Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
* wöchentlich 2maligem Erſchelnen vom 1. Jund
ſt 30. Junl 2.us Reſchemart und 22 Pfennig
Nuragegebühr, abgeholt 228 Relchsmark, durch die
ſagsnturrn 2.40 Relſchemarf freil Haus. Poſibezugspreie
n: Junl ohne Beſtellgeld monal. 2 23 Reichsmark.
ſenantwortichkeſt für Aufnahme von Anzelgen an
enimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nicht=
ſtgeinen einzelner Nummerm infolge höherer Gewalt
end chigt den Bezſeher nſcht zur Kllzung des
ſnugspreiſes, Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
emruf ohne Verbindſichkeſt für uns. Poſtſcheckonto
Franffurt a. M. 4304
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 122
Donnerstag, den 23. Juni 1927.
190. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 40 Reſchspfg, Rellamezelle (92 mm
breih 2 Reſchsmark. Anzelgen von auswärte 40 Reſchpfg.
FlnanzAnzelſgen 60 Reſchepfg. 9mm breite Relſame
zeille 200 Reiſchsmart. Alle Preſe m Reſchemart
ſ4 Doſſar — 420 Marll. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krſeg. Aufrubr. Streil uſw. ertiſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Amzelgen=
guſträge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerſchliſcher Beſtreſbung ſäült ſeder
Nabat weg. Banſonte: Deuiſche Bonk und
Dasp=
ſtädter md Natlonalbant.
Zur kommenden
Beſoldungs=
neuordnung.
MHI
Damen
Bchurzen
ue uendlit
Servier
Schürzen
Zeachtel
Die Zollpolitik
des Reichswirtſchaftsminiſters.
Curtius für Abbau der Zölle.
Hamburg, 22. Juni.
Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag trat heute
vor=
üutag unter dem Vorſitz ſeines Präſidenten Franz v.
Mendels=
hri in Hamburg zu ſeiner 47. Vollverſammlung zuſammen.
nyer den erſchienenen Behördenvertretern bemerkte man an der
ni tze den Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtus und den
Senats=
ſäſidenten Bürgermeiſter Dr. Peterſen=Hamburg. Nach einer
exrrüßungsanſprache des Hamburger Handelskammerpräſidenten
deirbrachte der Reichswirtſchaftsminiſter die Grüße der
Reichs=
gserung. Als erſter Redner der Tagesordnung ergriff der
be=
munte Induſtrielle Wilhelm Voegele=Mannheim das Wort
der das Thema: „Die deutſche Induſtrie in der Weltwirtſchaft”.
r ſchilderte die Zerſtörung des inneren Gleichgewichts der
uſt=ſchen Wirtſchaft durch die Kriegs= und Nachkriegszeit und
M Aufſchluß an Hand von ſtatiſtiſchem Material über den
augen=
rällichen Stand der deutſchen Güterverſorgung. Ein Drittel
rAebensnotwendigen Rohſtoffe und Lebensmittel müſſe Deutſch=
N: durch die Ausſuhr bo Fertigwaren bezahlen. Im Verlauf ſind aber nur durch Senkung des Hochſchutzolles im Ausland
r4Tagung ergnff
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius
8 Wort zu einer großangelegten politiſchen Wirtſchaftsrede, land, ſondern ſie ſchädigen Europa, das immer weiter
verſchul=
der er insbeſondere ausführte. Es ſei ſein Beſtreben, den den muß, wenn wir nicht die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten
huſtrom fremder Anleihen nach Deutſchland nicht zu verhindern,
wirit durch ſie eine rationellere Produktion und größerer Abſatz
währleiſtet werde. Auf die Dauer geſehen könne das Aus= tung bringen. — Zum Schluß erörterte Reichsminiſter a. D.
aulskapital in der Form von Waren zu uns kommen und daher
urich der Konjunkturlage zu einer gewiſſen
Paſſivität der Handelsbilanz.
dren. Eine ſolche Paſſivität bilde aber keinen Grund zu
Be=
ſat tungen für unſere Währung. Zu dem Problem der
Ver=
chrung Deutſchlands in die Weltwirtſchaft übergehend, bemerkte
EMiniſter, daß Deutſchland nach dem Kriege und der
In=
ſtiwmszeit nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber dem Auslande
wi ſen ſei. Durch eine großangelegte Rationaliſierung ſei die
Auzſtrie beſtrebt, konkurrenzfähig zu werden. Ziel aller
aſ=ionaliſierungmüſſeeine Vergrößerungdes
bi atzes auf der Grundlage verbilligter
Kon=
urrenzierung ſein.
SSenkung der Preiſe und entſprechende Steigerung des
Realeinkommens
wahrſcheinlich der einzige Weg, auf dem ſich eine
Verbeſſe=
u. der Lebenshaltung der arbeitenden Klaſſe ohne
Beein=
zſ- erreichen laſſe. Um die umgekehrte Entwicklung zu
ver=
dern, habe er die Erhöhung der Kohlenpreiſe angeregt. Der
ſnt ſter beſchäftigte ſich dann eingehend mit den Nichtlinien,
t ſeie Weltwirtſchaftskonferenz für den Abbau des
Zoll=
ſtähesregierung mit allen Kräften zur Erreichung dieſes Zieles allein Abſatz, Reallohn und Kaufkraft günſtig beeinflußt
wer=
tuagen werde. Bei dieſer Gelegenheit bedaure er, daß es noch
hi gelungen ſei, eine dauernde
wirtſchaftliche Verſtändigung mit Frankreich
beizuführen. Deutſchland habe ſich nach Kräften bemüht, zu
ei Einigung mit Frankreich zu gelangen und ſich daher bereit
Cart, bei einer Reihe für die franzöſiſche Wirtſchaft wichtiger
ſitionen eine alsbaldige Erhöhung der geltenden franzöſiſchen
turmaltarife in Kauf zu nehmen und Ermäßigungen beſtimmter
eneſſierender Produkte zuzugeſtehen. Sollte Frankreich mit
renm ſolchen Entgegenkommen nicht einverſtanden ſein, ſo ſtände
n ein weſentlicher Teil der Verantwortung für die weitere
ſtwicklung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Europa zu.
dem
Appell der Weltwirtſchaftskonferenz bezüglich des
Zollabbaues
dieſer Frage ohne Zögern und unzweideutig Stellung
ge=
mmen. Es ſei ihr Beſtreben geweſen, einen Ausgleich zwiſchen
n induſtriellen und dem landwirtſchaftlichen Zollſchutz zu
tiſgen. Sie habe ſich jedoch entſchloſſen, einen ſolchen Ausgleich
zi. durch die Erhöhung des landwirtſchaftlichen Zollſchutzes
Uhſtizuführen. Die Erhöhung des autonomen Kartoffelzolls
dides Fleiſchzolls ſei nicht in dem Sinne zu bewerten, als
woäuerlichen Grundbeſitzes und der inneren Koloniſation
be=
tä tigt.
DDie zurzeit beſtehende Disparität zwiſchen dem induſtriellen
d llandwirtſchaftlichen Zollniveau ſolle möglichſt bald
ausge=
cann werden, und zwar durch einen entſprechenden
Abbau des induſtriewirtſchaftlichen Zollniveaus.
m zu ſenken ſeien, und zwar gegenüber Ländern, denen das
c. der Meiſtbegünſtigung zuſtehe. Die Reichsregierurg werde, nicht mehr zu erwarten.
den geſetzgebenden Körperſchaften wit größter Beſchleunigung
die nötigen Vorſchläge unterbreiten. Zum Schluß ging der
Miniſter auf die Kritik ein, die daran geübt worden ſei, daß
die deutſche Regierung ſich als erſte bereit erklärt habe,
ihre Wirtſchaftspolitik entſprechend den Beſchlüſſen der
Weltwirtſchaftskonferenz neu zu orientieren.
Deutſchlands geſchehen. Die Regierung wolle alles daran ſetzen, zureichenden Beſoldungserhöhung für dieſe Gruppen etwa
be=
die Beſchlüſſe der Weltwirtſchaftskonſenenz ſo weit als irgend
wirtſchaftliche Notlage der europäiſchen Stag= wird in den Aufätzen von den „ſo kümmerlich beſoldeten
unte=
werbs hinauswagten.
tung für die Volks= und Weltwirtſchaft” und Bankier Max
Warburg über das Thema:
„Der Kredit im Geſchäfts= und Staatsleben”
deutſchen Kredits iſt auf die Dauer nur möglich bei Aktivierung
der deutſchen Wirtſchaft. Vorausſetzung hierfür iſt der Ausgleich
der Zahlungsbilanz durch Aktivgeſtaltung des Außenhandels
und die Verminderung der Steuerlaſt. Dieſe Vorausſetzungen
lung Deutſchlands, die wirtſchaftlich widerſinnigen Maßnahmen
auf Grund des Verſailler Vertrages ſchädigen nicht nur
Deutſch=
unabhängig von Chauvinismus und Partikularismus zur Gel=
Hamm Fragen von Staat und Wirtſchaft. Wenn beide
eng miteinander verbunden ſeien, ſo würde der Staat die
Wirt=
ſchaft nicht zu ſehr bevormunden. Anzubahnen ſei die
Steige=
rung der Ausfuhr, Leiſtungsfähigkeit des heimiſchen Bodens
und eine wirtſchaftliche Produktionsgeſtaltung. Auch Hamm
betonte die Notwendigkeit eines Abbaues der internationalen
Handelshemmniſſe.
ſtrie= und Handelstag
herausgegeben. Betont wird vor allem die unlösbare
Verflech=
tung der deutſchen Wirtſchaft mit der Weltwirtſchaft. Bedauert
werden die protektioniſtiſchen Hemmungen, denen ſich die
deut=
ſche Ausfuhr mit anderen Ländern gegenüberſieht, und begrüßt
werden die auf die Vorarbeiten der Internationalen
Handels=
kammer geſtützten Empfehlungen der Weltwirtſchaftskonferenz
ichtigung der Wettbewerbsfähigkeit der deutſchen Volrswirt= hinſichtlich des Abbaues der internationalen Handelshemm Beamtenſchaft beunruhigt außer dieſer mit den übrigen
in der Verwirklichung dieſer Empfehlungen erwartet. Es wird
ferner von den privatwirtſchaftlichen Betrieben das Anſtreben
uge aus der Welt vorgeſchlagen hat und betonte, daß die des höchſten Grades der Leiſtungsfähigkeit gefordert, durch die
den könnten. Zu der Frage der Sozialpolitik wird feſtgeſtellt,
daß es dringend geboten erſcheine, daß ſeitens der
Reichsregie=
koſten, geachtet werde, um eine Ueberbürdung des deutſchen Wirt= ſtellen ſei. Daß dies nicht nur als an ſich erwünſcht zu erſtreben
tunomer Sätze für die franzöſiſche Ausfuhrwirtſchaff beſonders den. Eine ſtarke gemeindliche Selbſtverwaltung ſei unentbehr= denen Reichs= und Länderbeamte Wand an Wand wohnen, die
tungen mit den Vertretern der Wirtſchaft zuſammenarbeiteten.
ſozialpolitiſchen Maßnahmen beſchränke und von Einzelangriffen
tygehend, erklärte Dr. Curtius, die Reichsregierung habe auch abſehen würde. Insbeſondere ſei zu hoffen, daß die Wohnungs= rung der Reichseinheitlichkeit kann darum ſchwerlich beſtritten
zwangswirtſchaft ſobald wie möglich beendet würde.
Das Sperrgeſetz.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Am 30. Jum läuft das Sperrgeſetz über die Anſprüche der Unitarismus im Reiche einſetzen.
tu, ſie eine Bewegung zur Erhöhung des landwirtſchaftlichen Fürſtenhäuſer ab. Es beſteht noch die Hoffnung, daß die noch
Auriveaus einleiten ſollten. Vielmehr ſei damit nur ein Schutz ausſtehenden Differenzen in Thüringen und Württemberg zwi= hängnisvolle Bahn der Sonderbehandlung der
Lan=
dann wird für dieſe beiden Staaten das Sperngeſetz verlängert 1926 und in der Verweigerung der Weihnachtsausgleichszulage
ſind die Anſprüche der ehemaligen Standesherren und einzelne Beamtenſchaft dieſes Sondervorgehen als ſymptomatiſch be=
Aufwertungsanſprüche, die von verſchiedenen Fürſtenhäuſern ge= D.B.B. angehörigen unteren Beamten und der Landesverband
nrete daher nunmehr die ernſte Frage auf ob und unter ſtellt werden. Sie ſollen in einem ſchiedsgerichtlichen Verfahren, des A.D. B, dem wohl nur untere Beamte angeſchloſſen ſind, alſo
ſcheen Vorausſetzungen ſolche ermäßigten Zollpoſitionen auto= erledigt werden. Irgendwelche Schwierigkeiten, die hier teil= Beamtengruppen, denen auch in Heſſen die Zulage bewilligt
Von
Oberſtudiendirektor Altendorf.
III.
Unſere Ausführungen über die grundlegenden Fragen der
zu erwartenden Beſoldungsneuordnung in den Nummern 144
und 145 dieſes Blattes haben ein ſeltſames Echo bei
der Vertretung der unteren Beamtenſchaft ge=
Das ſei nicht aus einer ideologiſchen Verſchiedenheit heraus, funden. Sie glaubt in ganz unverſtändlicher Weiſe dagegen
ſondern aus ganz nüchterner Betrachtung der Neglintereſſen Stellung nehmen zu müſſen, als ob wir die Notwendigkeit einer
möglich zu verwirllichen, weil ſie der Ueberzeugung ſei, daß die ſtritten hätten. Das Gegenteil iſt aber tatſächlich der Fall. Es
ten überwunden werden könne, wenn ſie ſich ren Gruppen” geſprochen und eine „ausreichende Beſoldung für
aus der engen Abgeſchlofſenheit der überpro= alle Beamten, beſonders auch für die unteren” verlangt. Im
tektioniſtiſchen Wirtſchaftspolitik auf dem übrigen haben wir eine ſachliche Darſtellung der
ge=
freien Kampfplatz wirtſchaftlichen. Wettbe= ſamten Beſoldungslage gegeben und dabei allerdings
hervorgehoben, daß die kommende Ordnung auch der höheren Be=
Hierauf ſprachen Witthoefft über „Hamburgs Bedeu= amtenſchaft geben müſſe, was ihr zukomme. Dies zu betonen iſt
aber notwendig, weil die bisherige Entwicklung gezeigt hat, daß
gerade die höheren Gruppen in dieſer Hinſicht am meiſten
ge=
fährdet ſind. Man denke an die Ordnung von 1920, nach der die
unteren Beamten keineswegs etwa zu viel erhalten hatten, aber
die mittleren im Verhältnis zu ihnen und die höheren im Ver=
Warburg führte aus: Die Erhaltung und Feſtigung des hältnis zu beiden viel zu wenig, was die Berechnungen über
das Geſamtlebenseinkommen unzweifelhaft
nachge=
wieſen haben, nach denen das Lebenseinkommen, des unteren
Beamten höher als das des mittleren und das des mittleren
höher als das des oberen war. Auch nach der gegenwärtig noch
gültigen Ordnung von 1924 bleibt im Vergleich zum
Friedens=
geſchaffen, durch Stärkung der deutſchen Landwirtſchaſt und die ſtand die höhere Begmtenſchaft immer noch hinter der mittleren
Verminderung der Daweslaſten. Die unwirtſchaftliche Behand= und dieſe hinter der unteren zurück. Dieſe Tatſachen müſſen
auch der Oeffentlichkeit gegenüber feſtgeſtellt werden, nicht damit
bei der kommenden Neuordnung die untere Beamtenſchaft im
Vergleich zur mittleren und beide im Vergleich zur höheren
ge=
ſchädigt werden, ſondern damit eine gerechte Behandlung
aller erfolgen kann.
Eine gerechte Beſoldungsordnung muß, was die Höhe der
Bezüge betrifft, von unten aufbauen, in erſter Linie den unteren
Beamten das geben, was ſie beanſpruchen können — das iſt
natürlich beträchtlich mehr, als ſie gegenwärtig erhalten —, und
dann in gerechter Abſtufung unter Berückſichtigung der Koſten
der Vor= und Ausbildung, der Wichtigkeit und
Veranwortlich=
keit des Amtes, der geſellſchaftlichen Lebensſtellung mit den
dar=
aus entſtehenden Aufwendungen und Anforderungen nach oben
Anläßlich der Hamburger Tagung hat der Deutſche Indu= weiterbauen, dabei natürlich auch den höheren Beamten das
geben, was ihnen zukommt. Leitſtern muß dabei der alte Spruch
ſein: Suum euigue!, nach dem unter gewiſſenhafter Abwägung
eine Reihe von Leitſätzen zur Wirtſchaftspolitik aller einſchlagenden ſachlichen Momente vorgegangen werden
muß. — Das ſind die Grundgedanken unſerer früheren
Erörte=
rungen. Was dagegen von ſeiten der unteren oder mittleren
Beamtengruppen einzuwenden wäre, bleibt uns unverſtändlich.
Die geſamte deutſche Beamtenſchaft wartet gegenwärtig
un=
geduldig auf die ſeit mehreren Jahren in Ausſicht geſtellte,
nun=
mehr nahe bevorſtehende Beſoldungsregelung. Die heſſiſche
niſſe. Von der Reichsregierung wird eine tatkräftige Mitarbeit Reichs= und Länderbeamten geteilten geſpannten Erwartung
noch eine eigene ſchwere Sorge. Sie iſt in der Frage gelegen:
Wird das Land Heſſen die vom Reiche im engen
Einvernehmen mit Preußen ausgearbeitete
Neuordnung unverändert übernehmen?
Es war eine bedeutende Errungenſchaft der Nachkriegszeit,
daß es nunmehr als ſelbſtverſtändlich angeſehen wurde, daß in
der Beſoldung der deutſchen Beamtenſchaft des Reiches und der
Länder die früher beſtehenden Unterſchiede fallen müßten, daß
rung auf größte Sparſamkeit, insbeſondere bei den Verwaltungs= die Reichseinheitlichkeit in der Beſoldung
herzu=
ſchaftskörpers zu verhindern. Auf dem Gebiete der Steuern ſei, ſondern auch eine ſachliche Notwendigkeit ſei, darauf war
ſchon gelegentlich der Vorkriegsbeſoldungsneuordnungen ſeitens
heißt es in der Entſchließung weiter, müſſe vor allem eine als= der Länderbeamten, beſonders auch in Heſſen, immer wieder
hin=
baldige Löſung des Reichsfinanzausgleiches herbeigeführt wer= gewieſen worden. Es geht nicht an, daß in den Ländern, in
lich. Es ſei zu erſtreben, daß dieſe gemeindlichen Selbſtverwal= Länderbeamten ſchlechter geſtellt ſind, weil dieſen damit vom
eigenen Lande der Stempel der Minderwertigkeit aufgeprägt
wird. Weiter führt eine ungünſtigere Beſoldung in einem Ein=
Zu dem Punkte Zwangswirtſchaft ſpricht der Deutſche Induſtrie= zellande zur Abwanderung der Beamtenſchaft in Länder mit
und Handelstag die Erwartung aus, daß die wirtſchaftliche günſtigeren Beſoldungsverhältniſſen, und zwar natürlich der
Tätigkeit des Staates ſich auf die großen Handels=, Steuer= und beſſeren Elemente, alſo zu einer Verſchlechterung der Qualität
und damit zu einer auf die Dauer nicht zu ertragenden
Schädi=
gung des betreffenden Landes. Die Berechtigung dieſer
Forde=
werden. Auch die heſſiſchen Parteien erkennen das wohl alle
grundſätzlich an, ſelbſt der Landbund, ſoviel wir unterrichtet ſind,
wenn er auch glaubt, mit Rückſicht auf die finanzielle Lage davon
abgehen zu ſollen. Eine Hauptſtütze dieſer Forderung waren
bisher die maßgebenden Parteien der Linken, Sozialdemokratie
und Demokratie, die ſich ja auch ſonſt für einen weitgehenden
Trotzdem hat Heſſen im abgelaufenen Etatsjahre die
ver=
ſchen den Ländern und den Fürſtenhäuſern erledigt werden, desbeamten in zwei Punkten beſchritten, in dem glücklicher=
Sollte ſich das in den nächſten Tagen als unmöglich erweiſen, weiſe wieder zu Fall gebrachten Anwärterausnahmegeſetz von
werden und zwar bis zum 1. Dezember. Was noch übrigbleibt für die Gruppen über II hinaus. Mit Recht hat die heſſiſche
kämpft. Wenn in der Frage der Ausgleichszulage auch die dem
weiſe vermutet wurden, ſind alſo für die Regierungsparteien, war, ſich an die Seite der geſchädigten mittleren und oberen
Be=
amten ſtellten, ſo iſt das ein Beweis dafür, daß auch dort ein
volles Verſtändnis für die grundſätzliche Bedeutung dieſer Frage
beſtand.
Dieſe Vorgänge ſowie die geſamtpolitiſche Lage
in Heſſen geben zu der ernſten Beſorgnis Anlaß, daß man
bei der kommenden Neuordnung, wenn auch nicht ganz eigene
Wege gehen, ſo doch die Sätze der Reichsordnung auf die heſſiſche
Ordnung nicht ungeſchmälert übernehmen wird. Der Kampf der
parlamentariſchen Oppoſition gegen die Regierungsparteien hat
ſich gerade im vergangenen Jahre in dem Maße auf der
Grund=
lage der angeblichen kataſtrophalen Finanznot und der infolge
davon erhobenen Forderung möglichſter Erſparniſſe in den
Staatsausgaben bewegt, daß ſich auch die letzteren, zumal
Neu=
wahlen bevorſtehen, veranlaßt ſahen, Nachgaben zu machen, um
der Oppoſition den Wind aus den Segeln zu nehmen. Daß ein
ſolcher Kampf zum großen Teil auf dem Rücken der
Beamten=
ſchaft ausgetragen wird, iſt an ſich klar, das beweiſen aber auch
die infolge davon im vorigen Etatsjahr getroffenen Maßregeln.
Seit Vorlage des neuen Staatshaushaltsplanes hat, ſich der
Sturm etwas gelegt. Man hört weniger von der Finanznot.
Aber die Gefahr, daß weiterhin die Beamtenſchaft die Koſten
dieſes parlamentariſchen Kampfes wird mitzutragen haben,
bleibt beſtehen. Wir erinnern an die in dieſer Hinſicht nichts
Gutes verheißenden kürzlich im Landtag gefallenen Aeußerungen
des Finanzminiſters und des Sprechers des Heſſiſchen
Land=
bundes.
Angeſichts dieſer Lage tut es not, daß die heſſiſche
Beamten=
ſchaft in dieſer grundlegendſten Frage zuſammenſteht, die
Oeffent=
lichkeit über die verhängnisvollen Folgen einer
Sonderbehand=
lung der heſſiſchen Beamten aufklärt und ihren ganzen Einfluß
in allen Kreiſen ausübt, um Schaden zu verhüten.
* Der Tag des Außenminiſters.
Streſemann wird über die Locarnokriſe ſprechen.
Die techniſchen Poſitionen für die Behandlung der
außen=
politiſchen Ausſprache im Reichstag am Donnerstag ſtehen jetzt
nach dem Ergebnis der interfraktionellen Beſprechung im
weſentlichen feſt. Die Führer der Regierungsparteien haben
am Mittwoch morgen eine mehrſtündige Unterredung mit dem
Reichsaußenminiſter gehabt, worin Dr. Streſemann ebenſo wie
im Kabinett Bericht erſtattete nicht nur über Genf, ſondern auch
über die geſamte Lage der europäiſchen Politik. Dabei iſt eine
weſentliche Uebereinſtimmung der Anſchauungen zutage
getre=
ten, die ihren Niederſchlag auch am Donnerstag ſinden wird.
Zur Vereinfachung und Verkürzung der Debatte iſt beabſichtigt,
daß zunächſt nicht, wie es geſchäftsordnungsmäßig vorgeſehen
iſt, die drei Interpellanten ſprechen, ſondern der
Außen=
miniſter wird die Ausfprache ſelbſt eröffnen
mit einer längeren Rede, worin er das ganze Gebiet der
Welt=
politik behandelt, dann beſonders auf die Genfer Konferenz
übergeht und zum Schluß die beſondere Lage Deutſchlands
be=
ſpricht. Er wird zu dem Ergebnis kommen, daß die
Lo=
carnopolitik gegenwärtig in einer
unverkenn=
baren außenpolitiſchen Kriſe iſt, weil Deutſchland
immer noch auf die Erfüllung der Zuſagen der
Botſchafterkon=
ferenz vom November 1925 warten müſſe. Er wird dabei auch
auf die Rede Poincarés vom letzten Sonntag
ein=
gehen und ſchließlich zu der Feſtſtellung gelangen, daß von
engliſcher wie von belgiſcher Seite Zuſicherungen wegen der
Herabſetzung der Beſatzungstruppen vorliegen und daß es jetzt
an Frankreich allein liegt, ob es durch Erfüllung der
Zuſage der Botſchafterkonferenz das Vertrauen
Deutſch=
lands wiederherſtellen oder die ganze
Locarno=
politik ſich zutode laufen laſſen wolle. In der
Debatte werden dann die Regierungsparteien zunächſt eine
ge=
meinſame Erklärung verleſen, die in einer Beſprechung zwiſchen
den vier Regierungsparteien vereinbart worden iſt. Die
Er=
klärung unterſtreicht die Ausführungen des Miniſters,
beſon=
ders was die Gefahren der Vertrauenskriſe zum Ausdruck
bringt, um zum Schluß eine Billigung der Politik des
Außen=
miniſters durch die Regierungspartein zum Ausdruck zu
brin=
gen. Dann erſt kommen die Vertreter, der Oppoſitionsparteien
zu Wort. Ob die Regierungsparteien ſelbſt noch einmal
ſpre=
chen werden, hängt ganz von dem Gang der Dcbatte ab.
„. .. falt’ ich als Reitersmann! . . .
Enthüllung eines Denkmals für den Dichter des „Oeſterreichiſchen
Reiterliedes”, Hugo Zuckermann.
Eger (Böhmen), 19. Juni.
Durch die Straßen der altersgrauen Stadt Eger an der
böhmiſch=bayeriſchen Grenze, über der heute ein bewölkter
Juni=
himmel ſich wölbt, iſt einſt fröhlich der Knabe gelaufen, iſt der
Jungverheiratete im Maienglück ſeiner Liebe geſchritten, hat ſich
der traurige Zug unter dumpfem Trommelklang bewegt, der ſein
Sterbliches hinausbrachte auf den kleinen, verträumten Friedhof
— durch dieſe gleichen Straßen wandert heute eine Gemeinde
ſinnender Menſchen zum Grabe des Dichters Hugo
Zucker=
mann, eines Sohnes dieſer Stadt, in der ſich der Ring ſeines
Lebens geſchloſſen und die auch zur letzten Station auf der
Pil=
gerſchaft eines jungen, liebenden Weibes geworden iſt.
Er iſt ein ſchlechter Schüler geweſen, dieſer verträumte
Judenknabe, und ſeine Eltern haben erleichtert aufgeatmet, da
er, mehr ſchlecht als recht, mit ſeinen Hochſchulſtudien in Prag
fertig geworden und in Wien ſeine erſte Anſtellung gefunden
hatte, aber es ſchien, der Pokal ihrer ſpäten Freude ſolle nicht
ohne Wermutstropfen bleiben. In der Donauſtadt entdeckte der
Jüngling die zärtlichſte Regung ſeines Herzens — die Erwählte
war die noch nicht achtzehn Jahre alte Tochter eines Wiener
katholiſchen Konditors; er hatte mit nicht unerheblichen
Wider=
ſtänden zu kämpfen, bis es ihm gelang, das Mädchen zu ſeiner
Frau zu machen und mit ihr nach Meran überzuſiedeln, wo er
ſich inzwiſchen als Juriſt niedergelaſſen hatte und wo ihn jener
Einberufungsbefehl erreichte, der ihn der verhängnisvollen
Kugel entgegenführte, die ihn im Dezember 1914 auf dem
öſt=
lichen Kriegsſchauplatz traf. Kurze Zeit vorher hatte er jenes
Reiterlied niedergeſchrieben, das, mehr als hundertmal in Noten
geſetzt, ſeinem Namen mit einem Male jene Beachtung brachte,
die ſeinen bisherigen literariſchen Arbeiten verſagt geblieben war:
„Drüben am Wieſenrand
ſitzen zwei Raben.
Wer wird der erſte ſein,
den ſie begraben?
Was liegt daran?
Eh’ ſie meine Seele haben,
fall’ ich als Reitersmann!”
Als ein dem Tode Verfallener ſah der Dichter Eger, die He
mat, wieder, und in den Armen ſeiner jungen Frau tat er ſeine
letzten ſchweren Atemzug. Unter pompöſen militäriſchen Ehre
Vom Tage.
Nach der vom Arbeitsminiſterium veröffentlichten Statiſtik betrug
am 13. Juni die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen 1026 700,
d. 60 940 weniger als in der Vorwoche und 601 639 weniger als vor
einem Jahre.
Die von Deutſchland, Frankreich, England und Italien gemeinſam
unternommene Demarche in Tirana und Belgrad wird von
der Pariſer Preſſe überaus optimiſtiſch beurteilt.
In den nächſten Tagen trifft in Warſchau der polniſche
Geſandte in Moskau Patek ein. Er wird hier eine Reihe von
Konferenzen abhalten, die vor allem der durch die Warſchauer
Ermor=
dung des Sowjetgeſandten Wofkow geſchaffenen Lage gelten werden.
Die Türkei entwickelt in den letzten Jahren eine umfangreiche
Tätigkeit zur Vergrößerung ihrer Luftflotte. Für die
Bereitſtellung der dazu erforderlichen Mittel ſoll in Zukunft auf alle
Landesprodukte eine Produktenſteuer von 1 Prozent erhoben werden.
Der italieniſche Schatzausweis von Ende Mai
ver=
zeichnet einen tatſächlichen Einnahmenüberſchuß von 261 Millionen. Der
Notenumlauf hat ſich im Mai um 271 Millionen vermindert und betrug
Ende des Monat. 19 020 Millionen.
Die engliſche Regierung will ein Luftſchiff in Auftrag geben, das
für den Luftverkehr England —Kanada beſtimmt iſt. Es
ſoll 100 Reiſende aufnehmen können und eine Geſchwindkeit von 80
Mei=
len in der Stunde entwickeln. Für die Strecke London—Ottawa würde
es 48 Stunden gebrauchen.
Nach noch unbeſtätigten Nachrichten ſollen die Truppen
Tſchi=
ang Kai=ſcheks die Stadt Tſingtau beſetzt haben.
Die Zuſammenkünfte der chineſiſchen Generäle Feng und
Tſchiang Kai=ſchek haben eine Einigung über eine
gemein=
ſame Offenſive gegen Tſchang Tſo=lin erreicht.
Geſtern traten in Belgrad die Geſandten der
Groß=
mächte zuſammen, um ſich über die Art der geplanten Demarche
im Albanienkonflikt zu beſprechen.
Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 40 Minuten.
Eine Anfrage des Abg. Leuſchner, wann die Regierung dem
Land=
tage ein neues Polizeigeſetz vorlegen werde, wird dahin beantwortet, daß
dies im Herbſt geſchehen wird. — Abg. Dr. Müller bringt
Beſchwer=
den vor wegen Behinderung der Landwirte bei der Verwertung von
ſelbſtgeſchlachtetem Vieh. — Miniſter Raab bezieht ſich in ſeiner
Ant=
wort auf eine frühere Erklärung und fügt hinzu, daß die unteren
Ver=
waltungsorgane angewieſen werden, die entſprechenden geſetzlichen
Be=
ſtimmungen nicht zum Nachteil der Landwirte auszulegen.
Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten.
Ein Antrag des Abg. Kindt zur Beſoldung der Sekretäre am
Staatsarchiv wird der Regierung als Material für die
Beſoldungsord=
nung überwieſen.
Es folgen Anträge der Demokraten und der Deutſchnationalen zu
den Landtagswahlen uſw.; die Anträge auf Verlängerung der
Land=
tagsdauer von 3 auf 4 Jahre ſind vom Ausſchuß angenommen worden,
dagegen wurden die Anträge, ſoweit ſie ſich auf andere Forderungen
bezogen, abgelehnt. Die Abgg. Schül und Eberle erſtatteten Bericht
hierüber. Abg. Eberle auch über einen Antrag Dr. Werner zum
Mini=
ſterpenſionsgeſetz. Der Ausſchuß beantragt, die Poſitionen 2, 3, 4 und 5
des Antrags abzulehnen.
Der Antrag des Abg. Schreiber auf Schaffung von
Einzelwahl=
kreiſen wird abgelehnt.
Bei der Abſtimmung über den Antrag auf Verminderung der
Ab=
geordnetenzahl ergibt ſich Stimmengleichheit; der Antrag gilt als
ab=
gelehnt.
Der Antrag Schreiber über die Landtagsdauer (4 anſtatt 3
Jahre) wird angenommen.
Die anderen Anträge werden gemäß den Ausſchußbeſchlüſſen erledigt.
Dem Antrag Dr. Werner und Gen. auf Wiederverleihung der
Rettungsmedaille ſtimmt das Haus zu.
In den weiteren Beratungen wird eine große Zahl von Anträgen
erledigt, etwa 30 Punkte der Tagesordnung; die meiſten haben keine
große Bedeutung. Bemerkenswert iſt, daß ein Antrag des Abg. Dr.
Werner auf nachträgliche Gewährung der ſogen. Weihnachtsbeihilfe
abgelehnt wird.
Schluß der Beratungen 1.30 Uhr. Nächſte Sitzung
Donners=
tag, 10 Uhr.
Die Finanzminiſierkonferenz der Länder.
Im Reichsfinanzmäniſterium fand am Mituvoch unter dem
Vorſitz des Reichsfinanzminiſters Dr. Köhler eine mehrſtündige
Konferenz der Länderfinanzminiſter ſtatt. Angeſichts der
kriti=
ſchen Fragen, die auf der Tagesordnung ſtanden, waren ſie faſt
alle erſchienen. Dr. Köhler hielt einen einleitenden Vortrag über
die geplante Beſoldungsreform und die Frage, wie die hierfür
notwendig werdenden Mittel aufzubringen ſeien. Daran ſchloß
ſich eine allgemeine Ausſprache, die in den Nachmittagsſtumden
ihr Ende fand. Dr. Köhler will über das Engebnis dieſer
ver=
traulichen Ausſproche am Freitag im Haushaltscusſchuß des
Reichstages ſprechen.
— er war der erſte kriegsgefallene Offizier, der in Eger beigeſetzt
wurde — ward er auf dem kleinen iſraelitiſchen Friedhof
be=
erdigt, auf dem er nunmehr ſchon zwölf Jahre ſchläft und in
welchem jetzt ſich das Denkmal erhebt, in das die Freunde des
Toten ihren Dank und ihr Erinnern gekleidet haben.
In der Nähe des Frühverſtorbenen liegt des Dichters junge
Frau. Sie hat den Verluſt des Gatten nicht verſchmerzen können.
Noch einmal iſt ſie nach Wien zurückgekehrt, in die Stadt ihrer
Kindheit, zu den Eltern und Freunden, und hat einen ſtillen
Abſchied gefeiert. Nach einigen Monaten kommt ſie zum letzten
Male nach Eger. Sie iſt ruhig und gefaßt, und nichts an ihrem
Weſen verrät den ernſten Entſchluß, der in ihr gereift iſt in den
Tagen tiefſter Trauer und ſchwerſter ſeeliſcher Erſchütterung.
Vor dem Grabhügel, unter dem der Geliebte, Unvergeßliche
ruht, kniet ſie in einem letzten Beten. Dann hebt ihre ſchmale
Frauenhand ein kleines, blitzendes Ding, und wie ein dünner
Peitſchenknall ziſcht eine Detonation über die Stätte des Todes.
Die treue Kameradin des Dichters ſinkt auf das Grab und ihre
Arme ſchlingen ſich in letzter Liebkoſung um den Hügel dunkler
Erde, der ihres jungen Lebens kurzes Glück geborgen hält für
ewige Zeit.
In den Gedächtnisreden, die bei der ſonntägigen
Denkſtein=
enthüllung gehalten wurden, ſchwang der dunkle Klang tiefer
Trauer über den Verluſt des Dichters, „der unſer war und
ſter=
bend heimkehrte, deſſen Kriegslieder in uns heute zwar keinen
Widerhall mehr finden, der ſich aber ein unvergängliches
Geden=
ken geſichert hat durch die Reinheit ſeiner Seele, deren
ſchöpfe=
riſche Geſtaltungskraft ihn zum volkstümlichſten jüdiſchen
Dich=
ter des Weſtens gemacht hat, und durch den Beweis treuer
Pflichterfüllung in ſchwerer Kriegsnot”.
In ein Blumenbeet iſt der Grabhügel des Frühverſtorbenen
verwandelt, und auch auf den Gräbern ringsum leuchten die
bunten Boten des Sommers, die dankbares Empfinden
nieder=
gelegt hat an der ernſten Stätte, an der ſich das Denkmal Hugo
Zuckermanns zwiſchen den Grabſteinen des Korporals Bernhard
Altmann aus Czernowitz und des Theodor Pitzub aus
Chlebi=
zyn erhebt, die, der eine dreiundzwanzigjährig, der andere
ſieben=
unddreißig Jahre alt, in Eger ihren Verwundungen erlegen ſind.
Hoher breiter Granit faßt die ſchwarze Marmorplatte mit der
Inſchrift:
Oberleutnant Hugo Zuckermann
Geb. 15. 5. 1881 Geſt. 23. 12. 1914
Ich ſah die Sterne gegen Mitternacht ſich neigen,
ehe noch mein Blick das Land der Sehnſucht grüßte
Der Beleidigungsprozeß
Sodenſtern gegen Mahraun.
Das Urteil.
Berlin, 22. Juni.
Der Angeklagte Mahgaun wird wegen übler Nachz
rede gemäß § 186 St.G.B. in einem Fall, unter Freiſprechunz
im übrigen, zu einer Geldſtrafe von 300 Mark verx
urteilt. Der Angeklagte Paſtenaci wird freigeſprochen. Aun
die Widerklage hin wird Major a. D. von Sodenſter
wegen formaler Beleidigung gemäß § 185 in ſechs Fällen, unter
Freiſprechung im übrigen, zu einer Geldſtrafe von 188
Mark verurteilt. Die Koſten des Verfahrens tragen dar
Kläger und Beklagte je zur Hälfte. Außerdem hat der Privay
kläger edn Angeklagten Paſtenaci die entſtandenen notwendiger
Auslagen zu erſetzen. Beiden Parteien wird das Recht zugee
ſprochen, das Urteil nach erlangter Rechtskraft im „Jungdeuy
ſchen” und in der „Deutſchen Zeitung” zu veröffentlichen.
Der oft verlegte und mit großer Spannung erwartete B.
leidigungsprozeß des Majors a. D. Sodenſtern gegen den
Hock=
meiſter des Jungdeutſchen Ordens Mahraun kam am Mittwon
vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Berlin=Mitte zur
Ver=
handlung. Ein großes Zeugenheer war von beiden Seiten auu
die Beine geſtellt. Es wurden zunächſt die beiden Artiken
aus dem „Jungdeutſchen” verleſen, die die Grundlage füün
den Prozeß gegen Mahraun bilden und in ihren große
Zügen noch bekannt ſein dürften. Beſonders der zweite Artik!
enthält die ſchwere Anſchuldigung gegen Sodenſtern, er habe 5
einer Verſammlung des Wiking geſagt, man müſſe einen Kon
muniſtenputſch provozieren durch Maſſenentlaſſungen in den
Großinduſtrie; in dieſem Falle ſtünde dann der Wiking der Ry
gierung zur Verfügung, wenn ſie verſtreche, ganze Arbeit Fu
leiſten, alſo den Parlamentarismus zerſchlage uſw. Dararn
kamen die Artikel aus der „Deutſchen Zeitung” zur Verleſunn
auf die Mahraun ſeine Gegenklage gegen Sodenſtern ſtützt. Nag
einer erregten Ausſprache zwiſchen Mahraun und Sodenſtern
verſuchte der Vorſitzende, die beiden Parteien zu einem Vergleii
zuſammenzubringen. Das ſcheiterte aber an dem Widerſtarm
Mahrauns, dem die von Sodenſtern zugeſagte Erklärung nict
genügte, um ſeine ſeit zweieinhalb Jahren angegriffene Ehre 31
vehabilitieren. Man trat dann in die Beweisaufnahme eim
Schwerwiegend war die Ausſage des Kaufmanns Käſehage, da
an der Führerbeſprechung im Reſtaurant Nettelbeck teilgenorn
men hat und die, wie er ſagte, gehörten Aeußerungen Soder?
ſterns dem Jungdeutſchen Orden weiterleitete, wo ſie dann
Artikeln erſchienen. Ordenskanzler Bornemann gab für don
Jungdo die Erklärung ab, daß er nie an der Wahrhaftigkel)
Käſehages gezweifelt habe.
Als zweiter Zeuge wurde Kapitän Erhardt vernommen
deſſen geſamte Ausſagen auf das Frage= und Antwortſpiel din
beiden Parteien ſich in der einen Frage zuſammenfaſſen läßä
Frage: „Hat jemals Herr von Sodenſtern ähnliche Pläne enm
wickelt, ein rechtsgerichteter Putſch ſei ausſichtslos, wenn nickt
vorher ein Kommuniſtenputſch komme?” Antwort: „Nein!” El
folgt die Vernehmun gdes Juſtizrates Claß, der es von ſich wien
von Plänen Sodenſterns, wie ſie der „Jungdeutſche” veröffemn
licht habe, irgend etwas gewußt zu haben. Als der Vorſitzenäu
auf die Beſprechung in Münſter zu ſprechen kam und im 3i
ſammenhang damit Claß fragte, ob er dort Anweiſungen für de
Sturz der Regierung Marx=Streſemann gegeben habe, erhlärn
Claß ſehr erregt: „Nein!” Im übrigen lehnte der Zeuge weitrn.
Ausſagen hierzu ab, da ſie mit ſeinem Hochverratsprozeß zun
ſammenhingen. Nachdem noch der Zeuge Tonfelde bekund
hatte, daß weder Sodenſtern noch Claß in der Richtung der Anb
klage des Jungdo gearbeitet hätten, und der Zeuge Adel, früh
Redakteur bei der Deutſchen Zeitung”, jetzt Preſſechef de
Jungdo, über die Behandlung der ſtrittigen Frage in Reda)
tionskonferenzen geſprochen hatte, wurde die Beweisaufnahnn
geſchloſſen. Beide Parteien legten noch einmal ihren Stanm
punkt ausführlich dar und verlangten eine ſtrenge Beſtrafung de
anderen Seite. Gegen 5½ Uhr verkündete das Gericht obiß!
Urteil.
In der Begründung iſt beſonders der Paſſus intereſſant, .p
der Vorſitzende erklärt, daß die Ausfagen Käſehages über d
Kommuniſtenputſch in keiner Weiſe als wahr angenommen we‟
den könnten und der Vorſitzende weiter bezüglich der Angri”
Sodenſterns gegen Mahrgun erklärt, daß „bei Preſſekontrover) /
nicht jedes Wort auf die Wagſchale gelegt werden dürfte‟. Ab
wir erfahren, wird Großmeiſter Mahraun gegen das Urteil 2
r=
rufung einlegen.
— Ravenſteins Automobilführer durch Deutſchland und Nachbee!
länder, herausgegeben im Auftrag des Automobilklubs von Deutſchlarb
früiher Kaiſerlichen Automobilklub, iſt ſoeben bei der Geographiſah.
Verlagsanſtalt und Druckerei Ludwig Ravenſtein A. G., Frankfurt a. A=,
erſchienen und in allen Buchhandlungen zum Preiſe von 10 RM. erhal
lich. Auf 1200 Seiten Text gibt der Führer genaue Beſchreibung 10
rund 55 000 Klm. Strecken von Deutſchland und den Nachbarländoa
einſchließlich Schweiz, Tirol, den Dolomiten und Oberitalien. 2N
Grund einer beigegebenen Karte kann man ſofort jede geſuchte Str6?
feſtſtellen. Ueberſichtliche Tabellen unterrichten über alle zu durchfahr
den Orte, deren Höhenlage und Entfernungen. Neben dieſer iſt *
genaue Streckenbeſchreibung mit Angabe aller gefährlichen Stellen, Sl
gungen, Gefälle, Bahnübergänge uſw. abgedruckt. Die zu durchfähr —
den Gegenden ſind genau beſchrieben, landſchaftliche Schönheiten herb?"
gehoben. Bei jeder größeren Stadt ſind die Durchfahrten angegebe
Knappe kulturelle und geſchichtliche Angaben, ſowie gedrängte Auſöre
lung der Hauptſehenswürdigkeiten beleben die Schilderung. Am
fange jeder Reiſe gibt eine kurze Zuſammenfaſſung Aufſchluß über Re
was die Fahrt an landſchaftlichen Reizen bietet. Am Ende jeder Sim”
iſt eine Aufzählung über alles gebracht, was in umgekehrter Fahrtr. 7
tung, beſonders beim Durchfahren von Städten, zu beachten iſt. 2*‟
Buch ſcheint berufen, dem Autofahrer das zu werden, was Baedeker 4
Touriſten iſt. Die gediegene Ausführung — wetterfeſter geſchmackhol.”
