Darmstädter Tagblatt 1927


23. Juni 1927

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 122
Donnerstag, den 23. Juni 1927.
190. Jahrgang

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ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Amzelgen=
guſträge
und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerſchliſcher Beſtreſbung ſäült ſeder
Nabat weg. Banſonte: Deuiſche Bonk und Dasp=
ſtädter
md Natlonalbant.

Zur kommenden Beſoldungs=
neuordnung
.

MHI

Damen
Bchurzen
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Servier
Schürzen

Zeachtel

Die Zollpolitik
des Reichswirtſchaftsminiſters.
Curtius für Abbau der Zölle.
Hamburg, 22. Juni.
Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag trat heute vor=
üutag
unter dem Vorſitz ſeines Präſidenten Franz v. Mendels=
hri
in Hamburg zu ſeiner 47. Vollverſammlung zuſammen.
nyer den erſchienenen Behördenvertretern bemerkte man an der
ni tze den Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtus und den Senats=
ſäſidenten
Bürgermeiſter Dr. Peterſen=Hamburg. Nach einer
exrrüßungsanſprache des Hamburger Handelskammerpräſidenten
deirbrachte der Reichswirtſchaftsminiſter die Grüße der Reichs=
gserung
. Als erſter Redner der Tagesordnung ergriff der be=
munte
Induſtrielle Wilhelm Voegele=Mannheim das Wort
der das Thema: Die deutſche Induſtrie in der Weltwirtſchaft.
r ſchilderte die Zerſtörung des inneren Gleichgewichts der
uſt=ſchen Wirtſchaft durch die Kriegs= und Nachkriegszeit und
M Aufſchluß an Hand von ſtatiſtiſchem Material über den augen=
rällichen
Stand der deutſchen Güterverſorgung. Ein Drittel
rAebensnotwendigen Rohſtoffe und Lebensmittel müſſe Deutſch=
N: durch die Ausſuhr bo Fertigwaren bezahlen. Im Verlauf ſind aber nur durch Senkung des Hochſchutzolles im Ausland
r4Tagung ergnff
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius
8 Wort zu einer großangelegten politiſchen Wirtſchaftsrede, land, ſondern ſie ſchädigen Europa, das immer weiter verſchul=
der
er insbeſondere ausführte. Es ſei ſein Beſtreben, den den muß, wenn wir nicht die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten
huſtrom fremder Anleihen nach Deutſchland nicht zu verhindern,
wirit durch ſie eine rationellere Produktion und größerer Abſatz
währleiſtet werde. Auf die Dauer geſehen könne das Aus= tung bringen. Zum Schluß erörterte Reichsminiſter a. D.
aulskapital in der Form von Waren zu uns kommen und daher
urich der Konjunkturlage zu einer gewiſſen
Paſſivität der Handelsbilanz.
dren. Eine ſolche Paſſivität bilde aber keinen Grund zu Be=
ſat
tungen für unſere Währung. Zu dem Problem der Ver=
chrung
Deutſchlands in die Weltwirtſchaft übergehend, bemerkte
EMiniſter, daß Deutſchland nach dem Kriege und der In=
ſtiwmszeit
nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber dem Auslande
wi ſen ſei. Durch eine großangelegte Rationaliſierung ſei die
Auzſtrie beſtrebt, konkurrenzfähig zu werden. Ziel aller
aſ=ionaliſierungmüſſeeine Vergrößerungdes
bi atzes auf der Grundlage verbilligter Kon=
urrenzierung
ſein.
SSenkung der Preiſe und entſprechende Steigerung des
Realeinkommens
wahrſcheinlich der einzige Weg, auf dem ſich eine Verbeſſe=
u
. der Lebenshaltung der arbeitenden Klaſſe ohne Beein=
zſ
- erreichen laſſe. Um die umgekehrte Entwicklung zu ver=
dern
, habe er die Erhöhung der Kohlenpreiſe angeregt. Der
ſnt ſter beſchäftigte ſich dann eingehend mit den Nichtlinien,
t ſeie Weltwirtſchaftskonferenz für den Abbau des Zoll=
ſtähesregierung
mit allen Kräften zur Erreichung dieſes Zieles allein Abſatz, Reallohn und Kaufkraft günſtig beeinflußt wer=
tuagen
werde. Bei dieſer Gelegenheit bedaure er, daß es noch
hi gelungen ſei, eine dauernde
wirtſchaftliche Verſtändigung mit Frankreich
beizuführen. Deutſchland habe ſich nach Kräften bemüht, zu
ei Einigung mit Frankreich zu gelangen und ſich daher bereit
Cart, bei einer Reihe für die franzöſiſche Wirtſchaft wichtiger
ſitionen eine alsbaldige Erhöhung der geltenden franzöſiſchen
turmaltarife in Kauf zu nehmen und Ermäßigungen beſtimmter
eneſſierender Produkte zuzugeſtehen. Sollte Frankreich mit
renm ſolchen Entgegenkommen nicht einverſtanden ſein, ſo ſtände
n ein weſentlicher Teil der Verantwortung für die weitere
ſtwicklung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Europa zu.
dem
Appell der Weltwirtſchaftskonferenz bezüglich des
Zollabbaues
dieſer Frage ohne Zögern und unzweideutig Stellung ge=
mmen
. Es ſei ihr Beſtreben geweſen, einen Ausgleich zwiſchen
n induſtriellen und dem landwirtſchaftlichen Zollſchutz zu
tiſgen. Sie habe ſich jedoch entſchloſſen, einen ſolchen Ausgleich
zi. durch die Erhöhung des landwirtſchaftlichen Zollſchutzes
Uhſtizuführen. Die Erhöhung des autonomen Kartoffelzolls
dides Fleiſchzolls ſei nicht in dem Sinne zu bewerten, als
woäuerlichen Grundbeſitzes und der inneren Koloniſation be=
tigt.
DDie zurzeit beſtehende Disparität zwiſchen dem induſtriellen
d llandwirtſchaftlichen Zollniveau ſolle möglichſt bald ausge=
cann
werden, und zwar durch einen entſprechenden
Abbau des induſtriewirtſchaftlichen Zollniveaus.
m zu ſenken ſeien, und zwar gegenüber Ländern, denen das
c. der Meiſtbegünſtigung zuſtehe. Die Reichsregierurg werde, nicht mehr zu erwarten.

den geſetzgebenden Körperſchaften wit größter Beſchleunigung
die nötigen Vorſchläge unterbreiten. Zum Schluß ging der
Miniſter auf die Kritik ein, die daran geübt worden ſei, daß
die deutſche Regierung ſich als erſte bereit erklärt habe,
ihre Wirtſchaftspolitik entſprechend den Beſchlüſſen der
Weltwirtſchaftskonferenz neu zu orientieren.
Deutſchlands geſchehen. Die Regierung wolle alles daran ſetzen, zureichenden Beſoldungserhöhung für dieſe Gruppen etwa be=
die
Beſchlüſſe der Weltwirtſchaftskonſenenz ſo weit als irgend
wirtſchaftliche Notlage der europäiſchen Stag= wird in den Aufätzen von den ſo kümmerlich beſoldeten unte=
werbs
hinauswagten.
tung für die Volks= und Weltwirtſchaft und Bankier Max
Warburg über das Thema:
Der Kredit im Geſchäfts= und Staatsleben
deutſchen Kredits iſt auf die Dauer nur möglich bei Aktivierung
der deutſchen Wirtſchaft. Vorausſetzung hierfür iſt der Ausgleich
der Zahlungsbilanz durch Aktivgeſtaltung des Außenhandels
und die Verminderung der Steuerlaſt. Dieſe Vorausſetzungen
lung Deutſchlands, die wirtſchaftlich widerſinnigen Maßnahmen
auf Grund des Verſailler Vertrages ſchädigen nicht nur Deutſch=
unabhängig
von Chauvinismus und Partikularismus zur Gel=
Hamm Fragen von Staat und Wirtſchaft. Wenn beide
eng miteinander verbunden ſeien, ſo würde der Staat die Wirt=
ſchaft
nicht zu ſehr bevormunden. Anzubahnen ſei die Steige=
rung
der Ausfuhr, Leiſtungsfähigkeit des heimiſchen Bodens
und eine wirtſchaftliche Produktionsgeſtaltung. Auch Hamm
betonte die Notwendigkeit eines Abbaues der internationalen
Handelshemmniſſe.
ſtrie= und Handelstag
herausgegeben. Betont wird vor allem die unlösbare Verflech=
tung
der deutſchen Wirtſchaft mit der Weltwirtſchaft. Bedauert
werden die protektioniſtiſchen Hemmungen, denen ſich die deut=
ſche
Ausfuhr mit anderen Ländern gegenüberſieht, und begrüßt
werden die auf die Vorarbeiten der Internationalen Handels=
kammer
geſtützten Empfehlungen der Weltwirtſchaftskonferenz
ichtigung der Wettbewerbsfähigkeit der deutſchen Volrswirt= hinſichtlich des Abbaues der internationalen Handelshemm Beamtenſchaft beunruhigt außer dieſer mit den übrigen
in der Verwirklichung dieſer Empfehlungen erwartet. Es wird
ferner von den privatwirtſchaftlichen Betrieben das Anſtreben
uge aus der Welt vorgeſchlagen hat und betonte, daß die des höchſten Grades der Leiſtungsfähigkeit gefordert, durch die
den könnten. Zu der Frage der Sozialpolitik wird feſtgeſtellt,
daß es dringend geboten erſcheine, daß ſeitens der Reichsregie=
koſten
, geachtet werde, um eine Ueberbürdung des deutſchen Wirt= ſtellen ſei. Daß dies nicht nur als an ſich erwünſcht zu erſtreben
tunomer Sätze für die franzöſiſche Ausfuhrwirtſchaff beſonders den. Eine ſtarke gemeindliche Selbſtverwaltung ſei unentbehr= denen Reichs= und Länderbeamte Wand an Wand wohnen, die
tungen mit den Vertretern der Wirtſchaft zuſammenarbeiteten.
ſozialpolitiſchen Maßnahmen beſchränke und von Einzelangriffen
tygehend, erklärte Dr. Curtius, die Reichsregierung habe auch abſehen würde. Insbeſondere ſei zu hoffen, daß die Wohnungs= rung der Reichseinheitlichkeit kann darum ſchwerlich beſtritten
zwangswirtſchaft ſobald wie möglich beendet würde.
Das Sperrgeſetz.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Am 30. Jum läuft das Sperrgeſetz über die Anſprüche der Unitarismus im Reiche einſetzen.
tu, ſie eine Bewegung zur Erhöhung des landwirtſchaftlichen Fürſtenhäuſer ab. Es beſteht noch die Hoffnung, daß die noch
Auriveaus einleiten ſollten. Vielmehr ſei damit nur ein Schutz ausſtehenden Differenzen in Thüringen und Württemberg zwi= hängnisvolle Bahn der Sonderbehandlung der Lan=
dann
wird für dieſe beiden Staaten das Sperngeſetz verlängert 1926 und in der Verweigerung der Weihnachtsausgleichszulage
ſind die Anſprüche der ehemaligen Standesherren und einzelne Beamtenſchaft dieſes Sondervorgehen als ſymptomatiſch be=
Aufwertungsanſprüche, die von verſchiedenen Fürſtenhäuſern ge= D.B.B. angehörigen unteren Beamten und der Landesverband
nrete daher nunmehr die ernſte Frage auf ob und unter ſtellt werden. Sie ſollen in einem ſchiedsgerichtlichen Verfahren, des A.D. B, dem wohl nur untere Beamte angeſchloſſen ſind, alſo
ſcheen Vorausſetzungen ſolche ermäßigten Zollpoſitionen auto= erledigt werden. Irgendwelche Schwierigkeiten, die hier teil= Beamtengruppen, denen auch in Heſſen die Zulage bewilligt

Von
Oberſtudiendirektor Altendorf.
III.
Unſere Ausführungen über die grundlegenden Fragen der
zu erwartenden Beſoldungsneuordnung in den Nummern 144
und 145 dieſes Blattes haben ein ſeltſames Echo bei
der Vertretung der unteren Beamtenſchaft ge=
Das ſei nicht aus einer ideologiſchen Verſchiedenheit heraus, funden. Sie glaubt in ganz unverſtändlicher Weiſe dagegen
ſondern aus ganz nüchterner Betrachtung der Neglintereſſen Stellung nehmen zu müſſen, als ob wir die Notwendigkeit einer
möglich zu verwirllichen, weil ſie der Ueberzeugung ſei, daß die ſtritten hätten. Das Gegenteil iſt aber tatſächlich der Fall. Es
ten überwunden werden könne, wenn ſie ſich ren Gruppen geſprochen und eine ausreichende Beſoldung für
aus der engen Abgeſchlofſenheit der überpro= alle Beamten, beſonders auch für die unteren verlangt. Im
tektioniſtiſchen Wirtſchaftspolitik auf dem übrigen haben wir eine ſachliche Darſtellung der ge=
freien
Kampfplatz wirtſchaftlichen. Wettbe= ſamten Beſoldungslage gegeben und dabei allerdings
hervorgehoben, daß die kommende Ordnung auch der höheren Be=
Hierauf ſprachen Witthoefft über Hamburgs Bedeu= amtenſchaft geben müſſe, was ihr zukomme. Dies zu betonen iſt
aber notwendig, weil die bisherige Entwicklung gezeigt hat, daß
gerade die höheren Gruppen in dieſer Hinſicht am meiſten ge=
fährdet
ſind. Man denke an die Ordnung von 1920, nach der die
unteren Beamten keineswegs etwa zu viel erhalten hatten, aber
die mittleren im Verhältnis zu ihnen und die höheren im Ver=
Warburg führte aus: Die Erhaltung und Feſtigung des hältnis zu beiden viel zu wenig, was die Berechnungen über
das Geſamtlebenseinkommen unzweifelhaft nachge=
wieſen
haben, nach denen das Lebenseinkommen, des unteren
Beamten höher als das des mittleren und das des mittleren
höher als das des oberen war. Auch nach der gegenwärtig noch
gültigen Ordnung von 1924 bleibt im Vergleich zum Friedens=
geſchaffen
, durch Stärkung der deutſchen Landwirtſchaſt und die ſtand die höhere Begmtenſchaft immer noch hinter der mittleren
Verminderung der Daweslaſten. Die unwirtſchaftliche Behand= und dieſe hinter der unteren zurück. Dieſe Tatſachen müſſen
auch der Oeffentlichkeit gegenüber feſtgeſtellt werden, nicht damit
bei der kommenden Neuordnung die untere Beamtenſchaft im
Vergleich zur mittleren und beide im Vergleich zur höheren ge=
ſchädigt
werden, ſondern damit eine gerechte Behandlung
aller erfolgen kann.
Eine gerechte Beſoldungsordnung muß, was die Höhe der
Bezüge betrifft, von unten aufbauen, in erſter Linie den unteren
Beamten das geben, was ſie beanſpruchen können das iſt
natürlich beträchtlich mehr, als ſie gegenwärtig erhalten , und
dann in gerechter Abſtufung unter Berückſichtigung der Koſten
der Vor= und Ausbildung, der Wichtigkeit und Veranwortlich=
keit
des Amtes, der geſellſchaftlichen Lebensſtellung mit den dar=
aus
entſtehenden Aufwendungen und Anforderungen nach oben
Anläßlich der Hamburger Tagung hat der Deutſche Indu= weiterbauen, dabei natürlich auch den höheren Beamten das
geben, was ihnen zukommt. Leitſtern muß dabei der alte Spruch
ſein: Suum euigue!, nach dem unter gewiſſenhafter Abwägung
eine Reihe von Leitſätzen zur Wirtſchaftspolitik aller einſchlagenden ſachlichen Momente vorgegangen werden
muß. Das ſind die Grundgedanken unſerer früheren Erörte=
rungen
. Was dagegen von ſeiten der unteren oder mittleren
Beamtengruppen einzuwenden wäre, bleibt uns unverſtändlich.
Die geſamte deutſche Beamtenſchaft wartet gegenwärtig un=
geduldig
auf die ſeit mehreren Jahren in Ausſicht geſtellte, nun=
mehr
nahe bevorſtehende Beſoldungsregelung. Die heſſiſche
niſſe. Von der Reichsregierung wird eine tatkräftige Mitarbeit Reichs= und Länderbeamten geteilten geſpannten Erwartung
noch eine eigene ſchwere Sorge. Sie iſt in der Frage gelegen:
Wird das Land Heſſen die vom Reiche im engen
Einvernehmen mit Preußen ausgearbeitete
Neuordnung unverändert übernehmen?
Es war eine bedeutende Errungenſchaft der Nachkriegszeit,
daß es nunmehr als ſelbſtverſtändlich angeſehen wurde, daß in
der Beſoldung der deutſchen Beamtenſchaft des Reiches und der
Länder die früher beſtehenden Unterſchiede fallen müßten, daß
rung auf größte Sparſamkeit, insbeſondere bei den Verwaltungs= die Reichseinheitlichkeit in der Beſoldung herzu=
ſchaftskörpers
zu verhindern. Auf dem Gebiete der Steuern ſei, ſondern auch eine ſachliche Notwendigkeit ſei, darauf war
ſchon gelegentlich der Vorkriegsbeſoldungsneuordnungen ſeitens
heißt es in der Entſchließung weiter, müſſe vor allem eine als= der Länderbeamten, beſonders auch in Heſſen, immer wieder hin=
baldige
Löſung des Reichsfinanzausgleiches herbeigeführt wer= gewieſen worden. Es geht nicht an, daß in den Ländern, in
lich. Es ſei zu erſtreben, daß dieſe gemeindlichen Selbſtverwal= Länderbeamten ſchlechter geſtellt ſind, weil dieſen damit vom
eigenen Lande der Stempel der Minderwertigkeit aufgeprägt
wird. Weiter führt eine ungünſtigere Beſoldung in einem Ein=
Zu dem Punkte Zwangswirtſchaft ſpricht der Deutſche Induſtrie= zellande zur Abwanderung der Beamtenſchaft in Länder mit
und Handelstag die Erwartung aus, daß die wirtſchaftliche günſtigeren Beſoldungsverhältniſſen, und zwar natürlich der
Tätigkeit des Staates ſich auf die großen Handels=, Steuer= und beſſeren Elemente, alſo zu einer Verſchlechterung der Qualität
und damit zu einer auf die Dauer nicht zu ertragenden Schädi=
gung
des betreffenden Landes. Die Berechtigung dieſer Forde=
werden
. Auch die heſſiſchen Parteien erkennen das wohl alle
grundſätzlich an, ſelbſt der Landbund, ſoviel wir unterrichtet ſind,
wenn er auch glaubt, mit Rückſicht auf die finanzielle Lage davon
abgehen zu ſollen. Eine Hauptſtütze dieſer Forderung waren
bisher die maßgebenden Parteien der Linken, Sozialdemokratie
und Demokratie, die ſich ja auch ſonſt für einen weitgehenden
Trotzdem hat Heſſen im abgelaufenen Etatsjahre die ver=
ſchen
den Ländern und den Fürſtenhäuſern erledigt werden, desbeamten in zwei Punkten beſchritten, in dem glücklicher=
Sollte ſich das in den nächſten Tagen als unmöglich erweiſen, weiſe wieder zu Fall gebrachten Anwärterausnahmegeſetz von
werden und zwar bis zum 1. Dezember. Was noch übrigbleibt für die Gruppen über II hinaus. Mit Recht hat die heſſiſche
kämpft. Wenn in der Frage der Ausgleichszulage auch die dem
weiſe vermutet wurden, ſind alſo für die Regierungsparteien, war, ſich an die Seite der geſchädigten mittleren und oberen Be=
amten
ſtellten, ſo iſt das ein Beweis dafür, daß auch dort ein

[ ][  ][ ]

volles Verſtändnis für die grundſätzliche Bedeutung dieſer Frage
beſtand.
Dieſe Vorgänge ſowie die geſamtpolitiſche Lage
in Heſſen geben zu der ernſten Beſorgnis Anlaß, daß man
bei der kommenden Neuordnung, wenn auch nicht ganz eigene
Wege gehen, ſo doch die Sätze der Reichsordnung auf die heſſiſche
Ordnung nicht ungeſchmälert übernehmen wird. Der Kampf der
parlamentariſchen Oppoſition gegen die Regierungsparteien hat
ſich gerade im vergangenen Jahre in dem Maße auf der Grund=
lage
der angeblichen kataſtrophalen Finanznot und der infolge
davon erhobenen Forderung möglichſter Erſparniſſe in den
Staatsausgaben bewegt, daß ſich auch die letzteren, zumal Neu=
wahlen
bevorſtehen, veranlaßt ſahen, Nachgaben zu machen, um
der Oppoſition den Wind aus den Segeln zu nehmen. Daß ein
ſolcher Kampf zum großen Teil auf dem Rücken der Beamten=
ſchaft
ausgetragen wird, iſt an ſich klar, das beweiſen aber auch
die infolge davon im vorigen Etatsjahr getroffenen Maßregeln.
Seit Vorlage des neuen Staatshaushaltsplanes hat, ſich der
Sturm etwas gelegt. Man hört weniger von der Finanznot.
Aber die Gefahr, daß weiterhin die Beamtenſchaft die Koſten
dieſes parlamentariſchen Kampfes wird mitzutragen haben,
bleibt beſtehen. Wir erinnern an die in dieſer Hinſicht nichts
Gutes verheißenden kürzlich im Landtag gefallenen Aeußerungen
des Finanzminiſters und des Sprechers des Heſſiſchen Land=
bundes
.
Angeſichts dieſer Lage tut es not, daß die heſſiſche Beamten=
ſchaft
in dieſer grundlegendſten Frage zuſammenſteht, die Oeffent=
lichkeit
über die verhängnisvollen Folgen einer Sonderbehand=
lung
der heſſiſchen Beamten aufklärt und ihren ganzen Einfluß
in allen Kreiſen ausübt, um Schaden zu verhüten.

* Der Tag des Außenminiſters.
Streſemann wird über die Locarnokriſe ſprechen.
Die techniſchen Poſitionen für die Behandlung der außen=
politiſchen
Ausſprache im Reichstag am Donnerstag ſtehen jetzt
nach dem Ergebnis der interfraktionellen Beſprechung im
weſentlichen feſt. Die Führer der Regierungsparteien haben
am Mittwoch morgen eine mehrſtündige Unterredung mit dem
Reichsaußenminiſter gehabt, worin Dr. Streſemann ebenſo wie
im Kabinett Bericht erſtattete nicht nur über Genf, ſondern auch
über die geſamte Lage der europäiſchen Politik. Dabei iſt eine
weſentliche Uebereinſtimmung der Anſchauungen zutage getre=
ten
, die ihren Niederſchlag auch am Donnerstag ſinden wird.
Zur Vereinfachung und Verkürzung der Debatte iſt beabſichtigt,
daß zunächſt nicht, wie es geſchäftsordnungsmäßig vorgeſehen
iſt, die drei Interpellanten ſprechen, ſondern der Außen=
miniſter
wird die Ausfprache ſelbſt eröffnen
mit einer längeren Rede, worin er das ganze Gebiet der Welt=
politik
behandelt, dann beſonders auf die Genfer Konferenz
übergeht und zum Schluß die beſondere Lage Deutſchlands be=
ſpricht
. Er wird zu dem Ergebnis kommen, daß die Lo=
carnopolitik
gegenwärtig in einer unverkenn=
baren
außenpolitiſchen Kriſe iſt, weil Deutſchland
immer noch auf die Erfüllung der Zuſagen der Botſchafterkon=
ferenz
vom November 1925 warten müſſe. Er wird dabei auch
auf die Rede Poincarés vom letzten Sonntag ein=
gehen
und ſchließlich zu der Feſtſtellung gelangen, daß von
engliſcher wie von belgiſcher Seite Zuſicherungen wegen der
Herabſetzung der Beſatzungstruppen vorliegen und daß es jetzt
an Frankreich allein liegt, ob es durch Erfüllung der
Zuſage der Botſchafterkonferenz das Vertrauen Deutſch=
lands
wiederherſtellen oder die ganze Locarno=
politik
ſich zutode laufen laſſen wolle. In der
Debatte werden dann die Regierungsparteien zunächſt eine ge=
meinſame
Erklärung verleſen, die in einer Beſprechung zwiſchen
den vier Regierungsparteien vereinbart worden iſt. Die Er=
klärung
unterſtreicht die Ausführungen des Miniſters, beſon=
ders
was die Gefahren der Vertrauenskriſe zum Ausdruck
bringt, um zum Schluß eine Billigung der Politik des Außen=
miniſters
durch die Regierungspartein zum Ausdruck zu brin=
gen
. Dann erſt kommen die Vertreter, der Oppoſitionsparteien
zu Wort. Ob die Regierungsparteien ſelbſt noch einmal ſpre=
chen
werden, hängt ganz von dem Gang der Dcbatte ab.

. .. falt’ ich als Reitersmann! . . .

Enthüllung eines Denkmals für den Dichter des Oeſterreichiſchen
Reiterliedes, Hugo Zuckermann.
Eger (Böhmen), 19. Juni.
Durch die Straßen der altersgrauen Stadt Eger an der
böhmiſch=bayeriſchen Grenze, über der heute ein bewölkter Juni=
himmel
ſich wölbt, iſt einſt fröhlich der Knabe gelaufen, iſt der
Jungverheiratete im Maienglück ſeiner Liebe geſchritten, hat ſich
der traurige Zug unter dumpfem Trommelklang bewegt, der ſein
Sterbliches hinausbrachte auf den kleinen, verträumten Friedhof
durch dieſe gleichen Straßen wandert heute eine Gemeinde
ſinnender Menſchen zum Grabe des Dichters Hugo Zucker=
mann
, eines Sohnes dieſer Stadt, in der ſich der Ring ſeines
Lebens geſchloſſen und die auch zur letzten Station auf der Pil=
gerſchaft
eines jungen, liebenden Weibes geworden iſt.
Er iſt ein ſchlechter Schüler geweſen, dieſer verträumte
Judenknabe, und ſeine Eltern haben erleichtert aufgeatmet, da
er, mehr ſchlecht als recht, mit ſeinen Hochſchulſtudien in Prag
fertig geworden und in Wien ſeine erſte Anſtellung gefunden
hatte, aber es ſchien, der Pokal ihrer ſpäten Freude ſolle nicht
ohne Wermutstropfen bleiben. In der Donauſtadt entdeckte der
Jüngling die zärtlichſte Regung ſeines Herzens die Erwählte
war die noch nicht achtzehn Jahre alte Tochter eines Wiener
katholiſchen Konditors; er hatte mit nicht unerheblichen Wider=
ſtänden
zu kämpfen, bis es ihm gelang, das Mädchen zu ſeiner
Frau zu machen und mit ihr nach Meran überzuſiedeln, wo er
ſich inzwiſchen als Juriſt niedergelaſſen hatte und wo ihn jener
Einberufungsbefehl erreichte, der ihn der verhängnisvollen
Kugel entgegenführte, die ihn im Dezember 1914 auf dem öſt=
lichen
Kriegsſchauplatz traf. Kurze Zeit vorher hatte er jenes
Reiterlied niedergeſchrieben, das, mehr als hundertmal in Noten
geſetzt, ſeinem Namen mit einem Male jene Beachtung brachte,
die ſeinen bisherigen literariſchen Arbeiten verſagt geblieben war:
Drüben am Wieſenrand
ſitzen zwei Raben.
Wer wird der erſte ſein,
den ſie begraben?

Was liegt daran?
Eh’ ſie meine Seele haben,
fall’ ich als Reitersmann!

Als ein dem Tode Verfallener ſah der Dichter Eger, die He
mat, wieder, und in den Armen ſeiner jungen Frau tat er ſeine
letzten ſchweren Atemzug. Unter pompöſen militäriſchen Ehre

Vom Tage.
Nach der vom Arbeitsminiſterium veröffentlichten Statiſtik betrug
am 13. Juni die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen 1026 700,
d. 60 940 weniger als in der Vorwoche und 601 639 weniger als vor
einem Jahre.
Die von Deutſchland, Frankreich, England und Italien gemeinſam
unternommene Demarche in Tirana und Belgrad wird von
der Pariſer Preſſe überaus optimiſtiſch beurteilt.
In den nächſten Tagen trifft in Warſchau der polniſche
Geſandte in Moskau Patek ein. Er wird hier eine Reihe von
Konferenzen abhalten, die vor allem der durch die Warſchauer Ermor=
dung
des Sowjetgeſandten Wofkow geſchaffenen Lage gelten werden.
Die Türkei entwickelt in den letzten Jahren eine umfangreiche
Tätigkeit zur Vergrößerung ihrer Luftflotte. Für die
Bereitſtellung der dazu erforderlichen Mittel ſoll in Zukunft auf alle
Landesprodukte eine Produktenſteuer von 1 Prozent erhoben werden.
Der italieniſche Schatzausweis von Ende Mai ver=
zeichnet
einen tatſächlichen Einnahmenüberſchuß von 261 Millionen. Der
Notenumlauf hat ſich im Mai um 271 Millionen vermindert und betrug
Ende des Monat. 19 020 Millionen.
Die engliſche Regierung will ein Luftſchiff in Auftrag geben, das
für den Luftverkehr England Kanada beſtimmt iſt. Es
ſoll 100 Reiſende aufnehmen können und eine Geſchwindkeit von 80 Mei=
len
in der Stunde entwickeln. Für die Strecke LondonOttawa würde
es 48 Stunden gebrauchen.
Nach noch unbeſtätigten Nachrichten ſollen die Truppen Tſchi=
ang
Kai=ſcheks die Stadt Tſingtau beſetzt haben.
Die Zuſammenkünfte der chineſiſchen Generäle Feng und
Tſchiang Kai=ſchek haben eine Einigung über eine gemein=
ſame
Offenſive gegen Tſchang Tſo=lin erreicht.
Geſtern traten in Belgrad die Geſandten der Groß=
mächte
zuſammen, um ſich über die Art der geplanten Demarche
im Albanienkonflikt zu beſprechen.

Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 40 Minuten.
Eine Anfrage des Abg. Leuſchner, wann die Regierung dem Land=
tage
ein neues Polizeigeſetz vorlegen werde, wird dahin beantwortet, daß
dies im Herbſt geſchehen wird. Abg. Dr. Müller bringt Beſchwer=
den
vor wegen Behinderung der Landwirte bei der Verwertung von
ſelbſtgeſchlachtetem Vieh. Miniſter Raab bezieht ſich in ſeiner Ant=
wort
auf eine frühere Erklärung und fügt hinzu, daß die unteren Ver=
waltungsorgane
angewieſen werden, die entſprechenden geſetzlichen Be=
ſtimmungen
nicht zum Nachteil der Landwirte auszulegen.
Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten.
Ein Antrag des Abg. Kindt zur Beſoldung der Sekretäre am
Staatsarchiv wird der Regierung als Material für die Beſoldungsord=
nung
überwieſen.
Es folgen Anträge der Demokraten und der Deutſchnationalen zu
den Landtagswahlen uſw.; die Anträge auf Verlängerung der Land=
tagsdauer
von 3 auf 4 Jahre ſind vom Ausſchuß angenommen worden,
dagegen wurden die Anträge, ſoweit ſie ſich auf andere Forderungen
bezogen, abgelehnt. Die Abgg. Schül und Eberle erſtatteten Bericht
hierüber. Abg. Eberle auch über einen Antrag Dr. Werner zum Mini=
ſterpenſionsgeſetz
. Der Ausſchuß beantragt, die Poſitionen 2, 3, 4 und 5
des Antrags abzulehnen.
Der Antrag des Abg. Schreiber auf Schaffung von Einzelwahl=
kreiſen
wird abgelehnt.
Bei der Abſtimmung über den Antrag auf Verminderung der Ab=
geordnetenzahl
ergibt ſich Stimmengleichheit; der Antrag gilt als ab=
gelehnt
.
Der Antrag Schreiber über die Landtagsdauer (4 anſtatt 3
Jahre) wird angenommen.
Die anderen Anträge werden gemäß den Ausſchußbeſchlüſſen erledigt.
Dem Antrag Dr. Werner und Gen. auf Wiederverleihung der
Rettungsmedaille ſtimmt das Haus zu.
In den weiteren Beratungen wird eine große Zahl von Anträgen
erledigt, etwa 30 Punkte der Tagesordnung; die meiſten haben keine
große Bedeutung. Bemerkenswert iſt, daß ein Antrag des Abg. Dr.
Werner auf nachträgliche Gewährung der ſogen. Weihnachtsbeihilfe
abgelehnt wird.
Schluß der Beratungen 1.30 Uhr. Nächſte Sitzung Donners=
tag
, 10 Uhr.
Die Finanzminiſierkonferenz der Länder.
Im Reichsfinanzmäniſterium fand am Mituvoch unter dem
Vorſitz des Reichsfinanzminiſters Dr. Köhler eine mehrſtündige
Konferenz der Länderfinanzminiſter ſtatt. Angeſichts der kriti=
ſchen
Fragen, die auf der Tagesordnung ſtanden, waren ſie faſt
alle erſchienen. Dr. Köhler hielt einen einleitenden Vortrag über
die geplante Beſoldungsreform und die Frage, wie die hierfür
notwendig werdenden Mittel aufzubringen ſeien. Daran ſchloß
ſich eine allgemeine Ausſprache, die in den Nachmittagsſtumden
ihr Ende fand. Dr. Köhler will über das Engebnis dieſer ver=
traulichen
Ausſproche am Freitag im Haushaltscusſchuß des
Reichstages ſprechen.

er war der erſte kriegsgefallene Offizier, der in Eger beigeſetzt
wurde ward er auf dem kleinen iſraelitiſchen Friedhof be=
erdigt
, auf dem er nunmehr ſchon zwölf Jahre ſchläft und in
welchem jetzt ſich das Denkmal erhebt, in das die Freunde des
Toten ihren Dank und ihr Erinnern gekleidet haben.
In der Nähe des Frühverſtorbenen liegt des Dichters junge
Frau. Sie hat den Verluſt des Gatten nicht verſchmerzen können.
Noch einmal iſt ſie nach Wien zurückgekehrt, in die Stadt ihrer
Kindheit, zu den Eltern und Freunden, und hat einen ſtillen
Abſchied gefeiert. Nach einigen Monaten kommt ſie zum letzten
Male nach Eger. Sie iſt ruhig und gefaßt, und nichts an ihrem
Weſen verrät den ernſten Entſchluß, der in ihr gereift iſt in den
Tagen tiefſter Trauer und ſchwerſter ſeeliſcher Erſchütterung.
Vor dem Grabhügel, unter dem der Geliebte, Unvergeßliche
ruht, kniet ſie in einem letzten Beten. Dann hebt ihre ſchmale
Frauenhand ein kleines, blitzendes Ding, und wie ein dünner
Peitſchenknall ziſcht eine Detonation über die Stätte des Todes.
Die treue Kameradin des Dichters ſinkt auf das Grab und ihre
Arme ſchlingen ſich in letzter Liebkoſung um den Hügel dunkler
Erde, der ihres jungen Lebens kurzes Glück geborgen hält für
ewige Zeit.
In den Gedächtnisreden, die bei der ſonntägigen Denkſtein=
enthüllung
gehalten wurden, ſchwang der dunkle Klang tiefer
Trauer über den Verluſt des Dichters, der unſer war und ſter=
bend
heimkehrte, deſſen Kriegslieder in uns heute zwar keinen
Widerhall mehr finden, der ſich aber ein unvergängliches Geden=
ken
geſichert hat durch die Reinheit ſeiner Seele, deren ſchöpfe=
riſche
Geſtaltungskraft ihn zum volkstümlichſten jüdiſchen Dich=
ter
des Weſtens gemacht hat, und durch den Beweis treuer
Pflichterfüllung in ſchwerer Kriegsnot.
In ein Blumenbeet iſt der Grabhügel des Frühverſtorbenen
verwandelt, und auch auf den Gräbern ringsum leuchten die
bunten Boten des Sommers, die dankbares Empfinden nieder=
gelegt
hat an der ernſten Stätte, an der ſich das Denkmal Hugo
Zuckermanns zwiſchen den Grabſteinen des Korporals Bernhard
Altmann aus Czernowitz und des Theodor Pitzub aus Chlebi=
zyn
erhebt, die, der eine dreiundzwanzigjährig, der andere ſieben=
unddreißig
Jahre alt, in Eger ihren Verwundungen erlegen ſind.
Hoher breiter Granit faßt die ſchwarze Marmorplatte mit der
Inſchrift:
Oberleutnant Hugo Zuckermann
Geb. 15. 5. 1881 Geſt. 23. 12. 1914
Ich ſah die Sterne gegen Mitternacht ſich neigen,
ehe noch mein Blick das Land der Sehnſucht grüßte

