Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierie Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtatiet.
Nummer 296
Montag, den 25. Oktober 1926.
189. Jahrgang
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finanz=Anzeigen 40 Reichspfg., Rellamezeile (93 mr
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Nellame=
ſte 3.00 Reichsmark. Allle Preiſe in Reichsmark
Dollar — 420 Markl.
Falle be
Gesalt, wie Krieg. Aufruhr. Sirel
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jiede Verpſichtung auf Efüllung der
Anzeſgen=
e und Leiſtung von Schadenerſatz. Beie
A
zerichtlicher Beitreibung fällt ſede
rs oder g
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Vor der (röffnung
der franzöſiſchen Kammer.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 24. Oktober.
Wie jetzt verlautet, hat Poincaré nach einer Unterredung mit
dem Präſidenten, der Finanzkommiſſion, Henry Simon, ſeine
Abſicht, die Ratifizierung der Schuldenabkommen gleich bei der
Eröffnung der Kammer vorzulegen, wieder geändert. Zuerſt
kommt das Budget dran. Es erfährt überall eine ſehr günſtige
Beurteilung, und die Erledigung iſt wirklich wichtig. Außerdem
—ſo hört man — will man ſchon mit Rückſicht auf die
heran=
nahenden Senatswahlen mit der Vorlage ſchnell vor den Senat
gelangen. Nachher müſſen nämlich die Senatoren wegen der
Wahlen ihre Bezirke aufſuchen. Das klingt alles ſehr überzeugend.
Trotzdem knüpft man aber an dieſe neue Variante zahlreiche
Kommentare. Die Ratifizierung des Waſhingtoner
Schulden=
abkommens könnte dann nur anfangs des neuen Jahres
ſtatt=
finden. An und für ſich ſcheint es ſehr wahrſcheinlich, daß die
Natifizierung des Schuldenabkommens bei einiger Geſchicklichkeit
der Regierung in ſehr kurzer Zeit von Kammer und Senat
votiert werden könnte. Nichts läßt darauf ſchließen, daß gerade
in den letzten Wochen die Parteien ihre für die Ratifizierung
günſtige Haltung geändert hätten. Etwas Neues konnte ſich nur
in Waſhington ereignet haben.
Die zwei kämpfenden Parteien bei den Wahlen in den
Ver=
einigten Staaten, die Republikaner und die Demokraten, ſcheinen
die Schuldenfrage bei dem Wahlkampf abſichtlich zurückgeſtellt zu
haben. Der Kampf wird wahrſcheinlich um die Prohibition gehen.
Aber wenn auch die Oppoſition, die Demokraten, über die
inter=
alliierten Schulden ſchweigen, ſo iſt es doch ein offenes
Geheim=
nis, daß ſie für Frankreich viel mehr übrig haben als die
Repu=
blikaner. Und auf jede noch ſo kleine Verſchiebung der
Wahl=
ausſichten in den Vereinigten Staaten reagiert man hier wie ein
empfindliches Barometer . . ."
Vom Tage.
Smuts nahm in einer öffentlichen Verſammlung zu der Rede
General Hertzogs in der Eröffnungsſitzung der Londoner Konferenz der
Dominions Stellung. Er warnte den Premierminiſter und
die ſüdafrikaniſche Nation vor gefährlichen Bahnen.
Die Nede Hertzogs habe den Eindruck hervorxgerufen, als wünſche
Süd=
afrika nicht, im Verbande des Britiſchen Reichs zu bleiben. In
Wirk=
lichkeit wünſche die überwältigende Mehrheit der drei nationalen
Par=
teien dringend, auch weiterhin dem Britiſchen Reich anzugehören.
Wie die „Tribuna” ſchreibt, wird in den nächſten Tagen das neue
italieniſche Poilizeigeſetz bekannt gegeben werden, das u. a.
den Zwangsaufenthalt für politiſche Vergehen als polizeiliche
Maß=
regel vorſieht.
Die italieniſche Regierung beabſichtigt,
Guund=
ſtücke des Vatikans zu kaufen. Der Finanzminiſter hat in der
Kammer einen Geſetzentwurf eingebracht, der die Regierung ermächtigen
ſoll, mit dem Vatikan über den Ankauf einiger dem Vatikan gehörender
Grundſtücke in der Zone der Engelsburg zu verhandeln.
In Mailand wurde die deutſche Schule feierlich
eröff=
net. Bei der Feier, zu der die deutſche Kolonie in Mailand in ihrer
Geſamtheit erſchienen war, hielt Generalkonſul Dr. Schmitt eine
Rede. Die Feier wurde mit einem Treugelöbnis für Deutſchland und
mit dem gemeinſamen Geſang deutſcher Lieder beſchloſſen.
Der Euchariſtiſche Kongreß iſt heute geſchloſſen
wor=
den. Bei dem Schlußakt waren 54 Kardinäle und Erzbiſchöfe und eine
große Zahl Prieſter und Mönche zugegen. Eine unabſehbare
Menſchen=
menge hatte ſich eingefunden, die zum größten Teil keinen Einlaß in die
Kathedrale finden konnte.
Por einer neuen Entwicklung
auf dem Balkan?
Griechiſch=rumäniſche Verhandlungen. — Die
türkiſch=chineſiſche Annäherung.
Bukareſt, 24. Okt. (Priv.=Tel.)
Auch ſonſt iſt die ganze franzöſiſche Politik auf Abwarten
eingeſtellt. Die Frage der Stabiliſierung iſt zur Löſung gereift.
aber mit Rückſicht auf die vielen unentſchiedenen Fragen kann
ſie immer wieder aufgeſchoben werden.
Die deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen gehen langſam
horan. Das war vorauszuſehen. Ueberraſchend iſt nur, wieviel
im Auslande unternommen wird, um dieſe Verhandlungen zu
ſtören. Man vermutet übrigens in ſonſt wohlinformierten
Krei=
ſen, daß gerade jetzt auch einige der heikelſten Punkte berührt
werden. Es ſcheint, daß dieſe heiklen Punkte nicht am Rhein,
ſondern an der deutſchen Oſt= und Südgrenze zu ſuchen ſind.
Beſonders die öſterreichiſche Anſchlußfrage ſcheint hier manche
Phautaſien zu beſchäftigen.
Eine Rede Painlevés.
Paris, 24. Oktober.
In Chalons ſur Marne wurde heute ein Kriegerdenkmal
enthüllt. Kriegsminiſter Painlevé hielt die Einweihungsrede
und ſagte u. a.: Der Doppelſieg an der Marne, der die fünf
Kriegsjahre umrahmt, kann nicht nur von Frankreich, ſondern
von allen Ländern gefeiert werden, denn er iſt frei von jedem
Beherrſchungs= und Eroberungsgedanken. Er iſt der Sieg der
Freiheit, jener unerſchütterlichen Anſtrengung, jener ſtoiſchen
Beharrlichkeit eines Volkes, das den Tod der Unterdrückung
und der Knechtung vorzieht. Welche Lehre gegen alle
Unterneh=
mungen der Eroberung und Geſvalt! Wird der Tag nicht
kom=
men, an dem dieſe Lehre von allen europäiſchen Ländern
begrif=
fen wird, an dem das tödliche Mißtrauen verſchwinden wird und
eine dumkle Wolke verſcheucht werden wird, weil alle auf ſchlechte
Abſichten verzichtet haben und weil, wie der Dichter ſagt, die
Herzen ſich als ſtärker erweiſen als das Eiſen, und weil das
geheiligte Recht obſiegt? Frankreich wird nichts unterlaſſen,
da=
mit dieſer Wunſch verwirklicht wird. Seine Politik iſt rein und
bingt keine Hintergedanken.
Lohnbewegung der franzöſiſchen Beamten.
EP. Paris, 24. Oktober.
Eine Abordnung der Vereinigten Eiſenbahnerverbände iſt
heute beim Arbeitsminiſter Tardieu vorſtellig geworden und hat
dieſem ihre Forderungen vovgeiragen, die ſich namentlich auf die
ſtrikte Innehaltung des Achtſtundentages und eine Erhöhung
ihrer gegenwärtigen Bezüge erſtrecken. Der Miniſter hat eine
wohlwollende Prüfung der vorgetragenen Forderungen
zuge=
ſagt. — Die Bewegung unter den Angeſtellten ſowohl der Poſt
und Eiſenbahn wie der übrigen öffentlichen Gebiete für eine
Erhöhung der Beſoldung im Hinblick auf die in der letzten Zeit
eingetretene Teuerung, nimmt an Ausdehnung zu und kommt
in zahlreichen Verſammlungen zum Ausdruck.
Kohlenmangel in den franzöſiſchen Häfen.
EP. Paris, 24. Oktober.
Der Arbeitsminiſter hat infolge des Kohlenmangels, der ſich
im Zuſammenhange wit dem engliſchen Streik in den
franzöſi=
ſchen Häfen bemerkbar macht, den Verwaltungen der Häfen
An=
weiſung gegeben, die Belieferung der anlaufenden ausländiſchen
Dampfer mit Bunkerkohlen auf ein Minimum einzuſchränken.
Sowohl in Calais wie in Nantes ſind die Kohlen=
Großhand=
lungen nicht mehr in der Lage, allen Beſtellungen auf Kohlen
nachzukommen. Man rechnet bei einer weiteren Fortdauer des
engliſchen Streiks mit Maßnalmen zur Regelung des
Kohlenver=
brauchs, da die franzöſiſchen Bergwerke nur noch in der Lage
ſind, zwei Drittel des franzöſiſchen Verbrauchs zu decken und mit
dem Herannahen des Winters auch die Lieferungen aus
Deutſch=
land, Belgien ud Holland einen Rückgang erfahren dürften.
Auf dem Balkan bereiten ſich, wenn nicht alle Anzeichen
trügen, neue bedeutſauie Umorientierungen vor. Die Lage, in
die die Staaten der Kleinen Entente nach dem Abſchluß des
Locaruovertrages und nach der Einleitung der Thoriy=
Verhand=
lungen geraten ſind, zwingt ſie, zu einer Klärung der
Verhält=
niſſe zu kommen, Fanbe zu betennen und ſich nach neuen
Freun=
den umzuſehen. Die Stellung, die Griechenland im Kreiſe der
Balkanmächte eingenommen hat, war immer eine befondere. Im
griechiſchen Verhältnis zu Jugoſlawien ſpielte der Salonikiſtreit
eine große Rolle und auch die Freundſchaft mit Rumänien wies
viele brüchige Stellen auf. Nunmehr ſcheint es, daß eine Aktion
im Gange iſt, um das Verhältnis der beiden Staaten zueinander
herzlicher zu geſtalten. Zwiſchen Vertretern beider Staaten
fin=
den gegewärtig Verhandlungen über einen Handelsvertrag
ſtatt, der auf Grund des gegenſeitigen
Meiſtbegünſtigungsrech=
tes abgeſchloſſen werden ſoll. In Bukareſter Kreiſen verlautet
jedoch, daß der Verhandlungsgegenſtand ſich auch noch auf
an=
dere weitergehende Fragen erſtreckt. So wird die Verzögerung
der Ratiſizierung des griechiſch=jugoſlawiſchen Abkommens über
Saloniki wit dieſen Verhandlungen in Verbindung gebracht. Es
ſcheint, daß dieſe Verzögerung auf eine rumäniſche Einwirkung
zurückzuführen iſt, da das rumäniſche Intereſſe für Saloniki, das
bei einer im Kriegsfalle zu erwartenden Sperre der
Dandanel=
len der gegebene Kriegshafen wäre, allgemein bekannt iſt.
Jeden=
falls iſt es auffallend, daß in Bukareſt die
Handelsvertragsver=
handlungen mit Griechenland eher politiſch als wirtſchaftlich
hoch bewertet werden.
Ein weiteres Ereignis iſt die offenſichtliche Annäherung, die
ſich in den letzten Wochen zwiſchen Angora und China vollzogen
hat. Gegenwärtig weilt in Konſtantinopel der chineſiſche
Ge=
ſandte in Waſhington zu Beſuch. Die Preſſe widmet dem
Ge=
ſandten warme Begrüßungsartikel und ſchreibt ſeiner
Anweſen=
heit große Bedeutung zu. Uebereinſtimmend kommt dabei zum
Ausdruck, daß bei einem eventuellen Konflikt zwiſchen England
und Rußland oder zwiſchen Japan und Rußland die Stellung
der Türkei von überragender Bedeutung ſein werde. Der
Be=
ſuch des Geſandten iſt wohl in erſter Linie darauf
zurückzufüh=
ren, daß China jetzt etwas nachzuholen ſucht, worin ihm Japan
ſchon längſt voraus iſt. Japan hat in der letzten Zeit eine
be=
merkenswerte Initiative gezeigt und durch verſchiedene
wirt=
ſchaftliche Veranſtaltungen Annäherung an die Türkei geſucht.
Der chineſiſche Diplomat wird nach dem Abſchluß des
Konſtan=
tinopeler Beſuchs auch nach Angora reiſen und verſchiedene
Be=
ſprechungen mit maßgebenden Kreiſen haben.
Nachträgliches zum Fall Gajda.
EP. Prag, 24. Oktober.
In der geſtrigen Sitzung des Senats brachte der deutſche
ſozialiſtiſche Senator Jokl einige neue Tatſachen zur Gajda=
Affäre vor. So teilte er mit, daß Gajda in Sibirien eine
unbe=
waffnete Muſikkapelle von ſechs Deutſch=Böhmen in einen Fluß
treiben und mit Maſchinengewehren beſchießen ließ. Auf Grund
der von Gajda verratenen franzöſiſchen Dokumente militäriſchen
Charakters hat der bolſchewiſtiſche Reiterführer Budjenny ſeinen
berühmten Ritt nach Warſchau ausgeführt. Im Jahre 1920/21
hatte Gafda tſchechoſlowakiſche Geheimdokumente an Rußland
verkauft. Aus dem Geheimarchiv des Verteidigungsminiſteriums
ſoll das Inſtruktionsbuch mit Anweiſungen für den Kriegsfall
verſchwunden ſein, und Gajda wird damit in Verbindung
ge=
bracht. Ferner habe Gajda laut Bekanntgabe des polniſchen
Ge=
ſandten im Prager Außenminiſterium ſeinerzeit in Warſchau
ſeine Dienſte Polen angeboten.
Vom Jahre 1920 an war Gajda an einer politiſchen
Kon=
ſpiration gegen die Burg und die Regierung beteiligt. Er
arbei=
tete Pläne aus, die ſich gegen den Staat, die Regierung und
gegen den Präſidenten richteten. Der Senator fragte zum Schluß,
ob noch andere Offiziere kompromittiert ſeien und welche Rolle
ſie in der Affäre des Miniſters Girſa ſpielten, der ruſſiſche
Spione an Gajda empfohlen haben ſoll.
Koalitionsſorgen.
Wenig mehr als acht Tage trennen uns von dem
Wieder=
zuſammentritt des Reichstages, der den offiziellen Auftakt der
parlamentariſchen Winterkampagne bedeutet. Als der Reichstag
im Sommer auseinanderging, war die Zeit bis zum November
als eine gewiſſe Schonfriſt gedacht, die der Regierung
Gelegen=
heit zu der Ueberlegung geben ſollte, wie ſie ſich in den
Wirr=
warr der Parteien einzuſtellen beabſichtigte; mit anderen Worten,
ob ſie nach rechts oder nach links eine Erweiterung der ihrer
An=
ſicht nach zu ſchmalen Baſis ſuchen würde. Die Auffaſſungen
innerhalb der Koalitionsparteien über die Möglichkeiten, die hier
verborgen lagen, gingen damals noch weit auseinander. Zentrum
und Demokraten drängten nach links, die Deutſche Volkspartei
nach rechts; beide Teile hofften, daß die Zeit für ſie arbeiten
würde. Inzwiſchen hat ſich aber die Regierung ſchon davon
überzeugt, daß, wie die Dinge gelagert ſind, eine Aktion nach
irgendeiner Seite für ſie überhaupt nicht in Frage kommt, ſie iſt
infolgedeſſen ſich darüber klar geworden, daß das Proviſorium,
als das ſie ihre Tätigkeit urſprünglich gedacht hatte, in ein
Defi=
nitivum umgewandelt werden ſoll; ſie hat, wie das ſehr hübſch
ausgedrückt iſt, Winterquartiere bezogen und ſich darauf
einge=
richtet, ohne Lotſenbeihilfe das Regierungsſchiff durch die Stürme
des kommenden Winters hindurchzuſteuern.
In den Parteien ſelbft ſehen die Verhältniſſe allerdings noch
etwas anders aus. Der linke Flügel beim Zentrum und bei den
Demokraten rechnet immer noch darauf, daß die
Sozialdemo=
kraten mit ſich reden laſſen und in eine Große Koalition
ein=
treten werden. Die Sozialdemokraten ſelbſt ſind klug genug
ge=
weſen, ſich über ihre letzten Abſichten in Schweigen zu hüllen
und die Möglichkeit, daß ſie ein ſolches Opfer bringen könnten,
immer noch offen zu halten, nur um die Beziehungen zum
Zen=
trum und zu den Demokraten nicht abzubrechen und ſich dafür
beſtimmte Zugeſtändniſſe machen zu laſſen. Wenn man einmal
rein theoretiſch an das Problem herntritt, ſo iſt ja dazu zu ſagen,
daß an ſich für die Mitte die Brücke nach rechts ebenſo gut wie
die nach links zu ſchlagen iſt. Wir ſind heute Gott ſei Dank ſo
weit, daß jede Partei, die ſich grundſätzlich als ſtaatserhaltende
bezeichnet, auch als koglitionsfähig anerkannt wird, und wenn
auch die Deutſchnationalen wie Sozialdemokraten gegenſeitig die
Möglichkeit eines gemeinſamen Regierens ablehnen, ſo hat das
praktiſche Bedeutung nicht. Der Gedanke der Volksgemeinſchaft
iſt zwar als Ideal ſehr ſchön, wird ſich indeſſen bei der ſtarken
Zuſpitzung der parteipolitiſchen Auseinanderſetzungen doch nicht
durchführen laſſen. Es kann ſich eben immer nur darum
han=
deln, ob die Deutſchnationalen oder die Sozialdemokraten der
jeweiligen Regierung angehören. Die Deutſche Volkspartei iſt
deshalb auch, wie neuerdings das preußiſche Beiſpiel gezeigt hat,
nicht etwa grundſätzlich gegen eine Regierungsgemeinſchaft mit
den Sozialdemokraten, ſie iſt nur vernünftig genug, ſich die Frage
vorzulegen, ob es ſich lohnt, eine derartige Ehe einzugehen. Und
lohnen würde ſich das doch nur dann, wenn eine gewiſſe Dauer
vorausgeſetzt werden könnte. Gerade an dieſer Vorbedingung
aber fehlt es. Es darf doch daran erinnert werden, daß die
Sozialdemokraten ſich regelmäßig haben umwerben laſſen, aber
meiſtens verfagt haben. Nach den Wahlen von 1920 wurde vom
Reichspräſidenten der Führer der Deutſchen Volkspartei, Dr.
Heintz, mit der Kabinettsbildung beauftragt. Er gab aber
was ein ſchwerer taktiſcher Fehler war — das Mandat zurück,
weil die Sozialdemokraten erklärten, ſie würden mit der
Deut=
ſchen Volkspartei nicht zuſammengehen. Erſt beim
Zuſammen=
bruch des Ruhrkampfes haben ſie dieſe Hemmungen überwunden,
haben aber trotzdem innerhalb von drei Monaten das Kabinett
Streſemann zweimal in die Luft geſprengt und damit praktiſch
den Beweis erbracht, daß mit ihnen zuſammen nicht zu regieren
iſt. Friedrich Ebert hat ihnen damals geſagt, daß ſie an der
Dummheit, die ſie mit dem Austritt aus dem Kabinett
Streſe=
mann begingen, jahrelang zu knacken haben würden.
Trotz dieſes offenſichtlichen Verſagens haben aber Zeutrum
und Demokraten das Liebeswerben um die Sozialdemokraten
nicht aufgegeben. Sie haben ſich indeſſen regelmäßig einen Korb
dabei geholt. Zweimal haben ſeither die Sozialdemokraten
er=
klärt, daß ſie nicht in die Regierung eintreten wollten, zuletzt
noch, bevor das Kabinett Marx gebildet wurde. Weshalb ſie ſo
zurückhaltend ſind, iſt mit Händen zu greifen. Ihre ganze Politik
iſt ja bedingt von der Rückſicht auf die Kommuniſten. Sie haben
Angſt vor der Agitation von links und fürchten, daß ihnen ihre
Wähler weglaufen, wenn ſie gezwungen ſind, als
Regierungs=
partei die Verantwortung für unpopuläre Maßnahmen zu
über=
nehmen. Deshalb mögen ſie auch im Sommer noch die Rechnung
aufgeſtellt haben, daß ſie dem bürgerlichen Minderheitskabinett
die Verantwortung für allerlei unbequeme Notwendigkeiten
über=
laſſen möchten, um dann, wenn dieſe Vorfragen geregelt ſeien,
unbelaſtet einſteigen zu können. Dieſe Rechnung hat aber
ge=
trogen. Die Hoffnungen, die auf eine Beſſerung der
Wirtſchafts=
lage geſetzt worden waren, haben ſich nur teilweiſe erfüllt. Wir
ind des Problems der Arbeitsloſen nicht Herr geworden und
ſtehen heute im Grunde genommen noch genan da, wo wir vor
einem halben Jahre ſtanden: die Zahlen ſind zwar um einige
Hunderttauſend zurückgegangen, der Kampf aber zwiſchen dem
Wunſche, den Arbeitsloſen zu helfen und den Grenzen der
finan=
ziellen Leiſtungsfähigkeit des Staates iſt der gleiche geblieben.
Das zeigte ſich ja mit aller Deutlichkeit bei den Verhandlungen
im Sozialpolitiſchen Ausſchuß, wo die Sozialdemokraten ohne
Nückſicht auf die Koſten eine erhebliche Vermehrung und
Ver=
längerung der Unterſtützung verlangt haben, während das
Kabi=
nett ablehnen muß, weil es die Gelder nicht ſchaffen kann. Das
iſt bedauerlich, das iſt traurig für die Opfer, iſt aber eine
not=
wendige Folge der Tatſache des verlorenen Krieges. Die
Sozial=
demokraten wollen dieſe Konſequenzen nicht ziehen, ſie tun immer
noch ſo, als ob es möglich wäre, die Millionen aus dem Boden
zu ſtampfen. Sobald ſie in der Regierung ſitzen, müſſen ſie
die=
ſelben Bedingtheiten anerkennen, die heute für den
Arbeits=
miniſter, den Finanzminiſter und den Wirtſchaftsminiſter
maß=
gebend ſind. Das wollen ſie nicht, und deswegen wird mit ihnen
nicht zu reden ſein. Sollten Zentrum und Demokraten einen
Geite 2.
