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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 12
Mittwoch, den 12. Januar 1927.
190. Jahrgang
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Konlurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſkonto: Deutſche Bani und
Darm=
ſädiei und Natſonalbank.
Die Widerſtände.
Mißtrauen zwiſchen den Parteien. — Verhandlungen
mmit dem Zentrum und den Deutſchnationalen.—
Quer=
treibereien.— Die Entſcheidung beim Zentrum.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Verhandlungen die der Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Surtius in Angriff genommen hat, gehen langſam vorwärts.
SDas verſteht ſich aus der Natur der Dinge, denn es müſſen
riicht nur ſachliche Widerſtände, ſondern auch
perſön=
ſeiches Mißtrauen, nicht gegen ſeine Perſon, aber zwiſchen
oen Parteien aus der Welt geſchafft werden. Das wird
riicht ganz einfach ſein. Trotzdem hat er mit Geſchick ſeine Arbeit
Segonnen. Er hat am Dienstag ſämtliche Parteiführer, mit
Wusnahme der Kommuniſten, empfangen und ihnen ganz loyal
eine Abſichten, ſowie ſein Programm, auf das hin er ſeine
(egierung zuſammenſetzen will, entwickelt. Er hat dabei auch
anſoweit Erfolg gehabt, als der Skeptizismus, mit dem man in
Darlamentariſchen Kreiſen zunächſt ſeine Miſſion betrachtete,
rveſentlich geringer geworden iſt. Die Sozialdemokraten bleiben
riach wie vor „draußen vor” Herr Müller=Franken wird ſich
aber davon überzeugt haben, daß Herr Dr. Curtius nicht daran
Denkt, eine reaktionäre oder gar arbeiterfeindliche Regierung zu
Silden. Um dieſes Gerede vollkommen aus der Welt zu ſchaffen,
Seabſichtigt der Miniſter, am Donnerstag oder Freitag, ſobald er
eeinigermaßen mit den Parteien im Klaren iſt, die
Gewerk=
chaften und Induſtrieverbände zu ſich zu rufen, um
nit ihnen die praktiſchen Möglichkeiten der
So=
ißialpolitik zu befprechen. Dazu muß er aber ſelbſt erſt im
ER eichstag klarer ſehen.
Die Demokraten haben ſich dahin entſchieden, daß ſie ihre
EEntſcheidung erſt treffen würden, wenn das Zentrum ſich
ent=
chieden hätte. Der Kern des Problems liegt nach wie vor in der
(Geſtaltung der Beziehungen zwiſchen Zentrum und
Deutſch=
iationalen. Herr von Guerard konnte gegen das ihm von Herrn
Dr. Curtius entwickelte Programm an ſich wenig ſagen, da es
im weſentlichen in der Sozialpolitik, in den Finanzen und in
wer Stellung zur Reichswehr den Grundſätzen des Kabinetts
MMarx entnommen iſt. Nur die Bayern haben in der Frage des
Finanzausgleichs noch einige Vorbehalte vom föderaliſtiſchen
SBeſichtswinkel aus gemacht. Dagegen hat Herr von Guerard
er=
rieut darauf hingewieſen, daß ſeine Partei eben gegen die
Deutſchnationalen eine gewiſſe grundſätzliche
Eeſerve hätte und hat es für nötig erklärt, daß über die
Stellung der Deutſchnationalen, zur Staats=
Form, wie auch zur Außenpolitik weitere Sicher=
Heiten, gegeben werden müſſen. Graf Weſtarp iſt
wazu an ſich auch bereit. Er will die Fixierungen, die er ſchon
Sei dem früheren Eintritt der Deutſchnationalen in die
Regie=
rung und gelegentlich des Kölner Parteitages abgegeben hat,
viederholen, will auch dem Zentrum, ſoweit ſachliche Bedenken
be=
ſſtehen, entgegenkommen, lehnt es aber ab, irgendwelche
Zugeſtänd=
miſſe zu machen, die ein Werturteil über die frühere Politik in
ſiich ſchließen. Die Aufgabe der nächſten Tage wird es nun ſein,
Zentrum und Deutſchnationale zuſammenzubringen, damit ſie
ſich über ihre Auffaſſungen gegenſeitig ausſprechen.
Herr Dr. Curtius führte ſeine Verhandlungen im kleinſten
Rreiſe, teilweiſe ſogar außerhalb des Reichstages. So hatte er
Serrn von Guerard zur Teeſtunde zu ſich gebeten. Das hat den
Worteil, daß nicht jeder ſeine Schritte beobachtet werden kann,
Das hat aber auch den Nachteil, daß nun den
Kombinations=
mnachern ein weites Feld geöffnet iſt. Sie haben die Be=
Fprechungen zwiſchen Zentrum und Deutſchnationalen, die das
Ziel der nächſten Tage ſein ſollen, bereits am Dienstag vorweg
Senommen. Sie laſſen auch bereits Herrn Dr. Curtius geſcheitert
Fein, wobei der Wunſch der Vater des Gedankens iſt. Eigenartig
Gerührt dabei ein vollſtändig unmotivierter Vorſtoß der
Germania” gegen den Reichsaußenminiſter
Dr. Streſemann, dem ſie nachſagt, daß er in dieſem Spiel
eine undurchſichtige Rolle ſpiele. Sie richtet an ihn die Frage,
ob er im Ernſt glaube, daß er mit den Deutſchnationalen am
Teichteſten die Rheinlandräumung erreichen könne?
Derartige Quertreibereien können in jedem Falle nur ſcha=
Hen. Im übrigen läßt ſich natürlich nicht vorausſehen, wie die
Zentrumsfraktion, die für den Mittwoch einberufen iſt, ſich ſtellen
nvird. Stimmungsgemäß iſt nur zu ſagen, daß die Kreiſe, die
mnehr nach rechts neigen und innerhalb der Fraktion in den letzten
Wochen ganz ausgeſchaltet waren, ſich wieder zu regen beginnen,
uind daß alſo eine gewiſſe Möglichkeit für einen poſitiven Aus=
Hang der Kandidatur Curtius vorhanden iſt. . . . Nur, wie
ge=
ſiagt, raſch wird es nicht gehen.. . Dr. Curtius hat deshalb auch
cm Dienstag dem Reichspräſidenten keinen Bericht über ſeine
Werhandlungen erſtattet, und wird das früheſtens am
Mitt=
wwoch tun.
Die politiſche Lage.
Berlin, 11. Januar.
Die Verhandlungen Dr. Curtius' mit den Parteiführern
Haben heute ihren Fortgang genommen. Da die einzelnen Frak=
Lionen zu den Verhandlungen ihrer Führer erſt morgen Stellung
tiehmen werden, kam heute eine Entſcheidung nicht zuſtande. Die
Ausſichten auf einen Erfolg der Bemühungen von Dr. Curtius
verden in Berliner politiſchen Kreiſen nach wie vor vom Ver=
Halten des Zentrums abhängig gemacht. Die Lage wird
allge=
unein dahin beurteilt, daß es der Geſchicklichkeit Dr. Curtius'
wielleicht doch gelingen wird, das Zentrum auf eine gemeinſame
SBaſis mit den übrigen bürgerlichen Parteien zu bringen.
Im Laufe des Dienstag empfing Curtius den Demokraten
Roch, der dem Miniſter erklärte, daß Verhandlungen mit den
DDemokraten keinen Zweck hätten, bevor ſich der Miniſter nicht
Klarheit über die Stellung des Zentrums verſchafft habe. Gegen
4 Uhr empfing der Miniſter die Führer der Wirtſchaftlichen
Vereinigung, Abg. Dr. Drewitz und Prof. Bredt. Im Anſchluß
daran hat Herr Dr. Curtius den Grafen Weſtarp zu ſich gebeten.
Nach Informationen aus parlamentariſchen Kreiſen handelte es
ſich bei dieſer Fühlungnahme vorerſt nur um die Feſtſtellung der
Anſchauungen der Fraktionsführer nach der taktiſchen und
pro=
grammatiſchen Seite hin. Perſonelle Fragen können in dieſem
Stadium der Verhandlungen natürlich noch nicht erörtert werden.
Um 4 Uhr empfing Curtius den Abg. v. Gusrard vom Zentrum
und machte ihm von ſeinen bisherigen Verhandlungen
Mit=
teilung. v. Guérard nahm die Mitteilungen entgegen und
er=
klärte, daß er ſie dem Fraktionsvorſtand des Zentrums heute
abend unterbreiten werde, daß aber eine endgültige Entſcheidung
erſt von der Zentrumsfraktion getroffen werden könne, die zum
Mittwochabend einberufen worden ſei. — Um 5 Uhr empfing
Dr. Curtius den ſozialdemokratiſchen Abg. Müller=Franken und
unterrichtete ihn gleichfalls über die bisherigen Verhandlungen.
Wie wir weiter hören, ſoll im Laufe des Nachmittags noch eine
gemeinſame Beſprechung des Reichswirtſchaftsminiſters Dr.
Cur=
tius mit den Abgg. v. Guérard und Graf Weſtarp im Beiſein
des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann ſtattgefunden haben.
Doch iſt über dieſe Beſprechungen zurzeit noch nichts bekannt.
Um 6 Uhr trat der Fraktionsvorſtand des Zentrums zu einer
Beſprechung zuſammen.
Eine Erklärung
des Vorſtandes der Zentrumsfraktion.
Berlin, 11. Januar.
Der Vorſtand der Zentrumsfraktion des Reichstags hielt am
Dienstag abend eine faſt 3½ſtündige Sitzung ab, an der auch
Reichskanzler Dr. Marx teilnahm. Ueber das Ergebnis wurde
in der 10. Abendſtunde folgende Mitteilung ausgegeben: Der
Vorſtand der Zentrumsfraktion iſt ſich darüber einig, daß der
vorgeſchlagenen Kabinettsbildung ſchwere außen= und
innenpoli=
tiſche Bedenken entgegenſtehen. Einen Beſchluß zu faſſen, war
der Vorſtand nicht in der Lage, bevor er die Fraktion gehört hat.
Ein neuer Ziviſchenfall in Mainz.
Franzöſiſche Soldaten mißhandeln die
deutſche Bevölkerung.
Mainz, 11. Januar.
In der Nacht zum Sonntag wurden auf der oberen
Zahl=
bacherſtraße deutſche Ziviliſten, die ſich auf dem Nachhauſeweg
befanden, in mehreren Fällen von Angehörigen der
Beſatzungs=
armee tätlich beläftigt. Es handelt ſich hierbei um zwei
fran=
zöſiſche Soldaten, die anſcheinend in angetrunkenem Zuſtande
ſyſtematiſch die Paſſanten angriffen und ihnen zum Teil ſchwere
Schlagverletzungen zufügten. — Wie wir hören, hat die Stadt
Proteſt gegen dieſes neue Vorkommnis bei der Beſatzungsarmee
erhoben.
Zu dem neueſten Zwiſchenfall, der ſich in der Nacht vom
Samstag zum Sonntag in Mainz ereignete, erfahren wir noch,
daß die beiden franzöſiſchen Soldaten ſich in mehr oder weniger
angetrunkenem Zuſtande befanden. Auf den ſofortigen Proteſt
der Stadt Mainz hin, haben die franzöſiſchen Militärbehörden
eine Unterſuchung eingeleitet. Die Vorkommniſſe ſind um ſo
trau=
riger, als in einem Falle eine 24jährige junge Dame, die ſich mit
ihren Eltern auf dem Heimwege von einer Opernvorſtellung
be=
fand, von dem Stahlhelm eines franzöſiſchen Soldaten einen
ſo ſchweren Schlag gegen die linke Stirnhälfte erhielt, daß ſie
unter der Wucht des Hiebes zuſamenbrach. Während ſich die
Eltern um die Verletzte bemühten, gelang es dem Täter, in der
Dunkelheit zu flüchten. In dem anderen Falle, der ſich ungefähr
zur gleichen Zeit ereignete, wurde ein 22jähriger
Handlungs=
gehilfe gleichfalls angegriffen und durch einen Fauſtſchlag
nie=
dergeſtreckt. In derſelben Nacht ſollen ſich noch zwei weitere
Zwiſchenfälle ereignet haben. Der Bevölkerung hat ſich ob dieſer
Vorkommniſſe große Erregung bemächtigt.
Greſzinſti gegen die Beſetzung.
Köln, 11. Januar.
Bei einem Frühſtück, das der neue Regierungspräſident in
Köln, Elfgen, heute mittag aus Anlaß der Anweſenheit des
preußiſchen Innenminiſters Greſzinſki gab, hielt dieſer eine
Anſprache, in der er zur Beſetzungsfrage ausführte:
Trotz der Beſonnerheit der Bevölkerung birgt der Aufenthalt
fremder Beſatzungstruppen in einem friedlichen Lande die
Ge=
fahr ſchwerer Konflikte in ſich. Jeder, der ernſtliche Befriedung
der Verhältniſſe am Rhein und die Verſtändigung der großen
Kulturvölker will, muß fordern, daß die Beſetzung deutſchen
Gebietes durch fremdes Militär ſo bald wie möglich ein Ende
nimmt.
Die rheiniſche Wirtſchaft für Rheinlandräumung.
Köln, 11. Januar.
Der Wirtſchaftsausſchuß für die beſetzten Gebiete hat an
Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete und an den
Reichs=
zenminiſter ein Schreiben geſandt, in dem darauf hingewieſen
d, daß die Beſatzung mit ihrer Rechtsunſicherheit, das
Wie=
auſblühen des rheiniſchen Wirtſchaftslebens unmöglich macht.
er Wirtſchaftsausſchuß betont in ſeinem Schreiben die
Bedeu=
ung einer blühenden Wirtſchaft, gerade jetzt, wo das
Dawes=
kommen dem deutſchen Volke ungeheure Laſten auferlegt. Das
hreiben ſchließt mit dem Wunſche auf baldige
Rheinland=
umung und der dringenden Bitte, daß die Reichsregierung die
ldige Reform der Rheinlandordonnanzen weiter verfolge.
Dollar=Imperialismus.
Von
Otto Corbach.
Das Vorgehen der Regierung des Präſidenten Coolidge
gegen die Republik Nicaragua und ihre drohende Haltung
gegen=
über Mexiko bedeuten für amerikaniſche Verhältniſſe an und für
ſich nichts Neues. Schon immer hat man im Weißen Haus zu
Waſhington die Monroe=Doktrin ſo aufgefaßt, daß ſie nicht nur
kolonialpolitiſchen Abſichten europäiſcher Regierungen auf
Ge=
biete der Neuen Welt ein für alle mal einen Riegel vorſchieben
ſollte, ſondern daß ſie auch der Union eine Art Vormundſchaft
über die „Schweſterrepubliken” ſichere, die ſie berechtige, ſolchen
latein=amerikaniſchen Staaten, die ſich als unfähig erwieſen,
ge=
ordnete Verhältniſſe innerhalb ihrer Grenzen herzuſtellen, mit
dem „großen Stock” die erforderliche Vernunft beizubringen. Es
ſind jedenfalls viel weniger die taktiſchen Regeln der
Waſhing=
toner Diplomatie, die ſich gewandelt haben, als die
Zeitverhält=
niſſe, in denen ſie zur Anwendung kommen. Die Union übt
heute nicht nur in der Neuen, ſondern auch in einem ſehr großen
Teile der Alten Welt eine Macht aus, die ſie, wenigſtens hinter
den Kuliſſen, den Gang der wirtſchaftlichen wie politiſchen Dinge
ausſchlaggebend beeinfluſſen läßt. Andererſeits können ſich
die=
jenigen latein=amerikaniſchen Republiken, die gegen den Stachel
des Dollar=Imperialismus des Yankeetums zu löken wagen, als
Organe einer erdumſpannenden Verſchwörung unterdrückter
Völ=
ker gegen die welterobernde Gewalt des Dollars fühlen. Die
ſcherzhafte Redewendung von einem „Onkel Sam mit dem großen
Stock” iſt auch bei den gewaltigen Ausmaßen, die ſowohl die
Machtmittel des Yankee=Imperialismus wie die
Widerſtands=
kräfte „nationaler Unabhängigkeitsbeſtrebungen angenommen
haben, auf Streitigkeiten zwiſchen der Union und latein=
amerika=
niſchen Ländern nicht mehr gut anwendbar. Was früher eine
rein panamerikaniſche Zwiſtigkeit bedeutete, kann heute leicht zum
Ausgangspunkt eines neuen Weltkrieges werden. Es iſt ja
be=
zeichnend genug, daß das Waſhingtoner Staatsdepartement
Mexiko als einen „Herd des Bolſchewismus” brandmarken läßt,
der ganz Mittelamerika anzuſtecken drohe. Damit hat der
amerika=
niſche Imperialismus ſeine Auseinanderſetzungen um ſeine Macht
in und am Karibiſchen Meer auf denſelben Generalnenner
ge=
bracht, wie der britiſche Imperialismus ſeinen Kampf gegen die
chineſiſche Freiheitsbewegung, ſo daß es faſt den Anſchein hat,
als handle es ſich in beiden Fällen nur um Vorſpiele zu der
ſchließlich vielleicht unvermeidlichen gewaltſamen Abrechnung der
angelſächſiſchen Mächte mit Sowjetrußland.
Zum Glück gibt es freilich in allen Ländern noch Leute
ge=
nug, die die „Welt” weder ſowjetruſſiſch noch angelſächſiſch
wer=
den laſſen wollen, und von deren Einfluß wird es in Zukunft
abhängen, ob die neuen kriegeriſchen Brandherde auf die Dauer
lokaliſiert werden können, oder ſchließlich zu einem neuen
Welt=
brand anwachſen müſſen. In den Vereinigten Staaten ſelbſt
begegnet die Politik des Staatsdepartements gegenüber
Nica=
ragua und Mexiko in weiten Kreiſen heftigem Widerſtand. „Was
Präſident Coolidge in Nicaragua und Mexiko tut.” ſchreibt die
„New York World”, „beſteht darin, ganz Latein=Amerika gegen
die Vereinigten Staaten aufzubringen. Er ſät eine ſolche Saat
des Haſſes und Mißtrauens, daß es wahrſcheinlich auf Jahre
hinaus in den Ländern ſüdlich der Vereinigten Staaten ein
Merkmal des Patriotismus ſein wird, „anti=amerikaniſch” zu
ſein. An anderer Stelle meint dasſelbe Blatt: „Wenn die
gegen=
wärtige Politik blinden, unbeſonnenen, ungelenken Angreifens
noch viel länger fortgeſetzt wird, dann iſt der Schutz des
Panama=
kanals wirklich bedroht, dann ſind die amerikaniſchen
Handels=
intereſſen in der Tat gefährdet.” Obgleich aber ſelbſt eine ſo
ein=
flußreiche Perſönlichkeit wie Senator Borah, der Vorſitzende des
Senatsausſchuſſes, für auswärtige Angelegenheiten, denſelben=
Standpunkt vertritt, iſt kaum mehr damit zu rechnen, daß die
Regierung des Präſidenten Coolidge ſich von der einmal
ein=
genommenen Haltung noch abbringen laſſen werde. Nicht nur
wird General Diaz in Nicaragua gegen den Willen der
über=
wiegenden Mehrheit der Bevölkerung mit amerikaniſchen
Baio=
nerten am Ruder erhalten bleiben, ſondern man wird dieſem
indirekten Schlage gegen das Regime des Präſidenten Calles in
Mexiko andere Schläge folgen laſſen, die dieſen in ſeinem eigenen
Lande treffen ſollen. „Wichtig iſt,” heißt es in einem Bericht
des Waſhingtoner Korreſpondenten der Londoner „Times”, „ſich
zu erinnern, daß alles das, was gegen Nicaragua geſchieht, gegen
die Calles=Regierung in Mexiko gerichtet iſt, aus welchem Lande
immer beunruhigendere Meldungen kommen. Die revolutionären
Elemente ſind ermutigt worden, und das zu einer Zeit, wo die
Probe auf die Land= und Oelgeſetze, denen die Vereinigten
Staaten widerſprechen, nicht mehr viel länger verzögert werden
kann. Die Ereigniſſe bewegen ſich bereits auf dem Punkt
tatſäch=
licher Einmiſchung in die Verhältuiſſe Mexikos zu, es ſei denn,
daß Präſident Calles, was unwahrſcheinlich iſt, auf der ganzen
Linie nachgäbe. Nachdem man auf jeden Vorwand der Neutralität
in Nicaragua verzichtet hat, braucht wenig Zweifel darüber zu
beſtehen, daß dem Staatsdepartement vom Weißen Hauſe
ge=
ſtattet werden wird, eine Löſung in Mexiko zu erzwingen, und
ein Regierungswechſel liegt dort keineswegs außer dem Bereiche
der Möglichkeit. Ob irgend eine Regierung, der das
Staats=
departement zuſtimmen würde, lange im Amte bleiben könnte,
ohne ſich auf Baionette der Vereinigten Staaten ſtützen zu können,
iſt eine andere Frage‟,
Für das mexikaniſche Volk bedeutet der Widerſtand gegen
den amerikaniſchen Imperialismus ein unbedingtes Gebot
natio=
naler Selbſtbehauptung. Bürger der Vereinigten Staaten
ver=
fügen in Mexiko über den dritten Teil des auf 2500 000 000
Dollar geſchätzten „nationalen” Wohlſtandes. Ihnen gehören
73 Prozent der Oelfelder und auf ſie entfällt der Löwenanteil
an den 54874557 Ares, die von dem Grund und Boden des
Landes Fremden gehören, einer Fläche, die ſo groß iſt, wie
Frank=
reich Spanien, Portugal und die Schweiz zuſammengenommen.
Nach dem Wortlaut der am 1. Januar dieſes Jahres in Kraft
getretenen neuen Geſetze über die Beſitzrechte Flemder ſollen
ſolche innerhalb 100 Kilometer von der Erenze kein Land mehr
beſitzen dürfen. Was in dieſer Zone ihnen gehört, ſoll den
gegenwärtigen Beſitzern bis zu ihrem Tode verbleiben. Die
Geite 2
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Nummer 12
Erben ſollen darüber zugunſten mexikaniſcher Bürger verfügen.
Fremde Geſellſchaften, die über die Mehrheit der Aktien
mexi=
kaniſcher Geſellſchaften verfügen, müſſen ihre Anteile innerhalb
zehn Jahren auf eine Minderheit reduzieren. Die
Eigentums=
rechte Fremder an mexikaniſchem Oedland ſollen in 50jährige
Pachtverträge verwandelt werden. Der Widerſtand der
Ver=
einigten Staaten richtet ſich dagegen, daß dieſe Geſetze
rückwir=
kende Kraft haben ſollen. Gerade auf dieſe aber muß es dem
mexikaniſchen Volke ankommen, das nur auf ſolche Weiſe wieder
allmählich Herr im eigenen Hauſe werden kann. Präſident Calles
iſt der Waſhingtouer Regierung ſo weit entgegengekommen, daß
er durch ein „Gentleman=Agreement” Bürgern der Union
mög=
lichſte Schonung bei der Anwendung jener Geſetze zuſichern will,
und es unterliegt keinem Zweifel, daß ſich auf dieſe Weiſe der
weſentliche Inhalt der Rechte aus alten Verträgen retten ließe.
Für den Imperialismus des Waſhingtoner Staatsdepartements
genügt das aber nicht. Es ſteht unter dem Druck der Tatfache,
daß ſich die Einfuhr von Rohſtoffen in die Unionſtaaten ſeit dem
großen Kriege verdreifachte, während ſich die
Außenhandels=
ziffern an und für ſich durchſchnittlich nur verdoppelten. Von
Alaska bis zum Panamakanal ſoll binnen kurzem der Wille des
Waſhingtoner Staatsdepartements unmittelbar, in ganz
Süd=
amerika mittelbar den Ausſchlag geben, damit ſich der Dollar=
Imperialismus auf beide amerikaniſchen Kontinente als eine
ſichere Machtbaſis im Kampfe um die Herrſchaft im Stillen Ozean
ſtützen kann.
Verlängerung des deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchaftsproviſoriums.
* Berlin, 11. Januar. (Priv.=Tel.)
Das am 21. Februar ablaufende Handelsproviſorium mit
Frankreich iſt um einige Wochen verlängert worden. Der Grund
hierfür liegt in der Tatſache, daß Frankreich erſt in dieſen Tagen
ſeinen Zolltarif fertiggeſtellt hat, der die Unterlage für die neu
aufzunehmenden Handelsvertragsverhandlungen abgeben ſoll.
Vereinbart war ſeinerzeit, vier Wochen nach Fertiggſtellung des
Zolltarifs die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Da aber
Berlin bisher noch nicht im Beſitz des Entwurfs iſt, ſich alſo noch
nicht orientieren konnte, mußte zu dem Ausweg einer
Verlänge=
rung des Proviſoriums geſchritten werden. Immerhin hat die
Pariſer Regierung zu erkennen gegeben, daß ſie ſich mit der
Wiederaufnahme der Verhandlungen beeilen wird, um möglichſt
bald zum Abſchluß eines Vertrages zu kommen. Nach den
bis=
herigen Erfahrungen bei den deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchafts=
verhandlungen wird man wohl gut tun, ſich keinem allzugroßen
Optimismus darüber hinzugeben.
Was geht an der polniſch=ruſſiſchen Grenze vor?
Das Organ des polniſchen Miniſterpräſidenten, „Glos
Prawdy” bringt die ſenſationelle Nachricht, daß Sowjetrußland
Truppen an der Grenze von Polen konzentriere. In einer
beſon=
deren Sitzung des Oberſten Kriegsrates ſoll der Kriegskommiſſar
Woroſzilow gefordert haben, daß die Kriegsbereitſchaft aufrecht
erhalten werde, wegen der Verpflichtungen, die Sowjetrußland
durch den Vertrag mit Litauen übernommen habe. Das
halbamt=
liche Blatt behauptet ſogar, daß Woroſzilow eine militäriſche
Aktion an der polniſchen Grenze gefordert habe und auch ein
Vorgehen gegen die baltiſchen Staaten. Jedoch habe die
Oppo=
ſition ſich dagegen ausgeſprochen und nur der Entſendung von
200 000 Mann an die ruſſiſch=polniſche Grenze zugeſtimmt.
Der Kommuniſienaufruhr auf Sumatra.
* Amſterdam, 11. Jan. (Priv.=Tel.)
Die Berichte von Sumatra, die die holländiſche
Oeffentlich=
keit weiter lebhaft beunruhigen, ſprechen trotz der täglich zur
Ver=
breitung gelangenden amtlichen Meldungen über eine
Nieder=
ſchlogung des Aufſtandes, von einer Foridauer der Unruhen.
Immer wieder flackert die Aufſtandsbewegung
in verſchiedenen Teilen der Inſeln von neuem auf, wobei es
zu Kämpfen kommt, bei denen Tote und Verwundete vom Platz
getragen werden. Um der kommuniſtiſchen Propaganda
entgegen=
zutreten, haben die einheimiſchen Behörden neuerdings
Ver=
ſammlungen veranſtaltet, in denender Bevölkerung die
Nutzloſig=
keit der kommuniſtiſchen Aktion klargemacht wurde. Die
Kommu=
niſten haben eine eigene Methode angewendet, indem ſie an die
Bevölkerung rote Karten zum Zeichen der Ausbreitung ihrer
An=
hängerſchaft, die ſich als Mitgliedskarten der Kommuniſtiſchen
Partei erwieſen, verteilt haben. Dieſe Karten ſind dann
größ=
tenteils an die Behörden abgeliefert worden. — Bei einem
Ueber=
fall auf einen Regierungsbeamten kam es vorgeſtern zu einem
Feuergefecht, in deſſen Verlauf drei Perſonen erſchoſſen wurden.
Bei einem weiteren Zuſammenſtoß hat es gleichfalls mehrere
Todesopfer gegeben. Die Zugverbindung auf der Inſel konnte
noch nicht ganz wiederhergeſtellt werden, auch der Autoverkehr
ruht vollſtändig. Alles in allem ſcheint es, daß das
Glüchwunſch=
telegramm des Generalgouverneurs, von Indien zur
Unter=
drückung des Aufſtandes etwas verfrüht geweſen iſt.
*Eduard Pauernfeld, der letzte Altwiener.
Zu ſeinem 125. Geburtstag (13. Januar).
Von Profeſſor Dr. phil. h. e, Karl Berger.
In der erſten Oktoberwoche vergangenen Jahres fand zu
Wien, faſt gleichzeitig mit dem Paneuropäiſchen Kongreß, die
Tagung des Deutſchen Schriftſtellerverbandes ſtatt. Da wurde
neben den Sitzuugen allerlei geboten: Empfänge beim deutſchen
Geſandten, auf dem Rathaus bei dem ſehr netten
ſozialdemo=
kratiſchen Oberbürgermeiſter, zu Schönbrunn durch den „
groß=
deutſchen” Handelsminiſter Dr. Schürff, Abendunterhaltungen
mit muſikaliſchen und geſanglichen wie redneriſchen Vorträgen,
Beſichtigung von Kloſter Neuburg und anderen Kunſtſtätten,
Aka=
demie= und Burgtheatervorſtellung — alles, Heiteres wie Ernſtes,
ſollte dazu dienen, uns Gäſte aus gem Reich mit der deutſchen
Kultur in Oeſterreich, vor allem mit dem Wiener Geiſt vertraut
zu machen. Auffallend, wie wenig Modernes aus dem Reiche der
muſiſchen Künſte da als bezeichnend für dieſen Kulturgeiſt
heran=
geholt wurde; immer wieder wurden die Geiſter der
Vergangen=
heit beſchworen: Mozart und Beethoven, Raimund und
Grill=
parzer, und, wo es nur anging, erklangen, lebenſprühend und
frohſinnſpendend, die trotz Jazz und Valencia unſterblichen
Straußſchen Tanzweiſen und Operettenklänge. Altwien lebt im
großſtädtiſchen Neuwien weiter, hat Zeitennot und
Zuſammen=
bruch überdauert. Die alten Namen florieren, die altöſterreichiſche
Ueberlieferung iſt im Volk lebendig trotz Revolution und
Repu=
blik, über eine Maria=Thereſia= oder Joſefmarke würde an der
Donau kein Aufgebot von kleinſtirnig philiſtröſer Entrüſtung
möglich ſein wie bei uns in der „freieſten Republik” über das
Bild des großen Fridericus. Aber ein Name, das muß ich nach
dem, was die Wiener an hiſtoriſchen Erinnerungen vor uns
auf=
tauchen ließen, annehmen, ein Name, einſt einer der glänzendſten
im vormärzlichen Oeſterreich und noch eine geſellſchaftiiche Leuchte
im Wien am Ende des hinabdämmernden alten Jahrhunderts,
der Name Eduard Bauernfeld iſt nicht einmal auch nur
genannt worden. War dies ein Zufall? Oder hat die Wiener
Geſellſchaft ihren Liebling von einſt vergeſſen? Iſt der
Luſtſpiel=
dichter, der jahrzehntelang dem Wiener Burgtheater den
moder=
nen Unterhaltungsſtoff lieferte und den Max Burchard noch am
Grabe mit Recht den „Dichter des Hauſes” nennen durfte, iſt die
ſer einſt volkstümlichſte Darſteller des Wiener Bürgertums, der
Erfinder der neuen deutſchen Luſtſpielwelt, in der die Benedix
Moſer, Schönthan u. v. a. ſich anbauten, iſt er wirklich in der Ver=
Vom Tage.
Wie mitgeteilt wird, hat an den Beſprechungen im
Reichswirt=
ſchaftsminiſterium Dr. Streſemann nicht teilgenommen.
In der geſtrigen Nachmittagsſitzung des Sächſiſchen
Land=
tags wurde der bisherige Miniſterpraſident Heldt
mit 49 Stimmen wieder gewählt. Der ſozialdemokratiſche
Kandidat Fleißner erhielt 45 Stimmen.
Wie das „Memeler Dampfboot” zurerläfſig zu der Meldung über
angebliche deutſch=litauiſche Handelsvertrags= oder
Anleiheverhandlungen erfährt, iſt angeſichts der zurzeit
un=
geklärten deutſch=litauiſchen Verhältniſſe ein Termin für den Beginn
von Handelsvertragsverhandlungen keineswegs feſtgeſetzt,
geſchweige kann von Anleiheverhandlungen die Rede ſein.
Am 18. Januar werden in Prag Verhandlungen über ein
deutſch=tſchechoſlowakiſches
Luftverkehrsabkom=
men beginnen.
General von Pawelſz und Geheimrat Forſter haben mit
dem Generalſtabschef des Marſchalls Foch, General Bayadier,
verhandelt.
Wie in gut informierten politiſchen Kreiſen Budapeſts verlautet,
werden in der nächſten Zeit die
Handelsvertragsverhand=
lungen mit Deutſchland und der Schweiz aufgenommen
werden. Mit beiden Staaten beſteht zurzeit nur ein proviſoriſcher
Han=
delsvertrag, der nunmehr in einen endgültigen Tarifvertrag
umgewan=
delt werden ſoll.
Im dritten Wahlgang wurde Bouiſſon mi 284 Stimmen zum
Vorſitzenden der franzöſiſchen Kammer gewählt. Der
frühere Kriegsminiſter Maginot erhielt 187 Stimmen.
Einführung des neuen Kölner Regierungspräſidenten
durch den preußiſchen Innenminiſter.
Köln, 11. Januar.
Der preußiſche Innenminiſter Grzeſinſki traf heute vormittag
in Köln ein und nahm ſofort im Regierungsgebäude die
Ein=
führung des neuen Regierungspräſidenten von Köln, Elfgen,
vor. In ſeiner Anſprache führte der Innenminiſter u. a. aus:
Ihre erſte Aufgabe iſt es, als Vertreter der Staatsregierung die
Geſetze und Verordnungen durchzuführen und ihre Durchführung
im Geiſte der republikaniſch=demokratiſchen Verfaſſung zu
über=
wachen und zu ihrem Teil den Staat und ſeine Einrichtungen
zu ſchützen. Darüber hinaus erwachſen Ihnen auf
wirtſchaft=
lichem, ſozialem und kommunalem Gebiet dadurch befondere
Pflichten, daß der Kölner Bezirk zu den höchſtentwickelten des
Staatsgebietes gehört. Ich erwarte, daß Sie den allgemeinen
und beſonderen Nöten des Landes und ſeiner treuen Bevölkerung
ſtets volles Verſtändnis entgegenbringen und ihrer Linderung
immer die erforderliche Zeit widmen werden. Ich verlange von
jedem Beamten, insbeſondere aber von den Herren, die an ſo
verantwortliche Stelle im Staat geſtellt worden ſind, unbedingte
Hingabe an den Staat in reſtloſer Pflichterfüllung. Ich erwarte
auch von Ihnen, daß Sie Ihren Beamten, Angeſtellten und
Arbeitern ein gerechter und ſorgender Vorgeſetzter ſein werden.
Führen Sie Ihr Amt mit Verantwortungsfveudigkeit, frei von
bürokratiſcher Engherzigkeit.
Auf die Rede des Innenminiſters erwiderte
Regierungs=
präſident Elfgen in einer kurzen Anſprache, in der er dem
Miniſter für ſeine Worte dankte und unter anderem ausführte,
er werde ſein neues Amt führen in ſozialer Aufgeſchloſſenheit,
ſtrenger Gerechtigkeit, unermüdlicher Hilfsbereitſchaft als Wahrer
der ſtaatlichen Geſamtintereſſen.
ſenkung verſchwunden? Wirklich, wie Hermann Bahr, der
Ver=
wandlungskünſtler, einmal ſpottete, „an alter Tepp, der amol
was war”, aber nichts mehr gilt?
