Darmstädter Tagblatt 1926


29. Oktober 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige


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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 300
Freitag, den 29. Oktober 1926.

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Briands Abſage an Muſſolini.

Ablehnung der italieniſchen
Wünſche in Paris.
Keine Aufrollung des Mitielmeerproblems.
Muſſolini und Thoirg.
* Paris, 28. Oktober. (Priv.=Tel.)
Die Unterredung des italieniſchen Botſchafters in Paris,
Saron d’Avezzana, mit Briand hat in der franzöſiſchen Oeffent=
lächkeit
Kommentare ausgelöſt, aus denen man den Eindruck ge=
Sann, daß die in der Unterredung aufgeworfenen Fragen eine
Enangenehme Störung der laufenden Entwicklung bringen kön=
ſren
. Als Gegenſtand der Unterredung iſt zuerſt die Frage
iner eventuellen Uebertragung des Syrien=
miandats
von Frankreich auf Italien bezeichnet wor=
den
. Schon dieſe Frage allein hat, obwohl man in Paris mit den
Kolonialwünſchen Italiens rechnet und ſie bis zu einem gewiſſen
Grade als berechtigt bezeichnet, auf allen Seiten großes Un=
ehagen
ausgelöſt. Die Ablehnung der italieni=
ſichen
Wünſche wurde aber noch kategoriſcher, als bekannt
wurde, daß der italieniſche Botſchafter in ſeiner Beſprechung mit
Briand den Verſuch gemacht, den geſamten Fragenkompler
der italieniſch=franzöſiſchen Beziehungen aufzurollen. Den viel=
ſnchen
Kombinationen, die an dieſe Unterredung geknüpft wur=
den
, iſt durch die Erklärung des Quai d’Orſay ein Ende bereitet
worden, nach der die Meldung von einer bevorſtehenden Zu=
ſammenkunft
zwiſchen Briand und Muſſolini
dementiert und weiterhin feſtgeſtellt wird, daß die Frage
iner endgültigen Bereinigung der Beziehun=
4en zwiſchen Frankreich und Italien vorläufig
och nicht als reif angeſehen werden kann. Insbeſondere
däe Reviſion des Tangerſtatus, ſo heißt es in dieſer Erklärung,
diie von Italien gewünſcht werde, ſei eine Angelegenheit, die nur
hrurch direkte Verhandlungen der drei Signatarmächte geregelt
werden könne. Zum Schluß betont die Erklärung, daß für
wäterhin, wenn die Situation geklärter ſein werde, der Gedanke
eäner direkten Ausſprache mit Muſſolini keineswegs zurückge=
ſoieſen
werde..
Dieſer Schlußſatz der Erklärung täuſcht jedoch nicht darüber
tänweg, daß Muſſolini mit ſeinem Schritt bei Briand nicht
turrchgedrungen iſt. Er hat nunmehr von Briand offiziell
eiine Abfuhr erlitten, nachdem die franzöſiſche Preſſe und
rFfiziöſe Pariſer Erklärungen auf italieniſche Verſuchsballons hin
läsher bereits wiederholt zu erkennen gegeben haben, daß an eine
ſofortige Regelung der vielen zwiſchen Frankreich und Italien
ſchwebenden Probleme, und zwar an eine Regelung, die von
Iitalien als eine interne franzöſiſch=italieniſche Angelegenheit be=
trachtet
wird, nicht zu denken ſei. Eine prinzipielle Ausſprache
der beiden leitenden Staatsmänner iſt vom Quai d’Orfay, alſo
twon Briand, als verfrüht erklärt worden. In dieſer Beziehung
* die amtliche franzöſiſche Erklärung in doppelter Hinſicht be=
ſeutungsvoll
: Sie läßt vorausſetzen, daß von italieniſcher Seite
die Abſicht, eine grundſätzliche Ausſprache herbeizuführen, be=
ſpanden
hat, und ſie dobumentiert ſogleich die franzöſiſche Ab=
lehnung
.
Muſſolini hat den Zeitpunkt für ſeinen Schritt am Quai
d Orſay zweifellos recht günſtig gewählt. Die vor fünf
Wochen zwiſchen Briand und Streſemann eingeleiteten Thoiry=
9 eſprechungen haben einen Rückſchlag erlitten und befinden ſich
gegenwärtig im Stadium der Stagnation. Dieſe Lage verſuchte
ſth Muſſolini für ſeine Zwecke dienſtbar zu machen. Die Pariſer
4änkspreſſe gibt vielfach der Vermutung Ausdruck, daß Muſſolini
beſtrebt iſt, Frankreich vom Wege von Thoiry abzuziehen, und daß
Muſſolinis Begegnung mit Chamberlain, die höchſt problematiſche
M eſultate gezeitigt hat, bereits dazu gedient hat, dieſes Ziel zu
erreichen. Es iſt erinnerlich, wie die italieniſche Preſſe auf die
deutſch=franzöſiſche Verſtändigungsaktion reagiert hat, und die
ſüitherige italieniſche Politik ließ keinen Zweifel darüber be=
ſiehen
, daß Italien dieſe Aktion höchſt unwillkommen iſt. Die
Gackgaſſe, in die die Thoiry=Beſprechungen geraten ſind, veran=
lu
ßte Muſſolini zum beſchleunigten Handeln. Die Aufrollung
der Mittelmeerprobleme liegt aber für Frankreich ganz abſeits
von der bisherigen Entwicklung, die im Zeichen der Begriffe
Finanzen und Thoiry ſteht. Das Unglück will es außerdem,
dnß die geſamten Ziele der Muſſoliniſchen Expanſionspolitik
ärrankreichs Intereſſen kreuzen. Muſſolini glaubte, die Situ=
grion
ſei für ihn günſtig genug, um einen Druck auf Briand aus=
uven
zu können. Unter dieſem Geſichtspunkt geſehen, erſcheinen
atich die deutſch=italieniſchen Verſtändigungsverhandlungen in
emem neuen Licht. Der Verdacht taucht auf, daß Muſſolini die
ASſicht hat, Paris gegen Berlin und Berlin gegen Paris auszu=
ſüielen
. Dies iſt ihm, wie die Erklärung des Quai d’Orſay be=
neiſt
, nun bei Briand gründlich mißglückt. In unterrichteten
Pmriſer Kreiſen wird erklärt, daß Briand dem italieniſchen Bot=
ſcafter
gegenüber betont hat, Frankreich ſtrebe zunächſt danach,
alle ſchwebenden politiſchen und finanziellen Probleme zu löſen,
be vor es ſich mit der Mittelmeerfrage beſchäftigen könne. Ob
dies als ein Beweis dafür gelten kann, daß in maßgebenden
fnanzöſiſchen Kreiſen trotz aller beſtehenden Schwierigkeiten an der
Awtwendigkeit einer Verſtändigung mit Deutſchland unter allen
Umnſtänden feſtgehalten wird, wird die weitere Entwicklung
zeſigen.
Italieniſche Annäßerungsverſuche an Deutſchland.
* Berlin, 28. Okt. (Priv.=Tel.)
Herr Muſſolini hat in neueſter Zeit wieder eine ſtarke
AEtivität in der Außenpolitik entwickelt. Er hat ſich aber dabei
ächſt in Paris einen Korb geholt, was an ſich um
o weniger verwunderlich iſt, als ſämtliche Wünſche der italie=
iſſchen
Außenpolitik ihre Spitze unmittelbar gegen Frankreich
richten. Der Duce ſcheint das vorausgeſehen zu haben. Er hat
ſich für ſeine Verhandlungen mit Frankreich gleichzeitig eine
Rüickendeckung bei Deutſchland ſchaffen wollen und in Berlin die

Anregung einer Ausſprache mit dem Außenminiſter
Dr. Streſemann gegeben. Wann und wo dieſe Zuſammen=
kunft
ſtattfinden ſoll, ſteht noch nicht feſt. Sie wird aber vermut=
lich
im Laufe des November erfolgen. Ihren Ausgangspunkt
bilden die Schiedsgerichtsverhandlungen zwi=
ſchen
Deutſchland und Italien. Darüber hinaus wer=
den
wohl von Herrn Muſſolini noch mancherlei Ziele verfolgt.
Die Garantie der Brennergrenze bekommt er aber nicht von uns,
ebenſowenig wird die deutſche Außenpolitik imſtande ſein, ihm
Entgegenkommen zu zeigen, ſoweit er die Abſicht haben ſollte,
die Annäherung zwiſchen Deutſchland und Frankreich zu verhin=
dern
, von der er nicht nur politiſch, ſondern auch wirtſchaftlich für
den Beſtand der italieniſchen Induſtrie Unannehmlichkeiten be=
fürchtet
. Im übrigen aber ergibt ſich eine ſtarke Gemeinſamkeit
zwiſchen der deutſchen und der italieniſchen Politik, ſo daß eine
Zuſammenarbeit auf verſchiedenen Gebieten ſchon möglich wäre.
Wieweit ſich dieſe Möglichkeiten realiſieren laſſen, darüber läßt
ſich allerdings erſt etwas ſagen, wenn man weiß, mit welchem
Programm Herr Muſſolini zu der Zufammenkunft kommt.
Fortſetzung der deutſch=engliſchen
Induftrieverhandlungen.
Die Vorbedingungen für eine wirtſchaftliche
Zuſammenarbeit.
Die Federation der engliſchen Induſtriellen hat jetzt, was
bereits in Romſay verabredet worden war, dem Reichsverband
der deutſchen Induſtrie eine offizielle Einladung zu einem Beſuch
nach London zugehen laſſen. Das geſamte Präſidium des
Reichsverbandes wird dieſer Einladung folgen. Der Zeitpunkt
ſteht noch nicht feſt, wird aber vermutlich um die Mitte Novem=
ber
liegen. Daß aus dieſen Beſprechungen indes etwas Poſitives
herauskommt, iſt kaum anzunehmen. Sie ſind wohl auch mehr
als eine politiſche und wirtſchaftliche Geſte gedacht, um dadurch
zu dokumentieren, daß auf beiden Seiten die Kriegsfolgen end=
gültig
abgebaut ſind und die Bereitſchaft beſteht zu einer wirt=
ſchaftlichen
Zuſammenarbeit. Die Vorbedingungen für eine wirt=
ſchaftliche
Zuſammenarbeit werden ſich aber, was ſich aus der
Natur der Sache ergibt, nur in Einzelbeſprechungen der betreffen=
den
Induſtrien ermöglichen laſſen. Die Spitzenorganiſationen
werden ſich darauf beſchränken, eine allgemeine Kundgebung
herauszugeben, die in der gleichen Richtung wie das Manifeſt der
internationalen Handelskammer laufen wird.
Keine Verſkimmung Amerikas gegen Deutſchland.
Aſſociated Preß meldet aus Waſhington: In Regierungs=
kreiſen
iſt man überraſcht über die im Ausland veröffentlichten
Nachrichten, daß Amerika gegen Deutſchland verſtimmt ſei wegen
der geplanten Auflegung von deutſchen Eiſenbahnbonds und der
Bildung des europäiſchen Stahltruſts. Das Staatsdepartement
und das Schatzamt erklären, daß die amerikaniſche Regierung über
die beiden Vorſchläge nicht gefragt worden ſei. Das Staatsde=
partement
erklärt ausdrücklich, daß es durch Preſſenachrichten
Kenntnis von dem Stahltruſtplan erhalten habe. Das Schatz=
amt
äußert, es ſehe keinen Grund, warum es über den Truſtplan
hätte befragt werden ſollen. Der Plan einer Auflegung von
deutſchen Eiſenbahnbonds ſei in England durchkreuzt worden,
ehe er der amerikaniſchen Regierung vorgelegen habe.
In Regierungskreiſen wird betont, daß die Londoner und
Pariſer Meldungen über amerikaniſche Verſtimmung keinerlei
berechtigte Grundlage hätten. Es wird dagegen angedeutet, daß
hier einige Verſtimmung beſteht über das kürzliche Beſtreben der
franzöſiſchen und der britiſchen Preſſe, den Vereinigten Staaten
die Verantwortung für ein mögliches Scheitern von Verein=
barungen
zwiſchen dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten und
dem deutſchen Außenminiſter zuzuſchieben.
von Hoeſch bei Briand.
Wie ſeinerzeit bekannt gegeben wurde, war bei der Unter=
redung
zwiſchen dem deutſchen Botſchafter in Paris und Briand
vereinbart worden, daß in der zweiten Hälfte dieſer Woche eine
neue Beſprechung ſtattfinden ſollte. Dieſe wurde heute nachmit=
tag
abgehalten und dauerte faſt anderthalb Stunden. Es wurde
dabei das ganze Problem der deutſch= franzöſi=
ſchen
Verſtändigung, wie es bei der Unterredung von
Thoiry ſich dargeſtellt hatte, durchgeſprochen. Dabei wurde der
Schwierigkeiten gedacht, die die Löſung ſolcher großen
Probleme in ſich birgt. Zugleich wurde die Möglichkeit der Ver=
wirklichung
und die Methoden, um zu einer ſolchen Verwirk=
lichung
zu gelangen, erörtert. Es wurde vereinbart, daß eine
weitere Unterredung in der erſten Hälfte der nächſten Woche ſtatt=
finden
ſoll.
Wiederaufnahme der franzöſiſch=
amerikaniſchen
Schuldenverhandlungen.
Ueber eine Wiederaufnahme der franzöſiſch=amerikaniſchen
Schuldenbeſprechungen ſind in Paris heute verſchiedene Ver=
ſionen
im Umlauf. Die Nachricht, daß der franzöſiſche Botſchaf=
ter
in Waſhingron, Bérenger, der ſich ſeit längerer Zeit in Frank=
reich
befindet, unverzüglich nach Amerika zurückkehren werde,
trifft in dieſer Form nicht zu, doch hat zwiſchen Briand und
Bérenger eine Unterredung ſtattgefunden, die ſich mit der Mög=
lichkeit
neuer direkter Beſprechungen zwiſchen Bérenger und Mel=
lon
befaßt haben ſoll. Heute trifft der amerikaniſche Botſchafter
in Paris, Herrick, von ſeiner Amerikareiſe wieder in Frankreich
n und wird, wie die Blätter melden, eine Unterredung mit
erenger haben. Bérenger wird außerdem zunächſt mit den
Parlamentskommiſſionen, die die Schuldenfrage behandeln, in
Fühlung bleiben.

Pilfudfki und die deutſchen
Minderheiten in Polen.
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
Als in dem Maiputſch in Polen die Regierung der natio=
nalen
Demokraten geſtürzt wurde, da hoffte man nicht nur in
vielen Kreiſen Deutſchlands, ſondern auch bei den Deutſchen in
Polen auf eine Aenderung der Politik der polniſchen Regierung
gegenüber den nationalen Minderheiten. Das Programm der
Regierung Bartel-Pilſudſki ſprach von einer Verſtändigung
mit den nationalen Minderheiten, und man glaubte um ſo eher
an die Aufrichtigkeit dieſer Beſtrebungen, als die Oppoſitions=
preſſe
die Regierung angriff und ihr vorwarf, daß ſie ſich mit
den Deutſchen verbünden wolle.
Es ſoll nicht einmal beſtritten werden, daß vielleicht die Ab=
ſicht
zur Verſtändigung vorhanden war. Zur Auswirkung aber
konnte ſie in dem national verhetzten Polen nicht kommen. Schon
in früheren Artikeln iſt oft darauf hingewieſen worden, daß die
minderheitenfeindliche Politik des Staates niemals ein Ende
finden kann, ſolange nicht eine Regierung den Mut hat, ſich der
öffentlichen Meinung entgegenzuſtellen und an einem Abbau des
Haßgedankens zu arbeiten. Die Regierung BartelPilſudſki hat
dieſen Mut nicht aufgebracht. Sie ſtand und ſteht auf zu ſchwa=
chen
Füßen, um die Belaſtungsprobe einer Politik des geſunden
Menſchenverſtandes aushalten zu können. Die Leidtragenden ſind
auch in dieſem Falle die nationalen Minderheiten in Polen. In
der Agitation gegen die Deutſchen hat man ein zu gutes Mittel,
eine Einigung auch zwiſchen den politiſch extremſten Gruppen zu
erzielen, als daß man darauf verzichten wollte.
In Wreſchen fand am 24. d. Mts. eine Gedenkfeier der 25 jäh=
rigen
Wiederkehr des Tages ſtatt, an dem polniſche Kinder ge=
zungen
worden ſein ſollen, in deutſcher Sprache zu beten. Dieſe
Gedenkfeier des Haſſes wurde eingeleitet mit einer Meſſe in der
Kirche und einer Prozeſſion; dann hielt der Bürgermeiſter eine
Anſprache, und der Wojewode enthüllte eine Gedenktafel mit fol=
gender
Aufſchrift: Polen! Vergeſſet nicht, daß zur Zeit Eurer
Knechtſchaft Euer Erzfeind Eure Kinder hier marterte für Eure
glühende Anhänglichkeit an den Glauben und die Sprache der
Väter. 1901 bis 1926."
Ein anderer Fall: In Lemberg wird ein polniſcher Schul=
kurator
ermordet. Die Polizei hat noch keinerlei Feſtſtellungen
machen können, aber die geſamte polniſche Preſſe erklärt einheit=
lich
; er wurde ermordet von einer ukrainiſchen Organiſation,
deren Zentrale in Berlin iſt.
Ein dritter Fall: Eine franzöſiſche Zeitung bringt die Nach=
richt
, daß man den Gedanken erwäge, die Korridorfrage in der
Form zu regeln, daß man das Gebiet der Freien Stadt Danzig
vergrößere. Die amtliche polniſche Telegraphenagentur gibt im
Auszug den franzöſiſchen Artikel wieder ohne irgendeinen Kom=
mentar
. Von Polen geht er in alle Welt. Die polniſchen Zeitungen
aber halten ihre Leſer für naiv genug, die ganze Meldung als
Mache der deutſchen Propaganda erklären zu können.
Faſt in all dieſen Fällen ſind amtliche Stellen direkt oder
indirekt bei der Agitation gegen die Deutſchen beteiligt. Trotz=
dem
könnte man vielleicht noch von einer Paſſivität der polniſchen
Regierung ſprechen, die zwar den Kampf gegen die Minderheiten
dulde, aber nicht ſelbſt führe. Anders liegt die Sache jedoch ſchon
in der Behandlung der Schulfrage und der Frage der Liqui=
dationen
.
In einem Artikel in den deutſchen Zeitungen Polens nimmt
der Führer der deutſchen Abgeordneten, Graebe, Stellung zu
einer ſkandalöſen Behandlung, die von ſeiten des Miniſteriums
eine Interpellation der deutſchen Abgeordneten erfahren hat. Auf
die Interpellation, in der verlangt wurde, daß die deutſchen Kin=
der
aus den polniſchen Schulen herausgezogen würden, erklärt der
Miniſter: Es iſt kein Bedürfnis dazu vorhanden, die deutſchen
Kinder, die gegenwärtig polniſche Schulen beſuchen, aus dieſen
auszuſchulen, denn dieſen Kindern iſt der deutſche Unterricht
in der deutſchen Sprache und in der Religion geſichert. Die
deutſchen Abgeordneten haben daraufhin nochmals eingehende
Unterſuchungen angeſtellt und feſtgeſtellt, daß zahlreiche Kinder
überhaupt keinen Unterricht in polniſchen Schulen erhalten. In
fünf Fällen wird der deutſche Unterricht nur in der Oberſtufe
erteilt. Gegenwärtig gibt es 9784 deutſche Kinder in 871 pol=
niſchen
Schulen, die gar keinen deutſchen Unterricht haben. In
zahlreichen Schulen iſt der Unterricht auf zwei Stunden in der
Woche beſchränkt. Kinder unter 9 Jahren erhalten faſt in keiner
deutſchen Schule Unterricht. Der Abgeordnete ſtellt daraufhin
feſt, daß kein Menſch verlangen könne, daß eine Minderheit Ver=
trauen
zu einer Staatsregierung hat, die ihre Belange derart
abtut. Er nennt die Antwort des Miniſters auf die deutſche
Interpellation geradezu eine Verhöhnung.
Mit den Maßnahmen auf kulturellem Gebiete aber trifft die
Regierung die Minderheiten ſchärfer als auf jedem anderen Ge=
biete
. Der Kampf gegen die Minderheiten geht alſo nicht nur
unter Duldung, ſondern unter aktidſter Beihilfe der jetzigen pol=
niſchen
Regierung wie aller vergangenen Regierungen vor ſich.
Man trifft die Minderheit an den Stellen, wo ſie am empfindlich=
ſten
iſt, nächſt den Schulen in der ſozialen Fürſorge. Am 15. Okto=
ber
veröffentlicht das polniſche Amtsblatt die dritten Liquida=
tionsbeſchlüſſe
deutſcher Wohlfahrtseinrichtungen:
1. Vaterländiſcher Frauenverein für den Stadt= und Landkreis
(Bromberg,
2. Vaterländiſcher Frauenverein in Liſſa,
3. Vaterländiſcher Frauenverein in Goßlarshauſen,
4. Deutſcher Frauenverein in Strasburg,
5. Deutſche Frauenhilfe für Czerſk und Umgegend,
6. Evangeliſche Frauenhilfe in Radzyn,
7. Deutſcher Frauenverein für Armen= und Kra
8. Deutſcher Frauenverein in Löbau,
9. Deutſcher Frauenverein in Schwetz,
10. Frauenhilfsverein für das Kirchſpiel Gruppe,
11. Oſtmärkiſcher Frauenverein, Ortsgruppe Polkau,
12. Vaterländiſcher Frauenverein in Oſterbitz,
13. Trinkerrettungshaus für die Provinz Poſen in Gaſtfeld=,
Kreis Obornik.
Gleichzeitig, da die Warſchauer Regierung derart gegenüber
der nationalen Minderheit verfährt, hat der polniſche Weſtmarken=

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Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

Seite 2

verein in Warſchau eine Proteſtverſammlung gegen die Behand=
lung
der polniſchen Minderheit in Deutſchland einberufen und
verlangt ſogar, daß Deutſchland auch die Angehörigen des pol=
niſchen
Staates, die als Arbeitsloſe dem Staate zur Laſt fallen,
nicht ausweiſen dürfe.
Die Hoffnungen auf eine Beſſerung der Lage hatten ſich
hauptſächlich an die Perſon des Marſchalls Pilſudfki geknüpft,
von dem man erwartete, daß er als Führer der polniſchen Bewe=
gung
im alten Rußland, der unter den Methoden der ruſſiſchen
Negierung zu leiden hatte, die Sorgen der nationalen Minder=
heiten
würde verſtehen können. Tatſächlich aber bekümmert ſich
der Miniſterpräſident Pilſudſki um dieſe Sorgen überhaupt nicht.
Sein einziges Intereſſe gilt dem polniſchen Militär. Um ſeine
militäriſchen Ziele zu erreichen, iſt ihm jedes Mittel recht, und
er verbündet ſich auch rückſichtslos mit den ſchlimmſten Feinden
der nationalen Minderheiten. Die Deutſchen in Polen haben
weder von Pilſudſki noch von einem der anderen führenden Per=
ſönlichkeiten
irgendetwas zu erwarten. Ihr Kampf um ihre
nationale Eigenart geht weiter und muß aus eigener Kraft aus=
gefochten
werden unter Umſtänden, die von Tag zu Tag ſchwerer
werden, bis vielleicht eines Tages einmal die Welt erkennt, daß
man Kulturträger, wie es die Deutſchen in Polen ſind, unter=
ſtützen
und nicht der Vernichtung preisgeben darf.

Der Marſch auf Rom.
Eine Boiſchaft Muſſolinis.
EP. Mailand, 28. Oktober.
Statt aller Reden von Abgeordneten und Provinz=Führern
iſt bei der heutigen Feier des vierten Jahrestages der fasciſti=
ſchen
Revolution als Einheitsrichtlinie und Willenskundgebung
der Partei in allen Städten die offizielle Botſchaft Muſſolinis
verleſen worden. Es hißt darin unter anderem:
Die vierte Jahresfeier des Marſches auf Rom findet das
Regime in einer gewaltigen Stärke ſowohl im Innern wie hin=
ſichtlich
des nationalen Anſehens vor. Alle Kräfte des Regimes:
Regierung und Partei, Miliz und Gewerkſchaften, Jugend= und
Kultur=Organiſationen, befinden ſich in einer Glanzperiode. Ich
übertreibe nicht mit der Behauptung, daß die Geſamtheit der
bewaffneten Kräfte der Nation vom Geſichtspunkte der Moral,
Diſziplin und Vorbereitung jedem Ereignis gewachſen ſind. Die=
ſes
Werk iſt ein unauslöſchliches Verdienſt des Fascismus. Alle
unſere Kräfte müſſen vervollkommnet werden. Die Loſung für
Partei, Miliz und Gewerkſchaften heißt: Diſziplin, Eintracht,
politiſche und moraliſche Unverſöhnlichkeit. Nachdem die Geſetze
geändert ſind, müſſen die Sitten und Gebräuche reformiert wer=
den
. Die Geſinnung des alten demokratiſch=liberalen Italien
muß rückſichtslos geopfert werden. Im Gegenſatz dazu müſſen die
Tugenden des wahren Fasciſten ſein: Freimut, Rechtſchaffenheit,
Selbſtloſigkeit, Tüchtigkeit, Mut und Ausdauer. Nicht nur Eure
B jonette ſchützen das Regime, ſondern das geſamte italieniſche
Volk. Ich fühle, daß dieſes Regime trotz des Wechſels der Men=
fchen
unerſchütterlich iſt. Man muß der ganzen Welt die Wahr=
heit
verkünden: Die zum moraliſchen Beſitztum der Nation ge=
wordene
fasciſtiſche Revolution wird Italien unbedingt überall
und gegen jedermann groß werden laſſen.
Proteſt gegen die franzöſiſchen Schuldenabkommen.
EP. Paris,, 28. Oktober.
Der Bankier Octave Homberg, der in der Oeffentlichkeit be=
reits
mehrfach Stellung gegen die Schuldenabkommen mit Eng=
land
und Amerika genommen hat, hat heute ein Frühſtück im
Comité Dupleix zu einem neuen Vorſtoß gegen die Ratifizierung
dieſer Abkommen benutzt. Homberg, der während der erſten
Hälfte des Krieges die Finanz=Intereſſen Frankreichs in Amerika
vertrat, ſagte u. a., England habe ſich nur dem Anſcheine nach
großmütig gegen ſeinen Verbündeten benommen und habe nur
ſeine eigenen Intereſſen vertreten. England habe bewußt die
finanzielle Einheitsfront der Alliierten durchbrochen und ein
Sendeabkommen mit Amerika abgeſchloſſen, um den beherrſchen=
den
Platz auf dem Weltmarkt ſich zu ſichern. Homberg teilte
mit, daß er einen Appell an hervorragende amerikaniſche Ge=
ſchäfts
= und Finanzleute gerichtet habe, in dem er ſie beſchwört,
dahin zu wirken, daß die Frage der interalliierten Schulden
einer Reviſion unterzogen wird, um eine bedeutende Herab=
ſetzung
der zu zahlenden Bertäge und eine angemeſſene Berück=
ſichtigung
der Transfermöglichkeiten zu erreichen. Frankreich
wolle bezahlen, betrachte es aber als unehrenhaft, ſeine Unter=
ſchrift
unter ein Abkommen zu ſetzen, daß es unter Umſtänden
nicht erfüllen könne. Homberg ſpielte weiter auf den Schritt der
argentiniſchen Regierung an, die es dem Erwägen Fvankreichs
überlaſſen hat, wann es ſeine Schuld gegenüber Argentinien zu=
rückzahlen
will und ſprach die Hoffnung aus, daß dieſer Schritt

vielleicht die Einſtellung Nordamerikas beeinfluſſen werde.

Vom Tage.
Der frühere deutſche Reichskanzler Dr. Luther iſt in Buenos
Aires angekommen, wo er von Vertretern der Regierung und der
deutſchen Geſandtſchaft empfangen wurde.
Der Geſundheitszuſtand des Reichsaußenminiſters Dr.
Streſemann hat ſich wieder ſo weit gebeſſert, daß er hofft,
an der für heute anberaumten Kabinettsſitzung teilnehmen zu können.
Generalleutnant Heye, der neue Chef der Heeresleitung,
iſt mit Wirkung vom 1. November ab zum General der Infan=
terie
befördert worden.
Auf dem paneuropäiſchen Kongreß in Wien hat ſich ein paneuro=
Päiſcher Wirtſchaftsausſchuß gebildet, der ein ſtändiges
Bureau in Brüſſel eingerichtet hat, das eine paneuropäiſche Zollunion
vorbereiten ſoll.
Aus Bukareſt wird amtlich gemeldet, daß die Weiterreiſe der
rumäniſchen Königin in Amerika abgebrochen wird.
Die Königin befindet ſich bereits auf der Rückreiſe nach Europa.
Die ſchwebende Schuld der ordentlichen Schatzſcheine iſt in
Italien von 25 534 Millionen Ende März 1922 auf 15 221 Millionen
Ende September 1926, alſo um rund 10 Milliarden, herabgeſetzt
worden.
Der frühere Vorſitzende der interalliierten Militärkontrollkommiſſion
General Nollet, ſprach ſich für die Beibehaltung der
Militärkontrolle aus.
Der franzöſiſche Botſchafter Berenger ſoll beauftragt
worden ſein, mit der amerikaniſchen Regierung Abänderung des
franzöſiſchamerikaniſchen Schuldenabkommens zu
vereinbaren.
Die franzöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlun=
gen
, die im Februar 1926 begonnen haben und im Juli unterbrochen
worden ſind, ſtehen vor ihrer Wiederaufnahme.
In der geheimen Sitzung der britiſchen Reichskonferenz vom letzten
Montag iſt einſtimmig beſchloſſen worden, daß alle Dominions
den Locarnovertrag unterzeichnen.
Wie aus Johannisburg berichtet wird, haben die engliſchen
Eiſenbahnen bei den ſüdafrikaniſchen Gruben 400000
Tonnen Kohlen beſtellt. Alle Bergwerke in Sſidafrika arbeiten
mit Hochdruck.
Die argentiniſche Regierung, die eine am 1. Januar
fällige Forderung von 18,5 Millionen Goldpeſos, an Frank=
reich
hat, hat dieſe Forderung auf unbeſtimmte Zeit geſtundet.
Die amtlichen Waſhingtoner Stellen dementieren
aufs ſchärfſte die Nachricht, nach dem Staatsſekretär Kellogg
bei den amtlichen deutſchen Stellen wegen des Stahl=
kautells
vorſtellig geworden ſei.

Um die Erwerbsloſenfürſorge.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Reichskanzler hat am Mittwoch unter Beteiligung der
zuſtändigen Reſſortminiſter den Verſuch gemacht, die Schwie=
rigkeiten
, die ſich auch innerhalb der Regierungsparteien
über die Regelung der Erwerbsloſenfürſorge
gezeigt haben, zu beſeitigen. Die Dinge ſind hier ſo gelaufen,
wie das eigentlich bei uns imner der Fall iſt. Erſt erklärte die
Regierung, daß ſie neue Mittel für die Erwerbsloſenunterſtützung
nicht zur Verfügung ſtellen kann, dann aber die Mittel für die
Erwerbsloſenfürſorge erhöht werden ſollen. Dann kam das Zen=
trum
mit einem Antrag auf Erhöhung der Sätze für die ledigen
Erwerbsloſen, worauf ſich auch die Demokraten zu ſelbſtändigem
Vorgehen entſchloſſen und eine Verlängerung der Unterſtützungs=
dauer
bis zum 1. April nächſten Jahres forderten. Endlich ſchloß
ſich die Deutſche Volkspartei mit einem Antrag auf Einführung
eines Lohnklaſſenſyſtemes an, der von den Deutſchnationalen
unterſtützt tvurde. Die Verhandlungen beim Reichskanzler ſind
ſehr lebhaft geweſen, ſie haben ſich über eine Stunde hingezogen.
Eine vollſtändige Entſcheidung iſt noch nicht erzielt.
Die Regierung will aber den Verſuch machen, zwiſchen den
von den Regierungsparteien vorgeſchlagenen Plänen einen Mit=
telweg
zu finden, der praktiſch darauf hinauslaufen würde, daß
nun doch vielleicht eine geringe Erhöhung der Unterſtützungsſätze
erfolgt. Eine entſprechende Vorlage ſoll ausgearbeitet und wenn
möglich am Freitag im Kabinett beraten werden, damit ſie dem
vom Sozialpolitiſchen Ausſchuß eingeſetzten Unterausſchuß zu=
gehen
kann. Die Regierungsparteien unter einen Hut zu brin=
gen
, iſt damit eigentlich ſchon gelungen. Dagegen werden wohl
auch diesmal die Sozialdemokraten aus Angſt vor den Kommu=
niſten
nicht den Mut haben, ihre weitergehenden Wünſche zurück=
zuziehen
, ſo daß eine Mehrheitsbildung wahrſcheinlich nur mit
Hilfe der Deutſchnationalen möglich iſt. Wenn auch die Sozial=
demokraten
in ihrer Preſſe bereits ſehr ſcharfe Töne anſchlagen,
glauben wir kaum, daß die Gegenſätze ſich hier ſehr weit zu=
ſpitzen
werden. Jedenfalls haben die Regierungsparteien ein
dringendes Intereſſe daran, eine Kriſis zu vermeiden. Sie haben
auch über die Verhandlungen beim Reichskanzler ſtrengſtes Still=
ſchweigen
verhängt, um das gegenſeitige Ueberbieten auszuſchal=
ten
und dadurch den notwendigen Kompromiß zu erleichtern.

Der Regierungsentwurf über den
endguingen Reichswirtſchaftsraf.
Der Geſetzendpurf, der dem bisherigen vorläufigen Reichs=
wirtſchaftsrat
ſeine endgültige Geſtalt geben foll, iſt ſoeben von
den Reichsreſſorts fertiggeſtellt worden. Wir ſind heute in der
Laze, aus dieſem Geſetzentwurf die wichtigſten Einzelheiten mit=
zureilen
. Weſentlich iſt zunächſt, daß der Entwurf vor allem eine
bedeutende Herabſetzung der gegenwärtigen
Mitgliederzahl des Reichswirtſchaftsrates vor=
ſieht
. Heute zählt der vorläufige Reichswirtſchaftsrat 326 Mit=
glieder
, die allerdings praktiſch ſchon ſeit Ende 1923 in dieſem
Uimfange nicht annähernd mehr in Erſcheinung getreten ſind,
weil ſeit Juni 1923 die Vollverſammlung überhaupt nicht mehr
tagte. Die Arbeit wurde ſeither lediglich in den Ausſchüſſen ge=
leiſtet
, und in dieſen waren rund insgeſamt 110 Perſonen pral=
tiſch
gutachtlich tätig. Der neue Entwurf dürfte eine Zahl von
116 Perſonen vorſehen und es entſpricht dieſe alſo ungefähr der=
jenigen
Perſonenzahl, die ſchon heute die pratiſche Arbeit im
Reichswirtſchaftsrat leiſtet. Um jedoch in jedem Falle die ver=
ſchiedenſten
Intereſſen der Wirtſchaft berückſichuigen zu können,
ſieht der neue Entwurf weiter die Möglichkeit der Zuziehung
von nichtſtändigen Mitgliedern vor. Dieſe ſochver=
ſtändigen
Perſönlichkeiten ſollen auch bei der entſcheidenden Ab=
ſtimmung
mitwirken.
Die Mitglieder ſelbſt werden wie bisher in drei Abteilungen
geſvählt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſind pari=
tätiſch
vertreten, und zwar mit je 39 Vertretern. Der Reſt wird
in ähnlicher Weiſe wie bisher von der Abteilung 3 (freie Be=
rufe
, Vertreter der Städte, der Konſumgenoſ=
fenſchaften
und Hausfrauen, der Landwirtſchaft,
der Tagespreſſe, des Beamtentums und ſchließlich der
Vertreter, die von der Reichsregierung ernannt ſind) geſtellt. Die
zukünftigen Mitglieder des Reichswirtſchaftsrates ſollen dieſem
jeweils ſechs Jahre angehören, wobei die Möglichkeit der Wie=
der
=Aufſtellung gegeben iſt.
Soll in erſter Linie der Reichswirtſchaftsrat
gutachtliche Inſtanz ſein, ſo wird er daneben die
Möglichkeit zu eigener Initiative erhalten, wo=
durch
ein bisher zweifellos vorhandener Mangel behoben wird.
Er ſoll das Recht haben, wirtſchaftspolitiſche und ſozialpolitiſche
Geſetzentwürfe anzuregen, wobei er ſich durch die Beauftragtem
vor dem Reichstag vertreten laſſen kann. Nebenher ſcheint be=
ſonders
wichtig der ſogenannte Ermittlungsausſchuß,
deſſen Aufgabe darin beſtehen wird, die zur Beurteilung der
Zweckmäßigkeit und zukünftigen Maßnahmen der Geſetzgebung
und Verwaltung erferderlichen Unterlagen zu geſvinnen.
Der vorliegende Geſetzentwurf wird, wie wir erfahren, in
Kürze vom Reichskabinett endgültig verabſchiedet werden und
vorausſichtlich noch im November zunächſt dem Reichswirtſchafts=
rat
und dann dem Reichstag zugehen.
Alſo doch!
* Berlin, 28. Oktober. (Priv.=Tel.)
Mit auffälliger Eile iſt von der preußiſchen Regierung die in
dem Landsberger Fememordprozeß erfolgte Feſtſtellung beſtritten
worden, daß im Reſſort des ſozialdemokratiſchen Herrn Severing,
dem preußiſchen Innemminiſterium, von den Arbeitskommandos
des Jahres 1923, die der Volksmund als Schwarze Reichswehr
bezeichnet, etwas bekannt geweſen ſei. Inzwiſchen hat in Lands=
berg
der vierte Fememordprozeß angefangen. Dabei iſt auf An=
trag
der Verteidigung auch der Eröffnungsbeſchluß des Reichs=
gerichts
vom 24. Juni 1926 verleſen worden, in dem es heißt: Die
Arbeitskommandos im Bezirk des Wehrkreiskommandos 3 waren
mit Zuſtimmung des Reichswehrminiſteriums im Jahre 1922 errich=
tet
und Reichswehrbehörden unterſtellt worden. Dieſes war vom
Reichswehrminiſterium auch dem Freußiſchen Innenminiſter ge=
meldet
worden, der hiergegen nichts einzuwenden hatte. Da man
ſich nicht vorſtellen kann, daß ein Senat des Reichsgerichts ohne
ſchlüſſigen Beweis eine derartige Feſtſtellung trifft, iſt damit der
Beweis erbracht, daß auch Herr Severing von dieſen Dingen ge=
wußt
hat. Für jeden vernünftigen Menſchen iſt das eigentlich
ſelbſtverſtändlich. Die Arbeitskommandos, die zur Unterſtützung
der Reichswehr in einer innen= wie außenpolitiſch gleich ſchwie=
rigen
Zeit gebildet wurden, waren eben damals eine Notwendig=
keit
, wenn man ſich nicht der Gefahr ausſetzen wollte, daß die
mühſam eben wiederhergeſtellte Ordnung entweder von innen
heraus oder von der öſtlichen Grenze her überrannt wurde. Es
ſpricht für Herrn Severing, daß er dieſe Notwendigkeit erkannt
hat, es ſpricht aber gegen ſeine Freunde, daß ſie jetzt aus rein
ſozialdemokratiſchen parteitaktiſchen Gründen einen Tatbeſtand
bleugnen, der nun doch einmal aktenkundig iſt.

*Pas Henri Béraud in Deutſchland ſah.
Von Walter Haſenclever.
Paris, im Oktober.
Frankreichs bekanntes Boulevardblatt Le Journal, hat
eine Auflage von über einer Million. Vor einem Jahre ſandte
die Zeitung ihren Mitarbeiter Henri Béraud nach Rußland zu
einer Enquete. Béraud fuhr gen Oſten und ſchrieb eine Reihe
von Aufſätzen, die ſich mehr durch Sarkasmus als durch Sach=
kenntnis
auszeichneten und vom Journal mit ſenſationellen
Ueberſchriften auf der erſten Seite in Fortſetzungen veröffentlicht
wurden. Darauf ſtieg die Auflage der Zeitung in wenigen Tagen
um Hunderttauſende von Exemplaren. Der Schriftſteller hatte
den Geſchmack ſeiner Leſer getroffen ..
Was Rußland ereilte, blieb auch Deutſchland nicht erſpart.
Verlin wird in Frankreich Mode. Nachdem Miſtinguette ihre
berühmten Beine am Kurfürſtendamm ſpazieren führte, iſt nun
auch Henri Beraud mit ſpitzem Bleiſtift über den Aſphalt der
Reichshauptſtadt gewardert, und was er da alles geſehen, erlebt,
gegeſſen und getrunken hat, iſt unter dem Titel LAllemagne,
telle que je lai rus jeden Morgen im Journal zu leſen.
Die Brüderküſſe von Streſemann und Briand bewirken, daß
die Pariſer ſich mit Feuereifer auf dieſe Berichte ſtürzen. Bei
meinem Zeitungsverkäufer iſt das Journal bereits um 12 Uhr
mittags ausverkauft. Liebenswürdige Franzöſinnen, denen ich
vergeblich erklärte, daß die Deutſchen ſich weder von kleinen Kin=
dern
noch ausſchließlich von Sauerkraut ernähren, ſchreiben mir
ſpannende Briefe. Wie?. Das alſo iſt Deutſchland? So ſieht die
Welt dort aus? Endlich ein wahrheitsgetreues Bild! Paris ent=
deckt
Berlin ..
Henri Béraud, Romancier, Journaliſt und Kritiker, dem die
über moderne franzöſiſche Literatur, meiſt ſchlecht informierte
deutſche Oeffentlichkeit fälſchlich die Nachfolge von Anatole France
zuſchreibt, reic,t ſtiliſtiſch kaum an Paul Morand heran. Seine
Bücher ſind auch in deutſcher Sprache erſchienen; um ſo inter=
eſſanter
iſt es, zu erfahren, was er über ein Land zu ſagen hat,
das ihm ſo bereitwillig Gaſtfreundſchaft gewährte.
Er beginnt ſeine Reiſeaufzeichnungen mit einem Bekenutnis.
Er ſpricht von der Wahrheit der Straße und ſtellt den großen.
weltbewegenden Männern, die von ihrem Arbeitszimmer aus
mit Ziffern und Zeichnungen das Antlitz der Erde verändern,
die beſcheidene Aufgabe des Journaliſten gegenüber, deſſen
Schilderung ſich nur auf das beſchränft, as feine Augen ſehen.
Unter der Photegraphie der Friebrichſtraße ftehen die W=
Noch einmal ird es ſich darum ha
nnen, und, was

man auch ſonſt geſehen haben mag, zu ſagen: das habe ich
geſehen.
Was hat Henri Béraud in Deutſchland geſehen?
Er iſt von den Linden zur Tauentzienſtraße, vom Weſten zum
Oſten gewandert, hat Verfaſſungsfeier und Paraden melancho=
liſchen
Auges erblickt, die rhythmiſch gedrillten Armſchwingungen
der Schupos beſtaunt, die an den Straßenecken Verkehr vor=
täuſchen
, in einem Bierpalaſt zu Mittag geſpeiſt und ſich über den
guten Appetit der Berliner gewundert (als ob in einem Pariſer
Frühſtückslokal weniger verſchlungen würde), die Segnungen der
Rentenmark am eigenen Leibe erfahren und für einen Brie
ſoviel Strafporto bezahlt, daß er mit dem gleichen Betrag, um=
gerechnet
in Francs, in Paris bequem hätte dinieren können
und vieles andere mehr. Dieſes ganz äußerliche, banale Bild
iſt mit ſatten Farben hingemalt, halb liebenswürdig, halb ober=
flächlich
, immer ein bißchen erſtaunt, gelegentlich mit kleinen
Sticheleien und mit einem goldenen Humor. Ebenſogut könnte
Herr Béraud als Vertreter einer franzöſiſchen Weinfirma Ge=
ſchäfte
halber durch Deutſchland gereiſt und beiſpielsweiſe ſeiner
Frau berichtet haben, wie zügellos die ſachlichen Liebesangebote
im nächtlichen Hamburg und wie ſittenrein dagegen die Parifer
Boulevards wirken, was die Leſer des Journal mit Behagen
ſchlürfen. Und zum Schluß immer das große Fragezeichen:
Können wir Franzoſen die Deutſchen verſtehen?
Auf dieſe Weiſe ſchwerlich. Eine Reportage von wenigen
Reiſewochen, nichtsſagende Einzelheiten und prätentiöſe Einfälle,
einem ahnungsloſen Publikum mit hiſtoriſchem Beigeſchmack ſer=
viert
, dürften kaum genügen, ein ſo ſchweres, die ganze Zukunft
beherrſchendes Problem wie das gegenſeitige Verſtändnis der
beiden wichtigſten Völker in Mitteleuropa zu erſchöpfen. Und
was die ſchriftſtelleriſche Qualität der Aufſätze betrifft: nicht
jeder hat die Begabung des großen Peter Altenberg, der wirklich
ſchreiben durfte: Wie ich es ſehe.
Wer auf Koſten einer großen Zeitung in einem fremden
Lande ſpazieren geht, ſoll nicht mit ſeinen Eindrücken geizen.
Alſo iſt Herr Béraud auch in den Zoo gegangen, wo er die Seele
des deutſchen Volkes entdeckt hat. Was hat er da geſehen?
Exzentriſche Frauen mit geheimnisvollen kleinen Körben, in
denen weder Opium noch Kokain, ſondern Tierfutter war!
Kann man von dieſem ſanften Requiſit auf Deutſchlands gutes,
friedliebendes Herz ſchließen? Weit gefehlt! Denn ja nun
kommt es. Gib mir die Hand, ſagt Béraud zum erſchütterte.
Leſer, und er führt ihn ins Aquarium. Dort, vor den ſcheuß=
lrchzen
Ungeheuern verweilen die blauäugigen Deutſchen in ſtum=
mer
Ekſtaſe. Ueberall, wo etwas Granenvolles, zu ſehen
ſtehen faſzinierte Gruppen . . . eine Art von paſſider (:a777an
keit ... komdenſierte Schadenfreude, die eine deutſche Erfingüng

iſt teutoniſcher Kollektivſadismus.. Kein Zweifel! Hier
iſt das wahre Deutſchland. Das Aquarium bringt es an den Tag!
Millionen Leſer verſchlingen dieſen Unſinn. Herr Béraud,
Romancier, Journaliſt und Kritiker, in Deutſchland ernſt genom=
men
, in Frankreich hoch bezahlt: was würden Sie dazu ſagen,
wenn ich beiſpielsweiſe von der Roheit eines Fleiſchers, der an
der Porte de Vanves auf ſein Pferd losſchlug, darauf ſchließen
wollte, daß alle Franzoſen Tierquäler ſind?
Béraud hat in der Berliner Oper Lohengrin geſehen. Das
iſt Pech. Ich habe in der Pariſer Oper Carmen geſehen. Das
iſt auch Pech. Wenn man ſo etwas tut, hat man ſich die Folgen
ſelber zuzuſchreiben. Aber Béraud hat dabei eine beſondere Ent=
deckung
gemacht, die in den Hauptſtädten der Welt ihresgleichen
ſucht. In der Pauſe nämlich, zwiſchen Schwan und Gral, ſah er,
wie die blonden Berlinerinnen ans Büfett ſtürzten, heiße Würſt=
chen
in Mengen verſchlangen, ſich die Finger mit dem Spitzen=
taſchentuch
abtrockneten und ergriffen wieder ihrem geliebten
Tenor lauſchten. Ein neues Beiſpiel für Deutſchlands unberechen=
baren
Charakter. Aus den Schauern der Gralsburg ans damp=
fende
Büfett: Das muß man geſehen haben. Schön.
Gib mir die Hand, Herr Béraud, und folge mir in ein Pa=
riſer
Theater. Der Vorhang fällt. Was geſchieht? In Scharen
brechen geſchäftstüchtige Mädchen in die Ränge und bieten mit
gellender Stimme Eisſchokolade an. Mitten im Bann des Akt=
ſchlüſſes
ſiehſt du betroffen, wie deine Nachbarin am triefenden
Silberpapier lutſcht. Ich habe ſogar erlebt, wie ſich richtige Pari=
ſerinnen
mit dem Spitzentaſchentuch die Finger abtrockneten. Und
ich habe nichts darüber geſchrieben!
Hie Würſtchen hie Eisſchokolade. Werden wir uns trotz=
dem
verſtändigen? Können wir Deutſche die Franzoſen verſtehen?
Ich zittere. Was werden die nächſten Nummern des Journal,
bringen?

