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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.* geſtattet.
189. Jahrgang
Nummer 247
Montag, den 6. September 1926.
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( Dollar — 420 Mar)l. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſtw erliſcht
jede Verpſſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitrelbung fällt ſeder
Nabat weg. Bankkonio: Deutſche Banſ und Darm
ſädter und Natſonalbank.
Zuſpitzung der Lage in Spanien.
Madrid, 5. September.
In einer offiziöſen Kundgebung wird auf die ſehr ernſte
Lage hingewieſen, in der ſich das Land durch die ſich häufenden
Fälle von Inſubordination in der Armee als Folge der
Abände=
rung des königlichen Erlaſſes vom 6. Juni ds. Js. über die
militäriſchen Auszeichnungen befindet. So gab heute der Chef
der Artillerieſektion ohne Ermächtigung des Kriegsminiſters
den beurlaubten höheren Artillerieoffizieren den Befehl, ſich
wie=
der auf ihren Poſten einzufinden. Der Chef des
Artillerie=
regiments in Segovia ordnete, ebenfalls ohne Ermächtigung die
Bereitſchaft der Truppen der Garniſon Segovia an und zwar
angeblich als Vorſichtsmaßnahme für etwaige Angriffe durch
Madrider Truppen. Auch in der Militärakademie in Valadolid
ſind Fälle von Indiſziplin vorgekommen. Infolge dieſer
Ereig=
niſſe hat die Regierung dem König geraten, nach Madrid
zurück=
zukehren und ihn um die Ermächtigung gebeten, für ganz
Spa=
nien den Belagerungszuſtand zu erklären und andere
Maßnah=
men zu veranlaſſen, ſo beſonders die Enthebung aller höheren
Artillerieoffiziere von ihren Poſten und das Verbot des Tragens
der Uniformen unter Androhung ſchwerer Strafen fü den
Weige=
rungsfall.
Paris, 5. September.
Nach einer Meldung der „Ere Nouvelle” ſind am Samstag
abend 11½ Uhr ſämtliche Telegraphen= und
Telephonverbindun=
gen zwiſchen Spanien und Frankreich unterbrochen worden.
Ein Manifeſi Primo de Riveras.
Madrid, 5. September.
General Primo de Rivera hat an das Land ein ausführliches
Manifeſt gerichtet, in welchem er daran erinnert, daß der dritte
Jahrestag ſeiner Berufung ſich nähere, und daß er daher den
Augenblick als gekommen erachte, Rechenſchaft abzulegen und das
doppelte Vertrauen des Königs und des Volkes zu erbitten.
Nach einem Rückblick auf die Probleme, denen er ſich vor
Jah=
ren gegenübergeſehen habe, wie die Marokkofrage, Terrorismus,
Separatismus, Geldentwertung, Teuerung, ſchlechte
Beſchaffen=
heit der Verkehrsmittel und den Zuſtand der Verwaltung,
er=
klärt Primo de Rivera, auf allen Gebieten ſeien Fortſchritte
erzielt worden. Es ſeien u. a. der Militärdienſt auf zwei Jahre
herabgeſetzt, Kraftwerke angelegt worden uſw. Ich bin der
Mei=
nung, ſo erklärt er, daß das parlamentariſche Regime
geſchei=
tert iſt. Ein Scheitern wurde auch von zwei anderen Ländern
feſtgeſtellt, die Aehnlichkeiten mit Spanien aufweiſen. In einem
dieſer Länder wurde die Löſung des wirtfchaftlichen und
ſo=
zialen Problems außerhalb des Parlaments geſucht, deren
Be=
ſchlüſſe auf Widerſtand ſtießen und nicht befolgt wurden. In
dem anderen Lande ergab ſich die Notwendigkeit, eine ganz und
gar beterogene Regierung auf verfaſſungsmäßigem Wege zu
be=
ſtimmen, um das ſchwierigſte wirtſchaftliche Problem zu löſen.
dem ſich das Volk je gegenübergeſehen hat. Niemand wird
daran denken, in Spanien das alte Regime wieder aufzurichten.
Andererſeits erſcheint es aber nicht klug, die Oberſte
National=
verſammlung zu entbehren, in welcher in natürlicher
Gewichts=
verteilung alle Klaſſenintereſſen vertreten ſind und die in
be=
ſtimmten Fällen ihre Initiative und ihre Zuſtimmung zu den
Regierungsbeſchlüſſen auszuüben hat. In ihr wurde auch der
König gegebenenfalls die hervorragendſten Perſönlichkeiten
an=
treffen und die erforderlichen Männer zur Beratung, wenn es
ſich darum handelt, eine neue Regierung zu bilden. Der
Mecha=
nismus einer ſolchen Verſammlung würde die Intrigen=
Manö=
ver, Zeitverluſt ſowie alle Charakteriſtika des alten Regimes
un=
möglich machen. Die bedeutende politiſche und wirtſchaftliche
Arbeit wird der Verſammlung anvertraut werden. Auf dieſe
Weiſe wird aus Spanien ein neuartiger Staat entſtehen.
Proklamation des Belagerungszuſiandes?
Die Regierung hat den König um die Erlaubnis erſucht, in
ganz Spanien den Belagerungszuſtand zu proklamieren. Der
König, der ſich in San Sebaſtian befand, iſt von dort ſchleunigſt
nach Madrid abgereiſt. — Ueber die genaueren Umſtände, die zu
einer ſo offenſichtlichen Verſchärfung der inneren Lage in
Spa=
nien geführt haben, fehlen noch jegliche Nachrichten.
Der König iſt, aus San Sebaſtian kommend, in Madrid
ein=
getroffen und hat ſofort nach ſeiner Ankunft einen Miniſterrat
einberufen, der ſich zur Hauptſache mit der Spannung zwiſchen
Primo de Rivera und den Artillerieoffizieren befaſſen ſoll, die
ſich heute bedeutend verſchärft hat. Primo de Rivera hat heute
eine Verordnung veröffentlicht, wodurch alle hohen
Artillerie=
offiziere ihrer Stellung enthoben werden.
Spaniſcher Miniſterrat.
EP. Madrid, 5. September.
Der geſtrige Miniſterrat, der nach der Erklärung des
Außen=
miniſters Yanguas hiſtoriſche Ereigniſſe bringen ſollte, ſcheint
keine bedeutſamen Beſchlüſſe gefaßt zu haben. Das
Lommuniqué begnügt ſich, zu erklären, daß die außenpolitiſche
Lage geprüft worden ſei, beſonders die Beziehungen Spaniens
zum Völkerbund und die Tangerfrage. Außerdem aber habe der
Nar beſchloſſen, den Vorſchlag der Patrioten=Union anzunehmen,
wonach am 13., 14. und 15. September eine Volksbefragung über
das Direktorium veranſtaltet werden ſoll.
Der Beſchluß des Königs, den General Berenguer zum
Palaſt=
kommandanten zu ernennen, hat in allen politiſchen Kreiſen um
machte ſeinerzeit General Berenguer für die Niederlage von Arual
as ausgeſprochene Feinde angeſehen werden. Primo de Rivera
machte ſeinerzeit General Berenger für die Niederlage von Arual
bekantwortlich und wollte ihn vor ein Kriegsgericht ſtellen. Er
erreichte aber damals nur, daß Berenguer vorübergehend zur
Dis=
poſition geſtellt wurde. Die Rehabilitierung des Generals
Be=
renguer iſt ſomit eine entſchieden feindliche Handlung des Königs
gegen Primo de Rivera. Es geht in dieſem Zuſammenhang das
Gerücht, daß der König beabſichtige, den gegenwärtigen
ſpani=
ſchen Botſchafter beim Vatikan, General Magaz, mit der
Nach=
folge Primo de Riveras zu beauftragen, und zwar würde dies
vorausſichtlich unabhängig von der vom Direktarium beſchloſſenen
Volksbefragung erfolgen.
Vom Tage.
Nach dem „Statiſtics” ſind gegenwärtig in New York folgende
deut=
ſche Anleihegeſuche anhängig: 20 Millionen Dollar für den preußiſchen
Staat, 30 Millionen Dollar für die Siemens=Schuckert=Werke, 15
Mil=
lionen Dollar für die öffentlichen Arbeiten des Staates Sachſen, 5
Mil=
lionen Dollar für die Stadt Leipzig und 15 Millionen Dollar für die
Firma Stinnes.
Ueber Mitteljapan iſt geſtern früh ein gewaltiger Taifun
niedergegangen, der eine große Zahl von Menſchenopfern und
Sach=
ſchaden im Gefolge hatte. In Tojohaſchi wurden 12 Kinder getötet und
90 verletzt, in Hamatau durch Einſturz einer Fabrik 8 Arbeiter getötet
und 25 verletzt. In Yodſchida iſt die Zahl der Verletzten groß. Auf dem
Militärflugplatz in Akenogahara bei Nagoja wurden einige Flugzeuge
zertrümmert und etwa 40 beſchädigt. In Yokohama kenterten zwei
Leich=
ter, wobei 15 Matroſen ums Leben kamen.
Nach einer Meldung aus Mexiko hat die Regierung Weiſung
ge=
geben, nunmehr auch die proteſtantiſchen Kirchen des Landes zu
natio=
naliſieren und ein Inventar derſelben, zu Händen des Departements
für nationales Eigentum aufzuſtellen. Die Liga für Verteidigung der
Religion hat beſchloſſen, durch verſchiedene Redner einen Vortragszyklus
in den verſchiedenen Staaten des Landes zu unternehmen, wobei die
Kirchenpolitik der Regierung bekämpft werden ſoll.
Der Wortführer des Präſidenten Coolidge hat in Paulſmith eine
aufſehenerregende Erklärung abgegeben, wonach Präſident
Coo=
lidge über die Verzögerung der Abrüſtungsfrage
ungehalten ſei. Die amerikaniſche Regierung ſei entſchloſſen, eine
ſtarke Luftflotte, eine ſtarke Unterſee=, Zerſtörer= und Kreuzerflotte zu
bewilligen, wenn in der Abrüſtungsfrage nicht bald von den
europäi=
ſchen Staaten eine Entſcheidung getroffen werde. Amerika beabſichtige,
auf allen dieſen Gebieten die ſtärkſte Flotte zu ſchaffen.
Die 7. Völkerbundsverſammlung.
EP. Genf, 5. September.
Die morgen vormittag 11 Uhr im Reformationsſaal
be=
ginnende 7. Völkerbundsverſammlung wird vom Ratspräſidenten
Beneſch mit einer Begrüßungsrede eröffnet werden, in der
Beneſch auf die Hauptereigniſſe der Septembertagung, die Löſung
der Ratskriſe und die Aufnahme Deutſchlands hinweiſen und
in der er nochmals einen dringenden Appell an die Regierungen
Braſiliens und Spaniens richten wird, nicht nur ihrer eigenen
vermeintlichen Intereſſen, ſondern auch der Geſamtintereſſen des
Völkerbundes eingedenk zu ſein.
Die Völkerbundswochen wurden heute in der Kathedrale
St. Pierre mit einem feierlichen Gottesdienſt eingeleitet, an dem
das geſamte Konſiſtorium der Genfer Nationalkirche teilnahm
und bei dem der Biſchof von Upſala, Soederblom, auf Grund
des Verſes 49 des 5. Kapitels Markus: die Feſtpredigt hielt. Er
erinnerte daran, daß der Völkerbund doch keine private
Geſell=
ſchaft ſei und jeder, der darin iſt oder der in ihn eintritt, nicht
nur an ſeine eigenen politiſchen Intereſſen denken ſolle. Der
Völkerbund ſolle etwas ganz Neues und Höheres ſein und etwas
wie eine irdiſche Neuſchöpfung der göttlichen Gerechtigkeit
dar=
ſtellen.
Der heutige Sonntag iſt im übrigen angeſichts der praktiſch
bereits durch die geſtrigen Ratsbeſchlüſſe erfolgten Löſung der
Ratskriſe ſelten ruhig verlaufen. Die meiſten bereits hier
an=
weſenden Delegationen haben friedliche Sonntagsausflüge
unter=
nommen, und die Unterhaltungen bewegten ſich in den
Dele=
gationshotels am Abend hauptſächlich um die Bedeutung der
geſtern abend hier einegegangenen Depeſche Primo de Riveras,
die man allgemein als eine Ankündigung der bevorſtehenden
Abweſenheit Spaniens vom Völkerbund anſieht. Man fragt ſich
nun hier vielfach, ob die Verſammlung nach dieſer Mitteilung,
der eine offizielle Mitteilung an den Völkerbund bisher nicht
gefolgt iſt, die ſpaniſche Regierung wird in den Rat wählen
wollen.
Ueber den Zeitpunkt der Vornahme der Neuwahlen der
nicht=
ſtändigen Mitglieder ſteht noch nichts Beſtimmtes feſt. — Man
glaubt, daß die Völkerbundsverſammlung nicht länger als bis
längſtens 25. September dauern dürfte.
Eine Rede Dr. Haslindes auf dem Weinbaukongreß.
Wiesbaden, 5. September.
Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, Dr.
Has=
linde, wünſchte namens der Reichsregierung und den am
Wein=
bau beteiligten Länderregierungen den Verhandlungen des
Wein=
baukongreſſes guten Verlauf. Der Miniſter fuhr dann fort: Aus
der Tatſache, daß bereits der 33. Kongreß abgehalten wird,
er=
gibt ſich, daß der Gedanke des Zuſammenſchluſſes im Weinbau
frühzeitig erkannt und gepflegt wurde. Anzuerkennen iſt, daß
dabei nicht nur auf den Ausbau der Organiſation, ſondern auch
auf eine Verbeſſerung der Betriebe inbezug auf Wirtſchaftlichkeit
und Technik hingearbeitet worden iſt. Die beiden letzten Jahre
ſtanden unter dem Zeichen des Kampfes um die Weinzölle. Die
Reichsregierung hat alles getan, um die Frage in befriedigender
Weiſe zu regeln. Das Mißtrauen, das von ſeiten des Weinbaues
gegen die Reichsregierung vielfach geäußert worden iſt, als ob
ſie einen alteingewurzelten Berufsſtand den Intereſſen anderer
Wirtſchaftskreiſe opfere, war nicht berechtigt. Es darf nicht
ver=
geſſen werden, welche Schwierigkeiten zu überwinden waren, um
endlich einmal wieder in die ſeit dem Kriege uns verſchloſſene
Weltwirtſchaft hineinzukommen. Die Reichsregierung iſt ſich
wohl bewußt, daß der Weinbau eine intenſive landwirtſchaftliche
Kultur darſtellt und unter normalen Verhältniſſen die
Möglich=
keit bietet, auf einer kleinen Fläche von 2 bis 3 Morgen eine
Fämilie zu ernähren. Neben dieſen wirtſchaftlichen
Geſichts=
punkten ſind aber für die Reichsregierung in ihrer Fürſorge für
dem Weinbau vor allem auch kulturelle und hiſtoriſche Momente
maßgebend, auf die gerade hier am Rhein beſonders hinzuweiſen
iſt, Im übrigen iſt ſie im Benehmen mit den Landesregierungen
beſtrebt, den Weinbau wie bisher durch allgemeine Maßnahmen
zu fördern, beſonders in Hinſicht auf die Reblaus= und ſonſtige
Schädlingsbekämpfung, Abſatzförderung, Verſtärkung der
Wein=
kontrolle und ſachgemäße Abänderung des Weingeſetzes. Leider
drückt den deutſchen Winzer heute wieder ſchwere Sorge, weil
die kommende Ernte durch Fröſte, Regen und Schädlinge ſtark
gelitten hat. Der Miniſter ſchloß mit dem Ruf: Gott erhalte den
deutſchem Rhein und ſeine Reben. Gott ſchütze den deutſchen
Weinbau!
Das jüngſte Parlament.
Von
Dr. Fritz Wertheimer.
Seine Organiſation. — Seine Aufgaben.
Das jüngſte Parlament der Welt, der kleine Landesrat von
Südweſtafrika, zieht die Augen der Welt auf ſich. Soeben
hat es einſtimmig beſchloſſen, aus allen öffentlichen Büchereien,
Schulen, Bibliotheken und anderen erreichbaren Stellen jenes
Blaubuch zu entfernen, das die Unionsregierung 1918
heraus=
gegeben hatte und das dokumentariſches Material über
angeb=
liche Greueltaten deutſcher Offiziere und Mannſchaften in
Süd=
weſtafrika enthielt. Einſtimmig wurde anerkannt, daß dieſes
angebliche „Material” auf Schwindel und Täuſchung beruhe und
der hiſtoriſchen Wahrheit widerſpreche. Das will ſchon etwas
bedeuten. Allerdings war auch ſchon vom General Herzog,
dem ſüdafrikaniſchen Premierminiſter, als er nach ſeiner Wahl
zum erſten Mal eine ſüdweſtafrikaniſche Rundreiſe machte — das
war ſchon im November 19241 — zugeſagt worden, er halte das
Blaubuch für eine begrabene Angelegenheit, er ſelbſt habe es nie
benutzt und es werde auch unter ſeiner Regierung niemals
be=
nutzt werden. Aber daß nun das ſüdweſtafrikaniſche Parlament
einſtimmig dieſen Vernichtungsbeſchluß faßte, iſt doch ein
ge=
ſunder Fortſchritt!
Dieſes Parlament beſteht aus 12 Gewählten und 6 vom
Adminiſtrator Südweſts nach Einvernehmen mit der
ſüdafrika=
niſchen Union ernannten Mitgliedern. 7 der gewählten und 2
der ernannten Mitglieder ſind Deutſche. Es ſtehen alſo 9
Deutſche, 9 Südafrikaner — Vertretern des Burentums und des
Engländertums gegenüber. Einſtimmig wählte dieſes
Parla=
ment ſich ſeinen Vorſitzenden in der Perſon des allſeitig
be=
liebten Col. Curtiß, und als man in die Landes=Exekutive, die
aus dem Adminiſtrator und 4 Landesräten beſteht, dieſe 4
Mit=
glieder zu wählen hatte, wurden auf unioniſtiſchem Vorſchlag
einſtimmig zwei Deutſche und auf deutſchen Vorſchlag einſtimmig
zwei Unioniſten gewählt. Das zeugt alſo von einer durchaus
verſönlichen und guten Zuſammenarbeit der weißen Raſſen, der
Deutſchen, Buren und Engländer, die ja auch ſchon bei den
Wahlen ſelbſt zum Ausdruck gekommen war. 2772 deutſchen
Wählern ſtanden 3321 unioniſtiſche gegenüber. Die Unioniſten
zerfielen von vornherein in zwei Parteien und zerſtörten dadurch
ihre Chancen. Die Deutſchen gingen (mit Ausnahme von zwei
Wahlkreiſen von 12) geſchloſſen vor, und da die Unioniſten den
Deutſchen zwei ſichere Wahlkreiſe ohne Aufſtellung von
Gegen=
kandidaten überließen und die Deutſchen zudem mit einer der
Unionsparteien ein getreulich eingehaltenes Wahlbündnis
ſchloſſen, konnten ſie den ſchönen Wahlerfolg der 7 gewählten
Vertreter buchen. Es fiel im ganzen Wahlkampf kein
verletzen=
des Wort zwiſchen Unioniſten und Deutſchen. Höchſtens iſt es
zu beklagen, daß nach dem Wahlkampf ein latenter Gegenſatz
innerhalb des Deutſchtums ſelbſt zum Ausbruch kam und
ernſt=
liche Streitigkeiten zwiſchen der Hauptorganiſation aller
Deut=
ſchen im Lande, dem „Deutſchen Bund” und der Hauptdeutſchen
Zeitungen des Landes, der „Windhuker Allgemeinen Zeitung”
entſtanden.
Man darf auch, wenn man jetzt dieſes jüngſte Parlament
und ſeinen erfreulichen Beſchluß betrachtet, nicht vergeſſen, daß
bereits anläßlich des Abſchluſſes des bekannten
Oppoſitionsver=
trages zwiſchen dem damaligen ſüdafrikaniſchen Premier
Smuts und den Vertretern des Auswärtigen Amtes in
Lon=
don — jenem Vertrag, der den Deutſchen des Landes das
eng=
liſche Bürgerrecht ſicherte, ohne daß ſie ihr deutſches dabei
auf=
zugeben brauchten, was nur 258 Deutſche, 8,5 Prozent ablehnten,
dadurch, daß ſie für Deutſchland allein optierten — in einem
Briefwechſel die Anerkennung Smuts für die koloniſatoriſchen
Leiſtungen des Deutſchtums in Südweſt ſtark zum Ausdruck
ge=
kommen war und daß ſo Smuts es geweſen iſt, der der kolonialen
Schuldlüge den erſten kraftvollen Stoß verſetzt hat!
Es lohnt ſich aber überhaupt, dieſes jüngſte Parlament ein
klein wenig zu betrachten. Es tagt in einem Windhuker Saal
an einem Tiſch in Hufeiſenform, zur Rechten ſitzen die Vertreter
der alten (deutſchen) Landesbevölkerung, zur Linken diejenigen
der neuen (unioniſtiſchen) Bevölkerung. An einem Sondertiſch
nimmt mit dem Adminiſtrator die Exekutive Platz, an einem
wei=
teren Sondertiſch ſitzt die Preſſe. Auf einem etwas erhöhten
Podium ſitzt der Vorſitzende, unter ihm an einem Sondertiſchchen
der Sekretär mit einem Gehilfen. Vorſitzender und Sekretär
tragen bei den Sitzungen einen Talar. In der erſten Leſung
darf jeder Abgeordnete, der übrigens mit „ehrenwertes Mitglied‟
anzuſprechen iſt, nur einmal zum Thema ſprechen. Iſt die erſte
Leſung abgeſchloſſen, ſo konſtitniert ſich das Haus als „House
in comittee‟. Der Vorſitzende verläßt dann ſeinen Platz und
gibt den Vorſitz an ſeinen Stellvertreter — auf welchen Poſten
übrigens auf unioniſtiſchen Vorſchlag hin das deutſche Mitglied
Stauch gewählt worden iſt. Dieſer ruft jeden einzelnen
Ge=
ſetzesartikel auf und es darf hierzu dann jedes Mitglied in
einer Art zwangloſer Diskuſſion ſprechen. Nach Abſchluß dieſer
Ausſprache berichtet ſodann der ſtellvertretende Vorſitzende an
den Vorſitzenden in einer Art Ausſchußbericht und dann gelangen
die Geſetze in die 3. Leſung vor demſelben Forum, die wieder
etwas förmlicher iſt. Das iſt alſo eine Art Erſatz der
Kommiſ=
ſionsverhandlungen, die bei der Kleinheit des Forums — 4 von
den 18 Mitgliedern ſitzen ja doch in der Exekutive, der
Regie=
rung! — auch kaum nützlich wären. Als Geſchäftsordnung hat
man diejenigen des unioniſtiſchen Volksrates angenommen und
man hat beſchloſſen, in der Seſſion Werktags ohne die Samstage
von 2½—6 Uhr zu tagen, nach Ablauf von 12 Tagen aber auch
vormittags und nachmittags und bei Nichterledigung der
Tages=
ordnung überdies auch abends von 8—11 Uhr. Man ſieht: der
Fleiß iſt anerkennenswert. Uebrigens ſprechen die deutſchem
Mitglieder durchweg in der Ausſprache auch deutſch, nur die
Ge=
ſetze ſowie die Anträge werden in die dafür beſtimmten Formeln
gekleidet und in einer der beiden Landesſprachen, engliſch oder
afrilgans eingebracht. In einer bisher vom Adminiſtrator
be=
rufenen Sonderkoinmiſſion, die die
lichkeiten der Belepung
Geite 2
Montag, den 6. September 1926
Nummer 247
des Abſatzes des Landes, insbeſondere an Lebendvieh ſtudieren
ſoll, führt ein Deutſcher, Farmer Voigts, den Vorſitz.
