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Nummer 354
Mittwoch, den 22. Dezember 1926. 189. Jahrgang
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Gewalt wie Krieg, Aufruhr Sireit uſw ertiſcht
tede Verpſichtung auf Erfülung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchticher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banſtonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Rouzier freigeſprochen.
Die überlebenden Opfer mit
Gefängnis beſtraft.
Landau, 21. Dezember.
Im Rouzier=Prozeß in Landau verkündete heute
nach 1½ſtündiger Beratung um 7.20 Uhr der
Vor=
ſitzende des franzöſiſchen Kriegsgerichts in
Abweſen=
heit des Angeklagten folgendes Urteil:
Rouzier wird freigeſprochen.
Holzmann erhält 2 Monate Gefängnis mit
Strafaufſchub,
Mathes 2 Jahre Gefängnis,
Fechter 6 Monate Gefängnis,
Arbogaſt 6 Monate Gefängnis,
Kögler 6 Monate Gefängnis,
Kegel 3 Monate Gefängnis.
Mit Erſtaunen und Entſetzen wird die deutſche
Oeffentlich=
keit und darüber hinaus auch die Welt von dem eben in Landau
gefällten Urteil Kenntnis nehmen, das wieder einmal bezeichnend
iſt für den Geiſt, der bei den Beſatzungsbehörden
und vor allem den hinter ihnen ſtehenden
franzö=
fiſchen Inſtanzen herrſcht. Es wäre in der Tat von
größ=
tem Intereſſe, einmal eine Statiſtik darüber aufzuſtellen, wie
erwieſene Uebergriffe der franzöſiſchen Soldateska von
fran=
zöſiſchen Militärgerichten beſtraft worden ſind. Entweder
wur=
den ſie gar nicht rder ſo milde beſtraft, daß die zeitweilige
Ent=
fernung von der Truppe mehr einem Erholungsurlaub als einer
Strafe für eine ſchimpfliche Tat glich, während die Beſchimpften
und Verletzten ſelbſt noch hart angefaßt wurden und die
Offi=
ziere und ihre Soldaten ſich faſt immer freuen konnten. Die
Reichsregierung wird ſich daher auch mit dem in
Landau gefällten Urteil nicht zufrieden geben,
ſondern es zum Anlaß einer diplomatiſchen Aktion
nehmen, um auf dieſe Weiſe über das in Landau gefällte Urteil
die Unhaltbarkeit der weiteren Beſetzung
deut=
ſchen Hoheitsgebietes zu beweiſen.
Der Ausgang des Prozeſſes.— Das Plädoyer
des Militärſiaatsanwaltes.
Der letzte Verhandlungstag im Prozeß Rouzier begann mit
dem Plädoyer des Militärſtaatsanwalts
Kapi=
tän Tropet, der ſich zunächſt mit den ſogenannten
Neben=
fällen, den Wirtſchaftsſtreitigkeiten auf der
Son=
dernheimer Kirchweihe und in der Wirtſchaft
„Zum Engel” in Germersheim, beſchäftigte. Der
Anklage=
vertreter hielt es für erwieſen, daß Mathes und Kegel den
fran=
zöſiſchen Soldaten Caumont geſchlagen haben. Es ſei nicht Sache
des Mathes und Kegel geweſen, gegen die Ueberſchreitung der
Tanzordnung durch die franzöſiſchen Soldaten einzuſchreiten.
Der Anklagevertreter hält es für richtig, daß Gorin in der
Wirt=
ſchaft „Zum Engel” ſtark betrunken war. Er ſei von Arbogaſt
und Kögler in der Wirtſchaft geſchlagen, zu Boden geworfen und
dann auf der Straße von Fechter brutaliſiert worden. Die
Miß=
handlung des Klein durch Rouzier ſei ein bedauerlicher Irrtung,
wie Rouzier ſelbſt zugegeben habe. Im Zuſammenhang mit der
Schilderung des geſpannten Verhältniſſes zwiſchen der
Germers=
heimer Bevölkerung und der dortigen Beſatzung, die der
Anklage=
vertreter nicht recht verſtehen kann, führt er aus, daß einige
franzöſiſche Reſerveofftziere nicht die Haltung
eingenommen hätten, die ihrer würdig
gewe=
ſen wäre. Es wäre beſſer geweſen, wenn nach dem
Zwiſchen=
fall in der Wirtſchaft die franzöſiſche Gendarmerie die Sache
weiter verfolgt hätte, anſtatt daß franzöſiſche Offizere in Zivil
— er meint dabei Rouzier und Filloux — eingegriffen hätten."
Zu dem Zwiſchenfall am Ludwigstor bemerkt
Tropet, daß Rouzier als Franzoſe erkannt und von Holzmann
oder Klein geſchlagen worden ſei. Es wäre allerdings zuzugeben,
daß Rouzier durch das Abgeben von zwei unnötigen Schüſſen
die Notwehr überſchritten habe, da Holzmann nach
übereinſtimmenden Ausſogen der Zeugen ſchon nach dem Schlage
mit der Neitpeitſche beſinnungslos geworden ſei. Am Kirchplatz
ſei Rouzier von Mathes verfolgt worden, dem ſich ſpäter
Hein=
rich Fechter, Otto Fechter, Hoffmann und ſchließlich noch Müller
angeſchloſſen hätten. Rouzier habe wiederholt mit Schießen
ge=
droht und hätte den Eindruck gehabt, daß Mathes auf ihn
zu=
ſpringe und ihn angreife. Müller hätte Rouzier einen
Fauſt=
ſchlag verſetzt und dabei „Kaput! Egal!” gerufen. Rouzier
habe nicht in geſetzlicher Notwehr gehandelt.
Der Tod Müllers ſtehe in einem Mißverhältnis
zu dem Fauſtſchlag. Dagegen liege Provokation nach 8 321
des Code Pénale vor und es ſeien dem Angeklagten
mildernde Umſtände zuzubilligen. Bei der
Straf=
bemeſſung müſſe in Betracht gezogen werden, daß Rouzier nicht
vorbeſtraft ſei und auch nicht der brutale Mann ſei, wie man
ihn deutſcherſeits hinſtelle. Müller hätte dagegen einen ſchlechten
Ruf gehabt, Mathes ſei ſtreitſüchtig und Fechter eine üble
Num=
mer! Holzmann ſei bisher unbeſtraft und hätte einen guten Ruf.
Für die Strafbemeſſung wolle er dem Gericht keine Direktiven
geben, ſondern nur einen Ratſchlag erteilen.
Der Militärſiaatsanwalt beantragte
gegen Rouzier wegen vorſätzlichen Totſchlags des Müller,
wegen ſchwerer Körperverletzung des Mathes und wegen leichter
Körperletzung des Holzmann ein Jahr Gefängnis unter
Annahme einer Provokation des Rouzier durch die Deutſchen
und infolgedeſſen unter Zubilligung mildernder
Umſtände. Die Strafe gegen die
mitangeklag=
ten Deutſchen ſtellte der Militärſtaatsanwalt in das
Er=
meſſen des Gerichts, erſuchte jedoch das Gericht, eine ſcharfe
Unterſcheidung zu machen zwiſchen Mathes und Fechter
einer=
ſeits, Holzmann, Kegel, Kögler und Arbogaſt andererſeits, ſowie
zwiſchen den anweſenden Angeklagten und denen, die ſich der
Gerichtsverhandlung entzogen haben, nicht nur, weil ſie ſich der
Beſtrafung entzogen haben, ſondern auch, weil auf ihnen ſchwere
Beſchuldigungen laſten.
Das Plädoger der deuiſchen Verteidigung.
Hierauf ergriff Rechtsanwalt Dr. Führ das Wort zu
ſei=
niem Plädoyer, in dem er die ſogenannten Nebenfälle behandelte.
Bezüglich des Sondernheimer Kirchweih=Falles kam der
Rechts=
anwalt eingehend auf die vorliegende Verwechſlung des
Ange=
klagten mit dem wirklichen Täter Wilhelm Albrecht zu ſprechen.
Der Angeklagte Kegel ſei völlig ſchuldlos. Wilhem Albert, der
eigentliche Täter, habe ſich bereit erklärt, vor Gericht zu
erſchei=
nen und zu bekunden, daß er, und nicht Kegel, der Täter ſei.
Auf ſeine Auskunftseinholung ſei ihm aber eröffnet worden, daß
Albert ſofort im Gerichtsſaal verhaftet werden würde, wenn er
als Zeuge erſcheine und ſich als Täter bekenne. Unter dieſen
Umſtänden hätte er die Verantwortung nicht auf ſich nehmen
können, Albert als Zeuge zu laden. Bezüglich des Angeklagten
Mathes kam der Verteidiger zu dem Schluß, daß Albert ebenſo
wie Kegel freigeſprochen werden müßten. Dr. Führ betonte, daß
ein Urteil in Abweſenheit — Mathes liegt bekanntlich im
Heidel=
berger Krankenhaus vernehmungsunfähig darnieder —
unmög=
lich ſei, wenn der Angeklagte nicht zur Hauptverhandlung
erſchei=
nen oder ſich nicht verteidigen will. Beides träfe aber für Mathes
nicht zu. Gegen ihn dürfe daher nach franzöſiſchem Recht kein
Abweſenheitsurteil ergehen. Bezüglich des Zwiſchenfalles in der
Wirtſchaft „Zum Engel” betonte der deutſche Verteidiger den
Unterſchied in der Bekundung des franzöſiſchen Zeugen
Cauſſi=
mon bezüglich der Beſchreibung der in Betracht kommenden
Deutſchen, woraus ſich klar ergebe, daß der Angeklagte Fechter
daten Gorin nicht in Frage kommen kann.
Damit ſchloß die Vormittagsſitzung. In der
Nachmittags=
ſitzung wird Rechtsanwalt Griym über die Brutalitäten des
Rouzier ſprechen.
„Ein ſolches Urteil iſt eine Provokation!"
Zu Beginn der Nachmittagsſitzung des fünften und letzten
Verhandlungstages im Prozeß Rouzier ergriff
Rechtsan=
walt Dr. Grimm das Wort zu ſeinem Plaidoyer, das ſich in
der Hauptſache mit den eigentlichen Bluttaten des Rouzier
be=
faßte. Eingangs betonte Dr. Grimm, daß die einzige Frage, die
intereſſiere, und die er behandeln werde, die ſei, zu beweiſen, ob
die Angeſchuldigten die Taten begangen hätten, die ihnen vorge= die für die künftige Einſtellung des
Sudeten=
worfen werden, oder ob ſie ſie nicht begangen hätten. Er werde
ſich ſtreng in dieſem Rahmen halten, wie er dies übrigens auch
während der Vorunterſuchung auf das peinlichſte beobachtet
habe. Er appellierte dann an die Richter, jede
Preſtige=Frage beiſeite zu laſſen und zu
ver=
geſſen, daß es ſich um einen der ihrigen handle.
Sie ſollten nur die Tatſachen prüfen, und wenn ſie den
Haupt=
angeklagten ſchuldig finden, feſt zugreifen, gerade weil es einer
der ihrigen ſei, im Intereſſe der Armee ſelhſt, deren Vertreter die gehen der deutſchen Regierungsparteien weſentlich an Bedeu=
Richter ſeien.
Rechtsanwalt Dr. Grimm
kam dann nochmals eingehend auf die Tatzſachen zu ſprechen, wie
ſie ſich in der verhängnisvollen Nacht vom 26. auf den 27.
Sep=
tember in Germersheim auf Grund der Unterſuchung und der
örterung der Rechtsfragen über und befaßte ſich
zunächſt mit dem Mitangeklagten Holzmann,
der zuerſt der Körperverletzung angeklagt war, dem jetzt aber nur
gende Haltung) vorgeworfen wird. Die Frage, ob man ihn
des=
halb verurteilen könne, verneinte Dr. Grimm, da hierzu alle
nötigen Vorausſetzungen fehlten. Er begründete dieſe Anſicht
damit, daß Holzmann, wie auch die anderen, in Rouzier nicht
den Offizier hätten erkennen können. Der Offizier aber,
der in Zivil ausgehe, verzichte dadurch auf die
ihm durch das Ausnahmegeſetz der Verordnung
40 eingeräumten Vorrechte als Offizier. Anders
ſei die Sache nur dann, wenn klar feſtgeſtellt werde, daß der Be= einer zur Ohnmacht verurteilten Oppoſition gegen die
Staats=
leidiger gewußt habe, daß es ſich um einen Offizier handelte, und
habe, weil es ein Offizier war. Dies treffe aber hier keineswegs
zu. Rouzier habe bei dem Zwiſchenfall am Ludwigstor zwar
Franzoſe ſei; niemand aber hätte gewußt, daß es ein franzöſiſcher
Offizier war, und die paar Worte Franzöſiſch, die Nouzier in
zu ſpät gehört, um die Haltung, in der die Anklage ſein
Ver=
gehen ſieht, zu unterlaſſen, nämlich, ihm ins Geſicht zu ſehen. Es
ſei alſo nicht erwieſen, daß Holzmann im Augenblick ſeiner
Hand=
lung wußte, daß er es mit einem Angehörigen der
Beſatzungs=
truppen zu tun hatte. Wenn ſchon aus dieſem Grunde Holz=
(Fortſetzung auf Seite 2)
Klärungsprozeß in Prag.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 22. Dezember.
In wenigen Tagen endet ein für die deutſche Politik im
tſchechiſchen Staate bedeutſamer Abſchnitt: das erſte Quartal der
deutſchen Miniſter. Nach achtjährigem Beſtande der
Tſchecho=
ſlowakei und nach ebenſo langem Kampfe, ihrer deutſchen
Be=
wohnerſchaft um die in den Friedensverträgen niedergelegten
Rechte haben drei aktiviſtiſche deutſche Parteien, die
chriſtlich=
ſoziale, die agrariſche und die gewerbliche, ſich von den übrigen
deutſchen Gruppen losgelöſt und ſind der bürgerlich=tſchechiſchen
Regierungskoalition in der Hoffnung beigetreten, auf dem Wege
der freundſchaftlichen Mitarbeit das zu erreichen, was acht Jahre
ſcharfer Oppoſition nicht zu erzielen vermochten. Freilich ſchoſſen
ſie und ſchießen ſie jetzt noch in ihrem Bemühen zeitweiſe ein
wenig übers Ziel hinaus, da ſie auch dann oftmals gemeinſame
Sache mit den Tſchechen machen, wenn es ſich dieſen um die
Er=
zielung der parlamentariſchen Mehrheit für Geſetze handelt, die
keineswegs als den Intereſſen des Deutſchtums entſprechend
be=
zeichnet werden können. Das berüchtigte tſchechiſche Schutzgeſetz,
das in den vergangenen Jahren zur Einkerkerung zahlreicher
Deutſcher geführt und ein Spitzelſyſtem ſondergleichen
groß=
gezüchtet hat, wurde mit Hilfe deutſcher Stimmen verlängert,
ebenſo das ſogenannte öſterreichiſche Prügelpatent und das mit
dem Schutzgeſetz eng zuſammenhängende Preßgeſetz; die deutſchen
Regierungsparteien ſind, zur letzten Konſequenz in ihrem
Ver=
ſuch zur Herbeiführung rechtlicher Verhältniſſe im Staate
ent=
ſchloſſen, noch weiter gegangen; ſie haben, trotzdem für das
Deutſchtum in der tſchechoſlowakiſchen Republik kein Anlaß
vor=
liegt, gewiſſe kriegeriſche Ambitionen zu fördern, für einen
Nüſtungsfonds geſtimmt, der bis zum Jahre 1937 jährlich mit
315 Millionen Steuergeldern geſpeiſt werden muß, ſie haben ihre
Stimmen ferner einem Militärbudget von 1400 Millionen Kronen
gegeben, und ſie haben auch jenen Geſetzvorlagen ihre
Unter=
ſtützung angedeihen laſſen, mit welchen der in den deutſchen
Ge=
bieten des Staates ſo namenloſes Elend herbeiführende
Be=
amten= und Angeſtilltenabbau fortgeſetzt, die Entſchädigung der
Abgebauten abgelehnt, die ſchikanöſe Sprachenprüfung
beibehal=
ten und die ſchlüſſelmäßige Aemterbeſetzung nach dem Verhältnis
der Nationen verweigert wird. Sie ſtimmten ſchließlich mit den
tſchechiſchen Regierungsparteien gegen die Unterſtützung des
deutſchen Schulweſens, gegen die Vorbereitung der nationalen
Kulturautonomie, gegen die Subventionierung der deutſchen
als Täter bezüglich der Mißhandlungen des franzöſiſchen Sol= Kunſtinſtitute und gegen eine gerechte Neuwahl des
Bodenaus=
ſchuſſes, womit ſie in unzweideutiger Weiſe manifeſtierten, daß
ſie ſich dem herrſchenden Regime eingefügt haben, das in acht
Jahren die nationalen Gegenſätze im Staate nicht zu überbrücken
vermocht oder verſucht hat. Dieſe Eingliederung, dieſes Mitgehen
mit der alltſchechiſchen Mehrheit, hat überall dort, wo man um
den Leidensweg der Sudetendeutſchen weiß, Befremden
hervor=
gerufen, da es in ſcharfem Gegenſatz ſteht zu den
programmati=
ſchen und auf den internationalen Foren immer wieder
ver=
tretenen Grundſätzen der deutſchen Parteien im tſchechiſchem
Staate. Trotzdem wäre es verfehlt, das Experiment — denn nur
um ein ſolches kann es ſich derzeit handeln — von vornherein zu
verurteilen, weil es jene Klarheit ſchaffen wird,
deutſchtums zur Tſchechoſlowakei von
aus=
ſchlaggebender Bedeutung iſt und weil damit
auch das von der tſchechiſchen Außenpolitik
immer wieder aufgetiſchte Märchen der
Staats=
feindlichkeit der deutſchen Bevölkerung eine
unzweideutige Widerlegung erfahren ſoll.
Von dieſem Geſichtspunkte aus betrachtet gewinnt das
Vor=
tung, und es iſt kein Zweifel, daß der von ihnen unternommene
Schritt zur Klärung der verwickelten Verhältniſſe in der jungen
Republik in hervorragender Weiſe beitragen wird. Allerdings
wäre es verfehlt, von den beiden deutſchen Miniſtern und den
hinter ihnen ſtehenden Gruppen zu erwarten, daß ſie in wenigen=
Monaten das erreichen werden, was von der deutſchen Politik
Beweisaufnahme abgeſpielt haben. Hierauf leitete er zur Er= in den vergangenen acht Jahren vergeblich angeſtrebt worden iſt.
Man wird ihnen ſowohl als auch der Prager Regierung eine
ge=
wiſſe Zeit einräumen müſſen, während welcher ſich zu erweiſen
haben wird, ob eine tſchechiſch=deutſche Zuſammenarbeit in
die=
noch eine einfache Uebertretung der Verordnung N. 40 (beleidi= ſem mit nationalen Minderheiten ſtark durchſetzten Staatsgebilde
auf die Dauer überhaupt möglich iſt. Die beiden deutſchen
Miniſter ſind in den letzten Wochen wiederholt vor ihre Wähler
getreten und haben ihnen offen erklärt, daß ſie wahrſcheinlich
nur das geringſte von dem würden erfüllen können, was die
Oeffentlichkeit von ihnen erwartet; das Deutſchtum habe jetzt
aber ſeinen Anteil an der Macht angemeldet, und die
Entwick=
lung müſſe zeigen, ob damit nicht mehr getan wurde, als mit
gewalt. Es bedarf keines beſonderen Hinweiſes darauf, daß der
daß er die beleidigende Haltung gerade deshalb eingenommen tſchechiſch=deutſchen Koalition in den eigenen Lagern nationaler
Verrat vorgeworfen wird, aber es muß zugleich auch feſtgeſtellt
werden, daß man die Notwendigkeit des Experimentes einer
fronzöſiſch geſprochen. Man hätte alsdann gewußt, daß es ein gemiſchtnationalen Regierung ebenfalls zugibt und vorläufig
eine abwartende Haltung einnimmt. Allerdings erfordert dieſes
Zuwarten vorläufig nur auf deutſcher Seite Opfer, da ſich in dem
dieſem Augenblick geſprochen habe, und die den anderen verraten bisherigen Syſtem der öffentlichen Verwaltung faſt gar nichts
ge=
hätten, daß es ſich um einen Franzoſen handelte, habe Holzmann ändert hat, weshalb es auch verfehlt wäre, den Abſchluß des
Jahres 1926 als für die ſudetendeutſche Politik beſonders
er=
freulich zu bezeichnen. Zur Verſöhnung iſt jedenfalls noch ein
weiter Weg zurückzulegen; es wird gut ſein, wenn der Tſcheche
ebenfalls ein Stückchen davon auf ſich nimmt und nicht den
deut=
ſchen Wanderer am äußerſten Ende der langen Strecke — und,
wie anzunehmen iſt, mit Mißtrauen erfüllt — erwartet!
Seite 2
mann freizuſprechen ſei, ſo liege noch ein zweiter Grund zur
Freiſprechung vor, nämlich, daß eine beleidigende Haltung gar
nicht vorgelegen hätte. Nach der Anklogeſchrift ſelbſt beſtände
die beleidigende Haltung darin, daß Holzmann Nouzier ins
Ge=
ſicht geſehen habe. Dieſe Handlung habe an ſich nichts
Feind=
liches und Beleidigendes, da Holzmann Rouzier nur „unter die
Naſe geſehen hätte”, da er ja, wie die Anklageſchrift ſelbſt
zu=
gibt, geglaubt habe, in der Geſtalt den Freund Sandmeier zu
er=
kennen. Der bedauerliche Vorfall am Ludwigstor, der Anfang
von allem und Urſprung des traurigen Dramas ſei, ſei alſo nicht
durch Holzmanns Schuld entſtanden, ſondern
Rouzier ſei ſchuld, und zwar nur Rouzier.
Rouzier ſei auch nicht herausgefondert worden, und hierin könne
die deutſche Verteidigung auch der Anklageſchrift nicht folgen, ſo
objektiv und juriſtiſch ſie in ihrem rechtlichen Teil in bezug auf
den Hauptpunkt ſei. Um einen Milderungsgrund zuzubilligen.
ſei nach dem franzöſiſchen Geſetz (Artikel 321 des Code penal)
eine Herausforderung durch Schläge oder grobe Gewalttätigkeit
nötig. Da die Anklageſchrift ſelbſt einen Angriff oder das
Vor=
handenſein einer Gewalttätigkeit im Sinne des Artikels 309
ver=
neine, ſo gehe logiſcherweiſe daraus hervor, daß eine
Heraus=
forderung in dieſem Falle nicht vorhanden ſei Zur
Erhärtung dieſer Anſicht zitierte Rechtsanwalt Dr. Grimm eine
franzöſiſche Entſcheidung, die auf den Fall Holzmann paßt und
faſt identiſch mit dem zur Verhandlung ſtehenden Falle
Holz=
mann iſt. Rechtsanwalt Dr. Grimm kam dann auf den
Fall Mathes
zu ſprechen. Er behandelte auch hier zunächſt die Frage, ob
Mathes wußte, daß es ſich um einen franzöſiſchen Offizier
han=
dele. Er kam zu dem Schluſſe, daß auch hier anzunehmen ſei,
daß Mathes nicht geglaubt habe, einen Offizier vor ſich zu haben
und daß dies auch auf Fechter nicht zutreffe. Mathes ſelbſt hat
auch keine beleidigende Haltung angenommen. Er ſei Rouzier
wohl gefolgt, aber doch auf deſſen Aufforderung hin. Ob er
Rouzier in der Sandſtraße mit ſeinem Stock bedroht habe ſei
nicht richtig bewieſen. Selbſt die franzöſiſchen Zeugen hätten
es nicht ſicher behauptet und Rouzier ſelbſt habe dies in der
Vorunterſuchung nicht genau angeben können. Es liege alſo
keine beleidigende Haltung, aber auch keine Herausforderung im
Sinne des Geſetzes vor. Aber es gäbe noch einen weiteren Grund,
um weder eine herausfordernde Haltung noch eine Beleidigung
bei Mathes gelten zu laſſen. Um eine beleidigende Haltung oder
eine Herausforderung darzuſtellen, muß die betreffende Haltung
ungerecht und ungeſetzlich ſein. Um dieſe Frage zu beantworten,
kam Dr. Grimm zunächſt darauf zu ſprechen, was wohl Mathes
wollte, als er Rouzier ſo hartnäckig folgte und warum auch
Müller ſpäterhin nicht ſtehen blieb. Er beantwortete dieſe Frage
dahin, daß beide wollten, daß der andere nicht entkommen ſolle.
Der andere hatte eine offenſichtliche
Körperver=
letzung an Holzmann begangen, und da er auf
friſcher Tat ertapptwurde, hatten Mathes,
Fech=
ter und Müller das Recht, Rouzier zu folgen,
und ihn der Wachcke zu übergeben, um ſeine
Per=
ſönlichkeit feſtzuſtellen. Uebrigens hat Rouzier
Mathes ja auch erſucht, ihm auf die Wache in der Kaſerne
Vau=
ban zu folgen. Müller habe die gleiche Idee gehabt, als er
Mathes fallen ſah und Rouzier fragte, warum er ſeinen
Freund erſchoſſen habe. Was alſo Mathes und
Müller gewollt hätten und was auch Fechter
beabſichtigt habe, ſei gerechtfertigt und
geſetz=
lich geweſen. Es liege hier der klaſſiſche und typiſche Fall
des flagranten delicti vor. Selbſt wenn Müller dem Nonzier
einen Fauſtſchlag gegeben habe, um ihn dadurch feſtzuhalten, ſo
ſei Müller im Recht und Rouzier im Unrecht. In dieſem Falle
gäbe es keinen geſetzlichen Milderungsgrund
für Rouzier.
Der Verteidiger Dr. Grimm geht im weiteren Verlaufe
ſei=
nes Plädoyers nochmals im einzelnen darauf ein, daß weder im
Falle Mathes noch im Falle Müller von einer Notwehr Rouziers
geſprochen werden könne Er betonte dann, daß heute niemand
mehr von einem nationaliſtiſchen Komplott ſpreche, und daß auch
von der franzöſiſchen Theſe einer ſogenannten Bande Mathes,
die nichts anderes getrieben hätte, als Franzoſen zu verfolgen,
gar nichts mehr übrig geblieben ſei.
Zum Schluſſe ſeines Plädoyers beſchäftigte ſich Dr. Grimm
mit dem Strafantrag des franzöſiſchen Staatsanwalts. „Ein
Jahr Gefängnis für Rouzier! Ich war wie vom Blitz getroffen,
als ich dieſen Strafantrag hörte.
Ein Jahr Gefängnis für einen vorſätzlichen
Toiſchlag.
Wir beklagen einen Toten, wir beklagen einen
anderen Menſchen, vielleicht verſtümmelt für
ſein ganzes Leben. Wenn nichts anders wäre, als die
Mißhandlung des wehrloſen Klein, eine Tat, die ſo ganz die
* Pariſer Geſtalten.
Frau Rechtsanwalt.
In dieſen Tagen war die 25jährige Jahreswende, daß der
erſte weibliche Rechtsanwalt zum Gericht zugelaſſen wurde. Es
iſt ein Verdienſt Poincarés. Seitdem gibt es in Paris viele
junge Mädchen, die von dem ſchwarzen Talar träumen, und,
was noch mehr beſagen will, es gibt berühmte weibliche Juriſten.
Man hat der Jurisprudenz immer vorgeworfen, daß ſie eine
trockene Wiſſenſchaft iſt, in Frankreich gilt dies, dank der
Rechts=
anwältinnen, weniger. Denn nicht der Advokatenberuf hat ſeine
trockene Sachlichkeit den franzöſiſchen Frauen mitgeteilt, ſondern
die Frauen haben ihm eine — oft zu ſentimental erſcheinende —
Romantik verliehen.
Erſt kürzlich hat die berühmteſte Advokatin Frankreichs das
Bureau mit der Bühne vertauſcht, um dort einen noch größeren
Erfolg zu erzielen, heute erzählt man von dem traurigen Ende
eines Ereigniſſes, welches vor einigen Wochen ſchon viel Staub
aufgewirbelt hat. Damals ſprach Paris einen ganzen Tag über
nichts anderes, als über jene unglücklich verliebte junge
Vor=
kämpferin der Gerechtigkeit, die an einem bewegten Vormittag
im Palais de Juſtice ſich eine Kugel in die Bruſt jagte. Lange
hat man an ihrem Aufkommen gezweifelt. Und heute, wo ſie
ſchon außer Gefahr iſt, kommt die eigentümlich berührende
Nach=
richt, daß ſie den Schleier nimmt und ihr Leben im Kloſter
be=
enden will. Das klingt rührend und romantiſch zugleich. Und
wenn nicht einige moderne Einzelheiten an der Geſchichte haften
würden, lauter unbedeutende Einzelheiten, dann könnte man an
irgendeinen Roman der achtziger Jahre denken. Ueber Paris
läuft ein ſentimentaler Schauer. „Un erenement bien parisien‟
ſchreiben die Zeitungen, wie es bei ſolchen Gelegenheiten Brauch
iſt. Man fühlt auf einmal, wie ſehr noch Paris in der
Atmo=
ſthäre Georges Ohnets und Paul Bourgets atmet. Die modernen
Errungenſchaften, das induſtrialiſierte Leben iſt nur Schein, nur
Kuliſſe. Wirklichkeit allein iſt das ſentimentale Paris der
acht=
ziger Jahre.
Die Midinette.
Jetzt, wo das Jahresende naht, die Revues und
Wochen=
ſchriften wie Pilze aus der Erde ſchießen — eine Pariſer
Spe=
zialität, die aber vielleicht auch anderswo anzutreffen iſt —
Revues, die teils die Menſchheit im allgemeinen und die
Zwerg=
ſtaaten Europas und Amerikas im ſpeziellen unterſtützen —
oder geht es umgekehrt? — iſt eine neue Wochenſchrift entſtanden,
welche zwar ein weniger anſpruchsvolles Programm auf ihre
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
furchtbare Brutalität Rouziers offenbart,
dann würde ſchon dieſe Tat allein eine
ſchlim=
mere Strafe rechtfertigen.‟ Dr. Grimm erinnerte dann
an die Zeit, als er während des Krieges Franzoſen vor
deut=
ſchen Kriegsgerichten zu verteidigen hatte und erwähnte dabei
den Fall, daß zwei deutſche Soldaten, die bisher unbeſtraft
waren, und die ſich in der Hitze des Kampfes hatten hinreißen
laſſen, zwei wehrloſe Gefangene zu treten, mit 12 Jahren
Zucht=
haus beſtraft wurden. Das war grauſam, das war hart, aber
man mußte ein Exempel ſtatuieren. Man hat hier von
Locarnogeſprochen und geſtern habe ich ſchöne Worte von
Annäherung gehört. Die Erfahrungen, die wir hier gemacht haben,
haben mich ſehr enttäuſcht. Die vielen Zwiſchenfälle
und das Drum und Dran dieſes Prozeſſes waren für mich eine
tiefe Enttäuſchung. Zuerſt das nationaliſtiſche Komplott, dann
die Bande Mathes. Das alles iſt kläglich zuſammengebrochen
und nun dieſer Strafantrag. Ein Jahr Gefängnis für
vorſätz=
lichen Totſchlag!
Das deutſche Volk iſt zur Annäherung bereit.
Wir wollen Frieden nach allem Elend des Krieges.
Wir wünſchen, daß die beiden Völker, die in dieſem Kriege am
meiſten gelitten haben, ſich endlich zu gemeinſamer Arbeit im
Frieden zuſammenfinden;
aber ſo geht das nicht.
Sie kennen die Seele des deutſchen Volkes nicht. Wir ſind
keine Nationaliſten und keie Bande Mathes. Wir wünſchen
Frieden, ober wir wollen auch unſere Würde gewahrt wiſſen.
In Germersheim wurden vom 3.—5. Juni 27
baye=
riſche Fahnen und dieoffizielle deutſche
Reichs=
flagge beſudelt, die ſchwerſte Beleidigung, die
einem Volke zuſtoßen kann, das noch ſeine Ehre hat.
Man hat uns keine Genugtuung gegeben.
Wieder=
holen Sie nicht denſelben Fehler. Wenn Sie ein ſolches Urteil
fällen, dann wird es Widerhall finden in den kleinſten Dörfern,
einen furchtbaren Widerhall. Ein Schreider Entrüſtung
wird durch die deutſchen Gaue hallen. Ein ſolches Urteil
iſt eine Provokation!
Rouziers Verteidigung.
Nach Dr. Grimm erhielt zunächſt der Hauptverteidiger des
Angeklagten Rouzier, der franzöſiſche Advokat Mourier aus Paris
das Wort. Er ſuchte zunächſt zu widerlegen, daß es Rouzier war,
der die Zwiſchenfälle provoziert habe und die Unruhe unter
die Bevölkerung von Germersheim brachte. Viele dieſer
Zwi=
ſchenfälle ſeien in den Aeußerungen der Zeugen aufgebauſcht.
Mourier verbreitete ſich alsdann ausführlich über den Begriff der
erlaubten Notwehr und kam zu dem Schluſſe, daß Unterleutnant
Rouzier in Notwehr gehandelt habe und daß er ſich ſeiner
An=
greifer erwehren wollte. Er müſſe daher freigeſprochen werden.
Hierauf ſprach der zweite Verteidiger, Rechtsanwalt Garcon,
der einleitend betonte, daß er ſich erſt während der Verhandlung
ein Bild über den ganzen Fall hätte machen können. Um dieſen
Poſten zu verſtehen, müſſe man die tieferen Urſachen erkennen.
Schließlich führte er aus, daß der Richter von heute ein Richter
des Friedens ſein müſſe. Gerechtigkeit heiße, die Leidenſchaften
durch ein kluges und unparteiiſches Urteil zu befriedigen. Man
dürfe keinen Unterſchied machen zwiſchen den deutſchen und den
franzöſiſchen Angeklagten, zwiſchen der deutſchen und der
fran=
zöſiſchen Verteidigung, es gäbe nur eine Verteidigung und nur
einen Angeklagten. Rouzier, den man angegriffen habe, habe
ſich in berechtigter Notwehr befunden oder habe geglaubt, ſich
in einer ſolchen zu befinden. Er müſſe alſo freigeſprochen
wer=
den. Die Deutſchen ſeien unkſug geweſen, aber vielleicht ſeien
auch ſie nicht ſehr verantwortlich. Wenn man Frieden wolle,
müſſe der gute Wille aller vorhanden ſein, um ſolche Vorfälle zu
verhindern, denn ſolche Vorfälle könnten einen gefährlichen
Rückſchlag auf den allgemeinen Frieden ausüben.
Um 6 Uhr zog ſich der Gerichtshof zur Berarung zurück und
verbündete nach 1½ſtündiger Beratung das bereits von uns
ge=
meldete Urteil.
Proieſi der deutſchen Preſſevertreter an Briand.