Die ſchöne Stimme von Müller=Söllner, Geſangsmeiſter
der Ausbildungsklaſſen und der Opernſchule an der Städtiſchen Akademie
für Tonkunſt zu Darmſtadt. Kammerſänger Paul Bender
München-New=York, ſchreibt: Ihr neueſtes Werk über Geſangskunſt
Die ſchöne Stimme iſt eine willkommene Ergänzung zu Ihrem Weg=
weiſer
zum Kunſtgefang und enthält eine Fülle von wertvollſten An=
regungen
. Jeder Sänger, jeder Gefangsbefliſſene ſollte dieſe beiden
Hefte beſitzen; erſterer wird ſich die Stimme jung und friſch erhalten,
und letzterer wird bald zur Erkenntnis kommen, daß es einen Weg gibt,
die Stimme ſchön und groß zu machen, ohne Stimmkriſen durchmachen
zu müſſen, und er wird mühelos eine richtige Atemtechnik erlernen, ohne
merhoden Zeit. (Held und feilicKlich die Stimme einzu=
.3chmals hrr:lichen
Lem Wunſche, baß
Zmnt ſeint z.",
fangsme
Bergler

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, den 29. Oktober 1926

Geite 3

*Deutſchlands Verfehlungen
und Kontrollkommiſſion.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 27. Oktober.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph
kann in betreff der Feſtſtellung neuer Verfehlungen Deutſchlands
wider ſeine Abrüſtungsverpflichtungen nicht zur Ruhe kommen.
Nachdem er vor zwei Tagen erſt berichtet, daß die Botſchafter=
konferenz
ſieben Verfehlungen, darunter zwei neue, feſtgeſtellt
habe, und daß dies ein weiterer Nagel im Sarge von Thoiry
ſei, iſt ihm das Phantaſtiſche dieſer Erklärung allmählich doch
wohl zum Bewußtſein gekommen. Er wiegelt ab und meldet,
die Botſchafterkonferenz habe es dem General Walſh und ſeinen
Kollegen von der Interalliierten Kontrollkommiſſion überlaſſen,
dem Reichswehrminiſterium weitere Vorſtellungen bezüglich der
nicht eingelöſten Verpflichtungen unter den Abrüſtungsklauſeln
des Verſailler Vertrages zu machen. Man hoffe, durch dieſe
Methode die Oeffentlichkeit und ebenſo die Bitterkeit zu ver=
meiden
, die eine formellere Note ſeitens der Botſchafterkonferenz
in Deutſchland und anderswo unbedingt erregen müſſe
Das klingt allerdings etwas anders als die erſte Meldung,
ſagte dieſelbe orientierten Kreiſen naheſtehende Perſönlichkeit,
die wir ſchon vorgeſtern über den erſten Bericht befragt hatten.
Aber dieſer Rückzug iſt, abgeſehen davon, daß er wieder Fehler
enthält, immer noch nicht geeignet, volle Klarheit zu ſchaffen. Und
in der jetzigen Phaſe muß unbedingt jede Uinklarheit vermieden
werden. Es darf kein Zweifel daran gelaſſen werden, daß wir
unbedingt allem entgegentreten werden, was die Verſöhnungs=
ſtimmung
auch nur im geringſten beeinträchtigen könnte. Gerade
darum woren uns dieſe Berichte recht ärgerlich, weil ſie den
Fernerſtehenden hier wie in Deutſchland und anderswo, auch
über Sce, bei der Stellung des Blattes Beunruhigungen er=
wecken
konnten. Ich ſtehe darum nicht an, Ihnen zu erklären,
daß nicht das Geringſte vorgekommen iſt, was irgendwie einen
ſchädlichen Einfluß ausüben könnte. Die einzelnen Faktoren,
welche bei Verfehlungen ſeitens Deutſchlands in Frage kommen,
ſind nicht nur die Kontrollkommiſſion und die Botſchafterkonfe=
renz
, ſondern auch die Militärkommiſſion in Verſailles, unſere
militäriſchen Berater und endlich die Regierungen ſelber. Die
Militärkommiſſion in Verſailles ſtellt die techniſche Beratung der
Botſchafterkonferenz dar. Was don der Kontrollkommiſſion aus=
geht
oder bei der Botſchafterkonferenz eingeht oder bei der Ver=
ſailler
Kommiſſion durchgeht, wird uns wie den anderen Regie=
rungen
durch ihre Vertreter, die ſie bei den bezeichneten Stellen
in Berlin, Paris und Verſailles unterhalten, ſofort bekannt ge=
geben
. Jeder irgendwie auch nur im geringſten bedeutſame Punkt
eines Kontrollberichts wird alſo durch unſere militäriſchen Rat=
geber
ebenfalls eingehend geprüft, ſo daß keinerlei Gefahr einer
eigenmächtigen bedenklichen Entſcheidung der Botſchafterkonferenz
vorliegt. Sie hat auf Grund der erſten zuſammenfaſſenden Be=
richterſtattung
von Anfang 1925 eine tabellariſche Zuſammen=
ſtellung
der noch unerledigten Items der deutſchen Abrüſtung
aufgeſtellt. Wenn ein Bericht der Kontrollkommiſſion eingeht,
wird er mit dieſer Tabelle verglichen und das abgeſtrichen, was
ſeit dem vorigen Bericht erledigt worden iſt. Das iſt im Groben
der Weg, wie die Berichte im Sekretariat der Konferenz behan=
delt
werden. Die nächſte Verſammlung der Botſchafterkonferenz
nimmt dann von dem Ergebnis bzw. von dem Gutachten der
Verſailler Militärkommiſſion Kenntnis, und ferner iſt jeder Ver=
treter
der betreffenden Regierungen in der Lage, die Auffaſſungen
derſelben zur Sprache zu bringen. Sind Unſtimmigkeiten oder
Meinungsverſchiedenheiten vorhanden, ſo wird man ſie bis zur
nächſten Sitzung auszugleichen ſuchen.
In der Praxis werden ſich überhaupt keine Noten an die
deutſche Regierung als notwendig erweiſen. Es tritt hierbei eben
dasſelbe Prinzip in die Erſcheinung, was zu der Vereinbarung
zwiſchen den leitenden Staatsmännern bzw. den Regierungen
Frankreichs und Deutſchlands geführt hat, alle Zwiſchenfälle im
beſetzten Gebiet auf dem Verſtändigungswege zu erledigen. In
dem neuen Bericht des diplomatiſchen Korreſpondenten wird
nun noch geſagt, Poincaré und ſeine militäriſchen Chefs ſeien
entſchloſſen, die Milderung der ſteten Kontrolle der deutſchen
Rüſtungen, welche eine Uebertragung der Ueberwachung von der
jetzigen Kontrollkonmiſſion an einen Völkerbundsausſchuß
zweifelsohne mit ſich führen müſſe, nicht zu geſtatten, bis die
neuen Bedingungen dieſer Ueberwochung zwiſchen den Alliierten
und zwiſchen ihnen und Deutſchland zur Zufriedenheit Frank=
reichs
geregelt worden ſeien. Setzt man für Frankreich das
Wort Aller, ſo iſt das gecade keine belangvolle Enthüllung über
die Entwicklung, ſondern der einzig mögliche Weg der Durch=
führung
dieſer. Es wird ferner geſagt, Frankreich erhebe vier
Forderungen: 1. eine überwiegende Mehrheit der Alliierten in
dem Ueberwachungsausſchuß, 2. häufigere und regelmäßigere Be=
ſichtigungen
, als bisher ins Auge gefaßt ſei, 3. eine ſchärfere

Ueberwachung in der entmilitariſierten Rheinlandzone wie im
ganzen übrigen Deutſchland, 4. eine Ermächtigung des Völker=
bundsrates
, Sanktionen durch Mehrheits= und nicht lediglich
durch Einſtimmigkeitsbeſchluß feſtzuſetzen, im Falle der Ueber=
wachungsausſchuß
eine künftige Verletzung der Abrüſtungs=
beſtimmungen
durch das Reich berichten ſollte. Selbſtverſtändlich
kann man über den Ausgang der bezüglichen Verhandlungen
nicht prophezeien. Eine Einführung von Mehrheits= an Stelle
von Einſtimmigkeitsbeſchlüſſen erſcheint mir aber abſolut aus=
geſchloſſen
.
Die Trunkſuchtdebatte
im Hauſe der Gemeinen.
Von unſerem (N)=Korreſpondenten.
London, 28. Oktober.
Da iſt der Dr. med. Sälter, ſozialiſtiſches Parlamentsmitglied für
den Londoner Vorort Bermondſeh, ein angeſehener, von Gerichten gern
als Sachverſtändiger zugezogener Vertreter ſeines Berufs, der das durch=
geiſtigte
Geſicht eines Gelehrten und Forſchers beſitzt. Der hat in einer
kleinen Temperanzverſammlung in ſeinem Wählort davon geſprochen,
wie ſich die Trunkſucht erfreulicherweiſe gemindert habe, wenn es auch
Tatſache ſei, daß ein gewiſſer Prozentſatz in allen Klaſſen der Bevölke=
rung
nicht imſtande ſei, ein wenig zu trinken, ohne zu viel zu trinken,
daß dies nicht nur bei Armen, ſondern auch bei Höherſtehenden der Fall
ſei, Parlamentsmitglieder nicht ausgenommen, von denen er Angehörige
aller Parteien in vielen Fällen betrunken geſehen habe.
Das mußte natürlich einen Sturm der Entrüſtung erregen. Der
Unioniſt Oberſt Sir Arth. Holbrook ſtellte den Antrag, daß dieſe Aus=
laſſung
als eine grobe Verleumdung der Mitglieder des Hauſes erklärt
werden ſolle. Der Antrag wurde auf die Tagesordnung geſetzt. Wenn
ſich die Angreifer aber gedacht hatten, Dr. Salter werde dem hohen
Hauſe nicht Trotz bieten, ſondern ſich entſchuldigen, ſo befanden ſie ſich
in dichem Irrtum. Er ſtand mannhaft bei dem, was er geſagt hatte,
und erklärte ihnen ſogleich zu Anfang ſeiner durchweg in ruhigem,
feſtem Ton gehaltenen Rede, er ſpreche im vollen Bewußtſein ſeiner
Verantwortlichkeit, ohne Rückſicht auf irgend welche Folgen für die eigene
Perſon, und er ſei in keiner Weiſe gewillt, irgend welche Feſtſtellungen
zumickzuziehen oder zu ändern oder ſich irgendwie zu entſchuldigen. Als
er nun auf ſeine Rede in der Mäßigkeitsverſammlung zurückkam und
wiederholte, daß er Mitglieder aller Parteien des Hauſes nicht bei einer
Gelegenheit, ſondern bei vielen betrunken geſehen habe, entſtand ein
gewaltiger Aufruhr, ſodaß der Sprecher ſchließlich zur Ruhe mahnen
mußte. Namen nennen klang es von verſchiedenen Seiten; aber es
gab lange Geſichter, als Dr. Salter ſofort erwiderte: Ich komme gleich
auf die Namen. Ich behaupte nichts, was nicht allen Mitgliedern be=
kannt
iſt. Es iſt eine Affektiertheit und eine Heuchelei, das zu leugnen.
Seit geſtern haben mir mindeſtens 60 Mitglieder mitgeteilt, daß meine
Behauptungen richtig ſeien. Ich behaupte ferner, daß ich anderen Mit=
gliedern
geholfen habe, einen hoffnungslos Betrunkenen aus dem Haus
zu ſchaffen. (Lauter Widerſpruch von den miniſteriellen Bänken.) Ich
bleibe dabei. Es iſt eine ganz bekannte Tatſache, ein Gegenſtand von
Witzeleien im Rauchzimmer. Er wies, gewiſſermaßen mildernd, darauf
hin, wie man nicht erwvarten könne, daß eine gemiſchte Verſammlung
von 600 Männern und Frauen nicht einige enthalten würde,
(Gelächter.) Er wende ſich nur gegen eine kleine Zahl, die das Haus
ſichändeten und degradierten. (Großer Aufruhr.) Er ſolle noch etwas
anderes geſagt haben, was Erbitterung erregt habe. Er habe nicht nur Komintern vornehmen ſoll, findet im November ſtatt. Sinowjew
einmal, ſondern viele Male beobachtet, daß Mitglieder nach dem Diner
mit vom Veingenuß geröteten Geſichtern in die Sitzung gekommen werden.
ſeien, deren Selbſtbeherrſchung unter dem Einfluß des Trinkens ge=
ſchwunden
ſei. Er habe dann wiederholt ungehörige Unterbrechungen
und Zurufe von den Bänken der Rechten erlebt, auf die dann von der
Linken Gegenrufe erfolgt ſeien, wie: Sie ſind betrunken, Sie haben
zu ſtark diniert Sie benehmen ſich ſo, weil Sie im Keller zu viel
getrunken haben. Jeder, der ehrlich bezüglich des eigenen Verhaltens
ſei, müſſe zugeben, daß das völlig wahr ſei. (Laute Nein=Rufe.) Was
nun die Namensnennung angehe (ein plötzliches tiefes, peinliches Schwei=
gen
), ſo werde er ſie dem Sonderausſchuß nennen, der vielleicht er=
nannt
werden würde. (Gelächter. Allgemeines Aufatmen.)
Nachdem Dr. Salter auf Anſuchen des Sprechers den Saal ver=
laſſen
hatte, ſprach zuerſt der Vater des Hauſes, der greiſe T. P.
O'Connor, der ſich allgemeiner Popularität erfreut. Er brachte mit
humorvollen Schilderungen aus ſeiner 46jährigen Parlamentszeit
eine andere Stimmung in die Verſammlung. Jahre bevor er in das
Haus gekommen, ſei Trunkenheit nichts Ungewöhnliches geweſen. Als
Pitt eines Tages im Hauſe erſchienen ſei und ſofort zum Sprecher
gehen wollte, ſagte ihm ein guter Freund, er könne den Sprecher jetzt
nicht ſehen, worauf Pitt ihm erwiderte, er könne drei Sprecher ſehen.
Er ſelber habe einſt einen iriſchen Abgeordneten beobachtet, wie er mit
vergmigtem Geſicht ſeinen gefährlichen Kurs den Mittelgang entlang
geſteuert, ſich auf dem erſten freien fremden Platz niedergelaſſen und auf
ihm zum Schlafen bequem eingerichtet habe. Sir Wilfried Lawſon
(der ſpätere Lord Burnham, Beſitzer des Daily Telegraph) habe einſt
von einem ehrenwerten Gegner, der allgemeinen Anſicht entſprechend,
geſagt, er befinde ſich in durch Alkohol gehobener Stimmung. Er könne
jedenfalls wahrheitsgemäß erklären, daß ſich die Trinkgepflogenheiten im
Gemeinen anſcheinend ungemein. Die Stimmung verbeſſerte ſich noch
der Gemeinen das Größte, was wir in der britiſchen Verfaſſung be=
(Erneute Cheers.) Es iſt das Haus der guten Manieren.

Die Oppoſition in Sowjeirußland.
Kriſenſtimmung auf dem 15. kommuniſtiſchen
Parteikongreß.
EP. Moskau, 27. Oktober.
Die vor zehn Tagen erfolgte Kapitulation der neuen Oppo=
ſition
hat die Auseinanderſetzung zwiſchen der Gruppe Stalin und
der Fraktion Sinowjew und Trotzki nicht völlig beendet, da die
Frage offen blieb, ob die oppoſitionellen Führer ihre Aemter be=
halten
oder nicht. Aus der vielfach unerwarteten Schnelligkeit,
mit der ſich die ſechs oppoſitionellen Führer zu ihrer Erklärung
und zum Widerruf ihrer fraktionellen Tätigkeit entſchloſſen haben,
ſchien hervorzugehen, daß ihre Stellung außerordentlich ſchwach
war, ſo daß man mit der Gefahr einer gewaltſamen Unter=
drückung
rechnen mußte. Es blieb jedoch unklar, wie ſich das
Verhältnis zwiſchen dem nach rechts abſchwenkenden Kurs und
der Oppoſition in Zukunft geſtalten ſollte, da ein Kompromiß
ohne praktiſche Folgen keinen genügenden Schutz gegen eine
Wiederholung des oppoſitionellen Vorſtoßes bot. Im Laufe
der letzten Woche wurde zwar partei=offiziös erklärt, daß die
Oppoſition nicht nur auf jede Tätigkeit verzichte, ſondern ſich
auch bedingungslos von ihrer Ideologie losſagen müſſe. Nach=
dem
das Zentral=Komitee die Deklaration Sinowjew und Trotzki
zuerſt als hinreichend anerkannte, erklärte Stalin ſie plötzlich als
mangelhaft und die Prawda verkündet die Fortſetzung des
Kampfes gegen die Oppoſition. Das Zentvalkomitee und die
Zentral=Kontroll=Kommiſſion beſchloſſen die Abberufung Sinow=
jews
aus der III. Internationale. Die vom Zentral=Komitee
gebilligte Tagesordnung der 15. Partei Konferenz enthält fünf
Hauptpunkte, nämlich die auswärtige Politik, die Wirtſchafts=
Kriſe, die Gewerkſchaften, die innerpolitiſche Lage und die Stel=
lung
zur Oppoſition. Die Konferenz, die heute begonnen hat,
wird vorausſichtlich mit der vollen Niederlage Sinowjews und
Trotzkis enden.
Die drei verſchiedenen Mittel der Weltrepolution.
EP. Moskau, 28. Oktober.
Der am Dienstag abend eröffnete 15. Kongreß der ruſſiſchen
Kommuniſtiſchen Partei, an dem 817 Delegierte teilnehmen,
wurde durch eine kurze Anſprache Rykows eingeleitet, der die
Verdienſte Dſerſchinskis ſchilderte. Bucharin hielt ein Referat
über die internationale Lage, wonach die gegenwärtige Periode
der Stabiliſierung des Kapitalismus zwei Riſſe zeige, nämlich
den Bergarbeiterſtreik in England und die Ereigniſſe in China.
Die Weltrevolution bediene ſich dreier verſchiedener Mittel, näm=
lich
der ſozialiſtiſchen Sowjetunion, der engliſchen Arbeiterbe=
wegung
und der chineſiſchen Revolution. Sodann wurde eine
Erklärung der deutſchen Kommuniſtiſchen Partei verleſen, die ſich
gegen das Vorgehen Sinowjews und der Oppoſition wendet.
die nicht ein Wenig zu ſich nehmen könnten, ohne zu weit zu gehen. In das Präſidium, das aus 37 Mitgliedern beſteht, wunde kein
Er habe im Parlament 1922/23 mehr Trunkenheit wie im jetzigen geſehen, einziges Mitglied der Oppoſition gewählt. Die Plenarſitzung der
Dritten Internationale, die die Neuwahl des Präſidiums der
dürfte zur freiwilligen Niederlegung des Vorſitzes gezwungen
Die Entſchließung der ruſſiſchen Parteikonferenz.
Moskau, 28. Oktober.
Nach dem Bericht Bucharins über die internationale Lage
folgten Referate Rikows, Stalins und Tomekis. An der Aus=
ſprache
über das Referat Bucharins nahm kein Vertreter der
Oppoſition teil. Schließlich billigte die Konferenz in einer ein=
ſtimmig
angenommenen Entſchließung die Tätigkeit der Vertre=
ter
der Partei und verurteilte auf das Entſchiedenſte die frak=
tionelle
Arbeit der ruſſiſchen Oppoſition gegen die kommuniſtiſche
Internationale. Die Konferenz billigte ferner die Beſchlüſſe
einer Reihe von Sektionen der kommuniſtiſchen Internationale
ſowie die kürzlich gefaßten Beſchlüſſe der Vollſitzung des Zentral=
komitees
und der Zentralkontrollkommiſſion über die Entbin=
dung
Sinowjews von der Arbeit in der ruſſiſchen Internationale.
Der engliſche Bergarbeiterkonflikt.
EP. London, 28. Oktober.
In Regierungskreiſen mißt man der gemeinſamen Ver=
ſammlung
des Generalrats der Gewerkſchaften und des Voll=
zugsausſchuſſes
der Grubenarbeiter, die morgen ſtattfinden wird,
große Bedeutung bei. Man glaubt, daß der Vollzugsausſchuß
Volke enorm gebeſſert hätten, und dieſe Beſſerung ſei nirgends eine den Generalrat ermächtigen wird, mit der Regierung die Ver=
ausgeſprochenere
geweſen als im Hauſe der Geminen, Das gefiel den handlungen für eine Löſung des Grubenkonfliktes wieder aufzu=
weiter
durch die Erklärung des Veteranen: Trotz allem iſt das Haus nehmen. In Regierungskreiſen erklärt man, daß die Regierung
in dieſem Falle eine neue Vermittlungsaktion nicht ablehnen
ſitzen. (Laute wiederholte Cheers) Es iſt der Tempel der freien Rede, werde, daß ſie aber von ſich aus keine neue Initiative ergreifen
werde.

Allerſeelen im Elſaß.
Aus Straßburg wird uns geſchrieben: Das alte Lied,
das die Buben vor dem Krieg auf den grünen Feſtungswällen
um Straßburg ſangen, wenn ſie mit Säbeln, Helmen und fliegen=
den
Fähnchen Soldaten ſpielten, iſt wieder wahr geworden. Zu
Tauſenden liegen ſie in der kühlen, herbſtnaſſen Erde gebettet,
Freund und Feind, im Tod vereint, die in blühender Kraſt aus=
gezogen
und ihr junges Leben laſſen mußten. Andere komen da=
zu
, Landwehrmänner, die ganze Familien zurüclließen und nie
wieder in den ernſten Norden oder in die Sonne des Südens zu
Frau und Kindern heimkehrten. Schwer und grau laſtet der
Himmel über den Wasgauhöhen. An den Bäumen hängen wie
Fahnen auf Halbmaſt und Trauerflore lange, wallende Nebel=
ſtreifen
. Troſtlos müde verkriechen ſich die Täler in den Schutz
der eng aufeinander hockenden Berge. Ueber die Felder, in denen
der goldene Weizen reifte, durch die Rebſtöcke, die voll purpurner
Trauben ſtanden, fährt ein eiſiger Novemberwind, der die letzte
Erinnerung an den hellen, warmen Sommer ausbläſt und dem
ſüßen Eliſaz, dem luſtigen Garten voll Weizen und Wein
bdas ſchimmernde Kleid aus Kupfer und Rot vom Leibe reißt.
Wie eine Schar wundgeſchoſſener Vögel, herrenlos und heimat=
los
, taumeln die Blät er zur Erde. Welkes Laub deckt den Bo=
Tden, der vor einem Jahrzehnt vom Donnern der Geſchütze er=
bebte
. Geſpenſtiſch, drohend ragt in das graue Nichts des Aller=
ſeelenmorgens
das furchtbare Heer der verſtümmelten Bäume.
Necken und Könige, durch deren Kronen das Licht der Sonne
rieſelte, in deren Schatten Amſeln niſteten, Kinder ſpielten, und
von denen nichts mehr geblieben iſt als ein nackter, verkohlter
Körper, ein armſeliger Stumpf mit einem zu ewiger Anklage er=
lhobenen
Arm. Allerſeelen! Wie ein endlos weiter Friedhof er=
ſicheint
plötzlich das Land, das ſich blühend und reich geſegnet
ſaus den lockenden Tiefen des Rheins zu den grünen Vogeſen=
gipfeln
hinaufſchmiegt. Die Luft iſt noch erfüllt von dem Stöhnen
mind Wehklagen der Verwundeten und Sterbenden, die mit ihrem
Slut den braunen, duftenden Waldboden getränkt haben. Dort,
hvo die Kämpfe am heißeſten tobten, wo wochenlang unter ſeugen=
Der Hitze, in der Kälte des Winters zwiſchen Felſen und Geſtrüpp
rim einen Graben gekämpft wurde, ſind die Bergfriedhöfe ent=
ſſtanden
, um die der Sommer einen hellen, blühenden Reifen von
Winſter und blauen Gloclenblumen ſchließt. Hier ruhen die Toten
än der unheinlich kühlen Stille des Novembertages. Ein Kreuz
rragt neben dem andern wohl an die hundert werden es ſein
mur mit kurzer Inſchrift verſehen, und doch bedeutet jeder Name,
jjede Zahl ein tragiſches Menſchenſchickſal, ein Stück des furcht=

baren Leides, das heute noch ſeine ſchwarzen Fittiche über Mil=
lionen
von Menſchenherzen ausbreitet. In Maſſengräbern ſind
die Unbebannten, die zu einem formloſen Nichts zerſchoſſenen
armen Inconnus untergebracht, die von heiner trquernden
Frau, von keiner vom Schmerz gebeugten Mutter je beſucht wer=
den
können.
Der Tag der Toten iſt mächtiger als alle Schranken, die von
den in Zank und Haß Lebenden aufgeſtellt wurden. Er vereint
die Völker. An den Gräbern der Gefallenen ſinden ſich die Hände,
falten ſich ineinander zu wortloſem Gebet. Die franzöſiſche Re=
gierung
hat Erleichterungen geſchaffen. Die Deutſchen, die im
Elſaß ein Grab haben, können ohne Viſum über die Grenze
gehen. Straßburg, die wunderſchöne Stadt, in der heute wieder
ſo viele tapfere Soldaten begraben liegen, birgt, wie eimſtens,
Deutſche aus allen Teilen des Reiches, die eine große, durch ge=
meinſames
Leid vevbundene Travergemeinde bilden. Scharen
ſchwarz gekleideter Menſchen gehen durch die Friedhöfe St. Urban
und Kronenburg zu den Gröbern ihrer Angehörigen. Friſche
Kränze aus Chryſanthemen und wehmütig blaſſen Herbſtaſtern
bedecken die ſtillen Ruheſtätten. Kleine Lichter flackern gleich un=
ruhigen
Seelen. Wie eine einzige mächtige, den Lärm des All=
tags
übertönende Totenweiſe klingt es von den Kirchhöfen über
die Gaſſen und traulichen Winkel, hinauf zum Münſter. Los=
gelöſt
von aller Erdenſchwere, unberührt von der Leidenſchaft der
Jahrhunderte ragt Erwins Bau als hehres Wahrzeichen des Un=
vergänglichen
hoch über Leben und Tod in den grauen Aller=
ſeelenhimmel
hinein".
P...n.
* Der Prophet
Drama in 5 Akten von Alfred Graf.
Das Lutherfeſtſpiel Der Prophet von Alfred Graf wurde
geſtern abend zum erſtenmal im Städtiſchen Saalbau aufgeführt
und hinterließ einen ſehr ſtarken Eindruck. Der Prophet unter=
ſcheidet
ſich von den bisher bekannten Lutherfeſtſpielen dadurch,
daß dieſes Werk weniger auf Dramatik, als auf pſychologiſche
Durchdringung des Luthervorwurfes eingeſtellt iſt. Die Hand=
lung
umfaßt die Zeit vom Spätherbſt 1508 bis zum April 1521
und ſchließt mit einer kurzen Epiſode aus dem Reichstag zu
Worms. Die Aufführung, durchſveg von Dilettanten getragen,
war ausgezeichnet und ſtand weit über dem Niveau ſonſtiger
Aufführungen von Nicht=Berufskünſtlern. Wir kommen auf die
Aufführung noch zurück.

*Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Donnerstag, den 28. Oktober.
Don Giovanni.
Oper von da Ponte, Muſik von W. A. Mozart.
Vier Neubeſetzungen mußten das Bild der Aufführung
weſentlich verändern, denn in dieſer Oper gibt es keine Neben=
rollen
. Obenan ſteht der Leporello Heinrich Hölzlins. Er
faßt die Figur im Geiſte Figaros, alſo gewandt, ſchlau, fein=
komiſch
und dazu etwas nervös; auch geſanglich weniger buffonesk:
ſtreng und raſſig. Ein Diener, aber ein Spanier. Die Rolle liegt
Hölzlin offenbar, und ſie ſcheint ihm größte Freude zu machen.
Ueberall füllt er ſie mit eigenem Leben, holt er das Muſikaliſche
heraus und iſt in allen Zügen feſſelnd. Die Regiſter=Arie ſeine
Glanzleiſtung. Fürs erſtemal war ſchon alles ſehr fertig. Es
wird noch wachſen; er gibt einmal einen ausgezeichneten
Leporello.
Alfred Karen hat für den Komtur wohl die Diefe und
Fülle der Stimme, nicht aber den edlen Klang. Auch fehlt ſeiner
Auffaſſung und Durchführung der Adel und die Myſtik. Er hatte
ſchöne Momente, und wächſt vielleicht noch in die Rolle hinein.
Johanna Buchheims Zerline iſt ſtimmlich gut aus=
geſtattet
, geſanglich fein gearbeitet und in der Darſtellung reiz=
voll
. Aber auch dieſe Vertreterin der Partie iſt eine Dame, kein
Landmädchen, und entſpricht daher nicht dem von Mozart be=
abſichtigten
Gegenſatz zu Elvira und Donna Anna.
Mit dem Maſetto ſtellte ſich Oskar Grauert zum erſten=
mal
in einer größeren Rolle vor. Seine muſikaliſch ſichere Lei=
ſtung
litt unter Befangenheit, Spielunkenntnis und vielen Hem=
mungen
. Seine an ſich ſchöne Stimme kam daher ſelten heraus
und verſchwand in den Enſembles faſt ganz. Aller Anfang iſt
ſchwer.
Von der heutigen, an Zwiſchenfällen reichen, doch ſtets wie=
der
geglätteten Aufführung wäre noch zu ſagen, daß Paula
Kapper die ſchwere Elvira=Partie, trotzdem Art und Farbe
ihrer Stimme nicht paſſen, geſanglich glänzend beherrſcht und
dieſen problematiſchen Frauencharakter ſo ſtark eingefühlt gibt,
wie er hier noch nicht geſehen wurde. Es iſt ferner von neuem
feſtzuſtellen, daß wir in Leo Barczinſki einen Don Gio=
vanni
haben, der, obwohl in der Erſcheinung zu jugendlich, an
geſanglicher Feinheit und dämoniſcher Wirkung ſeinesgleichen
v.HA.
ſucht.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

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Seite 5

Ein verdienter Forſtmann. Mit dem heutigen Tage ſcheidet der
in weiten Kreiſen wohlbekannte heſſ. Staatsförſter J P. Karn, Forſt=
haus
Kranichſtein, aus dem Dienſt, nachdem er bereits vor 5 Jahren
ſein 40jähriges Dienſtjubiläum in der Stille begangen hatte. Der Tag
darf nicht vorübergehen, ohne daß wir hier ſeiner nicht gedacht haben,
Wie er ſich im Dienſt durch ſeine gewiſſenhafte Pflichterfüllung und
ſeinen ausgleichenden Charakter Achtung und Zutrauen bei Vorgeſetzten
und Publikum erwarb, ſo erfreute er ſich auch außer Dienſt in allen
Kreiſen großer Beliebtheit. Möge es ihm nun vergönnt ſein, noch
recht lange im wohlverdienten Ruheſtand im kleineren Lebenskreis,
ſeiner Familie, weiterzuwirken.
Die Reformationsfeſtfeier des Chriſtl. Vereins Junger Männer,
Alexanderſtraße 22, findet am kommenden Sonntag, abends 8½ Uhr,
im Rahmen eines Familienab nds ſtatt. Im Mittelpunkt ſteht ein
Vortrag von Dr. Avemarie über Luther und ſein Haus.
Alle Freunde des Bundes ſind herzlichſt eingeladen.
Der Gräberbeſuch in Frankreich. Wie dem W. T. B. von
zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, kann vom 31. Oktober bis
4. November einſchließlich der Gräberbeſuch in Frankreich ſtatt=
finden
. Als Taxe ſind an der Grenze zu entrichten 2,50 Gold=
franken
gleich 16,90 Papierfranken. Das Viſum wird nur an der
Grenze gegeben, und zwar auf gültigen Paß oder Perſonalaus=
weis
mit Lichtbild. Im übrigen erfolgt der Beſuch der Gräber
unter den bisherigen Bedingungen. Ebenſo iſt für den 21. und
22. November (Totenſonntag) unter den gleichen Bedingungen
für zwei Tage der Gräberbeſuch in Frankreich geſtattet.
Vortragsgemeinſchaft techniſch=wiffenſchaftlicher Vereine. Heute
Freitag, 92. Oktober, ab nds, findet im Hörſaal 137 der Techniſchen
Hochſchule Vortrag, des Herrn Dr.=Ing. Lorenz=Eſſen über Die
Entwicklung der Hochdruck=Turbolokomotive, ſtatt.
(Siehe Anzeige.)
Führungen in den Kunſtſammlungen des Landesmuſeums. Häu=
fige
Anfragen und Wünſche haben die Direktion der Kunſtſammlungen
varanlaßt, die einige Zeit unterbrochenen Muſeumsführungen wieder
einzurichten. Verſuchsweiſe foll dies während der öff ntlichen Beſuchs=
ſtunden
am Mittwoch nachmittag, und zwar in der Zeit von 34 Uhr,
geſchehen. Direktor Profeſſor Dr. Feigel wird in den vorgeſchichtlichen,
kunſtgewerblichen und plaſtiſchen Sammlungen, Kuſtos Drs Freund in
der Gallerie und im Kupferſtichkabinett führen. Wie in früheren Jah=
ren
ſind die Führungen koſtenlos und jedermann zugänglich; für abzu=
gebende
Stöcke, Schirme und Mappen iſt die übliche Garderobegebühr
zu entrichten. Die erſte Führung findet Mittwoch, den 3. November,
nachmittags 3 Uhr, ſtatt. Direktor Feigel wird über die Kunſtwerke in
dem Kirchenraum ſprechen.
Trockenſkikurſe. Der Skiklub DarmſtadtOdenwald
führt auch in dieſem Jahre, zur Vorbereitung der eigentlichen Ausbil=
dung
auf dem Schmee, n den Monaten November und Dezember ver=
ſchiedene
6ſtündige Trockenſkikurſe durch, und zwar bei genügender Teil=
nehmerzahl
getrennt für männliche oder weibliche Jugend. Damen oder
Herren. Als Uebungsort iſt die Turnhalle des Ludwig=Georgs= Gym=
naſium
, Soderſtraße Nr. 30, jeden Dienstag und Donnerstag von 67
und 78 Uhr abends, vorgeſehen (erſte Stunde Jugend, zweite Stunde
Erwachſene). An den Kurſen können auch Nichtmitglieder teilnehmen.
Der Kursbeitrag, welcher in der erſten Kursſtunde zu entrichten iſt,
beträgt, für Jugend bis 18 Jahre 2,50 Mk., für Erwachſene 5,00 Mk.
Intereſſenten werden gebeten, ſich bis ſpäteſtens Montag, 1. November,
in eine Anmeldeliſte unverbindlich einzutragen, welche im Sporthaus
Adelmann aufliegt. Weitere ſchriftliche Anmeldungen ſind an den Lei=
ter
der Kurſe, Herrn A. Gießmann, Seitersweg 14, zu richten. Der
Beginn der Kurſe wird den Teilnehmern nach Einteilung ſchriftlich
bekannt gegeben.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Wander=Abteilung.
Am kommenden Sonntag, den 31. Oktober, findet die nächſte Wanderung
ſtatt. Treffpunkt um 8 Uhr am Turnhauſe. Die Wanderung führt
durch den Park, Dianaburg, Kranichſtein, Schloß, Turnhaus.
* Eine Altersverſorgung für Kaufmannsgehilfen vom 60. Lebens=
jahre
an! Der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband hat für
ſeine Mitglieder eine Altersverſorgung ins Leben gerufen. Jedes Mit=
glied
, das das 60. Lebensjahr und das 25. Mitgliedsjahr erreicht hat,
erhält, ſo oft und ſo lange es ſtellenlos iſt, allmonatlich 50 Mk. Unter=
ſtützung
, die mit dem 65. Lebensjahr in eine Altersrente umgewandelt
wird. Dieſe erhöht ſich von 5 zu 5 Jahren um je 5 Mk. Stirbt ein
Mitglied vor Erreichung der Leiſtungen der Altersverſorgung, ſo er=
halten
die Hinterbliebenen ein Sterbegeld, das bei 10jähriger Mitglied=
ſchaft
200 Mk., bei 25jähriger 500 Mk. beträgt. Die Leiſtungen der
Altersverſicherung werden ſchon am 1. Januar 1927 an gewährt. Für
alle nach dieſem Zeitpunkt beitretenden Berufsangehörigen verlängert
ſich die Wartezeit für den Bezug des Altersgeldes auf 30 Mitglieds=
jahre
.
* Unfallverſicherung der Wohlfahrtspflegerinnen. Der Deutſche
Verband der Sozialbeamtinnen hat in einer Eingahe an das Reichs=
arbeitsminiſterium
um Aufnahme der Wohlfahrtspflegerinnen, in den
Kreis der Verſicherungspflichtigen nachgeſucht. Die Erfahrung zeigt,
daß dieſe Pflegerinnen in Ausübung ihres Berufes durch Unfälle und
Berufskrankheiten ſehr bedroht ſind. Die ländlichen Fürſorgerinnen,
die bei Zurücklegung ihrer Arbeitswege auf die Benutzung von Fahr=
und Motorrädern, Autos und Eiſenbahnen angewieſen ſind, ſind der
Gefahr des Unfalls oder Ueberfalls vielfach ausgeſetzt Für die All=
gemeinheit
der Fürſorgerinnen kommen außerdem Gefährdungen
durch ihre Beſuche in den Familien Hilfsbedürftiger durch Anſteckung,
beſonders durch Tuberkuloſe und Geſchlechtskrankheiten in Frage. Die
Einbeziohung der Wohlfahrtspflegerinnen, deren Zahl in Deutſchland
auf etwa 15 000 geſchätzt wird, in die Unfallverſicherung erſcheint daher
ringend erforderlich.

Nummer 300

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 29. Oktober.
Hefſiſches Landestheater. Das am Montag, den 1. November,
ſtattfindende zweite Sinfoniekonzert des Landestheaters bringt zu An=
fang
ein ſelten geſpieltes Divertimento von Mozart. Den Ab=
ſchluß
des Konzertes bildet die ſeit einigen Jahren hier nicht mehr zur
Aufführung gelangte Sinfonie Nr. 4 E=Moll von Brahms. Zwiſchen
dieſen beiden Werken wird der Celliſt Hans Münch=Holland aus Leipzig
das Konzert für Violoncello von Haydn und eine Sonate für Violon=
cello
von Reger zum Vortrag bringen. Die muſikaliſche Führung des
Konzertes hat Generalmuſikdirektor Joſeph Noſenſtock.
Der große und überall mit enthuſigſtiſchem Beifall begrüßte Kultur=
film
der Ufa Auf Tierfang in Abeſſinien läuft nur
noch heute, Freitag, in zwei Vorführungen um 5 und 8 Uhr im
Kleinen Haus.
Am Sonntag gelangt im Großen Haus Beethovens Fidelio
in der bekannten Beſetzung als erſte Vorſtellung der Sonntagsfremden=
miete
zur Aufführung. Im Kleinen Haus wird Gerhart Hauptmanns
Diebskomödie Der Biberpelz in der Inſzenierung von Edgar
Klitſch gegeben.
Stadtkirche. In dem Feſtgottesdienſt zur Feier der Ein=
führung
der Reformation in Heſſen vor 400 Jahren, nächſten Sonn=
tag
, 10 Uhr, mit Predigt des Herrn Prälaten unſerer Landeskirche,
D Dr. Diehl, wird durch den Stadtkirchenchor Bachs Kantate
Ein feſte Burg iſt unſer Gott zur Aufführung kommen.
Die Soli werden von den Damen Kapper und Nies und den Herren
Deharde und Hölzlin geſungen. Die Leitung liegt in den Händen des
Herrn Stadtorganiſten Studienrat W. Borngäſſer,
Weihnachtsausſtellungen Künſtlerhilfe 1926. Die in den beiden
letzten Jahren ſo erfolgreiche Weihnachtsausſtellung wird auch in dieſem
Jahre im Kunſtverein am Rheintor ſtattfinden. Die Einlieferung dort=
hin
ſoll nicht vor 20. November, nicht nach 25. November erfolgt ſein.
Die Ausſtellung wird Sonntag, den 5. Dezember, eröffnet, Sonntag,
den 9. Januar, geſchloſſen werden. Es ſind Kunſt und kunſtgewerbliche
Werke jeder Art in kleinem Umfange und Format zugelaſſen, alle ver=
ſehen
mit Titel, Anſchrift Preisangabe. Die Jurierung erfolgt durch
die Neue Heſſiſche=Arbeitsgemeinſchaft. In ähnlicher Weiſe wird für
Oberheſſen eine Weihnachtsausſtellung in Gießen im Oberheſſiſchen
Kunſtverein ſtattfinden. Die Einlieferung dorthin ſoll an die Expedition
des Gießener Anzeigers, Schulſtraße 7, gerichtet werden, und zwar zwi=
ſchen
10. und 20. November. Die Eröffnung iſt am 28. November,
Schluß am 2. Januar. Die Jurierung erfolgt durch Mitglieder der
Neuen Arbeitsgemeinſchaft und Gießener Künſtler, Beide Ausſtellungen
können von allen heſſiſchen oder in Heſſen wohnenden Küinſtlern beſchickt
werden.
v. H.
Volkshochſchule. Wie alljährlich, ſo findet auch in dieſem Unter=
richtsabſchnitt
wieder ein Kurſus in deutſcher Plakat= und
Zierſchrift des Herrn Lehrers Melchior ſtatt. In den ſeit=
herigen
Kurſen wurden ſchöne Erfolge erzielt; jeder Teilnehmer be=
herrſchte
nach Schluß des Unterrichtsabſchnittes die ihm gebotene Schrift
vollſtändig und konnte ſie für ſeine Berufsarbeit verwerten, ſei es im
Bureau als Aufſchrift für Akten und ſonſtige Schriftſtücke, ſei es im
Geſchäft als Aufſchrift für Warenzettel, oder im Schaufenſter als Pla=
kate
für die Warenanpreiſung. Es wäre zu wünſchen, daß ſich jeder für
eine gute deutſche Schrift intereſſiert, damit endlich die häßlichen und
fehlerhaften Warenanpreiſungen verſchwinden und einer dem Schön=
der
Galerie und im Kupferſtichkabinett führen. Wie in früheren Jah=
Unterrichtsſtunde findet heute Freikag, den 29. Oktober, 8 Uhr
abends, in der Techniſchen Hochſchule, Saal 264, ſtatt. Zu der am
Samstag abend ſtattfindenden Schlußfeier unſerer Feriem=
kurſe
ſind alle unſere Mitglieder herzlichſt eingeladen.
Liederzweig=Konzert. Hiermit wird nochmals auf das am kom=
menden
Sonntag, den 31. Oktober, nachmittags, im Feſtſaal der Turn=
gemeinde
(Woogsplatz) ſtattfindende Liederzweig=Konzert beſonders
hingewieſen. Herr Chormeiſter Wilhelm Etzold hat auch diesmal wieder
eine ausgeſuchte Vortragsfolge zuſammengeſtellt, ſodaß das Konzert für
jeden Muſik= und Sangesfreund einige Stunden der Erbauung und
Erholung ſein wird. Das bekannte Schnurrbuſch=Quartett unſeres
Landestheater=Orchoſters wartet mit Streichquartetten von J. Haydn
(Op. 54 Nr. 1), E. Grieg (Romanze) und J. Raff (Die Mühle) auf,
unſer einheimifcher vielverſprechender Bariton, Herr J. Herrmann,
Schiler der Opernſchule der ſtädt. Akademie, bringt Balladen von R.
Sternfeld und drei neue Kompoſitionen von Prof. C. Beines zu Gehör.
Die Klavierbegleitung zu den Solovorträgen hat Herr Prof. Beines
in liebenswürdiger Weiſe ſelbſt übernommen. Der aktive Chor des
Liederzweig legt Proben ſeines Könnens mit Chören älterer Meiſter ab,
mit welchen in prachtvoller Tonmalerei das Erwachen der Natur an
einem Frühlingstage herrlich geſchildert wird (Fr. Abt: Sonntags
und Waldandacht, J. Rietz: Morgenlied, H. Kaun: Die Hütte‟
J. Brambach: Es muß doch Frühling werden‟). Die Eintrittspreiſe
für das Konzert ſind ſo niedrig gehalten, daß es einem Jeden möglich
iſt, das Konzert zu beſuchen. Möge dem rührigen Liederzweig auch
diesmal wieder ein vollbeſetztes Haus beſchieden ſein. Näheres wolle
man aus Anzeige und Plakaten erſehen.
Klein= und Sozialrentner und Reichsbund der Kriegsbeſchädigten.
Für das am Donnerstag, den 4. November ds. Js., abends 8 Uhr, im
Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtattfindende 3. Akademie=
Konzert erhalten obengenannte Organiſationen gegen Vorzeigen des
Ausweiſes Karten zu 50 Pfg. im Sekretariat der Städt. Akademie für
Tonkunſt, Eliſabethenſtraße Nr. 36. Die Mitglieder des Bundes
der Kinderreichen können die Karten bei Hermn Adolf Schäfer,
Luiſenplatz Nr. 1, in Empfang nehmen.

