Darmstädter Tagblatt 1927


30. Mai 1927

[  ][ ]

Kuzelnummer 10 Pfennlge

Bezugspreis:
Bei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Mal
bis 31. Mal 2.48 Reſchsmark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2 25 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.40 Reſchsmart frei Haus. Poſtibezugspreie
im Mal ohne Beſtellgeld monatl. 2,25 Reichsmark.
Verantwortlichteit für Aufnahme von An eigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Ferruf ohne Verbindlichkeit für uns. Poſiſcheckonts
Franffurt a. M. 4304.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.

Anzeigenpreis:

Nummer 149

Montag, den 30. Mai 1927.

190. Jahrgang

22 mm breſte Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Alnzeigen 40 Reſchspfg, Mellamezelle (92 mm
breil 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärto 40 Reſchpfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchepſa, 92 mm breie Rellame
zelle 300 Reſchemant. Alle Preiſe im Reiſchemant
4 Doſſar 420 Marll. Im Falle höherer
Gewalt, wle Krieg, Aufruhr. Sirell u0p. erſiſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzeſgen=
auſtige
und Teſting von Schodenerſoh. Dei
Konlurs oder gerſchliſcher Beltreſbung fäſlt ſeder

Zu der kommenden
Segbriſungs Kauferenz iu Genf
Von unſerem Korreſpondenten.
Paris, 29. Mai.
Am 20. Juni ſoll die Seeabrüſtungskonferenz in Genf zwi=
ſchen
England, Amerika und Japan ſtattfinden. Man nimmt
von ihr vorerſt wenig Kenntnis, und doch kommt dieſer Kon=
ferenz
gerade unter den gegenwärtigen Verhältniſſen Bedeutung Schätzung des Konzeſſionseigentums zu entſchädigen.
zu. Ueber die Abrüſtung und über das Verhältnis der Mächte
zueinander iſt in der letzten Zeit manches ſehr bezeichnende
Wort gefallen. Man denke nur an die Ausſprüche, von Sir
William Joynſon Hicks und Muſſolini, denen man gewiß nicht
Mangel an Aufrichtigkeit vorwerfen wird. Im Gegenteil, emp=
findſame
Gemüter könnten den Verfall der Kunſt der Diplo=
maten
beklagen. Früher hat man gewiſſe Dinge verhüllter und
diskreter angedeutet. Dem Nachlaſſen der Heuchelei braucht
man gewiß nicht nachzutrauern, aber wie die Dinge jetzt liegen,
wird es ſelbſt den naivſten Pazifiſten unmöglich, in den Ab=
rüſtungskonferenzen
etwas anderes als internationale Verſuche golz zugeſtellten britiſchen Note, worin die Auſhebung des
zu ſehen, um die Ausmaße und die Ausſichten der kommenden
Kriege auf Grund der beſtehenden Verhältniſſe im voraus zu
regeln.
Der Genfer Dreimächtekonferenz ſieht auch niemand mit
roſigen Hoffuungen entgegen. Man erblickt in ihr eine äußerſt
geſchäftliche und ſachliche Angelegenheit. Die drei Mächte, welche
praktiſch die Kontrolle über die Weltmeere beſitzen, werden in
Genf verhandeln. Hier in Paris Frankreich hat bekanntlich
die Einladung für die Konferenz nicht angenommen ſieht man
dieſer Konferenz mit viel Nerboſität entgegen.
Die wiederholte Einladung Coolidges nach Waſhington
haben Frankreich und Italien abgelehnt, und auch England und
Japan haben das ihrige getan, wenn auch nicht offen, um die
Konferenz unmöglich zu machen. Dennoch foll die Konferenz
ſtattfinden, wenn auch nicht in Waſhington, ſo doch in Genf.
Das iſt nur ein Ergebnis des diplomatiſchen Druckes, den Ame=
rika
entfaltete. England iſt nicht geneigt, ſeine Flotte wirklich
zu beſchränken, und auch in der Theorie nur, wenn Italien und
Frankreich ſich der Abrüſtung anſchließen.
Die Lage der zwei Mächte, in deren unmittelbaren Nach=
barſchaft
, in Genf, die Konferenz gehalten wird, iſt alſo etwas
heikel. Muſſolini hat zuletzt in ſeinem letzten Temperaments=
ausbruch
ſeine Meinung über Abrüſtung, Locarno und ähnliche
Dinge unverblümt geſagt. Frankreich befindet ſich aber in einer
weit ſchwierigeren Lage. In Genf, das ſteht ſchon im voraus
feſt, wird die Verantwortung für das Nichtgelingen der See=
abrüſtung
auf die Mächte abgewälzt, die ſich von der Konferenz
fernhalten. Es liegt aber in der Natur der Dinge, daß auf
einer Abrüſtungskonferenz immer diefenigen am energiſchſten
abgerüſtet werden, die ſich in der ſchwächſten diplomatiſchen Po=
ſition
befinden. Wenn Frankreich und Italien an der Kon=
ferenz
teilnehmen würden, würden ſie von den großen See=
mächten
abgerüſtet. Wenn ſie aber nicht teilnehmen, tragen ſie
die Verantwortung für den Mißerfolg der Konferenz, ſoll ein
franzöſiſcher Politiker erklärt haben. Die Seeabrüſtungskonfe=
renz
findet alſo nirgends freudigen Widerhall. Sie iſt die Folge
einer innenpolitiſchen Lage in Amerika, die ſämtliche Außen= und von den ſlowakiſchen Volksparteilern inſzenierte Rummel
miniſterien in Verzweiflung geraten läßt.
Ein Abrüſiungsplan.
Wie aus Waſhington gemeldet wird, iſt in Beſprechungen
zwiſchen Staatsſekretär Kellogg und dem Hauptdelegierten zur dere Bedeutung zu, weil diesmal auch deutſche Parteien ihre
Flottenabrüſtungskonferenz, dem Brüſſeler Botſchafter Gibſon,
ein genauer Plan, für die Rüſtungsbeſchränkungen zur See
ausgearbeitet worden. Dieſer Plan ſoll in der Eröffnungs=
ſitzung
der Genfer Drei=Mächte=Konferenz vorgelegt werden.
Verſtärkte Flottenrüſtung Frankreichs.
TU. Paris, 29. Mai.
Wie der Figaro berichtet, ſieht der Budgetvorſchlag für
die franzöſiſche Kriegsmarine für 198 Ausgaben in Höhe
von 250 Millionen Franken vor. Das Blatt ſtellt feſt, daß dies die
Höchſtziffer ſei, die ſeither eingeſetzt wurde, denn 1927 habe ſich das
Budget für die Kriegsmarine auf nur 1800 Millionen, 1926 auf 1574
Millionen, 1935 auf 1400 Millionen und 1924 auf 1222 Millionen
Franken belaufen.
Die Sonntags=Vollverſammlung der Völkerbundsligen.
Berlin, 29. Mai.
Die Völkerbundsgeſellſchaften traten heute vormittag wieder
zu einer Vollverſammlung zuſammen. Zu Beginn der Beratun=
gen
wurde unter lebhaftem Beifall der Abſendung eines Tele=
gramms
an den Reichspräſidenten zugeſtimmt, das
folgenden Wortlaut hat:
Der Welwerband der Völkerbundsgeſellſchaften beehrt ſich,
keit für den ausgezeichneten Empfang auszudrückem, den er in
dieſem Lande erfahren hat. Er beglückwünſcht ſich außerordent=
lich
in der Hauptſtadt des Reiches an der Entwicklung des Völker=
Wohlfahrten, die man mit Recht von dieſer großen Friedens=
organiſation
erwarten darf, in welcher zu ſeiner Befriedigung
er Deutſchland den ihm zukommenden Platz hat einnehmen
Met
Hierauf berichteten die Vertreter von 23 Geſellſchaften kurz
über die Tätigkeit und Enwickelung der einzelnen Geſellſchaften.
Im Anſchluß an ein Referat des franzöſiſchen Delegierten Caſſin f
wurde dann einſtimmig eine Entſchließung angenommen, in der
Spanien und Braſilien aufgefordert werden, unter Verzicht auf
Sitz wieder einzunehmen. Den Beſchluß der Sonntagsberatung
des Welwerbandes der Völkerbundsligen bildete die Wahl der
Orte für die beiden nächſten Tagungen, und zwar wurden für die
Oktobertagung 1927 Soſia und für die übernächſte Tagung 1928
der Haag gewählt.

Vom Tage.
In der vergangenen Nacht wurden einige Fenſterſcheiben
des Pariſer engliſchen Konſulats von unbekannten
Tätern mit Steinen eingeworfen. Eine Unterfuchung iſt einge=
leitet
worden.
Der ſtellvertretende Vorſitzende des Hauptkonzeſſions=Komitees,
gültiges Uebereinkommen über die Auflöſung der
Mologa=Konzeſſion getroffen worden iſt, auf die Intereſſen
des Konzeſſionärs in vollem Maße Rückſicht genommen und beſchloſſen,
den Konzeſſionär, für ſeine Ausgaben auf Grund einer gerechten
Das perſiſche gabinett iſt zurückgetreten.
Die Antwortnote der ruſſiſchen
Regierung an Großbritannien.
w. Moskau, 29. Mai.
Handelsabkommens von 1921 und der Abbruch der diplomatiſchen
Beziehungen zur Sowjetunion mitgeteilt wurde, ließ die Sowjet=
regierung
dem britiſchen Geſchäftsträger Peters eine Note
überreichen, in der es heißt: Der Abbruch der Beziehungen mit
der Sowjetunion iſt durch die ganze Politik der jetzigen briti=
ſchen
konſervatwven Regierung vorbereitet worden, die alle
Anträge der Sowjetregierung auf eine Regelung der gegenſei=
tigen
Beziehungen durch Verhandlungen ablehnte. Die
Sowjetregierung weiſt alle Beſchuldigungen,
daß ſie das Abkommen von 1921 verletzt hätte, als voll=
kommen
unbegründet zurück. Die Ergebnisloſigkeit
der Durchſuchung der Handelsdelegation iſt der beredteſte
Beweis für die Loyalität der offiziellen Agenten der Sowjet=
union
. Der Hauptgrund für den Bruch iſt das Fiasko der
Politik der konſervativen Regierung in China
und der Verſuch, dieſes Fiasko durch eine Diverſion gegenüber
der Sowjetunion zu verſchleiern. Die britiſche Regierung
zieht normalen Beziehungen zu Rußland das Syſtem der Gewalt=
tätigkeit
und der Feindſchaft vor. Die Sowjetregierung iſt aber
überzeugt, daß die Zeit nahe iſt, wo das britiſche Volk die Mög=
lichkeit
finden wird, ſein Streben nach Frieden und Wiederher=
ſtellung
der normalen freundſchaftlichen Beziehungen zu den
Völkern der Sowjetunion unbehindert zu verwirklichen.
Der Triumph Prags.
Die deutſchen Regierungsparteien und die
Präſidentenwahl.
Von unserem E=Korreſpondenten.
Prag, 27. Mai.
Die Wahl des tſchechiſchen Staatsoberhauptes iſt vorüber.
Sie iſt, nachdem der von den tſchechiſchen Nationaldemokraten
ſchon in den letzten Tagen merklich abgeflaut war, ohne die be=
ſondere
Hochſpannung verlaufen, die bei einem ſo wichtigen
Staatsakt, wie die Wahl des Regenten ihn immerhin darſtellt,
ſich ſonſt einzuſtellen pflegt. Maſaryk iſt zum zweiten Male auf
EP. London, 29. Mai. ſieben Jahre zum Präſidenten der tſchechoſlowakiſchen Republik
gewählt worden, und dieſer Wahl kommt deswegen eine beſon=
Stimme dem Mann gegeben haben, der einſt das Wort von den
deutſchen Emigranten und Koloniſten geprägt hat und unter
deſſen Herrſchaft die Deutſchen bisher die Rolle des unterdrückten
Volkes zu ſpielen gezwungen ſind.
Vergegenwärtigt man ſich die Situation, in der das Sudeten=
deutſchtum
ſich auch heute trotz des Eintrittes zweier deutſcher
Parteien in die Regierung und trotz der Zuerkennung zweier
Miniſterſitze noch befindet, dann kann man ſich des Eindruckes
nicht erwehren, daß die Abgabe deutſcher Stimmen in einem ſo heit, bei der die Regierung den ſchärfſten Kampf mit der ſozial=
wichtigen
Augenblick, wie die Präſidentenwahl ihn darſtellt, ein
bedenklicher politiſcher Fehler war. Denn gerade bei dieſem
Anlaß hätten die Deutſchen, wenn ſie vor der Welt bekunden
wollen, daß die von ihnen angeſtrebte Gleichberechtigung ihnen
noch immer nicht zuerkannt worden iſt, durch Stimmenthaltung
gegen das Syſtem demonſtrieren ſollen, das Maſaryk trotz aller ſamtlage dieſes Landes faſt ausſichtslos genannt werden kann.
ſeiner perſönlichen Vorzüge verkörpert. Die ſlowakiſche Volks=
partei
hat den aktiviſtiſchen deutſchen Parteien neuerdings ge= Elend, gegen das die mißliche Lage der Leidensgefährten im
zeigt, wie ein um ſeine Rechte kämpfendes Volk den politiſchen
Kampf führt; auf deutſcher Seite haben ein gleiches Vorgehen
nur die Deutſchnationalen und die deutſchen Nationalſozialiſten
eingehalten, während die Chriſtlichſozialen. Agrarier und Ge=
werbetreibenden
ebenſo wie die deutſchen Sozialdemokraten für Darüber hinaus iſt aber vorläufig nichts Entſcheidendes zu er=
Maſaryk votierten und damit zugleich ein Bekenntnis zum Staat
ablegten, das nichts weniger beſagt, als daß ſie bereit ſind, ſich
dem Präſidenten der Deutſchen Republik ſeine lebhafte Dankbar= mit den hierzulande herrſchenden undemokratiſchen Zuſtänden
abzufinden, die ſie durch mehr als acht Jahre in der ſchärfſten
Form bekämpft haben.
Darin liegt die große Bedeutung der Wiederwahl Maſaryks.
bundes zu arbeiten im Hinblick auf die volle Verwirklichung aller Es erſcheint begreiflich, daß den Deutſchen daran gelegen iſt, die
Leitung der Geſchicke des Staates in den Händen eines Mannes Auswirkungen der antikommuniſtiſchen Rede Sarrauts in der
zu wiſſen, deſſen Humanitätsideale vorbildlich ſein müßten, wenn
ſie in die Tat umgeſetzt wären, aber die heutige Wahl hat keines=
wegs
die Notwendigkeit ergeben, durch die gehorſame Stimmen=
abgabe
zu dokumentieren, wie ſehr verbunden die Vertreter des
deutſchen Volkes ſich dem durch Maſaryk repräſentierten Syſtem
Wiederwahl Maſaryks war von vornherein geſichert, da ein ge= derben. Unter dieſen Umſtänden dürfe man von dem Kreuzzug
ihren Austrittsbeſchluß den ihnen im Völkerbund zukommenden eigneter Gegenkandidat nicht aufgeſtellt worden war. Es war gegen den Kommunismus nicht viel erwarten. Auch die
landspropaganda neues Material zum Beweis der Zufriedenheit
worden iſt.

Der neue Seipel.
Von unſerem Berichterſtatter.
r. Wien, Ende Mai 1927.
Die öſterreichiſche Außenpolitik ändert ſich nicht, auch nicht
gſandrow, erklärte: Die Sowjetregierung hat, nachdem ein end= in ihren Zielen und Methoden. Die internationale Diplomatie
hat dieſen Satz, den der neue alte Bundeskanzler Seipel in der
jüngſten Regierungserklärung prägte, zur Kenntnis genommen.
In Oeſterreich ſelbſt hat dieſe Erklärung ebenfalls keine Sen=
ſationen
hervorgerufen. Man hatte im großen und ganzen
nichts anderes erwartet. Dr. Seipel iſt vom Landbund und
von den Großdeutſchen die bekannte Erklärung, die jenem er=
wähnten
Satze vorauslief, direkt abgerungen worden, daß näm=
lich
die Ausgeſtaltung der Beziehungen zum Deutſchen
Reich und darüber hinaus auch jede wirtſchaftliche und ſonſtige
Annäherung der beiden Staaten von der Regierung gefördert
und gewünſcht würden. Für jenen Dr. Seipel, der ſeinerzeit in
Paris Reden hielt, die alles andere als anſchlußfreundlich
In Beantwortung der dem Sowjetgeſchäftsträger Roſen= waren, iſt ein ſolches Bekenntnis viel, ſehr viel. Und es wird
auch niemand einfallen, ſeine Hoffnung auf die Vereinigung
Oeſterreichs mit Deutſchland auf die Schultern des öſterreichi=
ſchen
Bundeskanzlers zu gründen.
Man unterſchätze nicht den Wert der ſtillen und doch ſo
intenſiven Leiſtungen der öſterreichiſch=deutſchen
Arbeitsgemeinſchaft, Leiſtungen, die viel höher zu wer=
ten
ſind, als die oft überlauten Proklamationen des deutſch=
öſterreichiſchen
Volksbundes. Und vor allen Dingen läßt ſich eine
natürliche Enwicklung auf die Dauer nicht hemmen. Das weiß
das Großdeutſchtum Oeſterreichs, das wiſſen auch die chriſtlich=
ſozialen
Bauern dieſes Landes. Vielleicht weiß es ſogar Dr.
Seipel, aber er glaubt, es nicht ausſprechen zu dürfen und wohl
auch nicht zu können. Inzwiſchen bemüht ſich Herr Dr. Zimmer=
mann
in Genf um die Wiederherſtellung der alten Abſatzgebiete
Oeſterreichs. Es wäre überoptimiſtiſch und auch falſch, anzu=
nehmen
, daß der Gedanke der Donauföderation, deſſen
Schöpfer, was nicht unbekannt ſein dürfte, das Pariſer Aus=
wärtige
Amt iſt, verloren gegangen wäre. Jede Wiener Meſſe
zeigt, daß die Träger des Wirtſchaftslebens in den Nachfolge=
ſtagten
das alte Zentrum Wien nicht vergeſſen haben und hier
zuſammenſtrömen, als wäre die zweitgrößte Monarchie Europas
nicht ebenfalls in dem Nachkriegschaos untergegangen. Dieſe
Erſcheinung auf der Wiener Meſſe führt den Donauföderaliſten
immer wieder Anhänger zu. Aber der einfache Schluß, daß ein
durch natürlichen Zuſammenſchluß mit dem Reich geſtärktes
Oeſterreich in viel weiterem Maße Handelszentrum ſein könnte
und hierbei durchaus nicht ſeine Anhängerſchaft aus den Donau=
ländern
verlieren würde, bricht ſich ja immer mehr Bahn, und
ſo werden die Bemühungen Dr. Zimmermanns von Tag zu
Tag unpopulärer und damit ausſichtsloſer. und wenn gar,
wie es vor wenigen Wochen geſchah, der rumäniſche Miniſter
des Aeußern die Behauptung aufſtellt, Oeſterreich habe ſeine
Lebensfähigkeit bewieſen, ſo beweiſt das gerade das Gegenteil.
Von den übrigen Stürmen, die den politiſchen Himmel Euro=
pas
heute wieder verdunkeln, bleiben wir hier ziemlich verſchont.
Infolgedeſſen dürſte das neue Kabinett und mit ihm ſein
Bundeskanzler wohl oder übel ſein Hauptaugenmerk auf die An=
näherung
an das Reich richten. Dieſe Arbeit greift tief in das
innerpolitiſche Leben hinein. Erwähnt ſei hierbei vor allem die
Durchführung der Abtrennung des Juſtizminiſteriums vom Bun=
deskanzleramt
, mit der der frühere großdeutſche Vizekanzler und
Juſtizminiſter Dr. Dinghofer betraut wurde. Dieſe Abtrennung
geht Hand in Hand mit der Reform des allgemeinen
Strafgeſetzbuches, bei der bereits ſeit geraumer Zeit die
engſte Fühlung mit dem Reich beſteht. Dafür iſt die geblante
Mieterſchutzreform eine rein innerpolitiſche Angelegen=
demokratiſchen
Opkoſition führt und zu führen haben wird. Hart
drückt auch noch die Arbeitsloſigkeit auf das öffentliche
Leben, und hier durch Produktionsſteigerung helfend einzugrei=
fen
, das iſt eine Aufgabe, die angeſichts der wirtſchaftlichen Ge=
Das große Heer der verarmten Rentner lebt hier in einem
Reich direkt roſig genannt werden kann. Die Altenverſicherung,
die Sozialverſicherung, das ſind alle Gebiete, die in Oeſterreich
von Grund auf neu geſtaltet werden müſſen. Auch hier dürfte
eine ſtärkere Fühlungnahme als bisher mit dem Reich erfolgen.
warten. Man muß hier durchhalten und an die gewohnte Arbeit
gehen.
Die franzöſiſche Preſſe zur Rede Sarrauts.
Die Abendpreſſe iſt zum Teil ſkeptiſch über die möglichen
Kammer. Der Intranſigeant glaubt, daß auch die rechts=
ſtehenden
Parteien ſich kühl verhalten werden und Sarraut einen
Erfolg auf dieſem Gebiete nicht gönnen wollen, weil ſie ihm
als dem Mann des Kreiswahlverfahrens grollen. Den bürger=
lichen
Kartelliſten dagegen ſei es nicht daran gelegen, es mit
fühlten; am Platze geweſen wäre einhellige Stimmenthal= den Kommuniſten, deren Unterſtützung ſie in den bevorſtehen=
tung
, die einzig der politiſchen Würde entſprochen hätte. Die den Wahlen unter Umſtänden nötig hätten, volſtändig zu ver=
nicht
nötig, durch poſitive Stimmenabgabe der tſchechiſchen Aus= Liberts äußert eine ähnliche Anſicht, glaubt aber, daß die
Schuld vor allem der Entſchlußunfähigkeit Briands zuzuſchreiben
zu liefern, mit welcher ſich die Deutſchen mit dem Platz abge= ſein werde. Briand fehle es volſtändig an politiſcher Logik,
funden haben, der ihnen in der Tſchechoſlowakei zugewieſen denn wenn er ſolche beſäße, ſo würde er genau wie England
mit den Ruſſen die diplomatiſchen Beziehungen abbrechen.

[ ][  ][ ]

Seite 2

Montag, den 30. Mai 1927

Nummer 149

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 30. Mai.
*Die Burgenfahrt des Hiſioriſchen Vereins
auf den Otzberg und Breuberg.
Angelockt von dem herrlichen Wetter, fand ſich eine ſtattliche Anzahl
von Teilnehmern an der Bahn ein; oben auf dem Otzberg begrüßten
uns die Groß=Umſtädter Freunde des dortigen Zweigvereins. Im
Burghof hielt Prof. Dr. jur. et phil. Eſſelborn einen trefflichen
Vortrag über die Baugeſchichte und Schickfale der Burg. Das Land
um den Otzberg kam durch Pippin mit Umſtadt 766 an die Abtei Fulda,
die verſchiedene adlige Familien, wie die Ganze, die Rodenſteiner.
Walbrunn, Wamboldt u. a. damit belehnte. Nachdem die Burg bereits
im 12. Jahrhundert dem Pfalzgrafen zu Lehen gegeben, verpfändete der
Abt von Fulda 1374 das Land an den Grafen Ulrich IV. von Hanau.
1390 verkaufte dieſer ſie an den Pfalzgrafen Rupprecht II. Nachdem
1427 die hanauiſche Pfandſchaft mit 25 000 Gulden abgelöſt war, war
das Land in uneingeſchränktem Beſitz der Pfalz, als Oberamt Otzberg,
mit Hering, Lengfeld, Klingen, Wiebelsbach u. a. Durch den bayeriſchen
Erbfolgeſtreit veranlaßt, nahm Landgraf Wilhelm II. von Heſſen 1504
das Amt in Beſitz, bis 1507 ein Vergleich zuſtande kam, wonach Um=
ſtadt
in Gemeinſchaft, der Otzberg der Pfalz zurückgegeben wurde. Gegen
Ende 1621 wurde die Burg von den Bayern belagert und der wackere
pfälziſche Obriſt von der Tann mußte ſich gegen freien Abzug ergeben.
Dann kamen der Otzberg und Umſtadt 1623 (der Schenkungsbrief iſt
vom 11. 4. 1626) an ben Landgrafen Ludwig V. von Heſſen. Unter dem
Kommandanten Leutnant Heſſemer und dem Amtmann Seebach
wurde die Burg 1647 an Turenne ausgeliefert, der als Komman=
danten
den Rittmeiſter Joach, Hennig einſetzte. Im weſtfäliſchen Frie=
den
kam der Otzberg wieder an die Pfalz unter Oberamtmann Cur=
tius
. Neuerlich durden 1672 durch Turenne große Schäden (etwa
19 000 G.) verurſacht. Im Jahre 1801 kam das Amt Otzberg an Heſſen=
Darmſtadt.
Der älteſte Teil der Feſtung iſt der frei im Hof ſtehende Bergfried,
im Volksmund die Weißrüb genannt. An der inneren Ringmauer iſt
noch ein wohlerhaltener Wehrgang vorhanden, ſie umgibt als Zwinger
ein kaſſemattierter Wall von 1511 (nicht 1517) und 1518. Außerdem iſt
noch ſehenswert das Brunnenhaus, das den 50 Meter tiefen Brunnen
umgibt, aus dem das Waſſer durch ein vier Meter hohes Tretrad durch
Kettenzüge heraufgeſchafft wird. Seit 1803 war der Otzberg Staats=
gefängnis
unter dem Kommandanten Karl von Sperl.
Jetzt wurde der Marſch nach dem Breuberg angetreten und unter=
wegs
am Waldesrand Mittagsraſt gehalten. Dann ging es bei pracht=
vollen
Ausblicken, unten im Tal die Lungenheilſtätte Sandbach, auf
den Breuberg. Hier empfing uns der Erbacher Zweigverein
unter unſerem Ehrenmitglied, Archivrat Morneweg und Baurat
Dieffenbach. Erſterer hielt in dem prächtigen Mitterſaal des
Johann=Kaſimir=Baues aus der Fülle ſeiner Erkenntnis einen feſſelnden
Vortrag. Die Burg erſcheint zuerſt im 13. Jahrhundert im Beſitz eines
Konrad Reitze de Bruberg 1229; von ſeinen Söhnen iſt der
Jüngſte, Konrad II., Reiz v. Br. der Erbauer des Frankenſteins.
Nach Eberhard III. Tod (um 1320) teilten ſich ſeine Schwiegerſöhne,
Graf Rudolf v. Wertheim und Gottfried v. Eppſtein,
in ſeinen Beſitz. Der letztere Anteil kam durch Kauf ebenfalls an
Wertheim, das von 14971556 ganz Wertheimiſch war. Der letzte
Sproß, Graf Michael III., führte 1548 die Reformation ein. Bei ſeinem
Tode fiel die eine Hälfte an Erbach, die andere an Stolberg=Königſtein,
und von dieſen im Anfang des 17. Jahrhunderts an die Fürſten von
Löwenſtein=Wertheim=Roſenberg. Die Burg war bis in die dreißiger
Jahre des vorigen Jahrhunderts von Heſſiſch=Löwenſteiniſchen und
Erbachiſchen Beamten und dem Pfarrer bewohnt. Unſer Darmſtädter
verſtorbener Arnold Bergſträßer iſt als Sohn des Rentamtmanns B.
da geboren.
Die Burg iſt die bedeutendſte des Odenwalds, ſie wirb umgeben
von einem tiefen, in den Sandſtein gehauenen Graben und gewaltigen
Ringmauern mit ſtarken Rundtürmen. Dieſe äußeren Befeſtigungen ſind
nach 1500 von G. v. Wertheim erbaut, über dem Burgtor ein ſchönes
Wappen mit der Inſchrift: Michel Grawe v. Wertheim 1499; rechts davon
ein Trutzkopf der ſog. Breilecker. Wenn man durch das Tor geht,
liegt links der Renaiſſancebau des Grafen Johann= Kaſi=
mir
, 1613 errichtet, der über dem früheren Marſtall den berühmten,
mit kunſtgeſchichtlich bedeutſamen Stukkaturarbeiten geſchmückten Rit=
terſaal
trägt. Morneweg gelang es, den Schöpfer davon in dem
Meiſter Eberhard Fiſcher von Babenhauſen nachzuweiſen.
Die Decke enthält im mittleren Feld 32 paarweiſe angeordnete Wappen,
die Ahnentafel des Erbauers, die beiden anderen Felder Darſtellungen
aus der Mythologie, endlich, in Anlehnung an flämiſche Vorbilder,
Szenen aus der deutſchen Tierfabel von oft ſehr derbem Humor. Oeſt=
lich
davon iſt die alte Burg mit 25 Meter hohem Bergfried aus dem
12. Jahrhundert, mit einer 1612 aufgeſetzten Haube. In der Kapelle
ſind Wandmalereien, die aber teilweiſe wieder zugetüncht ſind, in ihr
liegt der Graf Gottfried von Erbach, geſtorben 1635 als ſchwediſcher
Kommandant, begraben.
Nach eingehender Beſichtigung aller herrlichen Altertümer ging es
zu Fuß nach Höchſt, von wo die Rückreiſe angetreten wurde. Wer die
Burg ſchon öfter beſucht, wird, immer von neuem von ihr entzückt, nur
K. Nogck.
mit ſchwerem Herzen ſcheiden.