Die bisher wichtigſte Arbeit des jungen Parlaments war
die Etatsberatung. Vorläufig hat ja der Landesrat noch
nicht eigentlich die Tätigkeit und den Aufgabenkreis eines
wirk=
lichen „Parlaments‟. Der Staatshaushalt wird ihm nur „zur
Beſprechung” vorgelegt. Die Fragen der Beſiedlung, Erziehung,
Polizei, Landbank und Bürgerwehr entſcheidet der
Adminiſtra=
tor, wenn auch zunächſt nur für den Zeitraum von drei Jahren,
allein. Erſt nach drei Jahren ſoll, falls ihm dann dieſe Dinge
nicht freiwillig von der Regierung überantwortet werden, der
Landesrat mit Zweidrittel Stimmenmehrheit beſchließen
kön=
nen, daß ihm dieſe Angelegenheiten übertragen werden müſſen.
Die Fragen der Eingeborenen, der Eiſenbahn — die
Eiſenbah=
nen ſind Eigentum Südweſts, ſie werden nur von der Union
betrieben! —, Poſt und Telegraphie, des Berqweſens, der
Be=
amtenſchaft, der Einwanderung und der Rechtspflege wie der
Verteidigung, der Währung und des Zolls aber hat ſich, und
zwar für die ganze Dauer der Gültigkeit der jetzigen Verfaſſung,
die Unionsregierung zur alleinigen Behandlung vorbehalten.
Der Landesrat hat alſo nur das, freilich recht wichtige, Recht
der Kritik an allen dieſen Sachen und zur ſelbſtändigen
Be=
handlung nur die Fragen der Landwirtſchaft, der
Waſſerboh=
rungen, des Geſundheitsweſens und der öffentlichen Arbeiten
ſowie ſonſtiger verſchiedener kleiner Dinge. Selbſtändig iſt alſo
der Landesrat, wie frühere Berechnungen ergaben, bei einem
Geſamtetat von rund 700 000 Pfund, für ungefähr 150 000 Pfund
dieſes Etats.
In ſeiner Etatsrede betonte der Adminiſtrator, daß
eigent=
lich Südweſtafrika der Union 1,8 Mill. Pfund ſchulde, die die
Union während der Geltung des Kriegsrechts in Südweſt
in=
veſtiert habe. Er ſtellte auf Befragen ausdrücklich feſt, daß das
keine Kriegskoſten — dieſe haben nach den Angaben rund
19 Mill. Pfund betragen! —, ſondern nach 1918 erfolgte
In=
veſtierungen ſeien, doch hoffe er, daß die Frage der Rückzahlung
dieſer Schuld nicht praktiſch werde. Späterhin betonte er dann
auch, daß Südweſt heute ſchuldenfrei daſtehe, dagegen 2,5 Mill.
Pfund Aktiva habe, und zwar: 481000 Pfund Vorſchüſſe an die
Länderbank, 231000 Pfund Unterſtützungen an die Siedler,
33000 Pfund Anleihen an Stadtverwaltungen, 162 000 Pfund
für Bahnbauten, 4000 Pfund für Zuchtvieh, öffentliche Gebäude
und Telegraphenlinien; 584000 Pfund ſeien für
Waſſerbohrun=
gen ausgegeben worden, der Wert des an die Siedler verkauften
Landes, der allmählich von den Siedlern zurückzuzahlen ſei,
be=
trage 787000 Pfund, 195000 Pfund ſeien von der Deutſchen
Landbank als Aktiva übernommen worden.
Italieniſch=rumäniſcher Freundſchaftsvertrag.
EP. Mailand, 5. September.
Wie der römiſche Korreſpondent des „Corriere della Sera”
mitteilt, wird Italien demnächſt einen neuen
Freundſchaftsver=
trag ähnlich dem ſpaniſch=italieniſchen mit Rumänien abſchließen,
um damit ſowohl den europäiſchen Frieden als auch die Lage
Italiens im Balkan= und Donaugebiet zu feſtigen. Dieſe
Her=
ſtellung neuer und engerer Beziehungen zwiſchen den Mächten
auf Grund eines Netzes von Freundſchaftsverträgen ſtehe nicht
nur mit dem Geiſt des Völkerbundes nicht in Widerſpruch,
ſon=
dern bilde einen intereſſanten Verſuch, jene internationalen
Garantien zu befeſtigen, die von Genf eine grundſätzliche
Bekräf=
tigung erhalten. Der rumäniſche Miniſterpräſident Averescu
werde zu dieſem Zweck am 14. September in Rom erwartet und
ſein mehrtägiger Beſuch erhalte ſo eine außergewöhnliche
poli=
tiſche Bedeutung, abgeſehen davon, daß es das erſtemal ſei, daß
ein rumäniſcher Miniſterpräſident nach Rom komme.
Die franzöſiſchen Einſchränkungsmaßnahmen.
EP. Paris, 5. September.
Das Polizeipräſidium von Paris veröffentlicht eine
Verord=
nung, womit die bisherigen Beſtimmungen über die
Einſchrän=
kung des Verbrauchs in den Reſtaurants noch bedeutend
ver=
ſchärft werden. Es dürfen in Zukunft pro Mahlzeit nur noch
zwei Gänge ſerviert werden, wobei Fiſch, Fleiſch, Eierſpeiſen
und Einzelgemüſe als Gänge angeſehen werden. Außerdem
müſſen die Menus vereinfacht werden. Es dürfen nicht mehr als
4 Fleiſch= oder Geflügelſorten und 3 Gemüſe angeboten werden.
Dieſe Beſtimmungen ſtellen ganz bedeutende Einſchränkungen
gegenüber den bisherigen Menüs dar, beſonders, was die
Reich=
haltigkeit der Menus anlangt. Außerdem erfährt die übliche
Zu=
ſämmenſetzung der Table dihote=Menüs in den Hotels eine ganz
weſentliche Einſchränkung. Die Regierung erwartet von dieſer
Maßnahme eine Preisſenkung für Nahrungsmittel zugunſten der
zu Hauſe ſpeiſenden Bevölkerung, ſowie eine Verbeſſerung der
Außenhandelsbilanz.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 6. September.
*Trauerfeier — Emanuel Schmuck.
Rege Anteilnahme der Bevölkerung Darmſtadts an der Trauerfeier
für den verſtorbenen ehemaligen Landesturninſpektor und Vertreter des
9. Turnkreiſes Mittelrhein bürgte dafür, daß einem allſeits verehrten
und geachteten Bürger der Landeshauptſtadt das letzte Geleite gegeben
werden ſollte. Aus allen Gauen waren ſeine Turnfreunde herbeigeeilt,
das Saargebiet, das benachbarte Baden, Bahern, die Rheinpfalz bis
zum Aartal hatte ſeine Vertreter entſandt. Es war ein beredtes Zeichen
der Anerkennung und Dankbarkeit dem Verſtorbenen gegenüber, daß
190 Fahnen den Trauerzug umrahmten, der ſich kurz vor 3 Uhr auf dem
Schwimmbadplatze aufſtellte. Unter Vorantritt einer Muſikkapelle des
ſtädtiſchen Orcheſters vereinigten ſich die Leidtragenden des
Mittelrhein=
kreiſes zu dem Trauerzug, an deſſen erſter Stelle die Fahnen der
Darm=
ſtädter Turnerſchaft marſchierten. Ihnen folgten die Aktiven der
Darm=
ſtädter Turnerſchaft, dann die Vertreter der auswärtigen Kreis= Gau=
und Bezirksvereine. Dieſen ſchloß ſich eine größere Abteilung Turner
und Turnerinnen an, die die Kranz= und Blumenſpenden mit ſich
führ=
ten. Der mit vier Pferden beſpannte, trauerumflorte Leichenwagen
wurde von Fackelträgern der Turn= und Fechtabteilung der Turngemeinde
1846 begleitet. Die Angehörigen und Anverwandten folgten als letzte
dem Trauerzuge. Kurz nach vier Uhr war der Waldfriedhof erreicht,
wo die Trauerfeier vor der Einſegnungshalle des Krematoriums
ſtatt=
finden ſollte. Die Fahnen wurden den Emporen entlang aufgeſtellt,
während acht Turner den Sarg mit Schmucks ſterblicher Hüille von der
Halle niederſetzten. Eine Ehrenwache mit Fackeln nahm zu beiden
Seiten des Sarges Aufſtellung. Der Geiſtliche, Herr Dr. Wendel, legte
ſeinen Worten den 90. Pſalm zugrunde: „Unſer Leben währet ſiebenzig
Jahre, und wenns hoch kommt, ſo ſinds achtzig Jahre, und wenns
köſt=
lich geweſen iſt, ſo iſts Müihe und Arbeit geweſen.” Es waren herzliche
Abſchiedsworte, die er dem Verſtorbenen zur letzten Ruhe widmete.
Rückſchauend, war ſein Leben Wirken und Schaffen, der göttliche Segen
hat ihm als Turnvater des Landes nicht gefehlt. Ueber ſeinem
Erden=
leben ſenkt ſich der Vorhang, während ſich der Vorhang des himmliſchen
Lebens hebt. Seine Tatkraft und Schaffensfreude wird zum Wohle des
Volksganzen gedeihen. Ein ergreifender Trauergeſang der
Singmann=
ſchaften der Turngemeinden Darmſtadt und Beſſungen ſchloß ſich dem
Gebet des Geiſtlichen an. Den Lorbeerkranz der Deutſchen Turnerſchaft
legte Neuendorf am Grabe nieder. Es war ein Gruß, den er dem
Ent=
ſchlafenen entgegenbrachte, und ein Dank dafür, was er der Deutſchen
Turnerſchaft gegeben und was er der Deutſchen Turnerſchaft war.
An=
knüpfend an die Siegerehrung am Vormittag vor dem Muſeum
über=
mittelte Neuendorf herzliche und ergreifende Worte dem Sieger eines
langen, geſegneten Lebens. Sein Ideal war es, unſerer Jugend und
dem Volke zu helfen, innerhalb der Deutſchen Turnerſchaft war er
manchen ein tüchtig kämpfender Gegner von offenem Charakter. Nur
die=
jenigen, die mit ihm gebaut und geſchafft haben, wiſſen, was Schmuck
für Opfer zum Wohle des Volkes gebracht hat. Unſer Dank und unſere
Liebe gehen mit dir! Als Vertreter des Mittelrheinkreiſes legte Schill,
Oſthofen, den Ehrenkranz aus dem Laub der Eiche nieder. Auch er fand
ehrende Worte, die ſo recht zeigten, daß Schmuck in aller Herzen
lebte. Mit dem Gelöbnis, ſein Werk weiterzuführen, richtete er herzliche
Abſchiedsworte an den Entſchlafenen. Gauvertreter Noth, als Vertreter
des Landeslehrerturnvereins fand ehrende Worte, die er ſeinem
lang=
jährigen Ehrenvorſitzenden widmete. Der Baheriſche Turnerbund hatte
ebenfalls einen Vertreter entſandt, der dem verſtorbenen Kreisvertreter
ehrende Anerkennung entgegenbrachte. Weitere Kranzniederlegungen
erfolgten durch den Nieder=Weſer=Kreis, den Pfälzer Turnerbund, der
Fechterſchaft des Mittelrheinkreiſes, den 10. Kreis Baden, den
Feldberg=
feſtausſchuß, den 5. Gau Rheinheſſen, den Turngau Heſſen, Maingau
Main=Rhein=Gau, Saar=Blies=Gau, Turngau Heſſen=Naſſau,
Turn=
gemeinde Worms, Gau Offenbach=Hanau, Gau Mittelmoſel, Rheingau,
Darmſtädter Turnerſchaft, Turngemeinde Darmſtadt 1846, Kinziggau,
Untertaunusgau, Maintaunusgau, Bliesgau, Frankfurter Turnerſchaft,
Aargau, Turnverein Gießen und Bingen, Turngemeinde Oſthofen,
Reichsausſchuß, Main=Speſſart=Gau, Turnerſchaft Aſchaffenburg, Mainzer
Turnverein 1817, Turnerbund Wiesbaden, Hanauer Turnerſchaft, Mainzer
Turnerſchaft, 1. Gau Nieder=Ingelheim, 4. Bezirk Gau Rheinheſſen.
— Darmſtädter Wöchinmarktpreiſe am 4. September.? Speife=
Kar=
toffeln 4—5 Salatkartoffeln 4, Buſchbohnen 12—15, Stangenbohnen 15
bis 20, Gelbe Bohnen 20—25, Blumenkohl 30—160, Römiſchkohlz 10,
Wirſing 5—8, Weißkraut 4—8, Rotkraut 10—15, Kohlrabi 5—6 Pfg.
das Süück, Spinat 15, Tomaten 15—25, Zwiebel 12—15, Gelbe Rüben
6—8, Note Rüben 8—10, Kopfſalat 8—10, Endivien 8—10,
Einmach=
gurken 120—250, Salatgurken 10—40 Pf. das Stück, Radieschen 5—8,
Rettiche 5—10, Meerrettic 80, Sellerie 10—20, Schwämme 10—30.
Trauben 40—60, Eßäpfel 10—20, Fall= und Kochäpfel 8—10, Eßbirnen
10—20, Kochbirnen 5—10, Preiſelbeeren 55—60, Reineklauden 12—20,
Pfirſiche 30—40, Zwetſchen 18—20, Brombeeren 35—40, Zitronen 4—10.
Schweinefleiſch 132—150, Kalbleiſch 120. Rindfleiſch 80—110, Hackfleiſch
80—140, Hausm. Wurſt 120—240, Geflügel 120—180, Fiſche 30.
Süß=
rahmbutter 210—220, Landbutter 190—200, Eier 13—15, Handkäſe 5
bis 15, Schmierkäſe 1 Pfd. 30—55 Pfg.
— Hefſiſches Landestheater. Als 2. Aufführung der neuen Spielzeit
gelangt am Dienstag, den 14. September, abends 7 Uhr, (Miete E)
Schillers ſeit 1921 nicht mehr gegebenes Schauſpiel „Wilhelm Tell”
vollkommen neu einſtudiert und neuinſzeniert zur Aufführung. Die
Inſzenierung leitet Oberregiſſeur Edgar Klitſch, das Bühnenbild
entwarf Arthur Pohl.
— Orpheum. Wie bereits mitgeteilt, währt das Gaſtſpiel des Wiener
Apollo=Theaters, mit der Operetten=Revue „Was Frauen träumen”, nur
noch kurze Zeit, und zwar definitiv bis Sonntag, 12. September. Ab
heute Montag gelten wieder übliche kleine Eintrittspreiſe von 1—3 Mk.
(Siehe Anzeige.)
— Geſetz über die Aufwandsentſchädigung der Mitglieder des
Land=
tags. Das am 1. Juli 1926 in Kraft getretene Geſetz wird im Reg.=Bl.
Nr. 16 vom 3. Auguſt veröffentlicht. Wir haben f. Zt. die weſentlichen
Beſtimmungen gelegentlich der Landtagsverhandlungen mitgeteilt. Fün
jeden Tag des Fernbleibens wird von der Entſchädigung ein Betrag
in Höhe von ſ.o des Monatsbetrages der Entſchädigung abgezogen.
Abzug unterbleibt, wenn das Fernbleiben durch höhere Gewalt,
Krank=
heit oder Geſchäfte im Intereſſe des Landtages veranlaßt iſt. Die
Ent=
ſcheidung über das Vorliegen dieſer Vorausſetzungen trifft der
Landtags=
präſident. Ein Mitglied des Landtages, das zugleich Mitglied des
Reichs=
tags iſt, erhält nur das Tagegeld, das für die Teilnahme an
Aus=
ſchußſitzungen feſtgeſetzt iſt (6 bzw. 9 Mk. neben Reiſekoſtenerſatz),
da=
gegen keine monatliche Entſchädigung. Verzicht auf die
Aufwandsent=
ſchädigung iſt zuläſſig,, der Anſpruch auf ſie dagegen nicht üübertragbar
und ſomit der Pfändung nicht unterworfen. Im Falle eines Todes
eines Landtagsmitgliedes kann die Zahlung an den überlebenden
Ehe=
gatten erfolgen, ohne daß dieſer ſein Erbrecht nachzuweiſen braucht.,
* Große Strafkammer, 1. Schneider Auguſt Weber und Schloſſer
Gg. Stahl, beide hier wohnhaft, waren angeklagt, im Juli 1921 im
Bezirk Spachbrücker Wald hinter dem Einſiedel aus einer Jagdhütte den
Jagdvächtern Olff, Schröder und Leyendecker gehörige Gegenſtände
mit=
telſt Einſteigens und Erbrechens von Behältniſſen zur Nachtzeit entwendet
zu haben. Sie geſtanden die Tat an ſich vor dem Bezirksſchöffengericht
zu, wollten aber nicht alle in der Anklage erwähnten Sachen entwendet
haben. Am 19. Juli 1926 erhielt Weber vier Monate, Stahl zwei Jahre
Gefängnis. Nur letzterer und die Staatsanwaltſchaft haben Berufung
verfolgt. Die Diebe waren in Not, die wöchentliche Unterſtützung gering;
Stahl hatte auch keine Arbeit ebenſo wie Weber. Das Berufungsgericht
zog dieſe wirtſchaftlichen Momente mildernd in Betracht und erkannte
unter Aufhebung des gegen Stahl ergangenen Urteils, unter
Anrech=
nung der ſeit 19. Juli verbüßten Unterſuchungshaft auf acht Monate
Gefängnis. Der erlaſſene Haftbefehl wurde aufgehoben.
— 2. Der unbeſtrafte Schloſſermeiſter Hch. Schmucker von
Michel=
ſtadt iſt angeklagt, am 5. Januar 1926 als Kaſſierer einer Krankenkaſſe
einen Betrag von 1000 Mark nicht abgeliefert und für ſich verwendet zu
haben. Wegen Untreue in rechtlichem Zuſammentreffen mit
Unterſchla=
gung hat das Bezirksſchöffengericht anſtelle einer an ſich verwirkten
Ge=
fängnisſtrafe von 1 Monat auf 300 Mark Geldſtrafe erkannt. Das
Urteil gründet ſich auf einen Indizienbeweis. Schmucker beteuert, indem
er Berufung verfolgt, ſeine Unſchuld; das einkaſſierte Geld habe er von
dem ſeinigen getrennt aufbewahrt gehalten; er habe die 1000 Mark, als
er, auf dem Wege nach Erbach mit dem Rade befindlich, ſich Geſchäfte
halber in Stockheim aufgehalten habe, noch in der Brieftaſche gehabt.
In Crbach an der Ablieferungsſtelle angekommen, habe er den Verluſt
der Brieftaſche bemerkt, ſei raſch nach Stockheim zurückgefahren, habe
aber nichts mehr entdecken können. Sofort habe er den Verluſt amtlich
gemeldet, auch in der Preſſe in Erbach und Michelſtadt eine
Verluſt=
anzeige eingerückt, auch anderen Tages in Darmſtadt der zuſtändigen
Stelle den Sachverhalt gemeldet. Die finanziellen Verhältniſſe des
An=
geklagten waren damals ſchlecht, Schmucker hatte eine kranke Frau, auch
ſonſt Pech gehabt. In der Lebensführung war kein Aufwand oder gar
Luxus zutage getreten. Wie Schmucker angibt, hatte er die
Kaſſenfüh=
rung ſchon mit Rückſtänden übernommen. Angeſichts dieſer Sachlage
vermochte das Gericht eine Ueberzeugung von der Schuld nicht zu
ge=
winnen, es hob das erſtinſtanzliche Urteil auf und erkannte auf
Freiſprechung. Die Kaſſe hat wegen der 1000 Mark inzwiſchen
vollſtreckbares Urteil erwirkt und ſoll demnächſt die Zwangsverſteigerung
des ſchuldneriſchen Anweſens erfolgen.
Kunſinotizen.
Palaſt=Lichtſpiele. „Ich hab: mein Herz in Heidelberg
berg verloren . ." Ich war verliebt bis ſiber beide Ohren, und wie ein
Nöslein hat ihr Mund gelacht! Und als wir Abſchied nahmen vor den
Toren, beim letzten Kuß, da hab ichs klar erkannt, daß ich mein Herz
in Heidelberg verloren, mein Herz es ſchlägt am Neckarſtrand. Es iſt
einer der ſchönſten Filme, den die deutſche Lichtbildbühne hat. Die
Ge=
ſtalten, die den Film tragen, ſind mit offenen Augen geſehen, mit
ſiche=
rem Griff geformt. Heidelberg wird lebendig. Durch herrlich
photo=
graphierte Bilder ſcheint echte Heidelberger Stimmung.
Tageskalender für Montag, den 6. September 1926.
Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends 8 Uhr, Afrikafilm: „Das ſchwarze Geſchlecht.”
Orpheum, abends 8 Uhr: „Was Frauen träumen” — Schloß=
Café: Konzert. — Café Rheingold: Konzert und Tanz.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele. — Hotel=Weinhaus „Zur Krone” Nierſtein: Kirchweihe,
große Tanzmuſik. — „Zur Krone”, Alsbach: Kirchweihe, großes
Tanzvergnügen. — Gaſthaus „Zur Linde” Malchen:
Kirch=
weihe, Tanzvergnügen. — Reſtaurant „Frankenſtein”,
Mal=
chen: Kirchweihe.