Freitag, den 29. Oftober 1926

Arbeitsgemeinschaft der Hessisch. Kreditgenossenschaft

* Jugendführertagung im Main=Rheingau D. T. Die Jugendfühver=
tagung
des Main=Rheingaues der D. T., die zugleich als Führerlehrgang
durchgeführt wird, findet am 30. und 31. Oktober in Roßdorf ſtatt; Be=
ginn
Samstag abend um 8 Uhr mit einem Tie=Abend. Im Rahmen
desſelben ſpricht Gauvertreter, Roth=Darmſtadt über Die Bedeutung
der Turnerjugendbewegung für die zuküinftige Entwicklung der D.T.
ſowie Das Verhältnis der Jungen zu den Aelteren. Am Sonntag
beginnt die Arbeit mit der Morgenfeier, bei der vorausſichtlich der
Noßdörfer Poſaunenchor mitwirken wird. Die Anſprache hält Herr Pfr.
Lenz aus Ober=Ramſtadt. Die turneriſchen Uebungen ſt hen unter der
Leitung von Gauſportwart Schneider=Eberſtadt. Vorträge über Jugend=
arbeit
und Jugendwandern, ſowie Volkstänze und gemeinſames Singen
vervollſtändigen das Programm. Die Teilnehmer treffen ſich Samstag
abend in Roßdorf; Abfahrt Darmſtadt Hbh. 5.02 oder 7.28 Uhr, D.=Oſt
519 oder 7.49 Uhr. Der Zug 5.57 ab Darmſtadt=Hbh., 6.16 Uhr ab
D.=Oſt, fährt Samstags nicht. Z itiges Eintreffen iſt zu empfehlen,
um vor Beginn der Tagung die Quartiere noch aufſuchen zu können.
Liederbuch Volker und Turnanzug ſind von allen Teilnehmern mitzu=
bringen
.
Reichsbund der Kinderreichen, Ortsgruppe Darmſtadt. Für das
am Donnerstag, 4. November, abends 5.30 Uhr und 8 Uhr, im Heſſi=
ſchen
Landestheater ſtatfindende Konzert der Städt Akademie
für Tonkunſt ſind Karten erhältlich zu ermäßigten Preiſen bei Herrn
Adolf Schaffner, Luiſenplatz 4, im Laden. Gleichzeitig ſei noch
bemerkt, daß die für den Monat Oktober berichtete Verſammlung infolge
Krankheit des Vorſitzenden ausfällt. Die nächſte Veranſtaltung wird die
Weihnachtsfeier ſein, die am 9. Jaunar 1927 im Städtiſchen Saalbau,
nachmittags 5 Uhr, ſtattfindet.

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Zum Projeki der Automobilſiraße
Hamburg Frankfurt-Baſel.
In der Angelegenheit des Projekts der Automobilſtraße
HamburgFrankfurt-Baſel geſchieht am 6. November d. J. ein
wichtiger Schritt. An dieſem Tage findet in Frankfurt a. M.
die Gründungsverſammlung des Vereins ſtatt, der den Zweck
hat, alle vorbereitenden Arbeiten zu leiſten, die in techniſcher,
wirtſchaftlicher, finanzieller, verkehrspolitiſcher und propagan=
diſtiſcher
Hinſicht zur Durchführung des Planes vonnöten ſind.
Der Verein, kurz Hafraba genannt, wird in Frankfurt a. M.
ſeinen Sitz haben. Was geſchieht in Darmſtadt in dieſer
wichtigen Angelegenheit? D. Red.

Die Genoſſenſchaft iſt die größte ſoziale
Leiſtung des deutſchen Bürgertums!
In der Genoſſenſchaft nehmen die Maſſenſchichten
die tragenden Grundſtände des Volkes, die Bürger,
Bauern und Arbeiter ihr wirtſchaftliches Schickſal
in die eigene Hand, um im Bewußtſein ihrer Kraft
und in Erkenntnis der durch die Nöte der Zeit ge=
ſetzten
wirt chaftlichenAufgaben Erwerb und Wirt=
ſchaft
der Maſſenſchichten zu ſichern und auszubauen
und damit die ſichere Grundlage für wirtſchaftliche
Seibſtändigkeit, ſoziale Unabhängigkeit unb ſelbſi=
bewußte
Anteilnahme an der politiſchen Arbeit
zu ſchaffen.
Prof. Dr. Philipp Stein
Anwalt des Deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes.

[ ][  ][ ]

Geite 6

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

Stadiverordnetenberſammlung.
Die öffentliche Sitzung wird um 5 Uhr 10 Mi. vom Herrn Ober=
bürgermeiſter
eröffnet.
1. Aenderung der Vergnügungsſteuer.
Das Innenminiſterium hat an dem Entwurf einige Beanſtandun=
gen
erhoben. Es ſind deshalb an dem in der Sitzung vom 26. Auguſt
I. Js. genehmigten Entwurf einige Aenderungen vorzunehmen, die teils
redaktioneller Natur ſind, teils eine engere Anlehnung an die neuen
Neichsrahmenbeſtimmungen bezwecken. Zur Vermeidung jeg=
lichen
Formfehlers wird um Genehmigung der veränderten
Faſſung nachgeſucht.
(Wir möchten uns dabei im Intereſſe des Publikums die Bitte er=
lauben
, die genehmigte Steuerordnung demnächſt im Druck herauszu=
geben
, wie dies ſeitens der Stadtverwaltung Stuttgart geſchehen iſt,
wo die Beſtimmungen vom Stadtiſchen Steueramt in Form einer Bro=
ſchüre
bezogen werden können. Anm. der Schriftleitung.)
2. Herſtellung einer Fahrradaufbewahrungsanlage im Leihamt.
Der erforderliche Kredit wird genehmigt.
3. Herſtellung von Gartenanlagen am ehemaligen Oswaldſchen
Fabrikanweſen.
Auch hier wird der erforderliche Kredit genehmigt.
Nieder=Ramſtädter Straße.
Die Kanaliſation des Schachgrabens iſt erforderlich, ebenſo die Her=
ſtellung
eines Kanals vom Sportplatz nach der Kreuzung obiger Straße
und Schießhausſtraße. Die auf die Stadt entfallenden Mittel (28500
Mark) werden zu genehmigen beantragt, ebenſo die vorlagsweiſe Ueber=
nahme
der von der Techniſchen Hochſchule zu tragenden Kanalherſtel=
lungskoſten
in Höhe von 13 500 Mk. auf die Stadtkaſſe.
Die Sache wird zurückgeſtellt.
5. Errichtung weiterer Baugruppen am Speffartring.
Zur Beſchaffung von Arbeitsgelegenheit für das hieſige Handwerk
ſollen drei Baugruppen an dieſem Ring zwiſchen Kranichſteiner Straße
und Alfred Meſſel=Weg errichtet werden. Aus Anleihemitteln ſind hier=
zu
540 000 Mark erforderlich.
Stadtv. Schneider bemängelt den hohen Mietſatz für Vier=
zimmerwohnungen
mit 1600 Mark, zumal hier ſtaatliche Baudarlehen
gewährt würden. Bürgermeiſter Buxbaum erläutert die Haltung
der Verwaltung; bei Feſtſetzung des Mietſatzes von 1600 Mk. komme
die Stadt noch nicht auf ihre Selbſtkoſten. Der Staat gebe zu den Bau=
koſten
keinen Pfennig. Die Feſtſetzung der Mieten entſpreche im übri=
gen
dem Beſchluſſe der Verſammlung. Der Kredit wird bewilligt.
6. Herſtellung von Kanälen in verſchiedenen Straßen.
In Betracht kommen: 1 Seekatzſtraße zwiſchen Büchmerſtraße und
Martinspfad, und 2. Schachtſtraße, was 6500 Mk. erfordert. Dieſe
Mittel werden bewilligt.
7. Ladenſchlußzeit in den ſtädtiſchen Kiosken.
Die Frage wirft ſich auf, wann dieſe Schlußzeit ſein ſoll. Die Recht=
ſprechung
und Praxis aller größeven Städte geht dahin, dieſe Kioske
als offene Verkaufsſtellen zu betrachten, die nicht den Beſtimmungen der
Gewerbeordnung über den ambulanten Gewerbebetrieb, ſondern wie
die Ladengeſchäfte dem 7=Uhr=Ladenſchluß unterliegen. Die Stadtver=
waltung
iſt jedoch der Anſicht, daß dieſe Kioske näicht zum ſtehenden
Gewerbebetrieb gehören, da ja auch früher die an ihrer Stelle befind=
lichen
, allerdings transportablen Verkaufsſtände zum Straßenhandel
gerechnet wurden. Das um Entſcheidung angegangene Miniſterium für
Arbeit und Wirtſchaft hat eine ſolche nicht getroffen, vielmehr Einigung
mit Polizei und Einzelhandel empfohlen. In der Sitzung des Verkehrs=
und Wirtſchaftsausſchuſſes hat man lebhaft debattiert. Die Vertreter
des Einzelhandels, der Induſtrie= und Handelskammer und des Polizei=
amtes
wollten ſämtliche Kioske wie ſtehende Ladengeſchäfte behandelt
ſehen, d. h. ſie forderten den ſonntäglichen und an Werktagen den 7 Uhr=
Ladenſchluß. Die Stadtverwaltung, der Vertreter der Mieter der Kioske
und einige Mitglieder des Ausſchuſſes vertraten den gegenteiligen
Standpunkt. Der Antrag, die Ladenſchlußzeit in den ſtädtiſchen Kiosken
über 7 Uhr abends und auf Sonntag auszudehnen, wurde mit 5 gegen
4 Stimmen abgelehnt. Nunmehr ſollen die Stadtverordneten entſcheiden,
Stadtv. Leuſchner beantragt, hier noch den Rechtsausſchuß zu
hören. Dies wird beſchloſſen.
8. Erlaß einer neuen Meldeordnung für die Stadt Darmſtadt.
Die alte beſteht ſeit 1876 und ſoll novelliert werden. Nach Artikel
129 b der Städteordnung iſt vor Erlaß die Verſammlung zu horen. Zu
dem Entwurf des Polizeiamts wird Zuſtimmung beantragt.
Auch hier beantragt Stadtv. Leuſchner, zuvor noch den Rechts=
ausſchuß
zu hören, was beſchloſſen wird.
8a. Winterbeihilfe 1926/27, hier die Anträge der Erwerbsloſen.
Die Verwaltung hat zu letzteren Stellung genommen.
Für weitere Arbeitsgelegenheit, die zu beſchaffen gefordert wird,
hat die Verwaltung geſorgt. Die Sonderzulage (Winterbeihilfe) ſoll
wie im Vorjahre beſtehen bleiben. Der geforderte Wegfall der Gas=
meſſermiete
wird von der Verwaltung abgelehnt. Unentgeltliche Spei=
ſung
der Kinder in den Schulen wird abgelehnt, aber Milchfrühſtück ge=
währt
. Auch die Miete Erwerbsloſer könne nicht auf die Stadt über=
nommen
werden. Abgelehnt wird auch von der Verwaltung, eine ein=
malige
Summe als Beihilfe an jeden Erwerbsloſen in Höhe von 80 Mk.
zu zahlen. Das geforderte Kleben der Invalidenmarken durch die Stadt
betreffend erklärt die Verwaltung, daß das Städtiſche Verſicherungsamt
dieſe Angelegenheit überwache und im Sinne der Anträge verfahre.
Stadtv. Schneider erſtattet Bericht. Die Anträge der Erwerbs=
loſen
ſtellten eine zu weitgehende Belaſtung der Stadt nach der finan=
ziellen
Seite dar. Der Finanzausſchuß hat den Anträgen der Verwal=
tung
zugeſtimmt. Die Stellungnahme der Verwaltung zu den Anträ=
gen
bedingt, wie der Berichterſtatter darlegt, einen Aufwand von
43 500 Mark.
Stadtv. Reibold macht weitere Ausführungen zu den Anträgen
und verweiſt auf ſeine Darlegungen in der Sitzung vom 30. September
dieſes Jahres. Für ein Schwimmbaſſin im Sportplatzgelände ſollten
25 000 Mark bewilligt werden. Wenn man ſür den Sport ſo viel Geld
übrig habe, ſollte man doch auch bezüglich der Erleichterung der Notlage
Erwerbsloſer Gelder zur Verfügung ſtellen können. Anträge der kommu=
niſtiſchen
Partei würden mit einer Handbewegung abgetan. Die Frak=
tionen
der Verſammung ſollten hier ihren Standpunkt endlich einmal
präziſieren. Die Notlage der hier in Betracht kommenden Bevölkerungs=
ſchichten
ſei gegen das Vorjahr erheblich geſtiegen.
Stadtv. Leuſchner legt dar, daß das Erwerbsloſenproblem nicht
rein materieller Art ſei; eine große Zahl der Erwerbsloſen ſtehe unter
ſtarkem ſeeliſchem Druck. Die beſte Form der Erwerbsloſenunterſtützung
ſei die Arbeitsbeſchaffung. Produktive Arbeit miſſe beſchafft werden.
Das Reich müſſe den herrſchenden Zuſtand beſeitigen. Aber die Reichs=
regierung
zeige in dieſen Dingen eine große Verſtändnisloſigkeit; die
Ausgeſteuerten würden in jedem Falle den Gemeinden zur Laſt fallen.
Die Parteien im Reichstage ſollten einen Druck auf die Reichsregierung
ausüben. Die Kommuniſten unterſtützten die ſozialdemokratiſ hen An=
träge
auf Schaffung einer Erwerbsloſenverſicherung nicht. Ver=
ſicherung
und keine Fürſorge ſei zu fordern. Die Erwerbsloſenverſiche=
rung
müſſe einen Rechtsanſpruch gewährleiſten. Die Frage, die
von der Deutſchen Volkspartei angeſchnitten ſei, eine einmalige Beihilfe
den Beamten zu gewähren, miſſe zuſammen mit der Frage einer Son=
derbeihilfe
an die Erwerbsloſen behandelt werden. Anträge einer Er=
werbsloſenkommiſſion
ſollten die Verwaltung und Verſammlung künf=
tighin
nicht mehr beſchäftigen. Als legitimierte Vertreter ſeien hier die
Parteien zu betrachten; durch Vermittelung der Gewerkſchaften
ſollten derartige Anträge geſtellt werden Bürgermeiſter Delp er=
läutert
daß ein Profekt ſeitens des Tiefbauamtes ausgearbeitet werde,
das reitere Notſtandsarbeiten ermöglichen ſolle. Die Zahl der aus=
geſteuerten
Erwerbsloſen werde ſich enorm ſteigern. Der Städtetag habe
ja ſeinen Standpunkt hier in einer Denkſchrift niedergelegt. Hinſicht=
lich
des Klebens der Invalidenmarken werde an den Kontrollſchaltern
ein Merkblatt abgegeben, das die Erwerbsloſen in geeigneter Weiſe
aufklären ſolle. In der Erwiderung betont Stadtv. Reibold, daß
die Erwerksloſenkommiſſion ſich nicht abhalten laſſen werde, die For=
derungen
, die ſie für nötig halte, zu ſtellen. Die Anträge der
Verwaltung werden einſtimmig angenommen.
Stadtv. Schneider fragt, in welcher Weiſe die Räume im Rat=
hauſe
nach Fertigſtellung verwendet werden ſollen. Bürgermeiſter
Buxbaum erklärt, das wiſſedie Verwaltung ſelbſt noch
nicht. Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing erklärt dazu, das frühere
Projekt ſei vertagt. Die Stadtverwaltung handle hier nicht planlos,
wie Stadtv Schneider glaube. Ueber die fernere Verwendung der
Mäume des Rathauſes werde ſich die Verwaltung demnächſt ſchläiſſig
machen. Auf eine Anfrage wegen des Baues der elektriſchen Bahn ins
Martinsviertel erklärt Bürgermeiſter Ritzert, er ſetze ſich dafür ein,
daß die Strecke SchloßgartenplatzRiegerplatz konzeſſioniert werde, da
hier gar keine Anſtände vorlägen. Stadtv. Heß wünſcht einen Schutz
für die Paſſagiere, die am Oberwaldhauſe, ohne dort eingekehrt zu ſein,
einſteigen wollten. Die Sache wird unterſucht werden. Stadtv Tem=
pel
fragt e gen Erbauung der Schule in der Waldkolonie. Bürger=
meiſter
Buxbaum glaubt, den Anfang des Baues für nächſtes Jahr
in Ausſicht ſtellen zu können.
Schluß der öffentlichen Sitzung 7 Uhr abends.

Eine neue Kreditſiatiſtik der Sparkaſſen.
In ähnlicher Weiſe wie ſür das Jahr 1924 hat der Deutſche Spar=
kaſſen
= und Giroverband auch für Ende 1925 eine Kreditſtatiſtik der
Sparkaſſen aufgeſtellt, deren Ergebniſſe jetzt vorliegen. Danach ſind von
ſämtlichen deutſchen Sparkaſſen an die Landwirtſchaft Kredite
in Höhe von 3 20, 8 Mill. Reichsmark gegeben (gegenüber 217,6 Mill.
Ende 1924). Die Kredite an den gewerblichen Mittelſtand
ſind von 697, 1 Mill. (Ende Februar 1925) auf 1103,5 Mill. Ende
1925 geſtiegen. Im Laufe des letzten Jahres zeigen ſomit die Kre=
dite
der Sparkaſſen an Landwirtſchaft und Mittel=
ſtand
einen Zuwachs von über einer halben Milliarde; ſie betragen
Anfang 1926 insgeſamt 1,424 Milliarden Reichs=
mark
, oder 59 Prozent der geſamten Einlagen der Sparkaſſen. Dieſe
Kredite ſind zu 72 Prozent durch hypothekariſche Sicherheiten gedeckt.
Die Umwandlung der hypothekariſch geſicherten Kredite in langfriſtige
Darlehnshypotheken macht weiter Fortſchritte. Bei der Landwirtſchaft
verteilt ſich die Kreditſumme auf 230 223 Poſten, im Durchſchnitt ſtellt
ſich alſo der Einzelkredit auf 1346,6 Mk., beim Mittelſtandsgeſchäft wur=
den
389 731 Poſten gezählt; danach beträgt die durchſchnittliche Einzel=
ſumme
des Kredits 2831,6 Mk. Auch dieſe Ziffern liefern einen erneu=
ten
Beweis für die Bevorzugung des Kleinkredits durch die
Sparkaſſen.
Gegenüber einem Kreditkapital von 1,4 Milliarden nimmt ſich der
Betrag der Reichsbankkredite, den zu dem Berichtszeitpunkt
die Sparkaſſen insgeſamt zurückgewieſen erhielten, in Höhe von ganzen
35,2 Millionen recht geringfügig aus.

S415503
DER
WELTSPARTAG
NAHTI
WELTSPARTAc II
Am 31. Oktober d. J. werden die Spar-
kassen
aller Länder erneut zum Sparen
mahnen.
Kein Land hat es nötiger, sparsam zu
sein, als Deutschland.
Nur durch Arbeitsamkeit und Sparsam-
keit
können wir im Inland die Krise
überwinden und im Ausland unsere
frühere Weltgeltung wiedererlangen.
DARUM:

SPARE AM WELTSPARTAG!

Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der Provinz
Starkenburg am Samstag, den 30. Oktober, vormittags 9 Uhr:
1. Klage der Firma Simon Daum zu Falken=Geſäß gegen den Be=
ſchluß
des Kreisausſchuſſes Heppenheim vom 27. Oktober wegen Heran=
ziehung
zu den Koſten der Kreisſtraßenunterhaltung; 2. Berufung der
Gemeinde Egelsbach gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes
Offenbach vom 29. Juli 1926 wegen Beſoldung der Feldſchützen Müller
und Neinhardt; 3. Klage des Bezirksfürforgeverbandes Darmſtadt=
Stadt gegen den Bezirksfürſorgeverband Dieburg wegen Erſatz von
Krankenhauspflegekoſten ſür die Joſephine Fach zu Dieburg; 4. Klage
des Bezirksfürſorgeverbandes Mannheim=Stadt gegen den Be=
zirksfürſorgeverband
Darmſtadt=Stadt wegen Erſtattung von Unter=
ſtützungskoſten
für Philipp Stumm von Mannheim; 5. Klage der
Katharina Fauſt geb. Nau zu Offenbach a. M. gegen den Be=
ſcheid
des Kreisamtes Offenbach a. M. vom 24. März 1926 wegen Nicht=
erteilung
des Wandergewerbeſcheins.
Kraftpoſt DarmſtadtOppenheim. Vom 1. November ab wird die
Kraftpoſt Darmſtadt-Oppenheim bei der zweiten Hin= und Nückfahrt
nicht mehr über Weiterſtadt, ſondern verſuchsweiſe über Gräfenhauſen
und Schneppenhauſen geführt. Die Fahrzeiten ſind: a) Hinfahrt: Ab
Darmſtadt Luiſenplatz 10.45, ab Darmſtadt Hauptbhf. 10.51, ab Gräfen=
hauſen
11.07, ab Schneppenhauſen 11.12; b) Rückfahrt: an Schneppen=
hauſen
2.39, an Gräfenhauſen 2.44, an Darmſtadt Hauptbhf. 3.01, an
Darmſtadt Luiſenplatz 3.10. Für die Orte Gräfenhauſen und Schneppen=
hauſen
beſteht nunmehr eine zweimalige Hin= und Rückverbindung nach
Darmſtadt mit der Kraftpoſt.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ansſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritlk.
Auf die heutige Anzeige Winzerfeſt im Café Rhein=
gold
wird verwieſen. Die bisherigen Veranſtaltungen haben bei dem
geſchätzten Publikum Anklang gefunden.
* Heute abend 8 Uhr ſpricht Herr Apotheker Alexander
Müller in der Landesbaugewerbeſchule über Kosmiſche und tollu=
riſche
Strahlen! (Näheres ſiehe Anzeige.)
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künfiſer oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchleht. behält ſich die Nedaktion ihr Urteil vor.
* Union=Theater: Die Unehelichen. Weit über die
Verrufenen über Menſchen untereinander hinaus wächſt Gerh.
Lamprecht mit der Tragödie Die Unehelichen‟ Ein grandioſer, ein
erſchütternder Film. Lamprechts Mittel ſind einfach, überzeugend und
umwerfend. Lamprecht verſteht es heute wie faſt kein zweiter deutſcher
Filmregiſſeur, in der Milieuſchilderung zu dominieren. Vom Regiſſeur
aus iſt dieſer Film aus einem Guß. Das Erſtaunlickſte jedoch an dieſem
Film iſt, was Lamprecht aus den Kindern, die mitſpielen, Solorollen
ſpielen, macht. Er lockert ihren filmiſchen Ausdruck auf, er verſtärkt ihn,
er bringt die Empfindungen der vier in jeder Phaſe deutlich heraus.
Er zeigt, wie beeinflußbar dieſe Kinder durch äußere Widerſtände, durch
innere Erſchütterungen ſind, wie ſie das Grauen packt, wenn ein Haus=
tier
zerſchmettert am Boden liegt, wie die Furcht über ihrem jungen
Leben liegt, das gar nicht mehr blühend, ſondern nur noch laſtend iſt.
Die Leiden der Kinder ſind heroiſche, ſtille Taten, die Leiden der Kinder
graben ſich ein.

Tageskalender für Freitag, den 29. Oktober 1926.
Landestheater Großes Haus., Anfang 7 Uhr, Ende nae
10 Uhr, D 4, Schülermiete weiß 2: Macbeth Kleines Hau=
um
5 und 8 Uhr: Der neue Kulturfilm der Ufa: Auf Tierfang i
Abeſſinien Orpheum, abends 8 Uhr: Internationales Variete
Schloß=Café: Konzert. Café Rheingold: Konzer
und Tanz. Weinhaus Weißer Turm: Konzert und Ta=
Hotel Schmitz; Unterhaltungsmuſik. Münchner Ho
bräu (Hotel Darmſtädter Hof): Oktoberfeſt. Span. Bodega
abends 8 Uhr: Künſtler=Konzert. Café und Weinſtu
Taunusburg: Tanz. Odenwaldklub, Ortsgruppe
Darmſtadt, abends 8½ Uhr, Lichtbildervortrag des Herrn Oberſtud.
Direkktor Kiſſinger über ſeine Herbſtfahrt nach Tirol. Fürſten
ſaal abends 8 Uhr, Vortrag von Herrn Dr. Maher=Wiesbader
über die Heilkraft des elektro=galv. Schwachſtroms. Reſtauran
Ehrhardt, Woogsplatz 6: Oktoberfeſt. Waldſtraße 17
Hinterhaus im Saal, Vortrag von Herrn O. Kunze, Lehrer a. D.
über: Der Unterſchied zwiſchen dem Abendmahl und Tiſch de=
Herrn. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater
Palaſt=Lichtſpiele.

täglich Frisch gebrannt
in anerkannt vorzüglicher Oualität

M. W. Prassel
schulstr. 10 (14115a) Telephon 17

Heſſiſcher Landesverein für Innere Miſſion.
Der Heſſiſche Landesverein für Innere Miſſion hielt=
ſeine
diesjährige Jahresverſammlung ab. Sie wurde mit einer
Andacht über 1. Joh. 5, Vers 4 eingeleitet, danach vom Vorſitzenden
eröffnet, und brachte darauf den Bericht über die Jahresrechnung,
Neuwahlen und im Mittelpunkt den Jahresbericht, erſtattet von
Herrn Direktor Pfarrer Dreves. Der Jahresbericht gab ein
umfangreiches Bild der mannigfaltigen Arbeit des Heſſ. Landesvereins:
zuerſt Mitteilung über Perſonalwechſel und dergl., danach Bericht über
die Ausführung des Beſchluſſes der Jahresverſammlung 1925 (Errichtung
einer Lehrwerkſtätte für ſchulentlaſſene Krüppel in
Nieder=Namſtadt). Die Verſammlung wurde herzlich gebeten, in ihren
Kreiſen weithin im Lande für Mittel zum Ausbau der Krüppelarbeit=
in
dem Krüpelheim des Landesvereins in Nieder=Ramſtadt zu werben.
Aus der ſozialen Arbeit des Landesvereins wurde Bericht ge=
geben
über die Erholungsfürſorge an Kindern im Eliſa=
bethhaus
in Bad=Nauheim und über die Unterbringung tuberkulöfer
Kinder in Heilſtätten ſowie über den Verkauf der Wohlfahrts=
briefmarken
zum Beſten der Wohlfahrtspflege in Reich, Ländern
und Einzelgemeinden. Eine beſondere Bemühung des Landesvereins
beſtand auch in der Begutachtung, Weiterleitung und Befürwortung
der Geſuche um Kredithilfe beim Miniſterium des Innern wie
beim Zentralausſchuß für Innere Miſſion in Berlin. Eine neue
Arbeit auf dem Gebiet der ſozialen Betätigung des Landesvereins iſt
ſeine Förderung des Wohnungs= und Siedlungsweſens,
das in die Hand genommen worden iſt durch die deutſche evangeliſche
Heimſtättengeſellſchaft in Berlin. Im Anſchluß hieran wurde beſonders
der Arbeit der ev. Kreiswohlfahrtsdienſte gedacht, die in
allen Kreiſen des Landes vom Landesverein für Innere Miſſion im
Jahre 1923 errichtet worden ſind. Um dieſen eine beſondere Stärkung
widerfahren zu laſſen, hatte der Landesverein für Innere Miſſion einen
Lehrgang vorbereitet, der aber infolge Erkrankung des Geſchäfts=
führers
im vergangenen Berichtsjahr ausfallen mußte, ſich aber un=
mittelbar
an dieſe Jahresverſammlung anſchloß. Der miſſionariſche
Dienſt des Landesvereins erſtreckte ſich im Berichtsjahr auf Förderung
der Volksmiſſionsarbeit, Pflege der freien Schweſtern
in den Provinzen Oberheſſen und Starkenburg, Beratung in der Be=
ratungsſtelle
für Auswanderer Darmſtadt, Bismarckſtr. 58,
und in der Uebernahme der Arbeit am Heſſ. evg. Sonntagsblatt.
Im übrigen hatte der Landesverein für Innere Miſſion noch viele
Nebenarbeiten zu leiſten, wie es dann überhaupt ſeine Aufgabe iſt, alle
Werke der Barmherzigkeit und alle Hilfen, um die er ſonſt angegangen.
wird, auszurichten, wie denn auch der Bericht des Landesvereins mit
den Worten Wicherns ſchloß: Die Innere Miſſion muß Lebens= und
Liebesoffenbarung der evang. Kirche ſein. Dem Vortrag folgte eine
ſehr lebhafte Ausſprache, die dem Landesverein neue Anregungen für
ſeine Weiterarbeit gab, und beſonders betonte, daß der Oeffentlichkeit
bekannt gegeben werden möchte, daß nunmehr das Verhältnis zwiſchen
Landesverein für Innere Miſſion und dem Heſſ. Fürſorgeverein für
Kwippel dahin geklärt ſei, daß der Landesverein für Innere Miſſion
für ſich allein ſein Krüppelheim in Nieder=Ramſtadt ausbaue,
während der Heſſ. Fürſorgeverein für Krüppel ſich ganz ſelbſtändig dem
Ausbau ſeines großen Planes in Gießen zugewendet habe.
Nach kurzer Pauſe fand von 11 Uhr vormittags an die öffent=
liche
Verſammlung ſtatt. In dieſer behandelten Herr Divektor
Steinweg und Herr Dr. Hebert vom Zentral=Ausſchuß für
Innere Miſſion in Berlin die wichtige Frage Was tut die In=
nere
Miſſion zur Behebung des Wohnungselendes?
Beide ſtellten in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen die Grund=
gedanken
der Deutſchen evang. Heimſtättengeſellſchaft.
Hier öffnet ſich auf ganz geſunder Baſis mit der Möglichkeit, zu aller
Zeit ſich einen klaren Blick in die Verhältniſſe zu verſchaffen, ſür den
kleinen Mann, den unbemittelten Beamten die Gelegenheit, durch
Sparen die Reſtbaugelder zu gewinnen, um ſich ein Eigenheim errichtem
zu können. Die Verſammlung mußte den klaren Ausführungen der
Referenten zuſtimmen und konnte der Auffaſſung nicht widerſprechen,
daß in der deutſchen evang. Heimſtättengeſellſchaft wohl z. Zt. die beſte
Einrichtung geſchaffen iſt, die es auf dieſem Gebiete gibt. Da bei dem
Heſſ. Landesverei für Innere Miſſion eine Beratungsſtelle der deut=
ſchen
evang. Heimſtättengeſellſchaft errichtet iſt, und auch in der nächſten
Zeit von ihr ſelbſt mit aufklärenden Vorträgen im Heſſenlande und in
Darmſtadt insbeſondere gedient werden wird, ſo erübrigt es ſich, an
dieſer Stelle näher auf die Vorträge einzugehen. Die Verſammlung
wurde mit großem Dank geſchloſſen.
Nachmittags 3 Uhr fand die Verſammlung des Landesverban=
des
der Innern Miſſion ſtatt. Sie wurde eröffnet mit einem Referat
des Herrn Direktor Steinweg über Notwendigkeit und
Zweck des Landesverbandes‟. Die Ausſprache nach dem Referat und
die ſich daran anſchließenden Referate über Arbeit der Inneren Miſſion
an Fürſorgezöglingen, Frauen, Kleinkindern und in den Kreiswohl=
fahrtsdienſten
bezeugten die Notwendigkeit eines Geſamtverbandes, die
Notwendigkeit eines Zuſammenſchluſſes der Inneren Miſſions=Arbeiten,
um eine große Front ſüir ihren Dienſt zu haben. Als am Spätnach=
mittag
auch dieſe Verſammlung geſchloſſen wurde, war man ſich wohl
wieder überall von neuem klar, was für einen Wertfaktor die Innere
Miſſion für Kirche und Volk bedeutet.

D Die Kraftpoſt Darmſtadt Ober=Ramſtadt Brandau
Neunkirchen wird vom 1. November an nur bis Brandau durch=
geführt
.
Wegen Vornahme von Pflaſterarbeiten wird die Riedlinger=
ſtraße
zwiſchen Soderſtraße und Lindenhofſtraße während der Zeit vom
27. Oktober bis 6. November 1926 für den Auto=, Fuhrwerks= und Rad=
fahrverkehr
geſperrt.
* Zuſammenſtoß. Durch unvorſchriftsmäßiges Fahren eines Rad=
fahrers
kam es geſtern vormittag Ecke Bleich= und Fuchsſtraße zu
einem Zuſammenſtoß dieſes Radfahrers mit einem Auto. Der Radler
fuhr auf der falſchen Seite und direkt in das Auto hinein. Sein Rad
wurde zertrümmert, während er ſelbſt glücklicherweiſe unverletzt blieb.
Aus den Parteien.
* Die Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei
veranſtaltete am Mittwoch einen Vortragsabend, im Feierabend in
der Stiftsſtraße, der ſehr zahlreich beſucht war; es wohnten ihm auch
die Landtagsabgeordneten Dingeldey, Haury, Dr. Keller, Dr. Niepoth,
Schott und Frl. Birnbaum bei. Herr H. C. Krüger vom Geologiſchen
Inſtitut der Techniſchen Hochſchule hielt zunächſt einen Vortrag über
ſeine Grönlandexpedition im vergangenen Jahre. Mit der Vorſüihrung
zahlreicher Lichtbilder verband der Redner eine feſſelnde Beſchreibung
ſeiner Fahrt nach Grönland, ſeiner Reiſen an der Küſte entlang und
durch das Landinnere. Die Anweſenden folgten mit lebhafter Spannung
den Lichtbildvorführungen und den Ausführungen des Redners und
kleideten ihren Dank dafür in reiche Beifallskundgebungen. Nach kurzer
Pauſe folgte dann der Hauptvortrag, worin Herr H. C. Krüiger über
ſeine Erlebniſſe während ſeines 16jährigen Aufenkhaltes in Südafrika
ſprach. Der Redner ſetzte ſich als Geologe mit dem bekannten Welt=
reiſenden
Colin Roß auseinander; der vor kurzem in einer Zeitſchrift
behauptet hatte, daß man in den ſüdafrikaniſchen Diamantfeldern
innerhalb einer Woche Millionär werden könne. Er verwies, an Hand
von zahlenmäßigen Betrachtungen über die Schürferergebniſſe, dieſe
Behauptung in das Reich der Fabel. Colin Roß wäre auch nur zwei
Monate in Snüdafrika geweſen. Das Land bezeichnete der Vortragende
als wenig einladend, als öde und vorwiegend mit Dorngeſtrüpp bedeckt.
Kapſtadt und die meiſten anderen Städte Südafrikas wären reine Zweck=
ſtädte
, ohne jeden beſonderen baulichen Reiz; nur im Inneren des Lan=
des
, etwa in Johannesburg, könne man noch ein Stück holländiſchen Ko=
lonialſtils
wahrnehmen. In den portugieſiſchen Kolonien miſche ſich
portugieſiſcher mit arabiſchem Stil. Die Karoo und die Kalahari wären
nicht, wie ſie ſich die Europäer meiſt vorſtellten, Sandwüſten, ſondern
Gebiete mit Steppencharakter. Der Weſten von Südafrika wäre jedoch
eine Sandwüſte mit wandernden Dünen. Nicht der Löwe, wie man in
Europa glaube, ſei das unangenehmſte Geſchöpf, viel unangenehmer
betätigten ſich die kleinen Inſekten, Moskitos uſw. Zu den gefährlichſten
Tieren wären namentlich die Schlangen zu rechnen. Der Redner ſchil=
derte
dann eine Reihe feſſelnder Jagderlebniſſe, ſprach hierbei von der
ſüdafrikaniſchen Tierwelt und ihrer reichen Beſtände an Antilopen der
verſchiedenſten Art, Zebras, Büffel uſw. Als die gefährlichſten Jagd=
tiere
nannte der Redner, nach dem Grade ihrer Gefährlichkeit geordnet.
die nachſtehende Reihe: Elefant, Büffel, Rhinozeros und Löwe. Ein=
gehende
Betrachtungen wurden den mannigfaltigen Schutzfarben der ſüd=
afrikaniſchen
Tierwelt gewidmet. Die Hauptraſſen der ſüdaf ikaniſchen
Eingeborenen, Hottentotten, Buſchmänner uſw. wurden ſcharf charakte=
riſiert
und auf das beſondere Seelenleben der Farbigen hingewieſen, das
ſein. Denken weſentlich von dem des Europäers ſcheidet. Die
Schlußbetrachtungen waren noch beſonders intereſſant durch die Gegen=
überſtellung
des Buren und des Engländers in ihrer Eigenart. Dieſe
Darlegungen klangen aus in die Prophezeiung einer ſcharfen Aus=
einanderſetzung
zwiſchen der ſchwarzen und weißen Raſſe in Südafrika.
Die Anweſenden ſpendeten dem zweiten Vortrage lebhaften Beifall.

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, den 29. Oktober 1926

Große Harenposten gelangen besonders preiswert zum Verkauf
Strümpfe, Socken
Wollwaren
Trikotagen
Kanfektien

Sport-Westen für Kinder,
versch. Parben, straparierkäh. 2,75, 1.30
Kinder-Sweaters
in stark. 0ual, viele Farben . 295, B.0)0
Knaben-Anzüge
bes,haltb, m. Leibch.-od. Anknöpfhs. 4. 90
Sport-Westen
t. Dam. u. Herren in viel. Farb. 6.95, 4.00
Pallovers
reis. Menheit, in groß. Sortim, 6.95, 4.90
Arbeits-Westen
3.95
gran gestrickt, sehr haltbar . .
Frauen-Westen
5.75
nur schwarz, beste Onalität
Kinder-Mitzen
gestr. od. Flanusch, alle Parben 1.25, U.90
Strick-Wolle
4fach, schnz., grau, braun, 10Gebind U. 40

Socken
grau, haltbare Oualität . . . Paar
Socken
grau, gestrickt . . . . . . Paar
Socken
reine Wolle, gestrickt . . Paar
Damen-Strümpfe
Doppel-Ferse und Spitze .. Paar
Damen-Strümpfe
Doppelsohle, Hochferse . . . Paar
Damen-Strümpfe
Seidenfor, schwarz u. tarbig, Paar
Damen-Strümpfe
Seidenfor, 4fach verstärkt Paar
Damen-Strümpfe
reine Wolle, gewebt . . . Paar
Frauen-Strümpfe
gestrickt, schwz., reine Wolle, Paar
Kinder-Strümpfe
Wolle plattiert . . . . . . Paar
Sport-Stutzen
schöne Borde .. . . . . . Paar

Einsatz-Hemden
n8., Trikot mit Rips-Elnsätzen 1.95, 1.02)
Einsatz-Hemden
Ia wollgem. Normal, m Rips-Eins 2,50 1.5
Normal-Jacken
für Herren, wollgemischt . . 1.85, 1.50
Normal-Hemden
Doppelbrust, schwere wollgem. 0nal. 1.50
Herren-Hosen
gestrickt, solide kräftige Oralitit. 1.O
Normal-Hosen
für Herr, solide wollgem. Gnal. 2.50, 1.00)
Futter-Hogen
sohmere Ware, helltarb, u. grau . . 1.90)
Sohlupf-Hosen
für Damen, Trikot, gefüttert.
1.75
Beform-Hosen für Damen
Norm, vollgem. od blan, Trik. 3,50, d.00)
Leib- und Seelhosen
Normal-Oualität 60 70 80 90 100

Kinder-Kleider
karierte Stoffe .
...
Kinder-Kleider
reine Wolle.
Damen-Kleider reinwoll.
Cheriot m. lang. od. kurz. dermel 4.95
Damen-Kleider Popeline
od. mod. Karos, reirs. Machart 9.75,
Damen-Kleider mod.
Machart, Ia Popeline, Faltenr 14.50 L,
Damen-Mäntel einfarb.od.
gem.,Flansch, darunt. schw. 0ual. 9.75
Damen-Mäntel sch. ver-
arb
., zeitl. Falt., teils Pelzkr. 15.50, I.
D.-Mäntel in best. Stoffgnal.,
Velours, Tache, teilz m. Pelzkr. 25.- I.
Kinder-Mäntel
in gr. Ausw., solid. Stoffe 7.50, 6.50,
Morgen-Röoke Lammfell-
stoffe
, in versch. Farb., bekurb. 8.50,

Tasgen
mit Untertasse, echt Porzellan .
Tassen mit Untertasse
Goldrand, echt Porz., Hache Form
Teller
tief oder Hacb, echt Porzellan
Dessert-Teller
Goldrand .. .."
Kinder-Becher
dekoriert, echt Porzellan.
Tee-Kannen
moderne Form, echt Porzellan
Milch-Kannen
echt Porzellan
Kaffee-Servige für 2Pers.
mod. Rosendek.od. Streubl.echt. Porz.
Kaffee-Service f.6Person.
mod. Kantendekore, echt Porzellan
Tonnen-Garnituren
16teil., echt Porz., neueste Zeichnung.
Satz-Schügseln
Gteiis ..
Wasch-Becken
creme, groß . . . .
Wasch-Krüge
erepe, groß . ."
Ragout-Schüsseln
mit Deckel, oral
Salz. od. Mehlfass
mit Deckel und Schrift . . .
Fleisch-Platten
oral, groß ..."

Kohlen-Löffel
mit Holzgrif ..
Kohlen-Füller
schwer, f. lackiert .
Kohlen-Eimer
ff. lackiert .
Salon-Kohlenkasten
m. Deck, f. lack., mod. Dekore
Wärmfaschen
Schranbverschlug.
Wärmfaschen
verkupfert
Leib-Wärmfaschen
Stück".
1.00,
Brotkasten
F. laekiert I
Löffelbleche
F. lackiert.
Springformen
Weisblech
Königskuchenformen
Weisblech

Emaille

Für Haus u. Küche

1 Kochtopf
gestanzt, 20 cm . . . . . . .
1 Kochtopf
mit Deckel, 16 cm
1 Hilchtopf
mit Ausguß, 16 cm .
2 Mudelpfannen
2
12 und 18 cm .."
2 Kasserolen
mit Stiel, 12 und 16 cm . . z
1 Kasserole
mit Stiel, gestanzt, 20 cm
1 Waschbecken
Oral, mit Seifenbehälter" .
1 Nachttopf
22 cm . . .
1 Kaffeekanne
mit Deckel ...."
1 Waschsohügsel
rund, mit Seifennapf . .
1 Küchenschüssel
34 cm, weiß . . . . . . .
2 Küchenschüsseln
Z
18 und 30 cm
3 Küchenschüsseln
16, 20 und 24 cm . .
1 Spülwanne
36 cm groß
1 Kaffeetopf
zum Einhängen, 16 cm

1 Essbesteok
Messer und Gabel, Solinger . . ..
6 Alumin.-Esslöffel)
6 Alumin.-Gabeln /en8.
1 Küohenlampe
mit Crlinder 60.
1 Wandlampe
Messing

1 Isolierfasche
mit Garantie.
1 Fensterleder
echt engl. . .
1 Marktkorb
oder 1 Papierkorb
1 Wellholz-Garnitur
7teilig.
1 Servierbrett
gerinkt .."
1 Bodenbesen und 1 Handfeger
rug.
1 Bürsten-Garnitur
auf Brett m. Spiegel, m. 1 Kleider-
und 1 Hutbürste
.... m.
1 Waschbrett
mit guter Zinkeinlage
6 Stck, Ia Kernseife (
1 Paket Vim-, 1 Plasche Sidol7
2 Stek, Kernseife, 1 Pak. Sand / aus.
1 Batterdose, 1 Geleellose
1 Anckerschale aut Enß 1 701

500 St. Briefumschl.
0.95
Geschäftsformat . .
1 Bl. Briefpapier
200 St. Briefumschl. /0.90
6 RII. Butterbr.-Papier
0.95
fettdicht .
500 Papier-Serviett. 0.95
10 Roll, Gloset-Papier 0.95
1 Kass. Briefpapier
enth. 20 Leinenbogen, 10 Briefkart.
0.95
30 Umschläge, gefüttert.

