Darmstädter Tagblatt 1927


29. Mai 1927

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Einzelnummer 15 Pfennige

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Nummer 148
Sonntag, den 29. Mai 1927.
190. Jahrgang

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oicen Lontolt und Mosrag.

Die neue engliſche Rußlandpolitik.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 28. Mai.
Wie die Dinge liegen, hatten weder Sir Auſten Chamberlain
noch die Labour Party in der Unterhausdebatte über den Bruch
wit Rußland Gelegenheit, zu glänzen. Der Außenminiſter iſt in
einer ſchiefen Lage durch die Tatſache, daß er vor nicht mehr als
drei Monaten von dem Bruch als einem beunruhigenden Faktor
ſprach, der nicht in die europäiſche Politik eingeführt werden
dürfe. Er hat im Unterhaus keinen Verſuch gemacht, von dieſer
Erklärung einen logiſchen Uebergang zu der neuen Situation zu
finden. Die Labour Party anderſeits muß befürchten, unter
höchſt ungünſtigen Vorausſetzungen in allgemeine Neuwahlen
hineingetrieben zu werden, wenn ſie in dieſem Falle die Pflichten
einer parlamentariſchen Oppoſition zu eifrig wahrnimmt. So
litt die Rede des ſtellvertretenden Labourführers Clynes von
Anfang bis zu Ende unter unausgeſprochenen innenpolitiſchen
Hemmungen. Es blieb Lloyd George überlaſſen, den Ruf eng=
liſcher
Staatskunſt hochzuhalten. Tatſächlich dürfte ſich das Unter=
haus
bei ſeiner Rede einer ſeiner beſten überhaupt zum
erſtenmal darüber klar geworden ſein, was der diplomatiſche
Bruch bedeutet. Wohl ein halbes Dutzend Mal rief Lloyd George
den Miniſtern zu: Was iſt euer Ziel, und wie wollt ihr den
Weg zurückfinden? Es kommt natürlich im heutigen engliſchen
Unterhaus nicht unbedingt auf Staatskunſt an. Der Bruch wurde
mit dem erdrückenden Uebergewicht der konſervativen Stimmen
gebilligt.
Chamberlain hatte in ſeiner Rede eine vielbeachtete An=
fpielung
auf die feſtländiſche Anſicht von der neuen engliſchen
Rußlandpolitik fallen laſſen. Selbſt jetzt, ſagte er, haben wir uns
nicht bemüht, irgendwelche anderen Mächte zum Einſchreiten
zu veranlaſſen oder ſie mit Dingen zu behelligen, die unſer
Problem und unſere Schwierigkeit ſind. In dem gleichen
Sinne hat ſich bereits der amtlich beeinflußte engliſche Funkdienſt
geäußert, der der Deutlichkeit halber hinzufügte, Beſorgniſſe um
die Locarnopolitik ſeinen unbegründet. Es iſt klar, daß zwiſchen
den eingangs geſtreiften Erklärungen Chamberlains aus dem
Februar und dieſen neueſten Verſicherungen ein logiſcher Wider=
ſpruch
liegt. Trotzdem kann man die letzteren als eine autoritative
Erläuterung der Lage, wie ſie wenigſtens vorläufig iſt, nicht ohne
weiteres ablehnen. Es iſt ſehr wohl möglich, daß man jetzt, nach=
dem
England den entſcheidenden Schritt hinter ſich hat, für einige
Zeit überhaupt nicht mehr von den engliſch=ruſſiſchen Beziehungen
hören wird. Sicher iſt es eine wenig realiſtiſche Vorſtellung von
den Dingen, wenn der Bruch Englands mit Moskau als das
Ende der Locarnopolitik angeſehen wird, ein ſo ſtarker An=
reiz
zur Bündnisbildung alten Stils er auch ſein mag. Die
neue engliſche Rußlandpolitik wird bei mehr als
einer Gelegenheit die Entwicklung, wie man ſie ſich in Locarno
dachte, durchkreuzen. Aber die Probleme des europäiſchen
Weſtens, für deren Behandlung man im Sommer 1925 eine mehr
oder minder brauchbare, aber bis heute jedenfalls durch nichts
erſetzte Methode fand, laſſen ſich nicht mit einer Handbewegung
vom Schachbrett ſchieben, um den Problemen des Oſtens Platz
zu machen.
Die letzten Tage haben auch innerpolitiſch die Lage wenig=
ſtens
in einem Punkte geklärt: die Regierung ſcheint für einige
Zeit keine Abſicht zu haben, patriotiſch=antibolſchewiſtiſche Neu=
wahlen
vom Zaun zu brechen. Das erſte Anzeichen dafür waren
die überraſchend ſchwachen Enthüllungen Baldwins über die
Beziehungen der Londoner Sowjetbureaus zu gewiſſen radikalen
Elementen der Arbeiterbewegung, die die Labour Party nicht
ohne weiteres abſchütteln kann. Inzwiſchen hat die Regierung ſich
entſchloſſen, das verſprochene Blaubuch vorläufig überhaupt nicht
zu veröffentlichen. Es bleibt bis auf weiteres im weſentlichen
bei den Aktenſtücken, aus denen Baldwin am Dienstag zitiert hat.
Indeſſen, die Drohung mit Enthüllungen und Neuwahlen
hängt über dem Haupte der Labour Party. Der Sinowjewbrief
(die bekannte Senſation, die 1924 das Wahlglück gegen die
Labour=Regierung Macdonalds wandte) iſt nicht der einzige und
nicht der letzte in ſeiner Art geweſen: dieſe ominöſe Andeutung
ließ Sir Auſten Chamberlain in ſeiner letzten Unterhausrede
fallen. Man kann ſich nicht dafür verbürgen, daß alle Mitglieder
der Labour Party klug genug ſein werden, die Regierung nicht
zur Ausſpielung dieſer Karte herauszufordern. Geſtern mittag
hat eine Gruppe von Labour=Abgeordeten und Gewerkſchafts=
funktionären
die ehemaligen Miniſter des Kabinetts Mac=
donald
werden ausnahmslos nicht darunter genannt dem
ruſſiſchen Geſchäftsträger, den Chamberlain eben erſt mit zehn=
tägiger
Reiſefriſt verabſchiedet hatte, ein Frühſtück gegeben, und
zwar nirgendwo anders als in einem Privatraum des Unter=
hauſes
. Vor drei Wochen hätte niemand davon Notiz genommen.
Bei der heutigen Stimmung iſt es unſicher, wie die konſervative
Regierungsmehrheit dieſe Provokation aufnehmen wird.
Scharfe Kontroile rufſiſcher Agenten durch Amerita.
EP. Waſhington, 28. Mai.
Im Staatsdepartement erklärt man, daß die amerikaniſche
Regierung nicht beabſichtige, nach dem Beiſpiel der engliſchen
Regierung am Sitze der ſowjetruſſiſchen Organiſationen in
Waſhington und New York Hausdurchſuchungen vorzunehmen.
Sie werde aber die ſowjetruſſiſchen Agenten, deren Namen die
amerikaniſche Regierung übrigens genau kenne, noch genauer
überwachen wie bisher. Der Vizepräſident des amerikaniſchen
Arbeitsbundes, Well, hat in einer Rede in Waſhington erklärt,
daß die Enthüllungen der engliſchen Regierung über die auf=
rühreriſche
Tätigkeit der Sowjetagenten in Nord= und Süd=
amerika
durch Dokumente beſtätigt ſeien, die der Arbeitsbund
beſitze.

Deutſchlands Haltung gegen=
über
England und Rußland.
Ungerechifertigte Angriffe.
Die Bereitwilligkeitserklärung Deutſchlands, die Intereſſen=
vertretung
der Sowjetregierung in London mit zu übernehmen,
hat der Reichsregierung eine ganze Reihe ungerecht=
fertigter
Angriffe eingetragen. Wir wollen nicht über=
ſehen
, daß es im erſten Augenblick in der Tat den Anſchein ge=
habt
haben mag, als ob Deutſchland etwas übernommen habe,
was ihm doch mancherlei Verdruß einbringen kann. Die Dinge
liegen aber doch anders, als ſie von einer uns nicht wohlwollen=
den
ausländiſchen Preſſe hingeſtellt werden. Die deutſche
Haltung gegenüber England und Rußland iſt
nicht nur durch die Locarno=Verträge und den Berliner Vertrag
feſtgelegt, ſie würde auch ohne dieſes Abkommen ſich in ſtreng
neutralen Bahnen bewegen. Wenn die Reichsregierung ſich
jetzt bereit erklärt hat, Rußlands Intereſſenvertretung zu über=
nehmen
, ſo bedeutet das keineswegs, daß ſie ſich nun von Fall
zu Fall für die ruſſiſchen Angelegenheiten ins Zeug legen muß.
Aufgabe unſeres Botſchafters in London wird es lediglich ſein,
gewiſſe Schriftſtücke, die ihm von Moskau aus zugehen könnten,
an die engliſche Regierung weiterzuleiten, ohne dazu irgendwie
Stellung zu nehmen. Im übrigen übernimmt die deutſche Bot=
ſchaft
lediglich einige den Ruſſen gehörende Liegenſchaften. Wäh=
rend
des Krieges hat bekanntlich eine ganze Anzahl neutraler
Staaten unſere Jutereſſen bei den uns feindlichen Staaten über=
nomanen
, ohne daß ihnen daraus Schwierigkeiten erwuchſen. Das
gleiche wird auch für uns der Fall ſein. Im übrigen handelt
es ſich um eine diplomatiſche Gepflogenheit, die man in England
ebenſo gut zu würdigen weiß.
Völlig abwegig ſind die aus dem Ausland kommenden Be=
hauptungen
, wir ſeien im engliſch=ruſſiſchen Streit die lachenden
Dritten. Wenn die Arcosleute wirklich zu uns kommen ob
ſie ſich tatſächlich in Deutſchland niederlaſſen, wiſſen wir nicht
dann wickeln ſie lediglich ihre engliſchen Geſchäfte ab. Aufträge
an Deutſchland werden ſie nicht vergeben, weil wir aus finan=
ziellen
Gründen gar nicht in der Lage ſind, über den Rahmen
unſeres genau umgrenzten Ruſſengeſchäftes hinauszugehen. Pro=
fitieren
werden eher Rumänien, Polen, Südſlawien, Italien
und Frankreich. Wir ſehen ja auch, wie ängſtlich das offizielle
Frankreich bemüht iſt, es mit Rußland wegen der franzö=
ſiſchen
Kommuniſtenſorgen nicht zu ähnlichen Situationen kom=
men
zu laſſen. Man wittert ein gntes Geſchäft, das
man ſich nicht entgehen laſſen will. Auch aus Polen kommen
Nachrichten, die klar erkennen laſſen, daß die Warſchauer Regie=
rung
nicht im entfernteſten daran denkt, die jetzige Entwicklung
ungenützt vorübergehen zu laſſen. Die geſamte Preſſe iſt auf
den Ton abgeſtimmt, ſich nicht unter engliſchen Druck nehmen
zu laſſen, ſondern die Geſchäftsverbindung mit Rußland aus=
zubauen
. Damit dürften wohl auch ſchon jene Gerüchte wider=
legt
ſein, die von Kriegsvorbereitungen im Oſten wie in Sowjet=
rußland
wiſſen wollen. An amtlicher Berliner Stelle iſt man
überhaupt der Anſicht, daß kriegeriſche Verwicklungen vorläufig
noch in weiter Feine liegen und daß keine der beiden Parteien
ein Intereſſe daran hat, es auf Auseinanderſetzungen mit der
Waffe in der Hand ankommen zu laſſen.
Anfangs des nächſten Monats wird der ruſſiſche Außen=
miniſter
Tſchitſcherin von Frankfurt a. M., wo er ſich zurzeit zur
Kur aufhält, nach Berlin kommen. Auf ſeiner Rückreiſe nach
Moskau wird er auch dem Außenminiſter Dr. Streſemann einen
Beſuch abſtatten, deſſen Bedeutung aber nicht überſchätzt werden
ſoll. Er iſt wiederholt in Berlin geweſen und hat mit maß=
gebenden
Politikern Unterredungen gehabt. Er dürfte auch jetzt
nur einen formellen Beſuch im Auswärtigen Amt abſtatten, um
ſich vor allem über Deutſchlands Bereitwilligkeit, die ruſſiſchen
Intereſſen in England zu vertreten, zu bedanken.
Liquidierung des engliſch=ruſſiſchen Handels.
Ueberſiedlung von Arcosleuten nach Berlin.
Berlin, 28. Mai.
Wie wir hören, iſt an die Reichsregierung die Anfrage ge=
richtet
worden, ob ſie gegebenenfalls einer beſchränkten Anzahl
von Angeſtellten der ruſſiſchen Handelsvertretung in London und
der Arcos für eine beſchränkte Zeit, etwa 4 bis 6 Wochen, die
Aufenthaltsgenehmigung in Deutſchland geben würde, damit von
hier aus die laufenden engliſchen Geſchäfte von den Ruſſen ab=
gewickelt
werden können. Die deutſche Regierung hat die An=
frage
in bejahendem Sinne beantwortet, es iſt aber bisher noch
nicht der formelle Antrag auf Erteilung des Einreiſeviſums ge=
ſtellt
worden.
Keine ruſſiſche Mobilmachung.
EP. London, 28. Mai.
Nach einer Meldung aus Moskau dementiert die Sowjet=
regierung
die Meldungen, wonach Rußland die allgemeine Mobil=
machung
angeordnet habe. Dagegen will der Evening Stan=
dard
aus Stockholm erfahren, daß die Sowjetregierung fünf
Jahresklaſſen mobilgemacht hat. Die Truppen würden beſon=

ders in Kronſtadt konzentriert,

Die Woche.

Der Abbruch der Beziehungen zwiſchen England und Ruß=
land
, iſt nunmehr zur Tatſache geworden. Ganz gewiß keine
Ueberraſchung, aber doch ein Ereignis von außerordentlicher,
ſchier unabſehbarer Tragweite. Daß die ſtändige Zuſpitzung des
engliſch=ruſſiſchen Verhältniſſes während des letzten Jahres
ſchließlich zu dieſem Ergebnis führen mußte, lag für jeden, der
die Dinge einigernaßen überſch, eigentlich auf der Hand. Und
wenn immer wieder davon die Rede war, daß Chamberlain,
der eigentlich eine Politik der Mäßigung habe verfolgen wollen,
von ſeinen radikaleren Kollegen im Kabinett, ſchließlich über=
ſtimmt
worden ſei, ſo trifft das, ſoweit es ſich um die ſpeziell
ruſſiſche Frage handelt, ganz gewiß nicht zu. Richtig iſt
wohl, daß der britiſche Außenminiſter der nationalen Be=
wegung
in China gegenüber grundſätzlich zu gewiſſen Kon=
zeſſionen
bereit wäre, da eine Politik der ſtarken Hand ihm
dort mindeſtens zur Zeit einigermaßen unerwünſcht ſcheint, und
daß er in dieſer Beziehung im Kabinett Baldwin auf ſehr ſtarken
Widerſtand ſtößt. Wenn nun aber auch für das Foreign Office
die chineſiſche und die ruſſiſche Frage in engem Zuſammenhang
ſteht, ſo darf man doch wohl ohne Uebertreibung ſagen, daß die
engliſche Regierung, und zwar in erſter Linie der engliſche
Außenminiſter Chamberlain, ſchon ſeit langem planmäßig auf
den Bruch mit Rußland hingearbeitet hat, weil man in London
ganz offenbar den Augenblick für eine neue Offenſive gegen das
bolſchewiſtiſche Rußland für gekommen hält. Das ruſſiſche Reich,
das ſeine Stellung in Aſien nicht ohne Gefährdung von Lebens=
intereſſen
aufgeben kann, wird, gleichgültig, ob zariſtiſch oder
bolſchewiſtiſch oder demokratiſch regiert, mit einer gewiſſen
Zwangsläufigkeit der Antipode des engliſchen Weltreichs ſein
müſſen, und nicht mit Unrecht ſieht man ferner in London in den
ſtändigen Verſuchen der Sowjets, die Wirtſchaftsordnung der
übrigen Staaten zu unterhöhlen, eine ſtändige Bedrohung. Nach
einem Grunde alſo für die grundſätzliche Einſtellung der eng=
liſchen
Politik braucht man nicht lange zu ſuchen.
Die engliſche Politik arbeitet faſt ſtets auf lange Sicht, und
während man ſich in London nach den erſten mißglückten Ver=
ſuchen
, die Sowjets durch Söldnertruppen zu ſtürzen, äußerlich
mit der Entwicklung der Dinge abzufinden ſchien, hat man doch
ſorgfältig nach jeder Gelegenheit ausgeſpäht, den Gegner nach
Möglichkeit zu ſchwöchen. Der Abſchluß des Vertrages von Ra=
pällo
zwiſchen den Ruſſen und dem Deutſchen Reiche damals
während der Konferenz von Genua hat den beſonderen Zorm
Lloyd Georges nicht nur deswegen erregt, weil ihm ſeine Stel=
lung
den Franzoſen gegenüber dadurch erſchwert wurde, ſondern
in erſter Linie deswegen, weil er in dieſem Vertragsabſchluß
mit einigem Recht eine zum mindeſten moraliſche Stärkung der
Stellung der Ruſſen erblickte. Nicht umſonſt iſt an der Inter=
pretation
des berühmten Art. 18 der Völkerbundsakte, dem be=
rühmten
Durchmarſch=Paragraphen, faſt das Vertragswerk von
Locarno geſcheitert, nicht umſonſt hat man engliſcherſeits ſo
großen Wert auf den Eintritt des Deutſchen Reiches in den
Völkerbund gelegt; nicht umſonſt die Unterſtützung der italieni=
ſchen
Ambitionen, die freundliche Unterſtützung der Lira durch
das engliſche Pfund, die Rom erſt vor kurzem durch die Rati=
fizierung
des beſſarabiſchen Vertrages dankend quittierte, nicht
umſonſt die planmäßige Arbeit in Warſchau und Riga, nicht
umſonſt der ſanfte Druck, den man ſchon ſeit langem auf den
glorreichen Alliierten von 1914 ausübte. Jetzt hält man in Lon=
don
ſeine Zeit für gekommen, und man glaubt zum entſcheiden=
den
Schlage ausholen zu können, ohne an die ultima ratio
regis, die Waffengewalt, appellieren zu müſſen.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die rote Toga der Mos=
kauer
Diktatoren etwas fadenſcheinig geworden iſt. Zu der
ſchweren, faſt kataſtrophalen außenpolitiſchen Niederlage in China
kommen die grundſätzlichen Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
den maßgebenden Perſönlichkeiten in Moskau ſelbſt, kommen die
ſchweren wirtſchaftlichen und finanziellen Nöte, die ſich aus
einem utopiſchen Wirtſchaftsſyſtem zwangsläufig ergeben. Ruß=
land
braucht Geld, das es nur auf dem Wege des Kredits be=
kommen
kann, und die Hoffnung auf dieſe Kredite hat die Ver=
treter
der Sowjets nach Genf zur Weltwirtſchaftskonferenz ge=
führt
. Franzöſiſche Diplomatie hat ſich ſeinerzeit intenſiv be=
müht
, den Ruſſen dieſen Weg zu ebnen, die engliſche Diplomatie,
oder beſſer geſagt, die Keulenſchläge der letzten Wochen haben
die Hoffnungen Moskaus vorläufig zunichte gemacht. Die Welt=
wirtſchaftskonferenz
iſt zu Ende, und Herr Oſſinſki iſt mit leeren
Händen wieder abgereiſt. Auch die von den Ruſſen erſtrebte
grundſätzliche Anerkennung, daß das kapitaliſtiſche und das kom=
muniſtiſche
Wirtſchaftsſyſtem gleichberechtigt nebeneinander ſtün=
den
, hat er nicht erreicht. Wenn eine der vielen Reſolutionen
eine Zuſammenarbeit mit den Ruſſen trotzdem als nützlich
und möglich bezeichnete, ſo darf man die Bedeutung einer ſolchen
Formel doch nicht allzu hoch veranſchlagen, insbeſondere, da ſie
ja kaum etwas anderes beſagt, als was eine ganze Anzahl von
Staaten praktiſch ſchon ſeit langem verfolgen. Derartige theore=
tiſche
Feſtſtellungen wiegen leicht gegenüber der Arcos=Affäre
und dem Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen mit England.
Herr Tſchitſcherin, der bekanntlich ſchon ſeit langem im Ausland
weilte es mag dahin geſtellt bleiben, ob dieſer gewandte
Diplomat, wenn er in Moskau geweſen wäre, nicht manche Un=
geſchicklichkeit
hätte verhüten können iſt unmittelbar nach der
Nückkehr Doumergues und Briands aus London, unmittelbar
nach der Kataſtrodhe, nach Paris geeilt und ſorgenvoller, als er
gekommen, wieder abgereiſt. Dieſes negative Reſultat des
Tſchitſcherin’ſchen Beſuches in Paris iſt vielleicht ein recht guter
Anhaltstunkt für die Beurteilung des Ergebniſſes der Londoner
Beſprechungen. Frankreich iſt offenbar in die antiruſſiſche Front,
an der die Engländer ſo lange gearbeitet, eingeſchwenkt, und
unklar iſt zunächſt nur noch, welchen Preis die Engländer dafür
haben zahlen müſſen. Intereſſanter für uns iſt vielleicht ſogar
noch, zu wiſſen, welchen Preis die Franzoſen gefordert
haben. Auch Herr Muſſolini hat in ſeiner letzten großen Kammer=
rede
dieſer Tage außer einigen Grobheiten und recht überflüſſi=
gen
Drohungen an unſere Adreſſe davon geſprochen, daß der
Geiſt von Locarno recht verblaßt ſei, und er hat damit, wie über=
haupt
in ſeiner ganzen Rede, kaum etwgs überrgſchend Neues

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Seite 2

Sonntag, den 29. Mai 1927

Nummer 148

geſagt. Vom Geiſt von Locarno ſpricht man nicht mehr gern,
und es wäre falſch, ſich zu verhehlen, daß unſere Situation bei
der allgemeinen Zrſpitzung der europäiſchen Lage und insbe=
ſondere
der engliſch=ruſſiſchen Beziehungen recht ſchwierig gewor=
den
iſt und unter Umſtänden noch ſchwieriger werden wird. Auch
dem Erſuchen der Ruſſen an uns, die Wahrung der ruſſiſchen
Intereſſen in England nach dem Abbruch der diplomatiſchen
Beziehungen zu übernehmen, das ja nicht gut abgelehnt werden
konnte, wird man in Berlin nicht gerade freudeſtrahlend nach=
gekommen
ſein. Wieder einmal zeigt ſich auch für den politiſchen
Laien deutlich, welche politiſchen Schwierigkeiten unſere geogra=
phiſche
Lage im Herzen Europas mit ſich bringt, die wirtſchaft=
ich
ſo außerordentlich vorteilhaft iſt. Dieſen Schwierigkeiten zu
begegnen, nachdem uns das Verſailler Diktat jedes Machtinſtru=
ment
aus der Hand geſchlagen, ſtellt höchſte Anforderungen an
unſer diplomatiſches Geſchick. Wir hoffen und glauben nach den
Ergebniſſen der letzten Jahre hoffen zu dürfen, daß unſere außen=
politiſche
Führung auch dieſen Schwierigkeiten gewachſen ſein
M.
wird.
Rußlands verhangnisvoller
Dualismus.
Parteimacht oder Staatsexiſtenz?
* Moskau, 28. Mai. (Priv.=Tel.)

Vom Tage.

Der Reichspräſident empfing den neuernannten
ſpaniſchen Botſchafter Dr. Fernando Eſpinoſa de Los Mon=
teroſ
y Bermejillo zur Entgegennahme ſeines Beglaubigungsſchreibens.

Im Zuſammenhang mit den letzten Zuſammenſtößen in
München hat der Münchener Polizeipräſident ein Verbot ſämt=
licher
politiſcher Veranſtaltungen ausgeſprochen.

Zu den in der Preſſe neuerdings wieder aufgetauchten Meldun=
gen
über eine geplante Beſatzungsverminderung
um 10000 Mann wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß es ſich
hierbei um überholte Nachrichten handeln dürfte, da die über die Be=
jatzungsfrage
ſchwebenden Verhandlungen im Augenblick nichts Neues
ergeben hätten.

Die Entwickelung der politiſchen Lage in Lett=
land
hat nunmehr dazu geführt, daß das demokratiſche Zentrum aus
der lettiſchen Regierungskoalition ausgeſchieden iſt. Dadurch iſt erneut
eine Negierungskriſe in die Nähe gerückt.

Lloyd George wandte ſich in einer Rede in Margate erneut
ſcharf gegen den Abbruch der Beziehungen zu Rußland, den er
als Wahnſinn bezeichnete.
Wie die Nazion meldet, hat König Alfons zum argentiniſchen
Nationalfeſt einen Erlaß unterzeichnet, durch den Argentinien
zur Aufnahme einer mit 6 Pro; verzinslichen Anleihe
im Betrage von 100 Millionen Peſetas in Spanien
ermächtigt wird.
Nach einer Meldung aus Oslo hat Norwegen auf Erſuchen Eng=
lands
die Vertretung der engliſchen Intereſſen in
Rußland angenommen.

Der ſo demanſtrativ zur Schau getragene Optimismus in
Moskau iſt inzwiſchen doch einer ſehr ernſten Beurteilung der
Situation gewichen. Wenn es auch kein Zuſtand der latenten
Kriegsgefahr iſt, der zwiſchen den beiden großen Mächten ent=
ſtanden
iſt, ſo iſt man ſich in Moskau doch im klaren darüber, daß
man in eine Lage angelangt iſt, die zwiſchen Krieg und Frieden
ſich befindet. Daß dem ſo iſt, daß die Situation wirklich mit
außerordentlichem Ernſt beurteilt wird, dies geht eigentlich aus
nichts beſſer hervor, als aus der Tatſache, daß die Oppoſitionel=
len
ihre Oppoſition aufgegeben, die alten Gegenſätze vergeſſen,
die Abrechnung darüber auf ſpätere Zeiten vertagt haben und
wieder in die Partei zurückgekehrt ſind.
Die Londoner Nachrichten, wonach zwar die Beziehungen ab=
gebrochen
werden, aber der Handel zwiſchen beiden Staaten ruhig
weiter getrieben werden kann, ſind von der Moskauer Preſſe zum
Teil mit Heiterkeit aufgenomimen worden. Man durchſchaute
den Engländer ſehr wohl, der gleichzeitig Rußland züchtigen, aber
auch ſein Geſchäft behalten möchte. Und man wollte beweiſen,
daß London die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat, man
wollte ihm ein Schnippchen ſchlagen und hat ſämtliche Beziehun=
gen
abgebrochen. Allerdings waren für dieſe Maßnahme auch
die Erwägungen ausſchlaggebend, daß der ſtarke Preſtigeverluſt
Moskaus wieder auf dem gleichen Gebiet irgendwie wetrgemacht
werden mußte.
Es wäre zu viel geſagt, wenn man behaupten wollte, daß
man in Moskau dieſen Schritt bedauert oder auch nur einſieht,
daß er vermieden werden konnte. Dies hätten ſchon die Gewal=
tigen
der Partei nicht zugegeben, die von Anſang an in der Lon=
doner
Affäre am meiſten engagiert waren. Wenn man aber zur
Beruhigung der Oeffentlichteit großſprecheriſch ankündigt, daß
man auch in andere Länder laufen gehen kann, ſo gibt man ſich
heute doch nicht mehr dem Zweifel hin, daß dies nicht der
Fall iſt. Die ausſchlaggebende Rolle in der geſamten Auslands=
und Handelspolitik der Sowjets hat in der letzten Zeit die
Kreditfrage geſpielt. Es wird nicht die Suche nach neuen Abſatz=
märkten
ſein, die den führenden Männern in Sowjetrußland in
den nächſten Wochen allein Kopfzerbrechen bereiten wird. Weil
Nußland das Außenhandels=Monopol beſitzt und weil es ein ſo
unſicherer Faktor iſt, ſpielt die Kreditfrage eine beſondere Nolle.
Alle günſtigen Abſchlüſſe mit Deutſchland, vielleicht ſogar auch
mit Amerika, werden über den Verluſt des engliſchen Markles
nicht hinweghelfen können. Denn an der Spitze der ſowjetruſſi=
ſchen
Ausfuhr der letzten Monate ſtand noch immer England mit
faſt 30 Prozent. Das bedeutet einen Ausfall, der vorläufig noch
nicht erſetzbar iſt. Amerika iſt nur eine Hoffnung, ein Traum,
der ſich vielleicht verwirklichen wird. Aber abgeſehen von der
Unſicherheit, wird es England kaum erſetzen können, denn Eng=
land
iſt und bleibt der größte und ausſchlaggebende Faktor.
Soweit die Verhältniſſe zu überſehen ſind, iſt es wieder der
verhängnisvolle Dualismus Partei und Staat der in
Moskau die Kriſe verſchuldet hat. Wenn die Staatsintereſſen
den Belangen der Partei zuwiderlaufen, entſtehen Konflikte, die
donn dem ruſſiſchen Staatsbürger Hungerkuren aufzwingen. Die
Partei, deren Motto noch immer die Weltrevolution iſt, treibt
Propaganda, agitiert und wühlt, ungeachtet deſſen, ob der Staat
Schaden nimmt. Sie iſt aber noch immer der abſolute Macht=
faktor
und ſie hat ſchon oft durchblicken laſſen, daß ſie jede wirt=
ſchaftliche
Kriſe in den Kauf nimmt, aber keine Parteiintereſſen
opfert. So hat der Bruch zwiſchen Moslau und London auch
wieder eine andere Frage aktuell gemacht, nämlich Parteimacht
oder Staatsexiſtenz.

Wie aus Ottawa gemeldet wird, hat der Chef der Sowjetmiſ=
ſion
in Montreal ein Telegramm Litwinows erhalten, durch das
er angewieſen wird, die Büros zu ſchließen und mit
dem Perſonal abzureiſen.
Nach einer Meldung aus Buenos Aires hat die argentiniſche
Regierung in den Wohnungen der im engliſchen Weißbuch
genannten Ruſſen Hausdurchſuchungen vornehmen
laſſen und dabei zahlreiche Propagandaſchriften beſchlagnahmt.
Im braſilianiſchen Senat ereigneten ſich ſtürmiſche
Auftritte, an die ſich Straßenkämpfe anſchloſſen, in deren
Verlauf zahlreiche Perſonen verletzt wurden. Der frühere Präſi=
dent
Bernardes war gezwungen, an Bord eines Regie=
rungsdampfers
zu flüchten.
Präſident Coolidge erklärte, daß der Abbruch der engliſch=ruſſiſchen
Beziehungen die Haltung der amerikaniſchen Regie=
rung
zu Moskau nicht beeinfluſſen würde.
Aus Schanghai liegt eine Meldung vor, die beſagt, daß man in
Hankau demnächſt die Proklamation der Herrſchaft
Tſchiang Kai=ſcheks erwarte. Borodin und die anderen
ruſſiſchen Berater der Hankauer Regierung ſeien nach Wuſchang
geflohen.

Kriegsminiſter a O.v Stein

Exzellenz Hermann v. Stein,
General der Artillerie und früherer preußiſcher Kriegsminiſter,
der in der Nacht auf Donnerstag in ſeiner Villa in Lehnin in
der Mark im Alter von 73 Jahren verſtorben iſt. Er gehörte
lange Zeit hindurch dem Generalſtab an und wurde zu Beginn
des Krieges zum Generalquartiermeiſter ernannt. Sein Name
erhielt durch die von ihm unterzeichneten Berichte vom Kriegs=
ſchauplatz
hiſtoriſche Bedeutung. Im November 1916 wurde
General v. Stein preußiſcher Kriegsminiſter und blieb es bis
zum Oktober 1918.

*Ludwig von der Marwitz, einVorläufer
Bismarcks
Zu ſeinem 150. Geburtstage (29. Mai).
Von Profeſſor Dr. phil. h. c. Karl Berger.
Das Urbild des brandenburgiſchen Junkers, einer de
tapferſten Offiziere und der tollſte Reiter der Armee, grob,
ſchroff und knorrig, ein grunddeutſcher Mann von ſcharfem
Verſtande und unbändigem Freimut, voll feuriger Vaterlands
liebe, aber auch voll harter Vorurteile, ſo hat Heinrich vor
Treitſchke den märkiſchen Edelmann Ludwig von der Marwit
gekennzeichnet, der unter der gewaltigen Zahl tatenſtarker
willenskräftiger Männer im Zeitalter der Befreiungskriege als
eine der urwüchſigſten, in ſtarrer Einſeitigkeit großen Nature=
erſcheint
. Was die meiſten jener führenden Geiſter erſt im Laufe
einer leidvollen Entwicklung ſich errangen, das liebende Ver
ſtändnis für Staat und Vaterland, das war dem gleich Bis
marck aus dem kleinen Adel der Mark Entſproſſenen (29. Ma
1777) als Bluterbe ſchon mitgegeben: wie alle Männer des alt
preußiſchen Schlages mit ihren ritterlichen Familientraditionen
und den großen friderizianiſchen Erinnerungen, fühlte ſich Mar
witz von früh auf als königstreuen Vaſallen, als ſtolzes Glied der
alten geharniſchten Kriegerſtaates. Dem König und ſeinem Staa=
ſich
ſelbſt und das Eigene hinzugeben, ihnen in Treue und un
verbrüchlichem Pflichtbewußtſein zu dienen und, wenn nötig.
alles zum Opfer zu bringen, das war für ihn eine Selbſtverſtänd
lichkeit. Darum war es auch ſelbſtverſtändlich, daß er gleie
ſeinen Vorfahren Soldat wurde. Von 17901802, von ſeinem
dreizehnten bis zum fünfundzwanzigſten Lebensjahre, hat er die
Erziehung der Armee erfahren. Als Premier=Leutnant ausge=
ſchieden
, widmete er ſeine ganze Kraft der Bewirtſchaftung des
bäterlichen Stammgutes Friedersdorf bei Küſtrin, zögerte aber
keinen Augenblick, wenn kriegeriſche Gefahren drohten, ſein unter
unſäglichen Mühen aufgebautes Lebenswerk zu verlaſſen, un
ſich dem Könige zur Verfügung zu ſtellen, 1805, 1806 und Ende
1812, jedesmal unter ſchwerſten perſönlichen Opfern. Wie er ſich
1807 als Organiſator eines Freikorps unter Blücher bewährt
hatte, ſo leiſtete er in den Befreiungskriegen von 1813/14 Vor=
zügliches
als Befehlshaber der kurmärkiſchen Landwehrbrigade
er focht im Treffen bei Hagelberg, überfiel Braunſchweig und
nahm an der Einſchließung der Feſtungen Magedburg und Weſel
teil. Im Jahre 1815 führte er eine Kavalleriebrigade, verblie
dann bis 1827 bei der Armee, um ſich ſchließlich, nach ſeiner Ver

abſchiedung als Generalleutnant, ganz der Hebung ſeines Gutes
zu widmen. Mit dem Rufe eines Muſterwirtes im Sinne Thaers
ſchied er am 6. Dezember 1837 aus dem Leben.
In ſeinem Nachlaſſe fanden ſich Lebenserinnerungen, die zu=
gleich
ein Bild jener Zeiten und Menſchen vom Standpunkte
eines ſtreng am bewährten Alten hängenden Patrioten und ein
ganz wahrhaftiges Selbſtporträt ihres Verfaſſers geben. Marwitz,
ohne ſelbſt jemals ſtaatsmänniſch tätig geweſen zu ſein, erſcheint
da als eine höchſt charaktervolle und ſcharfblickende politiſche Per=
ſönlichkeit
. Seine Teillnahme an der preußiſchen Innen=
politik
war beſtimmt durch ſeine leidenſchaftliche Feindſeligkeit
gegen die Ideen von 1789, die er mit Steins und beſonders
Hardenbergs Geſetzgebung in das preußiſche Staatsleben eindrin=
gen
zu ſehen glaubte. Herangewachſen in den Anſchauungen der
friderizianiſchen Tradition, wit ſeinen Lebenserfahrungen ganz
in den patriarchaliſchen Verhältniſſen der oſwreußiſchen Guts=
herren
wurzelnd, hielt er mit nachhaltiger Zähigkeit und unbeug=
ſamem
Willen an dem hiſtoriſch gewordenen Eigenen feſt. Wie
durch einen Zauberſchlag mit Hilfe eines plötzlich gewandelten
Staates andere Menſchen bilden zu wollen, mußte der ſtreng kon=
ſervative
Edelmann als ein törichtes Verfahren zurückweiſen.
Deshalb kämpfte der Atpreuße gegen die neuerungsſüchtigen
Fremden; er kämpfet gegen Hardenbergs Burequkratie, hinter
der er die Revolution der Ideologen und der Geldoligarchie‟
ſah, den Krieg der Beſitzloſen gegen das Eigentum, der Induſtrie
gegen den Ackerbau, des beweglichen gegen das Stabile, des kraſ=
ſen
Materialismus gegen die von Gott eingeführte Ordnung,
des eingebildeten Nutzens gegen das Recht, des Augenblicks
gegen die Vergangenheit und Zukunft; des Individuums gegen
die Familie, der Spekulanten und Kontore gegen die Felder und
Gewerbe, der Bureaus gegen die aus der Geſchichte des Landes
hervorgegangenen Verhältniſſe, des Wiſſens und eingebildeten
Talents gegen Tugend und ehrenwerten Charakter‟. Nach
Marwitz’ Anſicht war der Staat nicht da, die Menſchen glücklich
zu machen, ſondern den Rechtszuſammenhang zu wahren und
Ordnung zu handhaben. Er meinte, aus jener grundfalſchen
Vorausſetzung, der Wurzel aller zeitgemäßen Verirrungen, ſei
die ganze Teufelei erwachſen, die Europa auf den Kopf geſtellt
habe. Den Staat erneuern, reformieren wollte auch Marwitz,
aber immer in Verknüpfung mit dem innerſten Leben des Vol=
kes
und auf Grund des hiſtoriſch Gewordenen. Der Staat iſt
ihm nicht die Summe von gerade zufällig zu einer Zeit lebenden
unverbundenen Individuen, Unteilbarkeiten, nicht ein Neben=
einander
von Menſchen, deren einige befehlen, die anderen ge=
horchen
, ſondern das Ineinanderſein dieſer Menſchen, die gemein=

Sie Nommuniſten=Interpenanon in
der franzöſiſchen Kammer.
Sarraut über die kommuniſtiſche Propaganda, die Tätig=
keit
der Kommuniſten in der Armee und der Marine
und die kommuniſtiſche Spionage.
EP. Paris, 28. Mai.
Innenminiſter Sarraut erklärte geſtern in ſeinen weiteren
Ausführungen, daß die Tätigkeit der Kommuniſten ſich beſonders
auf drei Gebieten bemerkbar mache: in den Kolonien, in der
Armee und durch die Spionage. Die Tätigkeit in den Kolonien
werde am beſten durch die Agitation des Abgeordneten Doriot
in Marokko und in Indochina beleuchtet. Die Regierung hege
nicht den gevingſten Zweifel an der Schuld Doriots, ſie werde
ihm aber dennoch nach ſeiner Rückkehr nach Paris Gelegenheit
geben, ſich zu äußern. Die kommuniſtiſche Propaganda
könnte in den Kolonien, wenn ſie nicht unterdrückt würde, ganz
beſonders verheerend wirken, da die Eingeborenen infolge ihrer
mangelhaften Bildung und niedrigen Ziviliſationsſtufe den kom=
muniſtiſchen
Irrlehren gegenüber ganz kritiklos ſeien.
Inbezug auf die Tätigkeit der Kommuniſten in
der Armee ſei zu bemerken, daß die kommuniſtiſchen Agitato=
ren
von den früheren Mitteln abgegangen ſeien. Heute fordere
man die Rekruten nicht mehr auf, den Militärdienſt zu verwei=
gern
, ſondern man heiße ſie im Gegenteil ſich auszubilden, um
am Tage der Revolution imſtande zu ſein, die Bourgeoiſie eben=
ſo
wiſſenſchaftlich zu bekämpfen, wie dieſe ſich unter ſich bekämpfe.
Durch eine ſchamloſe Propaganda werde den Rekruten beſonders
der Reſpekt vor den Offizieren genommen und kein Mittel ſcheine
zu dieſem Zweck zu niedrig. Sarraut verlieſt mehrere darauf be=
zügliche
Auszüge aus der Humanité‟. Ein Abgeordneter im
Zentrum des Hauſes fragte: Wer hat dieſe unterſchrieben?
Rufe bei den Kommuniſten: Briand! (Allſeitiges Gelächter.)
Während Briand, auf deſſen ſozialiſtiſche Vergangenheit ange=
ſpielt
war, dem Zwiſchenrufer zuruft: Dieſer Zwiſchenruf iſt
Ihnen offenbar von Tſchitſcherin eingetrichtert worden.
Dann ergriff Barthou das Wort zu einer kurzen Erklärung,
in der er mitteilte, daß die Regierung unter allen Umſtänden
die Eröffnung eines gerichtlichen Verfahrens gegen die angeſchul=
digten
kommuniſtiſchen Abgeordneten fordern und nötigenfalls
die Vertrauensfrage ſtellen werde.
Sarraut erklärt ſodann weiter, daß die kommuniſtiſche
Propaganda beſonders heftig in den franzöſi=
ſchen
Garniſonen im Nheinland wüte, wo es oft
vorgekommen ſei, daß die Soldaten die Internauonale ſängen.
Der Propaganda in der Marine müſſe das Zurückgehen
der Anwerbungen für die Kriegsmarine zugeſchrieben werden.
Was die kommuniſtiſche Spionage betreffe, ſo beſitze
die Regierung feſte Beweiſe und heine bloßen Vermutungen,
wie eine gewiſſe Preſſe behauptet habe. Im weiteren Verlauf
ſeiner Rede ſprach ſich Sarraut immer wehr in die Erregung
hinein. An einer beſtimmten Stelle in ſeiner Rede rief er, zu
Cachin gewendet: Sie predigen überall in der Welt den Krieg
gegen die Bourgeoiſie und Sie ſcheinen entrüſtet zu ſein, wenn
ſich dieſe verteidigen will. Halten Sie uns denn für Feiglinge
oder Dummköpfe? Saraut erklärte ſodann, daß die Regierung
auch gegen ausländiſche kommuniſtiſche Agitatoren mit großer
Strenge vorgehen werde. Sie werde auch nicht dulden, daß der
Kommunismus unter den Beamten Platz greife. Den kommuni=
ſtiſchen
Beamten möchte ſie in Erinnerung bringen, daß nicht die
Kommuniſten die Herren Frankreichs ſeien.
Der Kammerpräſident teilte darauf mit, daß der ſozialiſtiſche
Abgeordnete Léon Blum ein Interpellationsgeſuch eingereicht
habe, in dem er zu wiſſen wüſche, ob die franzöſiſche Regierung
ihrerſeits die Beziehungen zu Rußland abzubrechen gedenke.
Léon Blum forderte die ſofortige Diskuſſion. Briand wider=
ſetzte
ſich aber dieſem Wunſch und erklärte, daß eine innerpolitiſche
Debatte nicht mit einer außenpolitiſchen in Zuſammenhang ge=
bracht
werden könne. Die franzöſiſche Außenpolitik könne nicht
vom Feuer einer Debatte abhängig gemacht werden. Poincaré
erklärte, daß er eventuell die Vertrauensfrage ſtellen würde, wenn
man die Interpellation Cachins und die Léon Blums im gleichen
Zuſammenhang behandeln wollte, Léon Blum erklärte darauf,
daß die Bemerkung Briands ihn befriedigt habe, und daß er
nicht mehr auf der ſofortigen Diskuſſion beſtehe. Die Fort=
ſetzung
der Debatte wurde daraufhin auf den nächſten Dienstag
verſchoben.

ſchaftliche geiſtige Richtung ihres Wollens, ein beſeeltes Weſen,
das auch die früheren Geſchlechter und die künftigen umfaßt,
Und wiederum, das Volk gliedert ſich ganz natürlich in Stände
(Geburtsſtände, Berufsſtände), innerhalb deren der einzelne
ſeine Bedeutung hat: an dieſe Fundamente hat nach Marwitz jede
geſunde Staatspolitik anzuknüpfen, unter ihrer Berückſichtigung
hat ſie die Staatsbürger an ihre Aufgaben heranzuführen. Nicht
Aufhebung der ſtändiſchen Unterſchiede gilt es, ſondern Feſtigung
der gelockerten Bindungen und Aufrechterhaltung der ſozialen
Beſonderheiten bei aller rechtlichen Gleichheit der Staatsbürger.
Auf Grund einer natürlichen Gliederung der Volksgruppen ent=
wickelte
Marwitz ſeine Begriffe von Sozialpolitik, ſtändiſcher
Arbeitsteilung und Volksvertretung, Selbſwerwaltung, Be=
ſteuerung
und Adelsreform. Als Fundament jeder geſunden
Volkswirtſchaft und jeden geſunden Staatslebens galt dem kon=
ſervativen
Politiker der unbewegliche und produktive Beſitz.
Dieſem aber ſah er aus der durch Hardenberg entfeſſelten Wirt=
ſchaft
zwei gefährliche Gegner erſtehen: die Macht des beweg=
lichen
Geldes und die wachſende Maſſe der beſitz= und heimatloſen
Proletarier. Er ahnte die zerſetzenden Wirkungen, die Börſen=
ſpekulation
und Leihkapital auf Staat und Wirtſchaft, wie er
ſie ſich dachte, ausüben mußten; er ahnte auch, was es bedeutete,
wenn ganze Scharen von Volksgenoſſen entwurzelt und ſchuß=
los
der Not und der Krankheit ausgeſetzt würden. In ſeinen
Ahnungen und Vorſchlägen aber kündigte ſich bereits an, was
gegen Ende des Jahrhunderts die Bismarckſche Sozialpolitik
leiſten ſollte. Damals jedoch verlor Marwitz ſeinen Kampſ,
den er mit dem ſteifnackigen Rechtstrotz eines Michael Kohlhaus
in Gemeinſchaft mit den brandenburgiſchen Ständen gegen die
Regierung führte. Er ließ ſich auch dadurch nicht mundior
machen, daß Hardenberg ihn ohne Recht und Urteil im Sommer
1811 auf einige Wochen in der Feſtung Spandau einſperrte, und
zwar zuſammen mit dem alten Grafen Finkenſtein, der einſt in
dem Prozeſſe des Müllers Arnold auch dem König Friedricg
gegenüber das Recht behauptet hatte.
Wenn Marwitz in ſolchen grundſätzlichen Fragen der Innen=
politik
in ſchärfſtem Gegenſatz zu den Männern der Reform
ſtand, ſo waren die Gegner doch einig im Ziel, dem alle ihre
Ideen und Bemühungen galten: ſie alle wollten die Befreiung
der Nation von der Fremdherrſchaft. Freilich, auch hier trafen
ſie ſich, von verſchiedenen Ausgangspunkten herkommend: hatte
für die meiſt nichtpreußiſchen Männer der Reformpartei der
preußiſche Staat nur Daſeinsberechtigung, inſofern er Schirm
und Schild für Deutſchland ſein wollte und konnte, ſo hielt der
Altpreuße jwar feſt an den Ideen des friderizianiſchen Stagtes,

[ ][  ][ ]

Rummer 148

Sonntag, den 29. Mai 1927

Seite 3

Altiveres Eingreifen in die chineſichen Verhältniſſe.
EP. Tokio, 28. Mai.
Japan hat ſich nunmehr zu aktiverem Eingreifen in die chine=
ſiſchen
Verhältniſſe entſchloſſen. Die Regierung beſchloß nämlich
die ſofortige Entſendung von etwa 2000 Mann Landtruppen aus
ihrer Mandſchurei=Garniſon nach Tſingtau und Tſinanfu. Die
offizielle Erklärung betont, daß die jetzige Abweichung von der
bisherigen Politik der Ueberlaſſung des Schutzes der japaniſchen
Intereſſen an die Marine und deren Landungskorps nur durch
die inneren Verhältniſſe von Tſinanfu veranlaßt worden ſei, wo
die japaniſche Kolonie 2000 Perſonen umfaßt. Die Truppen=
ſendung
ſei als eine Selbſtverteidigung notwendig geworden, um
zu verhindern, daß ſich ſolche entwürdigenden Zwiſchenfälle wie
im Jangtſetal wiederholen. Ferner wird erklärt, daß irgend=
welche
Unfreundlichkeiten oder Interventionen ſowie eine Stö=
rung
der chineſiſchen Militäroperationen nicht beabſichtigt ſeien.
Japan würde ſeine Truppen ſofort wieder zurückziehen, ſobald
jede Gefahr für die japaniſche Niederlaſſung beſeitigt ſei.
Eine japaniſche Note an die Nord= und Südregierung.
EP. Tokio, 28. Mai.
Das japaniſche Außenminiſterium bereitet eine Note für die
Regierungen Nord= und Südchinas vor, in der angekündigt wird,
daß die japaniſche Regierung die energiſchſten Maßnahmen er=
greifen
werde, falls dem Transport der für Nordchina beſtimm=
ten
japaniſchen Truppen irgendwelche Hinderniſſe bereitet wür=
den
. Nach einer offiziellen Mitteilung der Regierung hat dieſe
bereits Befehl gegeben, in Port Arthur eine gemiſchte Brigade
zum ſofortigen Abtransport freizuhalten.
Die Kämpfe in der Provinz Honan.
Nichtamtliche Nachrichten beſtätigen die Meldungen, nach
welchen die Nationaliſten ſchwere Verluſte, die man auf 14000
Mann ſchätzt, in Honan erlitten hätten, wo ſie ſich gegenüber der
Nordarmee im Rückzug befinden. Weitere Verwundete treffen
hier ein. Der Kampf ſei noch im Gange, weil eine endgültige
Niederlage der Nationaliſten in der Provinz Honan die Räu=
mung
Hankaus notwendig machen würde. Zu gleicher Zeit mar=
ſchieren
die gemäßigten Nationaliſten unter Tſchiang Kai=ſcher
wach Tientſin, ohne auf merklichen Widerſtand der Nordtruppen
zu ſtoßen, die ſich in Richtung Tſinanfu zurückziehen.
Tchiang Kai=ſchek erneut Oberkommandant?
Nach einer Meldung des Exchange Telegraph aus Schang=
hai
ſind die Verhandlungen zwiſchen Tſchiang Kai=ſchek und der
Kommuniſten=Regierung von Hankau ſoweit gediehen, daß jetzt
gute Ausſicht dafür beſteht, daß Tſchiang Kai=ſchek wieder das
Einheitskommando aller Kantontruppen erhalten wird. Tſchiang
Kai=ſchek fordert aber, daß Borodin und ſämtliche ruſſiſchen kom=
muniſtiſchen
Offiziere entlaſſen werden und daß eine gewiſſe An=
zahl
von chineſiſchen Kommuniſtenführern eingekerkert werden.
Eine amtliche ſpaniſche Erklärung gegen den
Grafen Romanones.
Madrid, 28. Mai.
Eine amtliche der Preſſe zugeleiteve Erklärung bezeichnet es
als unerträglich, daß Graf Romanones, früheres Mitglied des
geſtürzten, für das Unglück und die Schande der Vergangenheit
verantwortlichen Regimes, die Forderung aufſtelle, daß General
Primo de Rivera und ſeinen Mitarbeitern für den Staatsſtreich
von 1923 förmliche Amneſtie erteilt werde. Primo de Rivera ſei
ſich nicht nur keiner Schuld vor Spanien bewußt, ſondern glaube,
daß er und ſeine Mitarbeiter der größten Dankbarkeit der Nation
würdig ſeien. Es ſei vielleicht empfehlenswert, den Staats=
gerichtshof
mit der Unterſuchung aller Ereigniſſe ab 1. Januar
1918 bis heute zu betrquen, um Schuld und Verdienſt vor der
Oeffentlichkeit klar zu ſtellen. Das Direktorium habe ehedem da=
hingehende
Wünſche der Oeffentlichkeit ſelbſt zum Schweigen ge=
bracht
, um die kritiſche Lage nach dem Staatsſtreich nicht noch
ſchwieriger zu geſtalten. Heute aber empfinde die Regierung, daß
ſie nicht das Recht hobe, ſich dieſem Wunſche zu entziehen. Sie
habe nicht gelaubt, daß nach allen Dienſten, die ſie Spanien in
der kurzen Zeit von vierzig Monaten erwieſen habe, auf die
Anklagebank gebracht werde. Aber da jetzt Taubheit vorzuſchützen
ein Zeichen von Schwäche ſein würde, werde der Miniſterrat
über die in der Oeffentlichkeit aufgetauchte neue Anſchauung be=
raten
. Wenn die Gedankengänge des Kabinetts mit denen des
Miniſterpräſidenten übereinſtimmten, würde ein in lürzeſter Friſt
berufenes Gericht dem Lande ſagen, wer diejenigen ſind, auf die
die Verandwortung fällt, und diejenigen, die höchſtes Lob ver=
dienen
.