Die bei dem Rouzier=Prozeß anweſenden deutſchen
Preſſevertreter haben an den franzöſiſchen
Außenminiſter Briand folgendes Telegramm
geſandt:
„Die anläßlich des Rouzier=Prozeſſes in Landau
anweſen=
den deutſchen Preſſevertreter proteſtieren als Augen= und
Ohrenzeugen einmütig gegen das unerhörte Urteil des
Kriegs=
gerichts des 32. Armeekorps. Der FreiſpruchRouziers
iſt eine ſchwere Verletzung des
Rechtsempfin=
dens des deutſchen Volkes und der geſamten
ziviliſierten Welt.”
Fahne ſchreibt, aber dennoch eine lange Zeit ſchmerzlich gefühlte
Lücke ausfüllt. Die neue Wochenſchrift heißt „Midinette” und
will der literariſche Ausdruck des vielumfaſſenden Begriffes
Midinette ſein. Der Fremde, der Paris nur flüchtig ſtreift,
kommt zwar leicht auf den Glauben, daß die Midinette, dieſer
undefinierbare Typus des kleinen Pariſer Mädchens, vur noch
in den Grammatiken, die auf einmal nützlich und unterhaltend
ſind, exiſtiert. Man möchte meinen, daß die neue Zeitſchrift
ver=
ſpätet kommt. Das iſt aber ein Irrtum. Die Midinette exiftiert
noch, unbeſchadet der neuen Zeit. Sie läuft zwar nicht mehr
mit der obligaten Hutſchachtel durch die Stadt — höchſtens an
dem Hutſchachtel=Rennen am heiligen Katharinentag —, ſondern
hat ſich äußerlich der modernen Zeit angepaßt. Aeußerlich, wie
ganz Paris. Sie heißt heute „Dactylo” — Stenotypiſtin — oder
iſt weiter in der Modebranche geblieben und arbeitet bei einer
der großen Modefirmen, das hat aber nichts zu ſagen. Sie iſt
ebenſo charmant, naſeweis und ſentimental wie einſt. Und zu
ihr ſpricht unſere ſchöne Zeitſchrift, welche am Titelblatt immer
ein graziöſes Mädchenbildnis bringt. Der Inhalt enthält alles,
wwomit ſich eine richtige und echte Midinette während der
Bureau=
ſtunden beſchäftigen ſoll: Kreuzworträtſel, einen Roman, der
über Liebe handelt, Modeſchnitte und viele Einzelheiten über die
berühmteſten Kinoſchauſpielerinnen und Schauſpieler. Auch einen
Chanſon natürlich. Es iſt zu hoffen, daß dieſe ſelbſtbewußte
Zeit=
ſchrift, welche die Midinetten unter ihre Fahne ſanmeln will und
damit ein Stück altes Paris konſerviert, genug Unterſtützung bei
ihren ſchönen Leſerinnen finden wird.
Amerikaner in Paris.
Es iſt jetzt nicht in der üblichen Tonart über ſie die Rede
wie in der Zeit des verfallenden Franken und der
Schulden=
verhandlungen in Waſhington. Man ſpricht jetzt plötzlich von
den echten Amerikanern, die — wie Oscar Wilde behauptet —
in Amerika geboren ſind und in Paris ſterben. Es lebt hier eine
ganze Kolonie von ſolchen in Glanz und Schimmer in den
ein=
ſtigen Paläſten der franzöſiſchen Ariſtokraten und umgeben von
einer großen Dienerſchar. Sie ſind Millionäre, wie, gemäß der
Vorſtellung der Franzoſen, jeder unverfälſchte Amerikaner ſein
muß. Aber Paris iſt ein glatter Boden. Luxus — Luxus der
Ausländer, wohlgemeint — fordert hier immer wieder größeren
Luxus heraus, und ſelbſt die in Amerika erworbenen Millionen
bauern nicht ewig.
Erſt kürzlich verübte in einem ärmlichen Hotelzimmer eine
der ehemals reichſten Millionärinnen New Yorks Selbſtmord.
Und wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel kam die Nachrih!,
daß jener Boſtoner Millionär, der am Champs Elyſées den allen
Rummer 354
Hoeſch bei Briand.
Ausſprache über ſchwebende politiſche Fragen.
TU. Paris, 21. Dezember.
Von zuſtändiger deutſcher Seite wurde über den heutigen.
Beſuch von Hoeſchs bei Briand folgende Mitteilung ausgegeben:
Der deutſche Botſchafter Herr von Hoeſch hatte heute nachmittag
eine Unterredung mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand..
Es kam dabei zu einer Ausſprache über gewiſſe ſchwebende
poli=
tiſche Fragen, wie ſie ſich nach dem Ergebnis der letzten Genfer
Tagung darſtellen. Es wurde auch die Frage berührt, in welcher
Weiſe die beiden noch offenſtehenden Punkte des
Entwaffnungs=
problems zu behandeln ſein werden.
Franzöſiſcher Diplomatenſchub.
E.P. Pgris, 21. Dezember.
Im heutigen Miniſterrat legte Poincaré dem Präſidentem der
Republik einen Erlaß zur Unterzeichnung vor, durch den in den drei
elſäſſiſchen Departements gewiſſe Beſtimmngen üüber die
Dezentrali=
ſierung der Verwaltung in Kraft geſetzt werden. Außenminiſter Briand
erſtattete Bericht über die äußere Lage, beſonders über die Verhältniſſe
in China. Er ließ ſich weiter eine Umbeſetzung der
diploma=
tiſchen Poſten genehmigen, die durch die Ernennung des bisherigen
Geſandten in Wien, de Beaumarchais zum Direktor des
politiſchen Angelegenheiten im Quai d’Orſay notwendig
wird. De Beaumarchais wird in Wien durch den bisherigen Geſandten
in Athen de Chambyun erſetzt werden; der Athener Poſten.
wird von dem franzöſiſchen Vertreter in der kürkiſchen
Kriegsſchulden=
kommiſſion Clémont=Simon übernommen. Der bisherige
Ge=
ſandte in Budapeſt Clinchant übernimmt den durch Entſendung
de Billys nach Tokio frei gewordenen Geſandtenpoſten in
Bu=
kareſt. Nach Belgrad geht an Stelle des zurückgetretenen
bis=
herigen Geſandten Henri Cambon. Ferner tauſcht der bisherige
Preſſechef im Außenminiſterim Botſchaftsſekretär Giraudoux, ſeine
Stellung mit dem Sekretär der hirkiſchen Kriegsſchuldenkommiſſion
Bargeton.
Auf Vorſchlag des Kriegsminiſters Painlevé wurde der bisherige
Vorſitzende der interalliierten Kontrollkommiſſion in Berlin, General
Walch, zum Kommandanten des 12, Armeekorps in
Limoges ernannt. Schließlich erſtatteten noch die zuſtändigen
Miniſter Berichte über die auf Grund früherer Anweiſungen des
Mini=
ſterrates ergriffenen Maßnahmen, um den franzöſiſchen Arbeitern
im Falle einer Wirtſchaftskriſe Beſchäftigung zu geben.
Der nächſte Kabinettsrat wird am Freitag, der nächſte Miniſterrat
am Dienstag zuſammentreten.
* Freigabe des deutſchen Eigentums in Mozambigue.
Bei der Reichsregierung traf vor einigen Tagen eine Note
der portugieſiſchen Regierung ein, in der dieſe mitteilt, daß der
Miniſterrat einſtimmig beſchloſſen habe, das deutſche Eigentum in
Mozambique, hauptſächlich Grundbeſitz im Werte von 20
Mil=
lionen Goldmark, den bisherigen Eigentümern zurückzugeben
und ihnen das Recht zuzuerkennen, Schadenerſatzforderungen für
bereits verkauftes Eigentum zu ſtellen, die erfüllt werden ſollen
nach der Lage der portugieſiſchen Finanzen. Es iſt daraufhin in
Liſſabon am Tage der Ankunft des ehemaligen Reichskanzlers
Dr. Luther ein entſprechendes Abkommen unterzeichnet worden.
Die Initiative zu der Freigabe ging von dem deutſchen
Ge=
ſandten in Liſſabon, Dr. Voretzſch, aus, während ſich der
pordt=
gieſiſche Außenminiſter Bettentourt Rodrigos im Kabinett mit
Erfolg für die Aufhebung der Beſchlagnahme einſetzte. Der
größte Teil des deutſchen Eigentums beſindet ſich noch in
Zwangsverwalvung. Sein Wert wird auf rund 100 Millionen
geſchätzt, die Summe, die ſich noch nach oben oder unten
ver=
ändern kann. Einiges Eigentum iſt ſchon in der Vergangenheit
freigegeben worden, ſo z. B. Liegenſchaften der deutſchen Kolonie
in Liſſabon und aſſyriſche Altertümer, die ſich auf einem Schiff
be=
fanden, erſt der Univerſität Oporto überwieſen und dann an
Deutſchland zurückgegeben wurden. Zurzeit finden weitere
Ver=
handlungen über das reſtliche Eigentum ſtatt, ſowie über die im
portugieſiſchen Häfen liegenden 70 deutſchen Schiffe mit Ladung,
die allerdings ſeit 1914 an Wert erheblich verloren haben. Mit
dem Mozambique=Abkommen iſt aber immerhin ein erfreuliches
Teilergebnis erreicht, das die beiderſeitigen Beziehungen weiter
verbeſſern wird.
Polniſche Abſichten auf Remel?
Der erfolgreiche Staaksſtreich in Kowno findet weiterhin in den
großen Nachbarſtaaten Litauens die allergrößte Beachtung. Entgegen
den Alarmnachrichten, die namentlich von polniſcher Seite verbreitet
werden, erfahren wir aus gat unterrichteter Quelle, daß die Lage in
der litauiſchen Hauptſtadt nach wie vor ruhig bleibt, hingegen ſich die
Vevölkerung in der Provinz auf die Möglichkeit weiterer Ereigniſſe
gefaßt macht. Es wird u. a. ſogar davon geſprochen, daß Polen ſich
mit der Abſicht trage, Memel zu beſetzen. Jede wirtſchaftliche
Initiative in Litauen hat augenblicklich aufgehört, und ſo ſtehen
bei=
ſpielsweiſe begennene Bauten jetzt ſtill, weil nicht mehr auf Kredit
ge=
liefert wird, ſodaß alle Unternehmungen Barzahlung verlangen. Im
übrigen läßt ſich ſchwer ſagen, ob der jetzige Umſturz außenpolitiſche
Verwicklungen zur Folge haben wird, denn unzweifelhaft iſt der
Staats=
ſtreich in erſter Linie auf innenpolitiſche Gründe zurückzuführen.
Pariſern bekannten Lnxuspalaſt bewohnte, ein ſchauerliches
Drama bereitet hat. Er tötete ſeine Frau, ſeine Wirtſchafterin
und verübte Selbſtmord. Die Dienerſchaft floh aus dem Palais.
Man ſchrieb die Schreckenstat einem plötzlichen Wahnſinnsanfall
zu, bis die Suche nach den unbekannten Erben des Vermögens
und richtiger die damit verbundene Durchprüfung ſeines
Ver=
mögens die Unterſuchung eines Beſſeren belehrte. Der
viel=
beneidete Millionär war bettelarm, zwanzig Jahre großzügigen
Lebens in Paris haben die Dollarmillionen gänzlich aufgezehrt.
Bis zu dem letzten Reſt. Und das erſtaunte die Pariſer
amerika=
niſche Kolonie faſt noch mehr, als das ſchreckliche Ende des
Dollarmillionärs. Das Palais, die Autos, alles gehörte nicht
mehr ihm. Ein Augenblick Aufſehen und dann — dann wird
das berühmte Palais am Chumps Elyſées ein anderer
amerika=
niſcher Millionär beziehen
Robert Engels 7
Das Andenken dieſes kürzlich geſtorbenen großen Künſtlers
ehren gleichzeitig zwei Veranſtaltungen, die weit über lokale
Be=
deutung hinausgehen! Am 9. März 1866 in Solingen geboren,
genoß Robert Engels ſeine künſtleriſche Ausbildung in der
Düſſeldorfer Akademie und erhielt nach fruchtbarer Tätigkeit in
München eine Berufung für die Zeichenklaſſe der dortigen
Kunſt=
gewerbeſchule. Die Nachlaßausſtellung in der Galerie
Tann=
häuſer gibt eine faſt lückenloſe Ueberſicht ſeines weniger
be=
kannten Schaffens als Maler. Eine kleine Oelſtudie „
Abſinth=
trinker im Café”, während eines Pariſer Aufenthaltes in den
90er Jahren entſtanden, offenbart ſeinen Zuſammenhang mit
Degas. Mit der Palette konnte Engels ſchwer der Verſuchung
widerſtehen, ſich der Ausſtrahlung eines überragenden Talentes
zu entziehen. So verraten die Bilder der Münchener Zeit eine
deutliche Abhängigkeit von Albert Weißgerber. Auch Werke von
bleibendem Werte, wie die „Straße in der Kleinſtadt” vertiefen
dieſen Eindruck. Um ſo größer iſt ſeine Stellung als Zeichner,
wie die umfaſſende Ausſtellung in der Münchener
graphi=
ſchen Sammlung beweiſt. Hier gibt er ſein Beſtes in den
meiſterhaften Illuſtrationen zu Hauffs Lichtenſtein, zum Grafen
von Monte Chriſto, zu Romanen von Matthieſen und dem
Rhei=
niſchen Liederbuch. Da vereinen ſich techniſches Können mit
ſpru=
delnder Phantaſie zu ſelbſtändiger organiſchen Geſtaltung, bis
in Jahre 1925
(Frmüdung in den Illuſtrationen
m7 Ribelungen
77: 21. Januar 1926 verlor
Deutſchla
Zeichner.
Dr. 4- G.
Nummer 354
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Seite 3
Vom Tage.
Derthüringiſche Landtag beſchloß eine Aenderung
des Wahlgeſetzes dahin, daß auf 15 000 Stimmen (bisher 12000)
ein Abgeordneter entfällt. Die Zahl der Abgeordneten ſoll jedoch
min=
deſtens 53 betragen. Der Landtag vertagte ſich darauf auf den 4. Jan.
1927.
Nach einem im ägyptiſchen „Journal Officiel” vom 16. Dezember
veröffentlichten königlichen Dekret wurde der bisherige Hilfsarbeiter im
preußiſchen Juſtizminiſterium, Landgerichtsrat Dr.
Uppen=
kamp, zum Richter am gemiſchten Gericht erſter
In=
ſtanz in Kairo ernannt.
Die Enthüllungen des Prager Legionär=Organs über
einen bevorſtehenden fasciſtiſchen Putſch in der
Tſchechoſlowakei werden von den meiſten Blättern nicht ernſt
genommen.
Von der Einberufung einer außerordentlichen Konferenz ber Kleinen
Entente iſt in Prag nichts bekannt. Die Anregung, die von Belgrad
ausging, wurde bereits von Rumänien abgelehnt, während ſich die
Tſchechoſlowakei möglichſt zurückhält um nicht in die
Balkanwirren hineingezogen zu werden.
Korfanxy hat in Kattowitz eine neue Organiſation der
ehemaligenaufſtändiſchen und Reſerveſoldaten gegründet.
Wie verlautet, hat der Gouverneur des Memelgebietes,
Shalkauskas, der Regierung in Kowno ſein
Rücktritts=
geſuch unterbreitet. Eine Entſcheidung über das Geſuch iſt noch nicht
bekannt geworden.
Die Bemühungen Uzunowitſchs, ein neues
jugo=
ſlawiſches Kabinett zubilden, ſind geſcheitert. Daher
wurde dem Parteiführer der Demokraten, dem ehemaligen
Miniſterprä=
ſidenten Davidowitſch, die Kabinettsbildung
über=
tragen.
Die belgiſche Kammer hat mit 112:7 Stimmen bei 6
Ent=
haltungen das Geſamtbudget angenommen.
Die Regierung von Guatemala hat das Protokoll
über das Statut zum Internationalen Gerichtshof
beim Völkerbundsſekretariat unterzeichnen laſſen.
Sie hat auch gleichzeitig das Spezialprotokoll über die Anerkennung der
obligatoriſchen Gerichtsbarkeit des Internationalen Gerichtshofes
unter=
zeichnet.
Der ſtändige Vertreter Chmas beim Völkerbund bot dem
Generalſekretär des Völkerbundes die Bezahlungder von China
geſchuldeten Mitgliedsbeiträge, die mehr als eine
Mil=
lion Dollar betragen, unter der Bedingung an, daß China den Zoll auf
ausländiſche Waren erhöhen dürfe.
Einer Meldung des „Daily Mail” aus Peking zufolge ſoll Japan
die Abſicht haben, gewiſſe regionale Zugeſtändniſſe
an China zu machen.
Nach dem japaniſchen Budgetvoranſchlag, für das
Jahr 1927 belaufen ſich die Ausgaben auf 1730 Millionen Yen. Davon
entfallen 173,6 Millionen auf das Marinebudget und 136
Millionen auf den Heeresetat.
Havas berichtet aus Tokio: Man kündigt offiziell an, daß der
Sowjetgeſandtein Japan, Kopp, der gegemwärtig
beurlaub=
ſei, nicht auf ſeinen Poſten zurückkehren werde.
keine Deckung da ſei, ergebe ſich ein Widerſpruch; es ſei deshalb
intereſ=
ſant, zu erfahren, wie die Sozialdemokratie dieſen Widerſpruch aufkläre.
Abg. Dr. Werner (Dntl.) ſtimmt den Reichsſätzen zu und weiſt
darauf hin, daß dem Reichstag ein ſozialdemokratiſcher Antrag
vorge=
legen hatte, der höhere Sätze ſelbſt für die Gruppe 12 vorſah.
Abg. Leuſchner (Soz.) erwidert auf die Ausführungen des Abg.
Scholz, daß die Sozialdemokraten die Beihilfen für die Arbeiter und die
Erwerbsloſen für notwendiger hielten.
Abg. Kindt (Dntl.) macht darauf aufmerkſam, daß die
Sozial=
demokraten aus Konkurrenzfurcht den Antrag der Kommuniſten
über=
nommen hätten.
Es folgen die Abſtimmungen:
Der Antrag Dingeldey wurde in namentlicher
Abſtimmung mit 36 gegen 22 Stimmen abgelehnt. (Dagegen
waren die Sozialdemokraten und die Bauernbündler).
Der Antrag Neiber wurde ebenfalls abgelehnt.
Der Antrag Delp wird mit allen gegen die Stimmen des
Bauernbundes angenommen. Damit iſt auch die
Regie=
rungsvorlage angenommen.
Ein Antrag Kaul=Leuſchner (Soz.) den Erwerbsloſen
eine halbe Wochenrate der Unterſtützung als Beihilfe zu gewähren, wird
abgelehnt.
Die Tagesordnung iſt damit erſchöpft; Schluß der Sitzung 12 Uhr
30 Minuten.
Eine neue Begegnung der drei Anßenminiſter in Oslo
* Berlin, 21. Dezember. (Priv.=Tel.)
Der Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hat die Einladung
nach Oslo angenommen, um — wie üblich — bei der Verteilung
der Nobelpreiſe ſelbſt anweſend zu ſein. Wann er aber dieſe
Reiſe antreten wird, ſteht noch nicht feſt. Er wird kaum vor
Mitte Januar zurück ſein und dann wird er zunächſt abwarten,
wie die Verhandlungen über die Neubildung der Regierung
aus=
laufen. Vor Mitte Februar wird er alſo kaum disponieren
kön=
nen. Da gleichzeitig auch Chamberlain und Briand eingeladen
ſind, werden wir alſo in der zweiten Hälfte des
Fe=
bruar eine neue Begegnung der drei
Außen=
miniſter in Oslo haben.
Zentrumsſorgen.
Die künftige Kabineitsbildung. — Eine
Neu=
auflage der „Stillen Koalition.”?
Von unſerer Berliner Nedaktion.
Das Zentrum hat ſich einen richtigen Vers auf die letzte
Kabinettskriſe noch nicht machen können. Daß es ſich ſelbſt keiner
Schuld an der Entwicklung beimißt, braucht kaum geſagt zu
wer=
den. Aber wie wir weiterkommen ſollen, darüber ſind ſie ſich in
der Partei noch nicht einig. Die „Germania” arbeitet zwei
Grund=
ſätze heraus, die für die künftige Kabinettsbildung waßgebend
ſind: zunächſt die Notwendigkeit, daß die
Mittel=
parteien ſich ſelbſt einig ſind, ſo ſchwer es auch ſein
mag; dann die Pflicht; von vornherein eine
Mehr=
heit zu bilden. Allerdings, das iſt wohl des Pudels Kern,
braucht das bei der Zuſammenſetzung nicht zum Ausdruck zu
kom=
men. Dem Zentrum ſchwebt zweifellos eine Neuauflage
der Minderheitsregierung vor, die ihrem Weſen
nach eine Mehrheitsregierung iſt, indem ſie ihre
Mehrheit nur nach der einen Seite ſuchen ſoll. Das würde etwa
auf die „Stille Koalition” hinauslaufen, die Herr Marx
ſchon früher im Auge hatte. Intereſſant iſt dabei, daß die „
Ger=
mania” nebenbei die Weimarer Koalition als unmöglich ablehnt,
ebenſo wie eine Rechtskoalition Deutſchnationale und Deutſche
Volkspartei, weil beide keine Mehrheit haben, aber beide
nadur=
gemäß in eine ſchroffe Kampfſtellung gegen die andere Seite hin
kommen würden. Schält man aus dieſen Betrachtungen den
Kern heraus, dann ſieht es in der Tat ſo aus, als ob die „
Ger=
mania” den Umweg über Koalitionsverſuche mit den
Flügel=
parteien vermeiden und gleich auf einneues Kabinett der
Mitte mit ſtillſchweigender Unterſtützung der
Sozialdemokratie ſtarten will, ein Beginnen, bei dem ihr
die Deutſche Volkspartei nach den Erfahrungen der letzten Woche
nicht ſo ohne weiteres folgen wird.
Eine deutſchnationale Erklärung in München.
München, 21. Dezember.
Unter der Ueberſchrift „Der Zwang zur Klärung”
ver=
öffentlicht die Deutſchnationale Volkspartei in Bahern eine
Parteiaus=
laſſung, die davon ausgeht, daß mit dem Sturze des Kabinetts Marg
der Zwang zur Klärung gegeben ſei, und zwar zur Klärung darüber,
mit welcher Mehrheit in Deutſchland regiert
wer=
den ſolle mit links oder mit rechts. Dieſer Zwang zuv
Klärung ſei freilich für alle diejemigen unangenehm, die bisher davon
gelebt und darauf gebaut hätten, daß er vermieden bleibe. Zu
den=
jenigen, denen der Zwang zur Klärung unangenehm ſei, ſcheinen die
Deutſchnationalen auch die Bayeriſche Volkspartei zu zählen, denn die
deutſchnationale Parteileituag polemiſiert in ihren Ausführungen gegen
die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz. Die deutſchnationale
Aus=
laſſung ſchließt: Es bleibt dabei, ſolange es in Deutſchland nichts
an=
deres gibt als die parlamentariſche Regierungsweiſe, muß ſich jede
ehr=
liche Politik für die Schaffung klarer Mehrheiten einſetzen. Wenn die
Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz, ſtatt an dieſen Zielen
mitzu=
arbeiten, ihre Aufgabe weiterhin darin ſieht, die Deutſchnationalen im
allen entſcheidenden Fragen der Reichspolitik anzufeinden, in deren
grund=
ſätzlicher Auffaſſung ſich die Deutſchnationalen übrigens mit den
amt=
lichen Auslaſſungen des bayeriſchen Miniſterpräſidenten einig wiſſen, ſo
möge ſich die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz endlich bewußt
wer=
den, daß ſie damit nicht nur das Anſehen und die Stellung des
Mini=
ſterpräſidenten untergräbr, ſie zieht mit ihrem leichtfertigen Spiel
nach=
gerade auch die Grundlagen der bayeriſchen Regierungskoalition in
Mit=
leidenſchaft. — Die „Münchener Poſt” bemerkt zu dieſer Auslaſſung:
Dieſe entſchiedene Sprache deutet auf Vorgänge innerhalb der
bayeri=
ſchen Regierungskoalition hin, die der Oeffentlichkeit entgangen ſind. Es
ſcheint, als ob die Deutſchnationalen in Bayern die Regierungsbildung
im Reich unter Teilnahme der Bayeriſchen Volkspartei und der
Sozial=
demokratie zum Anlaß nehmen wollen, die Koalitionsfrage in Bayern
aufzuwerfen, um auch in Bayern einen Zwang zur Klärung zu ſchaffen.
Die abgebauten Kommuniſien.
* Berlin, 21. Dezember. (Priv.=Tel.)
Die ehemaligen Kommuniſtenführer Brandler
und Talheimer, die zwei Jahre in Moskau im
Exil zubrachten, ſind jetzt „allephöchſt” begnadigt worden und
dürfen wieder nach Deutſchland zurückkehren,
um in der Kommuniſtiſchen Partei ihre Rolle wieder zu ſpielen.
Der „Vorwärts” iſt boshaft genug, daran zu erinnern, daß die
Beiden vor Jahren ſchon einmal eine Unterwerfungserklärung
abgaben, die aber damals nicht angenommen wurde. Damals
ſtanden Ruth Fiſcher und Scholem ſchadenfroh daneben,
während heute die Lage genau umgekehrt iſt. Immerhin, der
Kommunismus iſt mit der Abſägung ſeiner ehemaligen Führer
ſo ſcharf ins Zeug gegangen, daß er ſchon von den abgetakelten
Größen wieder etwas hervorholen muß, wenn er nicht die
kom=
muniftiſche Bewegung in Deutſchland noch kopſloſer machen will,
als ſie es ohnehin ſchon iſt.
Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 30 Minuten.
Die Tribünen ſind ſehr ſtark beſucht.
Auf der Tagesordnung ſteht als einziger Punkt „Einmalige
Not=
ſtandsmaßnahme für die Stgatsbeamten”. In Verbindung hiermit ſtehen
die Anträge Delp (Soz.) und Genoſſen, Galm (Kom.) und Genoſſen,
Dingeldey (D. Vp.) und Genoſſen ſowie eine Eingabe des heſſiſchen
Be=
amtenbundes und eine Eingabe des Reichsbundes der höheren
Beam=
ten, Landesverband Heſſen. Die Regierungsvorlage will den Beamten
der Gruppen 1—6 eine einmalige Beihilfe in Höhe von einem Viertel
des Monatsgehaltes auszahlen, mindeſtens den ledigen 30 Mark, den
Empfängern eines Frauenzuſchlages 50 Mark, den Empfängern von
Kinderzulagen oder Kinderbeihilfen, 5 Mark für jedes Kind, den
Voll=
waiſen isgeſamt 10 Mark; höchſtens den Ledigen 60 Mark, den
Emp=
fängern eines Frauenzuſchlages 80 Mark (ſtatt 60 Mark), den
Empfän=
gern von Kinderzuſchlägen je 5 Mark und den Vollwaiſen 15 Mark. Die
Koſten dieſer Maßnahme berechnen ſich auf insgeſamt 360 000 Mark.
Ein Antrag Delp (Soz.) ſtimmt der Regierungsvorlage zu und
beantragt außerdem, den Staatsarbeitern ein Viertel ihres
Monatsein=
kommens, mindeſtens aber 30 Mark zu gewähren.
Der Antrag Galm (Kom.) hat eine ähnliche Tendenz wie der
ſozial=
demokratiſche Antrag.
Der Antrag Dingeldey (D. Vp.) will den heſſiſchen
Staats=
beamten dieſelben Beihilfen gewähren, wie das Reich, alſo auch den
Gruppen 7—12. Die Gruppen 1—6 ſollen ein Viertel und die Gruppen
7—12 ein Fünftel des Monatsgehaltes erhalten.
Abg. Widmann (Soz.) erſtattet Bericht über die
Regierungs=
vorlage, über die Anträge der Parteien, die Eingaben der
Beamten=
bünde und über die Verhandlungen im Finanzausſchuß.
Abg. Dingeldey (D. Vp.) weiſt auf die ſchwierige Situation des
heſſiſchen Staates hin. Heſſen ſei in der Frage der Winterbeihilſen
ab=
hängig vom Reich und den anderen Ländern, und zwar moraliſch
ab=
hängig. Es ſei eine ernſtliche Frage, ob eine derartige Beihilfe bei der
Lage der heſſiſchen Finanzen möglich ſei. Eine Deckung des durch die
Gewährung der Beihilfe entſtehenden Fehlbetrages wäre aber möglich,
weil eine Entlaſtung der heſſiſchen Finanzen eingetreten ſei, da der
Reichsfinanzminiſter erklärt habe, er werde die Koſten der
Erwerbs=
loſenunterſtützung ganz auf das Reich übernehmen. Grundſätzlich
be=
ſtänden keine Bedenken gegen die Gewährung der Beihilfen im Rahmen
der Reichsbeihilfe. Der Finanzminiſter habe urſprünglich erklärt, eine
Deckung ſei für die Regierungsvorlage nicht vorhanden, jetzt heiße es,
die Mittel ſtänden bereit. Die Ausführungen des Reichsfinanzminiſters,
die dieſer über die Winterbeihilfe im Ausſchuß gemacht habe, könne man
ſich zu eigen machen. Die Bezeichnung Weihnachtsbeihilfe wäre hiernach
nicht zutreffend. Der Reichsminiſter lehne die Beihilfe für die
Reichs=
arbeiter ab, weil dieſe auf Tarifvertrag angeſtellt ſeien. Im Namen
ſeiner Partei erklärt der Redner, daß dieſe bereit ſei, im Rahmen der
Beſchlüſſe des Reichstages auch für die Arbeiter einzutreten. Was der
Reichsminiſter über die Beihilfe für die Gruppen der Beamten 7—12
geſagt habe, gelte auch für die heſſiſchen Beamten dieſer Gruppen, die
den Beamten in anderen Ländern gegenüber nicht benachteiligt werden
dürften.
Abg. Dr. von Helmolt (Bbd.) verlieſt eine Erklärung des
Bquernbundes, daß dieſer nicht in der Lage ſei, der Regierungsvorlage
zuzuſtimmen. Die Erklärung beſagt dem Sinn nach, daß weite Kreiſe
der Bevölkerung ſich in einer Notlage befänden, und ein unſicheres
Ein=
kommen hätten; es ſei daher nicht zu verantworten, daß den in
ge=
ſicherter Stellung befindlichen Beamten eine Beihilfe gewährt werde.
Abg. Kaul (Soz.) ſpricht für die Gewährung einer Beihilfe an die
Staatsaxbeiter; die Arbeiter befänden ſich in der gleichen Notlage wie
die Beamten. Die Sozialdemokratie könne dem Antrag der Deutſchen
Volkspartei nicht zuſtimmen. In ſeinen weiteren Ausführungen tritt
der Redner für den ſozialdemokratiſchen Antrag ein.
Abg. Hofn ann (Ztr.) teilt einen Beſchluß der Zentrumsfraktion
mit, in dem geſagt wird, die Zentrumsfraktion ſpreche ſich grundſätzlich
gegen jede außerordentliche Beihilfe neben den Gehaltsbezügen aus. Sie
erwarte, daß das Reich die Länder durch eine derartige Maßnahme nicht
wvieder in eine Zwangslage verſetze. Da die Fraktion es nicht für
er=
träglich finde, daß die heſſiſchen Beamten ſchlechter geſtellt würden, als
die Reichsbeamten, habe ſie ſich entſchloſſen, für die Uebernahme der
Reichsregelung einzutreten. Die heſſiſche Regierung möge bei den
ſchwe=
benden Verhandlungen mit dem Reich auf Erfatz der Heſſen
aufgezwun=
genen Ausgaben dringen.
Abg. Reiber (Dem.) ſpricht für die demokratiſche Fraktion. Die
Beihilfe ſei die Abgeltung einer längſt verſprochenen Beſoldungszulage;
auch aus dieſem Grunde dürften die heſſiſchen Beamten nicht ſchlechter
geſtellt werden als die Reichsbeamten. Da wegen der Haltung zweier
Fraktionen nicht die Ausſicht beſtehe, daß die Reichsſätze angenommen
würden, ſo werde die demokratiſche Fraktion für die Regierungsvorlage
ſtimmen. Der Redner bringt dann einen Antrag ſeiner Fraktion ein,
daß den verheirateten Beamten der Gruoven 7—12 noch vor
Weihnach=
ten eine Kinderzulage von 20 Mark gewährt werde.
Abg. Galm (Kom.) gibt eine längere Erklärung ab, aus der
her=
vorgeht, daß die Kommuniſten der Regierungsvorlage und dem
ſozial=
demokratiſchen Antvag zuſtimmen.
Finanzminiſter Henrich erklärt u. a., unter normalen Verhält:
niſſen wäre es das Gegebene, die Reichsregelung für die Beihilfe zu
übernehmen. Es ſei hier nicht das erſte Mal, daß Heſſen eine andere
Negelung als das Reich vornehme. Zur Deckungsfrage bemerkt der
Redner, daß der Betrag im Staatshaushalt vorgeſehen ſei, allerdings
nicht in der Höhe, die ſich jetzt ergeben habe; wenn das Neich ſo
vorge=
gangen wäre, wie im vergangenen Jahre, hätte der Betrag ausgereicht.
Der Miniſtar bittet zum Schluß ſeiner Ausführungen, die
Regierungs=
vorlage anzunehmen.
Abg. Scholz (D. Vp.) macht darauf aufmerkſam, daß die
Sozial=
demokraten die Beihilfe für die Gruppen 6—12 ablehnten, weil keine
Deckung dafür vorhanden ſei, gleichzeitig hätten ſie einen Antrag
einge=
bracht, den Staatsarbeitern eine Beihilfe zu gewähren. Da dafür auch
Großes Haus. — Dienstag, den 21. Dezember.
Der Troubadour.
Oper von G. Verdi.
Ueber das Werk und ſeine bei uns feſiſtehende Wiedergabe
iſt Neues nicht zu ſagen. Mit ihm begann Verdi ſeinen
Welt=
ruhm zu begründen und es wird immer ſeinen Platz in der
Ge=
ſchichte der Oper behalten. Neben dem jungen Verdi dieſer
Epoche und dem alten Verdi des „Othello” und „Falſtaff” wird
des Meiſters mittlere Epoche vernachläſſigt. Ich machte
wieder=
holt auf den „Don Carlos” aufmerkſam, der beſonders
inter=
eſſant iſt, weil er die Brücke zur „Aida” ſchlägt. Er iſt leicht
auf=
führbar, da die Inſzenierung aus den Beſtänden genommen
werden kann, und wir haben, folange Hölzlin noch der unſrige
iſt, dafür eine vorzügliche Rollenbeſetzung.
