Darmstädter Tagblatt 1927


02. März 1927

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Einzelnummer 10 Pfennige

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tntſich Tmaligem Erſcheinen vom 1. März
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geitanel.
Nummer 61
Mittwoch, den 2. März 1927.
190. Jahrgang

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aufträge
und Leiſtung von Sch

ſädter und Jaſonabanl.

Auf

undesth

Englands Schweigen.
Min enzen über die engliſche Rußlandpolitik.
* London, 1. März. (Priv.=Tel.)
e Konflikt zwiſchen Rußland und England, der durch die
ae Warnungsnote an die Sowjetregierung entſtanden iſt,
ite vorläufige Regelung erfahren. Chamberlain erklärte
ierhauſe, daß er die ruſſiſche Antwortnote, über die er ſich
mi=gen nicht näher geäußert hat, überhaupt nicht beantworten
Dieſe Erklärung des engliſchen Außenminiſters hat all=
zn
Ueberraſchung hervorgerufen. Sie überraſcht auch, wenn
hin Betracht zieht, daß nach der Veröffentlichung der Mos=
Tote in London ziemlich viel entrüſtete Stimmen über die
Attiſſiſche Unverſchämtheit laut geworden ſind, und daß
4krmſervative Kreiſe ſofort verſprochen haben, auf die Regie=
ſenen
Druck in Richtung auf Kündigung des Handels=
umens
und auf Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen
ſichben. Nach Lage der Dinge konnten ſich allerdings dieſe
ſilen Rechtskreiſe von ihrer Aktion kaum viel verſprechen,
4e SStellungnahme Chamberlains, der alle ſcharfen Maßnah=
u
9-genüber der Sowjetunion ablehnte, allgemein bekannt
wuid da weiterhin mit dem Gegendruck der einflußreichen
ud Handelskreiſe, die das lohnende Rußlandgeſchäft nicht
un wollten, zu rechnen war.
1ötellt dieſe Haltung Englands nun einen Rückzug gegen=
Roskau dar? Um dieſe Frage zu beantworten, muß in
inie die bisherige Stellungnahme des amtlichen Eng=
am
Gegenſatz zu den Forderungen der rechtskonſervativen
Aelberückſichtigt werden. Bekanntlich herrſchen nicht nur in
ſoridoner Oeffentlichkeit, ſondern auch im Kabinett ſelbſt ſeit
zy erhebliche Differenzen über die engliſche
tlandpolitik. Die Wortführer der Unverſöhnlichen,
Anhead, Derby und Churchill, gaben in wiederholten Erklä=
heu
ihrer Auffaſſung dahin Ausdruck, daß England ſich die
umnden Provozierungen von ſeiten Moskaus nicht gefallen
önne und die Beziehungen abbrechen müſſe. Demgegen=
ſind
Baldwin und Chamberlain entgegengeſetzter Meinung
pninzipiell jeder Preſtige= und Machtpolitik abhold. Cham=
lin
hat ſogar gelegentlich einer heftigen Auseinanderſetzung
hulb des Kabinetts einmal unzweideutig mit ſeinem Rück=
gidroht
, wenn der radikale Flügel das Uebergewicht erhal=

Moltte. Das Schweigen Chamberlains ſtellt alſo letzten Endes
ſerte folgerichtige Fortführung ſeiner bisherigen Politik
ſhiser Rußland dar, wie er auch die Note an Moskau nur
eixe Warnung aufgefaßt wiſſen wollte. Daß gerade die
hagen Punkte dieſer Note Moskau zu ſeinen zum Teil in ſehr
ſe: Ton gehaltenen Feſtſtellungen veranlaßte, die zunächſt
MAerſchärfung des Konflikts hätten heraufbeſchwören können,
unkdiplomatiſches Pech des engliſchen Außenminiſters. Sein
pbeggen beweiſt jedenfalls, daß England die Zeit noch nicht.
ewommen erachtet, um die angedrohte Konſequenz zu ziehen.
M2e rechtsradikalen Blätter geben heute ſehr lebhaft ihrer
ſummung über die diplomatiſche Schlappe Englands Aus=
. Die Evening News kündigt ſogar eine Kabinettskriſe
Inſeſſen kann feſtgeſtellt werden, daß der Unterhauserklärung
meerlains nicht einmal ein Kabinettsrat vorausgegangen
W Es kann alſo wohl angenommen werden, daß dieſer Be=
ſchon bei der Abſendung der engliſchen Note feſtgelegt
Mdea iſt. Im übrigen iſt die ruſſiſche Antwortnote mit ziem=
Ramiſchten Gefühlen aufgenommen worden. Die liberale
A=beiterparteiliche Preſſe polemiſiert zwar gegen die Note,
m, aber Chamberlain in ſeiner Haltung im weſentlichen zu.
WANieſe Preſſe weiſt darauf hin, daß keinem der beiden Part=
Aentlich daran gelegen ſein müſſe, den Notenaustauſch noch
Eie fortzuſetzen.

Eumnberlain ſtellt ein Weißbuch über die Sow=
FMMopaganda im britiſchen Reich in Ausſicht.
Niue Frage der zukünftigen Geſtaltung der engliſch=ruſſiſchen
eheungen ſteht weiter im Mittelpunkt des öffentlichen Inter=
Der politiſche Korreſpondent des Daily Chronicle be=
W: Die liberale Partei wird ſich heute endgültig darüber ent=
WMn, ob ſie eine Debatte im Unterhaus über Rußland herbei=
ohtw
)- will. Es ſcheint außer Zweifel zu ſtehen, daß ein entſpre=
r
Beſchluß gefaßt wird. Weiter berichtet der Korreſpon=
WBei der bereits erwähnten Zuſammenkunft des konſervati=
A-usſchuſſes, der ſogenannten 1922er Gruppe, am geſtrigen
Ni ſtand Chamberlain zunächſt einer ſtarten Oppoſition
Mehltber. Seine glänzende Rede über ſeine ruſſiſche Politik
ſcber eine Anzahl der Anweſenden zu der Auffaſſung des
Deicn Ofſicee bekehrt und ſeine Zuſicherung, daß klare Beweiſe
NEk Sowjetpropaganda im britiſchen Reich in einem demnächſt
ENyröffentlichen Weißbuch gegeben werden würden, hat ſehr
SDigt. Der parlamentariſche Korreſpondent der Weſtmin=
Leßöette hört, daß die Mehrzahl der Miniſter, trotz der be=
Muen Forderungen der konſervativen Partei, noch immer gegen
NeiI endgültigen Bruch mit Rußland iſt. Der diplomatiſche
ianondent der Morning Poſt ſchreibt: Die Anſichten dar=
weiche
weiteren Schritte im Zuſammenhang mit der Ant=
Na Beitzwinoffs auf die Note Chanberlains getan werden follen,
NaT ſcharf auseinander zu gehen. Es verlautet, daß das
J paet biunen kurzem das Für und Wider des Abbruchs der
Michungen erwägen wird, doch ſcheint es zweifelhaft zu ſein,
Deſer Woche eine Entſcheidung erreicht wird. Die Antwort
anpois hat ſicher die Befürworter des völligen Abbruchs der
an hunhen geſtärkt und die Zahl ihrer Anhänger vermehrt.
Hünigen Kreiſen

Das franzöſiſche Echo.
* Paris, 1. März. (Priv.=Tel.)
Die franzöſiſche Preſſe widmet dem engliſch=ruſſiſchen Noten=
wechſel
auch weiterhin die größte Aufmerkſamkeit. Hierbei ver=
ſtärkt
ſich der Eindruck, daß Frankreich nicht gewillt iſt, durch ſeine
Stellungnahme beruhigend einzuwirken, vielmehr hat es den An=
ſchein
, daß Paris das Beſtreben hat, noch weiter Oel in das
diplomatiſche Feuer zu gießen. So wird von der Preſſe ſtark
unterſtrichen, daß die ruſſiſche Antwort eine Heraus=
forderung
Englands darſtellt, die ſich London
nicht gefallen laſſen könne. Unzweideutig leuchtet
hierbei die Abſicht durch, aus dieſem Konflikt Kapital für die
eigenen Intereſſen zu ſchlagen. Dieſe Stellungnahme iſt für die
Beurteilung der gegenwärtigen internationalen Lage von nicht
zu unterſchätzender Bedeutung. England ſoll dadurch, daß ſeine
Gegenſätze zu Rußland beſonders kraß unterſtrichen werden, an=
ſcheinend
ſeine Aufmerkſamkeit nach der polniſchen Seite hinlen=
ten
. Die plötzliche engliſch=polniſche Annäherung iſt wohl alſo
auch für Frankreich von Nutzen, das dadurch der Sorge um ſein
polniſches Kind etwas enthoben und gleichzeitig in die Lage ver=
ſetzt
wird, aus der neuen Konſtellation auch für ſich Vorteil zu
ziehen.

hur mehr Bewegungsfreiheit geben würde als

Volkskommiſſar Litwinoff,
der die Antwort der Sowjetregierung auf die engliſche Proteſt=
note
unterzeichnet hat. Litwinoff weiſt alle engliſchen Beſchul=
digungen
zurück und lehnt die Verantwortung für einen etwaigen
Bruch mit England ab.
Oeutſchland im engliſch=ruſſiſchen Konflikt.
* Berlin, 1. März. (Priv.=Tel.)
Die Engländer, die doch allein beim Notenwechſel mit Mos=
kau
die Nächſtbeteiligten ſind, zerbrechen ſich vollkommen über=
flüſſigerweiſe
den Kopf darüber, was Deutſchland dazu ſagt.
Der Daily Telegraph iſt ſogar ſoweit gegangen, zu behaupten,
daß in Deutſchland über dieſen Notenwechſel Beunruhigung
entſtanden ſei, die Herrn Dr. Streſemann veranlaßt habe, ſeine
Rückkehr nach Berlin noch vor dem Zuſammentritt des Völker=
bundsrates
zu erwägen. Daran hat der deutſche Außenminiſter
natürlich niemals gedacht. Sein Programm iſt von Anfang an
ſo geweſen, daß er von San Remo nach Genf fährt. Inzwiſchen
hat ſein Staatsſekretär v. Schubert ſich zu ihm in Marſch geſetzt,
der am Mittwoch bei ihm eintreffen wird. Auch der deutſche
Botſchafter in Rom, Baron v. Neurath, iſt inzwiſchen bei Dr.
Streſemann geweſen. Jedenfalls hat Deutſchland keine Ver=
anlaſſung
und auch keine Möglichkeit, in den engliſch=ruſſiſchen
Streit einzugreifen. Es ſcheint ja inzwiſchen auch, als ob die
engliſche Regierung den Fall wenigſtens offiziell zu den Akten
legen will. Sie wird kaum eine Handhabe finden, die An=
gelegenheit
in Genf zur Sprache zu bringen. Sollte aber Cham=
berlain
verſuchen, einen Wirtſchaftskrieg Europas gegen Rußland
vom Völkerbund aus zu inſzenieren, ſo würde er ſich wahrſchein=
lich
ebenfalls einen Korb holen, und darauf wird er es nicht an=
kommen
laſſen wollen. Die engliſche Politik in Litauen und
Polen zeigt ja deutlich, daß England den Kampf gegen Moskau
aus politiſchen Gründen weiterzuführen beabſichtigt, und die
Spannung wird vorausſichtlich bleiben, aber England wird es
immer ſo einzurichten wiſſen, daß neben dieſer offiziellen Span=
nung
eine Hintertür zur Fortſetzung des für die Citymänner
Londons wichtigen Verkehrs nach Rußland offen bleibt.
Ein deutſch=franzöſiſcher Notenwechſel.
Paris, 1. März.
Nach dem Journal ſoll zu dem angeblichen deutſch= franzö=
ſiſchen
Grenzzwiſchenfall bei Oberſteinbach im Elſaß, wo nach
franzöſiſchen Meldungen ein franzöſiſcher Landwirt namens
Hoerth von deutſchen Poliziſten auf franzöſiſchem Boden verhaf=
tet
worden ſein ſoll, bereits ein intenſiver Notenwechſel zwiſchen
Berlin und Paris ſtattgefunden haben. Die deutſche Angabe,
wonach Hoerth auf deutſchem Boden verhaftet worden ſei, ent=
ſpreche
abſolut nicht den Tatſachen. Der Quai d Orfay habe übri=
gens
die Militärpolizei der Rheinlande angewieſen, ebenfalls eine
Unterſuchung über den Fall auf pfälziſchem Gebiet vorzunehmen.

Die engliſch=rufſiſche Konſiktslage.
Von
E. Murden.
Man begegnet ſehr häufig der Meinung, daß der Gegenſatz
zwiſchen England und der Sowjetunion, wie er ſich durch die
letzten Jahre hinzieht, nichts anderes ſei als die Fortſetzung der
alten Rivalität zwiſchen Albion und dem Zarenreich, nur, eben
gemäß dem gewandelten politiſchen Charakter Rußlands, nicht
mehr eine mit den Mitteln alter Diplomatie verkappte, ſondern
immer offener zutage tretenden Rivalität. Wer ſich auf dieſen
Standpunkt, der den Schein äußerer Richtigkeit für ſich hat, ſtellen
wollte, würde den wahren Kern des engliſch=ruſſiſchen Gegen=
ſatzes
vollkommen überſehen. Niemals hätte es zwiſchen dem
alten ruſſiſchen Reich und England zu einer derartigen Konflikt=
lage
, wie ſie heute namentlich in der China=Frage beſteht, kom=
men
können, aus dem einfachen Grunde, weil beide Großmächte
zwar Rivalen, doch beide Anhänger eines und desſelben außen=
politiſchen
, nämlich imperialiſtiſchen Prinzips waren. Ganz
anders Sowjetrußland und die heutige Sowjetunion. Bereits
in den Uranfängen der ſowjetiſchen Orientpolitik, in dem Briefe
Trotzkis an den perſiſchen Geſandten in Petersburg vom 29. Ja=
nuar
1918, kommt der weſentliche Unterſchied der zariſtiſchen und
der ſowjetiſchen Aſienpolitik zum Ausdruck: nämlich der Wille
dieſer letzteren, auf alle herrſchaftliche Poſition in
den Orientländern und die ſich daraus ergeben=
den
Vorteile zu verzichten. Was in dem Briefe Trotz=
kis
damals erſt als Abſicht angekündigt worden war, wurde ſpä=
ter
in den Verträgen mit Perſien, mit der Türkei, mit China ver=
ankert
. Selbſtverſtändlich bedeutete aber dieſe Politik keineswegs
ein Desintereſſement an den Orientländern; ganz im Gegenteil:
das Epochemachende an ihr war ein Sich=Solidariſieren
der Sowjetmacht mit dieſen Ländern.
Daß hierin eine teils verſteckte, teils übrigens fchon damals
offen zugegebene Spitze gegen die engliſche Kolonialmacht
lag, leuchtet ein. Es war aber nicht mehr eine einfache Rivalität
wie in der Vorkriegszeit; es war, eben infolge der neuen Me=
thode
, ein innerer, grundſätzlicher Kampf. Dieſer Unterſchied
entging freilich England nicht, das in dem Handelsabkommen
mit Sowjetrußland vom Jahre 1921 ganz offen den Nachdruck
auf die Einſtellung der antiengliſchen Propaganda legte. Dieſe
Vertregsklauſel war natürlich eine Naivität. Gewiß, man ver=
traute
engliſcherſeits auf die Allmacht des Kommerz: hierfür iſt
ſchon die Aufnahme dieſer hochpolitiſchen Verpflichtung in das
Handelsabkommen kennzeichnend man hatte ja für den Fall,
daß die Sowjets von der Propaganda doch nicht ablaſſen ſollten,
die Drohung des Abbruches der Handelsbeziehungen in Bereit=
ſchaft
und hoffte, angeſichts der mißlichen Wirtſchaftslage Sowjet=
rußlands
, auf die Wirkſamkeit dieſes Damoklesſchwertes, das
zwar nicht aus Stahl, wohl aber was den Engländern noch
beſſer erſchien aus Pfundnoten erſchaffen war. (Wie ſtark
übrigens auch jetzt noch dieſes kommerzielle Motiv iſt, erſieht man
aus der am Schluſſe dieſes Artikels wiedergegebenen neueren
Reuter=Meldung.) Allein es war von Anfang an ein falſcher
Kalkül geweſen wie jetzt England ſehr empfindlich zu ſpüren
bekommt. Die Pſychologie Rußlands, ganz beſonders die der
Soweitleute, iſt nicht die Pſychologie Englands. Das Preſtige
und die Ideologie des Befreiers Aſiens gingen Moskau ſogar
über die kommerziellen Intereſſen. Aber je weiter die Zeit fort=
ſchritt
, deſto mehr wurde der Kampf gegen England auch zu einer
Frage der veränderten weltpolitiſchen Taktik der
Sowjets. Dieſe Veränderung wurde durch das Schwinden
der Ausſichten auf eine ſoziale Revolution in Europa bedingt.
Statt ſich in der Schürung von Einzelaufſtänden in verſchiedenen
europäiſchen Ländern zu verzetteln, erſchien es da richtiger, die
ganze Kraft auf den Kampf gegen den mächtigſten Träger des
Kapitalismus in der Welt gegen England zu konzentrieren.
Sehr deutlich tritt dieſe veränderte Taktik in Trotzkis bekanntem
auch ins Deutſche überſetzten Buch Wohin treibt England?
hervor. Und erſt vor kurzem, in einer Ueberſicht über die inter=
nationale
Stellung der Sowjetunion am Beginn des Jahres
1927, konſtatierte das Volkskommiſſariat des Auswärtigen voll=
kommen
richtig, daß die Politik der Union in Europa paſſiv
geworden iſt, daß ihre Beziehungen zu den europäiſchen Mäch=
ten
im ganzen ſchiedlich=friedlich ſind, daß hingegen die Aktivität
der Sowjets ſich nach Aſien verſchoben hat und eben darum von
allen europäiſchen Mächten die geſpannteſten Beziehungen mit
England herrſchen.
Außer der Bekämpfung Englands als Kolonialmacht in der
weiten Welt draußen wurde aber in die Strategie der Sowjets
ein neues Mittel aufgenommen, das gleichfalls in jenem Buche
von Trotzki klar und ſcharf herausgearbeitet iſt: England auch im
Innern zu bekämpfen, und zwar durch Stärkung und Radikali=
ſierung
ſeiner Arbeiterbewegung. Der britiſche Kohlenſtreik botz
eine willkommene Handhabe, dieſe Theorie in die Praxis umzu=
ſetzen
. Mit welchem deſtruktivem Erfolg für Englands Wirtſchaft
iſt allbekannt.
Der Kohlenſtreik, der ſo tief in die engliſche Wirtſchaft ein=
griff
, bildete zweifellos jene Grundlage, er ſchuf jene Atmo=
ſphäre
, die die Vorausſetzung der ſcharfen Wendung in der heuti=
gen
Konfliktslage bildet, wenn auch der äußere Anlaß zu dieſer
die Schwierigkeiten Englands in China ſind.
Im Rahmen des China=Problems, aber iſt es, abgeſehen
von der nationalen Schädigung der engliſchen Intereſſen im
Reiche der Mitte, vor allem das Schickſal des engliſchen
Memorandums, das zu jener Wendung beitrug. In die=
ſem
Schickſal offenbarte ſich ja die ganze Iſolierung und die
ganze Unbeholfenheit Englands in der China=Frage. Die bekan=
ten
Artikel Garvins im Obſerver ſind ja nichts wie ein ver=
zweifelter
Klageruf aus dieſer Prekären Lage heraus. Und wenn
auch Garvins Klage ſich vor allem gegen die andere angelſächſiſche
Macht, die Vercinisten Staaten, richtet, denen zuliebe England
ſein Bündnis mit Jadan geopfert hat, die aber in dem ganzen
China=Elend England ſich ſelbſt überlaſſen, ſo war es doch

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charakteriſtiſch, daß er in dieſem Zuſammenhang auch die Sowjet=
union
nennen und betonen mußte, daß ein engliſch=amerikaniſches
Bündnis die Wühlarbeit der Sowjets abgeſchwächt hätte.
In der Tat iſt aber das britiſche Memorandum nicht nur an
der Uneinigkeit der in China intereſſierten Mächte zerſchellt, ſon=
dern
auch an der Taktik Kantons, das ſich weigerte, mit einer
Gemeinſchaft von Großmächten (alſo auch wenn dieſe doch
irgendwie zuſtande gekommen wäre!) zu verhandeln, ſondern ſich
höchſtens zu Separatverhandlungen mit jeder einzel=
nen
Großmacht bereit erklärte. Nun, wer würde hier nicht eine
verblüffende Analogie mit der Taktik der Sowjets erkennen, die
ſich immer wieder, bei den Paktverhandlungen mit den Rand=
ſtaaten
, in der Frage des Beitritts zum Völkerbunde uſw., wei=
gern
, ſich an einen gemeinſamen Tiſch mit allen Kontrahenten zu
ſetzen, ſondern nur Separatverhandlungen anerkennen? Und ſo
hat auch Kanton das Prinzip divide et impera befolgt, nur dies=
mal
nicht von den imperialiſtiſchen Mächten, ſondern gegen
ſie angewandt. Allein es war mehr als eine Analogie. Und in
England wußte man es. Hinter der Weigerung des Außen=
miniſters
Kantons, Tſchen, ſah man abermals einen Ruſſen
Borodin.
Freilich, in der ganzen Art Englands, die Schuld für die
Ereigniſſe in China auf die Sowjetunion abzuwälzen, äußert
ſich, wie heute ſelbſt von antibolſchewiſtiſchen ruſſiſchen Preſſe=
organen
offen zugegeben wird, abermals die gegenwärtige Un=
beholfenheit
Englands. Sofern hat Litwinoff in ſeiner ſoeben
veröffentlichten Antwort auf die engliſche Note durchaus recht,
wenn er es als die fixe Idee‟ Englands bezeichnet, daß Sowjet=
agenten
als Urheber ſämtlicher Schwierigkeiten des britiſchen
Reichs in allen Winkeln der Welt hingeſtellt werden Englands
Preſtige in China aber iſt ſo ſehr erſchüttert, die Sackgaſſe, in die
es ſich dort verrannt hat, ſo eng, daß es entweder die großen im
Hintergrund wirkenden Befreiungskräfte des chineſiſchen Volkes
ſelbſt überſieht oder aber, wenn es ſie jetzt einſieht, doch beſtrebt
iſt, einen Sündenbock wo anders zu finden, um die britiſche
öffentliche Meinung einigermaßen zu ttöſten.
Mit der ſoeben angeſchnittenen Frage berühren wir freilich
auch die zweideutige Lage der Sowjets ſelbſt in China. Es iſt
nachgerade zur Binſenwahrheit geworden, daß die chineſiſche Be=
wegung
keine ſoziale, oder ſagen wir genauer: nur zu einem
Teil ſoziale, in erſter Linie aber eine nationale Revolution iſt.
Und ſchon jetzt erheben ſich Stimmen, die prophezeien, daß das
ſiegreiche China Moskau abſchütteln werde. Dennoch ob
China ſiegen oder ob es zunächſt noch unterliegen werde: die
Sowjets haben in China ihre Arbeit vollbracht: die Aera des
Imperialismus iſt dort unweigerlich dahin.
Dieſe in jedem Fall überlegene Poſition der Sowjets, die
eben in ihrer anfangs betonten materiellen Unintereſſiertheit
wurzelt, bildet aber die Crux der engliſchen Politik gegenüber
der Sowjetunion. Bei allen Drohungen, die in der jüngſten
britiſchen Note enthalten ſind, vermag ſich England denn doch
nicht zu einem Bruch mit der Union zu entſchließen. Erſt am
16 v. Mts. rechtfertigte der größte britiſche Gegner der Union,
Winſton Churchill, dieſe Halbheit durch Rückſichten auf den Welt=
frieden
. Sein Antipode Macdonald aber rechtfertigte ſie ...
durch die Möglichkeit, bei Aufrechterhaltung der diplomatiſchen
Beziehungen mit der Union wenigſtens bis zu einem gewiſſen
Grade die Propagandatätigkeit der Sowjets zu überwachen.
Denn man weiß es ſehr wohl in England; behält man die
Sowjetvertreter in London, ſo treiben die Sowjets dennoch anti=
britiſche
Propaganda. Hierin wurzelt die ganze Verlegenheit
Englands der Sowjetunion gegenüber. Es iſt ein gordiſcher
Knoten, der nur mit dem Schwerte durchhauen werden kann.
Sofern hat Churchill ganz richtig die einzige Konſequenz der
britiſchen Einſtellung angedeutet; zugleich aber auch die ganze
Schwierigkeit, dieſe Konſequenz zu ziehen, zum Ausdruck ge=
bracht
. Daß ferner auch die ſoeben von Reuter gemeldete Mög=
lichkeit
als Antwort auf die unverſchämte Erwiderungsnote
Litwinoffs zwar das Handelsabkommen mit der Sowjetunion
zu annullieren, die diplomatiſchen Beziehungen aber aufrecht=
zuerhalten
daß eine ſolche Löſung ebenfalls nur eine un=
beholfene
Halbheit wäre, die keine entſcheidende Aenderung der
Konfliktslage bringen würde, iſt einleuchtend.

Um die Freigabe des deutſchen Eigentums.
Nach einer bei der Amerika=Abteilung des Bundes der Aus=
landsdeutſchen
eingetroffenen Meldung aus Waſhington ſoll der
Finanzausſchuß des Senates geſtern zu einer gemeinſamen
Sitzung mit den Führern des Repräſentantenhauſes zuſammen=
getreten
ſein. Es verlautet, daß in dieſer Sitzung, der auch
Senator Borah beiwohnte, eine Verſtändigung über die Frei=
gabevorlage
in einer Form erzielt wurde, von der man hofft, daß
ſie beiden Häuſern des amerikaniſchen Kongreſſes annehmbar
ſein könnte. Ob, ſofern ſich die Meldung beſtätigt, die noch zur
Verfügung ſtehenden drei Tage der Kongreß=Seſſion ausreichen
werden, um einen Beſchluß des Plenums beider Häuſer herbei=
zuführen
, bleibt natürlich nach wie vor ungewiß.

Mittwoch, den 2 März 1927

Vom Tage.
Geſtern abend fand beim Reichspräſidenten ein Eſſen
zu Ehren der Reichsregierung ſtatt, an dem auch die Ver=
treter
der Länder und die Staatsſekretäre mit ihren Damen teilnahmen.
Wie von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, iſt der Reichskom=
miſſar
für die beſetzten Gebiete in Koblenz nach wie vor
ſtark bemüht, die Haftentlaſſung der beiden pfälzi=
ſchen
Gendarmen zu erreichen. Den beiden Verhafteten ſind deut=
ſche
Verteidiger vom Reichskommiſſariat zur Seite geſtellt worden.
Am Montag nachmittag iſt in München der Maler Profeſſor
Ludwig Ritter v. Zumbuſch im Alter von 65 Jahren geſtorben.
Das Abkommen, das in der Frage des Kriegsmate=
rials
zwiſchen der Botſchafterkonferenz und der deutſchen Reichsregie=
rung
abgeſchloſſen wurde, iſt durch einen Notenaustauſch be=
ſtätigt
worden.
Staatsſekretär von Schubert begibt ſich nach San
Remo zu Außenminiſter Dr. Streſemann, mit dem er Samstag
nach Genf fahren wird.
Der deutſche Botſchafter in Rom v. Neurath, iſt nach
San Remo zu einer Beſprechung mit Außenminiſter
Streſemann gereiſt.
Nachdem geſtern vormittag die erſte Fühlungnahme der
deutſchen und franzöſiſchen Wirtſchaftsdelegation
erfolgt war, fand geſtern nachmittag bereits die erſte ſachliche Beratung
der Grundlagen des künftigen Handelsvertrags ſtatt.
Die Mehrheitsparteien des öſterreichiſchen Parlaments haben
eine Konferenz abgehalten, in der ſie den Wahltermin für den
nen zu wählenden Nationalrat auf den 24. April
feſtſetzten.
Die griechiſch=türkiſchen Vereinbarungen über
das von der ausgewechſelten Bevölkerung beider Länder zurückgelaſſene
Eigentum wurden von der griechiſchen Kammer einſtimmig
angenommen.
Die engliſche Admiralität dementiert die Meldung
der Morgenblätter, wonach der erſte Lord, der Admiralität, Lord
Beatty, beabſichtige, zurückzutreten.
Die Debatte über die engliſche Politik gegenüber
Rußland wird im Parlament vorausſichtlich am Donnerstag
ſtattfinden.
Die Zahl der in Niearagua ſtehenden amerikani=
ſchen
Truppen hat ſich innerhalb einer Woche verdoppelt.
In den Häfen des Landes ſind zwölf Kriegsſchiffe der USA. zuſammen=
gezogen
.
Die Gerüchte von Rücktrittsabſichten, des amerikaniſchen
Staatsſekretärs des Aeußern Kellogg werden offiziell dementiert.
Schatzſekretär Mellon teilt mit, daß das amerikaniſche
Schatzamt das franzöſiſche Angebot einer proviſori=
ſchen
Einhaltung des Abkommens Mellon= Véren=
ger
angenommen habe. Danach wird Frankreich in dieſem
Jahre 30 Millionen Dollar an Amerika bezahlen.

Wechſel im preußiſchen Juſtizminiſierium.

Landtagsabgeordneter Schmidt=Lichtenberg,
Senatspräſident am Kammergericht Berlin, der vorausſichtlich
in den nächſten Tagen zum Nachfolger des aus Geſundheits=
rückſichten
zurücktretenden preußiſchen Juſtizminiſters Am Zehn=
hoff
ernannt werden wird. Schmidt iſt Mitglied des Zentrums.

4Weinsberg, Weibertreu und Kernerhaus.
Von Profeſſor Dr. phil. h. c. Karl Berger.
Weinsberg, Weibertreu, Kernerhaus romantiſche Klänge
aus früheſter Jugendzeit! Ziele einer Sehnſucht, die mich von
den Kindheitstagen an bewegte, ſeitdem uns die Großmutter die
Geſchichte von den treuen Weibern zu Winsperc erzählt hatte,
und die andere von den wütenden Bauern, die Anno 1525 den
Helfenſteiner mit ſeinen 70 Rittern hatten Spießruten laufen
laſſen; ferner ſeitdem uns wie waren ſchon etwas älter
Wahrheit und Dichtung um das gaſtliche Dichterhaus zu Weins=
berg
, am Fuße der Weibertreu, einen romantiſchen Schleier ge=
woben
hatten, jenes Haus, das allen guten und böſen Geiſtern,
Dichtern und Beſeſſenen, Seherinnen und anderen unheimlichen
Myſtikern Herberg und Gelaß geboten hatte. Meine früheſten
Vorſtellungen von Dichterleben und Dichterheim hatten ſich an
dem aus Bild und Wort mir wohlbekannten Kernerhaus ge=
formt
. Im Garten bei Juſtinus Kerner hatten meine jugend=
lichen
Gefühle geſchwärmt; ein Bild aus der Gartenlaube zu
Ende der 60er Jahre mit Kerner Vater und Sohn und Rickele,
der ſorgſamen Hausfrau, und den Freunden des Hauſes hatte
ſich meinem Gedächtnis tief eingeprägt. Aber erſt nach vielen
Jahren, die manchen romantiſchen Zauber hatten verwehen laſ=
ſen
, im Frühling 1897, war es mir vergönnt, jene geweihten
Stätten zu betreten: der einzige, damals ſchon faſt achtzig=
jährige
Sohn Juſtinus Kerners, Dr. Theobald Kerner, Arzt und
Dichter gleich ſeinem Vater, hatte mir nach Wimpfen geſchrieben:
Kommen Sie zu den Pfingſttagen zu uns herüber! Und ich
kam und fand, daß jener eigentümliche Zauber, der einſt ſo viele
nach Weinsberg und in dieſes Dichterheim gezogen hatte, noch in
voller Lebendigkeit wirkſam war: der Sohn, ſeit 1863 Hüter des
väterlichen Erbes, hatte in Gemeinſchaft mit ſeiner weit jüngeren
Gattin, einer Darmſtädterin, geb. Hochſtetter, den Geiſt des
einzigartigen Ortes bewahrt, getreu dem Gebot des Vaters:
Das Haus ſoll auch nach meinem Abſcheiden noch mein Haus
ſein! . . . Die Freunde, die es beſuchen, ſollſt du in meinem
Namen empfangen, und ſie ſollen ſich heimiſch darin fühlen, und
du ſollſt ihnen von mir erzählen und ſollſt Haus und Garten und
jeden Baum, den ich gepflanzt, ehren und lieb haben.
Vier Jahrzehnte, von 1822 bis 1862, hat Juſtinus in dem
Hauſe Gaſtfreundſchaft geübt, über vier Jahrzehnte, von 1863
bis zu ſeinem Tode, am 11. Auguſt 1907, hat Theobald dort im
Sinne ſeiner Eltern gewirkt, indem er auf jegliche Weiſe deren
Gedächtnis pflegte. Vieles von dem, was der Sohn in dem

Buche Das Kernerhaus und ſeine Gäſte niedergelegt hat
wurde in den Pfingſttagen 1897 dem freundlich geleiteten Be=
ſucher
in lebendiger Erzählung mitgeteilt. Eine ſchönere un
zartere und unbeſchränktere Gaſtlichkeit war nicht leicht in einen
Hauſe zu treffen als in dieſem eigentümlichſten Dichterheim des
geſamten Vaterlandes.
Jeder der zahlreichen Freunde, ſo erklärte der jugendlich
lebendige Greis, wurde von den Gaſtgebern in ſeiner Eigentüm=
lichkeit
aufgefaßt. Solange noch Raum im Hauſe war, mußten
die Auswärtigen im Hauſe übernachten. Und die Mutter, des
Juſtinus Rickele, die ebenſo gemütvolle wie beſonnene Hausfrau,
ging mit unwiderſtehlicher Herzlichkeit auf die Freude ihres
Gatten an ungemeſſener Gaſtfreundſchaft ein, aber ſie wußte die
Bewirtung auf ein ſo einfaches, gutbürgerliches Mittelmaß zu
beſchränken, daß es den Gäſten eben darum ſo behaglich ward,
weil ſie fühlten, daß ſie das Hausweſen weder ſtörten noch all=
zuſehr
belaſteten. Dazu ein zwangloſer Verkehr, ein gemüt=
licher
, humorvoller Ton, bei dem allen, Vornehmen wie Gerin=
gen
, die Herzen aufgingen! Aber wen hat dieſes Haus nicht
alles beherbergt? Die Bildniſſe und Andenken, die der Sohn
in den beſcheidenen vier oberen Zimmern zeigte, gaben Kunde
von den einſtigen Gäſten: da wies ein Gipsrundbild das geiſt=
reiche
Profil des Grafen Alexander von Württemberg, der wie
ein Sohn an ſeinem geliebten Juſtel und an Mutter Rickele
hing, wochen=, monatelang weilte der Fürſt bei ſeinen bürger=
lichen
Freunden, denen er durch tiefes Gefühl, Liebe zur Natur
und durch deutſchen Sinn verwandt war. Jede Muskel an
ihm iſt ein Herz, hatte Juſtinus von ihm geſagt. Fünf Jahre
vor 1848 ſang dieſer ſchwäbiſche Edeling:
Mein Vaterland, wie biſt du doch zerriſſen!...
Du trägſt ein Kleid von achtunddreißig Farben,
Noch bluten deine Krieger an den Narben,
Die ſie im ſchlimmen Bruderkrieg erwarben. . .
Noch unbekannt biſt du im eignen Meere,
Haſt keine Flotte, die für dich ſich wehre,
Und keine Flagge weht zu deiner Ehre!
Dann ſahen wir das Bild der Seherin von Prevorſt, jener
Friedrike Hauffe, deren Seelenleiden Kerner bekanntlich zu er=
gründen
ſuchte. Heute wiſſen wir, daß ſeine philoſophiſch=
mnſtiſchen
Schlüſſe und Erklärungen falſch waren, aber wir
haben auch gelernt, daß es Dinge gibt, zwiſchen Himmel und
Erde, die der Verſtand nicht deswegen leugnen oder mißachten
darf, weil er augenblicklich noch keine zureichende Erklärung dafür
hat. Wenn auch irrend, war Juſtinus Kerner doch auf dem
richtigen Wege.