Litauens Luftverkehrspolitik.
Die Hafenſperre über Memel für deutſche
Flugzeuge.
Wie erinnerlich, hat vor einigen Tagen die litauiſche Regie=
rung
den Flugverkehr nach Memel geſperrt. Sie wollte von der
Deutſchen Lufthanſa die Eröffnung einer Verkehrslinie von Tilſit
nach Kowno erzwingen, iſt aber dabei auf den Widerſtand der
Geſellſchaft geſtoßen, da dieſe es mit Recht ablehnte, Flugzeuge
zwiſchen den beiden Städten verkehren zu laſſen, die wie jetzt
ſchon feſtſteht doch keine Gäſte finden werden. Wenn man
berückſichtigt, daß Kowno bereits von der Lufthanſa angeflogen
wird, dann kann die Sperrung des Memeler Hafens nur als ein
neuer litauiſcher Druck auf Deutſchland aufgefaßt
werden. Dieſe Anſicht verſtärkt ſich umſo mehr, als die Sperrung
ſozuſagen als Antwort auf unſere Beſchwerdeſchrift an den
Völkerbund erfolgte. Im übrigen handelt es ſich um ein ganz
ungewöhnliches Verlangen, eine deutſche Geſellſchaft veranlaſſen
zu wollen, eine Luftlinie einzurichten, die nur Zuſchüſſe erfordert.
Hätte ſich die Kownoer Regierung zur Tragung des Defizites
bereit erklärt, dann wäre auch die Lufthanſa nicht abgeneigt ge=
weſen
, eine Verkehrslinie Tilſit-Kowno einzurichten. Unter den
geſagten Umſtänden aber konnte auf die litauiſchen Wünſche nicht
eingegangen werden.
Der Beleidigungsprozeß Mahraun gegen Sodenſtern.
Der Beleidigungsprozeß des Hochmeiſters des Jungdeutſchen
Ordens, Arthur Mahraun gegen den Major a. D. v. Sodenſtern
als den verantwortlichen Schriftleiter der vom Nationalverband
Deutſcher Offiziere herausgegebenen Deutſchen Treue, ſowie
gegen Generalleutnant a. D. v. Wächter und Major v. Jena, der
am 10. Mai ſchon einmal das Gericht beſchäftigte, wurde heute
vor dem Einzelrichter fortgeſetzt. In der Voſſ. Zeitg. hatte
Herr Arnold Rechberg einem deutſch=franzöſiſchen Militärbündnis
das Wort geredet und Herr Mahraun hatte im Jungdeutſchen
zu dieſem Vorſchlag Stellung genommen. Die Deutſche Treue‟
hatte in einer Erklärung des Nationalverbandes zu Mahrauns
Stellungnahme von Deutſchen geſprochen, die überhaupt keinen
Charakter mehr haben‟. Durch dieſe Erklärung fühlte ſich Mah=
raun
beleidigt und hat die drei genannten Herren deshalb ver=
klagt
. Nach längerer Beratung verkündete der Vorſitzende fol=
gendes
Urteil: Der Angeklagte v. Sodenſtern wird freigeſprochen.
Die Angeklagten Generalleutnant v. Wächter und Major v. Jena
werden wegen Beleidigung zu einer Geldſtrafe von 50 Mark ver=
urteilt
. Die Koſten des Verfahrens werden zu je einem Drittel
den beiden Verurteilten und dem Privatkläger auferlegt. Der
Privatkläger trägt auch die Koſten, die dem Major v. Sodenſtern
erwachſen ſind. Die Veröffentlichung des Urteils erfolgt im
Jungdeutſchen und in der Deutſchen Treue‟.
Reichsrat und Reichsſchulgeſetz.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Das Verhalten des Reichsrates gegenüber dem Jugendſchutz=
geſetz
hat die Befürchtung aufkommen laſſen, daß auch das Reichs=
ſchulgeſetz
in dieſer Körperſchaft keine Mehrheit finden werde.
Dieſe Befürchtungen, ſind natürlich reichlich verfrüht, da der
Geſetzentwurf ſich ja vorläufig noch in der Ausarbeitung befindet.
Daß man in Regierungskreiſen alles unternimmt, um von vorn=
herein
Schwierigkeiten im Reichsrat aus dem Weg zu räumen,
iſt natürlich ſelbſtverſtändlich. Infolgedeſſen dürfte ſich auch der
Entwurf möglichſt an die Wünſche der Länder halten, unter ent=
ſprechender
Beachtung der Forderungen der Parteien, ſo daß im
Reichsrat die Erledigung der Vorlage glatt erfolgen kann. Das
iſt auch inſofern notwendig, als der Reichstag im Sommer das
Geſetz unter Dach bringen ſoll. Peſſimiſten glauben aber, daß
vom Reichsrat her eine derart ſchnelle Erledigung unmöglich
gemacht wird. Sie behaupten ſegar, daß die Reichsregierung
mit zwei Entwürfen aufwarten will: einem für das Reichstags=
plenum
und einem für den Reichsrat, um überhaupt erſt einmal
die Behandlung im Parlament in die Wege zu leiten. Dieſen
Ausweg wird die Reichsregierung wahrſcheinlich nicht gehen, da
letzten Endes die Lage nur noch mehr kompliziert würde.
Der Beſchwerdebrief der Reichsregierung.
* Berlin, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung hat ſich vor kurzem veranlaßt geſehen,
Herrn Braun in Preußen einen Beſchwerdebrief wegen der Rede
des Magdeburger Oberpräſidenten Hörſing zu überreichen. Über
den Inhalt wurde bisher nichts bekannt gegeben, weil man erſt
abwarten wollte, bis der preußiſche Miniſterpräſident ihn emp=
fangen
hatte. Jetzt iſt Herr Braun direkt vom Kieler Parteitag
der Sozialdemokratie ins Bad gereiſt, ſo daß der Beſchwerde=
brief
der Reichsregierung noch einige Zeit im Aktenſchrank ruhen
wird, bis er ſeine Erledigung findet.

Die internationale Arbeitskonferenz.
Die deutſche Sprache auf der Konferenz.
Genf, 28. Mai.
Der Geſchäftsordnungsausſchuß des Internationalen Arbeits=
amtes
hat heute auf Grund des bekannten Antrags der Reichs=
regierung
zwei Kompromißanträge angenommen, denen zufolge
Konventionen und Konferenzbeſchlüſſe für alle Staaten offiziell
überſetzt werden ſollen, falls ein entſprechender Wunſch vorliegt
und deutſch gehaltene Reden auf der Konferenz durch Dolmetſcher
überſetzt werden ſollen. Ein Zuſatzantrag des ſpaniſchen Regie=
rungsvertreters
, daß bei der Auswahl der Dolmetſcher Rückſicht
darauf genommen werden ſoll, daß die Ueberſetzer auch des
Spaniſchen und des Italieniſchen mächtig ſein ſollen, wurde an
den Verwaltungsrat überwieſen. Die beiden angenommenen
Anträge werden am Montag in der Vollſitzung des Arbeitsamts
beraten werden.
Ein lehrreiches Gegenſtück zu der heutigen Diskuſſion über
die von der Reichsregierung beim Internationalen Arbeitsamt
beantragte teilweiſe Einführung der deutſchen Sprache bietet die
Praktiſche Stellungahme des Dritten Ausſchuſſes der Arbeits=
konferenz
zur gleichen Frage. Dieſer Ausſchuß, der die Grund=
linien
für ein Verfahren zur Feſtſetzung von Mindeſtlöhnen auf=
ſtellen
ſoll, hat heute vormittag einſtimmig im Intereſſe zahl=
reicher
Mitglieder den vorläufigen Beſchluß gefaßt, daß bei den
Verhandlungen alle Reden nicht nur ins Engliſche oder Fran=
zöſiſche
, ſondern auch ins Deutſche überſetzt werden ſollen.
Empfang der Pextreter des Weltverbandes der
Völkerbundsgeſellſchaften imBerlinerRathaus
Berlin, 28. Mai.
Aus Anlaß der elften Vollverſammlung des Weltverbandes
der Völkevbundsgeſellſchaften veranſtalteten der Magiſtrat und
die Stadtverordneten von Berlin heute mittag im feſtlich ge=
ſchmückten
Rathausſaale einen Empfang, an dem die Delegierten
in ihrer Geſamtheit teilnahmen. Ferner bemerkte man unter den
Gäſten den Untergeneralſekretär des Völkerbundes Dufour=
Feronce, den Leiter der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes
Geſandten Freytag, Miniſterialdirektor Zechlin ſowie Geh. Rat
von Bülow und eine weitere Reihe von Mitgliedern des Aus=
wärtigen
Amtes. Das Diplomatiſche Korps war faſt vollzählig
evſchienen. Auch von Parlamentariern nahm an der Veran=
ſtaltung
eine große Anzahl teil. Bürgermeiſter Scholz begrüßte
die Erſchienenen und führte u. a. aus, die Stadt Berlin begehe
dieſen Tag in dem feierlichen Gefühl, daß zum erſtenmal nach
ſchwerſtem Erleben aus allen Ländern der Welt Männer und
Frauen ſich im Berliner Rathaus verſammeln, welche ſich zu dem
großen Gedanken des Völkerbundes bekennen. Die junge Vier=
millionenſtadt
Berlin, aus ſchwerer Not wieder auferſtehend und
erfüllt von Hoffnung auf den Völkerfrieden, glaube den Gäſten
keinen beſſeren Glüchwunſch zum heutigen Tage entbieten zu
können als den, daß ihnen in ihrem Ringen um die Völkerbund=
ideen
Bundesgenoſſen werden. Bürgermeiſter Scholz erhob ſein
Glas mit dem Wunſch, daß man ſich finde im Geiſte des Völker=
bundes
von der Arbeit des Weltverbandes geführt, Hand in
Hand in dem großen Gedanken: Weltfrieden! Weltarbeit! Glück
der Menſchheit! Hierauf ergriff Prof. Aulair, der Präſident des
Weltverbandes der Völkerbundsgeſellſchaften, das Wort und
dankte in bewegten Worten für den überaus herzlichen Empfang.
Er erinnerte daran, daß es der glühende Wunſch des Weltver=
bandes
geweſen ſei, Deutſchland als gleichberechtigtes Glied in
den Völkerbund eintreten zu ſehen. Er erhob zum Schluß ſein
Glas auf das Wohl der arbeitſamen Hauptſtadt des Deutſchen
Reiches. Nunmehr ergriff der Führer der engliſchen Delegation,
Dickinſon, das Wort. Er wies darauf hin, daß einer der größten
Fehler, der in Verſailles gemacht worden ſei, nämlich einen Bund
der Nationen zu ſchaffen, ohne Deutſchland mit aufzunehmen,
jetzt endlich korrigiert ſei. Trotzdem ſei der Bund der Völker noch
nicht univerſal. Auf dem Weltverband laſte deshalb eine unge=
heure
Verantwortung. Noch ſehnten ſich Millionen von Menſchen
nach Frieden und es gelte, auch ihnen die Vorteile des Bundes
zugänglich zu machen. Dickinſon ſchloß mit dem Dank an den
Bürgermeiſter der Stadt Berlin. Sodann ſprach der Führer der
italieniſchen Delegation, Vilari, der vor allem darauf hinwies,
daß es jetzt gelte, die Verſtändigung der Völker auf dem Wege
des gegenſeitigen Kennenlernens herbeizuführen, und ſchließlich
ergriff der ſchweizeriſche Nationalrat Dolfus das Wort, der auf
die Bedeutung der Schweiz im Rahmen des Völkerbundes
hinwies.
Der Reichsminiſter des Auswärtigen veranſtaltete heute nach=
mittag
in den Räumen des Palais Prinz Friedrich Leopold an=
läßlich
der Tagung des Weltverbandes der Völkenbundsligen
einen Empfang, zu dem neben den in Paris anweſenden Dele=
gierten
der verſchiedenen Völkerbundsgeſellſchaften die Miſſions=
chefs
und ſtellvertretenden Miſſionschefs des diplomatiſchen
Korps teilnahmen. Außerdem waren die leitenden Beamten
des Auswärtigen Amtes und der Preſſeabteilung anweſend.

aber auch an ſeinem Stolz, ſeinem Ruhm, ſeinem Streben nach
Unabhängigkeit und Selbſtbeſtimmung, und alles dies ſah er
durch die franzöſiſchen Zumutungen aufs ſtärkſte gefährdet.
Preußiſche Ehr= und preußiſche Macht unter dieſem Geſichts=
punkte
beobachtete Marwitz von frühauf die Weltbegebenheiten
an dieſen Maßſtäben gewann er bald ein ſicheres Urteil über
die außenpolitiſchen Vorgänge. Sein praktiſcher Ver=
ſtand
behütete ihn gleichermaßen vor den Selbſttäuſchungen der
Kabinettspolitiker, die, ohne Bereitſchaft zu Kampf und Opfer,
durch bloße diplomatiſche Winkelzüge die ſtaatliche Machtſtellung
behaupten zu können wähnten, wie vor dem Selbſtbetrug welt=
fremder
Ideologen, die mit abſtrakten Theorien und ſittlichen
Forderungen im Bereiche ſtaatlicher Notwendigkeiten auszukom=
men
hofften. Untrüglichen Blickes erkannte er die Fehler, die
von den nachfriderizianiſchen Staatsleitern (unter Friedrich Wil=
helm
II. aus Leichtſinn, unter Friedrich Wilhelm III. aus zögern=
der
Willensſchwäche) begangen wurden und zu einer ſchickſals=
ſchweren
Kette von Verſäumniſſen ſich aneinander reihten. In
merkwürdiger Uebereinſtimmung mit Bismarck (Gedanken und
Erinnerungen, Bd. I, S. 299 ff.) erblickte ſchon Marwitz in der
Reichenbacher Konvention vom 27. Juli 1790 die erſte verſäumte
Gelegenheit preußiſcher Politik, eine Fehlerquelle, die von
Reichenbach über den Baſeler Frieden nach Jena und Tilſit
führte. Die Preisgabe des linken Rheinufers (1795) ging ihm
gegen den Begriff der preußiſchen Ehre. Daß Preußen trotz
günſtiger Gelegenheiten, in die weltpolitiſchen Kriſen einzugrei=
fen
, ſowohl 1799 wie 1803 und 1805 in nachgiebiger, untätiger
Neutralität verharrte, daß es der unvermeidlichen Entſcheidung
immer wieder auswich und den eigenen Willen zum Frieden für
eine Gewähr des Friedens hielt, fand den ſchärfſten Tadel des
zum Handeln drängenden Mannes. Er ſah es voraus, daß der
alles verſchlingende Tiger, wenn er mit den anderen fertig ſei,
Preußen ebenfalls verſchlingen werde. Durch die kampfloſe
Unterwerfung des Staates Friedrichs des Großen unter Napo=
leon
zu Schönbrunn, die er wie eine perſönliche Schmach emp=
fand
, erhielt der Glaube an ſeines Vaterlandes Kraft und Größe
einen furchtbaren Stoß: Ich ſah deutlich Preußens herannahen=
den
Fall. Um dem König die Augen zu öffnen, entwarf er im
Sommer 1806 nach der Gründung des Rheinbundes eine Vor=
ſtellung
der kurmärkiſchen Stände, worin ihm die Getreuen Gut
und Blut anboten. Wir ſind überzeugt, ſo hieß es da ganz
im Geiſte der Befreiungskriege, daß grenzenloſe Willkür immer
weiter ſchreitet, wenn ihr nergends ein Damm entgegengeſetzt
wird, wir ſind überzeugt, daß auch wir fallen müſſen, wenn alle

unſere Nachbarn in den einen großen Verein der Knechtſchaft
gezogen werden . Wir erkennen auch, daß der bloße Frieden
nicht das höchſte Gut für Nationen iſt, ſondern die Erhaltung
ihrer Unabhängigkeit ... und ihre Sicherſtellung vor den Greuel=
taten
eines ewigen Krieges, der unter dem Namen des Friedens
geführt wird. Wir ſehen ein, daß ſelbſt ein rühmlicher Tod
beſſer ift, als ein knechtiſches Leben.
Der Einſatz kam zu ſpät trotz Marwitz’ Warnungen. Das
Grab, das der ſcharfblickende Mann ſchon lange offen ſtehen ſah,
ſchien Preußen zu verſchlingen. Und doch hörte er auch in den
folgenden Jahren der Knechtſchaft nicht auf, zu mahnen und zu
warnen, im ſtillen für den Tag der Erhebung zu ſinnen und zu
wirken. Nach den erſten Nachrichten von Napoleons Niederlage
war er für ſofortiges Handeln, ja er gewann es über ſich, zu
ſeinem alten Widerſacher Hardenberg zu eilen, um ihn und da=
mit
den König für unmittelbares Losſchlagen zu gewinnen, ehe
Napoleon ein neues Heer bilden könne. Daß dies nicht geſchah.
ſondern dem Korſen Zeit zur Erholung gelaſſen wurde, darin
ſah Marwitz wieder eine der großen verſäumten Gelegenheiten,
die Preußen ſchwere Opfer koſtete und ihm Einbuße an Geltung
im Kriege bei Verbündeten wie bei den Friedensverhandlungen
brachte. Sein doppeltes Kriegsziel war: Zurückgewinnung des
Rheinſtromgebietes, einſchließlich Elſaß, Lothringen und Flan=
dern
als der von franzöſiſcher Eroberungsluſt benutzten Auf=
marſch
= und Ausfallsbaſis, dann Stärkung der preußiſchen Macht
zur Vorbereitung einer ſpäteren Führerſiellung im geeinigten
Geſamtdeutſchland. Denn die Idee eines gemeinſamen deutſchen
Vaterlandes, ſo ſchrieb er an Hardenberg während des Wiener
Kongreſſes, habe unzerſtörbar Wurzel gefaßt: Wer ſich dieſer
Idee bemächtigen wird, der wird herrſchen in Deutſchland.
Metternich, der öſterreichiſche Staatsmann, tat alles, um dieſer
Idee entgegenzuwirken. Erſt Bismarck war berufen, den deut=
ſchen
Staat ſo zu ſchaffen, wie ihn der altmärkiſche Edelmann
von der Marwitz als Träger der friderizianiſchen Ueberlieferung
einer großmächtlichen Außenpolitik zuerſt geſchaut und gefordert
hatte: ein Reich unter preußiſcher Führung nach Ueberwindung
des hemmenden Dualismus. So hat der Schöpfer unſeres
Neiches in Marwitz ſeinen Propheten!

*Roda Roda.
Die Zeiten, in denen man Roda Roda literariſch wertete,
ſind vorüber.

Als amüſanter Spaßmacher ſtand der kleine, beleibte Herr
aus Pußta Zdenci in Slawonien mit den wenigen Haaren und
der immer noch roten Weſte geſtern abend auf der Bühne des
Kleinen Hauſes und erzählte ſeine Schnurren.
Es ſind meiſt kleine Tatſächlichkeiten, denen journaliſtiſcher
Witz eine Pointe gibt. Zwiſchendurch kommen kurze heitere Er=
zählungen
wie die Geſchichte von der Spektral=Multiplex=Biform=
Lampe, die nur der Verbreitung des zu ihrer Bekämpfung er=
forderlichen
Spektral=Multiplex=Biform=Löſchers dient, oder von
dem Lyriker Faakler, der das billige Zimmer neben der meckern=
den
Ziege mietet, und dergleichen. Es müßte nicht Herr Roda
Roda ſein, wenn nicht auch die Juſtiz in der Epiſode von dem
Juſtizklavier einen Hieb abbekäme.
Die Zuhörer wurden erheitert. Doch wird man ſich ſtets im
klaren darüber ſein, daß Roda Rodas ſpitzer Witz mit dem
öſtlichen, weltweiſen Humor, wie ihn beiſpielsweiſe Wilhelm
Buſch oder Ludwig Thoma beſitzen, nichts gemein hat.
I.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
K. Heinrich Heilinger, der ehemalige erſte Charak=
terheld
des Heſſiſchen Landestheaters, der in Wien in dieſem
Jahr eine Reihe von Rollen ſehr erfolgreich dargeſtellt hat, wurde
zu äußerſt günſtigen Bedingungen als erſter Charakterheld an
das unter neuer Direktion ſtehende Schauſpielhaus in Zürich
für den größten Teil der Saiſon 1927/28 verpflichtet.
a. Profeſſor W. Mittermaier 60 Jahre! Am
29. Mai kann der Ordinarius des Strafrechts an der Univerſität
Gießen, Geheimrat Profeſſor Mittermaier, in voller Rüſtigkeit
ſeinen 60. Geburtstag feiern. Als Enkel des Heidelberger Pro=
feſſors
A. Mittermaier fühlte er den Drang, wiſſenſchaftlich zu
arbeiten, und habilitierte ſich in Heidelberg, wurde bald ao.
Profeſſor in Gießen, wo er jetzt das Ordinariat für Strafrecht
und Zivilprozeß verwaltet ſowie einen Lehrauftrag über Rechts=
kunde
für Landwirte und Forſtwirte inne hat. Von ſeinen zahl=
reichen
Schriften ſeien die Einführung in die Rechtswiſſenſchaft
Kritiſche Beiträge von der Lehre von der Strafrechtsſchuld
und beſonders die Abhandlungen, die ſich mit dem Problem der
widernatürlichen Unzucht beſchäftigen, hervorzuheben, in denen
Profeſſor Mittermaier die Bedeutung dieſer ganzen Materie für
die Wiſſenſchaft herauszuarbeiten verſuchte. Die Rechtswiſſen=
ſchaft
, ſeine Gießener Kollegen und Schüler, nicht zum mindeſten
ſeine Vaterſtadt Heidelberg werden dem Gelehrten Geſundheit
und Schaffensfreude für ſein weiteres Leben wünſchen.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Vom Tſad zum Tana.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, Ende Mai.
Die albaniſch=jugoſlawiſche Frage muß in Rom auf einige
Zeit zurückgeſtellt werden, mindeſtens bis man genauere Nach=
richten
darüber hat, was zwiſchen Chamberlain und Briand in
London beſprochen wurde. Da man nach gewiſſen Informationen
aber mit Recht anzunehmen glaubt, daß unter den verſchiedenen
Thematen der Londoner Unterhaltungen auch das leidige Kolo=
nialproblem
berührt wurde, und da man auf Grund früherer
Verſprechungen des engliſchen Außenminiſters damit rechnet, daß
er die Gelegenheit benutzt hat, Herrn Briand auf die italieniſchen
Wünſche aufmerkſam zu machen, ſo wendet ſich mit dem üblichen
Ruck in der Behandlung wichtiger Fragen die offiziös inſpirierte
öffentliche Meinung Italiens einer längere Zeit zurückgeſtellten
Forderung wieder zu: der Erweiterung des Hinterlandes von
Tripolis. Kein geringerer Offizioſus wie der Popolo d’Italia,
das Blatt, das Muſſolini ſelbſt gehört, beginnt das alte Kolonial=
problem
von neuem anzuſchneiden. Er führt aus: Auf Grund
des Artikels 13 des Londoner Vertrages vom 26. April 1915
jenes Verkaufs= und Verratsabkommens, mit dem ſich Italien
den Preis für den Uebertritt zu den Gegnern ſeiner Dreibund=
freunde
ſicherte , wurde vereinbart, daß Italien in Eritrea,
Tripolis (Lybien) und Somaliland ſowie in den Grenzgebieten
der franzöſiſchen und engliſchen Kolonien Gebietserweiterungen
zu verlangen und zu erhalten hat, falls England und Frankreich
ihren Kolonialbeſitz in Afrika auf Koſten Deutſchlands erweitern.
Man erinnert ſich, daß im vergangenen Jahre Großbritannien
infolge dieſes Abkommens von ſeiner Somalikoloyie einen
Streifen, das Jubaland, das en das italieniſche Somaligebiet
grenzte, an Italien abgetreten hat. Auch die Grenzregulierung
von Dſcharabub, ebenfalls im vergangenen Jahre, fußte auf
jenem Vertrage, obwohl dieſe Verſchiebung der italieniſchen
Grenze nach Oſten ziemliche Schwierigkeiten bereitete, weil die
Oaſe Oſcharabub auf ägyptiſchem Gebiet lag und alſo England
nicht ſo glatt darüber beſtimmen konnte wie über ſein Jubaland.
Während England alſo immerhin einen Teil ſeiner Verſprechun=
gen
vom Jahre 1915 eingelöſt hat, ſah man bei Frankreich noch
keinerlei Anſtrengungen, dem Kriegsfreunde etwas von der Beute
abzulaſſen. In Paris verklauſulierte man ſich gern hinter der
formalen Tatſache, daß die deutſchen Kolonien nicht als Beſitz=
erweiterungen
anzuſehen ſeien, da ſie ja nur den Mandats=
mächten
zur Verwaltung übergeben ſeien.
Die Italiener machen nun ihre weiteren Anſprüche gegen=
über
Frankreich folgendermaßen geltend: Sie verlangen eine
Vertiefung des Hinterlandes von Tripolis in der Weiſe, daß die
jetzige Grenze an dem Weſtzipfel von Tripolis bei der Ortſchaft
Ghat nach Süden verlegt wird. Sie ſoll ungefähr auf dem 13.
Längengrad nach Süden bis zum Nordende des Tſadſees ver=
laufen
, wo beim Orte Ngigmi die große Nord=Süd= Karawanen=
ſtraße
von Tripolis her an den Tſadſee ſtößt. Ferner ſoll an der
Oſtgrenze von Lybien, ungefähr in der Südverlängerung der
neuen Grenze, öſtlich von Oſcharabub ebenfalls die Grenze nach
Süden verlängert werden. Hier ſind die Abgrenzungen zwiſchen
Italien, Frankreich und Aegypten ſo wie ſo nur mit dem Lineal
gezogene rein geographiſche Bezeichnungen, ſo daß hier wahr=
ſcheinlich
trotz des ägyptiſchen Anteils die Verhältniſſe leichter
lägen als im Weſten wenn nicht der Sudan, der engliſche
Sudan, berührt würde. Dieſe Oſtgrenze iſt ſo gedacht, daß ſie
auf dem Längengrad von Dſcharabub oder Solum nach Süden
bis zum Dſchebel Marra, dem Marra=Gebirge, in Dar Fur ver=
läuft
. Dieſe beiden ſüdlichen Punkte am Tſadſee und am Oſchebel
Marra ſollen dann durch eine gerade Linie als ſüdlich abſchlie=

Sonntag, den 29. Mai 1927
ßende Grenze verbunden werden. Dadurch würden von dem
heute zu Frankreich bezüglich in ganz kleinem Teile zu England
gehörigem Saharagebiet die Landſchaften von Tibeſti, Borku,
Bodele, Ennedi, Kauem und Wadai an Italien fallen. Nach
italieniſcher Auffaſſung haben dieſe Gebiete ganz abgeſehen
von den Verpflichtungen des Londoner Abkommens über=
haupt
nur einen Wert als Hinterland von Lybien. Man kann
allerdings nicht beſtreiten, daß alle Karawanenſtraßen, die von

Kartenfkizze von Tripplis und ſeinem Hinterland
zwiſchen Tſad und Tana.
Karawanenwege 0 00o alte Grenze vor
Abtretung von Pſcharabub I alte Grenze von Kamerun
M4 Malta. TR Tripolis. 8 Benghaſt. 8 Solum.
D Dſcharabub. Sl Oaſe Siwa. K Kairv. GH Ghat.
M Murſuk. OK Oaſen von Kufra. SU Suakim. II
Tibeſti. OKg. Oaſe Kauar. B0 Borku. B0D Bodele.
EN Ennedi. N Ngigmi. K4 Kanem. WA Wadai.
Er Eritrea. 4B Abeſſinien. T Tanaſee.
wirklicher Bedeutung in dieſen Gebieten ſind, über Tripolitanien
zum Mittelmeer oder nach Aegypten und dem Roten Meer
führen. Dieſe alten Wege ſind in den ſiebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts zuerſt durch die deutſchen Forſcher Nachti=
gall
und Rholfs bekannt geworden. Eine franzöſiſche Machtvoll=
kommenheit
hat trotz der geographiſchen Zugehörigkeit bisher
noch nicht beſtanden, wenn auch am Tſadſee ſelbſt die Fran=
zoſen
eine wirkliche und tatſächliche Herrſchaft ausüben. Für
Deutſchland hat dieſe Ecke ein beſonderes Intereſſe, weil die alte
Kameruner Grenze bis an das Südufer des Tſadſees heranlief
Das Gebiet, das an Italien abgetreten werden ſoll, würde Tri=
politanien
ungefähr an Flächeninhalt verdoppeln. Man darf
aber nicht überſehen, daß das noch recht wenig erforſchte Land
einen ziemlich fraglichen Wert hat. Denn es iſt mit Ausnahme
von Wadai vorwiegend Wüſtengebiet, Sahara. Der große Ge=

Nummer 148
birgszug zwiſchen Tibeſti und Borku hat Gipfelhöhen bis zu
2700 Metern, und der Dſchebel Marra ſteigt bis zu 1800
Metern an.
Wenn Italien dieſe Grenzregulierung von Frankreich er=
reicht
, dann hat es den zweiten Schritt getan, um eines Tages
eine innerafrikaniſche Herrſchaft auszuüben, die ſich vom Tſadſee
bis zum Tanaſee in Abeſſinien erſtrecken ſoll. Vom Tſad bis
zum Tana. Wohlgemerkt, wenn Englands wohl niemals frei=
williger
Verzicht auf die Integrität des Sudan zu erreichen iſt.
Der Auftakt war die Beſetzung von Dſcharabub. Sie bereitete
die heutige Forderung vor und war der erſte Schritt nach dem
Sudan und nach der öſtlichen Sahara. Die Bemühungen Ita=
liens
in Abeſſinien, die zeitweiſe wie Bemühungen gegen Abeſ=
ſinien
ausſahen (augenblicklich ſind ſie durch den Beſuch des
italieniſchen Prinzen in Abeſſinien als freundſchaftliche Maß=
nahmen
verkleidet), ſind nur ein weiterer Schritt auf dem Wege
zur Mcchterweiterung im nördlichen Zentralafrika. Hier ſpielen
Muſſolinis Träume auf ein großes Kolonialreich auch mit einem
Konflikt mit England, einem Konflikt, der nach ſeiner Meinung
vielleicht einmal, gkut werden kann, wenn es im Imperium
britannicum kriſelt. Noch iſt es nicht ſo weit. Denn bei ſeinem
Vorſtoß gegen Abeſſinien im vergangenen Jahre hat Muſſolini
nur erleben müſſen, daß England den üblichen Vorteil davon
hatte. Italien hat nichts in Abeſſinien außer dem jetzigen Freund=
ſchaftsbeſuch
erreicht, aber die Waſſer des Tanaſees gehen, gegen
Italiens Abſichten, aber nach Englands Wunſch, jetzt in erhöh=
tem
Maße nach dem Nil hinunter. Das hindert jedoch Muſſolini
nicht, ſeinen ſtillen Plan für das afrikaniſche Reich mit Unter=
brechungen
, aber zäh und phantaſtiſch weiter zu verfolgen.
An dieſer Stelle wurde im Februar des letzten Jahres
noch ehe ſich die Entwicklung der abeſſiniſchen Frage im Ver=
hältnis
zu Italien genauer abzeichnete auf die Bedeutung
der itglieniſchen Abſichten im tripolitaniſchen Hinterland und
in Abeſſinien hingewieſen. Es wurde damals geſagt, daß unter
den Verſprechungen von Rapallo (jener Zuſammenkunft zwiſchen
Chamberlain und Muſſolini, die eine ſo weitreichende Bedeutung
für das algelaufene Jahr erhalten hat), ſicher auch die inner=
afrikaniſchen
Probleme ſich befanden. Oſcharabub bildet den
Schlüſſel zur lybiſchen Wüſte, von wo die alten Karawanenwege
in den Sudan und nach Wadai führen. Wenn es Italien ge=
lingt
, unter ſtiller Billigung Englands die franzöſiſche Intereſſem=
ſphäre
in der Sahara bis auf die Linie TunisTſadſee nach
Weſten zurückzudrängen und die in Rapallo gewünſchte inner=
afrikaniſche
Grenze des 15. Längengrades (Südſpitze von Tri=
polis
Oſtecke des Tſadſees) zu erlangen, ſo hat es einen Land=
weg
nach Kamerun. Hier aber haben die Italiener am meiſten
Ausſicht nach Rotallo, an einem Kolonialmandat beteiligt
zu werden. Auf der anderen Seite haben die Italiener am
Roten Meer in ihrer Kolonie Eritrea ihren Stützpunkt zu einem
Vordrängen nach Abeſſinien, und es mag in der Phantaſie eines
Muſſolini der Gedanke aufgetaucht ſein, daß trotz Aegypten und
England ſich hier ein Weg zeige, auf dem über den Sudan hin=
weg
auch hier eine italieniſche Landbrücke von Tripolis bis zum
italieniſchen Somaliland am Indiſchen Ozean zu erreichen ſei.
Dieſe Ausführungen, deren Grundlage auf Informationen
über Rapallo beruhte, werden jetzt durch die offiziöſe Stellung=
nahme
des Popolo d’Italia in ziemlichem Maße beſtätigt,
Muſſolini vergißt über Albanien nicht ſeine Kolonialpläne. Nach
den Londoner Geſprächen Briands mit Chamberlain hält er den
Augenblick gekommen, die alten Londoner Verſprechungen von
1915 einzukaſſieren. Der Weg vom Tſad zum Tana ſoll be=
ſchritten
werden.

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Nummer 148

Sonntag, den 29 Mai 1927

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 29. Mai.
Entlafſen wurde der Regierungsrat Lohnes vom Finanzamt
Darmſtadt=Land auf ſeinen Antrag aus dem Reichsdienſt.
Heſſiſches Landestheater. Infolge Erkrankung von Gotthelf
Piſtor ſingt in der heutigen Aufführung des Siegfried im Großen
Haus Kammerſänger Rudolf Nitter vom Landestheater in Stuttgart
als Gaſt die Titelpartie. Kammerſänger Ritter, der in Darmſtadt be=
reits
von ſeinem Aushilfsgaſtſpiel als Hüon in Webers Oberon im
November in beſter Erimnerung ſteht, iſt bekamtlich der berühmte Sieg=
fried
der Bayreuther Feſtſpiele und hat ſich durch ſeine Mitwirkung bei
den Wagner=Feſtſpielen im Londoner Coventgarden und ſeine Gaſtſpiel=
tourneen
durch Amerika einen internationalen Ruf erworben, ſodaß er
heute zu den wenigen wirklichen Heldentenören gehört.
Dr. Richard Strauß trifft am Montag morgen in Darmſtadt
ein, um die Verſtändigungsprobe zu ſeinem am gleichen Abend ſtatt=
findenden
einzigen Gaſtſpiel zu leiten. Er wird bekanntlich am Abend
ſeine Oper Ariadne und ſeine Muſik zu Molieres Bürger und Edel=
mann
dirigieren. Infolge der vielen Gaſtſpielverpflichtungen des
Künſtlers iſt dieſes Gaſtſpiel die einzige Möglichkeit, ihn ſein Werk diri=
gieren
zu hören. Die Aufführung iſt denjenigen Mietern der Miete D
zugeteilt, die Zuſatzmiete II haben. Beginn 7.30 Uhr.
Zehnte Morgenfeier im Kleinen Haus. Heinrich Hölzlin
ſingt heute vormittag 11.30 Uhr im Rahmen der zehnten Morgenfeier
eine Reihe allerſchönſter Lieder von Arnold Mendelsſohn, Erich Riede
und Dr. Bodo Wolf, die ſelten gehört werden und deshalb beſonderes
Intereſſe erregen dürſten, zumal es ſich um einheimiſche Komponiſten
handelt. Die Morgenfeier ſtellt eines der letzten Auftreten von Heinr.
Hölzlin im Konzertſaal dar, da er bekanntlich von Intendant Paul
Bekter an das Wiesbadener Staatstheater verpflichtet wurde. Die Be=
gleitung
am Bechſtein=Flügel liegt bei Erich Riede. Preiſe 50 und
80 Pfg.
Operetten=Sommerſpielzeit 1927 im Kleinen Haus. Die diesjäh=
rige
Sommerſpielzeit wird die vorhergegangenen Sommerſpielzeiten an
Vielſeitigkeit übertreffen. Herr Direktor Steffter iſt durch die Er=
werbung
der Aufführungsrechte der modernen Operetten Tereſina,
Paganini und Zirkusprinzeſſin in der Lage, die Sommer=
ſpielzeit
mit einer ausgezeichneten Spielfolge durchzuführen. In dem
Spielplan ſind weiter zur Aufführung vorgeſehen die Operetten: Die
Roſe von Stambul (Eröffnungsvorſtellung), Wie einſt im Mai, Der
Graf von Luxemburg, Die Faſchingsfee, Die Bajadere. Die Operetten
Schwarzwaldmädel, Gräfin Mariza, Der Orlow, die ſeinerzeit begeiſterte
Aufnahme fanden, ſollen dieſes Jahr ebenfalls wiederholt wenden. Die
Verhandlungen mit hervorragenden Künſtlern, die füir verſchiedene
Operetten für die erſten Partien verpflichtet werden ſollen, ſtehen un=
mittelbar
vor dem Abſchluß. Die Direktion legt wie in den Vorjahren
auch dieſes Jahr wieder ein Abonnement auf, das ab Montag, den
30. Mai, an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes von 1013 Uhr aus=
gegeben
wird. Näheres iſt aus dem heutigen Inſerat zu erſehen.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Der Gottes=
dienſt
der Vereinigung am zweiten Pfingſttage wird nicht um 10 Ugr,
ſondern um 8 Uhr von Herrn Pfarrer Lautenſchläger gehalten
werden. Mit dem Gottesdienſt iſt Abendmahlsfeier verbunden. Zugleich
ſeien die Mitglieder davon unterrichtet, daß für Sonntag, den 12. Juni,
nachmittags 4 Uhr, ein Ausflug nach Kranichſtein geplant iſt. Treffpunkt
pünktlich um 4 Uhr in Kranichſtein. Mit dem Ausflug ſoll eine Haupt=
verſammlung
verbunden ſein, deren Tagesordnung die Neuwahl eines
zweiten Vorſitzenden ſein ſoll. Alle Mitglieder ſind herzlichſt zur Teil=
nahme
eingeladen. Herr Pfavrer Leutenſchläger wird eine kurze An=
dacht
in der Schloßkapelle abhalten. Hierauf gemeinſame Kaffeeſtunde
im neueröffneten Gartenſaale, daran anſchließend Hauptverſammlung.
Bühnenvolksbund. Heute vormittag 11.30 Uhr im Saale des
Muſikvereins geben Hugo Keßler und W. Mayenknecht vom
Landestheater Balladen und Dichtungen wieder. Die Rezitationen wer=
den
gegen 1 Uhr zu Ende ſein. Der Eintritt iſt frei; auch Gäſte ſind
willkommen.
Ein Ultraphon=Konzert findet am Mittwoch, den 1. Juni 1927,
im Mathildenhöhſaal, Dieburger Straße 26, ſtatt, mit einleitendem
Vortrag des Herrn Hauptmanns Menzel. Karten koſtenlos bei Konzert=
Arnold, Wilhelminenſtraße 9. (Siehe Anzeige.)
Klavierabend Wilma Heiß. Am Dienstag, den 31. Mai, abends
8 Uhr, veranſtaltet Fräulein Wilma Heiß zuſammen mit Schülern ihrer
Ausbildungsklaſſe einen Klavierabend im Saale der Loge, Sandſtraße 10.
Fräulein Wilma Heiß, die ſich hier als Klavierlehrerin einen ausgezeich=
neten
Namen erworben hat, hat ihre Ausbildung bei Profeſſor Dr.
Willibald Nagel=Stuttgart und bei Willy Renner=Frankfurt a. M. er=
halten
. Es werden Werke für ein und zwei Klaviere von Mozart,
Brahms, Chopin, Reger u. a. vorgetragen; ſo bringt u. a. Fräulein
Heiß mit ihrem Schüler Fr. W. Donat auf zwei Inſtrumenten die
Mozart=Sonate D=Dur (Original für 2 Klaviere) und eine Suite von
Arenſky zu Gehör. Kartenverkauf bei Schutter, Gliſabethenſtr. 12.
Die Ortsgruppe Darmſtadt der ehemal. 115er hat den Himmel=
fahrtstag
zu einem Ausflug nach Eberſtadt, verbunden mit einem Be=
ſuch
der Kamevaden der dortigen Ortsgruppe, benützt. Einer freund=
lichen
Einladung folgend, war auch die Eberſtädter Soldaten= Kamerad=
ſchaft
, ſowie die Brüder des dortigen Deutſch=Ordens erſchienen, ſo daß
die ausgedehnten Räume des Gaſthauſes Zur Eiſenbahn, wo die
Beſucher bei Kam. Kruß ſehr gute Aufnahme fanden, kaum alle faſſen
konnten. Die Kameraden waren nach flottem Marſch von der Lands=
krone
ab unter den fröhlichen Klängen einer Abteilung ehem. Militär=
muſiker
, in Verbindung mit dem ſchneidigen Trommler= und Pfeifer=
korps
der Feuerwehr, durch die Eberſtädter Kameraden liebeuswürdig
empfangen worden, und entwickelte ſich ſehr bald eine recht fidele Stim=
mung
. Die Kameraden Kolb von der Eberſtädter Ortsgruppe und Oſt
von der Soldatenkameradſchaft, wie auch Mahr vom Deutſch=Orden
ſprachen herzliche Begrüßungsworte, in denen die hohen gemeinſamen
Ziele und Aufgaben betont und zu treuer Zuſammenarbeit aufgefordert
wurde. Auch der Damen wurde gedacht, und dem verſtorbenen Kam.
Fr. Simon=Eberſtadt wurde die übliche Ehrung zuteil. Kam. Kalb=
henn
=Darmſtadt nahm dann Veranlaſſung, für die freundliche Auf=
nahme
zu danken und auf die guten gegenſeitigen kameradſchaftlichen
Beziehungen hinzuweiſen, die ſich jetzt in der Förderung der großen
Aufgabe, die wir in der Schaffung des Landesdenkmals, das eines der
ſchönſten in der Landeshauptſtadt werden ſoll, ganz beſonders durch
Erwerbung von Bauſteinen geltend gemacht werden kann. Im Stolz
auf die große Vergangenheit des Regiments und auf die ausſichtsreiche
Zukunft begeht die Darmſtädter Ortsgruppe am 21. Auguſt d. Js. einen
der ehrenvollſten Tage, die Anloy=Feier, mit großem Konzert, zu dem
Alle herzlichſt eingeladen ſind. Mit der Aufforderung zu feſtem kame=
radſchaftlichem
Zuſammenhalt unter dem Wahlſpruch Gott, Ehre,
Vaterland! bringt er ein dreifaches Hurra aus, in das voller Begeiſte=
rung
eingeſtimmt wird. Unter den Weiſen der eifrigen ehem. Militär=
muſiker
verbunden mit Tanz und humoriſtiſchen Dialektvorträgen des
Kam. Sulzmann, und nicht zuletzt unterſtützt durch die Mitwirkung des
ſchneidigen Trommler= und Pfeiferkorps der Feuerwehr unter Leitung
ihres Tambourmajors Poth, ſchwanden die Stunden nur allzu raſch
dahin, bis die Kameraden in hoher Befriedigung über den genußreichen
Tag wieder nach Hauſe zurückkehren mußten.
Der Rotkreuz=Silfstag, wie er ſeit Jahren ſich eingebürgert hat,
ſteht wieder vor der Türe. Auf den 12. Juni iſt er feſtgeſetzt und
wendet ſich wieder an Alle. Das Rote Kreuz iſt ja auch für Alle
geſchaffen. Nicht mehr die Kriegsfanfaren rufen es aus der Verſenkung,
dauernd iſt es an unſeren Wegen aufgerichtet. Seine Kolonnen beglei=
ten
uns im Kampfe gegen vielerlei Gefahren. Fürſorge ſteht auf
ſeinem Banner, Fürſorge für Kranke, gefährdete Geſunde, für Mütter
und heranwachſende Jugend, für die Familie. Wer iſt als Betreuer
ausgenommen? Ein Eiſenbahnunglück! Und keiner iſt geſchont, Reich
nicht und Arm, nicht Hoch, nicht Gering; ſür jeden ſteht das Rote Kveuz
dann aufgerichtet. Darum iſt es heute im richtigen Sinne des Wortes
für Jeden geſchaffen und wendet ſich drum vertrauensvoll an Alle.
An Alle am 12. Juni!

*Alice=Frauenverein.
28. ordentliche Mitgliederverſammlung.
Am Samstag nachmittag wurde in den Räumen der Vereinigten
Geſellſchaft die diesjährige Mitgliederverſammlung des Alice= Frauen=
vereins
(Heſſiſchen Landes=Frauenvereins vom Roten Kreuz) unter ſtar=
ker
Anteilnahme abgehalten. Der Großherzog als Schutzherr des
Vereins und die Frau Großherzogin als Vorſitzende waren er=
ſchienen
, weiterhin als Ehrengäſte zahlreiche Vertreter von Behörden
und charitativen Vereinigungen. Der Hauptgeſchäftsführer, Herr Mini=
ſterialdirektor
Dr. Kratz, begrüßte im Namen der hohen Vorſitzenden
die Erſchienenen und gedachte der im letzten Jahre verſtorbenen Mit=
glieder
und Schweſtern, zu deren Andenken ſich die Verſammlung erhob.
Ein Begrüßungstelegramm des Präſidenten des Deutſchen Roten Kreu=
zes
kam zur Verleſung. Nach einigen einleitenden geſchäftlichen Be=
merkungen
u. a. wurde erwähnt, daß in dieſem Jahre 60 Jahre ſeit
der Grümdung des Vereins durch die Großherzogin Alice vergangen
ſind , ſprach Herr Dr. Kratz zum eiſten Punkt der Tagesordnung:
Berichterſtattung über die Tätigkeit des Vereins, ſeinen Abteilungen
und Zweigvereinen Außer 22 penſionierten Schlveſtern verfügt der
Hauptvorſtand zur Zeit über 191 ausgebildete und 151 in Ausbildung
begriffene Schweſtern. Leider hat der Verein ſein Vermögen in der
Inflation verloren; trotzdem iſt er der Erfüllung einer ſeiner wichtig=
ſten
Aufgaben, der Fürſorge ſüir die dienſtunfähig und krank gewordenen
Schweſtern, erfreulich näher gekommen. Der Verein will ſich auch der
Ausbildung freiwilliger Hilfskräfte im Verein mit dem Roten Kreuz
wieder ſtärker annehmen. Die Beziehungen zum Heſſiſchen Landesver=
ein
vom Roten Kreuz und zum Deutſchen Roten Kreuz in Berlin ſind
nach wie vor gute. Die Zahl der Mitglieder iſt im Lande draußen
geſtiegen, in der Stadt Darmſtadt hinter der Zahl in früheren Jahren
noch erheblich zurück. Die dringend notwendige Erweiterung des Alice=
Hoſpitals wird ſich durch Ankauf eines Nachbargrundſtücks in nächſter
Zeit durchführen laſſen. Ueber die Entwicklung des Zweigvereins
Mainz berichtete Herr Sanitätsrat Dr. Darapſky=Mainz, über die
Verhältniſſe in Offenbach Herr Medizinalrat Dr. Rebentiſch, über
die Schweſternſchaft im Philippshoſpital Herr Medizinalrat Dr. Lin=
denborn
. Eine ganze Reihe von Schweſtern durfte hierauf aus der
Hand der Großherzogin die vorgeſehene Auszeichnung für die zum
Wohle der Allgemeinheit geleiſteten treuen Dienſte empfangen. Der
Bericht des Schatzmeiſters, Herrn Generalkonſul K. Meyer, gab eine
Ueberſicht über die Entwicklung des Vereinsvermögens in den letzten
zehn Jahren. Der beſcheidenen Aufwertunug des Vereinsvermögens
ſtehen gegewüber die hohen Ausgaben für Penſionen, und die leider
ſtark zurückgegangenen Mitgliederbeiträge. Die erbetene Entlaſtung
wurde erteilt; die Rechnung des Vereins wurde von Herrn Oberregie=
rungsrat
Lindenſtruth geprüft und in Ordnung befunden Nach
kurzer Ausſprache, in der Herr Geh. Rat Hahn herzliche Wünſche
des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz überbrachte, wurden die
Anträge des Hauptvorſtandes und der Entwurf der neuen Schweſterm=
ſatzung
, den Herr Dr. Kratz vortrug, beraten. Die Satzung, der auch
die Schweſternvertvetung zugeſtimmt hatte, und die übrigen Anträge
des Hauptvorſtandes wurden von der Verſammlung einſtimmig an=
genomwen
.
Nach Schluß des geſchäftlichen Teils der Mitgliederberſammlung
war auf Einladung des Hauptvorſtandes in den unteren Räumen der
Vereinigten Geſellſchaft Gelegenheit geboten, an kleinen Tiſchen eine
Taſſe Tee zu nehmen. In der nahegelegenen, freundlichſt zur Verfügung
geſtellten Aula der Landesbauſchule wurde anſchließend ein Film:
Die Schweſter vom Roten Kreuz, ein Lebensbild vorgeführt. Der
zum erſten Male in Darmſtadt gezeigte Film brachte in geſchicktem Auf=
bau
und guten packenden Bildern in ſechs Akten eine Darſtellung von
dem Leben und Wirken einer Rote Kreuz=Schweſter. Es wäre nur zu
wüinſchen, daß der ausgezeichnete Film weiteren Kreiſen zugänglich
gemacht wird. Die ihm innewohnende Werbekraft wie Manche mögen
ſich noch kein richtiges Bild von der verantwortungsvollen, dem Geiſte
treuer Nächſtenliebe und opferbereiter Menſchenhilfe gewidmeten Tätig=
keit
einer Schweſter machen können wird ohne Zweifel und hoffent=
lich
dazu beitragen, daß der Alice=Frauenverein auch in finanzieller
Hinſicht die dringend notwendige Stärkung von ſeiten der Behörden,
Organiſationen und auch ſeiner Mitglieder erhält. H. W.W.

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ſtraße
79 (Damenheim) begeht morgen ihren 80. Geburtstag in
körperlicher und geiſtiger Friſche!
Wanderklub Falke 1916, Darmſtadt. Der üüberwältigend ſchöne
nördliche Schwarzwald, bekannt als der ſchönſte Teil des Schwarz=
waldes
überhaupt, wird das Ziel unſerer Pfingſtwanderung
ſein. Gar intereſſante Täler (Achertal, Seebachtal, Gottſchlägtal u.a.m.),
herrliche Rundblicke von hohen Gipfeln (Hornisgrinde, Schliffkopf), die
gewaltigen Waſſerfälle, ſagenhafte Bergſeen (Murmelſee und Wildſee),
groteske Felsgruppen (Allerheilgen, Falkenſchrofen, Karlsruher Grat),
ein Wunder der Technik (Schwarzenbach=Talſperre) und nicht zuletzt
eins der ſchönſten Bäder Deutſchlands von internationalem Ruf (Baden=
Baden), das alles, und noch vieles mehr werden alle diejenigen ſehen
und ſich daran erfreuen, die ſich Pfingſtſamstag, den 4. Juni, 12.75 Uhr,
am Hauptbahnhof einfinden und die Fahrt 14.07 Uhr mit dem beſchleu=
nigten
Perſonenzug nach Achern mit uns antreten. Sonntagskarten
Achern 7,70 Mk., Jugendliche unter 20 Jahren fahren auf Jugendfahr=
ſchein
. Fahrkoſten für Aeltere insgeſamt zirka 10 Mk., für Jugendliche
zirka 7,50 Mk., Uebernachtung für Aeltere 1,20 Mk., für Jugendliche
0,50 Mk. Rückfahrt ab Baden=Baden Pfingſtmontag, 6. Juni, nachmit=
tags
19.05 Uhr, Ankunft in Darmſtadt 22.44 Uhr. Intereſſenten, auch
Gäſte, ſind herzlich willkommen und werden zur letzten Beſprechung auf
Dienstag, den 31. Mai, 20.30 Uhr, ins Klublokal Brauerei Schul
gebeten. (Vgl. beſ. Anzeige.)
* Orpheum: Uferinis Zauberſchau. Heute Sonntag findet das letzte
Auftreten Uferinis ſtatt. Mittags=Vorſtellung findet keine ſtatt. Karten=
Vorverkauf: Verkehrsbureau 912 Uhr, Orpheumskaſſe ab 3 Uhr.
Bauern, ein Spiel aus Siebenbürgen, führt die Schulgruppe
des Vereins für das Deutſchtum im Ausland am Ludwig=Georgs= Gym=
naſium
am 1. und 2. Juni, jeweils abends 8 Uhr, in dem Feſtſaale
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums auf. Vorverkauf bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtraße; Buchhandlung Saeng, Kirchſtraße; Thomaſius, Ecke
Herdweg und Wittmannſtraße; Verkehrsbureau.
Neues von der Rieſen=Orang=Familie im Frankfurter Zoo. Die
vergangene Woche eingetroffenen Rieſen=Orangs von Sumatra haben
ſich im der kurzen Zeit ſehr gut eingewöhnt. Sie haben ſchon einen
großen Teil ihrer in don erſten Tagen gezeigten Scheu abgelegt und
präfentieren ſich in ihrer vollen Schönheit. Auch die Löwenkinder=
ſtube
neben der Bierhalle erfreut ſich großer Beliebtheit bei den
Beſuchern.

4

14u14

Der Bauſtil der Zukunft.
Zum kommenden Vortrag des Stadtbaurats May.
Wenn an der Peripherie unſerer Nachbarſtadt Frankfurt
in Ginnheim, in Praunheim Siedlungen entſtehen, die offen=
ſichtlich
etwas anderes zum Ausdruck bringen als die übliche
Architektur, ſo fragt wohl mancher ſtaunend, wo ſoll das hinaus?
Und die Frage wird dringend und aktuell für diejenigen, die ſich
perſönlich mit ſolchen Bauten auseinander zu ſetzen haben, die
ſie bewohnen wollen oder ſollen. Will der heutige Menſch dieſe
Bauten, entſprechen ſie einer abſurden Laune irgend eines Archi=
tekten
, ſind ſie Zufallsprodukt, ſind ſie Spekulationsmache, was
ſteckt dahinter? Es iſt mit der Architektur wie mit allen Künſten:
der ſchaffende, der geſtaltende Menſch lebt ſeiner Zeit voraus, er
empfindet wie ein feiner Seismograph die nervöſen Spannungen
und Erregungen der Atmoſphäre, empfindet ſie weit ſtärker und
darum weiter wirkend als die große Menge, die unempfindlich
iſt und gerade in Dingen des täglichen Lebens, der häuslichen
Umgebung oft erſchreckend gleichgültig bleibt. Das Tragiſche der
Architektur iſt aber, daß ſie als angewandte Kunſt auf das leben=
dige
Mitwirken der Menſchen einer Zeit angewieſen iſt, die noch
nicht reif ſind für das Form gewordene Zeugnis neuen Wollens,
weil ihr Reſſentiment, ihre traditionelle Einſtellung, ſie daran
hindert. Und dies wird die Frage der Zukunft ſein: wird ſich
der heutige Menſchen mit der heutigen Architektur auseinander=
ſetzen
, wird er ſie annehmen, wird er ſie ablehnen?
Denn der neue Bauſtil iſt nicht Laune oder Zufall. Er iſt
eine alle Länder umfaſſende Bewegung, er ſchafft einen neuen
Gemeinſchaftstyp, der dem Rhythmus unſeres Lebens entſpricht.
Freilich des entgötterten, ernüchterten Lebens der Nachkriegs=
zeit
, des desilluſſionierten Menſchen. Wir haben in dieſen Kriegs=
und Nachkriegsjahren alle Lügen erlebt, wir ſind das Geſchlecht,
das ſich nicht mehr belügen läßt, das Klarheit und Offenheit
vor allem verlangt. Wir ſind ein Jahrhundert lang der Technik
erlegen, weil wir ihre Fortſchritte für Kulturſchöpfungen anſahen,
nun beginnen wir, Abſtand davon zu nehmen, auch die Technik
zu meiſtern, als ein Hilfsmittel zu betrachten; erſt jetzt iſt der
Architekt dazu übergegangen, ſie ganz in ſeinen Dienſt zu ſtellen.
Wenn vor dem Kriege nur an vereinzelten Stellen neue
Zweckbauformen im Warenhaus, in Bahnhofshallen ſich
zeigten, ſo iſt das Chrakateriſtiſche der neuen Bewegung, daß
die Zweckform ſich über alles breitet: über Kirche, Schulhaus,
Wohnhaus, ebenſo wie über Fabrik und Luftſchiffhalle. Wird
damit nicht entſetzliche Einförmigkeit erzeugt? Viele werden
Ja ſagen. Ich ſehe aus der Zweckmäßigkeit neue Schönheit ent=
ſtehen
. Was nützt es auch, ſich dagegen zu ſträuben? Es iſt aus
mit dem Individualismus; das zeigt die Gleichförmigkeit der
Wohnkultur in den einzelnen Bevölkerungsſchichten, zeigt die
Uniformität der Kleidung, die Typiſierung der Waren, ſodaß
bald für den Kontinent gilt, was Max Weber von Amerika
ſagte, daß dort jedes Stück Individualismus ſehr teuer iſt.
Hat das Mittelalter einen Gemeinſchaftstyp entwickelt, der
von der Kirche Macht und Glanz empfing, ſo ſchafft die neue Zeit
einen Kollektivtyp, der dem des Mittelalters der Form nach
verwandt, deſſen Inhalt aber vag und unbeſtimmt iſt. Das
Fehlen des gemeinſamen Inhalts läßt führende Architekten
wie den Holländer Oud heute noch verneinen, daß dieſe neue
Bewegung ſchon ein Stil ſei. Die entſcheidende Abkehr von der
bisherigen Architektur liegt darin, daß nicht mehr von außen nach
innen gebaut wird, ſondern umgekehrt: von innen nach außen,
Wenn wir die Faſſaden=Architektur des Barock betrachten oder
gar die der Gründerzeit, die die Phyſiognomie unſerer Großſtädte
ſo unglücklich beſtimmt hat und als Gegenſatz die kubiſchen Glie=
derungen
neuer Bautypen ſehen, die auf äußere Stockwerkein=
teilung
verzichten, wird der Unterſchied zwiſchen traditioneller
Architektur und neuer Bauweiſe klar. Es handelt ſich um eine
neue Baugeſinnung, die dem Bedürfnis der Induſtrie nach
kollektiven Bauten, aber auch dem Lebensſtil des heutigen Men=
chen
entſpricht. Die dieſe Geſinnung vertreten, ſind ſich der Ver=
autwortung
bewußt,, die durch die Typiſierung noch vervielfältigr
wird. Darum warnt Gropjus, der Leiter des ſtaatlichen
Bauhauſes in Deſſau, vor zu ſtarker Typiſierung und Le Cor=
buſier
ſagt in ſeinem Buche Kommende Baukunſt: Erſte
Pflicht der Baukunſt in einer Zeit der Erneuerung iſt es, die
Nachprüfung der geltenden Werte, die Nachprüfung der grund=
legenden
Elemente des Hauſes vorzunehmen.
Dr. Elſe Biram, Mannheim.