Die heutige Aufführung iſt in den tragenden Rollen durch
die Damen Gercke und Jacobs, die Herren Jörn und
Barczinſki bekannt und aufs beſte bewährt. Neu war Alfred
Karen als Ferrando. Es wird immer klarer, daß dieſem
ſtimm=
begebten Sänger die Gabe der Geſtaltung fehlt, nach Seiten der
Komik ſowohl wie der Tragik. Da es ſich um einen Anfänger
nicht handelt, kann er für eine dauernde Beſetzung des erſten
Vaßfaches nicht als geeignet erſcheinen. Am Pult ſtand Paul
Gerhard Scholz und leitete das ſehr gewandt begleitende
Orcheſter miit Sicherheit. Stärkeres Temperament und raſchere
v. HI.
Zeitmaße mochte man vielleicht vermißt haben.
*Geiſtliche Abendmuſik.
F.N. In der Pauluskirche veranſtaltete der Jugendchor
der Arbeitsgemeinſchaft Darmſtädter
Jugend=
verbände am Montag eine Abendmuſik, die eine zahlreiche
Gemeinde angelockt hatte. Es nurde vortrefflich, zum Teil
her=
vorragend muſiziert. Die feinſinnig zuſammengeſtellte
Vortrags=
folge litt nur dadurch, daß die meiſten Stücke allzu kurz waren;
kaum hatte man ſich in ihr Weſen eingelebt, da waren ſie auch
ſchon verklungen. Am beſten gelangen alle Chorgeſänge, vom
ſchlicht einſtimmig geſungenen Lied bis zu den vierſtimmigen
Chören eines Bach und Praetorius. Die ausgezeichnete
Stimm=
pflege, klarer, reiner und weicher Klang, die vorzügliche
Aus=
ſprache und die ganz beſonders hervorzuhebende Tonreinheit
be=
wieſen, daß hier mit Liebe, Fleiß und viel Sachkenntnis ge=
arbeitet wird. Solcher Jugendgeſang kann gar nicht genug
unter=
ſtützt und gefördert werden, denn er wirkt bahnbrechend für die
Schulmuſik, weiſt hier neue Wege und regt die Muſikliebe und
Sangesfreude an. Als richtige „Muſikantengilde” im Sinne von
Fritz Jöde und ſeinen Mitarbeitern brachten die jungen Sänger
auch eine Reihe von Bearbeitungen, aus dieſem Kreis, unter
denen an erſter Stelle die prachtvollen, ſchlicht polyphonen
zwei=
ſtimmigen Sätze von Jöde genannt ſeien, ſodann die Sätze für
Stimmen und Inſtrumente von Ludwig Weber und Walter
Rein. Hier blieben die Inſtrumente in der Vollkommenheit der
Ausführung erheblich hinter den Stimmen zurück. Beſſer
be=
währten ſie ſich in der reizvollen Sonata aus einer
Weihnachts=
kantate von Vinzent Lübeck (1654—1740). Auch das Orgelſpiel
reichte nicht ganz an die Chorleiſtungen heran, deren Höhepunkt
ein herrlicher Kanon von Melchior Vulpius über „Es iſt ein
Ros' entſprungen” bildete, der in geſchickter Weiſe zu breiterer
Form gelangte, indem zuerſt von allen die Melodie einſtimmig
vorgetragen wurde, und dann zweimal die ganze Entwicklung
des Kanons folgte. Möge der Jugendchor auf der betretenen
Bahn weiterſchreiten, zur Nachahmung reizen und dadurch zu
einem bedeutſamen Schrittmacher für muſikaliſche Volkskultur
werden.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
EP. Der Präſident der Ingerſold Rand Cy., Saunders,
ſetzt zwei Preiſe von je 100 000 Dollar für den Entdecker einer
Krebs=Vorbeugung= oder Heilmethode aus.
* Der Jahrgang 1927 des Muſiker=Kalenders
Heſſe=Stern iſt ſoeben erſchienen. In zwei umfangreichen
Oktavbänden umfaßt er, neu revidiert, genau Verzeichniſſe der
Konzertdirektionen, Muſikverleger, Zeitſchriften u. a., ein
Adreß=
buch der konzertierenden Künftler nach dem künſtleriſchen Fach
eingeteilt, und ſchließlich die genaue Ueberſicht über alle Städte
Deutſchlands, Europas und Amerikas mit ihren Kunſtinſtituten,
Konzertſälen, Vereinen, Konzertunternehmungen,
Muſikreferen=
ten und den Adreſſen aller Muſiklehrkräfte, Künſtler und
Chor=
dirigenten. Ein alphabetiſches Adreſſenverzeichnis bildet den
Schluß. Das Werk iſt für jede Bibliothek, für jedes
Konzert=
unternehmen und jeden im Muſikkeben ſtehenden Künſtler
un=
entbehrlich. Wie alljährlich iſt der großen Ausgabe ein praktiſcher
Taſchenkalender beigefügt, deſſen zweckmäßige Einrichtung ihn
für jeden Muſiker oder Muſiklehrer als ſtändigen Begleiter
F. N.
empfiehlt.
*Das behagliche Heim.
Alexander Koch’s „Innendekoration”.
Der Verlag Alexander Koch legt noch rechtzeitig vor dem
Feſt — ſicher vielen eine willkommene Geſchenkgelegenheit —
den gebundenen 37. Jahrgang der „Innendekoration” auf den
Büchermarkt.
Wir haben über dieſe im In= und Ausland rühmlichſt
be=
kannte ganz einzigartige Kunſtzeitſchrift, die ihrer Aufgabe,
Wohnkultur zu propagieren, in reichſtem Maße und mit
ſteigen=
dem Erfolg gerecht wird, vielfach gelegentlich des Erſcheinens der
Einzelhefte an dieſer Stelle beſprochen. Der geſchloſſene,
außer=
ordentlich geſchmackvoll gebundene Jahrgang ſtellt ſich als ein
wertvolles Einzelwerk dar, deſſen Inhalt an drucktechniſch
meiſter=
haften Illuſtrationen dem wertvollen Leittext gleichkommt, an
dem berufene Künſtler und Schriftſteller gearbeitet haben. Der
Band enthält Abbildungen und Textbeiträge über Hallen, Dielen,
Treppen, Vorräume und Garderoben, Schlaf=, Ankleide= und
Fremdenzimmer, Küchen und Baderäume, Ausſtellungs= und
Verkaufsräume, komplette Dekorationen von Erkern, Türen,
Fenſteranlagen, Wandgeſtaltungen und eine Unzahl von
Einzel=
möbel, ferner dekorativen Malereien, Beleuchtungskörper und
Plaſtiken, Keramiken und Gartenanlagen, Außenarchitekturen vom
einfachſten Landhaus bis zur großzügigen Villa und vieles
mehr. Schon dieſe Aufzählung gibt einen Beweis von der
Viel=
ſeitigkeit des Inhalts, deſſen quglitatives Niveau herrſchend iſt.
Dr. Alexander Koch gibt dem Band Nachſtehendes mit auf
den Weg: Eigenhaus und Eigenwohnung. Wohnen heißt: leben
in einem Raumgefüge, das nicht nur objektiv gepflegt und
ge=
ſchmackvoll iſt, ſondern auch eine beſtimmte formale Beziehung
zu uns ſelbſt beſitzt. Nur im eigenen Hauſe kommen die
prä=
genden, formgebenden Kräfte zu freier Auswirkung. Deshalb iſt
das eigene Haus nicht bloß eine Annehmlichkeit für den
Eigen=
tümer, es iſt zugleich ein wichtiger Aktivpoſten im Ganzen der
nationalen Wohnungskultur. Vom vorbildlichen Eigenhaus
gehen fortwährend fruchtbare Anregungen in die ganze Breite
unſeres Wohnweſens aus; es ſpornt durch ſeine freieren
Lö=
ſungen die Mietwohnung zu immer höherer Verfeinerung an, die
Mietwohnung wird dadurch in den Stand geſeßzt, in hohem Maße
an den Errungenſchaften der Wohnkultur teilzunehmen. Das
gepflegte, wohldurchgeformte Heim, — es wird in der „Innen=
Dekoration” immer wieder als würdigſtes Ziel des menſchlichen
Strebens dargeſtellt. Ihre Aufgabe iſt es, de Ueberzeugung zu
beſtärken, daß mit dem Heim ſich hohe und höchſte Werte
ver=
binden, die auf keine Weiſe zu erſetzen ſind.
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Nummer 354
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadi, 22. Dezember.
— Heffiſches Landestheater. Heute Mittwoch, den 22. Dezember,
im Großen Haus die erſte Wiederholung der
Publikum mit großem Erfolg aufgenommene Operette „Der Vetter
aus Dingsda” gegeben.
Gemäß Beſehluß der Geueralverſammlung des Bühnenvereins und
im Einverſtändnis mit der Geuoſſenſchaft deutſcher Bühnenangehörigen
ice üitd zi Ser agſche ie de Wrctandtlif deiſc Fracf
(im Großen Haus „Hänſel und Gretel” und „Die Puppenfee”, im Kleinen
Haus „Der Biberpelz”) ein Zuſchlag von 20 Pfg. erhoben, der den
genannten Organiſationen überwieſen wird und auch die Mitglieder
der deutſchen Bühnen einen Teil ihrer Gage für dieſen Tag dem guten
Zweck opfern. Da alle deutſchen Bühnen ſich verpflichtet haben, den
Zuſchlag an dieſem Tage zu erheben, iſt zu hoffen, daß den zahlreichen
in bitterſter Not befindlichen erwerbsloſen Theaterangehörigen eine
an=
ſehnliche Beihilfe gegeben werden kann.
Die Inhaber von Karten zum Weihnachtszyklus
klaſ=
ſiſcher Werke genießen für die Dauer des Zyklus die gleichen
Ver=
günſtigungen wie die Mieter des Landestheaters, insbeſondere ein
Vor=
kaufsrecht bei beſonderen Veranſtaltungen (5. B. zu dem Anfangs
Januar ſtattfindenden Gaſtſpiel Lotte Schöne) und gegebenenfalls
Vor=
zugspreiſe ſüir ſolche Veranſtaltungen. Zykluskarten werden noch bis
Samstag, den 25. Dezember einſchließlich, an den bekanntgegebenen
Stel=
len: Hauptkaſſe und Tageskaſſen des Landestheaters, in deren
Dienſt=
ſtunden ausgegeben.
* Der Darmſtädter Maler Otto Kienzle wurde in dem großen
Wett=
bewerb um die Ausmalung der Liebfrauenkirche in Berlin neben den
Malern Profeſſor Plontke=Berlin, Franz Schilling=Wiesbaden, Fritz
Wingen=Kempen a. Nh., preisgekrönt.
* Städtiſche Akademie für Tonkunft. Dieſes Unternehmen konnte
geſtern auf den 100jährigen Geburtstag ſeines
Be=
gründers zurückblicken. Profeſſor Philipp Schmitt ſtarb, bis
zuletzt rüſtig, nach einem arbeitsvollen Leben am 15. November 1909.
— Stadtkirche. Für die Chriſtveſper, die am 24. Dezember,
nachmittags 4 Uhr, in der Stadtkirche gefeiert wird, möge die Gemeinde
ſich mit Geſangbüchern verſehen, da beſondere Programme nicht
ausgegeben werden.
Weihnachtsfeier der Sanitäts=Hauptkolonne vom Roten Kreuz.
Am Sonntag abend hielt die Sanitäts=Hauptkolonne vom „Roten
Kreuz” in der Turnhalle am Woogsplatz ihre diesjährige
Weihnachts=
feier ab, zu der ſich neben den Mitgliedern und deren Angehörigen
der Sanitatskolonne ſehr zahlreiche Gaſte eingefunden hatten. Bei
Be=
ginn der Vepanſtaltung waren der Saal und die Galerien dicht beſetzt.
Rolonnenführer Herr Hauptmann Lotheißen begrüßte die Erſchienenen
mit einem herzlichen Willkommen. In dieſem Jahre ſei es leider nicht
möglich geweſen, für die Kinder der Mitglieder eine
Weihnachtsbe=
ſcherung zu veranſtalten. Dafür aber werde jedem aktiven Mitgliede
ein Weihnachtsgeſchenk auf den Tiſch des Hauſes gelegt, das ſicherlich
großen Anklang finden werde, ein Geſchenk von bleibendem Werte.
Dem Vorſtande ſei es möglich geweſen, alle Mitglieder in die
Sterbe=
taſſe des Reichsbundes der freiwilligen Sanitätskolonnen einzukaufen
und die Beiträge für 1927 zu bezahlen. Hierdurch ſei es möglich, wenn
der Tod in den Reihen der Mitglieder Einzug halten ſollte, ſofort
250.— Mk. auszuzahlen. Redner benutzte die Gelegenheit, den
zahl=
reichen Mitwirkenden, die ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt
hatten, herzlichſt zu danken. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die
Gäſte in den Reihen der Kolonne recht frohe Stunden verleben
möch=
ten Hierauf wickelte ſich das umfangreiche Programm in ſeinen
man=
nigfachen Darbietungen ab. Der Geſanaverein Liederhalle” unter
Leitung ſeines Dirigenten Herrn Fuchs brachte Männerchöre, Herr
Schmidt zwei Lieder und Herr Bögel Vorträge heiterer Art zu Gehör.
Damen und Herren des „Darmſtädter Fechtklubs” zeigten Freigefechte
i Florett, Säbel und Degen. Fräulein Sofie Lotheißen hatte mit
12 Schülerinnen der Morneweg=Schule Tänze und Reigen einſtudiert,
die zur Darſtellung gebracht wurden (Opfertanz, Annen=Polka und
„Sünros‟). Den größeren Teil des Abends nahmen zwei Theaterſtücke
ein. Angehörige und Freunde von Ehrenzugführer der Freiwilligen
Sanitätsſoloune Karl Fiſcher brachten ein Lebensbild in 2 Akten
„Chriſtroſen” von Edmund Braune zur Aufführung und das
Volks=
theater Darmſtadt (Direktion Fräulein Eliſabeth Werner) unter der
künſtleriſchen Leitung Erich Franke und der muſikaliſchen Leitung
H. W. Gielen das Luſtſpiel mit Geſang in 4 Akten „Ich hab mein
Herz in Heidelberg verloren” von Paul Lindau. Den muſikaliſchen
Teil beſtritt die Kadelle Krüger. Nicht unerwähnt ſei Herr Schäfer
mit ſeinem Kunſtpfeiſen. Es iſt nicht möglich, in knappen Zeilen voll
zu würdigen, was der Abend bot. Stürmiſcher Veifall dankte den
Mit=
wirkenden, die alles aufboten, vom Guten das Beſte zu bieten. Den
mitwirkenden Damen wpurden Blumen und Frl. Werner ein
Lorbeer=
kranz mit weißen Schleifen, die das Symbol des Roten Kreuzes trugen,
überreicht. Es darf geſagt werden, die Freiwillige Sanitäts=
Haupt=
kolonne hat eine Weihnachtsfeier veranſtaltet, die in allen Teilen
glän=
zend und würdig ausgeſtaltet war.
* Markusgemeinde. Die Weihnachtsf ier d.3 Jugendbundes
bereitete der überaus zahlreich erſchienenen G meinde einen hohen
Ge=
nuß und reinſte Freude. Das reiche Programm war von der um den
Jugendhund hocverdienten Leiterin, Frau von Petery, mit
feinem hünſtleriſchem Verſtändnis zuſammengeſt=llt und wurde von den
Mädchen mit hingebender Begeiſtenung durchgeführt. Beſonders tiefen
Eindruck machte die Aufführung des Weiheſpiels, Marias Traum”, einer
ſehr wertvollen Dichtung. Aber jed=Beinzelne Stück des Programms
rief großen Beifall, ja jubelnde Freude hervor, und der humoriſtiſche
Heinzelmäunchentanz mußte dreimal vorgeführt weiden. Alle
Mitwir=
kenden gaben ihr Beſtes und man meukte der Verauſtaltung an, daß
ein energiſcher, zielbewußter, führender Geiſt hinter dem Ganzen ſtand.
Zum Schluß kam dann der Nikolaus und teilte aus ſeinem großen Sack
freundliche Gaben aus, die die Mädchen des Jugendverbandes ſelbſt
gearbeitet hatten. Pfarrer Vogel, der dem Weiheſpiel einführende
Worte vorausgeſchickt und eindringlich zum recten Weihnachtsernſt
ge=
mahnt hatte, brachte den herzlichen Dank ſür das Gebotene zum
Aus=
druck, in den ſich alle Darſtellerinnen und Darſteller, ſowie die verehrte
Lciterin und der jederzeit hilfsb=reite Herr Bögel teilen dürfen.
— Stadtmiffion (Mühlſtraße 24). Am erſten Feiertag, 7 Uhr:
Früh=
feier; nachmittags 31, Uhr Bibelſtunde (Predig; Semmel). Zweiten
Feieitag, abends 7 Uhr, allgemeine Weihnachtsfeier (Melodram: „Das
Glöcklein von Innisfär‟). Diaustag fällr die Frauenſtunde aus; 8 Uhr
Weihnacktsfeier des Blaukreuzvereins. Mittwoch, 8 Uhr: Feier der
Chöre. Donnerstag fällt die Bihelſtunde aus. Freitag, 8 Uhr
Silveſter=
feier. Samstag, 1. Januar, 3.30 Uhr, Bibelſtunde (Pred. Semmel).
Panlusgemeinde. Am erſten Weihnactstag, nachmittags 5.30
Uhr, wird in der Pauluskiuche durch den Kirchencho das
Weih=
nachtsoratorium von H. Schütz zur Auffüihrung gebracht.
Dieſes Werk wurde vor Jahren als Bruckſtück aufgefunden und von
Arnold Mendelsſohn in ſehr wirkungsvoller Weiſe ergänzt. In
dieſer Faſſung gehört es nun zu den koſtbarſten Schätzen unſerer
Kir=
chenmuſik. An die Kunuſt der Ausführenden ſtellt es keine geringen
An=
forderungen. Als Soliſten wirken dabei mit Fräulein Betty Aßmuth
(Engel), Herr Eruſt Weſtphal ((vangeliſt) und Herz Ludwig
Huf=
mann (Herodes), außerdem zwei Soloviolinen. Einige weitere Chöre
und Solovorträge von Fräulein Aßmuth und Hexuu Hofmann werden
die Vortragsfolge erweitern. Ein gedrucktes Programm mit Texten iſt
an den Kirchentücen zu haben, da aber auch die Gemeinde mit einigen
Weihnachtschorälen mitbeteiligt iſt, wird gebeten, Geſangbücher
mitzu=
bringen. Zur Deckung der Unkoſten werden freiwillige Beiträge in die
Opferſtöcke erbeten.
Der dereinigte Rentenempfängerbund, Ortsgruppe Darmſtadt, hielt
ſeinte diesjährige Beihnachtsfeier ab. Nach einem gut zu Gehör
gebrachten Muſikſtuick (Kapeile Sauerwein) ergriff der erſte Vorſitzende
des Butdes, Heri Koch, das Wort, um mit einer herzlichen Anſprache
die geladenen Gäſte ſowvie die Mitglieder des Bundes zu begrüßen. Aus
dem 23 Nummern umfaſſenden Programm ſei beſonders das Stück
„Weihnachtsmärchen”, geſpielt von vier Kindern, hervorgehoben. Auch
das „Heideröslein” war ein zu Herzen gehendes Stüchchen. Die
Feſt=
ucde, die der Stadtverordnete Gottfried Baßler hielk, war ſo recht
eine innige, kernig” von Scele zu Seele geſprochene Rode, die noclz
recht lange in uus nachklingen wird. Alle zur Veuſchönerung des Feſtes
mitwwirtenden Perſonen gaben ihr Beſtes her. Der Mandolinenverein
Darmſtadt (Herr Grimm), ſowie das Zitherquartett (Herr
Vonder=
ſchmidt) wetteiferten miteinander mit ihren Vorträgen. Der
Trachten=
verein „Almzauſch” betrachtete es als beſondere Aufgabe, durch ſeine
chönen Tänze zu erfreuen. Durch das Männerquartett „Arion” wurde
as Ganze mit feinſinnig zu Gehör gebrachten Chören (Dirigent Herr
Wattheiß) umrahmt. Den Mitteldunkt bildete das Weihnautsgeſchenk.
das die Mitgliedci in Empfang nahmen. Mau fonnte an den
zufrie=
deuen Blicken wahruehmen, daß dasſelbe zur Zufriedenheit ausfiel.
— Die Schalter der Reichsbankſtelle bleihen Freitag, den 24.
Dezember, von 12 Uhr mittags ab geſchloſſen. (Vgl. bef. Anzeige.)
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Berufskundliche Vorträge. Die letzten der berufskudlichen
Vor=
träge in der Techniſchen Hochſchule fanden am Montag ſtatt; ſie waven
wieder ſehr gut beſucht. Herr Studienrat Dr. Krämer ſprachüber „
Neu=
ſprachliche Philologie einſchließlich der Grenzgebiete‟. Der Redner
warnte vor einem tiefen Peſſimismus vor Ergreifen eines beſtimmten
Berufs, von dem es heiße, daß er ausſichtslos ſei. Man müſſe aber
innerlich zu einem Beruf „berufen” ſein. Selbſt ein Vierer in einem
Fach ſei noch kein Beweis, daß jemand nicht einmal produktiv tätig ſein
könnte auf dieſem Gebiet mit ſchlechter Note. Wenn man neuere
Sprachen ſtudiere, ſuche man Anſchluß an die weſteuropäiſche Kultur;
es handle ſich nämlich um ein Kulturproblem. Je nach der beſonderen
Begabung muß ſich der Bewerber den romaniſchen Sprachen, der
Ger=
maniſtik oder der Angliſtik zuwenden; ſelbſtverſtändlich iſt ein Studium
der Grammatik erforderlich, um die Erſcheinungen der
Gegenwartskul=
tur zu verſtehen. Wer in die fremden Kulturen eingedrungen iſt, der
hat einen Beruf, ob man aber gebraucht wird, das ergibt ſich erſt im
Leben ſelbſt, nicht bei der Vorbereitung. Man kann Lehrer warden,
je=
doch ſind die Ausſichten nicht gut, doch ſind in den deutſchen
Auslands=
ſchulen Möglichkeiten gegeben. Wer ſchnell im Lehrberuf Anſtellung
ſucht, der muß allerdings lange warten. Vor dem Schriftſtellerberuf
ſind auch die Berufenen zu warnen, weil hier Zufall und Beziehungen
eine Rolle ſpielen. Die Dolmetſcharlaufbahn, der Lehrberuf an
aus=
ländiſchen Schulen und die Dozentenlaufbahn ſtehen einem
Neuphilo=
logen offen, doch iſt die Dozentenlaufbahn nur ſehr Wenigen zugänglich.
Das Studium koſtet etwa 1200 Mk. jährlich, und es dauert etwa vier
Jahre. — Die altſprachliche Philologie einſchließlich der Grenzgebiete
behandelte Herr Dr. Liſtmann. Im weſentlichen kommt für das
Studium der klaſſiſchen Philologie die Studienratslaufbahn als Ziel
in Betracht. Das Studium iſt verhältnismäßig billig; die
Annehmlich=
keiten des Berufs ſind nur ſcheinbar. Der Redner zählte verſchiedene
ſeeliſche Eigenſchaften als Vorbedingungen des Berufs auf. Die
Bil=
dungsauseinanderſetzungen der Gegenwart wären noch nicht,
abgeſchloſ=
ſen; es wäre zu hoffen, daß die Altphilologen die verlorenen Gebiete
im Unterrichtsweſen wieder erobern. Die Ueberzeugung von dem
Kul=
turwert der Antike ſei wieder im Zunehmen begriffen. Im Anſchluß
an die allgemeinen Bemerkungen über den Bildungswert der antiken
Kultur ſtellte der Redner den Verlauf des Studiums dar, gab dann in
ſeinen weiteren Ausfühwngen im weſentlichen einen Abriß der Geſchichte
der klaſſiſchen Philologie und behandelte zum Schluß die Grenzgebiete.
— Ueber Theologie ſprach Herr Prof. D. Dr. Frick. Der Redner
be=
tonte, daß die Theologie die Frage nach Gott ſei; eigentlich gehöre das
Thema nicht zur Berufsberatung. Dieſer Beruf verlange wirklich einen
Nuf. Häufig gehe der Wahl des Berufs auch ein häusliches GGefecht
zwiſchen den Eltern und dem Bewerber voraus. Das Studium brauche
wegen der Hilfsaktionen on den Koſten nicht zu ſcheitern, doch das erſte
Jahr ſei kritiſch. Die Ausſichten ſeien glänzend. Der Beruf habe viele
Möglichkeiten u. a. die Berufe des Sozialfaches, die Innere und die
Aeußere Miſſion und das Ausland. Wenn das Aeußere des
Theologen=
berufes auch verlockend iſt, ſo habe er doch viele Bedingungen. Der
Theologe ſei mehr wie ein anderer Bemf der Kritik der Oeffentlichkeit
ausgeſetzt. Der Pfarrer miiſſe eine natürliche Lebensveranlagung haben.
Als Prediger wiſſe er reden können, als Erzieher wiſſe er leutſelig
ſei, auch wiſſe er den Anforderungen ſeines Berufs als Seelſorger
gerecht werden. Der Beruf des Theologen ſpezialiſiere ſich immer mehr.
Der Theologe müſſe als Geiſtlicher ein Herz für die Leute haben, ein
Menſch ſein, der nicht in ſich befangen iſt; ein Menſch ſein, der auf das
Dienen eingeſtellt iſt, und bereit iſt, anderen zu helfen. Das Jdyll von
dem geruhſamen Pfarren, der ſeine Pfeife raucht, gibt es nicht mehr:
heute werden höhere Anforderungen an Energie und Intellekt des
Pfarrers geſtellt als früher, namentlich in Vororten der größeren
Städte, und der Pfarrerberuf iſt außerordentlich ſchwer. Das Studium
ſetze eine aufrichtige Bejahung zur Shche voraus. Der Redner gab ſtraße wird von 2—6 Uhr ein Schalter für den Freimarkenverkauf
ge=
darauf ein Bild der verſchiedenen Aufgaben, die heute an den Theologen
herantreten. Die Frage des inneren Rufes zur Theologie ſolle man ſo
ernſt wie möglich nehmen.
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Schlelermacherstraße 23 (am Gericht) (Wim
* Nachruf! Am 10. Dezember 1926 ſtarb zu Groß=Umſtadt, wohin
er ſich mach ſeiner am 15. November 1920 erfolgten Ruheſtandsverſetzung
zurückgezogen hatte, Herr Geh. Forſtrat i. R. Alfred Preuſchen.
Die ſtattliche Zahl der Leidtragenden und der Kranzſpenden legten
Zeugnis ab von dar großen Beliebtheit, der ſich der Verſtorbene erfreute.
Mit ihm iſt ein hervorragender Forſtmann dahingegangen. Der Beſten
und Tüchtigſten einer, die je im Walde tätig waren, weil die Liebe zum
Wald und zur Natur ihn ſeinen Beruf erwählen ließ. Dauemd und
un=
vergeſſen ſind ſeine waldbaulichen Erfolge, die Neuweganlagen ſowie
die Forſteinrichtungsarbeiten. Arbeiten, die ihn als einen im
theoreti=
ſchem Wiſſen wie im praktiſchen Wirken gleichermaßen ausgezeichmneten
Forſtmann erwieſen. Deshalb auch wurde ſein Revier häufig nicht nur
von heſſiſchen Fachgenoſſen aufgeſucht, eine Reihe junger Forſtleute
wählten ihn als Lehrherrn und waren als Referendare oder Aſſeſſoren
bei ihm tätig. Allen war er ein vorbildlicher Lehrmeiſter und vielen iſt
er ein lieber Freund geworden. Denn ein vornehmer Mann war den
Verſtorbene, von kerndeutſcher Geſinnung und altgermaniſcher
Gaſt=
freundſchaft, Herzerfriſchender Humor blieb ihm treu bis ins hohe Alter
und unzählig ſind ſeine von dieſem Humor getragenen Ausſpwiche, die
in der grünen Gilde immer lebendig bleiben werden. Vom 9. Mai 1880
bis 15. November 1920 war ihm das ſchöne Revier Lengfeld unterſtellt.
Das Walddenkmal, das uns während dieſer Zeit durch ſeine forſtliche
Kunſt und unermidliche Arbeit hinterlaſſen worden iſt, ſoll auch von
uns in ſeinem Sinn erhalten und weitergepflegt werden. Als Dank und
*
Anerkennung!
Meiſterprüfung. Zu dem Artikel des Architekten Schembs vom
21. ds. Mts, machen wir darauf aufmerkſam, daß die Büicherei des
Heſ=
ſiſchen Geweubemuſeums es ſich beſonders angelegen ſein läßt, den
Hand=
werkern aller Berufe ſolche Büicher zur Verfügung zu ſtellen, die ſie zur
theoretiſchen Ausbildung für die Meiſterprüfung brauchen können. Die
Bücher werden nicht nur in der Stadt Darmſtadt, ſondern auch im Lande
gegen entſprechende Bürgſchnft ausgeliehen. Anfragen und Beſtellungen
ſind an das Heſſiſche Gewerbemuſeum in Darmſtadt zu richten.
— Weihnachtsbeihilfe an ehemalige Kriegsteilnehmer. Die
den ehemaligen Kriegsteilnehmern von 1864, 1866 und 1870/71
(Altveteranen) zuerkannte einmalige Beihilfe von
6,25 Mark kann auf der Kreiskaſſe, Neckarſtraße 3, in Empfang
genommen werden. Die nicht in Darmſtadt wohnenden
Beihilfen=
empfänger erhalten die Beihilfe, auf der Gemeindekaſſe ihres
Wohnortes ausgezahlt.
Bei der Oberfiuanzkaſſe werden die den Wartegeld=
Ruhegehalts=
emsfängern ſowie den Hinterbliebenen zuſtehenden Weihnachtsbeihilfen
am Mittwoch, den 22. Dezember 1926, ausbezahlt.
Die ſtädtiſchen Arbeiter=Penſionäre und die Bezieher von
Wit=
wengeld erhalten ebenfalls eine Weihnachtsbeihilfe. Die Auszahlung
erfolgt bei den üblichen ſtädtiſchen Zahlſtellen am Mittwoch, den 22.
zember dieſes Jahres.
* Neues Reitinſtitut. Aus einer Anzeige in der heutigen Nummer
unſeres Blattes geht hervor, daß dar ehemalige etatsmäßige
Wackt=
meiſter der Leib=Eskadron Drag.=Regts. Nr. 23 Herr Heinrich Schott
in neu hergerichteten Näumlichkeiten (Stallungen und Reitbahn) das
ehemals Reimannſche Reitinſtitut, Hügelſtraße 85, in neuzeitlicher
Auf=
machung wieder aufleben ließ.
Briefkaſtenleerung am 1. Weihnachtsfeiertag. In Abweichung
von der an Sonntagen gültigen Regel werden die Briefkaſten am
Vor=
mittag des 25. Dezember (1. Feiertag) ausnahmsweife ſchon in der Zeit
zwiſchen 5.45—7.0 Uhr geleert, damit die abends und in der Nacht
ein=
gewvorfenen Ortsbriefe noch mit der Briefzuſtellung beim Poſtamt 1 am
erſten Feiertag abgetragen werden können. Die Leerung der Briefkaſten
am Nachmittag des 25. Dezember findet dagegen wie an Sonn= und
Feiertagen — alſo zwiſchen 5.0 und 6.15 Uhr — ſtatt.
* Benutzung der Schuellzüge mit Sonntagsrückfahrkauten über die
Feiertage. Während des Weihnachtsfeſtes ſind die fir den Verkehr m
Sonntagsrückfahrkarten freigegebenen 1=Züge u icht eingeſchräutt.
Sonntagsrückfahrkarten ſind über Weihnachten vom 2. Dezember,
mit=
tags 12 Uhr, bis 27. Dezember, morgens, gültig, falls die Rückfah:t a
dieſem Tage 9 Uhr vormittags angetreten iſt.
Verkehr mit Feuerwerkskörpern.
Das Polizeiamt ſieht ſich veranlaßt, die über den
Ver=
kehr mit Feuerwerkskörpern, beſtehenden geſetzlichen
Be=
ſtimmungen nachſtehend zur Kenntnis der Intereſſenten zu bringen.
I.
1. Wer mit Feuerwerkskörpern — Kanonenſchlägen, Fröſchen,
Schwärmern, Zündplättchen uſw. — Handel treiben will, hat,
falls er im Kaufladen nicht mehr als 2½ Kilogramm und im Hauſe
außerdem nicht mehr als 10 Kilo vorrätig hält, ſolches dem
Polizei=
amt anzuzeigen.
Auf Nachweis eines beſonderen Bedürfniſſes kann ausnahmsweiſe
im Hauſe zeitweilig eine Lagerung bis zu 15 Kilo geſtattet werden.
Die Aufbewahrung muß in einem auf dem Dachbode=
(Speicher) belegenen, mit keinem Schornſteinrohr in Verbindung
ſteheu=
den, abgeſonderten Raum erfolgen, welcher beſtändig unter Verſchluß
gehalten und mit Licht nicht betreten wird. Die Behälten
müſſen den Beſtimmungen des 8 6 Abſ. 1 und 2 der Verordnung, den
Verkehr mit Sprengſtoffen betreffend, vom 21. September 1905,
entſpre=
chend und mit feſt geſchloſſenen Deckeln verſehen ſein.
2. Größere als die unter I, 1 angegebenen Mengen ſind
außer=
halb der Stadt in beſonderen Magazinen
aufzube=
wahren, die der Genehmigung der Polizeibehörde bedürfen.
3. Die Abgabe von Sprengſtoffen an Perſonen, von
denen ein Mißbrauch zu befürchten iſt, insbeſondere an Perſonen uter
16 Jahren, iſt verboten. Dies gilt insbeſondere auch von ſolchen
Feuer=
werkskörpern, mit deren Verwendung eine erhebliche Gefahr für
Per=
ſonen oder Eigentum verbunden iſt (Kanonenſchläge, Fröſche Schwärmer
und dergl.). Dagegen findet dieſe Vorſchrift keine Anwendung auf
Spielwaren, die ganz geringe Mengen von Sprengſtoffen enthalten.
Zündplättchen (Amorces), ſowie Knallkorken, die mehr als 7,5 Gramm
Sprengmiſchung (Knallſalz) auf 1000 Plättchen enthalten, dürfen als
Spielwaren nicht in den Verkehr gebracht werden.
Das Feilhalten von, phosphorhaltigen
Spreng=
ſtoffen (adaukörner, Krawalſteine, Kracher uſw.) iſt nach 8 3
Bif=
fer 5b, ce vorgenannter Verordnung verboten.
Zuwiderhandlungen werden nach 8 367 Ziffer 5 des
Reichsſtrafgeſetz=
buches mit Geldſtrafe bis zu 150 Reichsmark oder mit Haft
beſtraft, ſoweit nicht höhere Strafen — Gefängnis von 3 Monaten bis
zu 2 Jahren — nach 8 9 des Reichsgeſetzes, vom 9. Juni 1884
ver=
wirkt ſind.