„So einer kommt nimmer”, das war nach dem Zeugnis Emil
Horners, des Bauernfeldbiografhen, noch um die Wende des
Jahrhunderts der Wiederholungsſatz aller, die den Dichter
ge=
kannt hatten und nicht müde wurden, von ihm zu erzählen. Und
wie viele hatte der echt Wieneriſche „Graunzer”, der ſich ſelber
den „Vorſchimpfer” ſeiner Freunde nannte und deſſen Satire im
Leben wie auf der Bühne bei aller Grobheit und Bosheit
nie=
mals verletzte, ſondern gemütlich liebenswürdig war, wie viele
hatte er im Laufe eines faſt neunzigjährigen Lebens (1802—1890)
kennen gelernt! Und Unzählige unter den Beſten ſeiner Heimat=
und Zeitgenoſſen hatte er ſich zu Freunden gemacht, von den
Jugendgenoſſen Franz Schubert und Moritz v. Schwind an über
Franz Lachner und Grillparzer bis zu dem ſpäteren Verkehr in
Bankiers= und Fabrikantenfamilien, insbeſondere in dem Kreiſe
um die ebenſo gebildete wie warmherzige und ſchöne Joſefine
v. Wertheimſtein. Solch geſelliger Verkehr entſprach ſeinem
inner=
ſten Weſen, einmal dem Drange zur Erringung und Behauptung
einer geſellſchaftlichen Führerrolle, dann ſeinem Bedürfnis nach
Hingabe und Geiſtcsaustauſch, nicht zuletzt und nicht am
wenig=
ſten der Art ſeines dichteriſchen Talentes, das zur Darſtellung
auf Beobachtung der Sitten, der geſellſchaftlichen Vorgänge, kurz,
des Wiener Lebens angewieſen war. Sein Thema iſt ewig nur
Wien, und auch da, wo Bauernfeld in die Geſchichte zurückgreift
und Menſchen anderer Zeiten und Länder darſtellt, ſind ſeine
Geſtalten verkappte Wiener. Seine Hauptſtärke liegt im
Konver=
ſationsſtück, im luſtigen Charaktergemälde. Schwach in der
Er=
findung, nachläſſig in der Motivierung und Entwicklung der
Handlung, entfaltet er allen Reiz im Dialog, in der
pointen=
reichen, anmutigen, beweglichen Hin= und Herplauderei. Nur in
Wien hatte ſich aus der Tradition des Rokoko her die Kunſt des
eleganten Plauderns erhalten. Sowohl in der Exiſtenz von
„Salons” und von anderen Mittelpunkten geiſtreich zugeſpitzter
Unterhaltungen war die Möglichkeit und Vorbedingung dafür
gegeben. Wie ſpätere Literatengeſchlechter im Café Grienſteidl
ſich zu witzigen Geſprächsſpielen zuſammenfanden, ſo hatten
Bauernfeld und ſeine Genoſſen im „ſilbernen” Kaffeehaus
Neuner, ſpäter in anderen Gaſtſtätten ihr Stelldichein. Hier wie
dort entwickelte Bauernfeld ſein Konverſationstalent zur
Meiſter=
ſchaft und erprobte es dann in einer dramatiſchen Produktion, die
es zu faſt 100 Stücken brachte. Daß bei ſolcher Vielſchreiberei
manche leichte, allzu leichte Ware entſtehen mußte, iſt kein Wun=
Die Parmats auf der Anklagebank.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Nun hat alſo der große Prozeß, der neun Monate dauern
ſoll, vor dem erweiterten Schöffengericht Berlin=Mitte begonnen.
Er droht, die Möglichkeiten der Strafprozeßordnung zu
ſpren=
gen, und darum ſind von vornherein Vorkehrungen getroffen.
Der Schwurgerichtsſaal iſt eigens für dieſen Prozeß hergerichtet
worden, denn 11 Angeklagte mit ihren 15 Verteidigern wollen
untergebracht ſein. Man hat deshalb auch darauf verzichtet, die
Angeklagten auf der Angeklagtenbank unterzubringen. Sie ſitzen
vielmehr in zwei Reihen davor mit ihren Anwälten, um deren
Beiſtand ſtändig zur Verfügung zu haben. Fünf Richter und
acht Schöffen ſind mobil gemacht, um den nötigen Erſatz bei
Krankheitsfällen zu haben, auch die Staatsanwaltſchaft iſt
drei=
fach vertreten. Dazu kommt ein ſehr ſtarker Andrang des
Publi=
kums. Die Parlamentarier halten ſich allerdings vorläufig noch
zurück. Dafür ſieht man zahlreiche Zeichner, Photographen,
Ro=
manſchriftſteller, dagegen nicht die in der Oeffentlichkeit ſo oft
ge=
nännten Freunde der Angeklagten. Während die erſten
Formali=
täten erledigt werden, bleibt Zeit, einen Blick auf die
Angetlag=
ten zu werfen. Der intereſſanteſte iſt zweifellos Julius Barmat,
wirklich die Seele des ganzen Geſchäfts. Man hatte ſehr viel
da=
von gehört, daß er körperlich und geiſtig zuſammengebrochen war
oder noch ſei, davon iſt ihm jetzt nichts anzumerken — im
Gegen=
teil, er iſt zwar etwas ſchmächtig, aber dabei ſehr friſch und
be=
weglich, legt auch Wert darauf, daß ſeine Kleidung den letzten
Anforderungen der Mode entſpricht. Seine Augen huſchen in
ſtändiger Unruhe im Saale herum. Sie ſind vielleicht das
ein=
zige, aus dem man die ſtarke ſuggeſtive Kraft herfühlt, über die
er zweifellos verfügte. Sonſt iſt er mit ſeiner impofanten Glatze
eigentlich eine Erſcheinung, wie ſie zu Dutzenden in Berlin
herumlaufen. Das gilt noch mehr für ſeinen Bruder Henry, der
früher auf den Namen Herſchel hörte. Er hat wohl nur im
Schatten des Bruders gelebt. Auch die übrigen, die Barmat mit
auf die Anklagebank zog, ſind unbedeutende Figuren, mit
alleini=
ger Ausnahme vielleicht des Oberſinanzrates Hellwig, der auch
äußerlich den alten Staatsbeamten darſtellt. Einen ſehr guten
Eindruck macht der Vorſitzende, ein kluges Geſicht und zweifellos
auch ein ſcharfer Verſtand. Er hat ſich duich den Wuſt der Akten
durchgearbeitet, und es ſieht ſo aus, als ob er das Kunſtſtück
ſer=
tig bringen wird, die ungeheuer weitverzweigten Fäden dieſes
Monſtreprozeſſes zuſammenzuhalten.
Der erſte Tag wird ausgefüllt mit der Feſtſtellung der
Per=
ſonalien. An die Zeugenverhöre iſt wohl in dieſer Woche nicht
mehr zu denken. Die Verteidigung gab ſich große Mühe, einen
Sachverſtändigen abzulehnen, deſſen Gutachten nach der
Entſchie=
denheit, mit der gegen ihn angegangen wurde, ſehr ungünſtig für
die Angeklagten ſein muß. Sie kamen immer wieder darauf
zu=
rück, boten ſogar Zeugen für die Befangenheit dieſes
Sachver=
ſtändigen an; das Gericht behielt ſich aber ſeine Entſcheidung vor
und begann mit der Hauptperſon des Angeklagten Barmat.
Vor=
her hatte man bei der Verleſung des Eröffnungsbeſchluſſes
wenigſtens einen kleinen Vorgeſchmack von den Dingen
bekom=
men, um die es ſich handelt. JuliusBarmat wird
vor=
geworfen Bet rug an der Preußiſchen
Staats=
bank, an der Deutſchen Girozentrale, an der
Brandenburgiſchen Girozentrale, dazu
Be=
trugsverſuch, Anſtiftung zur Untreue, aktive
Beſtechung, handelsrechtliche Untreue und
An=
ſtiftung zum Vergehen gegen das Depot= und
Ka=
pitalfluchtgeſetz. Dagegen nimmt ſich die Anklage gegen
die anderen Beſchuldigten ſehr beſcheiden aus. Betrug,
Betrugs=
verſuch, Beihilfe zum Betrug, einfache Beſtechung in Tateinheit
mit ſchwerer Beſtechung — in dieſer Sprache geht es durch
ſamt=
liche Anklagen gegen die anderen durch. Dann kommt Julius
Barmat zu Wort. Der Mann kann nicht richtig deutſch ſprechen,
er ſteht mit der Sprache ſtark auf dem Kriegsfuß, dafür redet er,
nachdem er in Fluß gekommen iſt, um ſo lebhafter mit den
Hän=
den. Er iſt in Kiew geboren, bezeichnet ſich als ſtaatenlos.
Sein Vater war Rabbiner, er ſelbſt für den gleichen Stand
be=
ſtimmt, dann iſt er umgeſattelt und wurde Kaufmann. Er
er=
zählt nun ſehr ſelbſtzufrieden, was er alles erreicht hat. 1907
ging er nach Holland, wurde Lehrer", für die polniſch=ruſſiſche
Sprache. Mit 20 Jahren nannte er ſich ſchon Direktor der
Aus=
landsabteilung einer Aktiengeſellſchaft. Verdient haben will er
monatlich 1600 Gulden und, ſo behauptet er, 2 Millionen Gulden
will er ſchon beſeſſen haben, als er 1917 nach Deutſchland kam.
Am Ausgang der Inflation will er 3 Millionen beſeſſen haben.
Er erzählt ſogar, daß er während der Inflation über ¼ Million
verloren habe. Damit iſt die erſte Sitzung bereits ausgefüllt.
Am Donnerstag will das Gericht die Vernehmungen zur Perſon
weiterführen.
der; wunderbar aber iſt, daß Bauernfeld überhaupt neben ſeinem
Amt (zuerſt als dürftigſt bezahlter Konzeptionspraktikant, dann
bei der Lotteriedirektion bis 1848), neben ſeinem notgedrungenen
Stundengeben, dem Theaterbeſuch, den geſelligen Vergnügungen
noch Zeit und Kraft zu einer Rieſenarbeit fand, die außer den
Dramen noch Novellen und einen Roman, Gedichte und poetiſche
Epigramme, Tagebücher und Ueberſetzungen, politiſche und
theatraliſche Schriften aufweiſt.
Der Abgott der Wiener iſt Bauernfeld erſt nach mancherlei
Anläufen geworden; von der „Burg” aus hat er auch die
reichs=
deutſchen Bühnen erobert. Seinen erſten Erfolg errang er am
12. Januar 1831 mit dem Luſtſpiel „Leichtſinn aus Liebe‟. Im
Auguſt des gleichen Jahres feierte „Das Liebesprotokoll” einen
gleich großen Triumph, beſonders durch die der Wirklichkeit
ent=
nommene Geſtalt des mit jüdiſch=ſüßlichem Akzent redenden
Ban=
kiers Müller, einer ſatiriſchen Karikatur dieſes oder jenes der
Haute finange zugehörigen Emporkömmlings, wie ſie in
Bauern=
felds Luſtſpielen dann häufig wiederkehrt. Hätte es damals ſchon
feſte Gewinnanteile für die Theaterdichter gegeben, ſo hätte er
durch die Hunderte von Aufführungen, die dieſe Stücke erlebten,
zum ſteinreichen Mann werden müſſen. Hier und da unternahm
der vielſeitige Dichter, durch Schwind angeregt, auch Ritte ins
romantiſche Land („Der Muſikus von Augsburg”, „Fortungt”
u. a.), kehrte dann aber bald wieder zu der beliebten Sorte
reiner Unterhaltungsluſtſpiele zurück, in denen redegewandte
Leute aus der Geſellſchaft ihre „Bekenntniſſe” (1836) ablegen oder
„Kriſen” (1840) vorſpielen oder, wie im „Tagebuch” (1836), eine
Frau durch Verkleidung und Verſtellung den Geliebten allmählich
zur Gegenliebe erwärmt. Als Geſellſchaftskritiker mußte
Bauern=
feld auch zu Tendenz= und Problemſtücken kommen. Im „
Literg=
riſchen Salon” (1835) nimmt er die ſchändlichen Wiener
Preß=
zuſtände, insbeſondere das (auch von Grillparzer gebrandmarkte)
Treiben des käuflichen Kritikers Saphir aufs Korn, in „
Bürger=
lich und Romantiſch” (1835), wohl dem erfolgreichſten ſeiner
Stücke, ſucht er den Gegenſätzen zwiſchen Bürgertum und Adel
ihre Schroffheit zu nehmen, in Stücken wie „Vater und Tochter”
Der Vater”, „Zwei Familien” behandelt er das ewig aktuelle
Thema von Standesvorurteil und Mißheirat, um endlich ein
Menſchenalter ſpäter (1866) mit dem Schauſpiel „Aus der
Gefell=
ſchaft” ſeinen großen Wurf zu tun; da erklang von der Hofbühne
an den ſiechen öſterreichiſchen Adel die Mahnung, ſich durch
Blut=
auffriſchung zu verjüngen.
Dieſes Memento wäre von jener Stelle nicht möglich geweſen
ohne das Jahr 1848. Obwohl nicht zum Politiker geboren,
Nummer 12
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Geite 3
Oer Konflikt
Bwiſchen U. S. A. und Mexiko.
Amerikaniſche Einmarſch=Abſichten?
* London, 11. Januar. (Priv.=Tel.)
Nach einer Meldung aus Waſhington iſt ein Expeditions=
Torps von 470 Marineſoldaten, das gegenwärtig in San
Siago in Kalifornien ſtationiert iſt, mit tropiſcher
Aus=
rüſtung verſehen worden. Offizielle amerikaniſche
SStellen hüllen ſich über dieſe Angelegenheit in Stillſchweigen,
mnan nimmt aber an, daß die Ausrüſtung der Marineſoldaten mit
Sückſicht auf die mittelamerikaniſchen Wirren und die
amerika=
miiſch=mexikaniſche Spannung erfolgt iſt.
Eine Botſchaft Coolidges an den Kongreß über
Amerikas Politik gegenüber Nicaragua.
Waſhington, 11. Januar.
In einer Sonderbotſchaft an den Kongreß ſchildert Coolidge
wie amerikaniſche Politik gegenüber
Nica=
ragua als eine Politik des vollen Schutzes der
cmerikaniſchen Intereſſen im Einklang mit der tra=
Ditionellen Haltung der Vereinigten Staaten. In der Botſchaft
ceißt es: Die Eigentumsrechte der Vereinigten Staaten an der
micaraguaniſchen Kanalroute, zuſanmen mit den Verpflichtungen,
Die aus den Kapitalanlagen aller Klaſſen unſerer Bürger in
Micaragua fließen, verſetzen uns in die Lage der beſonderen
Werantwortlichkeit. Die Botſchaft gibt einen Rückblick auf die
Ereigniſſe, die zu der gegenwärtigen Lage in den
Angelegen=
ſheiten von Nicaragua geführt haben und führt frühere
diplo=
gnatiſche Aeußerungen aus Waſhington zur Unterſtützung des
ſietzt in die Wege geleiteten Vorgehens an. Die amerikaniſche
Megierung, ſagt die Botſchaft, hat nicht den Wunſch, ſich in die
änneren Angelegenheiten Nicaraguas einzumiſchen, aber die Ver=
Sinigten Staaten haben gegenwartig ein ſehr beſtimmtes
beſon=
weres Intereſſe an der Aufrechterhaltung der Ordnung und einer
guten Regierung in Nicaragua. Die Vereinigten Staaten können
miicht umhin, jede ernſte Bedrohung der Stabilität der
verfaſ=
ſungsmäßigen Regierung in Nicaragua mit tiefer Sorge zu
be=
mrachten, beſonders wenn zu einer derartigen Sachlage außerhalb
Ftehende Einflüſſe oder eine fremde Regierung beigetragen haben
woder wenn ſie von ihnen herbeigeführt wurde. Ich habe, ſagt
oolidge in der Botſchaft weiter, den ſchlüſſigſten Beweis, daß
Gbei verſchiedenen Gelegenheiten ſeit Auguſt 1926 Waffen und
MMunition in großen Mengen an die Revolutionäre in Nicaragug
werſchifft wurden. Die mit dieſer Munition beladenen Schiffe
ſſind in mexikaniſchen Häfen ausgerüſtet worden, und ein Teil der
Munition hat, wie offenſichtliche Merkmale zeigen, der
mexika=
mriſchen Regierung gehört. Es ſcheint auch, daß dieſe Schiffe mit
wollem Wiſſen und in einigen Fällen mit der Förderung
mexika=
miſcher Beamten ausgerüſtet wurden und wenigſtens in einem
FFalle von mexikaniſchen Marineoffizieren der Reſerve befehligt
wvurden.
Verhaftung amerikaniſcher Zeitungsvertreter in Mexiko.
TU. New York, 11. Januar.
Die Vertreter der „Aſſociated Preß” und der „United Preß”
ſind in Mexiko verhaftet worden. Der amerikaniſche Geſandte
hat ſofort den ſchärfſten Proteſt bei der mexikaniſchen Regierung
verhoben und die ſofortige Freilaſſung der Verhafteten verlangt.
Bildung einer mexikaniſchen Gegenregierung?
New Yoxk, 11. Januar.
Nach hier einlaufenden Nachrichten aus Mexiko ſoll es
dies=
mal doch zu ernſthaften Aufſtänden gekommen ſein. Ein 28
jäh=
riger Katholik, der wegen Gründung einer Liga zur Verteidigung
ider religiöſen Freiheit und wegen des von der Liga veranlaßten
Boykotts nach den Vereinigten Staaten fliehen mußte, ſoll mit
(Unterſtützung amerikaniſcher Columbus=Ritter genügende Mittel
geſammelt haben, um die Revolution durchzuführen. Er ſoll ſich
bereits zum revolutionären Präſidenten Mexikos ausgerufen
khaben und in den nächſten Tagen, den Grenzübertritt planen.
Sein militäriſcher Kämpfer iſt General Arteaga, der im Staate
DDaxeka genügende Streitkräfte geſammelt hat. Die Verbindung
mit anderen revolutionären Truppen ſoll bereits aufgenommen
fworden ſein.
Amerika droht Nicaragua mit der Hungerblockade.
TU. New York, 11. Januar.
Admiral Latimer hat neue Marinetruppen in
Ni=
caragua gelandet. Nach Waſhingtoner Meldungen ſollen
die Inſtruktionen Latimers ſoweit gehen, daß er die
Hunger=
blockade verhängen kann, wenn er es für nötig hält.
Wiederzuſammentritt
des franzöſiſchen Parlaments.
Bouiſſon Kammerpräfident als Nachfolger Perets.
EP. Paris, 11. Januar.
Kammer und Senat traten heute nachmittag zum erſten Male
wieder nach den dreiwöchigen Parlamentsferien zuſammen. Der
Senat vertagte ſich nach Auflöſung des Büros auf Donnerstag
nachmittag.
Die Kammer wurde mit einer Rede des Alterspräſidenten,
Prof. Pinard, eröffnet, in der dieſer ſein Vertrauen auf eine
beſſere Zukunft ausdrückte; außenpolitiſch auf Grund der
Ent=
wicklung eines ſtabilen Völkerfriedens durch den Völkerbund und
die kürzlich noch vom päpſtlichen Nuntius gewürdigte
Ent=
ſpannung von Genf und Locarno, innenpolitiſch auf Grund der
Beilegung der politiſchen Gegenſätze, die ſich in der Beteiligung
Herriots an der Regierung zeigten, und der finanziellen und
wirtſchaftlichen Wiederaufrichtung.
Darauf ſchritt das Haus zur Wahl eines Nachfolgers für
den in den Senat gewählten bisherigen
Kammerpräſiden=
ten Raoul Péret. Die beiden erſten Wahlgänge ergaben keine
abſolute Mehrheit. In dem zweiten Wahlgang entfielen auf
Maginot 172, Bouiſſon 161 und Bouyſſau 130 Stimmen. Darauf
trat Bouyſſau zugunſten von Bouiſſon zurück. Es bleiben für
den dritten Wahlgang demnach noch die beiden Kandidaten
Ma=
ginot und Bouiſſon. Die Wahl des Sozialiſten Bouiſſon
erfolgte denn auch mit 284 Stimmen.
Briands außenpolitiſche Erklärung vertagt?
Im heutigen Miniſterrat erſtattete Briand dem offiziellen
Commnigué zufolge Bericht über die äußere Lage und
beſon=
ders eingehend über die Ereigniſſe in China. Ein Kabinettsrat
wird am Donnerstag früh ſtattfinden. In der Sitzung wurden
nach längerem Meinungsaustauſch über die Tagesondnung der
Kammer die bereits früher gefaßten Beſchlüſſe beſtätigt.
Hin=
ſichtlich der Debatte über die Außenpolitik war der Miniſterrat
der Anſicht, daß eine Vertagung angebracht erſcheine. Dies geht
auch aus einer von Briand nach der Sitzung abgegebenen
Er=
klärung hervor, in der er unter Hinweis auf eine ſeinerzeit dem
Vorſitzenden der außenpolitiſchen Senatskommiſſion gegebenen
Zuſicherung es als wahrſcheinlich bezeichnete, daß die
außenpoli=
tiſchen Fragen zuerſt im Senat zur Erörterung kommen würden.
Vorausſichtlich wird der Senat zunächſt nach einigen kurzen
Er=
klärungen Briands das Datum für die Debatte feſtſetzen, um das
Ergebnis der Verhandlungen zwiſchen der Botſchafterkonferenz
und dem General Pawelfz abzuwarten. In der Kammer wird
ſich Briand mit den Interpellanten gleichfalls über den
Zeit=
punkt der Behandlung der außenpolitiſchen Interpellationen
ver=
ſtändigen müſſen. Die Beſprechung der übrigen Interpellationen
wird, wie üblich, mit dem Freitag dieſer Woche beginnen.
Die franzöſiſche Hetze gegen die deutſchen Oſtfeſtungen.
Paris, 11. Januar.
Kaum haben die deutſchen Delegierten geſtern am Quai
d’Orſay und in der Botſchafterkonferenz eine erſte Fühlung
ge=
nommen, ſo wird hier mit Zuckerbrot und Peitſche verſucht, ihre
Aufgabe zu erſchweren, oder die bevorſtehenden Verhandlungen
als Handelsobjekt für die Räumung der Rheinlande auszunutzen.
Die angebliche Bedeutung der deutſchen Oſtbefeſtigungen wird in
der heutigen Morgenpreſſe, zum Teil mit Hilfe von Zeichnungen,
in großer Aufmachung auseinandergeſetzt.
Im „Avenir” iſt es ein polniſcher Oberſt, der die Bedrohung
Polens durch die Befeſtigungen ausführlich „begründen” muß.
Die deutſchen Delegierten haben nach Anſichten des „Avenir”
viel=
mehr die wiederholten Proteſte der deutſchen Regierung gegen
die alliierten Forderungen als neue Vorſchläge mitgebracht. Die
von dem Blatt behauptete Verletzung des Artikels 180 des
Frie=
densvertrages von Verſailles gehe weit hinaus über eine bloße
Verweigerung abzurüſten, bedeute vielmehr einen Akt der
Wie=
deraufrüſtung. Der bekannte umſtrittene Wortlaut des
Vertrg=
ges (der „gegenwärtige” oder der „gebrauchsfähige” Zuſtand der
Befeſtigungen) ſpielt jedenfalls eine große Rolle.
Die Kriegsmaterialfrage tritt dagegen in der franzöſiſchen
Preſſe mehr in den Hintergrund, und man glaubt, daß mit ihrer
Vertretung beſonders der Legationsrat Forſter beauftragt ſei.
Man hält noch lange Vorverhandlungen und Beſprechungen, teils
mit Foch, teils mit der Botſchafterkonferenz, für nötig, ehe
viel=
leicht Anfang der nächſten Woche die Botſchafterkonferenz ſelbſt
zuſammentreten könne.
Der „Excelſior” glaubt, daß Deutſchland kein Intereſſe daran
habe, die Verhandlungen ſo lange hinauszuſchieben, bis der
Ter=
min des 31. Januar erreicht und damit die Möglichkeit gegeben
wäre, die Frage vor das internationale Schiedsgericht im Haag
zu bringen.
Europa am Kreuzweg.
Die Idee des Friedens.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 11. Januar.
Der auch auf dem Kontinent weit bekannte Mr. Wickhanr
Steed, der frühere „Times”=Korreſpondent in Rom und Wien,
hat kürzlich verſchiedene Reiſen auf dem Feſtlande unternommen,
mit leitenden Staatsmännern und vor Verſammlungen in
Deutſchland und Frankreich geſprochen, und veröffentlicht jetzt im
„Obſerver” den Niederſchlag ſeiner Erfahrungen in einer Artikel=
Serie, aus derem erſten wir einige Stellen bringen:
„Die vorwaltende deutſche Anſicht iſt, daß der Verſailler
Ver=
trag oder ſeine Beſtätigung der deutſchen und öſterreichiſchen
Verantwortlichkeit für den Angriff — eine kleine
Minder=
heit weiß, daß im Verſailler Vertrage einer
„Deutſchen Kriegsſchuld” überhaupt nicht
Er=
wähnung geſchieht — je eher je beſſer ein Ende gemacht
wird. — Dieſer Anſicht trug Herr Streſemann in ſeiner
Aus=
laſſung auf dem „Bierabend” im September Rechnung, und ſie
wird durch den Zuſtand der deutſchen öffentlichen Meinung
ver=
ſtändlich. Aber gerade dieſer Stand macht es leider
wahrſchein=
lich, um nicht zu ſagen gewiß, daß eine bloße Milde in der
An=
wendung des Vertrages, oder das Aufgeben von durch einige
Klauſeln feſtgelegten Rechten der Alliierten in Deutſchland
weni=
ger als eine Probe verſöhnlichen Geiſtes wie als widerſtrebendes
Zugeſtehen der Gerechtigkeit, der deutſchen Anſprüche aufgefaßt
wird. — Ohne ein Geben und Nehmen könnten die
Verſöhnungs=
verſuche in gegenſeitigem Uebelwollen anſtatt im wechſelſeitigem
Verſtehen enden. Als ein erſter Schritt zu Letzterem muß ſich
auf ſeiten der Deutſchen oder ihrer Führer die Erkenntnis Bahn
brechen, daß in den Augen der alliierten Nationen die Sache der
Alliierten nicht weniger gerecht iſt, als die Deutſchen von der
eigenen Sache glauben.”
Hier begeht Herr Steed einen groben Irrtum. Es muß nach
der tatſächlichen Entwicklung heißen: „Es muß ſich auf
ſei=
ten der Alliierten uſw. die Erkenntnis Bahn
brechen, daß in den Augen der Deutſchen die
Sache der Deutſchen nicht weniger gerecht iſt, als
die Alliierten von der eigenen Sache glauben.
Herr Steed folgert weiter: „Wenn jede Seite bereit iſt, die bong
fides der anderen anzuerkennen, ſo werden die Pfeiler für eine
leichte Brücke, auf beiden Seiten des Abgrundes errichtet ſein.
Wenn die Brücke hält, ſo kann der Abgrund ſelber im Laufe der
Zeit ausgefüllt werden.” — Steed iſt der Anſicht, daß es daher
gut ſein würde, der Parteien Streit über die Schuldfrage zu
be=
enden. Die bezüglichen maſſenhaften Veröffentlichungen machten
nur böſes Blut. Die Zahl der bereits veröffentlichten amtlichen
Kriegsdokumente ſei ſo groß, daß nur wenige Sachverſtändige
ehrlich behaupten könnten, ſie alle geleſen und verdaut zu haben.
Die Arbeit der Prüfung und Sammlung ſolle einer Gruppe von
kompetenten Männern auf beiden Seiten übertragen werden, die
miteinander bekannt und in Fühlung ſeien. Man brauche ein
Gegenſtück zu der Kombination Gaus—Hurſt—Fromageot, die ſo
bemerkenswerte Dienſte in Locarno und nachher geleiſtet habe. —
Inzwiſchen ſei noch etwas anderes dringend nötig, um den Geiſt
aufbauenden Friedens anzufachem. — Die Haupturſache des
Krie=
ges ſei Furcht voreinander geweſen. — Der Nachſatz zu dem
„Si vis pacem” müſſe nicht mehr heißen „para bellum” ſondern
„Dara pacem”. — „Die ganze Welt ſchaut nach geſunden Idealen
aus, und das erſte Volk, das eine neue und überzeugende
inter=
nationale Ethik anregt und betätigt, wird die moraliſche
Füh=
rung Europas und damit der Welt erringen. — Wenn
Deutſch=
land, „das Land der Denker”, dies tun will, werden wir ihm mit
Freuden folgen. Wir in England hoffen, daß England es tun
wird, und die Franzoſen mögen dieſelbe Hoffnung für
Frank=
reich hegen.”
Bucharin über Welipolitik.
Bucharin hielt hier auf der Rayon=Konferenz der
Kommu=
niſtiſchen Partei eine dreiſtündige Rede über Weltpolitik. Er
ſagte u. a.: „Rußland iſt von Feinden umgeben, und ſein
größter Feind iſt England. Der Umſturz in Litauen
iſt ebenfalls gegen Rußland gerichtet. Aehnliche Umwälzungen
können auch in den baltiſchen Provinzen erwartet werden.”
Un=
zutreffend iſt jedoch die Behauptung Bucharins, der
Grund=
gedanke der bürgerlichen Länder über die Sowjetunion laſſe ſich
zuſammenfaſſen in der Auffaſſung der deutſchen Induſtriellen:
„In Rußland finden wir ausgezeichnete Geſchäfte. Es iſt ein
guter Zahler, ſeine Reichtümer ſind unerſchöpflich und müſſen
ausgenutzt werden. Aber wir haben kein Intereſſe, daß
Ruß=
land ſeine Produktionsmittel ſelbſt erzeugt. Das Ringen
zwiſchen Rußland und der Bourgeoiſie, ſo bemerkt
Bucharin zum Schluß, ſei in ein ſchärferes Stadium getreten.
Eine Intervention ſei nicht ausgeſchloſſen. Die Antwort
Ruß=
lands darauf ſei ſeine Friedenspolitik. Die internationale
Revo=
lution ſchreite fort und Rußland ſtehe in ihrem Zentrum.
ſpielte Bauernfeld da doch eine Zeitlang eine politiſche Rolle.
Sein temperamentvolles Weſen, ſeine Luſt am Räſonnieren und
fſeine Fähigkeit, das für den Moment bezeichnende, von Mund
Bu Mund dann weitergegebene Schlagwort zu prägen, machte den
„Proteus unter den Wiener Schriftſtellern” ſo recht geeignet zum
agitatoriſchen Vorläufer und Vorbereiter des Umſchwungs: als
„Vorſchimpfer” im geſelligen Kreiſe, als Flugblattſchreiber und
als Dramtiker hat er dieſen Beruf erfüllt. Deutſchnational, als
Alldeutſchen, gab er ſich im „Deutſchen Krieger” (1844), der
zu=
gleich eine beißende Satire auf die einheimiſche Bureaukratie,
Ddie ärgſte Feindin der freien Entwicklung des Volkes, und ein
fflammender Aufruf zur Einigung aller Deutſchen iſt. Ebenſo
wirkſam war dann das politiſehe Spottſtück „Großjährig” (1846),
in dem nicht nur das öſterreichiſche Bevormundungsſyſtem, ſon=
Hern der Allmächtige im Staat ſelber, der Fürſt Metternich, der
ZZenſur zum Trotz gegeißelt wurde. „Etwas iſt toller als mein
Stück — der Erfolg”, hätte auch Bauernfeld mit Bequmarchais
ausrufen können, mit deſſen am Vorabend der Revolution
gegebenen „Figaro” man „Großjährig” in ſeiner aufrühreriſchen
Tendenz und Wirkung verglichen hat.
Doch nach dem Sturmjahr ſchlug die Geſchmacksrichtung um,
ind Bauernfeld, anpaſſungsfähig wie immer, machte auch dieſe
Wandlung mit. Aber das alte Glück war ihm nicht ganz mehr
hold. Sein Luſtſpiel „Der Kategoriſche Imperativ” erhielt zwar
1851 von einem Preisrichterkollegium (darunter Grillparzer und
Friedrich Halm) unter 300 Bewerbern den erſten Preis, aber
Das Publikum der „Burg” lehnte das Stück ab. Mehr Aufmerk=
Famkeit fanden die deutſche Komödie „Landfrieden” und das
Luſtſpiel „Moderne Jugend”, Stücke, in denen er ſeine Stellung
Zur Jugend und die der Jugend zu ihm gewiſſermaßen einer
Prüfung unterzog. „Wie ein blühender Baum mitten im
Win=
ter”, ſo erſchien der Fündundſcchzigjährige nach dem mächtigen
Erfolge ſeines Meiſterſtücks „Aus der Geſellſchaft” allen ſeinen
Freunden. Und er blieb auch wie ein Jüngling tätig in nimmer
erlahmender Arbeits= und Schaffensluft, aber ein voller Erfolg
pvar keinem der in den ſiebziger und achtziger Jahren neu
er=
ſcheinenden Stücke beſchieden. Die Genoſſen ſeiner Jugend, die
Mitſtreiter ſeiner Mannesjahre ſanken vor ihm dahin. Er ſelbſt
blieb faſt bis zu ſeinem Tode am 9. Auguſt 1890 erſtaunlich friſch,
Seiftig und körperlich rüſtig, in der Geſellſchaft unentbehrlich, aber
als Dichter zu Lebzeiten ſchon hiſtoriſch geworden. Ganz das
,eſchöpf ſeiner Zeit, der letzte Vertreter des vormärzlichen
Wienertums, war er mit ſeiner Zeit gegangen, mit ihr aber auch
Dahingeſchwunden. Nur das Zeitloſe, Ewig=Menſchliche hat
DDauer in der
*Die Kriſis des Heſſ. Landestheaters.
Das Heſſiſche Landestheater ſteht wieder einmal in einer
Kriſis. Dieſesmal iſt ſie nicht künſtleriſcher, ſondern
finan=
zieller Art.
In künſtleriſcher Hinſicht hat der Verlauf der
Spiel=
zeit bis jetzt befriedigt. Waren im vorigen Winter die
Klaſ=
ſiker im Spielplan allzu ſehr zurückgetreten, ſo ſind bis jetzt
die drei größten Dichter mit Neuinſzenierungen ihrer
bedeu=
tungsvollſten Werke hervorgetreten: Goethe mit „Iphigenie”,
Schiller mit „Wilhelm Tell”, Shakeſpeare mit „Macbeth‟ Von
Goethe ſah. man außerdem „Die Geſchwifter” und „Die
Mit=
ſchuldigen” von Hölderlin den „Tod des Empedokles‟. Das
moderne Schauſpiel hat mit Brechts „Mann iſt Mann” die
vielleicht intereſſanteſte deutſche Uraufführung zu verzeichnen, die
den Blick des literariſchen Deutſchlands auf Darmſtadt gelenrt
und dem Darmſtädter Schauſpiel eine begeiſterte Anerkennung
der geſamten deutſchen Kritik gebracht hat. In der Oper
wur=
den Wagner, Mozart, Weber gepflegt. Die Modernen waren
mit Schrekers „Gezeichneten” und einigen kleineren Werken
ver=
treten. Neben dieſen auf einer ernſten künſtleriſchen Linie liegen
den Werken wurde dem Unterhaltungsbedürfnis der
Theater=
beſucher durch leichtere Ware, wie Operetten und Luſtſpiele,
Rech=
nung getragen.
Schwierig haben ſich dagegen die finanziellen
Ver=
hältniſſe des Landestheaters geſtaltet. Betrug bei dem
Groß=
herzöglichen Hoftheater der Zuſchuß ſchließlich etwa 400 000 Mark,
ſo iſt er im vorigen Winter auf 700 000 Mark geſtiegen und wird
in dieſer Spielzeit eine Million erreichen. Vor dem Umſturz
trug im weſentlichen der Staat auf dem Umwege über die
Zivil=
liſte den Fehlbetrag, abgeſehen von einem verhältnismäßig kleinen
Beitrag der Stadt Darmſtadt. Nach der Revolution verlangte
der Staat zunächſt, daß die Stadt Darmſtadt ein Drittel des
Zuſchuſſes deckte, während er ſelbſt zwei Drittel übernahm. Mit
dem Steigen des Fchibetrages drängte der Staat auf eine größere
prozentugle Beteiligung der Stadt. Ueber die Höhe des
Zu=
ſchuſſes und über die prozentuale Beteiligung von Staat und
Stadt ſchweben zurzeit die Verhandlungen. Ja, es wurde ſogar
die Frage des Fortbeſtandes des Landestheaters erörtert.
Für einen Staat wie Heſſen iſt ein führendes
Landes=
theater ein kultureller Faktor erſten Ranges.
Der Menſch lebt nicht vom Brote allein. Es gehen von einem
auf ernſter künſtleriſcher Linie geführten Theater geiſtige und
ſeeliſche Kräfte aus, die für die Entwicklung eines Landes wie
für die innere Entwicklung jedes Einzelnen von unſchätzbaren=
Wert ſind. Hiervon haben nicht nur die Beſucher des Theaters
Nutzen, ſondern alle diejenigen, die auf dem Umwege durch Kritik
und Preſſe an den Darbietungen ihres Landestheaters
teil=
nehmen. Von einer Einſtellung des Theaters kann keine Rede
ſein, ganz abgeſehen davon, daß ſie mit erheblichen dauernden
Laſten aus den beſtehenden Verträgen verbunden wäre.