Nummer 61

Dasneue Aufwertungsvolksbegehre
Von unſerer Berliner Redaktion,
Von der Reichsarbeitsgemeinſchaft der Aufwertungsgeſon
digten und Mieterorganiſationen iſt dem Reichsinnenminiſter
Entwurf eines Geſetzes überreicht worden, der als Geſetz
Wiederherſtellung des Volksvermögens bezeichnet wird, mit
Erſuchen, darüber ein Volksbegehren zu veranſtalten. Der
beitsgemeinſchaft gehören etwa 40 Organiſationen an:
Sparerbund, der Rentnerbund, ſowie ſtarke Verbände
Kriegsbeſchädigten und der Mieter. Das Geſetz will grundo=
lich
die privatrechtlichen Schuldverhältniſſe voll aufwerten.
bei grober Unbilligkeit und beim Nachweis der Leiſtungsunfäs
keit ſind Stundung, Ratenzahlung der Schuld vorgeſehen.
Forderung aus Hypotheken und Obligationen ſoll mit 4½ 9
zent verzinſt werden. Davon ſollen 2½ Prozent für zehn F59
an eine Ueberleitungsſtelle abgezweigt werden, die auch beſtinnn
Prozentſätze aus den Grundſtücksverkäufen während der
flationszeit erhält. Insgeſamt wird herausgerechnet, daß do
Ueberleitungsſtelle 2,4 bis 2,5 Milliarden jährlich zufließen.
von drei Fünftel für den Wohnungsbau abgezweigt wern
während von dem Reſt 14 Prozent zur Unterſtützung hil
dürftiger Rentner Verwendung finden ſollen; weitere 14
zent für die Kriegs= und Nachkriegsbeſchädigten, 10 Prozenr/=
Tilgung der Reichsſchuld und 2 Prozent zur Deckung der
waltungskoſten. Beigegeben ſind der Vorlage einige Humd
tauſend Unterſchriften. Es wird jetzt von der Reichsregierungg=
langt
, daß ſie darüber ein Volksbegehren veranſtaltet. Die Ry
erforderlichen 4 Millionen Stimmen hofft die Arbeitsgemein:
raſch aufzubringen. Der Reichstag würde ſich damit zu be=
tigen
haben und ſchließlich müßte die Maſchinerie des Voln=
ſcheides
über die endgültige Annahme oder Ablehnung im
wegung geſetzt werden.
Mit dieſem Antrag wird alſo zum zweiten Male rn
ſucht, das ganze Problem der Aufwertung
Volksabſtimmung von neuem aufzurollen. Daß
cherlei an den Aufwertungsgeſetzen zu ſtarker ſachlicher Kritif.?
laß bietet, iſt nie verſchwiegen worden. Jede Aufwertung mu
Ungerechtigkeiten bringen. Man kann eben in Prozenten
aufwerten, weil dadurch nur das Unrecht ſich innerhalb ein,
Volkskreiſe verſchiebt. Auf der andern Seite hat ſchom
Reichskanzler Dr. Luther mit Nachdruck darauf hingewieſern
der Verſuch einer grundſätzlichen Neuregelung eine ungſd
Unruhe ins Volk hineintragen müßte und die ganze fina=
Aufbauarbeit der letzten Jahre zerſchlagen würde, abg
davon, daß unſer ganzer internationaler Kredit ins A
gerät, weil die Gläubiger draußen beſorgen müſſen, daß
die Neugeſtaltung der Aufwertung ſich die Grundlager
ſchieben, nach denen ſie ihre Kredite gegeben haben. Deshau
das Reichskabinett durch den Reichsinnenminiſter den
Verſuch einer Aufwertung ablehnen laſſen mit der Begrüm
daß nach Artikel 73 Abſ. 3 der Verfaſſung die Aufwertung
vorgeſchlagenen Form überhaupt nicht zum Gegenſtand
Volksentſcheides gemacht werden könne, da nach der Verff)
nur der Reichspräſident über den Haushaltsplan, über Abu
geſetze uſw. einen Volksentſcheid veranlaſſen kann, die Umd
tung der Aufwertung aber in den Haushaltsplan und de
gabengeſetze tief eingreifen würde. Wir möchten annehme:,
auch der neue Reichsinnenminiſter denſelben Standpunkt 9.
und bei aller menſchlichen Anerkennung der Gründe, die fiür
Arbeitsgemeinſchaft bei ihrem Geſetzentwurf maßgeben)
uus ſtaatspolitiſchen Gründen zu einem Nein kommen
Wenn wir richtig unterrichtet ſind, wird das Reichskabin
bereits in den nächſten Tagen mit der Frage beſchäftigel
dem Innenminiſter die entſprechenden Vollmachten zu
ehnung des Begehrens geben.

Die Handelsvertragsverhandlungen mit Franke
* Berlin, 1. März. (Priv.=
Am 1. März wurden in Paris die Handelsvertragsva
lungen offiziell wieder aufgenommen. Miniſterialdiretton
iſt bereits wieder in der franzöſiſchen Hauptſtadt eingerrn
Zweck der jetzt einſetzenden Verhandlungen iſt, das verL.mie
Proviſorium in ein Definitum auszubauen. Frankreick, d.
was ſeit langem bekannt iſt, von Deutſchland niedrigere.?
zölle verlangen. Grundſätzlich iſt die Reichsregierung he/
dem franzöſiſchen Wunſch zu entſprechen, aber nur unter derſe
ausſetzung, daß Frankreich ſeine Induſtriezölle ſoweit ſer ub
die deutſchen Erzeugniſſe wieder nach Frankreich hineiniöſle.
Unſer Intereſſe an niedrigen Induſtriezöllen iſt ebenſo ſtau
dasjenige Frankreichs an der Gleichſtellung ſeiner Wexuhſ
den italieniſchen und ſpaniſchen in der zolltariflichen Be0. Es iſt zu hoffen und zu wünſchen, daß Frankreich 0.
deutſchen Vorſchlägen ebenfalls zugänglich zeigt, da murüi
auf dieſe Weiſe um die größten Schwierigkeiten herumM8M
kann.

Gegenüber dem Bilde der Seherin hing Lenau im
auf öder Heide, ein Meiſterwerk von Karl Rahl im
Lenau, der hier vor ſeiner Amerikareiſe ſchon geweilt hat
ſpäter in ſeiner fieberhaften Wanderzeit im Geiſterturn
dem Kernerhauſe oſt eine Stätte zum Raſten fand. Mt0
bin ich halt wieder; aber das ſind keine vereinten Staaund
ſind verſchweinte Staaten, mit dieſen Worten trat den
gekehrte eines Tages wieder ins Zimmer und blieb, 19
ſeinem Fauſt zu dichten, blieb umſo lieber, als Kerner 190
Seinen alle Launen des Verwöhnten geduldig ertrugen
grüßten von den Wänden die Sangesgenoſſen und Freu 700
dem Neuenbau zu Tübingen, die Uhland, Meyer und Ka
Erinnerungen an Mörike lebten auf, an den Dichter und E*
aus dem nahen Oberſulzbach, der dem Juſtinus beſonde EM
kam durch die Verwandtſchaft ihrer poetiſchen Naturen nece
gleiche Vorliebe für die Nachtſeiten der Natur. Zudcr!
Mörike Meiſter auf Kerners Lieblingsinſtrument, der Kl‟
trommel. Im Kernerhauſe lernte Mörike auch Tieck, deiſi"
herrn der Romantik aus dem Norden, kennen. Auch EEle
Bildnis erinnerte an dort verlebte ſchöne Tage: im Gar R0
wo er 1852 mit dem Hausſohne übernachtete, will der E/
eine Erſcheinung gehabt haben, von der er noch 1878 bs.!"
Beſuch des damals bald 60jährigen Theobald mit Sc‟.
erzählte. Und Freiligrath, der am 7. Auguſt 1840 zum eſſ
im Kernerhaus einkehrte, wurde zwar gaſtlich, aber K.O
einigem Mißtrauen wegen ſeines gar nicht dichteriſcheu
ſehens empfangen. Du, Theobald, ſagte der Vater, L.N
in der Wohnſtube iſt einer, der ſagt, er ſei der Dichter Fr..
aus Rolandseck. Das Ausſehen iſt gar nicht das Frei.0

und doch ſcheint er mir wieder ein ganz ehrlicher Kerl z
fühle du ihm einmal ein bißchen auf den Zahn! und Icſ"

dekannte beſtand die Probe, und alle gewannen ihn lie !8"
ſeiner anſpruchsloſen Beſcheidenheit und wahrhaft Uhlar.

Einfachheit. Doch wer könnte auf beſchränktem Raum a.!e
freunde aufzählen, von denen Erinnerungszeichen hier ſ...
Es iſt, wie David Strauß, auch einer der Intimen, eim!
Dieſes kleine Haus wurde zu einem Wallfahrtsort, eine!!
wo Empfängliche Anregung für Geiſt und Herz, Beky‟
Troſt, Lebensmüde Erfriſchung ſuchten und fanden.
Flüchtige Könige, wie Guſtav IV. von Schweden T
Königin von Neapel, regierende Herren wie Ludwig !""
Max II. von Bayern, Prinzen wie Adalbert von Bah!"
Herzog Max mit zweien ſeiner Töchter (der Herzogin.
von Alangon und der Kaiſerin Eliſabeth von Oeſterreich..."
benſo gut Kerners Gäſte wie große Künſtler und Geleß.
infache Wanderer und Handwerksburſchen. So ſei eim?*

[ ][  ][ ]

ummer 61

Mittwoch, den 2. März 1927

Seite 3

che Zuſammenkunft zwiſchen Streſemann
und Zaleſki.
Berlin, 1. März.
i. wir erfahren, haben die augenblicklichen Beſprechungen
zmrt eutſch=polniſchen Frage den Zweck, einen Weg zu finden,
zuu umu es möglich iſt, die Handelsvertragsverhandlungen wieder
au geichmen. Die Unterbrechung erfolgte bekanntlich wegen der
gᛋße) ungspraxis der polniſchen Behörden, die aus dem über=
won
polniſchen Staatsgefühl zu erklären iſt. Außerdem be=
neihuf
ſeiten der Polen nach den bisherigen Erfahrungen die
gllan; alle Prozeßmöglichkeiten vor dem Haager oder dem
au meSchiedsgericht zu vermeiden. Die bisherigen Be=
iw
)angen haben nun zu einem Einverſtändnis darüber ge=
fü/
daß ein Verfahren geſucht werden ſoll, das die polniſche
Suranität intakt läßt, aber doch zu einer Aufhebung der bis=
ham
Praxis der Wojwodſchaften führt. Die Formel eines ſol=
chu
l/bereinkommens iſt noch nicht gefunden. Sie iſt anſchei=
na
ru ßerordentlich ſchwierig. Man rechnet aber damit, daß die
Riilungen, die nach der ſicher zu erwartenden Genfer
mimenkunft zwiſchen dem Reichsaußenminiſter Dr.
iemann und dem polniſchen Außenminiſter Zaleſki
ſta gnden werden, zu einer Einigung führen können. Wenn
damdie Vorausſetzungen dafür gegeben ſind, daß keine neuen
Süngen eintreten, dürften die Handelsvertragsverhandlungen
wöſ aufgenommen werden. Im übrigen betont man gegen=
ül
dini polniſchen Verſuchen, die vier Ausweiſungen, die zu
daninterbrechung der Handelsvertragsverhandlungen, führten,
zu bitelliſieren, daß es ſich entgegen der polniſchen Darſtellung
da ſchm leitende Beamte handelt. Sie würden zum mindeſten
unmſie Kategorie von Perſonen fallen, die nicht ausgewieſen
wie dürfen, wenn die Vereinbarungen zugrunde gelegt wer=
dande
vor der Unterbrechung der Handelsvertragsverhand=
lu
hu bereits getroffen waren.
Rauſchers Rückkehr nach Warſchau.
* Berlin, 1. März. (Priv.=Tel.)
Miſſion, die den deutſchen Geſandten in Warſchau
Rauſcher inoffiziell nach Berlin geführt hat, iſt ge=
niri
. Die Verhandlungen ſind um keinen Schritt weiter=
Allanen und werden wohl erſt weitergehen, wenn in Genf die
Ma Außenminiſter ſich untereinander ausgeſprochen haben.
Meeirtſche Regierung hatte bekanntlich verlangt, daß im Rah=

Tit 1941 Ur =

der Handelsvertragsverhandlungen auch das Niederlaſ=
gericht
der Deutſchen geregelt würde. Die polniſche Regie=
hatte
das abgelehnt mit der Begründung, daß ſie ſich da=
eine
ungewöhnliche außenpolitiſche Bindung auferlegen
whr. Sie hat auch angedeutet, daß ſie dasſelbe Zugeſtändnis,
dißze Den Deutſchen damit machen würde, den Ruſſen nicht vor=
ehten
könnte, und dazu wolle ſie ſich nicht verſtehen. Es iſt ja
umach als richtig zuzugeſtehen, daß die Ausweiſungswut der
Pen ſich nicht ausſchließlich gegen die Deutſchen richtet, ſon=
dimmit
derſelben Rückſichtsloſigkeit auch gegen Tſchechen und
Fhhziſſen arbeitet, nur mit dem Unterſchied, daß wegen der
wwhrftlichen Verflechtung der beiden Oberſchleſien die Maß=
hiten
gegen die Deutſchen beſonders hart wirken. Die Polen

zſtüülliche Regiment einzelner beſonders heißſporniger Woje=
ſhin
in ihrer Ausweiſungspraxis ausſchaltet. Dieſer Vorſchlag
Ufim deutſcher Seite abgelehnt worden, weil er uns nicht die
hinten. Sicherheiten bietet, die wir für die Tätigkeit der Deut=
mi
Polen verlangen müſſen. Deutſchland muß daher vor=
iy
davon abſehen, die Verhandlungen über den Handels=
ſien
fortzuſetzen, wird ſich aber auch in Genf Herrn Zaleſki
mübber bereiterklären, in Verhandlungen einzutreten über be=
ſſiie
Richtlinien, in denen die Einreiſe und der Aufenthalt
/Teutſchen auf diplomatiſchem Wege genau geregelt wird.
HPrlen damit einverſtanden, dann wird auch die Wieder=
ſiinne
der Beſprechungen über den Handelsvertrag vielleicht
* nter Bildung vollſtärdig neuer Delegationen ſehr raſch
igr ſein.

Die Wahlverſchiebung im Memelgebiet.

2re Verſchiebung der Landtagswahlen hat hier große Ueber=
lung
hervorgerufen, zumal der Wahlkampf für die deutſchen
ſeen mindeſtens ebenſo günſtig wie im Oktober 1925 ſtand,
ihen 29 Abgeordneten nur zwei Litauer gewählt wurden.
rll hatte die Parole den rechtswidrig aufgelöſten Landtag
beisuwählen und damit zu beweiſen, daß man nicht anderen
mues geworden ſei, begeiſterte Zuſtimmung gefunden. Die

großlitauiſchen Mittelparteien fielen dagegen ab. Man nimmt
daher an, daß durch die Verſchiebung der Wahl das Intereſſe der
Bevölkerung erlahmen ſoll.
Zu der Begründung der Wahlverſchiebung durch den ſtell=
vertretenden
Gouverneur des Memelgebietes iſt folgendes zu be=
merken
: Im Memelſtatut, das in dieſem Fall allein maßgebend
iſt, heißt es ausdrücklich, daß Neuwahlen innerhalb ſechs Wochen
nach Auflöſung des Landtages ſtattfinden müſſen. Das wäre
päteſtens am 6. März des Jahres. Was die angeblichen Mängel
bei der Eintragung in die Wählerliſte anbetrifft, ſo wäre es Sache
der Wahlkreiskommiſſion geweſen, über etwaige Unregelmäßig=
keiten
oder Einſprüche ſo rechtzeitig zu entſcheiden, daß der
Wahltermin nicht verſchoben zu werden brauchte. Wie verlautet,
ſoll in den nächſten Tagen eine behördliche Kommiſſion gebildet
werden, die die Eintragungen in die Wählerliſten prüfen ſoll. Der
Arbeit der Kommiſſion wird inſofern mit großem Intereſſe ent=
gegengeſehen
, als man erwartet, daß ſie die zu Unrecht erfolgte
Eintragung des Militärs und der aus Litauen zugezogenen Be=
amten
in die Wählerliſten rückgängig machen wird.
Die Kommentare zur Verlegung der Wahl ſind in den memel=
ländiſchen
Zeitungen durch die Kriegszenſur beſchnitten worden.
Painlevé über Frankreichs Sicherheit.
Die franzöſiichen Verteidigungsbauten an der
deutſchen Grenze.
EP. Paris, 1. März.
Petit Pariſien veröffentlicht ein Interview des Kriegs=
miniſters
Painlevé über die von Frankreich beabſich=
tigten
neuen Verteidigungsbauten an der deut=
ſchen
Grenze. Painlecé erklärte, daß die Vorkriegsfeſtungen
nicht mehr genügten. Sie ſeien meiſt zu weit von der Grenze
entfernt und diejenigen in Elſaß=Lothringen im Hinblick auf
einen Angreifer aus dem Weſten gebaut worden. Daß die neue
Verteidigungslinie bis jetzt noch nicht errichtet wurde, ſei finan=
iellen
Gründen zuzuſchreiben, nicht etwa, wie eine böswillige
Propaganda behauptet habe, dem Plane Frankreichs, endgültig
im Rheinland zu bleiben. Jetzt ſei die Zeit gekommen, an dieſe
Arbeiten heranzugehen. Der Plan ſei endgültig ausgearbeitet,
und der Oberſte Kriegsrat habe ihn einſtimmig gutgeheißen.
Zwei Theorien ſeien vereinigt worden. Eine forderte eine un=
unterbrochene
betonierte Schützengraben=Linie von Dünkirchen
bis Belfort, die andere die Schaffung ſtark befeſtigter Plätze. Der
endgültig gebilligte Plan ſtelle eine Verbindung dieſer beiden
Theorien dar. Die Arbeiten würden ſchon im Juli dieſes Jahres
begonnen werden, und zwar auf breiter Grundlage, und würden
ohne Unterbrechung fortgeſetzt. Ihre Dauer dürfte ſich auf meh=
rere
Jahre erſtrecken. Die Koſten würden ſich ſehr hoch ſtellen.
Painlevé ſchloß nach Bekanntgabe dieſer Feſtungspläne mit einer
Hymne an den Frieden.
Die Kämpfe in China.
Fieberhafte Tätigkeit an der Sunkiang=Front.
EP. London, 1. März.
Nach einer noch unbeſtätigten Meldung aus Peking ſollen die
Truppen Tſchang Tſo=lins den General Wu Pei=fu mit 50 000
Mann in der Stadt Tſchang=hau (Provinz Honan) eingeſchloſſen
haben. Aus Schanghai wird aus nationaliſtiſcher Quelle be=
richtet
, die Truppen Sun Tſchuan=fangs hätten bei Sunkiang eine
neue Niederlage erlitten. Auch dieſe Meldung iſt offiziell noch
nicht beſtätigt worden. In Schanghai iſt die Lage unverändert.
Die Engländer landeten heute zwei Batterien ſchwere Artillerie.
Das Middleſer=Regiment und eine Panzerauto=Abteilung wer=
den
morgen erwartet. Das 2. Bataillon der Choldtream Garde
iſt in Hongkong eingetroffen. Ein japaniſcher Kreuzer und 3
amerikaniſche Torpedoboote ſind am Nachmittag in Hongkong
angekommen. Nach einem Telegramm aus Schanghai hat eine
Abteilung amerikaniſcher Marineſoldaten etwa hundert chine=
ſiſche
Soldaten entwaffnet, die ſich eines der Standard Oil Com=
pany
gehörenden Dampfers bemächtigt hatten.
In Schanghai ſieht man in der Entwicklung der militäriſchen
Lage in der Sunkiang=Front eine immer größer werdende Ge=
fahr
. General Suns geſchlagene Truppen lehnen es ab, ſich
zurückzuziehen oder unter General Tſchang Tſchung Tſchang zu
kämpfen. General Sun hat ſein Hauptquartier nun endgültig in
Lungkia außerhalb der Stadt aufgeſchlagen. Jeder Zug bringt
neue Mengen Truppen nach dem Süden. Indeſſen organiſieren
Sun und Tſchang den Widerſtand gegen die Kantoneſen. Die
Arbeiterverbände von Kiakiang und Kanton haben als Proteſt
gegen die Anweſenheit britiſcher Truppen einen Generalſtreik aus=
gerufen
. Eine ähnliche Bewegung verbreitet ſich über ganz Süd=
china
in der offenkundigen Abſicht, den britiſchen Handel lahm=

zulegen.

Die Märztagungen in Genf.
Die Abrüſiungsfrage und Wirtſchaftsprobleme
EP. Genf, 1. März.
Außer den Arbeiten der 44. Ratstagung wird die Ab=
rüſtungsfrage
die Haupttätigkeit der Völkerbundsorgane
im März bilden. So tritt am 14. März zugleich mit dem Rats=
komitee
die Sonderkommiſſion für die Frage der privaten
Waffenfabrikation, am 16. März das Wirtſchaftskomitee
und am 21. März die Vorbereitende Kommiſſion für die Ab=
rüſtung
zuſammen. Das Finanzkomitee des Völkerbundes
wird ſich in ſeiner am 2. März beginnenden Tagung beſonders
mit den wirtſchaftlichen und finanziellen Verbindungen der
Staaten befaſſen, mit Rückſicht auf die eventuelle Anwendung
des Artikels 16 des Paktes (Wirtſchaftsblockade). Außerdem
wird es die Maßnahmen prüfen, die die im gleichen Artikel vor=
geſehene
finanzielle Hilfeleiſtung und die beſonders für die
kleinen Staaten erforderlichen weitergehenden Garantien ermög=
lichen
könnten. Außerdem werden die finanzielle Lage der Freien
Stadt Danzig, die Finanz= und Münzreform Eſtlands und einige
auf die ungariſchen und öſterreichiſchen Anleihereſte bezüglichen
Fragen zur Sprache kommen. Am 14. März wird das Hy=
gienekomitee
des Völkerbundes zuſammentreten, am
22. März die dritte Tagung des Studienkomitees für
die Kodifizierung des internationalen Rechtes abgehalten wer=
den
und am 23. März wird das Sachverſtändigenkomitee der
Kommiſſion für geiſtige Zuſammenarbeit ſeine Sitzungen be=
ginnen
.
Vor einer neuen Zuſammenkunft Briand
Streſemann in Genf.
Der Populaire beſchäftigt ſich mit der bevorſtehenden Zu=
ſammenkunft
der Außenminiſter Frankreichs, Deutſchlands und
Englands gelegentlich der Genfer Ratstagung und ſagt: Zweifel=
los
würden außerhalb der offiziellen Sitzungen private Verhand=
lungen
ſtattfinden. Was die Angelgenheiten betreffe, die Frank=
reich
und Deutſchland beſonders intereſſieren, werde Briand gar
keinen Grund haben, den Rat derer zu befolgen, die nicht wollen,
daß der Außenminiſter Frankreichs eine Diskuſſion unter den
gegenwärtigen Umſtänden mit ſeinem deutſchen Kollegen über
die Rheinlandfragen und die damit zuſammenhängenden Pro=
bleme
beginne, ſei es auch nur, um zu wiſſen, ob die Reichsregie=
rung
die Abſicht habe, neue Vorſchläge zu machen, da die in
Thoiry unterbreiteten keinen praktiſchen Erfolg gehabt hätten.
Abordnungen in Genf.
EP. Warſchau, 1. März.
Die polniſche Delegation zur Tagung des Völkerbundsrates
wurde ernannt. Sie beſteht aus dem Außenminiſter Zaleſki,
dem ſtändigen Vertreter in Genf, Sokal, dem polniſchen General=
kommiſſär
in Danzig, Strasburger, dem oberſchleſiſchen Woi=
woden
Grazynſki ſowie dem Departementsdirektor Graf Tar=
nowſti
und einem Miniſterialrat.
*
Der Gouverneur der Tſchechiſchen Nationalbank, Poſpiſil,
iſt heute vormittag nach Genf abgereiſt, um an den Sitzungen
des Finanzkomitees des Völkerbundes teilzunehmen, deſſen Vor=
ſitzender
er iſt.
Das franzöſiſch=amerikaniſche Schulden=
regelungsproviſoriun
.
Paris, 1. März.
Der amtliche Text des zwiſchen der franzöſiſchen und der
amerikaniſchen Regierung abgeſchloſſenen proviſoriſchen Abkom=
mens
bezüglich der Schuldenregelung lautet:
Die franzöſiſche Regierung wird der Regierung der Ver=
einigten
Staaten am 15. Juni 1927 zehn Millionen Dollar als
Abſchlagszahlung auf die Schuld der franzöſiſchen Regierung bei
den Vereinigten Staaten zahlen, wobei die Schulden für den
Ankauf der in Frankreich verbliebenen amerikaniſchen Heeres=
beſtände
durch dieſes proviſoriſche Abkommen nicht betroffen
werden. Wenn ein Schuldenkonſolidierungsabkommen von ameri=
kaniſchen
Kongreß und vom franzöſiſchen Parlament ratifiziert
ſein wird, wird die Summe von zehn Millionen Dollar von den
in dem künftigen Abkommen vorgeſehenen Annuitäten abge=
zogen
werden. Die franzöſiſche Regierung wird ferner Zahlung
zur Abtragung der Schulden für die Uebernahme der in Frank=
reich
verbliebenen amerikaniſchen Heeresbeſtände leiſten ent=
ſprechend
den Beſtimmungen der diesbezüglich gegenwärtig in
amerikaniſchem Beſitz befindlichen franzöſiſchen Obligation. Es
gilt als ausgemacht, daß die vorliegende Regelung in keiner Weiſe
die Ratifizierung des Schuldenkonſolidierungsabkommens, das
am 29. April 1926 abgeſchloſſen wurde, präjudiziert.

urnger Burſche harmlos wie in einen Wirtsgarten herein=
imnen
, wo er den Hausherrn mit ſeinen Gäſten an der Tafel=
beim
fröhlichen Trunk ſah. Bringe Se mer aach en
NSe rief er der aufwartenden Rickele zu. Und er bekam ihn
Memem freundlichen, der Schluck möge ihm munden, war
ganz verdutzt, als er beim Berappenwollen vernahm, daß
zein Wirtshaus ſei.
lebendig, wie in ſeinem Hauſe, erſchien der längſt dahin=
Meene Dichter aber auch an dem Orte ſeiner vierzigjährigen
icreit. Denn Weinsberg iſt durch ihn geworden, was es
Meei iſt. Vor über hundertunddreißig Jahren konnte Gottfried
t Bürger ſein Gedicht noch beginnen: Wer ſagt mir an,
M BSeinsberg liegt? Kerver hat das altertümliche Städtchen
eem Schutt der Vergangenheit ausgegraben, heutze iſt der
furh wahr:
Durch treue Weiber, Wein und Sang
Hat Weinsberg ſeinen guten Klang.
2Ials wir an jenem Frühlingstage, geleitet vom rüſtigen
e Theobald, am Geiſterturm, wo einſt der Helfenſteiner ge=
Hu geſeſſen, und der alten Stadtmauer und der uralten
Lymniſchen Kirche entlang, am Denkmal des zu Weinsberg ge=
ehen
Baſler Reſormators Oekolampadius vorüber, zur Burg
ſektreu emporgeſtiegen waren, und von den Ruinen auf dem
.un oben geſtutzten Kegelberg hinab über Wieſen und Aecker
kebenhügel und Waldeshöhen blickten, bis ins Neckartal hin=
Tund zu den Löwenſteiner Bergen auf der anderen Seite, da
WNei wir danlbar des Dichters, der dieſes Stück ehnwürdigen
Diſchums gerettet und dieſes friedliche Eiland den Freunden
scher Natur zugänglich gemacht hat. Und während wir wei=
ver
Antdelten, zwiſchen halb verfallenen Mauern und Türmen,
Hin wir uns erzählen, wie Vater Juſtinus das Geld zu=
Neigebracht hatte, um die verödete Stelle durch Anpflanzung
eltauchern und Blumen und Aufſtellung von Windharfen
Mus 1,8 und romantiſch zu machen. Er ließ nämlich kleine Steine
FN Gemäuer in Ringe faſſen, die dann von Frauen uno
8lialten als Weibertreuringe weit und breit im deutſchen
inkignde gekauſt wurden. Durch den Eifer deutſcher Frauen
2 10 Las Ehrendenkmal deutſcher Frauentreue vor vollſtän=
Zerſtörung bewahrt. Mit Andacht loſen wir dann im
ih ernen Album d. h. an den Wänden und Mauern der
Dic Namen von Hunderten von berühmten Beſuchern der
a-EItet und des Kernerhauſes. Die Aeolsharfen jangen ihre
Steliche Flage, als wir die dem Orte ſtimmungsvoll ange=
iſtzen
Verſe Lenaus an einer Felswand lcien:

Linde werd’ ich hier umweht
Von geheimen frohen Schauern,
Gleich als hätt’ ein ſtill Gebet
Sich verſpätet in den Mauern.
Von drunten aber, aus einem Weingarten, erſcholl Juſtinus
Kerneus unſterbliches Lied: Wohlauf noch getrunken den fun=
kelnden
Wein, ade nun, ihr Lieben, geſchieden muß ſein! Eine
Mahnung, der wir in Gemeinſchaft mit unſerem ehrwürdigem
Führer Folge leiſteten.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
In München iſt am Montag nachmittag der Maler Pro=
feſſor
Ludwig Ritter v. Zumbuſch im Alter von 65 Jahren
geſtorben.
* Profeſſor Albert von Le Cog vom Berliner
Völkerkunde=Muſeum, der Erſchließer der Turfan=Kulturen, iſt
vom Royal Anthrepological Inſtitute in London zum Ehren=
mitglied
ernannt worden.
* Berufung. Der ordentliche Profeſſor Franz Vol=
hard
an der Univerſität Halle hat einen Ruf an die Univerſi=
tät
Frankfurt als Nachfolger Guſtav v. Bergmanns er=
halten
. Volhard iſt der Sohn des bekannten verſtorbenen Che=
mikers
Profeſſor Jakob Volhard in Halle, der am 4. Juni 1834
als Sohn des in Darmſtadt lebenden Juſtizrats Karl
Volhard geboren wurde. Volhard, der früher Direktor des
Städtiſchen Krankenhauſes in Mannheim war, entſtammt ſomit
einer Darmſtädter Familie.
* Der dreimal tote Peter eine Komödie von Sling, er=
lebte
am 25. v. Mts. im Münchener Schauſpielhaus
ihre Uraufführung. Unter dem Pſeudonym Sling verbirgt ſich
ein bekannter Berliner Gerichtsſaalreferent (Schleſinger). Der
Stoff der im ganzen ſehr wirkſamen 13 Bühnenbilder entſtammt
dem Pitaval, welcher von dem wechſelvollen Prozeß des Galeeren=
ſoldaten
Peter Meche berichtet. Die komplizierte Handlung läßt
den fragwürdigen Helden der eigenen Beerdigung und dem
Leichenſchmaus beiwohnen, die für den unter ſeinem Namen
geſtorbenen Erſatzmann, dem verfolgten Hugenotten de Caille‟,
veranſtaltet werden. Mit Hilfe eines geſchäftstüchtigen Konſor=
tiums
von betrügeriſchen hohen Gerichtsbeamten, Advokaten,
Geldgebern und einer emanzipierten jungen Dame, ſeiner zukünf=
tigen
zweiten Frau, glückt es ihm, auf dem Prozeßwege die wert=
vollen
Güter des Toten zu gewinnen. Aber ſchon während des
Hochzeitmahles entlarvt ihn die ſchlimme erſte Gattin als Be=

trüger und erwirkt ſeine Verhaftung. Im Kampfe mit den
Häſchern verwundet, erliegt P. M. ſcheinbar ſeinen Verletzungen
und ſieht ſeinem Begräbnis zum zweiten Male entgegen. Schon
im Sarge liegend, gelingt dem Helden mit Hilfe eines Kum=
pans
die Flucht und führt ihn in das gewohnte Abenteurerleben
zurück. Leider entbehrt das Stück bei aller Bühnenwirkſamkeit
einzelner Bilder des dramatiſchen Aufbaus. Aber ein flüſ=
ſiger
Dialog, geſpickt mit ſatiriſchen Spitzen gegen die Recht=
ſprechung
und die geſellſchaftliche Heuchelei, erheiterte trotz man=
cher
Längen ſichtlich das Publikum. Beſonders hervorzuheben
wäre die Gerichtsſaalſzene, in der die Erfahrung des bewährten
Fachmannes Sling durch Froniſierung einer pedantiſchen Rechts=
pflege
beſondere Triumphe feiert. Da die Darſtellung vorzüg=
lich
war, R. Falkenberg eine meiſterhafte Regie führte und Otto
Reigbert glänzende moderne Bühnenbilder ſchuf, war der Erfolg
A. G.
des amüſanten Werkes unbeſtritten.
* Wie Frankreich Beethoven ehren will. Während die meiſten.
Kulturſtagten bereits ein genaueres Programm ihrer Beethoven=
Feiern feſtgelegt haben, hat man in Frankreich ſich lange nicht
einigen können und tritt erſt jetzt mit einem großartigen Plan
hervor, der von dem Unterrichtsminiſter Herriot ausgearbeitet
worden iſt. Wie in der Comoedia berichtet wird, ſollen die
Beethoven=Feſte an zwei verſchiedenen Tagen ſtattfinden. Die
eigentliche Hundertjahrfeier iſt auf den 22. März feſtgelegt, damit
der Präſident der Republik daran teilnehmen kann. Sie wird
wahrſcheinlich in der Sorbonne ſtattfinden, und zwar werden
die neunte und die fünfte Symphonie aufgeführt, die erſtere
unter Leitung von Vincent d’Indy, die fünfte unter Leitung
von Philippe Gaubert. Den Mittelpunkt der Feier wird der
Vortrag des Heiligenſtädter Teſtaments durch einen berühmten
Schauſpieler bilden. Die zweite Feier, die im Juni ſtattfindet,
ſoll zu einem internationalen Verbrüderungsfeſt
ausgeſtaltet werden. Abgeordnete aus allen Ländern ſollen daran
teilnehmen, und die Vorführungen ſollen von drei großen Diri=
genten
geleitet werden, einem franzöſiſchen, einem deutſchen
mian denkt an Richard Strauß und einem ruſſiſchen. Das
Feſt wird in Vincennes vor dem Denkmal Beethovens ſtatt=
finden
, das der Bildhauer Joſé de Charmoy geſchaffen hat. Vor
der Statue des Titanen ſollen Chöre, die aus Angehörigen aller
Länder und aller Sprachen zuſammengeſetzt ſind, die Ode an
Schiller ſingen, womit wohl nur der Schlußhymnus der neun=
ten
Sympphonie gemeint ſein kann; auch die Orcheſter, die mit=
wirken
, ſollen aus den beſten Muſikern aller Länder zuſammen=
geſetzt
ſein, und die Aufführungen ſollen durch Radio überau hin
verbreitet werder