Der Beleidigungsprozeß
Sodenſtern gegen Mahraun.
Das Urteil.
Berlin, 22. Juni.
Der Angeklagte Mahgaun wird wegen übler Nachz
rede gemäß § 186 St.G.B. in einem Fall, unter Freiſprechunz
im übrigen, zu einer Geldſtrafe von 300 Mark verx
urteilt. Der Angeklagte Paſtenaci wird freigeſprochen. Aun
die Widerklage hin wird Major a. D. von Sodenſter
wegen formaler Beleidigung gemäß § 185 in ſechs Fällen, unter
Freiſprechung im übrigen, zu einer Geldſtrafe von 188
Mark verurteilt. Die Koſten des Verfahrens tragen dar
Kläger und Beklagte je zur Hälfte. Außerdem hat der Privay
kläger edn Angeklagten Paſtenaci die entſtandenen notwendiger
Auslagen zu erſetzen. Beiden Parteien wird das Recht zugee
ſprochen, das Urteil nach erlangter Rechtskraft im Jungdeuy
ſchen und in der Deutſchen Zeitung zu veröffentlichen.
Der oft verlegte und mit großer Spannung erwartete B.
leidigungsprozeß des Majors a. D. Sodenſtern gegen den Hock=
meiſter
des Jungdeutſchen Ordens Mahraun kam am Mittwon
vor dem Einzelrichter des Amtsgerichts Berlin=Mitte zur Ver=
handlung
. Ein großes Zeugenheer war von beiden Seiten auu
die Beine geſtellt. Es wurden zunächſt die beiden Artiken
aus dem Jungdeutſchen verleſen, die die Grundlage füün
den Prozeß gegen Mahraun bilden und in ihren große
Zügen noch bekannt ſein dürften. Beſonders der zweite Artik!
enthält die ſchwere Anſchuldigung gegen Sodenſtern, er habe 5
einer Verſammlung des Wiking geſagt, man müſſe einen Kon
muniſtenputſch provozieren durch Maſſenentlaſſungen in den
Großinduſtrie; in dieſem Falle ſtünde dann der Wiking der Ry
gierung zur Verfügung, wenn ſie verſtreche, ganze Arbeit Fu
leiſten, alſo den Parlamentarismus zerſchlage uſw. Dararn
kamen die Artikel aus der Deutſchen Zeitung zur Verleſunn
auf die Mahraun ſeine Gegenklage gegen Sodenſtern ſtützt. Nag
einer erregten Ausſprache zwiſchen Mahraun und Sodenſtern
verſuchte der Vorſitzende, die beiden Parteien zu einem Vergleii
zuſammenzubringen. Das ſcheiterte aber an dem Widerſtarm
Mahrauns, dem die von Sodenſtern zugeſagte Erklärung nict
genügte, um ſeine ſeit zweieinhalb Jahren angegriffene Ehre 31
vehabilitieren. Man trat dann in die Beweisaufnahme eim
Schwerwiegend war die Ausſage des Kaufmanns Käſehage, da
an der Führerbeſprechung im Reſtaurant Nettelbeck teilgenorn
men hat und die, wie er ſagte, gehörten Aeußerungen Soder?
ſterns dem Jungdeutſchen Orden weiterleitete, wo ſie dann
Artikeln erſchienen. Ordenskanzler Bornemann gab für don
Jungdo die Erklärung ab, daß er nie an der Wahrhaftigkel)
Käſehages gezweifelt habe.
Als zweiter Zeuge wurde Kapitän Erhardt vernommen
deſſen geſamte Ausſagen auf das Frage= und Antwortſpiel din
beiden Parteien ſich in der einen Frage zuſammenfaſſen läßä
Frage: Hat jemals Herr von Sodenſtern ähnliche Pläne enm
wickelt, ein rechtsgerichteter Putſch ſei ausſichtslos, wenn nickt
vorher ein Kommuniſtenputſch komme? Antwort: Nein! El
folgt die Vernehmun gdes Juſtizrates Claß, der es von ſich wien
von Plänen Sodenſterns, wie ſie der Jungdeutſche veröffemn
licht habe, irgend etwas gewußt zu haben. Als der Vorſitzenäu
auf die Beſprechung in Münſter zu ſprechen kam und im 3i
ſammenhang damit Claß fragte, ob er dort Anweiſungen für de
Sturz der Regierung Marx=Streſemann gegeben habe, erhlärn
Claß ſehr erregt: Nein! Im übrigen lehnte der Zeuge weitrn.
Ausſagen hierzu ab, da ſie mit ſeinem Hochverratsprozeß zun
ſammenhingen. Nachdem noch der Zeuge Tonfelde bekund
hatte, daß weder Sodenſtern noch Claß in der Richtung der Anb
klage des Jungdo gearbeitet hätten, und der Zeuge Adel, früh
Redakteur bei der Deutſchen Zeitung, jetzt Preſſechef de
Jungdo, über die Behandlung der ſtrittigen Frage in Reda)
tionskonferenzen geſprochen hatte, wurde die Beweisaufnahnn
geſchloſſen. Beide Parteien legten noch einmal ihren Stanm
punkt ausführlich dar und verlangten eine ſtrenge Beſtrafung de
anderen Seite. Gegen 5½ Uhr verkündete das Gericht obiß!
Urteil.
In der Begründung iſt beſonders der Paſſus intereſſant, .p
der Vorſitzende erklärt, daß die Ausfagen Käſehages über d
Kommuniſtenputſch in keiner Weiſe als wahr angenommen we‟
den könnten und der Vorſitzende weiter bezüglich der Angri
Sodenſterns gegen Mahrgun erklärt, daß bei Preſſekontrover) /
nicht jedes Wort auf die Wagſchale gelegt werden dürfte‟. Ab
wir erfahren, wird Großmeiſter Mahraun gegen das Urteil 2 r=
rufung
einlegen.
Ravenſteins Automobilführer durch Deutſchland und Nachbee!
länder, herausgegeben im Auftrag des Automobilklubs von Deutſchlarb
früiher Kaiſerlichen Automobilklub, iſt ſoeben bei der Geographiſah.
Verlagsanſtalt und Druckerei Ludwig Ravenſtein A. G., Frankfurt a. A=,
erſchienen und in allen Buchhandlungen zum Preiſe von 10 RM. erhal
lich. Auf 1200 Seiten Text gibt der Führer genaue Beſchreibung 10
rund 55 000 Klm. Strecken von Deutſchland und den Nachbarländoa
einſchließlich Schweiz, Tirol, den Dolomiten und Oberitalien. 2N
Grund einer beigegebenen Karte kann man ſofort jede geſuchte Str6?
feſtſtellen. Ueberſichtliche Tabellen unterrichten über alle zu durchfahr
den Orte, deren Höhenlage und Entfernungen. Neben dieſer iſt *
genaue Streckenbeſchreibung mit Angabe aller gefährlichen Stellen, Sl
gungen, Gefälle, Bahnübergänge uſw. abgedruckt. Die zu durchfähr
den Gegenden ſind genau beſchrieben, landſchaftliche Schönheiten herb?"
gehoben. Bei jeder größeren Stadt ſind die Durchfahrten angegebe
Knappe kulturelle und geſchichtliche Angaben, ſowie gedrängte Auſöre
lung der Hauptſehenswürdigkeiten beleben die Schilderung. Am
fange jeder Reiſe gibt eine kurze Zuſammenfaſſung Aufſchluß über Re
was die Fahrt an landſchaftlichen Reizen bietet. Am Ende jeder Sim
iſt eine Aufzählung über alles gebracht, was in umgekehrter Fahrtr. 7
tung, beſonders beim Durchfahren von Städten, zu beachten iſt. 2*
Buch ſcheint berufen, dem Autofahrer das zu werden, was Baedeker 4
Touriſten iſt. Die gediegene Ausführung wetterfeſter geſchmackhol.
Einband, Druck auf feinſtem Dünndruckpapier die zweckmäßige 2
ordnung und der reiche Inhalt ſichern ihm bei dem ſehr billigen Pu.*
weiteſte Verbreitung.
Die deutſche Baukunſt der Renaiffance. Von Dr. Alfred Stange, Prim
dozent in München. (Hugo Schmidt, Verlag, München.) Preis brd
20 Mark, in Leinen 24 Mauk.
Die deutſche Baukunſt der Renaiſſance iſt unter dem Druck der E
deckung der mittelalterlichen Kunſt ſeit Jahrzehnten vergeſſen und Me
ſchätzt worden. Das Ziel des vorliegenden Buches iſt, ihr die gebührfn."
Beachtung und eine gerechte Bewertung zu ſchaffen, Anregung zu bee
für die Zukunft der Baukunſt. Man hat ihr vorgeworfen, daß ſie
Zwittergebilde ſei, das zwiſchen dem Wollen des deutſchen Meiſters R
dem Zwang der einſtrömenden italieniſchen Renaiſſance ſchwante
nie zu innerer Geſchloſſenheit gekommen ſei. Dem iſt entgegenzuhll.
daß es in der Geſchichte, in der Entwicklung der Völker nichts Bufau
Willhäirliches gibt. Die Hinwendung der Deutſchen nach dem Sudge‟,
aus ihnen ſelbſt gewachſen. Nach einer hunderjährigen Vorborelt.
kamen die italieniſchen Kunſtformen nicht ſo unerwartet nach *
Norden, wie es meiſt dargeſtellt wird: ihre Aufnahme und die
16. Jahrhundert erfüllende Auseinanderſetzung mit ihnen iſt em
wendiger Schritt in der Entwicklung der deutſchen Kultur und 9.
Und wenn es ſcheint, als ob durch die Anwendung einer frelle
Formenſprache die deutſche künſtleriſche Entwicklung zerbrochen /e.
das eine Täuſchung. Nicht die Form an ſich, ſondern die ihr iſ.
wohnende Bedeutung entſcheidet. Aus ſolchen Gedankengängen ellſte
das wertvolle Buch, das in Fachkreiſen beſonderem Intereſſe bege.
Sie beſtimmen ſeinen Inhalt und ſeine Dispoſition.

[ ][  ][ ]

Nummer 172

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Seiſe 3

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Der neue Strafgeſetzentwurf.
Von
Profeſſor W. Mittermaier, Gießen.
I.
Deutſche und ausländiſche Reform.
Dem Reichstag ging der Entwurf eines Allgemeinen deut=
tſchen
Strafgeſetzbuches zu. Vor 25 Jahren begann die Arbeit;
11909 kam der erſte taſtende Vorentwurf heraus, dem weitere Ent=
rwürfe
1913, 1919 und 1925 folgten. Seit 1919 beteiligt ſich
Deutſchöſterreich an der Arbeit, da es das deutſche Strafgeſetz=
Abuch womöglich zu dem ſeinen machen will. In Oeſterreich iſt die
eReformarbeit an dem veralteten Strafgeſetzbuch ſchon über 60
Jahre im Gange. Neue Entwürfe haben die Schweiz 1918 (der
derſte Entwurf von 1893 war die Grundlage für alle heutigen
NEntwürfe!) Dänemark 1924, Finnland 1921, die Tſchechoflowa=
ſkeit
1926, Polen 1922 und mehrere Randſtaaten. Italien arbeitet
dan einem neuen Strafrecht; mehrere ſüdamerikaniſche Staaten
ſhaben die Grundgedaiken der neuen europäiſchen Entwürfe in
meuen Geſetzen angenommen. Und überall gelten gleiche oder
Fähnliche Grundſätze der Entwicklung. Bei uns haben mehrere
WSeſetze davon ſchon einiges vorausgenomnen, ſo das Jugend=
gerichtsgeſetz
und das Geldſtrafengeſetz 1923 und die landesrecht=
Aichen Strafaufſchubbeſtimmungen. Der Entwurf eines Straf=
wollzugsgeſetzes
als wichtigſte und notwendige Ergänzung des
Strafgeſetzbuches arbeitet in der gleichen Richtung. Und es iſt
mllen Sachkennern klar, daß Gerichtsverfaſſung und Strafverfah=
xen
gründlich erneuert werden müſſen, damit das Strafrecht auch
eine geſunde und geſicherte Verwirklichung finde. Mit dem
SStrafgeſetzbuch wird die Arbeit nicht vollendet ſein; denn
Dutzende von wichtigen Nebengeſetzen harren noch der Anpaſ=
ſſung
. Aus allem erkennt man ſchon die Schwierigkeit der Re=
form
. Aber wann wird das Strafgeſetzbuch erſcheinen? Welche
Werhältniſſe beſtimmen ſeine weitere Entwicklung? Wahrſchein=
ſlich
in ſehr ſtarkem Maße politiſche: den einen Parteien iſt der
Ffortſchritt zu raſch und zu radikal, anderen iſt die Sicherheit des
Einzelnen vor richterlicher Willkür zu wenig gewährleiſtet.
Um die tiefſten Grundlagen des Strafrechts wird man noch
lkange ſtreiten, denn ſie gehen auf ſchwer berechenbare Grund=
ſeinſtellungen
der menſchlichen Seele zurück: ſoll einfach die eine
ſäußerlich erkennbare Tat ohne weſentliche Rückſicht auf die all=
gemeine
Perſönlichkeit des Täters vergolten, gebüßt werden?
Sder ſoll ein Menſch, der ſich als ſozial ſchwach oder gefährlich
ſourch eine Tat erwieſen hat, energiſch nacherzogen, unter Um=
ſtänden
unſchädlich gemacht werden?. Die Entwicklung und alle
EEntwürfe neigen zum Zweiten, da die alte Vergeltung etwas
roh iſt und ſcheinbar wenig Erfolg hatte. Aber ganz wird kaum
emand das Vergeltungsgefühl los! Der Entwurf wagt nicht
grecht Stellung zu nehmen und zeigt deutlichen Kompromiß=
ſharakter
; wenn er vom Schuld= und Vergeltungsgedanken aus=
geht
, ſo ſucht er doch weithin die Perſönlichkeit zu beachten.
Seine Tendenz iſt nicht klar genug zu erkennen; ſo iſt zu fürch=
en
, daß die Anwendung eine unſichere wird. Dabei überläßt der
ſEntwurf vieles der richterlichen Entſcheidung ſchon durch eine
gewollte und oft gar nicht zu vermeidende Unſchärfe des Aus=
ſoruckes
, bei der der Richter keinen ſicheren Anhalt hat und die
toberrichterliche Nachprüfung erſchwert iſt. Auch bei den ein=
ſielnen
Tatbeſtänden iſt die Faſſung oft ſehr weit, um neue Er=
icheinungsformen
der Taten mit zu umfaſſen; dadurch wird aber
oer Richter zum zweiten Geſetzgeber. Bei dieſer Schwierigkeit
nwird der Entwurf kaum jemanden voll befriedigen. Aber ob
inicht dieſe Schwäche heute noch unvermeidbar iſt, da wir mitten
un der Umwälzung unſerer Auffaſſungen und mitten in der
ſoaran hindert uns das alte Strafrecht, während der Entwurf
eine brauchbare Grundlage des Fortſchritts darſtellt. Es iſt bringen. Auf dieſe Art könne man nicht nur über die vom
mnter ſeiner Herrſchaft ebenſogut möglich, daß die alte Vergel=
uungsſtrafe
fortlebt, die im Entwurf noch durch die Todesſtrafe
ftür den Mord voll anerkannt iſt. Viele werden das wünſchen und
veraktiſch erſtreben; für viele iſt es auch das bequemſte; denn der
FFortſchritt, die Rückſicht auf die Perſönlichkeit, fordert eine
unnere Umſtellung aller Beteiligten, neue und vermehrte Arbeit,
und vom Staat allerdings anfangs auch Geld! Die Verbeſſerung
deer Strafanſtalten, die Schaffung der Pflege= und Verwahr= ſpiriere, Briond oder Poincars. Die Rede in Lumébille habe
ſrnſtalten für Gefährliche oder Kranke, der Erziehungsanſtalten
für Jugendliche, die Einrichtung einer guten Schutzaufſicht, die
Fortentwicklung der Ausbildung aller Richter, die Verbeſſerung
deer Polizei, die Einrichtung verbeſſerter Unterſuchungsmethoden,
deas alles iſt nicht umſonſt zu haben. Doch wird es ſich bald be=
ahlt
machen. Aber noch ein anderes iſt nötig, um die Geſetzes=
worte
zur Tat werden zu laſſen: die tätige Mitwirkung des gan=
den
Volkes, ſein verſtändiges Entgegenkommen im Strafgericht
1
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus. Mittwoch, den 22. Juni.
Die Hochzeit des Figaro

Komiſche Oper von da Ponte, Muſik von W. A. Mozart.
Es dauert in der Regel längere Zeit, bis das vorſichtig
wägende Darmſtädter Publikum ſeine Lieblinge auf der Bühne
ſindet. Hat es ſie aber einmal erwählt, ſo hält es mit unerſchüt=
terlicher
, oft rührender Anhänglichkeit an ihnen feſt. Ein ſolcher
Liebling des Publikums iſt Heinrich Hölzlin, der ſich
heute von uns verabſchiedete, nachdem er ſechs Jahre lang eine
Bierde unſerer Oper war. Er hat die Liebe, die Verehrung, die
Bewunderung verdient, die ihm gern, reich und oft gezollt wurde.
Ein Künſtler echteſter Art, von Stil und Kultur, vielſeitig
g=ebildet, geſanglich hervorragend geſchult, im Beſitz einer war=
unen
, edelklingenden Stimme, intelligent und großzügig, ein her=
und gewandt, von glänzender äußerer Erſcheinung, wußte er
ſ.der Geſtalt ſeines vielſeitigen Rollenfaches überzeugende Cha=
wakteriſtik
, jedem Ton innerlichſte Ausdruckskraft zu verleihen.
(Ein vornehmer Charakter, der ihm das Vertrauen und die
(Freundſchaft in Kollegenkreiſen erwarb und erhielt, wie ſelten
ginem, ein offenes, ſchlichtes Weſen und eine heitere Lebens=
auffaſſung
ſüddeutſcher Art vervollſtändigten das Bild einer ſtar=
len
, in hohem Grad ſympathiſchen Perſönlichkeit.
Mit Ausnahme weniger Partien (etwa Kardinal, Hagen,
Mephiſto, Colonna. Micheli, Falſtaff) hat er hier alle ernſten
mnd komiſchen Nollen ſeines Faches erfolgreich geſungen und
mollendet geſtaltet. In ſeiner glänzendſten Rolle, als ein Figaro,
wie wir ihn ſeit Jahrzehnten nicht gehabt und wohl kaum mehr
wiederbekommen werden, machte er uns den Abſchied vielfach
geiſtertem Beifall, Blumen, Geſchenken, und wollte ſich in un=
zähligen
Hervorrufen ſchier gar nicht mehr von ihm trennen.
Wir wünſchen dem ausgezeichneten Künſtler Glück und Er= Calderon wurden aufgeführt, da die Klaſſiker nach wie vor der
wlg auf ſeiner aufwärts ſtrebenden Laufbahn, die wir mit wärm=
A.
ſtrem Intereſſe verfolgen werden.
z
*Frankfurter Theater.
Der Fall Orska.
Der Fall Onska iſt mehr von menſchlicher, als von künſt=
leriſcher
Bedeutung.
Frau Maria Orska ſpielt als Gaſt im Neuen Theater

und in der Fürſorgetätigkeit. Das Strafgeſetzbuch iſt nur eines
der Mittel zur Bekämpfung des Verbrechens. Allerdings muß es
als Mittelſtück des großen Syſtems der Verbrechensbekämpfung
durch Staat und Geſellſchaft dieſer Aufgabe die Richtung weiſen.
Darin liegt die Bedeutung eines neuen Strafgeſetzbuches.
(Ein weiterer Aufſatz folgt.)
Die Strafrechtsreform im Ausſchuß.
Der Reichstag hat am Mittwoch die erſte Leſung des Ent= wäre nach Benf etwas ganz anderes nötig geweſen.
wurfes der Strafrechtsreform zu Ende geführt und die Vorlage
Vollsparteilers Dr. Kahl im September ſeine Arbeit aufnehmen iſt eine entſchiedene Wendung zum ſchlimmeren ſelbſtverſtänd=
ſoll
. Die Ausſprache ſtand an beiden Tagen auf einer für den
Reichstag ungewöhnlichen Höhe. Aus dem gewaltigen Andramg dann, iſt in der franzöſiſchen Innenpolitik eine Wendung einge=
von
Stoff ergab es ſich ohne weiteres, daß man auf Einzelheiten
nicht weiter eingehen konnte, ſo daß man lediglich die großen
Geſichtspunkte behandelte, die für den Auſbau des großen Wer= reitete, war entſchieden günſtig. Von den politiſchen Kreiſen ließe
kes maßgebend geweſen ſind. In der Mitte des Streites ſteht ſich das weniger ſagen. Weder die Preſſe noch aber die öffent=
dabei
die Frage der Todesſtrafe, worin die Meinungen noch ſehr liche Meinung können auf die Frage Antwort geben, ob Poin=
weit
auseinandergehen. Der Ausſchuß wird vermutlich monate=
lang
zu tun haben, ehe er zu einem Abſchluß kommt. Immerhin
ja auch für die Kultungemeinſchaft Deutſchlands und Oeſterreichs zwiſchen Briand und Poincaré bevorſteht. Das Parteiorgan der
Zeugnis ablegt, zuſtande kommt.
Hindenburgs 80. Geburtstag.
Die Feier in Berlin am 2. Oktober.
Reichspräſident v. Himdenburg hat den Wunſch ausgeſprochen,
daß an ſeinem 80. Geburtstag von koftſpieligen und geräuſchvollen
Feiern oder Veranſtaltungen Abſtand genommen werden möchte.
Allen, die Hindenburgs an dieſem Tage gedenken wollen, iſt
einem jedem nach ſeinen Kräften Gelegenheit gegeben, dies
durch Beteiligung an der Hindenbungſpende zu tun. Sie werden
im Sinne des Herrn Reichspräſidenten handeln, wenn ſie dazu tiſche Kolonialgouverneure und der Regierungskommiſſär von
beitragen, die Not zahlreicher durch Krieg= und Nachkriegszeit
geſchädigter Volksgenoſſen zu lindern.
Um der Bevölkerung Berlins und der Umgebung Gelegen=
heit
zu geben, an dieſem Tage den Herrn Reichspräſidenten zu
ehren und ihn zu grüßen, hat ſich der Herr Reichspräſident bereit Linie Poincaré eine Rolle geſpielt. Von Briand hörte man
eine Huldigung der Berliner Schuljugend entgegen zu nehmen.
Ein beſonders zuſammengeſtellter Chor Berliner Schüler und
Schülerinnen wird dem Herrn Reichspräſidenten einige Lieder trennen.
vorſingen. Auf dem Wege zum Stadion ſollen Unter den Lin=
den
Verbände und Vereine, die Studentenſchaft und andere Kör= man noch mehrere aufzählen. Es iſt möglich, daß Briands Ge=
perſchaften
ſowie die Bevölkerung Spalier bilden, um dem Herm
Reichspräſidenten ihre Huldigung darzubringen. Am Vormittag
des 2. Oktober wird der Herr Reichspräſident die Glüchwünſche
der Reichsvegierung, der Reichswehr und der Reichsmarine, des
Reichsrats und anderer Körperſchaften in ſeinem Hauſe entgegen=
nehmen
. Für den Vorabend iſt ein militäriſcher Zapfenſtreich ſondern ſie lann ſich auch in einer ganz beſtimmten Nichtung aus=
vongeſehen
.
Zwiſchen Briands Locarnopolitik und
Poincarés Machtpolitik.
Kammer die Kartelliſten die Rede als einen Beweis für
Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen dem Miniſterpräſidenten
und dem Außenminiſter Briand betrachten und daß mit einer
Debatte darüber zu rechnen ſei. In der Tat hat der Vollzugs=
weſſeren
Erkenntnis der menſchlichen Natur ſtehen? Ich glaube ausſchuß der ſozigliſtiſchen Kammergruppe geſtern beſchloſſen,
ſes, möchte aber doch nicht warten, bis ſich unſere Anſchauungen eine Beſchlußſaſſung der Gruppe über die Frage herbeizuführen,
wgeklärt haben; wir müſſen praktiſch vorgnarbeiten können; und ob es angebracht ſei, Interpellationen über die Geſamtpolitik der
Regierung, vor allem über die Finanz= und Außenpolitik einzu=
Miniſterpräſidenten übernommene Vertretung des Außenmini=
ſters
ſprechen, ſondern auch über die illegal dekretierte Konſo=
lidierungsanleihe
. In radikalen Kreiſen beſteht Neigung, ſich
dieſem Vorſtoß der Sozialiſten anzuſchließen. Die rodikale
Gruppe verhält ſich jedoch vorläufig zögernd. In der Volonts
fordert der ſozialiſtiſche Abgeordnete Fontanier, daß die Kammer
die Frage prüfe, wer eigentlich die franzöſiſche Außenpolitik in=
blar
gezeigt, daß das Miniſterium zwiſchen zwei einander ent=
gegengeſetzten
politiſchen Richtungen hin= und hergezerrt werde,
nämlich zwiſchen Briands auf Beſeitigung der Schwierigkeiten
durch gegenſeitige Zugeſtändniſſe und Verſtändigung mit dem
öſtlichen Nachbarn hinzielende Locarnopolitik, und Poincarés
Politik, die zwar gleichfalls den Frieden wolle, dieſes Ziel aber
mit Mitteln verfolge, die am beſten geeignet ſeien, einen neuen
Kvieg heraufzubeſchwören.
die Hauptrolle in Germaine, einer Komödie von Georges
de Porto=Riche, die unter dem Titel Verliebt ins Deutſche
übertragen iſt. Die Komödie iſt ein franzöſiſches Unterhaltungs=
ſtück
von mittlerer Art und Güte, gemiſcht aus leichten Konflik=
ten
, ſchwacher Tragik und ſtarker Rührung. Germaine iſt die Eine ſtarke Begabung iſt die junge Elſa Knott: erſchüt=
liebende
Frau, die große Amoureuſe, die von dem Wiſſenſchaftler
als Mann ſich vernachläſſigt fühlt, aber nach beiderſeitigem
Ausgleiten zu ihm zurückfindet. Das Stück kann nur durch
ſeine Darſtellung Intereſſe wecken.
In der zweiten Aufführung, die ich ſah, hatt Frau Orska
ſich zu Beginn von dem Stück volſtändig losgelöſt. Sie mimte
eine Solo=Szene für ſich. An Stelle der großen Pariſerin ſpielte
ſie eine kleine ſlawiſche Bohemienne aus dem Romaniſchen
Kaffee in BeAin. Man hatte den Eindruck, daß ſie das Stück,
die Rolle, ſich ſelbſt parodierte! Sie imitierte gebrochenes king=Würzburg) Doch zurück zu Frankfurt!
Ruſſiſch. Sie ſpielte Fangball mit den Sätzen, mit den Worten!
norragender Schauſpieler und Komiker, körperlich ſehr beweglich fertigende Laune einer Schauſpielerin? Eine ſchwer zu ver=
urteilende
Willkür?. Oder ein gebrochener Menſchs
Im Verlauf des Abends fand Frau Orska in einzelnen
Augenblicken zurück zu der gebrechlichen, ſuggeſtiven Sinnlichkeit,
ſie vorübergehend zu fangen und zu feſſeln. Aber es war nur
vorübergehend. Die Aufführung war eine Enttäuſchung.
II.
Die kommenden Sterne.
Trotz der Erwerbsloſigkeit, trotz der Hungergagen, die auch Erzählungen, von denen über ein halbes Hundert vorhanden ſind.
angeſehene Thegter zahlen, finden ſich junge Idegliſten, die nach
den grünen Kränzen ſchauſpieleriſchen Ruhmes greifen.
Die Frankfurter Schauſpielſchule ſtellte in einer
morgendlichen Veranſtaltung im Schauſpielhaus ihre junge
ſthwer. Das Publikum überſchüttete ihn zum letztenmal mit be= Garde vor. Wenige Reihen des Hauſes waren beſetzt. Nur helfs, die herrlichſte Idylle deutſcher Sprache, Der Sonntag des Groß=
Leute vom Bau, junge und alte Kollegen, Kritiker, Onkel und baters, in der mit unerhörter Konzentration ein ganzes Leben mit ſeiner
Tanten der Spieler! Szenen von Schiller, Leſſing, Grillparzer, vielgeſtalten Umgebung in die knappe Zeit weniger Stunden zuſammen=
beſte
Prüfſtein der Begabung ſind. Als Freunde der jungen
Künſtler erwieſen ſich die böſen Kritiker, die in der Pauſe gegen
die dunkle Beleuchtung der Regiſſeure ſich wandten und für den
den Leiſtungen der Debutanten gerecht werden konnte.
gen Begabungen ſicher abzeichneten.
Ein kleiner Vulkan auf dämoniſchem Untergrund iſt Ernſt
Kiefer, der als Euſebio in Calderons Andacht zum dem heutigen Menſchen von neuem das Bild ſeines Weſens und ſeinet
Kreuze ſeine ſtärkſte Seite zeigte.

Nach Lunsvilſe.

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. Juni.
Auf Genf wo es keinen Fortſchritt gab, kam Lunsville, ein
emſchiedener Rückſchritt. Die Rede Poincares war eine Ueber=
raſchung
. Das hatte man beſtimmt nicht erwartet, vielmehr
Zwei Fragen dräugen ſich auf, wenn man über die Aus=
einem
beſonderen Ausſchuß überwieſen, der unter dem Vorſitz des wirkungen der Lunsviller Rede Poinearés nachdenkt. Zuerſt:
lich im deutſch=franzöſiſchen Verhältnis eingetreten? Und
tretens
Die Aufahme, welche die Pariſer Preſſe Poincarés Rede be=
caré
im Einverſtändnis mit Briand geſprochen hat. Die Poin=
caré
naheſtehenden Kreiſe betonen die Einmütigkeit des Miniſter=
darf
man nach der Stimmung der Parteien, wie ſie in der erſten präſidenten mit dem Außenminiſter. Je mehr man aber nach
Leſung zum Ausdruck kam, annehmen, daß das große Werk, das Links geht, deſto verbreiteter wird die Meinung, daß ein Konflikt
Sozialiſten Populgire geht zum Beiſpiel ſo weit, daß es die
Auflöſung des ganzen Kabinetts prophezeit. Denn, nach ſoziali=
ſtiſcher
Auffaſſung ſollen zwiſchen allen Miniſtern der Union
nationale beinahe unüberwindliche Gegenſätze beſtehen. In
Wirklichkeit liegt aber die Löſung all dieſer Nätſel bei Briand.
Briand ſchweigt ſich jeboch aus, ſeine Krankheit zwingt ihn ohne=
hin
zur Zurückhaltung.
Bei aller Zurückhalluung Briands ſind aber im dem letzten
Wochen wichtige Dinge geſchehen, welche die franzöſiſche Außen=
politik
angehen. So zum Beiſpiel jene viel zu wenig beachtete
Zuſammenkunſt Amerys, des britiſchen Kolonialmimiſters, mit
den führenden Männern der fronzöſiſchen Kolonialpolitik. Bei
dieſer Gelegenheit waren in Paris nicht weniger als ſieben bri=
Kanada anweſend. Bei dieſer Kolonialkonſerenz, welche, wahr=
ſcheinlich
mit Nückſicht auf italieniſche Empfindlichkeiten, ſo wenig
als nur möglich vor der Oeffentlichkeit betont wurde, hat von
den Fachleuten abgeſehen , von franzöſiſcher Seite in erſter
erklärt, am Nachmittag des 2. Oktober (Sonntag) im Stadion aus verſchiedenen Urſachen nichts. Gewiß, Kolonialpolitik
und Außenpolitik ſind verſchiedene Dinge. Aber gerade in dem
modemen Frankreich laſſen ſich dieſe Dinge nicht ganz ſcharf
Das war nur ein Beiſpiel, aber mit nur einiger Mühe könnte
ſundheit die erwähnte Kolonialkonferenz fand noch vor Genf
ſtatt und ſeine politiſche Lage, ihm jene große Zurückhaltung
in allen Dingen auferlegen. Aber, wie man nach Lunsville klar
erſieht, die Zurückhaltung Briands wirkt ſich nicht nur negativ
aus, ſie brimgt nicht nur eine Verzögerung der Dinge mit ſich,
wirken ..
Poincaré und die Radikalen.
In der Außenkommiſſion der Kammer wurde heute nachmit=
tag
vorgeſchlagen, daß Poincaré über ſeine Rede in Lunéville
morgen vor die Kommiſſion geladen werden ſoll. Dieſer Vor=
Echo de Paris beſtätigt, daß in den Wandelgängen der ſchlag wurde aber abgelehnt. Da die Mehrzahl der Mitglieder der
Kommiſſion Radikale ſind, bedeutet das, daß die Radikalen offen=
bar
den Rückzug antreten. Ihr Worführer enklärte heute, daß
Poincaré nicht angehört werden könne, da man ſonſt billiger
Weiſe auch Briand anhören müſſe, daß dieſer aber verhindert
ſei. Da die gleichen Argumente auch gegen eine Interpellations=
Debatte ins Feld geführt werden können, iſt es fraglich, ob ſich
die Nadikalen den Sozialiſten bei ihrem geplantem Vorſtoß gegen
das Kabinett am nächſten Freitag anſchließen werden. Die So=
zialiſten
ſiund dagegen feſt entſchloſſen, dieſe Offenſive durchtu=
führen
.
Amerikaniſche Kommentare zur Lunéviller Rede.
EP. New York, 22. Juni.
In einem Kommentar zu der Rede Poincarés in Lunsville
erllärt die Neto York World, der fnanzöſiſche Miniſterpräſdent
appelliere darin an die Ignoranz und Vorurteile, womit er je=
doch
wahrſcheinlich nicht weit komme. Die New York Times
meinen, Poincaré hätte beſſer getan, wenn er geſchwiegen hätte,
Seine Rede ſei doppelt zu bedauern zu einem Zeitpunkt, an dem
die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen ausgezeichnet ſeien und ſich
in beiden Ländern verbeſſerten. Der beſchränkte Parteigeiſt und
der Nationalismus müßten dem im Völkerbud und den Lo=
carno
=Verträgen verkörperten evweiterten Patrioniswus Platz
machen.
Wolfgang Engels iſt ſeines Vaters rechter Sohn; wie
Alexander Engels ein ſicherer Sprecher mit ſchöner Stimme,
während die gefihlsmäßige Seite zurücktritt; er kommt an das
Leipziger Schauſpielhaus.
ternd als Luiſe in Sdsllers Kabale und Liebe, luſtig als
Grillparzers Edritta, noch überſtürzt als Franziska bei Leſ=
ſing
. Sie gibt das Heſſiſche Landestheater als ihre kommende
Wirkungsſtätte an. (Als ſonſtige Neuerwerbungen für die nächſte
Darmſtädter Spielzeit erzählt man uns die Rückkehr von Rudolf
Klix, der ſich in Leipzig nie recht wohl gefühlt hat, und von
A. M. Rabenalt, der ſich inzwiſchen in Würzburg als Spiel=
leiter
verſucht hat, ſowie die Verpflichtung von Martha Zieg=
ler
(Kammerſpiele Hamburg) und dem Bühnenbildner Rein=
In äußerlichem Theater ſteckt noch Friedel Mecklenburg;
Was liegt dahinter? Die auf der Bühne nicht zu recht= ſie macht Heiterkeit und liefert den vergeſſenen Beinſchlenker nach.
Veranlagung für feine Komik zeigt Willi Deichſel, für derbe
Komik Walter Lepy.
Voll Eifer und Erregung waren alle die jungen Künſtler
am Werk. Ob die Erwartungen, mit denen ſie jetzt in das Leben
zu dem ſchwirrenden Tone, den ſie früher hatte. Dann wußte hinaustreten, in Erfüllung gehens Hoffen wir es! Grüßen wir
ſie alle als kommende Sterne!
Vom Büchermarkt.
Die ſchönſten Volkserzählungen Gotthelfs in drei Bänden. Die köſt=
lichſten
dichteriſchen Werke Gotthelfs ſind jene volkstümlichen hürzeren
Davon ſind nun die ſchönſten, anderthalb Dutzend etwa, in einer 1300
Seiten umfaſſenden muſtergültigen Ausgabe im Eugen Rentſch Verlag,
München, erſchienen, zwei Bände vor Jahresfriſt und jetzt der dritte
Band. Dieſer Band iſt zweifellos der ſchönſte. Wir finden da nebem
dem Erdbeeri Mareili, vielleicht der meiſtgeliebten Erzählung Gott=
gedrängt
iſt. Dann den Beſenbinder von Rychiswyl, im ſolidem
Holz aus dem Leben geſchmitten, und als Gegenſtück die markante Pracht=
figur
Barthlis des Korbers mit ſeinem eiferſüchtig behüteten ſchönen
Töchterlein. Hart und eine Zeitlang recht bedrohlich geraten im Ober=
amtmann
und Amtsrichter Adelſtolz und Bauerntrotz aneinander, bis
zweiten Teil volles Licht auf der Bühne erwirkten, auf daß man ſchließlich der Konflikt mit feinem Humor einer harmlosfriedlichen
Löſung zugeführt wird. Tief ins menſchliche Gemüt ſchaut Gotthelf
Es war eine Freude, zu ſehen, wie ſich die Umriſſe der jun= im Beſuch und in der rührenden Geſchichte von der Frau Pfarverin,
dem letzten Werk Gotthelfs. Es ſind Juwelen deutſcher Erzählungs=
kunſt
, die in dieſen drei Bänden geboten werden. Sie ſtehen über der
Mode, aber ſie verraten eine ungeheure Kenntnis des Lebens und zeigen
Seele. (Pweis geb. 3,80 und 5,00 Mk.)

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Seite 4

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Nummer 172

Die Seeabrüſtungs=Konferenz zu Oreien.

Eindrücke
von der Coolidge=Konferenz.
Von unſerem L=Korreſpondenten.
Genf, 22. Juni.
Ein kräftiger Seewind hat in Genf zu wehen begonnen
etwas rauh und ſalzig, aber erfriſchend. Es riecht nach den
Ozeanen des Atlantik und Pazifik, nach Japaniſchen und anderen
Meeren. Von der Genfer ſentimental=friedlichen Briſe iſt keine
Spur mehr zu merken. Um es kurz zu ſagen: die Seeabrüſtungs=
konferenz
iſt hier zuſammengetreten! Und endloſe Admiräle,
Kapitäne und Leutnants zur See von den drei mächtigſten Flot=
ten
der Welt ſpazieren morgens, mittags und abends den Quai
du Mont=Blanc auf und nieder und machen ſich über den Teich
Léman und ſeine Unglückskähne luſtig ...
Das Aeußere des Quais hat ſich ſeit einigen Tagen etwas
verändert: von einem großen Hotel zum anderen gehen dauernd
in feierlich=ſchwarzes Zivil gekleidete, aber ſehr militäriſch aus=
ſehende
Herren hin und her und machen ſich Antrittsviſiten;
überall flitzen Autos mit engliſchen, amerikaniſchen und japani=
ſchen
Fähnchen vorüber, deren Chauffeure alle wie in Ehren er=
graute
Schiffsmaats ausſehen; in den Bars iſt der Konſum von
ſämtlichen Spivituoſen ſprunghaft in die Höh’ gegangen; und
überall, wo man in Genf hinſchaut, ſieht man jetzt Japaner,
Japaner und nochmals Japaner.
Die Konferenz tagt in den Räumen des Völkerbundspalaſtes,
im berühmten Glashauſe. Aber der Völkerbund hat mit dieſer
Konferenz ausnahmsweiſe nichts zu tun, hat ſozuſagen nur
aus Liebenswürdigkeit ſeine Räume zur Verfügung geſtellt.
Daher iſt heute der Trubel im Glashauſe und in den Wandel=
gängen
ein ganz anderer als ſonſt. Ein Sekretariatsbeamter
kommt in den Saal geſtampft und will ſich wie gewohnt auf
einen beſſeren Platz niederlaſſen. Flugs vertreibt ihn einer der
neuen Saaldiener, die ebenfalls alle wie ex=service-sailors aus=
ſehen
. Der Völkerbundsmann wird ungehalten und ſagt mehr=
mals
: Ich bin doch vom Sekretariat, was wollen Sie von mir,
Menſch? Aber es hilft nichts und, vernehmlich knurrend, dem
bärbeißigen Seemann weichend, muß ſich der Völkerbündling
zurückziehen ...
Das größte Intereſſe für dieſe Konferenz ſcheinen die
Amerikaner an den Tag zu legen, wenigſtens das auffallendſte.
Ueberall herrſcht americantrouble. Dutzende von amerikaniſchen
Kinoleuten ſind aurfgefahren, und die amerikaniſche Preſſe iſt ſo
ſtark vertreten, wie zu keiner Völkerbundstagung. Als Sprache
dominiert das Engliſche. Alle Reden werden auf engliſch ge=
halten
, alle Druckſachen ſind auf engliſch verfaßt, und alle Räume
ſind mit einem leichten Hauch von Virginia=Tabak erfüllt. Im
Uebrigen aber ſind über die Hälfte aller im Konferenzſaale an=
weſenden
Menſchen Japaner. Ganz plötzlich ſind ſie wie Pilze
aus der Erde geſchoſſen, niemand weiß wie und wann. Alle Welt
ahnt allerdings, daß ſie eines Tages ebenſo unbemerkt ver=
ſchwinden
werden, wie ſie jetzt aufgetaucht ſind. Sie ſelbſt aber
ſprechen wenig, ſehen ſich alles aufmerkſam an und lächeln . . .
Die Delegierten halten ihren Einzug in den Saal. Allen
voran The Honorable Hugh Gibſon, der Vorſitzende der Kon=
ferenz
. Ein ſehr ſmarter, ſympathiſcher und beſcheidener Mann,
der außerdem ſehr klug ſein ſoll und wie man ſagt dem
Präſidenten Coolidge ſtändig über die Spitzbübereien der un=
artigen
europäiſchen Kinder berichtet. Ihm folgen drei Admiräle:
Hilang P. Jones, Andrew T. Long und Frank H. Schofield und
der Generalſekretär der Konferenz Hugh Wilſon. Alles präch=
tige
, echt amerikaniſche, hart geſottene‟ Erſcheinungen, denen
die Initiative des Ganzen gehört.
Nun kommen die Engländer: vom Wuchs der größte, trotz
gebeugter, faſt buckliger Haltung, immer noch Lord Robert
Cecil, Viscount of Chelwood; je älter er wird, deſto ſchwächer
fließt das Blut in ſeiner pazifiſtiſchen Ader und deſto ſtärker be=
ginnt
es in einer ſeiner anderen Adern zu pochen, die man ſeine
Britiſh Empire=Ader nennen könnte. Die engliſche Delegation
führt der Sehr Ehrenwerte W. C. Bridgeman, Erſter Lord der
Admiralität ein echter Dickens=Brite: knallrotes Geſicht, weiße
buſchige Brauen und Schnurrbart, grauer Anzug, weiße Weſte
und tadelloſe Gamaſchen als Abſchluß. Wie ſein Aeußeres, ſo
echt bvitiſch iſt auch ſein Reden und Tun, und mit ruhiger, feſter
Stimme verficht er den engliſchen Standpunkt, der bekanntlich
darin gipfelt, daß England aus verſchiedenen Gründen eine
große Flotte braucht . . . Die Senſation der Konferenz iſt der
Vertreter von Neu=Seeland! Wer mag es wohl ſein? Sagen
wir’s gerade heraus Jellicoe! Heute heißt er Earl Jellicoe
of Scapa, ſieht aber genau ſo aus, wie ihn die Abbildungen der
Kriegszeit darſtellten: faltiges, glattraſiertes Geſicht, ganz feſt
gekniffener Mund mit ſehr ſchmalen Lippen, rieſige, rote Naſe
und ganz kleine, ſchlau blinzelnde Aeuglein.
Zum Schluß die Japaner. Da kommen ſie an: gefolgt
von einem Dutzend jüngerer Sekretäre und Marineoffiziere
vier ehrwürdige japaniſche Greiſe. Ein Botſchafter und drei
Admiräle. Alles wahrſcheinlich waſchechte Samurays. Viscount
Ifhii, der Pariſer Botſchafter, Admiral Viscount Saito, General=
gouverneur
von Korea, Admiral Kobayaſhi und Admiral Hara.
Die Jüngeren klappen vor den Greiſen wie gutgeölte Taſchen=
meſſer
zuſammen. Sie kommen ganz zuletzt, aber man wartet
gern auf ſie. Denn die ganze Konferenz geht doch zum großen
Teil darum, daß Japan nicht aufmuckt, wenn es ſich dauernd mit
einer kleineren Flotte als England und die Staaten wird be=
gnügen
müſſen. Darum iſt man ſehr freundlich zu dieſen Leuten,
die zu allem Ja ſagen, aber immer ſo lächeln, daß es wie
Nein ausſieht . . .