Heſſiſches Landestheater. Als 4. Vorſtellung des Mozart=
zhklus
wird am Freitag, den 3. Juni im Großen Haus die Zauber=
flöte
gegeben. Die Inhaber von Zykluskarten können ihren Gutſchein
an der Tageskaſſe des Großen Hauſes heute, Montag, gegen eine
Karte einlöſen, die ſie zum Beſuch der Aufführung berechtigt. Der all=
gemeine
Vorverkauf beginnt morgen, Dienstag.
Allgemeiner Deutſcher Jagdſchutzverein, Landesverein Heſſen.
Den Mitgliedern iſt wiederum Gelegenheit geboten, jeden Dienstag nach=
mittag
, ab 5 Uhr, am Uebungsſchießen auf Tontauben
des Heſſiſchen Jagdklubs teilzunehmen. Schließplatz: Flugplatz Darm=
ſtadt
. Zahlreiche Beteiligung erwünſcht. Bitte, kleines Rockabzeichen
anlegen.

11. Allgemeine Hunde=Ausſtellung.
Der Verein der Hundefreunde von Darmſtadt und Umgegend für
Raſſezucht, Polizei=, Schutz= und Gebrauchshundeweſen, e. V., veran=
ſtaltete
unter Mitwirkung des Heſſiſchen Jagdklubs geſtern im Orange=
riegarten
ſeine 11. Allgemeine Hundeausſtellung, mit der die Sonder=
Ausſtellung des Klub Kurzhaar=Südweſt, des Allg. Deutſchen Rottweiler=
Klubs, Darmſtadt, des Deutſchen Teckel=Klubs, Darmſtadt, und die Ver=
bandsausſtellung
des Rhein=Main=Neckar=Landesverbands des Dober=
mannpinſcher
=Vereins verbunden war. Auf der Ausſtellung, die um
8 Uhr vormittags eröffnet wurde, waren 250 Hunde aller Raſſen ver=
treten
, die allgemein lebhaftes Intereſſe erregten. Der Beſuch der Aus=
ſtellung
war ſehr gut, allerdings konnten die nach 5 Uhr erſchienenen
Beſucher nicht mehr allzuviel ſehen, da es die meiſten vierbeinigen
Freunde, bzw. deren Beſitzer nicht bis 6 Uhr aushielten, und ihre in=
zwiſchen
unruhig gewordenen Lieblinge zu ſich nahmen, ſo daß die
Ausſtellungsplätze leer waren. Immerhin hatte man im Laufe des
Tages Zeit genug, die edlen Raſſetiere zu bewundern. Auch zahlreiche
Ehrengäſte ſtatteten der Ausſtellung ihren Beſuch ab, ſo u. a. als Ver=
treter
des Miniſteriums Herr Oberregierungsrat Dr. Sieger und
Herr Oberſtleutnant Schröder von der Heſſiſchen Schutzpolizei. Vor=
mittags
überreichte Regierungsrat Dr. Kayſer dem Ausſtellungsleiter
im Namen des Miniſteriums des Innern einen wervvollen Ehrenpreis
und wünſchte der Ausſtellung einen guten Erfolg. Bei Beſichtigung der
Ausſtellung drückte er ſeine Befriedigung über die muſtergültige
Schau aus.
Nachmittags fanden unter der Leitung des Herrn B. Hof=
mann
Hundewettrennnen in verſchiedenen Läufen ſtatt, die das zu=
ſchauende
Publikum lebhaft intereſſierten und auch ſtarken Anklang fan=
den
da die Rennen vorzüglich organiſiert waren. Unter den verſchie=
denſten
teilnehmenden Raſſen iſt beſonders der Barſoi (Windhund) ein
hervorragender Renner. Daher wurde gerade die Leiſtung dieſer Tiere
beſonders beachtet. Die anſchließende Vorführung von Polizei= und
Schutzhunden unter Leitung des Herrn Kriminalſekretär H. Jäger
fand ungeteilten Beifall, bewieſen doch die gezeigten Gehorſamsübungen,
die Mannarbeiten u. a., das Bewachen eines Kinderwagens und das
Verhalten des Hundes bei Raubüberfällen, die tadelloſe und zweifellos
recht ſchwierige Dreſſur, die den Hunden von ihrem fachmänniſchen Leiter
zuteil wurde. Unter Leitung desſelben Herrn fand der Boxkampf
zwiſchen einem Deutſchen Boxer und einem (ſchwarzbemalten!) Neger
ſtatt, bei dem man unbedingt den Eindruck hatte, daß ſelbſt ein richtiger
Neger im Ernſtfalle reſtlos beſiegt worden wäre. So hat dieſe Aus=
ſtellung
, die viel ſehenswertes bot, dank der aufopfernden und raſtloſen
Tätigkeit des Ausſtellungsleiters, Herrn Rechtsanwalt Rohde, des uner=
müdlichen
Arbeitens des Leiters der Geſchäftsſtelle, Herrn Philipp
Schnell, ſowie der tatkräftigen Mitwirbung der übrigen Organe
einen vollen Erfolg zu verzeichnen.
Da nur Raſſenhunde im Alter von mindeſtens 9 Monaten, die in
ein Zuchtbuch der Raſſenzuchwereine des Kartells oder in ein vom
Kartell anerkanntes Hundeſtammbuch eingetragen ſind, zugelaſſen waren,
war das ausgeſtellte Hundematerial natürlich erſtklaſſig. Es war daher
auch manchmal für die Preisrichter recht ſchwierig, die Wahl bei Zuer=
kennung
der Preiſe zu treffen. Die Vergebung der Zuchtgruppen= und
erſten Preiſe geſtaltete ſich nach uns zur Verfügung geſtellten Unterlagen
wie folgt:
Zuchtgruppen: Den Ehrenpreis des Miniſters des Innem erhält:
Deutſche Schäferhunde: Zwinger v. d. Sekretainerie, Beſ. Joſ. Schwa=
bacher
, Auerbach. 2. Deutſche Doggen: den Preis des Oberbürger=
meiſters
von Darmſtadt Zwinger v. d. Saalburg, Beſ. K. Färber,
Homburg v. d. H. 3. Deutſche Kurzhaar: Zwinger v. Winterhauch
Beſ. Bürgerm. Weiß, Mülben. 4. Griffon: Zwinger v. d. Kreuzeiche‟,
Beſ. O. Rexroth, Erbach i. O. 5. Rottweiler: Zwinger v. d. Star=
kenburg
, Beſ. Gg. Adam Schneider 3., Bensheim. 6. Boxer: Zwinger
v. Breitwieſenberg, Beſ. Heinrich Katzenbach, Darmſtadt.
Von den einzelnen Gruppen erhielten 1. bzw. 2. Preiſe (die Beſitzer
und Nummer im Ausſtellungsführer ſind in Klammer beigefügt):
Bernhardiner. Rüden: 1. Jockel von Taubertal (Fr. Meiwhardt,
Frankfurt a. M., 125). 2. Folbert v. Schönewald (Raiß, Mörfelden, 126).
3. Arno v. Röderberg (O. Luft, Friedberg, 129). Hündinnen: 1. Irma
v. d. Glocke (H. Nawratil, Kleinheubach, 133). 2. Beſſie v. d. Mühlau
(Frau F. Boſch, Darmſtadt, 134). 3. Mia v. Wildeck (W. Mühlig, Frank=
furt
a. M., 132).
Schott. Terrier. Dudelſack Satan (Rechtsanw. Rohde Darmſtadt, 46)
Airedale=Terrier. Rüden: Vidal v. Kleinfeld (Dr. Mainzer, Darm=
ſtadt
, 101). Aſſap v. d. Linde (R. Erb, Frankfurt a. M., 102). Hün=
dinnen
: Krimhilde v. d. Kirnau (F. Ludwig, Auerbach, 104). Maila v.
Guſtavsburg (O. Klamberg, Guſtavsburg, 176).
Foxterrier. Rüden (glattharige): Organiſt a. D. Wuppertal (G. Or=
bach
, Elberfeld, 35). Hündinnen: Siegerin Odonta (G. Orbach, Elber=
feld
, 36). Drahthaarige Rüden: Edgemoor Sauceboat (Dr. Stamm,
Kaſſel, 38). Ruck v. Hilſchwaſſer (Hch. Schäfer, Jggelheim 40). Orſka
a. d. Wuppertal (G. Orbach, Elberfeld, 43); Aſta Cimbria (S. Deckert,
Darmſtadt, 42).
Dobermannpinſcher. Rüden (ſchwarzrot); Lux v. Saumhof (A.
Gumsheimer 73); Friedo v. Praßberg (E. Scholl, Sieger, 212).
Braunrot: Cralo v. Lambsheim (J. Jäger, Worms, 81); Fertig vom
Zinsgut (K. Kritzmann, Pfungſtadt, 82). Hündinnen, ſchwarzrot:
Lady v. Saumhof (Gumsheimer, Oggersheim, 84); Kitty v. Hindendorf
(G. Friſchmann, Frankfurt a. M., 83); braunrot: Karawelle v. Müller=
gut
(P. Wörner, Worms, 89
Rottweiler. Rüden: Bill v. Landhof (E. Muth, Frankfurt a. M.,
179); Artus v. Bethmannspark (L. Bernhard, Frankfurt a. M., 180).
Hündinnen: Cuni v. d. Starkenburg (H. Fr. Schön, Bensheim, 185);
Cilla v. d. Starkenburg (F. Rittersberger, Bensheim, 98).
Boxer. Rüden: Caſtor v. Hornfeld (Ph. Pfannebecker, Karlsruhe,
218); Franzel v. Breitwieſenberg (H. Katzenbach, Darmſtadt, 107).
Hündinnen: Feſta v. Breitwieſenberg (Hch. Karg, Darmſtadt, 115);
Flora v. Breitwieſenberg (K. Hofmann, Darmſtadt 116).
Deutſche Schäferhunde. Rüden: Bodo a. d. Leichtweishöhle (Th.
Heß, Bierſtadt=Wiesbaden, 55); Gelmo v. d. Fichtenallee (J. Schwa=
bacher
, Auerbach, 52). Hündinnen: Erika v. d. Sekretainerie (J.
Schwabacher, Auerbach, 62); Jetti vom Schalkshof (V. Schalk 4., Viern=
heim
, 64),

Deutſche Doggen. Rüden, geſtromte: Erno v. d. Saalburg (W.
Bauer, Darmſtadt, 221); Bismarck vom Ohmtal (A. Lein, Büdingen,
136); gelbe: Eddo vom Nordſtern (Frau J. Keller, Frankfurt a M.,
138), Donar v. d. Iſenach (K. Krampf, Mannheim, 139); gefleckte:
Cäſar (E. Käſer, Cannſtatt, 143), Bertram v. d. Rodau (W. Rau, Mühl=
heim
a. M., 142). Hündinnen, geſtromte: Danka v. Freigericht (K.
Vogt, Ober=Eſchbach, 144), Diba v. Freigericht (W. Blaß, Alzey, 235);
gefleckte: Bedin v. d. Rodau W. Rau, Mühlheim a. M., 148); blaue:
Afra v. Alzey (Dr. Schlink, Alzey, 150).
Deutſche kurzhaarige Vorſtehhunde. Rüden: Taſſo vom Winter=
hauch
(C. Neſſel, Frankfurt a. M., 5). Hündinnen: Alfa Südweſt
(Fabrikdir. M. Geſchwind, Nierſtein, 10). Arne Südweſt (F. Immel,
Dexheim).
Deutſche langhaarige Vorſtehhunde. Hündinnen: Donna Germania
(Forſtrat Eckhard, Raunheim a. M., 15); Anda vom Bärenſprung (A.
Kaiſer, Höchſt a. M., 14).
Griffon. Rüden: Hyon v. b. Kreuzeiche (Ch. Knie, Rapperswil=St.
Gallen, 18), Alberich vom Wonnegau (G. Lipp, Worms, 16).
Hündinnen: Iſa v. d. Kreuzeiche (Fabrikant O. Rexroth, Erbach im
Odenwald, 24).
Schnauzer. Rüden: Carlo v. Saldern (J. Steger, Darmſtadt, 120),
Gauner v. Egelſee (Fr. Rapp, Vaihingen, 225). Hündinnen: Hanna
v. Heuhof (J. Steger, Darmſtadt, 122), Gretel v. Egelſee (Fr. Rapp,
Vaihingen, 227).
Außer den oben angeführten Preiſen wurden noch zahlreiche andere
Hunde aller Raſſen mit wertvollen Prämien bedacht, die liebenswür=
digevweiſe
von den verſchiedenſten Seiten zur Verfügung geſtellt wurden.

Bühnenvolksbund. Am Mittwoch abend erfreute Herr Studien=
aſſeſſor
Dr. Robert Schäfer=Heppenheim die zahlreich erſchienenen
Mitglieder mit einem feſſelnden Einführungsvortrag in Grabbes Scherz,
Satire, Jronie und tiefere Bedeutung Im erſten Teil ſeines Vor=
trages
gab der Redner die Lebensgeſchichte dieſes wilden Deutſchen, der
in der Notzeit der Reaktion das deutſche Drama von der Verlogen=
heit
des Epigonentums erlöſen wollte. Grabbes Leidensruf nach dem
Uebermenſchen, ſein Pvoteſt gegen alles Bürgerliche, ja Klafſiſche, wurde
aus der dämoniſchen Gier des Dichters nach Zerſtörung gedeutet. Dem
Vortragenden gelang es, durch Aufzeigung der Entwickelung der Schick=
ſalsidee
den Weg Grabbes vom alles vernichtenden Herzog von Goth=
land
über den Hannibald bis zu der von den Gefühlen heilender
Heimatliebe durchgluteten Hermannsſchlecht anſchaulich zu deuten. Im
zweiten Teil analyſierte Herr Dr. Schäfer ungemein amüſant dem In=
halt
der Literaturkomödie. Die Einführung wurde durch den liebens=
würdigen
, von witzigen und klugen Erklärungen durchflochtenen Vor=
-ch.
trag der Hauptſzenen gekrönt.
* Eine ſchwere Gasvergiftung erlitt ein etwa 20jähriger Student,
Sohn des Herrn P-of. E. von hier. Geſtern nachmittag um 4 Uhr
wurde die Städtiſche Rettungswache in die Oſannſtraße 9 gerufen, wo
ſie den jungen Mann bewußtlos in der Küche vorfand. Anſcheinend
hatte er nachts nach ſeiner Rückkehr in die elterliche Wohnung den Gas=
hahn
am Ofen überdreht, ſo daß das Gas ausſtrömte. Nur dem Um=
ſtand
, daß die Küchentüre iffen ſtand, iſt es zu danken, daß Wieder=
belebungsverſuche
, die nach Eintreffen der Rettungswache vorgenom=
men
wurden, Erfolg hatten. Da die Eltern des jungen Mannes verreiſt
waren, wurde er von der Städtiſchen Rettungswache in das Städtiſche
Krankenhaus gebracht, wo er noch ſchwer krank liegt.
Wochenmarkt zu Darmſtadt am 28. Mai. Kleinhandels=
Tagespreiſe (pro Pfund bzw. Stüick in Pfg.): Spargeln 1. Sorte
110120, desgl. 2. Sorte 5060, Kohlrabi 30, Karotten 3070, Rote
Rüben 1215, Spinat 153, Römiſchkohl 1215, Rotkraut 202,
Weißkraut 2025, Wirſing 2025, Buſchbohnen 80 Erbſen 4550,
Zwiebeln 182), Knoblauch 80, Rhabarber 1820, Tomaten 100120,
Gärtner=Kopfſalat 1015, Freiland=Kopfſalat 810, Salatgurken 70
bis 100, Blumenkohl (ausländ.) 70130, Rettich 515, Sellerie 540,
Lauch 510, Meerrettich 80, Radieschen 57, Frühkartoffeln 1825,
Spätkartoffeln 810, Mäuschen 13, Erdbeeren 120150, Kirſchen 60
bis 80, Tafeläpfel 3565, Wirtſchaftsäpfel 2520, Bananen 8085,
Apfelſinen 515 Zitronen 510, Süßrahmbutter 200210, Landbutter
170190, Weichkäſe 3040, Handkäſe 415, Eier, friſche 1113, Hühner
140180, Tauben 80100, Haſen 7080, Rindfleiſch, friſch 80100,
Kalbfleiſch 110120, Hammelfleiſch 80, Schweinefleiſch 90100, Dörr=
fleiſch
150, Schinken 200, Wurſt 70140, Wurſtfett 70, Schmalz aus=
gelaſſen
100 Pfg.
* Aufwertung von Sparguthaben. Nach der Ausführungsverord=
nung
, die das württ. Innenminiſterium über die Aufwertung der
Sparguthaben bei den öffentlichen Sparkaſſen am 21. April 1927 er=
laſſen
hat, iſt der Satz von 12,5 Prozent im Intereſſe der Sparer nur
als Mindeſtſatz übernommen. Sparkaſſen, die ohne Beitrag ihres
Gewährverbandes zu größeren Leiſtungen fähig ſind, ſind verpflichtet,
ihre Teilungsmaſſe zu entſprechender Beſſerſtellung ihrer Spargläubiger
zu verwenden. Jede Sparkaſſe hat einen Teilungsplan zu ent=
werfen
und den Entwurf eine Woche lang in ihren Räu=
men
zur Einſichtnahme aufzulegen, worauf er von dem
Treuhänder aufgeſtellt und dem Innenminiſterium zur Genehmigung
vorgelegt wird. Mit der Genehmigung iſt der Teilungsplan verbind=
lich
und der Rechtsweg zur Verfolgung der Gläubigeranſprüche aus=
geſchloſſen
.

Tageskalender für Montag, den 30. Mai 1927.
Vandestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende
10 Uhr: Der Bürger als Edelmann. Kleines Haus: Keine
Vorſtellung. Orpheum: Keine Vorſtellung. Vortrag von
Frau Blume, Berlin, abends 8 Uhr im Fürſtenſaal über: Welche
Vorteile bietet die Verwendung der Elektrizität im Haushalt?
Lichtbildervortrag von Stadtbaurat Mah, Frankfurt a. M.,
abends 8½ Uhr im Hörſaal der Techn. Hochſchule über: Neues
Bauen.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 31. Mai 1927.
Nachm. 3½ Uhr im Heſſ. Amtsgericht I, Zimmer 218: Grundſtücks=
Verſteigerung.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Sonntag, den 29. Mai.
Siegfried.
Muſikdrama von Richard Wagner.
Die Titelrolle ſang heute vertretungsweiſe der Kammer=
ſänger
Rudolf Ritter aus Stuttgart als Gaſt. Der be=
rühmte
Bayreuther Siegfried erfreute durch eine Leiſtung großen
Stils, die ſich durch Ausdruckskraft und geſangliche Vorzüge in
hohem Maße auszeichnete. Die wundervolle Stimme leider
häufig durch ein allzu lautes Orcheſter zugedeckt war es haupt=
ſächlich
, die durch Ausgiebigkeit und den heldiſchen Glanz ſieg=
haſter
Höhe dem Abend, gemeinſam mit unſeren vortrefflichen
Künſtlern, jene Wirkung gab, die dem herrlichen Werke inne=
wohnt
.
v, H.

Kleines Haus. Sonntag, den 29. Mai.
Zehnte Morgenfeier.
Heinrich Hölzlin.
EN. Trotz des herrlichen Wetters war die Morgenfeier ſehr
gut beſucht, welche den muſikliebenden Darmſtädtern Gelegenheit
gab, den zu aller Bedauern bald von hier ſcheidenden hervor=
ragenden
Baſſiſten Heinrich Hölzlin zu bewundern. War dieſer
ſchon, als er nach Darmſtadt kam, durch ein prächtiges Material
und durch gutes Können ausgezeichnet, ſo iſt die Reihe von
Jahren, die er hier als eines der meiſtbeſchäftigten Mitglieder
unſerer Oper und als Sänger im Konzert verbrachte, für ihn ein
kunſtleriſcher Aufſtieg von größter Bedeutung geworden. Von
Jahr zu Jahr gewann ſeine Stimme an Volumen und Klang=
ſchönheit
, und ebenſo vermehrte ſich ihre Ausdrucksfähigkeit und
die Vielſeitigkeit ſeiner Künſtlerſchaft. Es iſt ja nun einmal das
Los der mittleren Städte und ihrer Bühnen, daß ſie Künſtler,
die bei ihnen ſich zu außergewöhnlicher Bedeutung entwickelt
hoben, ſcheiden ſehen müſſen, bei Heinrich Hölzlin iſt dies beſon=
ders
ſchmerzlich, da ſein perſönliches und künſtleriſches Weſen
ihm die Sympathien weiteſter Kreiſe geſichert haben.
Auch der heutige Morgen trug dazu bei, den Abſchied beſon=
ders
ſchwer zu machen. Denn Hölzlin war ausgezeichnet bei
Stiwme und in beſter Geberlaune. Die Vortragsfolge war im
weſentlichen auf einen ſehr ernſten Ton geſtimmt. Den größten

Eindruck machten uns die Lieder von Arnold Mendelsſohn, die
wir zum Teil ſchon von Hölzlin gehört haben. Beſonders der
Sarlasmus des König David iſt eine Meiſterleiſwng des
Künſtlers. Fünf Lieder von Erich Riede intereſſierten ſtark durch
das ehrliche Streben nach Vertiefung und emſte, gute Faktur.
Zum Schluß erklangen vier Geſänge von Bodo Wolf, der uns
gerade als Lyriker am wertvollſten erſcheint und hier zur größten
Freiheit ſeines perſönlichen Stils gelangt iſt. Daß unter ihnen
das fröhliche Herr Nachmittag ſich befand, wurde von den
Hörern beſonders dankbar begrüßt. Heinrich Hölzlin wußte
mehrere Lieder wiederholen, wurde mit reichſtem Beifall bedacht
und konnte die Herzlichkeit der ihm dargebrachten Empfindungen
an den ſchönen Blumenſpenden erſehen. Er wurde begleitet von
Erich Riede, der als feinſinwig mitſchaffender Begleiter wie als
Komponiſt ebenfalls an dem Erfolg der Morgenmuſik ſtark be=
teiligt
war.

* Richard Strauß.
Der Beſuch des großen, berühmten Muſikers hat mehr als
gewöhnliche Bedeutung für die Stadt und ſein Muſikleben. Nicht
nur, daß der erfolgreichſte Komponiſt unſerer Zeit, den der Welt=
ruhm
umrauſcht, uns die Ehre ſeines Kommens ſchenkt, ſondern,
was mehr iſt, daß wir in ihm den nach Ausmaß und Vielſeitig=
keit
größten Tonſetzer der Nachwagnerſchen Epoche verehren,
gibt ſeinem Gaſtſpiel Wert und Gewicht.
Strauß hat, auf dem Gebiet der Oper von Wagner aus=
gehend
, und anfänglich ganz ihm verpflichtet, mit dem Einſatz
einer völlig neuen Gedankenwelt und der Kraft ſeiner eigen=
artigen
Originalität als Erſter ſelbſtändige Bahnen beſchritten,
und indem er ſich vom Muſikdrama abwendete, die Form und
das Weſen der Oper in ſeiner früher gültigen Geſtalt neu be=
fruchtet
. Er iſt auf Grund einer Beherrſchung techniſcher Mittel,
wie ſie bislang unerhört war und in der er heute noch unerreicht
daſteht, der Meiſter des Klanges geworden. Er wurde, trotz
größter Kühnheiten ſeiner inſtrumental überraſchenden Klang=
bilder
, die anfänglich erſtaunten, ja abſchreckten, der Tonalität
nie untren und hai uns eine Fülle von berauſchendſter Melodik
geſchenkt, wie kein Anderer,
Wenn heute die junge und jüngſte Schar unſerer Tonſetzer
andere Wege eingeſchlagen hat, ſo verbindet ſie dennoch das
gleiche Ziel. Denn gerade bei Strauß finden wir allüberall ſchon

die abſolute Muſik herrſchend, die auch in die Oper wieder ein=
zuſetzen
die Jugend beſtrebt iſt. Zu ihm als ihrem Meiſter blickt
jung wie alt in gleicher Verehrung auf. Wir begrüßen den ſel=
tenen
, überragenden Künſtler am Pult des Landestheaters aufs
herzlichſte und freuen uns, daß er ſein muſikaliſch tiefſtes und
ſchönſtes Bühnenwerk, die Ariadne=Muſik, heute abend bei uns
leiten wird.
v. H.