[ ][  ][ ]

Seite 4
Luftblaſen.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, Ende Februar.
Ozean mit Erfolg überflogen. Nur Dummlöpfe oder törichte
haften Orientierungsgabe und großem Mut die ſchwere, von
Schnelligteit durchgeführt hat. Es wurde bereits unlängſt er=
wähnt
, daß auch entgegen ſonſtigen Gepflogenheiten des fasciſti=
ſchen
Regimes der Antritt der Fahrt nicht mit großen Reden oder
langen Reklameartikeln in der Preſſe begleitet oder der übliche
Vorſchußlorbeer ſür den erhofften Sieger gepflückt wurde. Man
hatte überhaupt ſeit einiger Zeit die Empfindung, daß Muſſo=
linis
Klugheit ſeine Untertanen dazu zwingen wollte, ſich nach
den wilden Aufreizungen und Aufregungen der letzten beiden
Jahre langſam aber ſicher abzukühlen. Man ſah, daß Muſſolini
ſelbſt ſich in ſeinen Reden beſchränkte, wenn auch die Unter=
führer
, wie zum Beiſpiel der fasciſtiſche Generalſekretär Turati,
an Volltönigkeit und Reichlichteit in ſeinen redneriſchen Uebun=
tunng
und Hoffnung auf eine geſündere Entwicklung des Landes,
daß der Wille zur Uebertreibung geringer wurde und die Sucht
ſonders auch in der Preſſe des Landes geltend, die infolge der
Zenſur und des Mangels an jeder oppoſitionellen Haltung
ingendeines Blattes der llare Spiegel der maßgebenden Preſſe=
ſtelle
, des Herrn Oberzenſors iſt. Und dieſer Mann atmet im
Muſſolini.
So ſchien auch der intereſſante Flug De Pinedos nur das
ſelbſtverſtändliche frohloclende Echo in der italieniſchen Preſſe
finden zu ſollen, das in jedem normalen Lande, das auf ſport=
liche
Leiſtungen ſeiner Söhne ſtolz iſt, natürlich, nötig und ge=
ſund
wäre. Statt deſſen hat ſich ganz plötzlich wieder einmal
eine maßloſe Uebertreibung in der Preſſe breit gemacht, die aus
dem ruhigeren Rahmen der letzten Monate herausfällt. Hervor=
gerufen
wurde ſie vielleicht durch recht überflüſſige und obendrein
teilweiſe falſche Anzapfungen von franzöſiſcher Seite, wobei merk=
würdiger
Weiſe auch ein bekanntes ſpaniſches Blatt ſekundierte.
Gerade die Tatſache, daß es eine Zeitung des Landes iſt, in dem
ebenfalls ein Diktator über eine lateiniſche Schweſter regiert,
hat in der Heimat des Fascismus ſchwer enttäuſcht. Man ver=
mutet
allerdings, daß es ſich bei den unfreundlichen Kommentaren
der Preſſe in Frankreich und bei den teilweiſe unwahren Nach= preiſen, warum nicht auch bei Columbus. Auch er war ein
richten über De Pinedos Flug um Manöver einer konkurrieren=
den
Motoreninduſtrie handelt. Aber die Verkleinerungsverſuche
von De Pinedos Leiſtung haben trotzdem eine wilde Furie im
italieniſchen Journalismus erzeugt. Man kann allerdings nicht
ſagen, daß die Oeffentlichkeit an ſich ebenſo entrüſtet ſei wie die
Preſſe. Das iſt aber ein eigenes Kapitel. Denn die Oeffentlich=
keit
, das Publikum, will lieber ſeine Ruhe haben, ſeit das Leben
immer teurer wird, die Steuern immer drückender und der große
Ruhm des neueſten Italiens bisher nur Laſten, aber noch keinen
Lohn getragen hat. Darüber wäre ein andermal geſondert zu
ſprechen.
Die wütende Antwort der römiſchen Preſſe auf die franzö=
ſiſchen
Unfreundlichkeiten hat nun zu einem Tone der Ueber=
treibungen
geführt, wie er bisher nur aus den Sturmtagen ihren kriegeriſchen Ton zu mäßigen und für eine wirtſchaftliche
des Fascismus nach Attentaten auf den Duce üblich war. Man
iſt wieder einmal in den alten Fehler zurückgefallen, alles übel
zu nehmen und zugleich die eigene Tüchtigkeit durch törichte
daß die Welt außerhalb Italiens nicht derart aus dem Häuschen

Mittwoch, den 2. März 1927

Nummer 61

iſt wie die italieniſche Preſſe, und daß es Leute gibt, die auch ähn=
liche
Leiſtungen nichtitglieniſcher Flieger loben. Man iſt darüber
entrüſtet, daß nicht genügend hervorgehoben werde, wie vorzüg=
lich
das italieniſche Flugmaterial ſei. Man behauptet auch jetzt
immer wieder, daß das Flugzeug De Pinedos nur vein italieni=
ſchen
Urſprungs ſei, und vergißt darüber, daß das Modell zu
Der italieniſche Weltflieger De Pinedo hat den atlontiſchen der Santa Maria des Italieners doch ein braver Dornier=Wal
war, ein Typ, der nicht auf italieniſchem, ſondern auf deutſchem
Neider werden leugnen, daß dieſer Italiener mit einer meiſter= Boden erfunden und erprobt wurde. Er iſt dann in Italien
nachgebaut worden, und es iſt wahrlich keine Schande für einen
Wind und Wetter wenig begünſtigte Luftreiſe mit überraſchender tüchtigen Flieger, auf einem Modell einen großen Flug zu be=
enden
, das als geiſtigen Vater keinen Italiener hat. Aber der=
artige
Tatſachen werden natürlich verſchwiegen. Man beklagt ſich
zwar, daß in der unfreundlichen Auslandspreſſe bei irgendeiner
Aufzählung von bedeutenden Flugleiſtungen der erſte große Flug
De Pinedos nach Oſten vengeſſen ſei, man hat aber nirgends ein
Wort in der italieniſchen Preſſe für die prachtvolle Fahrt des
Schweizer Fliegers Mittelholzer, der faſt zur gleichen Zeit wie
De Pinedo die Tücken der ſchweren Tropenluft für den Abflug
von Waſſerflugzeugen an ſich erproben mußte. Warum verſchweigt
man dieſe ausgezeichnete Leiſtung, die in ihrer Art ebenſo
ſchwer, in ihrem Nutzen wahrſcheinlich noch größer als die des
Iialieners iſt? Und wie war es einſt, als der deutſche Zeppelin
gen nichts zu wünſchen übrig ließ; man vermerkte mit Genug= nach Amerika fuhr? Wo war da das rege Intereſſe der ita=
lieniſchen
Preſſe für das deutſche Unternehmen? Erſt ſehr ſpät
entdeckte man die journaliſtiſch ſchließlich nicht totzuſchweigende
zur Aufputſchung der Gemüter nachließ. Dies machte ſich be= Tatſache dieſes großen Fluges und nahm in anſtändiger, aber
doch immerhin einſchränkender Form, in beſcheidenem Maße
Notiz davon.
Die Italiener können ſich alſo eigentlich nicht beklagen, wenn
auch andere ebenſo zurüghaltend ſind, wie ſie .. bei Leiſtungen
Pglazzo Chigi in Rom dieſelbe Luft wie ſein Herr und Meiſter anderer. Aber daß die Verzückung anläßlich der Landung De
Pinedos auf dem weltfernen Eiland von Fernando Noronha
dazu führt, der römiſchen Tribung zu einem ultrafasciſtiſchen
Leitartikel Mut zu machen, das gehört ſchon wieder in das Ge=
biet
des Pathologiſchen. Denn die Tribuna bringt es fertig,
dieſe Flugleiſtung als ausgeſprochen fasciſtiſch hinzuſtellen. Die
Pünktlichkeit, die Raſchheit, die Tapferkeit, die vorſorgliche Vor=
arbeit
und körperliche Schulung, alles das ſei ein Zeichen des ech=
ten
Fascismus. Fasciſtiſch ſeien die Tugenden dieſes Mannes,
der für Italien einen Weg aus der Beſchränkung des Mittel=
meeres
zeige, den Weg durch die Luft in die Welt des Ozeans.
Das ſind ähnliche Worte wie ſie mit einer banalen Wendung
auch Muſſolini gebraucht hat. Man erwartet eigentlich, daß die
fasciſtiſchen Wortgewaltigen eines Tages auch noch den braven
Columbus für den Fascismus in Anſpruch nehmen. Denn, wenn
ſie bei De Pinedos Flug ins Ungewiſſe den Mut des Fasciſten
Sohn Italiens und dabei zweifellos noch viel kühner als alle
anderen noch lebenden Italiener, gleichgültig ob ſie an der Nie=
derlage
von Karfreit teilgenommen haben oder nicht. Er ent=
deckte
Amerika und fuhr dorthin ohne Preſſebegeiſterung und ſo=
gar
ohne zu wiſſen, daß es ein Amerika gab. Aber er war ein
Sohn einer Zeit, die noch nicht reif war für fasciſtiſche Luftblaſen.
Die polniſch=ruſſiſchen Beziehungen.
Zu den von dem polniſchen Geſandten in Moskau, Patok,
bei ſeinem Aufenthalt in Leningrad abgegebenen Erklärungen,
in welchen er die ruſſiſche und die polniſche Preſſe aufforderte,
und kulturelle Annäherung einzutreten, ſchreibt das Blatt Js=
weſtija‟
: Eine ſolche Annäherung kann ſich nur auf der Baſis
einer Regelung der noch offenſtehenden politiſchen Fragen voll=
Uebertreibungen beweiſen zu wollen. Man beſchwert ſich darüber, ziehen. In den Erklärungen der polniſchen Diplomatie hat es
nicht an Verſicherungen der Bereitwilligkeit gefehlt.

Vor dem Ende des Burg=
friedens
in Frankreich?
Um die Wahlreform.
* Paris, 1. März. (Prib.=Tel.)
Nach den Ereigniſſen der letzten Tage hat es den Anſcheim
daß der innerpolitiſche Burgfrieden in Frankreich nicht mebk
allzulange währen wird. Seit Monaten verſtand es Poincar=
meiſt
durch Stellung der Vertrauensfrage, wichtige innerpolitiſch=
Entſcheidungen zu vertagen. Die politiſche Aktivität nimmt abu
allenthalben einen größeren Umfang an, als vielleicht der Thex=
der
nationalen Einigung und dem Kabinett Poincaré dienliu
iſt. Die interalliierte Schuldenfrage, die in den letzten Tagen in
Mittelpunkt des innerpolitiſchen Intereſſes ſtand und auch durm
die Erklärungen Poincarés in der Donnerstag=Sitzung S5n
Kammer nur eine für Tage gültige Löſung gefunden hat, erroo
noch immer die Gemüter Hinzu kommt die Frage der War/
rechtsreform, die nach den Beſchlüſſen des letzten Kabinettsroc/
nun in den Vordergrund der parlamentariſchen Erwägunss
rückt. Zum mindeſten war das Kabinett ſich darüber einig, Loi ſ
die Frage der Wahlrechtsreform nicht mehr gut eine weitere V3
ſchleppung vertrage. Die Beſchlüſſe der verſchiedenen Kammu=
gruppen
, von den Sozialiſten bis zu den Linksdemokraten
Kammer und Senat, taten das ihrige, das Tempo der miäi
ſteriellen Beratungen zu beſchleunigen. Es bleibt dem Kabirnt
nur noch übrig, ſich über die Modalitäten des Sarrautſckte
Reformprojektes einig zu werden. Daß die Einigung im Sch
der Regierung aber nicht vollſtändig iſt, beweiſt ſchon die Zu
ſache, daß Poincaré es ſich verſagen wird, die ſonſt beliebte Au
trauensfrage zu ſtellen. Vor allem ſoll hierdurch die Empfinda//
keit des Penſionsminiſters Marin geſchont werden, der an rm
für ſich ſchon beſonders die Erörterungen der Briandſei
Außenpolitik und des deutſch=franzöſiſchen Annäherungsproble
haben dies gezeigt nur zu leicht geneigt iſt, in die bequemn
Oppoſition zurückzukehren.
Die Regierungsnovelle über die Wahlrefoo
wird vorausſichtlich bereits am kommenden Dienstag in
Kammer eingebracht werden. Der Streit zwiſchen links
rechts geht jetzt nurmehr darum, wann das Parlament in
Beratung des Projektes eintreten wird. In der nächſten W
wird die Kammer die Prüfung des Geſetzentwurfes über:
allgemeine Organiſation der Nation zur Kriegszeit begime
Das Projekt dürfte kaum irgendwelchem Widerſtand begee
ſo daß man mit ſeiner Verabſchiedung wohl bis zum 6. 2c
rechnen kann. Hierfür ſpricht auch der Umſtand, daß der Be d
erſtatter, Paul=Boncourt, bereits an dieſem Tage als Väut
bundsdelegierter Frankreichs an den Genfer Beratungen
nimmt. In Vorbereitung ſind noch die verſchiedenen Gi
über die Reorganiſation des Heeres, die Painlevé dem Py
ment unterbreitete. Es wird bei deren Erörterung einigernn
ſchwierig ſein, zwiſchen den Auffaſſungen der parlamentarnd
Linkskreiſe, des franzöſiſchen Generalſtabs und der dieſen ſtatz
den Parteien eine Brücke zu ſchlagen. SelbſtOptimiſten gleu
nicht, daß die Kammer die Diskuſſion über dieſe wichtigen Eu
vor dem 20. März wird aufnehmen können. Dadurch war
aber die zweite und dritte Märzwoche für die Beratung
Wahlreformgeſetzes frei. Schon jetzt ſetzt die Linke alle Hell=
Bewegung, um dieſe beiden Wochen der parlamentariſchen
ledigung dieſes Geſetzes vorzubehalten. Poincaré dürfte
dieſem Verlangen ſchwerlich widerſetzen können, will er nicht
am innerpolitiſchen Himmel aufziehenden Gewitterwolken
Entladung bringen.

Kräftiger Junge
angekommen.
Arthur Dernburg u. Fran
Hartha, geb. Feuchtwanger

Grafenstrasse 19.

(5604

Dankſagung.
Allen lieben Verwandten, Freunden
und Bekannten, die uns bei dem Hin=
ſhe
den unſeres lieben

herzlichſte Teilnahme bewieſen haben.
2 ſagen wir unſern herzlichſten Dank.
Aufrichtigen Dank ſagen wir auch den
Alieben Hausgeno ſen des Hauſes Lieb=
frauenſtraße
43, die dem lieben Ver=
ſtorbenen
während ſeiner Krankheit in
der liebevollſten W iſe beigeſtanden
haben. Auch den lieben, alten Kame=
raden
der Kampfgenoſſenſchaft, dem
Eiſenbahn=Beamten= und Arbeiter=
Verein und dem Eiſenbahn= Werk=
ſtätten
=Verein, ſowie ſeinen Freunden
in der Reſtauration Sommer für all
die ſchönen Kranzſpenden und ehren=
den
Nachrufe ſagen wir herzlichen
Dank. Ebenſo Herrn Pfarraſſiſtent
Lein ſei herzlicher Dauk geſagt für
ſeine wirklich tröſtenden Worte.
Allen, alen nochmals herzlicher,
inniger Dank!
Im Namen der trauernden Hinterbiebenen:
Wilhelm Schnellbächer.
Darmſtadt, den 1. März 1927. (*5610

Dankfagung.
Für dievielen Beweiſe aufrichtiger
Inteilnahme während der Krankheit
und bei dem Heimgange unſererlieben
Entſchlafenen ſagen wir Allen herz=
ſihen
Dank. Beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Beringer für die troſt=
reichen
Worte am Grabe. Der Schwe=
ſter
Eliſabeth danken wir für die liebe=
volle
Prlege, dem Betrieb und Herrn
Dr. Hefele Fa Merck), dem Perſonal
von I. 12, ferner dem Verein der
9 Württemberger für die Niederlezung
2 eines Krunzes, ſowie für alle übrigen
Blumen= und Kran ſpenden.
M Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Jakob Wagner.
HDurmſtadt, den 1. März 1927
5631

Für die vielen Beweiſe auf=
richtiger
Teilnahme während der
Krankheit und bei dem Heim=
gange
unſrer teuren Entſchlafenen
ſagen herzlichen Dank (5587
Frauen
Oppenheimer und Lorge.

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Erhältlich in Apotheken und Drogerien.

R
nit
Slrdten
behaſtet, welche mich durc das ewige Jucken Tag
und Nacht peinigten. Nach dem Leſen Ihrer
Druckſache war mein erſter Weg zur Apoihele
natürlich nur in dem Gedanken, eine Mark zu ver=
ſchenken
; aber es kam anders. Nach einer Ein=
reibung
von kaum 14 Tagen mit Zucker? Patzent=
Medizinal=Seiſe waren meine Flechten vollſtändig
verſchwunden. Deshalb laſſe ich es mir nicht
nehmen, Ihnen 1000 mal Dank zu ſagen, denn
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ſondern Mk. 100. wert. Sergt. M.* 4 Stck.
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Den Mitgl. des Volkswohl-Bunde
zur gefl. Kenntnis, daß ich vertragl verpflichtet bin, bei ao
fall ſof, die koſtenloſe, pietätvolle Beſtattung mit nur=
Material zu liefern. Empfehle mich für prompte Erle 4
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R
werte Leſerin u. deinen Freafſ
ein wirkl hübſches Mädel, w 700
gänzl. arm, aber reich in ha.ß
Wgenden, dem du gern zu einetm
Glück verhelf, hteſt? 2
feines, großes Geſchäft in ei!

ſuch

ſtücken in der Pfalz geleg. E.)
Repräſentantin, mein gedi g‟
der Hausfrau, meine erw. H10ß
lieben Freundin und ich deste!n
verſtehenden Kameraden. /0eic

wünſchte ich mir fein gebil., Wdrh

vornehme Frau von tadellseknuſe

25 33 Jahre alt, vollſchlan ,Hſtu=
170 cm groß, muſik. und efüelich
nicht unerfahren. Am lie!"
od. Inſlationsopfer, dem ich
kinn. Vertr. Briefe m
nym zwecklos) erbet. u. 8 u.000
Geſchäftsſtelle d. Blattes

Hn
Ecokalade3 Tf. 25, auviereist
(Ru15)

[ ][  ][ ]

ſummer 61

Mittwoch, den 2. März 1927

Seite 5

Plus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 2. März.
Heſſiſches Landestheater. Am Freitag beginnen die Proben zu
ggopens Ballettpantomime Die Geſchöpfe des Pro=
us, deren Erſtaufführung zu bem 100jährigen Todestag am
ga0rz geplant iſt. Der hier zur Uraufführung gelangenden Neu=
sta
liegt eine Bearbeitung des Züricher Muſikſchriftſtellers F. Lode=
ügrunde. Die muſikaliſche Leitung übernimmt Generalmuſik=
M. Joſeph Roſenſtock, die ſzeniſche Oberregiſſeur Hans E. Mutzen=
WDie chorcographiſche Manda von Kreibig, während die Ausgeſtal=
Bühnenbilder von Lothar Schenck von Trapp ſein wird.
mmz Schrekers Gezeichneten, die aus ſpielplantechniſchen
eri mehrere Wochen im Repertoire der Oper zurückgeſtellt werden
u. werden unter der muſikaliſchen Leitung von Generalmuſikdirek=
o
eph Roſenſtock und in der Inſzenierung von Hans E. Mutzen=
am
Freitag, den 4. März, wieder in den Spielplaſt aufgenom=
m
Die Aufführung iſt der Miete D zugeteilt.
as 6. Sinfoniekonzert des Landestheaters findet
eimtag, 7. März, unter der muſikaliſchen Führung von General=
F ektor Joſeph Roſemſtock ſtatt. Zur Aufführung gelangen Hän=
Cwncerto groſſo, ſowie Paul Hindemiths Konzert für Orcheſter,
r dieſen beiden Werken ſpielt der dem hieſigen Publikum be=
vſſchr
vorteilhaft bekannte Pianiſt Rudolf Serkins ein Klavier=
I urt von Reger.
erte finden im Kleinen Haus um 5 und 8 Uhr die beiden erſten
h=ungen des bekannten und in der Preſſe ausgezeichmet beurteilten
na ilms Moana, der Sohn der Südſee ſtatt, der auch
um folgenden Tagen dieſer Woche, ebenfalls um 5 und 8 Uhr, läuft.
icket eine Fülle anregender und intereſſanter Szenen aus dem
euhen der von den Einflüſſen moderner Kultur noch faſt unberührt
hmen Südſeewelt, und man genießt ihn in ſeiner unmittelbaren
ßruFkskraft wie ein farbiges und köſtliches Bilderbuch.
Gewerbemuſeum. Die Ausſtellung Schrift und Handwerk, die
* von über 4000 Perſonen beſichtigt wurde, erhielt geſtern den Be=
bekannten
engliſchen Publiziſten Stanley Moriſon, des
ſſſers des auch in drutſcher Sprache erſchienenen Handbuchs der
kunſt, der für eine engliſche Fachzeitſchrift über die Ausſtellung
mtti will. Die großen Schriftteppiche von Rudolf Koch
n. auf ihn den größten Eindruck, und er ſprach die Ueberzeugung
6 in England für dieſe Arbeiten vielfach Verſtändnis und Be=
1 zu finden ſei.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Es wird noch
bekannt gegeben, daß ſich Herr Pfarrer Lautenſchläger
rklärt hat, Paſſionsgottesdienſte in der Schloßkirche abzuhalten.
ute Paſſionsgottesdienſt findet am Donnerstag, abends 8 Uhr,
Schloßkirch ſtatt. Auch Nichtmitglieder und Freunde des Ver=
rd
herzlichſſt willkommen.
Elternabenb. Hiermit ſei noch einmal an den Elternabend
arlgymnaſiums erinnert, der am Donnerstag, den 3. März, abends
Fbünktlich, im großen Feſtſaal der Turngemeinde am Woogs=
s
eine Beethovenfeier veranſtaltet werden ſoll. Dabei
die Vortragsfolge außer Chor= und Orcheſterwerken Beethovens
türeder Solodarbietungen für Klavier, Violine, Cello und Wald=
ſaim
Teil mit Orcheſterbegleitung. Unſere Schüler ſind gerne be=
hiffr
Einlaßkarken zu ſorgen.
Aus der Schloßgemeinde. In der im Konfirmandenſaal abgehal=
m
Sauptverſammlung der Männervereinigung erſtattete nach Be=
uim
der Anweſenden durch den Vorſitzenden der Cchriftführer den
sericht, der in kurzen Zügen die Wirkſamkeit und erfreiliche Wei=
Unticklung der Männervereinigung ſchilderte. Der Rechner erläuterte
ward der Rechnung die Kaſſenverhälrniſſe, die einen beträchtlichen
Nüt aufreifen. Hierauf erfolgte einſtimmig die Wiederwahl des
iütardes unter Belaffung der Aemter in den ſeitherigen Händen und
teraser Anerkennung der Leiſtungen durch die Verſammlung. Sodann
Fohter Diakon Hensler in einem ſpannenden Vortrag einen Ueberblick
lät de Entſtehung und das Weſen der Diakonie auf Grund der Bib=
üm
Geſchichte, als ſelbſtloſer Dienſt an den Armen, Kranken und
Sachen im Sinne und in der Nachſolge Chriſti. Als Stützpunkt für
näge männliche Diakonietätigkeit wurde von der Männervereinigung
4Acännerheim ins Leben gerufen, das alten, gebrechlichen und allein=
anen
Männern eine trauliche Unterkunft bietet und ihren Lebens=
Sor drückenden Sorgen bewahrt. Sehr bald ſchon erwieſen ſich die
Guünglich zur Verfügung ſtehenden Räume als nicht ausreichend, ſo
uinn Ankauf eines größeren Anweſens in einer günſtigeren Lage ge=
ſter
werden mußte. Dasſelbe, Heidelberger Straße 21 gelegen, ſoll
urch und nach für die obigen Zwecke nutzbar gemacht werden, auch
uuig 6 Diakonen ein Heim bieten, die nach dem vorliegenden Aus=
Trtzt ſchon vollauf in Anſpruch genommen ſind. Zum Schluß ſprach
Seusler den Wunſch aus, dem Unternehmen, möchten künftighin
der mehr Gönner und Förderer zur kraftvollen Ausgeſtaltung zur
7. *tehen. Der Vorſitzende dankte dem Herrn Diakon für ſeine ſehr
Eufksvolle Aufklärung und empfahl noch einen recht regen Beſuch
Ndamnächſt in der Stadtkirche ſtattfindenden Oratoriums Der Welt=
Donden=
Das Begießen der Zimmerpflanzen. Das Begießen der Zimmer=
Weie I han erfordert einige Aufmerkſamkeit. Ruhende und im kühlen Zim=
In hende Pflanzen werden wenig, treibende und blühende im warmen
wr reichlich begoſſen. Wenn man gießt, ſoll ſo ſtark gegoſſen wer=
inß
das Waſſer unten aus dem Topf herausläuft. Bei Farnen und
läägn, viel Waſſer verbrauchenden Pflanzen, darf ſogar ein wenig
de zur Verdunſtung im Topfunterſatz ſtehen bleiben, wenn die Pflan=
ih
: geheizten Zimmer ſtehen. Bei Kakteen würde dies ein großer
e. ſein, weil ſie nur wenig Waſſer verbrauchen und kranke Wurzeln
Kmn, wenn das Waſſer nicht aus dem Topfunterſatz entfernt würde.
eircke Pflanze des Begießens bedarf, erkennt man durch Klopfen an
Apfwand. Gibt dieſe hohlen Klang, ſo benötigt die Pflanze Waſſer,
e: Klang aber boll und dumpf, ſo iſt die Pflanze in den meiſten
el noch feucht genug. Sollte der Ballen einer Pflanze einmal ſtark
wrocknet ſein, ſo muß man den Topf in ein mit Waſſer gefülltes
i z, ſtellen, damit ſich der ausgetrocknete Ballen wieder gründlich mit
aägkeit ſättigt. Solange aus den Ballen Luftblaſen hervorſprudeln,
er ännen noch trocken.
Das Prſtamt im Hauſe. Es iſt noch wenig bekannt, daß bei der
Ten Reichspoſt Freiſtempler zugelaſſen ſind, mit denen alle Arten
Soſtſendungen freigeſtempelt werden können, ſo daß es der Ver=
Lung von Freimarken nicht mehr bedarf. Ihrer Vorteile wegen ſoll=
Sſe Freiſtempler Allgemeingut der Geſchäftswelt und der Behörden
arf. Bei der Benutzung von Freiſtemplern können die Sendungen
Ehneller poſtfertig gemacht und ſpäter aufgeliefert werden, als dies
Zerwendung von Freimarken der Fall iſt. Die Sendungen brauchen
NPPoſtamt nicht mehr durch die Stempelmaſchine zu laufen oder mit
Aeind geſtempelt zu werden und können daher vor den anderen Sen=
haf
bearbeitet und verteilt werden. Die Firmenangabe unter dem
Etkempel ſtellt eine wirkſame Neklame, für den Beſitzer des Frei=
ers
dar. Die Verwendung der Freiſtempler beſeitigt oft beklagte
ſerheiten, die mit der Führung von Portokaſſen verbunden ſind.
Porteile, die allein den Freiſtemplern ſchon eine viel größere Ver=
iang
als bisher ſichern ſollten, werden noch erheblich dadurch geſtei=
waß
ſich bei Benutzung der Maſchine eine bedeutende Erſparnis an
Icktsſtunden und damit an Perſonal erzielen läßt. So iſt bei Be=
i
und größeren Firmen eine Erſparnis von 25 bis 50 v. H. an
ihal zu erzielen, das jetzt zur Freimachung der Sendungen nötig iſt.
hat macht ſich die Ausgabe für die Anſchaffung der Maſchinen bald
lr. Wegen der Beſchaffung, des Preiſes und der Benutzung der
goinen erteilen die Poſtämter Auskunft.
Sür Berufswahl der Mädchen! Die allgemeine ſtarke Arbeits=
F trifft ſehr ſtark auch die kaufmänniſchen weiblichen Angeſtellten,
ſter Linie ſolche, die eine einſeitige, ſchlechte Ausbildung haben
Egt für den Beruf geeignet ſind. Als die Organiſation der weib=
Ageſtellten, die ſeit 38 Jahren für den Beruf arbeitet und ſeine
alſch ung weſentlich beeinflußt hat, halten wir uns für verpflichtet,
wie jungen Mädchen, die auch in dieſem Jahre wieder in großer
in den kaufmänniſchen Beruf eintreten wollen, darauf aufmerkſam

* hute Lehre durchmachen oder eine anerkannte Handelsſchule
Sen. Mädchen, die nicht mindeſtens die oberſte Klaſſe einer Volks=
* Nelucht haben, ſind unbedingt vor dem Eintritt in den kaufmän=
Deruf zu warnen. Sie werden niemals die Anforderungen, die
Su erfüllen können und deshalb ſtets unbefriedigt durchs Leben
* Dringend gewarnt werden muß auch vor dem Beſuch von Han=
wäiten
, die eine kürzere als einjährige Schuldauer haben. Sie können
erißen Kenntniſſe nicht vermitteln. Der Beſuch derſelben bedeutet
* Dergeudung von Zeit und Geld. Vor Eintritt in die praktiſche
Eige

en man ſein Kind anvertrauen will, die Gewähr für eine
ie Berufsausbildung bietet und nicht Lehrlingszüchterei treibt.
JRvertrag iſt in jedem Fall ſchriftlich abzuſchließen. Genaue Aus=
Ereilen die ſtädtiſchen Berufsberatungsſtellen ſowie der Verband

Moana, der Sohn der Südſee.
ſo lautet der Titel eines Films, der vom heutigen Mittwoch ab bis
zum 8. Marz im Kleinen Haus des Landestheaters gezeigt wird. Dieſer
Film löſt die ihm geſtellte Aufgabe, Kulturbilder von den Samoainſeln
zut bieten, in ausgezeichneter Weiſe, ohne dabei den Charakter des Lehr=
haſten
hervorzukehren. Samoa bedeutet für uns Deutſche einen
ſchmerzlichen Verluſt; die Bezeichnung Perle der Südſee, die man die=
ſer
Inſelgruppe im öſtlichen Stillen Ozean beigelegt hat, beſagt wirklich
nicht zu viel. Eine Reihe von Aufnahmen, die der Schilderung von
Moanas Erlebniſſen vorangeht, geben in großen Zügen Bilder der
ſamoaniſchen Landſchaft. Wenn man hier von einem Märchenlande
ſpricht, ſo iſt damit nicht zu viel geſagt. Die Blicke ſchweifen über eine
wildbewegte See, deren Wellen ſich an Korallenriffen oder an Steilküſten
brechen. Stellenweiſe gewahrt man einen flachen Strand; gewaltige
Kokosbalmen mit mächtigen Blattwedeln charakteriſieren das Landſchafts=
bild
, das weiter noch vevvollſtändigt wird durch hohe Berge, die, wenn ſie
nicht mit Urwäldern bedeckt ſind, die ſcharfen Formen vulkaniſcher Ge=
ſteinsbildungen
hervortreten laſſen. Die Pflanzenwelt zeigt den übbi=
gen
Wuchs von Tropenlandſchaften und in geradezu verſchwenderiſcher
Fülle bietet die Natur dem Menſchen alles dar, was er zum Leben be=
darf
. Zumeiſt braucht er ſich nicht viel anzuſtrengen, um ſeinen Hunger
zu ſtillen; nahrhafte Wurzeln, die die Rolle unſerer Kartoffeln vertreten,
werden einfach aus der Erde gezogen und die Früchte der Kokospalme
wären allein ſchon ausreichend, um den Nahrungsbedarf dieſer Natur=
kinder
zu befriedigen. Alle Szenen des Films, die von dieſen paradieſi=
ſchen
Zuſtänden und von dem Leben der Bevölkerung ein Bild geben,
in deſſen Mittelpunkt der junge Samoaner Moana ſteht, ſind erfüllt
von einer ſolchen Lebensfreude, daß man annehmen muß, dieſem Völk=
chen
liegen alle Alltagsſorgen fern. Man hat auch den Eindruck, daß alle
Arbeit auf Samoa mehr ein Zeitvertreib, ein Spiel iſt, als eine wirk=
liche
Anſtrengung. Und in der Tat zeigen die Geſichtszüge dieſes ſchönen
Menſchenſchlages faſt immer einen Ausdruck unbekümmerter Heiterkeit
und eines geradezu ſonnigen Lachens. Gefahren, wie ſie etwa von wilden
Tieren drohen könnten, gibt es auf den Samoainſeln nicht; außer ver=
wilderten
Schweinen, die wie unſere Wildſchweine ausſehen, leben dort
keine größeren Tiere, aber die Samoaner verſtehen es, Fallen zu ſtellen,
und ſie zu fangen. Die Filmaufnahmen, die dieſem Fang gewidmet
wurden, ſind von dramatiſcher Spannung; indeſſen noch feſſelnder iſt es,
die Samoaner beim Fiſchfang oder bei der Jagd auf Meerſchildkröten zu
eobachten. Hier zeigt es ſich, wie außerordentlich geſchickt dieſe Men=
ſchen
ſind, wie ſie mit ihren kleinen, ſchmalen und mit Auslegern ver=
ſehenen
Boten der wildeſten Brandung ſtandhalten, wie gewandt ſie
ſchwimmen und tauchen können und dabei die Fiſche mit kurzen Spießen
erlegen. In mancherlei häusliche Verrichtungen (namentlich das Kochen
gewähren die Filmaufnahmen Einblick, ferner in Sitten, Tänze und reli=
giöſe
Gebräuche. Dieſen iſt das Tätowieren des Körpers zuzuzählen
das von den Samoanern mit einer virtuoſen Kunſtfertigkeit gehandhab=
ſwird
. Der Samoafilm iſt in ſeiner Art als muſtergültig zu bezeichnen,
denn durch die geſchickte Auswahl und Anordnung der Bilder wird der
Zuſchauer dauernd gefeſſelt und folgt mit lebhafter Spannung den Vor=
führungen
. Die Ueberſchriften ſind kurz und klar und es verdient her=
vorgehoben
zu werden, daß ſie ſachlich und deutlich gefaßt ſind und nicht,
wvie dies ſo oft geſchieht, durch eine erzwungene Komik wirken wollen. Ge=
wiſſermaßen
eine Vorſtufe zu dem Samoafilm iſt eine Folge von Auf=
nahmen
aus der Welt der Sundainſeln, insbeſondere von Java und
Bali, ſowie von dem Königreich Burma (Birma) in Hinterindien, einem
engliſchen Schutzſraat. Auch dieſe Filmabteilung verdient ihr Lob, denn
ſie bringt dem Betrachter Völker und Kulturen aus Südoſtaſien nahe.
Die Bevölkerung von Burma bildet eine Grenzſcheide zwveier Völkerraſ=
ſen
, der Inder und der Mongolen (Tibetaner und Chineſen); im Lande
ſind ſowohl beide Typen rein, wie auch in Miſchungen vertreten. Die
Geſichter fordern förmlich zu raſſekundlichen Betrachtungen heraus. Auch
dieſe Filmvorführungen dürften des Beifalls weiter Kreife ſicher ſein,

Geſchäftsjubiläum. Im März 1862 gründete der Schuhmacher=
meiſter
J. G. Jacob in der Großen Ochſengaſſe das erſte Schuh=
geſchäft
in Darmſtadt, und ſchon 1875 wurde das Geſchäft nach dem für
die damaligen Verhältniſſe großen Laden Ecke Ochſengaſſe=Schillerplatz
verlegt, und 1903 erfolgte der Umzug in das noch heute beſtehende
eigene Haus und Geſchäft: Schillerplatz 8. Nachdem die beiden Söhne
des Inhabers 1921 bzw. 1923 geſtorben ſind, verkaufte die noch lebende
Witwe des Gründers, Frau J. G. Jacob, und ihre Schwiegertochter
Frau M. Jacob das Geſchäft an Herrn Fritz Piſtorius, dem derzeitigen
Inhaber des Geſchäfts. Weit über Darmſtadts Grenzen man kann
wohl ſagen in der ganzen Provinz Starkenburg genießt die alte
Schuhfirma J. G. Jacob den Ruf der unbedingten Reellität.
Mieterverſammlung. Am Samstag, den 5. März, abends 8 Uhr,
findet in der Turnhalle am Woogsplatz eine öffentliche Mieter=
verſammlung
ſtatt. Es ſoll in dieſer Verſammlung zu den be=
vorſtehenden
Mieterhöhungen und dem geforderten Abbau bzw. zu der
angeſtrebten Aufhebung der Mieterſchutzgeſetze, die am 30. Juni d. Js.
ablaufen, ſeitens der Darmſtädter Mieterſchaft Stellung genommen
werden. In Preußen beſteht ab 1. April d. Js. für größere Wohnun=
gen
und ſür Gewerberäume jeder Art kein Mieterſchutz mehr. Es ſind
Beſtrebungen im Gange, die in Heſſen den gleichen Zuſtand herbei=
führen
wollen, der erhebliche Mietſteigerungen und Bedrohung der
Exiſtenz der Gewerberaummieter zur Folge haben wird. Referenten in
dieſer Verſammlung ſind Herr Wolf=Mainz, Vorſitzender des Heſſi=
ſchen
Landesmieterverbandes, und Herr Kamm=Mannheim, Vorſitzen=
der
des Badiſchen Mieterverbandes. Zu dieſer ſehr wichtigen Ver=
ſammlung
werden alle Mieter, Gewerbetreibende, Ladeninhaber und
Wohnungſuchende eingeladen. Der Eintritt iſt frei. An die Vorträge
ſchließt ſich eine Ausſprache an. (Siehe Anzeige.)

eiblichen Handels= und Büroangeſtellten.