Die Konferenzmitglieder nehmen an einem hufeiſenförmige
Tiſch Platz: in der Mitte die amerikaniſche Delegation, rechtt
von ihr die britiſche und links die japaniſche. Außerden
ſieht man noch in Nachbarſchaft der Engländer den Vertrete=
Frankreichs Graf de Clauzel und ſeine Marineſachverſtändige
ſitzen und am linken Hufeiſenende den Italiener Fürſt Ruſpoli
gleichfalls von militäriſchen Beratern flankiert. Der Graf de
Clauzel iſt Informator des Quai dOrſey, während Für
Nuſpoli vom Duce als Beobachter entſandt worden iſt. Nie=
mand
verſteht recht, worin hier der Unterſchied beſteht. Aber al
Welt flüſtert es ſich mit erhobenen Brauen zu und man mer=
es
den Leuten förmlich an, wie ihnen dabei eine Gänſehaut
vor lauter Ehrfurcht ob ſoviel diplomatiſcher Fineſſe den
Nücken herunterläuft..
Wenn in nationaler Hinſicht hier die Japaner in der Mehr
zahl ſind, ſo dominiert der beruflichen Zugehörigkeit nach ent=
ſchieden
die Marine. (Was ja auch begreiflich iſt.) Sie ver
breiten um ſich ein Gefühl der wirklichen Macht, die in merk=
würdigem
Gegenſatz zur ſogenannten pazifiſtiſchen Genfe
Atmoſphäre ſteht, die hier ſonſt angeblich zu herrſche
pflegt. Man beginnt zu ahnen, daß es in der Welt ganz anders
ausſieht, als die Herren Paziſiſten es wahr haben wollen. Bei
ſpielsweiſe: eine bekannte Tatſache iſt es, daß eine Abrüſtung nu
dann möglich iſt, wenn die Militärs ſie wollen. Aber ebenſo be

kannt iſt es, daß gerade dieſe Leute ſie nicht wollen. Weshalb
alſo eine Abrüſtung für lange Zeiten noch eine Utopie bleiben
müßte. . .?
Doch brechen wir für die Welt=Marine eine Lanze: von all
dieſen böſen Militariſten ſind die Leute, die auf See gehen,
die auskömmlichſten. Sie haben alle etwas gemeinſchaftlich groß=
zügiges
, ſie durchqueren die Meere und Ozeane, ſie reiſen von
einem Ende der Welt nach dem anderen, ſie lernen Länder und
Menſchen kennen, verſtehen und lieben, ſie ſchlagen ſich oftmals
die Köpfe blutig, aber ſie ſchätzen auch die völkerverbindende
Eigenſchaft eines guten Trunkes, und im Grunde genommen ſind
ſie doch die friedliebendſten Leute von der Welt. . . Hierbei denke
ich an meine alten meiſtens dahingegangenen Freunde der ehe=
maligen
deutſchen und ruſſiſchen Flotten und wenn ich heute
abend noch einen Schluck trinke, ſo wird er ihrem Andenken ge=
widmet
ſein..."
Die Flottenabrüſtungs=Programme.
Unüberbrückbare Gegenfätze.
* Genf, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Flottenabrüſtungsprogramme Englands, Amerikas und
Japans zeigen, daß es trotz des Waſhingtoner Abkommens vom
Jahre 1921 noch eines gengu auszuarbeitenden Abrüſtungs=
abkommens
bedarf. Das amerikaniſche Programm ſieht die Aus=
dehnung
des Waſhingtoner Stärkeverhältniſſes von 5:5:3
unterſchiedslos auf ſämtliche Seeſtreitkräfte vor und erwähnt die
völlige Abſchaffung der Unterſeeboote, ohne jedoch dieſe völlig

Hugh Gibſon,
amerikaniſcher Botſchafter in London, der zum Vorſitzenden
der am Montag in Genf zuſammengetretenen Konferenz
für die Beſchränkung der Seerüſtungen gewählt wurde.
ausſichtsloſe Forderung tatſächlich aufzuſtellen. Das engliſche
Abrüſtungsprogramm ſieht in der Hauptſache eine Herabſetzung
der Großkampfſchiffe vor. Im Mittelpunkt des engliſchen Pro=
gramms
und wohl auch der geſamten Erörterungen der Konfe=
renz
ſteht die Herabſetzung der 10 000=Tonnen=Kreuzer, die be=
kanntlich
außerhalb des Waſhingtoner Abkommens liegen. Die
engliſche Regierung fordert für dieſe Schiffsgattung den
Waſhingtoner Verteilungsſchlüſſel von 5:5:3, jedoch eine
Höchſttonnagegrenze von 7500 Tonnen. Dieſer Standpunkt wird
ſowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Japan vor=
läufig
ſchroff abgelehnt. Die Begründung trägt einen ausge=
ſprochen
politiſchen Charakter. Beide Regierungen ſind der An=
ſicht
, daß die Herabſetzung des Tonnagegehaltes der 10 000=
Tonnen=Kreuzer den Aktionsradius erheblich beſchränke, wodurch
dieſe bedeutungsvollſte Waffe der modernen Seeſtreitkräfte prak=
tiſch
ihre Bedeutung für dieſe beiden Staaten verlieren würde.
Während England in allen Teilen der Welt feſte Stützpunkte
beſitzt, haben fowohl die amerikaniſchen als auch die japaniſchen
Kampfeinheiten im Falle eines Konfliktes keinerlei feſte Stütz=
punkte
im Pazifiſchen Ozean. Aus dieſem Grunde iſt die Frage
eines möglichſt großen Aktionsradius für die amerikaniſche und
die japaniſche Flotte von entſcheidender Bedeutung. Die Forde=
rung
nach Herabſetzung der Tonnage der Kreuzer auf 7500 Ton=
nen
wird politiſch dahin erklärt, daß die britiſche Flotte dann
eine kaum mehr einzuholende Ueberlegenheit über die amerika=
niſche
und die japaniſche Flotte erhielte. Das japaniſche Ab=
rüſtungsprogramm
iſt, wenn auch in knapper Form gefaßt, ſo
doch äußerſt kompliziert und zielt im Grunde auf die Aufrecht=
erhaltung
des gegenwärtigen Status hin. Ueber dieſen Punkt
beſtehen gleichfalls weitgehende Meinungsverſchiedenheiten. Die
engliſche Regierung iſt der Anſicht, daß der gegenwärtige Status
der Flotten der drei Regierungen nicht als Baſis eines gemein=
ſamen
Flottenabrüſtungsabkommens gelten könne. Die engliſche
Delegation weiſt dagegen darauf hin, daß der japaniſche Vor=
ſchlag
im Falle einer Durchführung zu völlig unmöglichen Kräfte=
verhältniſſen
führen werde. Auch über die Herabſetzung der
Unterſeeboote beſtehen nicht unerhebliche Gegenſätze. Die ameri=
kaniſche
Regierung will eine feſte Zahl von Tauchbooten für jede
einzelne Regierung feſtſetzen, jedoch, um der Unterſeebootwaffe
den Angriffscharakter zu nehmen, eine Höchſttonnagegrenze von
1700 Tonnen feſtſetzen. In welcher Weiſe dieſe Gegenſätze über=
brückt
werden können, iſt zurzeit noch ſchwer zu überſehen.
Die Zapaner gegen das Stärkeverhältnis von 5:5:3.
EP. Tokio, 22. Juni.
In Kreiſen des Marineminiſteriums wird zu den Meldun=
gen
über den Verlauf der erſten Sitzung der Genfer Konferenz
erklärt, daß der amerikaniſche Vorſchlag, das Stärkeverhältnis
von 5:5:3 auf die Hilfsſchiffe auszudehnen, nicht als befriedi=
gend
betrachtet werden könne. Auch der Vorſchlag zur Abſchaf=
fung
der Unterſeeboote könne nicht endgültig gebilligt werden.
Ferner ſolle nicht an die durch das Waſhingtoner Abkommen
geregelten Fragen gerührt werden, wie es England vorſchlage.
Der Wortführer des Marineminiſteriums hat Preſſevertretern
erklärt, daß Japan die engliſchen Vorſchläge auf Begrenzung des
Bauprogramms für große Schiffseinheiten nicht vorbehaltlos an=
nehmen
könne. Auch der engliſche Vorſchlag, das Kaliber der
ſchweren Geſchütze auf 340 Millimeter zu beſchränken, ſei voraus=
ſichtlich
für Japan unannehmbar.

Die Amerikaner gegen die engliſchen Vorſchläge
für Linienſchiffe.
Bei einem amerikaniſchen Preſſeempfang erklärte der Führer
der amerikaniſchen Delegation, Botſchafter Gibſon, daß die
Dreimächtekonferenz beſonders im Anfang auch große techniſche
Schwierigkeiten habe, die in der Verſchiedenartigkeit der tech=
niſchen
Bezeichnungen beruhten, ſo daß ſozuſagen erſt eine ein=
heitliche
techniſche Terminologie zwiſchen den drei Delegationen:
vereinbart werden müſſe. Die engliſchen Vorſchläge für Linien=
ſchiffe
, erklärte Gibſon auf eine Frage, brauchten auf dieſer Kon=
ferenz
nicht in Erwägung gezogen zu werden, da ja im Jahre
1931 ohnehin eine neue Konferenz für die Verlängerung des nur
10 Jahre geltenden Waſhingtoner Abkommens ſtattfinden müſſe.
auf der die Frage der großen Schlachtſchiffe behandelt werden;
wird. Auf die Frage, ob die Konferenz ſich auch mit politiſchen
Fragen zu befaſſen hätte, erwiderte der amerikaniſche Botſchafter,
daß ſie dazu nicht da ſei, daß ſich aber natürlich politiſche Be=
trachtungen
auch von der Beſprechung techniſcher Marinefragen
nicht ganz ausſchalten ließen.
Rechtfertigung der engliſchen Vorſchläge.
Gelegentlich eines Preſſeempfanges rechtfertigten die Mitglie=
der
der engliſchen Delegation, Admiral Field und Admiral Jelli=, der Führer der engliſchen Flotte in der Jütlandſchlacht, die
der Dreimächtekonferenz vorgelegten Vorſchläge der engliſchen:
Regierung. Sie nehme für die engliſchen Vorſchläge beſonders;
den Vorzug der abſoluten Freimütigkeit in Anſpruch. England=
wolle
, daß jeder ſeine Karten klar auf den Tiſch lege und offen:
erkläre, wieviele Schiffe jeder Kategorie er zu ſeiner Sicherheit:
brauche. Durch das Waſhingtoner Abkommen ſei eine Herab= der Zahl und der Größe der Schlachtſchiffe herbeigeführtt
worden, dagegen eine ſtarke Vermehrung der ſogenannten Hilfs=
ſchiffe
eingetreten. Nun ſollen auch dieſe Kategorien beſchränkt:
werden. Durch den engliſchen Vorſchlag, die Lebensdauer der;
Schiffe zu verlängern, würde das nächſte Hauptziel aller Ab=
rüſtungsmaßnahmen
, nämlich die Erſparung von Ausgaben, am.
beſten erreicht und ſo die Rüſtungslaſten herabgeſetzt werden.:
Auch die Unterſeeboote müßten in die Beſchränkung einbezogen!
werden, denn ſie ſeien ſehr wohl für Offenſivzwecke brauchbar,,
und von der Begrenzung ihrer Zahl und ihrer Tonnage hänge:
auch die Beſchränkung von Zahl und Tonnage der Zerſtörer ab.
Die Vorſchläge der Vereinigten Staaten verlangten auch eine=
Ausdehnung des Waſhingtoner Abkommens, aber ſie ſeien nach
der engliſchen Auffaſſung weniger praktiſch als die engliſchen!
Anträge. Gegen die japaniſchen Vorſchläge wenden die Eng=
länder
ein, daß ihre Grundlage, nämlich die Annahme der gegen=
wärtigen
Flottenſtärke als Baſis, Japan zu ſtark gegenüber Eng=
land
begünſtigen würde. Beſonderes Gewicht legt die engliſche=
Delegation auf die Betonung der Tatſache, daß England wie=
kein
einziges anderes Land auf die Benutzung der Seewege an=
gewieſen
ſei, und daß durch die engliſchen Vorſchläge, die auch
die Zahl der Schiffe einſchränken wollen, eine wirkliche Herab=
ſetzung
der Rüſtungen eher erreicht wird, als durch die amerika=
niſchen
Vorſchläge, die nur auf der Geſamttonnage beruhen. Bei
dieſer Bemeſſung der Flottenſtärke würde dem Wettrüſten kein.
Ende gemächt, denn die Herſtellung einer großen Zahl kleinerer;
Schiffe bleibe dann immer noch möglich.
Die Abſichten Frankreichs.
Bekanntlich haben ſowohl die franzöſiſche als auch die italie=n
niſche Regierung die Beteiligung an der Dreimächtekonferenz
ſchroff abgelehnt und lediglich die Entſendung eines Beobachters
zugeſtanden. Die Abſichten Frankreichs dürften hierbei klar ſein.
Auf der Waſhingtoner Konferenz hat ſich Frankreich, die zweit=
größte
Kolonialmacht der Welt, tatſächlich zu einer Seemacht:
dritten Ranges herabdrücken laſſen. Frankreich will nunmehr;
insbeſondere im Hinblick auf das außerordentlich umfangreiche.
franzöſiſche Flottenbauprogramm keinerlei Bindungen, insbeſon=
dere
hinſichtlich der leichteren Seeſtreitkräfte, auf ſich nehmen, die=
tatſächlich
nur die gegenwärtig außerordentlich beſchleunigte=
Entwicklung der franzöſiſchen Flotte hemmen würden. Inter=
eſſant
iſt in dieſem Zuſammenhang, daß der erſte engliſche Dele=
gierte
in der Eröffnungsſitzung der Konferenz den formellen=
Vorbehalt einer Aenderung des zukünftigen Abrüſtungspro=
gramms
der drei Mächte für den Fall machte, daß eine an der
Konferenz nicht beteiligte Regierung zu weitgehenden Flotten=
rüſtungen
ſchreiten und hierdurch eine weſentliche Störung des
gegenwärtigen Gleichgewichtes der Seeſtreitkräfte herbeiführen.
würde. Unzweideutig dürfte es ſich hierbei um einen Hinweis-
auf
Frankreich und wohl auch auf Sowjetrußland handeln.
Das neue rumäniſche Kabineit.
EP. Bukareft, 22. Juni.
Der König hat geſtern ſpät abends Bratianu mit der Bil=
dung
der neuen Regierung beauftragt. Das Dekret über deſſen
Ernennung zum Miniſterpräſidenten wird heute früh veröffent=
licht
werden. Der König hat Bratianu gebeten, noch einen letzten
Verſuch zu einer Verſtändigung mit der Nationalen Bauernpartei
zu machen. Bratianu wird heute früh der Nationalen Bauern=
partei
den Vorſchlag machen, ihre im zurückgetretenen Kabinett
innegehabten Portefewilles zu behalten. Die Bauernpartei ſoll
jedoch entſchloſſen ſein, dieſen Vorſchlag abzulehnen.
Die neue Regierung Bratianu hat heute mittag den Eid in
die Hände des Königs abgelegt. Das neue Kabinett ſetzt ſich wie
folgt zuſammen. Miniſterpräſidium und Aeußeres: Jonel Bra=
tianu
, Inneres: Duca, Finanzen: Vintila Bratianu, Krieg: Ge=
neral
Angelescu; die übrigen Portefeuilles verbleiben bei den
Miniſtern der liberalen Partei im Kabinett Stirbey und bei den
Miniſtern Lupu, Argetojanu und Popescu, die ebenfalls dem
Kabinett Stirbey angehörten. Die neue Regierung beabſichtigt,
die Neuwahlen um 14 Tage zu verſchieben,
Streſemanns Osloer Reiſe.
Berlin, 22. Juni.
Wie aus Oslo gemeldet wird, wird Dr. Streſemann an=
läßlich
ſeiner Anweſenheit in Oslo auch vom norwegiſchen König
in Audienz empfangen werden. Das Programm, das der Reichs=
außenminiſter
in der norwegiſchen Hauptſtadt zu abſolvieren hat,
iſt ziemlich reichhaltig. Außer beim König wird Dr. Streſemann
am nächſten Dienstag auch vom Storthing=Präſidenten empfan=
gen
werden. Daran anſchließend findet ein Preſſeempfang und
am Abend ein diplomatiſches Bankett beim deutſchen Geſandten
ſtatt. Am Mittwoch wird Dr. Streſemann den Nobelvortraß
halten, in dem er ſich, wie verlautet, wahrſcheinlich auch über die
Abrüſtungsfrage äußern wird. Am Abend iſt Dr. Streſemann
Gaſt des Nobelkomitees. Der Donnerstag iſt mit einem Empfang
beim Außenminiſter Lykke und einem Begrüßungsabend durch
die deutſche Kolonie ausgefüllt. Der Vortrag des Reichsaußelle
miniſters wird durch den Rundfunk von der neuen ſchwediſchen
Großſtation Motala verbreitet werden.

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Nummer 172

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Geite 5

iet eine ziu
ſchiffe herbeins!
r ſogenannten /.
Rategorien beſät
Die Lebensdan
Hauptziel aln 7
ß von Ausgaben.
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h als die ende
e wenden dieK
hme der /

kqersbureau für ſoiche Reiſen nach der Schweiz zu ermäßigten Preiſen
.f. Außer ſämtlichen Eiſenbahnfahrkarten liegen auch Luftfahrkarten
da rt auf. Die Anmeldungen zu der Prämiierung von Blumen=
uur
d Pflanzenſchmucklaſſen zu wünſchen übrig, und wird wieder=
hu
lt darauf aufmerkſam gemacht, daß in dieſem Sommer für die Prämi=

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 23. Juni.
Heſſiſches Landestheater. Morgen Freitag abend wird im Großen
auſe Ariadne auf Naxos zuſammen mit Bürger als
( delmann für Miete l. und diejenigen Mieter der Miete K des
Aeühnenvolksbundes gegeben, die Zuſatzmiete Xl haben. Den Jourdain
ſiu ielt zum erſten Male Paul Maletzki, die Partie des Echo wird von
Si itta Müller=Wiſchin geſungen. Die D=Mieter erhalten in
Oyeſer Woche ausnahmsweiſe ihre Vorſtellung am Samstag, 25. Juni,
unnd zwar Molnars Spiel im Schloß. Heute beginnt an der
Juageskaſſe des Großen Hauſes der Vorverkauf zu der Neuinſzenierung
von Smetangs Verkaufte Braut am Sonntag, den 26. Juni.
MTit dieſer Aufführung werden ſich Generalintendant Ernſt Legal wie
auch Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock vom Darmſtädter Publikum
wrrabſchieden.
Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
(breitung: Direktor Adalbert Steffter). Für die am Samstag, 25. Juni,
ſoginnende Sommerſpielzeit werden noch Abonnements zum Preiſe von
728 Mk., zahlbar in zwei Raten, ausgegeben. Die Einzelpreiſe wäh=
mnd
des Gaſtſpiels Erik Wirl betragen 1,506,00 Mk. Die Vorſtellung
Die Roſe von Stambul beginnt ſowohl Samstag wie auch
fülgende Tage um 8 Uhr. Auf den Inhalt der Operette einzugehen, ei=
uugrigt
ſich ja, da dieſes Stück Eereits vor Jahren hier mit großem Er=
follg
aufgeſührt wurde, und iſt anzunehmen, daß dasſelbe auch jetzt mit
Erik Wirl als Gaſt in der Nolle des Achmed Beifall finden wird. Erik
Bsirl, der jetzt in Frankfurt einige Male gaſtiert hat, wird nach Ablauf
ſuäner Darmſtädter Gaſtſpiele bei dem Muſikfeſt in Baden=Baden einige
Dge gaſtieren. Mittwoch, den 29. Juni, nachmittags 4 Uhr, wird zu
gurnz kleinen Preiſen das beliebte Kindermärchen Hänſel und Gre=
tisl
gegeben.
Orpheum. Das ſeit Mitte voriger Woche gaſtierende Theater
künſtlicher Menſchen hat nur noch eine Spieldauer von vier
Dagen bis einſchließlich Sonntag, 26. Juni. Wer dieſes ent=
zu
ckende Schauſpiel bisher noch nicht geſehen hat, ſollte während dieſer
lyiezten vier Vorſtellungen die Gelegenheit nicht verſäumen, denn ſicherlich
jeder Beſucher in hohem Maße, von der vortrefflichen Kunſt des
L=Satro dei Piccoli überraſcht. (Siehe Anzeige.)
Verkehrsverein. Außer den ſchon mitgeteilten verſchiedenen Pro=
ſuiskten
für Geſellſchaftsreiſen liegen neue Proſpekte auf dem Ver=
ia
=ung wertvolle Preiſe zur Verfügung ſtehen: von der Stadtverwaltung,
vu m Hauptausſchuß des Mittelrheiniſchen Kreisturnfeſtes, vom Verkehrs=
vogrein
uſw., und wird erwartet, daß die Bürgerſchaft ſich gerade in die=
lomn
Sommer rege an der Schmückung von Fenſtern, Balkonen und Vor=
gerrten
beteiligt und unſeren Ruf als Gartenſtadt bei Anweſenheit der
ofelen Fremden und namentlich bei dem Beſuch der Kunſtausſtellungen,
beſi dem Turnfeſt und der landwirtſchaftlichn Ausſtellung in ſchönſter
2 eiſe beſtätigt.
Blindenſchachſpiel im Fürſtenſaal. In der heutigen Zeit iſt die
Aausſchaltung des Geſichtsſinnes bei vielen Betätigungen keine Neuheit
niehr. Wir haben Blindmaſchinenſchreiben, Blindklavierſpielen u. a. m.
Agährend jedoch bei dieſen Tätigkeiten der Taſtſinn der Finger eine
Vermittlung zwiſchen Werkzeug und Perſon herſtellt, hört beim Blind=
crachipielen
jede körperliche Verbindung mit dem Stoffe auf. Man
vu ſteht unter Blindſpiel das Spielen ohne Anſicht des Brettes, ledig=
uch
aus dem Gedächtnis. Ohnehin ſchon gilt das Schach für das ſchwerſte
z er Spiele, was beſonders bei ernſten Partien deutlich wird. Blindes
Sthachſvielen und zwar gegen verſchiedene Gegner gleichzeitig, ohne
Afnſicht des Brettes bedeutet eine geiſtige Leiſtung kaum glaublicher Art.
Ja der Tat können nur die Wenigſten dieſe Anſtrengung bewältigen.
ſer zum erſten Male, Zeuge der Leiſtungen eines Schachblindſpielers iſt,
dum mutet dieſe Dentleiſtung wie ein Wunder au. Freitag, den
Juni, haben die Schachfreunde Darmſtadts und Umgebung Gelegen=
zrit
, einem ſolchen Blindſpiel beizuwohnen. Herr Schachmeiſter Sämiſch
uard an dieſem Tage, abends 8 Uhr unmittelbar nach Beendigung
des Internationalen Meiſterturniers zu Bad=Homburg, an denen er
wzeit teilnimmt, im Spielheim des Darmſtädter Schachklubs 1875,
0 ürſtenſaal Grafenſtraße 18, 10 Partien gleichzeitig blind ſpielen.
ſſchermann iſt willtommen. Näheres erſehe man aus der heutigen An=
ſenge
.
Turngemeinde Beffungen 1865 e. V., Darmſtadt. (Wander= Ab=
ſerllung
.) Kommenden Sonntag, den 26. Juni Ifd. Js., findet die letzte
Bu tätigung der Wanderabteilung vor dem Kreisturnfeſt ſtatt, und zwar
ufffen ſich die Wanderluſtigen zu einer Nadtour nach dem vorderen
2in enwald. Um 634 Uhr vormittags iſt Zuſammenkunft Ecke Wittmann=
tnaße
und Orangerieallee, von wo pünktlich um 7 Uhr abgefahren wird.
2ur Weg führt uach RoßdorfGundernhauſen Dieburg Semd nach
Zyroß=Umſtadt. Die Rückfahrt regelt der Führer Turner Hirſch. Es iſt
m pfehlenswert, ſich für Selbſtverpflegung einzurichten. Hoffen wir,
ſchönes Wetter iſt, damit die Teilnehmer auch wirklich einen Genuß
zuben, und, was ſelbſtverſtändlich iſt, daß recht viele mitkommen.
Kundgebung. Am 23. Juni, dem Tag der Unterzeichnung des
Gaſailler Friedensvertrages, findet, wie in allen deutſchen Hochſchulen,
urr in Darmſtadt im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters,
urnds 8½4 Uhr, eine Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge ſtatt.
Harr Prof. Dr. G. Künzel wird die Feſtrede halten. Wir machen jetzt
chon auf die Veranſtaltung aufmerkſam und empfehlen dringend, die
tarrten umgehend bei der Studentenſchaft (Eingang kleines Portal an
Weſtſeite), Zimmer 4, geöffnet täglich von 912 Uhr, zu beſtellen,
al bereits ein großer Teil jetzt ſchon vergriffen iſt. Nähere Bekaunt=
ndh
chung folgt.
Sonderzug anläßlich der Schloßbeleuchtung in Heidelberg. Die
ſiu ichsbahndirektion Mainz teilt mit: Anläßlich der Ausſtellung für das
hettel= und Gaſtwirtefach in Heidelberg am 23. Juni findet eine große
Scloß= und Brückenbeleuchtung ſtatt. Zur Rückbeförderung der Teil=
teromer
wird ein Sonderzug mit folgendem Fahrplan vorgeſehen: Ab
heidelberg 22.50 Uhr am 23. Juni, Darmſtadt an 0.35, ab 0.50 Uhr
n. 24. Juni, Frankfurt a. M. an 1.25 Uhr. Ab Darmſtadt verkehrt ein
Un ſchlußzug nach Mainz wie folgt: Darmſtadt ab 0 40, Mainz an 1.17
Iam. Der Sonderzug hält zwiſchen Heidelberg und Darmſtadt auf allen
Zeiſchenſtationen an, zwiſchen Darmſtadt und Frankfurt, ſowie zwiſchen
Larrmſtadt und Mainz dagegen nicht.
* Der 6. Familientag der Vereinigung von Angehörigen der Familie
effenbach=Diefenbach führte am Sonntag morgen eine er=
rutliche
Zahl ſtimmberechtigter Mitglieder im Mozartſaale zuſammen.
ue in herzlich=fröhlichem Tone verlaufenen Verhandlungen führten zu
er- Beſchlüiſſen: ſofort mit der Drucklegung der im Manuſtript faſt
enrigen Familiengeſchichte zu beginnen, in den Nachrichten die wert=
ſollen
Vorträge der Tagungen zu bringen, das Mitgliederverzeichnis
Unen zugänglich zu machen und hinfort auch die Koſten der Tagung auf
ſie, Kaſſe zu übernehmen. Ein gemeinſames Mittagsmahl bei Sitte‟
ſült te die Zeit bis zum Beginn der Familienfeier angenehm aus. Es
vuren herzerhebende Stunden gemeinſamen frohen Feierns, als die zahl=
eüch
Erſchienenen an den mit Blumen in den Landesfarben geſchmückten
Caafeln Platz genommen hatten, herzlich begrüßt von dem ſtellvertreten=
en
. Vorſitzenden Oberlandesgerichtsrat i. R. Georg Dieffenbach.
beh eitet wurde der Tag in Vertretung des durch ſchwere Erkrankung in
er. Familie verhinderten Alterspräſidenten Forſtrat Dr. Ludwig Dief=
eGach
von Regierungsbaurat Wilh. Diefenbach=Erbach. Be=
nu
ßungen und Telegramme von nah und fern wurden verleſen; Stadt=
u
= Baurat J. Diefenbach aus Bochum zeigte in herzlichen Wor=
en
wie wertvoll es iſt, Familienſinn zu pflegen, auch ſchon bei den Kin=
enm
, für Herz und Gemüt und nicht zuletzt fürs deutſche Vaterland.
Nelo. Obermedizinalrat Dr. Balſer hielt diesmal den Hauptvortrag
bag den Profeſſor und Direktor der chirurgiſchen Univerſitätsklinik zu
ſellrlin: Joh. Friedrich Dieffenbach. Nachdem er einleitend
es. Heimganges oines treuen Freundes der Familie, des Geh. Medizi=
glrates
Dr. Weckerling in Friedberg, ehrend gedacht hatte, ent=
an
=f er in einſtündigem freien Vortrag ein anſchauliches Bild des buut=
nachſelvollen
Lebens jenes genialen Mannes, des erſten deutſchen
hnrurgen von Weltruf durch den ſich die deutſche Chirurgie nun neben
erg enigen der Fratzoſen und Engländer konnte ſehen laſſen. Ein
pa rateur von Gottes Gnaden, ein Wohltäter der Armen, iſt er nur
8 Jahre alt, 1847 in der Charité zu Berlin am Operationstiſch von
un m Herzſchlag getroffen, tot zuſammengeſunken. Seine letzte Schrift
ſſt=t, angeregt durch Verſuche eines amerikaniſchen Zahnarztes, den
itlel Der Aether gegen den Schmerz. Hätte ihm ſchon ein Betäu=
lun
gsmittel zur Verfügung geſtanden, was hätte er leiſten können!
ſwoſiſchendurch erklang das ſeelenvolle Violinſpiel von Fräulein Eliſa=
eith
Dieffenbach: die P=Dur=Romanze und das Rondino von
ſeu thoven, Kanzonetto von dAmbroſio und eine Gavotte von Goſſee,
einttändnisvoll begleitet von Fräulein Wilhelmine Weinmann,
gläche die Feſtteilnehmer noch durch Stücke von Grieg und Chopin ent=
ſchte
. Die harmoniſche Feier klaug fröhlich aus in einem von Prof.
mu oll mit feinem Humor ausgebrachten Togſt auf die Damen derer
Dieffenbach.

Sonnenfinſternis.
Am 29. Juni morgens wird der
Mond, der am Nachmittag des B.
die Ekliptik nordwärts überſchritten
hat, Neumond werden und ſich für
eine ſchmale Erdzone, die ſich in
England von Southport an der
Iriſchen See nach Middlesbrough
an der Nordſee und in Skandina=
vien
von Stavanger an der Nord=
ſee
über Rendalen, Offerdal, Sor=
ſeln
, Gellivara, Karasjoki, nach
Makur am Eismeer hinzieht, in
derſelben Ebene zwiſchen der Erde
und der Sonne befinden; damit
wird ſeine Scheibe diejenige der
Sonne ſür die kurze Dauer von
2450 Sekunden, je nach der Lage
des Beobachtungsortes, vollſtändig
bedecken. Dort ſind die Fachaſtro=
nomen
am Werke, um alten und
neuen Problemen, z. B. der allge=
meinen
Relativitätstheorie und der
phyſikaliſchen und chemiſchen Eigen=
ſchaft
der Coronaſtrahlen, eine wei=
tere
Klärung abzugewinnen. Süd=
lich
dieſer Zone wird in Europa
eine Teilverfinſterung zu beobach=
ten
ſein, und zwar in Deutſchland
eine ſolche von 7994 v. H. des
Sonnendurchmeſſers; in Heſſen
wird ſie 86,588,0 v. H. betragen
Da der Sonnenrand weniger Licht
ausſtrahlt als die Mitte, ſind bei
ſolcher Größe der Phaſe Licht= und
Photographen bei Aufnahme der einzelnen
Temperatur=Erſcheinungen zu er=
warten
, die alle Aufmerkſamkeit
Phaſen einer Sonnenfinſternis.
finden werden.
und auf dem mit 34,59 Zeitminuten
öſtlicher Länge von Greenwich be=
19 Minuten auf. Nach der geo=
graphiſchen
Lage eines jeden Ortes, ſenſchaftlichen Bedeutung der Expeditionen beſtimmt, daß alle Sendungen mit Obſervationsinſtru=
berechnen
ſich für ihn auch beſon=
dere
Zeiten und beſondere größte
Phaſen des Finſternis=Verlaufs.
ſcheibe um 5 Uhr 20 Min, 16 Sek. Geſchieht die Orientierung derart, Man achte auch auf das Verhalten der Vögel und Haustiere bei der Zu=
daß
der Nordpunkt der Sonnenſcheibe auf den Himmelspol bezogen wird, und Abnahme der Phaſe, ferner vermerke man die Zeiten, zu denen etwa
ſo erfolgt der Eintritt nahe am Weſtpunkte, und zwar 1,55 Grad ſüdlich vorhandene Sonnenflecken von dem Oſtrande der Mondſcheibe erreicht
davon. Von dort aus ſchreitet die Verfinſterung mit ſcharf begrenztem, und ſpäter vom Weſtrande wieder freigegeben werden! Um 7 Uhr
Eine eigenartig fahle Himmelsfärbung, Luft= und Landſchaftsſtimmung punkte der letzteren.

Zur Total=Sonnenfinſternis am 29. Juni.
Günſtigſte Beobachtungsſtelle in Norwegen.

Lager einer Sonnenfinſternis=Expedition
in Norwegen.
Für Darmſtadt, das auf der Die Aſtronomen aller Welt rüſten ſich auf die wiſſenſchaftliche Beobachtung der nächſten totalen
nördlichen Breite von 49,87 Grad. Sonnenfinſternis am 29. Juni. Der günſtigſte Beobachtungsort liegt in der Landſchaft Valdres
in Norwegen, nahe der Bahnſtrecke Oslo-Bergen. Dieſe Stelle iſt jetzt zum Zielpunkt zahlreicher
ſtimmten Meridian liegt, geht am wiſſenſchaftlicher Expeditionen geworden, die von deutſchen und ausländiſchen Obſervatorien und
29. Juni die Sonne um 4 Uhr Univerſitäten ausgerüſtet wurden. Die norwegiſche Regierung hat in Anbetracht der großen wiſ=
menten
unverzollt eingeführt werden dürfen.
Füir Darmſtadt beginnt die Bedeckung der Sonnen= durch die Mond= iſt eingetreten, die Lufttemperatur hat eine meßbare Abnahme erfahren.
kreisförmigen Einſchnitt vor, bis daß um 6 Uhr 15 Min. 31 Sekunden 14 Min. 52 Sek. wird die Verfinſterung beendet ſein; der Austritt der
die größte Phaſe von 87,0 v. H. des Sonnendurchmeſſers erreicht wird. Mond= aus der Sonnenſcheibe erfolgt 17,56 Grad nördlich von dem Oſt=

Staatspräſident Ulrich an Exz. von Ewald.
Staatspräſident Ulrich hat an Exz. v. Ewald folgendes
Glückwunſchtelegramm geſandt:
Es iſt mir eine Ehre, Ew. Exzellenz zum 75. Geburts=
tage
namens der Heſſiſchen Regierung aufrichtige Glückwünſche
übermitteln zu dürfen. Ihrer langjährigen arbeitsreichen
Tätigkeit im Intereſſe des Heſſenlandes ſei aus dieſem Anlaß
ehrend gedacht.
In der Monatsverſammlung der Sektion Darmſtadt des D. u. Oe.
Alpenvereins ſprach Herr Dr. Nau über Bergſteiger, indem er Aus=
zliſtung
und alpines Rüſtzeug des Hochtouriſten eingehend beſchrieb, ſo
den Kompaß, ſeine Anwendung hauptſächlich bei Nebel, und die verſchie=
denen
Arten von Schutzbrillen. Redner beſprach ſodann die gebräuch=
liciſten
Sorten von Pickel und Steigeiſen, dieſe hauptſächlichſten Hilfs=
mittel
des Bergſteigers, und vor allem das Seil, ſeine Technik, die ver=
ſchiedenſten
Knoten und Schlingen, ſeinen Gebrauch beim Klettern und
Abſeilen mit Hilfe von Karabiner, Mauerhaken und Ringe. Auch der
Kletter= und Eistechnik wurde eingehend gedacht. Den Dank der Ver=
ſammlung
für die leichtverſtändlichen Ausführungen, die einer eigenen
reichen Hochgebirgserfahrung entſtammen, ſprach der Vorſitzende der Sek=
tion
dem geſchätzten Redner aus. Zum Schluß der Verſammlung machte
Herr Dr. Tenner die Mitglieder der Sektion darauf aufmerkſam, daß
dio Anmeldungen und Vorauszahlungen, für die Teilnahme an der
Hauptverſammlung Anfang September in Wien und die Donaufahrt
von Paſſau aus bis ſpäteſtens Montag, den N. Juni, bei der Sektion
vorliegen müſſen.
Der Stenographenverein 1861 Darmſtadt fährt am nächſten Sonn=
tag
, 26. Juni, auf den 47. Verbandstag des Heſſen=Naſſauiſchen Steno=
graphenverbandes
nach Fulda. Am Vormittag um 11.30 Uhr iſt das
große Wettſchreiben, welches von 100 Silben an aufwärts anfängt, und
am Nachmittag die Beſichtigung der Sehenswürdigkeiten, unter anderem
des Grabes des Heil. Bonifatius.
Unlauterer Weitbewerb mit Bienenhonig.
Der Lehrer a. D. F. in Oberneuland, ein bekannter Imker,
prodnzierte aus eigenen Bienenſtöcken jährlich zirka 5000 Kilo Honig.
Sein Geſamtjahresverſand betrug jedoch 300 000 Kilo. Die fehlenden
Quantitäten Honig bezog F. aus dem Auslande. In Angeboten und
Inſeraten pries er ſeinen Honig wie folgt an: Blüten= oder Schleuder=
honig
, garantiert rein, 10=Pfundbüchſen 10,50 Mark, Lehrer F., Im=
kerei
und Honigverſand. In der Veröffentlichung dieſer An=
kündigung
erblickt das Landgericht Bremen einen unlauteren Wett=
bewerb
, indem es ausführt, daß es nicht darauf ankomme, ob ein be=
ſtimmtes
einzelnes Wort unwahr und zur Täuſchung geeignet ſei, es ge=
wige
vielmehr ſchon, daß die Anzeige im Ganzen dieſe Eigenſchaft habe.
Das ſei aber nicht zweifelhaft. Denn die Anpreiſung ſei zur Irrefüh=
rung
geeignet, weil man annehmen müſſe, der ganze zum Verſand ge=
langende
Honig ſei friſcher deutſcher Inlandshonig aus der
eigenen Imkerei des Angeklagten, während dieſer in Wahrheit 22ſgo
ſeines Honigverſands erſt aus dem Auslande einführte. Inſofern
ſei das Angebot auch geeignet, den Anſchein eines beſonders günſtigen
Angebotes zu erwecken. Der Angeklagte wurde deshalb wegen Vergehens
gegen 8 4 UWG. in Tateinheit mit Vergehen gegen 8 1 der Verordnung
gegen irreführende Bezeichnung von Nahrungsmitteln zu 1000 Mk.
Geldſtrafe verurteilt. Dieſes Urteil wurde auf die beim Reichs=
gericht
, eingelegte Reviſion des Angeklagten vom 3. Strafſenat
des Neichsgerichts beſtätigt, der in Uebereinſtimmung mit dem
Oberreichsanwalt zur Begründung u. a. folgendes ausführte: Der
Zweck des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb iſt nicht der Schutz
des Publikums, ſondern der des gleichartigen Gewerbes. Es kommt für
ſeine Anwendung nicht darauf an, ob tatſächlich niemand benachteiligt
oder der Preis ein angemeſſener war, ſondern ob objektiv unwahre An=
gaben
gemacht worden ſind. Nach der Geſamtwirkung auf
den unerfahrenen Durchſchnittsleſer iſt die Anzeige
in weſentlichen Punkten unwahr. Wenn der Angeklagte
an das Beſtehen eines Handelsbrauchs, daß Auslandshonig nicht beſon=
ders
deklariert zu werden braucht, geglaubt hat, dieſer Handelsbrauch
in Wirklichkeit aber unlauterer Wettbewerb iſt, ſo liegt ein Irrtum auf
dem Gebiete des Strafrechts vor und iſt nicht beachtlich. (III D 157/27.
28. April 1927.)