II.
An bewohnten oder von Menſchen beſuchten Orten
iſt das Abbrennen von Federwerkskörpern verboten.
Zuwiderhandlungen werden nach 8 367 Ziffer 8 des
Reichsſtrafgeſetz=
buches mit Geldſtrafe bis zu 150 Reichsmark oder mit Haft bis zu ſcchs
Wochen beſtraft.
Wenn Eltern, Vormünder oder andere Perſonen,
deren Obhut Kinder unter 12 Jahren oder ſonſtige
un=
zurechnungsfähige Perſonen anvertraut ſind, es an der erforderlichen
Aufſicht haben fehlen laſſen, und wenn dieſe Perſonen während der
Zeit, in der ſie ohne ſolche Aufſicht waren, die vorgenannten
Beſtim=
mungen übertreten haben, fo werden nach Artikel 44 des Heſſiſchen
Poli=
zeiſtrafgeſetzes die zur Beaufſichtigung verpflichnteten Perſonen beim
erſten Falle polizeilich verwarnt, im Wiederholungsfalle mit der im
Geſetz vorgeſehenen Strafe belegt.
Poſtdienſt am 24. Dezember. Am 24. Dezember werden die
hie=
ſigen Poſtſchalter um 4 Uhr geſchloſſen. Beim Poſtamt 1 in der
Rhein=
öffnet ſein. Telegramme und Geſpräche können wie ſonſt Werktags an
den Schaltern des Telegraphenamts und des Poſtamts 2 (Hauptbahnhof)
aufgeliefert bzw. angemeldet werden.
— Die Eigenheimbewegung, wie ſie durch die Bauſparkaſſe der Ge=
Gemeinſchaft der Freunde in Wüſtenrot, O.=A. Heilbronn (
Württem=
berg) hervorgerufen wurde, dringt immer tiefer in die Kreiſe unſeres
Volkes hinein. Die Erkentnis, daß nur durch gemeinſames Zweckſparen
billiges Baugeld beſchafft werden kann, bricht ſich mehr und mehr Bahn.
Durch die G. d. F., wie ſie kurz genannt wird, konnten am 30.
Novem=
ber d. J. wieder mehr als zwei Millionen Reichsmark an
125 Bauſparer verteilt werden, ſo daß jetzt insgeſamt ſeit dem
zwei=
jährigen Beſtehen der G. d. F. mehr als 12 Millionen
Reichs=
mark für 725 Bauſparer an Baugelder bereitgeſtellt wurden zu dem
billigen Zinsſatz von jährlich 5. Prozent zuzüglich 1. Prozent Tilgung.
Aus unſerer engeren Heimat ſind mit ihrer Bauſumme bedacht worden:
Walter, Hans Kaufmann, Worms a. Rh., Braunewell, Karl,
Studien=
rat, Bad Salzhauſen, Kr. Büdingen, Gaier, Wilhelm, Lampertheim
a. Rh., Bufch. Wilhelm, Bankdirektor, Mainz a. Rh., Wolf, Heinrich,
Pfarrer, Ranſtadt, Kr. Büdingen.
* Kleine Strafkammer. 1. Ein Fuhrmann in B. iſt vom
Amts=
gericht B. am 5. Septemdber 1926 wegen Diebſtahls von zwei
Flobert=
gewehren zu einer Gefängnisſirafe von 3 Monaten 2 Wochen verurteilt
worden. Die Entwendung geſchah aus einem auf dem Eichelberg
be=
findlichen verſchloſſenen Gartenhäuschen, deſſen Zaun überſtiegen wurde.
Der Angeklagte beſtreitet eine Aneignungsabſicht. Der Verteidiger hält
die Sachlage nicht für einwandfrei geklärt. Der Staatsanwalt hält die
Angaben des Angeklagten für Ausreden. Das Urteil verwirft
ſowohl die Berufung des Angeklagten wie die der
Staatsanwalt=
ſchaft. — 2. Die Marie Förſter hier iſt auf Grund des Zeugniſſes
einer gewiſſen Baſel wegen Unterſchlagung zu einer Geldſtrafe
ver=
urteilt worden. Die Baſel hat, wie vor dem Schwurgericht feſtgeſtellt
wurde, einen Meineid geleiſtet. Die Staatsanwaltſchaft hat zugunſten
der Angeklagten Berufung eingelegt. Das Urteil lauet natürlich auf
Freiſprechung. — 3. Eine Frau J. hier iſt vom Amtsgericht
wegen Beleidigung eines Kriminalbeamten zu 2 Wochen Gefängnis
ver=
urteilt worden. Sie hat Berufung verfolgt, die ſie auf das Strafmaß
beſchränkt. Der Staatsanwalt ſtellt anheim, das Geldſtrafengeſetz
an=
zuwenden. Das Urteil erkennt auf 15 Mark Geldſtrafe. Es
iſt rechtskräftig. — 4. Eine weitere Strafſache wegen fahrläſſiger
Kör=
ververletzung verfällt wegen Verhinderung des Sachvarſtändigen der
Vertagung.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Nach
Neiv York: D. Albert Ballin ab Hamburg am 30. 12., ab Cuxhaven
am 31. 12., D. Thuringia ab Hamburg am 5. 1. 27., D. Deutſchland ab
Hamburg am 13. 1. N., ab Cuxhaven am 14. 1. 27., D. Hindenburg ab
Hamburg am 19. 1. R., D. Hamburg ab Hamburg am N. 1. P., D.
Weſtphalia ab Hamburg am 2. 2. V. — Nach Philadelphia, Baltimore,
Norfolk: Ein Dampfer ca. 6. 1. 27. — Nach der Weſtküſte Nordamerika:
MS. Oſiris am 8 1. N. D. Seekonk am 22. 1. V. — Nach der Oſtküſte
Sidamerika: D. Schwarzwald am 24. 12. D. Steigerwald am 5. 1. N.,
D. Württemberg am 8. 1. 27., ein Dampfer am 22. 1. 77., D. Granada
am 22. 1. 27., D. Niederwald am 9. 2. 27. — Nach der Weſtküſte
Süd=
amerika: D. Amaſis am 22. 12., D. Kellerwald am 31. 12., D. Alrich am
31. 12, D. Murla am 12. 1. N., D. Plauet am 14. 1. N., D. Itauri am
22. 1. 27. — Nach Mexiko: D. Seſoſtris am 28. 12. MS. Rio Bravo
am 11. 1. R., D. Weſterwald am 22. 1. 27., D. Nord=Schleswig am
3. 2. 27., MS. Rio Panuco am 15. 2. V7., D. Antiochia am 26. 2. 27. —
Nach Cuba: Ein Dampfer am 15. 1. 27., D. Kyphiſſia am 15. 2. 27. —
Nach Weſtindien: D. Galicia am 25. 12., D. Amaſſia am 5. 1. N., D.
Eupatoria am 15. 1. 27., D. Rugia am 26. 1. 27. D. Adalia am 2. 2.
27. — Nach Jamaica, Haiti, San Domingo und Pto. Rico: D. Mexiko
am 21. 12., D. Grunewald am 22. 1. N., D. Cuba am 12. 2. 27.
Nach Oſtaſien: D. Oldenburg am 25. 12. D. Anhalt am 29. 12. D. Citzy
vf Madrid am 8. 1. 27., D. Polyphemus am 15. 1. R., MS. Habelland
am 19. 1. R., D. Saarland am 22. 1. 27., D. Göttingen am 2. 2. 27.
Nach Afrika: D. Tangaujika am 18. 1. V. — Hamburg=Rhein=Linie:
Wöchentlich ein Dampfer. Mitgeteilt von dem Vertreter Adolpy Niady,
Darmſtadt. Zimmerſtraße
Kunſtnotizen.
Ueder Werke, Künſkler und künſtteriſche Verauſtaltungen, deren im Nachſkebenden Erwähnung
geſchiebt, bebält ſich die Redaſtiou ibr Urtel vor.
* Reſidenz=Theater, Kinder und Tiere als
Film=
ſtars. Nichts intereſſiert jeden Menſchen ſo, als kleine Kinder und
Tiere im Film agieren zu ſehen. Das ungekünſtelte, lebensechte,
natür=
liche Spiel des Kindes reißt auch den blaſierdeſten Zuſchauer zum
Bei=
fall hin, und das Kinderlächeln im Film bahnt ſich immer einen Weg
zum Herzen des noch ſo verhärteten Menſchen. Virginia Marſhall, der
kleinſte und jüngſte Filmſtar der Welt, iſt eine Entdeckung von William
Fox, der es verſuchte, das Kind vor die Kamera zu bringen. Nach dem
erſten Film, der mit dieſer kleinen Schauſpielerin hergeſtellt wurde, muß
man ſagen, daß dieſer Verſuch reſtlos gelungen iſt. Mit ihr ſpielt im
eiſten Film ein kleiner Spitz, der die kleine Heldin aus einer bedrängten
Situation rettet. Die Szenen, in denen Virginia und der kleine Hund
erſcheinen, entwaffnen jeden durch ihre Feinheit ud naive Heiterkeit.
Im Verein mit dem neuen kleinen Talent, dem köſtlichen Hund und dem
berühmten Pferd Tony wird ſein neueſter Film „Cowboy und
Zirkus=
kind” zu einem Ereignis.
Aus den Parkeien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspautei. Heute
abend 8 Uhr Gruppenabend bei Sitte (Karſſtraße 15) im
Alpenvereins=
zimmer.
Seite 6
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Nummer 334
Oezemberſitzung (Haupiverſammlung) des
Hiſtoriſchen Vereins.
Vortrag von Direktor Profeſſor Dr. Haupt über die Krönungsinſianien
der deutſchen Kaiſer.
Bevor wir über den ſehr inhaltsreichen Vortrag kurz berichten,
wol=
len wir die Inſignien, die zur Krönung der alten deutſchen Kaiſer
ge=
hörten und die einſt in Nürnberg aufbewahrt wurden, aufzahlen. Außer
der nachher in dem Vortrag eingehend behandelten Reichskrone, gehören
nachfolgende Reichskleinodien dazu: Der Reichsſzepter aus ſchwach
vergoldetem Silber, er ſchließt aben mit einer Eichel mit 4 Blattern,
davon zwei aufſteigend, zwei herunter gebogen; der Reichsapfel,
den der Kaiſer bei der Krönung in die Hand nehmen mußte, iſt von
allerfeinſtem Golde, aber nicht ganz maſſiv, ſondern innen ausgegoſſen.
Auf dem Apfel iſt auch ein Kreuz, das auf beiden Seiten mit Saphienen
und Ametyſten, Smaragden, Granaten und halben Perlen beſetzt iſt.
Ueber die Inſchrift auf dem Smaragd in der Mitte gehen die
Meinun=
gen auseinander, es wird ſogar arabiſche Schrift angenommen, wie
überhaupt viel Arabiſches auf den Reichskleinodien zu finden iſt. Die
angeblichen Schwerter Karls, des Großen und des
Heili=
gen Mauritius. die Dalmatica, ein koſtbares Unterkleid, die
Ornamente, Steine und Perlen ſind alt, das Gewand aber erneut. Es
ſeien von den anderen nur noch erwähnt: das Pluviale, oder der
kaiſerliche Chormantel, auf dem Rand iſt eine goldene arabiſche
Inſchrift aus dem Jahre 1133 in Palermo. Der heilige Speer mit dem
Nagel Chriſti, ein Kreuz iſt mit Silberdraht auf jeder Seite befeſtigt,
deren erſte Schlingung anzeigen ſoll, wie weit die Seite Jeſu
durch=
ſtochen worden, u. a.
Der Vortrag von Profeſſor Haupt behandelte eingehend die
Reichs=
krone in ihrer künſtleriſchen und geſchichtlichen Bedeutung. Sie iſt ganz
von Gold, überhaupt mit vielen Edelſteinen und Perlen verziert. Sie
beſteht aus acht Feldern oder Platten, die oben halbrund und innerhalb
mit einem in die Rundung herumlaufenden eiſernen Reifen befeſtigt ſind.
Dieſe acht Platten ſind mit acht Bügeln in der Höhe verbunden. An
der Stimplatte iſt ein Kreuz aufgerichtet. An dem Kreuz vome war
urſprünglich ein weißer Edelſtein, der in den Sprüchen Walthers von
der Vogelweide als „der weiſe” vorkommt, dann verloren ging. Vier
von den Platten ſind mit Steinen und Perlen beſetzt, die vier anderen
ſtellen in Schmelzarbeit verſchiedene Szenen dar mit beigefügten
gol=
denen Inſchriften. Auf der erſten Platte ſteht Salomo,
er hält einen dunkelblauen fliegenden Zettel in beiden Händen mit der
Aufſchrift: time dominum et regem umato (— Fürchte Gott und liebe
den König); oben lieſt man: rex Salomon. Auf der folgenden Platte iſt
das Bildnis des Königs David, der wieder einem Zettel mit der
In=
ſchrift: Honor rogis judieium diligit (— ein rühmlicher König liebt ein
gerachtes Gericht);, darüber ſteht ſein Name — Rex Darid. Auf dem
ſechſten Stück ſtellt die Figur den kranken König Hiskias dar, er hält
ſein Haupt auf den Arm geſtützt. Vor ihm ſtehet zur Seite der Prophet
Jeſaias mit folgender Inſchrift: Bece adiciae zuper dies tuos XV annos
(— Siehe ich will deinen Tagen noch 15 Jahre zulegen). Darüber ſteht:
logias. Bre, Pheta: Chigo rex. Auf der achten Platte iſt Chriſtus zu
ſehen, rot gekleidet, Inſchrift: Per me reges regnant, dunch mich
regie=
nen Könige). Der bekannte Kunſthiſtoriker J. von Falke hat ſie in
Verbindung gebracht mit dem in neuerer Zeit in Mainz zutage
getrete=
nen Krönungsſchatz der Kaiſerin Giſela, der Gemahlin des Kaiſers
Konrad II (1024—1039), er läßt ſie in Mainz gefertigt ſein: ihm ſchließt
ſich J. v. Schloſſer an. Der Vortragende iſt zu einem anderen
Ergeb=
nis gekommen. Der in den Inſchriſten hervortretende theokratiſche Zug
paßt nicht zu Konrad II. Durch eine Reihe kühner Verknüpfungen von
geſchichtlichen Tatſachen bringt er ſie in nahe Verbindung mit
Hein=
rich II (1002—1094) und dem Papſt Benedikt IIII. Die deutſche
Kaiſer=
krone iſt das ſchönſte Erzeugnis deutſcher Kunſt und ein Gegenſtück zur
nationalen Dichtung. Sie iſt die Luvertüre zu den großen Kämpfen
zwiſchen Kaiſer und Papſt. Die zahlreiche, dem Vortrag mit Spannung
folgende Zuhörerſchaft lohnte ihn mit reichem Beifall. Der Vorſitzende
dankte im Namen des Vereins.
In der darauffolgenden Hauptverſammlung erſtattete der erſte
Vor=
ſitzende, Direktor Dr. Dietrich, den Jahresbericht. Der Verein hat
wie in den Vorjahren auch in dieſem Jahr eine lebhaſte und
ſegens=
reiche Tätigkeit entfaltet und hat an Mitgliedern zugenommen. Außer
den Wintervorträgen, über die in d. Bl. regelmäßig berichtet wurde
ſei hier nur noch auf den rheinheſſiſchen zweitägigen Ausflug nach
Sprendlingen beſonders hingewieſen, im nächſten Jahr ſoll Ingelbeim
beſucht werden. Als Zweigverein hat ſich die Vereinigung Alt=Darmſtadt
angeſchloſſen. Von neuer biſtoriſcher Literatur ſei nach der
Manul=
druck von Daniel Meißner Thesaurns philopolitigus (Politiſches
Schatz=
läſtlein) herausgegeben von Dr. Fr. Herrmann und Dr. L. Kraſt
(Heidelberg, Winter) erwähnt. Unter den 830 Städtebildern aus den
Jahren 198—1631 entfalle auch eines auf Darmſtadt. Der zweite
Vor=
ſitzende, Archiprat Dr. Herrmann, berichtet über die Abteilung für
heſſiſche Kirchengeſchichte, ſie hat jetzt den 8. Band ihrer „Beiträge zur
Heſſiſchen Kinchengeſchichte” vollendet, das 1. Heſt des 9. Bandes erſcheint
demnächſt. Die Vereinigung für heſſiſche Kirchengeſchichte feierte in
dieſem Jahr ihr Bjähriges Beſtehen in Friedberg, wobei Prälat D. Dr.
Diehl über die Arbeit in dieſer Zeit auf dem Gebiet der heſſiſchen
Hir=
chengeſchichte und Archivrat Dr. Herrmann über die Inventaviſation in
Heſſen und ihren Ertrag ſprach. Der Vereinsſchriftführer Prof. Dr. E.
Becker berichtete über die Vereinsſchriften. Von dem Archiv für Heſſ.
Geſchichte erſchien mit Hilfe eines Beitrags der Notgemeinſchaft deutſcher
Wiſſenſchaft ein ſtattliches Heft, auch im neuen Jahr kommt ein Heft
heraus. Volk und Scholle ſchreitet wacker voran, es hat jetzt über 300
Abonnenten. Der Schatzmeiſter. Oberſchulrat Oberſtudiendirektor R.
Rit=
ſert, legte Nechnung über Ginahmen und Ausgaben ab, danach iſt
noch ein kleiner Reſt vorhanden. Endlich berichtete noch der 1.
Vor=
ſitzende der Heſſiſchen familiengeſchichtlichen Vereinigung, Negierungsrat
N. Schäfer, über die Vereinstätigkeit. Außer den Vorträgen in den
Wintermonaten, über die in dieſem Blatt regelmäßig berichtet wurbe,
hat die Vereinigung zwei Heſte Mitteilungen herausgegeben. Die Zahl
der Mitglieder beträgt 396. — Der Vereinsvorſtand wurde
wieder=
gewählt.
K. Roack.
Stadtverordnetenverſammlung. Die auf heute Mittwoch, den
22. Dezember, angeſetzte Stadtverordnetenverſammlung beginnt erſt
um6ühr.
Tageslalender für Mitwoch den B. Dezember 1985.
Landestheater Großes Haus, B 9, Anfang 7½ Uhr, Ende
10 Uhr: „Der Tod des Empedokles”. — Kleines Haus,
Zuſatz=
miete V (7), Anfang 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr: Der Vetter aus
Dingsda‟. — Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele. — Konzerte: Schloß=Café; Ludwigshöhe;
Weinhaus Weißer Turm; Perkeo; Span. Bodega; Hotel Schmitz;
Café Rheingold. — Bund angeſt Akademiker techn. naturw.
Berufe im Perkeo abends 8 Uhr: Herrenabend.
Verſteigerungskalender für Donnerstag, den 23. Dezember 1926.
Eberſtadt bei Darmſtadt, nachm. 3 Uhr, im Rathaushof
Zwangs=
verſteigerung.
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kunft eines kräftigen
Siamm=
halters an
Reichsbankkaſſier Karl Bihn
und Fran Gnſtel, geb. Sotz.
Schweinfurt, 20. Dez. 1926.
(18897)
Die glückliche Geburt
W ihrer Tochter zeigen
hoch=
erfreut an
Willy Ruppert und Fran
Käte, geb. Grünewald.
Darmſiadt, den 20. Dez. 1926.
3. 3t. Klinik Dr. Roſental. (18899
Todes=Anzeige.
Montag morgen entſchlief nach
langem, ſchwerem, mit großer
Ge=
duld getragenem Leiden, mein
lieber Mann, unſer guter Vater,
Sohn, Bruder, Schwager u Onkel
Geurg Himmelheber
im 45. Lebensjahr.
(*33460
Im Namen d. trauernd. Hinterbllebenen:
Lutſe Himmelheber geb. Minkler
Gretel Himmel eber
Georg Himmelheber.
Darmſtadt, Semd, Stuttgart, Hgmburg,
Madrid (Spanten).
Die Beerdigung findet Donnerstag,
den 23 Dezember, nachmittags um
3 Uhr, auf dem Waldfrieohof ſtatt.
Allen Freunden und
Bekannten, die uns
an-
lässlich unserer
Ge-
schäftseröffnung mit
so überaus reichen
Blu-
menspendenbedachten
und beglückwünschten,
Weg unseren herzlich- K1
sten Dank.
usoos 8
Milhelm Haurp u. Frau, K=
27
Schlagrahm
Wiederverkäufer Vorzugspreiſe.
Untere Eli abethen=
Friedrich Ewald ſtr 4s, Teleph. 1183
nächſt d. Saalbauſtraße esos eimmm
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme, die uns bei
dem Heimgange unſerer lieben
Verſtorbenen zuteil wurden,
ſagen wir von Herzen Dank.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
H. Winter, Rektor i. R.
(*33420)
sagen wir auf diesem ABl Weihnachtsfeiern!
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Heute vormittag entſchlief nach kurzem ſchweren
Leiden unerwartet ſchnell unſere liebe Tochter, Schweſter,
Schwägerin, Tante, Nichte und Kuſine
Lisbeth Oaab
im Alter von erſit 35 Jahren.
(18885
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Geh. Forſtrat C. Daab
Dr. C. Daab und Familie.
Darmſtadt, Ober=Ramftadt, den 21. Dezember 1926.
Stifitelraße 9.
Die Beerdigung ſindet Donnerstag, den 23. Dezember,
uachmitags 2 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme beim
Hinſcheiden unſeres lieben Sohnes und Bruders
Georg Fey
für die zahlreichen Blumen= und Kranzſpenden allen
Freunden, Bekannten, Verwandten, dem Fußball=
Verein „Union”, den Arbeitern der Firma
Bahn=
bedarf und der Firma ſelbſt, insbeſondere dem
Pflege=
perſonal des Herz=Jeſu=Hoſpitals für ihre liebevolle,
aufopfernde und geradezu vorbildliche Pflege ſagen
wir hiermit unſeren herzlichſten Dank. uosgs
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Friedrich Fetz.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe liebevoller Teilnahme
an dem Begräbnis meiner lieben, unvergeßlichen
Frau ſage ich meinen herzinnigſten Dank.
Insbeſondere danke ich für die zahlreichen
Blumenſpenden und den Stammgäſten. Den
Schweſtern der Johannesgemeinde für ihre
liebe=
volle Pflege.
Darmſtadt, 22. Dezember 1926.
Philipp Trautmann
Gaſtwirt
Wa917
Meine Herren ...
Eine selten günstige Gelegenheit
Wir konnten einen Sonderposten
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wollene Herren-Socken modernster
Karo-
musterung kauten. — Diese verkauten
wir bis Weihnachten zum Reklamepreis
Paar 1.75
Strumpfhaus ,„Elite‟
Wihelminenstraße 11
(18852md
darf zu
Auch bei
Weihnachten
gesundem MagEIt
Janhagel
auf keinem Tiſch fehlen. Wie leicht fühlt man nach dem Genuß
von Süßigkeiten und ſchwer verdaulichen Speiſen ein lörperliches
Unbehagen, und gerade in dieſen Tagen iſt die Mögli gkeit groß,
daß das Wohlbefinden geſtört wird.
Nehmen Sie dann einen Janhagel, er wird ſeine angenehme
Wirkung nicht verfehlen.
Der liebliche Magenbitter verdankt ſein kräftiges und angenehmes
Aroma der ſorgfältigſten Prüfung und Zuſammenſtellung der aus
mehr als 75jihriger Praxs bekannten Gebirgskräuter und dem
langen, ununterbrochenen Lager.
Derſelbe wird nach uralten holländiſchen Rezepten aus nur
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ſten, den Appetit reizenden und die Verdauung fördernden Kräutern
und Gewürzen hergeſtellt, und iſt daher bei Beſchwerden jedweder
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 354
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
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gründen entweder einen Verein oder ſie prozeſſieren miteinander, ſie ſind
egoiſtiſch und grob”, ſo ſeufzt heute ein bekannter Zeitgenoſſe.
Warum denn ſo abfällig ſein? Es gibt auch noch ideale und rückſichtsvolle
Menſchen. Die wollen Sie mit der Laterne ſuchen? Brauchen Sie nicht. Bitte,
gehen Sie zu Ihrem Finanzamt!
Sie erklären ſich glatt für geſchlagen, nicht wahr? Aber grob ſeien die
Menſchen beſtimmt, dabei bleiben Sie? Keine Spur. Man muß nur von der
richtigen Brillenſeite gucken.
Nicht Jeder wird gleich ſo wie „Jemand” auf die höfliche Frage ſeines
Mitmenſchen: „Sie haben von mir geſagt, daß ich ein Schafskopf bin. Iſt
das wahr?” die liebenswürdige Antwort geben: „Es iſt wahr, aber ich habe
es nicht geſagt.”
Es gibt auch noch gute „Individuen”. Gott ſei Dank, eine ganze Menge.
Aber wir wollen von den Fronien des Alltags aufhören und zu zwei guten
edlen Menſchen zurückkehren: zum Dr. Nabi, unſerem „Tabakdoktor”, und
unſerem lieben Münchner Kindl, dem Wahrzeichen der alten weltbekannten
Zuban=Zigarettenfabrik.
Dr. Nabi wartete im Flughafen von Konſtantinopel ſchon lange auf das
Eintreffen des Kindls.
Endlich wird das Flugzeug ſichtbar. Wenige Augenblicke nimmt die
Lan=
dung in Anſpruch: nun ſtehen ſich die beiden gegenüber.
Ein wahrhaft rührendes Bild: der alte ergraute Dr. Nabi von großer
maſſiger Geſtalt, mit verwittertem tiefbraunen Antlitz, ein echter Sohn des
Orients, und unſer Münchener Kindl von kleinem aber queckſilbrigen Format,
mit friſchem Teint, hellen Haaren und blauen Augen des Abendlandes.
Lange liegen ſie ſich vor aufrichtiger Freude in den Armen. Wohlauf denn
in unſere ſchöne Heimat. Dr. Nabi gibt ſeinem Gefolge das Zeichen zum”
Aufbruch. Die Hörner erklingen. Langſam zieht die Karawane in den friſchen
Morgen hinein. —
Übermorgen hören Sie mehr!
Die Geſchmacksrichtungen der Raucher ſind wandelbar wie die Zeiten.
Wir gehen mit! Die leichten ſüffig ſüßen Miſchungen unſerer Zigaretten
ſind Glanzſtücke der heutigen Zigaretten=Herſtellungsart.
Drum ſeien Sie nicht nur Lebenskünſtler, ſondern
werden Sie Künstler des Geschmacks!
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Seite 8
Nummer 334
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Aus Heſſen.
* Arheilgen, 2. Dez. In der letzten Gemeinderatsſitzung wurde,
ba eine Einigung mit den Anliegern in der Reitbahn nicht ſtattgefunden
hat, beſehloſen, die Enteignung durchzuführen. — Die Uebernahme von
Bürgſchaften für Zwiſchenkredit des Bauvereins und des Hch. Kipp
wurden genehmigt. — Das Baugeſuch des Richard Eichenauer wird an
die Tiefbaukommiſſion vewwieſen, die eine Ortsbeſichtigung vornehmen
wird. — Die zu Beiſitzern zum Mietſchöffengericht dem Kreisamt
mit=
geteilten Perſonen werden als geeignet betrachtet. — Die vorgeſchlagene
Feſtſetzung des Studenlohnes für die Gemeindetaglohnarbeiter findet
Geuehmigung. — Das Geſuch der Sportvereinigung 04 um Benutzung
des Brauſebades findet widerrufliche Genehmigung. — Die Winterhilfe
für 1926/27 ſoll in vier Raten erfolgen. — Die Umwandlung einer
kurz=
friſtigen Schuld in ein langfriſtiges Darlehen wird gutgeheißen. — Die
Errichtung einer Wandererherberge wird aus fnanzellen Gründen
abge=
lehnt. — Mit dem Ankauf von Waldparzellen iſt man bedingt
einverſtan=
den. — Zum Fleiſchaushauer für die Freibank wurde Metzger Karl Dürr
beſtellt. — Das Geſuch des Tierarztes Albrecht um Erlaubnis zum
An=
bringen einer Antenne am Kirchenſchulhauſe wird widerruflich
geneh=
migt. — Weitere Geſuche wurden in der folgenden geheimen Sitzung
verhandelt.
* Erzhauſen, 2. Dez. Um anderen bieſigen Vereinen ihre
Weih=
nachtsfeier nicht zu beeintnächtigen, veranſtaltete der Kinchengeſangverein
am Sountag abend mit ſeinen Gönnern und Freunden im „
Frank=
furter Hof” ſeine Weihnachtsfeier. Nach der Begaüßung der Gäſte wurde
das Lied „Die Himmel rühmen die Ehre Gottes” von Beethoven
vor=
getragen. Dann hielt Herr Pfarrverwalter Schilling eine Anſpruche über
die Bedeutung des Weihnachtsfeſtes. Nach Abſingen des Weihnachtsliedes
begann der unterhaltende Teil, welcher meiſt in Gedichten und
Weih=
nachtsſtücken dunch Schulkinder ausgefüllt wurde.
* Griesheim, 21. Dez. Von der Darmſtädter Kriminalpolizei wurde
vor einiger Zeit ein Mann, namens Ludwig Röder, aus Münchberg in
Bayern verhaftet, der letzter Tage angab, er habe einen jungen Mann
uamens Paul, mit dem er im November 1921 von Darmſtadt durch den
Wald nach dem Truppenübungsplatz gegangen ſei, auf dem Platz
er=
mordet und die Leiche in einem Loche verſchart. Seine blutigen Hände
habe er in einer Kaſerne, die von Marokkanern belegt war, gewaſchen.
Die Stelle, wo er die Leiche verſcharrt, könne er heute noch auffinden.
Nach Einholung der Genehmigung zum Betreten des
Truppenübungs=
platzes begab ſich am Samstag vormittag der Unterſuchungsrichter mit
znehreren Kriminalbegmten und dem Verhafteten, der geſchloſſen
mitge=
führt wurde, nach der von ihm bezeichneten Stelle in der Nähe der
ehe=
maligen Fliegerkaſerne, wo an mehreren Plätzen Nachgrabungen
vor=
genommen wurden. Ganz ſicher aber konnte der Verhaftete den Platz
nicht angeben. Wirklich wurden auch in einem Loch Knochen gefunden,
die aber ſchon ſo vermodert waren, daß ſie unbedingt ſchon viel längere
Zeit dort gelegen haben müſſen. Neſte von Kleidungsſtücken oder
Schuh=
zeug wurden nicht gefunden. Inwieweit die Angaben des Verhafteten
der Waörbeit entſprechen, wird wohl die weitere Unterſuchuma ergeben.
Wie verlautet, ſoll tatſächlich ein junger Mann namens Paul vermißt
ſverden. Möglich, daß es ſich hier um einen jungen Menſchen handelt,
wvie ſie in großer Zahl damals hierher gekommen ſind, um ſich für die
franzöſiſche Fremdenlegion anwerben zu laſſen. Dem
Unterſuchungs=
richter ſoll der Verhaftete bei ſeiner Vernehmum erklärt haben, wenn
man ihm dieſen Mord micht glaube, werde er, ſobald er wieder frei ſei,
einen zweiten begehen, damit er ſeinen Zweck erreiche.
* Griesheim, 21. Dez. In uſerem Nachbarort Wolfskehlen wollte
ſich ein Einwohner ſeinem Freunde gegenüber für eine ihm erwieſene
Hilfeleiſtung dadurch erkenntlich zeigen, daß er ihm einen Kognak
ein=
ſchenkte. Kaum hatte der Freund den Kognak getrunken, als ſich bei
ihm auch ſchon eigentümliche Magenbeſchwerden einſtellten. Jetzt wurde
der Kognakſpender zu ſeinem Schrecken gewahr, daß er ſich in der Flaſche
vergriffen und ſeinem Freund, ſtatt Kogpak Haſengift eingeſchenkt hatte.
Man brachte den Mann ſofort nach Darmſtadt ins Krankenhaus, wo ihm
der Magen ausgepumpt und damit die Vergiftungsgefahr beſeitigt
wurde.
H. Eberſtadt, 21. Dez. Weihnachtsfeier. Der Geſangverein
„Frohſinn” venanſtaltete am Samstag abend im Saale. Zum
Berg=
ſträßer Hof” (Fiſcher) eine ſchöme Weihnachtsfeier. Muſik, Geſang und
das, was über die Bühne ging, atmete den Zauber kommender Tage
und ſchuf eine echte weihnachtliche Stimmung. Selbſt die Begrüfung
durch den Präſidenten des Vereins war hierauf abgeſtellt. Als „
Niko=
laus” poeſierte er in gar humoriſtiſcher Form (frei nach Brückner), bald
gückblickend, bald vorwärtsſchauend, den deutſchen Geſang liebend, die
Mitglieder mahnend, die alte Traditionen der Väter zu wahren und mit
der „Nute‟ drohend, die Singſtunden fleißig zu beſuchen. Die Quvertüre
„Erlenhügel” von Kuhlau und das Thieleſche Weihnachtspotpourri
leiteten die Feier eim, es folgten ſpäter „Dolores Walzer” von
Wald=
teufel, die Quvertitre „Si 1 utais roi” von Adam, und der „Kaiſer=
Walzer” von Johamn Strauß, muſikaliſche Darbietungen, die auf ſehr
beachtlicher Höhe ſtanden und dem Abend ein beſonderes Gepräge
ver=
liehen. Gekrönt wurden ſie von den geradezu glänzenden Leiſtungen
unſeres heimiſchen Künſtlers, Herrn Shmits, der mit ſeinen beiden
Violin=Soli: „Kanary” ud der Lcharſchen „Unggriſchen Fontaſie”,
auf dem Flügel begleitet von ſeinem Partner, Herrn Zernikow,
durch ſtürmiſche Ovationen von dem begeiſterten Publikum herzlich
ge=
feiert wurde. Der Verein ſelbſt zeigte ſich dreimal mit einem gut
ge=
ſchulten gemiſchten Chor, der mit dem Aßmuth’ſchen Weihnachtsgeſang,
einem hübſchen Volkslied aus dem 15. Jahrhundert, dem ſchwierigen
„Ruſſiſchen Veſper=Chor” von Hegele und dem ſehnſuchtsvollen Liede:
„Wie’s daheim war” von Wohlgemuth, ſeine Aufgabe glänzend zu löſen
wpußte und reichen Beifall erntete. Auch von dem Beethovenſchen
Männerchor „Hymne an die Nacht” kann gleiches behauptet werden. Der
in den Herzen der Sänger tief verwurzelte Dirigent, Hem Pfeiffer,
durfte den Dank für ſeine reiche Arbeit in Geſtalt eines pächtigen
Weih=
nachtskorbes entgegennehmen. Zwei Wethnachtsſpiele, das eine „
Wald=
geiſter”, aufgeführt von jungen Damen, das andere „Knecht Rupprecht”,
aufgeführt von Schülern waren im erſter Linie für die Kinder gedacht.