Montag, den 25. Oktober 1926
neuen Verſuch machen, dann kann er nur darauf hinauslaufen,
daß die Sozialdemokraten Forderungen ſtellen, denen keine der
beiden bürgerlichen Parteien zuzuſtimmen imſtande iſt.
Das iſt aber nur eins, es gibt dagegen noch eine ganze Reihe
von Problemen auf dem Gebiete der Finanz= und der
Wirt=
ſchaftspolitik, wo von den Sozialdemokraten zu den
Regierungs=
parteien keine Brücke führt. Anders herum geſehen: es iſt eine
Unmöglichkeit, mit den Sozialdemokraten das Arbeitsprogramm
durchzuführen, das die Regierung vor ſich ſieht, wenn ſie durch
den bevorſtehenden ſchweren Winter hindurchkommen will. Auch
Herr Dr. Wirth und ſeine Freunde werden ſich alſo davon
über=
zeugen müſſen, daß ſie den Traum einer Großen Koalition zu
begraben haben. Sie werden allerdings auf der anderen Seite
auch kaum bereit ſein, dem Wunſch der Deutſchen Volkspartei zu
entſprechen und ſich mehr nach rechts zu orientieren. Sie ſtützen
ſich dabei darauf, daß die Deutſchnationalen durch ihren Austritt
aus der Regierung nach Locarno ihre Unzuverläſſigkeit bewieſen
hätten. Graf Weſtarp hat ſeither mancherlei getan, um dieſen
Fehler wieder gutzumachen. Gelungen iſt ihm das nicht, und
deswegen wird die Deutſche Volkspartei innerhalb der
Regie=
rungsgemeinſchaft unter den gegenwärtigen Verhältniſſen mit
ihren Anſchauungen kein Glück haben. Das Reichskabinett hat
alſo wohl richtig gehandelt, indem es die kommenden Ereigniſſe
vorweg nahm und ſich für die Dauer konſtituierte. Es mag
damit rechnen, daß die Sozialdemokraten außenpolitiſch auf die
Politik Dr. Streſemanns feſtgelegt ſind, daß aber innenpolitiſch
die Deutſchnationalen aus ihrem eigenen Wirtſchaftsprogramm
heraus gezwungen ſind, die Vorlagen der Regierung zu
unter=
ſtützen. Alles weitere kann jedoch nur die Zukunft bringen.
Beſchlüſſe des Zentralkomitees
der Kommuniſtiſchen Partei der U. G. G.R.
Moskau, 24. Okt.
Das Zentralkomitee und die Zentralkontrollkommiſſion der
Kommuniſtiſchen Partei der U. S. S. R. nahmen geſtern eine
Entſchließung an, in der den Mitgliedern des Zentralkomitees
Trotzki, Sinowjew, Kamenew, Pjatakow, Jewdokimew,
Sokol=
nikow und Soilga ſowie der Kandidatin für einen Sitz im
Zen=
rralkomitee, Frau Nikolajewa, ein Verweis erteilt wurde.
Ferner wurde feſtgeſtellt, daß eine weitere Tätigkeit
Sinowjews im Komitee der Dritten Internationale
un=
möglich ſei, da er nicht die Richtlinien der Kommuniſtiſchen
Partei der U. S. S. R. im Komitee der Dritten Internationale
vertrete und die deutſchen, engliſchen, franzöſiſchen,
amerikani=
ſchen und andere Sektionen erklärt hätten, daß Sinowjew
in=
folge ſeiner führenden fraktionellen Tätigkeit im Komitee der
Dritten Internationale das Vertrauen der Kommuniſtiſchen
Partei eingebüßt habe. Außerdem wurde beſchloſſen, Trotzki
von ſeinen Pflichten als Mitglied des politiſchen Büros und
Kamenew von ſeinen Pflichten als Kandidat des politiſchen
Büros in Anbetracht ihrer führenden fraktionellen Tätigkeit zu
entheben.
Das Erdbeben in Armenien.
w. Moskau, 24. Okt.
Das Erdbeben am Samstag begann um 7 Uhr abends
und dauerte drei Minuten. In Leninakan (früher
Alexan=
dropol) wurden 15 Perſonen getötet unh 80 ſchwer verletzt.
Etwa die Hälfte der Häuſer wurde zerſtört. Manche Straßen
ſind durch Trummerhaufen unpaſſierbar geworden. Der
Mittel=
punkt des Erdbebens befindet ſich 180 Kilometer von Tiflis
ent=
fernt, ſüdlich von Leninakan. Im Kreiſe Leninakan wurden 300
Perſonen getötet und 300 verwundet. Zwölf Siedlungen
wur=
den zerſtört, darunter ſechs faſt ganz. Am 22. Oktober wurden
um 11 Uhr abends in Batum leichte, etwa 10 Sekunden
dau=
ernde Erdſtöße wahrgenommen. Am 23. Oktober erfolgten im
Kreiſe Leninakan noch 15 ſchwache Erdſtöße. Einer Meldung
der Erdbebenwarte von Tiflis zufolge trug das Erdbeben
tek=
toniſchen Charakter. Die Regierung hat Truppen zur
Hilfe=
leiſtung aufgeboten.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Sonntag, 24. Okt.
Datterich.
Lokalpoſſe von Ernſt Elias Niebergall.
Eine Sonntagsfreude war es, wieder einmal mit dieſem
herrlichen Stammtiſch — war es in der „Krone” oder im „Anker”
oder beim „Hannibal”? — zuſammenzuſitzen! An der Spitze
präſidierte der Partikulier Datterich, in dem ſich alle guten
und alle ſchlechten Eigenſchaften der Darmſtädter ſo wundervoll
vereinigen. Zur Seite ſaßen ihm ſeine Freunde: der dürre
Spirwes mit dem trockenen Humor, der breite, behagliche
Ben=
nelbächer und der ſpitze Knerz. Auf einen Sprung kam der
Drehermeiſter Dummbach an den Tiſch, um die Ausſichten des
heſſiſchen Volksbegehrens, die Zuwahl einiger weiterer
Bürger=
meiſter in Darmſtadt, die Gründung der ſtädtiſchen Jazzband,
von der ihm ſeine Baſe Bimmbernell erzählt hatte, und andere
aktuelle Fragen zu erörtern. Der junge Schmitt mit dem
ſanft=
mütigen Gang und den geiſtmäßigen Augen durfte den
Feder=
weißen bezahlen, den das Liſettchen an den Tiſch brachte. —
Es war ein guter Gedanke, der Heſſiſchen
Spiel=
gemeinſchaft, dieſen im vorigen Winier gegründeten
Stammtiſch geſtern im Kleinen Hauſe wieder aufleben zu laſſen
Der „Datterich” iſt dem „Tollen Hund” an Weltweisheit und
an Glanz des Humors doch weit überlegen.
Die Beſetzung war zum größten Teile dieſelbe, wie wir ſie
im letzten Winter ſahen. Eduard Göbel iſt als
ausgezeich=
neter „Datterich” bekannt. Er hat die Rolle weiter ausgearbeitet
und mit zahlreichen neuen Nuancen verſehen. Er gibt den
„Datterich” unruhiger, zappeliger als früher und verſetzt ihm
einen ſtarken Stich in das Komödiantiſche. Weitere Schritte
in dieſer Richtung wären eine Gefahr, für die Echtheit der
Geſtalt.
Glänzend war wieder Emil Thomas als „Spirwes”
Das Herrngarten=Geſpräch mit Datterich, deſſen Humor von
un=
widerſtehlicher Schlagkraft iſt, war ein Höhepunkt der
Auf=
ſührung.
Zu großer ſchauſpieleriſcher Sicherheit entwickelt ſich Lilli
Neudecker, ohne die Natürlichkeit des Spieles zu verlieren;
ſie gab ein friſches, amüſantes „Mariechen‟. Hans Harres
fand ſich nach und nach recht gut in die Geſtalt des jungen
„Schmitt”.
Einen Sonder=Erfolg erzielte der prächtig=robuſte „Bengler”
von Georg Delp. Als echte Darmſtädter Typen zeigten ſich
wieder der „Dummbach”, von Julius Harres. Datterichs
Freunde Richard Hinz und Hartmuth Pfeil ſowie der
„Knippelius” von Georg Rodenhäuſer. Von der
weib=
lichen Seite ſchloſſen ſich Elſe Arnold als Frau Dummbach
Auguſte Alt als Liſettchen und Elſe Schopp als Evchen an.
Pfeils ſtilechte Dekorationen gaben dem Spiel unter Göbels
Leitung den charakeeriſtiſchen Rahmen.
Z.
Zur Finanzlage Heſſens.
Der heſſiſche Finanzminiſter hat eine Denkſchrift
verfaßt, die wir nachſtehend im Auszug wiedergeben.
Der gegenwärtige Stand.
Seit den letzten Landtagsverhandlungen haben ſich die allgemeinen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe und ihre Rückwirkung auf die öffentlichen
Finanzen in einer Weiſe entwickelt, daß munmehr ein deutlicherer
Ueber=
blick über die Finanzlage des Landes geboten werden kann.
rei Tatſachen beleuchten die Situation am deutlichſten und ſollen
vorweg hier an die Spitze geſtellt werden:
Bis zum Ende des Jahres 1925 war die Finanzlage des Landes
durchaus normal und geſund.
2. Seit Beginn des Jahres 1926 haben Arbeitsloſigkeit und
Steuerausfälle einen Umfang angenommen, der in gleichem
Maße in keinem anderen Lande zu beobachten iſt, und die es dem
Lande unmöglich machen, ohne ausgiebige Reichshilfe eine
geord=
nete Finanzwirtſchaft aufrecht zu erhalten.
3. Dieſe Hilfe iſt von der Reichsregierung in
Aus=
ſicht geſtellt.
Der Abſchluß der Rechnung für 1925.
Der Voranſchlag des Jahres 1925 ſchloß in ſeinem
Verwaltungs=
teil — ohne Berückſichtigung der aus früheren Jahren zur Verfügung
ſtehenden Rechnungsüberſchüſſe — mit einem Fehlbetrag von rund
s Millionen Mark ab. Bei der Aufſtellung des Voranſchlags für 192e
glaubte man, mit einer Verbeſſerung dieſes Abſchluſſes um rund 1 M
lion, alſo mit einem Fehlbetrag von 7½ Millionen Mark für 1925
rechnen zu können.
In Wirklichkeit wirdder Fehlbetrag ohne
Berück=
ichtigung der auf 1 bis 2 Millionen zu
beziffern=
den Einnahmerückſtände etwa 1½ Millionen
Mar=
betragen, obwohl von Ende Dezember ab geradezu plötzlich eine
Er=
werbsloſigkeit einſetzte, die das Land für das letzte Vierteljahr des
Rech=
nungsjahres 1925 mit rund 3 Millionen belaſtete, die nur zum bleineren
Teil in den Krediten des Voranſchlages Deckung fanden, und obwohl eine
im Voranſchlag verſehentlich nicht vorgeſehene Mehrausgabe von 3 Mill.
bei den Penſionen zu verrechnen war. Die Urſachen für dieſes
gün=
ſtige Ergebnis ſind zum Teil in den Mehrerträgniſſen der
Einkommen=
ſteuer im erſten Halbjahre 1925, zu einem guten Teil aber auch in den
im Laufe des Jahres durchgeführten Sparmaßnahmen zu ſuchen.
Da aus 1923 und 1924 eine Reſerve von 10½ Millionen vorhanden iſt,
ſo könnte hieraus nicht nur der verhältnismäßig kleine Fehlbetrag von
1925, ſondern auch der voranſchlagsmäßig auf 7,8 Millionen berehnete
Fehlbetrag des Budgets 1926 reſtlos gedeckt werden. Bis zum Ende
des Jahres 1925 laufen die Dinge durchaus novmal, die finanzielle Lage
des Landes hat ſich bis dahin im Verhältniſſe zur Vergangenheit genau
ſo entwickelt, wie in den übrigen Ländern. Erſt im Jahre 1926 machten
ich faſt unvermittelt in vollem Umfange und Schärfe die Wirkungen
der Befetzung und des Ruhrkampfes geltend: das find einmal der
kataſtrophale Rückgang der Einkommenſteuer gegen
bisher und gegenüber den Steuerergebniſſen in
anderen Ländern, und zum anderen eine
Erwerbs=
loſigkeit, die faſt das Doppelte des
Reichsdurch=
ſchnitts beträgt.
Die Ausſichten für 1926.
Die Verhandlungen über den Voranſchlag 1926 ſind noch in
allge=
meiner Erinnerung. Von ſeinem Vorgänger unterſchied ſich der
Re=
gierungsentwurf inſofern, als er einen um 0,6 Millionen (9,1 gegen 8,5
Millionen) höheren Fehlbetrag aufwies, und als er den auf die
Reichs=
ſteuergeſetzgebung zurückzuführenden Ausfall an
Reichsſteuerüberweiſun=
gen durch die gleichfalls reichsgoſetzlich angeordnete Erhöhung der
Son=
dergebäudeſteuer auszugleichen ſuchte — genau wie in faſt allen übrigen
Ländern des Reiches. Für die Staatskaſſe und damit auch für die
Steuerzahler ſtellten ſich die Dinge ſo: die Grund= und Gewerbeſteu
blieb gegen bisher unverändert, bei der Einkommenſteuer und der
Umſatzſteuer wurde nach bamaliger Mutmaßung ein Ausfall von etwa
3 Millionen erwartet, und die Sondergebäudeſteuer ſollte — nach
Ab=
zug der Erleichterungen und Ermäßigungen — dem Lande 9
Mil=
lionen Mark mehr bringen, wovon rund 4 Millionen in den
Staats=
haushalt fließen und 5½ Millionen zum Wohnungsbau verwendet
wer=
den ſollten. Alſo auf der eien Seite eine Ermäßigung bei der
Ein=
kommenſteuer und der Umſatzſteuer, und auf der anderen Seite eine
— allerdings erhebliche — Mehrbelaſtung mit der Sondergebäudeſteuer,
die aber den Hausbeſitzer nur inſoweit ſtärker belaſtet, als er ſein. Haus
ſelbſt benutzt.
An dieſer Stelle genügt es, feſtzuſtellen, daß der urſprüngliche Fehl
betrag des Voranſchlags 1926 dunch die Beſchlüſſe des Landtags,
ins=
beſondere durch die im Einvernehmen mit der Regierung geſtellten
An=
träge der Regierungsparteien von 9,1 auf 7,8 Millionen herabgedrückt
worden iſt, und daß dieſer Fehlbetrag durch die noch vorhandenen
Ueber=
ſchüſſe früherer Jahre voll gedeckt werden kann, es würden ſogar noch
Mittel verbleiben, um die oben erwähnten weiteren
Steuererleichterun=
gen daraus zu decken.
Befonders ſchwer laſtet auf dem Lande heute die
Erwerbs=
loſenfürſorge, die bis zum Ende des Jahres 1925 das Land ſo
gut wie gar nicht belaſtete und erſt vom Januar 1926 allein an
Unter=
ſtützungen im Monat nicht ſelten mehr als 1 Million Mark beanſprichte.
das geht weit über den Reichsdurchſchnitt hinaus und trifft das Land
ſchwerer, als dies in anderen Ländern der Fall iſt. Ungeachtet der
Auf Tierfang in Abeſſinien.
Einer der intereſſanteſten und feſſelndſten Filme, die je
ge=
zeigt wurden, iſt die kinematographiſche Ausbeute der großen
Tierfang=Expedition, die vor etwa zwei Jahren unſer beruhmter
Landsmann, der Dixektor des Berliner Zoo, des größten
deut=
ſchen und eines beſtgeleitetſten Zoologiſchen Gartens der Welt,
Dr. Lutz Heck=Berlin, in Abeſſinien unternahm. Einer
Expe=
dition, die ungemein reiche Ausbeute an ſchönen und ſeltenen
Tieren brachte, die den Beſtand des Berliner Zoo, wie auch
eini=
ger anderer deutſchen Tierparks derart bereicherte, daß der
Frie=
densbeſtand wieder erreicht und vielfach weit übertroffen wurde.
Es war ſelbſtverſtändlich, daß die Expedltion, in der als
landes=
kundig und erfahren Profeſſor Oskar Neumann Herrn Dr.
Heck als Expeditionsleiter zur Seite ſtand, von der heute
unver=
meidlich gewordenen Filmkamera begleitet wurde, und daß alle
Erlebniſſe des Unternehmens, beſonders natürlich die ſpannenden
Ereigniſſe im lebenden Bild feſtgehalten wurden. So entſtand
der Film „Auf Tierfang in Abeſſinien” der zurzeit
im Kleinen Haus läuft und den anzuſehen niemand verſäumen
ſollte. Vor allem die Schulen ſollten dieſen Film anſehen, der
beſſeres und im höchſten Grade inſtruktives Material birgt, als
manch dickleibig Schulbuch. Denn hier iſt Leben aus friſcheſtem
Impuls heraus, das kein Buchſtabe erſetzen kann.
Anſchauungs=
unterricht, deſſen einzelne Phaſen miterlebt werden und die
unvergeßlich haften bleiben.
Dieſer Film iſt ſtark, weil er auf alles überflüſſige Beiwerk
verzichtet. Nach kurzer Einleitung, die mit den Leitern und
Mitgliedern der Expedition bekannt macht und möt dieſer ſelbſt,
iſt der Beſchauer bald mitten drin im Leben dieſes berühmten
Landes und ſeines Volkes und ſeines überreichen Tierbeſtandes
in Wald und Wüſte, in Felshöhlen und auf Felſengipfeln, in
den reißenden Gewäſſern und großen Seen. Ueberall iſt es reich
und feſſelnd, und überall gelangt der Menſch hin und ſucht und
findet ſeine Opfer. Der Kinematographie aber verdanken wir die
Möglichkeit, alle die ſeltenen Gäſte aus tropiſchem Urwald un
aus der Wüſte nicht nur gefangen und ihrer Freiheit
nachträu=
mend im Käfig zu ſehen, ſondern ſo, wvie ſie in ihrer wilden,
ſchönen Freiheit leben, entweder ſtolz alleinherrſchend oder in
Rudeln, auf friedlicher Nahrungsſuche oder im gefräßigen,
blut=
rünſtigen Raubzug, im Leben und im Lieben. Und wir ſehen
auch, wie geſchickt wohl und mit welch umfangreichen
Vorberei=
tungen hier der Menſch ſich der ſcheuen Bewohner der Wüſte und
Felſeneilande bemächtigt, aber auch wie human und einſichtsvoll,
ohne unnütze Quälerei der Fang vor ſich geht, wie gut und
ſach=
gemäß die Pflege der Tiere vor ſich geht und dieſe alsbald, noch
im Bereich ihrer eigentlichen Lebensbedingungen gezähmt
wer=
den, daß ſie zum großen Teil willig ſich dem Menſchen, der ſich
als der Stärkere oder — Schlauere erwieſen, folgen. Denn bei
dieſer Expedition handelt es ſich nicht um Jagdbeute,
ſon=
dern darum, die Tiere geſund und möglichſt fortpflanzungsfähig
in der Gefangenſchaft zu halten, ihnen im Zoo das Leben ſo zu
geſtalten, daß Heimweh ihnen nicht Untergang bereitet.
Nummer 296
Schwankungen in den einzelnen Monaten iſt bis jetzt die monatliche
Leiſtung des Landes für Erwerbsloſenunterſtützungen mur in wenigen
Monaten unter 1 Million Mark heruntergegangen, man wird alſo mit
einer Jahresleiſtung von 12 Millionen für 1926 rechnen müſſen. Das
kann das Land aus laufenden Einnahmen unter keinen Umſtänden
auf=
bringen. Für Heſſen aber muß das eine feſtgehalten werden: die
be=
ſonders hohe Erwerbslofenziffer in Heſſen iſt nicht nur auf die
allge=
meine Wirtſchaftskriſis, ſondern — wie ſich aus dem Rückgang des
An=
teils an der Einkommenſteuer unſchwer erweiſen läßt — zu einem guten
Teil auch auf die Wirkungen der Beſetzung, mamentlich des
Rhein= und Ruhrkampfes, zurückzuführen. Das begründet
einen beſonderen Anſpruch an die Hilfe des Reiches.
Gleich kataſtrophal wie die Erwerbsloſenfürſorge wirk: der
Rück=
gang des Anteils des Landes an der Einkommen= und
Kör=
perſchaftsſteuer. Daß der im Auguſt 1925 beſchloſſene neue
Finanzausgleich dem Lande einen erheblühen Ausfall ſeiner Einnahmen
aus der Einkommenſtener bringen werde, war bei Aufſtellung des
Vor=
anſchlags für 1926 bekannt. Zu der allgemeinen Herabſetzung des
An=
teils der Länder von 90 Prozent auf 75 Prozent kam für Heſſen noch
der beſondere Ausfall, der ſich aus der Verkleinerung des heſſiſchen
Ver=
teilungsſchlüſſels ergab. Im Voranſchlag 1926 wurde die
Verteilungs=
ziffer von bisher 2,23 Prozent auf 2 Prozent und damit die erwartete
Einnahme um 3 Millionen herabgeſetzt (eine der Urſachen des
Fehl=
betrags von 1926). Die Wirklichkeit hat ſich alſo noch
un=
günſtiger herausgeſtellt. So beträgt der ſtaatliche Anteil
an der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer in den drei erſten
Mo=
naten des Rechnungsjahres 1926 (April, Mai, Juni) rund 4,7 Millionen.
Aufs Jahr berechnet, würde
as murmaßlich ergeben 18,8 Millionen
gegen einen Etatsanſatz von 2=
Nillionen, alſo einen Ausfall gegen den
Voranſchlag
Höhe von 3,2 Millionen. Das gleiche Bild zeigt ſich bei
den Geſamtüberweiſungen an Reichsſteuern; dieſe betragen im erſten
Vierteljahre 1926 für die Staatskaſſe 6,144 Millionen (fürs Jahr
bercch=
net 24,58 Millionen gegen einen Etatsanſatz von 27,78 Millionen), alſo
Ausfall im ganzen 3,20 Millionen. Aber dabei wird es leider noch nicht
bewenden. Denn — wie bereits bemerkt — die Ueberweiſungen an
Einkommen= und Körperſchaftsſteuer erfolgen vorläufig nach einem
pro=
viſoriſchen Schlüſſel. Die endgültige Abrechnung aber findet nach dem
tatſüchlichen Aufkommen ſtatt, und dieſes iſt für Heſſen noch ungünſtiger.
