Darmstädter Tagblatt 1927


17. Januar 1927

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Einzelnummer 10 Pfennige

Kaptchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Januar
B3. Januar 2,18 Reichsmart und 22 Pfennig
Magegebühr, abgeholt 2,25 Reichsiark, durch die
urturen 2.40 Reichsmarf frei Haus. Poſibezugspreis
ganuar ohne Beſlellgeld monall. 2 25 Reichdmatk
in miwortlichkeit für Auftahme von Anzeigen an
limmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
Iit-inen einzeiner Nummern inſolge köherer Gewalt
neStigt den Bezieher nicht zur Kürzung

Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.
hrgang

Amm brelie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finam=Alnzeigen 40 Reichspfg. Reliamezeile (92 mm
breit) 2.Neichemart. Anzcigen von auswärts 40 Reichpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichepfg. 92 mm breite Rellame
zeile 3.00 Reſchsmart. Alle Preiſe in Reichomark
(41 Dollar 420 Marſl. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Streit uſwi ertiſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der Auzeigen=
aufträge
und Teiſtiung von Schadenerſatz. Bel
Kontuns oder gerſchlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabat weg. Bankkonlo‟ Deutſche Bani und Darm=
ſtüdtei
und Natlonalbani.

durch chemisch umgeformtes Hda

Das fortſchreitende Abſterben des Haarbodens wird uns als ſpärlicher Haarbeſtand und ſchließlich als Glatze ſichtbar.
Unſichtbar bleibt die Urſache des Haarſchwundes.
Ueber die Urſache der Verödung des Haarbodens muß man ſich aber unbedingt klar werden, wenn man das richtige
Mittel anwenden will, um ſich die ſchönſte Zier des Menſchenantlitzes, unſer Kopfhaar, zu erhalten oder wiederzugewinnen.
Nach unzähligen Beobachtungen prominenter Mediziner beruht nun die Urſache des Haarſchwundes auf einer ſebor=
rhöeiſchen
Entartung des Haarbodens: Juckreiz und Schuppenbildung, häufig auch übermäßige Fettabſonderung, ſind die
erkennbaren Erſcheinungen, mit denen die Natur einen bis zur Kataſtrophe führenden Haarſchwund deutlich ankündigt.
Nici zu erkennen iſt die mit dieſen Erſcheinungen gleichzeitig ſich anbahnende Verhornung (Hyperkeratoſe) der
ſten Kopfhautſchicht. Iſt dieſe Verhornung erſt einmal bis zur Wurzelſcheide vorgedrungen, ſo iſt auch der Zuſtand
Glatze erreicht.
Bekämpft man Juckreiz und Schuppenbildung mit alkoholiſchen Waſchungen, ſo wird durch das Gefühl des damit
zeugten Brennens der Juckreiz vorübergehend unterdrückt, die Urſachen des Juckreizes faſt immer verſtärkt, wobei zu
derückſichtigten iſt, daß das Haar durch häufige Anwendung des Alkohols gleichzeitig um ſeinen naturnotwendigen Feuchtig=
keitsgehalt
gebracht und dadurch brüchig wird.
Die ſchwefelreichen Bauſteine, aus denen unſer Haar gebildet wird, haben nun die Eigenſchaft, mit Hilfe ihres organiſch
gebundenen Schwefels den geſunden Zuſtand des Haarbodens wieder herzuſtellen. Aus gereinigtem Haar wird nach einem
patentierten Verfahren das Silvikrin gewonnen, das in ſeiner Löſung die eben erwähnten Haarbauſteine enthält.
Die Anwendung der Silvikrin=Haarkur zeigt recht bald als erſten ſichtbaren bzw. fühlbaren Erfolg die Geſundung
des Haarbodens (Nachlaſſen des Juckreizes, fortſchreitende Verminderung der Schuppenbildung).
Allmählich wird auch die Verhornung zurückgebildet und die Haarwurzel ſo weit geſtärkt, daß ſie wieder Haare von
zunehmender Lebensdauer erzeugt.
Die nebenſtehenden Bilder veranſchaulichen Ihnen die mit Silvikrin
erzielbaren Erfolge.
Nachſtehend nun einige Mitteilungen von ärztlicher Seite über die
Wirkung der Silvikrin=Haarkur:
Herr Dr. med. J. in F. ſchreibt uns: Ich habe die Silvikrin=Haarkur
in 2 Fällen von Haarausfall angewandt und kann beſtätigen, daß ich in
beiden Fällen einen guten Erfolg erzielt habe.
Der erſte Fall betraf einen etwa 28jährigen Mann, der ſeit Monaten
an einem derartigen Haarausfall zu leiden hatte, daß am Scheitel und zu
beiden Seiten der Stirnbeingegend das Haar ſchon ſtark gelichtet war.
Täglich verlor er eine Unmenge von Haaren, ſo daß er ſicherlich dem Kahl=
werden
in kurzer Zeit entgegenging. Die Kopfhaut zeigte eine überaus
III
m Jahre
ſtarke Schuppenbildung (kleienartige Abſchuppung der verhornten Ober=
38 Jahre
4 Jahre
haut). Neben dieſen Schinnen beſtand eine krankhafte vermehrte Ab=
ſcheidung
von Hauttalg in Form fettiger Maſſen. Dabei beſtand ſtarker Juckreiz. Durch die Silvikrin=Haarkur wurde die
Schinnenbildung und die vermehrte Abſcheidung von Hauttalg in kurzer Zeit gebeſſert, nach etwa zweimonatlicher Behand=
lung
völlig beſeitigt. Die Kopfhaut bekam ihr normales Ausſehen wieder: das läſtige Jucken war natürlich ebenfalls ver=

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Druckſache
Fre
mar
An den
StlolllinDerttter
6. m. b. H.

256

Berlin SW 68

Alexandrinenſtraße 26

clbst bei gesundem, vollem Haar
müssen Sic den größten Wert auf
cine schonende Behandlung des
Haarbodens und des Haarcs legen.
Prachtvolles, scidig schimmerndes Haar
erziclen Sie durch Koptwaschungen
mit dem garantiert sodatrcien
Silvikrin-Shampoon,
das durch scinen Gchalt an Haarciweiß
das Haar in sciner Substanz nicht
schädigt oder auslaugt, sondern duf-
tiges
, lcicht frisierbarcs Haar erziclt.
Koptwaschungen mit Silvikrin- Sham-
poon
beugen dem Haarausfall vor.

Der Brüſſeler Temps=Korreſpondent beſtätigt die Londoner
dung, daß Belgien den Vorſchlag der Pekinger Regierung
genommen habe, die Unterhandlungen über den Handelsver=
wieder
aufzunehmen. Da aber die Angelegenheit bereits
Haager Schiedsgericht unterbreitet worden ſei, werde dieſes
ſiwcht werden, ſeinen Schiedsſpruch bis zum Ausgang der neuen
eichjandlungen aufzuſchieben, die ſofort eröffnet werden ſollen.
einien reſervierte ſich aber gleichwohl das Recht, den Haag ent=
ſeü
den zu laſſen, ſofern die Verhandlungen ergebnislos ver=
ußen
ſollten. Der Korreſpondent ſtellt feſt, daß Belgien ſo=
it
die Pekinger Regierung als die rechtmäßige chineſiſche Re=

ſen ung ſei vielleicht aus dem Umſtand zu erklären, daß die bel=
igen
Intereſſen vor allem in Nord=China lokaliſiert ſeien.

den könnten. Im Gegenteil ſei zu vermuten, daß die Beſprechun=
gen
weitergeführt würden und ſchließlich Ende d. M. zu einer
Verſtändigung führen werden.
Eine Note Sacaſas an Kellogg.
EP. Waſhington, 16. Januar.
Nach einer Meldung aus Mexiko hat der Chef der Liberalen,
Sacaſa, an den Staatsſekretär Kellogg eine Note gerichtet, in der
er gegen die Intervention der Vereinigten Staaten in Nicara=
gua
proteſtiert und erklärt, daß er, wenn die amerikaniſchen
Marineſtreitkräfte nicht ſofort zurückberufen würden, einen
Appell an die ſüdamerikaniſchen Republiken richten werde, um
ihre bewaffnete Intervention gegen die amerikaniſche Invaſion
zu verlangen. In offiziellen Kreiſen Waſhingtons erklärt man
jetzt, Präſident Coolidge ſei geneigt, Nicaragua die Annahme der
Vernrittlung des Präſidenten ven Coſtariea zu empfehlen.

ſer Mohr kann geh’n.
Con unſerem Berichterſtatter.
li. Warſchau, im Januar 1927.
ſich jetzt Pilſudſki ſelbſt geſagt. Denn, und das iſt
zzug des Pilſudſtiſchen Charakters, er läßt ſich nie
ideren ſagen, um ſo weniger ſo etwas.
h hat ſich Pilſudiki einem Redakeur gegenüber ſo
es folgendermaßen begründet: Er haoe das Land
geriſſen, um es der willlürlichen Ordnung der herr=
remen
zu entziehen. Uinglüclicherweiſe ſtellte ſich
aus, daß ſich die Vorgänge ganz anders abwickelten,
eine Anhänger es ſich gedacht hatten. Es mußte in=
ne
Zeitlang ſehr ſcharf, vorgegangen werden, bis
Schwierigkeiten überwunden wurden. Zu Beginn
Jahres, wo ein jeder bemüht iſt, ſeine jährliche Bi=
len
, alſo auch er es getan hat, habe er mit Zufrie=
Uen können, daß er das Land wieder in geordnete
gebracht habe, daß die Arbeitsloſigkeit verhältnis=
zurückgegangen
ſei, daß das Budget mit kleinen
angenommen wurde, daß die Militärausgaben be=
bgeſetzt
worden ſind, daß das geſpannte Verhältnis
m und Regierung wieder in norwale Bahnen ge=
Polen ſich ſeine ihm zukommende Stellung im Völ=
hert
habe, und daß ſchließlich Polen am Weltfrie=
kräftig
mithelfe. Er habe ſomit das Seine getan
nun gehen.
rf nur eines oberflächlichen Rückblicks auf den
Pilſudſkis, um feſtſtellen zu können, daß dem in Wirk=
ſo
ſei. Die Gründe für ſeinen Entſchluß, den er
s eine Woche, früher oder ſpäter doch durchführen
(ein auf den unendlichen und faſt krankhaften Ehr=
udſkis
zurückzuführen. Pilſudſki fühlt ſich nur in
tes Helden ſeines Volkes wohl. Er weiß aber ſehr
mand in einer ſolchen Poſe ſtändig verharren kann.
als jeder andere darüber informiert, daß das Land
r Weiſe als völlig ſtabiliſiert betrachtet werden kann
mit der Beendigung des engliſchen Kohlenſtreils,
bſchluß des ruſſiſch=litauiſchen Vertrages, mit dem
Wahl in Oberſchleſien, mit der Entſcheidung Kalon=
oberſchleſiſchen
Schulfrage, mit dem Stand der Dan=
everhandlungen
, mit dem Eintritt Deutſchlands in
und, daß mit all dem für Polen eine Aera
ren innen= und außenpolitiſchen Auf=
ginnt
. Er weiß ferner, daß in den letzten Jahrem
tegierung in keinem Lande es ferng bringen konnte,
n verwickelten Fragenkomplex bei den gegenwärtig
itlichen Ländern komplizierten Parteiverhältniſſen
ner Regierungsperiode zu löſen, und daß auch er trotz
nes und ſeiner Beliebtheit, von vornherein hierim
müſſe. Er zieht es infolgedeſſen vor, ſeine ſo ſchwer
pularität nicht leichtſinnig aufs Spiel zu ſetzen, und
die es ja immer ſeine Taktik geweſen, rechtzeitig zu=
um
ſpäter, wenn die anderen, was gewiß der Fall
rſagen, wieder in ſeiner bewährten Rolle des
einzugreifen. Das nennt man Strategie, und man
n den Pilſudſki, wie er iſt.
intag, den 9. Januar, die Ernennung des neuen Kul=
Dr. Barutſki amtlich bekannt gegeben wurde, hatte
n Demiſſionsgeſuch bereits unterfertigt und war im
dem Staatspräſidenten zu überreichen. Allein den
Bitten des Vizepremiers Bartel iſt es zu verdanken,
ki ſeinen Rücktritt einige Tage aufſchob.
icktritt Pilſudſkis iſt jedoch beſchloſſene Sache denn
jaht. Das ſieht der Marſchall. Als er im Mai die
h geriſſen hatte, war es ſein ſehnlichſter Wunſch, eine
eiliche Regierung zu ſchaffen. Wenn ihm auch
e, was er ſich vorgenommen hatte, geglückt iſt, ſo
ieſer Wunſch völlig unerfüllt. Umgekehrt, die Partei=
vielmehr
der Haß der Parteien untereinander, ent=
och
mehr.
arſchall hat übrigens auch außerhalb der Regierung
dr. Der polniſche Seim hat ſchon Dreiviertel ſeiner
uter ſich, und Neuwahlen, wenigſtens vom Geſichts=
Jarteiagitation, ſtehen unmittelbar bevor. Die neue
ative Partei, die unter Führung des Fürſten
ie Mächtigſten des Landes um ſich verſammelt hat,
lſudſki erſt vor kurzem in Nieſzwieſz ſo zärtlich ge=
ind
in der er bald darauf ſo bitter enttäuſcht wurde,
nzige Aufgabe, mit der ſie ihre Exiſtenz berechtigt:
Aenderung des Wahlſyſtems. Dieſes Pro=
die
wichtigſte und brennendſte Frage, die alle Partei=
Atem hält. Pilſudſki, der Schöpfer des gegenwär=
ſyſtems
, iſt auch deſſen wärmſter Anhänger, und jetzt
Kräfte anzuſtrengen und den ganzen Einfluß aufzu=
dieſem
ſtarken Rivalen, der aus Adel und Kapital ſo
tengeſchmiedet iſt, entgegenzutreten. Und hier bietet
udſki aße neue Gelegenheit, die ſcheinbar ſpeziell für
en iſt. Jetzt hat er die Möglichkeit, das faul gewor=
eitsfeld
im Kabinett, das ihn letzten Endes doch um
n bringen würde, noch rechtzeitig zu verlaſſen, um es
inem neuen zu vertauſchen, wo er wieder mit altem
Schwung als rettender Engel der breiten Maſſe auftreten kann.
Wie geſagt, der Rücktritt Pilſudſkis iſt beſchloſſene Sache,
Die Regierung wird ſich aber nicht viel ändern. Die Miniſter
werden auch weiterhin nur Marionetten unter ſeiner
Regie ſein. Daß er eigenmächtig Minifter ernennt, beweiſt der
Umſtand, daß die vor einigen Tagen erfolgte Berufung des
neuen Bildungsminiſters Dr. Barutfki auch für Plſudſkis
nächſten Mitarbeiter Bartel, der außerdem noch dieſes Mini=
ſterium
inne hatte, ſo überraſchend kam, daß Bartel noch am
vorhergehenden Abend Dispoſitionen für ſeinen nächſten Amts=
tag
im Bildungsminiſterium getroffen hatte. Dieſe wurden dann
am nächſten Morgen ſchleunigſt zurückgezogen. Wie man ſieht,
iſt die Idee Pilſudſkis gar nicht ſo ſchlecht. Einerſeits behält er
die Zügel vollſtändig in der Hand, andererſeits macht er ſich
rechtzeitig aus dem Staube, und obendrein iſt er ſo weitſichtig,
daß er ſich ſchon jetzt die Bahn für ſeine künftigen Ruhmestgten
freimacht.

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Maskenkoſkume
für Rinder.
Es gibt wohl nichts Reizenderes und keine
Arbeit, die man lieber machen wird, als das
Maskenkoſtüm für das Kind. Kann man doch
hier der Phantaſie die Zügel ſchießen laſſen,
man wird ſchon bei der Arbeit an den Kleinen
gelegentlich der Anproben und durch ihre in=
tenſive
Beteiligung viel Freude erleben, und
am Abende des Kinderballes oder Eisfeſtes
wird das Glück und die Aufregung keine
Erenzen kennen. Man wird natürlich immer
darauf ſehen, das Maskenkoſtüm für das
ind ſehr billig herzuſtellen, da es doch ſicher=
lich
ſehr unangebracht wäre, für ein derartiges
Stück viel aufzuwenden. Letzten Endes kommt
es ja auch keineswegs auf wertvolles Mate=
rial
oder hervorragend ſorgfältige Ausfüh=
rung
an, ſondern einzig und allein auf die
originelle KoſtünrIdee und ihre flotte Wie=
dergabe
. Möglichſt ſoll man darauf ſehen, von
den altbekannten und ſchon zur Konvention
erſtarrten Koſtümtypen abzukommen, denn
Prinzen und Dornröschen, Elfen und Pier=
retten
ſind ſchon derart abgebrauchte Ideen,
daß ſie wohl bei jedem Feſte allzuſehr vertre=
ten
ſein werden und darum auch den Kindern
keine Genugtuung zu bieten vermögen.
Wirklich außerordentlich und eigenartig
kann das Koſtüm nur dann wirken, wenn
ſeine Idee nen und ſeine Wiedergabe gut,
gleichzeitig auch flott und vor allen Dingen
ſarbenfroh iſt, denn es gibt nichts Unver=
nünftigeres
, als das Kind mit matten Far=
ben
zu koſtümieren, womit man ihm jede
Wirkung und Freude raubt, denn Reichtum
an Farben iſt nun eirmal das Urſprüngliche
des kindlichen Geſchmackes,
Jedes vorhandene Reſtchen läßt ſich ja ſehr
gut verwenden: ein Stückchen Samt für das
Miederleibchen der Bäuerin oder des Wie=
ner
Wäſchermädls, ein Endchen geblümter
Seide für die Hirtin oder den Negerkna=
ben
, ein Lederriemchen als Leibgurt, ſchwar=
zer
Schürzenkloth für den Schornſteinfeger
etwas Taft aber für ein Stilkleid, dem man
immer die Note einer Blüte zu geben vermag, denn
Taft kann man für ein ſchönes Roſenkoſtüm geb
den entſprechenden Blüten garniert), lila Taft ſieht f.
chenkoſtüm immer ſchön aus, uſw. Aber nicht nur
rialreſtchen, auch jedes Band, jede Schnur, jede 9
bunte Knopf werden vortrefflich zu verwenden ſeit
man auch darauf ſehen, daß das Maskenkoſtüm ai
noch in irgend einer Form verwendbar ſei: Der
Schornſteinfeger oder der Cowboy ergeben ihr
nach im Prinzip ein nettes Pyjama, die Bäueri
Wäſchermädchen eignen ſich im Sommer als D
ſehr gut, und all die reizenden kleinen Hirtinnen
Das Abendkleid
ſoll vor allen Dingen auf Wirkung berechnet ſein,
denn immer wieder bewahrheitet ſich die Tatſache,
daß oft gerade die ſubtilſten Effekte im grellen
Lampenlicht verfagen und nur abſolut wirkungs=
volle
Modelle gut zur Geltung kommen. Darum
eben muß für dieſen Zweck von beſonders deli=
katen
Aufputzeffekten ganz abgeſehen und nur die
Anlage des Kleides und das zur Verwendung ge=
langende
Material berückſichtigt werden. Daraus
iſt leicht zu entnehmen, daß ganz zarte Farben
(mit Ausnahme von Weiß) für das abendliche
Kleid eigentlich zu verwerfen ſind. Unausge=
ſprochene
Töne, wie Hellgrau, Beige, ganz mattes
Grün und allzu blaſſes Roſa erſcheinen im Lichte
des Ballſalons ſehr leicht wie ſchmutziges Gelblich=
weiß
, können alſo für die Trägerin unter Umſtän=
den
eine arge Enttänſchung darſtellen.
Damit ſei natürlich keineswegs geſagt, daß man
für die abendliche Kleidung nur ſchreiende Farben
wählen dürfe: ganz im Gegenteil, denn auch ſie
würden der gegenwärtigen Mode, die alles eher
als marktſchreieriſch iſt, vollkommen widerſprechen.
Man muß vielmehr einen gangbaren Mittelweg
ſuchen und Schattierungen zu Hilfe nehmen, die
weder zu grell, noch auch zu wirkungslos ſind.
Als ſolche ſind etwa ein ſattes Crevetto, ein aus=
geſprochenes
(niemals verwaſchenes) Nilgrün,
ein ſattes Heliotrop (überhaupt alle Schattierungen
zwiſchen kräftigem Flieder und tiefem Bordeaux=
rot
), ein intenſives Gelb oder Aprikos zu empfeh=
len
. Der Schnitt des Abendkleides muß nicht
kompliziert ſein, denn die Wirkung hängt ja nie=
mals
von der Schwierigkeit der Machart, ſondern
eben nur von der guten Farb= und Materialkom=
bination
ab.
Die etwas gebluſten Kleider mit den jetzt weiter
Bsera e
werdenden Nockpartien ſtehen, auch jetzt noch im
Vordergrunde. Gürtel ſind ſehr beliebt und wer=
den
ſowohl in Band als auch in Stickerei (Straß,
Flitter uſw.) wiedergegeben. Blumen=Garnierungen waren ſchon
lange nicht ſo beliebt wie eben jetzt, und es gibt kaum ein abend=
liches
Kleid, das ſich dieſes Effektes nicht bedienen würde. Man
ſetzt die Kunſtblume entweder an die Schulter oder in die Mitte
des Gürtels, an welcher Stelle ſie als Neuheit zu betrachten iſt
und vielfach gebracht wird. Neben den Kunſtblumen iſt die
Franſenmode noch immer führend. Sie gibt auch jedem Kleide
eine unbedingt aparte Note und verleiht ihm vornehmlich beim
Tanz Grazie und Eleganz. Als letzte Neuheit aber ſind
Straußfedern anzuſehen, die gleichzeitig auch die kommende
Abendmode für das Frühjahr und für den Somme: darſtellen

ſchwunden. Bald ſetzte ein kräftiges und üppiges Wachstum der Haan ain, ſo daß keinerlei Folgen der
mehr zu ſehen ſind. Bemerken möchte ich, daß zu Beginn der Kur der Haarausfall zunahm; es handelt ſich eben um den

arerkrandung

Ausfall der bereits erkrankten und lockeren Haare.
Die Silvikrin=Kur wandte ich bei einem Fall von kreisförmigem Haaransfall an. Es war eine junge Frau. Sie hatte
am behaarten Kopfe mehrere ſcharf umſchriebene, runde kahle Stellen, etwa in der Größe eines 2= oder 3=Mark=Stückes.
Auch in dieſem Falle war der Erfolg der Silvikrin=Kur ein ſehr guter. Zunächſt bedeckten ſich die kahlen Stellen mit
dünnen, blaſſen Flaumhaaren, ſpäter wurden dieſe durch kräftige und normale Haare erſetzt. In vier Monaten war dieſe
Erkrankung völlig geheilt.
Herr Dr. med. Sp. in F. berichtet: Nachdem ich Ihr Silvikrin über 10 Monate und an zahlreichen Patienten in weiner
Praxis verwendet habe, möchte ich Ihnen über meine Erfahrungen und wie ich ſagen kann durchweg Erfolge R=
teilung
machen.
Ich habe das Silvikrin im weſentlichen bei folgenden drei Formen des Haarausfalles angewandt: 1. dem durch über=
mäßige
Trockenheit und Fettmangel bedingten Haarausfall; 2. dem durch zu ſtarke Talgentwicklung bedingten Haarausfall,
Alopecia seborrhoica; 3. dem durch Entzündung der Kopfhaut bedingten Haarausfall Alopecia fronto occipitalig.
Herr Dr. med. Sp. konnte in den Fällen 13 außerordentliche Erfolge mit Silvikrin erzielen und berichtet über die
zweite Form, die bekanntlich die Haupturſache zur völligen Glatzenbildung iſt: So iſt bei ihr mit der bisher üllichen
Therapie Schwefel= oder Sulfoform=Salbe nur ſchwer etwas auszurichten, da hier Haare und Kopfhaut ja an ſch
ſchon zu fettig ſind. Hier ſcheint mir das Silvikrin ceteris paribus überhaupt das Mittel der Wahl.
Aber auch bei den beiden anderen Formen iſt es anderen Mitteln vorzuziehen, ſchon weil die Patienten in den aüen=
wenigſten
Fällen zu bewegen ſind, viele Wochen ihre Kopfhaut mit Salben einzuſchmieren.
Bei meiner Frau, die nach einem ſchweren Wochenbett ſehr viele Haare verlor, wandte ich Ihr Silvikrin ebenfalls
und mit ſehr großem Erfolg an. Nach wenigen Tagen und einer Waſchung hörte der Haarausfall ganz auf. Und hente
beſitzt meine Frau wieder etwa die gleiche Haarfülle wie vorher.
Zuſammenfaſſend möchte ich bemerken, daß ich in Ihrem Silvikrin ein Mittel gegen die verſchiedenſten Formen des
Haarausfalles kennengelernt habe, das allen anderen ſchon allein wegen ſeiner bedeutend bequemeren Anwendungs=
weiſe
überlegen zu ſein ſcheint.