Konzert des Don=Koſaken=Chores.
F.N. Auch das Konzert der Don=Koſaken im Saalbau war
ausgezeichnet beſucht. Immer wieder iſt man überraſcht von der
vorzüglichen Chordiſziplin und dem ausgezeichneten Stimmen=
waterial
dieſes Chores. Ihn aber mit unſeren Männerchören
zu vergleichen, geht durchaus nicht an, da es ſich bei den Don=
Koſaken um einen auf ſtändigen Konzertreiſen, und darum in
ſteter Uebung befindlichen Berufschor handelt, da er ein großes
Programm ſo beherrſcht, daß man geradezu von artiſtiſcher Vir=
tuoſität
ſprechen kann, und da ſeine Aufgabe, täglich an anderen
Orten auf das Publikum faſzinierend zu wirken, gänzlich ab=
weicht
von den hohen künſtleriſchen und volksbildneriſchen Auſ=
gaben
, die wir an unſere Chorvereine zu ſtellen gewohnt ſind.
Denn wenn man alle Kompoſitionen, welche die Don=Koſaken
vortragen, kritiſch künſtleriſch unter die Lupe nehmen wollte, ſo
würde einem auffallen, daß manches Mittelgut gewählt wird,
weil es die Möglichkeit großer Wirkungen und ſtarker Effekte in
ſich birgt. So ſind die Don=Koſaken imſtande, an Schönheit der
Stimmen und an Ausfeilung der Technik alles zu übertreffen,
was wir zu hören gewohnt ſind, künſtleriſch aber bleiben ſie für
uns ein Fremdkörper in unſerem Muſikleben, für den man ſich
ſtark intereſſieren muß, der ſich aber von anderen künſtleriſchen
Idealen leiten läßt, als es eigentlich die unſerigen ſind. Darum
iſt jedes Auftreten des Chores mit ſeinem vorzüglichen Dirigen=
ten
und Einſtudierer Serge Jaroff eine Senſation und alles,
was äußerlich mit den Konzerten zuſammenhängt, iſt geeigneh.
dieſen Charakter noch zu unterſtreichen. Dementſprechend war
auch geſtern das Publikum im Saalbau wie faſziniert, maſte faſt
in Beifallsfreude und verlangte den Gäſten eine Zugabe nach der
anderen ab. Das Ungewohnte wirkt ja immer beſonders ſtark,
möge aber doch manchem der Hörer aus dem Gegenſatz heraus
der Sinn für das Wertvolle und Ethiſche unſerer beſten Rumſl
ſich öffnen.

[ ][  ][ ]

andelt
Gm
FaN

Nummer 149

Montag, den 30. Mai 1927

Seite 3

Erholungsheim Zur Poſt
in Jugenneim a. v. B.
Der Vorſitzende der Staatlichen Betriebskrankenkaſſe ſür Heſſen,
Gerr Direktor Harth, hatte eine große Anzahl von Ehrengäſten zu
Ener Beſichtigung des renovierten Erholungsheims Zur Poſt im
Sugenheim eingeladen, der u. a. für die Regierung der Miniſter für
Arbeit und Wirtſchaft Raab, der Präſident des Oberverſicherungsamtes
ron Krug, Regierungsrat Dr. Fuchs vom Kreisamt, Bensheim,
Swie Vertreter der Oberpoſtdirektion Darmſtadt, foner des
Sangeliſchen Pfarramtes des Poſtamtes Jugenheim, der Poſt=
hetriebskrankenkaſſe
Frankfurt, des Landkrankenkaſſenverbandes, des Be=
iebskrankenkaſſenverbandes für Südweſtdeutſchland uſw. gefolgt waren.
Kachdem Herr Direktor Harth die Gäſte herzlich begrüßt und in kurzen
Worden auf das nun vollendete Werk hingewieſen hatte wurde in
wvei Gruppen unter Führung des Herrn Architekten Müller und des
Gerrn Verwalters Bruhn eine eingehende Beſichtigung des ganzen
Hauſes vorgenommen.
Wer dieſes Erholungsheim, wie wir, von früher kennt, war gerade=
zu
erſtaunt über die geleiſtete Arbeit. Schon die neue Faſſade der
architeltoniſch ſchön ausgeführte Eingang mit ſeinen braiten Stein=
eppen
, macht einen ſehr vorteilhaften, gediegenen Eindruck und bietet
mit dem hübſchen gut gepflegten Vorgarten dem Beſchauer von der
Straße aus einen ſchönen Geſamtblick. Das Innere des Erholungs=
beims
, das übrigens in abſehberer Zeit durch Aufbau weiterer Stock=
werke
noch erheblich vorgrößert werden ſoll, wurde den ſozialen und
ſgieniſchen Bedürfniſſen entſprechend, einer vollſtändigen Umgeſtaltung
anterzogen. Man gelangt durch ein freundliches, geräumiges Veſtibüt,
a deſſen rechter Seite ſich der Empfangsſchalter und das Aufnahme=
ſüiro
für die ankommenden Gäſte, links ein Repräſentationsraum und
Urztzimmer befindet, zu den verſchiedenen Aufenthaltsräumen der Er=
holungsbedürftigen
. Da befindet ſich ein ruhiges Leſe= und Schreib=
Ɨmmer, ein ſeparates Rauchzimmer mit Radioanlage zur Unterhaltung,
and ein geräumiger, luftiger Speiſeſaal, der vollkommen neu erbaut
wurde und mit der darunter liegenden Küche durch einen Aufzug ver=
gunden
iſt. In dem Heim iſt der 5Mahlzeitentag eingerichtet, den
Bäſten wird reichlicher Kaffee, zweites Frühſtück, Mittageſſen, Nach=
mittagsimbiß
und Abendeſſen verabreicht. Sie ſitzen in dem Speiſeſaal
bequem an Tiſchen zu 4 oder 8 Perſonen. Daß alles die Innen=
zänrichtung
, die Deckenbeleuchtung und Fußböden in ruhiger Farbe
und ſtillvoller Ausführung durchaus harmoniert und einen wohltuenden
grinfluß austübt, iſt beſonders hervorzuheben. Die Toiletteneinrichtungen,
ſwwohl im Erdgeſchoß wie im ganzen Heim, ſind ſauber, den ſanitären
Erforderniſſen entſprechend gebaut und eingerichtet. Später ſoll überall
ſ ießendes Waſchwaſſer eingebaut und die Zentralheizung für ſämtliche
Käumlichkeiten nutzbar gemacht werden. Die oberen Wohn= und Schlaf=
wäume
, von denen man einen wundervollen Blick ins Freie hat, ſind
Lftig, ſauber, und dienen in jeder Beziehung der Bequemlichkeit.
Möbel, Betten, Tiſche und Stühle ſind abwaſchbar, die Einrichtung be=
achtet
auch hier, wie überall, ſtreng die Erforderniſſe der Hygiene. Nach
(8eſichtigung der geſamten Inneneinrichtung wurden die übrigen Ge=
ſäude
und Anlagen gezeigt.
Hinter dem Hauptgebäude befindet ſich ein großer freier Platz
unter zwei ſtarken Platanen, abgeſchloſſen nach der Gartenſeite durch
tseundliche Blumenarrangements, auf dem die Gäſte bei ſchönem Wetter
am Tiſchem Mahlzeiten einnehmen oder ſich erholen können. Die herr=
ſchen
Parkonlagen des ſich enſchließenden großen Gartens, in dem ſich
ein Springbrunnen befindet, wurden ſämtlich durch eigenes Perſonal
aausgeführt. Eine ſonnige und bequeme Liegehalle lädt zur Ruhe ein.
Die Liegeſtühle ſind nach ärztlicher Anordnung zur Förderung der Ge=
ſanndheit
der Erholungsbedürftigen eigens angefertigt. Von der Liege=
halle
gelangt man bequem in das Badehaus, in dem 6 Wannen und
Einzelbrauſebäder ſind, die an beſtimmten Tagen (Mittwoch und
SSamstag) auch dem übrigen Publikum zur Benutzung zur Verfügung
behen. Auch die Einrichtung dieſes Badehauſes iſt durchaus zweck=
aatſprechend
und neuzeitlich, der übliche Warteraum für die Badegäſte
it dabei nicht vergeſſen. Einzelne kleine Doppel= und Einzelzimmer
werden zur Unterbringung weiterer Gäſte verwandt. In dem alten
Aerchhaus, das ebenfalls einer Renovierung unterzogen wurde, iſt die
Wohnung des Verwalters, freundliche Zimmer für das Perſonal und
Arnige Fremdenzimmer.
In einer guten, ſauberen und luftigen Unterkunft, die der Menſch
zurr Erholung braucht, hat er auch dringend gute Verpflegung nötig.
Aur dieſe wird nun in ausgiebiger Weiſe geſorgt, und auf die Einrich=
wmg
der großen Küche wurde beſonderer Wert gelegt. Verſchiedene
rroderne maſchinelle Einrichtungen helfen die ſchwierigen Vorbereitun=
gen
zur Herrichtung der Speiſen für viele Menſchen beſchleunigen in
giner ſeparaten Spülküche wird das Geſchim uſw. peinlich geſäubert.
hin der Küche befinden ſich auch die elektriſchen Anlagen für das ganze
ſoaus. Neben ihr ſind verſchiedene Kühlräume zur Aufbewahrung der
8orräte.
Damit war die Beſichtigung des Hauſes aber noch nicht abge=
hloſſen
, man wurde noch in die Waſchräume mit ihren maſchinellen
Sinrichtungen und die anſchließenden Trockenplätze, die Geräte= und
wandwerksſchuppen, Holzböden, den Gemüſegarten uſw. geführt. Ueber=
al
iſt peinlichſte Ordnung und größte Zweckmäßigkeit in der Unter=
ringung
und Anordnung.
Der Geſamteindruck dieſer Beſichtigung war eine außerordentlich
nuter. Die Anſicht war ungeteilt, daß hier Herr Architekt Peter Müller,
Darmſtadt, dem die Ausführung der Arbeiten übertragen war, zu=
ſtammen
mit dem umſichtigen und vührigen Perwalter, Herrn Bruhn,
der wohl größtenteils die Anregungen zu den Umbauten gab, hervor=
wagendes
in erſtaunlich kurzer Zeit geleiſtet haben. Das Erholungs=
eim
Zur Poſt in dem prachtvoll gelegenen Jugenheim, das zurzeit
etwa 120 Gäſte zu bewirten hat, iſt heute ein idealer Aufenthaltsort
für zur Kur weilende Kranke, Geneſende und Freunde, und wird in
einer jetzigen Form ſeinen ſchönen Zweck ſicher voll und ganz erfüllen
önnen.
Achtung! Briefſendungen nach dem Ausland richtig freimachen!
rotz wiederholter Hinweiſe werden immer noch in großer Zahl Brief=
ſendungen
nach dem Auslande von den Abſendern unzureichend frei=
gemacht
. Volle Freimachung der Sendungen liegt im eigenen Vorteil
der Abſender, da ſie den Empfängern auf dieſe Weiſe die Bezahlung von
Machgebühren ſparen, die in der Regel in doppelter Höhe des Fehlbe=
trages
bei der Aushändigung der Sendungen erhoben werden. Außer=
dem
laufen die Abſender nicht Gefahr, daß die Annahme der Sendungen
non den Empfängern wegen der Belaſtung mit Nachgebühren verweigert
wird und daß die Nachgebühren dann von ihnen eingezogen werden.
Als Gebührenſätze kommen in Betracht: 1. Nach Freie Stadt
Danzig, Litauen und Memelgebiet, Luxemburg ſo=
wie
Oeſterreich die Inlandsſätze. 2. Nach der Tſchechoſlo=
voakei
: Briefe bis 20 Gramm 20 Pfg., jede weiteren 20 Gramm 15 Pf.,
WBoſtkarten 10 Pfg. Druckſachen je 50 Gramm 5 Pfg., Geſchäftspapiere
jS 50 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 25 Pfg., Warenproben je 50 Gramm
Pfg., mindeſtens 10 Pfg. 3. Nach Ungarn: Briefe bis 20 Gr.
12 100 Gr. 5 Pfg., jedoch Volldruckſachen bis 50 Gr. 3 Pfg.; Ge=
thäftspapiere
je 100 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 20 Pfg.; Warenproben
S 100 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 10 Pfg. 4. Nach dem übrigen
Ausland (auch Polniſch=Oberſchleſien und die an Po=
hen
außerdem abgetretenen, preußiſchen Gebiete):
Briefe bis 20 Gramm 25 Pfg., jede weiteren 20 Gramm 15 Pfg.; Poſt=
marten
15 Pfg.: Druckſachen je 50 Gramm 5 Pfg.; Geſchäftspapiere je zuführen können. Dabei fielen den Behörden eine erhebliche Menge
70 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 25 Pfg.: Warenproben je 50 Gramm
Pfg., mindeſtens 10 Pfg. 5. Eilzuſtellgebühr nach den Län=
dern
zu 24 50 Pfg.
* Hinterlegung nicht eingelöſter Teilſchuldverſchreibungen. Nunmehr und viele Wilddecken und Bälge beſchlagnahmt.
wehen die ſchuldneriſchen Geſellſchaften dazu über, nicht eingelöſte Ab=
ſöſungsbeträge
bei Gericht zu hinterlegen. Wir machen hierzu darauf und daher meiſt Erfolge nur dann erzielen können, wenn ſie dieſelben
aufmerkſam, daß nach 8 382 BGB. das Recht des Gläubigers auf den
ſiinterlegten Betrag mit dem Ablauf von 30 Jahren nach dem
EEmpfang der Anzeige von der Hinterlegung erliſcht, wenn nicht der
GSläubiger ſich vorher bei der Hinterlegungsſtelle meldet. In Heſſen iſt
ſtie Verordnung betr. die gerichtlichen Hinterlegungen vom 19. Auguſt
B899 dabei wohl zu beachten.

Haupttagung
des Geſamt=Odenwaldklubs.
A. Heppenheim a. d. B., 29. Mai.
In unſerem feſtlich mit Fahnen und Guirlanden, Balkonblumen=
ſchmuck
und mit einer mächtigen Ehrenpforte verzierten Städtchen
wurde heute die Hauptverſammlung des 107 Ortsgruppen mit
14 851 Mitgliedern zählenden Odenwaldklubs abgehalten. Die Ein=
leitung
bildete Samstag abend ein Feſtkommers in den bis auf den
letzten Platz beſetzten Saalräumlichkeiten des Halben Mond‟. Eröffnet
wurde der Kommers mit flott geſpielten Konzertſtüicken der Kapelle
des Verbandes ehemaliger Militärmuſiker (Ortsgruppe Darmſtadt) unter
Leitung des Obermuſikmeiſters Weber, der ſelbſt Geige mitſpielte und
abwechſelnd Piſton blies. Dieſe muſikaliſchenr Darbietungen fanden
großen Beifall. Feſtpräſident Güldner entbot namens der Orts=
gruppe
Heppenheim des Odenwaldklubs allen Gäſten herzlichen Will=
kommensgruß
und brachte ein dreifaches Friſch auf dem deutſchen
Vaterlande. Die Feſtkorona ſang ſtehend das Deutſchlandlied. Ein Heppen=
heimer
Wanderfreund ſprach in ſchwungvoller Weiſe ein poetiſches Vor=
wort
. Kreisdirektor Pfeiffer, Heppenheim, überbrachte der Ver=
ſammlung
die Grüße der heſſiſchen Staatsregierung, Bügermeiſter
Schiffers in ebenſo herzlichen Worten die der Stadt Heppenheim.
Hauptlehrer Weißert, Mannheim, dankte namens des Haupt=
ausſchuſſes
für den gaſtlichen Empfang und entſchuldigte das Fern=
bleiben
des infolge eines Trauerfalles am Erſcheinen behinderten erſten
Vorſitzenden Oberbürgermeiſters Dr. Gläſſing, Darmſtadt, dem ſoitens
der Feſtkorona die herzlichſten Grüße entboten wurden. Oberſtaatsanwalt
Bünzer, Darmſtadt, jubelnd begrüßt, hielt mit ſeinem ſonnigen
Humor eine launige Anſprache, in der er an die vielen vergmügten
Stunden erinnerte, die er einſt im Kreiſe der Heppenheimer Wander=
freunde
verleben durfte. Er bekannte ſich trotz allem, was geſchehen,
als uerſchüitterlicher Optimiſt, der auf die Lebenskraft des deutſchen
Volkes und auf die deutſche Zukunft feſt vertraut. Sein dreifaches
Friſch auf, gewidmet den Einwohnern Heppenheims, fand freudigſten
Widerhall. Die Verſammlung ſang dann gemeinſam das Odenwald=
preislied
Wo die alten Eichen rauſchen. Mit humoriſtiſchen Vorträgen
des Schauſpielers Schlotthauer aus Mainz, Konzert und Reigenſpielen
nahm der Kommers einen ſehr unterhaltſamen Verlauf. Ein Garten=
feſt
mit bengaliſcher Beleuchtung und Fackelpolonäſe ſchloß ſich an,
während in den Garagen ein gemütliches Kellerfeſt mit Schrammel=
muſik
ſtattfand.
Heute Sonntag ertönte ſchon früh morgens der Wechruf. Konzerte
auf der Starkenburg und auf dem Marktplatz brachten den Gäſten die
Morgenmuſik. Punkt 11 Uhr nahm im Saalbau Kärchner die Haupt=
verſammlung
ihren Anfang.
Die Geſangsabteilungen der Ortsgruppen Darmſtadt und Mann=
heim
ſangen gemeinſam zwei herrliche Lieder, die brauſenden Beifall
fanden. Hauptlehrer Weißert, der 2. Vorſitzende, hielt die überaus
herzliche Begrüßungsanſprache und eröffnete die Tagung mit einer mit
großem Jubel aufgenommenen Betrachtung über den Heimatgedanken,
der das einigende Band der Wanderfreunde bildet. An Oberbürger=
meiſter
Dr. Gläfſing in Darmſtadt wurde anläßlich des Todes ſeiner
Mutter ein herzliches Beileidstelegramm und an Fritz Löwe, Regie=
rungsrat
Siebenliſt und Bürgermeiſten Stein je ein Begrüßungs=
telegramm
gerichtet. Die Feſtſtellung der Präſenzliſte ergab die An=
weſenheit
von 93 Ortsgruppen mit 3218 Mitgliedern. Der in der Dorf=
linde
veröffentlichte Kaſſenbericht nebſt Voranſchlag für 1927 wurde
genehmigt und dem Kaſſier. Inſpektor Schött, Darmſtadt, Entlaſtung
erteilt. Oberſtaatsanwalt Winzer, Darmſtadt, berichtete über die
Tätigkeit des Wegbezeichnungsiusſchuſſes und über die Bedeutung des
neu errichteten Seibert=Gedenkſteins. Er erklärte, daß er und die anderen
Veteranen dieſes Ausſchuſſes bis zum letzten Atemzuge ihres Lebens ihre
Kräfte dem Markierungsweſen im Odenwalde weihen werden (großer
Beifall). Fiinf Veteranen des Wegbezeichnungsausſchuſſes und außerdem
Kommerzienrat Euler, Bensheim, als Mitbegründer des Odenwald=
klubs
, wurden zu Ehrenmitgliedern gewählt. In den Hauptausſchuß
wurden neu gewählt Prof. Dr. Horn, Heppenheim, Privatier Uſinger,
Miltenberg und Teickner, Mannheim. Im übrigen wurde der Haupt=
ausſchuß
wiedergewählt. Vürgermeiſter Fritz Daub, Darmſtadt, be=
richtete
über Verbehrsfragen, Diplom=Ingenieur Rieß, Darmſtadt,
über den Jung=Odemwaldtlub.
Geheimrat Luthmer, Jugenheim, empfahl die Wiederaufrich=
tung
des Rudi=Wünzer=Turmes in Stallenkandel, Böſcher, Darmſtadt,
winſchte den beſchleunigten Ausbau des Starkenburgturmes.
Als nächſtjähriger Tagungsort (20. Mai 1928) wurde Worms
a Rh. gewählt, da die dortige Ortsgruppe dann ihr 25jähriges Jubi=
läum
feiert.
Die Vorarbeiten über die Errichtung eines Ehrenmals
an der Bergſtraße, das für die Gefallenen des Odenwaldklubs an einem
noch zu beſtimmenden Orte im Jahre 1928 fertig geſtellt werden ſoll,
wurden dem Hauptausſchuß übertragen. Nachmittags wurde bei präch=
tigem
Sonnenſchein ein Feſtzug durch die Stadt unternommen. Die
Beteiligung war gewaltig. Darmſtadt war daran mit 255 Mitgliedern
beteiligt. Die Tagung bedeutet einen glänzenden Erfolg des Wander=
und Heimatgedankens.
Oeffentliche Sparkaſſen und pribate Spareinrichtungen.
Im Intereſſe der allgemeinen Förderung des Spargedankens haben
die öffentlichen Sparkaſſen private Spareinrichtungen mit beſonderer
Aufmerkſamkeit darauf geprüft, ob bei ihnen alle Vorausſetzungen für
die unbedingte Sicherheit der Spargelder gegeben ſind. Die vom
Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverband geäußerten Bedenken gegen
eine Reihe von privaten Bauſpareinrichtungen haben
ſich leider als nur zu berechtigt herausgeſtellt. Auch die Entwicklung
der Gemeinſchaft der Freunde in Wüſtenrot hat 4euerdings wieder den
Verband beſchäftigt und zu einer kritiſchen Stellungnahme genötigt.
Des weiteren wurde die Beobachtung gemacht, daß einzelne Indu=
ſtrieunternehmungen
neue Werkſparkaſſen errichten, bzw. be=
ſtehende
Einrichtungen dieſer Art ausbauen, um die Erſparniſſe ihrer
Arbeiter zu ſammeln und die Gelder zum Teil in ihren Betrieben zu
verwenden. So ſehr an ſich ſolche ſoziale Einrichtungen im Intereſſe
der Kapitalbildung begrüßt werden, ſo fordern doch die hohen Zins=
ſätze
, die häufig weit über den Sätzen der betreffenden örtlichen Spar=
kaſſen
liegen, zur Kritik heraus, zumal die einſeitige Anlage der Gel=
der
hinſichtlich der unbedingten Sicherheit der Spargelder ſicherlich oft
zu Bedenken Anlaß geben kann. Der Verband hat daher unter Hin=
weis
auf das Depot= und Depoſitengeſetz beantragt, daß bei der Prü=
fung
der Bedürfnisfrage bei der Errichtung von Werkſparkaſſen dem
Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverband, bzw. den provinziellen Spar=
kaſſenverbänden
Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wird.

Erfolgreiche Jagddetektive.
Gegen Wildererbanden, die im Rheinland, in Weſtfalen, Mecklen=
burg
, Schleſien und Sachſen ihr Unweſen trieben, iſt in letzter Zeit mit
90 Pfg. jede weiteren 20 Gr. 10 Pfg.; Poſtkarten 10 Pfg.; Druckſachen großem Erfolg vorgegangen worden. Der Deutſche Landſchutz Leiter
Frhr. v. Ledebur. Berlin, Deſſauerſtraße 30, deſſen erfolgreiche Tätigkeit
auf dem Gebiete der Wildererbekämpfung den beteiligten Kreiſen ſeit
Jahren bekannt iſt, hat hieran hervorragenden Anteil. Die Beamten
der Zentrale Berlin und der Zweigſtelle Münſter dieſes Kriminal=
inſtituts
haben in den letzten Monaten über 100 Wilderer und eine
große Anzahl von Hehlern feſtſtellen und der verdienten Beſtrafung
von Waffen und ſonſtigen Wilddiebswerkzeugen in die Hände; allein
in einem einzigen Fall wurden im Kreiſe Gummersbach (Rhld.) 37 Ge=
wehre
, 2 Piſtolen, 1 Fernglas, 20 Fallen, eine Anzahl von Schlingen
Da die einheimiſchen Jagdſchutzbeamten den Wilderern bekamnt ſind
auf der Tat ertappen, liegt es im Intereſſe der deutſchen Jägerei, daß
ſie ſich ſtets dann an den Deutſchen Landſchutz wendet, wenn die Um=
ſtände
ein Ertappen auf friſcher Tat ſchwierig erſcheinen laſſen. Die
Methoden des Deutſchen Landſchutzes und die perſönlichen Erfahrungen
ſeiner bewährten Beamten, führen meiſt in überraſchend kurzer Zeit
zum Erfolg.

