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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 162
Montag, den 13. Juni 1927.
190. Jahrgang
2I mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reſchspfg.
FinanzAnzelgen 40 Reſchspfg, Rellamezelle (9s mm
breic 2 Reſchemark. Anzelſgen von auswärte zo Reſchpig.
Finanz=Anzelgen 60 Reichepfg. 92 mm breſte Nelſame
zeſſe 300 Reſchemar, Ale Preiſe, in Reſcheman
4 Doſſar — 420 Marll. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr Sfreit uſw. ertliſcht
ſede Verpſſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auftrecge und Leſtung von Schodenerſah. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darne
ſtädter und Natonalbanf.
Verſchärfung
im ruſſiſch=polniſchen Konflift?
Neue Attentatsgerüchte. — Die Furcht vor der
Gegenrevolution.
* Berlin, 12. Juni. (Priv.=Tel.)
Nach den letzten Meldungen aus Moskau ſcheint ſich der
ruſſiſch=polniſche Zwiſchenfall weiter auszudehnen. In Moskau
-hat ſich die Stimmung im Laufe der letzten Tage weiter ſehr
ver=
ſchärft. Die Ausführungen der amtlichen Preſſe laſſen darauf
ſchließen, daß man in den Kreiſen der Sowjetregierung recht
mervös geworden iſt. In Moskau ſelber ſind die Volksmaſſen
außerordentlich erregt, die Stadt iſt voll von den wildeſten
Ge=
rüchten über neue Attentate und Sabotageakte in den Betrieben.
Ueberall ſieht man das Geſpenſt der Gegenrevolution, und nach
iden Ausführungen der Zeitungen ſcheint man tatſächlich eine
gewiſſe Angſt vor Unternehmungen von irgendwelcher Seite zu
haben, die der Sowjetregierung recht unangenehm werden
könnten. Ungufhörlich finden Demonſtrationszüge ſtatt. Auch die
Rede des Volkskommiſſars für das Kriegsweſen iſt nicht dazu
angetan, beruhigend auf die Gemüter zu wirken. Die Oſtſeefahrt
-der britiſchen Flotte hat größte Erregung bei der
Sowjetregie=
rung hewongerufen. Die Sprache der Sowjetpreſſe gegen Polen
rwird von Tag zu Tag ſchärfer, obwohl an amtlichen Stellen
Mos=
kaus erklärt wird, daß die neue Note an Polen keine ultimativen
-Forderungen enthalden wird.
Die Sowjetregierung ſcheint entſchloſſen zu ſein, den ſchärf=
1 ſten Terror auszuüben, um jede ſowjetfeindliche Bewegung ſofort
fim Keime zu erſticken. Mit Maſſenverhaftungen und
Todes=
rurteilen muß für die nächſte Zeit weiter gerechnet werden. Im gemein. Es war, von aller morgliſchen und gefühlsmäßigen Be=
-Zuſammenhang damit ſteht auch das plötzliche radikale
Vor=
gehen gegen die privaten Unternehmungen, die wan bisher in
Ruhe gelaſſen hat. Auch hat man bereits zahlreiche Verhaftungen
won Geſchäftsleuten vorgenommen, die mit einer ſowjetfeindlichen
=gitation nichts zu tun haben. Man hat aber die Arbeitermaſſen
regierung glaubt, den Maſſen Opfer bringen zu müſſen. Dazu Moskau bald die Wirkungen der eigenen Fehler ermeſſen können,
ngehören auch die verhafteten Privatunternehmer und die
geſchloſ=
ſenen Privatbetriebe, wodurch man aber wohl in der
Haupt=
digt. Die Erregung in der Arbeiterſchaft iſt zum größten Teil von
Sowjetagenten künſtlich hervorgerufen worden. In den
Betrie=
ben hat man zwangsweiſe Verſammlungen abgehalten, in denen
die ſchärfſten Entſchließungen gegen Polen gefaßt wurden. Man
malt den Arbeitern in den ſchwärzeſten Farben das
Schreckge=
ſpenſt der drohenden Gegenrevolution und läßt ſie dann wie= man in einem für den Stagt ſinanziell ſo ſchweren Augenblick,
derum Entſchließungen gegen die Gegenrevolution faſſen, die tat= ein Projekt von ſolch ſinanzieller Bedeutng, das dazu noch
ſächlich gar nicht zu befürchten iſt.
Moskaus Antwort an die polniſche Regierung.
In der heute dem polniſchen Geſandten Patek überreichten
Antwort auf die Note der polniſchen Regierung vom 9. Juni trauensvoten, welche die Negierung bei der Tagesordnung erhielt,
nimmt die Sowjetregierung mit Befriedigung Kenntnis von dem nicht als einen beſonders großen Sieg. Die Mehrheit für die
Ausdruck des Bedauerns der polniſchen Regierung anläßlich der
Ermordung Wojkows, erklärt aber, dieſe nicht lediglich als indi= der Ablehnung der Streichholzvorlage. Das alles gibt aber der
viduellen Akt eines Wahnſinnigen anſehen zu können. Sie be= Rechten nur zu einer energiſcheren Kampagne Anlaß.
trachte dieſen Mord als eine der Aeußerungen des ſyſt
ma=
tiſchen Kampfes der dunklen Mächte der Weltreaktion und
der Friedensgeguer gegen die Sowjetunion und ſie beſitze
zahl=
reiche Beweiſe für die Duldſamkeit der polniſchen Autoritäten
gegenüber den die Sowjetregierung bekämpfenden
Organiſa=
tionen und Perſonen, ja ſogar für die direkte Unterſtützung der
letzteren in manchen Fällen. In der nächſten Zeit werde der
tolniſchen Regierung einiges Material zu dieſer Frage vorgelegt
wverden. Ferner ſei feſtgeſtellt, daß der Mörder polniſcher Staats= troffen und, wie gewohnt, im Hotel Metropole abgeſtiegen, wo
der Ernartung Ausdruck, daß die polniſche Regierung alle nöti= richtet ſind. Kurz nach ihm kam auch der franzöſiſche
Außen=
gen Maßnahmen zur umfaſſenden Unterſuchung der Angelegen= miniſter Briand, der mit ſeiner Delegation wieder im Hotel des
heit zur Feſtellung der Schuldigen und zur Aufdeckung aller Bergues wohnt. Um die Mittagszeit kam der engliſche Außen=
Fäden des Verbrechens ſowie zur raſchen und ſtrengen Beſtra= miniſter von Aix=les=Bgins im Auto hier an und ſtieg im Hotel
fung des Mörders treffen wird. Außerdem erwarte ſie, daß die
bolniſche Regierung einen Vertreter der Sowjetregierung zur
uiſche Regierung die die Sowjetregierung bekämpfenden Organi= Ausſicht genommene Unterredung zwiſchen Briand und
Streſe=
uiſchem Gebiet zwingt und ſie aus Polen ausweiſt. Die Sowjet= Kombinationen knüpft.
regierung erwarte, daß die polniſche Regierung ihr ohne Zögern
die entſprechende Mitteilung daküber machen wird.
Die Beiſetzung Woſſows in Moskau.
Poſtament gegenüber dem Lenin=Mauſoleum aufgeſtellt. Ver= benden Fragen betrachtet werden müſſe, wodurch auch ihre Löſung
treter der Regierung, der Kommuniſtiſchen Partei und der Ge= erleichtert werden könnte.
werkſchaften hielten Trauerreden, worauf der Sarg von Rykow,
Bucharin, Litwinow und anderen Perſönlichkeiten zum Vermittelungsaktion zwiſchen England und Rußland
unterneh=
blick, wo der Sarg in die Gruft verſenkt wurde, gaben die Ge= aber natürlich Chamberlain wiederum auf die Situation des
Ehre erweiſen wollten, am Grabe vorbei.
Vom Tage.
Geſtern vormittag gegen 10½ Uhr verunglückte der baheriſche
Staatsminiſter der Finanzen Dr. Kyausneck beim Einſpringen in Von beſonderer Seite wird uns geſchrieben:
die Straßenbahn an der Arnulfſtraße am Starnberger Bahnhof im
München tödlich. Er wurde mit ſchweren Verletzungen in die
Chi=
rurgiſche Klimik eingeliefert, wo er inzwiſchen verſtorben iſt. Wie
dem W.T.B. mitgeteilt wird, erfolgte das Ableben des Miniſters ſchon
folge eines Bruches der Halswirbelſäule.
heimrat Friedrich v. Payer im Oberen Muſeum ſtatt.
Jahre 1924, wo e8 ihm gelang, eine eigene Partei ins Leben zu ruſen, des in Nord=Hupeh und Süd=Honan ſtehenden Generals Tang
Er erhielt in ganz Deutſchland rund 50 000 Stimmen.
Cosgrade mit 13 729 Stimmen wiedergewählt worden, wäh= mehr dem rechten Flügel der Kuomintang in Nanking als den
rend er in der voraufgegangenen Wahl im Jahre 1983 17 744 Stimmen Radikalen in Hankow zu.
erhalten hatte. — Der Führer dey Republikaner, de Valera, iſt mit
13029 Stimmen gegen 17769 Stimmen im Jahre 1923 wiedergewählt Die Lage in Honan und an der Peking—Hankow=Bahn.
Wahlbeteiligung zuzuſchreiben zu ſein. Wiedergewählt ſind auch der
Juſtizminiſter O Higgins, der Finanzminiſter Blythe und der
Generalpoſtmeiſte Walſh.
Frankreich und der ruſſiſche Terror.
Pariſer Eindrücke.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 12. Juni.
Die Hinrichtungen in Moskau haben überall, aber hier ganz
beſonders große Gmpörung verurſacht. Es ſteht außer jedem
der franzöſiſchen Innen= wie Außenpolitik zu fühlen ſein wird.
Die Sowjets haben den Kopf verloren, ſagt man hier all=
Fehler der Moskauer Gewalthaber, durch die jüngſten
Hinrich=
tungen die Aufmerkſamkeit der Welt auf ihren Tervor zu lenken.
Der antikommumiſtiſche Kampf der fnanzöſiſchen Rechten iſt von
einem Tag auf den anderen viel ausſichtsreicher geworden. Das
wird unmittelbar die ganze Linke zu fühlen bekommen. Auch
in den letzten Tagen ſo in Erregung gebracht, daß die Sowjet= was die franzöſiſchemuſſiſchen Beziehungen betrifft, wird man in
Viele Blätter fordern laut den Abbruch, der Beziehungen zu
Moskau. und aus einem offenbar inſpirierten Leitartikel des
„Temps” iſt leicht zu erſehen, daß, wenn die Sowjets auf dem
ſache die in dieſen Betrieben beſchäftigten Arbeitermaſſen ſchä= betretenen Weg fortſchreiten, der Quai dOrſay gezwungen ſein
wird, dieſer Forderung nachzugeben. Die Sowjets haben alle
ihre Gegner moraliſch gerechtfernigt.
Die Innenpolitik wird durch einen Sieg und dunch eine
Niederlage der Regierung charakteriſiert. Der Sieg war
prin=
zipieller Natur, die Niederlage iſt praktiſch fühlbar. Die
Ver=
änderung des Streichholzmonopols wurde von der Kammer
ab=
gelehnt. Rein objektiv beurteilt müßte man erſtaunt ſein, daß
praktiſch von jedem gutgeheißen werden muß, nur auus
partei=
politiſchen Gründen verwirſt. Die Freunde der Regierung
be=
haupten, daß dieſe Niederlage — die Verwauensfrage wurde ja
bekonntlich nicht geſtellt — das Preſtige der Regierung nicht
be=
w. Moskau, 12. Juni. rührt. Das trifft allerdings nur teillweiſe zu.
Regierung iſt zwar anſehnlich, aber man ſteht unter dem Einfluß
Am Vorabend der Ratstagung.
Als erſter Delegierter zur Ratstagumg iſt heute der deutſche
Außenminiſter Dr. Streſemann, von Frankfurt kommend, zu der
morgen beginnenden Tagung des Völlerbundsrates hier
einge=
angehöriger ſei. Die Sowjetregierung gibt ferner in ihrer Note die Bureaus der deutſchen Delegauion bereits ſeit geſtern einge= nach Tſingtau mit der Option, ſie nach Tſinanfu zu verlegen und
Beau Rivage ab.
Teilnahme am Unterſuchungsverfahren in dieſem Prozeß zu= niſter und Ratsdelegierten Japans und Italiens ſowie auch Vermittlung der Japaner und mit ſeinen Gegnern an der
laſſen wird. Drittens fordert die Sowjetregierung, daß die pol= andere Delegierte Beſuche gemacht. Die für nachmittags in
ſationen und Perſonen zur Einſtellung ihrer Tätigkeit auf pol= mann hat noch nicht ſtatgefunden, woran man hier bielerlei, jetzt raum zu größeren Kampfhandlungen rommen,
Ueber die wahrſcheinliche Regelung der den Völkerbund direkt
nicht angehenden Fragen erfahren wir von unterrichteter Stelle,
daß die Frage der Beſichtigung der zerſtörten Feſtungsanlagen
Der Sarg mit der ſterblichen Hülle des Geſandten Woj= ſer kleinen Reſtfrage der deutſchen Abrüſtungsverpflichtungen Kommuniſten in Hankow. England hat aus wohlerwogenen
kow wurde nach dem Eintreffen des von einer militäriſchen eine Preſtigefrage zu machen, und auch in franzöſiſchen Kreiſen Gründen darauf verzichtet, die Regierung Tſchiang Kai=ſcheks
Eskorte begleiteten Trauerzuges auf dem Roten Platz auf einem glaube man, daß ſie im Zuſammenhang mit den anderen ſchwe= für die Vorfälle in Nanking verantwortlich zu machen. Der im
Den vielverbreiteten Gerüchten, wonach Streſemann eine abwartend.
Beſtattungsort an der Kreml=Mauer getragen wurde. Im Augen= men wolle, iſt kein Glauben beizumeſſen. Streſemann dürſte
ſchütze Salutſchüſſe ab. Bis ſpät in den Abend hinein zogen viele Deutſchen Reiches aufmerkſam machen, die ihm eine einſeitige deſten ſtark eingeſchränkt angeſehen werden muß. „Die ruſſi=
Tauſende von Demonſtranten, die dem Verſtorbenen die letzte Feſtlegung nahezu unmöglich mache, wemgſtens bei der heutigen ſche Gefahr in China” wird von England weiter dazy
europäiſchen Geſamtlage.
* Die augenblickliche Lage in China:
Die Lage in Hankow.
Den aus Hankow eingegangenen Nachrichten iſt zu
entneh=
fünf Minuten nach der Einlieferung in die Klinik, wahrſcheimlich in= men, daß Borodin und ſein Stab die Stadt nicht verlaſſen haben,
daß aber der Einfluß der Kommuniſten beträchtlich gemindert
Unter großer Beteiligung fand am Samstag abend in Stutt= iſt. Die Lage der Hankow=Regierung gilt als erleichtert, ſeitdem
gart die Feier des 80. Geburtstages des früheren Vizekanzlers Ge= der Vormarſch des zum rechten Flügel der Kuomintang
gehören=
den Generals Yang ſen aus Szechuan am Han=Fluß zum Stehen
Der Prophet Häuſer iſt im Städtiſchen Krankenhaus in Neu= gekommen iſt. Der Machtbereich der Hankow=Regierung erſtreckt
kölln nach längerer Krankheit geſtorben. Häuſer gehörte zu den ſich jedoch nicht weit über die Stadt hinaus: in Weſt=Hupeh ſteht
merkwürdigſten Erſcheinungen der Nachkriegszeit. Den Höhepunkt ſeines Yang ſen, in Hunan, Kiangſi und Anhui ebenfalls Generäle, die
politiſchen” Lebens erneichte er während der Reichstagswahlen, vom zur Partei Tſchiang Kai=ſcheks in Nanking gehören. Die Haltung
Bei den iriſchen Parlamentswahlen iſt der Präſident Sheng=chih muß als zweifelhaft gelten. Vermutlich neigt er auch
worden. Die Stimmenverminderung ſcheint vor allem der geringeren Die Honanfront Tſchang Tſo=lins iſt anſcheinend völlig
zu=
ſammengebrochen. Entſcheidend waren wohl weniger die von der
engliſchen Preſſe in tendenziöſer Weiſe aufgebauſchte Tätigkeit
des Ruſſen Gallen und das von dieſem angeblich erreichte
Zu=
ſammenwirken zwiſchen den Nanking= und Hankow=Truppen, als
das langſame, aber ſtändige Vordringen der Truppen Feng
Yü=
ſhiangs von Weſten her im Hoangho=Tal bis Honanfu, das am
26. Mai eingenommen wurde. Dem Sieger Feng ſchloſſen ſich
im letzten Augenblick auf ſeinem linken (nördlichen) Flügel die
Truppen des Shanſi Tupans Yen Shi=ſhan an. Die mit der
Front nach Süden gegen Tang Shang Chih erfolglos
kämpfen=
den Mukdentruppen waren daher in Flanke und Rückzugslinie
gefährlich bedroht und mußten zurückweichen. Tſchang Tſo=lin
hat in Peking verkünden laſſen, er werde nördlich des Hoangho
Zweifel, daß die Wirkung dieſer Schreckenstat der Sowjets in neue Verteidigungsſtellungen beziehen. Inzwiſchen hat er mit
ſeinen Gegnern an der Peking—Hankow=Bahn durch
Vermitt=
lung des Shanſi Tupan und mit ſeinen Gegnern an der
Tien=
tſin—Pukow=Bahn durch Vermittlung der Japaner
Verhand=
tnachtung der Sache abgeſehen, ein verhängnisvoller politiſcher lungen angeknüpft. Es wird daher in der nächſten Zeit kaum zu
ernſteren Kämpfen kommen.
Die Lage an der Tientſin—Pukow=Bahn.
An der Tientſin-Pukow=Bahn war es in der Gegend von
Penpu am Kuei=Fluß zu erſten Kämpfen zwiſchen den Truppen
Tſchiang Kai=ſcheks und des Shantung Tupan gekommen, der
der bekannteſte Unterführer des Mukdener Kriegsherrn Tſchang
Tſo=lin iſt. In dieſen Kämpfen waren die Shantungtruppen
ſchwer geſchlagen worden. Da außerdem ihr Sold= und
Ver=
pflegung ausblieben, haben ſie ſich in ziemlicher Auflöſung
zurückgezogen, ſind aber in den Bergen Süd=Shantungs von
friſchen Truppen in deren Verteidigungsſtellungen aufgenommen
worden.
Die Lage in Peking.
Der Rückzug der Shantungtruppen an der Tientſin—Pukow=
Bahn und der viel bedeutſamere Rückzug der Mubdentruppen an
der Peking—Hankow=Bahn haben in Peking große Nervoſität
hervorgerufen. In Preſſetelegrammen wird die Erwartung
aus=
geſprochen, daß es zu „einer Veränderung des Regimes”
kom=
men müſſe, das heißt, daß Tſchang Tſo=lin Peking aufgeben und
ſich in die Mandſchurei zurückziehen müſſe. Die Räumung der
Stadt durch Engländer und Amerikaner war auch vorbereitet
worden trotz der erheblichen Verſtärkung der engliſchen und
ame=
rikaniſchen Truppen in Nordchina.
Nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge hat Feng Yü=
Selbſt im Regierungslager feiert man die beiden Ver= hſiang die erſte Anwartſchaft darauf, Peking zu beſetzen, falls
tatſächlich jetzt ſchon eine „Veränderung des Regimes” in der
Reichshauptſtadt eintreten würde. Damit würde eine ähnliche
Lage entſtehen, wie ſie während des Jahres 1925 beſtanden hat,
wo Feng Yü=hſiang Peking und die Gebiete weſtlich und ſüdlich
davon ſehr zur Zufriedenheit der ganzen Bevölkerung beherrſchte,
während Tſchang Tſo=lins Untergeneräle in Tientſin und
Shan=
tung ſaßen.
Die fremden Mächte, insbeſondere die Japaner, hatten gegen
die Herrſchaft Fengs in Peking früher nichts einzuwenden. Sie
* Genf, 12. Juni. (Prib=Tel.) unterhielten ſogar gute Beziehungen zum chriſtlichen General.
Auch die gegenwärtige Lage bietet keine Anhaltspunkte für die
Annahme, daß die Japaner oder eine andere fremde Macht ſich
einer Beſetzung Pekings durch Feng widerſetzen würden.
Aber die plötzliche ſtarke Truppenentſendung der Japaner
weitere Truppen nachzuſchieben, deutet darauf hin, daß die
Ja=
paner einem weiteren Vordringen Tſchiang Kai=ſcheks nach
Nor=
den nicht ohne weiteres zuſehen werden.
Zunächſt iſt jedoch ein weiteres Vordringen Tſchiang
Kai=
ſcheks nach Norden nicht zu erwarten. Tſchang Tſo=lin hat näm=
Bereits in den frühen Nachmittagsſtunden haben ſich die Mi= lich mit ſeinen Gegnern an der Tientſin—Pukow=Bahn durch
Peking—Hankow=Bahn durch Vermittlung der Schanſi=Truppen
ernſt zu nehmende Verhandlungen angeknüpft. Es wird daher
Die Ueberfälle auf das angelſächſiſche Konſulat in Nanking
waren, wie nach der Veröffentlichung der in Peking
beſchlag=
nahmten Sowjet=Papiere nicht mehr zweifelhaft ſein kann, durch
im Oſten ohne große Schwierigkeiten, geregelt werden dürfte, die Kommuniſten angeſtiftet worden und bildeten den Anlaß
In deutſchen Kreiſen beſtehe jedenfalls nicht die Abſicht, aus die= zum Bruch der gemäßigten Kuomintang in Nanking mit den
Hankow eingekreiſten Regierung ſchenkte England keinerlei
Be=
achtung, es verhält ſich im allgemeinen den Chineſen gegenüber
Den in Hankow ſo gut wie eingeſchloſſenen Ruſſen aber wird
engliſcherſeits immer noch in tendenziöſer Weiſe eine bedeutende
Wirkſamkeit zugeſchrieben, obwohl ihr Einfluß als zum
min=
benutzt, die Spannung gegenüber Rußland zu verſchitsfeg.
Geite 2
Montag, den 13. Juni 1927
Nummer 162
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 13. Juni.
— Heſſiſches Landestheater. Das heute, Montag, abend ſtattfindende
Konzert ſchließt die Reihe der diesjährigen Sinfoniekonzerte ab.
Gleich=
zeitig erſcheint Generalmuſikdirektor Joſeph Noſenſtock zum letzten Male
am Pult in ſeiner Eigenſchaft als Dirigent der Sinfoniekonzerte des
Heſſiſchen Landestheaterorcheſters, um ſich im Rahmen des
bekannt=
gegebenen Programms mit der Wiedergabe von Beethovens ſeit
längerer Zeit nicht mehr geſpielten 7. Sinfonie vom hieſigen
Konzert=
publikum zu verabſchieden. In der Aufführung „Tiefland” am
Dienstag, den 14. Juni, ſingt Herr Piſtor zum letzten Male den Pedro,
Herr Aldori verabſchiedet ſich nach Zjähriger Tätigkeit am Heſſiſchen
Landestheater in der gleichen Aufführung als Sebaſtiano. Herr Piſtor
ſingt am Sonntag, den 19. Juni, vor Antritt ſeiner Tätigkeit in
Bay=
reuh zum letzten Male den Siegfried.
— Eine würdige Friedhofsfeier veranſtaltete die freiwillige
Sani=
tätskolonne vom Roten Kreuz (Saalbauſtraße) und Zweigkolonne Merck
auf den verſchiedenen Darmſtädter Friedhöfen. Auf dem Alten
Fried=
hof ſammelte ſich eine Deputation von 35 Mann, welche unter Führung
des Kameraden Reeg an 14 Gräbern verſtorbener Kameraden unter
Anweſenheit der Angehörigen je einen Blumenſtock pflanzten und jedem
der verſtorbenen Kameraden einen ſchlichten, zu Herzen gehenden
Nach=
ruf widmeten. Dasſelbe fand gleichzeitig auf dem Waldfriedhof und
dem Beſſunger Friedhof ſtatt. Der Geſamtfeier ging eine den
Verhält=
niſſen entſprechende Feſier durch eine Anſprache des Kameraden Reeg
voraus, die dem nachfolgenden Rundgang die rechſte Aurde verlieh.
— Männervereinigung der Petrusgemeinde. Am 8. Juni ſind es
200 Jahre geweſen, daß Aug. Hermann Francke einer der größten
Glaubens= ud Liebeszeugen der evangeliſchen Chriſtenheit, in Halle
geſtorben iſt. Die Wiederkehr jenes Todestages gab der
Männerver=
einigung Veranlaſſung, auf die Bedeutung dieſes Mannes für die
Menſchheit (ſo darf man ſchon ſagen) hinzuweiſen und ſeiner
ver=
ehrugsvoll zu gedenken. Dies geſchah in der letzten
Monatsverſamm=
lung durch einen Vortrag des Vorſitzenden, Herrn Oberreallehrer
Frank. Der Vortragende zeigte einleitend in kernigen Worten, daß
es eine Notwendigkeit für unſere Zeit ſei, auf große Vorbilder in der
Vergangenheit das Augenmerk unſeres ſchnellebigen, in vielen Dingen
ſo oberflächlichen Geſchlechts zu lenken, und wie für den Wiederaufbau
unſere Volkes Kraftquellen erſchloſſen werden könnten durch den
Hin=
weis auf ſolche Vorbilder, wie Peſtalozzi und Aug. Hermann Francke.