Wieberbelebung der Bauwirtſchaft durch ſteuerliche Begünftigun=
gen
. Der Heſſiſche Finanzminiſter hat auf Grund des Heſſiſchen Aus=
führungsgeſetzes
zum Finanzausgleichsgeſetz vom 27. März 1924 be=
ſtimmt
: Wohnungsbauten, die im Kalenderjahr 1927 begonnen werden,
bleiben für das zur Zeit der Fertigſtellung laufende und für die nächſt=
folgenden
fünf Rechnungsjahre auf Antrag grundſteuerfrei; entſprechen=
des
gilt ſeir den verhältnismäßigen Teil der Grundſteuer von ſolchen
Neubauten, die nur zum Teil Wohnzwecken dienen. Ein Bau gilt in
dieſem Sinne als begonnen, wenn mit der Aufführung des Mauerwerks
angefangen wurde. Das bebaute Grundſtück wird während der Dauer
der Steuerfreiheit des Neubaues zur Grundſteuer ſo herangezogen, als
ob es umbebaut geblieben wäre.
Einkomen= und Vermögensſteuer. Wir verweiſen auf die heu=
tige
Anzeige des Finanzamtes Darmſtadt=Stadt, in der die Zahlung der
fälligen Vorauszahlungen auf obige Steuern angemahnt
wird.
Geſchäftsſchluß der Banken am Pfingſtſamstag. Die Mitglieder
der Vereinigung Darmſtädter Banken und Bankiers geben im Anzeigen=
teil
bekannt, daß die Geſchäftsräume mit ſämtlichen Kaſſen am Pfingſt=
ſamstag
, den 4. Juni 1927, geſchloſſen bleiben. (Siehe Anzeige.)
Die Deutſchen im Auslande ſind die Angelpunkte der deutſchen
Kultur! Niemals hat es mehr Nor getan, ein ſtarkes Auslandsdeutſch=
tum
zu ſchaffen wie heute, wo unſere Kultur bedroht iſt von Fremdein=
flüſſen
der verſchiedenſten Art. Das Auslandsdeutſchtum zu fördern,
den bedrängten Deutſchen in Gebieten wie Tſchechien Polen, Nord=
ſchleswig
, Memelgebiet, Elſaß und Lothringen Siebenbürgen und Ba=
nat
Hilfe zu bringen, iſt die Aufgabe des V.D.A. Helft dem V.D.A.
und beſucht die Aufführungen der Bauern eines Siebenbünger
Schauſpiels von E. W. Möller, die die V. D.A.=Schulgruppe des L. G. G.
am 1. und 2. Juni in dem Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnaſium
Karlſtraße 2 abends 8 Uhr veranſtaltet. Vorverkauf bei: Konzert=
Arnold (Wilhelminenſtraße), Buchhandlung Saeng (Kirchſtraße), Tho=
maſius
(Ecke Herdweg und Wittmannſtraße), Verkehrsbureau. (Vgl.
auch Anzeige.)
Schloßbeleuchtung in Aſchaffenburg. Die große Schloßbeleuch=
tung
, die in den letzten Jahren einen gewaltigen Fremdenzuſtrom nach
Aſchaffenburg brachte, findet in dieſem Jahre in Verbindung mit einem
dreitägigen Volks= und Speſſartfeſt am 18., 19. und 20. Juni ſtatt.
Große ſportliche Wettkämpfe, eine Autoſternfahrt und ein Autoblumen=
korſo
, Schwimm= und Waſſerſpiele und eine Ruderregatta werden der
Schloßbeleuchtung ſowie dem hiſtoriſchen Feſtzug und Feſtſpiel einen
beſonderen Rahmen geben. Als Feſtplatz iſt die am linken Mainufer,
gegemiber der herrlichen Burg gelegene Rieſenplatzanlage auserſehen,
zu deren Herrichtung die Stadt allein 25 000 Mark genehmigt hat. Den
Höhepunkt des Feſtes wird die Beleuchtung des Schloſſes bilden.

Ein wertvolles Küchenhilfsmittel, das der Hausfrau viel Arbeit
Spart, ist MAGGlS Würze Wenige Tropfen -beim Annichten zugesetzt
geben faden Suppen, schwacher Fleischbrühe, Salaten, Soßen und.
Gemüsen augenblicklich kräftigen Wohlgeschmack. Am vorteilhaf-
testen
kauft man eine Originalflasche Nr. 6 (mit Plombenverschluß. )
und füllt nach Bedarf aus der großen in die kleine MAGGl-Flasche ab.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 29. Mai 1927

Provinzialausſchuß.

1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Frankfurt a. M. gegen
den Bezirksfürſorgeverband Heppenheim a d. B. wegen Rück=
erſtattung
von Unterſuitzungskoſten ſür Antonie Kain. Es handelt ſich
um die Koſten für ein uneheliches, am 22. Juni 1925 geborenes, im
Auguſt 1926 geſtorbenes Kind. Der Kläger fühlt ſich nicht als erſtat=
tungspflichtiger
Bezirksfürſorgeverband und nimmt ſein abgelegtes An=
erkenntnis
zurück. Die Klage wird auf ungerechtfertigte Bereicherung
geſtützt. In Frage ſteht, ob das Kind neben der Mutter hilfsbedürftig
war. Der Beklagte erhebt Widerklage auf Zahlung weiterer geleiſteter
Unterſtützungen. Das Urteil weiſt die Klage ab.
2. Beſchwerde der Zwangsinnung für das Friſeurgewerbe für die
Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt gegen den Beſchluß des Kreis=
amtes
vom 29 Januar 1927 wegen Herabſetzung der von Joh. Schak=
ker
zu Roßdorf verlangten rüchſtändigen Innunggsbeiträge. Das
Kreisant hat die Beiträge von 33 Mark auf 15 Mark herabgeſetzt.
Schacker begründete ſein Geſuch mit geringen Geſchäftseinnahmen. Die
Aufſichtsbehörde muß hier dem Mangel des Statuts abhelfen. Die
Zwangsinnung hat den kreisamtlichen Beſchluß mit Beſchwerde an=
gefochten
. Schacker erklärt, er ſei nur Dorfbarbier, im Hauptberufe
Landwirt: er raſiere alte Leute für 10 Pfg. zudem ſei er über 60 Jahre
und der Sohn im Weltkriege gefallen. Das Gericht gibt der Be=
ſchwerde
ſtatt und hebt den Kreisamtsbeſchluß auf. Der Innung
wird aber doch anheimgegeben, ſich mit Schacker zu verſtändigen.
3. Franz Dirjetz in Offenbach ſucht um Wirtſchaftskon=
zeſſion
für Luiſenſtraße 1 nach. D. iſt erwerbslos und Kriegsbeſchädig=
ter
, möchte hauptſächlich die Speiſewirtſchaft foreieren. Zu Beginn des
Januar 1937 waren in Offenbach an Wirtſchaften 261 konzeſſioniert,
darunter ſind 9 Gaſtwirtſchaften und 23 Schankwirtſchaften mit Voll=
konzeſſion
. Die Rechtsdeputation der Stadtverordnetenverſammlung
bejaht das Bedürfnis, Gaſtwirtevereinigung, Polizei= und Kreisamt
vorneinen es. Der Geſuchſteller begründet das Geſuch mit der veränder=
ten
Sachlage: der Erweiterung des Hauptbahnhofs. Auflaſſen des Oſt=
bahnhofs
, Einlaufen der Rodgaubahnzüge in den Hauptbahnhof. Sein
Vertreter ſchildert in großen Zügen die Geſchäftsverhältniſſe Offenbachs
in wirtſchaftlicher Hinſicht und führt ein Urteil des Verwaltungsgerichts=
hofs
aus 19B5 an, ein öffentliches Intereſſe an Erhaltung wirtſchaftlicher
Exiſtenzen beſtehe; die Räume ſeien zu Wirtſchaftszwecken gebaut.
Die Rechtsdeputation ſei die berufenſte Vertretung weiter Volkskreiſe;
das Wohnuasamt könne mit den zu Wiatſchaftszwecken gebauten Räu=
men
nichts anfangen. Geſuchſteller iſt ſo ſchwer kriegsbeſchädigt, daß
ihm die Einreiſe nach Amerika verweigert wurde, wie er angibt. Das
Geſuch wirdabgewieſen.
4. Geſuch des Ernſt Jung um Erteilung der Erlaubnis zum
Betriebe einer Weinſtube im Hauſe Luifenſtraße 66 in Offenbach.
Ernſt Jung, wohnhaft in Bingen, will in der Weinſtube nur erſt=
klaſſige
Weine des Rheins verſchänken. Wirtſchaft wird ſeit 1894 im
Hauſe betrieben. Die Rechtsdeputation bejaht das Bedürfnis, Gaſt=
wirteverein
verneint es. Die Wirtſchaft war eine ausgeſprochene Apfel=
weinwirtſchaft
. Im weſtlichen Viertel der Stadt gibt es keine eigent=
liche
Weinwirtſchaft. Jung iſt Weinproduzent; er hat Weinberge in
Büdesheim. Auch das Pblizeiamt verneint ein Bedürfnis. Es will
wie im Falle Dirjetz die prinzivielle Frage behandelt ſehen. Die Kon=
geſſion
wird erteilt.
5. Geſuch der Maria Binder zu Offenbach um Konzeſſion
für Bernardſtraße 113. Die Geſuchſtellerin will das von dem Eltern
betriebene Geſchäft wieder aufnehmen; ſie gibt an, gerade die werktätige
Bevölkerung habe die Wirtſchaft fpegnentiert und ihre Mahlzeiten da=
ſelbſt
eingenommen. Im Jahre 1933 wurden die Näume für ein Leder=
geſchäft
benutzt. Auch hier handelt es ſich um eine grundſätzliche Ent=
ſcheidung
. Es wird beantragt, die Konzeſſion auch auf den Garten aus=
zudehnen
. Die Wirtſchaft, die nach der Peripherie der Stadt zu liegt,
ſoll vorwiegend als Apfelweinwirtſchaft betrieben werden. Die Kon=
zeſſion
wirderteilt.
6. Geſuch des Wilh. Elos zu Frankfurt a. M. um Kon=
geſſion
zu einer Wirtſcheft im Hauſe Straße der Republik Nr. 122 in
Offenbach. Das Lokal liegt in nächſter Nähe des Mains. Das
Polizeiamt verneint ein Bedürfnis; die Näume ſeien zu Geſchäftszwek=
ken
überlaſſen. Die Rechtsdeputation bejaht ein Bedürfnis, Gaſtwirte=
verein
verneint es, Offenbach beſitze gewügend Wirtſchaften. Im Lokal
wurde ſchon vor 40 Jahren Wirtſchaft betrieben, nur die Inflation
nötigte, Geſchäftsräume daraus herzuſtellen. Der Geſuchſteller läßt
betonen, daß die Räume nicht zu Wohnzwecken benutzt werden können.
Das Haus liegt nahe dem Induſtriehafengebiet und der Fechenheimer
Brücke. Das Geſuch wird abgewieſen.
7. Geſuch des Karl Gruber in Offenbach um Erteilung
der Wirtſchaftskonzeſſion im Hauſe Karlſtraße 5. Gruber will eine
Stehbierhalle errichten, da der Lebensmittelladen nicht rentabel genug
Nt. Das Polizeiamt hält den Flächenimhalt des Raumes für zu klein,
verneint auch ein Bedürfnis. Auch der Gaſtwirteverein verneint es:
der Alkoholmißbrauch müſſe bekämpft werden. Durch
die hier geſchaffene Unterſührung meint der Geſuchſteller ſei leb=
hafte
Verkehr entſtanden und erwachſe daraus ein Bedürfnis. Die
Stehbierhalle werde keine alkoholiſche Gefahr. Das Geſuch wird
abgewieſen.
Deutſcher Rentnerbund. Wir machen auf den am Dienstag, den
81. Mai, abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal ſtattfindenden Vortrag von
Frau Dr. Matz: Die Not der Rentner aufmerkſam. Siehe
heutige Anzeige.)
Zu uſerem Bericht über die geſtrige Stadtverordnetenſitzung er=
halten
wir von Herrn Stadtv. Krug folgende Zuſchrift: Es iſt nicht zu=
treffend
, wie im Bericht über die letzte Stadtverordnetenſitzung geſagt
iſt, daß ich gegen die Entſchließung der Volksrechtspartei geſprochen
hätte. Das Wort Entſchließung habe ich überhaupt nicht in den Mund
genommen und zu der Entſchließung in keiner Weiſe Stellung genom=
men
. Richtig dagegen iſt, daß ich gegen die in der Verkeo=Verſammlung
von zwei Seiten aufgeſtellte Behauptung mich gewandt habe, daß die
Stadtverwaltung unter Zuſtimmung der bürgerlichen Parteien und
unter Billigung der hieſigen bürgerlichen Preſſe bewußt und mit Ab=
ſicht
Wohnhäuſer und Grundſtücke in großer Anzahl zu dem Zwecke er=
werbe
, um bei der Aufwertung der Stadtanleihen auf die große Schul=
denlaſt
der Stadt hinweiſen zu können. Darin ſeien betrügeriſche Ab=
ſichten
zu erblicken. Es iſt auch nicht richtig, daß ich mich gegen die m
der Volksrechtsparteiverſammlung geübte Kritik im allgemeinen gewandt
hätte. Ich habe nur über einige Punkte geſprochen, die in unſachlicher
Weiſe von dem Herrn Referenten der Kritik uterzogen wurden. Eine
ſachliche Kritik wird von mir nicht abgelehnt, ſondern ſogar begrüßt.
Ferienſonderzüge nach Schlefien. Nach bahnamtlicher Information
verkehren auch in dieſem Sommer zwei Ferienſonderzüge nach Schleſien,
und zwar am 6. Jali 1927 Frankfurt a. M. Hbhf.Beuthen
(Oberſchleſien) Hbhf, und am 2. Auguſt 1927 (von Saarbrücken kom=
mend
) Frankfurt a. M. HbhfBeuthen (Oberſchleſien) Hbhf. Die Ab=
fahrtzeiten
in Frankfurt ſind für beide Züge auf 23,50 Uhr feſtgeſetzt.
Die Ferien=Rückfahrkarte 3. Klaſſe koſtet nach Leipzig 26 RM., Dresden
34 RM., Görlitz 40,30 RM., Hirſchbera 45.90 RM., Liegnitz 46,10 NM.,
Breslau 50.50 RM., Oppeln 56,50 RM., Beuthen (Oberſchl.) oder Glei=
witz
oder Hindenburg 61,90 RM. und hat zwei Monate Gültigkeit.
Auf der Rückfahrt berechtigt die Karte zur Benutzung von fahrplan=
mäßigen
, zuſchlagfreien Bügen; bei Schnelleügen iſt der tarifmäßige Zu=
ſchlag
zu entrichten. Der Schleſierverein E. V. Darmſtadt, Geſchäfts=
ſtelle
: Neckarſtr. 10, iſt gerne bereit, für die hieſigen Intereſſenten die
Beſchaffung der Fahrkarten zu übernehmen und Plätze reſervieren zu
laſſen. Auskunft wird an allen Wochentagen, außer Samstags dort
nachmittags zwiſchen 3 und 4 Uhr erteilt. Zu dem Sonderzug am
6. Juli müſſen die Beſtellungen bis ſpäteſtens 14. Juni 1997 und zu
dem Sonderzuge am 2. Auguſt bis 11. Juli 1927 vorliegen.
Unzureichende Freimachung von Briefſendungen. Die Zahl der
von den Abſendern unzureihend freigenachten Briefſendungen nach dem
Ausland iſt immer noch außerordentlich hoch. Die unzureichende Frei=
machung
iſt beſonders feſtgeſtellt worden bei Sendungen nach Orten
in Palniſch=Oberſchleſien und den übrigen Gebieten, die Deutſchland
durch den Verſailler Frieden verloren oder die zu der früher öſterrei=
chiſcheungariſchen
Monarchie gehört haben. Briefſendungen nach dieſen
Orten unterliegen gegenwärtig, von einigen Ausnahmen Danzig,
Momelgebiet, Oeſterreich) abgeſehen, durchweg den Weltpoſtvereinsſätzen
oder beſonders vereinbarten Gebuhren. In zweifelhaſten Fällen emp=
fiehlt
es ſich daher, am Poſtſchalter nachzufragen.

Landesbibliothef.
Folgende neue Erwerbungen ſind vom 30. Mai 1927 an auf
14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt: Baden, Max,
Prinz, von: Erinnerungen und Dokumente, Berl. Lpz. 1927;
Bruns. Beiträge z. kliniſchen Chirurgie 136, Sonderband. 137
Berl. Wien 1926/27; Bezold, Babyloniſch=Aſſyriſches Gloſſar
Heidelberg 1926; Handbuch d. normalen u. pathologiſchen
Phyfiologie 3 Berlin 1927; Hebbel=Forſchungen 1015
Berl. Leipz. 1923/26; Frommanns Klaſſiker d. Philoſophie
27: Emerſon Stuttgart 1927; Künſtler=Monographien
116: Alten, Max Slevogt Bielefeld u. Lpz. 1926: Micha Joſef
bin Gorion, Die Sagen der Juden 4: Moſe Frankfurt a. M. 1926;
Monographien z. Weltgeſchichte 10: Blütezeit d Pharaonen=
reiches
18: Ninive und Babylon, Bielefeld u. Leipzig 1926;
Studien, Germaniſche 4046 Berlin 1925/26; Veröffent=
lichungen
d. romaniſchen Auslandsinſtituts d. Rhein. Friedr.
Wilh.=Univ. Bonn, 6, 1. 2. Bonn Lpz. 1924/26; Wirtſchafts=
u
. Verwaltungsſtudien 7073 Leipzig 1926. Zeit=
ſchriften
: Analeeta Prgemonſtratenſia 2, 1926 Tongerloge;
Archiv f. d. Studium d. Neueren Sprachen 150151. Braun=
ſchweig
1926/27; Archip f. d. geſamte Pfychologie 55, Leipzig
1926; Berichte d. Bayer, Botaniſchen Geſellſchaft z. Erfor=
ſchung
d. heimiſchen Flora 1618 München 1917/1926; Be=
richte
über die geſ. Biologie Abt. 4. Berichte über die wiſſ.
Biologie 2 Berl. 1927: Jahrbuch d. Schopenhauer=Geſellſchaft
14, 1927 Heidelberg: Das Recht 30, 1926 Berlin; Stimmen
d. Zeit 111 Freiburg i. B. 1926: Die chriſtliche Welt 40, 1926
Gotha; Zeitſchrift d. D. geolog. Geſellſchaft 78, 1926 Berlin
1927: Zeitſchrift d. Vereins f. Geſchichte Schleſiens 5559
Breslau 1924/25; Zeitſchrift f. Hals=, Naſen= u. Ohrenheil=
kunde
17 München Berl. 1927: Zeitſchrift, Geographiſche
31. 32. Lpz. Berlin 1925/26. Vom 13. Juni an ſind die Werke
verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaale entgegenge=
nommen
.
* Einkommenſteuerermäßigung bei Verkauf von Grundſtücken. Auf
Grund des 8 108 Abſ. 2 R.Abg. O. hat der Reichsfinanzminiſter am 12.4.
1927 eine Verordnung erlaſſen, die für viele Hausbeſitzer von
größter Bedeutung iſt. 8 1 derſelben beſtimmt, daß der Gewinn aus
Verkauf von Grundſtücken, die am 1. Januar 1935 zu einem ge=
werblichen
Betriebe gehört haben und bei der Veranlagung
zur Vermögensſteuer für 1925 nach den Beſtimmungen für zwangs=
bewirtſchaftete
Grundſtücke bewertet worden ſind, ſofern ſie vor
1. Januar 1931 veräußert werden, auf Antrag nach der Ermäßi=
gungsvorſchrift
des 8 58 Eink St.G. beſteuert werden. Dieſe Vor=
ſchrift
gilt aber nur, wenn der Veräußerer mindeſtens zwei Jahre
Eigentümer des zwangsbewirtſchafteten Grundſtücks war. Die
Verordnung findet erſtmalig auf die Veranlagung der im Kalenderjahr
1998 gendeten Steuerabſchmitte Anwendung. Die Verordnung findet
nur auf gewerbliches Einkommen im Sinng des 8 29 Eink.=
St.G. Anwendung. Sie findet weiter keine Anwendung auf juriſti=
ſche
Perſonen, die dem Körperſchaftsſteuergeſetz unterliegen. Das
zweijährige Eigentum berechmnet ſich vom Tage der Auflaſſung bei Er=
werb
und Veräußerung. Die Steuerermäßigung wird nur auf Antrag
gewährt, den ſich empfiehlt, tunlichſt raſch beim Finanzamt zu ſtellen.
Die Ermäßigung die die Verordnung neu einführt, beſteht
darin, daß für denjenigen Teil des Einkommens, der ſich als buchmäßi=
ger
Gewinn aus Veräußerung eines zwangsbewirtſchafteten Hausgrund=
ſtückes
ergibt, nicht die tarifmäßigen Sätze nach 8 55 Eink. St.G, ſondern
die ermäßigten nach 8 58 zugrunde gelegt werden 8 58 lautet:
Ueberſteigt das Einkommen den Betrag von 9000 RM im Jahre und
ſind darin außerordentliche, nicht regelmäßig wiederkehrende Einkünfte.
ſowie Einkünfte enthalten, die die Entlohnung für eine ſich über meh=
rere
Jahre erſtreckende Tätigkeit darſtellen, ſo iſt die Steuer auf Antrag
des Steuerpflichtigen nach Maßgabe des Abf 2 zu ermäßigen. (Abſ. 1.)
Abſ. 2: Die Steuer für das Einkommen, das nicht aus Einkünften
der im Abſ. 1 bezeichneten Art beſteht, wird nach 8 55 (dem Normal=
tariß
) für ſich berechnet; dem ſich ergebenden Betrage ſind als Steuer
für die im Abf. 1 bezeichneten Ginkünfte hinzuzurechnen, wenn das
Einkommen den Betrag von 30 000 Mk. nicht überſteigt, mindeſtens 10.
aber mehr als 15 Prozent der genannten Einkommensteile: wenn das
Einkommen den Betrag von 30 000 Mk. überſteigt, mindeſtens 15, aber
nicht mehr als 20 Prozent der genannten Einkommensteile.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Herunter ertichetinenden Nolzen ſind aneſchlieklich als Hinweiſe auf Knzeigen zu betrachten
in keinem Faſſe irgendwie ale Beſprechung oder Keitl.
Im Hotel Prinz Heinrich (Bleichſtraße) findet Sonntag=
Abend Familienkonzert ſtatt. Der Beſuch wird beſonders empfohlen.
(Vgl. Anz.)
Kunſinotizen.
Ueber Werte, Künſtier oder fünftleriſche Veranftaltungen, deren im Nachſtehmdm Grn
une
geſchleht, behält ſich die Redalion ihr Artell vor
Reſidenz=Theater (am Weißen Turm): Zirkus
Renz‟. Es gibt zweierlei Arten von Zirkusfilmen: Der Senſations=
film
, mit dem unvermeidlichen Ausbruch des Löwen aus einem Käfig,
dem Sturz vom hohen Seil und der Panik im Zuſchauerraum, und der
reine Spielfilm, bei dem der Zirkus nur den Hintergrund abgibt. Daß
letztere durchſchnittlich die beſſeren ſind, dürſte kaum einem Zweifel
unterliegen. Der Film Zirkus Renz gehört dieſer letzteren Art an.
Alles in allem dürfte dar Film zu den beſten ſeiner Art zählen. Ernſt
Winar und Mary Kid in den Hauptrollen ſind ganz ausgezeichnet. Die
Regie iſt durchaus auf der Höhe. Sogar Herr Direktor Guſtab Renz
berſönlich, der einige Nummern ſeiner fabelhaften Dreſſunen edler
Pferde vorführt. Gerade die Bilder aus der Manege ſind mit kümſtle=
riſcher
Fineſſe und photographiſcher Virtuoſität aufgenommen.
Union=Theater. Harry Piels größter Film: Sein
großer Bluff kommt noch heute Sonntag zur Vorſührung. Der
Film bietet viel Intereſſantes. Harrh Piel in einer Doppelrolle iſt wie
immer ſicher im Spiel und in der Ausführung aller Senſationen. Es
wirken außerdem noch eine Anzahl deutſcher Künſtler mik, die dazu ver=
helfen
, daß der Film bei dem Publikum großes Intereſſe erweckt.

Aus den Parteien.

Deutſchnationaler Frauen=Ausſchuß. Mitgliedern
und Freunden wird hierdurch mitgeteilt, daß nächſten Mittwoch, 1. Juni,
nachmittags um 4 Uhr, wieder eine geſellige Zuſammenkunft bei Sitte
ſein ſoll. Die von fnrüheren Vorträgen beſtens bekannte ausgezeichnete
Rednerin Frau Vizepräſident Poſche wird über Siedlungsfragen
ſprechen. Außerdem muſikaliſche Darbietungen. Zahlreiche Beteiligung
wird zur Pflicht gemacht.
Deutſche Volkspartei, Drtsgruppe Darmſtadt.
Es wird auf das heurtige Inſerat der Deutſchen Vollspartei über den
Vortrag der Reichstagsabgeordneten Frau Dr. Matz am 31. Mai hin=
gewieſen
.

Mittche
Witterungsausſichten für Montag, den 30. Maf,
(nach der Wetterlage vom 23. Mai).
Zeitweiſe wechſelnd wolkig, mäßig warm und vereinzelt leichte
Niederſchläge.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.


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6 OE 2
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744

aufs

Nummer 148
Parlamentariſches.
Anfrage der Abgg. Heinſtadt und Genoſſen, die Regelung
der Gasfernverſorgung in Heſſen betr.:
Die Regelung der Gasfernverſorgung wird für Heſſen eine immer
dringendere Angelegenheit, nachdem anderwärts Schritte in dieſer Be=
ziehung
bereits getam ſind. Es kann nicht dem Intereſſe der einzelnen
Kommunen und Kommunalverbände dienen, wenn ſie einzeln in dieſer
Frage vorgehen. Wir fragen daher an, ob die Regierung bereit iſt,
dem Landtag Vorſchläge für die Regelung der Gasfernverſorung zu
unterbreiten und dabei mitzuteilen, was im Lande von einzelnen Kom=
munen
und Kommunalverbänden in dieſer Frage bereits geſchehen iſt.
Darmſtadt, den B. Mai 1927.
Abg. Heinſtadt und Fraktion.

Rund=Funf=Programme.
Frankfurt.
Sonntag. 29. Maf. 8: Morgenfeier. o 10: aus Mannheim:
66. Hauptverſammlung des Vereins Deutſcher Ingenieure. O 12:
Elternſtunde. P. Krupp: Die naturgemäße Strafe. 6 12.30: Kapelle
Gunnar Anderſon vom Cafe Rumpelmayer Soendſen: Prelude.
Strauß: Telegramme. Sibelius: Das Lied von der Kreuz=
hinne
. Aſcher: Potp. Hoheit tanzt Walzer. Saint= Saens:
Der Schwank. Strauß: An einſamer Quelle. Eysden: Potp.
über ſchwediſche Volkslieder. o 15: Stunde der Jugend. Aus
Bechſteins Märchenſchatz: Das Nußzweiglein. Die ſieben Raben.
Das Rebhuhn. Der beherzte Flötenſpieler. Die drei Federn. Der
Fuchs und der Krebs. Siebenſchön. (Für Kinder vom 4. Jahre ab).
O 16: Konzert des Gemiſchten Chors Weſtend. o 17: Aus dem
Frankf. Opernhaus: Die Meiſterſinger von Nürnberg von Wagner
Perſ.: Hans Sachs, Veit Pogner, Kunz Vogelſang, Konrad
Nachtigall, Sirtus Beckmeſſer. Walter von Stolzing, David, Sachſens
Lehrbube, Eva, Pogners Tohter, Magdalene, Evas Amme u. a.
Schauplatz: Nürnberg um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Anſchl. aus der Tanzklauſe Groß=Frankfurt: Tanzprogramm.
Stutigart.
Sonntag, 29. Mai. 11: Uebertr. aus Mannheim. Prof.
Heidebroek: Techn. Pionierleiſtungen als Trüöger induſtriellen Fort=
ſchritts
(anl. der Hauptverſ. des Vereins deutſcher Ingenieure in
Heidelberg). o 12: Morgenfeier. 0 13.10: Konzert. 9 15: Mar
Schilling: Unter Schmugglern an der ruſſiſchen Grenze. o 15.30:
Funkheinzelmann von der Norag, Hamburg. Anſchl.: Konzert,
Aus komiſchen Opern. Mitw.: Gerda Hanſi, E. Baudiſtel, C.
Struve, Funkorch. o 18.15: Will Hanns Hebſacker: Gute und
ſchlechte Werbemittel. 2 18.45: Uebertr, aus Freiburg: Ernſt
Joſeph lieſt aus eig. Werken. O 20: Bunter Abend. Leit.: Mar,
Hene. Mitw.: Gerda Hanſi, Käte Mann, Lieſel, Olmesdahl,
Hilde Gerber, H. Conzelmann, Fr. Künſiner, L. Puſchacher, K.
Köſtlin, Hans Hanus, Funkorch. 22 Darhietungen, u. a.: Unter)
vier Augen Luſtſpiel in einem Aufzug von Ludwig Aulda. Perſ.=
Dr. Felir Volkart, Arzt: Mar Heye; Hermine, ſeine Gattin:
Käte Mann: Baron Hubert von Benkow; K. Köſtlin; Baumann,
Diener: L. Puſchacher; Lotte, Kammermädchen: Hilde Gerber. o 23:!
Letzte Nachrichten.
Berlin.
Sonetag. 29. Mai. 9: Morgenfeier. Mitw.: Collegium Muſiucm
Weißenſee Job. Schulzke (Rezit.). Martin Wilhelm Bariton),
Pfarrer Berii, Magdaiene Wilkens (Violineſ. o 11.30: Platz=
muſik
des Poisd. Tonfünſtler=Lrch. Afbout: Wir gr

Hemf Sent Wuef e e ie en Geläite Fnfcs.
Schützenfeſt in Kuckuckshauſen Votp. Ney: Herbſtroſen.
Deſſauer Marſch. O 14.30: H. Roſen: Das Sammeln von Ganz=
ſachen
. o 15: Baurat Neumann: Unterhaltung der landwirtſch.
Gebäude. o 15.30: Märchen. Grimm: Frau Holle. Goes:
Der Regenprinz. Gel, von Käte Haad. O 16.20: Traber=Derby.
Uebertr. von Ruhleben. (G. Lüdecke mit A. Braun). o 17.20:
Kapelle Gebr. Steiner. Roſſini: Quv. Semiramis. Strauß=
Flattergeiſter. Wagner: Fani. Fliegender Holländer. Macbeth:
Vergißmeinnicht. Blon: Traumweben. Tarenghi: Serenade,

Rint goräiche Fele. Eild gwſch und Wden Geietrnif äut
zwei Flügeln), Herm. Blaß Bariton). 19 Darbietungen. 0 22.30:
Tanzmuſik (Kapelle Hoffmann).
Königswuſterhauſen. Sonntag, 29. Mai. 11: Uebertr. aus
Mannheim anläßl, der 66. Hauptverſammlung des Verems Deutſcher
Ingenieure. Vortrag Prof. Dr. ing Heidebroeck: Techniſche
Pionierleiſtungen als Träger induſtriellen Fortſchritts. 7: Uebertr.
aus Bresig
Tageskalender für Sonntag, den 29. Mai 1927.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 5 Uhr, Ende 10 Uhr:
Siegfried gleines Haus vorm. 11½ Uhr: 10. Morgen=
feier
. Orpheum, abends 814 Uhr: Uferinis Zauberſchau.
Konzerte uſw.: Schloß=Café: Hotel=Reſtaurant Schmitz: Re=
ſtaurant
. Rummelbräu; HauptbahnhofReſtaurant: Zentral=Hotel,
Obergaſſe: Neues Schießhaus: Zur Reichskrone; Frankfurter Hof;
Hotel und Cafe=Reſtaurant Waldſchlößchen: Hotel Prinz Heinrich;
Reſtaurant Bismarckeck. Bühnenvolksbund, vorm 11½
Uhr: Balladen und Gedichte Der Don=Koſaken=Chor,
abends 8 Uhr im Städt. Saalb u: Konzert. Verein der
Hundefreunde von Darmſtadt und umgebung, im
Orangeriegarten von vorm. 9 bis abends 6 Uhr: Ausſtellung von
Hunden aller Raſſen. Beamtenbank Darmſtadt e. G. m.
b. H., vorm. 10 Uhr, im Reichshof, Rheinſtr. 35: Hauptverſammlung.
Hdenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt: 6. Wanderung
(Familien=Wanderung) nach Heppenheim. Kinovorſtellun=
gen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Geſchäftliches.
Perſil jetzt auch als Doppelpaket! Ein langgehegter Wunſch der
Hausfrau iſt damit in Erfüllung gegangen. Das ſchon in der Vor=
kriegszeit
ſo beliebt geweſene Perſil=Doppelpaket (mit dem dob=
pelten
Inhalt der normalen Packung) iſt überall wieder zu haben
und koſtet nur 8 Pfg. Es bietet dem Verbrancher vor allem die be=
achtenswerte
Erſparnis von 5 Pfg. gegenüber dem Kauf von 2 Paketen
der bisherigen Packungsgröße. Keine rechnende Hausfrau ſollte ſich die
Annehmlichkeit und den Vorteil des Doppelpakets entgehen laſſen und
vor allem für die große Wäſche immer das neue Doppelpaket verlangen!
Die alte Packungsgröße bleibt neben dem Doppelpaket auch weiterhin be=
ſtehen
. In jedem Falle iſt aber darauf zu achten, daß die Pakete die Be=
zeichnung
Perſil und den Namen Henkel tragen; alle Angebote
von angeblichem loſen Perſil ſind Irreführungen. Perſil wird nur
in der bekannten Original=Packung geliefert.
Das beſte Mädchen, das ſtets ſeine Pflicht tut, immer zur Stelle
iſt, wenn man es braucht, keinerlei unangenehme Eigenſchaften hat und
das Wirtſchaftsgeld nicht unnötig ausgibt, iſt unbedingt das Wichs=
mädel
, das beſte Bohnerwachs, ſparſam und ausgiebig, geruchfrei und
hohen Glanz erzeugend. Man achte genau darauf, daß der Name Wichs=
mädel
und das kniende Mädchen als Schattenbild auf dem Deckel ſtehen.

Zliegenplage?

Mtuc
Fliegenfängers
Schwapp
nehmen.
Zu ha en in allen einſchlägigen Geſchäften

Mitbdrzruiftalbiz!

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Gegen Gicht, Scein- und Stoffwechselleiden! Ermäßigte Pauschalkuren (mindestens) 3 Wochen: Pauschalpreis Mk. 189.,
Im Kurhaus: Wechenpauschalpreis Mk. 80.50, im Badehof: Wochenpauschale Mk. 105.- Auskunft auch über Hauskuren durch die Badeverwaltung-

[ ][  ][ ]

Nummer 148

Sonntag, den 29 Mai 1927

Geite 7

Palast-Lichtspiele

alast-Lichtspiele

Sensationelles Doppelprogramm:

EPola Hegri g Hönigin der Nacht Charleston-Girls GBalletratten)

Abenteuerer-Film, Drama von Gold, Liebe, Haß und Tod
7 Akte 7

Drei Typen, drei Temperamente, drei Schicksale, Lockung der Sünde
7 Akte 7

(8855

Atraphon

Das Phänomen des
mehrdimensionalen Hörens.
Die neue geniale Erfindung
auf akustischem Gebiet.
Eine aut neuartigen technischen Grundlagen aufgebaute
Sprechmaschine, die durch ein der Natur nac gebildetes
Sustem der Tonbildung den reproduzierten Ton naturge-
treu
und plastisch wiedergibt.
Das Ultraphon-Prinzip
bedeutet die mehrfache Tonerregung in gewissen Zeit-
interrallen
.
Micht die Verwendung mehrerer
Schalldosen ergibt den Ultraphon-
Effekt
sondern nur eine mehrtache gleichzeitige Tonzendung in
dem bestimmten gesetslich geschuizten
Ultraphon-Abstand
erzeugt den in Oualität und Quantität unerre chten
Ultraphon-Ton
Das Ultraphon Konzert findet Mittwoch, den 1. Juni
abends 8 Uhr, im Mathildenhöhsaal. Dieburgerstr. 26, Statt.
Karten unentgeltlich be Konzert-Arnold, nur Wilhelminen-
68905
straße 8.

Union-Theaten

Residenz-Theater

Der vielen Nachfragen wegen bleibt
Harry Piels größter Sensationsfilm noch heute
anf dem Spielplan!
Vein grohter Brall
8 spannende und inter. Akte
HARRV PIEL
in seiner Doppelrolle
Abessinischer Handel
Anfang 2 Uhr.
(*14460

Zirkus Renz
Ve
Ein Spiel aus der Manege
in 7 Akten
Hauptdarsteller:
Mia Pankau, Angelo Ferrari
Junggesellenabschied
Lustspiel in 2 Akten

Antapg 2 Uhr.

(14461

ausgeführt von Mitgliedern
des ſtädtiſchen Orcheſters,
ſpielt
ab 7 Uhr abends
Samstag und Sonntag

ſit

Inh. Willy Höfer.
Küche undKeller bekannt gut.

8811sc

Hotel Prinz Heinrich
Bleichstraße
(14382
Sonntag abend
Familien Konzert
Swee
w
VI

Großer Ausflug nach Schwäb. Hall über pfingſten.
Abfahrt Pfingſiſonntag morgens 4 Uhr durch das Ried
nach Mannheim. Die Mitglieder mit Angehörigen ſowie
alle hier anſäſſig. Württemberger, Freunde u. Gönner des
Vereins ſind freundlichſt dazu eingeladen. Anmeldungen
erbeten bis Samstag vor Pfingſten bei Herrn Günther,
Niederramſtädterſtr. 38, Herrn Wittmann, Liebfrauenſtr. 53,
Herrn Kaiſer, Waldſtr. 24.
( 14302

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Bleichſtraße 48.
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Städt. Herrngarten
Sonntag, den 29. Mai, vorm. 11 Uhr

Leitung: Kapellmeiſier C. Zöllner.
Rntgtee

Ludwigshöheil
Heute Nachmittag ½4 Uhr 859
KONZERT
Städtisches Orchester
Leitung: Kapellmeiſter Zöllner.
10er=Karten haben Gültigkeit.
Für Nichtkonzertbeſucher Nebengarten.

Behrens-Hufnagel
Traisa
Heute Nachmittag von 4 Uhr ab
Janzkränzchen
Letzte Zugverbindung 10.15 u 11.15 Uhr
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Fr. Ludwigshalle.
Obergaſſe 12.
Sonntag großes
KONZERT
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Konzert
Nachmittags 47, Abends 811 Uhr
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abends 8 Uhr im Feſiſaal des Gymnaſſums
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Ein ſiebenbürgich. Schau piel in 3 Aufzügen
von E. W. Möller.
Karten zu R.=Mk. 1. im Vorverkauf bei.
Konzert Arnold, Wilhelminenſir., Buchhand=
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Darmstadt, Fürstensaal
Montag, den 30. Mai 1927, abends 8 Uhr
Vortrag
von Frau Blume, Berlin:
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der Elektrizität im Haushalt!
Verbunden mit praktischer Vorführung und Er=
klärung
neuzeitlicher elektr. Geräte für den Haushalt
Hnschließend Filmvorführung
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Eintritt frei

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Heſſiſches Landestheater
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Großes Haus A 21
Sonntag, den 29. Mai 1927
nachmittags 5 Uhr
Der Ring des Nibelungen
Ein Bühnenfeſtſpiel für drei Tage und
einen Vorabend von Richard Wagner
2. Tag
Siegfried
Handlung in 3 Aufzügen
Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
InSzene geſetztv. Hans=EsdrasMutzenbecher
Bühnenbild: Arthur Pohl
Perſonen:
Siegfried ..
. . . Gotthelf Piſtor
Mime
.
Eugen Vogt.
Der Wanderer
Johs, Biſchoff
Alberich.
Heinrich Kuhn
Fafner.
Alfreo Karen
Erda.
Martha Liebel
Brünnhilde
Ch. Maſſenburg
Die Stimme des Wald=
vogels
.
.. . . Joh. Buchheim
Schauplatz der Handlung: Erſter Aufzug:
Eine Felſenhöhle im Walde. Zweiter
Aufzug: Tiefer Wald. Dritter Aufzug:
Wilde Gegend am Fuße eines Felsberges,
dann:aufdem GipfeldesBrünnhtldenſteins
Spielſvart Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Miieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung derMietkarte zuläſſig
Nach dem 1. Aufzug findet eine Pauſe
von 15 Minuten, nach dem 2. Aufzug
eine Pauſe von 20 Minuten ſtatt.,
Anfang 5 Uhr Ende gegen 10 Uhr

Montag, 30. Mai. D 10 (für diejenigen D=
Mieter, die Zuſatzmiete 10 haben). Der
Bürger als Edelmann. Hierauf:Ariadne
aufNaxos. Anf. 7½ Uhr Preiſe1=10 Mk.
Dienstag, 31. Mat. L 23. Hänſel und Gretel,
Die Puppenfee. Anfang 7½ Uhr.
Preiſe 110 Mk.
Kleines Haus
Sonntag, den 29. Mai 1927
vormittags 11½ uhr
Zehnte Morgenfeier
Lieder
Arnold Mendelsſohn Erich Riede Bodo Wolf
Heinrich Hölzlin
Am Flügel: E ich Riede.
Preiſe der Plätze: 50 und 80 Pfg.
Montag, 30, Mat. Keine Vorſtellung,
Dienstag, 31. Mai. G 17 (Darmſt. Volks=
bühneſ
. Spiel im Schloß. Anfang 7½ Uhr,
Preiſe 1 509 Mk.

Werkſtäter. deutche Frauenkleidung
Ausstellung
von handgedruckten Indanthrenstoffen,
Decken, Beiderwandstoffen, versch. Hand-
nebereien
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am 30. und 31. Mal und 1. Junt von 97½ Uhr
im Gemelndehaus, Hiesstrade H.
Wir laden herzlich dazu ein. (*14380
Der Frauenverein der Lukasgemeinde,

[ ][  ][ ]

Geite 8

Sonntag, den 29. Mai 1927

Nummer 148

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Leitung: Direktor Adalbert Steffter.
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Balkon b 19. I. Sperrſitz /
Balkon a) 24. 16. Logen 28. 18. 10.

Allgemeiner Verkauf der Mieten ab Montag, den 30. Mai
1927 an der Kaſſe des Kleinen Hauſes, vormittags von 10
(8928
Uhr bis 1 Uhr.

Dienstag, den 31. Mai, abends 8 Uhr im Fürſienſaal,
Grafenſtraße
Vorttag.

von Frau Reichstagsabgeordnete Dr. Matz,
über:
Die Rentnernot u. ihre Behebung

ZudieſemVortrag ſindalle Intereſſenten herzlichſt eingeladen.
8892) Deutſche Volkspartei Darmftadt.

Herzlichen Dank
nachſiehenden Firmen uſw. für die Unterſtützung,
beſonders unſers Werbetags in Oppenheim a. Rh.
Buchdruckerei Traumüller, Landskrone und Verkehrs=
und Verſchönerungsverein Oppenheim. Herdfabrik und
Emaillierwerk. G. m. b. H., Eiſenhandlung Hublitz, Papier=
handlung
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Spedition Monnard, Inſtallation J. Nobl, Geſchättshaus
Rebfeld, Job. Wallenſiein (Feuerwerk) in Darmſtadt.
Verband für deutſche Jugendherbergen
Gau Südheſſen.
(8926

DeutſcherRentnerbund
Ortsgruppe Darmſtadt
Frau Dr. Matz ſpricht
Dienstag, den 31. Mai, abends 8 Uhr
im Fürſtenſaal über
Die Not der Rentner
Kein früherer Rentner u. ſp. Rentnerin darf
fehlen, um zu hören, wie unſereForderungen
im Reichst g vertreten werden.
Der Borſtaud.
14378)

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Aufruf
In den nächſien Tagen ſoll mit einer, durch das Mini=
ſierium
des Innern genehmigten Hausſammlung für das
Denkmal des Leibgarde=Regiments begonnen werden.
Das Denkmal ſoll nicht nur der Ausdruck des unaus=
löſchlichen
Dankes für unſere gefallenen Brüder ſein und
bleiben, ſondern es wird auch eine Zierde, ein hochbedeu=
tender
künſileriſcher Schmuck für unſere Stadt werden. Eine
Wallfahrtsſtätte, zu der jahraus jahrein Tauſende und Aber=
tauſende
hinpilgern, um in ſtiller Wehmut und freudigem
Stolz derer zu gedenken, die ihr Teben hingaben für des
Vaterlandes Freiheit und Ehre.
Darum Mitbürger, ſpende jeder ſein Scherflein!
Seit Jahrhunderten war das Leibgarde=Regiment mit
der Stadt Darmſiadt eng verbunden. Möchte es uns der
Gemeinſinn ihrer Bewohner ermöglichen, unſer Denkmal
im Taufe des Jahres erſtehen zu laſſen.
Der Vorſtand
des Bundes der Heſſiſchen Leibgardiffen.
gez Frhr. von Preuſchen
Generalmajor a. D, 1. Vorſitzender.

gez. Bopf,
Oberpoſinſpektor, 2. Vorſitzender.