Einband, Druck auf feinſtem Dünndruckpapier die zweckmäßige 2
ordnung und der reiche Inhalt ſichern ihm bei dem ſehr billigen Pu.*
weiteſte Verbreitung.
Die deutſche Baukunſt der Renaiffance. Von Dr. Alfred Stange, Prim”
dozent in München. (Hugo Schmidt, Verlag, München.) Preis brd
20 Mark, in Leinen 24 Mauk.
Die deutſche Baukunſt der Renaiſſance iſt unter dem Druck der E
deckung der mittelalterlichen Kunſt ſeit Jahrzehnten vergeſſen und Me
ſchätzt worden. Das Ziel des vorliegenden Buches iſt, ihr die gebührfn."
Beachtung und eine gerechte Bewertung zu ſchaffen, Anregung zu bee
für die Zukunft der Baukunſt. — Man hat ihr vorgeworfen, daß ſie
Zwittergebilde ſei, das zwiſchen dem Wollen des deutſchen Meiſters R
dem Zwang der einſtrömenden italieniſchen Renaiſſance ſchwante”
nie zu innerer Geſchloſſenheit gekommen ſei. Dem iſt entgegenzuhll.
daß es in der Geſchichte, in der Entwicklung der Völker nichts Bufau
Willhäirliches gibt. Die Hinwendung der Deutſchen nach dem Sudge‟,
aus ihnen ſelbſt gewachſen. Nach einer hunderjährigen Vorborelt.”
kamen die italieniſchen Kunſtformen nicht ſo unerwartet nach *
Norden, wie es meiſt dargeſtellt wird: ihre Aufnahme und die
16. Jahrhundert erfüllende Auseinanderſetzung mit ihnen iſt em
wendiger Schritt in der Entwicklung der deutſchen Kultur und 9.
Und wenn es ſcheint, als ob durch die Anwendung einer frelle
Formenſprache die deutſche künſtleriſche Entwicklung zerbrochen /e.
das eine Täuſchung. Nicht die Form an ſich, ſondern die ihr iſ.
wohnende Bedeutung entſcheidet. Aus ſolchen Gedankengängen ellſte
das wertvolle Buch, das in Fachkreiſen beſonderem Intereſſe bege.
Sie beſtimmen ſeinen Inhalt und ſeine Dispoſition.
Nummer 172
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Seiſe 3
an müſ
imn der Aift
ſche guie ht.
erſchlage 1ſ
eitung zur 14
Sodenſtem fiü
Fraun und Sit.
eien zu einem 4.
r mn dem M
zeſagte Erliun
n angegriffen 4
Beweisaufuiſg
manns Käſt4
Netelletl it
n Außerung!
leitete, wo ſt
gab ſt
mn der Bilt
Erhardt venu
und Annant
*
t: „M0 1
vo ft
7i
Der neue Strafgeſetzentwurf.
Von
Profeſſor W. Mittermaier, Gießen.
I.
Deutſche und ausländiſche Reform.
Dem Reichstag ging der Entwurf eines Allgemeinen
deut=
tſchen Strafgeſetzbuches zu. Vor 25 Jahren begann die Arbeit;
11909 kam der erſte taſtende Vorentwurf heraus, dem weitere
Ent=
rwürfe 1913, 1919 und 1925 folgten. Seit 1919 beteiligt ſich
Deutſchöſterreich an der Arbeit, da es das deutſche Strafgeſetz=
Abuch womöglich zu dem ſeinen machen will. In Oeſterreich iſt die
eReformarbeit an dem veralteten Strafgeſetzbuch ſchon über 60
Jahre im Gange. Neue Entwürfe haben die Schweiz 1918 (der
derſte Entwurf von 1893 war die Grundlage für alle heutigen
NEntwürfe!) Dänemark 1924, Finnland 1921, die
Tſchechoflowa=
ſkeit 1926, Polen 1922 und mehrere Randſtaaten. Italien arbeitet
dan einem neuen Strafrecht; mehrere ſüdamerikaniſche Staaten
ſhaben die Grundgedaiken der neuen europäiſchen Entwürfe in
meuen Geſetzen angenommen. Und überall gelten gleiche oder
Fähnliche Grundſätze der Entwicklung. Bei uns haben mehrere
WSeſetze davon ſchon einiges vorausgenomnen, ſo das
Jugend=
gerichtsgeſetz und das Geldſtrafengeſetz 1923 und die landesrecht=
Aichen Strafaufſchubbeſtimmungen. Der Entwurf eines
Straf=
wollzugsgeſetzes als wichtigſte und notwendige Ergänzung des
Strafgeſetzbuches arbeitet in der gleichen Richtung. Und es iſt
mllen Sachkennern klar, daß Gerichtsverfaſſung und
Strafverfah=
xen gründlich erneuert werden müſſen, damit das Strafrecht auch
eine geſunde und geſicherte Verwirklichung finde. — Mit dem
SStrafgeſetzbuch wird die Arbeit nicht vollendet ſein; denn
Dutzende von wichtigen Nebengeſetzen harren noch der
Anpaſ=
ſſung. Aus allem erkennt man ſchon die Schwierigkeit der
Re=
form. Aber wann wird das Strafgeſetzbuch erſcheinen? Welche
Werhältniſſe beſtimmen ſeine weitere Entwicklung?
Wahrſchein=
ſlich in ſehr ſtarkem Maße politiſche: den einen Parteien iſt der
Ffortſchritt zu raſch und zu radikal, anderen iſt die Sicherheit des
Einzelnen vor richterlicher Willkür zu wenig gewährleiſtet.
Um die tiefſten Grundlagen des Strafrechts wird man noch
lkange ſtreiten, denn ſie gehen auf ſchwer berechenbare
Grund=
ſeinſtellungen der menſchlichen Seele zurück: ſoll einfach die eine
ſäußerlich erkennbare Tat ohne weſentliche Rückſicht auf die
all=
gemeine Perſönlichkeit des Täters vergolten, gebüßt werden?
Sder ſoll ein Menſch, der ſich als ſozial ſchwach oder gefährlich
ſourch eine Tat erwieſen hat, energiſch nacherzogen, unter
Um=
ſtänden unſchädlich gemacht werden?. Die Entwicklung und alle
EEntwürfe neigen zum Zweiten, da die alte Vergeltung etwas
roh iſt und ſcheinbar wenig Erfolg hatte. Aber ganz wird kaum
emand das Vergeltungsgefühl los! Der Entwurf wagt nicht
grecht Stellung zu nehmen und zeigt deutlichen
Kompromiß=
ſharakter; wenn er vom Schuld= und Vergeltungsgedanken
aus=
geht, ſo ſucht er doch weithin die Perſönlichkeit zu beachten.
Seine Tendenz iſt nicht klar genug zu erkennen; ſo iſt zu
fürch=
en, daß die Anwendung eine unſichere wird. Dabei überläßt der
ſEntwurf vieles der richterlichen Entſcheidung ſchon durch eine
gewollte und oft gar nicht zu vermeidende Unſchärfe des
Aus=
ſoruckes, bei der der Richter keinen ſicheren Anhalt hat und die
toberrichterliche Nachprüfung erſchwert iſt. Auch bei den
ein=
ſielnen Tatbeſtänden iſt die Faſſung oft ſehr weit, um neue
Er=
icheinungsformen der Taten mit zu umfaſſen; dadurch wird aber
oer Richter zum zweiten Geſetzgeber. Bei dieſer Schwierigkeit
nwird der Entwurf kaum jemanden voll befriedigen. Aber ob
inicht dieſe Schwäche heute noch unvermeidbar iſt, da wir mitten
un der Umwälzung unſerer Auffaſſungen und mitten in der
ſoaran hindert uns das alte Strafrecht, während der Entwurf
eine brauchbare Grundlage des Fortſchritts darſtellt. Es iſt bringen. Auf dieſe Art könne man nicht nur über „die vom
mnter ſeiner Herrſchaft ebenſogut möglich, daß die alte
Vergel=
uungsſtrafe fortlebt, die im Entwurf noch durch die Todesſtrafe
ftür den Mord voll anerkannt iſt. Viele werden das wünſchen und
veraktiſch erſtreben; für viele iſt es auch das bequemſte; denn der
FFortſchritt, die Rückſicht auf die Perſönlichkeit, fordert eine
unnere Umſtellung aller Beteiligten, neue und vermehrte Arbeit,
und vom Staat allerdings anfangs auch Geld! Die Verbeſſerung
deer Strafanſtalten, die Schaffung der Pflege= und Verwahr= ſpiriere, Briond oder Poincars. Die Rede in Lumébille habe
ſrnſtalten für Gefährliche oder Kranke, der Erziehungsanſtalten
für Jugendliche, die Einrichtung einer guten Schutzaufſicht, die
Fortentwicklung der Ausbildung aller Richter, die Verbeſſerung
deer Polizei, die Einrichtung verbeſſerter Unterſuchungsmethoden,
deas alles iſt nicht umſonſt zu haben. Doch wird es ſich bald
be=
ahlt machen. Aber noch ein anderes iſt nötig, um die
Geſetzes=
worte zur Tat werden zu laſſen: die tätige Mitwirkung des
gan=
den Volkes, ſein verſtändiges Entgegenkommen im Strafgericht
1
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Mittwoch, den 22. Juni.
Die Hochzeit des Figaro
Komiſche Oper von da Ponte, Muſik von W. A. Mozart.
Es dauert in der Regel längere Zeit, bis das vorſichtig
wägende Darmſtädter Publikum ſeine Lieblinge auf der Bühne
ſindet. Hat es ſie aber einmal erwählt, ſo hält es mit
unerſchüt=
terlicher, oft rührender Anhänglichkeit an ihnen feſt. Ein ſolcher
Liebling des Publikums iſt Heinrich Hölzlin, der ſich
heute von uns verabſchiedete, nachdem er ſechs Jahre lang eine
Bierde unſerer Oper war. Er hat die Liebe, die Verehrung, die
Bewunderung verdient, die ihm gern, reich und oft gezollt wurde.
Ein Künſtler echteſter Art, von Stil und Kultur, vielſeitig
g=ebildet, geſanglich hervorragend geſchult, im Beſitz einer
war=
unen, edelklingenden Stimme, intelligent und großzügig, ein her=
und gewandt, von glänzender äußerer Erſcheinung, wußte er
ſ.der Geſtalt ſeines vielſeitigen Rollenfaches überzeugende
Cha=
wakteriſtik, jedem Ton innerlichſte Ausdruckskraft zu verleihen.
(Ein vornehmer Charakter, der ihm das Vertrauen und die
(Freundſchaft in Kollegenkreiſen erwarb und erhielt, wie ſelten
ginem, ein offenes, ſchlichtes Weſen und eine heitere
Lebens=
auffaſſung ſüddeutſcher Art vervollſtändigten das Bild einer
ſtar=
len, in hohem Grad ſympathiſchen Perſönlichkeit.
Mit Ausnahme weniger Partien (etwa Kardinal, Hagen,
Mephiſto, Colonna. Micheli, Falſtaff) hat er hier alle ernſten
mnd komiſchen Nollen ſeines Faches erfolgreich geſungen und
mollendet geſtaltet. In ſeiner glänzendſten Rolle, als ein Figaro,
wie wir ihn ſeit Jahrzehnten nicht gehabt und wohl kaum mehr
wiederbekommen werden, machte er uns den Abſchied vielfach
geiſtertem Beifall, Blumen, Geſchenken, und wollte ſich in
un=
zähligen Hervorrufen ſchier gar nicht mehr von ihm trennen.
Wir wünſchen dem ausgezeichneten Künſtler Glück und Er= Calderon wurden aufgeführt, da die Klaſſiker nach wie vor der
wlg auf ſeiner aufwärts ſtrebenden Laufbahn, die wir mit wärm=
„A.
ſtrem Intereſſe verfolgen werden.
z
*Frankfurter Theater.
Der Fall Orska.
Der Fall Onska iſt mehr von menſchlicher, als von
künſt=
leriſcher Bedeutung.
Frau Maria Orska ſpielt als Gaſt im Neuen Theater
und in der Fürſorgetätigkeit. Das Strafgeſetzbuch iſt nur eines
der Mittel zur Bekämpfung des Verbrechens. Allerdings muß es
als Mittelſtück des großen Syſtems der Verbrechensbekämpfung
durch Staat und Geſellſchaft dieſer Aufgabe die Richtung weiſen.
Darin liegt die Bedeutung eines neuen Strafgeſetzbuches.
(Ein weiterer Aufſatz folgt.)
Die Strafrechtsreform im Ausſchuß.
Der Reichstag hat am Mittwoch die erſte Leſung des Ent= wäre nach Benf etwas ganz anderes nötig geweſen.
wurfes der Strafrechtsreform zu Ende geführt und die Vorlage
Vollsparteilers Dr. Kahl im September ſeine Arbeit aufnehmen iſt eine entſchiedene Wendung — zum ſchlimmeren
ſelbſtverſtänd=
ſoll. Die Ausſprache ſtand an beiden Tagen auf einer für den
Reichstag ungewöhnlichen Höhe. Aus dem gewaltigen Andramg dann, iſt in der franzöſiſchen Innenpolitik eine Wendung
einge=
von Stoff ergab es ſich ohne weiteres, daß man auf Einzelheiten
nicht weiter eingehen konnte, ſo daß man lediglich die großen
Geſichtspunkte behandelte, die für den Auſbau des großen Wer= reitete, war entſchieden günſtig. Von den politiſchen Kreiſen ließe
kes maßgebend geweſen ſind. In der Mitte des Streites ſteht ſich das weniger ſagen. Weder die Preſſe noch aber die
öffent=
dabei die Frage der Todesſtrafe, worin die Meinungen noch ſehr liche Meinung können auf die Frage Antwort geben, ob
Poin=
weit auseinandergehen. Der Ausſchuß wird vermutlich
monate=
lang zu tun haben, ehe er zu einem Abſchluß kommt. Immerhin
ja auch für die Kultungemeinſchaft Deutſchlands und Oeſterreichs zwiſchen Briand und Poincaré bevorſteht. Das Parteiorgan der
Zeugnis ablegt, zuſtande kommt.
Hindenburgs 80. Geburtstag.
Die Feier in Berlin am 2. Oktober.
Reichspräſident v. Himdenburg hat den Wunſch ausgeſprochen,
daß an ſeinem 80. Geburtstag von koftſpieligen und geräuſchvollen
Feiern oder Veranſtaltungen Abſtand genommen werden möchte.
Allen, die Hindenburgs an dieſem Tage gedenken wollen, iſt —
einem jedem nach ſeinen Kräften — Gelegenheit gegeben, dies
durch Beteiligung an der Hindenbungſpende zu tun. Sie werden
im Sinne des Herrn Reichspräſidenten handeln, wenn ſie dazu tiſche Kolonialgouverneure und der Regierungskommiſſär von
beitragen, die Not zahlreicher durch Krieg= und Nachkriegszeit
geſchädigter Volksgenoſſen zu lindern.
Um der Bevölkerung Berlins und der Umgebung
Gelegen=
heit zu geben, an dieſem Tage den Herrn Reichspräſidenten zu
ehren und ihn zu grüßen, hat ſich der Herr Reichspräſident bereit Linie Poincaré eine Rolle geſpielt. Von Briand hörte man
eine Huldigung der Berliner Schuljugend entgegen zu nehmen.
Ein beſonders zuſammengeſtellter Chor Berliner Schüler und
Schülerinnen wird dem Herrn Reichspräſidenten einige Lieder trennen.
vorſingen. Auf dem Wege zum Stadion ſollen Unter den
Lin=
den Verbände und Vereine, die Studentenſchaft und andere Kör= man noch mehrere aufzählen. Es iſt möglich, daß Briands
Ge=
perſchaften ſowie die Bevölkerung Spalier bilden, um dem Herm
Reichspräſidenten ihre Huldigung darzubringen. Am Vormittag
des 2. Oktober wird der Herr Reichspräſident die Glüchwünſche
der Reichsvegierung, der Reichswehr und der Reichsmarine, des
Reichsrats und anderer Körperſchaften in ſeinem Hauſe
entgegen=
nehmen. Für den Vorabend iſt ein militäriſcher Zapfenſtreich ſondern ſie lann ſich auch in einer ganz beſtimmten Nichtung
aus=
vongeſehen.
Zwiſchen Briands Locarnopolitik und
Poincarés Machtpolitik.
Kammer die Kartelliſten die Rede als einen Beweis für
Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen dem Miniſterpräſidenten
und dem Außenminiſter Briand betrachten und daß mit einer
Debatte darüber zu rechnen ſei. In der Tat hat der
Vollzugs=
weſſeren Erkenntnis der menſchlichen Natur ſtehen? Ich glaube ausſchuß der ſozigliſtiſchen Kammergruppe geſtern beſchloſſen,
ſes, möchte aber doch nicht warten, bis ſich unſere Anſchauungen eine Beſchlußſaſſung der Gruppe über die Frage herbeizuführen,
wgeklärt haben; wir müſſen praktiſch vorgnarbeiten können; und ob es angebracht ſei, Interpellationen über die Geſamtpolitik der
Regierung, vor allem über die Finanz= und Außenpolitik einzu=
Miniſterpräſidenten übernommene Vertretung des
Außenmini=
ſters” ſprechen, ſondern auch über „die illegal dekretierte
Konſo=
lidierungsanleihe.” — In radikalen Kreiſen beſteht Neigung, ſich
dieſem Vorſtoß der Sozialiſten anzuſchließen. Die rodikale
Gruppe verhält ſich jedoch vorläufig zögernd. — In der „Volonts”
fordert der ſozialiſtiſche Abgeordnete Fontanier, daß die Kammer
die Frage prüfe, wer eigentlich die franzöſiſche Außenpolitik
in=
blar gezeigt, daß das Miniſterium zwiſchen zwei einander
ent=
gegengeſetzten politiſchen Richtungen hin= und hergezerrt werde,
nämlich zwiſchen Briands auf Beſeitigung der Schwierigkeiten
durch gegenſeitige Zugeſtändniſſe und Verſtändigung mit dem
öſtlichen Nachbarn hinzielende Locarnopolitik, und Poincarés
Politik, die zwar gleichfalls den Frieden wolle, dieſes Ziel aber
mit Mitteln verfolge, die am beſten geeignet ſeien, einen neuen
Kvieg heraufzubeſchwören.
die Hauptrolle in „Germaine”, einer Komödie von Georges
de Porto=Riche, die unter dem Titel „Verliebt” ins Deutſche
übertragen iſt. Die Komödie iſt ein franzöſiſches
Unterhaltungs=
ſtück von mittlerer Art und Güte, gemiſcht aus leichten
Konflik=
ten, ſchwacher Tragik und ſtarker Rührung. Germaine iſt die Eine ſtarke Begabung iſt die junge Elſa Knott:
erſchüt=
liebende Frau, die große Amoureuſe, die von dem Wiſſenſchaftler
als Mann ſich vernachläſſigt fühlt, aber nach beiderſeitigem
Ausgleiten zu ihm zurückfindet. Das Stück kann nur durch
ſeine Darſtellung Intereſſe wecken.
In der zweiten Aufführung, die ich ſah, hatt Frau Orska
ſich zu Beginn von dem Stück volſtändig losgelöſt. Sie mimte
eine Solo=Szene für ſich. An Stelle der großen Pariſerin ſpielte
ſie eine kleine ſlawiſche Bohemienne aus dem Romaniſchen
Kaffee in BeAin. Man hatte den Eindruck, daß ſie das Stück,
die Rolle, ſich ſelbſt parodierte! Sie imitierte gebrochenes king=Würzburg) Doch zurück zu Frankfurt!
Ruſſiſch. Sie ſpielte Fangball mit den Sätzen, mit den Worten!
norragender Schauſpieler und Komiker, körperlich ſehr beweglich fertigende — Laune einer Schauſpielerin? Eine ſchwer zu
ver=
urteilende Willkür?. Oder — ein gebrochener Menſchs
Im Verlauf des Abends fand Frau Orska in einzelnen
Augenblicken zurück zu der gebrechlichen, ſuggeſtiven Sinnlichkeit,
ſie vorübergehend zu fangen und zu feſſeln. Aber es war nur
vorübergehend. Die Aufführung war eine Enttäuſchung.
II.
Die kommenden Sterne.
Trotz der Erwerbsloſigkeit, trotz der Hungergagen, die auch Erzählungen, von denen über ein halbes Hundert vorhanden ſind.
angeſehene Thegter zahlen, finden ſich junge Idegliſten, die nach
den grünen Kränzen ſchauſpieleriſchen Ruhmes greifen.
Die Frankfurter Schauſpielſchule ſtellte in einer
morgendlichen Veranſtaltung im Schauſpielhaus ihre junge
ſthwer. Das Publikum überſchüttete ihn zum letztenmal mit be= Garde vor. Wenige Reihen des Hauſes waren beſetzt. Nur helfs, die herrlichſte Idylle deutſcher Sprache, Der Sonntag des Groß=
Leute vom Bau, junge und alte Kollegen, Kritiker, Onkel und baters, in der mit unerhörter Konzentration ein ganzes Leben mit ſeiner
Tanten der Spieler! Szenen von Schiller, Leſſing, Grillparzer, vielgeſtalten Umgebung in die knappe Zeit weniger Stunden
zuſammen=
beſte Prüfſtein der Begabung ſind. Als Freunde der jungen
Künſtler erwieſen ſich die böſen Kritiker, die in der Pauſe gegen
die dunkle Beleuchtung der Regiſſeure ſich wandten und für den
den Leiſtungen der Debutanten gerecht werden konnte.
gen Begabungen ſicher abzeichneten.
Ein kleiner Vulkan auf dämoniſchem Untergrund iſt Ernſt
Kiefer, der als „Euſebio” in Calderons „Andacht zum dem heutigen Menſchen von neuem das Bild ſeines Weſens und ſeinet
Kreuze” ſeine ſtärkſte Seite zeigte.
Nach Lunsvilſe.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Juni.
Auf Genf wo es keinen Fortſchritt gab, kam Lunsville, ein
emſchiedener Rückſchritt. Die Rede Poincares war eine
Ueber=
raſchung. Das hatte man beſtimmt nicht erwartet, vielmehr
Zwei Fragen dräugen ſich auf, wenn man über die
Aus=
einem beſonderen Ausſchuß überwieſen, der unter dem Vorſitz des wirkungen der Lunsviller Rede Poinearés nachdenkt. Zuerſt:
lich — im deutſch=franzöſiſchen Verhältnis eingetreten? Und
tretens
Die Aufahme, welche die Pariſer Preſſe Poincarés Rede
be=
caré im Einverſtändnis mit Briand geſprochen hat. Die
Poin=
caré naheſtehenden Kreiſe betonen die Einmütigkeit des
Miniſter=
darf man nach der Stimmung der Parteien, wie ſie in der erſten präſidenten mit dem Außenminiſter. Je mehr man aber nach
Leſung zum Ausdruck kam, annehmen, daß das große Werk, das Links geht, deſto verbreiteter wird die Meinung, daß ein Konflikt
Sozialiſten „Populgire” geht zum Beiſpiel ſo weit, daß es die
Auflöſung des ganzen Kabinetts prophezeit. Denn, nach
ſoziali=
ſtiſcher Auffaſſung ſollen zwiſchen allen Miniſtern der „Union
nationale” beinahe unüberwindliche Gegenſätze beſtehen. In
Wirklichkeit liegt aber die Löſung all dieſer Nätſel bei Briand.
Briand ſchweigt ſich jeboch aus, ſeine Krankheit zwingt ihn
ohne=
hin zur Zurückhaltung.
Bei aller Zurückhalluung Briands ſind aber im dem letzten
Wochen wichtige Dinge geſchehen, welche die franzöſiſche
Außen=
politik angehen. So zum Beiſpiel jene viel zu wenig beachtete
Zuſammenkunſt Amerys, des britiſchen Kolonialmimiſters, mit
den führenden Männern der fronzöſiſchen Kolonialpolitik. Bei
dieſer Gelegenheit waren in Paris nicht weniger als ſieben bri=
Kanada anweſend. Bei dieſer Kolonialkonſerenz, welche,
wahr=
ſcheinlich mit Nückſicht auf italieniſche Empfindlichkeiten, ſo wenig
als nur möglich vor der Oeffentlichkeit betont wurde, hat — von
den Fachleuten abgeſehen —, von franzöſiſcher Seite in erſter
erklärt, am Nachmittag des 2. Oktober (Sonntag) im Stadion — aus verſchiedenen Urſachen — nichts. Gewiß, Kolonialpolitik
und Außenpolitik ſind verſchiedene Dinge. Aber gerade in dem
modemen Frankreich laſſen ſich dieſe Dinge nicht ganz ſcharf
Das war nur ein Beiſpiel, aber mit nur einiger Mühe könnte
ſundheit — die erwähnte Kolonialkonferenz fand noch vor Genf
ſtatt — und ſeine politiſche Lage, ihm jene große Zurückhaltung
in allen Dingen auferlegen. Aber, wie man nach Lunsville klar
erſieht, die Zurückhaltung Briands wirkt ſich nicht nur negativ
aus, ſie brimgt nicht nur eine Verzögerung der Dinge mit ſich,
wirken ..
Poincaré und die Radikalen.
In der Außenkommiſſion der Kammer wurde heute
nachmit=
tag vorgeſchlagen, daß Poincaré über ſeine Rede in Lunéville
morgen vor die Kommiſſion geladen werden ſoll. Dieſer Vor=
„Echo de Paris” beſtätigt, daß in den Wandelgängen der ſchlag wurde aber abgelehnt. Da die Mehrzahl der Mitglieder der
Kommiſſion Radikale ſind, bedeutet das, daß die Radikalen
offen=
bar den Rückzug antreten. Ihr Worführer enklärte heute, daß
Poincaré nicht angehört werden könne, da man ſonſt billiger
Weiſe auch Briand anhören müſſe, daß dieſer aber verhindert
ſei. Da die gleichen Argumente auch gegen eine Interpellations=
Debatte ins Feld geführt werden können, iſt es fraglich, ob ſich
die Nadikalen den Sozialiſten bei ihrem geplantem Vorſtoß gegen
das Kabinett am nächſten Freitag anſchließen werden. Die
So=
zialiſten ſiund dagegen feſt entſchloſſen, dieſe Offenſive
durchtu=
führen.
Amerikaniſche Kommentare zur Lunéviller Rede.
EP. New York, 22. Juni.
In einem Kommentar zu der Rede Poincarés in Lunsville
erllärt die „Neto York World”, der fnanzöſiſche Miniſterpräſdent
appelliere darin an die Ignoranz und Vorurteile, womit er
je=
doch wahrſcheinlich nicht weit komme. — Die „New York Times”
meinen, Poincaré hätte beſſer getan, wenn er geſchwiegen hätte,
Seine Rede ſei doppelt zu bedauern zu einem Zeitpunkt, an dem
die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen ausgezeichnet ſeien und ſich
in beiden Ländern verbeſſerten. Der beſchränkte Parteigeiſt und
der Nationalismus müßten dem im Völkerbud und den
Lo=
carno=Verträgen verkörperten evweiterten Patrioniswus Platz
machen.
Wolfgang Engels iſt ſeines Vaters rechter Sohn; wie
Alexander Engels ein ſicherer Sprecher mit ſchöner Stimme,
während die gefihlsmäßige Seite zurücktritt; er kommt an das
Leipziger Schauſpielhaus.
ternd als „Luiſe” in Sdsllers „Kabale und Liebe”, luſtig als
Grillparzers „Edritta”, noch überſtürzt als „Franziska” bei
Leſ=
ſing. Sie gibt das Heſſiſche Landestheater als ihre kommende
Wirkungsſtätte an. (Als ſonſtige Neuerwerbungen für die nächſte
Darmſtädter Spielzeit erzählt man uns die Rückkehr von Rudolf
Klix, der ſich in Leipzig nie recht wohl gefühlt hat, und von
A. M. Rabenalt, der ſich inzwiſchen in Würzburg als
Spiel=
leiter verſucht hat, ſowie die Verpflichtung von Martha
Zieg=
ler (Kammerſpiele Hamburg) und dem Bühnenbildner Rein=
In äußerlichem Theater ſteckt noch Friedel Mecklenburg;
Was liegt dahinter? Die — auf der Bühne nicht zu recht= ſie macht Heiterkeit und liefert den vergeſſenen Beinſchlenker nach.
Veranlagung für feine Komik zeigt Willi Deichſel, für derbe
Komik Walter Lepy.
Voll Eifer und Erregung waren alle die jungen Künſtler
am Werk. Ob die Erwartungen, mit denen ſie jetzt in das Leben
zu dem ſchwirrenden Tone, den ſie früher hatte. Dann wußte hinaustreten, in Erfüllung gehens Hoffen wir es! Grüßen wir
ſie alle als kommende Sterne!
Vom Büchermarkt.
Die ſchönſten Volkserzählungen Gotthelfs in drei Bänden. Die
köſt=
lichſten dichteriſchen Werke Gotthelfs ſind jene volkstümlichen hürzeren
Davon ſind nun die ſchönſten, anderthalb Dutzend etwa, in einer 1300
Seiten umfaſſenden muſtergültigen Ausgabe im Eugen Rentſch Verlag,
München, erſchienen, zwei Bände vor Jahresfriſt und jetzt der dritte
Band. Dieſer Band iſt zweifellos der ſchönſte. Wir finden da nebem
dem Erdbeeri Mareili, vielleicht der meiſtgeliebten Erzählung
Gott=
gedrängt iſt. Dann den Beſenbinder von Rychiswyl, im ſolidem
Holz aus dem Leben geſchmitten, und als Gegenſtück die markante
Pracht=
figur Barthlis des Korbers mit ſeinem eiferſüchtig behüteten ſchönen
Töchterlein. Hart und eine Zeitlang recht bedrohlich geraten im „
Ober=
amtmann und Amtsrichter” Adelſtolz und Bauerntrotz aneinander, bis
zweiten Teil volles Licht auf der Bühne erwirkten, auf daß man ſchließlich der Konflikt mit feinem Humor einer harmlosfriedlichen
Löſung zugeführt wird. Tief ins menſchliche Gemüt ſchaut Gotthelf
Es war eine Freude, zu ſehen, wie ſich die Umriſſe der jun= im „Beſuch” und in der rührenden Geſchichte von der Frau Pfarverin,
dem letzten Werk Gotthelfs. Es ſind Juwelen deutſcher
Erzählungs=
kunſt, die in dieſen drei Bänden geboten werden. Sie ſtehen über der
Mode, aber ſie verraten eine ungeheure Kenntnis des Lebens und zeigen
Seele. (Pweis geb. 3,80 und 5,00 Mk.)
Seite 4
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Nummer 172
Die Seeabrüſtungs=Konferenz zu Oreien.
Eindrücke
von der Coolidge=Konferenz.
Von unſerem L=Korreſpondenten.
Genf, 22. Juni.
Ein kräftiger Seewind hat in Genf zu wehen begonnen —
etwas rauh und ſalzig, aber erfriſchend. Es riecht nach den
Ozeanen des Atlantik und Pazifik, nach Japaniſchen und anderen
Meeren. Von der Genfer ſentimental=friedlichen Briſe iſt keine
Spur mehr zu merken. Um es kurz zu ſagen: die
Seeabrüſtungs=
konferenz iſt hier zuſammengetreten! Und endloſe Admiräle,
Kapitäne und Leutnants zur See von den drei mächtigſten
Flot=
ten der Welt ſpazieren morgens, mittags und abends den Quai
du Mont=Blanc auf und nieder und machen ſich über den Teich
„Léman” und ſeine Unglückskähne luſtig ...
Das Aeußere des Quais hat ſich ſeit einigen Tagen etwas
verändert: von einem großen Hotel zum anderen gehen dauernd
in feierlich=ſchwarzes Zivil gekleidete, aber ſehr militäriſch
aus=
ſehende Herren hin und her und machen ſich Antrittsviſiten;
überall flitzen Autos mit engliſchen, amerikaniſchen und
japani=
ſchen Fähnchen vorüber, deren Chauffeure alle wie in Ehren
er=
graute Schiffsmaats ausſehen; in den Bars iſt der Konſum von
ſämtlichen Spivituoſen ſprunghaft in die Höh’ gegangen; und
überall, wo man in Genf hinſchaut, ſieht man jetzt — Japaner,
Japaner und nochmals Japaner.
Die Konferenz tagt in den Räumen des Völkerbundspalaſtes,
im berühmten Glashauſe. Aber der Völkerbund hat mit dieſer
Konferenz ausnahmsweiſe nichts zu tun, hat ſozuſagen „nur
aus Liebenswürdigkeit ſeine Räume zur Verfügung geſtellt”.
Daher iſt heute der Trubel im Glashauſe und in den
Wandel=
gängen ein ganz anderer als ſonſt. Ein Sekretariatsbeamter
kommt in den Saal geſtampft und will ſich — wie gewohnt — auf
einen „beſſeren” Platz niederlaſſen. Flugs vertreibt ihn einer der
neuen Saaldiener, die ebenfalls alle wie ex=service-sailors
aus=
ſehen. Der Völkerbundsmann wird ungehalten und ſagt
mehr=
mals: „Ich bin doch vom Sekretariat, was wollen Sie von mir,
Menſch?” Aber es hilft nichts und, vernehmlich knurrend, dem
bärbeißigen Seemann weichend, muß ſich der Völkerbündling
zurückziehen ...
Das größte Intereſſe für dieſe Konferenz ſcheinen die
Amerikaner an den Tag zu legen, wenigſtens das auffallendſte.
Ueberall herrſcht americantrouble. Dutzende von amerikaniſchen
Kinoleuten ſind aurfgefahren, und die amerikaniſche Preſſe iſt ſo
ſtark vertreten, wie zu keiner Völkerbundstagung. Als Sprache
dominiert das Engliſche. Alle Reden werden auf engliſch
ge=
halten, alle Druckſachen ſind auf engliſch verfaßt, und alle Räume
ſind mit einem leichten Hauch von Virginia=Tabak erfüllt. Im
Uebrigen aber ſind über die Hälfte aller im Konferenzſaale
an=
weſenden Menſchen — Japaner. Ganz plötzlich ſind ſie wie Pilze
aus der Erde geſchoſſen, niemand weiß wie und wann. Alle Welt
ahnt allerdings, daß ſie eines Tages ebenſo unbemerkt
ver=
ſchwinden werden, wie ſie jetzt aufgetaucht ſind. Sie ſelbſt aber
ſprechen wenig, ſehen ſich alles aufmerkſam an und — lächeln . . .
Die Delegierten halten ihren Einzug in den Saal. Allen
voran The Honorable Hugh Gibſon, der Vorſitzende der
Kon=
ferenz. Ein ſehr ſmarter, ſympathiſcher und beſcheidener Mann,
der außerdem ſehr klug ſein ſoll und — wie man ſagt — dem
Präſidenten Coolidge ſtändig über die Spitzbübereien der
un=
artigen europäiſchen Kinder berichtet. Ihm folgen drei Admiräle:
Hilang P. Jones, Andrew T. Long und Frank H. Schofield und
der Generalſekretär der Konferenz Hugh Wilſon. Alles —
präch=
tige, echt amerikaniſche, „hart geſottene‟ Erſcheinungen, denen
die Initiative des Ganzen gehört.
Nun kommen die Engländer: vom Wuchs der größte, trotz
gebeugter, faſt buckliger Haltung, immer noch — Lord Robert
Cecil, Viscount of Chelwood; je älter er wird, deſto ſchwächer
fließt das Blut in ſeiner pazifiſtiſchen Ader und deſto ſtärker
be=
ginnt es in einer ſeiner anderen Adern zu pochen, die man ſeine
Britiſh Empire”=Ader nennen könnte. Die engliſche Delegation
führt der Sehr Ehrenwerte W. C. Bridgeman, Erſter Lord der
Admiralität — ein echter Dickens=Brite: knallrotes Geſicht, weiße
buſchige Brauen und Schnurrbart, grauer Anzug, weiße Weſte
und tadelloſe Gamaſchen als Abſchluß. Wie ſein Aeußeres, ſo
echt bvitiſch iſt auch ſein Reden und Tun, und mit ruhiger, feſter
Stimme verficht er den engliſchen „Standpunkt”, der bekanntlich
darin gipfelt, daß England „aus verſchiedenen Gründen” eine
große Flotte braucht . . . Die Senſation der Konferenz iſt der
Vertreter von — Neu=Seeland! Wer mag es wohl ſein? Sagen
wir’s gerade heraus — Jellicoe! Heute heißt er „Earl Jellicoe
of Scapa”, ſieht aber genau ſo aus, wie ihn die Abbildungen der
Kriegszeit darſtellten: faltiges, glattraſiertes Geſicht, ganz feſt
gekniffener Mund mit ſehr ſchmalen Lippen, rieſige, rote Naſe
und ganz kleine, ſchlau blinzelnde Aeuglein.
Zum Schluß — die Japaner. Da kommen ſie an: gefolgt
von einem Dutzend jüngerer Sekretäre und Marineoffiziere —
vier ehrwürdige japaniſche Greiſe. Ein Botſchafter und drei
Admiräle. Alles wahrſcheinlich waſchechte Samurays. Viscount
Ifhii, der Pariſer Botſchafter, Admiral Viscount Saito,
General=
gouverneur von Korea, Admiral Kobayaſhi und Admiral Hara.
Die Jüngeren klappen vor den Greiſen wie gutgeölte
Taſchen=
meſſer zuſammen. Sie kommen ganz zuletzt, aber man wartet
gern auf ſie. Denn die ganze Konferenz geht doch zum großen
Teil darum, daß Japan nicht aufmuckt, wenn es ſich dauernd mit
einer kleineren Flotte als England und die Staaten wird
be=
gnügen müſſen. Darum iſt man ſehr freundlich zu dieſen Leuten,
die zu allem „Ja” ſagen, aber immer ſo lächeln, daß es wie
„Nein” ausſieht . . .
Die Konferenzmitglieder nehmen an einem hufeiſenförmige
Tiſch Platz: in der Mitte — die amerikaniſche Delegation, rechtt
von ihr — die britiſche und links — die japaniſche. Außerden
ſieht man noch in Nachbarſchaft der Engländer den Vertrete=
Frankreichs Graf de Clauzel und ſeine Marineſachverſtändige
ſitzen und am linken Hufeiſenende — den Italiener Fürſt Ruſpoli
gleichfalls von militäriſchen Beratern flankiert. Der Graf de
Clauzel iſt „Informator” des Quai dOrſey, während Für
Nuſpoli vom Duce als „Beobachter” entſandt worden iſt.
Nie=
mand verſteht recht, worin hier der Unterſchied beſteht. Aber al
Welt flüſtert es ſich mit erhobenen Brauen zu und man
mer=
es den Leuten förmlich an, wie ihnen dabei eine Gänſehaut —
vor lauter Ehrfurcht ob ſoviel diplomatiſcher Fineſſe — den
Nücken herunterläuft..
Wenn in nationaler Hinſicht hier die Japaner in der Mehr
zahl ſind, ſo dominiert der beruflichen Zugehörigkeit nach
ent=
ſchieden die Marine. (Was ja auch begreiflich iſt.) Sie ver
breiten um ſich ein Gefühl der wirklichen Macht, die in
merk=
würdigem Gegenſatz zur ſogenannten „pazifiſtiſchen Genfe
Atmoſphäre” ſteht, die hier ſonſt — angeblich — zu herrſche
pflegt. Man beginnt zu ahnen, daß es in der Welt ganz anders
ausſieht, als die Herren Paziſiſten es wahr haben wollen. Bei
ſpielsweiſe: eine bekannte Tatſache iſt es, daß eine Abrüſtung nu
dann möglich iſt, wenn die Militärs ſie wollen. Aber ebenſo be
kannt iſt es, daß gerade dieſe Leute ſie nicht wollen. Weshalb
alſo eine Abrüſtung für lange Zeiten noch eine Utopie bleiben
müßte. . .?
Doch brechen wir für die Welt=Marine eine Lanze: von all
dieſen böſen „Militariſten” ſind die Leute, die „auf See gehen”,
die auskömmlichſten. Sie haben alle etwas gemeinſchaftlich
groß=
zügiges, ſie durchqueren die Meere und Ozeane, ſie reiſen von
einem Ende der Welt nach dem anderen, ſie lernen Länder und
Menſchen kennen, verſtehen und lieben, ſie ſchlagen ſich oftmals
die Köpfe blutig, aber ſie ſchätzen auch die völkerverbindende
Eigenſchaft eines guten Trunkes, und im Grunde genommen ſind
ſie doch die friedliebendſten Leute von der Welt. . . Hierbei denke
ich an meine alten meiſtens dahingegangenen Freunde der
ehe=
maligen deutſchen und ruſſiſchen Flotten und wenn ich heute
abend noch einen Schluck trinke, ſo wird er ihrem Andenken
ge=
widmet ſein..."
Die Flottenabrüſtungs=Programme.
Unüberbrückbare Gegenfätze.
* Genf, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Flottenabrüſtungsprogramme Englands, Amerikas und
Japans zeigen, daß es trotz des Waſhingtoner Abkommens vom
Jahre 1921 noch eines gengu auszuarbeitenden
Abrüſtungs=
abkommens bedarf. Das amerikaniſche Programm ſieht die
Aus=
dehnung des Waſhingtoner Stärkeverhältniſſes von 5:5:3
unterſchiedslos auf ſämtliche Seeſtreitkräfte vor und erwähnt die
völlige Abſchaffung der Unterſeeboote, ohne jedoch dieſe völlig
Hugh Gibſon,
amerikaniſcher Botſchafter in London, der zum Vorſitzenden
der am Montag in Genf zuſammengetretenen „Konferenz
für die Beſchränkung der Seerüſtungen” gewählt wurde.
ausſichtsloſe Forderung tatſächlich aufzuſtellen. Das engliſche
Abrüſtungsprogramm ſieht in der Hauptſache eine Herabſetzung
der Großkampfſchiffe vor. Im Mittelpunkt des engliſchen
Pro=
gramms und wohl auch der geſamten Erörterungen der
Konfe=
renz ſteht die Herabſetzung der 10 000=Tonnen=Kreuzer, die
be=
kanntlich außerhalb des Waſhingtoner Abkommens liegen. Die
engliſche Regierung fordert für dieſe Schiffsgattung den
Waſhingtoner Verteilungsſchlüſſel von 5:5:3, jedoch eine
Höchſttonnagegrenze von 7500 Tonnen. Dieſer Standpunkt wird
ſowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Japan
vor=
läufig ſchroff abgelehnt. Die Begründung trägt einen
ausge=
ſprochen politiſchen Charakter. Beide Regierungen ſind der
An=
ſicht, daß die Herabſetzung des Tonnagegehaltes der 10 000=
Tonnen=Kreuzer den Aktionsradius erheblich beſchränke, wodurch
dieſe bedeutungsvollſte Waffe der modernen Seeſtreitkräfte
prak=
tiſch ihre Bedeutung für dieſe beiden Staaten verlieren würde.
Während England in allen Teilen der Welt feſte Stützpunkte
beſitzt, haben fowohl die amerikaniſchen als auch die japaniſchen
Kampfeinheiten im Falle eines Konfliktes keinerlei feſte
Stütz=
punkte im Pazifiſchen Ozean. Aus dieſem Grunde iſt die Frage
eines möglichſt großen Aktionsradius für die amerikaniſche und
die japaniſche Flotte von entſcheidender Bedeutung. Die
Forde=
rung nach Herabſetzung der Tonnage der Kreuzer auf 7500
Ton=
nen wird politiſch dahin erklärt, daß die britiſche Flotte dann
eine kaum mehr einzuholende Ueberlegenheit über die
amerika=
niſche und die japaniſche Flotte erhielte. Das japaniſche
Ab=
rüſtungsprogramm iſt, wenn auch in knapper Form gefaßt, ſo
doch äußerſt kompliziert und zielt im Grunde auf die
Aufrecht=
erhaltung des gegenwärtigen Status hin. Ueber dieſen Punkt
beſtehen gleichfalls weitgehende Meinungsverſchiedenheiten. Die
engliſche Regierung iſt der Anſicht, daß der gegenwärtige Status
der Flotten der drei Regierungen nicht als Baſis eines
gemein=
ſamen Flottenabrüſtungsabkommens gelten könne. Die engliſche
Delegation weiſt dagegen darauf hin, daß der japaniſche
Vor=
ſchlag im Falle einer Durchführung zu völlig unmöglichen
Kräfte=
verhältniſſen führen werde. Auch über die Herabſetzung der
Unterſeeboote beſtehen nicht unerhebliche Gegenſätze. Die
ameri=
kaniſche Regierung will eine feſte Zahl von Tauchbooten für jede
einzelne Regierung feſtſetzen, jedoch, um der Unterſeebootwaffe
den Angriffscharakter zu nehmen, eine Höchſttonnagegrenze von
1700 Tonnen feſtſetzen. In welcher Weiſe dieſe Gegenſätze
über=
brückt werden können, iſt zurzeit noch ſchwer zu überſehen.