Darrnistadt

15749

1 Posten
Groisé-Hemd.
für Damen, Stück 1 DRach
G-oisé Hosen
off. o. geschl, 1.50, 12 VPden
Herr.-Hemd. 99/ Frauen-Hemden
aug gut kar-Flanell !- NARdc
40)
gnt. Pan,m derm. 4 Rie
Kinder-Röckeben7
m. Leibchen, gestr. 1 0 Rae
Btamivo-Stores!
m. Eing, 2,95, 1.35,00 Mite
Madras-Garnitar. 925
echtkarbig 875, 0 MRiate
Brises-bises)
nene Mngter . ..902 Dch
Biber-Bettücher 950
neiß m. farb. Kante 4 Wt
Schlaf-Deck.
grau, schwer . Beit=Koltern
Jaed., weiche Ware 0- 140 cm, waschecht 1 Ph
Kaffee-Deck. ch
L in.-Decken 94
bedrnekt, volle Gr. 4 ece
Wandschon.
Wachstnch eech
Fußmatten
echt Cocosm. Rana00 4 ee
Bettvorlagen U
mit Prangen . . .90 [ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, den 29. Oktober 1926

Glasaufsatz. 2 teilig . . 1.95

Sahnenser vice, 3teilig 96

Verkauf
nur so weit Vorrat

Beginn
Freitag, 29. Oktober

Schürzen

Stoffe

Hantel. Flauschstoff

Fleischtopf mit Deckel, Delft-
dekor
, 16 cm . . 95 9

1 D.-Jumperschürze, Siam., 1.95, 95, 50
1 Knabenschürze, uni od. gestr. 1.95,95, 50
Kinder-Gummischürze . . 1.95, 95, 50
1 Damenschürze, Gummi 2.95, 1.95, 95 z
1 D.-Servierschürze mit Stick 295, 1.95
1 Hädchenschürze, bunt, Sat. 2.95, 1.95,95

1m Hanskleiderstoff . ."
50 5
1 Handtuch, abgep., Gerstenkorn . . 50
Wischtücher, weiß-rot kariert . . 50 3
1m Nessel, kräftige Qualität . . . . 50H
Im Hemdenbiber, gestr. oder kariert 50
1m Croisé-Finette für Wäsche . . . 50
1m Kretonne, gute Onalität . . . . 50
Im Kleiderflanell, verschied. Farb. . 95
m Blusenstoff, schöne Streifen . . 95
1m Kleiderschotten, neue Muster . 95 8
1m Pulloverstoff, aparte Dessins . . 95 d
Im Bettuchbiber, 140 cm breit . . 95 S
Im Bettuchuessel, 140 cm breit . . 95 9
1,50 m Bettkattun, gute Oualität . . 95
1m Schürzenstoff, 120 cm breit . . 95
1m Jacket-Damast, 140 cm breit . . 1.95
1m Popeline, reine Wolle, doppelbr. . 1.95
1 Biberbettuch . . . . . . . . . . 1.95
1m Bettdamast, 130 cm breit . . . 1.95
1m Bettuchhalbleinen, 150 cm br. . 1.95
m Hantelflausch, 140 cm breit . . 2.95
2,10m Haustnch, 140 cm br., für 1
Bettuch . . . . . . . . . . . . 2.95

Handarbeiten

2 St. Nacbttischdeckchen mit Spitze 50 )
1 Korbdeckchen z. Sticken . . . . . 50
1 Waschtischgarnitur, 3teilig . 50S
9 Str. Stickwolle, alle Farben . . . 50 3
1 Mitteldecke m. Spitze . . . . . . 95%
1 Läufer mit Spitze und Einsatz . . 959
1 Kissen, weiß Leinen, zum Sticken .959
1 Kaffeewärmer, schw. Rips gez. . . 96 3
1 Zimmer-Veberhandtuch, gestickt 1.95
1 Bettwandschoner, gestickt . . 295, 1.95
1 Kaffeewärmer-Füllang . . . . . . 1.98
1 Küchen-Veberhandtuch, gest. 2.95, 1.95

Essenträger Isolier-
11 cm 50 Hasche

Damenhüte, Samt und
Filz . . . 8.95, 6 95, 4.95

Taschentücher Stickereien

Konfektion

6 St. Herrentücher, .o. m. Kante,1.95,95
4 St. Herrentücher, bunt . . . . . . 95H
6St. Kindertücher, weiß od. m. Bild 50
6 St. Knabentücher, kariert . . . . . 959
3 St. Damentücher, m. gest. Ecken . 50d
3 St. D.-Tücher, eleg. gest., im Karton 959
10 m Feston für Wäsche . . . . . . 50
.. . 50 8
4 m Klöppelspitze . ..
460 od. 3.05 m gute Stickerei . . . 95
3 St. Hemdenpassen m. Klöppelspitze 959
1 Hemdenpasse, reich gestickt . . . 95H
4. St. Kissenstreifen, mit Schritt . . 959
1 Damenschal, mit Ouaste . . . . . 50

Güchträger Wand- 2.95
1 Ltr. 50 kaffeemühle

Besteckkasten, 2teilig 50

Ftrümpfe Handschuhe

Frikotagen

Pulloverkleid, lg. Arm 7.95

Suppenschüssel, 20 cm

1 P. Damenstrümpfe, Bwolle, Doppel-
sohle
u. Hochterse . . . . . . . . 50H
1 P. Herrensocken, einf. od. bunt kar. 50
1 P. Herrensocken, 2X2 gestrickt 50
1 P. Kinderstrümpfe, Gr. 16, H wolle508
1 P. Erstlingsstrümpfe, reine Wolle 50H
1 P. Frauenstrümpfe, 171 gestr. . . 95
1 P. Damenstrümpfe, Seidenflor,
Doppels. und Hochferse . . . 1.95, 959
1 P. Damensträmpfe, Macco, 2.95,1.96,95 9
3 P. Herrensocken, grau . . . . . 95 H
1 P. Herrensocken, bunt kariert, 1.95,95
1 P. Sportstutzen, kräft. Onal., 2.95,1.95,95
1P. D.-Strümpfe, Cachem., r. Woll. 2.95, 1.95
1 P. D.-Handschuhe, Wolltrik., gef. 1.95,959
1P. H.-Handschuhe, Wolltrik., gef. 1.95,95
1 P. D.-Handschuhe, m. eleg. Mansch. 1.95
1 P. D.-Strümpfe, Wolle m. Seide 3.95, 2.95
10 Geb. Sportwolle, versch. Farben .959

1 Uutertaille, wollgemischt . 959
1 Leib- u. Seelhose, innen gerauht . 95 H
1 Mädchen-Schlupfhose, warm gef. 95
1 Normal-Einsatzhemd . . . . 2.95, 1.95
1 Paar Herren-Hosen, wollgem. 2.95, 1.95
1 Paar Eutterhosen . . . 3.95, 2.95, 1.95
1 Herren-Jacke, wollgem. 3.95, 2.95, 1.95
1 Paar D.-Schlupfhosen, warm gef. 1.95
1 Paar D.-Schlupfhosen, K’seide
innen gerauht . . . . . . . . . 2.95

Salatbesteck, Kunsthorn50

Wäsche

Regenpelerine mit Kapnze
Gummi . . . . 3.95, 2.

2 Glasvagen

Herren-Artikel

St. Herr.-Stärke-Umlegekragen . 95
1St. Herr.-Stärkekragen, neuest. Form50
1 P. Knaben-Hosenträger . . . . . 503
Selbstbinder, letzt. Nenh., 2.95, 1.95,95,50
1 P. H.-Hosenträger, gute Cnalität . 958
1 Herren-Seidenschal m. Franse 1.95, 95
1 Herr.-Oberhemd m. Krag. 5.95. 4.95. 3.95
1 Herren-Sporthemd mit 2 Kragen . 4.95

RONN

1 Wäscheleine und 60 Feder-
klammern
. . . zus. 95 d

ARMOTAS1

Likörserrice, 8teil. . 1.95

Mantel mit Pelzgarnit. 16 95

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, den 29 Oktober 1926

Brotkasten, fein dekoriert

Jardiniére mit Nickelbügel 3.95

Handspicgel Zerstäuber
Cellnloid . . 50 m Gummib 95

Wassergläser

Beginn
Freitag, 29. Oktbr

Verkauf
nur soweit Vorrat

Kurzwaren

Gardinen, Vorlag., Wachstucke

6Kn. Stop twist, versch. Farb. . . 258
3X3 m Köperband . . . . . . . 25 3
8 Stern Leinenzwirn . . . . . . 25 ¼
5 Rollen Maschinengarn, ä 200 Mtr. 509 R
6 Paar Mako-Senkel, 100 cm lang 50
Paar Halbschuh-Senkel . . .
509
6 Dtz. Perlmutterknöpfe, sort. Gr. . . 509
2 Stück Gummi-Litze, 4 3 Meter . . 50
30 m Nahtband, versch Farben . . . . 509
1 Paar Sockenhalter, Kunstseide . . . 50H
1 Paar Damen-Strumpfhalter, hocheleg. 50
2 Paar Achselträger, Kunstseide . . . 50
2 Paar Armblätter, Gummi . . . . . . 508
1 Nähkörbchen, Peddigrohr
. 959
1 Radelkörbchen, Peddigrohr
958

Halbstores, versch. Austühr. 2.95 1.95 95
1 Kissen zum Ueberziehen . 959
1 Sofakissen mit buntem Stoffbezug 959
M 1Bettvorlage dauerh.0nal. 2.95 1.95 959
1 Linoleum-Vorlage . 2.95, 1.95 959
1 Fußmatte, Rohr-u. Kokosgef. 1.95, 959 509
1 Wand- u. 1 Wasserleitungsschoner zus. 95
2 Brises-bises und 2 Stängchen zusam. 959
1 Sofakissen mit buntem Satinbezug 2.95 1.95
1 m Wachstuch, versch. Breiten 2.95, 1.95, 959
1 Leinen-Tischdecke, bestickt 4.95, 3.95 2.95
1 Schlafdecke, einf. od. gemust. 6.95, 3.95 1.95
1 Diwandecke mit u. o. Frans(n 12.95, 8.95 5.95
1 Madras-Garnitur, 3teilig 6.95, 4.95, 2.95
1 m Künstlerleiuen, gest., für Vorhänge 959
1 m Möbel-Rips, 130 cm breit . . 2.95 1.95
1 Portierenstange mit kompl. Zub. 2.95 1.95
Haushaltwaren

Koffer-Handtasche 3.95,2.95, 1.95

Kasiergar-
Ständer mit
nitur . 95 Bürste . .5

Glasschale mit 3 Teller . 95

Schüssel, 28 cn

Toilette-Artikel,-Seife

Rasier-Apparat Gilette mit
Klinge, gut versilbert . .

Stück Toilette-Seife, gut partümiert 50
1 Flasche Eau de Cologue . . . . . . . 50
1 Flasche Mundwasser . . .
508
1St. Toilette-Seife u. 1Fl. Parfüm i. Kart. 50
3 St. Lavendel-Bade-Seife, im Karton 959
1 Flasche Birken-Haarwasser . 958
4 Stück Lavendel-Seife, große Stücke 959
1 Stell-Spiegel mit schwer. Celluloidrand 95
1 Rasier-Garnitur mit Napt, Pinsel und
Doppel-Spiegel . . . . . . . . . 1.95
Stück Kernseife A 200 Gramm . . . 959
1-Riegel Kernseife (5 Stück) ..
759
1 Haartüte und 1 Frisierkamm . .
958

Träger-Hemd mit Klöppelsp. 958

1 Fleisch-Topf 24 cm m. D. 20cm 14cm m. D.

1 Salat-Seiher, Emaille . . . . . . 95, 509
1 Fenster-Eimer
22 cm 19 cm
95 9
50 9
1 Nachttopf, Emaille, grau od. w8. 95 50
1 Kaffee-Kanne, weiß, Emaille 1.95, 95 505
2 Milchtöpfe, 12 u. 14 cm, Emaille, zus. 958
1 Satz Emaille-Becher mit Ausg., 4 St 959
1 Schmortopf mit Deckel, 18 cm . . . 95
1 S.-S.-S.-Garnitur 1.95, 1 Löffelblech 1.95
1 Eimer, Delftdekor 1.95, 1Wassereimer 0.95
1 Klosettpapierhalter u. 1 R. Klosettpap- 0.50
1 Wichskasten u. 1 Wichsbürste . . zus. 953
1 Bürstengarnitur, Steilig . . . . . . 95
1 Küchenlampe mit Zylinder . . . . . 95
1 Wandspiegel 959, 1Wandspruch . . 959
1 Kohlenfüller 95 J, 1Leibwärmer . . 956
1 Servierbrett mit Wachstucheinlage 95
1 Pfanne, geschliffen . . . . . . . . . 95H
8 Kompott-Teller, Glas . . . . . . . . 95
1 Butterdose u. 1 Zuckerschale . . zus. 956
1 Glasschale V. 950, 1 Käseglocke . . 958
1 Dejeuner, Porzellan, S5teilig . . . . . 959
4 Obertassen mit Kinderbildern, Porz. 95 d
Kinderbecher, Porzellan . . . . . . 95 8
1 Obst-Serrice, Porzellan, 7teilig . . . . 1.95
1 Dejeuner, Steilig, mit Goldrand . . . 1.95
1 Satz Glasschalen, 5teilig .. . . . . 1.95
1 Kaffee-Bervice, 9teilig, Porzellan 4.95, 3.95

Babikopf- Leuchter
zarnitur 509 m. bt. Kerze 50

Lederwaren

Portemonnaies, echt Led., z. Auss. 1.95,959 50
Portemonnaies, schw. Lackleder 2.95, 1.95 953
Ringtaschen aus buntem Stoff. . . 95 50
Einkaufs-Netze mit Etni 1.25, 959, 75 50
Zigaretten-Etui mit japanischer Malerei 50
1 Harkitasche, schwarz Wachstuch 95 503
Besuchstaschen, echt Leder 3.95. 2.95 1.95
Koffer-Handtasche, . . . . 395, 2.95 1.95
1 Taschenlampe, kompl., mit gut. Batt. 95
1 Schüler-Mappe mit Handgriff 2.95 1.95
1 Atlantie-Perlkette m. echt. Silberschloß 95
Schreib- und Papierwaren

Hem d-Hose mit Valenc.-Spitze
3.95, 2 95, 1.95

Konsole mit Backen-
Maß . . . 95 Besteck 95

Kopfbürste u. Kamm. zus. 95

1 Mappe Briefpapier, 25 Bog. u 25 gef.
Umschläge . . . . . . . . . . . . 50H
2 Oktav-Blocks à. 50 Blatt Briefpapier 509
150 Stück farb. Geschäftsumschläge . . 50
100 Stück weiße Papier-Serrietten, gez. 50
4 Stück Schnellhefter, Quart od. Folio 50
1 Dtzd. gute Schnlbleistifte . . . . . 50
25 Stück Darmstädter Ansichtskarten 50
4 Stenogramm-Blocks 2 160 Seiten stark 50
3 Rollen Butterbrotpapier, fettdicht . . 509
1 Einkleb-Album, versch. Ausfähr. 959 50
Kleine Bomanbücher u. Ingendschriften 50
1 Kassette Briefpapier, 50 Bogen und
50 Umschläge . . . . . . . . . . . 959
1 Block, 50 Blatt Briefpapier und
50 Umschläge . . . . . . . . . . 95H
1 Brieforduer, Quart, mit Register . . . 959
1 Grs. Schul- od. Bremer Börsenfedern 95
1 Drehstift, 1 Federh., 1 Petschafti. Et. 95
1 Postkarten-Album für 100 Karten 95
1 Poesie-Album, elegant gebunden 1.95. 959
1 Mnsik-Album, broschiert . . . . . . 959
1 Musik-Album, geb. Schubert, Mendels-
sohn
usw. . . . . . . . . . . . . 1.95
1 Schnlranzen für Mädch. od. Knab. 2.95, 1.95
6 Rollen Klosettpupier, Krepp . . . . 95
3 Stück Putztücher, gute Qualität . . . 95

2 Schüsseln, 22 u. 26 cm

Zesuchstaschem. K. u Spieg 95

Damen-Hemd mit breit. Stick. . 1.95

Spielwaren

1 Roller mit Pferd . . . 508
1 Roller mit
Glocke . . 958
1 Cellnl.-Puppe95 H
1 Rechen-
maschine
50
1 Teddybär zum
Aufziehen 958
1 Verkehrs- Schutz-
mann
z. Aufz. 95
1 Hiniatur- Eisen-
bahn
. . . 50
1 Rassel, Cellul. 50
Stoff-Clomn
Kugelgelenk-Puppe
unzerbrechl. 95
60 cm

orzellan=
Pigur . .

Puppe,
gekleidet 95

Einkaufstasche, Kunstled.

Handtnchhalter

Brotkorb, ewailliert

Prinzeß-Röcke mit Hohlsauw
und Stickerei 4.95, 3.95, 2.95,

Woccatassen mit Dekor 50. 25

Portemonnaies, Leder
2.95, 1 95. 095, 50

ALMOTASA

Ringtopf, 18 cm

Toilette-Eimer, 24 cm

[ ][  ][ ]

Geite 10

Freitag, den 29. Oftober 1926

Nummer 300

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 28. Okt. Die diesjährige Ueberreichung der Geſellen=
briefe
an die Prüflinge nahm den gewohnten Verlauf. Nach der Eröff=
nung
der Feier durch Herrn Ingenieur Stumpf richteten noch die Herren
Tape=iermeiſter Kunz, Rektor Haſſenzahl und Bürgermeiſter Jung Worte
der Ermahnung und Belehrung an die Junggeſellen. Es waren deren
15 an der Zahl, die zum Teil aus unſerer Nachbargemeinde Wixhauſen
ſtammen. Erwähnt ſei noch, daß auch die ausgeſtellten Zeichnungen den
ungereilten Beifall der Beſucher der Feier fanden. Die durch das
Miuiſterium genehmigte Ortsſatzung über die Erhebung einer Wert=
zuſatzſteuer
in hieſiger Gemeinde liegt gegenwärtig auf dem Amtszimmer
der Bürgermeiſterei zu jedermanns Einſicht offen. Aus Anlaß der vor
400 Jahren erfolgten Einführung der Reformation in Heſſen findet
nächſten Sonntag abend im hieſigen Gemeindehauſe eine Feſtfeier mit
Anſprache, Feſtſpiel, Vorträgen des Kirchengeſangvereins und des Po=
ſaunenchors
ſtatt.
* Griesheim 28. Okt. Geſtern nachmittag gegen 5 Uhr wurde die im
Türmchen des vierten Schulhauſes eingebaute Feuerſirene probeweiſe
in Tätigkeit geſetzt. Der Ton ſoll aber nach mehrfachen Ausſagen nicht
ſtark genug ſein, um überall im Ort gehört zu werden. Wie man hört,
wurde dieſer Tage nachts einer im Hauſe Obendorferſtraße 2 wohnenden
unbemittelten Familie die geſamte Wäſche geſtohlen, welche die Frau
zum Trocknen unter der Halle im Hofe aufgehängt hatte. Ein ſeltenes
Glück hatte vorgeſtern ein junger Nimrod. Er ſchoß im erſten Jagdbe=
zirk
am Torfgraben drei Kraniche innerhalb ganz kurzer Zeit; zwei, die
ſich bereits zur Erde niedergelaſſen hatten und einen im Flug.
* Eberſtadt, 98. Okt. Milchpreisabſchlag. Seit Beginn
dieſer Woche iſt der Preis für ein Liter Milch von 38 Pfennig auf
32 Pfennig abgeſchlagen. Ein geheimnisvoller Vorfall
hat ſich dieſer Tage ereignet. Ein junger Mann von Langen wurde
dort von einem durchfahrenden Auto auf der Darmſtädter Straße nach
dem Wege nach Heidelberg befragt. Kaum hatte er die Frage des Auto=
mobiliſten
beantwortet, erhielt er einen Schlag auf den Kopf, ſo daß er
betäupt zurückfiel. Dann ſchleppte der Fremde den fungen Mann in das
Aute. In der Gegend von Eberſtadt kam der junge Mann jedoch wieder
zur Beſinnung und es gelang ihm, aus dem Auto zu entſpringen. Nähere
Nachforſchungen ſind im Gange.
II. Eberſtadt, 7. Okt. Umbau der Waſſerleitung. Be=
kanntlich
iſt im Frühjahr ds. Js. mit dem Umbau der Waſſerleitung in
Eberſtadt begonnen worden. Es handelt ſich bei dieſem Umbau, wie
ſeinerzeit mitgeteilt, um die Hevausnahme der Rohre der Hauptſtränge,
die einen Durchmeſſer von 150 Millimeter haben und Neuverlegung von
Gußrohren mit einem Durchmeſſer von 200 Millimeter. Die umfang=
reichen
Arbeiten werden wegen der hohen finanziellen Koſten nicht auf
einmal ausgeführt, ſondern auf mehrere Jahre verteilt. Gegenwärtig
iſt der Umbau der Leitung in der Alten Darmſtädter Straße vom
Ortsausgang bis zur Oberſtraße und von der Alten Darmſtädter Straße
durch den Weinweg bis zum Waſſerwerksgelände in Angriff genommen.
Es ſtellt dies den zweiten Umbauabſchmitt in einer Länge von etwa 700
Metern dar. Die Geſamtkoſten des erforderlichen Materials und der
vorkommenden Arbeiten belaufen ſich auf etwa 28 000 Mark, wovon der
Gemeinde aus Mitteln der produktiven Erwerbsloſenfürſorge voraus=
ſichtlich
ein Betrag von 5000 Mark erſetzt und weiter ein 5prozentiges
ſtaatliches Darlehen von höchſtenfalls 17 000 Mark gewährt wird. 4050
Erwerbsloſe finden durch die Ausführung der Arbeiten 67 Wochen
lohnende Verdienſtmöglichkeit. Die herauszunehmenden 150 Millimeter=
Gußrohre werden von ihrer Inkruſtierung befreit, gereinigt und zur
Wiederverwendung für Nebenleitungen vorläufig aufgeſtapelt. Schü=
lerbad
. Mit der Einrichtung einer Schüler=Badeanſtalt, wofür der
Gemeinderat Mittel in Höhe von 12000 Mark im diesjährigen Voran=
ſchlag
vorgeſehen hat, wird demnächſt begonnen werden. Die Badeanlage
wird in dem ſeitherigen Kohlenkeller der Eleonorenſchule untergebracht.
Vorerſt ſind 4 Wannen= und 5 Brauſebäder vorgeſehen. Jedes Wannen=
und Brauſebad wird, als Kabine, für ſich abgeſchloſſen und erhält
elektriſche Beleuchtung. Die Fußböden werden in Terrazzo ausgeführt,
die Wände mit Moſcikplatten verſehen. Für eine ſpätere Erweiterung
mit ebenſoviel Brauſe= und Wannenbäder nebſt einem Aufbewahrungs=
raum
für Wäſche und dergleichen bietet gegebenenfalls die jetzige, an den
Kohlenkeller anſtoßende Kochküche, die dann verlegt werden müßte, ge=
nügend
Naum Ueber die Art der Benutzung des Bades iſt noch keine
Beſtimmung getroffen. Die Richtlinien hierfür wird der Gemeinderat
noch feſtlegen. Volksbibliothek. Die Volksbibliothek des Orts=
ausſchuſſes
für Volksbildung und Jugendpflege wird am Freitag, den
29. Oktober 1926, für das diesjährige Winterhalbjahr wieder ihre Pfor=
ten
öffnen. Ausleiheſtunde jeden Freitag von 56½ Uhr im Saal 1
der Georgenſchule.
* Pfungſtadt, 28 Okt. Die Schöffen= und Geſchworenen=
liſte
liegt ſeit Mittwoch eine Woche lang auf der hieſigen Bürger=
meiſterei
offen. Die Beträge für elektriſchen Strom und Zählermiete
vom Oktober 1926 ſind bei Meidung der Mahnung bis 8. November bei
der Stadtkaſſe zu entrichten.
* Nieder=Ramſtadt 29 (Okt. Gemeinderatsbericht. Der
Zuſtand der obeven Bahnhofſtraße erforderte die Einberufung einer
dringlichen Gemeinderatsſitzung. Der Bürgermeiſter berichtete über die
Verhandlungen mit der Kreisbauverwaltung hinſichtlich der Errichtung
eines erhöhten Fußſteigs mit gepflaſterter Floßrinne von der Kilian=
ſtraße
bis zum Chauſſeehaus an der Kreisſtraße. Die einſchlägigen
Beſtimmungen verbieten, daß ſich der Kreis an den Koſten beteiligt. Der
Art. 19 des Kunſtſtraßengeſetzes vom 12. 8. 96 verpflichtet hierzu die
Gemeinden. Es iſt der Gemeinde andererſeits aber in Ausſicht geſtellt
worden, das zur Ausführung der Arbeiten erforderliche Geld auf dem
Wege der Darlehnsaufnahme zu einem verbilligten Zinsfuß zu erlan=
gen
. Angeſichts der Tatſache, daß die Errichtung des erhöhten Fußſteigs
ein abſolut dringendes Bedürfnis iſt, die Koſten auch infolge des verbil=
ligten
Zinsfußes nicht allzu hoch werden, beſchloß der Gemeinderat, die
Arbeit alsbald ausführen zu laſſen. Auf Vorſchlag der Finanzkom=
miſſion
werden die Zinſen für die von der Gemeinde gewährten Bau=
darlehen
wie folgt feſtgeſetzt: 1. für die erſten 1500 Mark 3 Prozent;
2. für den Reſt der jeweilige bei der Kommunalen Landesbank feſtge=
ſetzte
Zinsſatz zuzüglich eines Prozentſatzes bis zu 10 Prozent, der als
Kapitaltilgung angeſehen wird. Die Vergünſtigung zu 1. kommt nur
denjenigen Darlehnsnehmern zugute, die der Gemeinde in ihren Neu=
bauten
auch eine Wohnung zur Verfügung geſtellt haben.
Ober=Ramſtadt, 28. Okt. Deutſchorden. Die Vorbereitun=
gen
zur großen Deutſchordensfeier am Samstag ſind beendet. Der
Abend verſpricht nach der bekannt gewordenen Vortragsfolge jedem das
Beſte zu bieten.

Facharbeitermangel und die Lehrlingsfrage
im Baugewerbe.
(Berufsberatung und Lehrſtellenvermittlung beim öffentlichen Arbeits=
nachweis
für den Kreis Diebura in Dieburg, Schloßhof.)
Die Frage des Facharbeitermangels mit ſeinen großen und viel=
fältigen
Gefahren, die Frage ſeiner Bekämpfung und Beſeitigung an
eiſter Stelle durch die Lehrlingshaltung im Gewerbe ſelbſt, iſt in ihrer
Bedeutung als Lebensfrage für die Zukunft von ganz eminenter Be=
deutung
. In erſter Linie kommt hier das Baugewerbe in Frage. Es
war die letzten Jahre nicht ſo, daß wir hätten klagen können: wir finden
keine Lehrlinge für das Baugewerbe; es war umgekehrt, ſo daß viele,
die Luſt und Neigung zu den ſchönen Berufen des Maurers und des
Zimmerers hatten, kein Unterkommen und keine Stelle finden konnten.
Das muß nun anders werden, jeder tüchtige Junge, welcher ſich mit Luſt
und Liebe dem Baugewerbe widmen will, muß untergebracht werden.
Kein Baubetrieb, ob groß ob klein, ob die Lehrlingshaltung leicht wird
oder ihr allerhand Schwierigkeiten und Bedenken entgegenſtehen, unter=
ziehe
ſich der Pflicht, Lehrlinge heranzubilden und dieſe Ausbildung
trefflich und allſeitig im Intereſſe des Gewerbes und eines tüchtigen
Berufsarbeiter durchzuführen. Mögen die Opfer für dieſe Sache auch
groß ſein, ſie müſſen gebracht werden. Wir zwveifeln auch keinen
Augenblick daran, daß das Baugewerbe ſie in vollem Verſtändnis für
ſeine gegenwärtige Lage in ausreichendem Maße bringen wird. Das
iſt Ehrenpflicht des Baugewerbes. Es genügt nun nicht, zu warten, bis
die Lehrlinge kommen, und ſich melden, es muß vielmehr den Berufs=
beratungsſtellen
und Lehrſtellenvermittlungen bei den öffentlichen
Arbeitsnachweiſen der Auftrag erteilt werden, geeignete Lehrlinge zu
überweiſen. Dieſe haben die Pflicht, dem Gewerbe den lebensnotwendi=
gen
Nachwuchs zu verſchaffen. Solches iſt aber nur möglich, wenn die
Meiſter ſich mit den Berufsberatungsſtellen in Verbindung ſetzen. Nur
dort können ihnen an Hand der Schulfragebogen, Prüfungen uſu geeig=
nete
Lehrlinge überwieſen werden. Schule, Lehrherr und Berufs=
beratungsſtelle
müſſen gemeinſchaftlich Hand in Hand arbeiten, erſt dann
iſt die Gewähr geboten, daß der Lehrling auch eine wirklich gute Aus=
bildung
erhält.

* Ober=Ramſtadt, 28. Okt. Auf dem hieſigen Bahnhof erlitt heute
früh Herr Oberforſtmeiſter Hoffmann, der Vorſteher des Forſtamts
Ober=Ramſtadt, einen Schlaganfall und brach tot zuſammen.
r. Babenhaufen, 28. Okt. Einen Theaterabend veranſtaltet
am kommenden Sonntag im Saalbau Deutſcher Hof der Sportverein
Germania, der in ſeinen Reihen eine ganze Anzahl ſchauſpieleriſch
begabter Kräfte beſitzt Zur Aufführung gelangt die beliebte dreiaktige
Poſſe Penſion Schöller.
* Erbach i. O., 28. Okt. Die Odenwälder Vereinigung für Kunſt
und Wiſſenſchaft wird am kommenden Samstag, den 30. ds. Mts.,
abends 8½4 Uhr im Anker zu Stockheim wieder einen Vortrag ver=
anſtalten
. Es wird Herr Jariwala aus Bombay über: Indien von
heute ſprechen.
* Michelſtadt, N. Okt. Geflügelſchau. Vor einiger Zeit
wurde bereits, auf die am 27. und 28. November ſtattfindende und von
dem Geflügelzuchtverein Michelſtadt ausgehende Geflügelausſtellung auf=
merkſam
gemacht. Die großen, für dieſen Zweck beſonders geeigneten
Säle des Schmerkers Garten werden als Ausſtellungsraum Verwendung
finden, nachdem aus den bisher vorliegenden Meldungen zu ſchließen
iſt, daß die Schau außerordentlich ſtark beſchickt werden wird. Der Be=
ſucher
derſelben wird nicht nur erſtklaſſiges Zuchtgeflügel in allen Arten
vorfinden, ſondern ſein Blick wird auch auf die verſchiedenſten Arten von
Tauben, wie Schönheitsbrieftauben, Farbentauben und dergleichen ge=
lenkt
werden. Die Faſanenzuchtſtämme, wie Lady=Amherſt. Ring=, Gold=
und Silberfaſanen, welche ebenfalls in der Ausſtellung vorzufinden ſind,
werden auf den Beſucher beſonderen Eindruck machen, ebenſo eine Ab=
teilung
, welche uns mit Kanarien= und exotiſchen Singvögeln bekannt
machen wird. Wie aus dem Vorgeſagten zu entnehmen iſt, wird dieſe
Ausſtellung alle bisherigen übertreffen und dieſelbe demzufolge eine weit
größere Beachtung finden, als dies ſonſt üblich, zumal auch dem Verein
Fernſtehende die Möglichkeit haben, ihre Tiere zur Ausſtellung zu brin=
gen
. Der weitaus größte Teil der durch Standgelder zu vereinnahmen=
den
Beträge wird zum Ankauf von Ehrenpreiſen verwendet werden.
Hirſchhorn, 28. Okt. Waſſerſtand des Neckars. Am R.
Oktober: 0,93 Meter; am 28. Oktober: 0,87 Meter.
N Von der Bergſtraße, 28. Okt. Der Verband kaufmänniſcher Ge=
noſſenſchaften
des Bezirks Frankfurt a. M. hielt Montag vormittag in
Weimheim a. d. B. im Hotel. Pfälzer Hof ſeine Tagung ab. Ver=
treten
waren dabei die Edeka=Genoſſenſchaften aus Frankfurt a. M.,
Fulda, Gernsheim a. Rh., Mainz, Kreuznach, Hanau, Offenbach, Amor=
bach
, Weinhei uſw. B=zirksobmann Schweitzer=Frankfurt a. M. gab
Aufſchluß über das Wirken des Gdeka=Verbandes als einer Spitzen=
organiſation
von 35 000 in 500 Genoſſenſchaften organiſierten Kolonial=
warenhändlern
. Nach kurzen Begrüßungsanſprachen des Landrats Dr.
Pfaff und des Bürgermeiſters Dr. Meiſter von Weinheim referierten
Willy Rau=Hamburg über die Lage auf dem Importartikelmarkte und
Behrend=Frankfurt a. M. über die Geſchäftslage auf dem Zucker= und
Zündholzmarkte und über andere Inlandsartikel. Direktor Ilchmann
von der Edeka=Zentrale, Berlin, hielt einen Vortrag über Konzentra=
tions
= und Normierungsbeſtrebungen im Lebensmittelhandel und in der
Induſtrie. Außerdem referierte er über den vollen Erfolg der Reichs=
Edeka=Woche. Nachdem noch Obmann Schweitzer über den Reichsver=
bandstag
in Berlin referiert hatte, wurde beſchloſſen, die nächſte Bezirks=
tagung
in Mainz und die übernächſte in Offenbach a. M. abzuhal=
ten
. Nach ſechsſtündigen Verhandlungen wurde um 3 Uhr das Mittags=
mahl
eingenommen. Danach beſichtigte man die Teigwarenfabrik Henſel.

* Heppenheim a. d. B., 28. Okt. Friedhofsſchändung. Schon
ſeit längerer Zeit verſchwanden auf den Gräbern des hieſigen Friedhofs
üfters Blumen. In der vergangenen Woche vermehrten ſich die Dieb=
ſtähle
, beſonders an den Gräbern, welche für den Feiertag Allerheiligen
geſchmückt waren. Aus dieſem Grunde wurde auf dem Friedhof öfters
Wache geſtanden. Nun endlich iſt es gelungen, den Täter in der Perſon
des Händlers M. Lang aus Heppenheim feſtzuſtellen, welcher ſchon 21mal
vorbeſtraft iſt. Dieſer eignete ſich die Blumen an, um ſie auf dem
Markte in Frankfurt zu verkaufen. Die benachrichtigte Gendarmerie
nahm den Täter in Haft. In der Wohnung dieſer Perſon fand man
noch zwei Körbe mit Aſtern, welche auch von Diebſtählen herrührten.

8 wfcr eIne glänzendeIdee,

aus den Salzen der berühnten Sodener Quel
len Pastillen herzustellen. So kann jeden fün Mk. 4-
Husfen u. Heiserkeit durch Fars echte Sodener vertreiben

Lorſch, B. Okt. Promovierung. Herr eand. theol. Hans
Brunnengräber von hier wurde von der philoſophiſchen Fakultät zu
Innsbruck zum Doktor der Philoſophie promoviert. Elektriſches
Licht. Das Ortsnetz der hieſigen Elektrizitätsverſorgung foll etwa
am 10. November unter Strom geſetzt werden. Auch ſollen die dem
Zweckverbande angehörenden Gemeinden, Klein= und Großhauſen, dem=
nächſt
Elektrizitätsverſorgung erhulten. Für die Kriegsbeſchädigten
und Kriegshinterbliebenen ſoll hier ein Ortsausſchuß errichtet werden.
Die hieſigen Gaſtwirte haben beim Ortsvorſtand die Niederſchlagung
der Getränkeſteuer, bzw. Aufhebung der Getränkeſteuerverordnung be=
antragt
. Anläßlich der nächſten Gemeinderatsſitzung wird das neu
in das Kollegium eintretende Mitglied, Herr Johannes Maſſotb Xf.
in ſein Amt eingeführt. Für den hieſigen Ort iſt die Errichtung einer
Tabarverzollungs Niederlage (Tranſitlager) geplant.
* Gernsheim, 26. Oktober, Geſellenbriefüberreichung=
Im Stadthausſaal fand die feierliche Ueberreichung der Geſellenbriefe
ſtatt. Der Vorſitzende des Geſellenprüfungsausſchuſſ.s, Herr Maurer=
meiſter
Jakob Schmatz 3. cröffnete den feierlichen Akt und hieß in
ſeinen einleitenden Worten die Erſchienenen herzlich willkommen. Als
Vertreter der Gemeinde ſprach Herr Bürgermeiſter Hoffmann kernhafte
Worte an die Prüflinge. Herr Fortbildungsſchullehrer Falkenſt in rich=
tete
einen von echt erzieheriſchem Geiſte getragenen Appell an ſeine
ehemaligen Zöglinge. Anſchließend hieran überreichte Herr Schnatz
an die 15 Prüflinge die Geſellenbriefe unter Händedruck und mit dem
Wunſche des Wohlergehens in dem neuen Lebensabſchmitt. Namens der
Junggeſellen dankte Herr Wilhelm Wirthwein aus Biebesheim.
(Sanitätskolonne.) Trotz des Regenwetters ging die Schluß=
übung
der hieſigen freiwilligen Sanitätskolonne am Sonntag nachmittag
vor ſich. Uebungsort war das Werk I1 der Rh=iniſchen Farbwerke in
der Biebesheimer Straße. Punkt 2.20 Uhr erfolgte, durch einen Kano=
nenſchuß
markiert die erſte Exploſion. Sofort ſetzte als Signal des
Uebungsbeginns die Dampſpfeife der Fabrik ein. Innerhalb kurzer
Zeit trafen die erſten Mannſchaften, mit Tragbahren vom Gerätehaus
(Stadthaus) kommend, am Unfallorte ein. In behender Weiſe legten
ſodann die Sanitäter Hand ans Werk. Die in den oberen Fabrik=
räumen
befindlichen Verletzten wurden heruntergeſchafft, je nach der
Art der Verwundungen Verbände angelegt und mit Tragbahren auf
das bereitſtehende mit Stroh belegte Laſtauto geſchafft und ſodann
nach dem Krankenſaal im Stadthaus abtransportiert, wo die weiblichen
Sanitätcrinnen das weitere beſorgten. Punkt 3 Uhr ſetzte die zweite
Exploſion ein. Diesmal war angenommen, daß durch die Art der
Exploſion die oberen Fabrikräume vollſtändig mit Gas angefüllt ſind,
ſo daß ein Eindringen in die Räume zwecks Bergung der darin befind=
lichen
Perſonen nur mit Hilfe eines Gasrettungsapparates möglich war.
Die Löſung dieſer Aufgabe oblag der freiwilligen Sanitätskolonne
Worms, die mit Sanitätsauto und Gasrettungsapparat anweſend war.
Einige Minuten nach dem Ertönen des Signals durch die Dampfpfeife
war ſchon die Wormſer Mannſchaft zur Stelle. Tragbahren wurden
herbeigeſchafft, der Gasrettungsapparat inzwiſchen intakt geſetzt, ſo daß
die Rettungsarbeit begonnen werden konnte. Es gelang, die Verletzten
zu bergen und durch das Sanitätsauto in den Krankenſaal zu verbringen.
Der praktiſche Teil der Uebung war ſomit beendet. Im Büirgerſaal
fand durch den an Stelle des verhinderten Inſpekteurs anweſenden
Herrn Dr. med. Schlink, Alzey, die Kritik ſtatt. Von einzelnen Un=
ebenheiten
abgeſehen, fiel dieſelbe gut aus.
Groß=Gerau, 27. Okt. Straßenſperre. Die Kreisſtraße
MörfeldenFrankfurt iſt von der Gehſpitze bis ſüdweſtlich Forſthaus
Mitteldick (Kreisgrenze) auf die Dauer von drei Wochen für jeden
Fahrverkehr geſperrt. Während dieſer Zeit werden dringende Straßen=
arbeiten
ausgeführt weiden. Gründung von Reiterver=
einen
im Ried. Hier tagte eine Vertrauensmännerverſammlung
der Landwirte, die die Gründung von ländlichen Reitervereinen be=
ſprach
. Geſellenprüfung. Vier Mädchen und zehn Lehr=
linge
unterzogen ſich hier der Geſellenprüfung der Schneiderzwangs=
innung
. Die Zwangsinnung ſteht jedoch vor der Auflöſung.
Seligenſtadt, V. Okt. Um die Mainbrücke bei Seligen=
ſtadt
. Das ſchon ſeit einigen Jahrzehnten ſchwebende Brückenbau=
projekt
bei Seligenſtadt ſcheint ſich jetzt durch die zührige Tätigkeit des
im vorigen Jahr gegründeten Brückenbauvereins für Seligenſtadt
und Umgebung e. V. mit über 300 Mitgli=dern verwirklichen zu
wollen. Nach Erledigung eingehender Vorarbeiten über Baukoſten und
Frequenz der Brücke, hat der genannte Verein in den letzten Tagen eine
von 40 Gemeinden der Umgegend unterzeichnete Denkſchrift an die heſſi=
ſche
und bayeriſche Staatsregierung, ſowie an die Mitglieder beider
Landtage gerichtet, aus der folgende Punkte von allgemeinem Intereſſe
ſind. Seligenſtadt als Kreuzungspunkt von ſünf Straßen, die das bahe=
riſche
Freigericht mit dem linksmainiſchen bayeriſchen und heſſiſchen
Odenwald, dem Rodgau, ſowie mit Offenbach, Hanau und Frankfurt
verbindet, beſitzt zur Ueberquerung des Mains nur eine veraltete Fähre.
Laſtfuhrwerke über 50 Ztr., ſowie der Perſonenverkehr bei Eisgang im
Winter, müſſen, um das 4 Kilometer von Kahl entfernte Seligenſtadt zu
erreichen, Umwege von 25 Kilometer über Hanau machen. Sorgfältig
durchgeführte Zählungen des Brückenbauvereins ergaben, daß die
Mindeſt=Verkehrsziffern im Jahresmittel mit 99 464 Fußgängern, 86 944
Nadfahrern, 5252 Fuhrwerken, 1468 Autos, 1963 Motorfahrern und
1248 Handwagen die Frequenz der Fähre ergeben. Das Freigericht be=
liefert
das heſſiſche Gebiet hauptſächlich mit Obſt und landwirtſchaftlichen
Erzeugniſſen, außerdem aber auch mit ſeinen Ziegeleiprodukten. Die
Braunkohlenbriketts der rechtsmainiſch gelegenen Zeche Guſtav werden
zum vorwiegenden Teil in heſſiſchem Gebiet abgeſetzt, während die Be=
legſchaft
der Grube ſehr ſtark ans den linksmainiſchen heſſiſchen Arten
ſtammt. Wenn nun bei Hochwaſſer der Fährbetrieb nur noch mit Nachen
aufrecht erhalten werden kann, ſo entſthen oft beim Ueberſetzen der Be=
legſchaft
ſchwere Gefahren ſür Leben und Geſundheit. Der Brückenbau=
verein
beabſichtigte zuerſt, nach Frankfurter Vorbild den Bau der Brücke
durch eine Sachwerte=Lotterie zu ermöglichen. Nachdem aber ſeitens
der heſſiſchen Verwaltungsbehörde dieſem Plan nicht zugeſtimmt wurde,
ſoll die Brücke jetzt nach dem heſſiſchen Straßenbaugeſetz als Fortſetzung
einer Kreisſtraße gebaut werden. Ein Voranſchlag ſeitens des Staates
berechnet die Bauſumme auf 560 000 Mk., wovon der Staat drei Achtel,
Kreis und Provinz je zwei Achtel, die Gemeinde Seligenſtadt ein Achtel
zu tragen hätte. Letzterer Anteil, ſowie ein Viertel des Kreisanteils
ſind ſeitens dieſer Korporationen ſchon bewilligt. Da der heſſiſche
Staat bei Erbaung einer Verkehrsbrücke bei Wimpfen über den Neckar,
trotz eines um das Achtfache geringeren Verkehrs, einen 60prozentigen
Baukoſtenzuſchuß überommen hat, hofft die Bevölkerung der Main=
gegend
auf eine gleich wohlwollende Unterſyitzung ſeitens der Abgeord=
neten
, wo nebenbei im Nahmen der produktiven Erwerbsloſenfürſorge
unſerer ſonſt ſtiefmütterlich behandelten Gegend neue Erwerbsmöglichkeit
zugeführt werden könnte. Der rührigen Werbearbeit von Mitgliedern
des Brückenbauvereins aus Bayern iſt es gelungen, daß ſich einige Ab=
geordnete
des bayeriſchen Landtags in den letzten Tagen dureh Augen=
ſcheinnahme
an Ort und Stelle ſir das Brückenprojekt inter=ſſierten und
ihre volle Unterſtützung zur Durchführung des Projektes in Ausſicht
ſtellten.

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Nummer 300

Geite 11

Freitag, den 29. Oktober 1926

Heſſiſcher Landtag.

Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 25 Minuten.
Vor Eintritt in die Tagesordnung ſtellt Abg. Dr. Greiner
(Komm.) an die Regierung eine Kleine Anfrage über die Bürgermeiſter=
wahl
in Eberſtadt bei Darmſtadt.
Miniſterialdirektor Spamer anvvortet, daß, ſolange das Ver=
geben
könne.
Eine Kleine Anfrage des Abg. Mann (Soz.) wird von Miniſterial=
birektor
Dr. Schwarz beantwortet.
Abg. Frau Roth (Komm.) richtet verſchiedene Anfragen wegen des
Hebammenweſens an die Regierung.
Miniſterialdirektor Spamer verweiſt in Erwiderung auf verſchie=
dene
Ziffern im Staatsvoranſchlag.
Das Haus tritt ſodann in die Tagesordnung ein.
Einſtimmig wird einem Antrag der Sozialdemokratiſchen Partei zu=
geſtimmt
, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß die für öffent=
liche
Sparkaſſen geſetzlich ausgeſprochene Verpflichtung zur Aufwertung
der Spargelder mit mindeſtens 12,5 Prozent auch auf die genoſſenſchaft=
lichen
und Bankſparkaſſen ausgedehnt wird.