* Einheitsbewertung und Vermögensſteuer=
veranlagung
1927.
AusſchneidenI
Aufbewahren!
Eine Hauptfeſtſtellung der Einheitswerte für die landwirtſchaftlichen,
forſtwirtſchaftlichen und gärtneriſchen Betriebe ſowie für die Grund=
ſtücke
(einſchließlich Betriebsgrundſtücke) nach Stand vom 1. Januar
1927 findet nicht ſtatt. Der mit dem 1. Januar 1925 beginnende Haupt=
feſtſtellungszeitraum
iſt auf das Kalenderjahr 1927 ausgedehnt.
Für die gewerblichen Betriebe und für das Geſamtvermögen wird
eine Hauptfeſtſtellung nach dem Stande vom Beginn des 1. Januar 1977
vorgenommen.
Bei der Hauptfeſtſtellung ſür die gewerblichen Betriebe werden die
am 1. Januar 1927 zum Betriebe gehörigen Betriebsgrundſtücke mit
dem auf 1. Januar 1925 feſtgeſtellten Einheitswert angeſetzt.
Für das Geſamtvermögen gilt:
1. die landwirtſchaftlichen forſtwirtſchaftlichen und gärtneriſchen Bo=
triebe
ſowie Grundſtücke mit dem auf 1. Januar 1925 feſtgeſtellten
Einheitswert;
2. die gewerblichen Betriebe mit dem auf den 1. Januar 1927 feſtge=
ſtellten
Einheitswert:
3. die Gegenſtände des ſonſtigen Vermögens mit dem Wert vom 1. Ja=
nuar
1977.
Unbebaute Grundſtücke, die bei der Vermögensſteuerveranlagung für
1924 nicht als Bauland angeſehen worden ſind, gelten auch bei Neu=
und Nachfeſtſtellungen auf einen in das Kalenderjahr 1927 fallenden Feſt=
ſtellungszeitpunkt
nicht als Bauland, es ſei denn daß die Grundſtücke
in der Zeit zwiſchen dem Feſtſtellungszeitpunkt und der Neu= oder Nach=
feſtſtellung
bebaut worden ſind oder daß am Feſtſtellungszeitpunkt mit
ziemlicher Sicherheit mit einer Bebauung in der Zeit bis 31. Dez. 19277
zu rechnen war. Steuerkurswerte für Aktien, Kuxe, ſonſtige Anteile und
Genußſcheine an inländiſchen Geſellſchaften ſind nur feſtzuſetzen, wenn
die Aktien ufw. in der Zeit vom 1. November 1926 bis 20. Januar 1927
tatſächlich umgeſetzt wurden.
Genußſcheine, die auf Grund des § 43 Nr. 1 Aufw. Geſ. zur Ab=
löſung
von Altbeſitzgenußrechten ausgegeben wurden ( Altbeſitzgenuß=
ſcheine
), gelten nicht als Genußſcheine im Sinne des Geſetzes.
Aufwertungsforderungen und Aufwertungsſchulden ſind, ohne
Rückſicht darauf, ob für ihre Aufwertung allgemein ein normaler Höchſt=
ſatz
von 25 Prozent des Goldmarkbetrages im Aufw.Geſ. vorgeſehen iſt
oder nicht, mit ihrem tatſächlichen Barwert am Feſtſtellungszeitpunkt
zu bewerten. Als tatſächlicher Barwert der am 1. Januar 1932 fälligen
Aufwertungsforderungen und =ſchulden am 1. Januar 1937 gelten, ſofern
für die Verzinſung die im Aufwertungsgeſetze vorgeſehenen Zinsſätze
maßgebend ſind, 87 Prozent des Aufwertungsbetrages.
Iſt vor Abgabe der Vermögenserklärung über die Höhe der Auf=
wertung
eine Einigung zwiſchen Gläubiger und Schuldner erfolgt oder
eine Entſcheidung der Aufwertungsſtelle ergangen, ſo iſt für die Ermitt=
lung
des Barwerts der Aufwertungsforderungen und =ſchuld von dem
ſich aus Einigung oder Entſcheidung ergebenden Aufwertungsbetrag aus=
zugehen
.
Für 1927 wird eine Hauptveranlagung der Vermögenſteuer vorge=
nommen
. Als Friſt ſiir die Abgabe der Vermögenserklärungen für die
Hauptfeſtſtellung der Einheitswerte iſt die Zeit vom 130. Juni
1927 beſtimmt.
Reiſeverkehr in den Sommermonaten.
Nach einer Verſüigung der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft iſt all=
jährlich
vor Beginn des ſtärkeren Reiſeverkehrs das Perſonal auf eine
glatte und einwandfreie Abwicklung des Perſonenverkehrs hinzuweiſen
und zu belehren. In den hierzu herausgegebenen Richtlinien werden
u. a. Vorſchriften gegeben für die Unterbringung der Reiſenden. Abfer=
tigung
auf Zwiſchen= und Uebergangsſtationen, Nauchverbot, Ordnung
und Sauberkeit in den Zügen und auf den Bahnhöfen uſw. So wird
für die Unterbringung der Reiſenden folgendes beſtimmt:
Mit der Oeffnung der Wagen und Abteile iſt der Sorge für die
Reiſenden nicht genügt. Es verhindert nicht, daß Reiſende an den
Zügen auf= und abhaſten, ohne eine Unterkunft zu finden. Sache der
Zugführer und Schaffner iſt es, ſich um die Reiſenden zu kümmern,
Sie müſſen die Beſetzung der Wagen ſorgfältig beobachten, den Reiſen=
den
geeignete Plätze zuweiſen, Familien und Geſellſchaften, ſoweit an=
gängig
, vereint unterbringen und allein reiſende Frauen tunlichſt in Ab=
teile
weiſen, in denen ſich ſchon Frauen befinden.
Bei ſtark beſetzten D=Zügen ſind die Reiſenden ſofort nach dem
Anhalten des Zuges vom Zugbegleitperſonal an die Wagen zu weiſen,
in denen noch Plätze frei ſind, um den Reiſenden das vergebliche Suchen
nach Plätzen in den Seitengängen voll beſetzter Wagen zu erſparen.
Auf den Bahnhöfen iſt für ausreichende Auskunftertei=
lung
durch Einrichtung von Auskunftsſchaltern oder Kennzeichnung
von Beamten durch gelbe Armbinden mit der Aufſchrift Auskunft zu
ſorgen.
Auch auf eine ſtrenge Befolgung des Rauchverbots iſt zu achten.
Wo es not tut, ſollen die Zugbegleiter von ſich aus und nicht erſt auf
die Anzeige von Reiſenden him gegen Uebertretungen einſchreiten. Zum
Auſſuchen der Speiſewagen und der Aborte iſt das Rauchen beim Durch=
ſchreiten
der Seitengänge nicht zu beanſtanden.
Handgepäck darf nur über und unter dem Sitze des Reiſenden
untergebracht werden. Das Belegen unbeſetzter Sitzplätze mit Gepäck,
das Unterbringen in anderen Abteilen oder in den Gängen der Durch=
gangswagen
, das Verſperren der Türen uſw. iſt verboten. Das Ge=
wicht
des Handgepäcks in der 1. bis 3. Klaſſe darf 25 Kilogramm nicht
überſteigen. Uebermäßiges Handgepäck muß ordnungsmäßig abgefertigt
werden.
Ordnung und Sauberkeit in den Zügen und auf
den Bahnhöfen. In den Zügen und Bahnhöfen muß auf pein=
lichſte
Ordnung, insbeſondere auf Sauberhaltung der Abortanlagen und
ſofortige Entfernung von Anſchniften und Zeichnungen anſtößigen oder
aufreizenden Inhalts an den Wänden und Türen dieſer Räume ſowie
der Abteile hingewirkt und für ſtrenge Durchführung der Beſtimmungen
über die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Zügen des Perſonen=
verkehrs
Sorge getragen werden.
Die Gänge in den D=Zugwagen ſollen während der Fahrt durch
die Dienſtfrauen wiederholt feucht aufgewiſcht werden, wenn in den
Sommermonaten längere Trockenheit herrſcht.
An der Unordnung in den Zügen tragen jedoch vielfach die Rei=
ſenden
ſelbſt Schuld durch achtloſes Wegwerfen von Papier= und Obſt=
reſten
, leeren Schachteln, Zigarren= und Zigarettenveſten uſw. Hierfür
kann die Reichsbahn nicht veranwortlich gemacht werden.
Die Reichsbahnverwaltung richtet daher an alle einſichtigen Rei=
ſenden
die dringende Bitte, durch Mithilfe die Reinlichkeit in den Zügen
und auf den Bahnhöfen zu fördern und damit auch in ihrem eigenſten
Intereſſe das Anſehen der deutſchen Bahnen als eines der vollkummen=
ſten
Verkehrsmittel der Welt zu erhöhter Geltung zu bringen.

a. Nackenheim, 28. Mai. Spargelernte. Der Ertrag der noch
vor acht Tagen recht guten Spargelernte iſt infolge der kühlen Witte=
rung
ſehr zurückgegangen, wodurch die Ware im Preiſe wieder geſtiegen
iſt. Dem Geſangverein Cäcilia ſind anläßlich ſeines Geſangwett=
ſtreites
von der Gemeinde, von Vereinen und Privaten eine große
Menge wertvoller Ehrenpreiſe geſtiftet worden. Am zweiten Pfingſt=
tage
beteiligen ſich der Männergeſangverein und der Geſangverein
Frohſinn an dem Geſangwettſtreit zu Bechtheim.
Gießen, 28. Mai. Brieftaubenſonderzüge. Wie im
Vorjahre ſollen auch in dieſem Jahre auf der Stvecke KölnGießen
WürzburgPaſſau wieder eine Anzahl Brieftaubenſonderzüge gefahren
werden. Sie verkehren im Laufe des Sommers in kürzeren und längerem
Zwiſchenräumen, und zwar gewöhnlich Samstags, damit am Sonntag
die Probe= und Wettflüge ſtattfinden können. Die weiteſten Strecken,
die vorgeſehen ſind, reichen bis Regensburg, Paſſau und Linz, was einer
Entfernung von Köln aus in Höhe von 540, 680 und 765 Kilometern
entſpricht. Die Bewältigung dieſer Strecken ſtellt an die Brieftauben
nicht geringe Anforderungen, wenn auch die Luftlinie vielleicht um 100
Kilometer kürzer ſein dürfte.

der

deutſche
Heinbrand.

Frage den Mann ,der ihn Lrinkt!

ISt 85.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Montag, den 30. Mai 1927

Nummer 149

Die Gründung der Univerſität
Marburg.
Zu ihrem 400. Geburtstage am 30. Mat.
Von F. A. Fahlen.
Wer von Norden her mit der Bahn, oder, wie es in dieſe
Gegenden beſſer paßt, zu Fuß, der Stelle naht, wo die bisher
öſtlich fließende Lahn durch das Burgwaldmaſſiv zu einer jähen
Wendung nach Süden gezwungen wird, ſieht ein liebliches Um=
rißbild
vor ſich: rechts und liks ſchön bewegte Berghänge, von
mächtigem Buchenhochwald gekrönt, in der Mitte, die Berglehne
ſich hinaufziehend, Marburg, die heſſiſche Univerſitätsſtadt, deren
feingegliederte Linie vom altertümlichen Schloſſe und der Eliſa=
bethkirche
beherrſcht wird. Und wenn er einſt in Marburg Mütze
und Band als akademiſcher Bürger trug, ſo wird ſein Herz ſich
doppelt regen. Denn in dieſen Tagen kann die Univerſität das
Feſt ihres vierhundertjährigen Beſtehens feiern, am 30. Mai 1527
ſtiftete ſie der Landgraf Philipp der Großmütige von Heſſen.
Und wenn man dann die heimeligen Gaſſen zum Schloſſe hinauf=
ſteigt
, wie ſie uns die Meiſterhand des leider allzufrüh ver=
ſtorbenen
Malerpoeten Otto Ubbelohde in markigen Zeichnungen
verewigt hat, die Ritterſtraße, den Burgweg, die Windgaſſe und
den Hainweg, ſo werden die alten Zeiten lebendig, und wir
ſehen leibhaft die aus Erde und Himmel eigenwillig gemiſchte
Perſönlichkeit des Landgrafen über das gebuckelte Pflaſter ſchreiten,
wir verſtehen ſein draufgängeriſches Eintreten für die neue Lehre,
ſeine warme Empfindung für die Wiſſenſchaften und Künſte, ſeine
heſſiſche Politik, wir verſtehen auch die Fehler, die er machte und
die ihm im gegneriſchen Lager doppelt angekreidet wurden.
Als ſich der Landgraf 1524 für Luthers Lehre entſchieden
hatte, griff er mit kühner Hand durch und berief die Prälaten
und Aebte, die Pfarrer, Grafen, Richter und Abgeordneten der
Städte zu einer Synode nach Homburg. Dort ließ er von ſeinem
Ratgeber Lambert von Avignon, dem ehemaligen Fran=
ziskaner
und anderen Reformatoren die Theſen der Reformation
vertreten, und Lambert war es auch, der dem Fürſten den Rat
gab, der neuen Lehre eine Hochſchule zu ſchaffen. Aus dem einge=
gogenen
Kloſterbeſitz ſollte ſie erhalten werden. Die Güter der Bar=
füßlermönche
zu Marburg, der Antoniter zu Grünberg, der Domi=
nikaner
zu Treyſa und der Auguſtiner zu Alsfeld wurden der Uni=
verſität
überwieſen, ſchon vorher hatte das ſehr reiche Stift, die
Kugelherrn zum Löwenbach in Marburg, ihre Liegenſchaften, vor
allem aber ihre Kirche, ihre berühmte Bibliothek und ihr Haus den
Theologen der neuen Hochſchule, die Predigermönche das Ihrige
der Rechtsfakultät übermacht. Die Gründung der Univerſität war
ein Wagnis und zugleich doch auch wieder gewiſſermaßen eine
konſervative Handlung. Die unbeſchreibliche Unruhe der Geiſter, die
jene erſten Zeiten der Reſorwation bezeichnet, hatte nihiliſtiſche
uund kommuniſtiſche Ideen großgezogen, die hohen Schulen ver=
ödeten
mit Ausnahme vielleicht von Wittenberg, da, wie man
es ſich bequem auslegte, die höhere Bildung gegen die Schrift ſei;
und in den Münzerſchen Aufſtänden, im Bauernkrieg und dem
Wiedertäuferweſen lag revolutionärer, nihiliſtiſcher Geiſt. Dieſem
entgegenzuwirlen, gründete Landgraf Philipp die erſte evange=
liſche
Univerſität in Marburg, er gründete ſie zu einer Zeit, als
z. B. die altberühmte Hochſchule zu Erfurt völlig zerfiel. 1521
hatte Erfurt etwa 300 Studenten, 1522 nur noch 120 und 1527
war die Zahl auf 14 geſunken. Under dem Vowwande des Evan=
geliums
, klagt Eoban Haſſus, werden hier die Studien unter=
drückt
, die Predigten entreißen den ſchönen Wiſſenſchaften ihr
Anſehen, unſere Schule iſt verödet, wir ſind verachtet. Aehnlich
lag es an den meiſten anderen Univerſitäten. So war die Grün=
dung
einer neuen Unierſität zugleich ein Wagnis, aber auch eine
eindammende, konſervative Tat. Als erſter wagte es Philipp,
eine Hochſchule ohne Erlaubnis des Papſtes zu gründen, als
erſter ſchuf er bewußt eine evangeliſche Univerſität, es ſollte dem
Vovwurf entgegengetreten werden, daß man wegen der evange=
liſchen
Wahrheit alle anderen Wiſſenſchaften vernachläſſige. So
eröffnete am 31. Mai der erſte Rektor Ferrarius die neue hohe
Schule und verpflichtete die erſten akademiſchen Bürger, 104 an
der Zahl. Unter den Profeſſoren waren die berühmteſten Ver=
treter
der neuen Lehre, unter den Theologen der ſchon genannte
Lambert von Avignon, Adam Krafft von Fulda, Erhard Schnepf
von Heilbronn, under den Juriſten Johann /Eiſermann aus
Amöneburg, der ſich Ferrarius Montanus nannte als Heilkun=
diger
war der berühmte Euricius Cordus verpflichtet, außerdem
noch einige namhafte Vertreter der Sprachen und freien Künſte,
wor allem der Humaniſt Hermann von dem Buſche. Unter ihnen
ſvar, wenn man von der Theologie abſieht, Euricius Cordus der
Bedeutendſte. Als humaniſtiſcher Dichter in lateiniſcher Sprache
rang er mit ſeinem Vorbilde Helius Eobanus Haſſus um die
Palme, und wenn man jenen den deutſchen Ovid nannte, ſo
verdiente Cordus den Titel eines deutſchen Martial. Viele ſei=
ner
Epigramme hat Leſſing in die Sammlung ſeiner Sinn=
gedichte
aufgenommen. Aber auch als Naturforſcher war er ein
Bahnbrecher, und ſein 1534 erſchienenes Bodanologieon ſtellt
den erſten Verſuch einer wiſſenſchaftlichen Pflanzenkunde in
Deutſchland dar und iſt als Vorläufer der Kräuterbücher des
Hieronymus Bock bemerkenswert.
Zwei Jaher nach ihrer Eröffnung erhielt die neue Hochſchule,
an der ſich unterdeſſen ein kräftiges akademiſches Leben entwickelt
hatte, das aber durch die Ueberwerdigkeit theologiſcher Streit=

frogen auch viel Unruhe empfing, ihre Geſetze und Statuten, ihre
Privilegien und Vergünſtigungen. Den Studenten war freier
Unterricht in allen vier Fatultäten, freie oder ſehr billige Woh=
nung
und Speiſung in den Kollegien und noch zahlreiche Bene=
ſizien
gewährt. Die Profeſſoren erhielten neben ihrem nicht ge=
rade
üppigen Gehalt, Pfründen und Präbenden, ſo daß ein
Arzt Probſt und ein Profeſſor der freien Künſte, der ein Wein=
ſchwelger
und Freund eines freien Lebens war, als Dekan von
St. Goar am Rhein jährlich 50 Gulden Rheiniſch und zwei Fuder
Wein bezog. Dafür mußten ſie mit ihrem Eide geloben: keine
Neuerung, Faktion oder Sekte, beſonders dem chriſtlichen Wort
und Glauben entgegen, oder ſonſtige Aufregung wider chriſtliche
Einigkeit oder gemeinen Frieden zu machen. Ein Eid, den zu
verlangen eigentlich ſonderbar war von Leuten, die alle aus der
Neuerung hervorgegangen waren.
Landgraf Philipp, obwohl in Krieg, Fehde und mannig=
faches
verſchuldetes und unverſchuldetes Ungemach verſtrickt,
ſorgte für ſeine Schöpfung Marburg väterlich. Und nach langen
Verhandlungen und vergeblichen Verſuchen erreichte er endlich
im Jahre 1541 die kaiſerliche Beſtätigung ſeiner Hochſchule. Unter=
deſſen
aber hatte er ſich von Jahr zu Jahr berichten laſſen und
manchmal mit Verordnungen und Drohungen eingegriffen, wenn
ſeine Univerſität nicht, wie er wollte, eine Pflanzſtätte chriſt=
licher
Zucht war. Einmal verfügte er: Es ſoll keiner, er ſei,
woher er wolle, Student oder Bürger, bei der Nacht Feuerbüchſen
unter den Kleidern tragen, bei Verlierung des Kopfs. Aber
das war nicht etwa für Marburg bezeichnend, ſondern war auch
jeder anderen Hochſchule ähnlich, die Welle des Humanismus
kippte über und ihr Strudel war mißfarben. Aber vor allem, die
Gründung Philipps des Großmütigen hat ſich als dauerhaft er=
wieſen
über die Jahrhunderte hin, und während ſo manche der
hohen Schulen, die damals neben Marburg entſtanden, unter=
gegangen
und verſchwunden ſind, Marburg blüht und gedeiht
und geht in ſein fünftes Jahrhundert bedeutender und zukunfts=
reicher
als in die früheren.
Eröffnung der Internationalen Buchlunſtausſtellung.
Leipzig. Die Internationale Buchkunſtausſtellung 1927 (Jba),
die durch den Verein Deutſche Buchkünſtler in Leipzig vom B. Mai bis
Ende September unter Beteiligung von 20 Staaten veranſtaltet wird,
wunde mit einer Feſtſitzung in der Aula der Univerſität feierlich eröffnet.
Der Präſident der Ausſtellung, Profeſſor Steiner=Prag, Vorſitzender
des Vereins Deutſcher Buchkünſtler, hielt die F ſtrede. Er kennzeichnete
als Zweck der Ausſtellung, eine wohlgeordnete und möglickſſt geſchloſſene
Ueberſicht des neuzeitlichen buchkünſtleriſchen und buchgraphiſchen Schaf=
fens
zu geben. Hierauf ſprachen Wirtſchaftsminiſter Dr. Wilhelm für
die ſächſiſche Regierung, Staatsſekretär Dr. Schweiger für die Reichs=
regierung
, Oberbürgermeiſter Dr. Rothe für die Stadt Leipzig und im
Namen der Vertrauensmänner der Ausſtellung im Ausland der Direk=
tor
des Nationalmuſeums in Stockholm Dr. Erich Wettergren. Den
Schluß der Feier bildete eine Anſprache des Protektors der Ausſtellung
und Ehrengaſtes der Stadt Leipzig, Gerhart Hauptmann, Anſchließend
folgte ein Rundgang durch die Ausſtellung. Aus Anlaß der Inter=
nationalen
Buchkunſtausſtellung vevanſtaltet auch die Deutſche Bücherei
eine Feſtausſtellung unter dem Motto: Der deutſche Buchtitel von der
frühen Druckzeit bis zur Gegenwaut. Es wird gezeigt, wie der Buch=
titel
im Laufe der Zeit eine reiche, von mannigfachen kulturellen Strö=
mungen
beeinflußte Entwicklung durchgemacht hat."
Das Muſeum für Länderkunde veranſtaltet im neuen Graſſimuſeum
eine Sonderſchau Reliefs und Karten.
Die Verbandstagung des Reichsverbandes
der Deutſchen Preſſe.
Breslau, B8. Mai. Unter zahlreicher Beteiligung aus dem
ganzen Reiche hält der Reichsverband der Deutſchen Preſſe ſeine dies=
jährige
Verbandstagung in Breslau ab. In ſeiner Eröffnungsanſprache
betonte der Verbandsvorſitzende Chefredakteur Baecker, daß die großen
idealen Ziele des Verbandes nicht hinter die Berufs= und Tagesfragen
zurücktreten dürfen. Unter lebhaftem allgemeinen Beifall begrüßte er
die aus Oeſterreich und der Tſchechoflowakei erſchienen Gäſte. In ſeinem
Jahresbericht ſtellte der Geſchäftsſührer Chefredakteur Guſtav Richter
feſt, daß der Verband i. J. 1926 mit mehr als 3000 Mitgliedern faſt
ſämtliche deutſchen Journaliſten umfaſſe und betonte mit Genugtuung
die innere Geſchloſſenheit der Organiſation. Als eine der Hauptauf=
gaben
des Verbandes bezeichnete er den Kampf gegen gelegentliche
Mängel an Selbſtachtung und Selbſtzucht zur Hebung des Anſehens der
deutſchen Preſſe in der Oeffentlichkeit.
Lindbergh ſtartet nach Brüſſel.
E. P. Paris. Der Flieger Lindbergh begab ſich Samstag morgen
wieder nach dem Flugplatz Le Bourget, woer während drei Stunden ſein
Flugzeug nachſah und zur Abfahrt nach Brüſſel vorbereitete. Vor dem
Aufſtieg, der um 13 Uhr erfolgte, wurde das ganze 34. Fliegerregiment
mobil gemacht und etwa 300 Flugzeuge führten ein eindrucksvolles Luft=
manöver
zu Ehren des Ozeanbezwingers aus. Lindbergh überflog in
Begleitung zweier Flieger, die ihn nachher bis nach Brüſſel begleiteten,
zunächſt Paris, wo das Erſcheinen des eleganten perlgrauen Eindechers
bei den Paſſanten Senſation und Jubel auslöſte, zumal Lindbergh
wiederum ſeine verblüffenden luftakrobatiſchen Kunſtſtücke ausführte.
Er kreiſte während einer Viertelſtunde über der Stadt und umflog den
Eiffelturm in mächſter Nähe, indem er dabei das Flugzeug in einem
Winkel von 45 Grad nach unten neigte. Ueber dem Konkordienplatz
ſtieg Lindbergh bis auf 100 Meter herunter und warf eine franzöſiſche
Fahne ab, an der ein lederner Briefumſchlag befeſtigt war, der einen
Zettel mit folgendem Inhalt in engliſcher Sprache enthielt: 10000
Grüße für die herzliche Aufnahme durch Paris. Lindbergh. Dann
verſchwand das Flugzeug in der Richtung nach Nordoſten.

rüſſel. Der Flieger Lindbergh iſt 15 Uhr 13
u: Frugfeld von Evere bei Brüſſel angekommen. Sein Flug
hatte zcei Stunden fünf Minuten gedauert. Der Empfang durch die
Bevölkerung Brüſſels glich in vielen Teilen dem Empfang in Paris,
obwohl er beſſer organiſiert war. Auf dem Flugfelde waren Zehntau=
ſende
von Neugierigen erſchienen. Die ganze Garniſon von B:üſſel
war für den Ordnungsdienſt aufgeboten worden. Faſt alle belgiſchen
Generäle, die im Kriege ein Kommando ausübten, befanden ſich auf dem
Flugfeld, wo auch ein Vertreter des Königs ſowie der amerikaniſche
Botſchafter und zahlreiche Delegierte des belgiſchen Flugweſens an=
weſend
waren. Sofort nach der Landung wurde das Flugzeug von
einem ſtarken Truppenaufgebot umſtellt, um ſowohl Lindbergh als ſein
Flugzeug vor dem frohen Uebereifer der Enthuſiaſten und Andenken=
ſammler
zu ſchüitzen. Lindbergh begab ſich unverzüglich im Auto nach
der amerikaniſchen Botſchaft, von wo er nach kurzem Aufenthalt an das
Grab des unbekannten Soldaten fuhr, um dort einen Kranz mit einer
Schleife in den amerikaniſchen Farben niederzulegen. Darauf fuhr
Lindbergh zum Königsvalaſt, wo er vom König und der Königin in
herzlicher Weiſe empfangen wurde. Der Könia, der bekanntlich ein
eifriger Flieger iſt, überreichte dem Ozeanflieger die Abzeichen des Leo=
poldordens
. Für abends waren im Aeroklub und im Amerikaniſchen
Klub Empfänge vorgeſehen. Lindbergh wird bereits am Sonntag
nachmittag nach London weiterfliegen.

Briefkaſien.
M. S. R. Nein; die Sache iſt noch im Fluſſe; er findet zudem im
Rechtsausſchuſſe hinſichtlich der Aufwertung noch eine zweite
Leſung ſtatt.
M. in M. Seit 1. Auguſt 1925 beträgt der Grundbetrag nicht mehr
120 Mark, ſondern 168 Mark.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 30. Mai. 16.30: Die Oper der Woche. o 17.45:
Leſeſtunde. Deutſches Leſebuch, von Hugo von Hofmannsthal.
O 18.30: Dr. Specht: Die neue Frankfurter Verkehrsordnung. 0 19:
Engliſche Literatur. O 19.15: Engliſch. O 20.15: Vortragsabend
Robert Taube. O 21.15: Verſuch der Uebertragung auswärtiger
und ausländiſcher Stationen.
Siuttgart.
Montag, 30. Mai. 13.10: Konzert. O 16.15: Konzert. 2 18.15:)
H. Neuberger: Der deutſche Bürger im Drama von Leſſing bis,
Barlach 2. O 18.45: General Sihlee Paſcha: Die Frau im Iſlam.
O 19.15: Baſtelſtunde. O 19.40: Auguſtin erzähli: Wovon Stuttgart
ſpricht. O 20.15: Grieg=Abend. Lit.: Kapellm. Kurtz. Soliſten:
Elly Herter (Klavier), Julie Heinrih (Sopran), Fr. Kirchberger
(Cello). Aus Holbergs Zeit, für Klav. und Orch. Die verſchwiegenei
Nachtigall. Abſchied. Sonate A=moll. Margaretlein. Verborgene!
Liebe. Konzert A=moll für Klavier und Orch. O 21.39: Uebertr.
aus Karlsruhe. Moderne Kammermuſik. Ausgef, durch die Arbeits=
gemeinſchaft
für moderne Muſik. Leit.: Dr. Curiel. Mitw.: Jella
Curjel (Geſang). Hindemith: Dämon=Sufte. Milhaud: Cataloguel
des fleurs. Poulenc: Sonate für Horn, Trompete und Poſaune.!
Gruenberg: The Daniel Jazz.
Berlin.
Montag, 30. Mai. 15.30: Dr. Lüders: Fragen der modernen
Hauswirtſchaft. O 16: Prof. Marcuſe: Sternenhimmei im Juni.
O 15.30: Italieniſche Novellen und Lieder. Mitw.: Th. Lücke.
(Einl.), Eugen Transky (Tenor), Wolfgang Zilzer (Rezit.), 9 Dar=
bietungen
. O 18.30: Ing. Boehmer: Techn. Wochenplauderei. O 19:/
Dr. Kron: Entſtehung und Verhütung der Hautkrankheiten. O 19.25::
Dr. Osborn: Meiſter der klaſſ. Kunſt (Giotto di Bondone). o 19.55:
Miniſterialrat Beyer: Vernunft und Glück (Glück). Anſchl.: Denk=
ſportaufgaben
. O 20.30: Wolffſches Konzert=Orch. Herzer: Hoch
Heidegsburg. Keler=Bela: Ung. Luſtſpiel=Ouv. Strauß:
Geſchichten aus dem Wiener Wald. Jeſſel: Aufzug der Stadt=
wache
. Nehl: Paraphraſe über Grüße an die Heimat. Eilen=
berg
: Mühle im Schwarzwald. Schreiner: Im Zick=Zack, Potp.
Meinerzhagen: Studentenlieder=Marſch.
Königswuſterhauſen. Montag, 30. Mai. 12: Std.=Rat Friebel,
Lektor Mann: Engliſch f. Schüler. o 3: Fr. Lüderitz=Ramelow:
Küchenzeitel im Juni unter Berückſichtigung geſundheitsfördernder Er=
nährung
durch einheimiſche Erzeugniſſe. O 3.40: Wetter= und Börſen=
bericht
. O 4: Rektor Hauer: Verkehrserziehung der Jugend. o 4.30:
Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. O 5: Nebermann: Schach. o 6:
Ed. Keller: Wafſerwanderungen in Süddeutſchland. o 6.30: Stud.=
Rat Friedberg, Lektor Mann: Engliſch f. Anfänger. 6.55: Dr.,
Hummel: Der Wert der neueren Buchhaltungsſormen u. Grund=
ſätze
für ihre zweckmäßige Anwendung in der Praxis. o 7.20: Dr.
Schindler: Das Wirtſchaftsjahr 1925/26 im Lichte der Konjunktur=

Hindenburg.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, den 31. Mai
(nach der Wetterlage vom 29. Mai).
Wolkig, mäßig warm, vereinzelte Niederſchläge wahrſchein ich,
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Saupsichrifileitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heiſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmannr
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer: für dein
Inſeratenteil: Willy Kuhle; Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 10 Geiten