„Das ſchwarze Geſchlecht”
iſt der Titel eines neuen großen Filmwerkes, eines Kulturfilms der
überall, wo er bisher gezeigt wurde, Aufſehen erregte, deſſen
Rieſen=
bildausſchnitte ſeit Tagen an allen Plakatſäulen prangen, und dev nun
ab heute Montag im Kleinen Haus des Landestheaters gezeigt
wird.
Geſtern vormittag fand eine Sonder=Preſſevorführung des Films
ſtatt, die uns die Wiedemabe des Nachſtehenden ermöglicht. Zunächſt
entnehmen wird dem Proſpekt:
Verhältnismäßig ſpät hat man ſich der Erforſchung des ſchwarzen
Erdteils Afrikas zugewandt. Schwierigkeiten jeder Art ſtellten ſich einem
ſolchen Unternehmen in den Weg, und während das Küſtengebiet bald
koloniſiert und ziviliſiert wurde, blieben große Strecken Innerafrikas
ein unbeſchriebenes Blatt in der Erdgeſchichte. Die Technik ſollte auch
hier Wandel ſchaffen. Seit langem hatte ſich der bekannte Automobil=
Induſtrielle Citroen mit dem Gedanken getragen, Afrika mit Hilfe des
Automobils zu durchqueren. Im Herbſt 1924 glaubte man endlich, die
große Reiſe von Algier durch die Wüiſte nach dem Kap bzw. nach
Mada=
gaskar antreten zu können. Acht Automobile ſollten eine aus zehn
Mit=
gliedern beſtehende Expedition durch unbekanntes Land führen; aber die
Ziele dieſer Expedition waren nicht allein mehr ſportlicher Art,
Zu=
ſammengeſetzt aus Gelehrten verſchiedener Wiſſenſchaftsgebiete, aus
Forſchern und Künſtlern, lag es ihr nicht nur daran, die Möglichkeit
einer transafrikaniſchen Verbindung vom Mittelmeer bis zum
Indi=
ſchen Ozean darzutun, ſondern auch neues Land in geographiſcher und
geologiſchen Hinficht zu erfaſſen und an unbekannten Völkerſchaften
wert=
volle ethnographiſche, anthropologiſche, hiſtoriſche und ökonomiſche
Er=
fahrungen zu machen.
Bedeutende Sammlungen naturgeſchichtlicher und Kunſt=Objekte,
Arbeiten und Aufzeichnungen über ſanitäre Fragen, Klima und
Meteor=
blogie, unzählige Probeſtücke geologiſcher und mineralogiſcher Art, 300
Stücke von großem ethnographiſchen und zoologiſchen Intereſſe, eine
Sammlung von Kleidungsſtücken, die die Bewohner des durchfahrenen
Landes charakteriſieren, ſünfzehn Skizzenbücher, 8000 Photographien
und nicht zuletzt 27 000 Meter Filmſtreifen, waren die Ausbeute.
Die Anwendung der lebenden Photographie iſt im Laufe der Zeit
ſelbſtverſtändlich geworden. Dieſe Selbſtverſtändlichkeit iſt dacan ſchuld,
daß man vergißt, wie ſchwer es immerhin noch iſt, in Ermangelung
künſtlichen Lichtes und anderer Hilfsmittel einen brauchbaren
Ex=
peditionsfilm herzuſtellen. Das kinotechniſche Material der Expedition
umfaßte allein zwei Wagen, in denen ſich zehn Apparate verſchiedener
Modelle befanden.
Die Kraftwagen=Ex)edition verließ am 28. Oktober 1924 Colomb=
Bechar im ſüdlichen Algier, um am 26. Juni 1925 feierlichſt in
Tana=
nariva auf Madagaskar einzuziehen. Damit war zum erſtenmal der
ſchwarze Erdteil von Nordafrika bis Madagaskar mit Hilfe der
Auto=
mobile durchquert worden, die in dieſer Zeit ungefähr eine Strecke von
20 000 Kilometern zurücklegten.
Wie ein Märchen mutet der Film an, das in Bildern geſchriebene
Tagebuch der Expedition, ein erſchüitterndes Schauſpiel, deſſen
Mittel=
punkt die der Wunder volle Natur und ihre Geſchöpfe ſind. Der
Schau=
platz ganz Afrika! Die Darſteller Eingeborene jeden Stammes von der
Sahara bis zu der großen Inſel im Indiſchen Ozean! Auf der anderen
Seite die Aufzeichnung des abwechſlungsreichen Lebens inmitten eines
fremden Landes, unter wilden Tieren und unbekannten Völkern.
Da iſt die Fahrt durch Tanezruft, dieſes „Land des Grauens”, wo
die Karawane auf die Leichen verdurſteter Kamelführer ſtößt. Da iſt das
Zuſammentreffen mit den Reitern des Tſchadſees, die Beſtürzung der
Eingeborenen beim Anblick der Automobile, Löwen= und Nilpferdjagden,
Biwaks in der Wildnis, Steppenbrände und die exotiſchen Tänze der
Eingeborenen; da iſt die Entdeckung der Pygmäen, des tief im Urwald
verſteckten Zwergvolkes, das auf der unterſten Stufe menſchlichen Daſeins
ſteht, und deſſen Vertreter noch in dumpfer Tierheit dahinleben.
Der Weg der Karawane geht durch bisher völlig unbekannte
Gegen=
den. Von Colomb=Bechar zieht ſie zuerſt durch Beni=Abbés, Adrar und
Uallen bis Burem. Das iſt der große traditionelle Weg von
Nord=
afrika zum Niger. Dann am linken Ufer des Niger entlang nach Gao —
einſt Zentrum des mächtigen Kaiſerreichs — jetzt ein verlorenes
Fleck=
chen Erde. In Niamey, Hauptſtadt des franzöſiſchen Niger=Territoriums,
wird die Karawane von 3000 Eingeborenen zu Fuß und zu Pferd
feſt=
lich empfangen. Und ſo geht es weiter dem Oſten zu nach Zinder und
dem Tſchadſee. — Teſſaua! — Dort herrſcht der Sultan Barmu, ein
Neger von altem Adel. Sein kunſtvoll gebauter Harem ſcheint einem
der Märchenſchlöſſer aus Tauſendundeiner Nacht anzugehören. Hundert
Frauen nennt dieſer Bedauernswerte ſein eigen; Eunuchen ſchlafen auf
der Schwelle des Palaſtes.
Immer ſchwieriger wird der Weg, der nach Fort Lamy, der
Haupt=
ſtadt des Tſchadſees, führt. Faſt drohen die Räder im weichen Sande zu
ertrinken.
Jetzt dringt die Karawane tiefer und tiefer in den tropiſchen Wald
bis zur engliſch=ägyptiſchen Grenze, der Oaſe Darfur, die ſie bei Am=
Dofok erreicht. Hier iſt das Paradies der Jäger. Löwen, Büffel,
Nil=
pferde, Giraffen und Antilopen pflegen ſich in dieſen Gegenden ein
Stell=
dichein zu geben. Undurchdringliches Geſtrüpp macht das
Vorwärtskom=
men faſt zur Unmöglichkeit, aber zugleich ſchützt es die hühnen Jäger vor
Entdeckung.
Sich nach Süden wendend, kehrt die Karawane nach Jalinga zurück
und überquert den Ubangi. Dieſe Flußübergänge gehörten zu den
ſchwierigſten Aufgaben, die die Expedition zu löſen hatte. Waren
Brücken, was ſelten vorkam, vorhanden, ſo machte ihr Zuſtand eine
Be=
nutzung unmöglich. Kähne fand man ebenſowenig, und ſelbſtgezimmerte
Flöße mußten ſie erſetzen.
Immer wieder bot der Urwald Neues, Wunderbares und
Wiſſens=
wertes. Aber nichts iſt ſo neu, daß es nicht ſchon einmal dageweſen wäre.
Jenſeits des Charis nach Fort Archambault zu verändern ſich
Gegend und Bewohner bei jedem Schritt. Das Dickicht wird noch dichter,
die Bäume höher, die Kleidung der Menſchen immer ſpärlicher. Jetzt iſt
das Dorf Mogrum erreicht. Tief im Innern Afrikas — dort, wo die
Fetiſch=Anbeter leben, die Wilden” wie man ſie jenſeits des Charis
nennt. Da ſind die Sara=Maſſa; ſie glauben, daß die Menſchen von
Tieren abſtammen und jeder Stamm von einer anderen Tierart. Der
Glaube geht ſo weit, daß ſie äußerlich ihren Vorfahren” zu gleichen
verſuchen. Die „Panther”=Menſchen ſind die gefährlichſten, denn von
un=
klaren religiöſen Gefühlen getrieben, fordern ſie Menſchenopfer. —
Die Frauen tragen in den Lippen Metall= oder Holzplatten, die ſie
völlig entſtellen.
Von Stanleyville bis nach Oſtafrika erſchwert andauernder Regen
das Weiterkommen der Karawane. Auf der Reiſe abwärts zum
belgi=
ſchen Kongogebiet, während des Aufenthaltes in Stanleyville und der
Weiterfahrt zum Albertſee, lernt die Expedition verſchiedene andere
intereſſante Negerraſſen kennen. — Die Mangbetus fallen beſonders
du
pfform auf. Was mit dieſer, ſchon kurz nach
der Geburt vorgenommenen Deformierung des Kopfes bezweckt werden
ſoll, konnte bisher nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt werden. Jedenfalls
ſtehen die Mangbetus auf einer überraſchend hohen Kulturſtufe, und
man kann eher ſagen, daß ſie ſich bereits in einem Zuſtand der
Dege=
neration als in dem einer höheren Primitivität befinden.
Die Mangbetus ſind keine Künſtler, aber gute Kopiſten. Sie
ver=
ſtehen die Objekte der Natur zu kopieren, umzuformen und zu ſtiliſieren.
Ihre Töpferarbeiten und Elfenbeinſchnitzereien zeigen Sinn für
Propor=
tion; ebenſo die Strohdecken, die die Frauen tragen, nicht, um ſich damit
zu verhüllen, ſondern, um, wenn ſie ſich hinſetzen, vor Inſektenſtichen
geſchützt zu ſein; denn es heißt — unter ihrer dunklen Haut fließe ſehr
ſüißes Blut! — — Außerdem hat die Frau des Mangbetus Anrecht auf
ein Taburett, einen Hocker, der, je nach Rang und Stand, einfach bemalt,
mit Kupfer oder Silber beſchlagen iſt. Erteilt Ekibondo Audienz, iſt er
von ſeinen Frauen umgeben, die ſtreng nach der Hofrangordnung auf
ihren Taburetts ſitzen. Des Abends wird das Haus, in dem Ekibondo
Recht zu ſprechen pflegt, in einen Tanzſaal verwandelt, und die
Staats=
geſchäfte ſollen unter dieſen Maßnahmen keineswegs leiden. — Als
Kurioſum maß noch erwähnt werden, daß ungetreue Frauen jeden
Morgen mit einer Kette um den Hals die Straßen kehren müſſen.
Tanz= und Schauſpielvorführungen finden bei den Mangbetus ihre
begeiſterten Zuſchauer. Neginga, die erſte Tänzerin, genießt als
Prima=
donna der Hofbühne die größte Verehrung, und es iſt durchaus in der
Ordnung, wenn die kleinen Mangbetu=Backfiſche ſie glühend anſchwärmen.
Raſſen von ſo häßlich tieriſchem Ausſehen, wie ſie Herodot beſchreibt,
findet die Expedition auf ihrer Fahrt nach dem Indiſchen Ozean zu,
an den Quellen des Nils.
Eine davon iſt beſonders bemerkenswert — die Luglvares, die im
Aru am Ober=Ualle wohnen. Sie ſind, ſoweit man es hat feſtſtellen
können, die letzte Menſchenart, die ganz nackt geht. Die Männer ſind
von athletiſchem Körperbau, nicht ſelten 2 Meter groß, und außerdem
davon entbunden, für ihre Frauen Kleiderrechnungen bezahlen zu
müſſen.
Das wäre kurz zuſammengefaßt der Beitrag, den die
Zentralafrika=
niſche Citroén=Expedition zur afrikaniſchen Ethnologie und
Anthropo=
logie geliefert hat. Was ſie im Bilde feſthielt, iſt um ſo wertvoller, als
die verſchiedenen, den Urwald bewohnenden Stämme Gefahr laufen, ihre
Originalität zu verlieren.
Von Majunga ging es nach Tananariva, dem Endpunkt der
Ex=
pedition. 60 00 Madagaſſen bereiteten ihr einen großartigen Empfang.
Uado==Dfole, Ubangi, Jalinga. Chari exotiſch klingende Namen;
Städte, Dörfer, Menſchen, Tiere von fremdartiger Schönheit und
eigen=
artigem Reiz. Tauſend bunte Bilder ziehen an uns vorüber.
Und das Märchenhafte an all dieſem iſt, daß es kein Märchen,
kein noch ſo phantaſtiſcher Traum iſt, ſondern die getreue Wiedergabe
des unmittelbar Erlebten.
Die geſtrige Sondervorführung des Rieſenfilms vor geladenen
Gäſten bewies, daß (was nicht immer der Fall iſt) der Proſpekt nicht zu
viel ſagt. Dieſer Film iſt in Wahrheit ein Kulturfilm, und dabei führr
er die Beſucher tatſächlich in ein Märchenland. Trotz der Schwierigkeiten
der Filmaufnahmen und deren Entwicklung ſind die Bilder zum
aller=
größten Teil beſtens gelungen, und in der Zuſammenſtellung iſt der Film
faſt von dramatiſcher Wirkung. Die ſieben Akte rollen ſich wie ein
Er=
leben, das aus anderer Welt zu uns gelangt, vor dem ſtaunenden Auge
ab und immer wieder zwingt das, was der Film zu leiſten und zu
ver=
mitteln in der Lage iſt, zur Bewunderung.
Nummer 247
Montag, den 6. Seztender 4926.
Die Stadt Oarmſiadi gibt Plaketten, der beſſiſche Staat Ehrenbriefe.
Die Feier.
Am geſtrigen Sonntag ehrten die Stadt Darmſtadt und der
heſſiſche Staat eine Reihe hervorragender Turner, Sportleute,
Meiſtermannſchaften und Vereine durch Ueberreichung bronzener
Plaketten, bzw. eines Ehrenbriefs. Die Ehrung, die dank der
hervorragenden Vorarbeiten von Profeſſor Becker einen
pro=
grammäßigen und feierlichen Verlauf auf dem Muſeumsplatz
nahm, den in weitem Umkreis eine nach Tauſenden zählende
Menſchenmenge umſäumte, die Zeuge dieſes in der
Sport=
geſchichte Darmſtadts bedeutungsvollen Augenblicks ſein durfte,
wurde durch ein Muſikſtück eingeleitet. Der Vorſitzende des
Ausſchuſſes für Leibesübungen=
Dr. Friedrich
hielt ſodann folgende Anſprache:
Vor wenigen Wochen haben wir unſere Mitglieder, unſere
Vereine nach Köln in der Hoffnung entſandt, daß ſie ſieggekrönt
nach Hauſe zurückkehren möchten. Sie haben dieſen unſeren
Wunſch erfüllt, mehr als wir erwarten konnten. Mit dem
Siegeslorbeer kehren ſie zu uns zurück. Wir wollen ihnen hier
den Dank abſtatten für ihre ganz hervorragenden Leiſtungen.
Nicht nur in Köln, der altehrwürdigen Stadt an unſerem
deut=
ſchen Rhein, der das Sinnbild deutſcher Treue und der Freiheit
immer ſein wird, die wir erſtreben, ſondern auch in allen
mög=
lichen anderen Plätzen haben ſie Meiſterſchaften errungen und
haben im Ausland gezeigt, daß deutſche Kraft fremde
nieder=
ringen kann. Unter den Weiheklängen unſeres Altmeiſters der
Kunſt hat unſere Feier begonnen. Wir wollen hier die Sieger
in Anerkennung ihrer Verdienſte auch recht würdigen. Wir
wollen dabei aber auch all derer gedenken, die heute nicht zu den
Bevorzugten gehören, die aber mitgeſtritten haben für unſerer
Vaterſtadt und unſeres Vaterlandes Ruhm, vor allem wollen
wir auch derer gedenken, die früher ſchon für unſerer Vaterſtadt
ſportliche Ehre gerungen haben, und ſie, wenn auch nicht in dem
Maße, im In= und Auslande verbreitet haben.
Heute ſteht die Turnerſchaft mit umflorten Fahnen bei
die=
ſer würdigen Feier. Ein Mann iſt hinweggerafft, der
jahr=
zehntelang an der Spitze, kann man wohl ſagen, der
Turner=
ſchaft gearbeitet hat, an der ſtraffen Organiſation, die der
Tur=
nerſchaft den Charakter gibt und der ihr wertvolle Dienſte
ge=
leiſtet hat. Ich ſpreche hier im Namen des Reichsausſchuſſes
der Turnerſchaft unſere herzlichſte Anteilnahme für den
ſchwe=
ren Verluſt aus, den die Turnerſchaft erlitten hat. Er war ein
Mann, der mit zäher Ausdauer immer ſeiner Ueberzeugung zum
Sieg verhelfen wollte, und in dieſem Sinne ſoll er auch uns
an dem heutigen Tage ein Beiſpiel ſein, daß
überzeugungs=
treues Feſthalten an dem einmal geſteckten Ziel uns auch dahin
führen kann, wohin wir kommen wollen.
Vor einigen Jahren haben wir hier auch unſerer
Bevölke=
rung gezeigt, was wir erringen, was wir erarbeiten wollen.
Auch damals hat uns eine vieltauſendköpfige Menge gelauſcht.
Aber wie ſind die Zeiten anders geworden! Heute gilt unſere
Turn= und Sportbewegung mehr im deutſchen Volk. Der Name
der Sieger geht von Mund zu Mund, und jeder freut ſich über
die Erfolge, die unſere ſportlichen und turneriſchen Verbände
errungen haben.
Ich danke insbeſondere den Herren Vertretern des Staates
und der Stadt, daß ſie dieſen Tag durch ihr Erſcheinen geweiht
haben, und daß ſie ihm dadurch eine beſondere Weihe geben
wollen, daß ſie den Siegern ein bleibendes Andenken mit auf
den Weg geben wollen, damit ſie ſich immer erinnern an dieſen
Tag, der einen Markſtein bildet in der Geſchichte unſerer Turn=
und Sportbewegung.
Ich bitte unſere Sieger, die hier verſammelt ſind, und alle
Sportleute und Turner, zu verharren in dem Eifer, den ſie
bis=
her gezeigt haben, zum Ruhme unſerer Vaterſtadt, zum Ruhme
unſeres Heſſenländchens. Ich bitte ſie auch, zu verharren in
ihrem höchſten Eifer, das Ziel zu erringen, daß ſie das
Sport=
kleid zur höchſten Ehrung bringen; denn das iſt es, was die
Gegenſätze hinwegwiſcht, was uns, ſo Gott will, unſerem Volke
auch die Einigkeit wiedergeben ſoll. In dieſem Sinne wollen
wir arbeiten zur Ehre unſeres deutſchen Vaterlandes.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing
ehrte bei der Uebergabe der Plakette der Stadt die Sieger durch
fol=
gende Anſprache:
Es iſt mir eine Freude, der Einzelperſönlichkeiten und
Körperſchaf=
ten zu gedenken, die im Gebiete der Leibesübungen, des Sport= und
Turnweſens den Namen unſerer Stadt im In= und Auslande ehrenvoll
vertreten haben. Der deutſche Sport, der Kraftborn und
Freude=
bringer unſerer heranwachſenden Jugend, viel gelobt und befehdet,
bringt uns die Bemeiſterung der eigenen Kraft und das Siegen über
fremde Kräfte. Sport iſt kraftvolle Körperzucht, Körperkultur, der
not=
wendige Ausgleich der Geiſteskultur. Die Fähigkeit einheitlichen,
fol=
gerichtigen, praktiſchen und ſelbſtändigen Wollens kommt in der
Stäh=
lung der Willenskraft zum Ausdruck. Die Turnbewegung, uralt, und
die Körperarbeit als Dienſt am deutſchen Volkstum erfaſſend, iſt ſo in
der Sportbewegung der Gegenwart inbegriffen.
Auch die Stadt Darmſtadt will an der Freude unſerer Sieger
teil=
nehmen und hat die Bronzene Plakette verliehen:
1. Dem Schwimmer Friedel Berges, Mitglied von „Jung=
Deutſch=
land”, dem in Köln die Meiſterſchaft zugeſprochen wurde bei dem 500=
Meter=Wettſchwimmen, der ſich wiederholt durch erſte Leiſtungen
aus=
zeichnete und beſonders bei den Internationalen Wettkämpfen in
Buda=
peſt als hervorragender Vertreter Deutſchlands ſich erwies und
weſent=
lich dazu beitrug, daß der Europapokal an Deutſchland fiel.
2. Dem Hochſchul=Sport= und =Turnlehrer Söllinger, der den
Na=
men Darmſtadts durch ſeine Siege in Köln, in Paris und durch ſeine
deutſchen Rekorde weithin bekannt gemacht hat.
3. Dem Läufer Hermann Engelhardt vom Sportverein 1898, der in
Köln Meiſter über 800 Meter wurde und wiederholt Darmſtadt
hervor=
ragend vertreten hat.
4. Der Akademiſchen Fliegergruppe Darmſtadt, für ihre großen
Er=
folge im Segelflug, die als Weltrekorde anerkannt ſind und jüngſt noch
bei der Einweihung des Frankfurter Flughafens von Herrn Geheimrat
Hergeſell mit hoher Auszeichnung genannt wurden.
5. Dem Süddeutſchen Handballmeiſter, Sportverein 1898, der in
den Jahren 1924 bis 1926 große Erfolge errang und mit der
Süddeut=
ſchen Meiſterſchaft für 1925 und 1926 ausgezeichnet wurde.
6. Dem Schwimmklub „Jung=Deutſchland”, der mit ſeiner
Waſſer=
ballmannſchaft zahlreiche Siege erfocht und weitere Höchſtleiſtungen zu
verzeichnen hat.
7. Dem Tennisſpieler Dr. Landmann, deſſen deutſche
Meiſterſchaf=
ken und Siege über die amerikaniſchen Meiſter in Berlin ſeinen Namen
mit Ehren nennen.
8. Dem Turner Fiebler, von der Turngemeinde Darmſtadt 1846, der
als meiſterhafter Geräteturner mit ſeinen überragenden Leiſtungen in
Berlin, München und Köln Siege feierte.