Darauf zeichnete er ein treffliches Lebensbild des ſeltenen, gottbegnadeten
Mannes, dem alles glückte, was er unternahm, weil er ſein ganzes Tun
gründete auf das unerſchütterliche Vertrauen auf ſeines Gottes Gnade.
Die weltberühmten „Halleſchen Stiftungen” wurden von dem
Vortragen=
den eingehend gewürdigt und gekennzeichmet, beſonders auch darauf
hin=
gewieſen, von welcher nicht abzuſchätzenden Bedeutung Franckes Wirken
für den Wiederaufbau unſeres Vaterlandes nach dem alles verheerenden
30jährigen Kriege geweſen iſt. Der Gründer des Waiſenhauſes in Halle
und der damit zuſammenhängenden Stiftungen hat eine außerordentliche
Fülle von Arbeit in ſeinem Leben geleiſtet: als Prediger in der
Vor=
ſtadt Glaucha, als Profeſſor an der Halleſchen Univerſität, als
Schrift=
ſteller, Pädagoge und Förderer von Werken der Inneren und Aeußeren
Miſſion. Noch heute gehen Ströme des Segens von dem durch ihn
be=
gründeten Werke aus. Es ſei nur an die Erziehungsanſtalten der
Francke’ſchen Stiftungen erinnert, aus denen eine Reihe von berühmten
Männern hervorgegangen iſt. Die Nennung ihrer Namen ließ die
Zu=
hörer erſtaunt aufhorchen. Sind doch darunter eine ganze Anzahl von
ſolchen, deren Träger im letzten großen Kriege mit höchſter Auszeichnung
genannt worden ſind. Ferner wies der Vortragende auf die von Francke
gegründete Buchhandlung und Buchdruckerei des Waiſenhauſes hin,
welche wiederum der Anlaß wurden zur Errichtung der ſegensreichen
Canſteinſchen Bibelanſtalt. Ang. Hermann Francke verband mit ſeinem
warmen Herzen und ſeinem idealen Sinn eine glückliche praktiſche
Ver=
anlagung, im Gegenſatze zu Peſtalozzi, der mit ihm in ſeinen inneven
Antrieben vieles gemein hat. Beſonders eingehende Würdigung fand
noch Franckes überragende Bedeutung a1s Vädagoge; hat er doch für
die Begründung einer nouen Volksſchule, ferner für die Gründung von
Nealſchulen und Lehrerbildungsanſtalten, ja ſogar — in jener Zeit ſür
viele etwas Ungeheuerliches — zur Gründung der erſten höheren
Mäd=
chenſchule den Anſtoß gegeben. — Eine Reihe von Lichtbildern ergänzte
den wohlgelungenen, gehaltvollen Vortrag wirkungsvoll. Die
Verſamm=
lung ſpendete warmen Beifall. Herr Pfarrvikar Schäfer zeigte
ſehenswerte Druckerzeugniſſe, welche mit den Francke’ſchen Stiftungen im
Zuſammenhang ſtehen, under anderem eine Nummer der von Francke
gegründeten „Halleſchen Zoitung‟. Er machte auch darauf aufmerkſam,
daß nicht allzuweit von uns, bei Schlüchtern, eine Schule gegründet
worden ſei, welche im Francke’ſchen Geiſte geleitet werden und die
Auf=
gabe haben ſolle, zukünftigen evangeliſchen Geiſtlichen die Vorbildung
zu ihrem theologiſchen Studium zu geben — In ſeinem Schlußwort
ſprach der Vorſitzende die Hoffnung aus, daß der Blick auf das
gott=
begnabete Wirken eines Mannes, wie Aug. Hermann Francke, von
Segen begleitet ſein möge.
— Zirkus Lorch gibt heute abend ſeine Abſchiedsvorſtellung in
Darmſtadt. Wie uns die Direktion mitteilt, hat ſie ſich dazu entſchloſſen,
zu dieſer Vorſtellung einem jeden Herrn das Recht einzuräumen,
auf ſeine gelöſte Eintrittskarte eine Dame frei in den Zirkus
einführen zu können. Es iſt dies eine beſondere Vergünſtigung den
Darmſtädtern gegenüber, und wird ſicher niemand es ſich entgehen laſſen,
von dieſer Vergünſtigung Gebrauch zu machen. Der Vorverkauf zu dieſer
letzten Vorſtellung iſt nur an den Zirkuskaſſen. Wir raten, die Karten
im Voraus zu beſorgen. Anfang 8.15 Uhr, Ende gegen 11 Uhr.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 12. Juni.
Aida.
Große Oper von Ghislanzoni, Muſik von G. Verdi.
Der heutige Abend brachte zwei Neuheiten, wie denn eine
„Aida”=Vorſtellung ohne Gäſte nachgerade ſchon kaum mehr
denk=
bar zu ſein ſcheint. Einen Gaſt=Dirigenten und die von nächfter
Spielzeit an verpflichtete Roſe Landwehr. Letztere gehört
zweifellos dem jugendlich=dramatiſchen Fach an. Wie dies aber
ſchon öfter ausgeführt wurde, bedürfen faſt alle Verdiſchen
Heldinnen nicht einer hochdramatiſchen Primadonna, deren
For=
mat im Ausland kaum bekannt iſt, ſondern können,
Stimm=
material und dramatiſche Begabung vorausgeſetzt, auch von
anderen Fächern geſungen werden.
Roſe Landwehr, die ja im kommenden Winter oft
Gelegen=
heit geben wird, ihre Eigenſchaften zu zeigen, iſt offenbar ein
ſtarkes Bühnentalent. Sie beſitzt eine ſehr tragende, ausgiebige
Stimme, wenn auch heute oft etwas eng und in der Höhe leicht
ſcharf klingend. Sie hat Temperament, große Spielbegabung,
iſt jung, friſch und ſehr beweglich, wohlausgebildet und hat jene
Anmut, die gewinnend wirkt.
Am Pult ſaß Herr Max Rudolph — der jedoch niemand
anders iſt, als der uns wohlbekannte Herr Ephraim. Seine
Eigenſchaften aufzuzählen, ſcheint daher überflüſſig. Auch heute
bewährte er ſich als ein durch und durch muſikaliſcher,
tempera=
mentvoller, vielleicht manchmal zu ſehr in Einzelheiten ſich
ver=
lierender, ſicherer Leiter von Orcheſter und Bühne.
v. H.
=Sommer der Muſik in Frankfurt a. M.
Erſtes Feſt=Konzert des Orcheſtre de la Société des Concerts
du Conſervatoire, Paris.
Das erſte Feſt=Konzert am Abend der Eröffnung der
Aus=
ſtellung im Frankfurter Saalbau nahm einen derart
hervor=
ragenden Verlauf, daß es ſchwer ſein wird, ihm viele
Veranſtal=
tungen von gleicher künſtleriſcher Höhe anzureihen. Franzöſiſche
Muſik von Franzoſen ausgeführt, alſo eine Darbietung, die es
wie ſelten eine ermöglichte, ſich ganz in die Art des Kunſtwerks
zu verſenken. Eines ſei vorausgeſchickt: Wer etwa geglaubt
hätte, ein ſtarkes Prunken mit Virtuoſität, beſondere Emphaſe
des Ausdrucks oder übertriebene Rethorik in der Wiedergabe zu
finden, der täuſchte ſich ſtark. Bewundernswert war in erſter
Linie die feine Ausführung aller Einzelheiten, die unerhörte
glarbeit im Rhythmus zum Beiſpiel bei den ſchwierigen
Kontra=
haßfiguren der phantaſtiſchen Symphonie, dann eine Farbigkeit
UII. Beamtentag des Reichsausſchuſſes
der deutſchen demokratiſchen Beamten.
Am Sonntag vormittag fand im mit den Reichs=, Landes= und
Stadtfarben feſtlich geſchmückten Städtiſchen Saalbau eine „
Oeffen=
liche republikaniſche Kundgebung” ſtatt, die den
Ab=
ſchluß der offiziellen Veranſtaltungen anläßlich der 8. Darmſtädter
Tagung bildete. Als Redner zu der Kundgebung war der badiſche
Kultusminiſter Leers (Karlsruhe) gewonnen worden. In ſeiner
Be=
guüßungsanſprache wies der Verſammlungsleiter, Reg.=Rat Vogt, auf
die wertvolle Arbeit hin, die bei dieſer Tagung für die Partei und das
Vaterland geleiſtet ſei, und dankte noch einmal den Darmſtädtern für
die herzliche Aufnahme der auswärtigen Teilnehmer.
Kultusminiſter Leers ging in ſeiner Anſprache davon aus, daß es
eine ſchöne, aber auch ſelbſtverſtändliche Pflicht der Demokratiſchen
Beamten=Tagungen geworden ſei, dieſe mit einer Kundgebung für den
npublikaniſchen Staat abzuſchließen. Der innere Weſenskern der
deut=
ſchen Beamten, die Treue zum Staat iſt geblieben, aber äußerlich hat
ſich manches ereignet, das die Dinge im trüben Licht ſehen läßt. Man
hat den Grundſatz: Hinweg mit dem alten Obrigkeitsſtaat! keineswegs
immer in das öffentliche Leben übertragen und iſt zu leicht geneigt, nach
dem Polizeiknippel zu rufen, ſtatt Abhilfe in Selbſtzucht zu ſuchen.
Andere glaubten, im Demokratiſchen Staat gebe es keine Grenzen des
Rechts und des Geſetzes zür die kritiſchen Betrachter. Nur dürfen wir
hierbei nicht vergeſſen, wie im Kriege und nachher der Glaube an die
Autorität im Volke wid ſomit auch bei den Beamten der Glaube an die
eigene Autorität litt. Das durch mancherlei Urſachen bedingte
An=
ſchwellen des Beamtenapparates wurde in der Oeffentlichkeit nicht für
berechtigt gehalten. Dabei hat die Beamtenſchaft ihre Dienſtaufgaben
in treuer Erfüllung ihrer Pflicht durchgeführt und es dadurch erſt
er=
möglicht, das Staatsſchiff durch die Klippen der Revolution und das
Chaos hindurch zu ſteuern. Und wie tapfer hielt ſich die deutſche
Be=
amtenſchaft am Rhein! Dann kam der Abbau, der notwendig war,
aber doch eine ſehr ſchwere, nur durch die Not der Zeit bedingte
Auß=
nahme=Maßregel bedeutete. Die Beamten haben ſich dem Abbau gefügt,
und das war recht ſo. In wirtſchaftlicher, politiſcher und kultureller
Hinſicht muß der Beamte mit der Oeffentlichkeit mitgehen. Das Volk
muß es als etwas Natürliches betrachten, wenn die Verbände und
Organiſationen, in denen ſich nu auch die Beamten
zuſammen=
gefunden haben, ſich mit den Intereſſen und Wünſchen der Beamtenſchaft
eindringlich beſchäftigen. Das Beſtreben der Beamten, das ſich in der
Selbſt= und Weiterbildung regt, muß in jeder Weiſe unterſtützt werden.
Auf dieſem Weg ſehen auch die Beamtenverbände eine ihrer
Haupt=
aufgaben. Ferner darf der Beamte vom politiſchen Leben nicht
aus=
geſchloſſen werden, er darf ſich aber auch nicht ſelbſt davon ausſchließen.
Selbſtverſtändlich darf ſeine politiſche Betätigung nicht die Schranken
ſeiner Treuepflicht gegenüber dem republikaniſchen Staat überſchreiten.
In der demokratiſchen Republik ſind richtige Männer politiſch denkende
Männer. Der Beamte darf nie vergeſſen, daß ihn nicht Erwerbsſinn,
ſondern nur die Pflichttreue zu leiten hat. Deshalb braucht aber keine
Kluft gegenüber den anderen Volksteilen zu beſtehen. Möge das
gegen=
ſeitige Verſtehen zwiſchen Volk und der Beamtenſchaft dahin ſühren,
daß das Volk in den Beamten ſeine Beamten ſieht, nicht mehr die
Beauftragten eines Dritten, den es gar nicht mehr gibt. Behörden und
Dienſtſtellen ſind nur des Volkes wegen da und dürfen nur des Volkes
wegen belaſſen werden. Das Volk darf das Beamtentum nicht allein
laſſen, ſondern muß mit ihm zuſammen arbeiten auf dem Boden einer
geſunden Selbſtverwaltung. Wir müſſen in unſerem jungen Staat
Ideale haben, denen wir zuſtreben. Nach ſo wenigen und ſo ſchweren
Jahren, ie ſie ſeit Kriegsende verfloſſen ſind, kann im Staatsleben noch
lange nicht alles ſo gefügt ſein, wie es ſich für eine demokratiſche
Re=
publik ziemt und wie es die ſoziale Lage unſeres Volkes erfordert. Dazu
gehört geduldige, jahrelange Arbeit. Das Gedeihen des Reich=s wird es
im Innern fördern, ſeine Kraft nach außen hin ſtärken, wenn Beamte
und andere Volksteile ſich in gemeinſam ſchaffender Arbeit die Hände
reichen. Möge es uns beſchieden ſein, den Weg zur ſtaatlichen Einheit
recht bald zu finden. — Der gemeinſam geſungene dritte Vers des
Deutſchlandliedes beſchloß die würdig verlaufene Kundgebung.
Ver=
anſtaltungen geſellſchaftlicher Natur, Ausflüige an die Bergſtraße und an
den Rhein ſichern der Tagung einen erinnerungsreichen Ausklag.
G. W. W.
Tageskalender für Montag, den 13. Juni 1927.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende
9½ Uhr: Letztes Sinfonie=Konzert des Landestheaterorcheſters. —
Kleines Haus: Geſchloſſen. — Orpheum: Geſchloſſen.
Zirkus, abends 8½ Uhr: Vorſtellung. — Kochkurſus, abends
8 Uhr im Saale der „Eintracht” Eliſabethenſtr. 12, geleitet von
Frl. Frieda Mangold, Herrliberg=Zürich. — Konzerte: Schloß=
Café; Hotel=Reſtauration Schmitz; Café=Reſtauration Waldesruhe —
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Thegter, Palaſt=
Licht=
ſpiele. — Theater=Varieté=Saal Perkeo,
Alexander=
ſtraße 12, abends 8 Uhr: Heitere Burlesken.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 14. Juni 1927.
Verſteigerung von Grundſtücken, nachm. 3½ Uhr, im Heſſ.
Amtsgericht I, Zimmer 219.
des Klanges, die man ſonſt nur bei beſonders hochſtehenden
Soliſten zu beobachten Gelegenheit hat. So erklangen die
Holz=
bläſer bald in lyriſcher Zartheit, bald in ſcharfem dramatiſchen
Akzent, bald draſtiſch perſiflierend, immer aber bewundernswert
rein und exakt. In Philippi Gaubert beſitzt das Orcheſter
einen Führer, der die Partituren unbedingt beherrſcht und ſo
großzügig geſtaltet, daß jeder Satz, jedes Werk wie aus einem
Guß erſteht. So wie er ſich nicht in Kleinigkeiten verliert, ſo
vernachläſſigt er ſie niemals der Großzügigkeit der Wirkung
zuliebe.
Als erſter Teil erklang die Symphonie fantastigue von
Hector Berlioz. Mir wird es jedesmal beim Anhören dieſes
phantaſievollen Rieſenwerkes bewußt, wie weit wir innerlich
heute von dieſer phantaſtiſchen Romantik entfernt ſind. So
kommt es, daß man gerade bei den wildeſten Sätzen mehr das
Artiſtiſche bewundert, innerlich jedoch verhältnismäßig unberührt
bleibt, während der Ausdruck des allgemein Menſchlichen in den
gemäßigteren Teilen aufs tiefſte ergreift. Ganz wundervoll
wurde die Scene aux champs dargeſtellt, und in ihr war das
Ausklingen des Satzes in ſeiner Verträumtheit eine poetiſche
Meiſterleiſtung.
Nach der Pauſe erklang das 4. Klavierkonzert von Camille
Saint=Saens, ein geradezu klaſſiſches Werk, das in dem feinen
Ebenmaß ſeiner Gliederung, in der blühenden Melodik und dem
Neichtum an Grazie und Geiſt die beſten Seiten des franzöſiſchen
Geiſtes zeigt. Es wurde von dem Pianiſten Alfred Cortot mit
größter Eleganz, Hingabe und Tonſchönheit geſpielt, noch mehr
aber war das vorzügliche Zuſammenwirken zwiſchen Soliſt und
Dirigent zu bewundern. Zwei moderne Werke bildeten den
Ab=
ſchluß des Konzertes, ſymphoniſche Dichtungen, die in mehr oder
weniger ſtarker Abhängigkeit von einem ungeſchriebenen
Pro=
gramm ihre Zugehörigkeit zur modernen Neuromantik bewieſen.
Pour une fete de Printemps von Albert Rouſſel war das tiefere
und wertrollere Werk, herb und männlich in ſeiner
Geſamt=
führung, reich an diſſonanten Spannungen, die jedoch von
be=
zwingender Logik und klarer, künſtleriſcher Ausdrucksdeutung
waren. Sehnſucht, Leidenſchaftlichkeit, Farbenreichtum und
weiche Lyrik löſten einander ab, prachtvoll war das zarte Ver=
Tragedie de Salomé von Florent Schmitt ein mächtiges Drama
von größter äußerer Wirkung, einem blühenden Klang und einer
dramatiſchen Wucht, die ihresgleichen ſuchen. Das Werk ſo
aus=
zuführen, wie es von dem Pariſer Orcheſter geſchah, iſt eine
Lei=
doch kühl und unbeteiligt. Der künſtleriſche Erfolg des
Kon=
zertes war ſtark und unbeſtritten, die zahlreichen Zuhörer, unter
ihnen viele Muſiker von Rang aus allen Teilen
ſpendeten den Gäſten begeiſterten Beifail.
noch mehrfach in Frankſurt Gelegenheit ſe*
Muſik von Orcheſtern der betreffenden
4Verwaltungsgerichtshof.
Als einziger Gegenſtand wird verhandelt: Klage des Karl
Göhringer und Genoſſen in Eberſtadt gegen einem
Gemeinderatsbeſchluß der Gemeinde Eberſtadt
wegen Anſtellung eines Berufsbürgermeiſters.
Wir haben über den inſtanzenmäßigen Verlauf der Angelegenheit
eingehend berichtet, zuletzt in Nr. B vom 23. Januar d. Js., haben auch
den weſentlichen Teil der Entſcheidungsgründe des
Provinzialausſchuß=
urteils veröffentlicht, ſo daß wir uns nun auf Weniges beſchränken
können.
Das von den Klägern Karl Göhringer und Gen. mit Reviſion
an=
gegriffene Urteil des Provinzialausſchuſſes hat deren Berufung
ver=
verworfen und die Klageabweiſung des Kreisausſchuſſes beſtätigt.
Im Vordergrund der Verhandlungen ſteht auch hier die Frage, ob
den Klägern als Gemeindeangehörigen nach dem geltenden
Rechte ein Recht zur Anfechtung eines Gemeinderatsbeſchluſſes zuſteht,
der die Anſtellung eines Berufsbürgermeiſters zum Gegenſtand hat.
Erſchienen ſind: Geh. Juſtizrat Metz für die Kläger, der Bürgermeiſter
von Eberſtadt und Rechtsanwalt Carnier namens der Gemeinderäte
Heiſt und Gärtner. Der Vertreter der Kläger betont, daß der Inhalt
des Art. 98 der Landgemeindeordnung klar ſei; nur wenn er zu
Zwei=
feln Anlaß gäbe, könne die Entſtehungsgeſchichte eines Geſetzes zur
Auslegung herangezogen werden. Der im Urteil des
Provinzialaus=
ſchuſſes zitierte Ausſchußbericht der 2. Kammer des Landtags ſei nicht
eine Aeußerung eines geſetzgebenden Organs. Auch gegen einen
Vor=
anſchlag habe der einzelne Gemeindeangehörige das Recht,
Einwendun=
gen zu erheben, üüber die nach ausdrücklicher Geſetzesvorſchrift im
Ver=
waltungsſtreitverfahren zu entſcheiden iſt. Im Fragefalle ſeien gerade
bezüglich der Frage eines Berufsbürgermeiſters im Gemeinderat
wider=
ſprechende Beſchlüſſe gefaßt worden, ſodaß hier das Kontrollrecht der
Gemeindemitglieder eingreifen müſſe. Auch das Kreisamt Darmſtadt
habe die Anſchauung in den Akten vertreten, daß die Anſtellung eines
Berufsbürgermeiſters eine finanzielle Belaſtung der Gemeinde mit ſich
bringen werde. Die Rechtſprechung gebe kar keine klaren Richtlinien, ſie
erſcheine im Gegenteil verworren. Der klägeriſche Vertreter geht auch
in dieſer Inſtanz auf den Inhalt der verwaltungsgerichtlichen
Recht=
ſprechung näher eit.
Auf die materielle Seite der Sache übergehend, bezeichnet der
Ver=
treter der Kläger die Wahl eines Berufsbürgermeiſters auch deshalb als
zwecklos, weil ja eine Eingemeindung Gberſtadts in Darmſtadt doch
ein=
mal kommen müſſe. Die geſamte Einwohnerſchaft Eberſtadts ſei gegen
einen Berufsbürgermeiſter; man wolle nur einen ſozialdemokratiſchen
Bürgermeiſter, der von der ſozialdemokratiſchen Mehrheit des
Gemeinde=
rats gewählt werde, nach Eberſtadt bringen.
Rechtsanwalt Carnier will ſich kurz faſſen, zumal in der
Reviſions=
inſtanz verhandelt werde; er wolle, ſo erklärt der Vertreter, auch nicht
über Auswüchſe des Parlamentarismus, über die Zweckmäßigkeit oder
Nichtzweckmäßigkeit der direkten Wahl des Bürgermeiſters ſprechen.
Hinſichtlich der Wahl eines Berufsbürgermeiſters ſei in Art. 15 der
Landgemeindeordnung durch die Ortsſatzung der Weg
vorgezeich=
net. Nur im Rahmen einer ſolchen Regelung durch Ortsſatzung ſei zu
verfahren, deshalb ſei auch Art 98 der Landgemeindeordnung hier nicht
anwendbar. Der Bericht des Landtagsausſchuſſes zeige deutlich, daß
eine aetio popularis nicht habe geſchaffen werden ſollen.
Im Schlußwort betonte der Vertveter der Kläger, daß die beſchloſſene
Ortsſatzung nicht herangezogen werden könne, weil ſie miniſteriell nicht
genehmigt ſei. Die Rechtsfrage ſei zugunſten der Klkger zu entſcheiden,
und deshalb möge die Sache zurückverwieſen werden. Der
Bürgermei=
ſter von Eberſtadt beſtreitet den Gemeinderäten Heiſt und Gärtner das
Necht, hier die Gemeinde vertreten zu wollen. Die Gemeinde vertrete
er, der Bürgermeiſter.
Der Vertreter des Staatsintereſſes, Regierungsrat, Bornſcheuer, hält
die Klage nach Art 98 ſür unzuläſſig; über Einwendungen gegen eine
Ortsſatzung habe nach Art. 15 der Gemeinderat zu beſchließen. Für eine
Klage nach Art. 98 ſei daneben keinen Platz mehr. Ordnungsmäßig
ge=
faßte Gemeinderatsbeſchlüſſe ſeien nicht mit Klage anfechtbar nach
ſtän=
diger Rechtſprechung des Verwaltungsgerichtshofs; Art. 98 enthalte nur
eine Zuſtändigkeitsbeſtimmung. Es wird Verwerfung der Reviſion
beantragt.
Das Urteil verwirft die Reviſion,
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Im Rahmen ihrer
diesjähri=
gen Schülerabende veranſtaltet die Städtiſche Akademie am 14. Juni
dieſes Jahres, abends 8 Uhr, im Fürſtenſaale, Grafenſtraße, einen
Abend der rhythmiſchen Gymnaſtikſchule unter Leitung von Frl. Aenne
Reiß, Heſſiſches Landestheater. Es ſoll von dieſem Unterrichtszweig der
Städtiſchen Akademie gezeigt werden, wie der Unterricht geleitet und
was durch dieſen erreicht werden kann. Es werden von den
Schile=
rinnen der einzelnen Gruppen verſchiedene Uebungen leichterer und
ſchwererer Art vorgeführt, die den Beſucher in die rhythmiſch=gymnaſtiſche
Ausbildung einführen ſollen. Zum Schluß werden dieſe Uebungen zu
einzelnen Ausdrucksſtudien zuſammengefaßt, die zeigen ſollen, wie e3
möglich iſt, auch hier plaſtiſche Gruppenwirkungen zu erzielen. Karten
im Sekretariat der Städtiſchen Akademie, Eliſabethenſtr. Nr. 36
I
Empiehlenswert für Herven Eine Badetablette Bluidosam oder
Pinofluol ausreichend für ein Bad, schon von 35 Pfg. an. —
Beachten Sie die sprudelnde Tablette in der ausgestellten
Bade-
wanne im Schaufenster der Parfümerie Müller, Rheinstr. 6. 19605
dürfte mit dazu beitragen, die Ausſtellung zu einer Kulturtat
erſten Ranges zu ſtempeln.
Friedrich Noack.