Marken=
Fahrräder
WZochen=Nate Mk. 3.
bei llein. nzahlung
Wir nehmen auch ge=
brauchte
Räder in
Zahlung. (392a
Deutſcher Bund für
Eigenfahrt
Lagerhausſtraße 16.

ofor
Stano Mr 4.50
Flügel M:. 5.50
durch 8879,
erſtklaſſigen
Konzertſtimmer
Iavier-Arnole
Eliſabethenſtr. 28
Tel 2457. 975

Beſondere
Gelegenheit
faſt neues

äußerſt preiswert
auch auf Teilzahlung
zu verkaufen
Klavier=Arnold
Eliſabethenſtr 28

Billig!"
Uhr=Reparaturen
kein Laden
bin deshalb in der
Lage. Ihre Uhren
billig und doch gut
zu reparieren.
24 Stundenzeit ſchnell
und billig
Anfragen koſtenlos
Hch. Sixt
Uhrmacher
Saalbauſtr. 16, 1
Ecke Waldſtr. (8921a

8 45 PS.
Sechsſitzer
lektr, Liht und An=
aſſer
, vorzügl. mo=
derner
Wagen, ſehr
preiswert. (870 dso
Müller & Ober
Rheinſtraße 39

mit Sitzkiſſen
(Peddigrohr, keineWeide)
Willy KIög
Korbmöbelwerkſtätte
Beſſungerur. 70 (*14462
Alle Neparaturen

in allen Preislagen
großes Lager 7677a
billige Preiſe.
J. Donges & Wiest
Eliſabethenſtr. 25½

Sie erhalten bei
mir geg wöchent=
liche
Teilzahlung
von (2852a
Mk. 1. an
billige Taſchenuhren,
Wecker, Armband=
u
Küchenuhren uſw.
P. Grünkeld
Nyrmacher
Hr. Ochſengaſſe 30
Bitte Ausweis=
papiere
mitbringen

Kluge
Dausfräuen
kaufen
a Kern=Geifen
Seifenpulver
alle Waſchmittel zu
den billigſten Tages=
preiſen
nur bei
Seifen=Lehner
Waldſtraße 11
Wiederverk höchſte
Rabatte (8218a

Vervieltättigungen
Abschritten
S. Guttmann
Wi helminenstr. 8.
(7793a)

R
werden von 1 20 Mr
an geflochten. Arbeit
wird abgeholt Karte
gen. Fr. M. Pfleger,
Fuhrmannſtraße 10,
Hths, I., Ik3 (*14455
1 Zimmer

Bervinusſtr. 43, III
b. Herche, ein leere=
Zim. m. Kochgelegh
an einz. berufst Per=
on
zu verm. (*14463

VULRANISIER-ANSTALT
BEIFENLAGER
Walter u. Dillmann
Darmstadt
HEIDELBERGERSTR. 6S TEL. 3704

Zimmerg

Nachwels
möbl. Zimmer
in der Geſchäftsſtelle
des Hausfrauenbundes,
Rheinſtr. 7, 1. St, Tel
4114 Spreckſtunden
täglich v. 10½1 Uhr,
außer Samstag (206a

Vornehm möbl.
Zimmer
ofort beziehb Hügel=
tr
. 15. Laden (82653

Hügelſtr. 77, 3. St.
mbl. Wohn= u Schlaf=
zim
. m. el. L. ſofort
zu vermiet (8909a

Soderſtraße 62, pt.
1 mbl. Z. zu verm.
*1443go)

Rheinſtr. 73, gt möbl
3 evtl m. Penſz vm.
(8769a)

Moosbergſtraße 58,
Klepringer,ſep. möbl
Zimmer el Licht, ſof
zu vermieten. *1416

HHmmobieng
Gartenanteil
vollſtändig ein eſüt
Stachelbeer=, Johan=
nisb
er- u Erdbeer=
räucher
mit ſchöner
maſſ. (6a tenhütte
umſtändehalber ſofort
preiswert abzugeben
Auskunft Karl=
traße
58 1.,r (893

von Eig n=
Haus tümer jelbi
zu kaufen geſ (1443
An ebote u. H 164
an die Geſchäftsſt

Verkäufer


Gelegenheitskaut:
Einen größer Poſten
erſtkl. Fahrräder
geben, um damit zu
iumen, ſehr billig ab.
Donges & Wiest.
(7676a

mit Lin-
Küche leum,
komplett, Mk. 180
Bücherſchrank und
Schreibtif 5,
eich gebeizt, MNk. 22,
lackierte Bettftelle,
moderne Faſſ., Mk. 1
Alexander Hazs
nurKl Ochengaſſe.
Ecke Landgraf=
Georgitr (e 13907m)

VR
get:.Koſt. Aushängy=
kaſten
bill z vk. Errn=
Ludwigspl. 4,II. ( 441

TV.6971

AMshllag

Pickel. Miteſſer, Blüten verſchwinden ſehr ſchmeE
wenn man abends den Schaum von Nucker’e
P.Medizinal-Sciſe Stck. 60 Pfg. (15 7 ig)
Mk. 1. (25 % ig) und Mk. 1.50 (35% ig, ſtärkſte.
Form) eintrocknen laßt. Scaum erſt morgens
abwaſchen und mit Zudooh=Creme‟ (ä 45 O
und 90 Pfg.) nachſtreichen Großartige Birlung
von Tauſenden beſtatigt. In allen Apotheſel
Drogerien, Parfümerien u. Friſeurgeſchäſten /D

[ ][  ][ ]

Nummer 149

Montag, den 30. Mai 1927

Seite 5

Kft
A
R

Nichts iſt wahr und alles erlaubt
Novelle von Benito Muſſolini.
Deutſch von Theodor Lücke.
5)
(Nachdruck verboten.)
Er iſt heute ein ruinierter Mann. Den Reſt gab ihm vor
zwei Jahren Neretti. Kompagnons zuerſt, wurden ſie plötzlich
zu erbitterten Feinden und bekämpften ſich bis aufs Meſſer.
Weshalb das weiß man nicht ſo recht. Doch ſieht es ganz ſo
aus, als habe er für das Vertrauen und die Freundſchaft, die
er bei dem Mann verwirkt, entſprechenden Erſatz bei deſſen Frau
gefunden. Eine verteufelt luſtige Rache!
Verwirrt verabſchiedete ich mich und ging fort, nachdem ich
vorher noch einen wütenden Blick auf Naſtarini geworfen hatte,
der großſpurig eine dicke Zigarre rauchte.
Ich fühlte, wie mein Herz berſten wollte vor Haß; und mehr
noch als Naſtarini haßte und verachtete ich die ſchöne Lydia, die
gebrochene Witwe, die ſo trefflich doppelt und dreifach Buch zu
führen verſtand in ihrer Seele.
Frauen ſind in den erſten Monaten nach dem Tode ihres
Gatten ungenießbar. Es verging der Dezember und der ganze
Januar. Ich ließ die ganze Zeit nichts von mir hören. Doch
muß ich geſtehen, daß meine Liebe wieder um einige Grade ge=
ftiegen
war an dem Tage, da Naſtarini Italien verließ und mit
dem Dreimaſter Luſitania zu einer längeren Reiſe in See ſtach.
Nach der Abreiſe des Rivalen befand ich mich nicht länger auf
kritiſchem Boden. Trotzdem konnte ich mich erſt Ende März ent=
ſchließen
, die Witwe Neretti aufzuſuchen. Sie hatte ſeit dem
tragiſchen Ende ihres Mannes keinen Menſchen mehr empfangen
und nicht einmal das Haus verlaſſen. Die Ausſprache, die ich
ſuchte, ſollte endgültig ſein und mich heilen.
An dem ſchwülen bewölkten Föhnnachmittag, da ich zu ihr
ging, ſchlichen die Menſchen ſtill und träge durch die Straßen der
Stadt, von lähmender Müdigkeit befallen. Ich füllte, wie ein
berſtecktes Fieber in meinen Adern glühte.
Im Palazzo Neretti wurde mir geſagt, die gnädige Frau ſei
ausgegangen, um einige Erbſchaftsangelegenheiten mit ihrem

Notar zu beſprechen. Ich beſchloß, zu warten und wurde in den
mir wohlvertrauten Salon geführt. Um mir die Langeweile zu
vertreiben, begann ich in einem Album zu blättern. Da kamen
zunächſt Autogramme der übliche Schwall nichtsſagender und
törichſter Phraſen und dann die unvermeidlichen Anſichtspoſt=
karten
. Bei einer dieſer Poſtkarten ziemlich am Ende des
Albums gab es mir einen Ruck. Sie ſtellte den Dreimaſter
Luſitania dar, war unbeſchrieben und der Poſtſtempel vom
fünfundzwanzigſten Februar. Die Entdeckung lieferte mir eine
neue Angriffswaffe. O, ich würde aufgebracht ſein und un=
verſöhnlich
.
Kurz darauf trat Lydia ein.
Wir begrüßten uns ſtumm mit einer Verbeugung. Dann
fragte ich:
Wo iſt Ginetto?
Bei meiner Schweſter.
Lydia ſetzte ſich an den Tiſch und ſah mich mit gleich=
gültigem
, toten Blick an. Ich fühlte, wie eine Mauer einſtürzte
in mir.
Signora, ich komme, Sie um einige Aufklärungen zu bitten.
Mit welchem Recht?
Unſere Vergangenheit
Erinnern Sie mich, bitte, nicht an ſie! Quälen Sie mich
nicht Ihre Lippen zuckten.
Oh, Sie bereuen ſie alſo, Signora, lächelte ich ſpöttiſch.
Iſt es nicht ſchon zu ſpät dazu?
Die Reue kommt nie zu ſpät. Ich will Erlöſung finden
will vergeſſen Gewiſſensbiſſe nagen an meiner Seele. Ein
Abgrund ſoll mein früheres Leben von meinem jetzigen trennen.
Ein tiefer Abgrund bezeichnet durch ein Kreuz
Und welche Sünden quälen Sie eigentlich ſo, Signora?
Unſere gemeinſamen oder die anderen? Es ſtimmt alſo, daß
Herr Naſtarini
Bei dieſem Namen ſprang Lydia auf und fiel mir ſchnell ins
Wort:
Um Himmels willen, ſchweigen Sie! Ihr Verdacht iſt
falſch, vollkommen falſch
Signora, ich habe eine furchtbare Anklageſchrift bei mir.
Ich nahm den Brief des Selbſtmörders aus meiner Brief=
taſche
.
Der Tote ſtraft Sie Lügen

Lydia erkannte die Schrift ihres Mannes. Sie las den Brief
und brach in Tränen aus.
Armer Giorgio! Naſtarini hat es wohl verſucht, doch nie
etwas erreicht. Ich bin unſchuldig
Dieſe Beteuerungen überzeugten mich nicht. Doch waren mir
die Tränen in den Augen meiner unglücklichen Witwe ein ge=
wiſſer
Troft.
Sagen Sie doch die Wahrheit, Signora, wenn es Ihnen
wirklich ernſt mit Ihrer Reue iſt Sie wiſſen doch, ich ver=
zeihe
Ihnen gern. Für mich iſt nichts wahr und alles erlaubt.
Den Gatten und Geliebten betrügen iſt modern.
Verzeihen Sie mir, ſtammelte Lydia. Und glauben Sie
mir doch ich habe Sie wirklich nicht betrogen
Ich glaube Ihnen ja, Signora. Und dennoch würde ich
gern eines Tages in der Zeitung leſen, daß die Luſitania mit
Mann und Maus untergegangen iſt, einſchließlich Kapitän.
Bereuen Sie ruhig, Frau Lydia! Chriſtus war barmherzig zu
der Ehebrecherin. Ich vergebe Ihnen, Frau Lydia, und
auch Chriftus wird Ihnen vergeben Weinen Sie nicht!
Die Tränen könnten dem Glanz Ihrer ſchönen Augen ſchaden!
Leben Sie wohl, Lydia! Nun, wo uns kein Hindernis mehr
trennt, treten die alten ſpießbürgerlichen Schranken wieder
trennend zwiſchen uns Mag Ihre Reue unſere Vergangen=
heit
tilgen, doch nicht entweihn Leben Sie wohl
Und eilig ſtürzte ich die Treppen hinab. Ich war geheilt.
Draußen, ganz am Ende des Friedhofes, liegt das Grab der
Familie Neretti. Und dort ſtehen auf einem verwitterten Stein
die Worte:
Hier liegt der Reeder Giorgio Neretti zur
ewigen Ruhe beſtattet.
Und darunter:
Lydia, ſeine treue Gattin, folgte ihm
am 27. Mai 1906 im Tode nach.
Dann folgen die Verſe des Bußpſalms:
Da mein Fehl’ ich kenn und meine Sünde ohne Ende,
Befehl ich meine Seel' in deine gütigen Hände,
Gott!
Und verfaßt ſoll dieſe Grabſchrift von dem Pater ſein, der
Lydias letzte Beichte entgegennahm.
Ende.

Die chemische Reinigung
wirkt Wunder,
denn nicht nur Schmutz, Flecken und Krankheitskeime werden aus Ihrer Kleidung beseitigt, die meisten
Gegenstände werden auch wieder wie neu. Denken Sie an die Erhaltung Ihrer Garderobe, Gardinen
Vorhänge, Decken, Teppiche auch durch umtärben. Alle modernen Plisseeformen (V14016,

Färberei
GEBR. ROUER
LADEN: Ernst-Ludwigstraße 5, Tel. 3066, Rheinstraße 23, Tel. 1222.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Gott nahm heute früh meinen heißgeliebten Gatten, den treuſorgenden
Vater ſeiner Kinder
1(8932

Aon Vort
Ober=Vermeſſungs=Inſpektor
nach kurzem ſchweren Leiden im 65. Lebensjahr zu ſich.
Um ſiille Teilnahme bittet
Sophie Volk, geb. Schmidt.
Darmſtadt, den 29. Mai 1927.
Beckſir. 50.
Die Grablegung findet Dienstag, den 31. Mai, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſiraße ſiatt.

Ia Parkett=u. Linoleumwachs, weiß u. gelb
empfiehlt Anton Fiſcher, Frankfurterſtr. 12/14.
(7198e

Das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
feiern am 31. Mai H. Neudörfer
und Frau, Darmſtadt, Kranichſteiner=
14374
ſtraße 85.

Drei
hervorragende Gelegenheiten
in geſpielten
A
Billigſter Preis Kleinſie Monatsraten
A. W. Zimmermann
Pianolager Darmſtadt
Omntar 2. naß )
ARheinftr. (8910goi

II Beobachlungen II
in Eheſachen und für alle Zwecke
überall. (V 3877
Eberhard’s Welt=Detektiv=Inſtitnt
Teleph. 1523. Darmſtadt. Rheinſtr. 43.

Guter elektriſcher
Staubſauger
billig abzugeben.
Heinrich Wingertsweg 3.
97772g0)

Leinöl, Terpentin Siccativ (B3785
Drogerie Secker Nachf., Ludwigshöhſtr. 1

bei Rheuma, Hexenschuß,
Genick-, Kreuz-, Kopf- u.
Zahnschmerzen.
Garmol-Fabrl k
Rheinsberg (Mark)
In Darmstadt erhält-
lich
: Apotheke zum
Justizpalast, A. Man-
gold
; Central- Droge-
rie
, Apotheker Logel;
Germania-Drog, Karl
Steinhäuser, Mählstr.
26; Drog. Ph. Secker
Nchf., Inh. Hermann
Hoechster. (IV 284

Bon der Reiſe zurück
Dr. H. Jaubel
Aerztin
Heinrichſtr. 100, Tel. 1645
(*14289)

Ke

Altertümliche Seſſel
und Stühle z. kf. geſ
Angebote u. H 112
Zeſchäftsſt. (e 143388g0

Paßbilder
in einer Stunde 7.57a
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr.o. Tel. 1912.

Werblich

Suche für ſofort ein
ehrliches, ſauberes
Mädchen
für Bäckerei u. Land=
wirtſchaft
. (8875go
Heinrich DiehlIV.
Nauheim b. Gr.=Gerau.

Hamork
ROraEA
Merz Haemorrhof-
den
-Serum Recto-
Serol dringt autom-
I. d. Sitze der Kranb-
heitskeime
ein, be-
seitigt
d. Beschwerd.
(Afterjuck.Brennen
Schmerz. )u.bringtch
Haemorrhofden
zur Schrumptung.
Gr. Tube m. Eintüh-
rungsrohr
Pk. 3.50
nApothek. Gratis-
prospekt
23 durch
Merz & Co.
Chem. Fabrike
Franktert a. M.
IN549

Ausführung
bankmäßiger Geſchäfte
aller Art durch Bankgeſchäft Friedrich
Zaun, Luiſenpl 1, Fernſpr. 1308:9 (3-0a
Beſond. Abt, Hamburg=Amerika=Linie.

Die Wirkung Sbrei
obermeyer2 Mediz: Herba=Seife meine
Haut iſt ſehr wobltätig u. ſind nunmehr die läſtigen

Rasierklingen
Follten Sie nicht nachschleifen lassen, denn
Sie bekommen heute schon (416a
10 Stück neue Klingen (Grün) für 45 5
10 Stück neue Klingen (Gold) für 955
Parfümerie
Elisabethenstraßeg Th. Frank
Vorteilhafteste Bezugsquelle für allen
Rasierbedarf

Eſchollbrücker=
Farben=Krauth ſraße : 8469=

Weigen-Schrothrot
1084a
für Magen-
und Darmkranke
Wilhelm Mitze
Brot- und Wiener Feinbäckerei
Darmstadt Hügelstr. 19

vollſtändig verſchwunden. Ich kann daher Ihre
Seife aufs wärmſte empfeblen. S Langenfeld,
Weinböbla. Si. M. ,65. 30%, verſtärkt M. 1.
Zur Nachbehandlung iſt Herba=Kreme beſond.
z empf. Zu had. in allen Apoth., Drog. u. Parfüm.

biinig da Verkädten
1 Gasbadeofen mit Badewanne,
1 Glasabſchluß Höhe 3 m Breitr
3,40 m Rheinstraße 3, I.
(8950)
Mehl= und Brötchen=Beutel
188610d
liefert billigſt
Papiergroßhandlung 3. Skurnit
Bleichſtraße 46.
Telephon 1791.

Gesdeht
für Getreide= und Mehlgeſchäft ein junger
Ma n für Büro per 1. Juli auf ein Lad=
ſtädtchen
der nähe Darmſtadt. Angebote
mit Gehaltsanſprüchen unter H 8 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. erbeten. *14069dso

Jngarische Voltzskunst und Hausindushie
Ungarische Blusen
Heider und Kinderkleider
zind keiner Hode unterworten,
im Tragen änßerst praktisch und
dauerhaft. Unsere Vertretung
haben wir der Firma
BLURR
Bielefelder Leinen- u. Wäschehaus
DARMSTADT, Wilhelminenstr. 17.
übertragen.
(8903

Bitte Schaufenster beachten!

Zlebung garantier!
4. Juni 1923
3. Wohlfahrts.
Votterie
GeibLugunsten des
Hess. Diakonievereins
1891 Geldgewinne u. eine Pämie
St
Sast!
ooo

Lospreis
nur

Porto und Liste
725 Pfg.empfiehlt

A. Dimkelmann
Wormis a. Rh. Fernspr. Nr. 75 u. 76
Postsclieck=-Konto Nr. 15194
Frankfurt/Main
Hier bei: Staatl. Lott.-Einn. Hils-
dorf
, Kullmann,Ohnacker&Petrenz
außerdem bei: Wilh. Bauch, Frdr.
Hartmann, Konr. Koch, Hch. Mar-
guth
, L. Schwinn, Paula Volk und
Hngo de Waal.
(I.85

Leiehimotorrau
in gutem fahrbarem Zuſtande für
RM. 150. abzugeben
Müller & Ober
Rheinſt aße 39 (8815som

[ ][  ][ ]

Seite 6

Montag, den 30. Mai 1927

Nummer 149

Union- Theater

Noch heute Montag

HARRYPIELI
Sein größter Bluff

Sensations- und Abenteurer-Roman in 8 Akten
Abessinischer Handel.
Wochenschau.

Residenz-Theater

(*14458
Anfang 3½ Uhr.

Vorletzter Tag!

Ein Spiel aus der Manege in 7 Akten
Jauptdarsteller: Mia Pankau und Angelo Ferrari. Regie Wolfgang Nef,
Junggesellenaßschied, Groteske in 2 Akten
Afr5
Aufang 33 Uhr.

Pal
Ispiele
Heute leizter Tag!
Pola Negri
Hongin dei Haunt
Ein Abenteuerer-Film, Drama von Gold,
Liebe, Haß und Tod. 7 Akte 7
Ghaflesleh allls
(Ballettratten)
Drei Typen, drei Temperamente, drei Schicksale,
Lockung der Sünde, Lockung der Liebe in
(876380
7 Akte 7
Heueste Wochenschau
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstell. 38 Uhr

Zufolge § 30 des Reichstarifvertrages für das
deutſche Bankgewerbe bleiben unſere
Geſchäftsräume am
Samstag, 4. Juni1927.
(Pfingſiſamstag)
geſchloſſen.
Darmſtädter und Nationalbank
Ko manditgeſellſchaft auf Aktien.
Deutſche Bank, Filiale Darmſtadt
Direktion der Diskonto=Geſellſchaft,
Filiale Darmſtadt
Deutſche Vereinsbank, Filiale Darmſtadt
Darmſtädter Volksbank, e. G. m. b. H.
Landesgenoſſenſchaftsbank, e. G. m. b. H.
Nauheim 8 Co.

1V 8868

Schreibmaschinen,
P

Darmstadt
Meinz
Mannheim
Große Bleiche 23 P Rheinstrasse 28
N. 3. 7/8
raLissst
Fse: z4ss
veL:22453

Für den

Selbstrasierer

Rasierapparate, gut versilbert, in Etuis, mit 5 Klingen
Ik. 4., 3.5), 3.
Rasierapparate in Nickeletnis, mit 5 Klingen Hk. 4.
Rasierapparate in Schachtel mit Kl. . . . . Mk. 1.40
Beiserasierapparate In Mickeletuis
Hk. 1.40
Caraz, die beste Rasierklinge, Stck. 25 , 10 St. 2.25
Ia Lederstreichriemen . . . . . Hk. 2., 1.20, 1.
Rasiermesser, I. 0ualität, Garantie für Schnitt
Mk. 6. 5. 4. 3., 2.50
Tko‟, der Schleifapparat für Rasierklingen Hk. 4.50
Rasierpinsel in jeder Preislage und Ausstattung
von 60 g an
Rasiergarnituren mit Spiegel, Pingel und Seifen-
napf
.
.. Ik. 3.50, 2.99, 1.50
Haarschneidemaschinen für alle Schnittlängen
Ik. 5., 4.50, 3.50
Bubikopfmaschinen
.. . Ak. 7.50, 4.50
LHafher
Stahlwaren
Rheinstr. 3
(8949)

Verehrte
Hausfrau!
Haben Sie
ſchon überlegt, daß
keine Zeit
für
die Verſchönerung
8896
Ihre.
Wohnung?
geeigneter iſt, als die
Frühjahrszeit?
Ein friſch geſtrichener oder mit ein=
wandfreiem
Fußbodenöl behandelter
Fußboden, ſow. die m. unſ. erſtkl. Lacken
u. Polituren verſehenen Möbel u. ſonſt.
Einrichtungsſtücke, überhaupt ein far=
benfreudiges
Heim, bringen Ihnen und
Ihrer Familie Frohſinn ins Haus!
Laſſen Sie ſich von unſ. fachlich aus=
gebildeten
Perſonal die für Ihre
Zwecke geeigneten Farben, Lacke, Bei=
zen
, Polituren uſw. vorſchlagen, ſowie
deren praktiſche Anwendung erklären
und kaufen Sie im Bewußtſein, gut
und preiswert bedient zu werden, alle
dieſe und ſonſt, einſchläg. Artikel bei
uns, als einer der älteſt. Firmen der
Branche am Platze.
Wir erwarten Sie!

Luiſenſtr. 4 Fernruf 62

Täglich friſche
Dr‟

Miamuch soderſtr. 2, Kapelplatz)
(7970d00)

Lein, 80

WaS

wie wenn es bei DEUSTER für weniges Geld
nicht elegante, neue Hosen für jeden Zweck
geben würde
Hosen, gestr., kammgarnart.
50
18., 16., 12., 8.50, 7.50,
6.50, 4.50 ...."

Hosen aus Tirtev, Buxkin, engl.
Leder und Manchester. 16.-
13.50, 11.50, 9.50, 7.50, 6.50, O
BKomm.-Gesellschaft
BaHSter BARNSrADT
Marktplatz und Marktstraße (8860

Klavier=Reparaturt
Vyranſchläge unberechnet.
Garantiert beſte Ausführung.
A. W. Zimmermann
bianolager, Darmſtadt
Grafenſtr. 21, n. Aheinſtr.

Die bevorſtehende Zeit der Reiſen u. Ferſen
eign. ſich ganz beſonders z. Vornahme größer.

8904goi

Badeofen Täglich frischer Süder Rahm

zu verk. Rob. Ruth=
mann
, S einſtraße 14,
Tel. 3878 *14419

Milchtrinkhalle‟ (8862a
Soderstraße 2 (Kapellplatz)

ist und bleibt immer
der billigste Strumpf
Damen-Strümpfe schwarz u. farbig, in guter Oualit, schon von 0.58 an
Damen-Strümpfe Seidenfor, schwarz und farbig . . . . . von 0.95 an
Damen-Strümpfe Ia Macco, schwarz und farbig . . . . . von 1.20 an
Damen-Strümpfe Ia Macco, schnarz u. farb,, sehr kräftig, von 1.60 an
Damen-Strümpfe känstliche Waschseide . . . . . . . . . von 1.80 an
in Bemberg-Seide, in allen modernen Farben,
Damen-Strümpfe
in reicher Auswahl.
Kinder-Söckchen dunkelfarbig, Größe 1 und 2. . . . . . . . 0.25
Kinder-Strümpfe farbig, Größe 1 . . von 0.60 an, jede weitere Gr. 88 mehr
Füsslinge schwarz und farbig ..
. . von 0.25an
Enorme Auswahl in kunst- u. waschseiden. Vuterzeugen
Damen-Schlüpfer Kunstseiden
450, 3.75, 2,75, 2.50
Damen-Reformröcke Kunstseiden .. . . 6.90, 5.50, 4.30, 3.50
Damen-Hemdhosen Kunstseiden
6.50
Hadeke Hags
Gg. Heckmann- Schmidt
8920
Darmstadt / Ecke Markt u. Ludwigstraße /Darmstadt

Saal der Loge, Sandstr. 10
Dienstag, den 31. Mal,
abends 8 Uhr
Klavierabend
v. Schülern d. Ausbildungeklasse

Beide Konzertflügel Steinway
& Sons von Klavier-Arnold,
Elisabethenstraße 28. (8835so
Karten zu 1., 1,50, 2 50 Mk.
beischutter, Elisabethenstr 12
und an der Abendkasse.

Jeden Dlanstag
Hotel Aufnagel, Seeheim
Treffpunkt zum
Tanzabend (setsa

Kurhauskaiserhof
Mordseebad Borkum
Pension von Mk. 8. an. Fließendes,
kaltes und warmes Wasser
Zentralheizung IV7486

Mehrere gebrauchte (6943a/
PiANOS
billigst, auch auf Teilzahlung!
Heinrich Arnold
nur Wilhelminenstraße 9.