In dieſem Bil=
derpaar
ſehen wir
beiſpielsweiſe die
Silvikrin= Wir=
kung
bei einer
Dame, die ver=
zweifelt
ſchon jede
HoffnungaufWie=
dergewinnung

ihres ſonſt ſo
ſchönen Haar=
ſchmuckes
aufgegeben hatte. Die auf der Kopfhaut vor= wieder mit deutlich ſichtbaren, zunächſt noch feinen Härchen

Dieſes Bilder=
paar
demon=
ſtriert
den ekla=
tanten
Erfolg,
9
der bei völliger
Glatze durch kon=
ſequente
. Silvi=
krin
=Behandlung
erzielt werden
konnte. Die
Glatze hat ſich

wendung parfümierten Alkohols zur Kopfwäſche außerordentlich vorſichtig ſein müſſen. Nicht allein der Haarboden wird

handenen Stellen ſind völlig zugewachſen, und ein voller, bedeckt.
üppiger Haarwuchs konnte wieder erzielt werden.
Herr Dr. med. R. in Sch.: Mit Ihrer Silvikrin=Kur, welche ich mehrfach bei Haarausfall auf ſeborrhöeiſcher Grund=
lage
verordnet habe, hatte ich gute Erfolge zu verzeichnen. Auch bei bereits eingetretener Erkahlung (Alopecia areata)
erwies ſich das Mittel als ſehr wirkſam, ſchon nach kurzem Gebrauch des Silvikrins begann die Neubildung des Haar=
wuchſes
an den erkahlten Stellen. Ich kann deshalb die Silvikrin=Haarkur nur dringend empfehlen.
Herr Med.=Rat Dr. R. in A. hat Silvikrin bei ſich ſelbſt angewendet und teilt uns mit, daß er mit dem Präparat m
jeder Beziehung zufrieden ſei. Die Beſeitigung der Schuppenbildung gelang ſehr ſchnell, nachdem ſie jeder Behandlung
mit ſpirituöſen Haarwäſſern und Schwefelpräparaten getrotzt hatte. Das vorhandene Haar ſei auf dem ſauberen Haar=
boden
kräftiger geworden, und auch bei der Glatze ſei ein Anfangserfolg ſichtbar.
Herr Medizinalrat R. hält zum Haarwaſchen das Silvikrin=Shampoon ganz beſonders geeignet und betont, daß er
dasſelbe für ſich und ſeine Familie nur noch benutzen werde. Er werde auch in Anbetracht der günſtigen Reſultate Sil=
vikrin
empfehlen.
Herr Dr. Burger, dem kritiſche Beobachtung als langjähriges Mitglied eines Geſundheitsamtes etwas Selbſtverſtänd=
liches
iſt, hat mit alkoholiſchen Kopfwaſchungen ſeinen Haarſchwund weſentlich gefördert; erſt die Silvikrin=Behandlung
brachte ihm vollen Erfolg. Dieſe Beobachtungen Dr. Burgers geben Ihnen aber auch den Hinweis, daß Sie in der An=
zuweilen
direkt nachteilig beeinflußt, ſondern, namentlich bei häufiger Anwendung, auch das Haar um ſeinen Feuchtig=
keitsgehalt
gebracht und Ihr Haarſchmuck dadurch unanſehnlich geſtaltet.
Wenn Sie abſolut ſicher gehen und ein hochwertiges Kopfwaſchmittel benutzen wollen, halten Sie ſich an das ärztlich
empfohlene Silvikrin=Shampoon, welches den Haar=
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Poſt:

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(Gpreſſe nit Bleiatift dentich vermerken)

ſollen, alſo lange Zeit modern bleiben dürften. Die Straußfeder
hat die beſondere Eigenart, in dunklen Schattierungen ausſchließ=
lich
für das Kleid einer ſtarken Figur oder einer älteren Dame
in Frage zu kommen, während ſich die Straußfeder in hellen
Farben für die Jungmädchenkleidung wie geſchaffen zeigt. Man
unterſcheidet ſowohl einfache, wie auch die langen, geknüpften
Straußfedern (Pleureuſen), denen durch feine Farb= Abſchattie=
rung
oft ein ganz beſonderer Reiz verliehen wird.
Als Grundmaterial der neueſten Abendkleider verwendet man
alle Arten von Seiden, vornehmlich aber den durchſichtigen Geor=
gette
(unter dem natürlich ein entſprerhendes komplettes Unter=

voll in ſeinem Effekt iſt das vorletzte Modell, ein
Spitzenkleid, das ſowohl aus Seiden= wie auch aus
Metallſpitzen wiederzugeben wäre. Auch hier
der Oberteil bluſig, die untere Partie leicht ein-
gehalten
. Den einzigen Aufputz bildet ein breiter.
in der Mitte mit einer großen Kunſtblume ( an-
ſtatt
einer Schnalle) zuſammengehaltener Seiden-
gürtel
. Da man unter einem ſolchen Spitzenkleid /
natürlich ein ſeidenes Unterkleid tragen muß, wirD
man dieſes Unterkleid, den Gürtel und die Blume in der Farb
unbedingt übereinſtimmen, etwa ein königsblaues Spitzenklei-
mit
einem blaßroſa Unterkleid, ebenſolchem Gürtel und blau=ro)
abſchattierter Blume.
Wie man Straußfedern in richtiger Weiſe anbringt, zeigt da
letzte Modell, ein gerades, mit einem ſeitlich geknoteten Gürtel al
gebundenes Kreppſatin=Kleid. Unterhalb des Gürtels kommen z
beiden Seiten Spitzenſchürzen in der gleichen Farbe hervor, derer?
unterer Rand oben mit Federn garniert iſt. Modelle dieſer Arnt
die in der Linie der Tagesmode nicht allzuſehr unterworfen ſine
werden ſobald nicht unmodern und lange verwendbar bleiben;

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Montag, den 17. Januar 1927.
190. Jahrgang

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Marx nimmt an.
Der zurzeit die Geſchäfte führende Reichskanzler Dr. Marx
hiat am Sonntag nachmittag nach Rückſprache mit dem Vorſtand
i iner Fraktion dem Reichspräſidenten mitgeteilt, daß er den ihm
arteilten Auftrag anzunehmen bereit ſei. Wohlverſtanden, iſt das
nroch kein Auftrag zur Kabinettsbildung. Daß Mandat, das ihm
Herr von Hindenburg übertragen hat, iſt vielmehr erheblich mehr
ſingeengt, als das Mandat von Dr. Curtius, da Herr Dr. Marx
nrur gebeten worden iſt, auf Grund des Beſchluſſes der Zentrums=
maktion
die Möglichkeit einer Regierungsbildung weiter zu klä=
ven
. Damit iſt ihm ſein Weg vorgezeichnet, da die Zentrums=
maktion
das Kabinett der reinen Mitte als die einzig mögliche
lSöſung der Kriſe bezeichnet hatte.
Herr Dr. Marx wird am Montag vormittag bereits mit den
/Führern der Deutſchen Volkspartei und der Sozialdemokraten
verhandeln. Man glaubt, daß er alle Hebel in Bewegung ſetzen
wwird, um ſein altes Kabinett im weſentlichen zu rekonſtruieren.
Dazu wird bei der Deutſchen Volkspartei grundſätzliche Bereit=
twilligkeit
vorhanden ſein. Von dorther wird ihm aber die Frage
worgelegt werden, wie er mit einem ſolchen Kabinett vor den
Meichstag zu treten gedenke, da die Mittelparteien ja nun einmal
üiber eine Mehrheit nicht verfügen.
Es wird alſo für Her Marx darauf ankommen, ob er im=
pkande
iſt, eine ſolche Mehrheit zu ſchaffen, ohne dadurch Bindun=
gren
auf ſich zu nehmen, die innerhalb der Koalition der Mitte
A-l8 untragbar bezeichnet werden. An die Deutſchnationalen wird
ar ſich kaum zu wenden brauchen, da von ihrer Seite bereits die
hreſtimmte Erklärung vorliegt, daß ſie ein ſolches Minderheits=
mbinett
aus politiſchen Gründen nicht tolerieren würden. Die
SSozialdemokraten heben zwar im erſten Augenblick durch den
Vorwärts die gleiche Erklärung abgeben laſſen, beim Zentrum
beſteht aber doch die Hoffnung, daß ſie jetzt den Fall noch einmal
ſich überlegen werden. Irgendwelche Zugeſtändniſſe kann Herr
Sr. Marx ihnen noch nicht machen. Es könnte ſich alſo höchſtens
ſarum handeln, ob die zialdemokraten inzwiſchen ſo weich ge=
zworden
ſind, daß ſie bedingungslos kapitulieren und dasſelbe
92 abinett, das ſie kurz vor Weihnachten ſtürzten, jetzt zu unter=
ſtützen
bereit ſind. Erleichtert würde, ihnen dies, wenn der
eichswehrminiſter Dr. Geßler, der ja für ſie der hauptſächlichſte
Stein des Anſtoßes iſt, aus dem Miniſterium verſchwinden
woürde. Herr Geßler wollte vor Wochen zurücktreten, hat ſich das
Mber inzwiſchen anders überlegt. Vorderhand liegen keine An=
zeichen
dafür vor, daß er bereit ſei, ſich den Sozialdemokraten zu
Apfern.
Der Drehpunkt für die ganze Lage iſt alſo die Haltung der
(Sozialdemokraten. Stellen ſie neue Bedingungen, dann wird
höerr Marx mit dieſer ſeiner Miſſion ſcheitern. Er würde dann
eer Zentrumsfraktion die Frage vorlegen, ob ſie unter ſolchen
hämſtänden bereit iſt, irgendwie mit den Deutſchnationalen in
Werbindung zu treten. Darüber wird man vermutlich am Mon=
ag
klarer ſehen. Die Miſſion des derzeitigen Kanzlers iſt übri=
gens
auch im Zentrum nicht unumſtritten. Es fällt allgemein
uuf, daß das Organ der Chriſtlichen Gewerkſchaften und Herrn
SStegerwalds, Der Deutſche eine ziemlich unverblümte Abſage
an Herrn Marr ausſpricht und das Kanzleramt für Herrn Steger=
noald
ſelbſt reklamiert. Das kann nur eine einzelne Stimme ſein,
Mas kann aber auch der Ausdruck einer gewiſſen Verſtimmung
aus der Zentrumspartei heraus ſein, jedenfalls darf man der=
artige
Aeußerungen nicht überſchätzen. Es genügt wohl, ſie zur
4Xenntnis zu nehmen.
Weſentlich intereſſanter iſt, daß die Germania ſich gezwun=
wen
ſieht, eine ausgeſprochene Loyalitätserklärung für den Reichs=
räſidenten
zu bringen. Sie verzeichnet als bemerkenswertes Er=
wignis
der erſten Woche der offiziellen Verhandlungen das ſtreng
werfaſſungsmäßige, den korrekten parlamentariſchen Normen ent=
ſprechende
Vorgehen des Herrn Reichspräſidenten und fügt hin=
zut
: Alle Meldungen über den Artikel 48 und dergleichen haben
ſtch als Enten erwieſen. Dafür, daß den alten Soldaten Hinden=
wurg
das Schneckentempo der deutſchen Regierungsbildung be=
ſremdlich
anmutet, wird auch der eingeſchworenſte Berufspolitiker
KBerſtändnis aufbringen. Herrn von Hindenburg mag das Be=
mußtſein
leiten, durch ſein Verhalten der Einbürgerung normaler
arlamentariſcher Gebräuche und damit der politiſchen Lage
Deutſchlands einen neuen Dienſt erwieſen zu haben. Hinter die=
ſter
Notiz ſteckt zweifellos eine tiefergehende Abſicht. Gerade aus
sentrumskreiſen ſind verſteckt mancherlei Angriffe gegen den
eichspräſidenten in der letzten Woche laneiert worden, die
watürlich von den Sozialdemokraten begeiſtert aufgegriffen wur=
hen
. Im gleichen Augenblick ſtellt der Vorwärts feſt, daß heute
duie bürgerlichen Parteien um die Gunſt des Reichspräſidenten
ſaum weniger bemüht ſeien als zur Kaiſerzeit um die Gunſt des
KZaiſers. Das Zentrum hält es offenbar doch für notwendig,
iner Präſidentenhetze, wie ſie hier eingeleitet werden ſoll, zumal
da der Vorwärts gleichzeitig andeutet, es ſei ein öffentliches
Seheimnis, daß der Reichspräſident den Bürgerblock wolle, einen
räftigen Riegel vorzuſchieben.
Belgien und die Pekinger Regierung.
EP. Paris, 16. Januar.
Der Brüſſeler Temps=Korreſpondent beſtätigt die Londoner
Meldung, daß Belgien den Vorſchlag der Pekinger Regierung
mngenommen habe, die Unterhandlungen über den Handelsver=
wrag
wieder aufzunehmen. Da aber die Angelegenheit bereits
em Haager Schiedsgericht unterbreitet worden ſei, werde dieſes
mrſucht werden ſeinen Schiedsſpruch bis zum Ausgang der neuen
WVerhandlungen aufzuſchieben, die ſofort eröffnet werden ſollen.
,Belgien reſervierte ſich aber gleichwohl das Recht, den Haag ent=
ſtcheiden
zu laſſen, ſofern die Verhandlungen ergebnislos ver=
ſaufen
ſollten. Der Korreſpondent ſtellt feſt, daß Belgien ſo=
zmit
die Pekinger Regierung als die rechtmäßige chineſiſche Re=
gierung
anzuſehen ſcheine, was um ſo mehr verwundern müſſe,
(als Belgien in den letzten Wochen eher ſeine Gunſt der Kanton=
megierung
bezeugt habe. Die neue Haltung der belgiſchen Re=
gierung
ſei vielleicht aus dem Umſtand zu erklären, daß die bel=
giſchen
Intereſſen vor allem in Nord=China lokaliſiert ſeien.

Vom Tage.
Geſtern tagte in Braunſchweig die Deutſchnationale
Volkspartei.
Als Abſchluß der demokratiſchen Reichsmittelſtands=
tagung
fand geſtern mittag in Berlin eine Mittelſtandskundgebung
ſtatt, auf der u. a. der preußiſche Handelsminiſter Dr. Schreiber
über die Stellung des Mittelſtandes im Staate ſprach.
Präſident Diaz hat durch Vermittelung des Waſhingtoner; etwas von anderen ſagen, um ſo weniger ſo etwas.
Geſandten in Nicaragua einen Friedensvorſchlag an die Libe=
Amtszeit Vertreter der Liberalen in ſeine Regierung eintreten, und
finden.
Nach einer Meldung aus Buenos Aires hat ein Auarchiſt in
Rio de Janeiro eine Bombe geworfen, durch deren Exploſion
fünf Kinder getötet und zwei weitere ſowie deren Mutter verleßzt ſchließliey die Schwierigkeiten überwunden wurden. Zu Beginn
wurden
Die Kantontruppen haben infolge der Zurückeroberung
in dieſer Gegend, Tſcheking verloren. Die geſchlagenen Trup=
pen
ziehen ſich auf Fukien zurück.
berlain dieſes Mal nicht, wie gewohnt, über das Woche nende nach
ſeinem Landſitz gefahren, ſondern in London geblieben.
Aus Konſtantinopel wird gemeld=t, daß die Polizei
barer Nähe von Moſcheen oder Kirchen befinden.
Anläßlich der achtjährigen Dauer des Alkoholverbotes für
Nordamerika wird mitgeteilt, daß die Regierung für die Durch= und will nun gehen.
führung des Geſetzes bisher mehr als 63 Millionen Dollar ausgegeben
hat. Für 1927 iſt ein Betrag von 63 Millionen Dollar vorgeſehen. Im
Kampfe zwiſchen den Prohibitionsbehörden und den Alkoholſchmugglern
ler getötet.

Diepolitiſche Lagein Frankreich

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 16. Januar.
Durch die Autrittsrede des neuen Kammerpräſidenten
Bouiſſon und durch die Wahl Doumers zum Präſidenten des
Senats iſt in der franzöſiſchen Junenpoli=ik eine gewiſſe Eut=
ſpannung
eingetreten. Der neue Kammerpräſident Bouiſſon hat
als Sozialiſt eine ſo gemäßigte und ſachliche Antrittsrede ge=
halten
, daß ſelbſt die Rechte ſie billigen muß. Und Paul Doumer,
der frühere Finanzminiſter und Präſident der Finanzkommiſſion,
iſt die Mäßigung ſelbſt. Er gehört zum rechten Flügel des
Linkskartells, und iſt zwiſchen den Politikern der Linksradikalen
am meiſten nach der Mitte orientiert. In Wirklichkeit verhielt
bei dem ganzen Senat wie auch bei der Regierung.
Es herrſcht alſo eine gewiſſe Entſpannung, und man kann
beobachten, daß die Regierung entſchloſſen iſt, die künſtliche
politiſche Windſtille mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten. Die
Kammer wird ſich vorerſt mit lauter adminiſtrativen Maßnah=
men
befaſſen, und es wurde beſchloſſen, daß Interpellationen
wöchentlich nur einmal, am Freitag, gehalten, werden dürfen.
Das war den Sozialiſten doch etwas zu viel, zumal, da ſie in der
letzten Zeit manchen bedeutenden Erfolg zu buchen hatten, und
ihren Einfluß wachſen fühlten, Léon Blum hat wahrſcheinlich,
ſcharfen Vorſtoß gegen die Regierung unternommen. Er ſprach
es offen aus, daß Poincaré das politiſche Leben Frankreichs
ſuspendiert hat, und kritiſierte aufs ſchärfſte die Apathie der
Kammer. Poincaré antwortete ebenſo energiſch. Damit ſcheint
Léon Blun kaum zu erreichen getrachtet. Es war bemerkens=
wert
, daß leiner Rede nur die Sozialiſten und Kommuniſten
applaudierten, die bürgerlichen Parteien des Kartells wollen ja
nichts von einem ſozialiſtiſchen Vorſtoß wiſſen.
Ueber die Finanzpolitik verlautet kaum etwas. Die Banque
de France kauft Silber und Gold, über den Zeitpunkt der end=
gültigen
Stabiliſierung verlautet aber noch immer nichts.
Ebenſo geht es mit der Ratifizierungsfrage. Die Tatjache, daß
die Forderung in der Kammer, nach einer zweijährigen Ver=
längerung
der Mandatsdauer immer lauter wird, läßt jedech
manches vorausahnen.
Scheinbar hat die Rechte, von der Regierung einen Wink
erhalten, ſich in der Frage der Reſtpunkte etwas ſtiller zu ver=
halten
, denn über die Verhandlungen des Generals von Pawelſz
verlauten jetzt wieder günſtigere Nachrichten. Auch das trägt
etwas zu der neuerlichen Abebbung des politiſchen Kampfes bei.
Die PariſerVerhandlungen über die Entwaffnungsfrage.
w. Paris, 16. Januar.
Blättermeldungen zufolge rechnet man in autoriſierten
Kreiſen damit, daß das Interalliierte Militärkomitee von Ver=
ſailles
, das morgen zu einer Sitzung zuſammentreten wird, um
die ſchriftlichen deutſchen Vorſchläge zur Regelung der letzten
Entwaffnungsfragen zu prüfen, von den deutſchen Sachverſtän=
digen
beträchtliche Abänderungen fordern werde, was aber nicht
die Annahme geſtatte, daß die Verhandlungen abgebrochen wer=
den
könnten. Im Gegenteil ſei zu vermuten, daß die Beſprechun=
gen
weitergeführt würden und ſchließlich Ende d. M. zu einer
Verſtändigung führen werden.
Eine Note Sacaſas an Kellogg.
EP. Waſhington, 16. Januar.
Nach einer Meldung aus Mexiko hat der Chef der Liberalen,
Sacaſa, an den Staatsſekretär Kellogg eine Note gerichtet, in der
er gegen die Intervention der Vereinigten Staaten in Nicara=
gua
proteſtiert und erklärt, daß er, wenn die amerikaniſchen
Marineſtreitkräfte nicht ſofort zurückberufen würden, einen
Appell an die ſüdamerikaniſchen Republiken richten werde, um
ihre bewaffnete Intervention gegen die amerikaniſche Invaſion
zu verlangen. In offiziellen Kreiſen Wafhingtons erklärt man
jetzt, Präſident Coolidge ſei geneigt, Nicaragua die Annahme der
Vermittlung des Präſidenten von Coſtariea zu empfehlen.