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Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt.
Zweitageswanderung nach Oberheſſen und Wanderung nach
Fränkiſch=Crumbach.
Zwei wundervolle Marſchtage waren es, die überreich das Früh=
aufſtehen
und die lange Bahnfahrt am erſten Tage belohnten. Erwar=
tungsvoll
wurde in Steinfurth der Zug verlaſſen, um die Wanderung
zu beginnen. Durch Steinfurths Roſenfelder ging zuerſt der Weg. Den
wißbegierigen Städtern wurde von freundlichen Gärtnern Auskunft über
die Art der Roſenkultur im Großen erteilt. Gar freundlich waren die
Grüße, die die Wanderer und die Wetterauer Bauern tauſchten. Bald
war die Münzenburg erreicht, und eingehend wurde das ſchöne Bauwerk
unter der bereiten Führung beſichtigt. Nach kurzer Raſt ging es weiter
nach dem Kloſter Arnsburg. Die Ueberreſte dieſes Kloſters erzählten
den Beſuchern von vergangenen Zeiten. Welch herrliche Baukunſt:
wurde hier vernichtet. Viel länger als es möglich war, hätte man
ſchauen und dem geheimnisvollen Raunen lauſchen mögen. Haben doch
die Kloſtermauern und Kunſtwerke ſo viel zu erzählen. Ein flotter
Marſch im ſchönen Hochwald, an ſaftigen Wieſengründen entlang, brachte
dann die Wanderſchar nach Lich. Hier wurde wieder der Zug beſtiegen
und nach Borsdorf gefahren. Von dort ging es zum Endziel des erſten
Tages, Bad Salzhauſen. Nachdem in den bereitgeſtellten Quartieren der
Wanderſtaub beſeitigt war, wurde unter der liebenswürdigen Führung
des Herrn Oberbaurat Berck aus Bad=Nauheim und Obergärtner Becker
aus Salzhauſen dieſes und die Badeanlagen beſichtigt. Ein herrliches
Plätzchen iſt dies. In Schönheit getaucht liegt es da, Ruhe und Frieden
atmet es, und viele der Wanderer wümſchten, länger hier bleiben zu
können. Recht ein Plätzchen, um Geſundung und Erholung zu finden.
Nach dem ganz ausgezeichneten Abendeſſen im Kurhaus, deſſen Inhaber
ein alter Darmſtädter Herr Baumgarten iſt, wurde mit der Ortsgruppe
Nidda des Vogelsberger Höhenklubs, deren Mitglieder herübergekommen
waren, ſchöne Stunden, durchwoben von dem gemeinſamen Ziel der
Wanderung, der Liebe zu Wald und Feld, zur Heimat und zum deut=
ſchen
Vaterland, verbracht. Begrüßungs= und Dankesreden wechſelten
mit gemeinſam geſungenen Liedern und Vorträgen. Recht ungern ſchie=
den
am nächſten Morgen die Wanderer von dieſer gaſtlichen Stätte.
Herzlicher. Dank iſt Salzhauſen zu ſagen, ganz beſonders aber
Hermn Baumgarten, der die Wanderer mit einer Herzlichkeit aufnahm
und ſür ſie ſorgte, daß Alle des Lobes voll waren. Der Ruf Auf Wie=
derſehen
war deshalb auch kein leerer Schall. Auch der zweite Tag
brachte reine Freude. Nidda lag bald hinter den Wanderern. Kurz
hinter Wallernhauſen wurde ihnen durch den dortigen Poſaunenchor
eine ſchöne Freude bereitet. Aus dem Walde ſchallte ihnen das Lied
Sonntag iſt’s entgegen. Weihevolle Stimmung herrſchte für kurze
Zeit. Dann ſetzte ſich die Kapelle an die Spitze der Wanderer und be=
gleitete
ſie mit Muſik ein Stück des Weges. Dann lag das reizende
Ortenberg vor den Wanderem, in dem kurze Raſt gehalten wurde. Wei=
ter
ging es über Bergheim nach Büdingen, dem Endziel der Zweitags=
wanderung
, zu. Der kurze, aber kräftige Gewitterregen, der die Wan=
derer
kurz hinter Bergheim erwiſchte, war gar bald verſchmerzt lachte
doch nach kuzer Zeit die Sonne wieder. Auch die Unterkunft in Büdin=
gen
im Hotel Stern war nur lobenswert, wie überhaupt während der
zwei Tage nur Allerbeſtes geboten wurde. Unter ſachkundiger Führung
wurde das reizende Büdingen beſichtigt, und dann ging es zum Zuge.
Die herrliche Wanderung war zu Ende. Uneingeſchränktes Lob gebührt
den beiden Führern, den Herren W. Heil und K. Röſſel, die in vorbild=
licher
Weiſe die Wanderung durchführten und für die Unterbringung der
Wanderer ſorgten. Das ihnen von Herrn Oberreallehrer Weide im
Namen der 60 Teilnehmer geſpendete Lob war wohlverdient.
Neben dieſer Wanderung machte am Sonntag die Ortsgruppe noch
eine Wanderung nach Fränkiſch=Crumbach zum 40jährigen Jubiläum der
dortigen Ortsgruppe. Die Führer die Herren Bauer und Ewald
verſtanden es gleichfalls, eine ſehr ſchöne Wanderung zu bieten. Iſt es
doch ein Gebiet, in das ſie wiederholt geführt haben, in dem ſie aber
ſtets etwas Neues zu zeigen vermögen. Von Ober=Ramſtadt aus ging
es nach Groß=Bieberau. Freund Schönberger ſorgte hier in bekannter
Weiſe für die Wanderer. Dann wurde nach Fränkiſch=Crumbach gewan=
dert
, im Standquartier Zum Rodenſtein Mittagraſt gehalten und ſpä=
ter
ſich am Feſtzug beteiligt. Auch in Fränkiſch=Crumbach waren die
Wanderer ſehr gut aufgehoben. Die Jubiläumsrede hielt Herr Ober=
ſtudiendirektor
Kiſſinger. FränkiſchCrumbach war an dieſem Tage eim
Sammelpunkt zahlreicher Ortsgruppen, und frohe Stunden wurden dort
verbracht.
G. Sch.
Der Firma H. L. Schlapp, Hofbuchhandlung und Antiquariat hier,
wurde, wie mitgeteilt, von der Expoſition Internationale de la muſique,
Genf ein Ehrenpreis für ihr Mitwirken bei dieſer Ausſtellung
zuerkannt. Die Urkunde iſt zurzeit im Schaufenſter der Firma Schlapp
ausgeſtellt.
Tageskalender für Donnerstag, den 23. Juni 1927.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7. Uhr, Ende nach
10 Uhr: Nathan der Weiſe. Kleines Haus: Geſchloſſen.
Orpheum abends 8 Uhr: Ali Baba. Konzerte: Schloß=
Café; Hotel=Reſtaurant Schmitz; Café=Reſtaurant Waldesruhe; Saal=
baugarten
. Darmſtädter Fecht=Elub im Fechtſaal Soder=
ſtraße
30, abends 8½ bis 10 Uhr: Fechtabend und Vortrag.
Union=Theater, abends 11 Uhr, Nachtvorſtellung: Menſch=
werdung
Kinovorſtellungen: Union= Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele. Theater=Varieté=Saal Perkeo,
Aleranderſtraße, abends 8 Uhr: Heitere Burlesken. Landes=
muſeum
, von 1019 Uhr, Ausſtellung: Alte Kunſt. Mathil=
denhöhe
, von 1019 Uhr, Ausſtellung: Neue Kunſt.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Rummer 172

Bezirksſchöffengericht.
1. Der Kraftwagenführer Ernſt Kaffenberger von Daiſen=
dorf
(bei Meersburg, Bodenſee), hatte die Böttingerſche Brauerei in
Auerbach gepachtet, doch konnte er das Geſchäft nicht mehr halten, da
er überſchuldet war; er meldete den Konkurs beim Amtsgericht Zwingen=
berg
an, doch wurde deſſen Einleitung mangels Maſſe abgelehnt. Er
gibt zu, im Zuſtande der Zahlungseinſtellung Vermögensſtücke verheim=
licht
und beiſeite geſchafft zu haben. Dem Weinhändler Karl Moritz in
Auerbach gegenüber als Pfandgläubigen wurde Freigabe der Gegen=
ſtände
verlangt, die als Eigentum ſeiner Schweſter, Frau Dieter in
Waſchenbach, reklamiert wurden. Schreiberin dieſes Briefs war die
mitangeklagte Eliſabeth Brenner in Auerbach, die als
Köchin in Dienſten des ledigen Ernſt Kaffenberger war. Die Brenner
gibt zu, den Namen Marie Dieter unter den fraglichen Brief geſetzt zu
haben. Kaffenberger und Gg. Dieter I. m Waſchenbach ſind
ſchließlich noch des Betrugsverſuchs angeklagt, indem vorgeſpiegelt
wurde, Gg. Dieter I. ſei Eigentüumer der Sachen. Kaffenberger war
früher Chauffeur in Darmſtadt und geht jetzt wieder dieſem Beruf nach.
Die Brenner, die früher Kontoriſtin war, will das Blankett, ohne ſich
etwas dabei zu denken, unterſchrieben haben. Der Angeklagte Dieter
will von einem Konkurſe ſeines Schwagers nichts gewußt und ahnungs=
los
eine Vollmacht zur Prozeßführung mit ſeinem Namen verſehen
haben. Alle ſtrafbaren Handlungen ſind im Jahre 1926 begangen. Kaf=
fenberger
hat ſich nachher mit dem Gläubiger Moritz verſtändigt und
vill die Schuld in Raten abtragen. Der Staatsanwalt betont, daß
Naffenberger in recht raffinierter Weiſe vorgegangen iſt, die Freigabe
der Pfänder ſollte bewirkt werden; es wird gegen ihn eine Geſamt=
gefängnisſtrafe
von ſünf Monaten und die Freiſprechung der beiden
anderen Angeklagten beantragt. Der Verteidiger des Kaffenberger ſtellt
darauf ab, daß der etwas beſchränkte Angeklagte in dieſe Fälſchungen
gewiſſermaßon himeingetorkelt ſei. Das Urteil erkennt gegen Kaf=
fenberger
auf 4 Monate Gefängnis; die beiden anderen
Angcklagten erzielten Freiſprechung. Das Urteil iſt rechtskräftig.
2. Wegen Betrugs und Unterſchlagung haben ſich zu verantworten
der Händler Hch. Filſinger, von Baiertal und der Pferdehändler
Hermann Oppenheimer in Heidelberg.
Die Anklage wirft dem Filſinger vor, daß er ſich als Lebensmittel=
großhändler
ausgegaben und ſich von einem Landwirt in Reiſenbach im
Odenſvald zwei Pferde erſchwindelt habe; Oppenheimer ſoll dieſe durch
Betrug von Filſinger erworbenen Pferde, auf denen Eigentumsvorbehalt
ruhte, an ſich gebracht und weiterverkauft haben. Filſinger, der angibt,
damals von ſeiner Frau getvennt zu leben, wohnte in Heidelberg bei
ſeiner Mutter; er war in Dienſten bei der Firma Bertolini, Lebens=
mittelgroßhandlung
, in Heidelberg. In dem ſchriftlichen Kaufvertrag
bezüglich der Pferde bezeichnete ſich Filſinger als Lebensmittelgroßhand=
lung
in Heidelberg, Eppenheimer Landſtraße 83. Filſinger erklärt,
Oppenheimer habe ihm erklärt, er (F.) ſei da hereingefallen; die beiden
Pfeude ſeien Kehlkopfpfeifer, er wolle ihm (F.) behilflich ſein, die Pferde
fortzuſchaffen; er habe einen Käufer für ſie. Filſinger iſt ſeit 4. März
1977 in Unterſuchungshaft. Der ganze Pferdehandel fand im Juli 1926
auf dem Beerfelder Markt ſtatt. Bei dem Weiterverkauf der Pferde
unter Mitwirkung von Oppenheimer ſoll nach Angabe des Filſinger viel
Hebräiſch geſprochen worden ſein. Oppenheimer will erſt viel ſpäter
von dem ſchriftlichen Kaufvertrag und dem Eigentumsvorbehalt Kennt=
nis
erhalten haben; er habe dem Filſinger nur geraten, die Pferde beim
Verkäufer zu reklamieren, weil das eine ein Kehlkopfpfeifer ſei. Zeuge
Bertolimi iſt Südfrüchtehändler und verkauft an Wiederverkäufer; Fil=
ſinger
habe öfter, auch zentnerweiſe, Warg von ihm gekauft. Der Rei=
händler
ausgegeben; ausdrücklich ſei ihm beim Handelsabſchluß geſagt
worden, daß es ſich um zwei Schnaufer handele. In Heidelberg erhielt
der Landwirt ſchlechte Auskunft über Filſinger und erfuhr, daß dieſer die
beiden Pferde nach Konſtanz inzwiſchen gebracht habe. Ein weiterer
Zeuge bekundet, daß das eine Pferd ein Kehlkopfpfeifer fei; das ſei aber
kein Währſchaftsfehler. Zeuge Pferdehändler Lichtenberger in Karls=
ruhe
hat die beiden Pferde um 1350 Mk. von Filſinger unter Garantie
gekauft. Dann bemerkte er, daß das eine Pferd ein Kehlkopfpfeifer
war; dieſes Pferd nahm Filſinger ſpäter zurück, und man verſtändigte
ſich wegen der Zahlung. Ein polizeilicher Zeuge von Heidelberg be=
kundet
, daß Filſinger im Jahre 1919 Schiebergeſchäfte mit Lebensmitteln
in Heidelberg gemacht habe. Der Staatsanwalt hebt hervor, daß der
Pferdehandel von Beerfelden für drei Perſonen üble Folgen gehabt
habe: der Landwirt Rechner von Reiſenbach habe dabei ſein Geld ver=
loren
, und zwei weitere Perſonen ſäßen heute auf der Anklagebank.
Filſinger ſei weder Lebensmittelgroßhändler noch im Beſitz nennens=
werter
Geldmittel geweſen; er habe lediglich als ſelbſtändiger Unter=
nehmer
Fuhren für den Südfrüchtehändler Bertolini beſorgt. Bezüglich
ſeiner ſei der Tatbeſtand des Betrugs nachgewieſen. Oppenheimer habe
gewußt, wer Filſinger war, daß er kein zahlungsfähiger Käufer war
Bei dem Kehlkopfpfeifen handele es ſich nicht um einen Währſchaftsfehler.
Oppenheimer habe aber aus dieſer Tatſache Kapital ſchlagen wollen fahrkarte nach Weinheim. Nuckſachverpflegung.
und beim Weiterverkauf der mit Eigentumsvorbehalt behafteten Pferde
mitgewirkt. Bei Oppenheimer könne auch Hehlerei in Betracht kommen.
Sicher liege aber bei ihm Unterſchlagung als Mittäterſchaft vor. Der
Strafantrag geht, gegen beide auf je ſechs Monate Gefängnis. Dem
Filſinger die Underſuchungshaft voll anzurechnen, ſtellt der Staatsanwalt
anheim. Der Verteidiger des Oppenheimer ſieht den Tatbeſtand der
Hehlerei nicht als erfüllt an; beim Verkauf an Lichtenberger habe dieſer
gar nicht mitgewirkt. Filſinger habe den Oppenheimer bei dieſem Ge=
ſchäftsgang
ausſchalten wollen. Der Staatsanwalt betont zum Schluſſe
noch, daß bei Oppenheimer auch Begünſtigung nach 8 257 St. G. B. in
Frage komuen könne.
Das Urteil erkennt gegen Filſinger auf ſechs Monate
Gefängnis; 3 Monate 2 Wochen ſind durch die Unterſuchungshaft
verbüßt; Oppenheimer wird freigeſprochen mangels Bewei=
ſes
. Das Urteil iſt rechtskräftig.
Polizeibericht. Geſtern nachmittag wurde im Walde am Heuweg,
in der Nähe des Beſſunger Forſthauſes, eine männliche Leiche, die
zur Unkenntlichkeit an dem bloßliegenden Körperteilen von Wild und
Ungeziefer zerfreſſen war, aufgefunden. An Hand der Bekleidungsſtücke
wurde die Perſönlichkeit des Toten feſtgeſtellt. Es handelt ſich um den
ſeit 8. Juni d. J8. vermißt gemeldetem 55jährigen Arbeiter Friedrich
Leopold Emig aus Roßdorf. Emig war ſchon längere Zeit ſchwer=
mütig
, was ihn wahrſcheinlich veranlaßte, freiwillig aus dem Leben zu
ſcheiden. In der Nähe der Leiche lag ein dem Toten gehörendes Küchen=
meſſer
, das er ohne Zweifel zum Oeffnen der Pulsader benützte.
Kunſfnotizen.
Ueber Werſe, Känſtier oder künſtleriſche Veranftaltungen, deren im Nachſtehenden Grwchnung
geſchiehl, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor

Aus Heſſen.
Starkenburg.
wenſaal war gut beſetzt und wickelte ſich die Feier in programmäßiger
dem außer den hieſigen Geſangvereinen noch 10 auswärtige Vereine teil=
nahmen
, hatte eine große Zuhörerſchaft angelockt. Als Kritiker war
Herr Prof. Dr. Noack aus Darmſtadt gewonnen worden und hatte die=
ſer
Herr eine nicht leichte Arbeit zu leiſten; denn es wurden durchveg
gute Leiſtungen geboten, die bezeugten, daß die teilnehmenden Vereine
mit Luſt und Liebe arbeiten. Es wird wohl an der einwandfreien
Kritik dieſes allſeits bekannten Muſikkenners keinerlei Zweifel
erhoben werden können. Beſonders erwähnt ſei noch, daß an der
Vevanſtaltung außer dem Sängergruß=Frankfut a. M. auch der hie=
ſige
Arbeiter=Geſangverein Treue mit ſeinem 160 Mitglieder ſtarken
gemiſchten Chore zum erſten Male vor die Oeffentlichkeit trat und unter
Leitung ſeines Dirigenten Herrn Strack durch ſein Können überraſchte.
Am Abend beſchloß ein gutbeſuchter Ball die 65jährige Jubiläumsfeier.
* Erzhauſen, 20. Juni. In der Ludwigshalle fand die 3. ordent=
liche
Generalverſammlung der Spar= und Leihkaſſe Erzhauſen, G.mb. H.,
ſtatt, die einen erfreulichen Beſuch aufzuweiſen hatte. Der Vopſitzende
eröffnete die Verſammlung und begrüßte die anweſenden Mitglieder.
Der Rechner verlas die Bilanz 1926, gab nähere Erläuterungen und
Vergleiche zur vorhergehenden 1925. Das Inſtitut hat im letzten Jahre
koloſſale Fortſchritte gemacht, der Warenvenkehr hat um 40 Prozent
zugenommen, die Spareinlagen ſind um 160 Prozent geſtiegen. Es
wurde noch der Neviſionsbericht verleſen und durchgeſprochen. Hier
iſt zu erwähnen was Oberreviſor Dr. Rohr vom Ludwigshafener Ver=
band
wörtlich ſchreibt: Im allgemeinen zeigt nicht nur der Reviſions=
bericht
, ſondern auch Ihre Bilanz, daß Ihre Genoſſenſchaft ſteigende
Umſätze und ſteigende Gewinne zu verzeichnen hat. Sie verdanken das
in erſter Linie Ihrem gewiſſenhaften Rechner, wie Ihrem äußerſt regen
Vorſtand unter Leitung Ihres Vorſitzenden. Der Reingewinn betrug
im abgelaufenen Geſchäftsjahr 1254 Mk. nebſt 100 Prozent Abſchrei=
bung
vom Inventar. Der Geſamtumſatz 258 657,25 Mk. Die ganze
Tagesordnung wickelte ſich glatt ohne Widerſpruch ab. Nach Erledigung
derſelben dankte der Vorſitzende für das Vertrauen der Genoſſen der
Verwaltung gegenüber und gab dem Wunſche Ausdruck, noch mehr als
ſeither ſeinen Bedarf in der Genoſſenſchaft zu decken
* Griesheim, 22. Juni. Waſſerverſorgung. Von Don= * Pfungſtadt, 2. Juni, Kirchenrechnung. Die Kirchen
nerstag, den 23. d. M., ab kann der Ortsteil ſüdlich der Neuen Darm=
ſtädter
Straße, Hintergaſſe und Schulgaſſe mit Waſſer verſorgt wer=
den
. Die Waſſerabgabe erfolgt zuerſt auf einige Wochen ohne Waſſer=
meſſer
, da bei erſtmaliger Inbetriebnahme des Rohrnetzes irgendwelche
loſe Beſtandteile in der Leitung vorhanden ſein können, die auf die
Meſſer ſchädlich einwirken. Die ohne Waſſermeſſer bezogenen Waſſer=
mengen
werden in dem der erſten Ableſung der Meſſer folgenden Mo=
nat
berechnet, und zwar im Verhältnis des Verbrauchs der erſten Ab=
leſung
. Will der Hauseigentümer Waſſer aus der Leitung nehmen, ſo
hat er dies bei der Bürgermeiſterei, Zimmer 8, zu melden, worauf die
Plombe abgenommen und dieſer Tag als Beginn der Belieferung mit
Waſſer gerechnet wird.
II. Eberſtadt, 21. Juni. 7. Jugendfeiertag. Der diesjährige
(7.) Jugendfeiertag der hieſigen Volksſchule findet, wie bereits angekün=
ſenbacher
Landwirt betont, Filſinger habe ſich als Lebensmittelgroß= digt, am kommenden Samstag, den 25. Juni, ſtatt. An dieſem Tage
fällt der Schulunterricht aus. Nachmittags um 3 Uhr wird ſich von
dem Schulhauſe aus der Feſtzug der Kinder, begleitet von der Kapelle
des Muſikdereins Edelweiß und dem Pfeifer= und Trommlerkorps
der Freien Turnerſchaft, in Bewegung ſetzen. Eine Schüler= Radfahr=
abteilung
wird den Zug eröffnen, der einige Ortsſtraßen paſſieren und
ſich nach den Sportplätzen im Walde begeben wird. Dortſelbſt wird
ſich, wie in den früheren Jahren, die Schuljugend bei den Klängen der
Feſtmuſik in Sport und Spiel tummeln und frohe Lieder ſingen. Die
Feſtanſprache hält Herr Lehrer Becker. Auch wird wieder die übliche
Johannisbrezel zur Verteilung gelangen, wofür der Gemeinderat zur
Freude der Schuliugend die nötigen Mittel bewilligt hat. Einen Haupt=
anziehungspunkt
nicht nur für die Jugend, ſondern auch fün die Alten,
dürften die vorgeſehenen Wettſpiele und Kinderbeliſtigungen bieten.
winken doch hierbei für die Schiler ſchöne Preiſe als Lohn. Hoffentlich
iſt der Tag von gutem Wetter begünſtigt. Geologiſche
Wanderung. Unter Führung des Händelslehrers Dr. Diehl= Darm=
ſtadt
unternimmt der hieſige Ortsausſchuß für Volksbildung und Ju=
gendpflege
am koumenden Sonntag, den 25. Juni, ſeine 8 geologiſche
Wanderung. Sie führt von Heppenheim bis Weinheim. Abfahrt der
Darmſtädter Teilnehmer um 802 Uhr vom Hauptbahnhof, der Eber=

kornpressorlose
Dieselmoforen

Union=Theater: Der ſprechende Affe nach dem
gleichnamigen weltberühmten Bühnenwerk von René Fauchois, iſt die
Geſchichte eines armen Artiſten, der als ſprechender Affe auftritt und
von allen internationalen Varietébühnen als Phänomen engagiert wird.
Niemand ahnt, daß hinter dem zottigen Fell des Tieres ein fühlendes
Menſchenherz ſchlägt, und ſo iſt der Artiſt den tiefſten Demütigungen
ausgeſetzt. Erſt als die mißgünſtige Konkurrenz ihn tödlich verletzt,
geſteht er das Geheimnis ſeines Lebens. Dieſer ſpannende Film läuft
ab heute im Union=Theator. Raoul Walſh, der bekannte Regiſſeur, in=
ſzenierte
den Film. Olive Borden und Jaegues Leyner ſpielen die
Hauptrollen. Mit dem zweiten Großfilm Plättmamſell iſt
es uns wieder einmal uach lauger Zeit gelungen, die beliebte und ſtets
gern geſehene Oſſi Oswalda auf den Spielplan zu bringen; wir wer=
den
mit dieſem auserwählten Programm, deſſen muſikaliſche Illuſtration
in den Händen des Herin Kapellmeiſters Goorg Seibert liegt, dem
Publikum wieder voll und ganz Rechnung tragen.

V 311

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* Ein Wort zu den Feſten.
Es wird uns geſchrieben: Schon Goethe ſagt im Schatzgräber
Tages Arbeit, abends Gäſte, ſaure Wochen, frohe Feſte, ſei dein künftig
Zauberwort! Sicherlich ſchwebte ihm damals eine ſolche Hochflut von:
* Arheilgen, 21. Juni. Kritikſingen. Aus Anlaß ſeines Feſten, wie ſie ſich heute über uns ergießt, nicht vor. Es graſſiert zup=
G5jährigen Beſtehens hatte der hieſige Geſangverein Liederweig ju zeit, wie ſchon der Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der Volts.;
Gaſthauſe Zum weißen Schwanen ein Kritikſingen veranſtaltet, das bildung und Jugendpflege treffend bemerkte, die Feſtſeuche. Iedes
am Samstag abend durch Feſtkommers eingeleitet wurde. Der Schva= kleine und kleinſte Dorf feiert ſein Feſt. An ſich iſt das erfreulich, be=
dauerlich
bleibt nur die Häufung der Feſte innerhalb eines kurzen Zeitz;
Weiſe ab. Das am Sonntag nachmittag ſich abwickelnde Singen, an abſchnittes. Leſen wir die Provinzpreſſe, ſo können wir ſicher ſein, eim
Menge Ankündigungen neuer oder Berichte über, vergangene Feſte zuz
finden. Die Berichte ſind zum Teil außerordentlich roſig gehalten, ver=
mögen
jedoch den Kenner der Verhältniſſe nicht zu täuſchen. Es reißtt
eine gewiſſe Gleichgültigkeit den Feſten gegenüber ein, verurſacht durchö
das allzuoft! Da iſt irgendwo ein Vereinsfeſt. Man beobachtet,,
daß ſehr ſtarke Vereine nur zur Hälfte vertreten ſind, andere ſchicken nurr
Abordnungen‟. Das iſt auch ſehr verſtändlich, denn ſelbſt der gefüllteſtes
Geldbeutel kann bei dauernder Inanſpruchnahme für Feſtausgaben lern
werden. Auch auf dem Feſtplatz ſieht man mancherlei Unerfreuliches.
Von der Trihine herab ſpricht der Feſtredner im Schweiße ſeines Ange=
ſichts
, aber um ihn herum ſtehen von den vielen Feſtplatzbeſuchern kumm
hundert, während die Hauptmaſſe intereſſelos ißt oder trinkt. Hiern
wäre zur Erziehung des Publikums von den dazu berufenen Perſonem
noch viel zu tun. Auch die Darbietungen der einzelnen Gaſtvereline=
gehen
einem großen Teil der Feſtgäſte verloren; ob aus Intereſſeloſigkeitl
letzterer oder ungünſtiger Anlage der Tribünen, mag dahingeſtellt bleis
ben. Noch beſſer wird es, wenn zwei ränmlich nicht weit voneinandern
entfernte Orte ihr Feſt auf den gleichen Sonntag legen. Dann bleißtzt
den Nachbarvereinen nichts anderes übrig, als ſich zu halbieven. Sehru
abſtoßend wirkt auch eine nach den Feſten einſetzende Preſſevolemik, die
ſich oft in ſehr zu beanſtandenden Eingeſandts kundgibt. So der Ge=
fahr
eines für die Zukunft zu befürchtenden Sinkens des allgemeinem
Feſtmveaus erfolgreich entgegengearbeitet werden, ſo muß unter allenm
Umſtänden für feſtgebende Orte der Grundſatz lauten: Lieber wemgem
Feſte mit Leuten, die Geld in der Taſche haben, als umgekehrt!
* Eberſtadt, 22. Juni. Polizeibekanntmachung. Die
Bürgermeiſterei macht darauf aufmerkſam, daß auf den Fußſteigen den=
Ortsſtraßen und den öffentlichen Plätzen der Gemeinde das Fahrem
jeglicher Art, Radfahren. Fahren mit Handwagen, Schiebkarren undd
das Treiben von Vieh verboten iſt. Beſonders wird darauf hingewvieſen!
daß das Ueberfahren des Marktplatzes außerhalb des gepflaſtertem
Straßenzuges der Marktſtraße verboten iſt.
rechnung der evangeliſchen Kirchengemeinde für das Jahr 1925 liegt achn
Tage lang auf dem evangeliſchen Pfarramt zur allgemeinen Einſicht!
nahme auf. Gemeinderatsſitzung. Am Donnerstag dieſern
Woche findet eine Gemeinderatsſitzung ſtatt, bei der über den komm4
nalen Steuerausſchlag beraten werden ſoll. Brand. In der Aundd
holzfabrik Heinrich Haſſenzahl Sohn brach ein Brand aus. Das Feuer=
entſtand
in der Abteilung für giftfreie Zünder. Der Brand konnte glau
licherweiſe gelöſcht werden, ehe die Flammen auf andene Näume übet=
griffen
.
* Hahn bei Pfungſtadt 22. Jmi. Seuchenfrei. Die Ges
markung Hahn iſt jetzt wieder frei von Viehſeuchen. Der Handel mi
Schweinen uſw. iſt daher wieder geſtattet.
* Nieber=Ramſtadt, 21. Juni. Die hieſige freiw. Sanitätskolomp
vom Roten Kreuz hielt ihre ordentliche Generalverſammlung ab. Des
Kolonnenführer Wamboldt erſtattete nach einer Begrüßungsanſprachä
einen eingehenden Bericht über das abgelaufene Dienſtjahr. Hiervon ſs
erwähnt, daß die Ausbildung, Beſchaffung der Ausrüſtung und Unifornu
gute Fortſchritte gemacht hat. Auch war die Kolonne mit bei den erſtenn
weſche dem Ruf, eine Abteilung Helferinnen vom Roten Kreut 49
gründen. Folge leiſteten. Im abgelaufenen Jahr =fand ein Wieden=
holungskurſus
und eine Anzahl Uebungen im Gelände ſtatt. Siß
zeigten, daß die Alarmierung nach der Alarmliſte gut, raſch und ohnu
Aufſehen von ſtatten geht. In 25 Minuten war die Kolonne vollzählig
zur Stelle. Zum Beſten der Kolonne fanden in Nieder=Ramſtadt 3 un
in Traiſa 1 Konzert ſtatt und wurde den mitwirkenden Vereinen nacht
mals mit beſonderem Dank gedacht. Neu gewählt in die Führerſchaff
wurde Kamerad Wilhelm Bayer. Eine Arbeitsgemeinſchaft mit dm
Feuerwehren Nieder=Ramſtadt und Traiſa wurde vereinbart und dua
Mitgliedern bekannt gegeben. Dann folgte Rechnungsablage. Durch dem
Rechner Kolonnenführerſtellbertreter Riedel vorgetragen und von dur
Kommiſſion geprüft, wurde in allen Teilen richtig befunden. Hiſe=
leiſtungen
bei Unfällen fanden in 475 Fällen ſtatt; kleinere Hilfeleiſtung 1
werden nicht gemeldet. Eine Auszeichnung für 10 Jahre treue Dial=1
zeit konnte 10 Kameraden ausgehändigt werden. Bei dem Punkt Aa=
ſtädter
Teilnehmer um 8.15 Uhr vom Neckar=Bahnhof mit Sonntagsrück= ſchiedenes mußte feſtgeſtellt werden, daß durch die vielen Hilfeleiſtugag
große Beträge zum Ankauf von Verbandsmittel verwendet werden miſſa
und wurde beſchloſſen, den Ertrag des Deutſchem Roten=Kreuztages zum
Ankauf von dieſem zu verwenden. Gegen Unfall und Haftpflicht ſü=
ſämtliche
Mitglieder verſichert, auf Koſten des Roten Kreuzes und wurdes
die Statuten hierüber den Mitgliedern ausgehändigt. Auch wurde be
ſchloſſen, jedes Jahr einmal die Gräber verſtorbener Kameraden zu .4
ſuchen und mit Blumenſchmuck zu verſehen.
* Ober=Namſtadt 22. Juni. Bei der Untererhebſtelle ſind die 0e4
werbeſcheine für 1927 eingetroffen und wüſſen innerhalb 8 Tagen d2l
ſelbſt von den Gewerbetreibenden eingelöſt werden. Das 2. Ziel der bag
läufigen Landesſteuer 1927 iſt bei Meidung von Verzugszuſchlägen 55i
zum 25. Juni fällig.
* Roßdorf, 22. Juni. Am Donnerstag, den B. Juni, nachmittag,
von 34 Uhr, findet Säuglings=Beratungsſtunde in der Kleinknde. im Beinſein des Herrn Dr. med. Baumann ſtatt.
g. Groß=Bieberau, 21. Juni. Der Feſtzug am Hauptfeſttag unſerot
Sängerfeſtes ſcheint recht glanzvoll zu werden und wird denen der Voo
kriegszeit in nichts nachſtehen. Bis jetzt ſind 10 Vereine mit je 1 Wags=
vertreten
. Wenn auch bei dem herrlichen Wetter heute alles auf 184
Beinen iſt, um das duftende Heugras in die Scheuern zu bringen. 1
wird dieſe Woche voll und ganz den letzten Vorbereitungen zum Feilt
gewidmet ſei. All die läſtigen Steuer= und Mahnzettel ſind vergeſſ
und können der immer merkbarer, werdenden Feſthſtimmung und B=
rührigen
Händen, die den Gäſten einen angenehmen Aufenthalt bietst
wollen, keinen Einhalt gebieten.
* Groß=umſtadt, 21. Juni. Gaufeſt. Am 18. und 19. Juni wucte.
das Gaufeſt der Kraftſportler vom Odenwaldgau des Deutſchen Athletis
Sportverbandes in unſerer Stadt abgehalten. Da es ſich um die E
langung der Gaumeiſterſchaft handelte, war die Zahl der Wettkämpff
außergewöhnlich groß. Am Samstag abend bewegte ſich ein ſtattlicht
Fackelzug dunch die Hauptſtraßen nach dem Feſtplatze im Naibacher 20/
woſelbſt unter Mitwirkung faſt ſämtlicher hieſiger Vereine ein Fes
kommers abgehalten wurde. Die Wettkämpfe begannen am Sonnts
morgen um 7½ Uhr und dauerten mit kurzer Unterbrechung bis m.
ſpäten Nachmittagsſtunden. Erſt um 6 Uhr konnte die Preisverteilu=
vorgenommen
werden. Die Namen der Sieger hier aufzuführen, wirs
zu weit ſühren. Es waren durchweg ſchöne Leiſtungen, die man 7
Ningen, Hammer= und Gewichtwerfen zu ſehen bekam. Die Ningkäntk
wurden zuweilen ſehr lebhaft, und trotz des kühlen Wetters flöß manchs
Schweißtropfen. Daß es bei ſolchen Kämpfen leichte Verwundungr
abſetzt, iſt begreiflich; aber zu bedauern war es, daß auch fünf Geleis
bzw. Beinbrüche zu verzeichnen waren, ſo daß unſere wohlausgebilde
Sanitätsmannſchaft tüchtig zu tu hatte. Aufwertung von Spoo
kaſſenguthaben. Die hieſige Bezirksſparkaſſe gibt bekannt, daß
Miniſter des Innern auf Vorſchlag die Aufwertung der Spareinlags
bei der Bezirksſparkaſſe voverſt auf 15 Prozent feſtgeſetzt hat. Die B
ſchreibung der Aufwertungsbeträge erfolgt ortsweiſe. Hierzu wird no
eine beſondere Aufforderung erfolgen.