Es hatte ſich aber gezeigt, daß auch die Alten ſich in die Tage der
Kind=
heit zurückfanden, denn alles folgte mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit
dem trefflichen Zuſammenſpiel und dem belehrenden Inhalte der Stücke.
Reicher Beifall lohnte die fugendlichen Spielgruppen. Eine
Weihnachts=
verloſung beendete die ſchöne, harmoniſch verlaufene Feier.
* Eberſtadt, 20. Dez. Schanturnen. Die Turngeſellſchaft e. V.
hält auch m dieſem Jahre am 1. Weihnachtsfeiertag ein größeres
Bühnenſchauturnen ab. Die Veranſtaltung findet im Saale des
Veveins=
lokals „Zum Bergſträßer Hof” ſtatt. — Weihnachtsfeier. Der
Geſangverein „Frohſinn” hielt am Samstag abend eine gutbeſuchte
Weihnachtsfeier ab, bei der der Männerchor, der gemiſchte Chor uſw.
mitwirkten.
Pfungſtadt, 20. Dez. Auto=Wochenkarten. Der
Auto=
betrieb, Bergſtraße”, der auch die Kraftwagenlinie Darmſtadt—
Eber=
ſtadt—Pfungſiadt—Hahn—Eſchollbnücken betreibt, hat nunmehr auch das
Wochenkartenſyſtem insbeſondere für Arbeiter, Angeſtellte und Schüler,
eingeführt. Danach können regelmäßia Mitreiſende Wochenkarten
er=
halten. Der Preis einer Wochenkarte von Hahn nach Darmſtadt koſtet
beiſpielsweiſe 4 Mk., Pfugſtadt-Darmſtadt 3,50 Mk. Ferner tritt bei
genigender Beſetzung auf der Strecke Eſchallbrücken-Darmſtadt ab
1. Januar eine kleine Fahrplanänderung ein.
* Nieder=Ramſtadt, 21. Dez. Geburtstagsfeier der 50
jährf=
gen. Eimem ſchönen Brauche folgend, haben ſich in dieſem Jahre auch
alle im Jahre 1876 Geborenen aus unſevem Kinchſpiel Nieder=Ramſtadt,
Traiſa, Waſchenbach, zuſammengefuden, um ihren 50. Geburtstag
ge=
meinſam zu feiern. Das Feſt fand am 18. d. M. im „Darmſtädter Hof”
ſtatt und nahm einen ſchönen Verlauf. Das Programm war von F.
Seeger zuſammengeſtellt und ſehr gut gelungen. Er war es auch, der
die Eröffnungsanſprache hielt und der den von Frl. Seeger
vorgetnage=
nen Prolog, der ſeinem Inhalte nach das menſchliche Leben von der
Wiege bis zum 50. Lebensjahre in ſinnvoller Weiſe darſtellte, verfaßte.
Weſentlich zur Verſchönerung der Feier haben noch beigetragen die
Herren Konzertmeiſter H. Crößmann (Violine), F. Thöt (Klavier) und
F. Rückert (Baritonſolo). Anſprachen wurden gehalten von den beiden
Ortsgeiſtlichen und den Bürgermeiſtern von Nieder=Ramſtadt und Traiſa,
die als Ehrengäſte der Feier beiwohnten. Zu Ehren der verſtorbenen
Altersgenoſſen wurden noch Kränze auf dem Friedhofe und an der
Ehrentafel für dze Gefallenen in der Kirche niedergelegt.
— Ober=Ramſtadt, 20. Dez. Weihnachtsfeier. Wie
alljähr=
lich findet auch dieſes Jahr am zweiten Feiertagabend 8 Uhr bei Kam.
F). Fiſcher eine Weihnachtsfeier, verbunden mit Tombolaverloſung, vom
Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen Ortsgruppe
Ober=Ramſtadt ſtatt. Den Kriegswaiſen unſerer Ortsgruppe ſoll ein
kleines Geſchenk zuteil werden. Die Muſik übernimmt der
Mandolinen=
kranz uter der werten Leitung ſeines Dirigenten aus Darmſtadt,
der=
ſelbe wird durch einige Solovorträge den Abend verſchönern helfen.
Roßdorf. 20. Dez. Maul= und Klauenſeuche. Die
Maul= und Klauenſeuche nimmt größeren Umfang an; ſie wurde weiter
in folgenden Hofreiten feſtgeſtellt: Leopold Huck, Löwengaſſe, Georg
Wilhelm Nagel, Schurſtergaſſe, Gg. Martin Becker, Kirchgaſſe, Georg
Stumpf 8., Dieburgerſtraße und Heinrich Storck 3., Ober=Ramſtädterſtr.
Gegen die Senſation.
Ein herzlicher Weibnachtswunſch an alle
Vereine des Heſſenlandes!
Um die Weihnachtszeit werden die Wünſche ſtärker ud
ausgepräg=
ter; deutſche Art will es ſo, und ſie hat dieſes Feſt unter uſeren
Hän=
den zu dem erhabenen Feſt des Gewährens und Schenkens geſtaltet.
Wie müht ſich jeder Freude unter ſein Dach zu bringen und einen
Schim=
mer von Zufriedenheit; wie härmen ſich die Herzen und wie mühen ſich
die Hände! Und wenn ich mich nach meinem Aufruf „Gegen die
Feſt=
ſeuche” heute wiederum an euch wende, ihr Vereine unſeres
Heſſen=
landes, ſo tue ich es, weil ihr die Stuben ſeid, im denen unſer Volk
wohnt, und ſich auslebt, weil ihr die Stätten ſeid, an denen es gerne
weilt, weil Kraft und Wille, die in euch leben, zugleich weſentlich
Aus=
druck von Wille und Kraft des geſamten Volkes ſind. Wohin anders hauerei. Im benachbarten Weiten=Geſäß hat ſich in den Waldungen der
alſo wollte ich mich wenden als an euch, wenn es ums Volk geht, wenn
meine Wünſche aus der Liebe zum Volk und ſeiner Jugend wachſen?
Kräfte ſtehen im Dienſt der Senſation oder werden von ihr mißbraucht.
Sie kommt daher im Kleide der Kunſt, im Kleide der Wiſſenſchaft, im
Kleide der Teckmik, im Kleide des Sportes. Sie nährt ſich auf der
Oberfläche der Dinge und ſie ſucht nur die Oberfläche; ſie iſt der
grim=
migſte Feind der Seele. Tauſende von jungen Menſchen haben ihr die
Feindſchaft angefagt und kämpfen und ringen um einen Weg, der ſie
herausführen ſoll aus dieſem ſchlimmſten Uebel unſerer Zeit, aber
Zehn=
tauſende noch laſſen ſich von ihrem geilen Schimmer blenden. Denn die
Flachheit der Senſation hat einen ganz giftigen Schimmer, etwas raſend
Beſtechendes für die Unreife. Weil ihr die Tiefe fehlt, nimmt ſie das
Maul voll und ſucht zu imponieren. Wer ihr nicht ſcharf auf die
Fin=
ger ſieht und ſtändig auf der Hut vor ihr iſt, der ſieht ſie eines Tages
klotzig und breitmäulig im eigenen Lager. Seht doch hinein in die
Dinge, die unſere Zeit anpreiſt! Zwiſchen einigen neunzig Senſationen
vielleicht drei, vier echte Werte, die ſich an die Seele des Menſchen
wen=
den! Wer unter den Jugendlichen nicht einen ganz ausgezeichneten
Führer hat, ſei es in der Familie, ſei es im Beruf, ſei es in einem
Verein, der iſt ſchon im Voraus in großer Gefahr. auf dieſes
ausge=
klügelt verführeriſche Gebahren der Senſation hineinzufallen. Sie iſt
mitunter nicht leicht zu erkennen, aber wer ein klein wenig geübt iſt, dem
werden die Eigenſchaften ihres Weſens ſofort ſpürbar werden: die
Flachheit das Nw=Aeußerliche, die Spekulation auf Gedankenloſigkeit
und Leichtſim, ihre Feindſchaft gegen alles Geiſtige. Sie will keine
auf=
rechte Meinung, ſie will keine Kämpfer, ſie will Nachbeter, Nachäffer
und Nachläufer.
Der Senſation und ihrem Geiſt ſoll alſo der Kampf aller
Gutge=
ſinnten gelten; aller beſonders, die irgendwie Einfluß auf die Jugend
haben. Und das ſeid in weiteſtem Maße ihr, ihr Vereine. Euch ſtrömt
die Jugend zu, zu euch kommt ſie mit gläubigem Herzen, und ihr
emp=
fangt in ihr ein großes Gut. Und mit jedem neuen jungen Menſchen,
der zu euch kommt, kommt euch eine neue Verantwortung. Vielleicht
kommt er auch ſchon, gelockt vom Glanz, vom Erfolg, von der
Hoffe=
nung auf Senſation, aber täuſcht euch micht, der reifende Menſch wird
euch verloren gehen, wenn ihr nicht verſteht, den jungen Menſchen über
die Senſation hinauszuheben und ſeine Anteilnahme an eurem Wollen
und eunen Zielen zu verinnerlichen. Die größte Gefahr in dieſem
Sinne ſcheint mir bei den Sportvereinen zu liegen. Nicht, weil ihr
Streben weniger gut wäre, als das anderer Vereine, nicht weil ſie mit
geringerem Eifer ans Werk gingen, ihre guten Ziele zu erreichen nein
nur einfach aus dem Grunde, weil die Art ihrer Betätigung, die
Heran=
bildung und Stärkung der körperlichen Leiſtumgen am leichteſten zum
Startum und zur Senſation verleidet. Ihr treibendes Moment iſt der
Kampf, aber Kampf führt leicht zur dauernden Nivalität, zum
über=
ſpannten Ehrgeiz. zur Veräußerlichung und Züchtung der Methode.
Ich erhebe keine Anklage, nicht eimmal einen Vorwurf, dieſe
Feſtſtellun=
gen ergeben ſich aus dem Weſen der Sache, aber gerade weil ſie dem
Sport unſerer Tage weſentlich ſind, möchte ich warnen, den Kampf um
des unbedingten Sieges willen zu predigen. Ich finde es — ohne daß
ich damit im geringſten die Größe der einzelnen Leiſtung herabſetzen
wollte — einfach eines Volkes wie des deutſchen unwürdig, aus
Men=
ſchen Halbgötter zu machen, weil ihnen ihre körperliche Konſtitution
er=
laußbt, eine überragende Leiſtung auf dem oder jenem Gebiete des
Spor=
tes zu vollbringen. Ich unterſchätze nicht den ſtarken Willen, der hinter
der Leiſtung ſteht, ich verſage dem Willen und der Kraft nicht die
ehrende Anerkenmung, aber ich glaube, daß ich im Namen vieler ſpreche,
wenn ich die Art zurüchweiſe, wie aus dieſer Leiſtung Senſation
ge=
macht wird. Dieſes: „Senſation um jeden Preis” wird, wenn wir nicht
verſtehen, ihm rückſichtslos und tatkräftigſt zu Leibe zu gehen, die deutſche
Seele vollends töten.
Und iſt es nicht bedenklich — ich ſpreche hier von Vereinen jeder
Art — wenn dem vorurteilsfreien Beobachter immer und immer wieder
die Zahl der Vereine als viel zu groß erſcheint. Wenn man ſieht, wie
dadurch vielfach das Familienleben leidet, wie dadurch Vereine, die dem
Namen und den Zielen nach für das gleiche kämpfen, ſich mitunter in
recht wenig ſchönen Formen befehden? Wie ſich die häßliche Fehde
häu=
fig ſchon beim Nachwuchs zeigt, um ſo heftiger meiſt, fe kleiner und
un=
ergiebiger der Boden iſt, auf dem die Vereine nebeneinander gedeihen
follen? Wie es oft wur Ehrgeiz Einzelner iſt, einen Trupp
abzuſplit=
tern. um zu Amt und Würden zu kommen?. Auch das iſt der gefährliche
Geiſt der Senſation.
Ich glaube, ich bpauche dieſe Dinge im einzelnen nicht weiter aug= bern befindlichen Bürgermeiſter Ritzel von Michelſtadt. Im erſten
zuführen. Ich weiß auch, daß alle zielbewußten Vereinsvorſtände in
dieſen Anſichten mit mir einig gehen. Mir geht es ja, als dem Leiter
der Zentralſtelle für Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen, aus
auf=
richtigem Herzen nur darum, die guten Kräfte im Kampfe um unſere
Jugend und um die Geſundung und Geſunderhaltung des Volksgeiſtes
zu ſammeln; darum gilt es, dieſem üblen Geiſt der Verflachung, der
Kritikloſigkeit, der Aeußerlichkeiten, der falſchen Wertbegriffe, kurzum,
dem Geiſt der Senſation geſchloſſen entgegenzutreten. Und ſo iſt mein
herzlichſter Weihnachtswunſch an euch, ihr Vereine des Heſſenlandes, Firma Eugen Kranzbühler, Buchdruckereibeſitzer Hermann Enyrim, iſt
euch im eurem Streben nach Heranbildung einer geſunden, frohen und
geiſtig ſeeliſch und körperlich ſtarben Jugend von keinem üblen und
prahleriſch lockenden Zeitgeiſt beirnen zu laſſen, euch ſelbſt an euren
guten Zielen zu feſtigen und mit einer geſund empfindenden und
den=
kenden Jugend dem Volke eine geſunde und ſtarke Zukunft zu geben. An
den Einzelnen aber, den Einflußreichen, den Beſitzenden, geht die nicht
minder herzliche Bitte, das ernſte Streben unſerer Vereine doch nach
ſein werden, je uabhängiger und geſicherter ſie finanziell daſtehen, deſto käufe in Aegypten ermöglicht wurde.
ſtärker wird ihre Wirkungsmöglichkeie ſein, deſto ungebundener werden
die Kräfte ihrer Führer ſein und deſto ſicherer wird ihr Weg ſein, den
ſie als ſtarker Teil des Volkes zu dieſes Volkes Frende und Gedeihen
gehen..
Darmſtadt, im Dezember 1926.
(Wilhelminenſtr. 3)
Heinrich Haſſinger, Schulrat.
Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung umd
Jugend=
pflege in Heſſen.
— Nieber=Modau, 21. Dez. In einer von der Landwirtſchaftlichen
Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft einberufenen Verſammlung, die über
Erwarten gut beſucht war, auch von dem umliegenden Dörfern waren
Mitglieder von Genoſſenſchaften erſchienen, hielt vorige Woche Herr
Landwirtſchaftslehrer Salm, Karlsruhe über Die Gewinnung und
Anwendung des Kalkſtickſtoffes” einen recht lehrreichen Lichtbildervortrag.
Von den Verſammelten wurde der Vortrag mit Intereſſe
aufgenom=
men. Zur Verſchönerung des Abends hatte ſich in liebenswürdiger
Weiſe der „Geſanaverein Liederkranz” zur Verfügung geſtellt. Nach den
vortrefflichen Ausführungen des Redners forderte der zugleich anweſende
Vertreter des Verbandes, Verbandsreviſor Linck, Damſtadt, die
Ver=
ſammlung auf, ſich recht rege an der Diskuſſion zu beteiligen, was auch
ſpäter eintrat, und ſprach zu gleicher Zeit dem Referenten, ſowie dem
Zeſangverein für die gütige Mitwirkung im Nauen des Verbandes der
Heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften und der
Landwirtſchaft=
lichen Zentralgenoſſenſchaft. Darmſtadt, ſeinen Dank aus. In ſpäter
Abendſtunde trennten ſich die Verſammelten, und iſt ſicher anzunehmen,
daß die Landwirte aus dem Vortrag reiche Lehre ſchöpfen werden.
* Mümling=Grumbach. 21. Dez. Der hieſige Turnverein veranſtaltete
am Sonntag abend eine theatraliſche Auffihrung. Im Mittelpunkt des
Programms ſtand das Trauerſviel „Der Erbförſter” von Otto Ludwig.
Die Darſteller entledigten ſich ihrer Aufgabe mit Hingabe und innerem
Verſtändnis. Zwei kurze einaktige Schwänke ließen auch den Humor zu
ſeinem Recht kommen und löſten große Heiterkeit aus. Die neu
ein=
gebaute Bühne wurde mit dieſer wohlgelungenen Aufführung
ein=
geweiht, und bewährte ſich hierbei vortvefflich.
* Lindenfels, 21. Dez. Am zweiten Weihſtachtsfeiertag verauſtaltet
der Geſanaverein „Harmonie”, Lindenfels, ſeinen Unterhaltungs= und
Theaterabend. Zur Aufführung gelangt Karl Maria von Webers
prächtige Schauſpieloper „Presjoſa:
Schneeſport im Odenwald.
Lindenfels A. Dez. Vergangene Nacht ging in hieſiger
Gegend ſtarker Schneefall nieder, ſo daß in den Vormittagsſtunden —
8 Uhr — bereits 15 Zentimeter Schnee zu verzeichnen waren. Auf der
Neunkircher Höhe iſt zirka 25—30 Zentimeter Schneehöhe feſtgeſtellt.
Für Fuhrwerke und Autos iſt das Befahren der Straßen nicht mehr
möglich. Lindenfels kann mit Schneekatten erreicht werden. Auf den
Straßen Kolmbach-Winterkaſten-Laudenau iſt der Schnee ſo ſtark
aufgeweht, daß er etwa 40 Zentimeter hoch liegt. Für Schneeſport iſt
in den höheren Odenwaldgegenden Gelegenheit für Ski= und Rodelſport
gegeben. Gegen 9 Uhr hat heute erneut ſtarker Schneefall eingeſetzt.
* Beerfelden i. O., 21. Dez. Heute vormittag war hier bereits
eine Schneedecke von 15 Zemtimetern zu verzeichnen. Starker Schneefall
hält an.
* Michelſtadt, 21. Dez. Tödlicher Unfall bei der Holz=
Standeshaarſchaft Erbach=Erbach beim Holzfällen ein bedauerlicher
Un=
glücksfall ereignet. Der 54jährige Holzhauer Trumpfheller geriet am
vergangenen Donnerstag beim Abtransport des gefällten Holzes unter
Wir leben in der Zeit der Senſationen. Mit allen Mitteln wird den Holzſchlitten, der infolge des Gefälles und der ſchweren Ladung
unſerem Geſchlecht der Sinn für die Senſation eingehämmert. Alle zu ſehr ins Rutſchen kam. Der Unglückliche zog ſich ſchwere innere
Ver=
letzungen zu und mußte ins hieſige Krankenhaus verbracht werden. Am
Samstag abend iſt er an den Folgen des Unfalls verſtorben. Man
bringt der ſchwergeprüften Familie allenthalben größte Teilnahme
ent=
gegen. — Kraftwagenverkehr an Weihnachten und Neujahr.
An den beiden Weihnachtsfeiertagen ſowie am Neujahrstag wird die
Odenwald=Kraftwagen=Verkehls=A.G. die Nachtfahrten auf der Strecke
Erbach-Wiebelsbach und zurück im Anſchluß an die letzten von
Darm=
ſtadt und Hanau eintreffenden Züge wieder durchführen. —
Infla=
tionswertzuwachsſteuer. Die vom Gemeinderat in der
Sitzung vom 27. Auguſt 1926 beſchloſſene Inflationswertzuwachsſteuer
iſt vom Miniſterium des Innern genehmigt worden. In der Zeit vom
20 bis einſchließlich 27. Dezember wird die dieſe Steuer betreffende
Ortsſatzung auf dem Amtszimmer der Bürgermeiſterei zu jedermanns
Einſicht aufgelegt. — Radſport. Die am Sonntag ſtattgefundenen
Rundſpiele des Gaues 70 B.D.R. nahmen unter der Leitung des
Gau=
fahrwartes Knuſt. Erbach einen ſehr guten Verlauf, und zeugten von
der in den Vereinen geleiſteten Arbeit. Beſondere Erwähnung verdient
die Tatſache, daß der Radfahververein 1902 Michelſtadt mit ſeinen
beiden Mannſchaften wieder an erſter Stelle ſteht, und es beſteht ſo
die berechtigte Hoffnung, daß die im Januar auszurragenden
Gau=
meiſterſchaften zum dritten Male von dem Michelſtädter Verein
ge=
wonnen werden. Die Mannſchaft Bretz—Schmelz des Radfahrervereins
1902 konnte im 2er Radball König mit 9:4 ud Groß=Gerau mit 9:1
ſchlagen. Die andere Mannſchaft (Diflo—Wöber) beſiegte Erbach mit
13:0 und König mit 8:7. Die übrigen Reſultate ſind Groß=Gerau gegen
Erbach 1:1. Erbach (Jugend) gegen Michelſtadt (Jugend) 3:2, König
gegen Groß=Gerau 7:3. — Evang. Bund. Bei der in Nr. 349
unſerer Zeitung gebrachten Notiz über den Vortrag des Herrn Pfarver
Rottmann von der Baſeler Miſſion muß inſofern eine Berichtigung
eintreten, als der Vortrag nicht in den „Drei Haſen”, ſondern im
„Schmerkers Gorten” ſtattfindet.
t. Gammelsbach i. O., 21. Dez. Am Freitag verunglückte Landwirt
Siefert von hier zwiſchen Beerfelden und hier mit dem Fuhrwerk auf
ſo bedeuerlicher Weiſe, daß ihm der Knöch=I des einen Beines zerquetſcht
wurde. Der Verunglückte hatte noch die Geiſtesgegenwart, das Bein
abzubinden, um die Blutung zu ſtillen. Später wurde er zum Arzt nach
Beerfelden und dann in die Klinik nach Heidelberg verbracht.
Hirſchhorn, 21. Dez. Waſſerſtand des Neckars. Am 20.
Dezember: 1,08 Meter; am 21. Dezember: 1 Meter.
* Jugenheim, 21. Dez. Sterbefall. In dem hohen Alter von
89 Jahren iſt der Landwirt Philipp Stuckert geſtorben. Der
Heim=
gegangene war ein biederer Charakter, ein guter Deutſcher von echtem
Schrot und Korn, dem alle, die ihn kannten, ein ehrendes Gedenken
bewahren werden. Stuckert hat die Feldzüge als Artilleriſt von 1866
und 1870/71 mitgemacht und war in Ueberau bei Reinheim geboren.
Heppenheim a. d. B., 20. Dez. Das Pferd als
Fund=
obiekt. Ein drolliges Vonkommnis wird gegenwärtig in Heppenheim
viel belacht. Hatte da ein Bauer von einem Pferdehändler ein Pferd
gekauft, konnte aber drei Tage ſpäter eines billiger haben, weshalb er
das Pferd dem Pferdehändler wieder zurückbringen wollte, welcher aber
die Annahme verweigerte. Der Bauer band das Pferd kurz entſchloſſen
an das Hoftor des Händlers, wovon es kurze Zeit ſpäter ſchon wieder
losgebunden war. Als nun ein Auto angefahren kam, galoppierte das
Pferd vor dem Auto im Lichtkegel her. Ein Mann konnte das Pferd
einfangen und führte es etwa eine Stunde lang auf und ab, in der
Meinung, daß ſich für ein Pferd doch auch ein Eigentümer melden
müßte. Als er ſpäter von dem ganzen Vorfall durch Nachbarn hörte,
wollte er das Pferd zurückbringen, aber Händler und Bauer erklärten,
daß das Tier ihnen nicht gehören würde. Auch das Fundbüro konnte
ihm ſeinen Fund nicht abnehmen, ſondern konnte ihm nur den Nät geben,
das Pferd gegen Vergütung für ſeine Arbeit aufzubewahren. Da ſich
aber niemand meldete, kam das Pferd nun zur Verſteigerung, und das
erlöſte Geld ſoll nun gerade gelangt haben, um das Futtergeld zu
zah=
len. Wer bei dem Geſchäft den kürzeren zieht, wird in aller Kürze eine
Gerichtsverhandlung ergeben.
* Groß=Gerau, 21. Dez. Dr. Lüdecke=Frankfurt
Bürger=
meiſter in Groß=Gerau. In letzter Minute hatte einer der
drei in engere Wahl gezogenen Bewerber ſeine Kandidatur
zurückge=
zogen. Die Sozialdemokraten präſentierten den nicht unter den Bewer=
Wahlgang entfielen auf Dr. Lüdecke=Frankfurt 8, auf den kommuniſtiſchen
Beigeordneten Conrad Lang 3 und auf Bürgermeiſter Ritzel — der eine
Bewerbung abgelehnt hatte — 6 Stimmen. Im zweiten Wahlgang
ſtimmten die Kommuniſten mit den Sozialdemokraten für Ritzel, der 9
Stimmen erhielt. Die übrigen Parteien ſtimmten für Dr. Lüdecke=
Frankfurt, der mit 11 Stimmen als gewählt gilt.
WSN. Worms, 20. Dez. Ehrung eines
Zeitungsver=
legers. Dem Verleger der „Wormſer Zeitung” und Seniorchef der
vom Geſamtſenat der heſſiſchen Landesuniverſität Gießen in
Anerken=
nung für die vaterländiſche Haltung der „Wormſer Zeitung” auf einem
wichtigen Vorpoſten in der deutſchen Weſtmark, die Würde und das
Abzeichen eines Ehrenſenators verliehen worden. Gleichzeitig hat die
Univevſität ihrem Dank für eine anſehnliche Stiftung der Herren
Her=
mann und Pgul Enyrim Audruck verliehen, durch die dem klaſſiſch=
philo=
logiſchen Seminar eine bedeutende Vergrößerung der von Prof. Kalb=
Kräften zu unterſtützen. Je ſtärker die Vereine in ihren Fundamenten fleiſch begründeten Sammlung der Janda=Papyri durch glückliche
An=
d. Friedberg, 20. Dez. In der Preſſe und der Oeffentlichkeit wurde
in letzter Zeit die Gründung eines Friedberger Verkehrsvereins lebhaft
erörtert. Die Stadtverwaltung hat jetzt eine Anzahl Herven zu einer
Beſprechung eingeladen. Es wurde eine Kommiſſion gewählt, die
Grün=
dungsverſammlung wird in den erſten Tagen des Januar ſtattfinden.
— Am Donnerstag mittag fand eine Stadtverordnetenſitzung ſtatt, in
der der Beitritt zur Hafraba” (Automobilſtraße Hamburg—Frankfurt—
Baſel) einſtimmig beſchloſſen wurde. Die Hundeſteuer bleibt bei dem
bisherigen Satz. Für die Verbeſſerung der Beleuchtung der
Schillen=
ſchule wird der Betrag von ungefähr Mark 650,— bis 700,— bewilligt.
Der Vertrag mit dem Eislauſvenein wird zu den alten Bedingungen
ver=
längert. Für alle hieſigen Schulen werden Feuerlöſchapparate, im
ganzen 8 Stück im Geſamtbetrage von Mk. 720— angeſchafft. Die
Frage der Ablöſung der Altbeſitzanleihen wivd an den Finanzausſchuß
zurückverwieſen. Uneinbringliche Forderungen der techniſchen Betriebe
aus dem Jahre 1925 wurden niedergeſchlagen. Der Mietpreis, den die
Muſterſchule ſeither an den Turnverein für die Benutzung deſſen
Turn=
halle zahlte, wird von Mark B0— auf Mark 400— erhöht. Mit der
Provinz Oberheſſen wird ein Vergleich geſchloſſen in einem Streitfall,
der durch Aufſtellen von Gittermäſten durch das Ueberlandwerk in der
Gemarkung Fauerbach entſtanden war. Der Teilortsbauplan für die
Leonhardſtraße wird nach den Vorſchlägen des Hochbauamtes genehmigt.
Ein Abänderung der Polizeiverordnung über die Abladung von
Bau=
ſchutt wird zurückgeſtellt, da mit der Polizei noch Fühlung genommen
werden muß. Die Wahl von Beiſitzern für das Mietgericht wird nach
den Vorſchlägen von Mietern und Hausbeſitzern vorgenommen. Die
ſtädtiſche Vergnügungsſteuer wird bis zum 31. Dezember von 15 Prozent
auf 10 Prozent ermäßigt. Der Beitritt der Stadt Friedberg zum
Ver=
kehrsbund Oberheſſen wird einſtimmig beſchloſſen. Verſchiedene
Bau=
geſuche werden genehmigt. Eine längere Debatte entſpinnt ſich lediglich
um die Frage des Neubaues des Waſſerturms, zu der Herr Oberbaurat
Haag an Hand von Modellen und Plänen Erläuterungen gibt. Die
Rückverweiſung an den Ausſichuß wird mit 14 gegen 4 Stimmen
be=
ſchloſſen, da Bedenken wegen der ſehr hohen Koſten beſtehen Für die
Errichtung einer gärtneriſchen Anlage neben dem Bahnhof werden Mk.
1800,— bewilligt. Wegen der Einzelheiten muß mit der Reichsbahn noch
verhandelt werden.
* Schotten, D. Dez. Die Gemeinderatsſitzung beſchloß
den Beitritt zum Oberheſſiſchen Verkehrsbund und ſprach ſich für
Er=
richtung eines Kraukenhauſes aus. Der Zinsſatz für Baudarlehen wurde
auf 6 Prozent feſtgelegt. Die Erwerbsloſen ſollen eine Wmterbeihilfe
erhalten. Der Autoverbindung Schotten—Ulfa—Hungen wurde
zu=
geſtimmt.
Nummer 354
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Seite 9
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Seite 10
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Nummer 354
Weihnachtsſchenken.
„Geben iſt ſeliger, denn nehmen.” Gewiß hat dieſes alte
Sprichwort immerwährend Berechtigung, aber wer hat wohl
gerade zur Weihnachtszeit noch nicht erfahren, daß Schenten doch
auch eine außerordentlich ſchwere Aufgabe iſt. Es gibt allerdings
glüchliche Menſchen, die es aus einem angeborenen Gefühl heraus
lcicht haben, die ohne lang zu wählen, das Richtige treffen. Aber
es gibt unendlich viel mehr, denen die Wahl der Geſchenke gerade
zur Weihnachtszeit Qualen bereitet, die ihnen oft ſelbſt die
Weihnachtsfreude ſtark ſchmälern. Schenken iſt tatſächlich ſchwer.
Wenn wir ganz davon abſehen, daß das Schenken gerade heute
phnehin erſchvert dure den großen Mangel am Nötigſten, ſelbſt
wenn wir vorausſetzen, daß jeder in der Lage iſt, ſoweit es
ſei=
nen Verhältniſſen eitſpricht, Geſchenke zu machen, bleibt die
Tat=
ſache beſtehen, daß Geben nicht immer ſeelig macht.
Gerade die Weihnachtsgeſcheuke, die in den allerſeltenſten
Fällen, eigentlich ſollten ſie das nie ſein, nur aus irgendwelchem
Höflichkeits= oder Pflichtgefühl heraus gegeben werden, ſollen
dim Beſchenkten Freude machen. Wenn wir nur an unſere
Kin=
der denken, gewiß freuen ſie ſich meiſt über jedes Geſchenk, und
der Gelegenheiten, Kinder zu beſchenken, gibt es ja ſo viele. Aber
am Weihnachtsfeſt ſollen die Eeſchenke doch ganz beſondere
Freude bereiten. Beihnachten iſt nun einmal das Feſt der
Freude und des Schenkens. Und es iſt dieſes Feſt in erſter Linie
für die Kinder. Bei den Erwachſenen iſt die Schwierigkeit nicht
mehr ſo groß. Wir kennen die Reigüngen eines ausgereiften
Meuſchen, kennen ſeine Schwächen und ſeine Stärken und wiſſen
in den meiſten Fällen, was ihm willkommen iſt und auch Freude
macht. Wie aber iſt es bei den Kindern? Hier ſollen Geſchenke
nicht nur eine vorübergehende kurze Freude bereiten, ſie ſollen —
Geſchenke für Kinder ſollten das ſtets — arch ein gewiſſes
erziehe=
riſches Moment in ſich bergen. Selbſtverſtändlich iſt die Freude,
namentlich die Freude am kindlichen Spiel voranzuſtellen. Aber
im kindlichen Spiel liegt erfahrungsgemäß tiefer Sinn. Uind
darum heißt es ſehr vorſichtig und ſehr wähleriſch ſein in dem,
was wir unſeren Kindern ſchenken.
Es iſt ſehr ſchwer und ſoll auch nicht Aufgabe dieſer Zeilen
ſein, beſtimmte Ratſchläge zu geben. Jedes Kind iſt eine eigene
kleine Individualität und bedarf ſorgfältigſter Beobachtung,
wenn man das Richtige treffen will. Beginnen wir zunächſt mit
dem Spielzeug. Mit einem Schein von Berechtigung wird
da=
rüber geklagt, daß die Kinder anſpruchsvoller geworden ſind,
auch in ihrem Spielzeug. Das trifft nicht zu. Es iſt zum
min=
deſten nicht Schuld der Kinder, wenn es ſo iſt. Gewiß, wenn
wir an unſere Jugend denfen, an die Jugend, die fünfzig und
noch mehr Jahre zurückliegt, ivenn wir uns erinnern, mit
wel=
chen Puppen unſere Mädchen und mit welchen Holzfiguren unſere
Büben geſpielt haben, dann gibt uns das einen Schein von
Be=
rechtigung zu ſagen, wir waren beſcheidener, anſpruchsloſer. Aber
es bleibt nur ein Schein, wir können den Fortſchritt der Zeit
nicht aufhalten, und die maßloſe, gigantiſche Entwicklung der
letzten Jahrzehnte findet ihre Auswirkung bis in das
Kinder=
ſpielzeug hinein. Wenn wir heute durch die Straßen wandern
und die Auslagen der großen Spielwarengeſchäfte betrachten,
dann finden wir hier verkleinert wiedergegeben faſt alle großen
techniſchen Errungenſchaften. Alle ſind zu kindlichem Spielzeug
geſtaltst, das allerdings komplizierter iſt und anſpruchsvoller als
die Wollpuppe und der Holzreiter aus unſerer Kinderzeit. Aber
die Kinder ſind daran nicht ſchuld. Und es iſt auch nicht ihr
Schaden, wenn ſie in ihrem Spielzeug mit Dingen vertraut
wer=
den, die in ihrem ſpäteren Leben vielleicht eine große Rolle
ſpie=
len. Geſtehen wir es doch offen, uns Erwachſenen geht ja doch
das Herz auf, wenn wir eine komplette Eiſenbahn, die vielleicht
gar noch elektriſch betrieben wird, mit allem, was dazu gehört, in
Gang ſetzen können, wenn wir Dampfmaſchinen und Sägewerke
en miniature ſehen, die Spielzeug ſind, die aber dem Kinde
ſchon einen tiefen Eindruck vermitteln von der Macht und Kraft
der durch Meuſchengeiſt gebändigten Elemente. Gewiß iſt die
Mehrzahl dieſer Kunſtwerke im Spielzeug nur für Wohlhabende
erſchwinglich. Aber ſie ſind da und ſind Vorbilder auch
beſchei=
dener Verhältniſſe. Sie veranlaſſen immer wieder den einen oder
auderen Jungen, ſelbſt zu baſteln, ſelbſt zu bauen, und darin
gerade liegt ja das Erzieheriſche im Spielztug.