Es folgt die Beratung eines Antrages der Abgeordneten Delp,
Weber, Ritzel, Rechthien, Lux und Genoſſen über Winterbeihilfe und
eines Antrages der Abg. Rotb und Genoſſen über Winterbeihilfe für
Erwerbsloſe uſw.
Der Ausſchuß beantragt gegen eine Stimme bei zwei Stimmenthal=
tungen
: Die Regierung zu erſuchen, auf die Bezirksfürſorgeſtellen und
Gemeinden einwirken zu wollen, an alle Perſonen, die von den Bezirks=
nach
Maßgabe der Bedürftigkeit eine Winterbeihilfe im Durchſchnitt von nach Nidda abzulehnen beſchloſſen.
40 RM. zu gewähren. Die Auszahlung der Beihilfe erfolgt unter Be=
rückſichtigung
de. Kopfzahl der Familie und kann auf die laufende
Monatsunterſtützung vom 1. Dezember 1926 bis 30. April 1977 umge=
verbänden
und Gemeinden auf deren Antvag Vorſchüſſe in Form zins=
loſer
Darlehen in Höhe der Hälfte der durch die Beihilfe den Bezirks=
fürſorgeverbänden
erwachſenden Koſten zu gewähren. Die vom Staat
zu leiſtenden Vorſchüſſe ſind von den Fürſorgeverbänden den Unter= iſt. Präſident Adelung erklärt, daß die Feſtſetzung der nächſten
ſtützungsberechtigten nach Möglichkeit in Form von Lebensmitteln und
ſonſtigen Naturalien zuzuführen. Der Ausſchuß beantragt ferner, den
Antvag von Abg. Delp und Gen, und den Antrag der Abg. Roth und
Gen, für erledigt zu erklären.
Abg. Widmann teilt als Berichterſtatter die Ausſchußbe=
ſchlüſſe
mit.
Abg. Kindt (Dntl.) erklärt die Zuſtimmung ſeiner Fraktion zu den
Anträgen. Er bezeichnet es als eine Unehrlichkeit, daß die Angelegen=
heit
ſo hingeſtellt wunde, als gebe nicht der Stagt die Mittel, ſondern
die Bezirksfürſorgeverbände; tatſächlich wäre hier aber der Staat der
Geldgeber

Abg. Frau Roth (Komm.) tritt für ihren Antrag ein.
Abg. Delp (Soz.) macht längere Ausführungen über die Not=
wendigkeit
einer Winterbeihilfe. Das beſte wäre, ausreichende Arbeits=
möglichkeiten
zu geben. Da aber dies nicht geſchehen könne, ſo müßte
allen Bedürftigen der oben bezeichneten Art nicht eine einmalige, ſondern
eine fortlaufende Winterbeihilfe gewährt werden.
Abg. Glaſer (Bbd.) erklärt, ſeine Fraktion wäre gegen die An=
träge
, weil ſie der Meinung ſei, baß der Landtag nicht das Recht habe,
den Gemeinden Laſten aufzuerlegen.
Abg. Galm (Komm.) ſetzt ſich über die Anträge mit der Sozial=
bemokratie
auseinander.
Abg. Frau Hattemer (Ztr.) iſt mit den Anträgen des Ausſchuſ=
ſes
einverſtanden, legt beſonders Nachdruck darauf, daß die Unter=
ſtütztngen
in Form von Lebensmitteln und Naturalien gewährt werden,
und zwar keine Kleider und Schuhe, weil dieſe von den ſtädtiſchen
Unterſtützungsämtern geliefert werden.
Es ſprechen dann noch die Abgeordneten Kaul (Soz.), Abg. Dr. Grei=
ner
(Komm.), Abg. Delp (Soz.) und Abg. Galm (Komm.), der ſich in
beſonders ſcharfen Redewendungen gegenüber der Sozialdemokratie
ergeht.
Der Ausſchußantrag wird gegen die Stimmen der Kommu=
niſten
und des Bauernbundes angenommen.
Die Ertegung über dieſe Auseinanderſetzungen kommt in längeren
Geſchäftsordnungsdebatten und Erklärungen zum Ausdruck. Die Kom=
muniſten
wollen ihren Antrag zur Winterbeihilfe als Minderheitsantrag
zur Abſtimmung bringen. Präſident Nuß erklärt, daß geſchäftsord=
nungsmäßig
über einen einmal abgelehnten Antrag auch in veränderter
Form nicht mehr abgeſtimmt werden kann.
Ein Geſetz zur Entlaſtung des Miniſteriums der
Juſtiz wird hierauf ohne Debatte in beiden Leſungen ange=
nommen
.
Das Haus tritt ſodann in die Beratung der Anfrage des Abg.
Dingeldeh und Gen, über die Beflaggung des Staats=
miniſteriums
am 1. Mai 1926 ein.
Abg. Scholz (DVP.) teilt den Inhalt und die Begründung der
Anfrage ſowie die Regierungsantwort mit. Zunächſt werde darin auf
ein Gewohnheitsrecht hingewieſen; das ſei aber keine Begründung. Auf
einen Zwiſchenruf Völkerverſöhnung, womit gemeint iſt, daß wegen
der Idee der Völkerverſöhnung geflaagt worden ſei, erwidert der Red=
ner
, daß es ſich hier nicht um eine Volksverſöhnung handle, denn das
bewieſen nicht allein die Lieder und die Melodien, die am erſten Mai
geſungen würden, ſondern auch eine Reihe von anderen Umſtänden.
Der Nedner wirft die Frage auf, warum nur in den Reichsfarben ge=
flaggt
worden ſei, warum nicht auch in den Landesfarben?. Welche
tiefere Begründung gebe die Regierung dieſer Art des Flaggens? In
der Regierungsantwort wird erklärt, es handle ſich bei der Maifeier
nicht um eine heſſiſche, ſondern um eine deutſche Angelegenheit. Die
Neichsregierung würde wohl kaum wegen dieſer deutſchen Frage flaggen.

Wenn geſagt werde, es ſei geſchehen wegen der Idee des Völkerfniedens.
und der Arbeit, ſo wolle er bemerken, daß in einigen Wochen in Worms
der Parteitag der Deutſchen Vollspartei abgehalten werde. Niemand
habe mehr für den Völkerfrieden gewirkt als Dr. Streſemann: die
Tagung werde uter dem Zeichen des Völkerfriedens und des Arbeiter=
ſchutzes
ſtehen. Dürfen wir, ſo fragt der Redner, erwarten, daß am
Parteitage der Deutſchen Volkspartei auch geflaggt wird. Der Mai=
feiertag
ſei unzweifelhaft ein ſozialdemokratiſcher Agitationstag; die
Regierung ſollte überparteilich ſein. Die Regierung habe die Ueber=
waltungsſtreitverfahren
ſchwebe, die Regierung keine Erklärung ab= parteilichkeit verletzt, darum müſſe man ſich dagegen verwahren, daß in
den Reichs= oder Landesfarben am erſten Mai geflaggt werde.
Staatspräſident Ulrich erklärt, er ſei der Staatspräſident
Heſſens, aber man dürfe auch nicht vergeſſen, daß er der Sozialdemokrat
Ulrich ſei. Der Einſpruch berühre ihn nicht. Wenn die Herren der
Deutſchen Volkspartei ihn bäten, daß an dem genannten Tage die
Reichsfarben gehißt werden ſollen, ſo werde er gnordnen, daß die Be=
hörden
Schwarz Rot Gold flaggen.
In den weiteren Beratungen werden die Anträge Glaſer und Gen.,
Dingeldeh und Gen., Kindt und Gen., über die Sonderſteuer vom be=
bauten
Grundbeſitz (die Anträge ſind ſeinerzeit veröffentlicht worden) ab=
gelehnt
. Eine Reihe von Punkten der Tagesordnung von untergeord=
neter
Bedeutung wird dann in Uebereinſtimmung mit den Beſchlüſſen
der zuſtändigen Ausſchüſſe erledigt.
Für bauliche Ausführungen in Bad=Nauheim werden 59 000 Mark
bewilligt.
Abg. Glaſer (Bbd.) begründet ſeine Anfrage über die Zigeuner=
blage
in Heſſen. Die Abgeordneten Dr. Werner und Joſt (Bhd.) unter=
ſtützen
dieſe Klagen.
Wie Abg. Dr. Leuchtgens als Berichterſtatter mitteilt, hat der Aus=
ſchuß
mit 8 gegen 5 Stimmen einen Einſpruch gegen die Verlegung der
fürſorgeverdänden und öffentlichen Arbeitsnachweiſen unterſtützt werden, landwirtſchaftlichen Schule und des Landwirtſchaftsamtes von Schotten
Abg. Dr. Werner (Dntl.) ſpricht gegen die Verlegung.
Abg. Frl. Birnbaum (D.Vp.) ſtimnt dem Vorredner zu. In
rechnet werden. Die Regierung wird ermächtigt, den Bezirksfürſorge= der Abſtimmung wird der ablehnende Beſchluß des Ausſchuſſes ange=
nommen
.
Nach weiteren Beratungen über verſchiedene Anträge und Anfragen
wird um 2 Uhr die Sitzung geſchloſſen, da die Tagesordnung erſchöpft
Sitzung nicht in der Macht des Präſidenten liege.

Parlamentariſches.
Der Geſetzgebungsausſchuß des Landtags hat am Dienstag, den
26. Oktober, die von dem Miniſter des Innern vorgelegte erſte Verord=
nung
zur Dunchführung von Sparguthaben beſprochen und gebilligt,
Die Verondnung ſieht u. g. vor, daß bedürftigen Sparern ihr aufgewer=
tetes
Guthaben auch ſchon vor dem 1. Januar 1932 ausbezahlt werden
ſoll. Auf Antrag der Vertreter der Deutſchen Volkspartei
wurde dieſe Beſtimmung im Einverſtändnis mit der Regierung dahin
erweitert, daß ſie nicht nur Bedürftigen, ſondern allen alten erkrankten
Perſonen zugute kommen ſoll, ſoweit dieſe zur Reichsvermögensſteuer
nicht herangezogen werden. Wenn das Miniſterium die Sparkaſſen auch
nicht verpflichten konate, dieſe Soll vorſchriften auszuführen, ſo iſt
bei dem bekannten aufwertungsfreundlichen Standpunkt der Sparkaſſen=
und bei dem ausgezeichneten Verhältnis zwiſchen Aufſichtsbehörde und
Sparkaſſen nicht zu bezweifeln, daß der Vorſchrift trotzdem in allen
Fällen entſprochen wird.

WIRIEREAUSKABE
des
DARMSTADTER
TAHRPLAM
Boett
Ist zu haben in
der deschäftsstelle Rheinstrasse 23, Bahn-
hofsbuchhandlung
, Verkehrsbüro, Klosken
und allen bekannten Buchhandlungen.

Rheinheſſen.
Worms, B8. Okt. Unglücksfall. Geſtern früh, etva gegen
.8 Uhr, ereignete ſich in der Lederfabrik Cornelius Hehl Akt.=Geſ. ein
Unfall, der den Tod des ſechzigjährigen Arbeiters Peter Buſcher aus
Worms=Neuhauſen zur Folge hatte. Buſcher war bei dem Rohfellager
des Betriebes Mariamünſter mit dem Entladen eines Eiſenbahnwagens
beſchäftigt. Beim Rangieren eines beladenen Wagens, das dort mittels
Drahtſeiles über eine Rolle geſchieht, ſprang dieſes Zugſeil von der
Nolle und ſchlug ihm gegen die Bruſt. Er erhielt dadurch einen Rippen=
bruch
und eine Herzverletzung und der Tod trat nach wenigen Minuten
ein. Buſcher erfreute ſich allgemein größter Beliebtheit ob ſeines offenen
und aufrichtigen Weſens. Vorgeſtern befand ſich der 56 Jahre alte
Friſeur Guckert in einer hieſigen Wirtſchaft beim Abendeſſen und ſank
dabei plötzlich lautlos vom Stuhl. Ein Herzſchlag hatte ſeinem Leben
ein Ende gemacht. Der 1926er Wein. Entgegen der bisherigen
Annahme ſcheint der diesjährige Wein ein ganz ausgezeichneter zu wer=
den
. Nachdem die bis jetzt ermittelten Moſtgewichte außerordentlich hohe
ſind, urteilen Fachkreiſe, daß der Wein wohl an die Güte des 1921er her=
ankommen
wird. Man führt dieſe über Erwarten gute Qualität auf den
für die Reife der Trauben beſonders günſtigen Herbſt mit ſeiner warmen
und trochkenen Witterug zurück.
Oberheſſen.
* Friedberg, 28. Okt. Mit der Meldung, daß Friedberger Auguſtiner=
ſchiler
auf der Fahrt nach Bad Nauheim ſcharf aus dem Zugabteil ge=
ſchoſſen
hätten, iſt die Preſſe einer Irreführung zum Opfer gefallen.
Wie unſere ſofort angeſtellten Nachforſchungen ergeben, handelt es ſich
um harmloſe Kinderpiſtolen mit Knallkork.
b. Friedberg, 28. Okt. Die Bezirksſparkaſſe Mathildenſtift hielt
am Montag, den B. Okt. eine Mitgliederverſammlung ab, welche von
Vertretern aller Gemeinden ſtark beſucht war. Zum Direktor der Kaſſe
wurde einſtimmig Amtsgerichtsrat Thurn gewählt, der ſeither ſchon
dieſen Poſten verſehen hat, da der im vorigen Jahre gewählte Geh.
Juſtizrat Warthorſt ſein Amt aus Geſundheitsrückſichten niedergelegt hat.
Der Jahresbericht des verſloſſenen Jahres gibt einen erfreulichen Beweis
der Aufwärtsbewegung in allen Geſchäftszweigen, beſonders auf dem
Gebiet der Sparkaſſe, welche bis jetzt ſchon eine Höhe von über 3½
Millionen erreicht hat; der Reingewinn beträgt nahezu 30 000 Mark,
der Reſerbefonds über 35 000 Mark. Aus dem Aufſichtsrat ſcheiden
einige Altbürgermeiſter aus und werden dunch im Dienſte beſindliche
Gemeindebeamte erſetzt, da nach den Beſtimmungen die Hälfte der Auf=
ſichtsratsmitglieder
aus Gemeindebeamten beſtehen ſoll.
b. Friedberg, 28. Okt. Der Friedberger Herbſtpferdemarkt vom
26. Oktober war ſehr gut beſchickt und zwar mit vorzüglichem Material,
wie es nach der Ausſage von Fachleuten bis jetzt noch nicht geboten
wurde. Die Prämiierungskommiſſion war deshalb in der angenehmen
Lage, eine große Anzahl von Preiſen zu verteilen, u. a. konnte auch
der Landespferdezuchtverein mehrere Chrenpreiſe und der Warmblut=
züchterverein
für Heſſen vier goldene Plakettem verleihen. Dagegen
ließ der Handel auf dem Markte zu wünſchen übrig.
CC. Gießen, 28. Okt. Die Lahnregulierung nördlich Gießen
bei dem Dorfe Frohnhauſen iſt ſeit Frühjahr im Gang. Der erſte Ab=
ſchnitt
iſt dieſer Tage fertig geworden. Um etwa einen Kilometer iſt das
Flußbett kürzer geworden, da man eine große Flußkrummung abgegra=
ben
hat, mit deren Auffüllung und Verſchüttung begonnen wurde. Letzten
Freitag wurde nun der Durchſtich des zweiten Abſchnittes der Lahnregu=
lierug
im Beiſein der Behörden vorgenommen. Die Länge des Durch=
ſtiches
beträgt 400 Meter, es wind dadurch eine weitere große Lahnkrüm=
mung
gerade gelegt. Dieſe Windungen der Lahn mit ihrem trägen Lauf
waren die eigentliche Urſache der großen Ueberſchwemmungen zwiſchen
Gießen und Marburg, beſonders ſeit dem die Wohra bei Gemünden,
die Ohm zwiſchen Homberg, Kirchhain und Kölbe gerade gelegt worden
find. Man hat dunch Geradelegen und Verſchüttung des alten Fluß=
bettes
beveits mehvere Morgen beſtes Wieſenland gewonnen. Zugleich
mit der Streckung des Flußlaufes wird am Oſtufer der Lahn ein vier
Kilometer langer Hochwaſſerdamm von der Eiſenbahnbrücke Friedel=
hauſen
bis nach Roth erbgut, der ſeiner Vollendung entgegengeht. Die
Geſamtkoſten der Lahnrequlierung dieſes Abſchmittes ſind auf 320 000
Mark veranſchlagt. Bei den Arbeiten ſtieß man mehrfach auf Reſte von
Bauten einer Mühle und Reſten aus alter Vorzeit.
* Grünberg, 28. Okt. Gemeinderatsſitzung. Die Reparatur
an Dach und Kanal am Pfarrhaus, wird wegen dem in Frage kommenden
ſehr hohen Betrage zurückgeſtellt. Um den eiſernen Hochbehälter
im Diebsturm, der Stadt noch eine Reihe von Jahren zu erhalten, foll
derſelbe gereinigt, repariert und mit einem neuen Oelfarbenanſtrich
verſehen werden. Neue Lampen ſollen auf Antrag in 4 ver=
ſchiedenen
Straßen aufgeſtellt werden. Die Stadt tritt auf An=
regung
des Kreisamts dem Vogelſchutzverein bei. Die von dem
Kreisamt angeregte Aufwvertung eines Darlehens zum Erwerb des
Geländes der Bahnſtrecke GrünbergLondorf im Jahre 1893, wovon
ein Betrag von 2014 Mark auf Grünberg entfällt, wird zurückgeſtellt.
Zur Anſchaffung der erforderlichen Geräte zu dem hauswirtſchaſt=
lichen
Winterunterricht werden 800 Mark bewilligt. Zum Beſuche dieſes
Unterrichts kommen 10 Orte mit etwa 80 Schülerinnen in Frage, 40
Schülerinnen aus Grünberg und 40 von auswärts. Zu dem von der
heſſiſchen Landeshypothekenbank geſtellten Antrag, die Reſtſumme von
20 254 Mark, die zum Bau der Oberrealſchule 1910 Verwendung fanden,
mit 12½ Prozent aufzuwerten, wurde beſchloſſen, daß ſie den geſetz=
lichen
Beſtimmungen unterworfen werden ſoll. Der Unterſuchung
des ſtädtiſchen Trinkwaſſers wind zugeſtimmt. Dem Verein für
das Deutſchtum im Auslande werden für 1926/27 20 Mark bewilligt.
Anträge zur Legung von Waſſerleitung und Kanaliſation am
oberen Steinweg von Bauluſtigen wurde bis zur Vorlage der Pläne
zurückgeſtellt. Fernerhin wurde eine Kommiſſion ernannt, die den
Ankauf des zum Anbau der Obereralſchule erforderlichen Geländes
tätigt.

Tuf!
dt
Tt
W
9
9
Tau
2
S

Allgemeine Einladung

1. Finanzminiſterium Sorgen=Mühle,
Steuerſchwanger ſiarke Stürme,
mahlt Sonder=Steuer=Patent=Ideal,
zu jedem Zweck wirklich probat.
2. Donnerrollend im Reichstagsſaal,
beleuchten wollt doch jeder die Zahl,
Blitze zuckend im Parlament,
fertig war ein herrlich Patent.
3. Verfüßt bezahlt wird in der Miete,
der größte Teil doch kommt ja wieder,

ſchnellſiens in den weiten Sack,
andernfalls zum Zu chlag verknackſt.
4. Nerven anſpannend in Darmſtadt lauft,
zur Finanzkaſſe ſonſt empfindlich rauſchts.
So manches alte ſchlotternde Bein,
trägt hin im Nu den letzten Schein.
5 In Edelmut feſt und unverzagt,
daß eine Ehr die andere erjagt,
daß alle kommen per Expreß,
zum Steuer=Sonder=Nachlaß=Feſt.

Damen=Einladung

1. Den holden Englein gleich zart Ihr Damen ſo neit,
dem Töwenmut der ſchaffenden Männer ihr helft,
die Kleidung ſchützend verwalten,
wir laden ein Euch herrlich ſüße Geſtalten.
2. Helft wähien hübſch Euch allein der Mann ſoll gefallen.
Zur Liebe doch ja, ſeid fürwahr Ihr geſchaffen.
Eure Wünſche wir mit Freuden begrüßen,
wer ſonſf ſollte nur das Feſt denn verſüßen.
3. Auch für Euch haben wir etwas neites am Lager,
hinreißend Euch ſchmückt’s wie in der Sage,

von himmliſch entzückenden Feen,
und doch iſt’s billig Ihr werdet es ſeh’n.
4. Mäntel aus Seide gegen Regen und Schnee,
Farben verfüngend kaum alt wird man mehr.
Der Preis iſt ſo niedrig bemeſſen,
jede Dame beglückts faſt wie beſeſſen,
5. Einen Teil zur Steuer kann man hier ſparen,
in dem für Herrenkleider größten hellſiten Lokale,
ein Genuß ſoll das Bedienen uns ſein,
dann frohes Wiederſehen wir wünſchen Herzen=rein.

Kommt her alle die Ihr beladen ſeid!

1000 Nachlaß zur gegenſeitigen Zahlungserleichterung der Miet= und Sonderſieuer geben wir ab heute auf die deutlich
ſichtbar niedrigen Preiſe unſerer eleganten Herren= und Knaben=Winter=Mäntel, Sport= und Straßen=Anzüge 8 Tage lang.

Schluß Samstag, den 6. November, abends 2 Uhr

[ ][  ][ ]

Seite 12

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

Der Peterspfennig der Literatur.
Vom Grafen Hermann Keyſerling.
Ich bitte an dieſer Stelle, da ich zum per=
fönlichen
Korreſpondieren keine Zeit habe,
alle Geiſter, denen mein Vorſchlag hier
grundſätzlich einleuchtet, dies in Zuſchriften
an die Preſſe öffentlich zu bekunden. Ebenſo
bitte ich, alle eventuellen Verbeſſerungs=
anträge
öffentlich vorzubringen. Wenige
Worte vieler Berufenen, die den Betreffen=
den
wenig Zeit koſten, würden genügen, um
die erforderliche Bewegung im großen ein=
zuleiten
.
Als ich kürzlich Gelegenheit hatte, mehrere Tage in Weimar
zu verbringen und mit den Hütern des dortigen Geiſteserbes
Rückſprache zu nehmen, kamen mir einige Gedanken, die mir von
praktiſcher Bedeutung ſcheinen. Ich bin juriſtiſch und finanzpolitiſch
nicht genügend geſchult, um deſſen ſicher zu ſein, daß der beſon=
dere
Ausdruck deſſen, was ich meine, allen Bedenken ſtand hält.
Allein die Intention ſcheint mir auf alle Fälle richtig. So ſei ſie
als Anregung der weiteſten Oeffentlichkeit mitgeteilt.
Nach heutigem deutſchen Recht wird literariſches Erbe dreißig
Jahre nach dem Tode des Autors frei‟. D. h. es ſteht fortan
zur freien Verfügung derer, die es ausbeuten wollen. Daß die
Schutzfriſt von dreißig Jahren zu kurz iſt und daß ich hoffe, daß
ſi= demnächſt auf fünfzig Jahre, wie in mehreren anderen Län=
dern
, verlängert werden wird, ſei nur nebenbei bemerkt: ſolange
ererbtes Eigentum überhaupt als berechtigt gilt, ift es zum min=
deſten
billig, daß noch die Enkel der Schöpfer geiſtiger Werte
deren Nutznießung haben, und es ſteht erfahrungsgemäß feſt,
daß bei einer Schutzfriſt von nur dreißig Jahren ſchon die Enkel
in einer großen Zahl von Fällen enterbt werden. Doch dieſes,
wie geſagt, nur nebenbei. Ich finde es verfehlt, daß
geiſtiges Erbe überhaupt je ganz frei wird,
denn gerade dadurch wird die Abſicht vereitelt,
es der Menſchheit vollkommen ſinngemäß nutz=
bar
zu machen.
So wie die Welt einmal geworden iſt, hat die zuerſt nur
imerikaniſche Auffaſſung, daß Wohlſtand Normalzuſtand iſt (bzw.
ſein ſoll) und Reichtum der ſinngemäße Exponent jedes Wertes
iſt, hiſtoriſch geſiegt. Und dieſer Tatbeſtand iſt aus fünf Gründen
rein poſitiv zu bewerten: eiſtens, weil es in der heutigen Welt
tatſächlich leicht iſt, jede Qualität zur Reichstumsquelle zu
nachen. (Hier gedenke man bloß der einen Tatſache, daß Deutſch=
land
trotz Niederlage und ungeheuerlichſter Verſchuldung unauf=

haltſam wieder aufſteigt: ein geringes, ſchnell arbeitendes Kapi=
tal
bedeutet heute mehr als das größte, das ſich nicht oder lang=
ſamer
umſetzt. So iſt Kapital heute mehr Reſultat als Urſprung,
ähnlich wie Gott für Hegel Reſultat und nicht erſt Urſache war.)
Zweitens, weil enge Verhältniſſe nachweislich verengen und ver=
bilden
. Drittens, weil die pſychologiſchen Nachteile des Reich=
werdens
erfahrungsgemäß verſchwinden, ſobald der Reichtum zur
ſelbſtverſtändlichen Lebensbaſis geworden iſt. Viertens, weil
auch Geiſtiges auf Erden nur mit materiellen Mitteln fruchtbar
zu machen iſt. Fünftens aber und vor allem, weil es Sache des
ſouveränen Geiſtes iſt, den Tatſachen dieſen oder jenen Sinn zu
geben. Die alte Auffaſſung, daß der Geiſtige arm ſein müſſe
oder daß man aus Idealem keinen materiellen Nutzen ziehen
dürfe, war ihrerſeits nur eine beſondere Sinngebung des ſou=
veränen
Menſchen, die mit deſſen Glauben ſteht und fällt. Wohl=
ſtand
darf deshalb heute ſchon, hiſtoriſch geſehen, als Normal=
zuſtand
gelten und materieller Reichtum als ſinngemäßer Aus=
druck
jedes Wertes. Liegen die Dinge, dank dem Weltkriege, im
heutigen Europa vielfach anders, ſo iſt andererſeits gewiß, daß
die Armut trotz aller Kriegsfolgen ſchon in wenigen Jahrzehnten
in einem heute unerhörten Grade überwunden ſein wird. Dafür
ſteht ſchon der Materialismus aller Maſſen des Erdteils Ge=
währ
. Wenn dem nun alſo iſt , iſt es da nicht unmittelbar
ſinnwidrig, daß das höchſte Geiſteserbe der Menſchheit nicht eine
materielle Macht an ſich darſtellt?
Ich will am allen geläufigen und einleuchtenden Beiſpiel
Weimars anknüpfen. Das klaſſiſche Weimar iſt aus der Zeitlich=
keit
in die Ewigkeit aufgeſtiegen. Es bedeutet heute ſchon für
Deutſchland Aehnliches, was das klaſſiſche Athen der Menſchheit
bedeuten würde, wenn es erhalten wäre, und wird der ganzen
Menſchheit ſehr bald Aehnliches bedeuten. Sicher wird es bald
zu den beſuchteſten Pilgerſtätten der Erde gehören. Nun rut der
Staat, ſoviel ich höre, für Weimar allerhand. Aber der Staat
wird immer mehr andere Verpflichtungen haben, die ihn immer
ausſchließlicher in Anſpruch nehmen werden. So wie er ſich ent=
wickelt
hat, wird der Staat immer mehr der Ausdruck des ſozia=
liſtiſchen
Gedankens im Sinn der Maſſenwohlfahrt werden.
Seine Aufgabe wird immer ausſchließlicher die ſein, zwiſchen
den verſchiedenen Mächten des Lebens einen gerechten Ausgleich
herzuſtellen und aufrechtzuerhalten. Alſo wird er immer weni=
ger
für das rein Qualitatide ſorgen können, d. h. er wird ſeinem
Sinne immer mehr widerſtreiten, und wo dies einmal der Fall
iſt, da wird er ſich entſprechenden Aufgaben zwangsläufig immer
weniger gewachſen erweiſen. Daraus ergibt ſich denn logiſch
in Politik, Wirtſchaft und Weisheit habe ich dies ausführlich
dargelegt , daß ſich das Qualitative, ſofern es fortbeſtehen will,
immer mehr unabhängig vom Staat fundieren muß.

Nun liegen die Dinge betreffs Weimar ſo, daß ſich das
Goethe=Haus gerade knapp erhält, daß aber das Goethe=
Erbe wohl das reichſte Geiſteserbe der Menſchheit für ſich
auch nicht annähernd über die Mittel verfügt, um ſich ſo aus=
zuwirken
, wie es könnte und ſollte. Nur in antiquariſcher Hin=
ſicht
gelingt es einigermaßen, in der millionenmal wichtigeren
proſpektiven bisher überhaupt nicht. Unter proſpektiv berſtehe
ich die Förderung des fortlebenden, ſich in Kindern und Kindes=
kindern
ad infinitum immer wieder verkörpernden Goetheſchen
Geiſtes. Viel ſchlimmer noch ſteht es mit allen anderen Expo=
nenten
Weimars, am ſchlimmſten dem Nietzſche=Archiv, deſſen
Fortbeſtehen dank der allzu kurzen Schutzfrift ſchon in wenigen
Jahren unmittelbar gefährdet erſcheint. Dabei iſt Nietzſche er=
wieſenermaßen
der erſte und größie Prophet der neu entſtehenden
Welt. Iſt dieſer Tatbeſtand nun nicht ganz einfach eine Schmach?
Das geiſtige Weimar müßte von ſich aus über ein Millionen=
budget
verfügen. Dann erſt könnte das Erbe ſeiner Großen ſo
fruchtbar werden, wie es, ideell beurteilt, werden kann. Dann
erſt könnte es fortwachſen, fortzeugen. Nun wird man einwerfen:
aber es fehlt eben an dem Geld. Damit gelange ich denn zum
eigentlichen Ziele dieſes Aufſatzes: es wird eine Kleinigkeit ſein,
dieſes Millionenbudget für die Zukunft zu beſchaffen, ſobald
nur erkannt iſt, was es gilt, erſtens, und, wo der Hebel anzu=
ſetzen
iſt.
Was die erſte Seite des Problems betrifft, ſo brauche ich
dem bereits Geſagten nur weniges hinzuzufügen. Die geiſtigen
Werte der Menſchheit werden immer mehr auch als Menſchheits=
werte
gelten. Den Geiſt Weimars zu erhalten, iſt, extrem aus=
gedrückt
, vom Menſchheitsſtandpunkt ſehr viel wichtiger noch als
die Erhaltung des Deutſchen Reiches. Und ſo werden die Dinge
von Jahrhundert zu Jahrhundert immer mehr bei allen echten
Geiſteswerten liegen. Wie ich in meinem neuen Buche Menſchen
als Sinnbilder (erſcheint Mitte Oktober bei Reichl in Darm=
ſtadt
) ausgeführt habe, gibt es auf geiſtigem Gebiete nur perſön=
liche
und keine ſachlichen Werte. Es handelt ſich nicht nur bei
Chriſtus um deſſen ſtrikt perſönlichen Geiſt, ſondern ebenſo bei
jedem geiſtigen Schöpfer. Folglich muß grundſätzlich in jedem
Falle alles daran geſetzt werden, den rein perſönlichen Charakter
zu erhalten. Dies kann nun offenbar nur ſo geſchehen, daß das
jeweilige Geiſteserbe das Goethe=Erbe z. B. eine ebenſo
eigenlebige Inſtitution wird, wie es das Chriſtus=Erbe in Geſtalt
der Kirche war. Nur wenn nicht der Staat, nicht irgendeine
fremdartige Macht, nur wenn das jeweilige Geiſteserbe ſelbſt
ſich aus eigenem Recht erhält und verwaltet, beſteht die Gewähr,
daß der perſönliche Geiſt fortleben wird. Andererſeits: daß
dieſes Ziel auf dem angegebenen Wege wirklich erreichbar iſt,
erſcheint durch das Fortleben der Perſon Jeſu, im Unterſchieg

Familiennachrichten

Die glückliche Geburt einer
geſunden Tochter zeigen in
dankbarer Freude an
Dr. Adolf Hüffell
Maria Hüffell
geb. Hoffmann.
Darmſtadt, 28. Oktober 1926.
Rheinſtr. 32.
( 28457
Stat Karten.

Johanna Neumann
Karl Raub
Verlobte (2os8e
Bismarchſtr. 152 Feldbergſtr. 71
den 29. Oktober 1926.

Ihre am 30. Oktober, nachmittags
2½ Uhr, in der Johanneskirche
stattfindende Trauung beehren sich
anzuzeigen (*28467
Luise Spannuth
Ernst Fiederling

Darmstadt
Viktoriastr. 66

Berlin-Südende
Berlinerstr. 17

Statt beſonderer Anzeige.
Heute früh entſchlief nach kurzem Leiden unſer lieber, guter
Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder und Onkel
Hert Ludwig Schneider
im 80. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Oorothee Genton, geb. Schneider
Theodor Schneider
Karl Schneider, Apotheker
Eliſabeth Schneider.
Darmſtadt, Friedrichſtraße 40, Hanau, Bernhardtſtraße 2,
den 28. Oftober 1926.
Die EEinſegnung und Einäſcherung findet am Samstag, den 30. Oktober,
nachmittags 3 Uhr, in der Kapelle des Waldfriedhofes ſiatt.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen. 15719

Unſere kirchliche Trauung findet
am Samstag, den 30. Oktober,
nachmittags 3 Uhr, in der Petrus=
kirche
ſiatt (28470
Helene Heß
Matthäus Braun
Darmſiadt
Moosbergſtr. 26

Am Montag verſchied infolge
Operation in Breslau unſer hoch=
verehrter
Ehrenvorſitzender
Hauptmann a. D.
Waldecker
Ritter mehrerer Orden.
45 Jahre uns angehörig, hat er als
Vorſitzender von 1887 bis 1922 unſe=
ren
Verein in hervorragenderWeiſe
geleitet; ſtets rührig, geſchäfts=
kundig
und mit großer Perſonal=
kenntnis
ausgeſtattet vollerHin=
gabe
an das Kriegervereinsweſen
hat er ſich jederzeit als treuer
Kamerad erwieſen.
Dankerfüllt werden wir ihm
ſtets ein ehrendes Gedächtsnis be=
wahren
.
Kriegerverein Darmſtadt.
Beerdigung: Freitag, den 29. Ok.
tober, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Friedhof an der Nd.=Ramſtädterſtr
Zahlreiche Beteiligung Ehren=
ſache
.
*28456

Todes=Anzeige.
Statt Karten.
Am 27. Oktober verſchied mein geliebter Mann,
unſer guter Vater, Schwiegervater, Bruder, Onkel,
Schwager und Groß=Onkel
Hotelier
Adolf Reuter
nach ſchwerem Leiden.
Im Namen der Angehörigen:
Helene Reuter, geb. Engels.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1926.
(15698
Arheilgerſtr. 96.
Die Beerdigung findet Samstag, den 30. Oktober, vormittags 11 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Bausverwaltungen
wird einge
werd, übernommen. Kkülll ſchnitten

Angebote unt. A 26
Geſchäftsſt. (*28129ik

Barkhausſtraße 15 u.
Kiesſtr. 66, III. (15124a

Dankſagung.
Für die uns erwieſene auf=
richtige
Teilnahme anläßlich des
Ablebens unſerer lieben Ver=
ſtorbenen
ſagen wir hiermit
Allen unſeren herzlichſien Dank.
Familie Konrad Dörner
Familie Jakob Dörner.

A
Oel, Tabletten, ſowie ſämtl. Kurmittel und
Aufklärungsſchrift n. Dr med. Greiter München,
zu haben Beſſungerſtraße 81, pt. (*28230mdt

Dankſagung.
Statt Karten.
Für die uns bei dem Heim=
gange
unſerer lieben Entſchlafe=
nen
erwieſene innige Teilnahme
ſagen aufrichtigen Dank
Wilhelm u. Chriſtian Spreng.
Darmſiadt, den 28. Okt. 1926.
Hölgesſtraße 8.
(15715

Bei
troranilte
InApotheken

Belze
einzelne Stücke
prima Qualität zu
bill Preiſen.
ſchter Wolf . 75
Skunks=
ſchuppen
ſchuppen=
kragen
120
Kreuz=
fuchs
. 120
Blau=
fuchs
. 90 X
Alaskafarbige
Füchſe . 70-80
Silberfarbige
Füchſe . . 60
Marderfarbige
Füchſe . 50-80
Bobelfarbige
Füchſe . 50-80
nat. Orientaliſche
Füchſe 40-80
Große Schulterkragen,f.
lält. Damen paſſend,
18-35.4, Beſatzfelle und
Streifen in großer Aus=
wahl
. Mantelkragen
v. 5.4 an. Umändern
und Neuanfertigen
von Pelzen, ſowie
gerben und färben
von Fellen. (*23. 53
Mühlſtraße Nr. 8,
Pelzwerkſtätte.
Kaffee
(heute friſch gebr)
1. Schellhaas
Karlſtraße 50. (15746
Fahrräder
fahrfertig, 55.
Decken 295 Mr
Carbidlampen
aus Meſſing 3.95
Alle übr Erſatzteil.
u. Reparat billigſt
B. Drio,Karlſtr. 14
A:50

Jahr-
zehnte

bewährt,
rasch
wirkend
(IV. 2213

Nachruf.
Am 27. Oktober 1926 verſtarb unſer hoch=
geſchätztes
, allverehrtes Ehrenmitglied
Herr Hotelier
Avolf bieutel.
Ein hochangeſehener Kollege mit edelſter
Geſinnung geht unſerem Berutsverband ver=
loren
. Solange es ſeine Kräfte vermochten,
war er uns ein treuer Berater und eifriger
Förderer unſerer Beſtrebungen.
Edel, hilfreich und gut
war ſeine Parole.
So wird der Entſchlafene auch in unſerer
(rinnerung fortleben. In der Geſchichte der
Innung wird er ſiets ſeinen hervorragenden
Platz einnehmen.
(15736
Gaſtwirte=Innung Heſſen
(Sitz Darmſtadt)
J. V.: A. Schmitz, II. Vorſitzender.
Die Beſtattung findet am Samstag, den 30. ds. Mts.,
vormittags 11 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſiatt. Treff=
punkt
½ Stunde vorher an der Friedhofskapelle.

Dankſagung.
Unſerem lieben Entſchlafenen wurden beim
Heimgang ſoviel Ehrungen zuteil, weshalb wir
auf dieſem Wege unſeren herzlichen Dank ſagen
Insbeſondere danken wir den Schweſtern des
Eliſabethen=Stifts für die liebevolle Pfiege, ſo=
wie
der weihevollen Einſegnung dortſelbſt, dem
Herrn Pfarrer Beringer für die troſtreiche Grab=
rede
, der Turngeſellſchaft 1875, dem Reichsbund
der Kriegsbeſchädigten, dem Maler= und Weiß=
binder
=Verband, den Beamten der Ortskranken=
kaſſe
, der Sozialdemokratiſchen Partei für Kranz=
niederlegung
und Nachrufe, kurz Allen, die mit
Blumen, Karten und letzter Begleitung ſeiner
gedachten
Es war uns Troſt in unſerem Schmerz.
Marg. Lorenz Wwe.
nebſt Angehörigen.
Darmſtadt, Taunusſtr. 47, den 28. Okfober 1926. (15710

Ve

kaufen
a Hern=Geifer
Seifenpulver
alle Waſchmittel zu
den billigſten Tages=
preiſen
nur bei
Seifen=Lehner
Waldſtraße 11.
Wiederverk. höchſte
Rabatte (11665a

Belze-Hüte. Neuan
fert. u UImarbeiten
Kiesſtraße Nr. 100,
I. Stock. (*2823

Seit einerz Jahr hare ich

Alle Mittel waren erfolglos. Da machte
Schaumauflagen mit
Obermeyers Medizinat Herba=Seife
Kürze waren dieſelben verſchwunden.
Bleicher, Burglengenfeld. St. M. ,63, 302ſo
verſtärkt M. 1 Zur Nachbebandlung iſt Her=
ba
=Ereme beſonders zu empfehlen. Zu haben
in allen Apotheken, Drogerien und Parfümerien.
1V. 9970

[ ][  ][ ]

Nummer 300
von allen anderen Geiſtern, dank der Kirche, ſo abſolut bewieſen,
daß kein Wort weiter darüber zu verlieren iſt. So darf ich denn
ohne weiteres zum zweiten Punkt übergehen, wo der Hebel an=
zuſetzen
iſt, damit das Analogon der Kirche jeweils entſtehe.
Die Dinge liegen da nun äußerſt einfach. Geiſtiges Eigen=
tum
darf nie ganz frei werden, ein beſtimmter Prozentſatz deſſen,
was es einbringt, muß der Allgemeinheit vorbehalten bleiben.
Und zwar ſoll der Gewinn nicht etwa dem Staat anheimfallen,
der ihn dann beliebig verwendet etwa zur Erhaltung von
Idioten , ſondern einer neu zu ſchaffenden eigenen, der Kirche
analogen Inſtitution, die nur dem Geiſtigen dient. Selbſtver=
ſtändlich
werden auf dieſen Vorſchlag hin die meiften Verleger
ſchreien: aber ich ſehe wirklich nicht ein, warum andere Privat=
perſonen
vorzugsweiſe von dem profitieren ſollen, was den
Blutseiben genommen worden iſt. Selbſtverſtändlich wird gegen
meinen Vorſchlag das übliche Argument mobiliſiert werden, daß
ſolche Prozentabgabe das, was allen zugute kommen ſoll, ver=
teuern
würde. Aber erſtens handelt es ſich bei dieſer Verteue=
rung
um nichts ſehr Bedeutendes ſonſt könnten die Werke
lebender oder geſchützter Autoren, gegenüber den toten oder unge=
ſchützten
, kaum geleſen werden, wo nachweislich das Gegenteil
der Fall iſt. Zweitens wird die Menſchheit zwangsläufig immer
reicher werden. Drittens und vor allem fällt dieſes Argument
neben dem anderen überhaupt nicht ins Gewicht, daß durch ſolche
Abgabe allein ein Fonds zu begründen iſt, der in Form eines
richtigen Peterspfennigs das Fortleben vom Geiſteserbe über=
haupt
ebenſo ſichern würde, wie eben der echte Peterspfennig die
katholiſche Kirche erhält. Wer dagegen weiter einwendet, die ſo
erzielbaren Summen ſeien zu gering, der vergißt, daß Jahr=
hunderte
und Jahrtauſende vor uns liegen, daß ſich das Geiſtes=
erbe
kumuliert und daß auf Grund aller hiſtoriſchen Erfahrung
mit Sicherheit zu erwarten ſteht, daß, wenn einmal die er=
forderliche
Inſtitution beſteht, ihr ſehr bald auch erhebliche Stif=
tungen
zufallen werden, die über die ſchweren Anfänge hinweg=
helfen
. Wer aber ſofortige Sicherung jetzt noch für überflüſſig
halten ſollte, der bedenke, daß wir dem Barbarenzeitalter des
Chauffeurs entgegengehen (vgl. meine Neuentſtehende Welt)
und deshalb alles dafür ſpricht, daß ſich das Geiſteserbe ohne
beſondere Sicherung nicht erhalten wird. Ich, für meine Per=
ſon
, ſehe auf Grund des Geſagten überhaupt keinen ſtichhaltigen
Einwand gegen meinen grundſätzlichen Vorſchlag. Daß er, noch
einmal, im Laufe der Jahrhunderte zu immer reicherem Beſitz=
tum
führen muß, liegt auf der Hand. Und ebenſo, daß es viel der Deutſcher finden, der es ablehnt, aus Weimar, Deutſchlands
leichter fallen wird. Geiſter zu finden, die als unmittelbare Be=
amte
des literariſchen Erbes den Geiſt der Großen ſinngemäß
fortſetzten, als daß Gleiches durch Staatsbeamte geſchähe. Es
bedürfte nur eines kleinen, ganz kleinen und harmloſen geſetz=
geberiſchen
Aktes, um für die Dauer ſehr Großes und unendlich

Freitag, den 29. Oktober 1926
Wichtiges zu erreichen; in meinen Augen Wichtigeres, als es alle
bisherigen Errungenſchaften der Nachkriegsneuzeit ſind. Und
dieſer Akt könnte ſich ohne weiteres auch auf längſt Verſtorbene
beziehen. Ich ſehe nicht ein, warum die Verleger freigewordener
Autoren von einem beſtimmten Termin ab nicht ebenſo ſelbſt=
verſtändlich
beſtimmte neue Abgaben leiſten ſollen, wie jeder
von uns ohne weiteres von heute auf morgen neubeſchloſſene
Stellern zahlt.
Doch nun erſt gelange ich zu dem, was für mich die Haupt=
ſache
iſt. Der Peterspfennig der Literatur darf unter keinen
Umſtänden einem Wohltätigkeitszweck dienen. Die Wohltätig=
keit
iſt Sache des Staates. Der wird bald nur dem größten
Glück der größten Zahl zu dienen haben. Demgegenüber ſollte
das Nicht=Staatliche, angeſichts der unaufhaltſam übermächtig
werdenden Chauffeurwelt, deſto ausſchließlicher das Qualitative
pflegen. Daß das Erbe großer Geiſter dazu dienen ſollte, Eſel
zu fördern, iſt unmittelbar ſinnwidrig. Bei der neu zu ſchaffen=
den
Inſtitution muß es ſich um ein extrem quglitativ, d. h. ariſto=
kratiſch
und hierarchiſch Eingeſtelltes handeln, denn vor dem
Geiſt gibt es nur mehr und weniger, nie und nirgends Gleich=
heit
. So müßte das zu ſchaffende Angloge der Kirche von Hauſe
aus ſo organiſiert werden, daß nur das Höchſtwertige ge=
fördert
würde. Im Falle Lebender wird dies gewiß nie fehler=
frei
gelingen, wenn es auch gewiß, falls die richtigen Männer
in den entſprechenden Senat gewählt und, notabene, ebenſo un=
abhängig
wie Richter geſtellt würden, immerhin leichter gelingen
dürfte, als Analoges auf irgendeinem Gebiete gelingt. Aber
vüllig fehlerfrei wird es im Falle Toter gelingen, und darauf
kommt es zunächſt an. Es gilt den Geiſt der Großen im ähn=
lichen
Sinne zu verpetuieren, wie die Kirche den Geiſt Chriſti
und der Heiligen perpetuiert. Nun, um die betreffenden Geiſter
herauszufinden, bedarf es nur einem Aehnlichen, wie es die
Prozeſſe ſind, welche die Kirche im Falle einer fraglichen Heilig=
ſprechung
vornimmt. Bis das Geiſteserbe eines Geiſtesſchöpfers
frei wird, wird es ſich in den allermeiſten Fällen ſchon entſchei=
den
laſſen, ob er zu den Heiligen des Geiſtes gehört oder nicht.
Iſt es der Fall, dann muß ſein Geiſt für alle Ewigkeit beſonders
dotiert werden. Für das letzte Jahrhundert in Deutſchland
hätte dies zunächſt im Falle des klaſſiſchen Weimars zu geſchehen.
In zweiter Linie im Fall des Eibes Nietzſches und Wagners.
Es kann ohne weiteres gelingen. Wird ſich wohl ein maßgeben=
Heiligſtem, die wohltätige Menſchheitsmacht zu machen, die es
werden kann?
Bisher haben Romain Rollend, Richard Strauß und Sieg=
fried
Wagner dem Projekt des Grafen Keyſerling begeiſtert zu=

Seite 13

geſtimmt. Frau Eliſabeth Förſter=Nietzſche erklärt ſich überzeugt,
daß alle verſchiedenen Projekte zuletzt in die vom Grafen Keyſer=
ling
gewieſene Form einmünden werden, der Herr Reichspräſi=
dent
von Hindenburg hat dem Grafen mitteilen laſſen, daß er
ſeine Anregungen an den Reichsjuſtizminiſter weitergeleitet hat,
und der Präſident des Reichsgerichts Dr. Simons ſchrieb dem
Grafen u. a. das Folgende: Wenn es möglich wäre, dauernd
aus den Erträgniſſen geiſtiger Schöpfungen einen Bruchteil für
die Pflege der geiſtigen Fortwirkung des Schöpfers abzuzweigen,
ſicher anzulegen und geiſtgemäß zu verwalten, ſo würde ich eine
ſolche Form der Dauererbſchaft begrüßen, denn Erbe wäre in
dieſem Fall die Gemeinſchaft derer, die ſich als des Schöpfers
geiſtige Kinder fühlen.