Am 8. Januar ds.Js. ging uns unauf-
gefordert
folgendes Schreiben zu:
Schon vor dem Kriege gebrauchte ich Ihr
vorzügliches Pixavon. Während des Krieges
griff ich auch zu anderen, vielfach angeprie-
senen
Haarwaschmitteln. Das hatte zur Folge,
daß mein Haar struppig, fettig und glanzlos
wurde; Eigenschaften, die sich durch den Buben-
kopf
, den ich jetzt habe, erst recht unangenehm
bemerkbar machten, lch nahm, um dem ab-
zuhelfen
, andere Haarwaschseifen, hatte aber
keinen Erfolg, Voller Verzweiflung griff ich
wieder nach Pixavon, und schon nach der ersten
Wäsche bemerkte ich, daß mein Haar weicher
und leichter frisierbar wurde. Nach längerem
Gebrauch nun besitze ich wieder wie früher
ein weiches, geschmeidiges, glänzendes Haar,
was ich einzig und allein Ihrem Pixavon ver-
danke
, In meinem Bekanntenkreise falle
ich durch diese vorteilhafte Verände-
rung
auf und habe somit Gelegenheit,
Ihr Pixavon zu empfehlen.
Dieses Schreiben sende ich Ihnen unauf-
gefordert
und gebe Ihnen gern meine Ein-
willigung
zur Veröffentlichung desselben und
bitte nur in diesem Falle um Abkürzung
meines Namens.
Frau H. H.. . . . . . 3. . . . g in C. .. . . . b. . . . 8
Lingner-Werke,Aktiengesellschaft,Dresden
Alleinige Eabrikanten uon Pixauon

V 315

*Aſchermittwoch.
Der Karneval iſt vorüber, verrauſcht die ſprudelnde Lebensluſt und
Lebensfreude, die auffauchzend die letzten Wochen und Tage durd,
rauſchte. Verklungen das prickelnde Schellen der Glöcklein, verklung:
auch das ſchallende Klappern der Pritſche. Prinz Karneval, der f!
kurze Zeit das Szepter ſo ſiegesbewußt und lebenſprühend geführt, h.
es aus der Hand gelegt und iſt ſang= und klanglos verſchwunden, bis er
nach Jahresfriſt ganz pünktlich mit immer neuer Lebensluſt auftaud
Die Menſchen haben, was ihnen möglich war, zuſammengerafft an Fre:
und Lebensgenuß auf wenige Tage, um in ausgelaſſener Tollheit, in d
doch Methode liegt, die Laſt des Daſeins und das Grau des Alltags miit
allen Sorgen und Plagen zu vergeſſen. Sie vergeſſen aber auch, daß
nach dieſem tollen Treiben, nach einem Aufſchäumen der Lebensluſt,
ja nur erkünſtelt iſt, wieder ein Erwachen, einen Zwang gibt, zurück:n
kehren in den Alltag. Ein Erwachen mit dumpfem Schädel und ſchalcm
Geſchmack im Munde, mit ſorgenvoller Stirn, den Aſchermittwoch. Di
Noſenmontag und der Faſtnachtdienstag, der ausgelaſſenſte, freiwilli
erkorene Feſttag, ſo iſt der Aſchermittwoch der trübeſte, wenn anders ma
nicht in der Rückerinnerung an ſchöne Stunden und Tage auch über die
ſen trüben Tag hinwegkommt, und aus dieſer Rückerinnerung Krat
und Lebensmut ſchöpfen kann, den grauen Alltag leichter zu ertragen,
ihn auch in der kommenden Zeit mit dem Talmiſchimmer der Karnevl. s=
zeit
wenigſtens hin und wieder aufglänzen zu laſſen.
Die bunten Luftſchlangen ſind in aller Frühe aus den Straßen und
Lokalen, in denen ſie noch in der Nacht ſo munter und luſtig in fröhlicher
Schlacht hin= und herflogen, verſchwunden, wenige einzelne nur wehen
trüb von Baumäſten und Balkonen herab Zeichen entſchwundener
Pracht: Bedenke, o Menſch, daß du Staub biſt, und wieder zum Staub
zurüickkehren wirſt!
Mit dieſer Mahnung ruft nach alter Sitte die römiſch=katholiſche
Kirche ihre Gläubigen nach dem Faſtnachtstrubel wieder in die Wief=
lichkeit
zurück. Und dabei taucht der die Meſſe haltende Prieſter den
Finger in die aus Oel und Palmenzweigen gewonnene Aſche und macht
auf die Stirn des Knienden das Zeichen des Krenzes. Mit dem Aſcher=
mittwoch
iſt das einmal jedes Jahr hoch aufflammende Lebenslicht des
Prinzen Karneval wieder erloſchen. Die vierzigtägige Faſtenzeit vor
Oſtern hat begonnen.
Das Maskentreiben in den Straßen der Landeshauptſtadt erreichte
am geſtrigen Faſtnachtdienstag ſeinen Höhepunkt. Man glaubte ſich faſt
in frühere beſſere Zeiten zurückverſetzt, wenn man die Menge ſah, die
die Straßen auf= und abwogte, zum größten Teil paſſiv, erhebliche aber
auch aktiv den letzten Tag des Mummenſchanzes ausnützend. Einzelne
Masken und ganze Gruppen in den verſchiedenſten, phantaſiereich zu=
ſamnengeſetzten
Koſtümen, trieben Allotria, was allerdings mehrfach auch
die Grenzen des fröhlichen Treibens überſchritt. Es gibt eben immer
noch Menſchen, die die fröhliche Ungebundenheit des Karnevaltreibens
falſch verſtehen. In dem Hauptverkehrszentrum war das Gedränge zeit=
weiſe
ſo ſtark, daß jeder Verkehr ſtockte. Das Lärmen der Klappern
und Tuten hielt bis ſpät in die Nacht hinein an. Von den frühen
Abendſtunden an waren die Lokale im Zentrum der Stadt überfüllt, ſo
daß ſie teilweiſe geſchloſſen werden mußten. Beſonders im Schloßkaffee,
Kaffee Oper, Kaffee Ernſt=Ludwig, aber auch im Reichshof, Reſtaurant
Schmitz, Rheingauer Weinſtube, Reſtaurant Bender. Münchner Hofbräu
waren Muſikkapellen unermüdlich tätig. Ueberall wurde getanzt, gelacht
und getollt. Im Saalbau und auch in anderen Lokalen fanden noch
Maskenbälle ſtatt. Kein Menſch dachte daran, um Mitternacht, d. h. mit
Anbruch des Aſchermittwochs, Schluß zu machen. Der anbrechende Mor=
gen
ſah noch viele Maskierte in den Straßen, meiſt allerdings müde und
abgekämpft, dem Heim zuſchwankend.

* Roſenmontag=Ball der Bühnenkünſiler,
in dieſem Jahre als Erſatz ſür den ſonſt üblich geweſenen Roſenmontag
in der Traube gedacht, fand im Saalbau ſtatt und war derart gut
beſucht, daß ſämtliche Räume gefüllt waren. Am äußeren Rahmen ge
meſſen, wie auch der Zahl der Beſucher nach, war dieſer Roſenmontags=
Ball der Bühnenkünſtler wohl der geſellſchaftliche Höhepunkt des Darm=
ſtädter
Karnevals. Ein Beweis dafür, daß unſere Bühnenkünſtler und
=Krinſtlerinnen ſich allgemeiner Beliebtheit erfreuen, und daß ein großer
Teil der Darmſtädter Bürgerſchaft gerne bei ihnen zu Gaſte war. E=
war
kein Maskenball, ſondern ein Koſtümfeſt; dewentſprechend war auch
die äußere Note abgeſtimmt, obwohl auch hier ausgelaſſene Freude
herrſchte und in vollen Zügen genoſſen wurde. Faſt ſämtliche Künſtler
ind Künſtlerinnen waren erſchienen, zum großen Teil in ſchönen und
originellen Masken. Auch unter den Beſuchern ſah man recht hübſche
und charakteriſtiſche Koſtüime, nur konnte auch hier konſtatiert werden,
was bei früherer Gelegenheit bereits geſagt wurde, daß viele unſerer
Damen kaum in dem, was ſie unkoſtümiert laſſen, noch weitergehen
können. Man hat ſich aber allgemach daran gewöhnt, und es iſt zweck=
los
, gegen den Strom zu ſchwimmen. Die Königin Mode herrſcht wie
eine Deſpotin auch im Karneval.
Der große Saalbauſaal und auch die Nebenräume trugen noch zum
großen Teil die Dekoration der Narrhallaplakate, die durch die Bühnen=
künſtler
eine lebendige buntfarbige Bereicherung erfahren hatten. In
den Nebenräumen waren Jazzbandkapellen placiert, während im großen
Saale volles Orcheſter zum Tanz aufſpielte. Wo ein Plätzchen frei
war, wurde getanzt, gejazzt und gecharleſtont.

Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 6. März, nachm. 2½=
Uhr, findet in dem Gemeindehaus der Kiesſtraße Taubſtummengottes=
dienſt
mit Feier des hl. Abendmahls ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende
man ſich an Pfarrer Heß, Mühlſtraße 64½.
* Die Gefahr der Automobil=Auspuffgaſe. Die Auspuffgaſe der
Automobile enthalten Verbrennungsgaſe, die unter Umſtänden außeu
ordentlich giftig ſind. Beſonders findet ſich in den Auspuffgaſen häu=
fig
Kohlenoxyd in mehr oder minder großer Menge, das beſonderß
darum ſo gefährlich für den Menſchen iſt, weil es ſich nicht durch äußere
Anzeichen, Geruch oder Farbe, andeutet. Dieſer Tage iſt wieder eik
Chauffeur dadurch zu Tode gekommen, daß er ſeinen Motor in der
Garage leer laufen ließ, um dadurch die Garage etwas anzuwärmen.
Er legte ſich dann in ſeinen Wagen ſchlafen und wachte nicht mehr auf.
Die Gefahr der Auspuffgaſe iſt auch groß in Tunnels und hat in
Amerika beiſpielsweiſe zu Vergiftungserſcheinungen bei den Aufſichts=
beamten
und den Schutzpoliziſten geführt, die in Tunnels im Auto=
mobilverkehr
Wache halten.
RDV Verſtärkter Zugverkehr der Reichsbahn. Im Hinblick auf die
ſich anbahnende Verkehrsſteigerung wird vom 1. oder 15. März
ds. Js. ab eine Reihe der Züge wieder ingelegt werden, die
im dergangenen Jahre aus Anlaß der notwendig gewordenen Einſchrän=
kungen
beſeitigt werden mußten. Da dieſe neuen Züge in den Kurs=
biichern
und Taſchenfahrplänen nicht enthalten ſind, wird ſich das
reiſende Publikum über die Fahrzeiten der Züge an überſichtlichen Zu=
ſammenſtellungen
unterrichten können, die auf den Bahnhöfen zum
Aushang kommen. Die wiedereingelegten Züge können nur bei aus=
reichender
Beſetzung beibehalten werden.
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen. Nach
New York ab Bremen=Bremerhaven: George Waſhing=
ton
(USL.) 9. März, Republic (USL.) 10. März, Berlin 12. März.
Preſident Harding (USL.) 16. März, München 22. März. Nach
New York ab Southampton: Leviathan (USL.) 8. März,
George Waſhington 10. März, Republic 11. März, Berlin 13. 3.,
Preſident Harding 17. März. Nach Kanada (Halifax) ao
Bremen=Bremerhaven: München 22. März, Yorck 5. April Nach
Philadelphig-BaltimoreNorfolk ab Bremen= Bremer=
haven
: Holſtein 5. März, Göttingen 29. März. Nach Braſi=
lien
Argentinien ab Bremea=Bremerhaven: Madrid 5. Märg.
Sierra Morena 19. März, Werra 26. März. Nach Nordbrc.
ſilien ab Bremen: Aegina 16. April. Nach Mittelbraſi
lien ab Bremen: Eiſenach 12. März. Nach KubaNew Ou
leans ab Bremen: Naimund 2. April. Nach Oſtaſien ab
Bremen: Elpenor 5. März, Sachſen 9. März, Coblenz 12. 3
Deſſau 23. März Nach Auſtralien ab Bremen: Eurypylus
8. März. Haimon 19. März, * * 29. März. Nach Süd=
amerika
Weſtküſte ab Bremen: 1. durch den Panamakanal:
Uarda 8. März, Ramſes 19. März; 2. durch die Magellan= Straße
Holger 14. März, Rhodopis, 28. März. Nach Zentral=
Amerika und Mexiko ab Hamburg: Alda 19. März. Nach
Nordamerika Weſtküſte ab Hamburg: Kermit 14 März,
Witram 12. April. Fruchtfahrt Kanariſche Inſeln nach Bremen=
Hamburg: wöchentlicher Dienſt. Nach der Levante ab Bremen: 1= Abfahrten. Nach Finnland ab Bremen: 14tägiger Dienſt nach
allen Haupthäfen. Nach Reval ab Bremen: Abfahrten alle 10 Tag=
Nach Leningrad ab Bremen: Abfahrten alle 814 Tage. Nach=
England ab Bremen: 2 bzw. 4 Abfahrten in der Woche. Nach
Afrika ab Hamburg: 1. Weſtafrika: Lili Woermann 10. März,
Friderun 15. März, Wigbert 17 März; 2. Süd= und Oſt
afrika: Adolph Woermann 9. März, Njaſſa 22. März, Muanſa
23. März. Mitgeteilt vom Vertreter Anton Fiſcher, Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Mittwoch, den 2. März 1927

Nummer 61

Eleftriſche Maſſage für Krankheitsbekämpfung,
allgemeine Körperpflege und Sport.
(Von Alb. Heß.)
Ohne auf den hiſtoriſchen Urſprung der Maſſage, die ſchon ſeit ur=
alten
Zeiten in allen Weltteilen (China, Aegpten), und bereits durch
den bekannten Arzt des chriechiſchen Altertums Hippokrates bei
Gelenkkrankheiten angewandt wurde, näher einzugehen, ſoll hier in
rſter Linie die Anwendung der elektriſchen Maſſage Hoch=
requenz
=Behandlung und Vibrationsmaſſage erörtert
werden.
Die Wirkungen der Hochfrequenzſtröme, die heute eine große
Anzahl Mediziner bei zahlreichen inneren und äußeren Krankheiten des
nenſchlichen Körpers anwenden, ſind zu bekannt, um eines weiteren
Zeweiſes zu bedürfen. Beſonders bei Rheumatismus, Nervenerkran=
lungen
, Grippe uſw., erzielt man mit Hochfrequenzſtrömen Erfolge,
die oftmals direkt verblüffend ſind. Die Anwendung eines Hochfrequenz=
apparates
iſt höchſt einfach und gefahrlos, vorausgeſetzt, daß man ſich
eines guten Fabrikates bedient (erdſchlußfrei). Im Gegenſatz zu den
bisher gebräuchlichen Elektriſierapparaten (Induktionsſtröme), die öfters
nur zum Zeitvertreib angeſchafft werden, um am eigenen Leibe zu er=
proben
, wie ſtark man die elektriſchen Ströme aushalten kann, ſind
die Hochfrequenzſtröme faſt völlig unmerklich. Nach Anſicht des Ber=
liner
Mediziners Sanitätsrat Dr. Albrecht handelt es ſich bei Hoch=
frequenzſtrömen
um elektrochemiſche Vorgänge im Gewebe und Blut,
die oft zu ganz hervorragenden Heilerfolgen ſühren. Selbſtverſtändlich
wäre es für einen Laien frevelhaft, innere Krankheiten (Herz, Leber
uſw.), ohne einen Arzt zu Rate zu ziehen, heilen zu wollen. Eines
tleinen Schmunzelns wird ſich vielleicht mancher nicht erwehren können,
wenn er lieſt, daß ſelbſt Hühneraugen, Warzen und ſonſtige Hornhäute
meiſtens ſchon nach zwei Tagen, ohne Hinterlaſſung einer Narbe, ver=
ſchwinden
.
Und nun die Vibrationsmaſſage: Während durch die Hoch=
frequenzſtröme
dem Körper Elektrizität zugeführt wird, iſt dies bei
dem elektriſchen Vibrator nicht der Fall. Hier führt die Stromzu=
führung
nur in einen kleinen Motor, der die eigentliche Vibration er=
wirkt
.
Ohne die Wirkungen der Handmaſſage anzweifeln zu wollen
wer Maſſage regelmäßig anwendet, weiß deren nützliche Annehmlich=
keit
wohl zu ſchätzen , ſo darf ſehr wohl behauptet werden, daß die
Vibrations, und Handmaſſage erſetzt. Es könnte mu geltend gemacht
werden, daß der Handmaſſeur mehr mit Gefühl arbeitet; dies iſt je=
doch
ein Irrtum, da mit dem Vibrator eine gefühlsmäßige Anwen=
dung
ebenfalls ſehr gut möglich iſt. Aehnlich wie bei den Hochfrequenz=
ſtrömen
kann man mit dem Vibrator eine Reihe von Krankheiten dar=
unter
Rheumatismus, Neuraſthenie, Bleichſucht, Haarausfall uſtö, er=
folgreich
bekämpfen. Von allgemeinem Intereſſe dürften noch zwei
Auwendungsmöglichkeiten ſein: Vibrationsmaſſage für Sport, ſowie
für Körperpflege.
Ein erſtklaſſiger Sportler, der bei den heutigen Anſprüchen noch
Anrecht auf Erfolg haben will, wird ohne Maſſage nicht mehr beſtehen
können, hauptſächlich bei Sportzweigen, die an den menſchlichen Körper
die höchſten Anſprüche ſtellen. Für die Vibrationsmaſſage iſt hier ein
beſonders geeignetes Feld, da mit einem entſprechend harten Gummi=
anſatz
die Muskulatur die Hauptwaffe des Sportlers äußerſt
wirkungsvoll bearbeitet werden kann, um deren Elagſtizität beizubehalten
und zu ſteigern.
Giftige Zungen haben die gewiß bitterböſe Behauptung aufgeſtellt,
daß eine ſchöne Frau zweimal ſterben würde, und zwar ſei der erſte
Tod, der die Jugend als Opfer fordert, der ſchlimmſte. Nun macht ſich
das Mittelalter bei Mann und Frau durch Runzelbildung oder Fett=
anſatz
gleich ſtark bemerkbar. Hier kann nun auch mit der Vibrations=
maſſage
bei ſyſtematiſcher Anwendung ganz Erſtaunliches erzielt wer=
den
. Durch eine ſolche Verjüngungskur wird meiſtens ſehr bald er=
reicht
, daß der Fettanſatz beſeitigt wird bzw. das Geſicht die gewünſchte
Glätte und Friſche erhält, vorausgeſetzt natürlich, daß die Geſichtsmus=
kulatur
noch einigermaßen dehnbar iſt.
In der Elektrizitäts=Ausſtellung der Heſſ. Eiſenbahn=
A. G., Darmſtadt, Luiſenſtraße 16, die an und für ſich höchſt intereſſant
und lehrveich iſt, werden auch die Maſſageapparate ganz unverbindlich
mit den anderen ſich dort befindlichen elektriſchen Apparaten und Ma=
ſchinen
vorgeſührt, was für den Beſucher um ſo angenehmer iſt, da
ein direkter Verkauf ſeitens der Heag nicht ſtattfindet. Ein Beſuch der
Ausſtellung kann deshalb auch von dieſer Stelle aus nur aufs wärmſte
empfohlen werden.

Das amtliche Leipziger Meßadreßbuch in drei Bänden Gand 1:
Allgemeine Muſtermeſſe, Band 2: Techniſche und Baumeſſe, Band 3: Ausſchneiden! *Steuerkalender Aufbewabrem
Textilmeſſe), iſt ſoeben im Verlage der Verlagsanſtalt des Leipziger
Meßamtes, G.mb.H., Leipzig, erſchienen. Dieſe drei wichtigen Adreſ=
mal
vollſtändig neu bearbeitet als Standard=Nachſchlagewerke für
deutſche Induſtrie=Erzeugniſſe bezeichnen darf, umfaſſen mehr als 9200
Firmen faſt aller Induſtriezweige. Das wichtige Branchenverzeichnis
gibt knapp und praktiſch Aufſchluß über die Hauptartikel bzw. Fabri=
kationsprogramme
der deutſchen Meſſeinduſtrien. Ein alphabetiſches
Firmenregiſter bildet die wertvolle Ergänzung des Branchenteils und 5. März: Ablauf der Schonfriſt für das ſechſte (etzte) ſtaatlio=
erleichtert
das Nachſchlagen. (Vorrätig bei Bücherſtube Alfred Boden=
heimer
, Rheinſtraße 24.)
* Gegen die Mietsſteigerungen. In Stuttgart fanden öffent= 5. März: Abführung der im Februar 1927 einbehaltenen Lobz=
liche
Mieterverſammlungen ſtatt, in denen gegen die ab 1. April geplan=
ten
Mietſteigerungen Einſpruch erhoben wurde. Die angenommene Ent=
ſchließung
betont, daß, da die Mieten im allgemeinen von den Löhnen
und Gehältern beſtritten werden müſſen, dieſe jedoch noch nicht einmal 5. März: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanzkaſ;
den Realwert der Vorkriegszeit erreicht haben und trotz erhöhter Anfor=
derungen
an den Lebensuterhalt die Spitzen unſerer Wirtſchaft einer
ausreichenden Lohnerhöhung widerſtreben, die Gefahr beſtehe, daß die
eintretenden Mietzinserhöhungen i verhängnisvoller Weiſe die Not und 10. März: Zahlung der Börſenumſatzſteuer, ſoweit 659
das Wohnungselend ſowie damit auch die Krankheitsgefahren ins Un=
gemeſſene
ſteigern würden.
Säuglingsberatungsſtelle Darmſtadt=Weſt. Landgraf=Philit
nlage 7,
finden zukünftig wieder Donnerstags nachmittags von 57 Uhr ſtatt.

Aufwerrang vont Usargärgasen
Zum Beiſchreiben der Aufwertungsbeträge
sind bereits aufgerufen die
Sparbücher Nr. 13000
Für die Woche von Montag, 28. Februar
bis Samstag, 5. März, werden hiermit
neu aufgerufen die
Kaſſeſiunden: Vormittags von 8½ 1 Uhr
Nachmittags von 3 4½ Uhr. Samstags
nachmittags geſchloſſen.
Städtische Sparkasse Darmstadt hälfte.

Kunſinotizen.

deber Werſe, Künſiler oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Grwähnung
geſchieht, behält ſich die Redaltion ihr Urteil vos
* Palaſt=Lichtſpiele: Nur eine Tänzerin. In der
Hauptrolle Lil Dagover. Sie verkörpert die rührende Figur einer
kleinen Tänzerin, die ſich für ihre Liebe hinopfert, um ſchließlich doch
nur Undank zu ernten. Undank von jener kürgerlichen Geſellſchaft, der
ſie doch nur Gutes tat, die ſich aber beſſer dünkt, als ſie, die nur eine
Tänzerin iſt, ein deklaſſiertes Menſchenkand, das ſie verachten, die
tauſendmal ſchlechter ſind, als ſie ſelbſt. Und die für Geld und um
Geld Charakterloſigkeiten und Gemeinheiten begehen, deren die von
der Bürgerlichkeit Ausgeſtoßene niemals fähig wäre. Es iſt ein erſchüt=
ternder
Ausſchnitt aus dem Leben unſerer Zeit, der jeoden bewegen muß.
Als zweiter Schlager gelangt zur Aufführung der Senſations= Groß=
film
: U=Boot in Gefahr. Sieben Akte voll ſpannender Auf=
regung
. Unterwaſſer=Aufnahmen geben dem Filmwerk einen ganz be=
ſonderen
Reiz der Spannung.

für die Zeit vom 1. bis 16. März 1927.
ſenwerke, die wegen ihrer Aktualität ſie erſcheinen jedes Jahr zwei= 1.1 5. März: Friſt zur Abgabe der Steuererklärung für die Eim
kommenſteuer, Körperſchaftsſteuer und Amm.
ſatzſteuer für 1926 und 1925/26. Vgl. die Oeffentlicie
Aufforderung, der Finanzämter Darmſtadt Stadt, Darmſtatz,
Land und Langen vom 25. Febr. in Nr. 57 des Tagblatu= 26. Febr. 1927.
Ziel der Grundſteuer, vorläufigen Gewerbs)
ſteuer und Sondergebäudeſteuer.
abzugsbeträge, ſoweit dieſe Beträge nicht bereitz
15. und 25. Februar 1927 abzuführen waren. (Keine Schonfrk.
daß die Summe der im Februar abgeführten Steuerabzuug
beträge mit der Summe der im Februar einbehaltenen Stenu
beträge übereinſtimmt. (Keine Schonfriſt.)
im Abrechnungsverfahren entrichtet wird. (Kor
Schonfriſt.)
Die unentgeltlichen Beratungsſtunden der Städt. Mutter= und 10. März: Umſatzſteuer=Voranmeldung und VorauszablI.
für die monatlichen Steuerzahler. (Schonfriſt aug
nahmsweiſe bis 15. März.)
15. März: Abführung der in der Zeit vom 1. bis 10. März
(erſte Märzdekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträz
ſoweit dieſe den Betrag von 100 RM. überſteigen. (a4u
Schonfriſt.)
15. März: Ablauf der Schonfriſt für die am 10. März fällig
weſene Umſatzſteuer=Zahlung.
Lohnſteuer=Erſtattung. Letzter Termin für die Stellung eines
trags auf Erſtattung der Lohnſteuer 1926 bei dem zuſtändigen Finzo
amt iſt der 3 1. März 1927. Vgl. die Bekanntmachung der Fimzm
ämter Darmſtadt=Stadt, Darmſtadt=Land und Langen vom 15. Febrg
(In Nr. 50 des Tagblattes vom 19. Februar 1927.)
Vereinfachung der Steuertermine. Der Reichsminiſter der Fingoz
hat mit Erlaß vom 19. Februar 1927 IIIa 555 (betrifft: Entlaßiu
der Finanzämter im Jahre 1927) und mit der Verordnung zur
derung der Durchführungsbeſtimmungen über den Steuerabzug
Arbeitslohn vom gleichen Tage weſentliche Vereinfachungen augau
net, die vom 1. April 1927 ab in Kraft treten. So wert
die Zahlungstermine für Lohnſteuer von bisher monatlich
Sparbucher Nr. 300210000 auf monatlich zwei beſchränkt; UmſatzſteuerVoranmerl
gen und Vorauszahlungen ſind nur noch vierteljährlich
zugeben bzw. zu leiſten. Für die Umſatzſteuer wird eine Schonfriſtt
nunmehr fünf Tagen wieder eingeführt (ausnahmsweiſe
reits im März, ſ. oben unter dem 10. März), für die Ein!
menſteuer ſcheint es bei der bisherigen Regelung, nach der
S13638 Schonfriſten abgeſchafft ſind, zu bleiben.
Näheres im Steuerkalender für die erſte Ap
H. W. Wohmanz.

Tageskalender für Mittwoch, den 2. März 1927.
Landestheater, Großes Haus, F 7, abends 7½ Uhr,
10 Uhr: La Traviata. Kleines Haus, abends 5 und 8
Moana, der Sohn der Südſee, Samog=Film. Turnh
Woogsplatz, 8 Uhr abends: Balalaika=Orcheſter. Kinori=
ſtellungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele
Konzerte uſw.: Schloß=Café; Perkeo; Maxim; Ludwigs

Verſteigerungskalender für Donnerstag, den 3. März 127
Heſſ. Forſtamt Darmſtadt, vorm. 9 Uhr, im Fürſtend
Holzverſteigerung Nr. 7. Heſſ. Forſtamt Gr.= Ge=
vorm
. 10 Uhr Griesheim, Gaſthaus zum Kaiſerſaal. Ke
Forſtamt Meſſel, vorm. 9½ Uhr, im Germann’ſchen
Nutzholzverſteigerung. Heſſ. Bürgerm. Gräfenhau
vorm. 10 Uhr, Langſchneiſe Kreuzung Kreisſtraße: Stammhr
ſteigerung.

Aus den Parteien.

Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute Mittwoch, den 2. März, pünktlich abends 8 Uhr: Gruppenabend
im Perkeo. Um zahlreiches Erſcheinen wird gebeten.