Der Mohr kann geh’n.
Von unſerem Berichterſtatter.
Ii. Warſchau, im Januar 1927.
Das hat ſich jetzt Pilſudſki ſelbſt geſagt. Denn, und das iſt
ja der Grundzug des Pihſudſliſchen Charatters, er läßt ſich nie
Tatſächlich hat ſich Pilſudiki einem Nedakteur gegenüber ſo
rale Partei gerichtet. Diaz ſchlägt vor daß während ſeiner reſtlichen geäußert und es folgendermaßen begründet: Er haoe das Land
im Mai mitgeriſſen, um es der willlürlichen Ordnung der herr=
daß
im Jahre 1928 unter amerikaniſcher Aufſich= Neuwahlen ſtatt= ſchenden Extremen zu entziehen. Unglüglicherweiſe ſtellte ſich
ſehr raſch heraus, daß ſich die Vorgänge ganz anders abwickelten,
als er und ſeine Anhänger es ſich gedacht hatten. Es mußte in=
folgedeſſen
eine Zeitlang ſehr ſcharf, vorgegangen werden, bis
des neuen Jahres, wo ein jeder bemüht iſt, ſeine jährliche Bi=
Hingpos durch Sun Schuan=fang auch ihren letzten Stützpuurt lanz aufzuſtellen, alſo auch er es getan hat, habe er mit Zufrie=
denheit
feſtſtellen können, daß er das Land wieder in geordnete
Verhältniſſe gebracht habe, daß die Arbeitsloſigkeit verhältnis=
Wegen der Zuſpitzung der Lage in China iſt Cham= mäßig ſtark zurückgegangen ſei, daß das Budget mit ileinen
Aenderungen angenommen wurde, daß die Militärausgaben be=
deutend
herabgeſetzt worden ſind, daß das geſpannte Verhältnis
zwiſchen Seim und Regierung wieder in normale Bahnen ge=
300 Kaffeehäuſer geſchloſſen hat, weil ſie ſich in unmittel= leitet iſt, daß Polen ſich ſeine ihm zukommende Stellung im Völ=
kerbund
geſichert habe, und daß ſchließlich Polen am Weltfrie=
denswerk
tatkräftig mithelfe. Er habe ſomit das Seine getan
Es bedarf nur eines oberflächlichen Rückblicks auf den
Werdegang Pilſudſkis, um feſtſtellen zu können, daß dem in Wirk=
wurden
bisher 51 Poliziſten und mehr als 300 Schmugg= lichkeit nicht ſo ſei. Die Gründe für ſeinen Entſchluß, den er
letzten Endes eine Woche, früher oder ſpäter doch durchführen
wird, ſind allein auf den unendlichen und faſt kranchaften Ehr=
geiz
Pilſudſkis zurückzuführen. Pilſudſki fühlt ſich nur in
der Rolle eines Helden ſeines Volkes wohl. Er weiß aber ſehr
gut, daß niemand in einer ſolchen Poſe ſtändig verharren kann.
Er iſt beſſer als jeder andere darüber informiert, daß das Land
noch in keiner Weiſe als völlig ſtabiliſiert betrachtet werden kann
und weiß, daß mit der Beendigung des engliſchen Kohlenſtreits,
mit dem Abſchluß des ruſſiſch=litauiſchen Vertrages, mit dem
Ausgang der Wahl in Oberſchleſien, mit der Entſcheidung Kalon=
ders
in der oberſchleſiſchen Schulfrage, mit dem Stand der Dan=
ziger
Anleiheverhandlungen, mit dem Eintritt Deutſchlands in
den Völkerbund, daß mit all dem für Polen eine Aera
von ſchweren innen= und außenpolitiſchen Auf=
gaben
beginnt. Er weiß ferner, daß in den letzten Jahrem
noch keine Regierung in keinem Lande es ferug bringen konnte,
einen ſolchen verwickelten Fragenkomplex bei den gegenwärtig
faſt in ſämtlichen Ländern komplizierten Parteiverhältniſſen
innerhalb einer Regierungsperiode zu löſen, und daß auch er trotz
er ſich meiſt überparteilich und genießt unbedingtes Vertrauen ſeines Ruhmes und ſeiner Beliebtheit, von vornherein hierim
unterliegen müſſe. Er zieht es infolgedeſſen vor, ſeine ſo ſchwer
eroberte Popularität nicht leichtſinnig aufs Spiel zu ſetzen, und
ſich lieber, wie es ja immer ſeine Taktik geweſen, rechtzeitig zu=
rückzuziehen
, um ſpäter, wenn die anderen, was gewiß der Fall
ſein wird, verſagen, wieder in ſeiner bewährten Rolle des
Retters einzugreifen. Das nennt man Strategie, und man
erkennt darin den Pilſudſki, wie er iſt.
Als Sonntag, den 9. Januar, die Ernennung des neuen Kul=
zusminiſters
Dr. Barutſki amtlich bekannt gegeben wurde, hatte
um der Stimmung ſeiner Partei Rechnung zu tragen einen Pilſudſki ſein Demiſſionsgeſuch bereits unterfertigt und war im
Begriff, es dem Staatspräſidenten zu überreichen. Allein den
flehentlichen Bitten des Vizepremiers Bartel iſt es zu verdanken,
daß Pilſudſki ſeinen Rücktritt einige Tage aufſchob.
Der Rücktritt Pilſudſkis iſt jedoch beſchloſſene Sache denn
die Sache abgeſehloſſen zu lein. Etwas Beionderes hat ja auch das Ende naht. Das ſieht der Marſchall. Als er im Mai die
Macht an ſich geriſſen hatte, war es ſein ſehnlichſter Wunſch, eine
überparteiliche Regierung zu ſchaffen. Wenn ihm auch
alles andere, was er ſich vorgenommen hatte, geglückt iſt, ſo
blieb doch dieſer Wunſch völlig unerfüllt. Umgekehrt, die Partei=
differenzen
, vielmehr der Haß der Parteien untereinander, ent=
flammten
noch mehr.
Der Marſchall hat übrigens auch außerhalb der Regierung
ſehr viel vor. Der polniſche Seim hat ſchon Dreiviertel ſeiner
Amtszeit hinter ſich, und Neuwahlen, wenigſtens vom Geſichts=
punkt
der Parteiagitation, ſtehen unmittelbar bevor. Die neue
Konſervative Partei, die unter Führung des Fürſten
Radziwill die Mächtigſten des Landes um ſich verſammelt hat,
mit der Pilſudſki erſt vor kurzem in Nieſzwieſz ſo zärtlich ge=
flirtet
hat, und in der er bald darauf ſo bitter enttäuſcht wurde,
hat eine einzige Aufgabe, mit der ſie ihre Exiſtenz berechtigt:
radikale Aenderung des Wahlſyſtems. Dieſes Pro=
blem
iſt jetzt die wichtigſte und brennendſte Frage, die alle Partei=
politiker
in Atem hält. Pilſudſki, der Schöpfer des gegenwär=
tigen
Wahlſyſtems, iſt auch deſſen wärmſter Anhänger, und jetzt
gilt es, alle Kräfte anzuſtrengen und den ganzen Einfluß aufzu=
bieten
, um dieſem ſtarken Rivalen, der aus Adel und Kapital ſo
feſt zuſammengeſchmiedet iſt, entgegenzutreten. Und hier bietet
ſich für Pilſudſki ab=e neue Gelegenheit, die ſcheinbar ſpeziell für
ihn geſchaffen iſt. Jetzt hat er die Möglichkeit, das faul gewor=
dene
Tätigkeitsfeld im Kabinett, das ihn letzten Endes doch um
ſeinen Ruhm bringen würde, noch rechtzeitig zu verlaſſen, um es
gleich mit einem neuen zu vertauſchen, wo er wieder mit altem
Schwung als rettender Engel der breiten Maſſe auftreten kann.
Wie geſagt, der Rücktritt Pilſudſkis iſt beſchloſſene Sache.
Die Regierung wird ſich aber nicht viel ändern. Die Miniſter
werden auch weiterhin nur Marionetten unter ſeiner
Regie ſein. Daß er eigenmächtig Miniſter ernennt, beweiſt der
Umſtand, daß die vor einigen Tagen erfolgte Berufung des
neuen Bildungsminiſters Dr. Barutfki auch für Plſudſtis
nächſten Mitarbeiter Bartel, der außerdem noch dieſes Mini=
ſterium
inne hatte, ſo überraſchend kam, daß Bartel noch am
vorhergehenden Abend Dispoſitionen für ſeinen nächſten Amts=
tag
im Bildungsminiſterium getroffen hatte. Dieſe wurden dann
am nächſten Morgen ſchleunigſt zurückgezogen. Wie man ſieht,
iſt die Idee Pilſudſkis gar nicht ſo ſchlecht. Einerſeits behält er
die Zügel vollſtändig in der Hand, andererſeits macht er ſich
rechtzeitig aus dem Staube, und obendrein iſt er ſo weitſichtig,
daß er ſich ſchon jetzt die Bahn für ſeine künftigen Ruhmestgten
freimacht.

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Seite 2

Montag, den 12. Januar 1927

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadt, 17. Januar.
* 30. Stiftungsfeſi
des Kaufmänniſchen Vereins Darmſtadt.
Ueber das wirklich ausgeſucht gute Programm und den glänzenden
Verlauf des Feſtes herrſchte allgemein nur eine Stimme des Lobes.
Der ſchöne Faſtſaal der Vereinigten Geſellſchaft war dicht beſetzt, als
hald nach 8 Uhr eine kleine, aber ausgezeichnet ſpielende Gruppe des
Städtiſchen Orcheſters den Feſtabend mit einem flott geſpielten
Marſch eröffnete. Auch im ſpäteren Verlauf des Abends holte ſich das
Orcheſter mit dem Freiſchütz, einem rheiniſchen Potppurri und vor
allen Dingen mit Valencia rauſchenden, wohlverdienten Beifall. Der
erſte Vorſitzende des Vereins, Herr Vierheller, knüpfte in ſeiner
Feſtrede an das Goethewort aus dem Fauſt an Was du ererbt von
deinen Vätern haſt, erwirb es, um es zu beſitzen und gab in einem
Ueberblick über die wechſelvolle Geſchichte des Vereins dem Stolze
darüber berechtigten Ausdruck, daß noch ſo zahlreiche Gründer heute im
Verein mitarbeiten. Der Gefallenen des großen Krieges wurde in
ergriffenem Schweigen gedacht und dann kamen die Lebenden zu ihrem
Recht. Mit herzlichen Worten und unter wermem Beifall überreichte
Herr Vierheller den ſchon früher ernannten Ghrenmitgliedern, den
Herren Kommerzienrat L. Joſeph, Wilh. Kölb und Ludwig
Fiſcher die Ehrenurkunden, anſchließend daran auch den neuen
Ehrenmitgliedern, die anläßlich des heutigen Jubelfeſtes ernannt waren,
den Herren Arthur Lang, Richard Jung, Alfr. Hammer,
J. Eiffinger, C. Wilhelm und Karl Künzel. Für die
Gefeierten dankte in bewegten Worten Herr Alfred Hammer, der
zweite Vorſitzende des Vereins, und ſtellte, wie es auch bereits ſein Vor=
redner
getan hatte, in den Vordergrund ſeiner Ausführungen die
Bedeurung des paritätiſchen Gedankens. Als Soliſten des muſikaliſchen
Teiles ſtellten ſich Frau Horn und ihr Gatte, Herr Kammer=
muſiker
Horn der dankbaren Zuhörerſchaft vor. Herr Horn, von
ſeiner Gattin am Flügel diskret begleitet, ſpielte in geſchickter Steige=
rung
zuerſt eine Romanze von d’Ambroſio, dann einen Walzer von R.
Volkmann und zuletzt Herſre Kati von J. Hubay. Anſprechender Vor=
trag
und virtuoſe Technik vereinigten ſich zu ſolcher Wirkung auf die
Zuhörer, daß der reich geſpendete Beifall als Zugabe noch die Spaniſche
Serenade von Kreisler erzwang. Frau Horn ſang, von ihrem Gatten
am Flügel unterſtützt, zuerſt die Arie der Agathe aus dem Freiſchütz,
die ſie in leidenſchaftlichem Ausmaß zu ſteigern wußte. Auch in den
kleinen Liedern von Mahler und Ardidi wußte ſie ihr tragfähiges Organ
zu ſympathiſchen Wohlklang zu entwickeln. Blumen und begeiſterter
Beifall wurden ihr Dank. Den Abſchluß des erſten Teils des Pro=
gramms
bildete unter der Regie von Nobert Klupp ein luſtiger
Einakter Ich bin es nicht von Erich Pabſt. Der harmloſe,
drollige, mit lokalem Einſchlag gewürzte Schwank gab den mitwirkenden
Mitgliedern des Heſſiſchen Landestheaters Gelegenheit, ſich in dankbaren
Rollen einem ebenſo dankbaren Publikum zu zeigen. Es wurde herzlich
gelacht über Robert Klupp als den aus tauſend Aengſten ſich
windenden Schwerenöter, Käthe Gothe als ſeine ſtrenge, rächende
Gattin, Hans Baumeiſter als treuen Hausfreund und Martha
John als niedliches Kammerkätzchen. Die beiden Damen erhielten
Blumengaben. So leitete das luſtige Stückchen in den zweiten Teil
des Abends über, den Feſtball an dem unter den Klängen der Jazz=
band
=Kapelle des Städtiſchen Orcheſters ſich alt und jung in gleicher,
nicht ermüdende Friſche bis zu früher Stunde beteiligten.

Heſſiſches Landestheater. Berto’t Brechts außerordentlich erfolg=
reiches
neueſtes Werk, das Luſtſpiel Mann iſt Mann, das aus
ſpielplantechuriſchen Gründen in der letzten Zeit zurückgeſtellt werden
mußte, wird nach langer Pauſe am kommenden Donnerstag, den 20. d3.
Mts., in der Inſzeni=rung von Jacob Geis mit Generalintendant Ernſt
Legal als Galy Gay wieder gegeben.
Die erſte Wiederholung von Bernard von Brentanos am ver=
gangenen
Samstag mit gutem Erfolg zur Uraufführung gelangter
Komödie Geld iſt am Mittwoch, den 19. Januar, im Kleinen Haus.
Als zweites Werk der Tetralogie kommt am Mittwoch, den 19. ds.
Mts., abends 6½ Uhr, im Großen Haus die Walküre in einer
vollſtändigen Neuinſzenierung zur Aufführung. Der Abend wird von
Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock muſikaliſch geleitet. In=
ſzenierung
: Hans Esdras Mutzenbecher. Die Bühnenarchitektur
wurde geſchaffen nach Entwürfen von Arthur Pohl.
Der dritte Beethoven=Abend des Drumm= Quar=
tetts
iſt für kommenden Donnerstag, den 20. Januar, abends 8 Uhr,
im Kleinen Haus angeſetzt.
Volkshochſchule. In weiterer Folge der Vorleſungen über
Goethe wird Fräulein Eva Meyer über die Italieniſche
Reife ſprechen. Der erſte Abend iſt am Freitag, den 21. Januar.
Verſtand es die Dozentin, im vorigen Abſchnitt und durch eine Fülle
von Belegen den Weſtöſtlichen Divan zu erſchließen, ſo durch Lichtbilder
ergänzt wird, recht viel Anregendes erwarten. Die Vorleſung beginnt
8 Uhr abends im Saal 182 der Techniſchen Hochſchule. Anmeldungen
werden noch in der Geſchäftsſtelle, Mathildenplatz 17, entgegengenom=
men
. Am Sonntag, den 16. Januar, findet im Kleinen Hauſe des
Landestheaters eine Morgenfeier ſtatt und abends wird E ge=
plagter
Familievadder wiederholt. Unſere Mitglieder er=
halten
ermäßigte Karten in unſerer Geſchäftsſtelle.
Die Volksbühne wird am Donnerstag, den 20. Januar, abends
8 Uhr, im Mozartſaal, Schulſtraße 8, zum 100jährigen Todestag Beet=
hovens
eine Gedenkfeier abhalten, in der Herr Studienrat Hermann
Kaiſer über Beethoven und wir ſprechen wird. Der Vortrag wird zu=
gleich
den Mitgliedern der Volksbühne als Vorbereitung dienen, zu der
am Freitag, den 21. Jan. für die Gemeinde G (für die Gemeinde P
6, Vorſtellung) ſtattfindenden Aufführung Fidelio, Oper von Beethoven.
Anſchließend werden einige Meiſterſchüiler der Städt. Akademie muſika=
liſche
Vorträge für Violine und Geſang zu Gehör bringen. Die Namen
der Vortragenden, ſowie die Vortragsfolge verbürgen, in belehrender
wie künſtleriſcher Hinſicht einen genußreichen Abend. Der Eintritt iſt
frei. Gäſte ſind willkommen.

*Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 16. Januar.
4. Morgenfeier.
F.N. Die Liedvorträge von Guſtav Deharde erzielten
ein volles Haus und überaus ſtarken Beifall, denn es war alles
verſammelt, was den ſympathiſchen Künſtler verehrt. So kam er
auch raſch in beſte Stimmung und gab ſeinen Vorträgen eine an=
genehme
, durchaus nicht aufdringliche perſönliche Note. Er ſang
Schubert, Hugo Wolf und Richard Strauß, drei Liedergruppen,
die in ſich faſt völlig gleich angeordnet waren, und fand für jeden
Komponiſten den charakteriſtiſchen Ton. Sehr zuſtatten kam ihm
für ſeine gute Vortragsleiſtung die deutliche Ausſprache, ſtimm=
lich
trat heute das etwas Verſchleierte und Belegte ſeines Tones
im Piano nicht ſo ſtark hervor wie ſonſt, nur bei den Liedern
Ihr Bild und Auf ein altes Bild ſtörte es etwas. Als ganz
beſonders gelungen möchten wir hervorheben: Schuberts Fiſcher=
mädchen
und den Doppelgänger, Hugo Wolfs Der Tam=
bour
und Der Freund, während des erſteren Muſenſohn
unter dem eingeſchlagenen Preſtiſſimo litt, d auch Die Fuß=
reiſe
einen etwas gehetzten Eindruck machte. Wei beiden Liedern
müßte die Abſicht der Komponiſten und ihr Stil wichtiger ſein
als die alleinige Rückſicht auf die Wirkſamkeit, die ſelbſtverſtänd=
lich
beſonders reichen Beifall auslöſte. Von den Richard=Strauß=
Liedern geſtaltete der Künſtler am hervorragendſten Ach weh,
mir unglückhaftem Mann während uns das Lied des Stein=
klopfers
zu weich und lyriſch aufgefaßt ſchien. Von Wolf und
Strauß gab es noch je eine Zugabe. Außer dem reichen Beifall,
an dem der vorzügliche Begleiter, Erich Riede verdienten
Anteil hatte, wurden dem Sänger noch zahlreiche Lorbeer= und
Plumenſpenden.