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Nummer 148

Sonntag, den 29. Mai 1927

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Seite 10

Sonntag, den 29. Mai 1927

Nummer 148

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 28. Mai. Dem Vernehmen nach hat Herr Ernſt Jung,
der frühere Pächter des hieſigen Gaſthauſes Zum goldenen Löwen,
neuerdings das Gaſthaus Zum weißen Schwanen pachtweiſe über=
nommen
. Die Zahl der Erwerbsloſen betrug in der letzten Woche
157, und zwar waren es 139 männliche und 18 weibliche. Die Arbei=
ten
zur Erweiterung und Wiederherſtellung des evangeliſchen Gemeinde=
hauſes
ſind zu vergeben und können Unterlagen beim Heſſiſchen Hoch=
bauamte
in Darmſtadt, Paradeplatz 3, eingeſehen und die Angebots=
formulare
in Empfang genommen werden. Die Angebote ſind bis zum
Eröffnungstag, Mittwoch, den 1. Juni ds. Js., daſelbſt verſchloſſen ein=
zureichen
und iſt die Zuſchlagsfriſt auf 14 Tage feſtgeſetzt.
* Wixhauſen, 28. Mai. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete ſich
am Freitag abend auf dem hieſigen Bahnhof. Der Nangierer Ph.
Thomas aus dem benachbarten Gräfenhauſen geriet in Ausübung
ſeines Berufs zwiſchen die Puffer hier ſtehender Güterwagen und wurde
derart gedrückt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.
H. Eberſtadt, 28. Mai. Offenlegung der Voranſchläge
Der Voranſchlag der Gemeinde Eberſtadt und der Voranſchlag für das
Gemeinde=Waſſerwerk für das Rechnungsjahr 1927 liegen gemäß Ar=
tikel
162 L. G.O. ab N. Mai 8 Tage auf der Bürgermeiſterei während
der üblichen Dienſtſtunden zu jedermanns Einſicht offen. Einwendungen
können während der Offenlegungsfriſt ſchriftlich oder zu Protokoll bei
dem Bürgermeiſter vorgebracht werden. Zu der feſtgeſtellten Umlage
werden auch die Ausmärker herangezogen.
* Roßdorf, 28. Mai. Eine eigenartige und ſeltene kleine Feier hat
der hieſige alte Kriegerverein am Himmelfahrtstag veranſtaltet. Es ſind
noch acht Kameraden am Leben (zwei 1866er und ſechs 1870/71er). Kame=
rad
Hch. Ewald hatte dieſelben an die hieſige Friedenslinde eingeladen,
um ſich gemeinſam photographieren zu laſſen. Pünktlich um die feſt=
geſetzte
Stunde waren alle Kameraden mit der Fahne zur Stelle.
Kamerad Ewald hielt zunächſt eine zu Herzen gehende Anſprache, die
einen tiefen Eindruck auf alle Kameraden und die übrigen Anweſenden
machte. Nachdem Kamerad Gwald nach den photographiſchen Auf=
nahmen
noch einige Worte des Abſchieds von dem liebgewordenen
Baum und Platz geſprochen, die mit einem Hoch auf das deutſche Vater=
land
ſchloſſen, fuhren die Kameraden per Auto, das in dankenswerter
Weiſe die Familie Seibert dem Verein bereitgeſtellt hatte, nach dem
Gaſthaus Zum Schützenhof, wo die Kameraden ſich noch einige Stun=
den
mit Erinnerungen an ernſte und heitere Begebenheiten aus den
Feldzügen von 1866 und 1870/71 unterhielten= wobei nur allzuſchnell die
Zeit dahinging. Gegen 8 Uhr trennten ſich die Kameraden mit dem
Bewußtſein, einige recht frohe Stunden miteinander verlebt zu haben.
Sollten vielleicht Freunde des alten Kriegervereins vorhanden ſein,
die ein Bild von der Friedenslinde und Umgebung wünſchen, ſo
können dieſe ſich bei Kamerad Ewald melden, es wird ihnen dann gegen
geringes Entgelt zugeſtellt.
Groß=Zimmern, 26. Mai. Ein folgenſchwerer Zuſammenſtoß,
bei dem bis jetzt leider auch ſchon ein junges Menſchenleben zu be=
klagen
iſt, ereignete ſich kürzlich zwiſchen 12 und 13 Uhr an den
Straßenkreuzungen der Volksbank Groß=Zimmern. Es waren der
Kraftwagenbeſitzer Joh. Seibert und Bürſtenfabrikant Motorradfahrer
Adam Steinbeck ſowie deſſen Beiſitzer Wilhelm Herbert, alle aus Groß=
Zimmern, die an der dortigen Stelle, trotz beiderſeitigen Signalgebens
zufammengeſtoßen ſind. Dank der Geiſtesgegenwart des Kraftwagen=
führers
, der ſeinen Wagen ſofort zum Stehen brachte, konnte ein Ueber=
fahren
der Motorradler vermieden werden, und wurden ſie dadurch
nur von ihrem Rad geſchleudert, trugen aber leider innere Verletzungen
davon, welchen der Mitfahrer des Steinbeck, Herr Wilhelm Herbert,
im Alter von 23 Jahren im Krankenhaus erlegen iſt, obwohl ſofort
ärztliche Hilfe an der Unfallſtelle war. Steinbeck ſelbſt befindet ſich auf
dem Wege der Beſſerung.
r. Babenhauſen, 28. Mai. Die Heſſenflieger hielten am Himmel=
fahrtstage
auf unſerem ideal gelegenen Flugplatze einen Flugtag
ab. Im Vergleich zum vorjährigen war er nicht ſo gut beſucht. Doch
umſäumte iwmerhin den weiten grünen Exerzierplatz eine ſtattliche
Menge Zuſchauer. Alle, groß und klein, kamen auf ihre Koſten. Pünkt=
lich
ſtarteten die teilnehmenden Flugzeuge, nur der noch gemeldete Flie=
ger
Heſſelbach flog nicht infolge Motordefektes. Waren es auch nur
zwei Apparate, der Dietrich=Doppeldecker D 471, geſteuert von Chefpilot
Buſch, und der Pelikan=Dopeldecker D 1121 mit dem Führer Jährling
ſie ſorgten beide dafür, daß bei dem begeiſterten Publikum keine Lange=
weile
aufkam. Recht abwechſlungsreich geſtalteten ſie das Programm.
Proben ihrer Geſchicklichkeit und des kühnen Wagemuts waren die zuerſt
vorgeführten Kunſt= und Geſchicklichkeitsflüge. Waghalſige Sturzflüge,
Trudeln, Loopings und all die verwegenen Künſte wurden bejubelt. Ein
Flugkünſtler verſuchte ſtets, den anderen zu übertreffen. Die Spannung
der Zuſchauer wuchs, als der junge Fallſchirmpilot Heß mit dem Flieger
Jährling in die Lüfte ſtieg. Der weithin ſichtbare Abſturz mit dem
Fallſchirm gelang glänzend und wurde von dem wackeren Luftkämpen
nach einem friedlichen Luftkampfe der beiden Flieger wiederholt. Nach
Schluß der Veranſtaltung, bei der die Kapelle Lautz im Trompeter=
Wäldchen konzertierte, war Abmarſch mit Muſik zum Saalbau Deut=
ſcher
Hof, wo noch ein froher Maientanz Flieger und Flugfreunde ver=
Gnte
* Mümling=Crumbach, 28. Mai. Um den Wanderluſtigen auch in
unſerem Orte regelmäßig Gelegenheit zu gemeinſamen Wanderungen zu
geben, wurde hier eine Ortsgruppe des Odenwaldklubs ins Leben
gerufen. Von unſerem, an einer der ſchönſten Stellen des Mümling=
tales
gelegenen Ort laſſen ſich faſt nach allen Seiten äußerſt lohnende
Ausflüge unternehmen. Die neue Ortsgruppe zählt bereits etwa 30
Mitglieder und hat ihre erſte, zu allſeitiger Zufriedenheit verlaufene
Wanderung am Himmelfahrtstag nachmittags über Hummetroth- Böll=
ſtein
und zurück gemacht.
Erbach i. O., B8. Mai. Mit Rückſicht darauf, daß der erſte
Sonntag im Juni auf Pfingſten fällt, hat das Heſſiſche Kreisamt geneh=
migt
, daß die Geſchäfte am Sonntag, den 29. Mai, alſo acht Tage vor
Pfingſten, geöffnet ſind. Im hieſigen Rathausſaal finden am Diens=
tag
, den 31. Mai, von 11 Uhr vormittags an, wieder Sprechſtunden der
Handwerkskammer=Nebenſtelle Offenbach ſtatt. Der Himmelsfahrtstag
brachte wieder einen ſtarken Fremdenbeſuch, ein Beweis dafür, daß
unſer Städtchen ſich immer größerer Beliebtheit als Ausflugsort
erfreut.
* Ober=Oſtern i. O., B. Mai. Am Himmelfahrttage feierten die
Eheleute Valentin Keil und Frau das goldene Hochzeitsfeſt, wobei ihnen
vielſeitige Ehrung zuteil wurde. Herr Pfarrer Klingelhöffer hielt eine
Anſprache und beglückwünſchte ſie namens der Kirchengemeinde. Nach
ihm überbrachte Herr Kreisdirektor von Werner die Glüchwünſche des
Miniſteriums des Innern und ſeine perſönlichen und überreichte ein
Schreiben des Miniſteriums des Innern. Herr Bürgermeiſter Arras
übermittelte die Glüchwünſche von ſeiten der Gemeinde und des Vor=
ſtandes
der landwirtſchaftlichen Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft. Der
Kriegerverein ehrte den alten Kameraden durch nahezu vollzähliges Er=
ſcheinen
. Der Geſangverein trug zwei Lieder vor. Dem Jubelpaar
wurden mehrere Urkunden überreicht.
t. Raubach j. O., 28. Mai. Daß die Einrichtung einer elektriſchen
Lichtanlage noch manches andere bringt, zeigte der Lichtbildervortrag des
Herrn Pfarrers Grießmer=Beerfelden, den er hier hielt. Jeruſalem,
und das heilige Land führte er den andächtig Lauſchenden und Schau=
enden
in Wort und Bild vor. Den Schluß bildete eine Reihe Märchen=
bilder
. Vielleicht werden manche Eltern angeregt, die Jugend wieder
mehr in das Märchenland einzuführen. Eine Mädchengruppe des
Jugendvereins Beerfelden, deſſen Leiter Redner iſt, erfreute die An=
weſenden
mit einigen Liedern und Reigen.
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Zenſurſtücke aus Heſſen.
Von Alexander Burger.
Heſſen, das in dem Miniſterium du Thil einen eifrigen Vertreter
des Syſtems Metternic) beſaß, erfreute ſich darum auch einer ſcharf
gehandhabten Zenſur. Ihr Blauſtift arbeitete mit mehr oder dicken
Strichen, je nachdem die Luft von oben wehte je nach dem Grade
natürlich auch, in dem der Preßſünder ſich des beſonderen Mißfallens
der Regierung erfreute. Oppoſitionelle Blätter der 30er und 40er Jahre
kamen aus den Preßprogeſſen nicht heraus, und von der anſtändigen
Preſſe mißachtete Dinge, wie das Syſtem der Sitzredakteure, wurden
bei dem Verſchleiß, den dieſe Blätter durch die aufeinanderfolgenden
Verhaftungen an Schriftleitern hatten, beinahe zur Notwendigkeit. Doch
wird, wer die Zenſurakten der damaligen Zeit durcharbeitet, ganz ab=
geſehen
von den durch äußere Anläſſe gegebenen ſanfteren oder här=
teren
Schwingen der Zenſurgeißel, zwei Dinge feſtſtellen können. Ein=
mal
, daß bei aller Schärfe gegen politiſche Preßdelikte man von ſeiten
der Regierung die ſonſtigen literariſchen Erzeugniſſe mit ſchonender
Hand anfaßte. Und zum anderen, daß auch in den ſchlimmſten Zeiten
der Reaktion die Regierung ihren untergebenen Zenſoren gegenüber
bremſte und auch ihre Genehmigung zu Preſſeverfolgungen wr dann
gab, wenn ſie ſich des Erfolges ſicher war. Konnte man auf dem Wege
der Verwaltung mit dem Preſſeſünder nicht fertig werden, dann ließ
man ihn wenn nicht höhere Erwägungen, z. B. die Rückſicht auf das
Ausland, dies verboten lieber laufen, als daß man ſich der Mög=
lichkeit
, in einem Gerichtsverfahren Unrecht zu bekommen, ausſetzte. Vom
Eingreifen der heſſiſchen Zenſur gegen nichtpolitiſche literariſche Erzeug=
niſſe
iſt mir eigentlich nur ein Fall bekannt geworden wobei natür=
lich
die Fälle, in denen Heſſen als Mitglied des Bundes gegen Schrift=
werke
, die von dieſem verboten waren, einſchreiten mußte, hier unbe=
rückſichtigt
bleiben. Dabei handelt es ſich um die von dem ehemaligen
Schullehrer Johann Luft herausgegebene Schrift, bevitelt Leben und
Schickſale des Friedrich Flut in ſeiner Schulmeiſterlaufbahn, Mainz,
Seifertſche Buchdruckerei, 1842.*) Das Erſcheinen dieſer Schrift veran=
laßte
eine Rückfrage des Miniſteriums des Innern und der Juſtiz an
das Kreisamt Mainz. Darin gibt das Miniſterium ſeiem Erſtaunen
Ausdruck, daß das Buch an mehreren Stellen die unſittlichſten Dar=
ſtellungen
enthalte, ſo daß wir nicht vorausſetzen dürfen, daß gedachtes
Druckwerk mit Genehmigung der Zenſur entſtanden iſt‟. Der Mainzer
Zenſor bekennt kleinlaut, daß er das Imprimatur erteilt habe. Er ſei
mit Arbeiten ſo überlaſtet, daß er das Manuſkript nur oberflächlich habe
durchleſen können, außerdem ſei der Drucker ein perſönlich ſo achtbarer
Mann, daß hierin ſchon eine hinreichende Gewähr für den Inhalt
zu liegen ſchien. Wäre mir übrigens, ſo ſchließt die Rechtfertigungs=
ſchrift
des Zenſors, hier eine ſubmiſſeſte Meinungsäußerung erlaubt,
ſo dürfte das in Frage ſtehende inſipide Opus vielleicht eher ſeinem
Schickſale, der Vergeſſenheit, zu überlaſſen, als durch irgend eine getive
Maßregel die ohnehin wohl ſchon ziemlich erloſchene Aufmerkſamkeit
auf dasſelbe erſt wieder hinzurichten ſeyn. Das MMiniſterium entſchied
darauf, daß die Sache fallen gelaſſen werde. Man ſieht aber aus die=
ſem
Bericht, daß auch Zenſoren irren konnten. Denn nahezu 70
Jahre ſpäter erſchien das Luſtſche Büchlein in einer Neuausgabe (in
den Heſſiſchen Voltsbüchern) als ein intereſſantes Dokument ſeiner Zeit
wieder! Die von der Oberzenſur beanſtandeten Stellen ſind in dieſer
Ausgabe weggelaſſen.
Das bekannteſte Eingreifen der heſſiſchen Zenſur an einem der
ſchönen Literatur angehörenden Werke bedeuten die Zenſurlücken in
Niebergalls Datterich. Wenn die beiden Stellen bisher auch noch keine
Auflöſung erhalten haben, ſo iſt die Annahme, daß es ſich bei den ge=
ſtrichenen
Worten um politiſche Anſpielungen handelte, durchaus wahr=
ſcheinlich
. Auh ein anderer Fall, in dem ſich ein heſſiſcher Schriftſteller
wegen einer ſchöngeiſtigen Arbeit ror Gericht ſah, hat politiſchen Hinter=
grund
: Alexander Büchners 1848 in einer Gießener Zeitſchrift ver=
öffentlichte
Novelle, die den Tod des Pfarrers Weidig behandelte.
So ſteht alſo Johann Luft, ſoweit die Akten Auskunft geben, allein
da als ein heſſiſcher Schriftſteller, dem man nicht aus politiſchen Grün=
den
an den Kragen wollte, ſondern aus Erwägungen, die man heute
als ein Vorgehen gegen Schmutz und Schund in der Literatr bezeich=
nen
würde. Die Reihe der politiſchen Preſſeſünder dagegen war natürlich
größer. Freilich dürfen wir die Verhältniſſe der damaligen Zeit nicht
allein aus Geſichtswmkeln betrachten, aus denen wir Menſchen des
20. Jahrhunderts die Welt beſehen. Und ebenſo wäre es falſch, das
ſei wiederholt, einſeisig die Schuld an manchen Kunſtſtückchen der Zen=
fur
auf die heſſiſche Regierung abzuladen. In vielen Fällen hat gerade
die Landesregierung bremſend gewirkt, wenn ein übereifriger Beamter
im Lande mit Anklagen zu ſchnell und ohne ausreichenden Grund zur
Hand war. Mancher tragiſch=komiſche Zwiſchenfall entſtand aus ſolchem
Uebereifer. So, um nur ein Beiſpiel zu nennen, im Jahre 1849 in
Worms. Dort war, nach Aufhebung der Zenſur im März 1848, eine
radikale Zeitung Die neue Zeit entſtanden. Dieſes Blatt veröffent=
lichte
am 15. März 1849 eine Aufforderung zum Bezug, in der ſich der
Satz vorfindet: Durch ſeine außerordentliche Verbreitung, namentlich
i den drei Provinzen des Heſſen=Darmſtädtiſchen Geſamt=
reichs
eignet ſich das Blatt ganz beſonders zu Anzeigen. Das
Kreisamt Worms beanſtandete den, ſicher ironiſch gemeinten, Ausdruck
Heſſen=Darmſtädtiſches Geſamtreich und frug beim Großh. Miniſte=
rium
an, ob nicht deshalb Klage erhoben werden ſolle. Die Zentral=
behörde
aber blies ab, weil der ſo gefährlich ſcheinende Ausdruck doch
nichts ſei als ein fader Witz.
Zum Schluſſe noch ein anderes Stückchen, das ſich in Mainz ereignete
und das zeigt, mit welchen Schwierigkeiten die Redakteure in damaliger
Zeit zu rechnen hatten. In der von Prof. Lehne ) herausgegebenen

Großherzos ſo bedeatend gebeſſet habe, daß man keine Beſorgniſſemehr
für ſein theures. Leben hegt. Es wird einer großen Voreingenommen=
heit
gegen den Redakteur bedürfen, um in dieſer in geziemenden Wor=
ten
geſetzten Notziz etwas Verfängliches zu finden. Die Mainzer Re=
gierung
wurde aber, als ſie dieſe Nachricht las, von einem wahrhaften
Schrecken befallen. Sie beeilte ſich, einen eigenen Boten nach Darm=
ſtadt
zu entſenden, um dem Eintreffen der Mainzer Zeitung, dort
zuvor zu kommen und den ſimiſtren Eindruck, den die Notiz hervor=
rufen
könnte, zu verwiſchen. Eine politiſche Sünde enthalte der Ar=
tikel
freilich nicht, aber eine gefühlloſe Plumpheit, ſo heißt es in dem
Bericht der Mainzer Regierung. Wie konnte ein Mann, der, wie Herr
Lehne es weiß, daß des Großherzogs erſte Lektüre ſeine Zeitung iſt,
ihm zum Frühſtück eine Nachricht geben wollen, daß das Publikum ſein
Uebel für tödtlich angeſehen habe, mithin bey den nächſten möglichen
Recidiva es alſo betrachten werde!
Auch in dieſem Falle war man in Darmſtadt großzügiger als bei
den untergeordneten Stellen. Das Miniſterium gab den Mainzer Be=
richt
ſofort an die Kabinettsdirektion des Großherzogs weiter. Herr
Schleiermacher aber, Ludwig I. altbewährter Vertrauter, antwortete dem
Miniſter durch folgendes (bis jetzt unveröffentlichtes) Schreiben:
Darmſtadt, 30. März 1821. Ew. Excellenz dauke ich verbindlichſt
für die gütige Mitteilung der Anlagen, und ich halte nach reiflicher Er=
wägung
fürs rathſamſte, daß man der Sache keine Wichtigkeit beilegt.
Unſer verehrter Herr werden höcſtwahrſcheinlich den Artikel nur flüch=
tig
leſen und daher auch nicht weiter berückſichtigen. Man hatte
Se. K. Hoheit, aus wohlgemeinter Voxſorge, mit der boshaften
Nachricht in der Neckarzeitung bekannt gemacht, und AHDieſelben ſag=
ten
mir nachher im Scherz wiſſen Sie auch ſchon, daß ich geſtor=
ben
bin?
Ich werde allenfalls nach befindenden Umſtänden bemer=
ken
, daß ſich der plumpe Herr Lehne hätte feiner ausdrücken können.
Mit größter Verehrung und Ergebenheit
Schleiermacher.
Herr Profeſſor Lehne in Mainz aber entſchuldigte ſich, als man ihn
über ſeine Plumpheit zur Rede ſtellte: Es iſt eine unangenehme
Lage, daß ich nie im voraus wiſſen kann, was gefällt oder mißfällt!
*) Die Angaben in dieſem Aufſatz gründen ſich auf Akten des
Staatsarchivs. Das geſamte Material iſt bis jetzt ungedruckt.
*) Ueber Friedrich Lehne als Redakteur vergl. meinen Aufſatz in
150 Jahre Wormſer Zeitung, Worms 1926, S. 6165.

* Jugenheim, 2. Mai. Im vergangenen Jahre hat der Fürſt von
Erbach=Schönberg der evangeliſchen Landeskirche den Kreuzgarten auf
dem Heiligenberg mit der Kloſterruine, der Zentlinde, dem goldenen
Kreuz und Maufoleum, mit der Verpflichtung übertragen, die Anlagen
zu unterhalten. Hier fand am Himmelfahrtstage ein allgemeines evan=
geliſchkirchliches
Jugendtreffen ſtatt, zu dem aus der näheren und wei=
teren
Umgebung die Jugend unter Führung ihrer Pfarrer in einer nach
Tauſenden zählenden Schar herbei gewandert war. In dem Gottesdienſt
mit reicher Liturgie predigte der Landesjugendpfarrer im An=
ſchluß
an die Himmelfahrtsloſung: Trachtet nach dem, was droben iſt,
nicht nach dem, was auf Erden iſt. Nach einer Begrüßung durch den
Ortsgeiftlichen Pfarrer Offenbächer, hielt der Prälat der Heſſiſchen
Landeskirche, D. Dr. Diehl, eine packende und begeiſternde Anſprache,
bei der er, ausgehend von den beiden mittelalterlichen Bezeichnungen
der Tagungsörtlichkeit: Berg der Glückſeligkeit und Heiligenberg die
Richtlinien für dieſe und alle künftigen Feiern an dieſer Stelle gab. Die
unüberſehbare Zuhörerſchaft lauſchte ergriffen den Ausführungen ihres
Prälaten. Nach kurzer Pauſe ſammelte ſich die Menge im alten Kloſter=
hof
wieder, wo eine Pfungſtädter Gruppe das Bruderſche Spiel von
Chriſtophorus aufführte. Hinterher begann ein fröhliches Treiben mit
Spiel und Reigentänzen, das in verſchiedenen Gruppen dem Auge ein
buntes Bild reizvoller Abwechſlung bot. Nach einem gemeinſamen
Schlußlied trennte man ſich dankbar und froh, nicht zuletzt auch für dieſe
Tagungsſtätte, wo neues Leben blüht aus den Ruinen.
* Heppenheim a. d. B. B. Mai. Konzert. Am Himmelfahrtstag
fand im Hotel Halber Mond ein Konzert ſtatt, welches von der ganzen
Kapelle des Konzertorcheſters Worms (früher 118er Inf.=Regt.) unter
perſönlicher Leitung des Herrn Muſikdirektors Leucht gegeben wurde.
Das Konzert war ſehr gut befucht, da ſich, wie bei jeder Veranſtaltung
im Hotel Halber Mond, zahlreiche Fremde eingefunden hatten. Die
Auswahl des Programms und die Darbietungen des Orcheſters waren
vorzüglich. Reicher Beifall der Beſucher regte den Leiter, Herrn Muſik=
direktor
Leucht, an, den genußreichen Nachmittag durch verſchiedene Ein=
lagen
noch zu verlängern. Abends ſchloß ſich ein Tanzvergnügen an,
bei welchem obige Kapelle die Muſik ſtellte. Auch auf der Starken=
burg
fand am gleichen Nachmittage ein Konzert ſtatt, zu welchem ſich
eine Anzahl Ausflügler eingefunden hatte. Das Konzert gab die Feuer=
wehrkapelle
Heppenheim, welche ſich zurzeit in ſehr guter Form befindet.
* Lampertheim, B. Mai. Goldene Hochzeit. Herr Samuel
Süß und ſeine Ehefrau geb. Wallerſtein, begingen am letzten Sonntag
in aller Stille das Feſt ihrer goldenen Hochzeit. Die Familie erfreut ſich
hier großer Beliebtheit. Aus kleinen Anfängen heraus hat Herr Süß
die Zigarrenfabrik Süß und Söhne hervorgebracht, die jetzt Weltruf ge=
nießt
. Unter Mitwirkung des Poſaunenchores und der Chorſchule
wurde am Sonntag in einem Feſtgottesdienſt die 50jährige Ge=
denkfeier
der ſeinerzeitigen Konfirmnden begangen. Nachnittags
fand eine Nachfeier im Darmſtädter Hof ſtatt. Ueber ihre
Tätigkeit während des Monats April gibt die Süddeutſche Be=
wachungsgeſellſchaft
folgenben Bericht hevaus. Es wurden
offenſtehend vorgefunden: 43 Hoftore, 11 Haustüren, 6 Fenſter, 40 Fen=
ſterläden
, 3 Ladentüren, 1 Lagerraum und 1 Werkſtatt; in Wohwungen
brannten 19 und Höfen 4 Lampen; in einem Falle mußte ein Schlüſſel
geſteckt werden.
Bürſtadt, 28. Mai. Ein Opfer ſeines Berufes wurde der 19 Jahre
alte Joſ. Schönberger von hier, der in der Zellſtoff=Fabrik Mannheim=
Waldhof tödlich verunglückte. Schönberger geriet in die Papiermaſchine
und wurde ſchwer verletzt. Bereits am nächſten Morgen iſt der Be=
dauernswerte
feinen erlittenen ſchweren Verletzungen erlegen.
a. Groß=Rohrheim, 28. Mai. Zuſammenſtoß. An der Kreu=
zung
der Korn= und Scheierſtraße ſtieß ein Radfahrer aus Biblis mit
einem Auto zuſammen, wodurch das Rad zertrümmert wurde, der Fah=
rer
aber uverletzt blieb.
Groß=Gerau,, 28. Mai. Verlängerung der Gerauer
Woche. Wie uns vom Verkehrsverein für Groß=Gerau und Umgegend
mitgeteilt wird, iſt die Gerauer Woche wegen ihres durchſchlagenden
Erfolges bis Sonntag, den 29. Mai d. J., verlängert worden. Der Er=
folg
der Ausſtelkungen, die einen umfaſſenden Ueberblick über die ge=
werbliche
und induſtrielle Leiſtungsfähigkeit der Kreisſtadt Groß=Gerau
und der umliegenden Gemeinden geben, ergibt ſich aus der hohen Be=
ſuchsziffer
und der uneingeſchränktem Anerkennung, die dieſen Ausſtel=
lungen
auch namentlich ſeitens der Beſucher der umliegenden Großſtädte
zuteil wird.
* Offenbach, B. Mai. Behebung der Wohnungsnot.
Nach den Liſten, des Wohmngsamtes ſind hier noch 1932 Familien ohne
Wohnung. Falls nicht ſtärker als bisher in jedem Jahre gebaut wer=
den
ſollte, werden jedes Jahr 400 weitere Wohnungen nötig werden.
Bürgermeiſter Weil hat nun im Auftrage der Stadtverwaltung einen
Plan ausgearbeitet, wie man nach ſeiner Anſicht bis zum Jahre 1932
der Wohnungsnot Herr werden könnte. Zunächſt müßte, um ſpäter
das Bauunternehmertum wieder zum Bauen anzureizen, bis zum
Jahre 1932 die Wohnungsmiete auf 160 Prozent der Friedensmiete ge=
bracht
werden. Da ſie am 1. Oktoben auf 120 v. H. ſteigt, müßte in den
Jahren 1928 bis 1931 je ein Zehntel zugeſetzt werden. Nach den Be=
rechnungen
des Bürgormeiſters wäre die Wohnungsnot im Jahre 1932
beſeitigt, wenn bis dahin 3360 Wohnungen errichtet werden könnten.
Um dieſe Wohnungen zu bauen, brauchte die Stadt keinen weiteren
Grund und Boden zu erwerben, da 60 v. H. der Gemarkung in ihrem
Beſitz ſind. Die 3360 Wohnungen würden die Stadt 23 257 000 Mark
koſten. Die Stadt wäre im Jahre 1932 jedoch nur mit rund 19,5 Mil=
lionen
Mark belaſtet, da von den zinsfreien Darlehen, das jeder Bau=
herr
erhält, ſofort getilgt werden muß. Im Jahre 1941 wäre die ge=
ſamte
Baulaſt getilgt, und die Sonderſteuer könnte wegfallen. Die
Geſamtzahl der Wohnungen in Offenbach einſchließlich Bürgel beträgt
gegenwärtig 21 961, worunter ſich 7970 Bweizimmer= 8993 Dreizimmer=
und 2279 Vierzimmerwohnungen befinden. Die Geſamtfriedensmiete
dieſer 2 961 Wohnungen iſt mit 10 205 000 Mark anzunehmen. Es
wird hier ein Plan enwickelt, der nicht ſo ohne weiteres von der Hand
zu weiſen iſt. Immerhin wird man ihm aber mit der nötigen Zurück=
haltung
gegenüberſtehen müſſen, wenn man an verantwortlicher Stelle
mitzuarbeiten hat, da in Hausbeſitzerkreiſen bezweifelt wird, ob wirk=
lich
noch 1932 Wohnungen fehlen.
* Offenbach, 28. Mai. Die Geſamtzahl der Arbeits=
loſen
iſt hier in der Zeit vom 6. bis 20. Mai erfreulicherweiſe von
12 179 auf 11 536 zurückgegangen. Der Rückgang beträgt alſo 613. Beim
männlichen Geſchlecht iſt der Rückgang noch größer, da die Zahl der weib=
lichen
Arbeitsloſen gleichzeitig von 3512 auf 3565 geſtiegen iſt. Auffallend
iſt auch, daß die Arbeitsloſen im Baugewerbe von 372 auf 403 geſtiegen
ſind. Der Rückgang iſt bei den Metallavbeitern, den Portefeuillern und
den ungelernten Arbeitern am ſtärkſten. Eine ſehr bedauerliche Er=
ſcheinung
bleibt, daß ältere Arbeiter ſo lange keine Ausſicht auf Arbeit
zu haben ſcheinen, als noch Arbeitsmangel beſteht.
* Aus dem Kreiſe Offenbach, B8. Mai. Für die Landgemeinden unſe=
res
Kreiſes iſt eine einheitliche Vergnügungsſteuerordnung
erlaſſen worden, die ſofort in Kraft tritt. Es dürfte beſonders zu er=
wähnen
ſein, daß zu den ſteuerpflichtigen Vergnügungen auch Rundfunk=
empfangsanlagen
gerechnet werden. Die Annahme einer Vergnügung
im Sinne der Steuerordnung wird nicht dadurch ausgeſchloſſen, daß die
Veranſtaltung gleichzeitig auch erbauenden oder belehrenden oder ſolchen
Zwecken dient, die nicht als Vergnügung anzuſprechen ſind. Es befreit
auch nicht von der Steuer, daß der Unternehmer nicht die Abſicht hatte,
eine Vergnügung zu veranſtalten. Steuerfrei ſind Veranſtaltungen für
unterrichtliche und mildtätige Zwecke, für die Jugendpflege und Leibes=
übung
, für die Kunſtpflege oder auch die Wehrmacht. Häusliche Veran=
ſtaltungen
ſind ebenfalls ſteuerfrei. Dabei gelten Vereinsräume nicht
als Wohnräume. Die Steuer kann als Karten= als Pauſch= oder als
Sonderſteuer von der Roheinnahme erhoben werden. Für Maskenbälle
iſt ein Hundertſatz von 40, für Tanzbeluſtigungen ein ſolcher von 30 und
für die übrigen Veranſtaltung der Satz von 20 des Eintrittsgeldes ange=
ſetzt
.
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[ ][  ][ ]

Nummer 148

Sonntag, den 29 Mai 1927

Geite 11

Rheinheſſen.

Der G
blick über die R

f. Finthen, B. Mai. Ein bedauernswerter Unfall ereignete ſich am
DDonnerstag mittag an der Ecke von Budenheimer= und Bahnhofſtraße.
EEin Mädchen, das mit dem Rad um die Ecke fahren wollte, ſtieß mit
einem aus entgegengeſetzter Richtung kommenden Radfahrer zuſammen
md erlitt einen Felgenbruch.
k. Nieder=Saulheim, 28. Mai. Der plötzliche Froſt, der ſich vor
Siniger Zeit bemerkbar machte, hat in vielen Gemarkungen, in den Wein=
Sergen großen Schaden angerichtet. Auch in hieſiger Gemarkung ſind
Die Weinberge durch die Kälte ſtark zu Schaden gekommen. Wenn das
Salte Wetter weiter anhält, iſt wenig Ausſicht auf einen guten
Frnteertrag.
f. Nieder=Saulheim, 28. Mai. In letzter Zeit iſt in Zeitungen und
FFachblättern viel von einer elektriſchen Düngung dei Nede ge=
rweſen
. Ein hieſiger Eiſenbahner ließ ſich einen elektriſchen Dünge=
mpparat
in ſeinem Weinberg, in der Galgengewann, anlegen. Jedoch
ſt der Erfolg noch abzuwarten. Lohnt ſich die elektriſche Düngung, ſo
wird ſie bald allgemeine Verwendung finden.
bg. Frei=Weinheim, 25. Mai. An dem durch keine Schranke ge=
ſchützten
Uebergang der Selztalbahn über die Straße IngelheimFrei=
Weinheim kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen einem Zug und
Sinem Auto. Der Führer des Wagens bemerkte anſcheinend den heran=
miahenden
Zug nicht, konnte aber noch dicht vor den Schienen ſeinen
WWagen zum Halten bringen. Da auch der Lokomotiführer ſtark bremſte
eund den Zug dadurch gerade auf dem Uebergang zum Stehen brachte,
Tamen die Inſaſſen des Autos, das am Vorderteil beſchädigt wurde,
mnit leichten Schnittwunden davon.
f. Gau=Algesheim, 26. Mai. Am letzten Sonntag fand die Ein=
zwveihung
der hieſigen evangeliſchen Kirche ſtatt. Erſchienen
varen Herr Prälat D. Dr. Diehl=Darmſtadt und Pfavrer Germer=
SBingen, die beide Neden hielten, worin ſie auf die Bedeutung dieſes
TTages hinwieſen. Auch der Gründer der Gemeinde, Herr Prof.=Theol.
Engel=Mainz war anweſend. Die Bevölkerung, evangeliſch wie katho=
Tiſch, brachte der Einweihung durch Flaggenſchmuck ihr Intereſſe ent=
wegen
.
Oberheſſen.
* Bad=Nanheim, 28. Mai. Für die zahlreichen Gäſte, die, wie in
Fedem Jahre, Bad=Nauheim während der Pfingſttage beſuchen, wird eine
Geſondere Kurkarte zum Preiſe von 5 Mk. ausgegeben, die vom 4. bis
rinſchließlich 9. Juni Gültigkeit hat. Dieſe Karten berechtigen zum
Freien Beſuche des Kurhauſes und der Konzerte des ſtaatlichen Kur=
wrcheſters
. Für die Benutzung der Kurmittel gelten für dieſe Karten die
agleichen Rechte wie für die allgemeinen Kurkarten.
* Gießen, 28. Mai. Durch den Zuſammenſtoß eines Autos
mit einem Motorrad ereignete ſich Ecke Goethe= und Ludwigſtraße ein
Eſchweres Unglück. Kaufmann Otto Jung, der bei der Firma Geiße be=
ſchäftigt
iſt, wollte ſich abends nach Garbenteich begeben. Die Lud=
Svigſtraße herauf kam im ſauſenden Tempo und angeblich ohne Signal
mu geben der Kraftfahrer Schmall. Das Auto erfaßte das Motorrad.
Jung wurde 9 Meter weit über den Fußſteig geſchleudert und das
Motorrad von dem Auto noch 19 Meter mitgeſchleift. Jung wurde von
Dem Autofahrer Schmall in ſchwer verletztem Zuſtande in die Klinik
gebracht. Der hieſige Marineverein begeht als einer der älte=
fſten
Heſſens an den Pfingſttagen ſein 35jähriges Stiftungsfeſt. Es wer=
den
hierzu Abordnungen der Marinevereine aus verſchiedenen Gegenden
Deutſchlands eintreffen. Gleichzeitig mit der Feier wird das neue
Wootshaus hinter der Margaretenhütte eingeweiht, die Taufe dreier
Boote vorgenommen und eine Gedenktafel zu Ehren der Gefallenen
enthüllt. Einen ſehr wichtigen Münzfund machten in dem
benachbarten preußiſchen Orte Bonbaden die Handwerker bei dem Umbau
eines alten Bauernhauſes. Unter dem Kellerboden gruben ſie einen
alten Steinkrug hervor, der mit Münzen aus dem 17. und 18. Jahr=
hundert
gefüllt war. Darunter befinden ſich Goldmünzen aus der Zeit
Ludwigs XIV Frankfurter Silbertaler von 1693 mit eliptiſcher
Prägung, ferner Silbevmünzen von über 4 Zentimeter Durchmeſſer mit
dem Kopfe Ludwigs XIV. aus den Jahren 1726 bis 1747. Verſchiedene
franz. Münzen zeigen einen gepanzerten Soldaten mit Schwert und Blitz=
bündel
. Man darf wohl annehmen, daß der damalige Hausbewohner
während der Kriege der franzöſiſchen Revolution und der Befreiungs=
kriege
ſeine Barſchaft vor Franzoſen und Ruſſen im Kellerboden ver=
graben
hat. Sämtliche Münzſtücke ſind gut erhalten. Groß=
feuer
brach am Mittwoch früh 3 Uhr in dem am nahen Dünsberg
gelegenen Oxte Frankenbach aus. Das Anweſen des Landwirts Chriſt.

Rink und des Landwirts Ludwig Görlach brannten nieder, Scheune und
Stallungen der Landwirte W. Läufer und P. Schneider wurden eben=
falls
mit ſämtlichen Vorräten vernichtet. Nur mit ſehr großer Mühe
gelang es, die Viehbeſtände aus den brennenden Gehöften zu retten.
WSN. Gießen, B8. Mai. Bei der Rettung ſeines Hun=
des
torgefahren. In dem benachbarten Dorfe Grüningen er=
eignete
ſich am Freitag morgen gegen 7 Uhr ein ſchwerer Unglücksfall,
Der 44 Jahre alte, verheiratete Landwirt Karl Friedrich Schäfer,
Vater von drei unmündigen Kindern, wollte ſeinen jungen Hund, der
aus dem Bauernhof auf die Straße gelaufen war, vor dem Ueberfahren=
werden
durch einen großen Kraftomnibus ſchützen. Er geriet dabei dem
Autobus zu nahe, wurde zu Boden geriſſen und von den Hinterrädern
ſo ſchwer über die Bruſt gefahren, daß der Tod des Bedauerns=
werten
wenige Minuten darauf eintrat. Während der Mann ſein Leben
um ſeinen Hund dahingab, kam das junge Tier heil davon.
* Grünberg, 28. Mai. Bei der Hauptverſammlung der hieſigen
Bezirksſparkaſſe waren 35 Gemeinden vertreten, es fehlten noch fünf.
Das Kreisamt Gießen, als Aufſichtsbehörde, war vertreten durch Reg.=
Aſſeſſor Dr. Krüger. Aus dem vorgetragenen Jahresbericht des abge=
laufenen
Geſchäftsjahres geht hervor, daß die Entwicklung der Kaſſe als
recht günſtig zu betrachten iſt. Die Spareinlagen ſind geſtiegen von 954
Konten mit einem Beſtande von 343 864 RM. auf 1267 Konten mit
598 712 RM. Die Einzahlungen auf Spareinlagen betrugen einſchl. der
kapitaliſierten Zinſen 390 841 RM., welchen an Rückzahlungen 135 992
Reichsmark gegenüberſtehen. Die Spareinlagen verteilen ſich auf
1267 Sparbücher. Die von der Kaſſe eingerichteten 13 Schulſparkaſſen
weiſen einen Geſamtbeſtand von 9705 RM. auf. Im Kontokorrentver=
kehr
hielt der rege Geſchäftsverkehr an. Auf 249 Konten kommt ein
Guthaben der Kunden von 115 589 RM., bzw. eine Schuld der Kunden
von 234 375 RM. Im Darlehnsverkehr konnte die Kaſſe das Hypo=
thekengeſchäft
wieder mehr pflegen. Der Geſamtbeſtand an angelegten
Hypotheken überſteigt 50 Prozent der Spareinlagen. Die Kaſſe war in
der Lage, ſämtlichen Darlehnsgeſuchen zu entſprechen. Die Geſamtzahl
der Darlehen ſtieg von 459 Poſten mit 252 351 RM. auf 572 Poſten mit
522 140 RMM. Am Ende des Jahres waren ausgeliehen: Gegen
Hypotheken 111 Poſten mit 194 109 RM., an Gemeinden uſw. 40 Poſten
mit 184 138 RM., an Private gegen Schuldſchein 421 Poſten mit
143 893 RM. Der Beſtand an Wechſeln betrug 21 426 RM. Der Rein=
gewinn
beträgt nach Abſchreibung der Mobilien 8300 RM. und iſt in
voller Höhe der Sicherheitsrücklage zugeſchrieben, deren Geſamthöhe
jetzt 53 503 RM. beträgt. Die Kaſſe vermittelt 637 Aufwertungsanträge
mit einem Nennwert von 2 807 900 RM. Im neuen Geſchäftsjahr iſt
der Geſchäftsgang recht gmüſtig. Die Einlagen erhöhten ſich bis 1. 5.
1927 um 155 791 RM. auf 754 503 RM. Die Guthaben der Kunden im
Kontokorrenwerkehr betrugen am 1. 5. 1927 141 720 RM. Hierdurch
iſt die Kaſſe imſtande unter günſtigen Bedingungen Darlehen, beſon=
ders
Hypothekendarlehen, zu gewähren. Die Zinsſpanne für Einlagen=
und Darlehenszinſen beträgt 2 Prozent. Die Zinſen für Darlehen
werden vom 1. 7. 1927 1 Prozent herabgeſetzt. Außerdem enthält der
Jahresbericht die vorgenommenen Reviſionen, Beiträge zu den Schul=
büchereien
u. a. m.
* Alsfeld, 98. Mai. Mit der Verſchönerung des Stadt=
bildes
und der Erhaltung der altertümlichen Bauwerke beſchäftigte
ſich die geſtrige Stadtverordnetenſitzung. Die Dungſtätten innerhalb der
Teppiche-Gardinen- Linoleum
Sind Artikel, die, einmal angeschatt,
jahrelang halten müssen. Um den
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Straße ſollen nach Möglichkeit beſeitigt werden. Gebäude in der offenen
Bauweiſe kollen einen Abſtand voneinander von mindeſtens 6 Metern
haben. Das neue ſtädtiſche Schwimmbad ſoll am 2. Pfingſttag im Bei=
ſein
der Schwimmabteilung des Turngaues Heſſen eingeweiht werden.
Zur Herſtellung des Werbefilms von Stadt und Kreis Alsfeld wurde
ein Beitrag bewilligt. Der Kreisziegenzuchtverein erhielt zu ſeinem
25jährigen Jubiläum ein Geſchenk. Der Vorſchußverein blickt auf
ſein 65. Geſchäftsjahr zurück. Der Jahresgewinn betrug 14 375 Mark,
die Spareinlage 214 106 Mark, die Mitgliederzahl 1190.
s. Aus Oberheſſen, 27. Mai. Durch Vereinbarung des Landwirt=
ſchaftskammerausſchuſſes
für Oberheſſen und der Bürgermeiſterei findet
in Schotten am 7. Juni ein Prämienmarkt ſtatt. Prämiiert
werden Vogelsberger und heſſ. Fleckvieh, und zwar Tiere, die nicht
ins Herdbuch eingetragen, doch müſſen ſie Eigentum eines oberheſſiſchen
Landwirts ſein. An Prämiierungsmitteln ſtehen etwa 700 Mark zur
Verfügung. Am 14. Juni, anſchließend an das altbekannte Ausſchuß=
feſt
an den zwei vorangehenden Tagen, findet in Laubach ebenfalls
ein Prämienmarkt ſtatt. Zugelaſſen ſind heſſ. Fleckvieh und
Vogelsberger, ferner weiße Saanenziegen; die Tiere brauchen nicht ins
Herdbuch eingetragen zu ſein. An Prämiierungsmitteln ſtehen 1005) Mk.
zur Verfügung. Bei entſprechender Beteiligung hält der Landwirt=
ſchaftskammerausſchuß
im Anſchluß an die Prämiierung eine Zuchtvieh=
verſteigerung
ab.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenttlchungen unter dieſer Ueberſchriſt übernimmt die Redaltlen keineriei Dor=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umſange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückselandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Könnte die Poſtbehörde nicht auch außerhalb ihrer Räume, etwa
in den Räumen der Banken, Automaten mit Poſtwertzeichen aufſtellen?
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. DieBeantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit.
Alte Eltern. An das Reichsarbeitsminiſterium in Berlin.
E. 500. 1. Eine Eheberedung unter der Herrſchaft des Katzenellen=
bogener
Landrechts iſt heute noch rechtsgiltig. Nur ſind, da es ſich um
eine Errungenſchaftsgemeinſchaft handelt, im heſſiſchen Ausführungs=
geſetze
zum BGB. Ueberleitungsbeſtimmungen zum neuen Rechte ent=
halten
. Ein Vertrag, der giltig zuſtande gebdmmen iſt kann niemals
durch ein ſpäteres Geſetz ungültig gemacht werden. 2. Die Frage kann
nur beantwortet werden, wenn der genaue Wortlaut der Polizeibeſtim=
mungen
bekanntgegeben iſt.
H. hier. Am beſten ziehen Sie einen ſachverſtändigen Maurer=
meiſter
zu, der die von Ihnen gerügten Mängel feſtſtellt. Dann fordern
Sie den Vermieter ſchriftlich auf, den näher zu bezeichnenden
Mängeln binnen Friſt von 2 Wochen abzuhelfen. Verſtreicht dieſe Friſt
fruchtlos, ſo laſſen Sie die Reparaturen durch den Maurermeiſter
machen und ziehen die Koſten desſelben am Mietzins ab.
A. Z. 100. Nach Art. 30, IV des Verſicherungsgeſetzes für gemeind=
liche
Beamte in der Faſſung der Bekanntmachung vom 18. Oktober 1923
haben die Hinterbliebenen für die Zeit des Weiterbezuges des Ruhe=
gehalts
keinen Anſpruch auf Witwen= oder Waiſengeld. Bei Hinter=
laſſung
einer Witwe oder ehelicher Nachkommen durch den Ruhegehalts=
empfänger
wird den Hinterbliebenen der Ruhegehalt noch für das auf
den Sterbemonat folgende Vierteljahr ausbezahlt. Das Witwengeld iſt
in den Art. 31 ff. geregelt. Das Witwengeld beträgt vom 1. Januar
1923 an 60 Prozent des Ruhegehaltes, den zu beziehen der Verſtorbene
berechtigt war oder berechtigt geweſen ſein würde, wenn er am Todes=
tag
in den Ruheſtand verſetzt worden wäre. Altersrente ſteht
Ihnen nicht zu. Nach der Reichsverſicherungsordnung erhält Witwen=
rente
nach dem Tode des verſicherten Mannes die Witwe, die das
Alter von 65 Jahren vollendet hat oder infolge von Krankheit oder
anderen Gebrechen dauernd Invalide iſt.
K. 20. Wenn es als eigenhändiges Teſtament in der von uns an
dieſer Stelle oft geſchilderten Form (eigenhändig im ganzen Wortlaut)
geſchrieben und mit richtigem Datum der Errichtung und des Ortes
Darmſtadt, am . . Mai 1927 verſehen) abgefaßt iſt, iſt eine Beglau=
bigung
nicht nötig.
G. M. hier. Die Adreſſe iſt: Henry Ford in Detroit, U. St. of
North=Amerika.

22 Jahre Magenleiden!

Herr Johann Kos=
lowski
berichtet: Ich
bin 57 Jahre alt und
ſchon über 20 Jahre
magenleidend wegen zu=
viel
Säure. Ich konnte
* nicht mehr arbeiten und
habe ſchon alles Mög=
liche
verſucht, aber ohne
Erfolg. Aber Gott ſei
Dank! So ein gutes Mit=
tel
wie Ihre Schwarz=
wälder
Fribetti=Tabletten und =Tee habe ich in
meinem Leben noch nicht gehabt. Die zuviel
Magenſäure ſchwindet davon wie Schatten vor
der Sonne. Ihr Fribetti hat mir wunderbar
geholfen.
Herr Friedrich Engels, Herrenmaßgeſchäft:
Ich bitte heute nochmals um Zuſendung von
3 Packungen Fribetti. Es iſt mir beſonders
daran gelegen, Genanntes zu bekommen, weil
das Mittel bei einem ſehr ſchweren, alten
Magenleiden (Säure) hervorragend geholfen hat.
Meine Anfälle, furchtbaren Kopfſchmerzen, ſpäter.

hin Erbrechen einer fauren, ätzenden Flüſſigkeit
wiederholten ſich jahrelang durchſchnittlich einmal
wöchentlich, zeitweiſe noch öfters. Alle Mittel
und Diäthalten nützten nichts. Nachdem ich Ihr
Fribetti faſt 2 Monate gebrauche, habe ich in der
ganzen Zeit zwei kaum merkbare Anfälle gehabt,
trotzdem ich beſſer und reichlicher eſſe. Mein Aus=
ſehen
hat ſich verblüffend gebeſſert. Früher
frugen mich die Kunden erſchrocken, ob ich krank
ſei, heute äußern ſie ſich erſtaunt über mein
friſches, gutes Ausſehen Aehnliche Anerken=
nungen
liegen maſſenhaft vor.
Beachten Sie alſo bitte: Saures Aufſtoßen,
Sodbrennen verbunden mit Blähung und Druck
in der Magengegend, Neigung zum Erbrechen
haben, faſt immer ihre Urſache in zu großem
Salzſäuregehalt des Magens, der die vollkommene
Verdauung verhindert und zu Speiſegärung An=
laß
gibt. So wird alles, was man ißt, im Magen
ſauer, genau ſo, wie der Abfall im Blechbehälter
ſauer wird und Flüſſigkeit und Gaſe bildet.
Nehmen Sie Schwarzwälder Fribetti, das den
Säuregehalt neutraliſiert, die Magennerven be=
ruhigt
, kräftigt und das Blut reinigt. Machen

Sie einen Verſuch, Sie werden den Unterſchied
in einigen Tagen merken. Energie, Kraft und
Lebensmut kehren wieder und das Leben wird
Ihnen wieder etwas wert erſcheinen, einfach, weil
Sie eſſen können, ohne ſich vor den Nachwir=
kungen
fürchten zu müſſen. Ihr Magen arbeitet
wieder ſo, wie die Natur es haben will.
Garantie: Sind Sie mit dem Erfolg innerhalb
20 Tagen nicht zufrieden ſenden Sie den Reſt
des Paketes zurück und Sie erhalten Ihr Geld
wieder.
Eine Packung Fribetti beſteht aus Tabletten
und Tee und koſtet 3.30. Es gibt auch Kur=
packungen
zu 6.60 und Verſuchspackungen zu
2.80. Proſpekt gratis an jedermann. Dieſes
enthält viele Dankſchreiben mit voller Adreſſen=
angabe
.
Beſtelladreſſe: Schwarzwälder Heilmittel= Zen=
trale
in Freiburg I. 85 (Breisgau), Ober=
linden
13. Die Zuſendung erfolgt durch unſere
Verſand=Apotheke.
(Rp. Tabletten aus Pulv. Carp.; Tee aus
Rad. Val.)
II Ka/3859

32 J, Chriſt, akad
gebildet, wohne in
meiner Villa in ſchö=
ner
Gegend, wünſche
behufs Heirat gebild
Frl kennen z. lerneu,
Mein Vermögen ſich.
auch ohne Mitgift ein
ideales Eheleben. Zu=
ſchriften
unter Ideal=
gatte
an die Geſchſt
ds. Bl. (Poſtlag. aus=
geſchloſſen
). (1V 7728

Pfingſtwunſch.
Geb. Frl., Geſchäfts=
tochter
, 30 Jahre,
groß, ſchlank, mit
Ausſt. u. ſpät. Ver=
mögen
, wünſcht ſich
mit geb., Herrn ent=
ſprechend
. Alters und!
etw. Verm. gl. zu
verh. Einh. n. aus=
geſchl
. Ang. u. H120
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Walter Schalſcha
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Ihre am 30. Mai, nachmittags
3 Uhr, in der Stadtkapelle statt-
findende
Trauung beehren sich
ergebenst anzuzeigen
FI. Möser, Architekt
u. Frau Betty, geb. Gerbig
Darmstadt, Heidelbergerstr. 72.
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erlöſt.
Darmſiadt, den 25. Mai 1927.
(14116
Namens der Hinterbliebenen
in tiefſter Trauer:
Georg Mierendorff
Dr. Carl Mierendorff.
Die Einäſcherung hat in Heidelberg in aller Stille ſtattgefunden.

Erfolgreichstes
Heilverfahren!

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Erna Feinstein
Reinhart Kurtz
Verlobte (14415
Darmstadt, 29. Mai 1927.
Riedlingerstr. 17 Pädagogstr. 2

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
liebe Frau, unſere herzensgute, treuſorgende Mutter,
Großmutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau Regina Knörzer
geb. Gehbauer
nach langem ſchweren, mit großer Geduld ertragenem
Leiden heute morgen 1½ Uhr im 70. Lebensjahre zu
ſich in die Epigkeit zu ufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Knörzer.
Darmſtadt, Bern, den 28. Mai 1927.
(14422
Die Beerdigung findet am Montag den 30. Mai,
nachmittags 4 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Freunden und Bekannten ſtatt
jeder beſonderen Anzeige die
ſchmerzliche Nachricht, daß mir
heute meine treue Schweſter

Emma

nach jahrelangem, tieferem Leiden
im 68. Lebensjahr durch einen
unerwartetenTod entriſſen wurde
In herbem Schmerze bittet
um ſtille Teilnahme.

Anna Jung.

Darmſtadt, den 27.
Wienerſtr. 78.

Mai 1927
goss

Der treuſte Freund und Führer meines Lebens, mein
über alles geliebter Mann, der
Oberregierungsrat
Hermann Faul
wurde mir nach 16 Jahren tiefſten Verſtehens nach kurzer,
ſchwerer Krankheit genommen.
In namenloſem Schmerz
Aſtrid Faul
geb. Baehr.
Am Himmelfahrtstag 1927.

(8873

Die Grablegung findet Montag,
den 30. Mai, nachmittags 8 Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.
Bon Beileidsbeſuchen bitte ich ab=
ſehen
zu wollen.

e
Für die uns anläßlich unſerer
Silberhochzeit überwieſenen Auf=
merkſamkeiten
ſagen wir allen
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
unſeren herzlichſtien Dank.
Ad. Schuchmann
Bauuniernehmer.
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und Frau.

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Nummer 148

Sonntag, den 29. Mai 1927

Seite 13

Nichts iſt wahr und alles erlaubt
Novelle von Benito Muſſolini.
Deutſch von Theodor Lücke.
(Nachdruck verboten.)
Vorwärts, Kutſcher! rief ich. Fahren Sie mich in die
Gärten!
Der Wagen hielt mitten auf der Allee, neben einem mit
welkem Laub bedeckten Teich. Er ging auf zwölf Uhr. Ich
ſchritt langſam hügelan, einer Höhe zu, von der aus man die
ganze Stadt überblickte. Ein dumpfes, vielſtimmiges Brauſen
drang aus den fernen Straßen an mein Ohr. Die Glocken be=
gannen
zu läuten; die Sirenen der Fabriken in der Runde zer=
riſſen
die Luft mit ihrem Pfiff, der beim Verklingen an das
klägliche Geſchrei eines verliebten Eſels erinnerte. Ein frohes
Rauſchen huſchte über die Baumkronen im Park, die ihre gelben
Blätter mit dem Wind entflattern ließen, als hätte eine unſicht=
bare
Hand ſie geſtreift; ein leiſes Summen ging durch die rie=
ſige
metalliſche Spinnwebe, die über das Dächermeer ausgebrei=
tet
iſt. Die Stadt bedeutete ihre Einwohner, ihr Tagewerk eine
Weile ruhen zu laſſen, um der Maſchine friſche Nahrung zuzu=
führen
.
Ja, es iſt ſeltſam: Ich eine Beamtenſeele bin manch=
mal
auch ein Dichter. Ich könnte ſchimpflicher Weiſe auch den
Muſen dienen; und ich vererbe der Nachwelt nur deshalb keine
Proben meiner Dichtungen, weil ich nicht mit tiefgründigen
Kommentaren von den Literaturprofeſſoren der Zukunft beehrt
werden möchte.
Die Abendzeitungen ſtellten meine perſönliche Eitelkeit auf
eine harte Probe. Meine Grabrede am Vormittag war in ihnen
nur ganz nebenbei erwähnt. Die Familie Neretti dankte mir
mit einer kurzen Anzeige in der fünften Spalte. Und ich hatte
mit einem perſönlichen Dankſchreiben gerechnet.
Mein Freund, der Maler Ardevi, beglückwünſchte mich mit
einer hämiſchen Anfpielung auf ſein Gemälde und meine Rede:
Der Frevel ſcheint in der Luft zu liegen dieſes Jahr!
Und zwei Tage darauf bekam ich einen Brief von Lydia. Er
enthielt nur ein einziges Wort: Schamloſer!
Daraufhin entſchloß ich mich, das Geheimnis des Selbſtmör=
ders
zu enthüllen. Ich ſchloß mich in mein Zimmer ein und
zündete zwei Kerzen an, als gelte es eine feierliche Teſtaments=
eröffnung
. Darauf trennte ich ganz, ganz ſachte das Kuvert auf,
mich an dem leiſen Raſcheln des Papiers freuend. Der Text
lautete:
Herr Kommiſſar!
Der Grund, der mich zum Selbſtmord zwingt, iſt das Ver=
halten
meiner Frau. Ich würde ſie ſonſt nämlich eines Tages
zuſammen mit dem Mann, mit dem ſie mich betrügt, um=
bringen
. Es iſt dies ein Konkurrent von mir an der Börſe.
Ich ziehe den freiwilligen Tod einem Morde und der Schande
vor. Sie können alſo, wenn Sie es für richtig halten, alle Ge=
rüchte
dementieren, die mein Ende mit finanziellen Schwierig=
keiten
in Zuſammenhang bringen.
Dienstag, den 14. November, 6 Uhr nachmittags.
Giorigio Neretti, Reder.
Dieſer Brief war niederſchmetternd. Ich kann heute un=
möglich
mit unzulänglichen Worten die Fülle von Eindrücken auf
dem Papier wiedergeben, die jene wenigen Zeilen in meiner
Bruſt auslöſten. Ich entſinne mich nur noch, daß ich eine der
beiden Kerzen ausblies und ſorgfältig die Schrift des Selbſt=

mörders prüfte. Nach eingehender Unterſuchung kam ich ſchließ=
lich
nun auch mit der Anſicht des Verſtorbenen vertraut zu
dem Ergebnis, daß der Grund zu ſeiner plötzlichen Geiſtesgeſtört=
heit
und dem Sprung aus dem Fenſter in dem recht bunten Ehe=
idyll
ſeiner Frau Gemahlin zu ſuchen war. Doch das war
ſchließlich ja nichts Neues! Was mich wie ein Blitz aus heiterem
Himmel traf, mich empörte, mich in raſende Eiferſucht und quä=
lende
Zweifel ſtürzte, war die zweite Entdeckung. Nicht meinet=
wegen
war Herr Giorgia Neretti alſo in den Tod gegangen, ſon=
dern
wegen eines anderen; und das Schriftſtück hier vor mir auf
dem Tiſch bewies mir Schwarz auf Weiß, daß ich einen Neben=
buhler
hatte. Eine unvorhergeſehene Verwandlung des Ehe=
vielecks
: Aus dem Dreieck war plötzlich ein Viereck geworden!
Kurios war dieſe letzte Erklärung des Selbſtmörders!
Was iſt dabei, wenn die Oeffentlichkeit von meiner unglück=
lichen
Ehe erfährt? Wenn ſie nur nicht behauptet, ich habe vor
dem Bankerott geſtanden! Betrogen! das mag hingehn;
doch nimmermehr: Bankerott! Ein philoſophiſches Eſſay
über die Zahlungsfähigkeit!
Ich las den Brief noch einmal durch, ließ meinen Blick noch
einmal über die zehn Zeilen auf dem vorgedruckten Geſchäfts=
formular
gleiten; dann legte ich das wunderliche Schriftſtück
weg, das mir ſo weitgehend Aufſchluß gegeben hatte über die
geiſtige Beſchränktheit eines Menſchen. Ich kannte mich nicht
mehr vor Wut. In einer jähen Anwandlung von Haß gegen das
ganze weibliche Geſchlecht ſuchte ich mich an höhniſchen Ueber=
legungen
ſchadlos zu halten. O die Tiefe der weiblichen
Liebe! Hat das Weib denn überhaupt eine Seele? Nein, und
nochmals nein! Hat ſie dich erſt mit einem betrogen, ſo betrügt
ſie dich auch mit zwei, mit zehn, mit tauſend . Die Frage
nach dem Wie oft? iſt nebenſächlich auf der Liebesſchaukel
wie der Pariſer witzig ſagt. Und ich ich hatte micht gefreut,
daß Lydias Gatte ſo vorſchriftsmäßig in der Verſenkung ver=
ſchwunden
war; in der Hoffnung, ich ſei der einzige Hahn im
Korbe. Heißt das nicht die Naivität auf die Spitze treiben?
frage ich. Wan endlich werden wir Männer einmal nicht mehr
die gefährlichen Narren unſerer erotiſchen Beziehungen ſein?
Ich mußte im Rauſch Vergeſſen finden. Ich beſchloß, noch
auszugehen. Meine Mutter hatte ſich noch nicht hingelegt und
fragte mich beſorgt, weshalb ich plötzlich mitten in der Nacht
noch fortgehen wolle.
Ich habe eine Verabredung, Mama. Eine wichtige Ver=
abredung
, die ich ganz vergeſſen hatte! Gute Nacht!
Meine Mutter ſchätzte mich ſehr, und meine Worte waren
ein Evangelium für ſie. Arme Frau!
In der Ediſonbar fand ich die Geſellſchaft, die ich ſuchte. Und
zum erſtenmal in meinem Leben ließ ich der Vernunft die Zügel
ſchießen. Der kalte Novembermorgen graute bereits, als ich
ſchließlich aufbrach und nach Hauſe ging. Vor dem Schlafen=
gehen
klingelte ich noch. Als das Dienſtmädchen eintrat und
mich in ſo kläglicher Verfaſſung vor ſich ſtehen ſah, öffnete es ſeine
Lippen zu einem erſtaunten: Oh! Ich brachte es mit einem
wütenden Blick zum Schweigen.
Geben Sie dieſen Brief um neun Uhr in der Bank beim
Direktor ab!"
Schon gut, Signore!
Ich ſchlief bis nachmittags um vier Uhr, und der Schlaf ſtellte
das ſeeliſche Gleichgewicht in meinem Innern wieder her. Mit
geröteten Augen und einem ſchweren Kopf ſtand ich auf. Ein
kaltes Bod beſeitigte die letzten Nachwirkungen der wüſten Nacht.
Ich trank eine Taſſe Tee mit meiner Mutter und betete dabei
einen ganzen Roſenkranz von Lügen mit dem ehrlichſten Geſicht
der Welt herunter, um mich vor ihr reinzuwaſchen.