Mit gleichem Nachdruck muß aber auch gegen eine allzu
weit=
gehende Beſchränkung der Mittel des Theaters Einſpruch
er=
hoben werden. Ein Kulturſtaat hat ſeine Kulturaufgaben zu
erfüllen, wenn er ſich nicht ſelbſt aufgeben will. Zu den
Kultur=
aufgaben gehören die Schulen ebenſo gut wie das Landestheater
und die Univerſität. Die heſſiſchen Volksſchulen beanſpruchen
jährlich einen ſtaatlichen Zuſchuß von mehr als 20 Millionen
Daß der Zuſchuß für das Theater gegen früher erheblich
geſtiegen iſt, iſt ſelbſtverſtändlich. Zunächſt haben wir gegenüber
dem Frieden eine Steigerung des Lebenshaltungsindexes auf
142 Prozent, d. h. eine erhebliche Entwertung des Geldes. Die
wirtſchaftliche Kriſis, die Entwicklung der Kinos, des
Rund=
funks und des Sports benachteiligen den Theaterbeſuch. Die
wirtſchaftliche Kriſis wird durch die Tüchtigkeit des deutſchen
Volkes beſiegt werden. Mit Streſemann hoffen wir, daß auch
die Ariſtokratie des Bizeps durch die Ariſtokratie des Geiſtes in
naher Zeit überwunden wird, und daß ſich dann auch die
Ein=
nahmen der ernſt geführten Theater wieder günſtiger ſtellen
wer=
den. Bis dahin aber muß durchgehalten werden.
Wie hoch der für das Theater erforderliche Zuſchuß ſich ſtellt,
dies zu beurteilen, iſt in erſter Linie Sache der
Theater=
leitung und der zuſtändigen Fachleute. Selbſtverſtändlich
kann man ein Theater auch mit geringerem Zuſchuß führen, wenn
man es als Geſchäftstheater mit Operette, Poſſe, Revue und
ähnlicher Publikumsware nährt. Dann aber hat es nicht mehr
den Anſpruch darauf, ein Heſſiſches Landestheater, ein
Kultur=
faktor zu ſein; dann iſt überhaupt kein Pfennig Zuſchuß aus
ſtaatlichen oder ſtädtiſchen Mitteln berechtigt!
Solange der heſſiſche Staat ſein Landestheater als
Kultur=
faktor erhalten will, müſſen ihm die erforderlichen Mittel zur
Verfügung geſtellt werden.
Eswäre außerordentlich zu bedauern wenn
aus einer falſch angebrachten Sparſamkeit eine
finanzielle Kriſis und aus letzterer eine
künſt=
leriſche Kriſis ſich entwickeln würde. Welche
Schwierigkeiten aus der letzteren erwachſen würden, haben die
vergangenen Jahre zur Genüge gezeigt!
Seite 4
Mittwoch, den 12. Januar 1927
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Nummer 12
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852) Lia, geb. Hilsdorf.
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Kurt
wurde von ſeinem langen,
ſchwe=
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Die Beiſetzung findet in aller
Stille ſtatt.
Familie Karl Giſcher
Karlsſtr. 63½.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir
abzuſehen. (858
Darmſtiadt, den 10. Januar 1927.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekunnten, die ſchmerzliche
Mitteilung, daß unſre liebe Maitter,
Schwiegermutter, Urgroßmutter,
Großmutter, Schwägerin u. Tante
Frau
Kacharine Seipelt
in70 Lebensjahre heute ſanft
ent=
ſchlafen iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie H. Neumann
Familie Zoh. Seipel Bwe.
Darmſtadt, den 10. Januar 1927.
Die Beerdigung findet am 13. d Mts.
um z Uhr von der Kapelle des
Waldfriedhofs aus ſtatt (1028
Statt Karten.
Für die überaus zahlreichen
Beileidsbezeugungen und
Blu=
menſpenden bei dem Hinſcheiden
unſerer unvergeßlichen
Ent=
ſchlafenen ſagen wir unſeren
aufrichtigſien Dank. 863
Im Namen der Hinterbliebenen:
Fritz Sommerkorn.
Darmſtadt, den 11. Jan. 1927.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſeres
lieben Vaters, des
Gemeinderechners i. R.
Johannes Lotz V.
insbeſondere für die ergre fende
Grab=
rede des Herrn Pfarrer Schilling,
die erhebenden Grabgeſänge des
Geſangvereins „Germania” und des
Kirchengeſangvereins Erzhauſen,
ſo=
wie für die zahlreichen Kranzſpenden F
und die für den Heimgegangenen
ſo ehrenvollen Nachrufe am Grabe,
ſprechen wir hiermit allen
Beteilig=
ten unſeren herzlichſten Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Erzhauſen, den 9. Januar 1927.
Ioer
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, sowie für die
zahlreichen Blumen- und Kranzspenden beim Heimgang meines
lieben Mannes, unseres unvergesslichen Vaters, sagen wir
herz-
lichen Dank.
Elsa Hess, geb. Becht
Darmstadt, 10. Januar 1927.
tots) mit Louis und Helmut.
Todes=Anzeige.
Durch Gottes Ratſchluß entſchlief Montag
nach=
mittag 5 Uhr nach ſchweren Leiden meine liebe,
treubeſorgte Frau, unſere Schweſter, Schwägerin und
Tante
Frau
Emilie Eidenmüller
geb. Kricke
im Alter von 62 Jahren.
Um ſtille Teilnahme bittet
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Eidenmüller.
Darmſtadt, Göttingen, 10. Jan. 1927.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 13. Januar,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof,
Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.
Dankſagung.
Für die troſtreichen Worte des
Herrn Pfarrer Heß, für die Fülle der
Blumen, die überaus reiche
Beteili=
gung beim Heimgang unſerer teuren
Entſchlafenen, Allen innigen Dank
Familie peter Kopp und Kinder
Familie Lack Wwe.
Familie Hirſchhäuſer Wwe.
Familie Emmerich Wwe.
Familie Hans Jordan
Kätha und Elſe pforr. (*916
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach kurzem aber
ſchwerem Leiden mein geliebter Bruder
Im Namen der Hinterbliebenen:
Wilhelm Reichenbach.
Wiesbaden, Wielandſtr. 13, Darmſiadt,
11. Januar 1927.
(1050
Die Einäſcherung findet Freitag vormittag 11 Uhr im
Krematorium (Wald riedhof) Darmſtadt ſtatt.
Dankſagung.
Für alle Liebe und
aufrich=
tige Teilnahme beim Geimgange
unſerer lieben Entſchlafenen ſagt
innigſien Dank
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
M. Fraſch Bwe., geb. Kern.
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nahme, die uns bei dem Heimgange unſres
lieben Verſtorbenen zuteil wurden, ſagen
wir Allen von Herzen Dank.
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Heute vormittag 11 Uhr
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ſchliefſanft nach langemſchweren.
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Ph. Engel und Frau, geb. Spielmann 8
Ad Hickler und Fran, geb. Spielmann
Lud, Spielmann II und Trau,
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Meſſel und Kranichſtein, 11 Jan 1927.
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Nummer 12
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſiadt, 12. Januar.
Die Entſcheidung über das heſſiſche Landestheater.
In den Verhandlungen des Finanzausſchuſſes des
Land=
mags iſt die grundſätzliche Entſcheidung über das künftige
Schick=
ſal des heſſiſchen Landestheaters gefallen. Um es vorweg zu
miehmen: Das Landestheater bleibt als Staatstheater erhalten.
DDieſe Entſcheidung kam dadurch zum Ausdruck, daß alle übrigen
SParteien den Antrag des Bauernbundes ablehnten, wonach das
Kandestheater als Staatsaufgabe abgeſtoßen und der Stadt
DDarmſtadt übergeben werden ſollte.
Der Voranſchlag, welcher von der Theaterleitung
ausge=
arbeitet und von dem Finanzminiſter vorgelegt war, begehrt die
aßenehmigung einer Ausgabenſumme von 1974000 Mark und
einer Einnahmenſumme von 978 000 Mark. Danach würde ſich
Der Fehlbetrag auf 996 000 Mark bemeſſen. Unter der Voraus=
Fetzung, daß die Stadt Darmſtadt, wie das im Vorjahre in Aus=
Ticht genommen war, in dieſem Jahre ihren Anteil an dem Fehl=
Betrag von 40 Prozent auf 45 Prozent erhöht, würden demnach
Sie Laſten der Stadt nach dieſem Voranſchlag 448000 Mark und
Sie des Staates 547 800 Mark betragen. Die Deutſche Volks=
Fartei war der Auffaſſung, daß die Ausgaben um 40000 Mark
Gerabgeſetzt werden könnten und daß die Geſamteinnahmen um
60 000 Mark erhöht werden könnten. Damit würde der Geſamt=
Buſchuß, alſo der Fehlbetcag insgeſamt, um 200 000 Mark
herab=
ggeſetzt werden können. Der Herr Abg. Reiber glaubte für die
Wemokratiſche Partei eine Herabſetzung der Ausgaben um
ins=
ggeſamt 68000 Mark vorſchlagen zu können, während der Sprecher
Der ſozialdemokratiſchen Partei noch eine weſentlich höhere
Herab=
ſetzung der Ausgaben als möglich in Ausſicht nahm. Auf der
gunderen Seite glaubten aber die Parteien nicht, dem Vorſchlage
Dder Deutſchen Volkspartei folgend, auch die zu erwartenden
Mehreinnahmen heute ſchon ziffernmäßig abgrenzen zu können.
DDer Vorſchlag der Deutſchen Volkspartei, den Geſamtfehlbetrag
mnit 800 000 Mark feſt abzugrenzen, fand deshalb keine Mehrheit.
s kam ſchließlich zu einem Mehrheitsbeſchluß auf der Grund=
Uage, daß man die Vorſchläge des Finanzminiſters, der Deutſchen
Wolkspartei und der demokratiſchen Partei in einem einheitlichen
AAntrag zuſammenfaßte. In dieſem Beſchluß ſind folgende
Bweſentliche Grundſätze niedergelegt:
1. Der Ausſchuß erklärt ſich damit einverſtanden, daß die
Vor=
bereitungen für die Fortführung des Betriebes im
Spiel=
jahr 1927/28, ſoweit ſie unbedingt notwendig ſind, bereits
heute getroffen werden.
2. Die Ausgaben für das künſtleriſche Perſonal müſſen um
50 000 Mark herabgeſetzt werden.
3. Ueber den Voranſchlag im übrigen behält ſich der
Finanz=
ausſchuß ſeine Entſcheidung vollſtändig vor (alſo mit
Aus=
nahme der durch das künſtleriſche Perſonal verurſachten um
50 000 Mark herabgeminderten Ausgaben).
4. Vorausſetzung dafür iſt die Erhöhung des Anteils der Stadt
Darmſtadt am Fehlbetrag von 40 auf 45 Prozent.
Dieſer Beſchluß wurde mit ſtarker Mehrheit gefaßt. Damit
fiſt zunächſt die Möglichkeit gegeben, die Verträge mit dem künſt=
Heriſchen Perſonal des Theaters abzuſchließen. Die übrigen
Ent=
fſcheidungen über die Ausdehnung des Verwaltungsperſonals,
des techniſchen Perſonals und der ſonſtigen Einrichtungen bleiben
uvorbehalten.
— Heſſiſches Laudestheater. Am Samstag, den 15. Januar, findet
im Kleinen Haus die Uraufführung der Komödie „Geld” von Bernard
Brentano ſtatt. Brentano, in dem man eine hoffnungsreiche Begabung
unter den jungen aufſtrebenden deutſchen Dichtern erblickt, iſt bisher
nur durch zwei Bände Gedichte hervorgetreten und kommt mit dieſem
Werk zum erſten Male auf die Bühne.
Die beabſichtigte vollſtändige Neuinſzenierung von Richard Wagners
„Ring des Nibelungen” wird jetzt mit der Neueinſtudierung des erſten
Tages der Tetralogie, der „Walküre” fortgeſetzt werd n, die am
Mittwoch, den 19. Januar, zum erſten Male in neuem ſzeniſchen
Ge=
wande erſcheinen wird. Die von Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock
muſikaliſch geleitete Aufführung wird von Hans Esdras Mutzenbecher
inſzeniert.
Der zweite der fünf angekündigten Beethovenabende
des Drumm=Quartetts, der die Streichquartette op. 18 Nr. 3,
pp. 59 Nr. 3 und op. 130 bringt, findet am Donnerstag, den 13. Januar,
abends 8 Uhr, im Kleinen Haus ſtatt.
Vielfach geäußerten Wünſchen entſprechend, wird die
Neueinſtudie=
rung von Humperdincks „Hänſel und Gretel” und der
Panto=
mime „Die Puppenfee” am Samstag, den 15. Januar, nachmittags
3 Uhr, wiederholt. Der Vorverkauf beginnt heute, Mittwoch, an der
Tageskaſſe des Großen Hauſes.
Vierte Morgenfeier im Kleinen Haus des Landestheaters. Guſtav
Deharde ſingt in der vierten Morgenfeier am Sonntag, 16. Januar,
vormittags 11½ Uhr, Liedergruppen von Schubert, Hugo Wolf und
Richard Strauß. Die Begleitung am Steinway=Flügel hat Erich Riede
fübernommen. Der Vorrerkauf beginnt morgen, Donnerstag, an der
Tageskaſſe des Kleinen Hauſes.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
machen unſere Mitglieder nochmals auf die heute abend 8 Uhr, im
Fürſtenſaal (Reſtaurant Chriſt, Grafenſtraße) ſtattfindende „
Film=
vorführung: „Die Verwendung des Holzes in der Technik” nebſt
einem Begleitvortrag des Herrn Studienrats Dr. A. Vetter
auf=
merkſam. Ferner ſind unſere Mitglieder eingeladen zu den
Lichtbilder=
vorführungen und Vorträgen der Heſſiſchen Elektrotechniſchen
Geſell=
ſchaft von Herrn Dipl.=Ing. Schneider am Donnerstag, den 13. und
Freitag, den 14. Januar, abends 8 Uhr, im großen Hörſaal Nr. 326,
2. Obergeſchoß der hieſigen Techniſchen Hochſchule, Eingang Weſtportal.
(Näheres ſiehe Anzeige.)
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die Hüte wehr als keck
verwegen auf dem rechten Ohr, zogen die Wand rer, die trotz des wenig
einladenden Wetters zur erſten Klubwanderung in großer Zahl
er=
ſchienen waren, von Ober=Ramſtadt aus über Rohrbach, Asbach, Klein=
Bieberau nach Lützelbach. Denn der mehr als friſche Wind, unterſtützt
von Schnee und Regen, blies gar heftig von Weſten und ſorgte für
roſige, rote und ſogar blaurote Naſen und Backen. Urheber dieſes
vor=
übergehenden Farbenſpiels war aber wirklich nur der kalte Wind. Gar
willkommen war deshalb auch der Unterſchlupf bei Gaſtwirt Ruths in
Asbach zur kurzen aber guten Frühſtücksraſt. Wohl war beim
Weiter=
marſch die Windſtärke noch die gleiche, doch Schneefall und Regen hatt n
aufgehört, und viel angenehmer war es zu wandenn als zuvor. Je
höher es ging, deſto mehr Wintercharakter nahmen Wald und Feld an
und deſto reizvoller wurde der Marſch. Erſtaunt horchten die Wanderer
auf, als vom Wildfrauenhaus ſchm. tternde Weiſen ihnen entgegenhallten.
„Hier hatten Vertveter der Ortsgruppe Neukircherhöhe mit einer
Muſik=
kaßelle ſich eingefunden, begrüßten durch Herrn Lehrer Sauerwein die
Ortsgruppe Darmſtadt und marſchierten mit ihr nach Lützelbach zu
Freund Böhm (Gaſthaus „Zur Sonne‟). Hier wurde Mittagsraſt
ge=
halten, wobei die vorzügliche Muſikkapelle die Unterhaltungsmuſik
ſtellte. Begrüßungs= und Dankesworte wurden geſprochen von Herrn
Rektor Heinrich Schäfer für die Ortsgruppe Darmſtadt, von Herrn
Gaſt=
wirt Böhm in Lützelbach, Gaſtwirt Meyer und Bürgermeiſter Meyer
von Neunkirchen. Herr Heini Schäfer trug auch diesmal wieder ſeine von
Humor ſprühenden Dichtungen in Darmſtädter Mundart vor und eine
heitere Stimmung durchwob den vollbeſetzten Saal. Das, was Herr
Böhm zu der Darmſtädter Ortsgruppe ſprach, ſprach er als Freund der
Wandever, und ganz beſonders als treuer Freund der Mitglieder des
Odenwaldklubs. Daß ſeine Freundſchaft ſo beſteht, wie er ſie ſchilderte,
bewies er durch die Tat. Einſtimmiges Lob wurde ihm geſagt, und es
war wohlverdient. Auch den beiden Führern der erſten Wanderung
wurde herzlich gedankt für ihre Mühe und für die gut verlaufene
Wanderung. Für grundloſe Wege und böſe Winde können ſie nichts.
Sonſt war die Wanderung tadellos.
WST. Neuprägung von Reichsmünzen. Im Monat Dezember ſind
in den ſechs Münzanſtalten des Reiches insgeſamt 2 190 00 Mk. an
Einmark= und 11 053 052 Mk. an Zweimarkſtücken neu geprägt worden.
Insgeſcmt ſind jetzt im Umlauf: 289 751 013 Mr. Einmark=, 182 827 380
Mk. Zineimark=, 152 273 280 Mk. Dreimark= 8421300 Mk. Fünfmark=,
2 795 (05,5 Mk. Einpfennig= 5 000 087,48 Mk. Zweipfennig=, 27 681 877 65
Mk. Fünfpfennig= 56 955 458,10 Mk. Zehnpfennig= und 109 838 123 Mk.
Tinfzjaufennigſtüig
Der Heſſiſche Verkehrs=Verband
gibt im Auftrage des Miniſteriums des Junern ein Adreßbuch der
Heſ=
ſiſchen Kraftwagenbeſitzer heraus, in welchem ein genaues Nummern= und
Namensverzeichnis, nach Kreiſen geordnet, ſowie ein Verzeichnis der
Tankſtellen, Reparaturwerkſtätten, Garagen und der
Verkehrsbeſtim=
mungen enthalten ſind. Dieſes Buch, welches ſchon lange von den
be=
teiligten Kreiſen erwartet wird, ſoll bald erſcheinen und ſind
Beſtel=
lungen bei dem Heſſiſchen Verkehrs=Verband und in jeder guten
Buch=
handlung zu machen. Der Vorzugspreis von 4,50 Mark gilt bis 15.
Fe=
bruar, von da an 6 Mark.
Die Hauptverſammlung des Heſſiſchen Verkehrs=Verbands findet am
20. Januar, vormittags 10 Uhr, im Kaſino Gutenberg in Mainz ſtatt,
wobei nach der Berichterſtattung hochintereſſante Vorträge von Herrn
Regierungsrat Dr. Krebs, Miniſterium des Innern, über: „Wege
künf=
tiger Verkehrsentwicklung” und von Herrn Reichsbahnoberrat Schmidt,
Reichsbahndirektion Mainz, über: „Die wirtſchaftliche Bedeutung des
Perſonenverkehrs im Reichsbahndirektionsbezirk Mainz”, ſowie ein
Be=
richt des 2. Vorſitzenden, Herrn Regierungsrat Dr. Roeſener, über: „Den
Stand der wichtigen Verkehrsverbeſſerungspläne in Heſſen” gehalten
werden. Der Heſſiſche Verkehrs=Verband gewinnt durch ſeine energiſche
Tätigkeit bei allen Behörden und intereſſierten Kreiſen immer mehr
Anſehen und werden auch in Mainz die großen volkswirtſchaftlichen
Be=
ſtrebungen für unſer Land zum Ausdruck kommen.
Der für dieſes Jahr geplante Heſſiſche Abreißkalender kann erſt für
1928 herauskommen und wird über den photographiſchen Wettbewerb
nächſten Monat entſchieden werden.
D N 17 —21— 1
Mitte März To2y erscheint
Das Adressbuch
der Hessischen Krattwagenbesitzer
Im Auftrag des Ministeriums herausgegeben
von dem Hessischen Verkehrs-Verband.
Im Verlag der L. C. Wittich’schen Hofbuchdruckerei
zu Darmstadt.
Zu der Herausgabe dieses Werkes wurde der Hessische
Verkehrs Verband veranlaßt durch das erfolgreiche Beispiel
anderer Staaten (Baden. Bayern, Württemberg), Es wird damit
einem wirklichen Bedürfnis entsprochen. Sämtliche Besitzer von
Krattfahrzeugen in Hessen sind in einer nach Provinz und Kreisen
geordneten Nummern-Uebersicht und einem
Navenver-
zeichnis aut Grund des amtlichen Materials nach dem Stand
vom Januar 1927 sorgtältig zusammengestellt. Bei jedem Wagen
ist Type und PS angegeben. Außer Verkehrs orschriſten enthält
das Adreßbuch ein Verzeichnis der Reparaturwerkstätten und
Garagen im Freistaat Hessen.
Wichtig und unentbehrlich
für Staats-, Städtische und Gemeindebehörden, Kraftfahrer,
Industrie, Handel und Handwerk, Hotels, Gastwirte und
Verkehrs-Verbände.
Man verlange Anzeigenpreise durch den Verlag oder die
Annoncen-Expedition Menger & Co., Darmstadt, Eckhardstr. 13
Das Werk im Umfang von über 300 Seiten handli hen
For-
mats (in 80) erscheint in einer Auflage von 5000 Exemplaren
zum Preise von RM. 4.50 für das gebundene Exemplar. Dieser
Vorzugspreis gilt nur für Vorbestellungen, die bis zum
15. Februar 1927 eingehen.
Nach dem 15. Februar 1927 gilt der Ladenpreis von RM. 6.—.
Bestellungen richte man entweder an den
Hessischen Verkehrs-Verband, Darmstadt,
Elisabethenstraße I4,
jede gute Buchhandlung, oder die
L. C. WITTICHSCHE HOFBUCHDRUCKEREI
ABTEILUNG BÜCHVERLAG, DARMSTADT.
— Volkshochſchule. In weiterer Folge beginnen am Mittwoch, den
12. Januar, folgende Kurſe: Grundfragen der
Volkswirt=
ſchaft Elementare Mathematik Deutſch I, Geſchichte,
Italieniſcher Zirkel, Banken und Bankgeſchäfte, Bilanzen,
Kaufmänni=
ſcher Briefwechſel. Am Donnerstag folgen: Wie verbeſſere ich meine
Handſchrift? Rhythmiſche Körperſchulung für Damen, Engliſche Sprach=
(Unterſtufe) und Weltgeſchichte. Am Freitag folgen: Technologie,
Fran=
zöſiſche Sprache Elektriſche Schaltungen für Radiofreunde, Pyiloſopyie,
Handarbeiten für Frauen, Plakat= und Zierſchrift, Zeichnen und
Model=
lieren für Kunſtgewerbler, Ch mie des täglichen Lebens, Engliſcher
Zirkel, Buchhaltung und Italieniſche Sprache. Anmeldungen ſind
um=
gehend in der Geſchäftsſtelle, Mathildenplatz 17 vorzunehmen. — Am
Samstag, den 15. Januar, veranſtalten die Teilnehmer unſeres
eng=
liſchen Zirkels einen engliſchen Abend. Er ſo zu geſelliger
Unterhaltung alle Teilnehmer der engliſchen Kurſe der Volkshochſchule
zuſammenführen und darüber hinaus jedermann Gelegenheit geben,
einen Einblick zu tun in die Arbeit unſerer Kurſe. Muſikaliſche
Darbietungen und die Aufführung eines Theaterſtückes in
engliſcher Sprache, werden für angenehme Unterhaltung ſorgen
Der Abend wird öffentlich gehalten, Freunde und Intereſſenten ſind
herzlichſt eingeladen. Er findet ſtatt im Fürſtenſaal, Grafenſtraße 20,
und beginnt um 8 Uhr.
— Während der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Woche in Darmſtadt
findet eine außerordentlihe Hauptverſammlung des Landesverbandes
der Obſt= und Gartenbauvereine ſtatt, auf der wichtige obſtbauliche
Fragen zur Erörterung ſtehen. Es werden ſprechen: Herr
Kreisobſt=
bauinſpektor Metternich=Büdingen über: „Einführung eines
einheit=
lichen und zeitgemäßen Obſtabſatzes unter beſonderer Berückſichtigung
der Verpackung” Herr Kreisobſtbauinſpektor Mazarin=Worms über:
„Die Sortenbeſchränkung, ein Ziel zur Hebung des Obſtabſatzes‟. Herr
Landesmſpektor für Obſtbau Pfeiffer=Darmſtadt über: „Neuzeitliche
Schädlingsbekämpfung im Obſtbau‟. Die Landwirtſchaftskammer wird
die neuzeitlichen Verpackungsgefäße, wie Einheitskiſten, Lattenkiſten
uſw., leer und gefüllt ſowie die erforderlichen Geräte (Packpreſſe,
Pack=
tiſch, Sortierbrett) praktiſch vorführen und zum Vergleich ausländiſche
Originalpackungen zeigen. Auch die für ſyſtematiſche
Schädlings=
bekämpfung wichtigſten Baumſpritzen nobſt Pumpen werden
Intereſſen=
ten gezeigt und erläutert. Alle Obſtbauintereſſenten werden Gelegenheit
haben, ſich über die neueren Beſtrebungen zur Förderung des heimiſchen
Obſtbaues gründlich zu unterrichten bzw. nach dem Gebotenen die
Rück=
ſtändigkeit unſeres heutigen Obſtbaues feſtſtellen können und einſehen.
daß wwir dem Ausland nur begegnen können, wenn ir die Folgerungen
in der Praxis endlich ziehen. Der Beſuch der genannten Obſrbautagung
kann daher Intereſſenten angelegentlichſt empfohlen werden. Die
Vor=
träge finden ſtatt am Freitag, den 14. Januar im Reſtaurant
Rummel=
bzäu, Darmſtadt, Rheinſtraße 101, und beginnen vormittags 10 Uhz.
* Jugend und Alter lautete das Thema eines Vortrages, den geſtern
aßend Flau Elſe Warlieb aus Harucshnuſn auf Veranlaſſung des
Verbandes Darmſtädter Frauenvereine in einem großen Saale der
Tech=
niſchen Hochſchule vor einer in ſtattlicher Zahl erſchienenen Zuhörerſchaft
hielt. Frau Bierau eröffnete in Vertretung der erſten Vorſitzenden die
Verſammlung und wies auf die Bedeutung des Themas gerade für die
gegenwärtige Zeit hin. Frau Warlieb, führte zu ihrem Thema etwa
folgendes aus: Die Probleme, die ſich uns heute ſo ſehr vor Augen
ſtellen, die der jüngeren und der älteren Generation, auch die zwiſchen
Schülern und Leben, ſind nie ſo brennend geweſen, wie in der
Gegen=
wart. Die Konflikte, die ſich zwiſchen ältere und jüngere Generation
drängen, ſind ſo alt wie die Menſchheit. Die Bibel und die Geſchichte
berichten darüber, die Literatur iſt davon erfüllt, von Schillers „Don
Carlos” bis auf Haſenclever. Am bekannteſten iſt der Zwieſpalt zwiſchen
Friedrich dem Großen und Friedrich Wilhelm I., ſeinem Vater, worüber
ſehr intereſſant Voltaire berichtet. Weniger bekannt ſind die Konflikte
zwiſchen Müttern und Töchtern. In den letzten 20 Jahren haben durch
die Jugendbewegung die Konflikte eine neue Bedeutung erlangt.
Aehn=
lich wie die Frauenbewegung, ſucht ſich die Jugend zu emanzipieren.
Den Anfang dieſer Bewegung ſtellten die Wandervögel dar, die ſich
gegen manche Unwahrheiten der Geſellſchaftsordnung und gegen den
Materialismus wandten. Ihr Ideal fanden ſie in den Wanderern des
Mittelalters, denen ſie ſich auch in der Kleidung anglichen. Zuerſt war
die Bewegung klein; heute gehören ihr Tauſende von Mitgliedern an.
Sie wollen in ihrer Wanderromantik nichts von Autoxität wiſſen.
Zu=
erſt waren die Wandervögel nur Knaben und Jüngliuge; es war eine
Abneigung gegen das weibliche Geſchlecht und es bildeten ſich falſche
Freundſchaften. Die Eltern müßten ſolche Freundſchaften ſtreng
kontrol=
lieren. In den Anfängen der Wandervogelbewegung hat das eroliſche
Moment eine große Rolle geſpielt. Als dann Mädchen in dieſe
Verbin=
dungen aufgenommen wurden, änderten ſich dieſe Zuſtände. In dieſen
Zeiten des Aufblühens der jungen Menſchen tut ſich oft eine Kluft
zwiſchen Eltern und Kindern auf. Gerade für dieſe Zeit iſt eine ſtrenge,
aber unmerkliche Ueberwachung der Kinder durch die Eltern notwendig:
unmerklich, denn ſonſt bildet ſich die Oppoſition und die Lüge drängt ſich
zwiſchen Kinder und Eltern. In manchen Wandervogelgruppen ſtehen
die Mädchen und Knaben in einem wundervollen kameradſchaftlichen
Verhältnis. Es gibt aber auch eine Jugend die ſtumpf dahinlebt, von
allen dieſen Fragen unberührt bleibt, gerade ſo, wie es ſolche Erwachſene
gibt. Durch alle Jugendbewegungen von rechts nach links geht ein
religiöſer Zug, während die frühere Jugend viel mehr auf die eigene
Kraft vertraute. Die heutige Jugend iſt kritiſcher geworden, ſie hat
ein feineres Gefühl für den Wert der Perſönlichkeit. Die Jugend lehnt
keineswegs das Alter als ſolches ab, aber ſie hat vielfach die Fühlung
mit den älteren Generationen verloren, weshalb dieſes Problem ſo
brennend geworden. Das Leben der jungen Mädchen iſt in ganz andere
Bahnen gedrängt worden, da ſie auch, wie die Jungen, hinaus ins
Leben müſſen. In früheren Zeiten wurden die Mädchen ängſtlich
be=
hütet, heute machen viele von den größeren Freiheiten nicht den rechten
Gebrauch. Die Aufklärung über das Wunder der Menſchwerdung
ge=
ſchah früher nicht in der rechten Weiſe; die Mutter iſt die geeignetſte
Perſönlichkeit dazu. Es muß darauf geſehen werden, daß der Menſch
natürliche Vorgänge auch mit natürlichen Sinnen betrachten lernt; die
üblichen Märchen ſollte man nicht den Kindern erzählen. Noch nie hat
ſich ein Kind von ſeiner Mutter abgewandt, wenn es die Wahrheit
er=
fahren hat. Je früher dieſe Aufklärung erfolgt, um ſo beſſer iſt es; die
Stunde der Aufklärung muß eine beſonders geweihte ſein. Auf ein
be=
ſtimmtes Jahr läßt ſich der Vorgang nicht feſtlegen; es ſpricht da die
ſeeliſche Entwicklung mit. Die Aufklärung darf keineswegs vom Katheder
aus vor einer großen Zahl von Kindern erfolgen. Die Zahlen von
geſchlechtskranken Schulkindern iſt bereits ſehr groß. Hans von
Hoffen=
thal, ein Arzt, ſchildert dieſe Verhältniſſe in einem Roman und erhebt
ſchwere Vorwürfe gegen die Eltern. Das Kind ſteht jenſeits von Gut=
und Böſe, ihm iſt alles natürlich. Wir müſſen die Welt wieder mit den
Augen des Kindes betrachten lernen. Das Schamgefühl iſt eine Blüte
höchſter Kultur, es iſt nicht zu verwechſeln mit Prüderie. Das
Scham=
gefühl iſt ein Gradmeſſer der ſittlichen Kultur. Manche Jugendgruppen
haben auch viele guten Seiten; ſie ſind vielfach alkohol= und nikotinfrei,
und man braucht nicht ſo ſehr für ihre Moral zu fürchten.
Mädchen=
jugendgruppen gibt es kaum; es fehlt der weiblichen Jugend oft die
innere Sicherheit, auch das Gefühl für das was ſich ſchickt. Viele
Mädchen und Frauen haben es nicht und ſtreben männlichen
unweib=
lichen Idealen der Freiheit nach. In der Jugendbewegung ſuchen die
jungen Mädchen das, was ihnen das Elternhaus verſagt; wenn die
Eitern ihrer Aufgabe bswußt ſind, entfällt die Jugendbewegung. Vater
und Mutter müſſen Sorge tragen auch für die geiſtigen Bedürfniſſe der
Jugend. Die modernen Tänze, die engen Kleider ſind alle auf Erotik
eingeſtellt; wie kann man da von der Jugend Ehrfurcht erwarten! Die
Tanzkurſe für ältere Leute ſind in den Städten nur ſo im Schwunge.
Wie können Kinder vor ihren Müttern Achtung haben, wie dieſe
manch=
mal auf Bällen gekleidet ſind! Die ſogenannte moderne Kunſt iſt
viel=
fach auch nicht für die Jugend geeignet. Der Materialismus, der faſt
ſchon zur Weltweisheit erhoben, zerreißt alle Schranken und predigt den
nackten Egoismus. In dieſe Welt der Genußſucht iſt nun unſere
Jugend hineingeſtellt. Iſt es da ein Wunder wenn ſo viele Jugendliche
dem Zeitgeiſt erliegen? Wir wollen aber wieder junge Deutſche haben,
Männer und Frauen der Tiefe und Wahrhaftigkeit. Wir brauchen den
deutſchen Idealismus, Menſchen, die Staatsgeſinnung haben. Die
Pflegeſtätten aller Tugenden ſind die Familien; unſeren Kindern müſſen
wir den Glauben an die Heiligkeit der Familie lehren. — Die
Aus=
führungen der Rednerin fanden lebhafte Anerkennung.
— Die Vereinigung eh maliger Real= und Oberrealſchüler lader
alle ehemaligen Schüler und Freunde zum Beſuch ihrr heute
ſtatt=
findenden Mitglieder=Verſammlung im Reſtaurant Sitte (Karlſtraße)
herzlichſt ein. (Siehe Anzeige.) Die ſo prächtig verlauf ne
Jahrhundert=
feier im November v. J. hat den Freundeskreis groß werden laſſen und
gefeſtigt, daß allſeits der Wunſch und Wille beſteht, auch fernerhin treu
zur Sache zu halten. Für den nächſten Monat iſt zur Pflege der
Freundſchaft ein Bunter Abend geplant, wobei alle Künſtler=Kam raden
mitwirken ſollen. Der Vorſtand will morgen Abend daes Programm
beraten, weshalb alle, die Intereſſe an dem heiteren Abend haben,
eben=
falls gebeten werden, heute Abend anweſend zu ſein. Für die nächſte
Verſammlung iſt ein Vortrag über eine Lapplandreiſfe durch den erſten
Vorſitzenden in Ausſicht geſtellt.
— Auszeichnung. Von den Vereinigten Verbänden heimattreuer
Oberſchleſier wurden folgenden Vorſtandsmitgliedern des
Schlcſierver=
eins e. V., Darmſtadt, für im Intereſſe der Heimat gel iſtete Dienſte
die Abſtimmungs=Erinnerungsplakette verliehen:
Pro=
kuriſt Wilh. Schölzel, Drogiſt Alfted Gruß, Prokuriſt Hermann
Altmann, Hausverwalter Peter Kommander,
— Vogelsberger Höhenklub, Darmſtadt. Die erſte planmäßige
Wan=
derung im neubegonnenen Wanderjahr fand ſtatt. Eine ſtatrlichſe Zahl
V. H. C.er waren dem Rufe der Führer gefolgt und hatten ſich zur
Tcil=
nahme eingefunden. Das Wetter war gerade nicht ſehr einladend ſtir
Wanderungen. Ueber Nacht hatte ein tüch iges Schneetreiben eingeſ. tt,
das früh morgens mit kalten Regengüſſen gemiſcht war. Vom
Botani=
ſchen Garten aus ging es auf Zickzackwegen nach Roßdorf, wo bei
Gaſt=
wirt Krämer ein kleiner Imbiß eingenommen wurd . Alsdann wurde
der Weitermarſch auf guten Waldwegen nach dem Heiligen Kreuzberg
fortgeſetzt. Gegen 4 Uhr traf man, tüchtig durchfroren, am Endziel ein.