*Konzert
Im Saal der Städt. Akademie für Tonkunſt fand am Frei=
tag
abend ein muſikaliſcher Vortragsabend ſtatt, den die Orts=
gruppe
Darmſtadt des Reichsverbandes Deut=
ſcher
Tonkünſtler und Muſiklehrer zugunſten der
Vereinskaſſe veranſtaltete, die allerdings auf den erhofften Zu=
ſchuß
verzichten muß; denn wäre der Saal ſo voll geweſen, als
er es nicht war, ſo wäre er überfüllt geweſen. Ueberfüllt war

Dekorierungsfeſt desOdenwaldklubs
Ein Feſt iſt verrauſcht, auf das ſich wochenlang Hunderte freuen,
das wochenlanger ernſter Vorbercitungen bedarf, um es ſo zu geſtalten,
wie man es gewohnt iſt. Denn der Odenwaldklub hat in dieſer Be=
ziehung
ſeine Mitglieder verwöhnt. Durch ein glänzendes Feſtprogramm
wird ſtets Außerordentliches geboten. Auch das diesjährige Dekorie=
rungsfeſt
der Ortsgruppe Darmſtadt des Odenwaldklubs reiht ſich, wie
das nicht anders zu erwarten war, würdig an die vorangegangenen.
Es fand in ſämtlichen Räumen des Saalbaues ſtatt, erſtmalig im
Januar, da das Wandern nunmehr mit dem Kalenderjahr abſchließt.
Es iſt wohl nicht zu viel behauptet, wenn man feſtſtellt, daß der Saal=
bau
ſelten ſo reich und geſchnnackvoll geſchmückt war, wie anläßlich dieſes
Feſtes. Friſche Fichtengirlanden von der Decke, Fichtenbäume im Saal,
hübſch gemalte Odenwaldmotive, in Grün eingefaßt, an den Galerien
bewirkten, daß ſich die Wandever und Gäſte auch in dem Feſtſaale mit
der Natur verbunden fühlten, und in Kürze feſtliche Stimmung herrſchte.
Herr Oberſtudiendirektor Kiſſinger hielt eine herzliche Be=
grüßungsanſprache
, in der er das deutſche Lied und das Wandern pries,
da durch ſie die Liebe zu unſerer ſchönen Heimat geſtärkt und gefeſtigt
wird. Mit einem kuäftigen Friſch auf! wünſchte er allen Beſuchern
einige frohe Stunden. Nach einem ſchönen Eröffnungsmarſch des Städ=
tiſchen
Orcheſters unter Herrn Obermuſikmeiſter Webers Leitung
brachte unſeve beliebte Künſtlerin Frau Käthe Gothe in Oden=
wälder
Tracht, mit einem Strauß Odenwälder Blumen bewaffnet, vom
Publikum jubelnd begrüßt einen humporvollen, originellen Gruß aus
dem Odenwald dar, der von Herrn Profeſſor Köſer in Verſen ge=
faßt
war und begeiſterten Beifall fand. Die Feſtanſprache hielt der
erſte Vorſitzende der Ortsgruppe, Herr Bürgermeiſter Mueller. In
beredten Worten ſchilderte er die Schönheit der Natur, die nur die voll
zu erfaſſen vermögen, die wandern und auf das Rauſchen des Waldes,
das Singen der Vögel achten, denen das frohe Licd ein Bedürfnis iſt,
und die aus der lebendigen Quelle des Wanderns und Singens neune
Lebenskraft ſchöpfen. Der Wandever lernt in frommer Achtung vor
Gott und daſſen Schöpfung ſeine Heimat ſo zu ſchätzen, daß er ſich nie= tungen zu dem am 21.23. Januar ſtattfindenden Jubelfeſt ſind in vollen
mals von ihr trennen wird. Aber auch die Liebe zu ſeinen Mitmen= Bauge. Zahlreiche Anmeldungen ſind eingegangen und laufen noch
ſchen, deren Innerſtes ſich erſt in ungebundener, freier Wanderung gebung der Landesbauſchule zu werden. Allen Teilnehmer ſtehen genuß=
Die Männer wandern, ſie muten ihren Frauen nicht zu, die großen Erlebnis, die Ausſtellung eine anregende Studie und die Feſtſchrift mit
Touren zu bewältigen, die weiten Wege zunüickzulegen, die ſie ſich wäh=
len
. Aber ſie denken an ihre Frauen, die zu Hauſe treu für ſie ſorgen, und Freunde der Bildungsſtätte werden. Um allen Teilnehmern in
und freuen ſich nach Rüickkehr in ihr trautes Heim auf das Wiederſehen. beſter Weiſe verecht werden zu können, wird gebeten, die noch rück=
Da nimmt es nicht Wunder, daß das Band enger geknüpft wird, die ſtändigen Anmeldungen bis ſpäteſtens zum 18. Januar ds. Js. an Herrn
Liebe zur Frau, die Achtung vor ihr ſteigt. Der Wanderer iſt nicht Zimmermeiſter K. Hartmann, hier, bewirken zu wollen.
nur froh, er iſt auch fromm und treu. So, wie das Leben ein einzi=
ges
Wandern iſt, ein Wandern, das zur Erreichung des geſetzten Zieles
oft alle Kraft erfordert, ſo ſoll auch alle Kraft die Wanderer zuſammen= Reichsgründungsfeier und zwar am Donnerstae, de
halten, ſtets ihren Grundſätzen, den Grundſätzen des Lebens und des 20. Januar, abends8 Uhr im Großen Saal des Städt.
Klubs, treu zu bleiben. Ein begeiſtert aufgenommenes Friſch auf Saalbaues veranſtalten. Der Feier, in der der Landtagsabgeordneie
und lebhafter Beifall dankte dem Redner für ſeine zu Herzen gehenden
Worte.
Nun wickelte ſich das Feſtprogramm in raſcher Folge ab. Die Ge= verliehen. Der Film hat bekanntlich in allen Städten Deutſchlands das
wundervoll vor. Mit einem vorzüglichen Sopran ſang Fräulein Hed= Feier, die der Erinnerung an die große vaterländiſche Geſchichte ge=
wig
Werle die Lieder Ganymed, Auf dem Seel, Wohin und widmet iſt. Der Vorverkauf der ſehr billigen Eintrittskar=
Die Allmacht von Franz Schubert. Nach einem kräftig geſungenen ten (numerierte Plätze 100 Mark, unnumerierte 0,50 Mark) beginnt
gemeinſamen Lied Wohlauf, die Luft geht friſch und rein brachte am Montag, den 17. Januar bei der Geſchäftsſtelle der Deutſchen
Frau Käthe Gothe zuei Lieder in Verſen von Herrn Arno Egelaſa Volkspartei und am Verkehrsbüro. Alles Nähere durch die Inſerate.
zu Gehör, die ſtürmiſchen Beifall fanden, ebenſo wie die teilweiſe in Wir erwarten von allen vaterländiſch Geſinnten, daß ſie in großer und
Darmſtädter Mundart geſprochenen humorvollen Vorträge des Herrn
Eduard Göbel. Einige herrliche Chöre erfreuten die Zuhörer; die
gemeinſamen Lieder wurden kräftig mitgeſungen.
Anſchließend fand durch Herr Prof. Köſer die Dekorierung der im Grünen Zimmer des Kaiſerſaals ab. Der Vorſitzende, Herr Miniſte=
121 Wanderer ſtatt, denen junge Damen das goldene Abzeichen über= rialrat Guntrum, begrüßte die zahlreich erſchienenen Mitglieder mit
reichten. Herr Böcher wude zum 21. Male dekoriert und erhielt herzlichen Worten und erteilte dem Schriftführer das Wort zur Er=
einen
von dem Großherzog, dem Protektor des Odenwaldklubs, über= ſtattung des Jahresberichtes. Das Vereinsjahr beginnt die Sektion
ſandten Eichenkranz. Es wurden unter anderen dekoriert:
zum erſten Male: R. Burckhard, Ludwig Eckert J. Eide= ehrten die Anweſenden durch Erheben von den Sitzen. 40 Mitglieder
müller, Adam Hambach, A. Hauf. Hoheiſen, Johann Klos, Fr. Knipp,
Peter Meher, Friedrich Morchel, H. Penk, Peter Rindfuß, Ludw. Ruß, Art in reichem Maße genoſſen. Die gemeinſamen Wanderungen wurden
Weber, Hans Weißmann;
Albert Dickow, M. Fabian, H. Gaubatz, Wilhelm Klein, Joh. Lacher= vorträge gehalten. Der Kaſſenbericht des Rechners ergab, daß dank der
mund, Karl Müller, Ludwig Ruppert, Peter Ruppert, Karl Seibel, guten Geſchäftsführung ein Betrag zur Hüttenverbeſſerung verwmdt
C. Schreiber, K. Volquardts, Chriſtian Walter, Friedrich Welker, Fritz
Zeunert, Fr. Zimmermann;
zum dritten Male: Karl Aßmuth. Heinrich Enders, Wilh. tember bewirtſchaftet. Die Beſucherzahl ſtieg auf 4273. Durch den Bau
Wilhelm Nichter, Fritz Strößinger, J. Stuckert;
Hofmann, Fritz Hufnagel, Otto Löffler, Leonhard Lohnes, Hch. Rohr= wurde mit Ausnahme des Schriftführers und des Bücherwartes, für die
mann, Heinrich Sell, Karl Weide, Courad Willmann;

zum fünften Male: Afred Becht, Georg Gilbert, W. Het.
penheimer, Georg, Kaßlick, Fri=drich Klingler, Karl Klotz, Karl Kohl=
bacher
, Auguſt Kurtz, Auguſt Landzettel, Ernſt Lorey, Georg Pullmann,
Peter Nöder, Karl Röth, Paul Rothamel, Georg Salomon, H. A.
Schneider;
zum ſechſten Male: Otto Benjamin, Otto Dörr. Wilhelm
Heil, Joſef Hübner, Wilhelm Huſar, Heinrich Kammer, Wilhelm Koch,
Dr. Maurer, Jakob Meyer, L. H. Pullmann, Friedrich Rühl, Arnold
Salomon, Auguſt Sprenger, Friedrich Tillmann, Konrad Weygandt,
Karl Zimbrich;
zum ſiebenten Male: Peter Bertſch, N. Dingeldein Rich,
Fiſcher, J. Groß, Theodor Leh, Franz Merck, Ludwig Müller,
K. Sonnthal;
zum achten Male: Philipp Ewald;
zum neunten Male: Artur Feidel, A. Fritz, Konrad
Röfſel, Georg Schött;
zum zehnten Male: Wilh. Berntheiſel, A. Schwörer, Wil=
helm
Straub;
zum elften Male: Paul Elsner, Hch. Langsdorf, Georg
Vollhardt. Kilian Wehnert;
zum 12. Male: Fritz Bär, Karl Heinzerling, Adam Reeg;
zum 13. Male: Karl Klee, Ludwig Wolff;
zum 14. Male: Georg Behrmann:
zum 15 Male: Kaſpar Henning, Rob, Klump, Aug, Winkler;
zum 16. Male: Hch. Hartherz;
zum 17. Male: Ludwia Bauer;
zum 21. Male: Georg Böcher.
Nach einem flotten Schlußmarſch begann der Tanz, der fung und
alt noch viele Stunden in gemütlichſter Fröhlichkeit zuſammenhielt,
So kann der Odenwaldklub, der zugleich auch das erſte Stiftungsfeſt
ſeiner Geſangsabteilung feierte, mit ſeinem diesjährigen Dekorierungs=
feſt
wiederum in voller Zufriedenheit auf ein unvergeßliches Ereignis
zurückblicken.

50 Jahre Hefſiſche Landesbauſchule Darmſtadt. Die Vorberei=
täglich
ein. Die Feier verſpricht eine erhebende und machtvolle Kund=
offenbart
, wird jedem Wanderer eingeprägt es werden f.ſte, ueigen= reiche und undergeßliche Stunden bevor. Das Ehrenmal für die Ge=
nützige
Freundſchaften geſchloſſen, die im Leben nicht zu trennen ſind, fallenen im Schulgebäude wird für viele ein nachwirkendes, künſtleriſches
vielen Abbildungen ein dauerndes Andenken für alle ehemaligen Schüler
Die Deutſche Volkspartei wird in dieſem Jahre wieder eine
Dr. Keller eine kurze Gedächtnisrede halten wird, wird eine beſondere
Anziehungskraft durch die Vorführung des Bismarckfilms
ſangsabteilung trug den herrlichm Chor Der frohe Wandersmann größte Intereſſe erweckt und bietet den geeigneten Nahmen für eine
eindrucksvoller Zahl ſich an dieſer Erinnerungsfeier beteiligen.
Die Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins in Darmſtadt hielt ihre ordentliche Hauptverſammſung
mit 227 Mitgliedern. Das Andenken von zwei verſtorbenen Mitglicdern
haben die Schönheit des Hochgebirges in Touren, z. T. ſehr ſchwvieriger
Jean Spatz, Emil Sulzmann, Jckob Streb, Wilhelm Trippel, Peter monatlich unter reger Beteiligung durchgeſührt. Das 42. Stiftungsfeſt
wurde in einfacher Weiſe am 4. Dezember im Fürſtenſaal gefeiert,
zum zweiten Male: D. Bartholomaeus, Philipp Dang. Von einheimiſchen und aus ärtigen Rednern wurden vier Lichtbilder=
werden
konnte. Die Hütte im Stubgi befindet ſich in tadelloſen Zu=
ſtande
. Im vergangenen Jahre war die Hüttte vom 4. Juni bis 26. Eop=
Flohn, Ph. Hannewald, Rudolf Heiſt, Julius Hergt, Theodor Koch, einer Waſchküche mit Trockenraum und durch den Ausbau der Waſſel=
leitung
wird allen Anforderungen Rechnung getragen; auch kommen
zum vierten Male: Wilhelm Filſinger, Adolf Hof, Wilh. mancherlei Neuauſchaffungen der Allgemeinheit zugute. Der Vorſtand
wegen ihres freiwvilligen Ausſcheidens Neuwahl nötig war, in Einzel=
wahl
wieder gewählt. Die Mitgliederbeiträge wurden auf der ſeit=
herigen
Höhe belaſſen. Einer Anregung der Jugend ſoll durch Ver=
anſtalten
von beſonderen Jugendabenden entſprochen werden. Der Vor=
ſitzende
ſchloß die Verſammrlung mit den Worten herzlichen Dankes. Er
ſprach den Wunſch aus, daß der geplaute Hüttenerweiterungsbau ſich
bald verwirklichen laſſen möge, und daß die Sektion auch weiterhin eine
ſtarke Burg innerhalo des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins
ſein möge.
Den 5. Vortrag im Realgymnaſium hält am Mittwoch, den
19. Januar, Herr Oberſtudienrat Kalbfleiſch über Die kulturelle Be=
deutung
der Mathematik. Einzelkarten zu 1 Mark am Saaleingang.
Palaſt=Lichtſpiele. Die lachende Grille! Zelniks neueſtes
Werk Die lachende Grille errang anläßlich ihrer Uraufführung im
Palaſt=Theater einen Senſationserfolg. Der Film iſt darſtelleriſch, photo=
und regietechniſch eine Meiſterleiſtung. Lya Mara, die ganz entzückend
ausſah und ſpielte, war noch nie ſo gut, wie hier. Neben ihr ſeien noch
Harry Liedke, Ernſt Verebes, Dagny Serbaes, Eugen Klöpfer und Afred
Abel lobend erwähnt.

auch die Vortragsfolge; zwei Violin=Klavier=Sonaten, zehn Lie=
der
und Geſänge und eine große Bach=Fuge das iſt zu viel,
ſelbſt wenn die Leiſtungen, wie es erfreulicherweiſe der Fall war,
vollauf befriedigen konnten. Eine Sonate für Klavier und Vio=
line
von G. Leken, einem jung verſtorbenen Belgier aus der
Schule Ceſar Franks, eröffnete den Abend. Man könnte manches
Negative über dieſe langatmige, nicht gerade erfindungsreiche
und originelle Kompoſition ſagen, zu der die Bauſteine aus manch
bekannter Werkſtatt zuſammengetragen ſind; aber die Toten
ſollen ruhen und dieſe Sonate auch. Geſpielt wurde ſie aus=
gezeichnet
; Gräfin Schwerin, glänzend disponiert, hatte dies=
mal
eine Aufgabe, der ſie voll gewachſen war; ihr blühend=
warmer
Ton, Sicherheit der Technik und Hiugabe verhalfen
weiten, leerlaufenden Stellen zu Leben und Wirkung; auf dieſem
Wege möge die begabte, temperamentvolle Geigerin weiter ſchrei=
ten
; hier blühen ihr Erfolg und Beifall, der ihr auch geſtern
willig geſpendet wurde; ihr und ihrer Begleiterin, der allzeit zu=
verläſſigen
, ſicheren und ſchmiegſamen Frau A. Vogel. Frl.
Schick ſchien uns in Liedern von Brahms freier, wie kürzlich
im Muſikvereinsſaal; ſie hat Geſchmack, und ihrer nicht großen,
aber gepflegten Sopranſtimme (die Kopftöne beſtechen beſonders
durch Fülle und Rundung) liegt das Zarte, Liebliche beſonders
gut. Berufspflicht rief mich vorzeitig ab; man ſagt uns, und
wir glauben es, daß ihre Lieder mit warmem Beifall aufge=
nommen
wurden und daß der ſie ſehr fein begleitende H. Heiß
die Chromatiſche Fantaſie und Fuge mit geiſtiger und manueller
Beherrſchung ſpielte.
O.

4Koſtümfeſt der Darmſtädter Sezeſſion.
Was ſeit langen Jahren nicht der Fall war, wurde am
Samstag, und zwar ausgerechnet wenige Stunden nachdem die
Künſtler im Landtag eine Tagung hatten, in der Kunſt= und
Künſtlernot in kraſſeſten Farben geſchildert wurde, von der
Darmſtädter Sezeſſion geboten. Die Darmſtädter Sezeſſion hatte
Kunſtmäzene und Kunſtfreunde, Kollegen und Kolleginnen zu
einem intereſſanten Koſtümfeſt in die Kunſthalle am Rheintor ge=
laden
. Man hatte zunächſt den Künſtlern das verübelt, weil die
Zeit dazu zu ernſt ſei. Mit Unrecht, denn einmal: wenn gar das
leichtlebige Volk der Künſtler unter der Not des Alltags zuſam=
menbricht
und verſimpelt, dann muß notgedrungen der Philiſter
erſt recht verzichten. Zum Leben gehört Freude, in erſter Linie

zum Kunſtſchaffen. Zum anderen aber iſt es gerade für Darm=
ſtadt
durchaus Nowendigkeit, daß die Künſtler einen engen
Konex zu dem Darmſtädter Bürger ſuchen. Umgekehrt findet der
Darmſtädter ſelten den Weg zu den Künſtlern von ſich aus.
Die ſonſt ſo triſten Räume der Kunſthalle am Rheintor waren
nicht wieder zu erkennen. Mitglieder der Sezeſſion der Bild=
hauer
Well Habicht, die Maler Gunſchmann, Wachs=
muth
, Ewald und Valk hatten, von anderen Kollegen
unterſtützt, die geſamten Ausſtellungsräume nach ihrer eigenen
künſtleriſchen Individualität ausgemalt und für die Zwecke des
Maskenſeſtes hergerichtet. Kein Handwerker wurde dazu ge=
braucht
. Man ſah an den Wänden, dem Programm des Feſtes
eutſprechend, das den Titel Das Porträt trug, in rieſigen Aus=
maßen
ſelbſtironiſierende Erzeugniſſe der Eigenkunſt. Alle Welt=
teile
waren durch ihr jeweilig charakteriſtiſches Gepräge in
modernſter Auffaſſung karikiert, dazu alle modernen Beſtrebungen,
Sport, Tanz, Literatur, Revue, Dramatik uſw. uſw. Es waren
vielfach ſehr originelle Ideen, die hier der Künſtlerlaune ent=
ſprungen
waren und in einer irritierenden bunten, lebenſprühen=
den
Farbigkeit die Räume erfüllten. Die Beſucher des Feſtes hal=
ten
ſich vielfach den Wünſchen des Programms entſprechend koſtü=
miert
. Man ſah Porträts alter und jüngerer Meiſter, in erſter
Linie natürlich Nachahmungen bekannter muſealer Gemälde in
den Räumen luſtwandeln und ſich einer harmloſen Freudigkeit,
die in keinem Moment ausartete, den wenigen Stunden des Ge=
nurſſes
hingeben. Gerade die Tatſache, daß dieſes eigenartige
Künſtlerfeſt in ſeinem ganzen Verlauf bei aller ſprudelnden Leb=
haftigkeit
harmoniſch und gediegen verlief, fiel angenehm auf=
*.*

C.K. Der Henker als Muſikfreund. Eiuer der bedeutendſten
Flötenſpieler des 19. Jahrhunderts, William Lewis Varrei
der die Patti in ihren Konzerten begleitete, iſt jetzt 80jährig in
London geſtorben. Als eines der koſtbarſten Andenken an ſeine
Glanzzeit bewahrte er, wie Londoner Blätter erzählen, eiſt
merkwürdiges Geſchenk. Der Heuker Marwood, der vor vielen
Jahren ſein Amt ausübte, war ein großer Muſikfreund und be=
ſonders
ein ſchwärmeriſcher Verehrer des Barrett’ſchen Flöten
ſpiels. Er wußte ſich bei ihm Zutritt zu verſchaffen, und als e
den Virtuoſen verließ, überreichte er ihm als höchſtes Zeichen
ſeiner Anerkennung und koſtbarſtes Geſchenk ein Stück von
dem Strick, mit dem er kurz vorher einen bekgunten Mörder ge‟
henkt hatte.

[ ][  ][ ]