Gegen Abend machte ich einen kleinen Spaziergang und ge=
langte
dabei unwillkürlich in die Via Sermide. Am Palazzo
Neretti waren alle Läden geſchloſſen. Ich betrachtete den Mörtel
an der Wand. Die Blutſpritzer waren immer noch zu ſehen.
Mich ſchauderte. Mir war, als ſähe ich den Selbſtmörder mit
ſeinen weißen, unheimlich aufgeriſſenen Augen wieder vor mir.
Einen Augenblick lang überlegte ich, ob ich nicht zu der Witwe
gehen und ſie um eine Erklärung bitten ſollte. Doch mir fehlte
der Mut dazu. Die Dämmerung hing düſter über dem Hof, und
tiefe, unendliche Stille lagerte feierlich und eiſig in der Runde.
Wieder packte mich der Dämon Eiferſucht. Wo war der
vierte? Und wer war es? Wer war Nerettis Konkurrent an
der Börſe und mein Nebenbuhler in der Liebe Lydias? Ich
mußte ihn finden, mußte ihn zum Zweikampf fordern, mußte ihm
die Spitze meines Degens in den Leib rennen und ſo zugleich
mich und den Toten rächen. Wieviele edle und ritterliche Taten
beſchloß ich nicht auszuführen, ſtolz dahintrabend auf dem Pega=
ſus
meiner heroiſchen vielleicht auch erotiſchen Begeiſterung!
Doch um den vierten im Bunde ausfindig zu machen,
galt es zunächſt, dem Dienſtmädchen im Hauſe Neretti die
Zunge zu löſen. Ich wartete einige Tage ſpäter am Eingang
der Markthalle auf ſie und erkundigte mich, wie es der gnädigen
Frau gehe. Das Mädchen ſah mich boshaft an und erwiderte
ſchnippiſch: Gut! Stammelnd ſuchte ich nach geeigneten
Worten. Vergeblich! Man muß bei den Herrn Wachtmeiſtern
in die Lehre gehen, will man erfahren, wie man am beſten ein
Geſpräch mit einem Dienſtmädchen anknüpft; manchmal ſchöpft
die durchtriebene Sippſchaft wegen nichts Verdacht!
Eine halbe Stunde ſpäter kam Menicotta mit hochgefüllten
Körben wieder aus der Halle.
Hör zu, Menicotta, ich muß dich in einer wichtigen An=
gelegenheit
ſprechen.
Das Mädchen riß erſtaunt über den vertraulichen Ton
meiner Stimme ſeine boshaften, kleinen Augen auf.
Ich möchte gerne etwas wiſſen Hat deine Herrin nicht
in letzter Zeit öfters Beſuch von einem Herrn bekommen
Nein nein Ich hab niemand geſehen ich
weiß nichts
Komm, Menicotta, ſag mir doch die Wahrheit es ſoll
nicht zu deinem Schaden ſein
Wenn ich Ihnen doch ſage: Ich weiß nichts
Weshalb läßt du mich ſo lange reden? Hier nimm und
ſag mir alles!
Ich drückte ihr einen Dukaten in die Hand. Das Mädchen
ſtellte den einen Korb auf den Boden, zog ein grünkariertes
Schnupftuch heraus, knotete den Dukaten ſorgfältig ein und ließ
ſich ſchließlich dazu herbei, aus der Schule zu plaudern.
Der Kapitän Enrico Naſtarini war drei= oder viermal bei
Frau Lydia; doch vor dem Tod des armen Neretti allerdings.
Danke, Menicotta.
Ich hatte Blut geleckt.
Am nächſten Abend ging ich in das Café zum Anker eine
Hafenkneipe. Ich fragte nach Herrn Naſtarini. Der Kellner
deutete auf einen mittelgroßen Mann mit blitzenden Augen unter
buſchigen Brauen, einem ſcharfgeſchnittenen, braungebrannten
Geſicht und breiten Schultern. Ich ſtellte ſofort Vergleiche an.
Möglich, daß er hübſcher war als ich; doch war er ſicher auch
älter. Ich ſah mich um. Lauter unbekannte Geſichter. Gegen
Mitternacht betrat ein entfernter Verwandter von mir die Kneipe.
Ich rief ihn an und erkundigte mich bei ihm nach Naſtarini, in=
dem
ich vorgab, ich habe geſchäftlich in der Bank mit ihm zu tun.
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Nummer 148

Sonntag den 20 Mai 1927

Geite 15

Reich und Ausland.

Das neue Oſtmark=Stadion in Frankfurt a. Oder.

Der Siernenhimmel im Juni.

Auf der TV. Muſikfachausſtellung
in Frankfurt a. M.
werden in den verſchiedenen Häuſern des umfang=
reichen
Ausſtellungsgeländes nicht weniger als vier
große Konzertorgeln zur Ausſtellung kommen. Die
führenden Firmen der Orgelbauinduſtrie, wie Stein=
mahyer
, Weigl, Walcker, Späth, haben den Einbau
von Inſtrumenten in Ausſicht genommen. Entgegen
den Einrichtungen der bisherigen drei Muſikfachaus=
ſtellungen
, bei denen die Raum= und Schallfragen un=
zureichend
gelöſt waren, bieten die zahlreichen und ge=
räumigen
Häuſer des Frankfurter Ausſtellungsge=
ländes
die Möglichkeit, bezüglich der Iſolierung der
einzelnen Räume alle berechtigten Wünſche der Muſik=
induſtrie
zu erfüllen.
Frankfurter Chronik.
Der Verein zur Abwehr des Antiſe=
mitismus
e. V. hält am Montag, den 30. Mai,
ſeine Jahrestagung in Frankfurt a. M. ab. Neben
einer Ausſchußſitzung und einer Mitgliederverſamm=
lung
am Nachmittag iſt für den Abend eine große
Kundgebung vor geladenen Gäſten geplant; es wer=
den
dort ſprechen: Der Vorſitzende des Vereins Herr
Reichsminiſter a. D. Dr. Ing. e. h. Gothein, Herr
Univerſitätsprofeſſor Geheimrat Dr. Walter Goetz=
Leipzig (Der Antiſemitismus im neuen Deutſchen
Reiche ſeit 1870), Herr Regierungsrat Dr. Alfons
Steiger (Der Antiſemitismus im Lichte des Chriſten=
tum
), Herr Rabbiner Dr. Salzberger (Abriß der
Geſchichte der Juden in Frankfurt a. Main).
Donnerstag abend gegen 9 Uhr fuhr der Gaswerks=
angeſtellte
Johann Sittig aus Nied, der in Be=
gleitung
mehrerer Freunde einer Beſichtigung des
Frankfurter Senders am Heiligenſtock beigewohnt
hatte, auf dem Rückweg in der Mainzerlandſtraße=
Ecke Wiesbadenerſtraße in ein Auto und wurde
überfahren. Er mußte mit einem Schädelbruch und
ſchweren inneren Verletzungen in ein Krankenhaus
eingeliefert werden, wo er inzwiſchen ſeinen Ver=
letzungen
erlegen iſt. In der Nacht zum 24. Mai
brachen unbekannte Diebe in einer Villa in der
Völckerſtraße ein, wobei ihnen maſſive amerikaniſche
Silberbeſtecke, Invalidenmarken und Bargeld in die
Hände fielen. Anſcheinend dieſelben Burſchen ver=
übten
dann in der Stettenſtraße morgens 5½ Uhr
einen Einbruch, wobei ſie 180 Mark Bargeld er=
beuteten
. Beim Verlaſſen des Hauſes wurden ſie von
dem Villenbeſitzer geſehen. In der Jahnſtraße
wurde kürzlich ein Wohnungseinbruch verübt und
Kleidungsſtücke, eine Uhr und Bargeld geſtohlen.
In den Nächten zum 20. und 21. Mai wurden im
Mittelweg zwei Wohnungseinbrüche verübt; ge=
ſtohlen
wurden zwei Pelzjacken und Silberſachen im
Werte von 2500 Mark.
Tragiſcher Unfall.
Mannheim. Am Freitag nachmittag fuhr in
Neckarau ein drei Jahre altes Mädchen mit einem
ſogenannten Holländer auf dem Gehweg der Neckar=
auer
Straße. Aus Unvorſichtigkeit geriet es mit
ſeinem Fahrzeug über den Bordſtein auf die Straße
und fiel zu Boden. Dabei kam das Kind direkt vor
das Hinterrad eines vorbeifahrenden Laſtwagens zu
liegen. Das Kind wurde überfahren und ſo ſchwer
verletzt, daß der Tod alsbald eintrat.
Auszeichnung eines zehnfachen Lebensretters.
Koblenz. In Benrath wurde dem Monteur
Ernſt Cziersky die Rettungsmedaille am Bande über=
reicht
. Der 34 Jahre alte Held hat ſeit 1920 zehn
Perſonen vom Tode des Ertrinkens gerettet. Einige
der Lebensrettungen erforderten faſt übermenſchliche
Alnſtrengungen und waren mit großer Lebensgefahr
verbunden.
Das Auto der Osnabrücker Straßenräuber
gefunden.
Wie aus Osnabrück gemeldet wird, iſt in Eyſtrup,
nahe Nienburg, der Kraftwagen, mit dem die Osna=
brücker
Räuber flohen, aufgefunden worden. Die
Räuber haben den Wagen ſtehen laſſen. Wohin ſie
ſich gewandt haben, iſt vorläufig noch ungeklärt.
Tragiſches Ende eines Familienausfluges.
Hockenheim. Bei einem Ausflug nach Baier=
tal
, Amt Wiesloch, verlor die Frau des Maurers
Jakobi die Herrſchaft über ihr Rad und ſauſte in
raſendem Tempo bergab. Ihr Mann fuhr ihr nach
und wollte ſie halten. Beide kamen aber zu Fall.
Während des Falls wurde das Rad des Mannes voll=
ſtändig
zertrümmert. Die Frau fiel mit dem Geſicht
ſo unglücklich auf einen am Straßenrand ſtehenden
Stein, daß ihr ſämtliche Zähne ausgeſchlagen, die
Naſe abgeſchlagen und das Stirnbein eingeſchlagen
wurde. Sie wurde in das Heidelberger Akademiſche
Krankenhaus überführt, wo ſie in bedenklichem Zu=
ſtand
darniederliegt.
Eine fönigliche Film ſchauſpielerin

Prinzeſſin Djavidan Hanoum,
die geſchiedene Gattin des Ex=Khediven. Abbas
Hilmi II. von Aegypten iſt als Filmſchauſpielerin
verpflichtet worden und wird demnächſt in einem
für ſie geſchriebenen orientaliſchen Film die Haupt=
rolle
ſpielen. Die zurzeit in Berlin weilende Prin=
zefſin
iſt eine große Schönheit. Sie iſt heute noch die
Univerſalerbin des ſehr reichen Ex=Khedwen, der ſeit
Jahren in Konſtantinopel reſidiert.

Blick auf die Zuſchauertribünen.
Dieſer Tage wird in Frankfurt a. d. O. eine vorbildlich gebaute Sportanlage, das neue Oſtmark=
Stadion, der Oeffentlichkeit übergeben werden. Anſchließend an das Stadion, durch eine Straße
getrennt, aber durch eine Ueberführung und eine Brücke doch verbunden, ſind zunächſt einige
große Uebungsplätze angeordnet, hinter denen noch eine kleine Kampfbahn, eine Radrennbahn
und neun Tennisplätze vorgeſehen ſind.

Die erſte Luft=Oroſchke.

Auf dem Dortmunder Flugplatz iſt von der Weſtfäliſchen Luftgeſellſchaft ein Flugzeug als Luft=
Droſchke eingeſtellt worden. Der Apparat, eine Fokker=Wulf=Maſchine, ſteht zu einem Kilometer=
preis
von 1,35 Mark für beliebige Fahrten zur Verfügung. Wenn das Unternehmen ſich als
rentabel erweiſt, werden in ſchneller Folge weitere Luft=Droſchken in Betrieb genommen.

Wieder Tornado=Kataſtrophe in Amerika.

So hat der Sturmwind in Arkanſas gewütet.
Die Trümmer des zwiſchen den Städten Hockie. Die Ortſchaft Poplar Bluff, die in weniger
und Franzisko verkehrenden Perſonenzuges, der als fünf Minuten verwüſtet wurde. Dem
durch den Sturm aus den Schienen gehoben, um= Tornado hielt kein Haus, ſo ſtark es auch
geworfen und vollkommen zertrümmert wurde.
gebaut ſein mochte, ſtand.
Von einem furchtbaren Tornado iſt jetzt wieder der nordamerikaniſche Staat Arkanſas heim=
geſucht
worden, deſſen Bevölkerung auch unter der Miſſiſſippi=Ueberſchwemmung ſtark zu leiden
hat. Der Sturm hat in kurzer Zeit annähernd 8000 Perſonen obdachlos gemacht.

Scharfe Maßnahmen gegen die Zigeunerplage
in der Tſchechoſlowakei.
* Prag. Die dem Parlament unterbreitete Vor=
lage
zur Bekämpfung der Zigeunerplage enthält ſehr
ſtrenge Maßnahmen. Eine der Vorlagen bezweckt die
Errichtung von Zwangsarbeitskolonien, die als
Strafkolonien den Zwangsarbeitsanſtalten gleichge=
ſtellt
werden ſollen. Für die Zwangsarbeitskolonien
ſoll das ſtaatliche Bodenamt Boden bereitſtellen. In
die Zwangsarbeitskolonien ſollen nicht nur gerichtlich
abgeurteilte Zigeuner eingereiht werden, ſondern auch
rückfällige Verbrecher, die chroniſche Kriminalität auf=
weiſen
und zufolge ihrer Veranlagung für die öffent=
liche
Sicherheit eine dauernde Gefahr bedeuten. Die
politiſchen Verwaltungsbehörden ſind angewieſen
worden, eine genaue amtliche Feſtſtellung der Zi=
geunerbanden
vorzunehmen. Dieſe Aktion ſoll nach
den Weiſungen des Innenminiſteriums im Verlaufe
von zwei Monaten abgeſchloſſen ſein und iſt auch mit
einer daktyloſkopiſchen Aufnahme der Zigeuner ver=
bunden
.
Mißglückter Ausbruch polniſcher Mörder.
Stendal. Aus dem hieſigen Gerichtsgefängnis
verſuchten am Freitag die beiden polniſchen Häftlinge
Urbanſki, genannt Duda, und Petrow einen Ausbruch.
Petrow lockte den dienſttuenden Beamten in ſeine
Zelle. Der Verbrecher, der ſich ſeiner Feſſeln ent=
ledigt
hatte, ſtürzte ſich auf den Beamten, raubte ihm
die Schlüſſel und den Revolver und öffnete dann die
Zelle Urbanſkis. Auf die Hilferufe des Beamten,
der inzwiſchen wieder zu ſich gekommen war, eilte
Hilfe herbei, worauf es gelang, die beiden Häftlinge
zu überwältigen. Petrow war im Dezember 1926
zum Tode, Urbanfki dreimal zum Tode verurteilt
worden. Es iſt dies der zweite Ausbruchsverſuch in
wenigen Monaten, den die Verbrecher unternahmen.

Verſchüttet.
Freiwaldau (Kreis Sagan). Am Freitag
wurden in einem neuen, etwa vier Meter tiefen Ton=
ſchacht
der hieſigen Dachſtein= und Falzziegelfabrik
von Siegbert Sturm beim Ausheben eines Grabens
ein Schachtmeiſter und ein Arbeiter durch zuſammen=
ſtürzende
Erdmaſſen verſchüttet und getötet. Beide
waren verheiratet. Ein dritter Arbeiter konnte ge=
rettet
werden. Der Einſturz iſt anſcheinend durch die
ſtarken Regengüſſe der letzten Tage herbeigeführt
worden.
Weltfliegertum und Geſchäft.
EP. Paris. Wie der New York Herald mel=
det
, ſetzte ein Theaterbeſitzer in Hollywood für den
erſten Flug Los AngelosTokio einen Preis von
30 000 Dollar aus. Der Präſident der Univerſal
Film Cy, Karl Lämmle, hat das höchſte der bisher
dem Ozeanflieger Lindbergh zugegangenen Angebote
gemacht, indem er für einen einjährigen Film=Vertrag
700 000 Dollar bot.
Deutſche Muſiker in Paris.
EP. Paris. In der Pariſer Oper dirigierte
Oskar Fried mit dem 110 Mann ſtarken Orcheſter des
Konſervatoriums und der Oper die 9. Symphonie von
Beethoven, bei der etwa 200 Sänger und als Soliſten
Nina Kochitz, Lina Falk, G. Thill und A. Mosjoukine
mitwirkten. Fried errang einen großen Erfolg und
fand ſtarken Beifall.
Waghalſige Flüge Lindberghs über Paris.
Paris. Der Ozeanbezwinger Lindbergh über=
flog
am Donnerstag morgen 6 Uhr Paris während
einer Stunde. Nach ſeiner Rückkehr aus das Flug=
feld
führte er einige waghalſige Akrobatenkunſtſtücke
aus, die die franzöſiſchen Flieger geradezu entſetzten.
Nachmittags wurde Lindbergh im Sengt empfangen.

Nach der ſpäten Abenddämmerung leuchtet im
Weſten zunächſt der Abendſtern, die Venus, die etwa
drei Stunden nach der Sonne untergeht. Auch der
Planet Merkur kann von Monatsmitte an am Abend=
himmel
beobachtet werden. Der rote Mars, im Kreis
ſtehend, geht anfangs etwa um 23 Uhr, zum Monats=
ende
ſchon um 22 Uhr unter. Auch der Saturn ſteht
am abendlichen Himmel, im Skorpion, und ſteht bis
etwa 3 Uhr morgens über dem Horizont. Dagegen
geht Jupiter, in der Nähe des Frühlingspunktes
ſtehend, etwa um Mitternacht auf. Der abendliche
Fixſternhimmel bietet folgendes Bild: Im Weſten
ſteht der Große Löwe, im Süden die Jungfrau, unter
ihr in Horizontnähe der Rabe: Nördlich von der
Jungfrau erblicken wir die feinen Sterne des Haars
der Berelige, öſtlich von dieſem Bootes mit dem röt=
lichen
Arktus. Im Zenith ſtehen die Sternbilder
Drache und Großer Bär, öſtlich vom Bootes ſtehen
die Sommerſternbilder Krone, Herkules und Leier,
ſüdlich vom Herkules der Schlangenträger mit der
Schlange, unter dieſem Skorpion mit dem roten
Antares und dem Planet Saturn. Im Oſten ſteht der
Adler mit dem Hauptſtern Atair und Delphin.
Später gehen im Nordoſten die Bilder Pegaſus und
Andromedar auf. Die Milchſtraße zieht vom Adler
durch das kreuzförmige Sternbild des Schwans und
leitet von da auf Kepheus über, welches Bild gerade
öſtlich vom Polarſtern ſteht. Im Norden zieht ſie
durch das große W der Kaſſiopeia und ſinkt im Nord=
weſten
den Fuhrmann kreuzend, unter den Horizont.
Der Mond zeigt am 7. das erſte Viertel, am 15. iſt
Vollmond, wobei eine totale Mondfinſternis eintritt,
die aber in Europa unſichtbar ſein wird. Am 22. iſt
letztes Viertel und am 29. Neumond. Hierbei tritt das
bedeutendſte aſtronomiſche Ereignis des Monats ein,
da der Mond hierbei vor die Sonne tretend eine
totale Sonnenfinſternis erzeugt, die als Teilverfinſte=
rung
auch in ganz Deutſchland zu ſehen iſt. Näheres
wird noch an dieſer Stelle mitgeteilt. Die Sonne tritt
am 22. um 11,22 Uhr in das Zeichen des Krebſes,
womit der aſtronomiſche Sommer beginnt. Das
Tagesgeſtirn erreicht ſeinen höchſten Jahresſtand um
Mittag (Karlsruhe 64½ Grad). Entſprechend dieſem
hohen Stand ſind jetzt die Tage am längſten und
völlige Nacht tritt eigentlich nie ein, da ſelbſt um
Mitternacht noch ein ſchwacher Lichtſchein im Norden
die Stellung der nur wenige Grad unter dem Hori=
zont
ſtehenden Sonne verrät. Die hellen Nächte
machen ſich im Norden des Landes beſonders be=
merkbar
. Die Helligkeitsdauer der Tage beträgt im
ganzen Monat über etwa 18 Stunden.
Ein Stundenweltrekord im Auto.
Paris. Der franzöſiſche Autorennfahrer Mar=
chand
hat mit einem Voiſin=Wagen im Autodrom
Linas bei Paris einen neuen Weltſtundenrekord auf=
geſtellt
, indem er 206,558 Kilometer zurücklegte. Der
bisherige Stundenrekord betrug 203,725 Kilometer
und war von dem Amerikaner Elridge aufgeſtellt
worden.
Eiferſuchtstat eines Chineſen in Paris.
TU. Paris. Ein junger cheniſiſcher Student,
deſſen Eltern große Webereien beſitzen, brachte in
einem hieſigen Hotel aus Eiferſucht ſeiner Freundin
mit einem Brieföffner lebensgefährliche Verletzungen
bei. Bei ſeiner Verfolgung verſetzte der Raſende
auch dem Hotelier eine Anzahl ſchwerer Stiche. Ein
Araber, ein armer Teufel, mit dem er die Kleider
tauſchte, um den Verfolgungen der Polizei zu ent=
gehen
, verriet ihn ſchließlich doch der Polizei.
Hungersnot in Transjordanien.
Haifa. Unter den Beduinenſtämmen Trans=
jordaniens
wütet zurzeit eine ſchwere Hungersnot, die
bereits zahlreiche Todesfälle zur Folge gehabt hat.
Der Al Carmel fordert die transjordaniſche Re=
gierung
und die Mandatsbehörden dringend zur Ab=
hilfe
auf, um ſich vor dem Vorwurf zu entlaſten, daß
die Bevölkerung eines britiſchen Mandatsgebietes
unter ſchlechteren Bedingungen lebt, als unter tür=
kiſcher
Herrſchaft.
Die Etagenſtraße der Großſtädte.
Amerikaniſcher Vorſchlag zur Löſung des
Verkehrsptobiems.

So ſollen die Straßen der Zukunft ausſehen,
das Projekt des in Berlin weilenden amerikaniſchen
Verkehrs=Fachmanns Dr. John Harris, des Schöpfers
der modernen Verkehrsregelung der Großſtädte. Sein
Plan ſieht den Bau von Etagenſtraßen vor, die, wie
aus unſerer Abbildung anſchaulich zu erſehen iſt, in
mehreren Stockwerken übereinander den jetzt auf
einem Straßenniveau zuſammengedrängten Fuß=
gänger
= und Fahrzeug=Verkehr in ſeine Beſtandteile
auflöſen.

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Seite 16

Sonntag, den 29. Mai 1927

Nummer 148

Geſchichten aus aller Welt.
Sieinach oder Lukutate?

Von
Dr. med. Ernſt Kroſchinſki, Herz= und Nervenarzt.
Das iſt jetzt die Frage. Seitdem der Menſchheit die Mög=
lichkeit
einer Verjüngung vor Augen geführt iſt, iſt die Dis=
kuſſion
über dieſes Problem nicht wieder zum Schweigen gekom=
men
. Die Menſchen ſtehen dieſer Möglichkeit eben nicht gleich=
gültig
gegenüber. Entweder ſie ſind unverbeſſerliche Optimiſten,
oder aber ſie lächeln reſigniert über ſo viel Hoffnungsnaivität.
Als dann gar Steinach über ſeine Erfolge der Verjüngung durch
Eingriffe an der Pubertätsdaüſe, wie er ſie nannte, berichtete,
da kokettierte wohl mancher alternde Körper mit dem Gedanken,
eine Pilgerfahrt zu Steinach zu machen. Denn wer möchte nicht
lieber, beſonders in der jetzigen Zeit, ſpringlebendig und erwerbs=
fähig
und nicht zuletzt auch genuß= und liebefähig bleiben, als
nach Verluſt ſeiner irdiſchen Güter ſtumpf und erwerbsunfähig
ein kümmerliches Daſein friſten!
Welche Gedankengänge hatte nun Steinach? Es war der
mediziniſchen Wiſſenſchaft bereits bekannt, daß die Energie in
jedem Körper, die Sxannkraft und Ausdauer in allen körperlichen
und geiſtigen Verrichtungen nicht von der Maſſigkeit ſeiner Or=
gane
abhängen, ſondern wie der Organismus durch Hormone (ſo
nennt man die Abſonderungen der inneren Blutdrüſen) mit
Qualitätsſtoff verſorgt wird. Unter dieſen Hormonen, die von
Schilddrüſe, Bauchſpeicheldrüſe, Nebennieren, Sexualorganen und
anderen ſtammen, ſtielen gerade die Abſonderungen der letztge=
nannten
die Hauptrolle. Dieſe Geſchlechtsdrüſen ſollen einmal
die Stoffe für die Fortpflanzung liefern, dann aber beſonders
auch durch die Innenabſonderung die wichtigen Kraftquellen der
Energie des Geiſtes und des Körpers ſein, was ja auch allgemein
anerkannt iſt. Steinach deduzierte nun weiter: Wenn die Aus=
führungsgänge
für die nach außen zu liefernden Stoffe
unterbunden werden, ſo iſt die Drüſe für dieſe Tätigkeit in
einem gewiſſen Alter entlaſtet und kann ihre ganze Kraft der
innenſekretoriſchen Tätigkeit zuwenden. Nun kamen die Berichte,
wo alte Rattenmännchen durch dieſen Eingriff wieder ſehr mobil
wurden und ſturke Annäherungsverſuche an das zartere Ratten=
geſchlecht
machten.
Die Menſchen ließen ſich naturgemäß dieſe Möglichkeit nicht
entgehen, und es wurde auch an ihnen dieſer Eingriff vorgenom=
men
, der an ſich dem Chirurgen nicht unbekannt iſt, da er auch
aus Krankheitsurſachen heraus ſchon früher ausgeführt wurde.
Eine Reihe von Bildern Vor und nach dem Eingriff wurden
verbreitet. Da aber die Menſchheit bald merkte, daß Ratten=
männchen
keine Menſchenmännchen ſind, ſo iſt Steinach mit ſei=
nem
Laboratorium kein Wallfahrtsort für verjüngungsbedürftige
Menſchen geworden.
Weniger als Steinach iſt in ſeinen Experimenten Voronoff
bekannt, der verſucht hat, die funktionsſchlechte Drüſe durch die
Einpflanzung einer friſchen tieriſchen zu erſetzen. Da man weiß,
daß dieſe künſtlich implantierten Drüſen nur eine ſehr beſchränkte
Lebensdauer haben, ſo ſind auch die mit einer Affendrüſe be= ſuche gemacht und genaue Beobachtungen angeſtellt und kann
glückten verjüngten Lebemänner nicht allzudick geſät.
Da iſt jetzt die Frage: Muß man nun jede Hoffnung auf=
geben
? Selbſtverſtändlich muß dieſe Frage mit Nein beant=
wortet
werden. Wir müſſen nur erſt einmal zu dem ſogenannten
Verjüngungsproblem richtig Stellung nehmen. Wir können nicht
erwarten, daß ein 70jähriger, kahlköpfiger, gichtiſcher, auf zwei
Stöcke geſtützter Greis durch eine Verjüngungskur leichtfüßig, mit die verdauenden Säfte und Drüſen beeinflußt. In erſter Linie
Lockenmähne und roten Bäckchen erſcheint, um vielleicht der Neu=
begründer
einer großen Familie zu werden, ſondern wir müſſen
das Erreichbare im Auge behalten: Wird der müde, ſchwerfällige,
in ſeiner Spannkraſt nachlaſſende Organismus tatkräftiger lebens= jüngung des Menſchen in erſter Linie auch die Körperentgiftung:
freudiger, genußfähiger und im ganzen geſtraffter, dann ſind wir Wir wiſſen ja, daß die im Körper zurückgehaltenen Schlacken
am Ziel des Erreichbaren angelangt.
Schon von altersher hat man verſucht, auch innere Mittel
zur Erreichung dieſes Zieles heranzuziehen. So benutzte ſchon Lukutate auf die Verdauung iſt.
Paracelſus ein pflanzliches Verjüngungsmittel die Meliſſe.
Man hat ſich wohl in allen Zeitaltern mit dem Verjüngungs=
problem
beſchäftigt. Neben dem Hange der Menſchheit nach Gold
iſt die Lebensverlängerung und der Wunſch, den Tod hinaus=
zuſchieben
, zu allen Zeiten außerordentlich groß geweſen. Aber
bisher haben Medizin und Chemie in dieſer Hinſicht vollſtändig mäßig billiges und wohlchmeckendes Mittel gefunden haben, das
verſagt. Es heißt mehr denn je: Zurück zur. Natur!. Würden
wir in allen Dir gen mehr der Natur folgen, dann wäre es beſſer
um die zahlreichen Gebrechen der Menſchheit beſtellt.
Auch die moderne Schulmedizin wendet neuerdings nicht nur
der pflanzlichen Koſt, ſondern beſonders auch der Rohkoſt ihr
größtes Intereſſe zu. Alles bisher Erreichte ſcheint aber weit
in den Schatten geſtellt zu weiden durch eine aus Indien kom=
mende
Beerenfrucht, Lukutate genannt. Forſchungen des
Inders Racha=Maraka, der weiten Kreiſen als Yogiſchriftſteller
bekannt iſt, haben wertvolle Aufſchlüſſe über dieſe Frucht gebracht,
worüber auch ſchon deutſche Schriftſteller und Aerzte geſchrieben
haben.
Ermutigt durch die überraſchenden Verjüngungserfolge, die
an Elefanten und Papageien erzielt wurden, lag es nun nahe,
die Wirkung der Lukutate auch an Menſchen zu erproben, zu=
mal
dieſe Frucht vollſtändig ungiftig iſt. Durch Vermittlung
der Chemiſchen Fabrik Hiller und des Freiherrn von Gagern iſt
es mir gelungen, mich in den Beſitz des Mittels zu ſetzen. Ich
zahlreichen meiner Patienten mit deren Wiſſen und Willen Ver=

(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
Freigelaſſener wider Willen.
(s), Warſchau. Vor zwei Jahren verurteilte das Warſchauer
Bezirksgericht einen gewiſſen Alexander Odonowicz wegen Fälſchumg
von Banknoten und Betruges zu acht Jahren Zuchthaus. Nach Ablauf
eines Jahres teilte die Gefängnisverwaltung dem hoffnungsvollen
Staatspenſionär mit, ſeine Strafe wäre abgelaufen, und er habe am
nächſten Tage das Gefängnis zu räumen. Dieſer proteſtierte und er=
klärte
, daß er noch ſieben Jahre brummen wüſſe. Das half ihm jedoch
nichts. Er wurde an die Luft geſetzt. Aber nach einigen Monaten
wurde es der Gefängnisverwaltung klar, daß man ſich geirrt hatte.
Die Polizei wurde mobil gemacht, um den zwangsweiſe in Freiheit
Geſetzten wieder einzufangen. Das iſt nun glücklich gelungen. Odono=
wiez
wurde vor 14 Tagen verhaftet und eingeſperrt. Nun ſitzt er wieder,
und die polniſche Straffuſtiz kann ſich gratulieren, eine neue Frucht
tom Baume des heiligen Bürokratismus gepflückt zu haben.
Das Ende eines Paradieſes.
(k), London. Vor dem Kriege pflegte das kleine Großherzogtum
Luxemburg in der Phantaſie einer gewiſſen Kategorie europäiſcher Zeit=
genoſſen
eine große Rolle zu ſpielen, war es doch, da es keinerlet Aus=
lieferungsherträge
in dieſer Hinſicht mit irgendeinem europäiſchen
Staate hatte die letzte Zuflucht aller Bankdefraudanten, unter deren
Füßen der heimiſche Boden einen allzu hohen Erwärmungsgrad an=
genommen
hatte. Eine ähnliche Rolle ſpielte für Steuerdrückeberger in
England die kleine Gruppe der Kanalinſeln, Jerſeh,
Guerneſetz uſw., die ein wahres irdiſches Paradies ſind, weil weder ihre
urſprünglichen Bewohner noch die Neuhingezogenen irgendwelche ſtaat=
liche
Steuer zu entrichten brauchen. Nichts iſt daher natürlicher, als
zu ſchwach ſür die von der Negierung feſtgeſetzte Steuerlaſt betrachten,
jedes Jahr nach dieſer idtlliſchen Inſelwelt zu wandern pflegen.
Dieſe Steuerflucht hat jedoch in den letzten Jahren derartige Aus=
maße
angenommen, daß es der engliſche Staatsſchatz empfindlich zu
ſpüren beginnt. Und die bisher ſo erfolgreiche Kriegsliſt wird fortan
nichts mehr fruchten, denn auf Veranlaſſung des engliſchen Home
offie haben nunmehr die Generalſtagten von Jerſeh eine Kommiſſion
ernannt, die unkerſuchen ſoll, welche Perſonen ſich während der letzten
neun Jahve auf den normanniſchen Inſeln niedergelaſſen haben. Das
Reſultat dieſer Unterſuchung wird in London mitgeteilt werden, und
man braucht keine ausſchweifende Phantaſie zu haben, um zu erraten,
daß dieſen neueren Bewohnern des Steuerparadieſes umgehend ein
mit lieblichen Ziffern erfülltes amtliches Schriftſtück mit ultimativen
Forderungen ins Haus flattern wird.
Die zehn Minuten der Londoner Dame.
chen, die bei der Auswahl ihrer Eltern oder ihrer Gatten die nötigen
recheriſchen Ueberlegungen angeſtellt haben, herrſcht große Aufregung.
Und zwar aus folgendem Grunde:
Vor kurzem hat der Gemeinderat von London auf den Antrag der
Verkehrskommiſſion eine Verordnung erlaſſen, nach der unter Ver=
meidung
einer empfindlichen Geldſtrafe Privatautos nicht länger als
fen. (London kennt noch nicht die in der deutſchen Reichshauptſtadt

ſagen, daß auch ich über die Erfolge überraſcht bin.
Was die Wirkung anbelangt, ſo drängen die bisherigen Er=
fahrungen
zu dem Schluß, daß die Frucht nicht nur auf die Drü=
ſen
mit innerer Sekretion einwirkt (ſiehe die Berichte Racha=
Marakas über das glänzende Gefieder, von Papageien und
Geiern und Zeugungsfähigkeit des alten Elefanten), ſondern auch
iſt es die Leber, die in ihrer verdauenden und entgiftenden Wir=
kung
aufs Günſtigſte unterſtützt wird. Nach Profeſſor R. M. Mül=
ler
=Erlangen, Kliniſche Wochenſchrift, Heft 64, gehört zur Ver=
es
ſind, die den Geweben und Gefäßen ein frühzeitiges Altern
bringen. Wer die Verdauungsprodukte vor und nach der Luku=
tatekur
vergleicht, wird ſehen, wie ſtark auch die Einwirkung der
Ich kann hier nicht einzelne Fälle anführen und Kranken=
berichte
bringen, ſondern nur allgemein ſagen, daß die bisherigen
Erfahrungen ſo vielverſprechend ſind, daß es als ein Gebot der
Notwendigkeit erſcheint, die Verſuche im großen Stil fortzuſetzen.
Es iſt zu begrüßen, daß wir in der Lukutate ein verhältnis=
durch
die genannten Vorzüge im wahren Sinne des Wortes eine
Kraftquelle und damit ein Verjüngungsmittel darſtellt, welches
bei gleichzeitiger Beachtung der Geſetze über Hygiene und natur=
gemäßer
Ernährungsweiſe alle Vorbedingungen erfüllt, um den
Körper friſch und elaſtiſch zu erhalten, und welches uns die
größtmöglichſte Sicherheit gibt, Spannkraft, Arbeits= und Lebens=
freude
lange zu erhalten oder da, wo ſie ſchon am Abbröckeln
ſind, wieder herbeizu führen.
Der Wunſch, das Leben zu verlängern, beſteht ſicherlich bei
den meiſten Menſchen. Rouſſeau ſagt: Jeder Menſch fürchtet
ſich zu ſterben. Der ſich ſo ſtellt, als ſähe er dem Tode ohne
Schrecken entgegen, lügt.
Wenn ſich dieſe Wünſche der Menſchen nach einem möglichſt
langen, geſunden Leben verhältnismäßig leicht und harmlos er=
füllen
laſſen, ſo iſt es unſere Pflicht, nicht achtlos an dem Weg=
weiſer
der Natur vorüberzugehen. Wie im ganzen Leben, ſo
müſſen wir uns auch hier bemühen, mit den unkomplizierteſten
Methoden auszukommen. Wenn es möglich iſt, eine Verjüngung
habe nun zwei Monate lang an mir ſelbſt, meiner Frau und durch das Eſſen einer Frucht zu erzielen, dann werden wir dies
ſicherlich einem operativen Eingriff vorziehen.

kürzlich eingeführte Einrichtung der Auto=Parkplätze. Anmerkung der
Redaktion.) In der Debatte über dieſen Antrag machte ſich Miß
Dutch, ein weibliches Gemeinderats=Mitglied, zur leidenſchaftlichen
Sprecherin der Intereſſen ihrer Geſchlechtsgenoſſinnen. Wie‟
rief ſie pathetiſch aus und warf einen flammenden Zornesblick auf die
in großer Anzahl vorhandenen Feinde ihres Geſchlechts wie kön=
nen
Sie überhaupt allen Ernſtes einen derartig abwegigen Antrag nur
anhören, geſchweige denn gutheißen?. Man merkt daran, daß Sie zum
großen Teile, meine Herren, noch Junggeſellen ſind und über die
primitivſten Bedürfniſſe der modernen Dame nicht Beſcheid wiſſen!
Wenn einer von ihnen in irgendeinen kleinen Winkelladen geht, um
ſich einen Schlips zu kaufen, dann haben Sie mit den zehn Minuten,
die Ihr Wagen am Straßenrande halten darf, Zeit übergenug! Aber
denken Sie doch einmal an uns arme (!) Frauen! Sind Sie tatſächlich
und im innerſten Herzen der feſten Ueberzeugung, daß eine Frau in ſo
kurzer Zeit ſich einen paſſenden Hut ausſuchen kann?. (Betretenes
Schweigen im Gemeinderat.) Oder daß ſie in dieſen lächerlichen zehn
Minuten ihre Friſur in Ordnung bringen laſſen kann?. (Verlegenes
Näuſpern im Gemeinderat.) Nein, niemals! (Die Rednerin ſchlägt
mit der Fauſt, jawohl, mit der Fauſt auf den Pultdeckel.) Sie müſſen
der ſowieſo ſchon geplagten Frau eine längere Zeit vergönnen, denn
ſie geht um Ihretwillen, meine Herren, ja nur um Ihretwillen
zur Modiſtin, zur Schneiderin, zum Hutſalon, zum Friſeur! Um
Ihnen zu gefallen, meine Herren, will ſie ſich hübſch machen! ( Bei=
fälliges
Gemurmel im Gemeinderat.)
Alſo ſprach Miß Dutch für ihr leidendes Geſchlecht, nicht ohne einen
gewiſſen Eindruck gemacht zu haben. Aber wehe; die heuchleriſche
Charakteranlage der Männer kam auch hier wieder unverhüllt zum
Durchbruch. Als nämlich die Abſtimmung über den Antrag vorgenom=
men
wurde, ſtimmten außer den hartherzigen, ſowieſo nicht belehrbaren
Junggeſellen im Gemeinderat auch die Mehrzahl der in ihm vertwete=
nen
Kategorie der Ehemänner für den Antrag, wobei ſie ſich, darüber
kann bei einem Kenner des Ehelebens und der inkonſequenten Pſyche
des Mannes kein Zweifel obwalten, lediglich von den gemeinſten mate=
riellen
Erwägungen, denen des Geldbeutels, beſtimmen ließen. Denn
daß eine ganze Anzahl engliſcher Staatsbürger, die ihre Schultern als ſie ſagten ſich in ihrer jeſuitiſchen, engſtirniſchen, egoiſtiſchen Denkweiſe,
daß eine Frau, die nur zehn Minuten Zeit für den Beſuch der Modſtin
zur Verfügung hat, weniger Geld ausgibt als die, die Muße genug hat,
das ganze Robenlager ſich vorführen zu laſſen.
Und ſo iſt die Verordnung doch herausgekommen, die Londoner
Damenwelt iſt in tiefſter Seele empört, und, wo ſich zwei Londoner
männliche Gemeinderatsmitglieder begegnen, grüßen ſie ſich mit dem
von altersher bekanten Augurenlächeln
Der Menſch verſuche die Götter nicht!
(r), Tokio. Onoye Kikoegoro, der große japaniſche Schau=
ſpieler
, liegt ſchwerkrank in ſeiner Wohnung in Tokio. In entſctzlichen
Schmerzen und Krämpfen windet er ſich auf ſeinem Lager und die
Aerzte wiſſen nicht, was ihm fehlt. Noch am Vorabend ſeiner Er=
krankung
war er aufgetreten und hatte beiſpielloſen Erfolg gehabt. Und
nun miſſen alle Vorſtellungen dieſes Stückes aus allen, da ſich niemand
() London. In Londoner Damenkreiſen, allerdings nur fol= ſindet, der die Rolle Kikoegoros übernehmn will. Es iſt die Nolle
eines Geiſtes und es geht die Sage, daß jeder der ſie ſpielt, von
ſchwerem Unheil getroffen wird durch den Fluch der beiden weiblichen
Geiſter in dem Drama Die Laterne der Götter.
Zehn Jahre lang iſt dies Drama nicht aufg führt worden nach=
dem
zwei Vertreter der Hauptrolle plötzlich erkrankt und geſtorben
waren. Kikoegoro, der ſchon lange von dem Verlangen beſeſſen war,
10 Minuten an ein und derſelben Stelle des Bürgerſteiges halten dür= dieſes beim Publikum ſehr geſchätzte Stück wieder auf die Bühne zu
bringen, wurde immer wieder von ſeinen warnenden Freunden davon
abgehalten, aber ſeit ſein Theater, denn er iſt auch Theaterbeſitzer, in
finanzielle Schwierigkeiten geraten war, ſchlug er alle Mahnungen in
den Wind und bereitete. Die Laterne der Götter mit ſeiner Truppe
vor. Er hatte Geld nötig, und das von den Schauſpielern ſo aber=
gläubiſch
gefürchtete Drama ſollte ihn aus allen Sorgen und Nöten
herausreißen.
Böſe Vorahnungen ließen alle Herzen erzittern, aber Onoye blieb
ſtandhaft. Zwei Tage vor der Erſtaufführung ſtarb plötzlich ſeine be=
jahrte
Mutter. Jeder fühlte tiefſtes Entſetzen Onoye blieb bei ſeinem
Entſchluß. Die Schauſpieler organiſierten darauf im aller Haſt ein
Sühnefeſt, um die racheſüchtigen Geiſter milder zu ſtimmen und zu ver=
ſöhnen
. Durch den Tod ſeiner Mutter war Kikoegoro verhindert, an
dieſem Feſt teilzunehmen. Am Ufer eines Sees, nicht weit von dem
Theater entfernt, wurden die buddhiſtiſchen Zeremonien abgehalten.
Zahlreiche treibende Lampions wurden im Waſſer niedergelaſſen, als
ſich plötzlich ein heftiger Sturmwind erhob. die Lampions auslöſchte und
ſie in die Tiefe trieb. Die Gemüter der Teilnehmer erſtarrten in pan Schricken, aber Onohe, dem man dieſen Vorgang mitteilte, zuchte
nur die Schultern.
und dann ſpielte er bei einem beiſpielloſen. Zulauf des Publikums
die genannte Geiſterrolle, wurde von jubelndem Beifall überſchüttet
und in der Nacht begannen die entſetzlichen Krämpfe und Schmerzen,
und die Aerzte ſtanden ratlos vor ſeinem Bett. Sie wiſſen nicht, welche
Krankheit den großen Schauſpieler befallen hat. Das Volk aber ſpricht
von der Nache der Geiſter und betet zu ihnen für ſeinen Liebling.
Oder ſollte, ſo fragen wir ketzeriſchen Eurodäer, Her= Onoye
Kikoegoro etwa mit den Reklametricks weſtlicher Filmdiven vertraut ſein?
Wenn der Menſch Pech hat.
(a), New York. Herr Thomas Moonehy wohnt in Arlington,
New Jerſey, dicht bei New York. Herr Mooney iſt verheiratet. Herr
und Frau Mooney ſind Mitglieder der St. Stefanskirche in Arlington.
In der St. Stefanskirche in Arlington fand kürzlich teils dieſerhalb,
teils außerdem, ein ſogenennter Kartenabend ſtatt. Dabei wurden
Preiſe verteilt. Ein in Arlington tätiger Friſeur hatte als Preis eine
koſtenfreie Dauerwellenfriſur für den Sieger geſtiftet. Herr Mooneh
gewann die Dauerwellen. Er weiß aber nichts damit anzufangen, dem
ſeine Gattin hat die ſchönſten Locken, die in Arlington anzutreffen ſind.
Und Herr Moonch ſelbſt ſo kahlkönfig wie ein Billardball.
Für den Spott brauchte Herr Mooney an jenem Kartenabend
nicht zu ſorgen.

auptchrnnenung: Rudor Maup-
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton Reich und
Ausland und Heiſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch: für den Schlußdienſf: Andread Bauer: für den
Inſeratenteil: Willy Kuhle; Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlonste Manuſkrivte wird Garaniſe der Ritiendung nicht übernommen

Die heutige Nummer hat 28 Geiten

Bln 57471

Dt ſohegomaſgtſaglgſte!
O)eit Oktober 1925 waren wir inölge der Steuer-Srhöhung nicht mehr in der Lage, unſere allbeliebte
8
Beorg Metsgev 12S .5MngFerem Unfänge herssſtelen.
Bedeutende und überaus vorteilhafte Kohtabakabſchlüſſe ermöglichen es uns nun die
Georg Helsger 112s.59weder einen größeren Krnsanzuticken.
Initres Suſammenſetzunß vereinickt ſie ale Vorxüse diefrüher der=
Georg Hletsged I23 s. 5enuiß nachderük mt wurden.
Mir ſina überseuct,daß ſie ihnren alten Freunden hochwillkommen ſein wirdl.
Peruſa=Zigarettenfabrik Georg Illetzger Gm.b H. München

[ ][  ][ ]

Nummer 148

Sonntag, den 29. Mai 1927

Geite 17

*Aus der Kulturgeſchichte des Tabaks.
Im Verlage von Haus Neuerburg in Köln a. Rh. erſchien
ein ſchön ausgeſtattetes, mit reizvollen Zeichnungen verſehenes,
in leichtem Plauderton geſchriebenes Buch von Robert Cudell:
Das Buch vom Tabak (Preis geb. 6 M.), das eine ebenſo
erſchöpfende wie anziehende Darſtellung der Kulturgeſchichte des
Tabaks gibt und unterhaltſame Betrachtungen über die Pfycho=
logie
ſeines Genuſſes anſtellt. Der Verfaſſer dieſes Buches ſtimmt
in ſeiner Vorrede folgendes poetiſche Loblied auf den Tabak an:
Voll Aroma und Duft iſt das braungoldene Kraut, das Götter
aus der ſommerlichen Fülle ſüdlichen Wachſens und Sprießens
in die Länder des Nordens ſandten. Der warme Atem des
Mittags und die Kraft aller Fruchtbarkeit ſind in ihm, der Dunſt
heißer Erde und Meere, fremder Blüten und glühender Sonne.
Ein Hauch der koſtbaren Spezereien iſt in ihm, die einſt in
Fuggers Kaminen für einen Kaiſer brannten, und eine ferne
Ahnung ſeiner Wohlgerüche, die aus den dichten Dſchungeln
der Molukken dringen, den Inſeln der ſtarken Gewürze. Faſt iſt
das vierte Jahrhundert vergangen, ſeit die Völker des alten
Europa im Tabak den Tröſter und Freudenſpender fanden, den
Zauber, der die Unruhe nagender Sorgen beſänftigt und die
Schwere träger Gedanken zu leichtem Fluge erhebt. In Zeiten
der Freude huldigen ſie ihm wie in Stunden der Qualen; beim
Sonnenſchein und im Dunkel der Nacht war ihnen ſeine verſöhn=
liche
Milde willkommen, willkommener ſelbſt als der ſorgen=
brechende
Wein oder ſchlummerbringender Mohn, der Bruder
des Traumes.
Ein kulturgeſchichtlich beſonders intereſſantes Kapitel des
Buches iſt das, welches die Geſchichte der Priſe behandelt:
Als der Papſt Benedictus XIII. einmal die Stadt Benevent
beſuchte, wünſchte die Prinzeſſin Aquaviva ihm ihre Aufwar=
tung
zu machen. Als die ſchöne Frau, vor ihm niederkniete,
wußte Benediet, der ein ſchlichter Ordensmann geweſen war,
nicht recht, womit er die Audienz einleiten ſollte. Wie ſtets,
wenn er ſeine Gedanken zu beflügeln wünſchte, klappte er die
Tabatiére auf, bemerkte aber, daß er vergeſſen hatte, ſie zu füllen.
Während er noch die Doſe in der Hand hielt, vernahm er ein
leiſes, ſilbernes Lachen, und als er aufſchaute, ſah er, wie die
Prinzeſſin mit einem Blick, der bittend und ſchalkhaft zugleich
unter der weißen Lockenperücke hervorkam, ihm eine niedliche
Tabatiere hinreichte, aus der ihm anregend und friſch das

ſchwarzbraune Pulver entgegenduftete. Der Papſt nahm ohne
Zaudern eine Priſe und bot ſie auch dem Sekretär an, der der
Audienz beiwohnte. Man nieſte, lächelte und wurde fröhlich
gelaunt, worauf der Papſt ritterlich und freundlich mit der Be=
ſucherin
plauderte und nicht zugeben wollte, daß die Prinzeſſin
vor ihm niederkniee; viemehr hat er ihr nachgehends eine jähr=
liche
Penſion von 1000 Skudi geſchenkt. So berichtete die König=
lich
privilegierte Berliniſche Zeitung vom Frühjahr 1729.
Wie ein Spiel auf der Bühne mutet uns heute dieſe Erzäh=
lung
aus vergangenen Tagen an, wo die Tabatiere dem
Manne von Welt unentbehrlich war und auch die ſchönſte Dame
mit zierlich geſpreizten Fingern ein Prischen des parfümierten
Spaniol nahm, der von Paris aus ſeinen Siegeszug über den
europäiſchen Kontinent angetreten hatte. Als nemlich Katharina
von Medici, die Königin=Mutter, dem tabac à priser ihre
Gunſt zugewandt hatte, dauerte es nicht lange, bis er bei dem
Volk allgemeine Beliebtheit genoß. Anfangs war das Schnupfen
nur eine hygieniſche Mode, aber bald wurde dieſe Mode zur
Gewohnheit, und man ſchnupfte in ganz Frankreich. Von An=
fang
an betrieb die franzöſiſche Geſellſchaft das Schnupfen mit
Eleganz und zierlicher Geſte und graziöſer Koketterie, und die
Bürger machten es den Junkern und Herren nach.
Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die
Priſe ein regelrechtes Volksbedarfsmittel geworden, und die
Tabatiére regierte unumſchränkt. Die Tabakdoſen als Gegen=
ſtand
des täglichen Gebrauchs wurden bald zum Luxusobjekt.
Gegen Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts ent=
ſtand
in Paris, Straßburg, Hanau und London ein eigenes
Kunſtgewerbe, das ſich mit der Herſtellung wertvoller Tabatieren
aus koſtbarem Holz, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutter, Silber
und Platin befaßte. Berühmt namentlich waren die Pariſer
Tabatieren, die ein internationaler Handelsartikel wurden. Für
den Alltagsbedarf des wohlhabenden Bürgers waren elegante
ſilberne Doſen beſtimmt, meiſt innen vergoldet, wie man ſie
heute noch in manchen Familien als Andenken an die gute alte
Zeit findet, während für den anſpruchsloſen Bedarf Doſen aus
einfachem Birkenholz dienten. Hanau als Hoflieferant ruſſiſcher
Großfürſten und Ariſtokraten fertigte auch wunderbare goldene
Tabatieren an. Die Damen bevorzugten niedliche Goldbüchschen
mit feiner Emailmalerei. Es wurde mit den Tabatieren durch
Verwendung edler Metalle und koſtbarer Juwelen ein großer
Luxus getrieben. Im Jahre 1822 figurierte der Betrag, den die

britiſche Krone für Schnupftabakdoſen, die fremden Diplomaten
dediziert wurden, mit der ungeheuren Summe von 22 500 Pfund
Sterling. Napoleon I. ſoll für derartige Souvenirs ganze Ver=
mögen
verausgabt haben. Er ſelbſt trieb hierin keinen Luxus,
ſondern trug den Tabak wie Friedrich der Große loſe in einer
ledernen Weſtentaſche bei ſich; letzterer hatie aber in jedem ſeiner
Gemächer eine gefüllte Tabatiere auf dem Kamin ſtehen. Die
Revolution machte der ariſtokratiſchen Kultur der Priſe in Frank=
reich
ein Ende und ſie ſank zu einem vulgären Reizmittel herab.
Rein und ſtreng erhielten ſich die zeremoniöſen Gewohnheiten der
alten Priſenkultur in den Kreiſen der hohen Diplomatie. Man
kann ſich keinen Geſandten aus der erſten Hälfte des 19. Jahr=
hunderts
ohne die brillantenbeſetzte Doſe denken; ſie war ein
notwendiges Requiſit ſeiner Arbeit. Talleyrand ſoll auf dem
Wiener Kongreß die Situation dadurch gerettet haben, daß er
ſeine koſtbare Doſe, ein Geſchenk Napoleons, den Vertretern der
Mächte reichte und ſie duich die Priſen in eine aufgeräumte
Stimmung verſetzte.
Die Priſenfreunde vom alten Schlage hielten noch die be=
währte
ariſtokratiſche Form in Ehren. Ein Zeitgenoſſe erzählt,
wie dieſe Herren der zwanziger und dreißiger Jahre ſchnupften,
mit dem Lächeln der Zufriedenheit die Spitze des Daumens und
Zeigefingers in die Doſe tauchten, bedächtig ihre Priſe nahmen
und ſich dabei zufrieden und glücklich fühlten. Nur ſeinen Freun=
den
reichte man unaufdringlich ſeine Doſe und wahrte ſelbſt dabei
noch eine gewiſſe Reſerve und Diſtanz. Man nahm ſeine Priſe
mit Nonchalance und Leichtigkeit und näherte ſo diskret das ver=
lockende
Pulver der Naſe, daß jeder Zoll der Bewegung voll
Anmut war, und wenn man ein Meiſter der Kunſt war, hütete
man ſich wohl zu nieſen oder dämpfte das Nieſen durch ein
ſeidenes Tuch.
Nach und nach verlor der Schnupftabak immer mehr An=
hänger
und um die Jahrhundertmitte kam das Schnupfen all=
mählich
ab. Viele alte Herren und Damen blieben freilich noch
lange der Gewohnheit ihrer Väter und Großväter treu, die ihnen
ein unentbehrliches Auffriſchungsmittel war. Heute iſt dieſes
Geſchlecht faſt ausgeſtorben, deſſen Tradition ſich nicht mehr ver=
erbte
, und die Priſe, die noch vereinzelt fortlebt, bedeutet nichts
mehr als nur einen erfriſchenden Nervenkitzel. Die Eigenſchaft
als lebensſprühender Beſtandteil einer geſellſchaftlichen Kultur
hat ſie verloren und an die Mittel des Rauchgenuſſes abgeben
müſſen: Die Pfeife, die Zigarre und die Zigarette.
W.