Das Lokal war gut durchwärmt, und ſo hatte man ſich bei einer Taſſe
Kreuzberg gewvählt hatten, fand ſich ein und nahm ebenfalls an den
Ge=
nüſſen, die durch die Gefangsabteilung und ſonſtigen V.H. C.=Mitgliede:
geboten wurden, teil. Der große Beifall zeugte davon, wie alles gut
geſchult zu Gehör kam. Die V.H.C.=Brüder Ries und Decker, die jenſeits
des großen Teiches ihre zweite Heimat gefunden haben, hatten
Weih=
nachts= und Neujahrsgrüße überſandt, die mit kräftigem „Friſch auf”
b kanntgegeben wurden. Den Führern, Herrn Kornmann und
Glaub=
recht, wurde durch V.HC.=Bruder Burk der wohlverdiente Dank
aus=
geſprochen. Die nächſte Wanderung findet am 6. Februar nach
Stock=
ſtadt und nicht, wie erſt vorgeſehen, nach Nieder=Ramſtadt, ſtati.
— Der Odenwaldklub „Frankonia” hielt im Klublokal Fritz Rummel
ſeine Generalverſammlung ab, die ſehr gut beſucht war. Nach Ehrung
des verſtorbenen Landsmannes Schwarz durch den 1. Vorſitzenden,
er=
ſtattete der Schriftführer den Geſchäftsbericht, der ergab, daß ein
weiterer Aufſtieg des Vereins zu verzeichnen iſt und der derzeitige
Mit=
gliederſtand 124 Landsmänner beträgt. Der Kaſſenbericht d’s Rechners
hat trotz ſchwieriger Finanzlage mit einem ſtattlichen Ueberſchuß
ab=
geſchloſſen. Der ſeitherige Vorſtand blieb mit einer Ergänzungswahl
beſtehen. Für das Niebergall=Denkmal einen Beitrag zu ſpenden, wurde
angenommen und ſoll der Betrag dem „Bienchen Bimbernell” überwieſen
werden. Auch wurde ein Maskenball auf den 29. 1. im
Mathildenhöh=
ſaale feſtgelegt.
— Schloß=Café. B ſonders hingewieſen ſei hierdurch auf die heute
ſtattfindende Veranſtaltungen. Des Nachmittagskonzert bringt ein
be=
ſonders ausgewähltes Programm. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Seite 6
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Nummer 12
* Große Strafkammer.
1. Gegen ein Urteil des Bezirksſchöffengerichts vom 10. Novemher
1926, das ſich mit dem Konkurſe eines Müllers iu D. beſchäftigte (wir
haben eingehend über die Strafſache berichtet), hat ein Bruder des
Ge=
meinſchuldners, der in erſter Inſtanz wegen Beihilfe zum Konkursven
brechen mit 1 Monat Gefängnis beſtraft wurde, Berufung verfolgt, geſellſchaft e, V. hielt am Samstag abend unter außerordentlich großem
gehabt zu haben. Daz Urteil verwirft die Berufungen
des Angeklagten und der Stagtsanwaltſchaft. Das in der Hauptverſammlung erſtreiten ſich auf organiſatoriſche und turn=
Gericht hat ſich den Gründen der erſten Inſtanz uur anzuſchließen
ver=
mocht.
2. Gegen ein Urteil des Bezirksſchöffengerichts, das den Chauffeur
Gottfried Schank in Heidelberg wegen fahrläſſiger
Körper=
anwaltſchaft Berufung eingelegt. Es handelt ſich um den
Zuſammen=
ſtoß zweier Automobile in der Gemarkung Seeheim, bei dem
Miniſterial=
mt Knapp und Tochter und Frau Dr. Dellheim=Heidelberg verletzt
wur=
den. Angetlagter behauptet, die Vierradbremſe habe verſagt, als er, im
Begriffe, den vor ihm fahrenden Benzwagen zu überholen, das von
Süden her entgegenkommende Automobil (der Provinzialdirektion Star= ſagverein „Germania”, am nächſten Samstag, den 15. Januar, im
kenburg) ſichtete. Der Unfall ereignete ſich am 26. Juli 1926. S hank
war Chauffeur in Dienſten des Fürſten von Fürſtenberg, dem auch das
in Betracht kommende Kraftfahrzeug gehört. In der ſchriftlichen
Beru=
fungsbegründung des Angeklagten wird als den Unfall verurſachend der
Marum=Karlsruhe, ſtellt einen Antrag auf Einnahme richterlichen
Angenſcheins, den das Gericht ablehnt. Als Sachverſtändige werden
ge=
hört: Obergewerberat Sandoz und Ingenieur Karl Schaab. Letzterer
hat als Vertreter der Verſicherungsgeſellſchaft das vom Angeklagten
geleitete Auto unterſucht und feſtgeſtellt, daß die Bremstrommeln der
Bremſen zerſtört und ſomit die Bremswirkung beeintrachtigt wurde.
Miniſterialrat Knapp bekundet als Zeuge, daß Angeklagter, in einem
pahnſinnigen Tempo das vor ihm fahrende Auto zu überholen verſuchte.
Zeuge ſchildert im Einzelnen die ſtarken Verletzungen, die er und ſeine
Tochter erlitten haben. Wenn der Chauffeur Wiemer den Wagen niht
im letzten Augenblick herumgeworfen hätte, würde ein
Frontalzuſammen=
ſtoß unausbleiblich geweſen ſein. Nur durch die Beſonnenheit Wiemers
ſei ein großes Unglück verhütet worden. Schank gab kurz nach dem
Unfall zu, daß er hätte überholen wollen, aber nicht geſehen habe, daß
die Strecke nicht frei geweſen ſei. Schauk war bei dieſer Unterredung
ſehr aufgeregt. Zeuge Saurer, der die Reparatur des von Schank
ge=
führten Wagens ausgeführt hat, bekundet, daß die Bremſen ſchon vor
dem Unfall Beſchädigungen gehabt haben mußten. Der Bremsſchaden
wurde von der Verſicherungsgeſellſchaft bei der Schadenregulierung
aus=
geſchloſſen. Die Berufungen werden zurückgenommen.
— Veifehrsverein. Auf dem Verkehrsbureau ſind außer den bisher
nach 20 Orten aufgelegten Sonntagstarten neu hinzugekommen:
Sonu=
tagsfahrkarten nach Nieder=Ramſtadt Ober=Namſtadt, Leugfeld,
Roß=
dorf und Stuttgart; außerdem Bahnſteigkarten, Platzkarten,
Schlaf=
wagenkarten, Mer=Fahrſcheinhefte nach allen Richtungen,
Zuſammen=
ſtellung von Mer=Pauſchalreiſen, Schweizer Rundveiſebilletts zu
er=
mäßigten Preiſen, Schweizer Geuerglabonnements, und wiederholt wird
auf die Bequemlichkeit durch den Fahrkartenverkauf für ſämtliche
Sta=
tionen auf dem Verkehrsbureau aufmerkſam gemacht, außerdem
vermit=
telr das Verkehrsbureau Karten für vorzüglich organiſierte
Geſellſchafts=
reiſen nach Italien, Tirol und Schweiz, ſowie nach deutſchen
Winter=
ſportplätzen.
— Gartenbauverein Darmſtadt. Am Donnerstag abend findet die
erſte Monatsverſammlung für dieſes Jahr ſtatt. Bei dieſer Gelegenheit
wird Herr Grimm den zweiten Teil ſeines Vortrages über „Die
Dres=
dener Gartenbauausſtellung” unter Verwendung von farbigen
Licht=
bildern halten. Gäſte ſind willkommen. Näheres iſt im Anzeigenteil
erſichtlich.
— Die Darmſtädter Schule für Gymuaſtik und Tanz (Ltg. Lene
Berdolt und J. Scheinpflug, Solotänzerinnen am Heſſ. Landestheater)
hat ihren Unterrichtsraum von Wilhelminenplatz 8 nach Luiſenſtraße
Nr. 10, 2. Stock, verlegt. Sprechſtunde 5 Uhr, Montag und Mittwoch,
daſelbſt.
Poliz=ibericht. Feſtgenommener
Sittlichkeitsver=
brecher. Ein hieſiger Hilfsarbeiter, der ſich des Sittlichkeitsverbrechens
nach 8 176 III (Verbrechen an Jugendlichen) ſchuldig gemacht hat, konnte
feſtgenommen und nach ſeinem Geſtändnis wieder auf freien Fuß geſetzt
werden. — Feſtgenommener Betrüger. Der Gutsinſpettor
Schnell aus Dienheim bei Oppenheim, der im Deutſchen Fahndungsblatt
wvegen Betrug ausgeſchrieben war, konnte hier ermittelt und dem
Amts=
gericht zugeführt werden.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſiier oder künſtleriſche V. ranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſſch die Redakfton ihr Urtell vor.
— Konzertabend des Jungdeutſchen Ordens e. V.,
Bruderſchaft Darmſtadt. Nach dem wohlgelungenen Herm.
Löns=Gedächtwisabend im November vor Js. tritt der Jungdeutſche
Orden am Donnerstag, 20. Januar, 8 Uhr abends, mit einer
Konzert=
veranſtaltung an die Oeffentlichkeit. Frau Johauna Faehr, Sopran,
und Fräulein Arla Nenz, Violine, ſtellen ſich mit Herrn Kapellmeiſter
Erich Riede am Flügel, liebenswürdigerweiſe zur Verfügung. Durch
den Wohllaut der Stimme und die Anmut des Vortrags iſt Frau Joh.
Fgehr weit über die Grenzen unſerer Stadt bekannt geworden.
Das=
ſelbe gilt von Fräulein Renz, die infolge ihrer glänzenden Technik und
des feinen Auffaſſungsvermögens ebenſo wie Frau Faehr eine
ausge=
zeichnete Beurteilung in der Preſſe gefunden hat. Herr Kapellmeiſter
Riede iſt wegen ſeiner vollendeten Begleitung bekannt und oft nihmlichſt
erwähnt. Das Konzert findet im Saal der Vereinigten Geſellſchaft, Ecke
Rhein= und Neckarſtraße, ſtatt. Kartenvorverkauf zu 200, 1,50 und 100
Mark bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße. Der Flügel wird
liebens=
würdigerweiſe von Konzert=Arnold geſtellt.
— Reſibenz=Theater. Heute zum letzten Male der große
Sport= und Cowbohfilm mit Tom Mix. Auch dieſes Programm war
der Geſchmack unſeres Publikums und wird darauf hingewieſen, daß
morgen Donnerstag der große Ufa=Film „Der Mann im Feuer” ſowie
die dritte Charleſton=Tanzſtunde zur Aufführung kommt.
— Union=Thegter. „Bismarck” 2. Teil. Ein Bismarckfilm
iſt entſtanden. Wenn jemand glaubt, der Bismarckfilm ſei auf politiſche
Winkungen bedacht, daß er aufrühren wolle, was der wiſſenſchaftlich
prientierten hiſtoriſchen Kritik zu wagen vorbehalten bleiben muß, dann
ſoll ihm entgegengehalten werden, daß in dieſem Bismarckfilm ein Werk
entſtanden iſt, das der überragenden Führergeſtalt Bismarck3 lediglich
ein Denkmal geſetzt werden ſoll. Und ſolch ein Denkmal kann und darf
niemals dem Streit der jeweils gültigen Tagesmeinungen Vorſchub
leiſten. Von dieſen Geſichtspunkten aus iſt in dieſem Bismarckfilm
wirklich und wahrhaft der Film der Deutſchen geſchaffen worden, welchen
jeder Deutſche unbedingt ſehen muß. Der Inhalt des erſten Teils wird
noch jedem in Erinnerung ſein. Der Inhalt des zweiten Teils behandelt
die Regierungsjahre 1869—1888.
Aus den Parteien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Heute, abends 8 Uhr, ſindet im Grünen Zimmer des Perkeo,
Alexander=
ſtraße 12, ein Vortrag über „Die vaterländiſche Erziehung der Jugend
im Geiſte der Deutſchen Volkspartei” ſtatt. Der Vortrag wird von
Herrn W. Völker aus Neu=Iſenburg gehalten werden. Es iſt Pflicht
eines jeden Mitgliedes, hierzu zu erſcheinen. Gäſte können durch
Mit=
glieder eingeführt werden.
Tageskalender für Mittwoch, den 12. Januar 1927.
Heſſ. Ländestheater, Großes Haus, K 5, abends 7½ Uhr E.
10 Uhr: „Der Ring des Nibelungen” — „Das Rheingold”. — Klei
Haus: Keine Vorſtellung. — Deutſche Kolonialgef
ſchaft, 8 Uhr abends, im Ludwig=Georgs=Gymnaſium: Vortrag
Vgg. ehem. Real= u. Oberrealſchüler, abends 8½ Uhr,
Sitte: Mitglieder=Verſammlung. — Königin=Luiſe=
Bu=
abends 8 Uhr, in der Viktoria=Schule: Verſammlung. — Orts
werbe= u. Handwerker=Vereinig., abends 8 Uhr, im 7
ſtenſaal: 4. Winterverſammlung. —
Si. Zältz faffe Sche D eee
lungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Berſteigerungskalender für Donnerstag, den 13. Januar 1927.
Heſſ. Forſtamt Beſſungen, vorm. 9 Uhr, im Fürſtenſaal:
Nutzholzverſteigerung (8),
Starkenburg.
Eberſtadt, 11. Jan. Hauptverſammlungen. Die Turn=
Angeklagter beſtreitet, bei Uebereignung des in Frage ſtehenden Walzen= Beſuch im Vereinslokal „Zum Bergſträßer Hof” ihre dießjährige
Haupt=
ſtuhles ſeitens ſeines Bruders von deſſen Vermögenslage Kenutnis verſammlung ab. Mit dem neuen Jahre iſt die im Jahre 1907
gegrün=
dete Turngeſellſchaft in ihr 2. Vereinsjahr eingetreten. Die Beratungen
techniſche Fragen. Bei den Wahlen ergaben ſich keine Schwierigkeiten,
da es ſich in der Hauptſache um Wiederwahlen handelte. Das
ven=
floſſene Jahr hat, wie aus den Berichten einzelner Funktionäre
her=
vorging, gut abgeſchnitten. Auch die Zahl der im Jahr 1926
errunge=
verletzung mit 6 Wochen Geſänguis beſtraft hat, hat dieſer und die Staats= nen Preiſe iſt ſehr hoch. — In der Hauptverſammlung des Muſitvereins
„Edelweiß”, die im Vereinslokal Walten ſtattfand, wurden der
Vereins=
vorſitzende, Fritz Darmſtädter, ſowie der Dirigent, Karl Geißler,
wieder=
gewählt.
* Ober=Ramſtadt, 11. Jan. Seinen Jahresball veranſtaltet der Ge=
Vereinslokal „Zum Schützenhof” (Schulz). Gerade der „Germania”=Ball
erfreut ſich ſeit Jahren beſonderer Beliebtheit.
r. Dieburg, 10. Jan. Die hieſige Ortsgruppe des
Odenwald=
klubs beging am letzten Sonntag in den Räumen des „Mainzer Hofs”
Bruch der Bremstrommel angegeben. Der Verteidiger, Rechtsanwalt ihr ſiebentes Dekorierungsfeſt, zu dem ſich eine ſtattliche
Anzahl Beſucher einfand. Von auswärtigen Ortsgruppen hatten
Ver=
treter entſandt: Darmſtadt, Groß=Umſtadt, Viernheim; der
Hauptaus=
ſchuß ließ ſich durch ſein Mitglied, Herrn Prof. Dr. Köſer von
Darm=
ſtadt, vertreten, ferner erſchienen Mitglieder des Darmſtädter
Wander=
klubs „Falke” mit ihrem Ehrenvorſitzenden, Herrn Oberreallehrer
Schä=
fer. Zu Beginn des Feſtes begrüßte der 1. Vorüitzende der Dieburger
Ortsgruppe, Herr Amtsgerichtsrat Becker, die Erſchienenen,
insbeſon=
dere die Gäſte; dann teilte er mit, daß der Odenwaldklub Dieburg im
vergaugenen ſiebenten Jahre einen erfreulichen Aufſchwung genommen
habe, ſprach dann vom rechten Wandern, dabei ſowohl vor philiſterhafter
Behäbigkeit und materiellen Intereſſen warnend, wie vor dem
ſport=
mäßigen Betreiben, vielmehr das Wandern als Kunſt, als Erleben und
reines Genießen preiſend. Wie der Wanderer in ein inniges Verſtändnis
zur Natur tritt, ſo vertieft ſich auch ſein Verhältnis zur Heimat und
Vaterland. Die Rede, mit Beifall aufgenommen, klang aus in das
Ge=
löbnis der Freude zur Heimat und Vaterland, worauf die
Verſamm=
lung das Deutſchlandlied ſang. Fräulein Freya Schmidt ſprach
darauf den vom Vorſitzenden verfaßten, allerlei Klub= und
Wanderange=
legenheiten ſcherzhaft ſtreifenden Prolog mit einer dem heiteren
In=
halt durchaus angepaßten Ausdrucks= und Vortragsweiſe. Die
Klaupfen=
kapelle der Daruſtädter Falken verdiente ſich durch ihre präziſen Vorträge
eines Marſches von Teite und der Luſtſpiel=Duvertüre von Kéler=Bela
den Dank und reichen Beifall der Hörer, „Herr Prof. Dr. Köſer
über=
brachte die Grüße und Wünſche des Hauptausſchuſſes, gedachte der
Ar=
beit der Ortsgruppe und ihres Vorſitzenden und fand begeiſterte und
begeiſternde Worte zum Preiſe des Wanderns, mit einem „Friſch auf”
auf den Odenwaldklub und die Ortsgruppe Dieburg ſchließeud. Die
in=
haltlich und formell gleic vortreffliche Rede fand lebhaften Widerhall.
Weiter ſprachen die Herron Oberreallehrer Schäfer, von Darmſtadt
und Lehrer Stockert von Viernheim, die für die Einladung
danf=
ten; Heru Schäfer gedachte der literariſchen Tätigkeit des Vorützenden
der Dieburger Ortsgruppe und ſorderte zu einem „Friſ=ch auf” auf dieſen
auf. Die Wandererehrung nahm der Vertreter des Hauptausſchuſſes
vor. 24 Damen und Herren erhielten das Goldene Ehrenzeichen;
darun=
ter 3 Damen und 1 Herr mit dem fünften wie üblich den Ehrenftock;
einer wurde zum ſechſten Male, 3 zum ſiebenton Male und einer zum
dueizehnten Male dekorier”. Heur Prof. Köſer verſtand es, mit Humor
und Ernſt in der rechten Miſchung die Wandererauszeichnung
auszu=
führen. Den Schluß des uffiziellen Teils, den im übrigen uruſikaliſche
Vorträge der Kapolle umrahmten, bildete die Uraufführung eines neuen
Odenwälder Volksſtücks „Das Cxamen” von Hans. Otto Becker durch
die Spielgemeinſchaft der Ortsgruppe, die Damen Frl. Anna Winter
Kath. Maier, Käthi Scheurig, und die Herren Henkel, Fritz
Maier, Hch. Münkler und Hacntjes, die mit viel Eifor und
Hingebung die Situationskomik des heiteren Stückes ausſchöpften und
im Publiſtiim viel Heiterkeit erweckten und ſich und dem Verfaſſer
Hervor=
rufe erzielten. — Daun riefen die Weiſen der Jazztapelle zum Tanz,
dem uoch einige Stunden gehrildigt wurde, bis man ſich in der Frühe
des Tages treunte.
— Groß=Umſtadt, 11. Jan. Der letzte Sonntag war ein rechter
Freudentag für die hieſige evangeliſche Kirche und für die
Miſſions=
freunde der Umgegend; durfte doch zum zweiten Male ein Miſſionar
aus unſerer Mitte abgeordnet werden, um als Pionier der deutſchen
evangeliſchen Miſſion nach Afrika hinauszuziehen. Miſſionar Johannes
Ittmann aus hieſiger Stadt wau 1911 zum erſten Mal nach Afrika
ge=
reiſt und hatte in urſerer, damals noch deutſchen Kolonie Kamerun bis
zum Herbſt 1914 an der Verbreitung des Evangeliums mitarbeiten
dürfen. Nach Beendigung des Krieges hat er mehrere Jahre im Dienſte
unſerer heſſiſchen evangeliſchen Landeskirche in Oberheſſen geſtanden und
zuletzt 1 Jahr in Hersfeld als Miſſionreiſeprediger gewirkt. Nun ſtand
er wieder zur Ausreiſe bereit und zwar in den von den Engländern
beſetzten Teil von Kamerun. Am Sonntag hat er ſich von ſeiner
Heimatgemeinde und von den Miſſionsfreunden unſerer Gegend verab= Dekorierens hin, keunzeichnete die Aufgaben der Wander=,
Verkehrs=
ſchiedet. Im Vormittagsgottesdienſt predigte er und berichtete dabei,
wie durch die Miſſion Jeſus Chriſtus als das wahrhaftige Licht in das und Verſchönerungsvereine und betonte, Laß (8 im Allgemeinintereſſe.
Dunkel des Heidentums gebracht wird. Im Anſchluß an den Gottesdienſt liege, dieſen Körperſchaften nicht ablehnend gegenüberzuſtehen, ſondern
der Erwachſenen hielt eu Kindergottesdienſt und erzählte dabei von dem ſie fördern und unterſtützen zu helſen, gab Namen und erreichte Punkte=
Erleben mehrerer afrikaniſcher Kinder. „Im Nachmittagsgottesdienſt zahl der Wanderer bekaunt. 1 Dams und 13 Herren hatten die
Be=
war die ſchöne evangeliſche Stadtkirche faſt überfüllt; waren doch viele diugungen erfüllt und wurden dekoriert. Durch Muſikvorträge auf Kla=
Freunde des Heidenmiſſionswerkes aus der Umgegend herbeigekommen, vier und Violine ſowie Couplets und humoriſtiſche Stücke wau ein ge=
Dekan Volp von Laubach, der Jahre lang Vorgeſetzter von Miſſionau uußreicher Abend geboten,
Itmann geweſen war, ſolange derſelbe im Kirchendienſt ſtand, hielt die
Feſtpredigt über das Schriftwort: „Die Liebe höret nimmer auf”; er Poſaunenchor Michelſtadt feient am Sonntag, den 23. Januar, ſein
gab darin ein Zeugnis der ewigen Jeſusliebe. Pfarrer Fiſcher von 7. Stiftungsfeſt. Bei dieſer Gelegenheit wird der Poſaunenchor auch
Croß=Bieberau ſprach im Namen des Starkenburger Hilfsvereins für durch die Aufſührung eines Theaterſtücks ſeine Mitglieder erfreuen.
aus Starkenburg wieder zwei Miſſionare im Dienſt der Baſler Miſſions= Odenwaldklub. Am Mittwoch, den 12. Januar, hält die
Oritz=
geſellſchaft draußen ſtehen werden. Pfarrer Hartmann von hier ver= gruppe Michelſtadt des Odenwaldklubs im Vereinszimmer (Altdeutſcheu
abſchiedete Miſſionar Ittmann mit herzlichen Segensworten und über= Hof) ihre diesjährige Hauptverſammlung ab. Auf der Tagesordnung
reichte ihm zum Andenken eine Bibel im Namen der ganzen ebangeliſchen ſteht u. a. Jahresbericht, Rechmungsablage, Neuwahl des Vorſtandes,
Gemeinde, Miſſionar Ittmann dankte zuletzt für alle erfahrene Liebe; Wanderplan 1997, Jahnesfeſt. Wegen der Wichtigkeit dieſer Punte
er ſprach es als ſeine Empfindung aus, daß die Jahre des Wartens werden die Mitglieder um möglichſt zahlreiches Erſcheinen gebeten.
auf neues Miſſionswirken für ihn nicht vergeblich waren; beſonders im Geſchäftsübernahme. Wie wir hören, iſt das Geſchäft d:8
Dienſt der heſſiſchen evangeliſchen Landeskirche habe er Manches lernen verſtorbenen Elfenbeinſchnitzers Herrn Julius Hartmann auf deu
zwei=
können zum Aufbau der heidenchriſtlichen Gemeinden in Kamerun; er bat ten Beigeordneten unſerer Stadt, Herrn Jakob Künzel, übergegangen.
um die Fürbitte der Miſſionsfreude für ſich und für ſeine Familie, die Herr Künzel iſt ſchon lange Jahre in dem Geſchäft als Elfenb=inſchnitzer
er zurücklaſſen müſſe. Unſer Kirchenchor ſtellte ſich freiwillig in den tätig.
Dienſt dieſer Miſſionsfeier und erfreute mit zwei Liedern. Das Opfer
zum Beſten der Baſeler Miſſionsgeſellſchaft ergab 75 RM.. Eine ganze Samstag, den 15. d8. Mts., abends 8 Uhr, ſei 55jähriges Stiftungsfeſt,
reiſenden Miſſionars ſtammen, wurden verkauft.
Oue Sohrte aufken Lebens odd
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auf die wangebung.
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vee verderken.
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Veilngt wiach-Auffraden Mem
Gemarkungsweiſes ſyſtematiſches Umpfropfen
von Obſibäumen unbrauchbarer Sorten.
Zwecks Förderung des Obſtabſatzes iſt ein Umpfropfen von
Obſt=
bäumen unbrauchbarer Sorten mit wenigen, guten Handelsſorten ein
unbedingtes Erfordernis geworden. Der Landwirtſchaftskammerausſchuß
beabſichtigt daher, ein großzügiges Umpiropfen von hierfür in Betracht
kommenden Obſthäumen, insbeſondere Apfelbäumen, gemarkungsweiſe in
die Wege zu leiten und weitgehendſt zu unterſtützen. Die
Bürgermeiſte=
reien und die örtlichen Obſtbauvereine obſtreicher Gegenden werden auf
dieſes Vorgehen ganz beſonders aufmerkſam gemacht unter Hinweis
darauf, daß ein lohnender Obſtabſatz zukünſtig nur ermöglicht werden
kann durch Maſſenangebote weniger, guter Gandelsſorten.
Bürger=
meiſtereien und Obſtbauvereine, die nach Fühlungnahme mit den
Obſt=
bauintereſſenten glauben, eine größere Anzahl Bäume zum Umpfropfen
zur Verfügung ſtellen zu können, werden gebeten, dem
Landwirtſchafts=
kammerausſchuß in Darmſtadt, Rheinſtraße 62, baldigſt, jedoch bis
juäte=
zu machen.
r. Babenhauſen 10. Januar. Friedrich Gerſtäckers Draua
„Der Wilderer” wurde am Sonntag abend im Saalbau „Deutſcher
Hof” bei faſt ausverkauftem Hauſe vom Vexein der
Theater=
freunde 1923 aufgeführt. Einen vollen Erfolg konnte der junge
Ver=
ein, der über einige gute Kräfte verfügt, für ſich buchen. Es wurde im
allgemeinen gut geſpielt, ſo daß manche Szenen des infolge ſeines
zug=
kräftigen Inhalts dankbaren Stückes eine ſtarke Wirkung auf das
Publikum ausübten. Die Rollen des jungen Hirſchwirts (Fendt), ſeiner
Geliebten Gretel (Frl. Frieda Heckwolf), des alten Förſteys Müller
(U.=Wachtm. Blümler) und des Forſtgehilfen Keller (Marrin Wiſſel)
waren in beſonders guten Händen untergebracht, ſo daß die oft
er=
greifende, zu dramatiſcher Wucht geſteigerie Handlung zur vollen
Gel=
tung kam. Dem muſikaliſchen Teil der Zwiſchenpauſen wurde die gur
eingeſpielte Lautzſche Kapelle in vorbildliche: Weiſe gerecht. Vom
Standpunkte der Volkserziehung iſt es nur zu begrüßen, wenn junge
Leute, die meiſt dem Arbeiterſtande angehören, in ihren freien
Abend=
ſtunden ſich an voltsbildneriſche Aufgaben heranwagen. Der Leitung
des ſtrebſamen Vereins iſt nur zu empfehlen, ſtets Wertvolles und
Ge=
diegenes zu bringen. An Unterſtützung und gutem Beſuch wird es dann
nicht fehlen.
— Groß=Bieberau (Odeniv.), 9. Jan. Wie bereits mitgeteilt, findet
am kommenden Samstag und Sonntag, den 15. und 16. Januar, im
großen Saale des Gaſthauſes „Zur Laube‟, Beſitzer L. Lortz, die
Abend=
unterhaltung des deutſchen Turnvereins ſtatt. Zur Aufführung gelangt:
„Die Räuber”, Schauſpiel in 5 Akten von Fr. v. Schiller. Die große
Seltenheit, eins der größten Werke deutſcher Klaſſiker, auf dem Lande
zu ſehen, ſollten ſich die hieſige Einwohnerſchaft ſowie alle
Theater=
liebhaber der gauzen Umgebung nicht entgehen laſſen.
* Nieder=Klingen, 11. Jan Am Montag, den 17. Januar, wird
der von der Kreisverwaltung Dieburg in Gemeinſchaft mit dem
Land=
wirtſchaftsamt Groß=Umſtadt eingerichtete Haushaltungsturſus im Saale
des Gaſtwirts Valentin Saal, dahier, ſeinen Anfang uehmen. Er
um=
faßt das bürgerliche Kochen, Weißnähen, Sticken, Bügeln und
Handarbei=
ten aller Art. Dauer ſachs Wochen. Anmeldungen werden noch bei dem
Kreisamt Dieburg, dem Landwirtſchaftsaut Groß=Umſtadt und bei der
Bürgermeiſterei, hier, eutgegengenvmmen.
* Neuſtadt i. O., 11. Jan. Reichsjugendwettkämpfe und
Schule. Die Teilnahme an den Reichsjugendwettkämpfen im Sommer
vor, Jahres durch die Schülen des Kreiſes fand zum erſten Male iun
größerem Maßſtabe ſtatt. Es beteiligten ſich daran 26 Gemeinden, was
immerhin als ein bedeutender Fortſchritt in der Frage der körperlichen
Ertücktigung der Jugend bezeichnet werden muß. Jedoch die Zahl muß
in Zukunft noch größer werden. Viele ſtehen noch abſeits und begnügen
ſich mit der Rolle eines Zuſchauers. Nur durch die Tat können wir
er=
reichen, daß ſich der Aufſtieg unſeres ſchwer geprüften Volkes langſam.
und ſicher vollzieht. Damals wurden die Wettkämpfe auf dem hieſigen
Turn= und Sportplatze ausgetragen. Zum friedlichen Wettſtreite waren
die Schulen von Sandbach, Wald=Amorbach, Heinſtadt. Lützel=
Wiebels=
bach, Rünhorn und Neuſtadt erſchienen. Von den hicſigen Jahrgängen
1912 und 1813 waren 16 Knaben und 11 Mädchen angetreten. Davon
erreichten 10 Knaben die vorgeſchriebene Punktzahl 66. Von den
Jahr=
gängen 1914, 1915 und 1916 machten aus rein turneriſchem Intereſſe
9 Knaben mit. Trotz der hohen Anforderung erreichten 7 Schüler ja
über 42 Punkte, was dem Alter entſprechend als eine gute
Durchſchnitts=
leiſtung anzuſehen iſt. Einer brachte es ſogar auf 57 Punkte. Die Eltern
werden an dieſer Stelle gebeten, auch zuküuftig die Sache der
körper=
lichen Ertüchtigung nach Kräften zu unterſtützen und ihre Kinder den
beſtehenden Turn= und Sportvercinen zur weiteren Ausbildung
anzu=
vertrauen.
König, 11. Jan Deutſche Turnerſchaft. Am kommenden
Sonntag, den 16. Januar nachmittags 1 Uhr, findet im Gaſthaus
„Zum Löwen” (Georg Hofferberth) in Mümling=Grumbach, eine
Vor=
turnerſtunde des 1. Bezirks im Odenwaldgau ſtatt. Im Anſchluß hierau
wird die erſte diesjährige Bezirkstagung abgehalten.
* Vielbrunn, 11. Jau. Dekorierungsfeſt. Auf dem
Deko=
rierungsabend, der hieſigen Ortsgruppe des Odenwaldelubs wies der
1. Vorſitzende, Herr Lehrer Knop, in ſeiner Begrüßungsanſprache auf
den ethiſchen und körperlichen Wert des Wanderns ſowie den Zweck des
* Michelſtadt, 11. Jan. Poſaunenchor. Der evangeliſche
die Baſler Miſſion und ſprach die Freude darüber aus, daß nun bald Geſpielt wird „Alt Heidelberg, du feine” von Wilhelm Lenz=,
* Michelſtadt, 11. Jan. Der Kriegerverein begeht am nächſten
Anzahl Miſſionsſchriften, die zum Teil aus der Feder des wieder aus= verbunden mit der Reichsgründungsfeier im Vereinslokal Schmerkers
Garten.
* Würzbera, 11. Jan. Nächſten Sonntag, den 16. Januar, hält der
Männergeſangverein „Eintracht” ſeinen Theaterabend im „Grünen
Baum” ab. Es kommen zur Aufführung: Der Bauer als Arzt —
Ent=
wurzelt — Herr Peter Swens und das Kälberbrüten. Der Verein gibt
ſich die größte Mühe um, wie in den vorhergehenden Jahren, den
Bi=
hörern einige frohe Stunden zu bereiten.
— Hirſchhorn, 11. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
10. Januar 1,60 Meter, am 11. Januar 1,72 Meter.
* Gernsheim, 11. Jan. Ueberfall. Am vergangenen Samstag
abend zwiſchen 7 und 8 Uhr wurde in der Rheinallee ein Mann von
zwei jungen Burſchen angefallen. Der Ueberfallene ſetzte ſich energiſch
zur Wehr, ſo daß die beiden Rohlinge das Weite ſuchten. Um derartige
Vorkommniſſe künftighin zu vermeiden, wäre die Anbringung von
elektri=
ſchen Straßenlampen ſeitens der Gemeindeverwaltung ſehr zu
begrü=
ßen. — Vortrag. „Ueber Land und Leute in China” hielt im
Saal=
bau Georg Haas am letzten Sonntag abend der hochw. Miſſionar Peter
Severin einen hochintereſſonten Vortrag. Ein reicher Beſuch belohnte
die Ausführungen des Herrn Redners. — Beſchädigung. Das auf
dem Sand befindliche Denkmal des Miterfinders der Buchdruckerkunſt,
Peter Schöffer wurde in einer der letzten Nächte dadurch beſchädigt, daß
mittelſt einer Selterswaſſerflaſche ein handgroßes Stück von einer
Man=
telfalte der Statue abgeworfen wurde. Hoffentlich gelingt es, des Täters
habhaft zu werden. — Infolge eines Falles zog ſich der an Epilepſie
leidende Kleinnentner Nikolaus Dorn von hier einen ſchweren
Splitter=
bruch am linken Oberarm zu. Die Ueberführung des Verletzten in das
Städt. Krankenhaus Darmſtadt erfolgte, durch die hieſige
Sanitäts=
kolome. — Im Gaſthaus von Balentin Dölger 2. findet am nächſten
Samstag abend eine Verſammlung des bieſigen Bogelſchutzvereins ſtatt.
U. a. ſteht die Verloſung von Niſtkäſten zur Tagesordnung. — Eine der
aktuellſten Fragen iſt immer das Thema „Behebung der Wohnungsnot
in hieſiger Gemeinde‟. Die Gemeindevertretung wird ſich daher in einer
der nächſten Sitzungen ausſchließlich mit dem Bauprogramm für 1927
zu beſchäftigen haben. — Die Entwäſſerungsarbeiten im
Röhrenfeld=
ſchlag ud in der Ohrgäng ſind nummehr von den Unternehmern in
An=
bruch gewmmen worden. Die techniſche Leitung liegt in Händen d:3
Sutdt D
Nummer 12
Mittwoch, den 12. Janar 1927
(Seſte 7
Heſſiſche Landwirtſchaftliche Woche.
Eröffnung durch den Vorſitzenden der Landwirtſchaftskammer. — Beginn des Vortragskurſes.
Landesverſammlung des Heſſiſchen Landbundes.