Briefkaſien.
R., hier. Die Anfrage iſt zu knapp gehalten und dazu ungenau ge=
ſtellt
. Handelt es ſich bei der Herauszahlung und Ablöſung des Haus=
anteils
um einen Anfpruch, der auf den Beziehungen aus einer Aus=
einanderſetzung
unter Miterben beruht, ſo kommt das Aufwertungsgeſetz
mit ſeinen Beſchränkungen für Sie überhaupt nicht in Frage. Vielmehr
hätte über die Höhe der Aufwertng unter Berückſichtigung der am
11. November 1921 geleiſteten Papiermarkzahlung das ordentliche Ge=
richt
zu entſcheiden, wenn gütliche Einigung verſagt. War ihr An=
ſpruch
auf Herauszahlung dagegen durch eine Hypothek geſichert, ſo
konnte eine Aufwertung der perſönlichen Forderung über 25 Prozeut
des Goldmarkbetrags hinaus im Frage kommen, nur müßte dieſer An=
ſpruch
vor 1. 4. 1926 bei der Aufwertungsſtelle angemeldet werden,
Genaueres könnte nur geſagt werden, wenn Sie den Zeitpunkt der Ent=
ſtehung
Ihres Anſpruchs und die Einzelheiten zu letzterer angeben
würden.
A. H. in B. Nach Art. 2 der heſſiſchen Verordnung vom 10. März
1926 unterliegen der Sondergebäudeſteuer nicht: Neubauten oder burch
Umbau oder Einbau neu geſchaffene Gebäudeteile, wenn der Bau erſt
nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden iſt und hierzu nicht Bei=
hilfen
aus öffentlichen Mitteln gewährt worden ſind. Als Beihilfen aus
öffentlichen Mitteln gelten nicht Baudarlehen, über die der Eigen=
tümer
erſt nach dem 13. Februar 1924 verfügen konnte. Hiernach er=
ſcheint
, da Sie den Staatszuſchuß erſt im Oktober 1924 erhalten, die Zu=
ziehung
zur Steuer u. E. nicht gerechtfertigt, wenn der Zuſchuß die
Natur eines ſolchen Baudarlehens hatte, worüber wir uns mangels
weiterer Unterlagen kein Urteil zu bilden vermögen. Im übrigen werden
Sie ja im Steuerbeſcheid eine Rechtsmittelbelehrung erhalten haben.
Silbenrätſel. Anonyme Einſendungen bleiben grundſätzlich unbe=
rückſichtigt
. Ihr Manuſtript liegt zur Abholung bereit.
E. in V. Ueber die Leiſtungsfähigkeit der angefragten Geſellſchaft
kanmn wohl jede Auskunftei zuverläſſige Auskunft geben. Wir nennen
unverbindlich die Auskunftei W. Schimmelpfeng in Berlin W. 8, Char=
lottenſtraße
2, Zweigniederlaſſung Frankfurt a. M., Goetheſtraße 34,
und Auskunftei Bürgel, Zigarrenhandlung S. Joſeph in Darmſtadt,
Rheinſtraße.

Geſiern früh verſchied infolge eines Herzſchlags
mein lieber Mann, unſer Vater, Schwiegervater
und Großvater, der
Heſſiſche Oberforſtmeiſter

Hauptmann d. R. a. D.
Im Namen aller Hinierbliebenen:
Emma Hoffmann, geb. Franck.
Ober=Ramſtadt, den 29. Oktober 1926. as7t=
Die Beiſetzung ſindet in der Stille ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten.

Rahmenstiefel
mit Doppelsohlen

überbieten durch diese Offerte das Angebot jeder
Großstadt.

Nachruf.
Am 28. Oktober wurde unſer hochverehrter Chef,
Herr Oberforſtmeiſter
W. Hoffmann
plötzlich und unerwartet mitten aus frohem Schaffen
abberufen.
Trauernd ſiehen wir an der Bahre dieſes kerndeutſchen
und aufrechten Mannes, der uns immer ein warmherziger
und wohlwollender Vorgeſetzter war. Mit ſeiner uner=
ſchöpflichen
Liebe für Wald und Wild, ſeinem wohl=
wollenden
Verſtändnis für ſeine Beamten und Arbeiter
und ſeiner hohen Dienſtauffaſſung hat er uns ein Vor=
bild
gegeben, dem nachzueifern uns ſiets vornehmſte
Pflicht ſein wird.
Wir werden ſeiner nur in aufrichtiger Dankbarkeit
(15754
und Verehrung gedenken.
Die Beamten
des Forſtamts Ober=Ramſtadt u. des Heſſ. Forſtarbeitsamts.
Ober=Ramſtadt u Darmſtadt, den 28. Oktober 1926.

unterhalten in den besten und elegantesten Straßen-
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[ ][  ][ ]

Seite 14

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

Von Samstag, 30, Oktober bis einschl. Mittwoch, 10. Movember 1926

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m. Träger u. Stickerei . . . 2.75, 2.25,
Damen-Hemdhosen
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2.50

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gefüttert, Ia Qualität . . . 2.25, 1.75,
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Weiße Einsatzhemden
m. hübsch., waschecht. Eins., 2.50, 1.95,
Wollgem. H.-Unterhosen
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90

1.10
1.75
4.50
0.50

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Größe 1 2 3 4 5 6 7 8 9
0.75 0,85 0.95 1.05 1.15 1.25 1.35 1.50 1.65
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Größe 1 2 3 4 5 6 7 8 9
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Telephon 2553

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Das ewige Wunder
Roman von Guido Kreutzer.
(Nachdruck verboten)
4)
Er machte eine halbe Handbewegung.
Ich hab eben umdisponiert. Die Weltpolitik läuft mir nicht
weg. Du ſchon eher. Da hielt ich es für beſſer, dir zu folgen.
Bereits von deinem Tennisplatz her. Immer mit vorſchrifts=
mäßigem
Abſtand."
Was heißt denn das alles? ... fragte ſie in leis er=
wachender
Unſicherheit.
Es heißt: daß ich ein lebhaftes, ſogar brennendes Intereſſe
daran hatte, wie ſich die neckiſche Idylle mit deinem kleinen
Amoroſo weiter entwickeln würde.
Mit meinem
Er verſuchte ſarkaſtiſch zu lächeln, doch es wurde nur eine
verzerrte Grimaſſe.
Hatteſt du mich bemerkt? Wohl kaum. Jedenfalls beſaßeſt
du den richtigen Inſtinkt für eventuelle peinliche Verwicklungen.
Deshalb ließeſt du ihn auch ſchleunigſt in deinem eigenen Auto
entwiſchen, ehe ich heran war. So müſſen wir uns vorläufig
auf uns ſelbſt beſchränken.
Nun konnte ſie nicht länger zweifeln. Sie wurde einen
Schatten blaſſer.
Oh du haft ſpioniert?!
Nennen wir es beobachtet.
Solange hatten ſie einander gegenüber geſtanden. Jetzt
gingen ſie Seite an Seite langſam weiter.
Lonny Lars beharrte:
Ueberwacht haſt du mich; und tateſt es heimlich, ohne mich
etwas davon ahnen zu laſſen! Warſt du darauf angewieſen?
Konnteſt du nicht offen handeln?
Dann hätte ich mich ja ſelbſt um die dankbarſten Effekte
betrogen . . ."
Um die dankbarſten Effekte?
und vorausſichtlich noch recht lange auf die Beſtätigung
deſſen warten müſſen, was außer mir ſchon längſt alle Welt
weiß.
Jetzt begreife ich dich aber nicht, Malte! .., ſagte ſie mit
zögerndem Kopfſchütteln.
Da gab er das ausſichtsloſe Spiel ſarkaſtiſcher Ueberlegen=
heit
auf. Seine Lider wurden ſchmal. Scharfe Linien liefen
plötzlich von den Mundwinkeln zum Kinn. Die Worte fielen
hart und berriſch.

Freitag, den 29. Oktober 1926

Du begreift mich nicht? Ich gebe dir dies Geſtändnis un=
umwunden
zurück. Auch ich begreife dich vorläufig nicht. Trotz=
dem
denke ich: wir werden uns ſchnell verſtändigen. Dazu ge=
hört
aber vor allen Dingen, daß du die Güte haft, mir mitzu=
teilen
, weshalb du mich eigentlich ſeit Wochen hintergehſt.
Was tue ich?
lind weshalb du dir dazu einen Menſchen ausgeſucht haſt,
der dir weder geſellſchaftlich noch moraliſch noch ſeiner Erſchei=
nung
nach ein Relief geben kann.
Wenn du doch nur endlich . .
Und wo ihr beide außerdem die ungeheuerliche eh
Großzügigkeit hernehmt, euren indiskutablen Flirt in ſo vollſter
Oeffentlichkeit zu betreiben . . . Ja, wir werden uns ſchnell ver=
ſtändigen
, ſofern du die Güte haſt, mir das alles endlich zu er=
klären
. Für mich iſt es nämlich ein Buch mit ſieben Siegeln.
Anderen Leuten allerdings offenbar nicht. Die ſchicken mir über
euch beide ſchon anonyme Briefe ins Haus und ſchütten ſich aus
vor Lachen darüber, daß man Legationsrat und Hauptmann der
Reſerve eines Leib=Grenadier=Regiments und ein ernſt zu neh=
mender
Politiker und dabei doch ein vertrauensſeliger vollen=
deter
Narr ſein kann.
Oh‟ . . . ſagte ſeine Verlobte in leis verächtlicher Abwehr
.. einen anonymen Brief haſt du bekommen?!
Und ich habe mich eine Stunde lang geſchämt, daß ich ſeiner
Einflüſterung folgte und hier herauskam. Jetzt aber bin ich zu=
frieden
darüber, daß ich es tat. Freuen tu ich mich ſogar.
Du freuſt dich?"
Weil ich dieſem ganzen Spuck nun ein Ende machen kann.
Jawohl! Oder willſt du leugnen: daß dieſer Doktor Trawonn
ein verflucht zweifelhafter Zeitgenoſſe iſt; daß er die Rolle deines
offiziellen Tennispartners ſpielt; daß ihr über eure ſportlichen
Intereſſen hinaus enge perſönliche Beziehungen unterhaltet, die
du mir verheimlicht haſt; daß du mit ihm faſt allabendlich Spa=

Seite 13

ziergänge unternimmſt, an die man ſchließlich die verwegenſten
Vermutungen knüpfen muß; daß du . . . Willſt du dies alles
vielleicht leugnen?
Er ſprach gedämpft und verhalten; mit jener abſoluten
Reſpektierung geſellſchaftlicher Formen, die ihm durch Tradition,
Erziehung und Beruf längſt zur Selbſtverſtändlichkeit geworden
waren. Doch hinter ſeinen Worten reckten ſich unausgeſprochene
Drohungen auf.
Er hatte wieder den Schritt verhalten. Er ſtand vor ſeiner
Verlobten zuſammengeſtrafft; groß und faſt überſchlank; ge=
pflegt
bis in die Fingerſpitzen; vollendet und in unauffälliger
Vornehmheit gekleidet wie nach dem Modekupfer eines erſten
Schneiders der Londoner Regentſtreet. Ein markanter Repräſen=
tant
des Salons und diplomatiſchen Parketts. Weltmann und
dabei doch preußiſcher Junker wirkte er in dieſem Augenblick
über ſeine Jahre hinaus älter. Vielleicht weil ſein ſchmales
Geſicht mit dem leichten Bronzeton der Haut und den ſtahl=
grauen
klugen Augen in Arroganz erſtarrt war. Vielleicht, weil
die mühſam gebändigte Erregung ihm das Blut in die Säbel=
narbe
trieb, die ſich quer über die linke Wange zog und aus den
monatelangen Grabenkämpfen der Champagneſchlachten ſtammte.
Die ſchöne Lonny Lars ſah ihn lange an. Stolz und offen
war ihr Blick zu ihm aufgeſchlagen.
Ich mache keinen Verſuch, irgendetwas zu leugnen, Malte.
Doch alle Verdächtigungen, die du und auch andere Menſchen
an Herrn Dr. Trawonns Beziehungen zu mir knüpfen, ſind faſch.
Mag der Schein auch gegen mich ſein. Einzig darin handelte ich
unrecht, daß ich dir verſchwieg und verſchweigen mußte, was
zwiſchen ihm und mir ſpielt und unſer häufiges Zuſammen=
ſein
überhaupt bedingte.
Ich glaube nicht, daß dazu viel Phantaſie gehört . ..
wehrte er ſchroff ab.
Dazu gehört leider mehr Phantaſie, als du ahnſt und ver=
mutlich
jemals aufbringen könnteſt! ſagte ſie ſeltſam.
Um ſeine Lippen zuckte Hohn.
Wie geheimnisvoll! Nur fürchte ich, du überſchätzt meine
eb Gutgläubigkeit. Jedenfalls haſt du ja nun Gelegen=
heit
, mir die erforderlichen Aufklärungen zu geben.
Das kann ich nicht.
Malte von Reeg bog ſich jählings vor.
Wie denn das kannſt du nicht?
Nein.
Das kannſt du nicht? Ja betrachteſt du dich denn
üiberhaupt noch als meine Braut?
Sie wurde bleich bis in die Schläfen.
(Fortſetzung folgt.)

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Nummer 300

Reich und Ausland.

Freitag, den 29. Oktober 1926

Moltke=Ehrenzimmer im Reichsminiſterium des Innern.

Seite 17

Blick in das ſoeben eingeweihte Moltke=Erinnerungs=Zimmer. Rechts unten: Moltkes Totenmaske.
In dem früheren Gebäude des Großen Generalſtabs, das jetzt das Reichs=Innenminiſterium beherbergt, iſt das Arbeitszimmer
des Generalfeldmarſchalls von Moltke als Erinnerungszimmer eingerichtet und am 126. Geburtstage des genialen Stabschefs
feierlich eingeweiht worden. Das Gedächtniszimmer vermittelt lebendige Eindrücke aus dem Leben und Wirken Moltkes.

* Frankfurter Chronik.
Allerlei Unfälle. Vorgeſtern vormittag 12 Uhr erfolgte
auf der Kaiſerſtraße Ecke Neue Mainzerſtraße ein Zuſammenſtoß
zwiſchen zwei Straßenbahnzügen, wobei ein Zug entgleiſte. Perſonen
wurden nicht verletzt. Der Straßenbahnverkehr wurde längere Zeit
unterbrochen. Am gleichen Tage erfolgte vormittags an der Ecke
König= und Sophienſtraße ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem aus Neu=
Iſenburg ſtammenden Motorradfahrer und einem Laſtkraftwagen. Der
Motorradfahrer wurde dabei ſchwer verletzt und in beſinnungsloſem Zu=
ſtande
ins Städtiſche Krankenhaus verbracht. Infolge des Sturmes
fiel am 25. Oktober, abends gegen 10 Uhr, auf dem Oberurſeler Weg
eine 20 Meter hohe Pappel um und ſchlug die Leitung der elektriſchen
Straßenbahn (Linie 24) entzwvei, wobei zwei Maſten umgeworfen wur=
den
. Der Straßenbahnverkehr wurde dadurch mehrere Stunden unter=
brochen
. Beraubung einer Blinden. Handtaſchenräuber
ſchonen auch Erblindete nicht. Ein älteres blindes Fräulein ſtand mit
ihrer Begleitung an einer Omnibushalteſtelle. Sie hatte am Arm eine
Handtaſche hängen, in der ſich ſauer erſparte 35 Mark befanden, die ſie
zur Anſchaffung von Winterbrand erſpart hatte, und fünf Schlüſſel,
Ausweispapiere und eine Straßenbahnkarte. Sie kann ſich erinnern,
daß ſie vor dem Einſteigen von zwei Perſonen angeſtoßen wurde. Offen=
bar
hatte der Täter hierbei den Lederbügel abgeſchnitten und die Taſche
an ſich genommen.
Um den Urlaub in der Metallinduſtrie von Frankfurt
und Umgebung.
In einer ſehr ſtark beſuchten Funktionärverſammlung des chriſt=
lichen
Metallarbeiterverbandes der Verwaltungsſtellen Frankfurt, Offen=
bach
, Darmſtadt und Höchſt wurde nach einem Vortrag des Bezirksleiters
Weſp einſtimmig folgende Entſchließung angenommen: Mit Ent=
rüſtung
haben die Funktionäre des chriſtlichen Metallarbeiterverbandes
die Abänderungsvorſchläge der Metallinduſtriellen von Frankfurt, Of=
fenbach
, Hanau, Darmſtadt und Höchſt zum Urlaub entgegengenommen.
Die Annahme dieſer Vorſchläge hätte die Folge, daß ein großer Teil der
Metallarbeiter des Urlaubs überhaupt verluſtig ginge. Die Funk=
tionäre
ſind einmütig der Auffaſſung, daß an dem derzeitigen beſtehen=
den
Urlaub nichts geändert werden darf. Dies umſomehr, weil durch die
fortgeſchrittene Rationaliſierung die Arbeiterſchaft viel intenſiver aus=
genützt
wird und infolgedeſſen eine Erholung des Arbeiters umſo not=
wendiger
iſt. In der Frage der Arbeitszeitverkürzung iſt mit dem Be=
dauern
feſtzuſtellen, daß die Arbeitgeber trotz der fortgeſchrittenen Ra=
tionaliſierung
der Betriebe kein Entgegenkommen gezeigt haben. Die
Metallarbeiterſchaft hält an der Forderung betr. Wiedereinführung der
48 Stunden=Woche feſt, um dadurch die Arbeitsloſigkeit zu mindern.
Indem die Funktionäre des chriſtlichen Metallarbeiterverbandes das Ver=
halten
ihrer Vertreter bei den Verhandlungen billigen, richten ſie die
Aufforderung an alle chriſtlich geſinnten Metallarbeiter und = Arbeiterin=
nen
, unverzüglich dem chriſtlichen Metallarbeiterverband beizutreten,
um durch eine geſchloſſene Front das unſoziale Verlangen der Metall=
induſtriellen
abwehren zu können.
Unfall des D=Zuges TrierGießen.
WSN. Koblenz. Der D=Zug TrierGießen D 125 kam Mittwoch
abend kurz nach 8 Uhr hinter der Station Winningen bei Koblenz zur
Entgleiſung, die durch herabfallende Baumſtämme eines Güterzuges
herbeigeführt wurde. Nachdem der Zug etwa 100 Meter neben dem
Gleis hergelaufen war, gelang es, ihn zum Stehen zu bringen. Bis auf
einen Poſtbeamten, der leichte Kopfverletzungen davontrug, ſind Per=
ſonen
nicht zu Schaden gekommen. Das Publikum, das durch das laute
Krachen auf den Unfall aufmerkſam wurde, und allenthalben ſofort die
Notbremſe zog, bemächtigte ſich eine Panik. Die Reiſenden wurden nach
1½ Stunden durch einen Sonderzug weiterbefördert. Der Verkehr
wird durch Umſteigen aufrechterhalten.
Unterſchlagung von Eiſenbahnfahrkartengeldern.
Köln. Auf der Fahrkartenausgabe des Kölner Hauptbahnhofes
ſiund von zwei Fahrkartenausgebern umfangreiche Fälſchungen und
Unterſchlagungen vorgenommen worden, deren Höhe noch nicht feſt=
ſteht
. Die Täter ſind geſtändig.
Das Projekt einer Autobahnſtraße KölnDüſſeldorf.
Düſſeldorf. Einer von der Rheiniſchen Provinzialverwaltung
verfaßten Denkſchrift, die den beabſichtigten Bau einer Autoſtraße Köln
Düſſeldorf zum Gegenſtand hat und worüber der Landeshauptmann Dr.
Horion vor Vertretern der Preſſe eingehende Darlegungen gab, ent=
nehmen
wir folgendes: Durch den Bau beſonderer Straßen, die ohne
Niveaukreuzung lediglich für den Autoverkehr beſtimmt ſind und für
deren Benutzung beſondere Gebühren erhoben werden können, wird
zweifellos am beſten den Intereſſen des Autoverkehrs in Bezug auf
Schnelligkeit, Erſparnis an Verſchleiß, an Gummiverbauch und an
Brennſtoff ſowie Verhütung von Unglücksfällen gedient, vor allem aber
werden durch ſolche Straßen die vielfach ganz unhaltbaren Zuſtände, die
innerhalb der Ortſchaften durch den Autoverkehr für die Anwohner der
betreffenden Straßen beſtehen, beſeitigt. Die von der Provinzialver=
waltung
in dieſer Richtung verfolgten Pläne haben nichts zu tun mit
den neuerdings vielfach auftauchenden uferloſen Plänen zur Erbauung
von Autoſtraßen etwa zwiſchen Aachen und Königsberg, Hamburg und
Mailand. Sie ſteht vielmehr auf dem Standpunkt, daß der Durchgangs=
verkehr
auf große Entfernungen auf die Eiſenbahn gehört und auch
dieſer verbleiben wird. Der Koſtenaufwand, der jetzt für den Bau einer
Autobahnſtraße in Ausſicht genommenen Strecke KölnDüſſeldorf mit
Verlängerungsmöglichkeit nach Eſſen und Duisburg, die Strecke des
ſtärkſten Automobilverkehrs der Rheinprovinz und vielleicht des ſtärk=
ſten
Automobilverkehrs auf einer Landſtraße in Deutſchland, würde 17
Millionen Mark betragen; die Verlängerung von Düſſeldorf nach
Eſſen wird auf 18 Millionen und die Abzweigung nach Duisburg auf
weitere 5 Millionen Mark geſchätzt. Die Deckung der Unterhaltungs=
koſten
der Straße und eine Verzinſung des Kapitals iſt durch Abgabe von
den die Straße benutzenden Automobilen zu erwarten, wofern Reich
und Staat das Unternehmen nach Maßgabe der Beſtimmungen über die
produktive Erwerbsloſenfürſorge unterſtützen. Für die erforderlichen
Arbeiten können 900 000 Erwerbsloſentagewerke geleiſtet werden, es
können alſo 1000 Arbeiter drei Jahre hindurch Beſchäftigung finden.
Ueber den Plan iſt noch folgendes zu ſagen: Für die Autobahnſtraße
iſt eine durchſchnittliche Abgabe von 10 Pfg. pro Wagenkilometer für
Laſtwagen und von 5 Pfg. pro Wagenkilometer für Perſonenwagen ein=
geſetzt
. Vor der Inangriffnahme der Ausführung des Projektes ſind
nach manche Schwierigkeiten und Hinderniſſe zu beſeitigen. Es muß die
Zuſtimmung von fünf preußiſchen und drei Reichsminiſterien herbeige=
führt
werden. Vor allem muß aber der Widerſtand der Reichsbahn, die
in dem Projekt eine Konkurrenz erblickt, überwunden werden.

Großfeuer.
Chemnitz. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag wur=
den
im benachbarten Eppendorf von dem Anweſen eines Gutsbeſitzers
die Stallgebäude und die Scheune bis auf die Umfaſſungsmauern durch
Feuer vernichtet. Der Beſitzer ſelbſt fand in den Flammen den Tod.
Stettin. Bei einem großen Brand in Neu=Stettin ſind 15
Ställe und eine Scheune eingeäſchert worden. Der angerichtete Schaden
an verſchiedenen Vorräten iſt außerordentlich groß. Auf dem Rittergut
Voigtshagen (Kreis Naugard) wurden vier Wirtſchaftsgebäude durch
Feuer vernichtet.
Gefängnis für einen verbrecheriſchen Fabrikanten.
Die Firma Dobig A.=G. in Hamm kaufte bei einem Brande be=
ſchädigte
Drahtſeile als Schrott auf und lieferte ſie als neue
Drahtſeile an die Bergwerksbeſitzer. Ein von ihr an die Portland
Zement=Fabrik verkauftes Seil riß an einem Tage zweimal. Der In=
haber
der Firma, Max Dobig, wurde zu ſechs Monaten Gefängnis ver=
urteilt
.
Der Hanſo=Kanal.

Karte von dem projektierten Hanſa=Kanal.
Die vor kurzem in Osnabrück ſtattgefundene Tagung ſämtlicher
deutſcher Hanſa=Kanal=Vereine ſetzte ſich einmütig für den Bau
eines Verbindungskanals zwiſchen dem Ruhrgebiet und den
deutſchen Nordſeehäfen ein. Die wirtſchaftliche Bedeutung des
Hanſa=Kanals liegt vor allem darin, daß er den Ueberſeeverkehr
des Ruhrgebietes, unter Ausſchaltung von Antwerpen und
Amſterdam, über deutſche Häfen leiten würde. Der Hanſa=Kanal
würde ferner für die Ruhrkohle ſolche Gebiete Deutſchlands ge=
winnen
, die bislang infolge der niedrigeren Transportkoſten die
engliſche Kohle verwendet haben. Die Fahrzeit auf dem Kanal
würde von Hamburg nach Osnabrück, zirka 236 Kilometer, un=
gefähr
4½ Tage, und von Bremen nach Osuabrück, zirka 160 Kilo=
meter
, ungefähr 3 Tage betragen. In beiden Fahrzeitberechnungen
ſind je 6 Schleuſungen und Fahrzeitkilometer berückſichtigt.

Das Rettungswerk der Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung
Schiffbrüchiger
hat ſich in den letzten Sturmtagen wieder erfolgreich bewähren können.
Schiff in Not! Dieſer Hilferuf von See wird an deutſchen Küſten
ſtets mutige Männer auf ihrem Poſten finden, die bereit ſind, trotz
Sturm und See ihr Leben für die Rettung ihrer Mitmenſchen in die
Schanze zu ſchlagen. Nachdem am 10. Oktober die Rettungsſtation Bor=
kum
von der deutſchen Tjalk Kehvewieder fünf Perſonen durch das
Rettungsboot Schwvaben glücklich abbergen konnte, erreicht uns bereits
die Meldung einer weiteren mutigen Rettungstat. Am gleichen Tage
konnte das Motorrettungsboot Ferdinand Laieiſz von der Rettungs=
ſtation
Cuxhaven der Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger
ebenfalls ein ſtilles Heldenwerk vollbringen. Die anſpruchsloſen Worte
der Meldung lauteten: Am 10. Oktober von dem auf Medemſand ge=
ſtrandeten
Segler Frida aus Rhauderfehn die geſamte Beſatzung von
vier Mann durch Motorrettungsboot Ferdinand Laieiſz der Station
gerettet. Die ſchlichten Worte ſprechen für ſich ſelbſt. Sie zeigen, daß
die Mitglieder der Rettungsſtationen der Deutſchen Geſellſchaft zur
Rettung Schiffbrüchiger nach wie vor als ganze Männer mutig auf
ihrem Poſten ſtehen. Soll das Rettungswerk an deutſchen Küſten aber
auch für die Zukunft nicht nur mutige Männer, ſondern auch die not=
wendigen
techniſchen Hilfsmittel zur Durchführung erfolgreicher Ret=
tungstaten
finden, ſo iſt es notwendig, daß jeder Deutſche ſein Scherflein
beiſteuert zu dem Werk der Nächſtenliebe. Ueberall, wo das ſchlichte
Boot mit dem roten Kreuz im weißen Feld beſcheidene Gabe heiſcht,
mögen ſtets alle Hände geöffnet bleiben, beizuſteuern zum weiteren Aus=
bau
deutſcher Rettungsſtationen an der Seeküſte.
Die tſchechoflowakiſche Skandal=Affäre.
EP. Prag. Prinz Chrill von Bulgarien iſt hier eingetroffen und
hat ſich im Hotel als Graf Cyrill Sokolski, Diplomat aus Sofia, gemel=
det
. Heute abend wurde er, da ihm als bulgariſcher Thronfolger Ex=
territorialität
zuſteht, im Gebäude der bulgariſchen Geſandſchaft vom
Unterſuchungsrichter als Zeuge vernommen.
Die Blätter verzeichnen in der Koburger Affäre die ſenſationellſten
Gerüchte. Pravo Lidu berichtet, daß einer der hervorragendſten
Politiker der Republik in die Angelegenheit verwickelt ſei. Es ſei ſicher,
daß die Verhaftung des Rechtsanwalts Dr. Eisler in einer großen
politiſchen Partei gemeint iſt die Agrar=Partei Panik und Schrecken
hervorgerufen habe. Tatſache iſt, daß ſogar die Pietka, der Fünfer=
Ausſchuß der tſchechiſchen politiſchen Parteien, während der allnationalen
Regierung für die Sache Cyrills von Koburg intereſſiert wurde. Halb=
amtlich
wird mitgeteilt, daß die Grundlage für die Ginleitung der ſtraf=
gerichtlichen
Verfolgung gegen Dr. Eisler ein Protokoll ſei, im dem
feſtgeſtellt wird, daß Dr. Eisler von Cyrill von Koburg Geld unter dem
Vorwand verlangte, daß man Beamte des Finanz= und Ackerbau= Mini=
ſteriums
beſtechen müſſe.
Eiſenbahnunglück.
EP. Paris. Der Schnellzug Straßburg-Bordeaux iſt zwiſchen
den Stationen Ciry le Noble und Genelard in der Nähe von Charolles
entgleiſt. Perſonen ſind nicht zu Schaden gekommen, doch iſt der Ma=
terialſchaden
beträchtlich.
Graf Luckner in New York.
New York. Graf Luckner ſeine Gattin und Offiziere des Seg=
lers
Vaterland wurden vom ſtellvertretenden New Yorker Bürger=
meiſter
in Vertretung des erkrankten Bürgermeiſters Walker im Stadt=
hauſe
offiziell empfangen. Graf Luckner erklärte, er überbringe die
herzlichſten Grüße der deutſchen Kinder, welche nie vergeſſen würden,
daß Amerika ſofort nach dem Kriege Nahrungsmittel ſandte. Bürger=
meiſter
Corrigan führte aus, je enger die Beziehungen zwiſchen Deutſch=
land
und Amerika ſich geſtalteten, deſto beſſer ſei es für die beiden Län=
der
. Amerika hege die größte Bewunderung für Deutſchlands Produkte
und Fabrikate.

Leich! uns Mres

[ ][  ][ ]

Seite 18

Nummer 300

Geſchichten aus aller Welt.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten!)
Goldfiſche und Gattentreue.
(R), Amſterdam. Das Surabaja=Handelsblad erzählt eine
kennzeichnende Geſchichte über die Schwierigkeiten, mit denen die nieder=
ländiſchen
Ernährungskommiſſare auf Java zu kämpfen haben. In
dem ſüdjavaniſchen Diſtrikt Preanger iſt der Goldfiſch, der ja zur
Familie der Karpfen gehört, eine unter der Bevölkerung äußerſt beliebte
Nahrung. Um auch der Bevölkerung des ärmeren Diſtrikts Nord= Sura=
baja
eine beſſere Eiweiß=Ernährung zu beſchaffen, beſchloß der zuſtän=
dige
Kommiſſar, den Goldfiſch in weiteſtem Ausmaße dort einzuführen.
Dies geſchah auch im Jahre 1916 mittels großer Sondertransporte aus
Preanger.
Anfänglich aber wollte niemand etwas von dieſen Goldfiſchen wiſſen.
Zwar ſahen die Eingeborenen intereſſiert zu, wie die ſchimmernde
lebende Fracht dieſer Transporte in den Teichen und Weihern aus=
geſetzt
wurde; aber die Behörden mußten in der Folgezeit zu ihrer
Verwunderung feſtſtellen, daß die braven Javaner von ihrem Fiſchrecht
kaum noch Gebrauch machten. Lediglich einer einzigen Goldfiſchſorte
von weiß=ſilberner Farbe wurde nachgeſtellt. Der Kommiſſar fand das
ſo eigenartig, daß er eine ausgedehnte Unterſuchung über die Gründe
dieſes ſeltſamen Verhaltens einleitete. Nach langen, ermüdenden Ver=
hören
kam dann ſchließlich folgendes erſtaunliche Ergebnis heraus: die
Eingeborenen verabſcheuten den goldfarbigen Fiſch, weil er wie es ſeit
Jahrhunderten feſtſtehe, die javaniſchen Frauen zu ſehr lockeren
Begriffen über die eheliche Treue verführe!
Dieſer Aberglaube war ſo ſtark eingewurzelt, daß mit den braunen
Menſchlein nichts, aber auch nicht das geringſte anzufangen war. Die
niederländiſche Behörde hat ſich, nachdem alle Vorſtellungen und Be=
ſchwörungen
nicht gefruchtet hahen, dazu verſtehen müſſen, die Goldfiſche
wieder aus den Teichen Nord=Surabajas herauszunehmen, was eine un=
endlich
mühſame Arbeit war, und ihr ganzes Augenmerk auf die ſyſte=
matiſche
Heranzucht der ſilberfarbigen Fiſche zu richten, denen die Ein=
geborenen
nicht mit jenem ſkurrillen Vorurteil begegnen.
Jetzt endlich iſt die Sache ſo weit gediehen, daß die neuen Trans=
porte
mit den Tombrohs, ſo heißen dieſe ungefährlichen Silberfiſche,
nach Nord=Surabaja abgehen konnten, wo ſie von den um die Treue
ihrer Gattinnen, ſo beſorgten eingeborenen Ehemännern mit Jubel
empfangen wurden.
Gegner in der Politik, Rivalen auch in der Kunſt
(), Ein immerhin beachtenswertes Kurioſum enthält der ſoeben
veröffentlichte Winterſpielplan des Theaters in Lille in Nordfrankreich.
Das Theater unterhält in zwei verſchiedenen Häuſern dieſer im Kriege
ſo weltbekannt gewordenen Induſtricſtadt zwei Bühnen, und es trifft
ſich nun eigentümlicherweiſe, daß im kommenden Winter an ein und
demſelben Abend zwei hochpolitiſche Autoren mit einem ihrer Werke zu
Worte kemmen nämlich der Radikalſozialiſt Herriot und der Vater
des Verſailler Diktates, Georges Clemenceau.
Von Herriot wird der Einakter Madame Récamier über die
Bretter gehen. Clemenceau tritt vor das Publikum mit ſeinem bekann=
ten
Drama Der Schleier des Glücks. Zu beiden Werken hat ein und
derſelbe Komponiſt Charles Pons, die Muſik geſchrieben.
Herriot iſt moraliſch gezwungen, zu dieſer Uraufführug ſeines
Werkchens nach Lille zu kommen, und hat auch ſein Erſcheinen an dieſem
Abend bereits zugeſagt. Ob. auch Clemenceau, deſſen Werk ſchon oft
geſpielt worden iſt, die weite Reiſe nach dem franzöſiſchen Norden unter=
nehmen
wird, iſt fraglich. Und er wird, wie ein Liller Lokalkritiker ſehr
richtig ſchreibt, auch kaum irgend einen Wert auf die Gelegenheit legen,
einem politiſchen Gegner auf dem überparteilichen Boden gemeinſamer
Kunſt menſchlich näher zu treten. Dazu iſt er doch immer noch zu viel
Tiger".
Das Ende des Jazz=Band=Trommlers von Moulin Rouge.
(), Paris. Der Franzoſe kennt nicht die Verachtung des weißen
Mannes gegenüber den farbigen Raſſen, gegen die der Deutſch= und der
Angelſachſe ſich einfach nicht wehren kann, ſobald ſeine Beziehungen
zum Schwarzen oder Gelben über das unperſönlich=fachliche Maß hin=
ausgehen
. Ja, das franzöſiſche Volk iſt ſo ſchwach geworden, daß es
junges, lebensfriſches Blut unbedenklich aufnimmt, ganz gleich, ob es
unter einer weißen oder bunten Haut fließt.

Freitag, den 29. Oktober 1926

Dieſe Sehnſucht nach Urwüchſigkeit, vermehrt wohl auch noch durch
den prickelnden Reiz der Neuheit, mußte der Jazz=Band=Trommler von
Moulin Rouge an ſich erfahren. Ihm, dem Mulatten, dem Miſchling
zwiſchen Schwarz und Weiß, hingen die Blicke all der lebensdurſtigen
Damen an, denen ſeine Trommel Rhythmus und Impuls des Tanzes
gab. Er war der Liebling der Pariſer Lebedamen. Keine, ſo hieß es,
konnte ihm widerſtehen. Trotz dieſer verdächtig unlauteren Kon=
kurrenz
entſchloß ſich eine beſonders feurige junge Dame, die bereits
mit 14 Jahren ihren Eltern davongelaufen war und dann den Beruf
einer Vortänzerin ergriffen hatte, dieſen Mann zu heiraten. Die Ehe
war zunächſt auch glücklich. Der feurige Jazz=Band=Trommler und die
ebenſo feurige Lebedame bildeten ein Paar, deſſen Treue in Paris
als Mirakel gefeiert wurde. Aber das Schickſal wollte nicht, daß dieſe
Ehe zwiſchen Braun und Weiß ewig glücklich blieb. Zwar die ſich
drängenden weißen Frauen blieben der Frau des Mulatten ungefähr=
lich
. Nicht aber die ſchwarzen. Als nämlich die erſten ſchwarzen Revue=
tänzerinnen
aus Amerika herüberkamen, begann die Treue des Mulat=
ten
zu wanken. Und als nun gar eines Tages eine ganz echt kohlpech=
rabenſchwarze
Amerikanerin über das Meer gekommen war und ihre
Künſte produzierte, war es mit ſeiner ehelichen Treue ganz aus. Er
betrog ſeine Frau mit ihr ganz offen. Den Skandal, den dies hervor=
rief
, nahm ſich die weiße Frau ſo ſehr zu Herzen, daß ſie den Mularten
eines Nachts, als er von der ſchwarzen Nebenbuhlerin kam, glatt über
den Haufen ſchoß. So triumphierte, bemerken die Pariſer Philo=
ſophen
, das weiße Element über das primitive ſchwarze ſtets in der
Geſchichte, aber nur weil das weiße Element eine höhere Ziviliſation
das heißt, den Revolver beſitzt.
Strychnin im Nundfunk.
(5), London. Als eines Morgens die Rundfunkteilnehmer von
Birmingham die Hörmuſcheln ihrer Apparate anlegten, vernahmen ſie
einen merkwürdigen Ruf, der ſich von Zeit zu Zeit wiederholte: Der
Apotheker X. läßt vor ſeinen Pillen warnen, da ſie nicht Morphium,
ſondern Strychnin enthalten. Wie das kam?. Nu, ſehr einfach!
Der Apotheker X. wurde mitten im der Nacht von einem Manne geweckt,
der gegen Rezept Schlafpaſtillen für ſeine Frau wünſchte. Schlaftunken,
wie er ſelber war, bediente der Apotheker den Kunden, ſah noch, wie
dieſer im Wagen fortfuhr, und legte ſich dann ſchlafen. Plötzlich ſchreckte
er aus ſeinen Träumen hoch. Du haſt doch nicht am Ende? . . . Und
ſchon war er an ſeinem Giftſchrank, um feſtzuſtelln, daß er ſich ver=
griffen
und dem ahnungsloſen Kunden ſtatt Morphium Strychnin
verabreicht hatte. Was tun?. Der ſchnell angerufene verordnende Arzt
kennte auch nichts als den recht häufig vorkommenden Namen des Pa=
tienten
. Voller Verzweiflung ſtürzte der Apotheker nun auf die Poſt,
um an alle Leute des Namens, der auf dem Rezept ſtand, ein Telegramm
aufgeben zu laſſen, das ſie vor der Einnahme der gefährlichen Pillen
warnen ſollte. Aber der Schalterbeamte ſchüttelte den Konf. Bis die
Ihre Telegramme gekriegt haben, ſind ſie alle vergiftet! Und ſchon
ſtürzte der Apotheker zum nächſten Auto, um alle Leute des bewußten
Namens perſönlich aufzuſuchen. Aber auch hier vergebens. Bis ihm
der Zweite oder Dritte, ein Arzt, riet, er ſolle doch durch Rundfunk
alle Leute vor der Einnahme ſeiner Paſtillen warnen laſſen. Das leuch=
tete
dem Manne denn auch ein. Er eilte zum Rundfunkſender und ver=
ſuchte
dort, ſein Vorhaben anzubringen. Mitten in der Nacht war das
aber vergeblich. Und als der Morgen kam, ſtellte es ſich heraus, daß
auch noch obendrein erſt die Polizei gefragt werden mußte. Natürlich
hatte dieſe ſchließlich gegen den Wunſch des Apothekers nichts einzu=
wenden
, und ſo kam es zu dem berühmten Rundfunk über Strychmin.
Einen merkwürdigen Beigeſchmack erhält die Geſchichte aber erſt, wenn
man nach dem Manne fragt, der die Paſtillen gekauft hat. Was war
denn mit ihm oder vielmehr ſeiner Frau geſchehen?. Nun, er
hatte ſie ſchon ſchlafend zu Hauſe vorgefunden und das Strychnin auf
Vorrat für ſpätere Fälle hingelegt. Es lag da freilich nur, bis ſeine
Frau auch ohne Schlafmittel erfriſcht aufwachend, ihren Lautſprecher
einſtellte.
Die Rote=Kreuz=Medaille für Lord d’Abernon.
(k), London. Lord d’Abernon, der bisherige britiſche Botſchafter
in Verlin, iſt dazu auserſehen, auch hünftighin in England eine bedeut=
ſame
Rolle zu ſpielen. Die engliſche Preſſe unterſtreicht daher alles,
was ihm in Deutſchland an Ehrungen zuteil geworden iſt, doppelt und
dreifach, und zählt dabei auch Dinge auf, die uns ſelbſt wenig beachtlich
erſcheinen. So werden ſeine Abſchiedsbeſuche, die Worte, die dabei
gewechſelt wurden, und alle Anerkennungen ſeiner Verdienſte bis ins
einzelne aufgeführt, um dem engliſchen Publikum die beſondere Beliebt=
heit
dieſes Mannes in Deutſchland vorzuſühren. Dabei verſteigt ſich
ſelbſt die Times zu der Regiſtrierung der Tatſache, daß der Reichs=

präſident Lord und Lady dAbernon anläßlich ihrer Abreiſe die Note
Kreuz=Medaille verliehen habe. Da es dem engliſchen Publikum aber
doch wohl ein wenig merkwürdig erſcheinen mag, daß d’Abernon aus=
gerechnet
die Rote Kreuz=Medaille verliehen wurde, wird hinzugefügt,
daß dies die einzige und höchſte Auszeichnung ſei, die die deutſche Re=
publik
zu verleihen habe. In der Tat. Es wäre ſonſt nur noch die
Rettugsmedaille in Frage gekommen.
Die ſiameſiſchen Zwillinge geſtorben.
(k), London. Wie ein Reutertelegramm (1) aus Mineſota in
Amerika berichtet, ſind dort die ſiameſiſchen Zwillinge, bekanntlich zwei
Schweſtern, geſtorben. Der Tod trat auf eine ganz beſonders tragiſch=
Weiſe ein. Nur eine der Schweſtern nämlich war an Lungenentzündung
erkrankt, während die andere während der ganzen Dauer der Krankheit
heil und geſund blieb und auch ſonſt unter dem körperlichen Verfall
der mit ihr leiblich verbundenen Schweſter nicht litt. Trotzdem ſtarb
auch dieſe wenige Minuten nur nach dem Tode ihrer Schweſter an
Blutvergiftung, da cs ſich für die Aerzte als unmöglich herausſtellte,
ſie von ihrer Schweſter zu trennen. Eine Geſchichte, die, wenn man ſie
ſich bis in alle ihre pſychologiſchen Einzelheiten vorſtellt, um ſo ſchreck=
licher
iſt, als bei einer vor etwa zwei Jahren ausgeführten Blinddarm=
operation
dieſelbe Schweſter am Leben blieb. Ein gleich tragiſcher
Tod ſiameſiſcher Zwillinge beſchäftigte die Oeffentlichkeit der Welt ſchon
Jahre vor dem Kriege. Aber da das Reuterbureau jetzt davon zu
berichten weiß, muß ſich das Wunder aus Siam wohl wiederholt haben.
Teuer bezahlte Küſſe.
(a) New York. Ein 16jähriger Laufburſche in New York James
Murray benamſt, fand vor einiger Zeit einen herrenloſen Revolver.
Er betrachtete dies Geſchenk als einen Wink des Schickſals und ſchmie=
dete
von da ab Räuberpläne.
An einem dunklen Abend überfiel der angehende Bandit em funges
Liebespaar, das friedlich auf einer Bank in einem der öffentlichen Parks
von New York ſaß und ſich auf ſeine eigene zärtliche Weiſe vergnügte.
Er bedrohte beide mit dem Revolver und beraubte ſie ſodann ihrer Ban=
ſchaft
, ihrer Uhren und ihres Schmucks. Dann ſchickte er den jungen
Mann weg und ſetzte ſich neben das Mädchen und begann es zu küſſen.
Wahrhaftig, ſie hüßte ihn wieder. Sie umfing ihn wild und klam=
merte
zitternd ihre Arme und ſeinen Hals, um ihn mit Küſſen faſt zu
erſticken. Daraufhin gab er ihr, erſchüittert von ſo viel unerwarteter
Liebe, ihr Eigentum wieder zurück und ſchwur ihr ewige Treue. Und
wieder folgten Küſſe, unzählige, warme, leidenſchaftliche Küſſe und
heiße Beſchwörungen.
Und dann ſtand auf einmal die Polizei da, die der eigentliche, der
richtige Liebhaber inzwiſchen herbeigeholt hatte nahm den jungen
Räuber feſt und verſicherte das junge Mädchen ihrer ganz beſonderen
Hochachtung, dem es gelungen ſei, den Strauchdieb ſo lange feſtzuhalten.
Und dieſer ging, wohlbeſchützt, betrübten Sinnes hinweg. Auch als
Räuber darf man nie Amateur ſein!