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ſiemmer 61

Mittwoch, den 2. März 1927

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Seite 8

Mittwoch, den 2. März 1927

Nummer 61

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 27. Febr. Der Geſangverein Liederzweig, deſſen
Dirigent Herr Muſikdirektor und Komponiſt Robert Herber iſt, ver=
anſtaltet
nächſten Sonntag, nachmittags ½4 Uhr, im Saale des Gaſt=
hauſes
Zum weißen Schwanen ein Schubert=Schumann=Konzert.
Mitwirkende ſind Herr Konzertſänger P. Schäfer, am Flügel Herr
Muſikſchriftſteller Dr. F. Noak. Am 12. und 13. März findet hier der
24. ordentliche Bezirkstag des 1. Bezirks im 9. Kreis des Arbeiter=
Turn= und Sportbundes ſtatt. Hierzu wird eine größere Anzahl aus=
wärtiger
Beſucher erwartet. Die Knabenchorſchule der Stadtkirche zu
Darmſtadt wird am 13. März gemeinſam mit dem hieſigen Poſaunen=
chor
in der hieſigen Kirche ein Konzert veranſtalten. Der hervorragend
geſchulte Knabenchor ſteht unter der Leitung des Herrn Kantors Hubert
Samper. Gemeinderatsbericht. In der letzten Gemeinde=
ratsſitzung
wurde mitgeteilt, daß ſich bei der Prüfung der Gemeinderech=
uung
1925 keine Einwendungen ergeben haben. Die Straßen= und
Baufluchtlinie in der Gabelsbergerſtraße wurde dahin abgeändert, daß
ſich dieſe rechtwinklig mit dem Lindenweg ſchneidet. Die Bürgſchaft
für einen Zwiſchenkredit in Höhe von 4000 Mark wurde übernommen.
Einer beantragten Vorrangseinräumung wurde Zuſtimmung erteilt.
Zu einer Wandererherberge für jugendliche andwerksburſchen ſoll ein
Lokal zur Verfügung geſtellt werden. Anſchließend fand eine geheime
Sitzung ſtatt. In der letzten Woche waren hier 309 männliche und
14 weibliche Erwerbsloſe zu verzeichnen. Die Zahl der Zuſchlags=
empfänger
betrug 326.
* Weiterſtadt, 1. März. Unfall. Zwiſchen Weiterſtadt und
Schneppenhauſen kam ein Motorradfahrer beim Ausweichen unmittel=
bar
vor einem entgegentommenden Auto zu Fall. Nur dem Umſtand,
daß das Auto ſchnell ſtoppen konnte, hat es der Motorradfahrer zu ver=
danken
, daß er nicht überfahren wurde.
* Weiterſtabt, 1. März. Sportplatz. Der Gemeinderat hat be=
ſchloſſen
, die Sportplatzangelegenheit in eigener Regie zu übernehmen.
Alle Ausgaben gehen auf Koſten der Gemeinde. Der Platz wird den
Turn= und Sportvereinen pachtweiſe überlaſſen. Mit den Arbeiten ſoll
umgehend begonnen werden. Der Platz dürfte bereits an Pfingſten
eingeweiht werden.
* Griesheim, 28. Febr. Wie hoch der Grundwaſſerſtand im weſt=
lichen
Teile unſeres Ortes zurzeit wieder iſt, erſieht man daraus, daß bei
den Nohrlegungsarbeiten für die Waſſerleitung in der Schaafgaſſe das
Grundwaſſer ſchon in der Tiefe von 1,10 Meter zu Tage getreten iſt.
Die hieſige Bürgermeiſterei fordert in einer Bekanntmachung die Baum=
beſitzer
auf, ihre Bäume, Sträucher und Hechen bis ſpäteſtens 30. März
d. J. von Raupenneſtern und Miſteln zu ſäubern. Säumige haben auf
Grund der Polizeiverordnung vom 14. Februar 1905 Strafverfolgung
und Entfernung der Schädlinge auf ihre Koſten zu gewärtigen.
* Eberſtadt, 1. März. Die Modau iſt infolge der in den letzten
Tagen niedergegangenen Regengüiſſe und der Schneeſchmelze im oberen
Modautal etwas geſtiegen.
* Traiſa, R. Febr. Gemeinderatsbericht. Der Gemeinde,
die eine Goldſchuld von insgeſamt 106 000 Mark hatte, ſoll durch den
Treuhänder aufgegeben werden, eine Aufwertung von 25 Prozent an=
zuerkennen
, da die Gemeinde Traiſa beſonders in der Lage ſei, an=
ſtatt
der 12,5prozentigen Aufwertung 25 Prozent zurückzuzahlen. Im
Falle der Nichtanerkennung habe das Miniſterium des Innern hier=
über
zu befinden. Da dem Gemeinderat ein Wohlſtand unſerer Ge=
meinde
nicht bekannt iſt, wird beſchloſſen, Einſpruch zu erheben.
Die von dem Landesamte für Bildungsweſen angeregte Schülerver=
ſicherung
findet wohl die Zuneigung, es ſoll aber vorerſt eine abwar=
tende
Haltung eingenommen werden. Die Verpachtung der Bruch=
wieſen
wurde mit einem Ertrag von 242 Mark genehmigt. Die Holz=
verſteigerung
im Gemeindewald ſoll am Montag, den 7. März, ſtatt=
finden
. Die vorgelegten Baupläne des Fr. Scheerer 5. und Georg
Nauch werden genehmigt. Ebenſo ein Baugeſuch der Rhenania A.=G.
Düſſeldorf, eine Tankanlage mit tauſend Liter Inhalt im Hofe der
Reſtauration Behrens=Hufnagel zu errichten, fand Genehmigung.
Die Miete für den Rathausſaal, den gegenwärtig die Kirchengemeinde
benutzt, wird auf 50 Mark jährlich feſtgeſetzt.
* Ober=Ramſtadt, 1. März. Von einem ſchweren Unglück wurde die
Familie Hofmann im Schafgraben hier betroffen. Beim Stammholz=
abladen
wurde nämlich der 13jährige Sohn am Kopfe derart ſchwer ver=
letzt
, daß der ſofort an der Unfallſtelle erſchienene Arzt nur noch den
Tod feſtſtellen konnte. Man bringt der ſchwergeprüften Familie all=
gemeine
Teilnahme entgegen
* Noßdorf, 1. März. Geburtstagsfeier. Am verfloſſenen
Sonntag konnte Herr Pfarrer Berck ſeinen 60. Geburtstag begehen. Als
offizielle Gratulanten erſchienen mittags um 1 Uhr der Poſaunenchor
und ehrte den Jubilav durch ein Ständchen. Eine Abordnung des
evangeliſchen Arbeiter= und Handwerkervereins brachte ſeine Glückwünſche
dar und überreichte einen prächtigen Blumenſtrauß. Auch der Kirchen=
vorſtand
und der Vorſtand des Frauenvereins brachte ſeine Glückwünſche
dar. Eine unzählige Menge von Glückwünſchen in Geſtalt von Blumen
und Karten legt beredtes Zeugnis über die hohe Wertſchätzung und Be=
liebtheit
unſeres Seelſorgers ab. Möge es dem Jubilar mit Gottes
Hilfe vergönnt ſein, noch lange Jahre in gleicher körperlicher und gei=
ſtiger
Friſche ſeines Amtes zum Wohle der hieſigen Einwohnerſchaft
zu wirken.
* Roßdorf, 1. März. Am Donnerstag, den 3. I. M., nachm. von 3
bis 4 Uhr, findet Säuglings=Beratungsſtunde in der Kleinkinder=
ſchule
ſtatt.
Groß=Umſtadt, 28. Febr. Der Familienabend des evangeliſchen
Kirchengeſangvereins war überaus gut beſucht. Die weißgedeckten mit
Blumen geſchmückten Tiſche und die in farbiges Papier eingehüllten Lam=
pen
verfehlten ihre Wirkung nicht. Herr Pfarrer Hartmann begrüßte die
Anweſenden mit herzlichen Worten. Den muſikaliſchen Teil eröffneten
die Mitglieder Frl. Bauer und Brücher mit einem vierhändigen Klavier=
vortrag
. Die im Volkston gehaltenen Chöre kamen in klangſchöner Weiſe
zum Vortrag. Ein Einakter wurde von Frau Hardt, Frl. Weber und
den Herren Martin Dittel und Depre flott geſpielt und die Lachluſtigen
kamen hierbei voll und ganz auf ihre Rehnung. Auch die humoriſtiſchen
Vorträge des Herrn Popp trugen nicht wenig zur Hebung der heiteren
Stimmung bei. Herr Krauß zeigte ſich als Meiſter am Klavier, und
Frau Hardt erfreute die Anweſenden durch einen Geſangsvortrag. Herr
Pfarrer Hartmann drückte der eifrigen Dirigentin, Frl. Anna Maſer, in
humorvoller Weiſe den Dans des Vereins aus, indem er ihr einen duf=
tigen
Blumenſtrauß überreichte. Im Schlußwort ermahnte Herr Pfarrer
Thaer zum treuen Feſthalten an der ſchönen Sache des Vereins. Bei
einer guten Taſſe Kaffee, bei Torten und Kuchen verfloſſen die gemüt=
lihen
Stunden nur allzu raſch.
r. Babenhauſen, 1. März. Zur letzten Ruhe geleitet wurde geſtern
nachmittag, Herr Rektor P. Mathes. Nachdem am Sterbehauſe ein
Schiilerchor dem Toten die letzte Ehre mit einem Lied erwieſen hatte.
ſetzte ſich ein endlos langer Trauerzug, voran die Schulkinder der fünf
oberen Jahrgänge und die Ortsvereine mit umflorten Fahnen, unter
Glockengeläute in Bewegung zum Friedhof. Nach dem Vortrag von
Trauerchören durch den evang. Kirchengeſangverein und den Geſangverein
Sängerbund feierte Herr Pfarrer Kehr in erhebenden Worten die Ver=
dienſte
des Toten. Der Geſangverein Eintracht ſang das Lied Stumm
ſchläft der Sänger, worauf Herr Schulrat Jäger=Dieburg dem Ver=
ſtorbenen
einen ehrenvollen Nachruf widmete. Eine lange Kette von An=
ſprachen
mit Kranzniederlegungen folgte. Sie alle legten ein beredtes
Zeugnis dafür ab, welcher Wertſchätzung. Hochachtung und Liebe ſich der
Verſtorkene in Gemeinde= und Schulkreiſen erfreute. Mit Herrn Rektor
Mathes iſt ein tüchtiger Lehrer und ein hochbegabter Menſch und Er=
zieher
dahingeſchieden.
* Michelſtadt, 28. Febr. Glenz=Stiftung. Wie wir vor
einiger Zeit berichten konnten, hat ein in Michelſtadt geborener Deutſch=
amerikaner
Georg Glenz der Stadt für ſoziale Zwecke teſtamentariſch
5000 Dollar vermacht. Der Gemeinderat hat aus dieſem Anlaß nun=
mehr
beſchloſſen, zu Ehren des Verſtorbenen den Röderweg umzube=
n
unen und ihn zukünftig Georg Glenz=Straße zu heißen. Gleichzeitig
hat der Gemeinderat beſchloſſen, auf einem von der Kirche zu erwerben=
den
Geländeſtück ein Fünffamilienwohnhaus als Georg Glenzcaus zu
eirichten. Da das Haus naturgemäß bei fünf Wohnungen mehr koſtet,
als die Stiftung beträgt, muß die Stadt einige Tauſend Mark drauf=
legen
. Der größte Teil der Mieteinnahmen ſoll für ſoziale Zwecke Ver=
reudung
finden. Kleinpflaſterung. In der ſeither geleiſte=
en
Arbeit, nach und nach die ganze Stadt mit Kleinpflaſter zu verſehen,

pflaſtern. Auf die Stadt entfällt der Betrag von 4725 Mk., das übrige
bringt die Provinz auf. Die Stadt hat einen ihrer ſchönſten Bau=
blätze
in der dOrvilſtraße zur Errichtung eines Staatsbeamten=
zuohnhauſes
koſtenlos zur Verfüigung geſtellt. Wie wir hören, ſoll
mit dem Bau alsbald begonnen werden.
* Hummetroth, 28. Febr. Unſer Ort hat nunmehr direkte Telephon=
veubindung
mit Höchſt, indem eine Erdleitung nach dort gelegt wurde
dieſe hat vor den Ueberlandleitungen den großen Vorteil, daß ſie der
ſtörenden Einflüſſen der Witterung entzogen iſt.
Hirſchhorn, 1. März. Waſſerſtand des Neckars. Am
Februar: 2,87 Meter; am 1. März: 2,56 Meter,

Ankauf von Oldenburger Zuchſiuten für
heſſiſche Landwirte.
Der Verband der Warmblutzüchetr Heſſens kann erfreulicherweiſe
berichten, daß der erſte Transport mehrerer Original Oldenburger Zucht=
ſtuten
durch ſeine Vermittlung direkt vom Züchter aus dem Kreiſe Nor=
denham
i. O. dieſer Tage von oberheſſiſchen Landwirten angekauft wor=
den
und nach Oberheſſen zur Einfuhr gelangt iſt.
Es iſt eine nicht mehr zu beſtreitende Tatſache, daß die Nachfrage
nach dem tiefen, breiten Oldenburger Arbeitspferd ſchwerſten Schlages in
Heſſen dauernd ſteigt, da ſeine Vorzüge klar zutage treten. Der Heſſiſche
Warmblutzüchterverband, welcher es als ſeine Hauptaufgabe betrachtet,
die Nachzucht des Oldenburger Pferdes im Heſſenlande mit allen Mitteln
zu fördern, hat ſich auch die Einfuhr beſter Oldenburger Zuchtſtuten nach
Heſſen zum Ziel geſetzt. Der Anfang iſt gemacht und brachte gleich
vollen Erfolg.
Unter Führung des Verbandsgeſchäftsführers begaben ſich in den
letzten Tagen mehrere oberheſſiſche Landwirte in das Oldenburger Hoch=
zuchtgebiet
, um den Ankauf von Zuchtſtuten zu tätigen.
Unter anderen erwarb Herr Karl Roecker, Weitershain, Kreis Gie=
Hen, eine ganz erſtklaſſige Zjährige Zuchtſtute, gezogen von Goeben aus
der bekannten Zucht des Herrn Hofpächters Wilms, Stollhamm=Wiſch,
während Herr Ad. Dürr, Weitershain, ebenfalls eine ſehr gute Zjährige
Stute von dem bekannten Oldenburger Hengſt Gruſon abſtammend, mit
auffallend viel Gang aus den Beſtänden des Herrn Heinrich Martens,
Stollhamm, in ſeinen Beſitz brachte.
Eine weitere gute, praktiſche Elſo=Stute des Hofbeſitzers Bruns Wat=
tens
, fand in Herrn Karl Hohl, Weitershain, einen neuen Beſitzer.
Der oberheſſiſche Landwirt, Herr Hch. Wagner, Gailshauſen, kaufte
eine tiefe, gutgemachte Rappſtute, abſtammend von dem Oldenburger
Hengſt Gerber aus der Zucht des Hofbeſitzers Elemar Kuk. Neuburg bei
Blexef i. Oldenburg.
Alle dieſem erſten Transport angehörigen Zuchtſtuten werden von
ihren neuen Beſitzern in dieſem Jahre den vorzüglichen Oldenburger
Hengſten des Landgeſtüts Darmſtadt zugeführt. Weitere Anmeldungen
zum Ankauf und Einfuhr Oldenburger Zuchtſtuten liegen bei der Ge=
ſchäftsſtelle
des Verbandes bereits vor, ſo daß vorausſichtlich in aller=
nächſter
Zeit ein zweiter Transport folgen wird.
Der Verband Heſſiſcher Warmblutzüchter kann mit dieſem Erfolg
ſeiner Beſtrebungen zufrieden ſein, die Zucht des ſchwerſten Oldenburgers
in Heſſen hat neue und tatkräftige Belebung erfahren und es bleibt
nur zu wünſchen, daß die vorbildlichen Maßnahmen des Verbandes auch
die notwendige Unterſtützung der maßgebenden Heſſiſchen Behörden er=
fahren
.
Die Eindrücke aus dem Oldenburger Zuchtgebiet werden den Teil=
nehmern
dieſer erſten Ankaufspreiſe lange in Erinnerung bleiben. Es
war ein Genuß, die ausgeglichene Zucht Oldenburgs mit ihren erſtklaſſi=
gen
Hengſten und den ausſchließlich in bäuerlichem Beſitz befindlichen
Mutterſtuten zu ſehen. Faſt jeder Hofbeſitzer oder Pächter betreibt die
Pferdezucht mit 3 bis 6 Zuchtſtuten, ihm ſtehen ausgedehnte, ſaftige Wei=
den
zur Verfügung, auf welchen die jungen Pferde prächtia gedeihen.
Die Abſatzorganiſation des Verbandes der Züchter des Oldenburger
Pferdes iſt vorbildlich. Unter Führung eines Vermittlers fahren die
Intereſſenten mittels Kraftwagen von Hof zu Hof, und können ſich alle
verkäuflichen Pferde der betreffenden Züchter genau anſehen, bevor ſie
eine Wahl treffen. Die Nachfrage nach dem Oldenburger Pferd, insbe=
ſondere
auch aus anderen deutſchen Gebietsteilen, ſteigt dauernd, ein
Beweis für die Güte des dort vorhandenen Zuchtmaterials.
Eine derartig gleichmäßige Reinzucht wie im Oldenburger Land
wird man nicht häufig vorfinden.
In Heſſen muß verſucht werden, allmählich die Reinzucht des Olden=
burger
Pferdes derfenigen in Oldenburg anzupaſſen. Das geht nicht von
heute auf morgen, der beſchrittene Weg ſcheint jedoch der richtige zu ſein,
um mit der Zeit das gewünſchte Ziel zu erreichen.

* Erbach, 1. März. Der von der J. G. Farbeninduſtrie Mannheim
vorgeführte Film mit einem Vortrag des Landwirtſchaftslehrers Frey
war leider nicht beſonders gut beſucht, was auch der Leiter der Ver=
ſammlung
, Herr Wilhelm Kredel=Elsbach, Direktor der Landwirtſchaft=
lichen
Ein= und Verkaufsgenoſſenſchaft, ganz beſonders hervorhob. Er
begrüßte beſonders Herrn Landwirtſchaftslehrer Dr. Wetzel, der mit den
Schülern der landwirtſchaftlichen Winterſchule Michelſtadt erſchienen
war, und Herrn Veterinärrat Dr. Seitz. Herr Landwirtſchaftslehrer
Frey hielt zunächſt einen allgemein verſtändlichen Vortrag über die An=
wendung
der neuzeitlichen Luftſtickſtoffdüngemittel, dann zeigte er vier
intereſſante Filme, unter anderem einen neuen Wachstumsfilm.
r. Auerbach, 26. Febr. Wie wir höven, veranſtaltet die Orts=
gruppe
Auerbach des Deutſchen Seevereins am 16.
März, abends 8 Uhr, im Kino in Auerbach eine Vorführung des
Films: Schätze des Meeres, der Döring=Filmwerke Hannover.
Der Film zeigt den Bau und den Betrieb, des größten Fiſchereihafens
Europas, Weſermünde, die Entwicklung der deutſchen Fiſchdampferflotte
in den Jahren 1890 bis jetzt und die Hochſeefiſcherei. Die Bedeutung der
deutſchen Hochſeeſiſcherei für unſere Volkswirtſchaft, im beſonderen für
unſere Volksernährung, und das Leben und Treiben auf einem Hochſee=
fiſchdampfer
wird hier in leicht faßlicher und unterhaltender Weiſe in
packenden und prächtigen Bildern vorgeführt. Der Film dürfte auch hier
großes Intereſſe finden. Als zweite Veranſtaltung findet Sams=
rag
, den 26. März, abends 8 Uhr, bei Weigold im großen
Saale ein Vortrag des Herrn Gouvernementsſekretärs a. D. Dietz= Darm=
ſtadt
ſtatt: Deutſch=Oſtafrika und ſeine Bedeutung
für das deutſche Volk. Eintritt frei. Der Vortrag wird belebt
durch 100 vom Vortragenden ſelbſt aufgenommene farbige Lichtbilder.
Auf dieſe Veranſtaltung wird ſchon fetzt hingewieſen, damit die Mitglie=
der
der Ortsgruppe ſich dieſe Abende freihalten und mit ihren Angehöri=
gen
vollzählig erſcheinen können. Auch Nichtmitglieder, die den Beſtre=
bungen
des Deutſchen Seevereins Intereſſe entgegenbringen, ſind herz=
lich
willkommen. Brotabſchlag. Die Bäcker haben den Preis
des 4pfündigen Laibes gemiſchten Brotes von 85 auf 80 Pfg. herabgeſetzt.
* Hochſtädten bei Auerbach, 1. März. Sterbefall. Der lang= ſtorbenen und auf die Verdienſte, die ſich dieſer Forſcher bei der
jährige Pächter des hieſigen Gräflich von Berckheim’ſchen Gutes, Herr
Heinrich Wilhelm, der im vorigen Jahre nach Traiſa bei Darmſtadt
überſiedelte, iſt am Samstag nachmittag geſtorben. Der Verſtorbene
ſtand in den fünfziger Jahren und hinterläßt Frau und drei Söhne.
Mit ihm iſt ein tüchtiger Landwirt, der allgemein in unſerem Ort und
der weiteren Umgebung geehrt war, dahingegangen. Sein Geburtsort
iſt Strümpfelbrunn in Baden. Sein Nachfolger auf dem Gute wurde
der Landwirt P. Jährling, ein Sohn des Bürgermeiſters Jährling
unſerer Gemeinde.
ſeine diesjährige Jahresverſammlung in der Wirtſchaft Zur
Krone ab. Nach Erledigung der üblichen Angelegenheiten, Kaſſen=
bericht
, Jahresbericht uſw. ſchritt man zur Vorſtandswahl, wobei der
geſamte ſeitherige Vorſtand wiedergewählt wurde. Der Verein hat durch
Theateraufführungen und ſonſtige Veranſtaltungen dem Kirchenbaufonds
bereits eine nette Summe zugeführt.
Standesamt beurkundet: 4 Geburten, 4 Eheſchließungen und 5 Sterbe=
fälle
. In den Monaten Oktober. November und Dezember vorigen
Jahres wurden in der hieſigen Verpflegungsſtation insgeſamt 496
Wanderer bewirtet, davon 447 Perſonen über und 49 Perſonen unter
20 Jahren. Die große Zahl der Pfleglinge ergibt ſich daraus, daß Gerns= ſeinem Geſchäftsbericht, daß das Jahr 1925/26 infolge der Fpe
heim an den Hauptwanderſtraßen liegt.
Gernsheim, 1. März. Waſſerſtand des Rheins am 1. 3.:
160 Zentimeter.
* Groß=Gerau, 1. März. Das Rüſſelsheimer Main=
brückenbauprojekt
. Dieſer Tage hat in Flörsheim unter dem
Vorſitz des Kreisdirektors Dr. Merck aus Groß=Gerau eine Sitzung des
Arbeitsausſchuſſes für den Bmickenbau Rüſſelsheim=Flörsheim ſtatt=
gefunden
. Die Brücke wird eine ſog. Eiſengitterbrücke mit Parallel=
trägern
, die auf Betonpfeilern ruhen. Generalunternehmer iſt die
Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg (Werk Guſtavsburg). Auch werden
mehrere Mainzer Werke mit Arbeiten beſchäftigt. Der Brückenbau
wird aus Mitteln der produktiven Erwerbsloſenfürſorge gefördert.

Altertumsfunde. Hinter der Schindkaute iſt ein Brandgrab guzt
gedeckt worden, das eine größere Aſchenurne enthielt, in der unten
anderem ein Fingerring aus Bronze lag. Auf einem anderen Grmig
ſhück hinter der Schindkaute fand man zwei andere Brandgräber, do
eine zerbrochene Aſchenſchüſſel, mehrere geſchmiedete Nägel und kleini=
Sigilettaſcherben enthielten. Man vermutet, daß die gefundenen Bramm.
gräber zu einer einſt hinter der Schindkaute beſtandenen römiſchm
Siedlung gehören. Schließlich fand man auf einem Grundſtück f..
Häuſel ein größeres römiſches Vorratsgefäß, ſowie im Diſtrikt Stocken=
eine
eiſerne Pfeilſpitze. Außerdem wurde von dem Landwirt Schaffmn
in Berkach ein römiſcher Oelkrug entdeckt.
* Stockſtadt, 1. März. Auszeichnung. Der Bäcker=Obermeiſtz
Jakob Hebermehl und die Bäckermeiſter Adam Hill aus Goddelgu uu
Konrad Sattler aus Stockſtadt wurden als Gründer der Freien Bäch=
innung
Mittleres Ried zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die bein
Letztgenannten bleiben weiterhin Prüfungsmeiſter der Bäckerinnung.
Rheinheſſen.
Worms, 27. Febr. Der Streit um den alten Friedhs=
iſt
in ein neues Stadium getreten. Dazu wird uns geſchrieben:
Stadt Worms hatte in dem letzten Jahre den alten Friedhof neben Hin
Bahnhof in künſtleriſcher Weiſe zu Anlagen umändern laſſen,
dieſer Umgeſtaltung waren die Erbbegräbniſſe im jeweiligen Zuſtaa
belaſſen worden, während die Reihengräber der Parkanlage weige
mußten Lebhaftes Erſtaunen und berechtigte Entrüſtung rief d.
Aenderung unter den Gräberbeſitzern hervor, und auf verſchiedene
ſchwerden hin ließ die Stadt Worms bei einzelnen Gräbern die A.
faſſung und Bepflanzung wiederherſtellen, lehnte jedoch ausdrücri
jede Rechtsverpflichtung dazu, ſowie zur Erhaltung der Reihengröin
noch auf 30 Jahre, von der letzten Beerdigung auf Erbbegräbniſſemo
gerechnet, ab. Jetzt hat das Heſſiſche Miniſterium des Innern entſf;
den, daß der fragliche Beſchluß der Stadtverondnetenverſammlung
geſetzlich iſt. Da zur Zeit noch Beerdigungen auf den Erbbegräbn zie
zuläſſig ſind, hat die oben erwähnte Friſt von 30 Jahren für die
haltung des Friedhofs als ſolchem noch gar nicht begonm=
Daraufhin hat das Kreisamt den ungeſetzlichen Beſchluß der Wor
Stadtverordnetenverſammlung nachträglich beanſtandet und dem L=
bürgermeiſter
aufgegeben, den Gegenſtand des Beſchluſſes zur nochrr.
gen Beratung der Verſammlung zu bringen. Sollte die Stadtveru
netenverſammlung nochmals denſelben Beſchluß faſſen, dann muß
der Städtgordnung der Provinzialausſchuß in Mainz ſich mit der
gelegenheit befaſſen. Im anderen Falle muß die Stadt das durch
Gräberbeſeitigung begangene Unrecht, ſoweit dies überhaupt noch
lich iſt, wieder gut machen durch erneute Herrichtung der betreffe-
Grabſtätten.
a. Oppenheim, 1. März. Unfälle auf Bahnübergän ee
Die Unfälle, die beſonders an unbewachten Bahnübergängen vorkomein
haben in der letzten Zeit in beäugſtigender Weiſe zugenommen,
ſich die Behörde veranlaßt findet, auf die Gefahren hinzuweiſem
beim Ueberſchreiten und Ueberfahren von unbewachten Bahnübergc=
durch
Unaufmerkſamkeit der Beteiligten entſtehen. Dte Unfälle=
hauptſächlich
auf Fahrläſſigkeit von Kraftwagenfahrern oder von 50
werkslenkern zurückzuführen.
M. Wörrſtadt, 28. Febr. Spar= und Darlehnskaſſe
Spar= und Darlehnskaſſe Wörrſtadt erzielte im abgelaufenen Geſciſ
jahre einen Reingewinn von 4831,92 Mk. bei 292 549,66 Mk. Ai
und 287 717,74 Mk. Paſſiven. Von dem Reingewinn werden 100
auf Aufwertungskonto überwieſen; 150 Mk. erhält die freird
Feuerwehr zur Anſchaffung einer mechaniſchen Schiebeleiter, 150
werden dem Obſt= und Gartenbauverein zur Anſchaffung einer Ado
ſpritze und 25 Mk. der Kleinkinderſchule zugewieſen. Der God
kaſſenumſatz betrug annähernd rund 4,8 Millionen Mk.

Oberheſſen.

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(IND FAEUDENBRINGEA
LIAOLEUM
DER 1DEALE FUSSBODENBELAG
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WSN. Bad=Nauheim, 1. März. 132 Bürgermeiſterkai
daten. Um den kürzlich ausgeſchriebenen Poſten eines BerufsEin
meiſters der Stadt Bad=Nauheim haben ſich insgeſamt 132 Perſom;
worben, die ſich zuſammenſetzten aus 43 Bürgermeiſtern, 37 Kommy
20 Verwaltungsbeamten und 32 einem freien Beruf angehörend:
ſonen. Die Bad=Nauheimer Ztg. macht auf das Vorgehen der 2
Groß=Gerau gelegentlich ihrer kürzlichen Bürgermeiſterwahl aufmrf
und verlangt, daß einer Reihe von ernſthaften Anwärtern Geleg
gegeben werde, in öffentlicher Verſammlung vor der geſamten Eut=
ſchaft
über die kommunalpolitiſchen Aufgaben Bad=Nauheims zu
rieren, da es ſich um eine die geſamte Bürgerſchaft angehende Fra=e
höchſter Wichtigkeit handele.
* Gießen, 1. März. Die Willingshäuſer günfil
kolonie in Gießen. Vom oberheſſiſchen Kunſtverein wurde=
Leitung des Vorſitzenden, Landgerichtsdirektor Bücking, eine Ausfa
von Gemälden und Bildern von Mitgliedern der Willings/
Künſtler=Kolonie eröffnet. Hier ſeien beſonders die Werke des bemic/
Karl Bantzer erwähnt, ſeine Abendmahlsſzene, Kirchgängergruppe.
Bauernköpfe, ſein Kirmestanz; ſeine Landſchaften finden lebhaftau
klang. Die Bildniſſe und Porträtblätter von Kätelhön und ebeue
auf heſſiſcher Scholle gewachſenen Motive Hch. Giebels ſind ſellee
ſprechend. Die Landſchaften und Bildnismalereien Dörbeckers, un
borener Marburger, ſind nicht minder ſchön.
* Grünberg, 27. Febr. Auf Veranlaſſung hielt Herr Dengler2
gart, welcher Herrn Koch=Grünberg bei ſeiner letzten Expeditä
Orinoco=Gebiet begleitete, einen ſehr ſtark beſuchten VortragP
Dengler verbreitete ſich in ſeinem Vortrag über die Vorberent
der langen und gefahrvollen Reiſe, die dem Aufſuchen der Qiſe
quellen dienen ſollte, über die Erkrankung des Leiters Koch und M
Sterbeſtunde. An Hand von Lichtbildern zeigte Redner den gerail
Fluß, den undurchdringlichen Urwald, die Typen der verſch0M
Indianerſtämme und deren Eigenarten. Als letztes Bild wur
Gedenkſtein, den Grünberg ſeinem in Braſilien verſtorbenen
mann hier ſetzte, gezeigt. Oberſtudiendirektor Angelberger danden
Vortragenden und wies in bewegten Worten auf die Taten del
ſchaft erworben, hin. Sein Andenken ehrten die Anweſender
Erheben von den Sitzen.
* Schotten, 1. März. Das gefärbte Rößlein. Zwei
händler aus der Wetterau hatten ſich wegen Betrugs vor dem
in Schotten zu verantworten. Das alte Tier ſtammte von dem
wirt Dickhardt in Beienheim, der es an den einen Händler (E.
kaufte. Da das Tier trotz ſeiner 18 Jahre noch gut ausſah, T
Kopfe graue Haare zeigte, ſo riet Pferdehändler K., die Stellen
zu färben und beſorgte das Färbemittel in der Apotheke zu A=s
heim. Das Tier hatte bis jetzt nur 170 Mk. gekoſtet. Da es auß
* Hofheim, 1 März. Der Evangeliſche Kinchengeſangverein hielt einen geradezu jugendlichen Eindruck machte, verkaufte es W.
Landwirt Wilhelm Vöhl in Eichelsdorf für 640 Mk. Doch aLdnichl
wurde das Tier wieder grau am Kopf. Man forſchte nach, und
der Schwindel heraus. Der Sachverſtändige Kreisveterinäraxthe
Schmidt aus Schotten erklärte, daß man ſich durch derartige 990
lationen im Alver des Tieres täuſchen kann, und daß das Pferd Ei0)
200 Mark wert ſei. Obwohl der Amtsanwalt Gefängnis bear ,ſ
* Gernsheim, 1. März. Im Monat Februar wurden beim hieſigen verurteilte das Gericht den W. nur in die Koſten des Verfahrtcſ=
wurde
freigeſprochen.
* Alsfeld, 27. Febr. Die große Kornhaus=Geneſ!
ſchaft zu Alsfeld tagte im Deutſchen Haus unter dem ?
von Pfarrer Eichenauer=Immichenhain. Direktor Schlabach be4
Ernte auch ein ſchlechtes Geſchäftsjahr für das Kornhaus gew ck.
Dagegen zeige das Jahr 1926/27 infolge der beſſeren Ernte ne.
eine erfreuliche Aufnrärtsbewegung, ſo daß ein günſtiges Geſch,fhl
zu erwarten ſei. Der Mitgliederſtand iſt gegenwärtig 1077 mLſb
Geſchäftsanteilen und 730 880 Mk. Haftſumme. Von dem Reixelſi
werden 25 Prozent dem Reſervefonds, 25 Prozent der Betriebsn.
42 Prozent dem Aufwertungsfonds zugeführt. Die Nebenſts40*
Kornhauſes Alsfeld in Nieder Gemünden ſoll erhalten bleiben.
Vorſtandswahl wurden wviedergewählt; Bürgermeiſter Sin
Korell=Eudorf, Steuernagel=Eudorf, Decher=Obergleen, Lands=M7K
* Alsfeld, B. Febr. Ein Vermächtnis aus Amer ſo
Höhe von 4000 Dollar hat die Nachbargemeinde Keſtrich von F.
langen Jahren ausgewanderten Moſes Goldenberg erhalten
Dollar erhält die jüdiſche, 2000 Dollar die chriſtliche Gemeiw=
Intereſſante Altertumsfunde wurden bei den
ſationsarbeiten in unſerer Stadt gemacht. Vor dem einen T.
man Kanonenkugeln und Waffenteile. An der Walpurgiskir50
ju n,
man auf zahlreiche Skelettreſte, hier muß der Friedhof gewen!
in der Obergaſſe fand man in ein Meter tiefe eine alte St zr0l
lage und eine hölzerne Röhrenleitung, die einſt als Waſſerleit.:0 9
dem alten Brauhaus diente. Der Altertumsverein wird dieſe PeN
lichen Funde weiter unterſuchen.

rve.

bei Misten, Heiser
Keff,Verschleimung

[ ][  ][ ]

ummer 61

zurislmtsverkändigungen des Krelsamts
wut und den Betanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
iſunden: 1 Autohaube. 1 ſchwarze
ü etafel. 1 ſchwarze lederne Decke
Auto. 1 brauner Glacéhandſchuh
vernonnaie mit 11 Mk 1 Doublé=
ruig mit blauem Stein in Silber=
1 blauſeidener Schal mit weißen
faſt it
Stx Zugelaufen: 1 grauer Schäfer=
hu///f
1 junger gelber Hund.

Mittwoch, den 2. März 1927

Seite 9

pie Provinzial=pflegeanſtal
eadt ſollen die nachſtehend aufge=
Begenſtände für die Zeit vom
41 1927 bis 30. September 1927
zn werden:
Verzehrungsgegenſtände:
Margarine, Kochſalz, Kaffee=
Er/ (Enrilo), Malzkaffee, Kolonial=
vam
Noggenmehl, Weizenmehl ( Spe=
g
. 0), Milch, Salatöl, Eſſig.
Berbrauchsgegenſtände:

geimſ Schmierſeife, Seifenpulver,
SoM Butzlumpen, Leder, Rauchtabak,
Strickwolle.
in dem Angebot anzuerkennenden
gin gengsbedingungen liegen am 7. und
19 1927 auf dem Verwaltungsbüro
offiqusſelbſt auch die un gefähren Men=
geug
; erfahren ſind. Angebote und
M14/ änd bis zum Eröffnungstermin,
den. März 1927, vorm. 8 Uhr,
in ricen.
Verſand der Bedingungen nach
gu suris erfolgt nicht. Von jeder Gat=
ſtuu
wrf nur ein Muſter angeboten
ſwatt. Muſter ſind von den Angeboten
(3708
ſetſiet zu halten.

ertadt, den 2. März 1927.
Direktion
Provinzial=Pflegeanſtalt.

Ate Brennholzverſteigerung.)
hrtag, 7. März ds. Js., von
M Uhr ab, werden in der Turn=
Harn Woogsplatz hier aus den
hich, Förſtereien Bürgertanne
Bwieſenſchlag 5. Kiefernknüppel),
Laubwald (Franzoſenberg 14,
iw ellen) und Heiligkreuz (Eichel=
5 nd 56 am Oberfeld) verſteigert:
Seiker, rm: 271 Buche, 74 Eiche;
Kypel, rm: 94 Buche, 43 Eiche,
sefer; R.=Knüppel, rm: 35 Buche,
iche; Stöcke, rm: 57 Buche, 9
/ Wellen: 465 Buche, 500 Kiefer.
trmiſtadt, den 1. März 1927. (ts3726
5lSidt. Güterverwaltung.

