zollte er auch dem Vorſitzenden für ſeine ſtetige
aufopfernde Tätigkeit zum Segen der Hochſchule. Ein neuer Beweis
der regen Anteilnahme der Geſellſchaft ſei die Einrichtung des Kekulé=
Zimmers. Die heſſiſchen Hochſchulen ſeien ohne tätige Unterſtützung
kaum in der Lage, ſich ſo zu entwickeln, wie es erforderlich ſei,
ins=
beſondere da auch noch die Beſatzung die Entwicklung ſtark hemme. Er
bittet, auch in Zukunft der Techniſchen Hochſchule die Freundſchaft zu
bewahren, dann werde ſie auf der Höhe erhalten, auf der ſie heute ſtehe.
Herr Prof. Dr. Berl erſtattete den Jahresbericht und gab einen
kurzen umfaſſenden Bericht über die Tätigkeit der Vereinigung von
Freunden der Techniſchen Hochſchule. Aus dem Bericht iſt zu
ent=
nehmen, daß die Mitgliederzahl im letzten Jahre erfreulicherweiſe
ge=
ſtiegen iſt, der Vereinigung gehören heute über 500 Mitglieder an. Die
Hauptverſammlung ſolle zugleich mit ernſter Arbeit Gelegenheit zum
Wiederſehen geben. Der verſtorbenen Mitglieder wurde von der
Ver=
ſammlung ehrend gedacht. Der Herr Vorſitzende dankte allen Stiftern,
beſonders auch aus der Induſtrie, für ihre wohlwollende Unterſtützung.
Die Erſtattung der Jahresrechnung erfolgte durch Herrn Prof.
6. Kayſer. Er bezeichnete die finanzielle Lage als durchaus befriedigend.
Das disponible Vermögen betrug am 1. April 25 900 Mark. Er gab der
Hoffnung Ausdruck, daß auch im laufenden Geſchäftsjahr der
Ver=
einigung weitere Mittel zufließen mögen. Die Rechnungslegung (
Ein=
nahmen und Ausgaben) konnte in gedruckten Zuſammenſtellungen
ein=
geſehen werden. Die Herren Fabrikanten Schenck und May haben
die Rechnung geprüft und ſie als ordnungsmäßig und muſtergültig
be=
zeichnet. Dem Herrn Rechner und dem Vorſtand wurde einſtimmig
Ent=
laſtung erteilt.
Es erfolgte nun zu Punkt 6 und 7 der Tagesordnung die Wahl
zweier Vorſtandsmitglieder aus Mitgliedern, die nicht der Hochſchule
angehören und eines Mitglieds, welches den ordentlichen Profeſſoren
der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt angehört, ſowie die Wahl von
ausſcheidenden Mitgliedern des Vorſtandsrates. In den Vorſtand
neu=
gewählt wurde Herr Prof. Dr. Eberle, wiedergewählt die Herren
Fabrikant W. Heyen (Offenbach) und Geh. Rat Prof. Dr. Walbe. In
den Vorſtandsrat gewählt wurden die Herren Prof. Dr. Ing.
Heide=
broek, Direktor Prof. Dr. Ing. e. h. Duden (Frankfurt a. M.), Ernſt
Trier (Darmſtadt, ſowie die 13 ſeitherigen dem Vorſtandsrat
ange=
hörenden Herren.
Die nächſten Punkte der Tagesordnung, kleinere
Satzungsände=
rungen, Bewilligung laufender und außerordentlicher Ausgaben
be=
treffend, wurden einſtimmig angenommen und debattelos erledigt.
Herr Geh. Baurat Prof. Dr. Ing. e. h. Otto Berndt dankte
zunächſt für die ihm anläßlich ſeines 70. Geburtstages zuteil
ge=
wordenen großen Ehrungen, insbeſondere für die „Otto=Berndt=
Stiftung”, die ihm zur freien Verwendung überwieſen worden war.
Er wies auf die innige Verbindung zwiſchen Induſtrie und Hochſchule
hin, die ſich auch durch die reichen Ueberweiſungen und Stiftungen zeige.
Die jährlichen Zinſen von 20 000 Mark aus der Stiftung ſollen zur
Unterſtützung unbemittelter, begabter und ſtrebſamer Studierender, der
Reſt der Zinſen zur Förderung wiſſenſchaftlicher Arbeiten von
Privat=
dozenten und nicht planmäßigen Dozenten verwandt werden. Mit dem
innigſten Dank für die ehrende Stiftung verband er die Hoffnung, daß
durch dieſe Mittel die wiſſenſchaftliche Arbeit weſentlich gefördert werde.
Der Voyſitzende erteilte nunmehr Herrn Geh. Rat Dr. Ing. e. h.,
Dr. med. h. c. R Willſtätter=München das Wort zu ſeinem
hoch=
wiſſenſchaftlichen Vortrag
„Zur Lehre von den Katalyſatoren”
Der Vortragende behandelt die Bedeutung der katalytiſchen chemiſchen
Prozeſſe für die heutige Induſtrie und für die Erklärung der Vorgänge im
lebenden Organismus. Die neuere Entwicklung der Kontaktchemie in
den Labovatorien und Werken der J. G. Farbeninduſtrie regt an, die
Natur der Katalyſatoren auf Grund von Theorien der modernen
Phyſik eindringender zu erklären. Forſchungen über die im
Lebens=
prozeß wirkenden Fermente fördern das nämliche Ziel, die
Erſchei=
nungen der Katalyſe verſtändlich und techniſchen Nutzanwendungen
dienſtlich zu machen.
Der Vorſitzende dankte dem Herrn Referenten für ſeine
hervor=
ragenden Ausführungen, die die Zuhörer an die Gvenzen des Geiſtigen
in der Wiſſenſchaft geführt habe und erteilte dann Herrn Geh. Rat
Dr. Ing. e. h. R. Anſchütz das Wort, der über
Auguſt Kekulé, ſeine Beziehungen zu Darmſtadt unb ſein Wirken,
ſprach. Der Herr Referent entwarf ein feſſelndes Lebensbild des
großen Chemikers. Seine Ausführungen wurden durch gute Lichtbilder
unterſtrichen. Friedr. Auguſt Kekule wurde am 7. September 1829 im
Hauſe Ecke Neckar= und Hügelſtraße in Darmſtadt geboren. Er follte
zunächſt auf Wunſch ſeiner Eltern Architektur ſtudieren, ſattelte aber
dann um und folgte ſeinem unwiderſtehlichen Drang zur Chemie,
mach=
dem er am Ludwig=Georgs=Gymnaſium das Reifezeugnis erhalten
hatte. Die Vorleſungen, die er bei J. v. Liebig hörte, vertieften in
ihm noch die Liebe zur Chemie. Mehrere Jahre weilte er im Ausland
und verſchaffte ſich durch ſeine ausgezeichneten Arbeiten auf
chemiſch=
wiſſenſchaftlichem Gebiete hohes Anſehen. 1858 war er Profeſſor in
Gent, erhielt dann 1865 einen Ruf nach Bonn, wo er nach
arbeits=
reichem Leben am 13. Juli 1896 ſtarb. Von ſeinen vielen Arbeiten iſt
beſonders die Hypotheſe über die Konſtitution des Benzols bekannt.
Kekulé iſt der Mitbegründer der modernen organiſchen Chemie. Auf
ſeine Erforſchungen und Erkenntniſſe bauten ſich jahrzehntelang die
wei=
teren Chemiewiſſenſchaften auf. Der Vortragende, deſſen langjähriger
verehrter Chef Kekulé war, hatte nach ſeiner vor 2 Jahren erfolgten
Rückkehr in ſeine Vaterſtadt den Plan gefaßt, zum Andenken des
be=
deutenden Chemikers eine Gedenkſtätte einzurichten. Dieſer Plan iſt
dank der alſeitigen Unterſtützung nunmehr verwirklicht. In dem
Kekuls=Zimmer, das in der Hochſchule neben dem Arbeitszimmer des
Herrn Prof. Berl eingerichtet iſt, befinden ſich nicht nur 2 Bücher
des großen Reformators der Chemie, ſondern auch zahlreiche
freund=
lichſt zur Verfügung geſtellte Originalbriefe, Schriften, Photographien
uſw. Kekulés.
Dem verdienſtvollen Förderer der neueingerichteten Kekulé=
Gedächtnisſtätte und dem Verehrer des großen Chemikers, Herrn Prof.
Dr. Anſchütz wurde der warme Dank der Verſammlung zuteil, dem
der Vorſitzende beredten Ausdruck gab. Der Schlüſſel zu dieſem neuen
Zimmer wurde dem Vertreter der Regierung, Herrn Miniſterialrat
Dr. Löhlein, ſodann Se. Magnifizenz und ſchließlich Herrn Prof. Berl
zur Verwahrung übergeben, der das neue Heiligtum der Hochſchule treu
zu bewahren gelobte. Nach einer eindrucksvollen geſanglichen
Dar=
bietung wurde das Kekulé=Zimmer beſichtigt.
Die Mitglieder der Ernſt=Ludwig=Hochſchul=Geſellſchaft beſichtigten
nach dem gemeinſamen Mittageſſen im Hotel. Zur Traube” die Großh.
Porzellanſammlung und anſchließend das Jagdſchloß Kranichſtein mit
ſeinen Sammlungen.
Abends waren die Mitglieder der Ernſt=Ludwig=Hochſchul=
Geſell=
ſchaft und deren Freunde Gäſte des Staatsminiſteriums und der Stadt
Darmſtadt im Oberwaldhaus. Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing
begrüßte die Verſammlung mit folgender herzlichen Anſprache:
Der ſtädtiſchen Verwaltung iſt es eine Freude und Ehre, die
Mit=
glieder der Vereinigung der Freunde der Techniſchen Hochſchule hier in
dem Waldhauſe der Stadt begrüßen zu dürfen. Die Techniſche
Hoch=
ſchule, obwohl in erſter Linie Staatsanſtalt, ſteht vor einer Fülle von
Aufgaben, die nur mit Hilfe befreundeter Berufskreiſe durchgeführt
werden können. In der wunderbaren Verbindung, die gerade bei einer
Techniſchen Hochſchule, bei der Verknüpfung von Lehre und Praxis
beſteht, hat ſie in Ihnen, meine Herren, Freunde gefunden, die mit
warmem Herzen und mit bedeutſamen Stiftungen unſere Hochſchule
ſeither gefördert haben. Es iſt auch möglich geworden durch die Gönner
unſerer Hochſchule, die Leiden unſerer jungen Akademiker zu mildern
und der ſtudentiſchen Wirtſchaftshilfe bedeutſame Beträge zuzuführen.
Gerade in der Gegenwart iſt dieſe Hilfe nach wie vor geboten, wenn wir
an die wirtſchaftliche Lage der Eltern und die Zukunft des Sohnes,
des jungen Akademikers, denken, die nicht im roſigen Lichte erſcheint.
Aber unſere gkademiſche Jugend wird nicht verſagen, ſie weiß, daß der
wirklich Tüchtige, deſſen Leiſtungen den Durchſchnitt überragen,
vor=
wärts kommt und daß unſer arbeitſames Volk gerade in den Jahren der
Hemmniſſe erſtarkt iſt. Unſere Hochſchule ſteht an der Spitze der
Unter=
nehmungen, die Darmſtadt ihren Charakter verleihen, als einer Stätte
lebhaft bewegten geiſtigen Lebens. Möge es ihr gelingen, für den
fort=
geſetzten Ausbau ihrer Einrichtungen und Lehrmittel für die ihr durch
die Gegenwart zugewieſenen neuen Aufgaben ſich den Rat und die
Hilfe aller berufenen Kreiſe zu ſichern. Möge es unſerer deutſchen
Technik gelingen, die mitführende Stellung, auf die ſie bereits Anſpruch
gewonnen zu haben glaubt, auch in Zukunft tatkräftigſt behaupten.
Herr Prof. Berl dankte für die Vereinigung der Freunde der
Techniſchen Hochſchule mit warmen Worten.
— Der Evangeliſche Nachrichtenverband für Heſſen meldet: „Der
Präſident des Heſſiſchen Landeskirchentags und des Heſſiſchen
Haupt=
vereins der Guſtav=Adolf=Stiftung, D. Dr. Freiherr Heyl zu
Herrnsheim, Worms a. Rh., iſt zufolge Beſchluſſes des Deutſchen
Evangeliſchen Kirchenausſchuſſes in den Deutſchen Evangeliſchen
Kirchen=
tag berufen worden.”
* Fünfzigjähriges Berufsfubiläum. Am 1. Juli d. J. begeht der
79jährige Ludwig Saeng ſenior in Darmſtadt ſein 5Gjähriges
Buchhändlerjubiläum, nachdem er ſchon im vorigen Jahre die goldene
Hochzeit feiern konnte. Da ſein Vater in der Vevſicherungsbranche tätig
war, wählte auch der Jubilar ſeinerzeit zuerſt dieſen Beruf. Später
wurden Beziehungen zum Buchhandel angeknüpft, und Saeng trat am
1. Juli 1877 als geſchäftsführender Teilhaber in die derzeitige
Schul=
buchhandlung des Heſſ. Landeslehrervereins ein. Am 1. Juli 1892
über=
nahm Saena dieſe Buchhandlung für alleinige Rechnung und firmierte
von da ab Ludwig Saeng. Am 1. Juli 1919 übergab er das Geſchäft
ſeinem Sohne Ludwig, der es im Sinne ſeines Vaters fortführt. Der
alte Herr macht ſich aber als Prokuriſt noch weiter nützlich, blieb auch
Vorſitzender des Darmſtädter Ortsvereins, der er das nun ſeit 1891 iſt.
Dem Mitteldeutſchen Vevbande gehört er ſeit deſſen Gründung an und
wurde am 70. Geburtstage zum Ehrenmitglied ernannt. Stets iſt er
rege für die Intereſſen des Buchhandels eingetreten und verſäumt
mög=
lichſt keine Sitzung der beiden genannten Vereine. In Darmſtadt war
er auch lange Jahre Stadwverordneter; und iſt eine ſtadtbekannte
Per=
ſönlichkeit. Leider wird die Feſtfreude getrübt durch die Krankheit der
treuen Lebensgefährtin. Der Jubilar ſelbſt iſt noch rüſtig und kann
hoffentlich in gleicher Friſche im nächſten Jahre ſeinen 80. Geburtstag
feiern. Von ihm kann ma ſagen: Arbeit erhält geſund. Möge auch
das Geſchäft unter ſeinem Namen weiter blühen und gedeihen. Seine
vielen Freunde werden mit Intereſſe von dieſem ſeltenen Jubiläum
hören.
g. Vierzig Jahre ſind am 24. ds. Mts. verfloſſen, ſeirdem Ph.
Scherer, Darmſtadt, Pankratiusſtraße Nr. 25, im Dienſte der jetzigen
Reichseiſenbahn ſteht. Im Jahre 1887 trat er in den Nangierdienſt der
damaligen Staatseiſenbahn, Bez. Frankfurt a. M., ein, und ſteht,
obwohl er in den achtziger Jahren einen Betriebsunfall hatte, bis heute
noch mit treuſtem Pflichtgefühl im Dienſt. Hoffentlich wird ihm ſeine
Treue belohnt. Bei Ausbruch des Krieges war er einer der erſten,
velcher für das Note Kceuz als Zugführer mit 42 Mann von Darmſtadt
hinauseilte, um den Verwundeten ein Helfer zu ſein. Obwohl er damals
ſchon 50 Lenze zählte, iſt es ihm um ſo höher anzurechnen, daß er als
einer der erſten zur Stelle war. Scherer gehört ſeit über 25 Jahren der
hieſigen Sanitätshauptkolonne vom Roten Kreuz an und wurde vor
zwei Jahren durch Ernennung zum Ehrenzugführer für ſeine
ſelbſt=
loſe Tätigkeit belohnt. Seine Dienſttreue wurde auch dadurch anerkannt,
daß er Beſitzer von Orden und ſonſtigen Auszeichnungen iſt. Mögen
ihm noch für den ferneren Teil ſeines Lebens necht frohe Stunden
be=
ſchieden ſein.
—, 80. Geburtstag. Am 29. Juni begeht ein armes Mütterchen,
wohnhaft Geiſtberg 2, ſeinen 80. Geburtstag. Die arme Frau iſt
Oeſterreicherin und wurde durch den Krieg nach Darmſtadt verſchlagen.
* Die Vorfälle in Gadernheim. Der auf 1. und 2. Juli anberaumte
Hauptverhandlungstermin vor dem Bezirksſchöffengericht fällt aus.
* Zirkus Krone, kündigt für die nächſten Tage ſein Kommen m.”
Vier eigene Sonderzige bringen das geſamte Material des weltbekann.”
ten Nieſenunternehmens in unſere Stadt. Dem Zirkus „Krone” geht
der Ruf voraus, das größte Zirkusundernehmen Europas zu ſein. Seim
Rieſenzelt iſt 120 Meter lang und 65 Meter breit. Es umfaßt drei
Manegen, eine Rennbahn und annähernd 12000 Sitzplätze. „
Krone=
führt neben 100 Angeſiellten und Künſtlern einen Rieſenapparat
tech=
niſcher Art mit ſich; zahlreiche Autos, Traktoren, Schlepper,
Hebe=
maſchinen, ein eigenes Kraftwerk uſw. Zirkus „Krone” iſt eine wan= Welt, ein Großbetrieb auf Rädern. Neben den unerreichtem
zirzenſiſchen Vorführungen, die Krones Weltruf begründet haben führtz,
Krone einen bedeutenden Tierpark mit ſich, wohl den größten Zoologi”
ſchen Garten, der ſich auf Reiſen befindet. Krone bietet damit unſerern
Stadt und Umgebung eine beſondere Sehenswürdigkeit, denn Kromesz
Tierpark, der unter Leitung des bekannten deutſchen Zoologen Dr=
Knottnerus=Meher, dem fniheren Divektor des Zoologiſchen Gartensz
in Nom, ſteht, beſitzt Seltenheiten von immenſem Wert, wie nur wenige
Zoologiſche Gärten europäiſcher Weliſtädte. Hier weuden beſonders die
See=Elefanten genannt, antarktiſche Ungetüme von ungeheurer Größs=
und gewaltiger Geſtalt. Die echten großen Ameiſenhären. Die ſehr ſelt
tenen Grevyzebras uſw. Neben einer 24köpfigen Elefantenherde zählt.
der zoologiſche Park von Krone über 45 Tiger (Bengal= und Sirier)0.
die größte Tigerſammlung der Eude; über 40 Löwen und eine großee
Anzahl Jaguare, Panther, Pumas, Wüſtenluchſe, Wölfe, Schnakale, 300
Eis= und Polarbären, Braunbären, Herden von Kamelen, Dromedars
und viele Hundert Tiere mehr aller Arten und Gattungen aus allemn
fünf Erdteilen. Der „Krone=Zoo” iſt für alt und jung eine Anſchauungs=s
lehre von überraſchendem Eindruck. Er wird, was Groß= und Rauß=*
tiere betrifft, in der ganzen Welt von keinem Unternehmen oder vom
einem Zoologiſchen Garten erreicht. Zirkus Krone bleibt nur ganz
wenige Tage. Krone bringt außerdem eine ſechsfache Völkerſchau,
dar=
unter befinden ſich echte Irokeſen=Indianer aus den
norſ=
amerikaniſchen Reſervationsgebieten. Die Rothäute befinden ſich in Be=”
gleitung von Cowboys und Cowgirls. Es kommen mongoliſche Steb=”
penreiter, Tſcherkeſſen, afrikaniſche und weſtindiſche Negerſtämme,
Ja=
paner, Chineſen, Rifkabylen. Ueber die Organiſation und die ganzeu
Zeltſtadt des größten Zirkus Europas werden wir noch ſpäter ausführ=”
licher berichten.
— Die Frankaturgültigkeit der zur Zeit im Umlauf befindlichenn
Wohlfahrtsbriefmarken endigt am 30. Juni 1927.
— Stadtbücherei (Pädagogſtraße 1). Es wird nochmals darauf auf=”
merkſam gemacht, daß alle aus der Stadtküicherei entliehenen Büchern
wegen Reviſion zurückgeliefert werden müſſen. Die Entleiher ſind
ver=
pflichtet, die Bücher ſpäteſtens an dem Fälligkeitstermin zurückzugeben!
— Wochenmarkt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tages=,
preiſe vom 25. Juni (pro Pfund bzw. Stück in Pfg.): Spargeln I.,
Sorte 60—80, 2. Sorte 30—40, Kohlrabi 7—8, Karotten 6—7, Rotzä
Rüben 8—10, Römiſchkohl 15, Wirſing 20—25, Buſchbohnen 50—60,)
Wachsbohnen 60, Erbſen 22—25, Zwiebeln 15—20, Knoblauch 80, Rhasu
barber 18—20, Tomaten 50—70, Gärtner=Kopfſalat 8—10, Freiland==
Kopfſalat 8—10 Salatgurken 50—100, Blumenkohl ausländ 50—100,/
Rettich 10—15, Meerrettich 70, Radieschen 6—10, Frühkartoffeln 18—B,)
Spätkartoffeln 10. Mäuschen 15, Erdbeeren 45—60, Aprikoſen 70-9.)
Kirſchen 35—50, Johannisbeeren 25—30, Heidelbeeren 45—50, Bananenu
56—70, Apfelſinen 10—20, Zitronen 5—10, Süßrahmbutter 200, Land= 170—180 Weichkäſe 30—35, Handkäſe 4—15, Friſche Eier 11—13
Hühner 120—180, Tauben 80—10), Friſches Rindfleiſch 80—110, Kalbe
fleiſch 120, Hammelfleiſch 80, Schweinefleiſch 90—130, Dörrfleiſch 19.1
Schinken 200, Wurſt 70—140, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen, 100.
Kunſinotizen.
Ueber Wertie, Künſtiler oder künfleriſche Veranftaltungen, deren im Nachſiehenden Grwchwutz /
geſchieht, behäit ſich die Redalſoen ihr Urtell vor
* Palaſt=Lichtſpiele: „Mata Hari (die rote Tänzerih),
eine Senſation — verführeriſch ſchon durch Nackttänze und Leibespracht!
eines herrlichen Frauenkörpers. Magda Sonja, die Trägerin der Titl.
rolle, mit ihrer blendend ſchönen Erſcheinung, hinreißend in hingeben
der Weichheit wie dramatiſcher Schärfe; ihr Mienenſpiel, das alle Wal /
lungen des Gemütes, Liebe, Furcht, Angſt, Verzweiflung. Ergebung mi
kaum zu überbietender Realiſtik wiedergibt, nehmen den Zuſchauer völlgt 1
gefangen. — Im Beiprogramm ſehen wir Fred Thomſon, den
amerüg=
niſchen Piel, mit ſeinem Windroßpferd „Silberkönig” in dem amerilte
niſchen Senſationsfilm „Der Poſträuber”,
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Rotizen ſind andſchliehlich als Hinwelſe auf Anzeigen m beireck”
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kril.
. Im Hotel Prinz Heinrich am alten Bahnhof fiüdt
heute Sonntag abend Familien=Konzert ſtatt. Der Beſuch
wih=
ganz beſonders empfohlen.
Tageskalender für Sonntag, den 26. Juni 1927.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhn”
„Die verkaufte Braut”. — Kleines Haus, abends 8 Uhr: 974
Roſe von Stambul”. — Orpheum, nachm. 4 Uhr: Voiks= undd
Jugendvorſtellung; abends 8 Uhr: Teatro dei Piccoli. —
Kof=
zerte: Schloß=Café; Hotel=Reſtaurant Schmitz; Hauptbahnhoſs)
Reſtaurant; Café=Reſtaurant Waldſchlößchen: Hotel Prinz Heintichn”
Bismarck=Eck: Frankfurter Hof; Neues Schießhaus; Orangeriegarnteln”
Bockshaut; Café=Reſtaurant Waldesruhe; Zentral=Hotel; Wirtſchaftf
und Metzgerei Franz Buttler; Neſtaurant Rummelbräu; Hotel Kron/;
Auerbach. — Arbeiter=Nadfahrerverein „
Fortung=
nachm. 4 Uhr: Feier des 15jährigen Stiftungsfeſtes. —
Sänger=
bund Griesheim b. D.: 40jähriges Vereins=Jubiläum,
ver=
bunden mit großem Gefangswettſtreit, Beginn vorm. ½9 Uhr. —
Darmſtädter Fechtklub: Ausflug nach Auerbach — Unions
Theater, abends 11 Uhr, Nachtvorſtellung: „Menſchwerdung” —
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Liche=4
ſpiele. — Theater=Varieté=Sagl Perkeo, Alexander4:
ſtraße 12, abends 8 Uhr: Heitere Burlesken. — Landesmuſeung
von 10—19 Uhr, Ausſtellung: Alte Kunſt. — Mathildenhöhe,
von 10—19 Uhr, Ausſtellung: Neue Kunſt. —
Gartenbauber=
ein Darmſtadt: Ausflug nach Würzburg und Veitshöchheim. —
Vereinigung ehem. Real= u. Oberrealſchüler: Fiel
milienausflug, Abfahrt Oſtbahnhof 15 Uhr oder Abmarſch Böllenfal=!
tor ½12 Uhr.
Verſteigerungskalender für Montag, den 27. Juni 1927.
Im Rathausſaal Pfungſtadt, nachm. 2 Uhr: Heugrasvet*
ſteigerung. — Thomashütte Meſſel, vorm. 9 Uhr: He1s
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i g=eſchäft. Zuſchr.
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* Wolfskehlen, 25. Juni. Unfälle. An dem Bahnübergang
Wolfskehlen—Godelau wurde ein Gewerbeſchüler aus Leeheim von einem
Laſtauto erfaßt und ſo ſchwer verletzt, daß er in ein Darmſtädter
Kran=
kenhaus überführt werden mußte. Außerdem ſtürzte kurz vor dem
Bahnübergang Wolfskehlen—Dornheim in einer Kurve ein
Perſonen=
quto, das ein Laſtauto überholen wollte, plötzlich um. Das Fahrzeug
wurde ſehr ſtark beſchädigt. Die Inſaſſen kamen mit leichten
Verletzun=
gen davon.
* Griesheim, 25. Juni. In der Zeit vom 27. Juni bis 2. Juli
fin=
den auf dem hieſigen Truppenübungsplatz täglich vormittags von 5 bis
12 Uhr Scharfſchießübungen ſtatt. — Im Alter von 58 Jahren iſt
vorgeſtern Herr Apotheker Dr. Sturm von hier in einem Sanatorium
zu Frankfurt am Main, wo er durch eine Operation Heilung von einem
inneren Leiden zu finden hoffte, geſtorben. Herr Dr. Sturm, der die
hieſige Apotheke im Jahre 1906 übernommen hat, nahm in den zwei
Dezenien ſeines Hierſeins an allen auf die geſellſchaftliche, geiſtige und
umterielle Hebung unſeres Gemeinweſens gerichteten Beſtrebungen
leb=
haften Anteil und lieh ihnen gern ſeine Unterſtützung. Sein plötzliches
Ableben wird daher auch von allen, die ihm im Leben nahe ſtanden,
aufrichtig betrauert.
* Griesheim, 25. Juni. Gemeinderatsbericht. Die
Liefe=
rung und der Einbau der Waſſermeſſer wurde der Firma Lux’ſche
In=
duſtriewerke A.=G. in Ludwigshafen zum Angebotspreis übertragen.
Es koſtet demnach ein 3=Kubikmeter=Meſſer 21. Mk., ein 5=Kubitmeter=
Meſſer 22,90 Mk., ein 7=Kubikmeter=Meſſer 28.50 Mk., eim 10=Kubikmeter=
Meſſer 36 Mk. Auf die genannte Firma ſoll dahin eingewirkt werden,
daß zum Einbau der Waſſermeſſer hieſige Handwerker herangezogen
werden. Mit der Lieferung der Meſſer iſt ſofort zu beginnen, und iſt
dieſelbe derart zu betreiben, daß die Endlieferung bis ſpäteſtens 30.
Sep=
tember ds. J8. bewirkt iſt. Das Kulturbauamt Darmſtadt iſt mit der
Leitung über den Waſſermeſſereinbau zu betrauen. Zur Erweiterung
der Waſſerleitung durch den Flecksweg, das Pfützengäßchen und die
Verlängerung der Kirchgaſſe wurde Zuſtimmung erteilt. Zur Deckung
des Fehlbetrages des 1927er Voranſchlags wurden folgende
Steuer=
ausſchlagsſätze beſchloſſen: für Gebäude und Bauplätze auf je 100 Mk.
Steuerwert 36 Pf., für land= und fortſtwirtſchaftlich genutzte Grundſtücke
auf je 100 Mk. Steuerwert 74 Pf., für gewerbliches Anlage= und
Be=
triebskapital auf je 100 Mk. Steuerwert 80 Pf., vom ſtaatlichen
Gewerbe=
ertmgsſteuerſoll auf je 1 Mark 95 Pf. Sondergebäudeſteuer von 1 Mk.
ſtaatliches Sondergebäudeſteuerſoll 34,33 Prozent. Die Bürgermeiſterei
bzw. der Gemeindebauinſpektor wurden mit dem Ankauf eines
Eiſen=
bahnwagens, der als Notwohnung dienen ſoll, beauftragt. Die Namen
der Feldfrevler ſollen für die Folge öffentlich bekannt gemacht werden.
Die Mittel für die Geſtellung einer Muſikkapelle für den
Landes=
jugendtag und für Verabreichung von Brötchen an die Schulkinder
wurden auf die Gemeindekaſſe übernommen.
* Eberſtadt, 25. Juni. Radfahrerfeſt. Der Radfahrerverein
„Friſch auf” Eberſtadt hält am 9., 10. und 11. Juli ſein 25jähriges
Jubiläumsfeſt ab. Das Feſtprogramm ſieht am Samstag abend einen
Kommers vor, bei dem bereits auswärtige Radfahrervereine mitwirken.
U. a. wird auch der Bundesmeiſter Scharf aus Zürndorf bei Nürnberg
auftreten. Am Feſtſonntag ſind Straßenwettfahrkämpfe vorgeſehen.
Ferner ſoll ein Reigen=Wertungsfahren ſtattfinden. Die Feſtrede hält
Gauleiter Göbel aus Rüſſelsheim. An dem Feſtzug werden ſich 65
Gruppen beteiligen, darunter viele Radfahrervereine aus der näheren
Umgebumg Darmſtadts, z. B. aus Groß=Zimmern, Goddelau, Nieder=
und Ober=Ramſtadt, Heppenheim Arheilgen, Griesheim, Zwingenberg,
Stockſtadt Pfungſtadt, Erzhauſen, Dieburg, Bickenbach, Bensheim,
Weiterſtadt, Meſſel und Traiſa. Den Feſtvorſitz führt Gemeinderat
Leonhard Gärtner.
* Pfungſtadt, 25. Juni. Gemeindeumlagen. Auf Grund
de8 Voranſchlages für das Mechnungsjahr 1927 ſind in Umlagen 119000
Mark aufzubringen. Die Umlagen wurden wie folgt feſtgeſetzt: Von
Gemeinde= und Bauuplätzen 19 Pfg. (im Vorjahre 20 Pfg., von land= und
forſtwirtſchaftlich genutztem Grundbeſitz 41 Pfg. (42), die Beſteuerung
von land= und forſtwirtſchaftlichem Anlage= und Betriebskapital, muß
für 1927 unterbleiben, vom gewerblichen Anlage= und Betriebskapital
29 Pfg. (30), vom ſtaatlichen Gewerbeertragsſteuerſoll 56 Pfg. (ſtatt
75 Pfg.) und ſchließlich vom Sondergebäudeſteuerſoll 34,33 Pfg. (50).
* Nieder=Ramſtadt, B. Juni. Dringliche
Gemeinderats=
ſitzung vom 23. Juni. Die ergangene Entſcheidung des Miniſteriums
des Innern, die das durch den Gemeinderat veranlaßte und durch die
Baubehörde ausgeſprochene Bauverbot hinſichtlich des Umbaues Schneider,
Kirchſtraße, aufhebt, war Gegenſtand der Einberufung einer dringlichen
Gemeinderatsſitzung. In erſter Linie wurde beanſtandet, daß die
Orts=
verwaltung bis heute noch nicht von der ergangenen Entſcheidung in
Kenntnis geſetzt iſt, während der Bauherr ſelbſt dieſe bereits in Händen
hat. Es wurde weiter feſtgeſtellt, daß die Entſcheidung des Miniſteriums
des Innern eine Brüskierung des Gemeinderats bedeutet, die eine
energiſche Stellungnahme fordert. Der Gemeinderat erhebt einſtimmig
Proteſt gegen die ergangene Miniſterialentſcheidung und lehnt die
Ver=
antwortung für die Folgerungen, die aus der Entſcheidung zweifellos
gezogen werden, ab. Mit dieſer Entſcheidung hat das Miniſterium
einen Konſequenzfall geſchaffen, auf den ſich viele Einwohner mit Recht
berufen werden. Heute ſchon ſagt ſich der Gemeinderat, daß er jetzt
nicht mehr in der Lage iſt zu verlangen, daß die Baufluchtlinie
ein=
gehalten wird. Daß jetzt die Kirchſtraße, in der bereits mehrere
Bau=
herrn auf die beſtehende Baufluchtlinie zurück mußten, für abſehbare
Zeit kein einheitliches Straßenbild zeigt, daß das durch die
Zurück=
verlegung der Bauflucht zu erſtrebende Ziel, die Straßenverbreiterung,
die in Anbetracht des ſtarken Verkehrs auf dieſer Straße unbedingt
notwendig wäre, nicht erreicht werden kann, iſt auf das Schuldkonto
des Mimſteriums des Imern zu ſetzen. Der Gemeinderat iſt nicht
ge=
willt, die ergangene Miniſterialentſcheidung ohne weiteres anzuerkennen.
In einem von allen Gemeinderatsmitgliedern unterzeichneten
Proteſt=
ſchriftſatz, den eine eigens dazu beſtimmte Deputation an berufener
Stelle zu überreichen hat, fordert er Anerkennung ſeines ſ. Zt. gefaßten
Beſchluſſes. Gelingt dies nicht, dann braucht ſich der Gemeinderat ſpäter
keine Vorwürfe zu machen, daß er ſeine Schuldigkeit nicht getan hätte,
und er ſteht wenigſtens ſeiner Wählerſchaft gegenüber gerechtfertigt da.
* Ober=Ramſtadt 25. Juni. Jugendtag. Der diesjährige
Jugend=
tag wurde wie üblich auf dem an der Ludwigseiche gelegenen Platze
ab=
gehalten. Um 2 Uhr nachmittags bewegte ſich der ſtattliche Zug der
zirka 600 Kinder unter Führung der Lehrkräfte nach dem Spieldlatze.
Helle Freude leuchtete aus den Augen der Kinder, die recht ſangesluſtig
waren. Eingeleitet wurde die Feier durch den gefälligen Chor „Gott
iſt mein Lied”. In der darauf folgenden Anſppache wies Herr Rektor
Lehr kurz auf die Bedeutg des Jugendtages hin, eines Tages, der als
Freudentag im Leben der Schüler noch in reiferen Jahren ein
freund=
liches Gedenken an die ſorgloſe Jugend evwechen ſoll. Neigen und Lieder
folgten darauf in buntem Wechſel und für die Kleinen wurde das
Märchenſpiel „Schneewittchen” als Extragabe von der Klaſſe 1b
aufge=
führt. Die Aufführung zeugte von einer zielbewußten Spielleitüng.
Necht anſprechend waren auch die turneriſchen Vorführungen der
Klaſſe 1a. Anmutend ſpielten auch die unteven Klaſſen, die
Schulrekru=
ten und die Kinder der folgenden Jahre; alle wollten zeigen, was ſie
gelernt. Welche Mühe das alles verurſacht, kann nur der ermeſſen, der
das Leben der Kleinen beachtet.
r. Babenhaufen, 25. Juni. Der Johannistag war unſer
Jugend=
tag. Die Volksſchule zog mit allen Klaſſen, die Mädchen mit
Blumen=
kränzen im Haar geſchwückt, hinaus zum Exerzierplatz. Nach frohem
Spiel und dem Empfang der von der Gemeinde wie üblich geſtifteten
Brezeln zogen die Kinder wieder under Führung ihrer Lehrer
heim=
wärts. Die Höhere Bürgerſchule wanderte zur alten, verfallenen
Pa=
viermühle zwiſchen Harreshauſen und Stochſtadt a. M., wo ſie auf dem
föylliſch gelegenen Platze Schlagballſpiele und andere Spiele
veran=
ſtaltete. — Der Firma A. B. Brückner wurde vom
Reichspatent=
amt Berlin zu ihrem ſchon patentierten Kartoffelerntepflug noch ein
Zuſatzpatent verliehen.