Die Entwickiung in dieſer Richtung ſchreitet mit
Rieſen=
ſchritten vorwärts, und die Zeit iſt nicht mehr fern, — was heute
Phantaſie iſt, iſt in einigen Jahren vielleicht Wirklichkeit, daß
wir den Kindern ein richtiggehendes Auto oder gar ein richtiges
Flugzeug als Spielzeug zu Weihnachten ſchenken können. Alle
Verſuche, auch die der größten Qünſtler und Künſtlerinnen, dieſe
Entwicklung aufzuhalten, das Kinderſpielzeug zu einer, wenn
auch in künſtleriſche Form gebändigten Primitivität
zurückzu=
führen, ſind vergeblich geweſen. Dieſe Verſuche aber, die heute
noch anhalten, ſind gut und bergen in ſich auch einen Segen.
Denn nicht alle Kiuder ſind geborene Ingenieure und Techniker.
Viele haben erfrenlicherweiſe auch an primitiverem Spielzeug
ihre Freude.
Auch das Kapitel der Unterhaltungsſpiele gehört in dieſe
Betrachtung. Wenn man die modernen Unterhaltungsſpiele ſicht,
kann man ſich überzeugen, daß die große Mehrzahl irgendwie
dem Kinde auch über das Spiel hinaus Wertvolles vermittelt.
Zu den wertvollſten und ſchönſten Eeſchenken, aber auch zu
denen, die das meiſte Kopfzeibrechen verurſachen, gehören
Bücher. Bücher follten auf keinem Weihnachtstiſch weder für
Erwachſene noch für Kinder fehlen. Die Auswahl an Büchern,
auch an guten Büchern iſt außerordentlich groß. Aber mit der
Größe der Auswahl wwächſt auch die Qual und die
Verantwor=
tung. Gerade bei Büchern iſt die Verautwortung des
Schenken=
den außerordentlich groß. Gewiß leiſtet unſere Buchinduſtrie
un=
gemein Gutes und Großes. Aber es macht ſich auch gerade in den
als Geſchenk angeprieſenen Büchern viel Schund breit, und der
Schenkende muß ſehr ſorgfältig wählen, wenn er das Richtige
treffen will und nicht das Eute wollen und das Böſe ſchaffen.”
E3 iſt grundfalſch, wenn, wie es leider meiſt geſchieht, die
Ge=
ſchenkliſte abgeſchloſſen und eine etwaige Lücke wahllos mit
einem Buch ausgefüllt wird. Es gilt nicht, ein Buch zu
ſchen=
ken, ſondern das Buch. Gewiß haben wir eine Unmenge Bücher,
deren Wert unverrückbar feſtſteht, in unſeren Klaſſikern, aber die
Geſchenkmöglichkeiten in dieſer Richtung erſchöpfen ſich einmal.
Und es wäre auch eine Sünde an der Gegenwart, wollte man die
zeitgenöſſiſchen Schriftſteller und Dichter ausſchließen. Es ſind
ihrer ſo viele, die Gutes und Wertvolles zu ſagen haben. Die
Aufgabe iſt nur, ſich in die Gedankenwelt, in das Innenleben
deſſen, den wir beſchenken wollen, zu verſenken, zu erforſchen, auf
welchem Eebiete ſein Bedürfnis nach geiftiger Nahrung liegt.
Wer dazu nicht in der Lage iſt, der ſollte beſſer von einen Buch
als Geſchenk abſehen, ehe er ſchwere Fehler macht.
Einiges Grundſätzliche noch: Es iſt falſch und iſt eine irrige
Scham, mehr ſchenken zu wollen oder ſich dazu verpflichtet zu
ſühlen, als man tagen kann. Ein Geſchenk aus freudigem und
liebendem Herzen gegeben, wird ebenſo freudig und mit
ebenſo=
viel Liebe empfangendverden, ob es auch noch ſo beſcheiden iſt.
Am ſchönſten und am beſten, am reinſten ſchenkt der, dem auch
das Schenken Freude bereitet. Dieſe Freude aber darf nicht
be=
einträchtigt werden dadurch, daß das materielle Opfer, das dafür
aufgewendet wird, Sorgen bereitet. Niemand aber auch, der ein
Geſchenk von beſcheidenem Werte erhält, ſollte nach dieſem Werte
fragen. Niemand ſoll ſo unbeſcheiden ſein, zu ſagen, das und
das hätte auch wertvollex ſein können. Wenn wir verlernt haben
werden, was der Menſchheit ſo dringend zu wünſchen wäre, uns
gegenſeitig zu belügen, werden wir auch beim Empfang eines
be=
ſcheidenen Geſchenkes die Ueberzeugung haben, der Geber konnte
nicht mehr opfern. Weil er es aber mit Liebe gab, freuen wir
uns darüber aufrichtig.
Zu den begehrteſten Geſcheuken und auch wohl zu den am
liebſten gegebenen gehören ſeit ewigen Zeiten die
Weihnachts=
arbeiten. Möglich, daß in der heutigen Zeit, da die große
Mehrzahl auch der Frauen und Mädchen im Beruf leben, im
Broterverb ſtehen, die ſelbſtgefertigten Weihnachtsarbeiten
nach=
gelaſſen haben. Verſchwinden werden ſie nie. Und wenn wir
die Schaufenſterauslagen, beſonders der Eeſchäfte für weibliche
Handarbeiten, anſehen, können ſir feſtſtellen, daß die Induſtrie
gerade heute ſich mit außerordentlichem Nachdruck wieder für
der=
artige Handarbeiten einſetzt. Das iſt gut ſo. Es liegt eine ſo
ſchöne Poeſie um das verſteckte, heimliche Weihnachtsarbeiten in
ſtillen Abendſtunden. Gerade bei dieſen Gefchenfen iſt die Freude
ſtets eine doppelte, weil ſie eine geteilte iſt. Der Herſteller freut
ſich, wenn die Arbeit ſchön und gut gelungen fertig iſt, und der
Beſchenite freut ſich ſicher ſehr viel mehr über eine ſelbſtgefertigte
Arbeit, a’s über ein Geſchenk, das, wenn man über Geld verfügt,
leicht gekauft iſt. Dieſe ſelbſtgefertigten Weihnachtsarbeiten ſind
auch aus einem anderen Grunde noch die begehrteſten. Es ſind
meiſt praktiſche Dinge, die gefertigt werden und die den
Be=
ſcheniten immer an die liebende Hand des Gebers erinnern, ſo
oft er den Gegenſtaud in Benutzung nimmt. Eine große Anzahl
ſolcher Gegenſtände ſpürde man ſich überhaupt nicht kaufen. Sie
ſind geradezu in ihrem Charakter, als Geſchenk prädeſtiniert,
Dr. Kth.
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Be ugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortei.
R. 3. Es iſt vvohl das einfachſte, daß Sie, geſtützt auf das
Abkom=
men, zunäckſt dem anderen Vertragsteil androhen, daß binnen
kurz=
geſetzt: Friſt der betreffende Gegenſtand dem Spediteur zur
Aufbe=
ſahrunig übergeben werden würde. Wird dann der Gegenſtand nicht
abgehyl ſo übergeben Sie die Sache ruhig dem Spediteur; im übrigen
klagen Sie auf Rlicknahme und Erſtattung der Kaufſumme. Eine
An=
zeige an anderer Stelle dürfte zwecklos ſein.
R. in V.=H. Vielleicht gelingt die Sache auf dem Wege des
Woh=
nungstauſchs. Wenden Sie ſich an ein Unternehmen, das ſich mit
der=
artigen Vermittelungen beſchäftigt. Auch in dem Ihnen benachbarten N.
wird ja ein ſolches Tauſchküro (xiſtieren.
„Brensbach”, So lange wir nicht ſiſſen, wel=he Geſetzesbeſtimmung
heranfgezogen wird, kann die Aufrage erſchöpfend nicht beantwortet
werden. Senden Sie demnäckſt das Schriftſtück mit Rückporto ein, dann
ſind kir in der Lage, Ihnen autworten zu können. Auch die
Zeitungs=
bezugsquittung wäre beizulegen.
Wetterbericht.
Wettervprausſage für Donnerstag, den 23. Dezember 1926,
nach der Wetterlage vom 21. Dezember 1926.
Nachtfroſt, wolkig bis auftlarend, durchweg trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle
Kaupicriftieltung . Rudo. f Diaupe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve;
usland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
r Feuiſſeton, Reich und
für den Echluädienft: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: C. C. Wiitich — ämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nurmer hat 16 Geiten
wadessseesssseeaaassaaaesssaesssssesesssaaaessaeesassssssasssaaesseesasasessseseaseahaaaaaaessaaaaaesassassaseeseesasssasesaaassasssssasa
Mehr als 600 MäLZäonen Menschen Frinken Tee"
veetesesssitttettstsstetsserssesttttstsertertssstttvessttttttsskkksetkkikettttkttttikttäktessittsssttetesstetrsesststettessssstttesssrrtieststtstssserttsssttttsssssttzisman
Der Teekenner verlangt aber nur den beLiebten
in Orügänalpackungen
V 14672
Buchhaltung
Bücherabſchluß,
Auf=
ſtellung von Bilanzen,
Reviſionen, Eriedig,
der
Steuerangelegen=
heiten wird beſtens
ausgeführt d
Bilanz=
uchhalter. Anfr. unt.
G.173 an die Geſchſt.
d. Bl. *32751 ism
Alle Jahre wieder
bringt das Weihnachtsfeſt mit Tannenbuft und
Kerzen=
ſchimmer den Weihnachtsſkollen als ſchönſte Gabe der
liebevollen Hausfrau. Er gerät ihr aufs Beſie, zart, locker
und batterbuftend mif „Nama Margarine butterfein”, die
in jeßem Weihzachtsgebäck an Güte bes Geſchmackz
und Rährwert der beſten Molkereihatter gleichkommt.
beim billigen Preiſe von nur
80 Pfg. 1 Pfund.
Kinderzitmg „Dee Heine Gocn” oder „Fus, die beitere Woſf”, Leſienlod.
TV17545
Empfehle für die
Feiertage
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Ta Eervelatwurſt u.
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mit Schweinefleiſch
u. Mettwurſt.
Fohlenf eiſch kommt
ab Freitag z. Verkauf
Heb. Lang
Ecke Ober= u.
Schloß=
gaſſe. — Teleph 3052.
In weiten Kreiſen der hieſigen Sportsfreunde wurde
bisher der Mangel eines gediegenen, neuzeitlichen
in unſerer Stadt ſchmerzlich empfunden.
* Die älteren hieſigen Freunde des Reitſports werden ſich wehl noch
des vor dem Kriege beſfandenen Reimanniſchen Reitinſtituts erinnern,
das mit Ausbruch des Weltkriegs ſeinen Beirieb einſiellen mußte.
Als ehemaliger etatsmäßiger Wachtmeiſier der Leib=Esfadron,
Garde=Dragoner=Regiments Nr. 23 habe ich mich dazu eniſchloſſen,
das ehemals Reimann’ſche Internehmen in den neu
her=
gerichteten Stallungen, in dem jetzt mir gehörigen Anweſen
Hägelstraße 85
wieder aufleben zu laſſen. Als Fuitermeiſter habe ich mir eine erſitlaſſige
Kratt geſichert, die ihre reichen Facherfahrungen in führenden deutſchen
Renn= und Zuchtſtällen ſammeln konnte. Außerdem bin ich im Beſitze
eines erſtklaſſigen Pferdematerials und ſomit in der Lage, allen
An=
ſprüchen zu genügen. * Ich biite die dem Reitſport geneigten hieſigen
Damen und Herren, mein Unternehmen aus der Ueberzeugung heraus zu
unterſtützen, daßReitausblldung u. Pferdepflege in beſtbew. Händenliegen.
Der preis für eine Reitſtunde einſchl. Reitunterricht betrügt 3.— Mik.
Für Penſionspferde berechne ich monatlich 100.— Mk.
Zu jeder weiteren Auskunft ſiehe ich jederzeit gerne zu Dienſten. (Teleph. Nr. 3271)
Hochachiungsvollſt
( 33469
HEINRICH ECHOTT
ehem. etatsmäß. Wachtmeiſier der Leib=Eskadron, Garde=Dragoner=Regiment Nr. 23
Bohner=Wachs
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Die Möglichkeit, über den Ozean zu ſehen.
Der Televiſor. — 16 Bilder in der Sekunde. — Wie man auf 10 000 Km.
ſieht. — Man ſieht hier vom Klubſeſſel aus eine Theatervorſtellung
in New York.
Inf. Der Chefingenieur der „Genevalelektric und Nadio=Korporation”,
Dr. Alexanderſon hielt in den American=Inſtitut of Elektrie al
Engenoers einn Vortrag über eine neue Erfindung, durch die es möglich
ſei, tatſächlich über den Ozean zu ſehen. Er nennt die Erfindung den
Televiſor, da, wie er erklärt ſein Apparat zum erſtenmal die
For=
delung des Fernſehens tatſächlich verwirkliche. Es iſt bekannt, daß in
letzter Zeit beſonders in Deutſchland die Kunſt des F.rnſehens ſehr
weit vervollkommnet worden iſt, ohne daß allerdings dieſes Fernſehin
bereits prattiſch derart dunchgeſührt worden iſt, daß es möglich iſt, jeden
Vorgang auf viele Meilen weit zu ſehen. Ueber die Technik des
Fern=
ſehens iſt grade in letzter Zeit ſo viel geſchrieben worden, daß ſich
nochmaliges Eingehen auf die bisherigen Fortſchritte erübrigt. Von
Intereſſe ſind augenblicklich nur diejenigen Maßnahmen, auf denen
die Erfindung Alexanderſons beruht, da ſie tatſächlich einen Fortſchritt
darſtellt, falls die Mitteilungen Alexanderſons zutr ffen. Es iſt ihm
nach ſeinen Worten gelungen, mit ſeiner Maſchine 16 Bilder in der
Sekunde vorzuführen, ſodaß der Eindruck eines lebenden Bildes
ent=
ſteht, wie er uns auf dem Film übermittelt wird. Seine Apparat ſtellt
nichn eime Neuerung dar, ſondern er iſt offenbar völlig auf den
Grund=
ſätzen der deutſchen Glfindung aufgebaut. Es war von vornherein
an=
zunehmen, daß mit Hilfe der Technik Mittel und Wege gefunden werden,
das Fernſehen ſo weit zu verwirklichen, daß es überall und jederzeit
ermöglicht wird, nachdem einmal das Prizip des Fernſ hens durch
Carolus gefunden worden war. Wir haben bei allen bedeutſamen
tech=
niſchen Erfindungen der neueren Zeit, insbeſondere beim Film, beim
Bildfilm als auch beim ſprechenden Film, fernerhin beim Fernſprecher,
beim Nadio bei den Flugzeugen und anderen weltumwälzenden
Neue=
rungen die Erfahrung gemacht, daß der erſte Schritt zur Verwirklichung
der Eufindung ſehr ſchwer iſt, daß es aber nur eine Frage der Zeit ſei,
die Mängel der erſten Erfindung ſoweit zu verbeſſern, daß nicht nur
brauchbare, ſondern auch für den Maſſenbetrieb greignete Maſchinen
hergeſtellt werden. Aehnlich iſt auch die Entwicklung des Fernſehens
zu erwarten. Die Forderung ging dahin, eine Maſchine zu bauen, die
jederzeit und überall in Tätigkeit geſetzt werden kann und die
Möglich=
keit einer regelmäßigen und gleichzeitigen Uebermittelung entfernter
Bilder gibt. Die Entfernung ſelbſt ſpielt dann keine Rolle und es iſt
dem Erfinder durchaus zu glauben, daß er mit ſeinem Apparat üüber den
Ozean und auf Entfernungen von 10 (00 Kilometer und mehr zu ſehen
imſtande iſt. Iſt einmal dieſer Fortſchritt tatſächlich erzielt, dann iſt
nicht daran zu zweifeln, daß wir in Deutſchland in der Lage ſein
werden, von unſtrem Klubſeſſel aus Theatervouſtellungen in Amerika
beizuwohnen. Heut hört ſich dieſe Nachricht noch etwas phantaſtiſch
an. Man darf aber nicht vergeſſen, daß es mindeſtens ebenſo phantaſtiſch
war, als vor wenigen Jahrzehnten ein Witzblatt ein Bild brachte, auf
dem dargeſtellt wurde, wie man aus den verſchiedenſten Leitungen, die
nach der Waſſerleitungen dargeſtellt wagen, Muſik aus ferneren Städten
und Ländern bezieht. Auf einer Leitung ſtand z. B. der Name London,
auf einer anderen der Name New York uſw. Damals erſchien dieſes
Witzblatt als Faſchingsmummer. Es war der Kladd radatſch aus den
80er Jahren. Dieſe Faſchingsnachricht iſt, wie wir wiſſen, inzwiſchen
vollendete Wirklichkeit geworden, wenn auch der Witzeichner kaum den
Weg ahnte, auf dem dieſe Erfindung verwirklicht werden ſollte. Etwas
ähnliches bereitet ſich offenbar auch auf d.m Gebiete des Fernſehens vor
und viclleicht iſt die Erfindung Alexanderſons tatſächlich ein Schritt
auf dem Wege zur Erzielung des Fernſehens über den Ozean. Dann
wird es auch nicht unmöglich ſein, alles zu verfolgen, was ſich auf den
Straßen New Yorks und Londons tut, vorausgeſetzt, daß man daran
Intereſſe haben ſollte.
Sonderführung durch die berufsſtändiſche Ausſtellung des DHV.
Die deutſchnationalen Reichstagsabgeordneten Lambach und Rippel
(DHV.) hatten vor kurzem eine größere Anzahl Mitglieder der
deutſch=
nationalen Reichstagsfraktion zu einer Sonderführung durch die
berufs=
ſtändiſche Ausſtellung des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=
Verban=
des eingeladen. U. a. waren der Vorſitzende der Deutſchnationalen
Volkspartei Graf Weſtarp mit Tochter, Exz. von Tirpitz, Staatsminiſter
a. D. Hergt, die Abgeordneten Graef=Anklam Graef=Thüringen,
Geheim=
rat Hugenberg, v. Lindeiner=Wildau Schlange=Schöningen, Schulz=
Bromberg, Trebiranus, Geheimrat Quaatz, Fran Abgeordnete Dr.
Margarete Behm und Reichstagsabgeordneter Thiel von der Deutſchen
Volkspartei erſchienen. Abgeordneter Lambach behandelte in einem
einleitenden Vortrag die organiſatoriſchen und geiſtigen Grundlagen des
Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverbandes und führte u. a. aus:
Der DHV., vor 33 Jahren von einer kleinen Anzahl
Kaufmanns=
gehilfen gegründet, habe ſich zu einer Organiſation entwickelt, die einen
großen Teil der Kaufmannsgehilfen umfaſſe. Die Stärke des DHV.
beruhe darin, daß man ſtets Wert darauf gelegt habe, ſich aus eigener
Kraft herauszuentwickeln und alle Sonderſchöpfungen des Verbandes
aus eigener Kraft ins Leben zu rufen. Auf dieſen inneren Grundfeſten
aufbauend, habe der DHV. es dahin gebracht, nach außen hin in allen
maßgebenden Körperſchaften ſich eine wirkſame Vertretung zu ſchaffen.
— An die einleitenden Worte des Abgeordneten Lambach ſchloſſen ſich
mehrere Führungen der geladenen Gäſte durch die berufsſtändiſche
Aus=
ſtellung des DHV. an. Die Gäſte äußerten ſich in überaus
anerkennens=
werter Weiſe über die Einzelheiten der Ausſtellung, die auch auf der
Düſſeldorfer Geſolei infolge ihres ausgezeichneten Aufbaus mit dem
Reichspreis ausgezeichnet wurde.
* Frankfurter Chronik.
Aushebung eines Hehlerneſtes. Bei dem Althändler
Leopold Eis, der in der Nonnengaſſe eine Ankaufsſtelle für Lumpen,
Flaſchen und Papier betreibt, entdeckte die Kriminalpolizei bei einer
un=
erwarteten Reviſion in allen Winkeln der Wohnung ein ganzes Lager
von Mctallen aller Art, darunter nahezu 6 Zentner Metallzinn, die
wegen gewepbsmäßiger Hehlerei in Unterſuchungshaft genommen. —
nung ein wertvoller Herrenpelzmantel im Werte von 1000 Mark
ge=
ſtohlen. Der Täter konnte noch nicht entdeckt werden. — Wie der Dienstag an, daß er Heymann im Verlauf eines Streites erſchlagen
Faſſadenkletterer Stegmann erwiſcht wurde. In
Offenbach wurde bekanntlich kürzlich am hellen Mittag der langgeſuchte,
aus dem Diezer Zuchthaus entſprungene Faſſadenkletterer Hans Brey
aus Frankfurt, als er ſich gerade durch einen Einbruch das nötige
Klein=
geld zum Leben verſchaffen wollte, feſtgenommen. Sein Mithelfer
konnte dagegen entkommen. Bei Durchſuchung der Kleider des Brey
fand die Kriminalpolizei nun einen unſcheinbaren Zettel mit der Adreſſe
eines in Buchenrod bei Fulda wohnenden Mädchens. Als bas Mädchen
Brey unter dem Namen „Hans Berger” genähert und es erkannte ihn
einwandfrei wieder. Der angebliche Berger wohnte damals bei einem
gewiſſen Adolf Litzenberger in der Heideſtraße im Stadtteil Bornheim.
der zuſammen mit Brey aus dem Diezer Zuchthaus ausgebrochen war in denen unter den Ausgaben an zwei verſchiedenen Tagen Beträge von
und ſpäter in Frankfurt allerlei Sachen gedreht hatte. Auch Brey hatte je 25 Mark „für die Polizei” und zwei Mark, für Polizeizigaretten”
bei dieſem Litzenberger gewohnt.
Eine Lokomotive entgleiſt.
gleiſte kurz vor der Station Utzenfeld die Lokomotibe eines
Perſonen=
zuges. Die Maſchine ſprang infolge vereiſter Schienenbahn,
hervor=
gerufen durch den Neuſchnee, aus den Schienen und ſtellte ſich gegen die Beamten beſtritten Geldbeträge erhalten zu haben; nur Zigaretten
gelang es, die Lokomotive wieder in die Gleiſe zu bringen.
Von der Transmiſſion erfaßt.
wollte in der Baumwollſpinnerei Rötteln die Maſchinen anlaufen laſſen, Kanthak, der den Nachtbetrieb aufgehoben hat und als Sachverſtändiger
wurde hierbei aber von der Transmiſſion erfaßt und mit ſolcher Wucht auf Antrag des Staatsanwalts vernommen werden ſoll, wird von den
zu Boden geſchleudert, daß er auf der Stelle tot liegen blieb.
Starker Schneefall im Schwarzwald.
wald erhebliche Schneefälle niedergegangen, ſo daß die Höhe der
Schnee=
decke in den Lagen über 1000 Meter 50—60 Zentimeter und in den
Lagen zwiſchen 700 und 1000 Meter durchſchnittlich 30 Zentimeter be=
Schneeſturmes an, der Störungen an Fernſprechleitungen verurſachte. Zuge erfroren ſein.
Der Sturm hat mehrere Meter hohe Wächten gebildet.
Schneeſturm in Schwaben.
Augsburg. Ein am Montag über Schwaben niedergegangener
Schneeſturm richtete an den Telephon= und Telegraphenlinien großen
Schaden an. Beſonders im Bezirk Dillingen. Die Drahtvepbindungen
11
nach Donauwörth, Ulm und Stuttgart waren unterbrochen.
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Geite 11
* Der Kaiſer von Japan
Der Thronfolger.
Der 123. Kaiſer der älteſten Dynaſtie der Welt, der Sproß
eines zwei und ein halbes Jahrtauſend alten Geſchlechts, das
nach loyalem japaniſchen Volksglauben vom Himmel ſtammt,
Kaiſer Yoſchihito Harunoniya, iſt im normal kräftigſten
Mannes=
alter von nur 47 Jahren verſchieden. Man ſollte den
herkömm=
lichen Ausdruck „erlöſt” gebrauchen, denn ein trag’ſches Geſchick
warf ihn ſchon vor neun Jahren 1917 auf das Krankenlager.
Die ganz abſonderliche Verehrung, in der die Herrſcher des
Inſelreichs von ihrer Bevölkerung gehalten werden, iſt die
Ur=
ſache, daß Erkrankungen im Kaiſerhauſe, Einzelheiten über ihre
Art und ihren Verlauf nicht aus dem Palaſt im die Oeffentlichkeit
dringen, ſondern mit einem dichten Schleier der profanen Welt
verhüllt bleiben. So war es auch in dieſem Falle. Wenn man
einen Japaner teilnehmend nach dem Befinden ſeines Kaiſers
fragte, ſo wurden ſeine Geſichtszüge von dem Ausdruck tiefer
Trauer beſchattet: „Sehr, ſehr krank.” war die gewöhnlche
Ant=
wort. Es war eine grobe Taktloſigkeit, nach Art und Einzelheiten
der Krankheit zu fragen. Wer es trotzdem fertig bekam, erhielt
ſicher die Antwort: „Weiß nicht, aber ſehr krank.” In
Wirklich=
keit ſcheint die Krankheit 1917 mit einer ſchweren Attacke von
Zerebral=Angemie begonnen zu haben. Dann ſchenen Diabetes
und Sciatica dazu gekommen zu ſein. Ein furchtbar tragiſches
Geſchick, in ſo jugendlichem Alter, in blühender Geſun heit
plötz=
lich zum unheilbaren körperlichen und ſpäter auch geiſtigen
In=
validen zu werdch.
Um ſeine Geburt rankt ſich eine merkwürdige Legende.
Seinem Vater, dem Kaiſer Matſu=hito, wurde trotz aller ſeiner
und ſeines Volkes eifriger Gebete neun Jahre lang kein Sohn
geſchenkt. Ein Rat der Weiſen erklärte, es könne nicht eher ein
Thronerbe geboren werden, als bis eine heilige Kriſtallkugel, die
ein Miniſter an einen Fremden verkauft habe, wieder in den
Tempel zurückgebracht werde. Ein beſonderer Emiſſär wurde
auf eine Weltreiſe geſchickt mit dem Auftrage, die Kriſtallkugel zu
entdecken und zurückzukaufen, und wenn auch der Preis 20000
Pſund Sterling betragen ſollte. Der Agent fand die Kugel im
Laden eines Londoner Kurioſitätenhändlers und bezahlte für
das für ſeinen Kaiſer unſchätzbare Objekt 180 Pfund Sterling.
Im folgenden Jahre wurde der Verſtorbene geboren. Im Jahre
1912 hat er den Thron beſtiegen. Er war der richtige Herrſcher
für das neue Japan, das ſich ſeit dem Siege über die Ruſſen
rapide entwickelte und alle Spuren ihm noch anhaſtender
Mittel=
alterlichkeit von ſich tat und zugleich in den Kreis der Großmächte
trat. Er war durchaus der Mann demokratiſcher Anſichten, die
ihm ſchon ſein Vater, ſeiner Zeit vorauseilend eingepflanzt
hatte. Er hatte ſchon die Schule mit Altersgenoſſen zuſammen
durchgemacht und war genau ſo wie dieſe behandelt worden. Er
trat ſpäter als gewöhnlicher Soldat in die Armee ein, um das
japaniſche Soldatenleben kennen zu lemen. Er iſt nicht viel im
Auslande gereiſt, aber um ſo mehr im eigenen Lande, von dem
er jedes Fleckchen kannte. Er liebte es, ſich in der gewöhnlichen
Kleidung der Bevölkerung unter ſeine Untertanen zu miſchen
und ſich mit Angehörigen ſelbſt der unterſten Klaſſen zu
unter=
halten. Er war kein Anhänger der Polygamie, wie ſeine
Vor=
fahren. Seine Hochzeit wurde im großen Stil gefeiert. Nach
europä’ſcher Sitte war eine große Gäſteſchar eingeladen, während
es bisher Sitte in der kaiſerlichen Familie war, die Hochzeit nur
im engſten Kreiſe im Palaſt zu vollziehen, und der Bevölkerung
nur die Tatſache bekannt zu geben.
Der neue Kaiſer Hirohito iſt ſeit 1921 Regent an ſeines
er=
krankten Vaters Stelle. Kurz vor ſener Ernennung hatte er
England einen Beſuch abgeſtattet und ſeither Vieles von den
demokratiſchen Gewohnheiten, Sitten und Einrichtungen nach
Japan übertragen. Die japaniſche Bevölkerung hat es mit
großem Beifall begrüßt, als er den höchſten heiligen Berg Japans
in „plus kours” (Golfhoſen) erſtieg. 1924 heiratete er die
Prin=
zeſſin Nagako, die ebenfalls dem Sport, beſonders dem Golfſpel,
ergeben iſt. Jung=Japan freut ſich ſeines modernen
Herrſcher=
paares. Aber das Aeußere ändert nichts an dem Inneren des
Japaners. In ſeiner geiſtigen Eigenart bleibt er eben Japaner.
Und man wurde ſich ſehr irren, wenn man etwa eine Aenderung
in politiſchen Axiomen erwarten wollte.
Zwei internationale Hochſtapler zu hohen Gefängnisſtrafen
verurteilt.
München. Vor dem Schöffengericht München=Au hatten ſich die
beiden Hochſtapler Barrah Walles und Moriſo zu verantworten, die
ein Ehepaar in Chicago um mehrere tauſend Dollar geſchädigt hatten.
Bei ihrer Verhaftung hatten ſie 20 000 bzw. 52 000 Reichsmark bei ſich.
Das Gericht verurteilte die Angeklagten zu je 7 Jahren Gefängnis. Sie
haben ſich auch in Hamburg wegen einer dort begangenen Hochſtapelei
zu verantworten.
Ein Raubmord im Rieſengebirge nach 3½ Jahren aufgeklärt.
Berlin. Ein Raubmord, dem im Mai 1923 der Landwirt und
Fahrradhändler Willy Heymann auf dem Herzberg bei Agneſendorf im
Rieſengebirge zum Opfer fiel, iſt jetzt durch die monatelange gemeinſame
Arbeit der Berliner und der zuſtändigen örtlichen Kriminalpolizei und
beſchlagnahmt wurden. Die Metalle hatte ein Arbeiter einer Metalle Landjägerei vollſtändig aufgeklärt worden. Ein Ehepaar Töpper, das
firma in der Langeſtraße geſtohlen und an Eis verkauft. Eis wurde in Hermsdorf und Kynaſt gewohnt hatte, und bald nach der Tat
weg=
gezogen war, geriet in Verdacht. Nachdem die Ermittlungen erdrücken=
Pelzdiebſtahl. Einem hieſigen Ingenieur wurde aus ſeiner Woh= des Beweismaterial ergeben haben, ſchritt die Kriminalpolizei zur
Ver=
haftung der Eheleute. Töpper gab in der Nacht vom Montag zum
habe. Seine Frau ſagte nichts von einem Streite, der der Ermordung
Heymanns vorausgegangen ſei.
Der Nachtbetrieb in „Schall und Rauch” vor Gericht.
* Berlin. Vor dem Schöffengericht Berlin=Mitte begann am
Montag mittag der große Beſtechungsprozeß, das gerichtliche Nachſpiel
zu der großen Polizeirazzia in der Nacht zum 11. Juni d. J. in „Schall
und Rauch” im Großen Schauſpielhaus. Angeklagt ſind wegen
Polizei=
in einer Gaſtwirtſchaft am Salzhaus in Stellung war, hatte ſich ihm ſtundenübertretung und Beamtenbeſtechung der Gaſtwirt Arno
Tanne=
berg und deſſen Geſchäftsführer Arthur Machs, ſowie der Barmeiſter
Kurt Voß und wegen paſſiver Beamtenbeſtechung nicht weniger als
zwölf Polizeibeamte des Reviers zwei. Durch eine anonyme Anzeige
Als die Kriminalpolizei dorthin kam, fand ſie zwar Litzenberger nicht war das Polizeipräſidium darauf aufmerkſam gemacht worden, daß das
vor, da er gerade ein „Gaſtſpiel” im Gefängnis gab, wohl aber ent= Lokal „Schall und Rauch” täglich verbotenen Nachtbetrieb habe.
Gleich=
beckte ſie unter einem Sofa den Komplizen Breys, Wilhelm Stegmann, zeitig waren der Anzeige zwei Originglabrechnungen beigefügt worden,
aufgeführt waren. Bei der Beobachtung des Lokals ſtellte es ſich heraus,
daß nach der Polizeiſtunde ein außerordentlich lebhafter Verkehr
ein=
ſetzte. Als eines Nachts 16 Beamte der Kriminalpolizei in das Lokal
im Utzenfeld (Baden). Auf der Strecke Zell-=Todtnau ent= eindrangen, fanden ſie nur den Inhober und ſeine beiden Angeſtellten,
ſowie zwei Muſiker vor, aber keine Gäſte. Doch traten in dieſem
Augen=
blick zwei Polizeibeamte aus dem Nebeneingang auf die Straße. Die
Fabrik Hödle, ohne jedoch umzuſtürzen. Nach längeren Bemühungen und einen Likör hätten ſie angenommen. Auch die übrigen zehn
ange=
klagten Polizeibeamten beſtritten, Geld erhalten zu haben und nur mit
Kaffee, Likör und Zigaretten bewirtet worden zu ſein. Tanneberg und
Machs behaupten, der Mixer Voß habe bei der Abrechnung mit der
m. Lörrach. Der Maſchinenmeiſter Grether von Röttweiler Angabe der „Polizeigelder” einen Betrug verübt. Kriminalkommiſſar
Verteidigern als befangen abgelehnt, da er das Anklageverfahren
ge=
leitet habe. Es wurde deshalb von einem Gutachten Kanthaks Abſtand
genommen. Uebrigens war auch der inzwiſchen verhaftete Dr. Meyer
Freiburg. In den letzten 24 Stunden ſind im ſüdlichen Schwarz= als Verteidiger in dieſer Sache geladen, konnte natürlich den Termin
nicht wahrnehmen.
300 Chineſen erfroren.
Paris. Nach einer im „Matin” veröffentlichten Meldung aus
trägt. Temperatur mehrere Grad unter Null. Auf dem Feldberg nahm Peking, ſollen 300 chineſiſche Arbeiter, die von den Nordtruppen
ge=
der Schneefall am Montag und Dienstag nacht den Charakter eines fangen genommen worden ſeien, während des Transportes in einem
Eifenbahnunglück in England.
London. Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen zwei Zügen in
Staffordſhire wurden zehn Perſonen, darunter neun Frauen, verletzt.
Zum Unglück auf dem Hudſon.
New York. Bei dem Schiffsunglück auf dem Hudſon ſind, wie
nunmehr bekannt wird, 33 Perſonen ertrunken.