Arnold Mendelsſohns „Pandora”, das herrliche Chorwerk
für Männerchor, Orcheſter und Soloſtimmen, wird in der erſten
Woche des Frankfurter Sommers der Muſik am Freitag, den
18. Juni, zur Aufführung gelangen.— Ein Männerchor von etwa
400 Sängern ſetzt ſich unter Herrn Fr. Otte für das Werk ein,
erſtklaſſige Soliſten wie Frau Kammerſängerin Erler=Schnaudt
und Profeſſor Carl Rehfuß wirken mit. Es wird vielen
Darm=
ſtädter Verehrern der Kunſt Arnold Mendelsſohns ein Bedürfnis
ſein, Zeuge zu ſein, wie die Kunſt unſeres Meiſters in immer
weiteren Kreiſen begeiſtert anerkannt wird. Nicht unintereſſant
iſt es, zu erfahren, daß am 20. d. M. Mendelsſohns „Zagen und
Zuverſicht” in Königsberg i. Pr. zur Aufführung gelangt. F.N.
4Frankfurter Schauſpielhaus.
Kolonne Hund.
Schauſpiel von Friedrich Wolf.
Hundert Hämmer ſchlagen auf die Nerven der Zuſchauer.
Eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden lang!
Die Pumpen der Moor=Siedelung werden von den
ſchwer=
arbeitenden Siedlern unermüdlich auf= und abgezogen. Die
Kon=
kurrenz=Maſchinen des Ingenieurs ſchlagen im Takt dazwiſchen.
Dynamit=Attentat der Siedler zerſtört die Maſchinen.
Gendar=
merie wird alarmiert. Straßendemonſtrationen! Hungerſtreit
im Gefängnis! Maſchinengewehre fahren gegen die Siedler auf.
Letzter Kampf mit Gewehrfeuer auf beiden Seiten! Ueber den
Gefallenen weht die rote Fahne.
Sehr wohl können die die Gegenwart bewegenden Kämpfe
und Ideen zum Gegenſtand dramatiſcher Dichtung werden.
Er=
forderlich iſt jedoch dann eine dichteriſche Kraft, die ſie geiſtis
bewältigt und künſtleriſch geſtaltet. Dieſe Kraft zeigt Friedrich
Wolf in ſeinem Schauſpiel „Kolonne Hund” nicht.
Woh=
gibt er in der Geſtalt des früheren Leutnants, jetzigen
Kolonnen=
klingen nach dem ſchönen Flötenſolo. Demgegenüber iſt La/ Führers Joſt, der mit ſeiner „Siedlungs=Kolonne Hund” dem
Moor fruchtbares Land abgewinnen und den Menſchen Arbeit.
Brot und Frieden ſchaffen will, Anſätze hierzu. Wohl zeigt ei
in einzelnen Szenen auch techniſches Geſchick. Im Ganzen abei
bleibt er in äußeres Geſchehen verſtrickt. Die Anhäufung greller,
ſtung allererſten Ranges, aber bei aller Bewunderung bleibt man ſchreiender Tatſächlichkeiten erſchlägt die Idee, zerſtört die
drama=
tiſche Wirkung. So bleibt ſein Schauſpiel eine Augenblicks=
Entladung, der kein künſtleriſcher Dauerwert innewohnt.
Fritz Peter Buch inſzenierte mit ſtarker Eindringlichkeit
terftützt insb ſon”ere von dem Maler Ludwig Sievert und
Schauſpielern Biberti, Ettel, Schneider und
egger.
Z.
Nummer 162
Montag, den 13 Juni 1927.
Seite 3
6. Pertretertag des Landeskartells Heſſen
Reflexe. Das ſind Enttäuſchungen, die ich Ihnen bereiten muß. Alles
das, was daun übrig bleibt, durch objektive Rechtsvorſchrift als ſubiel=
Machtvolle Kundgebung
tives Recht gegeben, das iſt alles wohlerworbenes Recht. Alle
ſubiek=
tiben Rechte der Beamten ſind wohlerworbene Rechte. Man hätte
aller=
dings dann das Wort „wvohlerworben” weglaſſen können; das ſtimmt.
ar vie Seitelang des deſehien Gevtelg. Es iſt alfo bloß etwas dekorgtiv, wenn man von wohlerwvorbenen Rech=
Bingen, 12. Juni, ten der Beamten ſpricht. Noch eine Enttäuſchung: „Nur diejenigen
Der 6. Vertretertag des Landeskautells Heſſen des Deutſchen Beam= Nechte der Beamten ſind wohlerworben, die ſich aus ſeinem
Beamten=
tenbundes ſetzte am Sonntag vormittag um 9 Uhr ſeine Beratungen rechtsverhältnis zum Staat ergeben.
ſort. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt die Verſammlung der
Wer beſitzt die wpohlerworbenen Rechte? Die Reichsbeamten, Staats=
Toten des vergangenen Jahres und der im Kriege Gefallenen.
beamten und die Gemeindebeamten ſelbſtverſtändlich. Aber ſchon bei
Dr. Claß begrüßte ſodann die zahlreich erſchienenen Vertreter der den Roichsbeamten beginnt tielleicht ein Zweifel, ob das Reichsbeamte
Behörden, den Vertreter des Miniſters für die beſetzten Gebiete, der ſind. Jawohl, es ſind mittelbare Neichsbeamte. Die Beamten der
hefſiſchen Regierung bzw. verſchiedener Miniſterien, die Landtagsabge= öffentlichen Körperſchaften, auch die der Ortskrankenkaſſen, gehören
eben=
ordneten ſämtlicher Parteien und die Preſſe. Geſtern, ſo fuhr der falls zu den Beamten im Sinne des Artikels 129 der Reichsverfaſſung.
Redner fort, haben wir eine im ganzen wenig erfreuliche Nückſchau in
Worin beſteht der Juhalt der wuohlerworbenen Rechte? Man kann
die Vergangenheit halten müſſen, und auch eine nilt ſehr erfreuliche hier zwei Gruben unterſcheiden, und zwar eine ſolche, die vermögens=
Umſchau in der Gegenwart. Trotzdem wollten wir geſtern und wvollen rechtlichen Charakter trägt oder mit finanziellen Geſichtspunkten in
Zu=
wir heute eine mutige Umſchau in die Zukunft halten. Heute wvollen ſammenhang ſteht, und eine zweite Gruppe, bei der das
vermögensrecht=
wir mit Kraft vollenden, was wir geſtern in der Kleinarbeit begonnen liche Element nicht gegeben iſt.
haben. Wir wollen bei einem Bundestag auch etwas für Herz und Ge=
Ein wohlerworbenes Recht iſt das Recht auf Belaſſung in der
Amts=
müt tun. Der Bundestag iſt nicht nur Rechenſchaftsablage, er iſt nicht art in dieſer Dienſtſtellengruppe. Dieſes Brundrecht ſchließt alſo aus
nur Gerichtstag, er iſt nicht nur Abſchluß eines Zeitraumes, ſondein er die Verſetzung eines Beamten in ein Amt von geringerem Nange und
iſt auch Anfang, Eröffnung eines neuen Zeitabſchnitts. Die Beautens Dieſteinkommen.
bewegung iſt pſychologiſch Maſſenbewegung. Das große Maſſenheer darf
Ein weiteres vohlerworbenes Recht iſt, daß der Beamte die
Auf=
aber nur für wertvolle Ziele in Bewegung geſetzt werden. Was gibt gaben ſeines Amtes zu erfüillen nicht bloß verpflichtet, ſondern
bereal=
ihrem Willen Nichtung und Ziele Es iſt die Erhaltung der Exiſtenz
des Einzelnen, der Familie, dev Berufsbeamtenſchaft, im weiteren da= tigt iſt. Er hat alſo das Recht auf Ausübung der amtlichen
Befug=
mit Dienſt am Volksganzen, Sicherung der Nechtsgedanten, Erhaltung niſſe. Zwangsurlaub iſt alſo eine Verletzung wvohlerworbener Rechte.
des Staates. Redner ſpricht den Wunſch aus, daß die geſaute heſſiſche
Die Aufrechterhaltung der veſentlichen Merkmale eines Amtes, das
Beamtenſchaft ſich zu einem feſten großen Block zuſammenſchließen möge. Necht auf den Amtstitel, das Reclt auf die Dienſtkleidung und auf die
um ſich ſo beſſer durchſetzen zu können, nicht aus egoiſtiſchen Intereſſen, etwaige Uniform ſind wohlerworbene Rechte.
ſondern zum Wohle des Volksganzen, des Staates, zum Wohle des ge=
Zu den vermögensrechtlichen und den damit zuſammenhängenden
liebten Vaterlandes.
wohlerworbenen Nechten gehört das Recht auf die dienſtlichen Bezüge,
Aus den Begrüßungsanſprachen, die im allgemeinen den Dank für das Dienſteinkommen. Alterszulage, Ruhegehalt.
Hinterbliebenenverſor=
die Einladung und den Wunſch auf einen erfolgreiſchen Verlauf der Ta= gung und all dieſe Dinge. Das Gehalt der Beamten iſt nicht die
gung zum Ausdruck buachten, mögen nur einige Ausführungen, und Gagenleiſtung für das, was er dem Staate bietet. Das Gehalt iſt die
auch dieſe nur auszugsweiſe wiedergegeben ſein.
dauernde Alimentierung des ſeine Kraft reſtlos und lebenslänglich in
Der Vertreter des Reichskanzlers Dr. Marx und des Reichskom= den Dienſt des öffentlichen Verbandes einſtellenden Beamten. Daraus
miſſars für die beſetzten Gebiete verſichert, daß die Reichsregierung die ergibt ſich die Verpflichtung des Staates, den Beamten auskömmlich und
Verdienſte der Beamtenſchaft ſeit dem Jahre 1923 nicht vergeſſen hat. lebenslänglich zu glimentieren. Die auskömmliche Alimentation iſt nun
Der Kreisdirektor von Bingen gibt als Venrtreter des heſſiſchen Mi= allerdings nicht in feſte Ziffern zu faſſen. Eine auskömmliche
Alimen=
uiſteriums des Innern und der Kreisverwaltung der Freude Ausdruc, tation iſt bloß diejenige, die jeweilig im Geſetz niedergelegt iſt.
daß die Begmten aus dem unbeſetzten Gebiet nach Vingen gekommen Es beſteht aber kein wohlerworbenes Necht auf eine höhere
Beſol=
ſind. Noch immer laſtet die Beſatzung auf uns. Wir fühlen uns nicht dungsgruppe oder höhere Beſoldungsſtufe. Zu den wohlerworbenen
eher als freie Deutſche, als bis dieſe Laſt von uns genommen iſt.
Abg. Heinſtadt (Ztr.): Wir wollen dafüv ſorgen, daß das Volk nicht die betreffende Berufsgruppe verlaſſen kann und im Amt ein
ge=
weiß, was es au ſeinen Beamten hat. Sie verden uns in einem Jahr ringeres Dienſteinkommen bekommt.
das Zeugnis ausſtellen müſſen, daß wir im Rahmen der
Volksgemein=
ſchaft für Sie das Möglichſte herausgeholt haben.
Der Beamte hat ein Recht auf lebenslängliche Alimentierung. Es
iſt ein anerkannter Rechtsgrundſatz, daß der Beamte den Anfpruch auf
Dr. Keller (D.V.P.): Die Deutſche Volkspartei erkennt die ſtark=
Macht eines geſchloſſenen Begmtenbundes an. Sie freut ſich ihrer und das volle Gehalt nicht melr beibehält, wenn er imfolge
Dienſtunfäalig=
iſt der Meinung, daß die Begmten unbedingt einen ſtraffen Oraaniſg= ket iu den Nuheſtand verſetzt wird. Dann vermindert ich ſein
An=
ſpruch, und dann bekommt eu eben nur das Ruhegehalt. Es fragt ſich
tion Reduirfen, un ſch mit hren berchtigten Anſprichen durchzuſetzen, nun, hat der Beamte einen Anſpruch darauf, daß die Dienſtunfähigkeit haltshöhe der Begmten von Wicktigkeit. Giner ſucht den anderen zu
Die Beamten haben ſeit einem Jahrzehnt oder noch länger immer
ſchlechte Konjunktur. Alles drängt die Beamten dazu, auf die
wirt=
ſchaftlichen Belange bedacht zu ſein. Aber auch die Frage des Beamten= daß der Geſetzgeber die Vermutung auftellt, daß der Beamte beim 65.
rechts, der Sicherung des Berufsbeamtentums uſw. Der Beamte wird iſt keine Verletzung wvohlerworbener Rechte, wenn eine Vermutung der
imner ſeine Pricht zun, auch wem 8 ihn ſchlegt gcht. Aber ES iſt Dienſtunfſhigkeit aufgeſtellt und an ein beſtimmtes Lebensalter der= ſchaſt an dem Beamteneinkommen in die Erſcheimung.
Veſoldungszu=
ein großer Unterſchied zwiſchen reſignierter Pflichterfüllung und
freu=
diger Pflichterfüllung. Reſignierte Pflichterfüllung iſt Knechtesdienſt, knüpft wird. Wenn aber der Geſetzgeber ſoweit geht, dieſe Vermutung lagen haben bei ihr Gehalts= und Lohnforderungen zur Folge.
zu einer unwideruuflichen zu machen, dann halte ich das für nicht
freudige Pflichterfüllung iſt freier Mannesdienſt. Daß wir dieſem Ziel richtig.
freudiger Pflichterfüllung immer näher gebracht werden mit durch die
Eine Verletzung der wohlerworbenen Rechte durch den Staat kann
Tätgkeit des Landeskarell, das iſt der Wunſch, den ich hier zum Aus= zur erfolgen durch ein verfaſſungsänderndes Neichsgeſetz. Die meiſten ſoldungsordnung lebhaſt erörtert. Auch die Deffntlichkeit nmmt regen
druck bringen möchte.
Abg. Hauk (DN.P.) hringt die Einſtellung der Deutſchnationn= Verletzungen wohlerwvorbener Rechte ſcheinen vorgefallen zu ſein heim
Perſonalabbau, nicht nur durch Entlaſſung, durch vorzeitige
Penſionie=
len Partei auf die Fommel: Das Verufsbeamtentum ſoll ſo geſtollt ſeill, rung, ſondern auch durch Verſetzung in Aemter von geringerem Rang Einkommen ſo viel zu geben, daß ihnen die Möglichkeit geboten iſt,
daß ſein Wohlergehen mit dem Wohlergehen des Staates
zuſummel=
ſält. Es ſoll ſo geſtell ſein, daß es mit Arbeitsfreudgkeit ſeinen Dienſt und geringeren Eintommel. Dieſe Verſechingen tuager einen keaglen
Charakter.
verſieht. Möge die Stunde bald ſchlagen, wo wir wieder als freie
„Männer auf Gott=s freier Erde unſer Daſein friſten können!
Abg. Storck (S.P.D.) ruft den Verſammlung ein dreifaches Glück= tun hat, wenn wohlerworbene Rechte verletzt ſind, kommt er auf die der der Beamte zurzeit angehört. Dieſe Möglichkeit iſt ſeit Jahren den
auf zu zur heutigen Tagung, zum Kompf um das Beamtenrecht, zum Frage des Streiks zu ſprechen. Er führt dazu aus: In vergangenen Beamten nicht gegeben. Seit faſt zwei Generationen geht der Beamten=
Kampf um eine gerechte Beſoldung.
Abg. Reiher (Dem.) Meine Fraktion wird wie bisher bemüht iſt kein wohlerworbenes Recht, er iſt überhaupt kein Recht, ſondern
Un=
ſein, den Wünſchen und berechtigten Forderungen der geſamten Bo= recht. Streik iſt Rechtsbruch. Er iſt nicht nur für den Beamten uner= gehälter ſehr eindeutig ausgeſprochen. Die deutſche Beamtenſchaft darf
amtenſchaft möglichſt weit, ſoweit die Intereſſen der Geſamtheit es über= laubt, ſondern unwürdig und ſogar unlogiſch.
haudt zulaſſen, nachzukommen und ſie zu vertreten.
Wenn wir um unſere wohlerworbenen Rechte kämpfen und kämpfen
Der Vertreter des Saargebiets ſchildert die beſonders müſſen, dann wollen wir es tun, ſo ſchloß der Redner ſeine Ausſührun= Vertrauen zu dem Wort der deutſchen Neichsregierung und iſt daher
ſchwierige Lage des Saargebiets. Beſonders bemerkenswert iſt ſeine Feſt= gen, ſachlich mit aller Entſchiedenheit, aber in der Form ſo, wie es ſic,
ſtellung: Gs ſteht umumwunden heute feſt, das Saargebiet iſt für einen deutſchen Beamten geziemt, unter Wahrung der Formen wir leider feſtſtellen müſſen, der Allgemeine Deutſche Beamtenbund ſich
deutſch bis in die Knochen und wird auch immer nämlich, die bedingt ſind durch die Achtung, durch das Anſehen des
deutſch bleiben. Nedner ſetzt ſich des weiteren für eine engere deutſchen Beamtentums, Stürmiſcher Beifall lohnte dieſe Ausführungen, gierung ſchlechten oder ungenügenden Willen vorzuhalten und die Be=
Zuſammenarbeit der Saarbeamten mit den Beamten des Reiches ein.
Sodann ergreift
teten und auf die wir zurückkommen wollten. Dieſe
Prof. Dr. Gieſe=Frankfurt
Entſchließungen,
das Wort zu ſeinem Referat
die Annahme fanden, haben folgenden Wortlaut:
„Wohlerworbene Beamtenrechte‟.
Er führte zu dieſem Thema u. a. aus:
amtenbundes erklärt im Namen von 30 000 Reichs=, Staats= und Ge=
Bei den wohlerworbenen Rechten denkt man ſofort, an die Aus= meindebeamten, daß er die Beſtrebungen der Gewerkſchaft heſſiſcher Ge= Die Beamtenſchaft uuß, wenn ſie allen ihren Gliedern gegenüber
ge=
nahmen, an die Dunchbrechungen, vielleicht ſogar an die Verletzungen, meindebegmten auf Schaffung eines einheitlichen modernen Gemeinde= recht ſein will, den Umbau der Beſoldungsordnung verlangen und
Und bei manchem iſt die erſte Empfindung nicht die ſtolze Freude, daß beamtennckts nachdrücklichſt unterſtützt. Die Rechtloſigkeit der heſi= durchſetzen. Unter Hintanſetzung aller Gruppen= und Einzelwünſche
wir es nun ſo herrlich weit gebracht und in unſerer Reichsverfaſſung ſchen Gemeindebeamten muß im Intereſſe des Staates und der
Gemein=
ein ſtolzes Wort darüber leſen können, ſondern bei vielen iſt die erſte den auf dem ſchielſten Wege beſeitigt werden. Die von der Gewerk= unteren Gruppen aufbauen. Die heutige Beſoldungsordnung wird die=
Empfindung wohl mehr Enttäuſchung, um nicht zu ſagen Mißbehagen, ſchaft heſſiſcher Gemindebeamten in dem der Regierung und den poli= ſer Forderung nicht gerecht. Nur ſo können wir Hoffnung haben, daß
Wie kommt das? Wenn der Deutſche in ſeinem Recht gekränkt wird, tiſchen Parteien zugegangenen Entwurf eines heſſiſchen Gemeindebeam= alle Beamten zu ihrem Recht kommen. Die Beamten in den mittleren
gerät ſein Blut in Wallung, und wir Beamte ſind auch ſolche Menſchen, tengeſetzes aufgeſtellten Forderungen entſprechen den grundſätzlichen und höheren Beſoldungsaruppen wollen, ja nicht dem Irrtum verfallen,
ſolche Deutſche, und wir wollen es auch ſein. Seien wir auch darin Anſchauungen, die von dem Deutſchen Beamtenbumd als Spitzenorganiſa= daß es, allgemeinpolitiſch und ſtaatspolitiſch geſehen, möglich ſei, bei
echte Deutſche! Es gereicht nicht zur Unehre, wenn man die wohlerwor= tion der deutſchen Beamtenſchaft vertneten werden. Die Regelung der der wommenden Neuordnung der Dinge die Beamten in den unteren
benen Rechte nicht nur betont, ſondern ſie auch verteidigt. Was ſind Rechtsverhältniſſe der Gemeindebeamten muß in einem beſonderen Ge= Gruppen zu enttäuſchen. Demjenigen muß in erſter Linie unſere Liele
denn überhaupt wohlerworbene Nechte, was insbeſondere wohlerwor= meindebeamtengeſetz, das den durch Reichsgeſetz zu treffenden
Aende=
bene Beamtenrechte) Man ſucht vergebens in einem Geſetzhuch nach dem rungen jederzeit angebaßt werden kann, vorgenommen werden. Ins= 2
Ausdruck wohlerworbene Rechte. Aber in der Weimarer Verfaſſung beſondere wird verlangt, daß die Beſoldung ſämtlicher Gemeindebeamten ſein.
hat man den kühnen Mut gehabt, den Ausdruck wohlerworbene Rechte, nach den gleichen Grundſätzen wie für die Reichs= und Staatsbeamten
den man zum erſtenmal im zweiten Teil von Goethes „Fauſt” findet, erfolgt.
in die Geſetzesſprache einzuführen und ihn in der Verfaſſung zu ver=
Der 6. Vertretertag des Landeskartells verurteilt die in
verſchie=
ankern, und zwar im Artikel 129 Abſatz 1 Satz 3.
denen Gemeinden im Anſchluß an die Aufhebung der Richtlinien für
Was man unter den wohlerworbenen Rechten zu verſtehen, hat, die Beſoldung der Beamten in den Landgemeinden in unerhörtem
Um=
darüber iſt nichts geſagt worden. Vielleicht ſetzte man dieſen Begriff fange eingetretenen Gehaltskürzungen. Er bedauert den unter Mit= einſtimmig angenommen:
als bekannt voraus und hielt eine Definition für überflüſſig. Vielleicht wirkung von Veamten zuſtande gekommenen Beſchluß des Landtags und
war aber auch keinem ſo recht klar, was denn ganz genau ſcharf defi= erwartet, daß das den Gemeindebeamten zugefüigte Unrecht wieder be= Reichsfinanzminiſters ihr zugemutete Pferdekur nicht mehr.
nierk unter dieſen wohlerworbenen Rechten zu verſtehen ſei. Man über= ſeitigt wird.
ließ es der Theorie. Und die Theorie müht ſich nun um die Klärung
dieſes Begriffes. Sie iſt zu einem gewiſſen Ergenbis gelangt, nament= tiſchen Parteien das dringende Erſuchen, die programmatiſchen Forde= noch nicht gekommen. Im Herbſt 1925 wurde die Erledigung vertagt
lich dank der wvertvollen Spruchtätigkeit unſerer höchſten Geriehtshöfe, rungen der heſſiſchen Gemeindebeamtenorganiſation, die durch dieſe Eut= „wegen bevorſtehender Preisſenkungsaktion”. Im Frühjahr 1926 waren
Aber reſtlos vollendet iſt der Begriff der wohlerworbenen Rechte immer ſchließung die vollſte Unterſtützung aller im Landeskartell organiſierten die wiederum als durchaus berechtigt anerkannten Forderungen „
unzeit=
noch nicht. Und ich bin feſt überzeugt, daß ich in einigen Jahren oder Reicks= und Landesbeamten finden, ſich zu eigen zu machen und für eine gemäß” wegen Steuerſenkung für die Wirtſchaft. Im Herbſt 1926 er=
Jahrzehnten ſehr viel klarer ſehen werde, als ich heute ſelbſt ſehe. So baldige Verabſchiedung eines Gemeindebeamtengeſetzes Sorge zu tragen, laubte die hohe Erwerbsloſenzahl die Beſoldungserhöhung nicht.
iſt es gewiſſermaßen ein Einblick in meine eigene Forſcherwerkſtatt, den
ich Ihnen gebe, wenn ich trotzdem, weil es nötig iſt, es wage, dieſen
noch keineswegs hinreichend geklärten Begriff hier zum Gegenſtand
mei=
ner Ausführungen zu mnchen.
Kürzung der Gemeindebeamtengehälter ausgeſprochen haben. Der tage immer wieder die Notwendigkeit einer Neuregelung anerkannt und
Was verſteht heute die Theorie, die Rechtſprechung unter wohl= 6. Vertretortag des Landeskartells Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes. Abhilfe in nächſte Ausſicht geſtellt.
erworbenen Rechten? Es ſind ſubjektive Rechte, die der Beamte
ver=
möge des objektiven Nechts vermöge der Rechtsordnung hat. Erſte gibt über die unſolidariſche Gandlungsweiſe dieſer Kollegen ſeinem
Vorausſetzung für das wohlerworbene Recht iſt eine Vorſchrift des ob= Befremden ſchärfſten Ausdruck. Er fordert die in den Gemeindeparla= Rätſelratens überdrüſſig.
jettiven Rechts, welche ſubiektive Rechte begrindet. Dieſe obietive menten tätigen Reich= und Landesbeamten auf, die underantwortlichen
Rechtsvorſchrift muß wirkliche Rechte begründen wollen und begründet Treibereien gewiſſer Vollskreiſe gegen die Beſoldung der Veamten in
haben. Daher laſſen wir von vornherein alles das fort, was ſich
ledig=
lich darſtellt als Anwartſchaft. Kein noch ſo glänzend beſtandener Kan= Widerſtand entgegenzuſetzen. Die Geſchloſſenheit aller Pamten im gewieſen iſt, einzuſtellen. Sie muß zu der hollen Erkenntnis der
Tat=
diögt hat auf Grund der Prüfung ein Recht auf Anſtellung; und kein öffentlichen Dienſt iſt gerade angeſichts der katgſtrobhalen Beſoldungs= ſache temmen, daß gerade eine zallungskäſtige Vezntenſchaft er=
Beamter, der ſich noch ſo glänzend auszeichnet, hat ein Recht, ein be= tergiltniſſe am allernotzwendigſten.