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* Aus der Herrſchaft Breuberg, 24. Juni. Die Heernte iſt noch in
vollem Gange, dürfte aber bei einigermaßen günſtiger Witterung bald
zu Ende ſein. Die erſten Heidelbeeren reifen und das Pflücken begimnt.
Doch iſt der Behang ſpärlich und verſpricht heuer keine große Ernte, da
die erſte Blut erfroren iſt. Die Händler zahlen 25 Pf. für das Pfund.
* Lützelwiebelsbach, 25. Juli. Heute vormittag hielten die Schulen
von Breitenbrunn, Haingrund, Rimhorn und hier ihr Jugendfeſt auf
dem Sportplatz bei dem ſogenannten Dienem. Mit fröhlichem Geſang
trafen die einzelnen Schulgruppen auf dem waldumrahmten Spielplatze
ein. Die Kinder, mit Kränzen, Sträußen und Fahnen — ein
farben=
prächtiges Bild! Bald tummelten ſich die Bubem unter Leitung ihrer
Lehrer im Völkevballſpiel. Währenddeſſen ſpielten die Mädchen ihre
Reigen. Alle boten Schönes. Beſonders gefiel ein Reigen: „Maiglöckchen
und die Blümelein”, den Lehrer Wehrauch mit ſeinen Kindern zum
erſten Male aufführte. Nur zu raſch vergingen die ſchönen Morgen=
ſtunden. Solche Veranſtaltungen am Herzen der freien Gottesnatur
werden den Kindern zeitlebens eine glückliche Erinnerung bleiben.
* Rimhorn, 24. Juni. Am Sonntag, den 26. Juni, feiert die
hieſige Freiwillige Feuerwehr das Feſt ihres 30jährigen Beſtohens. Eine
Reihe auswärtiger Feuerwehren ſind dazu eingeladen und haben ihr
Erſcheinen zugeſagt, darunter die von König, Michelſtadt, Erbach,
Babenhauſen, Hanau u. a.
* Michelſtadt, 25. Juni. Vom Stadion. Beſetzung der
Platz=
meiſterſtelle. Der Gemeinderat übertrug die Platzmeiſterſtelle im
Sta=
dion unter fünf Bewerbern dem Guſtav Neff=Michelſtadt im Wege des
Privatdienſtvertrags. — Auf Grund des Höchſtgebotes erhielt Karl
Wüber, der Pächter des Städtiſchen Saalbau, den Zuſchlag als Pächter
des Stadion=Reſtaurants. Die Pachtſumme errechnet ſich aus dem
Um=
ſatz. — Um bei etwaigen Unglücksfällen über eine raſche Verbindung
verfügen zu können, beſchloß der Gemeinderat, das Stadion mit einem
Haupttelephonanſchluß verſehen zu laſſen. —
Mineralölzapf=
ſtellen. Es iſt ſeit längerer Zeit unliebſam aufgefallen, daß in den
Straßen der Stadt an einigen Plätzen Minerglölzapfſtellen auf
Straßen=
gelände ſtehen. Der Gemeinderat beſchloß in Anlehnung an eine
Ver=
ordnung des Provinzialausſchuſſes daß zukünftig der Anbau von
Mineralölzapfſtellen im Straßengelände grundſätzlich nicht mehr geſtattet
wird. — Wohnungsneubauten. Wie Bürgermeiſter Nitzel in
der letzten Sitzung des Gemeinderats mitteilen konnte, hat der Staat
den Antrag der Stadt nicht angenommen, wonach ſich die Stadt im
Hin=
blick auf die große Wohnungsnot, die imsbeſondere bei den
Staatsbeam=
ten herrſcht, bereit erklärte, in dieſem Jahre ein Staatsbeamtenhaus
auf eigene Koſten zu errichten, wenn das Finanzminiſterium zuſichere,
daß der Bau im nächſten Jahre von dem Staate übernommen würde.
Nach der Ablehnung dieſes Vorſchlages bemühte ſich der Bürgermeiſter
um eine andere Löſung und es iſt erfreulich, zu hören, daß es gelungen
iſt, für Michelſtadt ein zweites Staatsbeamtenhaus zu ſichern, das noch
in dieſem Jahre erbaut wird.
t. Schöllenbach, 25. Juni. Jugendfeſt. Der nahe Krähberg iſt
ſchon ſeit Einführung des Jugendfeſtes der Treffpunkt einer Anzahl
Schulen der Umgegend. So fanden ſich auch geſtern dort ein die Schulen
von Heſſelbach, Kailbach, Schöllenbach, Unter=Sensbach und 3 Klaſſen
von Beerfelden. Auf freier Bergeshöhe, im Schatten hoher Bäume iſt
hier ein geeigneter Tummelplatz für die ſpielfrohe Jugend. Einzelne
Klaſſen hatten ihre Brezeln mitgebracht, andere rangen im flinken
Wettlauf um kleine Gabem zum Schulgebrauch, Knaben ſpielten Hand=
und Fußball und nahmen ihre Brezeln in Empfang nach der Heimbehr.
So verlief auch der diesjährige Jugendtag bei gutem Wetter in
erfreu=
licher Art.
* Waldmichelbach, B3. Jui. Ausſichten für die
Heidel=
beerernte. Gegen Ende Juni beginnt gewöhnlich die
Heidelbeer=
ernte. Der Ausfall der Ernte iſt dieſes Jahr verſchieden. An günſtigen
Standorten iſt der Ertrag zufriedenſtellend, während wieder an anderen
Stellen der Fruchtanſatz ein ſpärlicher iſt. Im allgemeinen ſteht feſt,
daß die diesjährige Ernte hinter der vorigjährigen zurückbleibt. Wie
man hört, ſollen die Händler pro Pfund 30 Pfg. zahlen. —
Wer=
tungsſingen. Am Sonntag, den 26. ds. Mts., findet dahier das
diesjährige Wertungsſingen der Kirchenchöre der Dekanade Bensheim
und Heppenheim ſtatt. Nach dem Wertungsſingen in der Kirche findet
nachmittags ein Feſtzug mit anſchließendem Volksfeſt ſtatt.
* Aus dem Ried, 24. Juni. Verſchiedenes. Begünſtigt durch
die einigermaßen annehmbaren Tage der zweiten Junihälfte ſchreiten
die Feldarbeiten allgemein rüſtig vovwärts. Der Stand der Feldfrüchte
iſt, begünſtigt durch abwechſelnden Regen und Sonnenſchein, auch in
die=
ſem Jahre durchſchnittlich ſehr zufriedenſtellend. Kartoffeln und ſonſtige
Hackfrüchte laſſen nichts zu wünſchen übrig; ſtehen erſtere teilweiſe doch
ſchon in ſchönſter Blüte. Das Getreide, wie Korn und Gerſte, hat in
dieſem Jahre zurzeit nicht beſonders unter Gewittern gelitten,
ausge=
nommen einige kleine Hagelſchauer, die aber durchſchnittlich keinen
weſent=
lichen Schaden anrichteten. Höchſtens der Hafer hat durch den vielen
kalten Frühjahrsregen gelitten. Der Gurkenbau, der hauptſächlich in
der Gemarkung Biblis auf hoher Stufe ſteht, hat ſich nach dem guten
Ertrage des Vorjahres allmählich faſt in allen Gemarkungen des Nieds
eingebürgert. Die Bebauung und Pflege der Gurkenäcker erfordert im
allgemeinen viel mehr Arbeit als die anderen Feldfrüchte; dafür iſt aber
auch der Ertrag erheblich beſſer, und iſt dem Landmann das lange
er=
ſehnte Einkommen, auf das ſchon im Frühjahre die „Pumpe” in
Be=
wegung geſetzt wurde. Eine günſtige Gurkenernte iſt hauptſächlich für
Handel und Wandel der einzelnen Gemarkungen von großem Einfluß.
Als Beiſpiel diene ebenfalls wieder die Gemarkung Biblis, wo zur Zeit
der Gurkenernte reger Handelsbetrieb herrſcht, was natürlich auch den
hieſigen Geſchäftsleuten ſehr erträglich iſt. Auch die Hülſenfrüchte laſſen
nichts zu wünſchen übrig; die erſten Erbſen wurden ſchon vor einigen
Tagen eingeheimſt. Die Heuernte iſt bereits in vollem Gange. Schon in
aller Frühe ziehen die Mäher hinaus und haben, bis mancher
Sieben=
ſchläfer nur erwacht, bereits etliche Morgen liegen. Bis ſpät in die
Nacht raſſeln ſchwer beladene Heuwagen durch die Straßen. Die
Heu=
ernte iſt dieſes Jahr im Verhältnis zum vorigen Jahr etwas ſchlechter
doch bezieht ſich dies hauptſächlich auf tiefliegende Wieſenkomplexe, die,
würde die geſamte Riedentwäſſerung nicht ſo vorzüglich arbeiten, dieſes
Jahr total verloren wären. Hier zeigen ſich nun die Früchte langer,
mühſeliger Arbeit, wie ſie das geſamte Niedentwäſſerungsſyſtem
erfor=
derte, und ſind nun hoffentlich auch die dem Unternehmen ſkeptiſch
Gegenüberſtehenden endgültig überzeugt. — Die Bautätigkeit ſchreitet.
zur Freude der Backſteinbrenner, die in verſchiedenen Niedgegenden,
hauptſächlich am Altrhein bei Stockſtadt, ihre Brennereien haben, rüſtig
vorwärts. Allenthalben entſtehen neue Wohnhäuſer und ſonſtige
Bau=
ten, und wird ſo der mißlichen Wohnungsnot allmählich Abhilfe
ge=
ſchaffen. In Biblis hat ſich ein, wenn auch kleines, Häuflein Bauluſtiger
zuſammengeſchloſſen und eine Baugenoſſenſchaft gegründet. Ihren
raſt=
loſen Bemühungen iſt es gelungen, bereits einige Doppelhäuſer fertig zu
ſtellen, die ſchon bewohnt ſind, während weitere Bauten in Angriff
ne=
nommen ſind.
* Gernsheim, 25. Juni. Waſſerſtand in Gernsheim am
25. Juni: 1,85 Zentimeter.
r. Rüſſelsheim, 24. Juni. Nach einen geringem Wortwechſel ſtach
ein Arbeiter in den Opelwerken ſeinen Kollegen mit der Spitze einer
Feile in den Oberarm. Der Verletzte mußte ſich ſofort in ärztliche
Be=
handlung bgeben.
* Groß=Gerau, 25. Juni. Verſetzung. Regierungsrat Dr. Koch
iſt mit Wirkung vom 1. Juli ab an das Arbeitsgericht nach Mainz ver=
* Dieburg, 25. Juni. Beerdigung. Die große Beteiligung bei
der Beerdigung des verſtorbenen Lehrers Johannes Götz war ein neuer
Beweis für die große Wertſchätzung, der ſich der Verſtorbene erfreuen
konnte. Die kirchlichen Funktionen wurden von dem Dekan Gbersmann
vorgenommen. Im Namen der Gemeinde ſprach Bürgermeiſter Wick,
im Namem des Bezirkslehrewereins Lehrer Wiedekind. Auch die
Ge=
meinde Heubach, in der der Verſtorbene N Jahre gewirkt hatte, ließ
einen Kranz niederlegen.
ſetzt worden. Im Zuſammenhang damit hat Dr. Koch auch den Vorſitz
im Kreisobſtbauverein Groß=Gerau niedergelegt.
r. Guſtavsburg, 24. Juni. Das Bezirksfchöffengericht
Darmſtadt tagte hier. Ein hieſiger Privatmann, der infolge einer
Krank=
heit ſeit Jahren das Bett hüten muß, hatte ſich Radio zugelegt. Des
öfteren kamen auch kleine Mädchen zu ihm als Zuhöver und es ſtellte
ſich heraus, daß er ſich gegen die Kleinen unſittlich benommen haben ſoll,
was ihm in zwei Fällen nachgewieſen wurde. Da der Zuſtand des
Kranken den Transport nach dem zuſtändigen, Bezirksſchöffengericht
Darmſtadt nicht zugab, tagte das Gericht hier. Das Gericht verurteilte
ihn zu 6 Monaten und 1 Woche Gefängnis mit dem Hinweis, das
Urteil eventuell durch den Gnadenweg m eine Geldſtrafe umzuwandeln.
r. Biſchofsheim, 24. Juni. Unfall. Durch den ſehr ſchlechten
Zu=
ſtand der Chauſſee kam nächſt dem Schönauer Hof ein Motorradfahrer,
der noch einen Beifahrer bei ſich hatte, zu Fall und zog ſich mehrere
Ver=
letzungen im Geſicht und an den Händen zu. Der Beifahrer kam mit
dem Schrecken davon.
* Offenbach, 24. Juni. Die evangeliſche Geſamtgemeinde feierte am
Sonntag den Evangeliſchen Bundesſonntag. Am
Vor=
mittag wurde in allen Gotteshäuſern, jedoch nicht von den
Gemeinde=
pfarrern, über den Evangeliſchen Bund, ſein Werk und ſeine Aufgabe
gepredigt. Für die Stadtkinhe war Pfarrer Rohrbach aus Frankfurt
gewonnen. Der Zweigverein des Bundes veranſtaltete dann am
Nach=
mittag im „Alten Schießhaus” eine beſondere Feſtfeier. Pfarrer Berck
aus Roßdorf klärte an der Hand des bayeriſchen Konkordats die
Feſt=
teilnehmer über den Inhalt und die Folgen eines ſolchen
Staatsver=
trages mit der römiſchen Kirche auf. Der Kampf um die Macht aus
dem elſten Jahrhundert zwiſchen Kaiſer und Papſt werde heute zwiſchen
den deutſchen Staaten und römiſch=katholiſcher Kirche ausgetragen. Der
deutſche Proteſtantismus müſſe einem ſolchen Konkordate den ſchärfſten
Feſtes beſtrit der Kirchenchor der Luthergemeinde Südoſt. — W.
geſtern konnte der hieſige Bayernverein „Bavaria” auf ein 50jähriſg
Beſtehen zurückblicken. In den Nachmittagsſtunden bewegte ſich
ſtattlicher Feſtzug durch die Stadt. Vieles, was an die Baheriſch,
Alten, den Stolz der Bahern, erinnert, war darin zu ſehen
Unterführngen der Bebraer Bahn ermöglichten es, daß den Feſtt
auch den ſüdlichen Stadtteil berühren konnte. Um die Mittagsſtrnd
führten waſchechte Bayern auf dem Wilhelmsplatze bayeriſche
Vollstäch=
auf, darunter auch Schuhplattler, was zahlreiche Nengierige und Schmu
luſtige angelockt hatte. — Die Feier der Sommerſonnenwenn
bürgert ſich auch hier immer mehr ein. Im Süden der Stadt in
Nähe der „Noſenhöhe”, hatte am Samstag die evangeliſche Gemern
die ſchulentlaſſene Jugend zu einer Sonnenwendfeier verſammelt.
außerordentlich ſtark beſucht war. Der Rückmarſch konnte erſt .
Mitternacht erfolgen. Im Norden der Stadt, auf der Fechenheine
Mainſeite, feierte die Rudergeſellſchaft „Undine‟. Ihr Boots= un
Vereinshaus war nicht nur innen feſtlich beleuchtet. Das Sonnenwes
feuer leuchtete gegen 11 Uhr weithin, und die beleuchteten Boote
auf dem Fluſſe angefahren waren, erhöhten durch ihr Spiegelbild
Waſſer die Wirkung der Beleuchtung. Die Straßenbrücke nach Fech,
heim wurde gegen Ende der Beleuchtung ebenfalls farbig beleuchtet.
rot, dann grün. Das Schauſpiel hatte eine rieſige Menſchenmenge
gelockt, die geduldig bis zum Ende auf der Mainbrücke, dem Hräu
waſſerdamm und dem Offenbacher Mainufer ausharrte. Mannſchafi
einer Lebensrettungsgeſellſchaft waren aufgeboten, damit bei dieeg
Gelegenheit niemand den naſſen Tod finden ſollte.
* Obertshauſen (Kreis Offenbach), 25. Juni. Das einzige
Natu=
ſchutzgebiet unſeres Heſſenlandes, der „Hengſter” in der Nähe um
ves Dorfes, wird jetzt wieder von Naturfreunden und Liebhabern 70
tener Pflanzen gem aufgeſucht. Erſt neulich ſah man als 88
ſucher Naturkundevereine aus Darmſtadt und Umgebung und Offenbch
und auch Studenten des Pädagogiſchen Inſtituts der Frankfurter Hou
ſchule unter Führung des Profeſſors Dr. Kemmerzell hier. Eine 99.
teilung davon ſtieß auch auf einen Fund, den mam allerdings aun
außerhalb eines Sumpfgebiets machen kann, nämlich auf ein noch
jugendliches Rehchen, daß ihm die Fähigkeit des Laufens noch abging um
die Finder das ſchön gezeichnete Tierchen in aller Ruhe betrachten konn
ten. Wenige Schitte weiter ſtieß man auf die beſorgte Mutter
mit raſchen Sprüngen das Weite ſuchte. Leider gehen manche Lemo
die Pflanzen nicht der Wiſſenſchaft halber ſammeln, immer noch
ſoi=
verſtändnislos, rückſichtslos und vernichtend gegen Seltenheiten in de
Pflanzenwelt vor. So fand man in der Nähe des Schutzgebietes eimm
Blumenliebhaber, der einen ganzen Strauß prächtiger Arnica
Wog=
verleih), allerdings auf den angrenzenden Wieſen, micht im Sumio
gebiet, geſammelt haben wollte. Jeder Naturfreund ſollte aber dam
beitragen, daß dieſe und Blutauge, die Heideglocke, die Moosbeere, Bi
Sonnentau und die verſchiedenen Orchideen auch künftigen Geſchlechtesn
zur Belehrung und Freude in unſerer Gegend erhalten bleiben. Es
auch noch zu wenig bekannt, daß man das Schutzgebiet nur mit Erla=w
niskarte betveten darf, die der Verein für Naturkunde nur demjeniam
erteilt, der im Hengſter ſein Wiſſen bereichern will. Ein nachhaltig
Schutz des Gebietes und ſeine ſorgfältige Pflege wird ſich jedoch en
dann durchführen laſſen, wenn der Grund und Boden, der als Schuy
gebiet in Frage kommt, ſämtlich in den Beſitz des Staates übergeganan
iſt. Es werden dann auch die Maßnahmen getroffen werden könnmn, 41
das Verſchwinden mancher Seltenheiten, das durch die Trockenlegury
eingeleitet war, verhindern ſollen.
Rheinheſſen.
* Worms, 24. Jmi. Selbſtmordverſuch. Ein angeſehenn
Kaufmann im Alter von ca. 60 Jahren verübte einen Selbſtmordverſued
indem er ſich auf dem Hochheimer Friedhof mehrere, Schüff
in den Kopf und in den Leib beibrachte. Er wurde dort aug
gefunden und ins Städtiſche Krankenhaus Worms überführt, wo er mu
ſchwer darniederliegt, jedoch iſt ſein Zuſtand nicht hoffnungslos. Mich
liche Vermögensverhältniſſe und Verarmung durch die Inflation wgs,
den Unglücklichen zu der Tar getrieben haben. — Vermißt. A0
Fronleichnamstag hat ſich der hier Begardiſtraße B3 wohnhafte Lehrgn
Heinrich Günther aus ſeiner Wohnung entfernt, um mit ſeinem Klezpy
boot auf dem Rhein zu fahren. Um die Mittagszeit fand ma ho
Biblis das dem Günther gehörige Boot, weshalb vermutet wird, hch
Günther den Tod im Rhein gefunden hat. Gümnther iſt im 30.
Lebns=
jahre. Er ſoll in letzter Zeit einen verſtörten Eindruck gemacht habem
ſo daß Selbſtmord nicht ausgeſchloſſen iſt. — Verunglückt. Bem
Kirſchenpflücken verunglückt iſt hier der am 24. Appil 1890 in Guders
heim geborene Georg Hahn 4. Er fiel ſo unglücklich von der Leite, 1c
er alsbald nach der Einlieferung ins Städtiſche Krankenhaus ſtan
M. Bingen a. Rh., 24. Juni. Eine ganz Geriebene. de8
Helene Grebert aus Eltville im Rheingau, eine noch jugendliche Pesſoh,0
die vor einiger Zeit im Rheingau ihr Diebesgewerbe ausübte und dhs
in Geiſenheim gefaßt wurde, aber am nächſten Tage aus dem Polizunn
gewahrſam entfliehen konnte, iſt neuerdings in Rheinheſſen aufgetachlt
und gab in Gau=Algesheim ei Gaſtſpiel. Dort ſtahl ſie 120 Mk., wundch
aber bereits in Gaulsheim ergriffen. Sie ſollte dem Amtsgericht Binus
zugeführt werden; aber wiederum gelang es ihr, zu entkommen.
m. Alzey, 25. Juni. Verſteigerung mit Hinderniſſen
Am vergangenen Mäittwoch ſolltem in einer hieſigen Schuhbeſohlanſtalt dic
ihr von einem Gläubiger gepfändeten ſämtlichen Maſchinen zur
Dei=
ſteigerung gelangen. Als aber der Gerichtsvollzieher und die Steigeren
erſchienen, war Tor und Tür verſchloſſen, die auch von einem herbeig0
rufenen Schloſſer nicht geöffnet werden konnten. Durch Einſteige,
durch ein mit Gewalt geöffnetes Fenſter gelang es dem Schloſſer, 10
Tür von innen zu öffnen. Nun konnte die Verſteigerung erfolgen. 90
geſamte Einrichtung ſteigerte ein hieſiger Schuhmachermeiſter.
Oberheſſen.
* Gießen, 25. Juni. Vor dem großen Schöffengericht hatte ſich 9ed
Kraftfahrer H. Wetzler aus Alsfeld zu verantworten, der im April i
Ober=Ohmen einen Schuljungen namens Karl Euler mit dem Motorra”
überfuhr und ſo ſchwer verletzte, daß in der Klinik hier kurz nach 22/
Einlieferung der Tod eintrat. Es war feſtgeſtellt, daß Wetzler tad
Dunkelheit in raſender Geſchwindigkeit und ohne Licht fuhr, auch lein:
Signale gab. Die Strafe lautete daher auf ein Jahr Gefängnis.
* Butzbach, 24. Juni. Die Wiederherſtellung des mite
alterlichen Marktbrunnens beſchäftigte dieſer Tage eine Bif
gerverſammlung unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters Dr. Janſen. 200
Denkmalpflege für Heſſen, Geheimrat Prof. Dr. Walbe=Darmſtacd
ſprach als Kunſthiſtoriker über die Erneuerung des Brunnens und ſchle”
für das Brunnenbecken Buntſandſtein vor. Er empfahl die Beſichticun
der ſchönen Brunnen zu Büdingen, Michelſtadt, Heppenheim und Guog
Umſtadt. Stadtbaumeiſter Scheerer ſtimmte dem Denkmalpfleger 70
er ſchätzt die Wiederherſtellungskoſten auf 5000 Mark. Ein Teil d‟e
Betrages iſt bereits durch freiwillige Spenden aufgebracht. Durch 12
Nenovierung des Brunnens wird die altertümliche Schönheit unſerls
Städtchens außerordentlich gewinnen.
Grünberg, 24. Juni. Die Wohnungszählung ergab !
Grünberg 383 Wohngebäude mit 558 Wohnungen. Urſprünglich hat
man hier 48 Wohnungsſuchende, von denen noch B8 vorhanden ſind
30 Wohnhäuſer ſind in den letzten Jahren entſtanden bzw. beſinden ſich
roch im Bau, aber trotzdem iſt die Wohnungsnot nicht behoben. Aud
die Stadt wollte ſeinerzeit helfend eingreifen und hatte ſchon für
mel=
rere Wohnbauten Pläge anfertigen und Steine brennen laſſen, muct*
aber durch die pekunjären Verhältniſſe das Vorhaben aufgeben. De
freigewordenen Wohnungen brachten auch keine Entlaſtung, denn
diel=
wurden meiſtens von den Hausbeſitzern beanſprucht. Die rege Bac
tätigkeit hält auch noch einige Jahre an, und die Bauluſtigen tric
meiſtens einer Siedlungsgemeinſchaft bei. Allgemein wird auch voe
der Stadtverwaltung erwartet, daß, wenn ſie auch nicht durch Vchr!
bauten hilft, ſie wenigſtens die Beſchaffung von billigen
Bauplätzen=
möglicht .
* Aus Oberhefſen, 23. Juni. In Schlitz geriet der Fuhrmalle
Schmidt uuter ſein Fuhrwerk, wurde überfahren und ſchwer verletzt.
Ein Streit entſtand zwiſchen den Bewohnern des Gemeindehauſes *
Schlitz, ſo daß die Polizei einſchreiten mußte und den Unrheſtiſter ve
haftete. — In Bad=Nauheim verhaftete die Polizei z.
jugendliche Ausreißer, die aus einem Lehrlingsheim in Dillenbue
durchgebrannt waren. — Die Gederner Bank A.=G. blickt aß
ein günſtiges Geſchäftsjahr zurück. Die Spareinlagen in 1926 betruge=
11 726 Mark, die verausgabten Darlehen 31 863 Mark. Aus der Bülar2
ergibt ſich ein Reingewinn von 3900 Mark. Das Aktienkapital wurc
von 10 000 Mark auf 30 000 Mark erhöht. — Der Gemeinderat,
Grünberg beſchloß die Erhebung einer Gemeindebierſteuer in ho9 7 Prozent.
Kampf anſagen. Ueber das kommende Reichsſchulgeſetz verbreitete ſich (Regeigiäge „Schwapp‟
Pfarrer Hanack aus dem Stadtteil Bürgel. Er forderte, der Staat
müſſe Herr der Schule und beſonders miſſe die heſſiſche
Gemeinſchafts=
ſchule (Simultanſchule) erhalten bleiben. Den geſanglichen Teil des
Zu haben in allen
dann nur
Fliegenfänger2
nehmen.
einſchlägigen Geſchäli.
Rummer 125
Sonntag, den 26 Juni 1927
Seite 9
Gaftein.
Von
Geheime Sanitätsrat Dr. Arthur Hoffmann.
Das Thermalbad Gaſtein nimmt unter den Thermalbädern
ne ganz beſondere Stelle ein, vereinigt es doch mit der
Heil=
yit ſeiner Quellen die großartigen Schönheiten und alle
Vor=
iee des alpinen Hochgebirges, Eigenſchaften, deren ſich kein
ib=eres Wildbad in ähnlicher Weiſe rühmen kann. Im Gaſteiner
kommen zwei Orte als Badeorte in Betracht, zunächſt das
Schluſſe des Tals in der Höhe von 1046 Meter gelegene
dgaſtein und dann das tiefer im Tal in der Höhe von
9 Meter gelegene Hofgaſtein.
Badgaſtein liegt höchſt maleriſch im engen Tale der
ſitteiner Ache an beiden Ufern dieſes in mächtigem Falle
herab=
ſauſenden Waſſers. Luxuriös eingerichtete Rieſenhotels, die, am
bisang gelegen, nach der Talſeite zu bis zu elf Stockwerken hoch
noorragen, wirken überwältigend, und auch der großartige
laffſerfall wird durch die eng zuſammengedrängten Rieſenbauten
ſoicht eingeſchloſſen, daß ſeine Schönheit gar nicht zur vollen
eittung kommen kann. Namentlich durch den alljährlich
wieder=
ulo en Beſuch des alten Kaiſers Wilhelm I. hat Badgaſtein einen
ſei=truf erlangt; bekannt iſt der Ausſpruch des Kaiſers, dem
ſisliches Baden nicht ſympathiſch war: wenn er baden wolle,
he er nach Gaſtein. Auch jetzt iſt Badgaſtein der Sammelplatz
er vornehmen und reichen Welt. Die Zahl der Kurgäſte war
7.Jahre 1926 größer als in allen Vorjahren, ſie betrug 19 648,
r Geſamtbeſuch mit 8079 Paſſanten 27 727.
Wer vor dreißig Jahren Badgaſtein beſuchte, erfreute ſich
nſies weſentlich idölliſcheren und ſchöneren Landſchaftsbildes.
aymials beſtand noch nicht das gegenwärtige erdrückende
Häuſer=
iglomerat. Damals fuhr der k. k. Poſtwagen von Lend aus,
nächſt um die ſtarke Steigung zu überwinden vierſpännig, in
Stunden nach Badgaſtein; jetzt bringt uns die in Schwarzach=
Veit von der Giſela=Staatsbahn abzweigende Tauernbahn
ſeiner Stunde dorthin.
Im weiteren Verlaufe der Ache verbreitert ſich das Tal, und
ſeiner breiteſten Stelle, 177 Meter tiefer als Badgaſtein, liegt
r. Hauptort des Tales, Hofgaſtein, im 16. Jahrhundert,
die dortigen Bergwerke noch reichlich Gold und Silber
zu=
g: förderten, neben Salzburg der reichſte Ort des Salzburger
nu. des.
In Hofgaſtein findet man neben alten Gaſthöfen und großen
lurn Hotels noch alte maleriſche Häuſer, von Klematis oder
iſeren blühenden Schlinggewächſen umrankt, in echt Tiroler
ſamart; das Leben läuft hier ruhiger und gemütlicher ab wie
nnaufregenden, luxuriöſen Treiben des toilettefreudigen
Welt=
iſes Badgaſtein. Die längere Beſonnungsdauer, bedingt durch
ſengrößere Breite des Tales, iſt als nicht unweſentlicher Vorzug
bigaſteins zu bewerten. Beide Orte ſind außer durch die
Eiſen=
hmverbindung durch regelmäßigen Autoverkehr bequem
mitein=
iher verbunden, bei einer Fahrzeit von knapp einer halben
tmnde.
Die Gaſteiner Therme tritt am Fuße des Graukogels
lächſter Nähe von Badgaſtein zutage und ſcheint ihren
Ur=
rurng in einem großen unterirdiſchen Reſervoir zu haben. Es
iſtieren 18 verſchiedene Quellen, von denen als Hauptquelle die
li abethquelle im weſentlichen das zu Kurzwecken verwandte
lafſer liefert. Die heißen Quellen haben beim Austreten eine
eunperatur von 45 bis 47 Grad Celſius, und das
Thermal=
aſt er wird in gegen Abkühlung und Radiumemanationsverluſt
beſonders geſchützten Nohren 1½ Meter tief in der Erde nach
Hofgaſtein geleitet. Das Waſſer wird in die iſolierten
Reſer=
voire geleitet und kommt von da mit einer Temperatur von 44,6
Grad Celſius in die einzelnen (35) Kurhäuſer. Ein Teil des
Thermalwaſſers wird vorher in den Reſervoirs auf 19 Grad
Cel=
ſius abgekühlt und damit die Möglichkeit geboten, durch Miſchung
die richtige Badetemperatur herzuſtellen. In den Badezimmern
ſind entweder einfache, zum Baden in liegender Stellung
die=
nende Wannen oder der Baderaum iſt in den Fußboden
einge=
laſſen, mit Platten ausgekleidet und mit Stufen verſehen, ſo
daß das Bad in ſitzender Stellung genommen wird.
Eigenartig iſt die Einteilung der Badezeit. Da in den
ein=
zelnen Kurhäuſern nur eine für die große Anzahl der
Bade=
bedürftigen geringe Anzahl von Badegelegenheiten vorhanden iſt,
muß gut eingeteilt werden. Das Baden beginnt deshalb in der
hohen Saiſon ſchon in früheſter Morgenſtunde, oft ſchon nachts
um 2 Uhr. Dann erſcheint die Badefrau, weckt den ſchlafenden
Badegaſt, der ſich in möglichſt einfacher und bequemer Umhüllung
in das im ſelben Hauſe befindliche Bad begibt, nach erledigtem
Badegeſchäft innerlich befriedigt ob der geleiſteten Arbeit in ſein
Zimmer und Bett zurückkehrt und jetzt um ſo beſſer weiterſchläft.
Das mutet zuerſt befremdend an, aber bald hat man ſich daran
gewöhnt, und die uralte Erfahrung, daß morgens der Burſch
am beſten ſchläft, bewahrheitet ſich von neuem.
In früheren Zeiten erklärte man ſich die Heilkraft der
Wild=
bäder als Wirkung der terreſtriſchen Wärme; jetzt hat man
ge=
funden, daß die Radioaktivität das wirkſame iſt, und unter allen
bekannten radiumhaltigen Thermen ſteht Gaſtein in dieſer
Hin=
ſicht an erſter Stelle. Nach Meſſungen, die Profeſſor Dr. H.
Mache in Wien im Jahre 1920 vorgenommen hat, beträgt der
Gehalt an Radiumemanation bei den verſchiedenen Gaſteiner
Quellen 308 bis 172 Mache=Einheiten. Zum Vergleich einige
ardere Zahlen: Nach E. Sommer hat die Büttenquelle in
Vaden=Baden 125, der Nauheimer Karlsbrunnen 28,6, die
Kreuz=
nacher Quelle am Gradierhaus 5 27,6, die Wiesbadener Dr. Kurz=
Quelle 11,9, der Homburger Eliſabeth=Brunnen 8,0, die
Tamina=
quelle in Ragaz=Pfäffers 0,2 Mache=Einheiten.
Nicht unerwähnt bleiben ſoll, daß das Gaſteiner
Thermal=
ſpaſſer neuerdings auch für Trinkkuren angewandt wird.
Als Anzeichen für den Gaſteiner Kurgebrauch gelten u. a.
vor allem Erkrankungen des peripheren und zentralen
Nerven=
ſyſtems, Erkrankurgen des Zirkulationsapparates, Erkrankungen
der Bewegungsorgane und alle Arten von Schwäche= und
Erſchöpfungszuſtänden, ſowie die verſchiedenen Altersgebrechen.
Daß der greiſe Kaiſer Wilhelm I. alljährlich in Gaſtein
Er=
friſchung und Kräftigung ſuchte und fand, beſtätigt die
Erfah=
rung, daß Bejahrte in der Regel Gaſtein friſch belebt und neu
geſtärkt verlaſſen.
Zum Schluß noch ein paar Worte über Hofgaſtein, das
in den letzten Jahren als Badeort bedeutende Fortſchritte zu
verzeichnen hat. Von dieſen Verbeſſerungen ſeien nur erwähnt
der Neubau eines großen Kurhauſes mit reich ausgeſtattetem
Leſeſaal und großem Konzertſaal, in dem täglich, wenn das nicht
im Freien möglich iſt, eine gute Kapelle konzertiert, ferner
wohl=
gepflegte Anlagen in der näheren und weiteren Umgebung. Die
Beſuchsfrequenz hat in Hofgaſtein von Jahr zu Jahr eine
wveſentliche Steigerung erfahren, ſie betrug 1919: 2146, 1920:
3196, 1921: 5211, 1922: 6652, 1923: 6180, 1924: 7946, 1925: 8050,
1926: 9121. Bäder wurden im Jahre 1926 abgegeben etwa 80 000.
In den letzten Jahren wird in Hofgaſtein auch viel Winterſport
getrieben; das Gelände iſt zu Skitouren, Eislauf und
Rodel=
bahnen auch ſehr geeignet.
Der Reichsdeutſche erfreut ſich in Gaſtein beſonderer
Sym=
pathien; man erſtrebt dort nichts ſehnlicher als den Anſchluß
von Oeſterreich an Deutſchland. Eine Gruppe Leipziger
Stu=
denten, die voriges Jahr in Hofgaſtein in einem großen Saal
vor dichtgedrängten, meiſt einheimiſchen Zuhörern ihre Lieder
zur Laute vortrugen, wurde ſtürmiſch bejubelt, und hoch oben bei
Badgaſtein in dem vom Kaiſer Wilhelm oftmals beſuchten,
prachtvoll und ausſichtsreich gelegenen Café zur „Schwarzen
Lieſel” weht ſtolz die ſchwarz=weiß=rote Flagge in die Lande
hin=
ein, und die patriotiſche Bedienung legt ſelbſtlos die erhaltenen
Trinkgelder zuſammen, um unbemittelten Reichsdeutſchen den
Beſuch von Gaſtein zu ermöglichen.