Die Zapaner gegen das Stärkeverhältnis von 5:5:3.
EP. Tokio, 22. Juni.
In Kreiſen des Marineminiſteriums wird zu den
Meldun=
gen über den Verlauf der erſten Sitzung der Genfer Konferenz
erklärt, daß der amerikaniſche Vorſchlag, das Stärkeverhältnis
von 5:5:3 auf die Hilfsſchiffe auszudehnen, nicht als
befriedi=
gend betrachtet werden könne. Auch der Vorſchlag zur
Abſchaf=
fung der Unterſeeboote könne nicht endgültig gebilligt werden.
Ferner ſolle nicht an die durch das Waſhingtoner Abkommen
geregelten Fragen gerührt werden, wie es England vorſchlage.
Der Wortführer des Marineminiſteriums hat Preſſevertretern
erklärt, daß Japan die engliſchen Vorſchläge auf Begrenzung des
Bauprogramms für große Schiffseinheiten nicht vorbehaltlos
an=
nehmen könne. Auch der engliſche Vorſchlag, das Kaliber der
ſchweren Geſchütze auf 340 Millimeter zu beſchränken, ſei
voraus=
ſichtlich für Japan unannehmbar.
Die Amerikaner gegen die engliſchen Vorſchläge
für Linienſchiffe.
Bei einem amerikaniſchen Preſſeempfang erklärte der Führer
der amerikaniſchen Delegation, Botſchafter Gibſon, daß die
Dreimächtekonferenz beſonders im Anfang auch große techniſche
Schwierigkeiten habe, die in der Verſchiedenartigkeit der
tech=
niſchen Bezeichnungen beruhten, ſo daß ſozuſagen erſt eine
ein=
heitliche techniſche Terminologie zwiſchen den drei Delegationen:
vereinbart werden müſſe. Die engliſchen Vorſchläge für
Linien=
ſchiffe, erklärte Gibſon auf eine Frage, brauchten auf dieſer
Kon=
ferenz nicht in Erwägung gezogen zu werden, da ja im Jahre
1931 ohnehin eine neue Konferenz für die Verlängerung des nur
10 Jahre geltenden Waſhingtoner Abkommens ſtattfinden müſſe.
auf der die Frage der großen Schlachtſchiffe behandelt werden;
wird. Auf die Frage, ob die Konferenz ſich auch mit politiſchen
Fragen zu befaſſen hätte, erwiderte der amerikaniſche Botſchafter,
daß ſie dazu nicht da ſei, daß ſich aber natürlich politiſche
Be=
trachtungen auch von der Beſprechung techniſcher Marinefragen
nicht ganz ausſchalten ließen.
Rechtfertigung der engliſchen Vorſchläge.
Gelegentlich eines Preſſeempfanges rechtfertigten die
Mitglie=
der der engliſchen Delegation, Admiral Field und Admiral Jelli=, der Führer der engliſchen Flotte in der Jütlandſchlacht, die
der Dreimächtekonferenz vorgelegten Vorſchläge der engliſchen:
Regierung. Sie nehme für die engliſchen Vorſchläge beſonders;
den Vorzug der abſoluten Freimütigkeit in Anſpruch.
England=
wolle, daß jeder ſeine Karten klar auf den Tiſch lege und offen:
erkläre, wieviele Schiffe jeder Kategorie er zu ſeiner Sicherheit:
brauche. Durch das Waſhingtoner Abkommen ſei eine Herab= der Zahl und der Größe der Schlachtſchiffe herbeigeführtt
worden, dagegen eine ſtarke Vermehrung der ſogenannten
Hilfs=
ſchiffe eingetreten. Nun ſollen auch dieſe Kategorien beſchränkt:
werden. Durch den engliſchen Vorſchlag, die Lebensdauer der;
Schiffe zu verlängern, würde das nächſte Hauptziel aller
Ab=
rüſtungsmaßnahmen, nämlich die Erſparung von Ausgaben, am.
beſten erreicht und ſo die Rüſtungslaſten herabgeſetzt werden.:
Auch die Unterſeeboote müßten in die Beſchränkung einbezogen!
werden, denn ſie ſeien ſehr wohl für Offenſivzwecke brauchbar,,
und von der Begrenzung ihrer Zahl und ihrer Tonnage hänge:
auch die Beſchränkung von Zahl und Tonnage der Zerſtörer ab.
Die Vorſchläge der Vereinigten Staaten verlangten auch eine=
Ausdehnung des Waſhingtoner Abkommens, aber ſie ſeien nach
der engliſchen Auffaſſung weniger praktiſch als die engliſchen!
Anträge. Gegen die japaniſchen Vorſchläge wenden die
Eng=
länder ein, daß ihre Grundlage, nämlich die Annahme der
gegen=
wärtigen Flottenſtärke als Baſis, Japan zu ſtark gegenüber
Eng=
land begünſtigen würde. Beſonderes Gewicht legt die engliſche=
Delegation auf die Betonung der Tatſache, daß England
wie=
kein einziges anderes Land auf die Benutzung der Seewege
an=
gewieſen ſei, und daß durch die engliſchen Vorſchläge, die auch
die Zahl der Schiffe einſchränken wollen, eine wirkliche
Herab=
ſetzung der Rüſtungen eher erreicht wird, als durch die
amerika=
niſchen Vorſchläge, die nur auf der Geſamttonnage beruhen. Bei
dieſer Bemeſſung der Flottenſtärke würde dem Wettrüſten kein.”
Ende gemächt, denn die Herſtellung einer großen Zahl kleinerer;
Schiffe bleibe dann immer noch möglich.
Die Abſichten Frankreichs.
Bekanntlich haben ſowohl die franzöſiſche als auch die italie=n
niſche Regierung die Beteiligung an der Dreimächtekonferenz
ſchroff abgelehnt und lediglich die Entſendung eines Beobachters”
zugeſtanden. Die Abſichten Frankreichs dürften hierbei klar ſein.
Auf der Waſhingtoner Konferenz hat ſich Frankreich, die
zweit=
größte Kolonialmacht der Welt, tatſächlich zu einer Seemacht:
dritten Ranges herabdrücken laſſen. Frankreich will nunmehr;
insbeſondere im Hinblick auf das außerordentlich umfangreiche.”
franzöſiſche Flottenbauprogramm keinerlei Bindungen,
insbeſon=
dere hinſichtlich der leichteren Seeſtreitkräfte, auf ſich nehmen,
die=
tatſächlich nur die gegenwärtig außerordentlich beſchleunigte=
Entwicklung der franzöſiſchen Flotte hemmen würden.
Inter=
eſſant iſt in dieſem Zuſammenhang, daß der erſte engliſche
Dele=
gierte in der Eröffnungsſitzung der Konferenz den formellen=
Vorbehalt einer Aenderung des zukünftigen
Abrüſtungspro=
gramms der drei Mächte für den Fall machte, daß eine an der
Konferenz nicht beteiligte Regierung zu weitgehenden
Flotten=
rüſtungen ſchreiten und hierdurch eine weſentliche Störung des
gegenwärtigen Gleichgewichtes der Seeſtreitkräfte herbeiführen.
würde. Unzweideutig dürfte es ſich hierbei um einen
Hinweis-
auf Frankreich und wohl auch auf Sowjetrußland handeln.
Das neue rumäniſche Kabineit.
EP. Bukareft, 22. Juni.
Der König hat geſtern ſpät abends Bratianu mit der
Bil=
dung der neuen Regierung beauftragt. Das Dekret über deſſen
Ernennung zum Miniſterpräſidenten wird heute früh
veröffent=
licht werden. Der König hat Bratianu gebeten, noch einen letzten
Verſuch zu einer Verſtändigung mit der Nationalen Bauernpartei
zu machen. Bratianu wird heute früh der Nationalen
Bauern=
partei den Vorſchlag machen, ihre im zurückgetretenen Kabinett
innegehabten Portefewilles zu behalten. Die Bauernpartei ſoll
jedoch entſchloſſen ſein, dieſen Vorſchlag abzulehnen.
Die neue Regierung Bratianu hat heute mittag den Eid in
die Hände des Königs abgelegt. Das neue Kabinett ſetzt ſich wie
folgt zuſammen. Miniſterpräſidium und Aeußeres: Jonel
Bra=
tianu, Inneres: Duca, Finanzen: Vintila Bratianu, Krieg:
Ge=
neral Angelescu; die übrigen Portefeuilles verbleiben bei den
Miniſtern der liberalen Partei im Kabinett Stirbey und bei den
Miniſtern Lupu, Argetojanu und Popescu, die ebenfalls dem
Kabinett Stirbey angehörten. Die neue Regierung beabſichtigt,
die Neuwahlen um 14 Tage zu verſchieben,
Streſemanns Osloer Reiſe.
Berlin, 22. Juni.
Wie aus Oslo gemeldet wird, wird Dr. Streſemann
an=
läßlich ſeiner Anweſenheit in Oslo auch vom norwegiſchen König
in Audienz empfangen werden. Das Programm, das der
Reichs=
außenminiſter in der norwegiſchen Hauptſtadt zu abſolvieren hat,
iſt ziemlich reichhaltig. Außer beim König wird Dr. Streſemann
am nächſten Dienstag auch vom Storthing=Präſidenten
empfan=
gen werden. Daran anſchließend findet ein Preſſeempfang und
am Abend ein diplomatiſches Bankett beim deutſchen Geſandten
ſtatt. Am Mittwoch wird Dr. Streſemann den Nobelvortraß
halten, in dem er ſich, wie verlautet, wahrſcheinlich auch über die
Abrüſtungsfrage äußern wird. Am Abend iſt Dr. Streſemann
Gaſt des Nobelkomitees. Der Donnerstag iſt mit einem Empfang
beim Außenminiſter Lykke und einem Begrüßungsabend durch
die deutſche Kolonie ausgefüllt. Der Vortrag des Reichsaußelle
miniſters wird durch den Rundfunk von der neuen ſchwediſchen
Großſtation Motala verbreitet werden.
Nummer 172
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Geite 5
iet eine ziu
ſchiffe herbeins!
r ſogenannten /.
Rategorien beſät
Die Lebensdan
Hauptziel aln 7
ß von Ausgaben.
herabgeſetzt m.
hränkung einki
nſivzwecke braict
yrer Tonnage !
ige der Zerſtün.
verlangten auch
aber ſie ſein !
h als die end”e
e wenden dieK
hme der /
kqersbureau für ſoiche Reiſen nach der Schweiz zu ermäßigten Preiſen
.f. Außer ſämtlichen Eiſenbahnfahrkarten liegen auch Luftfahrkarten
da rt auf. — Die Anmeldungen zu der Prämiierung von
Blumen=
uur d Pflanzenſchmucklaſſen zu wünſchen übrig, und wird
wieder=
hu lt darauf aufmerkſam gemacht, daß in dieſem Sommer für die Prämi=
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 23. Juni.
— Heſſiſches Landestheater. Morgen Freitag abend wird im Großen
auſe „Ariadne auf Naxos” zuſammen mit „Bürger als
( delmann” für Miete l. und diejenigen Mieter der Miete K des
Aeühnenvolksbundes gegeben, die Zuſatzmiete Xl haben. Den Jourdain
ſiu ielt zum erſten Male Paul Maletzki, die Partie des Echo wird von
Si itta Müller=Wiſchin geſungen. — Die D=Mieter erhalten in
Oyeſer Woche ausnahmsweiſe ihre Vorſtellung am Samstag, 25. Juni,
unnd zwar Molnars „Spiel im Schloß”. — Heute beginnt an der
Juageskaſſe des Großen Hauſes der Vorverkauf zu der Neuinſzenierung
von Smetangs „Verkaufte „Braut” am Sonntag, den 26. Juni.
MTit dieſer Aufführung werden ſich Generalintendant Ernſt Legal wie
auch Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock vom Darmſtädter Publikum
wrrabſchieden.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
(breitung: Direktor Adalbert Steffter). Für die am Samstag, 25. Juni,
ſoginnende Sommerſpielzeit werden noch Abonnements zum Preiſe von
7—28 Mk., zahlbar in zwei Raten, ausgegeben. Die Einzelpreiſe
wäh=
mnd des Gaſtſpiels Erik Wirl betragen 1,50—6,00 Mk. Die Vorſtellung
„Die Roſe von Stambul” beginnt ſowohl Samstag wie auch
fülgende Tage um 8 Uhr. Auf den Inhalt der Operette einzugehen,
ei=
uugrigt ſich ja, da dieſes Stück Eereits vor Jahren hier mit großem
Er=
follg aufgeſührt wurde, und iſt anzunehmen, daß dasſelbe auch jetzt mit
Erik Wirl als Gaſt in der Nolle des „Achmed” Beifall finden wird. Erik
Bsirl, der jetzt in Frankfurt einige Male gaſtiert hat, wird nach Ablauf
ſuäner Darmſtädter Gaſtſpiele bei dem Muſikfeſt in Baden=Baden einige
Dge gaſtieren. — Mittwoch, den 29. Juni, nachmittags 4 Uhr, wird zu
gurnz kleinen Preiſen das beliebte Kindermärchen „Hänſel und
Gre=
tisl” gegeben.
— Orpheum. Das ſeit Mitte voriger Woche gaſtierende „Theater
künſtlicher Menſchen” hat nur noch eine Spieldauer von vier
Dagen — bis einſchließlich Sonntag, 26. Juni. Wer dieſes
ent=
zu ckende Schauſpiel bisher noch nicht geſehen hat, ſollte während dieſer
lyiezten vier Vorſtellungen die Gelegenheit nicht verſäumen, denn ſicherlich
jeder Beſucher in hohem Maße, von der vortrefflichen Kunſt des
L=Satro dei Piccoli überraſcht. (Siehe Anzeige.)
— Verkehrsverein. Außer den ſchon mitgeteilten verſchiedenen
Pro=
ſuiskten für Geſellſchaftsreiſen liegen neue Proſpekte auf dem
Ver=
ia=ung wertvolle Preiſe zur Verfügung ſtehen: von der Stadtverwaltung,
vu m Hauptausſchuß des Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſtes, vom
Verkehrs=
vogrein uſw., und wird erwartet, daß die Bürgerſchaft ſich gerade in
die=
lomn Sommer rege an der Schmückung von Fenſtern, Balkonen und
Vor=
gerrten beteiligt und unſeren Ruf als Gartenſtadt bei Anweſenheit der
ofelen Fremden und namentlich bei dem Beſuch der Kunſtausſtellungen,
beſi dem Turnfeſt und der landwirtſchaftlichn Ausſtellung in ſchönſter
2 eiſe beſtätigt.
— Blindenſchachſpiel im Fürſtenſaal. In der heutigen Zeit iſt die
Aausſchaltung des Geſichtsſinnes bei vielen Betätigungen keine Neuheit
niehr. Wir haben Blindmaſchinenſchreiben, Blindklavierſpielen u. a. m.
Agährend jedoch bei dieſen Tätigkeiten der Taſtſinn der Finger eine
Vermittlung zwiſchen Werkzeug und Perſon herſtellt, hört beim
Blind=
crachipielen jede körperliche Verbindung mit dem Stoffe auf. Man
vu ſteht unter Blindſpiel das Spielen ohne Anſicht des Brettes,
ledig=
uch aus dem Gedächtnis. Ohnehin ſchon gilt das Schach für das ſchwerſte
z er Spiele, was beſonders bei ernſten Partien deutlich wird. Blindes
Sthachſvielen und zwar gegen verſchiedene Gegner gleichzeitig, ohne
Afnſicht des Brettes bedeutet eine geiſtige Leiſtung kaum glaublicher Art.
Ja der Tat können nur die Wenigſten dieſe Anſtrengung bewältigen.
ſer zum erſten Male, Zeuge der Leiſtungen eines Schachblindſpielers iſt,
dum mutet dieſe Dentleiſtung wie ein Wunder au. Freitag, den
Juni, haben die Schachfreunde Darmſtadts und Umgebung
Gelegen=
zrit, einem ſolchen Blindſpiel beizuwohnen. Herr Schachmeiſter Sämiſch
uard an dieſem Tage, abends 8 Uhr — unmittelbar nach Beendigung
des Internationalen Meiſterturniers zu Bad=Homburg, an denen er
wzeit teilnimmt, im Spielheim des „Darmſtädter Schachklubs 1875‟,
0 ürſtenſaal” Grafenſtraße 18, 10 Partien gleichzeitig blind ſpielen.
ſſchermann iſt willtommen. Näheres erſehe man aus der heutigen
An=
ſenge.
— Turngemeinde Beffungen 1865 e. V., Darmſtadt. (Wander=
Ab=
ſerllung.) Kommenden Sonntag, den 26. Juni Ifd. Js., findet die letzte
Bu tätigung der Wanderabteilung vor dem Kreisturnfeſt ſtatt, und zwar
ufffen ſich die Wanderluſtigen zu einer Nadtour nach dem vorderen
2in enwald. Um 634 Uhr vormittags iſt Zuſammenkunft Ecke
Wittmann=
tnaße und Orangerieallee, von wo pünktlich um 7 Uhr abgefahren wird.
2ur Weg führt uach Roßdorf—Gundernhauſen— Dieburg — Semd nach
Zyroß=Umſtadt. Die Rückfahrt regelt der Führer Turner Hirſch. Es iſt
m pfehlenswert, ſich für Selbſtverpflegung einzurichten. Hoffen wir,
ſchönes Wetter iſt, damit die Teilnehmer auch wirklich einen Genuß
zuben, und, was ſelbſtverſtändlich iſt, daß recht viele mitkommen.
— Kundgebung. Am 23. Juni, dem Tag der Unterzeichnung des
Gaſailler Friedensvertrages, findet, wie in allen deutſchen Hochſchulen,
urr in Darmſtadt im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters,
urnds 8½4 Uhr, eine Kundgebung gegen die „Kriegsſchuldlüge” ſtatt.
Harr Prof. Dr. G. Künzel wird die Feſtrede halten. Wir machen jetzt
chon auf die Veranſtaltung aufmerkſam und empfehlen dringend, die
tarrten umgehend bei der Studentenſchaft (Eingang kleines Portal an
Weſtſeite), Zimmer 4, geöffnet täglich von 9—12 Uhr, zu beſtellen,
al bereits ein großer Teil jetzt ſchon vergriffen iſt. Nähere
Bekaunt=
ndh chung folgt.
— Sonderzug anläßlich der Schloßbeleuchtung in Heidelberg. Die
ſiu ichsbahndirektion Mainz teilt mit: Anläßlich der Ausſtellung für das
hettel= und Gaſtwirtefach in Heidelberg am 23. Juni findet eine große
Scloß= und Brückenbeleuchtung ſtatt. Zur Rückbeförderung der
Teil=
teromer wird ein Sonderzug mit folgendem Fahrplan vorgeſehen: Ab
heidelberg 22.50 Uhr am 23. Juni, Darmſtadt an 0.35, ab 0.50 Uhr
n. 24. Juni, Frankfurt a. M. an 1.25 Uhr. Ab Darmſtadt verkehrt ein
Un ſchlußzug nach Mainz wie folgt: Darmſtadt ab 0 40, Mainz an 1.17
Iam. Der Sonderzug hält zwiſchen Heidelberg und Darmſtadt auf allen
Zeiſchenſtationen an, zwiſchen Darmſtadt und Frankfurt, ſowie zwiſchen
Larrmſtadt und Mainz dagegen nicht.
* Der 6. Familientag der Vereinigung von Angehörigen der Familie
effenbach=Diefenbach führte am Sonntag morgen eine
er=
rutliche Zahl ſtimmberechtigter Mitglieder im Mozartſaale zuſammen.
ue in herzlich=fröhlichem Tone verlaufenen Verhandlungen führten zu
er- Beſchlüiſſen: ſofort mit der Drucklegung der im Manuſtript faſt
enrigen Familiengeſchichte zu beginnen, in den „Nachrichten” die
wert=
ſollen Vorträge der Tagungen zu bringen, das Mitgliederverzeichnis
Unen zugänglich zu machen und hinfort auch die Koſten der Tagung auf
ſie, Kaſſe zu übernehmen. Ein gemeinſames Mittagsmahl bei „Sitte‟
ſült te die Zeit bis zum Beginn der Familienfeier angenehm aus. Es
vuren herzerhebende Stunden gemeinſamen frohen Feierns, als die
zahl=
eüch Erſchienenen an den mit Blumen in den Landesfarben geſchmückten
Caafeln Platz genommen hatten, herzlich begrüßt von dem
ſtellvertreten=
en. Vorſitzenden Oberlandesgerichtsrat i. R. Georg Dieffenbach.
beh eitet wurde der Tag in Vertretung des durch ſchwere Erkrankung in
er. Familie verhinderten Alterspräſidenten Forſtrat Dr. Ludwig
Dief=
eGach von Regierungsbaurat Wilh. Diefenbach=Erbach.
Be=
nu ßungen und Telegramme von nah und fern wurden verleſen;
Stadt=
u= Baurat J. Diefenbach aus Bochum zeigte in herzlichen
Wor=
en wie wertvoll es iſt, Familienſinn zu pflegen, auch ſchon bei den
Kin=
enm, für Herz und Gemüt und nicht zuletzt fürs deutſche Vaterland.
Nelo. Obermedizinalrat Dr. Balſer hielt diesmal den Hauptvortrag
bag den Profeſſor und Direktor der chirurgiſchen Univerſitätsklinik zu
ſellrlin: Joh. Friedrich Dieffenbach. Nachdem er einleitend
es. Heimganges oines treuen Freundes der Familie, des Geh.
Medizi=
glrates Dr. Weckerling in Friedberg, ehrend gedacht hatte,
ent=
an=f er in einſtündigem freien Vortrag ein anſchauliches Bild des
buut=
nachſelvollen Lebens jenes genialen Mannes, des erſten deutſchen
hnrurgen von Weltruf durch den ſich die deutſche Chirurgie nun neben
erg enigen der Fratzoſen und Engländer konnte ſehen laſſen. Ein
pa rateur von Gottes Gnaden, ein Wohltäter der Armen, iſt er nur
8 Jahre alt, 1847 in der Charité zu Berlin am Operationstiſch von
un m Herzſchlag getroffen, tot zuſammengeſunken. Seine letzte Schrift
ſſt=t, angeregt durch Verſuche eines amerikaniſchen Zahnarztes, den
itlel „Der Aether gegen den Schmerz”. Hätte ihm ſchon ein
Betäu=
lun gsmittel zur Verfügung geſtanden, was hätte er leiſten können! —
ſwoſiſchendurch erklang das ſeelenvolle Violinſpiel von Fräulein
Eliſa=
eith Dieffenbach: die P=Dur=Romanze und das Rondino von
ſeu thoven, Kanzonetto von dAmbroſio und eine Gavotte von Goſſee,
einttändnisvoll begleitet von Fräulein Wilhelmine Weinmann,
gläche die Feſtteilnehmer noch durch Stücke von Grieg und Chopin
ent=
ſchte. Die harmoniſche Feier klaug fröhlich aus in einem von Prof.
mu oll mit feinem Humor ausgebrachten Togſt auf die Damen „derer
Dieffenbach”.
Sonnenfinſternis.
Am 29. Juni morgens wird der
Mond, der am Nachmittag des B.
die Ekliptik nordwärts überſchritten
hat, Neumond werden und ſich für
eine ſchmale Erdzone, die ſich in
England von Southport an der
Iriſchen See nach Middlesbrough
an der Nordſee und in
Skandina=
vien von Stavanger an der
Nord=
ſee über Rendalen, Offerdal,
Sor=
ſeln, Gellivara, Karasjoki, nach
Makur am Eismeer hinzieht, in
derſelben Ebene zwiſchen der Erde
und der Sonne befinden; damit
wird ſeine Scheibe diejenige der
Sonne ſür die kurze Dauer von
24—50 Sekunden, je nach der Lage
des Beobachtungsortes, vollſtändig
bedecken. Dort ſind die
Fachaſtro=
nomen am Werke, um alten und
neuen Problemen, z. B. der
allge=
meinen Relativitätstheorie und der
phyſikaliſchen und chemiſchen
Eigen=
ſchaft der Coronaſtrahlen, eine
wei=
tere Klärung abzugewinnen.
Süd=
lich dieſer Zone wird in Europa
eine Teilverfinſterung zu
beobach=
ten ſein, und zwar in Deutſchland
eine ſolche von 79—94 v. H. des
Sonnendurchmeſſers; in Heſſen
wird ſie 86,5—88,0 v. H. betragen
Da der Sonnenrand weniger Licht
ausſtrahlt als die Mitte, ſind bei
ſolcher Größe der Phaſe Licht= und
Photographen bei Aufnahme der einzelnen
Temperatur=Erſcheinungen zu
er=
warten, die alle Aufmerkſamkeit
Phaſen einer Sonnenfinſternis.
finden werden.
und auf dem mit 34,59 Zeitminuten
öſtlicher Länge von Greenwich be=
19 Minuten auf. Nach der
geo=
graphiſchen Lage eines jeden Ortes, ſenſchaftlichen Bedeutung der Expeditionen beſtimmt, daß alle Sendungen mit
Obſervationsinſtru=
berechnen ſich für ihn auch
beſon=
dere Zeiten und beſondere größte
Phaſen des Finſternis=Verlaufs.
ſcheibe um 5 Uhr 20 Min, 16 Sek. Geſchieht die Orientierung derart, Man achte auch auf das Verhalten der Vögel und Haustiere bei der
Zu=
daß der Nordpunkt der Sonnenſcheibe auf den Himmelspol bezogen wird, und Abnahme der Phaſe, ferner vermerke man die Zeiten, zu denen etwa
ſo erfolgt der Eintritt nahe am Weſtpunkte, und zwar 1,55 Grad ſüdlich vorhandene Sonnenflecken von dem Oſtrande der Mondſcheibe erreicht
davon. Von dort aus ſchreitet die Verfinſterung mit ſcharf begrenztem, und ſpäter vom Weſtrande wieder freigegeben werden! Um 7 Uhr
Eine eigenartig fahle Himmelsfärbung, Luft= und Landſchaftsſtimmung punkte der letzteren.
Zur Total=Sonnenfinſternis am 29. Juni.
Günſtigſte Beobachtungsſtelle in Norwegen.
Lager einer Sonnenfinſternis=Expedition
in Norwegen.
Für Darmſtadt, das auf der Die Aſtronomen aller Welt rüſten ſich auf die wiſſenſchaftliche Beobachtung der nächſten totalen
nördlichen Breite von 49,87 Grad. Sonnenfinſternis am 29. Juni. Der günſtigſte Beobachtungsort liegt in der Landſchaft Valdres
in Norwegen, nahe der Bahnſtrecke Oslo-Bergen. Dieſe Stelle iſt jetzt zum Zielpunkt zahlreicher
ſtimmten Meridian liegt, geht am „wiſſenſchaftlicher Expeditionen geworden, die von deutſchen und ausländiſchen Obſervatorien und
29. Juni die Sonne um 4 Uhr Univerſitäten ausgerüſtet wurden. Die norwegiſche Regierung hat in Anbetracht der großen
wiſ=
menten unverzollt eingeführt werden dürfen.
Füir Darmſtadt beginnt die Bedeckung der Sonnen= durch die Mond= iſt eingetreten, die Lufttemperatur hat eine meßbare Abnahme erfahren.
kreisförmigen Einſchnitt vor, bis daß um 6 Uhr 15 Min. 31 Sekunden 14 Min. 52 Sek. wird die Verfinſterung beendet ſein; der Austritt der
die größte Phaſe von 87,0 v. H. des Sonnendurchmeſſers erreicht wird. Mond= aus der Sonnenſcheibe erfolgt 17,56 Grad nördlich von dem Oſt=
Staatspräſident Ulrich an Exz. von Ewald.
Staatspräſident Ulrich hat an Exz. v. Ewald folgendes
Glückwunſchtelegramm geſandt:
Es iſt mir eine Ehre, Ew. Exzellenz zum 75.
Geburts=
tage namens der Heſſiſchen Regierung aufrichtige Glückwünſche
übermitteln zu dürfen. Ihrer langjährigen arbeitsreichen
Tätigkeit im Intereſſe des Heſſenlandes ſei aus dieſem Anlaß
ehrend gedacht.
— In der Monatsverſammlung der Sektion Darmſtadt des D. u. Oe.
Alpenvereins ſprach Herr Dr. Nau über „Bergſteiger”, indem er
Aus=
zliſtung und alpines Rüſtzeug des Hochtouriſten eingehend beſchrieb, ſo
den Kompaß, ſeine Anwendung hauptſächlich bei Nebel, und die
verſchie=
denen Arten von Schutzbrillen. Redner beſprach ſodann die
gebräuch=
liciſten Sorten von Pickel und Steigeiſen, dieſe hauptſächlichſten
Hilfs=
mittel des Bergſteigers, und vor allem das Seil, ſeine Technik, die
ver=
ſchiedenſten Knoten und Schlingen, ſeinen Gebrauch beim Klettern und
Abſeilen mit Hilfe von Karabiner, Mauerhaken und Ringe. Auch der
Kletter= und Eistechnik wurde eingehend gedacht. Den Dank der
Ver=
ſammlung für die leichtverſtändlichen Ausführungen, die einer eigenen
reichen Hochgebirgserfahrung entſtammen, ſprach der Vorſitzende der
Sek=
tion dem geſchätzten Redner aus. Zum Schluß der Verſammlung machte
Herr Dr. Tenner die Mitglieder der Sektion darauf aufmerkſam, daß
dio Anmeldungen und Vorauszahlungen, für die Teilnahme an der
Hauptverſammlung Anfang September in Wien und die Donaufahrt
von Paſſau aus bis ſpäteſtens Montag, den N. Juni, bei der Sektion
vorliegen müſſen.
— Der Stenographenverein 1861 Darmſtadt fährt am nächſten
Sonn=
tag, 26. Juni, auf den 47. Verbandstag des Heſſen=Naſſauiſchen
Steno=
graphenverbandes nach Fulda. Am Vormittag um 11.30 Uhr iſt das
große Wettſchreiben, welches von 100 Silben an aufwärts anfängt, und
am Nachmittag die Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten, unter anderem
des Grabes des Heil. Bonifatius.
Unlauterer Weitbewerb mit Bienenhonig.
Der Lehrer a. D. F. in Oberneuland, ein bekannter Imker,
prodnzierte aus eigenen Bienenſtöcken jährlich zirka 5000 Kilo Honig.
Sein Geſamtjahresverſand betrug jedoch 300 000 Kilo. Die fehlenden
Quantitäten Honig bezog F. aus dem Auslande. In Angeboten und
Inſeraten pries er ſeinen Honig wie folgt an: Blüten= oder
Schleuder=
honig, garantiert rein, 10=Pfundbüchſen 10,50 Mark, Lehrer F.,
Im=
kerei und Honigverſand. In der Veröffentlichung dieſer
An=
kündigung erblickt das Landgericht Bremen einen unlauteren
Wett=
bewerb, indem es ausführt, daß es nicht darauf ankomme, ob ein
be=
ſtimmtes einzelnes Wort unwahr und zur Täuſchung geeignet ſei, es
ge=
wige vielmehr ſchon, daß die Anzeige im Ganzen dieſe Eigenſchaft habe.
Das ſei aber nicht zweifelhaft. Denn die Anpreiſung ſei zur
Irrefüh=
rung geeignet, weil man annehmen müſſe, der ganze zum Verſand
ge=
langende Honig ſei friſcher deutſcher Inlandshonig aus der
eigenen Imkerei des Angeklagten, während dieſer in Wahrheit 22ſgo
ſeines Honigverſands erſt aus dem Auslande einführte. Inſofern
ſei das Angebot auch geeignet, den Anſchein eines beſonders günſtigen
Angebotes zu erwecken. Der Angeklagte wurde deshalb wegen Vergehens
gegen 8 4 UWG. in Tateinheit mit Vergehen gegen 8 1 der Verordnung
gegen irreführende Bezeichnung von Nahrungsmitteln zu 1000 Mk.
Geldſtrafe verurteilt. Dieſes Urteil wurde auf die beim
Reichs=
gericht, eingelegte Reviſion des Angeklagten vom 3. Strafſenat
des Neichsgerichts beſtätigt, der in Uebereinſtimmung mit dem
Oberreichsanwalt zur Begründung u. a. folgendes ausführte: Der
Zweck des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb iſt nicht der Schutz
des Publikums, ſondern der des gleichartigen Gewerbes. Es kommt für
ſeine Anwendung nicht darauf an, ob tatſächlich niemand benachteiligt
oder der Preis ein angemeſſener war, ſondern ob objektiv unwahre
An=
gaben gemacht worden ſind. Nach der Geſamtwirkung auf
den unerfahrenen Durchſchnittsleſer iſt die Anzeige
in weſentlichen Punkten unwahr. Wenn der Angeklagte
an das Beſtehen eines Handelsbrauchs, daß Auslandshonig nicht
beſon=
ders deklariert zu werden braucht, geglaubt hat, dieſer Handelsbrauch
in Wirklichkeit aber unlauterer Wettbewerb iſt, ſo liegt ein Irrtum auf
dem Gebiete des Strafrechts vor und iſt nicht beachtlich. (III D 157/27.
— 28. April 1927.)
Hess, Treuhand-Gesellschaft
Felix Graetz & Dr. jur. Michel
Darmstadt, Georgenstr. 2, Telephon 2895
Allgemeine Treuhändertätigkeit - Steuerberatung -
Be-
ratung in Aufwertungssachen und in allen
geschäft-
lichen Fragen und Schwierigkeiten (Vertragsabschlüsse,
Gründungen, Auseinandersetzungen, außergerichtliche
Vergleichsvermittlung bei Streitigkeiten, Vertretung von
G äubigerinteressen usw.) Gutachten - neuzeitliche
Ge-
schäfts- und Betriebsorganisation - Buchprüfungen und
Abschlüsse - Fernbuchhaltung für Handwerks-, kleinere
und mittlere Betriebe einschließlich Erledigung aller
2 Steuerangelegenheiten u. a m. Besuche u. Vorbesprech-
Sungen auch auswärts kostenlos und unverbindlich!
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt.
Zweitageswanderung nach Oberheſſen und Wanderung nach
Fränkiſch=Crumbach.
Zwei wundervolle Marſchtage waren es, die überreich das
Früh=
aufſtehen und die lange Bahnfahrt am erſten Tage belohnten.
Erwar=
tungsvoll wurde in Steinfurth der Zug verlaſſen, um die Wanderung
zu beginnen. Durch Steinfurths Roſenfelder ging zuerſt der Weg. Den
wißbegierigen Städtern wurde von freundlichen Gärtnern Auskunft über
die Art der Roſenkultur im Großen erteilt. Gar freundlich waren die
Grüße, die die Wanderer und die Wetterauer Bauern tauſchten. Bald
war die Münzenburg erreicht, und eingehend wurde das ſchöne Bauwerk
unter der bereiten Führung beſichtigt. Nach kurzer Raſt ging es weiter
nach dem Kloſter Arnsburg. Die Ueberreſte dieſes Kloſters erzählten
den Beſuchern von vergangenen Zeiten. Welch herrliche Baukunſt:
wurde hier vernichtet. Viel länger als es möglich war, hätte man
ſchauen und dem geheimnisvollen Raunen lauſchen mögen. Haben doch
die Kloſtermauern und Kunſtwerke ſo viel zu erzählen. Ein flotter
Marſch im ſchönen Hochwald, an ſaftigen Wieſengründen entlang, brachte
dann die Wanderſchar nach Lich. Hier wurde wieder der Zug beſtiegen
und nach Borsdorf gefahren. Von dort ging es zum Endziel des erſten
Tages, Bad Salzhauſen. Nachdem in den bereitgeſtellten Quartieren der
Wanderſtaub beſeitigt war, wurde unter der liebenswürdigen Führung
des Herrn Oberbaurat Berck aus Bad=Nauheim und Obergärtner Becker
aus Salzhauſen dieſes und die Badeanlagen beſichtigt. Ein herrliches
Plätzchen iſt dies. In Schönheit getaucht liegt es da, Ruhe und Frieden
atmet es, und viele der Wanderer wümſchten, länger hier bleiben zu
können. Recht ein Plätzchen, um Geſundung und Erholung zu finden.
Nach dem ganz ausgezeichneten Abendeſſen im Kurhaus, deſſen Inhaber
ein alter Darmſtädter Herr Baumgarten iſt, wurde mit der Ortsgruppe
Nidda des Vogelsberger Höhenklubs, deren Mitglieder herübergekommen
waren, ſchöne Stunden, durchwoben von dem gemeinſamen Ziel der
Wanderung, der Liebe zu Wald und Feld, zur Heimat und zum
deut=
ſchen Vaterland, verbracht. Begrüßungs= und Dankesreden wechſelten
mit gemeinſam geſungenen Liedern und Vorträgen. Recht ungern
ſchie=
den am nächſten Morgen die Wanderer von dieſer gaſtlichen Stätte.
Herzlicher. Dank iſt Salzhauſen zu ſagen, ganz beſonders aber
Hermn Baumgarten, der die Wanderer mit einer Herzlichkeit aufnahm
und ſür ſie ſorgte, daß Alle des Lobes voll waren. Der Ruf „Auf
Wie=
derſehen” war deshalb auch kein leerer Schall. — Auch der zweite Tag
brachte reine Freude. Nidda lag bald hinter den Wanderern. Kurz
hinter Wallernhauſen wurde ihnen durch den dortigen Poſaunenchor
eine ſchöne Freude bereitet. Aus dem Walde ſchallte ihnen das Lied
„Sonntag iſt’s” entgegen. Weihevolle Stimmung herrſchte für kurze
Zeit. Dann ſetzte ſich die Kapelle an die Spitze der Wanderer und
be=
gleitete ſie mit Muſik ein Stück des Weges. Dann lag das reizende
Ortenberg vor den Wanderem, in dem kurze Raſt gehalten wurde.
Wei=
ter ging es über Bergheim nach Büdingen, dem Endziel der
Zweitags=
wanderung, zu. Der kurze, aber kräftige Gewitterregen, der die
Wan=
derer kurz hinter Bergheim erwiſchte, war gar bald verſchmerzt lachte
doch nach kuzer Zeit die Sonne wieder. Auch die Unterkunft in
Büdin=
gen im Hotel Stern war nur lobenswert, wie überhaupt während der
zwei Tage nur Allerbeſtes geboten wurde. Unter ſachkundiger Führung
wurde das reizende Büdingen beſichtigt, und dann ging es zum Zuge.
Die herrliche Wanderung war zu Ende. Uneingeſchränktes Lob gebührt
den beiden Führern, den Herren W. Heil und K. Röſſel, die in
vorbild=
licher Weiſe die Wanderung durchführten und für die Unterbringung der
Wanderer ſorgten. Das ihnen von Herrn Oberreallehrer Weide im
Namen der 60 Teilnehmer geſpendete Lob war wohlverdient.
Neben dieſer Wanderung machte am Sonntag die Ortsgruppe noch
eine Wanderung nach Fränkiſch=Crumbach zum 40jährigen Jubiläum der
dortigen Ortsgruppe. Die Führer — die Herren Bauer und Ewald —
verſtanden es gleichfalls, eine ſehr ſchöne Wanderung zu bieten. Iſt es
doch ein Gebiet, in das ſie wiederholt geführt haben, in dem ſie aber
ſtets etwas Neues zu zeigen vermögen. Von Ober=Ramſtadt aus ging
es nach Groß=Bieberau. Freund Schönberger ſorgte hier in bekannter
Weiſe für die Wanderer. Dann wurde nach Fränkiſch=Crumbach
gewan=
dert, im Standquartier „Zum Rodenſtein” Mittagraſt gehalten und
ſpä=
ter ſich am Feſtzug beteiligt. Auch in Fränkiſch=Crumbach waren die
Wanderer ſehr gut aufgehoben. Die Jubiläumsrede hielt Herr
Ober=
ſtudiendirektor Kiſſinger. FränkiſchCrumbach war an dieſem Tage eim
Sammelpunkt zahlreicher Ortsgruppen, und frohe Stunden wurden dort
verbracht.
G. Sch.
— Der Firma H. L. Schlapp, Hofbuchhandlung und Antiquariat hier,
wurde, wie mitgeteilt, von der „Expoſition Internationale de la muſique,
Genf” ein Ehrenpreis für ihr Mitwirken bei dieſer Ausſtellung
zuerkannt. Die Urkunde iſt zurzeit im Schaufenſter der Firma Schlapp
ausgeſtellt.
Tageskalender für Donnerstag, den 23. Juni 1927.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7. Uhr, Ende nach
10 Uhr: „Nathan der Weiſe”. — Kleines Haus: Geſchloſſen. —
Orpheum abends 8 Uhr: „Ali Baba”. — Konzerte: Schloß=
Café; Hotel=Reſtaurant Schmitz; Café=Reſtaurant Waldesruhe;
Saal=
baugarten. — Darmſtädter Fecht=Elub im Fechtſaal
Soder=
ſtraße 30, abends 8½ bis 10 Uhr: Fechtabend und Vortrag. —
Union=Theater, abends 11 Uhr, Nachtvorſtellung: „
Menſch=
werdung” — Kinovorſtellungen: Union= Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele. — Theater=Varieté=Saal Perkeo,
Aleranderſtraße, abends 8 Uhr: Heitere Burlesken. —
Landes=
muſeum, von 10—19 Uhr, Ausſtellung: Alte Kunſt. —
Mathil=
denhöhe, von 10—19 Uhr, Ausſtellung: Neue Kunſt.
Seite 6
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Rummer 172
Bezirksſchöffengericht.
1. Der Kraftwagenführer Ernſt Kaffenberger von
Daiſen=
dorf (bei Meersburg, Bodenſee), hatte die Böttingerſche Brauerei in
Auerbach gepachtet, doch konnte er das Geſchäft nicht mehr halten, da
er überſchuldet war; er meldete den Konkurs beim Amtsgericht
Zwingen=
berg an, doch wurde deſſen Einleitung mangels Maſſe abgelehnt. Er
gibt zu, im Zuſtande der Zahlungseinſtellung Vermögensſtücke
verheim=
licht und beiſeite geſchafft zu haben. Dem Weinhändler Karl Moritz in
Auerbach gegenüber als Pfandgläubigen wurde Freigabe der
Gegen=
ſtände verlangt, die als Eigentum ſeiner Schweſter, Frau Dieter in
Waſchenbach, reklamiert wurden. Schreiberin dieſes Briefs war die
mitangeklagte Eliſabeth Brenner in Auerbach, die als
Köchin in Dienſten des ledigen Ernſt Kaffenberger war. Die Brenner
gibt zu, den Namen Marie Dieter unter den fraglichen Brief geſetzt zu
haben. Kaffenberger und Gg. Dieter I. m Waſchenbach ſind
ſchließlich noch des Betrugsverſuchs angeklagt, indem vorgeſpiegelt
wurde, Gg. Dieter I. ſei Eigentüumer der Sachen. Kaffenberger war
früher Chauffeur in Darmſtadt und geht jetzt wieder dieſem Beruf nach.
Die Brenner, die früher Kontoriſtin war, will das Blankett, ohne ſich
etwas dabei zu denken, unterſchrieben haben. Der Angeklagte Dieter
will von einem Konkurſe ſeines Schwagers nichts gewußt und
ahnungs=
los eine Vollmacht zur Prozeßführung mit ſeinem Namen verſehen
haben. Alle ſtrafbaren Handlungen ſind im Jahre 1926 begangen.
Kaf=
fenberger hat ſich nachher mit dem Gläubiger Moritz verſtändigt und
vill die Schuld in Raten abtragen. — Der Staatsanwalt betont, daß
Naffenberger in recht raffinierter Weiſe vorgegangen iſt, die Freigabe
der Pfänder ſollte bewirkt werden; es wird gegen ihn eine
Geſamt=
gefängnisſtrafe von ſünf Monaten und die Freiſprechung der beiden
anderen Angeklagten beantragt. Der Verteidiger des Kaffenberger ſtellt
darauf ab, daß der etwas beſchränkte Angeklagte in dieſe Fälſchungen
gewiſſermaßon himeingetorkelt ſei. — Das Urteil erkennt gegen
Kaf=
fenberger auf 4 Monate Gefängnis; die beiden anderen
Angcklagten erzielten Freiſprechung. Das Urteil iſt rechtskräftig.