ſtimmtes Amt zu bekommen, oder dieſes Amt in einem beſonders ſchönen
Nachdem ſchon vor geraumer Zeit Gerüchte über eine Privatiſierung
Orte zu behalten, oder ein höheres Amt zu bekommen. Das ſind
lau=
ter Anwartſchaften, das ſind keine Rechtsanſprüche. Es ſcheiden ferner Der Deutſchen Reichspoſt aufgetaucht ſind, iſt in der Nr. 1324 der erhöhung noch vor der Sommerbauſe. Es fordert eine allgemeine
Auf=
aus alle Vergünſtigungen, wie Notunterſtützungen, Anſiedlungszuſchüiſſe „Deutſchen Zeitung” ein Artikel mit der Ueberſchrift. „Der Plan zur
uud auch der Urlaub. Das ſind Vergünſtigungen, die ja vielleicht hier Ausbeutung der Reichspoſt” abgedruckt, der unter anderem einen zopro= beſſerung unter beſonderer Berückſichtigung der unteren Gruppen.
und da einmal zu einem Rechte werden können, wenn der Geſetzgeber zeutigen Perſonglabbau, die 5oprozentige Einſchränkung des für die
ſich entſchließen ſollte, ſie dazu zu erheben, aber die ohne dies als ledig= nächſten 5 Jahre vorgeſehenen Vauprogramms, die Auflegung einer die Richtlinien, wie ſie vom Geſamtvorſtand des Deutſchen
Beamten=
liche Verginſtigungen keine Reckſte ſind. Es iſt erdlich alles auszu= inneren Neichspoſtanleihe von 500 Millionen Goldmark uſtu. vorſielt / Lundss mit überwältigender Mehrheit angenommen worden ſind.
ſcheiden, was ſich bloß widerſpiegelt in der Perſon des Beamten, z. B. 1 Da in dem Aufſatz die gemachten Angaben als Tatſachenmaterial,
ſein erhöhter ſtrafrechtlicher Schutz. Der Beamte hat den Vorzug ſich, das einem Bericht der Entſchädigungskommiſſion über die Lage deu der liehen werden.
geſchützt zu wiſſen. Das iſt ein Reflex, das iſt kein ſubjekrives Recht. Reichspoſt und ihre Auswertung für Daweszahlungen entnommen ſei
Es ſind glſo auszuſcheiden: Awartſchaften, bloße Vergünſtigungen, bloße ſoll, bezeicknet werden, ſo beſteht die ernſte Befürchtung, daß die Poſt=
des Deutſchen Beamtenbundes.
in jedem Einzelfall geprüft und feſtgelegt wird, oder iſt es möglich, Vorſpanndienſten heranzuziehen. Zwiſchen Regierung und Wirtſchaft
Lebensjahre dienſtunfähig iſt. Und das iſt ein bedenklicher Punkt: Es. Hand in Hand arbeiten bei der Geſtaltung der Einkommensverhältniſſe
Dr. Claß gibt nochmals die geſtern bereits angenommenen Ent= amtenſchaft, wenn möglich, in ihren Hoffnungen zu enttäuſchen. Deſſen
Bei den Beſoldungsberatungen in den Gemeindeparlamenten mußte Reichskanzler, Neichsfinanzminiſter, zahlreiche Finanzminiſter der
ein=
den Gemeinden nicht zu unterſtützen, ihnen vielmehr den entſchiedenſten lei Urſache, ſich gegen die Beamten und Verbraucher, auf die ſie an=
D Schiäſt treſer ſal, ni der
Eifenlſchnwben=
ten widerfahren iſt. Ein 30prozentiger Abbau des Poſtverſonals iſt bei
der andauernden Ausdehnung, die der Poſt= und Telegraphendienſt —
ſchon im Hinblick auf die fortwährenden Neuerungen in Tahnik und
Wiſſenſchaft — nimmt, undenkbar. Er könnte nur durch Eiuſtellung
einer weit größeren Anzahl von Angeſtellten bewirkt werden, die aber
keineswegs ein geſchultes, tüchtiges und erfahrenes Beamtenperſonal zu
erſetzen vermögen. Wir erblicken in dem vorgezeichneten Plan einen
nauen Verſuch zur Beſeitigung des Berufsbeamtentums. Was geſtern
den Reichsbahnbeamten geſchehen iſt und heute den Reichspoſtbeamten
widerfahren kann, kann morgen allen übrigen Reichs=, Staats= und
Ge=
meindebeamten zum Unheil ausſchlagen.
Die Mitglieder den Säule II (Poſt) erwarten, daß der 6.
Ver=
tretertag des Landeslartells Heſſen ſich einmütig ihren ernſten
Ein=
ſprüchen gegen den erwähnten Plan zur Entrechtung der
Poſtbeamten=
ſchaft anſchließt, und ſie erſuchen den Vorſtand des Deutſchen
Beamten=
bundes, der Angelegenheit zum Schuitze des Berufsbeamtentums bei der
Deutſchen Reichspoſt ſeine ganz beſondere Aufmerkſamkeit dauernd zu
widmen.
Der 6. Vertretertag des Landeskartells Heſſen beſchließt, den
Deut=
ſchen Beamteubund zu erſuchen, bei Behandlung der Beſoldungsreform
darauf zu beſtehen, daß die Reichsbahnbeamtenſchaft bei Durchführung
der ganzen Beſoldungsaktion in gleicher Weiſe berückſichtigt wird wie
die Reichsbeamten.
Die im Landeskartell Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes
der=
einigten Reichsbeamten fordern mit und für die heſſiſchen Landes= und
Gemeindebeamten eine uneingeſchränkte Uebertragung der
Neichsrege=
lung in allen Beſoldungsfragen. Die Reichsbeamten bedauern die Ent
ſcheidung der heſſiſchen Regierung und des heſſiſchen Landtags bei des
Auszahlung der Ausgleichszulage und erwarten mit ihren heſſiſcher
Kollegen, daß dadurch entſtandene Härten und Schädigungen alsbald
reſtlos ausgeglichen wverden.
Es folgte ſodann ein Vortrag des Vertreters der Bundesleituug
des Deutſchen Beamtenbundes, Oberbahnmeiſters
Gaſi, M. d. L.,
über „Die deutſche Wirtſchaft und die Beamten‟. Er führte u. a. aus:
Weite Kreiſe der nichtbeamteten Bevölkerung ſind der Auffaſſung,
der Beamte habe noch immer nicht die richtige Einſtellung zur neuen
Zeit gefunden. Mir will ſcheinen, daß die tatſächliche Umſtellung der
Beamten zur republikaniſchen Staatsform im allgemeinen vollzogen
iſt. Wir vielen jedoch noch nicht möglich war, iſt die Einordnung in
die ganz veränderten Verhältniſſe dieſes Volksſtaates. Wir Beamte ſind
Diener des Volkes, des Untertanen von geſtern. Die Frage, die ſich
aus der Situation von heute ergibt, lautet: Das Berufsbeamtentum
findet die notwendige richtige Einſtellung zu ſeiner heutigen Stellung,
oder es wird in Zukunft nicht mehr ſein.
Mit dem Hinweis auf verfaſſungsmäßig verbriefte Rechte allein
iſt das Berufsbeamtentum nicht zu halten. In dem Maße, wie es uns
gelingt, die Sympathien des Volkes zu gewinnen oder nicht, wird
ent=
ſchieden Beſtand oder Untergang auch die wirtſchaftliche Exiſtenz des
Berufsbeamtentums. Der Beamte ſteht namentlich bezüglich ſeine=
Rechten gehört aber, daß man in dem Amtsbereich bleibt, daß man ſpirtſchaftlichen Lage in engſter Wechſelbeziehung zum deutſchen
Wirt=
ſchaftsleben. Wir verneinen zwar einen Teil dieſer Beziehungen, auf
andere wüinſchen wir uns zu berufen, z. B. Großhandels=, Kleinhandels=,
Lebenshaltungskoſtenindex, Lage der Induſtrie, der Landwirtſchaft,
Ein=
kommen des nichtbeamteten Volksteils. Die Wirtſchaft ihrerſeits
er=
kennt andere Momente, die ſie ſorgfältig beobachtet und die ſie ſich
be=
ſtrebt, zu beeinfluſſen. Wie dem Beamten das Einkommen der
übri=
gen werkſchaffenden Stände nicht gleichgültig iſt, ſo iſt denen die
Ge=
ſcheint ein Uebereinkommen zu beſtehen mit der Wirkung, daß beide
— Arbeiter, Angeſtellte, Beamte —. Jetzt tritt das Intereſſe der Wirt=
Zurzeit wird namentlich in Beamtenkreiſen die Forderung der
Be=
amtenorganiſationen nach Erhöhung der Gehälter und Umbau der Be=
Anteil. Ich habe bereits ſeit Jahren den Standpunkt der Beamten
bezüglich der Höhe ihres Gehalts dahin umſchrieben, daß es eine
ſtaats=
politiſche, ſeziale und geſellſchaftliche Nowwendigkeit ſei, den Beamten an
ſtandesgemäß zu leben und ihren Kindern die Schul= und
Berufsaus=
bildung auf den Lebensweg mitzugeben, die ſie in Stand ſetzt dem=
Nachdem Redner dann noch die Frage geſtreift hat, was man zu nächſt der gleichen ſozialen und geſellſchaftlichen Schicht anzugehören,
Zeiten iſt ab und zu der Gedanke des Streiks aufgetaucht. Der Streik ſtand den wirtſchaftlichen und ſozialen Rückſchritt. In letzter Zeit haben
deutſche Staatsmänner ſich über die Frage der Erhöhung der
Beamten=
der zuverſichtlichen Erwartung ſein, daß noch im Laufe dieſes Jahres
eine Erhöhung ihrer Gehälter kommt. Der Deutſche Beamtenbund hat
bemüht, die Beamtenſchaft in ihren Hoffnungen zu ſtärken, anſtatt, wie
aus Agitationserwägungen heraus darin gefällt, jetzt bereits der
Ne=
ſchließungen bekannt, die wir in unſerem geſtrigen Bericht ſchon andeu= ungeachtet glaubt der Deutſche Beamtenbund an die eindeutig
gegebe=
nen Zuſicherungen.
Noch bevor ein Entwurf der Regierung zum Umbau der
Beſoldungs=
ordnung vorliegt, treten Meinungsberſchiedenheiten darüber in der
Be=
amtenſchaft auf, welche Grundlagen dem künftigen Beſoldungsſyſtem zu
Der 6. Vertretertag des Landeskartells Heſſen des Deutſchen Be= geben ſind. Dieſe Auseinanderſetzungen halte ich für mehr als unnütz.
Das neue Beſoldungsſyſtem muß einfach, klar, offen und zwingend ſein.
muß das neue Syſtem ſich auf die Bedürfniſſe der Beamtenſchaft in den
helfend zur Seite ſtehen, der der Hilfe am eheſten bedarf. Der Deutſche
Beamtenbund wird nach dieſen Grundſätzen handeln, oder nicht mehr
Nach dieſem Referat, das nicht in allen Punkten einhellige
Zuſtim=
mung fand, wurde folgende
Eniſchließung zur Beſoldungsfrage
Die deutſche Beamtenſchaft erträgt die nach dem Ausdruck eines
Im Herbſt 1924 erkannte die Reichsregierung die Notwendigkeit
Der Vertretertag richtet an die heſſiſche Regierung und die polis einer Beſoldungsaufbeſſerung an, aber der „pſychologiſche Moment” war
In ununterbrochener Kette haben ſeit über zwei Jahren ſämtliche
die bedauerliche Feſtſtellung gemacht werden, daß Veamte ſich für eine zelnen Länder, hervorragende Mitglieder des Reichstages und der Land=
Die Beamtenſchaft iſt nun der Vertröſtungen müde und des ewigen
Die deutſche Wirtſchaft im weiteſten Sinne des Wortes hat
keiner=
böhten Umſatz, grüßere Verdienſtmöglichkeit und Belebung des inneren
Marktes gewährleiſtet.
Das Landeskartell Heſſen fordert im Namen von 30 000 Reichs=
Staats= und Gemeindebeamten Beſoldungsregelung und Gehalts=
In den Einzelleiten der Reform ſtellt ſich das Landeskartell hinter
Neuregelung muß rückwirkende Kraft auf den 1. April 1927
en auf: Die Negierungen und Volksvertretungen zu raſcher,
erlöſende=
r Beamtenſchaft zum Zuſammenſchluß
Seite 4
Montag, den 13. Juni 1927
Nummer 162
i einen Großblock mit dem Stichwork: Keine weitere Verſchleppuung
mehr, gerechte und ſoziale Beſoldungsneuregelung mit Wirkung vom
1. April 1927!
Nachdem dann noch Dr. Claß als erſter Vorſitzender für die
näh=
ſten zwei Jahre wiedergewählt worden war, beſchloß die Tagung eine
eindrucksvolle
Kundgebung zur Befreiung
der beſetzten Gebiete
die in folgender Form feſtgelegt wurde:
Das Landeskartell Heſſen ſchöpft aus der Tatſache, daß über
93 Prozent aller Ausgewieſenen dem Beamtenſtande angehört
haben, die Berechtigung, mit beſonderem Nachdruck für die
völlige Befreiung der beſetzten Gebiete einzutreten. Seit
über acht Jahren leidet die hartgeprüfte Bevölkerung unter dem
Druck der fremdländiſchen Truppen und Verwaltungen. Nach
dem Inkrafttreten der Locarno=Verträge und nach Deutſchlands
Eintritt in den Völkerbund verſteht man nicht mehr, welchen
Sinn die Beſetzung deutſchen Gebietes durch fremde Truppen noch
haben ſoll. Die Tatſache der Anweſenheit fremder Truppen
ge=
nügt, um das Mißtrauen der Bevölkerung wach zu erhalten und
zu ſteigern. Zwiſchenfälle wie in der benachbarten Pfalz ſind
geeignet, unabſehbare Folgen zu zeitigen.
Der 6. Vertretertag zu Bingen am Rhein richtet an die
heſſiſche Staatsregierung und an die Reichsregierung das
drin=
gende Erſuchen, mit Nachdruck dahin zu wirken, daß das geſamte
beſetzte Gebiet alsbald von fremder Beſatzung befreit und das
Saarland dem Mutterlande wieder einverleibt wird, ohne daß
dafür weitere, das deutſche Volk ſchwer belaſtende finanzielle
oder politiſche Opfer gebracht werden müſſen.
Mit dem gemeinſamen Geſang der dritten Strophe des
Deutſch=
landliedes und einem begeiſtert aufgenommenen dreifachen Hoch auf
unſer geliebtes deutſches Vaterland, die deutſche Republik und ein freies
Rheinland klang der 6. Vertretertag des Landeskartells Heſſen des
Deutſchen Beamtenbundes aus.
* Heppenheim a. b. B., 11. Juni. Arbeitsmarktlage. In
der Stadt Heppenheim waren am 1. Juni 27 Arbeitsloſe zu
ver=
zeichnen, 190 männliche und 37 weibliche. Zuſchlagsempfänger waren
es 340. Im übrigen Kreiſe waren 447 Erwerbsloſe, 439 männliche und
8 weibliche, ſowie 912 Zuſchlagsempfänger. Als Notſtandsarbeiter
waren 107 beſchäftigt, davon als Kriſenunterſtützungsempfänger in
Heppenheim 13, 10 männliche und 3 weibliche, ſowie 20
Zuſchlags=
empfänger. In letzter Zeit iſt durch die rege Bautätigkeit, beſonders in
der Stadt Heppenheim, ein Rückgang der Erwerbsloſen zu verzeichnen.
— Beethovenfeier. Am 26. März war der 100. Todestag des
großen Meiſters Ludwig van Beethoven, und in allen größeren Städten
hat man zu Ehren Beethovens Gedenkfeiern abgehalten. Auch in
Heppen=
heim wird am Fronleichnamstage, nachmittags 4 Uhr, im Hotel „Halber
Mond”, eine Feier ſtattfinden, welche von dem Orcheſterverein
Heppen=
heim und dem Geſangverein 1843 abgehalten wird. Die
Leiſtungsfähig=
keit beider Vereine bürgt dafür, daß die Beſucher der Veranſtaltung
einige genußreiche Stunden verleben. Es kommen nur gur geſchulte
Chöre, darunter die „Veſper von Beethoven” und erſtklaſſige Muſik,
u. a. „Varghetto” aus der 2. Sinfonie von Beethoven zum Vortrag. —
Heugrasverſteigerungen. Die großen Heugrasverſteigerungen,
welche hier in jedem Jahr ſtattfinden, nahmen heute ihren Anfang.
Es gelangten über 300 Einzelloſe von je über einem Morgen Größe
zum Ausgebot. Der Erlös fließt der Gemeinbekaſſe zu. Die Wieſen,
welche in jedem Jahre unter die Ortsbürger verteilt werden, gelangen
in der nächſten Woche erſt zur Verloſung. Auch hiervon kommen die
meiſten zum Verkauf, da die wenigſten Ortsbürger das Heu ſelbſt
verwerten können. In den tief gelegenen Wieſen iſt in dieſem Jahre
der quantitative Ertrag noch ziemlich gut, während in den höher
ge=
legenen Wieſen ein durchweichender Regen gefehlt hat. — An
verſchie=
denen Obſtbäumen kann man an kühlen Abenden jetzt eine große
Menge halbausgewachſener Raupen wahrnehmen, welche ſich in den
Aſtgabeln zuſammenfinden. Es liegt im Intereſſe der Baumbeſitzer, dieſe
ſofort zu töten, damit ihnen nicht Gelegenheit gegeben wird, ſich zu
ver=
puppen.
z. Oppenheim, 10. Juni. Verkehrs= und
Verſchönerungs=
berein. Zu der Generalverſammlung hatten ſich die Mitglieder
zahlreich eingefunden. Nachdem der Vorfitzende, Herr Bürgermeiſter i. R.
Schmidt, mit ehrenden Worten des verſtorbenen Vorſtandsmitgliedes
Herrn Jakob Senfter gedacht hatte, wurde beſchloſſen, die
Namens=
bezeichnung des Vereins zu vervollſtändigen und ſich künftig
Ver=
kehrs= und Verſchönerungsverein zu nennen. Dem
Rech=
ner wurde für das Vorjahr Entlaſtung erteilt und der Voranſchlag für
1927 genehmigt. Dieſer enthält einen Ausgabepoſten von 1000 Mark für
die Hreſtellung eines neuen Führer von Oppenheim und einen Zuſchuß
von 100 Mark an den Vogelſchutzverein zur Ausbildung eines
Vogelwartes. Zur Hebung des Fremdenverkehrs wird eine lebhaftere
Beteiligung der Oppenheimer Geſchäftswelt gewünſcht. Neu in den
Vorſtand wurden die Herren Fritz Schuppert und Juſtizinſpektor
Koch gewählt.
bg. Nieder=Ingelheim, 10. Juni. Das von der Gemeinde
unterhal=
tene Krankenhaus, das 31 Betten hat, genügt den Amforderungen micht
mehr. Schon vor längerer Zeit wurde deshalb der Plan gefaßt, das
früher als Waiſenhaus bemutzte Gebäude zum Krankenhaus umzubauen.
Ein Plan, der dem Gemeinderat vorgelegt wurde, ſoll bei 61 Betten
185000 Mark koſten. Da die Gemeinde nicht in der Lage iſt, dieſe
Summe allein aufzubringen, wurden bereits Schritte unternommen,
daß das Reich einen größerem Zuſchuß gibt. — Die Belzerſtvaße ſoll an
der katholiſchen Kirche erweitert werden, da die in die
Hauptverkehrs=
ſtraße vorſpringende Ecke einer alten Schulſcheuer ein
Verbehrshinder=
nis darſtellt. Die Gemeinde will die Arbeiten auf ihre Koſten
aus=
führen, evwartet aber, daß die katholiſche Kirchengemeinde das Gelände
hierzu unenkgeltlich abtritt. — Der Ankauf des Geländes der
ehemali=
gen Papierfabrik wird vom Gemeinderat befürwortet und der
Bürger=
meiſter beauftragt, den Ankauf des 48 000 Quadratmeter großen Platzes
zum Preiſe von 10 000 Mark zu bewerkſtelligen. Die Gemeinde
beabſich=
tigt, um das Ankleben von Plabaten an den Häuſern für die Zukunft
zu verhindern, zwei Anſchlagſäulen zu errichten. Die Koſtem werden
etwa 500 Mark betragen und ſollen durch eine Gebühr bei Anbringung
von Plakaten eingebracht werden.
* Nieder=Florſtadt, 9. Juni. Eine Wetterbrücke
einge=
ſtürzt. Auf der Straße Friedberg=Nieder=Florſtadt brach bei
Oſſen=
heim plötzlich die Wetterbrücke ein und unterbrach jeden Verkehr.
bg. Frei=Weinheim, 10. Juni. Am nächſten Sonntag ſoll hier in
einer Bürgerverſammlung Stellung genommem werden zu dem Plane
der Errichtung eines Ehrenmales, für die gefallenen Söhne der
Ge=
meinde.
* Vilbel, 10. Jumi. Wegen Mordes hat ſich vor dem Schwurgericht
der hieſige Weißbinder Stephan demnächſt zu verantworten. Er hatte
am 20. Februar 1927 in der Neuenhainerſtraße die 50jährige Ehefrau
Liebler ermordet, mit der er nähere Beziehungen unterhielt.
Geſchäftliches.
Die Chevrolet=Karawane, die gegenwärtig die verſchiedenen
Teile Deutſchlands bereiſt, iſt in unſerer Stadt eingetroffen und ſtellt
all die neuen Chevroletmodelle — Perſonenwagen, wie
Nutzfahr=
zeuge — aus. Jedermann iſt Gelegenheit geboten, ſich perſönlich von
dem hervorragenden Qualitätswert, der in jedem Chevrolet=Wagen
ſteckt, zu ziberzeugen.
Niemand verſäume, dieſe einzigartige Ausſtellung ſich anzuſehen.
Vorführungen, Probefahrten verſprechen ein abwechſlungsreiches
Pro=
gramm. — Das Ausſtellungsgelände befindet ſich vor dem Landestheater,
gegenüber Café Oper. Autoriſierte Vertreter: J. Donges u. Wieſt,
Darmſtadt, Grafenſtraße 43/45.
Haupiſchriftleitung: Rudol/ Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer für den
Iuſeratenteil: J. V.: Adam Fleiſchmann: Druck und Verlag: 4. C. Wittich
jämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſtripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 Übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
Der Heſſiſche Jagdklub hatte zum geſtrigen Sonntag ſeine Mitglieder
und die ſeiner Ortsgruppen mit Damen zu einem Automobilausflug
geladen, deſſen Ziel die deutſche klaſſiſche Stätte gerechten Weidwerks
war: Erbach und Eulbach, der Jahrtauſende alte Beſitz der
Grafen=
geſchlechter derer von Erbach=Erbach, Erbach=Fürſtenau und Erbach=
Schönberg. Ueber 250 Teilnehmer mit etwa 50 Kraftwagen mit
Teil=
nehmern ſämtlicher Ortsgruppen hatten dem Rufe des Vorſtandes und
der Einladung des Vereins Odenwälder Jäger (Ortsgruppe Odenwald
des H. J. K.) Folge geleiſtet. Ein intereſſanter Beweis dafür, daß der
Autoſport und das edle Weidwerk in den letzten Jahren in enge
Ver=
bindung getreten ſind, die auch äußerlich darin Ausdruck fand, daß der
Heſſiſche Jagdklub ſchon ſeit längerem an verdienſtvolle Mitglieder ein
Ehrenwagenſchild mit dem Jahrhunderte alten Klubzeichen verleiht.
Der Ausflug verlief — das ſei vorweg geſagt — überaus harmoniſch
und in ſeinem äußeren Rahmen ausgezeichnet organiſiert, aufs
glänzendſte. Glänzend bewährte ſich wiederum, wie gerade in den letzten
Jahren bei zahlreichen Gelegenheiten die Gaſtfreundſchaft der Erlauchten
Grafen zu Erbach, der es zu danken iſt, daß Erbach, Eulbach und
Michel=
ſtadt mehr und mehr zu oft ud zahlreich beſuchten Ausflugsorten wird,
Nach dem regenreichen Samstag ſtanden die Wetterausſichten für
den Sonntag nicht gut, aber die Männer im grünen Rock, denen heiße
Liebe zu Wald und Feld eng die Natur verbindet, ſtehen gut
an=
geſchrieben da droben. Mit Anbruch des Tages ſchien die Sonne und faſt
während des ganzen Sonntags, vergoldete ſie mit ſtrahlendem Glanz die
wundervolle im üppigſten Grün ſtrahlende Berg= und Waldlandſchaft
des ſchönſten Teiles unſerer heſſiſchen Heimat.