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Nummer 148

Sonntag, den 29. Mai 1927

Geite 12

Sport, Spiel und Zurnen.

Fußball.

F. C. Union 1913Fußballverein Sprendlingen.
Am heutigen Sonntag, nachmittags 3,30 Uhr trift die Ligamannſchaft
Unions die gleiche des F.V. Sprendlingen in einem Freundſchaftstreffen
auf der Rennbahn dahier. F.V. Sprendlingen, ein Vertreter der Main=
klaſſe
, wird als beſonders ſpielſtark geſchildert und dürfte es einiger An=
ſtrengung
der Union=Mannſchaft bedürfen, um gegen dieſen guten Geg=
ner
ehrenvoll abzuſchneiden. Vor bem Spiel der Liga tritt die
Erſatz=Mannſchaft gegen die 1. des Sp. Cl. Boruſſia Dornheim an. Auch
dieſes Spiel dürfte einiges Intereſſe erwecken.
F.V. Germania 1911 Eberſtadt 1.Turn= und Sportgemeinde Frank=
furt
a. M. (Liga=Erſatz) 7:1 (5:1). Ecken 3:1.
Germania Eberſtadt empfing am Himmelfahrstag die Frankfurter
Mannſchaft zu einem Treffen, dem man mit größte: Spannung ent=
gegenſah
. Nur ſehr wenig Gäſte hatten ſich zu dem Spiele eingefunden,
aber die wenigen kamen auf ihre Rechnung. Beide Mannſchaften zeig=
ten
bei fairer Spiclweiſe ſehr ſchöne Leiſtungen. Beſonders Eber=
ſtadt
ſpielte wieder einmal, wie man es lange nicht geſehen hatte. Da=
durch
zeigte ſich zugleich, daß ein ſtarker Wille die Mannſchaft beſeelt.
Bereits bei Halbzeit ſtand das Spiel ſür Germania auf 5:1, und damit
war der Sieg ſo gut wie ſicher. Frankfurt erzielte bis dahin ſein Ehren=
tor
duvch Faulelfer. Obwohl Germania nach der Halbzeit nachließ,
konnte es doch noch zwei weitere Tore erzielen. Frankfurt ſpielte äußerſt
ſcharf, konnte aber ein beſſeves Torverhältnis für ſich nicht herſtellen, da
ſämtliche Angriffe an der vorzüglich ſpielenden Hintermannſchaft Eber=
ſtadts
ſcheiterten. Sämtliche Tore wurden durch gutes Zuſammenſpiel
der Stürmer und Läuferreihe erzielt. Schiedsrichter Müller=Griesheim
konnte durch ſeine ſicheren Entſcheidungen gut gefallen. Am Sonn=
tag
(29. Mai) begibt ſich die 1. Germania=Mannſchaft zum fälligen
Rückſpiel nach Sprendlingen zur Turn= und Sportgemeinde. In die=
ſem
Spiel wird die Mannſchaft zu boweiſen haben, ob ſie in ihrer letzten
Aufſtellung auch auf fremdem Platz zu ſiegen weiß.
V. f. R. 1910 Bürſtadt-Polieiſportverein 0:8 (0:2).
Am Himmelfahrtstag abſolvierte P. Sp.V. ſein Rückſpiel in Bür=
ſtadt
das Vorſpiel wurde in Darmſtadt 3:1 gewonnen und errang
einen einwandfreien Sieg. Die Poliziſten lieferten wieder eine gute
Partie und waren ihrem Gegyer unbedingt überlegen. Das Zuſammen=
ſpiel
war vorzüglich, und weitere Tore lagen im Bereich des Möglichen.
Der Polizeimannſchaft gebührt für dieſe Leiſtung ein Geſamtlob. Der
Schiedsrichter leitete bis auf einen Fall, wo er ein von der Polizei er=
zieltes
Tor überſah, einwandfrei. Das ſo vielgeſchmähte Bürſtädter
Publikum verhielt ſich muſtergültig und erkannte die beſſere Leiſtung
des P.Sp.V. unumwunden an. Auch hier konnten die Poliziſten mit
dem Bewußtſein ſcheiden, ſich wieder neue Sportfreunde gewonnen zu
haben.
Am kommenden Sonntag nachmittags 3 Uhr ſteigt auf dem Polizei=
ſportplatz
das Rückſpiel um die Kreismeiſterſchaft gegen Heppenheim.
Das Vorſpiel konnten bekanntlich die Heppenheimer mit 5:3 Toren ge=
winnen
. Die Polizei wird alles daranſetzen müſſen, das Spiel am Sonn=
tag
zu gewinnen, um ein Entſcheidungsſpiel herbeizuführen. Die hof=
fentlich
zahlreich erſcheinenden Zuſchauer werden deshalb ein intereſſan=
tes
Spiel zu ſehen bekommen.

Handball.

Univerſität WürzburgTechniſche Hochſchule Darmſtadt 6:14.
Am Himmolfahrtstage trafen ſich um 16 Uhr die obigen Mannſchaf=
ten
zum Freundſthaftsſpiel auf dem Hochſchulſportplatz. Beide hatten
Erſatz einſtellen müſſen, Würzburg für Mittelläufer und Torwart,
Darmſtadt für rechten Verteidiger, Mittelläufer, Mittelſtürmer und
Linksaußen. Das Spiel, beſonders der Schluß der zweiten Halbzeit,
in dem die Würzburger gänzlich dem Tempo erlagen, ſtand im Zeichen
der Ueberlegenheit der Hieſigen. Die Hauptſtärke der Gäſte waren die
beiden Halbſtürmer, die ſich beſonders in der erſten Halbzeit, raffiniert
Läufer und Verteidiger täuſchend, in gefährliche Nähe des Darmſtädter
Tores durchſpielten. Das Spiel der Hieſigen ſtand nicht auf der ge=
wohnten
Höhe, was wahrſcheinlich an dem zahlreichen Erſatz lag.
Der Schiedsuichter war dem Spiel nicht immer gewachſen, doch
wurde ihm ſein Amt durch das faire Spiel beider Mannſchaften leicht
gemacht.
Sportverein Wiesbaden-Pol. Sportverein (Liga).
Im weiteren Verlauf der Freundſchaftsſpiele gaſtiert am Sonntag,
den 29. Mai 1927, die Ligamannſchaft des Sportvereins Wiesbaden bei
den Mannen des Polizei=Sporwereins. Ueber die Spielweiſe von den
Kurſtädtern etwas zu ſchreiben, erübrigt ſich, denn ſie ſind von den Ver=
bandsſpielen
her in Darmſtadt beſtens bekannt. Die Polizei= Sporwer=
einsmannſchaft
tritt am Sonntag komplett an, ſie wird zu zeigen haben,
ob ſie tatſächlich von ihrer Stärke eingebüßt hat oder am Himmelfahrts=
tage
gegen Alemannia Worms nur einen ſchwarzen Tag hatte. Bei
etwas größerem Eifer und Zuſammenſpiel müßten die Polizeiſportler
mit einem knappen Reſultat als Sieger den Platz verlaſſen. Hoffent=
lich
beſinnt ſich die Mannſchaft und zeigt ſich am Sonntag von der beſſe=
ren
Seite. Das Spiel findet auf dem Polizei=Sportvereins=Platz ſtatt
und mußte im Hinblick auf das nachmittags um 3 Uhr ſtattfindende
Meiſterſchaftsſpiel der Fußballen auf morgens 10,30 Uhr feſtgeſetzt
werden.

Turnen.

Kreisjugendtreffen des Mittelrheinkreifes.
Der Mittelrheinkreis der Deutſchen Turnerſchaft hält zu Pfingſten
in Saarbrücken ſein diesjähriges Kreisjugendtreffen ab. Es ſteht außer
Frage, daß dieſe Veranſtaltung in hohem Maße zur Stärkung des
Deutſchbewußtſeins und des Zugehörigkeitsgefühls im Grenzlande bei=
tragen
wird. Wir geben nachſtehend den ungefähren Plan des Ver=
laufs
des Jugendtreffens: Samstag, den 4. Juni 1927: Eintreffen der
Jugendgruppen, Begrüßungsabende in den Unterkunftsorten. Pfingſt=
ſonntag
, den 5. Juni 1927: Vormittags Gottesdienſt in den Unter=
kunftsorten
. 12 Uhr: Abmarſch nach dem Landwehrplatz in Saar=
brücken
. 2 Uhr: Abmarſch von dort nach dem Ehrental. 3 Uhr: Feier=
ſtunde
im Ehrental bei Saarbrücken, anſchließend Beſichtigung der hiſto=
riſchen
Stätten. 8 Uhr abends: Tieſtunden in den Unterkunftsorten,
Abbrennen von Höhenfeuern, Anſprachen über das Saargebiet. Pfingſt=
montag
, den 6. Juni 1927: Frühwanderung nach der Feſtwieſe auf dem
Birnberg bei Fechingen an der Saar. Von 9 Uhr ab Zuſammen=
ſchließen
zur Gemeinſchaft, unvorbereitete Freiübungen, Wettkämpfe,
Feſtwieſenbetrieb, Jugendturnerleben auf der Feſtwieſe. Am Spätnach=
mittag
Rückfahrt. Pfingſtdienstag, den 7. Juni 1927: Wanderungen.
Beginn des Lagerlebens an der oberen Saar (Saarfels).

Leichtathletik.

Ausſchreibung zu den Deutſchen Meiſterſchaften 1927.
Die Ausſchreibung zu den Deutſchen Meiſterſchaften 1927 iſt er=
ſchienen
. Die Meiſterſchaften ſtehen im Zeichen der Vorſchau für
Amſterdam und werden am 16. und 17. Juli im Deutſchen Stadion zu
Berlin ausgetragen. Offen für alle Deutſchen, die bei den Meiſter=
ſchaftskämpfen
der Landesverbände ihre Eignung erwieſen haben, ſetzen
dieſe Wettkämpfe am 16. Juli, nachmittags 4 Uhr ein und werden am
17. Juli von 10 Uhr vormittags an weitergeführt. Außer der 4mal
100=Meter=Staffel ſind nur die Cinzelkämpfe der Männer eingereiht in
engſter Anlehnung an das Olympiſche Programm.
Meldeſchluß: 3. Juli. Alle Meldungen müſſen an die Landesver=
bände
geleitet werden. Anfragen in Quartierangelegenheiten ſind an den
Verband Brandenburgiſcher, Athletikvereine, Berlin N. 24; Ziegel=
ſtraße
3/1, zu leiten, der nach Möglichkeit bemüht iſt. Freiquartiere
ſicher zu ſtellen. Ausſchreibungen bei den Landesverbänden und der
Deutſchen Sportbehörde für Leichtathletik, München, Romanſtraße 67,
erhältlich, ebenſo bei der Deutſchen Turnerſchaft, Deutſchem Jugendkraft
und dem Deutſchen Athletikſportverband von 1891.
Heſſiſches Polizei=Sporifeſt Darmſiadt.
Am 3. und 4. September d. J. veranſtaltet der Heſſiſche Polizei=
Sportverein, wie alljährlich, ſein großes Heſſiſches Polizei=
Sportfeſt, das diesmal als offenes nationales Sportfeſt ausgetragen
wird, zu dem heute ſchon bedeutende ſüddeutſche Leichtathleten ihre Zu=
ſage
gegeben haben, ſo daß dieſes Feſt eines der bedeutendſten Veran=
ſtaltungen
dieſes Sommers in Darmſtadt zu werden verſpricht.
Eine beſondere Note erhält dieſes Sportfeſt durch die Austragung
eines großen Handballturniers für Ligavereine der D. S.B. und D.2.
Ferner werden die reiterlichen Veranſtaltungen dunch Zuſage auswärtiger
Gäſte in größerem Rahmen durchgeführt.

Darmſtädter Sportkalender.
Handball.
10,30 Uhr Exerzierplatz: Pol. Sp.V. Dſtdt. Sp.V. Wiesbaden.
4,30 Uhr Finanzamt: Gau=Auswahlen Städtemannſchaft.
4,30 Uhr Rheinallee: Rot=Weiß I. Sp.V. D. 1898 A, D. T.
Fußball.
3,00 Uhr Exerzierplatz: Pol. Sp. V. Dſtdt. V.f. R. Bürſtadt 1910.
3,30 Uhr Rennbahn: Union Darmſtadt F. V. Sprendlingen.

Kegeln.

Darmſtädter Keglerverband. Senioren=Kegeln.
Wie alljährlich, ſo wurde auch in dieſem Jahre ein Seniorenkegeln
veranſtaltet. Auf der Krichbaumbahn trafen ſich am vergangenen Sonn=
tag
und an mehreren Tagen der vergangenen Woche, in den Abend=
ſtunden
die Kegelbrüder über 50 Jahre. Es hatte jeder von ihnen
50 Kugeln abzuwerfen. Mit beſonderem Eifer widmeten ſich die alten
Herren dem edlen Kegelſport. Für die vier beſten Reſultate waren
Medaillen ausgeſetzt. Als Sieger gingen aus dem Kegeln hervor:
1. Kegelbruder Hommer=Lokälchen mit 289 Holz; 2. Harres= Kegler=
luſt
mit 277; 3. Berger=Fall um mit 257; 4. Widtmann=Lokälchen mit 257.
Klubwettkämpfe von Nichtverbandsklubs.
Im Bürgerverein begannen geſtern mittag Klubwettkämpfe unter
dem Verband nicht angeſchloſſenen Klubs. Jede Riege beſteht aus
5 Mann, die je 20 Kugeln abzuwerſen haben. Es ſind für Höchſtreſul=
tate
mehrere Preiſe ausgeſetzt. Das Startgeld iſt niedrig bemeſſen. Es
iſt dadurch Gelegenheit geboten, die neuen vorſchriftsmäßigen Bahnen
zu erproben. Das Kegeln ſetzt ſich nächſte Woche in den Abendſtunden
von 68 Uhr fort und können Meldungen noch bei Sporwwart Schöne=
feld
, Roßdörferſtraße 67, abgegeben werden.
Eine Paddlergilde im V. f. T. Rot=Weiß Darmſtadt.
Alljährlich im Frühjahr, wenn die Natur ſich neu belebt, beginnt
auch drüben am Altrhein neues Leben und Treiben. Sonntag für Sonn=
tag
bringen die Frühzüge aus Darmſtadt und der ganzen Umgebung
unzählige Paddler an den herrlichen Altrhein, die ſich dort dem reizvollen
Paddelſport widmen.
Auch der V.f.L. Rot=Weiß hat eine ganze Anzahl Paddler in ſeinen
Reihen, die ſich zu einer neuen Abteilung, der Paddlergilde, zu=
ſammengeſchloſſen
haben. Dieſelbe hat ſich in erſter Linie zwei Haupt=
aufgaben
geſtellt: Ausbreitung des Paddelſports und Pflege des Fluß=
wanderns
. Es gibt wohl kaum einen Sport, der ſoviel Reize ausübt,
wie das Paddeln und Flußwandern. Es iſt deshalb um ſo bedauerlicher,
daß dieſer Sport ſich noch nicht zu einem echten Volksſport geſtalten
konnte, da die Preiſe der Boote für gewöhnliche Sterbliche noch außer=
ordentlich
hoch ſind. Eine große Förderung erfährt der Paddelſport
allerdings durch Selbſtanfertigung der Boote, zu der man keine allzu
großen Fachkenntniſſe beſitzen muß und zu der jeder bei etwas An=
leitung
fähig iſt. Die Station der Paddlergilde iſt Stockſtadt. Ein
ſchmuckes Bootshaus in ſchöner Lage, direkt am Waſſer und nur
zwei Minuten von der Bahn entfernt, dient zur Aufbewahrung der
Boote, die unter der vorzüglichem Aufſicht des Herrn Redelbach ( Stock=
ſtadt
) gut verſorgt ſind.
Die Paddlergilde beabſichtigt in dieſem Jahre zwei größere Veran=
ſtaltungen
: An Pfingſten eine Neckarfahrt von Wimpfen nach Heidel=
berg
und im Auguſt eine Schweizerfahrt vom Vierwaldſtädter See die
Reuß und Aar abwärts nach Waldshut in den Rhein, und dann weiter
bis in die heimiſchen Gewäſſer des Altrheins. Möge die jüngſte Ab=
teilung
des V.f.L. Rot=Weiß dieſelbe Entwicklung nehmen, wie die an=
deren
Ortsgruppen.
Gießener Jubiläums=Regatta.
Aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der Gießener Rudergeſell=
ſchaft
von 1877 wird die am 2. und 3. Juli auf der Lahn bei Gießen
ſtattfindende Jubiläums=Regatta, die diesmal zweitägig veranſtaltet
wird, unter dem Protektorat des Reichspräſidenten von Hindenburg
ſtehen. Ausgeſchrieben ſind 27 Rennen, darunter 7 Achter. Kölner
RG. 91, Gießener RG. 77 und Frankfurter RV. 65 ſind die Verteidiger
der Herausforderungs= und Wanderpreiſe in den Rennen erſter Ord=
nung
: Großherzogs=Achter, Prinz Eitel Friedrich=Vierer, Preis der Stadt
Gießen=Vierer und Lahn=Pokal=Einer. Der die Regatta veranſtaltende
Verein hat anläßlich ſeines 50jährigen Beſtehens für den Jungmannen=
Achter einen nach dreimaligem Siege in beliebiger Reihenfolge endgül=
tig
zu gewinnenden Herausforderungspreis geſtiftet. Die 2000 Meter
lange Regattabahn wird in dieſem Jahre nach Durchführung von Ufer=
veränderungen
vom Start bis zum Ziel eine genügende Breite für drei
Boote aufweiſen. Meldeſchluß iſt am Donnerstag, 16. Juni 1927.

Rheinſiaffel des Mainzer Turn= und
Sportvereins 1817.
Die am Samstag nachmittag in Mainz auf der Rheinprome=
nade
zwiſchen Kaiſertor und Stadthalle als Pendelſtaffel ge=
laufene
herkömmliche Rheinſtaffel um den Heinrich von Opel=
Wanderpreis erbrachte folgende Ergebniſſe:
1. Rheinſtaffel=Jugend 10 mal 100 Meter (Wanderpreis d. H.
Heinr. v. Opel): 1. T.u. Sp. V. Wiesbaden 2 Min. 7 Sek. 2. Main=
zer
T. V. 1817 1. Mannſchaft 2.7,5 Min. 3. Mainzer T.u. Sp. Vergg,
1860 2.10 Min. 4. Mainzer T.u. Sp.Vergg. 1817 2. Mannſchaft.
Mit etwa zehn Meter Vorſprung ſicher gewonnen.
2. Rheinſtaffel offen, 10 mal 200 Meter (Wanderpreis d. H.
Heinr. v. Opel): 1. T.u. Fechtcl. Ludwigshafen 4 Min. 4,2 Sek.
2. Mainzer T. V. 1817 4.7 Min. 3. Frankfurter T. V. 1860 4.10 Min.
4. T.Gem. Worms 1846. 5. T.Gem. Hanau 1837. Mit etwa
15 Meter Vorſprung gewonnen. Mainzer T.V. 1817, der durch
ſeinen bekannten Läufer Helbig glänzend vom Start kam, ver=
lor
den gewonnenen Vorſprung durch ſchlechte Stabübergabe am
Wendepunkt Kaiſertor. Nach Beendigung der Staffel ver=
einigten
ſich alle Teilnehmer zu einem Spiellauf nach der Stadt=
halle
, wo die Siegerverkündung ſtattfand.
Tennis.
Frl. Aufſem ſchlägt Mlle. Contoſtavlos. Große deutſche Erfolge
in Saint=Cloud.
Die erſten Spiele bei den franzöſiſchen Tennismeiſterſchaften in
Saint=Cloud laſſen ſich für die deutſchen Teilnehmer beſſer an, als man
erwartete. Den ſenſationellſten Erfolg buchte die junge Kölnerin Frl.
Cilly Auſſem, die die Franzöſin Helene Contoſtavlos 6:0; 1:6: 6:3
ſchlug. Die Franzöſin, die an der Riviera noch die Amerikanerin Miß
Bryan geſchlagen, hatte, iſt neben Mlle. Plaſto die beſte franzöſiſche
Spielerin. Nach dieſem großen Siege hat Frl. Auſſem die beſten Aus=
ſichten
im weiteren Verlauf des Turniers. Auch die übrigen Deutſchen
blieben, mit Ausnahme von Wetzel, alle ſiegreich. Frau Friedleben fer=
tigte
die Franzöſin Mme. Baugée 6:2: 6:1 ab und Fvau Neppach ſiegte
6:1; 7:5 über Frau Speranza=Wyns. Das Herreneinzel wurde zum
Teil ſchon bis zur zweiten Runde gefördert. Altmeiſter Froitzheim, der
von dem franzöſiſchen Publikum lebhaft begrüßt wurde, hatte leichtes
Spiel gegen den Südamerikaner Carreras, den er mit 6:1: 6:1: 6:0
überlegen abfertigte. Dr. H. Kleinſchroth hatte mehr Mühe mit dem
Schweizer Wuarin und benötigte fünf Sätze, um 5:7: 3:6: 6:1: 6:1: 6:2
erfolgreich zu bleiben. Der junge Pforzheimer Wetzel ſchied in der zwei=
ten
Nunde bereits aus. Wetzel leiſtete dem Südamerikaner Torralva=
zwar
zähen Widerſtand, mußte ſich aber mit 6:4: 4:6: 2:6: 6:2: 4:6 ge=
ſchlagen
geben. Tilden machte mit Rodel kurzen Prozeß und qualifi=
zierte
ſich durch einen klaren 6:2; 6:1; 6:1 Sieg für die dritte Runde.
Der Südafrikaner Condon bewies ſeine Ueberlegenheit mit einem 6:3:
6:1; 6:4 Sieg gegen Sidneh Wood, dagegen unterlag der Inder
Dr. Fyzee 4:6; 3:6; 5:7 dem Franzoſen Siquier. Sehr hart kämpften
der in Berlin lebende Rumäne Miſhu und der öſterreichiſche Graf Salm
um den Sieg. Der Rumäne blieb knapp 6:2; 3:6; 6:8: 6:2; 6:2 Sieger.
Der Südafrikaner Spence benötigte fünf Sätze um Aron 3:6; 8:6; 4:6;
7:5: 9:7 zu ſchlagen und auch der Franzoſe Bouſſus gewann erſt nach
Kampf 6:3: 7:9; 1:6; 6:2: 6:1 gegen den Jugoſlawen Dundierſki. Im
Doppel behielten Cochet=Brugnon, wohl die ſtärkſte Kombination des
Turniers, 6:3; 6:1; 8:6 über Dundierſki=Dr. Fyzee die Oberhand.

Fechten.

Zweites deutſches Offiziers=Fechtturnier in Dresden.
Aus Anlaß ſeines 20jährigen Beſtehens veranſtaltet der Dresdner
Offiziersfechtklub am 2.29 Mai das zweite deutſche Offiziers= Fecht=
turnier
in den Räumen des Künſtlerhauſes in Dresden. Die Bedeutung
dieſes Turniers findet ſeinen Ausdruck dadurch, daß Reichspräſident von
Hindenburg den Vorſitz im Ehrenausſchuß übernommen hat, dem außer
Reichswehrminiſter Dr. Geßler noch eine große Zahl bedeutender Per=
ſönlichkeiten
angehören. Zur Teilnahme am Turnier berechtigt ſind alle
jetzigen und ehemaligen aktiven, Reſerve= und Landwehr=Offiziere des
alten Heeres und der neuen Wehrmacht und Marine des Reichs. Ob=
gleich
erſt vor drei Wochen die deutſchen Meiſterſchaften in München aus
getragen wurden, hat das Turnier doch ein ſehr erfreuliches Melde
ergebnis, allerdings mehr von Nord= und Mitteldeutſchland aufzuweiſen.
Von den 72 gemeldeten Fechtern entfallen: 30 auf die Reichswehr, 6 auf
die Marine, 6 auf die deutſche Turnerſchaft und 30 auf den deutſchen
Fechterbund. Im Anſchluß an das Turnier findet ein großes Schan=
fechten
der Sieger und anweſenden Fechtmeiſter ſtatt, daran ſchließt ſich
die Verteilung der Ehrenpreiſe durch Generaloberſt z. D. von Kirchbach.
Von bekannten Fechtern mit Ausſicht auf beſte Turniererfolge nehmen
teil: Prof. Dr. Aßmann=Berlin, Fähnrich Leonhard=Hannover, Lichten=
feld
=Offenbach, Moos=Frankfurt, Rittmeiſter v. Schlieben=Dresden, Som=
mer
=Brelin (früher Darmſtädter Fechtklub), Thalmann=Hamburg und
Kapitänleutnant v. Trotha.

Te
Zer, eefze!
Se,
111e

versögerte ſich deschalb ſoſehr,
weil ihn die Göttin Kalupſo ſo
lange auf ihrer der Liebe ge.
weihten Inſel zurückhielt.
Böcklin und Preller haben.e
es wunderbar gemalt wie ſich
Oduſſeus in Sehnſucht nach
der Heimat verzchtk. Allzu,
lange hat er den edlen Jabak
zu Hauſe bei der geliebten-e
Penelope entbehrt: Endlich,
ſchlägt die Abſchiedsttunde-
und uber den weiten Rücken
des Meeres wie Homer ſingt,
ſteuert er der Heimat zu.
Häusliches ohlbehagen,
wie es Oduſſeus ſo ſchmerzlich

lange vermißt hatte, tromt vor allem aus dem Genu/s von-
Geeilig
At4
S9
Dieſe hochbekömmliche Warke, hergeltellt aus den aromatiſchſten Treszenzen des
Orients, läßt nach allen Abenteuern der Welt, wie ſie Oduſſeus beitanden, das Glück
des Triedens und der Geborgenheit im Hauſe voll empfinden-e.
)

Generalvertreter für Mainz und Darmstadt:
IV 8730
Paul Hille, Fabriklager: Frankfurt/Main, Niddastr. 64, Mittelbau, Tel. Hansa 6963.

[ ][  ][ ]

HnannHngnnnnnnnnnannnnHanannnnnnnnnnnnnna
annnnn

Goethes und Schillers Kopf.
Eine phyſiognomiſche Studie.
Schon der Primitive, ſchon das Kind beobachtet und
beurteilt inſtinktiv den Kopf, und insbeſondere das Geſicht.
Daß die Phrenologie und die Phyſiognomik nicht, wie die
Heilkunde, zu einer Wiſſenſchaft entwickelt wurde noch
nicht entwickelt wurde iſt zu verſtehen, wenn man bedenkt,
daß ſie nur in einem mehr oder weniger engen Kreis ge=
pflegt
wurden.
Erſt die Nieſenſtädte, wo jeder dem anderen fremd iſt,
erſt die Neuzeit, mit ihrer Völkerwanderung des einzelnen,
mit ihrem Menſchenaustauſch von Land zu Land, von Kon=
tinent
zu Kontinent ſchuf das Bedürfnis, die Menſchen-
kenntnis
aus Erfahrung abzukürzen, bzw. durch eine Wiſſen=
ſchaft
zu erſetzen. Man erinnert ſich deſſen, was man ſchon
früher inſtinktiv erkannt hatte und was ausgedrückt iſt in
Nedensarten, wie: Er hat es fauſtdick hinter den Ohren
oder: Er hat ein Brett vor der Stirne, daß der Charakter
in den Kopfformen angedeutet iſt. Genau wie nicht das

Schiller im Jahre 1804
Rezepteſchreiben, aber das Heilen eine Kunſt iſt, wird das
Ableſen des Charakters zwar eine Begabungsſache bleiben;
genau ſo weit aber, wie die Heilkunde, kann die Charakter=
leſekunde
eine Wiſſenſchaft werden. Auch die Medizin be=
gann
als Aberglaube und Hokuspokus.
Inſofern hat Lavater, der geniale Menſchenerkenner,
der Phyſiognomik geſchadet, als er ſich allzuſehr vom Gefühl
leiten ließ, ſich zu allgemein ausdrückte und ſich nicht die
Mühe machte, Beweiſe zu finden. Uber Goethe z. B. ſchrieb
er: . . . Man bemerke vorzüglich die Lage und Form dieſer
nun gewiß gedächtnisreichen, gedankenreichen
warmen Stirne bemerke das mit einem fortgebenden
Schnellblicke durchdringende, verliebte ſanft geſchweifte,
nicht ſehr tief liegende, helle, bewegliche Auge die ſo ſanft
ſich darüber hinſchleichende Augenbraue dieſe an ſich allein
ſo dichteriſche Naſe dieſen ſo eigentlich poetiſchen Über=
gang
zum lippichten von ſchneller Empfindung gleichſam
zitternden, und das ſchwebende Sittern zurückhaltenden
Munde dies männliche Kinn dies offene, markige Ohr
wer iſt der abſprechen könne dieſem Geſicht
Genie...
Aus ſolchen erregten und mehr erregenden, als aufklä-
renden
Ausrufen kann man nur wenig für die Beurteilung
von Köpfen lernen. Es iſt notwendig, exakte Feſtſtellungen
zu ſammeln und Beweiſe zu liefern, wie Gall und Carus dies
anbahnten.
Auf dem geringen zur Verfügung ſtehenden Naum
können keine phrenologiſchen Geſetze mitgeteilt werden; dies
ſoll in einem in Vorbereitung befindlichen Buche geſchehen;
es können hier nur Andeutungen gegeben werden, die aber
immerhin zeigen, daß man beſtimmter ſein kann, als Lavater.
Ich vergleiche, zunächſt andeutungsweiſe, die Köpfe Goethes
und Schillers, weil deren Charaktere allgemein bekannt ſind
und weil darüber kaum eine Meinungsverſchiedenheit be=
ſteht
.
Bei Goethe war der obere Ceil der Augenhöhle breit
und wie aufnahmebereit vorgewölbt. Schillers Augen
höhle verſchwand gegen die Naſe zu im Schatten; auf der
anderen Seite jedoch, gegen die Schläfe hin, war ſie auffal=
lender
als bei Goethe. Was bedeutet dieſer Unterſchi d?
Am oberen Ceil der Augenhöhle iſt etwas für den Dichter
außerordentlich Wichtiges abzuleſen; der Grad und die Art
der Empfänglichkeit für Sichtbares. Schillers Schauluſt war
beſchränkt, ſie galt nur der Anordnung, nur der Verteilung
der Gegenſtände im Naum: der Situation; für die Geſtalt
und die Farbe der Gegenſtände hatte er wenig Sinn im
Gegenſatz zu Goethe, der jede Nuance aufnahm.
Schillers Stirn iſt am ſtärkſten gegen die Schläfen,
Soethes Stirn gegen die Mitte hin gewölbt. Schiller war

antithetiſch, Goethe ſynthetiſch. Bei Schiller war die ana=
lythiſche
Kraft, die Kraft des Skelettierens und der Kom=
poſition
am ſtärkſten, bei Goethe die Kraft des vergleichenden
Erkennens und des Geſtaltens. Aber Schiller war nicht nur
Sergliederer, er war auch Geſtalter; zwar drängte ſeine
Stirne ſeitlich auseinander, aber ſie war nicht in der Mitte
geſpalten, ſondern trug auch hier eine Vorwölbung; die

Silhouette von Goethe in Wetzlar
Geſtaltungskraft war bei ihm ſchwächer als bei Goethe, ader
ſie fehlte nicht.
Ferner war Schillers Stirne in der oberen Sone ſtärker,
als in der mittleren und in der unteren, Goethes Stirne war
beinahe gleichmäßig ausgebildet; er hatte nicht nur für die
ideenhafte Bedeutung der Dinge Sinn, ſondern ebenſoſehr
für ihre reale Bedeutung und für ihre Oberfläche ( Be=
obachtung
).
Schiller ſchwankte zeitweiſe zwiſchen Dichtung und Phi=.
loſophie. Als Hauptgrund, daß er ſich für die Dichtung
entſchied, ſehe ich an, daß phyſiognomiſch ausgedrückt
ſeine Naſe gar nicht wiſſenſchaftlich war. Das Charakteri=
ſtiſche
an Schillers Naſe iſt, daß der Höcker nicht in der
Mitte liegt, ſondern gegen die Spitze hin verſchoben iſt.
(Verſchiebung des Willens in die Gefühlsſzene.) So gebogene
Naſen deuten auf die Neigung zur Einwirkung auf das
Gefühlsleben der Umwelt, nicht durch Gefühle, ſondern
durch Protektion, Satire, Sophismen, Pathos, Sentimen=
talität
, Schmeichelei, Hyſterie, Übelnehmerei, Sadismus. Daß
Schillers, im Gegenſatz zu Goethes in ſich ruhender Dichtung
auf Wirkung abzielt, daß er erregen, aufregen will (will!) iſt
bekannt. Durch Pathos will er die Gefühle erregen und be=
herrſchen
. Er verſchafft ſich damit Abſatz für den Ausfall an
normalen Gefühlserlebniſſen (die mittlere Wangenpartie iſt
leer, der Sug von den Naſenflügeln zum Mund fehlt) und an
normalen ſeeliſchen Erlebniſſen (die ſtarken Wangenknochen

EÄFARÄZATEEÄRAE

Goethe nach einem Gemälde von G. O. May
beengen die Augenhöhle); wie breit und ohne Sperrung iſt
dagegen die Augenpartie bei Soethe, dem an Seelenerleb=
niſſen
Reichen! Schillers Jugendfreund Scharffenſtein hatte
richtig gewittert, daß Schillers Überſteigerung aus einem
Mangel ſtammt; er warf ihm vor, daß ſeine Freundſchaft

FäEAÄÄAHÄAEAEAEÄZ

nicht vom Freund herausgequollen ſei, ſondern vom
Dichter.
Aufmerkſam gemacht ſei noch auf den geringen Ein=
ſchnitt
an der Naſenwurzel (Eigenwilligkeit) und auf die
ſtarke Einwirkung des Willens auf den Mund. Die Lippen,
von Kinn und Mund gepreßt, drücken verſchließende Selbſt=
beherrſchung
aus und zeigen wenig Neigung, ſich nach den
Seiten hin, aufnahmebereit, zu dehnen; man kann auch ſagen:
die Kraft des Gefühls (der Wangen) iſt zu ſchwach, um die
Lippen der Beherrſchung durch den Willen zu entziehen.
Neigung zur Sdeenbildung, Neigung zur Analuſe und
Neigung zur Wirkung auf das Gefühl, ſtarke Willenskraft
und Armut an Gefühlserlebniſſen: das waren die Grundlagen
von Schillers Schaffen. Die überwiegende Ausbildung der
oberen Stirnzone, ihre ſtarken, ſeitlichen Ausbuchtungen, die
eigenartig gebogene Naſe und die leeren Wangen: das ſind
die beherrſchenden Merkmale ſeines Geſichts.
Wie Goethes Charakter zwiſchen Aufnahmebereitſchaft
und Selbſtwillen, wechſelte ſeine Naſe harmoniſch zwiſchen
Einbuchtung und Erhebung. Sie war nicht allzu knöchern
und nicht allzu fleiſchig, nicht allzu wollend und nicht allzu
begehrend. Die wohlgerundete, knorpelige Naſenſpitze deutete
auf Spürkraft des Verſtandes wie des Gefühls. Die ge=
ſpannten
und doch locker angeſetzten Naſenflügel auf edelſte
Gefühlspotenz und natürlich-formvolle Haltung: auf Grazie.
Das in ſolchem Naſenende ausgedrückte Verlangen nach

Schiller, nach einer Büſte
Gefühlserlebniſſen (mit leichtem Einſchlag ins Wollüſtige)
konnte nur in Verbindung mit ſtarker und veredelter Genuß=
fähigkeit
zur Heiterkeit führen. (Bei Friedrich II. ſchlug es
um in bittere Verachtung des Genuſſes.)
Des jungen Goethe Lippen ſind graziös kraftvoll ge=
ſchwungen
; ſie ſind nicht im mindeſten aufeinandergepreßt,
ſondern liegen locker, ſchlürfend übereinander und verraten
elaſtiſche Genußfreude. Wichtig iſt, daß die Oberlippe auf=
fallender
gebildet iſt, als die Unterlippe. Die erotiſche Erleb=
nisfähigkeit
war bei Goethe ſtärker als die ſeruelle. Bei
Schiller war es umgekehrt; die Unterlippe überragte die
etwas eingezogene Oberlippe; außerdem waren die Wangen
im unteren Ceil ziemlich muskulös. Seine durch die Schwind=
ſuchtsfieber
noch erhöhte Sexualität veranlaßte Schiller, den
Willen aufzuwenden (die Lippen zuſammenzupreſſen), wodurch
auch dem an ſich ſchwachen Eros Feſſeln auferlegt wurden.
Durch die geſpannte und doch lockere Form des Mundes
und durch die Harmonie zwiſchen Naſe und Lippen erhält
Goethes Profil durch das Gleichgewicht zwiſchen Genuß=
verlangen
und Genußfähigkeit , ſein Weſen das Voll=
kommene
, Heitere.
Daß die Lippen etwas allzu locker gefügt, und daß der
Einſchnitt an der Naſenwurzel etwas zu tief iſt, deutet
Goethes Schattenſeite an. Die Unzuverläſſigkeit der Grund-
lätze
, Oronie und Wohlluſtliebe, wie J. G. Simmermann,
Lavaters Freund, ſich ausdrückte.
Goethe verſtand ſich beſſer auf ſchwankende, zugängliche,
umgängliche, als auf harte Charaktere; der Mittelpunkt
ſeiner Dichtung iſt Liebe. Schiller hätte, wenn er es ſich ge=
ſtattet
hätte, brünſtig ſein können; von Liebe konnte er nur
ſprechen, indem er pathetiſch und ſentimental wurde; aber an
die Charakterfeſtigkeit ſeiner Geſtalten glaubte er mit der
Selbſtverſtändlichkeit deſſen, der ſich durch Gefühle nicht von
Vorſätzen und Grundſätzen abbringen läßt. Seine Helden ſind
ſtark im Willen, karg im Gefühl; ſein Dichten kreiſt um die
Macht, er atmet gerne in der menſchenvernichtenden Kata=
ſtrophe
. Bei Goethe dagegen iſt das Herz immer min=
deſtens
ebenſoſtark wie der Kopf; ſehr oft auch überrennt
die Genußfreude den Charakter; er ſträubt ſich gegen das
notwendige Hartſein des Cragikers.
Friedrich Märker.

HBENAARÄHHEENAAAEIA

[ ][  ][ ]

o derne SKlaven.

Lng

Wollen Sie einmal ein kleines Paradies kennen lernen?
hatte mich ein höherer Marineoffizier in Nio de Janeiro ge=
fragt
. Und als ich bejahte, fügte er hinzu: Ich will Sie nach
einer kleinen Inſel bringen laſſen, deren wenige Bewohner wohl
noch ein urwüchſiges Leben führen.
Jetzt ſitze ich ſchon einige Cage auf dieſer Inſel, zu der mich
ein Küſtenbewachungsſchiff der braſilianiſchen Marine gebracht
hatte, aber als Paradies könnte nur die Landſchaft bezeichnet
werden.
Von den Bewohnern erzählte mir mein Wirt Pedro, der
Patron der Inſel, daß dieſe früher die Beſitzung eines Jazen=
deiros
geweſen war, der hier Suckerrohr, Cabak und Kaffee
gepflanzt hatte. Aber als 1888 die Sklaverei aufgehoben wurde,
verließen viele Sklaven die Inſel, niemand wollte mehr für
den weißen Herrn arbeiten, und ſo zog dieſer dann hinüber
nach dem Seſtlande. Nur wenige frühere Sklaven blieben hier
und leben ſeitdem auf der Inſel.
Bei meinen Streifzügen in Begleitung eines Indianer=
miſchlings
Affonſo traf ich zuweilen auf im Gebüſch verſteckt
liegende Hütten, deren Bewohner ſich ſcheu zurückzogen, während
die Kinder ſich ängſtlich hinter den Büſchen verſteckten. Aber
manchmal ſah ich frühmorgens auch noch Neger, die vor ihren
Hütten auf großen Matten ſchliefen, und konnte über ſie hinweg=
ſteigen
, ohne daß ſie ſich dadurch in ihrer Nuhe ſtören ließen.
Geſtern abend hatte ich Affonſo beauftragt, mir etwas
Nahrungsmittel heranzuſchaffen, da ich mit meinen Konſerven
ſparſam umgehen mußte, und heute kam er und flüſterte: Herr,
es ſind Leute da, die etwas verkaufen wollen.
Gut, Affonſo, laß ſie hier auf die Veranda kommen.
Nein, Herr, das geht nicht. Ihr müßt ſchon dort hinten
zu den Palmen gehen.
Suerſt wollte ich ſchimpfen über dieſe Sumutung, aber dann
vermutete ich dahinter irgend ein Geheimnis und fragte Affonſo
nach der Urſache der Heimlichkeit.
Senhor Pedro und Senhor Eulalio dürfen es nicht ſehen.
Pedro war mein Wirt, aber Sulalio war mir noch un=
bekannt
, und nun erfuhr ich, daß Eulalio, der Vendiſt, der
Kaufmann der Inſel ſei, und daß die Eingeborenen alle Nah=
rungsmittel
und alle Erträge ihrer Pflanzungen, die ſie nicht
ſelbſt verzehren können, an Eulalio abliefern müſſen. Auf
meine Frage nach der Urſache dieſer Verpflichtung erhielt ich
zur Antwort, daß der Vendenbeſitzer den Eingeborenen Kleidung,
Geräte und vor allem Schnaps dafür liefere.
Durch dieſe Erklärung wurde mir auch das Verhalten der
Neger verſtändlich, und ſo ging ich zu dem Palmenwald und
traf dort einige Neger und Negerinnen mit Bananen, Kokos=
nüſſen
, einigen Siſchen und ſogar einem Huhn. Die Forderungen
dafür waren ſo niedrig, daß ich alles kaufen konnte, worüber
große Freude unter dem ſchwarzen Völkchen herrſchte.
Als ich dann am Vormittag wieder einen Ceil der Inſel
durchſtreifte, waren die Bewohner viel freundlicher und ver=

Pouſſette.
Von Maurice Level.
Autoriſierte Überſetzung von Gutti Alſen.
An jedem Morgen, ſobald die Curmuhren der Stadt die
ſechſte Stunde ſchlugen, verließ die alte Jungfer ihr Heim, ver=
ſchloß
ſorgſam ihre Cüre und durchmaß eiligen Schrittes die
Straße, um die erſte Meſſe in der denachbarten Kirche zu
hören. Und ihre Jinger umfaßten voller Inbrunſt das Gebet=
buch
, ein altes, zerleſenes Buch mit weichen Ecken und fettigen
Blättern.
In dem faſt leeren Kirchenſchiff kniete ſie auf ihrem Bet=
ſchemel
nieder, faltete die Hände, flüſterte Gebete her und ver=
einte
, zitternden Hauptes, ihre Stimme mit der des Prieſters.
Sobald der Gottesdienſt beendet, kehrte ſie in ihre Wohnung
zurück.
Ihr Geſicht war hager, ihre Stirn zeugte von Eigenſim,
ihre Schläfen waren mit Nunzeln bedeckt, aber aus tiefen
Höhlen heraus flammten ihre Augen in einem ſeltſamen Fieber.
Auf dem ganzen Wege murmelte ſie unzählige Vaterunſer,
während ihre Hände an ihrer Noſenkette entlang liefen. Das
Pflaſter unter ihren Hacken gab keinen Laut her, und rings
um ſie ſchwebte ein vager Geruch von Weihrauch und feuchtem
Stein, als ob ihre gelblichen Finger und ihre ſpitzen Kniee,
durch die Länge der Seit den feuchten Dunſt der Kirchenflieſen
und der Sakriſtei bewahrt hätten.
Sie lebte ganz allein in einem kleinen Vorſtadthauſe,
zwiſchen ihren altmodiſchen Möbeln, einigen Porträts alter
Leute, einigen an den Wänden hängenden Heiligenbildern und
einer grauen Katze, die ſie Pouſſette nannte. Es war ein altes,
mageres Cier, das den ganzen Cag über ſchlaftrunken ausge=
ſtreckt
lag, gleichgültigen Blickes dem Kreiſen der Fliegen folgte,
und ſich nur hin und wieder erhob, um dem Fall eines vom
Winde fortgetragenen Blattes, durch die Senſterſcheibe hin=
durch
, zuzuſehen.
Die alte Jungfer und die alte Katze verſtanden ſich. Beil
liebten ſie ein zurückgezogenes Daſein, das Sd

Von Dr. Fritz Köhler.
trauter als früher. Am Strande
trafen wir einige Neger beim An=
fertigen
eines Kanus, indem ſie
einen Baumſtamm ausbrannten und
behauten. Siſcher zogen ihre Netze
ein, in denen ſich ſpärliche, zap=
pelnde
Beute fand.
An einer Quelle am Berghang
ſtanden Negerinnen bei der Wäſche,
unter ihnen eine weißhaarige Alte,
die mir erzählte, daß ſie und ihre
Cochter noch Sklavinnen geweſen
ſeien. Jetzt lebten ſie aber viel
beſſer, da ſie nicht mehr ſo viel zu
arbeiten brauchten.
So hatte mir mein Kauf am
Morgen den Sugang zu den Ein=
geborenen
geöffnet. Auch Affonſo
erzählte mir mehr von dem Leben
der Inſel. Hier herrſchte noch ein
gewiſſes Klanſyſtem, beſtimmte Fa=
milienklaſſen
, die nur miteinander,
nicht innerhalb des Klans heiraten
durften. Ungeſchriebene Geſetze
regelten das Leben auf dieſer Inſel.
Auch Seſte mit blutigen Cänzen, dem
Schlachten eines Hahnes, ſollten hier, als altes afrika=
niſches
Erbe noch ſtattfinden, trotzdem alle Neger ſchon ſeit
Generationen fern von Afrika leben.
Am Abend ſtellte ſich Pedro mit ſeinem Schwager Eulalio
ein, einem von Sieber und Cropenglut ausgetrockneten Syrier.
Ich hatte erwartet, daß Eulalio kommen würde, nachdem ich am
Morgen in ſeine Hoheits= und Kaufrechte eigenmächtig einge-
griffen
hatte.
Senhor Doctor, Sie dürfen nicht von den alten Negern
kaufen. Die wollen Sie nur betrügen. Ich kann Ihnen viel
beſſer alles liefern, was Sie wollen.
Was koſtet denn ein Huhn bei Euch? fragte ich darauf.
Hühner ſind, ſehr ſelten und darum teuer vielleicht
ſechs Milreis.
Als ich den Preis ſehr hoch fand, denn ich hatte am Morgen
nur zwei Milreis bezahlt, wurde auch Eulalio billiger.
Ich fragte ihn dann, warum ich nur bei ihm kaufen ſollte.
Und darauf erzählte er mir mit ſeiner ſchrillen Stimme, bei

REC

heftiger Unterſtreichung ſeiner Worte durch die Hände, daß alle
Eingeborenen bei ihm hohe Schulden hätten, ſehr hohe, die ſie
in ihrem Leben niemals bezahlen könnten, denn er liefere ihnen
Hoſen, Kochtöpfe, Suckerrohrſchnaps, Maismehl, alles nur
Brauchbare. Die Neger haben kein Geld, und ſo müſſen ſie
dafür die Ernte ihrer kleinen Pflanzungen und ihrer Fiſchzüge
zum Austauſch abgeben. Die Neger ſeien dabei noch ein unver-
ſchämtes
Volk, immer glaußten ſie, benachteiligt zu werden, und
dabei reichten die abgelieferten Waren niemals zur Cilgung der
Schulden aus, verſicherte der Händler, ſo daß die Eingeborenen
noch einige Cage in ſeinen Pflanzungen arbeiten müßten.
Ich wollte nun eine Probe machen und fragte, wie hoch
denn die Schuld von Affonſo wäre. Da zählte der Vendiſt einen
großen Poſten auf, aber ich rief Affonſo und fragte, ob dieſe
Aufſtellung ſtimmte. Natürlich beſtritt er vieles, auch Eulalio
verminderte nach langem Hin und Her ſeine Nechnung und
nannte ſchließlich die Summe von zwanzig Milreis. Davon han=
delte
ich aber auch noch acht herunter und zahlte den Betrag
ſogleich. Damit war Affonſo frei, kein Sklave des gierigen
Händlers mehr, und die Freude war groß.
Geändert habe ich durch dieſe Cilgung der Schuld doch
nichts, denn nach meiner Abreiſe wird das alte Cauſchverhältnis
wieder eingeſetzt haben. Aber augenſcheinlich konnte mir Affonſo
beim Studium der Inſel nur von Nutzen ſein.
Dieſer laue Abend unter dem Geflimmer der
Millionen Glühkäfer, aber auch dem läſtigen
Stechen der unzähligen Moskitos, hatte mir wie=
der
einen nicht unbeträchtlichen Ceil meiner Illu=
ſionen
von dem paradieſiſchen Leben der Cropeu=
bewohner
geraubt. Es iſt doch kein Suſtand wunſch=
loſer
Glückſeligkeit, in dem die Inſelleute leben. Alles,
was zur Freude ihres Lebens gehört, liefert ihnen
Eulalio, der Händler, für teures Geld. Denn hinüber
zum Feſtlande, wo ſie alles billiger und beſſer kaufen
können, wollen die Neger nicht, weil das anderthalb
Cage in Anſpruch nehmen würde und auch mit einem
kleinen Kanu gefährlich iſt. Nur Eulalio fährt alle
vier Wochen mit einem großen Boot zur Küſtenſtadt
und verkauft dort die Ernten der Inſelbewohner mit
hohem Gewinn.
Und Nio de Janeiro, die ſchöne Landeshauptſtadt,
mit ihrer blendenden Siviliſation, ihrem hohen Wirt=
ſchaftsleben
, ihren nordamerikaniſchen Bauten und
ihrem Autoverkehr liegt nur neunzig Kilometer ent=
fernt
. Wie gering iſt doch die Reichweite ihrer Kul=
tureinflüſſe
! Aber das gehört zur Kindheit eines wer=
denden
Landes.