Heſſiſches Landestheater
Großes Haus
Montag, den 30. Mai 1927
abends 7½ Uhr
D 10 (Für diejenigen D=Mieter,
die Zuſatzmiete IV haben)
Gaſtſpiel Richard Strauß
Ariadne auf Naxos
Oper in einem Aufzuge von Hugo von
Hoffmannsthal. Muſik von Rich, Strauß;
zu ſpielen nach dem Bürger
als Edelmann des Moliére.
Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
In Szene geſetzt von Jacob Geis
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Der Bürger als Edelmann
Eine Komödie mit Tänzen von Moliére,
Nach der Bierling’ſchen Ueberſetzung (1750)
neu eingerichtet in zwei Aufzügen.
Muſik von Richard Strauß.
Perſonen des Schauſpiels:
Herr Jourdain, ein Bürger Ernſt Legal
Seine Frau . . . . . . . Käthe Meißner
Dorimene, eine Marquiſe Beſſie Hoffart
Dorantes, ein Graf . . . Robert Klupp
Nikoline, eine Magd in
Jourdains Haus . . .. Käthe Gothe
Ein Muſiklehrer . . . . . HansBaumeiſter
Ein junger Komponiſt;
W. Mahenknccht
deſſen Schüler.
Richard Jürgas
Ein Tanzmeiſter
Otto Wenke
Ein Haushofmeiſter
Hans Ney
Ein Fechtmeiſter
Ein Magiſter der
K. Weſtermann
Phtloſophie ..
Paula Kapper
Erſte Sängerin
Martha Liebel
Zweite Sängerin
Ararg. Albrecht
Dritte Sängerin".
. . . Hugo Keßler
Ein Schneider . .
Sein erſter Geſelle . . Irene Scheinpflug
Ein Küchenjunge . . . Manda von Kreibig
.. Walter Bluhm
Erſter Lakai ..
Zweiter Lakai . . . . . . Karl Ebert
Ein Friſeur . . . . . . . Werner Scharff
Vier andere Schneidergeſellen, eine Hut=
macherin
, vier Köche, ein kleiner Lakai,
Ort der Handlung: Zu Paris,
im Hauſe des Herrn Jourdain.
Tänze einſtudiert von Manda von Kreibig
Spielwart: Willi Krichbaum
Ariadne auf Naxos
Perſonen der Oper:
Ariadne . . . . . . . . . Gertrud Gercke
Bacchus.
. . . Alfred Poerner
Najade.
.. . . . . Paula Kapper
Dryade.
. .. Martha Liebel
Echo ...
.. Marg. Albrecht
. . . Joh. Buchheim
Zarbinetta
. . . Leo Barczinski
Harlekin . .

Sgaramuccio . . . . . . Eugen Vogt
Truffaldino . . . . . . . Heinrich Hölzlin
Brighella . . . . . . . . Guſtav Deharde
Spielwart: Fritz Wilde
Freiſe der Plätze 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläfſig
Pauſe nach dem 2. Akt der Komödie
Der Bürger als Edelmann.
Anfang 7½ Uhr Ende 10¼ Uhr
Kleines Haus
Keine Vorſtellung.

[ ][  ][ ]

Rummer 149

Montag, den 30 Maf 1927

Geite 2

ſechel
Verkum

Hrnold
straße 2.

stheater
Jarob Geis
end von Trudt
Edeimand
Rerfcl!
luflg
etzuß.
Hauſpiels

Sp. Pg. Fürth Hertha=Berlin 1:2.
Die große Ueberraſchung.
In Leipzig vor 35 000 Zuſchauern.
Das Vorſchlußſpiel um die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft
wiſchen den beiden vorjährigen Finaliſten Sp. Vg. Fürth und
5e rtha/B. S. C., das am Sonntag vor 35 000 Zuſchauern auf
dum Platze des mitteldeutſchen Meiſters V. f. B. Leipzig zum
Austrag kam, endete mit einer großen Ueberraſchung. Die Sp.
Ug. Fürth, die ſich im Vorjahre mit einem überzeugenden 4il=
Sdeg über den Berliner Meiſter den Titel eines Deutſchen Mei=
tus
ſicherte, unterlag diesmal mit 1:2 Toren. Das iſt ein Er=
Snis, wie man es wohl außerhalb Berlins nur ſehr wenig
urwartet hat. Aber man muß ſagen, daß es den Verhältniſſen
utſpricht. Berlin ſiegte auf Grund ſeines Eifers und ſeiner
iherraſchend guten Leiſtungen durchaus verdient, Fürth hatte
iren ſchlechten Tag und befand ſich meiſt in der Oefenſive. Es
unnte zwar in der erſten Halbzeit durch Franz das Führungs=
ar
erzielen, mußte ſich aber in der zweiten Halbzeit den Aus=
eich
und einen weiteren Treffer gefallen laſſen. Beide Tore
und üe Berlin ſchoß Kirſeh.
Die Mannſchaften und ihr Spiel.
Berlins Elf wies kaum einen ſchwachen Punkt auf.
zwhiglich der Linksaußen Gülle fiel etwas ab, jedoch ſchien er
twas verletzt zu ſein. Löblich war vor allem der große Eifer
e Berliner, die aber auch techniſch und taktiſch Ausgezeichnetes
eſſteten.
Bei Fürth ſpielte Aſcherl halblinks, Franke linker Läufer
ud Knöpfle rechter Läufer. Läuferreihe und Abwehr hielten
ide gut, wenu man auch z. B. vom Mittelläufer Leinberger etwas
nlhr an Aufbauarbeit erwartet hätte. Im Sturm war Seiderer
tigerraſchend ſchwach, vor allem ſchoß der alte Internationale
biel zu wenig und zu ſchwach. Auch Aſcherl war eine Enttäu=
ſchwung
. Der beſte Mann im Angriff war der unermüdlich ſchaf=
eurde
Franz. Im Ganzen war die Fürther Leiſtung zu unaus= telſtürmer ein Tor auf. Dann ſchoß Schneider zwei weitere Tore
ſeaglichen und zu matt. Der Elf mangelte, der hinreißende
Schwung, der ſie ſonſt in ſo mauchen großen Kämpfen ausge= Elfer zum 5. Tor. Darmſtadt holte noch ein zweites Tor, eben=
enchnet
hat.
Zweimal 46 Minuten ..."
Fürth begann mit ſchöner Kombinationsarbeit und war auch
eine Zeit lazg leicht überlegen, ohne allerdings die ſehr aufmerk= läufer Takges längere Zeit trainiert wurden, legten ihren größ=
iane
Berliner Hintermannſchaft durchbrechen zu können. Nach ten Ehrgeiz darein, die Mannſchaft ihres früheren Lehrmeiſters
zuer Viertelſtunde aber erreichte Berlin ſeine volle Form, und
um dieſem Moment ab wurde Fürth mehr und mehr zurück=
zrängt
. Berlin hatte bis eine Viertelſtunde vor Schluß des
Swiels ein Plus, und erſt im Endſpurt erwachten wieder die
fürther Geiſter. Der erſte Treffer fiel in der 35. Minute durch
Fr anz. Götze, der Verliner Torhüter, war aus dem Tor ge=
(a zfen, wehrte den Ball auch ab, aber zu ſchwach, ſo daß er auf
dmn Wege über einen anderen Spieler wieder zu Franz kam,
dar in dieſem Moment abſeits ſtand, ſein erzieltes Tor wurde
aßer von Fuchs anerkannt. Götze wurde bei dieſem Vorgang
lacht verletzt und mußte für fünf Minuten ausſcheiden. Nach
ſchteöner Kombination des Innenſturmes ſchoß Kirſey in der 10.
Minute nach der Pauſe den Ausgleich. Wenig ſpäter beförderte ſcher Feinheiten nicht entbehrte, vorzuführen. Etwa 20 Minu=
Krröpfle in höchſter Gefahr einen Ball mit der Hand weg, der
varhängte Elfmeter wurde jedoch von Kirſey verſchoſſen. Das
ſſegbringende Tor fiel in der 29. Minute. Sobeck ſchoß den
Firther Torhüter an, der Ball prallte ins Feld zurück und wurde
omn Kirſey endgültig verwandelt.
Das Publikum hatte aufangs beide Mannſchaften gleich
ſreundlich begrüßt, ſchenkte aber ſpäter ſeine Sympathien zum
gößten Teile den Berlinern.
Fuchs (Leipzig) hatte als Schiedsrichter nicht gerade ſeinen
biſten Tag.
1. F. C. Nürnberg ſchlägt München 1860 4:1.
Mährend der Club wiederum in Hochform ſpielt, enttäuſchen die brochen, doch wollte dem Gegner inſolge mangelnden gegenſeiti=
Münchener 15 000 Zuſchauer durch unausgeglichenes Spiel.
Die Wahl des ASV.=Platzes für ein Vorſchlußſpiel um die
2eutſche Meiſterſchaft erwies ſich am Sonntag als nicht ſehr
glüicklich. Das Gelände bot nur 15 000 Zuſchauern gute Sicht= überging, ſeine Autorität durch Hinausſtellen einiger Leute
wöglichkeit. Viele mußten vor den Toren bleiben. Auch der beiderſeits zu bekunden, verlor das Spiel infolge der dadurch
Aarmpf ſelbſt befriedigte nur halb. München zeigte nicht das, was bedingten Umſtellungen an Reiz. Sprendlingen beſchränkte ſich
man ſich von dieſer Elf verſprochen hatte. Der Club war zu ſetzt mehr auf die Verteidigung und ſchickte nur ab und zu noch
ſeioer Zeit und in jeder Weiſe überlegen und kam zu einem ver= einmal ſeine Außenſtürmer auf die Reiſe. Die Verteidigung
die Tore, für München war Faubl erfolgreich. Lediglich der ſehr
Aurten Arbeit von Harlander und Koob in der Münchener Abwehr, die Erfolge auf der Gegenſeite nicht ausblieben, die in 7 Toren
iſ es zuzuſchreiben, daß die Tordifferenz nicht höher ausfiel.
Der Spielverlauf.
fecten ſich in der erſten Halbzeit ein ziemlich ausgeglichenes Feld= eine Tor noch ein Selbſtor des Verteidigers von Union war.
u iel. Während aber Nürnberg vor dem Tor entſchieden gefähr=
licher
war, vor allem präziſer ſchoß, zeigten die von der Sonne
envas geblendeten Münchener Stürmer im Strafraum nur
ſwache Leiſtungen. Nürnberg kam in dieſer Spielphaſe zu zwei
Treffern. In der 6. Minute bereits köpfte Hochgeſang eine Vor= Mannſchaft des V.f.R. mit einem ſchönen Sieg für ſich entſchei=
luge
von Träg ein und in der 32. Minute erhöhte Wieder nach
ſtuönem Zuſammenſpiel des linken Flügels auf 2:0. Lediglich
dar hervorragenden Abwehrarbeit von Harlander und Koob iſt
4 zuzuſchreiben, daß Nürnberg nicht mehr Torerfolge erzielte. heim ſtellte eine kräftige, flinke Manuſchaft ins Feld, aus deren
Nach der Pauſe wurde der Club ſtark überlegen. München war
harg in dieſer ſo ausgeſprochenen Ueberlegenheitsphaſe nur ein hielten ſich ſehr brab, nur müßte der Sturm dieſer Mannſchaft
Twr erzielte, und zwar in der 19. Minute durch Schmidt 2, der
eine ſchöne Vorlage von Wieder verwandelte. Münchens Sturm an den Tag legen. Schiedsrichter Herr Döring hatte mit ſei=
unternahm
ſpäter eine Reihe von ſchnellen Vorſtößen, bei denen
ſch beſonders die Flanken Stieglbauer und Gabler auszeichneten.
Echrentor für München ſchießen. Fünf Minuten ſpäter, nämlich in

der 38. Minute, ſtellte allerdings Träg wieder die alte Tordiffe=
renz
her, nachdem Koob einen Schuß von Hochgeſang zu ſchwach
abgewehrt hatte. Damit waren die Ereigniſſe des Spieles er=
ſchöpft
. Nürnbeng erzielte insgeſamt 8:2 Ecken.
Zur Kritik.
Bei Nürnberg lieferte wieder einmal die ganze Mannſchaft
zu hohes Spiel etwas ab. Im Sturm waren der alte Heiner
Träg und der junge Mittelſtürmer Schmidt 2. die treibenden und aufführung erübrigt ſich aber. D. S. V. München, Tabellen=
ſchußfreudigſten
Kräfte. Köpplinger wurde mit dem guten linken
Flügel der Münchener nicht immer ganz fertig. Die Abwehr
ſpielte ohne Tadel.
In der Münchener Mannſchaft zeigte nur ein Mann wirklich
großes Können, und das war der Verteidiger Harlander. Nach
ihm iſt in erſter Linie der Tormann Koob zu nennen. Der ſonſt
ſo gute Mittelläufer Pledl befriedigte diesmal nur im Abwehr=
ſpiel
, ſeine Aufbauarbeit war mangelhaft. Der Sturm hatte zwei
Graack=Hamburg war als Kampfleiter einwandfrei.
Das Endſpiel um die Deutſche in Berlin?
Wie wir erfahren, ſoll für das am 12. Juni zwiſchen Hertha=
Berliner S.C. und 1. F.C. Nürnberg zum Austrag kommende
Endſpiel um die Deutſche Fußballmeiſterſchaft das Deutſche Sta=
dion
in Berlin=Grunewald in Ausſicht genommen ſein.
Boruſſia=Neunkirchen Sp. V. Darmſiadi98
5:2 (2:0).
ganze Mannſchaft lieferte ein vorzügliches Spiel, beſonders der
Sturm war in großer Form. Der Halbrechte Schneider ſchoß
allein vier Tore. Darmſtadt hatte verſchiedentlich Erſatz einge=
ſtellt
, der beſte Mann war der Mittelläufer Takges. Bei der
Pauſe lag Boruſſia mit 2 Toren in Führung, beide von Schnei=
der
erzielt. Nach Seitenwechſel holte Darmſtadt dunch den Mit=
für
Neunkirchen und der Mittelſtürmer Koch verwandelte einen
falls durch Elfer, auf. Gegen Schluß war der Kampf ſehr hart.
Sp. Vgg. ElversbergSp. V. Darmſtadt 98 1:0 (1:0).
Die Elversberger, die früher von dem Darmſtädter Mittel=
zu
beſiegen. Durch großen Eifer vermochten die Elversberger
Kreisligiſten den Vertreter des Rheinbezirks tatſächlich mit 1:0
zu ſchlagen. Das einzige Tor des Tages fiel in der Mitte der
erſten Halbzeit.
UnionFußballverein Sprendlingen 7:0 (2:0).
Nach der Niederlage gegen den hieſigen V.f.R. hatte man
dem einheimiſchen Kreisligaverein gegen die bekannten Sprend=
auch
in dieſer Höhe verdiente Reſultat heute beſchert.
Das Spiel ſelbſt ſtand, wenigſtens in der erſten Halbzeit,
ſchienenen Zuſchauern ein genußreiches Spiel, das auch techni= burg 3:1. Eintracht TrierClub Franeais Paris 2,3.
ten mochte der Kampf bei einer leichten Ueberlegenheit Unions
gedauert haben, als auch Sprendlingen ſich frei machte und Alemannia Aachen-V. f. R. Fürth (Samstag) 1:1. Meide=
einige
Angriffe vortrug. Doch ſollte es dem Unionſturm vor=
ſtete
die geſamte Unionmannſchaft prächtige Kombinations=
arbeit
, gut geſtützt durch die ballſichere Verteidigung und eine
bewegliche Läuferreihe. Das 2. Tor konnte daher nicht aus=
bleiben
. Mit dem Reſultat 2:0 ging es in die Halbzeit.
Wer nun gedacht hatte, Union könne den knappen, aber ver=
dienten
Vorſprung vielleicht nicht halten, ſah ſich angenehm ent=
täuſcht
. Im Gegenteil fiel gleich nach Wiederbeginn aus einem ſpiel DuisburgMühlheim (Ruhr) 9:1. Sp. V. Meiderich
Geplänkel nach einer gut getretenen Ecke durch den Halblinken F. V. 08 Duisburg (Samstag) 5:2. Sp. V. Meiderich-V. f. R.
das 3. Tor. Noch war der Kampfgeiſt Sprendlingens nicht ge=
gen
Verſtändniſſes keine Aktion glücken. Das Spiel war ziem=
lich
auf den Linksaußen zugeſchnitten, der trotz guten Spiels
ſich nicht recht entfalten konnte. Als nun der Schiedsrichter dazu
denten Sieg. Hochgeſang, Wieder, Schmidt 2. und Träg ſchoſſen ließ ſich, anſtatt den Ball wegzuſchlagen, auf unnütze Diskuſſio= burger S. V.Union Altona 6:0.
nen ein, und ſo darf es ſchließlich nicht wundernehmen, wenn
ihren Ausdruck fanden.
Auch die Liggerſatzmannſchaft Unions ſcheint wieder im
Kommen, gelang es ihr doch, den 4Xklaſſigen Sportklub Boruſſia
Die mit ihren beſten Kräften antretenden Mannſchaften lie= Dornheim einwandfrei mit 4:1 Toren zu ſchlagen, wobei das zig 1:0. Dresdenſia Dresden-Vogtl. F. C. Plauen 1:3.
V.f.R. E. V. kombiniertSportverein Seeheim 1. 6:2.
Am Samstag abend trafen ſich obige Mannſchaften auf dem
Exerzierplatz zu einem Freundſchaftsſpiel, das die kombinierte
den konnte. Der Erfolg in dieſer Höhe war inſofern verdient,
als die Raſenipieler in bezug auf Technik, Ballbehandlung und
Zuſpiel ihren Gäſten weit überlegen waren. Sportverein See=
Reihen in erſter Linie der Torwächter, der linke Verteidiger, ſo=
umge
Zeit völlig in ſeine Hälfte eingeſchnürt. Wiederum leiſteten wie der bekannte Mittelläufer Hannſtein (früher Darmſtädter lien 0:2 (0:1). In Oslo: NorwegenDänemark 0:1 (0:1). In
aer Harlander und Koob ganz glänzende Arbeit, ſo daß Nürn= Fußballverein 12) hervorzuheben ſind. Alle anderen Spieler Baſel: Städteſpiel Berlin-Baſel 4:3 (0:2).
in ſeiner Geſantheit mehr Entſchloſſenheit bei ſeinen Angriffen
ner korrekten Spielweiſe keinen ſchweren Stand.
Sonntags ſpielte die 3. Mannſchaft der Raſeuſpieler gegen
2üieſe Angriffe wurden zunächſt alle glatt abgewehrt, als aber die 1. Eli des Sportvereins Meſſel. Nach wechſelvollem Spiel 2:1. Holland: Heracles Almelo Ajar Amſterdam 0.0. N. A. C.
zimmal Stuhlfauth etwas zu ſpät eingriff, konnte Faubl das trennten ſich die Mannſchaften mit einem 3:3=Reſultat, was dem BredaFeijenoord Rotterdam 1:0. Tſchechoflowakei: Amateur=
Spielverlauf nach gerecht war.

Um den Aufſtieg in Süddeutſchland.
Nach den neuen Beſchlüſſen des Mainzer Verbandstages
rücken bekanntlich alle Kreismeiſter in die Bezirksliga auf. In=
folgedeſſen
ſind die Aufſtiegsſpiele eigentlich hinfällig geworden.
ein gutes Spiel. Lediglich Hochgeſang fiel durch zu weiches und Immerhin werden die Spiele, zumal ſie in kurzer Zeit abge=
wickelt
ſein werden, auch programmäßig beendet. Eine Tabellen=
vierter
, und Schwaben Ulm, Tabellenfünfter, trennten ſich nach
intereſſantem Kamrfe 0:0 unentſchieden. Der Spitzenreiter des
Bezirks Württemberg=Baden, 1. F. C. Birkenfeld, errang in
Offenburg einen verdienten 3:1=Sieg, nachdem die Birkenfelder
ſchon bei der Paufe mit 2:0 in Führung gelegen hatten. Der
Tabellendritte V. f. R. Gaisburg mußte ſich unerwarteterweiſe
gute Flügel. Stieglbauer und Gabler; das Innentrio fiel ab. dem F. C. Villingen mit 1:3 beugen. Villingen führte bei der
Halbzeit 2:1. Im Rheinbezirk ſtanden ſich Mannheim= Linden=
hof
08 und Sp. Vgg. Arheilgen gegenüber, nach wechſelndem
Kampfe trennten ſich die beiden Mannſchaften mit 3:3 unent=
ſchieden
. Auch das zweite Spiel des Bezirks zwiſchen Germania
Friedrichsfeld und dem Tabellenerſten Pfalz Ludwigshafen
endete entgegen aller Erwartung mit einem 4:4 unentſchieden.
Fußball=Ergebniſſe.
Vorſchlußrunde um die Deutſche Meiſterſchaft.
Neunkirchen befand ſich wieder in ſehr guter Form; die In Nürnberg: 1. F. C. NürnbergMünchen 1860 4:1 (2:0).
In Leipzig: Sp. Vg. FürthHertha/B. S. C. Berlin 1:2 (1:0).
Süddeutſchland.
Aufſtiegsſpiele.
Bezirk Bayern: D. S. V. MünchenSchwaben Ulm 0:0.
Bezirk Württemberg=Baden: F. V. OffenburgF. C. Birken=
feld
13. F. V. Billingen-V. f. N. Gaisburg 3:1. Nheinbezirk:
Mannheim 08Sp. Vg. Arheilgen 3:3. Germania Friedrichs=
feld
-Pfalz Ludwigshafen 4:4.
Privatſpiele.
Bezirk Bayern: Bayern MünchenF. S. V. Frankfurt 2:1.
Bezirk Württemberg=Baden: S. C. FreiburgRot=Weiß Frank=
furt
2: 3. Karlsruher F. V. Dresdener S. C. 3:2. Union
BöckingenF. V. Speyer 1:0. Phönix KarlsruheF. C. Mühl=
burg
1:0. Rheinbezirk: Phönix LudwigshafenV. f. R. Heil=
bronn
2:2. Mainbezirk: Hanau 93Haſſia Bingen (Samstag)
4:2. S. V. OffenbachGermania Fulda 3:3. Eintracht Frank=
furt
Freiburger F. C. 3:3. Kickers Offenbach-F. S. V: Mainz
05 1:1. V. f. L. Neu=IſenburgHaſſia Bingen 7:1. Viktoria
AſchaffenburgPhönix Mannheim 2:2. Viktoria Hanau 94
S. Gmde. Höchft 01 2:0. Germania BieberBoruſſia Fulda 0:0.
linger wenig Chancen zugeſchrieben. Und doch wurde uns dies Rheinheſſen=Saar: S. V. WiesbadenBlau Wit Amſterdam 5:2.
Kreuznach 02Germania 94 Frankfurt 6:2. Sp. Vg. Elvers=
berg
S. V. Darmſtadt 98 (Samstag) 1:0. Boruſſia Neunkirchen
auf hoher Stufe. Beide Mannſchaften befleißigten ſich, den er= S. V. Darmſtadt 98 5:2. Saar 05 SaarbrückenA. S. Straß=
Süddeutſche Mannſchaften auf Reiſen.
richer Sp. V.V. f. R. Fürth 2:2. V. f. L. Bitterfeld Stutt=
behalten
bleiben, ein Tor vorzulegen. Dadurch angeſpornt, leis garter Kickers 1:3. Fortung LeipzigStuttgarter Kickers 4:2.
Boruſſia HarburgWacker München 1:6.
Weſtdeutſchland.
V. f. L. Benrath-Turu Tüſſeldorf 0:3. S. u. S. Barmen
Schwarz=Weiß Eſſen 1:1. Alemannia AachenV. f. R. Fürth
(Samstag) 1:1. Preußen EſſenSolingen=Gräfrath 3:0. Städte=
Fürth 2:2. F. V. 06 Osnabrück-Arminia Bielefeld 3:3. S. C. 08
MünſterDortmunder S. C. 95 4:0.
Berlin.
Wacker Tegel Corſo Berlin 1:1 1. F. C. Neukölln
Minerva Berlin 2:4. Union PotsdamConcordia 01 Berlin 5:4.
Norddeutſchland.
Raſenſport HarburgAltona 93 3: 3. Werder Bremen
Senalke 04 1:6. Boruſſia HarburgWacker München 1:6. Ham=
Mitteldeutſchland.
V. f. L. Bitteifeld Stuttgarter Kickers (Samstag) 1:3.
Fortung LeipzigStuttgarter Kickers 4:2. Zwickauer S. C.
Cechoſlowan Prag 03. Guts Muths Dresden-Wacker Leip=
Südoſtdeutſchland.
In Breslau: Südoſtdeutſchland-Norddeutſchland 1:0 (1:0).
Baltenverband.
Titania StettinStettiner S. C. 1:3.
Repräſentativſpiele.
In Zürich: SchweizOeſterreich 1:4 (0:2). In Stockholm:
SchwedenLettland 12:0 (6:0). In Bologna: Spanien-Ita=
Weitere Spiele.
Schweiz: F. C. BernMancheſter United 1:5. Cantonal
u. S. Suiſſe Paris 23. Frankreich: Pariſer Städte=Elf.F. C.
Penarol Mont. 1:1. Red Star ParisSport Giion (Spanien)
Elf PragDigbles Rouges Brüfſel 4:0.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Monfag, den 30. Mai 1927