Numnter 17

Montag, den 17. Januar 1927

Seite 3

Darmſtädter Zuriſtiſche Geſellſchaft.
Die fortſchreitende Rechtsentwicklung der letzten Jahrzehnte und zu=
ral
der letzten Jahre hat eine ſtets unüberſichtlicher werdende Fülle des
SSoffes auf allen Gebieten des Rechts zutage gefördert. Niemand kann
nehr in allen Rechtmaterien ſich auskennen; die Förderung eines immer
hr ins einzelne gehenden Spezialiſtentums iſt die unausbleibliche
ſwlge geweſen. Darüber droht, von den beſten Köpfen unſever Wiſſen=
ſ
aft am meiſten beklagt, das Gefühl für den inneren Zuſammenhalt
w Rechtsordnung verloren zu gehen. Dazu kommt, daß die immer
agere Verflechtung ſämtlicher Fragen des Rechts mit Problemen der
Llfs und Privatwirtſchaft, der Finanzwiſſenſchaft auf der ſachlichen
Site, mit Fragen der Pſhchologie und Pfychiatrie auf der perſönlichen
ESite jeden Juriſten hor teilweiſe ganz neue Aufgaben ſtellt.
Juriſten aller Berufskreiſe unſerer Stadt haben daher eine Darm=
dter Juriſtiſche Geſellſchaft gegründet, um den Austauſch von Kennt=
nfſſen
und Erfahrungen auf allen dieſen Gebieten, insbeſondere den er=
rähnten
Grenzgebieten, zu fördern. An der Gründung beteiligten ſich
Frren aus dem Nichterſtand, aus der Staatsanwaltſchaft, aus der An=
praltſchaft
, aus Staats= und Kommunalverwaltung, aus der Finanz und
sertreter der hieſigen Techniſchen Hochſchule. Vortrags= und Dis=
ſſionsabende
in etwa monatlichen Abſtänden ſollen dieſem Zweck dienen.
Die Geſellſchaft iſt der Form nach eine loſe Vereinigung, der jeder
far ihre Ziele intereſſierte Juriſt beitreten kann. Beitrag wird nur
Deckung der nicht erheblichen Unkoſten erhoben.
Zur Leitung der Geſchäfte der Geſellſchaft iſt ein geſchäftsführender
isſchuß beſtellt worden, dem folgende Herren angehören: Miniſterial=
r Dr. Wehner. Miniſterialrat Dr. Schrod. Finanzgerichtspräfident
thl, Oberlandesgerichtsrat Dr. Mayer, Bürgermeiſter Mueller, Pro=
ſſor
Dr. Muß, Staatsanwalt Dr. Volk, Amtsgerichtsrat Dr. Langen=
buch
, Rechtsanwalt Dr. Knoepfel, Rechtsanwalt Dr. Hermann Neu=
Däffer.
AIrgentiniſche Siudienreiſende kommen nach
Deutſchland und Oeſierreich und auch nach
Darmſtadt.
Mit dem Norddeutſchen Lloyd=Dampfer Madrid, der am 17. Jan
üir Bremerhaven eintrifft, unternehmen etwa 60 argentiniſche Univerſi=
Etsprofeſſoren, Aerzte, Chemiker, Ingenieure, Lehrer und Lehrerinnen
zu Studienzwecken eine Reiſe nach Deutſchland. Die Anvegung zur
Tusführung von Studienreiſen durch die europäiſchen Länder iſt von
aner Vereinigung angeſehener argentiniſcher Aerzte und Chemiker
aursgegangen, die ſich nach ihrer Begründung an den Norddeutſchen
Aloyd wandte, der alsdann auch mit der Durchführung der erſten Stu=
drenreiſe
nach Deutſchland und Oſterreich beauftragt wurde. Die Fahr=
uen
ſollen in jedem Jahre während der Ferien an den argentiniſchen
Univerſitäten, in den Monaten Dezember bis März, wiederholt wenden.
Noie erſte Reiſe, die über Bremen nach Hamburg, Berlin, Leipzig, Jena,
Beimar, Nürnberg, Nothenburg o. T. führt, wird nach Wien fortgeſetzt.
Mach einer Rundreiſe durch Oeſterreich gelangen die Teilnehmer über
München, Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Darmſtadt, Frankfurt
M., Bonn, Köln, Eſſen und Dortmund am 5. März 1927 wieder
mach Bremen.
* Aus der Welt des unendlich Kleinen‟. Der Neugeiſtkreis,
hortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltcte am Freitag abend im rleinen
Saal der Loge wieder einen ſeiner beliebten Vortragsabende. Es
hatten ſich ſo viele Zuhörer eingefunden, daß der Redner, Dr. med.
ſchünther, zu einer Wiederholung in achſt Tagen ſich bereit
erklärte. Aus der Welt des unendlich Kleinen lautete
uas Thema, und verband der Vortragende aſtronomiſche und medizi=
ſiſche
Erfahrungstatſachen zu einem logiſch feſt begründeten Ganzen,
icite er auf nicht ein Luftgebäude, in dem es ſich wunderſchön leben
äßt, wohl aber eine Brücke zu einem neuen Weltbilde, deſſen
Wunder ſich dem erſchließen, der bewußt die ihn umſpülenden Kräfte
häneinziehen will in ſein Daſein, der ſie zu beherrſchen lernt und der
ſie der kranke menſchliche Körper ſelbſt auf die kleinſten Wirkungen
ſſoie, mediziniſch geſprochen, faſt ſchon außerhalb des Vorſtellbaren, des
Zerechenbaren liegen) reagiert. Im Laufe ſeiner ſowohl für den Laien
all3 auch den Mann der Wiſſenſchaft gleich bedeutſamen, hochintereſſan=
ien
Ausführungen kam Dr. Günther auch auf die Erfolge der anfangs
als Utopie verſpotteten homöopathiſchen Heilweiſe zu ſprechen und ſuchte
wachzuweiſen, wie dieſe Wiſſenſchaft trotz des noch nicht gefundenen
lietzten aller Wege, nämlich Eis zur geheimſten Tür in der Häuschen=
ſuadt
unſeres Körpers vorzudringen, mit wenia Mitteln eine größt=
nxöglichſte
Wirkung zu erzielen. Das dieſer Methode entgegengeſetzte
98erfahren, das zum Grundſatz hat, Viel hilft viel, iſt ja auch noch
heertretbar, Dr. Günther hält aber dafüir, daß man eine Revolution
ſu m kranken Körper) beſſer und erfolgreicher bekämpft, indem man nur
hanz wenige auserleſene Soldaten an einzelne Stellen ſendet, ſtatt ein
chanz großes Heer, deſſen Zuſammenſetzung kaum bekannt iſt, nach dem
wauptherd wiuft, der dann als notwendige Folge nur noch leiden=
haftlicher
aufflackert. Auf den nächſten größeren Vortrag des Züricher
Sfarrers Grimm über Coué wird noch durch Anzeige in dieſer
Seitung hingewieſen werden.
* Drei luſtige Märchenfilme wurden geſtern nachmittag im Kleinen
waus des Heſſiſchen Landestheaters vor zahlreichen Zuſchauern, haupt=
ſächlich
aber vor hunderten von Kindern, abgerollt. Die Filmtechnik
wat ſich mit Erfolg bemüht, einen dem Intellekt der Kinder angepaßten
Stoff zu beaubeiten. Beſonders der dreiteilige Märchenfilm Tiſchlein,
cech dich, fand mit ſeinen leichtverſtändlichen ſchönen Bildern volles
Werſtändnis, zumal dieſes bekannte Grimmſche Märchen jedem Kinde
eläufig iſt. Großen Jubel löſte der Film Die kleinen Globetrotter
d.us Felix im Märchenland, ein hübſcher Trickfilm, wurde von den
eleinen ſcheinbau als etwas ganz Beſonderes beſt unt, löſte aber trotz=
wem
große Freude aus. In den Märchenfilmen war der Phantaſie des
indes weiteſter Spielraum gelaſſen; die intereſſierten Fragen und alt=
ülugen
Bemerkungen der Kleinen bewieſen denn auch, daß der Zweck
hrer Vorſührnngen, die Kinder zum Denken anzuregen, durchaus erreicht
war. Auch die Erſachſenen, die in großer Zahl die Vorführung be=
ſteichten
, freuten ſich über die kindlichen Filme, noch mehr aber über die
ohen Geſichter und das luſtige Lachen ihrer Kleinen.
Einheitsbeſtrebungen im Verbandsweſen bei unſerer Schutzpolizei.
Sn Auswirkung der ſtaatlichen Maßnahmen, welche zur Vereinheitlichung
eer geſamten Polizei Heſſens ergriffen wurden, hat die letzte Haupt=
norſtandsſitzung
des Heſſiſchen Schutzpolizeibeamtenverbandes 1924
V. vom 12. ds. Mts., ausgehend von einer Anvegung der Ortsgruppe
Marmſtadt, die Frage erwogen, ob und in welcher Weiſe nunmehr
Aruch eine Vereinheitlichung der verſchiedenen Berufsverbände der Heſſi=
ſrhen
Polizei erſtrebenswert ſei. Die Vorſchläge gingen dahin, einen
Spitzenverband zu gründen, in dem die verſchiedenen Polizeiarten ent=
ſwrechend
ihrer Stärke vertreten ſein ſollen, und in dem im beſonderen
ie Bereitſchaftspolizei, als die innerhalb der Geſamtpolizei zahlen=
uiäßig
an erſter Stelle ſtehende Polizeiart, eine ihrer Bedeutung ent=
zwrechende
Stellung einnehmen müſſe. Die Ausſprache über dieſe Vor=
ſtahläge
ergab, daß die Verſammlung einſtimmig für eine derartige Ver=
uinheitlichung
eintrat und die Aufnahme entſprechender Verhandlungen
füir ziveckmäßig erachtete. Es wurde hierauf eine Kommiſſion gewählt,
welche mit der Vereinigung der Polizeibeamten Heſſens Fühlung nehmen
nend in Beſprechungen darüber eintreten ſoll, in welcher Weiſe ſich der
nen zu gründende Einheitsverband konſtituiren müſſe.
Wochenmaukt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreiſe vom
15. Januar. Erdkohlraben 8. Gelbe Rüben 68, Rote Rüben 810,
PBeiße Rüben 810, Schwarzwurzeln 3540, Spinat 2025 Rotkraut
215, Weißkraut 810, Wirſing 810, Grünkohl 1215, Rofenkohl 30,
Bwiebeln 1215, Knoblauch 80100 ausl. Tomaten 120, Feldſalat 100
E20 Pf., alles per Pfund, ausl. Endivienſalat 2030, ausl. Blumenkohl
10120 Rettich 5 und 10, Sellerie 540, Lauch 35 Pf., alles per
Stück. Meerrettich 70, Spätkartoffeln 67, Tafeläpfel 2035, Wirt=
ſtrhaftsäpfel
1822 Tafelbirnen 1520, Wirtſchaftsbirnen 815, ausl.
Ahiiſſe 105 Pf., alles per Pfund, Apfelſinen Stück 515, Zitronen Stück
410, Süßrahmbutter 220, Landbutter 150170, Weichkäſe 3035,
ſandkäſe 715, friſche Eier 1820, Kabeliau, No=dſee, Ausſchnitt 40
heis 45, Gänſe 140150, Hühner 120140, Tauben 80100, Haſen, ganz,
P20 Rindfleiſch, frifch, 80110, Kalbfleiſch 120, Hammalfleiſch 80,
SSchweinefleiſch 132150, Dörrfleiſch 180, Schinken 220, Wurſt 80140,
rusgelaſſenes Schmalz 130 Pf., alles per Pfund.
* Kleinx Strafkammer. Der Willy Berntheiſel in Darm=
radt
iſt vom Amtsgericht I wegen fahrläſſiger Körperverletzung mit
(Srnſt Jachtmann zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Be=
manntlich
hatte unvorſichtiges Hantieren mit einem Revolver eine Ver=
etzung
des dabeiſtehenden Hch. Walter, hier, herbeigeführt. Die Kugel
ſteckt noch im Körper. Der Arzt erachtet, ſie könne wandern, könne ſich
aber auch verkapſeln. Wir haben über die Strafſache früher berichtet. Der
WVerteidiger des Berufungsklägers Berntheiſel ſtellt darauf ab, daß dieſer
nch darauf verlaſſen habe, daß die ihm von Jachtmann übergebene
Waffe nicht ſchußfertig ſei, gegebenenfalls könne der Strafzweck durch eine
eldſtrafe erreicht werden. Jedenfalls ſei das Verſchulden des Berntheiſel
zieringer zu werten Einen ähnlichen Standpunkt vertrirt der weitere
Werteidiger. Der Anwalt des Verletzten und Nebenklägers beantragt
ie der Staatsanwalt Verwerfung der Berufung. Das Urteil verwirft
ſieie Berufungen.

*Verwaltungsgerichtshof.
Auf der Tagesordnung ſteht nur die kreisamtliche Bean=
ſtandung
der Gemeinderatswahl in Gau= Biſchofs=
heim
. Am 15. November 1925 fand in dem über 500 Einwohner
zählenden Orte die Gemeinderatswahl ſtatt. Bis 4. November 1925 war
nur ein Wahlvorſchlag eingelaufen, dieſer enthielt aber nur 8 Namen,
ein neunter Bewerber war nicht aufzutreiben. In Orten mit über 500
bis 1000 Einwohnern beſteht der Gemeinderat aus 9 Mitgliedern. Erſt
nach der Wahl, am 20. November 1925, beſchloß die Wahlkommiſſion,
daß der Wahlvorſchlag zugelaſſen werde, auf den neunten Namen ver=
zichtete
die Kommiſſion. Der Kreisdirektor des Kreiſes Mainz bean=
ſtandete
die Wahl gemäß Art. 59, Abſ. 2 des Wahlgeſetzes. Der Kreis=
ausſchuß
des Kreiſes Mainz erklärte aber die Wahl für gültig und be=
laſtete
die Gemeinde mit den Koſten des Verfahrens. Der Kreisausſchuß
erachtete, daß Mängel im Berfahren nicht vorlägen, der 9. Sitz könne un=
beſetzt
bleiben. Der Kreisdirektor des Kreiſes Mainz legte im öffent=
lichen
Intereſſe Berufung an den Provinzialausſchuß der Provinz Rhein=
heſſen
ein. Aber der Provinzialausſchuß wies die Berufung zurück,
entſchied jedoch, daß von Erhebung von Gerichtsgebühren (Art. 120, 3. 1
des Verwaltungsrechtspflegegeſetzes) abzuſehen ſei. In den Gründen
wird ausgeführt, ein Wahlberechtigter könne nicht gegen ſeinen Willen
als Bewerber aufgeſtellt werden. Die Wähler hätten ihren Willen dahin
zum Ausdruck gebracht, nur 8 Bewerber zur Wahl zu ſtellen. Ein Mit=
glied
ſei nur zu wählen, wenn die Zahl der Gemeinderatsmitglieder
unter 2½= ſinke. Hiernach ſei der mit 8 Namen beſetzte Vorſchlag zu=
läſſig
geweſen. Der Kreisdirektor des Kreiſes Mainz hat Reviſion ein=
gelegt
und beantragt, die Wahl für ungültig zu erklären, hilfsweiſe,
eine Nachwahl für das neunte Mitglied anzuordnen. Der Vertreter
des Staatsintereſſes, Reg.=Rat Bornſcheuer, beantragt, der Neviſion
ſtattzugeben und die Gemeinde mit den Koſten des Verfahrens zu be=
laſten
; er führt aus: das Geſetz beſtimme den Zweck der Wahl, der Zweck
ſei, neun zu wählen, das ſei die Mindeſtzahl, alſo ſeien mindeſtens 9
Bewerber aufzuſtellen. Das Geſetz dürfe nicht durch einen anders
gearteten Wahlvorſchlag umgangen werden. Ein dagegen verſtoßendes
Wahlverfahren ſei unwirkſam. Die Wahlkommiſſion ſei nicht in der
Lage, auf das neunte Mitglied des Gemeinderats zu verzichten. Am
7. Tage ſpäteſtens vor dem Wahltag hätte die Wohlkommiſſion über die
Zulaſſung des Wahlvoranſchlags befinden müſſen. Das Urteil verwirft
die Reviſion und legt die Koſten der Staatskaſſe zur Laſt.
Darmſtädter Künftler auswärts. Die Magdeburger
Tageszeitung ſchreibt: Gotthelf Piſtor aus Darmſtadt
der ſich kürzlich bereits als Triſtan vorgeſtellt hat, entſchied die Schlacht
zu ſeinen Gunſten. Der Kämſtler hat Jugend, eine ſchöne, heldiſche
Erſcheinung, ein großes Stimmaterial, das zweifellos noch entwicklungs=
fähig
iſt, ein friſches unverbrauchtes Temperament, das er für die
Darſtellung reſttlos einſetzt, und zu alledem einen gewiſſen ſieghaften
Elan, der ſeine hinreißende Wirkung auf das Publikum nicht verfehlt.
Außerordentlich wertvoll erſcheint uns ferner ſeine bereits kürzlich feſt=
geſtellte
, hochentwickelte Phraſierungskunſt in Verbindung mit einer
Textausſprache, die jedes Wort deutlich modelliert. Magdeb. Gen.=
Anzeiger ſchreibt: Gorthelf Piſtor deſſen Triſtan neulich
ſchon zur Befürlortung eines Engagement3 anregte, entwickelte am
Dienstag als Pedro in Diefland ſeinen jungen, ſtrahlenden Helden=
tenor
in ſieghafter Friſche. Der Erfolg war, daß die Intendanz den
Künſtler bereits nach dem erſten Akt für die kommende Spielzeit ver=
pflichtete
. Piſtor, der aus Darmſtadt kommt, bezwingt nicht nur
als Sänger, er iſt auch ein Darſteller von natütrlicher Kraft und Be=
gabung
. Ohne alles Salontirolertum packt er den friſchen Natur=
burſchen
Pedro an.: Dent Hörern und Hörerinnen hatte es der ſchlanke,
junge Hirt ſchon im erſten Augenblick angetan. Am Ende feierten ſie
ihn beſonders enthuſiaſtiſch. Die Volksſtimme urteilt wie folgt:
In der Tiefland=Aufffihrung waren drei Gäſte am Werke.
Von ihnen ſchnitt unbedingt poſitiv ab Gotthelf Piſtor, den wir
ſchon als Triſtan gehört haben. Seine Mitrellage iſt außerordentlich
wohllautend und ergiebig. Der offene hohe Ton iſt groß und plaſtiſch,
die mezza voce ſehr reich und flüſſig, die baritonelle Lage voll und
rund. Auch die deutliche Textbehandlung erfreut und die feinſinnige
Lautmodellierung. Zu dieſen gefanglichen Vorzügen kommt als durch=
aus
nicht unwichtiges Moment die prächlige, heldiſche Figur Piſtors
(ein ganz herrlicher Siegfried!) Auch die darſteileriſche Leiſtung war
derart ausdrucksſtark, daß d’Alberts Verismo=Oper ſelbſt den abgebrüh=
teſten
kritiſchen Zuſchauer ungewöhnlich packte. Die Geſtaltung vom
weltfremden, gutgläubigen Naturburſchen, bis zum rächenden, raſen=
den
Mann, ſtieg in ungebrochener Linie an, und feſſelte bis zum letzten
Bild. So gewann Piſtor im Sturme die Herzen des Magdeburger
Publikums, das ihm große Orationen bereitete.
Regieſchäden. Es ſei nochmals darauf hingewieſen, daß das Reich
die beim Betrieb der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie entſtandenen
Sachſchäden, ſoweit ſie bisher noch nicht abgegolten worden ſind, under
gewiſſen Vorausſetzungen erſetzt. Die Anträge witſſen bis ſpäteſtens
Ende dieſes Monats eingereicht ſein. Nähere Auskunft erteilen die
Handels=, Handwerks= und Landwirtſchaftskammern.
Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie (Deutſch=
Auſtral= und Kosmos=Linien). Nach New York: D. Hindenburg ab
Hamburg am 19. Jan., D. Hmburg, ab Hamburg am 27. Jan., ab Cux=
haven
am 28. Jan., D. Weſtphalia ab Hamburg am 2. Febr., D. Albert
Ballin ab Hamburg am 10. Febr., ab Cuxhaven am 11. Febr., D. Thu=
ringia
ab Hamburg am 16. Febr., D. Deutſchland ab Hamburg am
94. Febr., ab Cuxhaden am 25. Febr., D. Cleveland ab Hamburg am
2. März, ab Cuxhaven am 3. März. Nach Philadelphia,
Baltimore, Norfolk: D. Adolf von Bayer am 4. Febr. Nach
der Weſtküſte Nordamerikas: M. S. Seekonk am 22. Jan.,
M. S. Jſis am 9. Febr., D. Montpellier am 26. Febr. Nach Cuba;
D. Danzig am 19. Jan., D. Khphiſſia am 15. Febr., D. Nauplia am 15.
März. Nach Mexiko: D. Weſterwald am 22. Jan., D. Nord=
Schleswig am 3. Febr., M. S. Rio Panuco am 15. Febr., D. Antiochia
am 26. Febr. Nach Weſtindien: D. Rugia am 26. Jan., D.
Adalia am 2. Febr., Sachſenwald am 16. Febr., D. Teutonia am 26.
Febr., D. Altmark am 9. März. Nach Jamaica, Haiti, San
Domingo und Pto. Rico: D. Grunewald am 22. Jan., D. Cuba
am 12. Febr., D. Troja am 5. März. Nach der Oſtküſte Süd=
amerika
: D. Granada am 22. Jan.. D. Niederwald am 9. Febr.,
D. Baden am 12. Febr., D. Frankenwald am 19. Febr., D. Liguria am
5. März, D. Bayern am 12. März. Nachder Weſtküſte Süd=
amerikas
: D. Itauri am 22. Jan., D. Nitrokis am 28. Ja., D.
Emden am 2. Fcbr., D. Ludwigshaſen am 11. Febr. Nach Nieder=
ländiſch
=Indien: M. S. Duisburg am 19. Jan., D. Altona am
16. Febr. Nach Auſtralien: D. Eſſen am 22. Jan., ein Dampfer
am 23. Febr. Nach Oſtaſien: D. Saarland am 22. Jan., D.
Idarwald am 26. Jan., D. City of Wellington m 29. Jan., D. Ludwigs=
hafen
am 5. Febr., D. Schleſien am 9. Febr., D. Agamemnon am 12.
Febr., D. Heſſen am 19. Febr. Nach Afrika (Rundreiſe): D. Tan=
ganfika
am 18. Jan. Nach Südafrika: D. Hagen am 22. Jan.,
D. Lüneburg am 19. Febr. Hamburg=Rhein=Linie: Wöchent=
lich
ein Dampfer. Mitgeteilt von dem Vertreter Adolph Rady in
Darmſtadt, Zimmerſtraße 1. (Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen vor=
behalten
.)

Auſbewahren
Ausſchneiden * Steuerkalender

Oollst Doie lesbe Feund!
BdOC e D att.
Dw im uainlich er kukibt.
Oich au veiſehen-
Jeden Aiehf den Mensckensmart
Aeraesn Täen,
Eine Rradäge Mandsfasfin
9DOZ
vrkunge Frach.-dufenden