9. Der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Die Einzelleiſtungen
her=
vorragender Mitglieder haben den Namen unſerer Stadt weithin
be=
kannt gemacht.
Moge unſerer heranwachſenden Jugend, die ſich heute in
beſon=
derem Maße mit der Natur verbunden weiß und nach Licht und Luft
ſtrebt, das Streben nach Höchſtleiſtungen erhalten bleiben. In der
Sehnſucht nach Vervollkommnung liegt auch ein Teil der Geſundung
unſeres, heranwachſenden Geſchlechts.
Schulrat Haſſinger
hielt darauf folgende Anſprache:
Liebe Turn= und Sportfreunde! Vom Herrn Staatspräſidenten
des Volksſtaates Heſſen wurde mir der ehrenvolle Auftrag, Ihnen zum
Tag der Siegerehrung die beſten Wünſche zu übermitteln, und Sie
Riner Hochgchtung und ſeiner ſtarken perſönlichen Anteilnahme an
Ihrem Streben, Ihrem Wirken und Ihren Erfolgen zu verſichern.
Dieſen Wünſchen ſchließt ſich das Landesamt für das Bildungsweſen in
der herzlichſten Weiſe an.
Werte Freunde! Die Sache der Leibesübungen und im beſonderen
wieder die des Sportes braucht in unſerer Zeit keine
Empfehlungs=
ſchreiben. Sie iſt Teil des Volks= und Völkerlebens, ſie iſt — ich möchte
ſagen — eine wiedererweckte Lebensanſchauung, eine Anſchauung, die
die Erfaſſung der Lebenswerte von der Seite des geſunden, gehärteten
und geſtählten Körpers her anſtrebt. Und dieſe Anſchauung will in
ihrem edelſten Streben nichts weniger, als daß der Satz, der als Phraſe
abgegriffen und verſchrieen iſt, der Satz von der geſunden Seele im
ge=
ſunden Körper, tatſächlich gelebt wird und tatſächlich Ausdruck des
eiſer=
nen Willens einer voranſchreitenden Menſchheit wird. Und wenn ſo die
Maſſe des Volkes, die Maſſe der Völker ihren Siegern im Wettkampfe
zufubelt, und wenn ſie ihre Sieger ehrt, dann bedeutet das, daß ſie ſich
ſelbſt dabei zujubelt und ſich ſelbſt darin ehrt. Inſtinktiv fühlt hier ein
jeder, daß es etwas Schönes und Beglückendes ſein muß, auf ſich ſelbſt
und ſeine Kräfte geſtellt, der Beſten einer unter den Guten zu ſei.
Ja, noch mehr, daß es das Leben ſchon zun Hälfte meiſtern heißt, wenn
man Herr ſeiner Kräfte und des Willens üben die Möglichkeiten ſeines
Körpers bleibt. Im Bewußtſein der Maſſen ſteckt das, denn wer möchte
nicht geſund und kräftig, nicht gewandt und Herr über den irdiſchſten
Teil ſeines Menſchen ſein, aber was nutzt und frommt das Bewußtſein,
wenn der feſte Wille nach dieſem Ziel nicht Selbſtverſtändlichkeit, nicht
das ABC in der Lebensſchule eines jeden Menſchen wird. Hier wartet
noch eine große Aufgabe ihrer Löſung, hier muß gleichſam ein ergiebiger
Rohſtoff noch gemünzt werden. Die Sehnſucht der Maſſe iſt da, das
zeigt uns die Wertſchätzung jeglicher großen Leiſtung auf dem Gebiete
der Leibesübungen, noch aber gilt es, dieſe Sehnſucht Schritt für Schritt
in Wille und Tat umzuſetzen. Und dabei muß unſere Loſung ſein, der
Sport nicht um des Sportes willen, nein, der Sport um der Freude am
Leben willen. Die Elemente ſoll er ſchaffen, die Grundſteine legen, die
Form ausbauen, in der das Leben ſtark und froh fließt. Denn nicht der
körperliche Menſch iſt das Ziel der Menſchenbildung, ſondern deu geiſtige
Menſch, der Menſch der hohen ſeeliſchen Kräfte. Und alle Leibesübung
wird deshalb immer nur Mittel bleiben, nie aber Zweck werden können.
Mir ſcheint wichtig, dies bei der ſchon vielfach faſt krankhaft
anmuten=
den Ueberbegeiſterung weiter Teile des eigenen Volkes und der fremden
Völker beſonders zu betonen, denn der Sport als die Bejahung des
gottgegebenen Körpers iſt zu gut dazu, zum Götzendienſt erniedrigt zu
werden. Seine Aufgabe muß immer mehr und mehr werden, die
Men=
ſchen Stück für Stück ſelbſt zum Willen und zur Tat hinzuführen. Ich
möchte ſagen, Turnen und Sport ſind der Anfang des Weges, ihr Ziel
iſt es, jene Grundlage von Geſundheit, Energie und Tatkraft zu ſchaffen,
von der aus der Menſch, ſicher ſeiner körperlichen und ſeeliſchen Kräfte,
froh und verantwortungsbewußt an die Ausgeſtaltung, die Erfaſſung
und Durchdringung ſeiner geiſtigen Welt herangeht. Das Inſtrument
des Körpers — heute noch vielen ein Hemmnis in ihrem Wollen, zum
frohen, bewußten und ſicheren Beſitz des Menſchen zu machen, das ſcheint
mir die große Aufgabe der Leibesübungen zu ſein. Und alle zu dieſem
Beſitz hinzuführen, hieße, allen einen Teil der Vorausſetzungen zu einem
frohen und erfüllten Leben liefern. Und das — werte Freunde —
be=
deutet zugleich, daß die, die nach dieſem Ziele hinſtreben und daraus
hinausarbeiten, den Sport aus den Klauen der Senſation wieder zum
Element einer geſunden Lebensanſchauung zurückzuführen, daß die, ſage
ich, Volk und Menſchheit ein Geſchenk bringen, wie es ſchöner kaum
ge=
bracht werden kann: die Freude am Leben zu wecken, das auf ſich ſelbſt
ſteht und deſſen beglückende Quellen aus dem Bewußtſein der eigenen
Kraft und Verantwortung fließen.
Werte Freunde! Glauben Sie mir, ich weiß Ihre Arbeit in dieſem
Sinne zu ſchätzen, und ich darf Ihnen im Namen der Regierung
ver=
ſichern, daß wir den Turn= und Sportvereinen des Landes hohen Dank
ſchulden ſür die Begeiſterung, die ſie für das Edle und Schöne zu wecken
verſtehen, für die Freude, die ſie durch ihr Werben und ihre Tätigkeit in
das Volk hineintragen, und ich wünſche Ihnen aus vollem Herzen, daß
Ihre Ausdauer und Ihr Streben Sie immer ſegenbringender in die
Arbeit echter Volksbildung und Jugendpflege hineinführen werden. Sie
können verſichert ſein, daß der Staat, ſoweit ihm das in der jetzigen
Not=
zeit ſeine Mittel irgend erlauben, Sie in Ihren Beſtrebungen fördern
und unterſtützen wird. Wir werden in Verbindung mit dem
neugebil=
deten „Landesausſchuß für Leibesübungen”, der in aller
Kürze zu ſeiner erſten Sitzung zuſammentritt, die beſten Wege und
er=
forderlichen Maßnahmen zur Förderung Ihrer Sache beſprechen und ſie
nach Möglichkeit in engem Zuſammenarbeiten mit allen Turn= und
Sportverbänden unſeres Landes zielbewußt beſchreiten. Den herzlichſten
Dank Ihnen zu übermitteln und Sie dieſer Bereitwilligkeit zu verſichern,
nehme ich gern aufs neue heute die Gelegenheit wahr, wo Sie Ihre
Beſten zu ehren im Begriffe ſind.
Die Fahnen unſerer Turner ſind umflort und Sie ehren heute mit
den Leiſtungen der Lebenden die Taten eines Ihrer beſten Toten.
Laſſen Sie auch mich Ihnen, im beſonderen den Turnvereinen und der
ganzen Turnerſache des Heſſenlandes, das tiefſte Beileid ausſprechen
für den Verluſt, den Sie durch das Hinſcheiden dieſes unermüdlichen
Vorkämpfers, Ihres Emanuel Schmuck, erlitten haben. Sein Name war
ein Programm und mit ihm wird für immen ein ehrenvolſes und
er=
folgreiches Stück heſſiſcher Turnergeſchichte verknüpft bleiben.
Und im Gedenken dieſes Toten wollen win umſo froher die
leben=
digen Sieger ehren als die gegebene Verkörperung des gleichen Willens,
der den Alten bis in die letzten Tage jung hiel, und der die Jungen
das Wollen der Alten fortſetzen und höherer Vollendung
entgegen=
führen heißt.
Und wenn wir heute die Sieger ehren, dann gilt auch hier unſere
Ehrung vor allem dem Menſchen. Gewiß, das Greifbare, das nach außen
hin Erkennbare ift und bleibt die Leiſtung, die zum Siege führte. Aber
ich ſehe dieſer Leiſtung den geſamten Komplex des ſieghaften Menſchen,
all das hell Strahlende, all das, was ungleich höher iſt als die
meß=
bare Leiſtung: dief: erſtaunliche Summe von ſtarkem Willen, von
ziel=
bewußter Konzentration und von Freude über die letzte Beherrſchung
und die weiſe Ausnutzung der äußerſten Möglichkeiten des Wunders
vom menſchlichen Körper. Und ſo wird mir das, was hinter der
reinen Leiſtung an geiſtigen und ſeeliſchen Qualitäten ſteht, das
Bedeut=
ſame und Ausſchlaggebende bei der Ehrung der allen und weithin
ſicht=
baren und meßbaren Leiſtung. So wird die turneriſche und ſportliche
Leiſtung des Cinzelnen zum Gradmeſſer für die Energie ſeines Vereins
ſeines Volkes und ſeines Vaterlandes. So werden Kampf und Sieg
deutſcher Turner und deutſcher Sportler zur Repräſentation deutſchen
Tatendranges, deutſchen Lebensernſtes und deutſchen Wollens.
In dieſem Sinne bedeutet mir die Ehrung der Sieger und
ſieg=
reichen Mannſchaften in weitem Maße zugleich die Ehrung des Volkes
und der Nation. Dank ſei ihnen für die Tatkraft, die ſie unter den
Guten zu den Beſten werden ließ; Dank ihnen für ihre Aufopferung
und ihr mannhaftes Eintreten, wenn es galt, dem deutſchen Namen in
der Welt Ehre zu verſchaffen; Dank ſei ihnen aber vor allem für das
ernſthafte Streben, das ſie, Menſchen unſerer Zeit, Menſchen unſerer
Heimat, zum Vorbild ſieghaften vaterländiſchen Wollens für das geſamte
Volk, für die Jugend unſeres Volkes und Vaterlandes werden ließ.
Der Herr Staatspräſident hat in Anerkennung dieſer
Gipfelleiſtun=
gen heſſendarmſtädtiſchen Volksturnens und Volksſportes Ihnen, den
ſiegreichen Kämpfern und Mannſchaften, einen Ehrenbrief gewidmet,
den ich die Ehre habe, Ihnen zu überreichen.
Und nun darf ich Sie bitten, dieſe Ehrenbriefe inmitten Ihrer Turn=
und Sportfreunde entgegenzunehmen im Gefühl der Freude über das
Erreichte und mit dem feſten Vorſatz, auch weiterhin in Treue
mitzu=
helfen am Aufbau von Volk und Vaterland.
Durch den Herrn Staatspräſidenten wurden nachfolgende
Ehrenbriefe den Siegern gewidmet:
1. Der Turngeſellſchaft 1875 in Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes
und der Anerkennung der langjährigen hervorragenden Leiſtungen
ein=
zelner Mitglieder und des Geſamtvereins an allen ſeinen Abteilungen,
der Jugendlichen und Erwachſenen, der Männer und Frauen, auf allen
Gebieten der Leibesübungen. Aus dieſen Erfolgen ragt beſonders die
wiederholte deutſche Turnmeiſterſchaft im Vierhundertmeterſchwimmen
hervor. — Vor allem muß auch die große Erziehungsarbeit, die die
Turngeſellſchaft in unſerem Heſſenvolke leiſtet, anerkannt werden.
So wirkt die Turngeſellſchaft weithin vorbildlich und bringt das
Heſ=
ſenland zu hohen Ehren. Das aber iſt edelſter Dienſt an unſerem
Volk. — Dafür gebührt der Turngeſellſchaft der Dank des heſſiſchen
Staates.
2. Dem Fechter Martin Steffan vom Darmſtädter Fechtklub, zum
Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ſeine langjährigen,
vor=
züglichen ſportlichen Leiſtungen. Seit 25 Jahren ſteht Steffen in der
Reihe der erſten deutſchen Fechter. Er gehörte 1912 der deutſchen
Mannſchaft bei der Olympiade in Stockholm an. Durch ſeine Erfolge
im In= und Auslande hat er dem heſſiſchen Lande hohe Ehre gemacht.
— Dafür gebührt ihm der Dank des heſſiſchen Stagtes.
KSeite 3
3. Dem Schwimmer Eduard Dingeldey vom Schwimmklub „Jung=
Deutſchland‟, Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der
Anerken=
nung ſeiner ganz hervorragenden Leiſtungen auf dem Gebiete des
Schwimmens. Seine Höchſtleiſtungen auf dem Gebiete des
Seiten=
ſchwimmens ſind in aller Munde. Dingeldey iſt auf dieſem Gebiete
Deutſchlands beſter Mann. Das Heſſenland hat er aber mit ſeinen
Er=
folgen zu hohen Ehren gebracht. — Dafür gebührt dem Schwimmer
Dingeldey der Dank des heſſiſchen Staates.
4. Dem Hochſchulſportlehrer Ernſt Söllinger vom Akadem.
Sport=
klub Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung
füi=
ſeine ganz hervorragenden ſportlichen Leiſtungen. Seine zahlreichen
Meiſterſchaften, Höchſtleiſtungen und bedeutungsvollen Siege im In=
und Ausland ſind allgemein bekannt und haben dem Heſſenlande in
Deutſchland hohe Ehre gebracht. — Dafür gebührt ihm der Dank des
heſſiſchen Staates.
5. Dem Turner Heinrich Fiebler von der Turngemeinde 1846 in
Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ſeine
ganz vortrefflichen Leiſtungen auf dem Gebiete des Turnens. Er gilt
zurzeit mit als der beſte Geräteturner Deutſchlands und hat durch ſeine
Leiſtungen in München, Köln und Berlin das heſſiſche Turnen und das
heſſiſche Land weithin zu hohen gebracht. Dafür gebührt ihm der
Dank des heſſiſchen Staates.
6. Dem Schwimmer Friedel Berges vom Schwimmklub „Jung=
Deutſchland”, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ſeine
ganz hervorragenden Leiſtungen auf dem Gebiete des Schwimmens.
Berges war wiederholt mehrfacher deutſcher Langſtreckenmeiſter und hat
Heſſen mehrfach im Reich und im Ausland höchſt ehrenvoll vertreten.
Dafür gebührt ihm die Anerkennung und der Dank des ganzen
Heſſen=
landes.
7. Dem Schwimmklub „Jung=Deutſchland” in Darmſtadt, zum
Zeichen des Dankes und der Anerkennung der langjährigen, ganz
vor=
züglichen Leiſtungen einzelner Mitglieder und des Geſamtklubs in allen
ſeinen Abteilungen, der Jugendlichen und Erwachſenen, der Männer
und Frauen auf allen Gebieten des Schwimmens. — „Jung=
Deutſch=
land” hat dadurch vorbildlich weit über die Grenzen unſeres deutſchen
Vaterlandes hinaus gewirkt und das Heſſenland zu hohen Ehren
ge=
bracht. — Vor allem muß auch die vortreffliche Erziehungsaufgabe, die
der Schwimmklub „Jung=Deutſchland” ſo im Heſſenlande leiſtet,
aner=
kannt werden. Es iſt beſte Wiederaufbauarbeit und edelſter Dienſt an
unſerem Volke. — Dafür gebührt „Jung=Deutſchland” der Dank des
heſſiſchen Staates.
8. Der Turnerin L. Schifferdecker von der Turngemeinde 1846,
Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ihre
hervorragenden Leiſtungen auf dem Gebiete des Turnens. Ihre Siege
in München, Köln und Berlin haben den Namen Heſſens in allen
Tei=
len Deutſchlands zu hohen Ehren gebracht. Wenn erſt bei allen Frauen
das volle Verſtändnis für den hohen Wert der Leibesübungen geweckt
iſt, dann iſt die Erneuerung und der Wiederaufbau unſeres Volkes
ge=
ſichert. Darum gebührt der Turnerin Schifferdecker der Dank des
heſ=
ſiſchen Staates.
9. Dem Motorradfahrer Hahn vom Motorradfahrklub in
Darm=
ſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung dafür, weil er ſeit
einer Reihe von Jahren den deutſchen Sport im In= und Auslande
hochgehalten hat. Bekannt iſt vor allem ſeine Beteiligung an der
In=
ternationalen. Fahrt Zürich=Berlin und an der Deutſchlandfahrt.
Da=
für gebührt ihm die Anerkennung des Heſſenlandes.
10. Dem Läufer Hermann Engelhard vom Sportverein 1898 in
Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung für ſeine
mehrjährigen, hochbedeutenden Leiſtungen. Seine wiederholden
Mei=
ſterſchaften, ſeine glänzenden Siege im In= und Auslande haben
un=
ſerem Lande weithin hohe Ehren gebracht. Dafür gebührt ihm der
Dank des Heſſenlandes.
11. Dem Mitglied des Heff.=Naſſauiſchen Automobilklubs Frau
E. Merck in Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung
der mehrjährigen ganz vorzüglichen ſportlichen Leiſtungen. Frau
E. Merck hat bei Schnelligkeitsprüfungen, bei Zuverläſſigkeitsfahrten
und Dauerprüfungen eine geradezu glänzende Reihe von Erfolgen
er=
rungen. In dieſem Jahre hat ſie als einzige Frau eine Reihe von
Prüfungsfahrten völlig ſtrafpunktfrei durchgeführt. Dadurch hat ſie
das Heſſenland weithin zu hohen Ehren gebracht. Dafür gebührt Frau
E. Merck der Dank und die Anerkennung des heſſiſchen Staates.
12. Dem Athletik=Sportverein 1895 in Darmſtadt, zum Zeichen des
Dankes und der Anerkennung der langjährigen ganz vortrefflichen
Lei=
ſtungen des Vereins. Wenn Heſſen in früheren Jahren in der Welt
und in Europa ehrenvoll genannt wurde, ſo ſtand es in Verbindung
mit den Leiſtungen einzelner Mitglieder des Athletik=Sportvereins. —
Die langfährigen Europameiſterſchaften eines Schleidt im Stemmen, die
Weltmeiſterſchaften eines Ottos in Wurfübungen, beider zahlreiche
ſon=
ſtige Meiſterſchaften haben auf dem Gebiete des Sports das Heſſenland
zuerſt weithin bekannt gemacht. — Dafür gebührt dem Athletik=
Sport=
verein der Dank und die Anerkennung des heſſiſchen Staats.
13. Der Akademiſchen Fliegergruppe in Darmſtadt, zum Zeichen des
Dankes und der Anerkennung für ihre mehrjährigen, ganz vorzüglichen
Leiſtungen. Die Akademiſche Fliegergruppe Darmſtadt gehört zu den
Bahnbrechern auf dem Gebiete des Segelfluges. Sie hat durch ihre
hoch=
bedeutſamen Leiſtungen im Segelflugbau und Segelflug und durch ihre
Welthöchſtleiſtungen den Namen Heſſens und Deutſchlands zu hohen
Ehren gebracht. Dafür gebührt ihr der Dank und die Anerkennung des
Heſſiſchen Staates.
14. Dem Süddeutſchen Handballmeiſter vom Sportverein Darmſtadt
1898, zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung ſeiner
mehr=
jährigen ganz hervorragenden ſportlichen Leiſtungen. Als
Landes=
verbandsmeiſter von 1924/25 und 1925/26, als Pokalſieger von 1924/25
und 1925/26 und als Süiddeutſcher Meiſter von 1925 und 1926 hat dieſe
Handballmeiſtermannſchaft durch eine geradezu glänzende Reihe von
her=
vorragenden Siegen unſer Heſſenland im In= und Ausland zu hohen
Ehren gebracht. Dafür gebührt ihr der Dank und die Anerkennung des
Heſſiſchen Staates.
15. Dem V. C. D. Darmſtadt, zum Zeichen des Dankes und der
An=
erkennung der langjährigen hervorragenden Leiſtungen einzelner
Mit=
glieder und des Geſamtklubs in allen ſeinen Abteilungen, der
Jugend=
mannſchaft, der Kunſtmannſchaft, der Radballabteilung, der
Stabſchmuck=
mannſchaft, der Nennmannſchaft, der Männer und Frauen auf allen
Gebieten des Radſports. Die Meiſterſchaften und Siege des V. C. D.
Darmſtadt haben dem Heſſenland weithin in ganz Deutſchland hohe
Ehre gemacht. Vor allem leiſtet der V. C. D. durch ſeine Beſtrebungen
dem Heſſenlande vortreffliche Erziehungsarbeit. Das aber iſt edelſter
Dienſt an unſerem Volke. Dafür gebührt dem V. C. D. der Dank des
Heſſiſchen Staates.