* Au wertung der Einlagen des Arbeitnehmers als
Vermögensanlage. Der Begriff „Arbeitnehmer”
(8 65 Aufw.=Geſ.) iſt weitgehend auszulegen.
Das Verbot der Aufwertung erſtreckt ſich auf Anſprüche aus dem
Poſtſcheckverkehr, Kontokorrentguthaben oder Guthaben aus laufender
Rechnung und Bankguthaben. Zu den Ausnahmen zählen die Anſprüche
aus einer Einlage des Arbeitnehmers bei ſeinem Arbeitgeber, ſowie die
in § 63 Abſ. 2 des Aufwertungsgeſetzes bezeichneten Anſprüche. Das
Reichsgericht hat entſchieden, daß auch hohe Einlagen und
ſtehengeblie=
bene Gewinnanteile des Leiters eines Unternehmens zu den
aufwert=
baren Einlagen eines Arbeitnehmers aus laufender Rechnung zu
rech=
nen ſind, dies im Einklang mit den Hamburger Gerichten. Sie ſind als
Vermögensanlagen bis zu 25 Prozent des Goldmarkbetrages
aufzu=
werten.
Kläger war von 1891 bis 1923 Leiter des Hamburger Hauſes einer
Bremer Kommiſſions=, Verſicherungs= und Speditionsfirma. Seine
Ge=
winnanteile (10 Prozent am Hamburger, ½ Prozent am Bremer Haus)
ließ er bei der Firma ſtehen; bisweilen zahlte er noch Beträge ein, die
gleich den anderen zu 5 Prozent verzinſt wurden, ſodaß er im Juli 1911
ein Guthaben von 148 133 Mk. hatte. Später zog er wieder große
Be=
träge heraus. Ende 1923 hatte er ein Guthaben von 20 Billionen PM.
Kläger verlangte von der Firma Aufwertung ſeiner Einzahlungen und
ſeines in Gold umgerechneten Guthabens für die Zeit vom Juli 1919
an; er verlangte eine Aufwertung von 70 Prozent, da Beklagte nur
30 Prozent durch den Währungsverfall eingebüßt habe. In der Klage
begehrte er Zahlung von 14 337 Mk. als den vierten Teil ſeines in der
angegebenen. Weiſe berechneten Guthabens. Landgericht erklärte den
Anſpruch dem Grunde nach für gerechtfertigt, Oberlandesgericht ſprach
dem Kläger nur 4765 Mk. zu, da es das Guthaben erſt von Mitte Juni
1922 an aufwerten will. Reichsgericht hat aufgehoben, das
Landgerichts=
urteil wiederhergeſtellt und die Sache zurückverwieſen. Gründe: „Es
handelt ſich um die Einlage eines Arbeitnehmers beim Arbeitgeber,
alſo findet Aufwertung ſtatt. Gewöhnlich bezeichnet man als Arbeiter
nur werktätige Arbeiter. Die neuere Geſetzgebung lehrt, daß die Grenze
weiter gezogen werden muß. Sogar die geſetzlichen Vertreter juriſtiſcher
Perſonen ſind unter die Arbeitnehmer zu rechnen. Die Einlagen ſind
Vermögensanlagen, deren Aufwertung 25 Prozent nicht überſteigen
darf. Es beſteht kein grundſätzliches Rechtsbedenken, die laufende
Rech=
nung auch über den Abſchluß vom 31. Dezember 1921 hinaus rückwärts
aufzurollen.”
Briefkaſien.
H. I. In beiden angefragten Fällen iſt in der 1. Steuerklaſſe, die
hier in Betracht kommt, eine Steuer in Höhe von 2,5 Prozent zu
ent=
richten. II. Ein Erbſchein wird vom Nachlaßgericht (Amtsgericht) auf
Antrag erteilt. Näheres, was an Urkunden beizubringen iſt, wiſſen
Sie bei der Gerichtsſchreiberei erfragen, da die Frageſtellung zu
allge=
mein gehalten iſt.
V. in G. Natürlich kann nur der Ihnen zuſtehende Lohn für
Schulden, die Sie gemacht haben, beſchlagnahmt werden. Im Uebrigen
gilt: Der Arbeits= und Dienſtlohn iſt bis zur Summe von 30 Goldmark
für die Woche und, ſoweit er dieſen Betrag überſteigt, zu einem Drittel
des Mehrbetrages der Pfändung nicht unterworfen.
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Wenn der Mensch nicht täglich gegen die Naturgesete durch Ernährungs- und
Genußsünden verstoßen würde, bätte er sein Lebensschichsal bis ins bobe Alter
ganz in der Hand. Das Lebensalter des Menschen beträgt naturgesetzlich das
Sechsfache seines Wachstums von 25 Jahren, also 150 Jahre. Hls Folge unserer
täglichen Kultursünden drückt sich der Stempel in Form vorzeitiger
Alters-
symptome auf den äußeren und inneren Menschen deutlich ab.
Der Mensch ist alt — schon in der Jugend — wenn das Blut mit Selbstgiften
beladen, die Verdauung träge, der Körper mit Darmgiften verunreinigt ist,
wenn das Drüsensystem schwer belastet und das Herz geschwächt ist. In
unseren Gesichtszügen fnden wir das Spiegelbild von Ursache und Wirkung.
Der Mensch ist jung — auch im Hlter — wenn der Körper, das Blut, der
Darm rein, das Herz gesund ist, wenn die Drüsen frei und funktionstüchtig sind.
Die Schilddrüse, das Geschlechtsdrüsensystem, Leber, Nieren usw. können in einem
verunreinigten Körper nicht normal funktionieren. Wler die Richtigkeit dieser
Einsenwahrheit erkannt bat, der verjüngt sich auf natürlichem Wege mit
Faiktftaf
einer indischen Beerenfrucht mit ausgesprochenen Reinigungs-, Entgiftungs- und
Verjüngungseigenschaften. Die Beere wird instinktiv von alternden Tieren der
Wildnis (Elefanten, Papageien) aufgesucht. Man führt das bobe Hlter dieser Tiere
auf den Genuß der Lukutate-Beere zurück. Lukutate verjüngt die Blut- und
Geschlechts-Drüsen; bebt dadurch die sexuellen Kräfte auf natürliche Hrt;
unter-
stützt wie kein anderes Mittel die entgiftenden Funktionen der Leber, Galle und
Nieren; stärkt die Herztätigkeit; verjüngt und entgiftet den ganzen Organismus.
Lukutate ist Natur, keine „Kunst”, und dient als einfache Vor- und Nachspeise und
als Brotaufstrich. Man wählt je nach Geschmack oder wechselt:
z Lukuiste-Gelee-Früchte, die süße Geschmadsform . . . . Mk. 3.60
2 Lukutate-Bouillonwürfel für den, der „süß” nicht mag,
sowie für Korpulente und Diabetiker Mk. 3.60
z. Lukutate-Mark, Marmelade als Brotaufstrich etc.
Mk. 3.60
4 Lukufate-Beerensaft, (mit indischem Robrzudter
Mk. 2.60
im allen Apotheken, Drogerien und Retormhäusern erbältlich. — Literatur durch die Fabrik ostenfrei.
WILHELM HILLER, Cbemische und Nahrungsmittel-Fabrik, HHNNOVER
zugleich Hersteller der Brolella-Darm-Dlät nach Prof. Dr. Gewedke
Seite 10
Sonntag, den 26. Juni 1927
Nummer 175
Reich und Ausland.
40. Landwiriſchaftlicher
Genoſſenſchaftstag.
Kaſſel. Die Verhandlungen des 40. Deutſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftstages wurden am
Freitag in einer 2. öffentlichen
Haupt=
verſammlung fortgeſetzt. Auf der
Tagesord=
nung ſteht zunächſt ein Referat von Prof. Dr.
Beckmann=Bonn=Poppelsdorf über die
Mitwir=
kung der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften bei der
Standardiſierung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe. —
Die Ausführungen Prof. Dr. Beckmanns werden mit
großem Intereſſe von der Verſammlung
aufgenom=
men und von ſtarkem Beifall begleitet. Es entwickelt
ſich dann eine längere Diskuſſion. — Nach einem
kurzen Schlußwort nimmt die Verſammlung
folgen=
den Antrag einſtimmig an: „1. Trotz der allgemeinen
Verarmung hat der Konſum landwirtſchaftlicher
Er=
zeugniſſe aus phyſiologiſchen Gründen ſich den
hoch=
wertigen, beſten Qualitätserzeugniſſen zugewandt,
beſonders ſolchen, deren Oualität als Standardware
weithin ſichtbar iſt. Die Abſatzkriſe für manche Ware
iſt deshalb nur durch Standardiſierung der Produkte,
welche einen zuſätzlichen Verzehr auslöſt, zu mildern
oder zu löſen. 2. Die Aufſtellung der Standards iſt
nicht Sache des einzelnen Produzenten, ſondern einer
größeren Organiſation, der Genoſſenſchaft. In
Deutſchland iſt die Genoſſenſchaft noch unentbehrlicher
als anderswo, weil die Produktionsbedingungen
in=
folge klimatiſcher, regionaler und ſonſtiger
Unter=
ſchiede der Betriebe weit größere Verſchiedenheiten
aufweiſen als im Ausland. Deshalb iſt in
Deutſch=
land die Standardiſierung nahezu identiſch mit der
Genoſſenſchaftsentwicklung. 3. Standardiſierung iſt
nicht nur ein techniſches Problem der Produktion,
ſondern auch eine Einrichtung der Abſatzpolitik, ein
Weg zur beſſeren Stellung auf dem Markt. Die
deutſche Genoſſenſchaft hat ſich in der Vergangenheit
hauptſächlich als techniſche Einrichtung der
Produk=
tion bewährt und auf eine gemeinſame Organiſation
des Abſatzes weniger Wert gelegt. Nach dieſer
Rich=
tung ſtellt die Standardiſierung die Genoſſenſchaft
vor ganz neue Aufgaben. 4. Die Genoſſenſchaft
be=
darf auf dieſem Wege zur Marktorganiſation einer
inneren und äußeren Erneuerung; nach innen iſt eine
viel ſtärkere kaufmänniſche Erziehung und
Einſtel=
lung der Geſchäftsführer anzuſtreben, nach außen
eine bezirksweiſe Zuſammenfaſſung mehrerer
Ge=
noſſenſchaften zur gemeinſamen Marktpolitik. Das
Ausmaß hängt von der Ware und der Gegend ab.
5. Die neutrale Stelle, welche die Aufſtellung,
Ein=
ordnung und Kontrolle der Standards ausübt, kann
von den Genoſſenſchaften ſelbſt, den
Landwirtſchafts=
kammern oder dem Staate gebildet werden. Es iſt
reine Zweckmäßigkeitsfrage, welches Syſtem gewählt
wird. Bei dem hohen Stande der genoſſenſchaftlichen
Entwicklung in Deutſchland kann ein
Genoſſenſchafts=
verband dieſe Funktion ſelbſt übernehmen. 6. Die
Mitwirkung des Staates iſt möglich nur bei
Export=
ware, deren Standards er im Ausland garantiert,
ferner bei Aufſtellung von Standards für größere
Wirtſchaftsbezirke (z. B. ſtaatliche Vorſchrift über
Mindeſtbeſchaffenheit der Milch in großen
Induſtrie=
bezirken). Im allgemeinen kann die Standardiſierung
nicht durch ſtaatliche Zwangsmaßnahmen gelöſt
wer=
den; ſie bleibt ein Vorgang der Selbſthilfe.” —
So=
dann ſpricht über „Förderung der Spartätigkeit als
Grundlage der genoſſenſchaftlichen Arbeir”,
Reichs=
tagsabgeordneter Oekonomierat Bachmann=
Weſt=
heim. — Als dritter Referent ſpricht
Oberregierungs=
rat a. D. Dr. Snay=Berlin über „Die
Bedeu=
tung der Deutſchen Genoſſenſchaftshypothekenbank
für das landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen”. —
Das abſchließende Referat erſtattet Oekonomierat
Schlote= Charlottenhof über „Die
Zuſammen=
faſſung des genoſſenſchaftlichen Angebots auf den
Viehmärkten”. — Damit iſt die Tagesordnung
er=
ſchöpft. Geheimrat Hohenegg=München ſchließt
den 40. Deutſchen landwirtſchaftlichen
Genoſſen=
ſchaftstag mit der beſonderen Hervorhebung, daß der
glänzende Verlauf der Tagung alle auf ihn gehegten
Erwartungen übertroffen hätte.
Frankfurter Chronik.
Vom Sturm entwurzelt. Am
Donners=
tag nachmittag wurde am Oberforſthaus ein etwa
20 Meter hoher Baum durch den herrſchenden Sturm
entwurzelt und auf die Oberleitung der
Straßen=
bahn geworden. Nach 2½ſtündiger Arbeit der
Feuer=
wehr war die Straße für den Verkehr wieder frei.
Zwölf Häuſer abgebrannt.
Trieſt. Durch eine in der vergangenen Nacht
in Valfloriana ausgebrochene Feuersbrunſt wurden
zwölf Häuſer zerſtört.
Neuer Polizei=Vizepräſident
für Frankfurt am Main.
Oberregierungsrat Fahr,
bisher dem preußiſchen Miniſterium des Innern
um Vizeprä; enten der Frank
zugeteilt, iſt
Polizei ernnunt worden.
Lindbergs Empfang in New York.
Ganz Amerika jubelt dem Ozeanflieger zu.
Amerika, dieſes geſchäftstüchtige, aber zu leidenſchaftlicher Begeiſterung fähige Land, bereitete
ſeinem triumphvoll heimkehrenden Sohne einen wunderbaren Empfang. Wohl noch keinem
Sportsmann der Welt flogen ſo viele Herzen zu, wie dem jungen „Lindy”, wie man Charles
Lindbergh drüben mit dem Koſenamen nennt. — Unſer Bild zeigt die großartige militäriſche
Be=
gleitung von Lindberghs Wagen durch die Straßen New Yorks. Im Oval: Lindbergh vor dem
Mikrophon, durch das er zu Millionen von Amerikanern ſprach.
Eine Sphinx aus märkiſchem Sand.
Ein beſchäftigungsloſer Metallarbeiter hat vor den Toren Berlins aus Sand eine Sphinx nach
dem ägyptiſchen Vorbilde geſchaffen. Das kunſtvoll geformte Bauwerk iſt ein Meter hoch und
vier Meter breit.
Die neuen engliſchen
Rieſenſthiffsgeſchütze.
* Berlin. Die britiſchen Schlachtſchiffe „
Nel=
ſon” und „Nodney”, die im Laufe dieſes Sommers
in die aktive britiſche Schlachtflotte eintreten werden,
ſind, wie die „Nächrichten aus Luv und Lee”
be=
richten, mit Geſchützen neuer Konſtruktion
ausge=
ſtattet, die alles bisherige in den Schatten ſtellen.
Wenn die britiſche Marine auch verhältnismäßig
früh zu dem 38=Zentimeter=Kaliber übergegangen iſt
— ſchon im Baujahr 1912 wurden die erſten Schiffe
mit 38=Zentimeter=Geſchützen begonnen —, ſo folgt
ſie mit dem Uebergang zu dem 40,6=Zentimeter=
Kaliber in einem nicht unweſentlichen Abſtand hinter
der japaniſchen und der amerikaniſchen Marine, die
beide ſchon im Baujahr 1916 zum 40,6=Zentimeter=
Kaliber übergingen. In anderen Marinen iſt dieſes
Kaliber bisher nicht vertreten. England hat die
in=
zwiſchen verſtrichene Friſt dazu verwandt, das eigene
40,6=Zentimeter=Geſchütz beſonders eingehend
durch=
zukonſtruieren. Die Eigenſchaften des Geſchützes
wer=
den von den Fachleuten vorläufig noch ſtreng geheim
gehalten. Erſt in den letzten Tagen war der „
Ob=
ſerver” in der Lage, einige Einzelheiten über das
geheimnisvolle neue Geſchütz zu veröffentlichen. Das
40,6=Zentimeter=Geſchütz iſt mit zwei Geſchützen
glei=
cher Art in einem Drillingsturm untergebracht.
Die Geſchützrohre haben eine Länge von 18,3 Meter.
Jedes Geſchütz wiegt 107 Tonnen. Es feuert
Ge=
ſchoſſe von 1060 Kilogramm mit einer
Anfangs=
geſch windigkeit von 800 Meter in der Sekunde bis
36 Kilometer Entfernung. Trotz des gewaltigen
Ge=
wichtes des Geſchützes, der Lafette und der
Mu=
nition kann das 40,6=Zentimeter=Geſchütz alle 30
Se=
kunden einen Schuß abgeben. Das bedeutet theoretiſch,
daß „Nelſon” pro Minute achtzehn 1060=Kilogramm=
Geſchoſſe abſchießen kann. Praktiſch dürfte es aus
verſchiedenen Gründen ſchwierig ſein, eine ſolche
Feuergeſchwindigkeit durchzuführen. Die
außerge=
wöhnliche Gewalt dieſer Waffe zeigt ſich darin, daß
eine Platte aus Schmiedeeiſen von 1,5 Meter Dicke,
vor der Mündung aufgeſtellt, von dem Geſchoß glatt
durchſchlagen würde. Wenn man bedenkt, daß die
neuen 40,6=Zentimeter=Geſchütze des „Nelſon” nach
jeder Breitſeite ein Geſchoßgewicht hinausſchleudern,
das 2½mal ſo groß iſt wie die Breitſeite der alten
„Dreadnought” die mit 30,5=Zentimeter=Geſchützen
bewaffnet war, bekommt man eine Vorſtellung,
welche erſtäunlichen Fortſchritte die Schiffsartillerie
in dem kurzen Zeüfranm von zwei Jahrzehnten trotz
aller Aorüſtnng und Frisdensſchalmeien genommen
lgt.
Schweres Autvunglück.
Frankfurt a. d. O. Auf der Chauſſee Küſtrin
— Seelow verunglückte am Freitag das mit fünf
Per=
ſonen beſetzte Auto des Grafen v. Finckenſtein aus
Reitweins. Beim Ueberholen eines Geſpannes platzte
der Reifen des Hinterrades, wodurch der Wagen ins
Schleudern geriet und ſich überſchlug. Sämtliche
In=
ſaſſen wurden unter dem Wagen begraben. Der
Graf, der den Wagen ſelbſt ſteuerte, war auf der
Stelle tot. Sein Onkel, Graf Rothkirch v. Panthenan,
der auf einem der hinteren Sitze ſaß, erlitt einen
ſchweren Schädelbruch, an dem er ſofort verſtarb.
Graf v. Seydlitz, der neben dieſem ſaß, trug ſchwere
Verletzungen davon. Ein Begleiter des Grafen
Rot=
kirch erlitt einen Nervenſchock und einen leichten
Schädelbruch, während der Chauffeur des Grafen
v. Finkenſtein unverletzt blieb.
Autounglück.
Altenburg. Am Freitag mittag verunglückte
auf einer Dienſtfahrt ein Großkraftwagen der
Landes=
polizei auf einer ſteilen Bergabfahrt in Rehefeld, da
die Bremſe des Z7ſitzigen Wagens verſagte. Es
ge=
lang, den Großkraftwagen in den Straßengraben zu
lenken, wodurch ein ſchweres Unglück verhütet wurde.
Drei Beamte erlitten Kopf=, Bein= und
Kniever=
letzungen, drei andere Beamte kamen mit leichteren
Verletzungen davon.
Eröffnung der „Gugali”.
Liegnitz. Am Samstag vormittag 10 Uhr
fand bei herrlichem Wetter die Eröffnungsfeier der
Deutſchen Gartenbau= und Schleſiſchen
Gewerbeaus=
ſtellung Liegnitz 1927 (Gugali) ſtatt. Anweſend waren
alle Spitzen der Behörden, Reichsjuſtizminiſter Hergt,
der preußiſche Miniſter für Landwirtſchaft und der
Präſident des Reichstages, Löbe.
Unglück bei dem Brand im Hamburger
Freihafen.
Hamburg. Das Großfeuer, das am Freitag
vormittag im Schuppen der Hanſa=Lagerhäuſer der
Firma J. H. Bachmann am Ellernholzdaun
aus=
brach, und dem ungeheure Menge Jute= und
Baum=
wollballen zum Opfer fielen, wütete bis 3 Uhr
nach=
mittags. An der Bekämpfung des Feuers nahmen
fünf Löſchzüge ſowie ein Feuerlöſchboot teil. Ein
Löſchzug blieb noch nach 3 Uhr an der Brandſtätte
zurück, wo um 7½ Uhr abends eine Brandmauer
einſtürzte. Hierbei wurde ein Oberfeuerwehrmann
getötet, zwei weitere Feuerwehrleute ſchver verletzt.
Es beſteht Gefahr, daß noch weitere Teile des
Lager=
ſchuppens einſtürzen.
Die Zeugenvernehmung im Prozeß Groſaveſen
EP. Wien. In der Freitag=Nachmittagsven
handlung des Mordprozeſſes Groſaveſcu wurde dö=
Zeugenverhör fortgeſetzt. Der Impreſario des er,
mordeten Künſtlers Heinrich Lauterſtein ſchiide
Groſaveſeu in günſtigen Farben als einen äußes
ſtrebſamen Künſtler und ſtellt in Abrede, daß Groi,
beſeu ſeine Frau mißhandelt und geprügelt habe. 06
habe wohl Streitigkeiten zwiſchen dem Ehepaar 7
geben, doch hätte nichts einen derartigen ſchrecklichi,
Ausgang vorausſehen laſſen. Im Verlauf der
Voz=
handlung kommt es wiederholt zu Zuſammenſtößs
zwiſchen der Angeklagien und dem Vorſitzenden y
auch zwiſchen dem Staatsanwalt und dem Verttt,
diger. Als Frau Groſaveſcu wieder einmal ihrn
Gatten als den Ausbund aller Schlechtigkeiten bia,
ſtellt, bemerkt der Vorſitzende, Hofrat Aichinger,
vorwurfsvollem Tone: „Finden Sie es denn
w=
nicht beſchämend, Frau Groſaveſcu, daß Sie fsru
gutes Haar an Ihrem toten Gatten laſſen?” (99
dieſem Appell des Vorſitzenden ertönen im Zuhöre
raum unter den männlichen Zuhörern laute Brattd
rufe.) Als letzter Zeuge wurde ſpät abends 20
Mutter des ermordeten Künſtlers verhört. Die ag=
Dame gibt, häufig durch Schluchzen unterbrochen, oa
daß ihr Sohn ein durchaus vornehmer Charakus=
und guter Menſch geweſen ſei. Sein Familienſiry
war ſehr ausgeprägt; er war der beſte Sohn. 29
Ausſage der Mutter Groſaveſeus geſtaltet ſich fm
die Angeklagte ſehr belaſtend. Das Zeugenverhör
damit beendet. Die Sitzung wird in ſpäter Abemp
ſtunde abgebrochen. Morgen gelangen die gerichin
ärztlichen Sachverſtändigen zu Gehör, worauf 6
Plädoyers beginnen. Das Urteil dürfte morgen nag
mittag verkündet werden.
Betrügereien an Großbanken.
Wien. Das Wiener Sicherheitsbüro führt gege
wärtig eingehende Nachforſchungen wegen großer TA
trägereien an Großbanken, die durch meiſterhaft
g=
fälſchte Akkreditive verübt wurden. Augenſcheinl!
hat der Betrüger, der in Wien unter dem Namu
Heinrich Keller ein Büro gemietet hatte, ſich an vou
ſchiedene Großbanken mit der Anfrage gewanio
unter welchen Bedingungen er ein Akkreditiv a
halten könne. Dadurch verſchaffte er ſich das D:0
ginalbriefpapier der Banken mit den nötigen Untsy
ſchriften, das er durch Einſetzung des erforderlichc
Textes für ſeine Zwecke herrichtete und dann dung
ſeine Komplizen bei auswärtigen Banken namhafn
Beträge herauslockte, ſo in Hamburg 19000 RA9
und in Schneidemühl 75 000 RM. Ein geplantt=
Betrug in Zürich mißlang; dort flüchtete der Uebsn
reicher des gefälſchten Akkreditivs.
Weſtſtürme über England.
London. Die Blätter melden, daß zahlreisü
Landesteile von ſchweren Weſtſtürmen heimgeſuau
würden. Sandwich ſtand infolge eines Sturzregery
unter Waſſer. Die Polizeiſtation wurde vom 9:5
getroffen. Die Kanaldampfer zwiſchen Folkeſtone urm
Boulogne hatte eine ſehr rauhe Ueberfahrt. Matroſa”
vom britiſchen Kriegsſchiff „Tiger” in Portlanw
brachten den deutſchen Dreimaſtſchoner „Hela 94
val”, der den Felſen zutrieb, in Sicherheit.
Eiſenbahnunglück.
EP. London. Nach einer Meldung aus mch
ſind durch ein Eiſenbahnunglück bei Oroya ſechz Rui
ſende getötet und 15 verletzt worden.
Japaniſche Feuersbrunſt.
EP. London. Wie aus Tokio gemeldet wirin
ſind in Tſukaſaki in der Provinz Akita 200 Häuſe:‟
darunter Geſchäfts= und öffentliche Gebäude, dur?
eine Feuersbrunſt zerſtört worden. Nach den erſton
Meldungen ſoll es zahlreiche Tote und Verietzte gei
geben haben, doch liegen beſtimmte Ziffern noed
nicht vor.
Unwetter in Italien.
EP. Mailand. Im Gebiet von Rovereto
der Umgebung von Folgia hat ein Hagelſchlag i
Felder verwüſtet und großen Schaden an den Wei!
bergen und Gärten angerichtet. Auch aus dem Ve
Lagarina werden große Verheerungen gemeldet, au
denen der Schaden zwei Millionen Lire überſteigt. W
manchen Stellen lagen die Hagelkörner 25 Zentimette
hoch. Am Gardaſee ſtürzten während des Gewitt.
gewaltige Erdmaſſen ab, verſchütteten die Laich?
ſtraßen im Ledrotal und einen Teil des Reſtaurhſl,
Targini mit Wohnhaus.
Das Hauptgeſundheitsamt der Stadt Berlin e,
anſtaltet in den nächſten Tagen eine Mück=uper.
gungswohe. — Das Bild zeigt die Bekäul fNdsd.
der Mückenbrut mit Giftzeiſtäuber.
Mummer 175
Sonntag, den 26. Juni 1927
Seite 11.
Opolt, Spier und Tarnen.
Schwimmen.
geifeſt im Woog, veranſtaltet von Jung=Deutſchland.
VWie bereits erwähnt, findet heute, Sonntag, nachmittags 3 Uhr,
89Gaufeſt des Gaues 1 (Frankfurt) des Kreiſes 5 (Süd=Deutſchland)
Veranſtalter des Feſtes iſt Jung=Deutſchland. Leider müſſen einige
A-kämpfe infolge ſchlechter Beteiligung ausfallen, aber trotzdem haben
fur andere Rennen eine gute Beſetzung gefunden, die ſpannende
ſpfe in Ausſicht ſtellen. Von den Seniorrennen intereſſieren vor
Dingen die Freiſtilſtrecken 100 und 400 Meter. Zu den 100 Metern
ein Siebenerfeld am Start ſein. Dem Deutſchen Meiſter, Fr. Ver=
„. Jung=Deutſchland, iſt dieſer Wettkampf natürlich nicht zu nehmen,
eri der Kampf um die Plätze iſt bei der Gleichwertigkeit der anderen 6,
— SV. Frankfurt; Struck und Grützner, Offenbach 96; Manfeld und
ſſa r, EFSC., und Förſter, Jung=Deutſchland, vollkommen offen und
rſoricht, äußerſt ſpannend zu werden. Bei dem 400 Meter=Nennen
Berges, der dafür vorausſichtlich gegen eine Darmſtädter
Jugend=
ffll als Einlage eine längere Strecke ſchwimmen wird. In der
Mittel=
rar treffen mit Grützner und Struck, Offenbach 96, Woltersdorf, SV.
aa. kfurt, und Ihrig, Jung=Deutſchland, ebenfalls vier ebenbürtige
ſeaer, aufeinander. Das Rückenſchwimmen 100 Meter ſieht Berges,
ſcher, EFSC., und Weigel, Moenus=Offenbach, am Start, von denen
ſry es das größte Vertrauen evweckt. Die Junior=Nennen, 100 Meter
enttil mit 15 und 200 Meter Bruſt mit 10 Meldungen, haben die beſte
ſinzung gefunden. Hier iſt es beſonders ſchwer, Vorausſagen zu
ſcnen. Dameneinzelrennen, ſowie zwvei Damenſtaffeln, 3mal 100 Mtr.
hutt und 3mal 100 Meter Freiſtil, die jedesmal einen Zweikampf
Jung=
hif ſchland gegen EFSC. bringen werden, und andere Nennen
vervoll=
nſſigen das Programm. In den beiden Damenſtaffeln, beſonders in
Freiſtilſtaffel, darf man wohl Jungdeutſchland als Sieger erwarten.
Waſſerballſpiel der beiden erſten Mannſchaften Jung=Deutſchlands,
ugenblicklich in glänzender Verfaſſung ſind, wird das Feſt, dem ein
* Beſuch zu wünſchen iſt, beſchließen.
Waſſerball.
1üg=Deutſchland ſchlägt Frankfurter S. V. 9:0 (5:0).
UAuch das Rückſpiel konnte Jungdeutſchland mit 9:0 ganz überlegen
gar: SV. Frankfurt gewinnen. Die Mannſchaft, die mit Kammer als
ſſottz für Kloſtermann ſpielte, beſtätigte von neuem ihre große Form.
gu=kfurt war auch dieſes Mal kein Gegner, denn das Spiel ſtand
uarnd im Zeichen der Ueberlegenheit Jungdeutſchlands. Ihrig konnte
ch! Zuſpiel Gils Darmſtadt mit 1:0 in Führung bringen, während
ſwres vor Halbzeit noch dreimal und Gils einmal erfolgreich waren.
ſch, Halbzeit erhöhte Kammer auf 6:0, und Berges ſtellte mit drei un=
(tmaren Schüiſſen das Endergebnis her.
MDurch dieſen Sieg iſt Jungdeutſchland auch dieſes Jahre mit gro=
R/Vorſprung Gaumeiſter geworden. Mit Intereſſe ſieht mam nun
wveiteren Spielen um die Deutſche und Kreismeiſterſchaft entgegen.
Die Jugend mußte allerdings mit 2:6 die Ueberlegenheit des
Frank=
itrr SV. anerkennen. Ueber das. Spiel kann man noch nichts ſagen,
uungdeutſchlands Mannſchaft dieſes Jahr mit lauter neuen Leuten
ſel,*, die zum erſten Male in dieſem Wettſpiel mitwirkten.
Vorrunde um die Deutſche Waſſerballmeiſterſchaft.
„In einem weiteren Vorrundenſpiel um die Deutſche
Waſſerball=
rſuerſchaft ſchlug am Samstag in Berlin Hellas=Magdeburg
hBereinigten Waſſerfreunde 09 Spandau glatt mit 8:1 (Halbzeit
R Toren.
Rudern.
Fitſier Tag der Großen Franlfurter Ruder=Regatta.
Die Große Frankfurter Ruderregatta nahm am Samstag auf der
DBMeter langen Mainſtrecke am Deutſchherrnkai ihren Beginn. Das
ſtyzer war gut, es herrſchte faſt vollſtändige Windſtille, das Waſſer war
ſlleicht gekräuſelt. In den Hauptrennen gab es einen überlegenen
tal der Kölner RG. 91 im Verbandsvierer gegen die nicht an die
nhrerklaſſe heranreichenden Düſſeldorfer, die im erſten Vierer „ohne‟
müber die Bahn ruderten, da alle drei Gegner in dieſem
vornehm=
iERennen der Frankfurter Regatte zurückgezogen hatten, um ſich für
(ubiläums=Achſter zu ſchonen. Die Kölner RG. 91 ging auch im
ſon en Achter mit ¼ Länge Vorſprung durch das Ziel, wurde aber
gan zweimaliger Behinderung ausgeſchloſſen. Der Sieg fiel dann an
Frankfurter RV. 65. — Die pünktlich geruderten Rennen brachten
rizum Teil ſcharfe Kämpfe. Da es außerdem zwei Alleingänge gab,
E das Intereſſe am erſten Tage nicht gewohnt groß. Neben den
Iyyern wußte der Aletter=Vierer der Mannheimer Amicitia in ſeinen
hien ſehr zu gefallen.
Die Ergebniſſe:
aJunior=Einer: 1. Roller (Frankfurter RV. 65) 8:19,6 Min., 2.
Win=
efuld (Kölner Cl.f.W.) 8:27 Min., 3. Braun (Offenbacher RV.)
018 Min.
RFerbands=Vierer: 1. Kölner RG. 91 (Waſſenberg, Preuß,
Schwin=
er. Steeck; St.: Braſchoß) 7:20 Min., 2. WSV. Düſſeldorf 7:31,4
3. Frankfurt=Sachſenhauſen.
Funior=Vierer: 1. Amicitia Mannheim 7:20,8 Min., 2. Germania
auf furt 7:31,2 Min., 3. RV. Fechenheim 7:43 Min., 4. Binger RG.
EMin.
Rweiter Vierer „ohne‟: 1. Offenbacher RV. 74 7:15,8 Min., 2. Ru=
Eimge Eſſen 7:26,4 Min., 3. Mainzer RV., aufgegeben.
Zweiter Einer: H. Roth (Rhenania Koblenz 8:06,4 Mi., 2. Roller
(Frankfurt 65) 8:14 Min., 3. H. Braun (Offenbacher R.V.),
aufge=
geben. Engels=Godesberg nicht geſtartet.
Strahlenberg=Vierer: 1. Binger RG. 7:18,2 Min., 2. Frankfurter
N.C. 7:28,6 Min., 3. Frankfurter RV 7:31,4 Min.
Erſter Vierer ohne St.: 1. WSV. Düſſeldorf 7:11 Minuten (
Allein=
gang).
Jungmann=Achter: 1. Frankfurter RV. 6:59,6 Min., 2. Germanin
Frankfurt 6:59,8 Min., 3. Kölner Cl.f.W., 4. Undine Offenbach.
Gaſtvierer: 1. Amicitia Mannheim 7:24 Min. (Maier, Herbold,
Gaber, Aletter; St.: Brummer) 7:24 Min., 2. Kitzinger RV. 7:29
Min., 3. Kaſteler RG. 7:29 Min., 4. Ruderriege Eſſen 7:55 Min.
Doppelzweier: 1 Lerch=Wolf (RG. Worms) 7:30 Min., 2. Engels=
Scheben (WSV. Godesberg) 7:36,2 Min.
Hochſchulvierer: 1. Frankfurter RV. 8:33 Min, im Alleingang.
Jubiläums=Achter: 1. Frankfurter R.V. 65 (Emmerich, Behrend,
Eichenauer, Flinſch, Wolſchendorf, Huſch, Bögel, Steuß, Steuer:
Stein=
häuſer) 6:39 Min., 2. Mainzer RV. 6:44 Min., 3. Kölner Cl.f.W.
6:49 Mm, — Kölner RG. 91 wegen Behinderung ausgeſchloſſen.
Berlin gewinnt den Drei=Städte=Achter.
In Wien wurde am Samstag zum dritten Male der Achter
zwi=
ſchen den beſten Vereinsmannſchaften der Städte Wien, Berlin und
Budapeſt ausgetragen. Wie in den beiden Vorjahren, ſo blieb auch
diesmal die Vertretung der deutſchen Reichshauptſtadt ſiegreich. Der
Berliner Ruderklub hatte ſchon bei 500 Meter einen Vorſprung von
dreiviertel Länge vor Donauhort=Wien, den er bis zum Schluß auf zwei
Längen vergrößern konnte. Pannonia=Budapeſt hatte in dieſem Rennen
nie etwas zu beſtellen. Das genaue Ergebnis lautete: 1. Berliner RC.
6:28,6 Min., 2. Donauhort Wien 6:39,6 Min., 3. Pannonia Budapeſt
6:46,6 Min.
Tennis.
Tennisklub 14 Frankfurt a. M. gegen die Tennisabteilung der Tade, 46
Darmſtadt.
Am Sonntag, den 25. Juni, findet ein Klubwettkampf zwiſchem dem
Frankfurter Tennisklub 14 und der Tennisabteilung der Tgde. 46
Darm=
ſtadt auf den Plätzen der letztgenannten Abteilung hinterm Großen
Woog ſtatt. Die Mannſchaften, die ſich vorausſichtlich aus je 4 Damen
und je 6 Herren zuſammenſetzen, ſtehen ſich zum erſtenmal im
Klubwett=
kampf gegenüber; auf den Ausgang dieſes Treffens iſt man deshalb
recht geſpannt.