Nummer 194

Pol. S. V. Berlin zum ſechſten Male Meiſier.
Das Endſpiel um die Deutſche Handball=Meiſterſchaft der
Sportler führte am Sonntag den Pol. S. V. Berlin, der ſeit
1922 ununterbrochen den Titel innehält, mit dem norddeutſchen
Meiſter Pol. S. V. Hannover zuſammen. Die Berliner Poli=
ziſten
zeigten ſich auch in dieſem Treffen ſtark überlegen und
ſiegten verdient mit 8:3 Toren. Sie fanden ſich ſehr ſchnell zu=
ſammen
und erzielten ſchon bald drei Tore. Dann drängte aber
auch Hannover vorübergehend ſehr gefährlich. Mit einem 4:3
ging es in die Pauſe. In der zweiten Halbzeit döminierten
dann die Reichshauptſtädter ſtändig. Fünf Tore waren noch
ihre Ausbeute.
Die Handball=Meiſterſchaft der Damen,
die ebenfalls in Berlin ausgetragen wurde, fiel an Guts Muts
Dresden, die den Titelverteidiger S. C. Charlottenburg mit 4:3
(Halbzeit 2:2) Treffern ſchlagen konnte.
Städtemannſchaft Darmſtadt Gaumann=
ſchaft
Main=Rhein 3:5 (2:3).
Am geſtrigen Sonntag ſtanden ſich im zweiten Auswahlſpiel
für das Spiel am Gauturnfeſt die Städtemannſchaft Darmſtadts
und die proviſoriſche Gaumannſchaft auf dem Platz am Finanz=
amt
gegenüber. Entgegen der Vorausſage hatte die Gaumann=
ſchaft
für einen Mann Erſatz, und zwar ſtürmte Werner 2., Tv.
Vorwärts Langen, halblinks. Zum Spiel ſelbſt iſt zu ſagen,
daß es auf keiner allzu hohen Stuſe ſtand. Zu loben iſt vor
allem der Eifer, mit dem die Darmſtädter der techniſchen Ueber=
legenheit
der Gaumannſchaft zu begegnen ſuchten. Ueber den
Parteien ſtand Feig=Pfungſtadt, der auch einwandfrei leitete.
Unſchön wirkten lediglich die ſtändigen Mißfallensrufe des
Darmſtädter Publikums gegenüber dem Schiedsrichter.
Zum Spiel ſelbſt: Darmſtadt hat Wahl und wählt gegen
die Sonne. Die erſten Minuten ſtehen im Zeichen des gegen=
ſeitigen
Abtaſtens. Darmſtadt findet ſich ſchneller und unter=
nimmt
mehrere gefährliche Aktionen, die der Gautorwart glän=
zend
abwehrt. Die 12. Minute bringt der Gaumannſchaft einen
billigen Erfolg. Ein Regelverſtoß beim Toxabwurf zeitigt einen
16,50=Meter, den der Mittelſtürmer glatt verwandelt. 1:0. Der
Ausgleich läßt nicht lange auf ſich warten. Der Darmſtädter
Halblinke raſt unbehindert durch, und ein placierter Wurf gibt
dem Tormann das Nachſehen. 1:1. Darmſtadt, durch dieſen
Erfolg angefeuert, drückt mächtig aufs Tempo und erzielt dabei
das Führungstor durch Linksaußen. Einen Hochwurf vor dem
Tor der Städtemannſchaft nützt der Linksaußen der Auswahl=
elf
geſchickt aus, indem er von außen einſendet. Das ſchönſte
Tor des Tages. Bis Halbzeit kommt die Gaumannſchaft noch
zu einem dritten Erfolg durch den Mittelſtürmer.
Nach der Pauſe iſt ein größerer Drang der Gaumannſchaft
nach dem Tor hin zu buchen. Zwei weitere Tore von Halblinks
und Mittelſtürmer ſind die Ausbeute. Doch auch die Darm=
ſtädter
ſtrengen ſich mächtig an und wehren ſich verzweifelt, aber
alle noch ſo gut gemeinten Angriffe ſcheiterten an der Verteidi=
gung
und am Torwart. 10 Minuten vor Schluß kommt Darm=
ſtadt
gut durch, der kraſtvolle Wurf des Linksaußen erhöht das
Torverhältnis auf 5:3. Bis Ende bleiben die Angriffe beider
Parteien erfolglos.
Kritik: Die Gaumannſchaft ſpielte im großen ganzen
mäßig. Gut waren Torwart und Verteidiger. Aus dem Rah=
men
fiel ganz der rechte Läufer. Mittelläufer arbeitete in der
erſten Halbzeit ſtets als ſechſter Stürmer. Ueber den Sturm iſt
zu ſagen, daß er viel zu weich ſpielte. Bei Darmſtadt gefiel vor
allem der Torwart. Ihm iſt zu danken, daß das Torverhältnis
ſo günſtig ausfiel. Gut gefallen konnten weiterhin der Mittel=
läufer
und der rechte Läufer. Wie ſchon eingangs erwähnt, iſt
vor allem der Eifer, den die Darmſtädter an den Tag legten,
zu loben.
Rot=Weiß 1 Sporiverein 98 1 9.D.T. 4:7.
Am geſtrigen Sonntag ſpielte die erſte Elf von Rot=Weiß
gegen Sportverein 98 auf dem Platze an der Rhein=Allee. Mit
dieſem Spiel hat die Mannſchaft von Rot=Weiß die letzte Ge=
legenheit
, in der Meiſterfrage ein Wort mitzureden, vergeben.
Schuld daran war die Einſtellung der Mannſchaft, denn durch
ihr allzu offenes Spiel war es dem Gegner ein Leichtes, erfolg=
reiche
Angriffe einzuleiten. Hätte die Rot=Weiß=Mannſchaft ihr
Spiel von der Verteidigung aus aufgebaut, ſo wie es Sport=
verein
98 getan hat, ſo wäre der Ausgang vielleicht ein anderer
geweſen. Aber das ſoll keine Entſchuldigung ſein, denn die beſſere
Mannſchaft hat verdient gewonnen. Sportvereins I. A. D. T.=
Mannſchaft hat ſich ſomit die Meiſterſchaft geſichert, denn von
den anderen Gegnern dürfte ſie nichts mehr zu fürchten haben.
Handball=Ergebniſſe Sportverein 98 e. V.
A. Mannſch. Rot=Weiß-Liga=Erſatz Sp. V. 98 4:0 (Mittwoch).
1. Mannſch. Rot=Weiß-Liga=Erſatz Sp. V. 98 7:4 (5:2).
1. Mannſch. Sp. V. Langen2. Mannſch. Sp. V. 98 0:0.
1. Jugend T. V. Braunshardt 2. Jugend Sp. V. 98 6:1 (2:1).
Handballtagung der OSB in Berlin.
Die Termine für die nächſte Pokalrunde.
Der Handball=Ausſchuß der D.S.B. hielt ſeine fällige Ta=
gung
am Samstag und Sonntag in Berlin in Anweſenheit der
Vertreter aller ſieben Landesverbände ab. Aus den Berichten
geht hervor, daß der Handballſport in Deutſchland weiterhin
einen ſtarken Aufſchwung nimmt. Der Termin für das Länder=
ſpiel
gegen Oeſterreich wurde endgültig auf den 12. Juni nach
Berlin angeſetzt. Für die Olympiſchen Spiele 1928 wurde die
Entſendung einer Handballmannſchaft zur Vorführung eines
Propagandaſpiels gutgeheißen. Der Antrag, wonach
Jugendmannſchaften Meiſterſchaftsſpiele austragen
ſollen, wurde nicht gebilligt. In Ausnahmefällen iſt es Jugend=
lichen
geſtattet, in Altersmannſchaften zu ſpielen, jedoch nicht
bei Meiſterſchaftsſpielen. Irgendwelche Regeländerungen wur=
den
im Hinblick auf die bevorſtehende Vereinheitlichung der
Handballregeln abgelehnt. Die deutſche Handballmeiſterſchaft
ſoll demnächſt nicht mehr nach dem Pokal=, ſondern nach dem
Rundenſpſtem entſchieden werden. Die Termine für den D.S.B.=
Handball=Pokal der Saiſon 1927/28 wurden wie folgt angeſetzt:
Vorrunde am 6. November, Zwiſchenrunde am 12. Februar und
Endſpiel am 25. März.
Au, der eutſchenk Tuenerſckaft
Handball= und Fußball=Meiſterſchaft der D. T.
Die Zwiſchenrundenſpiele um die Hand= und Fußball= Meiſter=
ſchaft
der Deutſchen Turnerſchaft haben die erwarteten Ergeb=
niſſe
gebracht. Im Handball qualifizierten ſich T. V. Chemnitz=
Gablonz und Polizei S. V. Raſtatt, im Fußball T. V. 46 Mann=
heim
und T. V. 61 Forſt für die Entſcheidungsſpiele, die am
12. Juni in Dresden ausgetragen werden. In Chemnitz
ſiegte im Handball Chemnitz=Gablonz mit 5:2 (2:1) gegen A. T. V.
Gera und im Fußball T. V. 61 Forſt ebenfalls 5:2 gegen Rade=
beul
=Dresden. In Hannover ſiegten die Handballer von
Polizei S. V. Raſtatt 5:3 (2:1) über den T. C. Hannover und
die Fußballer vom T. V. 46 Mannheim 9:0 (2:0) über den T. V.
Caſtrop.

Reichsoffene Weitkämpfe und Rheinſiaffel des
Mainzer Turnvereins von 1817.
Entgegen den Veranſtaltungen des Mainzer Turn=
vereins
von 1817 in den Vorjahren, hatte heuer die Ver=
anſtaltung
des Vereins ſich einer beſonders guten Witterung für
die glatte Durchführung derſelben zu erfreuen. Wenn auch dieſes
Mal das Meldeergebnis für die große alljährliche Frühjahrs=
veranſtaltung
der 1817er an Stärke ud Qualität bei weitem
nicht an das der Vorjahre heranreichte, ſo konnte man doch mit
Zufriedenheit feſtſtellen, daß der Zweck ſolcher Veranſtaltungen
die Maſſen der Zuſchauer für das Schöne der Leibesübungen und
Hinreißende im friedlichen Wettkampfe Mann gegen Mann und
Mannſchaft gegen Mannſchaft, zu begeiſtern und mitzureißen, voll
und ganz erreicht wurde. Kampf, Konkurrenz und Rekord muß
ſein, denn die Konkurrenz iſt das Mittel zur Leiſtungsſteigerung,
der Rekord das Ziel aller Sportler und Turner, aber es darf und
ſoll in der großen deutſchen Turnerſchaft nicht um ſeiner ſelbſt
Willen erreicht werden wollen. Als Erfolg einer organiſchen und
durchaus ſachgemäßen Körperſchulung gibt es für den verdienten
Sieger Kranz und Ehre.
So waren auch in dieſem Jahre wieder die Leiſtungen bei
der Veranſtaltung, am Samstag ſowie am Sonntag, durchaus
auf der Höhe, und können ſich ruhig ſehen laſſen, zumal man
durchſchnittlich ſehr beachtenswerte Reſultate erzielte. Von be=
kannten
Vereinen ſah man am Start Turn= und Fechtklub Lud=
wigshafen
mit ſeiner Deutſchmeiſtermannſchaft, Turnverein
Mannheim, Turnverein 1860 Fvankfurt, Turngemeinde Worms,
Turn= und Sportverein Eintracht Wiesbaden und viele andere
aus der näheren und weiteren Umgebung; ferner Turngemeinde
Heidelberg.
Den Auftakt bildete wie alljährlich am Samstag nachmittag
die große Rheinſtaffel auf der Rheinpromenade, über
die wir ſchon in der Sonntagsnummer berichtet haben. Der
Sonntag brachte die
Hauptwettkämpfe,
wozu vormittags die Ausſcheidungen getroffen wurden und nach=
mittogs
ſich die Entſcheidungen anſchloſſen. Die Kämpfe der un=
teren
Stufen wurden bereits am Vormittage zu Ende geführt.
Die Wettkämpfe am Nachmittag waren ebenfalls gut beſucht, und
es fehlte nicht an begeiſterden Zurufen für die harrenden, um
Sieg und Ehre Kämpfenden. Die Senſation des Tages bildete
der Sieg des Mainzers Helbig im 100 Meter offen über den
Deutſchen Meiſter Löſer=Ludwigshafen. Im übrigen wurden
folgende Ergebniſſe erzielt:
Rheinſtaffel: 1. Turn= und Fechtklub Ludwigshafen 4:4,2 Min.,
2. Mainzer Turnverein von 1817 4:7,2 Min., 3. Frankfurter
Turnverein von 1860 4:10 Min., 4. Turngemeinde Worms
1846 4:11 Min., 5. Turngemeinde 1837 Hanau 4:14,1 Min.
Rheinſtaffel. Jugend: 1. Turn= und Sportverein Eintracht Wies=
baden
2:7 Min., 2. Mainzer Turnverein von 1817 2:7,5 Min.,
3. Mainzer Turn= und Sportvereinigung von 1860 2:10 Min.,
4. Mainzer Turnverein von 1817 (2. Mamnſchaft).
100 Meter Oberſtufe: 1. Robert Helbig=Mainz Turnv. von 1817,
10,7 Sek., 2. Alex Höhle, Turnverein 1817 Mainz, 11,1 Sek.,
3. L. Löſer, Turn= und Fechklub Ludwigshafen, 11,2 Sek.,
4. H. Schloſſe, Turn= und Fechtklub Ludwigshafen, 11,5 Sek.
200 Meter Oberſtufe: 1. Robert Helbig, Mainz 1817, 23,3 Sek.,
2. K. Appel, Turn= und Fechtklub Ludwigshafen, 23,7 Sek.,
3. E. Tietz, Turn= und Fechtklub Ludwigshafen, 23,8 Sek.,
4. Sſt. Baumblatt, Frankfurter Tumv. 1860, 24 Sek.
400 Meter Oberftufe: 1. H. Schloſſe, Turn= und Fechtklub Lud=
wigshafen
, 53,3 Sek., 2. Kuno May, Turnv. Bad=Nauheim,
54,4 Sek., 3. Georg Schellheimer, 1. V. Flörsheim, 55,8 Sek.,
4. Kermas, Turnv. Mannheim, 56,1 Sek.
800 Meter Oberſtufe: 1. Wüſtner, Polzeiſportverein Frankfurt,
2:7,1 Min., 2. Kuno May, Turnv. Bad=Nauheim, 2:8,6 Min.,
3. Dreſcher, Turnv. Mannheim, 2:11 Min.
1500 Meter Mittelſtufe: 1. A. Krönig, Turngemeinde Hanau,
4:30,4 Min., 2. Heinrich Klein, Turnv. 1817 Mainz, 4:37 Min.,
3. Ludw. Weber, Eintracht Wiesbaden, 4:39,2 Min., 4. Friedr.
Horn, Eintracht Wiesbaden, 4:41 Min., 5. F. Volk, Turn=
und Fechtklub Ludwigshafen, 4:48,5 Min.
4 mal 100=Meter=Staffel offen: Wanderpreis, Verteidiger Turn=
und Fechtklub Ludwvigshafen: 1. Turn= und Fechtklub Lud=
wigshafen
45,1 Sek., 2. Mainzer Turnv. von 1817, 45,8 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel offen: Wanderpreis, Verteidiger Turn=
und Fechtklub Ludwigshafen: 1. Turn= und Fechtklub Lud=
wigshafen
45,1 Sek., 2. Mainzer Tumb. von 1817 45,8 Sek.,
3. Turngemeinde Heidelberg von 1878 47 Sek., 4. Koblenzer
Turnw. von 1860 47 Sek.
Kugelſtoßen, Oberftufe: 1. E. Wengenroth, Frankfurter Turnv.
von 1860, 12,29 Meter, 2. Orth, Turn= und Fechtklub Lud=
wigshafen
, 11,91 Meter, 3. Auguſt Langsdorf, Turnv. Bad=
Nauheim, 10,66 Meter, 4. Hch. Eppard, Mainzer Turn= und
Sportvereinigung 1860, 10,56 Meter.
Steinſtoßen, Mittelſtufe: 1. Franz Kem, Mainzer Turn= und
Sportvereinigung 1860, 8,27 Meter, 2. Dr. Otto Lamm,
Frankfurter Turnverein 1860, 7,67 Meter, 3. P. Löſchmann,
Turn= und Fechtklub Ludwigshafen, 7.39 Meter.
Hochſprung, Mittelſtufe: 1. Dönming, Turm= umd Fechtklub Lud=
wigshafen
, 1,68 Meter, 2. E. Arnold, Turn= und Fechtklub
Ludwigshafen, 1,65 Meter, 3. Karl Prieß, Turnv. Kreuznach,
1,60 Meter.
Hochſprung, Oberftufe: 1. Karl Größ, Turnverein 1817 Mainz,
1,72 Meter, 2. P. Löſchmann, Turn= und Fechtklub Ludwigs=
hafen
, 1,67 Meter, 3. Alex Schall, Frankfurter Turnv. 1860,
1,65 Meter.
Weitſprung, Oberftufe: 1. P. Löſchwan, Tur= und Fechtklub
Ludwigshafen, 6,49 Meter, 2. Schmeider, Polizeiſportverein
Frankfurt, 6,38 Meter, 3. Philipp Wagner, Turnv. 1860
Frankfurt, 6,30 Meter, 4. Walter Schneevoigt, Turnv. 1817
Mainz, 6,20 Meter.
Speerwerfen, Oberſtufe: 1. Franz Kern, Turn= und Sportvereini=
gung
Mainz, 52,95 Meter, 2. Alex Schall, Turnv. Frankfurt
1860, 49,97 Meter, 3. Hans Emrich, Turngemeinde Worms,
45,57 Meter.
Diskuswerfen, Oberſtufe: 1. E. Wengenroth, Turnw. 1860 Frank=
furt
, 34,27 Meter, 2. Dr. Lang, Tumv. 1860 Frankfurt, 31,96
Meter, 3. Wilh. Allgeier, Turngemeinde Worms, 31,95 Meter.
Weitſprung, Oberſtufe: 1. Karl Prieß, Turnv. Kreuznach, 6,75
Meter, 2. Kriſchel, TDump. Frankfurt 1860, 6,60 Meter, 3. Kon=
rad
Herrwann, Koblenzer Turnb., 6,41 Meter, 4. T. Däm=
merle
, Turnverein 1817 Mainz, 6,35 Meter.
Stabhochſprung, Oberſtufe: 1. Franz Kern, Turn= und Sport=
vereiwigung
Miainz, 3,35 Meter, 2. Karl Größ, Turnb. 1817
Mainz, 3.15 Meter, 3. Schimer, Turnv. Mannheim, 3.15
Meter.
10 000 Meter, Oberftufe: 1. Georg Gerlach, Turnv. Bretzenheim,
36:3,47 Min., 2. Hägele, Turnv. Mannheim, 36:16,4 Min.,
3. Hermann Schneider, Tumv. Bretzenheim, 36:34,5 Min.,
4. Schneider, Turmw. Mannheim, 38:15 Min.
10 mal 100=Meter=Staffel, Kl. 4.: Wanderpreis, Verteidiger
Turn= und Fechtklub Ludwigshafen: 1. Mainzer Turnv. von
1817, 1:55,5 Min., 2. Turn= und Fechtklub Ludwigshafen
1:55,6 Min,, 3. Turngemeinde Worms 1:58,6 Min.
10 mal 100=Meter=Staffel, Kl. B‟ Wanderpreis, Verteidiger
Turnerbund Wiesbaden: 1. Turngemeinde Worms 1:58,9
Min., 2. Frankfurter Turnv. von 1860 1:59 Mi., 3. Turn=
gemeinde
Hanau 1:59,3 Min., 4. Turno. Flörsheim 2:02,5 Min.
3 mal 1000=Meter=Staffel. Wanderpreis, Verteidiger Turngemde.
Heidelberg: 1. Turnb. von 1817 Mainz 8:33,2 Min., 2. Tura=
gemeinde
Heidelberg 8:35 Min., 3. Turngemeinde Nieder=
Ingelheim 8:38,5 Min., 4. Frasfurrter Tazb. 1860 8:45,8
Minuten.

100 Meter Turnerinnen: Gerd Müller, Turnb. 1817 Mainz.
13,1 Sek., 2. Liwa Treuſch, Turngeſellſchaft Darmſtadt, 13,4
Sek., 3. Lilli Fleinert, Eintracht Wiesbaden, 13,4 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel Turnerinnen: 1. Eintracht Wiesbaden
55,1 Sek., 2. Turnp. von 1817 Mainz 56,2 Sek., 3. Turn= und
Fechtklub Ludwigshafen 57 Sek., 4. Turngemeinde Hanau
57,6 Sek.
Kugelſtoßen Turnerinnen: 1. Gerd Müller, Turno. 1817 Mainz.
8,35 Meter, 2. Lina Treuſch, Turngeſellſchaft Darmftadt, 7,61
Meter, 3. Martha Ebel, Turnv. 1817 Mainz, 7,38 Meter.
Hochſprung Turnerinnen: 1. Gerd Müller, Turnv. 1817 Mainz.
1,47 Meter, 2. Lina Treuſch, Turngeſellſchaft Darmſtadt, 1.42
Meter, 3. Krönig, Turngemeinde Hanau, 1,37 Meter.
Weitſprung Turnerinnen: 1. Gerd Müller, Turnverein 1817
Mainz, 5,05 Meter, 2. Lina Treuſch, Turngeſellſchaft Darm=
ſtadt
, 4,79 Meter, 3. Martha Ebel, Turnv. 1817 Mainz, 4,70
Meter, 4. Inge Zahn, Turnv. 1817 Mainz, 4,53 Meter, 5.
Lene Linthroth, Turnv. 1817 Mainz, 4,35 Meter.

Das Melde=Ergebnis zur 42. Mainzer Regatta
am 11. und 12. Juni 1927.
Das Meldeergebnis zur 42. Mainzer Regatta am
Samstag, den 11., und Sonntag, den 12. Juni, zeigt ein ſehr
gutes Ergebnis.
25 Vereine, und zwar von Bingen, Ems, Frankfurt a. M.,
Gießen, Godesberg, Hanau, Höchſt, Karlsruhe, Koblenz, Köln,
Limburg, Ludwigshafen, Mainz, Mannheim, Schierſtein, Trier,
Worms und Heideiberg haben ihre Meldungen zu den ausge=
ſchriebenen
27 Rennen abgegeben. Wenn auch die Zahl der Ver=
eine
gegen das Vorjahr etwas zurückgegangen iſt, ſo weiſt aber
die Beſetzung der erſten Rennen eine ganz ausgezeichnete Betei=
ligung
auf.
Vermißt werden allerdings Meldungen von verſchiedenen
Mannheimer, Frankfurter und Offenbacher Vereinen, um ſo
mehr, da der Mainzer Ruderverein ſeit Jahrzehnten regelmäßig
auf dieſen Regattaplätzen an den Start geht und man erwarret
hätte, daß dieſe Beſuche auch in weitgehendſtem Maße erwidert
werden.
Im Erſten Vierer ohne Steuermann und Großherzogs=
Vierer treffen ſich die alten Rivalen Ludwigshafener Ruderver=
ein
und Mainzer Ruderverein, weiter der Frankfurter Ruder=
verein
und der Kölner Club für Waſſerſport. Aehnlich iſt die
Beſetzung des Erſten Achters, nur fehlt hier Ludwigshafen. Der
Große Achter, das letzte Rennen am Sonntag, bringt dagegen
6 Achter an den Start, und wird ſich hier der Mainzer Ruder=
verein
aufs äußerſte anſtrengen müſſen, wenn er den Opelpreis
in dieſem Jahre endgültig gewinnen will.
Während in den letzten Jahren die Einer=Rennen ſtets nur
ſchwache Felder aufweiſen konnten, ſind dieſe diesmal ganz her=
vorragend
gut beſetzt. In der Rheinmeiſterſchaft werden 8 Be=
wverber
um den Meiſterſchaftsſtern kämpfen, darunter die be=
kannten
Skuller Wolf=Worms, Georgi=Gießen und Engels=
Godesberg. Im erſten Einer kommt zu den oben Genannten
noch Flintſch von Frankfurt, der mehrjährige Meiſter von
Deutſchland, hinzu. Im Jungmann=Einer werden 6, im Zwei=
ten
Einer 8 Boote ſtarten.
Sehr gut ſind auch die Rennen der zweiten Klaſſe, ſowie
die Junior= und Jungmannrennen beſetzt. Hier iſt es ſelbſt=
verſtändlich
ſchwer, heute ſchon irgend einer Mannſchaft Sieges=
ausſichten
zuſprechen zu können, da ja gerade die Mainzer Re=
gatta
ſchon ſeit Jahren der Regattaplatz iſt, an dem ſich zum
erſten Male die Mannſchaften des Oberrheins und Niederrheins,
ſowie die aus der Frankfurter Gegend treffen. Der Mainzer
Ruderverein darf mit dem Meldeergebnis ſeiner Regatta zu=
frieden
ſein.
Wie wir bereits mitgeteilt haben, findet am Samstag, den
11. Juni, anläßlich der Regatta ein Rheiniſches Sommer=
nachtsfeſt
abends 8 Uhr in ſämtlichen Räumen und auf den
Terraſſen der großen Stadthalle ſtatt, verbunden mit einem
Brillant=Feuerwerk, Rheinbrücken= und Uferbeleuchtung. Jedem
Beſucher der Regatta wird ſomit Gelegenheit gegeben, auch am
Schluſſe der ſportlichen Veranſtaltung des erſten Tages einige
fröhliche Stunden zu verleben.
Kraftſport.
Länder=Ringkampf Deutſchland Dänemark.
Ueberlegener Sieg der Deutſchen mit 6:1 Punkten.
Einen ſchönen Erfolg errangen die deutſchen Amateurringer
am Sonntag in dem Länderkampf gegen Dänemark, der vor an=
nähernd
3000 Zuſchauern in der von der Athletik= Sportvereini=
gung
Oberſtein (Nahe) ſelbſt geſchaffenen neuen Sporthalle aus=
getragen
wurde. Die Deutſchen rechtfertigten ihren bereits ſeit
den Europameiſterſchaften erworbenen Ruf und trugen einen
überlegenen Sieg mit 6:1 Punkten davon. In den drei unteren
Klaſſen, beſonders im Federgewicht, waren die Punktentſchei=
dungen
äußerſt knapp, dagegen machte ſich in den übrigen Klaſſen,
mit Ausnahme des Mittelgewichts, die Ueberlegenheit der deut=
ſchen
Ringer deutlich bemerkbar.
Fliegengewicht: Moſer=Mülheim (Donau) ſchlägt Schabiro=
Dänemark nach Punkten.
Bantamgewicht: Leucht=Nürnberg ſchlägt Anderſen= Däne=
mark
nach Punkten.
Federgewicht: Steinig=Dortmund ſchlägt Aage Meier= Däne=
mark
nach Punkten.
Leichtgewicht: Sperling=Nürnberg wirft Olſen=Dänemark
mit Ueberwurf in 2:30.
Mittelgewicht: Jakobſen=Dänemark wirft Bräun=Kreuznach
mit doppeltem Nackenhebel in 6:10.
Halbſchwergewicht: Heitmann=Hörde wirft Einar Hanſen=
Dänemark mit Ueberwurf in 14 Minuten.
Schwergewicht: Gehring=Ludwigshafen wirft Einar Larſen=
Dänemark durch Hüftſchwung in 4:30 Minuten.
Pobizei=SportvereinZweibrücken.
Am 28. Mai trat die Ringermannſchaft des Heſſ. Polizei=
ſportvereins
zu einem Freundſchaftskampfe im Mannſchafts=
ringen
in Zweibrücken an. Zweibrücken, bereits zweifacher Liga=
Kreismeiſter des 16. Kreiſes (Pfalz/Saar) trat in der bekannten
Elite=Aufſtellung an. Darunter die bekannten Kanonen Langer
(Fliegengewicht), Hofer (Federgewicht), Schimmel (Leichtgewicht)
und Suleder (Leichtmittelgewicht). Darmſtadt hielt ſich trotz der
ermüdenden Reiſe tarfer und rettete mit 8:6 die Ehre des Polizel
ſportvereins. Geſamtringzeit: 1 Std. 55,30 Min. Sämtliche
Kämpfe wurden auf beiden Seiten mit der größten Erbitterung
durchgeführt, ohne jedoch dem Auge des Zuſchauers die Schon=
heiten
des Ringſportes vorzuenthalten.
Einzelkämpfe: Fliegengewicht: Langer (Zweibrücken) gegen
Daum (Polizeiſp.). Den ſchönſten Kampf des Abends entſchied
der Vertreter für Weſtdeutſchland nach 5,30 Min. für Zwei=
brücken
. Im Bantamgewicht wurde dem führenden Darme
ſtädter Flügel nach 20 Minuten eine Niederlage gegen Ackel=
mann
zuerkannt. Im Federgewicht entſchied Schrauder (Pol.)
nach bitterem Kampf gegen Hofer nach 20. Minuten den Sieß
zugunſten Darmſtadts durch Eindrücken der Brücke. Den gleichen
ähnlichen Kampf entſchied Vetter (Pol.) gegen Schimmel ( Zwei=
brücken
) nach 17 Min. durch Halbnelſon für ſich. Im Leicht=
mittelgewicht
wurde Stumpf (Pol.) gegen Suleder verdienler
Punktſieger (20 Min.). Knapp (Pol.) erledigte den bekannten
Stunold (Zweibrücken) nach 16 Min. Im Schwergewicht vei=
lor
(Rahn (Pol.) nach führendem Kampfe nach 17 Min. gegen
Lißfeld.