Folgende Zahlen mögen das zeigen: Gegenüber der Anwendung des
bisherigen Verteilungsſchlüſſels von 2,2 Prozent bleiben die
tatſäch=
lichen Ueberweiſungen der Monate April, Mai, Jum, Juli und Auguſt
um 17, 18, 13½, 19½ und 13,9 Prozent zurück; das der endgültigen
Abrechnung zugrunde zu legende Aufkomen bleibt aber um 36, 34,
26½, 38¾ und 28,1 Prozent zurück. Das beweiſt
deut=
lich, daß in Heſſen ganz beſonders ungünſtige
Ver=
hältniſſe obwalten, die in gleichem Maße in keinem anderen
Lande zu beobachten ſind, und das iſt eben die Tatſache der
Be=
etzung des ſteuerkräftigſten Teiles des Landes.
Dieſe Tatſache wird auch durch den Ausfall der Einſchätzung der
heſſiſchen Landwirtſchaft zur Einkommenſteuer für 1925
be=
ſtätigt. Nach der Reichsſtatiſtik beträgt das Einkommenſtenerſoll für die
heſſiſche Landwirtſchaft in 1925 — 1,8 Millionen. Der Staat bezieht von
dieſer Summe etwa die Hälfte, das iſt in jedem Falle weniger als
1 Million, alſo noch nicht ein Zwanzigſtel der im Lande gezahlten
Ein=
kommenſteuer. Die Belaſtung der heſſiſchen Landvirtſchaft mit der
Einkommenſteuer bewegt ſich in jeder Beziehung unter dem
Reichsdurch=
ſchnitt. Das landwirtſchaftliche Einkommen im Reiche iſt mit rund
5 Prozent mit Einkommenſteuer belaſtet, in Heſſen ſind es weniger als
4 Prozent (in Bayern, Baden und Württemberg iſt allerdings die
Be=
laſtung noch geringer, in Preußen und Thüringen dagegen 5 Prozent);
im Reichsdurchſchnitt ſind 28 Prozent der Landwirte von der
Ein=
kommenſteuer befreit, in Heſſen ſind es 34 Proz. (nur Bayern hat etwas
mehr — 35 Prozent); die Durchſchnittsbelaſtung mit der
landwirtſchaft=
lichen Einkommenſteuer auf den Kopf der Bevölkerung beträgt für das
ganze Reich 1,54 Mark, für Heſſen 1,40 Mark.
So wird man nicht eines ungerechtfertigten Pefſimismus geziehen
werden dürſen, wenn der Ausfall an Reichsſteueranteilen gegenüber dem
Anſätzen des Voranſchlags ſür 1926 auf 6 Mill. Mk. angenommen wird.
Die Landesſteuern bringen in 1925 gegenüber dem
Etats=
anſatz keinen erheblichen Ausfall; für 1926 iſt ein ſolcher bei der
Son=
dergebäudeſteuer infolge der beſchloſſenen Steuerleichterungen
in nicht unbeträchtlicher Höhe zu erwarten.
Zuſammenfaſſung und Schlußfolgerungen.
Der rechnungsmäßige Fehlbetrag des Jahres 1925 (etwa 1½
Mil=
lionen) und der nach dem Abſchluß des Voranſchlags für 1926 ſich
er=
gebende Fehlbetrag von rund 7,5 Millionen könnten aus den
vorhan=
denen Ueberſchüſſen der Jahre 1923 und 1924 voll gedeckt werden, und es
bliebe noch ein kleiner Ueberſchuß für 1927
In 1926 kommen aber neu
hinzu: für Erwerbsloſenfürſorge etwa 12 Millionen, Ausfall an
Reichs=
ſteuerüberweiſungen bis zu 6 Millionen. Für dieſe Summen iſt
Deckung im Lande aus laufenden Einnahmen nicht
u ſchaffen auch nicht durch die allerſchärfſten Sparmaßnahmen
(über dieſes Kapitel mehr an anderer Stelle). Hier kann nur das
Reich helfen, und es iſt dazu verpflichtet. Es war nicht
leicht, für die Anſprüche Heſſens bei der Reichsregierung, die — wie
bekannt — ihre eigenen und nicht geringen Finanzſorgen hat, ein
ge=
neigteres Ohr zu finden. Jedenfalls ſteht (nach den letzten
Verhand=
lungen) die Tatſache feſt: das Reich hat ſeine grundſätzliche
Bereiterklä=
rung zu ausreichender Hilfe ausgeſppochen, und das berechtigt die
heſ=
ſiſche Regierung dazu, der Aufſtellung und Verabſchiedung des
Vor=
anſchlags für 1927 mit geminderter Sorge entgegenzuſehen.
(Fortſetzung folgt.)
Das berührt ſo angenehm und ſympathiſch in dieſem Film,
im Gegenſatz zu dem jüngſt gezeigten der franzöſiſchen Sahara=
Expedition, mit ihren grauſamen, vernichtenden Jagdmethoden. —
Die Expedition erfreute ſich des Schutzes des Beherrſchers
des äthiopiſchen Reiches, des Nachkommen weiland des großen
Menelik, dem ein deutſcher Baumeiſter ein Monument ſetzt und
an deſſen Hofe die deutſchen Herren Gäſte waren. So lernen wir
die Menſchen kennen. Das aber iſt nur eine Epiſode des
Films. Das Feſſelnde, Spannende, Belehrende iſt das Leben in
der Natur. Wir erleben, wie Raubtiere nächtlich das Lager
be=
unruhigen, wofür ſie am Morgen gefangen werden. Sehen die
ſanitäre Wüſtenpolizei, die Aas= und Gänſegeier, bei grauſigem
Mahle und in ſtolzer Freiheit, unzählige Flamingos, Pelikane
und Cormorane, Warzenſchweine, Krokodile, Flußpferde,
Schlan=
gen und flüchtige Gazellen, unzählige Affenarten, darunter die
ſchönſten und ſeltenſten. All dieſe Tiere ſind unter oft unſäglichen
Schwierigkeiten belauſcht und in ihrem Freiheitsdaſein
photo=
graphiert. Einzeln und in Rudeln. In beſchaulicher Ruhe und
in ſcheuer Flucht vor dem Menſchen. Sehen ſie aber auch in
Momenten, da ſie ſchwere Gefahren brachten. Wenn zum Beiſpiel
bei einer Flußüberquerung die Rieſenechſen dem Reiter das
Pferd unter dem Leibe wegreißen, es in die Tiefe ziehen und
verzehren, während der Reiter noch ſchwimmend das Land
erreichen kann. Oder wenn giftige Schlangen noch rechtzeitig mit
kühnem Griff gefaßt werden.
Dann aber ſehen wir auch das große Sammellager, wo die
ſcheuen Tiere der Wildnis den Wärtern, ſchon aus der Hand
freſſen, ehe ſie den weiten und beſchwerlichen Marſch antreten
durch die Wüſte, dann nach langer Eiſenbahnfahrt und
Meer=
überquerung nach Deutſchland, wo ſie beſtaunt werden von
Tau=
ſenden, unter denen kaum einer ahnt oder ſich Gedanken darüber
macht, unter welchen Beſchwerniſſen und welchen Koſten es
mög=
lich war, die Tiere nach Europa zu bringen.
Wer aber wie ich das ſeltene Glück hatte, den Leiter des
Berliner Zoo, Direktor Dr. Heck, dieſen ſtillen, zurückhaltenden
Gelehrten, dem kein Menſch anſieht, daß er Kämpfe mit den
wil=
deſten Bewohnern der Wüſte beſtand, einmal auf ſeinem täglichen
Morgengang durch die Käfige und Ställe zu begleiten, beobachten
konnte, wie er plötzlich bei einem Tier ſtehen bleibt, ſinnend und
rückerinnernd, den Blick in Weiten verloren, wohl dieſe oder jene
Epiſode vor geiſtigem Auge neuerſtand, wie er mit ſicherer
Kennt=
nis für Wohlergehen und Behagen ſeiner vielen Pflegebefohlenen
ſorgt, jedes einzelne kennt und liebt, dem geht wohl das
Ver=
ſtändnis dafür auf, daß hier unendlich viel mehr im Werke iſt,
als irgend eine Berufserfüllung, ein wiſſenſchaftlicher Ehrgeiz;
daß hier eine ganz ſtarke Perſönlichkeit in den Geſchöpfen der
Natur dieſe ſelbſt ehrt und achtet und ſie mit der ganzen großen
Liebe des Menſchen umfängt, der bewußt und ohne Zwang
kei=
nem ihrer Geſchöpfe wehe tut. —
Sicher, ein Film wie dieſer erſetzt eine ganze Reihe von
ſpannendſten Senſationsfilmen und ſtiftet ungleich viel mehr
Gutes, weil er den Blick und das Empfinden nicht abirren läßt,
ſondern weitet und vertieft ſür die unendliche Größe erhabener
Natur.
M. St.
Nummer 296
Montag, den 25. Oktober 1926
Seite 3
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 25. Oktober.
— Hefſiſches Landestheater. Die erſte Wiederholung der
Neu=
inſzenierung von Shakeſpeares „Macbeth” in der Inſzenierung von
Edgar Klitſch mit Maria Fein als Lady und Rudolf Wittgen als
Macbeth iſt für Mittwoch, den N. Oktober, angeſetzt.
Der große Kulturfilm der Ufa „Auf Tierfang in
Abeſ=
ſinien”, der von der geſamten Preſſe als ein wahrer
Monumental=
film bezeichnet wird, läuft ab heute, Montag, nur in einigen
Vor=
führungen täglich um 5 und 8 Uhr.
Ln. Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Wir weiſen auf den heutigen Beginn der Winterveranſtaltungen
hin. Univerſitätsprofeſſor Geheimrat Dr. Alfred Körte aus Leipzig
ſpricht über „Die Kunſt Menanders”, Beginn der
Veranſtal=
tung 8 Uhr abends, Feſtſaal des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums,
Karl=
ſtraße 2. Der Eintritt iſt frei; zur Beſtreitung der hohen ſachlichen
Koſten werden am Saaleingang freiwillige Spenden
entgegengenom=
men. Gäſte ſind ſtets willkommen. Wir haben fchon bei einem früheren
Auftreten des Leißziger Gelehrten in der Humaniſtiſchen Vereinigung
ausführlich an dieſer Stelle ſein Schaffen, ſeinen Lebensgang und ſeine
Stellung in der Entwicklung, beſonders auch des heſſiſchen
Philologie=
ſtudiums, dargelegt. An der Gießener Univerſität war mit den ge
lehrten Altertumsforſchern Reitzenſtein, Schwartz, Dieterich, Wünſch
und Bethe eine neue Aera der klaſſiſchen Studien angebrochen, und
in dieſer Entwicklung hat namentlich Alfred Körte in ſeiner
Zuſammen=
arbeit mit Otto Immiſch die humaniſtiſche Diſziplin zu beſonderen
Ehren gebracht. Freiburg und Leipzig bezeichnen nachher in ſeinem
weiteren Leben die äußeren Etappen ſeiner erfolgreichen Forſcherarbeit
und akademiſchen Lehrtätigkeit. Unſere eingehende fwihere Darlegung
ſei hier durch einige weitere Züge ſeines Schaffens ergänzt. Körte iſt
zugleich Philologe und Archäologe. Er hat literariſch als Philologe
begonnen mit Studien zu Metrodor und Philodem, die gleich viel
Be=
achtung fanden. Seine archäologiſchen Studien zur alten attiſchen
Komödie brachten ihm dann das archäologiſche Stipendium ein. Die
Hauptfrucht dieſes Stipendiatenjahres waren wertvolle Abhandlungen
in den Atheniſchen Mitteilungen. Dann ſchickte ihn das Archäologiſche
Inſtitut von 1893—95 nach Kleinaſien, und die wiſſenſchaftlichen
Er=
gebniſſe dieſer Reiſen liegen vor in ſeinen Klenaſiatiſchen Studien, in
ſechs Teilen. Deren Ausarbeitung beſchäftigte ihn neben Aufſätzen im
„Rheiniſchen Muſeum” vorwiegend während ſeiner Dozentenzeit in
Bonn (1896—99). Von Greifswald aus (1899—1903) folgten die
Aus=
grabungen mit ſeinem Bruder in Gordion das er 1893—94 entdeckt
hatte. Nach Gordion trat neben evigraphiſch=hiſtoriſchen Arbeiten die
griechiſche Poeſie, beſonders die Komödie, in den Vordergrund ſeiner
Studien. Abhandlungen zur Religionswiſſenſchaft und zum
Theater=
weſen wechſelten damit ab. Er hat ſich beſonders auch an der großen
Realenzyklopädie der klaſſiſchen Altertumswiſſenſchaft in ausgedehnten
Beiträgen beteiligt und gibt neuerdings die klaſſiſchphilologiſche
Zeit=
ſchrift „Hermes” heraus. Von ſeiner Stellung in der helleniſtiſchen
Literaturforſchung haben wir in der Freitagausgabe ds. Bl. geſprochen.
Seine wiſſenſchaftlichen Arbeiten gehen über die 200. Neben der Be
deutung des wiſſenſchaftlichen Einfluſſes üben ſeine lebensbejahende
Weltauffaſſung und ſeine friſche und überzeugende Vermittlung des
antiken Geiſtes eine ſtarke und nachhaltige, weil beſonders perſönliche,
Wirkung aus. Dieſe offenbart ſich vor allem in ſeinem Verhältnis zu
ſeinen Schüilern, unter denen er vielen die Richtung einer überzeugten
humaniſtiſchen Lehrtätigkeit ins Leben gegeben hat.
* „Hinter den Kuliſſen der Reichspoſt”, war der dreiteilige Film
betitelt, der geſtern vormittag im Union=Theater vor zahlreichen
Zu=
ſchauon zur Vorführung gelangte. Um den Film anregender zu
ſtalten, waren die Bilder mit einer humoriſtiſchen Familienſzene
ver=
knüpft. „Herr Dippel”, der beforgte, aber äußerſt „ſparſame”,
Fami=
lienvater, ließ für ſeine Familie einen Beſtellbrief abgeben, deſſen Weg
vom Briefkaſten bis zum Empfang zu verfolgen war. Dabei wurde die
Inneneinrichtung einer großſtädtiſchen Poſtzentrale (in Berlin) mit
all ihren für die Briefbeförderung notwendigen Einzelabteilungen
ge=
zeigt. Der ungeheure Eingang von Poſtſendungen aller Art erfordert
nicht nur maſchinelle und manuelle Arbeit großen Ausmaßes, ſondern
auch vaſches und intenſives Arbeiten all der in Frage kommenden
Stel=
len, damit die Erledigung einer einzigen Poſtſache unter den vielen
Zehntauſenden in der verhältnismäßig kurzen Zeit die zwiſchen dem
Abſenden und der Ankunft beim Adreſſaten liegt, ſo prompt erfolgt.
Es war für den Laien höchſt intereſſant, das Sortieren, Abſtempeln,
Verteilen uſw. der Poſtſachen auf einem großen Poſtamte klar verfolgen
zu können. Auch der Weg der Poſtſcheckzahlungen wurde auf dieſe
Weiſe gezeigt, ebenſo wie das Verſenden der Pakete, die bei dieſem
Film in dem rieſigen Poſtverladebahnhof Berlin SW. aufgegeben
wur=
den. Die umendliche Arbeit — ſchon allein des Sortierens an die
ein=
zelnen Empfangsſtationen — läßt ſich bereits daran ermeſſen, daß an
dieſem einen Poſtverladebahnhof pro Nacht 130000 Pakete verladen
und befördert werden. — In einem weiteren Bildſtreifen war die
Ueberſeebeförderung der Poſtſachen von Deutſchland nach Am rika auf
dem Rieſendampfer „Columbus” und umgekehrt auf dem Dampfer
„Deutſchland” zu ſehen, wobei man auch die Einrichtungen der
Damp=
ferpoſtſtellen mit ihrem Innenbetrieb, ſowie das Verladen und
Ent=
laden der Poſt in Bremerhaven und New York nicht vergeſſen hatte.
Zum Schluß wurde in einem Sonderteil die Inneneinrichtung eines
Fernſprechamtes gezeigt, und zwar zunächſt die Herſtellung der
An=
ſchlniſſe und Bedienung von Poſtbeamtinnen und dann durch ſelbſttätige
Nummernſchaltung. Intereſſant war die ſchematiſche Demonſtration
von Apparaten eines Zebntauſender=Amtes (eines mechaniſchen
Fern=
ſprechamtes mit etwa 10 000 Teilnehmern), in dem durch ſinnige und
komplizierte techniſche Einrichtungen durch Drehen von Zahlſcheiben die
gewünſchte Verbindung in ſechs Sekunden hergeſtellt und nach Beendi=
So
gung des Geſprächs ſofort wieder automatiſch getrennt wird. —
haben dieſe drei Filme jedem Uneingeweihten einen Einblick in den
Betrieb eines Poſtamtes gegeben und ihm von der Vielſeitigkeit der
dort zu leiſtenden Arbeit überzeugt.
„Der Städtiſche Wettbewerb für Reklameentwürſe.”
Zu den Ausführungen unter dieſer Ueberſchrift am Sonntag, den
17. d. M., erhalten wir folgonde Zuſchrift:
Der Verfaſſer führte im erſten und in den beiden letzten Abſätzen
Gedanken aus, die zum großen Teil Beifall gefunden haben mögen.
Jedoch im zweiten Teil ſind einige Sätze enthalten, die nicht ohne
Wider=
ſpruch bleiben können. Verfaſſer ſpricht zunächſt über die geruge
B=
teiligung. „Unverkennbar haben ſich berufene Kräfte ſehr zurückgehalten.
Andere haben das Ausſchreiben ſcheinbar nicht ſo recht als voll
ange=
ſehen.” Und dann: „Vor allem waren die Preiſe ſo niedrig bemeſſen, ſo
niedrig, daß ſich allem Anſchein nach vorwiegend nur Beamte und
Schüler beteiligt haben.” „Die eigentlich berufenen Künſtler ſehen in der
Beteiligung weder Ehre noch Gewinn und halten ſich fern.”
M. E. war dieſer Wettbewerb nur ein Fühler der Stadt, um für
weitere Ausſchreiben dieſer Art, die tatſächlich in Ausſicht geſtellt wurden,
durch Skizzen klare Unterlagen feſtzuſtellen. Es iſt ein anerkennenswerter
Schritt, nicht nur die Geſchäftswelt, ſondern auch die Allgemeinheit auf
die Beſeitigung der ſchlechten Geſchäftsanpreiſung aufmerkſam zu machen.
Da jedoch durch die Aeußerungen des Verfaſſers in dem erwähnten
Artikel irrige Anſichten entſtehen könnten, darf auf Grund beſtehender
Tatſachen feſtgeſtellt werden, daß ſich ein großer Teil der Baubeamten
doch noch für fähig hält, an einem öffentlichen Wettbewerb mit Erfolg
teilzunehmen. Leider bleibt bei ſehr vielen wenig Zeit, ſich ſtraffer mit
außerdienſtlich geſtellten Aufgaben abgeben zu können, gerade weil ſie
während des ganzen Tages ihren Dienſt verſehen müſſen und nur die
Abendſtunden zu privater Arbeit frei ſind. Leider mußte feſtgeſtellt
werden, daß ſich die „eigentlich berufenen Künſtler” unſerer Stadt nicht
an dieſer intereſſanten und im Verhältnis kleinen Aufgabe beteiligt
haben. Deshalb dürfte es doch wahrlich nicht zu gering eingeſchätzt
wer=
den, wenn es ſich nur beamtete Architekten und Schüler zur „Ehre‟
anrechnen, wenngleich ein niedriger „Gewinn” in Ausſicht geſtellt war,
für ein derartiges Ausſchreiben zu arbeiten.
M. E. dürfte es ratſam ſein, zur Vermeidung gegenſeitiger Härten
die zur Verfügung ſtehenden Kräfte zuſammenzufaſſen und deswegen
einen nicht allzugroßen Trennungsſtrich zwiſchen „nur beamteten” und
„eigentlich berufenen” Künſtlern zu ziehen.
Weber.
— Orpheum. Der waghalſige Sprung aus der
Or=
pheumskuppel, den Cliff Aeros mit Lebensgefahr ausführt,
wird nur noch acht Tage im Orpheum gezeigt, da der todesmtige
Hamburger Springer dann anderweitig engagiert iſt. Die
bewunderns=
werte nervenpeitſchende Leiſtung Cliff Aeros bildet ſelbſtverſtändlich
allabendlich die Hauptſenſation. Daneben wickelt ſich ein erſtklaſſiges
Großſtadt=Varietéprogramm ab, das in ſeiner Vielſeitigkeit nichts zu
wünſchen übrig läßt.
Palast-Lichtspiele
Aur pocb 2lplge Tage!
Die elf
Sohill’schen Offiziere
8 ergreifende spannende Akte 8
In den Hanptrollen:
Ernst Rückert, Rndolf Heinert, Werner
Pittschau, Camil la v. Hllay, Grete Reinwald,
Imagene Robertsou, Leopold v. Ledebar,
Albert Sieinrück, Charles Willy Kayser,
Jack Hylong-Münz, Peters-Arnolds,
Adolf Semmler.
(15490
Lustspiel, 2 Akte. Neueste Wochenschau.
Waanee
haben Zutrikt!
gkrNeet.
m Nur noch kurze Zelt!
Tarieté
Der große Oktober-
Spielplan! —
Glanz-
10 Numnmern 10
Darunter:
EliFF Aeres
Der Sprung aus der Kuppel
Staunend erregend!
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Heſſiſches Landestheater,
Großes Haus
Montag, den 25. Oktober 1926
abends 8 Uhr
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Arien= und Lieder=Abend
Kammerſänger Nichard Tauber
Preiſe der Plätze: 2 bis 6 Mk.
Kleines Haus
Montag, den 25. Oktober 1926
abends 5 und 8 Uhr
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Auf Tierfang in Abe ſinien
Redner: Der Expeditionsleiter
Profefſor Dr. Oscar Neumann
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[ ← ][ ][ → ]Seite 4
Montag, den 23. Oktober 1926
Nummer 296
Schwurgericht.
In der Strafſache gegen Wirt Alois Schulte in
Kelſter=
bach und Maler Leo Fleiſcher in Landsberg (Warthe)
wur=
den bei Beginn der vorgeſtrigen Verhandlung verſchiedene
Feſtſtellun=
gen aus beigezogenen Akten gemacht. Zu bemerken iſt dazu, daß
Flei=
ſcher im April 1924 von Sindlingen am Main wegzog, während noch
beſtehender Ehe, daß er i Landsberg ein Geſchäft begründete, das nach
ſeiner Angabe im Anfang recht ſchlecht ging. Die Fleiſcherſche Ehe
ſcheint bald nach Beginn nicht mehr glücklich geweſen zu ſein, wenn man
hier den Angaben des Ehemanns Glauben ſchenken darf.