Tennisturnier in Wimbledon.
Deutſche Niederlagen. — Frl. Boumann geſchlagen.
Auch am Freitag, der durch einen Landregen den äußerem Rahmen
des Wimbledon=Turniers wieder etwas verblaſſen ließ, ſchieden wieder
deutſche Teilnehmer aus. Ein ſchönes Spiel lieferten die
Wimbledon=
ſieger von 1912, Froitzheim=Kreutzer im Doppel den Holländern
Tim=
mer=Bryan. Die Deutſchen wehrten ſich ſehr tapfer und erhielten nach
ihrer ehrenvollen Niederlage herzlichſte Ovationen. Die größere Jugend
der Holländer gab mit 4:6; 6:2; 3:6; 7:5; 6:2 den Ausſchlag. Von den
übrigen deutſchen Sipelern wurden Frl. Auſſem=Dr. Kleinſchroth im
Gemiſchten Doppel überraſchend leicht 3:6; 3:6 von dem engliſchen
Ehe=
paar Lycett geſchlagen. Ueberraſchend gut hielten ſich Godfree=Greig
gegen Tilden=Hunter. Nur eine Verletzung Greigs ließ die Engländer
den zweiten Satz knapp verlieren. Beim Stande von 6:0; 10:8; zogen
die Engländer zurück. Auch Gregory hatte mit einer Verletzung Pech
im Kampf gegen den Amerikaner Hunter. Erſt nach 5 Sätzen 4:6; 7:5;
6:2; 4:6; 6:3 war Hunter erfolgreich. Ueberraſchend war die 2:6; 6:4;
9:7 Niederlage von Frl. Boumann=Holland gegen Miß Joan Fry. Die
übrigen Ergebniſſe: Tilden-Bouſſus 6:1; 7:5; 6:2; Brugnon—
Kings=
ley 4:6; 6:3: 6:2; 6:2; Cochet—v. Kehrling 8:6; 6:3; 6:2; Borotra=
Lacoſte—Davies=Hillier 7:5; 6:3; 6:1; Dr. Fhzee=Paraſada—Spence=
Farguharfon 12:10; 6:0; 5:7; 7:5: Mrs. Godfree—Miß Colyer 6:2: 6:2.
Frl. Außem/Frau Friedleben ebenfalls ausgeſchieden.
Am Samstag war in Wimbledon das Wetter wieder ſehr ſchlecht
und infolgedeſſen auch der Beſuch mäßig, zumal am Week=end nicht ſo
ausgiebig geſpielt wurde. Von den deutſchen Teilnehmern hatten auch
Frau Friedleben/Fräulein Außem im Damendoppel nichts zu beſtellen
und unterlagen 6—0 6—1 gegen die Engländerinnen Miß Fry/Miß
Saunders. Nunmehr iſt lediglich noch Dr. H. Kleinſchroth mit von
Kehrling=Ungarn im Herrendoppel als einziger deutſcher Vertreter im
Wettbewerb. Im Herreneinzel ſtehen nun in Borotra, Lacoſte, Trimmer
und Greig auch die Viertelfinaliſten der unteren Hälfte feſt. Lacoſte
ſchlug den Südafrikaner London 6—0 6—3 6—3; Timmer fertigte
Phil=
cvx 6—3 6—2 6—0 ab, und Borotra ſiegte 6—8 8—6 6—0 6—1 gegen
Campbell. Jan Kozeluh mußte wegen einer Beinverletzung gegen den
Engländer Greig aufgeben, nachdem dieſer den erſten Satz 6—4
gewon=
nen hatte. Die übrigen Ergebniſſe: Dameneinzel: Miß Nuthall-Mrs.
Hill 6—2 6—3, Helen Wills-Mrs. Holdſack 6—1 6—3. Gemiſchtes
Doppel: Miß Heine=Raymond—Miß Covell=Higgs 6—4 6—4, Mrs.
Mallory=Tilden—Miß Fry=Collins 6—2 8—6.
Heidelberger Studentenſchaft nimmt auf Einladung teil. Ausgetragen
werden: 1. Spielmeiſterſchaften (Fußball, Handball, Hockey, Schlagball,
Fauſt=, Schleuder= und Waſſerball), 2. Mehrkampf, 3. Geräteturnen,
4. Leichtathletik, 5. Schwimmen, 6. Kleinkaliberſchießen, 7. Rudern,
8. Tennis, 9. Boxen, 10. Fechten, 11. Segeln.
Rund=Funk=Programme.
Franffurt.
Sonntag, 26. Juni. 8: Morgenfeier, veranſtaltet vom
Wart=
burgverein. 11.30: Mittelſchull. Mohnicke: Wie können die Eltern
ihren Kindern helfen, daß ſie gut und ſicher lernen? o 12: Uebertr.
des Glockenſpiels aus dem Darmſtädter Schloß. o 15: Aus dem
deutſchen Märchenborn, vorgetr. von Frau Evelyn Auerbach:
Mär=
chens Reiſe von Sendeſtelle Hochantenne mit Rundfunkwellen
Luft=
iffer nach „Ueberallhin” von Sophie Reinheimer. — Aus der
iene Maja” und ihren Abenteuern. Majas Flucht aus der
Heimat=
ſtadt. Peppis Roſenhaus. Der Grashüpker. o 16: Uebertr. von
der Hamburger Rennbahn Hamburg=Horn: „Das Deutſche Derby.”
O 16.30: Vortragsſtunde der „Gemeinnützigen Vereinigung zur
Pflege deutſcher Kunſt.” 18: Stunde des Rhein=Main. Verbandes
für Volksbildung. S 19.30: Bücherſtunde. O 20.30: Schumann=
Brahms=Konzert. Geſang.— Schumann: Klavierquartett. —
Ge=
ſang. — Brahms: Klavierquintett. — Geſang. — Ausf.: Luiſe
De=
bonte (Mezzoſopran), das Amar=Quartett, Dr. Rottenberg. Anſchl.:
Tanzmuſik.
Siuttgart.
Sonntag, 26. Juni. 9.30: Uebertr. aus der Stiftskirche
Stuttgart: Kirchengeſang zur Feier des 50jähr. Beſtehens des evang.
Kirchengeſangvereins (unter Mitw. von 5 Stuttg. Kirchenchören).
O 13.15: Konzert. O 15: Dr. Elwenſpoek: Charlotte von Mexiko,
Lebens= und Leidensweg einer Kaiſerin. O 15.30: Uebertr, vom
Marktplatz Stuttgart: Choralſingen anläßl. des Kirchengeſangstages
in Stuttgart zur Feier des 50jährigen Beſtehens des Ev.
Kirchen=
geſangvereins für Württemberg. O 16.15: Konzert. Mitw.: Gerda
Hanſi, Käte Mann, H. Hanus, C. Struve. 18 Darbietungen.
S 18.15: Regierungsrat Schwaebſch: 50 Jahre Reichspatentamt.
O 18.45: M. Schilling: Wieſel und Hermelin. O 19.15: Reinhard
Goering lieſt eine unveröffentlichte Novelle. O 20: Bunter Abend.
13 Darbietungen. — „Was man aus Liebe tut” Hörluſtſpiel. —
6 Darbietungen. — „Flitterwochen”. Luſtſpiel. — Anſchl. 6
Muſikſtücke.
Berlin.
Sonntag, 26. Juni. 6.30: Konzert. 9 Darbietungen. o 9:
Morgenfeier. o 11.30: Guttmann’s Ufa=Sinfoniker. 11
Dar=
bietungen. O 14.30: Ob.=Reg.=Rat Heinrichs: Die Erforſchung
der Meerestiefen. 15: Gutsbeſitzer Kohnert=Stavenhagen: Die
Rentabilität der Motorpflüge. O 15.30: Märchen. Kalif Storch,
von Hauff; gel. von Ellen Herz. o 16: Chefredakteur Lüdecke:
Das deutſche Derby. Uebertr. von der Hamburg=Horner Rennbahn.
O 17: Kapelle Gerhard Hoffmann. Mahlon: The Girls of
America, Marſch. — Kalman: Dorfkinder. — Laſſon: Crescendo.
— Leutner: Feſt=Ouv. — Siede: Ein Schäferſtündchen. — Urbach:
Haydns, Himmelsgrüße. — Rubinſtein: Lichtertanz der Bräute.
— Rouſſeau: Incanto. — Lortzing=Schreiner: Fant. Waffenſchmied.
— Translateur: Was Blumen träumen. — Blon: Triumph der
Schönheit. O 19.05: Fr. Schreiber=Loetzenburg: Vom Rhein, ſeinen
Burgen und Sagen. S 19.30: Dr. Buſchan, Stettin: Aus den
Kinderjahren der Menſchheit. O 19.55: Dr. Lebede: Kupeegenoſſen
— oder Knigge auf Reiſen. 0 20.30: Berliner Sonntag. Alfred
Braun ſpricht. — Conradi: Berlin, wie es weint und lacht. —
Berliner Sonntag von Heine bis Mehring. Paul Graetz (Rezit.). —
Branſen: Ick bin eene Berlinerm. — Steffens: Ach, du reizendes
Berlin (Charlotte Freyer, Sopran.). — Zinke: Die Meiſterſinger
von Berlin. — Robrecht: Alt=Berlin. — Berliner Sonntag von
Glaßbrenner bis Brennert (Alfred Braun ,Rezit.). — Armandola:
Weekend=Foxtrot. — May: Warum iſt nicht alle Tage Sonntag
(Charlotte Freyer). — Kollo: Berlin bleibt doch Berlin. O 22.30:
Tanzmuſik.
Geſchäftliches.
Leichtathletik.
Deutſch=Akademiſche Olympia in Königsberg.
Das Deutſche Hochſchulamt für Leibesübungen als Vertretung des
Lehrkörpers der Deutſchen Hochſchulen und der Deutſchen
Studenten=
ſchaft ſchreibt jetzt die Deutſch=Akademiſche Olympia 1927 aus. Die
Durchführung der Olympia, das unter dem Ehrenſchutz des
Reichs=
präſidenten vor ſich geht, iſt der Univerſität Königsberg übertragen
worden, die die Wettkämpfe am 22., B3. und 24. Juli veranſtaltet.
Teil=
nahmeberechtigt ſind alle Mitglieder der Deutſchen Studentenſchaft, die
Perſil jetzt auch als Pfundpaket! Ein langgehegter Wunſch der
Hausfrau iſt damit in Erfüllung gegangen. Das ſchon in der
Vorkriegs=
zeit ſo beliebt geweſene Perſil=Pfundpaket (mit dem doppelten Inhalt
der normalen Pgckung) iſt überall wieder zu haben und koſtet 85 Pf.
Es bietet dem Verbraucher vor allem die beachtenswerte Erſparnis
von 5 Pf. gegenüber dem Kauf von 2 Paketen der bisherigen
Packungs=
größe. Keine rechnende Hausfrau ſollte ſich die Annehmlichkeit und
den Vorteil des Pfundpaketes entgehen laſſen und vor allem für die
große Wäſche immer das neue Pfundpaket verlangen! Die alte
Packungs=
größe bleibt neben dem Pfundpaket auch weiterhin beſtehen. In jedem
Falle iſt aber darauf zu achten, daß die Pakete die Bezeichnung Perſil
und den Namen Henkel tragen; alle Angebote von angeblichem „loſen”
Perſil ſind Irreführungen: Perſil wird nur in der bekannten Original=
Packung geliefert.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Montag, den 27. Juni,
(nach der Wetterlage vom 25. Juni).
Zeitweiſe wolkig, Temperaturen anſteigend und meiſt trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Haupiſchrſtieltung: Rudol Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den
Inſeratenteil: J. V.: Adam Fleiſchmann: Druck und Verlag: L. C. Wittich
ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ſch / übernommen.
Die heutige Nummer hat 22 Geiten.
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Sonntag, den 26. Junii
Auf günſtige Witterungsberichte der Ueberſeeländer und geringe
Ein=
kaufstätigkeit der Mühlen verfolgte der Getreidemarkt rückläufige
Ten=
denz. Es zeigt ſich fetzt, daß der europäiſche Bedarf doch nicht ausreichte,
um ein Hinübernehmen größerer Beſtände in das neue Erntejahr zu
verhindern. Der europäiſche Sagtenſtand wird als mittel bezeichnet, über
die Noggenpflanze aus einzelnen Gegenden geklagt. Im ſüdlichen Baden
ſind vereinzelt die Winterfrüchte ſtark ausgewintert und verunkrautet.
die Sommerſaaten ſind dagegen befriedigend und haben ſich trotz lange
anhaltend kalter Witterung ſchön entwickelt. Ueber Weizen läßt ſich erſt
im Auguſt urteilen. Die Seefrachten von Argentinien nach Europa ſind
herabgeſetzt worden, was in einer Ermäßigung der Cif=Offerten Ausdruck
fand. Wie in den Vorſpochen kamen inländiſcher Weizen und Roggen
alter Ernte nicht mehr zum Angebot, dagegen wurde Roggen neuer
Ernte mit RM. 27 und darunter die 100 Kg. genannt, ohne daß
Ab=
ſchlüſſe bekannt wurden. Für die ſpätgeſäten kanadiſchen Weizen muß
man mit der Gefahr einer nicht rechtzeitigen Bergung der Ernte
rech=
nen, was für Europa inſofern von Wichtigkeit iſt, weil der Ausfall dieſer
Ernte den Schlüſſel für die Bildung der Weltmarktpreife bilden dürfte.
Verlangt wurden für die 100 Kg. in Gulden im Cif=Geſchäft:
Mani=
toba I 16,70; II 16,25 cif Notterdam; III 15,50 eif Mannheim;
Auſtral=
weizen 15,65; transbordé Anterpen=Rotterdam; Plata=Weizen, 79 Kg.
14,70; Roſa Fé 15: je eif Rotterdam. Im Waggongeſchäft hat ſich
Aus=
landsweizen im Wochenverkauf um RM. 0,25 und Auslandsroggen um
RM. 0,25 bis 0,50 die 100 Kg. ermäßigt. In Futtergerſte war wenig
Geſchäft zu RM. 24,50 bis 25,50; Braugerſte war nur vom Ausland
an=
geboten. Mais zeitweilig lebhafter auf Berichte über ſchlechten Stand
der Maispflanze in Nordamerika, Hafer unverändert. — Futterartikel
lagen noch immer ſehr feſt. Es koſtete Weizennachmehl, fe nach Qualität,
MMM. 22 bis 23; Weizenfuttermehl, desgl. RM. 16,75 bis 17,50;
Mitte=
kleie, prompt und per ſpäter, RM. 13; übrige Futterartikel behauptet.
Die weitere Entwicklung dieſes Marktgebietes hängt vom Ernteausfall
ab. Bei guter trockener Ernte iſt mit teueren Futterartikeln, bei
gerin=
ger Ernte mit billigen Futterartikeln zu rechnen. Maisſchrot koſtete
zu=
letzt RM. 20,50 bis 20,75. Malz war infolge der warmen Witterung
etwgs beſſer gefragt, doch blieben die Preiſe dafür unverändert. — Im
Mehlgeſchäft wird nur der unmittelbare Bedarf gedeckt; ſonſt beſchränkt
man ſich auf Abrufe aus früheren Abſchlüſſen. Preiſe: Weizenmehl,
Spezial Null, RM. 41,75 bis 42,50; Roggenmehl, 60prozentig, RM.
39,50; 70prozentig RM. 38; aus Noggen neuer Ernte zur Lieferung in
den Herbſtmonaten zu RM. 34,25 angeboten: Weizennachmehl RM. 22
bis B; Weizenfuttermehl 16,75 bis 17,50; Kleie 13: Maisſchrot RM.
20,50 bis 20,75.
Vom ſüddeutſchen Tabakmarkt. Von der Witterung begünſtigt,
nahmen die Pflanzen in den ſüddeutſchen Tabakbaugebieten eine recht
befriedigende Entwicklung. Ueber den erheblich größer als im Vorjahr
geſchätzten Anbau dürften ziffernmäßige Angaben in etwa Monatsfriſt
bekannt werden. Die Verarbeiter nelmen die Verarbeitungsreifen 2Ger
Tabake in umfangreichem Maße aus den Vergärerlagern. Mit dem
Aus=
fall in Farbe und Brand iſt man zufriedengeſtellt.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 25. Juni.
Die feſte Haltung der geſtrigen Abendbörſe übertrug ſich auch auf
den heutigen Samstagsverkehr. Das Geſchäft eröffnete gleich ſehr
leb=
haft auf Deckungen zum Ultimo, do immer noch ein großes Decouvert
beſteht. Wie ſchon geſtern abend, ſo lagen auch heute wieder beſonders
Berliner Orders vor. J. G. Farben waren ſehr gefragt auf das
De=
menti von der Verwaltung, daß die J. G. Favbeninduſtrie abſolut keine
Suhvention für die Kohlenverflüſſigung verlangt oder erhalten habe.
Auch die Kohlenwerte waren feſt auf noch ganz vage Hoffnungen, daß die
Kohlenpreiserhöhung vielleicht doch noch durchgeſetzt werden könne. In
Zellllſtoffaktien war das Geſchäft dagegen ſtiller und Waldhof zum erſten
Kurs ſogar etwas ſchwächer, da die Geſellſchaft heute die Fuſionsgerüchte
abermals dementiert. Ausländiſche Aufträge lagen für einige
Elektro=
werte vor, wie Bergmann und Siemens u. Halske, dagegen b teiligte
ſich auch heute das private Publikum noch ſehr wenig am Geſchäft. Auf
dem Bankenmarkt traten Commerzbank ſtark hervor und von
Spezial=
werten noch Deutſche Erdöl. Die Schätzungen für Mitteldeutſche
Credit=
bank ſchwankten zwiſchen 230 und 240, doch wurde keine erſte Notiz
feſt=
geſetzt. Deutſche und ausländiſche Renten faſt unverändert, nur in
Ana=
toliern etwas Geſchäft und leicht anziehend,
Im weiteren Verlaufe ſetzten ſich die Kursſteigerungen beſonders für
die Elektrowerte fort, die für Schweizer Rechnung aus dem Markte
ge=
nommen wurden. Die Bauaktien, die anfangs auf Gewinnſicherungen
etſuas nachgaben, konnten ſich im Verlaufe gut erholen. Die Börſe ſchloß
feſt und lebhaft. Tägliches Geld 5 Prozent. Deviſen ſtark ſchwankend.
Mailand ſehr feſt, Madrid ſchwächer. London-Paris 124; Mailand
83,75: Madrid 28,75.
Berliner Effektenbörſe.
Verlin, 25. Juni.
Die heutige Börſe eröffnete in ausgeſprochen feſter Haltung. Im
allgemeinen waren Kurserhöhungen um 1—3 Prozent zu beobachten, bei
einzelnen Werten aber weſentlich darüber hinaus. Als Anregung
dien=
ten der Börſe die neuerlichen Mitteilungen aus dem Wirtſchaftsleben, ſo
die günſtige Lage des Eiſenmarktes. Auch die weitere Entſpannung des
Geldmarktes und die Annahme, daß der bevorſtehende Ultimo ohne
Schwierigkeiten überwunden werden dürfte, wirkten ſich günſtig auf die
Börſentendenz aus. Außerdem will man beobachtet haben, daß die
Bankenkundſchaft wieder, wenn auch noch immer in geringem Umfang, zu
Rückkäufen bereitvilliger iſt als in den Vortagen. Am höchſten lagen
Elektrizitäts= und Montanwerte. Bemerkenswert iſt die Erhöhung der
Oſtwerkeaktien, die 7,5 Prozent gewinnen und damit ſich wieder über 400
Prozent (409) ſtellen konnten. Weſentlich feſter waren auch Ludwig
Löwe (plus 11 Prozent) und Schubert u. Salzer (plus 10 Prozent). Am
Geldmarkt waren die Verhältniſſe kaum verändert. Man hörte 4,5 bis
6,5 Prozent für Tagesgeld und 8—9 Prozent für Monatsgeld; dieſelben
Sätze wie geſtern. Am Deviſenmarkt iſt das Geſchäft weiter ruhig.
Nennenswerte Veränderungen ſind nicht eingetreten. Die Mark uotierte
in Ncw York 4,2202. Die Neubeſitzanleihe lag mit 19,8 etwa auf
geſt=
riger Höhe. Im einzelnen erhöhten ſich von Montanwerten
Maximilians=
hütten auf den guten Geſchäftsbericht hin um 6 Prozent; Harpener um
3,5; Gelſenkirchen um 2½½ Prozent; Eſſener Steinkohle um 2,25 und
Ilſe Bergbau um 5 Prozent. Der Kalimarkt lag um 1—2 Prozent
gebeſſert, während von chemiſchen Werten J. G. Farben um 4 Prozent;
Oberkoks um 1,5 Prozent; Th. Goldſchmidt um 2,25 Prozent ſich
er=
höhen konnten. Von Elektrizitätsaktien geſannen Bergmann 3,25
Pro=
zent; Elektr. Lieferung 3.5 Prozent; Elektriſch Licht und Kraft 3 Proz.;
AEG. 4 Prozent; Accumulatoren 2 Prozent. Am Bankenmaukt konnten
Mitteldeutſche ihre geſtrige Steigerung um 2 Prozent erhöhen. Barmer
Bankverein, plus 2,75 Prozent: Dangtbank plus 1,5 Prozent. Von
Schiffahrtsaktien waren Norddeutſcher Lloyd um 0,5 Prozent und Hapag
um 0,75 Prozent gebeſſert. Phil. Holzuann plus 0,5 Prozent; Bembern
konnten ihren Stand um 0,75 Prozent verbeſſern. Berlin=Karlsruhe
plus 2 Prozent; Berliner Maſchinen plus 2 Prozent.
Im weiteren Verlaufe der Börſe hielt die feſte Grundſtimmung an.
Beſondere Veränderungen traten allerdings kaum in Erſcheinung.
Her=
vorzuheben iſt die Kursſteigerung der Aktien der Bank für Brauinduſtrie
um 15 Prozent auf 227. Man weiſt hierbei auf den allgemein auten
varen weiter
Börſe konnte ſich das Kursniveau weiter etwas erhöhen. Die Führung
hatten Oſtwerke, die bei einer Steigerung auf 419 Prozent einen
Tages=
gewinn von 20 Prozent mitnehmen konnten. Vernachläſſigt waren heute
beſonders Ver. Glanzſtoff und Zellſtoff Waldhof, die ſich um 4 Prozent
bzw. 2 Prozent im Kurs ermäßigten. An der Nachbörſe bröckelten die
Kurſe auf Gewinnmitnahmen hin leicht ab, ohne allerdings an der feſten
Haltung etwas zu ändern. Gegen 2,50 Uhr hörte man u. a.: J. G.
Farben 287; Hamburg=Süd 240; Nordd. Llohd 145,75; Schwarzkopf 146
(plus 5 Prozent); Deutſche Maſchinen 102 (plus 5,5); Schubert und
Salzer 387; AEG. 183: Geſ. f. El. 135: Siemens u. Halske 277,5 Proz.;
Gelſenkirchen 171,5; Rheinſtahl 198,5; Harpener 205,5; Mannesmann
18825; Schultheiß 438; Oſtwerke 418; Ver. Glanzſtoff 678;
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119.— Weſtf. C. Langendreer
120.375/Wittener Gußſtahl. . . 53.25 58.5 218.— 220. Wanderer=Werke. . .. 249.5 253.—
Deviſenmarkt.
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Geld /Brie
59.31/ 59.43
12.484 12.503
13.45/ 73.59
2.00 2.004
496 20.4982
3.049 3.C55
1.410/ 1.424
2. 185 2.189
20 73 20.77
81. 71/ 81.87
5.694/ 5.706
4.213/ 4.221
4.176/ 4. 184
Produktenberichte
Berliner Produktenbericht vom 25. Juni. Trotzdem die
Auslands=
märkte geſtern wiederum ſchwächer tendiert hatten und die Cif=
Forderun=
gen für Weizen und Roggen nachgiebiger waren, kennzeichnete ſich die
Grundſtimmung hier angeſichts des kalten und zu naſſen Wetters als
feſter. Nach den aus den Provinzen vorliegenden Nachrichten hat die
Witterung in den Feldern zwar noch keinen Schaden hinſichtlich Qualität
oder Quantität angerichtet, dagegen iſt mit einer Verzögerung der Ernte
nunmehr mit ziemlicher Gewißheit zu rechnen. Für Neuroggen und
=Weizen waren die Forderungen heute feſter gehalten und auch im
Liefe=
rungsmarkte ſtellten ſich die Herbſyſichten 1—1,5 Mark höher. Das
Ge=
ſchäft in Brotgetreide blieb ſowohl in Auslands= als auch in
Inlands=
ware klein. Mehl blieb in ſchwierigem Geſchäft. Hafer iſt etwas
reich=
licher angeboten, die Forderungen ſind jedoch nach wie vor wenig
nach=
giebig und hier beſteht bei den hohen Preiſen wenig Kaufluſt. Das
Gerſtengeſchäft hielt ſich gleichfalls, allerdings bei ziemlich kleinem
An=
gebot, in engen Grenzen.
Stand der Unterſuchungen des Enquetes
Ausſchuſſes über das Handwerk.
Nach einer kürzlich gegebenen Zuſammenſtellung über den Standd
Unterſuchungen über das deutſche Handwerk dienen die vom Deutf=”
Handwerks= und Gewerbekammertag eingeleiteten Erhebungen bei
Innungen und Handwerks= und Gewerbekammern dazu, die notwendä
Unterlagen über den Umfang und die gewerbliche Schichtung des Höy
werks zu beſchaffen. Schwierigteiten beſtehen für die Ermittlung
Vorkriegszahlen insbeſondere in Bayern und Württemberg,
Enquete=Ausſchuß rechnet bis Mitte d. J. auf den Abſchluß der
hebungen und erhofft, aus den Ergebniſſen ein, wenn auch nicht
lüü=
loſes, ſo doch repräſentatives Material über die zahlenmäßige Bexu
tung des Handwerks innerhalb der Volksſvirtſchaft zu gewinnen.
zweite Erhebung befaßt ſich mit der Erforſchung der wirtſchaftlichen 29
einzelner Handwerkszweige, und zwar für das Fleiſcher= Bächer=, Sattty
Schneider=, Schuhmächer= Tiſchler=, Buchbinder=, Elektro=Inſtallati n.
ſowie Klempner= und Inſtallationshandwerk. Es wird beabſichtigt, 1
Unterſuchungen auch auf das Bauhandwerk auszudehnen. Die übern
techniſche und kaufmänniſche Rationaliſierung durch Oberregierungn.
Bucerius und Privatdozent Dr. Rößle im Enquete=Ausſchuß gegeboäg
Berichte ſollen durch dieſes Material ergänzt werden.
Zu der eingeleiteten Unterſuchung über die Frage, inwiewit i9
Handwerk Rekrutierungsgebiet für die gelernten Kräfte der
Induu=
iſt, hält es ſchwer, exakte Angaben zu gewinnen. Hierzu wird viellnu
eine Sondererhebung für einen typiſchen Gewerbezweig in einem n9
ſonderen Wirtſchaftsgebiet vorgenommen. Außerdem hat der landwa.
ſrhaftliche Ausſchuß im Rohmen ſeiner Erhebungen über die Preisſpoln
bisher Unterſuchungen beim Bäckerhandwerk und beim Lohnmüllle
gewerbe durchgeführt. Das Material ſoll auch der Handwerksgruppexu
Verfügung geſtellt werden. Die Handelsgruppe hat gleichfalls
Handwerkszweige infolge ihrer Doppelorganiſation beim Handel
Handwverk in ihre Unterſuchungen einbezogen. Zudem werden Un
ſuchungen über kartellmäßige Auswwirkungen vorfenommen beim Bäoi=
Schmiede=, Inſtallateur=, Mechaniker=, Uhrmacher= und Dachdee
handwerk.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Stickſtoffpreiſe für das Düngerjahr 1927/28. Das Stickſtofffin
dikat gibt für das am 1. Juli beginnende Düngerjahr 1927/28 ſeine mmi
Preiſe bekannt. Sie ſind wieder erheblich ermäßigt. Um zur frührs
gen Abnahme anzuregen, ſind die Preiſe wie bisher nach Monatenn/
ſtaffelt. Der Preis beträgt für 1 Ka. Reinſtickſtoff in ſchwefelſaunn
Ammoniak (Leunaſalpeter B.A.S.P. Kali=Ammoniak=Salpeter B.4.8.I
Harnſtoff B.4.S.P.) für Juli 0,85 RM.; Auguſt 0 86 RM.; Septenm=
0,88 RM.; Oktober 0,90 RM.; November 0,90 RM.; Dezember
NM.; Januar 0,94 RM.; Februar bis Juni 0,95 RM.; in Kaliſtichr
und ſalzſaurem Ammoniak für Juli 0,78 RM.; Auguſt 0,80 RM.; OM
tember 0,81 RM.; Oktober 0,83 RM.; November 0,83 RM.; Dezenm
0,85 RM.; Januar 0,87 RM.; Februar bis Juni 0,88 RM.
Natronſalpeter B.A.S.P. koſtet 1 Kg. Reinſtickſtoff bis auf weiteres
NMM.; in Kaliſalpeter B.4.SF 1,13 RM. Von Natronphosphat I.II
koſten 100 Kg. bis auf weiteres 26 RM.; von Nitrophosphat I."
24,50 RM. Die Preiſe für Juteſäcke ſind herabgeſetzt worden.
Lieferungs= und Zahlungsbedingungen bleiben im weſentlichen u .
ändert. Für zwei Dritte des Rechnungsbetrages können
Dreimom=
wechſel gegeben werden. Für den ein Drittel des Rechnungsbetra.”
überſteigenden Teil der Barzahlung wird ein Nachlaß von 3 Pro=r0
gewährt. Als beſondere Sommervergünſtigung wird dieſer Nachlaß i.
die Monate Juli, Auguſt und September auf 4,5 Prozent erhöht.
Anbauflächen und Viehbeſtand in Preußen — Vergleichsziffem
den Jahren 1926 und 1913. Nach dem Ergebnis der Erhebung H
Jahre 1926 betrug die Anbaufläche Preußens 18 210 000 Hektar,
dieſer Fläche iſt von der Statiſtiſchen Korreſpondenz das Ergebns
Viehzählung vom Dezember 1926 in Beziehungen geſetzt worden zun
Zwecke des Vergleichs zwiſchen der Größe des Viehbeſtandes und Fl.
Umfang der Anbaufläche ſind die Zahlen der Anbauerhebung md
Viehzählung des Jahres 1913 herangezogen worden. — Danach
fallen von den wichtigſten Viehgattungen im Jahre 1926 in Pram
auf je 1020 Hektar Anbaufläche 147 Pferde, 527 Stück Rindvieh,
Schafe und 727 Schweine, während im Jahre 1913 innerhalb des He
tigen Gebietumfanges auf je 1000 Hektar Anbaufläche 137 Pferde.
Stück Rindtieh, 181 Schafe und 837 Schweine vorhanden waren.
dem Rindvieh im ganzen zeigt die Tabelle in mehreren Provinzen / 9
Minderung um faſt 50 und noch mehr Stück auf je 1000 Hektar Anllu
fläche. Die Einbußen, die die einzelnen Provinzen an ihrem Schve
beſtand zu verzeichnen haben, erweiſen ſich zahlenmäßig recht hoch.
Schafhaltung iſt in faſt allen Provinzen zurückgegangen.
Die Berliner 5 Millionen Pfund Sterling=Anleihe abgeſchloſfi
Der Finanzausſchuß der Stadt Berlin hat das mitgeteilte Angebot 1*
Rothſchild=Schröder=Gruppe für die 5 Millionen Pfund Sterling=Anll.N
zu 93½ Prozent Auszahlungskurs angenommen. Die Auleihe
6prozentig und durh Ankauf oder Auskoſung tilgbar. Die Schuldan
ſchreibungen werden durch eine Geſamtſchuldverſchreibungsurkunde
Stadt Berlin ſicherg=ſtellt und ſollen an der Londoner Börſe eingef!!
werden.
Deutſcher Metallhandel A.G., Verlin. Die v. H.V. genehmigt=
Abſchluß 1926 und beſchloß, den Verluſt von 38 401 RM., der ſich de2
den Verluſtvortrag von 1925 auf 92 955 RMN. erhöht, aus dem Reſes!
fonds zu decken. Ein ausſ cheidendes A.R.=Mitglied wurde wi
gewählt. Neu in den Aufſichtsrat wurde Fritz Drenfuß gewählt.
Geſcchäftsgang habe ſich im laufenden Jahre gebeſſert. Der Ha:1
wverde wenig betrieben, das Hauptaugenmerk ſei auf die Inbetriebnan)
der beiden Zinkhütten gerichtet. Ob für das Geſchäftsjahr 1990
Dividende in Ausſicht geſtellt werden könne, ſei zweifelhaft.
Frankfurter Kursbericht vom 25. Jun 194
Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch. 1. Teill304.5
„ II. Teil/306.5
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld ohne
Aus=
loſungsſcheine .. ./ 19.7
6½% Reichsp. Sch.
y. 1. 10. 30.... 96.6
7%Baher. Staats=
Sch. v. 1. 4. 29/ 97
6½% H. V. Sch.
v. 1. 4. 29 ..... / 96
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 3. 29 ..
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30 ...
7½ Sächſ. Freiſtaat
Schatz. v. 1. 7. 29
70 Sächſ. Freiſtaat
Schatz. o. 1. 7. 30
610 Württ. Freiſt.
Schatz. v. 1. 3. 29
b) Ausländ iſche
5% Bos. E. B. 1914
50 „ 2. Inv. 1914
4½% „ 1898
4½% „1902 ..
52 Bulg. Taba: 02
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
4½ „ Goldr..
4½ „einh. R. (kon)
8% Port,(Spz.) III
22 Rum.am. R.03.
4½% Gold. 18 ..
„ am.konv. .
05.. .
4%Türk. Adm./03/
„ (Bagd.) I
„ (Bagd.) II
„ unif. 1903/
„ 1911 Zoll.
½% Ung. St. 1913
% „ St. 1914
„ Goldr. ..
„ St. 10 ..
„ Kronr. ..
3% „ Eiſ.Tor..
Außereuro-
päiſche
5%Mex.am. in abg.
5% „ äuß. 99
4% „ Gold 04ſtf.,
8% „ konſ. inn. ,
4½%0 „ Irrigat.,
5% Tamaulipas I,
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10¾Berl. H.=Bt. G.
82 Berl. St.=Gold
8% Darmſt. St.=G.
D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf. 1100.5
88 Frl.=byp.=B.”
Goldpfdbr. . ..
% Frkf. H.=B.=Gld./I
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfbr.. .....
70 Pfbr.=Bk.=Gold
5% Frkf. Pfdbr.=Bk.
Goldpfbr..
% H. Lds.-Bk. Glb.
2 R. Eleltr. Mar
Hagen) Goldobl./
g. Landesban
Darmſt., Reihe I
Reihe II
95
100
99
100
100
82
101.5
00.75
1029
101
100.5
7 25 M.=KraftHöch
Mannh. St.=G./105
Naſſ. Ldb. Gold /103.5
Nbg. St. Gldal.
8% Pfälz. Hyp. Bk.
Gold=Pfvbr. . . . 98
O Pforzh. St.=G.
30 Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr. 101.75
8% Pr.Centr.=St.=Goldpfpr. 102
8% Rh. Hyp.=Bankl
Gold. Pfdbr.. . . 98.6
100
2Rh. St.=W. 25/151
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf.
100
102‟,
% Südd. B.-Cr. B.
Goldpfdbr..
2o V. Stahlw.
Düiſ=
ſeldorfHyp.=Gld.
vbl. mit Optionl 94.75
7% V. Stahlw.
Düſ=
ſeldorfHhp.=Gd.. ohne Option
8% Loigtck Häffner
Goldobl.. . .
98
8% Württbg. Hhp.=
Bank Goldpfbr. 98.5
Ohne
Zins=
berechnung
5% Bdw. Kohl 23
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23/ 13.8
6% Geſ.Brk.=Rg. 23
5% „Roggen .. 23 9
2 Pr. Kaliw.
52 Pr. Roggenw.!
5 % Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=B.)
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb. .
Bayr. Handelsb.
Bahr. Hhp.u. Wechſ.)
Berliner. Hyp.=Bk.