[ ][  ][ ]

Nummer 149

Montag, den 30. Mai 1927

Geite 9

Motorſport.

*A. O. A. C. Opelbahn=Rennen 1927
für Motorräder.
Die von dem Gau 3a des Allgemeinen Deutſchen
Automobilklubs veranſtalteten Motorradrennen auf der
Opelbahn waren vom Wetter ſehr begünſtigt und nahmen einen
guten Verlauf. Etwa 2530 000 Zuſchauer waren erſchienen,
die recht ſchönen Sport zu ſehen bekamen. Die Rennen verliefen
ohne jeden Unfall und wickelten ſich glatt in raſcher Folge ab
Ganz hervorragend klappte die Organiſation. Für die Infor=
mation
der Preſſe ſorgten in der liebenswürdigſten und zuvor=
kommendſten
Weiſe die Herren Lehmann=Mainz und Wer=
ner
=Frankfurt a. M. Der Gau 3a des Adac kann jedenfalls
mit dem ſportlichen und wohl auch finanziellen Erfolg des Ren=
nens
zufrieden ſein.
Im einzelnen nahmen die Rennen folgenden Verlauf:
Das Rennen für Motorräder mit nicht über 175 Kubikztm.
Zylinderinhalt, das über 12 Bahnrunden (18 Km.) ging, wurde
von dem ſchön und gleichmäßig fahrenden Henkelmann=Wanne
auf D.K.W. gewonnen. Giggenbach=Bayerland, der gleichfalls
gut im Rennen lag, kam durch Motordefekt um ſeine Chancen.
Das Rennen für Motorräder mit nicht über 250 Kubikzenti=
meter
Zylinderinhalt (15 Bahnrunden 22,5 Km.) ſah den deut=
ſchen
Bahnmeiſter Soenius=Köln auf Imperia, der nach anfäng=
lich
ſcharfem Kampf mit Wemhöfer=Altona von der 7. Runde
ab unangefochten führte, erfolgreich. Der D.K.W.=Fahrer Henkel=
mann
fuhr auf ſeiner kleinen 175=Kubikzentimeter=Maſchine ein
glänzendes Rennen und konnte ſich den dritten Platz ſichern.
Das Rennen für Motorräder mit nicht über 600 Kubikzenti=
meter
Zylinderinhalt mit Beiwagen war eine ſichere Sache für
den Sunbeamfahrer Paetzold=Köln, der ſich von der zweiten
Runde an an die Spitze ſetzte, um ſie nicht mehr herzugeben. Die
Reihenfolge der Fahrer blieb von der zweiten Nunde an unver=
ändert
.
Das Rennen für Motorräder mit Beiwagen nicht über 1000
Kubikzentimeter Zylinderinhalt wurde von dem Stuttgarter
New Imperrialfahrer Dobler gewonnen, der ſich von Anfang an
an die Spitze ſetzte und ſeinen Abſtand immer mehr vergrößerte.
Der bekannte holländiſche Harley=Davidſohn=Fahrer Baar mußte
wegen Maſchinenſchadens ausſcheiden.
Das Rennen für Motorräder mit nicht über 350 Kubikzenti=
meter
Zylinderinhalt 130 Bahnrunden 45 Km.) erbrachte zu=
nächſt
einen hartnäckigen Kampf zwiſchen Standard=Fahrer
Frentzen=Düſſeldorf und dem Sunbeam=Fahrer Paetzold, bis
Frentzen wegen Defekts ausſcheiden mußte. Aber auch Paetzold
hat in der 26. Minute Zündkerzendeſekt, ſo daß er um ſeine
Siegeschancen kommt und den Sieg Weidemann=Hannover auf
Avis celer überlaſſen muß.
Das ſpannendſte Rennen des Tages war das der Motorräder
mit nicht über 500 Kubikzentimeter Zylinderinhalt (30 Bahn=
runden
, 45 Km.). Es geſtaltete ſich zu einem außerordentlich
hartnäckigen Zweikampf zwiſchen Soenius=Köln und Zündorf=
Köln, die dauernd die Führung wechſelten. Soenius war ſchließ=
lich
der Glücklichere, der ſeinen Rivalen mit einer Fünftel=
Sekunde ſchlug. Köppen, der deutſche Targo=Floria=Sieger, fuhr
ein recht verhaltenes Rennen und kam nie ernſtlich in Frage.
Auch der bekannte franzöſiſche Bahnrennfahrer Borgotti auf
Motoſachoche hatte nichts zu beſtellen.
Das Rennen der Räder bis zu 750 Kubikzentimeter geſtaltete
ſich zu einem Duell zwiſchen Giggenbach (B. M.W.) und Zündorf
(Allright Japp), die ſich dauernd die Führung ſtreitig machen.
Zündorf muß aber wegen Defekts in der 18. Runde ausſetzen
und verliert über eine Runde, die er beim beſten Willen nicht
mehr aufholen kann. So wird der gleichmäßig gut fahrende
Giggenbach, deſſen glänzende Kurventechnik auffällt, unangefoch=
ten
Sieger.
Zum Abſchluß der Veranſtaltung wurde ein Sonderrennen
über 35 Runden zur Austragung des Teampreiſes gefahren,
das gleichzeitig mit einem Rekordverſuch verbunden war. Die
zweite Runde galt als Rekordrunde. Es nahmen die B.M.W.=,
die Imperia= und die Harley=Davidſon=Teams, außerdem eine
Reihe von Einzelfahrern teil. Der beabſichtigte Rekordverſuch
mißlang. Rüttchen=Erkelenz auf B.M.W. fuhr mit 128 Km. die
ſchnellſte Zeit des Tages, während der Bahnrekord auf 137 Km.
ſteht. Auch der Teampreis konnte nicht verteilt werden, da keine
der Mannſchaften mit ihren drei Fahrern bis zum Schluß durch=
hielt
. Das Rennen wurde von dem wiederum glänzend fah=
renden
Giggenbach=Mühlburg auf B.M.W. ſicher gewonnen.
Nachſtehend die einzelnen Ergebniſſe:
Kategorie 6, 175 Kubikzentimeter: W. Henkelmann=Wanne
(D.K.W.) 11,55,2 (90,6 Km. Stde.), H. Perl=Forth (D.K.M.
Kompr.) 12,25,3, Lenders=Köln (D.K.W.) 12,33,4.
Kategorie A, 250 Kubikzentimeter: H. Soenius=Köln ( Im=
peria
) 12,57,00 (104 Km. Stde.), K. Wemhöner=Bielefeld ( Black=
burne
) 13,13,2, W. Henkelmann=Wanne (D.K.W.) 13,28,3.
Kategorie F. 600 Kubikzentimeter mit Seitenwagen: E.
Paetzold=Köln (Sunbeam) 10,35,3 (102,6 Km. Stde.), H. Kürten=
Düſſeldorf (Andrees) 10,/42,2, A. Munk=Offenbach (B.M.W.)
1103,2.
Kategorie G, 1000 Kubikzentimeter mit Seitenwagen: H.
Dobler=Stuttgart (New Imperial) 13,08,4 (102,0 Km. Stde.).
Ph. Karrer=Frankfurt a. M. (Horex) 14,17.1.
Kategvrie B, 350 Kubikzentimeter: H. Weidemann=Hannover
(Avis celer) 26,16,3 (101,8 Km. Stde.), E. Tennigkeit=Berlin
(B. S.A.) 26,59.4, E. Paetzold=Köln (Sunbeam) 27,39,0.
Kategorie ( 500 Kubikzentimeter: H. SoeniusKöln ( Im=
peria
) 2154,0 (123,5 Km. Stde.), E. Zündorf=Köln (Allright
Japp) 21,54,1, J. Giggenbach=Mühldorf (V.M.W.) 22,31,1, F.
Burucker=Mainz (Standard) 22,44,0.
Kategorie D, 750 Kubikzentimeter (30 Runden, 45 Km.):
J. Giggenbach=Mühldorf (B. M.W.) 22,12,2 (121,0 Km. Stde.),
E. Zündorf=Köln (Allright Japp) 23,03,2), A. Schneider= Düſſel=
dorf
(A.J.S.) 23,37,1.
Sonderlauf: J. Giggenbach=Mühldorf (B.M.W.) 25,18,3
(124,4 Km. Stde.), E. Zündorf=Köln (Allright Japp) 25,54,3, E.
Eberle=Frankfurt a. M. (Imperia) 27,26,3.
Geſchwaderfahrt zum A.D.A.C., Opelbahnrennen 1927:
1. Preis Motorfahrerverein Frankfurt mit 72 Fahrzeugen (216
Perſonen) bei 29,4 Km., 2. Preis Motorfahrerklub Bad= Hom=
burg
mit 39 Fahrzeugen (103 Perſonen) bei 39,4 Km., 3. Preis
Mainzer Automobilklub mit 36 Fahrzeugen bei 108 Perſonen
und 12,3 Km., Troſtpreis Motorſportklub Fulda mit 8 Fahr=
zeugen
(37 Perſonen) bei 134,9 Km.
Rekordrunde, ſchnellſte Zeit: Rüttchen=Erkelenz, Rekord=
runde
=Zeit 42,1, 128 Km.
Weſideuiſche Gebirgsprüfungsfahrt.
Dr. Kerwer=Bonn (Opel) beſter Fahrer.
Die im Jahre 1924 erſtmalig ausgeſchriebene weſtdeutſche
Gebirgsprüfungsfahrt des Kölner A. C. hatte in dieſem Jahre
eine Vorverlegung erfahren und wurde am Sonntag auf der
444 Kilometer langen Strecke KölnAdenauManderſcheid
Köln ausgefahren. Das bergige Gelände ſtellte große Anforde=
rungen
an die Fahrer. Bei Bad Bertrich gelangte auf einer
19 Kilometer langen Strecke eine Flach= und Bergprüfung zum
Austrag, die von Moſch (Berlin) auf Mercedes mit 4:28,1 Min.
als Schnellſten der Bergprüfung und Kimpel=Ludwigshafen
(Mercedes) mit 31,1 Sek. bei der Flachprüfung als Schnellſten
ſah. Bei der Dauerprüfung ſelbſt, die nach einer vorher feſt=
gelegten
Durchſchnittszeit bewertet wurde, erreichte Dr. Ulrich
Kerwer=Bonn (Opel) die beſte Wertungsziffer, gefolgt von
Uemé=Köln (Auſtro=Daimler). Bis auf einen Unfall ging die

Fahrt glatt von ſtatten. Schäfers=Herne (Eimſon=Supra) kam
bei Marterthal (bei Büchel) ins Schleudern und überſchlug ſich
mit ſeinem Wagen. Fahrer und Begleiter erlitten ſchwere Ver=
letzungen
. Ergebniſſe:
Wertungsgruppe 1, Kategovie AG: Tourenwagen (intern.
Lizenz): 1. Kemper=Berlin 273 Punkte. Sportwagen: 1. von
Moſch=Berlin (Mercedes) 530 Punkte. Tourenwagen (nat. Aus=
weis
): 1. Simpelkamp=Krefeld (Naſh) 213 Strafpunkte. Sport=
wagen
: 1. Klein=Köln (Mercedes) 526 Punkte.
Wertungsgruppe 2, Kategorie D (intern. Lizenz): Touren=
wagen
: 1. Höper=Köln (Talbot) 403 Punkte. Sportwagen:
1. Uemé=Köln (Auſtro=Daimler) 463 Punkte.
Wertungsgruppe 3, Kategorie E (intern. Lizenz); Sport=
wagen
: 1. Jans=Krefeld (Simſon=Suppra) 87 Strafpunkte.
Tourenwagen: 1. Ballgoſch=Friedrichsdorf (Simſon=Supra) 111
Strafpunkte. Nationaler Ausweis: Tourenwagen: 1. Mannes=
mann
=Remſcheid (Mannesmann) 18 Strafpunkte.
Wertungsgruppe 4, Kategorie F. (intern. Lizenz): Touren=
wagen
: 1. Müller=Düſſeldorf (N. S U.) 86 Strafpunkte. Sport=
wagen
: 1. Peßgen=Düſſeldorf (Mercedes) 348 Punkte.
Wertungsgruppe 5, Kategorie G (intern. Lizenz): Touren=
wagen
: 1. Dr. Ulrich Kerwer=Bonn (Opel) 706 Punkte: 2. Bute=
nuth
=Hannover (Hannomag) 487 Punkte. Nationaler Aus=
weis
: Tourenwagen: 1. Kaiſer=Bielefeld (Fiat) 187 Strafpunkte.
Radfahren.
Quer durch Heſſen.
An dem über 168 Kilometer führenden BDR.=Straßenrennen
Quer durch Heſſen mit dem Start in Dietesheim beteiligten ſich
in fünf Klaſſen nicht weniger als 293 Fahrer. Da die Strecke
durchweg flach war und auch ſonſt keine beſonderen Anforde=
rungen
an die Fahrer geſtellt wurden, kamen in allen Klaſſen
ſtarke Spitzengruppen über die Strecke. Die Entſcheidungen
fielen jeweils erſt in den Endſpurts.
Klaſſe 4: 1. W. Müller=Rüſſelsheim 5:41 Std. 2. E. Müller=
Rüſſelsheim, Reifenſtärke. 3. Koch=Offenbach, Vorderrad. 4. =
nig
=Eckenheim. 5. Herting, Klein=Steinheim. 6. Lerch= Rüſſels=
heim
. 7. Schmitz=Bonames. 8. Rudolf=Frankfurt. 9. Lindemann=
Frankfurt. 10. Hohbein=Frankfurt a. M. (Alle dichtauf.)
Klaſſe B: 1. R. Peters=Aachen 5:47 Std. 2. Schäfer= Frank=
furt
, halbe Länge. 3. Loth=Mainz. 4. Schmitt=Schweinfurt.
5. Rauch=Dietesheim. 6. Schütz=Schweinfurt. 7. Schwarz=Mainz.
8. Schmidt=Keſſelſtadt. 9. Bohn=Offenbach. 10. Bruck= Schwein=
furt
. (Alle dichtauf.)
Kegeln.
Darmſtädter Kelgerverband. 200=Kugel=Kampf.
Eine Veranſtaltung beſonderer ſportlicher Art ſtellt der 200=
Kugel=Kampf dar, der geſtern im Bürgerverein begonnen hat.
88 Anmeldungen ſind dazu eingegangen. Die 200 Kugeln ſind
hintereinander abzuwerfen. Er wird auf den jetzt vorhandenen
beiden vorſchriftsmäßigen Aſphaltbahnen ausgetragen. 18 Kegel=
brüder
traten geſtern zum Start an. Mit ganz beſonderem In=
tereſſe
widmeten ſich die Kegelbrüder dem anregenden Kampfe.
Es wäre zu wünſchen, daß zu dieſem Kampfe ſich auch Zu=
ſchauer
einfinden würden, um ſich von der Anziehungskraft
einer derartigen ſportlichen Veranſtaltung zu überzeugen.
Die geſtern erzielten Reſultate ſind folgende: 1. Pohlmann
(Hafſia 1919) 1067 Holz, 2. Bangert (Kranz) 1055, 3. Ziggl
(Hafſia 2)19) 1629, 4. Phil. Harres (Keglerluſt) 1020, 5. Held=
mann
(Sportkegler) 1017, 6. Scherer (Haſſia 1919) 1001, 7. Peter
Harres (Keglerluſt) 1000, 8. Hübner (Keglerluſt) 1000, 9. Sperb
(Kranz) 995, 10. Preußner (Haſſia 1919) 975, 11. Mayer (Kranz)
947, 12. Dörr (Kranz) 937, 13. Mitſchdörfer (Keglerluſt) 930,
14. Wulff (Haſſia 1919) 916, 15. Moſchs (Haſſia 1919) 905,
16. Joos (Kranz) 885 Holz.

206,558 Kilometer in einer Stunde. Auf der Bahn in Linas
Monthlerry ſtellte der bekannte franzöſiſche Rennfahrer Mar=
chand
mit einem achtzylindrigen Voiſin=Rennwagen einen neuen
Weltrekord über eine Stunde mit 206,558 Kilometer auf. Der
alte Weltrekord wurde von dem Engländer Eldridge mit 208,725
Kilometer gehalten.

Pferdeſport.
Aga gewinnt das Deu ſche Traberderby.
Ein ſenſationelles Rennen.
Die Traberbahn in Ruhleben erlebte am Sonntag ihren
größten Tag des Jahres mit der Entſcheidung des Deuiſchen
Tvaberderbys, das zum 33. Male ſeit ſeiner im Jahre 1895 er=
folgten
Begründung zum Austvag gelangte. In vorgeſehener
Aufſtellung trat das Feld am 3200=Meter=Start zum Kampf um
die mit 36 000 Mark ausgeſtatete wertvollſte Dreijährigenprüfung
des deutſchen Traberſpor,s an. Nach gelungenem Start ſetzte ſich
das Feld in Tyab, als das Rennen nach einem ſenſationellen
Zwiſchenfall ein vorzeitiges Ende fand. Der Favorit Gottfried,
der mit Aga am beſten vom Start abgekommen toar, hatte die
Führung inne. Als Gottfried dann wild in das Innere der Bahn
ausbrach und mit zwei Fahnenſtangen bollidierte, wobei der
Reiter Ch. Mills aus dem Sulty geſchleudert wurde, mußte das
Rennen abgeläutet werden. Nach einer längeren Pauſe erfolgte
ein neuer Start. Diesmal geriet Gottfried klar ins Hintertreffen
und wurde nach zwei Runden angehalten, da er mehrere ſchwere
Fehler gemacht hotte und das Rennen für ihn ausſichtslos war.
Mit Beginn der vorletzten Seite ſtieß Aga entſcheidend vor und
gewann ſchnell einen entſcheidenden Vorſprung. Im vorletzten
Bogen war Aga außer Gefahr und ſiegte verhalten. Der junge
Jauß konnte ſomit ſeinen erſten Derbyſieger nach Hauſe reiten.
Die Zeit von Aga mit 1:30,4 Min. iſt bei Berückſichtigung des
Zwiſchenfalls ganz ausgezeichnet. Ergebnis:
Deutſches Traberderby: Für Dreijährige: Ehren=
preis
und 36 000 Mark, 3200 Meter: 1. H. Nitſchkes Aga (G.
Jauß jr.); 2. Freund Edelſtein (M. Ringius): 3. Ehrenberg (E.
Treuherz); 4. Petruſchka; 5. Caro Bube; 6. Per aſpera; 7. Gott=
fried
(angehalten). Tot.: 31, Pl. 16, 28 22:10. Zeit 1:30,4 Min.
Oleanders erſie Niederlage.
Der Große Preis von Hamburg in Großborſtel.
Nach Mah=Jong und Domfalke hat nun auch der dritte
Oppenheimſche Derbyrack, der für unbeſieglich gehaltene Olean=
der
, eine klare Niederlage einſtecken müſſen. Da das Vorjahr
mit Ferro, Aurelius, Lampos uſw. einen überragenden Derby=
jahrgang
gebracht hatte, mußte, getreu einer alten Ueberliefe=
rung
, die Klaſſe der Dreijährigen in dieſem Jahre weniger zu=
verläſſig
ſein. Dieſe Erſcheinung erleben wir nun prompt auch
in dieſem Jahre mit den Derbyanwärtern des Stalles Oppen=
heim
, von denen man Wunderdinge erwartete, ohne daß einer
dieſe Erwartungen erfüllt hat. Die Großborſteler Bahn hatte
mit dem Großen Preis von Hamburg im Werte von 30000 Mark
ihren großen Tag, der äußerlich durch die Anweſenheit des
Reichspräſidenten von Hindenburg ſeinen Hauptanziehungspunkt
erhielt. Als der Start geglückt war, ging Olympier in Führung,
erſt vor Patrizier, dann vor Marcellus und Patrizier. Etwas
zurück folgte Oleander, Roland lag mit klarem Abſtand an
letzter Stelle. Im Einlaufsbogen ging Marcellus entſcheidend
vor und ſicherte ſich einen Vorſprung, Olympier fiel zurück. In
der Geraden ſetzte Varga mit Oleander zum Angriff ein, konnte
aber den führenden Marcellus nicht mehr erreichen und war ge=
ſchlagen
. Aus dieſem Grunde verzichtete Varga auch darauf,
den Prunus=Sohn vollſtändig auszureiten, wodurch Patrizier
ihm noch knapp das zweite Geld nehmen konnte.
1. Niendorfer=Rennen. 3000 Mk., 1400 Meter. 1. O. Blumenfeld
u. R. Samſons Orlandus (E. Haynes), 2. Flämin, 3. Munin. F.:
Probefahrt Patent Tot.: 40, Pl. 18, 2:10. ½½ Lg.,
2. Preis vom Jäger. 3500 Mk., 1200 Meter. 1. O. Tranns Lage
(Ch. Korb) 2. Original, 3. Kapuziner, 3 liefen. Tot.: 38
3. Lockſtedter=Rennen. 3000 Mk. 1600 Meter. 1. Stall Halmas
Moloch (Haynes), 2. Uranus, 3. Boglar, 3 liefen. Tot.: 14, 5½ Lg.
4. Tangſtedter Ausgleich. 3000 Mk 1400 Meter. 1 O. Trauns
Lakai (Ch. Korb), 2. Helgoländer, 3. Cherry Brandy. F.: Nataſcha,
Schaumſchläger, Brieftaube, Almeido, Menes, Suſa, Chin Chin,
Luſitania, Der Kohinor. Tot.: 33, Pl. 17, 25, 94:10. 11½ Lg.
5. Großer Preis von Hamburg. 30 000 Mk., 2200 Meter. 1 Gebr.
Nöslers Marcellus (E. Pretzner), 2. Patrizier, 3. Oleander. F.: Roland,
Olympier. Tot.: N. Pl. 40, 75:10. 34 Lg.Hals.
6. Borſteler Pokal Ehrenpr. u. 5500 Mk. 1600 Meter. 1. H.
Blumenfeld und R. Samſons Prinz Chriſtian (E. Haynes), 2. Viſhnu,
3. Patent. F.: Kronos, Theodorich, Opar, Meiſe. Tot.: 25, Pl. 12,
13, 16:10 K.1½ Lg.

die Gattin des
Eretebe
Ocfſeus

verkürzter erſcheint einem alles Warten, wenn man
über

iſt ſtets als das Sinnbild che.
licher Jreue geprieſen worden,
bewahrt im Ausharren ſovieler
Jahre. Ihre beruhmte Liſt den
Feiern gegenüber hat ſie-e
ſprichwörtlich gemacht: ſie
gab vor, ihrem Schwiegervater
Laertes einen Mantel zu we.
ben. Sobald dieſer fertig ſei,
werde ſie einen Feier heiraten.
Aber was lie tagsüber am-e
AOlebſtuhl gearbeitet, das-
trennte
ſie nächtlicher eile,
wieder auf. So wurden die
Freier hingehalten. Als ſie die
Liſt entdeckten, wurde auch)
Penelopens Geduld durch die
rächende Heimbehr des Ge,
mahls belohnt. WDie viel
zur Ausfüllung der Stunden

verfügt. ir ſind heutzutage längſt nicht mehr ſo geduldig, wie Ponelope, dafüc
haben wir auch dieſe edle, mildaromatiſche Marbe zur Derfügung, deren Genuß
jode Langeweile einer Wartezeit von uns fernhalt und uns das Aushacren verſüßt.
1I

Generaluertreter für Mainz und Darmstadt:
Paul Hille, Fabriklager: Frankfurt/Main, Niddastr. 64, Mittelbau, Tel, Hansa 6063.

IV 8780

[ ][  ]

Nummer 149

Bite

A

Montag, den 30. Mai 1927

Kraft und Schönheit!
Alle neueh Fabrikate tragen den -Aufdruck Feinfabrikati.
Zu haben wo im Schaufenster folgendes Plakat aushängt:
Die neuen Feinfabrikate des Reichardtwerks eingetroffen!

Wenn Ihr Kaufmann diese Fabrikatemöch hicht führt,
Sendet nächste ReichardtsGeschäftsstellgs frei Haus.

Der Därmt entzicht den Speisen die blutbildenden Stöffe umso gründd
licher, in je feinerer Verteilung sie ihm zugeführt werden. Je wichtigen
ein Nährstoff für den Körper ist, desto ausnutzbarer muß er- also seinz

Lösung

wur

Hatz

heißt, sparsamen Haushalt fördern. je geringer die Verfeinerung, umsch
kleiner zwar der Preis, desto schlechter aber die Verdauung und teuren
der Kauf. Das Beste ist also das Billigste und bannt dazu den für Volk
und Staat verderblichen Schund. Daher hat die moderne Jagd wirtschaftlich
ungeschulter Kreise nach minderwertiger Ware das Reichardtwerk nicht ents
mutigt, die wirksamsten Kraftstoffe der herrlichsten Erdenfrucht in so hohem
Maße zu vervollkommnen, daß nunmehr weite wissenschaftliche Kreise restlos
in das alte Lob berühmter Aerzte über die Kräftewirkung von Kakaoz
fabrikaten einstimmen. Das Vorteilhafteste und zugleich Köstlichste, was
für den Aufbau des menschlichen Körpers zu schaffen ist, sind folglich
Reichardts neue Feinfabrikate!
Sie sättigen und kräftigen wohlfeiler und nachhaltiger als eine eßfertige
Kost anderer Art. Die Energien des Kakaos beseitigen jede körperliche
und geistige Ermüdung, sodaß die Tagesarbeit durch kein schwerverdau-
liches
Mahl beeinträchtigt und die Küche nur früh und abends beansprucht
zu werden braucht. Auch dem Laien wird hiernach klar, weshalb von
altersher berühmte Mediziner behaupten, die Kakaosubstanz sei der vors
nehmste und wirksamste Kraftstoff, Tausende von Aerzten bringen ihn
nunmehr, sogar bei Entfettungskuren zur Anwendung. Wie seit Jahr=
zehnten
die aus Bekömmlichkeitsgründen von überschüssigem Fett befreiten
Reichardt-Gralkakaos
von luftleichter Feinheit bis über 100 Milliarden Atome in einer Tasse
Getränk, so bieten jetzt auch die nach gleichen Prinzipien vollendeten
Reichardt-Feinschokoladen
erlesene Genüsse bestrickender Art, Ihr diätetisch höchwerttiges Natürbitter
sichert ihre stete Bekömmlichkeit. In Feinschokolade ist der Zucker schnelk
löslich und erzeugt nicht Fett sondern Muskelkraft. Man merke aber: Did
Kornfeinheit des Kakaos kann man zwar am Bodensatz in der Tasse ermessenz
bei überfetteter Schokolade täuscht aber das Fett über grobes Kor hinweg;
denn die eingefettete Zunge empfindet noch nicht einmal abfallende Qualität)
Selbst bei den stofflich komplizierten vund außerordentlich pikanten

Feinpralinen

zu Wohlbehagen,

ast das Bekömmlichkeitsprinzip aufs sorgsämste durchgeführk
Reichardt-Feinfabrikate stillen das Hungergefühl in so hohem Maße, daß man
gede Entfettungsdiät durchhalten kann, denn sie schaffen die Kraft, fett:
bildende Nahrung zu meiden. Neben dem Hochgenuß, den die Geschmacks:
fülle, bietet, bergen: sig folglich alle Eigenschaften einer, gütigen Natur