Sommernachmittage, geſchloſſene Fenſterläden und vorgezogene
Vorhänge. Die Straße erſchreckte ſie, wie etwas mit unzähligen
Gefahren Bevölkertes.
Hinter den Stores verſteckt, ſah das alte Mädchen die
Leute durch das Gäßchen gehen, in dem ihre Schritte noch lange
nachhallten, und die Katze ſtreckte den Hals vor, reckte ſich auf
drei Pfoten empor und wandte ſich von den anderen Katzen ab,
die mit tief geneigtem Kopfe vor den Cüren kauerten, um ſich
zu belecken, oder mit langgeſtrecktem Körper und gleitenden
Bewegungen entflohen, um in einem Kellerloch zu verſchwinden.
Früher, in langen warmen Nächten, in denen die Liebe das
Stillſchweigen und die Unbeweglichkeit der Bäume mit ihren
Schauern umhüllte, ſtreckte die Katze bisweilen ihren Hals weit
vor, den Gärten entgegen, und anwortete den Lockrufen der
Kater, deren Schatten auf den Dächern übereinander fielen,
oder ſie rieb, von ihren Klagen erregt, ihre Flanken gegen die
Stuhlfüße.
Dann trug das alte Mädchen ſie heftig erregt fort, ſchloß
ſie in ihr Simmer ein, öffnete die Fenſter und ſchrie mit einer
haßerfüllten Stimme:
Macht, daß ihr fortkommt! . . . . Macht, daß ihr fort=
kommt
! . . .
Wenn jedoch die miauenden Cöne weiter klangen, wenn
die einen Augenblick lang unbeweglichen Schatten wieder zu
ſpringen begannen, ſo zog ſie die Fenſterläden zu, ließ die Vor=
hänge
herabfallen, kauerte ſich in ihrem Bett zuſammen, barg
die Katze in ihre Bettücher, um jedes Geräuſch zu erſticken und
liebkoſte ihre Ohren, um ſie einzuſchläfern.
Eine fürchterliche Wut ergriff ſie bei dem Gedanken einer
Paarung. Stolz auf ihre Jungfräulichkeit, haßte ſie alles, was
nicht keuſch war, und jedes fleiſchliche Cun erſchien ihr als etwas
Ceufliſches, wodurch der Verſucher Menſchen und Ciere be=
ſchmutzte
. Sie errötete vor Sorn und Scham beim Anblick Ver=
liebter
, welche in hellen Nächten zu zweien luſtwandeln, der
Vögel, welche ſich nachts verfolgen, und der Curteltauben, die
ihre Schnäbel am Nande ihrer Neſter vereinen.
Einſt war die Katze ſchön geweſen, mit ihrem leuchtenden
Sell und üppigen Formen. Und die Nachbarn ſagten ihrer
Herrin:

Leihen Sie ſie mir, das gäbe ſo hübſche Junge mit unſerem
Kater!
Doch ſie antwortete mit gerunzelten Brauen und auf die
Bruſt geſenktem Kopf:
Ich brauche keine. . . . Ich behalte ſie!
Dann war das Cier häßlich geworden. Seine unfrucht=
baren
Lenden waren eingefallen. In dieſer Kloſteratmoſphäre
ſchien es ſeinen Inſtinkt vergeſſen, verlernt zu haben. Seine
glühende Sinnlichkeit hatte ſich nach und nach beruhigt und die
hartnäckigſten Klagen der Katzenmännchen glitten ſchließlich über
das Weibchen hinweg, ohne es auch nur zittern zu machen.
Eines Nachts jedoch, in einer Sommernacht, da Pouſſette
zuſammengerollt auf einem Lehnſtuhl lag, erhob ſie ſich plötzlich
nervös und begann in der Dunkelheit umherzuſtreichen.
Draußen miauten die Katzen in den Dachtraufen. Sie ſtreckte
die Pfoten aus, vergrub ihre Krallen in den Ceppich, ſchlug mit
weit ausholendem Schweife ihre Flanken, glitt dann raſch, von
einer raſenden Begierde ergriffen, durch die halboffene Cür und
entfloh in den Garten.
Die Alte, durch den Lärm vor ihrem Fenſter erſchreckt,
ſetzte ſich in ihrem Bette auf.
Niemals hatte die Liebe triumphierender in ihre Ohren
geklungen. Sie ſtand auf, um ihr Cier mit ſich zu nehmen, und
da ſie es nicht auf dem Stuhle fand, ſo rief ſie:
Pouſſettel. . . Kleines! Komm hierher So komm
doch! ..
Gewöhnlich eilte die Katze auf dieſen Lockruf herbei. Doch
dieſes Mal regte ſich nichts. Während ſie noch ſuchte, fand ſie
die halbgeöffnete Cür, und im Augenblick überfiel ſie eine
namenloſe Angſt nicht, daß jemand bei ihr eingedrungen ſein
könnte, ſondern die fürchterliche Angſt, daß Pouſſette entwichen
ſei.
Sie rieb ein Streichholz an, und während der Phosphor,
ohne etwas zu erhellen, in einer kleinen tanzenden, blauen
Slamme auflohte, murmelte ſie:
Iſt es möglich!.. . Mein Gott! Pouſſettel...
Aber als die Kerze dann angezündet war, ſtieß ſie einen
ſchrei aus:
Pouſſeite war nicht mehr da!

[ ][  ][ ]

aus dem Schlafgemach der Marcheſa vor dem Sorn des eifer=
ſüchtigen
Mannes flüchten. Der rieſige Schreibtiſch nimmt das
ganze Simmer ein. Ningsum an den Wänden überall Bücher.
Man ſah ihnen an, daß ſie nicht nur als Ornament daſtanden,
ſondern oft und eifrig zum Studium benutzt wurden. Dann war
ſie plötzlich lautlos erſchienen; die dicken Ceppiche erſtickten jeden
Schritt. Der erſte Augenblick war eine Enttäuſchung. Sie hatte
einen der üblichen japaniſchen Kimonos an, in denen Schau=
ſpielerinnen
Interviews zu geben pflegen. Weiß Gott warum,
der biedere Bourgeois bildet ſich immer ein, daß eine berühmte
Schauſpielerin dämoniſch ſchön ſein muß. Auf den erſten Blick
iſt Eliſabeth Bergner nicht ſchön. Dann aber erfaſſen einen ſo
wundervolle Augen, daß man von ihnen während des ganzen
Geſprächs nicht mehr los kann. Ihr warmer Con, der ſo oft
zu zehntauſenden, von ihrer Kunſt entzückten Menſchen ſprach,
erfüllt langſam das Simmer.
Wann ich das erſte Mal daran dachte Schauſpielerin zu
werden? Schon ſeit meiner früheſten Kinderzeit wußte ich ganz
beſtimmt, daß ich Schauſpielerin werden würde. Als ich zehn
Jahre alt war, wurde ich eines Cages mit meiner Schweſter
zu einem in der Nachbarſchaft wohnenden Kommerzienrat einge-
laden
, wo eine Kindervorſtellung vor ſich ging. Eine der kleinen
Schauſpielerinnen wurde, wahrſcheinlich von zu viel Schokolade,
trank, ſo daß man die Vorſtellung hätte abbrechen müſſen. Da
fühlte ich mein Herz ſchneller ſchlagen, ich meldete mich und

will jedoch keinen Augenblick beſtreiten, daß Reinhardt eine der
intelligenteſten und intereſſanteſten Perſonen im Cheaterleben
iſt. Sie fragen, welche Nolle mir am liebſten iſt? Meie Nolle
in Shakeſpeares As Tou Like It. Meine Meinung über die
engliſche Bühne? Kurz, ſehr gut. Die alten Craditionen des
Avoner Genies leben noch heute in den Vertretern der eng=
liſchen
dramatiſchen Kunſt. Die Atmoſphäre des nebligen
Albions prädeſtiniert die engliſche Bühne für eine treue Wie=
dergabe
von Shakeſpeares Cragödien, und der alleinſtehende
Seiſt Bernhard Shaws ſichert die Hegemonie der engliſchen
Bühne auch in der modernen Cheaterkunſt. Schon in nächſter
Seit werde ich Gelegenheit haben, mit engliſchen Schauſpielern
zuſammen zu ſpielen, da eine große Silmgeſellſchaft bald einen
Silm mit internationaler Beſetzung mit mir drehen wird. Ich
bin ſicher, daß ich, ſobald ich mit engliſchen Schauſpielern dann
in ganz nahem Kontakt ſtehe, die engliſche Schauſpielkunſt
noch höher einſchätzen werde. Sehr intereſſant iſt auch die Um=
geſtaltung
des amerikaniſchen Cheaterlebens. Nach meiner An=
ſicht
gehen auf der amerikaniſchen Bühne jetzt Ereigniſſe vor
ſich, die die größte Aufmerkſamkeit verdienen. Amerika wird
in den nächſten zehn Jahren ſicherlich die von Jahrhunderten
patinierte Cheaterkunſt Europas erreichen. Amerikas faſt un=
beſchränktes
Können und ſein guter Geſchmack kommt in ſeiner
Silmkunſt am beſten zur Geltung. Ich bin ſehr ſtolz darauf,
daß ich vor kurzem von Amerika eingeladen wurde, die Nolle
der Anna Karenin aus dem Noman von Colſtoi in einem Film
zu ſpielen. Leider aber vertragen meine europäiſchen Nerven die
amerikaniſchen Arbeitsmethoden nicht. Man ſagt, daß ich eine
gute Geſchäftsfrau ſei. Wie Sie ſehen, iſt dies nicht der Fall,
weil ich doch nicht nach Amerika gehe, trotzdem Dollars ſchon
faſt ſoviel Bedeutung haben wie Kunſt. Ich ziehe es vor, im
Silm zu ſpielen, weil man in dieſem einmaligen Spiel mehr
Wahrheit und Seele ausdrücken kann, als auf der Bühne, wo
man Abend für Abend wiederholen muß, bis es faſt mechaniſch
wird. Mein Lieblingsſchauſpieler in Amerika iſt Nonald Col=,
man, aber der Künſtler, den ich für den wahrſten und allein=
ſtehenden
halte, iſt Charlie Chaplin. Ich bedauere ſehr, daß er
der Held großer Skandale in der letzten Seit war, und kann
nicht verſtehen, warum das Privatleben eines Künſtlers der
Offentlichkeit angehört. Warum muß man überhaupt Inter=
views
geben? Und warum von den Schauſpielern, die doch
zum Publikum ſprechen. Damit ſtand Eliſabeth Bergner mit
einem entzückenden Lachen auf und gab damit das Seichen, daß
die Audienz zu Ende war. Ganz kaufmänniſch, wie der Direktor
eines großen Bankhauſes, gab ſie durch das Haustelephon den
Befehl, mich hinauszugeleiten. Vor dem Cor ſtand eine däniſche
Dogge, ein Nienſentier, größer als ein Kalb. Es war Fellow,
der Lieblingshund Eliſabeth Bergners.

Eliſabeth Bergner in Kreidekreis

liegt die kleine, im holländiſchen Stil gebaute Villa Eliſabeth
Bergners im Park verſteckt. Daß aber die Künſtler unſerer
heutigen Seit wenig von der Armſeligkeit ihrer Kollegen zur
Seit Nembrandts wiſſen, zeigt der elegante Buick=Wagen,
der vor der Cür wartet. (Die Künſtlerin beſitzt auch eine ſchöne
Hiſpano=Suiza=Limouſine.) In der Halle empfindet man den
diſtinguierten und extravaganten Geſchmack einer Kunſtverſtän=
digen
. Die niedrigen Näume mit der exotiſchen Einrichtung
ſtehen in lebhaftem Kontraſt zu dem ruhigen Außern des Hauſes.
In der düſteren Beleuchtung unterſcheidet das Auge nur lang=
ſam
die verſchiedenen Kunſtgegenſtände aus allen Erdteilen und
aus vielen Jahrhunderten. Neben dem venezianiſchen Kande=
laber
, der auf dem Kamin ſteht, hängt als Nachbar die Lanze
eines polyneſiſchen Häuptlings. Von der Decke, die mit einem
indiſchen Cuch verhängt iſt, kämpft eine alte Ampel, die wahr-
ſcheinlich
einſt die Kavernentempel der erſten Chriſten be=
euchtete
, hoffnungslos mit der Düſterheit. Endlich kam die
Schweſter Eliſabeth Bergners mit der Nachricht, daß die große
Schauſpielerin uns in ihrem Arbeitszimmer erwarte. Eine
ſchmale Creppe führt zum Obergeſchoß; ſolche Creppen ſieht man
in alten italieniſchen Palazzos, über die heißblütige Croubadours

übernahm ihre Nolle. Weil ich die Nolle gar nicht kannte, ge=
lang
mir nichts, und ich weinte darüber ſo ſehr, daß der gute
Onkel mich nicht tröſten konnte, ſelbſt nicht, als er mir Berge
von Schokolade verſprach. Das war mein erſtes und letztes
Debacle. Dann begann ich die übliche Nangleiter der Schau=
ſpieler
mit ganz kleinen Nollen. Nach einer ſolchen Cätigkeit
bei dem Süricher Cheater bekam ich endlich eine größere Nolle.
Dieſe Nolle war für mich auch der erſte große Erfolg. Nun
nahmen die Leute davon Kenntnis, daß ich auf der Welt war.
Kurz darauf ging ich wieder nach Wien zurück und von da in
das Vaterland der Cheaterkunſt, nach Deutſchland.

Wo iſt die Cheaterkunſt der Gegenwart am vollſtän=
digſten
?"
Ich glaube, daß das ruſſiſche Künſtlertheater Stanislawſkis
den höchſten Gipfel der Cheaterkunſt erreicht hat. Merkwürdig
und intereſſant ſind die Beſtrebungen Neinhardts, neues in
dieſer Kunſt zu bringen. Doch ich ſtehe ſeinen Verſuchen ziem=
lich
ſkeptiſch gegenüber, weil ich glaube, daß er damit Experi=
mente
treibt. Die Kunſt des Cheaters ſteht mir zu hoch, als daß
ich es gutheißen könnte, in dieſer Sache zu experimentieren. Ich

Eliſabeth Bergner
erzählt uns, wie ſie zur Schauſpielerin wurde und ſpricht über
die Cheater=Kunſt der Gegenwart.
Von Andres Varo.
Faſt eine Stunde lang raſt das Auto aus dem Zentrum
Berlins zum Villenviertel Dahlem. Wir hatten unterwegs Seit
genug, darüber nachzudenken, wie das ehemalige kleine Wiener
Mädel das ganze Cheaterpublikum Mitteleuropas erobern
konnte. In Berlin, wo Eliſabeth Bergner jetzt lebt, ſpricht
man über ſie mit einer ſolchen Begeiſterung, wie man ſeinerzeit
in Frankreich über die Sarah Bernhardt und Agnes Sorel,
in Italien über Eleonora Duſe und in Deutſchland über Agnes
Sorma geſprochen hatte. Sie iſt auch tatſächlich aus dieſem
Geſchlecht der Schauſpieler, aus dem ſolche Größen hervorgehen.
Unter den aufdringlichen, ja faſt protzigen Villen der Reichen

In dem ganz von Blütendüften erfüllten Garten, über den
das Mondlicht blaſſe Strahlen ſetzte, rief ſie .. . . rief ſie ..
Oben auf dem Dache hielt die ermattete Katze mit ihren
Liebkoſungen für ihren Liebesgefährten inne, wandte ihr das
Geſicht zu und begann dann, verächtlich den Kopf ſchüttelnd,
mit vorgeſtrecktem Leibe von neuem ihre Särtlichkeiten.
Als das alte Mädchen um ſechs Uhr morgens zur Meſſe
ging, war Pouſſette immer noch nicht heimgekehrt.
Eiligen Schrittes trat ſie nach beendetem Gottesdienſt den
Nückweg an und vergaß ſogar ihr Vaterunſer herzuſagen. Sie
hatte die ganze Meſſe zerſtreuten Ohres angehört, war nieder=
gekniet
und wieder aufgeſtanden, ohne zu wiſſen, was ſie tat, ihr
Hirn von der Erinnerung an die Nacht zermarternd.
Sie fand die Katze auf einem Stuhle in ſo ſchwerem Schlafe
vor, daß ſie bei ihrem Eintritt kaum das Ohr erhob.
Bleich vor Wut packte ſie ſie am Halſe und warf ſie auf
den Fußboden. Überraſcht blieb das Cier eine Sekunde unbe=
weglich
liegen. Dann gähnte es, machte einen runden Rücken,
ſetzte ſich auf, blinzelte mit den Augenlidern und rollte ſich dar=
auf
, todmüde, zu einer Kugel zuſammen, um ſeinen Schlaf von
neuem zu beginnen.
Von dieſem Augenblicke an entfernte ſich das alte Mädchen
von ihm, wie von etwas Unreinem. Näherte es ſich ihr, ſo ſtieß
ſie es mit dem Suß zurück:
Fort! Fort!..."
Bisweilen packte ſie es trunken vor Wut in ihre mageren
Hände, betrachtete es, bohrte ihre Augen in die ſeinen, um es
dann ganz plötzlich zur Erde zu werfen. Oder ſie blieb, wenn
ſie ihm begegnete, ſtehen und ergriff es, um Schläge auf ſeinen
Kopf, ſeine Schultern, den Leib niederregnen zu laſſen. Denn
dieſe Süchtigung verurſachte ihr eine glühende Freude. Das
Cier antwortete nicht mit der leiſeſten Negung einer Empörung.

Das ging ſo ſechs Wochen lang. Das alte Mädchen floh
die Nachbarn, wie eine Mutter, die fürchtet, den Namen ihres
unwürdigen Kindes ausſprechen zu hören.
Eines Morgens nun, da ſie die Katze heftiger als gewöhn=
lich
geſchlagen hatte, ſchnellte der Kopf des Cieres empor, ſein
Sell ſträubte ſich und es erhob die Pfote.

Ah, ſagte die Alte, du willſt mich ſetzt kratzen?
Wartel . . .
Doch ſie hatte ihre Bewegung noch nicht beendet, als die
Katze ihr ins Geſicht ſprang und ihre Wangen mit ausge=
ſtreckten
Krallen bearbeitete.
Sie ſtieß einen lauten Schrei aus, entfloh entſetzt mit blut=
überſtrömtem
Geſicht und ſchloß ſich in ihr Simmer ein.
Von nun an erſchien Pouſſette ihr wie ein teufliſches Cier.
Sie wagte nicht mehr ihre Simmertüre zu öffnen, aus Surcht,
ihren flammenden Blick und ihre drohenden Sähne zu ſehen.
Auf ihrem Betſchemel kniend, ſtöhnte ſie:
Der Dämon iſt hier! Der Dämon iſt bei mir.
Nachts, wenn ſie mit großgeöffneten Augen und die Knie
bis zum Kinn emporgezogen in ihrem Bett kauerte, lauſchte ſie,
ohne eine Ermüdung zu verſpüren, auf jedes Geräuſch und
ſtammelte, während ſie große Seichen des Kreuzes ſchlug:
Der Dämonl . . . Der Dämonl."
Dann hatte ſie nicht einmal mehr die Kraft, zu ſprechen,
und ihre Lippen bewegten ſich nur noch über Worten, die ſie
nicht mehr vernahm.
Nach ſechs Cagen kam der Prieſter, den es überraſchte, ſie
nie mehr in der Meſſe zu ſehen. Und Nachbarn waren zu ihm
gekommen:
Beſtimmt, da muß ein Unglück geſchehen ſein, Herr
Pfarrer! Wir wären gerne nach ihr ſehen gegangen, aber ſie
iſt ſo wenig entgegenkommend, daß man es nicht wagte . . . Sie
werden von ihr empfangen werden..
Man klopfte an die Fenſterläden: keine Antwort. Man
klopfte nochmals: kein Geräuſch.
Das geht nicht mit rechten Dingen zu, murmelte der
Pfarrer.
Und er drückte die Cürklinke herunter.
Die Cür war unverſchloſſen und öffnete ſich. Von dem
Lärm angezogen, waren Leute zuſammengelaufen. Sie traten
ein.
Alles war in Ordnung. Im Eßzimmer war ein Gedeck für
das erſte Morgenfrühſtück aufgelegt. In einem runden Gefäß
ſtand ein wenig Milchkaffee, über den ſich ein perlmutterfar=
bener
Hauch gelegt hatte. Sliegen ſummten auf einem Stüch

Sucker, und aus einem weißen Schüſſelchen leuchteten einige zu
Schnecken geformte Butterſtückchen, die bereits ein wenig ver=.
gilbt und etwas geſchmolzen waren.
Vielleicht iſt ſie in ihrem Simmer! wagte eine Frau zu
flüſtern.
Sie ſtießen die Cüre auf. Anfangs unterſchied man gar
nichts in der tiefen Dunkelheit, da die Fenſterläden geſchloſſen
und die Vorhänge zugezogen waren. Die Frau lauſchte und
ſtammelte:
Da iſt jemand, Herr Pfarrer. Hören Sie ... es
atmet. .
Ein Mann trat näher, zog die Vorhänge auseinander,
öffnete das Fenſter und ſtieß die Läden auf: Eine Flut von
Licht überſtrömte das Simmer.
In einer Ecke, zu Fußende des aufgewühlten Bettes,
kauerte die Alte, im Hemd und mit zerzauſten Haaren. Da ſie
alle dieſe Leute ſah, die ſich über ſie neigten, ſo barg ſie ihr
mit geronnenem Blut bedecktes Geſicht in ihre Hände und be=
gann
zu ſtöhnen:
Satanl Satan! Der Dämonl
Der Prieſter verſuchte, ſie bei der Hand zu faſſen, ihr zu=
zureden
:
Erkennen Sie mich nicht? .. . Ich bin es ... der Herr
Pfarrer. ..
Doch ſie krallte ihre Nägel um ihr Geſicht und ſchrie immer
lauter:
Satan! Der Dämon! Der Dämonl . . ."
Er ſchüttelte den Kopf und ſagte traurig:
Mein Gott! Unſere arme Freundin hat den Verſtand
verloren! Sie, die ſtets ſo fromm war! . . . Wer hätte das
denken ſollen! Wie hat das geſchehen können? Sehen Sie, ſie
hat ſich das Geſicht mit ihren eigenen Händen zerriſſen! Ich
werde bei ihr bleiben, damit jemand den Arzt holen kann.
Und da die Leute das Haus verließen und das alte Mädchen
unaufhörlich mit rauher Stimme: Der Dämon! Der
Dämon!. * plärrte, ſo trat der Pfarrer in das Eßzimmer
und begann lächelnd die Katze zu ſtreicheln, welche ausgeſtreckt
auf einer Seito lag, mit erhobenem Kinn und halbgeſchloſlenen
rte, und dabei ihre drei Jungen ſäugte..

[ ][  ][ ]

Suraku s.
Die vor einigen Monaten bekanntgegebene
Nächricht, daß in den drei großen antiken
Cheatern Italiens (Oſtia bei Nom, Pozzuoli
bei Neapel und im griechiſchen Cheater zu
Syrakus) in dieſem Jahre die berühmteſten
Werke des Ariſtophanes, Aſchylos, Euripides
und Sophokles aufgeführt werden ſollen, er=
regte
allgemeines Intereſſe und wurde, zumal
von den Freunden des klaſſiſchen Altertums,
begrüßt. Wir geben hier den Bericht und die
Eindrücke eines deutſchen Zuſchauers wieder,
der Gelegenheit hatte, den erſten beiden Auf=
führungen
im griechiſchen Cheater zu Syrakus
beizuwohnen.
Syrakus iſt eine Stadt der Wunder, der Unbegreiflichkeiten.
Da iſt eine Quelle Arethuſa, die auf der von der kleinen heutigen
Stadt ganz bedeckten Inſel dicht am Meeresrand aus dem
Felſen kommt, aber nicht als dünner Waſſerſtrahl, wie man ſich
eine Quelle denkt, ſondern als ſtarkſtrömender Bach, deſſen
Lauf gerade ein Meter Länge hätte, wenn man nicht, erſt im
letzten Jahrhundert, durch Mauern gegen das Meer einen
kleinen künſtlichen Ceich hergeſtellt hätte. Wie hier unſer Be=
griff
Quelle ganz mit der Erſcheinung in Widerſpruch gerät,
ſo geht es ähnlich mit dem, was wir unter Steinbruch verſtehen.
Bei uns iſt das ein öder, heißer, ſteiniger Platz inmitten eines
friſch grünenden Gebirges. Umgekehrt iſt hier ein kahler, heißer
Bergrücken, mit ſpärlicher, ganz niederer Vegetation, die durch
kräftigſten aromatiſchen Geruch für ihre ſonſtige Armlichkeit
entſchadigt, und dahinein ſind rieſengroße, tiefe Steinbrüche ge=
ſchnitten
, die die einzigen Stellen üppiger Vegetation in dieſer
unheimlich öden Gegend ſind, die ſchönſten, fruchtbarſten Gärten,
ſo groß, daß man ſich darin verläuft und eine halbe Stunde
nach dem Ausgang ſuchen muß. Solcher Steinbrüche gibt es
viele, und nun iſt ein neues Wunder: wo ſind dieſe unendlich
vielen Steine geblieben? Man hat ſie auf fünf Millionen Kubik=
meter
berechnet. Von der Millionenſtadt, die daraus gebaut
war, ſind nur in der heutigen Stadt einige Cempelreſte und der
wunderſchöne, in den Dom verwandelte Cempel der Minerva
erhalten, im übrigen iſt auf dem Nieſengebiet, das die alte
Stadt bedeckte, kein Stein geblieben, nur tief in den Felsboden
eingefahrene Wagengleiſe der alten Straßen zeugen von den
Elillionen, die da gelebt haben, und kilometerlange unterirdiſche

Gräberſtraßen von den Unzähligen, die dort geſtorben ſind. Nur
was in den anſtehenden Fels gearbeitet war, hat die Jahrhmn=
derte
überdauert. Dazu gehört auch das griechiſche Cheater,
deſſen Sitzreihen ſo gut erhalten ſind, daß es noch jetzt einer viele
Cauſende umfaſſenden Suſchauerſchar zu neuen Aufführungen
antiker Stücke bequem Raum bietet. Vor Beginn der Vor=
ſtellung
träumt man ſich in die Seit, als Aſchylos an dieſer
Stelle perſönlich eine Aufführung ſeiner Perſer leitete. Dies=
mal
wurde die Medea von Euripides gegeben. Der Geſamt=
eindruck
wird allerdings bei den Griechen ein ſehr anderer ge=
weſen
ſein, denn er wird weſentlich durch den Chor beſtimmt. So
wie erſt mit dem Erſcheinen des Chors für die Augen ein Bild
entſteht vorher verliert ſich der einzelne Schauſpieler in dem
großen Bühnenraum , ſo hatte bei den Griechen der Chor

die Aufgabe, auch geiſtig den Zuſammenhang herzuſtellen und
den Nückblicken und Ausblicken, die ſich dem deukenden Men=
ſchen
beim Erleben des Stückes aufdrängen, Ausdruck zu geben.
Dieſer moderne Chor wollte nur auf die Augen wirken, ſchon
durch ſein Stummſein verzichtete er auf geiſtige Wirkung, die
Worte wurden hinter der Bühne wohl nicht nur für uns
Ausländer völlig unverſtändlich zu Orcheſtermuſik geſungen.
Für die meiſten Suſchauer waren die Chöre wohl das Feſſelndſte
der ganzen Aufführung. Die Schule von Hellerau machte ihrem
Rufe Ehre, es gab ſehr maleriſche, abwechſlungsreiche Bilder,
alles war ſtets auf den Geſamteindruck berechnet, und doch in
jeder einzelnen Bewegung ſchön und ausdrucksvoll. Aber nicht
dadurch wird griechiſcher Geiſt wieder geweckt, und man durfte
beim Anblick dieſer ſehr gelöſten, etwas ſchwülen und beſonders
beim darauffolgenden Saturſpiel kaum noch bekleideten Weib=
lichkeit
nicht an griechiſche Jünglinge in ihrer äußeren Gefaßt=
heit
und inneren Lebendigkeit denken, wie ſie uns die bildende
Kunſt vergegenwärtigt. Eine glänzende ſchauſpieleriſche Leiſtung
war die Medea, ein wirklicher Dämon des aus gekränkter Liebe
entſtandenen Haſſes und der Nachſucht, die Verkörperung alles
Ungriechiſch=Maßloſen, Barbariſchen, Sagenhaften. Man ſpürte
das ewige Leben dieſes Stückes.
Weniger befriedigend war am zweiten Cag die Aufführung
der Wolken. Dort gerieten die maleriſchen, ſchleierſchwingenden,
huſchenden Wolken in noch ſtärkeren Gegenſatz zu dem, was
man ſich aus dem Ariſtophaniſchen Stück herausgeleſen hatte.
Da die äußerſt aktuelle Wirkung, die das Stück für Ariſto=
phanes
Seitgenoſſen gehabt haben muß, ſelbſtverſtändlich weg=
fiel
, ſo blieb nur die Komik der ſehr guten Masken und der
drollige Ausdruck gewiſſer Geſten, z. B. wenn ſich Sokrates
mit ſpitzem Finger auf den hohltönenden Pappſchädel tippte, und
ähnliches. Und trotz all dieſem wurde einem erſt durch die Auf=
führung
bewußt, mit welcher Leidenſchaftlichkeit ſich da die
Weltanſchauungen zweier Generationen bekämpfen.
So waren dieſe Cage ungeheuer anregend, manche Seiten
des griechiſchen Cheaters blitzartig erhellend, und der Gedanke
drängte ſich auf, wie ſehr die ſo kurze, plötzliche, ſtrahlende
Blütezeit der Griechen der Arethuſaquelle, ihre Nachwirkung
den blühenden Steinbrüchen in der ausgeſtorbenen, öden Stadt
S. Meger.

Nummer 209.

Aufgabe 314.
M. Havel (Koſtal) in Weinberge bei Prag.
(1. Preis im Turnier der U. S. S. R. 1925.)

Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß: Kab De6 Te2 Lb2 Sd2 d3 (6)
Schwarz: Kd1 Dg2 Te8 Lh1 Ba7 b4b5 e7 t2 k3 (10); 34
Aufgabe 815.
Otto Würzburg in Grand Rapids.
(2. Preis, Gazette 1917.)
Weiß: Ka7 Dd4 Te2 Ld7 Se6 g3 (6);
Schwarz: Kf6 Th7 Lh3 Bg7 h6 5).

Matt in zwei Zügen.

G
Kätſel
Es iſt ein rechtes Kreuz!
Aus den Silben be, ckuck, e, e, ga, gen, ig, ka, ku, lau, li, lun me,
me, mu, ne, ni, it, ri, ri, ſe, ſe, ſis, the, to, um, um bilde man 9 Wörter
von untenſtehender Bedeutung. Es iſt ein rechtes Kreuz, wenn einer
mit ſeinen Anfangsbuchſtaben nicht ſeine Endbuchſtaben findet!
1. Pflanze, 2. Stadt in Mähren, 3. Göttin der Vergeltung, 4. Vogel,
s männlicher Vorname, 6. Sammlung von Kunſtgegenſtänden, 7. vor=
ſintflutliches
Tier, 8. weiblicher Vorname, 9. deutſches Sagengeſchlecht.
Carl Deubel.
Druck u. Verlag: L. C. Wittich ſche Sofbuchdruckerei Rheinſtr. 2.Verant wortlick. f d Nedaktion

Vifitenkartenrätfel.

G.Stech
Weifa.

Dl. Bert
Kieſ.

Welchen Beruf haben die Herren?
Berſteckrätfel.
Aus nachfolgenden Wörtern ſind je 3 zuſammenhängende Buchſtaben
zu entnehmen, die im Zuſammenhang ein Zitat von Schiller ergeben:
Versmaß, Klabund, Hundename Goldwert, Lindenbaum, Taucherglocke,
Mahdi, Ebereſche, Hochwaſſer, Zecher, Lügenmaul, Lechfeld, Fertigkeit.
Auflöſungen der Rätſel aus Nr. 21.

Diamanträtſel.

Zahlenrätſel.

W EEI U R TEI II E * N T TM Et 9 Et 11 12 A. C E N TNI T Ef E EEE N T T IN EE Al NI 17 SI R E.

Panoptikum der Welt.
Volkszählung unter Waſſer.
In einem geordneten Staatsweſen findet alle paar Jahre
eine Volkszählung ſtatt. Es iſt das gute Necht eines Landes,
nachzuforſchen, über wieviele Einwohner es verfügt und ob es
mehr oder weniger geworden ſind. Wenn ſtatiſtiſcher Betä=
tigungsdrang
bezeichnend iſt für die Ordnung in einem Staate,
dann muß England eines der aufgeräumteſten Länder der Erde
ſein. England veranſtaltet von Seit zu Seit ſogar eine Volks=
zählung
unter den Siſchen in der Nordſee, was keine Kleinigkeit
iſt. Wenn es ſich aber herausſtellt, daß Heringe oder Schell=
fiſche
ſeltener geworden ſind, ſo kommen dieſe Fiſcharten gleich zu
erhöhten Preiſen auf den Markt. Somit ſteht der nationalöko=
nomiſche
Wert gerade dieſer Statiſtik unumwunden feſt. Wäh=
rend
man nun von einem Staatsbürger verlangt, daß er betreffs
der Volkszählung einen Fragebogen gewiſſenhaft ausfüllt, iſt auf
die Fiſche in dieſer Beziehung kein Verlaß. Man kommt den
Siſchen weit mehr entgegen, als dem Staatsbürger.
Es werden jedes Jahr einige Fahrzeuge flottgemacht, auf
denen in der Hauptſache Sachverſtändige ſitzen. Sie holen ſich
eine Woche lang mehrere hundert Proben aus dem Meere her=
auf
. Was dabei an Fiſchen in die Hände der Sachverſtändigen
kommt, wird erſt ſortiert, dann gezählt und wieder ins Waſſer
geworfen. Dann dampft man eine halbe Seemeile weit davon,
und es iſt ſo gut wie ſicher, daß man dieſelben Siſche nicht noch
einmal zählt.
Bei der vorigen Zählung hat der kleine Weißfiſch am beſten
abgeſchnitten, der dazu da iſt, von Schollen und Schellfiſchen
verſpeiſt zu werden. Man hat ausgerechnet, daß er in
1200 Quadratkilometern um die Doggerbank herum in etwa
360 000 Millionen Exemplaren vorhanden ſein muß, was ein
Gewicht von über 15000 Connen ausmacht. Diesmal ſind aber
die Sachverſtändigen ſehr enttäuſcht von der Sählung nach Hauſe
gekommen. Der kleine Weißfiſch hat am ſchlechteſten abge=
ſchnitten
. Entweder haben die Schollen und Schellfiſche einen ſo
gewaltigen Appetit gehabt, oder die Weißfiſche ſind in ein
Gebiet gewandert, wo ſie nicht ſo leicht verſpeiſt werden. Jeden=
falls
haben die Schellfiſche und Schollen um die Doggerbank
berum ſetzt weit weniger Nahrung zur Verfügung. Sie ſcheinen
es nur noch nicht bemerkt zu haben, ſonſt würden ſie da nicht
mehr ſo vergnügt herumſchwimmen. Daß ſie demnächſt dahinter=
kommen
werden, iſt den Sachverſtändigen klar, und die Siſcher
hoben bereits daraus die Konſequenzen gezogen: Schollen und
Schellfiſche ſind bereits im Preiſe geſtiegen.

Dr. 6. Rette Fernſpor 1 B89332 Ale Nichte vorbehalten. Nachdruck verb. Kliſchees, F. Haußmann alle in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Bei mir ſoll niemand zu korz kumme, un was dem aane recht
is dem annere billich.
Alſo indem daß am vorichemal mei Bedrachdunge haubt=
uplich
der geſetztere Weiblichkeit gegolte hawwe, ſo mecht ich
en dene e paar Wörter widme, die wo ſich noch im ungeſetzte‟
dier meinetswääche im ſitzegebluwvwene Zuſtand befinne. Däß
außt alſo dene, die wo noch jung ſin, und dene, die wo’s
mier alle ſiwweunzwanzich Umſtend noch ſei wolle. Wie bei=
ſelsmeßich
mei Zwangsmiedern, die Rickkobblern, indem die,
re Klaader nooch, zuſähens immer jinger wärd. Dann wann
ix noch e bische ſo fort geht, mit däre korze Mode, dann
rrſſendiert die ſich eines ſcheenen Dags widder in=eme Winnel=
ösche
un=eme Hengerche driwwer; s fehlt dann bloß noch
e Schlawwer. Jedenfalls, däre ihr Röck gehn diß Johr be=
ens
grad noch ſo fimf Minude vor Torſchluß iwwer de Knie
b. Un die hott ſowieſo ſo ſpitze, daß mer immer Angſt hott,
e ſtumbt wo e Loch mit enei. Un wann ſe ſich ſetzt, wo doch
ei Rock net iwwer die Knieſcheib reicht, do dhut ſe ſcheiheilich
irne un vome dra zobbele, als gotterſprich wie wann=ſer pein=
icr
weer, vun wääche und ſo . . .
Alſo, was die korz Mode bedrifft, ſo bin ich gewiß net die=
e
iche welche, wo glaabt, daß mer ſich dodriwwer vorſchriftsmee=
ſiah
endriſte mißt, wann ich aach ſage muß, daß in dem Fall
ncunner gorkaan Rock jedenfalls des Aſtendichere weer.
7½, wann’s glickt, kimmts jo aach noch ſoweit. Dann wie ich
uar hab ſage loſſe, ſin ſe in Baris druff un dra, die Knicker=
mikſer
zum weibliche Straße=, Ball= und Geſellſchaftskoſtiem zu
rnewe. Bei dene ſanskulloddiſche Franzoſe is nadierlich alles
nvechlich, dann bei dene hott’s meines Wiſſens ſogar ſchun emol
Beit gäwwe, do ſin die Mannsleit ſogar ohne Hoſe in de
Aeltgeſchicht erum gelafe. Un wann do zur Abwäxlung jetzt
ie weibliche Franzöſinne in de Buwihos erſcheine, ſo weer
ni aach net grad was Neies, indem daß mir, vum weibliche
Btſchlächt, ſchun zeit Evas Zeide die Hoſe akhawwe, ohne daß es
lerdings ſo offeſichtlich zur Geldung kumme weer.
Wie geſagt, ich hab gääche die korzröckich Mode nix eizu=
vinne
, indem daß däß mitunner e ganz erfreilich Erſcheinung is,
wann die Baa, wo drunner rausgucke aach denooch ſin.
Swer es gibt aach annere, die wo ſich dorchaus net zum
fentliche Ausſtelle eichene. Un do helfe aach die ſchärfſte Flor=
mrmb
nix, die ſin ſchäbb un bleiwe ſchäbb.

gtiſtiſcher
in einem S
Länder der En
gar eine
keine Kleint
nge oder

Iwwrichens, do fellt mir was ei! Nemlich mich nimmts
muunner, daß noch ſo kaa ſpitzfinnicher Steierdocktor druff kumme
ſis un hott e Dameflorſtrumbuffwandsſteier eigefiehrt. Dann
was domit äwe for=en Uffwand gedriwwe wärd, däß geht uff
kar Kuhhaut. Un wann die gefallſichdiche Weibsleit ſo eidel ſin,
dann ſoll wenichſtens aach de Staat was hawwe vun ihrm Staat.
2e Schäbb=Baaniche bezahle fuffzich Brozent Zuſchlag. Aach
kenint mer die Dameflorſtrumbuffwandsſteier noch em Alter
ſta=ffele: bis zu 20 Johr bleiwe ſe ſteierfrei, un dann vun fimf

Der zeitgemäße Haushalt.

Wichtige Regeln zur Pflege und Behandlung
des Aluminiumgeſchirrs. Unter den Kochgeſchirren
ſtlht wohl das Aluminiumgeſchirr an erſter Stelle und beſitzt
mät Recht die Gunſt der Frauenwelt, da es neben ſeiner Leichtig=
keixt
im Gewicht auch von faſt unbegrenzter Gebrauchsdauer iſt.
Voor allen Dingen erhitzt ſich aber auch Aluminium bedeutend
ſtoneller, wodurch weſentlich an Brennſtoff geſpart wird, was
bfſonders bei Gasfeuerung fühlbar in Erſcheinung tritt.
Allerdings muß das Aluminiumgeſchirr pfleglich behan=
dilt
werden, um der Küche zur Zierde zu gereichen. So darf
es, vor allen Dingen niemals mit Sodawaſſer in Berührung
kommmen, da es das Metall angreift und ihm ſchwarzen An=
lanuf
verleiht. Für gewöhnlich genügt ein tägliches Nachreiben
mach dem Aufwaſchen mit wollenem Lappen und Schlemmkreide.
hrit es jedoch ſeinen Glanz völlig eingebüßt, ſo hilft nur eine
gn ündliche Reinigung mit einem eingeſeiften Lappen, den man
mit Ata beſtreut, um damit den betreffenden Topf ſtrichweiſe
gn ündlich zu bearbeiten. In heißem Waſſer nachgeſpült und
wocken gerieben, poliert man auf obige Weiſe mit Schlemm=
ineide
nach.
Vor allen Dingen laſſe man in Aluminiumtöpfen niemals
Gemüſe, ſaure Speiſen und geſchmortes Obſt ſtehen, da deren
S5äuren das Metall angreifen.
Wasman beim Spargelkochen nicht vergeſſen
lollte! Den meiſten Hausfrauen iſt wohl unbekannt, daß ein
ikeiner Zuſatz von ½ Teelöffel Zucker zum Spargelkochwaſſer
dias Spargelaroma noch beſonders hebt und unterſtreicht. Die=
ſerr
kleine küchentechniſche Kniff wird von einem Küchenchef eines
beekannten Berliner Hotels angewandt, der ihn mir verriet.
Feine, pikante Kräuterſoße. (Für Fleiſch= und
Fiſchſülzen, gebackenen Fiſch oder kalten Braten geeignet.) Je
eirnen Eßlöffel feingewiegten Kerbel, Dill, Peterſilie, Schnitt=
lruuch
und Pimpinelle verrühre man mit 1 Teelöffel Senf. 100
Gramm ſchaumig gerührter Butter, 2 Eßlöffeln Appels Mayon=
maiſe
und 1 Meſſerſpitze Sardellenbutter zu einer glatten Soße,
die man mit Salz, einigen Tropfen Zitronenſaft und 1 Priſe

zu fimf Johr en endſprächende Brozentſatz; die vun iwwer fuffzig
wärrn dann noch exdra zu=ere Dameflorſtrumbuffwands= Son=
derſteier
erangezoge. Ich glaab do gingt Geld ei!
No un dann kennt mer aach noch die guckſichdiche Manns=
bilder
, die wo maane, daß die korze Röck nor zu ihre Augeweide
do weern, mit=ere Dameflorſtrumbvergniechungsſteier belege.
Aewenfalls em Alter nooch geſtaffelt. Die wo verheirat ſin hawwe
s Dobbelte zu berabbe. Aach do gingt jedenfalls en Haufe
Geld ei, dann ich hab däß genau beowacht: es gibt welche, die
gucke ſich die Aage ſoweit aus em Kobb, daß mer bequem ſein
Hut dra henke kann, beſunners wann ſe e Radfahrern ſähe.
Alſo warum ſolle die kaa Luſtbarkeitsſteier bezahle?
Freilich, meim brimmidiefe Steierzahlerverſtand is es net
ganz klar, wie mer die Steuer erhewe will. Awwer no, ich
denk mir, die vum Finanzamt hawwe ſchun immer gewißt, wie
ſe an aam kenne, un wo eine Willa iſt, da iſt auch ein Weg; dene
wärd alſo in=eme lichte Mommend ſchun en Moduß eifalle, wie
mer die Dameflorſtrumbuffwandsſteier, un die Dameflorſtrumb=
vergniechungsſteier
ereikkrieje kann.
Zu de korze Nöck gehört nadierlich aach s korze Hoor, un wer
geglaabt hott, däß wer eine voriewergehende Modeerſcheinung,
der hott ſich gediſche. Ganz im Gäächedaal. Der Hoornodelkonn=
zärn
peift bereits uff=em Loch. Iwwrichens, ſo=e kupierter
Zälleriekobb is aißerſt brackdiſch, beſunners ſo vum fuffzichſte
Johr ab, wo mer ſich frieher immer mit=eme Willäm behelfe
mußt. Däß haaßt, was mich bedrifft, ſo bin ich aach in dem
Fall e bische konnſervadief verallagt, dann erſtens, ſoviel Hoor
hab ich net mehr, daß e Friſeer en Buwikobb devo ſchneide kennt,
zweidens brauch ich aach mein Willäm ſunſt baßt mer mei
Kaboddche net.
Awwer ſunſt mecht ich doch im allegemeine nix gääche die
Mode geſagt hawwe. E Buwikobb is aach was Scheenes,
wann=er in de Reih is. Wann er dogääche erſt in die
Reih gemacht wärd, beiſpielsmeeßiſch im Thejader, odder im
Kunnzärtſaal, odder gor, wann mer wo ſitzt un will e Taß Kaffee
drinke, un es nimmt ſo e Modedußnälda ihrn Miniadurfriſſier=
lade
, ſtellt en vor ſich hie un fengt a zu ſtriechele un zu bärſchte, daß
die Haarn nor ſo in de Nachbarſchaft erum flieje, ſo muß ich an
mich halte, daß ich net ausſchierich wär. Un wann ſe gar noch

Fifeffer pikant abſchmeckt.
Feiner Salat von Hülſenfrüchten.

Pfund

weeiße Bohnen, ½ Pfund Linſen, zuvor eingeweicht, kocht man

affängt un fuſchelt ſich mit de Puderbwaſt, in de Faſſad erum, ſo
bedracht ich däß als en effentliche Unfug. Es gibt Lokähler,
do ſteht a geſchriwwe Das Mitbringen von Hunden iſt verboten;
mer ſoll aach noch dezu ſchreiwe: Das Kämmen un Pudern von
Buwieköbfen iſt äwenfalls unterſagt!
Wie geſagt, ich laß mer ſchun e bische was gefalle, un beſun=
ners
vun de Mode, dann nemlich mer brauch ſe, um daß mer net
als Vogelſcheich erum laaft un ausſieht wie a' vun Anno Duwack.
Ich halt ſälbſt ebbes uff die Mode un hab mer erſt korz nooch
de Reffelutzion noch emol mei Kapoddhiedche nei garniern loſſe;
aach drag ich nix wie Zugſtiwwel und was mein Rock abedrifft,
ſokann mer den äwenfalls als modärn aſſpreche, dann erſtens emol
is er eng, beſunners um de Bauch erum, un zweidens is er korz,
indem daß er mer kaum bis an die Tallje eruff reicht, drittens is
er unne glockich un vorne kerzer wie hinne, un hott Quetſchfalte
wie e Ziehharmonigah. Korzum mei Rock is des Modernſte, wo
mer ſich denke kann, modärner wie die Mode ſälwer, indem er ihr
zimmlich voraus is, un wahrſcheinlich in e paar Jahr erſt richdich
un allgemein in die Mode kimmt. Un däß is grad des Feinſte,
wo mer hott, wann mer de Mode voraus is. Un ſo abgeſchniddene
Röckelcher, die kann heit jedes drage, do brauch ſich kaans was
druff eizubilde, däß is e Allerweltsmode, wo die ganz feine Leit,
wie zum Beiſpiel ich, gornet mitmache, obwohl ich ganz was
annerſter präſſendiern kennt, als bloß ſo e paar därre Bohne=
ſtange
, wo mer heidichendags ſähe muß. Un was mei Blus abe=
lange
dhut, ſo is die ſchun ſeit mindeſtens drei Jahr de Därnijee
grieh vun de letzte Nuwotee, ſie is hochmodärrn gedibbelt, un ſitzt
nowel uff Tallje. Wie geſagt, was mei Tiolädde bedrifft, ſo
bin ich ſchlangwäck hochmodärn un uff em Laafende. Was mer
fehlt, däß is bloß der zimmlich ſcharfe, mennliche Zug, uff den

geſondert weich, vermengt ſie mit Mayonnaiſe, einer geriebenen
Zwiebel, 1 Meſſerſpitze Roſenpaprika, 1 Priſe Zucker und
1Taſſenkopf in feine Streifchen geſchnittenen ſüßſäuerlichen
Aepfeln und läßt ſie einige Stunden durchziehen.
T.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Rumfordſuppe, Peterſiliengemüſe mit Spargel
und Huhn, Zitronencreme.
Montag: Makkaroniauflauf mit Tomatenſoße und Schinken.
Dienstag: Spinatgemüſe mit Bratkartoffeln und Spiegel=
eiern
.
Mittwoch: Königsberger Klopſe mit Kapernſoße
Donnerstag: Brennſuppe, Hammelragout.
Freitag: Gebackener Schellfiſch mit ſeiner Kräuterſoße (ſiehe
Rezept).
Samstag: Fleiſchgefüllte Eierkuchen mit Kopfſalnt.
Gartenarbeiten, die im Juni erledigt wer=
den
müſſen. Alle jene Gartenbeſitzer, die mit dem Anpflan=
zen
der verſchiedenen Kohlſorten für den Winterbedarf noch nicht
unter Dach und Fach ſind, müſſen dieſe bis Ende dieſes
Monats geſetzt haben. Von Zeit zu Zeit erhalten auch die
Gemüſebeete Dunggüſſe und müſſen ausgiebig gegoſſen werden,
Arbeiten, die am beſten des Abends vorzunehmen ſind, damit
nicht die Wurzeln verbrennen An Ausſaaten können noch
ſolche von Karotten, Buſchbohnen, Erbſen, Frühkohlrabi, Endi=
vien
. Salat und Winterkohl vorgenommen werden. Die Melo=
nen
= Gurken= und Tomatentriebe werden nach Bedarf ent=
ſpitzt
die Nanken ausgebreitet oder anſpaliert. Ferner unter=
ſucht
man die Beete der Wurzelgemüſe auf ihre Dichte, wobei
man zu engſtehende Pflanzen verſetzt, damit ſich die Wurzeln
ausbreiten können. Im übrigen müſſen alle Beete durch fleißi=
ges
Hacken gelüftet und die Erdſcholle gelockert werden, eine
Mühe, die ſich durch kräftigere Entwicklung und beſſeres Ge=
deihen
der Gemüſe reichlich lohnt. Sobald der Blumenkohl
ſchon entwickelte Blume zeigt, müſſen die Blätter geknickt und
über dieſer zuſammengebunden werden, damit dieſe ſchön weiß
bleibt.
Im Obſtgarten ſtütze man ſchwache, fruchtbeſchwerte
Zweige mit kräftigen Holzgabeln und bewäſſere die tragenden
Obſtbäume recht ausgiebig, dabei die Erde 1 Meter im Umkreis
auflockernd. An Zwerg= und Spalierobſt entferne man Neben=
triebe
und überflüſſige Zweige.

wo die heidiſch Weiblichkeit ſo ſtolz is. Awwer do is nix dro
zu mache, däß is en Geburtsfehler, däß hab ich mit uff die Wält
gebracht. Dann ich wor ſchun immer ſo e mobbelich Quellworſcht,
un mecht’s aach bleiwe.
Allerdings, wann däß ſo weidergeht mit de Vermennlichung
vun de Weiblichkeit, dann wärd de Mannsleit nix annerſter
iwwrich bleiwe, als daß ſe ſich, ihrm Verſtand entſprechend, lange
Hoorn waxe loſſe un ziehe ſich weiblich a', um damit, daß mer die
Mannsleit un die Weibsleit widder einichermaße ausenanner
kennt, was heit ſchun zimmlich ſei Schwierichkeite hott. Dann die
modärne Mannsbilder, du liewer Himmel, die ſin ſo zimmlich
uff=em Wähk des ſchwache Geſchlächt zu wärrn, ſoweit ſe’s net
ſowieſo ſchun ſin. Freilich mit Buſenkreem un derordiche Mix=
durn
wärd ſich die Nadur do net ganz korreſchiern loſſe. Un
ſoweit ich de Klabberſtorch kenn, ſo glaab ich kaum, daß der ſich
noch emol umſtellt, un beißt zukimfdich de Mannsleit in’s Baa,
un wann ſe noch ſo viel Wärfelzucker uff’s Fenſterbrädd leeche.
Iwwrichens fellt mer dodebei ei daß die Weibsleit ſchun
emol drum eikkumme ſin, daß zur Abwäxlung die Mannsbilder
die Kinner krieje ſollte. No un weil däß aus dem un jenem
Grund net ganz meechlich war, is mer iwweraans kumme, daß
wenigftens die Mannsleit dann die Schmärze krieje ſollte. Awwer
weil ſchun beim erſte Fall, märkwärdiſcherweis dann der
Loſchieherr die Schmerze krickt hott, hott mer die Abmachung
widder rickgengich gemacht un es is beim alte gebliwwe.
Awwer ſunſt muß mer doch ſage: uns Weibsleit geheert die
Zukumft un unſer Modedämcher hawwe in däre Beziehung all
noch e Vergangenheit vor ſich, während die meiſte Mannsleit
ſich domit abfinne miſſe, daß ſe ſe hinner ſich hawwe
Freilich, die aanzich Gefahr for die Modedämcher, däß ſin
bloß die junge Menner, beſunners wann ſe ſich mit=eme ver=
nimfdiche
Sport abgäwwe, un Kerl ſin, die wo ſich net unner=
dricke
loſſe.
Un wann ich nu’ aach net zu dene geheer, die wo ſich uff ihre
alte Dag noch=emol aan gawwele wolle, ſo hab ich doch die
Abſicht, beim Kreistornfeſt ſo=eme flotte Torner Freihwa=
dier
zu gewährn. Dann erſtens ſin däß lauder nätte, liewe Kerl,
die wo noch Dißziehblien im Bauch hawwe; zweidens ſtelle ſe
weiters kaa Aſprich un ſin mit de beſcheidenſte Unnerkunft
zufridde; drittens ſin mer däß dem Aſähe vun unſere Stadt ſchul=
dich
un viertens bis zwölftens därfe mer die deitſche Torner net
im Stich loſſe, die wo mit=eme friſch=fromm=freehlich=freie Obb=
dimißmuß
, un im alte Felſingsgeiſt, uff ihr Vaderland ſchwörn
un uff die Weis geſund un dichdich bleiwe, un im Zivillſtand aach
ihrn Mann ſtelle, un ganze Kerl ſin, an dene wer ſei Fraad
hawwe kann.
Nadierlich, mei Zwangsmiedern, wie ich däre ausenanner=
geſetzt
hab, es weer unſer verdammte Flicht un Schuldichkeit,
die deitſche Tornerſchaft net uffſitze zu loſſe, do ſeecht die ſounſo,
un jedenfalls hett ich aach e Aag uff ſo=en ſtramme Altersrieg=
ler
.
No, ich hab gedenkt, gibſt=ere gorkaa Antwort, ſundern weil
ich grod mei Schnitttlauchblanndaaſch gegoſſe hab, hab ich mer
geſagt: Laßt Blumen ſprechen! un hawwa=re en Gärahnium=
ſtock
an de Kobb gefeiert, wie gewehnlich mit nägadiefem Erfolch.
Däre Fenſterſcheib hott’s dodegääche aach weiders nix ausgemacht,
dann die hat ſowieſo ſchun en Sprung
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdum: Die Poſtſchkribbdimmer kumme 18
nechſtemal dra. Heit mecht ich nor ſage, daß mer vun meine
Berliener Heſſe, aläßlich vun de Abſchiedsfeier von Herr Exzelens
vun Biegeleben achzig Mack, in Worten: 80 Mack! zugange
ſin, als Prodäſtſammlung gääche den Schildbärjerſtraach
mit dem gedragene Grabſtaa for Niewergall. Däre Geldſen=
dung
warn folgende Vers beigefügt:
Däß geht doch iwwer’s Bohnelied,
Do dritt aam jo die Gall ins Blut,
Wann unſeraaner ſowas ſieht,
Was mer in Darmſtadt mache dhut.
En alte Grabſtaa dreht mer rum
Un ſchreibt dodruff dann Knall un Fall,
Ganz gottesfärchdich, froh un dumm,
Däß weer des Grab vum Niewergall.
Naa! Unſer großer Dichtersmann
Verdient ſein eichene Staa, waaß Gott
Begrawe awwer loſſe kann
Sich der, wo däß verbroche hott.
Mir Heſſe awwer in Berlien,
Mir ſammle Geld heit uff de Stell
Un ſchicke’s for des Denkmal hin
An unſer Bienche Bimmbernell!
Noja, alſo danke ſchee, for’s Geld und die Vers, un herzliche
Grieß allerſeits.

N

N

Paß auf, Max, daß der Träger nicht mit unſerem Gepäch
wegläuft ..
Ein Hellſeher. Richter (zu dem Einbrecher): Haben Sie noch irgend
etwas zu bemerken, ehe das Urteil gefällt wird? Einbrecher: Das
Einzige, was mir an der ganzen Geſchichte nicht klar wird, iſt, daß ein
Mann mich genau wiedererkennen will, der die ganze Zeit über den Kopf
unter der Bettdecke gehabt hat.
Geſtörte Ferien. Nun haben Sie ſich an der See gut befunden,
gnädiges Fräulein? Nein, ganz und gar nicht, alle Kinos waven ſo
voll, daß wir immer nur an den Strand gehen und die Schiffe beobach=
ten
konnten.
Das Abendkleid. Harry, ſchenk mir doch eine neue Abendtoilette!
Ja, wo iſt denn dein gutes Kleid hin? Das hat eine Motte auf=
gefreſſen
.
Spezialiſten. Hat Ihr Mann Arbeit, Mrs. Waggs? O ia, er
handelt mit Fahnen, wenn einmal Parade in der Stadt iſt. und was
tut Ihr Mann? Der verkauft dunkle Gläſer, wenn Sonnenfinſten
nis iſt.