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[ ][  ][ ]

Nummer 172

Donnerstag, den 23 Zuni 1927

Seite 7

Großer S=ſangswetsſtreit verbunden mit der 90jährigen
Jubelieier des Schoitener Männerchors 1837.
Der 25., 26. und 27. Juni 1927 werden drei große Feſttage für
Söchotten ſein. Die Feſtſtadt Schotten rüſtet ſich, den Geſangswettſtreit
und die 80jährige Jubelfeier des Schottener Männerchors würdig zu be=
glrhen
. Das Feſt wird am Samstag abend 7½ Uhr am Rathaus ſeinen
Aamfang nehmen, nach kurzer Begrüßungsfeier wird ſich der Feſtzug zum
mahe gelegenen Feſtplatz begeben, wo nach den Begrüßungschören des
Sthottener Männerchors Konzert der Offenbacher Stadtkapelle unter Lei=
tung
des Obermuſikmeiſters (früher Inf.=Reg. Nr. 168), Männerchöre
drr Gaſtvereine, turneriſche Aufführungen uſw. für Unterhaltung ſorgen
merden. Am Sonntag morgen um 9 Uhr wird der Geſangswettſtreit
drei Sälen der Stadt beginnen, mittags 2 Uhr bewegt ſich ein ſtatt=
aher
Feſtzug mit den 34 am Wettſtreit teilnehmenden Männergeſang=
o
=geinen, vielen Feſtwagen, die das deutſche Lied veiherrlichen und an=
dwes
darſtellen, und den Vereinen der Stadt durch die Hauptſtraßen zum
Füi=ſtplatz, woſelbſt ſich das Feſt weiter entwickeln wird; auch am Montag
ernd vormittags 10 Uhr Frühſchoxpen und Konzert, nachmittags Feſt=
ſug
, Konzert, Volksbeluſtigung und Tanz ſtattfinden.
* Fränkiſch=Crumbach, 22. Juni. Die hieſige Ortsgruppe des Oden=
elrldklubs
feierte ihr 40jähriges Stiftungsfeſt und verband
ſaonit zugleich die Einweihung einer Schutzhütte, der Georg Wilh.
bn il=Ruhe‟ Sie wurde zum Andenken an den um den Odenwaldklub
ſchhverdienten Möbelfgbrikanten Georg Wilh. Heil errichtet. 24 Orts=
imyppen
hatten hierher eine Sternwanderung unternommen. Zahlreich
vr.ren die Wanderer nach Fränkiſch=Crumbach geeilt. Gewiß eine Lei=
turg
für Viele, die bei dem naſſen Wetter 56 Stunden gewandert
vr ren, um ihr Ziel zu erreichen. Trotz des regneriſchen Wetters herrſchte
Dorfe recht frohe Stimmung. Um ½3 Uh ſtellte ſich der Feſtzug
ur, eröffnet durch den Rodenſteiner Ritter mit ſeinem Gefolge. Ein
Gagen trug die noch lebenden Gründer der hieſigen Ortsgruppe zur
SiSutzhütte. Ein anderer Wagen zeigte den Nagelſchmied, ein ausſter=
ſinder
Handwerksberuf, bei ſeiner Arbeit. Viel bewundert wurde der
bund, der, im Rade laufend, den Blaſebalg zieht. Ein dritter Wagen
iin rte die Herſtellung der Hohlmaße aus Holz vor. Man konnte beob=
ſa
ten, wie das Holz gekocht und gebogen wurde. Eine Menge Simmer=
Maße und Mäßchen hingem auf dem Wagen. Daß bei einem richtigen
dienwaldfeſt nicht die Spinnſtuße fehlen darf, fühlte die Jugend. Schon
pitrhenlang war in nachen und entlegenen Dörfchen bei Verwandten und
8/kannten nach Trachten aus früheren Zeiten geſucht worden. Eine
ri ße Anzahl Burſchen und Mädchen in alten Trachten belebte darum
unch den Feſtzug. Wie ſchnurrten die Spinnräder und wie fröhlich ſang
mo tanzte die Jugend in ihrer Spinnſtube. Auch ein Erntewagen fehlte
ſicot. Der ganze Feſtzug bot ein farbenfrohes Bild. In den Straßen
ſaind eine dichtgedrängte Menge aus nah und fern, den Feſtzug zu ſehen.
tarh ½ſtündiger Wanderung kam derſelbe an der Schützhütte an. Vor=
tunder
Schädler begrüßte die vielen Wanderfreunde und Gäſte aufs
entzlichſte. Ein ſinniger Prolog, geſprochen von Fräulein Bohländer,
is s auf den hin, dem die Hütte geweiht wurde. Beigeordneter Kappes
enrüßte als Vertreter der Gemeinde die zahlreiche Feſtverſammlung.
darauf ergriff OSerſtudiendirektor Kiſſinger=Darmſtadt das Wort zur
ſeikrede. Es war eine Luſt, ſeinen begeiſterten und begeiſternden Wor=
in
zu lguſchen. Das Lob des Odenwaldes, das Lob des Wandereus, die
choe Freundſchaft der Wanderer, die Heimatliebe klangen durch die Rede.
tarürlich wurde auch des Rodenſteiners und ſeiner Treue gedacht. Re=
ieungsrat
Freiherr von Gemmingen, der Stifter des Platzes für die
ſqutzhütte, bekannte ſich in ſeiner Anſppache als Fränkiſch=Crumbacher,
3. Odenwälder und als Klucler. Ein Heidelberger Vertreter rühmte
Gaſtfreundſchaft der Crumbacher. Ueberall herrſchte frohe Wan=
enerſtimmung
, zumal auch der Wettergott ein Einſehen hatte und ſeine
ſoine den ganzen Nackmittag über ein frohes Geſicht machte. Gar zu
hr ell kam die Trennung von lieben Wanderfreunden.
* Kirchbrombach, 21. Juni. Feuerwehrfeſt. Von der Gunſt
* Wetters doch noch zufriedenſtellend bedacht, nahm die Bannerweihe
ei Freiwilligen Feuerwehr einen harmoniſchen und pünktlichen Ver=
rF
, was wir beſonders hervorheben möchten. Der Ausſchuß und ſein
übrer Adrian hatten gut vorgearbeitet. Samstag abend ging eine
hrung der Toten der Wehr auf dem Friedhof und eine ſolche der im
Bctkrieg Eefallenen am Kriegerdenkmal dem Feſt voraus. Ein präch=
gir
Fackelzug aller Ortsvereine leitete um 9 Uhr das Feſt ein. In der
erränſpracko legte Herr Deltau Gründungsgeſchichte und Leiſtung der
Buchr, ſowie den Zweck dieſes Feſtes dar. Aus der langen Reihe der
iklich guten Darbietungen des Abends erregten die Turnerinnen,
ſet=he nruzeitliche Formen des Frauenturnens zeigten, wohl das größte
muereſſe. Sonntags, nach dem Feſtgottesdienſt, bewies die Wehr bei
mm raſch und gewandt durchgeführten Brandangriff, daß ſie eine vor=
ioliche
techniſche Schulung beſitzt. Inzwiſchen trafen die auswärtigen
Bren ein und hatten vielfach ihre Muſikkapellen bei ſich. Ueberall er=
hAllen
die gern gohörten Märſche. Der ſehr ſtattliche Feſtzug war
urh öfters eingeſchobene Reitergruppen in Uniformen einſtiger Kaval=
r
=Regimenter, durch Feſtwagen von Vereinen, allegoriſche Gruppen
am tollend, und die zahlreichen Muſikkapellen recht belebt. Auf dem
eſt platz ſprachen Worte der Begrüßung Herr Adrian für die Wehr,
ehrr Bürgermeiſter Meiſinger für die Gemeinde. Glückwüinſche zur
8e he brachten dar: vom Kreisamt Herr Regierungsrat Dr. Schwan,
on Keisfeuerwehrverband deſſen Vorſitzender, Herr Bürgermeiſter
ey gler=Erbach. Nun nahm Herr Pfarrer Heuſel von hier die Weihe
s: Banners vor. In feinſinnigen Worten führte er aus, was das
ſaraner der Wehr ſein muß. Chöre hieſiger Vereine und ein Prolog
ilnen den Weihcakt ausſchmücken. Das Banner ſelbſt zeigt auf der einen
cenre die allgemeinen Feuerwehrabzeichen, die Gegenſeite weiſt ein
nu iatliches Motiv auf. Den Höhepunkt der nachmittäglichen Dar=
enungen
bildete eine Quadrille, geritten vom Reiterverein der Um=
iogend
. Die einſtigen Regiments=Uniformen zu ſehen, an deren Trägern
nſeer Volk Gott ſei Dank noch ſehr hängt, war für viele ein Genuß.
ie Feſtbälle abends wieſen überfüllte Säle auf. Montags frührten die
ciilerinnen prächtige Reigen vor. Hierauf ſetzten Volksbeluſtigungen
a. die oft wahre Lachſalven auslöſten. Die Wehr kann mit dem Ver=
u
ihres Feſtes ſehr zufrieden ſein.
* Michelſtadt, 22. Juni. Notariat. Anſtelle des in Reinheim
ufn elöſten Notariats wurde ein ſolihes bei dem Amtsgericht Michelſtadt
niſrhtet und Herrn Rechtsanwalt Otto Wolf durch das heſſiſche Juſtiz=
imkſterium
übertragen.
** Michelſtadt, 20. Juni. Fünfzigjährigen=Feier. In dem
m: Malermeiſter L. Fleckenſtein und H. Schmucker kunſtvoll dekorierten
elle des Schmerkers Garten fand die Feier des fünfzigjährigen Alters=
bläums
der Konfirmanden des Kirchſpiels Michelſtadt ſtatt, die eine
ch= unbedeutende Zahl von Jubilaren zuſammenführte. Nach dem
inmittags erfolgten Kirchgang ſowie der anſchließenden Beſichtigung
*!Mich=lſtadt auch auf ſportlichem Gebiete bekannt und berühmt
ganenden Stadions fanden ſich die Teilnehmer zum gemeinſamen Mit=
gst
tiſch im Schmerkers Garten zuſammen. Vorträge verſchiedenſter Art,
Spauch muſikaliſche Darbietungen, trugen weſentlich zur Verſchönerung
rFFeier bei. Der Abend war dem tanzluſtigen Beſuche vorbehalten.
** Ober=Moſſau, 21. Juni. Am heutigen Tage ſcheidet Herr Pfarrer
ex iba nach elfjähriger Tätigkeit von unſerem Ort, um eine neue
telle als Geiſtlicher in Wetterfeld in Oberheſſen anzutreten. Er über=
munt
damit die Pfarrei, die ſein verſtorbener Vater lange Jahre inne
ing. Ungern ſehen wir ihn und ſeine Familie aus unſerer Gemeinde
ſinden, denn ſie haben es in der langen Zeit ihres Hierfeins verſtanden,

it?Menſchengedenken durchzumachen hatte, in den letzten Kriegsjahren.
slSot ſich ihm daher ſchon ſofort bei ſeinem Antritt Gelegenheit, ſeinen
kimnenſchen in ſchwerer Zeit mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen.
ie dankbare Kirchengemeinde hat ſich dafür auch erkenntlich gezeigt,
drarch, daß ſie am letzten Sonntag in der Brauerei Schmucker eine
ſimmungsvolle Abſchiedsfeier veranſtaltete. Unter Mitwirkung der
ehnrerſchaft und der Schulkinder von Ober= und Unter=Moſſau, durch
eſtang und Vorträge von Gedichten, die der Feier angepaßt waren,
m. eine ergreifende Abſchiedsfeier zuſtande. Herr Lehrer Nebeling,
ber=Moſſau, ſprach im Namen des Kirchenvorſtandes und der Schul=
drſände
von Ober= und Unter=Moſſau den Dank aus für die erſprieß=
be
, Tätigkeit, die der Scheidende als Pfarrer und Erzieher der Jugend
Uef ſtet hat. Doch nicht nur als Pfarrer, ſondern auch als Menſch war
mmermüdlich tätig, durch Schaffung von ſozialen Einrichtungen ſich in
DDienſt der Allgemeinheit zu ſtellen. Herr Landwirt Friedrich, Ober=
ſfſau
, dankte Herrn Pfaurer Seriba im Namen der Genoſſenſchaft
Ober=Moſſau und der Spar= und Darlehnskaſſe Steinbuch, deren
Afſt ichtsrat er angehörte, für das große Intereſſe, das er der Genoſſen=
hiſt
tsſache entgegengebracht hat und für ſeine Mitarbeit. Er hob weiter
uwor, daß Herr Seriba auch für die Landwirtſchaft immer das größte
htrereſſe und volles Verſtändnis für die Schwere und Eigenart des Be=
fs
hatte. Weiter ſprach noch Herr Schönberger im Namen des Militär=
rafins
und Herr Beigeordneter Egly im Namen der Gemeinde Ober=
oſſſau
anerkennende Worte. Sichtlich bewegt dankte hierauf Herr Pfr.
erſba für die ſchöne Veranſtaltung und für die herzlichen Worte, die an
nggerichtet wurden. Er betonte, daß er während feines Hierſeins nicht
ur den Odenwald lieben und ſchätzen gelernt habe, ſondern ſich zeit=
bems
innerlich als Odenwälder und Moſſauer betrachten werde.

* Asbach, 21. Juni. Die Frankfurter Ferienkolonie ſpricht allen
Bewohnern des lieben, trauten Dörfleins Asbach für ihre freundliche,
zuvorkommende Aufnahme, insbeſondere Herrn Bürgermeiſter dem
liebevollen, edlen Kinderfreund, vor allem aber dem trauten, freund=
lichen
Heim, Gaſthaus und Metzgerei Ruths, das den Kindern in den
drei Wochen mehr war als Vater= und Mutterhaus, ihren herzlicheten,
innigſten Dank aus.
* Breitenbrunn, 22. Juni. Die Heuernte hät hier eingeſetzt und es
konnte bereits ein großer Teil des Heues unter Dach gebracht werden.
Da brachte das Wetter eine kleine Unterbrechung der Arbeit. Es ent=
luden
ſich nämlich mehrere heftige Gewitter über den öſtlichen Odenwald
und das Maintal und ſpendeten der durch die große Hitze ausgetrockneten
Erde einen erfriſchenden Regen. Durch Blitzſchläge wurden zwei am
Bache ſtehende Leitungsmaſten beſchädigt. Die Stromleitung iſt jedoch
intakt geblieben.
* Seckmauern, 22. Juni. Nächſten Sonntag, den 26. d. M., findet
in der evangeliſchen Kirche dahier die ordentliche Kirchenviſitation durch
den Superintendenten für Starkenburg, Herrn Geheimrat D. Flöring,
ſtatt. Am darauffolgenden Montag wird der Herr Superintendent den
evangeliſchen Religionsunterricht in den Schulen zu Breitenbrunn und
Haingrund beſuchen.
m. Beerfelden, 22. Juni. Feſte. Im nahen Gammelsbach feiert
der dortige Geſangverein Liederkranz kommenden Sonntag das Feſt
ſeiner Fahnenweihe. Samstag abend iſt Gedenkfeier am Kriegerdenk=
mal
, daran anſchließend Fackelzug und Kommers; der Sonntag bringt
da übliche Programm und der Montag eine Nachfcier. Kommenden
Sonntag feiert Herr Gärtner Wilhelm Verger und ſeine Frau, Katchen
geb. Rauenzohner das Feſt ihrer ſilbernen Hohzeit.
* Fürth i. O., 21. Juni. Die tropiſche Hitze der letzten Tage, die die
Heuernte ſehr begünſtigte, brachte uns am vergangenen Freitag ein
ziemlich heftiges Gewitter und den ſo nörigen Regen. Durch einen
Blitzſchlag in die Ziegelei, von T. Zeitz entſtand ein Brand, der dank der
ſchnellen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr bald lokaliſiert werden konnte.
Der Betrieb der Ziegelei iſt nicht geſtört, da das Feuer nur den Holz=
bau
ergriff; die Maſchinen ſind unverſehrt geblieben.
* Birkenau, 22. Juni. Das 75jährige Stiftungsfeſt des Geſangver=
eins
Eintracht, das am 18., 19. und 20. d. M. abgehalten wurde, nahm
einen ſehr ſchönen Verlauf. Am Vorabend fand eine Gefallenenehrung
am Kriegerdenkmal ſtatt, die in einfacher würdiger Weiſe verlief. Nach
dieſer Ehrung war Feſtkommers im Gaſthaus Zum Birkenauer Tal,
der ſehr ſtark beſucht war und einen ſchönen Verlauf nahm. Beim
Wertungsſingen am Sonntagmorgen beteiligten ſich viele Geſangvereine
des Gaues und konnten von den Preisrichtern gute und ſehr gute
Leiſtungen gebucht werden. Obſchon der Himmel kein freundliches Ge=
ſicht
machte und kurz vor 2 Uhr ein kräftiger Regen einſetzte, hellte ſich
der Himmel bald auf und der ſtattliche unnberſehbare Feſtzug konnte ſich
in Bewegung ſetzen und durch die feſtlich geſchmückten Straßen nach
dem Feſtplatze ziehen, wo ſich dann das Feſtprogramm in der ſchönſten
Weiſe abwickelte und ein munteres fröhliches Treiben begann. Am
Abend war Feſtball in zwei Lokalen, der ungemein ſtark beſucht war.
Am Montag mittag war großes Volks= und Kinderfeſt, und es war
herzerquickend, der frohen Kinderſchar bei ihren Spielen zuzuſchauen.
Ein Fackel= und Lampionszug am Abend beſchloß dann die in allen
Teilen ſo ſchön verlaufene Feier, auf welche der feſtgebende Verein mit
Stolz und innerer Befriedigung zurückſchauen kann. Der Beſuch von
auswärts war ein ſehr ſtarker und dürften ſämtliche Wirte ein flottes Ge=
ſchäft
gemacht haben.
* Aus dem Weſchnitztal, 22. Juni. Die Heuernte iſt jetzt bei
uns in vollem Gange. Leider fällt dieſelbe nicht ſo gut aus, wie man
erſpartete; der Ertrag dürfte um ein Drittel gegen den vorjährigen
zurückſtehen. Die kühle Witterung im Frühjahr war dem Graswuchs
nicht förderlich. Auf gut gedüngten und gepflegten Wieſen iſt der Er=
trag
ein beſſerer. Infolge des geringen Ertrages erzielen die Grasver=
ſteigerungen
durchgehends hohe Preiſe.
* Jugenheim, 22. Juni. Im Gaſthaus Zum Tannenberg fand die
dritte gut beſuchte Mitgliederverſammlung des Wirtſchaftlichen Ver=
bandes
bildender Künſtler, Gau Heſſen, ſtatt. Der Vorſitzende, Dr
Greiner, erſtattete Bericht über den Verlauf der Ausſtellung Kunſt
der Bergſtraße‟. Die Beſucherzahl betrug innerhalb eines Monats 800;
Verkäufe konnten bis jetzt in Höhe von 600 Mk. getätigt werden. Da ſich
unter denſelben nur ein Bild für 250 Mk. befindet, entfallen die übrigen
350 Mk. auf lauter kleiere Beträge, woraus erſichtlich iſt, daß die Be=
teiligung
auch in dieſer Hinſicht eine ſehr rege geweſen iſt. Beſonders
muß hervorgehoben werden, daß die breiten Schichten der Bevölkerung
der Ausſtellung ein außerordentlich ſtarkes Intereſſe ſeither entgegen=
brachten
, ſo daß die Erwartungen, die der Verband bei dieſer Veranſtal=
tung
hegte, weit übertroffen wurden. Dieſe glänzenden Erfahrungen
mit der Jugenheimer Ausſtellung gaben Veranlaſſung, dieſen Gedanken
der jurhfreien Kunſtmeſſen weiter auszubauen. Eine zweite ähnliche
Ausſtellung wird bereits am 26. Juni in Lindenfels in der dortigen
Turnhalle eröffnet werden, die von den Behörden bereitwilligſt zur
Verfügung geſtellt wurde. Auch dort iſt durch Unterſtützung von ſeiten
der Gemeinde, des Verſchönerungsvereins, der Regierung und privater
Perſönlichkeiten die finanzielle Seite der Ausſtellung geſichert. Die Aus=
ſtellung
ſoll während der Hochſaiſon offen ſein. An dieſe Ausſtellungen
in Jugenheim und Lindenfels wird ſich eine Ausſtellung in Bensheim
knüpfen, deren Unterſtützung auch die dortigen Behörden bereits zu=
geſichert
haben. Sie ſoll Anfang September eröffnet werden mit einer
etwa vierwöchigen Dauer. Weitere Ausſtellungen ſind bereits geſichert in
Michelſtadt und für die oberheſſiſchen Mitglieder in Büdingen. Geplant
und beſprochen würden ſolche für Bingen und Worms. Nachdem noch
einige interne Angelegenheiten des Verbandes beſprochen waren und
die Verſammlung, die einen außerordentlich angeregten Verlauf nahm,
geſchloſſen wurde, wurde eine gemeinſame Beſichtigung der Ausſtellung
Kunſt der Bergſtraße vorgenommen, die allgemeina Befriedigung aus=
löſte
. Erwähnt ſei noch, daß der Verband mit einer Zahl von annähernd
160 Mitgliedern jetzt faſt reſtlos die geſamte heſſiſche Krinſtlerſchaft um=
faßt
. Mit Befriedigung konnte der Vorſitzende mitteilen, daß dem Ver=
band
bereits einige fördernde Mitglieder (Nichtkünſtler) mit namhaften
Jahresbeiträgen und einmaligen Zuſchüſſen für den Gedanken unſerer
juryfreien Ausſtellungen beigetreten ſind.
* Heppenheim a. d. B., 22. Juni. Heugrasverſteigerung
Am kommenden Freitag, nachmittags um 1.30 Uhr beginnend, wird das
Heu= und Grummetgras von einer größeren Zahl freiwillig zum Aus=
gebot
kommenden Weideſtücken, von den Allmendwieſen der Hoſpitaliten,
von einer größeren Zahl feriwillig zum Ausgebor kommenden Allmend=
wieſen
im Saalbau Karchner=Heppenheim meiftbietend verſteigert.
Allmendverloſung. Am 21. Juni nachmittags wurden die All=
mendwieſen
an die bezugsberechtigten Ortsbürger im Rathausſaale hier
verloſt. Beſitzwechſel. Die Villa Schirmeck in der Waldſtraße
iſt von der ſeitherigen Beſitzerin, Frau Kommerzienrat Poſt Ww., zum
Preiſe von 55000 Mark in bar in den Beſitz des Herrn Direktor OSwald
aus Bochum übergegangen. Traubenblüte. Die Traubenblüte
iſt in den Weinbergen im vollen Gange. Die Blüten ſind allgemein ſehr
kräftiger Natur, und die Witterung für ihre weitere Endwicklung gün=
ſtig
, ſo daß in einigen Tagen die Traugenblüte vovbei ſein dürfte.
Augenblicklich ſind die Winzer dabei, zum zweiten Male zu ſpritzen und
zu ſchwefeln.
* Hirſchhorn, 22. Juni. Großfeuer in Langenthal bei
Hirſchhorn. Auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weiſe entſtand in der
Pappefabrik von Karl May, Langenthal, geſtern nachmittags 4 Uhr,
Großfeuer, dem die geſamte Fabrik mit Vorräten und Rohprodukten
zum Opfer fiel. Die Feuerwehren von Langenthal, Heddesbach, Hirſch=
horn
, Schönmattenwag waren alsbald zur Stelle, mußten ſich aber mit
dem Schützen des Wohnhauſes begnügen, da man dem raſenden Feuer
der Fabrik machtlos gegenüberſtand. Gerettet wurde außer zwei
Schreibmaſchinen gar nichts. Da das Feuer ſehr raſch um ſich griff,
konnten die Beamten und Arbeiter nur das nackte Leben retten, ſämt=
liche
Geſchäftsbücher ſind mitverbrannt. Der Wehrmann Selzer von
Hirſchhorn verunglückte ſchwer, indem ein brennender Balken ihn aus
dem dritten Stock mit in die Tiefe riß. Er wurde ſofort ins Krankenhaus
Hirſchhorn verbracht, wo er beſinnungslos darniederliegt. Lebensgefahr
beſteht nicht. Da das Feuer am ſpäten Abend noch nicht gelöſcht war
wurde die Motorſpritze der Heidelberger Feuerwehr gegen 10 Uhr alar=
miert
, die um 11 Uhr am Brandplatze eintraf, um die ſchwer erſchöpften
Wehren abzulöſen. Der Schaden iſt ſehr bedeutend. Glücklich dem
Tod entronnen, ſind zwei junge Damen von hier, die beim Paddeln der
Fähre zu nahe kamen und umkippten. Der Fährmann Bießdorf konnte
beide retten, während der Inhalt des Bootes in den Fluten verſank.
Ueberfahren wurde von einem Auto ein ſehr wertvoller Hund des
Herrn Fabrikanten Heinrich Klump in Hirſchhorn.
* Hirſchhorn. 22. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
21. Juni: 1,30 Meter; am 22. Juni: 1,18 Meter.
* Neckarſteinach, 22. Juni. Schweres Bootsunglück. Ein
mit 5 Perſonen, 3 Herren und 2 Damen, beſetztes Flachboot ſchlug in=
folge
des Sturmwindes um, und ſämtliche Inſaſſen fielen ins Waſſer.
Ein Herr, namens Kahn, und ein Fräulein Elfriede Ziegler ertranken.
Die Ertrunkenen ſtammen aus Manmheim.
r. Groß=Gerau, 21. Juni. Am Samstag ſihied im 36. Lebensjahre
Regierungsrat Dr. Ludwig Rothhammer nach langer Krankheit
aus dem Leben.
* Stockſtadt a. Rh., 20. Juni. Schwimmbadbau. Das neue
Schwimmbad in der Nähe der Rheinfähre wird bereits in einigen
Wochen fertiggeſtellt ſein.

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IV 4910

* Lampertheim, 21. Jnni. Fahnenweihe. Der Volkschor be=
ging
in dreitägigem Feſte ſeine Fahnenweihe. Am Samstag abend wurde
die neue Fahne in einem aus Feſtausſchuß, Feſtjungfrauen und Verein
gebildeten Zuge nach dem Sedanplatz gebracht. Hier begrüßte der 1.
Vorſitzende die Erſchienenen, beſonders Herrn Bürgermeiſter Keller und
Studienrat Heil=Worms. Nach dem Begrüßungschor unter Leitung von
Chormeiſter Landhäuſer=Mannheim, dankte Bürgermeiſter Keller für die
freundliche Einladung und bemerkte, daß bei allen in letzter Zeit ſtatt=
gefundenen
Feſten, ſeine Perſon ſtets als politiſch neutral zu betrachten
ſei. Dem Verein wünſchte er weiterhin Blühen und Gedeihen. Zum
Weiheakt leitete ein erſtmals hier gehörter Sprechchor über. Aus der
Hand der Ehrenjungfrau nahm dann der Fahnenträger die neue Fahne
in Empfang und gelobte, dieſelbe allezeit treu zu bewahren und für die
Arbeiterſache einzuſtehen. Die Feſtrede hielt hierauf Studienvat Heil,
der den anweſenden Arbeitern, die nicht in Arbeitergeſangvereinen, ſon=
dern
in bürgerlichen Geſangvereinen Mitglied ſind, wenig liebliche Worte
ſagte und auch durch ſeine ſonſtigen Ausführungen nicht zur Hebung des
Abends beitrug, ſodaß die anweſenden bürgerlichen Vereine, die dem
Abend mit verſchönern wollten helfen, nach ſeiner Rede den Feſtplatz ver=
ließen
. Sonntag früh war Weckruf und um 2 Uhr Feſtzug mit den ein=
getroffenen
auswärtigen Vereinen und den hieſigen freien Vereinen. Nach
kurzer Begrüßung durch den Vorſitzenden auf dem Feſtplatz erfolgte
Ueberreichung einer von den Feſtjungfrauen geſtifteten Ehrenſchleife Der
weitere Nachmittag war durch Geſangsvorträge ausgefüllt. Heute findet
eine kleine Nachfeier ſtatt. Standesamtliche Nachrichten. Während des
Monats Mai gab es hier 23 Geburten, 9 Eheſchließungen und 11 Sterbe=
fälle
.
* Offenbach, 21. Juni. In der letzten Generalverſammlung der
Frankfurter Gasgeſellſchaft zu Frankfurt wurde durch die Wahl von
vier Aufſichtsratsmitgliedern aus Offenbach der Schlußſtein in den
Vertrag eingefügt, der das bieſige Gaswerk in dem Frankfurten für
immer aufgehen läßt. Wie zu erwarten war, wurden die von der
Stadtverordnetenverſammlung vorgeſchlagenen Herren Oberbürger=
meiſter
Granzien, Bürgermeiſter Weil und die Stadtverordneten Hehne
(Deutſche Vpt.) und Käppel (Soz.) einſtimmig übernommen. Wie man
nun aus Stadtverordnetenkreiſen erfährt, erfolgte der Vorſchlag die=
ſer
Stadtverordneten von hier aus nicht einſtimmig. Als Ansehöriger
der ſtärkſten Partei wurde Stadtv. Käppel von= allen bürgerlichen
Parteien im erſten Wahlgang mitgewählt. Der Stadtv. Hinkel (D. V.)
jedoch ging erſt im dritten Wahlgang durchs Ziel, da ihn die Sozial=
demokraten
, obwohl eine gewiſſe Vereinbarung vorlag, nicht wählten,
ſondern ſich der Stimme enthielten. Als Stadtv. Hinkel wegen Weg=
zugs
durch Stadtv. Heyne (D. V.) erſetzt werden mußte, wiederholte
ſich das Spiel. Es mußte wieder ein dritter Wahlgang ſtattfinden, da
die Sozialdemokraten wieder weiße Zettel abgaben.
* Bieber (Kreis Offenbach), 20. Juni. Die hieſige Spar= und Dar=
lehnskaſſe
beſchloß, für 1926 eine Dividende von 8 v. H. zu verteilen
und Stammanteile und Spareinlagen mit 2 v. H. aufzuwerten. An=
ſpruch
auf vorzeitige Auszahlung der aufgewerteten Beträge ſollen
Leute über 60 Jahre, Kriegsbeſchädigte und Kriegshinterbliebene und
ſonſtige Bedürftige haben. Vorzeitige Auszahlung erfolgt auch bei Be=
trägen
bis zu 25 Mark..
Rheinheſſen.
* Alzey, 21. Juni. Anläßlich der 650=Jahrfeier vevanſtalter die Stadt
Alzey vom Samstag, den 2. Juli, bis Dienstag, den 5. Juli 1927, ein
Jubiläumsfeſt mit hervorragenden Darbietungen aller Art. Der Feſt=
platz
dieſer Veranſtaltungew iſt der auf dem prächtig gelegenen Gelände
des Wartberges neugeſchaffene Sportplatz. Die geſamte Bürgerſchaft
Alzeys iſt eifrig bemüht, ihre Gäſte feſtlich zu empfangen und ihnen den
Aufenthalt angenehm und genußreich zu geſtalten. Das vorläufige Feſt=
programm
wurde wie folgt feſtgeſetzt: Samstag, 2. Juli, nachmittags:
Empfang der Gäſte und der Feſtmuſik; abends: Großer Feſtkommers.
Sportliche Vorführungen und Illumination des Wartbergturmes. Sonn=
tag
, 3. Juli, vormittags: Weckruf. Feſtgottesdienſt. Akademiſcher Feſt=
akt
und Platzmuſik an verſchiedenen Stellen der Stadt. Nachmittags:
Großer hiſtoriſcher Feſtzug. Feſtkonzert. Vorführungen des Rheinheſſ.
Reit= und Fahrvereins. Abends: Feſtkonzert. Turnvorführungen und
Brillgntfeuerwerk. Montag, 4. Juni, vormittags: Frühſchoppenkonzert
auf dem Feſtplatz und Platzkonzert auf dem Roßmarkt. Nachmittags:
Reiter=Turniere des Rheinheſſiſchen Reit= und Fahrvereins und zahl=
reicher
auswärtiger Reitervereine Abends: Vorführungen der Alzeyer
Turnvereine. Großes Konzert und Brillantfeuerwerk. Dienstag, 5. Juli,
vormittags: Großes Platzkonzert auf dem Fiſchmarkt und Kronenplatz.
Nachmittags: Umzug ſämtlicher Schulen. Anſchließend allgemeines
Volksfeſt. Braten eines Ochſen am Spieße. Abends: Große Schluß=
feier
. Außerdem iſt während der vier Feſttage ausgiebig für Tanz und
ſonſtige Vergnügungen aller Art beſtens geſorgt,
Oberheſſen.
* Aus Oberheffen, 22. Juni. In Zell beging der Lehrer Fink
ſein 25jähriges Dienſtjubiläum in der Gemeinde. Fink iſt Präſident des
Kriegervereins und Organiſt der Kirche. Beim Rangierem ver=
unglückte
der Rangiermeiſter Müller auf dem Bahnhof Gießen.
Müllen ſtürzte von einem Wagen und erlitt ſchwere Verletzungen.
Gießener Automobiliſten verunglückten bei Braunfels.
Das Auto geriet an einer Kurve ins Schleudern und überſchlug ſich.
Die Inſaſſen flogen heraus und wurden ſchwer verletzt. Furcht=
bare
Verſtümmelungen im Geſicht und eine Gehirn=
erſchütterung
erlitt der Gaſtwirt Schupp zu Bellersdorf, dem beim
Holzſchneiden an der Kreisſäge ein Stück Holz mit der ſcharfen Kaute
ins Geſicſt flog, die Lippe ſpaltete, die Zähne einſchlug, das Naſenbein
zertrümmerte und die Schädeldecke verletzte. Die Abhaltung von
Pferde= und Fohlenauktionen hat die Landwirtſchafts=
kammer
beſhloſſen und zwar am 27. Juni in Reichelsheim i. d. W.
und am 6. Juli in Nidda. Die 18 Geſangvereine des Sängerbundes
Horloff=Wettertal feierten in dem Dorfe Langd ihr Bundesfeſt,
wvomit der dortige Geſangverein Eintracht ſein 40jähriges Jubiläum
verband. Bundesvorfitzender Böcher aus Ruppertsburg hielt die Feſt=
rede
. Das Wertungsſingen wurde von Rektor Schad aus Hungen be=
urteilt
. In Gießen feierte Heizer W. Lückel aus Rödgen ſein
40jähriges Dienſtjubiläum als Heizer im ſtädtiſchen Gaswerk.
* Grünberg, 22. Juni. Der hieſige Muſikverein, deſſen Gründung
ungefähy 90 Jahre zurückreicht, konnte in letzter Zeit ſeinen Obliegen=
heiten
wegen Unſtimmigkeiten nicht nachkommen. Auf Veranlaſſung des
Hauptmanns der Freiv. Feuerwehr haben ſich nun ſämtliche Muſik=
vereine
unter den Satzungen des alten Vereins zuſammengeſchloſſen.
Die Finanzierung geſchieht durch die Feuerwehr, welche auch ein Teil
des Vorſtandes des Muſikvereins ſtellt. In einer eiligen Gemeinde=
ratsſitzung
wurde die Vierſteuer auf 7 Prozent feſtgefetzt, und dem
Deutſchamerikaner Hörle für ſeine Spende zur Anſchaffung einer Glocke
ſeitens des Gemeinderats gedankt. Dieſer erklärte u. a., daß er auh in
Zukunft an ſeine Vaterſtadt denken nerde.
* Vogelsberg, 20. Juni. Ein Waldbrand vernichtecte im Mooſer
Grund 160 Raummeter geſchlagenes Fichtenholz, das von ein
ſtoff=Fabrik in Alzenau angekauft war. Ob Waldarbeiter ober unvorſie
tige Wanderer den großen Brand verurſachten, muß die Unterſuchung
ergeben. Schneegeſtöber in Verbindung mit empf
und heftigem Sturm herrſchte am Sonntag vormittag zwiſcl
ſtein und Rebgeshain.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Nummer 172

Statt beſonderer Anzeige.
Geſiern abend entſchlief nach langem ſchweren Leiden unſer
lieber Bruder, Schwager und Onkel
Dr. Ernſt Kauder.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Hugo Kauder, Dominium Neukramzig
Walli Kauder
Ernſt Kauder, Referendar
Curt Kauder.
(*16570
Darmſtadt, den 21. Juni 1927.

Die Einäſcherung findet am Freitag, den 24. Juni, vormittags 10 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Nachruf.
Am 21. Juni verſchied nach langem ſchweren Leiden
Herr
Dr. oinſt Faurel
Chemiker.
Herr Dr. Kauder war ſeit dem Jahre 1887 in
meiner Firma tätig und hat ſich als Teiter eines der
wichtigſten Betriebe ſchon frühzeitig hervorgetan. Im
Jahre 1901 hat er es übernommen, die Herſtellung
meiner Präparate in Nord=Amerika in die Wege zu leiten.
Er war der Erbauer und langjährige Leiter der Fabri=
kationsſtätte
meiner Tochterfirma Merck & Co. in Rahway
(U. S. A). Nach ſeinem Ausſcheiden aus dieſem Unter=
nehmen
hat er mir hier noch lange Jahre wertvolle
Dienſie geleiſiet.
Seine großen Verdienſie um meine Firma ſichern
ihm mein dauerndes, dankbares Gedenken.
E. Merck.

Darmſtadt, den 22. Juni 1927.

(0142

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Nach kurzem ſchweren Leiden
entſchlief heute vormittag meine
innigſtgeliebte Frau und treu=
ſorgende
Mutter, unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Friedericke Wienold
geb. Geyer
im 50. Lebensjahr.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen;
Karl Wienold.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
(10147
Rundeturmſtr. 5.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 24. d. Mts., nachmittags 3 Uhr,
von der Kapelle des Waldfried=
hofs
aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe auf=
richtiger
Teilnahme bei dem
Heimgang unſrer lieben Mutter
danken herzlichſt
Martha Oexheimer, geb. Knell
Dr.=Ing. G. Dexheimer
Martha Dexheimer, stud. math.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927. (10143

IM

Frauen

Neurotest schafft neue Kraft,
Neurotest ist das Überaus wirk-
same
Sexualkräftigungsmittel bei vor-
zeitig
. Schwäche, Schwinden der be-
sten
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verrkerkerige

N
Auch in ſchweren Fällen hat die ſeit 2 Jahren
bewährte Breslauer Hörkapſel geholfen. Kein Hör=
rohr
, kein elektriſcher Apparat. Bequem im Ohr bei
jeder Art Tätigkeit zu tragen. Die Erfindung eines
Ingenieurs, der ſeit ſeiner Kindheit ſehr ſchwerhörig
Unterricht im Zuſchneiden
war. Fachärztlich vielfach ſolchen Schwerhörigen em=
Maßnehmen eigener Garderobe
pfohlen, bei denen ärztl. Hilfe nicht mehr mögl. war,
Anprobieren unter perſönlicher Leitung
Herr Ludwig Wagner, Mainz, 71 Jahre alt,
Anfertigen, Ausbild. im Schnittzeichnen
trägt die Kapſel ſeit 3 Monaten und hört ſehr
Moderniſieren uſw. uſw.
gut mit derſelben.
Der Unterricht findet in 2 Abteilungen ſtatt:
Unſere Vertretung iſt in Darmstadt: Hotel Prinz
Vormittags von 912 Uhr, nachm. von 36 Uhr
Heinrich, Bleichſtraße, am Freitag, den 24. Juni
ToniHanau, Melsterin, Ahelnstradle 25, I.
und Samstag, den 25. Juni, von jeweils früh 10
Anmeldung vormittags erbeten. (*16607
bis 6 Uhr abends, anweſend.
Hörkapsel- Gesellschaft m. b.H., Breslau 16
Duchenfagment
Die Herren Aerzte und Spezialohrenärzte werden
m Räuchern abzugeben.
gebeten, im Intereſſe der Schwerhörigen vorzuſprech.
R
Gg. Nik. Stühlinger III., Sägewerk
Reinheim i. O.