2. Wegen Betrugs und Unterſchlagung haben ſich zu verantworten
der Händler Hch. Filſinger, von Baiertal und der Pferdehändler
Hermann Oppenheimer in Heidelberg.
Die Anklage wirft dem Filſinger vor, daß er ſich als
Lebensmittel=
großhändler ausgegaben und ſich von einem Landwirt in Reiſenbach im
Odenſvald zwei Pferde erſchwindelt habe; Oppenheimer ſoll dieſe durch
Betrug von Filſinger erworbenen Pferde, auf denen Eigentumsvorbehalt
ruhte, an ſich gebracht und weiterverkauft haben. Filſinger, der angibt,
damals von ſeiner Frau getvennt zu leben, wohnte in Heidelberg bei
ſeiner Mutter; er war in Dienſten bei der Firma Bertolini,
Lebens=
mittelgroßhandlung, in Heidelberg. In dem ſchriftlichen Kaufvertrag
bezüglich der Pferde bezeichnete ſich Filſinger als
Lebensmittelgroßhand=
lung in Heidelberg, Eppenheimer Landſtraße 83. Filſinger erklärt,
Oppenheimer habe ihm erklärt, er (F.) ſei da hereingefallen; die beiden
Pfeude ſeien Kehlkopfpfeifer, er wolle ihm (F.) behilflich ſein, die Pferde
fortzuſchaffen; er habe einen Käufer für ſie. Filſinger iſt ſeit 4. März
1977 in Unterſuchungshaft. Der ganze Pferdehandel fand im Juli 1926
auf dem Beerfelder Markt ſtatt. Bei dem Weiterverkauf der Pferde
unter Mitwirkung von Oppenheimer ſoll nach Angabe des Filſinger viel
Hebräiſch geſprochen worden ſein. Oppenheimer will erſt viel ſpäter
von dem ſchriftlichen Kaufvertrag und dem Eigentumsvorbehalt
Kennt=
nis erhalten haben; er habe dem Filſinger nur geraten, die Pferde beim
Verkäufer zu reklamieren, weil das eine ein Kehlkopfpfeifer ſei. — Zeuge
Bertolimi iſt Südfrüchtehändler und verkauft an Wiederverkäufer;
Fil=
ſinger habe öfter, auch zentnerweiſe, Warg von ihm gekauft. Der
Rei=
händler ausgegeben; ausdrücklich ſei ihm beim Handelsabſchluß geſagt
worden, daß es ſich um zwei Schnaufer handele. In Heidelberg erhielt
der Landwirt ſchlechte Auskunft über Filſinger und erfuhr, daß dieſer die
beiden Pferde nach Konſtanz inzwiſchen gebracht habe. Ein weiterer
Zeuge bekundet, daß das eine Pferd ein Kehlkopfpfeifer fei; das ſei aber
kein Währſchaftsfehler. Zeuge Pferdehändler Lichtenberger in
Karls=
ruhe hat die beiden Pferde um 1350 Mk. von Filſinger unter Garantie
gekauft. Dann bemerkte er, daß das eine Pferd ein Kehlkopfpfeifer
war; dieſes Pferd nahm Filſinger ſpäter zurück, und man verſtändigte
ſich wegen der Zahlung. Ein polizeilicher Zeuge von Heidelberg
be=
kundet, daß Filſinger im Jahre 1919 Schiebergeſchäfte mit Lebensmitteln
in Heidelberg gemacht habe. Der Staatsanwalt hebt hervor, daß der
Pferdehandel von Beerfelden für drei Perſonen üble Folgen gehabt
habe: der Landwirt Rechner von Reiſenbach habe dabei ſein Geld
ver=
loren, und zwei weitere Perſonen ſäßen heute auf der Anklagebank.
Filſinger ſei weder Lebensmittelgroßhändler noch im Beſitz
nennens=
werter Geldmittel geweſen; er habe lediglich als ſelbſtändiger
Unter=
nehmer Fuhren für den Südfrüchtehändler Bertolini beſorgt. Bezüglich
ſeiner ſei der Tatbeſtand des Betrugs nachgewieſen. Oppenheimer habe
gewußt, wer Filſinger war, daß er kein zahlungsfähiger Käufer war
Bei dem Kehlkopfpfeifen handele es ſich nicht um einen Währſchaftsfehler.
Oppenheimer habe aber aus dieſer Tatſache Kapital ſchlagen wollen fahrkarte nach Weinheim. Nuckſachverpflegung.
und beim Weiterverkauf der mit Eigentumsvorbehalt behafteten Pferde
mitgewirkt. Bei Oppenheimer könne auch Hehlerei in Betracht kommen.
Sicher liege aber bei ihm Unterſchlagung als Mittäterſchaft vor. — Der
Strafantrag geht, gegen beide auf je ſechs Monate Gefängnis. Dem
Filſinger die Underſuchungshaft voll anzurechnen, ſtellt der Staatsanwalt
anheim. Der Verteidiger des Oppenheimer ſieht den Tatbeſtand der
Hehlerei nicht als erfüllt an; beim Verkauf an Lichtenberger habe dieſer
gar nicht mitgewirkt. Filſinger habe den Oppenheimer bei dieſem
Ge=
ſchäftsgang ausſchalten wollen. Der Staatsanwalt betont zum Schluſſe
noch, daß bei Oppenheimer auch Begünſtigung nach 8 257 St. G. B. in
Frage komuen könne.
Das Urteil erkennt gegen Filſinger auf ſechs Monate
Gefängnis; 3 Monate 2 Wochen ſind durch die Unterſuchungshaft
verbüßt; Oppenheimer wird freigeſprochen mangels
Bewei=
ſes. Das Urteil iſt rechtskräftig.
Polizeibericht. Geſtern nachmittag wurde im Walde am Heuweg,
in der Nähe des Beſſunger Forſthauſes, eine männliche Leiche, die
zur Unkenntlichkeit an dem bloßliegenden Körperteilen von Wild und
Ungeziefer zerfreſſen war, aufgefunden. An Hand der Bekleidungsſtücke
wurde die Perſönlichkeit des Toten feſtgeſtellt. Es handelt ſich um den
ſeit 8. Juni d. J8. vermißt gemeldetem 55jährigen Arbeiter Friedrich
Leopold Emig aus Roßdorf. Emig war ſchon längere Zeit
ſchwer=
mütig, was ihn wahrſcheinlich veranlaßte, freiwillig aus dem Leben zu
ſcheiden. In der Nähe der Leiche lag ein dem Toten gehörendes
Küchen=
meſſer, das er ohne Zweifel zum Oeffnen der Pulsader benützte.
Kunſfnotizen.
Ueber Werſe, Känſtier oder künſtleriſche Veranftaltungen, deren im Nachſtehenden Grwchnung
geſchiehl, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor
Aus Heſſen.
Starkenburg.
wenſaal war gut beſetzt und wickelte ſich die Feier in programmäßiger
dem außer den hieſigen Geſangvereinen noch 10 auswärtige Vereine
teil=
nahmen, hatte eine große Zuhörerſchaft angelockt. Als Kritiker war
Herr Prof. Dr. Noack aus Darmſtadt gewonnen worden und hatte
die=
ſer Herr eine nicht leichte Arbeit zu leiſten; denn es wurden durchveg
gute Leiſtungen geboten, die bezeugten, daß die teilnehmenden Vereine
mit Luſt und Liebe arbeiten. Es wird wohl an der einwandfreien
Kritik dieſes allſeits bekannten Muſikkenners keinerlei Zweifel
erhoben werden können. Beſonders erwähnt ſei noch, daß an der
Vevanſtaltung außer dem „Sängergruß”=Frankfut a. M. auch der
hie=
ſige Arbeiter=Geſangverein „Treue” mit ſeinem 160 Mitglieder ſtarken
gemiſchten Chore zum erſten Male vor die Oeffentlichkeit trat und unter
Leitung ſeines Dirigenten Herrn Strack durch ſein Können überraſchte.
Am Abend beſchloß ein gutbeſuchter Ball die 65jährige Jubiläumsfeier.
* Erzhauſen, 20. Juni. In der Ludwigshalle fand die 3.
ordent=
liche Generalverſammlung der Spar= und Leihkaſſe Erzhauſen, G.mb. H.,
ſtatt, die einen erfreulichen Beſuch aufzuweiſen hatte. Der Vopſitzende
eröffnete die Verſammlung und begrüßte die anweſenden Mitglieder.
Der Rechner verlas die Bilanz 1926, gab nähere Erläuterungen und
Vergleiche zur vorhergehenden 1925. Das Inſtitut hat im letzten Jahre
koloſſale Fortſchritte gemacht, der Warenvenkehr hat um 40 Prozent
zugenommen, die Spareinlagen ſind um 160 Prozent geſtiegen. Es
wurde noch der Neviſionsbericht verleſen und durchgeſprochen. Hier
iſt zu erwähnen was Oberreviſor Dr. Rohr vom Ludwigshafener
Ver=
band wörtlich ſchreibt: „Im allgemeinen zeigt nicht nur der
Reviſions=
bericht, ſondern auch Ihre Bilanz, daß Ihre Genoſſenſchaft ſteigende
Umſätze und ſteigende Gewinne zu verzeichnen hat. Sie verdanken das
in erſter Linie Ihrem gewiſſenhaften Rechner, wie Ihrem äußerſt regen
Vorſtand unter Leitung Ihres Vorſitzenden. Der Reingewinn betrug
im abgelaufenen Geſchäftsjahr 1254 Mk. nebſt 100 Prozent
Abſchrei=
bung vom Inventar. Der Geſamtumſatz 258 657,25 Mk. Die ganze
Tagesordnung wickelte ſich glatt ohne Widerſpruch ab. Nach Erledigung
derſelben dankte der Vorſitzende für das Vertrauen der Genoſſen der
Verwaltung gegenüber und gab dem Wunſche Ausdruck, noch mehr als
ſeither ſeinen Bedarf in der Genoſſenſchaft zu decken
* Griesheim, 22. Juni. Waſſerverſorgung. Von Don= * Pfungſtadt, 2. Juni, Kirchenrechnung. Die Kirchen
nerstag, den 23. d. M., ab kann der Ortsteil ſüdlich der Neuen
Darm=
ſtädter Straße, Hintergaſſe und Schulgaſſe mit Waſſer verſorgt
wer=
den. Die Waſſerabgabe erfolgt zuerſt auf einige Wochen ohne
Waſſer=
meſſer, da bei erſtmaliger Inbetriebnahme des Rohrnetzes irgendwelche
loſe Beſtandteile in der Leitung vorhanden ſein können, die auf die
Meſſer ſchädlich einwirken. Die ohne Waſſermeſſer bezogenen
Waſſer=
mengen werden in dem der erſten Ableſung der Meſſer folgenden
Mo=
nat berechnet, und zwar im Verhältnis des Verbrauchs der erſten
Ab=
leſung. Will der Hauseigentümer Waſſer aus der Leitung nehmen, ſo
hat er dies bei der Bürgermeiſterei, Zimmer 8, zu melden, worauf die
Plombe abgenommen und dieſer Tag als Beginn der Belieferung mit
Waſſer gerechnet wird.
II. Eberſtadt, 21. Juni. 7. Jugendfeiertag. Der diesjährige
(7.) Jugendfeiertag der hieſigen Volksſchule findet, wie bereits
angekün=
ſenbacher Landwirt betont, Filſinger habe ſich als Lebensmittelgroß= digt, am kommenden Samstag, den 25. Juni, ſtatt. An dieſem Tage
fällt der Schulunterricht aus. Nachmittags um 3 Uhr wird ſich von
dem Schulhauſe aus der Feſtzug der Kinder, begleitet von der Kapelle
des Muſikdereins „Edelweiß” und dem Pfeifer= und Trommlerkorps
der Freien Turnerſchaft, in Bewegung ſetzen. Eine Schüler=
Radfahr=
abteilung wird den Zug eröffnen, der einige Ortsſtraßen paſſieren und
ſich nach den Sportplätzen im Walde begeben wird. Dortſelbſt wird
ſich, wie in den früheren Jahren, die Schuljugend bei den Klängen der
Feſtmuſik in Sport und Spiel tummeln und frohe Lieder ſingen. Die
Feſtanſprache hält Herr Lehrer Becker. Auch wird wieder die übliche
Johannisbrezel zur Verteilung gelangen, wofür der Gemeinderat zur
Freude der Schuliugend die nötigen Mittel bewilligt hat. Einen
Haupt=
anziehungspunkt nicht nur für die Jugend, ſondern auch fün die Alten,
dürften die vorgeſehenen Wettſpiele und Kinderbeliſtigungen bieten.
winken doch hierbei für die Schiler ſchöne Preiſe als Lohn. Hoffentlich
iſt der Tag von gutem Wetter begünſtigt. — Geologiſche
Wanderung. Unter Führung des Händelslehrers Dr. Diehl=
Darm=
ſtadt unternimmt der hieſige Ortsausſchuß für Volksbildung und
Ju=
gendpflege am koumenden Sonntag, den 25. Juni, ſeine 8 geologiſche
Wanderung. Sie führt von Heppenheim bis Weinheim. Abfahrt der
Darmſtädter Teilnehmer um 802 Uhr vom Hauptbahnhof, der Eber=
kornpressorlose
Dieselmoforen
— Union=Theater: Der ſprechende Affe” nach dem
gleichnamigen weltberühmten Bühnenwerk von René Fauchois, iſt die
Geſchichte eines armen Artiſten, der als „ſprechender Affe” auftritt und
von allen internationalen Varietébühnen als Phänomen engagiert wird.
— Niemand ahnt, daß hinter dem zottigen Fell des Tieres ein fühlendes
Menſchenherz ſchlägt, und ſo iſt der Artiſt den tiefſten Demütigungen
ausgeſetzt. Erſt als die mißgünſtige Konkurrenz ihn tödlich verletzt,
geſteht er das Geheimnis ſeines Lebens. Dieſer ſpannende Film läuft
ab heute im Union=Theator. Raoul Walſh, der bekannte Regiſſeur,
in=
ſzenierte den Film. Olive Borden und Jaegues Leyner ſpielen die
Hauptrollen. — Mit dem zweiten Großfilm „Plättmamſell” iſt
es uns wieder einmal uach lauger Zeit gelungen, die beliebte und ſtets
gern geſehene „Oſſi Oswalda” auf den Spielplan zu bringen; wir
wer=
den mit dieſem auserwählten Programm, deſſen muſikaliſche Illuſtration
in den Händen des Herin Kapellmeiſters Goorg Seibert liegt, dem
Publikum wieder voll und ganz Rechnung tragen.
V 311
MOTORENFABRIK DEUTZ A-G.
Zweigniederlg. FRANKEURTH Taunusstr. 10
* Ein Wort zu den Feſten.
Es wird uns geſchrieben: Schon Goethe ſagt im „Schatzgräber”
„Tages Arbeit, abends Gäſte, ſaure Wochen, frohe Feſte, ſei dein künftig
Zauberwort!” Sicherlich ſchwebte ihm damals eine ſolche Hochflut von:
* Arheilgen, 21. Juni. Kritikſingen. Aus Anlaß ſeines Feſten, wie ſie ſich heute über uns ergießt, nicht vor. Es graſſiert zup=
G5jährigen Beſtehens hatte der hieſige Geſangverein „Liederweig” ju zeit, wie ſchon der Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der Volts.;
Gaſthauſe „Zum weißen Schwanen” ein Kritikſingen veranſtaltet, das bildung und Jugendpflege treffend bemerkte, die Feſtſeuche. Iedes
am Samstag abend durch Feſtkommers eingeleitet wurde. Der Schva= kleine und kleinſte Dorf feiert ſein Feſt. An ſich iſt das erfreulich,
be=
dauerlich bleibt nur die Häufung der Feſte innerhalb eines kurzen Zeitz;
Weiſe ab. Das am Sonntag nachmittag ſich abwickelnde Singen, an abſchnittes. Leſen wir die Provinzpreſſe, ſo können wir ſicher ſein, eim
Menge Ankündigungen neuer oder Berichte über, vergangene Feſte zuz
finden. Die Berichte ſind zum Teil außerordentlich roſig gehalten,
ver=
mögen jedoch den Kenner der Verhältniſſe nicht zu täuſchen. Es reißtt
eine gewiſſe Gleichgültigkeit den Feſten gegenüber ein, verurſacht durchö
das „allzuoft”! — Da iſt irgendwo ein Vereinsfeſt. Man beobachtet,,
daß ſehr ſtarke Vereine nur zur Hälfte vertreten ſind, andere ſchicken nurr
Abordnungen‟. Das iſt auch ſehr verſtändlich, denn ſelbſt der gefüllteſtes
Geldbeutel kann bei dauernder Inanſpruchnahme für Feſtausgaben lern
werden. Auch auf dem Feſtplatz ſieht man mancherlei Unerfreuliches.
Von der Trihine herab ſpricht der Feſtredner im Schweiße ſeines
Ange=
ſichts, aber um ihn herum ſtehen von den vielen Feſtplatzbeſuchern kumm
hundert, während die Hauptmaſſe intereſſelos ißt oder trinkt. Hiern
wäre zur Erziehung des Publikums von den dazu berufenen Perſonem
noch viel zu tun. Auch die Darbietungen der einzelnen
Gaſtvereline=
gehen einem großen Teil der Feſtgäſte verloren; ob aus Intereſſeloſigkeitl
letzterer oder ungünſtiger Anlage der Tribünen, mag dahingeſtellt bleis
ben. Noch beſſer wird es, wenn zwei ränmlich nicht weit voneinandern
entfernte Orte ihr Feſt auf den gleichen Sonntag legen. Dann bleißtzt
den Nachbarvereinen nichts anderes übrig, als ſich zu halbieven. Sehru
abſtoßend wirkt auch eine nach den Feſten einſetzende Preſſevolemik, die
ſich oft in ſehr zu beanſtandenden Eingeſandts” kundgibt. So der
Ge=
fahr eines für die Zukunft zu befürchtenden Sinkens des allgemeinem
Feſtmveaus erfolgreich entgegengearbeitet werden, ſo muß unter allenm
Umſtänden für feſtgebende Orte der Grundſatz lauten: Lieber wemgem
Feſte mit Leuten, die Geld in der Taſche haben, als umgekehrt!
* Eberſtadt, 22. Juni. Polizeibekanntmachung. Die
Bürgermeiſterei macht darauf aufmerkſam, daß auf den Fußſteigen den=
Ortsſtraßen und den öffentlichen Plätzen der Gemeinde das Fahrem
jeglicher Art, Radfahren. Fahren mit Handwagen, Schiebkarren undd
das Treiben von Vieh verboten iſt. Beſonders wird darauf hingewvieſen!
daß das Ueberfahren des Marktplatzes außerhalb des gepflaſtertem
Straßenzuges der Marktſtraße verboten iſt.
rechnung der evangeliſchen Kirchengemeinde für das Jahr 1925 liegt achn
Tage lang auf dem evangeliſchen Pfarramt zur allgemeinen Einſicht!
nahme auf. — Gemeinderatsſitzung. Am Donnerstag dieſern
Woche findet eine Gemeinderatsſitzung ſtatt, bei der über den komm4
nalen Steuerausſchlag beraten werden ſoll. — Brand. In der Aundd
holzfabrik Heinrich Haſſenzahl Sohn brach ein Brand aus. Das
Feuer=
entſtand in der Abteilung für giftfreie Zünder. Der Brand konnte glau
licherweiſe gelöſcht werden, ehe die Flammen auf andene Näume
übet=
griffen.
* Hahn bei Pfungſtadt 22. Jmi. Seuchenfrei. Die Ges
markung Hahn iſt jetzt wieder frei von Viehſeuchen. Der Handel mi
Schweinen uſw. iſt daher wieder geſtattet.
* Nieber=Ramſtadt, 21. Juni. Die hieſige freiw. Sanitätskolomp
vom Roten Kreuz hielt ihre ordentliche Generalverſammlung ab. Des
Kolonnenführer Wamboldt erſtattete nach einer Begrüßungsanſprachä
einen eingehenden Bericht über das abgelaufene Dienſtjahr. Hiervon ſs”
erwähnt, daß die Ausbildung, Beſchaffung der Ausrüſtung und Unifornu
gute Fortſchritte gemacht hat. Auch war die Kolonne mit bei den erſtenn
weſche dem Ruf, eine Abteilung Helferinnen vom Roten Kreut 49
gründen. Folge leiſteten. Im abgelaufenen Jahr =fand ein
Wieden=
holungskurſus und eine Anzahl Uebungen im Gelände ſtatt. Siß
zeigten, daß die Alarmierung nach der Alarmliſte gut, raſch und ohnu
Aufſehen von ſtatten geht. In 25 Minuten war die Kolonne vollzählig
zur Stelle. Zum Beſten der Kolonne fanden in Nieder=Ramſtadt 3 un
in Traiſa 1 Konzert ſtatt und wurde den mitwirkenden Vereinen nacht
mals mit beſonderem Dank gedacht. Neu gewählt in die Führerſchaff
wurde Kamerad Wilhelm Bayer. Eine Arbeitsgemeinſchaft mit dm
Feuerwehren Nieder=Ramſtadt und Traiſa wurde vereinbart und dua
Mitgliedern bekannt gegeben. Dann folgte Rechnungsablage. Durch dem
Rechner Kolonnenführerſtellbertreter Riedel vorgetragen und von dur
Kommiſſion geprüft, wurde in allen Teilen richtig befunden.
Hiſe=
leiſtungen bei Unfällen fanden in 475 Fällen ſtatt; kleinere Hilfeleiſtung 1
werden nicht gemeldet. Eine Auszeichnung für 10 Jahre treue Dial=1
zeit konnte 10 Kameraden ausgehändigt werden. Bei dem Punkt
Aa=
ſtädter Teilnehmer um 8.15 Uhr vom Neckar=Bahnhof mit Sonntagsrück= ſchiedenes mußte feſtgeſtellt werden, daß durch die vielen Hilfeleiſtugag
große Beträge zum Ankauf von Verbandsmittel verwendet werden miſſa
und wurde beſchloſſen, den Ertrag des Deutſchem Roten=Kreuztages zum
Ankauf von dieſem zu verwenden. Gegen Unfall und Haftpflicht
ſü=
ſämtliche Mitglieder verſichert, auf Koſten des Roten Kreuzes und wurdes
die Statuten hierüber den Mitgliedern ausgehändigt. Auch wurde be
ſchloſſen, jedes Jahr einmal die Gräber verſtorbener Kameraden zu .4
ſuchen und mit Blumenſchmuck zu verſehen.
* Ober=Namſtadt 22. Juni. Bei der Untererhebſtelle ſind die 0e4
werbeſcheine für 1927 eingetroffen und wüſſen innerhalb 8 Tagen d2l
ſelbſt von den Gewerbetreibenden eingelöſt werden. Das 2. Ziel der bag
läufigen Landesſteuer 1927 iſt bei Meidung von Verzugszuſchlägen 55i
zum 25. Juni fällig.
* Roßdorf, 22. Juni. Am Donnerstag, den B. Juni, nachmittag,
von 3—4 Uhr, findet Säuglings=Beratungsſtunde in der Kleinknde. im Beinſein des Herrn Dr. med. Baumann ſtatt.
g. Groß=Bieberau, 21. Juni. Der Feſtzug am Hauptfeſttag unſerot
Sängerfeſtes ſcheint recht glanzvoll zu werden und wird denen der Voo
kriegszeit in nichts nachſtehen. Bis jetzt ſind 10 Vereine mit je 1
Wags=
vertreten. Wenn auch bei dem herrlichen Wetter heute alles auf 184
Beinen iſt, um das duftende Heugras in die Scheuern zu bringen. 1
wird dieſe Woche voll und ganz den letzten Vorbereitungen zum Feilt
gewidmet ſei. All die läſtigen Steuer= und Mahnzettel ſind vergeſſ
und können der immer merkbarer, werdenden Feſthſtimmung und
B=
rührigen Händen, die den Gäſten einen angenehmen Aufenthalt bietst
wollen, keinen Einhalt gebieten.
* Groß=umſtadt, 21. Juni. Gaufeſt. Am 18. und 19. Juni wucte.
das Gaufeſt der Kraftſportler vom Odenwaldgau des Deutſchen Athletis
Sportverbandes in unſerer Stadt abgehalten. Da es ſich um die E
langung der Gaumeiſterſchaft handelte, war die Zahl der Wettkämpff
außergewöhnlich groß. Am Samstag abend bewegte ſich ein ſtattlicht
Fackelzug dunch die Hauptſtraßen nach dem Feſtplatze im Naibacher 20/
woſelbſt unter Mitwirkung faſt ſämtlicher hieſiger Vereine ein Fes
kommers abgehalten wurde. Die Wettkämpfe begannen am Sonnts
morgen um 7½ Uhr und dauerten mit kurzer Unterbrechung bis m.
ſpäten Nachmittagsſtunden. Erſt um 6 Uhr konnte die
Preisverteilu=
vorgenommen werden. Die Namen der Sieger hier aufzuführen, wirs
zu weit ſühren. Es waren durchweg ſchöne Leiſtungen, die man 7
Ningen, Hammer= und Gewichtwerfen zu ſehen bekam. Die Ningkäntk
wurden zuweilen ſehr lebhaft, und trotz des kühlen Wetters flöß manchs
Schweißtropfen. Daß es bei ſolchen Kämpfen leichte Verwundungr
abſetzt, iſt begreiflich; aber zu bedauern war es, daß auch fünf Geleis
bzw. Beinbrüche zu verzeichnen waren, ſo daß unſere wohlausgebilde
Sanitätsmannſchaft tüchtig zu tu hatte. — Aufwertung von Spoo
kaſſenguthaben. Die hieſige Bezirksſparkaſſe gibt bekannt, daß
Miniſter des Innern auf Vorſchlag die Aufwertung der Spareinlags
bei der Bezirksſparkaſſe voverſt auf 15 Prozent feſtgeſetzt hat. Die B
ſchreibung der Aufwertungsbeträge erfolgt ortsweiſe. Hierzu wird no
eine beſondere Aufforderung erfolgen.
WeTadte ich heine Betten?
Bettstelle
27 mm, Stahlrohr,
mit Pat.-Matratze 19.
Dieselbe
23 mm Stahlrohr
und Messingringen AL.
Dieselbe
mit Fußbrett
33 mm
A.
Dieselbe
mit Messingringen
und Fußbrett . .. .. B0."
Bettstellen in hundertfacher Auswahl für Erwachsene und Kinder
Matratzen: 3teil. mit Keil, Seegras: 23, 27, 32, 38, Wolle: 29, 34, 39, 45, Kapok: 87, 95, 110. Haar: 130, 150, 12
Deckbetten: 130/180 cm 19.50, 23, 27, 35, 41, 45, mit Daunenfüllung 47, 53, 59 bis 79
(10139
Kissen: 80,/80 cm 6. 8, 10, 12, 15, 16.50 bis 24
Woll- u. Daunensteppdecken, Wolldecken, Kamelhaardecken in riesiger Auswahl.
ned en entete der lintuten ueten enegenedelunegreanglgeguinfen u ralael
Darmstadt
Hetten-Spe zial-Haus Ruchdan1 n Nerke4
Nummer 172
Donnerstag, den 23 Zuni 1927
Seite 7
Großer S=ſangswetsſtreit verbunden mit der 90jährigen
Jubelieier des Schoitener Männerchors 1837.
Der 25., 26. und 27. Juni 1927 werden drei große Feſttage für
Söchotten ſein. Die Feſtſtadt Schotten rüſtet ſich, den Geſangswettſtreit
und die 80jährige Jubelfeier des Schottener Männerchors würdig zu
be=
glrhen. Das Feſt wird am Samstag abend 7½ Uhr am Rathaus ſeinen
Aamfang nehmen, nach kurzer Begrüßungsfeier wird ſich der Feſtzug zum
mahe gelegenen Feſtplatz begeben, wo nach den Begrüßungschören des
Sthottener Männerchors Konzert der Offenbacher Stadtkapelle unter
Lei=
tung des Obermuſikmeiſters (früher Inf.=Reg. Nr. 168), Männerchöre
drr Gaſtvereine, turneriſche Aufführungen uſw. für Unterhaltung ſorgen
merden. Am Sonntag morgen um 9 Uhr wird der Geſangswettſtreit
drei Sälen der Stadt beginnen, mittags 2 Uhr bewegt ſich ein
ſtatt=
aher Feſtzug mit den 34 am Wettſtreit teilnehmenden
Männergeſang=
o=geinen, vielen Feſtwagen, die das deutſche Lied veiherrlichen und
an=
dwes darſtellen, und den Vereinen der Stadt durch die Hauptſtraßen zum
Füi=ſtplatz, woſelbſt ſich das Feſt weiter entwickeln wird; auch am Montag
ernd vormittags 10 Uhr Frühſchoxpen und Konzert, nachmittags
Feſt=
ſug, Konzert, Volksbeluſtigung und Tanz ſtattfinden.
* Fränkiſch=Crumbach, 22. Juni. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
elrldklubs feierte ihr 40jähriges Stiftungsfeſt und verband
ſaonit zugleich die Einweihung einer Schutzhütte, der „Georg Wilh.
bn il=Ruhe‟ Sie wurde zum Andenken an den um den Odenwaldklub
ſchhverdienten Möbelfgbrikanten Georg Wilh. Heil errichtet. 24
Orts=
imyppen hatten hierher eine Sternwanderung unternommen. Zahlreich
vr.ren die Wanderer nach Fränkiſch=Crumbach geeilt. Gewiß eine
Lei=
turg für Viele, die bei dem naſſen Wetter 5—6 Stunden gewandert
vr ren, um ihr Ziel zu erreichen. Trotz des regneriſchen Wetters herrſchte
Dorfe recht frohe Stimmung. Um ½3 Uh ſtellte ſich der Feſtzug
ur, eröffnet durch den Rodenſteiner Ritter mit ſeinem Gefolge. Ein
Gagen trug die noch lebenden Gründer der hieſigen Ortsgruppe zur
SiSutzhütte. Ein anderer Wagen zeigte den Nagelſchmied, ein
ausſter=
ſinder Handwerksberuf, bei ſeiner Arbeit. Viel bewundert wurde der
bund, der, im Rade laufend, den Blaſebalg zieht. Ein dritter Wagen
iin rte die Herſtellung der Hohlmaße aus Holz vor. Man konnte
beob=
ſa ten, wie das Holz gekocht und gebogen wurde. Eine Menge Simmer=
Maße und Mäßchen hingem auf dem Wagen. Daß bei einem richtigen
dienwaldfeſt nicht die Spinnſtuße fehlen darf, fühlte die Jugend. Schon
pitrhenlang war in nachen und entlegenen Dörfchen bei Verwandten und
8/kannten nach Trachten aus früheren Zeiten geſucht worden. Eine
ri ße Anzahl Burſchen und Mädchen in alten Trachten belebte darum
unch den Feſtzug. Wie ſchnurrten die Spinnräder und wie fröhlich ſang
mo tanzte die Jugend in ihrer Spinnſtube. Auch ein Erntewagen fehlte
ſicot. Der ganze Feſtzug bot ein farbenfrohes Bild. In den Straßen
ſaind eine dichtgedrängte Menge aus nah und fern, den Feſtzug zu ſehen.
tarh ½ſtündiger Wanderung kam derſelbe an der Schützhütte an.
Vor=
tunder Schädler begrüßte die vielen Wanderfreunde und Gäſte aufs
entzlichſte. Ein ſinniger Prolog, geſprochen von Fräulein Bohländer,
„is s auf den hin, dem die Hütte geweiht wurde. Beigeordneter Kappes
enrüßte als Vertreter der Gemeinde die zahlreiche Feſtverſammlung.
darauf ergriff OSerſtudiendirektor Kiſſinger=Darmſtadt das Wort zur
ſeikrede. Es war eine Luſt, ſeinen begeiſterten und begeiſternden
Wor=
in zu lguſchen. Das Lob des Odenwaldes, das Lob des Wandereus, die
choe Freundſchaft der Wanderer, die Heimatliebe klangen durch die Rede.
tarürlich wurde auch des Rodenſteiners und ſeiner Treue gedacht.
Re=
ieungsrat Freiherr von Gemmingen, der Stifter des Platzes für die
ſqutzhütte, bekannte ſich in ſeiner Anſppache als Fränkiſch=Crumbacher,
3. Odenwälder und als Klucler. Ein Heidelberger Vertreter rühmte
Gaſtfreundſchaft der Crumbacher. Ueberall herrſchte frohe
Wan=
enerſtimmung, zumal auch der Wettergott ein Einſehen hatte und ſeine
ſoine den ganzen Nackmittag über ein frohes Geſicht machte. Gar zu
hr ell kam die Trennung von lieben Wanderfreunden.
* Kirchbrombach, 21. Juni. Feuerwehrfeſt. Von der Gunſt
* Wetters doch noch zufriedenſtellend bedacht, nahm die Bannerweihe
ei” Freiwilligen Feuerwehr einen harmoniſchen und pünktlichen
Ver=
rF, was wir beſonders hervorheben möchten. Der Ausſchuß und ſein
übrer Adrian hatten gut vorgearbeitet. Samstag abend ging eine
hrung der Toten der Wehr auf dem Friedhof und eine ſolche der im
Bctkrieg Eefallenen am Kriegerdenkmal dem Feſt voraus. Ein
präch=
gir Fackelzug aller Ortsvereine leitete um 9 Uhr das Feſt ein. In der
erränſpracko legte Herr Deltau Gründungsgeſchichte und Leiſtung der
Buchr, ſowie den Zweck dieſes Feſtes dar. Aus der langen Reihe der
iklich guten Darbietungen des Abends erregten die Turnerinnen,
ſet=he nruzeitliche Formen des Frauenturnens zeigten, wohl das größte
muereſſe. Sonntags, nach dem Feſtgottesdienſt, bewies die Wehr bei
mm raſch und gewandt durchgeführten Brandangriff, daß ſie eine
vor=
ioliche techniſche Schulung beſitzt. Inzwiſchen trafen die auswärtigen
Bren ein und hatten vielfach ihre Muſikkapellen bei ſich. Ueberall
er=
hAllen die gern gohörten Märſche. Der ſehr ſtattliche Feſtzug war
urh öfters eingeſchobene Reitergruppen in Uniformen einſtiger
Kaval=
r—=Regimenter, durch Feſtwagen von Vereinen, allegoriſche Gruppen
am tollend, und die zahlreichen Muſikkapellen recht belebt. Auf dem
eſt platz ſprachen Worte der Begrüßung Herr Adrian für die Wehr,
ehrr Bürgermeiſter Meiſinger für die Gemeinde. Glückwüinſche zur
8e he brachten dar: vom Kreisamt Herr Regierungsrat Dr. Schwan,
on— Keisfeuerwehrverband deſſen Vorſitzender, Herr Bürgermeiſter
ey gler=Erbach. Nun nahm Herr Pfarrer Heuſel von hier die Weihe
s: Banners vor. In feinſinnigen Worten führte er aus, was das
ſaraner der Wehr ſein muß. Chöre hieſiger Vereine und ein Prolog
ilnen den Weihcakt ausſchmücken. Das Banner ſelbſt zeigt auf der einen
cenre die allgemeinen Feuerwehrabzeichen, die Gegenſeite weiſt ein
nu iatliches Motiv auf. Den Höhepunkt der nachmittäglichen
Dar=
enungen bildete eine Quadrille, geritten vom Reiterverein der
Um=
iogend. Die einſtigen Regiments=Uniformen zu ſehen, an deren Trägern
nſeer Volk Gott ſei Dank noch ſehr hängt, war für viele ein Genuß.
ie Feſtbälle abends wieſen überfüllte Säle auf. Montags frührten die
ciilerinnen prächtige Reigen vor. Hierauf ſetzten Volksbeluſtigungen
a. die oft wahre Lachſalven auslöſten. Die Wehr kann mit dem
Ver=
u ihres Feſtes ſehr zufrieden ſein.
* Michelſtadt, 22. Juni. Notariat. Anſtelle des in Reinheim
ufn elöſten Notariats wurde ein ſolihes bei dem Amtsgericht Michelſtadt
niſrhtet und Herrn Rechtsanwalt Otto Wolf durch das heſſiſche
Juſtiz=
imkſterium übertragen.
** Michelſtadt, 20. Juni. Fünfzigjährigen=Feier. In dem
m: Malermeiſter L. Fleckenſtein und H. Schmucker kunſtvoll dekorierten
elle des Schmerkers Garten fand die Feier des fünfzigjährigen
Alters=
bläums der Konfirmanden des Kirchſpiels Michelſtadt ſtatt, die eine
ch= unbedeutende Zahl von Jubilaren zuſammenführte. Nach dem
inmittags erfolgten Kirchgang ſowie der anſchließenden Beſichtigung
*!Mich=lſtadt auch auf ſportlichem Gebiete bekannt und berühmt
ganenden Stadions fanden ſich die Teilnehmer zum gemeinſamen
Mit=
gst tiſch im Schmerkers Garten zuſammen. Vorträge verſchiedenſter Art,
Spauch muſikaliſche Darbietungen, trugen weſentlich zur Verſchönerung
rFFeier bei. Der Abend war dem tanzluſtigen Beſuche vorbehalten.
** Ober=Moſſau, 21. Juni. Am heutigen Tage ſcheidet Herr Pfarrer
ex iba nach elfjähriger Tätigkeit von unſerem Ort, um eine neue
telle als Geiſtlicher in Wetterfeld in Oberheſſen anzutreten. Er
über=
munt damit die Pfarrei, die ſein verſtorbener Vater lange Jahre inne
ing. Ungern ſehen wir ihn und ſeine Familie aus unſerer Gemeinde
ſinden, denn ſie haben es in der langen Zeit ihres Hierfeins verſtanden,
it?Menſchengedenken durchzumachen hatte, in den letzten Kriegsjahren.
slSot ſich ihm daher ſchon ſofort bei ſeinem Antritt Gelegenheit, ſeinen
kimnenſchen in ſchwerer Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen.
ie dankbare Kirchengemeinde hat ſich dafür auch erkenntlich gezeigt,
drarch, daß ſie am letzten Sonntag in der Brauerei Schmucker eine
ſimmungsvolle Abſchiedsfeier veranſtaltete. Unter Mitwirkung der
ehnrerſchaft und der Schulkinder von Ober= und Unter=Moſſau, durch
eſtang und Vorträge von Gedichten, die der Feier angepaßt waren,
m. eine ergreifende Abſchiedsfeier zuſtande. Herr Lehrer Nebeling,
ber=Moſſau, ſprach im Namen des Kirchenvorſtandes und der
Schul=
drſände von Ober= und Unter=Moſſau den Dank aus für die
erſprieß=
be, Tätigkeit, die der Scheidende als Pfarrer und Erzieher der Jugend
Uef ſtet hat. Doch nicht nur als Pfarrer, ſondern auch als Menſch war
mmermüdlich tätig, durch Schaffung von ſozialen Einrichtungen ſich in
DDienſt der Allgemeinheit zu ſtellen. Herr Landwirt Friedrich,
Ober=
ſfſau, dankte Herrn Pfaurer Seriba im Namen der Genoſſenſchaft
Ober=Moſſau und der Spar= und Darlehnskaſſe Steinbuch, deren
Afſt ichtsrat er angehörte, für das große Intereſſe, das er der
Genoſſen=
hiſt tsſache entgegengebracht hat und für ſeine Mitarbeit. Er hob weiter
uwor, daß Herr Seriba auch für die Landwirtſchaft immer das größte
htrereſſe und volles Verſtändnis für die Schwere und Eigenart des
Be=
fs hatte. Weiter ſprach noch Herr Schönberger im Namen des
Militär=
rafins und Herr Beigeordneter Egly im Namen der Gemeinde
Ober=
oſſſau anerkennende Worte. Sichtlich bewegt dankte hierauf Herr Pfr.
erſba für die ſchöne Veranſtaltung und für die herzlichen Worte, die an
nggerichtet wurden. Er betonte, daß er während feines Hierſeins nicht
ur den Odenwald lieben und ſchätzen gelernt habe, ſondern ſich
zeit=
bems innerlich als Odenwälder und Moſſauer betrachten werde.
* Asbach, 21. Juni. Die „Frankfurter Ferienkolonie” ſpricht allen
Bewohnern des lieben, trauten Dörfleins Asbach für ihre freundliche,
zuvorkommende Aufnahme, insbeſondere Herrn Bürgermeiſter dem
liebevollen, edlen Kinderfreund, vor allem aber dem trauten,
freund=
lichen Heim, Gaſthaus und Metzgerei Ruths, das den Kindern in den
drei Wochen mehr war als Vater= und Mutterhaus, ihren herzlicheten,
innigſten Dank aus.
* Breitenbrunn, 22. Juni. Die Heuernte hät hier eingeſetzt und es
konnte bereits ein großer Teil des Heues unter Dach gebracht werden.
Da brachte das Wetter eine kleine Unterbrechung der Arbeit. Es
ent=
luden ſich nämlich mehrere heftige Gewitter über den öſtlichen Odenwald
und das Maintal und ſpendeten der durch die große Hitze ausgetrockneten
Erde einen erfriſchenden Regen. Durch Blitzſchläge wurden zwei am
Bache ſtehende Leitungsmaſten beſchädigt. Die Stromleitung iſt jedoch
intakt geblieben.
* Seckmauern, 22. Juni. Nächſten Sonntag, den 26. d. M., findet
in der evangeliſchen Kirche dahier die ordentliche Kirchenviſitation durch
den Superintendenten für Starkenburg, Herrn Geheimrat D. Flöring,
ſtatt. Am darauffolgenden Montag wird der Herr Superintendent den
evangeliſchen Religionsunterricht in den Schulen zu Breitenbrunn und
Haingrund beſuchen.
m. Beerfelden, 22. Juni. Feſte. Im nahen Gammelsbach feiert
der dortige Geſangverein Liederkranz kommenden Sonntag das Feſt
ſeiner Fahnenweihe. Samstag abend iſt Gedenkfeier am
Kriegerdenk=
mal, daran anſchließend Fackelzug und Kommers; der Sonntag bringt
da übliche Programm und der Montag eine Nachfcier. —Kommenden
Sonntag feiert Herr Gärtner Wilhelm Verger und ſeine Frau, Katchen
geb. Rauenzohner das Feſt ihrer ſilbernen Hohzeit.
* Fürth i. O., 21. Juni. Die tropiſche Hitze der letzten Tage, die die
Heuernte ſehr begünſtigte, brachte uns am vergangenen Freitag ein
ziemlich heftiges Gewitter und den ſo nörigen Regen. Durch einen
Blitzſchlag in die Ziegelei, von T. Zeitz entſtand ein Brand, der dank der
ſchnellen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr bald lokaliſiert werden konnte.
Der Betrieb der Ziegelei iſt nicht geſtört, da das Feuer nur den
Holz=
bau ergriff; die Maſchinen ſind unverſehrt geblieben.
* Birkenau, 22. Juni. Das 75jährige Stiftungsfeſt des
Geſangver=
eins „Eintracht”, das am 18., 19. und 20. d. M. abgehalten wurde, nahm
einen ſehr ſchönen Verlauf. Am Vorabend fand eine Gefallenenehrung
am Kriegerdenkmal ſtatt, die in einfacher würdiger Weiſe verlief. Nach
dieſer Ehrung war Feſtkommers im Gaſthaus „Zum Birkenauer Tal”,
der ſehr ſtark beſucht war und einen ſchönen Verlauf nahm. Beim
Wertungsſingen am Sonntagmorgen beteiligten ſich viele Geſangvereine
des Gaues und konnten von den Preisrichtern gute und ſehr gute
Leiſtungen gebucht werden. Obſchon der Himmel kein freundliches
Ge=
ſicht machte und kurz vor 2 Uhr ein kräftiger Regen einſetzte, hellte ſich
der Himmel bald auf und der ſtattliche unnberſehbare Feſtzug konnte ſich
in Bewegung ſetzen und durch die feſtlich geſchmückten Straßen nach
dem Feſtplatze ziehen, wo ſich dann das Feſtprogramm in der ſchönſten
Weiſe abwickelte und ein munteres fröhliches Treiben begann. Am
Abend war Feſtball in zwei Lokalen, der ungemein ſtark beſucht war.
Am Montag mittag war großes Volks= und Kinderfeſt, und es war
herzerquickend, der frohen Kinderſchar bei ihren Spielen zuzuſchauen.
Ein Fackel= und Lampionszug am Abend beſchloß dann die in allen
Teilen ſo ſchön verlaufene Feier, auf welche der feſtgebende Verein mit
Stolz und innerer Befriedigung zurückſchauen kann. Der Beſuch von
auswärts war ein ſehr ſtarker und dürften ſämtliche Wirte ein flottes
Ge=
ſchäft gemacht haben.