Auf Anregung der Staatsanwaltſchaft wird Angeklagter Fleiſcher
darauf hingewieſen, daß die Anklage gegen ihn auch aus 8 49a St. G.B.
beurteilt werden könne. Sein Verteidiger verwahrt ſich gegen eine von
der Staatsanwalſchaft etwa damit beabſichtigte Erweiterung der Anklage.
Im Plädoher betont der Staatsanwalt das Zuſammenwirken
bei=
der Angeklagten, Fleiſchers im eigenen und Schultes aus Geldintereſſe.
Nach einem beſtimmten, wohlvorbereiteten Plan hätten beide Angeklagte
einen Feldzug eröffnet und die Eingaben an eine Reihe von Behörden
geleitet, um im Scheidungsprozeſſe der Ehefrau Fleiſcher der
Wider=
klage des Ehemanns zum Sieg zu verhelfen. Man ſei in den
ergriffe=
nen Mitteln nicht wähleriſch geweſen.
Im Verfolg der Begründung der Anklage weiſt der Staatsanwalt
nach, daß nach dem ausgearbeiteten Plan Schulte ſeinem Treiben die
Krone aufgeſetzt habe, indem er beim Amtsgericht Langen als Zeuge
beſchworen habe, daß ein in der Sache vielgenannter Zeuge ihm
gegen=
über zugeſtanden habe, daß er gelegentlich eines ſonntäglichen Ausflugs
mit der Ehefrau Fleiſcher Verkehr gehabt habe. In Langen ſei ſo von
Schulte ein glatter, wiſſentlicher Meineid geleiſtet worden. Das ganze
Komplott ſei von Schulte zuerſt ausgegangen, er ſei der Anſtiftung zum
Meineid überführt, wolle man dieſe nicht als vorliegend erachten, ſo
käme 8 49a St. G.B. zur Amwendung.
Der Staatsanwalt geht im weiteren zur Charakteriſierung
Flei=
ſchers über, derſelbe ſei nicht einfach während der Ehe „
nebenhinaus=
gegangen”, er habe vielmehr in Berlin Beziehungen ernſthafter Natur
mit einem Mädchen aus der Provinz anzuknüpfen verſucht (die nur an
der richtigen Einſtellung des in Ausſicht genommenen Schwiegervaters
geſcheitert ſind. Anm. der Schriftleitung.), in Landsberg es ſpäter aber
noch toller getrieben.
Bei Beſprechung des Strafmaßes weiſt bezüglich des Meineids des
Schulte der Staatsanwalt auf die Gemeingefährlichkeit des
gekennzeich=
neten Treibens im allgemeinen und im vorliegenden Falle im
beſon=
deren hin. Wegen des Meineids des Schulte wird auf eine
Zuchthaus=
ſtrafe von 3 Jahren angetragen, bezüglich der Anſtiftung zum Meineid
durch Fleiſcher enthält ſich der Staatsanwalt eines beſtimmten
Straf=
antrags, wegen der wiſſentlich falſchen Anſchuldigungen werden 10 und
6 Monate Gefängnis für angemeſſen gehalten.
Der Verteidiger des Schulte beginnt mit der Betonung der
Schwie=
rigkeiten der Wahrheitsfindung in einem Prozeſſe, wo Menſchen über
Menſchen zu urteilen berufen ſeien; er ſchildert „das Labyrinth der
geſtrigon Hauptverhandlung‟. Das Langener Zeugenprotokoll des
Schulte ſei dürftig, es ſei vom Gerichtsſchreiber aufgenommen und dann
vor dem Richter vorgeleſen worden; das Protokoll ſei für die Zwecke
des Wiesbadener Scheidungsprozeſſes wohl genügend geweſen, nicht aber
könne es genügen, wenn vor dem Schwurgericht wegen Meineids gegen
Schulte verhandelt werde. Ueber den Vorfall gelegentlich des
Wald=
ſpaziergangs könnten nur 3 Perſonen Auskunft geben, von denen eine
hinſichtlich ihrer Glaubwürdigkeit völlig ausſcheide.
Schulte gehöre zu den ſogenannten „Deklafſierten der Geſellſchaft”,
er ſei hochgradiger Pfychopath, er ſei ein ſenſationslüſterner
Schau=
ſpieler, der ſich gern in das Gewand der Komödianten hülle, und darauf
aus, in allen Lebensverhältniſſen eine Rolle zu ſpielen. Der Verteidiger
erörtert im Anſchluß eingehend das Vorleben ſeines Klienten. Mit dem
an die Scholle gebundenen Berufe der Eltern beginnend, habe er bergab
in dem Café in Kelſterbach geendet als ein zuſammengebrochener Menſch
von 54 Jahren. Mit dem vielgenannten Zeugen habe Schulte ſich über
Sexualdinge unterhalten. Das Café ſei eine Kuppeleigelegenheit
ge=
weſen, dort hätten Pärchen aus Frankfurt Südweine getrunken, fern
von jeder Beläſtigung. Beziehungen zum weiblichen Geſchlecht ſeein
dort auch noch von anderen angeknüpft, und das Treiben auch noch
fort=
geſetzt worden, als die an das Café anſtehende Wohnung beſchlagnahmt
worden ſei. Das Café ſei immer eine Stätte für Intimitäten geweſen.
Schulte habe nach der Darſtellung des vielgenannten Zeugen, der mit dem
Ehebruch renommiert habe, deſſen Angaben für wahr gehalten. Schulte
ſei der Privatdetektiv geweſen, der ſich dem Ehemann Fleiſcher
ange=
tragen habe. Der Schauſpieler habe die Rolle, die er ſpielte, auch
ge=
ſchäftlich ausnützen wollen. An dem Meineid ſei nichts und Schilte
habe keinen ſolchen geſchvoren. Die Wahrheit ſei nicht zu finden, die
Wage ſchwanke und Schulte ſei deshalb wegen Meineids freizuſprechen.
Auch bei der angeklagten wiſſentlich falſchen Anſchuldigung müſſe die
pſychopathiſche Einſtellung Schultes berückſichtigt werden. In gleicher
Weiſe müſſe ſeine Haltung in der Betrugsaffäre bewertet werden. Es
wird in allen Anblagepunkten Freiſprechung erbeten.
Der Verteidiger des Fleiſcher betont, der Staatsanwalt operiere
hinſichtlich der Anſtiftung zum Meineid oder Aufforderung nach 8 497
St. G.B.) nur mit zwei Möglichkeiten, aber nur Beweiſe könnten zu
einer Verurteilung ausreichen. Fleiſcher ſei wahrheitsliebend, habe ſich
an die ihm angegebenen Adreſſen um Material gewendet, von Anſtiftung
zum Meineid ſei nichts nachgewieſen, die Anklage ins Waſſer gefallen,
Die Anzeigen Fleiſchers ſeien nicht wider beſſeres Wiſſen erfolgt,
dieſer habe an die Wahrheit ſeiner Angaben geglaubt.
Das Urteil erkennt gegen Schulte wegen fahrläſſigen
Falſch=
eides und Betrugsverſuchs auf 1 Jahr Gefängnis, abzüglich
abzüiglich 3 Monate Unterſuchungshaft, gegen Fleiſcher wegen
wiſſent=
lich falſcher Anſchuldigung in einem Falle auf 6 Monate
Gefäng=
nis, abzüglich 2 Monate Unterſuchungshaft; im übrigen ergeht
Freiſprechung. Der gegen Fleiſcher erlaſſene Haftbefehl wird
aufgehoben.
Das Gericht hat der Verteidigung Schultes darin beigeſtimmt, daß
dieſer ein Phantaſt iſt und aufbauſcht und übertreibt. Bei
gewiſſen=
hafter Prüfung hätte er nicht ſo, wie geſchehen, unter Eid ausſagen
dürfen.
WELTSPARTAG
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 23. Oktober. Speiſekartoffeln
5—6 Pf.., Salatkartoffeln 5, Stangenbohnen 40, Gelbe Bohnen 40,
Blumenkohl 30—130, Römiſchkohl 10, Noſenkohl 40, Wirſing 6—8, W.
iß=
kraut 3—6, Rotkraut 10—15, Kohlrabi (oberirdiſche) 10, (unterirdiſche)
10 Pf., Spinat 18—20, Erbſen 60, Tomaten 2—25, Zwiebeln 10,
Gelbe Rüben 6—8, Rote Rüben 8—10, Weiße Rüben 8—10,
Schwarz=
wurzeln 45—50, Kopfſalat 8—12. Feldſalat 80, Endivien 8—15,
Salat=
gurken 30—40, Radieschen (Bündel) 5, Rettiche 5—10, Meerrettich 100,
Sellerie 10—40 Pf. Eßäpfel 20—30, Fall= und Kochäpfel 15—2,
Eß=
birnen 10—25, Kochbirnen 8—15, Trauben 50—55. Quitten 25—30,
Bananen 50—60, Zitronen 4—10, Nüſſe 55—60 Pf. Schwein fleiſch
132—150, Kalbfleiſch 120, Rindfleiſch 80—110, Hackfleiſch 80—140,
Haus=
macher Wurſt 80—220 Geflügel 120—180 Pf. Süßrahmbutter 220,
Landbutter 190—200. Eier 15—16, Handkäſe 5—15, Schmierkäſe 1 Pfd.
30—35 Pf.
* Eberſtadt, 23. Okt. Arbeitsmarkt. Die Arbeitsmarktlage
hat in den letzten Tagen wieder eine Verſtärkung erfahren. Die Zahl
der hieſigen Arbeitsloſen beträgt weit über 400. Eine Beſſerung iſt
noch nicht abzuſehen.
— Spachbrücken, 23. Oktober. Nachdem eine Reihe von Gemeinden
des vorderen Odenwaldes die Schmerzen der Feldbereinigung bereits
verwunden hat, iſt nun auch für die Gemarkung Spachbrücken das
Bereinigungsverfahren eingeleitet worden. Nächſten Montag, den
25. Oktober, findet die Wahl der Kommiſſionen ſtatt, zu der jeder
Grundeigentümer ſtimmberechtigt iſt. Eine am letzten Sonntag
ſtatt=
gehabte, ſtark beſuchte öffentliche Verſammlung hat mit großer
Stim=
menmehrheit folgende Perſonen in Vorſchlag gebracht: a) als
ordent=
liche Kommiſſionsmitglieder: 1. Karl Dintelmann 3., 2. Johann Gg.
Klock; b) als deren Stellvertreter: 1. Konrad Illert 9. 2. Johannes
Philipp Mayer. Es wird jedem Wähler dringend empfohlen, ſür die
Vorgeſchlagenen zu ſtimmen, damit eine gültige Wahl zuſtandekommt.
Wenn ſich nämlich keine Mehrheit ergibt, ſo wird die Kommiſſion
von dem Feldbereinigungskommiſſar beſtellt.
Ober=Ramſtadt, 23. Okt. Die Reichsjugendwettkämpfe, die in
die=
ſem Jahre erſtmals hier ſtattfanden, zeitigten ein ſehr ſchönes Reſultat.
Wurden doch von 70 Schülern der beiden oberen Knabenklaſſen 21 mit
Preiſen bedacht.
König, 23. Okt. Die Ortsgruppe König des „Volksbundes fün
Deutſche Kriegergräberfürſorge” veranſtaltete im Saale des
Gemeinde=
hauſes einen Lichtbildervortrag über „Kriegergräberfürſorge im
Aus=
lande‟. Die Lichtbilderſerie hatte der Bundesvorſtand des Volksbundes
in Berlin entgegenkommenderweiſe zur Verſügung geſtellt. Die
Licht=
bilder, von großer Schönheit und überraſchender Klarheit, fanden
un=
eingeſchränkten Beifall. Gedichtvorträge und muſikaliſche Darbietungen
(Harmonium in Begleitung von Geige und Zither) umrahmten den
Vortrag in glücklicher Weiſe. Der Beſuch des Abends hätte beſſer ſein
können. In vielen Kreiſen, namentlich auf dem Lande, fehlt leidar
noch immer vielfach das Intereſſe für die Beſtrebungen des
Volks=
bundes für Deutſche Kriegergräberfürſorge; doch dürften
Wiederholun=
gen ſolcher Lichtbildervorträge dem Volksbunde bald neue Freunde und
Mitglieder zuführen.
Groß Gerau, 23. Okt. Schon wieder im Kreisamt
eingebrochen. Nachdem ſchon am vergangenen Samstag
Ein=
brecher einen Einbruch in das hieſige Kreisamt verübt hatten, wurde in
der letzten Nacht abermals ein Einbruch im Kreisamtsgebäude
ver=
übt. Die Diebe ſind wie kürzlich durch den Hof in das Gebäude
einge=
drungen und haben insbeſondere das Zimmer des Bürovorſtehers
durch=
ſucht. Der große Kaſſenſchrank wurde erbrochen. Die Diebe konnten
ſedoch kein Bargeld vorfinden. Gleichzeitig wurde im Paßbüro und im
Kreiswohlfahrtsamt ein Einbruch verſucht. Eine eingehende polizeiliche
Unterſuchung iſt eingeleitet. — Eine Hochflut von
Bewer=
bungsſchreiben um den hieſigen Bürgermeiſterpoſten macht ſich
von Tag zu Tag mehr geltend. Bis zum Schlußtag des Meldetermins
waren mehr als 225 Bewerbungen eingelaufen. — Die
Zuckerrüben=
kampagne beginnt nächſte Woche.
Briefkaſien.
R. A. Darmſtadt. Nein, nicht zu jeder Zeit, Sonntags überhaupt
nicht. Eine Oeffnung kann nur verlangt werden, wann und inſolange
der Trockenboden zum Aufhängen und Trocknen der Wäſche benutzt
wird. Darüber wird am beſten eine vom Hausbeſitzer zu erlaſſende
Hausordnung Beſtimmungen treffen und ſo eine ordnungsmäßige
Rege=
lung dieſer Benutzung herbeiſühren.
M. hier. Sie ſind an den Vertrag gebunden, ein Rücktritt vom
Vertrage iſt nur in ganz vereinzelten Fällen geſtattet. Anders wäre
die Sache, wenn Sie ſich den Rücktritt vom Vertrage ausdrücklich
vor=
behalten hätten. Treu und Glauben im Rechtsverkehr erfordert es, daß
Sie den geſchloſſenen Vertrag erfüllen. Sind Sie hierzu außer Stande,
ſo müſſen Sie ſich mit dem anderen Vertragsteil in Güte zu einigen
ſuchen.
Reichswehrfreund in G. Zu 1 an das betr. Regiment, das auch die
Fragen 2, 3 und 4 beantworten wird.
W. G. Die geſtellten Fragen kann nur ein Anwalt nach
Kemnt=
nis der einſchlägigen Verhältniſſe beantworten.
H. H. 90. 1. Wenden Sie ſich an das Verſorgungsamt (
Eſcholl=
brücker Straße). 2. Die Beantwortung dieſer Frage hängt von der
günſtigen Erledigung der erſten Frage ab.
L. hier. Nein. Es handelt ſich im vorliegenden Falle nicht um eine
Freimachung im Sinne der von der Stadtverwaltung geſtellten
Be=
dingungen, ſondern um ein tauſchartiges Verhältnis.
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Frankfurt.
Montag. 25. Okt. 3.30: Stunde der Jugend: Aus dem
Leben und Weben in der Natur: „Das Geheimnis des
Haſel=
buſches” (Löns). Vortrag K. Stricker. O 4.30: Hausorch. Blasmuſik.
O 5.45: Leſeſtunde: „Synnöve Solbakken”, von Björnſon. O 6.15:
Beamtenfortbildungskurſus: Vortrag Dr. Neumark. O 7: Engliſch.
.30: Uebertragung aus dem großen Saal des Saalbaues:
Zweites Montagskonzert des Frank urter Orcheſtervereins. Reger:
Nielſen: Violinkonzert
Sinfoniſcher Prolog zum erſten Male). —
(zum erſten Male). — Mozart: Sinfonie in D=Dur. Muſik. Leit.:
Generalmuſikdirektor Prof, Wendel. Soliſt: Emil Telmanyi (Violine).
Anſchließend: Neue Schallpatten.
Stuttgart.
Montag, 25. Okt. 4: Aus dem Reiche der Frau. (F Eugenie
Sauter=Kindler). O 4.15: Konzert. O 6.15: Prof. Dr. Zerweyen:
Poſitive Menſchen. O 6.45: Hofrat Dr. Pfizenmayer:
Mammut=
leben und Urwaldmenſchen in Nordoſt=Sibirien. O 7.15:
Bekannt=
gabe der Beſetzung. O 7.3
Uebertr. v. d. Staatsoper Berlin:
„Martha” oder Der Markt zu Richmond”. Oper in vier Akten
von Fr. von Flotow. — Anſchl.: Bruno Schoenfeld ſpricht die
Novelle „Die drei gerechten Kammacher” von Gottfried Keller,
Berlin.
Montag, 25. Okt. 4: Dorothee Goebler: „Die enge Wohnung
auch ein Heim”. O 4.30: Storm: Poſthuma. Wenn die Aepfel
reif ſind. Gel. von Adele Proesler. O 5: Funkkapelle. Lincke:
Ballett=Ouv. —
fucik: Traumideale. — Goldmark: Fant. „Das
Heimchen am Herd‟. — Debuſſy: Arabesque.
Ponchielli:
Stun=
dentanz aus „Gioconda” — Urbach: Ein Melodientraum, Potp.
Eilenberg: Die Huſaren kommen. O 6.45: Dr. med. Benjamin,
Newyork: „Der Kampf der Medizin gegen die Beſchwerden des
Alterns”. S 7.15: Perſonenverzeichnis und Inhaltsangabe zu der
Uebertr. aus der Staatsoper. O 7.30: „Martha”. Oper von
Flotow. O 10.30: Tanz=Orcheſter Ette
Königswuſterhauſen. Montag, 25. Oktober, 2.30: Frau
Kreu=
zer=Lampe: Schlachten im Landhaushalt. O. 3: Stud.=Rat Friebel:
Engliſch für Anfänger. O 3.30: Derſelbe: Engliſch für
Fortgeſchrit=
tene. O 4: Dr. Behrend: Organiſatoriſche Auswirkungen des
Arbeitsunterrichtes in den höheren Schulen. O 4.30: Dr. Klopfer
und Ruth Künkel: Der 11jährige Wolf hat verſchiedene Male Geld
aus der Taſche ſeiner Mutter genommen. O. 5: E. Nebermann:
Schach für Anfänger. O. 6: Prof. Fingerling: Neuzeitliche
Grün=
futterkonſervierung. O 6.30: Wieg und Katthain: Die Buchführung
ür Kleingewerbetreibende. O 7: Dr. Heinitz: Die Muſik der
Japaner. O 7.30: Reg.=Rat Dr. Krammer: Die Erneuerung der
Deutſchen durch die Kunſt. O 8: Uebertr. aus Berlin: „Martha”.
Tageskalender für Montag, den 25. Oktober 1926.
Landestheater, Großes Haus, abends 8 Uhr: Zweites Konzert der
Städt. Akademie. — Kleines Haus, um 5 und 8 Uhr: Der neue
Kulturfilm der Uufa: „Auf Tierfang in Abeſſinien.”
— Orpheum:
abends 8 Uhr: Internationales Varieté. — Schloß=Café: Konzert. —
Café Rheingold: Konzert und Tanz. — Weinhaus Weißer Turn
Konzert und Tanz. — Hotel Schmitz: Unterhaltungsmuſik. — Konzert=
Saal Perkeo, abends 8 Uhr: Humoriſtiſches Konzert. — Münchner
Hofbrän (Hotel Darmſtädter Hof): Oktoberfeſt. — Meenzer Müller, in
der Ludwigshalle: Konzert. — Städt. Akademie für Tonkunſt:
Ein=
ladung zum 2. Konzert, abends 8 Uhr, im Großen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. — Kinovorſtellungen: Umion=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele.
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nach ſchwerem, geduldig ertragenem Leſden im Alter
von 54 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
In tiefer Trauer:
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Die Beiſetzung findet am Dienstag, 26. Oktober,
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K
Ke
Die Berbandsſpiele im Rheinbezirk.
Ohne Zweifel iſt für den V. f. R. Mannheim der V. f. L.
Neckarau in den Verbandsſpielen faſt immer der ſtärkſte Gegner,
und wenn man dabei noch das Pech hat, bei völlig
aufgeweich=
tem Boden zu ſpielen, ſo iſt der 2:1=Sieg der Neckarauer gar
nicht ſo unerklärlich. Waldhof brachte mit einem 4:2=Sieg die
Punkte aus Pirmaſens mit. Sandhofen und Phönix
Ludwigs=
hafen ſetzten der ſchlechten Witterung halber nochmals aus
03 Ludwigshafen ſiegte mit 3:0 über Phönix Mannheim
und S. V. Darmſtadt mit einem 5:3=Reſultat, über den F. V.
Speher.
Spiele
Tore
Punkte
Mannheim Waldhof.
23:7
10
S. V. Darmſtadt 98 „
V. f. L. Neckarau . .
V. f. R. Mannheim . .
Phönig Ludwigshafen
0.3 Ludwigshafen . .
F. C. Pirmaſens . . .
Sp. Vg. Sandhofen .
F. V. Speyer ...."
Phönix Mannheim".
17:10
19:9
15:7
11:8
10:18
7:10
7:13
9:21
7:22
1
Sportverein Darmſtadt 98—F. V. Speyer 5:3 (1:2).
Wie am vergangenen Sonntag: Ein mehr als langweiliger
Bindfadenregen. Grau in grau die ganze Anlage am
Böllen=
falltor. Und trotzdem ein durchaus ſpielfähiger Boden, der nur
vor beiden Toren in eine Schlammſchicht umgewandelt war. Und
trotz dieſes miſerablen Wetters waren nahezu 1000 Zuſchauer
er=
ſchienen, deren an und für ſich ſchon verärgerte Stimmung noch
geſteigert wurde, als Speyer mit 2 Toren Vorſprung ein bitteres
Ende für Darmſtadt befürchten ließ.