Strahlenförmig aus allen Richtungen ſtrömten die Wagen zum
Treffpunkt. Pünktlich um 9 Uhr fanden ſich alle auf dem einen
wunder=
vollen Rundblick bietenden Rondell bei Höchſt i. O. ein. Jägergruß von
ſchmetterndem Waldhörnerquartett der Erbach=Fürſtenau’ſchen Jägerei
empfing hier die Teilnehmer und gab auch das Zeichen zu fröhlichem
Picknick. Herzliche Begrüßung, kerniger Handſchlag erneuerte
Bekannt=
ſchaften und ſchuf neue. Der verdienſtvolle Vorſitzende der Ortsgruppe
Odenwald, Beſitzer des rüchmlichſt bekannten Griffonzwingers „Von der
Kreuzeiche”, Herr Fabrikant Otto Rexroth, Erbach, entbot in
herz=
lichen kernigen Worten weidmänniſchen Willkomm. An der Grenze des
Gebietes, das der Verein der Jäger im Odenwald betreut, ſolle den
Teilnehmern das erſte herzliche Weidmannsheil entgegenſchallen,
be=
gleitet von den Waldhornklängen mit Jägergruß. Die Hoffnung, der
Herr Rexroth Ausdruck gab, daß der weitere Verlauf des Tages dem
vielverheißenden Beginn entſprechen möge, ward Erfüllung. Ebenſo
wie der herzliche Wunſch, daß ein freundlicher und freudiger Eindruck
bei allen Teilnehmern zurückbleiben möge. Hell und freudig klang das
Horrido aus 250 Kehlen hinunter ins Tal und über die Berge.
Ge=
heimer Oberforſtrat Ebel entbot den Gruß des Hauptvereins mit Dank
an die Jäger des Odenwaldes für die Einladung und Durchführung des
Tages.
Die ſtaubfreie Straße geſtatdete dichtes Aufeinanderbleiben der
Wagen. In geſchloſſenem Zuge konnte ſo das blitzſaubere König, das
ſchöne Michelſtadt durchfahren werden, vorbei an Rexroths Zwinger
„Von der Kreuzeiche”, aus dem etwa 20 prachtvolle Griffons die
Teil=
nehmer mit freudigem Gebell begrüßten. In Erbach Halt und
Auf=
fahrt. Unter Vorantritt der Erbach=Michelſtädter Muſikkapelle Marſch
durch die Hauptſtraßen, die vielfach feſtlich beflaggt waren, zum Schloß.
Vor dem altehrwürdigen Herrenſitz der Grafengeſchlechter von Erbach=
Erbach entbot Erbgraf Alexander den Teilnehmern herzlichſt Willkommen
im Namen ſeines Bruders, des regierenden Grafen Konrad, und im
eigenen. Sein beſonderer Gruß galt den Herren Geheimrat Ebel, dem
Vorſitzenden, und Profeſſor Carl Zimmer, dem Ehrenvorſitzenden des
Hſſiſchen Jagdklubs. Mit beſonderer Freude begrüßte er gerade die
heſſiſchen Jäger im Schloß ſeiner Väter, denn ihnen iſt ſein Geſchlecht
durch tauſendjährige Tradition eng verbunden. Die Geſchichte der
Grafen zu Erbach iſt ſeit jeher eng mit der des gerechten Weidwerks
verbunden. Unſerer Vorfahren höchſtes Ziel war immer jagdliche
Ge=
pflogenheit und Tradition hochzuhalten. Was heute zum Wohle und
zum Wiederaufbau der heſſiſchen Jagd geſchehen kann, geſchieht und
wirb immer geſchehen. Die im Jahre 1920 nach Krieg und Umſturz von uns
wieder übernommenen demaskierten Jagden wieder in die Höhe zu bringen,
war unſer höchſtes Ziel, und mit freudiger Genugtuung können wir
feſt=
ſtellen, daß dieſes Ziel heute, ſo weit es menſchenmöglich war, gelungen
iſt. Erreichbar war es nicht mit der Loſung „Finger krumm”, ſondern
nur mit der „Hahn in Ruh‟. Dieſe Loſung muß weiter beſtehen bleiben,
wollen wir unſer herrliches Weidwerk wieder zur vollen Blüte bringen
(lebhaftes Bravo). Mit einem Horrido auf den Jagdklub und beſonders
die Herren Ebel und Zimmer ſchloß der Erbgraf.
Nach der Begrüßung folgten die Teilnehmer einer Einladung zur
Beſichtigung der Sammlungen im Schloſſe Erbach, beſonders der vom
Grafen Franz zu Erbach=Erbach ins Leben gerufenen jagdlichen
Ab=
teilung. Immer wieder drängt ſich dem Beſucher dieſer weltberühmten
Sammlungen der Eindruck auf, hier einer Kulturtat entgegenzutreten,
die Brücken ſchlägt aus Jahrtauſende einer großen, ereignisreichen
Vergangenheit. Erbgraf Alexander und die Herren Forſtmeiſter
Dierſch und Kaplan Clement waren die ebenſo fachkundigen wie
liebenswürdigen Führer. An die Beſichtigung der Sammlungen im
Schloſſe ſchloß ſich die der ebenſo altberühmten Elfenbeinſchnitzerei des
genialen Künſtlers Glenz, die heute mehr denn je dem Erbacher
Kunſtgewerbe zu einer Bedeutung verhilft, die weit über Heſſen und
Deutſchland hinausgeht.
Jagdhornſignal — diesmal von den ebenſo ausgezeichnet
diſziplinier=
ten Erbach=Erbach’ſchen Jägern — riefen zum Mittagsmahl. Mit
Muſik=
begleitung gings zu Fuß zum „Schützenhof”. Hier fanden ſich unter
den Ehrengäſten u. a. ein die Herren Erbgraf Alexander Erl.,
Regierungsrat Dr. Feilbach als Vertreter des Kreisdirektors,
Bürgermeiſter Dengler, Erbach, Forſtrat Koch (Oberförſterei
Erbach=Michelſtadt). Herr Rexroth war es, der auch hier Gelegenheit
nahm, im Namen des Vereins der Jäger im Odenwald herzlichſt
Weid=
mannsheil zu entbieten, und der Freude der Odenwälder ob des füber
Erwarten zahlreichen Beſuchs Ausdruck zu geben. Sein Sondergruß galt
den genannten Ehrengäſten und den Vertretern der Preſſe (Erbacher
Zentral=Anzeiger und Darmſtädter Tagblatt). Der Grund zu der ſo
zahlreichen Beteiligung, führte RT aus, ſei ſicher nicht, nur ein
Vergnügen mitzumachen, es iſt vielmehr der Ausdruck des Beweiſes eines
ganz ausgezeichmeten Zuſammenarbeitens zwiſchen Hauptvorſtand u.
Orts=
gruppen des H. J.K. und darüber hinaus das alle weidgerechten Jäger
beherrſchende Gefühl, den klaſſiſchen Jagdboden des heſſiſchen
Oden=
waldes kennen zu lernen oder wieder einmal zu beſuchen. Schon die
hiſtoriſche Tatſache, daß ein großer Teil des Nibelungenſchickſals ſich im
Odenwald abgeſpielt, ſtemple ihn zu klaſſiſchem Boden. Er iſt es aber
auch jagdlich durch die Tradition der Grafen zu Erbach. Daß wir heute
nach den ſchlimmen Zeiten des Krieges und Umſturzes wieder gute
Jagden im Odenwald haben, danken wir ihnen und den weidgerechten
Jägern, denen dieſe Gebiete anvertr ut ſind. (Lebh. Bravo.) Ihnen
allen gebührt unſer herzlicher Dank, dem ich bitte Ausdruck zu geben
durch den Ruf: das deutſche Weidwerk Horrido!!!
Namens des Kreisamts Erbach entbot Herr Regierungsrat Dr.
Feilbach herzlichſt Willkomm. Das Kreisamt habe neuerdings oft
Gelegenheit, Gäſte in dem ſchönen Erbach willkommen zu heißen. Heute
liegen allein drei Einladungen hierzu vor. Aus der Tatſache, daß wir
hier ſind, mögen Sie erſehen, wie gerne wir zu den beſſiſchen Jägern
kommen, ebenſo wie des weiteren, daß wir Ihnen unſer koſtbarſtes Gut,
unſeren Wald anvertrauen und wiſſen, daß er in beſten hegenden
Hän=
den liegt. (Lebhaftes Bravo.) Wir werden als erſte Lokalbehörde des
Kreiſes ſtets gerne bereit ſein, die guten gegenſeitigen Beziehungn noch
herzlicher zu geſtalten. Ich leere mein Glas auf das weitere Gedeihen
und Blühen des Heſſiſchen Jagdklubs und ſeine idealen Beſtrebungen.
Horrido!”
Gleich berzliche und kernhafte Worte fand Herr Bürgermeiſter
Dengler im Namen der Stadt Erbach. Er ſprach von dem Kontraſt,
den die in der Mehrzahl aus großen Städten kommenden Teilnehmer in
dem ſchönen Erbach empfinden werden, in dem nichts unterlaſſen wird,
die Tradition zu pflegen, die romantiſche Schönheit der Wälder ſowohl,
wie des Straßenbildes zu erhalten. Es ſei ihm und ſeiner Verwaltung
ſtets Ehrenpflicht geweſen und werde es auch in Zukunft ſein, den alten
Geiſt zu erhalten, den noch vorhandenen Reſt von Romantik zu pflegen.
(Lebh. Bravo.) Sein Horrido galt dem weiteren guten Verlauf des
Tages.
Im Namen der Damen, die bei den Jägern ſehr ſelten das
Vergnügen haben, an jagdlichen Veranſtaltungen teilzunehmen, ſprach
Nug in bei Sbemdalo.
Herr Kraus in launiger Rede Dank aus. — Herr Direktor Roeder,
Frankfurt, als Vertreter der ſtärkſten Ortsgruppe, pries das unverrückbar
innere Zuſammenhalten der heſſiſchen Jäger, das beſonderes Verdienſt
der geſchickten und zielbewußten Leitung des H. J.K. ſei, deſſen Vorſtand
den Ortsgruppen trotz des feſten Bandes, das alle umſchließt,
Gelegen=
heit zu ſelbſtändiger Entfaltung biete. So feiere das Prinzip der
Dezen=
traliſation hier Triumphe. In dieſer Richtung weiter zu arbeiten ſollte
aller Ziel und Wunſch ſein. Den ſchönen Tag dankt man in erſter Linie
dem Verein der Jäger des Odenwaldes und den Herren Ebel und
Zimmer. Ihnen ein donnerndes Horrido!
Dann kam Robert Schneider zum Wort. Es genügt die
Regiſtrierung dieſer Tatſache. Er feierte Triumphe!
Inzwiſchen war dem kurzen Regenſchauer wieder freundlicher
Sonnenſchein gefolgt, und in flotter Fahrt gings weiter nach Eulbach
zu, wo eine reich gedeckte Kaffeetafel, geboten von der Gaſtfreundſchaft
des Erbgrafen Alexander und ſeiner liebenswürdig bewirtenden Gattin,
der Teilnehmer harrte. Vorher aber wurde ihnen ein köſtlicher
Natur=
genuß geboten durch einen erquichenden Spaziergang durch den
wunder=
vollen, vom Grafen Franz zu Erbach=Erbach angelegten Engliſchen
Garten mit dem prächtigen Baumbeſtande und vielen künſtlichen Anlagen.
Gewürzt wurde dieſer Naturgenuß durch aus allen Teilen des Gartens
aus der Vergangenheit ſprechende Wahrzeichen alter Kultur in Geſtalt
von Ausgrabungen aus der Römerzeit, deren Aufſtellung und
Er=
forſchung ebenfalls dem Grafen Franz zu verdanken iſt.
An dem großen, vor faſt 1000 Jahren angelegten See, an deſſen
Ufer die romantiſche Ruine, ebenfalls aus alten Römerſteinen erbaut,
ſteht, hielt Erbgraf Alexander einen Vortrag über die Anlage des
Gartens und der Limes=Forſchungen. Wir kommen auf dieſen Vortrag
an anderer Stelle zurück. Unmittelbar nach dem Vortrag, der von den
Hörern mit lebhaftem Intereſſe aufgenommen wurde und für den Herr
Profeſſor Carl Zimmer Se. Erlaucht dem Erbgrafen unter Hinweis
auf die weit über tauſendjährige Geſchichte des Geſchlechts der Erbgrafen
Erbach, das mit der Geſchichte des deutſchen Volkes eng verbunden iſt,
den herzlichſten Dank der Hörer ausſprach, überreichte das älteſte
Söhn=
chen Eberhard des Erbgrafen Herrn Prof. Zimmer einen Blumenſtrauß
mit dem hell hinausgeſchmetterten Weidmannsheil allen heſſiſchen Jägern.
Sowohl nach dem Mittageſſen wie nach der Kaffeetafel erfreute der
langjährige Freund des Heſſiſchen Jagdklubs, Herr Robert Schneider,
die Anweſenden durch den Vortrag ſeiner ſtürmiſchen Beifall
aus=
löſenden Dialektdichtungen, deren Auswahl beſonders auf das
Weid=
werk hin getroffen war.
Nachdem beſonderen Intereſſenten noch ein Beſuch des Geſtüts mit
Vorführung der wertvollſten Zuchtpferde des Erbgrafen geboten war,
folgte nach einer Dankrede des Herrn Direktor Röhm, Frankfurt a. M.,
die herzliche Verabſchiedung und Heimfahrt, die nur noch durch einen
kurzen Abſchiedsſchoppen in Stockheim, der Gelegenheit gab nochmals
der beſonderen Verdienſte der Herren Forſtmeiſter Dierſch
Geheim=
rat Ebel und Prof, Zimmer zu gedenken, unterbrochen warde. So
harmoniſch wie der ganze Verlauf des Tages war der Abſchluß. Keinem
der Teilnehmer wird er aus der Erinnerung ſchwinden. M. St.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 13. Juni. 12: Uebertr. des Glockenſpiels a. Darmſtadt.
0 16.30: Konzert. Wagner: „Das Rheingold” „Die Walküre”.
— Heuberger: „Der Opernball”. — Wagner: „Siegfried‟
Maſſenet: „Manon”. — Wagner: „Götterdämmerung”. O 17.45:
Aus dem Roman: „Die Karthauſe von Parma” von Stendahl.
0 18.30: Dr. Keim: „Die Börſenkriſis am 13. Mai”. 19:
Ueber=
tragung aus Mannheim: „Kleine Geſchichten aus der Pfalz und dem
Frankenland. O 19.45: Engliſche Literaturproben. O 20: Engliſcher
Sprachunterricht. 20.30: Uebertr, von Berlin: „Phantaſtiſcher
Abend”. Neue Schallplatten.
Stuttgart.
Montag, 13. Juni. Bis 14: Schallplattenkonzert. O 15.50:
Funkfeuilleton. 16.15: Konzert. 18.15: Heinz Roellenbleg:
Die gekurbelte Zeitung O 18.30: Prof. Verweyen: Duldſamkeit.
19: Uebertr. aus Mannheim: Kleine Geſchichten aus der Pfalz
und dem Frankenland, gel, von H. E. Buſſe und A. Karrillon
aus z. T. unveröffentlichten Werken. O 19.50: Aus Stuttgart
und Freiburg: Auguſtin erzählt: Wovon Stuttgart ſpricht. O 20.15:
Uebertr. aus Karlsruhe: „Winterreiſe‟ Dichtung von Wilh. Müller,
vertont von Fr. Schubert. Geſ. von Kammerſ. Weyrauch. Am
Flügel: Lili Martinx O 21.15: Uebertr. aus Freiburg:
Kammer=
muſik. Mitw.: Berta Gunderloh (Sopran), Oberbad.
Streich=
quartett. Borodin: Quartett G=dur. — Haydn: Schottiſche Lieder.
— Brahms: Zwei Sätze aus dem Trio D=dur. — Mozart;
Quintett.
Berlin.
Montag, 13. Juni. 15.30: Anna Neumann: Der Sommer
als Freund und Feind der Hausfrau. o 16: Techniſche
Wochen=
plauderei. o 17: Aus „Das verſpielte Ich” Roman von Kark
Wilczynski. o 17.30: Kapelle Gerhard Hoffmann. o 18.45:
Einf, zu dem Sendeſpiel am 14. Juni. o 19.10: Dr. Osborn:
Meiſter der klaſſiſchen Kunſt (Hubert und Jan van Eyck). o 19.35:
Miniſterialrat Dr. Beyer: Vernunft und Glück (Gefühl und
Willens=
freiheit). Anſchl.: Denkſportaufgaben. o 20: Walter Mittelholzer:
Im Flugzeug nach Südafrika. 20.30: Fantaſtiſcher Abend.
Marſchner: Ouv. und Arie aus Der Vampyr (Th. Scheidl, Baß).
— Berlioz: Sylphentanz und Tanz der Irrlichter aus Fauſts
Verdammung. — Hoffmann: Eine ſeltſame Nacht, aus der Brautwahl
(Lupu Pick). — Offenbach: Aus Hoffmanns Erzählungen. —
Kleiſt: Das Bettelweib von Locarno. — Saint=Saens: Prelude Le
deluge (Die Sintflut). Totentanz.
Stettin. 30.30: Bunte Stunde. Herzer: Hoch
Heidecks=
burg, Marſch. — Meyer=Helmund: Chanſon d'amour (Mandolinen=
Quintett). — May: Du blaue Praternacht. — Benatzky: Heut
hätt i Zeit (Hedwig Waldburg, Sopran). — Kyber: Lups.
Jakob Kraakel=Krakel (Paula Thetter, Rezit.). — Bruſt: Großer
Ball bei Peterſiliens. — Blume: Die drei Schneider am Rhein
(H. Bruſt, Laute). — Bern: Klaſſiſche Gedichte im Telegrammſtil
(K. Wohlgemuth, Rezit.). — Künneke: Battavia=Fox. — Siede:
Ind. Brautzug. — Meyer=Helmund: Ballgeflüſter. — Bittner:
Nippes. — Strauß: Frühlingsſtimmenwalzer. — Reimann: Die
Glatze. Sago. — Martin: Aeppel=Seppel. — Hirſch: Auf der
Alm. — Grün: Der ſtotternde Souffleur. — Hermann: Man
nehme. — Komzak: Grillenbanner=Marſch. — Hoch= und
Deutſch=
meiſter=Marſch. Am Flügel: H. Scheibenhofer.
Königswuſterhauſen. Montag, 13. Juni. 12: Stud.=Rat Friebel,
Lektor Mann: Engliſch für Schüler. o 15: Obergärtnerm Marie
Jörling: Etwas über unſere ſchönſten Stauden und Blütenſträucher.
O 15.40: Wetter= und Börſenbericht. 16: Dr. Weimer: Weſen
und Arten der Fehler. o 17: Nebermann: Schach. o 18: Adele
Schreiber: Die Befreiung der Frau. o 18.30: Stud.=Rat Friebel,
Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. 18.55: Dipl.=Hdl. Dr. Hans
Wieg: Privatwirtſchaftl. Fragen für das Kleingewerbe, o 19.20:
ooler Maudgor def Zähne entſtellen
wirkk abſtoßend.
Häßlich gefärbte
das ſchönſte
Ant=
litz. Beide
Schön=
heitsfehler werden oft ſchon durch einmaliges Putzen mit der herrlich erfriſchenden
Zahnpaſte Chlorodont beſeitigt. Die Zähne erhalten ſchon nach kurzem
Ge=
brauch einen wundervollen Elfenbeinglanz, auch an den Seitenflächen, bei
gleich=
zeitiger Benutzung der dafür eigens konſtruierten Chloxodont-
Zahn=
bürste mit gezahntem Borſtenſchnitt. Faulende Speiſereſte in den
Zahn=
zwiſchenräumen als Urſache des üblen Mundgeruchs werden gründlich damit
be=
ſeitigt. Verſuchen Sie es zunächſt mit einer Tube zu 60 Pf. Chlorodont=
Zahnbürste für Kinder 70 Pf., für Damen Mk. 1.25 (weiche Borſten), für
Herren Mk. 1.25 (harte Borſten). Nur echt in blau=grüner Originalpachung mit
der Aufſchrift „Chlorodont”. Ueberall zu haben.
1Dr. 40.
Nummer 162
Montag, den 13. Juni 1927
Seite 5
Kec
tien dehrn 1.
Frmfant 4 9
*5
Abchuaß. 4
ſneich.
Lieder.
Der 1. F. C. Nürnberg
zum fünften Mal Deutſcher Fußballmeiſter.
1. F. C. Nürnberg=
Hertha=Berlin 2:0 (1:0)
Er hat die Erwartungen ſeiner Anhänger erfüllt und den
Ber=
liner Meiſter glatt geſchlagen, obwohl ihm Platz und Publikum
ein unleugbares Handicap waren. Der Zuſtrom der Maſſen war
ungeheuer. Anuähernd 50 000 Menſchen, darunter Hunderte aus
den berſchiedenſten Teilen des Reiches, vornehmlich natürlich aus Die Bayern greifen weiter unentwegt an, laſſen ſich jetzt aber
Nürnberg—Fürth, fanden im Deutſchen Stadion zu Berlin=
Grunewald Einlaß, aber weitere 10 000 mußten vor den Toren
bleiben, um von dort aus Zeuge des großen Geſchehens zu
wer=
den. Die Maſſen ſympahiſierten natürlich in erſter Linie mit
ihrem Berliner Meiſter, was ſich in fortgeſetzten ſtarken
Kund=
egebungen offenbarte. In großen Maſſenchören
zuſammengeſchloſ=
ſen, feuerten die Hertha=Anhänger ihre Mannſchaft mit Sätzen, den Ton an.
in denen auich von einem k. o. der Nürnberger die Rede war, an.
Aber mau kann nicht ſagen, daß ſich die Klubnannſchaft von
Dieſen Dingen hätte beeinfluſſen laſſen. Die Bauern ſrielten
trotzdem ihr Spiel, ſie zeigten beſſere Nerven als ihr Gegner.
Im übrigen hatte auch Nürnbeng eine ganz anſehnliche Anhän= kommt zu ſeiner 5. Ecke. Bei einem neuerlichen ſchönen Angriff
gerſchaft, die durchaus nicht auf den Mund gefallen war.
Minu=
tenlang währte ihr Jubel bei den Toren von Kalb und Träg,
umd noch ehe der Schlußpfiff ertönt war, buach ſich die Freude
jüber den fünften Endſpielſieg des Klubs bei ihnen mit großen
Ovationen, für die Mannſchaft Bahn. Kaum war bann der
Schlußpfiff ertönt, da drangen die Klubanhänger ins Spielfeld
ein, überhäuften ihre Elf mit Blumen und Kränzen und trugen
ſie auf den Schultern von der Kampſbahn.
Der äußere Rahmen.
In den Vormittagsſtunden ſtand es um das Enbſpiel noch
ſehr ſchlecht. Es regnete in Strömen, und die Sorgen der
Sport=
ibegeiſterten waren groß. Aber in den frühen Nachmittagsſtunden aus 5 Meter Entſerung unhaltbar ein. Unbeſchreiblicher Jubel
hellte ſich der Himmel auf, und ſofort ſetzte die Völkerwanderung der Klubanhänger, der minutenlang anhält, und ſich beſonders
nach Grunewald ein. Vor dem Stadion erlebten die Maſſen
aber eine Enttäuſchung: alle Tore waren bis auf eins geſchloſſen,
und hier wurden die Tauſende, flankiert von einer wieder
ein=
mal überbeſorgten Schupo, nur truppweiſe eingelaſſen. Dennoch
war bereits lange vor Beginn des Spieles das weite Rund des
Stadions dicht gefüllt. Wie ſich ſpäter herausſtellte, hatten ſich
einige Tauſend auch ohne Karten den Eintritt erkämpft.
Das Spiel
war einer Meiſterſchaft würdig. Es hatte Niveau, war trotz des
durch den Regen, ſchlüpfrig gewordenen Bodens immer ſehr
Zwiſchenfälle trat ein.
Der Sieg Nürnbergs
war ſo verdient, wie ſelten der Sieg einer Mannſchaft. Die
Nürnberger Elf war im Gegenſatz zur Hertha=Mannſchaft ein
harmoniſches Gebilde, ſie pflegte ein vorbildliches
Kombinations=
ſpiel, war in der Ballbehandlung beſſer und überragte auch tak= in der Geſchichte der deutſchen Fußbalbewegung einzig daſtehende
tiſch. Beſonders gut hielten ſich der unverwüſtliche Stuhlfauth Leiſtung. Dreimal wurde der V. f. B. Leipzig Meiſter, je
zwei=
im Tor, der das ganze Publikum wiederholt zu
Begeiſterungs=
ſtürmen hinriß, Popp in der Verteidigung, die geſamte
Läufer=
reihe und der linke Sturmflüigel. Aber auch die übrigen, hier
nicht beſonders erwähnten Leute hielten ſich ſehr gut. Alle
zeig=
ten großen Eifer und ein geſundes Schußvermögen.
Hertha ſoll nach Anſicht der Berliner Kritik einen ſchwarzen
lich überzeugen, aber man darf auch nicht vergeſſen, daß ſie in kämpft, 1918, 1919, 1920, 1921 und 1927 folgten Neuauflagen
die=
wehrtrio. Tewes als Mittelläufer wurde von Kalb überragt, zu. 1921 wurden die Nürnberger durch eimen 5:0=Sieg über
Vor=
er war vor allem nicht mehr ſchnell und ausdauernd genug. Da= wärts Berlin in Düſſeldorf zum zweiten Male Deutſchmeiſter.
gegen hielten ſich die Außenläufer recht brav. Der Sturm zeigte 1922 ließ die unſelige Affäre Klub=HSV. eine Unterbrechung
ein=
wenig Zuſammenhang, kam er vor das Nürnberger Tor, dann
gut. Die beſten Leute waren noch Sobeck und Gülle.