[ ][  ][ ]

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Nummer 122

Donnerstag, den 23 Juni 1927

Seite 9

Mollwitz und der
Mollwitzer Schimmel‟
Das Jahr 1740 war für Deutſchland ſehr bedeutungsvoll:
am 20. Oktober 1740 ſtarb Karl VI., der letzte männliche Habs=
burger
. Durch die Pragmatiſche Sanktion war Karls VI. Tochter
MTaria Thereſia die Erbin der Krone, die ihr jedoch von ver=
ſagiedenen
Seiten nicht zuerkannt wurde.
Der gleichfalls im Jahre 1740 zur Regierung gekommene
unge König Friedrich von Preußen hielt ſich nicht verpflichtet, dieſe
Tmagmatiſche Sanktion anzuerkennen, weil Oeſterreich ſelbſt den
Vertrag von Berlin gebrochen hatte; dennoch wollte König
Friedrich mit ſeiner Armee der jungen Königin Maria Thereſia
zegen alle Mächte, die ihr die Erbſchaft ſtreitig machten, zu Hilfe
tammen, wenn ſie ſeine noch nicht erloſchenen Erbanſprüche auf
die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau anerkennen würde.
AIs aber der Wiener Hof dieſes Anſinnen hochmütig ablehnte,
bſf ſchloß König Friedrich, ſich ſein Erbrecht zu erkämpfen.
Den Bedenken ſeiner Miniſter widerſetzte ſich der junge
Giönig mit Zuverſicht und einer Kühnheit, zu der ihn ſein
Geenie berechtigte. In der Tat ſprach die allgemeine Lage Europas
y gunſten König Friedrichs, der damals allerdings nicht ahnte,
dſ=ß durch ſeinen entſcheidenden Entſchluß eine große Kriegsära
eiöffnet wurde. Mutvoll baute König Friedrich auf ſein Talent
ſund auf ſeinen Stern: das damals kleine Preußen zog gegen die
Crroßmacht Oeſterreich zu Felde, die ihm an Einwohnerzahl
fihnmal überlegen war; Europa horchte auf, ganz allein wollte
dar jugendliche Preußenkönig ſein Recht ſich erkämpfen!
Das Moment der Ueberraſchung iſt dem Mann des ſchnellen
Gritſchluſſes ſtets von Vorteil. Nicht nur den Hof in Wien, auch
erne eigene Umgebung hatte König Friedrich mit dem Aufbruch
dar preußiſchen Truppen überraſcht: während die Muſik am
11.. Dezember 1740 im Königlichen Schloſſe zu einem Maskenballe
arfſpielte, verließ König Friedrich unbemerkt ſeine Gäſte und
rhäſte zu ſeiner Armee ab, deren Marſchziele nun erſt bekannt
gy geben wurden. Ich habe den Rubikon überſchritten, mit
mehenden Fahnen und ſchlagenden Trommeln; die Truppen ſind
in beſter Stimmung, alles wird nach Wunſch gehen ſchrieb der
junge König an ſeinen Staatsminiſter von Podewils.
Ende Januar 1741 war faſt ganz Schleſien in König Fried=
rühs
Hand, da die geringe öſterreichiſche Beſatzung keinen ernſt=
hi
=ften Widerſtand leiſten konnte. Der Bevölkerung Schleſiens
maren die in ſtrenger Mannszucht erzogenen preußiſchen Trup=
vun
lieber als das zuchtloſe Treiben der Ungarn und Kroaten
dar Oeſterreicher, die nun unter dem Befehl des Feldmarſchalls
Gxaf Neipperg ein Heer zur Rückeroberung Schleſiens ſchickten,
dirs die Potsdamer Wachtparade mit Leichtigkeit aus Schleſien
Segfegen ſollte. Das Urteil der Geſchichte iſt ſich wohl darüber
eutnig, daß ſowohl der öſterreichiſche wie der preußiſche Ober=
bif
fehlshaber vor der Schlacht bei Mollwitz nicht glücklich operiert
=ben. Nachdem Graf Neipperg Neiße entſetzt hatte, erſchien er
plücötzlich inmitten des preußiſchen Heeres, deſſen Quartiere viel
5.weitläufig angelegt waren, beſaß aber nicht die Energie, die
eurizelnen Teile des preußiſchen Heeres zu überrennen und da=
dnarch
dieſes aufzureiben. Dieſes Verſäumnis ermöglichte es
Hönig Friedrich, ſeine zerſtreuten Korps zuſammenzuziehen und
de Oeſterreicher bei Mollwitz anzugreifen. Hier kam es am
1.. April 1741 zur Schlacht, nachdem das heftige Schneegeſtöber
d7 s 9. April aufgehört hatte. Anſtatt aber die Oeſterreicher über=
roſ
ſchend anzugreifen und ſich ſo einen Vorteil zu ſichern, ſetzte
söönig Friedrich um 10 Uhr vormittags im tiefen Schnee ſein
heer in fünf Kolonnen in Richtung Mollwitz in Marſch und
mdachte in der Mittagsſtunde, wie im Frieden auf dem Exerzier=
puatz
, im Angeſicht des Feindes ſo dieſem Zeit zur Aufſtellung
in Schlachtordnung laſſend ſeinen Aufmarſch zur Schlacht.
In zwei Treffen hintereinander, auf den rechten und linken
Fügeln je Kavallerie, den linken Flügel an einen Sumpf an=

gelehnt, ſo rückten die preußiſchen Truppen gegen die Oeſter=
reicher
bei Mollwitz vor; ſehr bemerkenswert iſt die ganz moderne
Verwendung der Artillerie, auch der ſchweren Geſchütze, die
König Friedrich unter Bedeckung von wenigen Huſaren mehrere
hundert Meter vor ſeiner Infanterie in Stellung gehen ließ,
damit ſie in wirkſamſter Weiſe durch ihr Feuer der angreifenden
Infanterie den Weg zum Siege bahnen ſollte.
Ein gewaltiger, dreimal wiederholter Reiterangriff öſter=
reichiſcher
Kavalleriemaſſe unter dem Befehl des Generals von
Römer gegen den preußiſchen rechten Flügel drückt dem 1. Teile der
Schlacht bei Mollwitz den Stempel auf. Die Kavallerie des
preußiſchen rechten Flügels unter General von der Schulenburg,
die ſich der öſterreichiſchen Kavallerie entgegenwirft, wird über=
ritten
; es entſteht eine Panik: da brach, um durch ſein perſön=
liches
Beiſpiel das Schlachtenglück an ſeine Fahnen zu heften,
König Friedrich an der Spitze mehrerer Schwadronen Kara=
biniers
gegen die anreitende öſterreichiſche Kavallerie vor, aber
der gewaltige Anprall der feindlichen Kavallerie riß auch dieſe
Schwadronen mit ſich fort: König Friedrich befand ſich im Gedränge
zwiſchen feindlichen Reitern in allergrößter Lebensgefahr. Als
der Feldmarſchall Graf Schwerin dies gewahr wurde, beſchwor
er den König, ſein Leben nichts aufs Spiel zu ſetzen, ſondern dem
Staate zu erhalten, und das Schlachtfeld zu verlaſſen. Entrüſtet
wies König Friedrich dieſes Anſinnen zurück. Der Feldmarſchall
und des Königs Adjutanten ließen aber in ihren Bitten und
Vorſtellungen nicht nach; als die allgemeine Lage der Schlacht
einen unglücklichen, vielleicht ſogar kataſtrophalen Ausgang zu
nehmen ſchien, willigte König Friedrich ein, daß der Feld=
marſchall
Graf Schwerin den Oberbefehl übernahm und er ſelbſt
nach Oppeln ritt, um von dort Truppen zur Verſtärkung heran=
zuholen
und alle Maßnahmen für einen Rückzug ſeines Heeres
zu treffen.
König Friedrich hatte bei der Attacke, die er ſelbſt anführte,
ſein ſchönſtes Pferd, den Sternrappen, geritten. Zu ſeinem
Ritt nach Oppeln wurde ihm aus der Pferdereſerve ein friſches
Pferd vorgeführt: ein hochbeiniger Fliegenſchimmel mit einer
Ramsnaſe und auffallend langer Hinterhand, genannt der lange
Schimmel‟. Er war 15 Jahre alt und keine Pferdeſchönheit, aber
wegen ſeiner Klugheit, ſeiner Anſtelligkeit, ſeiner Zuverläſſigkeit,
ſeiner ſchnellen Gangart und ſeiner unermüdlichen Ausdauer
ſehr geſchätzt. Am Tage von Mollwitz rechtfertigte der lange
Schimmel ſeinen Ruf nicht nur glänzend, ſondern er rettete
ſeinem königlichen Reiter auch das Leben: In ehern gleichem
Takt trabte er, ohne Ermüdung, von Dorf zu Dorf, ſo daß die
wenigen Reiter des Gefolges des Königs kaum mitkommen
konnten und eine dem König nachgeſandte Schwadron Gens=
darmen
ihn überhaupt nicht mehr einholte. Gegen Mitternacht
traf König Friedrich vor dem Stadttor von Oppeln ein; als ſich
aber am Torgitter weiße Monturen der Oeſterreicher zeigten und
öſterreichiſches Gewehrfeuer dem König entgegenknatterte, da
machte der lange Schimmel, der dieſes militäriſche Bild nicht
Potsdameriſch fand, ohne Aufforderung kurz Kehrt und trug
ſeinen königlichen Herrn in ſchnellſter Gangart aus dem Bereich
des feindlichen Feuers und der verfolgenden öeſterreichiſchen
Huſaren, denen aus des Königs Gefolge der Oberſtleutnant von
Buggenhagen, Kriegskommiſſar von Reinhardt und Herr von
Maupertuis in die Hände fielen, bis zum Städtchen Löwen
zurück, wo der Major von Bülow dem König die Siegesbotſchaft
von Mollwitz überbrachte. In der Mühle von Löwen gönnte
König Friedrich ſich und ſeinem Lebensretter, dem langen
Schimmel, eine kurze Raſt, bei der dieſer ſeine Ramsnaſe in
den wohlverdienten Hafer ſtecken konnte.
Wie hatte es ſich aber zugetragen, daß die ſcheinbar ſichere
Niederlage ſich in einen Sieg verwandelt hatte? Auf die Frage
der höheren Führer, in welcher Richtung der Rückzug angetreten
werden ſollte, hatte Feldmarſchall Graf Schwerin entſchloſſen ge=
antwortet
Auf den Leib des Feindes! Die Attacke der öſter=
reichiſchen
Kavallerie hatte zwar die preußiſchen Reiterregimenter
geworfen und dadurch eine große Unordnung veranlaßt, es ſtellte
ſich aber heraus, daß die preußiſche Infanterie nicht erſchüttert

war. Der Feldmarſchall Graf Schwerin hatte erneut den Befehl
zum allgemeinen Angriff gegeben, ſich ſelbſt an die Spitze des
1. Bataillons Garde geſetzt. Mit klingendem Spiel und fliegenden
Fahnen, in gerader Schnur, wie von einer einzigen Triebkraft
bewegt, wurde der Angriff vorgetragen; das Gewehrfeuer der
Infanterie in ungeahnter Schnelligkeit hier bewährte ſich der
eiſerne Ladeſtock und die Kugeln und Kartätſchen der Artillerie
verfehlten ihre Wirkung auf die Oeſterreicher nicht, deren In=
fanterie
ſich der preußiſchen nicht gewachſen zeigte und ſich flucht=
artig
auflöſte, als auf des Feldmarſchalls Schwerin Befehl der
preußiſche linke Flügel ſeinen Angriff im beſchleunigten Tempo
vortrug.
Im Vergleich zu anderen Schlachten der drei ſchleſiſchen
Kriege iſt die Schlacht bei Mollwitz wenig bedeutend, nur kleine
Heere auf preußiſcher und auf öſterreichiſcher Seite nur etwa
je 22000 Mann hatten ſich gegenüber geſtanden. War durch den
Sieg bei Mollwitz die überaus wichtige Verbindung des preußi=
ſchen
Heeres mit Breslau und Berlin wiederhergeſtellt worden,
ſo liegt die größere Bedeutung dieſes Sieges wohl aber darin,
daß das vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. geſchaffene
preußiſche Heer vor aller Welt glänzend ſeine Ueberlegenheit ge=
zeigt
hatte und daß der Schlachttag von Mollwitz als der Lehr=
meiſter
des jungen Preußenkönigs in der Kriegskunſt anzu=
ſprechen
iſt.
Unſere Infanterie ſind lauter Cäſars und die Offiziere
davon lauter Helden, ſo lautete König Friedrichs Lob nach dem
Siege von Mollwitz.
Mit königlichem Freimute geſteht Friderieus rex in der
Geſchichte meiner Zeit, daß er mit ſeinem Gegner, dem Grafen
Neipperg, um die Wette Fehler begangen habe, und, was die
Preußen eigentlich gerettet, ihre Tapferkeit und ihre Manns=
zucht
geweſen ſei.
Nach kurzer Raſt in der Mühle von Löwen hatte König
Friedrich auf dem langen Schimmel das Schlachtfeld von Moll=
witz
wieder erreicht. Faſt ohne Unterbrechung hatte der lange
Schimmel etwa 14 deutſche Meilen oder 105 Kilometer zurück=
gelegt
, eine wahrhaft gewaltige Leiſtung, die ihm den Namen
der lange Mollwitzer eintrug, eine Benennung, die ſich ſpäter
in der Mollwitzer Schimmel umwandelte.
Der große König war ein großer Tierfreund: ſeine Liebe
zu ſeinen Windſpielen, ſeinen Pferden und ſeinen Rehen im
Park von Sansſouci iſt bekannt; ſie ſteigerte ſich in beſonders
hohem Maße zu ſeinen Lieblingspferden, unter denen der Moll=
witzer
Schimmel und ſpäter der viel jüngere Schimmel Conds
eine Sonderſtellung einahmen. Der Mollwitzer Schimmel im
Jahre 1726 geboren, gehörte bei ſeinem berühmten Ritt ſchon zu
den Veteranen des königlichen Marſtalls; der große Friedrich
ritt ihn nach dem erſten ſchleſiſchen Kriege nur noch ſelten, er
hat aber dem Mollwitzer Schimmel ſeinen ihm geleiſteten
Dienſt nie vergeſſen, ließ ihn ſich bisweilen zu kleinen Spazier=
ritten
vorführen, um ihn zu ehren und zu erfreuen und gab ihm
auch das Gnadenbrot, das er ſich mit einem Rotſchimmel Cäſar
und einem Rappen Cerberus teilte. Frei durfte der Moll=
witzer
Schimmel im Luſtgarten herumlaufen, und es freute den
König, wenn der Mollwitzer die Exerzierübungen mitmachte
und ſich bei den Klängen des Parademarſches laut wiehernd in
Galopp ſetzte und die Parade abnahm. Nur einmal wurde das
ſorgenfreie Leben des uralten Mollwitzer Schimmels getrübt:
als im Jahre 1760 öſterreichiſche Truppen Potsdam heimſuchten,
wurde auch der alte ſteifgewordene Mollwitzer aus dem Stalle
fortgeführt und, da er das Marſchtempo nicht mehr mitmachen
konnte, verprügelt und im Luſtgarten ſtehen gelaſſen. Erſt im
Jahre 1762, 36 Jahre alt, endete er ſein Leben. Sein dankbarer
König ordnete für den Mollwitzer Schimmel, den er ſtets als
ſeinen einſtigen Lebensretter wie eine Reſpektsperſon behandelte,
ein würdiges Begräbnis im Hofe des Potsdamer Marſtalles an,
ſo ſeinen berühmten, treu bewährten Kriegskameraden noch im
Tode ehrend.
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Seite 10

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Nummer 172

Reich und Ausland.
Frankfurter Chronik.
Drei Perſonen durch Gasvergiftung
getötet. Am Dienstag nachmittag wurden die
76jährige Witwe des Geheimen Baurats Behnke, ihr
Sohn Hermann Behnke ſowie ihre Schweſter in ihrer
Wohnung in der Hermannſtraße 46 tot aufgefunden.
Der Tod iſt infolge Gasvergiftung eingetreten. Ob
ein Unglücksfall oder Selbſtmord vorliegt, muß erſt
die Unterſuchung ergeben.
Der Plan eines deutſchen Fluges
EuropaAmerika.
c. Berlin. Zu dem Plan eines Fluges Berlin
New YorkSan Franzisko erfährt das Berliner
Tageblatt noch folgende Einzelheiten: Der Flug,
den, wie mitgeteilt, der Flieger Könnecke unter=
nehmen
will, ſoll beweiſen, daß es möglich iſt, mit
einem deutſchen Flugzeug eine Luftreiſe über den
Ozean zu unternehmen, die nicht nur ſportlichen
Charakter trägt. Beſonders bemerkenswert iſt, daß
Könnecke nicht die Abſicht hat, in New York zu lan=
den
. Er will, nachdem er ebenfalls ohne Zwiſchen=
landung
auf den Azoren New York erreicht hat,
über der Stadt kreuzen und Poſt abwerfen, um dann
ſofort den Transamerikaflug New YorkSan Fran=
zisko
anzutreten. In San Franzisko wird der
Flieger landen, ebenfalls Poſt abwerfen, ſich ein paar
Tage ausruhen und erholen, um alsbald den Rück=
flug
anzutreten, der über die gleiche Strecke geht.
Auf dem Rückflug wird dann in New York eine
Zwiſchenlandung vorgenommen werden, um Poſt für
Europa an Bord zu nehmen, doch werden die In=
ſaſſen
des Flugzeuges bei dieſem Zwiſchenaufenthalt
die Kabine nicht verlaſſen. Da es faſt unmöglich iſt,
daß ein einzelner Pilot die Leiſtung eines Fluges
von 53 Stunden unternimmt, wird Könnecke von
einem zweiten Flieger begleitet ſein. Durch die
Mitnahme von zwei Paſſagieven will Könnecke be=
weiſen
, daß ein regelmäßiger Flugverkehr Europa
Amerika durchaus möglich iſt.
Zahlreiche Ozeanflüge in Vorbereitung.
Berlin. Der B. Z. am Mittag zufolge ſind
gegenwärtig zahlreiche Ozeanflüge in Vorbereitung.
Außer der deutſchen Fliegerin Thea Raſche will die
in Amerika lebende ruſſiſche Fliegerin Luba Philips
zwiſchen Mitte Juli und Anfang Auguſt die Ueber=
querung
des Ozeans verſuchen. Der Aſſiſtent des
amerikaniſchen Marineſekretärs teilte mit, daß ein
Nonſtop=Flug des Luftſchiffes Los Angeles Lake=
hurſt
Honolulu geplant ſei. In ungefähr drei
Wochen beabſichtigt Kapitän Coupourtney einen
Flug von Calshot bei Southampton über Neufund=
land
nach New York zu unternehmen. Der Rückflug
foll in derſelben Form per Flugzeug erfolgen. Zwei
Gritiſche Piloten beabſichtigen, in der erſten Auguſt=
woche
einen Nonſtop=Flug London-New York zu
unternehmen. Nach der Ankunft in New York, wo
ſie nur acht Stunden zu bleiben gedenken, wollen ſie
ſofort nach London oder einem weiter ſüdlich ge=
legenen
Ort zurückfliegen, um den Rekord für dieſe
Diſtanz zu ſchlagen. Der franzöſiſche Flieger Drou=
hin
wird, ſobald das Wetter günſtig iſt, zu einem
Fluge ParisNew York aufſteigen. Dazu kommen
noch die deutſchen Projekte von Könnecke=Berlin mit
ſeinem Flug BerlinSan Franzisko und Udet mit
ſeinem Flug MünchenNew York.
Streckenarbeitertod.
Berlin. Am Dienstag früh wurde ein 31jähr.
Streckenarbeiter, der bei Ausbeſſerungsarbeiten an
der Lehrter Eiſenbahnbrücke beſchäftigt war, von
einem Vorortzug überfahren und getötet. Das Un=
glück
geſchah durch die eigene Schuld des Arbeiters,
der rechtzeitig durch ein Signal gewarnt war, jedoch
das Gleis nochmals betrat, anſcheinend, um ein Hand=
werkszeug
zu entfernen.
Schmuggellikör im Hundezwinger.
fm. Kehl. Seit einiger Zeit kam regelmäßig von
Straßburg ein kleines Pferdegeſpann unbehindert
über die Zollbrücke. Der Wagen hatte hinten eine
Vorrichtung, die zur Aufnahme von Hunden diente,
die angeblich in Kehl einer beſonderen Dreſſur unter=
worfen
wurden. Eines ſchönen Tages beſchauten ſich
die Zollbeamten dieſes Hundegelaß näher und ent=
deckten
eine doppelte Wand, in der zahlreiche Likör=
flaſchen
verborgen waren, was zur Folge hat, daß
ſich der Beſitzer des Wagens wegen Grenzſchmuggels
zu verantworten haben wird.

Die Wiener Praterkönigin=
eine
Reichsdeutſche.

Margarete Simony,
ine 18jährige, bildhübſche Berlinerin, die ſeit einem
Jahr in Wien lebt, iſt jetzt dort als Siegerin in
einer Schönheitskonkurrenz zur Praterkönigin aus=
gerufen
worden.

Die Shakeſpeare=Woche in Bochum.

Eine Gruppe von Feſtgäſten. (1) Herbert Eulenberg, (2) Gerhart Hauptmann.
Anläßlich, der außerordentlichen Tagung der Deutſchen Shakeſpeare=Geſellſchaft in Bochum fand
in dieſer Induſtrieſtadt des Weſtens eine wohlgelungene Shakeſpeare=Woche ſtatt. Sie brachte
eine Anzahl intereſſanter Vorträge und die zykliſche Aufführung ſämtlicher Königsdramen im
dortigen Stadttheater. Unter den in großer Zahl erſchienenen Feſtgäſten befanden ſich auch Ger=
hart
Hauptmann, Herbert Eulenberg und der amerikaniſche Botſchafter in Berlin, Schurman.

Vor dem Abflug Byrds.

Das ſtartbereite Flugzeug America, mit dem Kommandeur Byrd ſeinen Transozeanflug
ausführen will.
Byrd, deſſen Start täglich erwartet wird, hat erklärt, daß er nicht wie Lindbergh und Chamber=
lin
früh morgens, ſondern ſpät abends abfliegen will, um den Ozean am Tage zu überqueren.

Freiſpruch im Kaſſeler Straßen=
bahnerprozeß
.
TU. Frankfurt a. M. Im Kaſſeler Straßen=
bahnerprozeß
wurde am Mittwoch nach der Beendi=
gung
der Zeugenvernehmungen mit den gutachtlichen
Aenßerungen der Sachverſtändigen begonnen. Der
Staatsanwalt kam in ſeinem Plädoyer zu dem
Schluß, daß die beiden Angeklagten überführt ſeien,
durch Fahrläſſigkeit den Tod mehrerer Menſchen ver=
urſacht
zu haben. Der Staatsanwalt beantragte
gegen den Schaffner Hentrich ſieben Monate Ge=
fängnis
, gegen den Wagenführer Gerlach fünf Mo=
nate
Gefängnis. Die Strafausſetzung ſoll jedoch
beiden Angeklagten gewährt werden.
Im Straßenbahnerprozeß fällte das Gericht nach
den Reden der Verteidiger um 13,2 Uhr folgendes
Urteil:
Es ſteht feſt, daß der Unglückswagen nicht ge=
nügend
gebremſt war, daß aber die Bremſe an ſich
ausreichte. Verantwortlich iſt allein der Führer
Gerlach. Das Gericht nimmt an, daß er ſeine
Körperkraft bei der Bremſung voll ausgenutzt hat,
ferner daß die Hinterbremſe vielleicht etwas ange=
zogen
war, wofür er nicht verantwortlich zu machen
iſt. Die Frage, ob die Bremſe von dritter Seite ge=
löſt
wurde, ſcheidet aus. Daß die Bremſung nicht
genügen würde, brauchte Gerlach nicht anzunehmen,
da in vielen anderen Fällen nicht anders gebremſt
wurde. Der Schaffner Hentrich iſt für die Aufſichts=
pflicht
verantwortlich. Es iſt lediglich die Frage zu
prüfen, ob er ſeiner Aufſichtspflicht nicht genügt hat.
Im Rahmen ſeiner Dienſtobliegenheiten, konnte er
nicht vörausſehen, daß der Wagen abrollen werde.
Es fehlt ſonach an dem vorausſehbaren Erfolg. nur
etwaige Fahrläſſigkeit. Deshalb wurde er frei=
geſprochen
.
Etwas Erfreuliches aus Kronthal.
Wie wir ſoeben erfahren, iſt auf der großen
ſüddeutſchen Hotel= und Gaſtwirts=Ausſtellung mit
Kochkunſt in Würzburg (Südhoga) das Kronthaler
Mineralwaſſer mit der goldenen Medaille ausge=
zeichnet
worden. Es handelt ſich hier um die erſte
ſeit Wieder=Eröffnung des Kronthaler Brunnen= Be=
triebes
mit Kronthaler Waſſer beſchickte Ausſtellung
und erhöht die Geſamt=Prämiierungen für Kron=
ahaler
Mineralwaſſer auf 34. Dieſe beſondere Aus=
zeichnung
kann man wohl als einen erfreulichen Be=
weis
für die ſtets wachſende Beliebtheit des Kron=
thaler
Waſſers anſehen, das auch in hieſiger Gegend
immer mehr Eingang findet.
Ein fünftes Opfer des Bauunglücks
in Niederſchöneweide.
Das ſchwere Bauunglück, das ſich in den Eiſen=
bahnbetriebswerkſtätten
bei Niederſchöneweide er=
eignete
, hat nach der Voſſ. Zeitg. noch ein fünftes
Todesopfer gefordert. Außer dem Arbeiter Naddatz
iſt auch der Arbeiter Knüppel im Krankenhaus ſeinen
Verletzungen erlegen.

Die Solinger Stahlinduſtrie im Zeitalter
des Bubikopfes.
* Solingen. Die Zeit des Bubikopfes iſt der
Solinger Induſtrie zum Segen geworden. Nach den
vorliegenden Berichten werden Solinger Haar=
ſchneidemaſchinen
, die früher nur als Nebenartikel
galten und in beſcheidener Zahl erzeugt wurden,
heute in alle Welt verſandt. Sie ſind ein Haupt=
exportartikel
der Solinger Stahlinduſtrie geworden,
und die zehn Millimeter=Haarſchneidemaſchinen wer=
den
in aller Welt unter dem Namen Bubikopf=
maſchine
verlangt, in vielen tauſend Stück verpackt
und nach allen Teilen der Welt verſandt.
Schlußſitzung des Kirchentags.
Königsberg. Die Schlußſitzung des Kirchen=
tags
brachte nach der großen vaterländiſchen Kund=
gebung
über Kirche und Staat die Generaldebatte
über den Tätigkeitsbericht des Kirchenausſchuſſes.
Mit beſonderer Spannung nahm die Verſammlung
die ſehr bedeutſamen Ausführungen Prof. Mirbts
über die Konkordatsfrage entgegen. Der Redner er=
klärte
u. a., die durch das ganze evangeliſche Volk
gehende Bewegung gegen ein Konkordat ſei keine
künſtliche Erregung, ſondern eine Volksbewegung von
elementarer Wucht. Aus politiſchen Gründen ver=
ſchiedener
Art, insbeſondere im Hinblick auf die
kommenden Verhandlungen über das Reichsſchulgeſetz,
habe der Kirchentag noch keine Schritte in dieſer
Richtung unternommen. Er hoffe von dem Kirchen=
ausſchuß
, daß er, der die Lage auf dem kirchenpoli=
tiſchen
Gebiet aufmerkſam verfolgt habe, auch in Zu=
kunft
ſich mit aller Energie für die Intereſſen des
Proteſtantismus und für den Schutz des Erbes der
Reformation einſetzen werde.
Zum Flugplan PragNew York.
EP. Prag. Der von zwei tſchechoflowakiſchen
Fliegeroffizieren angekündigte Flug PragNew York
wird von dem Verband der tſchechoſlowakiſchen Pi=
loten
in ſchärfſter Weiſe abgelehnt. Das Unter=
nehmen
wird als eine Bloßſtellung des tſchechoflowa=
kiſchen
Flugweſens und als eine leichtfertige Preis=
gabe
von Menſchenleben hingeſtellt. Der Piloten=
verband
erklärt ſich daher gegen die Veranſtaltung.
Es wird dazu mitgeteilt, daß er ſelbſt ein ſolches
Unternehmen für nächſtes Jahr plane, für das aber
längere Zeit dauernde Vorbereitungen notwendig
ſeien. Die beiden Fliegeroffiziere haben jedoch da=
gegen
erklärt, daß ſie den geplanten Flug bis zum
Auguſt beſtimmt unternehmen werden.
Zur Feſtnahme des Prager Kirchenräubers.
Prag. Unter dem dringenden Verdacht der Be=
teiligung
an dem Einbruch in die Dreifaltigkeitskirche
in der Nacht zum 18. Juni, bei dem wertvolle Re=
liquien
geſtohlen wurden, wurde der aus München
kommende Angeſtellte Franz Oswald feſtgenommen.
In ſeiner Wohnung wurden die aus dem Kirchen=
raub
ſtammenden Gegenſtände aufgefunden.
Erdbeben in San Salvador.
London. Nach Meldungen aus San Salvador
ſollen durch ein Erdbeben im Rarricaltal mehrere
Häuſer zerſtört worden ſein. Verluſte an Menſchen=
leben
ſeien nicht zu beklagen

Die Ozeanflieger in Budapeſi.
EP. Budapeſt. Chamberlin und Levine ſins.
am Dienstag vormittag 10 Uhr 18 von Wien komo
mend auf dem Flugplatz Matthiasfeld bei Budaveßi
glatt gelandet. Auf dem Flugplatz waren etwa 60
Perſonen anweſend, zumeiſt offizielle Perſönlichkeitenn
Vertreter verſchiedener Behörden und etwa 300 Jourw
naliſten. Das große Publikum war durch einen ſtarn
ken Polizeikordon am Zutritt zum Flugplatz ver=v
hindert. Sofort nach der Landung wurde der Ans
parat von einem Polizeikordon umgeben. Eine Kao
pelle ſpielte die amerikaniſche Nationalhymne. Der=
Generaldirektor der Ungariſchen Luftverkehrs=Geſenn
ſchaft führte die beiden Flieger zum Handelsminiſtern
der eine kurze Anſprache an ſie richtete. Es folgtet
eine kurze Begrüßungsrede des Bürgermeiſterss
Chamberlin erwiderte mit einer kurzen Anſprache, in
der er die Entwicklung des ungariſchen Flugweſensn
rühmend hervorhob. Der erſte Pilot der Ungariſchen=
Luftverkehrsgeſellſchaft, der im Weltkrieg bekanntgen
wordene ehemalige Kriegsflieger Molnar, überreicht,
ſodann Chamberlin einen ſilbernen Lorbeerkranz miü
rot=weiß=grüner Schleife, den dieſer aber lächelnßy
ſeinem Gefährten Levine um den Hals hängte. Ein=
dargereichtes
Krüglein Bier lehnten die Amerikaners
dieſesmal ab. Um 3411 Uhr verließen Chamberlin=
und Levine im Automobil das Flugfeld und fuhrern
inter großen Ovationen des auf den Straßen vern
ſammelten Publikums zum Hotel Gerhardus, wo dien
Hauptſtadt ihnen zu Ehren ein Feſteſſen gab. Unn
3 Uhr nachmittags erfolgt der Rückflug nach Wien,
Der Ehrenmann mit den zwei Frauen.
* Belgrad. Kürzlich ſtarb der Beamte des=
Außenminiſteriums Kolombani, ein gebürtiger Dal!
matiner, nach 20jähriger tveuer Dienſttätigkeit undu
wurde äußerſt ehrenvoll beſtattet. Nach einigen Tageryu
meldete ſich eine Dame in tiefer Trauer im Außeny
miniſterium und verlangte unter Vorweiſung allers
vorgeſchriebenen Dokumente die Anerkennung ders
Penſionsbezüge, was ihr auch gewährt wurde. Dreu
Tage ſpäter kam aber eine andere Frau, die unters
Vorlage der gültigen Dokumente das gleiche Vern
langen ſtellte. So kam zutage, daß der biedere Kon
lumbani, der ſeiner erſten Frau überdrüſſig ge
worden war, ohne geſetzliche Scheidung mit einers
zweiten Frau eine Ehe geſchloſſen hatte.
Und biſt du nicht willig ..."
EP. Paris. Wie der New York Herald ausu
Kanſas City meldet, meuterten in einem Bergwer7
in Lanſing, in dem hauptſächlich Strafgefangene arm
beiten, 328 Gefangene, weil man ihnen die Zuu
ſtellung von Zigaretten verweigerte. Sie überwälb
tigten 15 Wächter und verſchanzten ſich in den Stol!
len der Grube. Die Förderkörbe wurden durch Balk
ken geſperrt, ſo daß die Meuternden von der Außeny
welt vollſtändig abgeſchnitten ſind.
Der Prozeß wegen des Gleno=Staudammbruchss
EP. Mailand. Im Gleno=Prozeß teilte ders
Vertreter des Eiſenwerkes von Voltri mit, daß durckt
den Ausbruch des Stauſees die Induſtrie einerr
Schaden von insgeſamt 38 Millionen ers
litten habe. Sie begnüge ſich indeſſen mit einer teil.
weiſen Vergütung. Dann begann der Staatsaſas
walt mit ſeiner Anklagerede. Sein erſter Gedank=
galt
den 337 Opfern des Unglücks. Er ſtellte n
namentlich feſt, daß vom Beſitzer und Erbauer 948
Staudammes Vigano alle geſetzlichen Vorſchriſten
und Sicherheitsbeſtimmungen mißachtet und verleht;
wurden. Das urſprüngliche Projekt für den Bauc
des Dammes wurde willkürlich abgeändert und ohnen
Genehmigung mit dem Bau begonnen. Unter Mißä
achtung der beſtehenden Vovſchriften wurde das Faſ9
ſungsvermögen des Staubeckens erhöht, wodurch din
Folgen des Ausbruches erſchwert wurden. Trotz
ausdrücklicher Aufforderung des Miniſteriums de:
öffentlichen Arbeiten, die Arbeiten bis zur Ge
nehmigung einzuſtellen, wurde der Bau fortgeſetzé
und vor der behördlichen Abnahme in Betrieb ge
nommen. Dann befaßte ſich der Staatsanwalt miü
der Verantwortung des den Bau leitenden Im
genieurs Sant’Angelo auf Grund des Urteils von
Fachleuten. Dagegen beantragte er Freiſprechun4!
des mitangeklagten Vita.
Die Erdrutſchkataſtrophe bei Medellin.
EP. NewYork. Aus der durch einen Erdrutſch
verſchütteten Spinnerei von Medellin (Columbia) ſin-
bis jetzt 40 Leichen geborgen worden.

Die Tragödie des Tenors Groſavesen!
Beginn des Prozeſſes gegen die Gattenmörderin!

Frau Nelly Groſavescu,
die am 15. Februar ihren Mann, den berühmie
Tenor der Wiener Staatsoper, aus krankhafter Liſſe
ſucht mit einem Revolverſchuß getötet hat, ſteht lee
vor dem Wiener Schwurgericht, um für ihre Tal
fühnen. Der tragiſche Tod des beliebten Sänge.
der gerade im Begriff war, einer Einladung
Berliner Staatsoper für ein Gaſtſpiel in der Reic
hauptſtadt zu folgen, erregte ſeinerzeit großes.""
ſehen.

[ ][  ][ ]

Nummer 122

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Geite 11

Sport, Spiel und Turnen.

Handball.

Alemannia Worms-Polizeiſportverein Darmſtadt 5:3.
Am Sonntag weilte die Ligaelf des Polizeiſportveveins in Worms
a23 Gaſt von Alemannia. Punkt 11 Uhr pfiff der Schiri an, eine halbe
M*inute ſpäter fiel das erſte Tor für Polizeiſportverein. Das Spiel war
chr hart. Alemannia konnte aufholen und bis zur Halbzeit mit einem
Zer in Führung gehen. Nach Halbzeit wird ausgeglichen. Ein 13=Mtr.=
Ball für Polizei landet in den Händen des Torwächters. Ein paar gut
ga meinte Schüſſe gehen an die Latte. Alemannia war glücklicher und
kmnnte noch zweimal einſchießen. Die Polizei=Elf zeigte nicht das
Swiel vom letzten Mittwoch und mußte ſich infolgedeſſem mit 5:3 ge=
ſoolagen
bekennen. Die zweite Mannſchaft gewann gegen Langen 2.
muh wenig intereſſantem Spiel 6:0.
Sportverein Wiesbaden Fußballklub Union.
Der letzte Sonntag im alten Verbandsjahr gibt der erſten Mann=
ſcheaft
noch einmal Gelegenheit, an einer Ligamannſchaft ihre Spielſtärke
z meſſen. Zwar muß die Mannſchaft auf fremdem Gelände antreten,
ab=er Tatſache iſt, daß gerade die Unionelf auswärts beſſer ſpielt, als auf
ih em Platze. So begibt ſich die Mannſchaft nach Wiesbaden, um der
Lygaelf vom Sportverein zu dem fälligen Rückſpiel gegenüber zu treten.
Ber die Wiesbadener kennt, der weiß auch, daß ihre Elf köpperlich den
(umioniſten überlegen iſt und der Mittelläufer die Mannſchaft dirigiert.
Inn Vorſpiel konnten ſie den verdienten 5:1=Sieg für ſich buchen, ob ſie
an ch den Sieg wiederholen werden, wollen wir abwarten. Die Unionelf
w rd mit folgender Mannſchaft antreten:
Flaig
Mehring Stierle
Bquer Bopp. Sippel
Sieß Ebert Mühlbach Heyland Gberhard.
Man ſieht hieraus, daß die Elf in ihrer derzeitig ſtärkſten Aufſtel=
lung
fährt; bis zu den Verbandsſpielen wird die Unionelf aber noch
eümige Mannſchaftsteile ſtärker beſetzen können.
Turnverein Teutonia Hähnlein-Turnverein Zwingenbera.
Sonntag, den 26. Juni, nachmittags halb 2 Uhr, treffen ſich die
enſite, zweite und die Jugendmannſchaft des Tv. Zwingenberg auf dem
Swwortplatz Hähnlein mit den gleichen Mannſchaften des Tv. Teutonia
Gürhnlein zu den fälligen Freundſchaftsrückſpielen. Obwohl die Hähn=
len
ner noch junge Mannſchaften in der Handballbewegung der D.T. ſind,
ihr Zuſammenſpiel und ihre Technik doch lobenswert. Es wird der
Zuwingenberger erſten Mannſchaft nicht leicht fallen, den Sieg für ſich
entſcheiden. Spielbeginn der erſten Mannſchaft 2.30 Uhr. Das
Fy eundſchaftsſpiel am Sonntag, den 19. Juni, 1. Eſchollbrücken1. Hähn=
em
ging mit einem 13:0 Sieg für Hähnlein aus.

Fußball.

FC. Union 1913 e. V.Germania Eberſtadt.
Am Samstag, abends 6 Uhr, empfängt Union die erſte Mannſchaft
vam Germania Eberſtadt auf der Rennbahn. Die Germanen haben in
dar letzten Monaten immer ſehr gute Reſultate gegen ſpielſtarke Gegner
yſ=ielt. Die Beſſunger treten zu dieſem Spiele in etwas ſchwächerer Auf=
tüllung
an, wie gegen Rüſſelsheim. Jedoch ſind ſich die Einheimiſchen
iher die Spielſtärke des Gegners nicht im Unklaven. Bei dem Zu=
amnmentreffen
dieſer beiden Vorortvereine wurden in früheren Jahren
mmer gute Leiſtungen geboten. Auch dieſes Treffen dürfte ſeine An=
ürhungskraft
nicht verfehlen. Dem Spiele voraus geht eine beſondere
Ey rung des alten Ligaſpielers Jean Rückert, wwelcher ſchon ſeit dem
Führe 1915 die Fauben dieſes Vereins auf dem Spielfelde vertritt und
inx Samstag ſein 500. Spiel für den FC. Union abſolvieren kann. Seine
Emnennung zum Ehrenſpielführer wird ihm ein weiterer Anſporn ſein
nirh lange für ſeinen Verein aktiv zu wirken. 1. Jgd. Unionlb Jgd.
S..V. 98 Sonntag vormittag 9 Uhr.
V.f. R. 2FC. Eintracht 2.
Die zweite Mannſchaft der Raſenſpieler hat heute, Donnerstag
rhend 6,30 Uhr, auf dem Exerzierplatz die gleiche Mannſchaft des FC.
Ehitvacht zu Gaſt. Das Spiel dürfte ſehr intereſſant erſcheinen, da einer=
eits
die Reſerven des V.f.R. in den letzten Jahren eine Mannſchaft ge=
vurden
ſind, welche nach den Reſultaten der Verbands= und Privatſpiele
ni ihrem Gau an der Spitze marſchiert, während auf der anderen Seite
v! Mannſchaft des FC. Eintracht gerade in ihren Spielen gegen V.f. R.
n2 eine ungeſvohnte Form auflief. Bei freiem Eintritt wird niemand
er Weg nach dem ſchönen Exerzierplatz ſcheuen.

Tennis.

Sportliche Tagesſchau.
Frau Friebleben gewann in Zürich das Dameneinzel mit 6: 4, 6: 4
gegen die Franzöſin Mme. Golding.
Im Davispokalſpiel ſiegte Frankreich in Rom nur ganz knapp mit
3: 2 Siegen über Italien.
Fräulein Junkers=Kaſſel durchlief bei einem Turnfeſt in Kaſſel die
100 Meter in 12,6 Sekunden und ſprang 5,40 Meter weit.
Ein Olympia=Kurſus für Amateurringer findet vom 26. Juni bis
3. Juli im Frankfurter Stadion ſtatt.

Kraftſport.