Gottesdienſtliche Nachrichten.
Katholiſcher Gottesdienſt.
St. Liebfrauen (Klappacherſtraße) Freitag, den 29, Okt., abends
½8 Uhr: Predigt. Um 8 Uhr: Roſenkranzandacht.
Gottesdienſt der iſraelitiſ hen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedri hſtraße).
Freitag, den 29 Oxt Vorabendgott sdienſt 5 Uhr 00 Min,
Samstag, den 30. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. Schrift=
erhlärung
. Sabbatausgang 5 Uhr 55 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Norgens 7 Uhr 15 Min.
Abends 6 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrael. Neligionsgeſellſchaft.
Samstag, den 30. Okt. Vorabend 4 Uhr 40 Min. Morgens 8 Uhr,
Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 5) Min.
Po hengottesdienſt: morgens 6 Uhr 45 Min. Abends 4 Uhr
45 Min.

Hauptſchrifeitung. Kude Maup=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaſt: Rudei Maupe für Feuilleton
Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für Sport: Di. Eugen
Buhlmann. für den Schlußdienſt; Andreas Bauer für den Inſeratenteil:
Wiliy Apkl- Druck und Verlag: L. C. Wiitich ſämtlich in Darmſtadt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 300
Freitag, den 29. Oftober 1926

* DieAuskunftspflicht gegenüber
der Steuerbehörde.
Von Dr. P. Ruprecht, Dresden.
Die Auskunftspflicht des deutſchen Staatsbürgers gegenüber
der Steuerbehörde iſt durch die Reichsabgabenordnung (R.A.O.) Bericht über die Vorgänge der Entlaſſung des Angeſtellten und
in zweierlei Nichtung feſtgelegt, und zwar einmal in ſeiner Eigen=
ſchaft
als Steuerpflichtiger und dann als Zeuge in einem Steuer=
verfahren
gegen einen Dritten.
Die Auskunftspflicht des Steuerpflichtigen als ſolchen regeln
die 88 172, 173 und 205 R.A.O. Danach hat das Finanzamt das
Recht, von ihm mündliche oder ſchriftliche Auskunft über irgend=
Unterlagen wie von Urkunden oder Geſchäftsbüchern zu verlan=
gen
. Seine Behauptungen hat er, ſoweit ihm dies nach den um= ſchieden. Ebenſo hat das Reichsgericht erkannt und die
ſtänden zugemutet werden kann, zu beweiſen‟. Dieſe Begren=
zung
der dem Steuerpflichtigen obliegenden Beweislaſt iſt für
ihn inſofern günſtig, als das Finanzamt ſeinen Angaben Glau=
ben
ſchenken muß oder ſeinerſeits die Unrichtigkeit der ihm ge=
machten
Angaben nachzuweiſen hat, wenn es die ihm zuſtehen= rung berechtigter Intereſſen von Belang. Zu=
den
Auskünfte bekommen hat. Es iſt nicht etwa zuläſſig, daß
das Finanzamt den Pflichtigen nach Gutdünken einſchätzt, weil
es das Gefühl hat, daß ſeine Angaben unrichtig ſind, ohne jedoch in dieſer Eigenſchaft getanen Aeußerungen nicht zur Verant=
Beweiſe dafür zu haben.
Die Herbeiſchaffung etwaiger Beweismittel kann gemäß 8 202
R.A.O. von dem Steuerpflichtigen durch Ordnungsſtrafen er=
zwungen
werden. Ob letztere auch dazu benutzt werden dürfen,
von ihm die Anfertigung zeitraubender Aufſtellungen zu erzwin=
gen
, iſt eine bis jetzt unentſchiedene Frage. Wahrſcheinlich aber
gibt eine etwaige Weigerung dem Finanzamt das Recht, den
Steuerpflichtigen gemäß 8 210 Abf. 2 R.A.O. zu ſchätzen, der Grundſätzliche Reichsgerichtsentſcheidung vom 12. Juli 1928.
dies Verfahren vorſchreibt, wenn der Steuerpflichtige weitere
Auskunft verweigertt.
Nach 8 176 R.A.O. iſt das Finanzamt in der Lage, mit
Genehmigung des Landesfinanzamtes von dem
Steuerpflichtigen zu verlangen, daß er von ihm behauptete Tat=
ſachen
durch eine eidesſtattliche Verſicherung erhärte, die jedoch
nicht erzwungen werden kann.
Der deutſche Staatsbürger iſt aber nun nicht nur verpflichtet,
in eigener Sache dem Finanzamt Auskunft zu geben, ſondern er
hat auch eine geſetzlich geregelte Zeugenpflicht in Steuerverfahren
gegen Dritte.
Von dieſer Möglichkeit ſoll jedoch erſt Gebrauch gemacht wer=
den
, wenn die Verhandlungen mit dem Steuerpflichtigen ſelbſt
nicht zum Ziele führen oder keinen Erfolg verſprechen. Nach
8 177 R.A.O. iſt zunächſt an ſich jeder verpflichtet, in ſolchem
Falle Auskunft zu geben, mit Ausnahme der nahen Verwandten
und ſolchen Perſonen, die ſich ſelbſt oder einen nahen Angehörigen
durch ihre Angaben einer Strafverfolgung ausſetzen würden. Im
allgemeinen ſind auch Rechtsanwälte, Geiſtliche und Aerzte von
einer Auskunftspflicht befreit und daher den damit zuſammen=
hängenden
Vorſchriften nur bedingt unterworfen. Als wichtig
muß in dieſem Zuſammenhang angeführt werden, daß die 88 177 dungsgründen, hierzu iſt folgendes lehrreich: Nach der
und 178 R.A.O. nahen Angehörigen das Recht geben, ihre Aus=
ſage
zu verweigern. Dies iſt inſofern bedeutſam, als aus ſei=
ner
Ausübung kein ungünſtiger Schluß für den
Steuerpflichtigen gezogen werden kann. Manche
Kommentatoren gehen ſogar ſo weit, zu ſagen, daß das Finanz=
amt
von nahen Angehörigen erfragte ungünſtige Auskünfte, die
in Unkenntnis ihres Zeugnisverweigerungsrechtes gegeben wor=
den
ſind, im Steuerverfahren nicht verwerten dürfe.
Von den geſetzlich zur Auskunft verpflichteten Perſonen kann
mit Genehmigung des Landesfinanzamtes verlangt werden, daß
ſie ihre Ausſage beſchwören. Sie können auch dazu angehalten
werden, Urkunden, Schriftſtücke und Geſchäftsbücher vorzulegen,
jedoch nur inſoweit, wie ſie ſich auf beſtimmt zu bezeichnende
Rechtsvorgänge beziehen. Außerdem müſſen ſie Wertſachen, die
ſie für den Steuerpflichtigen verwahren, vorlegen, und Einſichten
in verſchloſſene Behältniſſe geſtatteu, die ſie ihm überlaſſen haben.
Der 8 186 R.A.O. ſieht für ſolche Perſonen, die Waren, deren
Abgabe eine Steuerpflicht begründet, zum Weiterverkauf ver=
äußern
, eine beſondere Auskunftstflicht inſofern vor, als ſie ihre andererſeits hat es beim mitwirkenden Verſchulden des Klä=
Geſchäftsbücher und Papiere zwecks Feſtſtellung der Käufer und
der an ſie abgegebenen Mengen vorzulegen haben.
daß ſie nach einer Entſcheidung des Reichsfinanzhofes vom
24. September 1921 nur im Ermittlungsverfahren
gegen beſtimmte der Steuerbehörde bekannte halb aufrecht erhalten bleiben.
Perſonen Anwendung finden dürfen, was bedeutet,
daß niemand verpflichtet iſt, Ausſagen zu machen, die zur Auf=
deckung
unbekannter Steuervergehen dienen ſollen. Während zum
Beiſpiel eine Bank dem Finanzamt darüber Auskunft geben muß,
ob ein beſtimmter Kunde Effektenumſätze gemacht hat und in
welchem Umfange, braucht ſie auf eine Anfrage des Finanzamtes, chitektenhonorare, die bereits gezahlt ſind, nachträglich
welcher ihrer Kunden große Effektenumſätze gemacht hätte keine, aufgewertet werden müſſen, wenn dies nach Treu und Glauben
geben muß, ob und welche Waren der Kaufmann B. von ihm
bezogen hat, kann er die Einreichung von Lieferliſten verweigern, ſonderen Falles zu entnehmen, ob die Parteien etwa mit der
ſelbſt wenn ſich für deren Einforderung das Finanzamt auf den
8 186 R.A.O. beruft. Dieſer gibt ihm rach ſeinem Wortlaut und ſind.
einer Entſcheidung des Reichsfinanzhofs nur das Rechi zur
lungnahme des höchſten Finanzgerichts iſt um ſo begrüßens=
werter
, als ſonſt die Finanzämter die wirtſchaftlichen Betriebe
ohne jede Entſchädigung mit zeitraubenden und koſtſpieligen Feſt= Bau geleitet. Ueber die Vergütung, die mit 8 v. H. der Bauſumme
ſtellungen, an denen ſie ſelbſt ganz unintereſſiert ſind, belaſten, anerkannt wird, kam es zu Streitigkeiten. Die Architekten ver=
könnten
.
Soweit die hiernach zuläſſigen Auskunfts= und Zeugnis= Teilzahlungen. Die Beklagte lehnt dieſe Aufwertung ab und will
pflichten verweigert werden, können ſie durch hohe Geldſtrafen
erzwungen werden.

Aus den Reichsgerichtsbriefen.
(Nachdruck verboten.)
Entlaſſung des Vorſitzenden des Betriebsrates
wegen Beleidigung des Prokuriſten.
Die Immunität der Abgeordneten kommt den Betriebsrats=
mitgliedern
nicht zu.
Betriebsratsmitglieder können ohne Zuſtimmung des Be=
triebsrates
nur dann entlaſſen werden, wenn, ein wichtiger
Grund vorliegt. Dem wichtigen Grunde gleich zu erachten iſt
jede durch die Gewerbeordnung begründete friſtloſe Entlaſſung.
Der beklagte Ingenieur S. in Köln, war Angeſtellter
der Berlin=Anhaltiſchen Maſchinenbau=A.=G. im
Sinne des 8 133a GewO. Er iſt gemäß 8 133c. Nummer 5
GewS. friſtlos entlaſſen worden, weil er ſich als Vorſitzender

des Angeſtellten= und Betriebsrates der Firma erhebliche Ehr=
verletzungen
gegen den Pkokuriſten X. hat zuſchulden kommen
laſſen. . war durch einen entlaſſenen Angeſtellten beſchuldig:
worden, Altblei beiſeite geſchafft zu haben. Nach Unterſuchung
der Augelegenheit gab der Beklagte eine Ehrenerklärung zu=
gunſten
des X. ab. Wenige Tage ſpäter aber erklärte er gele=
geutlich
eines Geſprächs vor Angeſtellten, es ſei doch etwas
daran, und in einer Betriebsratsſitzung gekrauchte er in ſeinem
der Beſchuldigung des X. die Wendung: K. (der Angeſtellte)
ſei freigeſprochen, weil ſich ſeine Unſchuld herausgeſtellt habe,
X. ſei aus Mangel an Beweiſen freigeſprochen. Wegen der
daraufhin erfolgten Entlaſſung wandte ſich der Beklagte an den
Angeſtelltenrat und den Schlichtungsausſchuß. Die Berlin= An=
haltiſche
Maſchinenbau=A.=G. erhob Klage auf Feſtſtellung, daß
welche Zweifelsfragen und gegzebenenfalls ſogar die Vorlage von die Kündigung des Beklagten rechtmäßig ſei. Landgericht und
Oberlandesgericht Köln haben im Sinne der Klägerin ent=
Reviſion des Beklagten zurückgewieſen. Aus den reichsge=
richtlichen
Entſcheidungsgründen: Die Reviſion
irrt, wenn ſie glaubt, daß die Wahrnehmung berechtigter In=
tereſſen
den Tatbeſtand der Beleidigung ſchlechthin ausſchließe.
Nur in ſtrafrechtlicher Beziehung iſt die Wah=
rückzuweiſen
iſt weiterhin, die auch im Schrifttum vertretene
Anſicht der Reviſion, daß Betriebsratsmitglieder wegen ihrer
wortung gezogen werden dürfen. Weder dem Wortlaute noch
dem Sinne und Zwecke des Betriebsrätegeſetzes iſt eine ſolche
Abſicht des Geſetzgebers zu entnehmen.
Der Eiſenbahnunfall beim Aufenthalt auf der plattform
und das mitwirkende eigene Verſchulden.
Der Aufenthalt auf der Plattform vom Eiſenbahnwagen iſt
auch heute noch üblich, insbeſondere auf Arbeiterzügen und bei
Gelegenheit von Vereinsausflügen. Von Intereſſe erſcheint
deshalb eine neue Reichsgerichtsentſcheidung, die ſich unter Be=
rückſichtigung
dieſer Gefahrerhöhung über die Bemeſſung des
eigenen Verſchuldens des Reiſenden ausſpricht, dem
ein Betriebsunfall während des Aufenthalts auf der Plattform
zuſtößt.
Am 23. März 1923 ſtürzte der damals 13 Jahre alte Kläger
auf der Fahrt von Weſel nach Holten von der überfüllten
Plattform eines Perſonenwagens 4. Klaſſe. Außer anderen
Verletzuugen wurde ihm der linke Fuß abgefahren. Die
gegen die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft erhobe=
nen
Schadenserſatzanſprüche wurden nach vorgängiger Entſchei=
dung
des Landgerichts Eſſen vom Oberlandesgericht in Düſ=
ſeldorf
im Rahmen des Reichshaftpflichtgeſetzes zur Hälfte
anerkannt, zur anderen Hälfte wegen eigenen Verſchuldens des
Klägers abgewieſen. Die von der Deutſchen Reichsbahngeſell=
ſchaft
gegen dieſe Entſcheidung beim Reichsgericht ein=
gelegte
Reviſion iſt ohue Erfolg geblieben und zurückge=
wieſen
worden. Aus den reichsgerichtlichen Entſchei=
Feſtſtellung des Oberlandesgerichts muß mit einer nicht ſchuld=
haften
, unwillkürlichen Einwirkung (eines Stoßes) eines Mit=
reiſenden
auf den Kläger gerechnet werden. Die Unaufgeklärtheit
geht zu Laſten des Beklagten. Denn beim Beſtehenſſ eines
äußeren Zuſammenhangs zwiſchen dem Unſall und der Be=
triebstätigkeit
braucht vom Kläger ein innerer Zufammenhang
nicht nachgewieſen zu werden. Das Mitverſchulden des
Klägers wird vom Oberlandesgericht darin erblickt, daß er den
im Innern des Bahnwagens innegehabten Platz aus freien
Stücken aufgegeben und ſich auf die Plattform geſtellt hat, ob=
wohl
er das im Innern des Wagens angeſchlagene Verbot des
Aufenthalts auf der Plattform kannte. Ohne Rechtsirrtum hat
nun das Oberlandesgericht die Erhöhung der Betriebsgefahr
(ueberfüllung der Plattform ſchon bei Abfahrt des Zuges in
Weſel und Duldung des Aufenthalts durch die vorübergehenden
Eiſenbahnbeamten) gegen das eigene Verſchulden des Klägers
abgewogen und dabei auch berückſichtigt, daß das Fahren
auf der Plattform eine Gepflogenheit war; a
gers nicht nur ſein jugendliches Alter, ſondern auch die man=
gelhafte
Verſtandesreife als ſchlechter Schüler und
Bei allen derartigen Auskunftsverlangen iſt aber zu beachten, das ſchlechte Beiſpiel der Erwachſenen in den Kreis ſeiner Er=
wägungen
mit eingeſchloſſen. Dieſe Erwägungen des Ober= Die Geſchäftsführung der G. m. b. H. Von Dr. jur. Helmuth Möh=
landesgerichtes
ſind nicht zu mißbilligen; ſein Urteil mußte des=
*Nachträgliche Aufwertung bereits gezahlter
Architektenhonorare?
Es iſt gewiß nicht zweifelhaft, daß auch Baulöhne und Ar=
Antwort zu erteilen. Während weiterhin der Kaufmann A. an= (5 242 BGB.) geboten iſt, weil die erhaltenen Beträge zu gering der Geſellſchaſter auf die Einlage beſchrünkt iſt. Unter den heutigen
waren. Doch iſt immer aus den näheren Umſtänden des be=
jeweiligen
Zahlung als voller Vergütung einverſtanden geweſen mann die unbedingte Notwendigkeit, ein Geſetz, unter dem zu leben
Auf Beſtellung der beklagten Bank haben die Architekten
Büchereinſicht, aber nicht zur Auskunftseinholung. Dieſe Stel= W. und F. in den Jahren 1919 bis 1923 ein Geſchäftshaus er= Stofſes geben. Nach Durchſicht des 190 Seiten ſtarken Werkes ſtehen wir
richtet, welches im März 1923 von der Bank bezogen worden iſt.
Kläger haben die Entwürfe und Pläne ausgearbeitet und den
langen Aufwertung der bis zum 13. März 1923 geleiſteten
nur die noch ausſtehenden Bauſummenbeträge aufwerten.
Sie hat deshalb den Klägern inſoweit 5295 Goldmark nach=
durch
die in Papiermark gezahlten Abſchlagszahlungen nicht ge= Beſtimmungen (auch die mit 15. Juni 1995 in Kraſt getretene Steuerver=
aufgewertet
verlangen. Das Landgericht Bremen erkannte, jedem, der mit dieſem modernen Fahrzeug zu tun hat, willkommen und
zu ihren Gunſten, das Oberlandesgericht Hamburg hat ihre
Klage abgewieſen. Die Reviſion der Kläger iſt vom
Reichsgericht zurückgewieſen. In den reichsgericht= 2
lichen Entſcheidungsgründen wird dazu ausgeführt,
daß die Verpflichtung der Beklagten im Sinne von 8 242 BGB.
unter Berückſichtigung der Beſonderheiten des Falles auszulegen
ſei, daß aber die Würdigung der Tatumſtände die Meinung be=
gründe
, die Parteien hätten durch ihr beiderſeitiges Verhalten
zu erkennen gegeben, daß für den Zeitraum bis zum 13. März
1923 Leiſtungen und Gegenleiſtungen als ſich die Wage haltend
angeſehen werden ſollten, was auch nach Treu und Glauben mit
Rückſicht auf die Verkehrsſitte angemeſſen geweſen ſei. Gegen=
9.
wärtig ſchließt das Oberlandesgericht den Anſpruch der Kläger
auf eine höhere Aufwertung aus, als ſie ihnen die Beklagte durch z
die Nachzahlung vom 22. Januar 1924 bereits gewährt hat. k

*Haftung des Spediteurs wegen Verſchuldens
bei Verſendung von Stoffballen.
Im November 1923 betraute ein Kaufmann eine Speditions=
firma
mit der Verſendung von 4 Ballen Stoffe von K. nach T.,
die verloren gingen. Die Firma iſt in 3 Inſtanzen zum Werter=
ſatz
verurteilt worden. Gründe des Reichsgerichts:
Nach der getroffenen Feſtſtellung iſt mit der Möglichkeit zu
rechnen, daß noch bevor der Frachtbrief abgeſtempelt und damit
der Frachtvertrag abgeſchloſſen war, die Ballen aus dem un=
verſchloſſenen
Wagen geſtohlen wurden. Nach der Annahme der
2. Inſtanz hat Beklagte ſomit den ihr (8 408 HGB.) obliegenden
Beweis, daß ſie das Gut mit der Sorgfalt des ordentlichen Kauf=
manns
zur Verſendung gebracht habe, nicht geführt. Nach 8 61
Abf. 1. Satz 1 EBO. iſt der Frachtvertrag abgeſchloſſen, ſobald
die Abfertigungsſtelle das Gut mit dem Frachtbrief zur Beför=
derung
angenommen hat. Bei dem Beladen des Bahnwagens
iſt ein für die Annahme der verladenen Güter zuſtändiger Be=
amter
der Bahn überhaupt nicht zugegen geweſen. Die bloße
Tatſache des Hinausziehens des Wagens durch die Rangierer
ſtellt keine förmliche Annahme der verladenen Güter durch die
Bahn dar. Erſt vom Augenblick der Plombierung des
Wagens ab läßt ſich mit Sicherheit ſagen, daß der Wagen=
inhalt
vom zuſtändigen Bahnbeamten zur Beförderung ange=
nommen
iſt. Beklagte hat die Pflicht, das Gut mindeſtens bis
zum Abſchluß des Frachtvertrages vor Diebſtahl zu ſchützen, ver=
nochläſſigt
. Hätten ihre Leute darauf beſtanden, daß ein für
Annahme des Gutes zuſtändiger Beamter an den Wagen kam,
ſo würde die Plombierung noch in ihrer Gegenwart erfolgt ſein
oder es wäre deutlich und einwandfrei erkennbar geweſen, daß
von nun ab die Bahn die weitere Verantwortung trug. Wollten
ſie ſo lange nicht warten, ſo mußten ſie wenigſtens den Wagen
mit Vorhängeſchlöſſern verſehen, deren Schlüſſel dem Empfänger
zugeſandt werden konnten.
* Schadenserſatz wegen Röntgenverbrennung.
Die Haftung des Arztes gegenüber dem Patienten ergibt
ſich aus dem eingegangenen Dienſtvertrag und dem Verſchulden
des Arztes. Die Reichsgerichtsentſcheidung, die hier folgt, ergibt,
daß eine Verbrennung gelegentlich einer Durchleuchtung mit
Röntgenſtrahlen ſchuldhaft iſt, wenn der Fachmann keine Be=
weiſe
für das Gegenteil beibringt.
Ein Hildesheimer Arzt nahm an einer dortigen Geſchäfts=
inhaberin
eine Röntgendurchleuchtung vor, wobei dieſe eine Ver=
brennung
des Rückens erlitt. Klägerin behauptet, die Verbren=
nung
ſei auf Fahrläſſigkeit des Arztes zurückzuführen, verlangt
ein Schmerzensgeld von 1000 Mk., ſowie infolge eingetretener
dauernder Erwerbsunfähigkeit eine jährliche Rente von 1200
Mark. Oberlandesgericht Celle hat ihr für die Schmerzen 500
Mark und weiter eine monatliche Rente von 50 Mk., abzüglich
Invalidenrente, zugebilligt. Das Reichsgericht hat dieſe Ent=
ſcheidung
gebilligt.

Neue Rechtsbücher.
Der Erbe, ſeine Rechte und ſeine Pflichten, bearbeitet von Dr. Adolf
Aſch, Nechtsanwalt und Notar in Berlin. Verlag von Georg Stilke
in Berlin NW 7. 3B Seiten, broſch. 7.50 Mk., in Ganzleinen geb.
9 Mark.
Wir wollen vorweg bemerken: Bücher, wie das vorliegende, ſollten
öfter geſchrieben und, wie wir zufügen möchten, von vielen geleſen werden
Das Vorwort macht mit Recht die Feſtſtellung, daß es nur vereinzelte
juriſtiſche Bücher gibt, die dem gebildeten Laien, in einer auch für ihn
zugänglichen Form die Kenntnis beſtimmter Rechtsgebiete vermitteln.
Das Buch will nicht Theorien entwickeln, ſondern dem Bedürfnis der
Praris dienen. Ausführlich behandelt Verfaſſer: Erbfall, Erbfolge,
Erbfolge auf Grund einer Verfügung von Todeswegen. Erbeinſetzung
durch Teſtament, Güterſtand und Erbrecht, Erwerb der Erbſchaft. Ver=
waltung
des Nachlaſſes durch den vorläufigen und endgültigen Erben,
Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten, Vermächtniſſe und Auflagen,
Pflichtteilsrecht. Nachlaßpſlegſchaft und Teſtamentsvollſtreckung, die
Vollmacht über den Tod hinaus und die Rechtsgeſchäfte des Erblaſſers
auf den Todesfall (ein ſehr wichtiges Kapitel!), Geldentwertung
im Erbrecht Geute ſehr aktuell!) und internationales Erbrecht. Im
Anhang iſt u. a. die Erbſchaftsſteuer behandelt. Ein gewaltiger Stoff
iſt in dem Buche vorzüglich verarbeitet. Das für den Laien geſchriebene
Buch kann zur Anſchaffung nur empfohlen werden.
I."

ring, Leipzig. Leipziger Buch= und Zeitſchriftverlagsgefelſchaft
m. b. H. 19B. Leipzig=Schleußig, Stieglitzſtr. 58.
Bis zum Jahre 1892, in dem am 20. April des bezügliche Geſetz in
Kraſt trat, war, ſo wird in der Einleitung ausgeführt, dem deutſchen
Recht dieſe eigenartige Geſellſchaftsform fremd. Man kannte nur die
Form der Aktiengeſellſchaft. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe haben zu
der Neubildung geführt. Man wollte bewußt eine Form ſchaffen, bei
der den Geſellſchaftern weitgehender Einfluß eingeräumt bleibt, bei der
weiterhin die Möglichket daß fremdes Kapital einen unerwünſcht großen
Einfluß gewinnt, ausgeſchloſſen erſcheint und bei der endlich die Haftung
Wirtſchaftsverhältniſſen, kann die G. m. b. H. aus unſerem Recht und
aus unſerem Wirtſchaftsleben ſchlechterdings nicht mehr weggedacht wer=
den
. Das dürſte unbeſtreitbar ſein. Und ſo ergibt ſich für den Kauf=
er
gerade heute gezwungen ſein kann, gründlich kennen zu lernen. Möh=
ring
will gerade dem Kaufmann eine kurze und knappe Darſtellung des
nicht an, zu ſagen, daß es den genannten Zweck vollauf erfüllt und des=
halb
die Anſchaffung nur zu empfehlen iſt.
I.

Das Geſetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, nebſt allen dazu
erlaſſenen Verordnungen, Ausführungsbeſtimmungen. Anweiſungen
uſw. der Reichs= und Landesbehörden. Von Friedrich Steinberg.
5. Auflage, 1926. J. Meinckes Verlag, Neuwied. Preis 2,75 RM.
Das Buch will kein Kommentar ſein, der das Geſetz bis in die klein=
ſten
Einzelheiten erläutert und dabei die geſamte Rechtſprechung in den
gezahlt. Die Kläger verlangen jedoch weitere 5435 RM. wegen der Kreis der Betrachtung ziegt. Steinberg hat hier ein Handbuch geſchaf=
fen
, ein Nachſchlagewerk aller über das Kraftfahrzeugweſen erlaſſenen
tilgten Teilforderungen, die ſie nach dem Lebenshaltungsinder ordnung iſt darin enthalten), das raſch orientieren foll. So wird es
von Nutzen ſein. Ein gutes Sachregiſter erleichtert den Gebrauch. I.

hfelſteuergeſetz in der Faſſung der Bekanntmachung vom 10. Auguſb
1923 und des Artikels III des Geſetzes zur Aenderung der Verkehrs=
euern
und des Verfahrens vom 10. Auguſt 1985 nebſt Ausfübrungs=
jeſtimmungen
. Mit Anmerkungen verſehen mit Wortlaut der Wechſel=
rdnung
, des Scheckgeſetzes und der einſchlagenden Geſetzgebung im
Unhang von Dr. Ernſt Winckler, Rechtsanwalt in Dresden,
226, Verlag von Georg Stilke in Berlin UW 7. 119 Seiten, in Ganz=
einen
gebunden 4 RM.
Ein Kommentar zu dem Wechſelſteuergeſetz in ſeiner letzten Faſſung
ſeither zu vermiſſen. Dieſe Lücke will das Werkchen ausfüllen. Der
faſſer iſt in Durchdringung des durchaus nicht einfachen Stoffes mit
ßer Gewiſſenhaftigkeit und emſigem Fleiß verfahren. Das Sachregiſter
zuverläſſig. Die Ausſtattung des Buches vorzüglich. So erſcheint
Werk als ein nicht zu unterſchätzender Berater. Die Anſchaffung
FXhBVTfenbr. I=
n
nur empfohlen werden.

[ ][  ][ ]

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ausgeſuchte Qualitäten
per pfd 3.60, 4.00, 4.40, 4.80
0 Kaffee 0
Konſum Qualitäten
per pfd. 2.40, 2.80, 3.00, 3,20
bekannt gute
Kaffee=Miſchung
Pfund 1.30.
Schokoladen
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Seite 20

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Nummer 300

Freitag, den 29. Oktober 1926

Seite 21.

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Fooe

A

[ ][  ][ ]

Seite 22

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

Sport, Spiel und Turnen.

Der Sport des SSonntagst.
Fußball.
Am letzten Oktoberſonntag werden zwar in allen Lan des=
verbänden
die Verbandsſpiele fortgeſetzt, jedoch tritt diesmeil das
Intereſſe an der Meiſterſchaft hinter dem an einem an deren
Ereignis, dem
Länderſpiel DeutſchlandHolland
zurück. Die 10. Begegnung zwiſchen dieſen beiden befreululdeten
Nationen findet wieder im Amſterdamer Stadiotſſtatt,
wvo unſere Vertreter noch im Vorjahre nach hartem Kamtf einen
knappen 1:0=Sieg feiern konnten. Von den 10 bisherigen Län=
derſpielen
gewann Holland vier, zwei Siege fielen an Deſutſch=
land
und der Reſt der Spiele verlief unentſchieden. Das letzte
Spiel fand im April dieſes Jahres vor der Rekord= Zuſchauer=
menge
von 65 000 Perſonen im Düſſeldorfer Rheinſtadici ſtatt
und wurde von der deutſchen Elf überlegen mit 4:2 Torſen ge=
vonnen
. Deutſchland hat alſo die beiden letzten Länderlämpfe
gegen Holland gewonnen, während die Siege der Niedewländer
durchweg in die erſten Jahre der deutſch=holländiſchen Rxpräſen=
tativbegegungen
fallen. Auch aus dieſer Tatſache geht hervor,
daß Hollands Nationalelf in den letzten Jahren zumindeſtens
nicht mehr an Kampfkraft zugenommen hat, vielmehr eher einen
Rückſchlag erlitt. Dennoch bleibt Holland im Länderkampf ein
ſehr gefährlicher Gegner, und es wäre vollkommen verfehCt, woll=
ten
wir uns auf Grund unſerer letzten Siege einem allzu ſorg=
loſen
Optimismus hingeben und glauben, unſere Nockionalelf
würde in Amſterdam zu einem billigen Erfolge kom en. Die
Mannſchaften für das Ländertreffen ſind auf beiden Seiten ſorg=
fältig
ausgewählt worden. Sie ſtehen wir folgt:
Deutſchland: Ertl (Wacker München); Müller /(Sp.Vg.
Fürth), Kutterer (Bayern München); Martwig (T.B. Berlin),
Kalb, Schmidt (1. F.C. Nürnberg); Scherm (A. S.V. Närnberg),
Hochgeſang (1. F.C. Nürnberg), Harder (Hamburgst S.V.),
Wieder, Träg (beide 1. F.C. Nürnberg).
Holland: van der Meulen (H.F.C.); Denis) (H.B.S.),
van Kol (Ajax); Verlegh (N.A.C.), Maſſay (Roern /u.d), van
Heel (Fejenord); Elfring (Alemaria), Ruiſch (D.F./.) Tap
(A. D. C.), Ves (H.V.V.), van Gelder (V.U. C.).
Schiedsrichter iſt der Engländer Prince Cocg.
Die Verbandsſpiele.
In faſt allen ſüddeutſchen Bezirken nähent ſich die
erſte Serie ihrem Abſchluß. Damit wird bereits eitie wichtige
Etappe auf dem Wege zur Meiſterſchaft erreicht, und in den näch=
ſten
Kämpfen können bereits die Entſcheidungen ſſllen. Im
Bezirk Bayern gibt es am Sonntag nur zwei Spiele, da
eine Reihe von Mannſchaften Spieler für die Nationallelf abgeben
. München 1860 hat die Augsburger Schwaben iui Gaſt und
muß hier auf Grund ſeiner weſentlich größeren Kampfkraft zu
einem glatten Siege kommen. Fraglicher iſt der Ausgang des
Spieles V.f.R. Fürth kontra 1. F.C. Bayreuth. Cänen vollen
Spielbetrieb gibt es im Bezirk Württembergf//Baden.
Der Spitzenreiter V.f.B. Stuttgart ſpielt auf eigenem FPlatz gegen
Phönix Karlsruhe und muß hier menſchlichem Ermeſſen nach zu
einem Siege kommen. Schwieriger hat es ſchon der Karlsruher
F. V., der den Freiburger F. C. empfängt. Die Stuttg aucter Kickers
müſſen nach Freiburg zum S.C., wo ſie nur mit einer wirklich
guten Leiſtung gewinnen können. In den beiden weeiteren Spie=
len
: V.f.R. Heilbronn gegen Sportfreunde Stuttgart und Stutt=
garter
S.C. gegen Union Böckingen erwarten wir die Platz=
beſitzer
, alſo die erſtgenannten Mannſchaften, in Ffrlont. Inter=
eſſante
Spiele gibt es auch im Rheinbezirk. 2ier Tabellen=
erſte
S.V. Waldhof ſteht im Spiel gegen Phönix Ludwigshafen
wieder vor einer ernſten Prüfung, jedoch glauben wir, daß die
ſieggewohnte Mannſchaft auch dieſe Probe beſtehen wird. V.f.R.
Mannheim beſucht Phönix Mannheim, ein Sieg das V.f.R. iſt
das wahrſcheinlichſte Ergebnis dieſes Treffens. G3 Ludwigs=
hafen
ſpielt gegen V.f.L. Neckarau, alſo eine Mannſchaft, die in
den letzten Spielen zuſehends an Kampfkraft gewoinien. 03 wird
unſeres Erachtens nach im günſtigſten Falle einen. Punkt retten
können. S.V. 98 Darmſtadt hat auf eigenem Gelände die beſten
Chancen, F.C. Pirmaſens zu ſchlagen. Fraglich iſt ſchließlich
nur der Ausgang des Spieles F.C. Speyer kontra GSp.Vg. Sand=
hofen
. Im Mainbezirk bringt das Spiel Eint racht Frankfurt
gegen Offenbacher Kickers eine wichtige Vorentſcheidung. Ver=
liert
Offenbach, dann muß es die Tabellenführung jabgeben. Ein
Sieg der Eintracht wird aber durch das Fehlen voni Dietrich, der
verletzt iſt, in Frage geſtellt. Der Ausgang des reffens iſt voll=
kommen
offen. Eine weitere Mannſchaft der Slützengruppe, der
Bezirksmeiſter F. S. V. Frankfurt, beſucht Union Miederrad. Hier
wird es gewiß einen harten Kampf geben, der leicht eine Ueber=
raſchung
bringen kann, unter normalen Verhältniſſen aber mit
einem knappen Siege des F. S.V. enden muß. V.f.L. Neu= Iſen=
bung
gehört nicht zu den ſchlechteſten Mannſcheiften des Bezirks

und wird auch Hanau 93 auf eine harte Probe ſtellen. In den
Spielen Viktoria 94 Hanau gegen Viktoria Aſchaffenburg und
Rot=Weiß Frankfurt gegen Germania Frankfurt ſtarten die erſt=
genannten
Mannſchaften als Siegeskandidaten. Im Rhein=
heſſen/Saar
=Bezirk geht es nach den ſenſationellen Ge=
fechten
der letzten Spieltage am kommenden Sonntag etwas
ruhiger zu. Wormatia Worms dürfte von der Reiſe zur Eintracht
Trier beide Punkte mit zurückbringen und damit die Tabellen=
ſpitze
behaupten. Mainz 05 hat im Treffen gegen Saar 05 gleich=
falls
kaum etwas zu befürchten. Alemannia Worms ſpielt gegen
Haſſia Bingen und muß nach ſeinen letzten erfolgreichen Spielen
unbedingt als Favorit gelten. Das intereſſanteſte Treffen iſt
ſchließlich wohl die Begegnung S.V. Wiesbaden gegen Boruſſia
Neunkirchen. Der Papierform gemäß müßte Wiesbaden auf eige=
nem
Gelände in Front bleiben, jedoch hat man auch mit der Un=
berechenberkeit
der Boruſſen zu rechnen.
Schwimmen.
Das ſchwimſportliche Programm des Sonntags ſetzt ſich
aus einer Reihe von Klubkämpfen zuſammen; der nennens=
werteſte
iſt der zwiſchen Magdeburg 96 und Poſeidon Leipzig.
Turnen.
Bei einem Kunſtturner=Wettſtreit in Stettin beteiligen ſich
erſtklaſſige Kräfte aus Berlin, Hamburg, Leipzig, Eßlingen,
Frankfunt a. M., Danzig und anderen Städten. Unter anderem
ſind 9 Mitglieder der Amerikariege gemeldet.
Pferdeſport.
Gal gpprennen finden am Sonntag in Dresden, Horſt=
Emſcher, München=Riem und Auteuil ſtatt.

Pferdeſport.

Das Internationale Herbſt=Reitturwier in Dortmnb.
Bereßts am Mittwoch vorm. bildete der Dauer= und Geländeritt der
ländlichim Reitervereine auf dem Gelände des Gutes Reichsmark das
Ereignis. Die Prüfung ergab ein ungemei reizvolles Bild und hinter=
ließ
einen ganz ausgezeichneten Eindruck, dem auch der Beifall nicht ver=
ſagt
warde. Faſt alle Pferde wurden der ſchwierigen Aufgabe in
beſter Weiſe gerecht. Nachmittags wies die Beteiligung an den Prü=
fungen
einige ſchwache Punkte auf, trotzdem aber ergab ſich eine gute
ſportlice Ausbeute. Lebhafteſtes Intereſſe beanſpruchte die Dreſſur=
prüfung
für Reitpferde mittlerer Klaſſe, in der Prinz Friedrich Sigis=
mund
von Preußen nach vorzüglichen Vorführungen mit Chriſtof II.
einen ſohönen Erfolg erzielte. Die Ergebniſſe des Nachmittags:
Preis des Landwirtſchaftsminiſteriums. (Leichte Pferde.) 1. A.
Oetkeres Capitän (Noſtitz). 2. Hugo Windesheim’s Skalde (Frau Wides=
heim
)., 3. Oblt. Gerhard’s Zarif (Fr. Franzke). 8 Teilnehmer.
(IGeittlere Pferde): 1 Frau Dr. Haneberg’8 Alſter (Beſ.). 2. Pots=
damer
Stall’s Sirene (Oberſtlt. Meyer=Houſſelle). 3. H. Marwede’s
Etzel (Wätje). 5 Teilnehmer.
(Schwere Pferde): 1. Rittm. Berger’s Kirklandsenkel (Beſ.). 2. Fran
Friederichſen’s Offizier (Fr. J. Wiety us). 8. Jucho’s Nanny (Staeck).
5 Tellnehmer.
(Eignungsprüfung für Dawenreitpferde. (Schwere Pferde.): 1. Frl.
J. v. Opel’s Hobel (Beſ.). 2. Stall Weſten’s Na=ma (Fr. Franke). 3.
Stall O. Lörke’s Aſra (Frau Theune), 6 Teilnehmer.
Dreffurprüfung für Reitpferde. 1. Preis Friedrich Sigismund von
Preisßen’s Chriſtof II (Beſ.). 2. Stall Bürkner’s Caracalla XX (Maj.
Bünfner). 3. H. Marwede’s Donner II (Wätjen). 11 Teilnehmer.
Bweiſpänner. 1. Baronin v. d. Dechken’s Queen Mary=Beatriee
(BeF). 2. E. Gottſchalk’s Bey=Mary. 4 Teilnehmer.
Der Mittwoch=Abend.
In den 5 Abteilungen des Jagdſpringens am Mittwoch abend gab
es keine beſonderen Ereigniſſe. Wie immer fanden die Vorführungen
wieder recht lebhaftes Intereſſe. Faſt alle Pferde befanden ſich in aus=
gereichneter
Verfaſſung, ſo daß es zu harten Kämpfen und knappen
Reſultaten kam. Die Evgebniſſe vom Mittwochabend:
Jagdſpringen: 1. Abteilung: 1. Oblt. Frhr. v. Nagels Preſſp
(TBeſ.); 2. Frau v. Heynitz Hanka; 3. Walter und Oblt. Betzels Lilofee
(bblt. Betzel). Tot.: 38; Pl. 22. 172, 64:10. 2. Abteilung: 1.
Tſblt. Noſitz Wallwitz Liebling 8 (Beſ.); 2. E. Punges Jolly Royal ( Be=
ſitzer
); 3. F. Beits Aurora 3 (Graf W. Hohenau). Tot.: 26: Pl. 14,
(6, 12. 3. Abteilung: 1. Frau L. V. Haſſelbachs Jet (Beſ.);
F. Beits Urlo (Graf W. Hohenau); 3. Frau Behrens Huſarenbraut
Fr. Heeren). Tot.: 54; Pl. 26, 20:10. 4. Abteilung: 1. Hor=
ſchitz
=Horſts Hein (Beſ.); 2. Stall Weſtfalens Perſerkönig (v. Nagel);
B. Lt. Bamlers Adelheid (Maf. Neumann). Tot.: 34: Pl. 16, 18. 20:10.
5. Abteilung: 1. v. Knobelsdorffs Minneri (K. Chr. v. Knobels=
dorff
); 2. Mafor a. D. Neumann=Semerows Diskus (Beſ.); 3. Divektor
Flindts Roland. Tot.: 34: Pl. 18. 20, 86.
Kehraus=Rennen zu Karlshorft.
Immelmann im Parforee=Jagbrennen geſchlagen.
1. Herero=Jagdrennen; für Halbblutpferde. 2300 Mk., 3500 Meker:
1. Graf R. Spretts Jſokrates (H. Bismarck), 2. Heimchen, 3. Tauentzien,
Ferner liefen: Meerſchaum, Sonnenglanz, Argenta, Odenwald, Freia,
Prachtelfe, Agende, Schelm III. Benita, Ilikus, Vielliebchen II, Mala=
chit
, Orplid, Wiegenfeſtfreude, Wanda. Tot, 37, Pl. 20, 43. 34:10. 2½
bis 5 Längen.