für die Zeit vom 15. bis 31. Januar 1927.
15. Jan.: Bezüglich der an dieſem Tage fälligen Steuern ( Lohnab=
zug
, Ablauf der Schonfriſt für die Umſatz=
ſteuer
) vergl. den Steuerkalender für die 1. Januarhälfte
in Nr. 4 des Tagblatts vom 4. Januar 1927.
15. Jan.: Auf die Bekanntmachung des Finanzamts Darmſtadt=Stadt
vom 6. Januar 1927 in Nr. 11 des Tagblatts vom 11. Januar,
die Beitreibung der rückſtändigen Ziele (15) Landes=
ſteuer
1926 und (13) Kirchenſteuer 1926 be=
treffend
, wird hingewieſen.
35. Jan.: Abführung der in der Zeit vom 11. bis 20. Januar (zweite
Januardekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge
ſoweit dieſe (für ſich allein oder mit den in der erſten Januar=
dekade
einbehaltenen Lohnabzugsbeträgen) den Betrag von
100 RM. überſteigen. (Keine Schonfriſt.)
2. Jan.: Fünftes gemeindliches Ziel der Grundſteuer, vorläu=
figen
Gewerbeſteuer und Sondergebäude=
ſteuer
laut Steuerbeſcheid. (Schonfriſt bis 5. Februar.)
31. Jan.: Einſendung der Steuerabzugsbelege für 1926.
a) Markenverfahren: Ablieferung der Steuerkarten
und der Einlegebogen durch den Arbeitnehmer.
b) Ueberweiſungsverfahren: Ablieferung der
Lohnſteuer=Ueberweiſungsblätter durch den Arbeitgeber.
Lohnſteuer=Erſtattung.
Die Erſtattungsanträge für im Kalenderfahr 1926 entrichtete Lohu=
ſteuer
müſſen in der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1927 geſtellt
werden. Da Anträge, die nach dem 31. März 1927 eingereicht wer=
den
, abgelehnt werden, empfiehlt es ſich, die Anträge rechtzeitig
bei dem Finanzamt, in deſſen Bezirk der Arbeitnehmer am 31. Dezember
1926 ſeinen Wohnſitz gehabt hat, zu ſtellen.
Abgabe der Steuererklärungen.
Die Friſt für die Abgabe der Einkommen= Körperſchafts= und Um=
ſatzſteuererklärungen
iſt verſchoben, mit einem Termin Ende Februar iſt
zu rechnen.
1. Febr.: Vorauszahlung auf die Jahresleiſtung nach dem Aufbrin=
gungsgeſetz
für das Kalenderjahr 1937. (Keine Schon=
friſt
.) Die Vorauszahlungsbeſcheide (ſ. Erlaß des Reichs=
finanzminiſters
IV4 28100 vom 22. Dezember 1926) dürften
den Steuerpflichtigen bis Ende des Monats Januar zugehen,
H. W. Wolmann.
Eiue Heſſen betreffende Reichsfinauzhofentſcheidung. Art. 8 des
heſſiſchen Ausführungsgeſetzes zum Finanzausgleichsgeſetz vom 27. März
1924 beſtimmt: Die nach Abzug des Landesanteils auf die ſelbſtändigen
Gemarkungen und den gemarkungsſelbſtändigen Grundbeſitz entfallen=
den
Anteile an der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer bilden einen
Teil der Kommunalmaſſe und werden mit ihr unter die Gemeinden,
Kreiſe und Provinzen verteilt. Der Reichsfinanzhof (Großer Senat) hat
am 29. November 1926 ausgeſprochen, daß dieſer Art, 8,, ſoweit er die
ſelbſtändigen Gemarkungen und den gemarkungsſelbſtändigen Grund=
beſitz
von der Beteiligung an der Einkommenſteuer und an der Körper=
ſchaftsſteuer
ausſchließt, mit dem Reichsrecht nicht vereinbar iſt.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 17. Januar. 3.30: Stunde der Jugend, Lehrer K.
Stricker: Die Korallen (Ewald) (Für Kinder vom 10. Jahre ab.)
O 4.30: Die Oper der Woche. Kienzl: Evangelimnann Volks=
ſzene
; Lied der Magdalena. Beethoven: Fidelio, Fant.
Humperdinck: Hänfel und Gretel, Hexenritt. Strauß: Eine
Nacht in Venedig, Lied. Verdi: Troubadour Waguer:
Walküre, Fant. Mitw.: Helen Sigrid=Rothermel (Alt). 5.45:
Leſeſtunde: Der Proyeß der Marquiſe von Brinvillier, aus dem
alten Pitaval. O 6.15: Südweſideutſcher Radio=Club. O 6.40:
Kienzls Oper Der Evangelimann, einf, Vortrag von K. Nett=
ſtraeter
. O 7: Aus dem Frankf. Opernhaus: Der Evangelimann,
Muſikaliſches Schauſpiel von W. Rienzl. Perſ.: Friedrich Engel,
Juſtiziar im Kloſter St. Othmar; Martha, deſſen Nichte und Mün=
del
: Magdalena, deren Freundin: Johaunes Freudhofer, Schul=
lehrer
; Mathias Freudhofer, deiſen jüngerer Bruder, Aituar im
Kloſter u. a. Anſchl.: Neue Schallplatten.
Siuttgart.
Montag, 17. Januar. 1.10: Konzert. O 4.15: Konzert. Chriſt:
Um den Lorbeer, Marſch. Gung!: Träume auf dem Ozean.
Borodin: Im Kloſter. Bennet: Ouv. Die Najaden. Noc=
turne
, Violin=Solo. Einlagen: Eügen Thyſſen. Kienzl: Fant.
Der Evangelimann‟ Lied aus Der Kuhreigen Volks=Szene
aus Der Evangelimann. O 6.15: Helene von Senff: Reiſen zur
Oſterinſel im 18. Jahrhundert. O 6.45: Dr. Löwenberg: Oſtliches
und Weſtliches Theater. G 7.15: Baſielſtunde. G 8: Uebertr. von
Karlsruhe: Bad. Landestheaterorch. Karlsruhe. Leit.: Generalmuſik=
direktor
Krips. Beethooven: 4. Sinfonie op. 63. 7. Sinfonie
bB. 92. Anſchl.: Anderſeſt=Abend von Bruno Schönfeld und
Helene Fernau. Eine Roſe von Homers Grab. Der ſtandhafte
Zinnſoldet. Aus dem Bilderbuch ohne Bilder.
Nach Jahö=
tauſenden
. Die Prinzeſſin auf der Erbſe. Der Schmetterling.
Der Schweinehirt. Es iſt ganz gewiß. Zwei Jungfern.
Ber(in.
Montag, 17. Jan. 3.30: Marg. Weinberg: Jugendfürſorge
und Jugendbewegung. O : E. Stucken lieſt aus ſeinem Roman
Die weißen Götter. O 4.30: Eite=Jammer=Orch. Doſtal: Flieger=
marſch
. Dietrich: Ouv. Karneval in Nizza. Puccini: Fant.
Boheme. Händel: Largo. Brecht: Funkheinzelmann erzählt.
Lehar: Ballſixenen, Walzer aus Luſtige Witwe. Bayer: Potp.
aus Puppenfee. d’Ambroſio: Canzonetta. Sherman: Camille,
ſpan. Foxtrot. O 6.10: Ing. Boehmer: Techniſche Wochenplauderei.
O 6.35: Dr. Falkenfeld: Die Philoſophie Kants (3. Teil). O 7.05:
Menſch und Arbeit, 7. Vortr.: G. Encke: Was mir der Winkel=
haken
erzählt. O 7.30: Prof. Waetzold: Wandlungen des Kunſt=
geſchmacks
. O 8: Zum 70. Geburtstage von Wilhelm Kienzl. Der
Kuhreigen von W. Kienzl. Dirigent: Georg Szell. Perſ.: Der
König; Marauis Maſſimelle: Blanchefleur, ſeine Gemahlin; Cleo,
Hofdame; Thaller, Durſel, Unteroffiziere im Schweizer Regiment;
Favart, Unteroffizier der Chaſſeure; Doris, Tochter des Kantineurs
in der Kaſerne St. Honore, Ort der Handlung: Paris und
Verſailles. Zeit: 17921793. O 10.30: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Montag, 17. Januar. 2.30: Fr. Kueſſe
ner=Gerhard: Landfrauenmitarbeit im Normenausſchuß der Induſtrie
und im Reichsausſchuß für Lieferungsbedingungen. O 3.30: Ob.=
Stud.=Dir. Hildebrandt: Die neue Schule: Schule und Gemein=

lehre. O 7.30: Alice Berend: Reiſe nach London, Tagebuchblätter
über das bürgerliche London von heute.

Tageskalender für Montag, den 17. Januar 1927.
Heff. Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus, abends 8 Uhr: Sechſtes Konzert d. Städt. Akademie.

Tanz: Taunusburg, Weinhaus Weißer Turm, Café Rheingold..
Kinovorſtellungen: Inion=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſp.

Wetterbericht.
Wettervorherfage für Dienstag, 18. Januar
(ngeh der Wetterlage vom 16. Januar):
Nah unfänglichem Temperaturnückgang und ſchwachem Auftlaren
erneute Trübung und Niederſchlagsneigung.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle Gießen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Maups
Verantworiſſch für Politik und Wiriſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleten, Reich und

Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Gport: Dr. Gugen Buhlmann;
für den Schlußdienſt: Andrea4 Bauer; für den T. Willy Kuhle;
Druck und Verlag: 2, C. Wlttich lämtlich in Darmſiadt.
Für unverlongte Mannſtripte wird Garanti= der Rücfendung nicht übernoinmen.

Die beutige Numnzer hat 6 Geiten.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Montag, den 17. Januar 1927

Nummer 17

Aus Heſſen.

Griesheim, 15. Jaſt. In der bommenden Woche finden auf dem
hieſigen Truppenüdungsplat am Donnerstag, den 2., und Freitag, den
21. Januau, je vormittags von 711 Uhr und nachmittags von 15 Uhr
Schaufſchießüdungsn ſtart
Ebeſtedt, 15. Jan. Selbſtmord. Ein 15 Jahre alter Junge
erhängte ſich am Freitag vormittag in einem Nebengebäude ſeines elter=

lichen Amzeſens in der Lämmchesbergſicdlung. Die Beweggründe zu

zu der Tat ſind unbekannt.
* Nieder=Ramſtadt, 15. Jan. Gemeinderatsbericht. Da3
bisher zurückgeſtellt: Geſuch der Holzmacher im Gemeindeſald um Be=
willigung
einer Lohnerhöhung bzw. Gewährung einer einmaligen ſozia=
len
Beihilfe wird dahingehend erledigt, daß den mit Holzfällen beſchäf=
tigten
Arbeitern eine einmalige Beihilfe von je 20 M. bewilligt wird.
Im übrigen wird der Antrag für erledigt erklärt. Die Baugefuchn des
Ird. Flechſenhau, des Ludwig Mahr und Frd. Schneider um Erbauung
von Wohnhäuſern bzw. Wohnungsunbaufen werden genehmigt. Das
Einfriedigungsgefuch des Architekten L. Heilmann aus Darmſtadt wird
bis zur Vorlage eiues ordnungsmäßigen Lageplans zurückgeſrellt.
Der Karuſſellplatz für die Kirck= und Nachkirchweihe 1927 wird wieder=
um
der Ph. Schneider Wwe. in Biſchofsheim zum bisherigen Pacht=
preiſe
überlaſſen. Das Anfucken des Schulvorſtandes um Abmietung
der Turnhalle des Turnvereins hier zu Zivecken des Schulturnens wird
abſchlägig beſchieden, da der Gemeinderat eine dringende Notwendigkeit
nicht einſehen kann, umſomehr, als die meiſten Schüler b=xeits in den
Schülerabteilungen der beiden hieſigen Turnvereine mitturnen. Fir
das beabſichtigte orthovädiſche Turnen ſoll eine Entſcheidung erſt dann
getroffen werden, wenn ein zweckentſprechender Raum zur Verfügung
ſteht. Der Käufer eines deu neu erbauten Häuſer in der Schlutz=
gartenſtraße
, A. Hinkel, ſucht darum nach, ihn vom Kauf des Hauſes
zu entbinden. Der Gemeinderat geht auf das Anſinnen nicht ein, weil
der Käufer teilweife ſchon Beſitz von dem Hauſe ergriffen hat, auch)
auf deſſen Veranlaſſung hin beſondere Aufwendungen gemacht wurden.
Die Verwaltung wird beauftragt, die Kaufverträge unter den beſchloſ=

ſenen Bedingungen alsbald abzuſchließen. Für die obere Bahnhof=
ſeraß
= wird das Anbringen einer geeigneten Straßenbeleuchtung be=
ſchloſſen
. Es ſollen möglichſt vier Stück Eiſenbogenmaſten aufgeſtellt
werben. Das Geſuch des Frd. Flechſenhar um Uebernahme einer
Bürgſchaft für ein aufzunehmendes Bauzwiſchendarlehen wird geneh=
mig
ſite der Bedingung, daß ſich hier der Vater des Geſuchſtellers
mitds:girgr. Eir Geſuch des K. Keller dahier um Gewährung eines
Baudarlehens wird unter den bisher übliehen Bedingungen genehmigt.
Hinſick! ic; der anderweitigen Verwendung der angekauften Zündholz=
fabrit
beſchließt der Gemeinderat, zunächſt den Reflektanten Pläne nebſt
Bedingungen rukommen zu laſſen.
* Ober=Ramſtadt, 15. Jan. Kommenden Sonntag (23. Jan.) hält
der Turnverein c. V. Ober=Ramſtadt im Saalbau Eliſenbad (Zuppes)
ſcinen diesjührigen Maskenball ab.
* Groß=Bieberau, 15. Jan. Die Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau
gibt in der Nummer vom 8. d. M. unſerer Zeitung wiederholt bekannt,
daß die Anfwertung der Hypothekenbankpfandbriefe im Gange iſt und
daß die Pfandbriefe entweder bei der Hauptſtelle in Groß=Bieberau oder
bei ihren Zahlſtellen in Brandau, Ernſthofen. Fränkiſch=Crumbach,
Roßdorf und Traiſa eingereicht werden können. Die Kaſſe iſt an jedem
Werktage von 812 und 25 Uhr (Samstags nur von 812 Uhr ge=
öffnet
.
Erbach, 17. Jan. Heute Montag abend wird Herr Oberpfarrer
Herber aus Michelſtadt im hieſigen Gemeindehaus einen Vortrag vor
dem Zweigverein Erbach des Evangeliichen Bundes halten. Am Don=
nerstag
abend fand hier im Schützenhof eine Wohltätigkeitsvorſtellung
ehem. Mitglieder der Heſſ. Landes=Wanderbühne zugunſten der Orts=
gruppe
Erbach des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten ſtatt. Es wurde
Sckönherrs Weibsteufel gegeben. Den muſikaliſchen Teil hatte die
Erbacher Orcheſtervereinigung übernommen. Der reiche Beifall zeigte
den Künſtlern, wie dankbar das Publikum für die Darbietungen war.
Erbach i. OZw., 16. Jan. Der Kaninchenzuchtverein
Gut Wurf hieit geſtern abend hier im Gaſthaus Zur Lindenan
ſeine Jahresverſammlung ab, die recht gut beſucht war. Der Rechner
Herr Schlörit erſtattete den Kaſſenbericht, der in Anbetracht der großen
Mitgliederzahl, die im letzten Vereinsjahr durch zielbewußte Werbung

beträchtlich geſtiegen iſt, ſehr günſtig war. Wurden doch bei dieſer
Verſammlung allein vier neue Mitglieder aufgenommen, und liegen
bereits weitere Anmeldungen vor. Alsdann wurde eine Verloſung ge=
ſtifteter
Preiſe vorgenommen. Unter den zahlreichen Gewinnen befand
ſich auch eine größere Anzahl beſonders guter Schwarzloykaninchen. Der
Verein hatte ſie von auswärts kommen laſſen, um auch dieſe Raſſe hier
in Erbach einzubürgern. Gehört es doch zu den Hauptaufgab= des
Vereins, dafür Sorge zu tragen, daß aus dem Bezirk die nicht rein=
raſſigen
Kauirchen mit der Zeit verſchwinden und durch gute, edle Zucht=
tiere
erſetzt werden. Bei der vorgenommenen Vyrſtandswahl wurde
der alte Vorſtand wiedergewählt und durch drei nene Mitglieder er=
gänzt
. Alsdann wurde auf Anregung der ſtädtiſchen Marktkommiſſion
und des Ziegenzuchtvereins Erbach beſchloſſen, gemeinſam mit letzterem
Verein am 30. Juli anläßlich des Eulbacher Mauktes eine Ausſtellung
zu veranſtalten.

Auerbach, 15. Jan. Sterbefälle. In der letzten Zeit ſind

hier drei hockbetagte Perſonen geſtorben. Es ſind dies der Landwirt
Chriſtian Weigold, 89 Jahre, Frau Lehr, Bachgaſſe, 83 Jahre, und Frau
Landwirt Weiß, Neuer Weg, 81 Jahre alt.

* Von der Bergſtraße, 15. Jan. Weinbergpflege. Die Wein=

bergbeſitzer ſind infolge des ſchneeloſen Winters mit der Düngung ihrer
Rebanlagen fleißig beſchäftigt. Die heſſiſche Domänenverwaltung iſt
ganz beſonders tätig, die Weinberge reichlich mit Stallmiſt zu verſehen.
a. Walldorf, 15. Jan. Vom Gemeinderat wurde die einmalige
Gemeindebeamtenbeihilfe mit 8 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Auch
wurde beſchloſſen, die Tagegelder der Gemeindebeamten von Fall zu Fall
feſtzuſetzen.
* Oberheſſen, 15. Jan. In Wettſaaſen geriet ein 5 Jahre altes
Kind in die Kammräder der Mühle und wurde erheblich verletzt.
Der Stadtrechner i. R. Rendant Julius Karl in Grünberg und
ſeine Ehefrau feierten geſtern goldene Hochzeit. Die Bürgermeiſter=
verſammlung
zu Lauterbach beſchäftigte ſich unter Leitung des
Kreisdirektors Dr. Michel mit der Aufwertung der Gemeindeanleihen.
Die Bürgermeiſter ſchloſſen ſich dem Vorſchlag einer Aufwertung von
12,5 Pozent an. Rechnungsrat Bechthold referierte über das Gemeinde=
beamten
=Verſicherungsgeſetz und über den Voranſchlag für 1927.

Residenz-TRentar

Nur noch kurze Zeit das große Doppelprogramm.

(*1336

Siuart Hebhs-Ernst Aeicher
BorBchaßmmrärli

Die III. Charleston-Tanzstunde. Der Manm Im Feuer, Sittenroman.

Anfaug 3½ U

Letzte Abendvorstellung 8 Uhr

UMLOM-TMEATER

Der Film der Deutschen!
AismafcK 18621898
7 Akte
15. Teil
Jugendliche haben Zutritt
(*1335
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
Anfang 31/, Uhr
Der Bismarckfilm wird nur im U. T. vorgeführt!
V

Palast-Lichtspiele

Der Film der
ganz großen Besetzung

ORPHEUM

Kluge

(Die klelne Fadette)
Ein Ausstattungsfilm nach dem bekannten Roman
von George SAND in 7 Akten
Regie: Friedrich ZELNIK
Personen-Verzeichnis:
2ya Mara, Tvette Gnilbert, Engen Klöpfer,
Harry Liedtke, Ernst Verebes, Eugen Burg,
Dagny Servaes, Affred Abel, Rud.
Klein-Rogge, Max Grünberg, Hanns Waschatko,
Ferd. v. Alten, Wilh. Degelmann, Hermann Picha.
Vorher: Kustspiel, 2 Akte
Neueste Wechenschau. 1268

Halten Sie sich

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Einziger
Lustiger Abend 8 Lustiger Abend
Professor

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gebraucht, wenig ge=
fahren
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Donges & Bdieſt

Mag
eil Baize

Neuestes!
Allerneuestes
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aus sämtlichen Programmen.

Jugendliche haben Zutrikt!

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[ ][  ][ ]

Nummer 12

Montag, den 17. Januar 1927

Seite 5

Spiele Tore Punkte 16 55:22 25 40:22 25 51:26 57:34 21 44 55 37:48 32:27 1 49:62 30:52 17 28:54

Sie Verbandsſpiele im Rheinbezirk.
Die Senſation des Tages iſt ohne Zweifel die 0:3 Nieder=
age
der Waldhöfer in Sandhofen. Nun, man iſt von Waldhof
ſallche Scherze längſt gewohnt. Neckarau ſtrebt unentwegt der
Meiſterſchaft zu und ſchlug Speyer mit 5:1 Toren. Phönix
eardwigshafen gewann in Darmſtadt glatt mit 4:0 Toren, ſodaß
für den entſcheidenden Gang am kommenden Sonntag gegen
NSckarau gerüſtet zu ſein ſcheint. Pirmaſens errang einen glück=
ſichen
2:1=Sieg gegen Phönix Mannheim und hat ſich damit end=
z
ltig aus der Abſtiegszone gerettet.
BI f. L. Neckarau . . . ."
Paönix Ludwigshafen . .
H0I f. R. Mannheim . . .
S. V. Waldhof .
S2 V. Darmſtadt 98
F1 C. Pirmaſens .
M Ludwigshafen".
g V. Speyer ......
eiw. Vg. Sandypfen .
Pgönix Mannheim
Sportverein Darmſtadt 1898 Phönix
Ludwigshafen 0:4 (0:3)
Man kann an die Löſung der Frage, ob der Spielausgang
de s letzten Verbandsſpieles, der für die Darmſtädier eine uber=
rüſchend
hohe Niederlage bedeutet, gerecht war, von zwei verſchie=
dnnen
Geſichtspuntten herangehen: Dem einen Geſichtspunkt
märd wan dann gerecht, wenn wan die beiderſeitigen Torchancen
iggeneinander abwagt, während die unſeres Erachtens rich igere
Betrach ungsweiſe die techniſchen Vor= und Nacheile der beiden
Aannſchaſten gegenüberſtellt. Man kann wohl ohne weiteres
bA haupten, daß die Darmſtädter mindeſtens ebenſo viele und eben
gute Torchancen hatten wie die Leute aus der Pfälzer Fuß=
b
4 U=Metropole. Und trotzdem: die Höhe der Niederlage lann
karneswegs als eine Angelegenheit des Zuſalls oder des Pechs
bFzeichnet werden. Denn jeder Darmſtadter Spieler wir
indehmen keinen einzigen aus machte geſtern derartige Fehler,
dar eine allerdings mehr wie der andere, die verhängnisvoll wer=
dan
mußten und auch tatſächlich wurden.
Man darf ſich letzten Endes darüber nicht wundern. Die
Fauptvorzüge der Darmſtädter Mannſchaft in der Vorrunde be=
ſtinnden
in anderen Dingen als in der techniſchen Volllommen=
ſihn
it der einzelnen Spieler. Auch zu dieſer Zeit tonnte die Mann=
ſchnaft
in techniſcher Hinſicht nie brillieren, ſondern höchſtens ge=
nſagen
. Und ſolange dem nicht abgeholfen ſein wird, muß man
ſimamer gewärtig ſein, daß in der langen Zeit der Verbandsſpiele
eu-s, was an Technik vorhanden iſt, durch die Härte und Nerven=
aürſpannung
dieſer Spieler auch noch flöten geht. Dann zeigt
ſſuch das, was wir im geſtrigen Spiele ſahen: ein Sturm, der ſich
Eeinen Augenblick zuſammenfindet, da hauptſächlich dem Mittel=
ſſüärmer
der Elan abhanden gekommen iſt, mit der er voreinſt
ein Quintett zuſammen gehalten hat, eine Läuferreihe, die faſt
ſtine fehlerlos deckt und dazu noch miſerabel zuſpielt, und eine
Verteidigung, die wohl oft mit befreiendem Schlag klärt, aber
lotzten Endes auch angeſteckt durch die Fehler in den vorderen
ezeihen, zum Kapitulieren gezwungen wird. Es wird alſo nötig
ſpän, in der langen Zeit der Vorbereitung der neuen Verbands=
ſhiele
Las Hauptaugenmerk auf die Ausbildung einer beſſeren
t4hniſchen Zuſammenarbeit zu richten. Man laſſe ſich in dieſer
Beziehung nicht durch die Tatſache täuſchen, daß es dem Sport=
va
rein auch in ſeiner geſtrigen ſchlechten Verfaſſung gelang,
mnanch gute Tormöglichleit herauszuarbeiten, deren Enderfolg oft
mr die ſchlechte Laune der Fußballgötter verhinderte; die Ge=
führlichkeit
ſeines Spieles verdankt der Sportverein nur einigen
ingenigen wirklich erſülaſſigen Spielern. Der Enderfolg wird je=
dnch
dadurch nie erreicht werden können; eine ſtabile Mannſchaft
büdarf einer feſtſtehenden techniſchen Reife. Nur ſo kann ein
Meindeſtniveau garantiert werden.
Und nun zu Ludwigshafen: Phönix iſt keine Mannſchaft, die
begeiſtern kann. Aber ſie beſitzt das, was bei den Darmſtädtern
varmißt wird: Eine dadelloſe Technik der Spieler wie des Zu=
ſannmenſpieles
. Man kann den Pfälzern ein Kompliment machen,
wie man es wohl ſelten in der Geſchichte der Fußballipiele einer
Mrannſchaft machen lann: In den letzten 35 Minuten der zweiten
Hrlbzeit un erlief der geſamten Ludwigshafener Hintermann=
ſwaft
kein einziger Fehler. Wie die Deckung in dieſer Zeit
klappte, war geradezu vorbildlich. Und deshalb werden die Lud=
wigshafener
, ſollten ſie nun wirklich zu Meiſterehren kommen, in
dmn Spielen um die Verbandsmeiſterſchaft keine ſchlechte Rolle
ſpäelen. Es wird ſchwer ſein, Tore gegen ſie zu erzielen. Aller=
dinigs
werden ſie auch nicht allzu viele Tore ſchießen; dazu ſpielen
ihrem Sturm zu große Ballkünſtler, die vor lauter Tändelei
dge notwendige große Linie eines Angriffs immer wieder zer=
ſttören
. Heute langte es zwar zu vier Toren, von denen das erſte
Twr einzigartig ſchön von dem beſten Stürmer, dem Halblinken
Meber, eingeköpft wurde. Die beiden nächſten Tore waren da=
gagen
grobe Deckungsfehler der Darmſtädter Hintermannſchaft,
ſo, daß dieſe beiden Erfolge mehr auf Konto der Darmſtädter
Girntermannſchaft, als auf Tüchtigkeit des Pfälzer Sturmes zu=
rürckzuführen
ſind. Nur der letzte Erfolg war das Produkt einer
ginten Kombination.
Die große Zuſchauermenge war von der Leiſtung des Herrn
Mseingärtner als Schiedsrichter wenig befriedigt. Dieſer ſym=
pathiſche
Pfeifenmann hatte allerdings auch beſtimmt nicht ſeinen
gutten Tag. Da das Spiel aber ſehr fair war, konnte man ſich
mit dieſem kleinen Mißſtand abfinden.
2ie Senſation des Tages. Sp.Vg. Sandhofen ſchlägt Mann=
heim
=Waldhof 3:0 (0:0).
Vor etwa tauſend Zuſchauern boten die Waldhöfer in Sand=
mofen
gegen den Abſtiegskandidaten das alte, nicht unbekannte
9Bild: Techniſche Reife, überlegene Spielweiſe, aber Unfähigkeit
mor dem Tore. Da zudem der verletzte Schwarz in der Wald=
Köfer Hintermannſchaft auch noch ganz ausfiel, braucht das Er=