* Aus dem Weſchnitztal, 22. Juni. Die Heuernte iſt jetzt bei
uns in vollem Gange. Leider fällt dieſelbe nicht ſo gut aus, wie man
erſpartete; der Ertrag dürfte um ein Drittel gegen den vorjährigen
zurückſtehen. Die kühle Witterung im Frühjahr war dem Graswuchs
nicht förderlich. Auf gut gedüngten und gepflegten Wieſen iſt der
Er=
trag ein beſſerer. Infolge des geringen Ertrages erzielen die
Grasver=
ſteigerungen durchgehends hohe Preiſe.
* Jugenheim, 22. Juni. Im Gaſthaus „Zum Tannenberg” fand die
dritte gut beſuchte Mitgliederverſammlung des Wirtſchaftlichen
Ver=
bandes bildender Künſtler, Gau Heſſen, ſtatt. Der Vorſitzende, Dr
Greiner, erſtattete Bericht über den Verlauf der Ausſtellung „Kunſt
der Bergſtraße‟. Die Beſucherzahl betrug innerhalb eines Monats 800;
Verkäufe konnten bis jetzt in Höhe von 600 Mk. getätigt werden. Da ſich
unter denſelben nur ein Bild für 250 Mk. befindet, entfallen die übrigen
350 Mk. auf lauter kleiere Beträge, woraus erſichtlich iſt, daß die
Be=
teiligung auch in dieſer Hinſicht eine ſehr rege geweſen iſt. Beſonders
muß hervorgehoben werden, daß die breiten Schichten der Bevölkerung
der Ausſtellung ein außerordentlich ſtarkes Intereſſe ſeither
entgegen=
brachten, ſo daß die Erwartungen, die der Verband bei dieſer
Veranſtal=
tung hegte, weit übertroffen wurden. — Dieſe glänzenden Erfahrungen
mit der Jugenheimer Ausſtellung gaben Veranlaſſung, dieſen Gedanken
der jurhfreien Kunſtmeſſen weiter auszubauen. Eine zweite ähnliche
Ausſtellung wird bereits am 26. Juni in Lindenfels in der dortigen
Turnhalle eröffnet werden, die von den Behörden bereitwilligſt zur
Verfügung geſtellt wurde. Auch dort iſt durch Unterſtützung von ſeiten
der Gemeinde, des Verſchönerungsvereins, der Regierung und privater
Perſönlichkeiten die finanzielle Seite der Ausſtellung geſichert. Die
Aus=
ſtellung ſoll während der Hochſaiſon offen ſein. — An dieſe Ausſtellungen
in Jugenheim und Lindenfels wird ſich eine Ausſtellung in Bensheim
knüpfen, deren Unterſtützung auch die dortigen Behörden bereits
zu=
geſichert haben. Sie ſoll Anfang September eröffnet werden mit einer
etwa vierwöchigen Dauer. Weitere Ausſtellungen ſind bereits geſichert in
Michelſtadt und für die oberheſſiſchen Mitglieder in Büdingen. Geplant
und beſprochen würden ſolche für Bingen und Worms. Nachdem noch
einige interne Angelegenheiten des Verbandes beſprochen waren und
die Verſammlung, die einen außerordentlich angeregten Verlauf nahm,
geſchloſſen wurde, wurde eine gemeinſame Beſichtigung der Ausſtellung
„Kunſt der Bergſtraße” vorgenommen, die allgemeina Befriedigung
aus=
löſte. Erwähnt ſei noch, daß der Verband mit einer Zahl von annähernd
160 Mitgliedern jetzt faſt reſtlos die geſamte heſſiſche Krinſtlerſchaft
um=
faßt. Mit Befriedigung konnte der Vorſitzende mitteilen, daß dem
Ver=
band bereits einige fördernde Mitglieder (Nichtkünſtler) mit namhaften
Jahresbeiträgen und einmaligen Zuſchüſſen für den Gedanken unſerer
juryfreien Ausſtellungen beigetreten ſind.
* Heppenheim a. d. B., 22. Juni. Heugrasverſteigerung
Am kommenden Freitag, nachmittags um 1.30 Uhr beginnend, wird das
Heu= und Grummetgras von einer größeren Zahl freiwillig zum
Aus=
gebot kommenden Weideſtücken, von den Allmendwieſen der Hoſpitaliten,
von einer größeren Zahl feriwillig zum Ausgebor kommenden
Allmend=
wieſen im Saalbau Karchner=Heppenheim meiftbietend verſteigert.
Allmendverloſung. Am 21. Juni nachmittags wurden die
All=
mendwieſen an die bezugsberechtigten Ortsbürger im Rathausſaale hier
verloſt. — Beſitzwechſel. Die Villa Schirmeck in der Waldſtraße
iſt von der ſeitherigen Beſitzerin, Frau Kommerzienrat Poſt Ww., zum
Preiſe von 55000 Mark in bar in den Beſitz des Herrn Direktor OSwald
aus Bochum übergegangen. — Traubenblüte. Die Traubenblüte
iſt in den Weinbergen im vollen Gange. Die Blüten ſind allgemein ſehr
kräftiger Natur, und die Witterung für ihre weitere Endwicklung
gün=
ſtig, ſo daß in einigen Tagen die Traugenblüte vovbei ſein dürfte.
Augenblicklich ſind die Winzer dabei, zum zweiten Male zu ſpritzen und
zu ſchwefeln.
* Hirſchhorn, 22. Juni. Großfeuer in Langenthal bei
Hirſchhorn. Auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weiſe entſtand in der
Pappefabrik von Karl May, Langenthal, geſtern nachmittags 4 Uhr,
Großfeuer, dem die geſamte Fabrik mit Vorräten und Rohprodukten
zum Opfer fiel. Die Feuerwehren von Langenthal, Heddesbach,
Hirſch=
horn, Schönmattenwag waren alsbald zur Stelle, mußten ſich aber mit
dem Schützen des Wohnhauſes begnügen, da man dem raſenden Feuer
der Fabrik machtlos gegenüberſtand. Gerettet wurde außer zwei
Schreibmaſchinen gar nichts. Da das Feuer ſehr raſch um ſich griff,
konnten die Beamten und Arbeiter nur das nackte Leben retten,
ſämt=
liche Geſchäftsbücher ſind mitverbrannt. Der Wehrmann Selzer von
Hirſchhorn verunglückte ſchwer, indem ein brennender Balken ihn aus
dem dritten Stock mit in die Tiefe riß. Er wurde ſofort ins Krankenhaus
Hirſchhorn verbracht, wo er beſinnungslos darniederliegt. Lebensgefahr
beſteht nicht. Da das Feuer am ſpäten Abend noch nicht gelöſcht war
wurde die Motorſpritze der Heidelberger Feuerwehr gegen 10 Uhr
alar=
miert, die um 11 Uhr am Brandplatze eintraf, um die ſchwer erſchöpften
Wehren abzulöſen. Der Schaden iſt ſehr bedeutend. — Glücklich dem
Tod entronnen, ſind zwei junge Damen von hier, die beim Paddeln der
Fähre zu nahe kamen und umkippten. Der Fährmann Bießdorf konnte
beide retten, während der Inhalt des Bootes in den Fluten verſank.
— Ueberfahren wurde von einem Auto ein ſehr wertvoller Hund des
Herrn Fabrikanten Heinrich Klump in Hirſchhorn.
* Hirſchhorn. 22. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
21. Juni: 1,30 Meter; am 22. Juni: 1,18 Meter.
* Neckarſteinach, 22. Juni. Schweres Bootsunglück. Ein
mit 5 Perſonen, 3 Herren und 2 Damen, beſetztes Flachboot ſchlug
in=
folge des Sturmwindes um, und ſämtliche Inſaſſen fielen ins Waſſer.
Ein Herr, namens Kahn, und ein Fräulein Elfriede Ziegler ertranken.
Die Ertrunkenen ſtammen aus Manmheim.
r. Groß=Gerau, 21. Juni. Am Samstag ſihied im 36. Lebensjahre
Regierungsrat Dr. Ludwig Rothhammer nach langer Krankheit
aus dem Leben.
* Stockſtadt a. Rh., 20. Juni. Schwimmbadbau. Das neue
Schwimmbad in der Nähe der Rheinfähre wird bereits in einigen
Wochen fertiggeſtellt ſein.
Fahrrad-u Kraffrad-Reifen
besitzen alle Eigen- s schaften, die man von hochwertigen* Reifen verlangt. Sie * sind elastisch, dauer= s haft, billig im Ge=
brauch und aus
bestem Cordgewebe
gefertist.
IV 4910
* Lampertheim, 21. Jnni. Fahnenweihe. Der „Volkschor”
be=
ging in dreitägigem Feſte ſeine Fahnenweihe. Am Samstag abend wurde
die neue Fahne in einem aus Feſtausſchuß, Feſtjungfrauen und Verein
gebildeten Zuge nach dem Sedanplatz gebracht. Hier begrüßte der 1.
Vorſitzende die Erſchienenen, beſonders Herrn Bürgermeiſter Keller und
Studienrat Heil=Worms. Nach dem Begrüßungschor unter Leitung von
Chormeiſter Landhäuſer=Mannheim, dankte Bürgermeiſter Keller für die
freundliche Einladung und bemerkte, daß bei allen in letzter Zeit
ſtatt=
gefundenen Feſten, ſeine Perſon ſtets als politiſch neutral zu betrachten
ſei. Dem Verein wünſchte er weiterhin Blühen und Gedeihen. Zum
Weiheakt leitete ein erſtmals hier gehörter Sprechchor über. Aus der
Hand der Ehrenjungfrau nahm dann der Fahnenträger die neue Fahne
in Empfang und gelobte, dieſelbe allezeit treu zu bewahren und für die
Arbeiterſache einzuſtehen. Die Feſtrede hielt hierauf Studienvat Heil,
der den anweſenden Arbeitern, die nicht in Arbeitergeſangvereinen,
ſon=
dern in bürgerlichen Geſangvereinen Mitglied ſind, wenig liebliche Worte
ſagte und auch durch ſeine ſonſtigen Ausführungen nicht zur Hebung des
Abends beitrug, ſodaß die anweſenden bürgerlichen Vereine, die dem
Abend mit verſchönern wollten helfen, nach ſeiner Rede den Feſtplatz
ver=
ließen. Sonntag früh war Weckruf und um 2 Uhr Feſtzug mit den
ein=
getroffenen auswärtigen Vereinen und den hieſigen freien Vereinen. Nach
kurzer Begrüßung durch den Vorſitzenden auf dem Feſtplatz erfolgte
Ueberreichung einer von den Feſtjungfrauen geſtifteten Ehrenſchleife Der
weitere Nachmittag war durch Geſangsvorträge ausgefüllt. Heute findet
eine kleine Nachfeier ſtatt. — Standesamtliche Nachrichten. Während des
Monats Mai gab es hier 23 Geburten, 9 Eheſchließungen und 11
Sterbe=
fälle.
* Offenbach, 21. Juni. In der letzten Generalverſammlung der
Frankfurter Gasgeſellſchaft zu Frankfurt wurde durch die Wahl von
vier Aufſichtsratsmitgliedern aus Offenbach der Schlußſtein in den
Vertrag eingefügt, der das bieſige Gaswerk in dem Frankfurten für
immer aufgehen läßt. Wie zu erwarten war, wurden die von der
Stadtverordnetenverſammlung vorgeſchlagenen Herren
Oberbürger=
meiſter Granzien, Bürgermeiſter Weil und die Stadtverordneten Hehne
(Deutſche Vpt.) und Käppel (Soz.) einſtimmig übernommen. Wie man
nun aus Stadtverordnetenkreiſen erfährt, erfolgte der Vorſchlag
die=
ſer Stadtverordneten von hier aus nicht einſtimmig. Als Ansehöriger
der ſtärkſten Partei wurde Stadtv. Käppel von= allen bürgerlichen
Parteien im erſten Wahlgang mitgewählt. Der Stadtv. Hinkel (D. V.)
jedoch ging erſt im dritten Wahlgang durchs Ziel, da ihn die
Sozial=
demokraten, obwohl eine gewiſſe Vereinbarung vorlag, nicht wählten,
ſondern ſich der Stimme enthielten. Als Stadtv. Hinkel wegen
Weg=
zugs durch Stadtv. Heyne (D. V.) erſetzt werden mußte, wiederholte
ſich das Spiel. Es mußte wieder ein dritter Wahlgang ſtattfinden, da
die Sozialdemokraten wieder weiße Zettel abgaben.
* Bieber (Kreis Offenbach), 20. Juni. Die hieſige Spar= und
Dar=
lehnskaſſe beſchloß, für 1926 eine Dividende von 8 v. H. zu verteilen
und Stammanteile und Spareinlagen mit 2 v. H. aufzuwerten.
An=
ſpruch auf vorzeitige Auszahlung der aufgewerteten Beträge ſollen
Leute über 60 Jahre, Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene und
ſonſtige Bedürftige haben. Vorzeitige Auszahlung erfolgt auch bei
Be=
trägen bis zu 25 Mark..
Rheinheſſen.
* Alzey, 21. Juni. Anläßlich der 650=Jahrfeier vevanſtalter die Stadt
Alzey vom Samstag, den 2. Juli, bis Dienstag, den 5. Juli 1927, ein
Jubiläumsfeſt mit hervorragenden Darbietungen aller Art. Der
Feſt=
platz dieſer Veranſtaltungew iſt der auf dem prächtig gelegenen Gelände
des Wartberges neugeſchaffene Sportplatz. Die geſamte Bürgerſchaft
Alzeys iſt eifrig bemüht, ihre Gäſte feſtlich zu empfangen und ihnen den
Aufenthalt angenehm und genußreich zu geſtalten. Das vorläufige
Feſt=
programm wurde wie folgt feſtgeſetzt: Samstag, 2. Juli, nachmittags:
Empfang der Gäſte und der Feſtmuſik; abends: Großer Feſtkommers.
Sportliche Vorführungen und Illumination des Wartbergturmes.
Sonn=
tag, 3. Juli, vormittags: Weckruf. Feſtgottesdienſt. Akademiſcher
Feſt=
akt und Platzmuſik an verſchiedenen Stellen der Stadt. Nachmittags:
Großer hiſtoriſcher Feſtzug. Feſtkonzert. Vorführungen des Rheinheſſ.
Reit= und Fahrvereins. Abends: Feſtkonzert. Turnvorführungen und
Brillgntfeuerwerk. Montag, 4. Juni, vormittags: Frühſchoppenkonzert
auf dem Feſtplatz und Platzkonzert auf dem Roßmarkt. Nachmittags:
Reiter=Turniere des Rheinheſſiſchen Reit= und Fahrvereins und
zahl=
reicher auswärtiger Reitervereine „Abends: Vorführungen der Alzeyer
Turnvereine. Großes Konzert und Brillantfeuerwerk. Dienstag, 5. Juli,
vormittags: Großes Platzkonzert auf dem Fiſchmarkt und Kronenplatz.
Nachmittags: Umzug ſämtlicher Schulen. Anſchließend allgemeines
Volksfeſt. Braten eines Ochſen am Spieße. Abends: Große
Schluß=
feier. Außerdem iſt während der vier Feſttage ausgiebig für Tanz und
ſonſtige Vergnügungen aller Art beſtens geſorgt,
Oberheſſen.
* Aus Oberheffen, 22. Juni. In Zell beging der Lehrer Fink
ſein 25jähriges Dienſtjubiläum in der Gemeinde. Fink iſt Präſident des
Kriegervereins und Organiſt der Kirche. — Beim Rangierem
ver=
unglückte der Rangiermeiſter Müller auf dem Bahnhof Gießen.
Müllen ſtürzte von einem Wagen und erlitt ſchwere Verletzungen.
Gießener Automobiliſten verunglückten bei Braunfels.
Das Auto geriet an einer Kurve ins Schleudern und überſchlug ſich.
Die Inſaſſen flogen heraus und wurden ſchwer verletzt. —
Furcht=
bare Verſtümmelungen im Geſicht und eine
Gehirn=
erſchütterung erlitt der Gaſtwirt Schupp zu Bellersdorf, dem beim
Holzſchneiden an der Kreisſäge ein Stück Holz mit der ſcharfen Kaute
ins Geſicſt flog, die Lippe ſpaltete, die Zähne einſchlug, das Naſenbein
zertrümmerte und die Schädeldecke verletzte. — Die Abhaltung von
Pferde= und Fohlenauktionen hat die
Landwirtſchafts=
kammer beſhloſſen und zwar am 27. Juni in Reichelsheim i. d. W.
und am 6. Juli in Nidda. — Die 18 Geſangvereine des Sängerbundes
„Horloff=Wettertal” feierten in dem Dorfe Langd ihr Bundesfeſt,
wvomit der dortige Geſangverein „Eintracht” ſein 40jähriges Jubiläum
verband. Bundesvorfitzender Böcher aus Ruppertsburg hielt die
Feſt=
rede. Das Wertungsſingen wurde von Rektor Schad aus Hungen
be=
urteilt. — In Gießen feierte Heizer W. Lückel aus Rödgen ſein
40jähriges Dienſtjubiläum als Heizer im ſtädtiſchen Gaswerk.
* Grünberg, 22. Juni. Der hieſige Muſikverein, deſſen Gründung
ungefähy 90 Jahre zurückreicht, konnte in letzter Zeit ſeinen
Obliegen=
heiten wegen Unſtimmigkeiten nicht nachkommen. Auf Veranlaſſung des
Hauptmanns der Freiv. Feuerwehr haben ſich nun ſämtliche
Muſik=
vereine unter den Satzungen des alten Vereins zuſammengeſchloſſen.
Die Finanzierung geſchieht durch die Feuerwehr, welche auch ein Teil
des Vorſtandes des Muſikvereins ſtellt. — In einer eiligen
Gemeinde=
ratsſitzung wurde die Vierſteuer auf 7 Prozent feſtgefetzt, und dem
Deutſchamerikaner Hörle für ſeine Spende zur Anſchaffung einer Glocke
ſeitens des Gemeinderats gedankt. Dieſer erklärte u. a., daß er auh in
Zukunft an ſeine Vaterſtadt denken nerde.
* Vogelsberg, 20. Juni. Ein Waldbrand vernichtecte im Mooſer
Grund 160 Raummeter geſchlagenes Fichtenholz, das von ein
ſtoff=Fabrik in Alzenau angekauft war. Ob Waldarbeiter ober unvorſie
tige Wanderer den großen Brand verurſachten, muß die Unterſuchung
ergeben. — Schneegeſtöber in Verbindung mit empf
und heftigem Sturm herrſchte am Sonntag vormittag zwiſcl
ſtein und Rebgeshain.
Seite 8
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Nummer 172
Statt beſonderer Anzeige.
Geſiern abend entſchlief nach langem ſchweren Leiden unſer
lieber Bruder, Schwager und Onkel
Dr. Ernſt Kauder.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Hugo Kauder, Dominium Neukramzig
Walli Kauder
Ernſt Kauder, Referendar
Curt Kauder.
(*16570
Darmſtadt, den 21. Juni 1927.
Die Einäſcherung findet am Freitag, den 24. Juni, vormittags 10 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Nachruf.
Am 21. Juni verſchied nach langem ſchweren Leiden
Herr
Dr. oinſt Faurel
Chemiker.
Herr Dr. Kauder war ſeit dem Jahre 1887 in
meiner Firma tätig und hat ſich als Teiter eines der
wichtigſten Betriebe ſchon frühzeitig hervorgetan. Im
Jahre 1901 hat er es übernommen, die Herſtellung
meiner Präparate in Nord=Amerika in die Wege zu leiten.
Er war der Erbauer und langjährige Leiter der
Fabri=
kationsſtätte meiner Tochterfirma Merck & Co. in Rahway
(U. S. A). Nach ſeinem Ausſcheiden aus dieſem
Unter=
nehmen hat er mir hier noch lange Jahre wertvolle
Dienſie geleiſiet.
Seine großen Verdienſie um meine Firma ſichern
ihm mein dauerndes, dankbares Gedenken.
E. Merck.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
(0142
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Nach kurzem ſchweren Leiden
entſchlief heute vormittag meine
innigſtgeliebte Frau und
treu=
ſorgende Mutter, unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Friedericke Wienold
geb. Geyer
im 50. Lebensjahr.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen;
Karl Wienold.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
(10147
Rundeturmſtr. 5.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 24. d. Mts., nachmittags 3 Uhr,
von der Kapelle des
Waldfried=
hofs aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
auf=
richtiger Teilnahme bei dem
Heimgang unſrer lieben Mutter
danken herzlichſt
Martha Oexheimer, geb. Knell
Dr.=Ing. G. Dexheimer
Martha Dexheimer, stud. math.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927. (10143
IM
Frauen
„Neurotest” schafft neue Kraft,
„Neurotest” ist das Überaus
wirk-
same Sexualkräftigungsmittel bei
vor-
zeitig. Schwäche, Schwinden der
be-
sten Krätte, nervöser Erschöpfung,
körperl. Ermüdung. In den
Apothe-
ken zu baben. Originalpackung 5 Mk.
10 000 Prohen umsonst
Ueberzeugen Sie sich selbst
Fordern Sie sofort schriftlich gegen
30 Pfg. Probe u. autklärende
Bro-
schüre mit zablreichen begeisterten
Anerkennungen. Völlig diskreter
Ver-
sand durch: General-Depot:
Ele-
fanten-Apotheke, Berlin 14,
Leipziger-Str. 74. (IV 259
Wir
ſuchen ſofort mehrere beſchlagnahmefreie
6-7 Zim.- Wohnungen
Eberhardt-Tausch
Abt. Karlſtraße Nr. 3.
*16615
Stttstt
Verreiſe
bis zum 10. Juli.
Dr. Hugo Schwab
prakt. Zahnarzt
Waldſtr. 18. (*16625
Sdesssssesee
Für einen 14 Tage
alten, geſunden,
kräf=
tigen Knaben, evgl.,
wird in der Nähe d.
oberen Heinrichſtr.
eine gute Pflegeſtelle
geſucht. Angeb. unt.
225 Geſchſt. ( 16597
Elektr. Lichtbäder
im (7595a
Römerbad
Darmſtadt
Zimmerſtraße 7.
(Alle Krankenkaſſen
zugelaſſen.)
Geſucht wird v. ruh.,
ſaub., kinderloſ.
Ehe=
paar in mittl. Jahren
kleine Wohnung.
Pünktl. Mietzahl. Am
Wohnungsamt lange
als dringlich gemeld.
Dick, Helfmannſt. 58, I.
(*16567)
Jg. kinderloſ.Ehepaar
ſucht 2 leere Zimm.,
beſchlagnahmefr., mit
d. ohne Küchenben.
Angeb. u. L. 223 an
die Geſchſt. (16593
Möbl. Zim. m. Kaffee
von Herrn geſ. Ang.
mit Preis u. L. 219
an die Gſchſt. (*16588
Suche einfach (16652
möbl. Zimmer
nächſt Luiſenplatz.
Angeb. nebſt Preis
u. L 244 an d. Geſchſt.
Zeer. Sim.
Nähe Frankfurter= u.
Aliceſta: geſ.
Horn=
berger,
Frankfurter=
ſtraße 40. (*16650
Jung. Ehepaar ſucht
1 leeres Zimmer mit
Küche. Mann übern.
auch Hausmeiſterſtelle.
Ang. u. L. 218 Geſchſt.
( 16587)
7 Wohn- und
1 Schlafzim.
ſof. für 2 Stud. geſ
Angeb. mit Preis u.
L. 238 Gſchſt. (*16628
verrkerkerige
N
Auch in ſchweren Fällen hat die ſeit 2 Jahren
bewährte Breslauer Hörkapſel geholfen. Kein
Hör=
rohr, kein elektriſcher Apparat. Bequem im Ohr bei
jeder Art Tätigkeit zu tragen. Die Erfindung eines
Ingenieurs, der ſeit ſeiner Kindheit ſehr ſchwerhörig
Unterricht im Zuſchneiden
war. Fachärztlich vielfach ſolchen Schwerhörigen em=
Maßnehmen eigener Garderobe
pfohlen, bei denen ärztl. Hilfe nicht mehr mögl. war,
Anprobieren unter perſönlicher Leitung
Herr Ludwig Wagner, Mainz, 71 Jahre alt,
Anfertigen, Ausbild. im Schnittzeichnen
trägt die Kapſel ſeit 3 Monaten und hört ſehr
Moderniſieren uſw. uſw.
gut mit derſelben.
Der Unterricht findet in 2 Abteilungen ſtatt:
Unſere Vertretung iſt in Darmstadt: „Hotel Prinz
Vormittags von 9—12 Uhr, nachm. von 3—6 Uhr
Heinrich”, Bleichſtraße, am Freitag, den 24. Juni
ToniHanau, Melsterin, Ahelnstradle 25, I.
und Samstag, den 25. Juni, von jeweils früh 10
Anmeldung vormittags erbeten. (*16607
bis 6 Uhr abends, anweſend.
Hörkapsel- Gesellschaft m. b.H., Breslau 16
Duchenfagment
Die Herren Aerzte und Spezialohrenärzte werden
m Räuchern abzugeben.
gebeten, im Intereſſe der Schwerhörigen vorzuſprech.
R
Gg. Nik. Stühlinger III., Sägewerk
Reinheim i. O.
B
Ne e
AAls
Ian
Herren B”
Hus e
Hese
ae ne
von
Jae e
A.
Besatz
Hes e
arbigen an
Ne e
Besatz
Hese ete
kot
wit Köckelel. allen Größeh
50
wit farb. Besst”,
Kan
Al
Hese e
1ge
Fabr. -orwd.
He
Beachten Sie
geft. unser
Spezial-Fenster
Nummer 122
Donnerstag, den 23 Juni 1927
Seite 9
„Mollwitz” und der
„Mollwitzer Schimmel‟
Das Jahr 1740 war für Deutſchland ſehr bedeutungsvoll:
am 20. Oktober 1740 ſtarb Karl VI., der letzte männliche
Habs=
burger. Durch die Pragmatiſche Sanktion war Karls VI. Tochter
MTaria Thereſia die Erbin der Krone, die ihr jedoch von
ver=
ſagiedenen Seiten nicht zuerkannt wurde.
Der gleichfalls im Jahre 1740 zur Regierung gekommene
unge König Friedrich von Preußen hielt ſich nicht verpflichtet, dieſe
Tmagmatiſche Sanktion anzuerkennen, weil Oeſterreich ſelbſt den
Vertrag von Berlin gebrochen hatte; dennoch wollte König
Friedrich mit ſeiner Armee der jungen Königin Maria Thereſia
zegen alle Mächte, die ihr die Erbſchaft ſtreitig machten, zu Hilfe
tammen, wenn ſie ſeine noch nicht erloſchenen Erbanſprüche auf
die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau anerkennen würde.
AIs aber der Wiener Hof dieſes Anſinnen hochmütig ablehnte,
bſf ſchloß König Friedrich, ſich ſein Erbrecht zu erkämpfen.
Den Bedenken ſeiner Miniſter widerſetzte ſich der junge
Giönig mit Zuverſicht und einer Kühnheit, zu der ihn ſein
Geenie berechtigte. In der Tat ſprach die allgemeine Lage Europas
y gunſten König Friedrichs, der damals allerdings nicht ahnte,
dſ=ß durch ſeinen entſcheidenden Entſchluß eine große Kriegsära
eiöffnet wurde. Mutvoll baute König Friedrich auf ſein Talent
ſund auf ſeinen Stern: das damals kleine Preußen zog gegen die
Crroßmacht Oeſterreich zu Felde, die ihm an Einwohnerzahl
fihnmal überlegen war; Europa horchte auf, ganz allein wollte
dar jugendliche Preußenkönig ſein Recht ſich erkämpfen!
Das Moment der Ueberraſchung iſt dem Mann des ſchnellen
Gritſchluſſes ſtets von Vorteil. Nicht nur den Hof in Wien, auch
erne eigene Umgebung hatte König Friedrich mit dem Aufbruch
dar preußiſchen Truppen überraſcht: während die Muſik am
11.. Dezember 1740 im Königlichen Schloſſe zu einem Maskenballe
arfſpielte, verließ König Friedrich unbemerkt ſeine Gäſte und
rhäſte zu ſeiner Armee ab, deren Marſchziele nun erſt bekannt
gy geben wurden. „Ich habe den Rubikon überſchritten, mit
mehenden Fahnen und ſchlagenden Trommeln; die Truppen ſind
in beſter Stimmung, alles wird nach Wunſch gehen” ſchrieb der
junge König an ſeinen Staatsminiſter von Podewils.
Ende Januar 1741 war faſt ganz Schleſien in König
Fried=
rühs Hand, da die geringe öſterreichiſche Beſatzung keinen
ernſt=
hi=ften Widerſtand leiſten konnte. Der Bevölkerung Schleſiens
maren die in ſtrenger Mannszucht erzogenen preußiſchen
Trup=
vun lieber als das zuchtloſe Treiben der Ungarn und Kroaten
dar Oeſterreicher, die nun unter dem Befehl des Feldmarſchalls
Gxaf Neipperg ein Heer zur Rückeroberung Schleſiens ſchickten,
dirs die „Potsdamer Wachtparade” mit Leichtigkeit aus Schleſien
„Segfegen” ſollte. Das Urteil der Geſchichte iſt ſich wohl darüber
eutnig, daß ſowohl der öſterreichiſche wie der preußiſche
Ober=
bif fehlshaber vor der Schlacht bei Mollwitz nicht glücklich operiert
hü=ben. Nachdem Graf Neipperg Neiße entſetzt hatte, erſchien er
plücötzlich inmitten des preußiſchen Heeres, deſſen Quartiere viel
5.weitläufig angelegt waren, beſaß aber nicht die Energie, die
eurizelnen Teile des preußiſchen Heeres zu überrennen und
da=
dnarch dieſes aufzureiben. Dieſes Verſäumnis ermöglichte es
Hönig Friedrich, ſeine zerſtreuten Korps zuſammenzuziehen und
de Oeſterreicher bei Mollwitz anzugreifen. Hier kam es am
1.. April 1741 zur Schlacht, nachdem das heftige Schneegeſtöber
d7 s 9. April aufgehört hatte. Anſtatt aber die Oeſterreicher
über=
roſ ſchend anzugreifen und ſich ſo einen Vorteil zu ſichern, ſetzte
söönig Friedrich um 10 Uhr vormittags im tiefen Schnee ſein
heer in fünf Kolonnen in Richtung Mollwitz in Marſch und
mdachte in der Mittagsſtunde, wie im Frieden auf dem
Exerzier=
puatz, im Angeſicht des Feindes — ſo dieſem Zeit zur Aufſtellung
in Schlachtordnung laſſend — ſeinen Aufmarſch zur Schlacht.”
In zwei Treffen hintereinander, auf den rechten und linken
Fügeln je Kavallerie, den linken Flügel an einen Sumpf an=
gelehnt, ſo rückten die preußiſchen Truppen gegen die
Oeſter=
reicher bei Mollwitz vor; ſehr bemerkenswert iſt die ganz moderne
Verwendung der Artillerie, auch der ſchweren Geſchütze, die
König Friedrich unter Bedeckung von wenigen Huſaren mehrere
hundert Meter vor ſeiner Infanterie in Stellung gehen ließ,
damit ſie in wirkſamſter Weiſe durch ihr Feuer der angreifenden
Infanterie den Weg zum Siege bahnen ſollte.
Ein gewaltiger, dreimal wiederholter Reiterangriff
öſter=
reichiſcher Kavalleriemaſſe unter dem Befehl des Generals von
Römer gegen den preußiſchen rechten Flügel drückt dem 1. Teile der
Schlacht bei Mollwitz den Stempel auf. Die Kavallerie des
preußiſchen rechten Flügels unter General von der Schulenburg,
die ſich der öſterreichiſchen Kavallerie entgegenwirft, wird
über=
ritten; es entſteht eine Panik: da brach, um durch ſein
perſön=
liches Beiſpiel das Schlachtenglück an ſeine Fahnen zu heften,
König Friedrich an der Spitze mehrerer Schwadronen
Kara=
biniers gegen die anreitende öſterreichiſche Kavallerie vor, aber
der gewaltige Anprall der feindlichen Kavallerie riß auch dieſe
Schwadronen mit ſich fort: König Friedrich befand ſich im Gedränge
zwiſchen feindlichen Reitern in allergrößter Lebensgefahr. Als
der Feldmarſchall Graf Schwerin dies gewahr wurde, beſchwor
er den König, ſein Leben nichts aufs Spiel zu ſetzen, ſondern dem
Staate zu erhalten, und das Schlachtfeld zu verlaſſen. Entrüſtet
wies König Friedrich dieſes Anſinnen zurück. Der Feldmarſchall
und des Königs Adjutanten ließen aber in ihren Bitten und
Vorſtellungen nicht nach; als die allgemeine Lage der Schlacht
einen unglücklichen, vielleicht ſogar kataſtrophalen Ausgang zu
nehmen ſchien, willigte König Friedrich ein, daß der
Feld=
marſchall Graf Schwerin den Oberbefehl übernahm und er ſelbſt
nach Oppeln ritt, um von dort Truppen zur Verſtärkung
heran=
zuholen und alle Maßnahmen für einen Rückzug ſeines Heeres
zu treffen.
König Friedrich hatte bei der Attacke, die er ſelbſt anführte,
ſein ſchönſtes Pferd, den Sternrappen, geritten. Zu ſeinem
Ritt nach Oppeln wurde ihm aus der Pferdereſerve ein friſches
Pferd vorgeführt: ein hochbeiniger Fliegenſchimmel mit einer
Ramsnaſe und auffallend langer Hinterhand, genannt „der lange
Schimmel‟. Er war 15 Jahre alt und keine Pferdeſchönheit, aber
wegen ſeiner Klugheit, ſeiner Anſtelligkeit, ſeiner Zuverläſſigkeit,
ſeiner ſchnellen Gangart und ſeiner unermüdlichen Ausdauer
ſehr geſchätzt. Am Tage von Mollwitz rechtfertigte der „lange
Schimmel” ſeinen Ruf nicht nur glänzend, ſondern er rettete
ſeinem königlichen Reiter auch das Leben: In ehern gleichem
Takt trabte er, ohne Ermüdung, von Dorf zu Dorf, ſo daß die
wenigen Reiter des Gefolges des Königs kaum mitkommen
konnten und eine dem König nachgeſandte Schwadron
Gens=
darmen ihn überhaupt nicht mehr einholte. Gegen Mitternacht
traf König Friedrich vor dem Stadttor von Oppeln ein; als ſich
aber am Torgitter weiße Monturen der Oeſterreicher zeigten und
öſterreichiſches Gewehrfeuer dem König entgegenknatterte, da
machte der „lange Schimmel”, der dieſes militäriſche Bild nicht
„Potsdameriſch” fand, ohne Aufforderung kurz Kehrt und trug
ſeinen königlichen Herrn in ſchnellſter Gangart aus dem Bereich
des feindlichen Feuers und der verfolgenden öeſterreichiſchen
Huſaren, denen aus des Königs Gefolge der Oberſtleutnant von
Buggenhagen, Kriegskommiſſar von Reinhardt und Herr von
Maupertuis in die Hände fielen, bis zum Städtchen Löwen
zurück, wo der Major von Bülow dem König die Siegesbotſchaft
von Mollwitz überbrachte. In der Mühle von Löwen gönnte
König Friedrich ſich und ſeinem Lebensretter, dem „langen
Schimmel”, eine kurze Raſt, bei der dieſer ſeine Ramsnaſe in
den wohlverdienten Hafer ſtecken konnte.
Wie hatte es ſich aber zugetragen, daß die ſcheinbar ſichere
Niederlage ſich in einen Sieg verwandelt hatte? Auf die Frage
der höheren Führer, in welcher Richtung der Rückzug angetreten
werden ſollte, hatte Feldmarſchall Graf Schwerin entſchloſſen
ge=
antwortet „Auf den Leib des Feindes!‟ Die Attacke der
öſter=
reichiſchen Kavallerie hatte zwar die preußiſchen Reiterregimenter
geworfen und dadurch eine große Unordnung veranlaßt, es ſtellte
ſich aber heraus, daß die preußiſche Infanterie nicht erſchüttert
war. Der Feldmarſchall Graf Schwerin hatte erneut den Befehl
zum allgemeinen Angriff gegeben, ſich ſelbſt an die Spitze des
1. Bataillons Garde geſetzt. Mit klingendem Spiel und fliegenden
Fahnen, in gerader Schnur, wie von einer einzigen Triebkraft
bewegt, wurde der Angriff vorgetragen; das Gewehrfeuer der
Infanterie in ungeahnter Schnelligkeit — hier bewährte ſich der
eiſerne Ladeſtock — und die Kugeln und Kartätſchen der Artillerie
verfehlten ihre Wirkung auf die Oeſterreicher nicht, deren
In=
fanterie ſich der preußiſchen nicht gewachſen zeigte und ſich
flucht=
artig auflöſte, als auf des Feldmarſchalls Schwerin Befehl der
preußiſche linke Flügel ſeinen Angriff im beſchleunigten Tempo
vortrug.
Im Vergleich zu anderen Schlachten der drei ſchleſiſchen
Kriege iſt die Schlacht bei Mollwitz wenig bedeutend, nur kleine
Heere — auf preußiſcher und auf öſterreichiſcher Seite nur etwa
je 22000 Mann — hatten ſich gegenüber geſtanden. War durch den
Sieg bei Mollwitz die überaus wichtige Verbindung des
preußi=
ſchen Heeres mit Breslau und Berlin wiederhergeſtellt worden,
ſo liegt die größere Bedeutung dieſes Sieges wohl aber darin,
daß das vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. geſchaffene
preußiſche Heer vor aller Welt glänzend ſeine Ueberlegenheit
ge=
zeigt hatte und daß der Schlachttag von Mollwitz als der
Lehr=
meiſter des jungen Preußenkönigs in der Kriegskunſt
anzu=
ſprechen iſt.
„Unſere Infanterie ſind lauter Cäſars und die Offiziere
davon lauter Helden,” ſo lautete König Friedrichs Lob nach dem
Siege von Mollwitz.
Mit königlichem Freimute geſteht Friderieus rex in der
„Geſchichte meiner Zeit”, daß er mit ſeinem Gegner, dem Grafen
Neipperg, um die Wette Fehler begangen habe, und, was die
Preußen eigentlich gerettet, ihre Tapferkeit und ihre
Manns=
zucht geweſen ſei.
Nach kurzer Raſt in der Mühle von Löwen hatte König
Friedrich auf dem „langen Schimmel” das Schlachtfeld von
Moll=
witz wieder erreicht. Faſt ohne Unterbrechung hatte der „lange
Schimmel” etwa 14 deutſche Meilen oder 105 Kilometer
zurück=
gelegt, eine wahrhaft gewaltige Leiſtung, die ihm den Namen
„der lange Mollwitzer” eintrug, eine Benennung, die ſich ſpäter
in „der Mollwitzer Schimmel” umwandelte.
Der große König war ein großer Tierfreund: ſeine Liebe
zu ſeinen Windſpielen, ſeinen Pferden und ſeinen Rehen im
Park von Sansſouci iſt bekannt; ſie ſteigerte ſich in beſonders
hohem Maße zu ſeinen Lieblingspferden, unter denen „der
Moll=
witzer Schimmel” und ſpäter der viel jüngere Schimmel „Conds”
eine Sonderſtellung einahmen. „Der Mollwitzer Schimmel” im
Jahre 1726 geboren, gehörte bei ſeinem berühmten Ritt ſchon zu
den Veteranen des königlichen Marſtalls; der große Friedrich
ritt ihn nach dem erſten ſchleſiſchen Kriege nur noch ſelten, er
hat aber dem „Mollwitzer Schimmel” ſeinen ihm geleiſteten
Dienſt nie vergeſſen, ließ ihn ſich bisweilen zu kleinen
Spazier=
ritten vorführen, um ihn zu ehren und zu erfreuen und gab ihm
auch das Gnadenbrot, das er ſich mit einem Rotſchimmel „Cäſar”
und einem Rappen „Cerberus” teilte. Frei durfte der „
Moll=
witzer Schimmel im Luſtgarten herumlaufen, und es freute den
König, wenn der „Mollwitzer” die Exerzierübungen mitmachte
und ſich bei den Klängen des Parademarſches laut wiehernd in
Galopp ſetzte und „die Parade abnahm”. Nur einmal wurde das
ſorgenfreie Leben des uralten „Mollwitzer Schimmels” getrübt:
als im Jahre 1760 öſterreichiſche Truppen Potsdam heimſuchten,
wurde auch der „alte ſteifgewordene Mollwitzer” aus dem Stalle
fortgeführt und, da er das Marſchtempo nicht mehr mitmachen
konnte, verprügelt und im Luſtgarten ſtehen gelaſſen. Erſt im
Jahre 1762, 36 Jahre alt, endete er ſein Leben. Sein dankbarer
König ordnete für den „Mollwitzer Schimmel”, den er ſtets als
ſeinen einſtigen Lebensretter wie eine Reſpektsperſon behandelte,
ein würdiges Begräbnis im Hofe des Potsdamer Marſtalles an,
ſo ſeinen berühmten, treu bewährten Kriegskameraden noch im
Tode ehrend.
Ei
11et0
THUA
raus Wellblech
Fdarradsländer, Schuppel
jeer Art,
teuer-
scher, zerlegbar,
Hansportabel.
An-
gü-bote und
Pros-
soekte kostenlos.
Hiebr. Hrbenhach
G. m. b. H.
Eisen- und
Wellblech werke,
Weldenau/Sieg-
Peostt. 420. Vertr.
Do.-Ing. W. Röper,
Darmstadt,
Oran-
garie-Allee 6, Tele
orn 290. (TV.7960
Triumph=
Motorrad
F 850 Rm. abzu
erar gut erhalten.
Miäller & Ober
Reinſtr. 39
Waßbilder
im einer Stunde 7 57a
ſeillig und gut.
Whiele Nachf.
mr Bleichſtr. 0. Xd.1912.
Weiße eiſerne
Kin=
derbettſt. m. Matr. zu
vei-k. Beckſtr. 85, pt.
(*16577)
aSt
Bade Arfikel aller Arnt
Mäkige
Zeiche
Auddehl
Brillantring
m. Herrngart.=Café,
Toilette, liege
el... Abzug. geg. hohe
BA=lohnung b. Dr. A.,
Gnsetheſt. 44 od. Heren
nusten= Café. (16568
Berloren!
EEin Kinderſchnh
Srndale) am Aoo
verlorengegangen.
ABzugeben (*16621
Schwanenſtraße 3
bei Helfer.
(1ott7
hellbraune
Samt=
taſche mit
Silber=
bügel verloren.
Gegen Belohn. bitt
abzugeben
Heinrich=
ſtraße 4. (*16648
Rehpinſcher ſchwarz=
rot, entlaufen. Nach
richt erbittet (*1663
Wilk
r. 53, P‟ Anfertigung b.Stickereien, tsctea
Bohljaumen, Pliſtee und Fefton
Stickereigeschäft, Karistr. 17, 1I. Ve
Emil Schultze, Kam=
mermuſiker i. R.,
Schießbausſtraße 29.
Piano4.4, Flügel 5.4
*16328gid)
PAufklärungen-
R
Damen, welche ihre
Garderobe ſelbſt
an=
fertigen wollen,
er=
teilt praktiſchen
Un=
erricht v. 9—12 Uhr
Frau Vey,
Soder=
ſtraße 34. (*16483md
Ke
Größerer Tiſch und
Theke, f. Bürozwecke
geeignet, zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
222 Geſchſt. (16592
Ca. 2—3 Ztr.
Kar=
tofſeln zu kaufen
geſucht. Gefl. Angeb.
n. Preis u. L. 207
an d. Geſchſt. (*16561
Marken=Rad
Damen) zu kauf. geſ.
Ang. unt. L. 230 an
die Geſchſt. (*16610
TUZR!
Wer dort?
Hier V. Schatz.
Komme ſof. u. kaufe
getragene Herren=
Kleider, Federbetten
Schuhe, Wäſche uſw.
V. Schatz
Darmſtadt. (9653a
Tel. 1924, Schloßg. 23.
Fahrrad, auch Dam.=
Rad, bill, geg. bar zu
kauf. geſ. Angeb. mit
Preis unt. L 229 an
die Geſchſt (*16609
2eiſ. Betten, wß., mgl.
mit Roßhaarmatratz.
Kinderklappwagen, nur
ſehr gut erh., z. kauf.
geſ. Ang. u. L. 242 a.
die Geſchſt. (*16637
AGeldverkehrß
12000.- Hull.
ſofort greifbar, auf
erſtkl. hieſ. Objekt an
erſter Stelle z. günſt.
Bedingung, u. voller
Auszahlung durch
Ebert, Hügelſtr. 75
Fel. 1117. 110045id
8/24, 4=Sitzer,
Garantie billig ab
zugeben.
I. Donges & Wiest.
Beweismaterial liefert für alle Zn
(V 3913
chnell, Reisebegleitung
Eberhards Welt-Detektiv-Institut
Teleph. 1523. Darmstadt, Rheinstr. 43
Zar=Darlehen
I. I. II. Hppotheken
B. Ebert, Darmſt.,
Hügelſtraße 75.