Guyenz=Eſſen bewies als Schiedsrichter bes Kampfes wieder
einmal, daß er der für derartige Spiele gegebene Mann iſt.
Die Mannſchaften.
Von den Maſſen herzlich begrüßt — der Beifall iſt für Hertha
naturgemäß eiwas freundlicher — betreten die Mannſchaften das kunft keine beſonderen Leiſtungen mehr zu. Wber die Nürnberger
Kampffeld und nehmen auf den Ruf von Guyenz=Eſſen wie folgt engänzten die durch den Abgang von Niegel, Nark, Sutor uſw.
Aufſtellung:
1. F.C. Rürnberg:
Stuhlfauth
Winter
Popp
Kalb
Schmidt.
Köpplinger
Reinmann. Hochgeſang SchmidtII Wieder Träg.
Gülle Kirſey
Grenzel
Sobeck
Ruch
Tewes.
Leuſchner
Müller
Domſcheid
Fiſcher
Hertha/BSC.
Götze.
Die erſten 4 Minuten.
Die routinierte Klub=Elf findet ſich ſchnell und greift in
zügigen Kombinationen energiſch an. Schon in der 5. Minute dem Trainer Fred Spiksley und einem geprüften Turn= und
wind die erſte Ecke erzwungen. Wenig ſpäter greiſt der Berliner Sportlehrer, der jedoch ausſchließlich für die Jugend arbeitet,
ge=
verwandelt mit placiertem Schuß. Schwacher Beifall. Das
Berlimns nernöſe Elf wird dunch den Erfolg der Süddeutſchen micht erfolgneich.
zwei Berliner Stürmern angegrifſen, läuſt Stuhlfguth in der durch eimen Handelfer in Führung ging, konnte es dennoch micht
Wieder einmal, zum fünften Male, hat es der Klub geſchafft! immer wieder in den Beſitz des Balles kommt und nach vorne ebenfalls die Miwirhung für das Haupttreffen geſichert, und
Nürnberg viel zu planlos grbeiten. Nürnberg gibt bis zur Pauſe nicht ſchlagen; ſie ſchickt ihre Stürmer immer wieder nach des
Die zweite Halbzeit.
Nürnberg iſt ſofort wieder in Angriff. Träg ſteuert mit
Enengie dem Berliner Tore zu, aber Müller rettet. Der Klub
das Unternehmen endet mit einem Strafſtoß für Berlin. Dann
ſchießt Hochgeſang wuchtig über die Latte. Nach dieſen
vergeb=
kommt auf. Kommt ſogar ein Weile laong ſehr gefährlich auf,
und bange Momente entſtehen für die ſüddeurſchen Schlachtens dem V. f. N. ein wertvoller Pokal überreicht.
bummler. Stuhlfauth hält einen ſcharf geſchoſſenen Ball Sobecks,
balgt ſich kurz danauf in der Nähe der Elfmetermarke mit drei
Berlinern herum und bleibt Sieger. Nürnbeng iſt wieder im Die Generalverſammlung am Sonntag bedingte eine Ein=
Angriff. Bei ſeiner 6. Ecke wehrt Götze ſehr gut ab. In der
dem Torſchützen zuwendet. Dann aber entſteht auch auf der an= 1. Jugend Union — 1b Jug. Sp.=V. 98, Darmſtadt, 1:1.
deren Seite ein kritiſcher Moment. Popp hat den angreifenden
Sobeck unfair gelegt. Guyenz verhängt einen Elfmeter.
Dom=
ſcheid ſchießt, Stuhlfauth hält ihn und ſchlägt im Fallen den
Ball aus der äußerſten Ecke, hält auch noch den Nachſchuß. Jetzt
wirft Hertha alle Kräfte in die vorderſte Linie, aber Nürnberg
verſtärkt die Abwehr durch Zurücknahme der Außenläufer und
ſchickt die Berliner immer wieder zurück. Nach einem
Zuſom=
menſtoß mit einem Berliner muß Träg in der 12. Minute vor
lin greift noch einmal an, kann aber Stuhlfauth nicht ſchlagen.
ſchnell, ſpannend und dunchaus fgir. Keiner der beſürchteten Kurz vor Schluß muß Ruch verletzt ausſcheiden. Nürnberg greiſt drei Kreiſe (Vorderpfalz, Neckar, Unterbaden). Gleichzeitig
wur=
noch eimmal an, und ſchon vor dem Abpfiff ſetzen die Ovationen, den von den einzelnen Kreiſen die Krelsvorſitzenden neu gewählt.
der Freunde des Siegers ein,
Fünfmal Deutſcher Fußballmeiſter zu werden, das iſt eine
mal erſtritten ſich Viktoria Berlim und Sp.Vg. Fürth den Titel.
Den Rekord hält der Klub mit fünf Meiſterſchaften.
Der im Jahre 1900 gegründete 1. FC. Nürnberg erreichte
ſchon in Vorkriegszeiten eine anſehnliche Spielſtärke, wofür einige
Bezirksmeiſterſchaften aus der Zeit vor 1914 zeugen. In die
Elite der deutſchen Mannſchaften aber rückte der Klub erſt nach
Tag gehobt haben. Tatſächlich konnte die Elf auch nicht ſondek= dem Kriege. 1913 wurde die erſte ſüddeutſche Meiſterſchaft er=
Nürnberg einen ganz großen Gegner fand, der von ſich aus das ſes Erfolges. Die erſte deutſche Meiſterſchaft fiel dem Klub nach burg 3:1. V. f. N. Gaisburg—F. V. Offenburg 4:3. F. V.
Sbiel diknierte. Recht gut, vor allem taktiſch hielt ſich das Ab= ſeinem 2:0=Siege über die Sp.Vg. Fürth 1920 in Frankfurt a. M. Zuffenhauſen—F. C. Villingen 53.
meiſt nur auf Grund von Einzelaktionen. Geſchoſſen wurde recht, von 2:0 über den Homburger SV. im Berlin zum drittenmal in Fortung Düſſeldorf—Viktoria Hamburg 2:2. S. C. Sonnborn
denn man traute der mit vielen alten und ſchon ziemlich
aus=
entſtehenden Lücken bald wieder durch junge Kräfte, vewwandten
ſpäter auch den durch Verletzungen bedingten Ausfall von Kugler
und Strobl und waren nach einer lurzen Unterbrechung wieder
die alte kampfkräftige Mannſchaſt.
Insgeſamt hat der Klub elf Bezirksmeiſterſchaften, ſechs
ſüd=
deutſche und fünf deutſche Meiſterſchaften errungen.
Auf ſeinem Erfolgskonto hat der 1. F.C. Nürnberg aber nicht
nur Meiſterſchaftsſiege, ſondern auch glänzende Spiele und Siege
gegen die beſten Mannſchaften des Kontinents und neuerdings
auch einen Sieg über eine engliſche Berufsſpielermannſchaft
ſtehen. Groß iſt die Zahl der Spielerſtellungen für ſüddeutſche
und deutſche Repräſentativmannſchaften.
Der Klub beſchäftigt zurzeit 31 Fußballmannſchaften, die von
Verteidiger Fiſcher, einen Nürnberger Stürmer kurz vor dem leitet werden. Die ſchöne und großzügige Platzanlage am Zer= ſtern Baſel-Arſenal Kairo 1:0. Oeſterreich: Auſtria-Admira
Strafraum unfair an. Kalb tritt den Strafſtoß und bobelshof, iſt eine der beſten deutſchen Vereinsgnlagen. Aber 0:2. Wiener A. C.—Rapid Wien 1:4. Brigittenauer A. C.—
Führungstor für Nürnberg iſt überraſchend ſchnell gekommen. Schwimmen und anderen Sportarten iſt der Klub rührig und ſea Town 1:4. Pariſer Elf—Motherwell 0:5. Italien: F. C.
V. f. R. Darmſiadt Pokalſieger.
F.C. „Union” Wixhauſen (Liga) — V. f. R. 1:2.
F. C. Langen (4=Meiſter)— V. f. R. 1:3.
Mit obigen Reſultaten konnte die Pokalmannſchaft der
Ra=
ſenſpieler in dem Pokalturnier des F.C. „Union” Wixhauſen den
1. Platz belegen. Schon vormittags 10.30 Uhr mußte die
Mann=
ruhiger, kommt aber bei verſchiebenen Gegenangriffen auch in ſchaft ein harte Nuß knacken, indem dieſelbe gegen die
Ligg=
den Strafraum der leicht überlegen ſpielenden Nürnberger. Von mannſchaft des Platzvereins antreten mußte. Obwohl Wirhauſen
9. Minute einige Schritte zuviel mit dem Ball, Guyenz verhängt verhindern, daß V. f. R. zwei ſeiner ſo zahlreich vorhandenen
im Strafraum einen Freiſtoß, der aber von Stuhlfauth ſicher Torchancen ausnutzte und ſomit den Sieg errang. Durch einen
gehalten wird. Nürnberg bleibt überlegen, da ſeine Läuferreihe 4:2=Sieg über Egelsbach hatte ſich der 4=Meiſter F.C. Langen
drückt. In der 12. Minute kommt der Klub nach guter Abwehr man ſah mit großer Spannung dem Spiel entgegen. Der Platz
des Berliner Hüters zu ſeiner zweiten Ecke. Ecke drei folgt vier war ringsum mit Zuſchauern belagert, als der Schiedsrichter das
Minuten ſpäter, als Domſcheid unrein abwehrt und faſt ein Spiel eröffnete. Was man jetzt ſah, hätte man hinter den klei=
Selbſttor verurſacht hätte. Knapp ging der Ball über die Latte, nen V. f. N=Leuten nicht vermutet. Mit großer Energie und
Nampfgeiſt erzwingen ſie ſchon in der zweiten Minute durch einen
ſehr häufig von der taktiſch immer beſſer werdenden Hertha=Ver= Pnachtſchuß des Halblinken die Führung. Schöne Durchbrüche
teidigung abſeits ſtellen. In der 30. Minute kommſt der Klub und ſchnelles Zuſammenſpiel brachten, das Tor von Langen
zu ſeiner 4. Ecke. Einige Minuten ſpäter erzielt auich Hertha dauernd in Gefahr, und ſchon ½4 Stunde ſpäter ſtand das
Re=
kurz hintereingnder zwei Ecken. Hertha iſt aber niemals beſon= fultat 2:0 für V. f. R. Jetzt rafft ſich Langen auf und wird
ge=
ders gefährlich, weil Läuferreihe und Sturm im Gegenfatz zu fährlich, jedoch die Hintermannſchaft der Raſenſpieler, läßt ſich
Gegners Tor, bis ſchließlich der Linksaußen mit eimer ſchönen
Vorlage durchgeht und unter endloſem Fubel das 3. Tor erzielt.
Nachdem der Schiedsrichter ein 4. Tor nicht pſiff, mußte man
ſich zur Halbzeit trennen. In der zweiten Halbzeit ging Langen
mächtig aus ſich heraus, konnte jedoch erſt 10 Minuten vor Schluß
Trägs hält Hochgeſamg unnötigerweiſe den Läufer Müller feſt, das Chrentor erzielen. Beſbe Mannſchaften kämpften bis zum
Schluß, ohne noch etwas zahlenmäßiges zu erreichen. V. f. N.
verließ uter Beifallsſtürmen als 1. Sieger den Platz mit dem
lichen Mühen läßt Nürnbergs Angriffsluſt enmas nach, Berlin Bewußtſein, den Verein ſowie den Gau Bergſtraße würdig
ber=
treten zu haben. Abends erfolgte die Preisverteilumg und wurde
F.=C. Union 1913, e. V.
ſchränkung des Spielbetriebs. Es ſtand nur die Liga=Erſatz im
21. Minute gibt wieder eine gutte Vorlage an Träg, der über= Felde, welche auf der Rennbahn gegen die 2. Mannſchaft von
ſpielt die noch vor ihm ſtehenden Berliner geſchickt und ſendet Eberſtadt einen 3:1=Sieg erringen konnte. Das Spiel ſelbſt ſtand
auf keiner allzu hohen Stufe. Die Union=Reſerven konnten erſt
gegen Spielende gefallen.
Bezirkstag des Rhein=Saar=Bezirks.
Zu dem außerordentlichen Bezirkstag des neugeſchaffenen
Bezirks Rhein=Saar in Kaiſerslautern hatten faſt alle Vereine
ihre Vertreter entſandt. Als Bezirksleiter wurde einſtimmig der
ſeitherige Vorſitzende des Rheinbezirks, Herzog=Mannheim,
ge=
wählt. Die Einteilung des Bezirks iſt folgende: Acht Kreiſe in
Schluß auf Geheiß des Schiedsrichters den Platz verlaſſen. Ber= zwei Gruppen, und zwar gehören zur Gruppe Saar fünf Kreiſe
(Nahe, Moſel, Mittelſgar, Hinterpfalz, Blies), zur Gruppe Rhein
Die Verbandsorgane ſind: „A. S. 3.” Ludwigshafen und die
„Südweſtdeutſche Sportzeitung” Saarbrücken, alſo die Amts=
Aus der Geſchichte des 1. 3.C. Nürnberg. blätter der bisherigen Bezirke Rhein und Rheinheſſen=Saar.
Fußball=Ergebniſſe.
Endſpiel um die Deutſche Meiſterſchaft.
In Berlin: 1. F. C. Nürnberg—Hertha/Verliner S. C. 2:0 (1:0).
Süddeutſchland.
Pokalſpiel.
F. S. V. Frankfurt—F. C. Pirmaſens 4:0 (2=0).
Aufſtiegſpiele.
Bezirk Württemberg=Baden: F. C. Birkenfeld—Sp. Vg. Frei=
Weſtdeutſchland.
Städteſpiele: Köln—Brüſſel 6:2, Köln—Duisburg 2:2, Rheine
treten, aber 1924 ſah man den 1. FCN. nach dem Endſpielſieg —Bochum 2: 1. Sp. Vg. Solingen=Gräfrath—Schalke 04 1:2.
Front. Die vierte deutſche Meiſterſchaft erſtritt ſich der Klub 1925 —B. V. Alteneſſen 5:1. Bonner F. V.—B. V. Alteneſſen (
Sams=
in Frankfurt a. M. durch einen 1:0=Sieg über den FSV. Frank= tag) 3:4. Odenkichen 0.—Rheydter Sp. V. 0.2. Sportfreunde
furt. Damals ſagte man allgemein, daß der Klub ſich mit dieſer Eſſen—Preußen Eſſen 2:0. Sp. V. Meiderich-T. u. S. Bochum
vierten Meiſterſchaft einen rühmlichen Abgang geſichert habe, 13:1. Sp. Vg. Oberhaufen—Gelſenkirchen 07 0:3. S. C. 08 Kaſſel
—Offenbacher Kickers 2:3.
gedienten Kräſten durchſetzten Mannſchaft für die nächſte Zu= Endſpiel um die Südoſtdeutſche Meiſterſchaft.
In Breslau: Srortfreunde Breslau—F. V. 06 Breslau 5:0.
Repräſentativſpiel in Chemnitz.
Mitteldeutſchland-Norddeutſchland 6:4.
Länderſpiele.
In Budapcſt: Ungarn—Frankreich 13: 1 (6:0).
In Kopenhagen: Dänemark—Holland 1:1 (0:1).
Schweden—Finnland 6 :2.
Städteſpiele.
In Lemberg: Lemberg—Breslau 3: 1 (0:0).
In Zürich: Zürich-Bern 0:2 (0:1).
Weitere Spiele.
Schweiz: F. C. Biel—Arſenal Kairo (Samstag) 7:7
Nord=
nicht nur im Fußball, auch im Hockey, in der Leichtathletik, im Rudolfshügel 4:0. Frankreich: Red Star/Olymp. Paris—Swan=
Genug-F. C. Turin 3:4. F. C. Mailand—F. C. Bologng 1:4.
Seite 6
Montag, den 13. Juni 1927
Nummer 162
*
42. Mainzer Ruder=Regatta.
S Siege des Mainzer Ruder=Vereins. — Der Deutſche Meiſier Walter Flinſch gewinnt den
Rhein=Pokal. — Guter Beſuch und glänzender Verlauf.
Erſter Tag. — Samstag, den 11. Juni 1927.
Wenn auch das Wetter viele Beſucher von der Regatte
fern=
hielt, ſo hatte ſich doch am Samstag nachmittag eine zahlreiche
Sportgemeine auf dem Regattaplatz oberhalb Weiſenau
einge=
funden. Trotz Hochwaſſers war die Oberfläche des Rheines
ſpie=
gelglatt und konnten ſich ſämtliche Rennen pünktlich, ohne
jeg=
lichen Zwiſchenfall abwickeln. Die techniſchen Einrichtungen
klappten, wie immer beim Mainzer Ruderverein, vorzüglich.
Den Ehrenvorſitz im Wettfahrt=Komitee hatten die Herren
Ge=
heimrat Dr. Uſinger, Provinzialdirektor der Prov. Rheinheſſen,
Oberbürgermeiſter Dr. Külb, und Geh. Kommerzienrat Dr.
Strecker übernommen, während die Leitung der Regatta in
Hän=
den der Herren Oskar Cordes, Juſtizrat Dr. Friedmann und
Heinz Thurn lag. Als Schiedsrichter fungierten die Herren
Juſtizrat Gerſon=Hamm, Med.=Rat Dr. Hemme=Darmſtadt und
W. Collrep=Mainz; Zielrichter waren Herr Fritz Reinhart van
Gülpen=Worms, Dr. Peter Frey=Frankfurt, Otto Hertling und
A. P. Wolff=Mainz. Am Start waren die Herren Joſef Falk,
Franz Minthe, Philipp Schreiner und Peter Spangemacher
tätig.
Beſonders intereſſant und ſpannend war der Verlauf des
Erſten Achterrennens, das vom Mainzer Ruderverein erſt nach
ſchärfſtem Kampfe mit einem Meter Vorſprung gegen Frankf.
Ruder=Verein gewonnen werden konnte.
Der Verlaufder einzelnen Rennen:
1. Rhein=Achter (Ehrenpreis, beſchränkt): 1. Ruder=Klub
Rhenanig=Koblenz (Henſelder, Müller, Lambert 1., Kreutzer,
Diell, Drüſeda, Gramatzki Lambert 2. (Schlag), Brand (Steuer),
6.45 Min.; 2. Mainzer Ruderverein 7.05,6 Min. Ueberlegener
Sieg.
2. Erſter Vierer ohne Steuermann (Wanderpreis des
Deut=
ſchen Ruderverbands): 1. Mainzer Ruderverei (Joſ. Racke,
Ludw. Apel, Joſ. Schneider, Hanns Funk (Schlag), 7.03 Min.;
2. Frankfurter Ruderverein bei 1800 Meter aufgegeben. Mainz
führt vom Start ab und vergrößert ſeinen Vorſprung zuſehends,
bei 1800 Meter gibt Frankfurt ausſichtlos auf.
3. Junior=Achter (Herausforderungspreis): 1. Mannheimer
R.=V. Amicitia (Maier, Trautmann, Klemm, Stamm, Schlecht,
Herbold, Gaber, Aletter (Schlag), Bwmmer (Steuer), 6.38,8 Min.
2. Frank. R.=V. 6.40,2 Min. 3. Mainzer, R.=V. 6.46 Min.
4. Kölner Klub für Waſſerſport 6.46,8 Min. 5. Kaſteler R.=Geſ.
bei 1800 Meter abgeſtoppt. Schönes, indereſſantes Rennen,
un=
ter ſteter Führung Frankfurts. Bei 1000 Meter kommt Amicitia
langſam auf und es entſpinnt ſich ein ſcharſes Bord=an=Bord=
Rennen zwiſchen Frankfurt—Mannheim über den letzten Teil
der Strecke, das Mannheim mit einer knappen halben Länge
im Ziel für ſich entſcheiden kann. Der Mainzer R.=V. kann noch
im Endkampf die bis dahin auf dem 3. Platz rudernden Kölner
abfangen. Kaſtel kommt während des ganzen Rennens nicht in
Schwung, und Mainzer R.=Geſ. gibt bei 1800 Meter weit zurück
auf.
4. Zweiter Vierer (Ehrenpreis): 1. Binger R.=Geſ. (
Jenne=
maun, Apel, Weller, Leber (Schlag), Schultheis (Steuer) 7.00,4
Min.; 2. Kaſteler R.=Geſ. 7.04 Min.; 3. Kölner Klub f.
Waſſer=
ſport 7.09,3 Min.; 4. R.=Kl. Rhenania=Koblenz 7.11,6 Min.;
5. Wormſer R.=V. 7.19 Min.; 6. Kölner R.=V, v. 1877 7.20 Min.
Nach geſchloſſenem Rennen nach Kampf ſicher gewonnen.
5. Rheinmeiſterſchaft (Eier, Wanderpreis); 1. R.=Geſ.
Worms (Karl Wolf), 7.38,2 Min.; 2. R.=Geſ. Worms (Gg.
(Lerch) 7.42 Min.); 2. Waſſerſportverein Godesberg (Engels)
7.48 Min.; 4. R.=Cl. Naſſovia=Höchſt (Weil) 7.54,2 Min.
Nach=
dem am Vormittag Wolf im Vorrennen ſeinen Klubkameraden
nach ſchärfſtem Nennen bezwingen konnte, lieferten dieſelben
ſich im Hauptrennen ebenfalls ein ſcharfes Duell, das ſchließlich
Wolf für ſich beim Ziel mit einer guten Länge entſcheiden konnte.
6. Dritter Vierer (Ehrenpreis): 1. Limburger R.=V. (
Zim=
mermann, Wolf, Scheuermann, Brühl (Schlag), Veil (Steuer),
7.15,5 Min.; 2. Frankf. R.=V. 7.18 Min.; 3. Ruderklub
Rhe=
nania=Koblenz 7.23,6 Min.; 4. Karlsruher R.=V. 7.41 Min.;
5. Mainzer R.=Geſ. aufgegeben. Beim erſten Start erfolgt bei
500 Meter Kolliſion zwiſchen Bingen und Frank. R.=C. 1884;
Frankfurt wird ausgeſchloſſen und Bingen verzichtet auf neuen
Start. Beim zweiten Rennen führt Frankfurter R.=V. faſt über
die ganze Strecke, muß ſich aber im Endkampf vor Limburg
beugen.
7. Gaſt=Vierer (Preis der Stadt Mainz): 1. Mannheimer
R.=V. Amicitia (Maier, Herbold, Gaber, Aletter (Schlag), Betz
(Steuer) 7.05,1 Min.; 2. Kölner Club f. Waſſerſport 7.11,9 Min.
Nach ſchärfſtem Rennen mit wechſelnder Führung ſicher
ge=
wonnen.
8. Erſter Jungmann=Vierer (Ehrenpreis): 1. Kölner Klub f.
Waſſerſport (Heller, Torner, Schnell, Baum (Schlag), Kloth
(Steuer); 2. Mannhheimer R.=V. Amicitia; 3. Mainzer R.=V.
bei 500 Meter aufgegeben. Köln iſt bald vorne und fährt das
Rennen ſicher nach Hauſe.
9. Zweiter Jungmannen=Vierer (Ehrenpreis): 1. Kaſteler R.=
Geſ. (Brune, Neumann, Paape, Bauermeiſter (Schlap), Genß
(Steuer) 7.20,8 Min.; 2. Kölner Club f. Waſſerſport 7.24 Min.;
3. Frankf. R.=V. 7.31 Min. Nach ſchärfſtem Rennen gewonnen.
10. B=Jungmann=Vierer (Ehrenpreis): 1. R.=V. Schierſtein
geht in 7.28,4 Min. über die Bahn. R.=V. Bad Ems nicht
ge=
ſtartet.
11. Doppelzweier (Ehrenpreis): 1. Waſſerſportverein
Godes=
berg (Engels, Scheben) 7.11,2 Min. 2. R.=Geſ. Worms (Lerch,
Wolf) 7.15,1 Min. Worms kommt am beſten ab und kann die
Spitze ſicher bis 2000 Meter behalten. Hier legt Godesberg
mächtig los, die Wormſer können den Sport nicht mehr
er=
widern und Godesberg ſiegt mit eineinhalb Längen.
12. Zweiter Achter (Ehrenpreis): 1. Kaſteler R.=Geſ. (Genß,
Both, Schönmehl, Seipel, Schandua, Löck, Wagner, Joſt (Schlag),
Diefenbach (Steuer) 6.40,2 Min.; 2. Binger R.=Geſ. 6.44,3 Min.;
3. R.=V. Koſtheim=Guſtavsburg 6.46,4 Min.; 4. R.=Kl. Rhenania=
Koblenz aufgegeben. Nach ſchönem Rennen ſicher gewonnen.
13. Erſter Achter (Wanderpreis): 1. Mainzer R.=V. (Eiſold,
Becker, Fellner, Berg, Petry, Ehmig, Wagner, Seemann (Schlag),
Kalkhof (Steuer) 6.32 Min.; 2. Frankf. R.=V. 6.32,5 Min.;
3. Kölner Klub f. Waſſerſport 6.37,2 Min. Im Ziel mit einem
Meter Vorſprung gewonnen.
Zweiter Tag. — Sonntag, den 12. Juni.
Von anfänglich günſtigem Wetter begünſtigt, war am zwei
Tag der Mainzer Regatta ein Maſſenbeſuch zu verzeichnen.