gebnis noch nicht einmal ſo ſehr zu überraſchen. Die erſte Halb=
zeit
verlief bei Feldüberlegenheit von Waldhof torlos. Aber
ſchon in der dritten Minute nach Seitenwechſel nutzte der Sand=
höfer
Halblinke Meyer einen Fehler der ſchwachen gegneriſchen
Hintermannſchaft aus und ſchoß das erſte Tor. Im Anſchluß an
eine Ecke fiel aus einem Gedränge durch den Mittelſtürmer
Weichel das zweite Tor für Sandhofen. Bezeichnend iſt die
Talſache, daß Waldhof aus 10 Ecken nicht einen einzigen zähl=
baren
Erfolg erzielen konnte. Auch eine Umſtellung im Sturm
brachte trotz aller Bemühungen keinen Erfolg. Waldhof drängte
mit beängſtigender Ueberlegenheit, aber vergeblich. Als dann
in der 30. Minute ein Durchbruch durch Meyer zum dritten Tor
für Sandhofen führte, war das Spiel entſchieden. Sandhoſen
kann ſich durch dieſen Sieg noch vorm Abſtieg retten, während
umgekehrt Waldhof aus dem engeren Wettbewerb um die beiden
erſten Plätze ausſcheidet.
V.f. L. Neckarau ſchlägt den FV. Speyer 5:1 (3:0).
Das Ergebnis dieſes Spieles in Neckarau, das vor etwa 1520
Zuſchauern ausgeiragen wurde, kommt höher, als man erwartete
und zeigt deutlich die Durchſchlagskraft des Neckarauer Sturms,
der es verſteht, die Torgelegenheiten, die ſich bieten, auszunutzen.
Bis zur Pauſe legte Neckarau durch den Halbrechten Zöllner,
den Mittelſtürmer Zeilfelder und den Linlsaußen Keck drei Tore
vor, die in regelmäßigen Abſtänden nach guter Kombination er=
zielt
wurden. Gleich nach Wiederbeginn erhöhte Zeilfelder auf
4:0. Bei dieſem Stande konnte Speyer durch den Halbrechten
Heck zum Ehrentor kommen, aber ſchon bald darauf ſtellte Keck
für Neckarau die alte Tordifferenz wieder her.
Phönix MannheimFC. Pirmaſens 1:2 (1:0).
Der Phönix hat heute wieder, wie ſo oft, ſein Spiel unver=
dient
verloren. Die Mannſchaft zeigte beſonders in der erſten
Halbzeit ein vorzügliches und den Gäſten durchaus überlegenes
Spiel, ſo daß die Einheimiſchen bei der Pauſe verdient mit 1:0
Toren führten Das Tor hatte der Halbrechte in der Mitte der
erſten Halbzeit nach ſchöner Innenkombination erzielt. Nach
Wiederanſtoß ſchoß der gefürchtete Pirmaſenſer Halblinke Babo
das Ausgleichstor. Die Gäſte ſpielten nun energiſch auf Sieg
und ihre Anſtrengungen waren auch in der 20. Minute durch
einen Treffer des Linlsaußen von Erfolg begleitet.
F. C. UnionV. f. R. Bürſtadt 7:2 (2:2).
Pünktlich um ½3 Uhr gab der Schiedsrichter, ein Herr aus
Aſchaffenburg, den Ball frei. Beide Mannſchaften traten mit
10 Mann an. Sofort zog Bürſtadt mit mächtigem Tempo vor
Unions Heiligtum, und es dauerte auch nicht lange, und es
ſtand 1:0 zugunſten Bürſtadts. Alsdann vervollſtändigten die
Einheimiſchen ihre Mannſchaft. Das Spiel war ausgeglichen.
ſomit auch der Stand des Spieles bei Halbzeit 2:2. Nach
Wiederbeginn zeigte Union ſich von einer ſehr guten Seite
Bürſtadt hatte ſich in der erſten Halbzeit zu piel verausgabt, und
ſomit ließ der Widerſtand der Gäſte immer mehr nach. Die
Beſſunger liefen immer mehr zur Hochſorm auf, und ſo konnten
Erfolge nicht ausbleiben. Bei Schlußpfiff hieß das Reſultat
7:2. Union hatte ſich die 3:0=Niederlage in Griesheim zu Her=
zen
genommen und raffte ſich daher ſehr auf. Endlich zeigten
die Spieler einmal wieder, daß ſie können, wenn ſie wollen.
Das Reſultat hätte höher ausfallen können, aber man muß be=
rückſichtigen
, daß die Gäſte nur 10 Mann waren. Dies ſoll keines=
falls
den Sieg von Union ſchmälern, denn die Mannſchaft gab
ihr Beſtes her und gehört derſelben ein Geſamtlob. Man muß
ſich unbedingt fragen, warum nicht immer ſo. Heute wurde man
wieder überzeugt, daß der Tabellenſtand ein ganz anderer ſein
müßte. Die Gefahr des Abſtieges brachte die Mannſchaft zum
Selbſtbeſpußtſein. Hoffen wir, daß die Spieler auch weiterhin
ihr Können unter Beweis ſtellen. Zu erwähnen iſt noch, daß
beide Mannſchaften einen ſehr fairen Kampf den Zuſchauern
boten und daß auch der Schiedsrichter, ein alter Ligaſpieler von
Viktoria Aſchaffenburg, eine ſehr gute Leiſtung zeigte. Vorher
ſpielte die 1. Jugend gegen die gleiche von V.f.R. Darmſtadt.
Union zeigte, daß auch hier ein ganz guter Nachtuchs vorhanden
iſt, denn V.f.R. mußte ſich mit 3:1 beugen. Das Spiel der
2. Jugend fiel aus, da V.f.R. nur mit 5 Mann antrat.
Bezirk RheinheſſenSaar.
Die Lage in der Spitzengruppe klärt ſich allmählich. Durch
die 1:3 Niederlage der Wormatia in Wiesbaden und den 5:3=Sieg
des F. S. V. Mainz in Saarbrücken gegen Saar 05 ſind die
beiden Spitzenreiter verluſtpunktgleich geworden. Immerhin
liegt nunmehr Mainz an der Spitze. F. V. Saarbrücken errang
in Neunkirchen einen verdienten 3:1=Sieg, während ſich die Ale=
mannia
Worms mit demſelben Torverhältnis in Idar ſchlagen
ließ.
Spiele
Tore Punkte
48:28
Sp. V. Mainz 05 . . . .
41:19
Wormatia Worms . . .
16
35:18
F. V. Saarbrücken . . .
16
21
37:20
S V.Wiesbaden . . . .
16
30.38
Haſſia Bingen . . ..
32:32
17
1. F. C. Idar . ....
36:37
5
Boruſſia Neunkirchen . .
16
4
24:27
16
Alemannia Worms . . .

16 29:40 12 15 10:63

Eintracht Trier ...
Das letzte Verbandsſpiel im Mainbezirk.
Im Mainbezirk wurde die Meiſterſchaſtsſaiſon am Sonntag
mit dem am Sonntag vorher nicht zum Austrag gekommenen
Spiel Viktoria Aſchaffenburg gegen Viktoria Hanau abgeſchloſſen.
Das Treffen war an ſich bedeutungslos, da beide Mannſchaften
ohnehin zum Abſtieg verurteilt ſind. Es handelte ſich alſo nur
noch um die Placierung auf dem letzten, bzwv. vorletzten Platz
Da die Aſchaffenburger mit 6:0 ſiegreich blieben, bleiben ſie mit
11:25 Punkten auf dem vorletzten Platz, während Viktoria
Hanau mit 8:28 Punkten den allerletzten Platz belegt.

Bezirk Württemberg / Baden.
In dem Stand der Tabelle ſind durch die vier Spiele des
Sonntags keine Veränderungen mehr eingetreten. Die Spitzen=
reiter
V.f.B. Stuttgart und Karlsruher FV. blieben gegen
Phönix Karlsruhe (2:1 1I), bzw. FC. Freiburg (9:2 II) ſiegreich.
Union Böckingen und SC. Stuttgart trennten ſich mit 2:2 und
Stuttgarter Kickers ſiegten gegen SC. Freiburg mit 5:3. Da=
mit
hat die Sportfreunde Stuttyart und Union Böckingen ihr
Schickſal erreicht: Sie ſind unrettbar dem Abſtieg verfallen.
Bezirk Bayern.
1. FC. Nürnberg ſchlägt Sp.Vg. Fürth 2:0.
Bayern München hat die beſten Ausſichten, Zweiter zu werden.
Wacker Schwaben 8:0!
Die traditionsreiche Begegnung Klub kontra Kleeblätter
hatte 20000 Zuſchauer zum Klubplatz gelockt. Die Maſſen wur=
den
nicht enttäuſcht. Man ſah ein ſportlich erſtklaſſiges, in jeder
Phaſe ſpannendes und ſchönes Spiel. Beide Mannſchaften tra=
ten
in ihrer ſtärlſten Aufſtellung an und leiſteten ſehr Gules.
Den Ausſchlag gab die größere Durchſchlagskraft des Klub=
ſturmes
. In der erſten Halbzeit war der Kampf verteilt, wenn
auch der Klub im Felde eine leichte Ueberlegenheit zeigte. Zu
einem Tore kam es in dieſer Spielzeit nicht, da auf beiden Sei=
ten
die Hintermannſchaften in Hochform waren. Beſonders die
Fürther Verteidiger Hagen und Müller arbeiteten ſehr nützlich:
ſie hatten aber auch den größeren Anſturm auszuhalten, denn der
Klubſturm war ſtets ſehr gefährlich, während auf der anderen
Seite der Fürther Angriff viel zu weich und zu unentſchloſſen
ſpielte, um der Nürnberger Deckung viel zu ſchaffen zu mahen.
Nach der Pauſe wurde Nürnberg etwas überlegen; ſeine Sür=
mer
griffen unermüdlich an und erreichten, daß die Fürther
Deckung nervös wurde. In der 23. Minute fiel nach prächtigem
Zuſammenſpiel von Schmidt=Träg auf eine Flanke von Träg
durch den Rechtsaußen Raimann das ſtürmiſch begrüßte Füh=
rungstor
für Nürnberg. Fünf Minuten ſpäter ſchoß Hochge=
ſang
, wiederum auf eine Flanke des unermüdlichen Träg, das
zweite Tor. Jetzt fiel die Fürther Elf vollkommen auseinander,
tvoran vor allem der ſehr nachlaſſende Mittelläufer Leinberger
Schuid hatte. Der Klub war meiſt überlegen, konnte aber keine
Tore mehr erzielen. Der Sieg des 1. FC. N. war durchaus
verdient.
Zu gleicher Zeit gewann Bayern München in Bayreuth 3:2
(2:2) und erreichte dadurch die beſte Chance, Zweiter des Be=
zirkes
zu werden. Fürth hat heute drei Verluſtpunkte mehr, als
Bahern. Bayern braucht aus den beiden Spielen gegen den
1. FC. Nürnberg und München 1860 (beide Spiele in München)
nur noch zwei Punkte zu holen, um ſicherer Bezirksmeiſter zu
ſein. Die beiden anderen Spiele des Tages nahmen den er=
warteten
Ausgang. München 1860 konnte den ſich tapfer weh=
renden
ASV. Nürnberg 5::2 (2:1) ſchlagen und Wacker München
errang mit 8:0 (5:0) Toren gegen Schwaben Augsburg einen
Bombenſieg.
Fußball=Ergebniſſe.
Zwiſchenrunde um den D. FB.=Pokal.
In Hamburg: Norddeutſchland Mitteldeutſchland 3:2 (3:0).
In Berlin: Brandenburg Südoſtdeutſchland 4:1 (1:0).
Weſtdeutſchland.
Berg.=Märk. Bezirk: Fortuna Düſſeldorf Ratingen 04 1:3.
SC. 99 Düſſeldorf Solingen=Gräfrath 2:0. Schwarz=Weiß
Barmen Turu Düſſeldorf 4:7. SS. Elberfeld V.f.B. Ben=
rath
0:1. BV. 04 Düſſeldorf SC. Kronenberg 4:1. Rhein=
bezirk
: Boruſſia M.=Gladbach Odenkirchen 07 2:3. Neuendorf
C.f.R. Köln 1:4. Rheydter Sp.V. Alemannia Aachen 7:3.
Ruhrbezirk: Schwarz=Weiß Eſſen Eſſen 99 3:1. MBV. Linden
BV. Alteneſſen 1:5. Preußen Eſſen Bochum 48 0:3. Preu=
ßen
Bochum Germania Bochum 1:1. Gelſenkirchen 07 Dort=
mund
95 1:1. Union Gelſenkirchen Alemannia Dortmund 0:1.
Boruſſia Dortmund Schalke 04 2:7. Langendreer 04 Buer
07 1:2. Weſtfalenbezirk: Hammer Sp.V. Union Herford 5:2.
Arminia Bielefeld V.f.J. Paderborn 12:0. Osnabrück 06
Preußen Münſter 1:2. Greven 09 Weſtfalia Scherlebeck 2:1.
Niederrheinbezirk: Union Krefeld Duisburger Sp.V. 3:2.
Vf.L. Ruhrort Meiderich 05 2:1. Preußen Duisburg
Duisburg 99 0:5. Duisburg 08 BV. Beeck 3:2. Sp. V. Meide=
rich
Union Hamborn 3:2. V.f.B. Bottrop Sterkrade 1:2.
Südweſtfalenbezirk: Hagen 72 Plettenberger SV. 3:1. Neheim
08 Hagen 05 1:3. Heſſen=Hannov. Bezirk: Sp.V. Kaſſel
SC. 03 Kaſſel 0:1.
Norddeutſchland.
Bezirk Hamburg: Rothenburgsort FV. Nienſtedten 3:0.
St. Georg St. Pauli Sport 4:5. FC. Ottenſen Concordia
Hamburg 5:5. Hamburger SV. Bremer SV. 7:1. Bezirk
Harburg: SC. Uelzen Normannia Harburg 4:2. Naſenſport
Harburg Wilhelmsburger FV. 5:1. Sp.V. Harburg Phönix
Lübeck 0:2. Viktoria Harburg Teutonia Uelzen 5:2. Bezirk
Kiel: Holſtein Kiel Hohenzollern=Hertha Kiel 1:2. Kilia Kiel
Preußen Itzehoe 5:1. Bezirk Bremen: ABTS. Bremen
Friſia Wilhelmshafen 3:4. Werder Bremen Geeſtemünder
SC. 12:0. Woltmershauſen V.f.B. Oldenburg 2:3. Bezirk
Fübeck=Mecklenburg: Raſenſport Lübeck Roſtock 95 5:4. Schwe=
rin
03 Oldesloe 7:0. Bezirk Hannover=Braunſchweig: Leu
Braunſchweig Hannover 96 4:0. V.f.B. Braunſchweig
Arminia Hannover 2:2. Eintracht Hannover Eintracht Braun=
ſchweig
0:7. Linden 07 Peine 0:0. Niederſachſen Helm=
ſtedt
2:2.
Südoſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Sportfreunde Breslau V.f.B. Breslau 2:1. Vorwärts
Breslau SC. 08 Breslau 2:2. Hertha Breslan FV. Bres=
lau
1:3.
Baltenverband.
Stettiner ZC.
Stargarder EC., 8:0.

[ ][  ]

Seite 6

Montag, den 17. Januar 1927

Nummer 12

Turnen.
Sitzung des Kreisausſchuſſes für volkstümliche
Lebungen.
Am Samstag, den 15. und Sonntag, den 16. Januar, jagte
in Darmſtadt der Kreisausſchuß für volkstümliche Uebungen, um
die laufenden Angelegenheiten und die Vorbereitungen der Kreis=
meiſterſchaftskämpſe
, die mit dem 33. Mittelrheiniſchen Kreis=
turnfeſt
in Darmſtadt gemeinſam durchgeführt werden, zu be=
ſprechen
. Kreisfeſt=Oberturnwart Hofferbert=Darmſtadt be=
grüßte
die Erſchienenen im Auftrage des Feſtausſchuſſes und
wünſchte gutes Gelingen. Kreiswart Kramb, Kreuznach, er=
widerte
mit herzlichen Dankeswortew und verband mit dieſen
innigſte Elückwünſche zu der dem verdienten Oberturnwart
Hofferbert von der heſſiſchen Regierung erwieſenen Ehrung.
Die Beſprechung erſtreckte ſich in der Hauptſache über folgende
Punkte:
1. Durchführung der amtlichen Veranſtaltungen.
2. Neue Beftimmungen über die Wettlampfarten.
3. Feſtſetzung der amtlichen Vertreter bei den Vereinsveranſtal=
tungen
.
4. Lehrgang für die Gauwarte für volkstümliche Uebungen.
Der letzte Punkt konnte nicht endgültig erledigt werden. Am
27. 3. wird ſich deshalb der Ausſchuß anläßlich des Frühjahrs=
waldlaufes
in Bad=Nauheim wieder zuſammenfinden, um die
noch offenen Fragen, ſowie die neue Kreisſportordnung zu be=
ſprechen
.
Zu 1.: An amtlichen Veranſtaltungen kommen zur Durch=
führung
:
Am27. 3. 27: Waldlaufmeiſterſchaften in Bad=Nauheim.
Am 19. 7. 27: Ausſcheidungskämpfe in den Verbänden.
Am 30./31. 7. 27: Kreismeiſterſchaftem in den volkstüml. Uebungen
anläßlich des Kreisturnfeſtes in Darmſtadt.
Am 11. 9. 27:Vereinsmehrkampfmeiſterſchaften in den Verbänden.

Zu 2.: Die Handhabung und die weſentliche Verwaltung der
Wettlampfarten werden vereinfacht und den Verbänden über=
tragen
.
Zu 3.: Die Verbandswarte werden als amtliche Vertreter zu
den Vereinsveranſtaltungen eingeteilt.
Am Nachmittag fand eine Beſichtigung des Schupoſport=
platzes
ſtatt, der zur Austragung der Meiſterſchaften zur Ver=
fügung
ſteht. Am Samstag abend beſuchte der Ausſchuß die
von Turnlehrer Luley=Darmſtadt geleitete Muſterturnſtunde zur
Einführung der Eltern in das neuzeitliche Schulturnen. Durn=
lehrer
Luley fand mit ſeinen Vorführungen die vollſte Aner=
kennung
.
Internationaler Wettkampf im Kunſtturnen. Tſchechoſlowakei
Berlin-Beuthen.
Vor einer neuen großen Aufgabe ſteht die durch ihren Sieg
über die Berliner Auswahlmannſchaft bekannt gewordene Kunſt=
turn
=Riege des Beuthener Turnvereins Friſch=Frei‟. Die
Oberſchleſier veranſtalten am 6. März einen internationalen
Dreikampf im Kunſtturnen, zu dem ſie eine Auswahlmannſchaft
aus der Tſchechoſlowakei und die Ehrhardt=Riege aus Berlin
verpflichtet haben. Die Zuſagen der beiden Mannſchaften liegen
bereits vor. Der Kampf, zu dem die Gegner ihre beſten Kräfte
ftellen werden, dürfte weit über Schleſiens Grenzen hinaus Auf=
ſehen
erregen.
Handball.
Polizeiſportverein Sportverein98 0:8 (0:4)
Zum dritten Male innerhalb eines Monats kreuzten die
beiden Ligamannſchaften im Verbandskampfe die Waffen, dieſes
Mal wieder, wie am letzten Sonntag, in hartem, aber ſportlich
anſtändigem Wettſtreit, deſſen Leitung auch wie die des letzten
in feſten Händen lag. Der Schiedsrichter Zimmermann= Karls=
ruhe
war der Unparteiiſche, für dieſes Spiel; ſeine ſtets klaren
und einwandfreien Entſcheidungen ließen an Beſtimmtheir
nichts zu wünſchen übrig, verfehlten denn auch nicht ihre Wir=
kung
auf den Verlauf des ganzen Spieles. Der Sieg des ſüd=
deutſchen
Meiſters ſtand nie in Frage. Für das Reſultat gab
den Ausſchlag einzig und allein die überlegene Spielweiſe des
Sportvereins 1898, deſſen Sturm ſeine alte Schußſicherheit
wiederzugewinnen ſcheint, während auf der anderen Seite der
Polizeiſturm völlig verſagte. Wenn den 98ern auch das geſtern
verhältnismäßig ſchwache Spiel des Polizeitorwarts, ſehr zu
ſtatten kam, ſo war doch im Sturm eine große Formverbeſſerung
klar erſichtlich. Ein zweifellos guter Griff war es insbeſondere,
anſtelle von Götz, dem ſein Mittelläuferpoſten viel beſſer anſtand,
dem langen Allwohn mit ſeiner großen Reichweite die Sturm=
führung
zu übertragen. Drei wohlgezielte Tore waren die Aus=
beute
ſeiner eifrigen Arbeit, der ſich die ſeiner nicht minder eif=
rigen
Nebenmänner würdig zur Seite ſtellte. Dadurch, daß das
Spiel ſtets auf und ab wogte und ſtets offen war, konnte der
ſüddeutſche Meiſter die Polizeimannſchaft auseinanderziehen
und ſein raumgreifendes Kombinationsſpiel nutzbringend an=
wenden
. Polizeiſportverein, der ſehr oft in ausſichtsreicher
Stellung zum Schuß anſetzte, gelang es nur ſelten, gefährliche
Würfe anzubringen, die dann immer eine Beute Trautweins
wurden oder ins Aus gingen. Die Tore fielen in ziemlich gleich=
mäßigen
Abſtänden und wurden wie folgt erzielt: Allwohn 3,
Hennemann 2, Götz, Werner, Fiedler je 1. Noch ein Wort an
Hennemann: Wenn ſein linker Nachbar, der vielverſprechende
Müller, in ſeiner Entwicklung vorwärts kommen ſoll, dann muß.
er von Lord viel mehr und beſſer mit Bällen bedient werden,
aus Abfall iſt im allgemeinen ſchwer etwas Vernünftiges zu
machen. Das zahlreiche Publikum verhielt ſich ruhig und kargte
nicht mit ſeinem Beifall. Für Platzordnung war reichlich ge=
ſorgt
. Wie verlautet, loll am kommenden Sonniag das Entſchei=
dungsſpiel
um die Meiſterſchaft des Frankfurter Verbandes zwi=
ſchen
Sportverein 1898 und Polizeiſportverein Babenhauſen
zum Austrag kommen; Ort und Zeit ſind noch unbekannt.
Tennis.