Wie dies kam? Nun, die Pfälzer erfüllten all das, was man
ſchon in der Vorſchau auf ihre Guthabenſeite gebucht hatte: ſtarke
Verteidigung und ein Sturm, deſſen Durchbruchstaktik unter der
Führung von Bös ſehr gefährlich war. Trotzdem begann unter
zvohl dauernder techniſcher Ueberlegenheit von Darmſtadt das
Spiel. Die Darmſtädter hatten eine Unmaſſe Torchancen, ohne
jedoch in Führung gehen zu können. Spehers Torwächter zeigte
ſich von der beſten Seite; und kam er mal nicht zum Eingreifen,
dann gingen die Bälle knapp ins Aus. Als Speyer zu ſeinem
erſten geſchloſſenen Angriff kam, hieß es 1:0. Lag jemals klarer
zutage, daß hier nur ein Fehler der Verteidigung die Schuld
trug, die ſekundenlang brauchte, um ſich auf ein Angreifen der
gegneriſchen Stürmer beſinnen zu können? Nicht lange ſpäter
hieß es 2:0. Wieder hatte man ein wichtiges Abdecken für
un=
nötig gehalten; die Speyrer Stürmer, flink wie ſie waren, nutzten
es geſchickt aus. Die Tribüne klatſchte vernehmlich laut Beifall,
mehr aus Aerger über die Mißerfolge der Einheimiſchen als aus
Anerkennung der Leiſtung der Gäſte. Die „Maſſe Menſch”, wie
ſie ſich nun mal darſtellt! denn wenige Minuten ſpäter waren
die ganzen Sympathien wieder bei der eigenen Mannſchaft, als
Wenner I durch Bombenſchuß ein Tor aufholte und die Hoffnung
zum Siege wiedererſtehen ließ. Mit 1:2 wechſelte man die Seiten.
Schon kurz nach Wiederbeginn erzielt Darmſtadt durch
Müllmerſtadt den Ausgleich. Die Speyrer glaubten die
Torent=
ſcheidung des Herrn Schmitt aus Aſchafſenburg, der ſich als
energiſcher und guter Schiedsrichter erwies, anfechten zu können,
ohne damit Erfolg zu haben. Speyer ließ ſich nicht einſchüchtern.
Es ſetzte die Darmſtädter Hintermannſchaft mehr in Verwirrung
als dies die Kombinationsmaſchine eines V. f. R.=Angriffs
ver=
mag. Trotzdem konnte es nicht vermeiden, daß Tacaſz durch
Kopfball einen gut getretenen Eckball — wie einſt im Mai —
ver=
wandelte. Doch noch mal kam der Pfälzer Kampfgeiſt zu Wort,
als ſchon ½ Minute ſpäter auf einen Strafſtoß Speyer zum
Aus=
gleich kam. Von jetzt ab beherrſchte Darmſtadt das Spiel
voll=
ſtändig, ſo daß endlich durch ein Tor von Geyer und einen
Strafſtoß von Wenner II, der jedoch nur mit Hilfe der
gegne=
riſchen Verteidigung das Tor fand, der Sieg ſichergeſtellt werden
konnte. Allerdings hätte es anders kommen können: Bei einem
Rückſtand mit 2 Toren in einem Verbandsſpiel zum Schluß doch
noch zu gewinnen, gehört zu den Seltenheiten.
V. f. R. Mannheim-V. f. L. Neckarau 1:2 (1:2).
Der V. f. R. Mannheim trat heute in ſtärkſter Auftellung
(mit Grünauer früher Phönix Ludwigshafen) gegen den V. f. L.
Neckarau an, der ſeinerſeits zwei Spieler erſetzen mußte. Die
Bodenverhältniſſe waren ſehr ungünſtig, ſo daß der V. f. R.
Mannheim mit ſeinem engmaſchigen Kombinationsſpiel, ſich
gegen die wuchtige und raumgreifende Spielweiſe der Neckarauer
nicht durchſetzen konnte. Trotzdem ging der Meiſter in der 6.
Minute in Führung. Aber die Neckarauer griffen weit ihrem
bekannten Elan an und hatten ſchon in der 10. Mniute durch ihren
vorzüglich ſpielenden Mittelläufer Gaſt den Ausgleich errungen.
Bereits in der 15. Minute ſtellte Zeilfelder mit einem prächtigen
Kopfſtoß das Reſultat auf 2:1 zugunſten der Neckarauer. Nach
der Pauſe verſtärkten die Vorſtädter die Hintermannſchaft, ſo daß
der Meiſter im Felde einige Ueberlegenheit zeigen konnte, vor
dem Tore ergingen ſich die Innenſtürmer des V. f. R. aber viel
zu ſehr in Trippeln, ſo daß die Neckarauer Hintermannſchaft ſtets
noch zur rechten Zeit klären konnte und ſomit jeden weiteren
Er=
folg der Mannheimer verhinderte. Schiedsrichter Sackenreuther=
Fürth ſehr gut.
S. V. Mannheim=Waldhof—F. C. Pirmaſens 4:2 (2:0).
der S. V. Mannheim=Waldhof beſtand heute ſehr gut die
ſchwierige Probe in Pirmaſens, und nach den gezeigten Leiſtungen
der Waldhöfer darf man dieſe auch bis in die Schlußrunde an
vorderſter Stelle der Tabelle erwarten. Waldhof kam in feinem
Flachpaß immer wieder vor das Pirmaſenſer Tor und konnte bis
zur Pauſe durch Brückl und Decker zweimal erfolgreich ſein. Nach
dem Seitenwechſel erhöhte Decker auf 3:0. Die etwas leichtſinnig
werdende Waldhöſer Hintermannſchaft beachtete in dieſer
Spiel=
phaſe den gefürchteten Torſchützen Babo nicht, und ſchon hatte
dieſer zwei Tore aufgeholt. Doch Decker ſchaffte kurz vor Schluß
ourch einen vierten Erfolg die alte Tordifferenz.
03 Ludwigshafen-Phönix Mannheim 3:0 (1:0).
Der Kampf bot wenig Intereſſantes, da Ludwigshafen das
Spiel ſtets in der Hand hatte. Bei leichter Ueberlegenheit
ver=
ſchafften ſich die Ludwigshafener ein Tor Vorſprung vor der
Pauſe. Nach Seitenwechſel lagen ſie dann noch häufiger im
An=
griff und konnten durch Schärer und Schreier noch zwei weitere
Tore erzielen.
V. f. Raſenſpiele Darmſtadt—Sportverein Gr.=Gerau 2:1 (0:1),
Bei andauerndem Regenwetter, das auch auf die
Bodenver=
hältniſſe im allgemeinen nicht ohne Einfluß blieb, traten die
V. f. R.ler als Gegner im 3. Verbandsſpiel Sportperein Gr.=
Gerau gegenüber. Für die V. f. R.=Mitglieder und Anhänger
war das Spiel ein Tag voller Spannung, Erwartung und
ban=
gen Fragen, ob denn die erſte Mannſchaft endlich einmal den
Er=
wartungen ihrer Anhänger gerecht werde, ob endlich einmal die
Mühen der jungen V. f. R.=Mannſchaft von Erfolg gekrönt ſein
werden. Und es war der Fall. Von dem Anſtoß weg erhiel
V. f. R. den Ball und zieht gleich vor das Gr.=Gerauer Tor,
Doch alle beſtgemeinten Schüſſe ſind eine Beute des guten
Tor=
wächters von Gr.=Gerqu. So geht es die erſte halbe Stunde
der Spielzeit durch. Kurz vor Halbzeit wird der Halbrechte von
Darmſtadt verletzt und wirkt zeitweiſe nur als Statiſt. In dieſer
Schwächeperiode erzielt Gr.=Gerau durch Durchbruch ſein Tor.
Damit geht es in die Halbzeit. Nach der Halbzeit ſtellt V. f. R.
vorteilhaft um und erzielt kurz nach Anfang der zweiten Halbzeit
durch Halblinks das Ausgleichstor. Nun drückt V. f. R.
be=
ängſtigend, denn gleich darauf erzielt der jugendliche Halbrechte
das Führungstor. V. f. R. war in der erſten Halbzeit mit den
Tücken des Platzes nicht ſo bekannt, doch nach der Halbzeit iſt
die Mannſchaft von einem Siegeswillen beſeelt, der ihr alle Ehre
macht. Gr.=Gerau kann zufrieden ſein, das Glück gehabt zu
haben, daß V. f. R. Schußpech hatte, denn ſonſt hätte das
Re=
ſultat wohl noch höher ausfallen können. Die geſamte
Mann=
ſchaft ſpielte trotz Verluſtes eines ihrer Beſten ſehr gut. Nur
ſo weiter, dann werden auch die anderen Spiele Punkte bringen,
und ich glaube, nicht zuviel auszuſprechen, daß wir in unſerer
Darmſtädter V. f. R.=Mannſchaft einen zweiten
Meiſterſchafts=
rivalen des Polizei=Sportvereins erſtehen ſehen werden. Glück
auf! — 2. Mannſchaft V. f. R.—2. Mannſchaft Gr.=Gerau: Spiel
kampflos gewonnen, da Gr.=Gerau den Schiedsrichter nicht
an=
erkannte.
Union=Darmſtadt—Sp. Cl. Olympia Lorſch 5:1 (4:1).
Die beiden Gegner, die ſich von jeher intereſſante Spiele
lieferten, trafen ſich geſtern bei ſchlechten Witterungs= und Platz
verhältniſſen auf der gerade noch beſpielbaren Rennbahn.
Von Anfang an geht Union mächtig ins Zeug, und kommr
gleich vor das Tor des Gegners. Einen Schuß Rückerts hält
der Tormann. Gleich darauf kann derſelbe Spieler durch eine
Flanke des Rechtsaußen den erſten Treffer für ſeinen Verein
buchen. Trotz der ſchlechten Platzverhältniſſe zeigt Union in der
rſten Halbzeit ein ſehr gutes Konibinationsſpiel und kann das
Spiel in den erſten 25 Minuten ſchon mit 4:1 für ſich entſcheiden.
Es gelingt dem Lorſcher Sturm wohl hie und da durchzubrechen,
aber alle Angriffe ſcheitern an dem aufmerkſamen Spiel der
Hintermannſchaft. Bis zum Schluß der 1. Halbzeit liegt Union
noch im Angriff, und mancher ſcharfe Schuß geht noch auf
das Tor.
In der zweiten Halbzeit iſt das Spiel zuerſt ausgeglichen,
aber immer mehr gewinnt Lorſch an Boden. Union ſcheint durch
ſeinen Generolgngriff in der erſten Halbzeit etwas müde, denn
Lorſch drängt immer mehr. Jedoch liefert die Hintermannſchaft
einſchl. der Außenläuſer heute ein großes Spiel und ſämtliche
Angriffe zerſchellen an ihrer guten Abwehr. In der Mitte der
zweiten Halbzeit vermag Union das Reſultat noch auf 5:1 zu
verbeſſern. Noch weiterhin ſpielt Lorſch überlegen, aber auch
Bopp im Uniontor ſteht ſeinen Mann und ſelbſt die gefährlichſten
Bälle weiß er zu meiſtern. So blieb es bis zum Schlußpfiff.
Union führte in der erſten Halbzeit ein ſchönes
Kombina=
tionsſpiel vor, mußte ſich aber in der zweiten Halbzeit mehr und
mehr auf Abwehr einſtellen. Der Sturm kam nur noch in ein=
zelnen Durchbrüchen vor. In der Unionmannſchaft leiſtete jeder
ſein Möglichſtes, nur hatte Darmſtädter gegen Lorbacher einen
ſchweren Stand. Bei Lorſch fiel der Mittelläuſer durch ſeine
vor=
zügliche Spielweiſe auf. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Neu=
Iſenburg, konnte gefallen.
Fußballſportverein 1911 Michelſtadt I.—Polizei=Sportverein
Darmſtadt I. 0:12 (0;6).
Zum 3. Verbandstreffen traten ſich obige Mannſchaften
geſtern nachmittag ½3 Uhr in Michelſtadt gegenüber. Schon lange
war man auf dieſes Spiel geſpannt, zumal die beiden
Mann=
ſchaften ſich aus den vorjährigen Meiſterſchaftskämpfen in der
B=Klaſſe genau kannten. Michelſtadt, das beide Spiele ſeinerzeit
verlor, hoffte nun diesmal, als Sieger aus dem Rennen
hervor=
zugehen. Erſtens kommt es anders, zweitens als man denkt.
Leider hatten die Michelſtädter das Pech, die Poliziſten in Hoch=
form anzutreffen. Es war einfach eine Luſt, die Polizei ſpielen
zu ſehen, alles wie aus einem Guß. Beſonders zeichnete ſich gegen
die letzten Spiele der geſamte Sturm durch Schußfreudigkeit aus.
Die Michelſtädter Mannſchaft war ſehr eifrig, aber an der
Spiel=
weiſe der Poliziſten ſcheiterte auch der beſtgemeinte Verſuch.
Schiedsrichter Herr Grohe aus Frankfurt a. M. war dem Spiel
ein korrekter Leiter.
Bezirk Rheinheſſen/Saar.
Der Sonntag brachte recht große Ueberraſchungen. F. S. V.
Mainz 05, der geheime Tip für die Meiſterſchaft, mußte von dem
Neuling Alemannia Worms eine ganz unerwartete 4:1
Nieder=
lage hinnehmen, und dadurch von der Tabellenſpitze abtreten, die
nun wieder Wormatia Worms inne hat nach ſeinem
Unent=
ſchieden (0:0) gegen S. V. Wiesbaden. Boruſſia Neunkirchen
ließ ſich von F. V. Saarbrücken trotz überlegenen Spiels knapp
mit 2:1 ſchlagen.
Saar Saarbrücken rückt mächtig auf mit
ſeinem neuerlichen 1:0=Sieg über Haſſia Bingen. Der 5:0 Sieg
der Idarer auf eigenem Gelände über Eintracht Trier iſt als
dem Stärkeverhältnis entſprechend und ſomit für normal
anzu=
ſprechen.
Tore
Spiele
Punkte
Wormatia Worms .
24:6
F. Sp. V. Mainz 05 . . .
11
17.9
S V. Wiesbaden . .
14:5
S. C. Saarbrücken 05 . .
9
12:17
F. V. Saarbrücken . . ."
19:11
20.19
Boruſſia Neunkirchen . .
16:15
1. F. C. Jdar ......
9:9
Alemannia Worms . . .
4:17
Haſſia Bingen . ...
Eintracht Trier ....
2
5:32
8
Wormatia Worms—S. V. Wiesbaden 0:0.
Auf völlig aufgeweichtem Boden und bei ſtrömendem Regen
bot die Begegnung beider Mannſchaften den etwa 1500
Zu=
ſchauern wenig Intereſſantes, dazu war noch das Spiel recht hart,
ja bisweilen unfair. Wiesbaden trat ohne die beiden Brüder
Riſcher an, die aber vollwertig erſetzt waren. Während vor der
Pauſe das Spiel ziemlich ausgeglichen war, lag nach
Seiten=
wechſel Wormatia ſtark im Angriff, ohne jedoch einen Erfolg
er=
ringen zu können. Als Mannſchaftsganzes bot Wormatia die
weit beſſere Leiſtung und hätte auch den Sieg verdient, doch
ver=
mochte die Wiesbadener Hintermannſchaft ſtets die durch den
ſchlechten Boden erſchwerten Kombinationszüge der Wormſer zu
unterbinden.
Mainz 05—Alemannia Worms 1:4 (1:1).
Daß die führenden Mainzer auf eigenem Platz von
Aleman=
nia Worms eine ſo hohe Niederlage hinnehmen mußten, war
mehr als eine Ueberraſchung. Die beiden Mannſchaften waren
komplett, der völlig aufgeweichte Boden behinderte das Spiel
außerordentlich. Die leichteren Wormſer fanden ſich mit den
Bodenverhältniſſen viel beſſer ab und konnten das Spiel,
be=
ſonders in der 2. Hälfte, immer etwvas überlegen geſtalten.
Mainz ging in der 26. Minute durch Lipponer in Führung, der
Mittelſtürmer von Worms glich 10 Minuten vor Schluß der
Halbzeit aus. Gegen Schluß der 2. Halbzeit ſchied der linke
Ver=
teidiger von Mainz, Breithart, wegen einer Verletzung aus und
die ſo gehandicapten Mainzer mußten ſich noch in den letzten
Minuten drei Tore gefallen laſſen, darunter ein Selbſttor des
linken Läufers. Der Schiedsrichter Burghardt=Karlsruhe
be=
friedigte.
F. V. Saarbrücken-Boruſſia Neunkirchen 2:1 (2:0).
Unter Anſpannung aller Kräfte gelang es heute dem F. C.
Saarbrücken, einen hart erkämpften Sieg über die zuletzt ſtark
aufgekommenen Boruſſen zu erringen. Saarbrücken legte ſofort
mit unheimlichem Tempo los und konnte in kurzen Abſtänden
zwei Strafſtöße, die der rechte Boruſſenläufer verurſacht hatte,
verwandeln. Die Torſchützen waren Zeimet II und Walter.
Nach Seitenwechſel kamen die Boruſſen ſtark auf und Kaufmann
konnte durch Verwandlung eines Strafſtoßes ein Ter aufholen.
Trotz weiterem ſtarken Drängen blieb aber den oft
erfolgver=
ſprechenden Aktionen der Boruſſen ein weiterer Erfolg verſagt.
1. F. C. Idar—Eintracht Trier 5:0 (3:0).
In einem ſehr ungleichen Kampf ſtanden ſich beide
Mann=
ſchaften vor etwa 1000 Zuſchauern gegenüber. Idar hatte das
Spiel vollkommen in der Hand und ſiegte wie es wollte. Der
Torſchütze Keßler brachte ohne viel Mühe ſeine Mannſchaft mit
drei Toren ſchon vor der Pauſe in Führung. Nach
Seiten=
wechſel ſtets das gleiche Bild. Idar beherrſcht vollkommen das
Feld und kann durch Meng und abermals Keßler zwei weitere
Tore ſchießen, die ihm zu dem billigen Erfolg verhelfen.
Haſſia Bingen—Saar 05 Saarrbücken 0:1 (0:0).
Die beiden Mannſchaften, in der Spielſtärke etwa ebenbürtig,
lieferten ſich ein ausgeglichenes Spiel, das die glücklicheren
Saar=
länder gewannen. Das einzige Tor des Tages fiel nach der
Pauſe durch den Halblinken Müller nach ſchönem Durchſpiel auf
dem Flügel.
Mainbezirk.
Eintracht Frankfurt—SC. Rot=Weiß Frankſurt
FSV. Frankfurt—Hanau 93
.
Germania 94 Frankfurt—Union Niederrad
Viktoria Aſchaffenburg——V.f. 2. Neu=Iſenburg
Viktoria 94 Hanau—Offenbacher Kickers . .
Durch die Siege der Favorien in den geſtrigen Spielen hat
ſich die Tabelle nicht verändert. Lediglich die ſo gut geſtarteten
Leute dom SC. Not=Weiß haben durch ihre heutige Niederlage
gegen Eintracht etwas den Anſchluß an die dicht
zuſammen=
hänfende Spitzengruppe verloren. Union Niederrad hat ſich am
Seite 6
Montag, den 25. Oktober 1926
Nummer 296
den Kopf der zwveiten Gruppe vorgeſchoben, inſchaften mit 6:10 Punkten zuſammenlleben. der 4 Mann= Spiele Tore Punkte Offenbacher Kickers .. 8 14 F. S. V. Frankfurt . . 2:5. 13 Eintracht Frankfurt . . G
16:9 13 Rot Weiß Frankfurt . . 12.8 10 Inion Niederrad . . . 21:18 Germania 94 Frankfurt K. 13:17 6 V. f. L. Neu=Iſenburg . 12:15 6 Hanau 93
.. 10.13 Viktoria Aſchaffenburg . „ 10:25 Hanau 94 . .. * 4:19 3
Bezirk Württemberg=Baden.
2:0),
V.f.N. Heilbronn—SC. Freiburg
FC. Freiburg—SC. Stuttgart
. 1:1,
Sporifreunde Stuttgart-Phönix Karlsruhe . . . 2:2.
Karlsruher FV.—V.f. B. Stuttgart
... 1:0,
Stuttgarter Kickers—Union Böckingen
4:2.
..
Der Karlsruher F.V. hat durch ſeinen Sieg über den
Tabel=
lenführer bewieſen, daß er wieder in ſeine vorjährige Form
ge=
kommen iſt. Den Leuten aus dem Muſterländle iſt es damit
gelungen, bis auf einen Punkt an den ſo ſicher Führenden V.f.B.
Stuitgart heranzukommen, während der SC. Stuitgart durch
ſein linentſchieden gegen den Freiburger FC. nicht ganz zu
fol=
gen vermochte. Die übrigen Spiele brachten kein= ſonderlichen
Ueberraſchungen
Punkte
Tore
Spiele
18:10
11
V. f. B. Stuttgart . ...
10
21:6
Karlsruher F. V. . . . . .
10:12
Kickers Stuttgart . .
14 13
S. C. Stuttgart . . . ..
7
15:7
V. f.R. Heilbronn . . ..
8:11
Phönix Karlsruhe . . . .
12:14
1. F. C. Freiburg ... . .
10:12
Union Böckingen ....
8:14
S. C. Freiburg .
2
9:22
Sportfreunde Stuttgart.
Bezirk Bayern.
2:2 . 0:5, V.f.N. Fürth—Sp. Vg. Fürth
München 1860—1. FC. Nürnberg . . . . 1:3
FC. Fürth-Bayern München
ASV. Nürnberg—Schwaben Augsburg . .. 7:2
1. FC. Bayreuth—Wacker München .. . . . . . . . 2:2.
Obwohl die äußeren Verhältniſſe dieſes Sonntags
entſchie=
den weniger normal waren, als am vorigen Sonntag, gab es
doch weniger Ueberraſchungen. Unerwartet kamen eigentlich
nur die 2:2 Ergebniſſe der SpVg. Fürth gegen V.f.R. Fürth und
von Wacker München gegen 1. FC. Bayreuth. Der 1. FC.
Nürn=
berg behauptete ſeine dominierende Stelbung durch einen glatten
3:1=Sieg über die Münchener Löwen. Bayern München kam mit
ſeinem Lokalrivalen 1860 durch einen 5:G=Erfolg über FC. Fürth
auf gleiche Punktzahl und ASV. Nürnberg hielt ſich dank ſeines
7:2=Triumphes über die Augsburger Schwaben in gefährlicher
Nähe des führenden 1. FC. Nürnberg.
41:9 Punkte
15 Sp. Vg. Fürth . .. .. 19:12 11 A. S. V. Nürnberg . . . . 28:18 10 1860 München . . . . . 24:14 Bayern München . . . . 17:8 Wacker München . . . . 12:12 5 V. f. R. Fürth ....." 1
24 Schwaben Augsburg . . 12:29 F. C. Fürth . .. . .. 10:27 1. F. C. Bayreuth . . . . 8 10:30 3
Tagung des D. F. B.=Vorſtandes in Berlin.