Wiederum, wie alljährlich, war die Beteiligung zu Beginn der
Land=
mirtſchaftlichen Woche ſo ſtark, daß in dem großen Saale des Reſtaurant
„Mummelbräu” kein Platz frei war, Mit einer herzlichen
Begrüßungs=
anſprache eröffnete Herr Oekonomierat Henſel, der Vorſitzende der
Kaandwirtſchaftskammer, die vierte Landwirtſchaftliche Woche. Beſonders
Mreß er die Vertreter der Behörden und die Ehrengäſte willkommen, und
zwar für das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft Miniſterialdivektor
1 ebel, Miniſterialrat Heil, Miniſterialrat Becker,
Oberregie=
ungsrat Schnittſpahn, für das Miniſterium des Innern
Mini=
ſirialrat, Beiling, für das Miniſterium der Finanzen
Miniſterial=
umt Schroth, ſowie den Altveteran der Landwirtſchaft, Geheimrat
Bagner, die erſchienenen Landtagsabgeordneten, Prof, Rößler
tron der landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation, die Vertreter der Landwirt=
Bhaftsämter, den Vertreter der Reichsbank, Reichsbankdirektor Müller,
Aeberlandſtallmeiſter Schörke, Oberpoſtrat Jahn, die Vertreter der
4Sreſſe u. a.
Herr Präſident Henſel wies in einer Anſprache darauf hin, daß die
ooffnung, die man vergangenes Jahr gehegt habe, es möge in der
Land=
oirtſchaft eine Wendung zum beſſeren eintreten, ſich noch nicht ganz
er=
ſtillt habe. Die Ernte des letzten Jahres war nicht ſonderlich günſtig —
zran denke nur an die ſchlechte Kartoffel= und Weinernte — und die höheren
Breiſe bieten keinen Ausgleich für den Ernteausfall. Auch die
Handels=
verträge und der ungenügende Zollſchutz ſeien für die Landwirtſchaft
uu=
günſtig. Die ſtarke Ginfuhr fremder landwirtſchaftlicher Produkte iſt
cän ſchwerer Schaden für die eigene Landwirtſchaft, ebenſo wie die
Be=
wegung der Induſtrie zum Freihandel. Die Landwirte müſſen ſich durch
Selbſthilfe emporarbeiten und Nutzen aus den Errungenſchaften der
Wiſſenſchaft beſonders auch aus den anregenden Vorträgen die an=
Eßlich der Landwirtſchaftlichen Woche geboten werden, ziehen. Ju dieſem
Sinne wünſchte er der Landwirtſchaftlichen Woche Glück und gab ſeiner
Freude Ausdruck, daß ſo viele Landwirte dem Ruf zur Teilnahme
ge=
ſwolgt ſeien.
Herr Miniſterialdirektor Uebel dankte im Namen der heſſiſchen
Megierung für die Einladung und zollte der Einrichtung einer
Landwirt=
wirtſchaftlichen Woche volle Anerkennung, beſonders da ein ſo
reich=
waltiges Programm, wie das vorliegende, nur zum Vorteil der
Land=
wirtſchaft dienen könne. Die Bedeutung der Landwirtſchaftlichen Woche,
ſt ine Gelegenheit, bei der ſich die Vertreter der Landwirtſchaft der drei
ſgeſſiſchen Provinzen zu gemeinſamem Gedankenaustauſch und zur
För=
ſoerung ihrer Belange treffen, ſei außerordentlich groß, beſonders auch,
ſoa die hier gehaltenen Aufklärungsvorträge weſentlich zur Hebung der
Bandwirtſchaft beitragen. Zum Schluß ſeiner Ausführung wünſchte er
er Tagung einen guten Verlauf.
Als erſter Redner ergriff Herr Prof. Dr. Knell von der
Uni=
werſität Gießen das Wort und behandelte das Thema der „Unfruchtbar=
Eeit der Haustiere‟. Seine für die Viehhaltung und die Landwirte
über=
aus wichtigen eingehenden Ausführungen über die Mittel, die
anzu=
nvenden ſind, um einer Unfruchtbarkeit bei den Tieren vorzubeugen,
gipfelten in der Mahnung, ſtets genaueſtens dem Grund einer eventuellen
ünfruchtbarkeit der Haustiere nachzuforſchen, und zwar nach Möglichkeit
mmit Unterſtützung von Fachleuten und keine willkürliche Behandlung
vor=
rzunehmen. Die Gründe einer vorliegenden Unfruchtbarkeit können ſo
Fomannigfach und unter Umſtänden durch ſachgemäße Behandlung ſo leicht
zu beheben ſein, daß ein eigenmächtiges Behandeln ſolcher Tiere ohne
Henntniſſe nur abzuraten iſt. Der Redner ging eingehend auf die
phyſiologiſchen Verhältniſſe, auf die Funktionen und den organiſchen
Aufbau der Begattungsorgane der Tiere ein und erläuterte ſeine
Aus=
führungen an zahlreichen intereſſanten Skizzen. Auch die vorkommenden
Krankheiten, deren Verhütung und Heilung behandelte er in ſeinen
all=
gemeinverſtändlichen Ausführungen, die, wie die große Anzahl der ſpäter
geſtellten Anfragen bewies, lebhaft intereſſierten und ſehr beifällig
auf=
genommen wurden.
Anſchließend hielt der Vorſtand der Betriebsabteilung der Deutſchen
Landwirtſchaftsgeſellſchaft Berlin, Dr. Sagawe, ein Referat über die
Frage: „Inwiewveit iſt der Hackfruchtbau bei den heutigen Löhnen und
Getreidepreiſen noch lohnend?‟ Der Vortragende behandelte zunächſt
die Frage, ob eine Einſchränkung des Hackfruchtbaues wegen einer
vor=
übergehenden vielleicht ſchlechten Rentabilität erforderlich ſei und wies
bei dieſer Gelegenheit auf die ſeinerzeitige Umſtellung vieler Betriebe
von Roggenbau zum Weizenbau hin. Heute iſt der Weizenbau wieder
bevorzugt, eine Umſtellung brachte alſo keine erheblichen oder vielleicht
überhaupt keine Vorteile. Es ſei zu bedauern, daß der deutſche Bauer
von ſeinem früheren „Beharrungszuſtand”, ſo viel eingebüßt habe, mit
dem Fortſchritt gehen, in dem Sinne, daß ſich jeder Landwirt möglichſt
wiele und meiſt teure Maſchinen anſchaffe, ſei keineswegs ſehr vorteilhaft.
Im Gegenteil, der Landwirt müſſe ſparen und aus dieſem Grunde
ver=
ſuchen, ſeine Wirtſchaft mit den im Betriebe befindlichen Betriebsmitteln
zur höchſten Rentabilität zu bringen. Die zu große Propaganda für
Dünnſaat ſei ſeiner Anſicht nach nicht gerechtfertigt, ſie müſſe ein Sinken
des Ertrages zur Folge haben. Der Hackfruchtbau in Heſſen nehme
20 Prozent der landwirtſchaftlichen Fläche ein. Bei den Erwägungen,
ob man den Kartoffelbau einſchränken ſolle, müſſe man ſich von
ver=
ſchiedenen Geſichtspunkten leiten laſſen. Nicht die Löhne können
Veran=
laſſung ſein den Anbau einzuſchränken, ſondern lediglich die
Brutto=
erträge müßten berückſichtigt werden. Auch die erfolgreiche Bekämpfung
des Unkrauts durch den Hackfruchtbau, beſonders den Rübenbau, dürfe
man nicht außer Acht laſſen, ſowie den großen Vorteil, der aus der
Ar=
beitsverteilung erwachſe. Allerdings erſchwere die Unkenntnis der
kom=
menden Preislage, bindende Richtlinien zu geben. Die indirekten
Vor=
teile ſeien aber ſehr erheblich. Das „intenſive” Arbeiten der
Landwirt=
ſchaft ſei nicht die unbedingt richtige, heute ſpreche man der extenſiven
Bewirtſchaftung eher das Wort. Die intenſive Bewirtſchaftung habe
deshalb zu ſo vielen Fehlſchlägen geführt, da der Intenſitätsgrad zu
wenig nach der Befähigung der bewirtſchaftenden Landwirte ſich gerichtet
habe. Auch dem Kunſtdüngereinfluß ſei keine allzu hohe Bedeutung
bei=
zumeſſen. Zwei gewaltige Zeugen: die Verſchuldungsſtatiſtik
und die Buchführungszengniſſe zeigten klar, daß die beſſer
abgeſchnitten hätten, die äußerſte Sparſamkeit augewandt und ſich keine
neuen Maſchinen über ihre Verhältniſſe angeſchafft hätten. Jeder
Land=
wirt müſſe genaueſtens ſeinen Voranſchlag machen und nach dem
Ergeb=
nis handeln. Er müſſe auf ſtraffe Arbeitsdispoſition halten und
haupt=
ſächlich dafür ſorgen, daß er ſeine eigene Wirtſchaft lebensfähig erhält,
dann werde ſich auch die Geſamtwirtſchaftslage heben. — Die heutige
Preisgeſtaltung der Hackfrüchte ſpreche nur da für einen Abbau, wo der
Anbau zu groß, alſo unrentabel ſei, dabei ſei wohl zu überlegen, ob
der folgende Anbau anderer Erzeugniſſe imſtande ſei, die
Hackfruchterträg=
niſſe voll zu erſetzen. Bei der Frage, wie man den Hackfruchtbau
loh=
nender geſtalten könne, müſſe man beſonders den Bodenzuſtand
berück=
ſichtigen. Heute werde zu wenig Gewicht auf richtige Entwäſſerung
ge=
legt, dieſe ſei vor 20 Jahren bedeutend beſſer geweſen. Man dürfe eben
in der Landwirtſchaft keine Nuhepauſe einlegen, ſondern müſſe in der
freien Zeit arbeiten, z. B. an der richtigen Bewäſſerung des Bodens,
an dem Ausbau der Wege und au der Vertilgung des Unkrauts. Der
Grünlandtultur müſſe mehr Beachtung geſchenkt werden. In einem
landwirtſchaftlichen Betrieb darf keineswegs auf Rechnung eines Zweiges
ein anderer vernachläſſigt werden. Heute, da für den Landwirt jede
Reſerve fehle, müßten beſonders die durch die Witterung eventuell
auf=
tretenden Ernteſchwvankungen in Nechnung geſtellt verden. Rechtzeitige,
ſorgfältige Düngung ſei Hauptgrundſatz zum Erzielen einer guten Ernte.
Zum Schluß betonte der Reduer nochmals, daß der Landwirt nicht durch
Neuanſchaffungen alle Hoffnungen auf eine Karte ſetzen darf ſondern
beſtrebt ſein muß, den Geldaufwvand genau nach den Erträgniſſen ſeiner
Wirtſchaft zu richten. — Seine Ausführungen wurden allgemein
bei=
fällig aufgenommen. Anſchließend beantworteten die beiden Redner in
einer Diskuſſion, an ſie ergangene Anfragen. Die Vormittagstagung
wurde alsdann mit einigen Dankesworten des Herrn Präſidenten Heuſel
geſchloſſen.
Die Landesverſammlung des Heſſiſchen Landbundes
die gelegentlich der Landwirtſchaftlichen Woche geſtern nachmittag im
Saalbau ſtattfand, hatte eine Rekordbeſucherzahl aufzuweiſen, denn der
große Saal war von über 1000 Landwirten bis zum letzten Platz beſetzt
Unter den Klängen eines Marſches zogen Abordnungen der Jungbauern
mit etwa 16 Fahnen in den Saal und gruppierten ſich auf der Bühne,
wo der Vorſtand Platz genommen hatte. Der Laudesvorſitzende,
Land=
tagsabgeordneter Dr. v. Helmolt=Nieder=Wöllſtadt, gab nach
herz=
lichen Begrüßungsworten einen kurzen Geſchäftsbericht, in dem er auf
die große Arbeit hinwies, die im Laufe des Jahres beſonders in
Klein=
arbeit geleiſtet worden iſt. Die Rechnungsprüfungen haben einen
gün=
ſtigen Abſchluß ergeben. In bewegten Worten gedachte er in
Dankbar=
keit der teuren Verſtorbenen, beſonders des bedeutenden Führers der
Landwirtſchaft, Freiherrn v. Wangenheim, de3 Kreisvorſitzenden
des Kreiſes Büdingen G. Moogk, der verſtorbenen Herren B.
Appel, W. Beer, K. Lutz und vieler weiterer Mitglieder des
Landbundes, deren ſtets ehrend gedacht wird. Die Verſammlung ehrte
die Verſtorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Nachdem der
Jungbauer Dinges einen freudig aufgenommenen Prolog geſprochen
hatte, der einem treuen Bekeuntnis zum Bauernſtande gleichkam, ſprach
Landtagsabg. Dr. Leuchtgens=Friedherg über die „Heſſiſche
Po=
litik‟. Er bezeichnete die Tagung der Landwirte als Stunden der
Sammlung, als geweihte Stunden. Die 9 Abgeordneten der Fraktion
des Landbundes ſtänden vor einer ſchweren Arbeit; ihnen liege es ob,
die ſchärfſte Oppoſition gegen die beutige Regierung im Intereſſe des
Bauernſtandes durchzuführen. Eine Regierung der Großſtadt könne
nicht das freie Land vertreten, auf den verſchiedenſten Gebieten ſtehe
man zweifellos vor einer Kriſe. Man denke nur an die tieſtraurige
heſſiſche Finanzlage. Damit verbunden ſei der unerträglich ſchwere
Steuerdruck, der namentlich durch die in keinem anderen Lande gleich
hohen Landesſteuern verurſacht werde. Heſſen gehöre zu den Ländern,
die am wenigſten ſtenerfähig ſind, und trotzdem ſei gerade in unſerem
Lande der ſtärtſte Druck. Eine parlamentariſche Negierung, die acht
Jahre lang die Regierung des Landes inne habe, müſſe auch für ſeine
Tätigkeit eintreten. Weiter kämen Dinge vor, die die Autorität des
Staates durchaus vermiſſen ließen. Ein Staat müſſe aber in der Lage
ſein beim Volke ſeine Autorität zu wahyen. Die Oppoſitionsſtellung
ſei deshalb von ſeiner Fraktion eingenommen worden, um ſachliche
Ar=
beit zu leiſten zum Wohle des ganzen Vaterlandes. Eine
Stellung=
nahme gegen falſche Maßuahmen der Regierung wurde genommen
ge=
nau ſo gut, wie man der Negierung in vernünftigen Belangen zur Seite
ſtehe. Redner betonte, daß die Regierungskoglition zur Beſſerung der
Fir anzlage Anträge des Bauernbundes, wvenn auch in veränderter Form
und nachträglich, hätte gutheißen müſſen. Er erklärte weiter, daß wir
in dieſem Jahre nicht viel weiter gekommen ſeien. Der Herr
Finauz=
miniſter hätte nur den einen Ausweg gefunden, ſich dem Reiche zu
unterſtellen. Dieſer Schritt müſſe als eine Geſchäftsaufſicht über den
heſſiſchen Staat, als Aufgabe der heiſiſchen Selbſtändigkeit verurteilt
werden. Die Anträge des Bauernhundes zielten ſtets auf Selbſthilfe
hin; hätte man dieſen Anträgen gefolgt, wäre die Lage des heſſiſchen
Volkes heute anders. Es ſteht nun einmal feſt, daß wir verarmt ſind,
und dieſe feſtſtehende Tatſache müſſe beriſckſichtigt werden. Im
kom=
menden Jahre müßte ſeine Fraktion auf der einmal beſchrittenen Linie
weitergehen. Wenn auch die Koalition am 5. Dezember geſiegt habe,
ſo ſei es doch ein Pyrrhusſieg geweſen, da ganz kleinliche perſönliche
und menſchliche Dinge hier ausſchlaggebend geweſen ſeien. Am heutigen
Tage des Rück= und Ausblicks müſſe feſtgeſtellt werden, daß ein
end=
güiltiger Sieg doch zu erwarten ſei, denn der Bauernſtand habe die
Be=
rechtigung, ſo ſtark in der Regierung vertreten zu ſein, wie der
Ar=
beiterſtand. Dieſer Einfluß miſſe im laufenden Jahre gewonnen were
den. Man dürfe kein öder Flaumacher ſein und ſagen, es wird doch
nicht anders. Man müſſe nur hoffen, dann werde ſicher daß Ziel
er=
reicht werden. Eine Regierung, die geſtützt ſei auf den Bauernſtand,
werde als oberſten Grundſatz den der Sparſamkeit aufſtellen und damit
die Lage in Heſſen mit der Zeit unbedingt beſſern. Die Lage iſt zuar
nicht auf einmal zu beſſern, aber mit Zähigkeit werde man Schritt für
Schritt vorwärts kommen. Nur mit Arbeit ſei etwas zu erreichen.
Un=
mögliches könne die Fraktion nicht ſchaffen, aber der Landbund und die
Fraktion ſeien im Marſc) und werden ihr Ziel erreichen, wenn Glaube
und Zuverſicht auch die Bauern aufbringen und alle treu zu ihren
Füh=
rern ſtehen werden. Die Führer der Fraktion ſeien von hohen Idealen
beſeelt, ſonſt würden ſie nicht allen Anfeindnngen zum Trotz ihrem
Ziele unentwegt entgegengehen. Ausbauer, Glaube und Zuverſicht ſeien
der einzige Weg zum Zielle.
Nachdem der Verſammlungsleiter dem Herrn Referenten für ſeine
Ausführungen, die von den Zuhörern ſehr beifällig aufgenommen
wor=
den waren, gedankt hatte, ſprach Landtagsaba. Oekonomierat Brügel=
Nürmberg, der Direktor des Bahzeriſchen Landbundes, über „Die
wirt=
ſchaftspolitiſche Lage‟.
Der Redner überbrachte dem beiſiſchen Bauernſtaud die Grüße ihrer
baheriſchen Brüder und kam dann auf die Urſachen des neuerlichen
Re=
gierungsſturzes zu ſprechen, die er als eine Folge der Rede
Scheide=
manns bezeichnete und eine Folge der Beſtrebungen der
Sozialdemo=
kratiſchen Partei, die ſozialiſtiſche Regierung weiter nach ihren
Grund=
ſätzen auszubauen, beſonders die jetzt unpolitiſche Reichswehr in ihrem
Sinne ſozialdemokratiſch einzuſtellen. In längeren Ausführungen kam
er auf die Bedeutung der vaterländiſchen Verbände und des
Reichsban=
ners zu ſprechen und betonte, daß heute der Zuſammenſchluß der
Jung=
bauern unbedingt gefeſtigt werden müſſe. In ſeinen weiteren
Ausfüh=
pungen forderte er eine ſtärkere Beteiligung der Bauern an der
Regie=
rung, und wies darauf hin, daß die Deutſchnationalen zu ihrer
Spal=
tung bei der Regierungskriſe zwangsläufig hätten kommen miſſen.
Wei=
ter ging der Redner auf die Stellung der Zeytruuspartei ein, die ſich
des Ausſpruches ihres Führers Windhorſt erinnern müßte, daß eine
Zentrumspartei nur in freundſchaftlichem Verhältnis mit der
Bauern=
ſchaft beſtehen könne oder bedeutungslos würde. Zum Schutzzoll äußerte
ſich der Redner in dem Sinne, daß für die Landwirtſchaft uubedingt
durch geeignete Zölle eine Sicherung ihrer Arbeit auf Jahre verlangt
werden müſſe. Eine Freigabe der deutſchen Landwirtſchaft müſſe ſich
zum Schaden Deutſchlands auswachſen. Auch die Löſung der
Arbeits=
loſenfrage ſei ein Hauptproblem. Die heutigen
Arbeitsloſenunter=
ſtützungen ſeien zu hoch und für das Volk untragbar. Mit
Zahlenbei=
ſpielen verſuchte der Redner ſeine Ausführungen zu bekräftigen. Die
Rentabilität des Bauernhofs müſſe wieder hergeſtellt werden, dann werde
die Kaufkraft des Binnenmarktes gehuben. Wichtig ſei, daß das deutſche
Volk ſich in jedem Fall aus eigener Kraft ernähren könne. Die Frage
der Staatsverfaſſung müſſe zurüickgeſtellt werden, heute müſſe man nur
auf das Geſamtwohl des deutſchen Voltes bedacht ſein zum Segen des
deutſchen Vaterlandes.
Die erſte Strophe des Deutſchlandliedes wurde von der
Verſamm=
lung ſtehend geſungen, dann erteilte der Verſammlungsleiter nach
war=
men Dankesworten für den lehrreichen Vortrag und die zu Herzen
gehen=
den Worten dem Vorſitzenden des Junglandbundes Starbenburg, Herrn
Funk=Harreshauſen, das Wort. Herr Funk daukte ſeinen Vorrednern
für die anerkennenden Worte und gelobte für den Junglandbund, durch
eiſerne Energie die hohen Ziele zu erreichen, die ſich die geſamte
Bauern=
ſchaft zum Wohle des Vaterlandes geſetzt habe. — Auch der Vorſitzende
des Junglandbundes Oberheſſen, Herr Schmidt=Steinheim, ſprach
ſich in gleichem Sinne aus, nachdem er die Grüße ſeiner oberheſſiſchen
Brüder übermittelt hatte, die aus finanziellen Gründen der Tagung
ferngeblieben waren, und nachdem er in ſcharfen Worten die
Parteimiß=
wirtſchaft gegeißelt hatte. Er forderte in begeiſterten Worten zu einem
engen Zuſammenſchluß in der Bauernſchaft auf.
Der Provinzialvorſitzende Landtagsabg. Glaſer=Nordheim wies in
ſeinen Ausführungen auf die Zerſplitterung innerhalb der Landwirt= des Bauernvereins fanden am Samstag zwei Verſammlungen der
Land=
ſchaſt hin, die in Heſſen immer noch beſtehe und nach Kräften zu be= wirte im Gaſthaus „Zum Schiff” dahier ſtatt, wobei auswärtige
Red=
ſeitigen ſei. Er forderte eine ſtarke Vertretung des Bauernſtandes in
der Regierung des Landes und des Reiches und forderte von den
Par=
teien, mehr das Allgemeinwohl als das der einzelnen Parteien zu
be=
rückſichtigen. Be ugnehmend auf die Finanzausſchußſitzung betoute er,
daß er aus Sparſamkeitsrückſichten mit Herm Abg, Leuchtgens den Antrag wetſtreit zu Vecktheiu, au dem ſich auch der Geſangverein Prohſinn,
unterſtützt habe, das Heſſiſche Landestheater als Staatseinrichtung ver= wie bereits gemeldet beteiligt.
ſchwinden zu laſſen, daß er aber von den übrigen Mitgliedern des
Ausſchnuiſſes nicht unterſtützt worden ſei. Der Redner ſtreifte ſodann das richteten, hat der Stadtverordnete Kühn ſein Mandat, das er ein Jahr
Kunſtſtraßengeſetz und kam auf die Weihnachtsbeihilfe der Beamten zu
ſprechen. Auch er verurteilte die zu hohe Erwerbsloſenunterſtützung
und bezeichnete die Laſtenverteilung, wie ſie augenblicklich ſel, als
un=
erträglich für die Landwirtſchaft. Für die ſozialen Bedürfniſſe der der Austritt des Stadtverordneten Gg. Kühn aus dem Stadtparlament
Landwirtſchaft müſſe viel mehr geſorgt werden, da auf ihr letzten Endes
die wirtſchaftliche Macht des Staateß ruhe. Er forderte zum Schluß Bingeus zurückzuführen iſt. Alle diejenigen, die den Austritt des
Stadt=
nochmals dringend zu engevem Zuſammenſchluß der Bauern auf.
Reichstagsabg. Dorſch kam auf die Vorgänge bei der Abſtimmung
im Reich zu ſprechen, auf die Rede Scheidemanns und auf die
zukünfti=
gen gefetzgeberiſchen Aufgaben, ferner auf die ſchwebenden
Haudels=
verträge und die ungefunde Etatseutwicklung des Reiches in den letzten
Jahren. Der Redner betonte, daß viele Anträge ohne Berückſichtigung
der entſtehenden Mehrkoſten geſtellt würden und damit neue Laſten zu
den alten kämen, die einen Zuſammenbruch unvermendlich machen müßten.
Ein enger Zuſammenſchluß in der Landwirtſchaft, die die Grundlage
einer geſunden Wirtſchaftskultur ſei, müſſe vor allem erreicht werden.
Eine geſchloſſene Bauernpartei werde helfen, wenn anderes nicht mehr
helfen könne. Man müſſe beſonders eine geſchloſſene Front gegen den
Haß derer bilden, die das Privateigentum vernichten wollten. Für die
Bauernſchaft gelte die Parole: Zuſammenhalten, beten und grbeiten.
Dr. b. Gelmolt damkte allen Nchnern für Fhr Ausfüthrungen, die vont
den Zuhönern mit großem Beifall aufgenommen worden waren und
ließ dam über folgende.
Entſchließung
abſtrmmen.
Die Notlage der deutſchen Landwirtſchaft beſteht nahezu
undermin=
dert fort, trotz ſcheinbarer Beſſerung der Marktlage. Die
Preisſteige=
rung auf manchen Gebieten des landwirtſchaftlichen Marktes iſt mehr
als aufgehoben worden durch die ſchlechte Ernte des verfloſſenen
Jah=
res. Die Exiſtenzfähigkeit der deutſchen Landwirtſchaft muß ficher
fundiert werden. Gleichmäßige, mittlere Preiſe als
Mit=
tel hierfür ſind das wirtſchaftliche Ziel der Landwirtſchaft. Die
Pro=
duktionskoſten des landwirtſchaftlichen Betriebes und ſeine
ſteuer=
liche und ſoziale Belaſtung haben ſich im abgelaufenen Jahre
nicht vermindert. Die alte Steuernot, insbeſondere auch die
Ueberbelaſtung der Landwirtſchaft mit Landes= und
Ga=
meindeſtenern iſt gleich geblieben. Dabei müſſen
Haupteinngöwe=
produkte gerade der kleinen Landwirte, wie z. B. die Mülch, naich
wie vor unter den Selbſtkoſten verkauft werden; andere Produkte des
Kleinbetriebs: Gärtnereierzeugniſſe, Obſt und Wein, ſind in den
Han=
delsvertragsverhandlungen den Illuſionen des Ausfuhrhandels
ge=
opfert worden. Von der Landwirtſchaft lebt — mittelbar oder
unmittel=
bar — ein Drittel des deutſchen Volkes; die Landwirtſchaft iſt immer
noch die größte deutſche Induſtrie. Sie lebensfähig zu erhalten und
zu wirtſchaftlichen Höchſtleiſtungen zu fördern, muß die Hauptſorge der
deutſchen Wirtſchafts=, Steuer=, Finanz= und
Staats=
politik ſein. Wie fordern zu dieſem Behufe auf den genannten
Ge=
bieten folgende dringlichen Maßnahmen: 1. Lückenloſer
Zoll=
ſchutz für die landwirtſchaftliche Produktion, vor allem auch für Milch
und Molkereiprodukte, Gärtnereierzeugniſſe, Obſt, Wein und
Kartoſ=
feln; dazu Anpaſſung der beſtehenden Zollſätze an die
geſteigerten Induſtriezölle, 2. Weſentliche Herabſetzung der
ſteuerlichen und ſozialen Laſten. 3. Vereinfachung
des Steuerfyſtems. 4. Senkung des Zinsfußes für
Hypothekarkredite. 5. Vereinfachung des
Verwal=
tungsappauats des Reiches, der Länden und der Gemeinden;
Sen=
kung der Staatsausgaben auf ein der allgemeinen Veraumung
entſpre=
chendes Maß. 6. Heranziehung der Landwirtſchaft entſprechend ihrer
Stärke und völtiſchen Bedeutung zur Löſung der Aufgaben des Staates.
Der größte Teil unſerer Forderungen wird ſchon ſeit Jahren erhoben,
ohne daß Regierungen und Parlamente ſie zu hören ſcheiten.
Wi=
warnen die verantwortlichen Stellen, auf dieſem Wege der
Nicht=
achtung der landwirtſchaftlichen Wünſchs weiterzugehen. Auch die
Ge=
duld der Bauern hat ein Ende. Es darf nicht gegen die
Bauern regiert werden!
„Die Entſchließung wurde einſtimmig angenommen, ebenſo wurde
einſtimmig den Rechnern Entlaſtung erzeilt. Unter den Klängen der
Muſik zogen die Fahnenabordnungen geſchloſſen aus dem Saale. Gegen
6 Uhr wurde durch den Vorſitzenden die Vexſammlung geſchloſſen,
* Lampertheim, 11. Jan. Am letzten Sonntag verauſtalteie der
Geflügelzuchtvereim „Phönix” im Saale des „Rheingold”, ſeine 16.
Geflügel=Ausſtellung. Dieſelbe uar ſehr reich beſchickt und
bot des Jutereſſanten viel Der Preisrichter hatte eine fehr ſchwer=
Aufgabe, aus dem vorzüglichen Zuchtmaterial noch einmal eine Ausleſe
vorzunehmen. Der Beſuch der Ausſtellung war necht gut und alle
Be=
ſuch=u waren von dem Geſehenen ſehr befriedigt. — Die Grippe
brei=
tet ſich auch hier immer mehr aus, ſo daß mitunter ganze Familien davon
ergriffen ſind. — Die Aubeiten für die Waſſerleitung ſind
in Angriff geuommen. In der Ringſtraße wurde mit dem Aushub der
Gräben für die Nohre begonnen. Dieſe Arbeiten warden durch
Er=
werbsloſe ausgeführt, deren Zahl ſtändig wächſt. — Aus Anlaß des
25jährigen Dirigentenjubiläums des Chormeiſters und
Komponiſten Emil Landhäuſer fond im Nibelungenfaal in Mannheim
ein großes Konzert ſtatt, bei dem ſämtliche Männergeſangvereine
mit=
wirkten, die unter deſſen Leitung ſtehen. Von hiar waren die Vereine.
„Cäcilia” und „Sängervereinigung” beteiligt. Wohl 4000 Perſonen
mögen es geſpeſen ſein, die ben Maſſenchören, Einzelchören und dem
„Laudhäußer Quartett” gelauſcht und dem Chormeiſter begeiſterten
Beifall gezollt haben. Die beiden hieſigen Vereine hat Landhäußev auf
eine große Höhe gebracht und ſie ſchon wiederholt von
Geſangswett=
ſtreiten ſiegreich heimgeführt.
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 11. Jan, Beihilfe. Das
Kreis=
amt beabſichtigt, falls Bedürftigkeit vorliegt, an Kindern von
Schver=
beſchädigten und Kriegernaiſen, die in dieſem Jahre konfirmiert werden
oder zur erſten hl. Kommunion gehen, eine Beihilfe, in Form von
Kleidungsſtüicken zu gewähren. Ebenſo ſollen Kinder von
Zuſatzrenten=
empfänger zu der Invalidenrente, ſowie Vollwaiſen, die auf öffentliche
Koſten verpſlegt werden, dieſe Beihilfe erhalten. Anträge ſind bei der
Bürgermeiſterei des Wohnortes zu ſtellen. Bei der Autragſtellung iſt
eine Beſcheinigung des zuſtändigen Pfarramtes, daß das Kind im Jahre
1927 konfirmiert wird oder zur erſten hl. Kommunion geht, vorzulegen=
Anträge ſind bis ſpäteſtens zum 25. Januar d8. J8. einzuſenden.
Rheinheſſen.
a. Oppenheim. 10. Jan. Amtstag. Der Amtstag des
Kreis=
ſchulrats. Heurn Köth, findet regelmäßig Mittwoch nachmittags von
2½ bis 4 Uhr ſtatt. — Heute brach in der Realſchule ein
Schornſtein=
brand aus, der indes ſofort entdeckt wurde und gelöſcht werden konnte.
— Von der Interallierten Rheinlandkommiſſion wurde heute die
Vor=
führung des Filmes „Unſere Emden” für das beſetzte Gebiet verboten.
— Der geſtrigen feierlichen Ueberreichung der Geſellenbriefe
an 28 Junggeſellen durch den Ortsgewerbeverein wohnten die Herren
Regierungsrat Stieh, Bürgermeiſter Rhumbler, Rektor Selbſt, die
Veu=
treter der Handwerkskammer und verſchiedene auswärtige
Vertrete=
von Gewerbevereinen bei. 15 Prüflinge haben die Pritfung im
Früh=
jahr, 13 im Spätjahr abgelegt; das Ergebnis war im allgemeinen gut;
es konnten 3 Prüflingen, den Schreinern Karl Schömbs und Karl
Fatho, ſowie dem S=hloſſer Fritz Bingenheimer, eine Auszeichnung
zu=
teil werden.
a. Nierſtein, 10. Jan. Beſitzwechſel. Zu unbekanntem Preiſe
entuarb Herr Weingutsbeſitzer Georg Bunn einen Bauplatz in der
Mainzer Straße von der Weinhandlung W. Weinmann. Der Platz
liegt neben dem Gendarmeriegebäude und iſt ungefähr 100 Klafter groß.
M. Wörrſtadt (Rheinh.), 10. Jan. Tödlicher Abſturz. Der
Landwirt Wilhelm Muſſel im benachbarten Eichloch ſtürzte vom
Scheu=
nengerüſt auf die Tenne und blieb mit einem ſchwveren Schädelbruch
liegen. Seine Frau fand ihn beſinnungslos vor. Bereits nach einigen
Stunden trat der Tod ein.
M. Guntersblum, 11. Jan. Gemeinderatsſitzung,
der Genreinderatsſitzung wurde beſchloſſen, die Arbeiten betreffeud
Rei=
nigung der Abzugsgräben nach dem Rhein im Akkord dunch Aubeiter
der Gemeinde ausführen zu laſſen, ferner auch die Stückarbeiten in
der Wintersheimer Hohl. — Der am 3. Dezember mit dem Kapitän
Clouſet und Genoſſen abgeſchloſſene Jagdvertrag wurde zurückgezogen.
Die zurzeit abgeſchloſſeite Jagdverpachtung ſoll dagegen unter den
glei=
chen Bedingungen weiter beſtehen,
a. Nackenheim, 11. Jan. Auf Veranlaſſung der hieſigen Ortsgruppe
ner üiber die Düngung der Weinberge und die Bekämpfung der
Reb=
ſchädlinge eingehend referierten. Infolge Erkrantung vieler
Inta=
eſſenten waren die gut gemeinten Veranſtaltungen nur ſchwuach beſucht.
— Wie verlautet, beſuiht der hieſige Männergeſangverein den Geſaugs=
U. Bingen a. Rh., 10. Jan. Binger Chronik. Wie wir
be=
innegehabt, niedergelegt. Um den zum Teil falſchen Gerüchten, die in
der Stadt ſich im Umlauf befinden, entgegenzutreten, teilt das
Chriſt=
liche Gewerkſchaftskartell Bingen a. Rh. in einer Erklärung mit, daß
keinesſzegs auf eine Stellungnahme der chriſtlichen Gewerkſchaften
verordneten Gg. Kühn mit einer Stellungnahme der chriſtl.
Gewerkſchaf=
ten Bingens begründen, wvill man unnachſichtlich zur Rechenſchaft ziehen.
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Von blutigen Verletzungen, Brandwunden, Ausschlägen,
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Seite 8
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Nummer 12
Ansden Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekauntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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Handſchuh 1 grüne Kinderſchürze. Ein
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tvollener Kinderſchal. — Zugelaufen: Ein
grauer Schäferhund. 1 ſchwarzer
Schäfer=
hund mit gelben Abzeichen. 1 hirſchroter
Dackel.
Spälung des Waſſerrohrnetzes.
In der Zeit vom Samstag, den
8. Januar bis Montag, den 24.
Ja=
nuar 1927, wird das ſtädt.
Waſſerrohr=
netz geſpült.
Dabei läßt ſich eine Trübung des
Lei=
tungswaſſers nicht vermeiden, auch muß
die Waſſerlieferung von abends 10 Uhr
bis morgens 5 Uhr unterbrochen werden.
Den Waſſerabnehmern wird deshalb
empfohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer zu
verſorgen.
Bei den Druckrohrſpülungen wird die
Waſſerlieferung nur vermindert.
Straßenverzeichnis mit der
Bezeich=
nung der einzelnen Spülabteilungen
kann an den bekannten Aushangſtellen
des Herrn Oberbürgermeiſters eingeſehen
werden.
Spülplan:
Hauptdruckrohr I Samstag, 8. Jan.