Süddeutſche Tiſch=Tennismeiſterſchaften. Die Ungarn und
Oeſterreicher in Front.
Die in Frankfurt a. M. vom Tv. 1914 veranſmalteten ſüddeut=
ſchen
Tiſch=Tennismeiſterſchaften gingen am Sonntag pünktlich zu
Ende. Wie erwartet, machten die Uingarn und Oeſterreicher die
Entſcheibungen unter ſich aus. Der Ungar Glanz gewann erſt
das Herreneinzel um die Meiſterſchaft von Süddeutſchland gegen
ſeinen Landsmann Dr. Pecſi mit 22:20; 14:21: 21:17: 21:18. Den
dritten Platz belegten Neuville=Frankfurt und Freudenheim=
Wien. Sodann gewann Glanz das Herreneinzel um den Preis
vom Palmengarten gegen Freudenheim mit 21:16; 23:21. Hier
wurden Dr. Peeſi=Ungarn und Schwarzſchild=Frankſurt Dritte.
Einen dritten Erfolg trug Glanz dann noch im Herrendoppel
davon, wo er mit ſeinem Landsmann Bellak als Partner mit
21:18: 21:17: 19:21: 20:22; 21:13 über FreudenheimDr. Pecſi
erfolgreich blieb. NeuvilleSchwarzſchild und ElekHedwig
teilten ſich in den dritten Preis. Bei den Damen war die
Oeſterreicherin Frau Wildam erfolgreich. Sie gewann das Einzel
mit 21:10; 21:15: 21:12 gegen Frl. Wenzel=Frankfurt. Der dritte
Platz fiel an Frl. Winter=Pforzheim und Frau Lefels=Frankfurt.
Im Gemiſchten=Doppel fertigten Frau WildamFreudenheim

mit 21:12;
der dritte 9
Zille geteilt.

Schwimmen.
Tagung des Kreiſes V Süddeutſchſand
des Deutſchen Schwimmverbandes.
Annahme der Darmſtädter Anträge. Noch ſtärkere Betonung
der Pflege des Jugendſports. Keine Aenderung in der Abgren=
zung
der Gaue.
Kreisjugendfeſt 1927 und Kreistag 1928 in Darmſtadt.
Bei gutem Beſuch durch die Vertreter aler ſüddeutſchen
Gaue fand erſtmals in Saarbrücken eine Tagung der ſüddeut=
ſchen
Schwimmer ſtatt. Behördenvertreter bekundeten durch ihre
Anweſenheit das Intereſſe für die Förderung des Schwimm=
ſports
. Auch der Verbandsverſtand war durch ſeinen Vorſitzen=
den
Dr. Geiſow und Karoß=Frankfurt a. M. vertreten. Unter
der Leitung von Sanitätsrat Dr. Hoeflmayr=München verliefen
die Verhandlungen glatt und ohne Reibungsflächen. Die Be=
richte
über die verfloſſene Zeit gaben ein Bild von den Nöten
der Vereine, aber auch von den Erfolgen des Sports und ließen
den Ausblick offen auf günſtige Entwicklung des ſüddeutſchen
Schwimmſports, welcher ſich darauf begründet, daß namentlich
in den Kreiſen der Jugendſchwimmer eine Hebung der Durch=
ſchnittsleiſtungen
feſtzuſtellen war. Die Kaſſenverhältniſſe des
Kreiſes ſind geordnet und auch der Etat für das laufende Jahr
ſieht die gleiche Kopfſteuer wie bisher vor. In dieſem Jahre
beherrſchte das Prohlem des Jugendſports die Verhandlungen
des Kreistages. Die hierzu gemachten Darmſtädter Anträge
wurden ſämtlich angenommen. Es wird ſomit künftighin die
Pflege des Jugendſports noch mehr wie bisher betont. Dazu
werden Rücklagen für ein Kreis=Ferienheim mit Uebungsſtätte
für die ſüddeutſchen Schwimmer gemacht und auch Mittel für
Lehrkurſe bereitgeſtellt. Die beantragte Aenderung der Ab=
grenzung
der Gaue wurde abgelehnt. Für das Kreisfeſt wurde
für die nächſten Jahre die Einführung der internationalen 200
Meter=Strecke im Bruſtſchwimmen angenommen. Eine voll=
ſtändige
Neuorganiſation erhielt das Waſſerballſpiel. Nach Er=
mittlung
der Gau= und Bezirksſieger durch Vor= und Rückſpiele
wird der Kreisſieger nach dem Pokalfyſtem feſtgeſtellt. Auch eine
Kreisrunde der Zweiten wird ausgetragen. Der Kreistag
1928 wurde nach Darmſtadt vergeben, das Kreisfeſt 1927 nach
Frankenthal in der Pfalz. Das Kreisjugendfeſt 1927 findet in
Darmſtadt ſtatt und das Kreisfeſt 1928 in Frankfurt am Main.
Kegeln.
Darmſtädter Keglerverband.
Eine beſondere Aufmerkſamkeit hat der Vorſtand des Südd. Gaues
dem hieſigen Keglerverband erwieſen. Seine Geſamtvorſtandsſitzung hält
er am 23. Januar ds. Js. in Darmſtadt ab. Als Lokal iſt der Fürſten=
ſaal
im Kaiſerfaal beſtimt worden. Die Tagung beginnt um 11 Uhr.
Hierzu ſind alle Mitglieder des Gefamtvorſtandes, die Beziuksſportwarte
und Sportwarte eingeladen, und iſt mit dem Eintreffen einer größeren
Anzahl Kegelbrüder des Süddeutſchen Gaues zu rechien. Die Darm=
ſtädter
Kegelbrüder müſſen es ſich zur Ehre gereichen laſſen, reiht zahl=
reich
am 23. Januar im Fürſtenſaale ſich einzufinden.
Darmſtädter Keglerverband. Ausſcheidungskegeln.
Die Ergebniſſe vom vergangenen Samstag und Sonntag
ſind folgende:
I. Bürgerverein: 1. Kegelbruder Thümmel 554,
2. Kramer 522, 3. Bangert 515, 4. Peter Müller 508, 5. Pohl=
mann
505, 6. Widmann 500, 7. Gebhard 488, 8. Schönfeld 482,
9. Schubert 436, 10. Dörr 471, 11. Peter Seibert 460, 12. Wulf
456, 13. Wenner 456, 14. Preußner 455, 15. Eigenbrodt 453, 16.
Bäumer 440, 17. Schroth 439, 18. Schembs 421, 19. Keller 419,
20. Lotz 413, 21. Lautenſchläger (Sportklub) 405, 22. Preuß 361,
23. Fräulein Bäumer 348.
II. Konkordiaſaal: 1. Kegelbruder Amendt 532,
2. Sattler 528, 3. Maier 525, 4. Kaſ. Müller 521, 5. Dahlem 502,
6. Sperb 501, 7. Dörr 500, 8. Schinnerl 498, 9. Schieferdecker 496,
10. Weger 484, 11. Schubert 478, 12. Finſterer 476, 13. Frank 472,
14. K. Preuß 462, 15. Schild 447, 16. Pfeiffer 441, 17. Joos 441,
18. Ad. Kern 441, 19. Eigenbrodt 437.
III. Krichbaum: 1. Kegelbruder Schüßler 548, 2. Hüb=
ner
538, 3. Neiſenweber 533, 4. Scherer 521, 5. Bender 515, 6.
Peter Müller 512, 7. Phil. Harres 511, 8. Schmidt 492, 9. Peter
Harres 482, 10. Kanold 475, 11. Kemmerzehl 471, 12. Hammer
470, 13. Hörr 463, 14. Gärtner 458, 15. Keller 442, 16. Lotz 426,
17. Riemenſchneider 404, 18. Kegelſchweſter Frau Wilbert 490, 19.
Kegelſchweſter Frau Heldmann 404.
Schießſport.
Schützenklub Feurio‟ Darmſtadt.
Der Verein hielt am Samstag in ſeinem Vereinslokal Zum
Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2, ſein Königſchießen ab. Das=
ſelbe
erfreute ſich eines ſtarken Zuſpruchs. So war es kein
Wunder, daß ſich ein heißer und harter Kampf um dieſe höchſte
Würde entſpann. Den Schützen Robert Imhof und Arthur
Schäfer gelang es, auf gleiche Ringzahl (71 Ringe) zu kommen.
Durch Stechen errang der Schützenbruder Arthur Schäfer die
Würde des Schützenkönigs. Der Verein kann auf die gezeigten
Leiſtungen ſtolz ſein.
Kraftſport.
Arbeiter=Athleten= und Sportverein Darmſtadt 1891.
Obiger Verein hatte ſich für den 16. Januar den Vereinig=
ten
Arbeiter=Sportverein Worms zu einem Städtekampf ver=
pflichtet
. Worms ſtellte eine techniſch gut durchgebildete, kräftige
Mannſchaft, welche der Darmſtadts an Kraft und Körpergewicht
in den meiſten Klaſſen überlegen war. Durch Krankheit in
ſeiner Mannſchaft mußte Darmſtadt eine Umſtellung vornehmen.
Jedoch konnte Worms der ſieggewöhnten Darmſtädter Mann=
ſchaft
nichts anhaben. Vor Beginn der Kämpfe hielt der Vor=
ſitzende
des Arbeiterſportkartells Darmſtadt, Genoſſe Ph. Wolf,
eine kernige Anſprache, in welcher er auf die Bedeutung des
Arbeiterſportes hinwies und dem zahlreich erſchienenen Darm=
ſtädter
Sportpublikum intereſſante, techniſch ſchöne Kämpfe ver=
ſprach
, und daß er nicht zu viel verſprochen hatte, bewieſen die
wundervollen Kämpfe, welche in je zwei Gängen ausgetragen
wurden. Im erſten Gang blieb Darmſtadr Sieger mit 9 gegen
5 Punkte. Im zweiten Gang konnte Darmſtadt den Sieg durch
kürzere Ringzeit mit 7:7 Punkten an ſich reißen. Geſamtreſultat
hiermit Darmſtadt 16, Worms 12 Punkte. Es hat ſich hiermit
wieder, wie ſo oft ſchon, bewieſen, daß die techniſche Leitung
ſowie der Kampfgeiſt des Darmſtädter Vereins trotz Erſatz und
Krankheit ſich auf der Höhe befindet.
Um die Maunſchaftsmeiſterſchaft im Ringen. Athl.=SV. Kreuz=
nach
gegen Athl.=Kl. Sachſenhauſen 12:2.
Im Ausſcheidungskampf um die Meiſterſchaft im Mann=
ſchaftsringen
des Kreiſes 2 ſtanden ſich in Kreuznach der ſtarke
Athl.=SV. Kreuznach mit der Mannſchaft Gebrüder Zehmer (3),
Frey, Bräun, J. Baruch, Müller und der Athl.=Klub Sachſen=
hauſen
gegenüber, der mit Erſatz für die verletzten Kovaes, Wei=
der
, Langgut und Vogel antrat und ſo von vorneherein gehandi=
capt
war. Die Kreuznacher gewannen ſämtliche Kämpfe mit
einer Ausnahme, wo nämlich der Sachſenhäuſer Holzhauſer nach
zibei Zuſatzrunden einen Punktſieg erringen und ſo die beiden
renpuntte für Sachienhauſen retten konnte.

Radfahren.
Gau 70 Heſſen=Darmſtadt B. D. R.
Saalſportfeſt des Radfahrervereins 1893 Groß=Gerau.
Am geſtrigen Sonntag veranſtaltete der rührige Radfahrerverein
1893 Groß=Gerau ein Saalſportfeſt, das ſich eines außerordent=
lich
guten Beſuchs der Einwohner und der Gauvereine erfreute
Mit dem Feſt war zugleich die Austragung der Gaumeiſter=
ſchaften
im 6er Kunſtreigen und 2er Kunſtfahren verbunden,
umrahmt durch Wettbewerbe im Jugend=Schulreigen und Rad=
ballſpielen
. Außerdem fand die Einweihung der 10 neuen Saal
maſchinen des feſtgebenden Vereins ſtatt, der im übrigen im
Saalſport einen weiteren weſentlichen Aufſchwung genommen
hat und ſich allmählich zu einer ernſthaften Konkurrenz der Darm=
ſtädter
Vereine entwickelt. Der Radfahrerverein führte einen
Stabſchmuck=, Jugend=, Schul= und Elühlichtreigen vor, die alle
von dem intenſiven Training und dem guten Sportgeiſt der
Groß=Gerauer Zeugnis ablegten. An den Wettbewerben be=
teiligten
ſich: Radfahrerverein 1893 Groß=Gerau, Bichcle
Club 1883 Darmſtadt und Velociped=Club 1899 Darmſtadt.
Außerdem zeigte ſich Kamerad Hottes vom Radfahrerverein 1922
Groß=Zimmern, der mit ſeinen 4 jugendlichen Kunſtfahrern nette
Leiſtungen zeigte.
Die Ergebniſſe: 6er Jugendreigen: 1. Velociped=Club 1899
Darmſtadt. 2. Radfahrerverein 1893 Groß=Gerau. 6er Schul=
reigen
: 1. Bichcle=Club 1893 Darmſtadt. 2. Radfahrerverein
1893 Groß=Gerau. Radballſpiel: 1. Mannſchaft Groß=Gerau
gegen 2. Mannſchaft Groß=Gerau 7:2. 1. Mannſchaft Velociped.
Club Darmſtadt gegen 1. Mannſchaft Groß=Gerau 7:3. (W.
Kanzler:Hch. Roßmann.) 6er Kunſtreigen: Velociped=Club 1899
E. V. Darmſtadt (Gaumeiſter). 2er Kunſtfahren: Radfahrer=
verein
Groß=Gerau (Gaumeiſter).
*
Das Berliner Sechstagerennen wies nach der 96 Stunde
folgende Spitzengruppe auf: 1. Tonani/Lorenz 111 Punkte
1 Runde zur.; 2. Degraeve/Thollenbeck 169 P.; 3. Gooſens,
Stockelynk 156 P. 2 Runden zur.; 4. Koch/Nielens 96 P.: 5.
Wambſt /Laquehay 67 V. 3 Runden zur.; 6. van Kempen,
Bauer 244 P.; 7. Mac Namara/Petri 98 P. 5 Runden zur.;
Rauſch/Hürtgen 33 P. 6 Runden zur.; Manthey/Seifſert 103
Punkte: 10. Behrendt/Skupinski 99 Punkte.
Boxen.
Sportverein Darmſtadt 98 e. V.
Am Samstag, den 15. d. Mts., folgte die Boxabteilung des
Sportvereins Darmſtadt 98 einer Einladung der Boxabteilung
der Turngemeinde Heidelberg 78. Gegen die 10 von Heidelberg
geſtellten Kämpfer waren außer Sp. V. D. 98 mit 5 Kämpfern
noch V. f. R. Mannheim und Phönix Mannheim vertreten,
Die in der Heidelberger Stadthalle in großzügiger Weiſe durch=
geführte
Veranſtaltung erfreute ſich eines guten Beſuches und
nahm einen reibungsloſen Verlauf. Das Amt des Unpartei=
iſchen
im Ring verſahen Gollaſch=Darmſtadt und Dr. Schütt=
Mannheim in bekannt einwandfreier Weiſe.
Den erſten Kampf beſtritten Ganßert Sp. V. D. 98 Hurth
T. G. H. 78. Beide lieferten einen für ihre Gewichtsklaſſe guten
Kampf. H. greift dauernd ungeſtüm an, kann jedoch gegen G!?
Technik und Beinarbeit nicht viel beſtellen. Das Unentſchieden
entſprach den beiderſeits gezeigten Leiſtungen.
Weimer Sp. V. D. 98 kreuzte mit v. d. Heyd Phönix Mann=
heim
die Handſchuhe. W. iſt infolge einer Erkältung ſtark in=
disponiert
. Obwohl er in der 1. Runde klar führt, muß er im
weiteren Verlauf aufgeben, H. ſomit den Sieg überlaſſend.
Heß Sp. V. D. 98 ſtand Schwarz T. G. H. 78 gegenüber.
Mit hartem Schlagwechſel wird die 1. Runde durchkämpft, die
H. als beſſeren ſieht. Nach einer ausgeglichenen 2. Runde muß
Heß aber in der Pauſe wegen einer erhaltenen Verletzung auf=
geben
. Sch. ird infolgedeſſen Sieger.
Schmitt 1 Sp. V. D. 98 kletterte mit Walther V. f. R. Mann=
heim
durch die Seile. W. greift während der 3. Runde lebhaft
mit links=rechts Arbeit an. Sch. zeigt aber die beſſere Technik,
kontert gut und bleibt nichts ſchuldig. Mit dem verkündeten Un=
entſchieden
konnte der Mannheimer zufrieden ſein.
Zum letzten Kampf des Abends betraten die beiden Schwer=
gewichte
Trumpfheller Sp. V. D. 98 und Hötl T. G. H. 78. den
Ring. Beide wollen es ganz wiſſen und kämpfen in der 1. Runde
hart und erbittert, bald den einen, bald den andern im Vorteil
ſehend. Die 2. Runde zeigt, daß T. in letzter Zeit an ſich ge=
arbeitet
hat. Mit präziſen linken Geraden kommt er mehrmals
gut durch, ein nachfolgender harter Rechter beſiegelt dann auch
das Schickſal H.’s, der das unerbittliche 10 aus des Ring
richters über ſich ergehen laſſen muß. Mit lautem Beifall wird
die ausgezeichnete Leiſtung des Darmſtädters aufgenommen.
Die Anhänger des Boxſports in Darmſtadt werden übrigens
demnächſt Gelegenheit haben, die zurzeit gut beſetzte Mannſchaft
des Sportvereins Darmſtadt 98 im eigenen Ring gegen gute
Kräfte zu ſehen.
Um die deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsboxen.
Colonia Köln ſchlägt 1. Mainzer B. C. 12:4.
Am Freitag abend wurde in Mainz die Vorrunde um die
deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsboxen der Amateure aus=
getragen
. Die Gegner waren Colonia Köln und 1. Mainzer
B. C. 1921, alſo die Meiſter von Weſt= und Südweſtdeutſchland
Köln errang einen einwandfreien Sieg von 12:4 Punkten. Die
einzelnen Ergebniſſe lauteten: Fliegengewicht: Kaiſer=Köln
ſchlägt Hermannſohn=Mainz nach Punkten; Bantamgewicht:
Pauly 2=Köln ſchlägt Her=Mainz nach Punkten; Federgewicht:
Dübbers=Köln ſchlägt Bletz=Mainz nach Punkten; Leichtgewicht:
Pauly 1=Köln unterliegt gegen Weiner=Mainz nach Punkten;
Weltergewicht: Domgörgen=Köln ſchlägt Eckert=Mainz nach
Punkten; Mittelgewicht: Kievernagel 2=Köln ſchlägt Zimmer=
mann
1=Mainz nach Punkten; Halbſchwergewicht: Müller=Köln
ſchlägt Rodemich=Mainz nach Punkten; Schwergewicht: Kiever=
nagel
1=Köln gibt gegen Krümmel=Mainz auf.
Winterſport.
40 Kilometer=Dauerlauf des Skiklubs Schwarzwald,
Sieger: Steiert=Freiburg.
Der große Dauerlauf des Skiklubs Schwarzwald wurde bei
ſchwerem Neuſchnee und oft heftigem Schneeſturm durchgeführt.
Unter dieſem Umſtänden litt natürlich die Leiſtung der Läufer.
Die Strecke führte über 40 Kilometer von Triberg nach Schonach.
Von den 12 Geſtarteten gaben drei unterwegs auf. Den Sieg
erftritt ſich in überlegener Manier der Freiburger Steiert in 4:12
Stunden vor Bertſchinger=Frankfurt (4:26 Std.) und Winter=
mantel
=Freiburg (4:30 Std.).
Hockey=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Heidelberger Turngemeinde TV. 46 Mannheim 3:3. Hei=
delberger
HC. Bonner THV. 3:0. Frankfurter SC. 1880
Bonner THV. (Samstag) 6:2. Rot=Weiß Frankfurt TV. 185
Sachſenhauſen 1:1. Griesheim=Elektron V.f. R. Mannheim 0:3;
desgl. Damen Damen 0:3; desgl. 2. Herren 2. Herren 1:2=
Phönix Harlsruhe V.f.B. Stuttgart 1:3.
Weſtdeurſchland.
Eſſener TFC., Ib Univerſität Köln 3:2. Uhlenhorſt Mul=
heim
(Ruhr) Eſſener SV. 99 2:3; desgl. Damen Damen 2:0=
Preußen Duisburg Düſſeldorfer SC. 99 3:2; desgl. Damen
Damen 4:1. Duisb. Sp. V. Schwarz=Weiß Eſſen komb. 2:*