Frrf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr. =Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Mecklb. Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp.Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk....
Preuß. Bod.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B.=Cr. B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B...
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr. ..
Württ. Hyp.=Bk...
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. . ..
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
5%Oſt. Sb. (2.ſtfu.
2,6% Alte „
2,6% Neue,
6 Oſt.=Ung. 73/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
%Oſt. „ 9. E.
„Oſt. „ 1885
ZOſt. „ Erg. Netz
Raab Oedbg. 83
42 Rud. Silber
4½ Rud. (Salzka
4½% Anat., S.
% Anat. S.
% Anat., S. III.
Salon. Monaſt.
Tehuantepec..
16.4
16.3
12.01
4.5
34.5
18.75
9.2
4.05
21.25
19.25
17),
21
158.5
1241
1165.5
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.. . . 146.5
Bad. Bk.
Bk. f. Brauind. . . /224.5
Barmer Banw. . . 147
Bay. Hyp.=Wchſ.. 173
Berl. Handelsge
Tomm.u. Privatb. /180.5
Darmſt. u. Nat.=Bk. 31.
Deutſche Bank
D. Eff.u. Wchſ.=Bk. 138.5
D. Hyp.=Bk. Mein. /146
D. Vereins=Bk. ./111
Disk.=Geſellſch. . . . 162
Dresdener Bk. .. . 4168
Frankf. Bk.
136
Frkf. Hyp.=Bk.. . . 153
Frkf. Pfdbr.=Bk. /157
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank. 9
Metallbank. . . . . . . 144.5
Mitteld. Creditb. 230
Pfälz. Hyp.=Bk. ..
Pr. Bd.=Credikbank! —
„ Hyp.=Akt.=Bank) —
Reichsbank=Ant. . .
Rhein.Creditbk. . . 134
Rhein=Hyp.=Bk. .
Südd. B.=Creditbl.
Südd. Disc.=Gef...
Oſterr. Creditanſt. 8.75
Wiener Bankverein 6.8
Bergwerks=Akt.
Bochum. Bergb..
Buderus.. ... ..
Dt. Luxemburg..
Eſchw. Bergw....
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb
Ilie Bergb.
Genußſchei
Kali. Aſcherslebr..
Kali. Salzdetfurth.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke-
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder ...
117
169
203.5
273
133
175
230
179
167/,
186.5
131.25
Oberbedarf ...../166.75
Otavi=Min.=Ant.. .
Phönix=Bergb. . . . 125
Rhein. Braunk. . . . 273.5
Rhein. Stahlw.. . . 1198
A. Niebeck Montan /164.25
Rombach. Hütte
SalzwverkHeilbronn
Tellus Bgb.. . .. . . /118
Ver. Laurahütte . . / 85.5
Ver. Stahlwerke. . 1141.5
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum (Mannh. / /e71
Henninger ... . . . . 185
Hercules, Heſſiſche. 450
Löwenbr.=München/355
Mainz. Aktienbr. . 238
Schöfferhof(Bind. )/350
Schwarz=Storchen 179
Tucher, Nürnberg.
Werger ....... . . 182
Akkum. Berlin. . .
Adler & Oppenh..
Adlerw. Gv. Kleher
6%E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Vzg. B..
A. E. G. Stamm ..
An glo=Cont. Guano
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg ..."
Bayr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement. Heidelb. . . 152
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.. . .
Chem. Albert.. . ..
Chem. Brockh. ..
Chem. Milch ...
157
129:1,
88
80.9
183.75
1a0
47
240
56 25
82
1186
26.5
69.0
188
142
87.5
66.5
Daimler=Benz A. G.
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erdöl .."
D. G.u. Silb. Scheid
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp. . . . . ..
Dürr. Rattingen ..
Dyckerhof & W. .
Eiſenw. Kaiſersl.. .
El. Licht u. Kraft
El. Lieferung ...."
Elſ. Bad. Wolle".
Email. Ullrich ....
Enzinger Werke ..
Eßlinger. Maſch. ..
Ettlinger Spinn...
Faber Bleiſtift.."
Faber & Schleicher 1112
Fahr, Pirmaſens..
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Ge
Frankfurter He
Frkf.=M. Pok. u. W
Geiling & Cie.
Germania Linol..
Gelſenk. Gußſt. ..
Goldſchmidt, Th. . . 127
Gotha Waggon .."
Gritzner, Maſch.. ..
Grün & Bilfinger /180
Hafenmühle, Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ...
Hanſa=Lloyd, Br.
Hartm. & Braun..
Heyligenſtaedt.
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen
Holzmann
Holzverk. Ind..
Hydrom. Breslau".
Jnag ....."
38
43
198.75
179
48
76
155
142.5
98
50
170
118
73.5
265
121
138
135.75
52
23.75
76
116
118
142.75
202
72.5
31.5
Junghans St..
Kammg. Kaiſersl.
Karlruher Maſch.
Karſtadt, R......."
Klein Sch. E Becker
Knorr, Heilbronn
Konſerv Braun ..
Krw. Alt=Württbg.
Krauß, Lokom. .
Lahmeyer
Lech, Augsburg:.
Lederw. Rothe ..
Spicharz..
Linigel Schuhw..
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Lux, Füdüſtrie".
Mainkraft Höchſt.
28s1), Mars=W. Nürnberg
Metallgeſ. Frkf.
Migg Mühlenb. ..
Moenus, Stamm
Motorenf. Deutz ..
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Reckari. Fahrz. ...
Neckarw. Eßlingen 1142
Peters Union . . . . 115.5
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.
Borzellan Weſſel
Rein. Gebb. & Schall139.5
Rhein. Elektr.
Rhenania,Kunheim
Rütgerswerke
Schneid. & Han
Schnellpr.
Schramm
Schriftg.
Schuckert
Schuhf.
Schuhf. Herz
Schultz, Grünlack
Seilind, Wolff.
Siemens Glas
151
185
68
07
180
35.5
48.25
128
198
131
136
186.25
144
75.25
122
67
65
48
167
63.5
97.75
68
102
99.5
130
1185
86
40.5
90.5
Südd. Immob.
Südd. Bucker=A.=G.
Thür. eleltr. Lief.
Nhren Furtwängl.
Unterfr. Kr.=El.=V.
Beithwerte
Ver. f. Chem. Ind.
Ver. d. Olfor. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Uiltramarin .. ....
Zellſtoff Berl. ..
Bogtl. Maſch. . ..
Voigt & bgeffner.
Volthom, Seil.."
Wayß & Frehtag
Wegelin Rußfbr...
Zellſt. Aſchaffenbg.
Zellſt. Waldhof ..
Zuckerf. Rheingau.
Transport= und
Berſicherungs=Alt.
Dt. Reichsb.=Vorzg,
A. Dt. Eiſenbahn ..
A. Lokalb=u. Kraftw.
Dt. Eiſenb.=Geſ.
Schantung E.B.
Südb. Eiſenb.=Geſ.
Hapag ..."
Nordd. Lloyzd.. . ..
N
162
95
134
72
zu?
14E
aoc
313
141
Ke
14S
97.5
Siemens & Halske 276
Frkft. Allg. Ver).
Frankona Rückv.
Darmſt. Werie
Bahnbedärt
Dampfk. Rodberg
Helvetia Konſ...
Gebr. Lütz ....
Motorf, Darmſt.
Gebr. Roeder .
VenulethcEllenb.
1147
[ ← ][ ][ → ]Mummer 125
2 Die Leiſtung der deutſchen Walzwverke im Maf 1927. Der Verein
irtſcher Eiſen= und Stahl=Induſtriellev veröffentlicht in der Zeitſchrift
zuahl und Eiſen” das Ergehmis ſeiner ſtatiſtiſchen Erhebungen über
e! Leiſtung der deutſchen Walzwerke einſchließlich der mit ihnen
ver=
nddenen Schmiede= und Preßwerke im Mai 1927. Die Leiſtung der
u ſchen Walzwerke im Mai 1927 iſt mit 1 089 779 Tonnen um 82000.
zm nen höher als die des April und um 16 000 Tonnen niedriger als
EMärz 1927. Arbeitstäglich ſteht ſie aber mit 43 591 Tonnen um
di. Tonnen höher als die bisher beſte
Durchſchnitts=
esleiſtung der Nachkriegszeit im Aprik 1927. Sie
ſoricht 85,50 Prozent der durchſchmittlichen arbeitstäglichen Leiſtung
82 Jahres 1913 im Deutſchen Reich damaligen Umfanges.
NG.=V. der Deutſcher Eiſenhandel=A.=G. Die G.=V. erledigte die
Re=
ia rien. Der Geſchäftsgang im laufenden Jahr war nach Mitteilung
EEVerwaltung befriedigend. Die Umſätze überſteigen erheblich die des
ppjahres, ſo daß auch mit einer Steigerung der Gewinnerträgniſſe ge=
Umnet werden kann. Die Geſellſchaft hat keinerlei Bankſchulden.
SDer Um= und Ausbau bei der Hefrag. Zur Umſtellung der der
Frank=
ner Gasgeſellſchaft gehörenden Gewerkſchaft Friedrich in Hungen in
Schwelkraftwerk und eine Teeranſtalt wurde bekanntlich die „Hefrag”
ſthdrei Mill. RM. A.=K. vom heſſiſchen Staat und der Stadt
Frank=
ri) gegründet. Die Umſtellung mit Neubauten, mit der demnächſt
be=
muen wird, erfordern nahezu 3 Mill. RM. Die großen Maſchinen,
tager, Schachtanlagen und Förderbrücken wurden teilweiſe ſchon
an=
üffert. Der Ende 1927 beginnende Betrieb wird über 400 Arbeiter
ſchäftigen können. Die Briketterzeugung, die bisher den
Haupt=
duikationszweig der Grube bildete, hört auf, die Kohlen, die künftig
Sſrhließlich im Tagrbau gefördert werden ſollen, werden vielmehr in
numeuen. Werken gemahlen und zu Teer verarbeitet. Dazu ſind
ſtünd=
nttwa 420 Kubikmeter Waſſer nötig, die der nahen Horloff entnomme
uogen ſollen. Unter dem bisherigen Friedhof der Gemeinde
Trais=
ſan off wurde ein mächtiges Kohlenlager erbohrt, das ſich bis nach Hof
taßs erſtreckt und ſür mehr als 60 Jahre Kohle liefert.
Stahlwerk Mannheim A.=G., Mannheim. Die Geſellſchaft, die
be=
zutlich zur J. Adler=jun.=Gruppe gehört, hat das Geſchäftsjahr
,6 mit einem Verluſt abgeſchloſſen, der eine Sanierung des
Unter=
hurens erforderlich macht. Zum Zwecke der Beſeitigung der
Unter=
ſafrz ſoll das A.=K. von 1,6 Mill. RM. auf 1,12 Mill RM. durch Ein= ſtarke Steigerung des Pfandbriefabſatzes. Mit 1,3 Milliavden RM. geht
hurng der 200 000 RM. Vorratsaktien und durch Herabſetzung des
roren Stammaktienkapitals im Verhältnis von 5:4 auf 1120000 RM.
zusiert werden. Das Stimmrecht der daneben noch beſtehenden 80 RM.
ſru ugsaktien ſoll außerdem herabgeſetzt werden.
Ruſſiſcher 800 Millionen=Kredit. Das unter Führung der Deutſchen
in2 ſtehende Bankenkonſortium hat für die Finanzierung der unter
ſan m Abkommen abgeſchloſſenen Lieferungsgeſchäfte deutſchen Firmen
chi Rußland inzwiſchen erhebliche Teile der bereitgeſtellten
Geſamt=
bütſumme von 180 Mill. RM., vergeben. Für die Entgegennahme von
ſetätanträgen ſteht die Induſtrie=Finanzierungs=A.=G. Oſt (Jfago)
be=
nſcklich nur noch bis zum 30. Juni zur Verfügung, nach welchem
Zeit=
n * Kredite für den genannten Bweck bei dem „Kredit=Konſortium
ſßh and” nicht mehr beantragt werden können.
Meue Pläne zur Durchführung der Kohleverflüffigung in England. Schlußverkehr konnte indeſſen eine leichte Erholung ſich durchſetzen auf
nengliſche Regierung beſchloß, für die Errichtung einer Kohlever= die Feſtigkeit Winnivegs. Die Termine ſchließen etwa 0,75 Cent unter
ſſngungsgeſellſtheft auf Grund des Trade Pacilities Act 100 000 Pfund
er ing zur Verfügung zu ſtellen. Das neue Unternehmen, das die
imnda Fuel Utiliſation Ltd. führen wird, iſt eine Studiengeſellſchaft, die
eAAufgaben in enger Zuſammenarbeit mit der Abteilung für
Kehle=
mertung des Scientifie and Induſtriel Reſearch Departement
durch=
ſuun wird. Ferner ſteht die Geſellſthaft in enger Beziehung zur Gas märkte. Die Termine zeigten Rückgänge bis 2 Cents.
hs and Coke Cie. Die Geſellſchaft ſolle ihre Verſuchsaubeit drei Jahre
jgal fortführen und dann auf Grund der bis zu dieſem Zeitpunkt
er=
tumt Reſultate entweder ausgebaut oder aufgelöſt werden.
vöerabſetzung des Wechſeldiskonts in Italien. „Giornale d’Italia”,
Eermit, daß die Banca Commerciale Credito Italiano, die Banca
ionale die Credito und die Banca di Roma beſchloſſen haben, den
elyentſatz für Wechſel auf Italien und auf das Ausland herabzuſetzen.
EDiskontſatz für Wechſel in Lire auf Italien bis zu vier Monaten
bum 8 auf 7 Prozent, über vier Monate von 8,5 auf 7.5 Prozent
her=
jesetzt worden, während der Satz für Wechſel in Lire auf das Aus=
Guund Wertpapiere auf Argentinien, Uruguay, Braſilien, Vereinigte
huren und Canada von 8,5 auf 7,5 Prozent (unter vier Monaten)
. von 9 auf 8 Prozent (zwiſchen vier und ſechs Monaten) ermäßigt
Fr.
Sonntag, den 26. Juni 1927
Seite 13
Die Zunahme des Umlaufs an Pfandbriefen
und Goldobligationen in Deutſchland.
HAHRLICHE ZUNAHIME DESREAL-
KREDITS MDEUTSCHLAND.
Mill R.M.
PPondbriefe
Goldoblikotionen
Unſere Ueberſicht zeigt die jährliche Zunahme des Umlaufs an
Pfandbriefen und Kommunglobligationen der deutſchen
Hhpotheken=
banken in den Jahren 1923—26. Das Jahr 1926 brachte eine beſonders
die Zunahme nicht nur über diejenigen in den Vorjahren hinaus, ſie
übertrifft auch bei weitem die höchſte Ziffer der Vorkriegszeit (1903).
Parallel mit der Umlaufſteigerung der auf Goldmark ausgeſtellten
Pfandbriefe und Kommunalobligationen geht eine Verminderung der
Noggen=Papiere. Dieſe Abnahme iſt hauptſächlich auf eine Umwandlung
in Goldpapiere zurückzuführen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 25. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt zeigte im größten Teil ſeines Verlaufs eine
ſchwache Haltung auf niedrige Kabelmeldungen fermer auf günſtige
Witterungsberichte aus dem Frühjahrs= ſowie Winterweizengebiet. Im
geſtern.
Mais: Die geſtrige Abſchwächung machte heute weitere Fortſchritte.
Zwangsverkäufe, ſchwache Poſition im Verein mit günſtiger Witterung
im Maisgebiet riefen eine ſchwache Tendenz hervor. In der gleichen
Richtung wirkten auch große Ankünfte, ſowie die Schwäche der Kaſſa=
Hafer: Der Markt nahm einen abgeſchwächten Verlauf bei
Kurs=
rückgängen von etwa 0,75 Cent.
Baumwolle: Günſtige Witterungsberichte für die Erntebewegung,
ſowie Verkäufe der Lokofirmen hatten zuerſt eine abgeſchwächte Haltung
zur Folge, ſpäter trat jedoch eine Feſtigung ein auf Baiſſedeckungen und
auf Glattſtellungen auf Wochenende. Die Termine ſchließen etwa auf
geſtrigem Niveau.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 25. Juni:
Getreide: Weizen, Juli 140½, Weizen September 1387½=, Mais,
Juli 94½/, Mais, September 100, Hafer, Juli 45”, Hafer,
September 457/e, Roggen, Juli 113, Roggen, September 100.
Schmalz: Schmalz, Juli 12,42, Schmalz, September 12,45.
Fleiſch: Rippen, Juli 11,80, Rippen, September 11,95, Speck
11,87, Schweine, ſchwer 8,40—8,90, Schweine, leicht 8,65—9,20,
Schweinezufuhr Chicago 4000, Schweinezufuhr Weſten 25 000,
Talg Ohio 5’g.
Es notierten nnach Meldungen aus NewYork am 25. Juni:
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 151½, Weizen Nr. 2 hart 158½,
Mais Nr. 2 107e, Hafer Nr. 3 557g, Roggen exp. 112, Mehl
Spring Patent 7.15, Getreidefracht nach England 1,6 sh,
Ge=
treidefracht nach Kont. 8 d.
Schmalz: Schmalz Mittel, Weſten 13.15.
Schweinefleiſch: Schweinefleiſch Family 33.
Viehmärkte.
Anf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am 25. Juni wurden
zugeführt: 414 Stück, verkauft 339 Stück. Milchſchweine wurden
ver=
kauft das Stück um 4 bis 12 Mark; Läufer um 15 bis 25 Mark.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten.
Die auf den Stichtag des 22. Juni berechnete
Großhandelsindex=
ziffer des Stntiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber der Vorwoche um 0,4
Prozent auf 137,4 (138,0) zurückgegangen.
Aus Anlaß der bekannten Verordnung des Reichssfinanzminiſters
vom 18. Mai hat ſich kürzlich eine Anzahl angeſehener, deutſcher
Biga=
rettenfabrikanten zu einer Arbeitsgemeinſchaft zuſammengeſchloſſen.
Nach eingehenden Verhandlungen haben ſich die Vertreten der
Fabri=
kantengruppen angeſchloſſen, die dem Schutzverbande der
Zigaretten=
induſtrie nicht beigetreten ſind.
Die Friſt für die Anmeldung der Markanleihen des Reiches zum
Umtauſch in die Anleiheablöfungsſchuld wird durch Verordnung des
Neichsfinanzminiſters bis zum 31. Auguſt 1927 verlängert.
Der Verband Deutſcher Jute=Induſtrieller hielt am 24. und 25. Juni
in Eiſenach ſeinen Verbandstag ab.
„Im Monat April (30 Tage) ging die elſäſſiſche Kaliförderung gegen
den März (31 Tage) um ca. 41 000 Tonnen Rohſylvinit auf 165 000
Tonnen zurück.
Aus Mangel an Nachfrage nach Eiſenerzen, beſonders aus
Deutſch=
land, haben die meiſten privaten Erzuruben Luxemburgs die Betriebe
geſchloſſen. Da man über das Wiederaufleben einer beſſeren
Konjunk=
tur in ſeinem Urteil ſehr, zurückhaltend iſt, iſt noch nicht abzuſehen,
wann die Arbeit wieder aufgenommen werden kann.
Der von ben Engländern projektierte Plan einer allgemeinen
Boy=
kottierung der Petroleumprodukte Sowjetrußlands nimmt allmählich
deutlichere Formen an. Der Präſident der Shell Royal Dutch Company,
Sir Henry Detterding, der letzthin in Paris weilte, iſt nach London
zumickgekehrt.
Aus Moskau wird gemeldet, daß im Zuſammenhang mit den letzten
Beſprechungen in Moskau und Rom erneut die Frage der
Unter=
bringung ruſſiſcher Beſtellungen in Italien angeſchnitten worden ſei.
Die Anregung erfolgte von ruſſiſcher Seite in einer Unterredung des
Handelskommiſſars mit dem italieniſchen Betſchafter.
Laut den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Amtes betrug die
rumä=
niſche Erdölausbeute im Mai 335 000 Tonnen, was die größte Ausbeute
ſeit Beſtehen der rumäniſchen Erdölinduſtrie darſtellt.
Durch ein im Oktober 1925 veröffentlichtes Dekret begab die
ſpa=
niſiche Regierung eine 5prozentige, in 50 Jahren amortiſierbare
Eiſen=
bahnanleihe in Höhe von 500 Mill. Peſetas nom., von denen planmäßig
die erſten 300 Mill. im Oktober 1925 angeboten wurden, die reſtlichen
200 Mill. aber nicht, wie zuerſt beabſichtigt, im Jahre 1926, ſondern erſt
jetzt ausgegebn werden.
Da der neue rumäniſche Zolltarif von der ehemaligen Regierung
Avereseu in Kraft geſetzt wurde, ohne duß vorher die Genehmigung
des Parlaments Eingeholt wurde, hat der neue Finanzminiſter Michail
Popovici eine Kommiſſion eingeſetzt, die ſich mit der Reviſion des
Zoll=
tarifes befaſſen ſoll.
Die ſeit einigen Monaten in Katalonien beſtehende Kriſe der
ge=
ſamten Textilinduſtrie hat durch Beendigung des letzten Streils und
gleichzeitige Bewilligung von Exportprämien vorläufig ihren Höhepunkt
überſöhritten.
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Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des
Wirtes Ludwig Büſcher in Darmſtadt, Beſſungerſtraße 28,
m Grundbuch eingetragen war, ſoll
Dienstag, den 5. Juli 1927, nachmittags 31, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 31. März 1927 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind, ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls, ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
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Darmſtadt, den 12. April 1927.
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Seite 14
Sonntag, den 26. Juni 1927
Nummer 173
Chriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.”
(Nachdruck verboten)
22)
„Ich werde dann wohl auf die Staatsanwalts=Laufbahn
ver=
zichten müſſen und mich mit Rechtsanwalt Wulffen hier
aſſo=
zieren.” Sehr ruhig und energiſch hatte der Sohn geſprochen,
was den Vater nur noch mehr erboſte.
„Alle Wetter — welche Orfer für meine Sekretärin,”
ſpottete er.
„Friedrich — daß ſie Sekretärin iſt und noch dazu eine
un=
erſetzliche, wie du uns vorhin erſt erzählteſt, wäre doch wahrlich
kein Grund, ſie nicht als Tochter anzuerkennen,” meinte
begüti=
gend Frau Krüß. „Erzähle uns doch mehr, Werner, wer ſie iſt,
wer ihre Eltern und Verwandten ſind?”
„Sie hat keine Menſchenſeele auf der Welt und ihre Eltern
nie gekannt.” Werner hätte der tapfer zu ihm ſtehenden Mutter
die Hände küſſen mögen. Aber da fragte der Vater ſcharf
da=
zwiſchen:
„Na, ſie muß doch wenigſtens wiſſen, wer ihre Eltern
waren, wo ſie gelebt und wo ſie geſtorben ſind?"
„Sie weiß nichts von ihnen.”
„So, ſo. Hm! — Und das beunruhigt dich auch weiter gar
nicht, daß du nicht einmal weißt, wen du heirateſt? Woher ſie
ſtammt?‟
„Ich bilde mir ein, Chriſtine Berthold ſo genau zu kennen,
daß mir auch niemand mehr Näheres über ihren Charakter und
ihre Weſensart ſagen könnte. Und da ſie ja, wie geſagt, keinen
Menſchen auf der Welt mehr an Verwandten beſitzt, ſo bin ich
vorläufig auch gar nicht weiter erpicht darauf, über ihr
Her=
kommen nachzuforſchen. Ich würde es vielleicht ſpäter einmal
tun, um Chriſtine vielleicht eine Freude damit zu machen.”
„Nun, wenn du derart leichtſinnig biſt, dann wirſt du mir
wenigſtens erlauben, daß ich mich darüber informiere, wem du
meinen Namen zu geben gedenkſt.” — Heftig warf er die
Ser=
viette auf den Tiſch, befahl dem eintretenden Diener, den Kaffee
in ſeine Stube zu bringen, und verließ mit einem kurzen: „
Mahl=
zeit” das Zimmer.
Da trat die Mutter liebevoll auf den Sohn zu, und ihm
ſachte über den Kopf ſtreichend, ſogte ſie: „Werner, haſt du auch
wirklich alles wohl überlegt, ehe du dieſen Schritt tateſt? —
Möge es dich nie gereuen, daß du die liebliche kleine Suſi
ver=
ſchmähſt, die meinem wie deines Vaters Herzen gleich einer
Tochter naheſteht.”
Werner zog ihre Hände innig an die Lippen: „Ach, Mutter,
ſo wirſt du auch meine Chriſtine einſt nicht weniger lieben, wenn
du ſie erſt kennen wirſt, denn du bewerteſt ja den Menſchen nicht
nur nach ſeinem Geldbeutel wie Vater.” Bitter kamen die letzten
Worte noch hinterher.
Die Mutter lächelte und ſagte tröſtend: „Höre, Werner, ich
meine, es iſt doch ſchon alles mögliche, daß Vater ſich bereits nach
deiner Erwählten erkundigen will. Ich glaube ſicher, daß, wenn
er alles gut und in Ordnung findet, er ſchließlich doch auch
anderen Sinnes wird. — Und nun Kopf hoch, Werner, du biſt
jung und willensftark, da wird ſchon alles noch für dich gut
werden.”
Oben in ſeiner Stube lief währenddeſſen Friedrich Krüß
ruhelos auf und ab. Der Aerger über des Sohnes
überraſchen=
des Geſtändnis nahm ihm auch die Luſt zu der gewohnten
Mittagsruhe. Sein Gehirn arbeitete unabläſſig an der Frage,
wie er dieſe Torheit Werners vereiteln, wie er ihn am beſten
und ſchnellſten wieder zur Vernunft bringen könne. Eine
bettel=
arme Angeſtellte der Firma Carlſen u. Krüß konnte niemals die
Schwiegertochter von Friedrich Krüß werden. Ein ganz anderes
Bild der künftigen Gattin ſeines Sohnes ſtand vor ſeinen Augen
und — hol” der Geier — wenn er dieſen ſeinen Lieblingsplan
nicht ſchließlich doch noch erfüllt ſähe.
Bei dem Gedanken an Suſi fiel ihm ein, daß dieſe ja ſehr
befreundet mit dem Fräulein Berthold ſein ſollte, und ehe er
ſich ſelbſt recht darüber klar wurde, ſaß er auch ſchon in ſeinem
Auto auf der Fahrt nach der Elbchauſſee zu ſeinem Freunde
Stoewing. Vielleicht konnte ihm Suſi doch irgendeinen
Finger=
zeig geben, wie er ſeine Nachforſchungen nach Herkunft und
Fa=
milie Chriſtinens am leichteſten einleiten könnte. Es mußte raſch
etwas geſchehen, um den Sohn vielleicht doch noch vor dieſer
Entgleiſung zu bewahren. Er konnte ja nicht leugnen, daß dieſes
Fräulein Berthold ein außerordentlich tüchtiger Menſch war,
dem man wohl in keiner Weiſe irgend etwas Nachteiliges
nach=
ſagen konnte. — Und daß Werner ſie mit ſolch großer Liebe
be=
gehrte, war eigentlich kein ſchlechtes Zeichen für ſie, denn ſein
Sohn war alles andere als ein leichtſinniger, oberflächlicher
Menſch. Und ſchließlich ſpielte ihre Armut ja auch wirklich keine
ausſchlaggebende Rolle, da Werner ja ſpäter einmal ſoviel zu
erwarten hatte, daß er übergenug für ſich und ſeine Familie
haben würde.
Ja, warum wehrte er ſich denn eigentlich ſo mit Händen und
Füßen gegen dieſe Verbindung?
Der Gedankengang des alten Herrn ſtockte für einen
Augen=
blick, und das Rattern des dahinſauſenden Autos verſetzte ihn
in eine faſt ſchläfrige Stimmung. — Doch da fiel ihm plötzlich
wieder ein, daß er ja in wenigen Minuten ſeinem Freunde
Stoe=
wing und deſſen Nichte Suſi Peters gegenüberſtehen würde, und
ein heftiger Zorn ſtieg wieder in ihn auf. Warum mußte ihn
der Junge nun in dieſe höchſt fatale Lage bringen, daß er ſich
vor Stoewing geradezu lächerlich blamierte und die kleine Suſi
in tiefſte Kümmernis ſtürzen mußte!
Und er ſchimpfte in ſich hinein, bis er aus dem Wagen ſtieg.
Das Gekläff der Hunde hatte Suſi oben an das Fenſter
ge=
lockt. Und ſie erſtaunte nicht wenig, als ſie ſtatt des ſo ſehnlich
erwarteten Geliebten, der ſeit einer Reihe von Tagen ſchon nicht
mehr hier draußen war, deſſen Vater über den hartgefrorenen
Kies daherkommen ſah.
Raſch war ſie die Treppe hinunter, um ihn ſelbſt zu
emp=
fangen. Es mußte ihn etwas Beſonderes um dieſe Zeit hierher
führen.
„Na, Suſichen — der Onkel ſchläft wohl noch?” begrüßte er
das junge Mädchen gleich mit großer Herzlichkeit. Und auf ihre
bejahende Antwort fiel er raſch, faſt ängſtlich ein: „Nein, nein,
nur nicht wecken. Ich kam gerade hier vorüber, da mußte ich
dir doch ſchnell mal das Patſchhändchen drücken. Und
ſchließ=
lich werden wir zwei uns allein ja doch wohl auch noch etwas
zu erzählen wiſſen, nicht wahr? — Na alſo!” Und er folgte der
voranſchreitenden Suſi nach dem Wohnzimmer. All ſein
In=
grimm war verflogen vor ihrer lieblichen Perfönlichkeit.
Be=
friedigt rieb er ſich die Hände: Es traf ſich ja äußerſt günſtig für
ihn, daß er ſie erſt allein ſprechen und alſo genügend ausfragen
konnte, ehe Stoewing dazu kam.
Ohne viel Umſchweife begann er denn auch ſehr bald, ſo,
als fiele ihm plötzlich etwas ein: „Ach ja — was ich auch fragen
wollte — hat eigentlich Fräulein Berthold ſchon eine andere
Stellung?” Lauernd beobachtete er ihre Mienen.
„Chriſtine — eine andere Stellung? — Ich weiß nicht, wags
Sie meinen, Onkel Krüß.” Völlig verſtändnislos blickte ſier
ihn an.
Da atmete Krüß erleichtert auf. Sie war alſo noch
gan=
ahnungslos.
Demnach ſcheinſt du auch nicht zu wiſſen, daß ſie mir ge= bat?"
„Chriſtine gekündigt? — Das iſt das Erſte, was ich darüber
höre. — Ja, wie kam denn das? — Ich habe ja keine Ahnungg
daß ſie überhaupt ſolche Abſichten hatte.”
„Tja — wer weiß, was ſie vor hat! Vielleicht will ſie hei=)
raten, und — —
Da lachte Suſi laut heraus: „Du lieber Gott, Chriſtine und
heiraten! Nein, Onkel Krüß, da kennen Sie meine Freundim
aber ſehr ſchlecht. Daran denkt ſie überhaupt nicht.”
„Hahaha,” lachte nun auch Krüß beluſtigt über
Suſis=
naive Antwort auf: „Und ich hätte nun feſt darauf geſchworenm
daß dies der Grund ihrer Kündigung ſei. Sieh da, wie mon
ſich doch manchmal täuſchen kann! Hahaha!‟ Er lachte noch
einn=
mal hinterher und meinte dann in etwas nebenſächlichem Tones
„Na, ſie wird dir ja wohl erzählen, was ſie vor hat. Du kennſ
ſie ja ſchon lange vom Waiſenhaus her, nicht wahr?”
In Suſis Geſichtchen war während ſeiner letzten Worte einn
kleiner grübleriſcher Zug getreten. Flüichtig nickte ſie auf ſeinen
letzte Frage und ſah ihn dann voll an: „Sagen Sie, Onkel Krüßſ
wen meinen Sie wohl, den Chriſtine Berthold heiraten möchten
da Sie doch eben dieſe Vermutung geäußert haben?”
Eine furchtbare Ahnung nar plötzlich in ihr erwacht. Gan.
kleine Begebenheiten zwiſchen Werner und (hriſtine traten miü
einem Schlage aus ihrer Erinnerung hervor als wichtige Zeuu
gen ihres jäh auftauchenden Verdachtes. Es war ihr, als riſſeſſ
ihr plötzlich einer die Binde von den Augen, und ſie ſah wirnt
einem Male ganz deutlich, daß Werner ſtets Chriſtinens Eeſeu=g
ſchaft der ihren vorgezogen, ja ſie förmlich geſucht hatte. Sieſl
aber hatte bisher nur ein Zugeſtändnis für ſich ſelbſt darin voru
ihm erblickt, geglaubt, daß er nur aus Gutmütigkeit ſo freunda
lich gegen die Angeſtellte ſeines Vaters ſei, um ſie, Suſi, nichſt
durch Hochmut oder Herablaſſung in ihrer Liebe und Freunda
ſchaft zu Chriſtine zu kräuken. Sie hatte alſo ſchon richtig vorauss
geahnt, daß das Erſcheinen des alten Herrn hier draußen heut1
einen beſonderen Grund haben müſſe. In den wenigen Sex
kunden war ihr die volle Erkenntnis darüber gekommen, wess
halb er jetzt vor ihr ſaß. Seine Mitteilungen von Chriſtinensu
überraſchender Kündigung, ihr unerklärliches Schweigen unin
Fernbleiben ſchon ſeit der ganzen Woche — das alles hatte ſeimn
ganz beſtimmten Gründe. Und ob ſich auch ihr ganzes Seinn
gegen dieſe ſie ſchier zu Tode marternde Gewißheit aufbäumtn
— eine innere Stimme lagte ihr doch, daß ſie den Geliebtery
für ewig verloren, daß Chriſtine Berthold — — —. Ein leiſes?
Aechzen entrang ſich ihrer Bruſt, und ihre Gedanken ſchienen ſich
zu verwirren, ſo unerträglich war die Spannung. Und wie inn
Todesangſt hingen ihre weitgeöffneten Augen an den Lippenn
des erſchrockenen alten Herrn.
„Ja, liebes Kind —” begann er nun zögernd und noch übern
legend — „mir wird ſie’s wohl zu allerletzt ſagen, wen ſie heir
raten möchte, denn ſchließlich habe ich ja verzweifelt wenig Tau
lent zu einem Beichtvater für ſo zarte Angelegenheiten. — Es0
war ja auch nur eine ganz dumme, belangloſe Bemerkung von
mir — das mit dem Heiraten. — Eine bloße Vermutung.—‟
Er redete haſtig und hielt ihren angſtvoll fragenden Blick kaunn
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In den Mauern unſerer Stadt wird in den letzten Juli= und erſien
Auguſitagen dieſes Jahres das große 33. Mittelrheiniſche Kreisturnfeſt
ſiattfinden, zu dem über 30000 Turner aus dem Mittelrhein= und
Saar=
gebiet hier erwartet werden. — Um dieſe hohe Beſucherzahl in den Tagen
vom 29. Juli bis 1. Auguſt 1927
unterbringen zu können, iſt es unbedingt erforderlich, daß alle Bürger
unſerer Stadt ſich zur Aufnahme eines oder einiger Turner bereit erkären.
Die ſtädtiſche Verwaltung hat ſich in vollem Verſtändnis für die hohen
Ideale des Deutſchen Turnens nach beſten Kräften bemüht, durch
Bereit=
ſtellung von Maſſenquartieren an der Löſung der Unterbringungsfrage
mitzuarbeiten, ſie mußte ſich aber davon überzeugen, daß ohne die
opfer=
willige Beteiligung der hieſigen Bürgerſchaft eine befriedigende Löſung
dieſer Fragen nicht gefunden werden kann.
(St. 10273
„Ich ſiehe daher nicht an, die bezüglichen Aufrufe des
„Wohnungsausſchuſſes für das 33. Mittelrhein. Kreisturnfeſt”
wärmſtens zu unterſtützen und richte an die hieſigen Einwohner die
herz=
liche Bitte, durch die Bereitſtellung von Quartieren zum Gelingen der
Veranſialtung in einer der Bedeutung und dem Anſehen unſerer Stadt
würdigen Weiſe beizutragen.
Der vorerwähnte Wohnungsausſchuß läßt in dieſen Tagen bezügliche
Einzeichnungsliſten umgehen.
Ich bitte, dieſer Aufforderung nach Möglichkeit zu entſprechen. Es
gilt, den guten Ruf unſerer Stadt zu befeſtigen und zu erhöhen.