* „Das Stadion in Flammen.” Leichtathletiſche Vorführungen des
Sp.=V. 98 gingen am Samstag abend dem Feuerwerk auf dem
Stadion voraus, deſſen Umfang und Qualität reichlich entſchädigte für
faſt zwei Stunden vergeblichen Wartens. Das ſoll anerkannt werden,
auch wenn zugegeben werden muß, daß der durch Pfeifen und ſonſtige
Unwillenskundgebung erzwungene Beginn dieſes Feuerwerks, das
als=
bald nach Einbruch der Dunkelheit in Ausſicht geſtellt war, eine
ſehr=
ſtarke Geduldsprobe für das Publikum darſtellte. Freilich, ganz
ſchuld=
los iſt das Darmſtädter Publikum daran nicht, inſonderheit nicht der
Teil des Publikums, der durch — Abweſenheit glänzte. Es muß
wirk=
lich die Organiſationen und Perſonen, die immer wieder den Verſuch
unternehmen, Darmſtadt nicht ganz einſchlafen zu laſſen, mit Unmut
erfüllen, wenn all dieſe Verſuche fehlſchlagen, d. h. durch Nichtbeſuch
die hohen Koſten nicht decken. Einerſeits wird geklagt darüber, daß
in Darmſtadt „nichts los iſt” wird aber einmal etwas geboten, dann
bleibt man weg oder ſchindet Eintrittsgeld und gefällt ſich in der
Rolle des (betrügenden!) Zaungaſtes. Jeder Bürger ſollte die
Ver=
pflichtung fühlen, alles Gute, das beſtimmt iſt, das Leben in jeder
Art in Darmſtadt zu heben, auch zu unterſtützen. In jedem kleinen
Kaff kann mit mehr Ausſicht auf Erfolg etwas veranſtaltet werden,
als in Darmſtadt, in keinem aber wird mehr räſoniert, wenn „nichts
los” iſt, als wiederum in Darmſtadt. — Das Feuerwerk, das unter dem
ſtolzen Titel ging „Das Stadion in Flammen”, war in
Wirk=
lichkeit eine ganz ausgezeichnete Leiſtung, und man muß ſich ſchon an
die beſten großzügigen Darbietungen der Vorkriegszeit erinnern, wenn
man Vergleiche ziehen will. Die Pyrotechnik iſt — nicht zum wenigſten
durch den Krieg mit ſeinen ausgedehnten Licht= und Leuchtſignalen —
heute wieder auf einer ſelten hohen Stufe der Leiſtungsfähigkeit
ange=
langt. Was hier von der Firma Hofkunſtfeuerwerkfabrik F. G. Sauer,
Augsburg—Wiesbaden, geleiſtet wurde, was etwas ganz großartiges.
Von einfachſten Leucht= und Knallraketen bis zu den komplizierteſten,
die in vielfarbigen, immer wieder Neues hoch in der Luft gebärenden
Sternen, Kugeln und Blumengebilden von gigantiſchen Ausmaßen ſich
teilten, über Sonnen und Figuren künſtleriſchſter Formung von
unge=
ahnter Vielfältigkeit führten die einzelnen Phaſen des pyrotechniſchen
Wunders zum Schluſſe zu einem wahren Vulkan von Kanonenſchlägen,
Raketen, Leuchtbomben und Sternenregen von zwingender Schönheit
und rauſchender Farbenpracht, die unaufhörlich der Erde entſtiegen und
oft minutenlang den ſchönen Stadionplatz aus dem Dunkel der Nacht
in die Märchenhelle farbigen Funkenſprühregens hoben und ſchließlich
in eine einzige, tauſendfach funkelnde Sonne tauchten, die unter
ſchlacht=
gleichem Trommelfeuer erloſch, um in bengaliſchem Licht ihren Abſchluß
zufinden. — Das Städtiſche Orcheſter, unter Obermuſikmeiſter
Weber, konzertierte während der ganzen Veranſtaltung mit Schnei!
und Temperament.
Seite 4
Montag, den 6. Sepfember 1926
Nmmmer 247
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Pfungſtadt, 4. Sept. Mitgliederehrung. Dieſer Tage
elrte die hieſige Zahlſtelle des Deutſchen Tabakarbeiterverbandes
die=
i nigen Mitglieder, die 25 Jahre und länger dem Verbande, angehören,
Cauleiter Kiel aus Gießen konnte 12 Jubilaren die Ehrenurkunde
über=
reichen. Unter den Jubilaren befand ſich auch der heſſiſche
Wirtſchafts=
iiniſter Raab von hier.
Hahn b. Pfungſtadt, 4. Sept. Um die Entwäſſerung der
Cemarkung entſpann ſich in der letzten Gemeinderatsſitzung eine längere
Luusſprache. Man war teilweiſe der Anſicht, mit den
Entwäſſerungs=
beiten bis zur Fertigſtellung der großen Riedentwäſſerung zu warten.
Ugemein war man jedoch der Anſicht, die Entwäſſerung hier ſo
durch=
führen, daß das Waſſer der Modau zugeführt wird. Um dies zu
er=
leichen, müßte ein Pumpwerk mit Waſſerbaſſin errichtet werden.
Außer=
dem müßte eine Vertiefund des Landgrabens zu beiden Seiten der
Nodau vorgenommen werden. — Der hieſige Steuerausſchlag
ift nunmehr genehmigt worden. Andererſeits hat der Gemeinderat die
in Vorſchlag gebrachte Satzung zur Erhebung einer örtlichem Wertzu=
*achsſteuer angenommen.
* Ober=Ramſtadt, 4. Sept. Das hieſige Standesamt hatte im Monat
Auguſt 5 Geburts=, 3 Eheſchließungs= und 3 Sterbefalleinträge zu
ver=
zeichnen. Hier ſtehen gegenwärtig immer noch rund 220 Erwerbsloſe
in Unterſtützung. Die Grummeternte iſt, begünſtigt durch die heiße
Witterung der letzten Tage, gut vorangeſchritten. Der Ertrag iſt
all=
gemein als gut zu bezeichnen.
* Ober=Ramſtadt, 3. Sept. Gemeinderatsbericht. In der
vorgeſtrigen Gemeinderatsſitzung ſtand zum 1. Punkt der Tagesordnung:
Vergebung der Waſſerleitungsarbeiten in der Adler= und Neugaſſe,
Ammerbach= und Bauſtraße. Auf die öffentliche Ausſchreibung der
Ar=
beiten war nur ein Angebot eingegangen, und zwar gemeinſam von
Philipp Bauer 2., Michael Schnauber 2., Franz Stuckert und Gebrüder
Weber. Nach kurzer Ausſprache werden die Arbeiten den 4 gemeinſamen
Unternehmern zum Angebotspreiſe übertragen, mit der Maßgabe, daß
das Kulturbauamt Darmſtadt, das die Bauleitung hat, Abſchlags= und
Schlußzahlungen an dieſelben gemeinſchaftlich anweiſt, daß die 4
Be=
werber für die Geſamtarbeiten ſolidariſch haftbar, und daß ſie der
zu=
ſtändigen Berufsgenoſſenſchaft angehören. — Die Arbeiten bei
Auffüh=
rung eines neuen Kamines im Gemeindehaus, Langbeunweg 2, werden
der Firma Gebrider Weber als Wenigſtfordernde zum Angebotspreis
übertragen. — Philipp Breitwieſer 1. iſt mit dem in letzter Sitzung
ge=
faßten Beſchluß wegen Beſeitigung der Mauer vor ſeinem Hauſe,
Schieß=
bergſtraße, nicht einverſtanden. Es verbleibt deshalb bei dem 2. Abſatz
desſelben, wonach die Mauer von der Gemeinde wieder hergeſtellt, mit
einem Glattſtrich abgedeckt und von dem Geſuchſteller ein Abfluß für
Regen= und Wirtſchaftswaſſer geſchaffen werden muß. — Für die nach
den Herbſtferien im Schulhaus, Darmſtädter Straße 66, in Betrieb zu
nehmende Warmwaſſerheizungsanlage ſoll vorerſt einmal Gaskoks
be=
ſchafft werden. — Die Anſchaffung eines Kochherdes für die Wohnung
des Konrad Steiger im Gemeindehaus, Siebenhäuſergaſſe 4, auf Koſten
der Gemeinde wird beſchloſſen und die monatliche Miete für die
Woh=
nung vom 1. September 1926 ab auf 10 Mark feſtgeſetzt. — Der Arbeiter=
Sportverein „Vorwärts” beabſichtigt am 2., 3. und 4. Juli 1927 ſein
25=jähriges Iubiläum feſtlich zu begehen und ſucht um Ueberlaſſung des
Gemeindeſportplatzes am Buchwald als Feſtplatz nach. Dem Antrag
wird unter den üblichen Bedingungen ſtattgegeben. — Fir die
Gemeinde=
ſteuern 1926 werden noch folgende Zahlungstermine feſtgeſetzt: 1. Ziel,
zahlbar 1. September 1926, 2. Ziel 1. Oktober, 3. Ziel 1. November,
4. Ziel 1. Dezember, 5. Ziel 25. aInuar 1927 6. Ziel 25. März 1927,
und hiernach verſchiedene Wohlfahrtsangelegenheiten in geheimer Sitzung
beraten.
r. Babenhauſen, 3. Sept. Gemeinderatsbericht. Vor
Eintritt in die Tagesordnung überreichte Beigeordneter Hauff dem
Vorſitzenden aus Anlaß ſeines 25jährigen Amtsjubiläums ginen
Blu=
menſtrauß. Herr Bürgermeiſter Rühl, der in aller Stille den Tag
ſeines Amtsantritts beging, dankt in bewegten Worten für die Ehrung.
Sodann verlieſt er einige Mitteilungen. Die Oberpoſtdirektion
Darm=
ſtadt gibt in einem Schreiben davon Kenntnis, daß der Poſtautoverkehr
zwiſchen Schaafheim und Groß=Oſtheim eingeſtellt wurde. Aus einem
Schriftwechſel von Behörden mit der Bürgermeiſterei iſt zu entnehmen,
daß die Verhandlungen betr. Fußgängererweiterung an der
Darm=
ſtädter Straße immer noch im Fluſſe ſind und vorausſichtlich zu einem
für die Stadt günſtigen Ergebniſſe führen. Verſchiedene Baugeſuche
liegen vor: die Schloſſermeiſter Gg. Kolb und Gg. Beck bitten um
Genehmigung von Anlagen öffentlicher Tankſtellen. Sie wird nach den
beiden vorliegenden Plänen erteilt. Herr Fr. Fiſcher erſucht um
Genehmigung zur Exbauung eines Einfamilien=Wohnhauſes am
Oſt=
heimer Pfad. Da die Bauſtelle außerhalb des Ortsbauplanes ſich
be=
findet, ſollen erſt Höhe und Straßenzüge uſw. feſtgelegt werden. Die
Baukommiſſion wird mit der weiteren Bearbeitung dieſer
Angelegen=
heit betraut. Die Abgabe eines Bauplatzes an der Lachebrücke an
Maurermeiſter Mohr 1. wird ebenfalls noch nicht endgültig beſchloſſen.
In einer Zuſchrift hat die Freie Sportvereinigung ſcharfen Proteſt gegen
eine Verkleinerung ihres dortigen Sportplatzes eingelegt. Der
Ge=
meinderat will vor Beſchlußfaſſung ſich an Ort und Stelle über die
Größenverhältniſſe vom projektierten Bau= und Sportplatz orientieren.
Mehrere Anträge der Feuerwehr, betr. Schlauchbeſchaffung uſw.,
wer=
den abgelehnt. Der Bürgermeiſter verlieſt zwei Schreiben des
Arbeits=
ausſchuſſes der ehemaligen 61er Artilleriſten, in denen anläßlich ihrer
Wiederſehensfeier am Sonntag, den 5. September 1926, um Erlaß der
Vergnügungsſteuer und um einen Beitrag zum Fonds für die
Errich=
tung eines Gefallenendenkmals der heſſiſchen Artillerie gebeten wird.
Da Für und Wider vorhanden ſind, wird ſchriftlich abgeſtimmt. Beide
Anträge finden Stimmenmehrheit. Dje Gemeinde ſtiftet den Betrag
von 100 Mark. Sodann werden verſchiedene Unterſtützungs= und
Dar=
lehensgeſuche, ſowie Wohnungsſachen erledigt. Die Anſchaffung zweier
neuer Kontrolluhren mit Zahlenmarkierung für die Nachtwächter wird
beſchloſſen. Bei dieſer Gelegenheit werden von verſchiedenen Seiten
Klagen und Beſchwerden über die zunehmenden nächtlichen
Ruheſtörun=
gen vorgebracht und um Abhilfe gebeten. Der Beſchluß des
Gemeinde=
rats, nach dem die am 1. Oktober d. J. frei werdende
Schutzmanns=
ſtelle freihändig vom Stadtvorſtand beſetzt werden ſoll, iſt vom Kreisamt
genehmigt worden. An Bewerber ergeht die Aufforderung, unter
Vor=
lage eines ſelbſtgeſchriebenen Lebenslaufes ſich bis Dienstag abend bei
der Bürgermeiſterei zu melden. Schluß der Sitzung iſt nach Mitternacht.
* Michelſtadt, 3. Sept. Straßenbenennung. Eine
Um=
bzw. Neubenennung mehrerer Straßen und Plätze unſerer Stadt wurde
in der letzten Gemeinderatsſitzung beſchloſſen. So wird in Zukunft die
von der Friedrich=Ebert=Straße rechts abzweigende Straße den Namen
„Wehprechtſtraße” führen. Die noch nicht ausgebaute Straße zwiſchen
Gartenweg und Schulſtraße erhielt den Namen „Schillerſtraße‟ Die
am Bahnhof entlang führende Straße, die allerdings außer dem
Bahn=
hofsgebäude und der Güterhalle keine Häuſer enthält, wurde „Straße
der Republik” getauft. Das von der Großen Gaſſe am Hauſe des Bäckers
Volk abzweigende, ſeither namenloſe Gäßchen heißt jetzt Kleine Gaſſe,
und der freie Platz vor der Kirche „Kirchenplatz”. — Unfall. Das
vierjährige Kind der Familie Gerbig aus der Häfnergaſſe verbrühte ſich
mit heißer Waſchbrühe und mußte mit ſchweren Brandwunden ins
hieſige Krankenhaus gebracht werden.
* Steinbach i. O., 4. Sept. Am Freitag fand eine
Gemeinderats=
ſitzung hier ſtatt, in welcher in Verhinderung des Bürgermeiſters der
Beigeordnete den Vorſitz führte. Unter Punkt 1 war ein Geſuch der
Okpa zu erledigen, wonach die Gemeinde zu den Koſten der
Omnibus=
verbindung von Erbach nach Wiebelsbach einen Zuſchuß von 17,50 Mk.
zu leiſten hätte. Die Sache wurde abgelehnt. Weiter wurde abgelehnt
der Vorſchlag des Kreisamtes üüber die Verteilung der Koſten zur
Ober=
realſchule in Michelſtadt. Der Gemeinderat lehut jegliche Uebernahme
von Koſten ab. In dieſer Angelegenheit dürfte jedoch das letzte Wort
noch nicht geſprochen ſein, denn letzten Endes hängt doch gerade von
der Stellungnahme verſchiedener Gemeinden das Weiterbeſtehen der
Oberrealſchule in Michelſtadt ab. Mit einfacher Ablehnung des
kreisamt=
lichen Vorſchlages wird ſich wohl auch das Kreisamt nicht einverſtanden
erklären können, nachdem bereits Kreistag und Kreisausſchuß ſich dieſem
Vorſchlag angeſchloſſen haben. Es wäre wünſchenswert, wenn ſeitens der
in Betracht kommenden Gemeinden die Sache ernſter geprüft würde.
Ein weiterev Antrag auf Steuerſtundung wurde in nichtöffentlicher
Sitzung behandelt unter dem gleichzeitigen Beſchluß, Steuerſtundungen
ſtets in nichtöffentlichen Sitzungen zu verhandeln. Ebenfalls zurückgeſtellt
wurde der Punkt über die Mitgliedsbeiträge den Gemeinde zum
Ver=
kehrsverein Michelſiadt=Steinbach. In nichtöffentlicher Sitzung wurden
Steuerfragen und Unterſtützungsangelegenheiten erledigt. Im
all=
gemeinen muß aber geſagt werden, daß der Geiſt, der in den Sitzungen
der letzten Zeit herrſcht, etwas verſöhnlicher werden muß, wenn
för=
dernde Arbeiten geleiſtet werden ſollen. Perſönliche Gegenſätze ſollten
nicht zum Austrag kommen, ſie ſollen vielmehr überbrückt werden, zum
Wohle der Allgemeinheit.
rs. Fürth, 3. Sept. Gaumeiſterſchaftsſchießen. Das
Re=
fultat des Gaumeiſterſchaftsſchießens des Kleinkaliber=Schützenvereins
Fürth iſt folgendes: Die Gaumeiſterſchaft in der A=Klaſſe erſchoß ſich
Herr Johann Schlag und in der B=Klaſſe Herr Nikolaus Straſſer.
A=Meiſterſchaftsmannſchaft wurde der Verein. Im Jugendſchießen
er=
hielten Preiſe die jungen Herren Franz Setzer, Franz Jgkob, Hans Zeiß
und Joſef Schmitt
Die Provinzialverbandsſchau Starkenburger
Geflügel=
züchtervereine in Fränkiſch=Crumbach.
In den Tagen des 20. und 21. November 1926 findet in Fr.=
Crum=
bach die Provinzialverbandsſchau Starkenburger Geflügelzüchtervereine,
verbunden mit allgemeiner Ausſtellung ſtatt. Schon ſeit geraumer Zeit
ſind die Vorarbeiten begonnen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die
Leitung alles tun wird, um der Schau einen glanzvollen und in jeder
Beziehung einwandfreien Verlauf zu ſichern. Die Odenwälder
Geflügel=
züchter begrüßen es mit beſonderer Freude, daß dieſe Schau auch einmal
in der Mitte des Odenwaldes ſtattfindet, ſoll ſie doch nicht nur
Verbands=
ſchau ſein, ſondern vor allem ein hervorragendes Werbemittel zun
Förde=
rung der Raſſe=Gefhügelzucht im Odenwald. Nicht zuletzt wird auch ein
gutes Gelingen dieſer Veranſtaltung weſentlich zur Hebung des
An=
ſehens des Verbandes beitragen. Die Landesbehörde unterſtützte die
Schau ſchon im Voraus durch Genehmigung einer größeren Lorterie, in
welcher wertvolle Gegenſtände zur Ausloſung gelangen. Das
Protektorat=
hat in dankenswerter Weiſe Herr Regierungsrat Freiherr von
Gem=
mingen=Hornberg übernommen. Sache der dem Verbande angeſchloſſenen
Vereine bzw. deren Mitglieder iſt es nun, dieſer Schau, welche doch ein
treffendes Bild über den Stand der Geflügelzucht in Starkenburg geben
ſoll, zu einem durchſchlagenden Erfolg zu verhelfen. Es wird deshalb
eine Beſchickung erwartet in Bezug auf Vielſeitigkeit und Zahl, welche
das im Odenwald bishen Dageweſene übertrifft. Um es allen, auch den
kleinſten Züchtern zu ermöglichen, ihre Tiere auszuſtellen, wird das
Standgeld ſehr niedrig gehalten. Eine große Anzahl wertvoller
Ehren=
preiſe winken den Ausſtellern als Lohn ſüir ihren Züchterfleiß. Es geht
daher an alle Verbandsvereine die Bitte: Merkt euch den Tag unſerer
Verbandsſchau, den D. und 21. November, vor! Fränkiſch=Crumbach
rüſter, um auch den höchſten Anforderungen gerecht zu werden.
Starken=
burger Züchter! Macht es euch zur Ehrenpflicht, die Ausſtellung durch
eine zahlreiche Beſchickung zu einem Aufruf an alle noch fernſtehenden
Züchter zu geſtalten!
rs. Fürth, 2. Sept. Neue Weſchnitzbrücke. Dem
Brücken=
neubau im Zuge der Kreisſtraße Heppenheim-Fürth—Ellenbach iſt in
der letzten Gemeinderatsſitzung am Montag abend nun der Zuſchlag
endgültig erteilt worden, nachdem die Zuſchüſſe der Provinz und des
Kreiſes geſichert ſind. Mit dem Brückenneubau, einer
wappengeſchmück=
ten Bogenbrücke, wird anfangs nächſter Woche begonnen werden. Dem
ſchönen Plane nach wird unſer ſo überaus baufreudiger Marktflecken
wieder um eine neue Zierde bereichert werden.
* Aus dem Weſchnitztal, 3. Sept. Die Grummeternte iſt in
unſerem Tale ſeit acht Tagen in vollem Gange, und bei manchem
Land=
wirt dürfte ſie ſchon in den nächſten Tagen beendigt ſein. Die
Grum=
meternte fällt ungemein reichlich aus, und infolge des anhaltend
herr=
lichem Wetters wird auch die Güte des Grummets eine vorzügliche.
Un=
ſere Landwirte ernten dieſes Jahr einen Vorrat an Heu und Grummet
wie ſeit Jahren micht. Infolge des guten Standes des Graſes
er=
zielten die abgehaltenen Grummetgrasverſteigerungen mitunter recht
mäßige Preiſe, was ja wohl zu verſtehen iſt.
— Aus dem Neckartal, 3. Sept. Der Fremdenverkehr war
infolge der äußerſt ungünſtigen Witterung im Monat Juli ſehr
nach=
teilig beeinflußt. Im Monat Auguſt beſſerte ſich aber das Wetter und
infolgedeſſen hat auch der Fremdenverkehr weſentlich zugenommen.
Namentlich herrſcht gegenwärtig ein ſtarker Andrang von
Waſſerſport=
lern. Die bevorzugten Gaſthäuſer und Penſionen ſind gut belegt. Der
Beſuch der kleinen Odenwaldorte, der ſich in früheren Jahren ſchön
ent=
wickelt hatte, iſt dagegen etwas zurückgegangen. Der Grund mag darin
zu ſuchen ſein, daß dieſe Plätze es an der nötigen Fremdenwerbung
haben fehlen laſſen.
* Heppenheim a. d. B., 3. Sept. Stadtratsſitzung. In der
Stadtratsſitzung wurde über folgende Punkte verhandelt: 1. Dem Geſuch
um Konzeſſion einer Gaſtwirtſchaft von Emil Kraus wird ſtattgegeben,
da es ſich um eine alte Wirtſchaft handelt. 2. Herſtellung von
Klein=
pflaſterung auf der Darmſtädter Straße; hier vorſchußweiſe Uebernahme
des auf die Provinz entfallenden Koſtenanteils von 6600 Mk., welche auf
ein Jahr vorgeſchoſſen werden. Der Vorſchuß wurde mit Rückſicht auf
die herrſchenden Verhältniſſe genehmigt. 3. wurde die Ausführung
weiterer Norſtandsarbeiten beſchloſſen, wofür die notwendigen Beträge
durch eine Anleihe aufgebracht werden ſollen. Es wurde beſchloſſen,
ver=
ſchiedene Straßenherſtellungsarbeiten, Gas= und Waſſerleitungsarbeiten
und Arbeiten in den ſtädtiſchen Wieſen auszuführen. 4. Erhebung einer
Wertzuwachsſteuer ab 1. September, welche von der Stadt zu erheben
iſt. Der Steuer ſoll die Muſterſatzung des Miniſteriums zugrunde
ge=
legt werden. 5. liegt die endgültige Rechnung der Oberrealſchule für
1925 vor, deren Fehlbetrag durch Erhöhung von Beſoldung zur Hälfte
vom Staate und der Stadt getragen werden muß. Der Anteil der Stadt
wird bewilligt. 6. Wohnungsbauten. Schon früher wurde beſchloſſen,
in dieſem Jahre 30 Wohnungen zu bauen, welche dann durch einen
ſpäteren Beſchluß auf 12 reduziert wurden. Da nun ein neuer
Reichs=
kredit in Ausſicht ſteht, ſollen nun wieder 10—12 Wohnungen in Angriff
genommen werden. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, daß in dieſer
Woche die Waggonbaukolonie in Bensheim beſichtigt werden ſoll, um
vielleicht auch ſolche Wohnungen für Mieter, welche keine Miete bezahlen,
herzuſtellen. In der nichtöffentlichen Sitzung wurde Herr Architekt
Winter, Bensheim, ſeitheriger Teilhaber der Architekturfirma Heinrich
Metzendorf, zum Stadtbaumeiſter der Stadt Heppenheim gewählt.