Der Vorſtand des Deutſchen Fußball=Bundes hielt am
Sonn=
tag in Berlin eine Tagung ab, die ſich mit einer Reihe von
aktu=
ellen Fragen befaßte. Den größten Teil der Beſprechungen
nahmen die Fragen in Anſpruch, die eine Vertiefung der
kultu=
rellen Aufgaben in Zuſammenhang mit der zeitlichen
Entwick=
lung der Leibesübungen darſtellen. Die Werbetätigkeit ſoll
zen=
traliſiert und nach den modernſten Geſichtspunkten ausgebaut
werden. Dem Bundesvorſtand ſollen Vorſchläge unterbreitet
werden, deren Endziel die Herausgabe einer Schüler=Werbeſchrift
iſt. Einen breiten Raum nahm die Frage der ſportärztlichen
Unterſuchung und Beaufſichtigung aller Aktiven des Bundes ein
Der D. F. B. iſt grundſätzlich zu finanziellen Opfern bereit, lehnt
aber mit aller Entſchiedenheit eine Entwickelung nach der
mate=
riellen Seite ab. Die im Städtetag aufgeworfene Frage der
Pachtverträge für kommunale Plätze ſoll Herr Linnemann, dem
die notwendigen Vollmachten erteilt wurden, erledigen. Zur
Entlaſtung der Geſchäftsſtelle wurde ein Ausſchuß gebildet, der
ſich aus Hinze=Duisburg, Rave=Hamburg und Blaſchke=Kiel
zu=
ſammenſetzt. Dem Bundestag wird eine Reihe von
Satzungs=
änderungen vorgeſchlagen werden, die eine Uebereinſtimmung mit
den internationalen Beſtimmungen bezwecken. In der Frage des
Profeſſionalismus hält der D. F. B. nach wie vor ſeinen
Stand=
punkt aufrecht und betont, daß er auch aus ethiſchen Gründen nie
eine andere Stellung einnehmen kann.
Beſtrafung der Sp. Vg. Fürth.
Die anläßlich der Rückſpielverpflichtung der beiden
Endſpiel=
geguer um die Deutſche Fußballmeiſterſchaft, Sp. Vg. Fürth und
Hertha=B. S. C. Berlin, entſtandenen Differenzen, die zum
Ab=
bruch der Verhandlungen ſeitens Fürth führten, wurden jetzt
vom D. F. B. erledigt. Die Sp. Vg. Fürth wurde mit einer
Geldſtrafe von 500 Mark belegt und muß der Hertha=Berlin die
Unkoſten, die ihr entſtanden ſind, zurückerſtatten.
Fußbalſ=Ergebniſſe.
Mitteldeutſchland.
Verbandsſpiele.
Nordweſtſachſen: V.f.B. Leipzig — Arminia Leipzig 3:2.
Olympia Germania Leipzig — Viktoria Leipzig 2:4. Eintracht
Leipzig — Sportfreunde Leipzig 1:3. Sp.Vg. Leipzig — T.u. B.
Leipzig 2:0. Fortuna Leipzig — Wacker Leipzig 4:2. Oſtſachſen
Drandenburg Dresden — B.C. Radebeul 7:1. Sp.Vg. Dresden
— Guts Muts Dresden 2:8. F. V. 06 Dresden — V.f.B.
Dres=
den 3:2. Dresdener S.C. — F.Geſ. 83 Dresden 2:0.
Mittel=
fachſen: Sturm Cemnitz — B.C. Chemnitz 2:5. National
Chem=
nitz — Harthau V.f.L. 1:3. Teutonia Chemnitz — V.f.B.
Chem=
nitz 2:1. Pol.=S.V. Chemnitz — Wacker Chemnitz 2:1.
Saale=
gau: V.f.L. Merſeburg — Sportfreunde Halle 3:2. Halle 98
Voruſſia Halle 1:0. Halle 96 — S.V. Merſeburg 99 1:2.
Ein=
trecht Halle — Favorit Halle 3:1. Mittelelbgau: V.f.L.
Neu=
haldesleben — Preußen Magdeburg 3:1. Cricket=Viktoria
Mag=
deburg — Germania Magdeburg 5:1. Sp. u. Sp.Vg. Magdeburg
V.f.L: Genthin 1:2. Oſtthüringen: Sp.V. Jena — S.C.
Apolda 0:2. Saalfeld — V.f.B. Apolda 0:4. S. V. Richthofen —
1. Sp.V. Jena 1:3. Vogtland: V.f.R. Plauen — V.f.B. Plauen
2:5. Elſterberg — Sp.V. Plauen.4:0. Vogtl. F.C. Plauen
Sp. u. B.C. Plauen 5:1.
Südoſtdeutſchland.
S.C. Breslau 08 — Alemannia Breslau 5:3. V.f.B. Bres
lau — Schleſien Breslau 0:2.
Weſtdeutſchland.
Berg.=Märk. Bezirk: S.C. 99 Düſſeldorf — V.f.B. Remſcheid
6:1. Solingen 95 — Sp.Vg. Ratingen 3:0. S.u. S. Elberfeld
Schwarz=Weiß Barmen 2:1. Germania Elberfeld — Turu
Düſ=
ſeldorf 3:1. S. C. Kronenberg — B. V. 04 Düſſeldorf 2:2.
Rhein=
bezirk: V.f.R. Köln — Sp.Vg. Köln=Zülz 07 0:2. Rhenania
Köln — Mülheimer S. V. 4:0. Godesberg — Kölner S. C. 99 4:2.
Viktoria Köln — Dürener Sp.V. 3:2. Lindenthal — Bonner
F. V. 2:2. Cl. f. R. Köln — Jugend Düren 4:1. Lürrip —
Bo=
ruſſia M.=Gladbach 3:8. Eintracht M.=Gladbach — Rheydter
Sp. V. 2:3. V.f.B. Aachen — S.C. M.=Gladbach 4:1. Ruhrbezirk:
Eſſen 99 — Schwarz=Weiß Eſſen 1:8. M.B.V. Linden —
Sport=
freunde Eſſen 4:4. Preußen Eſſen — Germania Bochum 1:3
Erle 08 — Buer 07 3:1. Alemannia Dortmund — Gelſenkirchen
07 2:3. Schalke 04 — Boruſſia Dortmund 2:0. Weſtfalenbezirk:
Hammer Sp.Vg. — V.f.K. Hamm 9:0. Union Herford — V.f.J.
Paderborn 2:1. Union Recklinghauſen — Boruſſia Rheine 2:4.
S. V. Greven 09 — Preußen Münſter 1:1. S. C. 08 Münſter —
Viktoria Recklinghauſen 5:0. Niederrheinbezirk: Preußen
Duis=
burg — Sp.Vg. Meiderich 06 3:3. V.f.v.B. Ruhrort —
Duis=
burger Sp.V. 2:1. F. V. 08 Duisburg — B.C. Sterkrade 4:0.
Sp. V. Meiderich — V.f.B. Bottrop 7:3. Union Hamborn —
Sp. V. Hamborn 3:1. Preußen Krefeld — F. V. Beek 4:0.
Süd=
weſtfalenbezirk: Sportfreunde Siegen — Plettenberg 8:0. Sp.Vg.
Hagen 1911 — V.f.B. Weidenau 2:3. Neheim 08 — Jahn
Wer=
dohl 0:0. Heſſen=Hannoverſcher Bezirk: Sport Kaſſel —
Ein=
beck 05 7:2. Göttingen 05 — S.C. 03 Kaſſel 2:2. Kurheſſen
Kaſ=
ſel — Hermannia Kaſſel 1:0. Boruſſia Fulda — V.f.B. Gießen
2:5. V.f.B. Marburg — Heſſen Kaſſel 2:4.
Norddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Bezirk Hamburg: Union Altona — F.C. Altona 93 0:1.
Konkordia Hamburg — F.C. Eimsbüttel 1:0. Sperber Hamburg
Pol.=S. V. Hamburg 1:5. F. C. Rothenburgsort — F.C.
Blan=
keneſe 1:0. F.C. Nienſtedten — St. Paule S.V. Hamburg 0:3.
Teutonia Altona
Bezirk Harburg: Viktoria Wilhelmsburg
(Geſ.=Spiel) 2:1. Normannia Harburg — F.C. Wandsbek (Geſ.=
Spiel) 3:1 F.V. Wilhelmsburg — S.V. Harburg 6:3. Bezir
Holſtein Kiel (Geſ.=Spiel) 2:2. Bezirk
Kiel: Hamburger S. V.
V.f.L. Oldesloe — V.f.L. Schwerin 0:6.
Lübeck=Mecklenburg:
Werder Bremen 5:6.
Bezirk Bremen: A.B.T. S. V. Bremen —
Komet Bremen 3:3. Bezirk Haunover=Braun=
Stern Bremen
ſchweig: V.f.B. Braunſchweig — Hannover 96 1:3. Arminia
Hannover — Sp.Vg. Hildesheim 1:1. Boruſſia 1911 Hannover
Leu Braunſchweig 2:4. V.f.L. Helmſtedt — Niederſachſen Han
nover 3:0. Konkordia Hildesheim — Hannoverſcher S.C. 3:3.
Nordoſtdeutſchland.
Pokalſpiel in Königsberg.
Oſtpreußen — Pommern 1:5.
Brandenburg.
Abteilung 4: Hertha=B.S.C. Berlin — Vorwärts Berlin
3:0. Union 92 Berlin — Tennis Boruſſia Berlin 0:5. Minerva
Berlin — Wedding 5:2. Preußen Berlin — Wacker Tegel 2:1
Meteor Berlin — Tasmania Berlin 3:2. Abteilung B: Union
Oberſchöneweide — S.C. Charlottenburg 2:0. Kickers
Schöne=
berg — Norden=Nordweſt Berlin 3:2. 1. F.C. Neukölln —
Spau=
dauer S. V. 0:2. Viktoria Berlin — Berliner S.V. 92 3:3. Pol.=
S.V. Berlin — Union Potsdam 3:2.
Fußball im Ausland.
England. 1. Liga: Arſenal — Sheffield Wednesday 6:2.
Aſton Villa — Weſtbromwich Albion 2:0. Bolton Wanderers —
Bury 2:2. Burnley — Huddersfield Town 2:2. Cardiff City
Sunderland 3:0. Derby County — Tottenham Hotſpurs 4:1.
Leeds United — Everton 1:3. Liverpool — Leiceſter City 1:0.
Mancheſter United — Birmingham 0:1. Nawcaſtle United —
Blackburn Rovers 6:1. Sheffield United — Weſtham United 0:2.
2. Liga: Bradford City — Portsmouth 1:2. Chelſea — Oldhan
Athletic 1:0. Clapton Orient — Nottingham Foreſt 2:2. Hull
City — Blackpool 3:0. Middlesbrough — Barnsley 5:1. Notts
County — Swanſea Town 1:3. Port Vale — Mancheſter City
0:2. Preſton Northend — Fulham 2:2. Southampton —
Dar=
lington 3:1. South Shield — Grimsby Town 3:2.
Wolverhamp=
ton Wanderers — Reading 1:1.
Schweiz. F.C. Zürich — Young Fellows Zürich 1:3. F. C.
Lugano — Grashoppers Zürich 3:1. F.C. Winterthur — F.C.
St. Gallen 1:2. Brühl=St. Gallen — Sp.C. Veltheim 3:2
Young Boys Bern — F.C. Bern 1:1. Concordia Baſel — F. C.
Baſel 0:1. F.C. Solothurn — Old Boys Baſel 2:2. F. C.
Gren=
chen — F.C. Aarau 2:0. F.C. Biel — Servette Genf 2:3. F. C.
Chaux de fonds — Lauſanne Sports 2:5. Etoile Corouge
Urania Genf 0:3. Cantonal Neuchatel — F.C. Fribourg 1:1.
Oeſterreich. Brigittenauer A.C. — Wiener S.C. 2:0.
Ru=
dolfshügel — Amateure Wien 0:2. Rapid Wien — Hakoah
Wien (Geſ.=Spiel) 5:3.
Ungarn. F. T. C. Budapeſt — Vienna Wien 2:2.
Tſchechoſlowakei. D.F.C. Prag — Vrſovice Prag 1:2.
Sla=
via Prag — A. F.K. Pardubice 12:0.
Italien. Brescia — Modena 2:2. Internationale Mailand
Alba Nom 2:0. Hellas — Napoli 5:0. Caſale — Genova 2:1.
Pro Vercelli — Juventus Turin 0:0. Torino — Milanclub
Mai=
land 2:2. Andrea Doria — Sumperdarena 1:1. Padova —
Aleſ=
andrig 3:2. Fortitudo Rom — Livorno 1:1. Cremoneſe
F. C. Bologna 1:0.
Holland. Abteilung 1: F.C. Dordrecht — t Gooi
Hilver=
um 6:4. R.C. Harlem — Stormvogels Ymuiden 1:6. V. V. den
Haag — Blau Wit Amſterdam 1:3. Ajar Amſterdam — V.U. C.
1:1. Sparta Rotterdam — Excelſior Rotterdam 2:2. Abteilung 2=
Feijenoord Rotterdam — H.B.S. den Haag 6:2. A. S.C. Leiden
F.C. Harlem 4:4. V.V. Utrecht — F.C. Zaandam 1:1. F. C.
Hilverſum — V.O.C. Rotterdam 2:2. De Spartaan — E. D.O.
Harlem 3:1. Abteilung 3: Viteſſe Arnheim — Robur et
Velo=
citas 5:2. A.C. Zwolle — D.O.T.O. 6:0. Enſchede Boys — S.C.
Enſchede 1:3. Heracles Almole — V.V. Hengelo 3:2. Go Ahead
Deventer — Wageningen 4:3. Abteilung 4: Eindhoven — V.V
Maaſtricht 0:1. Willem II. Tilburg — Bresdenia Breda 5:0
N. A. C. — N.O.A.D. Tilburg 2:2. F.C. Roermond — V.V.
Breda 3:2. Wilhelmina den Boſch — P.S.V. 1:3. Abteilung 5:
Velocitas Groningen — V.A.V. Groningen 3:0. Friſia
Leu=
warden — V.V. Groningen 3:2. Friesland — Veendam 4:2.
W. V. V. — Leuwarden 0:3. Achilles Aſſen — Be Quick
Gro=
ningen 2:5.
Schwimmen.
3. Bezirk Budapeſt ſchlägt Bayern 07 Nürnberg.
Im Volksbad zu Nürnberg fand am Sonntag ein
Schwimm=
klubkampf zwiſchen dem 3. Bezirk Budapeſt und Bayern 07
Nürnberg ſtatt, den die Ungarn — die ſchon in verſchiedenen
anderen deutſchen Städten ſchöne Erfolge erzielt haben — glatt
mit 10:4 Punkten gewannen. Die einzelnen Ergebniſſe lauteten
4mal 50 Meter=Lagenſtaffel: 1. Budapeſt 2:10 Min.; 2.
Bayern 07 Nürnberg 2:19,2 Min.
100 Meter Freiſtil: 1. Dex=Nürnberg 1:04,8 Min.; 2. Holba=
Budapeſt 1:10 Min.
200 Meter Freiſtil: 1. Bonk=Budapeſt 2:42,2 Min.; 2. Lieret=
Nürnberg 2:50 Min.
100 Meter=Bruſtſchwimmen: 1. Weiß=Nürnberg 1:23 Min.;
2. Suntrovits=Budapeſt 1:33 Min.
5mal 50 Meter Freiftilſchwimmen: 1. Budapeſt 2:30,4 Min.;
2. Bayern 07 Nürnberg 2:33,8 Min.
Waſſerball: Budapeſt-Nürnberg 1. Mannſchaften 10:6 (4:2).
2. Mannſchaften 4:2 (1:1),
Handball.
Süddeutfchland ſchlägt Weſideutſchland 4:2 (1:2)
Trotz des nur mäßigen Wetters und der ebenſo mäßigen
Platzverhältniſſe hatte ſich am Sonntag auf dem Weſtparkplatz
in Aachen eine recht anſehnliche Zuſchauermenge eingefunden,
die einen in jeder Hinſicht ſpannenden und fairen Kampf
vorge=
führt bekam. Die ſüddeutſche Mannſchaft hatte am Tage
vor=
her in Hagen ein Probeſpiel gegen eine Hagener
Stadtmann=
ſchaft ausgetragen und nur knapp mit 6:5 Toren gewonnen,
nach=
dem ſie ſchon bei Halbzeit 3:2 geführt hatte und dieſen Vorſprung
nur mit Mühe halten konnte. Süddeutſchlands Vertretung war
aber am Sonntag wie umgewandelt und lieferte ein ganz
glän=
zendes Spiel, das dem der Weſtdeutſchen in techniſcher und
tak=
tiſcher Hinſicht ſichtlich überlegen war. Beſonders in der zweiten
Halbzeit trat das Können der Süddeutſchen beſonders hervor
und der Sieg war vollauf verdient, hätte auch weit höher lauten
können, wenn nicht Orth (Hagen) im weſtdeutſchen Tor alles,
was in ſeinen Bereich kam, mit unfehlbarer Sicherheit
unſchäd=
lich gemacht hätte. Das Spiel war in der erſten Halbzeit
durch=
weg ziemlich ausgeglichen. Von beiden Seiten wurden ſchöne
Angriffe vorgetragen, bis in der 17. Minute der ſüddeutſche
Mittelſtürmer gut durchkam, eine Vorlage nach rechts gab, wo
der Rechtsaußen das erſte Tor warf. Schon zwei Minuten
ſpäter wurde der weſtdeutſche Halbrechte kurz vor dem
Wurſ=
kreis zu Fall gebracht und der verhängte Freiwurf ergab den
Ausgleich. Der Halbrechte war es auch, der Weſtdeutſchland kurz
vor der Pauſe in Führung brachte. Die zweite Halbzeit ſtand
ganz und gar im Zeichen der Süddeutſchen, die innerhalb elf
Minuten drei Tore erzielten. Zuerſt erzielte kurz nach Beginn
der Halblinke den Ausgleich, ein Freiwurf brachte kurz darauf
das Führungstor und in der elften Minute ſtellte der Halbrechte
nach einer ſchönen Kombination das Ergebnis auf 4:2. Für den
Reſt des Spieles lagen die Süddeutſchen weiterhin im Angriff,
konnten aber keinen zählbaren Erfolg mehr erringen, da die
weſtdeutſche Hintermannſchaft hervorragend abwehrte.
„Rot=Weiß” 1922 Dſtdt.—Pol.=Sportv. Dſtdt. 6:0
Bei einem leichten aber kalten Regen, der während des
gan=
zen Spieles anhielt, pfiff der ſehr gute Schiedsrichter, Herr
Fränkel von V.f.L.=Frankfurt a. M., pünktlich um 3 Uhr zum
Pokalſpiel an. Die trotz des ſchlechten Wetters ſehr zahlreich
erſchienenen Sportbegeiſterten kamen beſtimmt aurf die Koſten,
ſahen ſie doch ein Spiel, das wohl alle Erwartungen übertraf.
Polizei=Sportverein ſtellt eine faire, äußerſt ſpielſtarke
Mannſchaft ins Feld, die bis auf den Strm wohl das Prädikat
„Sehr gut” verdient. Ja, und eben dieſer Sturm iſt es, den
ich hier als das Schmerzenskind der Mannſchaft bezeichnen muß,
denn ihm fehlt gerade das, was man „Sichverſtehen” oder
Zu=
ſammenſpiel nennt. Dasſelbe kann und muß doch durch fleißiges
Training erreicht werden, wenn dieſe Mannſchaft in den
kom=
menden Spielen, Siege verzeichnen ſoll. Mayer als Mittelläufer
iſt noch der Alte. Er war in ſeiner Mannſchaft der Turm in
der Schlacht. Ich kenne ihn als Leichtathlet ebenſo wie als
Handballer und muß ſagen, daß er ſeinem Können nach ſich ſchon
längſt einen Platz in der erſten Mannſchaft erkämpft hat.
Die „Rot=Weiß”=Mannſchaft machte ihrem Meiſtertitel alle
Ehre und ſchoß nicht weniger als 6 Tore, für die folgende
Spie=
ler verandwortlich zeichnen: Hörr 4, Bärthel und Michel je 1.
Ich muß ſagen, in der Mannſchaft klappt es wie bei einer
Maſchine, ſie ſpielt wie aus einem Guß. Einen Spieler
hervor=
zuheben, hieße den anderen zurückſetzen. Die „Rot=Weiß”=Elf
hatte vom Spiele bedeutend mehr, als ihr befreundeter Gegner
von der Polizei, was ja auch ſchon aus der Torzahl hervorgeht.
Die Tore ſelbſt fielen in gleichmäßigen Abſtinden und waren
für den Torwächter unhaltbar. Durch das dauernde Regnen
machte der hierdurch glatte Ball manchen ſchönen Angriff zu
nichte. Nur einem ſchien das Wetter zu gefallen, und zwar
Fiſcher, der wohl der beſte Mann auf dem Platze war.
„Rot=Weiß 22” hat ſich durch dieſen eindrucksvollen Sieg die
weitere Teilnahme an den Pokalſpielen geſihert und wird in
ſeiner jetzigen Form noch ſo manchen Gegner, der heute noch
ſür ſchwer zu ſchlagen gilt, aus dem Rennen werfen.
Weitere Ergebniſſe:
2. „R.=W. 22½—1. Braunshardt 4:4.
1. Jug. „R.=W. 224—2. Jug. Spv. 98 Dſtdt. 1:0.
FC. Union I—Sportverein III 4:1 (2:0).
Am geſtrigen Sonntag, ſtanden ſich auf dem Stadion obige
Mannſchaften zu dem fälligen Rückſpiel gegenüber, welches die
Unioniſten wit 4:1 gewinnen konnten. Im Vorſpiel underlagen
nach hartem Kampf die Beſſunger mit 2:1. Bis zur Pauſe rag
Union ſchon 2:0 in Führung. Union hat jetzt die Tabellenführung
mit einem Punkt Vorſprung. Es wurde reichlich hart gekämpft.
Die Südweſtdeutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsboxen.
In Mainz gelangte zwiſchen dem 1. Mainzer Box=Club und
Phönix Mannheim der Entſcheidungskampf um die
ſüdweſt=
deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsboxen zur Durchführung.
Die Mannheimer waren ihrem Gegner in keiner Weiſe auch nur
annähernd gewachſen und allein 4 Kämpfe wurden vom
Ning=
richter wegen zu großer Ueberlegenheit der Mainzer Boxer
vor=
zeitig abgebrochen. Mainz gewann ſämtliche 7 Kämpfe leicht
und ſiegte im Geſamtergebnis mit 14:0 Punkten.