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umgelernt. Und es ist doch so
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stellungen Nr. 389.
Seite 16
Sonntag, den 26 Juni 1927
Palast-Lichtspiele
Nummer 175
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Das Schicksal einer Spionin in 10 packenden Akten
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Figur durchzuführen und, was noch mehr ist, psychologische Zerrissenheiten . .
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Rippenstück am Spieß gebraten, umlegt
mit Gemüsen, Dessert.
Mk. 2.—: Suppe, Ochsenfeisch mit Beilage, Huhn auf
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Eintritt freil KOnZeFE Eintritt frei!
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Leitung: Städt Kapellmeiſter
Ernſt Guido Naumann
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Leitung KapellmeiſterNaumann
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Meute vormittag um 11 Uhr
Matinee
Kassenöffnung um 10 Uhr.
und beute abend um 17 Uhr
Hetzge Macht-Vorsteßteng
des popnlär-sexual-wissenschaftlichen Filmwerks
Menschwerdung
mit persönlichem Vortrag des hiesigen Frauenarztes Dr. Heinz
Walther (Machenhauersche Klinik)
Was leder vor und in der Ehe wissen muß
(10335
Jugendliche haben keinen Zutritt!
Union-Theater
Der Film, der die Welt eroberte: von René Fauchois
Die Tragödie eines armen Artisten:
Der sprechende Affe
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Seit langer Zeit erscheint wieder einmal auf d. Spielplan
Ossi Oswalda
in dem entzückenden Lustspiel:
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Residenz-Theater
Ein Doppelprogramm von seltener Spannung:
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In der Hanptrolle: Bessy Love u. Leslie Fenton
Sing-Sing ist das größte Staatsgefängnis Amerikas
Die Schmuggler Von Del Pista
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Saalbaugarten
Donnerstag, den 30. Juni 1927,
abends 8 Uhr (St10308
Richard Wagver-Abend
Me Hee ee
Mitwirkung von
Frau Rose Rösner
Opern= u. Konzertſängerin, Stuttgart
Leitung: Städt. Kapellmeiſter
Ernſt Guido Naumann
Eintritt 80 3.
Zehnerkarten
haben mit 30 Aufſchlag Gültigkeit
Bei ungünſtiger Witterung im Saal
Bögel-Kursus
Montag, den 4. Juli beginnt für
dieſes Jahr der letzte Bügelkurſus
in Herrenſtärkewäſche (auch neu).
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Heute Sonntag, den 26. Junl 1927, änden
Große Pferderennen
statt, in:
Hamburg-Horn (Deutsches Derby)
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Paris (Grand Prix)
Mülheim-Duisburg, Leipzig, Marseille.
Wettabschlüsse in jeder Höhe. Größte Gewinnmöglichkeiten
Gewinnauszahlung einen Tag nach dem Rennen. Resultate
werden am gleichen Tage der Rennen bekanntgegeben.
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Gut bürg. Küche, ff. Biere, natureine Weine
Halte titl. Vereinen meinen gr. und k1
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Saal bestens empfohlen.
Allg. Deutſcher Neuphilologenverband
Dienstag, 28. Juni, nachm. 5 Uhr
Oeffentlicher franzöſiſcher
Vortra=
über Mareel Prouſt
durch Herrn Prof. Jourdan, Lektor des
Franzöſiſchen a. d. Univerſität Heidelberg.
Eintritt 1.— Mk.
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weiße Mietkarte)
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für diejenigen K=Mieter,
die Zuſatzmiete XII haben)
Sonntag, den 26. Juni 1927,
abends 7 Uhr
Neu einſtudiert und neu inſzeniert
Die verkaufte Braut
Komiſche Oper in 3 Akten von Carl Sabina
Deutſcher Text von Max Kalbeck
Muſik von Friedrich Smetana
Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
In Szene geſetzt von Ernſt Legal
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Perſonen:
Kruſchina, ein Bauer . . . Heinrich Hölzlin
Kathinka, ſeine Frau . . . Anna Jacobs
Marie, beider Tochter . . Marg. Albrecht
Micha, Grundbeſitzer . . Alfred Karen
Agnes, ſeine Frau . . . . Martha Liebel
Wenzel, beider Sohn Eugen Vogt
Hans, Micha’s Sohn aus
erſter Ehe ..
Adalf Jaeger
(vom Opernhaus Frankfurt a. M., a. G.)
Kezal, Heiratsvermittler Heinrich Kuhn
Springer, Direktor einer wandernden
Seiltänzer=Truppe . . . Paul Maletzli
Esmeralda, Tänzerin . . . Paula Kapper
Muff, ein als Indiäner
verkleideter Komödiant. Hans Neh
Dorfbewohner, Seiltänzer
Ort: Ein großes Dorf in Böhmen
Zeit: Die Gegenwart
Chöre: Berthold Sander
Tänze einſtudiert von der Ballettmeiſteyi”
Manda von Kreibig,
ausgeführt von den Damen des Ballettst
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 12.00 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum!
nur geg. Vorzeigung der Mietkarte zuläſſin
Pauſen nach dem 1. und 2. Akt
Ende vor 10 uh6
Anfang 7 Uhr
(Letzte Vorſtellg. d. Spielzeit 1926/2.
Kleines Haus
Operetten=Sommerſpielzeit 1971
(Leitung: Direktor Adalbert Steffter
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den 1. Juli 1927, täglich abends 8 Uhr
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Von Mittwoch, 2s. Juni
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Krone ist kein Bluff und Humbug Wsondern der Circus,
von dem ganz Europa begeistert spricht!
Geben Sie bitte acht auf die nächsten Ankündigungen
Krone ist der Cireus der Tatsachen und der Zahlen
Sein zoologischer Park ist der größte Zo0 auf Reisen
Er steht in der ganzen Welt unübertroffen da und wird an Zahl
der Groß- und Raubtiere von keinem Unternehmen oder zoolog.
Garten der ganzen Welt erreicht
24 Elefanten, 45 Tiger, 37 Löwen usw.
über 600 ekotische Tiere aus allen Zonen
Ein Marstall von mehr als 200 Pferden
ca. 1000 Hngestellte / 4 Sonderzüge / 250 Circuswagen / 6fache
hochinteressante exotische Völkerschau, darunter echte lrokesen-
Indianer aus den nordamerikanischen Reservationen V,13018
Mee
Mne
Un
Wate
Bruchſal.
Von Georg Grabenhorſt.
Auf ſeinem Urlaubſchein ſtand: beurlaubt nach München,
Würzburg und Baden=Baden. Er wußte eigentlich nicht
recht, warum er das hatte daraufſchreiben laſſen. Der
Adjutant ſagte, es ſei nötig, da hatte er die drei Städte
angegeben, ohne Ueberlegung. Er fuhr auch tatſächlich nach
München, begab ſich in ſeine Wohnung, vertauſchte die
feld=
graue Uniform mit Sivil, hielt ſich drei Cage auf, ging im
Hofgarten ſpazieren, und reiſte plötzlich ab, nach Baden=
Baden, und von dort, weil er nicht wußte, was er da
an=
fangen ſollte, nach Bruchſal.
Er tat das nicht mit mehr Abſicht, als er vorher nach
Baden gefahren war. Es fiel ihm nur ein: Bruchſall. Ein
Ungefähr von Erinnerung tauchte auf, ein ſeltſames
Unge-
fähr von früher, von einer Neiſe, von einem Leben, das
weit, traumhaft, unendlich weit zurücklag.
Er wußte nicht, warum er auf Urlaub gefahren war,
was er hier ſollte, was man hier, in der Heimat, im Frieden,
hier, wo kein Krieg war, wo es keine Flieger, keine Granaten
und Patrouillen gab, was man hier überhaupt noch wollen
konnte. So fremd erſchien ihm alles, ſo fremd und
be=
ziehungslos, ſo gar nicht wirklich, gar nicht wichtig.
Nun fuhr er nach Bruchſal. Er ſaß in ſeinem Abteil am
Fenſter und ließ die Landſchaft an ſich vorübergleiten. Wie
ein Bilderbogen, dachte er und lächelte, wie ein Bilderbogen
aus Kindertagen. Schön und bunt und unbegreiflich.
Die Nacht hatte es geregnet. Als er frühmorgens, eben
daß die Sonne anfing, warm zu werden, aus ſeinem
Gaſt=
hauſe trat, hatten die Pflaſterſteine noch dunkle Nänder.
Der Himmel glänzte feucht über die Dächer, Straßen und
Cürme ſahen friſch geſcheuert und ganz neu aus.
Nach mancherlei Kreuz und Quer durch die Stadt, nach
mancherlei Aufenthalt vor Cürbögen, Gärten und Gaſſen,
nachdem er die Saalbach ein ganzes Stück hinaufgegangen
war, wohl eine Stunde vor der Peterskirche auf der Mauer villon herausgeſtellt hatte, dort auf die Brüſtung, auf die Geglitzer der kriſtallenen Lüſter, die phantaſtiſche
Decken=
geleſſen und ſich die Sonne hatte auf die Knie ſcheinen lalſen, Treppenſtufen. Wie eigentümlich wohl das tat, über den von malerei mit ihren prächtigen Leibern, blauem Himmel und
ſtand er ſchließlich vor dem Schloß, vor dem Schloßtor.
der Mittagsſonne durchglühten Stein zu ſtreichen, wie er „Wolken, über die gepuderten Perücken, die rotſamtenen
Ss dauerte gergume Weile, bis er ſich entſchloß, hin= lebte, wie er ſich anſchmiegtel Ueber den tiefgeſchnittenen. Schoßröcke und Kniehoſen, die weißen Strümpfe in
ſchwar=
durchzugeben. Irgend etwas, ein plötzliches undeutliches Go= „Naſen, die geometriſchen Hecken, die Baſiuns und Caxus= zen Schnallenſchuhen, über die Geigen, die Cellos und Glöten,
fühl, bielt ihn zurück. Er ſah ſich mehrmals um, nach der pyramiden hinweg, träumeriſch verweilend, blickte er die über die ſchönen Schultern der Sängerin, über die gebeugten
Kanzlei, nach dem Brunnen. Spielten leine Waſſerkünſte. „Slucht des Schloſſes entlang, hin und her, die Hauptfront, die Geſichter der Muſiker, die aufgeſtützten Ellenbogen, die
in=
nicht wie früher, wie in dieſem weit, ſo unwahrſcheinlich weit Hlügel, die Portale, die Balkone, die Fenſterreihen, die einandergefalteten Hände und geſchloſſenen Augen der
Su=
entfernten Früher?. War das möglich? Hatte das leichte „Seſimſe und Manſarden, in einem unausſprechlich beruhigen= hörer hinweg — über ales ging ſein ſchweifender Blick, ganz
dünne Bauſchen niemals aufgehört? War das möglich? den Auf und Ab, Hinüber und Herüber der Bewegung, der gelöſt von ſich ſelbſt, ganz hingegeben dem Stron, dem
Während er durch das Cor ſchritt, durch die hallende Sormen und Verhältniſſe, des Naumes.
klingenden Ineinander der Dinge, der Vermählung von
Das war es: Naum. Das war es: er erlebte wieder, be= Licht und Farbe, Naum und Muſik, zu einem unſagbaren
Kühle, die ihn wie ein ſommerliches Bad umfing, ſanft über
feine Schultern lpülend, hörte er fort den leiſen Brunnen= glückend ſtark und neu, was ihm entglitten, was ihm da Neuen, darin Bewußtſein und Gefühl untertauchten,
ſpur=
ton. Es war ihm wie eine Stimme, die rief, die antwortete, draußen, in den Jahren des nackten Lebens, der Serſtörung los, und nur eine namenloſe Süßigkeit aufſtieg, unaufhörlich
und der Notdürftigkeit verloren gegangen war, den ge= und leiſe, wie Schaumweinperlen zerſpringend ...
auf eine andere, die in ihm war und fragte.
Darum8 wiederholte er laut vor ſich hin und trat in bauten, ruhenden, frei und ſinnvol ſchwingenden Naunl Dämmerung wartet im Park. Letzte Sonne ſtreicht lind
den Schloßhof hinein, darum! Wie ſelten, daß ich es nicht Den Naum als Geſtaltung, den Naum als Sinngebung.
über die Baumwipfel. Aus dem Naſen quellendes Dunkel,
Er fühlte, das war das Fremde, das Unwirkliche, ge= kühl und feucht. Durſtig neigt es ſich ihm entgegen. Blumen
wußtel
weſen zwiſchen ihm und den Dingen hier in der Heimat, daß und Hecken und Bäume.
Ein paarmal ging er ganz um den Hof herum, ſetzte ſich
vier einen Augenblick auf die Bank, die man aus dem Pa= alles ruhte und ſich unterhielt zueinander wie ſonſt, wie Nur die Steinficren behalten ihr Licht. Die Statuen
früher, ordnend geordnet, raumpoll gebunden, während er, der Jahreszeiten, der Elemente. Als ob ſie es geſammelt
wie er in dieſem Augenblick ſchmerzlich begriff, aus dem
Ungeordneten kam, aus dem Sufälligen, aus dem
Naum=
loſen.
Ein Sonnenkäfer klomm ſeinen Siegefinger hinan. An
der Spitze angekommen, ſtrebte er vergebens nach einem
Nochhöher, nach einem Halt.
Er nahm das Cierchen in die hohle Hand, betrachtete es
einen Augenblick, wie es ſogleich wieder emporſtrebte, und
letzte es ab auf einen Grashalm.
Die Grenze, dachte er, iſt nicht das Siel. Aber das
Grenzenloſe iſt auch nicht der Sinn. Der Sinn iſt der
Naum.
Seine Augen ruhten in wundervoller Schwebe.
Hinter den großen Cüren des Hauptportals war der
heiße Sommernachmittag zurückgeblieben. Er ſtand im
Ve=
ſtibül. Von den Bogenfenſtern des Creppenhauſes ſtrömte
kühl das goldene Licht, die Stufen herab, ſprühend über die
Gitter, aufſchäumend an den Säulenbaſen, breit ſich
er=
gießend, und wieder hinaufſteigend wie eine zarte
Waſſer=
kunſt in die Gewölbe, wunderbar verwandelt niederrinnend,
niederwehend, daß er es an den Schläfen ſpürte wie einen
Hauch, wie Atem und Härtlichkeit des Naums.
Wie lange verweilte er hier!. Wie lange ſtand er ſo, im
lauſchenden Gefühl des Unfaßbaren, mit allen Poren offen
dem Geheimnis, das ſich offenbarte als Schwingung, als
leiſeſte Brandung des Unſichtbaren vor dem vollkommen
Sichtbaren.
Langſam, in einem leichten Schwindelgefühl, das er
ge=
nießeriſch koſtete, ſtieg er die Stufen hinauf.
Mozart=Konzert im Marmorſaal. Hiſtoriſches Koſtüm.
Die Sinfonien in Es=Dur und G=Moll. II Re Pastore.
Lied an Cloe.
Wie unwirklich, ging es ihm durch den Sinn, immer das
ſchöne Wirkliche erſcheint.
Er lehnte in der Fenſterniſche, mit verſchränkten Armen,
den Kopf ein wenig ſchief und nach hinten geneigt, den Blick
aus halb geſchloſſenen Lidern ſchweifend im Naum.
Ueber Marmorſäulen und Spiegelglas, über gedunkelte
Porträts, ſchneeweißen Stuck und Goldornament, über das
hätten für die Nacht. So ſtrahlen ſie aus.
Sinnbild des Sommersl, Frau mit Garbe und Sichell
Geſegnete Saat! Ernte und Hoffnung! Ewige Erfüllung!
Im Philiſterland.
Von Hermann Heſſe.
Es iſt ſchon ſeit Stunden dunkel, drüben über dem See liegen
die Hügeldörfer mit roten Fenſtern, eines vom andern und jedes
von mir durch Negen, Wolken, Sturm und Finſternis getrennt.
Sie ſchauen herüber und verſchwinden wieder, je nachdem der
Sturm die niedrig hängenden Wolken treibt. Von dieſen Dörfern
iſt mir jedes bekannt und lieb, jedes ein Freund und eine
Er=
innerung. Dort ein Sonntag mit Freunden verbummelt. Dort
ein Negennachmittag im Geſpräch mit Wirtin und Wirtskindern
hinter hochbeſchlagenen Fenſtern verdämmert. Dort ein Abend
feucht und blau, am Nande des Weinbergs verträumt, mit
aufblinkenden Sternen, herüberwehender Dorfmuſik und
leiſem Nauch aus abendblaſſen Kaminen, der hinter den
ſchwarzen Wipfeln von Pappeln und Obſtbäumen aufſtieg.
Der längſt erloſchene Ofen wärmt noch immer gelinde,
im Bratloch ſchläft die Katze, erwacht zuweilen für Minuten
und fängt zu ſchnurren an. An den Wänden ſtehen mit
tauſend ſchmalen und breiten Nücken meine Bücher. Und
ſo oft ich ans Fenſter gehe und an den feuchten Scheiben
wiſche, liegen jenſeits überm See die Dörfer mit den
glühenden Fenſterlein an den Hügeln, jedes eine Erinnerung.
Und auf der Welt kein Laut, als der Pendelſchlag der
höl=
zernen Uhr, das feine Cropfen am Fenſter und hie und da
das zart ſchläſernde Schnurren der Katze. Ich ſpiele, wie
man es an dieſen langen Abenden gern tut, mit Erinnerungen,
mit alten Briefen und Cagebüchern und Gedichten, die ich
als Jüngling ſchrieb, mit achtzehn und zwanzig Jahren. —
Wie anders man damals war! Ich leſe:
„— es iſt ſeit jener Nacht, daß ich vom Leben weiß,
daß es iſt wie die Bewegung eines Schläfers, den ein Craum
erregt, wie das Aufwallen einer kleinen Woge; wie das
Lallen eines Halbwachen —”. Und:
„— Wie ſchön du warſt, wenn du dein feines tröſtendes
Frauengeſicht über meine fiebernden Augen beugteſt! Wenn
du mit mir der Erinnerung eines alten Liedes lauſchteſt, ſtill,
vorgebeugt, das tiefe Auge in die Nacht gewendet, die helle
vergeiſtigte Stirn von einer loſen Locke märchenblonden
Haares überhangen. Wenn du das Auge ſenkteſt und
ſchweigend meine Hand mit deiner ſuchteſt. Wie ſchön du
warſt!”
Das ſchrieb ich bald nach meinem zwanzigſten
Geburts=
tag in das rote Heft, in das ich alle meine Einfälle und
Dichtereien eintrug; ich ſchrieb es an Spätherbſtabenden und
hatte das Gefühl, ich nehme den erſten Abſchied von meiner
Jungend. Es ging mir ſchlecht, ich erlebte nichts als
Ent=
täuſchungen, und nachts ſaß ich in meinem Stübchen wach
und ſchrieb traurige Gedichte, ohne zu wiſſen, daß ich in
dieſer ſeltſamen Schwermut eine der echteſten Jugendwonnen
durchgenoß. Nun klingt mir alles, was ich damals
auf=
ſchrieb, ſo wunderlich, ein wenig lächerlich vielleicht und
doch gar wohllaut und redlich. — „Wie ſchön du warſt!”
Da ſtehen meine Bücher, zwei Wände voll, alle in
guten und ſchlechten Jahren langſam zuſammengeſpart, ein
ſchöner Schatz und mein tägliches Vergnügen. Sie ſtehen
auf guten, feſten Brettern und liegen nimmer wie früher am
Boden und auf dem Sofa herum, auch ſind ſie faſt alle gut
und nett gebunden. An den Wänden hängen ein paar gute
Nadierungen und der große Ofen muß brennen, ſo lange ich es
will, ich brauche die Scheite nimmer zu zählen und zu ſparen. Sogar
ein Fäßchen Wein liegt im Keller, mit einem freundlichen Hahnen
im Spundloch, und in meiner alten Blechſchachtel liegt beſtändig
Cabak genug. Es geht mir alſo gut, ſehr gut! Selbſt meine Katze
wird fett, ſie bekommt Milch, ſoviel ſie mag.
Aber ſeit die Wälder wieder rot ſind und der See im Herbſt
blitzt und laubgrün und meerblau wird, ſeit die Ofenbehaglichkeit
anfing und ich meine Nuder vom Strand gehölt und unter Dach
gebracht habe, befällt mich öfters ein Sorn über dieſes bequeme
Hinleben.
Wenn ich abends beim Dunkelwerden zum Strand
herunter=
gehe, rauſchen an der Schifflände die Pappeln ſtark und zart, der
feuchte Wind umarmt mich ſchnell, ſpringt auf den See und fährt
ſtöhnend auf das bewegte Waſſer hin. Dann tut mir das Herz
die Lampe nicht ausgelöſcht haftz. Die ſchten m welter, ſokangs
das Oel es vermochte, über die gelben Seiten meines alten
Büchleins, über Ciſch und Wände und durch die Scheiben ms
ſchlafende Dorf hinaus.
Nun wußte ich wohl, daß ich morgen zurück ſein müſſe, und
mein heißes Wandergefühl fing langſam an, geringere Wellen zu
ſchlagen. Aber dieſe ſchöne Nacht war mein, und ich wollte ſie
nicht von wir weiſen, wie ſie wartend rings um mich lag. Und wie
ich erwägend am Kreuzweg zögerte, begann ein ſtarkes Heimweh
mich zu ziehen. Hinter Wald und weiten Hügelwieſen wußte ich
eine Stadt mit runden Cürmen liegen, nach der es mich ſchon lange
gelüſtete. Ich hatte aber noch nie gewagt, einmal dort hinüber zu
wandern, denn es lag dort ein Stück ſchöner Jugendzeit von mir
und lauerte auf meine Wiederkunft, um mich mit Neue und
Heimweh zu überfallen. Jetzt in der Nacht ſchien mir die
Stunde gut. Ich ging den ſchönen bergigen Weg durch
Wald und Matten, ich ſaß eine Weile und raſtete vor dem
Cor der Stadt, hörte dem Brunnen zu, nahm einen kühlen
Schluck von ihm und lief wieder weg und heim, noch ehe die
Morgenhelle kam und die wohlbekannten Häuſer aus der
ſchönen ſchlummernden Dämmerung weckte.
Auf dem Heimweg war mir ſonderbar zumute, indem
ich an vergangene Jahre dachte und an die alte Stadt mit
den runden Cürmen und an das, was ich dort einſt erlebt
hatte. Es iſt nichts zum Erzählen. Eine Liebesgeſchichte,
einfach und ſchön, aber nicht frei von Schuld, und ihr
Schatten hat mir ganze Jahre verdunkelt. Nun ſchritt ich
träumend durch die ſchwarze Nachtwelt, meinem lieben
Dorf entgegen, hoch am Hügel hin über dem finſteren See.
Und allmählich liefen meine halbwachen Gedanken weiter
und ich dachte an all die Frauenbilder, vor denen ich in
Jünglingsjahren gekniet war, — bereit, ihnen mein Liebſtes
und Beſtes zu ſchenken, nur um näher ans Innere des
Lebens zu kommen, nur um eine Antwort zu finden auf die
in mir fragende Stimme. Und wie haben alle dieſe
Ver=
ſuche, dieſe erſten Slüge ins Land der Liebe, geendet!. Alle
ohne die rechte Antwort, alle unfroh und unerlöſt, und die
meiſten nicht ohne Leid und Schuldgefühl.
Und von all meinen Freunden wußte ich dasſelbe und
ſah es an Fremden täglich. Es ſtirbt ja kaum einer daran.
Wir werden älter, wir werden Männer, tun den Kran
aus den Haaren und finden unſere Nuhe. Aber wie iſt es
mit jenen Frauen, mit den Mädchen, um die wir einſt ſo
ſehnſüchtige Irrgänge taten, die uns den erſten Morgenplatz
der Liebe ſchenkten? Was fühlen ſie, wenn wir von ihnen
gehen? Und was fühlen ſie, wenn ſie am Ende einer an
hohen Cräumen reichen Jugendzeit dem Letzten Ja ſagen
und die Hand geben? Wir Männer, wir treiben hundert
Dinge, wir ſchaffen, wir forſchen, arbeiten, wir haben Amt,
Beruf und eine Menge kleiner Freuden und kleiner Laſter
aber was haben ſie, die Frauen, die nur in Liebe leben,
nur auf Liebe hoffen können? Wie ſelten geſchieht es,
daß ihnen jener Letzte auch nur eine kleinen Ceil von dem
zu geben hat, was ihnen die Erſten, die Jünglinge und die
ſchüchtern=kühnen Anbeter verſprochen, vorgedichtet und
vorgelogen haben!
Der Sturm lief lärmend auf mich an und warf mit
Regentropfen, welke Blätter ins Geſicht. Vorwärt
kämpfend gab ich den Klagen Abſchied und ließ die
unge=
löſten Nätſel hinter mir liegen. Ich dachte daran, mö
wir alle einſt als Knaben, als kühne freche Knaben vom Leben uk
unſer gutes Necht erwarteten. Und wie verzweifelt wenig davon
wahr geworden iſt. Und doch iſt das Leben gut und iſt ſchön und
rührt uns jeden Cag mit ſeinen heiligen Kräften das Her,
Vielleicht geht es auch den armen Frauen mit der Liebe ſo. Man
erzählt ihnen von Märchenländern und mondbeglänzten Gärten,
und ſie finden nachher ein rauhes Stück Land, wo ſtatt Noſen
geringe Kräuter wachſen. Von denen binden ſie ſich einen Strauß
und ſtellen ihn ins Fenſter, und wenn abends das Dunkel die
Farben auslöſcht und der ſingende Wind aus der Ferne
her=
kommt, liebkoſen ſie ihren Strauß und lächeln, und es iſt, als
wären es Noſen und als wäre das Ackerland draußen ein
Märchengarten.
im Leibe weh, daß ich kein Einſamer und Wanderer mehr bm,
und ich gäbe mein bißchen Haus und Glück und Behagen gern
ür einen alten Hut und Nanzen, um noch einmal die Welt zu
grüßen und mein Heimweh über Waſſer und Land zu tragen.
Und geſtern, ich war allein noch wach im Haus, ſchlug mir der
Wind ſo dringlich ans Fenſter, und über dem Kapellenturm flogen
die Wolken ſo eilig und begierig durch die Nacht, daß ich nicht
länger ſitzen bleiben konnte. So nahm ich leiſe Mantel, Hut und
Stock und ging hinaus. Da ſchrie der Sturm in der Höhe, unten
ſchlug im Dunkeln der unruhige See, im ganzen Dorf war kein
Fenſter mehr hell, und nur am Ufer ſchritt unwillig der
Grenz=
wächter auf und ab, tief in den dicken Mantel gehüllt und mit
aufgeſtelltem Kragen.
Hermann Heſſe
feiert am 2. Juſi ſeinen fünfzigſten Geburtstag
Und als ich auf die erſte Höhe kam, da lag weithin ſchwarzes
Land und Waſſer, dahinter der bleich ſcheinende Himmel geſpannt,
an dem die ſchweren Wolken ſtürmten. Die langen Bergzüge
bückten ſich im Schlaf und ſtreckten da und dort fahle
Craum=
hörner gegen den Himmel. Das ging wie eine breite heftige
Woge über mein Herz, als bräche meine ganze Jünglingszeit mit
aller Freiheit und Macht über mich herein, höbe mich vom Boden
und riſſe mich in unerhörte Weiten mit. O du Wald, du ſtiller
ſchwarzer Wald, und du Seeweite, und du ſchlafende Inſel im
Waſſer! O ihr fernen Berge! Unvermerkt fiel ich in meinen
Wanderſchritt, als ob es in alle Sernen ginge, und die von der
Nacht verhüllte Gegend lag als ein Märchenland verſchwiegen
um mich her. Bis nach einer Stunde der erſte Kreuzweg kam.
An dieſem ſtand ich lachend ſtill und dachte an meine Frau und
mein Haus, auch fiel mir ein, daß ich beim ſtürmiſchen Fortgehen
Cin Konzert.
Erzählung von Bruno Frank.
Der Geheime Kommiſſionsrat Heuduck, einſt ein bewährter
Konzert= und Cheateragent, war achtundſiebzig, als ich ihn
kannte. Heute wäre er hundert. Er war ein wunderbar friſcher,
gepflegter Greis, und er wirkte ſtattlich, obſchon er klein war:
er war ſogar ſo außerordentlich klein, daß ich, der ich nur
mittel=
groß bin, ſeinen Spazierſtock mit ausgeſtrecktem Arm nicht zur
Erde brachte. Dies war ein Experiment, das mich ſtudentenhaft
beluſtigte, und ich ſtellte es heimlich nicht ſelten an, beim Kommen
oder Fortgehen etwa, im Veſtibül ſeiner Villa.
Heuducks Bekanntſchaft hatte ich in der akademiſchen
Leſe=
halle gemacht. Nun ging ich gerne zu ihm. Er wohnte
komfor=
tabel, mit ſchönem Ausblick, auf halber Höhe des Burgbergs,
auch gab es Weine bei ihm, für die mir der Sinn nicht fehlte;
vom Haut=Brion eines gewiſſen Jahrgangs ſpüre ich noch eben
jetzt den ſanften Brand auf der Sunge. Und dann war er der
erſte Menſch, den ich erzählen hörte. Er erzählte mit Paſſion,
und vermutlich war ich nichts anderes für ihn als ein enthuſiaſtiſcher
Suhörer, wenigſtens hat er für meine Lebensumſtände niemals
das geringſte Intereſſe gezeigt. Aber nicht, daß er erzählte,
wo=
von er erzählte, war wohl die Hauptſache. Seine Geſchichten
handelten ja alle von Einem: vom Nuhm.
Nuhm iſt für den jungen Menſchen ein großes Wort, mir
jedenfalls ſchlug es damals durch Mark und Bein. Später gibt
ſich das. Man erkennt, daß er Sufall, Mißverſtändnis, öffentliche
Dummheit iſt, man „ſieht des Nuhmes heilge Kränze auf der
gemeinen Stirn entweiht” und denkt ſich ſein ſkeptiſches Ceil.
Sür den Achtzehnjährigen aber war der pygmäiſche Greis, der
ſein Leben lang mit Nuhm gehandelt, Nuhm erzeugt und gepflegt,
Nuhm ernten geholfen hatte, ein halbmagiſches Weſen. Er ſprach
von nichts anderem. Er führte mich in ein Simmer, deſſen Wände
bedeckt waren mit Bildern ehedem hochberühmter Bühnen= und
Konzertkünſtler, er ſchlug die Alben vor mir auf mit ihren
Photographien — Daguerreotypen waren die früheſten noch, —
ordenbedeckte Fräcke folgten da aufeinander, verſchollen
ge=
bauſchte Ballroben,ganz leere, triviale Geſichter zumeiſt, die in
verwahrloſten Sräbern nun lange zerfallen waren, und von deren
Namen kein Nachhall mehr lebte. Ich blätterte oft in den
Bänden. Ein Seſicht fiel mir auf: ein jugendlicher Mann
noch, vollbärtig nach einſtiger Mode, mit ſehr edler Stirn und
traurigen Augen.
„Wer iſt das?” fragte ich.
„Das, lieber Freund, das war der Beſte von allen.”
* * *
„Es gab, erzählte er, damals zwei Bariton=Sänger bei uns.
deren Nuf beim Konzertpublikum ungefähr gleich war: dieſen
Carra, nach dem Sie fragen, und dann Aldringer. Ungemein
verſchieden voneinander die beiden: Carra ein ſtiller, ernſthafter
Mann verfeinert durch Leid, denn er hatte bei einer Epidemie
in der gleichen Nacht ſeine junge Frau und ſein Cöchterchen
ver=
loren; ein Deutſcher trotz ſeines Namens; Aldringer ein raffender
Gewaltmenſch, beſeſſen von Ehrſucht und Luſt am Weibe,
voll=
wangig, vollblütig, mit einem Löwenbruſtkaſten.
Swiſchen den beiden war der Kampf aufs äußerſte
ent=
brannt — oder nein, der Ausdruck iſt ſchief, denn es kämpfte
nur Aldringer. Ich vertrat auch ihn, das verſtand ſich beinahe,
die Verhältniſſe waren ja dazumal noch eng bei uns, geradezu
rührend waren ſie. Nun, an mir hatte er gegen Carra keinen
Bundesgenoſſen, das können Sie ſich denken, lieber Freund. Er
war für mich ein Viechskerl mit einer Nieſenſtimme, die mir
zinſte, und damit genug.
Aber er brauchte mich nicht. Er beſorgte ſeine neidiſche
Arbeit ſchon alleine. Es war kein Zufall, daß ungefähr in
jedem Konzerte Carras, während droben der Bleiche,
Ge=
ſammelte bei einem ſeiner mildeſten Piani war, ſich laute
Swiſchenfälle ereigneten. Und öfters war auch zu ſpüren, welche
Stärke es für einen Mann bedeutet, wenn er ohne Maß zechen
und die Nächte durchſitzen kann; es ſoll Journaliſten der geringeren
Sorte geben, die dem Kumpan ſolcher Nächte nicht leicht einen
Gefallen verweigern und ihm zuliebe dem Nivalen gern einmal
giftige Stiche verſetzen.
Nun wiſſen Sie, mein Lieber, Sie müſſen ſich unter ſolchen
Angriffen nichts Heutiges vorſtellen. Das war alles
vergleichs=
weiſe zahm, da haben wir heute ganz andere Chemikalien zu
ver=
ſpritzen. Aber Carra war empfindlich, er war geradezu
haut=
los, für ihn genügten die Doſen.
Natürlich ſchadete ihm das alles gar nicht in der Meinung
der Leute. Er beſaß das, was dem zechenden Stimmkoloß zu ſeiner
Wut fehlte: den Sauber. Sehr möglich, daß wir ihn jetzt
unge=
nießbar=romantiſch fänden mit ſeiner Marmorſtirn, aber er
ent=
ſprach durchaus einem Ideal jener einſtigen Jahre, und der
ſchwer=
mütige Samt ſeiner reinen Stimme berückte tiefer als die
Grundgewalt des Andern.
Das Konzert nun, von dem ich Ihnen erzähle, war eines
der Letzten, die ich veranſtaltete. Ohnehin war ich damals nicht
mehr jung und den Exaltationen dieſer Schar von Beſeſſenen,
die man Künſtler nennt, nicht recht mehr gewachſen. Aber nach
jenem Abend hatte ich genug. Seitdem wohne ich hier bei meinen
Cruthühnern und meinen Hunden und weiß nicht einmal, wie
die von Gottes Sorn getroffenen Stimmphänomene heißen, die
heute, ihr Notenblatt vor dem Magen, auf den Podien der
Welt um die Palme ringen.
Alſo der Saal war voll, der größte, den ſie damals hatten
in Berlin. Fünf Minuten vor Beginn war ſchon kein Platz mehr
unbeſetzt — ein ſympathiſcher Anblick für den Unternehmer. Aur
ganz vorn, in der erſten Neihe, genau in der Mitte, war ein
einziger Stuhl frei. Wir blickten beide dorthin, Carra und ich,
durch das kleine Fenſter, das in halber Höhe der Podiumtüre
angebracht war; Carra mußte ſich bücken dabei, ich aber nichl.
Endlich kam auch dieſer Nachzügler. Es war ein unbeträchtlicher
Herr, ſo ſchien es, nicht mehr jung, ohne ein Haar auf ſeinen
Schädel, etwas ſchläfrig, verſchloſſen und mißmutig von Ausdruck.
Der Begleiter nahm Platz am Flügel. Carra trat hervok.
Beifall, warmer, liebreicher, langer Beifall empfing ihn.
Sein Programm, das wir miteinander zuſammengeſtellt
hatten, umfaßte zwei ſehr verſchiedene Ceile, einen erſten aus
hoher, älterer Muſik, und dann, nach dem Pauſeneinſchnitt, einen
populären, einen Opernteil.
Er begann, würdig genug, mit der berühmten Arie für Boß
aus dem Meſſias von Händel, es folgte, italieniſch geſungel
Glucks ſchönes „O del mio dolce ardor” und dann wieder
etwas Geiſtliches, die Kantate 56 von Bach — unter den iwe‟
hundert Kantaten von Bach vielleichtſt die allerſchwierigſte.