2. Springinsfeld=Hürdenrennen; Lehrlingsreiten. 3300 Mk., 3000
Meter: 1. G. Ehrenfrieds Kili (W. Wolff), 2. Flamberg, 3. Escorial.
Ferner: Lucrezia, Erdferkel, Hexenmeiſter, Alarid, Ganymed, Prinz
Kuckuck, Nana, Frigga II. Tot. A, Pl. 14, 21, B:10. 2/. Lg.
8. Feierabend=Jagdrennen; Herrenreiten, für Vierjährige. 4500
Mark, 4000 Meter: 1. R. Zimmermanns Harma (Lt. v. Götz), 3. Statt=
liche
, 3. Myron. Tot. N:10. 14 Lg,
4. Kinder=Jagdrennen; für Dreijährige. 3400 Mk., 3400 Metert
1. E. von Bennigſens Mirko (M. Oertel), 2. Partie, 3. Jilderin Fer=
ner
liefen: Hagen, Paladi, Grille. Tot. 24, Pl. 12, 13:10. Kopf
3 Längen.
5. Parforre=Jagdrennen; Herrenreiten. Ehvenpreis und 18000 M.,
7500 Meter: 1. M. Tillemonts Lautaret (M. de la Foreſt), 2. Raub=
ritter
, 3. Immelmann. Ferner: Centrifugal, Otavi, Impreſſario,
Mero (gefallen), Ahasver, Märchenprinz (gef.). Tot. 32, Pl. 11. 11,
11:10. Kopf1 Lg.Weile.
6. Winter=Preis; Hürdenrennen für Dreijährige. 4500 Mk., 2800
Meter: 1. Frhr. von Schlotheims Rückſicht (D. Derſchlag), 2. Nerita,
3. Enzian. Ferner: Mariza, Majoran, Chanterella, Maeſtoſo, Ofando,
Logarithmus. Tot. 130, Pl. 31, 38, 16:10. 1 Lg.Kopf.
7. Troſt=Ausgleich; Jagdrennen. 3400 Mk., 3400 Meter: 1. E. G.
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Vortrag Dr. Becker. O 5.45: Leſeſtunde. Aus den Briefen der
Lieſelotte von der Pfalz. O 6: Vortrag der Frankfurter Sparkaſſe,
O 6.15: Anl. der Tagung des China=Inſtituts: Chineſiſche Mär=
chen
von Dr. Joſefine Fleck. Die Mondfee. Das große
Waſſer. Der geizige Bauer. Wie das Heiraten des Flußgottes
aufhörte. O 6.35: Baukunſt und Landſchaft in China Vortrag
Reg.=Baurat Boerſchmann=Berlin. O 7: Zwanzig Minuten Umſchau
über die Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik. Ing. Randewig,
O 7.20: Film=Wochenſchau. O 7.30: Uebertr. Caſſel: Der Vogel=
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Adelaide Mimi; Graf Stanislaus Gardeoffizier: Adam. Vogel=
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Anfang des 18. Jahrhunderts. Ort der Handlung: Rheinpfalz.
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Sauter=Kindler. O 4.15: Konzert. O 6.15: Bücherbeſprechung.
O. 6.45: Frauenſtunde H. Zimmermann. O 7.15: Anna Blos:
Uhlands und Schwabs Frauen. O 8: Der Kuß. Volksoper im
zwei Akten v. F. Smetana. Perſ.: Der Vater, Fedor Zarkow:/
H. Conzelmann; Marinka ſeine Tochter: Maria Fiechtl; Hanno,
ein junger Witwer: H. Moſtert: Januſch, Hannos Schwager: H,
Hofele; Brigitte Marinkas alte Verwandte: Maria Ther. Deimann;
Clara, Dienſtmädchen bei Zarkow: Gerda Hanſi; Steffan. Führer der
Schmuggler: C. Hermann.
Berlin.
Freitag, 29. Off. 4: Hildegard Margis: Schönheſt und
Zweckmäßigkeit der Wandbekleidung. O 4.30: Die deutſche Heimat
im deutſchen Gedicht. Rezitationen von Irmela von Dulong.
O. 5: Kammermuſik: Beethoven. Streichquartett op. 18 Nr. 4
c=moll. Streichquartett op. 59 Nr. 1 F=du. (Havemann=Quartett.)
O 6.30: Berufsberater Friedrich: Der gegenwärtige Stand der
kaufmänniſchen Berufsausbildung‟ O 6.55: Dr. Schirokauer:
Sprache und Dichtung O 7.20: Goldſchmidt: Deutſche Kultur=
geſchichte
im Umriß. O 7.45: Prof. Dr. Marcuſe: Das Fort=
bewegungsproblem
in der Luft. O 8.15: Fr. G. Knöpfke: Drek
Jahre deutſcher Rundfunk. O 8.30: 200 Jahre Orcheſtermuſik.
Haydn=Mozart. Soliſt: Prof. Rembt. Horn. Einl. Worte (Rud.
Kaſtner.) Mozart: Sinfonie g=moll. Mozart: Konzert für
Horn und Orch., Es=dur. (Prof. Rembt.) Haydn: Sinfonie G=dur
Nr. 88. O 10.30: Tanzmuſik Kapelle Kermbach.
Königswuſterhauſen. Freitag, 29. Oktober. 12: B. K. Graef:
Sprechtechnik für Schüler. O 3: G. v. Eyſeren, C. M. Alfieri:
Spaniſch. O 3.30: B. K. Graef: Die Kunſt des Sprechens: Der
geſundheitliche Wert der Tiefatmung. O 4: Dr. Kaethe Gaebel:
Die Berufsgliederung des deutſchen Volkes. O 4.30: Prof. Dunk=
mann
: Streifzüge in das Gebiet der Pädagogik von einem Sozio=
logen
. O 5: Dr. Slawyk: Die phyſikaliſche Erforſchung des Micro=
cosmos
. O 6: Prof. Dr. Ing. Laudien: Das elektriſche Heizen.
O 6.30: Prof. Dr. Wagemann: Konjunkturforſchung und Wirt=
ſchaftspraxis
. O 7: Dr. Margot Rieß: Der Arbeiterkünſtler.
O 7.30: Prof. Stein: Die Bedeutung, der Kreditgenoſſenſchaſten.
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Omnibusp. Gr.=BieberauNiedernhauſen,
Näh, durch Gg. Schellhaas. Tel Reinheim
Seſſen 15 u. 16. 14116a

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, 29. Oktober

Der Ausweis der Reichsbank.
Der Ausweis der Reichsbank vom 23. Oktober zeigt einen Rückgang
der geſamten Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lombards und
Effekten um 43,9 Mill. auf 1375,7 Mill. RM. Die Beſtände an Wech=
ſeln
und Schecks verringerten ſich um 20,2 Mill. auf 1273,1 Mill. RM.,
die an Lombards um 23,7 Mill. auf 11,2 Mill. RM.; die Anlage in
Effekten hat ſich um 40 000 RM. auf 914 Mill. RM. erhöht.
An Reichsbanknoten und Nentenbankſcheinen ſind 199,3 Mill. RM.
in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und zwar hat der Umlauf an
Neichsbanknoten um 147,2 Mill. RM. auf 2824,5 Mill. RM. abgenom=
men
und der an Reitenbankſcheinen um 52,1 Mill. auf 1224,9 Mill. RM.
Die Beſtände der Reichsbank an ſolchen Scheinen haben ſich dement=
ſprechend
auf 256 9 Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen im
Zuſammenhang mit den Zahlungsmittelrückflüſſen eine Zunahme um
134,3 Mill. auf 872,1 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ins=
geſamt
um 82 Mill. RM. auf 2090,5 Mill. RM. abgenommen; im ein=
zelnen
zeigen die Goldbeſtände ein weiteres Anwachſen, und zwar um
26,6 Mill. auf 15792 Mill. RM., während die deckungsfähigen Deviſen
bei einem ausgewieſenen Beſtand von 4113 Mill. um 34,9 Mill. RM.
kleiner geworden ſind. Die Deckung der Noten durch Gold allein
beſſerte ſich von 55,6 Prozent in der Vorwoche auf 59,5 Prozent, die
durch Gold und deckungsfähige Deviſen von 70,6 Prozent auf 74 Proz.
Die Entwickiung der Heſſichen Kreditgenoſſen=
ſchaften
im Jahre 1926.
Die heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften, welche verſchiedenen Reviſions=
verbänden
des großen deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes in Berlin
als Mitglieder angehören, ſind darüber hinaus in einer Arbeits=
gemeinſchaft
, der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaf=
ten
zuſammengeſchloſſen, um ſo in wirkſamer Weiſe ihre Stärke und
Bedcutung innerhalb Heſſens zur Geltung zu bringen.
Eine Bilanz per 31. Auguſt 1926, zu der von 30 Genoſſenſchaften
28 berichtet haben, zeigt, daß ſie in der Tat einen beachtenswerten
Faktor darſtellen. Trotz der wirtſchaftlichen Nöte bewegt ſich die Ge=
ſamtentwicklung
ſeit dem 31. Dezember 1925 in ſtetig anſteigender Linie.
Die Bilanzſumme iſt von 29,2 Mill. Mk. zu Ende 1925 auf 37 Mill.
geſtiegen, überſchreitet alſo 50 Prozent der Ziffer für 1913. Die Gold=
markeröffnungsbilanz
in 1924 verzeichnet hier bei allerdings nur 25 Ge=
noſſenſchaften
eine Bilanzſumme von 5 Mill. Mk. Die Bildung des
eigenen Vermögens hat weitere Fortſchritte gemacht; es beträgt nun=
mehr
5,8 gegen 4,7 Mill. Die Summe der Gläubiger erhöhte ſich von
214 auf 28,1 Mill., wovon auf Spareinlagen und Depoſiten 138, auf
Einlagen im Scheck= und Konto=Korrent=Geſchäft 12,7 und Banken 16
Mill. entfallen. Hinzu kommen noch Akzeptverbindlichkeiten in Höhe
von 1,6 Mill. Es fanden von dieſen fremden Kapitalien 24,7 Mill. An=
lage
in Krediten an Mitglieder in laufender Rechnung, während für
53 Mill. Wechſel angckauft wurden. Dem eigenen Vermögen von 5,8
Mill., ſtehen Kaſſe= und Bankguthaben mit 2,7, Wertpapiere 0,5, Grund=
beſitz
und Mobilien 12, ſowie an Vorſchiſſen und Darlehen 1,2 Mill.
gegenüber. Die liquiden Mittel (einſchl. Wechſel und Wertpaiere) be=
trugen
24 Prozent der geſamten Betriebsmittel, B Prozent der fvem=
den
Gelder und 50 Prozent der täglich fälligen Verbindlichkeiten.
Es verhalten ſich die eigenen Mittel zum Geſamlkapital und den
fremden Geldern wie 1:6,5:5,4 gegenüber 1:5,9:4,9 zu Ende 1925. Die
Neubildung des Eigenkapitals bleibt alſo um 1015 Prozent hinter der
Zunahme von Geſamt= und fremdem Kapital zurück.
Intereſſanten Aufſchluß gibt noch die Umrechnung der Zahlen der
Geſamtbilanz auf die einzelne Genoſſenſchaft; ſie zeigt, daß unſere heſſi=
ſchen
Kreditgenoſſenſchaften mit einer durchſchnittlichen Bilanzſumme
von 13 Mill. recht gut neben Genoſſenſchaften anderer deutſchen Län=
der
beſtehen können.
Die Geſamtentwicklung der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften darf
jedenfalls als durchaus günſtig und erfreulich bezeichnet werden.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., B. Okt.
Aus dem Rheinlande und Weſtfalen lagen heute wieder ſehr gün=
ſtige
privrte Berichte über den Geſchäftsgang der dortigen Induſtrie
vor. Die Kaufaufträge aus dem Rheinlande hatten aus dieſem Grunde
auch heute wieder einen beträchtlichen Umfang und berüchſichtigten in
erſter Linie die Montanwerte, in denen eine lebhafte Umſatztätigkeit
ſtattfand. Auch Banken traten ſtärker hervor, während Schiffahrtsaktien
ſtark vernachläſſigt wurden und etwas ſchwächer waren. Auch in J. G.
Aktien war das Geſchäft verhältnismäßig klein, das gleiche gilt auch für
Elektrowerte. Beſonders ſtürmiſch und feſt war die Tendenz für
Mannesmann, Harpener, Gelſenkirchen, Oberbedarf, Phönix, Rhein=
ſtahl
, Commerzbank, Darmſtädter Bank und Deutſche Erdöl (plus 6
Prozent). Die Kaliaktien waren nur mäßig feſt, Autowerte etwas leich=
ter
, aber Bauunternehmungen ſehr feſt. Auf dem Rentenmarkt war die Kredit=Aktion. Nachdem im Rahmen der von der Reichsregierung und
Schutzgebietsanleihe ſtanden wieder im Vordergrund, beſonders Schutz= währten 60prozentigen Garantie auf den Geſamtbetrag von 300 Mill.
gebiete hatten eine außerordentlich ſtürmiſche Nachfrage. Im weiteren
Verlaufe konzentrierte ſich das Geſchäft vollkommen auf einzelne Mon=
tanwerte
und Erdöl und beſonders auch auf die Shutzgebietsanleihe,
war aber auf dieſem engen Gebiete fortdauernd außerondentlich lebhaft, geſtellt waren, verlautet nunmehr, daß das gleiche Bankenkonſortium
Mannesmann und die Werte der Rhein=Elbe=Union zogen weitere
2 Prozent an, nachdem der Anfangsgewinn für dieſe Papiere ſchon 2 bis der deutſchen Banken 50 Mill. RM. bereit ſtellen werden. Bei der In=
3 Prozent ausgemacht hatte. Schutzgebietsanleihe lagen ſchließlich anſpruchnahme der Kredite hatten die Ruſſen bisher die Wahl, ſich für
gegen geſtern mittag volle 4 Proz. höher. Die Börſe rechnet mit außer= zwei= oder vierjährige Kredite zu entſcheiden. Hierbei ſind von den
ordentlichen Gewinnen, die der Ruhrkohleninduſtrie aus dem durch den
engliſchen Bergarbeiterſtreik foreierten Kohlenexport zuſließen und rech=
net
mit weiteren ſtarken Käufen aus dieſem Gebiete und ſtellt ſich darauf
ein, indem ſie auch andere Werte gegen Montanpapiere eintauſcht, kommen, haben ſich die Ruſſen bereit erklärt, nach Möglichkeit die vier=
Tägliches Geld 5 Prozent. London=Paris 158½. London=Mailand
ſchwach 113.
I

Berliner Effektenbörſe.
Berlin, W8. Oktober.
Das Geſchäft hat bei Beginn der Börſe eine erhebliche Erweiterung
erfahren, da feſtſteht, daß bei der Ultimoprolongation auf keine Schwie=
rigkeiten
zu rechnen ſei und die Großbanken die erforderlichen Gelder
in der bisherigen Höhe zu 7½ Prozent bereitſtellen. Die vorausſichlliche
glatte Ultimoabwicklung trug dazu bei, daß an den Aktienmärkten die
Stimmung feſt war. Die Geſamttendenz war freundlich. Im Mittel=
punkt
der Geſchäftstätigkeit ſtanden der Montanaktienmarkt unter Füh=
rung
von Kohlenwerten, die bis 5 Prozent gewannen, ferner Bank=
aktien
, die um 25 Prozent anzogen, fowie eine Anzahl einzelner Pa=
piere
, bei denen die Spekulation aus beſonderen Gründen Kurschancen
vermutete. Trotz der Belebung des Aktiengeſchäftes beſtand auch für in=
und ausländiſche Staatsrenten Intereſſe, wobei türkiſche Renten bzw.
die Kriegsanleihe und Schutzgebietsanleihe bevorzugt wurden. Am
Deviſenmarkt gab der Dollar gegen die Mark auf 4,2065 nach. Mailand
und Paris gingen leicht auf 113½/g bzw. 1583 zurück. Der Belgakurs
und das engliſche Pfund zeigten keine Veränderungen.
Im weiteren Verlauf der Börſe erfuhr die Hauſſeſtimmung noch
eine neue Anregung durch die Meldung, daß die befürchtete Diskont=
erhöhung
in England heute nicht erfolgt ſei. Die Befeſtigung der
Kohlenaktien ſetzte ſich noch um etwa 3 Prozent fort. Ilſe zogen gegen=
über
dem erſten Kurs um 7 Prozent und damit insgeſamt, um über
11 Prozent an. Von Bauwerten konnten Berger 4 Prozent anziehen.
Im übrigen beliefen ſich die Kursbefeſtigungen im Verlauf durchweg auf
12 Prozent. Die Schutzgebietsanleihe erreichte ihren höchſten Kurs
mit 17½, konnte dieſen aber nicht behaupten.
Privatdiskont kurze Sicht 47/ Prozent, lange Sicht 42 Prozent.
Die Börſe ſchloß zwar unter den höchſten Tageskurſen, da Gewinnmit=
nahmen
zu einem leichten Abbröchkeln der Notierungen bei Beendiaung
des Verkehrs führten, aber trotzdem in zuverſichtlicher Tendenz. Mon=
tanaktien
und Banken wurden auch bei Schluß der Börſe und nach=
börslich
weiter gefragt.

Aichaffb Zellſtor
Augsb.=Nürnb. Naich.
Bamag=Mieguin
Berl C. W. Vorzug.
Berlin. Karlsruhe 7nd
Prauntohlen=Briketts
Premer Vulfan.
Bremer Wolle
Teutſch=Atiant. Tei
eutſche Maſchinen
Teutſch=Nied. Tei
Teutſche Erdöl
Teutſche Petroleum
Tt. Kaliwerte
Tonnersmarckhutte
Tynamit Nobel
Clektr. Lieferung
7. G. Farben
R Friſten
Caggenau Vorz.
Ceiſent Gußſtahl
C. f. elektr. Untern
Ealle Maſchinen
Kon. Paſch. Egeſt.
Eonſa Tampſch

128 10. 27. 20. 123. 10 147.5 147.23 moor Lement 26). 2o1. 192.3 195. Sirſch Kunfer . 127.75 127.75 s2.5 68.5 5öſh Eiſen .. 151 2; 158.25 zohenlohe Berke 29.375 29.75 102 114. kahla Przellan 98.5 282. 139. 192. Lindes Eis maſch. 18. 181 92. 32.25 linge Schuh 78. 79.5 115.5 143. Linke u. Hofmann. 79. so.- 87.5 83. Loe ve u. Co..... 2)3.5 202. 112.5 114.73 . Loren; 114.5 114.2; 15.25 15. 75.. Kohle ... 183. 183. 175.7 131.37 7)3). Gummi.. 190. 10½ Orenſtein 119.- 119.74 128 81- 123.37 lathgeber Waggon 73. 73.5 131. 123. Romba her Hütten 14. 17.125 54.75 49.. Koſitzer Zucker. 81125 80.5 15. 155. kütgerzwerke. 1 10.37- 133. 323. 323. Sa hſenwerk .. 115.12: 114.5 73. 12.25 hi. Guß tahl. . 43.75 14. Siemens Ha3 139. 168.5 23. 23.75 Ber. Lauſitzer Blns. 129.79 1 131.37 137. 179. Volkſtedter Porzell. 51. 13).5 131. Beſtf. E. Langendreer 76.- 53. 83. 8). Zittener Bußſtahl 61. 61.5 227. 1229. Banderer=Berke. 1.95.5 198.5

Teriſenmarkt.

Amſterdam= R
Ruenos-Aires
Vruſſel=Antw
Tslo.
nopenhagen
Stockholm.
Eelſingiors
Jialien ..."
London....
er-York..
4aris.....
(reiz
Sronien
*) für 100

D. 10.
Gelo Prief
131-31 133.33
1-703 1-112
5½43 13.62*
Di. 91145.2.
111-Fär2c
112.20I2-*s
13.53 1160
18.43 18 4
21.31421742
12.33 12.3/
81.36 31-26
53.74 63.531
BELGA

28 10
Feld /Brief
151.87 153-3
170d 1779
53.43 53.5
104.52 194-33
111 6311143
112.16112.43
11.35 i9.51
13.13 74.10
2u.351 23.411
1.32 1.21d 4.1335 4.708
12 412.33
80.3781.17
63 59 63.63

Zien D.=Oſt. ab.
Brag ..
Zudapeſt. .
Jupan
Rio de Janeir
Sofia
Jugoſlavien.
rotMtätkttuopel
Mabot ..."
Lanzig .....
lthen .......
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Ariiguan .. .

27. 10.
Gelo Brie
59.30 51¼
12.44212.182
5.31 5.33
2.351 2.15)
0.531 d.583
3.933 3.04.
7.415 7.43
2.10, 2.71:
2i.525 21.57.
81.5) 81-7
5.M 5.?
204 .2i1
4.115 1 185

28. 10.
Geld /Brief
53.23 53.72
12.73 12.43
5.317 3-637
2.3.7 2.u58

0.531
3.035
(.415

2.933 2.105

5-21
4.302
4 77.

6.563
3.5
7.435

21.475121.525
B1.78 Bt.52
5.28
4.202
L1s5

Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 27. Oktober 1926. Die
auf den Stichtag des 27. Oktober 1526 verechnete Großhandelsindexziffer
des ſtatiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem 2). Okrover um 1,1 v. H.
auf 132,4 geſtiegen. Von den Hauptgruppen haben die Agrarerzeugniſſe
auf 137/4 angezogen, während die Induſtrieſtoffe leicht auf 123 nachge=
geben
haben.
110 Mill. RM. neue Bankkredite zur Durchführung der Ruſſen=
Umſatztätigkeit in deutſchen Anleihen ſehr groß. Kriegsanleihe und den Ländern für deutſche Induſtrielieferungen nach Rußland der ge=
RMMk. von einem unter Führung der Deutſchen Bank ſtehenden Banken=
konſortium
nach langen Verhandlungen 120 Mill. RM. zur Verfügung
weiteve 60 Mill. RM. und außerdem das Ausland unter Beteiligung
bisherigen Aufträgen entfallen 80 Mill. RM. auf langfriſtige und nur
14 Mill. RM. auf kurzfriſtige Kredite. Um Deutſchland entgegen zu
jährigen und die zweijährigen Kredite von nun ab im Verhältnis von
140:110 in Anſpruch zu nehmen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Endgültige Fuſion der Rhein=Elbe=Union Geſellſchaften. Wie wir
erfahren, wurde in den Aufſichts atsſitzungen der drei Rhein=Elbe=Union=
Geſellſchaften (Deutſch=Luxemburgiſche Bergwerks= und Hütten=A.=G.,
Bochumer Verein für Bergbau= und Gußſtahlfabrikation und Gelſen=
kirchener
Bergwerks A.=G.) die Fuſion der drei Geſellſchaften beſchloſſen.
Die Verſchmelzung erfolgt in der Form, daß die Vermögen von Deutſch=
Luxemburg und Bochumer Verein auf Gelſenkirchen gegen Gewährung
von Aktien im Verhältnis von 1:1:1 übergehen. Ueber die neue Firma
werden erſt die zu Mitte Dezember anberaumten Hauptverſammlungen
Beſchluß faſſen. Der bisherige Intereſſengemeinſchaftsvertrag der Rhein=
Elbe Union mit der Siemens=Gruppe wird im Laufe der nächſten Wochen
durch einen neuen Freundſchaftsvertrag abgelöſt werden.
Haudwerk und Enquete=Ausſchuß. Der dritte Unterſuchungsaus=
ſchuß
des Enquete=Ausſchuſſes für das Gewerbe hat eine achte Arbeits=
gruppe
für die Erforſchung der Verhältniſſe des Handwerks eingeſetzt.
Bei der erſten Verhandlung wurde Uebereinſtimmung darüber erzielt,
daß im Wege einer Vorunterſuchung bei Handwerks= und Gewerbekam=
mern
wirtſchaftliche Struktur des Handwerkes feſtgeſtellt werden möge.
Das Präſidium des Enqueteausſchuſſes hat gegenüber den Vorſchlägen
der achten Arbeitsgruppe Bedenken erhoben, weil durch eine Vorunter=
ſuchung
bei den Handwerks= und Gewerbekammern nur lückenhaftes Ma=
terial
gewonnen werden könne. Hierfür ſolle die Form der Sonder=
Enquete gewählt werden. Im Reichsverband des deutſchen Handwerks
wurde dagegen die Notwendigkeit der Einbeziehung des Handwerks in
die allgemeinen Unterſuchungen hervorgehoben. Eine erneute Durch=
beratung
der Frage der Veranſtaltung einer Sonder=Enquete ergab die
Notwendigkeit der Einbeziehung der Erforſchung der Verhältniſſe des
Handwerks für eine Anzahl beſtimmt abgegrenzter Fragen in die all=
gemeine
Unterſuchung des Enquete=Ausſchuſſes. Es ſollen hinſichtlich
des Krebitproblems, der Lohn= und Preisbildungsfrage, ſowie der all=
gemeinen
Organiſationsfrage in den zuſtändigen Gruppen des Enquete=
ausſchuſſes
die beſonderen Verhältniſſe des Handwerks mit behandelt
werden.
Berlin=Frankfurt AG. für Gaſtſtättenbetriebe, Frankfurt a. M. Die
mit einem Aktienkapital von 2,4 Mill. RM. arbeitende Geſellſchaft, die
u. a. bei der Stern=AG., der AG. für Hotelbeteiligungen und der
Deutſche Gaſtſtätten=AG. Berlin, beteiligt iſt, wird demnächſt eine Er=
höhung
ihres Aktienkapitals um 600 000 RM. auf 3 Mill. RM. durch=
führen
.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Büdingen: Fa. Martin Wolf in Düdelsheim. Af. 30. 10., Prft. 16. 11.
Darmſtadt: Heinrich Klink u. Carl Rettberg. Af. 8. 11., GWV. 8. 11.,
Prft. 29. 11. Nidda: Adolf Simon, Hdl. in Echzell. Af. 10. 12., GlV.
3. 11., Prft. 21. 12. Offenbach a. M.: Viehhdl. Leopold Herz 2. in
Groß=Steinheim. KVerf. mangels Maſſe eingeſtellt. Darmſtadt:
Kfm. Paul Braunſteffer. GAufſ. beendet. Mainz: Fa. Julius Sichel
u. Co. GAufſ. beendet. Worms: Fa. Dr. Wagner u. Co., G.m.b.H.
GAuff. beendet. Bad=Nauheim: Fa. Bock u. König. Af. 10. 11., Wt.
u. GWV. 15. 11., Prſt. 15. 11. Friedberg, Heſſen: Bäckermeiſter Jo=
hann
Georg Weiſenſee in Ober=Wöllſtadt. Af. 15. 11., GlV. u. Prft.
18. 11. Mainz: Fa. Dr. H. Zehrlaut A. G. GAufſ. beendet.
Brown, Boveri u. Co. A.=G., Mannheim=Käferthal. Wie wir von
unterrichteter Seite erfahren, hat, nachdem vor 14 Tagen die Aus=
rüſtung
für rund 350 Viertelzüge für die Elektrifizierung der Berliner
Stadtbahn vergeben worden ſind, nunmehr die Firma Brown, Boveri
u. Co. A.=G., Mannheim Käferthal, den Auftrag auf ſämtliche Gleich=
richter
und Transformatoren der Stadt= und Ningbahn im Werte von
6 Mill. RM. erhalten. Die dazu gehörigen Schaltanlagen ſollen, dem
Vernehmen nach, an eine andere, ebenfalls ſüddeutſche Firma vergeben
werden. Die Brown, Boveri u. Co., A.=G., hat als erſte ſogenannte
Groß=Gleichrichter herausgebracht und verfügt deshalb über die größten
Erfahrungen auf dieſem Gebiete. Solche Groß=Gleichrichter bieten be=
ſonders
in den von der Deutſchen Reichsbahn für die Berliner Stadtbahn
vorgeſehenen verteilten Anordnungen gegenüber Maſchinen=Umformern
erhebliche techniſche und wirtſchaftliche Vorteile, die die Deutſche Neichs=
bahn
durch die getroffene Wahl ſich in weitſchauender Weiſe zunutze
macht. Die Berliner Stadtbahn wird hiernach die größte Anlage der
Welt ſein, die ſich ausſchließlich dieſer modernſten Einrichtung für Um=
formung
von Drebſtrom in Bahnſtrom bedient.
Kohlenkontor Weyhenmeher G. m. b. H., Mannheim. Entgegen
anderen Erwartungen iſt es dem Kohlenkontor Weyhenmeher bisher
nicht gelungen, beim Kohlenſyndikat eine vorzugsweiſe Anlieferug für
Süddeutſchland zu erhalten. Hierzu kommt eine Anhäufung von Ver=
ladungen
in Duisburg, ſodaß eine beſſere Belicfewung für Süddeutſch=
land
vorläuſig nicht zu erwarten ſteht. In intereſſierten Kreiſen meh=
ren
ſich die Stimmen, die eine Rückkehr der Hauptverwaltung des Koh=
lenkontors
von Mannhoim in das Revier verlangen, da die Belieferung
von Mannheim nicht einheitlich und überſichtlich durchgeführt werden
könne.
Neue rufſiſche Induſtrieaufträge für Deutſchland. Die Sowjetregie=
rug
beabſichtigt, demnächſt im Rahmen des 300 Millionen=Kredites eine
Beſtellung für die Lieferung von zwölf Turbinen nach Deutſchland zu
vergeben, und zwar ſoll die Beſtellung bei der A.E.G. Brown Boveri
und anderen Elektrofirmen untergebracht werden. Außerdem ſtehen
größere Aufträge für die deutſche Farbeninduſtrie in Ausſicht, dieſe aber
außerhalb des 300 Millionen=Kredites.
Vom amerikaniſchen Oelmarkt. Die ungünſtigen ſtatiſtiſchen Poſitio=
nen
übten woiterhin einen drückevden Einfluß aus. Die ungünſtigen
Witterungsverhältniſſe in weiten Landesteilen kommen noch hinzu, um
den Konſum von Gaſolin erheblich einzuſchränken. In Texas unter=
nommene
Verſuche, dunch eine gemeinſame Aktion eine Beſchränkung
der B=hrungen herbeizuführen, haben bisher kein Ergebnis gezeitigt.
Man hört von ſehr ſtarken Preisunterbietungen in dieſen Gebieten.
Gaſolin und Keroſin liegen ausgeſprochen ſchwach, und zwar ſowohl für
den einheimiſchen Bedarf als auch für die Exportnachfrage. Auch in
Paraffin hält ſich der Bedarf in engen Grenzen. In Gas= und Heiz=
ölen
erreichten die Umſätze eine normale Höhe.

Atlien, Durmfnor. Beantfarter Karbderichrooh As. Mttdstt Le4d.

Staatspaptere
v Deutiche
6 %Reichsp.=Sch.
p. 1. 10 30 .
72 Bayer Staats=
Sch p. 1. 4. 29
AI.% 6. B.. Ech.
1.4 39
Cl.% Br St. Ech.
z13 2o
611,% Pr St.=Sch.
p11 30
78 Sächſ Fr=Sch
1 7 2
725 Sächt Fr.=Sch.
7 30
61.%Württ. F. Sch.
p 17 29
Borkrieganleihen
6% D Reichsan!
% D Reichsan!
4% D. Schutzgb. v.
68 11u 19
4% D Schutzg v.
4% Preuß. Konſ.
42 Vaden
42Bauern
426 Oeſſen
42 Württemberger
b) Ausländiſche
5% Bos. E. B 191
5% L. mnp 19141
1399
4½
(½% 1002
125
6% Bulg Taba10
4½% Oſt. Staatst.
v 191.3 Ndb 1918
4½%Lſt Schuß 14
4½FOſt. Sillerr.
12 Goldr.

98.

96.8
9..,8

0.74

17.9
26.3
071
0.63
u.o8
0.70

39.75

35

24

4% einh. R. (kon)ſ
320 Port. (Spz. UII 13.25

3%0 Rum am. R.03.
4½% Gold 18
7 am. konv
42 am 05

1% Tärk. (Adm./031 15.75
42 Türk. Bagd. II
42
(Bagd.) II
42
1911 Zoll. 182,
1 ½% Ung. St 1919
1½% Si 1914
475 Goldr.
42 St 10 21.35
42 Fronr
82
Eiſ Tor.,G 2..3
Außereuro
päiſche
5% Mex.am.inn 23
5% auß 99
470 Gold W4,ſtf.
on) inn.
39
Frigat 36.5
½9
2Tamaulivae / 2.:b
Zachwert- Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

108 Berl.H-Bt G. 206
106
68 Berl St. Gold 84
82 Darmſt St. G.
8% D. Hup.=Bank
Meining Goldpf. 100
12 Frif.=Hynp.:V
Goldpidbr
200
12 Frrſ. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.
99..
5%0 Frrl. Pfbr=Bk.
Golopfdbr.
89.5
2, Komm. Lob. D.
Goldſchuldver.

3%6 Heſſ Ldb. Gold.,
10%8 Komm:Elektr.)
Mark (Hag.) Gold.
826 Mannh St. G.
820 Mainz St.=G.
1825 Naſſ Lob. Gold.
825 Pfälzer 6.
Goldpfandbr
825 Pforzh St.=G.
82Br. C. B. Cr.5
Goſdpfandbr.
9%6 RN.Hnp =B G.
7.%Rh St.W. e5l1
102 Rh. Weſtf.B.=
Fr.=Bk. Goldpf.)
825
R2Südß. B Cr.=B.
Goldpfandbr.
Ohne Zins=
berechnung

5%6 Bdw. Kohl 23
82Großfr.Mannh.
Kohl. 23
6B deſt Brk.=Rog.
5% Roggen 23
6% Pr. Kaliw.
52 Pr. Roggenw.
5 % Sübd. Feſt=B. 6
Borkriegs-Oyp..B.
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Bayr bandelsb.
Baur byp.u. Wech
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Frrf. öyp.Bi
Frrf Pfandbr.=B
Hamb Hyp.=B.
Mecklb Gnp. zu. Wb
Meining, Lyp. B1
Nordd Gr. Pr.=Bl
Pfülz. bnp.=B!
Preuß. Bod. =Cr. B
Pr.Cent. B. Cr.=B
Preuß. Pfdbr.=B!

102.5
94.5
uo2
120.
92.75
100.5
10-
12-

100

14.15
.10
8.25
5.8
8.25
0s

18.4
13.87
141,
11

Rhein Oyp.=B.
Rh. Wſtf.B. Cr. B.
Südd. Bodenkr.
Bürtt Hyp=Br.
Staatl. ob. prov.
garantiert.
gefi. 2.-Hyp =B
Landeskr. Caſſel
Naſſau Obsb
Obligationen v.
Transportanſt.
425Dux. Bdb Em.91
429
98
4 Eliſ.=Bahn ſtfr
4% Galis. Carl=
Lud.=B.
44
abg.
4½ Laſchau= Oderb.
/420
abg.
5% Oſt. Rwitb 74
5% Oſt. Südb (L).
2,6% Alte
2,6%0 Neue,
580 Oſt.=Ung. 13/74
4%Oſt. Staatsb. 83
8%Oſt L.b.S.E.
3%Oſt. 9. E
8%Oſt 1885
8%Oſt. Erg. Netz
825 Raab Oedbg 83
325
35
42 Rup Silber
4 Rud Salzig.)
4½% Anat. S.1
4½% Anat., S.
4½% Anat S. III
7?% Salon. Monaſt.
1525 Tehuantepes
(½%0
Jank=Aktien
Allg. D.=Kredit:
Bad. Bk. .....
Br. f. Brauind. . ..

12 175

13.4
13.5

13.75

11a8

Barmer Banw.
Bay Hyp.=Bch)
Berl. Handelsge
Comm.u. Brivatb
Darmſt. u.Nat :Bk
Deutſche Ban.
D Eff.u. Bchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bi. Mein. 1
D. Bereins=Bk
Dist.=Geſeliſch.
Dresvener Bk.
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Frif. Hyp.=Bk.
Fri, Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. Bk.
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Mitteld. Creditb
Pfälz. Hyp.=Bk
Reichsbank=Ant
Rhein.Crebitbk.
Rhein=Hyp.=Bi.
Südd. Disc.=Ge).
Oſterr Creditanſt
Wiener Bankverein
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Bochum Bergb. 1
Buderus
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Eſchw Bergw..
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1
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Obichleſ.Eil.(Caro)
Ltapi=in.-Ant.
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Rhein. Stahlw.,
A. Riebeck Montan

141.5

5.8

162

171.9
1 1.5
1 5.7
140
39.,5
38
11
54.25
172.
164.9

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385,
47.5

171

117.5
24.75

20.5

114.2

[ ][  ][ ]

Nummer 300

Freitag, den 29. Oktober 1926

Seite 25

Produktenberichte.

Mannheimer Produktenbericht vom 28. Oktober. Obwohl das An=
gebot
in Landweizen etwas reichlicher iſt, verkehrte die Börſe heute doch
in ruhiger aber feſter Haltung. Man nannte gegen 12½ Uhr: Weizen
inl. 31,2531,50, ausl. 32,2524,25 Roggen inl. 25, Hafer inl. 19,75
bis 20,75, ausl. 20,2524. Braugerſte 2730,50, Futtergerſte 2121,50,
Mais 20,2520,50, Weizenmehl 43,5043,75, Brotmehl 33,5033,75,
Roggenmehl 35,5037,50, Weizenkleie 10,7511, Biertreber 1616,25.
Frankfurter Produktenbericht vom 28. Oktober. Der hieſige Pro=
duktenmarkt
nahm heute einen ruhigen Verlauf doch konnte ſich die
Feſtigkeit bis

35,5036,25, Weizenkleie 10,7511 und Roggenkleie 10,7511.
Berliner Produktenbericht vom 28. Oktober. Die Abſchwächungen
an den ausländiſchen Börſen ſowie die ermäßigten Schlußforderungen
für kanadiſchen Weizen gaben auch im Berliner Getreidemarkt Veran=
laſſung
zu Kursrückgängen, zumal bei der wenig befriodigenden Lage
im Mehlgeſchäft die Müller wit ihren Kaufgeboten weiter zurückgehen.
Weizen wurde im Lieferungshandel mit Ausnahme des durch Deckungen

im Preiſe nach oben gerichteten Kurſes für Oktober durchweg 1 Mark
ſchwächer. Roggen iſt vom Inlande etwas mehr und billiger offeriert.
Laufender Monat behauptete ſich, im übrigen 1 Mark unter Vortag.
Gerſte ruhiger, Hafer etwas feſter bei kleinem Angebot in guten Quali=
täten
. Mais nach der ſchwächeren Lage am Vormittag lebhafter bei
freundlicher Haltung. Futterartikel ruhiger, aber in den Preiſen noch
wenig verändert.
Viehmärkte.
Darmſtädter Viebmarkt vom 28. Oktober. Aufgetrieben waren:
4 Ochſen, 108 Kälber, 3 Ziegen, 17 Schafe. Der Preis betrug pro
Pfund für Ochſen 5458 Pfg.: Kälber 6478 Pfg.: Schafe 3540 Pfg.
Der Marktverlauf war ſchleppend.
Mainzer Pferdemarkt vom 28. Oktober. Nach den im Laufe der
Jahre 1925 und 1926 ſtattgefundenen Um= und Erweiterungsbauten des
Mainzer Schlacht= und Viehhofes wird nunmehr regelmäßig zweimal
aim Jahre, im Frühjahr und im Herbſt, ein Pferde und Fohlenmarkt ab=
gehalten
. Am heutigen Markte wurden ungefähr 800 Beſuchern 220
Fohlen und Pferde vorgeführt. Das Geſchäft iſt infolge der allge=
mein
ſchlechten wirtſchaftlichen Lage klein, trotzdem zum Teil vorzüg=
liches
Material an den Markt gekommen war. Bezahlt wurde für
Pferde 1. Qualität 12001500 Mark. Pferde 2. Qualität 8001000 Mark.
Der Preis für Fohlen beträgt zwiſchen 600 und 800 Mark.

Mainzer Häuteauktion vom 28. Oktober. Für das ſüdweſtdeutſche
Gefälle wurden folgende Preiſe erzielt: Kuhhäute: von 3049 Pfund.
mit Kopf 6062.25; von 5059 Pfund, ohne Kopf 7380,5: mit Kopf
7677,75; von 6070 Pfund, ohne Kopf 85,2595,25; mit Kopf 78,5;
von 80 Pfund und mehr, ohne Kopf 90,596. Ochſenhäute: von 30
bis 49 Pfund, ohne Kopf 68: mit Kopf 63,5: von 5059 Pfund, ohne
75.2582.25: mit 67,25; von 6079 Pfund, mit 74,75: von 80 Pfund
und mehr, mit 74,578. Rinderhäute: von 3049 Pfund, ohne 81
bis 88; mit 74,576,5; von 5059 Pfund, mit 72,2574; von 6079
Pfund, ohne 93100; mit 79,580. Bullenhäute: von 3049 Pfund.
ohne 7075; mit 71.25; von 5059 Pfund, ohne 6469,75: mit 56,25
bis 57: von 6079 Pfund, ohne 58,7567,75; mit 56,2557; von 80
Pfund und mehr. ohne 5860; mit 53. Kalbfelle bis 9 Pfund. Klaſſe
I ohne 144149; mit 100: Klaſſe II ohne 105114,25: mit 92. Kalb=
felle
über 9 Pfund, Klaſſe I ohne 126,75129; mit 100; Klaſſe II mit
32. Schußkalbfelle ohne 65: mit 36. Freſſerfelle ohne 9394: mit
87. Schußfreſſerfelle 72,5. Leichte Häute, Klaſſe I ohne 91,25 bis
94,5: mit 86,5; Klaſſe II ohne 90,25. Kuh=, Rinder=, Ochſen, und
Bullenhäute ohne Kopf 5574,75.
Mannheimer Viehmarkt vom 28. Oktober. Dem heutigen Kleinvieh=
markte
waren zugefahren 19 Schafe, 12 Kälber, 44 Schweine (alter Be=
ſtand
63); 545 Ferkel und Läufer. Bezahlt wurden für: Kälber b) 74
bis 78: c) 6872: 1) 6066: Schweine a) 8182; b) 8283: c) 8081:
d) 7980: e) 7778 Mark für je 50 Kg. Lebendgewicht. Ferkel und
Läufer 1244 Mark pro Stück. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig,
langſam geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft, mit Ferkeln
und Läufern lebhaft. Der nächſte Großviehmarkt findet am Diens=
tag
, den 2. November, ſtatt.
Frankfurter Viehmarkt vom 28. Oktober. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 54 Kühen, 759 Hälbern, 891 Schafen und
292 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb der vergangenen Woche
ſtanden 28 Kälber, 166 Schafe mehr zum Verkauf, dagegen waren 22
Schweine weniger angeboten. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendge=
wicht
: Kälber b) 8085: c) 7279: d) 6071: Schafe a) 4045: b) 34
bis 39; 6) 2833: Schweine von über 3 Zentner Lebendgewicht 7981;
von 240 bis 300 Pfund 7981: von 200 bis 240 Pfund 7982: von
160 bis 200 Pfund 7881; von 120 bis 160 Pfund 7579. Markt=
verlauf
: Kälber werden bei langſamem, Schafe bei lebhaftem und
Schweine bei gedrücktem Handel ausverkauft. Die Fleiſchgroßhandels=
preiſe
wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſen= und Nindfleiſch I. 9095;
II. 8520; Bullenfleiſch 8590; Kuhfleiſch I 6575: II. 5060;
III. 3545: Kalbfleiſch I. 110125; II. 95105: Hammelfleiſch 7080;
Schweinefleiſch 90100. Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 52 und
Hinterviertel 58.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 28. Okt. (Priv.=Tel.)
Weizen: Nach anfänglich feſtem Beginn wurde die Haltung ſchwach
auf geringe Expoxtnachfrage und günſtige Berichte aus Kanada. Die
Termine zeigen nur unweſentliche Veränderungen.
Mais: Der Marct begann in ſtetiger Haltung, wurde dann aber
ſchwach auf Abgaben und eine ſchleppende heimiſche Lokonachfrage. Die
Termine mußten bis zu 1 C. nachgeben.
Hafer: Der Markt verkehrte ebenfalls abgeſchwächt bei leichten
Kursrückgängen
Baumwolle: Der Markt nahm einen ziemlich feſten Verlauf auf
Käufe der Wallſtreetſpekulation und beſſere Exportnachfrage, ſowie grö=
ßere
Zurückhaltung der Texas=Eigner Die Termine gewannen 10 Pkt.
Kaffee: Der Markt verkehrte in ſchwacher Haltung auf das Zurück=
weichen
der braſilianiſchen Deviſenrate und liberaleres Angebot der Eig=
ner
. Die Termine gaben bis zu 25 Punkte nach.
Zucker: Der Markt war heute ſtarken Schwankungen unterworfen,
doch konnten die Texmrine ſchließlich unverändert ſchließen.
Kakao: Die ſehr feſte Haltung hielt auch heute an auf anhaltend
lebhafte Kaufluſt der Fabriken und Käufe des Auslandes. Die Termine
konnten bis zu 20 Punkte anziehen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Beſitz der Aktienmehrheit der Bergſchloß=Brauerei A. G. iſt in
die Hände der Großaktionäre der Löwenbrquerei=Böhmiſch Brauhaus
A. G. in Berlin übergegangen,
Verſchiedene Handelskammern in Frankreich, darunter die Handels=
kammer
von Bordeaux, verlangen von der Regierung dringende Maß=
nahmen
gegen die aufkommende Kohlenknappheit. Die Handelskammer
von Tourcoing verlangt dabei ſogar, die direkte zollfreie Einfuhr deut=
ſcher
Kohlen kontingentfrei zuzulaſſen.
Nachdem ſich bereits vorgeſtern abend eine ſtarke Nachfrage nach der
belgiſchen Stabiliſierungsanleihe bemerkbar gemacht hatte, mußte die
Zeichnung geſtern früh in London bereits 15 Minuten nach Eröffnung
infolge des ſtarken Andranges wieder geſchloſſen werden.
Drei große engliſche Kohlengeſellſchaften haben eine gemeinſchaft=
liche
Verkaufsorganiſation gegründet. Die engliſche Fachpreſſe bezeichnet
dieſe Gründung als die erſte Etappe zur Syndizierung des engliſchen
Kohlenhandels.
In polniſchen Wirtſchaftskreiſen hegt man ernſte Beſorgnis wegen
der weiteren Entwicklung des Zloty=Kurſes. In der Geſchäftswelt in
Warſthau rechnet man ſchon im Januar mit einer ſtarken Abſchwächung.

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Nr. 2897) verlegt.
Darmſtadt, den 28. Okt. 1926.
Miniſterium der Finanzen
(Abtellung für Forſt= u. Kameralberwalung)

Erwerbsloſenfürſorgeunf
Kranhenkaſſen.
Die Beiträge zur Erwerbsloſenfür=
ſorge
betragen auch für den Monat
(st1574:
November 1926
3
32o des jeweiligen Grundlohnes.
Darmſtadt, den 25. Okt. 1926.
Oeffentlicher Arbeitsnachweis für
Stadt und Kreis Darmſtadt.

Bekanntmachung.
Betr.: Wettbewerb zur Erlangung von
Entwürfen für geſchäftliche An=
preiſung
an Straßen.
Die bei genanntem Wettbewerb nicht
mit Preiſen ausgezeichneten oder ange=
kauften
Entwürfe können von den Be=
teiligten
auf dem Städt. Hochbauamt
Zimmer Nr 13, wieder abgeholt werden.
Bei den bis zum 15. November ds
Js. nicht abgeholten Entwürfen werder
die Briefumſchläge geöffnet und den betr.
Einſendern die Entwürfe auf ihre Koſten
(st15705
zugeſtellt.
Darmſtadt, den 27. Okt. 1926.
Städt. Hochbquamt.

Mitiwoch, den 3. November Iſd.
Jahres, morgens 10 Uhr, wird im
G.rmannſchen Saal zu Meſſel das Streu=
laub
von Wegen und Schneiſen des Do=
manialwaldes
verſteigert.
Feiner kommt eine Anzahl ſehr guter
Thomasmehl= und Kainitſächke in
mehreren Loſen zum Ausgebot. (15694
Meſſeler Forſthaus, 28. Okt. 1926.
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Seite 26

Freitag, den 29. Oktober 1926

Nummer 300

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des Ufa-Films
AAMTIeTTaLALIASLolliSHA
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Im Kleinen Haus des Hess. Landestheaters
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Mit der glänzenden Besetzung!
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Anfang 31/, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
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Sohmetterling
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der Rerue-Szenen.

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Anfang 3, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.

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Macbeths Gefolge . . . Otto Wenke
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Lady Macduff ..
Kammerfrau der Ladtz
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Macbeth
Alice Treff.
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Freitag, den 29. Dktober 1926
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Seite 28

Freitag, den 29. Oktober 1926

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