Odenwaldgau. 2. Kreis. Deutſcher Atbletik=Sportverband 1891.
Das achte Gaufeſt des Odenwaldgaues nahm am vergangenen Sonn=
tag
in Groß=Umſtadt bei ſehr ſtarker Beteiligung einen guten Verlauf.
Ueber zweihundert Konkurrenten traten in über zweihumdertfünfzig
Einzelmeldungen zum Wettkampfe an. Die Leiſtugen waren trotz des
naßkalten Wetters ſehr anſprechend und auch der feſtgebende Verein dat
fein Möglichſtes, um allem gerecht zu werden. Wenn es trotzdem einige
Mißſtände gob, ſo iſt dies dem Umſtande zuzuſchreiben, daß das Gaufeſt
erſt in letzter Minute unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Dem
Feſttage ging am Samstag abend ein Kommers voraus, der von den
Ortsvereinen gut unterſtützt wurde. Am Feſttage ſelbſt bewegte ſich um
2 Uhr nachmittags ein ſtattlicher Zug Kraftſportler durch die Straßen
des Feſtortes. In ſchmuckem Dreß botem beſonders Gammelsbach und
Arheilgen ein ſchönes Bild. Auch dem Bürgermeiſter ſei für ſeine freund=
lichen
Worte, die er dem Kraftſport widmete, gedankt. Beſonders die
Leiſtungen der Jugendringer verdienen hervorgehoben zu werden. Leider
fehlen bei Abfaſſung des Berichtes die namentlichen Liſten und muß des=
halb
die Siegerliſte der Jugend hinwegfallen. Nachſtehend die Reſultate:
Gewichtheben. (Der olymbiſche Dreikampf.) Fliegengewicht: 1. Preis
Franz Borowski 1910, Darmſtadt, 320 Pfund: 2. Fritz Hoffmann, Gam=
melsbach
i. O., 300; 3. Karl Holz, Fürth i. O., 280. Bandamgewicht:
1. Ludwig Erb, 1895 Darmſtadt, 410; 2. Leonhard Wolf, Groß=Umſtadt,
405; 3. Gerhard Taubwedel, Nieder=Ramſtadt, 390. Federgewicht:
1. Michael Groh, 1910 Darmſtadt, 460: 2. Ludwig Rühl, 1895 Darmſtadt,
410; 3. Thomas Beuer, Pfungſtadt, 390. Leichtgewicht: 1. Heinrich
Reidel, 1895 Darmſtadt, 460; 2. Karl Feldmann, 1895 Darmſtadt, 440;
3. Heinz Geiſel, Hetzbach, 435. Mittelgewicht: 1. Heinrich Guttandin,
Dieburg, 510: 2. Georg Fiedler, Arheilgen, 440: 3. Adam Bermond,
Werſau, 420. Halbſchwergewicht: 1. Jakob Seib, Hetzbach, 500; 2. Gg.
Aßmuß, 1895 Darmſtadt, 445; 3. Heinrich Häuſer, Arheilgen, 445.
Schwergewicht: 1. Michgel Hauffenmaier, 95 Darmſtadt, 495: 2. Joſeph
Bender, Dieburg, 480; 3. Hans Debus. 1895 Darmſtadt, 410.
Ringen. (Ausſcheiden wach einer Niederlage.) Fliegengewicht:
1. Preis Franz Borowski, 1910 Darmſtadt, 4 Siege; 2. und 3. namentlich
unbekannt. Bantamgewicht: 1. Joſeph Schwarz, 1910 Darmſtadt, 3:
2. Fritz Abels, Fürth i. O., 2: 3. Joſeph Weisbäcker, Dieburg, 2.
Federgewicht: 1. Ludwig Schanz. Nieder=Ramſtadt, 5: 2. David Hirth,
Fürth i. O., 4: 3. Albert Schwarz, 1895 Darmſtadt, 2. Leichtgewicht:
1. Auguſt Schanz, Nieder=Namſtadt, 4; 2. Adam Daum, Werſau, 4: 3. K.
Feldmann, 1895 Darmſtadt, 3. Mittelgewicht: 1. Joſeph Knapp, Pol.
Darmſtadt, 4: 2. Fritz Ludwig, Dieburg, 2: 3. Georg Fiedler, Arheilgen,
2. Halbſchwergewicht: 1. Auguſt Weber, Dieburg, 2: 2. Fritz Kirſch=
ner
, Roßdorf, 1: 3. Wilhelm Kaiſer, Altheim, 1. Schwergewicht:
1. Fritz Endres, Pfungſtadt, 1: 2. Markin Krimm, Dieburg, 1. L.
Altersklaſſe: 1. Matthias Eckerl. 1910 Darmſtadt, 1.
Leichtathletik. Steinſtoßen leichte Klaſſe: 1. Preis Heinrich Gut=
tandin
, Dieburg, 7.35 Meter; 2. Willy Halmann, Hetzbach, 6,72; 3. Jak.
Willenbücher, Hetzbach, 5,13. Schwere Klaſſe: 1. Jakob Seib, Hetzbach,
7,80: 2. Adam Ott. Dieburg, 7,61; 3. Fritz Knauf, Rot=Weiß Darmſtadt,
6,42. Hammerwerfen. Leichte Klaſſe: 1. Heinrich Guttandin. Die=
burg
, 21,80; 2. Adam Knapp, Fürth i. O., 19,50. Schwere Klaſſe:
1. Jakob Seib, Hetzbach, 25,30; 2. Fritz Schumann, Roßdorf, 22.45;
3. Adam Ott, Dieburg, 22,25. Gewichtwerfen. Schwere Klaſſe: 1. Jak.
Seib, Hetzbach, 13,72: 2. Joſeph Otto, Rot=Weiß Darmſtadt, 10,74;
3. Georg Fiedler, Arheilgen, 10,43. Leichte Klaſſe: 1. Adam Knapp,
Fürth i. O., 11,34½; 2. Heinrich Guttandin. Dieburg, 11,34: 3. Georg
Fiedler, Arheilgen, 11,15.
Dreikampf. 100 Meter=Lauf, Kugelſtoßen und Weitſprung. 1. Preis
Jakob Seib, Hetzbach, 224 Punkte; 2. Heinr. Guttandin. Dieburg, 212½;
3. Hans Guttandin, Dieburg, 170.
Tauziehen in einer Klaffe: 1. Preis Kraftſportverein 1910 Darm=
ſtadt
: 2. Siegfried Pfungſtadt: 3. Arhletenverein Hetzbach.
Muſterriegen: Ehrenpreis: Sportverein Werſau im Alleingang,
Sportwerbezug: 1. Preis Athletenverein Gammelsbach, 106 Punkte;
2. Kraftſportverein Arbeilgen, 103.

Tennisturnier in Wimbledon.
Infolge des am Dienstag einſetzenden Regenwetters konnten die
Sn iele am zweiten Tage nur ſchlvach vorwärtsgebracht werden. Be=
mrrkenswerte
Reſultate gab es nicht, höchſtens wäre die ſchwache Leiſtung
e: Franzoſen Genthien zu erwähnen. Vom Montag ſind noch nach=
uragen
, die Spiele: KreuzerDeed 6:2; 6:2; 6:3; BrugnonFiſher
:5: 6:4; 6:4; Cochet-Burnett 6:4; 6:3; 6:4; von Kehrling Pennye=
iiT
6:3; 6:3; 1:6; 7:5; HunderOhta 4:6; 6:4; 6:3: 6:1; Borotra
Bllgrave 7:5; 7:5: 9:7: Timmer-Waſhburn 6:1; 8:6: 8:6. Am
2renstag traten erſtmalig die Damen in Aktion und zwar ſiegte Miß
brine 6:4; 3:6; 6:4 gegen Miß Roſe und Miß Hemmant 5:7; 6:2; 6:0
ſeren Miß Bower. Die Ergebniſſe der Herren: Genthien-Powell 7:9;
:*; 6:1: 5:7; 6:2; Condon-Jameſſon 6:2; 6:0; 6:4; LacoſteJacobk
½; 6:0; 6:3; 6:4: Kingsley-Praſada 6:1: 6:1; 6:2; Jan Kozeluh
5illier 6:1: 6:4; 6:4.
Tennis=Wettſpiele England-Deutſchland.
Die Tennisſpiele in Wimbledon, von prächtigem Wetter begünſtigt,
ſrurchten am Mittwoch mehrfache Niederlagen für die Deutſchen. Der
Imnzoſe Brugnon ſchlug Froitzheim mit 6:1: 6:2; 4:6; 6:3: Leſter
chr ug Kreutzer mit 6:1; 6:0; 6:3; Fräulein Betty Nunthall ſchlug Frl.
Urfſſem mit 6:3; 6:2. Das Publikum erkannte jedoch die guten
ec ſtungen der Deutſchew, die zum erſten Male wieder in England ſpie=
en
an und ſpendete ihnen lebhaften Beifall.

Schießſport.

Der Schützenklub Fledermaus,
ein junger Verein, der aus kleinem Verhältniſſem hervorging, hat in
letzter Zeit bewieſen, daß er durch Werben um den Schießſport, es zu
einem anſehnlichen Erfolg gebracht hat. So konnte er durch Zuzug
von guten Schützen folgende größere Preiſe nach Hauſe bringen. Auf
den Ständem hinter dem Karlshof konnte er in der Konkurrenz um die
Meiſterſchaft von Darmſtadt mit ſeinen zwei Gruppen als erſter und
zweiter Sieger hervorgehen. Ebenſo im Einzelſchießen ervangen ſeine
Mitglieder Ehrig und Rohde die erſte ud zweite Meiſterſchaft. Am
Sonntag, den 19. Jumi, fügten ſie anläßlich des Schützenwettſtreites der
Schützengeſellſchaft Glück auf zu den erſten Siegen weitere hinzu und
zwar errangen ſie den koſtbaren Wanderpreis, welcher von Bürgermeiſter
Köhl=Oberroden geſtiftet wurde; außerdem den erſten Gruppenpreis. Zu
dieſen Siegem kommen noch die Erfolge der Einzelſchützen. Um ſeinen
Mitgliedern einen weiteren Anſporn zu geben, hält der Schützenklub
Fledermaus Quartalſchießen ab. Aus dem erſten Quartal ging Schütze
Rohde als erſter und Schütze Preſtel als zweiter Sieger hervor. Dieſe
Schlitzen ſcheiden aus der Quartalskonkurrenz aus und kämpfen mit
den anderen Siegern um die Jahreswedaille. Außerdem wird noch die
Veveinsmeiſterſchaft, die alle Viſierungen umfaßt, ausgetvagen. Hierzu
ſind beſonders ſcharfe Bedingungem geſetzt, um auch den tatſächlichen
Meiſter feſtzuſtellen. Es iſt alſo guten Schüitzen wie minderguten die
Gelegenheit gegeben, etwas zu erreichen, und iſt, wie feſtgeſtellt, nur
durch fleißiges Ueben etwas zu erreichen.

Turnen.

A. T. B.=Sportfeſt.
Die ſechs Berliner Korporationen des Akademiſchen Turnbundes
waren mit ihrem Sommerſportfeſt ins Poſtſtadion gezogen, wo vor einer
ſtattlichen Zuſchauermenge Läufe, Staffeln, Würfe, Sprünge wie ver=
ſchiedene
Sondervorführungem abgewickelt wurden. Entſprechend den
Ausſcheidungen des A. T. B. waren die Mehrkämpfe recht ſtark beſetzt,
ohne daß aber die Eingelleiſtungen in ihrer Höbe darunter zu leiden
hatten, was folgende Ergebniſſe unterſtreichen:
110 Meter Hürden: 1. Anton (ATV. zu Berlin), 16,8 Sek.: 2. Mül=
ler
(ATV. der Märker), 17,8 Sek. Weitſprung: 1. König (ADV.), 6.,16
Meter; 2. Beher (ATV.), 5.93 Meter. 100 Meter Jugend: von
Roſtken (Arminia), 11,9 Sek.: 2. Kukulies (Arminia) 12 Sek. 1000=
Meter=Vorgabelaufen: 1. Ide (ADV.), 25 Meter, 2:40,6: 2. Weineck
(ASV.), 25 Meter, 2:41; 3. Trümper (ATV. Cheruſſia), Mal 2:41,2;
4. Neumann 4 (ATV.), Mal 2:42. 200 Meter: 1. König (ATV.),
23,5 Sek.;. 2. Droege (ATV. Cheruſſia), 24,4 Sek. Gäſte=Staffel:
I. Lichterfelder Realgymn. 1:12/4; 2. Schiller=Realgymm. 1:12,6;
3. Treitſchke=Schule 1:13,8. 100 Meter Anfänger: 1. Franke (Cheruſſia)
11,7 Sek.; 2. Lott (ATV.) 12 Sek. 4mal 100=Meter=Staffel: 1. ATV.
zu Berlin und ATV. Cheruſſia 46,8 Sek.: 2. ATV. 2 47,8 Sek. Hoch=
ſprung
: 1. Jacubszyk (ATV.) 1,65 Meter: 2. Beher (ATV.) 1,60 Meter.
Fünfkampf: 1. Jacubszyk (ATV.) 78 P.; 2. Beher (ATV.) 74 P.

Schach.

9. Runde des Internationalen Schachturniers in Bad Hombura.
Sämtliche drei Partiem der 9. Runde nahmen einen unentſchiedenen
Ausgang. Reti ſpielte ſeine Eröffnung gegen Dr. Tardakower. Die
Partie brachte keine beſonderen Momente und endete nach 30 Zügen be=
reits
remis. Orbach verteidigte ſich gegen Bogoljuboff indiſch. Beide
ſpielten ſehr zäh, es gelang aber keinem, einem nennensvertem Vorteil
zu ervingen, ſo daß ſich mach 45 Zügen ein Remis evgob. Gleichfalls
remis endete die franzöſiſche Partie zwiſchem Yates und Sämiſch.
Stand des Turniers nach der 9. Runde: 1. Reti und Bogoljuboff 6 Zäh=
ler
; 3. Tartgkower 5 Zähler; 4. Opbach ud Sämiſch 4 Punkte; 6. Yates
2 Punkte. Der Mittwoch blieb ſpielfrei. In der Schlußrunde am
Donnerstag ſpielen: BogoljuboffSämiſch; Orbach-Reti: Tarta=
kower
Yates.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 23. Juni. 12: Glockenſpiel aus Darmſtadt.
O 12.30: von Kaſſel: Mittagskonzert. Mehul: Ouv. Joſef in
Aegypten Meyerbeer: Fant. Hugenotten. Fant. Afrikanerin.
Offenbach: Offenbachiana. Puccini: Fant. Manon Les=
caut
, Puccini: Fant. Gianni Schicchi. 13.30: Neue Schall=
platten
. O 16.30: Alte Muſik (ohne Programm). o 17.45: Leſe=
ſtunde
: Aus Die Kultur der Renaiſſance in Italien von Burkardt.
6 18.15: von Kaſſel: Poſtinſpektor Heerdt: Die Technik der Rund=
funkübertragung
18.45: Prof. Stern: Geſundheitliche Er=
ziehung
in Schule und Haus. O 19.15: Stenographie. O 20.15:
Spaniſcher Abend.
Stutigart.
Donnerstag, 23. Juni. 13.10: Konzert. 16.15: Konßzert.
S 18.15: Dramaturgiſche Funkſtunde. e 18.45: Uebertr. aus
Freiburg. Aerzte=Vortrag: Geteilte und durchgehende Arbeitszeit vom
geſundheitlichen Standpunkt aus. o 19.15: Schach. 19.50:
Dramaturg Kahane: Die Schauſpielerin. o 20.15: Uebertr. aus
Frankfurt a. M.: Spaniſcher Abend. U. a.=Cervantes, Guillen de
Caſtro Calderon de la Barca, Lope de Voga. (Rezit.: K. Günther).
Spaniſche Volkslieder, Muſikſtücke von de Falla und Albeniz. ( Ge=
ſang
: Elſe Liebhard). O 22.15: Uebertr. aus Freiburg i. Br.:
Unfreiwilliger Humor. Mitw.: Hildegard von=Zedtwitz, 7 Paul
Enderling, Ernſt Stockinger.
Berlin.
Donnerstag, 23. Juni. 12.30: Viertelſtunde für den Landwirt.
D 16: H. von Othegraven=Streithagen: Eine Gorillafagd. o 16.30;
Dr. Mauermann= Von deutſchen Namen. O 17: K. E. Meures.
lieſt aus eigenen Werken. O 17.30: Kammermuſik. Buſch: Trio,
Schumann: Trio F=dur. o 18.45: Ob.=Reg=Rat. Dinkgreve,
Schleswig: Der Hindenburgdamm. S 19.*0: Guſtav Hochſtetter:
Rund ums Familienbad. O 19.35: K. W. Goldſchmidt: Das
neue Weltbild. O 20: Dr. Grabowsky: Die Bedeutung der
Geographie für die Weltpolitik. O 20.30: Spaniſcher Abend. Mitw.:
Virginia Schell (Sopran) u. a. Dr. Becces Kammer=Orcheſter.
O 10.30: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 23. Juni. 15: Die Ein=
wirkung
des Luxus auf die deutſche Zahlungsbilanz. o 15.35:
Wetter= und Börſenbericht. O 16: Landforſtm. Dr. Roſe: Forſt=
wirtſchaftl
. Berufe. 0 16.30: Dr. Lebede: Aus der Kunſtabteilung
des Zentralinſtituts. O 17: Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
6 17.30: Staatsminiſter Dr. Becker: Der Oriet nach dem Welt=
krieg
. O 18.30: G. v. Eyſeren, Alfieri: Spaniſch für Fortgeſchr.
0 18.55: Dr. Böttcher: Das deutſche Kunſtlied: Schubert.
0 19,20: Oek.=Rat Lembke: Wohlfahrt und Fürſorge auf dem Lande.

Wetterbericht.
Witterungsausſichten für Freitag, den 24. Juni.
(nach der Wetterlage vom 22. Juni).
Von Weſten her greift ein ſtarkes Hochdruckgebiet nach Europa vor.
Inter ſeinem Einfluß wird ſich in unſerem Gebiet das Wetter ruhig,
meiſt heiter warm und trocken geſtalten.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.

Hauptſchriftleitung: Rudol! Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feulſleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den
Inſeratenteil: J. V.: Adam Flelſchmann: Druck und Verlag: 2. C. Wittich
ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 übernommen.

Die heutige Nummer hat 16 Geiten.

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an die Gſchſt. (*16627

Günſtige Kapitalanlage!
Wohnhaus Darmſtadt, Liebfrauen=
ſrraße
112, Vorder= und Hinterhaus,
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wert
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R.=Mk. 11000 zu ügl. normaler Auf=
wertungshypothek
.
(*16586df
Koch & Rebhuhn, Saarbrücken 3
Telephon 1876.

[ ][  ][ ]

Nummer 122

unf

Die Tagung der Auslands=
handelskammern
.

Im Zuſammenhang mit der zurzeit in Hamburg tagenden Vollver=
ſammlung
des 47. Deutſchen Induſtrie= und Handelstages wurde im
Gebäude des Ueberſeeklubs Hamburg die Tagung der deutſchen Aus=
landshandelskammern
und wirtſchaftlichen Vereinigungen in Europa,
Oſtaſien und Amerika eröffnet. Nach der Begrüßungsanſprache durch
den Vorſitzenden Franz von Mendelsſohn, wurde nach der Verleſung
der eingegangenen Begrüßungstelegramme des Reichskanzlers Dr. Maux
und des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann, von Mendelsſohn zum
Erſten Vorſitzenden wiedergewählt. Im Auftrage der Freien und Hanja=
ſtadt
Hamburg entbot Senator Dr. Burchardt der Verſammlung die
beſten Grüße. Alsdann ergriff Reichskanzler a. D. Dr. Luther das
Wort zu ſeinem Vortrag
Auslandsdeutſchtum und deutſche Volkswirtſchaft.
Dr. Luther gab einleitend eine Ueberſicht über die Lage der Weltwirt=
ſchaft
, wie ſich dieſe nach dem Kriege entwickelt habe. Wenn man einſt
die Geſchichte des deutſchen Kaufmannes im Auslande ſchreibe, ſo müſſe
dieſe Arbeit als ein Ruhmesblatt in der deutſchen Geſchichte geſchildert
werden. Was der deutſche Kaufmann für den Welthandel bedeute, wiſſe
man aus der Geſchichte vor dem Kriege. Niemals ſtanden ihm aber ſo
große Hemmungen entgegen wie fetzt. Dr. Luther ging dann auf die
Handelsverträge ein und betonte, daß heute mehr als je eine bewußte
Handelspolitik getrieben werden müſſe. Wenn heute die Währung voll=
ſtändig
geſichert ſei, könne man nicht das Gleiche von der Wirtſchaft
ſagen. Die Ausfuhr müſſe ſo diel wie möglich geſteigert werden, doch
könne man ſich darauf nicht allein verlaſſen, ſondern auch der inländiſche
Markt müſſe nach jeder Richtung hin gefördert werden. Als Ziel müſſe
man ſich vor Augen halten, dem deutſchen Volke aus eigenem Boden
mindeſtens eine Noternährung zu ſichern. Der Vortragende gab ſo=
dann
eine lebhafte Schilderung ſeiner Eindrücke, die er gelegentlich ſeiner
ſüdamerikaniſchen Reiſe empfangen hatte und empfahl vor allem das
Nachrichtenweſen und den Zuſammenſchluß aller Deutſchen in den
Handelskammern beſonders zu fördern. Dr. Luther beſchäftigte ſich wei=
ter
mit dem Auswanderungsproblem, das nach dem Kriege eine ganz
beſondere Bedeutung gewonnen habe. Je mehr Menſchen europäiſche
Ziviliſation, ſo betonte er, in überſeeiſche Länder tragen, deſto mehr
würden ſich auch die Bedürfniſſe dieſer Länder ſteigern, woraus ſich wie=
derum
eine Steigerung der Exportmöglichkeiten ergeben würde. Hierbei
ſtoße man inſofern auf Schwierigkeiten, weil den Deutſchen weite Teile
der Welt nach dem Kriege verſchloſſen ſeien.
Im weiteren Verlaufe hielt in Vertretung des am Erſcheinen verhin=
derten
Herrn Helfferich=Batavia Herr Reiß vom Deutſchen Bund.
Batavia, einen Vortrag über das Thema Die Verbindung zwiſchen
Auslandsdeutſchtum und der Heimat Ueber die weitere Entwicklung
des Auslandshandelskammerweſens referierte Rechtsanwalt. G. Wirth=
Zürich. Im Anſchluß an den letzteven Vortrag wurde nachſtehende Re=
ſolution
angenommen: Die in Hamburg zur zweiten Tagung der deut=
ſchen
Auslandshandelskammern verſammelten Vertreter der deutſchen
Handelskammern und wirtſchaftlichen Vereinigungen im Auslande ſind
mit dem Deutſchen Induſtrie= und Handelstag nach eingehender Aus=
ſprache
der Anſicht, daß eine engere Zuſammenarbeit der deutſchen Han=
delskammern
und wirtſchaftlichen Vereinigungen im Auslande mit den
deutſchen Handelskammern im Mutterlande zweckmäßig iſt und begrüßen
es daher, daß der Deutſche Induſtrie= und Handelstag für deutſche
Handelskammern und wirtſchaftliche Vereinigungen im Auslande, die
Möglichkeit ſchaffen will, ihm als außerordentliche Mitglieder beizutre=
ten
. Die Verſammlung gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß die Er=
fahrungen
des deutſchen Kaufmannes im Auslande auch für die handels=
politiſchen
Maßnahmen der deurſchen Reichsregierung von hohem Wert
ſind und betont zugleich auch das Intereſſe der deutſchen Kaufleute im
Auslande, bei handelspolitiſchen Entſchließungen der deutſchen Reichs=
regierung
mit beachtet zu werden. Sie gibt daher der Erwartung Aus=
druck
, daß die deutſche Reichsregierung künftig in ſtärkerem Maße als
bisher die Auslandshandelskammern rechtzeitig von geplanten wirt=
ſchaftspolitiſchen
Maßnahmen unterrichtet und ſo eine Stellungnahme der
deutſchen Auslandshandelskammern zu derartigen Maßnahmen ermöglicht
wird."

Berliner Effektenbörſe.

Frankfurter Effektenbörſe.

Frankfurt a. M., 22. Juni.
Die Nachricht, daß es der Stadt Berlin gelungen iſt, eine Hundert=
millionenmarkanleihe
in London unterzubringen, ließ die Börſe etwas
freundlicher eröffnen. Es wurde daran die Hoffnung geknjpft, daß es
nunmehr auch gelingen werde, weitere ausländiſche Kapitalien wieder
heranzuziehen, was angeſichts der außerordentlichen Verſteifung auf dem
Geldmarkt ſehr zu begrüßen wäre. Da aber die Börſe weiter vollkommen
auf ſich ſelbſt angewieſen iſt, konnten die aus der freundlicheren Auffaſ=
ſung
der Lage ſich ergebenden Kursbeſſerungen kein beſonderes Ausmaß
erreichen, da ſich die Börſe beute mit den kleinſten Gewinnen zufrieden
gibt und angeſichts der außerordentlich teueren Geldmarktverhältniſſe
und der Nähe des Halbjahresultimos gleich wieder glattſtellt. Nur ein=
zelne
Werte, in denen ein Decouvert beſteht, waren auf Deckungen mehr
prozentig geſteigert, wie J.G. Farben, die Zellſtoffaktien und die Schiff=
fahrtswerte
. Im Verlaufe ſtellten ſich dann verſchiedentlich Schwankun=
gen
ein, doch konnten ſich per Saldo die erſte Kurſe immer wieder be=
haupten
. Einen guten Eindruck hinterließ auch die Befeſtigung der
Reichsablöſungsſchuldanleihe, die wieder über 18 ſtieg, dagegen blieben
Schutzgebiete unverändert. Auch die Steigerung in Unitürken ſetzte ſich
in beſcheidenem Maße fort. Pfandbriefe unverändert. Erſt gegen Schluß,
als die Geſchäftstätigkeit wieder gleich Null war, fingen die Kurſe an,
abzubröckeln, ſodaß teilweiſe die anfänglichen Kursgewinne wieder ſtark

Aſcha ffb. Zellſtof
Augsb. Nürnb. Ma
Bamag=Meguin
Berlin el. W.
Berlin Karlsruh
Braunkohl.=Briketts.
Bremer Vulkan
Bremer Wolle
Deutſch,=Atlant.
Deutſche Maſchin
Deutſch. =Nieb. Te
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliirerke
Tonnersmarckhütte
Dynamit Nobel
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
R. Friſter.
Gaggenau Vorz
Eelſenk. Eußſtahl.
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch. Egeſt.
Hanſa=Dampfſchf.

202. 1 6. 22. 6. Hemoor=Zement 21. 6. 22. 6.
238. 236. 1455 143. Hirſch Kupfer 120. 120. 46.5 47.5 Höſch Eiſen 175. 174. Hohenlohe Werke 22.5 22. 108 25 108. Kahla Porzellan 111. 187.50 187. Lindes Eismaſch 155. 1153.5 140. 138. Lingel Schuh. 84. 85. 254. 1204.75 Linke u. Hofmann 73. 106. 106. L. Loeſve u. C 255.5 93. 92.25 WC. Lorenz. 120.55 1121. 12. 12.375 Niederlauſitzer Kohl 180. 181. 145. 143.75 Nordd. Gumm 62 63.5 Orenſtein. 130. 129,5 148.75 145. Rathgeber Waggo 100. 99 121. Rombacher Hütten 138. 133. Roſitzer Zucker 93.5
90. 93.
89.75 174.5 171 25 Rütgersiverfe 279. 279. Sachſenwerk 117.25 116.5 95.5 91. Sächſ. Gußſtahl. 63. 63. Siemens Glas. 169. 170. Ver. Lauſitzer Glas .. 135. 135. 225.5 226. Volkſtedter Porzell. 59.25 59.25 177. 177. Weſtf. C. Langendreer 120. 120. Wittener Gußſtahl. 59.75 53.25 5 212. Wanderer=Werke. 243 239.25

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R
Buenos-Aires
Brüſſel=Antw.
Eslo.....
Kopenhagen.
Stockholm.
Helſingfors ..
Italien ...
London..
New=York..
Paris .....
Schweiz .....
Spanien.

21. 6 22. 6. 21. 6. Eeld Vrie Geid Brie Geld Zrie 168.89 169. 23 168.93 169.2 Wien D.=Oſt.abg. 59.3 59.43 1.791 1.795 1.791/ 1.79. Prag.. 12.49 12.51 58.555 58. 675 58.55 58.6 Budapeſt, Peng 73.4. 73.5 109.14 109.36 109.2 109.5 Japan 1.989 1. 99: 112.7. 112.94 12 71 12.93 Rio de Janeiro 0.497 0.49 7 112.99 113.24 12.98 13.20 Sofia 3.044 3.050 10.619/10 639 10.61 10.63: Jugoſlavien 7.413 7.42 23.595 23. 635 23.83/ 23.87 Konſtantinopel . 2. 183 2. 18 20.46 20.508 20.47 120.51 Liſſabon .. 20 93 20.9 4.216 4.224 4.216 4. 224 Danzig. 81.59 81.7 16.50 16.54 16 505 6.545 Athen". 5. 744 5. 756 81.085 81. 24 31. 104/ 81.264 1Kanada 4.209 4.21 72.26 72.4. 72.18 72.32 Uruguag 4.196 4. 204

22.
Geld
59.31
12.49
73.43
1.993
0.496
3.044
7.413
2. 188
20.8*

Hirſch Kupfer A.=G. In der G.=V. der Hirſch=Kupfer A.=G. wurde
mitgeteilt, daß die Produktion ſich um ein Drittel gegenüber
re gebeſſert habe. Die Meſſingwerke ſeien etwas günſtiger beſchäftigt
als die Kupferwerke.

Donnerstag, den 23. Juni

zuſammenſchrumpften. Tägliches Geld 4½ Prozent. Deviſen unver=
ändert
, Mailand aber feſter, Mart gegen London 20.494, gegen New
York 4.2193, London-Paris 124,01, Madrid 28,35, Mailand 86½=
An der Nachbörſe zeigte die Tendenz neuerlich nach oben. Die
erſten Kurſe der Mittagsbörſe wurden wieder etwas überſchritten.
Die Abendbörſe war wieder äußerſt ruhig, doch auf die befeſtigte
Nachbörſe gut behauptet. Einzelne Werte, wie Zellſtoff Waldhof konn=
ten
mit 308 (plus 4), Aſchaffenburger Zellſtoff mit 204,50 (plus 2,50)
anziehen. Gefragt waren weiter noch Farbeninduſttie. Siemens u.
Halske und Nordd. Lloyd. Anleihen ſehr ſtill. Im einzelnen nannte
man: Buderus 114, Oberbedarf 107, Mannesmann 180, Rheinſtahl 197¾,
Gelſenkirchen 170, Dresdeneu Bank 164,50, Deutſche Bank 163, Kommerz=
bank
176,50, Bergmann 180, Siemens u. Halske 262,50, A. E. G. 178
Daimler 120,50, Peters Union 114,50, Farbeninduſtrie 281,50, Holzver=
kohlung
73,50, Holzmann 120, Zellſtoff Aſchaffenburg 204,50, Waldhof
307,50, Scheideanſtalt 202, Nordd. Lloyd 143,50. Erdöl 145,50, Rütgers
2G/s. Im Abenddeviſenverkehu lag Mailand weiter feſt.
London gegen Paris 124,01, gegen Mailand 85,75, gegen Zürich 25,23½,
Madrid 28,36, Holland 12,12, New York 4.8555, Pfunde gegen Mk.
20,49½, Dollar gegen Mark 4,22.

Der Reichshaushalt im Monat April.

Das Reichsfinanzminiſterium veröffentlicht eine Ueberſicht über diß
Reichseinnahmen und =ausgaben im Monat April. Daraus geht hervorn
daß der ordentliche Haushalt durch einen Uebertrag aus dem Rechnungss
jahr 1926 in Höhe von 548 Millionen RM. und durch einen Ueberſchuin
aus den Einnahmen im Monat April in Höhe von 98,8 Millionen RDN
mit einem Geſamtbeſtand von 646,8 Millionen RM. abſchließt. Des
außerordentliche Haushalt aus dem vorigen Rechnungsjahr mit einer
ſpäter abzudeckenden Mehrausgabe in Höhe von 290 Millionen und min
einem Zuſchußbedarf im April in Höhe von 19,1 Millionen RM. iſt ins
geſamt alſo mit 203,1 Millionen RM. belaſtet. Insgeſamt verbleibt au=
dem
ordentlichen und außerordentlichen Haushalt ein Beſtand von 377
Millionen RM.

Die Kohlenproduktion in Heſſen.

Berlin, 22. Juni.
Aus der unſicheren Haltung des heutigen Vormittagsverkehrs ent=
wickelte
ſich bis zum offiziellen Börſenbeginn eine freundlichere Stim=
mung
. Betreffs der Weltmarktlage iſt die Spekulation vorſichtiger ge=
worden
; man glaubt, daß der Ultimo bei den jetzt ſchon einſetzenden Vor=
bereitungen
ohne größere Schwierigkeiten überwunden werden wird.
Auch eine Diskonterhöhung in England wäre unwahrſcheinlich, da dort
der Markt nach Aufhören der franzöſiſchen Goldkäufe beruhigter läge.
Eine weitere Anregung gibt die Hundertmillionenanleihe der Stadt Beu=
lin
. Auf Spezialgebieten waren zu den erſten Kurſen kleine Erholungen
zu verzeichnen, doch ſind die Veränderungen gegen geſtern mittag mei=
ſtens
nur ſehr gering. Eine Ausnahme machen Kunſtſeidenwerte, die,
angeregt durch die feſte internationale Haltung der Seidenaktien an=
fangs
15 Prozent höher einſetzten; angeblich im Zuſammenhang damit
beſtand größeres Intereſſe für Zellſtoff Waldhofaktien, wo man von
einer Fuſionsmöglichkeit mit Glanzſtoff im Verhältnis 2: 1 ſprach. Sonſt
waren noch Schiffahrtsaktien etwas lebhafter, doch gehen auch hier die
Steigerungen ſelten üiber 2 Prozent hinaus. Im Verlaufe blieb die
Tendenz unter leichten Schwankungen freundlich, das Geſchäft wurde
fedoch wieder ruhiger und beſchränkte ſich auf Spezialwerte. Anleihen
ſetzten etwas feſter ein und konnten im Verlaufe weiter anziehen. Die
Haltung der ausländiſchen Renten iſt nicht einheitlich; türkiſche Renten
allgemein feſter. Am Pfandbriefmarkte liegen Liquidationspfandbriefe
und Anteile etwas ſchwächer, auch Papierpfandbriefe etwas nachgebend,
Gold= und Roggenpfandbriefe unverändert und ohne Geſchäft; nur Ren=
tenbriefe
etwas feſter. Am Geldmarkt hat ſich nichts geändert.
Am Deviſenmarkt verſtärkte ſich die Nachfrage weiter Erwähnenswert
iſt die feſte Haltung der Deviſen Mailand und Japan (letztere im Zu=
ſammenhang
mit einer 40 Millionen=Dollaranleihe). Die Herabſetzung
des belgiſchen Bankdiskonts von 5½ auf 5 Prozent iſt im Kurſe noch
nicht zum Ausdruck gekommen. Im weiteren Verlaufe wird die Tendenz
bei abflauendem Jutereſſe allgemein ſchwächer.

Die monatliche Statiſtik der Kohlenproduktion des Volksſtagtex
Heſſen weiſt für den Monat Mai 1927 folgende Zahlen nach: An Rokl
braunkohlen wurden gefördert 35 544 Tonnen, verkauft wurden davoo
13 337 Tonnen; der größte Teil der Rohkohlen wurde weiter verarbes
tet. Aus den verarbeiteten Rohkohlen wurden neben Schwelereiprodutn
ten 749 Tonnen Naßpreßſteine erzeugt.
IInter Berückſi htigung der aus den Vormonaten übernommene:
Beſtände ſowie des Abſatzes und Selbſtverbrauchs verblieben am Ma=
natsſchluß
abſatzfähig: 9985 Tonnen Rohkohlen, 250 Tonnen Brikettᛋ
1274 Tonnen Naßpreßſteine, zuſammen 11 509 Tonnen Braunkohle=
und Braunkohlenprodukte im Geſamtwerte von 74 309 RM.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Fried. Krupp Akt.=Gef. in Eſſen a. d. Ruhr. Wie wir erfahren, ü
bei der Firma Krupp das Ausbauprogramm in vollem Gange. Es hau=
Lelt ſich auch hier hauptſächlich um Verbeſſerungen der Zechen= und Hüfi
tenanlagen, ſowie um Ausbau der Kofsproduktion. Die Firma Krurc
hat ebenfalls eine höhere Quote für Koks beim Rheinſich=Weſtfäliſcher
Kohlenſyndikat beautragt. Auch die Eſſener Betriebe der Geſellſchan
ſind den Umſtänden entſprechend zufriedenſtellend beſchäftigt, ſodaß e=
teilweiſe
ſogar möglich iſt, in kleinerem Umfage Neueinſtellungen voc
zunehmen. Hier iſt es aber das Saiſongeſchäft, vor allem in Lan.m
maſchinen, das Belebung zeigt. Ein Durchbruchsplan für eine Verbirx
dung von den Eſſener Betrieben nach dem RheinHerne=Kanal iſt ga
meinſam mit der Stadt Eſſen beſchloſſen, aber vorläufig noch nicht H
gonüen worden.
Engliſche 100 Millionen=Anleihe für Berlin. Wie die Blätter höres,
hat der Magiſtrat von Berlin geſtern in London bei der Rotſchie
Gruppe eine langfriſtige Anleihe von 5 Millionen Pfund (100 Millü.
nen Mark) verbehaltlich der Stadtverordnetenverſammlung aufgenorn
den. Die Anleihe wird nach Abzug des 2 Prozent betragenden engliſchen
Stempels zum Kurſe von 93½ Prozent begeben, mit 6 Prozent veu
zinſt und iſt nach dreißig Jahren zum Kurſe von 102 zurückzuzahlei
Die Mittel der Anleihe ſollen zur Ausführung der letztbeſchloſſenn
größeren Projekte, Gelindeankäufe, Schnellbahnbauten uſw. verwend
werden.

Rmerikaniſche Kabelnachrichten.

6.
Brie
9.43
2.51
73.57
1.997
0.498
3.050
7.427
2. 192
20.87

81. 60 81.76
5. 714/ 5.726
4.209/ 4.217
4. 176/ 4.184

dem Vor=

* New York, 22. Juni. (Priv.=Telk
Weizen: Der heutige Markt nahm einen etwas ſchwächeren Verla=
auf
ermäßigte Notierungen, ſchleppende Exportnachfrage und günſtik.
Wetterberichte.
Mais: Der Markt verlief in ſch vacher Haltung auf ungenügenn
Lokonachftage und größere Verkäufe. Später trat allerdings eine A3
feſtigung ein, ſodaß die Termine ziemlich unverändert ſchließen.
Hafer: Der Markt nahm einen ziemlich ſtetigen Verlauf ohun
beſendere Kursorränderungen.
Baumwolle: Im Eröffnungsverkehr war die Haltung ziemſäl=
ſtetig
auf gebeſſerte Exportnachfragen und ſtärkere Inſektenſchäde=
dann
wurde die Haltung abgeſchwächt auf Abgabe. Die Termine c.
wannen jedoch noch bis 10 Pkt.
Kaffee: Der Markt derlief in ſchwächerer Haltung auf Liquidat:n
nen und Kaufreſerve des Handels ſowie ermäßigte Riokabel. Die D7
mine zeigen Rückgänge bis zu 9 Pkt.
Zucker: Der Markt nahm eine etwas ſtetigere Haltung aA
Deckungskäufe und höhere ausländiſche Notierungen ſowie gebeſſer!
europäiſche Nackfrage. Die Termine ſchließen 3 Pkt höher.
Kakao: Der Maukt begann in ſtetiger Haltung auf höhere Kakl.
Käufe des lokalen Handels und feſte Lokopreiſe. Der Schluß war a
geſcwächt auf Liquidationen größeren Umfangs.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 22. Jur=
Getreide: Weizen. Juli 1452/s, Weizen, September 142
Mais. Juli 100½, Mais, September 1057, Hafer, Juli B8.
Hafer, September 48. Roggen. Juli 119. Roggen. Sept. 1044,
Schmalz: Schmalz. Juli 12.,62. Schmalz September 12.82
Fleiſch: Rippen, Juli 11.90. Rippen. September 12.22. Em.*
11.87. Schweine, ſchwer 8,609,10. Schweine, leicht 8,759.
Schweinezufuhr Chicago 19 000. Schweinezufuhr Weſten 10560
Talg. Ohio 7/s.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 22. Jur!
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1571/. Weizen Nr. 2 hart 163
Mais Nr. 2 113½, Hafer Nr. 3 58½, Roggen exp. 128. Me4
Spring Patent 6.90. Eetreidefracht nach England 1,9 sh. E=
rreidefracht
nach Kont. 8
n8 Sl3icutachanagg ustlae uog usgaeAnv eganaz jei inau usgartagG/918
Schmalz: Schmalz Mittel, Weſten 13.30.
Schweinefleiſch: Schweinefleiſch Family 33.