Ci=
ſang ſie mit Meiſterſchaft, mit einem ſo vollkommenen Adel, 900
ſich ſeliges Entzücken im Saale ausbreitete. Ich blickte imme.
durch mein Fenſter und konnte bei den Leuten in den erſte"
Neihen deutlich ſehen, wie Bewunderung, Freude, Nührung Di
Geſichter veränderten. Nur jener Eine, der in der Mitte 900
vorn, der, der zu ſpät gekommen war, hatte ſich kein biſch‟.
verändert. Ganz zugeſchloſſen ſaß er da, den Blick ohne Ausdrug.
vor ſich hingewandt, und als Carra geendet hatte, rührte er nie
die Hände. Es wirkte ganz ſeltſam, wie er zwiſchen enthuſiaſt!9""
Nachbarn, den Blick des Künſtlers doch unmittelbar ausgeſeßh!“
unbeteiligt und ſtumpf verharrte.
Carra gelangte zu Beethoven. Ich bemerkte, wie er ſeinig
ein wenig vom Flügel wegtrat, ſodaß er dem Ungerührten Aeiet
gegenüberſtand, und ſang er nun nacheinander „Ich liebe Dic
„An die Hoffnung” und — hiermit beſchloß er den erſten Lel*
jenes liebesſchimmernde „Adelaide‟,
Warum kein weiblicher Fauſt?
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kleinen Ceil R.
Es hat nicht an Verſuchen gefehlt, einen ſolchen ausfindig
nmachen. So weit der Cyp des Zauberers und
Geiſterbe=
heörers in Betracht kam, ließ ſich aus heidniſch-frühchriſtlichen
anerhunderten, die den magiſchen Kräften der Frau Wirkſamkeit
el=kannten, allenfalls ſo etwas wie ein weibliches Seitenſtück
r: Sauſtnatur herausholen. Im allgemeinen aber wurden
Be=
ihungen und Calente, die ſich auf die Erkenntniſſe der
Natur=
nine ſtützen, wo ſie ſich frei entfalten dürfen, vom Frieden der
ſaiſtermauern umſchloſſen und in den Dienſt der Kirche geſtellt,
iel bei der erſten deutſchen Aerztin und Botanikerin, der
Hilde=
nuo von Bingen.
Es dauerte nicht lange, und die Kunde von heilſamen
Kräu=
bedeutete für die Frauen eine Lebensgefahr. Dieſen Nückfall
Dürer „Melancholie‟
m heidnlſches Wiſſen konnten hur die Slammen des
Schefter=
haufens tilgen.
Wenn der Volksglaube der Sigur des Sauberers und
Hexenmeiſters einen weiten Spielraum läßt, erteilt er dem Weſen
der Hexg eine nur begrenzte Wirkſamkeit. In wenigen
Grund=
formen, die keine Erweiterung zuzulaſſen ſcheinen, erſchöpft ſich
ihre Art. Der Dichter Arthur Sitger hat in ſeinem Crauerſpiel
„Die Hexe”, das früher auch auf dem Darmſtädter Spielplan
ſtand, einen Anlauf genommen, in der vom Pöbel als Hexe
be=
ſchuldigten Freiin Chalea das Bild einer Gelehrtin und Forſcherin
aufzuſtellen, die in einſamer Studierzelle naturwiſſenſchaftlichen
Studien obliegt. Dieſe, die ihrem Weſen eine andere Prägung
geben, einen ſinnenden Ernſt verleihen, bringen ſie in Gegenſatz
zu dem aus dem Felde heimkehrenden Bräutigam. Darauf
be-
ruht der eigentliche Konflikt, dem gegenüber das fauſtiſche
Element ſich verflüchtigt.
Einen ähnlichen, noch weit tragiſcher zugeſpitzten Konflikt
läßt Grillparzer aufſteigen in der Geſtalt der kolchiſchen Medea,
vor deren Sauberkünſtlern der Grieche Jaſon, nachdem er den
Heimatboden unter ſich fühlt, Grauen empfindet. Hier meldet ſich
ein Kulturgegenſatz, der, obſchon aus völkiſchen Kontraſten
herausgeſponnen, etwas Seitloſes an ſich trägt. Der Cypus der
reinen Denkerin, der Forſcherin, die ſich in Widerſpruch ſetzt zu
ihrer Umgebung, iſt bisher keiner Dichtung gelungen und konnte
auch nicht gelingen, weil die Rückhalte hierfür in der realen
Welt fehlen und vermutlich immer fehlen werden, denn dieſer
Cypus verſtößt wider ein Naturgeſetz.
Dürers grandioſe Phantaſie „Melancholie” gehört einzig der
Gedankenwelt ihres Schöpfers an und findet ebenſowenig wie
die „Sybillen” Michelangelos eine Stütze in der konkreten
Wirklichkeit.
Die Nenaiſſance prägt den Begriff und das Weſen der
Virago” wofür die Überſetzung „Mannweib” ganz
unzuläng-
lich iſt, denn nur mnerhalb ihrer Weibeigentümlichkeiten, denen
ein ſtarker Wille ſich zugeſellt, vollzieht ſich das Wachstum dieſer
Frauengeſtalten, die Politik treiben, Kunſt und Wiſſenſchaft
fördern, ja, wenn es ſein muß, auch gepanzert zu Selde ziehen,
ſich ſonſt aber in vollem Einklang mit ihrer Seit und Welt wiſſen.
Sauſtiſche Naturen ſind es nicht. Erſt mit der Entſtehung der
Welt reiner Innerlichkeit glaubt man gewiſſe fauſtiſche Züge,
wie den Swieſpalt mit ſich ſelbſt, die Auflehnung gegen
über-
lieferte Formen und Maße, auch in die Frauenwelt einſtrömen
zu ſehen.
Siemlich vorſchnell belegten enthuſiaſtiſche Kritiker den
ſen=
ſationellen Noman der George Sand „Helia” mit dem Beinamen
„Der franzöſiſche Fauſt” Und aus ähnlichem
Gedanken=
gange heraus benannte die Gräfin Ida Hahn=Hahn einen ihrer
Emanzipationsromane „Fauſtina‟ Aber keine noch ſo ſtark
aufflammende Rebellion gegen Sitte und Konvention ſchafft den
Citanismus, ſchafft die ganze fauſtiſche Atmoſphäre, die immer
auf gewaltigen dynamiſchen Spannungen beruht.
Der Fauſtcharakter, gleichviel, ob von Goethe oder einem
Epigonen geformt, iſt untrennbar von zwei Momenten: dem
Michelangelo „Sybille‟
Abenteuer und der Einſamkeit. Das Nuheloſe,
Un=
begrenzte, von Erlebnis zu Erlebnis Fortſtürmende widerſpricht
dem Weſen der Frau. Wenn das Weib ſich an das Abenteuer
verliert, zerbricht ſie ihre eigentliche, auf Begrenzung geſtellte
Kraft. Das raſtlos Umherſchweifende führte für ſie zu keiner
Erhöhung, ſondern nur zu einer Sertrümmerung ihres Weſens.
Und in jener ſtarren Einſamkeit, wo der titaniſche Geiſt ganz auf
ſich ſelber angewieſen, die Oden bewölkend mit den Gedanken
ſeines Hirns, kann die Frau es nicht aushalten. Sie bedarf noch
weit mehr des Anſchluſſes und der mannigfachen Bindungen
wie der Mann. Es bedeutet alſo keine geringere Bewertung der
geiſtigen und ſeeliſchen Anlagen der Frau, wenn man ihr
fau=
ſtiſches Kämpfen und Ningen nicht einräumen kann.
die Jünglinge
en, vorgedichit
Das Café.
Das Café war im Grunde immer eine literariſche, eine
ftige Angelegenheit. In ſeinen Anfängen, im England und
tnkreich des Nokoko, Sammelſtätte der geiſtigen Elite des
tdps, iſt es heute zum Aufenthalt aller Menſchen geworden, die
pin wiſſen, was mit dem Abend anzufangen. In ſeiner
urſprüng=
leiſ Form war das Café der Ort, an dem diskutiert wurde, über
h)- Gott und Menſchheit, mit beinahe ruſſiſcher Ausdauer und
(örringlichkeit, geiſtig intereſſierte Männer trafen ſich hier, um
wiujander zu reden. Dann verengte ſich der Kreis, das Café
rde der Creffpunkt eines Sirkels, der außerhalb der
Geſell=
ſtand, der Boheme, jener Künſtlergemeinde, die das
Saff fen durch Neden erſetzen wollte, deren Cragik. Murgers
hnner verſchönte, und die Puccini jedem mittelmäßig Begabten
ahl ſacharinierte Melodien unvergeßlich machte. Das ganze
beuttete eine Angelegenheit romantiſcher Stimmung und
künſt=
ſt quer Impotenz. Alle dieſe Menſchen ſuchten eine Bedeutung
üuoß ieren, die ſie nicht hatten, hielten ſich für verkannte Genies.
teubel, Sturm, aufſchlagende Brandung. Carra trat zu mir
ilſna’s Simmerchen, er war ganz bleich, überanſtrengt, außer ſich.
Iſünr ſagte genau das, was ich zu hören erwartete:
„Heuduck, ſehen Sie den Menſchen in der erſten Neihe?‟
Was für einen Menſchen?”
„Der ſich nicht regt. Der ſo glotzt.”
Aber Carra, ſagte ich, „was reden Sie? Seigen Sie ſich
NM1 Die Leute toben!”
ſer trocknete ſeine Stirn, nahm Notenblätter zur Hand und
ſcinaus. Nun legte ſich das Brauſen mit beglückter Eile.
Wegleiter ſpielte zwei erſte Cakte einer Sugabe. Ich öffnete
2MCüürſpalt ein wenig. Carra ſang:
„Denn es gehet dem Menſchen wie dem Vieh, wie dies
NIt, ſo ſtirbt er auch, und haben alle einerlei Odem, denn es
1ſmiltes eitel. Es fährt alles an einen Ort. Es iſt alles von
S Rih gemacht und wird wieder zu Staub.”
E.s klang mir wie Brahms. Ein Lied der hohen, der
männ=
ſſn Reſignation. Und Carra ſang ſie alle vier, die „Ernſten
C Einge”, die damals neu waren, und er endete mit jenem
JEnſerlied, das auf den Worten des Paulus ſchreitet: „Aber
Aiieigebe iſt die größeſte unter ihnen.”
eer Saal war aufrecht. Niemand hatte das noch gehört.
29eute riefen, winkten. Aber er verließ ſogleich die Bühne.
„„Hem Sie es wieder geſehen,” rief er aus, „der ſitzt da wie
Shn. Er rührt ſich nicht, ich kann ihn nicht bewegen.‟ Dann
I; ber auf dem Divan, er hatte ſich die Hemdbruſt geöffnet und
Aſo ſiich ein feuchtes Cuch auf das Herz gelegt.
Irh trat an mein Fenſter. Der Saal war jetzt nur lückenhaft
biit, das Publikum erging ſich draußen. Aber in der
vor=
dihen Neihe, ganz alleine, ſaß der Kahle, Ausdrucksloſe und
ſtfſenvor ſich hin. Es war mir ſelber unheimlich.
„Wiſſen Sie was, Carra” ſagte ich, „jetzt ſchicke ich einen
TAe; zu ihm mit irgend einer erdichteten Nachricht. Der
2 Tſoo muß weg! Von mir aus ſoll er uns nachher verklagen.
SSiynrden mir ja noch krank!”
Es läutete draußen. Und es begann das Duell.
Inth führe Ihnen ſeine einzelnen Waffengänge nicht vor,
lilſe- WFreund, Sie ſollen nicht die Schultern zucken und ſagen:
dihög=uduck, das iſt ein alter Schwätzer! Genug, Carra hatte
mmmngeſteckt mit ſeiner Nervoſität und während er ſeine
2 Annvon Bellini und Weber ſang, dann zwei von Verdi und
ſo hfhäch die Canzonetta aus dem Don Juan, ſtarrte ich wie
h’wetſiſiert auf den verdammten Kerl, der ſich nicht regte, wenn
umm, und hinter ihm nach jedem Vortragsſtück der Enthuſias=
Aber trotz dieſer grotesken äußeren Allüre waren ſie geiſtige
Menſchen, an geiſtigen Dingen intereſſiert, hungerten lieber als
eine Stellung im geſicherten Leben anzunehmen. Das Café war
ihre eigentliche Sphäre, ihre Heimat, ein Ort, an dem ſie ſich
führen durften, an dem ſie etwas galten. Ueberhaupt bedeutete
das Café die Heimat der Einſamen, denen hier eine Ahnung
menſchlicher Bindung vermittelt wurde. Es war die Heimat
derer, die hier das Leben ohne Verpflichtung an ſich vorüber
rollen ließen, es war das Dorado der Seitungstiger, die die
Welt nur ſahen im Spiegel der Journale, das heißt, das Café
war die Heimat der Unſozialen.
Dann wurde es grundlegend anders. Jeder begann das Café
zu frequentieren, von ſeinem eigenartigen Milieu angezogen.
Nicht nur Suitiers, Bohemiens und andere fragwürdige
Exi=
ſtenzen waren nunmehr die Platzhalter, es miſchten ſich nunmehr
auch mit ihnen die ehrſamen Bürgerexiſtenzen. Das Café wurde
ſtubenrein, es erhielt ein Etikett, das es als bürgerlich normiert
auswies. Und noch heute, da Unterſcheidungen ſchwer geworden
ſind, gibt es eine Soziologie des Cafés, eine ſcharfe Crennung unter
den Beſuchern. Es exiſtiert in jedem Café eine ſpezifiſche
Atmo=
mus losbrach. Erwürgen hätte ich ihn können, den Mann,
zu=
mal als Carra ſich einmal umwandte und mit einem Blick der
Verzweiflung das Fenſterchen ſuchte, hinter dem er mich wußte.
Er jammerte mich, wie er da draußen ſtand und ſich die
Seele aus dem Leibe ſang. Wie er die Beherrſchung ſeiner
Kunſtmittel, wie er ſeinen Criumph nicht ſpürte, weil er den Einen
nicht bezwang. Den Einen, der vielleicht ein Narr war oder ein
Menſch mit einem geſchenkten Billett, der überhaupt nicht wußte,
was das ſei: Geſang, Kunſt, oder am wahrſcheinlichſten ein
elender Snob, der ſich aus eitlem Diſtanzgefühl für zu gut hielt,
ſeine Handflächen gegeneinander zu bewegen. Alles vergebliche
Ningen eines Menſchen verkörperte ſich mir in dem armen
Carra: alle vergebliche Mühſal eines Herzens um ein anderes
Herz, das leer und fühllos bleibt, aller Kampf eines edlen Willens
gegen den Widerſtand der ſtumpfen Welt.
Ein Gedanke ſtreifte mich plötzlich War ein Plan hier
im Spiele? Hatte etwa Aldringer dieſen ſtumpfſinnigen Felſen
da in die erſten Stuhlreihen gepflanzt, um den Nivalen, deſſen
Empfindlichkeit er kannte, zu ſtören, zu verwirren, zu ſchädigen?
Wie immer es war — eine PProgrammnummer noch, die letzte,
dann, der Himmel ſei geprieſen, war alles zu Ende!
In dieſem Augenblick trat mein Carra weiter vor auf dem
Podium, bis unmittelbar an den Nand, ſo weit, daß er den
Kahlen hätte mit ausgeſtreckten Armen erreichen können. Er
bereitete ſich vor zum letzten ,entſcheidenden Gang.
Die Waffe war ſcharf. Es kam eine Hauptleiſtung ſeines
Repertoirs, jedermann wartete ſchon auf ſie, und es gab ſicherlich
Leute, die vor allem um dieſer Arie willen ins Konzert gekommen
waren. Es war die berühmte, die bravouröſe, die jedem vertraute
große Arie aus dem Barbier” Noſſinis unvergängliches
Meiſterſtück. Sigaros Hochgeſang auf ſeine Geſchicklichkeit, ſeine
Umſicht und Unentbehrlichkeit, aber weit darüber hinaus ein
Jubellied der Lebensbejahung „ein ſkurriler Hymnus auf die Luſt
des Daſeins und Sichregens, der ſich ſelbſt nicht genug tun kann,
der immer von neuem anhebt und hinſtürmt in tolle Accelerandi
und Creſcendi — die unvermittelt dann unterbrochen werden durch
einen Sprechgeſang von ſouveräner Drolligkeit.
„Ich bin das Faktotum der ſchönen Welt, ja ich,” ſang Carra
dem Feind in die unbewegte Maske hinein, „hab mir die ſchönſte
Beſtimmung erwählt!” Verzückt, amüſiert und begeiſtert,
lauſch=
ten die Leute. Aber ich dahinten, ich hatte Angſt. Ich nahm mein
Opernglas vom Ciſche, das dalag, und ſpähte atemlos dem
Wider=
ſacher ins Antlitz. Es rührt ſich nichts darin. So konnte er denn
auch nicht lachen? Es war unmenſchlich.
ſphäre, der Ausdruck einer beſtimmten Geſellſchaftsſchicht, es
zeigt ſich mehr als Neſtaurant, Conditorei oder Diele, abgeſehen
allerdings von den großen Cafés und den Muſikcafés, in denen
ſich alles vermiſcht.
Das Café iſt letzten Endes heute noch eine Stätte, an der
geſprochen wird, wohin man geht, um Bekannte zu treffen, um
ſich zu unterhalten, alles andere iſt Beigabe. Neſtaurants und
ähnliche Lokale baſieren auf anderen Bedürfniſſen; das Café iſt
mehr eine geſellſchaftliche Einrichtung, ein Erſatz für häusliche
Geſelligkeit. Deshalb hat faſt jedes Café ein beſtimmtes
feſt=
umriſſenes Milieu, deshalb vollzieht ſich hier eine geſellſchaftliche
Crennung, die durch Preiſe nicht weſentlich veranlaßt iſt. Es gibt
heute noch ſo etwas wie Künſtlercafés, die von der Cradition der
Bohéme leben, Spieler=Cafés, mondäne Cafés, überhaupt alle
Variationen, alle Möglichkeiten bis zu Cafés, in denen
aus=
ſchließlich geſtrandete Exiſtenzen verkehren, reſtloſe Bankrotteure,
die bei Kokain oder Morphium letzte Senſationen ſuchen. Das
gute Café, das Café mit Cradition, muß klein, intim, geradezu
ein Ort der Sammlung ſein, muß geiſtig anregend wirken.
Felix.
„Ich gratuliere mir ſelbſt zum Glück, mir ſelbſt zum Glück!
Ha, bravo Figaro, bravo, braviſſimo, ich bin der Glücklichſte durch
mein Geſchick!”
Ich hatte das Opernglas weggelegt. Ein neues Etwas in
Carras Stimme machte mich aufhorchen, eine ſo ungeheure
Inten=
ſität des Ausdrucks, daß ich zu zweifeln anfing, ob auf dieſe Art
die ſchwierige Arie bis zum Ende durchzuführen ſein werde. Ich
blickte auf ihn, ich ſah, wie ſein Nücken zuckte. Er hatte ſich
förmlich nach vorwärts gebeugt, er ſang nur für den dort, ſang
dem ins Geſicht, nun mußte es doch kommen, nun mußte es doch
aufbrechen in dieſen Sügen, und dann, o welche Erlöſung, dann
war für immer alles gewonnen!
Man ruft, man ſeufzt nach mir,
Will mich bald dort, bald hier,
Grafen, Barone,
Mädchen, Matronen,
Bald heißt’s raſieren, bald rapportieren,
Bald ein Billettchen flink adreſſieren,
Sigaro, Figaro, Sigaro, Sigaro!
Sigaro, Sigaro, Sigaro, Sigaro!
Suviel, weh mir!
Man foltert mich zuviel, wahrhaftig!
Alles auf einmal, ich kann nicht mehr.
Ich riß die Cür auf, ich ſtürzte zu ihm, ich ſprang von der
Bühne hinab. Entſetzenspanik im Saal, Fragen, Gemurmel,
Geſchrei, Drängen der Maſſen nach vorn. Der Begleiter ſtand
auf dem Podium und ſtarrte. Alles war aufrecht. Nur in der
vorderſten Neihe ſaß mit völlig ſtumpfem Ausdruck der Eine. Ein
freier kleiner Naum hatte ſich um ihn gebildet. Denn auf ihn
war Carra herabgeſtürzt und mit dem Antlitz nach unten, lag ſein
Kopf auf den Füßen des Feindes
Ich kniete hin. Ich kehrte ihn um. Aber aus ſeinem Munde
floß Blut, und die Augen waren ſchon gebrochen.”
* * *
Nach einer Weile erſt ſprachen wir wieder.
„Und Ihre Vermutung war richtig?” fragte ich leiſe. „Er
ſaß wirklich als Werkzeug jenes Nivalen dort?”
Heuduck nickte.
Wer gibt ſich denn aber her zu etwas? Was für ein
Un=
menſch muß das ſein, der ſolche Qual einen Abend lang anſieht und
kaltherzig ſteigert!“
„Gar kein Unmenſch” ſagte Heuduck. „Ein ſehr armer
Menſch. Ein geſchlagener Menſch. Ein Caubſtummer einfach.
Die Seele meiner Katze.
Von Rudolf von Delius.
Wie ſeltſam anregend und aufregend es iſt, bei der Arbeit
etwas Fremdes=Lebendiges, ein Cier, in der Nähe zu haben.
Manche bevorzugen den Hund, das gehorſame, treue
Anpaſſungs=
geſchöpf, der ſich behaglich hinſtreckt zu den Füßen ſeines Herrn.
Ich liebe mehr die Katze, das freie Cier, ſie iſt nicht zähmbar, ſie
bleibt immer ſelbſtändig tierhaft in Fühlen und Cun: ſo hat man
an ihr eine Gegenwelt, deren Neiz es iſt, daß ſie ſich uns eben
niemals unterwirft. Etwas vom Hauch der Wildnis haftet ſtets
an der Katze.
Wie iſt nun die Seele dieſes Cieres? Cierpſuchologie iſt eines
der ſchwierigſten Probleme. Gar zu nahe liegt der Fehler, das
Cun des Cieres zu vermenſchlichen, ganz Salſches hineinzudeuten.
Und ein anderer Sehler iſt, die Seele überhaupt zu leugnen, das
Cier als reine Neflexmaſchine zu betrachten. Schauen wir ruhig
die Katze an und verſuchen wir, aus unmittelbarem Alltags=
Beobachten Schlüſſe zu ziehen.
Denkt die Katze etwa, wenn ſie ſchnurrend ſich an mich
ſchmiegt? Gewiß nicht. Aber ſie hat ein Wohlgefühl. Und ich
glaube, behaupten zu dürfen, dies Wohlgefühl iſt nicht rein
phyſiſch. Die Katze mit ihrem feinen Fell, ihrer geſchmeidigen
Eleganz, iſt ſehr empfänglich für Härtlichkeit. Unter der
ſtrei=
chelnden Hand reckt und biegt ſie ſich genießeriſch. Aber ſie
unterſcheidet dabei die Menſchen. Wenn ich einmal vergeſſa, ſie
zu liebkoſen, wird ſie unruhig, ſtößt Laute aus, die ſehr dem
Hungerſchrei verwandt ſind, und ruht nicht, bis ich ihr Bedürfnis
nach Geſtreicheltwerden befriedige. Herausfordernd legt ſie ſich
dann an einen recht ſichtbaren Platz, meiſtens mitten auf den
Ciſch, und wälzt ſich faſt kokett. Und ich fühle unter der Hand
ihre bewegte Freude.
Ja das Spiel!. Da verſtehen wir die Seele der Katze wohl am
deutlichſten. Moderne Gelehrte haben ja die Cheorie
auf=
geſtellt, das Spiel der Ciere ſei immer nur eine rein nützliche
Vorbereitung für ſpäteres praktiſches Cun. Alſo die Katze ſpiele
nur, um ſich auf das ernſte Geſchäft des Mäuſefangens
vorzube=
reiten. Ich beſtreite das. Spiel iſt im Weſen einfach ein
Über=
ſtrömen von Kraft, die ſich vergeudet, hinſchenkt, ſich ſelbſt
ge=
nießt. Die Natur hat nicht die Langweiligkeit, nur praktiſch zu
ſein.
Die feinere Cönung des Spieles iſt nun bei jeder Katze anders.
Manche ſind ganz oberflächlich und albern. Meine Katze iſt
ziemlich raffiniert und klug. Nehmen wir das bekannteſte Spiel:
ſie rollt eine Kugel herum, ſpringt an, ſchleudert ſie, duckt ſich,
verfolgt. Das Luſtigſte dabei iſt: der erſte kühne, raubtierhafte
Angriff auf das Objekt. Nun iſt es amüſant, zu beobachten, wie
die Katze ſich dieſen Genuß verlängert. Mitten im Spiel hört ſie
plötzlich auf, geht ſchleppend und gleichgültig fort, nach einer
anderen Nichtung hin; ſie macht ein Geſicht, als habe ſie die
Kugelgeſchichte völlig vergeſſen. Aber dann, hinter einem
Stuhl=
bein etwa, macht ſie auf einmal raſch kehrt, duckt ſich und
ge=
nießt die Sriſche eines ganz neuen Anfangs. Von Ermüdung
kann gar keine Nede ſein, es iſt einfach eine raffiniert eingelegte
Pauſe, durch eine gewiſſe Schauſpielerei beſonders wirkſam
ge=
macht.
Die Katze fühlt deutlich, daß ſie ſpielt. Dafür ein anderer
Beweis: Ich liege auf dem Diwan, und wir ſpielen das tolle Spiel
des Haſchens nach den heimlich unter der Decke krabbelnden
Fingern. Wie wütend ſtürzt ſich die Katze darauf, wenn ich
ein=
mal einen Singer hervorblicken laſſe. Aber wenn ich dann
mitten auf der Höhe der Leidenſchaft das Spiel abbreche, indem
ich plötzlich den Singer ganz ruhig ihr hinhalte, ſo verſteht ſie
ſofort: das Spiel iſt aus. Augenblicklich zügelt ſie ſich: leckt den
Finger zärtlich oder nagt ihn ganz leiſe mit den ſcharfen Sähnen.
Die Katze unterſcheidet in ihrer Seele genau die Spielzeit von
der Seit des Ernſtes.
Dann die individuellen Erfindungen. Seit den klaſſiſchen
Ex=
perimenten mit Schimpanſen in Ceneriffa wiſſen wir es ja,
wie=
viel klüger ein Cier iſt, als das andere, ja daß es auch dort ſchon
Genies gibt. Meine Katze erfand als perſönliche Senſation den
Purzelbaum. Es iſt das ein Kunſtſtück des Divans, und dort
wird es vorgeführt. Und nur, wenn ich dabei bin, aber gänzlich
ohne meine Beihilfe. Iſt ſie recht übermütig und luſtig und
möchte mich zum Spielen herausfordern, ſo ſchlägt ſie den
Pur=
zelbaum, dreht ſehr elegant den Kopf narh unten und überſchlägt
ſich, wobei der Schwanz des elaſtiſchen Körpers ein ſehr
reizen=
der Anblick iſt.
Dies mag ein kleiner Beitrag ſein zur Erlebnisart des Cieres.
Wir müſſen da alle mithelfen und beobachten, um unſere
Bruder=
geſchöpfe, die Ciere, wirklich zu verſtehen. Die Wahrheit des
Problems wird wohl auch hier in der Mitte liegen: durchaus
verkehrt iſt jede Vermenſchlichung der Cierſeele, jedes
Hinein=
phantaſieren von höheren Geiſtesvorgängen in das primitiv
Animaliſche. Eenſo verkehrt aber iſt das andere Extrem: die
Betrachtung des Cieres als eine reizebeantwortenden Maſchine.
Auch beim Tier iſt ſeeliſch am wichtigſten das Individuelle. Und
das iſt immer irgendwie ſouverän, ſelbſtſchöpferiſch.
Berliner Märchen.
Von Hans Siemſen.
Ein eleganker Herr.
Geſtern habe ich den eleganteſten Mann von Schöneberg
geſehen.
Mann? — Das war kein Mann. Das war ein Herr! —
Er ſtand in einem Schaufenſter und war aus Wachs.
Er hatte einen Anzug an: grün mit lila Streifen. Seine
Hoſe war mit einer Dampfwalze gebügelt. Sein Kragen war
weiß und ſteif, wie aus Weißblech. Die Krawatte war gelb mit
roſa Blumen. Und aus den Hoſenbeinen ſahen kleine ſchwarze
Damenſchühchen mit hohen Abſätzen hervor. So klein und
vornehm waren ſeine Füße. An den Anzug war ein Schild
ge=
heftet, auf dem ſtand: 39,50.
Aber ſo vornehm auch der Anzug war, — der Herr ſelbſt
war noch viel vornehmer. Er ſtand da im Schaufenſter und ſah
auf die Straße hinaus. Ueber alle Menſchen hinweg, an allen
Menſchen vorbei, durch alle Menſchen hindurch ſah er auf die
Straße hinaus und verzog keine Miene. Läſſig — ja, wirklich
„läſſig”, ſtand er da. Wie kein Photograph es ſich beſſer
wünſchen kann. Ein Bein über das andere geſchlagen — und
das iſt eben im Stehen ſehr ſchwer, — die Sußſpitze ganz leicht
aufgeſtützt. Die eine Hand in der Hoſentaſche, ſo daß das Jacket,
ein wenig zurückgeſchlagen, die prachtvoll ſitzende Weſte frei
ließ. — Der Anzug war ganz neu.
Einen ſo vornehmen Herrn habe ich lange nicht geſehen. Er
war ſo vornehm, daß man ſich garnicht vorſtellen kann, was
ge=
ſchehen würde, wenn er ſich einmal hinſetzen ſollte.
Collegium logieum.
Von Peter Nobinſon.
Geſtern ſaß ich in einem Gartenlokal an der Straße, die
den ziemlich ſteilen Berg hinan zum Bahnhof führt. Eben war
auf dem Bahnhof der Schnellzug eingelaufen, der zwei Minuten
Aufenthalt hat, da ereignet ſich das Folgende:
Ein gemütlich ausſehender Herr mit einem grünen Hütchen
kam vom Bahnhof die Straße hinunter, gemächlich ein dickes
Bein vor das andere ſetzend. Und die Straße herauf kam
keuchend ein Herr gelaufen, der eine Neiſemütze auf dem Kopf
und in der Hand einen Koffer trug. Gerade vor dem
Garten=
lokal trafen die beiden zuſammen.
Als ſie noch fünf Schritte auseinander waren, lüftete 81
gemütlich ausſehende Herr ſein grünes Hütchen. „Ach, entſchnu,
digen Sie gütigſt —
Der Herr mit der Neiſemütze hielt an.
Der Gemütliche ſagte: „Ach, entſchuldigen Sie gütigſt. 1 0
komme ich hier wohl am beſten nach dem Städtiſchen Gürſoroel
heim für unbemittelte Alkoholiker?”
Der Herr mit der Neiſemütze ſchmiß ſeinen Koffer hin. 4
er faſt die Hühneraugen des gemütlichen Herrn getroffen ud
lebensgefährlich verletzt hätte. Er riß ſeine Mütze ab und wiſch
ſich den perlenden Schweiß von der Stirne. Und dann brüſüe
er: „Herr, was ſoll das heißen! Wenn Sie nur ein ganz kleine
bißchen Logik beſäßen, würden Sie mir nicht mit Ihrer Fro/l
in den Weg laufen. Die ganze lange Straße müſſen Sie mi
ſchon geſehen haben. Sie hatten alſo Seit genug, die Situat1,
in allen Einzelheiten zu erfaſſen und logiſch zu beurteilen, 80
kommen vom Bahnhof her. Sie ſind nicht taub, denn dann hät
Sie mich nicht nach dem Städtiſchen Fürſorgeheim für unk
mittelte Alkoholiker gefragt, weil Sie meine Auskunft ja doſthl
nicht hätten vernehmen können. Sie ſind nicht blind, denn dann
hätten Sie mich überhaupt nicht geſehen. Ich wiederhole: da S0
alſo vom Bahnhof herkommen und weder taub noch blind ſinü
müſſen Sie ohne Zweifel bemerkt haben, daß dort eben ein 55)
eingelaufen iſt. Weiter: Sie ſehen einen Menſchen dieſe ſtal
Straße heraufkommen. Dieſer Menſch läuft. Ohne Grund län/
niemand eine ſo ſteile Straße hinan, hätten Sie ſich ſagen müſell
Der laufende Menſch trägt aber außerdem noch einen Koffn.
Wenn man auf einem nach einem Bahnhof führenden Wege eimml
Menſchen mit einem Koffer ſieht, ſo kann man mit ziemlichhr
Gewißheit annehmen, daß er eben nach jenem Bahnhof wo.
Ferner: wenn erſtens dieſer Menſch, wie ſchon geſagt, läuft, uud
zweitens eben auf dem Bahnhof ein Sug angekommen iſt, dam
muß einem die primitivſte Logik ſagen, daß der Menſch
ebil=
jenen Sug noch erreichen will. Su einem früheren Suge will ie
natürlich nicht; das wäre Blödſinn, weil die früheren Süge ſchäu
abgegangen ſind, und zu einem ſpäteren auch nicht, denn daa
würde er nicht laufen. Mit Nückſicht auf den ſteil anſteigendiltz
Weg und die Schwere des Koffers, den er zu tragen hat, würn
der Menſch im letzten Falle gehen, gemächlich gehen. Al1,
hätten Sie mit klarer Ueberlegung alle einzelnen Punkte 77
ſammengefaßt: Bahnhof, eingelaufener Sug, ſteiler Weg,
laufes=
der Menſch, Koffer — — dann wären Sie zu dem logiſchdy
Reſultat gekommen, daß dieſer laufende Menſch mit dem Kofffr
— und das bin ich, mein Herr! — mit jenem Suge vom
Bahck=
hof abfahren will, vielleicht abfahren muß. Und ſolchem Neſult!t
durchaus nicht ſchwieriger Ueberlegungen gegenüber iſt es doh
geradezu Wahnſinn, mich hier auf meinem Wege
aufzuhaltl=
mit der blödſinnigen Frage nach dem Städtiſchen Fürſorgehesn
für unbemittelte Alkoholiker. Uebrigens weiß ich gar nicht, n
ſich dieſes Inſtitut befindet. Alſo, mein Herr, haben Sie logi!y
gehandelt oder nicht?”
Der gemütliche Herr mit dem grünen Hütchen wurde
ung=
mütlich. „Wer hat hier aufgehalten? Wenn Sie den Weg nou
dem Städtiſchen Fürſorgeheim für unbemittelte Alkoholiker ge
nicht wiſſen, warum halten Sie mich dann mit Ihrem albermn
Geſchwätz auf? Inzwiſchen könnte ich ja ſchon da ſein. UP
überhaupt hören Sie — — da pfeift Ihr Sug! Das haben Si
von Ihrer blödſinnigen Logik.”
G
Schach
Nummer 213.
Endſpielſtudie 22.
Leonid Kubbel, in St. Petersburg.
(„Tidſkrift för Schack‟ 1918.)
d e
b
Weiß zieht und gewinnt.
Brüfſtellung: Weiß: Ka4 Lh4 Sb8 Be3 d3 e5 g2 (0
Schwarz: Ka5 Dk1 Be6 o6 (4) Weiß gewinnt.
Die Idee unſerer heutigen Studie iſt verblüffend.
Löſung der Endſpielſtudie 21:
K. Traxler. 1. Pr. i. T. des Ceske Slovo 1924. (Kh4 Tg7 Sh1 Bc4 e7 h.3;
Ke8 Ld1 Be5 o6 e2 e3 k4 h6; Schlicht.) 1. Sb1—g3 (droht 2. 8r5 3. Tg84)
f4—Sg3: 2. Tg7—g8+ Ke8-e7: 3. Tg8—g3: e2—e1D(L) 4. patt; 3.....
GB—elT 4. Tg3—e3: + Tel—e3: 5. patt; 3. .. T 4. Tg3—3+; 1....."
e2—elD 2. Tg7—g8+ Keß-e7: 3. Tg8—e8+ uſw.; 1. . .. f4—f37 2. Sg3—
e4le2—e1D+ 3. Kh4—h5! f3—f2+ 4. Kh5—h6: und gewinnt. Eine feine,
inhaltsreiche Studie.
Löſerliſte: Reutzel, A. b. S., Leo Schott in Pfaffen=Beerfurth.
Rätſel
I
Stern=Rätſel.
Verſteckrätſel
Werdegang, Klavier, Paleſtrina, Kabriolett, Jangtſekiang, Le*
ballen, Erdmaſſe, Bronchitis, Semele, Brautwagen, Gasbrenner, 99
geweide, Engerling.
Vorſtehenden Wörtern ſind je drei aufeinanderfolgende Buchſteg
zu entnehmen, dem letzten Wort nur zwei, die zuſammengeſetzt
Zitat von Goethe ergeben.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 25.