Spitzen der Behörden und der Geſellſchaft waren vertreten. Au
der Protektor des Mainzer Rudervereins, Großherzog Er
Ludwig, hatte es ſich, wie in den Jahren vor dem Kriege n
nehmen laſſen, perſönlich zur Regatta zu erſcheinen. Während d
Austragens des Rennens um den von ihm verliehenen Wand
preis im Großherzogs=Vierer begleitete Großherzog Ernſt Lr
wig mit ſeinen beiden Söhnen im Motorboot des Mainzer
dervereins die kämpfenden Mannſchaften, und ſah ſich ſo de
Verlauf des nach ihm benannten Rennens, das vom Rac
Vierer des M. R.V. ſicher gewonnen wurde, aus nächſter Nä
au. Die während des Trainings vorgenommene Umbeſetzu
des Mainzer Senior=Vierers ſcheint ſich nicht bewährt zu hab
jedenfalls ſaß Joſef Racke am Sonntag wieder am Schlag. Wä
rend ſich die Senioren=Mannſchaften des Mainzer R.=V. recht
wacker ſchlugen und ihre Rennen zum Siege geſtalteten, hatten
die Junioren und Jungmannen kaum etwas zu beſtellen und
landeten auf den geſchlagenen Plätzen. — Das Erſcheinen des
Deutſchen Meiſters im Einer, Walter Flinſch, der ſein Rennen
ſpielend nach Kunſt fuhr, löſte beim Publikum ſpontane
Begei=
ſterung aus. Wie ſchon am erſten Tage, gab es im Senior=Achter
einen äußerſt ſcharfen, erbitterten Kampf zwiſchen Mainzer und
Frankfurter R.=V. den die Mainzer wiederum recht knapp für ſich
entſcheiden konnten. Die Preisverteilung wurde gleich nach Schluß
der Regatten vorgenommen.
Der Verlauf der einzelnen Rennen:
14. Jungmannen=Achter (Ehrenpreis): 1. Frankfurter R.=V.
(Thyrauer, Brunner, Forell, Klein, Overath, Bodesheim, Hornig,
Caprano; Steuer: Hergert), 6.25 Min. 2. Kölner Klub f.
Waſ=
ſerſport 6.25,4 Min. 3. Mainzer R.=V. 6.35 Min. 4. Mainzer
R.=Geſ. 6.36,8 Min. 5. Kaſteler R.=Geſ. aufgegeben. Unter
wechſelnder Führung ſiegte Frankf. Ruderverein mit Handbreite
gegen die mächtig ſpurtenden Kölner.
15. Zweier ohne Steuermann (Herausforderungspreis):
1. Mainzer R.=V. (Ludwig Apel, Hanns Funk) 7.14,4 Min.
2. Kölner Klub f. Waſſerſport 7.26,8 Min. 3. Frankf. R.=Kl.
aufgegeben. Mainz ſetzt ſich am Start an die Spitze und gewinnt
ſpielend. Alle drei Boote ſteuerten vorzüglich.
16. Jungmann=Einer (Ehrenpreis): 1. Mainzer R.=Geſ.
(Joſ. Holler). 2. Kölner Klub f. Waſſerſport. 3. R.=Geſ. Worms.
4. Mainzer R.=V. Köln kommt am beſten vom Start, wird
aber von Mainzer Geſellſchaft bald eingeholt; letzterer gewinnt
ſicher mit zwei Längen. Mainzer R.=V. bleibt am Start hängen
und kommt während des Rennens nie ernſtlich in Frage.
17. B=Vierer (Ehrenpreis): 1. R.=V. Koſtheim=Guſtavsburg
(Rügkammer, Weckbacher, Schollmeyer, Weiſenberger; Steuer:
Eiſenbeis) 7.23,2 Min. 2. R.=V. Bad Ems. 7.39,8 Min. Koſtheim
gewinnt nach Belieben.
18. Hochſchulpreis (Wanderpreis, verliehen von Kaiſer
Wil=
helm II.): 1. Heidelberger R.=Kl. 1875 (Studenten: Walter
Dürr, K. Wolter, K. H. Friſch, Rud. Wild; Steuer: H. Bredt)
7.50 Min. 2. Karlsruher R.=V. 7.52 Min. Nach ſchärfſtem
Rennen mit einer guten Länge gewonnen.
19. Zweiter Vierer ohne Steuermann (
Herausforderungs=
preis): 1. Kölner R.=V. 1877 (Stiepel, Reimbold, Stumpf,
Dräger) 6.48,2 Min. 2. Mainzer R.=V. 6.52,1 Min. 3. Kölner Klub
f. Waſſerſport 7.05,8 Min. Die Boote kommen ziemlich geſchloſſen
vom Start, unter leichter Führung von Mainz. Bei 500 Meter
geht Kölner Verein an die Spitze und läßt ſich den Sieg nicht
mehr entreißen.
20. Zweiter Einer (Ehrenpreis): Vorrennen: 1. Abt.: Kölner
Klub f. Waſſerſport 7.35,2 Min. 2. R.=Geſ. Worms 7.39 Min.
3. Mainzer, R.=Geſ. ausgeſchloſſen. 4. Karlsruher R.=V. 8.01
Min. — 2. Abt.: 1. R.=Cl. Rhenania Koblenz 7.33 Min 2. R.=
Klub Naſſovia=Höchſt 7.41 Min. 3. Hanauer R.=Cl. Haſſia 7.43
Min. 4. Kaſteler R.=Geſ. — Hauptrennen: 1. R.=Kl. Rhenania=
Koblenz (Ruth 3.) 7.25,8 Min. 2. Wormſer R.=Geſ. 7.31,6 Min.
3. R.=Kl. Naſſovia Höchſt 7.40,5 Min. 4. Karlsruher R.=V. 7.59,2
Min. 5. Kölner Klub für Waſſerſport 7.59,6 Min. Unter öfters
wechſelnder Führung ſiegt Koblenz ſicher mit drei Längen.
21. Großherzogs=Vierer (Wanderpreis, verliehen von
Groß=
herzog Ernſt Ludwig): 1. Mainzer R.=V. (Hanns Funk, Ludwig
Apel, Joſ. Schneider, Joſ. Racke (Schlag); Hans Kalkhof
(Steuer) 7.00,8 Min. 2. Kölner Klub f. Waſſerſport 7.05,3 Min.
Mächtig legen die beiden Rivalen ſich in die Riemen. Mainz
hat ſich bald die Spitze erkämpft und läßt ſie ſich bis is Ziel
nicht mehr entreißen. Die Mainzer ſiegen mit 2 klaren Längen
unter toſendem Beifall der vieltauſendköpfigen Menge. Im
Mo=
torboot des Mainzer R.=V. begleitete der Großherzog Ernſt
Lud=
wig mit ſeinen beiden Söhnen dieſes Rennen.
22. Junioren=Vierer (Herausfonderungspreis): 1.
Mann=
heimer R.=V. Amicitia (Maier, Herbold, Gaber, Aletter, Heuer;
Batz) 7.00 Min. 2. R.=Kl. Rhenania=Koblenz 7.04,6 Min.
3. Frankf. R.=V. 7.13 Min. 4. Mainzer R.=Geſ. 7.14,8 Min.
Unter leichter Führung von Mainz gehen die Boote vom Start.
Amicitia erkämpft ſich bald kleine Führung und ſiegt nach
ſchärf=
ſtem Rennen knapp gegen Koblenz.
23. Leichter Vierer (beſchränkt): 1. R.= Geſ. Worms (Neff,
Bernius, Sittig, Dinges, Steuer: Zucker) 6.55,8 Min. 2. Kaſteler
R.=Geſ. 6.56 Min. 3. R.=V. Guſtavsburg=Koſtheim 7.07 Min.
Schönes Rennen über die ganze Strecke, meiſt unter kleiner
Führung von Kaſtel. Bei 1800 Meter geht Worms nochmals
mächtig los und kann Kaſtel im Ziel mit einem knappen Meter
abfangen.
24. Erſter Einer (Rheinpokal): 1. Frankf. R.=V. (Walter
Flinſch) 7.11,4 Min. 2. Wormſer R.=Geſ. (Wolf) 7.27 Min.
3. Waſſerſportverein Godesberg (Engels) 8.04,8 Min. Der
deut=
ſche Meiſter hat hier leichtes Spiel. Er macht mit 24er Schlag
bis kurz vors Ziel eine Trainingsfahrt, und nur im Finale legt
er etwas zu. Begeiſtert wird er vom Publikum begrüßt.
25. Dritser Achter (Ehrenpreis): R.=Kl. Rhenania Koblenz
(Lambert 1., Müller 4., Zahr 1., Drüſedan, Zahr 2., Bode,
Gra=
matzki, Lambert 2., Steuer: Henſelder) 6.24,6 Min. 2. Binger
R.=Geſ. 6.26,7 Min. 3. Mainzer R.=V. 6.34 Min. 4. Mainzer
R.=Geſ. 6.35 Min. 5. Kölner Klub für Waſſerſport 6.41,3 Min.
6. Kaſteler R.=Geſ. 6.41,8 Min. Nach ſchönem Rennen im
End=
ſpurt mit ½ Länge gewonnen.
27. Erſter Achter (Herausforderungspreis, geſtiftet von Herrn
Heinrich v. Opel): 1. Mainzer R.=V. (Schneider, Apel, Petry,
Ehmig, Wagner, Seemann, Funk, Racke, Steuer: Kalkhof.) 6.15,8
Min. 2. Frankf. R.=V. 6.16,6 Min. 3. Kaſteller R.=Geſ. 6.23
Min. 4. Kölner Klub für Waſſerſport 6.23,7 Min. 5. Mann=
heimer Amicitia 6.31,8 Min. Unter mächtigen Schlägen gehen
die fünf Achter auf die Reiſe. Mainz hat bald kleine Führung,
muß aber bei 500 Metern Köln und Frankfurt an ſich
vorbei=
laſſen. Bei 1000 Metern geht Mainz gewaltig los und hat bis
1500 Metern klare Führung. Im Endkampf kann Mainz die
mächtig aufkommenden Frankfurter mit Luftkaſtenlänge halten.
entſtchen Curnerſtcklaft
Endſpiele im Fußball und Handball.
Pol. S. V. Raſtatt Handballmeiſter, Forſt 1861 Fußballmeiſter.
Die Endſpiele um die Meiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft
im Handball und Fußball wurden am Sonntag in Dresden
durchgeführt. Den Titel eines Handballmeiſters der D. T. ſicherte
ſich der Pol. S. V. Raſtatt zum zweiten Male, indem er den
T. V. Chemnitz=Gablenz nach überlegen geführtem Spiele
ver=
dient mit 8:5 (Halbzeit 6:2) Toren ſchlug. — Im Fußball zeigte
ſich der T. V. 1861 Forſt dem Mannheimer T. V. 1846 weit
über=
legen. Die Lauſitzer ſiegten glatt mit 6:0 Treffern, nachdem ſie
ſchon bei der Pauſe mit 4:0 geführt hatten.
Leichtathletik.
„Internationale” in Hamburg.
Obwohl die äußeren Umſtände bei den internationalen
Leicht=
athletik=Wettkämpfen der vier Hamburger Vereine H. S. V., St.
Georg, Viktoria und Polizei S. V. am Samstag hätten günſtiger
ſein köngen, gab es doch ſehr gute Ergebniſſe. Es wurden ſogar
zwei neue deutſche Rekorde aufgeſtellt, und zwar im
5000=Meter=Laufen von Petri=Hamburg mit 15:04,4 Min. (alter
Rekord Diekmann=Hannover 15:07,3 Min.) und in der 4 mal
1500=Meter=Staffel von Viktoria Hamburg mit 18:18,8 Min. Die
teilnehmenden Ausländer konnten nur einige wenige dritte
Plätze erreichen, meiſt blieben ſie ſogar unplaciert. Von Intereſſe
iſt noch die Niederlage von Köchermann gegen den alten
Rou=
tiuier Schumacher im Weitſprung und die beachtliche Leiſtung
der beiden Hamburger im Stabhochſprung.
100 Meter: 1. Borner=Berlin 10,8 Sek., 2. Hintze=Wilhelmshaven
11 Sek., 3. Hübner=Berlin.
100 Meter offen: 1. Harloff=Hamburg 11,2 Sek., 2. Mantzel=
Berlin 11,3 Sek.
200 Meter: 1. Borner=Beilin 22,4 Sek., 2. Hübner=Berlin 22,6.
400 Meter: 1. Engelhardt=Darmſtadt 51,6 Sek., 2. Wieprecht=
Hannover 52,8 Sek.
800 Meter: 1. Dahlmann=Hamburg 2:00,1 Min., 2. Herich=
Ham=
burg 2:00,5 Min.
1000 Meter: 1. Walpert=Berlin 2:34,6 Min., 2. Otto=Leipzig.
5000 Meter: 1. Petri=Hamburg 15:04,4 Min., 2. Boltze=Pr.
Stettin 15:15,5 Min., 3. Huſen=Hamburg 15:28,6 Min.
4 mal 100 Meter: 1. Teutonia Berlin 43,6 Sek., 2. St. Georg
Hamburg.
4 mal 1500 Meter: 1. Viktoria Hamburg 17:18,8 Min., 2. Preußen
Stettin 17:30,5 Min.
Diskus: 1. Hoffmeiſter=Hannover 44,49 Meter, 2. Sannay=Bremen
39,59 Meter.
Weitſprung: 1. Schumacher=Hamburg 7.00 Meter, 2.
Köcher=
mann=Hamburg 6,98 Meter.
Stabhochſprung: 1. Schumacher=Hamburg 3,50 Meter, 2.
Köcher=
mann=Hamburg 3,50 Meter ber.
Badiſche Leichtathletik=Meiſterſchaften.
Erſter Tag.
Der erſte Tag der in Mannheim abgehaltenen Badiſchen
Leichtathletik=Meiſterſchaften hatte eine wenig günſtige
Witte=
rung. Der Regen weichte die Bahnen auf, ſo daß die Leiſtungen
beeinträchtigt wurden. Bei guter Organiſation kamen am erſten
Tag die folgenden Entſcheidungskämpfe zum Austrag:
Herren.
200 Meter: 1. v. Rappard=Phönix Karlsruhe 23,3 Sek., 2. Spieß=
Mannheimer T. G. 24,4 Sek., 3. Schmidt=V. f. R. Mannheim
24,8 Sek., 3. Schulz=Freiburg 25 Sek.
5000 Meter: 1. Klar=Pol. S V. Karlsruhe 16:08,5 Min., 2. Bolz=
Phönix Karlsruhe 17:04 Min., 3. Köhler=Phönix Karlsruhe
17:288 Min.
Hochſprung: 1. Rubi=F. V. Offenburg 1,75 Meter (a. K. 180),
2. Metzger=S. V. Waldhof 1,65 Meter, 3. Brod=Mannheimer
T. G. 1,60 Meter, 4. Lauterſchläger=Pol. Karlsruhe 1,60 Mtr.
Hammerwerfen: 1. Aſal=Pol. Mannheim 32,29 Meter, 2.
Morg=
reuder=Pol. Karlsruhe 31,26 Meter, 3. Heinz=V. f. T. R.
Feudenheim 29,30 Meter.
4 mal 1500 Meter: 1. Mannheimer T. G. 18:08,5 Min., 2. F. C.
Freiburg 18:35,1 Min., 3. Rugby=Club Pforzheim 19:22,2.
Damen.
800 Meter: 1. Spieß=Mannheimer T. H. 2:59,2 Min., 2. Laux=
Phönix Karlsruhe 3:00 Min.
Hochſprung: 1. Wilpert=V. f. L. Neckarau 1,/41 Meter, 2. Martin=
Phönix Karlsruhe 1,/41 Meter, 3. Kreiner=Karlsruher F. V.
1,41 Meter.
Diskuswerfen: 1. Egger=Phönix Mannheim 25,53 Meter, 2. Groß=
Phönix Karlsruhe 20,77 Meter, 3. Martin=Phönix Karlsruhe
20,70 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Stolper=V. f. B. Bühl 8,50 Meter, 2. Groß=
Phönix Karlsruhe 8,45 Meter, 3. Oßwald=Mannheimer T. G.
8,16 Meter.
Zweiter Tag.
Der zweite Tag der Badiſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften.
auf dem Platze des Pol. S. V. Mannheim brachte leider Regen=
und dadurch naturgemäß eine Beeinträchtigung der Leiſtungen.
Die Ergebniſſe des zweiten Tages waren:
Herren.
Kugelſtoßei beidarmig: 1. Aſial=Pol. S. V. Mannheim 23,36
Meter, 2. Lehr=Gaggenau 22,27 Meter, 3. Eberle=F. C.
Frei=
burg 22,05 Meter.
5000=Meter=Gehen: 1. Kreutel=Wieſenbronn 27:01,5 Min.,
2. Schönzig=F. C. Freiburg 27:40,2 Min.
Speerwerfen beidarmig: 1. Aſial=Pol. Mannheim 73,33 Meter,
2. Daub=V. f. B. Bühl 72,46 Meter, 3. Stolper=Bühl 66,20.
Diskus beidarmig: 1. Lehr=Gaggenau 57,05 Meter, 2. Löffler=
Freiburg 57,05, durch Stechen entſchieden, 3. Dr. Oßmann=
Mannheimer T. G. 56,27 Meter.
Diskus beſtarmig: 1. Schaffner=Deutſche Jugendkraft
Mann=
heim 34,35 Meter, 2. Gogrös=Karlsruher F. V. 34,11 Meter,
3. Dr. Oßmann=Mannheim 33,37 Meter.
Kugelſtoßen beſtarmig: 1. Gogrös=Karlsruher F. V. 12,45 Meter
2. Lehr=Gaggenau 12,44 Meter, 3. Aſial=Pol. Mannheim 12,17.
Weitſprung: 1. Schmidt=Karlsruher F. V. 6,54 Meter, 2. J.
Schmidt=Baden=Baden 6,26 Meter, 3. Jung=Pol. Karlsruhe
6,24 Meter.
1500 Meter: 1. Klar=Pol. Karlsruhe 4:18,3 Min., 2. Schönherr=
Mannheimer T. G. 4:25 Min., 3. Bürklin=Freiburger F. C.
4:32 Min.
100 Meter: 1. Suhr=Phönix Karlsruhe 10,9 Sek., 2. Kirchheimer=
Mannheimer T. G. 11,4 Sek., 3. Levin=Karlsruhe.
Zehnkampf: 1. Eberle=F. F. C. 517 Punkte, 2. Beſthauer=
Karls=
ruher F. V. 463 Punkte, 3. Abel=Neckarau 425 Punkte.
400 Meter: 1. Aſſert=Phönix Karlsruhe 52,9 Sek., 2. Schwander=
Mannheimer T. G. 53,3 Sek., 3. Welſchinger=Phönix
Karls=
ruhe 53,9 Sek.
Speerwerfen beſtarmig: 1. Daub=Bühl 49,87 Meter, 2. Schmidt=
Triberg 49,78 Meter, 3. Dr. Oßmann=Mannheimer T. G. 49,05,
400 Meter Hürden: 1. Uebel=Mannheimer T. G. 60,3 Sek.
2. Suhr 60,5 Sek.
800 Meter: 1. Dammert=Karlsruher F. V. 2:03,7 Min., 2.
Weid=
mann=Mannheimer T. G. 2:06,6 Min.
Stabhochſprung: 1. Speck=Pforzheim 3,43 Meter, 2. Kunz=
Mann=
heimer T. G. 3,27 Meter.
10 000 Meter: 1. Jlg=Pol. Karlsruhe 36:17,2 Min., 2. Köhler=
Phönix Karlsruhe 36,41,8 Min.
4 mal 100 Meter: 1. Phönix Karlsruhe 44,6 Sek., 2. Mannheimet
T. G. 45,3 Sck., 3. Phönix Karlsruhe 2. Mannſch.
4 mal 400 Meter: Mannheimer T. G. 3:36,8 Min., 2. Phöni?
Karlsruhe 3:40 Min.
Damen.
Speerwerfen: 1. Wolter=Neckarau 25,16 Meter.
Schlagball=Weitwurf: 1. Fehler=Mannheimer T. G. 51,05 Meter
Weitſprung: 1. Gladitſch=Phönix Karlsruhe 5,50 Meter.
Dreikampf: 1. Wolter=Neckarau 154 Punkte.
100 Meter: 1. Gladitſch=Phönix Karlsruhe 12,9 Sek., 2. Hitt
Mannheimer T. G. 13,4 Sek.
4 mal 100 Meter: 1. Phönix Karlsruhe 53,1 Sek., 2. Mannheime:
T. G. 54,1 Sek., 3. V. f. L. Neckarau 58,2 Sek.
Nummer 162
Deutſchland gewinnt den Länderkampf
gegen Oeſierreich 8:4.
Im zweiten Länderſpiel gegen Oeſterreich konnte die deutſche
Handball=Nationalelf am Sonntag auf dem Platze des Wiener
S. C. vor 4500 Zuſchauern die ſeinerzeit in Halle erlittene 3:6=
Niederlage glänzend wettmachen. Die Deutſchen gewannen glatt
mit 8:4 (Halbzeit 3:1) Toren. Die deutſche Angriffsreihe wies
ein ganz überlegenes Können auf, ſie wurde von dem
Darm=
nädter Mittelſtürmer Jans glänzend geführt. Oeſterreich mußte
n der zweiten Halbzeit für den verletzten Lazar einen
Erſatz=
orhüter ſtellen, der ſeiner Aufgabe nicht gewachſen war. Von
Den acht Toren für Deutſchland erzielten Wolf=Berlin und
Dieſing=Berlin je drei, Jans=Darmſtadt und Fiedler=Darm=
Etadt je eines.
Rheinlandfahrt des Sportvereins 1898 Darmſiadt.
Nicht mit gerade roſigen Ausſichten hatte die erſatzgeſchwächte
u. Handballelf des Sportvereins 98 ihre Heimat verlaſſen, um
Swei Privatſpiele im Rheinland zu erledigen. St. Peter hatte
alle Schleuſen geöffnet auf der Fahrt durchs ſchöne Rheintal;
Sis Bonn goß es in Strömen. Erſt von da ab hörte der Regen
auf. Das erſte Ziel der Sportreiſe, Düſſeldorf, wurde nach
ſechs=
tündiger Bahnfahrt erreicht. Willkommen am Bahnhof, Kaffee,
SBang durch die Stadt, Beſichtigung der Geſoleireſte, des
Rhein=
ſtiſers uſw., und dann, um 6½ Uhr, Beginn des Spieles auf dem
HHarten (gewalzten Schlackenboden!), wenig anmutenden
Turuplatz. Das Spiel, um es gleich vorweg zu ſagen,
ſging unverdient 5:4 verloren (Halbzeit 4:2 gew.). Die
ange Reiſe machte ſich bemerkbar. Dazu war der ortsanſäſſige
Schiedsrichter äußerſt ſchwach, unentſchloſſen und regelunkundig.
DDas Spiel wurde überlegen durchgeführt, doch kam es zu keinen
ſElaren Erfolgen, da faſt jeder ernſtliche Angriff von der
gegneri=
ſſchen Seite durch Feſthalten unterbunden wurde. Verſchiedene
UImſtände, eine mißglückte Kursabwehr Trautweins, der harte
SPlatz, der leichte Ball, das unſchöne Halten des Gegners,
geſtal=
lEeten das Spiel zu einem luſtloſen. In Darmſtadts Reihen
Follte es heute nicht klappen. Turu=Düſſeldorf, ein tech=
Eiiſch nicht hochſtehende Mannſchaft, zeigte ein eifriges, wenn auch
zu körperliches Spiel und konnte es in einer gewaltigen
An=
ſätrengung in der 2. Hälfte für ſich entſcheiden.
Ganz im Gegenſatz zum Samstagsſpiel, wurde am Sonntag
äm Kölner Stadion ein Spiel vorgelegt, das alle Zuſchauer mit
Begeiſterung erfüllte. Eine kleine Umſtellung im Sturm erwies
ſich dazu als überaus fruchtbringend. Einen Spieler beſonders
cervorheben, hieße die anderen hintanſetzen. Die 1. Minute
Srachte zwar ein Ueberraſchungstor Kölns, einen für Trautwein
inhaltbaren Rutſchball. Dann aber entfaltete ſich eine in allen
Kinien gefällige Spielweiſe. Es regnete Bindfaden während des
Sanzen Spieles; der wundervolle Raſenplatz wies eine
unange=
niehme Glätte auf, ebenſo der Ball. Trotz alledem gelang es
SSportverein 98, in gutem Zuſammenſpiel gleichzuziehen. Das
SSpiel wurde beſonders lebendig. In 7 Minuten ſtand es 5:2
ffür Darmſtadt. Drei Bombenwürfe (darunter einer aus 25 Meter
Entfernung) muß der lange Kölner Tormann paſſieren laſſen.
Die zweite Halbzeit zeigte ein durchſchnittlich weniger gefährliches
Spiel. Sie drohte torlos zu enden, als zwei Minuten vor
SSchluß der Darmſtädter Linksaußen hohen Schuß anzubringen,
aind ſomit das Reſultat auf 6:2 zu ſtellen vemochte.
Schließlich wäre noch vieles zu ſagen, über das verdiente
B:2 der Kölner Städtefußballelf, die dieſen Sieg über eine
gleiche Mannſchaft von Brüſſel davontrug, über das grandioſe
Kölner Stadion und ſeine herrlichen Anlagen, über die
niicht zu übertreffende Kölner Gaſtfreundſchaft, eine gaſtliche
Sufnahme, wie ſie entgegenkommender und wohlgemeinter nicht
Fein kann. Allerdings, der Veranſtalter, der Raſenſportverband
Röln, der ſich auf eine Maſſe von 39 Sportvereinen ſtützt, iſt
Erkleckliches zu leiſten wohl imſtande. Die Handballer des
Sp.=V. 98 werden den 12. Juni ſobald nicht vergeſſen.