Tel. 1117. (7860a
Beſte Referenzen!
Seite 10
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Nummer 172
Reich und Ausland.
Frankfurter Chronik.
Drei Perſonen durch Gasvergiftung
getötet. Am Dienstag nachmittag wurden die
76jährige Witwe des Geheimen Baurats Behnke, ihr
Sohn Hermann Behnke ſowie ihre Schweſter in ihrer
Wohnung in der Hermannſtraße 46 tot aufgefunden.
Der Tod iſt infolge Gasvergiftung eingetreten. Ob
ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, muß erſt
die Unterſuchung ergeben.
Der Plan eines deutſchen Fluges
Europa—Amerika.
c. Berlin. Zu dem Plan eines Fluges Berlin
—New York—San Franzisko erfährt das „Berliner
Tageblatt” noch folgende Einzelheiten: Der Flug,
den, wie mitgeteilt, der Flieger Könnecke
unter=
nehmen will, ſoll beweiſen, daß es möglich iſt, mit
einem deutſchen Flugzeug eine Luftreiſe über den
Ozean zu unternehmen, die nicht nur ſportlichen
Charakter trägt. Beſonders bemerkenswert iſt, daß
Könnecke nicht die Abſicht hat, in New York zu
lan=
den. Er will, nachdem er — ebenfalls ohne
Zwiſchen=
landung auf den Azoren — New York erreicht hat,
über der Stadt kreuzen und Poſt abwerfen, um dann
ſofort den Transamerikaflug New York—San
Fran=
zisko anzutreten. In San Franzisko wird der
Flieger landen, ebenfalls Poſt abwerfen, ſich ein paar
Tage ausruhen und erholen, um alsbald den
Rück=
flug anzutreten, der über die gleiche Strecke geht.
Auf dem Rückflug wird dann in New York eine
Zwiſchenlandung vorgenommen werden, um Poſt für
Europa an Bord zu nehmen, doch werden die
In=
ſaſſen des Flugzeuges bei dieſem Zwiſchenaufenthalt
die Kabine nicht verlaſſen. Da es faſt unmöglich iſt,
daß ein einzelner Pilot die Leiſtung eines Fluges
von 53 Stunden unternimmt, wird Könnecke von
einem zweiten Flieger begleitet ſein. Durch die
Mitnahme von zwei Paſſagieven will Könnecke
be=
weiſen, daß ein regelmäßiger Flugverkehr Europa—
Amerika durchaus möglich iſt.
Zahlreiche Ozeanflüge in Vorbereitung.
Berlin. Der „B. Z. am Mittag” zufolge ſind
gegenwärtig zahlreiche Ozeanflüge in Vorbereitung.
Außer der deutſchen Fliegerin Thea Raſche will die
in Amerika lebende ruſſiſche Fliegerin Luba Philips
zwiſchen Mitte Juli und Anfang Auguſt die
Ueber=
querung des Ozeans verſuchen. Der Aſſiſtent des
amerikaniſchen Marineſekretärs teilte mit, daß ein
Nonſtop=Flug des Luftſchiffes „Los Angeles”
Lake=
hurſt—Honolulu geplant ſei. In ungefähr drei
Wochen beabſichtigt Kapitän Coupourtney einen
Flug von Calshot bei Southampton über
Neufund=
land nach New York zu unternehmen. Der Rückflug
foll in derſelben Form per Flugzeug erfolgen. Zwei
Gritiſche Piloten beabſichtigen, in der erſten
Auguſt=
woche einen Nonſtop=Flug London-New York zu
unternehmen. Nach der Ankunft in New York, wo
ſie nur acht Stunden zu bleiben gedenken, wollen ſie
ſofort nach London oder einem weiter ſüdlich
ge=
legenen Ort zurückfliegen, um den Rekord für dieſe
Diſtanz zu ſchlagen. Der franzöſiſche Flieger
Drou=
hin wird, ſobald das Wetter günſtig iſt, zu einem
Fluge Paris—New York aufſteigen. Dazu kommen
noch die deutſchen Projekte von Könnecke=Berlin mit
ſeinem Flug Berlin—San Franzisko und Udet mit
ſeinem Flug München—New York.
Streckenarbeitertod.
Berlin. Am Dienstag früh wurde ein 31jähr.
Streckenarbeiter, der bei Ausbeſſerungsarbeiten an
der Lehrter Eiſenbahnbrücke beſchäftigt war, von
einem Vorortzug überfahren und getötet. Das
Un=
glück geſchah durch die eigene Schuld des Arbeiters,
der rechtzeitig durch ein Signal gewarnt war, jedoch
das Gleis nochmals betrat, anſcheinend, um ein
Hand=
werkszeug zu entfernen.
Schmuggellikör im Hundezwinger.
fm. Kehl. Seit einiger Zeit kam regelmäßig von
Straßburg ein kleines Pferdegeſpann unbehindert
über die Zollbrücke. Der Wagen hatte hinten eine
Vorrichtung, die zur Aufnahme von Hunden diente,
die angeblich in Kehl einer beſonderen Dreſſur
unter=
worfen wurden. Eines ſchönen Tages beſchauten ſich
die Zollbeamten dieſes Hundegelaß näher und
ent=
deckten eine doppelte Wand, in der zahlreiche
Likör=
flaſchen verborgen waren, was zur Folge hat, daß
ſich der Beſitzer des Wagens wegen Grenzſchmuggels
zu verantworten haben wird.
Die Wiener
Praterkönigin=
eine Reichsdeutſche.
Margarete Simony,
ine 18jährige, bildhübſche Berlinerin, die ſeit einem
Jahr in Wien lebt, iſt jetzt dort als Siegerin in
einer Schönheitskonkurrenz zur „Praterkönigin”
aus=
gerufen worden.
Die Shakeſpeare=Woche in Bochum.
Eine Gruppe von Feſtgäſten. (1) Herbert Eulenberg, (2) Gerhart Hauptmann.
Anläßlich, der außerordentlichen Tagung der Deutſchen Shakeſpeare=Geſellſchaft in Bochum fand
in dieſer Induſtrieſtadt des Weſtens eine wohlgelungene Shakeſpeare=Woche ſtatt. Sie brachte
eine Anzahl intereſſanter Vorträge und die zykliſche Aufführung ſämtlicher Königsdramen im
dortigen Stadttheater. Unter den in großer Zahl erſchienenen Feſtgäſten befanden ſich auch
Ger=
hart Hauptmann, Herbert Eulenberg und der amerikaniſche Botſchafter in Berlin, Schurman.
Vor dem Abflug Byrds.
Das ſtartbereite Flugzeug „America”, mit dem Kommandeur Byrd ſeinen Transozeanflug
ausführen will.
Byrd, deſſen Start täglich erwartet wird, hat erklärt, daß er nicht wie Lindbergh und
Chamber=
lin früh morgens, ſondern ſpät abends abfliegen will, um den Ozean am Tage zu überqueren.
Freiſpruch im Kaſſeler
Straßen=
bahnerprozeß.
TU. Frankfurt a. M. Im Kaſſeler
Straßen=
bahnerprozeß wurde am Mittwoch nach der
Beendi=
gung der Zeugenvernehmungen mit den gutachtlichen
Aenßerungen der Sachverſtändigen begonnen. Der
Staatsanwalt kam in ſeinem Plädoyer zu dem
Schluß, daß die beiden Angeklagten überführt ſeien,
durch Fahrläſſigkeit den Tod mehrerer Menſchen
ver=
urſacht zu haben. Der Staatsanwalt beantragte
gegen den Schaffner Hentrich ſieben Monate
Ge=
fängnis, gegen den Wagenführer Gerlach fünf
Mo=
nate Gefängnis. Die Strafausſetzung ſoll jedoch
beiden Angeklagten gewährt werden.
Im Straßenbahnerprozeß fällte das Gericht nach
den Reden der Verteidiger um 13,2 Uhr folgendes
Urteil:
Es ſteht feſt, daß der Unglückswagen nicht
ge=
nügend gebremſt war, daß aber die Bremſe an ſich
ausreichte. Verantwortlich iſt allein der Führer
Gerlach. Das Gericht nimmt an, daß er ſeine
Körperkraft bei der Bremſung voll ausgenutzt hat,
ferner daß die Hinterbremſe vielleicht etwas
ange=
zogen war, wofür er nicht verantwortlich zu machen
iſt. Die Frage, ob die Bremſe von dritter Seite
ge=
löſt wurde, ſcheidet aus. Daß die Bremſung nicht
genügen würde, brauchte Gerlach nicht anzunehmen,
da in vielen anderen Fällen nicht anders gebremſt
wurde. Der Schaffner Hentrich iſt für die
Aufſichts=
pflicht verantwortlich. Es iſt lediglich die Frage zu
prüfen, ob er ſeiner Aufſichtspflicht nicht genügt hat.
Im Rahmen ſeiner Dienſtobliegenheiten, konnte er
nicht vörausſehen, daß der Wagen abrollen werde.
Es fehlt ſonach an dem vorausſehbaren Erfolg. nur
etwaige Fahrläſſigkeit. Deshalb wurde er
frei=
geſprochen.
Etwas Erfreuliches aus Kronthal.
Wie wir ſoeben erfahren, iſt auf der großen
ſüddeutſchen Hotel= und Gaſtwirts=Ausſtellung mit
Kochkunſt in Würzburg (Südhoga) das Kronthaler
Mineralwaſſer mit der goldenen Medaille
ausge=
zeichnet worden. Es handelt ſich hier um die erſte
ſeit Wieder=Eröffnung des Kronthaler Brunnen=
Be=
triebes mit Kronthaler Waſſer beſchickte Ausſtellung
und erhöht die Geſamt=Prämiierungen für
Kron=
ahaler Mineralwaſſer auf 34. Dieſe beſondere
Aus=
zeichnung kann man wohl als einen erfreulichen
Be=
weis für die ſtets wachſende Beliebtheit des
Kron=
thaler Waſſers anſehen, das auch in hieſiger Gegend
immer mehr Eingang findet.
Ein fünftes Opfer des Bauunglücks
in Niederſchöneweide.
Das ſchwere Bauunglück, das ſich in den
Eiſen=
bahnbetriebswerkſtätten bei Niederſchöneweide
er=
eignete, hat nach der „Voſſ. Zeitg.” noch ein fünftes
Todesopfer gefordert. Außer dem Arbeiter Naddatz
iſt auch der Arbeiter Knüppel im Krankenhaus ſeinen
Verletzungen erlegen.
Die Solinger Stahlinduſtrie im Zeitalter
des Bubikopfes.
* Solingen. Die Zeit des Bubikopfes iſt der
Solinger Induſtrie zum Segen geworden. Nach den
vorliegenden Berichten werden Solinger
Haar=
ſchneidemaſchinen, die früher nur als Nebenartikel
galten und in beſcheidener Zahl erzeugt wurden,
heute in alle Welt verſandt. Sie ſind ein
Haupt=
exportartikel der Solinger Stahlinduſtrie geworden,
und die zehn Millimeter=Haarſchneidemaſchinen
wer=
den in aller Welt unter dem Namen „
Bubikopf=
maſchine” verlangt, in vielen tauſend Stück verpackt
und nach allen Teilen der Welt verſandt.
Schlußſitzung des Kirchentags.
Königsberg. Die Schlußſitzung des
Kirchen=
tags brachte nach der großen vaterländiſchen
Kund=
gebung über Kirche und Staat die Generaldebatte
über den Tätigkeitsbericht des Kirchenausſchuſſes.
Mit beſonderer Spannung nahm die Verſammlung
die ſehr bedeutſamen Ausführungen Prof. Mirbts
über die Konkordatsfrage entgegen. Der Redner
er=
klärte u. a., die durch das ganze evangeliſche Volk
gehende Bewegung gegen ein Konkordat ſei keine
künſtliche Erregung, ſondern eine Volksbewegung von
elementarer Wucht. Aus politiſchen Gründen
ver=
ſchiedener Art, insbeſondere im Hinblick auf die
kommenden Verhandlungen über das Reichsſchulgeſetz,
habe der Kirchentag noch keine Schritte in dieſer
Richtung unternommen. Er hoffe von dem
Kirchen=
ausſchuß, daß er, der die Lage auf dem
kirchenpoli=
tiſchen Gebiet aufmerkſam verfolgt habe, auch in
Zu=
kunft ſich mit aller Energie für die Intereſſen des
Proteſtantismus und für den Schutz des Erbes der
Reformation einſetzen werde.
Zum Flugplan Prag—New York.
EP. Prag. Der von zwei tſchechoflowakiſchen
Fliegeroffizieren angekündigte Flug Prag—New York
wird von dem Verband der tſchechoſlowakiſchen
Pi=
loten in ſchärfſter Weiſe abgelehnt. Das
Unter=
nehmen wird als eine Bloßſtellung des
tſchechoflowa=
kiſchen Flugweſens und als eine leichtfertige
Preis=
gabe von Menſchenleben hingeſtellt. Der
Piloten=
verband erklärt ſich daher gegen die Veranſtaltung.
Es wird dazu mitgeteilt, daß er ſelbſt ein ſolches
Unternehmen für nächſtes Jahr plane, für das aber
längere Zeit dauernde Vorbereitungen notwendig
ſeien. Die beiden Fliegeroffiziere haben jedoch
da=
gegen erklärt, daß ſie den geplanten Flug bis zum
Auguſt beſtimmt unternehmen werden.
Zur Feſtnahme des Prager Kirchenräubers.
Prag. Unter dem dringenden Verdacht der
Be=
teiligung an dem Einbruch in die Dreifaltigkeitskirche
in der Nacht zum 18. Juni, bei dem wertvolle
Re=
liquien geſtohlen wurden, wurde der aus München
kommende Angeſtellte Franz Oswald feſtgenommen.
In ſeiner Wohnung wurden die aus dem
Kirchen=
raub ſtammenden Gegenſtände aufgefunden.
Erdbeben in San Salvador.
London. Nach Meldungen aus San Salvador
ſollen durch ein Erdbeben im Rarricaltal mehrere
Häuſer zerſtört worden ſein. Verluſte an
Menſchen=
leben ſeien nicht zu beklagen
Die Ozeanflieger in Budapeſi.
EP. Budapeſt. Chamberlin und Levine ſins.
am Dienstag vormittag 10 Uhr 18 von Wien komo
mend auf dem Flugplatz Matthiasfeld bei Budaveßi
glatt gelandet. Auf dem Flugplatz waren etwa 60
Perſonen anweſend, zumeiſt offizielle Perſönlichkeitenn
Vertreter verſchiedener Behörden und etwa 300 Jourw
naliſten. Das große Publikum war durch einen ſtarn
ken Polizeikordon am Zutritt zum Flugplatz ver=v
hindert. Sofort nach der Landung wurde der Ans
parat von einem Polizeikordon umgeben. Eine Kao
pelle ſpielte die amerikaniſche Nationalhymne. Der=
Generaldirektor der Ungariſchen Luftverkehrs=Geſenn
ſchaft führte die beiden Flieger zum Handelsminiſtern
der eine kurze Anſprache an ſie richtete. Es folgtet
eine kurze Begrüßungsrede des Bürgermeiſterss
Chamberlin erwiderte mit einer kurzen Anſprache, in
der er die Entwicklung des ungariſchen Flugweſensn
rühmend hervorhob. Der erſte Pilot der Ungariſchen=
Luftverkehrsgeſellſchaft, der im Weltkrieg bekanntgen
wordene ehemalige Kriegsflieger Molnar, überreicht,ᛋ
ſodann Chamberlin einen ſilbernen Lorbeerkranz miü
rot=weiß=grüner Schleife, den dieſer aber lächelnßy
ſeinem Gefährten Levine um den Hals hängte.
Ein=
dargereichtes Krüglein Bier lehnten die Amerikaners
dieſesmal ab. Um 3411 Uhr verließen Chamberlin=
und Levine im Automobil das Flugfeld und fuhrern
inter großen Ovationen des auf den Straßen vern
ſammelten Publikums zum Hotel Gerhardus, wo dien
Hauptſtadt ihnen zu Ehren ein Feſteſſen gab. Unn
3 Uhr nachmittags erfolgt der Rückflug nach Wien,
Der Ehrenmann mit den zwei Frauen.
* Belgrad. Kürzlich ſtarb der Beamte des=
Außenminiſteriums Kolombani, ein gebürtiger Dal!
matiner, nach 20jähriger tveuer Dienſttätigkeit undu
wurde äußerſt ehrenvoll beſtattet. Nach einigen Tageryu
meldete ſich eine Dame in tiefer Trauer im Außeny
miniſterium und verlangte unter Vorweiſung allers
vorgeſchriebenen Dokumente die Anerkennung ders
Penſionsbezüge, was ihr auch gewährt wurde. Dreu
Tage ſpäter kam aber eine andere Frau, die unters
Vorlage der gültigen Dokumente das gleiche Vern
langen ſtellte. So kam zutage, daß der biedere Kon
lumbani, der ſeiner erſten Frau überdrüſſig ge
worden war, ohne geſetzliche Scheidung mit einers
zweiten Frau eine Ehe geſchloſſen hatte.
Und biſt du nicht willig ..."
EP. Paris. Wie der New York Herald” ausu
Kanſas City meldet, meuterten in einem Bergwer7
in Lanſing, in dem hauptſächlich Strafgefangene arm
beiten, 328 Gefangene, weil man ihnen die Zuu
ſtellung von Zigaretten verweigerte. Sie überwälb
tigten 15 Wächter und verſchanzten ſich in den Stol!
len der Grube. Die Förderkörbe wurden durch Balk
ken geſperrt, ſo daß die Meuternden von der Außeny
welt vollſtändig abgeſchnitten ſind.
Der Prozeß wegen des Gleno=Staudammbruchss
EP. Mailand. Im Gleno=Prozeß teilte ders
Vertreter des Eiſenwerkes von Voltri mit, daß durckt
den Ausbruch des Stauſees die Induſtrie einerr
Schaden von insgeſamt 38 Millionen ers
litten habe. Sie begnüge ſich indeſſen mit einer teil.
weiſen Vergütung. — Dann begann der Staatsaſas
walt mit ſeiner Anklagerede. Sein erſter
Gedank=
galt den 337 Opfern des Unglücks. Er ſtellte n
namentlich feſt, daß vom Beſitzer und Erbauer 948
Staudammes Vigano alle geſetzlichen Vorſchriſten
und Sicherheitsbeſtimmungen mißachtet und verleht;
wurden. Das urſprüngliche Projekt für den Bauc
des Dammes wurde willkürlich abgeändert und ohnen
Genehmigung mit dem Bau begonnen. Unter Mißä
achtung der beſtehenden Vovſchriften wurde das Faſ9
ſungsvermögen des Staubeckens erhöht, wodurch din
Folgen des Ausbruches erſchwert wurden. Trotz
ausdrücklicher Aufforderung des Miniſteriums de:
öffentlichen Arbeiten, die Arbeiten bis zur Ge
nehmigung einzuſtellen, wurde der Bau fortgeſetzé
und vor der behördlichen Abnahme in Betrieb ge
nommen. Dann befaßte ſich der Staatsanwalt miü
der Verantwortung des den Bau leitenden Im
genieurs Sant’Angelo auf Grund des Urteils von
Fachleuten. Dagegen beantragte er Freiſprechun4!
des mitangeklagten Vita.
Die Erdrutſchkataſtrophe bei Medellin.
EP. NewYork. Aus der durch einen Erdrutſch
verſchütteten Spinnerei von Medellin (Columbia) ſin-”
bis jetzt 40 Leichen geborgen worden.
Die Tragödie des Tenors Groſavesen!
Beginn des Prozeſſes gegen die Gattenmörderin!
Frau Nelly Groſavescu,
die am 15. Februar ihren Mann, den berühmie
Tenor der Wiener Staatsoper, aus krankhafter Liſſe—
ſucht mit einem Revolverſchuß getötet hat, ſteht lee
vor dem Wiener Schwurgericht, um für ihre Tal
fühnen. Der tragiſche Tod des beliebten Sänge.
der gerade im Begriff war, einer Einladung
Berliner Staatsoper für ein Gaſtſpiel in der Reic
hauptſtadt zu folgen, erregte ſeinerzeit großes.""
ſehen.
Nummer 122
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Geite 11
Sport, Spiel und Turnen.
Handball.
Alemannia Worms-Polizeiſportverein Darmſtadt 5:3.
Am Sonntag weilte die Ligaelf des Polizeiſportveveins in Worms
a23 Gaſt von Alemannia. Punkt 11 Uhr pfiff der Schiri an, eine halbe
M*inute ſpäter fiel das erſte Tor für Polizeiſportverein. Das Spiel war
chr hart. Alemannia konnte aufholen und bis zur Halbzeit mit einem
Zer in Führung gehen. Nach Halbzeit wird ausgeglichen. Ein 13=Mtr.=
Ball für Polizei landet in den Händen des Torwächters. Ein paar gut
ga meinte Schüſſe gehen an die Latte. Alemannia war glücklicher und
kmnnte noch zweimal einſchießen. — Die Polizei=Elf zeigte nicht das
Swiel vom letzten Mittwoch und mußte ſich infolgedeſſem mit 5:3
ge=
ſoolagen bekennen. — Die zweite Mannſchaft gewann gegen Langen 2.
muh wenig intereſſantem Spiel 6:0.
Sportverein Wiesbaden— Fußballklub Union.
Der letzte Sonntag im alten Verbandsjahr gibt der erſten
Mann=
ſcheaft noch einmal Gelegenheit, an einer Ligamannſchaft ihre Spielſtärke
z meſſen. Zwar muß die Mannſchaft auf fremdem Gelände antreten,
ab=er Tatſache iſt, daß gerade die Unionelf auswärts beſſer ſpielt, als auf
ih em Platze. So begibt ſich die Mannſchaft nach Wiesbaden, um der
Lygaelf vom Sportverein zu dem fälligen Rückſpiel gegenüber zu treten.
Ber die Wiesbadener kennt, der weiß auch, daß ihre Elf köpperlich den
(umioniſten überlegen iſt und der Mittelläufer die Mannſchaft dirigiert.
Inn Vorſpiel konnten ſie den verdienten 5:1=Sieg für ſich buchen, ob ſie
an ch den Sieg wiederholen werden, wollen wir abwarten. Die Unionelf
w rd mit folgender Mannſchaft antreten:
Flaig
Mehring Stierle
Bquer Bopp. Sippel
Sieß Ebert Mühlbach Heyland Gberhard.
Man ſieht hieraus, daß die Elf in ihrer derzeitig ſtärkſten
Aufſtel=
lung fährt; bis zu den Verbandsſpielen wird die Unionelf aber noch
eümige Mannſchaftsteile ſtärker beſetzen können.
Turnverein Teutonia Hähnlein-Turnverein Zwingenbera.
Sonntag, den 26. Juni, nachmittags halb 2 Uhr, treffen ſich die
enſite, zweite und die Jugendmannſchaft des Tv. Zwingenberg auf dem
Swwortplatz Hähnlein mit den gleichen Mannſchaften des Tv. Teutonia
Gürhnlein zu den fälligen Freundſchaftsrückſpielen. Obwohl die
Hähn=
len ner noch junge Mannſchaften in der Handballbewegung der D.T. ſind,
ihr Zuſammenſpiel und ihre Technik doch lobenswert. Es wird der
Zuwingenberger erſten Mannſchaft nicht leicht fallen, den Sieg für ſich
entſcheiden. Spielbeginn der erſten Mannſchaft 2.30 Uhr. — Das
Fy eundſchaftsſpiel am Sonntag, den 19. Juni, 1. Eſchollbrücken—1.
Hähn=
em ging mit einem 13:0 Sieg für Hähnlein aus.
Fußball.
FC. Union 1913 e. V.—Germania Eberſtadt.
Am Samstag, abends 6 Uhr, empfängt Union die erſte Mannſchaft
vam Germania Eberſtadt auf der Rennbahn. Die Germanen haben in
dar letzten Monaten immer ſehr gute Reſultate gegen ſpielſtarke Gegner
yſ=ielt. Die Beſſunger treten zu dieſem Spiele in etwas ſchwächerer
Auf=
tüllung an, wie gegen Rüſſelsheim. Jedoch ſind ſich die Einheimiſchen
iher die Spielſtärke des Gegners nicht im Unklaven. Bei dem
Zu=
amnmentreffen dieſer beiden Vorortvereine wurden in früheren Jahren
mmer gute Leiſtungen geboten. Auch dieſes Treffen dürfte ſeine
An=
ürhungskraft nicht verfehlen. Dem Spiele voraus geht eine beſondere
Ey rung des alten Ligaſpielers Jean Rückert, wwelcher ſchon ſeit dem
Führe 1915 die Fauben dieſes Vereins auf dem Spielfelde vertritt und
inx Samstag ſein 500. Spiel für den FC. Union abſolvieren kann. Seine
Emnennung zum Ehrenſpielführer wird ihm ein weiterer Anſporn ſein
nirh lange für ſeinen Verein aktiv zu wirken. — 1. Jgd. Union—lb Jgd.
S..V. 98 Sonntag vormittag 9 Uhr.
V.f. R. 2—FC. Eintracht 2.
Die zweite Mannſchaft der Raſenſpieler hat heute, Donnerstag
rhend 6,30 Uhr, auf dem Exerzierplatz die gleiche Mannſchaft des FC.
Eh—itvacht zu Gaſt. Das Spiel dürfte ſehr intereſſant erſcheinen, da
einer=
eits die Reſerven des V.f.R. in den letzten Jahren eine Mannſchaft
ge=
vurden ſind, welche nach den Reſultaten der Verbands= und Privatſpiele
ni ihrem Gau an der Spitze marſchiert, während auf der anderen Seite
v! Mannſchaft des FC. Eintracht gerade in ihren Spielen gegen V.f. R.
n2 eine ungeſvohnte Form auflief. Bei freiem Eintritt wird niemand
er Weg nach dem ſchönen Exerzierplatz ſcheuen.
Tennis.
Sportliche Tagesſchau.
Frau Friebleben gewann in Zürich das Dameneinzel mit 6: 4, 6: 4
gegen die Franzöſin Mme. Golding.
Im Davispokalſpiel ſiegte Frankreich in Rom nur ganz knapp mit
3: 2 Siegen über Italien.
Fräulein Junkers=Kaſſel durchlief bei einem Turnfeſt in Kaſſel die
100 Meter in 12,6 Sekunden und ſprang 5,40 Meter weit.
Ein Olympia=Kurſus für Amateurringer findet vom 26. Juni bis
3. Juli im Frankfurter Stadion ſtatt.
Kraftſport.
Odenwaldgau. 2. Kreis. Deutſcher Atbletik=Sportverband 1891.
Das achte Gaufeſt des Odenwaldgaues nahm am vergangenen
Sonn=
tag in Groß=Umſtadt bei ſehr ſtarker Beteiligung einen guten Verlauf.
Ueber zweihundert Konkurrenten traten in über zweihumdertfünfzig
Einzelmeldungen zum Wettkampfe an. Die Leiſtugen waren trotz des
naßkalten Wetters ſehr anſprechend und auch der feſtgebende Verein dat
fein Möglichſtes, um allem gerecht zu werden. Wenn es trotzdem einige
Mißſtände gob, ſo iſt dies dem Umſtande zuzuſchreiben, daß das Gaufeſt
erſt in letzter Minute unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Dem
Feſttage ging am Samstag abend ein Kommers voraus, der von den
Ortsvereinen gut unterſtützt wurde. Am Feſttage ſelbſt bewegte ſich um
2 Uhr nachmittags ein ſtattlicher Zug Kraftſportler durch die Straßen
des Feſtortes. In ſchmuckem Dreß botem beſonders Gammelsbach und
Arheilgen ein ſchönes Bild. Auch dem Bürgermeiſter ſei für ſeine
freund=
lichen Worte, die er dem Kraftſport widmete, gedankt. Beſonders die
Leiſtungen der Jugendringer verdienen hervorgehoben zu werden. Leider
fehlen bei Abfaſſung des Berichtes die namentlichen Liſten und muß
des=
halb die Siegerliſte der Jugend hinwegfallen. Nachſtehend die Reſultate:
Gewichtheben. (Der olymbiſche Dreikampf.) Fliegengewicht: 1. Preis
Franz Borowski 1910, Darmſtadt, 320 Pfund: 2. Fritz Hoffmann,
Gam=
melsbach i. O., 300; 3. Karl Holz, Fürth i. O., 280. — Bandamgewicht:
1. Ludwig Erb, 1895 Darmſtadt, 410; 2. Leonhard Wolf, Groß=Umſtadt,
405; 3. Gerhard Taubwedel, Nieder=Ramſtadt, 390. — Federgewicht:
1. Michael Groh, 1910 Darmſtadt, 460: 2. Ludwig Rühl, 1895 Darmſtadt,
410; 3. Thomas Beuer, Pfungſtadt, 390. — Leichtgewicht: 1. Heinrich
Reidel, 1895 Darmſtadt, 460; 2. Karl Feldmann, 1895 Darmſtadt, 440;
3. Heinz Geiſel, Hetzbach, 435. — Mittelgewicht: 1. Heinrich Guttandin,
Dieburg, 510: 2. Georg Fiedler, Arheilgen, 440: 3. Adam Bermond,
Werſau, 420. — Halbſchwergewicht: 1. Jakob Seib, Hetzbach, 500; 2. Gg.
Aßmuß, 1895 Darmſtadt, 445; 3. Heinrich Häuſer, Arheilgen, 445. —
Schwergewicht: 1. Michgel Hauffenmaier, 95 Darmſtadt, 495: 2. Joſeph
Bender, Dieburg, 480; 3. Hans Debus. 1895 Darmſtadt, 410.
Ringen. (Ausſcheiden wach einer Niederlage.) Fliegengewicht:
1. Preis Franz Borowski, 1910 Darmſtadt, 4 Siege; 2. und 3. namentlich
unbekannt. — Bantamgewicht: 1. Joſeph Schwarz, 1910 Darmſtadt, 3:
2. Fritz Abels, Fürth i. O., 2: 3. Joſeph Weisbäcker, Dieburg, 2. —
Federgewicht: 1. Ludwig Schanz. Nieder=Ramſtadt, 5: 2. David Hirth,
Fürth i. O., 4: 3. Albert Schwarz, 1895 Darmſtadt, 2. — Leichtgewicht:
1. Auguſt Schanz, Nieder=Namſtadt, 4; 2. Adam Daum, Werſau, 4: 3. K.
Feldmann, 1895 Darmſtadt, 3. — Mittelgewicht: 1. Joſeph Knapp, Pol.
Darmſtadt, 4: 2. Fritz Ludwig, Dieburg, 2: 3. Georg Fiedler, Arheilgen,
2. — Halbſchwergewicht: 1. Auguſt Weber, Dieburg, 2: 2. Fritz
Kirſch=
ner, Roßdorf, 1: 3. Wilhelm Kaiſer, Altheim, 1. — Schwergewicht:
1. Fritz Endres, Pfungſtadt, 1: 2. Markin Krimm, Dieburg, 1. — L.
Altersklaſſe: 1. Matthias Eckerl. 1910 Darmſtadt, 1.
Leichtathletik. Steinſtoßen leichte Klaſſe: 1. Preis Heinrich
Gut=
tandin, Dieburg, 7.35 Meter; 2. Willy Halmann, Hetzbach, 6,72; 3. Jak.
Willenbücher, Hetzbach, 5,13. — Schwere Klaſſe: 1. Jakob Seib, Hetzbach,
7,80: 2. Adam Ott. Dieburg, 7,61; 3. Fritz Knauf, Rot=Weiß Darmſtadt,
6,42. — Hammerwerfen. Leichte Klaſſe: 1. Heinrich Guttandin.
Die=
burg, 21,80; 2. Adam Knapp, Fürth i. O., 19,50. — Schwere Klaſſe:
1. Jakob Seib, Hetzbach, 25,30; 2. Fritz Schumann, Roßdorf, 22.45;
3. Adam Ott, Dieburg, 22,25. — Gewichtwerfen. Schwere Klaſſe: 1. Jak.
Seib, Hetzbach, 13,72: 2. Joſeph Otto, Rot=Weiß Darmſtadt, 10,74;
3. Georg Fiedler, Arheilgen, 10,43. — Leichte Klaſſe: 1. Adam Knapp,
Fürth i. O., 11,34½; 2. Heinrich Guttandin. Dieburg, 11,34: 3. Georg
Fiedler, Arheilgen, 11,15.
Dreikampf. 100 Meter=Lauf, Kugelſtoßen und Weitſprung. 1. Preis
Jakob Seib, Hetzbach, 224 Punkte; 2. Heinr. Guttandin. Dieburg, 212½;
3. Hans Guttandin, Dieburg, 170.
Tauziehen in einer Klaffe: 1. Preis Kraftſportverein 1910
Darm=
ſtadt: 2. Siegfried Pfungſtadt: 3. Arhletenverein Hetzbach.
Muſterriegen: Ehrenpreis: Sportverein Werſau im Alleingang,
Sportwerbezug: 1. Preis Athletenverein Gammelsbach, 106 Punkte;
2. Kraftſportverein Arbeilgen, 103.
Tennisturnier in Wimbledon.
Infolge des am Dienstag einſetzenden Regenwetters konnten die
Sn iele am zweiten Tage nur ſchlvach vorwärtsgebracht werden.
Be=
mrrkenswerte Reſultate gab es nicht, höchſtens wäre die ſchwache Leiſtung
e: Franzoſen Genthien zu erwähnen. Vom Montag ſind noch
nach=
uragen, die Spiele: Kreuzer—Deed 6:2; 6:2; 6:3; Brugnon—Fiſher
:5: 6:4; 6:4; Cochet-Burnett 6:4; 6:3; 6:4; von Kehrling—
Pennye=
iiT 6:3; 6:3; 1:6; 7:5; Hunder—Ohta 4:6; 6:4; 6:3: 6:1; Borotra—
Bllgrave 7:5; 7:5: 9:7: Timmer-Waſhburn 6:1; 8:6: 8:6. — Am
2renstag traten erſtmalig die Damen in Aktion und zwar ſiegte Miß
brine 6:4; 3:6; 6:4 gegen Miß Roſe und Miß Hemmant 5:7; 6:2; 6:0
ſeren Miß Bower. Die Ergebniſſe der Herren: Genthien-Powell 7:9;
:*; 6:1: 5:7; 6:2; Condon-Jameſſon 6:2; 6:0; 6:4; Lacoſte—Jacobk
½; 6:0; 6:3; 6:4: Kingsley-Praſada 6:1: 6:1; 6:2; Jan Kozeluh—
5illier 6:1: 6:4; 6:4.
Tennis=Wettſpiele England-—Deutſchland.
Die Tennisſpiele in Wimbledon, von prächtigem Wetter begünſtigt,
ſrurchten am Mittwoch mehrfache Niederlagen für die Deutſchen. Der
Imnzoſe Brugnon ſchlug Froitzheim mit 6:1: 6:2; 4:6; 6:3: Leſter
chr ug Kreutzer mit 6:1; 6:0; 6:3; Fräulein Betty Nunthall ſchlug Frl.
Urfſſem mit 6:3; 6:2. — Das Publikum erkannte jedoch die guten
ec ſtungen der Deutſchew, die zum erſten Male wieder in England
ſpie=
en” an und ſpendete ihnen lebhaften Beifall.
Schießſport.
Der Schützenklub „Fledermaus”,
ein junger Verein, der aus kleinem Verhältniſſem hervorging, hat in
letzter Zeit bewieſen, daß er durch Werben um den Schießſport, es zu
einem anſehnlichen Erfolg gebracht hat. So konnte er durch Zuzug
von guten Schützen folgende größere Preiſe nach Hauſe bringen. Auf
den Ständem hinter dem Karlshof konnte er in der Konkurrenz um die
Meiſterſchaft von Darmſtadt mit ſeinen zwei Gruppen als erſter und
zweiter Sieger hervorgehen. Ebenſo im Einzelſchießen ervangen ſeine
Mitglieder Ehrig und Rohde die erſte ud zweite Meiſterſchaft. Am
Sonntag, den 19. Jumi, fügten ſie anläßlich des Schützenwettſtreites der
Schützengeſellſchaft „Glück auf” zu den erſten Siegen weitere hinzu und
zwar errangen ſie den koſtbaren Wanderpreis, welcher von Bürgermeiſter
Köhl=Oberroden geſtiftet wurde; außerdem den erſten Gruppenpreis. Zu
dieſen Siegem kommen noch die Erfolge der Einzelſchützen. Um ſeinen
Mitgliedern einen weiteren Anſporn zu geben, hält der Schützenklub
Fledermaus Quartalſchießen ab. Aus dem erſten Quartal ging Schütze
Rohde als erſter und Schütze Preſtel als zweiter Sieger hervor. Dieſe
Schlitzen ſcheiden aus der Quartalskonkurrenz aus und kämpfen mit
den anderen Siegern um die Jahreswedaille. Außerdem wird noch die
Veveinsmeiſterſchaft, die alle Viſierungen umfaßt, ausgetvagen. Hierzu
ſind beſonders ſcharfe Bedingungem geſetzt, um auch den tatſächlichen
Meiſter feſtzuſtellen. Es iſt alſo guten Schüitzen wie minderguten die
Gelegenheit gegeben, etwas zu erreichen, und iſt, wie feſtgeſtellt, nur
durch fleißiges Ueben etwas zu erreichen.
Turnen.
A. T. B.=Sportfeſt.
Die ſechs Berliner Korporationen des Akademiſchen Turnbundes
waren mit ihrem Sommerſportfeſt ins Poſtſtadion gezogen, wo vor einer
ſtattlichen Zuſchauermenge Läufe, Staffeln, Würfe, Sprünge wie
ver=
ſchiedene Sondervorführungem abgewickelt wurden. Entſprechend den
Ausſcheidungen des A. T. B. waren die Mehrkämpfe recht ſtark beſetzt,
ohne daß aber die Eingelleiſtungen in ihrer Höbe darunter zu leiden
hatten, was folgende Ergebniſſe unterſtreichen:
110 Meter Hürden: 1. Anton (ATV. zu Berlin), 16,8 Sek.: 2.
Mül=
ler (ATV. der Märker), 17,8 Sek. — Weitſprung: 1. König (ADV.), 6.,16
Meter; 2. Beher (ATV.), 5.93 Meter. — 100 Meter Jugend: von
Roſtken (Arminia), 11,9 Sek.: 2. Kukulies (Arminia) 12 Sek. — 1000=
Meter=Vorgabelaufen: 1. Ide (ADV.), 25 Meter, 2:40,6: 2. Weineck
(ASV.), 25 Meter, 2:41; 3. Trümper (ATV. Cheruſſia), Mal 2:41,2;
4. Neumann 4 (ATV.), Mal 2:42. — 200 Meter: 1. König (ATV.),
23,5 Sek.;. 2. Droege (ATV. Cheruſſia), 24,4 Sek. — Gäſte=Staffel:
I. Lichterfelder Realgymn. 1:12/4; 2. Schiller=Realgymm. 1:12,6;
3. Treitſchke=Schule 1:13,8. — 100 Meter Anfänger: 1. Franke (Cheruſſia)
11,7 Sek.; 2. Lott (ATV.) 12 Sek. — 4mal 100=Meter=Staffel: 1. ATV.
zu Berlin und ATV. Cheruſſia 46,8 Sek.: 2. ATV. 2 47,8 Sek. —
Hoch=
ſprung: 1. Jacubszyk (ATV.) 1,65 Meter: 2. Beher (ATV.) 1,60 Meter.
— Fünfkampf: 1. Jacubszyk (ATV.) 78 P.; 2. Beher (ATV.) 74 P.
Schach.
9. Runde des Internationalen Schachturniers in Bad Hombura.
Sämtliche drei Partiem der 9. Runde nahmen einen unentſchiedenen
Ausgang. Reti ſpielte ſeine Eröffnung gegen Dr. Tardakower. Die
Partie brachte keine beſonderen Momente und endete nach 30 Zügen
be=
reits remis. Orbach verteidigte ſich gegen Bogoljuboff indiſch. Beide
ſpielten ſehr zäh, es gelang aber keinem, einem nennensvertem Vorteil
zu ervingen, ſo daß ſich mach 45 Zügen ein Remis evgob. — Gleichfalls
remis endete die franzöſiſche Partie zwiſchem Yates und Sämiſch.
Stand des Turniers nach der 9. Runde: 1. Reti und Bogoljuboff 6
Zäh=
ler; 3. Tartgkower 5 Zähler; 4. Opbach ud Sämiſch 4 Punkte; 6. Yates
2 Punkte. — Der Mittwoch blieb ſpielfrei. — In der Schlußrunde am
Donnerstag ſpielen: Bogoljuboff—Sämiſch; Orbach-Reti:
Tarta=
kower—Yates.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 23. Juni. 12: Glockenſpiel aus Darmſtadt.
O 12.30: von Kaſſel: Mittagskonzert. Mehul: Ouv. Joſef in
Aegypten” — Meyerbeer: Fant. „Hugenotten”. Fant. „Afrikanerin”.
— Offenbach: „Offenbachiana”. — Puccini: Fant. „Manon
Les=
caut”, — Puccini: Fant. Gianni Schicchi.” 13.30: Neue
Schall=
platten. O 16.30: Alte Muſik (ohne Programm). o 17.45:
Leſe=
ſtunde: Aus „Die Kultur der Renaiſſance in Italien” von Burkardt.
6 18.15: von Kaſſel: Poſtinſpektor Heerdt: „Die Technik der
Rund=
funkübertragung” 18.45: Prof. Stern: „Geſundheitliche
Er=
ziehung in Schule und Haus”. O 19.15: Stenographie. O 20.15:
Spaniſcher Abend.
Stutigart.
Donnerstag, 23. Juni. 13.10: Konzert. 16.15: Konßzert.
S 18.15: Dramaturgiſche Funkſtunde. e 18.45: Uebertr. aus
Freiburg. Aerzte=Vortrag: Geteilte und durchgehende Arbeitszeit vom
geſundheitlichen Standpunkt aus. o 19.15: Schach. 19.50:
Dramaturg Kahane: Die Schauſpielerin. o 20.15: Uebertr. aus
Frankfurt a. M.: Spaniſcher Abend. U. a.=Cervantes, Guillen de
Caſtro Calderon de la Barca, Lope de Voga. (Rezit.: K. Günther).
Spaniſche Volkslieder, Muſikſtücke von de Falla und Albeniz. (
Ge=
ſang: Elſe Liebhard). O 22.15: Uebertr. aus Freiburg i. Br.:
Unfreiwilliger Humor. Mitw.: Hildegard von=Zedtwitz, 7 Paul
Enderling, Ernſt Stockinger.
Berlin.
Donnerstag, 23. Juni. 12.30: Viertelſtunde für den Landwirt.
D 16: H. von Othegraven=Streithagen: Eine Gorillafagd. o 16.30;
Dr. Mauermann= Von deutſchen Namen. O 17: K. E. Meures.
lieſt aus eigenen Werken. O 17.30: Kammermuſik. Buſch: Trio,
— Schumann: Trio F=dur. o 18.45: Ob.=Reg=Rat. Dinkgreve,
Schleswig: Der Hindenburgdamm. S 19.*0: Guſtav Hochſtetter:
Rund ums Familienbad. O 19.35: K. W. Goldſchmidt: Das
neue Weltbild. O 20: Dr. Grabowsky: Die Bedeutung der
Geographie für die Weltpolitik. O 20.30: Spaniſcher Abend. Mitw.:
Virginia Schell (Sopran) u. a. Dr. Becces Kammer=Orcheſter.
O 10.30: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 23. Juni. 15: Die
Ein=
wirkung des Luxus auf die deutſche Zahlungsbilanz. o 15.35:
Wetter= und Börſenbericht. O 16: Landforſtm. Dr. Roſe:
Forſt=
wirtſchaftl. Berufe. 0 16.30: Dr. Lebede: Aus der Kunſtabteilung
des Zentralinſtituts. O 17: Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
6 17.30: Staatsminiſter Dr. Becker: Der Oriet nach dem
Welt=
krieg. O 18.30: G. v. Eyſeren, Alfieri: Spaniſch für Fortgeſchr.
0 18.55: Dr. Böttcher: Das deutſche Kunſtlied: „Schubert”.
0 19,20: Oek.=Rat Lembke: Wohlfahrt und Fürſorge auf dem Lande.
Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Freitag, den 24. Juni.
(nach der Wetterlage vom 22. Juni).
Von Weſten her greift ein ſtarkes Hochdruckgebiet nach Europa vor.
Inter ſeinem Einfluß wird ſich in unſerem Gebiet das Wetter ruhig,
meiſt heiter warm und trocken geſtalten.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudol! Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feulſleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den
Inſeratenteil: J. V.: Adam Flelſchmann: Druck und Verlag: 2. C. Wittich
ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten.
arkett-Reinigung
Müihlſtr. 26 Gebr. Lang Telef. 1433
00 0=
aschbätten
liefert und repariert (9440a
Gg. Heim, Darmstadt
Arheilgerſtr. 53. Telephon 2062.