96.75

Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl
Ausloſ.=Sch. 1. Teil/301.75
T(. Teill302.25
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld ohne Aus=
loſungsſcheine
... 18.1
6½% Reichsp. Sch.
h. 1. 10. 30..
7½Baher. Staats=
Sch. v. 1. 4. 29/ 96.5
6½¾ H. V. Sch.
96
v. 1. 4. 29 .
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 3. 29
6½% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30 ..
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. v. 1. 7. 291 98.25
70 Sächſ. Freiſtaat
Schatz. o. 1. 7. 30/ 98.25
6 ½%Württ. Freiſt.
Schatz. v. 1. 3. 291 96.75

42Türk. /Adm.)03/
% (Bagd.) I
4½ (Bagd.) II
4% unif. 1903
4% 1911 Zoll.

Frändfütter Karsdericht Bom AerBan LeN

18.25

13.9

b. Ausländ iiche
5% Bos. E. B. 1914
5% L. Inv. 1914
4½% 1898
4½% 1902

3.

620 Bula. Taba 02

4½% Oſt. Staatsr.
b. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
4½ Goldr.
4½ einh. R. (kon)

4½% Ung. St. 1913/ 24.5
4½% St. 1914/ 25.5
4½ Goldr.
St. 10 ./ 23.25
(8 Kronr.
3% Eiſ. Tor.. 20.5
Außereuro-
päiſche

5¾Mex am. in. abg. 22*),
50 äuß. 99 401),
42 Gold 04ſtf. 28
3% konſ. inn. . , / 12.25
4½% Irrigat.,/ 35.75
5% Tamaulipas I.
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10%Berl. H.=Bk. G./106.9
8%
6% Berl. St.=Goldl 94.75
8 Darmſt. St.=G./ 97
30 D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf.

Mannh. St. G./ 99.25
Naſſ. Ldb. Gold/103
80 Nbg. St. Gldal. 100
8% Pfälz. Hyp.Bk.
Gold=Pfdbr.
98.5
80 Pforzh. St.=G./ 99.25
8% Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr. 100.75

100.5

102.5

3% Port. (Spz.) III

2 Runf. am. R.03.
49
z0 Gold. 13
im. konv.
05.

8% Frk.=Gyp.=B.,
Goldpfdbr.
7% Frkf. H.=B.=Gld./100
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfbr.
100
70 Pfbr.=Bk.=Gold/100.5
5% Frkf. Pfdbr.=Bk.
Goldpfbr.
82
8% H. Lds.-Bk. Gld. /102.4
101.25
10% K. Eleltr. Mau
( Hagen) Goldobl. /102.5
2½ K. Landesbank
Darmſt., Reihe 1/107

8% Pr.Centr.=St.=Goldpfpr. 102
100
83 Rh. Hyb.=Bankl!
Gold. Pfdbr.. . . 1100
100
Rh. St.=W. 25/151
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf..
2a Südd. B.=Cr. B.
Goldpfdbr. . . . . . 100
% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.
obl. mit Option/104:
7% V. Stahlw. Düf=
ſeldorfHyp
.=Gd.. ohne Option/ 95.25
80 VoigtcHäffner
Goldobl.. . . .. . . 97.75
8% Württbg. Hyp.:
Vank Goldpfbr.. 99

96.5

Reihe II/100.5
25 M.=KraftHöchſt

Ohne Zins=
berechnung

5%0 Bdw. Kohll 23
3½ Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6 Heſ. Brk.=Rg. 23
Roggen .. 23
Pr. Kaliw.
V Pr. Roggenw
5% Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb. .
Bayr. Handelsb.

12.52
13.87

Bahr. Hyp.u. Wechſ.
Berliner Hyp.=Bk.
Frtf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp.=Bk...
Mecklb. Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp.Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk. ..
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B.=Cr. B
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B..
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk..

Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hhp.=B..
Landeskr. Caſſel".
Naſſau. Ldsb. . .

16.4
16 45

12. 12

12
13. 62
13.9
14

11.9
9.2

9
6.35

2.35

Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
5%Oſt. Sb. (L.)ſtfr.
2,6% Alte
2,6% Neue.
50 Oſt.-Ung.73/74
4% Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. . 1.b.8.E.
3%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. . 1885
3%Oſt. Erg. Netz
3% Raab Oedbg.8:
42 Rud. Silber
4½ Rud. (Salzkg.)
4½% Anat., S. I
½%0 Anat. S. II
½%0 Anat., S. III
% Salon. Monaſt.
Tehuantepec.

4.55

14
14

9.8
21
22.5
20.75
20.75
23.5
181,
18,
9.4
4.15

Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.. . . 146
Bad. Bk. . . . . . . . . 159
Bk. f. Brauind. .
Barmer Bankv. . . 145
Bay. Hyp.=Wchſ.. . 1172
Berl. Handelsgeſ. 1238.75
Comm.u. Privatb. . 1752,
Darmſt. u. Nat.=Bk. 231
Deutſche Bank . . . 161

163.5
137

D. Eff. u. Wchſ.=Bk. 138.5
D. Hyp.=Bk. Mein./144
D. Vereins=Bk. .. 107
Disk.=Geſellſch. . . . 161.5
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hhp.=Bk.. . . . 151
Frkf. Pfdbr.=Bk. . . 157
Gotha. Grundkr. Bk. /189
Lux. Intern. Bank. 8.75
Metallbank
1141.5
Mitteld. Credi
201
Pfälz. Ht
212.5
Pr. Bd.=Cr
k/143
Hhp.-Akt
tF140
Reichsbank=Ant. . . 167.5
Rhein. Creditbk. . . . 131
Rhein=Hyp.=Bk. . . 180
Südd. B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ.. . /142
Oſterr. Creditanſt.
8.7
Wiener Bankverein! 6.8

Bergwerk8=Akt.

Oberbedarf ......
Otavi=Min.=Ant.. .
Phönix=Bergb. .. .
Rhein. Braunk. . . .
Rhein. Stahlw.. . .
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte
SalzwerkHeilbronn
Tellus Bgb..
Ver. Laurahütte ..
Ver. Stahlwerke..

100.5

Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.
Henninger.
Hereules, Heſſiſche.
Löwenbr.=München
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof(Bind.
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg.
Werger


Bochum. Bergb. .

Buderus. . . . . . . .
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw.. . . . /245
Gelſenkirch. Bgw. /169.5
Harp. Bergb.
1197
Ilſe Bergb. St.
Genußſchein. 1129
Kali. Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurth
Kali. Weſterregln. 1173.2
Klöcknerwerke
.1180
Manuesm.=Röhr. 1179
Mansfelder ..
11281,

Aktum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleher
6%E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamm ..
Anglo=Cont. Guano
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El. . . .."
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang
Cement. Heidelb. .."
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.. .
Chem. Albert .. ...
Chem. Brockh. .
Chem. Milch ..."

125.75
264.5
196
158.75

118
74.25
39.75

71
185
148
348.5
240
345
180

126.75
88.5
81
176

139
25
a7

58.5
80.5
177
27.25
70

149.25
187.5

Daimler=Benz A.6.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb. Scheid
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr..
Dürrkopp
Dürr. Rattingen
Dyckerhof & W. ..
Eiſenw. Kaiſersl.
El. Licht u. Kraft
El. Lieferung ...
Elſ. Bad. Wolle
Email. Ullrich ....
Enzinger Werke
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feamech. (Jetter
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Gas ..
Frankfurter Hof.."
Frkf.=M. Pok. u. W
Geiling E Cie..
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt. . .
Goldſchmidt, Th.. .
Gotha Waggon".
Gritzner, Maſch..
Grün & Bilfinger .
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füt
Hanſa=Llovb, Br
Hartm. & Braun ..
Hehligenſtgedt.
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch, Kupfer ...
Hoch=Tief Eſſen..
Holzmann

Holzverk. Ind.
Hydrom. Breslau
Inag

117.5
200.5

73.5
40
43
192

1149

33
50
63
78

112
29
136
100
52
70
115
71.5
70.25

120.25

122
175
138

34
53. 25
136
23.75
75
15
120

32
97.5

Junghans St.. . /126.75
Kammg. Kaiſersl. 1190
Karlruher Maſch.
Karſtadt, R.
Klein Sch. & Becker/136
Knorr, Heilbronn 185
Konſerv. Braun ../ 68
Krw. Alt=Württbg. 1107
Krauß, Lokom.
Lahmeyer .. . . . . . 1175.5
Lech. Augsburg . .. 125.5
Lederw. Rothe ...! 35. 7
Spicharz. 20
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mühle ./ 50
Ludwigsh. Walzm. 127
Lüdenſcheid Metall 115
Lux, Induſtrie
ss Mainkraſt Höchſt 131
Mars=W. Nürnberg /1.36
Metallgeſ. Frkf. .. 182
Miag, Mühlenb. . . 1140
Moenus, Stamm . / 78.5
Motorenf. Deutz
Motorenf. Oberurſ. 63
Münch. Lichtſpielk. 1125
Neckarſ. Fahrz. . . . 123,
Neckarw. Eßlingen
Peters Union ... . 115
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.
65.5
Porzellan Weſſel . / 48
Rein. Gebb. &Schal/140
Rhein. Eleitr.
170.5
Rhenania, Kunhei
Rütgerswerke
87.9
Schneid. & Hanau
Schnellpr. Frank. 1102
Schramm Lackf.
99.5
Schriftg. Stemp.. 1129
Schuckert, Elektr.
Schuhf. Weſſel ...! 83
138.25 ½ Schuhf. Herz
80
86.5 Schultz, Grünlack ./ 40.
Seilind. Wolff
88
Siemens Glas
Siemens & Halske /

Südd. Immob.
Südd.Zucker=A.=G.
Thür. elektr. Lief.
Uhren Furtwäng
Unterfr. Kr.=El.=V.
Beithwerke
Ver. f. Chem. In
Ver. d. Olfbr. Manu
Ver. Faßf. Ca
Gummi. Bin.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin
Zellſtoff Berl.
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffner.
Volthom, Seil ..
Wanß & Frehtag
Wegelin Rußfbr.
Zellſt. Aſchaffenbg.
Zellſt. Waldhof ..."
Zuckerf. Rheingau.

Transport= und
Verſicherungs=Akt.

Dt. Reichsb.=Borzg.
A. Dt. Eiſenbahn
A. Lokalb. u. Kraftn
Dt. Eiſenb.=Geſ..
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Ge
Hapag
Nordd. Llotzd. . ..

100
139.

105-
68
1065
85
805

150
60
98
31
72
160
148.
202
300

101.

81.
144-
143-,
140-
141

Frkft. Allg. Ver
Frankona Rückv.

Tarmſt. Werte

153

Bahnbedarf
Dampfk. Rodberg
Helvetia Konſ.. ..
Gebr. Lutz..
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder ..
VenulethcEllenb.

42
7..

[ ][  ][ ]

Mummer 172

Donnerstag, den 23. Juni 1927

Seite 13

achrichten.

Die Reparationslieferungen im Mai.
Für Frankreich ſind im Mai Sachlieferungsverträge einſchließlich
8uſatzverträgen im Geſamtert von 17,3 Millionen RM. genehmigt
iycen. Dadurch erhöht ſich der Geſamtert der Sachlieferungsverträge
ſſar Art ohne Kohle und Farbſtofflieferungen auf 468,3 Mill.
A. Unter den genehmigten Verträgen befinden ſich 285 Abſchnitte
n! Kriegsgeſchädigten im Werte von 5,5 Mill. RM. Die Verteilung
Werträge nach Warengattungen ergibt 143 Verträge über Maſchinen
PIMill.), 134 Verträge über Vieh (5,7 Mill. RM.), zwei Verträge über
kohol (2,4 Mill.), zwei über Rohzucker (1,9 Mill. RM.), 21 über
laſterſteine und feuerfeſte Steine (0,5 Mill.), 14 über Eiſen und Stahl
BMill.) und 13 Verträge über Paier und geringen Umfang Zell=
ff
)(0,3 Mill. RM.). Der Reſt betrifft Verſchiedenes. Ueber Holz lie=
E3 Abſchlüſſe vor, die in vorſtehendem nicht aufgeführt ſind, da ſie
=Annullierungen mehr als ausgeglichen ſind.
DDie im Berichtsmonat insgeſamt genehmigten 148 belgiſchen Ver=
(einſchl. ſieben Nachträgen zu früheren Abſchlüſſen) im Werte von
Mill. erhöhen den Geſamtwert aller ſeit dem Inkrafttreten des
unsesplanes bis Ende Mai 1927 genehmigten Sachlieferungsverträge
Welgien (ohne Kohle und Farbſtofflieferungen) auf 105,2 Mill. Der
tmengattung nach betreffen 34 Verträge verſchiedene Halb= und Fertig=
ſrickate
(1,5 Mill.), 39 Roheiſen. Stahlbleche (eine Million), 22 Maſchi=
iumd
Elektromaterial (0,4 Mill.), 14 Verträge Zellſtoff und Papier
TMill. RM.). Der Reſt betrifft Verſchiedenes.
Produktenberichte
/Frankfurter Produktenbericht vom 22. Juni. Weizen liegt ſtill. Im
ih geſchäft fanden nur ſehr geringe Umſätze ſtatt. Die Preiſe für Rog=
ik
ie ſind nachgebend. Vom Niederrhein ſind bereits Angebote mit
F7 RM. per 100 Kilo ab Station vorhanden. Weizenkleie iſt eher
ſas feſter, insbeſondere auf ſpätere Termine, jedoch ohne größere
rſt=tze. Weizen 31,2531,50, Roggen 28,5028,75, inländiſcher Hafer
M. desgl. ausländiſcher 2426,50, Mais gelb 19, Weizenmehl 42,
gs enmehl 39,2540, Weizenkleie 13,2513,50, Roggenkleie 1616,25.
FFrankfurter Häuteauktion vom 22. Junf. Die Tendenz war allge=
ſy
etwas feſter. Es wurden Preisaufſchläge von 58 Prozent gegen
etzten Notierungen erzielt. Kuhhäute von 3049 Pfund ohne Kopf
E7, mit Kopf 70,5075,25, von 5059 Pfund 77,2588,75 bzw. 69,00
NB,75: von 6079 Pfund 87,5096 bzw. 7882; von 8039 Pfund
ſbu w. 78,5083 und über 100 Pfund 78,50 mit Kopf. Ochſenhäute:

Von 3049 Pfund 82 bzw. 68B, von 5059 Pfumd 87.35B bw.
6825, von 6079 Pfund 8899,50 bzw. 79,75, von 8099 Pfd. 82,75
bis 90 bzw. 81,25, und über 100 Pfund 84,7586 bzw. 78,75. Rinds=
häute
: Von 3049 Pfund 85,5099 bzw. 86,7584,50, von 5059 Pfd.
88,2597 bzw. 78,5081, von 6079 Pfund 9298,50 bzw. 82,2585.
Bullenhäute: Von 3049 Pfd. 87,75 bzw. 73, von 5059 Pfund 7176,5
bzw. 73,00, von 6079 Pfund 7079 bzw. 6868,75, von 8099 Pfud
6772 bzw. 61,75, und über 100 Pfund 64,7567 bzw. 53,7558,75.
Schußhäute alle Gewichte mit Kopf 57,75. Roßhäute bis 220 Zenti=
meter
mit Kopf 13,10, 220 Zentimeter und mehr ohne Kopf 23,40, Kalb=
felle
bis 9 Pfund rot 146157,75, bis 9 Pfd. ſchwarz 119,50126,50, über
9 Pfund rot 133,50139, über 9 Pfund ſchwarz 109,25117,25, alles ohne
Kopf. Freſſerfelle 111,50, Schaffelle, alle mit Kopf, vollwollig 75,50,
halbwollig 75,50, kurzwollig 66,25, Blößen m. K. 55,5056,25, Lamm=
felle
62,75.
Berliner Produktenbericht vom 22. Juni. Die Wetterlage iſt weiter
recht unbeſtändig und verſtärkt die allgemeie Tendenz der Zurückhaltung
auch fernerhin. Für das Ausland warem die Cifofferten für Weizen und
Roggen teils unverändert, teils auch höber gehalten. Hier üben wieder
einige zweithändige Partien von Weigen und Roggen einen Eindruck auf
das Preisniveau um ſo mehr aus, als der Abſtoß nach dem Inlande
fehlt. Für Inlandsbrotgetreide fehlt es angeſichts der unnachgiebigen
Forderungen der Provinz nach wie vor an Kaufluſt. Im Lieferungs=
markte
ſtellte ſich das Weizenpreisniveau um 0,751,5 Mark höher, wo=
bei
die Herbſtſichten beſſer als die Juli=Termine gehalten waren, bei
Roggen war die Juli=Sicht um 0,75 und Dezember um 0,25 Mark
ſchwächer. Der Mehlmarkt blieb bei unveränderten Preiſen geſchäfts=
los
. Auch Hafer und Gerſte haben weiter ſehr kleines Geſchäft, am
Hafermarkte befriedigt der Konſum ſeinem kleinem Bedarf aus notleiden=
den
zweithändigen Partien.
Kleine Wirtſchafts=Nachrichten
Nach längerer Ausſprache wurden die im Volkswirtſchaftlichen Aus=
ſchuß
des Reichstages vorliegenden Anträge über die Roggenſchuldner
an den Unterausſchuß zur weiteren Beratung überwieſen.
Die Frankfurter Herbſtmeſſe findet vom 18.21. September ein=
ſchließlich
ſtatt. Es iſt mit einem noch ſtärkeren Beſuch, auch aus dem
Auslande, zu rechnen, da ſchon zahlreiche Voranmeldungen eingelaufen
ſind.
Nach dem Vorbild des mehr als 25 Jahre beſtehenden Verbandes
Berliner Spezialgeſchäfte iſt dieſer Tage ei Zuſammenſchluß der Ham=
burger
Spezialgeſchäfte erfolgt, der die Intereſſen der in der inneren
Stadt gelegenen Hamburger Spezialgeſchäfte wahrnehmen will.

Das Internatiomale Kupferſyndikat ſchritt angeſichts der ſtändigen
Abſchwächung der Kupfernotierungen in London und New York zu
einer Herabſetzung der europäiſchen Verkaufspreiſe. Die Notrz ſtellt
ſich nunmehr auf 13 Cents (entſprechend einer Parität von 120,65 Rm.
je 100 Kg.) gegenüber bisher 13,10 Cents (entſprechend 121,60 Rm.).
Die belgiſche Nationalbank hat den Diskont von 5½ auf 5 Prozent
ermäßigt.
Der franzöſiſche Miniſter für öffentliche Arbeiten, Tardieu, erklärte,
daß auf Grund ſeiner Maßnahmen in einem Monat das Kohleneinfuhr=
verbot
aufgehoben werden könne.
Für die erſten fünf Monate des Jahres 1927 betrug nach den ſoeben
veröffentlichten Außenhandelszahlen die Einfuhr 22 560 397000 Frs.
und die Ausfuhr 2 535 608 000 Frs.
Es wird mitgeteilt, daß die neue 6prozentige franzöſiſche Konver=
tierungsanleihe
für die ſchwebende Schuld zum Teil am 27. Juni auf=
gelegt
und am B. Juli geſchloſſen werden ſoll. Der Ausgabewert für
den Nominalwert von 500 Frs. beträgt 460 Frs.
Der Stand der Zuckerrüben in Poſen iſt plötzlich durch eine pilz=
artige
Erkrankung der Pflanzen in ſehr vielen Gebieten außerordentlich
gefährdet. Die Krankheit tritt ſtrichweiſe auf und nimmt beſtändig an
Ausdehnung zu. Man fürchtet, daß ein großer Teil der Zuckerrüben=
ernte
durch dieſen auftretenden Wicherpilz vernichtet werden wird.
Gerüchtweiſe verlautet, daß der Abſchluß der polniſchen Auslands=
anleihe
wiederum in Frage geſtellt, rder zum mindeſten verzögert ſei.
Es heißt, die ausländiſchen Geldgeber hätten erneute Garantien für die
Anleihe verlangt. Die Regierung dementiert dieſe Nachricht.
Der Fleiſchexport aus Lettland iſt in ſteter Zunahme begriffen. In
den erſten vier Monaten dieſes Jahres wurden 1 469 386 Kg. ausge=
führt
gegen 831 750 Kg. in derſelben Zeit des Vorjahres. Dieſe Zu=
nahme
iſt vor allem auf die außerordentliche Entwicklung der Bacon=
Ausfuhr zurückzuführen.
Unter der Firma Courtaulds=Hiſpana wurde in Barcelona eine
Geſellſchaft gegründet, die die Erzeugung und den Verkauf von Kunſt=
ſeide
bezweckt. Bisher wurde die Kunſtſeidegarn=Erzeugung in Spanien
nur von einer Geſellſchaft mit dem Sitz in Valtenonceda betrieben.
Präſident Machado erklärte noch einmal, daß die kubaniſche Regie=
rung
die eingeſchlagene Zucker=Reſtriktions=Politik beibehalten werde.
Die Geſamtproduktion der letzten Campagne von 4,5 Millionem Tonnen
zeige, daß die durch die Regierung befohlenen Maßnahmen zur Kon=
rolle
der Produktion vollſtändig durchgeführt und befolgt worden ſeien.

Union-Theater
Der Film, der dle Welt erobertez von René Fauchois
Die Tragödie eines armen Artisten:
eIte Ber sprechende Affe
In den Hauptrollen: Jacgues Lerner Olive Borden
Seit langer Zeit erscheint wieder einmal auf dem Spielplan:

3 Akte

Residenz-Theater
Heute letzter Tag!
Die Königin der Wüste
Abenteurer-Roman in 6 Akten
Ort der Handlung: Europa und Afrika

in dem
entzückenden
0ssroskärad Instepiel: Wraltf Prärtmänser

6 Akte!

Palast-Lichtspiele
Heute letzter Tag!
Ein Film von
Held
Liebevo
Mitgiftläger
8 Akte 8
(10133
lalbert Steinrüclt, Suzy Vernon, Wladlmir
MHaldarow, Mary Delschaft in den Hauptrollen.
Der Film der herrlichsten Naturaufnahmen,

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Die Geschichte eines Ehevertrags in 6 Akten mit
Agnes Esterhazl, Livio Pavanelli
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V. G.
Inmnerfest an der Bergstraße,
19 Mitglieder des V. A. T. Darmſtadt
ſwern hiermit nochmals zum V. C.=Feſt
rei Bergſtraße am 25 Juni 1927 (Abfahrt
M2n tadt 15 Uhr) eingeladen. Bahlreiches
fErſcheinen dringend erwünſcht.
2c orſtand J. A. Dr. W Schömer. (*16464

Iaalbaugarten
ASonnerstag, den 23. Juni 1927
abends 8 Uhr St 10106
Monnerstags-Honzert
G
des Städt. Orcheſters.
1 Leitung: Städt. Kapellmeiſter
Ernſt Guido Naumann
Eintritt 50 Z.
1Behnerkarten haben Gültigkeit.

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Illexanderſtr. 12, Perkeo (9255a
Mn at Junl-Gastspiel der
ſeiiteren Burlesken
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15, II. (*16583
Schöne Ferkel zu
verk. Trietſch, Erbacher=
(16589
ſtraße 121.

Die neueste Wochenschau
Anfang 3½ Uhr

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Teatro dei Piccoli
mit dem
Neuen Programm
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Donnerstag, den 23. Juni 1927,
ab 4½ Uhr (*16601
TAIEE

6 Akte!
(*16640

Ueber alles die Liebe
Sittenroman in 6 Akten
Dle neueste Wochenschau

Anfang 3½ Uhr.

(*16641

Vorverkauf an der Theater-Kasse!

Macht- Vorstelleng
V Donnerstag, abends 11 Uhr!
Vorführung des popnlär-sexual-wissenschaftlichen Filmwerks
Menschwerdung
Erläntert wird dieser Film durch persönlichen Vortrag des Herm
Dr. med. Heinz Walther (Machenhauersche Klinik)
über Werdegang der Menschheit, von den erhabenen Vorgängen
der Zeugung. Geschlechtliches darf nicht geheim
bleiben, in allen Städten allergrößter Erfolg.

Sängerbund Griesheim b. O.
Dirigent: Wilhelm Etzold=Darmſtadt
Miiglied des Heſſiſchen und Deutſchen Sängerbundes
Am 25., 26. und 27. Juni 1927
40jähriges Vereins=Jubiläum
verbunden mit großem Geſangswettſtreit
Am Wettſireit beteiligen ſich 33 Vereine mit 2000 Sängern
(*16526
Samstag, den 25. Juni: Abends Fackelzug mit Kommers
auf dem Feſiplatz
Sonntag, den 26. Juni: Vormittags 1/9 Uhr: Beginn des
Klaſſen= und Ehrenſingens in den Sälen: Zum
grünen Taub, Kaiferſaal und Treffpunkt. Anſchließend
höchſies Ehrenſingen im grünen Laub. Nachmittags
13 Uhr: Aufſiellung des Feſizuges.
Montag, den 27. Juni: Frühſchoppenkonzert, nachmittags
großes Volksfeſt
Feſtplatz iſt der Sportplatz des Sportklubs Viktoria an der Darmftädter
Chauſſee. Halteſielle der elektriſchen Straßen ahn. Daſelbſt gebeckte Halle,
über 5000 Perſonen faſſend.
Zum Beſuche ladet höflichſt ein: Der Feſtausſchuß.

Was leder vor und In der
(Hygieng der Ehe) Ehe wissen mug! ezgszo
Dieser Film wird nur einmal tägl., und zwar abends 17 Uhr
vorgeführt. Für Darmstadt vollständig neu und darf
nicht mit dem vor Jahren vorgeführtten Film verwechselt werden
Der große Erfolg beweist, welche großen Interessen diesem Film
entgegengebracht werden, deshalb haben wir uns entschlossen, den
Film Menschwerdung noch um einige Abende zu
verlängern. Wegenides großen Andranges abends, bitten wir
die Karten im Vorverkauf zu nehmen. Es werden nicht mehr
Karten ausgegeben, wie Plätze vorhanden.
Unien-Theaten

Jugenheim (Bergstrade).
Jungmädelheim Reinking.
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Schönste Lage, vorzügt, Verpflegung, beste
Referenzen. Kurau entholt
Prospekt durch die Leiterinnen

Schachmeister Sämlsch ( 16
10 Partien hlind
(ohne Ansicht des Bretts).
Freitag, den 24. Juni, abends 8 Uhr im
Fürstensaal, Grafenstraße 18.
Eintritt 50 g.
Gäste willkommen.

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Nathan der Weiſe
Dramatiſches Gedicht in 5 Akten
von G. E. Leſſing
In Szene geſetzt von Edgar Klitſch
Bühnenbild; Arthuv Pohl

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Sultan Saladin . . . . . HansBaumetſter
Sittah, deſſen Schweſter Käthe Meißner
Nathan, ein reicher Jude
in Jeruſalem . . . . . K. Weſtermann
Recha, deſſen angenommene
Tochter ..
Kaete Foerder
Daja, eine Chriſtin, Geſell=
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der Recha . Marg. Carlſen
Ein junger Tempelherr. Rudolf Wittgen
Ein Derwiſch . . ."
JoachtmBüttner
Der Patriarch von Jeruſalem . Max Nemetz
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Ein Diener Saladin’s . Adolf Schmidt
Gefolge des Patriarchen, Mameluken
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(Leitung: Direktor Adalbert Steffte
Eröffnungs=Vorſtellung
Samstag, den 25. Juni 1927, abends
Gaſtſpiel Erik Wirl
Die Roſe von Stambul
Der Berkauf der Tageskarten
hat begonnen.

[ ][  ][ ]

Seite 14
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Donnerstag, den 23 Juni 1927

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der Bereitſchaftspolizei Darmſtadt ſiü
für die Zeit vom 1. Jali bis 31 27,
1927 vergeben werden.
Die Bedingungen liegen vom 23. I9
25. Juli 1927 auf dem Geſchäftszimmn
der Küchenverwaltung, ehem. 6ler K=
ſerne
, zur Einſicht offen.
Angebote ſind bis 27. ds. Mt1.,/
10 Uhr vorm., einzureichen. (10r=
Küchenverwaltung
der Bereitſchaftspolizei Darmſtai,

Am Donnerstag, den 23. Juu
1927, nachmittags 5 Uhr, verſteige=
ich
Sandſtraße 44 zwangsweiſe mes=
bietend
gegen Barzahlung: (10r0
1 Schweißapparat, 1 Rohrabſtes
maſchine.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Am Freitag, den 24. Juni 190
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinn
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27 na. Gegenſtände öffentlich zwanaſ=
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ſeſſel, 1 Schreibtiſch.
Ferner wird vorausſichtlich beſtimy)
verſteigert an Ort und Stelle: 1 grc.
Wellblechgarage.
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtac.

Am Freitag, den 24. Juni 19
vormittags 10 Uhr, ſollen in meina
Verſteigerungslokal Bleichſtr. 40 t
gende Pfänder zwangsweiſe gegen R=
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verſteigert werden: (1or9
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1Motorrad (defekt), 1 Buch (Hindenbu.)
Denkmal), Möbel aller Art u. a. n
Darmſtadt, den 22. Juni 1927.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtac.
Dergehngdon Bhanaldefft
Die Bauarbeiten für ein Wohnha=
nach
Eberſtadt (Deutſche Bau= und Si
lungsgemeinſchaft) ſind zu vergeben. E
gebotsunterlagen können bei dem un.
zeichneten Bauleiter während der üblic.
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Die Heſſiſche Landesbank Staatsbank in Darmſtadt legt zur alsbaldis!
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unkündbar bis 31. März 1932, zum Vorzugspreiſe von ZUyBu!
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unkündbar bis 31. Dezember 1931, zum Vorzugspreiſe von 931u0
Lagerhausſtr. 18, I., bei den Banken und Bankiers auf. Schlußtermin 40. Juli; früherer Schluß vorbehalten. *
eleg. möbl. Zim., 2 nahmefriſt bis 31. Juli d. J.
Bett. u. Küchenben,
zu verm. (16662 Darmſtadt, den 21. Juni 1927.
Das Direktorinm.

[ ][  ][ ]

Nummer 122

Donnerstag, den 23 Juni 1927

Geite 15

Cxriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.
29)
Mackdruck verboten)
Schon frühzeiltüig begab ſich Chriftine am anderen Morgen
rräch dem Geſchäft. Die halbe Nacht hatte ſie wach gelegen und
Aus all dem Wirrwarr ihrer Empfindungen ſich zu dem Entſchluß
mrurchgerungen, gleich am nächſten Mongen ihrem Chef zu kün=
eieigen
. Es ſchien ihr dies vorläurfig die einzig reinliche Löſung
jöres Verhältniſſes zu dem Vater ihres Geliebten. Sie wollte
mnd durfte dem alten Herrn keine Komödie vorſpielen, ihm nicht
diie Rolle zumuten, täglich ahnungslos der Geliebten ſeines Soh=
wes
gegenüberzuſitzen. Noch wußte ſie ja ſelbſt nicht, wie ſich die
1Oinge nun weiter geſtalten würden, denn ſie hatte geſtern abend
ui ihrer Angſt und Verwärvung Werner faſt fluchtartig plötzlich
verkaſſen, um in den von Blankenſee kommenden Dampfer ein=
zuſteigen
und nach Hamburg zurückzufahren. Werner wollte ſie
Inachrichtigen, wann und wo ſie ſich wieder ſehen könnten.
eSie hätte aufjauchzen mögen, wie ſie jetzt wieder an den Gelieb=
urn
dachſte und an all das namenloſe Glück, das wn über ſie ge=
uommen
war.
Aber ſie durfte jetzt am hellen Tage nicht träumen, ſie mußte
ſtrh beeilen, wenn ſie das Kündigungsgeſuch noch ſchreiben wollte,
eGe der Chef kam. Und während ſie num das Schreiben verfaßte,
zneurde ſie ruhiger und ruhiger. Als ſie dann aber an ihre arme
loeine Suſi dachte, fühlte ſie einen Stich mirten im Herzen, und
es ſchien, als ſenke ſich ein Schleier über ihr eben noch ſo heiteres
G=lück: War es doch nicht mit dem Unglück der Freundin erkauft?
Heder hätte ſie doch nur ſchließlich ihr eigenes Glück zerſtört, wenn
ſe Werner geſtern wieder zurückgeſtoßen hätte, ohne Suſi dadurch
dem erſehnten Ziele auch nur einen Schritt näher zu bringen?
Ihre Betrachtungen wunden durch den Eintritt des Chefs
1ftzt underbrochen.
Na, was gibt’s Neues, Fräulein Berthold? fragte er gut
Aelaunt, haben Sie den Sonntag gut verbracht?
Er bekam jetzt öfter ſolche leutſeligen Anwandlungen Chri=
ſuinen
gegenüber.
Danke ja, Herr Krüß, ſagte ſie leiſe, ſo daß er einen Augen=
bieick
auffah. Mechaniſch hatte er dabei ſchon nach dem Stapel
enngelaufener Poſt gegriffen und als erſtes Chriſtinens Schreiben
eislwiſcht. Höchſtes Erſtaunen prägte ſich auf ſeinem Geſicht.

Und warum kündigen Sie, Fräulein Berthold? Es iſt
doch ſonſt üblich, in einem Entlaſſungsgeſuch auch deſſen Gründe
anzuführen. Aergerlich klang ſeine Frage, die gute Laune ſchien
für heute geſchwunden.
Verzeihen Sie, Herr Krüß aber ich wollte keine Unwahr=
heit
ſchreiben, da ich den wahren Grund doch nicht angeben kann.
Was heißt das Sie können die Gründe nicht angeben?
Wünſchen Sie etwa eine weitere Gehaltsaufbeſſeruug?
O, nein nein nicht das iſt es. Sie waren ja erſt vor
wenigen Tagen ſo gütig, mär ſelbſt dieſe hohe Aufbeſſerung anzu=
bieten
, ham es gequält zurück.
Nun wurde der alte Herr doch aufmerkſamer. Da mußte doch
irgend etwas dahinter ſtecken, ud er ſollte nicht Friedrich Krüß
heißen, wenn er das richt herausbekäme. Wäre ſie nur nicht
dieſe verdammt tüchtige und brauchbare Perſon, dachte er, ſo
könnte ſie ja hingehen, wo der Pfefſer wächſt! So aber lag ihm
daran, ſich dieſe wertvolle Arbeitskraft zu erhalten, und es galt
alſo nur, das richtige Mittel hierbei anzuwenden. Und ſo forſchte
er nun intereſſiert weiter:
Iſt Ihnen hier im Geſchäft irgendwer zu nahe getreten?
Alſo nicht hm ſo ſind es demach private ich meine,
Familienverhältniſſe, die Sie zu dieſer Kündigumg veranlaſſen?
Nicht ſogleich kam eine Antwort. Chriſtine ſchluckte ein=
zweimal, ehe ſie ein ſicheres Ja herausbrachte. Dann fügte
ſie aber ſchnell hinzu:
Ach, Herr Kruß, verzeihen Sie, wenn ich undankbar ſcheine,
ich kann nicht bleiben, und den Grund dafür kann ich nicht
nennen, weil ich jetzt nicht allein über mein Handeln beſtimmen
weil weil auch eine andere Perſon mit dieſer Angelegen=
heit
zu tun hat.
Da ſchlug ſich Krüß gegen die Stirn und rief faſt freudig,
daß er nun doch hinter ihre Schliche gekommen war:
Aha alſo heiraten will man? Sieh da!
Reſigniert ſchüttelte Chriſtine das Haupt und hob wie ab=
wehrend
die Hände.
Nun aber war es mit der Geduld des alten Herrn zu Ende.
Na, zum Kuckuck, wenn’s auch das nicht iſt, und Sie eben
unbedingt nicht mit der Sprache heraus tvollen, dann kann ich
Ihnen auch nicht helfen, ſchrie er erboſt über ſeine mißlunge=
ien
Bemühungen mit ihr. Und indem er ſich ſchon mit den
eingelaufenen Briefen beſchäftigte, kuurrte er noh einmal vor
ſich hin:
Wird wohl irgend ſon Windbeutel dahinter ſtecken.

15. Kapitel.
In der behaglich durchwärmten Wirtsſtube eines Gaſt
hauſes, weit draußen vor Hamburg, waren Werner und Chri=
ſtine
an dieſem Abend eingekehrt. Das roſige Licht der elektri
ſchen Tiſchlampe beleuchtete zwei ſtrahlende, glückliche Menſchen=
kinder
, die da vor einem entzückten Tiſchlein deck dich Platz
genommen hatten. Schon mittags hatte Werner das kleine
Abendeſſen telephoniſch vorausbeſtellt und Chriſtine eben im
Auto hierher gebracht. In der Stadt wollte er ſich nicht eher
mit Chriſtine öffentlich zeigen, bis ſie offiziell als ſeine Braut
bekannt war. Und ſo mußten ſie vorläufig zu dieſer ſüßen
Heimlichkeit ihre Zuflucht nehmen, wenn ſie ſich ſehen und ſpre=
chen
wollten.
Sie waren die einzigen Gäſte in dem kleinen Raum. Chri=
ſtine
hatte daher ſchnell ihre erſte zaghafte Scheu überwunden
und gab ſich nun ſo heiter und kindlich in ihrem Glück, wie
Werner ſie nie zuvor geſehen hatte. Er kannte ſie faſt nur ernſt
und zurückhaltend in ſeiner Gegenwart. Als er ſie nun zum
erſten Male ſo richtig lachen, ſo von ganzer Seele glücklich ſah,
da kannte auch ſein Entzücken keine Grenzen mehr, und er zog
ſtürmiſch ihre Hände an ſeine Lippen:
O du, wie bin ich doch ſo unmenſchlich glücklich Liebe,
Süße du!
Da ſtrahlte ſie ihn aus ihren braunen Augen glückſelig an,
und leiſe flüſterte ſie:
Nicht glücklicher als ich, Werner, denn ſeit geſtern erſt
weiß ich, was eigentlich glücklich ſein bedeutet. Und ſich in
ihren Seſſel zurücklehnend, fuhr ſie weich fort: Man möchte
jetzt nur noch Gutes tun, nur beglücken und nur noch frohe,
glückliche Geſichter um ſich fehen.
Der Eintritt des Kellners unterbrach jetzt für Augenblicke
ihre Unterhaltung, und Werner hörte noch, wie ſie tief, faſt
ſchmerzlich aufſeufzte. Da wußte er, daß ihre Gedanken nun
ſei Suſi weilten, daß ihr Glück ſie wie ein Schuldbewußtſein
gegen die Freundin anmutete. Er drückte ihr nur noch ver=
ſtohlen
die Hand, und ihre Blicke trafen ſich in innigem Ver=
ſtehen
.
Dann begann er, während ſie ſich die köſtlichen Dinge, die
Werner mit Sorgfalt und Kenntnis für ſie ausgewählt,
ſchmecken ließen, von ſich, ſeinem Beruf und ſeinen Eltern zu
ſprechen.
(Fortſetzung folgt.)

Und schaltet wueise
im häuslichen Kreise...

Irtner
er in

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Baden u nd Hessen
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gut eingeführt und befähigt ſind, eine Or=
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einzurichten und aufzubauen,
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können, wollen ausführl. Angebote mit
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