T. G. Beſſungen—T. V. Wolfskehlen 9:5.
Mit obigem Reſultat trennten ſich die beiden erſten
Mann=
fſchaften nach hartem, aber ſtets einwandfreien Treffen. Zu
An=
ffang glaubte man wohl, daß die Einheimiſchen nicht ihren beſten
Tag hätten, denn es dauerte eine gute Viertelſtunde, bis ſie ſich
gefunden hatten. Als ihre Bälle dann endlich den Weg ins Tor
fanden, konnten ſie dann auch ſtets die Führung behaupten. Die
Gäſte gingen forſch ins Zeug, unangenehm machte ſich aber das
unnötige Reklamieren dem Schiedsrichter gegenüber bemerkbar.
Sie ſtellten eine flinke und kräftige Mannſchaft ins Feld, die bei
„den kommenden Verbandsſpielen ſich nur erfolgreich behaupten
dürfte. Beſonders ſtachen der Mittelſtürmer, Halbrechte und
Tormann hervor, wodurch natürlich die Leiſtung der übrigen
Spieler nicht geſchmälert werden ſoll. — Turnbruder Batz, Neu=
„Iſenburg, war dem Spiel ſtets ein gerechter Leiter.
Die zweiten Mannſchaften beendeten ihr Spiel mit dem
Reſultat von 4:1 für die Gäſte.
Liga=Reſ. Sp. V. 98—1. Königſtädten (5. 6.) A. D. T. 8:3 (2:2).
—2. Jug. Sp. V. 98—1. Jug. Rot=Weiß Darmſtadt (8. 6.) 1:3 (0:2).
2. Jug. Sp. V. 98 — 1. Jug. Braunshardt (12. 6.) 0:3 (0:2).
4. Jug. Sp. V. 98—1. Jug. Weiterſtadt (12. 6.) 1:3 (1:2).
Diener ſchlägt Breitenſträter.
10 000 Sportbegeiſterte kamen am Sonntag zum Hamburger
Viktoria=Sportplatz, um die vorzüglich beſetzten Boxkämpfe,
vor=
nehmlich aber wohl, um das Treffen Diener kontra Breitenſträter
zu ſehen. Die beiden Exmeiſter ſtanden bislang noch nicht
gegen=
einander im Ring, und ſo indereſſierde die Begegnung natur= auch in der ganzen Sportwelt. Diener brachte 176 Pfund,
Breitenſträter 164 Pfund in den Ring. Diener zeigte eine
weſentlich beſſere Leiſtung als in ſeinen Kämpfen gegen Scott
und Vanderveer. Er war ſtändig im Angriff, konnte aber ſeinen
nervöſen Gegner nicht entſcheidend ſchlagen. Breitenſträter rettete
ſich allerdings aus mehr als einer brenzlichen Situation durch
Clinchen. Erſtaulich war das Tempo Dieners. Die Runden
4 6, 8 und 10 gingen ganz hoch an ihn und auch in den anderen
war er der Beſſere. Der Punktſieg wurde ihm einſtimmig
zuge=
ſprochen. — Der Kampf zwiſchen Ludwig Haymann=München
(185) und dem Engländer Bennet (160) nahm ein ſchnelles Ende.
Haymann ſchlug den Engländer ſchon in der erſten Runde
drei=
mal zu Boden, mußte allerdings auch ſelbſt einmal für kurze Zeit
auf die Bretter, als er in einen Schlog Bennets hineinlief. In
der zweiten und dritten Runde war das Treffen offen, dann
wurde Haymann aber wieder ſtark überlegen, und als er in der
4. Runde Bennet wieder bis 9 zu Boden ſchickte, warfen die
Se=
kundanten des Engländers das Handtuch. — Einen
bemerkens=
werten Erfolg erſtritt ſich der Hamburger Weltergewichtler Sahm
durch einen in acht Runden einwandfrei erkämpften Punktſieg
über den belgiſchen Neger Rakph. — Kündig=Hamburg (134)
boxte mit dem Ex=Europameiſter Piet Hobin (140) über acht
Runden umentſchieden.
Montag, den 13. Jun 1927.
Sportliche Tagesſchau.
Die Schlußſpiele um den ſüddeutſchen Pokal. Das für den 12. Juni
angeſetzte Pokalſpiel Sp.Vgg. Fürth gegen Bayern München mußte
ver=
legt werden, da an dieſem Tage in Fürth Spielverbot herrſcht. Das
Spiel kommt jetzt am 26. Juni im Fürth zum Austrag. Der Sieger
aus dieſem Spiel trifft am 31. Juli auf F. S V. Frankfurt in der
Vor=
ſchlußrunde zuſammen. Das zweite Vorſchlußrundenſpiel findet am
gleichen Tage in Nürnberg zwiſchen dem 1. F.C. Nürnberg und dem
Karlsruher F.V. ſtatt. Das Endſpiel zwiſchen den beiden
Vorſchluß=
runden=Siegern ſoll am 14. Auguſt ausgetragen werden.
„Nationale” in Eſſen. Bei den am Sonntag durchgeführten
Leicht=
athletik=Wettkämpfen des Eſſener S.V. 99 wurden einige recht
beacht=
liche Leiſtungen erzielt. Schröder=Dortmund warf die Kugel 14,25
Meter weit, im Speerwerfen erzielte Metzdorf=Dortmund 57,24 Meter,
Stöckmann=Duisburg ſprang 6,65 Meter weit, Schüller=Krefeld
durch=
lief die 100 Meter in 11 Sekunden, und Duisburg 99 gewann die 4 mal
100 Meter in 43,4 Sekunden.
Frankreich bei den engliſchen Meiſterſchaften. Auch Frankreich wird
in dieſem Jahre wieder an den bedeutenden engliſchen
Leichtathletik=
meiſterſchaften teilnehmen, und zwar in ſtärkerem Maße als vor einem
Jahr. Vorgeſehen ſind für den Hochſprung Lewden, der auch wohl
kaum zu ſchlagen ſein wird, für die Sprinterſtrecken Gebrüder Mourlon
und Théhard, und außerdem wird B. Baraton ſeine Meilenmeiſterſchaft
zuſamen mit S. Martin und Pelé verteidigen. Für das Kugelſtoßen
wird Paoli gemeldet werden.
Ein intereffanter Hürdenlauf in Berlin. Bei den Europa=
Wett=
kämpfen des Verliner S.C. im Deutſchen Stadion ſteht ein äußerſt
intereſſanter Hürdenlauf bevor. Vor dem Fußballſpiel zwiſchen Hertha/
B. S. C. und Europa Barcelona am 19. Juni findet zwiſchen Dr. Peltzer,
Facelli=Italien und Petterſſon=Schweden ein 400=Meter=Hürdenlauf ſtatt.
Internationales Schachturnier in Bad Homburg. In der erſten
Rundes des am Sonntag eröffneten Internationalen Schachturniers in
Bad Homburg unterlag Orhach gegen Tartakower, Reti ſchlug Sämiſck,
während die Partie Begoljubow—Yates nach vierſtündigem Kampf mit
einem Vorteil für Yates abgebrochen werden mußte. Yates und
Bogol=
jubow waren gerade erſt von England eingetroffen.
Die Paarungen der Vorſchlußrunde um den Davis=Pokal. Da mit
dem Endſieg von Frankreich über Italien unbedingt zu rechnen iſt, ſtehen
jetzt bereits die Paarungen für die Vorſchlußrunde der europäiſchen
Zone feſt. In Payis trefen ſich demnach Frankreich und
Süd=
afrika, und in Kopenhagen geht die Begegnung Dänemark
gegen Tſchechoſlowakei vor ſich. Da die Tſchechen trotz Jan
Kozeluh wohl kaum die äußerſt ſtarken Dänen ſchlagen dürften, ſind im
Endſpiel Frankreich und Dänemark zu erwarten.
Tilden und Hunter in Irland ſiegreich. In Dublin begann der
Tennisländerkampf Irland—Amerika, der am erſten Tage bereits die
Amerikaner Tilden und Hunter mit 2:0 erfolgreich ſah. Tilden fertigte
den Iren Campbell 3:6, 6:1, 6:2, 6:2 ab, und Hunter ſchlug Mac Crea
6:3, 4:6, 6:4, 7:5. Es dürfte kein Zweifel beſtehen, daß die Amerikaner
hier zu ihrem erſten 5:0=Sieg auf europäiſchem Boden kommen.
54 Meldungen zur AVD.=Kartellfahrt. Die große Zuverläſſigkeits=
Etappenfahrt, die der Automobil=Klub von Deutſchland gemeinſam mit
dem Kartellklub vom 23. bis 30. Juni über rund 2700 Kilometer
ver=
anſtaltet, weiſt insgeſamt 54 Teilnehmer auf. Unter Zerückſichtigung der
außerordentlichen Anforderungen, die der Wettbewerb an das
fahr=
techniſche Können der Teilnehmer ſtellt, kann das Ergebnis als ſehr gut
bezeichnet werden. Die hervorſtechendſten Namen ſind u. a.:
Roſen=
berger, Carraciola, Walb, Deilmann, Dr. Krailsheimer, Stumpf=Lekiſch,
Merck, v. Berckheim, Butenuth, Hoepfner, Czermak. Das „ſchwächere
Geſchlecht iſt nicht weniger als vierzehnfach vertreten u. a. durch die
Damen Mahnkopf=Allmers, Lüning, Vollbrecht, Köbke, Roers. Die Fahrt
verſprichr ſportlich wie geſellſchaftlich ein Ereignis zu werden. Die
Preis=
verteilung findet am 1. Juli auf einem Ozeandampfer der Hapag im
Hamburger Hafen ſtatt.
Meiſterſchaft des Gau Mainz im Einer=Streckenfahren. Die
Meiſter=
ſchaften wurden auf einer zweimal zu durchfahrenden 50 Kilometer
langen Strecke ausgetragen. Das Ergebnis lautete: 1. Keßmeier=3R, III,
Rüſſelsheim, 3:06,15 Std. 2. K. Matheis, Mainz, 3:06,5 Std. 3. E.
Müller=ZR, III., Rüſſelsheim, 3:07,15 Std. 4. Boſch=Mainz. 5. Schröder=
ZR. III. Rüſſelsheim. 6. Krone, Rüſſelsheim. 7. Bretz, Mainz, alle
dicht auf.
Neue beutſche Flug=Weltrekorde. Der bekannte Pilot der Rohrbach=
Werke, Steindorf, hat am Freitag mit einer Rolandtype der Rohrbach=
Werke zwei neue Flugweltrekorde aufgeſtellt. Auf der Strecke Rudnitz—
Nikolasſee ſtellte er mit 2000 Kilo Nutzlaſt eine neue Höchſtleiſtung von
10:32 Stunden (alter Rekord Junkers mit 7:52,48 Std.) und 1460,6
Kilo=
meter (alter Rekord Junkers 1013,9 Kilometer) auf.
Rudi Wagener hat die Herausforderung Franz Dieners zum
Titel=
kampf um die deutſche Schwergewichtsmeiſterſchaft angenommen. Der
Kampf ſoll bis zum 7. Auguſt ausgetragen werden. Auch Max
Schme=
ling hat ſich bereit erklärt, ſeinen Meiſtertitel im Halbſchwergewicht im
Kampf mit Hein Domgörgen aufs Spiel zu ſetzen. Hier iſt der 5. Auguſt
als Endtermin vorgeſehen.
Tennis.
Deutſchland aus dem Davis=Cup=Wettbewerb
ausgeſchieden.
Südafrika—Deutſchland 4:1
Dr. Landmann/Dr. Kleinſchroth verlieren das Doppel.
Die ſüdafrikaniſchen Vertreter Raymond, Spence und
Con=
don haben ſich am Samstag mit dem Sieg im Doppel den für
den Geſamtſieg notwendigen dritten Punkt geholt und treffen
munmehr in der nächſten Runde auf den Sieger der in Rom
ſtattfindenden Begegnung Italien—Frankreich, alſo mit aller
Wahrſcheinlichkeit auf Frankreich. Die deutſche Vertrevung mit
Froitzheim, Dr. Landmann und Dr. Kleinſchroth hat die ihr
ge=
ſtellte ſchwere Aufgabe nicht löſen können. Nachdem am Freitag
Froitzheim gegen Spence und Dr. Landmann gegen Raymond
unterlegen waren, wurde am Samstag auf dem Blau=Weiß=
Gelände im Gruneſald auch das Doppel Dr. Landmann/Dr.
Kleinſchroth von den Südafrikanern Raymond/Condon
geſchla=
gen und Deutſchland ſomit ganz aus dem Wettbewerb geworfen.
Immerhin haben ſüh Landmann/Kleinſchroth ganz
ausgezeich=
net gehalten, beſonders Dr. Landmann war gegenüber dem
Vor=
tage nicht wiederzuerkennen. Er zeichnete ſich durch
temperament=
volles Angriffsſpiel aus, während ſein Partner am Netz große
Leiſtungen vollbrachte. Entſcheidend für den Ausgang waren
die ausgeprägten kämpferiſchen Eigenſchaften und beſſeren
Ner=
ven der Südafrikaner. Die Deutſchen hatten im 1. Satz bei 5:1
Satzball, ließen die Chance aus, ſo daß Raymon/Condon
hinter=
einander ſechs Spiele und ſo den Satz gewinnen konnten. Im
2. Satz führten die Deutſchen 3:1, dann holten die Gegner auf
4:4 auf und geſwannen wiederum. Sehr aufregend verlief der
3. Satz, wo die Deutſchen bei 6:5 fünfmal und bei 7:6 noch
drei=
mal den Satzball ausließen, bei 10:9 aber ſchließlich doch
gewin=
nen konnten. Dann, nach der Pauſe, war es mit ihren Kräften
vorbei. Bei 5:1 für Raymond/Condon gelangen ihnen noch
zwei Spiele, aber der Endſieg war mit 7:5, 6:4, 9:11, 6:3 den
Südafrikanern nicht mehr zu nehmen.
Der Abſchluß des Länderkampfes —Moldenhauer rettet einen
Punkt für Deutſchland.
In den letzten beiden Spielen des Dawis=Pokalſpiels
Süd=
afrika—Deutſchland auf dem Blau=Weiß=Gelände im Grunewald
gelang es am Sonntag dem jungen Hans Moldenhauer,
wenig=
ſtens den Ehrenpunkt für Deutſchland zu retten. In einem
hart=
umſtrittenen Fünfſatzkampf rang Moldenhauer den Südafrikaner
Condon mit 4:6, 6:3, 6:3, 3:6, 6:4 nieder. Vorher wurde Dr.
Landmann von Spence geſchlagen, aber immerhin hat der
Deutſche ſchon eine Menge zugelernt. Er paßte ſich dem
variier=
ten Spiel des Südafrikaners gut an und kämpfte auch weit
ent=
ſchloſſener und zielbewußter als am Freitag gegen Raymond.
Wenn er ſchließlich auch verlor, ſo geſchah es doch erſt nach
har=
tem Kampf in fünf Sätzen. Spences Routine und Beweglichkeit
gab den Ausſch ag. Der Südafrikaner ſiegte 6:3, C=8, 6:4, 1:6, 6:2.
Seite 7
Schwimmen.
Hellas Magdeburg in Paris.
Mit einem Wettſchwimmen in der Halle des AC. von Paris
wurde am Freitag abend die Gaſtſpielreiſe der
Schwimmann=
ſchaft von Hellas Magdeburg in Paris eingeleitet. Die deutſchen
Schwimmer waren in allen Konkurrenzen klar überlegen und
belegten jeweils die erſten Plätze. Selbſt das Waſſerballſpiel
gegen SCUF. Paris (Sportring=Club Univerſitaire de France)
ſah die Deutſchen überlegen. Das Spiel litt unter der
Unfähig=
keit des franzöſiſchen Schiedsrichters Rigal, eines bekanntem
früheren Meiſterſchwimmers. Europameiſter Luber=Berlin
prä=
ſentierte ſich mit dem franzöſiſchen Meiſter Vincent in Schau=
Kunſtſpringen und erhielt lebhaften Beifall. Die Ergebniſſe:
100 Meter Freiſtil: 1. Frölich=Hellas 1:06,4 Min.,
2. Joachim Rademacher=Hellas 1:08 Min., 3. Neau=Paris 1:10
Minuten.
200 Meter Bruſt: 1. Erich Rademacher=Hellas 2:56,2
Min., 2. Kummert=Hellas 3:04 Min., 3. Saul=Paris.
100 Meter Rücken: 1. Schumburg=Hellas 1:17,4 Min.,
2. Amann=Hellas 1:19 Min., 3. Gungne=Bologne 1:26,1 Min.
Freiſtifſtaffel 5 mal 2 Bahnem (Bahnlänge 20 Meter);
1. Hellas Magdeburg 1:54, 2. SCUF. Paris 1:58,4 Min.
Waſſerballſpiel: Hellas Magdeburg—SCllF. Paris
4:3 (2:1).
Auch am zweiten Tage der deutſch=franzöſiſchen
Schwimm=
wettbewerbe in Paris konnten die Magdebunger Hellenen eine
Reihe ſchöner Erfolge erzielen. Verloren gingen nur das 400=
Meter=Freiſtilſchwimmen, das der franzöſiſche Meiſter van den
Plaque im Endſpurt gegen Joachim Rademacher gewann, und
das Waſſerballſpiel. Im Waſſerball traf Hellas Magdeburg nach
dem Siege über „Scuf” Paris am Freitag abend diesmal auf
den franzöſiſchen Meiſter E. N. Tourcoing, in deſſen Mannſchaft
vier Leute aus der franzöſiſchen Olympiamannſchaft, die 1924 in
Paris das Waſſerballturnier ſiegreich beendete, mitwirken. Die
Franzoſen gewannen verdient 6:3 (Halbzeit 5:0). Unter ihren
Treffern finden ſich allerdings zwei Abſeitstore.
8 mal 50 Meter=Freiſtilſtaffel: 1. Hellas
Magde=
burg 3:58,8 Min., 2. Scuf Paris 4:02,4 Min. — 100 Meter
Rücken: 1. Schumburg=Magdeburg 1:17,2 Min., 2. Frölich=
Magdebuvg 1:23,5 Min., 3. Guigne=Paris 1:25,5 Min. — 2000
Meter=Bruſtſchw.: 1. Erich Rademacher 2:59,2 Min., 2.
Kummert=Magdeburg 3:06,5 Min., 3. Rogier=Paris 3:06,6 Min.
— 400 Meter Freiſtil: 1. Van den Plaque=Paris 5:27 Min.,
2. J. Rademacher 5:48 Min. — 100 Meter Freiſtil: 1.
Frö=
lich=Magdeburg 1:09,2 Min., 2. Nau=Paris 1:10,1 Min. —
Waſ=
ſerball: E. N. Tourcoing—Hellas Magdeburg 6:3 (5:0).
Neue deutſche Schwimm=Relorde in Göppingen.
Den verbandsoffenen Schtvimmkämpfen in Göppingen
wohn=
ten am Sonntag zahlreiche Zuſchauer bei. Bei den ſehr anvegend
verlaufenen Kämpfen war Neitzel=Magdeburg 96 der Held des
Tages. Neitzel drückte den deutſchem Rekord im 1000=Meter=
Freiſtilſchwimmen um 10 Sekundem. Auch über 500 Meter ſiegte
er glatt über Heinrich=Poſeidon Leipzig und Berges=Darmſtadt.
Magdeburg 96 ſiegte ferner in der 3 mal 100= und 3 mal 200=
Meter=Freiſtilſtafſel. Heitmann=96 Magdeburg gewann das 100=
Meter=Freiſtilſchwimmen in 1:02,6 Min. Bei den
Waſſerball=
ſpielen gab es inſofern eine Ueberraſchung, als die Mannſchaft
des Straßburger Schwimmvereins zunächſt 4:0 den SV. Eßlin= und dann 6:2 den SV. Aungsburg ſchlug.
Vorrunde um die deutſche Waſſerballmeiſterſchaff.
Poſeidon Köln ſchlägt Krefeld 93.
Im Vorrundenſpiel um die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft
traten ſich am Freitag abend in Köln, die Mannſchaften von
Poſeidon Köln und Krefeld 93 gegenüber. Die beiden Gegner
lieferten ſich einen ſehr lebhaften und ſpannenden Kampf, bei dem
die Seiten torlos gewechſelt wurden. Nach der Pauſe wurdem
die Kölner etwas beſſer und ſtelltem durch zwei Tore den Sieg
ſicher, während Krefeld leer ausging. Mit einem 2:0=Sieg
quali=
fizierte ſich Poſeidon Köln für die nächſte Runde.
Rennen zu Hoppegarten.
Ein reichhaltiges Programm bot der Union=Club am
Sonn=
tag in Hoppegarten ſeinen Gäſten, die trotz der trüben Witterung
ſehr zahlreich erſchienen waren. Die beiden wertvollen
Prü=
fungen Hindenburg=Rennen und Preis der Diana erhielten durch
das Erſcheinen des Reichspräſidenten eine beſondere Note. Der
Reichspräſident traf nach dem zweiten Rennen ein und wurde
vom Präſidenten des Union=Clubs empfangen. Vierzehn
Voll=
blüter gingen im Hindenburg=Rennen an den Meilenſtart. Der
vorjährige Sieger des Großen Preiſes von Hamburg, Frohſinn,
entſchied das Rennen für ſich. Auf den Plätzen gab es einen
harten Kampf zwiſchen Fockenbach, Fürſt Emmo, Indigo und
Nicotin, den Fockenbach gewann. Nach dem Rennen wurden die
einzelnen Reiter dem Reichspräſidenten vorgeſtellt, der an ſie
Ehrengaben aushändigte und auch die Preisverteilung ſelbſt
vornahm. Zum Preis der Diana wurden 15 dreijährige Stuten
geſattelt. Libertas, im Beſitze des Frankfurter Rennmannes
M. J. Oppenheimer, gewann das Rennen trotz eines wenig
glück=
lichen Anfangs ziemlich ſicher. Als das Band gefallen war, kam
die Laland=Tochter erſt im weiten Abſtand hinter dem von
Burg=
brohl angeführten Feld a
Grafenkrone
vor, wurde aber 250 Meter vor dem Ziel von Libertas
ange=
griffen und leicht geſchlagen.
1. Himmelblau=Rennen. Für Dreijährige. 2800 Mark, 1600
Meter. 1. Stall Niſſens Sea Lord (O. Schmidt), 2. Limanova,
3. Ruwenzori. F.: Ordenskanzler, Alſterluſt, Portland. Tot.:
81, Pl. 16, 12:10. 2.—34 Lg.
2. Adreſſe=Rennen. Für Zweijährige. 3900 Mark, 1200 Mtr.
1. A. u. C. v. Weinbergs Audax (O. Schmidt), 2. Gawan, 3. St.
Robert. F.: Lieblos, Skalde, Hadrian, Fritjoff II. Tot.: 14,
Pl. 10, 11, 12:10. 1½—2 Lg.
3. Hindenburg=Rennen. 27 000 Mark, 1600 Meter. 1. Stall
Halmas Frohſinn (E. Haynes), 2. Fockenbach (F. Williams),
3. Fürſt Emmo (E. Huguenin). F.: Indigo, Rheinwein, Kronos,
Patrizier, Stolzenfels, Roſanera, Nicotin, Baba, Maifahrt,
Ludwig Thoma, Formoſus. Tot.: 57, Pl. 21, 48, 28:10. 2 Lg.—
Kopf.
4. Preis der Diana. Für dreijährige Stuten. 27 000 Mark,
2000 Meter. 1. M. J. Oppenheimers Libertas (E. Grabſch),
2. Grafenkrone (A. Ebert), 3. Waldprinzeſſin (L. Varga). F.:
Maidi, Felſenfeſt, Burgbrohl, Das Lied, Barſita, Heuſchrecke,
Madame Pompadour, Athanaſie, Chriſtinchen, Fredigunde,
Lahneck, Augenweide. Tot.: 16, Pl. 17, 21:10. 2½—4 Lg.
5. Silbernes Pferd. Ehrenpreis und 6500 Mark, 2600 Meter.
1. A. u. C. Weinbergs Olympier (O. Schmidt), 2. Panter, 3.
Geld=
not. F.: Cardinal II, Carabach, Heidjer. Tot.: 28, Pl. 17, 18:10.
9—4 Lg.
6. Alvenroſe=Rennen. 3900 Mark, 1800 Meter. 1. M. J.
Oppenheimers Noſtra (E. Grabſch), 2. Mulatte, 3. Vineta. F.:
Reichstag, Altpreuße, Miſſion. Tot.: 25, Pl. 16, 19310. 2—2 Lg.
7. Edderitz=Rennen. 2800 Mark, 1000 Meter. 1. A. u. C.
Weinbergs Mallorka (O. Schmidt), 2. Randgloſſe, 3. Duena. F.:
Pumpernickel, Rubico, Minnelied, Polonaiſe, Rheinſonne,
Speku=
lation. Tot.: 18, Pl. 11, 12, 15:10. 1½—4 Za.
Seite 8
Montag, den 13. Juni 1927
Nummer 162
Palast-Lichtspiele
Mur einige Tage
auf tausendfachen Wunsch:
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können. — Die Direktion macht
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