Rheinheſſen.
A Gonſenheim, 3. Sept. Genoſſenſchaftliches. Die
Mo=
guntia Genoſſenſchaft für Gemüſekultur, hat bei einem Zugang von
2 Perſonen im Jahre 1925 einen Abgang von 53 Mitgliedern zu
ver=
zeichnen. Die Bilanz ſchließt mit einem Reingewinn von 698 Mk. Die
Maſchinen ſind mit 900 Mark, die Geräte mit 1815 Mk. und der
Waren=
beſtand mit 1854 Mk. bewertet. Die Warenlieferanten haben eine
For=
derung von 11 528 Mk.
A Bodenheim, 3. Sept. Tongrube. In der bei der
Albrecht=
ſchen Ziegelei gelegenen und den Weiſenauer Zementwerken gehörenden
Tongrube fand noch vor einigen Jahren eine beträchtliche Anzahl
Ar=
beiter lohnende Beſchäftigung. Den zur Herſtellung des Zements
er=
forderlichen Ton findet die Fabrik nun ganz in der Nähe unter ihren
eigenen Kalkſteinbrichen bei Weiſenau. Da hierdurch der
Bahntrans=
port in Wegfall kommt und die Produktionskoſten des Zements billiger
ſind, iſt die Bodenheimer „Lettenkaut” jetzt ſtillgelegt.
9. Nackenheim, 2. Sept. Ueberfahrtsverpachtung. Durch
das Zollamt Mainz wurde heute das Ueberfahrtsrecht zwiſchen dem
diesſeitigen Rheinufer und der Hohenau auf weitere neun Jahre
ver=
pachtet. Hierzu hatten ſich auch auswärtige Intereſſenten eingefunden.
Höchſtbietender blieb der Schiffev Philipp Schneider jr. dahier mit
1410 Mark für das Jahr. Die Pachtzeit beginnt am 1. Januar 1927.
Von dem ſeitherigen Fährmann wurde das Ueberſetzen in den letzten
Jahren durch ein Motorboot beſorgt. — Neue Kapelle. Die
beim Schweſternhaus neu erbaute Kapelle wird am 12. ds. Mts.
ein=
geweiht, wozu auch unſerer früherer Pfarrer Otto von Dieburg
hier=
her kommen wird.
* Gau=Algesheim, 3. Sept. Die Maul= und Klauenſeuche in hieſiger
Gemeinde iſt erloſchen. Die angeordneten Sperrmaßnahmen wurden
aufgehoben. — Nach den Beſtimmungen des Weingeſetzes vom 7. April
1909 iſt bei der Ortspolizeibehörde die Abſicht: 1. Traubenmaiſche, Moſt
oder Wein zu zuckern und 2. die Herſtellung von Haustrunk anzuzeigen.
Die Anzeige hat zu 1 für die neue Ernte vor Beginn des Zuckerns und
für ungezuckerten Wein früherer Jahrgänge in jedem einzelnen Falle des
Zuckerns ſpäteſtens eine Woche zuvor zu erfolgen. Zur Anzeige nach
Ziffer 2 (Haustrunk) iſt verpflichtet, wer Wein gewerbsmäßig in
Ver=
kehr bringt. Auch dieſe Anzeige hat vor Herſtellung des Haustrunkes
zu geſchehen. Für die Anzeigen, die ſchriftlich zu erfolgen haben, iſt das
hierfür beſtimmte Formular zu benutzen.
A Hahnheim, 3. Sept. Auflöſung. Die hieſige
Winzergenoſſen=
ſchaft hat ſich aufgelöſt und verſteigert demnächſt ihr geſamtes Inventar.
M. Bingen a. Rh., 4 Sept. Ein neues Rheinſchiff. Die
Rheinflotte hat wiederum Zuwachs erhalten durch ein neues
Schlepp=
ſchiff, das den Namen „Immaculata” führt. Das Schiff iſt erbaut auf
einer holländiſchen Werft und beſitzt eine Tragfähigkeit von rund 1380
Tonnen. Auf ſeiner erſten Bergfahrt hat es 1100 Tonnen Kohlen
ge=
laden, die nach Mannheim beſtimmt ſind.
Haturheil-Methade Aneipn!
Die weitberuhmten
Parxer Hneinn-Pillen
das zuverlässige, Elutreinigende
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Rheum u. Sapo je 2, Cal. 3. Junip. 1, Aloe 4
Zu haben in allen Apotheken Mk, 1o-
Oberbeſſen.
b. Friedberg, 3. Sept. Die öffentliche Bautätigkeit in unſerer Stadt
iſt erfreulicherweiſe in letzter Zeit eine ſehr rege, was beſonders im
Intereſſe des Bauhandwerkes ſehr zu begrüßen iſt. Das von der Stadt
erbaute Beamtenwohnhaus neben der Gasfabrik, welches für die
Beam=
ten der techniſchen Betriebe beſtimmt iſt, wird in den nächſten Tagen
bezogen werden; außerdem baut die Stadt ein weiteres Haus, welches
für Reichsbeamte beſtimmt iſt, an der Homburger Straße. Auch
die=
ſes Haus, zu welchem das Reich das Geld zu ſehr günſtigen
Bedingun=
gen ſchießt, iſt bereits unter Dach. Der Neubau des Polytechmikums
ſchreitet rüiſtig vorwärts und iſt bereits bis zur Stockhöhe gediehen;
in demſelben werden das Maſchinenlaboratorium und ein großer
Hör=
ſaal Platz finden. Auch das Bürgerhoſpital wird durch einen Anbau
vergrößert und das ſeitherige Gebäude einer vollſtändigen Erneuerung
unterzogen; die auf 200 000 Mk. berechneten Unkoſten trägt der ſtädtiſche
Armenfonds. Dann wird die Stadt noch 19 Einzelwohnungen
her=
richten, und zwar teils in der Barbaravorſtadt, teils neben dem
Fried=
hof und anſtelle des früheren Huberſchen Magazins. Ebenſo iſt das
von der Wetterauer Volksbank erbaute, in der Nähe des Bahnhofs
ge=
logene neue Bankgebäude nunmehr vollendet; dasſelbe enthält außer
den Geſchäftsräumen der Bank drei Läden und ſechs Wohnungen. Der
von dem Ueberlandwerk errichtete Neubau, ebenfalls in der Nähe des
Bahnhofs, iſt bereits von ſechs Beamtenfamilien bezogen. Während
ſo die öffentliche Bautätigkeit recht lebhaft iſt, läßt die private viel zu
wünſchen übrig und beſchränkt ſich auf die Fertigſtellung einer Anzahl
bereits im Frühjahr begonnener Wohnhäuſer in dem ſüdweſtlichen
Stadtteil.
* Lauterbach, 31. Aug. Zu der großen
landwirtſchaft=
lichen Ausſtellung, die vom 25. bis N. September in der Spieß=
Turnhalle und auf dem umliegenden Gelände ſtattſindet, trifft die
Stadt Lauterbach und die Landwirtſchaftskammer große Vorbereitungen.
Die Ausſtellung verſpricht ſehr reichhaltig zu werden, denn es ſind
namentlich aus dem Gebiete der Viehzucht, die der Hauptzweig der
Landwirtſchaft im Vogelsberg iſt, ſehr viele Meldungen eingelaufen.
Schon in nächſter Zeit ſoll mit dem Aufbau der Ausſtellung begonnen
werden. In der Spießturnhalle werden die Erzeugniſſe des
Acker=
baues und des Obſtbaues ausgeſtellt, auf dem umliegenden Gelände
werden die Hallen für das Vieh und für die landwirtſchaftlichen
Maſchinen und Geräte ervichtet. An der Spitze des Ausſchuſſes der
Ausſtellung ſtehen Oekonomierat Breidenbach, Dorheim, Generalſekretär
Dr. Wagner=Gießen und Bürgermeiſter Walz=Lauterbach. Die
Aus=
ſtellung wird in 11 großen Gruppen ſämtliche Gebiete der Viehzucht,
des Ackerbaues, des Obſtbaues der Bienenzucht, der Milchwirtſchaft,
Maſchinen, Geräte und Hilfsſtoffe, ſowie wiſſenſchaftliche Arbeiten
umfaſſen. Gruppe 1 wird Pferde des Belgier und OCdenburger
Schlages, Gruppe 2 Rinder der Vogelsberger= und der Fleckvieh=Raſſe
umfaſſen. Für dieſe beiden Gruppen ſtehen zur Prämiierung 2000 Mk.
bzw. 3 500 Mk. zur Verfügung. Insgeſamt ſtehen für die Preisbewertung
rund 15000 Mark zur Verfügung. Als Eigenart des Vogelsberges wird
die Ausſtellung in Gruppe Obſtſorten, Haſel= und Walnüſſe zeigen, ſowie
in Gruppe wiſſenſchaftliche Arbeiten, Hutweiden=Verbeſſerung,
Grün=
landgewinnung und Meliorationsverſuche aufweiſen.
m. Aus dem Lande, 3. Sept. Zum erſtenmal finden heuer
Mei=
ſterprüfungen auch im Herbſte ſtatt, und zwar können die
Anmeldungen fetzt ſchon erfolgen, müſſen jedoch bis 30. September
er=
folgt ſein. Anmeldungen, die nach dieſem Termin einlaufen, müſſen bis
zum Frühjahr 1927 zurückgeſtellt werden. Nach Einſendung der
Prü=
fungsgebühr von 40 Mark an die Heſſ. Handwerkskammer Darmſtadt
erhalten die Betrefſenden ein Anmeldungsformular. Dieſes ſich zu
be=
ſchaffen, muß alſo vor dem 30. September geſchehen, denn bis
zu dieſem Termin ſind einzuſenden das ausgefüllte
Anmeldungsfor=
mular und die aus dem Aufdruck desſelben erſichtlichen Unterlagen, und
zwar an die zuſtändige Kommiſſion. Zuſtändig für die betreffenden
Prüfungskommiſſionen ſind: für die Provinz Starkenburg Gg. Kraus,
Malermeiſter, Darmſtadr, Luiſenſtr. 40; für Rheinheſſen L. Schöntag 3.,
Schreinermeiſter, Mainz, Bauhofſtr. 3; für Oberheſſen Dr. Brünings,
Gewerbeſchulrat, Gießen, Gewerbehaus.
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Neryegkranke
u. Nervös-Erschöpfte Spezialkuranstalt Hofheim im Taunus
bei Frankfurt am Main. — Prospekte durch:
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Montag, 6. September. 10.30: Uebertr. Caſſel. O 4.30:
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Fides a. „Der Prophet” — Fant. a. „Robert der Teufel”. — Ouv.
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Das ſchöne Schiffermädchen. — Mailied. — Fant.
a. Hugenotten”, Mitw.: Hildegard v. Buttler, Alt. Flügel: Erich
Kohlhöfer. O 5.45: Leſeſtunde: „Synnöve Solbakken”, von Björnſen.
O 6.15: Moderne Kriminaliſtik, Vortrag anl. d. Berl.
Polizeiaus=
ſtellung von Heinrich Schmidt. O 6.45: Ferdinand Raimund, der
öſterreichiſche Volksdichter”, Vortrag zu ſeinem 90. Todestag von
Red. R. Möſinger. O 7.15: „Unterricht und Erziehung in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika”, 2. Vortrag Geheimrat Dr.
Walter. O 7.45: „Die Alhambra” Vortrag B. Elkan. O ,8.15:
Uebertr. Bad Soden: Kurorch, Operettenabend.
Stutigart.
Montag, 6. September. 4.15: Rundfunkorch. Kommol: Mod=
Iiner=Marſch. — Lehar: Walzer aus „Fürſtenkind‟. — Golbmark:
Ouv. „Sakuntala‟. — Elukhen: Im dämmernden Nachtlicht. —
Liſzt: Rhapſodie. — Einlagen: Friedel Gräſer. — Maſcagni: Fant.
Freund Fritz”. — Gillet: Gavotte. — Yoſhitomo: Rund um den
Erdball, Potp. O 6.15: Vortrag Mungenaſt: Geſchichtliches und
Erbauliches in einer alten Reichs= und Kloſterſtadt. 3. O 6.45: Heinz
Neuberger: Fränkiſche Literatur, 4. O 7.15: Frau Stach von
Goltz=
heim: Aus der Frauenwelt Amerikas. O 8: Sinfonie=Konzert.
Philharm. Orch. Beethoven: Violin=Konzert D=dur. — 1. Sinfonie.
— Anſchl.: Unterhaltungs=Konzert. Mitw.: Müller=Schadow=
Quar=
tett; Maria Th. Deimann: Hans Hanus; E. Stockinger; Funkorch,
Berlin.
Montag, 6. Sept. 4: Zehn Minuten für die Frau (Margarete
Caemmerer: „Menſchen untereinander”). O 4.30: Blas=Muſik.
Leit.: Kapellm. Woitſchach. O 6.15: Guſtav Hochſtetter: „Wie
verbeſſere ich meinen Rundfunkempfang?‟ O 6.30: Techniſche
Wochenplauderei (Ing. Boehmer). O 6.55: Oberbaurat Heiligenthal:
„Der Witzlebener Funkturm — ein Meiſterwerk” O 7.20: Dr.
Osborn: „Meiſter der klaſſiſchen Kunſt (Michelangelo)‟ O 7.50:
Der Sternenhimmel im Momt September (Prof. Marcuſe). O 8.15:
Wilhelm Klatte: Einf. zum Orch.=Konzert. O 8.30: 200 Jahre.
Orcheſter=Muſik. „Johann Sebaſtian Bach‟. Dir.: Georg Szell
von der Staatsoper. Suite H=moll. Konzert für Klav. und Orch.
(Celeſte Chop=Groenevelt, Flügel). Brandenburgiſches Konzert Nr. 1.
O 10.30: Tanzmuſik (Kapelle Kermbach).
Königswuſterhauſen. Montag, 6. Sept. 1.10: Studienrat
Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Schüler. O 1.45: Mitt. des
Reichs=Städtebundes. O 3: Studienrat Friebel, Lektor Mann:
Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engliſch für
Fort=
geſchrittene. O 4: Dr. Hans Lebede: Theater im 19. Jahrhundert.
O 4.30: Mitt. des Zentralinſtitutes. O. 5: Elſe Steup:
Welt=
geſchichte i. Jugendbuch.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, den 7. September
(nach der Wetterlage vom 5. September 1926).
Heiter bis wolkig, bei ſchwachen Winden aus wechſelnden Richtungen
warm und vorwiegend trocken, morgens ſtellenweiſe dunſtig.
Das geſtern niber Frankreich lagernde Hoch hat ſich über unſer Gebiet
verbreitet, ſo daß mit einer weſentlichen Aenderung unſerer Wetterlage
nicht zu rechnen iſt.
Heſſ. Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmanr
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druckh und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich is Darmſtadt
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 242
Montag, den 6. September 1926
Seite 3
Die NONC. Reichsfahrt 1926
Pon der Oſtſeeins Erzgebirge.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
S.D. Annaberg, 2. September.
515 Kilometer hatten die Reichsfahrer heute zu fahren. Man nahu
urſprünglich an, daß dieſe zweite Fahrtetappe vom Oſtſeebad
Heiligen=
damm ins Erzgebirge die leichteſte aller Reichsfahrtetappen ſein würde,
aber das war ſie nicht! Im Gegenteil: mehrere Teilnehmer waren der
Anſicht, daß ſie ſchwerer geweſen war, als die 865 Kilometer=Fahrt des
erſten Tages und der erſten Nacht. Die Durchſchnittsgeſchwindigkeiten
waren hoch, von 42 Km. bis 60 Km. Jeder Wagen ſeiner Stärke
ent=
ſprechend, war bemüht, dieſe Durchſchnittsgeſchwindigkeiten inne zu
hal=
ten, was beſonders bei dem kataſtrophalen ſchlechten Zuſtand der
mecklen=
burgiſchen Straßen auf dem erſten Teil der Strecke ſchwierig war. Dann
aber wurde die Reichsfahrt für alle Teilnehmer durch das ſchöne
Spät=
ſommerwetter ſehr erſchwert. Das mag paradox klingen, iſt es aber
nicht, denn die ſchönen Sonnentage der letzten Woche hatten die Straßen
ſtaubig gemacht und wenn 110 Reichsfahrer und Begleitwagen in Tempo
furioſo über dieſe Straßen hinwegfuhren, dann lagerten Staubwolken
ſtundenlang über Wald und Feld, und machten das vorgeſchriebene
ſcharfe Fahren zum Wageſtück erſten Ranges. So kam es, daß auf den
erſten Teilſtrecken von Heiligendamm bis Pritzwalk, ſo mancher ſich
Strafpunkte holte, der die 865 Km. des erſten Tages und der erſten
Nacht ohne Fehl und Tadel durchgehalten hatte.
Die Reichsfahrtsorganiſation iſt wohl das Beſte, was bisher an
deutſchen Zuverläſſigkeitsfahrten geboten wurde, und der ADAC. kann
ſtolz ſein, ſo untadelig Vollendetes geſchaffen zu haben. Wenn man nach
den innerpolitiſchen Affären im ADAC. im letzten Winter und Frühjahr
ſkeptiſch war, hat nach dem Ausſcheiden des alten Vorſtandes das neue
Präſidium gleichwertiges bieten können. Das verdient heute geſagt zu
werden: das neue Präſidium und vor allem der Reichsfahrtleiter, Dipl.=
Ing. Filſer (Augsburg) und die Sportkommiſſare Ewald Kroth,
zu=
gleich Sportpräſident des ADAC. und Direktor Hermann (Stettin)
haben die Erwartungen betreffend Organiſationstalent und Präziſion
der Durchführung weit übertroffen.
Bei dieſer Reichsfahrt gibt es keine Schiebungen und es verdient
anerkennend feſtgeſtellt zu werden, daß ein nächtlicher Beſuch der
Sport=
leiter auf dem Tankplatz in Heiligendamm ſofortige Disqualiſikation
eines Neichsfahrers zur Folge hätte, der berſuchte, an ſeinem Wagen
un=
erlaubte Aenderungen vorzunehmen. Einzelnen „Spezial=Typen” wird
noch genauer nachgegangen werden müſſen, denn es ſollen ja nur
kata=
logmäßige Fahrzeuge teilnehmen, nicht eigens zurechtgemachte
Sport=
typen. Ein Fabrikat, das in letzter Zeit viel von ſich reden gemacht hat,
kann wahrſcheinlich erneut unangenehm getroffen werden. Daß die
Dapolin=Geſellſchaft und die Lincoln=Stoßdämpfer ſich um die
Strecken=
organiſation beſonders verdient machten, ſei lobend anerkannt.
Und populär iſt dieſe ADAC.=Reichsfahrt! In allen Städten und
Dörfern ſind viele Hunderte, in den ſächſiſchen Städten ſogar viele
Tau=
ſende an der Strecke geweſen, die den Reichsfahrern zufubelten und ſie
auf der anſtrengenden Fahrt ermunterten. Die Kontrollorganiſation
läuft wie am Schnürchen. Ueberall gabs Verpflegung und Getränke,
und beim Paſſieren Potsdams wurden dem Erſten in ſeiner Klaſſe
ſo=
gar Kränze um die Kühler geflochten. Umwegſtrecken veranlaßten die
Reichsfahrtleitung, die Etappe von Nauen nach Luckenwalde via
Pots=
dam zu neutraliſieren. Am Ziel in Annaberg im Erzgebirge war der
Empfang ein überaus herzlicher. Viele Tauſende aus Annaberg,
Chem=
nitz, Falkenſtein, Zſchopau, Zwichau, boten den Reichsfahrern
Willkommen=
grüße und bildetenSpalier auf den Durchfahrtsſtraßen. Wer die heutige
Etappe ſtrafpunktfrei beendet hatte und wer ausgeſchieden iſt, läßt ſich
zur Stunde noch nicht feſtſtellen und wird erſt am nächſten Tage
bekannt=
gegeben werden können.
Die ſchwerſte Autoprüfung.
Der Reichsfahrt dritte Etappe.
S. D. Homburg v. d. H., 3. September.
98 Wagen von den 115 zur erſten Reichsfahrteappe in
Braun=
ſchweig geſtarteten hatten, das zweite Etappenziel, Annaberg,
erreicht; 96 davon wurden gewertet. 59 waren in Annaberg
ſtrafpunktfrei. 13 Teilnehmer hatten 1—10 Strafpunkte, 3
Reichsfahrer 11—20 Strafpunkte, 8 Wagen 21—50 Strafpunkte.
Heute nun ging es ab 5 Uhr früh aus dem gaſtlichen Annaberg,
das ganz im Zeichen des Reichsfahrertages ſtand, heraus, —
hinein ins Erzgebirge, dann quer durchs Thüringer Bergland,
durch die Rhön in den Taunus. Die 460=Kilometer=Etappe
brachte manche Entſcheidung, denn die kurvenreichen Bergſtrecken
der vier Gebirge verlangten nicht nur ſchnelle, leiſtungsfähige,
abſolut zuverläfſige Wagen, ſondern auch Fahrer von Schneid
und Erfahrung. Wer aber das Pech hatte, Reifenſchäden zu
haben, den Vergaſer reinigen zu müſſen, oder an ſich
unbedeu=
tende Reparaturen oder Nachſtellungen vornehmen zu müſſen,
der kam kaum noch ohne Strafpunkte an die nächſte Kontrolle.