Abteilung 4 Montag, 10.
B Mittwoch, 12.
b Freitag, 14.
C Samstag, 15.
Montag, 17.
D Mittwoch, 19.
d Freitag, 21.
E Samstag, 22.
von abends 10 Uhr ab.
Hauptdruckrohr II Montag, 24. Jan., von
nachmittags 4 Uhr ab.
(st728
Darmſtadt, den 5. Jan. 1926.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
(Brennholz.)
Montag, 17. ds. Mts., von
vor=
mittags 9 ab, werden in der
Turn=
halle am Woogsplatz hier, aus den
Diſtrikten Maitanne 27 u. 31, Texas
40 und unter der Wixhäuſer
Haus=
ſchneiſe 23 der ſtädt. Förſterei Beſſ.
Tanne (einzige diesf. Verſteigerung
aus der „Beſſ. Tanne”) verſteigert:
Scheiter, rm: 14 Buche, 8 Eiche,
132 Kiefer:
Knüppel, rm: 7 Buche, 12 Eiche, 226
Kiefer;
(st1022
Stöcke, rm: 3 Buche, 87 Kiefer.
Darmſtadt, den 11. Jan. 1927.
Städt. Güterverwaltung.
Am Donnerstag, den 13. Jan.
1927, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich
nachſtehende Gegenſtände öffentl.
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung:
(1032
1 Knopflochmaſchine „Grandioſa”,
1 Hohlſaummaſchine „Dürkopp”,
3 Adler=Nähmaſchinen,
2 Pfaff=Nähmaſchinen,
8 Krafttiſche „Kritzner”,
1 Hauptantrieb,
14 weiße Herrenoberhemden,
9 Herren=Einſatzhemden,
3 Arbeitstiſche,
3 Lattengeſtelle, für Warenlagerung,
2 Aktengeſtelle,
1 alte Schreibkiſte,
2 gebrauchte Oefen,
3 Ballen Flanell,
3 Windjacken,
1 Joppe,
12 Trikotſchlupfhoſen,
25 m Barchent,
15 m Kattun,
37 Stück Spitzen verſchiedener Aat.
Zuſammenkunft der Steigliebhaber in
meinem Verſteigerungslokal,
Hügel=
ſtraße 27, um 3 Uhr.
Die Verſteigerung findet vorausſichtlich
beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, den 12. Jan. 1927.
Portner
Gerichtsvollzieher.
Am Donnerstag, den 13. Januar
1927, vormittags 10 Uhr, verſteigere
ich Luiſenſtraße 32 zwangsweiſe
meiſt=
bietend gegen Barzahlung:
(1043
2. Büro=Rollſchränke, 2 Schreibtiſche
(Diplomat), 2 Stehpulte, 2
Schreib=
maſchinentiſche, 6. Stühle, 2
Dreh=
ſtühle, 2 Kleiderſchränke u. 1Schreibtiſch
Ferner: 1 Ladentheke, 1 Glasſchränkchen,
1 Motor D.K.W., 1 Gleichſtrommotor
220 Volt, 3,5 PS., 1 Nähmaſchine, ein
Diwan, 1 Bücherſchrank, 1
Schreib=
maſchine, 1 runder Tiſch, 1 Regulator,
1 Schreibtiſch mit Aufſ., 1 Ladenkaſſe
Darmſtadt, den 11. Jan. 1927.
Weinheimer
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
In unſer Handelsregiſter wurde heute
eingetragen: Bezügl. der Firma Gg.
Müller Nachf. und Peter
Sauer=
wein 16. in Schaafheim: Die Firma
iſt erloſchen.
(1020
Groß=Umſtadt, den 10. Jan. 1927.
Heſſ. Amtsgericht,
Stellengeſucheg
Weiblich
Dame mit guten
Um=
gangsformen ſucht
Stelle als
Filial=
leiterin oder ſonſt
Vertrauensſtelle.
Kaution kann evtl
geſtellt werden.
An=
geb. unt. K 170 an
(*87!
die Geſchſt.
aus, achtbarer Fam.,
velch. zurzeit die höh.
Handelsſchule beucht
und gute Zeugniſſe
beſitzt, ſucht kaufm.
oder Bank=Lehrſtelle
auf Oſtern. Ang. u
K 159 Geſchſt. (*848
Gehe ſtundeweiſe in
Haushalt
arbeiten
auh halbe Tage in
nur gutem Hauſe.
Soderſtraße 76, Gar=
*90
tenhaus.
Mädchen, das alle
Hausarb übernimmt
ſucht tagsüber Stelle
od b n. d. Spülen
Angeb. u. K 186 ar
die Geſchäftsſt. (*92
empfiehlt
Fraulein ſich im
Nähen und Flichen in
außer dem Hauſe.
Näh. Geſchſt. (*910
Männlich
Chauffeur
ſucht Stelle. Gute
Zeugniſſe ſtehen zur
Verfügung. Angeb.
unter K 169 an die
(2870
Geſchäftsſt.
Vertrauenspoſten
ſucht älterer verh
Mann als Hausmeiſte
od. Kaſſier. Kaution
ann geſtellt werden
Angeb. u. K 149 an
die Geſchſt (994a
Hausverwaltung.
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Hausbeſitzer (penſion
Be imter.) Ang unter
K 181 Gſch (*91 1md=
Offene Stellen
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Kenntniſſei.
Schreib=
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Schulſtraße 9. (1018
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nicht unt 18 Jahren,
ofort in kl. Haushalt
(855
geſucht
Friedrichſtr 22, part
kann, nicht unt 25 J
mit mehrjähr. Zeugn",
per ſofort geſucht.
Näh Geſchſt (*878
Ord. ehrl. Lauffrau
2mal wöchtl. 2 Ste
geſucht
(1038
Martinſtraße 42.
Tüchtiges, ſolides
ev., ſelbſtänd. in Küche
und Hausarbeit, mit
nur guten Empfehlg
aus beſſeren Häuſern,
auf 1. Febr in kleine
Familie a d Bergſtr
geſucht. Angeb. unt.
K 178 Geſchſt. (*901
Ehrl. ſol. Mädchen
vom Lande für alle
Hausarb. per 1. Febr.
geſucht. Näher
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ſtraße 53, pt. 917
Funges Mädchen üb.
Mittag in kl. Haush ſamter geſucht. Ange
geſucht Angeb. unt.
Mann
Für Samstags und
Klavier=
und Geigenſpieler
in Dauerſtellung ge
ſucht. Zu erfrag. in
*913
der Geſchſt.
von Kaffee an Pri=) Martinſtraße 78
vate geſ. Als Haupt=
und Nebenerwerb
ge=
eignet. Gefl Ang. u.
K 174 Gſchſt (*89mfg
Tüchtiger
Bubikopfſchneider
oder Friſeuſe ſofort
geſucht.
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Bein
Grafenſtr 24. (*923
Tüchtiger
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K 187 Geſchſt. (g4u die Geſchäftzſt (*894
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ſchöne frete Lage, an
beſſ. Herrn zu verm.
Beſicht. 2—4,
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Mittwoch, den 12. Janu ar 1927
Reich und Ausland.
Ein neues ſelbſileuchtendes
Verkehrszeichen.
Geite 9
Das ſelbſtleuchtende Verkehrszeichen bei Tag
und links unten bei Nacht.
Der Mannheimer Ingenieur Georg Merkel hat nach
Sangjähriger Arbeit und vielen Verſuchen eine
Blink=
afel erfunden, die bei Dunkelheit weithin leuchtet
uund als Verkehrs= und Wegrichtungsanzeiger in
her=
worragender Weiſe geeignet iſt. Die erſte Merkelſche
Tafel iſt bereits an der Bergſtraße m Mannheim
auf=
geſtellt worden.
Frankfurter Chronik.
WSN. Drei Kinder lebendig der=
(Hrannt. Montag nachmittag, gegen ½5 Uhr,
fpielte das achtjährige Töchterchen des Ehepaares
BBlaut mit ihrem ſechsjährigen Schweſterchen in der
delterlichen Wohnung im Mittelweg, bei Abweſenheit
Eder Eltern, mit einer brennenden Kerze. Dabei
ge=
riet eine Zelluloidpuppe in Brand, wodurch die
Klei=
der der beiden Kinder Feuer fingen das erſt von her=
Feigeeilten Nachbarsleuten erſtickt werden konnte. Mit
ſchweren Verletzungen wurden die Kinder ins
Kran=
kenhaus geſchafft, wo ſie inzwiſchen berſtavben. — Im
Hauſe Schäfergaſſe 13 fiel das 1½jährige Töchterchen
Emma des Hilfsarbeiters Perlt in eine mit heißem
Waſchwaſſer gefüllte Wanne und erlitt ſo ſchwere
Brandwunden daß es ebenfalls bald darauf verſtarb.
— Der Leichenfund im Frankfurter
Stadtwald. Die Obduktion der Leiche des im
Frankfurter Stadtwald erſchoſſen aufgefundenen
Ober=
poſtſekretärs Ernſt Hein aus Frankfurt hat, wie wir
erfahren, einwandfrei ergeben, daß der Schuß in
ſelbſtmörderiſcher Abſicht abgegeben worden iſt. Hein,
der 48 Jahre alt war, hat die Tat anſcheinend in
einem Zuſtand geiſtiger Umnachtung begangen. Bei
ſeinen Kollegen war er allgemein als hochgradig
nervös bekannt.
Gerüſteinſturz.
Berlin. Montag nachmittag ſtürzte auf dem
Betriebshofe der Berliner Omnibus=Aktiengeſellſchaft
ein Hängegerüſt, auf dem ſechs Maler beſchäftigt
waren, in die Tiefe. Vier von ihnen erlitten
Knochen=
brüche und mußten ins Krankenhaus gebracht werden.
Zwei konnten ſich durch einen Sprung auf ein
be=
nachbartes Gerüſt in Sicherheit bringen.
Wieviel Zigaretten.
werden in Deutſchland verraucht?
DEUTSCHLANDS
Z/GARETTEN-VERBRAUCH
IN MLLIARDEN STÜck
1913
1920
1924
1925
Verbrauch an Zigaretten iſt in Deutſchland in
ſigem Wachſen begriffen. Im Jahre 1913 betrug
Zigarettenkonſum 12,4 Milliarden Stück, im Jahre
war er auf nahezu 30 Milliarden Stück geſtiegen.
er gleichen Zeit ſtieg der Verbrauch an Rohtabak
Kopf der Bevölkerung von 1,54 Kilogramm auf
auf 1,73 Kilogramm.
Petroleumbrand in Baku.
Blick auf die brennenden Oeltürme von Baku.
Hochwaſſerwelle auf der Lahn.
WSN. Bad Ems. Durch die zahlreichen
Nie=
derſchläge in den letzten Tagen und die ungewöhnlich
milde Witterung, ſowie durch die Schneeſchmelze auf
den Höhen, welche die Lahn eng umſchließen, ſteigt
die Lahn ſeit zwei Tagen in rapidem Tempo. Von
Bad Ems ab iſt die Strömung ſo gewaltig, daß der
Nachenverkehr nicht mehr aufrecht erhalten werden
kann. Die Ponte kurz vor der Lahnmündung in
den Rhein kann man nur noch mit allergrößter
Vorſicht überſetzen, ſo daß man ſchon vor der
vor=
geſehenen Freigabe der neuen Lahnbrücke bei
Lahn=
ſtein den geſamten Verkehr über die neue Brücke
bewerkſtelligen muß. Die Bevölkerung hat bereits
Vorkehrungen gegen eventuelle Ueberſchwemmungen
getroffen.
Großfeuer.
Neumarkt (Oberpfalz). Montag abend
ent=
ſtand in der Federhalterfabrik Donhauſer u. Co.
in Neumark Großfeuer, das wahrſcheinlich auf eine
Exploſion im Lackraum zurückzuführen iſt. Der
Beſitzer, Xaver Donhauſer, iſt bei dem Brand ums
Leben gekommen.
Eine Schlägerei in Duisburg.
Duisburg. IIn der Nacht zum Sonntag hatte
ein Matroſe bei einer Schlägerei einen Beteiligten
niedergeſchlagen und ins Waſſer geworfen.
Der Betreffende konnte gerettet werden. Dem Täter,
der am Montag verhaftet wurde, gelang es, aus dem
Polizeigefängnis auszubrechen. Die Polizei verhaftete
ihn in einer Ruhrorter Wirtſchaft zum zweiten Mal.
Die Bluttat von Baden=Baden.
Myſteriöſe Begleitumſtände.
fm. Baden=Baden. Die Bluttat von Baden=
Baden, die dem 38 Jahre alten Milchhändler Lauter
von Winden bei Baden=Baden das Leben koſtete,
be=
ſchäftigt noch immer in außergewöhnlichem Maße die
Oeffentlichkeit. Die verhaftete Täterin, die 39 Jahre
alte, als ſtreitſüchtige Querulantin bekannte
Chauf=
feursehefrau Höhn aus Ooswinkel, gibt folgende,
allerdings nicht ſehr wahrſcheinliche Schilderung der
Tat: Sie habe, da ſie ſich nicht wohl fühlte, an dem
betreffenden Tage im Bette gelegen und habe
plötz=
lich Schritte und Geräuſche unten im Flur
vernom=
men. In der Meinung, es handele ſich um einen
Angehörigen, habe ſie hinuntergerufen, ohne jedoch
Antwort zu erhalten. Der Ankommende ſchlich die
Treppe herauf, worauf ſie eine ſtarke Erregung und
Angſt erfaßte. Sie griff nach ihrer Armeepiſtole, die
immer geladen und geſichert unter dem Kopfkiſſen
lag und begab ſich aus dem offenſtehenden
Schlaf=
zimmer hinaus auf den Gang. Sie habe in dem
Halblicht einen Mann geſehen, den ſie aber nicht
erkennen” konnte. Dieſer habe ſie am linken
Arm gepackt, worauf ſie nach ihm geſtoßen und mit
der anderen Hand auf ihn gefeuert habe. Darauf ſei
der Betreffende — der Milchmann Lauter —
hinab=
geſprungen. Wieviel Schüſſe ſie noch hinter ihm
her=
gefeuert habe, könne ſie ſich nicht mehr erinnern. —
Die Tatortsbeſichtigung ergab, daß die erſten der
ſechs Schüſſe bereits auf dem Gang abgegeben
wor=
den ſein müſſen, da an der Wand Geſchoßeinſchläge
vorhanden waren. Frau Höhn hat auch auf der Treppe
noch gefeuert, da auch die Treppe von Schüſſen
durch=
löchert war. Der Erſchoſſene war nur mit Hemd,
Hoſe und Socken bekleidet, während ſeine übrigen
Kleidungsſtücke unten im Wohnzimmer auf einem
Stuhl hingen. Während Frau Höhn die Tat ſo
dar=
zuſtellen ſucht, als ob ſie aus Notwehr gehandelt habe,
ſind die Meinungen über den Verlauf der Tat ſtark
geteilt. Die Anwohner Ooswinkels haben von der
Täterin eine ſehr ſchlechte Meinung. Wie der
Er=
ſchoſſene in mangelhaft bekleidetem Zuſtande in die
Wohnung der Höhn kam, iſt noch ungeklärt. Als neue
Tatſache wird angeführt, daß Frau Höhn in einen
Prozeß verwickelt ſei, in dem Lauter gegen ſie als
Zeuge auftreten ſollte, worüber die Frau derartig
aufgeregt war, daß ſie gegen den Mann anderen
Leuten gegenüber ſchwere Drohungen ausgeſtoßen
habe.
Deckeneinbruch in einer Autohalle.
Montag, abend brach in der
Automobilausſtel=
lungshalle einer italieniſchen Firma in der Budapeſter
Straße in Berlin aus noch nicht aufgeklärter Urſache
plötzlich die Decke zuſammen. Der Sohn Gabriele
d’Annuncios, der Filmregiſſeur Gabriellino
d’An=
nuncio, der mit dem Schauſpieler Reinhold
Schünzel in dem Raume weilte, und ebenſo ein
Verkäufer, konnten ſich nur mit knapper Not
ret=
ten. Drei wertvolle Automobile wurden unter den
Trümmern der Decke begraben.
27 000 Mark unterſchlagen.
Berlin. Zwei junge Angeſtellte eines
Bank=
geſchäfts in Magdeburg, die unter Benutzung eines
Schecks bei der Reichsbank in Magdeburg 27 000 Mark
erhoben hatten, verſchwanden mit dem Gelde. Es
wird vermutet, daß ſie ſich nach Berlin gewandt haben.
Kunert enthüllt.
e. Berlin. Zu der Angelegenheit der
angekün=
digten Enthüllungen des Bankdirektors
Kunert über die Aktenbeſeitigungen berichtet die
„B. Z.”, daß Kriminalkommiſſar Kanthack ins
Aus=
land geſchickt worden iſt. Das Blatt nimmt an, daß
der Kommiſſar ſich in der Schweiz von Kunert die
Beweiſe für ſeine Beſchuldigungen geben laſſen werde.
Kunert behauptet daß die Intereſſenkämpfe um die
Vormachtſtellung in den Mannheimer
Mo=
torenwerken die Urſache des gegen ihn geführten
Feldzuges wäre. An alle Banken ſei eine anonyme
Poſtkarte verſandt worden, auf der die Straftaten
Kunerts verzeichnet waren. In einer
Aufſichtsrats=
ſitzung der Mannheimer Motorenwerke habe der
Vor=
ſitzende, Generalkonſul Vonfe, Abſchriften aus den
Strafakten Kunerts vorgeleſen. Kunert behauptet,
dieſe Akten ſeien durch den Berliner
Kriminalkom=
miſſar Dr. Ueltzen, dem Bruder eines Direktors
der Mannheimer Motorenwerke, herbeigeſchafft
wor=
den. Um nun zu verhüten, daß die Akten weiter
gegen ihn ausgenutzt würden, habe Kunert ſich durch
den Bürovorſteher Hübner die Akten beſchafft. Er
wollte ſie nicht beiſeite ſchaffen, ſondern nur Einblick
in ſie nehmen. Wie das Blatt erfährt, hat der
Poli=
zeipräſident Zörgiebel eine Unterſuchung in dieſer
Angelegenheit gegen Kriminalkommiſſar Dr. Ueltzen
angeordnet.
Raubüberfall im D=Zug.
Osnabrück. Ein Raubüberfall in einem
D=Zuge wurde in der Nacht zum 6. Januar auf der
Strecke Osnabrück—Bremen von einem Manne
ver=
übt, der in ein Abteil 3. Klaſſe eindrang, die Tür von
innen verſchloß und mit vorgehaltenem Revolver von
den drei Inſaſſen des Abteils die Herausgabe ihres
Geldes forderte. Dem Zugperſonal gelang es, den
Täter feſtzunehmen und der Polizei zu übergeben.
Vor ſeiner Feſtnahme hatte der Verbrecher ſeinen
Revolver aus dem Zuge geworfen. Die Beute
be=
ſtand in kleinen Beträgen, die den Ueberfallenen
zurückerſtattet werden konnten.
Schwere Grippe=Epidemie auch in Luxemburg.
Luxemburg. Eine ſchwere Grippeepidemie iſt
in Luxemburg ausgebrochen. Sie hat bereits
zahl=
reiche Opfer gefordert. Beſonders heftig wütet die
Grippe auf dem flachen Lande. Es gibt Dörfer in
denen nur wenige Familien von ihr verſchont blieben,
Wenngleich die Erkvankungen in den allermeiſten
Fällen keinen tödlichen Ausgang nehmen, ſo hat die
Sterblichkeit infolge der tödlich verlaufenen
Grippe=
fälle gegen das Vorjahr doch ſtark zugenommen. Aus
den umliegenden lothringiſchen Gebieten
kommen ähnliche Meldungen.
Prüfungsapparat für Piloten.
Zur Prüfung von Pilotenkandidaten iſt in Amerika
ein Apparat eingeführt worden, mittels deſſen der
zukünftige Flieger allen Eindrücken ausgeſetzt wird,
die ihm in der Höhe begegnen können. Ein
Kontroll=
apparat regiſtriert alle Vorfälle, ſo daß nach
Been=
digung der Prüfung die Eignung des Kandidaten
gengu feſtgeſtellt werden kann.
Furchtbare Szenen am
Kino=
brandplatz in Montreal.
Die Eltern ſuchen ihre Kinder.
*London. Die nunmehr vorliegenden
ausführ=
lichen Berichte über die Kinolataſtrophe in Montreal
beſtätigen, daß die Todesopfer faſt ausſchließlich auf
die ungeheure Panik zurückzuführen ſind, und nur
ganz wenige Perſonen in den Flammen umkamen.
Sofort nach dem Ausbruch des Feuers waren
ver=
ſchiedene Feuerwehrſtationen benachrichtigt worden.
Die Feuerwehren trafen in wenigen Minuten ein.
Bevor ſie ader erfolgreiche Hilfe leiſten konnten, mußte
eine Wand des Kinos eingeriſſen werden.
Die gellenden Hilferufe der ſterbenden und
ſchwerver=
wundeten Kinder vermiſchten ſich mit den Rufen der
entſetzten Eltern, die draußen die Polizeikette zu
durchbrechen ſuchten, um ihren Kindern Hilfe zu
leiſten. Als die Feuerwehr ſich Zutritt zu dem Kino
verſchafft hatte, begann ſie mit der Herausſchaffung
der Toten und Schwerverwundeten. Die Toten
wur=
den in langen Reihen in der dem Kino
gegenüben=
liegenden Feuerwehrſtation niedergelegt. Die
Ver=
wundeten wurden proviſoriſch an den Straßenrand
gelegt, bis Hilfsmittel zum Abtransport nach den
verſchiedenen Hoſpitälern angelangt waren. Der weit
aus größte Teil der Toten ſind Kinder unter ſechzehn
Jahren, und von ihnen nur ganz wenige verbrannt.
Die Mehrzahl iſt erſtickt oder
niedergetram=
pelt worden. Viele von ihnen ſind bis zur
Unkennt=
lichkeit verſtümmelt. Der Leiter des Kinos dementiert
die Berichte, daß das Feuer durch eine Exploſion des
Films entſtanden ſei und erklärt, daß genügend
Not=
ausgänge vorhanden waren, und daß alle ſich in
guter Ordnung befanden. Von den geretteten
Kin=
dern wird ausgeſagt, daß die Situation erſt gefährlich
wurde, als ſich alles auf der Treppe zuſammenballte.
Ein Poliziſt erkannte bei der Herausſchaffung
von Toten ſeine drei Kinder im Alter von
13, 8 und 7 Jahren. Auch die letzten Berichte
be=
ſtätigen, daß das Feuer in wenigen Minuten gelöſcht
war, und daß bei geordneter Räumung des Kinos
vermutlich überhaupt niemand ums Leben gekommen
wäre. Als die Polizei und die Feuerwehr ſich durch
die mit Menſchenleibern vollgepropfte Treppe keinen
Zugang verſchaffen konnte und nach Niederreißung
einer Mauer in das Innere eingedrungen war, waren
bereits viele Kinder niedergetrampelt und erſtickt. Ein
Feuerwehroffizier erklärte, daß dieſe Kataſtrophe eine
der ſchlimmſten ſei, die er bisher ſeit der Ausübung
ſeines Berufes miterlebt habe. Viele der Knaben und
Mädchen unter den Opfern könnten nicht identifiziert
werden, wenn ihre Eltern ſie nicht an der Kleidung
oder anderen kleinen Artikeln, die ſie trugen, erkennen
können.
Entſetzliche Kataſtrophen
in Kanada und Rußland.
5
Unglücksstelle
Leniggred *
Moskau LRerm
Ir kutzP
RUSSL-NO
Orenburg
Oben: Karte von Kanada mit der Hauptſtadt
Montreal, in der bei einem Kinobrand 84 Pexſonen
ums Leben kamen. Das Feuer wäre an ſich nicht
ge=
fährlich geweſen, aber infolge der hyſteriſchen
Schrei=
krämpfe eines Knaben entſtand bei einem Notausgang
eine furchthare Panik. Die grauenvoll zu Tode
ge=
trampelten Opfer waren größtenteils Kinder.
Unten: Karte von der Eiſenbahnlinie Moskau—
Irkutſk mit der Station Arſaki, wo ſich ein ſchweres
Eiſenbahnunglück ereiguete Die Zahl der Todesopfev
beträgt 16, die der Verwundeten noch mehr. Die
meiſten Verunglückten ſind Studenten und Schüler,
die aus den Weihnachtsferien zu ihren Schulen
zurückkehren wollten.
Exploſionskataſtrophe in Bismarckshütte.
15 Arbeiter verletzt.
TU. Königshütte. Montag nachmittag
en=
eignete ſich im Unterwert der Bismarkhütte eim
ſchweres Exploſionsunglück. Insgeſamt ſind 15
Ar=
beiter verletzt worden, davon 5 ſchwer. Die in der
Nähe liegenden Betriebe mußten eingeſtellt werden.
Die Prager Zitadelle in Flammen.
EP. Montag abend gegen 8 Uhr brach in der
Tiſchlerwerkſtätte der alten Zitadelle auf dem
Viſeh=
rad ein Brand aus, der infolge großen Sturmes bald
größere Ausdehnung annahm. Gegen 10 Uhr abends
waren faſt ſämtliche Räumlichkeiten der Zitadelle vom
Feuer ergriffen, deren Dach unter heftigem Krachen
zuſammenbrach. Gegen ½12 Uhr erfolgten zahlreiche
Exploſionen von Benzinbehältern, die für die dort
befindlichen Poſtautos dienten, von denen 25
ver=
brannten. Die für den Viſehrad charakteriſtiſche Kirche
iſt gefährdet. Der bisher entſtandene Schaden dürfte
außerordentlich hoch ſein.
Große Feuersbrunft auf den Philippinen.
Manila. Im Bezirke Tondo wurde durch ein
Feuer, das in einer Kirche entſtanden war, 1500
kleine Häuſer zerſtört. Der Schaden wird hies
auf zwei Millionen Peſos geſchätzt. Menſchenleben
ſind nicht zu beklagen.
Geite 10
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Nummer 12
Die Königlich Oeutſche Legion.
Sicherlich werden ſehr, ſehr viele Deutſche, wenn ſie dieſe
Ueberſchrift leſen, den Kopf ſchütteln und ſich fragen, was ſoll,
was bedeutet das „Die Königlich Deutſche Legion”? Nun, wenn
ſie von dieſer „Königlich Deutſchen Legion” noch nichts gehört
haben, dann mögen ſie dieſe Zeilen leſen, die in einfacher,
be=
ſcheidener Form ein „Heldenlied in Proſa” ſein ſollen auf die
einzige deutſche Truppe — zuletzt 32 Tauſend Hanaoveraner,
keine Söldner— die ſich niemals dem Korſen gebeugt, ſich ihm
nicht ergeben hat, die ihn vielmehr in treuer Pflichterfüllung
gegen ihren ſeit 900 Jahren angeſtammten Landesherrn und ihr
Vaterland freiwillig in fremden Ländern bekämpft und ſehr viel
zum Siege über den franzöſiſchen Uſurpator beigetragen hat."
Seit dem 12. Auguſt 1714, dem Tage, an dem der Kurfürſt
Georg Ludwig von Hannover nach dem Tode der Königin Anna
von England den engliſchen Thron beſtiegen hatte, beſtand
Per=
ſonalunion zwiſchen England und Hannover.
Der Friede von Amiens vom 27. März 1802 ſtellte zwar den
Frieden zwiſchen Englaud, Frankreich, Spanien und der
Bata=
viſchen Republik her, aber die übermütige prahleriſche Haltung
Napoleons verletzte das ſtolze Englaud, das am 18. Mai 1803
Napoleon den Krieg erklärte. Wie ein Blitz aus heiterem
Him=
mel traf dieſe Kriegserklärung das Kurfürſtentum Hannover.
Da dieſes Kurfürſtentum Hannover als deutſches Land ſich trotz
der Perſonalunion mit England auch nach der Londoner
Kriegs=
erklärung mit Frankreich in Frieden lebte, ließ es ſich in
Unter=
handlungen mit Napoleon ein. Gemäß der unglücklichen
Konven=
tion von Suhlingen vom 3. Juni 1843 mußte die ganze
Hanno=
verſche Armee hinter die Elbe zurückgeführt werden, wodurch das
ganze Land widerſtandslos den Franzoſen überlaſſen wurde.
Die bereits am 5. Juli 1803 folgende Elbkonvention führte zur
Entwaffnung und Auflöſung der Hannoverſchen Armee. Hiermit
ſchien die ſtolze Hannoverſche Armee für ewige Zeiten aus der
Geſchichte ausgelöſcht, und das Kurfürſtentum Hannover hatte zu
beſtehen aufgehört.
Der König von England hatte zwar ein großes Intereſſe
für die Erhaltung ſeines Erblandes Hannover, aber bei der
mehr repräſentativen Stellung des engliſchen Königtums war er
außerſtande, ſich gegen ſeine engliſchen Miniſter, die keinerlei
Intereſſe für Hannover zeigten, durchzuſetzen.
Die engliſche Regierung handelte aber klug, als ſie daran
dachte, die wohlausgerüſtete, kriegstüchtige Hannoverſche Armee
unter ihren tüchtigen Offizieren zu übernehmen, zu Schiff nach
England zu führen und im Kampfe gegen den Korſen zu
ver=
wenden. Ein diesbezüglicher Befehl des Königs von England
an die engliſche Admiralität und eine Proklamation des Königs
an die Hannoverſche Armee waren bereits unterzeichnet, als die
ſchon erwähnte Elbkonvention abgeſchloſſen und mit ihr die
Hannoverſche Armee aufgelöſt war. Konnte infolge dieſer
Auf=
löſung die Hannoverſche Armee nicht geſchloſſen in den Dienſt
Englands treten, ſo erfolgten doch ſofort die erſten Schritte, um
die Soldaten der aufgelöſten Armeen durch Werbung unter ihren
Fahnen in England wieder zu vereinen. Der Organiſator dieſer
Truppe, die zuerſt den Namen „Kings Germans” erhielt, war
der Obezſtleutnant von der Decken. Zeigte ſich zuerſt bei vielen
Hannoveranern eine gewiſſe Abneigung, nach England zu gehen,
ſo änderte ſich dies ba d: als bekannt wurde, daß Frankreich ſich
mit dem Gedanken der Errichtung einer franzöſiſch=hannoverſchen
Legion trüge, bewogen die Scheu, unter franzöſiſchen Fahnen
dienen zu müſſen, und ein gleichzeitiger Aufruf des Königs von
England, der zugleich ein anſehnliches Handgeld, Vorrechte und
Verſorgung in Ausſicht ſtellte, die Hannoveraner nunmehr
maſſenhaft in die „Königlich Deutſche Legion” einzutreten.
Im Oktoßer 1805 wurde die Deutſche Legion, damals
ſechs=
tauſend Mann ſtark, zu der Expedition nach Norddeutſchland
1805/06, eingeſchifft. Ihre Hoffnung, ihr Vaterland Hanuover
im Kampf gegen den Korſen wieder zu gewinnen, wurde
ſchmäh=
lich enttäuſcht, da ſie kampflos nach England zurückgeführt
wurde, verſtärkt durch nur, kriegsfertige Truppenteile. Die
Deutſche Legion wurde teilweiſe nach Irland verlegt, ihre erſte
Brigade nach der Felſenfeſtung Gibraltar am Eingang zum
Mittelmeer.
Endlich, im Jahre 1807, fand die Deutſche Legion
Gelegen=
heit, ſich kriegeriſch zu betätigen. Es iſt ganz außerordentlich
be=
dauerlich, daß die Königliche Deutſche Legion nie als
ſelb=
ſtändiges Korps hat auftreten können; andererſeits iſt durch
die getrennte Verwendung ihrer einzelnen Truppenteile auf den
verſchiedenſten Kriegsſchauplätzen die Geſchichte der Deutſchen
Legion unvergleichlich reichhaltig, ſo reichhaltig, daß der
Raum=
mangel es nur erlaubt, ihr Heldenlied in Stichwworten zu melden.
Einen beſonderen Ehrenplatz beanſprucht die Geſchichte der
Königlich Deutſchen Legion in der Expedition nach der Oſtſee,
bei der die Legion faßt geſchloſſen beteiligt war: „Rügen —
Stralſund — Kopenhagen.” Hatte es ſich in Rügen und
Stral=
ſund um die Unterſtützung des Königs von Schweden gegen
Napoleon gehandelt, ſo war die Unternehmng gegen Dänemark,
die vielfach nicht gebilligt wird, von ganz beſonderer Art.
Napo=
leon trachtete danach, die bei Trafalgar erlittenen Verluſte der
franzöſiſchen Flotte durch die Beſitzergreifung der däniſchen
Flotte zu ergänzen. England ſuchte dies zu verhindern und
bot Dänemark ein Bündnis an. Da Dänemark hierauf nicht
einging, kam es zur Einſchließung und Belagerung Kopenhagens
durch die engliſchen Streitkräfte zu Waſſer und zu Lande, und
ſchließlich zur Beſchießung der Ha=ptſtadt Dänemarks. So wurde
Dänemark gezwungen, ſeine Flotte England zur Verfügung zu
ſtellen. Da Dänemark ſich aber immer noch nicht entſchließen
konnte, auf die engliſchen Vergleichsvorſchläge einzugehen, wurde
es zu einer däniſch=franzöſiſchen Allianz von Napoleon
ge=
zwungen. Heute wird wohl allgemein anerkannt, daß England
damals in politiſcher Beziehung richtig gehandelt hat, und daß
es nur zu bedauern iſt, daß gegen Ende des Jahres 1807 im
Kampfe Europas gegen Napoleon Dänemark ſich nicht England
angeſchloſſen und auch Rußland den Krieg an England erklärt
hat; Schweden blieb aber ſeinem Bündnis mit England treu.
Nach dem Falle Kopenhagens kehrte auch die Königlich Deutſche
Legion, welche durch Handſtreich die Uebergabe der kleinen
dä=
niſchen Feſtung Frederikswerk erzwungen und ſich in dem
Ge=
fecht bei Kjöge und bei der Belagerung Kopenhagens ſehr
aus=
gezeichnet hatte, nach England zurück.
Die damalige Weltſituation wird in einer franzöſiſchen Note
an Portugal treffend gezeichnet: „Da England der Beherrſcher der
Meere iſt, iſt der Augenölick gekommen, wo Napoleon der
Be=
herrſcher des Feſtlandes ſein will. Alles wird zermalmt, was
ſich ſeinen Anſichten entgegenſtellt oder nur den mindeſten
Wider=
ſtand wagen wird. Mit Rußland einig, fürchtet er keinen mehr.”
England ſah ſich nunmehr veranlaßt, auf allen Meeren alle
gegneriſchen, beſonders franzöſiſche und ruſſiſche Schiffe zu jagen
und möglichſt jeden Hafen zu beſetzen, der den feindlichen Flotten
als Stützpunkt dienen konnte. Bei allen dieſen Unternehmungen
ſehen wir Truppenteile der Königlich Deutſchen Legion
ver=
wendet, ſo von 1808 ab in Sizilien und bei den Unternehmungen
im Mitteländiſchen Meere, bei Gothenburg zur Unterſtützung der
Schweden, und auf der ſpaniſchen Halbinfel: „Peninfula” iſt die
ſtolzeſte Erinnerung der Deutſchen Legion!
Nach der Niederzwingung Schwedens fehlte Napoleon, im
Beſitze Hollands, mit Rußland befreundet, Preußens und
Däne=
marks ſicher, durch geheime Abkonrmen mit Italien, mit
Oeſter=
reich und mit der Pforte verbündet, nur noch die Herrſchaft über
die ſpaniſche Halbinſel, um die Kontinentalſperre gegen ſeinen
Feind England durchzuführen.
Napoleon verfügte über Königskronen wie über Amoſen:
aus Portugal hatte er das Haus Braganza verjagt, der
bis=
herige König von Neaxel, Joſeph, wurde nach Madrid verſetzt,
Ferdinand VII. von Spanien als Gefangener in Frankreich
inter=
niert. Der Korſe hatte aber nicht mit der Leidenſchaft des
ſpa=
niſchen Volkscharakters gerechnet. Das ſpaniſche Volk empörte
ſich gegen Napoleon, Aufſtände brachen aus; in allen Provinzen
bildeten ſich eigene Regierungen, „Junten” genannt, die „Im
Namen unſeres Königs Ferdinand UII. und der ganzen
ſpa=
niſchen Nation den Krieg gegen Napoleon und auch gegen
Frank=
reich ſelbſt, ſolange dies dem Szepier desſelben gehorchen wird.”
erklärten.