Sportverein Darmſtadt 98 e. V. Box=Abteilung.
Am Samstag, den 23. ds. Mts., folgte die Box=Abteilung
des Sp. V. Darmſtadt einer Einladung der Turngemeinde
Hanau. Vor ſehr gut beſuchtem Hauſe kämpften Frankfurter,
Darmſtädter und Aſchaffenburger Boxer gegen die in letzter Zeit
ſtark in den Vordergrund getretene Kampfmannſchaft des
Ver=
anſtalters. Vom Sportverein Darmſtadt ſtarteten der
Feder=
gewichtler Weimer und Schmitt II. im Leichtgewicht. Erſterer
landete gegen den ausgezeichneten Hanauer Federgewichtler
Ul=
rich einen einwandfreien Punktſieg nach einem hart
durchgeführ=
ten Kampfe, während Schmitt II. gegen ſeinen ſieggewohnten
Gegner nach einem ſchönen Kampf ein Unentſchieden erzielte. In
der 1. Runde hatte ſich Sch. einen Punktvorſprung herausgeholt,
den er jedoch in der letzten Runde wieder einbußte
Am kommenden Samstag begibt ſich die Box=Abteilung des
Sportverein Darmſtadt nach Frankfurt, um gegen den Box=Club
Heros den vereinbarten Clubkampf auszutragen. Die
Mann=
ſchaft ſetzt ſich aus folgenden Kämpfern zuſammen: Ganſert,
Schäfer, Weimer, Kies, Schmitt II., Heß und Schmitt I. Die
Formverbeſſerung der einzelnen Kämpfer, die Folge eines
ſyſte=
matiſchen Trainings, läßt ein gutes Ergebnis für die
Darm=
ſtädter Mannſchaft erhoffen. Ueber das Ergebnis der einzelnen
Kämpfe folgt Bericht an dieſer Stelle.
Nummer 296
Montag, den 25. Oktober 1926
Seite 2
Pferdeſport.
Hoppegarten.
Lampos von Rheinwein und Tibia geſchlagen. — Mah Jong
beſter Zweijähriger dieſer Saiſon.
Mit dem Hindenburg=Tag gelang dem Union=Club aur
Sonntag ein würdiger Abſchluß der diesjährigen Saiſon auf
der Hoppegartener Bahn, wie er beſſer kaum gedacht werden
konnte. Mit dem neugegründeten Hindenburg=Rennen der
drei=
jährigen und älteren Pferde und dem klaſſiſchen Ratibor=
Ren=
nen für Zweijährige ſtanden, zwei Glanznummern auf dem
Programm. Da zudem der Reichspräſident von Hindenburg
ſein Erſcheinen in Ausſicht geſtellt hatte, nahm es weiter nicht
wunder, daß Hoppegarten ſeinen vielleicht ſtärkſten Beſuch in
dieſem Jahre aufwies. Eine unüberſehbare Menſchenmenge
drängte ſich auf den Tribünen, wo kein freies Plätzchen mehr zu
haben war. Der Reichspräſident kam nach der Entſcheidung des
nach ihm benannten Rennens, wurde vom Präſidenten des
Union=Clubs begrüßt und von der Menſchenmenge mit
begeiſter=
ten Ovationen empfangen. Sportlich war der Abſchluß ein Tag
der Ueberraſchungen und dreiſtelligen Quoten. So wurde der
Weinberger Lampos im Hindenburg=Rennen einwandfrei von
Rheinwein und der ausgezeichneten Stute Tibia geſchlagen.
Bedauerlicherweiſe fehlten Ferro und Aurelius, ſodaß nur 7
Be=
werber an den Start gingen. Lampos nahm gewohnheitsmäßig
die Spitze, während Marduck vor Rheinwein und Tibia den
2. Platz hielt. Theokrit war bald geſchlagen. Mitte der
gegen=
überliegenden Seite konnte Lampos ſeinen Vorſprung nicht nur
nicht vergrößern, ſondern mußte auch noch Rheinwein und Tibig
näher herankommen laſſen. In die Gerade bog Lampos nech
mit geringem Vorſprung, wurde aber dann von Rheinwein
ge=
faßt, der überaus leicht Sieger blieb. Der Weinberger mußte
ſogar noch Tibia, die damit ihre größte Leiſtung vollbrachte,
vor=
laſſen. Erſt hinter Lampos folgten Adite und Marduck im Ziel,
während Weißdorn nie etwas zu beſtellen hatte. Trainer J.
Lippold und Jockey W. Tarras des Geſtüt Weil empfingen den
koſtbaren Ehrenpreis aus der Hand des Reichspräfidenten. —
Das Ratibor=Rennen nahm einen regulären Verlauf. Der
Oppenheimer Mah Jong rechtfertigte das in ihn geſetzte
Ver=
trauen und bewies mit einem überlegenen Siege über Ausbund
und Domfalke, daß er tatſächlich Deutſchlands beſter
Zwei=
jähriger iſt. Mitra, die von dem engliſchen Jockey Slade
ge=
ritten wurde, ſowie der Hanielſche Forno konnten ſich nicht
durch=
ſetzen. Die Ergebniſſe:
Berggeiſt=Rennen; für Zweifährige; 3900 Mk., 1000 Meter: 1. L.
und W. Sklareks Lichtſtrahl II (G. Jäckel),
Dianthus, 3.
Schmer=
zenskind. Ferner liefen: Munin, Florida, Madame Pompadour.
Lu=
eas, Der Kohinoor, Graziella, Princeß Ronald, Creme de Menthe,
Valvia, Praxedis, Favoritin. Tot. 201, Pl. 57, 29, 28:10. 3—1 Lg.
Wolkenſchieber=Rennen; 5200 Mk., 2000 Meter: 1. A. und C. von
Weinbergs Olympier (O. Schmidt), 2. Storm Bloud, 3. Mon
Bé=
guin II (als 1. disqualifiziert). Ferner: Bafur, Caprivi, Winnetou 3,
Nicotin, Patrizier, Goldenes Horn, Lindwurm, Oktondi, Taugenichts,
Fundin, Gralsritter. Tot. 113, Pl. 38, 31, 130:10. Kopf—1 Lg.
Durchgänger=Rennen; 6500 Mk. 1200 Meter: 1. Graf Helldorffs
Goneza Gora (A. Oleinik), 2. Löwenherz II, 3. Corax. Ferner:
Großinquiſitor, Curacao, Maifahrt, Geiſenheim, Frigga II, Fürſt
Emmo, Merkur, Sonnenwende, Bellona. Tot, 173, Pl. 30, 16, R:10.
Kopf-Kopf.
Hindenburg=Rennen; 35 000 Mk., 2400 Meter: 1. Geſtüt Weils
Rheinwein (W. Tarras), 2. Tibia (E. Haynes), 3. Lampos (H.
Schmidt). Ferner: Aditi (4), Marduck (5), Weißdorn, Theokrit. Tot.
217, Pl. 18, 15, 11:10. 4—3—3 Lg.
Ratibor=Rennen; für Zweijährige, 30 000 Mk., 1400 Meter: 1. Frhr.
S.
A. von Oppenheims Mah Jong (L. Varga), 2. Ausbund (O.
Schmidt), 3. Domfalke (E. Haynes). Ferner: Graue Th=orie (4),
Forno, Mitra, Aeolus, Athanaſie. Tot, 22, Pl. 15, 16, 30:10. 3 Lg.—
Kopf—½ La.
Hortari=Nennen; 2800 Mk., 1600 Meter (1. Abteilung): 1. D.
Tur=
gels Nita (F. Williams), 2. Veleda, 3. Kronprinz. Ferner:
Nord=
licht, Paroid, Llewelyn, Flamberg, Taiga, Primadonna II. Sanktion.
Tot. 19, Pl. 12. 18, 31:10.
2 Lg.—Kopf. — 2. Abteilung: 1. M. Geſchs
Viktoria (O. Schmidt), 2. Morgenſtern, 3. Loblied Ferner:
Tran=
ſuſe, Thalyſia, Formoſa, Fünfuhr, Wetterhere, Menes, Die Königin,
Dorns Bruder. Tot. 59, Pl. 21. 20, 49:10.
Weltmann=Rennen; für Zweijährige, 2800 Mark, 1200 Meter:
Friedheims Oldwiga (E. Huguenin), 2. Südcap, 3. Fuge.
Ferner:
Geri, Bowlenjunge, Adiantum, Ilſenſee, Frintrop, Fabuliſt, Palladio,
Ritornell, Meding, Teneriffe. Tot. 43, Pl. 16, 17. 16:10. 2 L.—Kopf.
Dresden.
Malua=Rennen; 2100 Mk., 1600 Meter: 1. W. von Bleichröders
Liſſa (Janke), 2. Gio 3. Sheitan. Ferner liefen: Brieftaube,
Elfen=
bein, Mädchenjäger, Vela, Melia, Pomona, Saloppe, Plutarch,
Gauri=
ſankar, Herbert. Tot. 37, Pl. 20, 25, 31:10. 5—½ Lg.
om Pfaffenſtein; Herrenxoiten, Ehrenpreis und 2700 Mk.,
Preis
2600 Meter: 1. M. Nuſſenows Kamtſchatka (Oberlt. Jah), 2.
Country=
ſide, 3. Miltiades. Ferner: Ruhr, Rapier, Malherbe, Grand
Mouſ=
feux, Rocksboro, Verdacht, Weſel, Lily J., Primo, Automedon,
Leiden=
ſchaft. Tot, 37, Pl. 19, 86, 38:10. 7.—½ Lg.
Herbſt=Preis; für Zweijährige, Ehrenpreis und 2700 Mk., 1200
Meter: 1. Geſtüt Weils Burgbrohl (E. Grabſch) 2. Maidi, 3. Mea
Diana. Ferner: Dominikus, Iflam, Opar, Franzia, Sea Lord, Iduna.
Tot. 87, Pl. 19, 18, 15:10. Hals—½ Lg.
Preis von Gauernitz; 2700 Mk., 1400 Meter: 1. L. Lewins
Staffel=
ſtab (E. Grabſch), 2. Licht Alberich, 3. Triebkraft. Ferner:
Amers=
foort, Perimede, Dorette II, Maiblume, Erin, Roſemarie. Tot. 22,
Pl. 13, 15, 16:10. 1—3 Lg.
Dresdener Ausgleich; Ehrenpreis und 4200 Mk., 1600 Meter: 1. A., durch Hüftſchwung.
Vogts Piſtole (G. Balke), 2. Schneeberg, 3. Carl Heinz. Ferner:
Mutatis mutandis, B.üimlisalp, Manlius, Herzog Chriſtoph, Hurone,
Finſteraarhorn, Ruzilo, Morgenpracht, Caſanova, Roſt, Kyon, Adana,
Jojo, Reichskrone. Tot. 129, Pl. 37, 21. 57:10. ½ Lg.—Hals.
Offizier=Jagdrennen; 3500 Mk., 3500 Meter: 1. Dr. Graf M.
Lehn=
dorf=Preyls Fata Morgana (Lt. v. Götz), 2. Rößling, 3. Fechterin.
Ferner: Propulſor, Lindenblüte, Kahlet. Tot. 58, Pl. 37, 21:10. 2
bis 5 Lg.
Quirl=Ausgleich; 2100 Mk., 1400 Meter: 1. R. Thiemes Borgo
(R. Aſchenbrenner, 2. Enkel, 3 Chin=chin. Ferner: David, Zia,
Darly Figs, Chriſtſchmuck, Genügfame. Tot. 109, Pl. B, 15, 15:10. ausgetragen, was allgemeine Befriedigung auslöſte. Der Un=
1½—½ Lg.
Mülheim=Duisburg.
ſteins Heimatliebe (E. Eicke); 2. Markſtein, 3. Marinka. Ferner lie= wicht: P. Schwarz=Darmſtadt gegen K. Fiſcher=Arheilgen. Der
fen: Wilhelm Tell, Lux, Marino, Eckſtein, Parteigetricbe, Sepp,
Helm=
zier, Ritterſchlag. Tot. 45, Pl. 13. 11. 15:10. Hals—2 Lg.
2. Jägerhof=Jagdrennen; 2100 Mk., 3300 Meter: 1. H. Webers
Anitra II (Schulze), 2. Gräfin Mario, 3.— Lavaletta und 3.—
Cae=
ſar II. Ferner: Na=Nu, Artus, Qucen Mary, Hexenkind. Immerweiß,
Schützenoberſt, Cünther, Boppard, Gelbſtern, Dieb, Hexe. Tot. 24, Pl.
15, 18, 76:10. 3—1 Lg.
3. Preis vom heiligen Brunnen; 2700 Mk., 1600 Meter: 1. Frhr.
S. A. v. Oppenheims Aſparagus (Tauß), 2. Sonnenkönig, 3. Rari.
Ferner: Scharfenberg, Lola, Sündenbock, Iſelberg, Finſternis,
Eiſen=
bart, Ahnin. Tot. 33, Pl. 14, 15, 13:10. 2—2 Lg.
4. Berloſungs=Rennen; 3500 Mk., 2800 Meter: 1. G=ſtüt Haus
moſphero, Felgrau, Asra, Zuchow, Anyukam, Mazzin, Kriegsbruder,
Tizian. Tot. 37. Pl. 19, 40, 40:10. 4—1 Lg.
Küchs Salzig (W. Hauſer), 2. Imperialiſt, 3. Salvator. Ferner: dieſe auf. In der nun folgenden obligatoriſchen Zuſatzrunde
Hans Günther, Marcellus, Grenzſchutz, Roberta, Heda II. Tot. 41, wurde Fiedler=Arheilgen knapper Punktſieger. Im Halbſchwer=
Pl. 16, 15, 27:10. 2—4 Lg.
cier, „Jugendliebe, Lord Offaly, Snob, Nelicario, Sedalia,
Bundes=
bruder, Culvert, Balldame, Golden Crown, Wild Gal. Tot, 32, Pl. 12,
13, 15:10. 4—3 Lg.
7. Preis von Oſterfeld: für Dreijährige, 2100 Mk., 1450 Meter:
1. H. Moshakes Hardinac (E. Reinicke), 2. Szegenie, 3. Tönnisheide,
Ferner: Lichtenſtein, Legion, Flegel, Beethoven, Helga, Theſſalia, Friſh
Bridge, Rambla. Tot, 35, Pl. 15, 14, 31:10. 6 Lg.—Hals,
München=Riem.
Ferro=Rennen; 1500 Mk., 1400 Meter: 1. W. Blatts Eochen (
Göbl), 2. Amper, 3 Sphaira. Ferner liefen: Dojan, Sagitta,
Tſcher=
keſſin, Korpsgeiſt. Tot. 18, Pl. 14, 21, 14:10.
Jugend=Jagdrennen; für Dreijährige, 1500 Mk., 3200 Meter: 1. M.
Friedigers Glockner (Br. Schneider), 2. Ellingen, 3. Furka. Ferner:
Pumpus, Meiſterſinger. Tot. 21, Pl. 12, 12:10. Weile—Weile.
Preis dee Münchener Illuſtrierten Prefſe; 3000 Mk. 1600 Meter:
Geſtüt Lechhofs Carlotka (S. Robl), 2. Vergeßmichnicht, 3. Salta.
Ferner: Sapientia Goldelſe, Taurus, Farmer, Libuſſa, Aida. Tot. 36,
Pl. 16, 30, 34:10. 1—½ Lg.
Meter: 1. H. v. Mumms Petrarca (Hr. v. Moßner), 2. Jahn, 3. Sanna
22:10. 1—1½ Lg.
Herbſt=Ausgleich; 1500 Mk., 2400 Meter: 1. W. Blatts Vanio (J.
Göbl), 2. Le Parodien, 3. Cavalier. Ferner: Rochebelle, Mardonius,
Sternche, Sokrates. Pariſette, Glückauf. Tot. 27, Pl. 12, 22, 13:10.
½—½ Lg.
Beginn des Dortmunder Reitturniers.
Herbſt=Reitturniers an die Dortmunder Weſtfalenhalle hat der
erweiſt ſich für die Veranſtaltung geradezu prädeſtiniert. Eine
blicken läßt, ihren Zweck nicht verfehlen wird. Die Hotels ſind Sie hatten damit auch Erfolg und konnten ſogar in der 21.
Mi=
überfüllt, der Zuſtrom der Menſchen hält unentwegt an. Man
kann dem Turnier daher tatſächlich die größten Hoffnungen
geben, alle Vorzeichen ſind bisher recht günſtig. Eine beſondere
Würdigung verdient die Zeiteinteilung, die man in Berlin
im=
mer ſo vermißte. In ſportlicher Hinſicht ſteht auch
Hervorragen=
des in Ausſicht. Am erſten Tage war der Beſuch noch ſchwach,
obwohl mit dem Amazonen=Jagdſpringen eine intereſſante und
gut beſetzte Hauptnummer auf dem Programm ſtand. Die Elite
der deutſchen Springreiterinnen lieferte ſich einen harten Kampf,
in dem ſchließlich Frau von Heynitz mit Hanka knapp vor Gräfin
Hohenau mit Waldtraut und Frau von Langen mit Teut Sie= einzige, das der Schweizer Tormann hätte verhindern können. —
gerin blieb. Die einzelnen Ergebniſſe waren:
1. Amazonen=Jagdſpringen: 1. Frau v. Heynitz Hanka (
Be=
ſitzerin); 2. O. Cammineccis Waldtraut (Gräfin Hohenau); 3.
H. C. Scheiblers Teut (Frau von Langen); 4. Frau O. Neuſteins
Normy (Beſ.). 12 Teilnehmer.
2. Eignungsprüfung für Neitpferde. Leichte Pferde. 1. Frau
K. Frankes Abdera (Hr. Staeck); 2. Geſt. Zieverichs Naſtja
(Stallm. Hennings); 3. Major Rüdels Chef (Hr. Becker); 4.
Major Naumanns Capitain (Beſ.). 7 Teilnehmer. — Mittlere
Pferde: O. M. Stensbecks Altgold (Beſ.); 2. P. Oetkers
An=
nuſchka (Frl. Oetker); 3. Frhr. v. Nagels Preſſy (Beſ.); 4. Rich.
Müller=Bremens Vormarſch (Fr. A. Müller). 12 Teilnehmer. —
Schwere Pferde: 1. Fri. J. v. Opels Hobel (Beſ.); 2. Stall
Weſtens Na=na (A. Stgeck); 3. A. Piepers Mormone (Beſ.),
7 Teilnehmer.
3. Einſpänner. 1. Verband der Züchter des Holſteiner
Pfer=
des Pampa (Dir. Fellgiebel): 2. Dr. Baumgartners Goldengel
(Balſatt); 3. W. Klopps Graf (C. Fegter); 4. Rud. Schmidts
Ordnung (Beſ.). 13 Teilnehmer.
4. Reitprüfung für Reitpferde. 1. Frhr. v. Lüdinghauſens
Herold (W. Spillner); 2. R. W. O. Kolzens Bingo (H. Kolzen);
3. *Frl. J. v. Opels Ariſtokrat 2 (Beſ.) und *H. Marwedes
Donner 2 (Frl. Marwede). 25 Teilnehmer.
5. Paarklaſſe. 1. H. Marwedes Wotan=Donner 2: 2. Rittm.
Bergers Draufgänger 2.=Kirklandſenkel=Dacella; 3. A. Oetkers
Ehrenritter=Capitain. 12 Paare.
Kraftſport.
S.C. Maxvorſtadt Nürnberg deutſcher Meiſter im
Mannſchafts=
ringen.
Der Titelhalter knapp mit 6:8 Punkten geſchlagen.
Nachdem der Titelhalter A. S. V. 03 Kreuznach und der S.C.
Maxvorſtadt Nürnberg zweimal unentſchieden gekämpſt hatten,
gelangte am Sonntag in der Mainzer Stadthalle der definitive
Entſcheidungskampf zum Austrag. Etwa 2500 Zuſchauer waren
erſchienen, der Publikumserfolg war alſo nicht ganz ſo groß wie
in den Vorkämpfen in Nürnberg und Kreuznach. Es gelang
den Nürnbergern, mit einem knappen 8:6=Sieg den Titel dem
derzeitigen Meiſter zu entreißen. Von den Ergebniſſen verdient
beſonders der überraſchend ſchnelle Sieg des Kreuznacher Müller
über Döppel=Nürnberg Erwähnung, da Döppel ſchon nach 30
Sekunden, ehe überhaupt die erſten Griffe angeſetzt waren,
einem Hüftſchwung zum Opfer fiel. Die Ergebniſſe:
Fliegengewicht: Effenhäuſer=Kreuznach und Marx=
Nürn=
berg ringen unentſchieden.
Bantamgewicht: Feucht=Nürnberg ſiegt klar nach Punkten
über Schumacher.
Federgewicht: Wohlrab=Nürnberg legt Hermann Baruch in
der 7. Minute durch Hüftſchwung.
Leichtgewicht: Sperling=Nürnberg legt Freund in der
4. Minute durch Schulterſchwung.
Mittelgewicht: Bräun=Kreuznach legt Froſch in der 8.
Mi=
nute durch Hüftſchwung.
Halbſchwergewicht: Pöhlmann=Nürnberg und Jul. Varuch=
Kreuznach ringen unentſchieden.
Schwergewicht: Müller=Krenznach legt Döppel nach 30 Sek.
Geſamtergebnis: 1. Nürnberg 4 Siege, 2. Kreuznach 3 Siege.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910—Kraftſportkl. Arheilgen.
Obiger Kampf fand am Samstag abend bei gut beſetztem
Hauſe in der Ludwigshalle ſtatt. Es wurde erſtklaſſiger Sport
geboten, ſo daß die Zuſchauer voll auf ihre Koſten kamen.
Ar=
heilgen brachte eine gute, ſympathiſche Mannſchaft mit, welche
allerdings das Pech hatte, die Kraftſportvereinler in Hochform
anzutreffen. Die Kämpfe wurden in ſchöner, echt ſportlicher Weiſe
parteiiſche Niebel=Werſau leitete gut. Die einzelnen Kämpfe
ver=
liefen folgendermaßen: Im Fliegengewicht ſtellte Arheilgen keinen
1. Glückauf; für Zureijährige. 2700 Mk., 1050 Meter: 1. K. Löwen= Gegner, ſo daß Borowski kampflos Sieger wurde. Bantamge=
Darmſtädter konnte infolge Verletzung nicht ſein ganzes Können
in die Wagſchale werfen, doch hatte er den Kampf jederzeit in
der Hand und ſiegte nach 10 Minuten über den ſich gut
verteidi=
genden Fiſcher. Im Federgewicht ſiegte Heß=Darmſtadt ſchon in
1 Minute über Beck=Arheilgen. Im Leichtgewicht gab es einen
harten Kampf zwiſchen Siegriſt=Darmſtadt und Lücker=Arheilgen.