Es war eine Fahrt, die, das ſei hier sine jra et stuclio geſagt,
nicht leichter war als die berühmten und gefürchteten
öſterreichi=
ſchen Alpenfahrten. Auch organiſatoriſch war ſie dieſen
Muſter=
veranſtaltungen ebenbürtig. Und gabs auch bei dieſer
Reichs=
fahrt keine Alpenpäſſe, ſo boten die fortwährenden Steigungen
und Gefälle nicht minder große Schwierigkeiten. Die
Reichs=
fahrtleitung hatte abſichtlich im Thüringer Bergland (das ſonſt
als ſo harmlos gilt) Straßen gewählt, die ſonſt von Autos kaum
befahren werden, weil ſie ſteil, ſchmal, holprig, ungepflegt, von
Waſſerraſten durchfurcht ſind. Die Wahl dieſer Gebirgsſtraßen
—10 herzhaft mancher Reichsfahrer auch fluchte! — war begrü=
Benswert. Sie iſt eine Motoren= Feder=, Stoßdämpfer= und
Fahrerprüfung erſten Ranges! Außer bei den Rußlandfahrten
iſt ſie in Europa beſſer noch nie geboten worden, denn . . . es
galt ja, hohe, ſehr hohe Durchſchnittsgeſchwindigkeiten minutiös
innezuhalten. Daß es bei dieſer Fahrt auch heute wieder
zahl=
reiche Stürze gab, iſt kein Wunder. Erfreulicherweiſe verliefen
ſie faſt durchweg harmlos, das heißt: nur die Wagen wurden
beſchädigt. Wieder war es übrigens ein Preffewagen, der in
einer Kurve umſchlug. Vor ihm lagen in derſelben Kurve
be=
reits zwei Konkurrenzfahrzeuge, der Chenard=Walker von
Fried=
rich Fuchs (Wiesbaden) und der Fiat von Wulff (Danzig). Der
Fiat konnte die Fahrt fortſetzen; Wulff traf kreuzfidel am
Hom=
burger Ziel ein. Zwiſchen Schleiz und Saalfeld war der NAG.
von Dr. Hermann (Jena) gegen einen Hausgiebel gefahren —
es war eine heimtückiſche, ſchmalſpurige Kurbe! — und ſchied
infolge Achsſchadens aus. Auch Werner (Berlin) auf Mercedes
ſchlug in einer Kurve um; Kühler, Kotſchützer und Scheinwerfer
ſind ein wenig verkrümmt Fahrer und Beifahrer blieben
heil und jagten tapfer dem Felde nach. Das mag überhaupt
geſagt ſein: dieſe Unfälle ſind faſt ausſchließlich auf die
kata=
ſtrophale Staubentwickelung zurückzuführen, die jede Ueberſicht
unmöglich macht. Schreiber dieſes weiß es aus eigener
Er=
fahrung: man jagt in dies Meer von Staub herein . . . auf gut
Glück! Nicht 20 Meter weit iſt die Straße zu überſehen!
Aller Vorausſicht nach iſt der Mercedes=Benz=Team (Dr.
Tigler, Willy Walb und Zettritz), möglicherweiſe auch noch ein
Fiat und ein Stoewer=Team, ſtrafpunktfrei. Biſchoff (
Hanno=
ver) auf Chiribiri ſetzte ſeinen Ehrgeiz darein. Homburg als
Erſter zu erreichen. Von den Damen ſind Frau Mahnkopf=
Allmers auf NAG., Frau Vollbrecht (Mannheim) auf Adler und
Frau Franziska Lüning (Hamburg) auf Fiat noch
ſtrafpunkt=
frei ... wahrlich vorzügliche Leiſtungen! Frau Liliane Röhrs
(Hannover) auf Hanomag, die ganz hervorragend durchgehalten
hatte, landete am Homburger Etappenziel auf drei Rädern.
Artur Schleſinger (Görlitz), ein Original als Menſch und als
Sportsmann, der eine Eſſex=Limouſine fuhr, wurde von einem
Teilnehmer angefahren und mußte infolge Beſchädigung der
Steuerung die bis dahin ſtrafpunktfreie Reichsfahrt in der Rhön
beenden.
Die Streckenmarkierung war heute von der Agrippina, die
Kontrollorganiſation durch die ADAC.=Gaue und ADAC.=Clubs
vorbildlich durchgeführt, am beſten in Ilmenau und in Saalfeld.
Schätzungsweiſe dürften heute nur noch 30 Teilnehmer
ſtraf=
punktfrei ſein. Bis 7½ Uhr abends hatten 75 Reichsfahrer das
Etappenziel der vorletzten Etappe (Homburg v. d. H.) erreicht.
Sie alle haben ſportliche Leiſtungen vollbracht:
Am Ziel der Reichsfahrt.
Die letzte 506 Kilometer=Etoppe.
S. D. Düſſeldorf, 4. September.
Unter lachender Sonne, ſo, wie ſie begonnen hatte, fand die
A. D.A. C.=Reichsfahrt ihr Ende. Um es vorweg zu nehmen: ein
erfolgreiches Ende! Es war endlich mal eine Veranſtaltung, bei
der, weil alles gut vorbereitet war, alles klappte, bei der es nicht
möglich war, zu mogeln, bei der Sportsgeiſt und
Sportver=
ſtändnis in der Organiſation immer und immer wieder zu
ſpüren waren. In Bad=Homburg waren noch 42 Wagen
ſtraf=
punktfrei — eine in Anbetracht der ſchwierigen Verhältniſſe
er=
freulich hohe Zahl. Daß aber auch die beſten Fahrer aus der
Reihe der Strafpunktfreien herauskommen können, wenn ſie
Pech haben, das bewieſen mehrere Fälle, ſo z. B. der von Willy
Walb, der durch Reifenſchäden an Innehaltung der
vorgeſchrie=
benen Sollzeiten gehindert wurde.
Ab Homburg gings hinein in die Berge des Taunus. In
Wiesbaden grüßte der Wiesbadener A.=C. die Reichsfahrer;
dann wurde Biebrich paſſiert, dann Mainz. Und nun begann
eine Fahrt ins Ungewiſſe, eine Fahrt im Vertrauen auf Glück:
die Rheinebene lag im dichten, undurchdringlichen Nebel! Nicht
zehn Meter weit war das Gelände zu überſehen. Die
Schein=
werfer brannten, die Scheibenwiſcher arbeiteten unaufhörlich,
und es wurde drauflosgefahren mit 90, 100 Kilometer
Geſchwin=
digkeit. Denn die Fahrt durch Wiesbaden, die durch Biebrich,
durch Schierſtein, durch Mainz, ſie hatte alle Fahrer aufgehalten,
und die Zeitverluſte mußten aufgeholt, werden! Die große
Mehrzahl traf in der Kontrolle Nieder=Ingelheim rechtzeitig ein.
In Wiesbaden gabs leider einen ſchweren Unfall: der NSu=
Wagen von Herm. Kob=Coburg ſchlug um und ſeine vier
In=
ſaſſen wurden ſchwer verletzt. Der Fahrer ſelbſt ſtarb bei der
Operation. — Der dritte Tote dieſer ſonſt ſo lebensfrohen
Reichsfahrt!
Ab Bingerbrück — endlich! — wieder klares Wetter. Ab
Bacharach gings hinein in die Berge des Hunsrück. In
Sim=
mern, in Bernkaſtel, in Trier hinfort in allen größeren
Ort=
ſchaften reges Intereſſe für die Reichsfahrt, bekundet durch viele
Hunderte, Tauſende, die an der Strecke ſtanden. Vom Moſeltal
ab Trier wieder auſwärts in die Eifelberge! Jetzt kamen die
ſchnellen Wagen zu ihren Rechten. Der Zuſtand der Straßen
war glänzend. Man konnte der Motorkraft freien Lauf laſſen.
Die Agrippina hatte ſich durch gute Wegemarkierung verdient
gemacht, und es gab keinen Ort, wo nicht auch die ſonſt nicht
gerade autobegeiſterte Landbevölkerung die Reichsfahrer grüßte
und wo nicht die Herren Landwachtmeiſter mit von der
Sport=
begeiſterung erfaßt waren. Flaggen, Guirlanden an Haus und
Hof und Blumenſpenden für die Fahrer! Den Empfangsrekord
aber leiſtete ſich Aachen. Deſſen Motorſportler waren den
Reichs=
fahrern weit entgegengefahren in die Eifelberge und deſſen
Be=
völkerung ſäumte zu vielen Tauſenden die Straßen. Vor dem
Kurhaus war Kontrolle, die letzte dieſer Reichsfahrt. Wer ſie
ſtrafpunktfrei erreicht hatte, durfte die Reichsfahrt als gewonnen.
betrachten, denn die gerade, vorzügliche Flachſtrecke bis
Düſſel=
dorf war ein Kinderſpiel gegen jene ſchmalen, zerfahrenen, ſteilen
Bergſtraßen, die den Reichsfahrern ſchon ſo oft geboten worden
waren. Daß aber auch kurz vorm Ziel das Glück eine
ent=
ſcheidende Rolle ſpielen kann, bewieſen zwei Fälle, deren einer
Frau Franziska Lüning (Hamburg) betraf, die alle Etappen
— 2300 Kilometer! — ſtrafpunktfrei durchgehalten hatte, und die
jetzt, 22 Kilometer vorm Ziel, durch eine Panne Strafpunkte
erhielt — und deren anderer, Schreiber dieſes, aus der Reihe
der bis dahin Strafpunktfreien ausſchied: mein 10/30 PS. Benz
hatte alle 2300 Kilometer ohne Fehl und Tadel ſtrafpunktfrei
durchgehalten; am Kilometerſtein 18 vorm Düſſeldorfer Endziel
war Schmutz in einer Benzinzuführungsleitung ... kurz vorher
Reifenpanne — ein Aufenthalt weniger Minuten — die Folge;
ein paar Strafpunkte!
68 Reichsfahrer, von 115 in Braunſchweig Geſtarteten, haben
das Düſſeldorfer Endziel erreicht. 47 Wagen ſind ausgeſchieden.
Der Naſh=Wagen von W. Raben (Hamburg) ſchied bei Jülich
— mithin kurz vorm Endziel — durch Vergaſerbrand aus. Und
von den Fabrikteams iſt keines mehr ſtraſpunktfrei, was beweiſt,
wie ſchwer die A.D.A.C.=Reichsfahrt war. Viele nennen ſie:
zu ſchwer. Das iſt falſch. Eine Reichsfahrt ſoll keine
Spazier=
fahrt ſein. Sie war es nicht. Und ſo wie ſie war, war ſie gut!
34 Fahrer ohne Strafpunkte.
Düfſeldorf, 5. Sept. (Drahtber.)
Mit einem Korſo durch die belebten Straßen. Düſſeldorfs
bis zur Geſolei und der anſchließenden Preisverteilung im
Aus=
ſtellungsgebäude fand die 6. ADAC.=Reichsfahrt 1926 ihren
offi=
ziellen Abſchluß. Von den 115 in Braunſchweig geſtarteten
Wagen haben 67, ſoweit ſie gewertet wurden, das Endziel in
Düſſeldorf erreicht, und genau die Hälfte, nämlich 34 Wagen,
blieben ohne Strafpunkte. Von dieſen 34 blieben 13 auch in der
Gleichmäßigkeitsprüfung ohne Belaſtung. 2 Wagen hatten bis
10, 4 bis 20, 12 bis 50 und 13 über 50 Strafpunkte. Von den
Mannſchaften ſchnitt das Benz=Mercedes=Team mit Walb, Dr.
Tigler, Zettritz am beſten mit nur 21 Strafpunkten ab. An
zweiter Stelle kommt das 2. Fiat=Team mit 22, an dritter Stelle
das 1. Fiat=Team mit 32 Strafpunkten. Die übrigen
Mannſchaf=
ten wurden durch Ausfälle von einem oder mehreren Wagen
geſprengt.
In der allgemeinen und in der Gleichmäßigkeitsfahrt
blieben
ſirafpunktfrei:
Wulff=Neuendorf (Fiat), Hoffmann=Peine (Hanſa),
Gike=
leiter=Hambuvg (Stoewer), Dr. H. U. Kerwer=Bonn (Opel),
Mencke=Bremen (Hanſa), Storzing (NAG.), Huth=Chemnitz
(Preſto), Reinecke=Magdeburg (Preſto), Deilmann=Dortmund
(Auſtro=Daimler), Dr. Tigler=Köln (Benz), Zettritz=Berlin (
Mer=
cedes), Hofmann=Leipzig (Packard.
Außerdem waren in der allgemeinen Fahrt ſtrafpunktfrei:
Wagner=Bremen (Fiat), Möbus=Limburg (Opel), Dr.
Mül=
ler=Kronach (Opel), Veets=Braunfchweig (Fiat), Mannesmann
(Mannesmann), H. Müller=Düſſeldorf (NSU.), Görtz=Weilburg
(Opel), Bifchoff=Hannover (Chiribiri), Culdus jr.=Friedrichsthal
(Simſon=Supra), Martze=Oberndorf (Mauſer), Seybold=
Obern=
dorf (Mauſer), Harys=Bremen (O.M.), Hinterletner=München
(Brennabor), Kahla=Düſſeldorf (Bugatti), Lux=Berlin (Lancia),
Cleer=Frankfurt (Stoewer), Frhr. v. Gerſon=Eibling (Adler),
Koch=Naumburg (Steiger), Mahnkopf=Stettin NAG.), Stertzing
(NAG.), Graf von Kalnein=Domnau (Steiger), v. Guilleaume=
Berlin (Steiger).
Letztes Telegramm unſeres S. D.
Sonder=
berichterſiatters.
Bei der Reichsfahrtpreisverteilung in der Geſolei wurde
be=
kannt gegeben, daß als ſtrafpunktfrei auch einige Fahrer
aner=
kannt worden ſind, die durch Hilfeleiſtungen bei Unfällen oder
durch höhere Gewalt, wie z. B. geſperrte Eiſenbahnübergänge,
Zeitverluſte hatten. Strafpunktfreie Reichsfahrtſieger ſind
ſo=
mit noch Max Vöts=Braunſchweig auf Fiat, Hermann Baldus=
Friedrichsthal auf Simſon=Supra, Siegfried Doerſchlag=Berlin
auf Benz und E. Hörbe=Varel auf Hanſa.
Schwimmen.
Städteſiaffelkämpfe im Schwimmen.
Frankfurt und Darmſtadt ſiegen vor Offenbach und Mainz.
Im Frankfurter Stadion kamen am Sonntag Staffelkämpfe
im Schwimmen zwiſchen den Stadtmannſchaften von Frankfurt,
Darmſtadt, Offenbach und Mainz um den Ehrenwanderpreis der
Stadt Frankfurt zum Austrag. Den Preis konnte aber keiner
der Teilnehmer erringen, da Frankfurt und Darmſtadt mit je
14 Punkten im toten Rennen endeten. Die Entſcheidung ſoll nun
wwie folgt getroffen werden: beide Städte haben Anſpruch auf
den Wanderpreis; um die 1. und 2. Plakette loſen die beidem
erſten. Beim Loſen war Darmſtadt die glücklichere Partei, die
Frankfurt ſomit auf den 2. Platz verweiſen konnte. Auch im
Kampf um den 3. und 4. Platz gab es ein totes Rennen:
Offen=
bach und Mainz erzielten je 6 Punkte. Die einzelnen Ergebniſſe
lauteten:
20 mal 50=Meter=Staffel (Bruſt): 1. Frankfurt 14:11 Min.,
2. Darmſtadt 14:16 Min., 3. Offenbach.
10 mal 100=Meter=Freiſtilſtaffel: 1. Darmſtadt 12:33,8 Min.,
2. Frankfurt 12:34 Min 3. Mainz.
10 mal 100=Meter=Bruſtſtaffel: 1. Frankfurt 15:15,4 Min.,
2. Darmſtadt 15:36 Min., 3. Offenbach.
20 mal 50=Meter=Freiſtilſtaffel: 1. Darmſtadt 11:22,8 Min.,
2. Frankfurt 11:27 Min.
Waſſerball: Mainz—Offenbach 4:2.
Turnen.
Geräte=Kunſtturnen Darmſtadt (Turngeſellſchaft 1875)
Kiel (Mtv.)—Kliel (Tv.).
In dem am Samstag, den 4. September, in Kiel
ſtattgefun=
denen Vereinswettkampf im Geräte=Kunſtturnen konnte die
Darmſtädter Turngeſellſchaft als zweiter Sieger hervorgehen.
Es war kein leichtes Unternehmen, dem ſich die
Turngeſell=
ſchaft unterzog, gegen namhafte Turnkräfte des Nordens
anzu=
treten, zumal es ſich um Vereine handelte, die über namhafte
Kräfte im Kunſtturnen verfügen. Einzelheiten über den
hoch=
intereſſanten Kampf werden noch folgen.
Seite 6
Kußball.
Sportverein 98 erringt ſeinen 1. Punktſieg.
auf dem Kampfgelände. Ein ſchöner Saiſonbeginn, der an die
den Kampf durchſtehen. Ein Wahnwitz vom Verband, daß er
nicht von ſich aus ohne weiteres den Spielbeginn auf eine
ſpä=
tere Stunde verlegte. So mußten ſich die Spieler bei der größten
Tageswärme abplagen. Daß trotzdem das Spiel ſofort mit einem
Höllentempo einſetzte, das die ganze erſte Halbzeit beibehalten
wurde, ſpricht dafür, daß es ſich hier um den Kampf zweier
Mannſchaften handelte, die körperlich gut durchgebildet waren.
Zum Spiel ſelbſt: Es war in der erſten Hälfte ein raſſiger
Punktekampf, der vollſtändig ausgeglichen war. Wohl waren die
Pfälzer im Feldſpiel etwas überlegen, ihr guter Linksaußen Koch
den verletzten Girmſcheid zwiſchen den Pfoſten ſtand, mit ſeinem
alten routinierten Können auch die beſtgemeinten Schüſſe. Als Union Oberſchöneweide-Berliner S. V. 93 4:0.
Ausgleich für dieſe Feldüberlegenheit, ſchuf der Darmſtädter
Sturm vor dem Tore gefährliche Torgelegenheiten. Trotzdem
gelang ihnen in der erſten Halbzeit nichts; der jugendliche
Erſatz=
torwächter der Ludwigshafener verſtand ſein Handwerk
eben=
auf das beſte unterſtützten. So ging man mit einem mageren 1:1. Viktoria Köln-Köln=Lindental 0:1. Odenkirchen— Sb. Va.
0:0 in die Pauſe. Man bangte in dieſer Zeit bei Darmſtadts
Anhängern um den Sieg. Wenn man auch mit der geſamten
Hintermannſchaft zufrieden war und beſonders ſich über Meyer
wunderte, der heute ein ganz großes Spiel lieferte, ſo war man
mit den Leiſtungen des Sturms in Hinſicht auf Ausnutzung von
Torgelegenheiten nicht ganz einverſtanden.
Mit noch geſteigertem Tempo ging man in die zweite
Halb=
kam Darmſtadt mehr und mehr auf. In demſelben Verhältnis
brach auch der Widerſtand von Ludwigshafen: Tempo und Hitze
hatten den wackeren Pfälzern ſtark zugeſetzt. Sie konnten dem
Generalangriff Darmſtadts nichts Gleichwertiges entgegenſetzen.
Wohl rafften ſie ſich nach dem erſten Darmſtädter Tor, das
Müll=
merſtadt auf präziſe Flanke von Wenner II. durch leichten
Kopf=
ball ebenſo exakt erzielte noch einmal zuſammen. Ernſtlich
konnten ſie jedoch dem Darmſtädter Tor nicht mehr gefährlich
werden, dafür fehlte die Unterſtützung ihrer Läuferreihe. So
konnten weitere Tore nicht ausbleiben. Ein wohl gut placierter,
jedoch nicht allzu ſcharfer Schuß von Müllmerſtadt nach
vorge=
gangener Kombination von Süßenbeck—Takaſz fand zum zweiten
Male ſein Ziel. Viel Freude bereitete es dabei den Zuſchauern,
wie ſich der Pfälzer Torwächter durch den verfrühten Torruf
des Schützen irritieren ließ. Durch zwei weitere ſehr ſchöne
Tore der beiden Außenſtürmer Wenner drückte Darmſtadt ſeine
Ueberlegenheit in dieſer Spielphaſe deutlich genug aus. Zum
Schluß verſchoſſen die 03er noch einen Elfmeter.
Müller=Beiertheim, heute der anerkannt beſte ſüddeutſche
Schiedsrichter, brachte das Spiel gut unter Dach und Fach. Wenn
auch das Publikum mit manchen Entſcheidungen nicht zufrieden
war — welcher Schiedsrichter ſieht alles und alles richtig? —
ſo hatte er das Spiel immer feſt in der Hand. Aus dieſem
Grunde gebührt ihm Dank, ſchuf er doch damit die
Hauptvoraus=
ſetzung für ein wirklich intereſſantes Spiel. Und das Spiel war
tatſächlich intereſſant. So verließ man befriedigt den Platz,
man hatte ja auch hoch gewonnen (4:0). Man war zufrieden
und wünſchte ſich eine ebenſo gute Saiſonfortſetzung wie
Saiſon=
beginn.
F.C. Union — Arheilgen 5:2 (1:2).
Schon lange vor Spielbeginn hatte ſich am geſtrigen
Sonn=
tag eine immerhin beträchtliche Zuſchauermenge eingeſunden,
denn faſt jeden Anhänger der beiden Vereine lockte das
diesjäh=
rige erſte Verbandsſpiel. Man wollte eben wieder einmal „ſeine‟
Mannſchaft im Punktkampf ſehen, um für dem Ausgang der
dies=
jährigem Verbandsſpiele einen Maßſtab zu bekommen. Man
ver=
glich im voraus die Spielſtärken der beiden Gegner, hoffte und
tippte allerorts. Eine gewiſſe Nervoſität hatte ſich des
Publi=
kums bemächtigt, die ſich dann auch während des Spieles äußerte.
Ich muß ſagen, was ſich heute das Publikum leiſtete, habe ich
in meinem Leben noch nicht geſehen. Nicht, daß die
Zuſchauer=
menge etwa anfeuernde Zurufe ſich erlaubte — das wäre ja dem
Lolalpatriotismuts noch zu verzeihen —, vielmehr man griff mit
Gebärden und Wortem in dem Spielverlauf ein. Beſonders war
anſtändigen Menſchen nicht ziemen. Man brüllte bei jeder
Ent=
ſcheidung des Schiedsrichters und ſaſt bei jedem von einem
Unioniſten getretenen Ball. Dieſes Benehmen muß ſich das
Ar=
heilger Publikum unbedingt abgewöhnen, denn, abgeſehem
da=
von, daß man ſich ſelbſt blamiert, beeinträchtigen ſolche Zurufe torf—F. V. Wilhelmsburg 4:1. S. V. Harburg-Boruſſia
Har=
auch die Leiſtungen der eigenem Spieler in ſehr hohem Maße.