Magiſches Quadrat.
Streichholz=Rätſel=
4 a, 1ä. 2b, 1 d, 3e, 1g. 1i, 1I, 3r. 1 8. 1u. 1v —
dieſe 20 Buchſtaben ſchreibe man auf die 20 Punkte, ſo daß Wörter
von folgender Bedeutung entſtehen: 1—2 Waffe, 2—3 Frauenname,
3—4 Meer, 4—5 Baum, 5—1 deutſcher Dichter.
Die Mittelbuchſtaben, richtig abgeleſen, ſind: von Fleiſch und Blut,
von Metall, von Holz und von Bein.
Carl Deubel.
Druck u, Verlag: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. .—Verantwortlich f. d. Redaktion: Dr. 6. Nette. Fernſpr. 1, 289—2392. Alle Rechte
Buchſtabenrätſel.
vorbehalten. Nachdruck verb. — Kliſchees: F.
GI R. U 15 1R10 G TI E LIE 1 TI E E TI E. LI. 1 Hu L I IE I5 2 [ ← ][ ][ → ] Bremlich ich war die Woch awends im Orfeum, wo uns
dnräckter Fink widder mol e echt großſtädtiſch Beneh agedho
15 ſtindem daß er die „Bobbeſpieler”, un zwar die aller=
Ihwehmteſte vun de ganze Welt, mit ihre Majonädde hier=
UIhkurmme hott loſſe. — Ich glaab zwar, die Sach koſt den Fink
vee Stang Gold. Awwer ’s is es aach wert, wann mer ſich’8,
qſnch=, nemlich weil mer äwe in=eme richdiche Therjader, wo
ymbewendiche Bobbe geſpielt werd, doch ſo ſälte e
Be=
ſſbmichung erläwe dhut; un wo däß mit dene Majonädde e viel
Auza rer Kunſt is, als wie daß mer’s denkt. — No, ich hab mich
9Gallb aach entſprechend ammiſiert un hab mich herzlichſt un
Yſmnerlichft gefreit iwwer die Bobbeſpieler draus im Orfeum.
fr.
die früderen 9
in auch nit
uf den ſtei
er zu trage
Uig, ſteier 20,
n Sie zu
Menſch mit ia
jenem Suge m
n Hütchen nnt
n Sie den
elte Altolt
1 mit Ihren
ſchon da
zugl Das
ar wie ich dann ſpeter ſo ſtillvergniecht in meine jungfrai=
UMFlabb gelääche hab un hab mer däß alles noch emol dorch
dbkſobb geh loſſe mit dem großordiche Bobbetherjader, do is
Umdem Julius Storm ſein „Pole Popenſpäler” ei gefalle, un
ſu bee Kasber Hildebrand mit ſeim Schauerſpäckdagelſtick „Das
Acwerſchloß in den Karpathen” un ſo. — Un je mehr ich mich
9Amei gedenkt hab, um ſo mehr hott mer’s den Eidruck gemacht,
bing enn eichentlich unſer Ooſeläwe e verflucht Ehnlichkeit hett
Hmſ eme Majonäddetherjader, un daß es, hohl mich der Deixel,
Apleuiol de Aſchei' hott, als wann die ganz Wäld in die Gewalt
1mſto=e paar, Drahtzieher” gefalle weer, un die mache nu mit=
Abwins ſe wolle ..."
Sittreng genumme, kennt däß jo als ganz luſtich ſei, wann
ymnvie draus im Orfeum, nix weider debei zu dhu hett, als
whloß zuzugucke un ſich zu ammiſiern un zu lache, daß die
9A blatze. Un die Haubtſach, wann’s aus weer, gingt mer
Hön) un kennt ſich de lange Wähk ins Bett leeche odder gingt
ap ſüätze ärchendwo un ſo, ohne daß aam däß weider’s was
klhe dhet. — Awwer leider, bei dem Bobbetherjader, wo ich
äſhzeiſpielsmeeßich maan, do is des Dumme däß, daß mer zu=
Abe nnuß, ob mer will odder net, un daß es do aach kaa
Frei=
kſEreſ gibt, ſundern daß mer owwedrei noch for’s Zugucke ganz
Uſimmlich bläche muß, un daß mer drittens alles däß bezahle
H6 muß, was die Kasber aſtelle, verluſtiern un verhunzioniern.
Ja, mitunner is es ſogar ſo, daß mir ſälbſt als die
Majo=
mnde maggiern miſſe un daß uns die „Drahtzieher” am Bennel
Hhryg, un loſſe uns danze nooch ihre Maniern, daß uns Heern
uſſslahe vergeht, ohne daß mer uns degääche embern kenne.
2cder frog ich aan vernimfdiche Menſch — is däß mit Gemf
Eicitct kaa Kasbertherjader? — Un weer muß ſich den Schwin=
Zchregucke? — Un weer muß den ganzen Kitt bezahle? — Frog
Inhzeer! —
Frreilich, dißmol is jo däß Kasber=Therjader in dem Ooſe=
GEfuausgange, eh’ nor es Stick richdich a war. s hatt nemlich
cper vun dene „Drahtzieher” ſei Stichwort verſchwitzt; un 18
wwtyem badduh ne mehr eiffalle. — Noochher hott=er geſagt,
Abea r=em was in’s Aag kumme, odder ſo. — No un wann —
„wwoärds gewäfe ſei? — En Wähkſch . . . . . — „Gerſtenkorn”
m lich ſage (wann ich wärklich Wähkſchiſſer geſagt hett, hette
wns die uff unſere Redacktzion ja doch widder rausgeſtriche,
dih ſoäß ſin ſo zartbeſeidete Seele, die Redackdeer .).
ſia alſo, wann mer ſich däß große Wältkasbertherjader ſo
alnch, do mecht mer wärklich aus de Haut fahrn, kreizweis un
Aſenswärch, un mecht ſich denäwe ſetze — wann mer kaa Angſt
hiſrw= mißt, es klaut ſe aam aaner; es ſei denn, daß mer
ack=
ſus! Mitglied weer beim Gefliechelzuchtverein „Orblid”, was
nſweilich net jedermanns Sach is. — Mer kann’s annererſeits
aſſnei ſtreng genumme unſere Mannsleit net for iwwel nemme,
whnſdie Volksſeel widder mol affengt zu brozzele, weil die im
GSmat kaltlächelnd e örtlich
Gemeindeſonderbier=
ſtherr beſchloſſe hawwe, wo doch’s Bier noch dene arme,
ver=
giet. Mannsleit ihrn aanziche Droſt is, in dene ſchwere Zeide
„Dſaß nadierlich aach die annern läwensnodwendiche
Bedarfs=
aſſokeA, wie beiſpielsmeeßich ’s Brot un ’s Fleiſch un ſo, daß
aſſndne duſchur in die Heeh geh, ohne daß ſe
beſondergemeinde=
ſtiſettwärrn, do reeche ſich die Mannsbilder net driwwer uff,
dim warum, weil’s jo net aus ihrm Sack geht, ſundern
aus=
enmöſaushaltungsgeld, do kenne mir arme, werktätiche
Hfsſraue ſähe, wie mer aanich wärrn; bloß wann’s an ihrn
SEgleht, un wann ſie’s bedrifft, die Mannsleit, dann kreiſche
ſelß dier un Mordio un ſage, die Rebublick weer in Gefahr
ſte, awwer weil ich doch Mitleid hab mit dene läſche
Brie=
dißde hab ich mer neilich mol aan vun unſere Stadträt
vor=
güſſbwt un hab=en gefrogt, wie däß eichentlich kemt, daß ſe
aus=
giſſchet uff die Bierſteier verfalle weern. Un do hott der mer
dann aach unner Ohrene geſtanne, daß ſe net mehr gut uff was
annerſter verfalle hette kenne, s weer ſo zimmlich die letzt Eelung;
un im iwwriche, hott=er geſagt, ſeegter, weer’s jo aach gornet
ſo bees gemaant, dann die Bierſteier ſollt jo net vum
Konn=
ſumend gedrage wärrn, ſundern vum Broduzent, un die
Bierbrauer, die wißte ſich ſchon zu helfe, indem daß ſe ſtatts
zehe= odder elfkarädich, aa fach fimf= odder ſexkarädich Stackbier
fabriziern dhete, do weern die ihrm Schade gleich widder bei. —
Un ſchließlich, ſeegt=er, hott=er geſagt, die Darmſtädter hette jo
neierdings ſo nowele Ammbitzione, un ſo hochfeine Krembf, nix
weeren mehr großſtädtiſch genug, 8 mißt alles uff Hochglanz
hergericht, umgebaut un uffbolliert ſei — no un wo ſoll’s dann
herkumme? — Wann mer nechſtens ernſtlich mit Baden=Baden
als Bäder= un Fremdeſtadt in Konggurrenz dräte wollte, dann
mißte mer halt aach Obfer bringe".
No allerdings, do hott mein Stadtrat ſo Unrecht net, un
do kenne die Mannsbilder nor vun Glick ſage, daß ſe die
Orts=
ſatzung vun wääche dere Bierſteier net mit rickwirkender
Kraft erhöht hawwe, wie’s emol e Zeitlang beim Gas un
Elek=
triſch Mode war. Dann wann ich mer denk, was mer in de
letzte Zeit for unſer nowele Alliehrn un großſtädtiſche Aſprich
all ausgäwwe un bewillicht hott, dann dhet mich’s, waaß der
Guggug, net wunner nemme, wann ſe aam eines Dags noch e
Noochforderung vorlege dhete for des Bier, wo ſich der „
Dari=
mund*) ſeiner Zeit uff=em „Brickelche” (wie domols die
Klaa Bachgaß gehaaße hott) gebraut un geſchläucht hott. Do
kennte ſe awwer bläche, die Mannsbilder, die ungeneiiche.
*) Darimund — Gründer von Darmſtadt. (Die Redaktion.)
No awwer ich waaß jo, wann ſe aach ſchimbfe, ſie bringe
doch gern däß Obfer un ſin ſtolz druff, wann ſe ſich demnechſt
als „Wält= un Luxus=Bade=Städter” uffſpiele kenne: de Baden=
Badener wärds ſchun in de Hoorn angſt.
Nadierlich, däß hott unſere Stadträt in de letzte Sitzung
ſälwert ei geleicht, nemlich daß mer unſer Licht kimfdich net mehr
unnern Scheffel ſtelle därfe, ſundern daß mer die
Reklame=
pauk ſchlage miſſe, uff Deiwel kumm raus. — Un ſo bin ich in
däre Beziehung vollkumme beruhicht, un muß unſerm Buxbaum
mei’ lebhafte Aerkennung ausſpräche, indem daß=er eme
lang=
embfundene Bedirfnis endlich, wann aach vorerſt
ausnahms=
weis in „beſcheidenem” Umfang, abgeholfe hott. — Schun lang
nemlich hab ich des Gefiehl gehatt, als fehlt’s uns in Darmſtadt
an Blaggadſaile un Reklamedafele. Die paar, wo ſich ſo in de
Stroße erumgedriwwe hawwe, un die paar Stroßeecke und Bau=
Stelle=Bordwend, die wo als Blaggadſail=Erſatz herhalte mußte,
die hawwe ſich ſchun immer ſo ſchee gemacht, beſunners, wann
ſe aam ſo recht verbabbt, verſchandelt un in alle Farwe a gekriſche
hawwe. Un mer hott ſich däßhalb mit Recht geſagt, daß ſo e
ſcheener Ablick aam in=ere Kunſtſtadt gornet oft genug gebodde
wärrn kann. Un ſo hott mer mit viel Liſt un Schläue all die
Plätz un Ecke rausgeſucht, wo ſe eme harmloſe Wanderer
ſozu=
ſage bildlich, im Notfall awwer aach dadſächlich ſei Nas uff e
Blaggadſail odder Reklamedafel ſtumbe kenne. Un mich ſoll’s
gornet wunner nemme, wann ſe erſt emol alle Blaggadſaile un
Reklamedafele ſteh hawwe, wo mer ſich de Kobb dra wedder=
Der zeitgemäße Haushalt.
Boacholderdämpfe zum Ausräuchern „dump=
Eisſchränke. Wenn im Eisſchrank Speiſen wie
Wlt, Fleiſch=, Fiſchwaren, Käſe uſw. kühl geſtanden haben, ſo
ſeimſch ein dumpfiger Geruch feſt, der, wenn er nicht entfernt
wia ſſich anderen empfindlichen Speiſen wie Milch und Butter
muſilt.:. Um nun dieſen ſchlechten Geruch daraus zu entfernen,
iſtf”nratſam, den Eisſchrank mit einer Perſillöſung
auszu=
wiweig, gut austrocknen zu laſſen und dann bei geſchloſſener Tür
Wähſolderbeeren auf eine Schaufel glühender Kohlen
ge=
ſtyſ reſp. die ſich daraus entwickelnden Dämpfe einwirken zu
Ialgi.
el eingebäck als Reiſe=Mundvorrat. Wenn
emuhl die Ferien= und Erholungsreiſe angetreten werden kann,
dilſen= längere, mehrſtündige Bahnfahrt bedingt, dann denkt die
vourgeende Hausfrau auch an die „materielle” Seite derſelben:
anneWerſorgung während der Reiſe. Das vielfach übliche
Mit=
naſlten: von belegten Broten und Brötchen findet nur ſelten
deſſſanre Eſſer, beſonders, weil ſie an heißen Tagen nicht mit
Aücit gegeſſen werden, da einesteils die Butter vom Brot
auf=
geiten und andernteils der Belag: Wurſt und Schinken, an
ihls Frriſche einbüßen und trocken werden. Und das Mitführen
voſnßnrot, Butter und Belag „im Stück”, um je nach Bedarf
zu mumachen, hat auch inſofern ſeinen Nachteil, daß extra
Be=
häſck zur Aufnahme dieſer Eßwaren mitgenommen werden
miwn, die das Reiſegepäck unnötig belaſten. — Allen dieſen
Mſgeh.n geht man aus dem Wege, wenn man allerlei
Klein=
giſeiak als „Mundvorrat” mitnimmt, das, in einer kleinen
leisen, Keksdoſe oder Gebäckſchachtel aus Leichtaluminium
auf=
belhu,t, ſchön friſch bleibt und wenig Platz beanſpruſt. Im
Vlennmit einigen Früchten oder Obſt ergibt dieſes einen
ein=
wimdfffreien, gerngenoſſenen Imbiß. Zu dieſem Kleingebäck
win ynian entweder einen Hefe=, Mürb= oder Backpulverteig, den
miſzeivas fetter wie gewöhnlich hält, durch verſchiedene Würzen
nahmsweis aach emol eme Stadtrat was Geſcheides eiffalle kann.
Nemlich wann erſt noch des Mullement ringsdicherum ſchee
ver=
babbt un verſchandelt is, do krickt Darmſtadt erſt des richdiche
Relljäff als — Kunſtſtadt. —
Nadierlich, die Reklamea’gelegenheit is vun ganz immenſer
Wichdichkeit, „um noch zu redde, was zu redde is”. — Un ich
ſchlag vor, daß ſchleunichſt e nei Amt geſchaffe wärd, en
Reklame=
borjemaaſter muß her, un e „Stadtreklamekunſtamt”, un e Stell.
for „Blaggadſaila’ſchlagsa’gelegenheide” un ſo.
Un weil däß Stadtreklamekunſtamt jedenfalls die
räpräſ=
ſendadiefſt Behörde is, ſo ſchlag ich vor, ſie krickt dem
Padärrſtock im Rodhaus gleicher Erd als Amtslokahl, uff die
Art is mer aus dem Verſteckelchesſpiel” haus, un brauch ſich
net weiders de Kobb driwwer zu verbräche, wie ſich der
Reklame=
prachtrodhausſaal nutzbringend, rendawel un befriedichend
ver=
wende leßt. Balleicht ließ ſich uff die Art hinnerum aach der
Reklameratskeller ſchaukele . . . Als Reklameborjemaaſter ſchlag
ich nadierlich de Joſäff Hittſch vor —
Do awwer zu befirchte is, es mecht am End de Stadtrat
odder die Stadtverwaldung, in ihrer ageborene Beſcheidenheit,
mei lebhafte Aerkennung wege dene Blaggadſaile un
Blaggad=
dafele net for Ernſt nemme, ſo mecht ich ausdricklich bemerke,
daß die lebhaft Anerkennung un mein dißbeziegliche Vorſchlag
wege dem Reklameborjemaaſter un dem Reklameſtadtkunſtamt
ganz entſetzlich ernſt gemaant is, ich geb meintswääche, wann’s
grad verlangt wärd, mei Wort druff, awwer beſchwörn mecht
ich’s liewer net.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Mittlerererweil hawwe ſe die
Drauwe broweweis ei geweiht, 8 erſte Eſſe war drinn, un de erſte
Auslender hott drinn loſchiert. Aſo die Sach floriert. Un
ſo=
weit mer ſich e owwerflächlich Urdaal erlaawe dörf, do muß mer
ſage: dißmol hott ſich unſer Auguſt ſälwer iwwerdroffe, dann
was do an Luxurioſididät uffgebote is, däß grenzt gradezu an;
Feenhafte. Aach de äxquiſidſte Geſchmäcker is Rächnunc
gedrage un es wer e forchtbar Dummheit gewäſe, wann ſe
aus=
gerächent jetzt de Landdag um zwanzich fähiche Kebb verringert
hette, jetzt wo mer widder e „ſtandesgemäß” Hodäll hawwe, wo
die Härrſchafte während bei=ere Landdagskampannie drinn wohne
kenne; dann däß muß mer ſage, ſie ſin dort jetzt uff’s beſte
uff=
gehowe un kenne aach ihr Sprachkenntniſſe an de Mann bringe,
dann die ſemtliche Källner, vum Piggolo ufſwärts, bis zu ſeiner
Exzellenz dem Herr von un zu Owwerkällner, ſin friſch vun
Ber=
lin importiert un ſchwäzze fließend e paar Dutzend dode un
lewendiche Sprache. — Mit aam Wort: es is e großordich
Sach, un wann ſich däß erſt e bißche erum gebabbelt hott in
Eiroba un de iwwriche Feſtlender, dann ſollt=er mol ſähe, dann
wärrn mer Wiesbade un Baden=Baden bald iwwerfliegelt hawwe.
Der Fremdeverkehr wärd gradezu läwensgefehrliche Forme
anemme, un es is däßhalb nor gut, daß ſe in de letzte
Stadtrats=
ſitzung en neie Auto=Sanitätswage a geſchafft hawwe. Mer ſieht,
ſie gehn im Stadtrat mit de Zeit! — Däß Lob kann ich
aller=
dings unſerm hoche Bollezeiamt net ſpende. Wenichſtens net in
Bezugnahm uff die zwää Däßinfäckzions=Auguſte, die wo mit
ihre vorſintflutliche Ausriſtung des Stadtbild bevölkern. Alles
renne kann, do wärrd e Reklamegeſchrei in de Stadt zu heern
ſei, daß mer ſei eiche Wort netmehr verſteht. — De Sebbel Hittſch
hott ſogar den fullminande Vorſchlag gemacht, aach de „Lange
Ludwig” als Blaggadſail zu benitze; wodra mer ſieht, daß aus=
wie Vanille, Mandeln, Zitronenſchale, Zimt, Rum uſw.
ge=
ſchmacklich verändert, an Stelle des Durſt auslöſenden Zuckers
Süßſtoff zum Süßen verwendet. Mit gefälligen kleinen Formen
ausgeſtochen, iſt dieſes Kleingebäck bei Mittelhitze ſehr ſchnell
gebacken, das man zu einem Teil auch noch mit den verſchiedenen
Elaſuren: Punſch=, Zitronen=, Schokoladenglaſur überziehen kann.
Eingemachte Holunderknoſpen als Kapern=
Erſatz. Die noch feſtgeſchloſſenen Knoſpen werden in leichtem
Salzwaſſer aufgekocht, mit geſtoßenem Pfeffer, wenig Salz und
Lorbeer dicht in Eläſer gefüllt und mit Weineſſig übergoſſen,
mit Kork und Pergamentpapier geſchloſſen.
Feiner Spargelſalat. Dazu kann man auch Spargel
zweiter Qualität verwenden, den man geſchält, in kleine
Stück=
chen geſchnitten, in leichtgeſalzenem Waſſer mit etwas
Zucker=
zuſatz kocht. Das Kochwaſſer verrührt man ausgekühlt mit einem
Ei, zwei Eßlöffeln Oel und einem gehäuften Eßlöffel Mehl zu
dickſämiger Mayonnaiſe, die man mit Salz, Eſſig, wenig Pfeffer
und einem Stückchen friſcher Butter pikant ſüßſäuerlich abſchmeckt.
Damit miſcht man den weichgekochten Spargel und überſtreut
das Ganze mit etwas feingewiegtem Dill.
Koteletts von übriggebliebenem gekochten
Rindfleiſch. Gekochtes Rindfleiſch ſchneidet man in
finger=
dicke Scheiben, die man mit Salz und Pfeffer beſtreut, in Ei und
geriebener Semmel wendet und in heißer Butter oder Fett von
beiden Seiten goldbraun bäckt. Mit Appels Krebsbutter
beträu=
felt, reicht man ſie als Beilage zu Gemüſe oder aber zu
Kartoffel=
ſalat, den man mit Schnittlauch, Brunnenkreſſe oder Rapünzchen
„anmachte‟.
Speiſezettel.
Sonntag: Blumenkohlſuppe, Blumenkohlgemüſe mit
Rumpſteaks, Mandelſpeiſe. — Montag: Nudelſuppe,
Endivien=
gemüſe mit gebackener Leber. — Dienstag: Gebackene
Kirſch=
pfanne mit Vanilleſoße. — Mittwoch: Sauerkrautauflauf mit
Wellfleiſch. — Donnerstag: Hefeplinſen mit geſchmorten
Kirſchen. — Freitag: Brennſuppe, geſchmortes
Hammel=
fleiſch mit Teltower Rübchen. — Samstag: Warme
Fiſch=
mayonnaiſe mit kleinen Peterſilienklößchen.
was recht is, awwer ſo leßt mer die dann doch net erumlaafe.
Was meeche dann do die Fremde von aam denke? — Dodebei
is die Däßinfäckzioniererei bei de heidiche Wohnverhältniſſe doch
aa vun de wichtichſte Funkzione, die wo ſchnell un
ſau=
wer funkziouiern muß, wann ſe ihrn Zweck erfille ſoll. — Alſo
ich hoff, daß der klaane Hieweis geniecht, annernfalls mißt ich
dem hoche Bollezeiamt emol ganz ennerſchichich de Maſch blooſe,
awwer gradiß un franko, un net wie unſer ſtädtiſcher Schenneral=
Muſickdiräckter, der wo ſich ſogar Sunndags morjens die
Prum=
menadekunnzärte bezahle leßt. — Ich hab bereits vorichs Johr
emol in däre Beziehung mit=em Scheierdor gewunke, awwer 19
is mer geſagt worrn, däß weer ſo mit die beſt Ei’nahmquell. —
Alſo, Herr Sior, do werſte nix mache kenne, Guſchſtäfele . . .
For die Sporbix: Vun=eme geſelliche Beiſammeſei”: 51 Mack;
vun=eme ſeebefahrene Mann: 20 Mack; un vun=ere Danzſtund:
11,40 Mack.
„Weißt du,
„Noah! Er verließ
e trocken gelegt war.
Dre GerrorſeGe
en
and.
Im Auslande iſt man ſich ſchon lange
darüber einig, daß das Trikot der
gegen=
wärtigen ſportlichen Mode viel mehr
ent=
ſpreche als das ſeidene Badekoſtüm.
Trotz=
dem aber begegnete ſeine Einführung
nicht unerheblichen Schwierigkeiten.
Man ging alſo vielfach daran, das
Bade=Trikot derart intereſſant zu
geſtal=
ten und in ſeiner Form und Muſterung
in modiſch=aparter Weiſe ſo ſehr zu
för=
dern, daß heute wohl ſchon die Mehrzahl
der modiſch orientierten Frauen nach dem
Trikot greift und ſich nicht mehr an die
ſeidenen Phantaſiekoſtüme klammert, die
ſich als wenig praktiſch, außerordentlich
koſtſpielig und nicht ſportlich genug
er=
wieſen haben.
Natürlich iſt das Trikot in ſeiner
ur=
ſprünglichen Form ganz und gar erledigt
und gilt als durchaus veraltet, denn die
Strandmode, die ſich heute ganz nach dem
amerikaniſchen Geſchmack richtet und das
in den Vordergrund rückt, was die
Welt=
bäder Floridas (Miamy und Palmbeach)
bringen, begünſtigt ausſchließlich das
zweiteilige Trikot, das aus einem
kurzen Höschen und einem entſprechenden
anliegenden Oberteil beſteht, die
vonein=
ander durch einen ſportlichen Gürtel
ge=
trennt erſcheinen.
Wenn man die neuen Strandmoden
ins Auge faßt, ſo wird man vor allen
Dingen feſtſtellen können, daß das
Hös=
chen des Badekoſtümes immer dunkel und
einfarbig iſt (weil ſich helle
Schattierun=
gen als durchaus unpraktiſch erwieſen
haben), während der Oberteil ſtark
ge=
muſtert erſcheint und nicht mehr wie
früher einfarbig bleibt.
Lediglich der Herren=Schwimmanzug
iſt nach wie vor ſchwarz=weiß (nämlich
ſchwarze Hoſe mit weißem Leibchen) und
ausnahmslos mit einem weißen Gürtel
zuſammengehalten. Sehr beliebt iſt ein
eingeſticktes Monogramm oder das
ſchwarz geſtickte Klubabzeichen an der
linken Bruſtſeite des weißen Leibchens.
(Wir zeigen in unſerer Bildgruppe links
im Hintergrunde ein kleidſames, modiſch
richtiges Badekoſtüm für den Herrn.)
Eine Dame darf aber niemals die
all=
zu harten ſchwarz=weißen Kontraſte
wäh=
len, ſondern wird die dunkle Badehoſe
mit einem bunten, reich ornamentierten
Leibchen kombinieren.
In der Ornamentik iſt nun ganz be=
ſonders die Wiener Strickinduſtrie ſehr ſtark, und man hat immer
wieder Gelegenheit, feſtzuſtellen, daß hier ſowohl in bezug auf
die geſchmackvolle Kombination der Farben als auch betreffs
origineller kunſtgewerblicher Deſſinierung ganz
Außerordent=
liches geleiſtet wird, ſo daß es nicht wundernehmen kann, wenn
die Wiener Erzeugniſſe ſich nicht nur die Sympathien auf dem
Kontinent, ſondern auch den Beifall der amerikaniſchen Frau
gewonnen haben, die doch bekanntlich gerade bei ſportlichen
Moden ein ſehr gewichtiges, einflußreiches Wort mitzuſprechen
hat. — Bemerkenswert iſt die Tatſache, daß die Wienerin, der man
bekanntlich eine Mode niemals diktieren kann, gerade auf dem
Gebiete der Bademode an den neueſten Erzeugniſſen der
Strick=
induſtrie ſozuſagen ſchöpferiſch beteiligt war; denn der Wunſch
nach dem „variablen” Badekoſtüm wurde immer lauter, ſo daß
ſich die verſchiedenen Strickfabriken den Anregungen der Wiener
Frauen fügen mußten. Und es iſt außerordentlich intereſſant
zu ſehen, auf welche Weiſe dieſe Frage ihre Löſung fand.
Am beſten kann man dieſe letzte Modeneuheit an Hand unſeres
Bildes verfolgen: An der Figur mit dem Waſſerball ſieht man
den typiſch=modernen Wiener Trikot=Badeanzug. Kurze ſchwarze
Hoſe und buntgemuſterter Oberteil. Nu
darf man ſich dieſe ornamentierte Partie
keineswegs ſo kurz vorſtellen, wie ſie im
Bilde wirkt, da hier ein langes, buntes
Trikot gedacht iſt, das man nach
Be=
lieben in die Hoſe ſteckt oder aber nach
außen tragen kann, ſo daß es die Hoſe
vollkommen deckt und einen kaſakartigen
Eindruck macht.
Die im Sande liegende Figur mit
dem Schirm zeigt dasſelbe Trikot in der
Tragart nach außen. Es wird dann gerne
an der Schulter mit einer der
letzt=
modernen bunten „Kautſchuk=Blumen”
garniert und mit einem großen, an den
Rändern gefranſten Badeſtrohhut in
Verbindung gebracht, der ſeine maleriſche
Wirkung am Strande nicht verfehlen
kann.
Natürlich iſt man keineswegs an dieſe
Form gebunden, ſondern kann die Idee
dieſes „Fregoli=Badetrikots” auch noch in
ganz anderer Weiſe verwirklichen.
Vor allen Dingen, gibt es, ja viele
Damen, die am Strande einen viel
wei=
ter ausgeſchnittenen Badeanzug
bevor=
zugen, um den Körper möglichſt ſtark den
Sonnenſtrahlen ausſetzen zu können.
Sie werden dann allenfalls zu dem
Träger=Modell greifen, das wir im
letz=
ten Bilde veranſchaulichen und das
eben=
falls die früher beſprochene kaſakartige
Form hat. Natürlich kann auch dieſes
Trikot derart in die Badehoſe geſteckt
werden, daß es den Eindruck des
erſt=
beſprochenen Modells (an der Figur mit
dem Ball) macht.
Bademäntel und Capes treten immer
mehr und mehr in den Hintergrund, und
man begnügt ſich neben dem
Strand=
pyjama in der Regel mit einem
Bade=
tuche, das ſeinen Dienſt vollauf erfüllt.
Viel aparter als dieſe veralteten
Strandumhüllen aber iſt eine kurze, in
der Regel geſtreifte Strickweſte mit
einem Knopfverſchluß in der Mittelbahn
und einem ſchmalen Ledergürtel, wie ſie
in unſerer letzten Figur gezeigt wird.
Eine ſolche lange Weſte läßt den darunter
befindlichen Badeanzug wenig oder gar
nicht ſehen, ſo daß ſie einen wirklich
ori=
ginellen Eindruck macht, der modiſchen.
Note dieſer Saiſon angepaßt iſt und die
ſchlanken Beine der Waſſerſportlerin gut.
zur Geltung kommen läßt.
Auch für das Kind wird man gerne=
zu dem Badetrikot (an Stelle der niemals kleidſamen und faſtz
immer unnetten Leinenanzüge) greifen, da die wollenen
Bade=
ſachen bekanntlich den Vorteil bieten, ungemein raſch
abzu=
trocknen, weil das Waſſer ſich darin nicht hält. Durch den
Trikot=
badeanzug wird ſogar nicht ſelten den Verkühlungen, denen das
Kind am Strande ja häufig ausgeſetzt iſt, vorgebeugt.
Sehr häufig garniert man die wollenen Badeanzüge der
Kleinen mit Applikationsarbeiten oder Stickereien aller Art, was=
(wie unſer kleines Modell in der linken Ecke zeigt) ſehr luſtig.
Willy ungar.
wirken kann.
Die Sonnenſchirme
Eingeſchlatene Metallplättchen
werden heuer von der Mode
entſchieden liebevoll behandelt,
denn man widmet ihnen ganz
beſondere Aufmerkſamkeit,
viel=
leicht weil man endlich erkannt
hat, wie ſehr ein eleganter
Schirm die ſtilgerechte und
mo=
diſch vollkommene Aufmachung
der Frau zu fördern vermag.
Da ein eleganter Sonnenſchirm
heute keine ganz billige
Ange=
legenheit iſt, wird man
natür=
lich trachten, eine Beſpannung
zu wählen, die in der Farbe
Mant
möglichſt neutral iſt, damit man
den Schirm eben zu den
ver=
ſchiedenſten Kleidungsſtücken
tragen kann. — So ſeltſam es
auch klingen mag, ſind es doch
gerade immer die bunteſten
Muſter, die am indifferenteſten
wirken, da ja faſt jede Farbe
darin enthalten iſt, ſo daß das
Ornament zu jeglicher Schattierung paßt. Insbeſondere ver=
gelten als ſehr beliebte Verzierung der hochſommerlichen
Seiden= und leichten Stoffkleider, aber auch der dazu paſſenden
Hüte. Man ſieht dieſe Plättchen (die man ſich etwa wie eine
„Büro=Aktenklammer” vorzuſtellen hat, alſo mit zwei Teilen,
die durch das Material geſtoßen und an der Rückſeite
ausein=
andergebogen werden, in weißem, ſilberartig wirkendem, aber
ſchwimmende Muſter, die als „Chiné” bezeichnet werden, wären
hier ſehr zu empfehlen.
Die Formen der neuen Schirme ſind klobig wie bisher,
ziem=
lich vielteilig, ſehr originell gearbeitet und oft mit Rüſchen,
Volants oder Franſen verſehen. Ganz beſonders apart aber
ſind die Griffe: man wählt entweder einen flotten Original=
Bambus=Knoten (zweites Modell) oder aber einen
Phantaſie=
griff, wie wir ihn im erſten Bilde zeigen. Die zwei Schlangen,
die ſich hier emporwinden, werden entweder in Holzſchnitzerei
und Malerei gut imitiert, oder aber aus dem modernen
Schlangenleder hergeſtellt, was einen ausgezeichneten und ſehr
mondänen Effekt ergibt und geradezu im wahrſten Sinne des
Wortes „paradieſiſch” anmutet, wenn man die bunte, blumige
Beſpannung des Schirmes, aus der die Schlangen wie aus
einem Blütenbeet hervorzukommen ſcheinen, in Erwägung zieht.
Der ſchlichte Woll=Jumper
hat ſich nach und nach ganz entſchieden den ungeteilten Beifall.
der Frauenwelt erobert, denn man hat erkannt, daß er auf Reiſen.
ebenſo wie für die Stadt ganz unerläßlich ſei und auch für übles
Wetter einen ſehr wichtigen Beſtandteil der Garderobe bildet.
Wählt man ihn in lichten Farben, ſo kann man ihn in
Ver=
bindung mit einem entſprechend hellen Rock ſogar für den Kurork.
und das Seebad gebrauchen; zieht man aber den mittelfarbenen
oder dunkel gehaltenen Wolljumper vor, ſo wird er eben für
Touriſtik und Reiſe die allerbeſten Dienſte leiſten. Sehr beliebt,
iſt heuer das ſeitlich eingeſtickte Monogramm.
Das Bade=Cape
auch in meſſingähnlichem und kupferfarbenem Metall, je nach der
Farbe des Gewebes, für das ſie verwendet werden. Gewöhnlich
kantet man alle markanten Linien des Modells mit dieſen
Metall=
plättchen.
In unſerer Skizze zeigen wir eine aparte Weſte aus farbigem
Damentuch (kirſchrot, hellgrün oder kornblau), die an ihren
Rändern, entlang der Armlöcher und an den Taſcheneinſchnitten
mit dieſen Plättchen garniert iſt und dadurch einen ſehr flotten
Eindruck macht, der dieſe Weſte für Tennis, Promenade,
Sommerfriſche und Seebad geeignet macht. Ein kleiner Filzhut
mit gleichartigen eingeſchlagenen Metallplättchen (wie wir ihn
ebenfalls im Bilde zeigen) nimmt ſich ganz vorzüglich aus,
ins=
beſondere, wenn er die gleiche Farbe wie die Weſte hat.
iſt heuer eigentlich weniger beliebt als der Bademantel, da man
erkannt hat, daß die Aermel für den Strand ſehr praktiſch ſind,
weil ja das ärmelloſe Cape ſehr leicht von den Schultern gleitet
und man darum die Hände zu Hilfe
nehmen muß, alſo niemals volle
Be=
wegungsfreiheit hat.
Natürlich ſoll damit nicht geſagt
ſein, daß das Cape als erledigt zu
be=
trachten wäre. Sicherlich wird es auch
noch gerne getragen werden, weil es
ja bei weitem dekorativer wirkt als
der Bademantel.
Vornehmlich die aus blumigen
Frottierſtoffen gearbeiteten Capes mit
den reich gezogenen Kragen ſehen ſehr
maleriſch aus und ſind im übrigen
ſehr leicht ſelbſt anzufertigen.
Unter ſolchen gemuſterten Capes
trägt man um ſo einfachere
Bade=
anzüge. Ein ſchlichtes Höschen in
Verbindung mit einem rund
ausge=
ſchnittenen, kaſakartigen Hemdchen,
das in der Taille mit einem Gürtel —
zuſammengehalten und unten mit
einigen Querſäumchen geziert iſt, ſieht
am beſten aus.