Der Letztere verteidigte ſich gut und konnte Siegriſt erſt in 11
Minuten einen Sieg buchen. Im Leichtmittelgewicht, wo ſich
Keitel=Darmſtadt und Fiedler=Arheilgen gegenüberſtanden, kam
es zu dem ſchönſten, aber auch härteſten Kampf des Tages.
Blitzſchnell wechſelten die Situationen und die Kampfrichter hat=
Broichs Teufelsbraut (J. vau der Plugt), 2. Jobbe, 3. Mail. Ferner; ten Mühe, mit ihrer Wertung zu folgen. Was Fiedler an Ge=
Liebhaber, Schwalbe, Godesburg, Luſtgarten, Cacao, Impreſario, Chro= wwicht und Kraft voraus hatte, glich Keitel durch blendende
Tech=
nik aus. 20 Minuten lang hielt dieſer Kampf die Zuſchauer feſt
5. Hepbſt=Preis; Ehrenpreis und 4200 Mk., 200 Meter: 1. E. im Bann und erſt als er unentſchieden erklärt wurde, atmeten
gewicht rang Holdenreuter=Darmſtadt gegen Häuſer=Arheilgen.
Der Darmſtädter enttäuſchte nach der angenehmen Seite hin, im
flotten Draufgehen ſiegte er ſchon in 1 Minute. Im
Schwer=
gewicht ſtand Veith gegen H. Lücker. Letzterer hatte gegen Veith
nichts zu beſtellen, ſchon in einer halben Minute war der
Darm=
ſtädter Sieger. Reſultat: 12:2 für Darmſtadt 1910. Nach dieſem
eindrucksvollen Sieg kann die Mannſchaft des Kraftſportvereins
Darmſtadt 1910 mit Ruhe den weiteren Kämpfen entgegenſehen,
zu welchen wir ihr viel Glück wünſchen.
Hocken.
Deutſchland ſchlägt die Schweiz im Hocken
mit 6:2 Toren.
Das Hockey=Länderſpiel in Baſel zwiſchen den
National=
mannſchaften von Deutſchland und der Schweiz wurde durch die
naßkalte Witterung außerordentlich beeinträchtigt. So darf es
Preis von Adelsried; Jagdrennen, Herrenreiten, 2000 Mk., 3800 nicht weiter verwundern, daß dem Treffen nur 1000 Zuſchauer
Anna. Ferner: Sturm, Ehrentraut, Thu’s bitte. Tot, 13, Pl. 13, beiwohnten; ja dieſe Zahl iſt in Anbetracht der Witterung noch
als ſehr befriedigend anzuſprechen, da der Hockeyſport in der
Schweiz doch noch verhältnismäßig jung iſt und ſich noch keiner
beſonderen Popularität erfreut. Im Kampf ſelbſt waren die
Deutſchen techniſch um eine volle Klaſſe beſſer; ihr reiferes Spiel
fand denn auch in einer andauernden Ueberlegenheit Ausdruck.
Bereits in der 5. Minute konnte der Leibziger Simon das Füh=
Mit der Uebertragung des diesjährigen Internationalen rungstor ſchießen. Strantzen=Berlin erhöhte drei Minuten ſpä=
Reichsverband beſtimmt keinen ſchlechten Griff getan. Die Halle ter auf 2:0 und ſchon in der darauffolgenden Minute war auch
bereits Nr. 3 fällig. Die Schweizer verteidigten jetzt mit allen
großzügige Reklame wurde entfaltet, die, ſoweit ſich bisher über= Kräften, um die Niederlage nicht kataſtrophal werden zu laſſen.
nute durch Auberſen das erſte Gegentor erzielen. Auch in der
zweiten Halbzeit war Deutſchland ſtändig überlegen. Nach
ſchöner Kombination des Innenſturmes ſandte Simon in der
17. Minute zum zweitenmale ein. Drei Minuten ſpäter ſtellte
Fehr II. das Ergebnis auf 4:2. Der Reſt der Spielzeit gehörte
dann wieder ganz den Deutſchen. Theo Haag=Frankfurt ſandte
in der 27. Minute zum fünften Male ein, und kurz vor Schluß
fiel aus einem Gedränge heraus das ſechſte Tor, übrigens das
Die deutſche Mannſchaft erfreute durch ihr geſchloſſenes, techniſch
reifes, ſchnelles und faires Spiel. Beſonders gut waren Simon,
Strantzen und Theo Haag.
Hockey=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Hockey=Club Heidelberg—Rot=Weiß Frankfurt 5:1. — Jahn
München—V.f. B. Stuttgart 8:1. — Münchener SC.—1. FC.
Pforzheim 4:0. — Wacker München—1. FC. Pforzheim 5:0. —
SV. München 1860-Paſing 7:0. — Mainz 1817—SC.
Wies=
baden 4:0. — Griesheim=Elektron-Heidelberger Tv. 46 4:0. —
Griesheim=Damen-Heidelberger Damen 8:0. — Frankfurt 1880
1b—Tgf. Höchſt 1 2:1. — Frankfurt=Damen—Tgſ. Höchſt=Damen
8:0. — Frantfurter Tv. 60—Eintracht Frankfurt 2:1. — Blau=
Weiß Aſchaffenburg—THC. Hanau 13:0. — Tv. Mannheim 46—
SC. 1880 Fronkfurt 2:7. — Tv. Mannheim=Reſerve—Frankfurt=
Reſerve 1:5. — Tv. Mannheim=Damen—Frankfurt=Damen 1:5,
Limburger HC.—Fechenheim 1860 2:2.
Süddeutſche Mannſchaften auf Reiſen.
ASV. Dresden—Nürnberger HC. 2:6. — ASV. Dresden=
Damen-Nürnbenger HC.=Damen 1:4.
Weſtdeutſchland.
SC. M.=Gladbach—Grün=Weiß M.=Gladbach 4:5. — SC.
M.=Eladbach—Duisburger Spielverein 10:2. — Rot=Weiß Köln
—H.C. Hilverſum (Holland) 2:2. — DHC. Düſſeldorf—HC.
Hil=
verſum 8:2. — Eſſener T. F.C.—DSC. Düſſeldorf 7:0.*—
Club=
kampf: Eſſener SV. 99— Düſſeldorf 99 8:2. — 1.
Herrenmann=
ſchaften SV. 99—Düſſeldorf 99 1:1. — Clubkampf Rot=Weiß
Köln-Kölner SC. 99 10:0. — 1. Mannſchaften Rot=Weiß Köln
—Kölner SC. 99 2:0.
Norddeutſchland.
Harbeſtehude=Hamburg-Hannover 78 5:4. — Harveſtehude=
Hamburg=Damen-Brandenburg Berlin=Damen 9:0. —
Uhlen=
horſt=Hamburg-Berliner HC. 4:1. — Uhlenhorſt=Damen-
Bran=
denburg Berlin=Damen 4:3.
Mitteldeutſchland.
THC. 09 Dresden—Deutſche EHG. Prag 2:2.
ASV.
Dresden-Nürnberger HC. 2:6. — ASV. Dresden=Damen—
Nürnberger HC.=Damen 1:4.
Berlin.
SC. Charlottenburg—Dresden 1908 3:2.
Neutöllner
Sportfreunde-Zehlendorf 88 2:1. — Berliner SC.—THC. 99
2:0.
Potsdamer Sportfreunde—Berliner SV. 92 4:1.
Ausland.
Länderſpiel in Baſel. Deutſchland ſchlägt die Schweiz
mit 6:2 (3:1) Toren.
Ortsgruppentagung des D. R. A.
Der Deutſche Reichsausſchuß für Leibesübungen hielt am Samstag
in Erfurt eine Ortsgruppentagung ab. Die Beteiligung an dieſer
Sitzung blieb hinter den Erwartungen zurück; von 300 dem D.R.A.
an=
geſchloſſenen Ortsgruppen waren nur 50 vertreten. Jedoch hatten
ſo=
wohl die Sportverbände wie auch die Deutſche Turnerſchaft führende
Männer entſandt. In Abweſenheit von Exz. Dr. Lewald führte Prof.
Berger den Vorſitz. Der Turnerführer wies in ſeiner
Eröffnungs=
anſprache auf den beendeten Zwiſt zwiſchen D.R.A. und D.T. hin und
gab ſeiner Hoffnung auf ein erſprießliches Zuſammenarbeiten in der
Zukunft Ausdruck. Prof. Hecker=München referierte über die „
Forde=
rungen der Zeit und die Tätigkeit der Ortsgruppen‟. Hecker kritiſierte
u. a. den Beſchluß der Biſchofskonferenz in Fulda, der den Frauen die
Pflege der Leibesübungen außerordentlich erſchwere. Bei allen
Unter=
nehmungen ſei der ſittliche Ernſt voranzuſtellen; dem Uebermaß vom
Wettkämpfen müſſe entgegengetreten werden, Prof. Hoflmayer=München
behandelte das Thema „Geſundheitsüberwachungen‟. Bei den
Studie=
renden ſei die Pflege der Leibesübungen in noch ſtärkerem Maße als
bisher zur Pflicht zu machen. Eine gehaltvolle Mahnung zur
gemein=
ſamen Jugendpflege richtete Prof. Neudorff=Spandau an die
Verſamm=
lung. Die Jugend müſſe vor allem auch vor der zu frühzeitigen
In=
anſpruchnahme durch Wettkämpfe bewahrt werden. Allgemein wurde
verlangt, den Jugendlichen jede Teilnahme an offenen Wettkämpfen zu
unterſagen. Hell=München ſprach über das Kapitel „Stadtämter für
Leibesübungen”; Hell bedauerte, daß in vielen großen Städten noch
derartige Aemter fehlen und behandelte dann die vielſeitigen Aufgaben
eines ſolchen Amtes. Dr. Diem teilte mit, daß für die im Mai 1927
ſtattfindende Werbewoche mit allen Stadtämtern Fühlung genommen
werden ſolle, um eine möglichſt einheitliche Aktion zu erzielen. — Die
weiteren Referate der Tagung behandelten meiſt Fragen interner
Na=
tur. Zum Schluß hielt Dr. Diem noch eine Lichtbildervortrag über das
Thema „Spielplatzbau”.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, 26. Oktober
(nach der Wetterlage vom 24. Oktober):
Milder, Winde auf ſüdliche Richtung drehend, vielfach bedeckt und
ſtellenweiſe Regenſchauer.
Die H=ſſiſche Wetterdienſtſteile Gießen.
Hauptſchriftleitung. Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe, für Feuilleton,
Sport: Di. Eugen
Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; fü
Reich und Ausland un
den Inſeratenteil:
Buhlman ür den Schlußdienſt: Andreas Bauen
Wil/y Kulle. Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Seite 8
Montag, den 25. Oktober 1926
Nummer 296
* Deutſchlands Fall und Erhebung.
XII. Friedrich Ludwig Jahns Sendung.
Von
Profeſſor Dr. phil. h. e. Karl Berger.
(Schluß.)
Eine lange Pauſe der Ergriffenheit folgte, als der Sprecher
ge=
endet. Dann ſtand der alte Herr auf: „Wir wollen beten!‟ Danach
entließ er die Schüler. Kein Wunder, daß bei ſolchem Geiſte allein
vom Grauen Stloſter 134 und alle Turner Jahns, die überhaupt
eine Büchſe tragen konnten, ſich auf den Aufruf des Königs hin als
Freiwillige meldeten. Nach der Abreiſe Friedrich Wilhelms war
auch der Turnvater nach Breslau gezogen, und als am 18.
Februar die Ermächtigung für Lutzow zur Bildung eines
Frei=
korps ergangen war, trat Jahn mit Frieſen ſchon am folgenden
Tage in die ſchwarze Schar ein, als deren Mitſtifter er ſich
be=
trachten durfte. Als Werber entfaltete er nun eine erfolgreiche
Tätigkeit, zuerſt in Breslau im Goldenen Szepter, hernach in
Dresden im Kleinen Rauchhauſe, ſeinem Abſteigequartier. Jahn
warb nicht nur Mannſchaften, ſondern auch um Geld, Pſerde,
Tuch und Büchſen. Sein Name erwies ſich als gute Zugtraft.
Obwohl er nicht gedient hatte, und ihm zur eigentlichen
militäri=
ſchen Führung die Vorbildung fehlte, wurde ihm, ſeinem
Ein=
fluß entſprechend, Offiziersrang zuerteilt: er zog an der Spitze
des dritten Bataillons, das er ſelbſt zuſammengepracht hatte, ins
Feld. Die hochgeſpannten Erwartungen freilich, die der kühne
Stürmer auf die Lützower ſetzte, haben ſich aus wehrfachen
Gründen nicht erfüllt. Schon am 27. Juli 1813, während des
leidigen Waffenſtillſtandes, erbat Jahn von Gneiſenau eine
an=
derweitige Beſchäftigung in Norddeutfchland, um nicht den
gan=
zen Krieg durch umherzulungern. Wenn der Enttäuſchte im
Spätherbſt 1813 auch mit einem gewiſſen Mißmut aus dem
Ver=
bande ſchied, ſo hat er ſpäter doch die eigentliche Beſtimmung
und Wirkung der Freiſchar in einem Brief an den Staatskanzler
v. Hardenberg hervorgehoben: ſie habe ſchon in ihrer Entſtehung,
durch das Heranziehen von Männern, Waffen und Kriegsmitteln
ſelbſt aus den entfernteſten Gegenden Deutſchlands, allgemeine
Kriegsbegeiſterung geweckt und für Preußen eine günſtige
Stim=
mung erregt. Dieſer Nutzen falle aber weniger in die Augen,
als der Haß Napoleons und ſeiner Verbündeten. Jahn ſelbſt
hinterließ bei ſeinen Kameraden den Ruf eines Ehrenmannes
und durch Mut und Entſchloſſenheit ausgezeichneten Kriegers,
als er nach ſeinem Ausſcheiden die Werbetätigkeit für die
vater=
ländiſche Sache im Weſten Deutſchlands wiederaufnahm. Dann
einige Zeit durch Krankheit ans Bett gefeſſelt, wurde er näch
ſeiner Geneſung Mitglied der unter Steins Vorſitz geſchaffenen
Frankfurter Zentralkommiſſion zur Ordnung der
Heeresver=
pflegung und =bewaffnung ſowie zur Gewinnung der bisher
rheinbündneriſchen Bevölkerung für die deutſche Sache. Die
Fähigkeit des Vollsmannes, mit dem Volke zu verkehren, wurde
von ſeinen Vorgeſetzten dahin genützt, daß er die oft läſſig
be=
triebene Wehrhaftmachung in den befreiten Gebieten übernahm
und beſchleunigen helfe. Noch immer ſchien eine Wiederkehr
Napoleons nicht ausgeſchloſſen, vor allem galt es vor ſeinen
ge=
heimen Anhängern am Rhein, den „Genoſſen ſeiner früheren
Blutſchuld”, wie Jahn ſie nannte, auf der Hut zu ſein. Auf
einer Erkundungsfahrt nach Darmſtadt und Baden hatte der
in der Uniform der Lützpwer Erſcheinende manchen
Zuſammen=
ſtoß mit dieſer deutſchvergeſſenen Geſinnung. Um ſo eifriger
widmete er ſich der Aufgabe, Freiwillige aufzurufen, Landwehr
und Landſturm auszurüſten, aber überall auch das
gemein=
deutſche Bewußſein zu wecken. Die Selbſtherrlichkeit der
Klein=
ſtaaten zeigte ſich ihm als das, was ſie wirklich war: ohnmächtige
Abhängikeit von fremdem Einfluß und ausländiſchen
Macht=
habern. Deshalb, ſo forderte er wiederum in den zu Anfang
des Jahres 1814 erſchienenen „Runenblättern” ein gegenüber
dem Ausland einiges Deutſchland, eine Staatengemeinde, in der
alle Teile für das Ganze zuſammenſtehen. Deshalb ruft er zum
Schluß nach einem Einheitsſchaffer und Waltſchöpfer; wider die
Waltloſigkeit, die Losſagung der Teile vom Ganzen, aber billigt
er die hippokratiſche Krebskur: „Was Arznei nicht heilt, heilt
das Eiſen, was Eiſen nicht heilet, heilt das Feuer.”
Nach der Einnahme von Paris (31. März 1814) und der
Ab=
dankung Napoleons lebte Jahn, wie alle Patrioten, in
hoffnungs=
vollſter Stimmung, die freilich durch die Kunde von dem faulen
(erſten) Pariſer Frieden (30. Mai) ſtark beeinträchtigt ward:
das Königreich Frankreich verlor nur das jüngſt eroberte Gebiet,
ja es erhielt noch Vergrößerung durch deutſche Landesteile,
be=
hielt vor allem den Rhein und das geraubte Elſaß=Lothringen,
den Schlüſſel zu Deutſchland, in ſeiner Hand. In dieſen Monaten
erfüllter Hoffnungen und bitterer Enttäuſchung kam Jahn
viel=
fach mit gleichgeſinnten bedeutenden Männern in Berührung:
in den Tagen des erſten Jubels fuhr er mit Görres und Arndt
den deutſchen Strom hinunter, mit Arndt, ſeinem Greifswalder
Lehrer, durchwanderte er das Rheinland, nach Köln, Düſſeldorf,
auch nach Elberfeld, über Solingen nach Remſcheid. Am 24. Juli
1814 trug er, gen Norden reiſend, ſein politiſches
Glaubensbe=
kenntnis in das Stammbuch der Wartburg ein: „Großes iſt
ge=
ſchehen, Größeres wird kommen. Der Morgen der neuen
deut=
ſchen Welt hat begonnen. Wir haben Unglaubliches erlebt und
erlitten und Rettungsſchlachten geſchlagen, wie ſie keine
Ge=
ſchichte kennt. So werden wir nun endlich einmal an die
Herrlich=
keit des deutſchen Gemüts glauben, die Ausländerei verbannen
und unſere Volkstümlichkeit verſtehen lernen. Ueberall wo die
deutſche Zunge redet, ſehnt man ſich nach einem neuen deutſchen
Reich. Darum wollen wir mit freudigem Mut beten „Unſer Reich
komme, und für Volk und Vaterland keinen Gedanken zu hoch
halten, keine Arbeit zu langſam und mühevoll, keine
Unterneh=
mung zu kleinlich, keine Tat zu gewagt und kein Opfer zu groß.”
Dabei dachte er wohl an die Arbeit, die ihn auf ſeinem
Turnplatz erwartete. Am 3. Auguſt betrat er die Stätte ſeines
Wirkens auf der Haſenheide zum erſten Male wieder, leider
ohne ſeinen Freund und Mitarbeiter Frieſen, der am 15. März
1814 bi La Lobbe in den Ardennen „welſcher Tücke”, wie Jahn
ſagt, zum Opfer gefallen war. Der heimgekehrte Turnvater, dem
auf Verwendung Gneiſenaus wegen ſeiner vaterländiſchen
Ver=
dienſte ein Jahresgehalt von 1000 Talern bewilligt worden war,
konnte Ende Auguſt durch die Ehe mit Helene Kohlhof, ſeiner
langjährigen Braut, endlich einen eigenen Hausſtand begründen.
Aber dieſen wie ſeinen geliebten Turnplatz mußte er ſchon im
März 1815 verlaſſen, von ſeinem Gönner Hardenberg zum Wiener
Kongreß berufen. Seltſam genug mag ſich der jugendliche „Alte
im Barte” mit dem breiten weißen Hemdkragen über dem
ge=
ſchloſſenen „altdeutſchen” Rock unter den geſchniegelten und
ge=
bügelten Diplomaten ausgenommen haben, denen er ſich wie eine
Verkörperung der neuerwachten Voliskräfte darſtellte. Ihm
er=
ſchien ihr Treiben wie Hochverrat. Vergebens mühte er ſich mit
Görres und Arndt, die Zerſtückelung des deutſchen Landes zu
verhüten und Preußen ſeinen Siegeslohn zu ſichern. Auch in
Paris, wohin Jahn nach der zweiten Einnahme der franzöſiſchen
Hauptſtadt wieder von Hardenberg berufen wurde, war er, wie in
Wien, als Kurier und Auskunftsmann des Staatskanzlers tätig.
Auf dem Heimweg legte er abermals auf der Wartburg ein
denk=
würdiges Bekenntnis nieder: „Den Deutſchen kann nur durch
Deutſche geholfen werden; welſche und wendiſche Helfer bringen
uns immer tiefer ins Verderben. Neuerdings iſt die ganze Welt
zuſammengetrommelt worden, vom Ural und Kaukaſus bis zu
Herkules' Säulen, um die Franzoſen zu zwingen. Nun hat Gott
den Deutſchen den Sieg gegeben; aber alle Mitgeher und Miteſſer
wollen Deutſchland bevormunden. Deutſchland braucht einen
Krieg auf eigene Fauſt, um ſich in ſeinem Vermögen zu fühlen;
es braucht eine Fehde mit dem Franzoſentum, um ſich in ganzer
Fülle ſeiner Volkstümlichkeit zu entfalten. Dieſe Zeit wird
nicht ausbleiben, denn ehe nicht ein Land die Wehen kriegt, kann
kein Volk geboren werden. Deutſchland über Welſchland!
Deutſchland ohne Wendiſchland!“
Auf der Höhe ſeines Wirkens als Turnmeiſter und
Volks=
erzieher Jahn zu begleiten, die Jahre ſeiner perſönlichen Leiden
in der Zeit der Demagogenverfolgungen zu ſchildern, liegt
außer=
halb unſerer Aufgabe. Die Zeiten ändern ſich, er blieb ſich ſelber
und ſeinen Jedalen treu bis zu ſeinem Tode am 15. Oktober 1852.
Der Vielverkannte, Vielgeſchmähte, Vergewaltigte und
Matt=
geſetzte ließ ſich nicht verbittern. „Jede gute Sache”, das war ſein
Troſt, „muß ihren Dulder und Kreuzträger haben, wie jeder Bau
ſeinen Grundſtein und jeder Sieg ſeinen Opferherd.” Wie in der
Zeit der Fremherrſchaft, ſo zweifelte er auch in den Tagen
eigenen Elends nicht an Deutſchlands Stern. Seine „
Schwanen=
rede” tlingt daher mit recht aus in die wahrhafnigen Bekenn
nis=
worte: „Deutſchlands Einheit war der Traum meines
erwachen=
den Lebens, das Morgenrot meiner Jugend, der Sonnenſchein
der Manneskraft und iſt jetzt der Abendſtern, der mir zur ewigen
Ruhe winkt."
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