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BiNlIAGS
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Seidenfor, schwarz u. farb., m. Naht 0.95
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schwarz und farbig 2.25
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Größe 3 4 5 6 7 8 9 10
0.60 0.70 0.80 0.90 1.00 1.10 1.20 1.30
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Donnerstag, den 3. März,
itttags 2 Uhr, verſteigere ich
Anſraße 32 zwangsweiſe gegen
Meung:
(3731
(arienfahrrad, 1 Büfett, 1 Truhe
terſchiedene Möbelſtücke.
miſtadt, den 2. März 1927.
Weinheimer,
enſechtsvollzieher in Darmſtadt.

ontag, 7. März 1927, vorm.
D)f. zu Burg Frankenſtein aus
M2 Keltersgrund, die Nr. 892904,
5. Sauſteige, die Nr. 9881046,
MAltt. 23, Ilbis, die Nr. 478607.
Miegt oberhalb des Dorfes Malchen.
Mterr: Buche 233, Birke 15, Kiefer
nüppel: Buche 89, Birke 14,
Mm; Knüppelreiſig: Birke 15;
Wöh nlich Reiſig: Buche 2275 Wellen;
Re Buche 34. Blau unterſtrichene
Nanmen nicht zum Ausgebot. Aus=
lei
Herrn Förſter Pfänder zu
rus Sommersgrund bei Eberſtadt.
de ſtadt, den 27. Febr. 1927. (3745
Heeſſ. Forſtamt Eberſtadt.

e kanntmachung.
ieGolzverſteigerung vom 28. Fe=
*1927 iſt genehmigt. Ueberwei=
emnd
erſter Fahrtag mit Zuſammen=
vormittags
9 Uhr an den Forſt=
Im. Apfelbachbrücke, bezw. Wieſen=
Mit twoch, den 9. März 1927.
blauf der dreiwöchigen Barzahlfriſt
Mirrz 1927.
(3744
tüſrfelden, den 28. Febr. 1927.
eſſ ſches Forſtamt Mörfelden.

m Montag, den 7. März ds.
werden nachmittags 2 Uhr im
auaus zur Poſt in Pfaffen=Beerfurth
Nwier Reichenberg: Forſtorte Schen=
N 8, 9, 11, Reichenbergerhang 4, 9,
Memzfelsfeld 1, 2. Rüttersgrund 5, 8,
Whacherberg 3, 5, Dickhecke 1, Schloß=
Woſchbach 11, Reichelsheimer Krot=
- Morswald 6, Spätſtraßenberg 6,
Mummelberg, Kärmfeuer 2, Stutz 7
M=orsberg 1, öffentlich meiſtbietend
Fügert:
T 250 um Laub= und Nadelholz
eſheit und Prügel,
MT 580 rm Laub= und Nadelholz
Hohlholz,
MA 25 rm Laub= und Nadelholz
Sttockholz.
wig 3000 Stück Wellen,
Ma 10 rm Bi. Nutzröller. (3747ms
Sibach, den 1. März 1927.
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mittags
9 Uhr, wird in Arheilgen
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Brennholz aus Diſtrikt Vl, Lichtſchlag
20, mitverſteigert.
(3707
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[ ][  ][ ]

Seite 10

Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Ein Auto zwiſchen zwei Stra=
ßenbahnwagen
. In der unteren Eſchersheimer
Landſtraße wurde eine mit zwei Perſonen befetzte
Autodroſchke, als der Chauffeur vor einem Straßen=
bahnzug
der Linie 13, die in gleicher Richtung fuhr,
über die Gleiſe ſetzen wollte, von einem aus der ent=
gegengeſetzten
Richtung kommenden Zuge der Linie
2 erfaßt. Das Auto geriet dabei zwiſchen die beiden
Straßenbahnzüge und wurde völlig zertrümmert. Die
beiden Damen, die in dem Wagen ſaßen, kamen wie
durch ein Wunder mit geringfügigen Verletzungen
davon. Der Chauffeur erlitt eine leichte Prellung am
Arm. Durch den Zuſammenprall wurde die Linie 13
aus den Schienen geworfen. Der Verkehr war län=
gere
Zeit geſtört. Der Graf von Born=
heim
geſtorben. Der Börſenmakler Karl Gold=
ſchmidt
iſt am Montag abend plötzlich im Alter von
77 Jahren geſtorben. Der alte Herr, der in hieſigen
Börſenkreiſen unter dem Namen Graf von Born=
heim
bekannt war, erfreute ſich wegen ſeines ur=
wüchſigen
Humors und ſeines regſamen Weſens über=
all
der größten Beliebtheit. Als das Frankfurter
Illuſtrierte Blatt vor einigen Wochen eine Bilder=
ſerie
bekannter Börſen,kanonen brachte, befand ſich
auch Goldſchmidt darunter. In früheren Jahren iſt
der Verſtorbene, der übrigens bis in die Vorwoche
Tag für Tag noch ſeinem Beruf nachgehen konnte,
auch journaliſtiſch hervorgetreten, da er für das
Lokalblättchen Die Sonne ſogenannte Börſen=
artikel
ſchrieb, die ſich durch einen außerordentlichen
Humor auszeichneten. Die abgebrochene
Weltreiſe. Geſchäfte, die Waren auf Kredit
liefern, ſind nur zu häufig das Opfer ſchwindelhafter
Kundſchaft. Kamen da in ein Fahrradgeſchäft drei
Leute und zwei wählten ſich zwei erſtklaſſige Touren=
räder
aus, zahlten je 20 Mark an und verſprachen,
den Reſt in Wochenraten à 5 Mark zu entrichten. Der
dritte tat bei dem Einkauf ſo, als ſeien ſeine Be=
gleiter
recht kreditwürdige Leute. Die beiden Rad=
käufer
Vater und Sohn ſetzten ſich auf die unter
Eigentumsvorbehalt gekauften Räder und ſauſten in
der Richtung Wien davon in der Abſicht, eine Reiſe
um die Welt zu machen. Da ſie aber nicht das
nötige Kleingeld mitnahmen, mußten ſie alsbald zu=
rückkehren
und erfahren, daß ihre Kundentreue mit
einer Anzeige wegen Betruges gelohnt wovden war,
denn die Firma hatte ſich vergebens bemüht, die
Adreſſe der Weltreiſenden zu ermitteln. Der Einzel=
richter
verurteilte den Vater zu hundert, den Sohn
zu ſechzig Mark Geldſtrafe und ſprach den dritten
Beſchuldigten frei. Ein fahrendes Be=
trügerpaar
. Frau Alberte und ihr Ehegatte
Hans Reichelsperger hatten ſchon kleinere Vorſtrafen
hinter ſich, als ſie ſich kennen lernten und den
Sprung in die Ehe wagten. Sie paßten vorzüglich
zueinander. In vielen Großſtädten traten ſie auf,
beſchafften ſich durch irgendeinen Schwindel ihren
Lebensunterhalt und verſchwanden dann klang= und
ſanglos. Auch in Frankfurt gaben ſie ein Gaſtſpiel.
Hans mietete ein Zimmer, machte eine kleine An=
zahlung
, von der er ſich kurz darauf zwei Drittel
zurückgeben ließ, weil er gerade kein Kleingeld hatte.
Dann wurden telephoniſch zwei Schreibmaſchinen be=
ſtellt
, die bei der Ablieferung bar bezahlt werden
ſollten. Nun iſt aber mein Mann nicht da. Sie
können die Maſchinen aber ruhig hier laſſen; wenn
ſie aber kein Vertrauen haben, dann nehmen Sie ſie
gleich wieder wit! meinte Albertine zu dem Boten,
der aber Vertrauen zu der Frau gefaßt hatte. Am
nächſten Tage waren die beiden Kunden für immer
ausgegangen, nachdem ſie noch in der Nacht eine
Kommode erbrochen und beraubt hatten. Das Schöf=
fengericht
verurteilte das hoffnungsvolle Pärchen
wegen ſchweren Diebſtahls und Betrugs zu je einem
Jahre Gefängnis.
1000 Meter Kupferdraht geſtohlen.
WSN. Bad Ems. An einer elektriſchen Fern=
leitung
zwiſchen hier und dem Nachbarorte Arzbach
wurden von einer im Abbau befindlichen, erſt vor
zwei Jahren neu gelegten Leitung etwa 1000 Meter
Kupferdraht im Gewicht von 560 Kilogramm, Wert
über 800 Mark, geſtohlen. Als Täter kommen zwei
Schüler in Frage.
Ein Berliner Tiſchlermeiſter nach
Afghaniſtan verpflichtet.

Albert Franke,
ein in Berlin wohnender Tiſchlermeiſter, der von
der afghaniſchen Regierung nach Kabul verpflichtet
worden iſt, um dort eine Tiſchlereiſchule nach deut=
ſchem
Muſter einzurichten. Franke hat ſeine techniſche
und künſtleriſche Ausbildung auf der Berliner Tiſch=
lerſchule
erhalten und gilt nach dem Zeugnis ſeiner
Lehrer als tüchtiger Kunſtgewerbler. In dem Ver=
trag
, den er mit der Berliner afghaniſchen Geſandt=
ſchaft
geſchloſſen hat, ſtellt er ſich der afghaniſchen
Regierung auf zwei Jahre als Tiſchlereiſachver=
ſtändiger
zur Verfügung. Er erhält ein monatliches
Gehalt von 125 Pfund Sterling.

23 Perſonen bei einer Grubenexploſion vern
Münſter. Auf der Zecke de Wenden=
Hamm iſt am Dienstag morgen um 10 Uhn
Abdämmungsarbeiten an einem Grubenhro
der am 24. Februar ausgebrochen war.
Schlagwetter=Exploſion erfolgt. 12 Beamtex
11 Arbeiter wurden verletzt. Unter den
letzten befindet ſich der Oberingenieur Ve
der ſchwere Verletzungen erlitten hat. V)
auch die äußeren Verletzungen der meiſtenay
ſchwer zu ſein ſcheinen, ſo muß jedoch mi
neren Verletzungen durch Einatmen vong
oder durch Verbrennungen gerechnet werder=
der
Unglücksſtelle wurden am Dienstag mu=
um
8 Uhr noch zwei Leute infolge Steiif
verletzt.
Schweres Bergwerksunglück in Englary
TU. London. Am Dienstag morger:
in einem Bergwerk in Wales 135 Bi.
leuteverſchüttet worden. Nur 60 fauu
bisher gerettet werden. Weitere Verſ
die anderen 75 Bergleute zu befre
ind erfolglos geblieben.
Das Urteil im Zuckerſchieberpros

Die Trümmerſtätte in der Mainzer Landſtraße.
In der Mainzer Landſtraße in Frankfurt a. M. ſtürzte ein Fabrikgebäude, das in ein Lichtſpiel=
haus
umgebaut wird, in ſich zuſammen. Bei dem linglück ſind vier Tote und mehrere Verletzte
zu beklagen.
Vom Hockeh=Sport.

TU. Hamburg. Im Zuckerſchieberprozeß
und Genoſſen wurde am Dienstag vormitt
Urteil verkündet. Freigeſprochen wurden diesg
klagten Hof, Mucke und Kock. Verurteilt
Heuſer zu fünf Jahren Zuchthauss
Jahren Ehrverluſt und 4,4 Millionen
Geldſtrafe, evtl. weiteren 16 Monaten;
haus, Heidorn zu drei Jahren Zuchthaus
Jahren Ehrverluſt und vier Millionen 1100
Geldſtrafe, evtl. weiteren zwölf Monate Zu :
Harder zu zwei Jahren 9 Monaten Zum
5 Jahren Ehrverluſt, 1 450 000 Mark Geldſtroce
9 weiteren Monaten Zuchthaus, Schmidt zu
Jahren, drei Monaten Zuchthaus, drei Jahr,
verluſt, 1225 000 Mark Geldſtrafe, evtl. we
8 Monaten Zuchthaus und Meyer zu eine
ſechs Monaten Zuchthaus und zwei Jahren
luſt, ferner 975 000 Mark Geldſtrafe evtl. 2
7 Monaten Zuchthaus. Verurteilt wurdem
Schlüter zu einem Jahr ſechs Monaten Zu.h
2,7 Millionen Mark Geldſtrafe und evtl. 9
Monaten Zuchthaus, Matzeejewſki zu 2 Qu
Gefängnis, 143 000 Mark Geldſtrafe, evtl. z
teren Monaten Gefängnis, Kopp zu einem?
Gefängnis, 16 900 Mark Geldſtrafe, evtl. eirm
teren Monat Gefängnis und Evert zu 4 2u
Gefängnis, 32 000 Mark Geldſtrafe, evtl. eirm
teren Monat Gefängnis.
Die angeklagten Zollbeamten wusß
folgenden Strafen verurteilt: Brugdorf
Jahren, ſechs Monaten Zuchthaus, drei Jahe/o
verluſt, 1 880 000 Mark Geldſtrafe, evtl. watte
Monaten Zuchthaus, Schwieger zu zwei In
Zuchthaus, zwei Jahren Ehrverluſt und 520 C0ſ
Geldſtrafe, evtl. weiteren 6 Monaten Z.d
Schumacher zu einem Jahr, ſechs Monateit
haus, zwei Jahren Ehrverluſt, 420000 MciN
ſtrafe, evtl. weiteren ſechs Monaten Zuchtha.=k

Nummer 67

Mittwoch den 2. März 1927

Bergwerkskataſirophen

Vier Tote bei einem Hauseinſturz in Frankfurt a. M.

Intereſſantes Momentbild vor dem Berliner Tor
aus dem Damenſpiel des Uhlenhorſter Hockeyklubs gegen Brandenburg am 27. Februar in Ber=
lin
. Die Hamburger Gäſte triumphierten über die Berliner mit 5:2.
Ausbildung polniſcher Frauen zum Kriegshilfsdienſt.

In Wauſchau iſt ein Kurſus für militäriſche Ausbildung von Mädchen zum Kriegshilfsdienſt ein=
gerichtet
worden. Auf Grund der in dieſem Kurſus geſammelten Erfahrungen ſoll dann in ganz
Polen die pflichtmäßige militäriſche Ausbildung von Frauen geregelt werden. Es ſcheint ſich zu
bewahrheiten, daß ein kommender Krieg nicht von Männern allein, ſondern von der ganzen
Bevölkerung geführt wird. Unſer Bild zeigt die Teilnehmer an dem Kurſus und den
Offizier, der im Kanzleidienſt Unterricht erteilt.

Das Unglück beim Pan=Amerikaflug.
Wäre ein ſolcher Zuſammenſtoß in Deutſchland
möglich? Die Tätigkeit der Luftpolizei.
DD. Berlin. Das Unglück beim Pan= Amerika=
flug
, das ſich in Buenos Aires durch Zuſammenſtoß
der beiden gleichzeitig geſtarteten und ſcharf neben=
einander
fliegenden Maſchinen ereignet hat, gibt zu
der Frage Anlaß, ob ein ſolcher Flugzuſammenſtoß
nach dem Start oder etwa auch bei der Landung im
deutſchen Luftverkehr möglich iſt. Es iſt nur ſehr
wenig bekannt, daß in den Flughäfen der Deutſchen
Lufthanſa für Starts und Landungen ſcharfe luft=
polizeiliche
Maßnahmen getroffen ſind, deren Be=
achtungen
die Möglichkeit eines derartigen Unglücks,
wie es ſich jetzt in Südamerika ereignet hat, aus=
ſchalten
muß. Zunächſt iſt die Start= und Lande=
gelegenheit
der jeweiligen Windrichtung ent=
ſprechend
immer getrennt, ſodaß landende Flugzeuge
gefahrlos niedergehen können, ſobald, ſie von dem
dienſttuenden Flugpoliziſten durch Leuchtzeichen die
Genehmigung hierzu erhalten haben. Dieſer Beamte
holt ſich wiederum ſeine Informationen vom Turm=
poliziſten
, der von dem auf jedem Flugplatz vor=
handenen
Kommandoturm das Hafengelände und den
Luftraum darüber überſehen kann. Er kündigt das

Nahen von Maſchinen durch Sirenenſignal an, und
zwar einmal lang, falls ein eigenes, zweimal lang,
ein fremdes Flugzeug geſichtet wird. Von zwei in
der Landung begriffenen Flugzeugen hat das nie=
drigerfliegende
den Vorrang. Hat der Flugpoliziſt
den Eindruck, daß die Führer der beiden Maſchinen
ſich gegenſeitig nicht geſehen haben, ſo gibt er zunächſt
ein rotes und bald darauf ein grünes Leuchtzeichen.
Beim Ausrollen des landenden Flugzeuges muß
dieſes ſofort die neutrale Zone und von dort aus
die Halle aufſuchen. Aehnlich lauten die Vorſchriften
für den Start. Nach Prüfung der Maſchine durch
die Polizei wird vom Turmpoliziſten durch Heben
einer Scheibe die Rollerlaubnis eingeholt, die, falls
die Bahn frei iſt, durch Erwiderung dieſes Zeichens
erteilt wird. Am Startplatz angelangt, darf das be=
treffende
Flugzeug wiederum erſt dann ſtarten, wenn
der Startpoliziſt durch Senken der Flagge nach vor=
heriger
Verſtändigung mit dem Kommandoturm die
Genehmigung dazu erteilt hat.
Zugunglück.
EP. London. Der Schnellzug Mancheſter
London iſt bei Peneſtone in der Grafſchaft York=
ſhire
mit einem anderen Zug zuſammengeſtoßen; 3.
Perſonen wurden leicht verletzt.

zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus, zwel
Ehrverluſt, 230 000 Mark Geldſtrafe, evtl. i
teren Monaten Zuchthaus; Peterſen zu eimn
neun Monaten Zuchthaus, zwei Jahren EiM
250 000 Mark Geldſtrafe, evtl. ſieben weited
naten Zuchthaus; Moll zu einem Jahr zu
naten Zuchthaus, 173 000 Mark Geldſtrafe, vw
weiteren Monaten Zuchthaus; Selge zu eirrn
einem Monat Zuchthaus, 173 000 Mark Genß
evtl. zwei weiteren Monaten Zuchthaus; 2
ſechs Monaten Gefängnis; Gerullis zu eir wuh,
vier Monaten Zuchthaus, 265 000 Mark Gehuſl
evtl. weiteren drei Monaten Zuchthaus und o
inſpektor Gäubner und Genthin wegen Qeſeh
gegen § 359 der Reichsabgabenordnung z
Mark Geldſtrafe evtl. drei Monaten Haft.
Von den leitenden Beamten der Zucſ
Genthi wurden verurteilt: Direktor Fi ſ0
10 000 Mark Geldſtrafe, evtl. ſechs Wochen Sußl
kuriſt Altenkirch zu 1500 Mark Geldſtrafe 000
Wochen Haft und Exz. Rödiger wegen Bi,
500 Mark Geldſtrafe evtl. zwei Wochen Hef.
Sämtlichen Angeklagten wurde die Unte
haft angerechnet, außerdem wurde zu reſt
lichen Beträgen auf Werterſatz gegen die be.
Angeklagten erkannt. In der Urteilsbe)
wurde bedauert, daß es die Hauptangeklage
das Verhalten der mitſchuldigen Zollbeit
außerordentlich leicht gehabt haben.
Ein Banderolenbetrüger im Konk:
WSN. Oberlahnſtein. Ueber
mögen des hieſigen Tabakwarenhändlers 9
berg, der bekanntlich in die jüngſt von Euſg
furter Zollfahndungsſtelle aufgedeckten um 50
Banderolenbetrügereien verwickelt war, iſ
Zoll= und Finanzamt im Verein mit der
waltſchaft das Warenlager und die geſam2
lien und Immobilien beſchlagnahmt haben .!
kursderfahren eröffnet worden. Der Fall E
immer noch großes Aufſehen. Eichberg bi‟
zurzeit noch auf freiem Fuß.
Raubüberfall auf das Lohnbüro deiWſſ
Dorſtfeld.
Dortmund. In das Lohnbüro (*
Dorſtfeld drang ein Räuber ein, warf dern

den Beamten eine Flaſche Benzol ins Geſictwgiwe.
die Kaſſe mit der geſamten Lohnſumme urd / ."
1
wurde von einigen Bergleuten verfolgt.

ſchoß er einen Bergmann und verletzte ein!"

ſchwer. Hierauf wurde er feſtgenommen.
Gattenmord.

Berlin. Der 51 Jahre alte Pfandri 8e
laff wurde am Dienstag früh in ſeiner AS.
Zett liegend tot aufgefunden. Die Polizeiſ
daß er von ſeiner 35 Jahre alten Ehefrauro, .
ſucht erſchoſſen worden iſt. Die Leiche V"
mfn
chlagnahmt. Die Ehefrau iſt in Haft

worden.

6
Paßfälſcher.

EP. Rom. In Neapel und Rom iſt 940

fälſchern auf die Spur gekommen. Die Ncſſee
AVel
gen haben bereits zu einer ganzen Reih
Techlnd
haftungen geführt. Unter ihnen befindet 1!
Führer der Bande, deſſen Name von der Sl.."
verſchwiegen wird. Die Päſſe wurden au
graphieabteilung geſtohlen, Stempel
ſchriften der Behörden waren gefälſcht, U=
wieſen
ſich die Viſen der verſchiedenen
als echt.

[ ][  ][ ]

Geite 11

unmer 61

dges von unfererAtlantikexpedition.
eEhnacht auf hoher See Im Lande der
Kolibris Heimkehr im Juni.
Von Kapitänleutnant Joachim Lietzmann.
rmals liegt eine nach Tauſenden von Kilometern zäh=
i
umfangreichen Arbeiten vor den großen Flußmündun=
ſe
ſich der Meteor Mitte Dezember von Fernando Po
unn nach Weſten, um zum ſechſten Male ſeit dem Ver=

Gen.

vierwöchiger Fahrt, die durch zahlreiche Ankerſtationen
ſbachtung der Ozeanſtrömung unterbrochen wurde, konn=
t
,yſermals wertvolle Ergebniſſe auf allen Gebieten der zu be=
ſeiden Forſchungszweige gewonnen werden. Der ſtets
al glibende Paſſat jener Breiten geſtattete hierbei eine erfolg=
reichAusnutzung
der ſeinerzeit an Bord gegebenen Segel=
tai/t
und ermöglichte dadurch eine nicht unbeträchtliche Spiel zur beſten Zufriedenheit beider Parteien.
Bbſiofferſparnis. Auffällig war das im Vergleich zu anderen
Huwelsſtrichen nur ſpärliche Auftreten der Seevögel. Es
wwiedoch lebhaft durch große Herden von Schwertwalen und
Sbichen ausgeglichen, welch letztere den Aufenthalt auf den
medenen Beobachtungsſtationen abwechſelungsreich geſtalte=
ſoy
der Jagdluſt der Beſatzung reiche Ausbeute brachten.
mmitten des weiten Ozeans, dort, wo vor undenklichen Zei=
zeihe
Glocken von Atlantis den Frieden eines hochſtehenden

in die Welt hinausgeläutet haben mochten, feierte der
ſſor das Weihnachtsfeſt. Im Lichterglanze des ſüdlichen
genhimmels brach die Chriſtnacht herein, die zweite, die die
it on ſeit Verlaſſen der Heimat in der Fremde zubringen
iſt! So war es verſtändlich, daß die Gedanken hin und wie=
bahnt
geheimer Sehnſucht dem nächſten Hafen entgegeneilten,
ſwihlie man wußte, die geiſtigen und materiellen Liebesgaben
ſngeiter Hand ihres Empfängers harrten.
ndlich, am 11. Januar, wurde Pernambuco erreicht. Unter
ſiahloſem Himmel breitete ſich ſpiegelglatt die blaue See. Vor
u fernen Dunſt verſchwimmenden braſilianiſchen Bergen
ſich der von der tropiſchen Glut durchflimmerte Urwald.
herr üppigem Grün lugte das weiße Häuſermeer des Welt=
anmutig
hervor. Es war ein ſeltſam eindrucksvoller
t wie er nur dem Lande der Kolibris und Papageien zu
iſt.
mmiitten dieſes Naturparadieſes verbrachte der Meteor
ulle Wochen, die in erſter Linie der Ergänzung der Brenn=
urd Proviantbeſtände galten. Die Aufnahme war ſeitens
rlichen Behörden, wie in den bereits früher angelaufe=
cinidern
überaus herzlich. Neben der Anerkennung für
bckirävandfreie Auftreten der Beſatzung rief auch hier der
mſiſchaftliche Charakter dieſer erſten deutſchen Marineexpedi=
ilknich
dem Kriege bei der ganzen Bevölkerung ungeteilte
Bſunverung hervor.
iſ anſäſſigen deutſchen Landsleute überboten ſich wie vor
Aſls riſt in Buenos=Aires auch hier, unſeren Leuten ſowie
dteuu ſſenſchaftlichen Stabe in fremdartiger Umgebung die
ſchrbeimat zu erſetzen und ihren Aufenthalt zu einer Zeit
HA: Erholung zu geſtalten.
Ehlie Zeit galt zunächſt der Erforſchung des der braſiliani=

üſte vorgelagerten Seegebiets zwiſchen der felſig öden
k=lonie Fernando Noronha und dem Kap San Roque,
e egend, die ſeit der erfolgreichen Tätigkeit unſeres Kreu=
Harlsruhe vor mehr als zehn Jahren für unſere Marine
ſShe Bedeutung erlangt hat. Das Ergebnis dieſer For=
hei
liegt noch nicht vor. Es darf jedoch angenommen wer=
os
auch dort an dem äußerſten Vorpoſten des ſüdamerika=
n
Feſtlandes wertvolle Erfahrungen über das Weſen der
tröme geſammelt werden konnten. Die Beobachtungen
ßien Waſſertiefen von vornehmlich 25, 50, 100, 200, 400, 700
0v0 Metern.
bert den erſten Februartagen befindet ſich die Expedition
Befahrung ihres zwölften Meeresprofils, um fortan

AMer nördlichen Halbkugel zu verbleiben. Nach kurzem Be=

mdes Hafenſtädtchens Dakar (Senegambien) iſt als nächſte
Mon. St. Vincent auf den Kapverdiſchen Inſeln in Ausſicht
umen, wo der Meteor gegen Ende dieſes Monats ein=
Imn twird.
hörgen der im März und April erfahrungsgemäß zu er=
ſyben
ſtarken Paſſatwinde iſt von der Marineleitung durch
ſauſchung der beiden letzten Meeresüberquerungen eine ge=
AMenderung des Reiſeplanes angeordnet worden. Die neue
Eführt die Expedition nach dem Verlaſſen von St. Vincent
Zu April nach Georgetown, dem Haupthafen von Britiſch=
Um. Um das ſüdlicher gelegene Para wird dann um die
P wesſelben Monats die Befahrung des letzten und längſten
Ufſts in Angriff genommen, das mit dem Eintreffen in
Britfa vorausſichtlich am 24. Mai ſein Ende erreicht.
ſenh den vorliegenden Berichten iſt an Bord bei gutem
Anl heitszuſtande alles wohl. Beſondere Vorkommniſſe ſind
i melden.
ſar wenige Monate wird der Meteor noch in der tropi=
None verweilen, denn mit dem Eintreffen auf den Kanari=
MImſeln iſt zugleich das Ende ſeiner wiſſenſchaftlichen Tätig=
Areicht. Nach mehr als zweijähriger raſtloſer Arbeit wird
Wewedition dann um die Mitte des Juni in die Heimat
Müchren.

Geſchäftliches.
hre Kreditzuſchlag! Bücher gegen Teilzahlung! Kein bloßes
owort, ſondern das Zeichen der Zeit! Bücher, gehören in jedes
Senn ſie ſind ebenſo notwendig, wie andere tägliche Gebrauchs=
Darum mußt du, ſchöne Leſerin, und du, geſtrenger Leſer, un=
den
geſtern beiliegenden Proſpekt der Buchhandlung Bial u.
). Berlin 8. 42, Alexandrinenſtraße 9, zur Hand nehmen und
arreſſanten Seiten aufnerkſam durchleſen. Da iſt fün jeden vor=
Der Brockhaus, als ideales Nachſchlagewerk. Für die ſtillen
FAunden die wundervoll zuſammengeſtellte Weltliteratur. Das
weilverfahren von Bilz für Kranke und Geſunde. Für den in die
Schweifenden der abenteuerkiche Karl Mah. Für den Traurigen
Adene Lachen und der umübertreffliche Wilhelm Buſch. Und dann
heum Sang und Aang. Das Beſte, was auf dem Gebiete muſikali=
amnlungen
vorliegt. Wem aber zucken nicht die Beine, wenn er
Aunte lieſt. Dieſe Herrlichkeiten ſind zu haben auf die bequemſte
Möart der Welt. Ohne jeglichen Zuſchlag ſei hier nochmals aus=

betont. Darum muß die Deviſe lauten: Bei jedem Oſterei
AS

uwechſtung!. Zwei Paar Schahe zuſammen halten länger als zwei
e Schuhpaare wenn man ſie jeden Tag abwechſelnd trägt. Es
Dui wie mit den Kleidern. Sie müſſen ſich ausruhen, um uns
eFzu gefallen und länger zu halten.
M mn Sie zwei Paar Schuhe nebeneinander benützen, dann erſ=
Sie bergleichen. Sie werden bald bemerken, wie wohltuend das
Sors Sie ſorgfältig und ſtändig mit Erdal behandeln, abſticht von
ninderen.
Zueſolegonzerte. Um der großen Nachſrage nach Aarten zu den
anlgtenAunzerten auf DreſſlaAlpparaten gerecht zu werden, fin=
nächie
Woche zwei Konzerte ſtat. Am Montaa, den 7. März,
Der, hon Richard Tauber geſungen, und am Donnerstag, den
tarz, alte und neue Tänze. Der Eintrit iſt frei. Karten werden
* in der Dreſſola=Verkaufsſtelle, Ecke Niedlingere und Nieder=
Früdter Straße ausgegeben.

Mittwoch, den 2. März 1927

Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
F.K. Germania Dieburg 1Akademiſcher Sportklub 1, 2:1 (1:0).
Am Sonntag traſen ſich obige Mannſchaften zu einem Freund=
Reifeſtrecke hinter unſerer Atlantiſchen Expedition. Nach= ſchaftstreffen. Beide Parteien waren redlich bemüht, ein flottes, faires
Spiel hinzulegen. Sehr beeinträchtigend wirkten die Platzverhältniſſe,
4. dunklen Erdteils zum Abſchluß gebracht worden waren, die infolge der Näſſe keine günſtigeren ſein konnten. Schließlich waren
noch drei ASC.er verhindert, an dem Spiel teilzunehmen, ſo daß Darm=
ſtadt
nur mit 8 Mann antreten konnte. Unter dieſen Umſtänden ver=
ſprach
man ſich keine guten Leiſtungen, doch war man überraſcht, als der
Akad. Sportklub in ſehr ſchnellem Tempo loslegte. Sein Sturm hatte
mehr Chaneen als der ſeines Gegners, konnte ſie jedoch nicht zur Aus=
wirkung
bringen. Bei der Germania=Mannſchaft gefiel beſonders die
Verteidigung, die durch ihre Ballſicherheit und gutes Stellungsvermögen
die meiſten Angriffe unterband. Sehr gutes Können und ſichere Ball=
behandlung
zeigte der eifrige Torhüter. Der Sturm follte ſich jedoch
unbedingt etwas mehr Verſtändnis und Kombinationsſpiel aneignen,
dann dürften dem jungen Verein in ſeinem weiteren Aufblühen noch
manch ſchöne Erfolge beſchieden ſein. Der Schiedsrichter leitete das
Ringen.
Athletik=Sp.=Vg. 1903 e. V. Bad=KreuznachPol.=Sp.=V. Darmſtadt.
Ein bedeutendes Ereignis ſteht den Darmſtädter Sportfreunden am
Samstag, den 5. 3. 1927, bevor. Dem Heſſiſchen Polizeiſportverein iſt
es nämlich gelungen, die Athletik=Sportvereinigung Bad=Kreuznach zur
Austragung eines Freundſchaftskampfes zu gewinnen. Kreuznach war
1925/26 Deutſcher Meiſter und mußte im vorigen Jahre den Titel nach
einem unter unglücklichen Umſtänden ausgetragenen Entſcheidungskampf
an MaxVorſtadt=Nürnberg abtreten. In dieſem Jahre errang Kreuz=
nach
wieder in überlegener Art die Meiſterſchaft des zweiten Kreiſes
und geht den jetzt beginnenden Gruppenkämpfen mit den beſten Ausſich=
ten
entgegen. Ueber die Güte der Kreuznacher viele Worte zu ver=
lieren
, erübrigt ſich: ſtehen doch in ihrer Mannſchaft Leute wie Bräun
Müller, Zehmer, Schuhmacher, deren Namen einen internationalen Ruf
genießen. Der Kampfabend, der im Städtiſchen Saalbau ſtattfindet,
wird an Spannung noch dadurch gewinnen, das Bräun, Zehmere und
Schuhmacher Herausforderungskämpfe gegen bekannte Ringer Darm=
ſtadts
, Groß=Zimmerns und NiederRamſtadts beſtreiten werden. Nähere
Einzelheiten folgen in den nächſten Tagen an dieſer Stelle.
Tennis.
Wichtige Beſchlüſſe der Tagung in Hannover.
Nachdem bereits am Freitag und Samstag die verſchiedenen
Kommiſſionen und der Bundesvorſtand bedeutende Kleinarbeit
geleiſtet hatten, nahm die am Sonntag im alten Rathaus zu
Hannover ſtattgefundene Bundeshauptverſammlung des Deut=
ſchen
Tennisbundes unter der geſchickten Leitung des Präſiden=
ten
, Rechtsanwalt Weber=Hamburg, einen glatten und ungetrüb=
ten
Verlauf. Sämtliche Bezirke waren vertreten, und der Be=
ſuch
von über 200 Delegierten bezeugte das Intereſſe, das man
der diesjährigen Bundestagung entgegenbrachte. Der vom Bun=
desleiter
Dr. W. Schombungk=Leipzig und dem Generalſekretär
F. Gruber=Berlin verfaßte Jahresbericht lag in gedruckter Form
vor und wurde debattelos einſtimmig gutgeheißen, damit auch
gleichzeitig der Verwaltung Entlaſtung erteilt. Sehr beachtlich
iſt die Mitgliederbewegung. 5 Verbände, 70 Klubs und 9045
Mitglieder ſind neu geworben. Die Stärke des Bundes beträgt
22 Verbände mit 589 Klubs und 55 774 Mitgliedern, zu denen
ſich etwa 7000 Paſſive und 12 000 Jugendmitglieder geſellen. Auch
n 26. Januar hießt es abermals Abſchied nehmen. Die der Kaſſenabſchluß iſt als recht günſtig mit ſeinem Plus von
42 000 RM. zu bezeichnen. Beiträge und Gebühren bleiben die
gleichen wie 1926. Dr. Behrends=Haag referierte dann als Aus=
landsvertreter
und hob beſonders den Antrag um Wiederein=
ſetzung
in die alten Rechte bei der Fédération hervor. Als Dele=
gierte
zu dem am 18. März in Paris ſtattfindenden Kongreß
wurden beſtimmt: Dr. W. Schomburgk=Leipzig, Dr. Behrends=
Haag, v. Diergardt=Köln und Generalſekretär Dr. Gruber= Ber=
lin
. Sodann erfolgte die Feſtlegung der Termine für die
Meiſterſchaftsveranſtaltungen. Traditionsgemäß finden die In=
ternationalen
Meiſterſchaften von Deutſchland in dieſem und im
folgenden Jahre in Hamburg ſtatt, und zwar am 10.15. Auguſt.
Die nationalen Meiſterſchaſten 1927 werden Ende Juli in
Braunſchſveig, die Meiſterſchaften für Senioren vom 14.17.
Juli in Pforzheim, die für Junioren anfangs Juli in Erfurt
abgehalten, die Internationalen Hallenmeiſterſchaften gehen wie=
der
in Bremen vom 7.13. März vor ſich. Neu beſchloſſen wurde
eine Meiſterſchaft für die aktiven Offiziere des Heeres und der
Marine. Dieſe findet vom 3.8. Auguſt in Berlin ſtatt. Von
größter Tragweite iſt der Beſchluß, zu den Medemſpielen künftig
nur noch Bezirksmannſchaften zuzulaſſen. Vongeſchlagen waren
auch die Städte= bzw. Landesverbandswamnſchaften. Der neue
Beſchluß bedeutet alſo das Ausſcheiden der Klubmannſchaften
aus den Medem=Wettkämpfen und ſoll ein größeres Intereſſe an
dieſen Spielen bewirken. Für eine Beteiligung an der Deutſch=
Akademiſchen Olympia im Juli in Königsberg i. Pr. und einer
ſolchen am Zoppoter Turnier wurde weitgehendſte Unterſtützung
zugeſagt. Die Amateurfrage ſoll in Paris angeſchnitten und
ſcharf umgrenzt werden. Auch die Ballfrage ſoll international
geregelt und nach Möglichkeit ein Einheitsball geſchaffen werden.
Durch Vorſtandsbeſchluß wurde dieſem ein Preſſereferent beige=
geben
und als ſolcher Regierungsrat Dr. Rau=Berlin gewählt.
Zum Schluß ſprach Dr. Faber=Heidelberg nach etwa vierſtündi=
ger
Sitzung im Namen der Verſammlung dem geſchäftsführen=
den
Vorſtand und der Vevwaltung den Dank der Bundeshaupt=
verſammlung
aus.
Motorſport.
Neue Vergünſtigungen im Schweizer Grenzverkehr für Kraft=
fahrer
.
Ab 1. März 1927 iſt für Kraftfahrwagen und Motorrad=
fahrer
, welche nicht länger als 510 Tage in der Schweiz zu
verweilen gedenken, ein Triptik zum zollerlagsfreien Grenzüber=
tritt
nicht mehr notwendig. Einreiſende Kraftfahrzeuge erhalten
an der Schweizer Grenze eine ſogenannte proviſoriſche Ein=
trittskarte‟
. Dieſe hat eine Gültigkeitsdauer von 5 Tagen und
berechtigt den Inhaber, ſich während dieſer Friſt mit ſeinem
Fahrzeug in der Schweiz aufzuhalten. Die Gültigkeit der Karte
kann ausnahmsweiſe bei den ſchweizeriſchen Zollämtern bis auf
8 Tage (Gebühr ſfr. 1), oder bis auf zehn Tage (Gebühr ffr. 2)
verlängert werden. Die Automobiliſten und Motorradfahrer
müſſen ſich verpflichten, ihr Fahrzeug innerhalb der Gültigkeits=
dauer
der proviſoriſchen Eintrittskarte wieder auszuführen, da
ſie ſich ſonſt ſtraffällig machen. Wünſcht der Kraftfahrer ſeinen
Aufenthalt in der Schweiz zu verlängern, ſo kann er die provi=
ſoriſche
Karte vor Ablauf ihrer Gültigkeitsdauer gegen ein Trip=
tik
austauſchen, welches er von demjenigen Automobilklub be=
ziehen
kann, bei welchem er Mitglied iſt. Die für das Triptik
zu entrichtenden Gebühren ſind verſchieden. Beim Allgemeinen
Deutſchen Automobilklub München, Neuturmſtraße 5, erhält er
das Triptik für ein Motorrad mit oder ohne Seitenwagen für
die Schweiz (ebenſo für Oeſterreich und Italien) ohne irgend= wolkige, für die Jahreszeit milde Wetter noch anhält.
welche Koſten und ohne Bürgſchaftsſtellung. Triptike für Kraft=
wagen
für die genannten Länder werden vom ADAC. zum Ge=
ſamtpreiſe
von Mk. 21 einſchließlich Bürgſchaftskoſten abgegeben.
ſchmerzlich empfundene Behinderung des Automobilverkehrs ge= Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; ſür Sport: Dr. Eugen Buhlmann
fallen, indem der Kanton Graubünden den Verkehr auf allen für den Handel: Dr. C. 6. Queiſch; für den Schlußdſenſ: Andreas Bauer; für den
Baß=Straßen, Talſtraßen und Kommunalſtraßen mit Perſonen= Iuſergieniel. Will9 Kuble: Oruck und Verlag: L. C. Wiſiſch ſämlich im Darmſtad
automobilen bis zu 8 Sitzplätzen geſtattet. Demnach werden alſo
alle wichtigeren (bisher geſperrten) Straßenzüge im Kanton
Graubünden dem Perſonencrtomobil geöffnet ſein.

Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſf die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlſchkeſt.
St. C. 18/27. Daniber erhalten Sie vom Stadtſchulamt in Darm=
ſtadt
(Stadthaus) erſchöpfende Auskunft. Wir ſelhſt möchten Anſtand
nehmen, beſtimmte Anſtalten zu empfehlen.
C. W. 79. Die Anfrage macht die Rückfrage nötig, ob es ſich um
Brieftauben handelt oder nicht. Einſtwoilen legen wir die Anfrage
zurück.
L. B. 1. 13 20 Gmk., 2. 880 Gmk. 40 Pfg., 3. 343 Gmk. 50 Pfg.
Alles nach den Meßzahlen des Aufwertungsgeſetzes berechnet.
P. P. Es laufen u. a. zwei Rechtsverhältniſſe nebeneinander her:
Der Anſpruch, der auf Abholung des Gegenſtandes aus dem aufgelöſten
Kaufvertrag erwachſen iſt, und weiter der Anſprach auf Rücknahme
der hinterlegten Sache aus dem geſchloſſenen Verwahrungsvertrag.
Nach 8 696 B.G.B. kann der Verwahrer, wenn eine Zeit für die Auf=
bewahrung
nicht beſtimmt iſt, jederzeit die Rücknahme der hinterlegten
Sache verlangen. Im übrigen wäre es nötig, zu wiſſen, wie das Reckts=
verhältnis
, das Sie im Auge haben, ſich darſtellt; Sie müßten den
ganzen Sachverhalt ſchildern, um zu ſehen, warum es ſich
eigentlich handelt.
M. H. Darüber wollen Sie die Auskunftsſtelle des Frankfunter
Hauptbahnhofs anfragen.

gen spröde
ur:
MZ

wirkt sofork

gibt sammetweichen Teint !
Schachtein zu 20, 30,60 u. 120 Pfg.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
17. Tag. 5. Kl. In der Vormittags=Ziehung fielen 2
Gewinne zu 10 000 Mk. auf Nr. 223 981; 6 Gewinne zu 5000 Mk. auf
Nr. 221 694, 253 333, 339 242; 4 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 106 050,
220 971; 10 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr. 43 310, 117 371, 161 755,
305 474, 313 486; B8 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 13 123, 16 464, 36 500,
41110, 74 016, 105 199, 134 449, 138 124, 141 878, 157 082, 188 172, 234 978,
288 993, 336 620; ferner 64 Gewinne zu je 500 Mark: 182 Gewinne zu
je 300 Mark. In der Nachmittasziehung fielen: 2 Gewinne
zu 10 000 Mk. auf Nr. 286 945; 6 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 34 778,
217 612, 226 730; 8 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 9332, 56 743, 180 918,
342 840; 16 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr. 22 718, 30 468, 172 819, 192 277,
296 914, 312816, 344 050, 345 931: 28 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr.
30 505, 35 108, 59 367 80 527, 97 261, 118 184, 172667, 182 449, 187 517
205 053, 227 393, 26 724, 342 458, 347 032; ferner 74 Gewinne zu je 506
Mark; 212 Gewinne zu je 300 Mark. Im Gewinnrade verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 Mk., 2 Gewinne zu je 75 000 Mk., 4 zu je
50 000 Mk., 6 zu je 25 000 Mk., 24 zu je 10000 Mk., 50 zu je 5000 Mk.,
130 zu je 3000 Mk., 272 zu je 2000 Mk., 500 zu je 1000 Mk., 1502 zu je
600 Mk., 3542 zu je 300 Mk. (Ohne Gewähr.)

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.

Mittwoch, 2. März. 3.30: Stunde der Jugend. Die beiden
Grafenkinder und andere Sagen von Heinrich I9. Für Kinder
vom 10. Jahre ab. O 4.30: Hausorch. A. Borodin. A. d. Kleinen
Suite‟. Ruſſ. Rhapſ. aus Prinz Jgor. Die ſchlafende
Prinzeſſin. Vergiftet ſind meine Lieder Steppenſkize aus
Mittelaſien. Notturno a. d. zweiten Streichquartett. Die
Seejungfrau. Reich und arm. Der Gernegroß.
Im
Kloſter. Moskwa, ruſſ. Szenen. Mitw.: Paula Ley (Alt).
( 5.45: Bücherſtunde. O 6.15: Aus dem heutigen Bolivien, von
General Kundt. O. 6.45: Dr. Edinger: Schmecken und Riechen.
G. 7: Aus dem Frankf. Opernhaus: Der Freiſchütz. Oper von
Weber,
Stuttgart.
Mittwoch, 2. Bärz. 1.10: Konzert. O 2.30: ’s Gretle von
Strümpfelbach erzählt. 3.50: Landwirtſchaftsfunk. O 4.15:
Konzert. Smetana: Sinfoniſche Dichtung. Fant. Verkaufte Braut.
Moldau. Ouv. Libuſſa. Hochzeits=Szenen. Aus Böhmens. Hain
und Flur. (Funkorch.) Einl.: Hildegard von Zedtwitz lieſt eine
Beethoven=Novelle von Grillparzer Ein Erlebnis O 6.15: Uebertr.
aus Freiburg i. B. Prof. Witkop: Cornelia Goethe (zum 150.
Todesjahr von Goethes Schweſter). O 6.45: Rolf. Formis:
Empfangsſchaltungen. O 7.15: Engliſch. O 7.40: H. Bühler:
Der Sternenhimmel im Monat März. O. 8: Sinfonie=Konzert.
Leit.: Kapellm. Kurtz. Händel: Concerto groſſo. Dittersdorff:
Sinfonie C=dur. Anſchl.: Miß Sara Sampſon. Trauerſpiel
in fünf Aufzügen von Leſſing. Hauptperſ.: Sir William Sampſon:
Th. Brandt; Miß Sara, ſeine Tochter: Mila Kopp; Mellefont:
K. Köſtlin; Marwovd: Elſa Pfeiffer; Arabella, ihre Tochter: Thea
Struve.
Berlin.

Mittwoch, 2. März. 1.30: Uebertr. des Glockenſpiels von der
Parochialkirche. O 3.30: Hildegard Margis; Frauenfragen und
Frauenſorgen. O 4.30: Die Funkprinzeſſin erzählt: Hirzepinzchen.
Ein Märchen in Verſen von Marie von Ebner=Eſchenbach. O. 5:
Funk=Kapelle. Thomas: Ouv. Raymond. Fucik: Winterſtürme.
Humperdinck: Fant. Hänſel und Gretel. Boldi: Romance
bohemienne. Jeſſel: Der Roſe Hochzeitszug. Friedemann:
Slawiſche Rhapſodie. Henderſon: Black Bottom. O 6.30: Einf.
zum Sendeſpiel am 3. März. O 705: Sprachheillehrer Reinke:
Die Behandlung der Stotterer in der Familie und im Verkehr.
6 7.30: Karl Hahn: Aufgaben der Berufsverbände auf dem Gebiet
der Jugendarbeit S 7.55: Prof. Deſſoir: Hauptfragen der Aeſthetik
(Geſchmack und Kunſtverſtändnis. O 8.30: Die deutſche Erzählung.
Einl. Worte: Dr. Heſſe. Aus den Romanen um Ruhland von
Otto Flake. O 9.30: Rede des Reichskanzlers Dr. Marx auf dem
Empfangsabend der auswärtigen Preſſe (Uebertr. aus der Handels=
kammer
). O 10.30: Tanzkapelle, Gaden.
Stettin. 8.30: Zur Unterhaltung. Klarinettenquartett
Müller. Am Flügel: H. Scheibenhofer. Czibulka: Liebestraum
nach dem Ball. Intermezo. Moſzkowski: Serenata. Lehar:
Erſte Liebe, Valſe Boſton (Beda). Hutaus: Die Fliederflöte
(Gahlbeck). (Julia Lehrmann, Sopran). Stolz: Komm in den
Park von Sansſouci. Benatzky: Sag mirs beim Tanz, daß du
mich liebſt (Hans Priem, Tenor). Cremieux: Quand Lamour
refleurit. Gillet: Loin du bal. Hirſch: Aus Yvonne.
Scheibenhofer: Komm (Kuckuck). Lehar: Liebe, du Himmel
auf Erden. Walzerlied aus Paganini. Stolz: Serpus Du (Vigny).
Quäſchling: Alte Erinnerungen. Roſenzweig: Walzerlied.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 2. März. 12: Lektor Grander
und van Eyſeren: Franzöſiſch f. Schüler. S 12.30: Mitteilungen
des Reichsſtädtebundes. O 3.30: Prof. Dr. Amſel u. Oberſchull.
Weſtermann: Einheitskurzſchrift für Anfänger. O 4: Prof. Dr.
Schrener, Ob.=Schulrat Hilker: Kunſt u. Erziehung. O 4.30: Stud.=
Rat Friebel, Lektor Mann: Engliſch f. Fortgeſchrittene. O. 5:
Prof. Pauer, Leipzig: Die ſpäten Sonaten Beethovens. S. 6:
Stud.=Rat Thiel: Techniſcher Lehrgang f. Facharbeiter. Die rech=
neriſchen
und mathematiſchen Grundlagen. O. 6.30: Stud.=Rat
Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O. Dr. Grabowski:
Wirtſchaftl. Zukunft des engl. Imperiums nach der Londoner
Reichskonferenz. O 7.20: Prof. Dr. Wegener: Der Anteil der
Deutſchen an der Entdeckung der Erd

Wetterbericht.
Wettervorausſage für Donnerstag, den 3. März 1927
(nach der Wetterlage vom 1. März 1927).
Die Wetterlage hat noch keine Stabilität erfahren, ſo daß das
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.

Haupiſchriftleitung: Rudolf Mauve
Auch im inneren Schweizer Kraftwagenverkehr iſt eine bis jetzt Veranwortich für Politl und Wirtſchaſt: Rudolf Maupei für Feulleion, Reſch und
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich 1 übernommen.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 61

Taauf

Sdatba

Mittwoch, den 2. Märzg

ſe.

Die amerikaniſche Handelskammer
in Frankfurt am Main.

In Anbetracht der immer mehr ſich entwickelnden Geſchäftsverbin=
dungen
zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten, beſonders
aber Weſt= und Süddeutſchlands, und zwar Heſſen, Heſſen=Naſſau, Ba=
den
, Württemberg, Pfalz, hat wie angekündigt die Amerikaniſche
Handelskammer in Deutſchland mit dem Sitz in Berlin in Frank=
furt
a. M. am 1. März eine Zweigniederlaſſung eröffnet. Dadurch
werden auch die perſönlichen Beziehungen zwiſchen den einzelnen Mit=
gliedern
, deren Intereſſen hauptſächlich in Süd= und in Weſtdeutſchland
liegen, und der Amerikaniſchen Handelskammer in Deutſchland eine
weſentliche Erweiterung erfahren.
Die Amerikaniſche Handelskammer in Deutſchland iſt Mitglied ſo=
wohl
der Handelskammer der Vereinigten Staaten wie auch der Inter=
nationalen
Handelskammer und ſteht in engſten Beziehungen zu den
Hunderten von Handelskammern, welche in den Vereinigten Staaten
ihren Sitz haben. Dieſe verſchiedenen Handelskammern haben zuſam=
men
eine Mitgliederzahl von 800 000. Außerdem genießt die Amerika=
niſche
Handelskammer in Deutſchland die wohlwollende Unterſtitzung
der maßgebenden amtlichen amerikaniſchen Vertretungen im Ausland.
Die Frankfurter Zweigſtelle hat an ihrem Gründungstage bereits etwa
120 Mitglieder.
Die Mitglieder der Amerikaniſchen Handelskammer in Deutſchland,
welche Geſchäftsintereſſen in Süd= und Weſtdeutſchland haben, werden
bei der Frankfurter Niederlaſſung beſonders akkredidiert, und ſtehen
ihnen die Einrichtungen der Handelskammer, ſowohl in Berlin als auch
in Frankfurt, vollſtändig zur Verfügung. Das Organiſationskomitee
in Frankfurt a. M. beſteht aus den Direktoren Charles N. Powers
und Ulyſſes J. Bywater. Die Eröffnungsfeier findet vorausſichtlich
erſte Mitte März ſtatt, der auch der Präſident der Hauptſtelle Berlin
beiwohnen wird.

Franffurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 1. März.
Zu Beginn der heutigen Börſe lagen einige Kaufaufträge vor, die
für eine Befeſtigung der allgemeinen Tendenz ſorgten. Auch die Geld=
verhäliniſſe
waren etwas beſſer. Die Sätze konnten zwar noch nicht er=
mäßigt
werden, aber die Geldbeſchaffung machte nicht mehr ſo viel
Schwierigkeiten wie noch geſtern. Beſonderes Intereſſe wandte ſich den
(lektrowerten zu, die ſich nach und nach immer mehr aus der allgemeinen
Tendenz herausſchälen. Nach dem Bericht der Siemens u. Halske A. G.,
der einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ, wurde dieſer jetzt noch
durch die Mitteilungen aus der Generalverſammlung der A. E. G. bedeu=
tend
verſtärkt. Während ſich auf allen Gebieten die Kursbeſſerungen in
ſehr engen Grenzen hielten, gewannen auf dem Elektromarkt A. E. G.
1 Prozent, Bergmann 6 Prozent, Schuckert 4 Prozent, Lahmeher 5½
Prozent und Siemens u. Halske 5½ Prozent. Auch nach der Feſtſetzung
der erſten Kurſe ſetzte ſich die Kursſteigerung für die Elektrowerte weiter
fort. Auch auf dem Montanmarkt trat ſpäter größeres Intereſſe in
Erſcheinung, namentlich für Harpener und Mansfelder Bergbau. Schiff=
fahrts
= und Chemiewerte mäßig gebeſſert, Holzverkohlung aber plus 4
Prozent. Ablöſungsſchuld nach etwas feſterer Eröffnung im Ver=
laufe
wieder ſtark nachgebend. Ausländer waren dagegen etwas feſter,
namentlich Türken. Im weiteren Verlaufe konnte ſich das Kursniveau
allgemein weiter heben, in erſter Linie auf die andauernde große Nach=
frage
nach Elektrowerten. Von dieſer konnten gegenüber dem erſten
Kurs Siemens u. Halske weitere 5 Prozent, Schuckert 5 Prozent, A. E. G.
3 Prozent und Bergmann 1 Prozent anziehen. Auch Licht und
Kraft traten ſpäter etwas mehr hervor. Nur J. G. Farbeninduſtrie
blieben fortgeſetzt vernachläſſigt, konnten ſogar ihren anfänglichen Kurs=
gewinn
nicht ganz behaupten. Tägliches Geld 6½ Prozent.
Die Abendbörſe war weiter feſt. Elektrowerte machten in
ihrer ſtarken Aufwärtsbewegung, aber halt; Siemens u. Halske gaben
ſogar eine Kleinigkeit nach. Größere Beachtung fanden jedoch die Mon=
tanpapiere
unter Führung von Rheinſtahl, die über 3 Proz. gewannen.
Auch Banken waren durchweg 2 Prozent feſter. Schiffahrtswerte ge=
halten
. 5proz. Deutſche Reichsanleihe 25,8, Kommerz= und Privatbank
211,75, Darmſtädter und Nationalbank 282, Deutſche Bank 191,25, Dis=
konto
185, Dresdener Bank 181,50, Metallbank 164,25, Gelſenkirchen 186,
Harpener 224,50, Ilſe Bergbau 340, Klöcknerwerke 178,50, Mannas=
mann
219, Phönix 132½, Rheiniſche Braunkohlen 302, Rheinſtahl
228,25, Stahlverein 145,25, Adlerwerke 132,50, A. E.G. 176, J. G. Far=
ben
312,75, Aſchaffenburger Zellſtoff 177, Bergmann 196. Deutſche
Erdöl 198, Scheideanſtalt 245, Elektr. Lieferungen 204, Licht u. Kraft
199, Felten 176, Frankfurter Maſchinen 108, Lahmeyer 167,50, Metall=
geſellſchaft
204, Schuchkert 187, Siemens u. Halske 259, Nordd. Lloyd 147.

darauf hin, daß die Börſe im ganzen eine beträchtliche Widerſtandsfähig=
keit
zeigt und ſtarke Kräfte vorhanden ſind, die ſtets bei ſinkenden Kur=
ſen
das herauskommende Material willig aufnehmen. Aus den eingangs
angeführten Gründen blieben die Umſätze und die Nachfrage jedoch auf
die hervorgehobenen Märkte beſchränkt. Für Tagesgeld wurde ein Satz
von 79 Prozent genannt, Warenwechſel ca. 4,75. Im Deviſenverkehr
waren kaum nennenswerte Schwankungen zu verzöichnen. Man nannte
London gegen Paris mit 124, gegen Mailand mit 110,75, gegen Oslo
118,69. Der Dollar ſtellte ſich gegen die Mark auf 4,2189 und gegen das
Pfund unverändert auf 4,8512.
Im weiteren Verlauf der Börſe nahm die Befeſtigung der Elektro=
aktien
einen ſtürmiſchen Fortgang. Siemens zogen um weitere 5,5, AEG.
um weitere 3,5 und Pöge um 4 Prozent an. In dieſen Papieren wech=
ſelten
beträchtliche Summen den Beſitzer; zugleich hauſſierten Kunſtſeiden=
werte
, für die internationale Transaktionen in der Kunſtſeideninduſtrie
und deren gute Beſchäftigung ſtimulierten. Vereinigte Glanzſtoff er=
reichten
einen Höchſtkurs ven 556 und Bemberg von 402, um ſpäter wie=
der
auf 550 bzw. 394 nachzugeben. Die Fuſion der A.G. für Verkehrs=
weſen
mit der Allgemeinen Eiſenbahn=Geſellſchaft ſteigerte erſtere neuer=
lich
um 6,25 Prozent. Unter Banken lagen im Verlauf Mitteldeutſche
9 Prozent höher. Stollberger Zink gewannen auf Intereſſenkäufe 8
Prozent. Auch Montanaktien blieben geſucht. Gegen Schluß der Börſe
wurde die Tendenz auf der erhöhgn Baſis wieder unſicher, da die Kuliſſe
ihre Gewinne ſicherte. Privatdiskont kurze Sicht 42/s, lange Sicht 47/8=
An der Nachbörſe konnten ſich die höchſten Kurſe der Elektroaktien nicht
ganz behaupten, obgleich dieſe trotzdem mit ganz bedeutenden Tages=
gewinnen
aus Verkehr gingen. Dagegen traten Montanaktien nachbörs=
lich
zu freundlicheren Kurſen hervor, J. G. Farbenaktien ſtanden ſtark im
Hintergrunde. Die Ablöſungsanleihe lag nachbörslich günſtiger. Wie
man hört, haben die Exekutionen an dieſem Markt jetzt ihr Ende ge=
funden
, womit eine Beruhigung in der Kursgeſtaltung eintreten dürfte.
Nachbörſenkurs 25,80. Schiffahrtswerte lnſtlos und angeboten, auf die
Vertagung der Freigabevorlage. Stark befeſtigt waren im Spätverkehr
Deutſche Erdöl mit 194,5 nach 190,75 am amtlichen Schluß.

Begleichung der Rechnungsbeiräl

Von
Eduard Butzmann, Berlin.

Die Zeiten unregelmäßiger wirtſchaftlicher Verhältniſſe offe
ſich für alle am Wirtſchaftsleben teilnehmenden Kreiſe am fühl 7n
in der Art, in welcher die Begleichung der Rechnungsbeträge a=
Dabei laſſen ſich aber für alle Induſtrie= und Handelszweige an
Normen niemals aufſtellen, vielmehr unterſcheiden ſich die Geh
heiten zuweilen ſelbſt in ein und derſelben Branche ganz erheblige
nicht nur die allgemeine Lage der Wirtſchaft oder die beſondere=
hältniſſe
in einer Induſtrie von weſentlichem Einfluſſe auf din
mierung der Zahlungsbedingungen ſind, ſondern ſehr häufig indij
Geſichtspunkte ausſchlaggebend ins Gewicht fallen. Allerdings hal
maßgebende Induſtrien, bei welchen die Begleichung der Rech
betrage keinen wie immer gearteten Aenderungen oder gar indiven
Anpaſſungen unterliegt, die vielmehr unverrückbar feſtgelegt ſin
auf das genaueſte innegehalten werden müſſen, will der Bezies
nicht der Gefahr ausſetzen, künftig nur noch gegen Vorauszahl:
liefert zu werden. Dies iſt insbeſondere bezüglich der Belieferzn

Aſchaffb. Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſch
Bamag=Meguin".
Berl. E. W. Stamm.
Berlin. Karlsruhe Ind
Braunkohl.=Briketts
Bremer Vulkan".
Bremer Wolle..
Deutſch.=Atlant. 2
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel..
Deutſche Erdöl.
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke.
Donnersmarckhüte.
Dynamit Nobel. . . .
Elektr. Lieferung. . . .
J. G. Farben ......"
R. Friſter. . . . . . . . . .
Gaggenau Vorz.. ..
Gelſenk Gußſtahl. . .
E. f. eleftr. Untern.
Halle Maſchinen. ..
Han. Maſch. Egeſt.. . .
Hanſa Dampfſchf..

28.
173.25 1 3.
175. Hemoor Zement. 23 2. 1. 3.
242.5 140.25 140. Hirſch Kupfer. 1185 118.5 9. 70.25 Höſch Eiſen 195. 197.75 221. 2 32.25 Hohenlohe Werke 30.5 31. 106.75 107.25 Kahla Porzellan 128. 133 227 228. Lindes Eismaſch 191.25 193.25 145. Lingel Schuh. 99. 93. 189.87. 189.25 Linke u. Hofmann 8).5 92. 122 125 123.5 L. Loewe u. Co. 310.5 314. 122. 123. T. Loren; 145. 145.5 13. Niedeelauſitzer gohle 223. 222.5 189.25 190.25 Nordd. Gummi. 88.5 Orenſtein. 134.5 136. 156 159 375 Rathgeber Waggon. 110. 110.5 136. 140. Rombacher Hütten../ 13. 150.5 151.5 Roſitzer Zucker. 105.75 193.5 201. Rütgersverke. 133.5 134. 309.75 3105 Sachſenverk. 139.25 134. 110. 113.5 Sächſ. Gußſtahl 168. 168. 55.5 K6.5 Siemens Glaz.. 192 21.375 2175 Ver. Lauſitzer Glaz". 158. 230. 33.5 Volkſtedter Porzell.. 6s. 68. 197. 198.75 Weſtf. E. Langendreer 55.25 53. 129. 132. Wittener Gußſtahl. 57 57.5 243.75 Wanderer=Werke. 237. 1230.

Rohſtoffen der Fall, aber auch hinſichtlich des Bezuges ſolcher Hau,
Ganzfabrikate, welche von feſt zuſammengeſchloſſenen Großim
hervorgebracht werden. Für ſie gilt allgemein die Lieferung gegen
ohne jeden Abzug, eine Art der Rechnungsbegleichung, wel=
außerdem
nur noch das Kleingewerbe erfreut, denn für alle fin
Herſteller und Händler iſt heute mehr denn je die Sorge um
haltung und erfolgreiche Fortführung des Geſchäfts durch eine=
weiligen
Umſtänden und Verhältniſſen angepaßte Gewährun
Zahlungszielen an die Abnehmerkreiſe vorherrſchend.
Allgemein beſteht überall das Beſtreben, die Abnehmer zum
möglichſten Regelung ihrer Rechnungen anzuregen, weshalb bei
innerhalb einer beſtimmten Friſt ein Skontoabzug faſt allgemer
geworden iſt. Fand man in früheren Zeiten z. B. als Regel,

Zahlung innerhalb 30 Tagen ein Abzug von 2 v. H. gewähr
während ſonſt innerhalb 3 Monaten ohne Abzug zu regulieren.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw
Tslo
Nopenhagen
Stockholm
Kelſingſors
Italien ..
London ..
Nen=York. .
Paris
Echneiz
Spanien".

28. 2.
Eeld /Brief
68.65/169.07
1.7721 1.776
58.60 158.74
109.41/109.69
112.32/112.60
12.481112.76
10.60 10.64
18.46/ 18.50
20.438 20.490
4.2135/4.2235
16.485/16.525
31.03 81.23
70.7470.92

Geld Brief
1.774/ 1.778 Prag.
58.605 58.745
109.31109.59 Japan.
112.52/112.30/ Sofia".
10.802/10.644
20.442 20.494
1.2135 4.22351Danzig.
16 485/16.525lAthen .."
81.04 81.24 Ranada. .
70.74/ 70.921Uruguah. .

168.70 169.12/Wien D.=Oſt.abg

1 12 30 112.58/Rio de Janeiro.
Jugoflavien...
18 47/ 18.51lKonſtantinopel l2.142
Liſſabon ..

28. 2. 1. Gelo /Brief Geld 53.305/59.445 59.33 59.47 12.473 12.513 12.471/12.511 73.52 73.80 73.6. 2.060 2.064 2.o6t 0 499 2.501 0.4985 3.045 3.055 3.045 7.399 7.419 1 152 2.145 ſei 5852 1.615 21.565 81.78 81.98 5.46 5.48 5.49 4.206 4.216 4.206 4.25 4.26 4.25

Brief
73.80
2.065
0.5005
3.055
7.399/ 7.419
2.155
2i.615
81.76/ 81.96
5.51
4. 216
4.26

Berliner Effektenbörſe.

Berlin, 1. März.
Am Geldmaukt war eine weſentliche Erleichterung heute noch nicht
feſtzuſtellen. Die Ultimodifferenzen ſind diesmal anſcheinend ſehr um=
fangreich
, ſodaß die Nachfrage nach Tagesgeld im Hinblick auf den be=
vorſtehenden
Zahltag ſtark war. Man befürchtete teilweiſe wohl au5
Schwierigkeiten bei der Begleichung der Differenzen, ſodaß keine nennens=
wverte
Unternehmungsluſt herrſchte. Die Tendenz war trotzdem bei Be=
ginn
freundlich, vielfach ſogar feſt. Intereſſe trat für Glektroaktien unter
Nachwirkung der günſtigen Mitteilungen über die Lage und Ausſichten
der Elektroinduſtrie für Montanaktien, Oſtwerke, Schultheiß, Kaliwerte,
Zellſtoffwerie und Kunſtſeidenaktien hervor. Eine Anregung gab für
dioſe Papiere trotz der hemmenden Beurteilung der Geldverhältniſſe der
Monatsbericht der Commerz= und Privatbank, deſſen Ausführungen
über die Entwicklung der einzelnen Wirtſchaftszweige, die Börſen= und
Geldmarktlage zuverſichtlich lauten. Insbeſondere weiſt das Inſtitut

Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten im Februar 1927.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten (Ernährung, Woh=
nung
, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und Sonſtiger Bedarf) be=
läuft
ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts für den
Durchſchnitt des Monats Februar auf 145,4 gegen 144,6 im Vormonat.
Sie hat ſich ſonach um 0,6 v.H. erhöht. Die Steigerung iſt auf eine
Erhöhung der Ernährungsausgaben zurückzuführen, die bis auf Fleiſch
und Fleiſchwaren ſowie Eier ſämtlich angezogen haben. Die Index=
ziffern
für die einzelnen Gruppen betragen (1913/14 100): für Er=
nährung
152,3, für Wohnung 104,9, für Heizung und Beleuchtung 144,5,
für Bekleidung 156,4, für den Sonſtigen Bedarf einſchließlich Ver=
kehr
182,0.
Konkurſe und Geſchäftsaufſichten im Februar. Nach Mitteilung des
Statiſtiſchen Reichsamts wurden im Februar 1927 durch den Reichs=
anzeiger
473 neue Konkurſe ohne die wegen Maſſemangels abgelehn=
ten
Anträge auf Konkurseröffnung und 132 angeordnete Geſchäfts=
aufſichten
bekanntgegeben. Die entſprechenden Zahlen für den Vor=
monat
ſtellen ſich auf 493 bzw. 93.
Aquila A. G. für Handels= und Juduſtrieunternehmungen. Die
ordentliche General=Verſammlung genehmigte den dividendenloſen Ab=
ſchluß
für 192526, nach dem Rm. 85 334 zum Vortrag kommen. Die
Verwaltung wurde ferner zum Abſchluß des Fuſionsvertrages mit der
Bahnbedarfs A. G. Darmſtadt ermächtigt, dem eine Generalverſammlung
der letzteren ihre Zuſtimmung bereits erteilt hat. Die Unterzeichnung
des Fuſionsvertrages dürfte in den nächſten Tagen erfolgen.

hat unſere kapitalarme Zeit uns Angebote ſeitens der lieferndem
gebracht, welche beſſer als alle ſonſtigen Anzeichen das dringer,
langen nach baldigem Eingang der Rechnungsbeträge kennzeich=
iſt
es nunmehr keine Seltenheit mehr, daß bei Zahlung i=
14 Tagen nach Lieferung ein Skontoabzug von 5 v. H. angeb
gewährt wird. Ein ſolches Zugeſtändnis wäre in früheren Zeite
unmöglich geweſen, da die ſchon immer notwendig geweſene ſcha
kulation die Einrechnung eines derartigen Nachlaſſes nicht
hätte. Infolgedeſſen berechtigt die Tatſache der ausgedehr
wendung dieſes Skonto=Angebots zu der Frage, ob die Preiſſ
in Frage kommenden Induſtrie= und Handelszweigen immer
hoch ſind, daß ſie ohne Gefahr für den Fortbeſtand des Unte
derartige Nachläſſe vertragen können, oder ob die Gewährum
hohen Skontos nur unter dem Zwange der Verhältniſſe erfolg,
Abwicklung der Geſchäfte mit dem beſcheidenſten Nutzen und
mit Verluſt zu einer bitteren und unumgänglichen Notwendigkein
Wie dem nun aber auch ſei, in jedem Falle erkennt man 5.1
Zeichen dafür, daß die Verhältniſſe ſehr ungeſund ſind unn M
Dauer nicht ſo bleiben können. Mag man die heute noch
hohen Zinsſätze zu einem weſentlichen Teile dafür verantwortlia /
daß die Zubilligung von Skontoabzügen ſich bis zu 5 v. H=
Regelung der Verbindlichkeiten innerhalb 14 Tagen geſteiger.
bleibt in jedem Falle unerträglich, derartige Zugeſtändniſſe=
Dauer zu bewilligen.
Nicht anders erweiſt ſich die zu beachtende ſtetige Zun.h
Zahlungsziels in ihrer verheerenden Wirkung auf eine geſun=
lation
. Selbſt die gewiß doch verlockenden Angebote hoher Skoit
bei Barzahlung können allen denen nicht nützen, welche been
Willen nichr in der Lage ſind, die notwendigen Barmittel auft
Bei ihnen iſt die Inanſpruchnahme und Gewährung eines
Zahlungszieles eine Lebensfrage. Oft genug iſt es nur da
deſſen höchſte Ausnutzung allein eine Möglichkeit dazu bietet.
ſchäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Würde es in dieſer Bezä=
der
in Vorkriegszeiten üblich geweſenen Begleichung der Pe
beträge innerhalb von drei Monaten ſein Bewenden haben, 5.
die beteiligten Wirtſchaftskreiſe ſich ſicherlich damit abfinden u
ſprechende Dispoſitionen treffen, um vor unliebſamen Ueberm
bewahrt zu bleiben. Mehr und mehr breitet ſich jedoch die EM
aus, die Rechnungsbeträge auf 4 Monate zu kreditieren, und u
darüber hinaus zu gehen. Selbſt ein Zahlungsziel von 6 Yär
nicht zu den ungewöhnlichen Erſcheinungen zu rechnen. Weſ
Entgegenkommen der Lieferanten aber von den Beziehern da d
weiter ausgenutzt, daß die Begleichung der Rechnungsbeträge
gabe von Wechſeln oder gar eigenen Akzepten erfolgt, die
Monaten fällig werden, vielleicht ſogar bei Fälligkeit noch Eud
werden müſſen, ſo zeigt ſich erſt das wahre Bild, das die in
Umfange üblich gewordene Verſchleppung der Rechnungsbegleichktt
in der Tat darſtellt.
Es hieße jedoch, die einſchlägigen Verhältniſſe nur unvollſ3t
einſeitig betrachtet darſtellen, wollte man ſich damit begnüge
Verſchleppungs=Maßnahmen der Abnehmerkreiſe hinzuwei
gleichzeitig der Beſtrebungen Erwähnung zu tun, welche vor.
feranten ausgehen und Lieferungsangebote zeitigen, die dem Ebn
Verlangen der Abnehmer auf langes Zahlungsziel nicht n
gehend entgegenkommen, ſondern noch darüber hinausgehen.
doch einzelne Induſtriezweige, beſonders ſolche, deren Prol1
Charakter von Saiſonartikeln tragen, welche bei ſofortiger 9
ſich bereit erklären, die Rechnungen mit Valuta per 6 Mornl
auszuſtellen. Jede hieran zu knüpfende Erläuterung könnte di.
nur abſchwächen, die ein ſolches Angebot auf den nüchternen
der wirtſchaftlichen Verhältniſſe unbedingt machen muß. S
Laien muß ſich das Empfinden aufdrängen, daß ſolche ein Zc)

Surmftäuter u.