Amtlicher Winterſportbericht der Frankfurter
Wetterwarte.
WSN Frankfurt a. M., 21. Dez. Taunns (Kleiner Feldberg):
Schneefall, 3 Grad Kälte, 36 Zentimeter Schnee, davon 10 Zentimeter
Nauſchnee, ſtark veaweht; Ski und Rodel ſehr gut. Falkemſtein meldet
leichten Schneefall bei 1 Grad Kälte, jedoch keine Sportmöglichkeiten.
Speſſart (Rohrbrunn): Leichter Schneefall, 1 Grad Kälte und
7 Zentimeter Schnee, gekörnt; Ski und Rodel nur teilweiſe möglich.
Aus dem Weſterwald werden keine Sportmöglichkeiten gemeldet.
Rhön (Waſſerkuppe): Nebel, 3—4 Grad Kälte, 50 Zentimeter
Schnee (5 Zentimeter Neuſchn=e), etwas verweht; für alle Sportarten
ausgezeichnet. — Gersfeld: Bewölkt, 2—3 Grad Kälte, 15
Zenti=
meter Schnee, ſehr gleichmäßig; Ski und Rodel ſehr gut.
Vogelsberg (Hoherodskopf): Schneetreiben, 2—3 Grad Kälte,
36 Zentimeter Schnee (10 Zentimeter Nuſchnee), etwas verweht; Ski
und Nodel gut.
Schwarzwald: Im ganzen Schwarzwald ſind geſtern neue
er=
hebliche Schneefälle niedergegangen. In den Höhen über 1000 Meter
liegt der Schnce 50—60 Zentimeter, zwiſchen 700 und 1000 Meter etwa
30 Zentimeter hoch. Temperaturen 3—7 Grad unter Null. Wetter=
Sturmartiges Schneetreiben, Pulverſchnee. Sportmöglichkeiten ſämtlich
ausgezeichnet.
Aus dem Thüringerwald und den Alpen werden
aus=
gezeichnete, aus dem Harz mäßige Sportmöglichkeiten gemeldet.
Fußball in Norddeutſchland.
H. S.V. ſchlägt die Adolf Jäger=Mannſchaft 9:2 (1:1).
Nach Viktoria=Hamburg, Holſtein=Kiel und den bekannten Eimsbütt
ler Turnern mußte letzten Sonntag Adolf=Jäger eine empfindliche
Nie=
derlage vom H.S.V. einſtecken. H.S.V. ſpielte ohne Harder mi Horm
(dem früheren w.ſtdeutſchen Sturmführer), als Mittelſtürmer. Hocn
führte ſich wenig gut auf ſeinem Poſten ein; er iſt gegen die anderen
vier Stürmer viel zu langſam; erſt als Ziegenſpeck in der zweiten
Halb=
zeit mit Horn tauſchte, da kam Leben in die Bude Der Rothoſen=Sturm
war einfach nicht mehr zu halten. Der lange Heini ſpielte beſtechend
ſchön, auch Rave, Wolpers und Kolzen fackelten nicht lange und ſchoſſen
aus allen Lagen. Wentorf im Altonger Tor bekam ſchwere Arbeit.
Adolf Jäger warf immer wieder ſeinen Sturm nach vorn, Nommenſen
und Michelſen unterſtützten ihren Altm iſter in vorbildlicher Weiſe, aber
die H.S.V.=Hintermannſchaft war nicht zu überwinden. Hier waren
Blunk, Beher und Halvorſen die Helden des Tages. — In Schleswig=
Holſtein führt in Staffel I Holſtein=Kiel, in Staffel II Kilia=Kiel. —
In Bremen führt Komet. — Im Südbezirk liegt die alte Eintracht”=
Braunſchweig mit 57:6 Toren in 10 Spielen gleich 20 Punkten an der
Spitze. Dieſe, jetzt unter Führung von Buckendahl, vor dem Kriege
gefürchtete Mannſchaft hat ſich wieder tapfer geſchlagen. Wer kennt
richt die Namen des Internationalen Qucck, Harder, Runge, Datte uſw.,
ſie alle ſpielten bei „Eintracht’=Braunſchweig. Damals hatte Hamburg
nichts zu ſagen; die Norddeutſche wurde ſtets unter Holſtein=Kiel und
„Gintracht‟=Brauſchweig ausgemacht; erſt als Harder 1912 nach
Ham=
burg „entſührt” wurde, machte die Eintracht” die noch andere Spieler
verlor, eine ſchwere Kriſe durch. Von den alten Leuten ſpielen nocht
Zeidler, Heinrichs, Buckendahl und Großvater Theis im Tor.
Geſchäftliches.
Preußiſche Pfandbrief=Bank, Berlin. Die Bank veröffentlicht im
heutigen Anzeigenteil eine Bekanntmachung, wonach ſie auf ihre
Pfand=
briefe und Hypotheken=Anteil=Zertifikate alter Währung zunächſt 10
Pro=
zent in 4½prozentigen Gold=Pfandbriefen oder Gold=Pfandbrief=Zertie
fikaten mit Anteil= und Ratenſcheinen ausſchüttet.
Die Stücke alter Währung können zum Umtauſch bei Banken und
Bankfirmen eingereicht oder der Emiſſionsbank ſelbſt überſandt werde,
letzteres jedoch nur unter Benutzung beſonderer Vordrucke, die auf
An=
fordern bei der Bank erhältlich ſind.
(TV/18908
Kommunal= und Kleinbahn=Obligationen ſind nicht einzureichen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 22. Dez. 3.30: Stunde der Jugend. „Die Weihs
nachtsgeſchichte, im Kinderton erzählt” (für Kinder vom 6. Jahre ab),
6 4.30: Hausorch. „Ballerinnerungen” (Alte Tänze). 6 5.453
Bücherſtunde. O 6.30: Stenographie. O 7: „Die Entwicklung der
Arbeiterkulturbewegung” von Broßwitz. 6 7.30: Schach. O 8:
Die Entwicklung des Lebens”, von Dr. Ankel. O 8.15: Aus dem
Mannheimer Beſprechungsraum. Thomas; Gr. Fant. in Es=moll.
— Schubert: „Wohin”; „An die Muſik”; „Haidenröslein‟. —
Meyerbeer: Aus „Die Afrikanerin” — Soloſtücke für Harfe:)
Haſſelmans: Träumerei: Godefroid: „Romanze‟. — Wagner:
Aus „Tannhäuſer”: „Blick ich umher” — Weber: „Freiſchütz” —
Thomas: Duett a. „Mignon”: „Ihr Schwalben in den Lüften”.
Mitw.: Aenne Geier, Hans Bahling, Konzertm, Joh. Stegmann,
Stuttgart.
Mittwoch, 22. Dez. 2: Schallplattenkonzert. 6 3: Jugendſtunde.
Elſa Pfeiffer, K. Köſtlin, Rundfunkorch. 6 3.50: Dramat.
Funk=
ſtunde (Schauſpiel). G 4.15: Konzert. Blankenburg: Sonnenaar,
— Fall: — Fall: Walzer, aus „Die ſchöne Riſette‟, — Brülli)
Ouv. „Das goldene Kreuz”. — Morena: Erinnerung an Abt. —
Einlagen: Martha Schuler. — Lortzing: Fant. „Zar und
Zimmer=
mann”. — Boulanger: Spuvenir. — Bizet: Kleine Suite. O 6.15:
Martin Lang: Die Frühgeſtorbenen der deutſchen Dichtung: Georg
Fock. O 6.45: Rolf Formis: Empfangsſchaltungen. O 7.15: Engliſch.
S 8.15: Uebertr. aus Mannheim. Mitw.: Opernſängerim Aenno
Geier, Kammerſänger Hans Bahling, Kon=ertm. Stegmam
Tho=
mas: Fant. in Es=moll für Harfe. — Schubert: Lieder für Sopran:
Wohin: An die Muſik; Heidenröslein. — Meyerbeer: Arie aus
Die Afrikanerin‟ Dir Königin bin ich ergeben. — Soloſtücke für
Harfe: Haſſelmans: Träumerei. Godefroid: Romanze. — Wagner:
Wolframs Geſang aus „Tannhäuſer” — Weber: Arie der Agathe
aus „Freiſchütz”. — Thomas: Duett aus Mignon”. — Anſchl.:
Hörſpiel: Heimgfunden. Wiener Weihnachtskomödie von
Anzen=
gruber.”
Berlin.
Mittwoch, 22. Dez. 1.30: Glockenſpiel von der Parochialkirche.
O 3.30: Ola Alſen: Die moderne Braut. O 4: Jugendbühne. Die
Funkprinzeſſin erzählt: Anderſen: Der Tannenbaum. Zwölf mit
der Poſt. O 4.30: Ette=Kammer=Orch. 12 Darbietungen. O 7.05=
Einf. zu der Uebertr. aus der Staatsoper am 23. Dez. O 7.30:
Obering. Hartmann: Techniſche Fortſchritte im Jahre 1926. 0 7.55:
Hochſteiter: Was wünſchen Sie zum Feſt? Heitere Rundfrage,
beantw. von Sudermann, von Gleichen=Rußwurm, Fulda, Engel,
Frank, von Molo, Moſzkowski, Reutter uſw. O 8.30: Bunter Abend.
Suppe: Ouv. Dichter und Bauer. — Winterberg: Wir Mädels vom
Rhein. Ich brauch’ einen Mann. (Joſefine Klein, Sopran; Kraus,
Tenor.) — Picador=Marſch. — Wottitz: Parlez=vous francais?,
Oneſtep (Guido Gialdini, Kunſtpfeifer). — Winterberg: Setzt den
Humpen an. Wenn jede Frau den Traum GBronsgeeſt, Bariton).
— Sinniges und Unſinniges (Senff=Georgi). — Ed. Strauß:
Feſche Geiſter. — Winterberg: Was im Herzen tief verſchloſſen
EElſe Knepel und Cornelis Bronsgeeſt). Alles in der Welt, Gavotte.
Ellen Geyer, Sopran; L. Hainiſch,Bariton). — Strauß:
Frühlings=
ſtimmen. — Lincke: Jronie, Fox (Gialdini). — Winterberg:
Inter=
mezzo aus Der Trompeter vom Rhein. — Sinniges und Unſinniges
(Senff=Georgi). — Winterberg: Das Glück am Rhein (Bronsgeeſt),
— Ertl: Hoch= und Deutſchmeiſter=Marſch. O 10.30: Tanzmuſik.
(Kapelle Kermbach).
Stettin. 8.30: De ſchöne Wihnachtstid. Gretſcher:
Schummertid (Eva Kähler, Sopran). — Anſprak: Walter Schröder,
— Boßdorf: Julnacht up de Heid. — Kinau: Dat fine Klingen. —
Claudius: Vunn Wihnachtsmann (Martin Goſch, Rez.). — Fiſcher:
Vör Wihnachten (Kinderchor). — Graunke: De ſchöne Wihnachtstid.
— Reuter: Heilchriſtabend inn Paſtorhus (Fritz Wähnke, Rez.).
— Gretſcher: Wihnachtstid (Eva Kähler), S 9.15: Hausmuſik.
Küffner: Serenade für Flöte, Bratſche und Gitarre, op. 4 und op. 6.
— Kummer: Amuſements für Flöte und Gitarre, op. 56. O 10.30:
Tanzmuſik aus Berlin.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 22. Dez. 12: Lektor Grander
u. Walinski: Franzöſiſch für Schüler. O 12.30: Mitt. des
Reichs=
ſtädtebundes. O 3: Prof. Dr. Amſel u. Oberſchull. Weſtermann:
Einheitskurzſchrift für Anfänger. O 3.30: Ober=Stud.=Dir. Dr.
Buchenau: Der deutſche Idealismus in der Prima. O 4: Oberſchull.
Vorwerk: Der neuzeitl. Anfangsunterricht. O 4.30: Aus dem
Zen=
tralinſtitut. O 5: Dozent Goldſchmidt: Grundzüge der geſthetiſchen
Kritik. O 5.30: Jul. Bab: Bücherſtunde: Klaſſiſche und moderne
Erzählerkunſt. O 6: Dr. ing. Reindl: Meſſen im Maſchinenbau
(Gewindemeſſen). O 6.30: Stud.=Rat Friebel, Lektor Mann: Engl.
für Fortgeſchrittene. O. : Staatsſekr. Heinrici: Ablöſung d.
öffent=
lichen Anleihen. O 7.30: Dr. Linde: Deutſches Schulweſen im
China. O. 8.15: Uebertr. aus Breslau.”
Nummer 354
Mittwoch, 22. Dezember
Der deutſche Außenhandel
im November.
Der deutſche Außenhandel zeigt im November im
reinen Warenverkehr einen Einfuhrüberſchuß von 123 Millionen RM.
gegen 110 Millionen RM. im Vormonat; insgeſamt beträgt die
Paſ=
ſivität 193 Millionen RM.
Einfuhr:
Nob.
Okt. Jan.=Nov.
1926
1926
1926
*) Nicht bearbeitet, Gold= und Silbermünzen.
Der deutſche Außenhandel weiſt im November gegen den Vormonat
nur geringfügige Veränderungen auf. Die reine Wareneinfuhr
zeigt eine Zunahme von 9 Millionen RM. Die Einfuhr an
Lebens=
mitteln liegt um 4 Millionen RM. höher als im Vormonat.
Beträcht=
licher iſt die Verſchiebung bei Rohſtoffen und Fertigwaren; erſtere zeigen
eine Zunahme um 20 Millionen RM., letztere eine Abnahme um 14
Millionen RM. Die Ausfuhr im reinen Warenverkehr hat
ſich nur unweſentlich — um 3 Millionen RM. — vermindert. Während
die Fertigwaren=Ausfuhr eine Abnahme von 24 Millionen RM.
auf=
weiſt, zeigt die Ausfuhr an Lebensmitteln und Rohſtoffen eine
Zu=
nahme und zwar erſtere um 16 Millionen RM., letztere um 5
Mil=
lionen RM.
Im einzelnen iſt folgendes zu berichten:
Die Einfuhr an Lebensmitteln und Getränken
weiſt gegen den Vormonat eine Zunahme um 3,9 Millionen RM. auf.
Geſtiegen iſt die Einfuhr an Gerſte, Südfrüchten und Mais, geſunken
die Einfuhr an Reis, Weizen, Eiern und Käſe.
Die Einfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren
zeigt eine Zunahme um 2,3 Millionen RM. Daran ſind die
Textilroh=
ſtoffe mit 5,6 Millionen RM. beteiligt. Steigerung zeigt ferner die
Einfuhr an Mineralölen, Fellen zu Pelzwerk und Blei.
Die Einfuhr an Fertigwaren iſt im Berichtsmonat gegen den
Vormonat um 14,6 Millionen RM. zurückgegangen. Die Einfuhr an
Textilfertigwaren zeigt eine Zunahme um 5,1 Millionen RM. (
haupt=
ſächlich Garne).
Bei der Ausfuhr an Lebensmitteln und Getränken
iſt gegen den Vormonat eine Zunahme um 16,4 Millionen RM.
feſtzu=
ſtellen, die hauptſächlich auf die geſteigerte Zuckerausfuhr (um 10,3
Mil=
lionen RM.) zurückzuführen iſt.
Die Ausfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren
zeigt eine Zunahme um 4,9 Millionen RM. Die Ausfuhr an
Textil=
rohſtoffen iſt gegen den Vormonat um 2,0 Millionen RM.
zurückge=
gangen. Ebenſo weiſt die Ausfuhr an Steinkohlen eine Abnahme auf,
und zwar um 15,7 Millionen RM., während gleichzeitig die Koks= und
Preßkohlenausfuhr (um 7,9 bzw. 7,6 Millionen RM.) zugenommen hat.
Bei der Fertigwarenausfuhr iſt eine Abnahme um 24,3
Mil=
lionen RM. feſtzuſtellen, die hauptſächlich auf den verminderten Abſatz
an Textilwaren (18,3 Millionen RM.) zurückzuführen iſt. Vor allem
zeigt die Ausfuhr an Geweben einen Rückgang, und zwar Wollgewebe
um 6,0, Baumwollgewebe um 4,1 Millionen RM., ebenſo iſt die
Aus=
fuhr an Kleidung und Wäſche um 3,5 Millionen RM. zurückgegangen.
Eine Abſchwächung zeigt auch die Ausfuhr an Walzwerkserzeugniſſen
und Eiſenwaren (um 4,8 Millionen RM.), Maſchinen (um 2,9 Millionen
RM.) und Kinderſpielzeug. Zunahme weiſt dagegen die Ausfuhr an
elektrotechniſchen Erzeugniſſen (um 7,4 Millionen RM.) auf.
Die Einfuhr an Gold und Silber iſt um 86,6 Millionen RM.
zurückgegangen; auch die Ausfuhr zeigt eine Abſchwächung.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 21. Dezember.
Das Geſchäft an der hieſigen Börſe war heute zunächſt ziemlich
lebhaft und feſt, angeregt durch die günſtigen Berichte aus der
Montan=
induſtrie, und durch den zuverſichtlichen Ton der Hamburger
Streſe=
mann=Rede. Die erſten Kurſe wieſen daher zum Teil Kursſteigerungen
auf, beſonders für die Montanwerte, von denen in erſter Linie Phönix,
Stahltruſt und Mannesmann gefragt waren. J.G.=Fapben konnten zum
erſten Kurs ebenfalls über 1 Prozent profitieren, während
Schiffahrts=
werte weiter vernachläſſigt blieben und etwas niedriger einſetzten. Auf
dem Bankenmarkt ging im Verlaufe die Umſatztätigkeit etwas zurück.
Danatbank konnten 2 Prozent gewinnen, während ſich die übrigen
Ban=
ken mit beſcheideneren Kursbeſſerungen begnügten. Die Kaliaktien gin=
gen nach ihrer geſtrigen ſtarken Kursſteigerung auf Gewinnmitnahme
etwas zurück. Elektro= und Oelwerte blieben gut behauptet. Auf dem
Anleihemarkt war die Stimmung ſchon von Beginn an luſtlos und leicht
abgeſchwächt. Ausländiſche Renten wurden faſt nicht gehandelt.
Im weiteren Verlaufe wurde die Umſatztätigkeit infolge der
mehr=
tägigen Unterbrechung durch die Feiertage ſtark eingeſchränkt, wobei
auch die erzielten Kursbeſſerungen nicht aufrecht erhalten werden
konn=
ten, um ſo mehr, als der Börſenvorſtand heute bekannt gab, daß auch
die Freitagmittagsbörſe ſchon ausfällt. Zum großen Teil gingen die
Kurſe ſogar unter die Notierungen der geſtrigen Abendbörſe zurück. —
Tägliches Geld 5,5 Prozent. London-Paris 120.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 21. Dezember.
Das Bevorſtehen der drei Feiertage läßt natürlich eine Belebung
der Geſchäftstätigkeit nicht aufkommen. Die Stimmung der Börſe war
anfangs aber leidlich feſt, die Kurſe im allgemeinen gur behauptet, nur
für Banken zeigte ſich Intereſſe. Die Kurſe, namentlich der ſchon geſtern
begünſtigten Papiere, wie Kommerzbank, Mitteldeutſche Kreditbank und
Darmſtädter ſetzten etwas höher ein, obwohl die geſtern im Umlauf
ge=
weſenen Gerüchte über Verſchmelzungsabſichten allſeitig in Abrede
ge=
ſtellt wurden. Eine erhebliche Steigerung erfuhren auf ſüddeutſche Käufe
Bayr. Hypotheken= und Wechſelbank=Aktien. Schiffahrtsaktien neigten
von vornherein zur Schwäche. Im Verlaufe wurde die Haltung
nach=
teilig beeinflußt durch das Bekanntwerden der unbefriedigenden
Handels=
bilanz für November ſowie durch das Auftauchen von Befürchtungen,
daß gegen Monatsſchluß eine Geldverknappung eintreten werde. Einige
Blancoabgaben drückten das Kursniveau auf allen Märkten etwas, doch
hielten ſich die Umſätze bei der allgemein vorherrſchenden Zurückhaltung
in ſehr engen Grenzen. Deutſche Fonds neigten gleichfalls unbedeutend
nach unten, ausländiſche Anleihen behaupteten ſich. Für Montanwerte,
Schiffahrtsaktien ergaben ſich Rückgänge gegen die Anfangskurſe bis zu
2 Prozent. Tagesgeld war etwas ſteifer, die Sätze von 4½—6 Prozent
aber unverändert. Monatsgeld war nach wie vor zu 7—8 Prozent
er=
hältlich. Der Privatdiskont wurde für kurzfriſtige Sichten auf 5
Pro=
zent, für langfriſtige Sichten auf 4¾ Prozent erhöht.
Aſchaffb. Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch
Bamag=Meguin . .
Verl. E. W. Stamm. .
Berlin. Karlsruhe Ind
Braunkohl.=Briketts.
Bremer Vulkan ..
Bremer Wolle..
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen.
Deutſch.=Nied. Tel.. .
Teutſche Erdöl ... .."
Deutſche Petroleum.
Ilt. Ka iwerke. . .
Tonnersmarckhüte . .
Tynamit Nobel. . .
Rektr. L eferung. .
G. G. Farben ...
D. Friſter. . .. . . . . ."
Taggenau Vorz.. . . .
Celſenk. Euß ſtahl. . .
G. f. elektr. Untern..
Salle Maſchinen.
Han. Maſch. Egeſt..
Hanſa Dampfſchf.. . .
149.5 21. 12 1 0.5 ſpemoor Zement. . . . 120 12
218.— 21. 12.
216. — 118.25 119.75 Hirſch Kupfer. 1035 105.5 52.— 51.875 Höſch Eiſen... 164. 164.5 153.— Hohenlohe Werke.. 24.75 24.5 116.5 94.62: Kahla Porzellan". 102.5 102.875 165.— 164.5 Lindes Eismaſch. . 161.75 162 — 109.75 110.25 Lingel Schuh. . . . . . 75. 75. — 156.75 156. Linke u. Hofmann. 83 125 82 — 84.125 L. Loewe u. Co.. 242.5 239.75 114.5 115. C. Lorenz.. 1113.75 114 875 10.375 10.37 Ndl. Kohle..... .." — 174.5 177.25 177.— Nordd. Gummi. . . . — 122.75 124.75 Trenſtein. . . . . . . . . .
Rathgeber Waggon .! 139.—
71.— 138.5
75.— 131.5 132.— Rombacher Hütten.. 14.— 74.— 154.25 152.5 Roſitzer Zucker...... 85.— 85.— 151.5 152 25 Rütgerswerke . . . . . . 32.— 131.75 318.— 315 25 Sachſenwerk .. . . . . . 111.— 111.25 91.5 92.5 Sächſ. Gußſtahl .... 149.— 149 — 53. — 53.— Siemens Glas.. . . . . 170.— 170.25 15.— 16.5 Ver. Lauſitzer Glas 1131.— 132.— 180.5 180.3751 Volkſtedter Porzell. 51.75 162.— 163.— Weſtf. E. Langendreer 66.5 665 106.— 110.— Wittener Gußſtahl. 62. — 62.— 191.25 189.25 Banderer=Werke. . .. A. 204.5
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R
Euenos=Aires.
Bruſſel=Antw
Lslo ..."
Kopenhagen
Stockholm .
Helſingſors.
Italien ...
London ..
New=York.
Paris..
Schweiz .
Spanien
20. 12
Geld /Brief
167.84/168.26
1.726 1.730
58.37 58.51
105.72/105.96
111 84/112-1
112.081112 3
10.56 10.60
18.87 18.91
20.361/20.41 1120.349 20.39
4.196 4.206
16 84 16.88
81. 12 181.32
63.89/ 64.05
21. 12.
Geld Brief
167-79/168.2
1.727 1.73
58.35/ 58.4
105.47/105.7:
11.78/112.06
112.09/112.37
0.555/10.59
19.00/ 19.04
4.1955/4.2055
16.98
81.1
64.24
17.02
81.3.
64.40
Wien D.=Oſt.abg.
Prag. . .
Budapeſt.
Japan. . .
Rio de Janeiro
Sofia ..
Jugoſlavien.
Konſtantinopel.
Liſſabon.
Danzig
Athen.
Kanada.
Uruguay
A
Geld
59.24
12.422
5.872
2.046
0.496
3.03‟
7.40
2.107
21.54
81.50
5.34
4.192
4.26
12
59.38
5.894
2.050
0.496
3.04‟
7.42
2.117
21.595
5.36
4.20
4.27
2i. 12
Briet /Geld /Briel
12.462/12.423/12.463
5.877
2.047
0.495
3.03*
7.395
2.11
59.28/59.42
5.897
2.05
0.497
3.045
7.415
2.12
1.545 21.595
81.70 81.45/ 81.65
5.341 5.36
4.1921 4.202
426 4.27
Das Kursniveau an der Berliner Börſe. Nach den Berechnungen
der Deutſchen Bank auf Grund des Kurswertes des Aktienkapitals
er=
gibt ſich für ſämtliche an der Berliner Börfe notierten Aktien ver 9.
De=
zember 1926 ein Durchſchnittskurs von 147,7 Prozent, gegenüber 155,4
Prozent am 9. November, 143,2 Prozent am 9. Oktober, 131,5 Prozent
am 9. September und 68,3 Prozent am 4. Januar 1926. Gegenüber dem
Vormonat ergeben ſich im einzelnen folgende Rückgänge der
Durch=
ſchnittskurſe verſchiedener Aktienkategorien: Bankaktien von 175,6
Pro=
zent am 9. November auf 166,9 Prozent am 9. Dezember, Induſtrie=
und Schiffahrtsaktien von 1559 Prozent auf 148,2 Prozent, ſämtliche
Terminpapiere von 188,6 Prozent auf 176,0 Prozent, ſämtliche variabel
notierten Papiere von 122,7 Prozent auf 119,9 Prozent und ſämtliche
Kaſſapapiere von 121,0 Prozent auf 119,3 Prozent. Der Kursrückgang
gegenüber dem Vormonat iſt alſo bei den Terminpapieren am ſtärkſten.
Dieſe Tatſache findet eine Erklärung in dem beſonders hohen Index
(4. Januar 1926 — 100) der Terminpapiere, der ſich am 9. Dezember
1926 auf 236,90 Prozent beläuft, während der Index der variabel
notier=
ten Papiere am gleichen Termin den Stand von 203,34 Prozent und
der Index der Kaſſapapiere nur eine Höhe von 182,97 Prozent erreicht.
Der Sammelindex für ſämtliche Aktien am 9. Dezember ſtellt ſich auf
216,26 Prozent gegenüber 227,53 Prozent am 9. November.
Die diesjährige Hopfenernte.
Die diesjährige deutſche Hopfenernte iſt nach den Schätzungen des
Statiſtiſchen Reichsamtes die ſchlechteſte ſeit 50 Jahren und wird nun
von derfenigen von 1918 unterboten, die aber als eine Folge der
Kriegs=
verhältniſſe nicht als normal und als ausgeſprochene Mißernte St
be=
zeichnen iſt. Im ganzen ergibt ſich für 1926 für das Reich nur ein
durchſchnittlicher Hektarertrag von 1,8 Doppelzentner und eine
Geſamt=
ernte von 25 20 Doppelzentner, das iſt um 23000 Doppelzentner, rund
(47 Prozent) weniger als im Vorjahre, während der Anbau von 1690
Hektar (13 Prozent) zugenommen hat. Die Urſache dieſes
außerordent=
lich geringen Ergebniſſes liegt teilweiſe in den ungünſtigen
Witterungs=
verhältniſſen dieſes Jahres, hauptſächlich aber in dem ſtarken
Umſich=
greifen der bisher als ſogenannte „Hopfenbräune” angeſehenen
Erkran=
kung der Hopfenpflanzen, die nunmehr als die gefährlichſte aller
Pils=
krankheiten, nämlich als Peronoſpora, feſtgeſtellt wurde. Für einige
Hauptgebiete des deutſchen Hopfenbaues ſind jedoch die Erträge als gut
bis mittel und teilweiſe als ſehr gut zu bezeichnen. Dagegen betrug der
Ertrag in Mittelfranken rund 9300 Doppelzentner (2,1 Doppelzentner
je Hektar); Niederbahern vund 4000 Doppelzentner (1,2 Doppelzentner ie
Hektar); Oberbayern 3900 Doppelzentner (1,3 Doppelzentner je Hektar).
Dieſe Gebiete umfaſſen allein 77,5 Prozent der geſamten Hopfenfläche
Deutſchlands. Ebenfalls ungünſtig lauten die Beurteilungen für
Würt=
temberg. Am günſtigſten ſcheint die Hopfenernte in den badiſchen
Be=
zirken Freiburg, Mannheim und Karlsruhe ausgefallen zu ſein, die einen
Durchſchnittsertrag von 9 bzw. 6,4 und 5,9 Doppelzentner je Hektar zu
verzeichnen haben.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Ab 1. Januar 1927 direkter deutſch=polniſch=rufſiſcher Tranſitverkehr,
Am 1. Januar 1927 beginnt der direkte Tranſitverkehr von
Deutſch=
land nach Rußland über die polniſche Tahnſtrecke, wodurch die ſchnellſte
Verbindung für Waren= und Viehſendungen erreicht wird. Aus dieſem
Anlaß hat ſich eine Transportgeſellſchaft unter der Firma „Deutſch=
Polniſch=Ruſſiſche Geſellſchaft für Waren= und Viehtransporte” gebildet,
die zum gleichen Zeitpunkt ihre Tätigkeit aufnehmen wird.
Wieder um die Kalipreiserhöhung. Die Tagesordnung für die heuts
ſtattfindende Sitzung des Reichskaliſyndikates iſt nachträglich um einen
Punkt erweitert worden. Es handelt ſich hierbei um den von
kali=
induſtrieller Seite neuerlich wieder geſtellten Antrag auf Erhöhung der
Kalipreiſe. Der Reichswirtſchaftsminiſter hat daraufhin eine nochmalige
Prüfung der Selbſtkoſtenrechnung einiger Kaliwerke veranlaßt, nach
deren jetzt erfolgtem Abſchluß der Preiserhöhungsantrag im
Reichskali=
rat zur Diskuſſion geſtellt wird.
Aenderung der Kraftfahrzeugſteuer. Ueber die Durchführung der
„Verordnung betr. Befreiung von der Kraftfahrzeugſteuer bei
Abmel=
dung des Kraftfahrzeuges während der Gültigkeitsdauer der
Steuer=
karte” hat der Reichsminiſter der Finanzen nunmehr den Präſidenten
der Landesfinanzämter nähere Durchführungsanweiſungen zugehen
laſ=
ſen. Bei den in der Verordnung enthaltenen Beſtimmungen handelt es
ſich darum, daß, wenn ein Kraftfahrzeug während der Gültigkeitsdauer
der Steuerkarte abgemeldet wird, die zuviel im voraus bezahlte
Kraft=
fahrzeugſteuer zurückvergütet werden ſoll.
Verein für chemiſche Induſtrie, Frankfurt a. M. Das
Geſchäfts=
ergebnis wird, wie wir von zuſtändiger Seite hören, für das Ende
die=
ſes Monats ablaufende Geſchäftsjahr wiederum günſtig ſein, ſo daß
mindeſtens wieder die Vorjahresdividende von 6 Prozent zur Verteilung
gelangt.
Weilwerke A.G., Frankfurt a. M.=Rödelheim. Die Geſellſchaft
ver=
teilt für 1925/26 8 Prozent Dividende und berichtet, daß im laufenden
Geſchäftsjahr eine Steigerung des Verkaufs durch die Herſtellung einer
neuen Standard=Screibmaſchine erwartet werden könne.
Motorenwerke Mannheim. Die Generalvarſammlung beſchloß
Auf=
hebung des Beſchluſſes auf Beſtellung von Reviſoren und die Entlaſtmg
des Aufſichtsrats, die von der Tagesordnung der vorigen
Generalver=
ſammlung abgeſetzt worden war. Die Verwaltung machte Mitteilung
gemäß § 240 des H.G.B., da ſich nach einer Zwiſchenbilanz vom 30. Sept.
ein Verluſt von 2960 462 RM. ergeben habe. Der Vorſchlag, das
Artienkapital von 5 auf 2 Millionen herabzuſotzen, und ſodann auf 6,5
Millionen wieder zu erhöhen, wurde genehmigt. Von den neuen Aktien
übernimmt die Knorrbremſe 3 Millionen und räumt den Aktionären
ein Bezugsvecht im Verhältnis 2:3 zum Parikurſe zuzüglich Bankſpeſen
ein. 400 000 RM. neue Aktien übernimmt die Stadt Mannheim zun
Abgeltung eines Teils der Schuld. Für den Reſtbetrag erhält die Stadt
ein Baugelände. Mit der Südbremſe iſt ein Arbeitsgemeinſchaftsvertrag
abgeſchloſſen worden, nach dem die kleinen Motoren in München, die
mittlern in Mannheim und die ganz großen bei der
Maſchinenbaugeſell=
ſchaft Karlsruhe gebaut werden ſollen. Den Vertrieb ſeir alle Typen
übernimmt die Mannheimer Geſellſchaft. Dieſer Vertrag iſt zur Zeit
ſchon in Kraft und zeigte für beide Teile erfreuliche Reſultate.
H. Fuchs Waggonfabrik, Heidelberg. Die geſtrige
Generalverſamm=
lung genehmigte einſtimmig den Abſchluß 1925/26, der einen Verluſt in
Höhe von 1,89 Millionen ergibt. Auch die Herabſetzung des
Aktienkapi=
tals von 4,06 auf 1,520 Millionen wurde einſtimmig gutgeheißen. Die
Stammaktien und die Vorzugsaktien Lit. A, werden im Verhältnis von
3:1 zuſammengelegt, während die Vorzugsaktien Lit. B. davon
ausge=
ſchloſſen bleiben, nachdem die Verwaltung auf Grund der bekannten
Oppoſition einen entſprechenden Antrag zurückgezogen hat. Es wurde
mitgeteilt, daß zur Zeit ſo viele Aufträge vorliegen, um wenigſtens den
derzeitigen Arbeiterbeſtand noch für einige Monate beſchäftigen zu
können. Bis dahin hofft man aber, die aus der Gründung der neuen
Waggonbauvereinigung reſtierenden Reichsbahnaufträge bekommen zu
haben. Die Straßenbahn ſei zur Zeit nur in ganz geringem Maße
Auftraggeber. Das laufende Geſchäftsjahr habe in ſeinem erſten Teile
noch Verluſte gebracht, zu deren Abſchreibung der aus der
Kapitals=
erhöhung ſich ergebende Ueberſchuß benutzt wird.
4. Geankfarter Karsoeriht bem Bl. srfrader Losb.
Staatspapiere
a) Deutſche
8 ½%Reichsp.=Sch.
p. 1. 10. 30 ...
726 Bayer. Staats=
Sch. p. 1. 4. 2
6‟,% H. V.=Sch.
p. 1. 4. 29 ...