So bereitete ſich von der Peninſula das große Gottesgericht
gegen Napoleon vor.
Der engliſche Oberbefehlshaber auf der Peninſula, dem auch
die Deutſche Legion unterſtellt war, war General Moore.
In dem Gefecht bei Benavente am 29. September 1809 nahm
nach erfolgreicher deutſcher Huſarenattacke ein Huſar der
Deut=
ſchen Legion den franzöſiſchen General Lefebore gefangen, den
Kommandeur der Kaiſerlichen Jägergarde, der Lieblingstruppe
Napoleons. Mit der Schlacht bei Coruna im Jahre 1809, in
der General Moore fiel, die aber, wie der ganze ſpaniſche
Feld=
zug, kein voller Erfolg Napoleons war — Napoleon konnte die
Einſchiffung des engliſchen Heeres nicht verhindern — endeten
die erſten Kämpfe, in denen Truppenteile der Deutſchen Legion
dem Kaiſer Napolcon ſelbſt entgegentraten.
Ju der für die verbündeten Spanier und Engländer
ſieg=
reichen Schlacht über die Franzoſen bei Talavera am 27. und
28 Juli 1809 hatten 3336 Soldaten der Deutſchen Legion
ehren=
vollen Anteil genonimen; ihr Verluſt in der Schlacht betrug 42
Prozent. Auch an der Schlacht bei Buſaco am 27. September
1810, an den Kämpfen bei Fuentes de Onoro vom 3. bis 5. Mai
1811. an dem Gefecht bei Baroſſa und an der Schlacht bei Albuera
am 16. Mai 1811 nahmen Truppenteile der Deutſchen Legion
ruhmreichen Anteil, der Artillerie der Legion wurde für ihr
tapferes Verhalten bei Abuera beſonderes Lob geſpendet. Die
Operationen des nunmehrigen engliſchen Oberbefehlshabens
Wel=
lington führten in der Folgezeit zu vielen kleinen Gefechten, die
beſonders der Kavallerie der Deutſchen Legion Gelegenheit gaben,
ſich auszuzeichnen.
Die entſcheidendſte Schlacht des Halbinſelkrieges war die
Schlacht bei Salamanca am 22. Juli 1812. Dieſer Sieg
Welling=
tons über die Franzoſen läßt deutlich den Wendepunkt in der
Beſetzung Spaniens durch die Franzoſen erkennen. Von der
Deutſchen Legion hatte ſich bei Salamanca das 1. Huſaren=
Regiment ganz beſonders durch ſeine erfolgreiche Attacke
aus=
gezeichnet, wofür es von Wellington belobt wurde.
Es ſolgte der Einzug in Madrid und die Belagerung von
Burgos.
Am 21. Juni 1813 nahmen Teile der Deutſchen Legion an
der ſiegreichen Schlacht von Vitorig teil, in der endgültig die
Herrſchaft der Franzoſen in Spanien gebrochen wurde. Hier
bei Vitoria verlor Napoleons Bruder Joſeph. zum König von
Spanien eingeſetzt, nicht nur ſeine geſamte Artillerie und Bagage
einſchl. der geſamten Hofhaltung und einem Troß von
Schau=
ſpielerinnen und Tänzerinnen, ſondern für immer die
Königs=
krone.
Nach der Erſtürmung Toloſas und Sanct Sebaſtians in den
Pyreuäen folgte die Wellington’ſche Armee den Franzoſen auf
den Boden Frankreichs, wo in der Schlacht bei Touloſe am 10.
April 1814 und in den Kämpfen um Bayonne die Deutſche Legion
mit Auszeichnung focht. In den Kämpfen der Befreiungskriege
nahmen Truppen der Deutſchen Legion auch an den Kämpfen
in Norddeutſchland teil: am Treffen an der Göhrde und an den
Gefechten bei Büchen und bei Seheſtedt.
Die Schlacht bei Waterloo Belle=Alliance am 18. Juni
1815, in der Napolcons Geſchick nach härteſtem Ringen endgültig
entſchieden wurde, iſt Zeuge unvergleichlicher Tapferkeit der
Deutſchen Legicn: Das Eingreifen der Legionsbrigade du Plat,
die Attacken der deutſchen Dragoner vud Huſaren und die
An=
griffe der Brigade Ompteda — die Bri de wurde faſt vollſtändig
aufgerieben, Oberſt von Ompteda fiel —, in Sonderheit aber die
Verteidigung des Pachthofes La Haye Sainte, des wahren
Schlüſſelpunktes der geſamten Stellung Wellingtons, iſt der
ſchönſte Ruhmeskranz der Geſchichte der Deutſchen Legion.
Es liegt eine gewiſſe Tragik darin, daß die ruhmbollen
Truppenteile der Deutſchen Legion nicht vollzählig als Stamm
der neuen Königlich Hannoverſchen Armee aufgenommen worden
ſind; da aber ein großer Teil der Offiziere und Soldaten der
aufgelöſten Deutſchen Legion in dieſe neue Hannoverſche Armee
eintraten, war im Sommer 1816 die öniglich Deutſche Legion in
der neugebildeten Hannoverſchen Armee aufgegangen, deren
Re=
gimenter bis zu ihrer Auflöſung im Jahre 1866 Träger der
Legionsüberlieferungen waren.
Faſt alle engliſchen Geſchichtswerke zollen den Verdienſten
der „Königlich Deutſchen Legion” vollſte, rüchaltloſe
Aner=
kennung. Wenn die Engländer die „Königlich Deutſche Legion”
als „engliſch=deutſche” als „Königlich Großbritanniſche Teutſche‟
oder auch als „Königlich engliſche Legion” bezeichnen, ſo beruht
dies auf dem engliſchen Nationalſtolz: wurden doch die deutſchen
Legionäre den beſten engliſchen Truppen, ſowie den Garden als
völlig gleichwertig angeſehen!
„Königlich Deutſche Legion” gibt den offiziellen engliſchen
Titel „Kings German Legion”, der wörtlich „des Königs deutſche
Legion” heißt, dem Sinn nach am beſten wieder. „Königlich
Deutſche Legion” wurde auch die offizielle Bezeichnung in der
Hannoverſchen Armee; auf dem Legionsdenkmal auf dem
Schlacht=
felde von Waterloo ſteht „Kings German Legion” und auf der
47 Meter hohen, mit einer in Kupfer getriebenen Viktoria
ge=
krönten Waterlooſäule in Hannoper iſt die Inſchrift „Königlich
Deutſche Legion” eingemeißelt.
Am 24. Januar 1899, dem Geburtstage Friedrichs des Großen,
verlieh Kaiſer Wilhelm II. den Regimentern das in der Provinz
Hannover garniſonierenden X. Armeekorps die Traditionen der
„Königlich Deutſchen Legion‟. Dieſer damals von den
Hanno=
veranern mit großer Freude begrüßte Entſchluß, der auch
äußer=
lich durch Abzeichen auf den Uniformen mit Inſchriften wie
„Peninsula, Waterloo, Barossa, Garzia, Hernandez, Gibraltar”
in Erſcheinung trat, erweckte die Erinnerungen an die
Helden=
taten der „Königlich Deutſchen Legion” zu neuem Glanze,
Er=
innerungen, die gleich Kolberg’s Ruhmestagen, des tapferen
Schill und der Lützower Taten, ſowie des Zuges der ſchwarzen
Schar unter dem Herzog von Braunſchweig aus den Tagen der
Fre heitskriege als leuchtendes Fanal von treuer und braver
Mannestüchtigkeit Zeugnis ablegen.
„Der Ruhm der Väter iſt der Söhne Ehre!”
Ei.
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet.
„Waſſergeld‟. Das Waſſergeld iſt wie wir ſchon oft an dieſer Stelle
dargelegt haben, im monatlichen Mietzins enthalten, ſoweit der
Ver=
brauch 2½ Prozent der Friedensmiete nicht überſteigt.
Wietterbericht
Wettervorherſage für Donnerstag, den 13. Januar 1927.
(Nach der Wetterlage vom 11. Januar 1927.)
Nach leichten Regenfällen ſchwache Bewölkungszunahme und geringer
Temperaturfall.
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Haupiichtine. ung Rudo./ Maup=
Veranzworilich für Politt und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feutlleion, Reich und
Lusland und Heſſiſche Nachrichten: Max Stceeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann:
fur den Schlußdienſt. Andreas Bauer;, für den Inſeratenteil: Willy Kuhle:
Oruck und Verlag C. C. Wlttch — ämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſkripte wird Garaniie der Rückſendung nicht übernommen.
Oie heutige Nummer hat 14 Seiten.
Amtlicher Winterſportbericht.
WSN. Frankfurt a. M., 11. Jan. Taunus (Feldberg): Nebel.
2 Grad Wärme, 25 Zentimeter Schnee, keine Sportmöglichkeit. —
Falkenſtein: 5 Grad Wärme, kein Sport.
Woſterwald und Speſſart melden: bei 4 Grad. Wärme
Sprühregen; keine Sportmöglichkeiten.
Rhön (Waſſerkuppe): 2—4 Grad Wärme, 53 Zentimeter
Papp=
ſchnee; ſchlechte Sportmöglichk iten. — Gersfeld: Sport unmöglich.
Vogelsbera (Hoherodskopf): 2 Grad Wärme, 48 Zentimeter
Schnee, vereiſt, Ski und Rodel möglich.
Thüringerwald, Harz und Schwarzwald melden bei 1—2 Grad
Wärme mäßige Sportmöglichkeiten. Auch in den Alpen iſt der
Sport=
betrieb nicht beſonders gut.
Die Temperaturen ſind auch im Gebirge bis zu etwa 1000 Meter
Höhe über den Gefrierpunkt angeſtiegen. Eine weſentliche
Temperatur=
änderung iſt bei anhaltender Weſtſtrömung nicht wahrſcheinlich. Die
noch zu erwartenden Niederſchläge werden auch im Gebirge vielfach als
Regen niedergehen.
Stimmten aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltien keinertei
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender vexantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nſchi
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Das Steuerzahlen auf der Finanzkaſſe in der Alexanderſtraße
verläuft in der Regel mit zu viel Zeitverluſt. Ein ſtundenlanges
Warten dürfte nicht vorkommen. An den letzten Tagen vor den
Fällig=
keiten kommen zuweilen peinliche Aufzüge vor. Die maßgebenden Leute
der Kaſſe treffen nicht hinreichend Vorkehrungen. Der angebliche Mangel
an Beamten kann nicht entſchuldigen. Bei mehr Umſicht und mehr
gutem Willen müßte es beſſer gehen. Die Herren Beamten hinter den
Schaltern könnten die Einträge flotter machen. Dann müßten in den
Zahlräumen entſprechende Aufſchriften gemacht ſein, damit man leſen
kann, was da bezahlt wird und damit man nicht nach etwa
ein=
ſtündigem Warten am Schalter erfährt, daß dieſe Steuer hier nicht
bezahlt wird. Auch der Zu= und Abgang ſollte erkennbar ſein. Sonſt
ſteht ein ungeordneter Haufen Menſchen vor dem Schalter, und der
Einzelne kann nicht meh= kontrollieren, ob nicht ſeine Nachfolger vor
ihm abgefertigt werden. Es iſt für den Langwartenden peinlich, zu ſehen,
daß der Kaſſierer vergißt, die gebuchten Beſcheide in der eingereichten
Reihenfolge aufzurufen, oder daß die Dränger vor dem Geduldigen
vorgenommen werden. Hinter dem Schalter muß gewiſſenhafte
Ord=
nung gehalten werden, ebenſo vor dem Schalter unter dem Publikum.
— Gerne würde mancher Steuerzahler ſeine Gefälle überweiſen, wenn
er nur auch immer wüßte, was er ſchuldig iſt. Die Steuerbeſcheide
ſind öfters nicht gemeinverſtändlich. Ein williger Steuerzahler.,
Geſchäftliches.
„In der Beſchränkung zeigt ſich der Meiſter”.
Dieſes berühute Goethewort kennzeichnet eine alte Wahrheit, die
für alle Erſcheinungen des Kulturlebens und der Kunſt Geltung hat.
Zwe: Beiſpiele, das eine aus alter Zeit, das andere aus jüngſter
Gegen=
wart, ſeien hier für die Richtigkeit des zitierten Satzes kurz angeführt.
Das Geſetz Mohammeds verbot bekanntlich jede bildliche Darſtellung
lebender Weſen. Dieſe enorme Beſchränkung der Darſtellungsmotive
hatte auf der einen Seite eine große Verarmung der Kunſt zur Folge,
eine bedauerliche Verarmung der Motive und der Formen durch
Aus=
ſchaltung alles Lebendig=Figürlichen. Auf der anderen Seite aber führte
dieſe Einſthränkung zu einer großartigen Entwickelung des rein
Orna=
mentalen, zu jener wunderbaren unerſchöpflich reichen linearen
Orna=
mentik, die wir heute noch namentlich in der mauriſchen Architektur und
Tcppichwebekunſt bewundern. — Aber auch in unſeren Tagen bietet
ſich ein intereſſantes Beiſpiel für das eben Geſagte, wenn auch auf
einem ganz anderen Gebiete, nämlich gerade auf dem der
Perſönlichkeits=
kuiltur. Dieſes Beiſpielt zeigt uns ebenfalls, wie durch eine
Beſchrän=
kung und Verzichtleiſtung auf der einen Seite, im Gegenſatz dazu auf
der anderen Seite eine außerordentliche Erweiterung und eine
erſtaun=
liche Bereicherung durch ganz neue Formen hervorgerufen wurde. Es
iſt die moderne, kurze Haartracht der Damen gemeint. Der Verzicht auf
das lange, ſchwere Haar, das früher als Schönheitsideal galt, wird
mehr als gut gemacht durch die hygieniſchen und — nach dem herrſchen
den Geſchmacke — auch äſthetiſchen Vorzüge des kurzen Haares und ſet
ner ſchier unerſchöpflichen neuen Friſurformen. Es iſt geradezu
ver=
blüffend, welch ungeahnten Möglichkeiten abwechſelungsreicher und
ent=
zlickender Friſuren der gut gepflegte Bubikopf bietet, vorausgeſetzt, daß;
das Haar durch regelmäßige Waſchungen mit Pixavon die
Geſchmeidig=
keit erhält, die notwendig iſt, um eine Frifur von graziöſer Eigenart:
zu formen. Und in dieſer Fülle ganz neuer Friſurformen liegt
die=
große Bereicherung unſerer Zeit.
Die Firma Oberſky, Ernſt=Ludwig=Straße 8, bringt während.
ihres Inventur=Ausverkaufs beſonders günſtige Angebot in ſelbſtange=:
fertigter Damenwäſche und Korſetts.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 12. Januar. 12: Wunſchkonzert. (Wünſche ſind auf
Poſtkarte bis 10. Januar, vorm. 12 Uhr der Südweſtdeutſchen
Rundfunkdienſt A.=G., Elbeſtraße 50, einzureichen.) O 4.30: Skunde
der Jugend. Rektor Wehryan: „Des Kaiſers Bart”, (Für Kinder
vom 10. Jahre ab.) O 5: „Rätſel und Geheimniſſe der
Eedanken=
leſer und Hellſeher (Von der Technik ſchwindelhafter
Pſychophäno=
men)” von Hch. Lehmann=Lamari. O 5.33: „Das Weib als
Gift=
miſcherin im Spiegel der Geſchichte”, von Schwerin. O 6: Aus dem
Frankf. Opernhaus: „Triſtan und Iſolde” von R. Wagner. Perſ.:
Triſtan: O. Fanger. König Marke: H. Erl. Jſolde: Beatrice
Sutter=Koltlar. Kurwenal: R. vom Scheidt. Melot: H. Brandt,
Brangäne: Magda Spiegel u. a.
Stuttgart.
Mittwoch, 12. Jan. 3: Jugenoſtunde. Mitw.: Elſa Pfeiffer,
Karl Köſtlin. O 3.50: Landwirtſchaftsfunk. O 4.15: Märch n und
Lieder aus aller Welt. Mitw.: Gerda Hanſi, Thea Struve=Jöhnſſen,
C. Struve, H. Mönch (Zither). O 6.15: Prof. Wehrli: Meine Reiſe
nach Tripolilanien 1926. O 6.45: Uebertr, von Karlsruhe: Dramat,
Funkſtunde. O 7.15: U=bertr. von Freibu=g i. B.: Oberbürgerm.
Gugelmeier: Baden und die Schweiz. O 8: Kinder= und Frauenchöre
(dreiſtimmig) des Arbeiterge angverems „Freundſchaft‟. Drei
Spinn=
lieder. Aus dem Markgräflerland. Aus dem Glotterkal u. a. m.
— Anſchl.: Richard Wagner=Abend. Arie aus „Der fliegende
Holländer”, (Fr. Neumeyer, Stadtih. Freiburg). Arie der Eliſabeth
aus Tannhäuſer (Anna Link, Stadtth.). Gralserzählung (Kammerſ.
Hoffmann). Wahn=Monolog aus Die Meiſter’inger. Preislied des
Walter Stolzing. Duett: Sen a und der Holländer (Anna Link—
Fritz Neumeyer). — Anſchl.: Frau Dr. Krüger lieſt eine Novelle
von H. Haſſenkamp.
Verlin.
Mittwoch, 12. Jan. 1.30: Glockenpiel von der Parochialkirche.
O 3.30: Anna Drewitz: Frauenfragen und Frauen orgen. O 4:
Die Funkprinzeſſin erzählt „Die tanzenden Zahlen” und „
Daumer=
lings Wanderſchaft. O 4.30: Konzert. O 7.05: Gartendir. Leſſer:
Weſenselemente des Gartens. O 7.30: Jaro=Jaretzki: In der
Werkſtatt der Lebenden. „Max Liebermann” O 8: Geh. Juſtizrat
Heilfron: Rechtsfragen des Tages. O 8.30: Vortrag (Redner und
Thema werden bekanntgegeben). O 9: Blasorcheſter. Dir.: Kapellm.
Woitſchach. Urbach: Durch Nacht und Nebel. — Auber: Ouo. Die
Krondiamanten. — Meyerbser: Aus Robert der Teufel. —
Arman=
dola: Marſch der Hutzelmännchen. — Coote: Meine Königin,
Wazer. — Vollſtedt: Potp. — Woitſchach: Foxtrot. — Gollnow:
Im Stadion. O 10.30: Tanzmuſik.
Srettin. Aus der Ueckermünder Heide. Heideſtimmungen
(Kurd Schulz). — Schubert: Jägers Liebes.ied. Jägers Abendlied.
Der Jäger (Heinz Overdyck, Baß). — Bloedorn: Der Eingänger,
Erzählung (Joſer Robert). O 9.15: Muſikkorps 5. Inf.=Regt. in
Jägerbeſetzung mit Pleß=Hörnern. Marſch des Yorckſchen Korps. —
Marſch der Freiwilligen Jäger, — Reckling: Hubertus=Ouv. Aus
dem Jägerleben. — Losner: Weidmannslieder. — Gamljäger=Marſch.
O 10.30: Tanznufik aus Berlin.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 12. Januar. 12: Lektor Grander
u. Walinski: Franzö iſch für Schüler. O 12.30: Mitt. des
Reichs=
ſtädtebundes. O 3.30: Prof. Dr. Amiel u. Oberſchull.
Weſter=
mann: Einheitskurzſchrift für Anjänger. O 4: Dr. Roeſchmann: Die
Verhütung der Volkskraniheiten. O 4.30: Aus dem Zentralinſtitut.
O 5: Reg.=Rat Dr. Rhode: Völkerbund und Sozialpolitik. O 5.30:
Prof. Ochs: Unſere Kirchenmuſik. O 6: Dr. Ing. Meyer: Aus der
Gedankenwelt des Erfinders. O 6.30: Stud.=Rat Friebel, Lektor
Mann: Engliſch für Fortgeſchrittene. O 7: Oek.=Rat Keiſer:
Er=
nährungsgewohnheiten und Ernährungsgrundlagen in der Welt.
O 7.30: Karl Scheffler: Der Geiſt der Gotjf.
Nummer 12
Kattf
Mittwoch, den 12. Januar
Neueſte
Der Ausweis der Reichsbank.
Diskontherabſetzung der Reichsbank. —
Herab=
ſetzung des Privatdiskonts.
Der Ausweis der Reichsbank vom 7. d. M. zeigt einen Rückgang
ker geſamten Kapitalsanlagen der Bank in Wechſeln und Schecks,
Lom=
bards und Effekten um 1044 Millionen Reichsmark auf 1809,1 Millionen
G eichsmark. Im einzelnen hat abgenommen der Beſtand an Wechſeln
unid Schecks um 134,2 Millionen auf 1694,4 Millionen Reichsmark und
ter Lombardbeſtand um 60,3 Millionen. Die Anlage in Effekten blieb
it 90,9 Millionen Reichsmark weiterhin annähernd unverändert. An
Feichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind 371,8 Millionen
cis dem Verkehr
2 eichsmark. 15 Millionen Reichsmark an Rentenbankſcheinen wurden in
ter Berichtswoche getilgt. Dementſprechend haben ſich die Beſtände der
eichsbank an ſolchen Scheinen auf 65,8 Millionen Reichsmark erhöht.
DSie fremden Gelder zeigen mit 842,8 eine Zunahme um 194,7 Millionen
eichsmark. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen
ins=
geſamt ſind, mit 2344,4 Millionen ausgewieſen. Sie heben demnach,
mn 6.1 Millionen abgenommen, und zwar hat ſich der Goldbcſtand um
(—2 Millionen auf 1831,2 Millionen verringert, und der an
deckungs=
ſähigen Deviſen um 5,9 auf 513,3 Millionen Reichsmark. Die Deckung
ger Noten durch Gold allein beſſerte ſich von 49 Prozent in der
Vor=
oche auf 53,3 Prozent, die durch Gold und deckungsfähige Deviſen von
2,9 Prozent auf 68,2 Prozent.
In der geſtrigen Zeutralausſchußſitzung der Reichsbank gab der
räſident den Beſchluß des Reichsbanfdirektoriums bekannt, den
Zins=
ſatz für den Wechſeldiskont von 6 auf 5 Prozent zu
er=
mäßigen, während der Lombardzinsfuß auf 7 Prozent
elaſſen bleibt. In der erſten Januarwoche ſind die Rückflüſſe an
uiie Reichsbank ſehr erheblich geweſen, obgleich die Beanſpruchung der
Meichsbank am Jahresultimo bei weitem nicht ſo ſtark wie im November
drurrch kurzfriſtige Lombards, ſondern durch Diskontierungen von
Wech=
ſeeln erfolgte, deren Verfallzeit zum weitaus größten Teil über den
Januar hinauslief. Gleichzeitig haben ſich die Zinsſätze am offenen
Seldmarkt, die während eines großen Teiles des Dezembers eine ge=
Siſſe Verſteifung aufwieſen, in verhältnismäßig raſchem Tempo geſenkt.
Das Reichsbankdirektorium glaubte deshalb, die ſeit längerer Zeit
er=
kerterte und im Rahmen der ganzen Zinsſenkungspolitik der Reichsbank
ſiiegende Diskontherabſetzung nunmehr vornehmen zu können. Mit dem
Satze von 5 Prozent wird ein Niveau erreicht, das, auch vom
Stand=
munkte der Friedenszeit geſehen, als ein verhältnismäßig normales
an=
greſehen werden muß. Die weitere Entwickelung innerhalb der deutſchen
Wirtſchaft wird lehren, ob wir dieſes Niveau bereits jetzt als ein für
dängere Zeit geſichertes anſehen können, oder ob die Verhältniſſe ſchon
nrüher wieder zu einer Wiederheraufſetzung zwingen werden. Die
Herabſetzung des Diskonts auf 5 Prozent wird, wie wir annehmen, die
ſelnzichungskraft des deutſchen Marktes ſür ausländiſche Gelder
kurz=
riſtigen Charakters herabmindern. Wir werden damit noch mehr als
disher auf die Notwendigkeit heimiſcher Kapitalbildung und zweckmäßiger
ſgeimiſcher Kapitalnutzung verwieſen. Wir erwarten, daß die private
Kreditgewährung der von uns vorgenommenen Zinsherabſetzung in
wollem Umfange folgen wird. Eine Herabſetzung des Lombardzisfußes
Haben wir nicht vorgenommen. Maßgebend für dieſe Entſcheidung war
unsbeſondere der Umſtand, daß die erhebliche und dazu noch ſehr
ſtoß=
nveiſe einſetzende Inanſpruchnahme der Reichsbank in Lombards an den
SStichtagen des Zahlungsverkehrs, wie ſie in den letzten Monaten zu
Seobachten war, weder im Sinne der Notendeckungsvorſchriften des
BBankgeſetzes, noch im Sinne der Privatbanken liegt.
Der Privatdiskont wurde für beide Sichten um je 14 Prozent auf
41½ Prozent herabgeſetzt, wobei das angebotene, verhältnismäßig knappe
MMaterial repartiert werden mußte.
Ueberſicht über die Reichseinnahmen und
Ausgaben für April=November 1926.
Noch einer Ueberſicht der Reichshauptkaſſen betragen im ordent=
Aichen Haushalt die Einnahmen für April bis Oktober 1926 insgeſamt
44330, für November 673, zuſammen 50B Millionen Mark; die Ausgaben
finsgeſamt 4179 bzw. 661 zuſammen 4840 Millionen, was einen
kaſſen=
tmäßigen Ueberſchuß von 151 bzw. 12, zuſammen 163 Millionen ergibt.
(Unter Hinzurcchnung der Monatszwölftel der in den Haushalt
ein=
geſtellten Ueberſchüſſe aus den Jahren 1924 und 1925 verbleibt ein
EUeberſchuß von 371 bzw. 48, zuſammen 419 Millivnen. Aus den bis
Nnde November ausg wieſenen etatsmäßigen Ueberſchüſſen kann, wie in
der Ueberſicht hervorgehoben wird, ein Rückſchluß auf das Ergebnis
des geſamten Rechnungsfahres in einer dieſem Ueberſchuß entſprechen=
Eden Höhe nicht gezogen werden, da a) der Dezember wie jeder dritte
Monat eines Quartals ein weſentliches Defizit ausweiſen wird, b) am
Ende d’s Rechnungsjahres zur Deckung nachträglicher Ausgaben zu Laſten
des Recknungsjahres noch ein Bedarf von 300 bis 400 Millionen
vor=
handen ſein wird.
Im außerordentlichen Haushalt beträgt die Summe der Einnahmen
für April bis Oktober 1926 1 Million, ſür November 0, zuſammen
1 Million, die Ausgaben 393 bzw. 43, zuſamen 436 Millionen.
Mit=
hin ſind aus den vorhandenen Beſtänden oder aus einer Anleihe zu
decken 392 Ezw. 43, zuſammen 435 Millionen. Die nachträglichen
Ein=
nahmen zu gunſten des Rechnungsjahres 1925 betragen 49 bzw. 0,2,
zu=
ſammen 49 Millionen, die Ausgaben zu Laſten des Rechnungsfahres
1925 334 bzw. 15, zuſammen 348 Millionen. Der Stand der ſchwebenden
Schuld am 30. Oktober an Zahlungsverpflichtungen aus der Begebung
von Schatzanweiſungen beläuft ſich auf 10, an Sicherheitsleiſtungen auf
51, an Darlehen von Poſt auf 70 und am 30. November auf 10 bzw. 51
bzw. 100 Millionen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zufammenfchluß im Spitzen=Großhandel. Zwiſchen den ſehr
bedeu=
tenden deutſchen Spitzen=Großhandelsfirmen Jacob u. Richter,
Kom=
mandit=Geſellſchaft, Berlin, und der offenen Handelsgeſellſchaft
Sieg=
mund Strauß jr., Frankfurt a. M., ſchwebten bekanntlich ſeit längerem
Fuſionsverhandlungen. Dieſe Verhandlungen haben inzwiſchen zur Bamag=Meguin.
Gründung einer neuen, mit einem Aktienkapital von 1,5 Mill. RM.
ausgeſtatteten Aktiengeſellſchaft unter der Firma Jacob u. Richter—Sieg= Berlin. KarlsruheInd
mund Strauß jr., Vereinigte Spitzenhäuſer AG., mit dem Sitze in Braunkohl.=Briketts
Berlin, geführt. Die neue Geſellſchaft ſoll den Großhandel mit Spitzen, Eremer Eulkan ..
Stoffen und verwandten Waren, ſowie deren Herſtellung und
Verede=
lung betreiben. Ferner übernimmt ſie die von den beiden Gründer= Teutſche Maſchinen
firmon betriebenen Großhandels=Unternehmungen. Die Intereſſen von Teutſch.=Nied. Tel..
Jacob u. Richter an dem ihnen naheſtehenden St. Gallener Induſtrie=
Unternehmen Honegger u. Co. werden ebenſo wie der Grundbeſitz der
Firma Jacob u. Richter in die neue Geſellſchaft nicht eingebracht. Zu Tonnersmarckbüte
Vorſtandsmitgliedern ſind beſtellt: Rudolf Bleiſtein. Dr. Otto
Hütten=
bach, beide m Frankfurt a. M., Robert Lehmann, Alfred Simon, Ernſt
Lichtenſtein, ſämtlich in Berlin.
Herabſetzung der Umſchlagsgebühren für Eiſen und Zement in
Bre=
men. Ab 1. Januar ſind die Umſchlagsgebühren für Eiſen und Zemei.t Celſenk. &u ſtahl.
zur ſcewärtigen Ausfuhr in den bremiſchen Häfen auf ¼ bzw. 1= der
bisherigen Sätze geſenkt und betragen nunmehr für Eiſen und Stahl
uſw., ſowie für Zement 2 Pf. pro 100 Kg. Damit dürfte Bremen im
allgemeinen von den zur überſeeiſchen Ausfuhr in Betracht kommenden
deutſchen Häfen bei dieſen Artikeln die billigſte Endabrechnung bieten.
Rheiniſche Stahlwerke A. G. In der vorgeſtrigen Aufſichtsratsſitzung
der Rheiniſchen Stahlwerke A G. konnte die Bilanz für das
Geſchäfts=
jahr 1925/26 noch nickſt vorgelent werden, da die Abſchlußarbeiten wegen / Amſterdam=R.
der Auseinanderſetzung mit den Vereinigten Stahlwerken A.G. noch
nich= zu Ende geführt ſind. Eine Dividende wird jedenfalls nicht zur Ver= Trüſſel=Antw
teilung kommen. Die Generalverſammlung wird früheſtens im Februar 45i0
ſtattfinden.
Süddeutſche Zucker=A.G., Heidelberg. In der Aufſichtsratsſitzung Celſingſors
wurden Bilanz und Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1925/26 genehmigt.
Der Aufſichtsrat beſchloß, der G V. 6 Prozent Dividende auf die Stamm= London:
aktien und 7 Prozent auf die Vorzugsaktien vorzuſchlagen. Die
Aus=
ſichten für das laufende Geſchäftsjahr werden als nicht ungünſtig be= Sckneiz
zeichnet.
Erhebliche Steigerung des Poſtſcheckverkehrs. Beim Poſtſcheckamt in
Berlin iſt im Jahre 1926 eine erhebliche Steigerung des
Poſtſcheckver=
kehrs zu verzeichnen geweſen. Bei dieſem Amt, das etwa den fünften
Teil des geſamten deutſchen Poſtſcheckderkehrs bearbeitet, ſind rund 109
Millionen Buchungen ausgeführt worden, das bedeutet gegenüber dem
Jahre 1925 mit rund 96 Millionen Buchungen eine Zunahme von 13,5
Prozent. Im Dezember 1926 ſind werktäglich durchſchnittlich 411 900
Buchungen vorgenommen worden. Dieſe Zahlen geben ein Bild von
der Bedeutung, die der Poſtſcheckverkehr auf dem Gebiete des
Geld=
weſens erlangt hat.
Engliſche Induſtri=llenzxſammenkunft. Heute wird der große Rat
der Federation of Britiſh Induſtries zu einer Vierteljahresſitzung
zu=
ſammentreten. Auf dem Programm ſtehen Steuerfragen und die Frage
der Doppelbeſteuerung. Die letztere war Gegenſtaund der Beſprechungen
mit dem deutſchen Reichsverband, wobei verabredet war, daß beide
Verbände die Frage weiterhin eingehend unterſuchen ſollten, in der
Abſicht, herauszufinden, wieweit die beiderſeitigen Intereſſen
gemein=
ſam ſind.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 1I. Januar.
Die ſchon vorausgeſagte Diskontermäßigung der Reichsbank machte
auf die Börſe wegen ihrer kaum erwarteten Höhe einen guten
Ein=
druck und glich auch die Enttäuſchung über die nicht gleichzeitig erfolgte
Herabſetzung des Lombardzinsfußes mehr als aus. Die Börſe bekam
dadurch neuen Impuls und auf faſt allen Gebieten fanden neue Käufe
ſtatt. Beſonders bevorzugt waren die Montan= die Elektrowerte und
die Banken, auch die Aktien der neuen Intereſſengemeinſchaft
Metall=
bank—Metallgeſellſchaft ſtanden mit erheblichen Kursbeſſerungen im
Vordergrund. J.=G. Farben waren nur mäßig höher, ebenſo die
Schif=
fahrtswerte. Scheideanſtalt gaben nach ihrer an der geſtrigen
Abend=
börſe noch erfolgten ſtarken Steigerung 4 Prozent nach. Zellſtoff
Wald=
hof blieben dagegen, trotz der Erklärung der Geſellſchaft, daß eine Fuſion
oder eine beträchtliche Heraufſetzung der Dividende nicht in Frage
komme, verhältnismäßig feſt. Das Geſchäft war recht lebhaft. Deutſche
und ausländiſche Renten blieben gut behauptet, nur Türken waren etwas
leichter. Im weiteren Verlauf konnten beſonders für Montanwerte die
erſten Kurſe noch überſchritten werden. Mannesmann erzielten eine
Stei=
gerung, von insgeſamt 4½ Prozent. J.=G. Farben konnten ihren 2proz.
Kursgewinn dagegen nicht ganz behaupten. Die Tendenz blieb weiter
feſt und auch lebhaft. Auf dem Markte der nur zu Einheitskurſen
ge=
handelten Induſtriepapiere waren durchweg größere Kursſteigerungen
feſtzuſtellen, ebenſo für Vorkriegspfandbriefe und wertbeſtändige
An=
leihen. Tägliches Geld 3½ Prgzent.
Die Abendbörſe war im allgemeinen am Aktienmarkt ſehr feſt
unter Führung der Montan= und Eleftrowerte. Auch Banken wieder
lebhaft und höher. Ebenſo konnten Zellſtoffaktien trotz des Dementis
von Waldhof ihre Kürſe behaupten. Groß war die Nachfrage nach
variablen und Einheitswerten, die zahlreich rationiert wurden. Der
Anleihemarkt ebenfalls feſt Kriegsanleihe ſchloſſen mit 925. Im
übri=
gen nannte man Scheideanſtalt 235, Farbeninduſtrie 322,5,
Holzverkoh=
lung 90, Metallbank 186, Commerzbank 227, Deutſche Bant 194,
Bar=
mer Bankverein 192. Rheinſtahl 203, Phönix 137, Stahlverein 155,5,
Mannesmann 214, Aſchaffenburger Zellſtoff 189, Waldhof 253, Daimler
89, Schuckert 166, Wayß u. Freytag 164,5.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 11. Januar.