Brantfatter Kärovericht Boür 1.

Staatspapiere
a) Deutſche
D. Reichsanl. Ablöſ=
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch. 1. Teil 330
II. Teil 332
D Reichsanl. Ablöſ=
Schuld ohne Aus=
loſungsſcheine
.. . 25
6/-% Reichsp. Sch.
p. 1. 10. 30 ...! 99.9
7½ Bayer. Staats=
Sch. p. 1. 4. 29 100.8
6‟/=% H. V. Sch.
p. 1. 4. 29
100
6,% Pr. St.=Sch.
p. 1. 3. 29 . . 1100
3‟/,%0 Pr. St.=Sch
p. 1. 10. 30.. 100
7% Sächſ. Freiſtaat
Schatz. p. 1. 7. 29/100.75
2 Sächſ. Freiſtaat
Schatz. p. 1. 7. 30/100.75
6 ½% Württ. Freiſt.
Schatz. p. 1. 3. 29

Türk. (Adm.,/03/
(Bagd.) II
(Bagd.) II
%0 Türk. unif. 1903
1911 Zoll.

21.5
23.65
18.05

12%6 Ung. St. 1913
4½%0 St. 1914
4
Goldr.
St. 10 .
Kronr. .
Eiſ. Tor..
Außereuro=
päiſche

5% Mex am. in abo
50 äuß. 99
4% Gold04ſtf.,
3% konſ. inn.
g Irrigat.,
52Tamaulipas 1,

24.5

30.5

b) Ausländiſche
1%Bos. E.B 1914/ 43.75
5% L.Inv. 1914/ 44.25
4½% 1898 ... 43.75
4½% 1902 ... 5.25
4% ....

5%0 Bulg. Tabal02

36.5

1.%0 Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
½%Oſt. Schatz. 14
4½% Oſt. Silberr.
Goldr.
42 einh. R. (kon)

Ar6
6.75

3% Port. (Spz.) IIII

5% Rum.am. R.03
4½% Gold. 13.
4½ am. konv.
49

Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10%Berl. H.=Bk. G. /108
1103.5
6 Berl. St.=Gold
8% Darmſt. St.=G.
82 D. Hhyp.=Bank
Meining., Goldpf. /104.5
320 Frk.=bhp.=B.,
Goldpfdbr.
100.5
Frlf. H.=B. Gld. 101.5
8% Frkf. Pfbr.=B
Goldpfdbr.
102.25
7% Pfbr. Bk.=Gld. /103
Frkf. Pfdbr.=B!
Goldofdbr.
20 H. Lds.=Bk. Gld.
10% R. Elektr. Mark
(Hagen) Goldobl. 104.5
8% K. Landesban
Darmſt. Reihe / 1101.5
Reihe /11101.5
7½M.=Krft. Höchſt 96.-26

8% Mannh. St.=G.,101.71
82 Naſſ. Ldb. Gold /104.5
8% Nbg. St.=Gldal. 100
80 Pfälz. Hyp.=Bk.
Gold=Pfdbr. .. /100.8
% Pforzh. St.=G./101
80 Pr. Centr.=Bd.=
Cr.=Bk. Gldpfbr. /105
8% Pr. Centr.=St.=Goldpfbr..
8% Rh. Hhp.=Bank
Gold=Pfdbr. . . . /100.5
L Rh. St.=W. 25 /163
10% Rh.=Weſtf.=B.
Cr.=Bk. Goldpf.
103
2, Südb. B. Cr.,B.
103
Goldpfdbr.
2 V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.. mit Option/112.75
% V. Stahlw. Düſ=
ſeldorfHyp
.=Gld.. ohne Option/101.5
8% Voigt &Häffner
Goldobl. . . . . . . . 1101.5
80 Württba. Hyp.
Bank Goldpfbr. 99.5
2

Ohne Zins=
berechnung

5% Bdw. Kohl 23
6%Großkr. Mannh.
Kohl. 23
2 Heſ Brk.=Rg. 23
. Roggen 23
Pr. Kaliw.
Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt=B. G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb.
Bahr. Handelsb...

22.25

Bahr. Hyp.i. Wechſſ
Berliner Hyp.=Bk.
Frkf. Hyp.=Bk
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Mecklb. Hyp. u. Wb.
Meining. Hyp.Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Preuß. Bod.=Cr..B
Pr. Cent.=B.=Cr.=B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B....
Rh. Wſtf.=B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk..
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel.
Naſſau. Ldsb.

Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
42
abg.
5% O. Sb. (Lb.) ſtfr.
2,6% Alte
2,6% Neue,,
5%0 Oſt.=Ung. 73/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3% Oſt. . 1.b.8.E.
2Oſt. . 9. E.
32 Oſt. . 1885
3%Oſt. Erg. Netz
38 Raab Oedbg. 83
91
97
42 Rud. Silber
4 Rud. Salzkg.
4½% Anat. S.I
4½=%Angt. S. I
4½% Anat. S. III
3% Salon.Monaſt.
% Tehuantepec.
4½%

20.9
15.8
16.4
16.7
13.35

13.5
14
16.5
13.55
14.10

14.6
13.3
16.4
16.3

7.6

15.5
15.5

13

32.5
28
26. 75
12.75
6.65

a

26.5
29.25

Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit.
Bad. Bk.
Bk. f. Brauind. . ..
Barmer Bankv. ..
Bay. Hyp.=Wchſ...
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank
D. Eff.u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux Intern Banl
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Pr. Bd.=Creditbank
Hyp.=Akt.=Ban
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk.
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. B.=Creditbk.
Südd. Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt. .
Wiener Bankverein

167
176
242
188.5
5
276
211
279.5
189.5
165
184
25.5

180.5
145
213.5
193
260
12).
163.25
209
2772
173
180

Bergwerks=Rkt.

Bochum. Bergb.
Buderns.
Dt. Luxemburg.
Eſchw. Bergw...
Gelſenkirch. Bgw
Harp. Bergb.
Jiſe Bergb. St.
Genußſchein
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln
Klöcknerwerke
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .

158.5
225

178
9.10

123
183

Oberbedarf.....
Otavi=Min.=Ant . .
Phönix=Bergb. ..
Rhein. Braunk. . ..
Rhein. Stahlw.. ..
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte
Salzwerk Heilbr.. .
Tellus Bgb.. ... ..
Ver. Laurahütte ..
Ver. Stahlwerke ..!.

Induſtrie=Akt.
Brauereien

Eichbaum (Mannh.)
Henninger.
Hereules Heſſiſche
Löwenbr.=München:
Mainz. Aktienbr. .
Schöfferhof(Bind,)
Schwarz Storchen-
Tucher, Nürnberg
Werger ........."!"

125
39
129.5

223.5
12.75

128
100
145

155
330
259
330
186

180

185.25
221.75

165.25
214
272
215
176.25
213.5
1152.5

Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleyer
6%A. E. G. Vzg. A.
5%A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamm . . ."
Anglo=Cont. Guano
Bad. Maſch. Durl
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin.
Baſt Nürnberg".
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel".
Bergmann El. . . .
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement=Heidelb.
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert.....
Chem. Brockh
Chem. Milch .....!

166

131
101
94
175.25

140
37.9
70

78

166.5
183.5

Daimler=Benz A. 6
Dt. Eiſenhandel. ..
Deutiche Erdöl ...
D. G u. Silb. Scheid.
Dingler, Zweibrück.
Dresd. Schnellpr.
Dürkopp
Dürr. Rattingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersl.
El. Licht= u. Kraft
El. Lieferung ....
Elſ. Bad. Wolle
Email. Ulrich ..
Enzinger Werke
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens
Farbenind. J. G.
Felte E Guilleau.
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof ..
Frkf.=M. Pok. u. W.
Geiling & Cie.....
Germania Linol.
Gelſenk Gußſt.
Goldſchmidt. Th. .
Gotha Waggon.
Gritzner, Maſch.
Grün & Bilfinger 1176
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen.
Hanſa=Lloyd. Br.
Hartm & Braun
Heyligenſtaedt..
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen.
Holzmann
Holzverk. Ind.
Hydrom Bresle
Ingg.

120.25
109.5
191
242

134
110
45
311.25

177.75
116.5
108
89

21
155.75
27
129

Moenus, Stamm 78 Transporte 1u1

Funghans St. . 122.1
Kammg. Kaiſersl. 1200
Karlsruher Maſch.
17
Karſtadt, R.
Klein Sch. & Becker/132.2
Knorr, Heilbronn /188
Konſerv. Braun
Krw. Alt=Württbg.
Krauß Lokom."
Lahmeher .. . . . . . 164
Lech, Augsburg . . . 1136.5
Lederw. Rothe .../ 39.5
Spicharz.
Linge Schuhw.. . .
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm. /134
Lüdenſcheid Metall 115
Lux Induſtrie ...! 49
Mainkraft Höchſt 136
Mars=W. Nürnberg 142
Metallgef. Frkf. 1199
Miag. Mühlenb.
Motorenf. Deutz
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Reckar). Fahrz. .. 1130
Neckarw. Eßlingen
1125
Peters Union
Pfälz Näh Kayſerl 64.25
Philipps.
65
Porzellan Weſſel 73
Rein. Gebb. &Schal 137
Rhein. Elektr
178.5
Rhenania,Kunheim/ 73.5
Rütgerswerke
134.25
Schneid & Hanau. 71
Schnellpr Frank 1114
Schramm Lackf. 1107
Schrift Stemp. 144.5
Schuckeit. Elektr. 183.75
Schuhf. Weſſel
Schuhf. Herz
80
Schultz. Grünlack
Seilind Wolff
80
Siemens Glas
Siemens & Halste 1258.5

Ni che
Südd. Zucker=A. 3
Thür. elektr Lie
ühren Furtwäng
Unterfr. Kr.=El.
Beithwerke
Ver. f. Chem. J7.
Ver. d. Olfbr. Mc
Ver. Faßf. Caſſ
Gummi. Bln.=Ft
Pinſel=Nürnber.
Ultramarin
Zelſtoff Berl. 94
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffrurs
Volthom. Seil
Wahß. & Freht-9
Wegelin Rußfb.
Zellſt. Aſchaffer)
Zellſt. Waldhoß
Zuckerf. Rheing.

Verſicherungsl

Dt. Reichsb.=Vr=
A. Dt. Eiuſenbaß.
A. Lokalb. u. ra A6s
Dt Eiſenb.=Ge=
Schantung E. 2
Südd. Eiſenb.5.,/
Hapag
/6.5
Nordd. Lloyzd.

Frkft. Allg. Be
Frankona Rück.

R7.5

Tarmſt. Be
Stts. 78
Bahnbedarf
Dampfk. NodSr:12
Helvetia Konſ.
Gebr. Lußz gis
Motorf. Darn=
0
Gebr. Roed
Venuleth & ET1

[ ][  ][ ]

mummer

61

H L R
laſſen. Immer kann darin em Beweis für das Beſtehen einer
duktion geſehen werden.
In großzügiger Weiſe in Angriff genommene Konſumfinanzie=
welcher
die Tagespreſſe ſowohl als auch die beteiligten Wirt=
Ife ausgiebig Stellung genommen haben, iſt leider nicht geeig=
vorſtehend
behandelten Verhältneiſſe einer Beſſerung zuzuführen.
nt vielmehr die berechtigte Befürchtung, daß die gerügten Zu=
;durch den geſteigerten Kampf um die Heranziehung der Kund=
yäter
verſchlimmern werden. Deshalb, ſollten die in Frage kom=
Drganiſationen aller Induſtrie= und Handelszweige alles auf=
far
die Begleichung der Rechnungsbeträge zur Feſtſetzung einheit=
ur
chränkter Zahlungsziele und gleichmäßiger Skontoſätze bei Bar=
su
gelangen, um eine neue Welle von Zuſammenbrüchen recht=
u
verhindern.
Shari=Zigarettenfabrik A.G. Baden=Baben. Nach der durch=
Sanierung ſchließt das Geſchäftsjahr, fün den 31. Dezember
ert Betriebsgewinn von 588 545 Rm. ab. Davon werden 576 274
hit Sonderabſchreibungen verwendet, um Kursverluſte auszuglei=
nach
der Sanierung infolge Konzentration des Geſchäfts ſich
nbildet haben. Außerdem wurden 200000 Rm. auf Fabrik=
ge
abgeſchrieben. Abſchreibungen auf Anlagewerte dagegen waren
zäg, da die Aufſtellung der Sanierungsbilanz vom 1. Juni 1926
Kückſicht genommen hatte. Der Reſtgewinn von 12271 Rm.
if rieue Rechnug vorgetragen werden.
gäsang der belgiſchen Eiſen= und Zinkproduktion. Wie aus
g1 nemeldet wird, ſtellte ſich in Belgien im Januar die Erzeugung
ſchereieiſen auf 316 430 Tonnen gegen 328 570 Tonnen im De=
D m Rohſtahl auf 308 450 Tonnen gegen 314 870 Tonnen im
qiwur, an fertigen Stahlprodukten auf 259 040 Tonnen gegen 272090
Fuc im Dezember, an fertigen Eifenprodukten auf 15 240 Tonnen
u 880 Tonnen im Dezember, an Zink auf 17 180 Tonnen gegen
ygwnnen im Dezember, an Koks auf 435 820 Tonnen gegen 408 700
ril im Dezember. Es wird beſtätigt, daß die Vertreter der belgi=
chwurd
franzöſiſchen Rohſtahlinduſtrie beim Internationalen Roh=
zuſittl
beantragen werden, das Geſamtkontingent um 2,5 Mill.
Apr zu ermäßigen.
Produktenberichte.

Mittwoch, den 2. März 1927

Seite 13

29,25, Roggen 27, Sommergerſte 2526, Hafer inl. 21,7522,50,
13.2518,50, Weizenmehl 4040,50, Roggenmehl 37,5037,75,
leie 1414,25, Roggenkleie 14,2514,50.

Berliner Prodnktenbericht vom 1. März. Heute lenkten die erſten
kontraktlich erklärten Andienungen in Roggen erhöhte Aufmerkſamken
auf ſich. Lieferung wurde per März 1 Mark höher, während ſonſt die
geſtern begonnenen Steigerungen eine Fortſetzung nicht fanden,
Laufender Monat fand neuerlich eine Steigerung von etwas über 1 Mk.,
Slai ½ Mark höher. Das Mehlgeſchäft bietet keine Anregung, das
Gerſtengeſchäft beſſert ſich nicht. Auch Hafer, Kleie und ſonſtige Pro=
duktenartikel
ſtill.
Vom Hamburger Häutemarkt. Die Verſteigerugen der letzten
Woche ſtanden wiederum im Zeichen der Preisſenkung. Die Preiſe für
Großviehhäute lagen im allgemeinen um 510 Prozent niedriger als
bei den vorhergehenden Auktionen. Kalbfelle und leichte Häute hatten
ſogar einen Preisrückgang bis zu 12 Prozent zu verzeichnen. Auch die
Notierungen ſür Roßhäute waren um 510 Prozent niedriger als bei
den vorhergehenden Verſteigerungen. Ein großer Teil der Loſe blieb
unverkauft.
Viehmärkte.
Mainzer Viehmarkt vom 1. März. Angetrieben waren 13 Ochſen,
10 Bullen, 289 Kühe und Färſen, 238 Kälber und 818 Schweine. Preiſe:
Ochſen 5154, Bullen 3443, Färſen und Kühe a) 5062, b) 3045,
c) 2230, d) 1522, Kälber 4866, Schweine b) 6569, c) 6870,
d) 6468, Sauen 5760. Marktverlauf: Lebhaftes Geſchäft, geräumt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 1. März. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt nahm einen ſehr feſten Verlauf auf
höhere Kabelmeldungen, günſtige private Schätzungen über die Reſerven
bei den Farmern und ſpekulative Käufe. Die Termine gewannen 1,5 C.
Mais: Der Markt verkehrte in ſehr feſter Haltung, da niedrige
private Taxen über die Vorräte bei den Farmern vorlagen, kleine An=
hünfte
gemeldet und umfangreiche Käufe getätigt wurden. Die Termine
gewannen bis 2 C.
Hafer: Auch dieſer Markt verkehrte ſehr feſt bei Kursſteigerungen
bis 1,5 C.
Baumwolle: Der Markk nahm einen ziemlich feſten Verlauf, be=
ſonders
für nahe Sichten, da ungünſtige Witterungsberichte vorlagen
und die Exportnachfrage rege war.
Kaffee: Heute trat eine leichte Erholung ein, da die Baiſſe Deckungs=
käufe
vornahm und auch der hieſige Handel mit Käufen im Markt war.
Zucker: Der Markt nahm einen ſchwachen Verlauf, da aus Kuba
größeres Angebot vorlag und die Raffinerien Kaufreſerve beobachteten.
Zum Schluß wurden die Liquidationen allgemein.
Kakao: Niedrigere ausländiſche Notierungen und Kaufreſerve der
Fabriken, ſowie Liquidationen bewirkten eine ſchwächere Haltung des
heutigen Marktes. Im Schlußverkehr konnte jedoch auf Deckmgskäufe
eine Erholung eintreten.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Verhandlungen innerhalb des Siemens=Konzerns zur Umgrün=
dung
der Siemens=Schuckert=Werke G.m.b.H, ſtehen nunmehr unmittel=
bar
vor dem Abſchluß.
Die Deutſche Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft Hanſa ſchlägt 6 Prozent
(im Vorj. 0) Dividende vor. G.V. am 25. März.
Der Tarifvertrag der Chemiſchen Induſtrie iſt für Bahern zum
31. März gekündigt worden. Die Gewerkſchaften verlangen eine 20 pro=
zentige
Lohnerhöhung.
Nach einer Mitteilung des Handelsinformationsbureaus van der
Graaf u. Co. ſind in der abgelaufenen Woche 88 Inſolvenzen in den
Niederlanden ausgeſprochen gegen 83 in der Vergleichswoche des Vor=
jahres
.
Die Arbeiten der ſchwediſchen Induſtrie=Standardiſierung machen
bedeutende Fortſchritte, und mit Intereſſe nimmt das ganze Land an
der Standardiſierungstätigkeit der Welt teil. Nach dem Bericht des
Sekretärs der Standardkommiſſion der ſchwediſchen Induſtrie haben
die nunmehr neun Jahre währenden Arbeiten dieſer Körperſchaft aus=
gezeichnete
Reſultate gebracht.
Die polniſche Regierung hat es abgelehnt, die geforderte Garantie
für eine Anleihe des Induſtriellenverbandes in Amerika zu übernehmen.
Infolgedeſſen beabſichtigt man, zu dieſem Zweck mit dem engliſchen
Geldmarkt in Verbindung zu treten.
Aus Bukareſt wird gemeldet, daß der Gouverneur der National=
bank
von Rumänien erklärt hat, daß die Initiative zur Währungs=
ſtabiliſierung
von der Regierung ausgehen muß. Die Nationalbank ver=
pflichtet
ſich, alle Maßregeln zu ergreifen, um den Kursſchwankungen
zu begegnen.
Die Generalverſammlung der Schweizeriſchen Bankgeſellſchaft be=
ſchloß
die Ausſchüttung einer Dividende von 7 Prozent, wie im Vor=
jahre
.
Die Banca Nazionale di Credito in Mailand verteilt wie im Vor=
jahre
6 Prozent Dividende, überweiſt 10 Millionen Lire an die Reſerven
und bringt 2 708 780 Lire zum Vortrag (747 439 Lire i. V.).
In New York ſind Vertreter der japaniſchen Bankfirma Oſaka Na=
mura
u. Co. eingetroffen, um eine Filiale zu eröffnen. Die japaniſche
Bank Takehara u. Co. hat ſich bereits früher in New York nieder=
gelaſſen
.
Wie aus New York gekabelt wird, hat der Senat der am 4. März
auseinandergehen wird, die Eigentumsbill von der Tagesordnung ab=
geſetzt
, ſo daß, wenn micht ganz Unvorhergeſehenes geſchieht, die Vor=
lage
in dieſer Seſſion nicht mehr zur Beratung kommt.
Aus New York wird gemeldet, daß für Rechnung der Eaſtern Alco=
hol
Co. 1,3 Millionen Gallonen Melaſſe aus Holland und Polen ein=
getroffen
ſind.

Palast-Lichtspiele
Der große Marine-Film mit seiner hochdramat. Handlung
1-Boot in Gefahr
Eine sensationelle Tragödie unter Wasser in 7 Akten
Lil Pasoven in:
Mur eine Tänzerin
mit Lucie Höflich, Walter Jansen, Harry Halm
Jacob Tiedtke, Rob. Leffler, Herm. Picha
Ein Film für Jung und Alt, Arm und Reich
Ein Drama unserer Zeit in 6 Akten (8706

Theater

(am Welßen Turm)

Union-Theaten

Mieter=Verein Darmſtadt E. V.
Stiftſtraße 51
Seſtentniche Mieler Serfanntang
Su mstag, den 5. März, abends 8 Uhr, in der Turnhalle, Woogsplatz
Tagesordnung:
Die bevorſtehenden Mieterhöhungen und die
drohende Aufhebung der Mieterſchutzgeſetze.
Referenten:
Herr Wolf=Mainz, Vorſitzender des Heſſiſchen Landesverbandes,
Herr Kamm=Mannheim, Vorſitzender des Badiſchen Landesverbandes der
Mietervereine.
II., Freie Ausſprache!
Freie Ausſprache!
Mieter, Tadeninhaber, Gewerbetreibende, die ihr in Miete
nohnt, Wohnungsſuchende erſcheint in Maſſen zu
dreſer Verſammlung!
Eintritt frei!
148)
Der Vorſtand.

Den vielen Nachfragen gerecht zu werden,
sahen wir uns veranlaßt den größten
Film Deutschlands:

noch einige Tage auf dem Spielplan
zu halten.

Anfang 3½z, 5½= und 8 Uhr, (5643
Jugendliche haben Zutritt!

A
Rscu usc
8het

der Liebling des Publikums in seinem neuesten Film von AM/Donnerstag, 3. März.
Spannung, kühnster Sensationen u. übermütigem Humor
Der Einhruch im Grand-Hotel AParbenabend
6 hochinter. Akten
Tom Mix, der gelante Tollkopf und Teny, sein
Wunderpferd, überbieten in diesem Film alles was
ihnen bisher schon die Bewunderung von Millionen
Menschen eintrug!
Das lustige Beiprogramm:
(5644
Dodo als Sportlehrer, Groteske in 2 Akten.
Geſpielte
Die neueste Wochenschan. Ingendl. haben Zutritt
Anfang 3½9 Uhr. Letzte Abendvorstellnng 8 Uhr.

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Muſik von Giuſeppe Verdi
Muſikaliſcher Leiter: Paul Gerhard Scholz
In der Inſzenierung von Kurt Barré
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Perſonen:
Violetta Valery . . . . . Joh. Buchheim
Flora Bervoix . . . . . . Paula Kapper
Alfred Germont . . . . . Karl Jörn a. G.
Georg Germont, ſein Vater Lev Barezinski
Gaſton Vicomte vonLétorieres. EugenVogt
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Ort der Handlung: Paris und Umgebung
Spielleitung: Oscar Fritz Schuh
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Spielwart: Fritz Wilde
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nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
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[ ][  ][ ]

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[ ][  ][ ]

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Urmmer 61

Der Ritt in die Sonne.
Roman von Paul Roſenhayn.
(Nachdruck verbeten.)
Raum war mit ausgeſprochenem Komfort ausgeſtattet.
guſnen: Tiſch ſtand eine Karaffe mit Wein, daneben ein Korb
chten aller Art. Ein Diwan mit einer mauriſchen Decke
zn der lauſchigen Niſche. Aber die Fenſter waren vergittert;
1 Stückchen blauen Himmels wurde durch den ſchrägen
zorſatz freigegeben.
7x ja, ſagte Jonny. Jetzt wären wir alſo glücklich ſo weit.
ur es nicht anders gewollt. Ich habe dich oft genug ge=
mFritz
. In Paris habe ich dich gewarnt, und vor allem:
zo. dir von der Reiſe in dieſes verdammte Land abgeraten.
Mak es geholfen? Du biſt wie ein blinder Narr in dein Un=
üecannt
. Und mich haſt du mitgeriſſen.
ſeitz nahm eine rieſige andaluſiſche Traube vom Korb und
nom avon ſo viel in den Mund, wie hineinging. Er ſagte ver=
ſch
zue8, aber es war kein Wunder, daß nicht ein Wort davon
zu rſiehen war.
ur könnten irgendwo in Deutſchland ach was, ich will
ag nat von mir reden du könnteſt jetzt irgendwo in Deutſch=
la
ylire . . . eine . . ."
ch weiß: eine Geflügelfarm und eine Kuh und zwei Hunde
none liebe Frau ..."
dir haſt den traurigen Mut, noch in dieſer Situation Scherz
TI84 zu ien? grollte Jonny. Du ſcheinſt nicht zu begreifen, daß
im hen Augenblick dein Traum zu Ende iſt. Alles bricht zu=
7A Ia wi. Man wird dich einſperren und mich mit, denn ich
ha uort deinem Gelde mitgelebt. Man wird dir das Geld, das
duknir dem Namen Vandergult erworben haſt, abnehmen: und
wyd: nach einem Jahr wenn du Glück haſt, können es auch
eiunm Jahre werden auf die Straße geſetzt wirſt, dann zahlt
wihir ein paar Pfennige aus, die du dir mit Tütenkleben in=
wyet
verdient haſt. Und warum das alles? Weil du geglaubt
ha ſtas Glück nimmt kein Ende. Wie ein Kind haſt du drauflos
ge rſchaftet. Und nun iſt alles aus.
risz machte ein betrübtes Geſicht. Was Dina wohl geſagt
30e hat ganz ſicher gemerkt, daß wir verhaftet worden ſind.
Fhube hinübergeſehen, als wir abgeführt wurden; ſie war
Eieß. Und ihr Vater lächelte. Dieſer verdammte Halunke!
Mein lieber Freund, ſagte Jonny, wenn ich der Marquis
eiyz wäre und meine Tochter fiele einem Hochſtapler in die
du entſchuldigſt ſchon, wenn ich das Kind beim rechten
ſthu nenne ich wurde ihn auch anzeigen. Darauf kannſt
ſch=verlaſſen. Und du auch.
Dir biſt die Gerechtigkeitsliebe in Perſon, ſogte Fritz be=
ſud
.
Drß du dich darüber ärgerſt, kann mich wenig kümmern.
hiſt die Suppe eingebrockt, nun mußt du ſie auslöfflen. Und
1 mitlöffeln.
erg' mal, was iſt das mit dieſem Mackeproth? Wirſt du
F6 Tlug?

Mittwoch, den 2. März 1927

Seite 15

Begreifſt du es jetzt? Siehſt du jetzt ein, daß ich recht
gehabt habe, als ich ſagte: dieſer Mackenroth treibt falſches Spiel
mit uns?"
Und das iſt ein Hamburger!
Es gibt überall räudige Schafe.
Bott ſei Dank, da ſtehen Zigaretten. Komm, wir wollen
kauchen. Laß uns ein bißchen von Dina plaudern, und von
Donata Pincon.
Jonny mußte lachen. Die beiden dürften genug haben
von uns, taxiere ich. Dina ſowohl wie Donata.
Was ſchadet das? Der Reiz der Liebe liegt nicht im Ge=
liebtwerden
, ſondern im Lieben.
Mein Gott, haſt du einen unverwüſtlichen Gleichmut.
Fritz warf ſich auf die Chaiſelongue, daß es krachte. Am
Fenſter ging der leuchtende Tag in graues Blau über.
Sei froh, daß ich den Kopf oben behalte, Jonny. Soll’s
meinetwegen wieder bergab gehen! Was ſchadet das, Jonnh?
Haben wir nicht herrlich gelebt? Haben wir nicht die Schön=
heiten
der Welt geſehen? Die ſchönſten Mädchen, die vornehm=
ſten
unid klügſten Männer an unſerem Tiſch gehabt? Bedenk
einmal: zlvei Vagabunden wie wir haben den Ritt in die Sonne
gewagt. Wir haben unſer Ziel vielleicht nicht erreicht aber
wir haben einen Rekordflug hinter uns, den uns keiner nach=
macht
. Zwei Monate herrlich und in Freuden gelebt! Soll’s
in Gottes Namen vorbei ſein dann haben wir eine Erinne=
tung
fürs Leben. Stell' dir vor, wir hätten das alles nicht
erlebt: die Verwandlung im Tiergarten, die Begegnung mit die=
ſem
Kommerzienrat, der es ſich nicht ausreden ließ, ich ſei Van=
dergult
die Reiſe nach London, nach Paris, meine Dina, deine
Donata ſtell dir vor, wir hätten das alles nicht gehabt: wären
wir da etwa reicher? Du lieber Gott! Jetzt muß ich dir ſagen:
wir müſſen eben verſtehen, Schluß zu machen. Jetzt Schluß zu
machen. Ich hab mich hineingefunden komm, gib mir die
Hand und ſag’, daß es ſchön geweſen iſt.
Du biſt ein gottverdammter Halunke, Fritz. Aber du haſt
recht: es iſt ſchön geweſen. Und ich bin dir nicht böſe. Ach was,
böſe: ich bin dir daukbar.
Ein Schlüſſel raſſelte im Schloß. Ein Wärter in Uniform
verkündete den beiden irgend etwas Spaniſches: vermtlich, daß
der Präfekt ſie erwarte. Sie wurden über einen langen Kor=
ridor
geführt, an Türen, Gittern, Fenſtern, Mauern vorüber.
Dann öffnete der Wärter die Tür zu einem Zimmer, das ausfah,
wie ein Atelier. Und richtig: Dort drüben in der Ecke ſtand
eine Maſchine, die ein Objektiv beſaß, wie ein Projektionsappa=
rat
. Die Tür ſchloß ſich hinter den beiden und ein Schlüſſel
drehte ſich quietſchend.
Jetzt ſind wir verratzt, flüſterte Jonny.
Die Tür zum Nebenzimmer öffnete ſich. Herein traten der
Präfekt und der Unterpräfekt. Beide lächelten, beide in offen=
barer
Erwartung ihres Sieges. Und beide waren ſchließlich
gute Freunde.
Amerika wird in zwei Minuten Ihr Bild ſchicken, ſagte
der Präfekt. Sehen Sie hier dieſe graue Wand? Sie dient
zugleich als Projektions= und als photographiſche Aufnahme=
fläche
. Die Erfindung eines Spaniers, des Profeſſors Mou=

rino. Ja ja, mein Herr: Spanien hat der Welt eine Zukunft zu
geben.
Jonny dachte: Die Zukunft, die Spanien zu geben hat,
dürfte in zwei bis drei Jahren Gefängnis beſtehen.
Ein knatternder Laut ging durch den Raum. Im gleichen
Augenblick ſchloſſen ſich die Fenſtervorhänge, und das Zimmer
wurde dunkel.
Nun kam Leben in den Apparat. Das vibrierende Surren
der Hochfrequenzwellen, unverkennbar und ſeltſam erregend,
ſetzte ein. Unfaßbar dieſe Vorſtellung, daß in dieſem Augenblick
irgendwo in New York ein Mann ſtand, ein Bild in der Hand,
und daß er dieſes Bild, unſichtbar, unfühlbar, über den Ozean
ſchickte, hinüber bis in dies kleine, dunkle, vergitterte Zimmer,
in dem vier Menſchen klopfenden Herzens ſeiner harrten.
Und dann flammte es auf.
Striche liefen über die kreisrunde Fläche an der Wand,
formten ſich zu kombinierten Partien, die vorläufig weder Sinn
noch Ausdruck zu haben ſchienen; Verbindungslinien wellten ſich
hinüber und herüber, Schattierungen untermalten beſtimmte
Stellen, Lichtflecke ſparten ſich aus. Dann ging es wie mit
ſchraffierendem Stift über die Fläche, an fünf, ſechs Ecken zu=
gleich
zeichnete, malte, ſchattierte es; ein zweites ſignalartiges
Surren klang auf und plötzlich ſahen vier Menſchen das vol=
lendete
Bild eines jungen Amerikaners von der Wand lächeln.

Dieſes Bild aber ſtellte niemand anders dar
als Fritz Jacobſen.
Jonny blickte Fritz an Fritz blickte Jonny au. Beider
Herzen ſtockten.
Das Licht flammte wieder auf.
(Fortſetzung folgt.)

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