6‟=%. Pr. St.=Sch.
p. 1. 3. 29
6‟,% Pr. St.=Sch.
p. 1. 10. 30 ..
726 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 29 ....
72 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 30 ....
8‟1,%Württ. F. Sch.
p. 1 3 29
Dr. Ablöſungs=Anl.
einſchließlich
Ausloſungsſcheinen
Vorkriegsanleihen
5% D Reichsanl.
4% D. Reichsanl
4% D. Schutzgb. v.
08—11 u. 13....
42 D. Schutzg. v. 14
4½ Preuß. Konf.
4½ Baden. .. ..
4½Bayern .. . .."
4½ Heſſen
4% Württemberger
b) Ausländ iſche
5% Bos. E. B. 1914
5% 2.Inv. 1914
4½% „ 1898 ...
4½% „1902 ...
97.25
98
96.5
97.25
98.25
97
320
0.7375
15.42
15.42
0.68
9
38.5
37.5
57 Bulg. Tabal02/ 33
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918/
½%Oſt. Schatz. 141 24
½%Oſt. Silberr., 8
Goldr. ..
4% „einh. R. (kon)/ 2.027
3% Port. (Spz.) III 11.5
5% Rum.am. R. 03.
4½% „Gold. 13.. 20.5
„ am.konv..
4‟
„ am. 05.. . 9.25
4¾Türk. (Abm.)03
40 Türk. Bagd. T 237,
401 „ (Bagb.)III
425 „ 1911 Zoll.
½% Ung. St. 1913
½% „St. 1914
4% „ Goldr. . .
4½ „ St. 10 ..
4% Kronr. ..
3% „ Eiſ. Tor. G.
Außereuro.
päiſche
5% Mex.am. tnn.
5% „ äuß 99 ...
4½ Gold 04,ſtf.
3% „ konſ. inn. . .
4½% „ Frrigat.
5% Tamaulipas I
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
109 Berl. 6.-Bk. G.
Pi.
„ „
6% Berl. St.=Gold.
8% Darmſt. St.-G.
8% D. Hyp.=Bank
Meining., Goldpf.
8% Frtf.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. . . .
%a Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . . . .
5% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . ..
23
261.
22.8
102.5
101.3
102.5
100
87.5
8% Komm. 2db. D.)
Goldſchuldver.
82 Heſſ. Ldb. Gold.
10% Komm•Elektr.
Mark (Hag.) Gold.
82 Mannh. St.=G
82 Mainz St.=G.
82‟ Naſſ. Ldb. Gold.
8% Pfälzer H.: B.
Goldpfandbr. .
8e Pforzh. St.=G.
WRfK.22
Goldpfandbr.. . . !.
8% Rh.Hyp.=B. G
71/.½Rh. St.-W. 25
10% Rh.=Weſtf. B.=
Cr.=Bk., Goldpf.
8%
8%Südb. B.-Cr.=B.
Goldpfandbr. . ..
Ohne Zins:
berechnung
5‟ Bdw. Kohl. 2:
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
5%„Roggen .. 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5 ½ Südd. Feſt=B. G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay .Vereinsb. .
Bahr. Handelsb...
Bahr. Hyp.u. Wech
Berliner Hyp. Br
Frkf. Hyp.=Bk. ...
Frkf. Pfandbr.=B
Hamb. Hyp.=B..
Mecklb. Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp.Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=B1. .. .
Preuß. Bod.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B.=Cr.=B,
102.7.
196.5
02.5
R.25
102.5
99.5
134.5
101.5
13.75
14.35
5.75
2.34
21.5
19.35
15
15.05
12.4
8.75
12.37
15.85
13.27
Mee Me
Rhein. Hyp.=B....
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr. .
Württ. Hhp.=Bk. .
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
Lanbeskr. Caſſel .."
Naſſau. Ldsb. . ..
Obligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb. Eim. 91
„ 93
42 Eliſ.=Bahn ſtfr.
4½ Galiz. Carl.
Lud.=B.
420
abg.
4½ Kaſchau=Oderb.
abg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (2).
2,6% Alte „
2,6% Neue,
5% Oſt.=Ung. 73/74
4½Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E. ..
3%Oſt. . 1885 ..
3%Oſt. „„ Erg. Netz
2 Raab Oebbg. 83
9.
97
42 Rud. Silber ..
Rud. Salztg.)
4½% Anat., S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S. III
32 Salon. Monaſt.
3%0 Tehuantepec.
4½70
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredi.: . . 1:2
Bad. Bk. .. .. . . ..
Bk. f. Brauind. . . .
13.10
12.10
12
10.75
8.22
8.95
9.25
30.5
28.5
27
1e
172.75
Barmer Bankv.
Bay. Hyp.=Wchſ...
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk
Deutſche Ban: ...
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein./143.5
D. Vereins=Bk.
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hhp.=Bk..
Frif. Pfdbr.=Bk. .. /170
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Jutern. Ban
Metallbank. .
.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hhp.=Bk. . . 169
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hyp.=Bk. ..
Südd. Disc.=Geſ. /160
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
Bergwerkö=Akt.
Bochum .Bergb. ..
Buderus.. . . . . . . .
Dt. Luxemburg . . . 14717,
Eſchw. Bergw... ..
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb. .. . .."
Ilſe Bergb. St.. . . 2 4.25
„ Genußſchein.
Kali=Aſchersleb. . .
Kali. Salzdetfurt.. .
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke ... .
Mannesm.=Röhr. 1191.8
Mansfelder ......
Oberbedarf .. . . .."
Otavi=Min.=Ant..
Phönix=Bergb. . ..
Rhein. Braunk. . . .
Rhein. Stahlw.. . . 195
A. Riebeck Montan
Rombach, Hütte",
Ta
186
274.5
216.5
263-
186
136.5
113 5
174.7
171
125.25
12.5
176
161.5
139
169
1.7
5.55
110.5
172.25
189.9
148
155.5
192
164.5
151.25
135.7.
*
121.5
129
243
178
13½
Sahzwerk Heilbr.
Tellus Bgb.. .. . . .
Ver. Laurahütte ..
Ver. Stahlwerke..
Induſtrie=Akt.
Brauereien"
Eichbaum(Mannh.)
Henninger .......
Hereules. Heſſiſch
Löwenbr.=Münch..
Mainz. Aktienbr. . .
Schöfferhof(Bind.)
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Werger .........
Aklum. Berlin. .
Adler & Oppenh...
Ablerw. (v. Kleher
6%E. A. G. Vzg. A..
5‟ A. E. G. Vzg. B..
A. E. G. Stamm .. .!
Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zellſtoff ..
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
Baſt Nürnberg ...
Bahr. Spiegel .."
Beck & Henkel ....
Bergmann El. . . . . .
Bing. Metall. . . . . .
Brem.=Beſigh=Ol..
Bürſtenfbr. Erlang.
Eement=Heidelb. . .
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr.. . .
Ehem. Albert . . . . . 151
Chem. Brockh.
Chem. Milch
Daimler=Benz A. G.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl ..."
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler, Zweibrück.
104.5
112
260
145
140
111
*
161
106
151
110
34.4
51.5
145
61.75
77
59
46
131
143
81
100
87
87.5
175.5
74.5
K He
Dürrkopp.. . . . . . .
Dürr. Ratingen
Lyckerhoff & W. ..
Eiſenw. Kaiſersl..
Ei. Licht= u. Kraft
El. Lieferung ...."
Eli. Bab. Wolle
Email. ulrich
Enzinger Werke
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift..
Faber 8= Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt. Frkf.
Frankfurter Gas.
Frankfurter Hof
Frkf.=M. Pok. u. W.
Fuch Waggon St.
Beiling E Cie. ....
Germania Linol.. .
Gelſenk. Gußſt. . . .
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon .."
Gritzner, Maſch.. . . 1119.75
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft. /715
Hammerſen . . . . . .
Hanfw. Füfſen ..."
Hanſa, Lloyv, Br.
Hartm. & Braun.
Hehligenſtaedt. . . . 37.5
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen..
Holzmann
Holzverk. Jud. . .
Hydrom. resia. .
Fnag ... . . . ..."
Funghan: St....
Kammg. aiſersl.
Karlsruher Mach.
Ja
87.5
44.5
74.5
58.1
158.5
53.25
71.9
207
102.5
99
312.75
88.5
60
140
8.
74.75
0.25
17.5
142.25
21.9
140.5
108.25
120.
60.25
92
105
103.5
162.5
73.75
69.1
103.73
39.75
Karſtadt,
Rare
Klein Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn . 153
Konſerv. Braun
Krauß, Lokom.
Lahmeher ..
137.7
151 Lech. Augsburg...
Leberwv. Rothe
Spicharz.. 30
Lingel Schuhw...
Löhnberg. Mühle . / 52
Ludwigsh. Walzm. 108
Lüdenſcheid Metall 122
Lux, Induſtrie ... 35
Mainkraft Höchſt
Mars=W. Nürnberg 138
Metallgeſ. Frkf. 1179.5
Miag. Mühlenb. 1127
Moenus, Stamm ./ 56.25
Motorenſ. Deutz..
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Neckari. Fahrz. . . . 107
Neckarw. Eßlingen
Beters Union
123
Pfälz. Näh Kayſer 53.25
Philipps...
45.9
PBorzellan Weſſel
Prometh. Frkf. . .
Rein. Gebb. & Schall1og
Rhein. Elektr. ... . 1.: 4.5
Rhenania, Nachen 69.75
Rütgerswerke .... 13..5
Schleußner ... . . . .
Schneid. & Hanau.
Schnellpr. Frank. 92.5
Schramm Lackf.
Schrift, Stemp.. . . 121
Schuckert, Elektr. 1159.75
Schuhf. Weſſel ...! 6 .75
Schuhf. Herz .... / 60.75
Schultz, Grunlack ./ 51.5
Seilind. Wolff ... 73
Siemens Glas ... 170
Siemens & Halste 1197
Südd. Immob. . 83.75
43 1Thüring. Lief.=Geſ. 88
Uhren Furtwängl.
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
Ultramarin .. .. ..
Zellſtoff Berl. ....
Vogtl. Maſch. ...."
Voig:& Haeffner.
Volthom. Seil .."
Wayß, & Frey ta
Wege lin Rußfbr..
Fellſt. Waldhof ...
Zuckeri. Waghäuſe
Zuckerf. Frankenth
Zuckerf. Heilbronn
Zucker . Offſtein.
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart
Transport= und
Berſicherungs=Akt.
A. Dt. Eiſenbahn ..
Dt Eiſenb.=Geſ...!.
El. Hochbahn=BerI.
Schantung E. B. ..
Südd. Eifenb.=Gef.
Hapag .........."
Nordd. Lloyd.. . ..
Frkft. Allg. Verſ.
Frankona Rückv.
Darmſt. Berte
Bahnbedarf ..
Dampfk. Rodberg 15.75
Helvet iu Konf...
Gebr. Lutz .....
Notor /. Darmſt. 156
Gebr. Roeder".
123.5
Venuleth & Ellenb.! —
2310
87.1
72
154
11a
120
58. 25
141.75
233.5
129
103.75
128
166.75
129.5
128
103.75
18.75
163.75
163‟,
109.75
35
[ ← ][ ][ → ]Nummer 354
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Seite 13
Induſtrie und Lanbwirtſchaft. Im Frlchjahr d. J. haben im
Ruhr=
gebiet Beſprechungen zwiſchen Verkretern der Induſtrie und der
Land=
wirtſchaft ſtattgefunden über die wirtſchaftliche Lage der Landwirtſchaft
und verſchiedene Fragen des Abſatzes landwirtſchaftlicher Produkte.
Der=
artige Beſprechungen wurden in der Zwiſchenzeit weitergeführt. Die
Preußiſche Hauptlandwirtſchaftskammer hat kürzlich eine ſtändige
Ver=
tretung in Eſſen eingerichtet, die in ſtändiger Fühlung mit den dortigen
Kreiſen von Handel und Induſtrie Erfahrungen ſammeln und der
Landwirtſchaft übermitteln ſoll. Zur Fortſetzung dieſer allgemeinen
Füthlungnahme hat in dieſen Tagen in Berlin eine Ausſprache zwiſchen
weiteren Kreiſen der Induſtrie und der Landwirtſchaft ſtattgefunden, in
der die gegenwärtigen gegenſeitigen Abſatzmöglichkeiten induſtrieller
und landwirtſchaftlicher Produkte, wie u. a. Fragen des künſtlichen
Düngers, erörtert wurden.
Die vorausſichtliche Zuckererzeugung 1926/27. Eine vom Verein der
Deutſchen Zuckerinduſtrie, Abteilung der Rohzuckerfabriken, eingeleitete
Umfrage über Rübenverarbeitung und Zuckererzeugung im
Betriebs=
jahr 1926/27 iſt von ſämtlichen 253 Fabriken, die in dieſem Jahre Rüben
auf Zucker verarbeiten, beantwortet worden. Die Umfrage ergab für
1926/27 folgendes Ergebnis: Anbau von Rüben zur Zuckerherſtellung
369 770 Hektar gegen 371 596 Hektar in 1925/26; vorausſichtliche
Rüben=
verarbeitung auf Zucker 105 590 000 Doppelzentner (102 481 546
Doppel=
zentner in 1925/26); vorausſichtliche Zuckererzeugung 16 277 500
Doppel=
zentner (16 059 598 Doppelzentner). Gegenüber der Oktoberumfrage, die
eine Schätzung von 15 785 850 Doppelzentner erbrachte, ergibt die
Dezember=Umfrage für Rübenverarbeitung eine Erhöhung um 2,52
Pro=
zent und für die Zuckererzeugung eine Erhöhung von 3,11 Prozent. Die
Ausbeute errechnet ſich auf 15.23 Prozent gegen 15,48 Prozent i. V.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 21. Dezember. Der hieſige
Markt verkehrte auch heute in ſehr ſtiller und faſt geſchäftsloſer
Hal=
tung. Die Notierungen blieben unverändert. Weizen 29—29,25;
Rog=
gen 24,35—24,50; Hafer inl. 19—19,50; Mais 19,50; Weizenmehl 40,50
bis 41,25: Roggenmehl 35—36; Weizenkleie 11,75; Roggenkleie 12.
Berliner Produktenbericht vom 21. Dezember. Am Produktenmarkt
herrſcht nur ſehr wenig Geſchäftstätigkeit. Weizen iſt vom Inlande
wiederum nur in geringen Qualitäten angeboten, die hier nur ſchwer
Unterkunft finden können. Die überſeeiſchen Offerten zeigten nur
ge=
ringfügige Veränderungen. Die argentiniſchen Ablader ſind teilweiſe
eher etwas entgegenkommender. Das Preisniveau für effektive Ware
iſt unverändert, dagegen ſtellten ſich die Lieferungspreiſe im
Zuſammen=
hang, mit der ſchwächeren Eröffnung Liverpools niedriger. Roggen iſt
wie in der ganzen letzten Zeit in Waggonware nur wenig offeriert, jetzt
macht ſich aber auch bereits ein gewiſſer Mangel in Kahnware geltend,
und da zu Andienungszwecken rege Nachfrage vorhanden iſt, zogen die
Preiſe ſowohl für Effektivware als auch für Dezemberlieferung um
2 Mark an. Die Frühjahrsausſichten waren um eine halbe Mauk
be=
feſtigt. Das Roggenmehlgeſchäft zeigte durchaus keine Belebung.
Weizen=
mehl iſt faſt geſchäftslos. Gerſte und Hafer finden in guten Qualitäten
Abſatz, während geringere Sorten ſtärker offeriert als gefragt ſind.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 91. Dezember. (Prib.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt verkehrte in ſehr feſter Haltung auf
Baiſſedeckungen und kleme Ankünfte, ſowie eine erhöhte Kauftätigkeit
der amerikaniſchen Mühlen. Die Termine konnten bis 3,5 C. anziehen.
Roggen: Die ſehr feſte Haltung ſetzte ſich heute fort auf die
nach=
träglich vom Ackerbquamt ausgegebenen Ertragsziffern für Roggen, die
mit 40 Millionen Buſhels hinter den Erwartungen zurückbleiben und
eine lebhafte Kauftätigteit hervorriefen. Die Termine konnten bis 4 C.
pro Buſhel anziehen.
Mais: Nach ſchwachem Beginn trat eine Befeſtigung ein, als
Baiſſe=
deckungen vorgenommen wurden und ungünſtige Witterungsberichte
ein=
trafen. Die Termine zeigen Avancen bis 1 C.
Hafer: Der Markt verlief in ſehr feſter Haltung auf den
Regie=
rungsbericht und in Sympathie mit den vorgenannten Märkten.
Baumwolle: Meldungen von übermäßigen Niederſchlägen im
Süd=
weſten und erhöhte Liverpooler Kabel verurſachten zunächſt eine
Be=
feſtigung. Später trat eine Abſchwächung ein auf Verkäufe der
Loko=
firmen.
Kaffee: Der Markr zeigte eine ſchwächere Tendenz auf
Liquida=
tionen, das Nachgeben der braſil. Deviſen und größeres Verkaufsangebot.
Später trat eine Erholung ein auf Deckungskäufe, ſodaß die Termine
12—15 Punkte anziehen konnten.
Zucker: Nach ſchwächerem Beginn trat eine Befeſtigung ein auf
reduzierte europäiſche Erntetaxen ud befriedigende Abrufe für
Raffi=
nadezucker.
Kakao: Der Markt verlief in vorwiegend ſchwächerer Haltung auf
ermäßigte ausländiſche Notierungen und Liquidationen. Schließlich
konnte aber eine Befeſtigung eintreten, da die Baiſſe auf dem
ermäßig=
ten Niveau Käufe vornahm.
Viehmärkte.
Mainzer Biehmarkt vom 21. Dezember. Angetrieben waren 31
Ochſen, 2 Bullen, 421 Kühe und Färſen, 311 Kälber und 1117 Schweine.
Preiſe: Ochſen 40—52; Bullen 36—44; Färſen und Kühe a) 50—60;
b) 30—44: c) 20—30; d) 12—20; Kälber 52—70; Schweine a) 73—77;
b) 76—78; d) 72—76; Sauen 64—69. Marktverlauf: Ruhig, geringer
Ueberſtand.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die letzte Börſe von den Weihmachtsfeiertagen findet am
Donners=
tag, den 23. Dezember, ſtatt.
Dem Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverband iſt unter dem 15. Dez.
1926 die Genehmigung zur Aufnahme einer Inlandsanleihe bis zum
Betrage von 50 Millionen — eine Reichsmavk — /— Kilo Feingold —
durch Ausgabe von Schuldverſchreibungen auf den Inhaber erteilt
worden.
Die Hauptverſammlung der Rohſtahlgemeinſchaft im Dezember fällt
ans. Es iſt vereinbart, die Produktionseinſchrankung füir den Monat
Januar unverändert zu laſſen. Auch in den Preiſen tritt eine
Verände=
rung nicht ein.
Der Wiener Geldmarkt ſteht ſeit einigen Tagen im Zeichen einer
ziemlichen Verknappung des Geldes ud einer Verſteifung des
Geld=
ſatzes. Die Urſache liegt unter anderem in dem Beſtreben der Banken
und insbeſondere der Sparkaſſen, zum Jahresſchluſſe möglichſt höhe
Kaſſenbeſtände aufzuweiſen.
Auf Anregung der franzöſiſchen Societe des Automobiles Peugeot
iſt die Gründung eines Konſortiums in der Automobilinduſtrie in
Vor=
bereitung, das den Namen „Generale Automobile Francaiſe”,
anneh=
men wird.
Die Repräſentanten der Weſtinghouſe Co. werden zu Beginn des
kommenden Jahres in Brüſſel erwartet, wo zwiſchen Vertretern der
größten amerikaniſchen Elekwogeſellſchaften Verhandlungen über einen
Intereſſenausgleich in der internationalen Elektroinduſtrie ſtattfinden
werden.
Geſtern wurden in Amſterdam zwei Millionem der 20 Millionen
Dollar betragenden Auslandsanleihe der Berliner Städtiſchen
Elektrizi=
tätswerke aufgelegt.
Die Amſterdamer Bankfirmen Brondgeeſt u. Sohn und Aders u.
Fabius haben geſtern die 5prozentige Wiederaufbauanleihe des
König=
reichs Belgien von 1919 zum Kurſe von 75½ Prozent an der
Amſten=
damer Börſe eingeführt.
Die Ausfuhr von geſchliffenen Diamanten aus den Niederlanden
nach den Vereinigten Staaten betrug im November 19 236 Karat mitz
einem Wert von 1 94 000 Dollar gegen 19 087 Karat bzw. 1 879 000 Doll.
im November 1925.
In Stockholm verſtarb der Gründer der berühmten ſchwediſchen
Telephonfabrik Erikſon im Alter von 80 Jahren. Er begann ſeine
Laufbahn als Lehrling in einer Maſchinenfabrik, ſpäter gründete er
eine Fabrik in Stockholm, welche bald eine Zweigniederlaſſung in
Eng=
land errichtete.
Der Vorſitzende des ruſſiſchen Textilſyndikats Kilewitz begibt ſich
nach Berlin, um in Verhandlungen mit deutſchen Firmen über die
Lie=
ferung von Textilmaſchinen einzutreten. Von Berlin aus begibt ſich
Kilewitz nach London.
Das ruſſiſche Textilfyndikat ſteht mit amerikaniſchen Firmen im
Unterhandlung zwecks Ankauf von einer Million Ballen Baumwolle. Die
Finanzierung ſoll zum Teil in bar, zum größten Teil jedoch durch
Kue=
ditgewährung erfolgen.
Die Sowjetpreſſe äußert ſich über die Verlängerung der
Ausnutzungs=
friſt für die deutſchen Kredite. Die Verhandlungen der ruſſiſchen
Han=
delsvertretung in Berlin mit dem Reichswirtſchaftsminiſterium hätten
zu einer vollſtändigen Befriedigung des ruſſiſchen Vertrags geführt.
Die rumäniſche Regierung ernannte eine Kommiſſion zur Aufſtellung
und raſchen Ausarbeitung eines Aufwertungsgeſetzentwurfs, das vom
rumäniſchen Wirtſchaftskreiſen ſchon lange befürwortet wird.
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des;
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Ein Trauerſpiel in 2 Teilen von Fr. Hölderlin
Textbearbeitung von Wilhelm Michel
In Szene geſetzt von Ernſt Legal
Bühnenarchitektur: Paul Theſing
Die zur Handlung gehörende Muſik iſt
von Wihelm Peterſen komponiert
Muſikaliſche Leitung: Erich Riede
Perſonen:
Empedokles . . .. . . . . Rudolf Wittgen
Pauſanzas, ſein Freund . JoachimBüttner
.. Maria Fein
Panthea
Käte Förder
Delia ... .
öliax Nenietz
Hermokrates
Hans Bauineiſter
Kritias
Manes, ein Aeghpter . . Ernſt Legal
Erſter Agrigentiner . . . Otto WBenke
Zweiter Agrigentiner . . Robert Klupp
Dritter Agrigent ner . . Ernſt Rottluff
Hans Epskamp
Ein Bauer .
K. Weſterm.inn
Erſter Sklave
Hugo Keßler
Zweiter Sklave
... Otto Pannig
Dritter Sklave
Spielwart: Willi Krichbaum
Preiſe der Plätze: 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Pauſe nach dem 1. Teil
Anfang 7½ Uhr Ende 10 Uhr
Donnerstag, 23. Dez. Außer Miete Brumm,
der Bär. Anfang 5 Uhr. Preiſe 0.50, 1,
1.50, 2, 2.50 Mk.
Freitag, 24. Dezember. Keine Vorſtellung
Samstag, 25. Dez. (1 Weihnachtsfeiertag)
nachm. 2 Uhr. Brumm, der Bär. Preiſe
0.50, 1, 1.50, 2, 2.60 Mk. — Abends 7 Uhr.
L. 8. Weihnachts=Zyklus klaſſ ſcher Weike
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Der Vetter aus Dingsda
Operette in 3 Akten von Hermann Haller
und Rideamus, nach einem Luſtſpiel von
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Muſik von Eduard Künnecke
Muſikaliſcher Leiter: Berthold Sander
In Szene geſetzt von Heinrich Kuhn
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Tänze einſtudiert von Manda von Kreibig
Perſonen:
Julin de Weert . . . . . Paula Kapper
Hannchen, ihre Freundin S. Müller=Wiſchin
Foſef Kuhbrot, ihr Onkel Heinrich Kuhn
Wilhelmine, genannt
Wimpel, ſeine Frau. Martha Liebel
Egon von Wildenhagen . Eugen Vog:
Ein Freider Guſtav Deharde
Ein zweiter Fremder . . Karl Ebert
Karl, Diener . . . . . . Hans 1,Ky
Hans, Diener . . . . . . Rudolf. Strzeletz
Ort der Handlung: Schloß de Weert
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 7.20 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Pauſe nach dem 1. und 2. Akt
Anfang 7½ Uhr Ende nach 10 Uhr
Donnerstan, 28. Dez. Zuſatzmiete III, 5.
Figaros Hochzeit. Anfang 7 Uhr.
Preiſe 1—6 Mk.
Freitag, 24. Dezember. Keine Vorſtellung,
Samstag, 25. Dez. (1. Weihnachtsfeiertag)
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Anfang 71 Uhr. Preiſe 1 20—7 20 Mk.
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2
Nummer 334
Mittwoch, den 22. Dezember 1926
Seite 13
Die ione Berzogiin.
23)
Roman von E. Klein
(Nachdruck verboten.)
IK.
Lord Burnham war nicht der Mann, der ſich leicht aus der
Faſſung bringen ließ. Immerhin fuhr ihm die Nachricht, die
ihm ſein Sekretär ſo auf nüchternen Magen brachte, in die
Glieder.
„Aber das iſt ja nicht möglich!” rief er. „In meinem Hauſe
ein Diebſtahl? Graham, Sie müſſen ſich irren! Sie müſſen,
ſage ich Ihnen.”
„Ich wollte, Mylord, ich irrte mich. Leider iſt jeder Irrtum
ausgeſchloſſen. Als ich vorhin in die Bibliothek kam, um die
Morgenpoſt durchzuſehen, entdeckte ich, daß der Sicherheitsſchrank
nicht zugeſchloſſen war
„Aber ich habe ihn doch ſelbſt geſtern abend —‟
„Gewiß, Mylord, Sie haben ihn in meiner Gegenwart
ver=
ſchloſſen. Und haben die Schlüſſel zu ſich geſteckt.”
„Und hier hängen ſie noch an demſelben Haken, an den ich
ſie aufgehängt habe, indem er auf das kleine Schlüſſelbrett zeigte,
das über ſeinem Nachttiſchchen angebracht war und an dem alle
wichtigen Schlüſſel des ganzen Hauſes aufbewahrt zu werden
pflegten. Eine alte Sitte, die noch aus der Zeit ſtammte, da der
Kaſtellan des Schloſſes am Abend die Schlüſſel zu Haus= und
Kellertüren dem Herrn überbrachte.
Graham ſtarrte auf das kleine, mit Elfenbein ausgelegte
Ebenholzbrett und ſchüttelte ganz benommen den kahlen,
abge=
arbeiteten Schädel.
„Mylord — das geht über meinen Verſtand,” murmelte er.
„Das Schloß des Schrankes war wohl verſperrt, aber die Perſon,
die in der Nacht daran geweſen war, muß ſehr aufgeregt
ge=
weſen ſein, denn ſie hat die Türe nicht zugedrückt, ſondern den
Schlüſſel einfach umgedreht, ohne darauf zu achten, ob das Schloß
auch einſchnappte. Mylord werden ja ſelbſt ſehen.”
„Haben Sie ſchon irgend jemandem etwas davon geſagt?”
„Nein, Mylord, als ich die Entdeckung machte, kam gerade
Ryther herein. Ich gab ihm den Auftrag, am Schreibtiſch ſtehen
zu bleiben und niemanden an den Tiſch und an den Schrank
heranzulaſſen, bis Mylord ſelbſt käme.”
„Sehr gut, Graham; wir wollen um Gottes willen nichts
laut werden laſſen, bis wir nicht alles genau feſtgeſtellt haben.
Das iſt ja entſetzlich — ein ſolcher Vorfall in meinem Hauſe!”
Er kleidete ſich raſch an, verzichtete ſogar auf ſein alltägliches
Bad und eilte mit dem Sekretär in die Bibliothek. Dort ſtand
der alte Ryther noch auf demſelben Flecke, auf den ihn der
Sekretär poſtiert hatte.
„Ryther,” ſagte ſein Herr, „es iſt etwas Ungewöhnliches
vor=
gefallen. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie zu keinem Menſchen
darüber ſprechen.”
„Sehr wohl, Mylord!”
„War inzwiſchen jemand in der Bibliothek?”
„Nein, Mylord. Lady Grace öffnete vorhin die Türe und
blickte herein. Sie trat aber nicht ein, ſondern entfernte ſich
wieder.”
„So? Es iſt gut, Ryther.”
Der Butler ging hinaus und Lord Burnham machte ſich
ſelbſt an die Unterſuchung des Schrankes. Es war wie der
Sekretär geſagt hatte. Das Schloß war umgedreht, aber die
Türe offen. Im Schrank ſelbſt herrſchte die größte Ordnung.
Keines der Papiere war angerührt worden. Im erſten Fach
lag obenauf das große gelbe Kuvert, in das Lord Burnham das
Original und die Kopie des Vertrages geſteckt hatte. Das erſtere
war da — die Kopie verſchwunden.
„Das iſt ja entſetzlich,” ſagte Lord Burnham leiſe und
lang=
ſam, „wer kann die Abſchrift genommen haben?”
„Doch nur jemand, der ein Intereſſe daran hat, Mylord!”
„Aber wer um alles in der Welt befindet ſich gegenwärtig
in meinem Hauſe, der an einem ſolchen Dokument ein Intereſſe
hätte? Es ſind nur engliſche Gäſte hier —
„Mylord, halten zu Gnaden, Sie vergeſſen den Grafen Las
Valdas.”
„Machen Sie ſich nicht lächerlich, Graham! Der Mann iſt
Portugieſe und hat beſtimmt nicht einmal eine Ahnung von den
Dingen, über die wir geſtern verhandelt haben. Zudem iſt er den
ganzen Tag auf ſeinem Zimmer geweſen
„Mylord, verzeihen, daß ich abermals wiederſpreche. Wir
haben ihn doch ſelbſt geſtern abend gegen ſieben Uhr vor dem
Schloſſe geſehen.”
„Schon richtig Aber er hat ſich dann wieder zu Bett
be=
geben, und iſt nicht einmal zum Diner erſchienen. Dr.
Thorn=
hill hat ihn unterſucht und eine ſtarke Schwellung am Kniegelenk
feſtgeſtellt. Alſo Graf Las Valdas kommt ſchon aus phyſiſchen
Gründen nicht in Frage, denn er hat das Bett, nicht verlaſſen
können. Und außerdem — ich habe zwar von der Perſönlichkeit
des Herrn Grafen keine übergroße Meinung — er iſt ein ſehr
gut angezogener und für den Salon ſehr brauchbarer Menſch,
aber gerade wegen dieſer Eigenſchaften halte ich ihn für ganz
ſinfähig, ſich für ernſte Dinge zu intereſſieren. Nein — nein, mein
lieber Graham, da müſſen wir ſchon jemanden anderen ſuchen!“
Iſt es nicht möglich, Mylord, daß jemand von außen her
hier eingedrungen iſt und den Schrank mit einem Nachſchlüſſel
geöffnet bat?” meinte Graham.
Lord Burnham trat an die Terraſſentüre, ſchlug ſie auf und
blickte prüfend um ſich.
„Weder an der Türe noch auf dem Boden hier ſind
irgend=
welche Spuren zu bemerken, die auf einen Eindringling von
außen ſchließen ließen. Ich muß geſtehen, Graham, daß mich
die Sache immer mehr und mehr irritiert. Ein Diebſtahl in
meinem Hauſe! Und an die Folgen mag ich gar nicht denken,
wenn dieſer Vertrag in unberufene Hände kommt!“
„Das wird er wohl, Mylord, denn ſonſt wäre er doch wohl
nicht geſtohlen worden.”
Lord Burnham biß die Zähne aufeinander und ſah ſeine
alten Vertrauten mit mehr als beſorgter Miene an. Der
Schrecken ſenkte ſich auf die beiden Männer. Stumm ſtanden ſie
und ſtarrten einander an
Aus der Halle klang fröhliches Lachen und Stimmengewirr.
Die erſten Gäſte erſchienen zum Frühſtück. Draußen auf den
weiten Raſenflächen zitterte noch der friſche Movgentau. Lord
Burnhams Coll’es und Terrier veranſtalteten unter wildem
Ge=
kläff ihre Morgenpromenade. Sie ſpielten und jagten ſich und
vollführten einen Höllenſpektakel.
Dem alten Mann, der ſonſt jeden Morgen hinunter ging,
um ſeine Lieblinge zu begrüßen, verſchwamm heute dieſes
fröh=
liche Bild in grauem Nebel. Immer wieder bohrte der eine
Gedanke in ſeinem Kopf: Ein Diebſtahl in ſeinem alten,
ehr=
würdigen Hauſe! Das ſpöttiſche mißtrauiſche Geſicht Millers
ſah er noch vor ſich — — Laut ſtöhnte er auf und ließ ſich ſchwer
in den Fauteuil vor dem Schreibtiſch fallen.
Im ſelben Moment öffnete ſich die Türe, Grace trat ein.
Blieb einen Moment, mit der Klinke in der Hand, ſtehen, ſtockte,
zuckte ſogar zuſammen. Als ſie aber des Vaters niedergeſunkene
Geſtalt ſah, kam ſie eilends heran. Bleich war ſie, ihre großen
blauen Augen weit aufgeriſſen vor Angſt.
„Um Gottes Willen, Vater,” rief ſie, „was iſt paſſiert?”
Lord Burnham erhob ſich, reckte ſich mühſam zuſammen.
Vor ſeinem Kinde durfte er keine Schwäche ſehen laſſen. Vor
allem durfte ſie nichts von dem ſchrecklichen Schlag ahnen, der
auf ihn niedergefallen war.
„Nichts, mein Kind,” lächelte er, indem er ihr weiches Haar
ſtreichelte. „Ich hade mich nur eben über etwas ſehr geärgert.
Aber dein Anblick hat den Aerger verſcheucht, und ich werde, wenn
du mir eine Taſſe Tee herrichten willſt, gleich ins
Frühſtücks=
zimmer kommen."
Grace zauderte. Mit Staunen ſah Graham, wie ſie am
ganzen Leibe zitterte. Wie dunkle Schatten ſich auf die hellen
Wangen legten. Sie ſorgte ſich um den Vater — — Nochmals
verſicherte ihr Lord Burnham, daß gar kein Grund zur Beſorgnis
vorhanden ſei. Immer noch ſtand ſie neben ihm, hielt ſeine Hand
in der ihrigen und wollte nicht weichen. (Fortſetzung folgt.)
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