Büfett, Sofa,
Ausziehtiſch,
Trumeau,
Seſſel,
Serviertiſch,
u= erhalt., preist
vemt abzugeben. An
uſehen zwiſch. 10 u.
21 Uhr Schulſtr. 5,
St, rechts. (*16580
gen anderweitiger
tierung (10122
Ford-
ſieferwagen
verkaufen: ½ Jah=
Benutzung,
ſeh=
nnig gefahren.
An=
o. u. L. 216 an d.
chäftsſtelle ds. Bl
Honomag
nütAufſatz,, wie neu
Miüeig zu verk. (1014‟
I. IDonges & Wiest.
Motorrad
B S.A.,350ccm, oben
geſteuert, ſehr guter
Bergſteiger, in
ein=
wandfreiem Zuſtand,
m Lichtanl. verkäufl.
Zu beſicht. nachm. 6. 8
Uhr, Oſannſtraße 52.
(*16605)
8/9,5 PS. kompreſſorloſ.
Dieſelmotor
moderner Bauart —
noch im Betrieb zu
beſichtigen —
preis=
wert zu verk. (*16576
Heſſ. Handwerker=
Zen=
tralgenoſſenſchaft,
Darm=
ſtadt, Luiſenſtraße 6.
Alte Möbel
ſiebſt Gasherd und
Küchenſchr. bill. z. v!
Liebigſtraße 35½, I.
(*16624)
Für
wöchentliche Ratenzahlung erhalten Sie
Herren-u. Bamen-Fahn
räder, Straßenrennen
(erstklassige Fabrikmarkt
auf Teilzahlung
Ohne Anzahlung
HLAOZ
(10141
G. m. b. H.
Darmstadt, Neckarstzaße 15, I. Etage.
Baugelände
Nähe alter
Südbahn=
hof zu kaufen geſucht.
Angeb. mit Preis u.
L. 210 Geſchſt. (16566
Haus
mit Toreinfahrt,
Hin=
tergebäude, f. Lager
geeign., mit größerem
Hof, möglichſt
Stadt=
innern od.
Johannes=
viertel, zu kaufen geſ.
Angebote u. L 214
an die Gſchſt. (*16584
*
Achtung!
Im Zentr. iſt ſofort
ein ſehr ſchön. Laden
zu verkauf. Branche
kann event. mit
über=
nommen werden.
Nu=
rnſte Refl. erhalten
Nachr. unt. L. 233 an
die Geſchſt. (*16616
Bauplatz od. Garten
an der Nieder=
Ram=
ſtädterſtr. zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
L. 221 Geſchſt. /*16591
Haus
mit Toreinfart, Hof
u. Lagerräumen
ſo=
fort zu kaufen geſ.
Angebote an:
B. Baer
Immobilien=Büro,
Landwehrſtr. 18
Tel. 1145. (16633
3X5 Zim.=Haus
zu verk. 23 000ℳ inkl.
Aufwertung, Anzahl.
8000 ℳ.
(*16563
Angebote u. L. 209
an die Geſchäftsſt.
Guterh. Klappſportwag.
u. 1 Paar neue gelbe
Pumps, Gr. 37, bill.
z. vk. Wittmannſt. 34,p.
(*16644)
—
4rädr. Wagen u. Holz=
bütte zu verk. (*16618
Lohnes, Kiesſt. 11, Vdh. Gut erhalt. Gehrock=
Anzug für mittlere
Figur preiswert zu
Nr. 6, part. (*16582 Schiebetüren (2,50m ſnabor=Kinde wag,en
br., 2.— m hodk Till.
verkaufen. Stiftſtr. zu verkaufen. (*16642 Pareusſtr. 12, 1. St.,
Näheres Geſchäftsſt. 1 Schrank mit Glas=/Sehr guterh. Bren=
zu verkaufen (*16646
N 2
Ein guterhaltener
Einſpännerwagen zu
verkaufen. (101
Roßdorf b. D.
Darmſtädterſtr.
ExIsten z.
Lebensmittelgeſchäft b. D.
umſtändeh. bill. z. vk.
Angebote u. L. 237
an die Gſchſt. (*16627
Günſtige Kapitalanlage!
Wohnhaus Darmſtadt,
Liebfrauen=
ſrraße 112, Vorder= und Hinterhaus,
Toreinfahrt, ca. 30 Zim.,
Friedens=
wert ca. Mk. 60 000. Friedensmiete
ca. Mk. 3 500. Preis heute nur
R.=Mk. 11000 zu ügl. normaler
Auf=
wertungshypothek.
(*16586df
Koch & Rebhuhn, Saarbrücken 3
Telephon 1876.
Nummer 122
unf
Die Tagung der
Auslands=
handelskammern.
Im Zuſammenhang mit der zurzeit in Hamburg tagenden
Vollver=
ſammlung des 47. Deutſchen Induſtrie= und Handelstages wurde im
Gebäude des Ueberſeeklubs Hamburg die Tagung der deutſchen
Aus=
landshandelskammern und wirtſchaftlichen Vereinigungen in Europa,
Oſtaſien und Amerika eröffnet. Nach der Begrüßungsanſprache durch
den Vorſitzenden Franz von Mendelsſohn, wurde nach der Verleſung
der eingegangenen Begrüßungstelegramme des Reichskanzlers Dr. Maux
und des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann, von Mendelsſohn zum
Erſten Vorſitzenden wiedergewählt. Im Auftrage der Freien und
Hanja=
ſtadt Hamburg entbot Senator Dr. Burchardt der Verſammlung die
beſten Grüße. Alsdann ergriff Reichskanzler a. D. Dr. Luther das
Wort zu ſeinem Vortrag
„Auslandsdeutſchtum und deutſche Volkswirtſchaft.”
Dr. Luther gab einleitend eine Ueberſicht über die Lage der
Weltwirt=
ſchaft, wie ſich dieſe nach dem Kriege entwickelt habe. Wenn man einſt
die Geſchichte des deutſchen Kaufmannes im Auslande ſchreibe, ſo müſſe
dieſe Arbeit als ein Ruhmesblatt in der deutſchen Geſchichte geſchildert
werden. Was der deutſche Kaufmann für den Welthandel bedeute, wiſſe
man aus der Geſchichte vor dem Kriege. Niemals ſtanden ihm aber ſo
große Hemmungen entgegen wie fetzt. Dr. Luther ging dann auf die
Handelsverträge ein und betonte, daß heute mehr als je eine bewußte
Handelspolitik getrieben werden müſſe. Wenn heute die Währung
voll=
ſtändig geſichert ſei, könne man nicht das Gleiche von der Wirtſchaft
ſagen. Die Ausfuhr müſſe ſo diel wie möglich geſteigert werden, doch
könne man ſich darauf nicht allein verlaſſen, ſondern auch der inländiſche
Markt müſſe nach jeder Richtung hin gefördert werden. Als Ziel müſſe
man ſich vor Augen halten, dem deutſchen Volke aus eigenem Boden
mindeſtens eine Noternährung zu ſichern. Der Vortragende gab
ſo=
dann eine lebhafte Schilderung ſeiner Eindrücke, die er gelegentlich ſeiner
ſüdamerikaniſchen Reiſe empfangen hatte und empfahl vor allem das
Nachrichtenweſen und den Zuſammenſchluß aller Deutſchen in den
Handelskammern beſonders zu fördern. Dr. Luther beſchäftigte ſich
wei=
ter mit dem Auswanderungsproblem, das nach dem Kriege eine ganz
beſondere Bedeutung gewonnen habe. Je mehr Menſchen europäiſche
Ziviliſation, ſo betonte er, in überſeeiſche Länder tragen, deſto mehr
würden ſich auch die Bedürfniſſe dieſer Länder ſteigern, woraus ſich
wie=
derum eine Steigerung der Exportmöglichkeiten ergeben würde. Hierbei
ſtoße man inſofern auf Schwierigkeiten, weil den Deutſchen weite Teile
der Welt nach dem Kriege verſchloſſen ſeien.
Im weiteren Verlaufe hielt in Vertretung des am Erſcheinen
verhin=
derten Herrn Helfferich=Batavia Herr Reiß vom Deutſchen Bund.
Batavia, einen Vortrag über das Thema „Die Verbindung zwiſchen
Auslandsdeutſchtum und der Heimat” Ueber die weitere Entwicklung
des Auslandshandelskammerweſens referierte Rechtsanwalt. G. Wirth=
Zürich. Im Anſchluß an den letzteven Vortrag wurde nachſtehende
Re=
ſolution angenommen: „Die in Hamburg zur zweiten Tagung der
deut=
ſchen Auslandshandelskammern verſammelten Vertreter der deutſchen
Handelskammern und wirtſchaftlichen Vereinigungen im Auslande ſind
mit dem Deutſchen Induſtrie= und Handelstag nach eingehender
Aus=
ſprache der Anſicht, daß eine engere Zuſammenarbeit der deutſchen
Han=
delskammern und wirtſchaftlichen Vereinigungen im Auslande mit den
deutſchen Handelskammern im Mutterlande zweckmäßig iſt und begrüßen
es daher, daß der Deutſche Induſtrie= und Handelstag für deutſche
Handelskammern und wirtſchaftliche Vereinigungen im „Auslande, die
Möglichkeit ſchaffen will, ihm als außerordentliche Mitglieder
beizutre=
ten. Die Verſammlung gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die
Er=
fahrungen des deutſchen Kaufmannes im Auslande auch für die
handels=
politiſchen Maßnahmen der deurſchen Reichsregierung von hohem Wert
ſind und betont zugleich auch das Intereſſe der deutſchen Kaufleute im
Auslande, bei handelspolitiſchen Entſchließungen der deutſchen
Reichs=
regierung mit beachtet zu werden. Sie gibt daher der Erwartung
Aus=
druck, daß die deutſche Reichsregierung künftig in ſtärkerem Maße als
bisher die Auslandshandelskammern rechtzeitig von geplanten
wirt=
ſchaftspolitiſchen Maßnahmen unterrichtet und ſo eine Stellungnahme der
deutſchen Auslandshandelskammern zu derartigen Maßnahmen ermöglicht
wird."
Berliner Effektenbörſe.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 22. Juni.
Die Nachricht, daß es der Stadt Berlin gelungen iſt, eine
Hundert=
millionenmarkanleihe in London unterzubringen, ließ die Börſe etwas
freundlicher eröffnen. Es wurde daran die Hoffnung geknjpft, daß es
nunmehr auch gelingen werde, weitere ausländiſche Kapitalien wieder
heranzuziehen, was angeſichts der außerordentlichen Verſteifung auf dem
Geldmarkt ſehr zu begrüßen wäre. Da aber die Börſe weiter vollkommen
auf ſich ſelbſt angewieſen iſt, konnten die aus der freundlicheren
Auffaſ=
ſung der Lage ſich ergebenden Kursbeſſerungen kein beſonderes Ausmaß
erreichen, da ſich die Börſe beute mit den kleinſten Gewinnen zufrieden
gibt und angeſichts der außerordentlich teueren Geldmarktverhältniſſe
und der Nähe des Halbjahresultimos gleich wieder glattſtellt. Nur
ein=
zelne Werte, in denen ein Decouvert beſteht, waren auf Deckungen mehr
prozentig geſteigert, wie J.G. Farben, die Zellſtoffaktien und die
Schiff=
fahrtswerte. Im Verlaufe ſtellten ſich dann verſchiedentlich
Schwankun=
gen ein, doch konnten ſich per Saldo die erſte Kurſe immer wieder
be=
haupten. Einen guten Eindruck hinterließ auch die Befeſtigung der
Reichsablöſungsſchuldanleihe, die wieder über 18 ſtieg, dagegen blieben
Schutzgebiete unverändert. Auch die Steigerung in Unitürken ſetzte ſich
in beſcheidenem Maße fort. Pfandbriefe unverändert. Erſt gegen Schluß,
als die Geſchäftstätigkeit wieder gleich Null war, fingen die Kurſe an,
abzubröckeln, ſodaß teilweiſe die anfänglichen Kursgewinne wieder ſtark
Aſcha ffb. Zellſtof
Augsb. Nürnb. Ma
Bamag=Meguin
Berlin el. W.
Berlin Karlsruh
Braunkohl.=Briketts.
Bremer Vulkan
Bremer Wolle
Deutſch,=Atlant.
Deutſche Maſchin
Deutſch. =Nieb. Te
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliirerke
Tonnersmarckhütte
Dynamit Nobel
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
R. Friſter.
Gaggenau Vorz
Eelſenk. Eußſtahl.
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch. Egeſt.
Hanſa=Dampfſchf.
238.— 236.— 1455 143.— Hirſch Kupfer 120.— 120.— 46.5 47.5 Höſch Eiſen 175.— 174.— Hohenlohe Werke 22.5 22. — 108 25 108.— Kahla Porzellan 111. — 187.50 187.— Lindes Eismaſch 155. — 1153.5 140.— 138.— Lingel Schuh. 84.— 85.— 254.— 1204.75 Linke u. Hofmann 73. 106.— 106. L. Loeſve u. C 255.5 93.— 92.25 WC. Lorenz. 120.55 1121.— 12.— 12.375 Niederlauſitzer Kohl 180.— 181.— 145.— 143.75 Nordd. Gumm 62 — 63.5 Orenſtein. 130.— 129,5 148.75 145.— Rathgeber Waggo 100.— 99 — 121.— Rombacher Hütten 138.— 133. Roſitzer Zucker 93.5
90.— 93.
89.75 174.5 171 25 Rütgersiverfe 279.— 279. Sachſenwerk 117.25 116.5 95.5 91.— Sächſ. Gußſtahl. 63.— 63.— Siemens Glas. 169.— 170.— Ver. Lauſitzer Glas .. 135.— 135.— 225.5 226.— Volkſtedter Porzell. 59.25 59.25 177.— 177.— Weſtf. C. Langendreer 120.— 120.— Wittener Gußſtahl. 59.75 53.25 5 212.— Wanderer=Werke. 243— 239.25
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R
Buenos-Aires
Brüſſel=Antw.
Eslo.....
Kopenhagen.
Stockholm.
Helſingfors ..
Italien ...
London..
New=York..
Paris .....
Schweiz .....
Spanien.
22.
Geld
59.31
12.49
73.43
1.993
0.496
3.044
7.413
2. 188
20.8*
Hirſch Kupfer A.=G. In der G.=V. der Hirſch=Kupfer A.=G. wurde
mitgeteilt, daß die Produktion ſich um ein Drittel gegenüber
re gebeſſert habe. Die Meſſingwerke ſeien etwas günſtiger beſchäftigt
als die Kupferwerke.
Donnerstag, den 23. Juni
zuſammenſchrumpften. Tägliches Geld 4½ Prozent. Deviſen
unver=
ändert, Mailand aber feſter, Mart gegen London 20.494, gegen New
York 4.2193, London-Paris 124,01, Madrid 28,35, Mailand 86½=
An der Nachbörſe zeigte die Tendenz neuerlich nach oben. Die
erſten Kurſe der Mittagsbörſe wurden wieder etwas überſchritten.
Die Abendbörſe war wieder äußerſt ruhig, doch auf die befeſtigte
Nachbörſe gut behauptet. Einzelne Werte, wie Zellſtoff Waldhof
konn=
ten mit 308 (plus 4), Aſchaffenburger Zellſtoff mit 204,50 (plus 2,50)
anziehen. Gefragt waren weiter noch Farbeninduſttie. Siemens u.
Halske und Nordd. Lloyd. Anleihen ſehr ſtill. Im einzelnen nannte
man: Buderus 114, Oberbedarf 107, Mannesmann 180, Rheinſtahl 197¾,
Gelſenkirchen 170, Dresdeneu Bank 164,50, Deutſche Bank 163,
Kommerz=
bank 176,50, Bergmann 180, Siemens u. Halske 262,50, A. E. G. 178
Daimler 120,50, Peters Union 114,50, Farbeninduſtrie 281,50,
Holzver=
kohlung 73,50, Holzmann 120, Zellſtoff Aſchaffenburg 204,50, Waldhof
307,50, Scheideanſtalt 202, Nordd. Lloyd 143,50. Erdöl 145,50, Rütgers
2G/s. — Im Abenddeviſenverkehu lag Mailand weiter feſt.
London gegen Paris 124,01, gegen Mailand 85,75, gegen Zürich 25,23½,
—Madrid 28,36, —Holland 12,12, —New York 4.8555, Pfunde gegen Mk.
20,49½, Dollar gegen Mark 4,22.
Der Reichshaushalt im Monat April.
Das Reichsfinanzminiſterium veröffentlicht eine Ueberſicht über diß
Reichseinnahmen und =ausgaben im Monat April. Daraus geht hervorn
daß der ordentliche Haushalt durch einen Uebertrag aus dem Rechnungss
jahr 1926 in Höhe von 548 Millionen RM. und durch einen Ueberſchuin
aus den Einnahmen im Monat April in Höhe von 98,8 Millionen RDN
mit einem Geſamtbeſtand von 646,8 Millionen RM. abſchließt. Des
außerordentliche Haushalt aus dem vorigen Rechnungsjahr mit einer
ſpäter abzudeckenden Mehrausgabe in Höhe von 290 Millionen und min
einem Zuſchußbedarf im April in Höhe von 19,1 Millionen RM. iſt ins
geſamt alſo mit 203,1 Millionen RM. belaſtet. Insgeſamt verbleibt
au=
dem ordentlichen und außerordentlichen Haushalt ein Beſtand von 377
Millionen RM.
Die Kohlenproduktion in Heſſen.
Berlin, 22. Juni.
Aus der unſicheren Haltung des heutigen Vormittagsverkehrs
ent=
wickelte ſich bis zum offiziellen Börſenbeginn eine freundlichere
Stim=
mung. Betreffs der Weltmarktlage iſt die Spekulation vorſichtiger
ge=
worden; man glaubt, daß der Ultimo bei den jetzt ſchon einſetzenden
Vor=
bereitungen ohne größere Schwierigkeiten überwunden werden wird.
Auch eine Diskonterhöhung in England wäre unwahrſcheinlich, da dort
der Markt nach Aufhören der franzöſiſchen Goldkäufe beruhigter läge.
Eine weitere Anregung gibt die Hundertmillionenanleihe der Stadt
Beu=
lin. Auf Spezialgebieten waren zu den erſten Kurſen kleine Erholungen
zu verzeichnen, doch ſind die Veränderungen gegen geſtern mittag
mei=
ſtens nur ſehr gering. Eine Ausnahme machen Kunſtſeidenwerte, die,
angeregt durch die feſte internationale Haltung der Seidenaktien
an=
fangs 15 Prozent höher einſetzten; angeblich im Zuſammenhang damit
beſtand größeres Intereſſe für Zellſtoff Waldhofaktien, wo man von
einer Fuſionsmöglichkeit mit Glanzſtoff im Verhältnis 2: 1 ſprach. Sonſt
waren noch Schiffahrtsaktien etwas lebhafter, doch gehen auch hier die
Steigerungen ſelten üiber 2 Prozent hinaus. Im Verlaufe blieb die
Tendenz unter leichten Schwankungen freundlich, das Geſchäft wurde
fedoch wieder ruhiger und beſchränkte ſich auf Spezialwerte. Anleihen
ſetzten etwas feſter ein und konnten im Verlaufe weiter anziehen. Die
Haltung der ausländiſchen Renten iſt nicht einheitlich; türkiſche Renten
allgemein feſter. Am Pfandbriefmarkte liegen Liquidationspfandbriefe
und Anteile etwas ſchwächer, auch Papierpfandbriefe etwas nachgebend,
Gold= und Roggenpfandbriefe unverändert und ohne Geſchäft; nur
Ren=
tenbriefe etwas feſter. Am Geldmarkt hat ſich nichts geändert.
Am Deviſenmarkt verſtärkte ſich die Nachfrage weiter Erwähnenswert
iſt die feſte Haltung der Deviſen Mailand und Japan (letztere im
Zu=
ſammenhang mit einer 40 Millionen=Dollaranleihe). Die Herabſetzung
des belgiſchen Bankdiskonts von 5½ auf 5 Prozent iſt im Kurſe noch
nicht zum Ausdruck gekommen. Im weiteren Verlaufe wird die Tendenz
bei abflauendem Jutereſſe allgemein ſchwächer.
Die monatliche Statiſtik der Kohlenproduktion des Volksſtagtex
Heſſen weiſt für den Monat Mai 1927 folgende Zahlen nach: An Rokl
braunkohlen wurden gefördert 35 544 Tonnen, verkauft wurden davoo
13 337 Tonnen; der größte Teil der Rohkohlen wurde weiter verarbes
tet. Aus den verarbeiteten Rohkohlen wurden neben Schwelereiprodutn
ten 749 Tonnen Naßpreßſteine erzeugt.
IInter Berückſi htigung der aus den Vormonaten übernommene:
Beſtände ſowie des Abſatzes und Selbſtverbrauchs verblieben am
Ma=
natsſchluß abſatzfähig: 9985 Tonnen Rohkohlen, 250 Tonnen Brikettᛋ
1274 Tonnen Naßpreßſteine, zuſammen 11 509 Tonnen Braunkohle=
und Braunkohlenprodukte im Geſamtwerte von 74 309 RM.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Fried. Krupp Akt.=Gef. in Eſſen a. d. Ruhr. Wie wir erfahren, ü
bei der Firma Krupp das Ausbauprogramm in vollem Gange. Es hau=
Lelt ſich auch hier hauptſächlich um Verbeſſerungen der Zechen= und Hüfi
tenanlagen, ſowie um Ausbau der Kofsproduktion. Die Firma Krurc
hat ebenfalls eine höhere Quote für Koks beim Rheinſich=Weſtfäliſcher
Kohlenſyndikat beautragt. Auch die Eſſener Betriebe der Geſellſchan
ſind den Umſtänden entſprechend zufriedenſtellend beſchäftigt, ſodaß
e=
teilweiſe ſogar möglich iſt, in kleinerem Umfage Neueinſtellungen voc
zunehmen. Hier iſt es aber das Saiſongeſchäft, vor allem in Lan.m
maſchinen, das Belebung zeigt. Ein Durchbruchsplan für eine Verbirx
dung von den Eſſener Betrieben nach dem Rhein—Herne=Kanal iſt ga
meinſam mit der Stadt Eſſen beſchloſſen, aber vorläufig noch nicht H
gonüen worden.
Engliſche 100 Millionen=Anleihe für Berlin. Wie die Blätter höres,
hat der Magiſtrat von Berlin geſtern in London bei der Rotſchie
Gruppe eine langfriſtige Anleihe von 5 Millionen Pfund (100 Millü.
nen Mark) verbehaltlich der Stadtverordnetenverſammlung aufgenorn
den. Die Anleihe wird nach Abzug des 2 Prozent betragenden engliſchen
Stempels zum Kurſe von 93½ Prozent begeben, mit 6 Prozent veu
zinſt und iſt nach dreißig Jahren zum Kurſe von 102 zurückzuzahlei
Die Mittel der Anleihe ſollen zur Ausführung der letztbeſchloſſenn
größeren Projekte, Gelindeankäufe, Schnellbahnbauten uſw. verwend
werden.
Rmerikaniſche Kabelnachrichten.
6.
Brie
9.43
2.51
73.57
1.997
0.498
3.050
7.427
2. 192
20.87
81. 60 81.76
5. 714/ 5.726
4.209/ 4.217
4. 176/ 4.184
dem Vor=
* New York, 22. Juni. (Priv.=Telk
Weizen: Der heutige Markt nahm einen etwas ſchwächeren
Verla=
auf ermäßigte Notierungen, ſchleppende Exportnachfrage und günſtik.
Wetterberichte.
Mais: Der Markt verlief in ſch vacher Haltung auf ungenügenn
Lokonachftage und größere Verkäufe. Später trat allerdings eine A3
feſtigung ein, ſodaß die Termine ziemlich unverändert ſchließen.
Hafer: Der Markt nahm einen ziemlich ſtetigen Verlauf ohun
beſendere Kursorränderungen.
Baumwolle: Im Eröffnungsverkehr war die Haltung
ziemſäl=
ſtetig auf gebeſſerte Exportnachfragen und ſtärkere
Inſektenſchäde=
dann wurde die Haltung abgeſchwächt auf Abgabe. Die Termine c.
wannen jedoch noch bis 10 Pkt.
Kaffee: Der Markt derlief in ſchwächerer Haltung auf Liquidat:n
nen und Kaufreſerve des Handels ſowie ermäßigte Riokabel. Die D7
mine zeigen Rückgänge bis zu 9 Pkt.
Zucker: Der Markt nahm eine etwas ſtetigere Haltung aA
Deckungskäufe und höhere ausländiſche Notierungen ſowie gebeſſer!
europäiſche Nackfrage. Die Termine ſchließen 3 Pkt höher.
Kakao: Der Maukt begann in ſtetiger Haltung auf höhere Kakl.
Käufe des lokalen Handels und feſte Lokopreiſe. Der Schluß war a
geſcwächt auf Liquidationen größeren Umfangs.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 22. Jur=
Getreide: Weizen. Juli 1452/s, Weizen, September 142
Mais. Juli 100½, Mais, September 1057, Hafer, Juli B8.
Hafer, September 48. Roggen. Juli 119. Roggen. Sept. 1044,
Schmalz: Schmalz. Juli 12.,62. Schmalz „September 12.82
Fleiſch: Rippen, Juli 11.90. Rippen. September 12.22. Em.*
11.87. Schweine, ſchwer 8,60—9,10. Schweine, leicht 8,75—9.
Schweinezufuhr Chicago 19 000. Schweinezufuhr Weſten 10560
Talg. Ohio 7/s.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 22. Jur!
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1571/. Weizen Nr. 2 hart 163
Mais Nr. 2 113½, Hafer Nr. 3 58½, Roggen exp. 128. Me4
Spring Patent 6.90. Eetreidefracht nach England 1,9 sh.
E=
rreidefracht nach Kont. 8
n8 Sl3icutachanagg ustlae uog usgaeAnv eganaz jei inau usgartagG/918
Schmalz: Schmalz Mittel, Weſten 13.30.
Schweinefleiſch: Schweinefleiſch Family 33.
96.75
Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl
Ausloſ.=Sch. 1. Teil/301.75
T(. Teill302.25
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld ohne
Aus=
loſungsſcheine ... 18.1
6½% Reichsp. Sch.
h. 1. 10. 30..
7½Baher. Staats=
Sch. v. 1. 4. 29/ 96.5
6½¾ H. V. Sch.
96
v. 1. 4. 29 .
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 3. 29
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30 ..
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. v. 1. 7. 291 98.25
70 Sächſ. Freiſtaat
Schatz. o. 1. 7. 30/ 98.25
6 ½%Württ. Freiſt.
Schatz. v. 1. 3. 291 96.75
42Türk. /Adm.)03/
% „ (Bagd.) I
4½ „ (Bagd.) II
4% „ unif. 1903
4% „ 1911 Zoll.
Frändfütter Karsdericht Bom AerBan LeN
18.25
13.9
b. Ausländ iiche
5% Bos. E. B. 1914
5% „ L. Inv. 1914
4½% „ 1898
4½% „1902
3‟.
620 Bula. Taba 02
4½% Oſt. Staatsr.
b. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
4½ „ Goldr.
4½ „einh. R. (kon)
4½% Ung. St. 1913/ 24.5
4½% „St. 1914/ 25.5
4½ „ Goldr.
St. 10 ./ 23.25
(8 „ Kronr.
3% „ Eiſ. Tor.. 20.5
Außereuro-
päiſche
5¾Mex am. in. abg. 22*),
50 „ äuß. 99 401),
42 „ Gold 04ſtf. 28
3% „ konſ. inn. . ,„ / 12.25
4½% „Irrigat.,/ 35.75
5% Tamaulipas I.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10%Berl. H.=Bk. G./106.9
8%
6% Berl. St.=Goldl 94.75
8 Darmſt. St.=G./ 97
30 D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf.
Mannh. St. G./ 99.25
Naſſ. Ldb. Gold/103
80 Nbg. St. Gldal. 100
8% Pfälz. Hyp.Bk.
Gold=Pfdbr.
98.5
80 Pforzh. St.=G./ 99.25
8% Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr. 100.75
100.5
102.5
3% Port. (Spz.) III
2 Runf. am. R.03.
49
z0 Gold. 13
im. konv.
05.
8% Frk.=Gyp.=B.,
Goldpfdbr.
7% Frkf. H.=B.=Gld./100
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfbr.
100
70 Pfbr.=Bk.=Gold/100.5
5% Frkf. Pfdbr.=Bk.
Goldpfbr.
82
8% H. Lds.-Bk. Gld. /102.4
101.25
10% K. Eleltr. Mau
( Hagen) Goldobl. /102.5
2½ K. Landesbank
Darmſt., Reihe 1/107
8% Pr.Centr.=St.=Goldpfpr. 102
100
83 Rh. Hyb.=Bankl!
Gold. Pfdbr.. . . 1100
100
Rh. St.=W. 25/151
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf..
2a Südd. B.=Cr. B.
Goldpfdbr. . . . . . 100
% V. Stahlw.
Düſ=
ſeldorfHyp.=Gld.
obl. mit Option/104:
7% V. Stahlw.
Düf=
ſeldorfHyp.=Gd.. ohne Option/ 95.25
80 VoigtcHäffner
Goldobl.. . . .. . . 97.75
8% Württbg. Hyp.:
Vank Goldpfbr.. 99
96.5
Reihe II/100.5
25 M.=KraftHöchſt
Ohne
Zins=
berechnung
5%0 Bdw. Kohll 23
3½ Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6 Heſ. Brk.=Rg. 23
Roggen .. 23
Pr. Kaliw.
V Pr. Roggenw
5% Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb. .
Bayr. Handelsb.
12.52
13.87
Bahr. Hyp.u. Wechſ.
Berliner Hyp.=Bk.
Frtf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp.=Bk...
Mecklb. Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp.Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk. ..
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B.=Cr. B
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B..
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk..
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hhp.=B..
Landeskr. Caſſel".
Naſſau. Ldsb. . .
16.4
16 45
12. 12
12‟
13. 62
13.9
14
11.9
9.2
9
6.35
2.35
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
5%Oſt. Sb. (L.)ſtfr.
2,6% Alte „
2,6% Neue.
50 Oſt.-Ung.73/74
4% Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. . 1.b.8.E.
3%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. . 1885
3%Oſt. „ Erg. Netz
3% Raab Oedbg.8:
42 Rud. Silber
4½ Rud. (Salzkg.)
4½% Anat., S. I
½%0 Anat. S. II
½%0 Anat., S. III
% Salon. Monaſt.
Tehuantepec.
4.55
14
14
9.8
21
22.5
20.75
20.75
23.5
18‟1,
18‟,
9.4
4.15
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.. . . 146
Bad. Bk. . . . . . . . . 159
Bk. f. Brauind. .
Barmer Bankv. . . 145
Bay. Hyp.=Wchſ.. . 1172
Berl. Handelsgeſ. 1238.75
Comm.u. Privatb. . 1752,
Darmſt. u. Nat.=Bk. 231
Deutſche Bank . . . 161
163.5
137
D. Eff. u. Wchſ.=Bk. 138.5
D. Hyp.=Bk. Mein./144
D. Vereins=Bk. .. 107
Disk.=Geſellſch. . . . 161.5
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hhp.=Bk.. . . . 151
Frkf. Pfdbr.=Bk. . . 157
Gotha. Grundkr. Bk. /189
Lux. Intern. Bank. 8.75
Metallbank
1141.5
Mitteld. Credi
201
Pfälz. Ht
212.5
Pr. Bd.=Cr
k/143
„ Hhp.-Akt
tF140
Reichsbank=Ant. . . 167.5
Rhein. Creditbk. . . . 131
Rhein=Hyp.=Bk. . . 180
Südd. B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ.. . /142
Oſterr. Creditanſt.
8.7
Wiener Bankverein! 6.8
Bergwerk8=Akt.
Oberbedarf ......
Otavi=Min.=Ant.. .
Phönix=Bergb. .. .
Rhein. Braunk. . . .
Rhein. Stahlw.. . .
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte
SalzwerkHeilbronn
Tellus Bgb..
Ver. Laurahütte ..
Ver. Stahlwerke..
100.5
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.
Henninger.
Hereules, Heſſiſche.
Löwenbr.=München
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof(Bind.
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg.
Werger
—
Bochum. Bergb. .
—
Buderus. . . . . . . .
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw.. . . . /245
Gelſenkirch. Bgw. /169.5
Harp. Bergb.
1197
Ilſe Bergb. St.
Genußſchein. 1129
Kali. Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurth
Kali. Weſterregln. 1173.2
Klöcknerwerke
.1180
Manuesm.=Röhr. 1179
Mansfelder ..
11281,
Aktum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleher
6%E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamm ..
Anglo=Cont. Guano
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El. . . .."
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang
Cement. Heidelb. .."
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.. .
Chem. Albert .. ...
Chem. Brockh. .
Chem. Milch ..."
125.75
264.5
196
158.75
118
74.25
39.75
71
185
148
348.5
240
345
180
126.75
88.5
81
176
139
25
a7
58.5
80.5
177
27.25
70
149.25
187.5
Daimler=Benz A.6.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb. Scheid
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr..
Dürrkopp
Dürr. Rattingen
Dyckerhof & W. ..
Eiſenw. Kaiſersl.
El. Licht u. Kraft
El. Lieferung ...
Elſ. Bad. Wolle
Email. Ullrich ....
Enzinger Werke
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feamech. (Jetter
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Gas ..
Frankfurter Hof.."
Frkf.=M. Pok. u. W
Geiling E Cie..
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt. . .
Goldſchmidt, Th.. .
Gotha Waggon".
Gritzner, Maſch..
Grün & Bilfinger .
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füt
Hanſa=Llovb, Br
Hartm. & Braun ..
Hehligenſtgedt.
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch, Kupfer ...
Hoch=Tief Eſſen..
Holzmann
Holzverk. Ind.
Hydrom. Breslau
Inag
117.5
200.5
73.5
40
43
192
1149
33
50
63
78
112
29
136
100
52
70
115
71.5
70.25
120.25
122
175
138
34
53. 25
136
23.75
75
15
120
32
97.5
Junghans St.. . /126.75
Kammg. Kaiſersl. 1190
Karlruher Maſch.
Karſtadt, R.
Klein Sch. & Becker/136
Knorr, Heilbronn 185
Konſerv. Braun ../ 68
Krw. Alt=Württbg. 1107
Krauß, Lokom.
Lahmeyer .. . . . . . 1175.5
Lech. Augsburg . .. 125.5
Lederw. Rothe ...! 35. 7‟
Spicharz. 20
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mühle ./ 50
Ludwigsh. Walzm. 127
Lüdenſcheid Metall 115
Lux, Induſtrie
ss Mainkraſt Höchſt 131
Mars=W. Nürnberg /1.36
Metallgeſ. Frkf. .. 182
Miag, Mühlenb. . . 1140
Moenus, Stamm . / 78.5
Motorenf. Deutz
Motorenf. Oberurſ. 63
Münch. Lichtſpielk. 1125
Neckarſ. Fahrz. . . . 123‟,
Neckarw. Eßlingen
Peters Union ... . 115
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.
65.5
Porzellan Weſſel . / 48
Rein. Gebb. &Schal/140
Rhein. Eleitr.
170.5
Rhenania, Kunhei
Rütgerswerke
87.9
Schneid. & Hanau
Schnellpr. Frank. 1102
Schramm Lackf.
99.5
Schriftg. Stemp.. 1129
Schuckert, Elektr.
Schuhf. Weſſel ...! 83
138.25 ½ Schuhf. Herz
80
86.5 Schultz, Grünlack ./ 40.
Seilind. Wolff
88
Siemens Glas
Siemens & Halske /
Südd. Immob.
Südd.Zucker=A.=G.
Thür. elektr. Lief.
Uhren Furtwäng
Unterfr. Kr.=El.=V.
Beithwerke
Ver. f. Chem. In
Ver. d. Olfbr. Manu
Ver. Faßf. Ca
Gummi. Bin.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin
Zellſtoff Berl.
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffner.
Volthom, Seil ..
Wanß & Frehtag
Wegelin Rußfbr.
Zellſt. Aſchaffenbg.
Zellſt. Waldhof ..."
Zuckerf. Rheingau.
Transport= und
Verſicherungs=Akt.
Dt. Reichsb.=Borzg.
A. Dt. Eiſenbahn
A. Lokalb. u. Kraftn
Dt. Eiſenb.=Geſ..
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Ge
Hapag
Nordd. Llotzd. . ..
100
139.—
105-
68
106—5
85
80—5
150
60
98
31
72
160
148.
202
300•
101.
81.
144-
143-,
140-
141
Frkft. Allg. Ver
Frankona Rückv.
Tarmſt. Werte
153
Bahnbedarf
Dampfk. Rodberg
Helvetia Konſ.. ..
Gebr. Lutz..
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder ..
VenulethcEllenb.
42
7..
Mummer 172
Donnerstag, den 23. Juni 1927
Seite 13
achrichten.
Die Reparationslieferungen im Mai.
Für Frankreich ſind im Mai Sachlieferungsverträge einſchließlich
„8uſatzverträgen im Geſamtert von 17,3 Millionen RM. genehmigt
iycen. Dadurch erhöht ſich der Geſamtert der Sachlieferungsverträge
ſſar Art — ohne Kohle und Farbſtofflieferungen — auf 468,3 Mill.
A. Unter den genehmigten Verträgen befinden ſich 285 Abſchnitte
n! Kriegsgeſchädigten im Werte von 5,5 Mill. RM. Die Verteilung
Werträge nach Warengattungen ergibt 143 Verträge über Maſchinen
PIMill.), 134 Verträge über Vieh (5,7 Mill. RM.), zwei Verträge über
kohol (2,4 Mill.), zwei über Rohzucker (1,9 Mill. RM.), 21 über
laſterſteine und feuerfeſte Steine (0,5 Mill.), 14 über Eiſen und Stahl
BMill.) und 13 Verträge über Paier und geringen Umfang
Zell=
ff)(0,3 Mill. RM.). Der Reſt betrifft Verſchiedenes. Ueber Holz lie=
E3 Abſchlüſſe vor, die in vorſtehendem nicht aufgeführt ſind, da ſie
rä=Annullierungen mehr als ausgeglichen ſind.
DDie im Berichtsmonat insgeſamt genehmigten 148 belgiſchen Ver=
(einſchl. ſieben Nachträgen zu früheren Abſchlüſſen) im Werte von
Mill. erhöhen den Geſamtwert aller ſeit dem Inkrafttreten des
unsesplanes bis Ende Mai 1927 genehmigten Sachlieferungsverträge
Welgien (ohne Kohle und Farbſtofflieferungen) auf 105,2 Mill. Der
tmengattung nach betreffen 34 Verträge verſchiedene Halb= und
Fertig=
ſrickate (1,5 Mill.), 39 Roheiſen. Stahlbleche (eine Million), 22
Maſchi=
iumd Elektromaterial (0,4 Mill.), 14 Verträge Zellſtoff und Papier
TMill. RM.). Der Reſt betrifft Verſchiedenes.
Produktenberichte
/Frankfurter Produktenbericht vom 22. Juni. Weizen liegt ſtill. Im
ih geſchäft fanden nur ſehr geringe Umſätze ſtatt. Die Preiſe für
Rog=
ik ie ſind nachgebend. Vom Niederrhein ſind bereits Angebote mit
F7 RM. per 100 Kilo ab Station vorhanden. Weizenkleie iſt eher
ſas feſter, insbeſondere auf ſpätere Termine, jedoch ohne größere
rſt=tze. Weizen 31,25—31,50, Roggen 28,50—28,75, inländiſcher Hafer
M. desgl. ausländiſcher 24—26,50, Mais gelb 19, Weizenmehl 42,
gs enmehl 39,25—40, Weizenkleie 13,25—13,50, Roggenkleie 16—16,25.
FFrankfurter Häuteauktion vom 22. Junf. Die Tendenz war
allge=
ſy etwas feſter. Es wurden Preisaufſchläge von 5—8 Prozent gegen
etzten Notierungen erzielt. Kuhhäute von 30—49 Pfund ohne Kopf
E7, mit Kopf 70,50—75,25, von 50—59 Pfund 77,25—88,75 bzw. 69,00
NB,75: von 60—79 Pfund 87,50—96 bzw. 78—82; von 80—39 Pfund
ſbu w. 78,50—83 und über 100 Pfund 78,50 mit Kopf. — Ochſenhäute:
Von 30—49 Pfund 82 bzw. 68B, von 50—59 Pfumd 87.35—B bw.
6825, von 60—79 Pfund 88—99,50 bzw. 79,75, von 80—99 Pfd. 82,75
bis 90 bzw. 81,25, und über 100 Pfund 84,75—86 bzw. 78,75. —
Rinds=
häute: Von 30—49 Pfund 85,50—99 bzw. 86,75—84,50, von 50—59 Pfd.
88,25—97 bzw. 78,50—81, von 60—79 Pfund 92—98,50 bzw. 82,25—85. —
Bullenhäute: Von 30—49 Pfd. 87,75 bzw. 73, von 50—59 Pfund 71—76,5
bzw. 73,00, von 60—79 Pfund 70—79 bzw. 68—68,75, von 80—99 Pfud
67—72 bzw. 61,75, und über 100 Pfund 64,75—67 bzw. 53,75—58,75.
Schußhäute alle Gewichte mit Kopf 57,75. — Roßhäute bis 220
Zenti=
meter mit Kopf 13,10, 220 Zentimeter und mehr ohne Kopf 23,40,
Kalb=
felle bis 9 Pfund rot 146—157,75, bis 9 Pfd. ſchwarz 119,50—126,50, über
9 Pfund rot 133,50—139, über 9 Pfund ſchwarz 109,25—117,25, alles ohne
Kopf. — Freſſerfelle 111,50, Schaffelle, alle mit Kopf, vollwollig 75,50,
halbwollig 75,50, kurzwollig 66,25, Blößen m. K. 55,50—56,25,
Lamm=
felle 62,75.
Berliner Produktenbericht vom 22. Juni. Die Wetterlage iſt weiter
recht unbeſtändig und verſtärkt die allgemeie Tendenz der Zurückhaltung
auch fernerhin. Für das Ausland warem die Cifofferten für Weizen und
Roggen teils unverändert, teils auch höber gehalten. Hier üben wieder
einige zweithändige Partien von Weigen und Roggen einen Eindruck auf
das Preisniveau um ſo mehr aus, als der Abſtoß nach dem Inlande
fehlt. Für Inlandsbrotgetreide fehlt es angeſichts der unnachgiebigen
Forderungen der Provinz nach wie vor an Kaufluſt. Im
Lieferungs=
markte ſtellte ſich das Weizenpreisniveau um 0,75—1,5 Mark höher,
wo=
bei die Herbſtſichten beſſer als die Juli=Termine gehalten waren, bei
Roggen war die Juli=Sicht um 0,75 und Dezember um 0,25 Mark
ſchwächer. Der Mehlmarkt blieb bei unveränderten Preiſen
geſchäfts=
los. Auch Hafer und Gerſte haben weiter ſehr kleines Geſchäft, am
Hafermarkte befriedigt der Konſum ſeinem kleinem Bedarf aus
notleiden=
den zweithändigen Partien.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten
Nach längerer Ausſprache wurden die im Volkswirtſchaftlichen
Aus=
ſchuß des Reichstages vorliegenden Anträge über die Roggenſchuldner
an den Unterausſchuß zur weiteren Beratung überwieſen.
Die Frankfurter Herbſtmeſſe findet vom 18.—21. September
ein=
ſchließlich ſtatt. Es iſt mit einem noch ſtärkeren Beſuch, auch aus dem
Auslande, zu rechnen, da ſchon zahlreiche Voranmeldungen eingelaufen
ſind.
Nach dem Vorbild des mehr als 25 Jahre beſtehenden Verbandes
Berliner Spezialgeſchäfte iſt dieſer Tage ei Zuſammenſchluß der
Ham=
burger Spezialgeſchäfte erfolgt, der die Intereſſen der in der inneren
Stadt gelegenen Hamburger Spezialgeſchäfte wahrnehmen will.
Das Internatiomale Kupferſyndikat ſchritt angeſichts der ſtändigen
Abſchwächung der Kupfernotierungen in London und New York zu
einer Herabſetzung der europäiſchen Verkaufspreiſe. Die Notrz ſtellt
ſich nunmehr auf 13 Cents (entſprechend einer Parität von 120,65 Rm.
je 100 Kg.) gegenüber bisher 13,10 Cents (entſprechend 121,60 Rm.).
Die belgiſche Nationalbank hat den Diskont von 5½ auf 5 Prozent
ermäßigt.
Der franzöſiſche Miniſter für öffentliche Arbeiten, Tardieu, erklärte,
daß auf Grund ſeiner Maßnahmen in einem Monat das
Kohleneinfuhr=
verbot aufgehoben werden könne.