[ ][  ][ ]

V

Blenden=Effekte auf ſommerlichen Modellen.

Die kommende Mode weicht von der
bes Frühjahrs nur ſehr wenig ab und
die bekannten Linien, die ſo großen
Beifall gefunden haben, ſcheinen ſich
auch weiterhin zu erhalten.
Natürlich gibt es immer wieder
einige Effekte, die ſich von den ſchon
erprohten weſentlich unterſcheiden;
hierzu ſind zum Beiſpiel die neuer=
dings
angedeuteten Glocken, die man
wieder zu erwarten hat, zu zählen.
Im allgemeinen ſind aber alle dieſe
Neuheiten durchaus in der Minderzahl
und das typiſche Gebrauchskleid, der
ſommerliche Mantel und das Koſtüm,
behalten die einfache, faſt möchte man
ſagen: amerikaniſch=ſportliche Note, die
man ſo gerne ſieht.
Nach und nach würde man doch das
Gefühl haben, als ob die Mode etas
einförmig und wenig abwechſlungsreich
wirke, ja noch mehr: im hellen Sonnen=
ſchein
kämen die einfachen Sachen, die
man im Frühjahre gerne geſehen hat,
ſicherlich wenig zur Geltung und
würden, an dem Farbenreichtum der
hochſommerlichen Natur gemeſſen, dop=
pelt
unſcheinbar wirken.
Darum hat man lange nach einem
modiſchen Detail geſucht, das dazu an=
getan
ſein konnte, ſelbſt die Wirkung
eines noch ſo einfachen Modelles zu
erhöhen und ſeine Eigenart zu unter=
ſtreichen
.
Faſt ſcheint es nun, als hätte man
mit der Blenden=Mode das unbe=
dingt
Richtige getroffen, denn dieſe un=
gezwungenen
, ſchlichten Effekte, die ſo
gar nicht gewollt ſind, ſondern ſich
logiſch aus der Linie des betreffenden
Modelles ergeben, haben die flotte
Prägnanz der gegenwärtigen Linie und
geben doch die Möglichkeit, auch Mo=
dellen
, die in einer unſcheinbaren
Zwiſchenfarbe gehalten ſind, eine pa=
rante
Schattierung zu vermitteln.
Dieſe Blenden werden auf die ver=
ſchiedenſten
Arten wiedergegeben, ſei es
nun in Form von Stoff= oder Seiden=
ſtreifen
aus gleichem Materiale, oder
aber aus einem abſtechenden Gewebe
(wobei etwa an Seidenblenden auf
einem Stoffmodelle zu denken wäre).
Oft erreicht man eine gute Wirkung dieſer Art durch die An=
bringung
gleichfarbiger oder kontraſtierender Borten und Treſſen.
Für hochſommerliche Tage muß man die Blenden=Wirkung
keineswegs auf ſchlichte Ton=inTon=Effekte ſtellen, ſondern kann
in den meiſten Fällen ſchöne Farb=Kontraſte ſuchen, die eben der
vorgeſchrittenen, warmen Jahreszeit angemeſſen ſind.
So ſehen zum Beiſpiel weiße Modelle mit grünen, kirſch=
oder
weinroten, ſchwarzen kornblauen oder ſchwefelgelben Blen=
den
ſehr vorteilhaft aus; von den modernen beige= oder
Sand=Schattierungen heben ſich farbige Streifen, die dann in
entſprechend gedämpften Paſtel=Tönen gehalten ſein müſſen (wie
mittelgrün, altroſa oder gobelinblau) ſehr gut ab. Ebenſo bildet

Sommerliche Garnituren
ſind jedem Kleide in der Wirkung ſehr förderlich, da ſie ſelbſt
dunklem Materiale eine entſprechend helle Note vermitteln. Zur
Herſtellung der neuartigen Garnituren zieht man ganz verſchie=

das moderne taubengrau eine ſchöne Baſis für feine Blenden=
Wirkungen. Dunkle Stoffe und Seiden hingegen ſehen mit
grellen Blenden nicht vornehm aus und man wird in dieſen
Fällen gut daran tun, dieſe neuartigen Streifen=Wirkungen nur
aus dem Material=Kontraſte zu holen. So zum Beiſpiel ſieht
ein blaues Stoff=Koſtüm oder =Kleid mit gleichfarbigen Seiden=
Blenden ſehr gut aus, wie auch umgekehrt etwa ein blaues
Jumper=Seidenkleid mit ebenſolchen Stoff=Blenden vornehm und
apart wirkt. Das gleiche wie für blaue Modelle gilt natürlich
auch für die ſchwarzen. Die Blenden=Wirkungen beſchränken
ſich aber keineswegs nur auf Schaffungen aus Stoff oder Seide,
ſondern werden auch für Spitzenkleider uſw. herangezogen.

Der karierte Strohut

Ara

denartiges Material heran und zwar ſowohl Waſchſtoffe als auch
Seiden, wobei aber nur jene Sorten in Frage kommen, die ſich
gut reinigen laſſen ohne in der Wäſche zu leiden.
Von den Waſchſtoffen wäre etwas Marquiſette (Etamine)
Piqué oder Organdy zu nennen, während von den Modeſeiden
für Garnituren in der Hauptſache Georgette und Chinakrepp in
Frage kommen. Natürlich verwendet man für dieſen Zweck gerne
Handarbeiten umſomehr als man doch ſolche Garnituren
in den meiſten Fällen im Hauſe herſtellt und pflegt darum
hier auch Stickereien aller Art oder nette Aiouren anzubringen.
Die modernen Pliſſé= oder Säumchen=Effekte finden hier auch
vielfach Beachtung, ebenſo die beliebten farbigen Borten=
randungen
(wobei aber die Borten unter allen Umſtänden vor der
Verarbeitung auf ihre Farbechtheit geprüft werden müſſen, da
man ſonſt ſehr unangenehme Ueberraſchungen erleben könnte).
Auch Flecht=Wirkungen, die entweder aus Borten oder aber aus
fchmalen Georgette=Streifen zu erzielen ſind, wären als Garni=
turen
ſehr empfehlenswert (letzte Skizze des kleinen Bildes), R.H.

verſpricht für den Sommer ganz große Mode zu werden, kommt
aber natürlich nur zu einfachen Strapäz=Kleidungsſtücken in
Frage, ſo zum Beiſpiel zum ſchlichten Mantel und zum vormit=
tägigen
Koſtüme.
Da das bunte Karomuſter eines ſolchen Strohhutes, der im
Gegenſatze zu den ſchon monoton wirkenden Filzhüten ſich immer
zunehmender Beliebtheit erfreut, eine ſehr angenehme Ab=
wechflung
bietet, wird man ſich zu einer ſolchen Form gerne
entſchließen, umſomehr als ſie jedem Kleidungsſtücke eine lebhafte
Note verleiht.
Bisweilen wird man trachten, auch dem Modelle, zu dem
ein ſolcher Hut getragen werden ſoll, einen Karo=Effekt zu
vermitteln.
So zum Beiſpiel zeigt unſere Skizze den neuen, buntkarier=
ten
Hut zum einfachen Vormittagskleide, in welchem Falle der
Umlegkragen mit einer gleichartig gemuſterten, ſchottiſchen Seiden=

Die Skizzen unſeres Bildes biee
einen gewiſſen Ueberblick über die Mite
lichkeiten dieſer neuen Mode.
Die erſten beiden Figuren (1 und ?
zeigen denſelben Mantel in ſeiner Bo
der= und Rückenanſicht. Es handelt
hier um eine gerade Paletot=Form au
dunkelblauem oder ſchwarzem Wll
ſtoffe, wobei die Blenden derart arme
bracht ſind, daß ſie die Hüften beiben
ſeits in Rechteck=Form umrahmen. D 7
Blenden ſind der Grundfarbe /
Stoffes entſprechend aus gleichani
ſchattierter Seide gedacht, die ſich 1
dem Stoffgrunde des Mantels infeg
ihres Glanzes ſehr fein abhebt. Ti
man dieſen Mantel aber aus Se
arbeiten, da ja bekanntlich dunkle S
denumhüllen für den Sommer ſehr
liebt ſind, ſo wären in dieſem Fa
die Blenden des richtigen Kontraie
wegen aus Stoff zu denken, wod
die matten Streifen auf dem glänz=
den
Seidengrunde eine ſehr vornekn
Wirkung ſichern. Anſtelle ein
Knopf=Verſchluſſes iſt dieſer Mau
mit einem ſchmalen Gürtel zuſamme
gehalten.
Bild 3 und 4 ſind als hochſomn:
liches, modernes Koſtüm=Comy
aufzufaſſen, und zwar hat das Kliſ
die einfache Jumper=Faſſon, iſt
unteren Rande und an den Manſcheu=
in
bunter Farbe in Blendenform eut
niert und bringt den gleichen Efe
auch anſtelle der Stepp=Nähte im OEN
teile der eben durch dieſe Blend
fixierten Hohlfalten des Rockes. 2i
Jacke eine auf einen Knopf ſch
ßende klaſſiſche Faſſon mit ſeit!
eingeſchnittenen Taſchen, weiſt
Blenden als Kantierungen auf. Miy
kann ſich ein ſolches Koſtüm für 3u
Hochſommer zum Beiſpiel in wef
grau, beige oder ſand mit farbin
Blenden ſicherlich als wirkungsvoll un
elegant zugleich vorſtellen.
Wie man die Blenden auf eing
Spitzenkleide anbringt, zeigen wir
letzten Bilde (5). Der Oberteil
hier ſehr einfach und bluſig, währeil
der Rock aus aneinandergereihtn
halbbogenförmig geſchnittenen, gle b)
artigen Partien beſteht, die eben durch die Blenden verbun?
werden und dadurch einen leicht glockigen Fall ſichern, der u
ſommerliche Tage immer ſehr elegant ausſieht. Auch der undn
Rand iſt, ebenſo wie die bauſchigen Aermel und der gebund n
Kragen mit Blenden beſetzt. Hier können dieſe markanten Lin=
entweder
aus Börtchen oder aber aus Seide (Chinakrepp ol
Georgette) wiedergegeben werden.
Für all dieſe Modelle ſind zweifarbige Hüte zu empfehl!
die heuer ſehr viel Beachtung finden, ſo zwar, daß etwa
Außenrand mit der Schattierung der Blenden, die Innenſ=
aber
mit der Grundfarbe des betreffenden Modelles überen
ſtimmt.

binde zuſammengehalten wird, ſodaß ſich hier eine durchel
originelle Kombination ergibt, die zweifellos viel Beifall finke
wird.
F.A
Der moderne Anöpfelſchut
unterſheidet ſich von jenen Typen, die ehemals als Knöp!!
ſchuhe angeſprochen wurden und einen ſeitlichen Verſchluß hatzn
ſehr weſentlich, da der Verſchluß jetzt nach vorne verlegt wu

und nicht aus einer Reihe von kleinen Knöpfchen, ſondern O
einer durchgezogenen Laſche beſteht, die beiderſeits mit Knöbe
feſtgehalten iſt. Wie die meiſten Formen wird auch der mode!
Knöpfelſchuh aus verſchiedenen Lederſorten zuſammengeſt
wodurch ſich auch jene Farb=Neutralität ergibt, die den Schuh
den verſchiedenſten Kleidungsſtücken verwendbar erſcheinen L6
Vornehmlich die modernen Reptilien=Leder (Schlangen, Eidec.
u. ſ.f.) erfreuen ſich großer Beliebtheit und werden für
Schuhtypen, ſo auch für dieſe geknöpfelten Modelle, gei
herangezogen.
EE

[ ][  ][ ]

Nummer 148

Sonntag, den 29. Mai

Neueſte Nachrchren

Nauch
ſchwarzem !
Blenden derant
ſie die
Grundfat
aus gleit

Börſe und Geldmarkt.
Die Effektenbörſe befindet ſich mitten in der Abwicklung der Ultimo=
Ligmdation. Die Kürzung der Reportgelder, die in der letzten Zeit
ſoviel Aufſehen eregt hat, iſt damit begonnen worden, praktiſch aller=
dings
kaum noch in die Erſcheinung getreten, weil durch den herab=
gedrückten
Kursſtand der Bedarf der Börſe die gewünſchte Verkleinerung
erfahren hat. Man hofft, vermutlich nicht unberechtigt, daß ſich Ueber=
raſchungen
nicht mehr ergeben und der Ultimo für die Börſe keine
Schwierigkeiten biete. Dieſe Hoffnung hat aber in der Berichtswoche
nicht vermocht, der Tendenz eine Stütze zu bieten. Es lagen immer
wieder Aeußerungen über das Niveau der Aktienkurſe und ſonſtige un=
günſtigen
Nachrichten vor, die auf die Effektenbeſitzer einen verſtimmen=
den
Eindruck hervorrufen mußten und die Berufsſpekulation zu Leer=
verkäufen
veranlaßten. Infolgedeſſen behielten die Aktienkurſe ihre
ſchwächere Haltung bei. Vorübergehende Beſſerungen auf Grund von
Deckungskäufen konnten an dieſer Sachlage kaum etwas ändern. Es
ſei nur an die engliſch=ruſſiſche Angelegenheit erinnert, aus der die
Börſe Ungelegenheiten für Deutſchland befürchtete, ferner auf die bald
dementierten Gerüchte über eine allgemeine Krediteinſchränkung der
Neichsbank, das Interview des Induſtriellen Dr. von Siemens, die
Stralſunder Rede, des Reichsbankpräſidenten gegen die Börſenſpekula=
tion
und insbeſondere an die unbefriedigende Entwicklung der deutſchen
und internationalen Geldmarktverhältniſſe. Ginen merklichen Einfluß
auf die allgemeine Tendenz übte die Erhöhung der Londoner Privat=
diskontſätze
aus. Wenn auch lokale Erſcheinungen bei dieſer Geldver=
ſteifung
in London mitſprechen mochten, ſo erinnerte man ſich doch der
ſtärkenen Goldverſchiffungen Englands während der letzten Zeit. In
der Oeffentlichkeit iſt zugleich die Frage einer Diskonterhöhung der Bank
von England erörtert worden, nachdem feſtzuſtehen ſcheint, daß eine Er=
mäßigung
nach der ganzen Geſtaltung der politiſchen und wirtſchaftlichen
Lage in den vergangenen Wochen nicht mehr zu erwarten ſein dürfte.
Ueber die Empfänger der Goldverſchiffungen beſtehen nur Vermutungen.
Für Deutſchland mögen ſie bisher kaum beſtimmt geweſen ſein, wenig=
ſtens
nicht was die Reichsbank anbetrifft. Der neueſte Reichsbankaus=
weis
zeigt wiederum einen Abfluß an Gold und Debiſen, womit der
Debiſenvorrat des Zentralnoteninſtituts auf die geringe Höhe von 923
Mill. RM. gekommen iſt. Wie der Reichsbankpräſident dieſer Tage aus=
führte
, hat das Inſtitut ſeit Anfang des Jahres mehr als für 1 Milliarde
Deviſen abgeben müſſen, die wohl in der Hauptſache von dem erheblich
geſtiegenen Import, daneben aber zum großen Teil vom Reparations=
agenten
benötigt wurden. Auf der anderen Seite iſt die Entlaſtung des
Neichsbankſtatus ſtärker, als erwartet wurde. Am Berliner Privat=
diskontmarkt
kam faſt täglich ein erhebliches Angebot heraus, ſo daß
zeitweiſe die Möglichkeit einer Heraufſetzung der Privatrate beſtanden
haben ſoll. Das nicht unbeträchtliche Angebot mußte hauptſächlich, wenn
nicht faſt allein, von der Reichsbank aufgenommen werden, da andere
Wechſeldiskonteure nicht auftraten. Die Großbanken ſeien, wie man an
der Börſe meinte, beſtrebt, ihre freien Mittel zur Erhöhung ihrer Giro=
guthaben
bei der Reichsbank zu benutzen, damit ſie den Beſtrebungen des
Wochenſchluß eine leichte Veranlagung, die aber aufhörte, als die Vor=
ſorge
ſür die Ultimo=Liguidation einſetzte. Im Augenblick iſt Tagesgeld
geld blieb dauernd knapp. Die bisherigen Ausleihungen ſollen prolon=
giert
, neue Geſuche aber auf Schwierigkeiten geſtoßen ſein. Zahlreiche
Geldnehmer haben diesmal aus anderen Quellen Mittel beſchaffen kön=
nen
. Dem Differenzen=Zahlungstag am 3. Juni ſieht man deshalb mit
Zuverſicht entgegen. Der Reportgeldſatz wurde unverändert auf 7.75 bis
825 Prozent belaſſen, nachdem zunächſt die Abſicht einer Erhöhung um
025 Prozent vorlag.
Frankfurter Effektenbörſe.
Die heutige Samstagsbörſe war außerordentlich ſtill und zurückhal= Hier liegen die Preiſe zwiſchen 8595 Mk., 1924er war ſchon zu 80 Mk.
tend. Durch den Ausfall der Berliner Börſe fehlte dem hieſigen Markt erhältlich.
jede Anregung, andererſeits wurde dieſer auch nicht von Verlin aus
ſtärker in Anſpruch genommen. Trotzdem die Geſchäftstätigkeit deshalb
auf das kleinſte Maß beſchränkt war, war die Stimmung etwas freund=
licher
. Beſonders die Tatſache, daß in J.G. Farbeninduſtrie die Dek=
kungen
zum Wochenſchluß feſtgeſetzt wurden und auch Kaufauſträge vor= zeiten in Anſpruch nehmen. Die Ausſichten für die Winterſaiſon wer=
gelegen
haben ſollen, ließ die Tendenz eher feſter erſcheinen. J.6. Far= den durchaus günſtig beurtoilt. Infolge des Steigens der Preiſe für
ben eröffneten etwas höher. Intereſſe beſtand ſo dann noch für Zell=
ſtoff
Waldhof, die zur erſten Notiz 3 Prozent anziehen konnten. Die
Montanwerte waren bis 2 Prozent feſter nur Nheinſtahl eröffneten
15 Prozent ſchwächer. Auf den übrigen Marktgebieten gab es über=
wiegend
geringe Kursbeſſerungen bei kleinſtem Geſchäft. Auf den
Nentenmärkten herrſchte ebenfalls große Geſchäftsſtille bei kaum verän=
derten
Kurſen.
Späterhin blieb die Stimmung außerordentlich ruhig. In J.G.
Farben, AGG. und Harpener fanden noch einige Umſäſte ſtatt Stärker
geſteigert waren im Verlaufe Scheideanſtalt, die bis 204 anziehen konn=
ten
. Da man allgemein den Ultimo für vorbereitet hält, ſchloß die
Börſe zuverſichtlicher. Tägliches Geld 5 Prozent. Am Debiſenmarkt Rüſſelsheim wird die umwandlung des unternehmens in die Form
gegen Pfunde 124,01.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 25. Mai 1927. Die auf
den Stichtag des B. Mai berechnete Großhandelsinderziffer des Statie gliedern beanſprucht werden.
ſtiſchen Neichsamtes hat gegenüber der Vorwoche leicht auf 137,6 (1374)
angezogen. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten für Agrarſtoffe
1402 (1400); Kolonialwaren 1274 (1R5); induſtrielle Rohſtoffe und rat beſchloß einer go. G.V. Kapitalserhöhung um 140 000 NM. auf
Halbwaren 131,4 (131,2) und induſtrielle Fertigwaren 144,8 (144,6).
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurdon in der Zeit vom 15. bis 21. Mai im Ruhrgebiet in ſechs Arbeits=
tagen
2 260 851 Tonnen Kohle gefördert gegen 2284 115 Tonnen in der
vorhergehenden Woche in ebenfalls ſechs Arbeitstagen. Die Kokserzeu=
gung
ſtellte ſich in den 7 Tago der Berichtswoche (in den Kokereien
wird auch Sonntags gearbeitet) auf 506 410 Tonnen gegen 4a7 812 Neingewinn von 4533 MMl., der ſich durch den Gewinnvortrag des Vor=
60 472 Tonnen gegen 57 268 Tonnen in 6 Arbeitstagen. Die arbeits=
376 809 Tonnen gegen 380 686 Tonnen in der vorhergehenden Woche, In der Bilanz erſcheinen 356 826 NM. Kreditoren gegen N555l RM.
die tägliche Kolserzeugung ſtellte ſich auf 72 344 Tonnen (71 116 Ton) eine weſentlich beſſere Beſchäftigung gebracht, ſodaß mit einem günſtigen
die arbeitstägliche Preßkohlenherſtellung auf 10 079 Tonnen (9545 Ton.).
Infolge Abſatzmangels und Wagenmangels mußten in der Berichts: Ergebnis zu rechnen ſein dürſte. (Generalverſammlung am 1. Juni)
woche Feierſchichten eingelegt werden. Die Zahl dieſer Feierſchichten
ſtellte ſich auf 32343 (arbeitstäglich 5391) gegen 15 920 (2654) in der ſchäftsbericht der Pſalzwerke A.=G. in Ludwigshafen konnte die Liefe=
vorhergehenden
Woche.
Internationaler Maſchinendrahtproduzenten=Zuſammenſchluß. Wie ſtunden auf 565 Millionen Kilowattſtunden erhöht werden. Außerdem
Fournee induſtrielle aus Brüſſel meldet, hat in Luxemburg kürzlich wurden 52 Mill. Kilowattſtunden an andere Werke abgegeben. Um das
Maſchinendrahtproduzenten ſtattgefunden, in der die Satzungen für das zuſammen mit dem Großkraftwerk Mannheim eine gprozentige Obliga=
auf
den 10 Juni nach Luxemburg einberufenen Verſammlung ratifiziert wovon dem Pfalzwerk Fünfzwölftel zufloſſen. Zur vorübergehenden
werden. Der Exportpreis ſei auf 5 Pfund 7 Schilling 6 Pence feſt= Anlage dieſes Kapitals wurden Effekten erworben. Im ganzen wurden
geſetzt worden für 1000 Tonnen und mehr, und auf 5 Pfund 10 Schilling im abgelaufenen Jahre 18 Gemeinden mit etwa 13 700 Einwohnern neu
für weniger als 1000 Tonnen. Den Inlandspreis habe man auf 950 angeſchloſſen. Die Bilanz weiſt nach 990 098 RM. Abſchreibungen einen
Frankreich von 400 000 To., Belgien von 260280 000 To. und Luxem= reſtlichen 25 158 RM. vorgetragen werden.
burg ein ſolches von 120 000 To. pro Jahr. Das Blatt meldet ferner,
preiſe für Halbfabrikate und Träger.
Generalverſammlung des Zentralverbandes deutſcher Großhändler Dumpingpraxis in Gießereiroheiſen zur Folge haben und den franzöſi=
der
Tabakbranche e. V. Der Zentralverband deutſcher Großhändler der ſchen Binnenmarkt für die anderen Partner zugänglich machen.
Tabakbranche e, V. (3.6. T.), die Spitzenorganiſation des Großhandels
mit Tabakfabrikation im Reiche, hält am 8. Juni und den folgenden Kölner Rheinbrücke wurde, wie der OPD. erfährt, an die Firmen Har=
Tagen ſeine 8, ordentliche Generalverſammlung in kort MAN., und Dortmunder Union A.G, ſowie für den Unterbau
dieſes Monats beginnenden Jahrtauſendfeier Nordhauſens gewählt. n
Wichtige Referate und Beratungen über Preisſchutzfragen im Großhan=
del
, über die Steuerpolitik des Reiches, der Länder und Gemeinden erfahren, ſind die Giſenarbeiten zum Bau der neuem Düſſeldorfer Rhein=

Das Problem der Gasfern=
verſorgung
.
ſchaftsbundes in Bielefeld ein Vortrag ſtatt, in dem ein Vorſtandsmit= Kraftweizen bis zur neuen Ernte ſtark gefragt bleiben und der kang=
anſäſſige
Induſtrie beleuchtete. An den etwa eineinhalbſtündigen Vortrag Vorräte iſt. Die Preispolitik des Pools wird wirkſam unterſtützt durch
verwertung zu der bekannten Rede des Generaldirektors der Deutſch= ten Staaten und Kanada iſt die Witterung dagegen andauernd naßkalt,
kontinentalen Gasgeſellſchaft Deſſau in Berlin am 23. Mai.
Deutſchkontinentalen Gasgeſellſchaft Deſſau, Oberbaurat Heck, Anlaß Reife vorausſichtlich verzögern wird, und man dürfte infolgedeſſen um
ſchaft aus ſeinem Wiſſen und ſeinen Erfahrungen heraus Ausführungen mente befähigen Winniveg und Chicggo, eine feſte Preispolitik durchzu=
zu
machen, die höchſtes Intereſſe ſchon im Hinblick auf die perſönliche ſetzen.
Bedeutung des Redners verdienten. Zuzuſtimmen iſt nach Anſicht der
A.G. für Kohleverwertung vor allem der Anſicht des Vortragenden wo= dieſer internationalen Marktlage anſchließen, wenn man dies auch nur
jede Energieart hat ſich ihr eigenes Feld erobert und ſindet dort reich= lebhaften Charakter, wie man es bei den teilweiſe erheblichen Preis=
lich
Gelegenheit und Raum zur Expanſion. Es iſt darum unwahrſchein= erhöhungen annehmen ſollte. Die Mühlen ſahen ſich genötigt, ihre
Gasfernverſorgung nicht nur nicht hemmen wird, ſondern daß Gewöh= anzukommen. Die Preiſe ſtellten ſch hier Weizen auf RM. 3133;
Wert des Transportgutes beim Gasferntransport und beim Kohlen= In Hafer dauert die gute Nachfrage weiter an, aber auch hier haben die
und zu transportierenden Durchſchnittsmenge beſtimmt die Frachtkoſten. futtermehl. prompt, das ſtark gefragt, jedoch nicht angeboten iſt. Weizen=
Geringe Gasmengen weit zu leiten, iſt in der Tat unrentabel.
Die von der A.G. für Kohleverwertung ins Auge gefaßte Fort= genkleie 18165; Weizenfuttermehl 16,5.1n Weizennachmehl 29523;
derartige Rückſichten in ihrer Expanſion nicht gebunden, denn hier ſtehen 1616,5; Trockenſchnitzel 12,513.
Entfernung und zu befördernde verfügbare Gasmenge in einem ſo ge=
ſunden
Verhältnis, daß nach ins Kleinſte durchgeführten techniſchen Be=
rechnungen
der Gastransport nur einen Bruchteil des materiellen Gas=
wertes
an Ort nud Stelle ausmacht, alſo auch rechneriſch dem von Herrn

Vom ſüddeutſchen Tabakbau. Mit dem Anbau des Tabaks hat man
Reichsbankpräſidenten nachkamen. Der Tagesgeldmarkt zeigte bis zum in vielen Gegenden der Südpfalz nunmehr begonnen. Er reicht in den zurück. Geſtern wurde die minimale Menge von 8 Zentnern angebot. n.
meiſten Gegenden über den des Vorjahrs hinaus. Die Setzlinge haben Die Preiſe ſteigen weiter. Erſte Sorte 90110; zwveite 6970; dritte
ſich infolge des Oelpapierſchutzes raſcher entwickelt. Leider hat die Blatt=
fallkrankheit
faſt überall mehr oder weniger ſtark eingeſetzt und wird die
lebhafter gefragt, der Satz zeigt eine aufſtrebende Tendenz, Monats= Bekämpfung mit Hilfe von Noſproſan energiſch durchgeführt. Die heim: Edelmetalle notierten folgende Großhandelspreiſe: Barrengold
zweite Fermentation der 1926er Tabake dürfte in zwei bis drei Wochen
beendet ſein. Sie dürfte den gehegten Erwartungen durchaus entſprechen,
ſie ſind hellfarbig und meiſt ſüß und ſind daher für die Schneideguther=
ſtellung
durchaus geeignet. Man nannte für Pfälzer Ware lieferbar
untergebracht werden, auch wenn die Forderungen ſich nicht üben 115
Mark für den Zentner bewegen. Fir das nur noch in ſehr geringen (Brief). Tendenz: Ruhig.
Poſten angebotene Sandblatt werden 135175 Mk. für den Zentner ver=
Frankfurt a. M., 38. Mai. langt. Pfälzer Tabake aus früheren Grnten ſind weiterhin ſehr begehrt.
da nur noch geringe Poſten und beſchränkte Auswahl vorhanden iſt.
Aus der ſüddeutſchen Textilinduſtrie. Der größte Teil der Tuch=
fabriken
von Süddeutſchland iſt voll beſchäftigt. Teilweiſe wird über bis 30 Mark.
Arbeitermangel geklagt. Die Nachfrage für das Pfingſtgeſchäft iſt an=
haltend
gut. Tuchfabriken und Webereien müſſen verlängerte Liefer=
Nohmatertalien werden Preiserhöhungen erwartet. Futterſtoffe er=
fuhren
in den letzten Wochen geringe Erhöhungen.
Ablehnung des Schiebsſpruchs für die Metallinduſtrie. Der Reichs=
arbeitsmimiſter
fällte am 20. Mai einen Schiedsſpruch, der die Arbeits=
zeit
für die Metallinduſtrie in Heſſen und Heſſen=Naſſau regeln ſollte.
Die Erklärungsfriſt für dieſen Schiebsſpruch war für den A. Mai, um
7 Uhr abends, angeſetzt. Die Arbeitnehmer lehnten den Schiedsſpruch ab,
während die Arbeitgeberſeite ihn annahm. Seine Verbindlichkeit wird
von dem Reichsarbeitsminiſter beantragt werden.
Die Opelwerke in Rüffelsheim werden Aktiengeſellſchaft. Von der
Verwaltung der Kraftwagen= und Fahrräderfabrik Adam Opel in pende Exportnachfrage. Die Termine ſchließen bis 3,5 C. höher.
bedangen Mark gegen Pfunde 20/497; gegen Dollar 42285 und Franls einer Familien=Aktiengeſellſchaft erwogen. Die Kapitalhöhe, ſowie die
Bemeſſung des Reſervefonds, ſtehen noch nicht feſt und dürſten erſt in
einigen Wochen endgültig entſchieden werden.
Zum Konkurs der Hanſabank e,G.m.b. 6., Hanau a. M. In dem
Konkurſe der Hanſabank Hanau eG.mb.H. mußte die Einzichung ber
geſamten Haftſumme in Höhe von 300 RM. von den Genoſſenſchaftsmit=
Nadiowerke Schneider=Opel A.G., Frankfurt a. M. Der Aufſichts=
300 000 RM. vorzuſchlagen.
Frankfurter Aſbeſtwerke A,G. (vorm. Lonis Wertheim), Frankfurt
am Main=Nieberrad. Nach dem Geſchäftsbericht hatten beſonders im
erſten Halbjahr die Umſätze unter der allgemeinen wirtſchaftlichen De=
preſſion
zu leiden, ſodaß dieſenigen des Vorjahres nicht ganz erreicht
werden konnten. Nach 31889 RM. Gowinnvortrag verbleibt ein kleiner
Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung auf jahres auf 35822 Ml. erhöht, woraus 6 Prozent Dibidende auf die
120 000 RM. Vorzugsaktien verteilt und 35 102 RM. vorgetragen wer=
tägliche
Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 15. bis 21 Mai den. Die 600 00 Ml. Stammaktien bleiben ſomit wieder dividendenlos.
Debitoren und 481 358 RM. Vorrräte. Das laufende Jahr habe ſeither
Pfalzwerke A.=G., Ludwigshafen. Nach dem jetzt vorliegenden Ge=
rung
elektriſcher Kraft im Berichtsjahre von 50,5 Millionen Kilowatt=
eine
Tagung der franzöſiſchen, belgiſchen, luxemburgiſchen und deutſchen Bauprojekt und ſonſtige Projekte durchführen zu können, iſt bekanntlich
geblante Kartell ausgearbeitet wurden. Dieſe Satzungen ſollen in einer tionenanleihe in Höhe von 3 Millionen Dollars abgeſchloſſen worden. Teiles durch die beiden Spitzenverbände der Kalkinduſtrie wurden einige
belgiſchen Franken belaſſen. Nach den Informationen der Journee Reingewinn von 745 158 RM. auf. Auf das 9 Mill. RM. betragende der Iſaria Zählerwerke A.G. in München erworben hat, hat unter der
induſtrielle erhalte Deutſchland ein Kontimngent von 1040 000 Tonnen, Aktienkapital wird eine Dibidende von 8 Prozent verteilt, während die Firma Vereinigte Baheriſche Telephonwerke A.G. eine neue Aktten=
Von der weſteuropäiſchen Roheifenentente. Die franzöſiſch= belgiſch=
daß
am 9. Juni in Luxemburg eine Sitzung des Vorſtandes des Inter= lugemburgiſche Roheiſenentente wird es ſich bei ihren künftigen Ver= daß das Handelsminiſterium im Begriffe ſtehe, große Schienenkäufe
nationalen Stahlkartells ſtattfinden werde zur Feſtſetzung der Produk= handlungen beſonders angelegen ſein laſſen, den bisher beſtehenden teil= vorzuehmen. Möglicherweiſe werden dieſe Käufe in Form von Sach=
tion
ſür das dritte Vierteljahr und zu weiterem Studium der Verkaufs= weiſen Länderſchutz im Sinne einer weniger protektioniſtiſchen Abſatz= lieferungen ausgeführt werden.
politik abzuändern. Dieſe Politik wird einen Abbruch der franzöſiſchen
Bauaufträge aus der Kölner Rheinbrücke. Die Bauausführung der
Nordhaufen am Harz ab. Dieſer Tagungöort, der Sitz des den Firmen Philitp Holzmann A.=G. Frankfurt a. M., und Grünz und Tonnen auf 5159 70 To. Die Belegſchaftszifer zeiak ebenfals eins
Loſhäufer Zweigberhndes des 3.9 T. . wurde aus Anlaß der Ende Bilfinger 2.8. Maheim, übertragen. Das Geſamtobiet des Brüicken Grhöhung, und zwar betrug ſie in der Berichswocht 191 500 ggn
neubaues beträgt bekanntlich 11 Millionen Reichsmark.
Bauaufträge aus der neuen Düſſeldorfer Rheinbrücke. Wie wir 1030 20 Mamn.
und insbeſondere übes Konditionen der Zigaretteninduſtrie Rauchtabak= brücke der Vereinigten Stahlwerke A.=G. und der Hein, Lehmann u Co., Manufgcturers Aſſociation, des im Dezember v. 3s. in London ge=
induſtrie
und Zigarrenmduſtrig werden Gegenſtand der Tagesordnung Berlin, die Teile im Waſſer den Firmen Philipp Holzmann A. G., g
ſein. Der Generalverſammlung geht eine Sitzung des Geſamtvorſtandes, Frankfurt a. M., und der Dyckerhoff u. Widmann A.=G., Wiesbaden, ſtrie findet vom 31. Mai his 2. Juni in Hamburg ſtatt. Die Hauptver=
an
der die Delegierten der einzelnen Zweigverbände teilnehmen, voraus, ſowie kleinere Landteile einigen anderen Firmen übertvogen worden, ſammlung ſelbſt ſoll nur die üblichen Regulgrien erledigen,

Pom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Die Hauſſe an den internationalen Getreidemärkten nahm auch in
dieſer Woche, beſonders gegen Ende weiterhin ihren Fortgang, was in
den teilweiſe recht erheblichen Kurserhöhungen Ausdruck fand. Maß=
Die Zukunftsentwicklung der Energiewirtſchaft gebend für die derzeitige Tendenz iſt die Tatſache, daß der Bedarf der
europäiſchen Zuſchußländer doch bedeutend größer iſt, als man noch vor
Kürzlich fand auf Einladung des Weſtfäliſch=Lippiſchen Wirt einigen Wochen angenommen hat. Insbeſondere wird der kanadiſche
glied der A=G. für Kohleverwertung über das Projekt der Gas=Fern= diſche Weizeupool ſcheint gewillt zu ſein, die benötigten Mengen nur zu
verſorgung ſprach und deſſen Auswirkungen beſonders für die orts= teueren Preiſen herzugeben, obwohl er noch im Beſitz recht bedeutender
ſchloß ſich eine ergiebige, zwangloſe Unterhaltung. Für die Allgemein= die andauernd aus aller Welt gemeldeten ſchlechten Witterungsberichte.
heit beſonders intereſſant iſt die Stellungnahme der A.=G. für Kohle= In Argentinien klagt man über zu trockenes Wetter, in den Vereinig=
wodurch
die Ausſaat ſtark beeinträchtigt wird. Auch in Europa herrſcht
Die Tagung des Elektrobundes hat dem bekannten Leiter der kühles Wetter, was jedoch bei dem immerhin guten Saatenſtand die
gegeben, über die vorausſichtliche Zukunftsentwicklung der Energiewirt= einige Zeit länger auf den Auslandsbezug angewvieſen ſein. Dieſe Arau=
An unſeren ſüddeutſchen Märkten mußte man wohl oder übel ſich
nach Elektrizität und Gas kaum als Konkurrenten anzuſehen ſind. Denn zögernd und ſchrittweiſe tat. Das Geſchäft trug infolgedeſſen nicht den
lich, daß die Ausdehnung des elektriſchen Ueberlandnetzes die kommende Preiſe auf 42 Mark zu erhöhen, doch iſt bei der zweiten Hand billiger
nung einen ziviliſatoriſchen Fortſchritt, den Anreiz zum Heranziehen Noggen 2930: alles ausländiſche Konvenienz; Weizenmehl Spezial 0
auch der anderen Energiequellen mit ſich bringt. Auch die Feſtſtellungen 42: Brotmehl 34; Roggenmehl 3840,5. Der Gerſtenmarkt blieb ohne
in dem Vergleich des Verhältniſſes der Transportkoſten zum materiellen großes Geſchäft gut behauptet. Die Preiſe haben nur mäßig angezogen.
transport, welche der bekannte Gasfachmann trifft, werden vermutlich Preiſe nur mäßige Erhöhung erfahren. Mals liegt ebenfalls etwas
zutreffend ſein, wenn man von den für die Deſſauer Gasgeſelſchaft feſter bei laufendem Bedarfsgeſchäft. Man handelte Braugerſte mit
durch den Beſitz der Zeche Weſtfalen bedingten Vorausſetzungen aus= 30,533,5; Futtergerſte je nach Qualität mit 2225: Hafer 24,9524,5:
geht. Beim Gastransport entſcheidet nicht die Entfernung über die Mais mit Sack 195. Das Futtermittelgeſchäft liegt im allgemeinen
Mentabilität, ſondern das Verhältnis der Entfernung zu der verfügbaren ruhiger, der Jahreszeit entſprechend. Eine Ausnahme bildet Weſzen=
kleie
fein, Mai=, Juni=Juli 1313,25: Weizenkleie grob 1414,25: Nog=
leitung
der überſchüſſigen Gaſe von über hundert Zechen iſt jedoch an Erdnußkuchen 20,5; Rapskuchen 15,516; Malzkeime 1516; Biertreber
Produktenberichte.
Schwetzinger Spargelmarkt vom 28. Mai. Die anhaltend kalte
Heck zum Vergleich herangezogenen Transport der Kohle vorzuziehen iſt. und regneriſche Witterungg hat die Lage auf dem Spargelmarkt kataſtro=
phal
verſchlechtert. In der zweiten Maihälfte, die ſonſt für den
Spargelbau dei Hochkonjunktur brachte, gehen die Zufuhren dauernd
4050 Pfg.
fm. Süddeutſche Edelmetallnotierungen vom 28. Mai. Pforz=
das
Gramm 2,800 RM. (Geld): 2,814 RM. GBrieſ); Platin, handels=
übliche
Ware, das Gramm 8 RM. (Geld): 9 RM. (Brieß): Feinſilber
das Kilogramm 78 RM. (Geld); 79,9081.,40 RM. (Brief). Tendenz:
Ruhig. Stuttgart: Edelmetalle notierten folgende Großhandels=
im
Juli d. Js., Preiſe von 125150 Mark je nach Beſchaffenheit und preiſe: Feingold das Gramm 2,809 NM. Geld): 2819. RM. (Briefſ=
Geeignetheit zum Schneidegut. Geringere Ware kann dagegen faſt nicht Platin, handelsübliche Ware, das Gramm 8,50 RM. Geld); 9,70 RM.
5 (Brief); Feinkornſilber das Kilogramm 79,40 RM. (Geld); 79,79 RM.
Viehmärkte.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am 28. d. M. waren
zugführt: 475 Schweine. Verkauft wurden 388. Miſchſchweine wurden
verkauft das Stück von 15 bis 2 Mark, Läufer das Stück von 24
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 28. Mai. (Priv.=Tel.)
Weizen: Im Anfangsverkehr machte die Aufwärtsbewegung wei=
tere
Fortſchritte auf höhere Kabelmeldungen, ungünſtige Brichte aus
dem Winterweizengürtel und Deckungskäufe der Spekulation. Dann
aber trat eine Abſchwächung ein auf die niedrigeren Notierungen Win=
nivegs
und ſchleppende Exportnachfrage. Die Termine ſchließen 0,5 C.
niedriger.
Mais: Im Gegenſatz zu Weizen nahm dieſer Markt einen ziemlich
feſten Verlauf auf Baiſſedeckungen angeſichts der Anfangsfeſtigkeit am
Weizenmarkt und ungümſtige Witterungsmeldungen aus den Maisgebie=
ten
. Im Schlußverkehr trat eine leichte Abſchwächung ein auf ſchlep=
Hafer: Der Markt verlief in ziemlich feſter Haltung bei Kursſteige
rungrn bis 1.5 C.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Mai:
Getreide: Weizen. Mai 15334. Weizen, Juli 149g, Weizen,
September 147/o, Mais, Mai 98½4, Mais, Juli 101½, Mais,
September 104, Hafer, Mai 512/g, Hafer, Juli 53½4, Hafer, Sep=
tember
52½, Roggen, Mai 1192s, Roggen, Juli 116½, Roggen,
September 109.
Schmalz: Schmalz, Mai 12,97 Schmalz, Juli 13.
Fleiſch: Rippen, Mai 13,67, Rippen, Juli 13,87, Speck 12,75,
Schweine, ſchwer 885950, Schweine, leicht 930980,
Schweinezufuhr Chicagp. 5000, Schweinezufuhr Weſten 32000,
Talg Ohio Pſie.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 28. Mai:
Getreide: Weizen Nr. 2 rot 1641/e, Weizen Nr. 2 hart 1711,
Mais Nr. 2 113, Hafer Nr. 3 6414, Roggen exp. 1313ſe, Mehl
Spring Patent 725, Getreidefracht n. Engl. 2 sh, Getreidefracht
n. Kont. 13 d.
Schmalz: Schmalz Mittel, Weſten 13,72.
Schweinefleiſch: Schweinefleiſch Family 34.
Kleine Wiriſchafts=Nachrichten.
Die Berliner Börſe fiel geſtern anläßlich der Trauerfeier für den
kürzlich verſtorbenen Berliner Börſenvorſitzenden Herm Edgar Roſen=
thal
aus.
Der Verein Deutſcher Kalkwerke hielt ſeine 38. Hauptverſammlung
und der Deutſche Kalkbund G.m.b. H. ſeine 14. Geſellſchaftsverſammlung
in gemeinſamer Veranſtaltung ab. Nach Erledigung des geſchäftlichen
Fachvorträge gehalten.
Der Siemens=Konzern, der erſt künrzlich die bisher in den Händen
der Brown=Boveri A.G. Baden SSchweiz), befindliche Aktienmajorität
geſellſchaft mit einem Kapital von 1900 000 Mk. in München errichtet.
Die Zeitſchrift der franzöſiſchen Metallinduſtrie LUſine berichtet
Wir wir aus Paris erfahren, räumte Frankreich Polen ein Ein=
fuhrkontingent
von Schrott ein, das zunächſt bis zum 31. Auguſt d. Js.
dauert. Bisher hatten nur Italien, Belgien und England ein derarti=
ges
Kontingent.
Die engliſche Kohlenproduktion in der am 14. Mai beendeten Be=
richtswoche
zeigt gegenüber der Vorwoche einen Zugang von 5072700
Die erſte Hauptverſammlung der International Superphosphate
gründeten internationalen Intereſſenverbandes der Superphosphatindu=

[ ][  ][ ]

Seite 26

Sonntag, den 29 Mai 1927

Nummer 148

D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl
Ausloſ.-Sch. I. Zeil/309
I Teil 309/,
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld ohne Aus=
oſungsſcheine
... 18
6‟/-% Reichsp. Sch.
p. 1. 10. 30
79 Baher. Staats=
Sch. p. 1. 4. 29/ 9
6‟/.% H. V. Sch.
p. 1. 4. 29
6,%0 Pr. St.=Sch.
p. 1. 3. 29
6,% Pr. St.=Sch.
v. 1. 10. 30
* Sächſ. Freiſtaat
Schatz. p. 1. 7. 29
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. p. 1. 7. 30
6½% Württ. Freiſt.
Schatz. p. 1. 3. 29/ 97.25

) Ausländ iſche
5%Bos.E.B 1914
5% L.Inv. 1914
4½% 1898
4½% 1902.
4%
5 % Bulg. Taba 102
4½% Oſt. Staatst.
v. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½%0 Oſt. Silberr.
4% Goldr. . .
4% einh. R. (kon)
8% Port. (Spz.) III
2 Rum.am. R.03.
½% Gold. 13 ..
9 am.konv.
am. 05.

5
25.5

3.1
6,
3.75
9.5
14

Fürk. Adm.)/03
(Bagd.) I
(Bagb.) II
4% Türk. unif. 1903
2 1911 Zoll.
4 ½% Ung. St. 1913
½% St. 1914
4½ Goldr.
4% St. 10
4
Kronr. ..
3% Eiſ. Tor..
Außereuro=
päiſche

5% Mex.am.in abg
5% äuß. 99
4% Gold04ſtf.,
3% konſ. inn. . .
4½% Irrigat.,
5% Tamaulipas I.,
Tachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mi, Zinsberech=
nung

10%Berl. H.=B1. G.
6% Berl. St.=Gold
8% Darmſt. St.=G.
8% D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf.
7%
8% Fri.=Hhp.=B.
Goldpfdbr.
7% Frtf. H.=B. Gld.
8O Frkſ. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.
7% Pfbr. Bk..Gld.
5% Frki. Pfdbr.=Bf.
Goldpfdbr.
8% H. Lds.=Bl. Gld.
7%
10% R. Eleftr. Mark
(Hagen) Goldobl.
8% K. Landesbank
Darmſt. Reihe 1
Reihe II
72M.=Krft. Höchſt

22.75
145
Rré
24.5
27

107
96

99.5
101.

100.5
101.5

87

102.5

101.25
101

320 Mannh. St.6.
88 Naſi. Lbb. Gold
8% Nbg. St.=Gldal
8% Bfälz. Hyp.=Bk.
Gold=Pfdbr.
80 Pforzh. St.=G.
80 Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr
89 Pr. Centr.=St.
ſchaft-Goldpfbr.
82 Rh. Hhp.=Bank
Gold=Pfdbr. ..
7½%Rh. St.=W.25
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf.
8%, Südd.B. Cr.=B.
Goldpfdbr.
7 % V. Stahlw. Düſ=
jeldorfHyp
.=Gld.. mit Option=
2o V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.. ohne Option
8% Voigt &Häffner
Goldobl.
8% Württba. Hyp.*
Bank Goldpfbr.
Ohne Zins=
berechnung

5% Bdw. Kohl 23
6% Großkr. Mannh.
Kohl 23
6% Heſ. Brl.=Rg. 23
5% Roggen 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt=B. G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb. .
Jahr. Handelsb. ..

02
103
103
99.75
150

103
104,
942I=
99
100
20.7

8.9
21.25

Bahr. Hhp.u. Bech
Berliner Hyp.=Bk.
Frrf. Hyp.=Bk
Frkf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp =Bk.
Mecklb. Hyp.=u Wb.
Meining Hyp.Bk
Nordd. Gr.=Cr Bi
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Bod.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B. =Cr.=B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B...
Rh. Wſtf.=B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hhp.=Bk.
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel".
Naſſau. Ldsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
4%
abg.
5% L. Sb. /Lb. ſtfr.
2,6% Alte
2.6% Neue..
5% Oſt.=Ung. 73/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8. E.
3%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. . 1885
3%Oſt. Erg. Netz
3% Raab Oedbg. 83
3%6
91
3%
97
4½ Rud. Silber
4 Rud. Salzkg.)
4½% Anat., S.I
½% Anat. S. I.
4½% Anat. S. III
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec.
4½%

12.05

13
13.
12.6
14.9
16.2

14.5
14.5

34
21
9.4
21:/
20.25
18‟/,

Bank=Aktien
Allg. D..=Kredit..
Bad. Bk.
Bk. ſ. Brauind. . . . 1207
Barmer Bankv.
Bay. Hyp.=Wchſ.
Berl. Handelsgef. 123.3
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk. 1226.5
Deutſche Banl .. 165.25
D. Eff. u. Wchſ.=Bk
D. Hyp.=Bk. Mein
D. Vereins=Bk
Disk.=Geſellſch ...
Dresdener Bk. . . 16.
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk
Lux Intern Bank
Metallbank.
Mitteld. Creditb. 213
Pfälz. Hyp.=Bk.
Pr. Bd.=Creditban=
Hyp=Akt.=Bank
Reichsbank=Ant 167
Rhein Creditbk.
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ..!.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Banwerein!
Bergwerks=Akt.
Bochum Bergb..
Buderus ...
Dt. Luxemburg.
Eſchw. Bergw...
Gelſenkirch. Bgw 1163
Harp. Bergb. . . . . . 195
Flſe Bergb. St.
Genußſchein ..
Kali=Aſchersleb. 1168
Kali. Salzdetfurt. 1203
Kali. Weſterregln 167.5
Klöcknerwerke .. . 1162.5
Mannesm.=Röhr. 1183
Mansfelder

145.*
153
146
180
172
150
144.5
105
161.25
138. 21
150
154
204
141.7.
146
140
134

50
9.25

Mei
Otavi=Min.=Ant
Phönix=Bergb. ..
Rhein. Braunk. . .
Rhein. Stahlw.. . . 193.2
A. Riebeck Montan/155
Rombach Hütte
Salzwerk Heilbr.
Tellus Bgb.. . . . . . 115
Ver. Laurahütte.
Ver. Stahlwerke.
Induſtrie=Akt.
Brauereien

Henninger
Hercules Heſſiſche
Löwenbr.=München
Mainz. Aktienbr.
Schöfſerhof(Bind.
Schwarz Storchen-
Tucher, Nürnberg
Werger

1114
146
139.5
128

Akkum Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleyer
6%A. E. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Vzg. B
A. E. G. Stamm ..
Anglo=Cont Guano
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg ..."
Bayr. Spiegel
Beck & Henkel.
Bergmann El. .. 175.25
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement=Heidelb. ..
Cement Karlſtad:
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Umſtändehalber
3 Läuferſchweine,
30 weiße am. Leghort
5 Legehühner.
10 indiſ be Laufenten,
7 Junggänſe,
Jungenten, ind weiße
Küken,weißeam. Leg
horn, Kaninch. vielf,
präm., 1,4 Schwarz=
loh
, 1,0 Japaner, 0,2
Hermelin, 0,1Japan.,
1,1 Belgier Rieſen
und Jungtiere billig
abzugeben. (*14452
Gundersdorff
Ludwigshöhſtr. 12.

Verſteigerung
Donnerstag, den 2. Juni 1927,
vormittags 8"), Uhr, werden im Städt.
Altersheim, Emilſtraße 1, gegen Bar=
zahlung
folgende abgängige Mobilien
meiſtbietend verſteigert: 1 Kaffeeſer=
vice
für 12 Perſonen, handgehäkelte
Bettdechen, 1 Vertiko mit Marmor=
platte
und Spiegeltüren, 1 Sekretär,
Kleiderſchränke, Kommoden, polierte
Betten, Waſchtiſche, Nachtſchränkchen,
Tiſche, Stühle, Küchenſchränke, Sofas,
Hausgerätſchaften, Petroleum=Oefen,
Uhren uſw.
(st8830
Darmſtadt, den 25. Mai 1927.
Städtiſches Wohlfahrts= und
Jugendamt.

Dienstag, den 31. Mai, vormit=
tags
10 und nachmittags 2 Uhr,
verſteigere ich auf freiwillig. Antrag in
meinem Verſteigerungslokale (8863
1e Bleichſtraße 10 10 u. 12Xpro Stück.
im Hofe links, meiſtbiet. geg. Barzahlung:
1 Büfett, nußb., 1 Diwan m. Um=
bau
, Schränkchen, pol., Staffelei, Tel. 1780. 14424
Ruhebett, Kinderpult, Regulator=
Uhr uſw.;
ferner: Kleiderſchränke, 1= u. 2tür.,
ovale u. Ziertiſche, Nachttiſche,
Komm., 1 Echdiwan m. Umbau;
ferner: 2 gl. Betten mit Sprungr.,
1 Sofa, 1 Klapptiſch, Kommode,
Küchenſchrank, Stühle, Bilder;
ferner: 1 weißemaill. Gasherd mit
Backofen, weiß. Küchenherd, Gas=
u
. elektr. Beleuchtungskörper, Eisſchr.
Meſſinggeſchirr, Kinderbadewanne, weiß
mit Geſtell, Kinderwagen, Porzellan,
Aufſtellſachen, Bilder ſowie Haus= und
Küchengeräte, durch
Auktionat.
Johannes Krummea, u. Tarator.
Telephon 1443.
Annahme von Verſteigerungen u.
Taxationen.

Einen Poſten gebr.
Herrenräder
ſowie zurückgeſetzte
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geben ſehr billig ab,
auch auf Teilzahlung
Benz & Comp.
Darmſtadt
Grafenſtraße 20/22

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tionsarbeiten
und die Trägerliefe=
rung
für zwei Wohnhausneubauten
Am Lämmchesberg ſollen öffentlich
ausgeſchrieben werden. Die Angebots=
unterlagen
ſind bei der Heſſ. Bürger=
meiſterei
Eberſtadt erhältlich. Die An=
gebote
ſind ſpäteſtens bis zum 7. Juni
1927, nachm. 3 Uhr, bei der Bürger=
meiſterei
Eberſtadt abzugeben. (8879
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Vergebung von
Pflaſterarbeiten.
Die durch die Umpflaſterung der
Schafgrabengaſſe erforderlichen Pflaſter=
arbeiten
(ungefähr 1290 qm Großpflaſter)
ſollen öffentlich vergeben werden.
Nähere Bedingungen liegen auf der
Spaniel Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt für Inter)
eſſenten offen.
Angebote ſind ſchriftlich, verſchloſſen,
mit Aufſchrift verſehen, bis Donners=
tag
, den 2. Juni 1927, vormittags
11 Uhr, daſelbſt einzureichen. E (8878
Ober=Ramſtadt, den 27. Mai 1927.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.

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