Die Herabſetzung des Reichsbankdiskonts gab der Börſe eine
An=
regung, wenngleich dieſer Schritt nicht mehr überraſchend kam. Die
Spekulation betätigte ſich am Markte der Dividendenpapiere mit leichten
Nückkäufen, bei denen Terminpapiere profitierten. Eine allgemeine
Hauſſe kam jedoch nicht zuſtande, da die Lombardrate ſeitens der
Reichs=
bank unverändert belaſſen wurde, zweifellos zum Teil aus der
Erwä=
gung heraus, die Börſenſpekulation etwas einzudämmen. Dicſes Ziel
wird von der Zentralnotenbank bekanntlich auch noch durch andere
Maß=
nahmen erſtrebt. Die Beſchäftigungen hielten ſich durchſchnittlich in
Grenzen von 2—3 Prozent und gingen nur für Spezialwerte noch
hierüber hinaus. S harfe Steigerungen erzielten trotz der
Dementie=
rungen Zellſtoffaktien (Feldmühle und Waldhof je pl. 6½ Prozent) und
Bemberg pl. 7 Prozent. Starke Nachfrage trat nach feſtverzinslichen
Werten hervor, auf die ſich die Diskontermäßigung ſchon ſeit einigen
Tagen vorweg auswirken konnte. Die Notierungen der Goldpfandbriefe
und Goldanleihen zogen ebenſo wie diejenigen der Vorkriegspfandbriefe
erheblich an, wobei das Pnblikum den höher verzinslichen Renten den
Vorzug gab. Die Umſätze in Kriegsanleihe waren bei behaupteten
Kur=
ſen ruhiger, da das Intereſſe der Spekulgtion wieder mehr von den
Aktienmärkten in Anſpruch genommen war. Von Bankaktien zeichneten
ſich Barmer Bankverein auf die 10proz. Dividendenerklärung durch eine
Eproz. Befeſtigung aus. Am Geldmarkt blieben die Zinsſätze
unverän=
dert. Tagesgeld 3—5, Monatsgeld 5½—7 Prozent. Warenwechſel mit
Großbankgiro waren zu 42/e Prozent geſucht. Am Debiſenmarkt hielten
ſich das engliſche Pfund und die Reichsmark auf ihrem Vortagsnieau.
Feſte Kurſe hatten die norwegiſche Krone bis 18,85, die ſpaniſche
Wäh=
rung mit 30,45 und der Pariſer Franken mit 122,35, alles gegen
Lon=
don; Mailand gab dagegen erneut nach (114,20)
Im weiteren Verlaufe der Börſe wurden Montanaktien bevorzugt,
die durchweg erheblich über ihre Aufangsnotierungen gehandelt
wur=
den. Rheinſtahl ſtellten ſich in der zweiten Stunde nach 197,5 auf 203,5.
Auch die übrigen Hauptpapiere dieſer Gruppe wurden 1—2 Prozent
feſter genannt. Daneben fanden in Elektro= und Bankaktien bei
teil=
weiſen Kursgewinnen bis 3 Prozent bedeutende Abſtöße ſtatt. Die
Ge=
ſamttendenz blieb durchaus freundlich, zumal eine Ermäßigung der
Privatdiskontnotierungen um je ¼ auf 4½ Prozent vorgenommen
wer=
den ſoll. Privatdiskont kurze Sicht 4½, lange Sicht 4¾. An der
Nach=
börſe verſtimmte eine Baiſſebewegung in den Aktien der Deutſchen
Erdöl=A G., die in größeren Beträgen angeboten wurden und von 181
bei Börſenbeginn auf 144 nach Schluß der Börſe zurückgingen.
Rüt=
gerswerke abbröckelnd (137,75), Berliner Maſchinen Schwartzkopff
ſtell=
ten ſich dagegen auf 134 nach 129. Der Bankaktienmarkt blieb lebhaft
und feſt. Die Hypothekenbankaktien notierten vielfach bis 10 Prozent
föher, ausgenommen die Werte der Gemeinſchaftsgruppe. Auch die
übrigen Bankinſtitute, in denen mr Kaſſanotierungen ſtattfanden, zogen
kräftig an. Die Aktien der Rheiniſchen Stahlwerke wurden zulatzt mit
204 genannt. Man wollte heute wiſſen, daß angeblich mit einem
Um=
tauſch in J. G. Farbenaktien im Verhältnis von 5:7 zu rechnen ſein
ſolle. J. G. Farben ſtellten ſich nachbörslich auf 322 B.
Aſchaffb. Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſch
Verl. E.W. Stamm.
Bremer Wolle..
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Erdöl
Deutſche Petroleum.
Ilt. Ka iwerfe.
Tynamit Nobel.
Rektr. L eferung.
E. G. Farben .."
2. Friſter. .
Taggenau Vorz..
G. f. elektr. Untern.
Kalle Maſchinen.
San. Maſch. Egeſt.. .
Kanſa Tampfſchf.. . .
Deviſenmarkt.
Ruenos-Aires.
Kopenhagen
Stodholm
Italien".
Nen=York. .
Taris ..
Epanien
11. 1.
245.
1145
175.—
27.875
128.5
90.5
915
31.—
185. — 1190.—
37.25
85.25
13.5
114.— 1107.875
139.25 137.75
24.25
160
171.—
155.
n4.75
68.75
56.—
222.—
11. I.
Geld Briel
53.27 59.41
12.456/12.498
73.58173.86
2.056/ 2.060
0.487/ 0.489
3.037/ 3.047
7.41 7.43
2.104/ 2.124
21. 545 21.595
81.50/ 81.50
5.31 5.33
4.20 4.21
L24 1425
Die Reparationszahlungen im Dezember.
In den erſten vier Monaten des dritten Annnitätsjahres wurden
nach dem Bericht des Generalagenten für Reparationszahlungen von
Deutſchland Zahlungen und Leiſtungen im Werte von rund 369,4
Mil=
lionen Goldmark, darunter im Dezember 95 Millionen, gemacht. Unter
Einrechnung, des Kaſſenbeſtandes am Ende des zweiten
Annuitäls=
jahres in Höhe von 98,6 Millionen, verfügte der Reparationsagent
am Jahresende über einen Kaſſenbeſtand von 113 Millionen Goldmark.
An Zahlungen im Dezember werden u. a. gebucht für Frankreich 42.
für Endland 18, für Italien 4,5 und für Belgien 3,8 Millionen
Gold=
mark. An Sachlieferungen ſind für Dezember 18,5 Millionen und für
die erſten vier Monate insgeſamt 170,9 Millionen Goldmark
ausge=
wieſen. Die entſprechenden Beträge für die Beſatzungskoſten lauten auf
2,5 und 24,1 Millionen Goldmark. Durch Reparation (Recovery Act)
wurden aufgebracht 24,7 und insgeſamt 87,4 Millionen Goldmark,
wo=
von 65,4 Millionen auf Rechnung Englands und der Reſt auf Rechnung
Frankreichs.
Produkienberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Januar. Am hieſigen
Markk=
blieb die Haltung ziemlich feſt, wenn ſich das Geſchäft auch heute in
mäßigen Grenzen bewegte. Lebhaft gefragt bleiben die Futterartikel,
und beſonders Kleie; letztere konnte erneut um 25 Pfg. anziehen.
Weizen 29.25—29.50, Roggen 24.50—24.75, Sommergerſte 25.50—27.00,
Hafer, inl. 20.00—20.50 Mais 18.50—18.75, Weizenmehl 40.50—41.00,
Roggenmehl. 35.00—36.00, Weizenkleie 12.00—12.25, Roggenkleie 12.25
bis 12.50 Mark.
Berliner Produktenbericht vom 11. Januar. Im Weizengeſchäft
hat=
ſich gegenüber den Vortagen wenig geändert. Die Inlandsangebote ſind
klein und fanden auch kaum Beachtung, da das Ausland ſich zieulich
verkaufsluſtig zeigte und auch bei rentablen. Preiſen hier in verſtärkteur
Maße Entgegeukommen findet. Lieferung ſtellie ſich heute mit
Aus=
nahme des um 50 Pf. erhöhten Juli unverändert, Roggen liegt nach
Bekanntwerden der Statiſtik des Deutſchen Landwirtſchaftsrates über
die ſehr kleinen Vorräte recht feſt. Hinzu kommt großes Kaufintereſſe,
veranlaßt durch das vorbandene gute Noggenmehlgeſchäft. Für
Liefe=
rung überwog bei ſteigenden Preiſen die Nacfrage. Frühfahrsmonate
wurden bis 2½ Mark höher bezahlt. Gerſte und Hafer haben
aus=
reichendes Angebot, liegen aber verhältnismäßig ruhig. Auch Mais und
Kleic ſtill. Im zibrigen haben Speiſenhülſefrüchte gute
Abſatzmöglich=
keiten.
Hanfbericht für die Woche vom 3. bis 10. Januar 1927. Italien:
Marktlage unverändert. In der letzten Woche wurden größere
Ein=
deckungen ſeitens des Auslandes, beſonders Frankreich, vorgenvmmen.
Die Produzenten ſind noch weiterhin in ihren Preisforderungen,
be=
ſonders für gute Qualität, feſt. Jugoſlawien: Mark: für Bauernhanf
unverändert ruhig: verfügbar in größeren Mengen ſind eigentlich nur
Durchſomittsqualitäten. Jüir Werge beſteht noch reges Intereſſe.
Viehmärkte.
16 Bullen, 524 Kühe und Färſen, 310 Kälber und 924 Schweine. Preiſe:
Ochſen 40 52. Bullen 36—44, Kühe und Färſen a) 50—62, b) 32—46,
C) 22—30, d) 17—22, Kälber 56—72, Schweine h) 74—78, c) 77—79,
d) 73—77, Sauen 65—70. Marktverlauf: ruhig, langſam geräumt.
Amerikaniſchte Kabelnachrichten.
* New York, 11. Jan. (Priv.=Tel.)
Weizen: Da die Exportnachfrage weiter anhielt und ungünſtige
Witterungsmeldungen vorlagen, begann der Markt gut behcuptet. Dann
nahmen auf ſchwächere Winnipeger Notierungen die Liquidationen zu.
Die Termine zeigen Rückgänge bis zu ½ C.
Mais: Angeſichts einer etſuas gebeſſerten heimiſchen Lolonachfrage
begann der Markt in feſter Haltung, wozu kleinere Ankünfte beitrugen.
Gegen Shluß wurden Abgaben vorgenommen, ſo daß die Termine unter
geſtern ſchließen.
Hafer: Mit vorgenannten Märkten zeigte ſich auch hier eine
ſchwä=
chere Tendenz bei unweſentlichen Veränderungen.
Baumwolle: Der Markt verkehrte in feſter Haltung auf beſſere
Situationsberichte aus den ſüdlichen Spinnerzentren und ungünſtige
Erntewetterberichte. Spiter trat eine Abſchwächung ein, beſonders für
entferntere Termine.
Kaffee: Nach ſtetigem Anfang ſetzte ſich eine Abſchwächung durch auf
niedrigere ausländiſche Notierungen. Die Termine zeigen geringe
Verluſte.
Zucker: Zurückhaltung der Raffinerien und geringer
Auftragsein=
gang verurſachten eine abgeſchwächte Tendenz. Gegen Schluß konnte
auf das Bekanntwerden der Kubaſtatiſtik eine Erholung eintreten.
Kakao: Spekulatibe Abgaben riefen eine Abſchwächung hervor, die
aber ſpäter einer Befeſtigung auf höhere Auslandsnotferungen weichen
mußte. Auch nahmen fetzt die Firmen Käufe vor.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Reichswirtſchaftsminiſter gibt bekannt, daß die
Notenausgabe=
rechte der Privatnotenbanken für das erſte Kalendervierterjahr 1927 für
die Bayeriſche Notenbank 70 Millionen Rm., für die Sächſiſche Bank zu
Dresden 70 Mill. RM., für die Württembergiſche Norenbank 27 Mill.
RM. und für die Badiſche Bank 27 Mill. RM. betragen.
Die deutſchen, belgiſchen und holländiſchen Fabrikanten von Draht
und Nägeln wollen am 13. Januar in Aachen von neuem beraten, um
über die Marktlage und die einzuſchlagende Preispolitik zu verhandeln.
Cs handelt ſich um eine der periodiſch vorgeſehenen Zuſammenkünfte.
Aus Paris wird gemeldet, daß die franzöſiſche Automobilfabrit
Renault in Acton bei London eine Fabrik errichtet, die der Citroen=
Fabrik bei Slough Konkürrenz machen ſoll.
Wie aus London gemeldet wird, beuüßt ſich ein auerikaniſches
Shndikat unter der Führung von M. J. Turner, die
Automobilgeſell=
ſchaft Wolſely, Birmingham, die ſich in Liquidation befindet, zu
er=
werben. Zwar hat die engliſche Morris=Geſellſchaft ein um 2,5 Mill,
Dollar höheres Angebot gemacht, doch iſt dieſes wiederum von den
Amerikanern überſchritten worden.
Die engliſchen Eiſenbahngeſellſchaften geben bekannt, daß ſie mit
Rückſicht auf ihre finanzielle Lage gezwungen ſein werden, die
Fracht=
ſätze in Kürze um 6½ Prozent zu erhöhen.
Wie aus Prag gemeldet wird, iſt der Plan der Sowjetregierung,
für 700 Millionen Kronen Ankäufe in der Tſchechoſlowakei zu machen,
trotz aller Bemühuugen wegen der fehlenden normalen politiſchen und
rechtlichen Beziehungen zwiſchen dieſen beiden Ländern geſcheitert. Die
Ankäufe ſollen nunmehr in Deutſchland getätigt werden.
Das tſchechoſlowakiſche Finanzminiſterirm hat die Einfuhr von
unge=
bleichter oder weißer, ungefärbter, einfacher Kunſtſeide für die
Poſamen=
tenerzeugung in Zukunft zollfrei zugelaſſen, wenn ein Einfuhrſchein
vorliegt.
Die Bruttoeinnahmen der für den griechiſchen Schuldendi nſt in
Frage kommenden Monopole ſtellten ſich im Oftober v. J. auf 121 497 175
Drachmen gegen 101 529 254 Drachmen im Oktober 1925. Die
Zollein=
nahmen ſtellten ſich auf 92 693 171 (94 921 534) Drachmen.
Nach einer Meſdung aus Madrid verteilt die Bank von Spanien
für das zweite Halbjahr 1926 wie im Vorjahr eine Dividende ton 70
Peſeten, ſo daß ſich die geſamte Jahresdividende wie im Vorjahr auf
130 Peſeten, d. h. 26 Prozent ſtellt.
Der Auftragsbeſtand des Stahltruſtes wird für Ende Dezember mit
3 959 000 Tonnen angegeben gegen 3806000 Tonnen Ende November,
Er zeigt ſomit eine weitere Steigerung um 153 0-0 Tonnen.
Die Eröffnung der New Yorkr Automobilausſtellung fand unter
zahlreicher Beteiligung aller führenden Firmen der Branche ſtatt. 45
Fabriken haben 300 Modelle von Paſſagierwagen zur Ausſtellung
ge=
bracht. Die Tendenz geht in der Richtung kleiner Sechs=Zylinder=Wagen.
Auch zeigt ſich oine Zunahme der Ach.=Zylinder=Wagen.
Preſſemeldungen aus Newv Orleans zufolge ſind im Staate Texas
im Bezirk Crane ausgedehnte Kalifunde gemacht worden. Die Lager
ſollen eine Mächtigkeit von 32 Fuß beſitzen und der Salzgehalt 21 Proz.
betragen.
Frir das Jahr 1926 ſtellt ſich der Wert der japaniſchen Ausfuhr auf
2043 921 000 Den (2305 095000 Yen in 1925) und der Wert der Einfuhr
auf 231566500 (2571. 804 000) Den.
Mittwoch, den 12. Januar 1927
12.5
11:
8.2
8.9
6. 12
9.25
2.33
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay Vereinsb.
Bayr. Handelsb.
Bayr. Hyp. u. Wech
Berliner Hyp Bk.
Frrf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=B
Hamb. Hyp.=B..
Mecklb. Hyp.=u. Wb
Meining. Hyp.Bt.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bt. ..
Preuß. Bob.=Cr.=B
Pr. Cent.=B. Cr.=B.
RR
23
21.2
15.20
16.35
17.25
13.80
9.9
13.80
Obligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
93
420
42 Eliſ.=Bahn ſtfr.
425 Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
4%
4½ Kaſchau=Oberb.
42
abg.
15% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (L).
2,6% Alte „
2,6% Neue,
5% Oſt.=Ung. 13/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3½%Oſt. 1.b.8. E.
3%Oſt. . 9. E.
8%Oſt. . 1885
3%Oſt. „ Erg. Nei
8% Raab Oedbg. 83
328
91
18% „
4½ Rud. Silber".
4 Rud. Salzig.)
4½% Anat.. S.I
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S. III
5% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec..
14½½
Barmer Bankb.
Bay. Hyp.=Wch).
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bf.
Deutſche Ban: ..."
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein
D. Vereins=Bk.
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk..
Frtf. Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. B.
Lux. Intern. Bank
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
20.25
32
28.75
26.0
Bank=Aktien
17.45
14
Allg. D.,Kredit:.. /173
Bad. Bk. .. . . . . . . 169
Bk. f. Brauinb. . . 200
Zergwerk”=Akt.
Bochum. Bergb. ..
Buderus. . . . . . . ."
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw... . .
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb...."
Jlſe Bergb. St.
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke .. .
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder ..."
Oberbedarf ..."
Otavi=Min.=Ant.. .
Phönix=Bergb. . . .
Rhein. Braunk. . .
Rhein. Stahlw.. . .
A. Riebeck Montar
Rombach. Hütte
Nummer 12
z. Hrantfärter Karsoelicr vom 2r. Bändar kent
76
218.25
228.75
191.5
159
161.75
128
185
187.5
170
195
178.75
210
13
185.5
195.5
197
179
152.5
198
166
8
180.5
116.1
182
173
183.25
190.7.
2s2.5
159
160
198
167.25
156
212
148.75
122
38.5
134.25
201
33
13.5
Gu Hie
112
Tellus Bgb..
Ver. Laurahütte 83.25
Ver Stahlwerke. /152.5
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger.
Hereules. Heſſiſche
Löwenbr.=Münch.
Mainz. Aktienbr. .
Schöfferhof(Bind.
Schwarz=Storchen
Tucher. Nürnberg
Verger
175
124
287
90
302
151
167
Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh.. . 169
Adlerw. (v. Kleher)/119
6%E. A. G. Vzg. A. 1100
5% A. E. G. Vzg. B.. / 33
A. E. G. Stamm . . . /169/,
Anglo=Cont. Guano)
Aſchaff. Zellſtoff ..1180
Zadenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl. 12)
Bad. Uhren, Furtw. 32.10
Bamag=Meguin .. 62
Baſt Nürnberg
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel".
Bergmann El.
Bing. Metall..
Brem.=Beſigh=Ol.. 85
Bürſtenfbr. Erlang.
Sement=Heidelb. . . 148
Cement, Karlſtadt 168
Cement, Lothr.. .
Shem. Albert . . . . . 166
Chem. Brockh. . . . 95
Chem. Milch ..... 95
Daimler=Benz A. G./ 86
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erböl ... 178.25
D. G. u. Silb. Scheid. 237
Dingler, Zweibrück.
178
8 ).40
106
168.5
(Dresd. Schnellpr. 1145
Dürrkopp.
Dürr. Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersl..
El Licht= u. Kraft
El. Lieferung ....
Elſ. Bad. Wolle .
Email. u rich .
Enzinger Werke
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57.9
65.5
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1570
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einen Vorabend, von Richaro Wagner
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Das Rheingold
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In Szenegeſetztv Hans=Esdras Mutzenbeiher
Bühnenarchitektur: Arthur Pohl
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Faſolt
Heinrich Hölzlin
Faſner / Rieſen
Alfred Karen
Alberich)
Mime. / Nibelungen Heinrich Kuhn
Eugen Vogt
Marg. Albrecht
Wellgunde / Rheintöchter Annelies Roerig
Grete Penſe
Nibelungen
Schauplatz der Handlung: 1. Ju der Tiefe
des Rheines, 2. und 4. Freie Gegend auf
Bergeshöhen am Rhein gelegen. 3. Die
unterirdiſchen Klüfte Nibelheims,
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1 bis 10 Mk.
Einritt der Mieter in den Zuſhauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Die Eingänge in den Zuſchauerraum
werden bei Beginn der Vorſtellung
geſchloſſen. — Zu ſpät kommende
Beſucher können nicht wehr eingelaſſen
werden — deine Pauſe,
Anfang 7½ Uhr (pünktlich) Ende 10 Uhr
Donnerstag, 13. Januar. C 10. Gasparone;
Anfang 7½ Uhr. Preiſe 1—10 Mk.
Freitag, 14. Januar. L. 10. Schülermiete
weiß 4 und braun 5. Der Troubadour=
Anfang 7½ Uhr. Preiſe 1—10 Mk.
Kleines Haus
Mittwoch, 12. Januar. Keine Vorſtellung.
Donnerstag, 13. Januar. 2. Beethoven=
Abend des Drumm=Quarte 18. Anfang
8 Uhr. Preiſe 1, 2, 3 Mk.
Freitag, 14 Januar Keine Vorſtellung,
Barienbauverein Darmſtadt,
Monats=Verſammlung
Tonnerstag, den 13. Januar, abds. 8 Uhr,
(1017
im „Fürſtenſaal.”
1. Jahres=Bericht; 2. Vorſtands=Wahl;
3. Dresdener G)rtenbauausſtellung Vortrag
mit farbigen Lichtbildern); 4. Freiverloſung
Ausgabe von Blumenzwiebeln
vor und nach der Sitzung. Gäſte willkommen=
Nummer 12
Mittwoch, den 12. Januar 1927
Seite 13
Die lone Berzohnt.
Roman von E. Klein
(Nachdruck verboten.)
„Eigentlich iſt es ein großes Unternehmen von mir,” ſprach
ſp, „mich aus dem Bette zu wagen, aber ich bin ſo neugierig zu
ören, was es Intereſſanves in London gibr! Bitte, Sir Walter,
Sie ſind doch ſicher mit Neuigkeiten geſüllt — packen Sie aus!”
Teufel — was wollte ſie? Er fühlte ſich unbehaglich. Wußte
ticht, was er aus dieſer lächelnden, heiter geſtimmten Gloria
& ainsbury machen ſollte. Ganz anders hatte er erwartet, ſie
arizutreffen.
„Ach —” erwiderte er, „der Neuigkeiten gibt es eine ganze
Renge. Worüber wünſchen Sie informiert zu werden, Frau
Herzogin? Ueber Politik oder Sport — oder, hm, ſagen wir
Ge=
f=Ulſchaft?”
„Sie meinen doch Klatſch? Proteſtieren Sie nicht, Sir Wal=
1-r, Papa ſagte mir vorhin, Sie hätten den Ruf, der beſte
Be=
ennte im Geheimdienſte zu ſein — aber vor einer Frau können
SSie ſich trotzdem nicht verſtellen. Sie wollten Klatſch ſagen. Ja
Der nein?”
„Ich bekenne mich zu dieſem Vergehen und bitte um
Nach=
ſrcht.”
„Gewährt uter der Bedingung, daß Sie uns etwas recht
„Intereſſontes erzählen. Wiſſen Sie, Sir Walter, was Papa
vor=
drin meinte, als Sie ſich melden ließen?”
„Nun?”
„Sie kämen beſtimmt wegen der Ermordung des armen Las
Waldas?”
Sir Walter Ryce war gewiß nicht leicht, aus dem
Gleich=
ewicht zu werfen. Aber dieſes Mal fehlte nicht viel dazu.
So=
war ſein Monokel wurde unſicher — um Zeit zu gewinnen, nahm
er es aus dem Auge und begann es ſorgfältig abzureiben.
Bewunderungswürdig der Mut dieſer Frau! Hm — — Mut
der Verzweiflung? Man wind ja ſehen —
„Nein, dieſe Affäre,” erwiderte er, nachdem Gleichgewicht
mnd Monokel wieder in Ordnung waren, „führt mich nicht
hier=
her, obwohl ich nicht leugnen will, daß ich mit ihrer Unterſuchung
wetraut bin. Ich wollte mich tatſächlich nur nach dem Befinden
ſrer Frau Herzogin erbundigen. Aber da wir die Herrſchaften
wo entgegenkommen, wäre ich glücklich, einige Fragen ſtellen zu
bürfen — das heißt, wenn ich der Frau Herzogin nicht damit
ſäſtig falle?"
„O, durchaus wicht! Im Gegenteil — wir hoffen, daß unſere
ſoziale Neugierde dabei auf ihre Koſten kommt.”
Ryce ſtürzte ſich alſo in Fragen, die er ſchon längſt alle
wußte. Gloria ſchtvieg, doch Lord Burnham und Grace ſtanden
Wede und Antwort. Wann Las Valdas nach Burnham Tower
ſoinausgekommen? Wie lange er geblieben? Ob ſie ſonderliche
Erregung an ihm bemerkt hätten? Nein? Er ſei ſehr luſtig
ge=
weſen? Ein überaus nützliches Mitglied der Geſellſchaft? Ein
Futer Tänzer — — ein guter Klavierſpieler — —2 Wohl ſo ein
Hißchen Draufgänger? Nun ja — ſein Ruf — — — und ſo
wei=
ver — und ſo weiter. Ryce wußte ſchon, warum er kein ſchweres
Beſchütz ins Treffen ſchickte. Keine gefährlichen Fragen ſtellte.
„Papa,” ſagte dann Gloria, „erzählte, im Klub herrſche die
Anſicht, Las Valdas ſei einem Eiferſuchtsattentat zum Opfer
gefallen."
„Möglich, Frau Herzogin. Wen ich aber offen ſppechen darf,
(o möchte ich doch ſagen, daß die Angelegenheit komplizierter ſein
Sürfte, als ſie auf den erſten Blick erſcheint. Denken Sie, am
Kage nach dem Morde iſt der Chauffeur des Grafen überfallen
nvorden! Die Attentäter haben ihn noch auf der Straße durch=
ſucht und ſind dann in ſeine Wohmung eingebrochen! Und haben
nichts geſtohlen! Gar nichts. Haben nur etwas geſucht. Was
ſie augenſcheinlich nicht gefunden haben — dem am nächſten
Abend wurde verſucht, in das Haus Las Valdas ſelbſt
einzu=
brechen.”
Während Ryce ſprach, blickte er Lord Burnham an. Aber
ihm endging abſolut nicht, wie ſich bei ſeinen Worten die Nerven
ſeiner weibblichen Zuhörer ſpannten. Beider Frauen! Sie
tauſch=
ten einen raſchen Blick.
Gloria blieb aber ruhig.
„Das iſt wirklich überaus invereſſant,” meinte ſie, indem ſie
wieder ihr Geſicht in den Roſenſtrauß ſenkte. „Sie laſſen
natür=
lich das Haus jetzt bewachen?”
Sir Walter ſpitzte die Ohren. Die Spur wurde warm. Nur
jetzt nicht loslaſſen! Gleichmütig zuckte er die Achſeln.
„Wozu? Wir haben das gane Haus, von oben bis unten
burchſucht — und Frau Herzogin werden zugeben müſſen, daß
wir uns auf das Suchen ebenſo gut verſtehen wie — wie —
nun, wie jeder andere. Wir haben nichts gefunden. Der
Re=
vierpoſten hat nur den Auftrag, bei ſeinen Patrouillengängen
nachzuſehen, ob das Haus verſchloſſen iſt. Das iſt alles.”
„Intereſſant — nicht wahr, Vater? Aber verzeihen Sie,
Sir Walter, wir nützen da Ihre Liebenswürdigkeit aus, laſſen
Sie ſich trocken reden und bieten Ihnen nicht einmal ein Glas
an! Grace, Sir Walter wird ſicher nichts gegen unſern Sherry
einzuwenden haben."
Sir Walter hatte nichts einzuwenden. Der Sherry kam —
auch Gloria ließ ſich ein halbes Glas reichen, das ſie langſam,
mit ſichtlichem Behagen ausſchlürfte.
Lord Burnham nahm nun das Wort.
„Hat man ſchon eine Ahnung, wer den Mord begangen hat?”
fragte er.
Sein Beſucher antwortete nicht gleich — er war zufällig
gerade damit beſchäftigt, den alten, goldgelben Wein bewundernd
gegen das Licht zu halten. Wieder riß es an den Frauen! Bleich
wurde die jüngere von ihnen — bleich bis an die Lippen! In
ihren Augen ſchimmerten verhaltene Tränen! Doch die Augen
Glorias — tiefdunkelblau, wurden ſie jetzt in dieſer Minute der
Gefahr faſt ſchwarz. Bittend und drohend zugleich legten ſie ſich
auf das Geſicht Sir Walters.
Der ſtellte das Weinglas nieder und ſprach.
„Ja, wir haben allerdings eine Perſönlichkeit hinter Schloß
und Riegel, die uns verdächtig erſcheint — aber Mylord werden
begreifen, ich kann darüber nichts ſagen. Und jetzt bitte ich, mich
empfehlen zu dürfen, — ich habe ihre Geduld ohnedies ſchon
lange genug in Anſpruch genommen.”
Man kann Geheimagent und doch ein Gentleman ſein.
„Gloria Sainsbury iſt es — ſie und keine andere,” berichtete
Sir Walter dem Chef und Onkel. „Alle meine Sünden will ich
an einem einzigen Tage abbüßen, wenn ich weiß, wie ſie es fertig
gebracht hat, ihren Vater vollſtändig im Dunkeln zu laſſen. Aber
ſie hat es fertig gebracht, teurer und nach Gebühr bewunderter
Onkel. Der gute Lord Burnham hat keine Ahnung davon, daß
Neville in London iſt.”
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„Alle Achtung.”
„Ganz meine Meinung: alle Achtung! Dieſe Frau iſt eine
Gegnerin, die eine verdammt ſcharfe Klinge ſchlägt und ſich
weder vor Gott noch vor mir fürchtet. Wobei ich nicht umhin
kann, zu bemerken, daß ich das Letztere als die größere
Blas=
phemie anſehe. Die Frau fürchtet nichts — ſogar nicht einmal
einen Einbruch in das Mordhaus. Wenn ich mich nicht ſehr
tauſche, wird ſie ihn heute oder morgen unterwehmen. Sobald
ſie nur ausgehen kann. Und ich bin entſchloſſen, ihr die Sache
ſo leicht wie möglich zu machen.”
„Du meinſt, ſie ſucht dort nach einem beſtimmten
Gegen=
ſtande?"
„Ja, das meine ich. Und ſie mußte wiſſen, daß er ſich dort
befindet. Ebenſo muß ſie das wiſſen, wie die Burſchen, die vor
ihr den Einbruch verſucht haben. Wenn ich nur — —
Er verſtummte plötzlich. Irgendwo flog auf einmal ein
Vor=
hang auf —
„Iſt in den Zeitungen in den letzten Tagen nicht auffallend
viel die Rede von den ruſſiſchen Oelkonzeſſionen? Soviel ich
weiß, ſpielt Lord Burnham in dieſen Angelegenheiten eine
wich=
tige Rolle! Herrgott, was bin ich für ein verdammter Eſel, daß
mir das nicht vorhin eingefallen iſt! Ich hätte bei ihm gleich
ſelbſt auf den Buſch klopfen können! Sir Arthur — — — ich
glaube, ich bekomme den Faden in die Hand. Die Konferenzen
des Las Valdas mit dem Franzoſen im Ritz! — Las Valdas
in Burnham Tower! — — Seine eilige Rückkehr nach London!
— Die Verletzung am Knie war natürlich nur eine Ausrede!
Gloria Sainsbury fährt ihm nach! Kommt mit dem Revolver
in der Hand zu ihm! — Den braven Neville bläſt der Wind
gerade im ungünſtigen Moment nach London! Der Schuß —
wer hat geſchoſſen? Das weiß ich jetzt nicht. Egal — eure
posterior! Der lieberfall auf Perkins! Wozu wird das Haus
Burnhams von myſteriöſen Kerlen überwacht? — — Das habe
ich geſtern und heute erſt ſelber feſtgeſtellt! — — St. Aubain noch
in London — —! Die alle ſind nach demſelben Ding her —
Alle! Aber was ſuchen ſie? Was? Das ſoll mir eben die
Her=
zogin ſagen, wenn ich ſie in dem Haus dort ſtelle! Oder
oder —
Er packte ſeinen Hut und wollte Hals über Kopf davon.
„Wohin?” rief Sir Arthur.
„Nach Weſtminſter Hoſpital. Und wenn der Kerl, der
Per=
kins, noch nicht reden kann, laſſe ich ihn auf die Folterbank
legen —
„Ich muß ſofort den Chauffeur Joe Perkins ſprechen,”
fauchte er den Empfangsbeamten des Spitals an.
Der ſtarrte den aufgeregten, jungen Mann, den er ſehr gut
kannte, faſſungslos an.
„Den Chauffeur? Aber Sir Walter — den haben Sie ja
geſtern ſelbſt durch zwei Kriminalbeamte abholen laſſen!“
„Was — Mann, ſind Sie verrückt?”
„Ich bitte um Verzeihung, Sir Walter, geſtern vormitttg
er=
ſchienen zwei Männer, die ſich als Detektive auswieſen und
er=
klärten, ſie müßten in Ihrem Auftrage — jawohl in Ihrem
Auf=
trage, Sir Walter, den Chauffeur Perkins, nach Scotland Yard
bringen. Da er ſoweit wieder hergeſtellt ſchien, ließen wir ihn
gehen.”
„Das haben Sie ſehr klug gemacht!”
Es wurde ſofort Generalalarm hinter Joe Perkins erlaſſen.
Doch Sir Walter gab den Befehl hierzu nur, um ſein Gewiſſen
nach der formellen Seite hin zu beruhigen. An einen Erfolg
glaubte er ſelbſt nicht.
Joe Perkins war verſchwunden.
„Der iſt ſicher längſt jenſeits der Grenze!” ſchrie Sir Arthur.
„Ein ſchöner Troſt!” knurrte ſein Neffe.
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nehmen selbst erfahrene Menschen heute oft als Wahrheit an.
Jüngst konnte man ein typisches Beispiel dafür beobachten.
Da erzählte Einer dem Anderen, daß ein Regierungsbeamter
nach einer Kontrollreise seiner Behörde berichtet habe: „Maschinen
und Kessel alle in Ordnung, Kesselstein nicht vorhanden‟.
Prompt sei darauf „von oben” die Weisung gekommen: „
Feh-
lender Kesselstein ist sofort anzuschaffen”
Nimmt man denn so etwas für bare Mfünze? Nein, nicht wahr?
Aber der Andere hat’s tatsächlich geglaubt.
Doch wir sind etwas vom Wege abgekommen.
Auch unser Münchener Kindl, das Wahrzeichen der alten,
welt-
bekannten Zuban-Zigarettenfabrik, ist mit Dr. Ali Nabi, unserem
Tabakdoktor, auf das Thema „Märchen” gekommen.
„Da muß ich Dir noch etwas erzählen”, so spricht der Alte. „Die
heute besichtigten Lager bergen gute Durchschnittsware, die jedem
meiner zahlreichen Kunden zur Verfügung steht, welche sie
schrift-
lich bestellen.
Kaum haben sie die Sendung, dann geht stets ein
Märchen-
wwetterzählen los. Sie berichten der Raucherwelt von romantischen
Einkaufsreisen, von eigenen Einkaufshäusern und sie werfen mit
Fachnamen um sich, als wären sie in den Tabakfeldern geboren.
Sei glücklich, liebes Kindl, daß die Zuban-Zigareitenfabrik mit
solchen Finessen nicht zu arbeiten braucht. Die
Zuban-Zigaretten bergen wirklich Köstlichkeiten in sich.
Ubermorgen hören Sie mehr!
Die Geschmacksrichtungen der Raucher sind wandelbar wie
die Zeiten. Wir gehen mit! Die leichten, süfſig süßen Mischungen
uinserer Zigaretten sind Clanzstücke der heutigen Zigaretten-
Her-
stellungsart.
Drum seien Sie nicht nur Lebenskünstler, sondern
werden Sie Künstler des Geschmacks!
Rauchen Sie: Lucy Boraine,
die Zuban-Fünfer!
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Nummer 12
Heute geht es los!
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Am Mittwoch, den 12. Januar 1922,
abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal
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Filmporführung
„Die Verwendung des Holzes in der Technik.”
Begleitvortrag: Studienrat Dr. A. Vetter. Möbelhs. L. Menger
Unſere Miiglieder und ihre
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gehörigen ſind zu dieſer Verſammlung freundl.
eingeladen.
Ferner ſind unſere Mitglieder eingeladen!
zu den folgenden Lichtbildervorführungen und
Vorträgen der Heiſiſchen Elektrotechniſchen
Geſellſchaft von Herrn Diplom=Ingenieur
Schneider.
1. Am Donnerstag, den 13. ds. Mis., abends
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„Die Kennzeichen einer guten
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tung, die phyſikaliſchen und
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im großen Hörſaal Nr. 326, II. Obergeſchoß
der hieſigen Techniſchen Hochſchule, Eingang
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