Für die erſten fünf Monate des Jahres 1927 betrug nach den ſoeben
veröffentlichten Außenhandelszahlen die Einfuhr 22 560 397000 Frs.
und die Ausfuhr 2 535 608 000 Frs.
Es wird mitgeteilt, daß die neue 6prozentige franzöſiſche
Konver=
tierungsanleihe für die ſchwebende Schuld zum Teil am 27. Juni
auf=
gelegt und am B. Juli geſchloſſen werden ſoll. Der Ausgabewert für
den Nominalwert von 500 Frs. beträgt 460 Frs.
Der Stand der Zuckerrüben in Poſen iſt plötzlich durch eine
pilz=
artige Erkrankung der Pflanzen in ſehr vielen Gebieten außerordentlich
gefährdet. Die Krankheit tritt ſtrichweiſe auf und nimmt beſtändig an
Ausdehnung zu. Man fürchtet, daß ein großer Teil der
Zuckerrüben=
ernte durch dieſen auftretenden Wicherpilz vernichtet werden wird.
Gerüchtweiſe verlautet, daß der Abſchluß der polniſchen
Auslands=
anleihe wiederum in Frage geſtellt, rder zum mindeſten verzögert ſei.
Es heißt, die ausländiſchen Geldgeber hätten erneute Garantien für die
Anleihe verlangt. Die Regierung dementiert dieſe Nachricht.
Der Fleiſchexport aus Lettland iſt in ſteter Zunahme begriffen. In
den erſten vier Monaten dieſes Jahres wurden 1 469 386 Kg.
ausge=
führt gegen 831 750 Kg. in derſelben Zeit des Vorjahres. Dieſe
Zu=
nahme iſt vor allem auf die außerordentliche Entwicklung der Bacon=
Ausfuhr zurückzuführen.
Unter der Firma „Courtaulds=Hiſpana” wurde in Barcelona eine
Geſellſchaft gegründet, die die Erzeugung und den Verkauf von
Kunſt=
ſeide bezweckt. Bisher wurde die Kunſtſeidegarn=Erzeugung in Spanien
nur von einer Geſellſchaft mit dem Sitz in Valtenonceda betrieben.
Präſident Machado erklärte noch einmal, daß die kubaniſche
Regie=
rung die eingeſchlagene Zucker=Reſtriktions=Politik beibehalten werde.
Die Geſamtproduktion der letzten Campagne von 4,5 Millionem Tonnen
zeige, daß die durch die Regierung befohlenen Maßnahmen zur
Kon=
rolle der Produktion vollſtändig durchgeführt und befolgt worden ſeien.
Union-Theater
Der Film, der dle Welt erobertez von René Fauchois
Die Tragödie eines armen Artisten:
eIte Ber sprechende Affe
In den Hauptrollen: Jacgues Lerner — Olive Borden
Seit langer Zeit erscheint wieder einmal auf dem Spielplan:
3 Akte
Residenz-Theater
Heute letzter Tag!
Die Königin der Wüste
Abenteurer-Roman in 6 Akten
Ort der Handlung: Europa und Afrika
in dem
entzückenden
0ssroskärad Instepiel: Wraltf Prärtmänser
6 Akte!
Palast-Lichtspiele
Heute letzter Tag!
Ein Film von
Held
Liebevo
Mitgiftläger
8 Akte 8
(10133
lalbert Steinrüclt, Suzy Vernon, Wladlmir
MHaldarow, Mary Delschaft in den Hauptrollen.
Der Film der herrlichsten Naturaufnahmen,
Heinrichſtr. 69, Ecke
Martinſtr., k. 1—2 jg.
Hrn. volle Penſ.b.erh.
el. Licht vorh. (9732a
Ruh. Aufenthalt
für mehrere Monate,
mögl. in einem
Forſt=
haus, von jüng. Herrn
(Examenkandidat)
ge=
ſucht. Angebote unt.
L. 215 Geſchſt. (10125
räulein Tosette, meine Frau
Die Geschichte eines Ehevertrags in 6 Akten mit
Agnes Esterhazl, Livio Pavanelli
Anfang 3½ Uhr
eueste Wochenschan
V. G.
Inmnerfest an der Bergstraße,
19 Mitglieder des V. A. T. Darmſtadt
ſwern hiermit nochmals zum V. C.=Feſt
rei Bergſtraße am 25 Juni 1927 (Abfahrt
M2n tadt 15” Uhr) eingeladen. Bahlreiches
fErſcheinen dringend erwünſcht.
2c orſtand J. A. Dr. W Schömer. (*16464
Iaalbaugarten
ASonnerstag, den 23. Juni 1927
abends 8 Uhr St 10106
„Monnerstags-Honzert
G
des Städt. Orcheſters.
1 Leitung: Städt. Kapellmeiſter
Ernſt Guido Naumann
Eintritt 50 Z.
1Behnerkarten haben Gültigkeit.
hneater-Varieté-Saal
Illexanderſtr. 12, Perkeo (9255a
Mn at Junl-Gastspiel der
ſeiiteren Burlesken
2 ihn i 8 Uhr a ends. — Zum zahrreichen
.4ch ladet ergebenſt ein Die Direktion.
bendessen . Spezialplatten
Erdbeeren zu Bowle
Fürstenberg-Bier (9720a
Siermarkt
4 junge Gänſe,
Kummet mit
Unter=
kummet, Gr. 60,
Sat=
tel mit Rückgeſchirr,
Tragkiſſen mit
Rück=
geſchirr,
Pferdeleder=
decke, Kohlen=
Schal=
wage, Marktwage mit
Gewichten u. Sonſtig.
zu verk. Kl. Och
ſen=
gaſſe 13, pt. (*16585
1 P. Kob. Lerchen zu
verkauf. Welzbacher,
Kahlertſt. 47, I. (*16573
Kl.,ſchw.=weiß,,
wach=
ſames Hund in gute
Hände abzug.
Wald=
ſtraße 15, II. (*16583
Schöne Ferkel zu
verk. Trietſch, Erbacher=
(16589
ſtraße 121.
Die neueste Wochenschau
Anfang 3½ Uhr
Unrneom
MDle letzten 4 Tage!A
Gastspiel (10157
Teatro dei Piccoli
mit dem
Neuen Programm
u. a.
Ali Baba
Kom.phantast. Oper in 3 Akten.
Preise: Mk. 1.— bis 3.—
Kart.: Verk.-Büro und de Waal
Kad e
Hotel und Kaffee=Reſtaurant
„Waldſchlößchen”
Neue Darmſtädterſtraße 257
Halteſtelle der Straßenbahn
Donnerstag, den 23. Juni 1927,
ab 4½ Uhr (*16601
TAIEE
6 Akte!
(*16640
Ueber alles die Liebe
Sittenroman in 6 Akten
Dle neueste Wochenschau
Anfang 3½ Uhr.
(*16641
Vorverkauf an der Theater-Kasse!
Macht- Vorstelleng
V Donnerstag, abends 11 Uhr!
Vorführung des popnlär-sexual-wissenschaftlichen Filmwerks
Menschwerdung
Erläntert wird dieser Film durch persönlichen Vortrag des Herm
Dr. med. Heinz Walther (Machenhauersche Klinik)
über Werdegang der Menschheit, von den erhabenen Vorgängen
der Zeugung. Geschlechtliches darf nicht geheim
bleiben, in allen Städten allergrößter Erfolg.
Sängerbund Griesheim b. O.
Dirigent: Wilhelm Etzold=Darmſtadt
Miiglied des Heſſiſchen und Deutſchen Sängerbundes
Am 25., 26. und 27. Juni 1927
40jähriges Vereins=Jubiläum
verbunden mit großem Geſangswettſtreit
Am Wettſireit beteiligen ſich 33 Vereine mit 2000 Sängern
(*16526
Samstag, den 25. Juni: Abends Fackelzug mit Kommers
auf dem Feſiplatz
Sonntag, den 26. Juni: Vormittags 1/9 Uhr: Beginn des
Klaſſen= und Ehrenſingens in den Sälen: Zum
grünen Taub, Kaiferſaal und Treffpunkt. Anſchließend
höchſies Ehrenſingen im grünen Laub. Nachmittags
13 Uhr: Aufſiellung des Feſizuges.
Montag, den 27. Juni: Frühſchoppenkonzert, nachmittags
großes Volksfeſt
Feſtplatz iſt der Sportplatz des Sportklubs „Viktoria” an der Darmftädter
Chauſſee. Halteſielle der elektriſchen Straßen ahn. Daſelbſt gebeckte Halle,
über 5000 Perſonen faſſend.
Zum Beſuche ladet höflichſt ein: Der Feſtausſchuß.
Was leder vor und In der
(Hygieng der Ehe) Ehe wissen mug! ezgszo
Dieser Film wird nur einmal tägl., und zwar abends 17 Uhr
vorgeführt. Für Darmstadt vollständig neu und darf
nicht mit dem vor Jahren vorgeführtten Film verwechselt werden
Der große Erfolg beweist, welche großen Interessen diesem Film
entgegengebracht werden, deshalb haben wir uns entschlossen, den
Film Menschwerdung noch um einige Abende zu
verlängern. — Wegenides großen Andranges abends, bitten wir
die Karten im Vorverkauf zu nehmen. — Es werden nicht mehr
Karten ausgegeben, wie Plätze vorhanden.
Unien-Theaten
Jugenheim (Bergstrade).
Jungmädelheim Reinking.
Vornehm., hauswirtsch u wissensch,
Töchter-
heim. Für In- u. Ausländerinnen. (5489 a
Schönste Lage, vorzügt, Verpflegung, beste
Referenzen. — Kurau entholt
Prospekt durch die Leiterinnen
Schachmeister Sämlsch ( 16
10 Partien hlind
(ohne Ansicht des Bretts).
Freitag, den 24. Juni, abends 8 Uhr im
Fürstensaal, Grafenstraße 18.
Eintritt 50 g.
Gäste willkommen.
Stoewer
6 Sitzer, 9/24, ſehr
billig abzugeb. (10152
J. Donges & Wiest.
Guterhaltene
Sing. Nähmaſch.
preiswert zu verk.
216611) Schuſſtr. 4, I.
Heſſiſches Landestheater
U 24 Großes Haus d 24
Donnerstag, den 23. Juni 1927,
abends 7 Uhr
In derNeueinſtudierung u. Neuinſzenierung
Nathan der Weiſe
Dramatiſches Gedicht in 5 Akten
von G. E. Leſſing
In Szene geſetzt von Edgar Klitſch
Bühnenbild; Arthuv Pohl
Perſonen:
Sultan Saladin . . . . . HansBaumetſter
Sittah, deſſen Schweſter Käthe Meißner
Nathan, ein reicher Jude
in Jeruſalem . . . . . K. Weſtermann
Recha, deſſen angenommene
Tochter ..
Kaete Foerder
Daja, eine Chriſtin,
Geſell=
ſchafterin der Recha . Marg. Carlſen
Ein junger Tempelherr. Rudolf Wittgen
Ein Derwiſch . . ."
JoachtmBüttner
Der Patriarch von Jeruſalem . Max Nemetz
Schachklub Darmstadt Ein Aloſterbruder Nichard Fürgas
Ein Diener Saladin’s . Adolf Schmidt
Gefolge des Patriarchen, Mameluken
des Saladin. — Szene: Jeruſalem.
Spielwart: Adolf Schmidt
Preiſe der Plätze 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur geg. Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Nach dem 6. Bild (Ringerzählung)
findet eine längere Pauſe ſtatt.
Anfang 7 Uhr
Ende nach 10 Uhr
Freitag, 24, Juni. L 26, K (für diejenigen
K=Mieter, die Zuſatzmiete Xl haben),
Der Bürger als Edelmann. Hierauf:
Ariadne auf Naxos.
Anfang 7 Uhr. Preiſe 1—10 Mk.
Samstag, 25. Juni. D 24. Spiel im Schloß.
Anfang 7½ Uhr. Preiſe 1—10 Mk.
D
Kleines Haus: Geſchloſſen.
Sommerſpielzeit 1927 im Kleinen
(Leitung: Direktor Adalbert Steffte
Eröffnungs=Vorſtellung
Samstag, den 25. Juni 1927, abends
Gaſtſpiel Erik Wirl
Die Roſe von Stambul
Der Berkauf der Tageskarten
hat begonnen.
Seite 14
Rf
2=Sitzer, 4 Zyl., 3/12,)
wie neu, ſehr billig
abzugeben. (10151
J. Nonges & Hiest.
Donnerstag, den 23 Juni 1927
Nummer 172
Wohnungstauſch.
Geboten: Sehr ſchöne
4 Zimmer=Wohn.,
600 Mk.
Friedens=
miete. Nähe der
Hochſchule. (10140
Geſucht: Schöne 3-4
Zimm.= Wohnung,
untere
Pallaswie=
ſenſtr. bevorzugt.
Eberhardt’s
Tauſch=Abt.,
garlſtr. Nr. 3, 1. St.
für Metzgerei geeign.,
in ſtark bevölkertem
Stadtteil ſof. z. verm.
Angebote u. L. 211
an die Gſchſt. (16575 Weſchäftzräume Heller Büroraum,
für Lager geeignet,
ſof. zu verm. (16599
Georgenſtr. Nr. 1½. Heelerg 2 große, trockene
Keller, ca. 40 qm,
ſof. zu verm. (16598
Georgenſtr. 1½, I. Tieflieg. Keller als
Weinkeller od. Lager=
raum. zu vm. (16619
Lohnes, Kiesſt. 11,Vdh. Emfungen F Schönes Stallgebäude
mit groß. Heuboden,
hellen Nebenräumen
für Werkſtatt, Lager
uſw. zu verm. Näh.
Heidelbergerſtr. 1, I.
(*16596dsm) Kht Magdalenenſtr. 5,
Hth., I., b. Geider,
leeres Zimm., ſep.,
zu vermiet. (*16595 Hügelſtr. 6, II., gut
möbl. Zimmer, el. L.,
zu verm. ( 16564 Ernſt Lndwigſtr. 5,II.
bei Bayer, möbliert.
Zimm. m. ſep. Ein=
gang zu verm. (10124 Hoffmannſtr. 38, p., 2
große, ſchöne Zimmer
möbl. vd. teilw. möbl.
mit od. ohne Küchen=
ben. in gut. Hauſe per
1.7.27 z. vm. (e16142dg Mmeeſeile ä
möbliert. Zimmer m.
Schreibtiſch, el. Licht,
Zentralheizung ( Te=
lephon im Hauſe) zu
vermieten. (9777a
Hochſtr. 45, II., möbl.
B. ohne Bedien, ſehr
billig z. verm. (16525
Ein streng reelles Angebot für das kommende Darmstädter Kreisturnfest:
Sienn
Mattssaasat
Min= uad Mnirsiſie
aus amtlich geprüften, reinwollenen Kammgarnstoffen
in vorbildlicher Verarbeitung und blendender Paßform.
Diese wertvollen Vorzüge werden durch technische
Neuerungen führender Großwerkstätten erreicht und
sollen Veranlassung werden, der wirklich guten
Herren-
bekleidung neue Freunde zuzuführen. Lassen Sie sich
daher unverbindlich meine durch Namensgebung
fest-
gelegten Hausmarken vorlegen.
Gera
Lübeck
68.—
88.—
München
Rostock
Bremen
130.—
78.—
110.—
10118
Vorrätig in allen Crößen, oder Anfertigungohne jede diehrberechnung
TM TAAASOIMOA
Ludwigsplatz
Darmstadt
Ludwigsplatz
Bornehm möbl.
Zimmer
ſofort beziehb.
Hügel=
ſtr. 15, Laden. (8265a
6 Freihurn in Breisnai 6
Hilda -Frauenschule
des Freiburger Frauenvereins
vom Roten Kreuz
Für Töchter der gebideten Stände ein=
und zweijähr. Ausbildungskurſe durch
ſtaatl. geprüfte Lehrkräfte. Außerdem
halbjährige Sonderkurſe in
Hauswirt=
ſchaft u. wiſſenſchaftl. Fächern.
Geſell=
ſchaftliche Weiterbildung. Herrl. Lage,
Waldesnähe. Auskunft u. Proſpekt durch
die Präſidentin Frau Prof. Heilig,
Freiburg i. Br., Glümerſtr. 11, (I. 10130
Erſtklaſſige
MAMTOt
herrliche Tonfülle, konkurrenzlos billige
Preiſe. Langjährige Garantie. Bequemſte
Teilzahlung.
(18636
Fr. Weyrauch, Piano=Lager
Schuchardſtraße 4.
Büſteuhalter v. ℳ 3.—an.
Thalyſia Niederl. Biomarchſt. 48./e150g9
Mottenecht:
eulaniſieren von Teppichen,
Möbel=
ſtoffen, Kleidern, Haaren, Federn.—
Dauernde Schutzwirhung gegen Mottenfraß. 4
Färberei Reich
Telephon 1501 und 1472. (9540a
Ssststttrss
Schönster Frübjahrsaufenthalt bietet
Kurhaus-Pension Berg
Höhenluftkurort Nonrod I. Odw.
— An der Autopostlinie Gro3-Bieberau-Lätzelbach —
Telephonruf: Oeffentliche Fernsprechstelle Nonrod
(Dauerverbindung).
— Vornehmes Familien- und Passantenhaus —
Direkt am Walde, mit schönem Fernblick
Herrlicher Ausflugsort für Automobillisten
Eigene Kraftwagen-Garagen — Pensionspreis 5—6 Mk
Vor- und Nachsaison nach Vereinbarung, Wochenende‟
Inh.: J. Lothammer
8354a)
langi. Küchen- und Hotelfachmann
Klein-
Sohreidmaschinen
0643 *
Torpedo
Erika
Remington
Garl Winkel
Darmstadt, Rheinstraße 28
Mainz, Große Bleiche 23
ſchön möbl. Zim. m.
ſep. Eing. u. el. Licht
in gut. ruhig. Hauſe
bill, zu vm. (*1657.
Mauerſtraße 15
ein=
fach möbl. Zimmer
zu verm. ( 1660
Rheinſtr. 75 möbl. Z.
m. Penſ. z. vm. /10131a
das altbeuährte.
Lnueichmiffel!
Landwehrſtr. 5, pt.:
gut möbl. Zim., el:
Licht, z. bm. (e16604
Heinrichſtr. 121, 2
möbl. Zimmer per
1. 7.z. bm. (16064sid
Bleichſtr. 9, pt., möbl.
Wohn= u. Schlafzim.,
el. L., nur an Herrn
zu vermiet. (e 16405ids
Eckhardtſtr. 21, I., 8.
zu verm. (*16468ids
Aliceſtr. 3, I., gut
möbl. Zimm. mit fl.
Waſſer zu bm. (e16581
Mi
(10153dsi
die ſtillen Sommermonate zur gründl.
Überprüfung und Reinigung Ihrer
ſehreibmaschinen
Heparalur-Herkstälte Heh. Lauta, Bürobedarſ.
LudwigNösinger
42 Untere Eliſabethenſtr. 42. 367 Teleph. .5
In ſtrammer Eispackung eingetroffen:,
Nordſee=Schellfiſch, Cabliau, Heilbutt uſw.
—Blaufelchen —
— Rheinſalm—
Bratſchellfiſch 0
Cabliau i. Schn. 0.4
Cabliau o. K. 0.00 Seelachsi. Schn. 0.44
Aus meiner Rheinfiſcherei: 10148
Alle Sorten lebende Flußſiſche
Neue Matjes=Heringe
1 Stück 15 J. 3 Stück 40 3
Prompter Stadt= und Fernverſand
Friſch eingetroffen
Feinſte Süßrahmbutter½/. Pfd 0.20
Landbutter
Pfund 1.80/
Friſche große Landeier Stück0.-0
Heinrich Schwarz
Molkereiprodukte und Eier (*16,60
Grafenftraße 22
Grafenſtrobe 1
DiSeiſche ud Drfiefeund
der Bereitſchaftspolizei Darmſtadt ſiü
für die Zeit vom 1. Jali bis 31 27,
1927 vergeben werden.
Die Bedingungen liegen vom 23. I9
25. Juli 1927 auf dem Geſchäftszimmn
der Küchenverwaltung, ehem. 6ler
K=
ſerne, zur Einſicht offen.
Angebote ſind bis 27. ds. Mt1.,/
10 Uhr vorm., einzureichen. (10r=
Küchenverwaltung
der Bereitſchaftspolizei Darmſtai,
Am Donnerstag, den 23. Juu
1927, nachmittags 5 Uhr,
verſteige=
ich Sandſtraße 44 zwangsweiſe
mes=
bietend gegen Barzahlung: (10r0
1 Schweißapparat, 1 Rohrabſtes
maſchine.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Am Freitag, den 24. Juni 190
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinn
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27 na. Gegenſtände öffentlich
zwanaſ=
weiſe gegen Barzahlung:
(10215
1 Glasſchrank, 1 Sofa, 2 Seſſel,
Tauchlötofen für Oelfeuerung, 1
Tacdt=
meter, 1 Klavier, 1 Schreibmaſchiz
1 Ladenſchrank, 1 Diplomatſchreibtit;,
1 Büfett, 1 Warentheke, 1 Standu.”
1 Eiskonſervator, 3 Bilder „Koyey
niſten” ein 4—5/18 PS. Hag=Chaſſis,
Hag=Flachkühler, 1. Hag=Motor,
=Herrenrad, 1 großer Diplomatſchns
tiſch, 1 Grammophon, 1 Gläſerſchra
1 große Fournierpreſſe, 1 Bild, *
Jauchefaß mit Wagen, 1
Waſchkoa=
mode, 1 Kleiderſchrank. 1 Nähmaſchä=,
2 Schreibtiſche, 1 Bücherſchrank, 9
Motorrad („Puſch*), 1 groß.
Schrei=
tiſch, 1 Klavier („Knauer”), 1 Grammp
phon, 1 Sofa, 1 Standuhr, 1
Auszü=
tiſch, 1 Diwan, 1 Büfett, 1 groß. Le.*
ſeſſel, 1 Schreibtiſch.
Ferner wird vorausſichtlich beſtimy)
verſteigert an Ort und Stelle: 1 grc.
Wellblechgarage.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtac.
Am Freitag, den 24. Juni 19
vormittags 10 Uhr, ſollen in meina
Verſteigerungslokal Bleichſtr. 40 t
gende Pfänder zwangsweiſe gegen
R=
ahlung verſteigert werden: (1or9
2 Grammophone mit Platten, 1 Schro
tiſch, 1 Vertiko, 1 Nähmaſchine, 1 rum=
Tiſch, 1 Spiegel, 1 Bauerntiſchckh
1 Hängelampe, 1 Karren (2rädrs)
4 Fahrräder, 2 Schreibmaſchir-
1Motorrad (defekt), 1 Buch (Hindenbu.)
Denkmal), Möbel aller Art u. a. n—
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtac.
Dergehngdon Bhanaldefft
Die Bauarbeiten für ein
Wohnha=
nach Eberſtadt (Deutſche Bau= und Si
lungsgemeinſchaft) ſind zu vergeben. E
gebotsunterlagen können bei dem un.
zeichneten Bauleiter während der üblic.
Büroſtunden ab 23. bis 26. ds. M0;
(*16.
abgeholt werden.
Künneth, Architekt, Goddelau i. N-0
Zeichnung.
Die Heſſiſche Landesbank — Staatsbank — in Darmſtadt legt zur alsbaldis!
mit Penſion, el. Licht /Zeichnung reich s mündelſichere
7ige Gold=Schuldverſchreibungen,
unkündbar bis 31. März 1932, zum Vorzugspreiſe von ZUyBu!
10t26)
Wienerſtr. 52, pt.,
7%ige Gold=Hypothekenpfandbriefe,
möbl. Zim. ſof. z. vm.
Eeuesé5)
unkündbar bis 31. Dezember 1931, zum Vorzugspreiſe von 931u0
Lagerhausſtr. 18, I., bei den Banken und Bankiers auf. Schlußtermin 40. Juli; früherer Schluß vorbehalten. *
eleg. möbl. Zim., 2 nahmefriſt bis 31. Juli d. J.
Bett. u. Küchenben,
zu verm. (16662 Darmſtadt, den 21. Juni 1927.
Das Direktorinm.
Nummer 122
Donnerstag, den 23 Juni 1927
Geite 15
Cxriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.
29)
Mackdruck verboten)
Schon frühzeiltüig begab ſich Chriftine am anderen Morgen
rräch dem Geſchäft. Die halbe Nacht hatte ſie wach gelegen und
Aus all dem Wirrwarr ihrer Empfindungen ſich zu dem Entſchluß
mrurchgerungen, gleich am nächſten Mongen ihrem Chef zu
kün=
eieigen. Es ſchien ihr dies vorläurfig die einzig reinliche Löſung
jöres Verhältniſſes zu dem Vater ihres Geliebten. Sie wollte
mnd durfte dem alten Herrn keine Komödie vorſpielen, ihm nicht
diie Rolle zumuten, täglich ahnungslos der Geliebten ſeines
Soh=
wes gegenüberzuſitzen. Noch wußte ſie ja ſelbſt nicht, wie ſich die
1Oinge nun weiter geſtalten würden, denn ſie hatte geſtern abend
ui ihrer Angſt und Verwärvung Werner faſt fluchtartig plötzlich
verkaſſen, um in den von Blankenſee kommenden Dampfer
ein=
zuſteigen und nach Hamburg zurückzufahren. Werner wollte ſie
Inachrichtigen, wann und wo ſie ſich wieder ſehen könnten. —
eSie hätte aufjauchzen mögen, wie ſie jetzt wieder an den
Gelieb=
urn dachſte und an all das namenloſe Glück, das wn über ſie
ge=
uommen war.
Aber ſie durfte jetzt am hellen Tage nicht träumen, ſie mußte
ſtrh beeilen, wenn ſie das Kündigungsgeſuch noch ſchreiben wollte,
eGe der Chef kam. Und während ſie num das Schreiben verfaßte,
zneurde ſie ruhiger und ruhiger. Als ſie dann aber an ihre arme
loeine Suſi dachte, fühlte ſie einen Stich mirten im Herzen, und
es ſchien, als ſenke ſich ein Schleier über ihr eben noch ſo heiteres
G=lück: War es doch nicht mit dem Unglück der Freundin erkauft?
Heder hätte ſie doch nur ſchließlich ihr eigenes Glück zerſtört, wenn
ſe Werner geſtern wieder zurückgeſtoßen hätte, ohne Suſi dadurch
dem erſehnten Ziele auch nur einen Schritt näher zu bringen?
Ihre Betrachtungen wunden durch den Eintritt des Chefs
1ftzt underbrochen.
„Na, was gibt’s Neues, Fräulein Berthold?” fragte er gut
Aelaunt, „haben Sie den Sonntag gut verbracht?”
Er bekam jetzt öfter ſolche leutſeligen Anwandlungen
Chri=
ſuinen gegenüber.
„Danke ja, Herr Krüß,” ſagte ſie leiſe, ſo daß er einen
Augen=
bieick auffah. Mechaniſch hatte er dabei ſchon nach dem Stapel
enngelaufener Poſt gegriffen und als erſtes Chriſtinens Schreiben
eislwiſcht. Höchſtes Erſtaunen prägte ſich auf ſeinem Geſicht.
„Und warum kündigen Sie, Fräulein Berthold? — Es iſt
doch ſonſt üblich, in einem Entlaſſungsgeſuch auch deſſen Gründe
anzuführen.” Aergerlich klang ſeine Frage, die gute Laune ſchien
für heute geſchwunden.
„Verzeihen Sie, Herr Krüß — aber ich wollte keine
Unwahr=
heit ſchreiben, da ich den wahren Grund doch nicht angeben kann.”
„Was heißt das — Sie können die Gründe nicht angeben? —
Wünſchen Sie etwa eine weitere Gehaltsaufbeſſeruug?”
„O, nein — nein — nicht das iſt es. Sie waren ja erſt vor
wenigen Tagen ſo gütig, mär ſelbſt dieſe hohe Aufbeſſerung
anzu=
bieten,” ham es gequält zurück.
Nun wurde der alte Herr doch aufmerkſamer. Da mußte doch
irgend etwas dahinter ſtecken, ud er ſollte nicht Friedrich Krüß
heißen, wenn er das richt herausbekäme. „Wäre ſie nur nicht
dieſe verdammt tüchtige und brauchbare Perſon,” dachte er, „ſo
könnte ſie ja hingehen, wo der Pfefſer wächſt!” So aber lag ihm
daran, ſich dieſe wertvolle Arbeitskraft zu erhalten, und es galt
alſo nur, das richtige Mittel hierbei anzuwenden. Und ſo forſchte
er nun intereſſiert weiter:
„Iſt Ihnen hier im Geſchäft irgendwer zu nahe getreten?” —
„Alſo nicht — hm — ſo ſind es demach private — ich meine,
Familienverhältniſſe, die Sie zu dieſer Kündigumg veranlaſſen?”
Nicht ſogleich kam eine Antwort. Chriſtine ſchluckte ein= —
zweimal, ehe ſie ein ſicheres „Ja” herausbrachte. Dann fügte
ſie aber ſchnell hinzu:
„Ach, Herr Kruß, verzeihen Sie, wenn ich undankbar ſcheine,
ich kann nicht bleiben, und den Grund dafür kann ich nicht
nennen, weil ich jetzt nicht allein über mein Handeln beſtimmen
— weil — weil auch eine andere Perſon mit dieſer
Angelegen=
heit zu tun hat.”
Da ſchlug ſich Krüß gegen die Stirn und rief faſt freudig,
daß er nun doch hinter ihre Schliche gekommen war:
„Aha — alſo heiraten will man? Sieh da!‟
Reſigniert ſchüttelte Chriſtine das Haupt und hob wie
ab=
wehrend die Hände.
Nun aber war es mit der Geduld des alten Herrn zu Ende.
„Na, zum Kuckuck, wenn’s auch das nicht iſt, und Sie eben
unbedingt nicht mit der Sprache heraus tvollen, dann kann ich
Ihnen auch nicht helfen,” ſchrie er erboſt über ſeine
mißlunge=
ien Bemühungen mit ihr. Und indem er ſich ſchon mit den
eingelaufenen Briefen beſchäftigte, kuurrte er noh einmal vor
ſich hin:
„Wird wohl irgend ſon Windbeutel dahinter ſtecken.”
15. Kapitel.
In der behaglich durchwärmten Wirtsſtube eines Gaſt
hauſes, weit draußen vor Hamburg, waren Werner und
Chri=
ſtine an dieſem Abend eingekehrt. Das roſige Licht der elektri
ſchen Tiſchlampe beleuchtete zwei ſtrahlende, glückliche
Menſchen=
kinder, die da vor einem entzückten „Tiſchlein deck dich” Platz
genommen hatten. Schon mittags hatte Werner das kleine
Abendeſſen telephoniſch vorausbeſtellt und Chriſtine eben im
Auto hierher gebracht. In der Stadt wollte er ſich nicht eher
mit Chriſtine öffentlich zeigen, bis ſie offiziell als ſeine Braut
bekannt war. Und ſo mußten ſie vorläufig zu dieſer ſüßen
Heimlichkeit ihre Zuflucht nehmen, wenn ſie ſich ſehen und
ſpre=
chen wollten.
Sie waren die einzigen Gäſte in dem kleinen Raum.
Chri=
ſtine hatte daher ſchnell ihre erſte zaghafte Scheu überwunden
und gab ſich nun ſo heiter und kindlich in ihrem Glück, wie
Werner ſie nie zuvor geſehen hatte. Er kannte ſie faſt nur ernſt
und zurückhaltend in ſeiner Gegenwart. Als er ſie nun zum
erſten Male ſo richtig lachen, ſo von ganzer Seele glücklich ſah,
da kannte auch ſein Entzücken keine Grenzen mehr, und er zog
ſtürmiſch ihre Hände an ſeine Lippen:
„O du, wie bin ich doch ſo unmenſchlich glücklich — Liebe,
Süße du!”
Da ſtrahlte ſie ihn aus ihren braunen Augen glückſelig an,
und leiſe flüſterte ſie:
„Nicht glücklicher als ich, Werner, — denn ſeit geſtern erſt
weiß ich, was eigentlich glücklich ſein bedeutet.” Und ſich in
ihren Seſſel zurücklehnend, fuhr ſie weich fort: „Man möchte
jetzt nur noch Gutes tun, nur beglücken und nur noch frohe,
glückliche Geſichter um ſich fehen.”
Der Eintritt des Kellners unterbrach jetzt für Augenblicke
ihre Unterhaltung, und Werner hörte noch, wie ſie tief, faſt
ſchmerzlich aufſeufzte. Da wußte er, daß ihre Gedanken nun
ſei Suſi weilten, daß ihr Glück ſie wie ein Schuldbewußtſein
gegen die Freundin anmutete. Er drückte ihr nur noch
ver=
ſtohlen die Hand, und ihre Blicke trafen ſich in innigem
Ver=
ſtehen.
Dann begann er, während ſie ſich die köſtlichen Dinge, die
Werner mit Sorgfalt und Kenntnis für ſie ausgewählt,
ſchmecken ließen, von ſich, ſeinem Beruf und ſeinen Eltern zu
ſprechen.
(Fortſetzung folgt.)
Und schaltet wueise
im häuslichen Kreise...
Irtner
er in
Dazu gehört auch, daß man sich
Blusen, Kleider, Strümpfe u. dergl.
im Haushalt selbst färbt. Mit
HEITMANNS
FARBEN
geht das mühelos und erspart Geld.
SIMPLI-FARBEN
in Kugeln und Tabletten färben
beliebig kalk oder heiß.
Tüchtiges
Mädchen
mit gut. Zeugn.
ge=
ſucht. Liebfrauenſtr
Nr. 66, part. (10154
Ehrliches, fleißiges
Mädchen
mit guten Zeugniſſen
für 1. Juli geſucht
Schloßgartenſtr. 73, p.
1o1450
Saubere u. zuverläſſ.
Putzfrau
für 2mal wöchentl.
Freitag u. Samstag
vormittag, ſofort
geſucht. Martinſtr.
Nr. 59, pt. (10136
Schneiderei
ſer tigt ſoebenin der ſtillenGeſchäftszeit zwecks geſchäft als Volontäri=
Erweiterung des Kundenkreiſes
Paletots für 30 Mark
Anzü ge für 35 Mark
Wolle Garantie, für Sitz und Verarbeitung
Arngebote unter K 244 Geſchäftsſtelle. (9805=
perfekt im Servieren
ſucht Aushilfe in gut.
Reſtaurant od. Café
Angebote u. L. 23.
an die Gſchſt. (*16617 Weiblich m
Hontoriſtin Buch
haltung vertraut ſucht
rellg. Ang. u. L 228
an die Gſchſt. (*1660 Beſſ. Frl. ſucht Stelle
als Stütze in kl. Heuush., in allem gut
vervand. GuteZeugn. Aungeb. u. L. 224 an
di - Geſchſt. /*16594
Beſſ. kinderl. Stütze
gut. Zeugn. ſucht
Ssrelle, wo Mädche;
00— Hilfe vorh. Auch Penſion oder Ge=
ſchäftsh. Schriftl. An=
geB. an Leni Dietrich,
Wutzbach (Oberh.),
Rleeerbergſtr. 47, erb
(*16638) Beſſ. Mädchen, das
als e Hausarbeit. ver=
ſtecht, ſucht für ſofort
50— ſpäter Stellg. in
Haush. bei älter
Eh epaar. Langjähr
Zarugn. vorh. Gefl
Arngeb. u. L. 220 an
dil - Geſchſt. (*16590 Lricht. Alleinmädch
urht Stelle bis nach
deun Spülen. Ang. u.
TT204 an d. Geſchſt.
(*16556md)
Saub. Frau (1663 halbe und ganze
Lurge frei z. Waſchen
uuß d Putzen. Ang. u.
T241 an d. Geſchſt. Jüngere
Sstenoß!
reirfekt im Maſchinen
aaphieren, zum demnächſtigen Eintritt geſucht.
Hnundgeſchriebene Ang
di: Ge chäftsſtelle dieſ pistiK
ſchreiben und Sieno=
ebote unter L 208 an
28 Blattes. (-16562
ſiches Mädchen
und Küchenarbeit in
Gieſchäftshaushalt auf dem Lande Nähe sauberes, ehr
eelſucht für Haus=
Darmſtadt. Gefl. Angebote unter L 239
m. die Geſchäftsſtelle. Tüchtiges, perfektes
Allein-Mädchen
das gut kocht und alle Hausarbeit ver=
Fräulein, ſchulfr., aus
gut. Fam., m. beſond.
Eign als Verkäuferi,
wird für fein.
Spezial=
geſucht. Ang. u L 226
an die Gſchſt. (*16600
Männlich
Tüchtiges, erfahrenes
Hausmädchen
gegen hohen Lohn in
Herrſchaftshaus geſ
Ang. unt. L. 231 a
die Geſchſt. (*1661.
god. Neben=
EHIStend verdienſt
300 Mk. monatl. durch
Errichtg eines Ver
ſandgeſchäftes in
Alpacca= und
Silberbeſtecken.
Von der Wohng. aus
zu erled. Kein Kapit.
nötig. Sof. Verdienſt.
Näh. durch W. Stöß,
Leipzig C. 1,
Lipſius=
ſtr. 40 G. (II. Dr. 10135
Tüchtiges
Mädchen
zum 1. Juli in
Be=
amtenhaush geſucht.
Vorzuſt. Eberſtadt,
Pfungſtädterſtr. 35.
(10127)
Zuverl., tücht.
Mäd=
chen f. einige Wochen
tagsüber geſ.
Stein=
ſtraße 15, I. (*16635
Suche für 1. Juli
brav., fleiß. Mädchen
für landwirtſchaftlich.
Betrieb in größ.
Ge=
meinde. Guter Lohn
u. gute Behandl. wird
zugeſichert. Ang. unt.
L 212 Geſchſt. (*16578
Geſucht
jüngere Tochter als
Stütze für mittleres
Reſtaurant.
L. 245 Geſchſt. (*16651
Suche ehrlich.
Land=
im Haushalt. (*16579
Frau Joh. Seidel
Schuſtergaſſe 13.
Beißbinder geſ
Schubert Söhne
Heinheimerſtr. 13.
(*16614
5g. Hausburſche
ehrl., zuverl., z.
Nach=
frag, der Kundſch. u.
Hausarb. ſof. ge ucht
*16572) Martinſt. 17, p.
Für demnächſt zu
er=
öffnendes neues
Un=
ternehm. werd. geſ.:
5 Herrenfriſeure
u. Bubikopfſchneider
bei 40-50.4 Wochenl.,
5 Friſeuſen
bei 50-60 ℳ Wochenl.
Angeb. u. L. 227 an
die Geſchſt. (*16603
Einige perfekte
Preßluft=
diefer
geſucht.
Eisenbau Donges
A
Suche tücht., nücht.
Chauffeur
(Auto=Schloſſer) zum
ſofortigen Eintritt.
Zeugniſſe. Vorzuſt.
Donnerstag,
Sprend=
lingen (Ort),
Eiſen=
bahnſtr. 13. (*16632
Suche ſofort (10121
Chauffeur.
Bedingung:
Langjäh=
rige Werkſtattpraxis.
Angeb. u. L 217
an d. Geſchſt. ds. Bl.
Ehrlicher, ſauberer
Hauschursche
14 — 16 Jahre,
Rad=
fahrer, ſofort geſucht.
Gg. Hofmann,
Kaſinoſtraße 2 ( 16645
Verſicherungs=Akt.=Geſ. (alle Branchen)
ſucht für
110129
Starkenburg und Rheinhessen
AAstekter
anzuſtellen. Evtl. auch für
Nicht=
fachmann, da Einarbeitung ſchnellſtens
erfolgt. Angebote unter F. U. F. 169
an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes.
Gefl. Angeb. unter In der Dental=Branche erfahrene (*16460ds
E Btadtvertreter
die die Zahnärzte und Dentiſten regelmäßig
mädchen für, ſofort beſuchen, evtl. jüngerer ſtellenloſer Dentiſt
zur Mitnahme eines neuen als erſtklaſſig
anerkannten Artikels geſucht. Angeb. unter
L167 an die Geſchäftsſtelle dieſes Blattes.
44
TAAocckt
hat das bedeutendste
Laboratorium
Bei allen Photochemikern ist der Ruf des Untersuchungs-Laboratoriums
der Kodak=Gesellschaft unbestritten. Es dient nicht nur der
wissenschaft=
lichen Erprobung und Verbesserung der PKodakc=Fabrikate, sondern
be=
schäftigt sich auch mit der Erforschung aller Zweige der Photographie.
Wer einen pKodake benutzt, wer PKodakc=Film, WVeloxc-
Papier oder ein anderes Photofabrikat der Kodak-Gesellschaft
verwendet, hält das Ergebnis mehr als 37 jähriger
theoretischer und praktischer Forschungsarbeit in Händen.
ſteht, in jungen, kinderl. Haushalt geſ.
für 15. Juli od 1 Aug. Vorzuſtellen
bei Frau Dr. Loeb, Bismarckſtraße15.
(*1650;
Kroder Beamtenversicherängsverein d. H.
welcher die Kapitalverſicherung auf den
Ab=
kebens=, Invaliditäts= und (Erlebensfall
betreibt, ſucht zur
Leitung und Organisation
des Geſchäftes in
Baden u nd Hessen
Bezirksleiter
Fachleute, bie in Staatsbeamtenkreiſen ſehr
gut eingeführt und befähigt ſind, eine
Or=
ganiſation einzurichten und aufzubauen,
evtl. auch ein Büro zur Verfügung ſiellen
können, wollen ausführl. Angebote mit
Beifügung eines Lebenslau es, Angabe
von Referenzen und
Entſchädigungsan=
ſprüchen unter L. 234 an die Geſchäfts=
(10134
ſielle des Blattes einreichen.
Das Untersuchungs=Laboratorium ist das Gehirn der
Kodak=Gesellschatt
E, gibt PKodakc-Apparate in allen Preislagen und Ausführungen, z. B.:
Hawk-Eyee Nr. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . 10.— RM
DBrownies Nr. 2 . . . . . . . ......
„ 15.—
Westentaschen-pKodake
22.50 „
Westentaschen--Kodaks Serie III ... .
48.—
Pocket-Kodake Nr. 1 .. . . . . ..
45.—
Pocket-Kodake Nr. 1 A... .
48.—
Pocket-Kodake Serie II Nr. 1 .
Kodakc=Fabrikate sind in allen
ein=
schlägigen Photohandlungen zu haben
Kodak Ges. m. b. H., Berlin SW68, Markgrafenstraße 76
Auch die Abteilung
ArNIOT TOTILOekOTA
bietet Ihnen ungeahnte Vorteile in neuen modernen Macharten10114 Has e
Ba e
6 D25
S 2 Ee e
Has e
Rit
68 a e
Hes et
182 167
12 2 r
W Woce
30
2
3
M
Rr
e
O50
18
6‟
A A
9
Hae e
W Wer
AK
400 1075
1O"
18 M
Mt
R e
Ne
O75
21
5 M
9it
Nes e
O.
107
Versäumen
Sie diese
Gelegenheit
nicht!
Versäumen
Sie diese
Gelegenheit
nicht!
Tel. 1791 (712
Buſt: Lüten Bleichſtraße 48. Bettkedern-
Reiniguns
(elektriſcher Betrieb)
Inletts, Trelle, Bettfedern, Daunen
Metall=, Holz= und Kinderbettſtellen
Spiralmatratzen in allen Größen
Neuanfertigen u. Aufarbeiten aller
Beiten und Polſtermöbel
Jakob Heymann Teleph. gro
Tapeziermeiſter, Beſſungerſtr. 55 (B 9105 Kee
durch erſiklaſſigen Stimmer ſofort
Piano Mk. 4.50
Flügel Mk. 5.50
bei.
HeinrichArnold Ieh gebe Kredit
Auf bequeme Ratenzahlung erhalten Sie
Herren=, Damen= und Kinderſtiefell;
jeder Ar ſowie.
Herren= und Knaben=Konfektion,
Tiſch=, Bett= und Leibwäſche
Ausweispapiere ſind mitzubringen
Strengſte Diskretion zugeſichert
nur bei.
(9849a
9. Rabin
Darmſtadt Telephon 991 Kirchſtr. 10 Foto-Rahmen
in allen Größen und Preislagen
Größte Auswahl! (t0032a
Waonen
Elisabethenstraße 7.
Mieſſafenſanfung
in drei Bänden mit tauſenden von Duc
letten billig zu verkaufen. Ang, u. 1.2c
(e166
an die Geſchästsſtelle.
Achtung!
Hufe.
Eine faſt neue Tafelſchere, 1,25 m lan
mit Untergeſtell, ſowie eine Rundmaſchir”
von gleicher Länge, faſt noch nicht gebrauch
ſind billig abzugeben. Anfrage wolle mad
richten unter 1. 213 Geſchäftsſtelle, Fi0ls