Daß Arheilgens Elf verloren hat, iſt mindeſtens zur Hälfte dem Hohenzollern=Hertha, Kiel—Kieler F. V. 7:4. Holſtein Kiel—
Verhalten ſeiner Sportanhänger zu verdanken.
Union hat verdient gewonnen. In der 1. Halbzeit war die
Spielweiſe der Beſſunger weniger überzeugend, in der 2.
Halb=
zeit glänzten ſie um ſo mehr. durch gute Leiſtungen. Eine Laune,
die ſich die Unioniſten abgewöhnen müſſen. Im großen ganzen
war die Leiſtung der Einheimiſchen befriedigend, und wenn ſie
rung mitzureden haben. Die Verteidigung klappte von Anfang rin—Germania Wismar 3:0.
bis zu Ende. In der Läuferreihe ragte Beck hervor. Auch Noller
wird wieder der alte werden. Nur Darmſtädter muß mehr aus
ſich herausgehen. Bopp im Sturm war der beſte Mann auf dem
Platze. Der übrige Teil des Sturms war ganz gut, nur der
Tor=
ſchuß blieb zu oft aus.
ſpielen und in der 1. Halbzeit alles zu verausgaben. Der
Tor=
er ab. Die Mannſchaft muß mehr Zuſammenſpiel ſich aneignen Sunderland—Bury 3:0.
und lernen, gleichmäßiger zu ſpielen. Die Leiſtungen des
Schieds=
richters gingen über das Mittelmaß nicht hinaus.
M.
Spielvereinigung 1921 Darmſtadt.
gleiche Elf der Freien Turngemeinde Arheilgen als Gegner. Aarau—Old Boys Baſel 1:4. F. C. Grenchen—Nordſtern Baſel
lich bedeutend überlegen, ſtellte das Reſultat auf 5:1 Tore, zu Carouge 0:0. Etoile Chaux de fonds—F. C. Fribourg 6:0.
willens verdient gewonnen.
2. Mannſchaft—2. Mannſch. Freie Turngem. Arheilgen 2:3.
1. Jadm.—1. Jgdm. Fußballverein Pfungſtadt 1:1.
Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Bezirk Bayern: Bayern
—V. f. N. Fürth 5:1. Bezirk Württemberg=Baden:
V. f. B. Stuttgart—Sportfreunde Stuttgart 2:1. V. f. B.
Heil=
bronn—Stuttgarter Kickers 2:6. Stuttgarter S. C.—Karlsruher
F. V. 32. Rheinbezirk: F. V. Speher—Phönix
Ludwigs=
hafen 3.2. S. V. 98 Darmſtadt.—Ludwigshafen 08 4:0. V. f. L.
Neckarau-Phönix Mannheim 10:2. Mainbezirk: Eintracht
Frankfurt—Hanau 93 3:1. Nickers Offenbach—-V. f. L. Neu=
Iſenburg 3:1. Viktoria 94 Hanau—F. S. V. Frankfurt 0:1.
Vik=
toria Aſchaffenburg—Germania Frankfurt 1:3. Union Niederrad
Montag, den 6. September 1926
Numer 247
—Not=Wetß Frankfurt 23. BezirkRheinheſſen=Saar:
Saar 05 Saarbrücken—Boruſſia Neunkirchen 3:3. 1. F. C. Idar
„F. P. Saarbrücken 21. Haſſig Bingen-Eintracht Trier 2i9 „Heſſen Berein fur Leibesudung
Wormatia Worms—F. S. V. Mainz 05 1:1. S. V. Wiesbaden—
Alemannia Worms 11. — Qualifikationsſpiele, Be=/Darmſtadt, Handdaumeiſter iMads.
Fußballwetter, ſo wie es nicht ſein ſoll. Glühende Hitze lag zirk Bayern: Schwaben Augsburg—Würzburger Kickers 1:3.
Wacker München—Schwaben Ulm 5:1. Bezirk Württem= Karl Mülſer, Heſſen V. f. L., Bundesmeiſier
Spieler die höchſten Anforderungen ſtellte. Nur wirklich gut berg=Baden: F. C. Birkenfeld—F. C. Pforzheim 2:0.
Phö=
durchtrainierte Spieler konnten bei dieſer unnatürlichen Wärme nix Karlsruhe—Union Böckingen 1:2. Rheinbezirk: V. f. R.
Kaiſerslautern—F. C. Pirmaſens 2:2. Sp. Vg. Sandhofen—
F. C. Mannheim=Lindenhof 3:0. Freundſchaftsſpiel;
Freiburger F. C.—V. f. R. Mannheim 5:0.
Brandenburg.
Meiſterſchaftsſpiele der Oberliga. Abtei= ,Heſſen” V. f. L. folgende Siege erringen:
lung 4: Hertha Berliner S. C.—Wacker 04 Tegel 4:. Preußen
Berlin—Tennis Boruſſia Berlin 1:5. Minerva Verlin—Union
92 Berlin 2:5. Tasmania Neukölln—Vorwärts Berlin 1:1.
Ale=
mannia Berlin—Meteor Berlin 5:1. Abteilung B: Polizei 800=Meter=Lauf: 1. Sieg Karl Müller, 200=
Meter=
ſchuf manche gefährliche Torchane, doch meiſterte Bärenz, der für S. V.—Norden=Nordweſt Berlin 1:5. Union Potsdam-Kickers
Schöneberg 2:3. Union Charlottenburg—Spandauer S. V. 0:7.
Weſtdeutſchland.
V. f. B. Remſcheid—Fortung Düſſeldorf 1:6. Schwarz=Weiß
Barmen—S. C. Cronenberg 9:1. S. u. S. Elberfeld—B. V. 04 Sauerwein, Hörr, Bürthel, Michel und Roth.
falls, wobei ihm ſeine beiden Vorderleute, insbeſondere Bräunig, Düſſeldorf 12. Rheinbezirk: Rhenania Köln Turg Bonn
Rheydt 5:0. Alemannia Aachen—V. f. B. Aachen 2:5. Ruhr=
Bochum—Eſſener S. V. 99 3:1. M. B. V. Linden—Germania
Bochum 3:1. Gelſenkirchen 07—Boruſſia Dortmund 5:3.
Ale=
mannia Dortmund—Schalke 04 2:4. Sp. Vg. Langendreer.
Union Gelſenkirchen 0:2. Weſtfalenbezirk: V. F. K. Hamm
zeit. Wieder war Ludwigshafen leicht überlegen. Doch bald Krefeld—Oſterfeld 06 1:1. Duisburg 99—Meiderich 06 0:2. Union 1000 Meter=Staffel während des Handbal=Entſcheidungsſpiels
Hamborn—F. V. 08 Duisburg 1:2. V. f. B. Bottrop—Sp. Vg.
Homberg 1:0. B. V. Beek—Sp. V. Sterkrade 2:7. Bezirk
Heſſen=Hannover: S. C. 08 Kaſſel—Einbeck 05 6:3.
Göt=
tingen 05—Sp. V. Kaſſel 2:2. Heſſen=Kaſſel—Wetzlar 5:1.
Süd=
weſtfalenbezirk: Noch keine Verbandsſpiele. Privat:
ſpiele: Städteſpiel Köln-Konſtantinopel 1:0. B. C. 05
Düſſel=
dorf—Boruſſia M.=Gladbach (Samstag) 7:2. Turu Düſſeldorf—
F. C. Reermond 2:3. S. V. 08 Dortmund—Eintracht M.=
Glad=
bach 1:2.
Nordoſtdeutſchland.
Stettiner S. C.—V. f. B. Stettin 1:3. Titania Stettin—
Blücher Stettin 4:0. Danziger S. C.—Preußen Stettin (
Sams=
tag) 1:0.
Südoſtdeutſchland.
Repräſentativſpiel in Kattowitz: Mittelſchleſien-Polniſch=
Oberſchleſien 3:1. Privatſpiel in Breslau: Vorwärts Breslau—
F. V. 06 Breslau 1:4.
Mitteldeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Gau Nordweſtſachſen:
Arminia Leipzig—Olympia=Germania Leipzig 2:3. Eintracht
3:1. Fortung Leipzig—Sportfreunde Leipzig 6:1. Gau
Oſt=
ſachſen: Brandenburg Dresden—S. C. Dresden 1:1. F. V. 06
Dresden—Ring Dresden 2:2. B. C. Radebeul—Guts Muts
Dresden 0.0. V. f. B. Dresden—Dresdenſia Dresden 4:0. F.Geſ.
03 Dresden—Sp.Vg. Dresden 3:2. Saalegau;Boruſſia Halle
—Merſeburg 99 4:6. Wacker Halle—Favorit Halle 2:2. Halle 96
—Halle 98 0:0. V. f. L.—Merſeburg—Eintracht Halle 1:4. Gau
Nordthüringen: Schwarz=Weiß Erfurt—Arnſtadt 07 0:2.
Sportrin Erfurt—S. C. Stadtilm 4:2. Gau Mittelſachſen; den Klub in beredten Worten dargebracht.
Polizei Chemnitz—B. C. Chemnitz 1:6. Preußen Chemnitz—
V. f. L. Harthau 6:2. Wacker Chemnitz—Hellas=Germania
Chem=
nitz 2:1. Sturm Chemnitz—Teutonia Chemnitz 5:1. National
Chemnitz—V. f. B. Chemnitz 5:2. Gau Oſtthüringen:
Wimaria Weimar—S. C. Weimar 5:2. S. C. Kahla—S. C. Saal= Kegelbrüdern vom Verband für rege Beteiligung während der
feld 1:1. Sp. Vg. Jena—S. C. Apolda 3:1. Mittelelbgau:
Kricket=Viktoria Magdeburg-Preußen Magdeburg 2:2. Fortung
burg-Viktoria 96 Burg 6:6. V. f. L. Genthin— Germania meinſame Lieder, Muſikvorträge und Vorträge humoriſtiſcher
Magdeburg 1:1.
Norddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Bezirk Hamburg: St.
Georg 1816 Hamburg—Hamburger S. V. 1:4. Eimsbüttel—Vik= ſeine Sport= und Werbewoche zurückblicken. Ein weiterer
Mark=
es das Arheilger Publikum, das ſich Worte erlaubte, die einem toria Hamburg 3:5. Sperber Hamburg—F. C. Wandsbeck 3:1. ſtein auf dem Gebiete des Kegelſports iſt damit geſchaffen. Es
Union Hamburg—F. C.Ottenſen 1:2. F. C. Blankeneſe—F. C. darf als ſicher angenommen werden, daß neue Freunde dem
Ninſtadten 1:1. F. C. Rothenburgsorth—F. C. Altona 93 2:4. Kegeln gewonnen worden ſind. Zu begrüßen wäre es, wenn
St. Pauli S. B.—Teutonia Hamburg 7:4. Bezirk Harburg:
Viktoria Wilhelmsburg—Normannia Harburg 5:0. F. C. Wils= halle zum baldigen Erfolg führen würden.
burg 0:4. Sport Uelzen—V. f. R. Harburg 1:4. Bezirk giel:
Union=Teutonia Kiel 5:0. Bezirk Hannover=
Braun=
ſchweig: V. f. L. Hildesheim—Werder Hannover 23. V. f. B.
Braunſchweig—Leu Braunſchweig 6:0. Boruſſia 1911 Hannover
—Sport Rot=Weiß Hannover 4:3. Eintracht Hannover—V. f. B.
ſcher S. C.—V. f. L. Helmſtedt 3:2. Bezirk Lübeck=
Meck=
ſich weiter ſo halten, werden ſie ein Wort in der Spitzengruppie= lenburg: Oldesloer S. V.—Schwerin 08 2,0. V. f. L. Schwe= Rebel (Bürgerverein), 32 Holz, 2. Thümmel (2. K. K. 11) 31 Holz,
Fußball im Ausland.
England.
Aſton Villa—Burnley 1:1. Blackburn Rovers—Tottenham 29 Holz.
Bei Arheilgen begeht man den großen Fehler, zu hoch zu Hotſpurs 1:0. Bolton Wanderers—Newcaſtle United 0:1.
Car=
diff City—Weſtbromwich Albion 1:1. Derby County—Liverpool fer, Reinheim 32 Holz, 2. Frank, Ferd. („Chattia”) 31 Holz,
wächter war oft vom Glück ſtark begünſtigt, die hohe Torzahl 23. Everton—Weſtham United 0:3. Huddersfield Town—Bir= 3. Hagemuth, Bad Homburg 31 Holz, 4. Ringler, N. (Darmſt.
konnte er nicht verhüten. Im Sturm iſt Murmann alles. Der mingham 0:2. Leiceſter City—Sheffield Wednesday 3:3. Man= Sportkegler) 31 Holz, 5. Schwinn, Ph. („Chattia”), 31. Holz
Mittelläufer gefiel in der 1. Hälfte ganz gut, in der 2. Hälfte fiel cheſter United—Leeds United 2:2. Sheffield United—Arſenal 4:0. 6. Reinhardt, W. („Molly”) 31 Holz, 7 Erbes. Fritz (9.6.,8.
Schweiz.
F. C. Zürich—F. C. St. Gallen 1:0. Young Fellows Zürich
—F. C. Winterthur 2,0. S. C. VeltheimBlue Stars Zürich 3:4.
Brühl St. Gallen—Grashoppers Zürich 2:2. F. C. Bern-Cous Reinhardt („Rollendes Glück”) 22 Holz, 4. Frau Coenen (Bür=
Die erſte Elf hatte im weiteren Verlauf der Serienſpiele die cordia Baſel 7:0. F. C. Baſel—F. C. Solothurn 2:2. F C. 31 Hol=
Arheilgen, den Einheimiſchen im rationellen Zuſpiel und körper= 0:2. Urania Genf-F. C. Biel 9:2. Cantonal Neuchatel—Etoile
ſeinen Gunſten. Arheilgen hat auf Grund des größeren Sieges= Geſellſchaftsſpiele: Lauſanne Sports—Servette Genf 3:1. F. C. (1. Mannſchaft) 489 Holz.
Lugano—F. C. Torino 0:4.
Oeſterreich.
Admira Wien — Wiener A. C. 7:2. Florisdorfer A. C
Brigittenauer A. C. 0:0. Wacker Wien—Vienna Wien 1:0. Rapid
Wien—Wiener S. C. 2:1. Simmering—Rudolfshügel 3:2.
Ama=
teure Wien-Bilbao A. C. (Privatſpiel) 3:1.
Ungarn.
München—München 1860 0:0. Sp. Vg. Fürth—F. C. Fürth 4:0. Budapeſt—Ofner 33er 4:1. Kiſpeſti Budapeſt—Sabaria Buda= denn „Jack” boxt am 23. September im Stadion zu Phi=
1. F. C. Bahreuth—1. F. C. Nürnberg 0:7. A. S. V. Nürnberg peſt 1:4. 3. Bezirk Budapeſt—Baſtya 3:1. Ujpeſt-Vaſas Buda= ladelphig zunächſt gegen den zur erſten Klaſſe zählenden
peſt 2:1.
Tſchechoſlowakei.
Ziskow 1:3.
Jugoſlawien.
Gradjanſki Agram-Hakoah Wien 2:2.
Italien.
Mantoba-Novara 1:0. Aleſſandria—-Legnano 2:1.
im 800= und 1300=Meter=Lauf.
Bei den am Samstag, den 4., und Sonntag, den 5. Sept.
1926, in Tübingen unter ganz vorzüglicher Organiſation auf drei
nebeneinander liegenden Sportplätzen ſich abwickelnden
Meiſter=
ſchaftskämpfen des Allgemeinen Deutſchen Turnerbundes konnte
Am Samstag beim Vorſpiel um die Bundes=
Handball=
meiſterſchaft Sieg gegen d. Meiſter vom Schwäbiſchen Turn= und
Spielverband, Turngemeinde Stuttgart=Gabbenberg, mit 7:4,
Lauf: 3. Sieg Hch. Menger, 4. Sieg W. Berger.
Am Sonntag: 1500=Meter=Lauf: 1. Sieg Karl
Müller, 3. Sieg Adam Sauerwein.
Bei dem Handball=Entſcheidungsſpiel um die
Bundesmeiſter=
ſchaft gegen den Duisburger Turn= und Sportverein (Meiſter
Neiſterſchaftsſpiele. Berg.=Märk. Bezirk: des Verbandes Nheinland=Weſtfalen) Sieg mit 8:1 in folgender
Aufſtellung: Breuer, Förſter, Schäwolf, Fiſcher, Müller, Rebhan,
Beim Geräte=Siebenkampf für Turnerinnen wurden folgende
Plätze belegt: Aenne Leithäuſer 7., Giſela Frankenfeld 21.,
Eli=
ſabeth Bott 26. Beim Handgeräte=Sechskampf wurden
nachfol=
bezirk: Preußen Eſſen—Sportfreunde 07 Eſſen 2:1. Preußen gende Siege errungen: 5. Käthe Weyrich, 10. Wally Edinger,
11. Liſel Schuchmann, 12. Eliſabeth König. Käthe Weyrich, eine
Künſtlerin im Keulenſchwingen, mußte ihre ſchwierige
Keulen=
übung den ſtädtiſchen Honorationen Tübingens in einer
Sonder=
vorführung zeigen.
—V. F. B. Bielefeld 3:3. Niederrheinbezirk: Union Bedauerlicherweiſe wurden die Schwedenſtaffel und die 3 mal
ausgetragen, ſo daß die Heſſen=Läufer nicht mitreden konnten.
Sie wären ſicher mit an erſter Stelle geweſen.
Die Mitglieder von „Heſſen” V. f. L. werden gebeten, die
Sieger heute (Montag), abends 8½ Uhr, am Hauptbahnhof
abzu=
holen.
Kegeſſport= und Perbewoche.
Jubelfeier und Siegerehrung.
Einen würdigen Abſchluß der Sport= und Werbewoche
bil=
dete die geſtern abend in den oberen Räumen des Bürgervereins
ſtattgefundene Jubelfeier des Klubs „Chattia” vereint mit
Sie=
gerehrung. Zahlreich waren Kegelſchweſtern und Kegelbrüder
erſchienen. Stimmungsvolle Muſik leitete den Abend ein.
Ke=
gelbruder Lautenſchläger, als Oberholzer des Klubs Chattia,
brachte den Erſchienenen herzliche Grüße dar, entwickelte in
kur=
zen Zügen die Geſchichte des Klubs Chattia, danke allen
Mitwir=
kenden, insbeſondere dem Bürgerverein und ſeinem Architekten
K. Schembs, dem die Erſtehung der großartigen, allen Vor=
Leipzig—V. f. B. Leipzig 0:1. Sp. Vg. Leipzig—Viktoria Leipzig ſchriften entſprechenden neuen Bahn zu verdanken iſt und
wid=
mete der Preſſe anerkennende Worte. Zum Schluß ſeiner
Be=
grüßungsanſprache hob er die beſonderen Verdienſte des
Mit=
begründers des Klubs, Kegelbruders Bäumer, hervor und
über=
reichte ihm im Namen ſeiner Kegelbrüder zum Ausdruck des
Dankes einen wertvollen Becher mit Widmung. Worte der
An=
erkennung und des Dankes für die Verdienſte des Klubs
Chattia um den Kegelſport und ſeine Anhänglichkeit zum
Ver=
band wurden von Kegelbruder Thümmel, Vorſitzender des
Darmſtädter Keglerverbandes, den Kegelbrüdern vom feſtgeben=
Sichtlich bewegt ſprach dann Kegelbruder Bäumer ſeinen
Legelbrüdern Dank aus für die tatkräftige Unterſtützung bei
der Sportwoche und den vorbereitenden Arbeiten. Er gedachte
auch Herrn Architekten Schembs in beſonderer Weiſe und den
Sportwoche.
In den Zwiſchenpauſen wurde die Verteilung der Preiſe
Magdeburg—S. C. 1900 Magdeburg 4:1. Sp. u. Sp. Vg. Magde= von Ehren= Induſtrie= und Verbebahn vorgenommen. Ge=
Art verſchönten den Abend und brachten eine fröhliche
Stim=
mung in die Reihen der Feſtverſammlung.
Mit Befriedigung und Stolz kann der Klub Chattia auf
die Beſtrebungen des Verbands zur Schaffung einer Kegelfport=
Die Geſamtergebniſſe der Sportwoche
ſind folgende:
1. Ehrenbahn (einmal 10 Kugeln) 1. Heinr Hornung
(Johannes), 65 Holz;, 2. Herm. Reichert (12er, T. G.D. 46),
60 Holz: 3. Lutz (Viktoria=Frankenthal) 66 Holz; 4. G.
Hert=
felder (Lokälche) 57 Holz;, 5. Ph. Schwinn (Chattia), 57 Holz;
6. R. Hupfer (Johannes), 57 Holz; 7. J. Sonntag, Frankfurt
Peine 6:1. Niederſachſen Hannover—Linden 07 1:1. Hannover= am Main, 55 Holz; 8. Herm. Scherer (Haſſia 1919), 55 Holz.
2. Induſtrie= und Werbebahn I (einmal 4 Kugeln): 1. Guſtav
3. Becher (Darmſt. Woogspl.=Gef.) 31 Holz, 4. Müller, Caſ.
(Darmſt, Sportkeglerklub) 30 Holz, 5. Reinhardt, V. („Molly”)
30 Holz, 6. Sattler, Ad. (12er T.G. D. 46) 30 Holz, 7. Kaiſer, K,
Bad Homburg 30 Holz, 8. Hartmann, Ph., Frankfurt a. M.
29 Holz, 9. Sahm, Homburg 29 Holz, 10. Bangert, H. („Kranz”).
3. Induſtrie= und Werbebahn II (einmal 4 Kugein): 1. Schä=
1911) 30 Holz, 8. Lutz („Viktorig”), Frankenthal 30 Holz, 9.
Dorn=
bach („Kranz”) 30 Holz, 10. Rech (Bürgerverein) 30 Holz.
4. Damenbahn (einmal 3 Kugeln): 1. Frau Heß, Darmſtadt
23 Holz, 2. Frau M. Bangert, Darmſtadt 22 Holz 3. Frau G.
gerverein) 22 Holz, 5. Frl. E. Bäumer („Rallendes Glück”)
5. Verbandsklubriegenkegeln. Fünfermannſchaften (je Mann
20, zuſ. 100 Kugeln): 1. Keglerluſt” (1. Mannſchaft) 496 Holz,
2. „L. L. 1908” (1. Mannſchaft) 498 Holz, 3. „Hoſſia 1919‟
Boxen.
Vorbereitungen zum Kampf Dempſey=Tunney.
Nach monatelangem Reklamegeſchrei der amerikaniſchen
Preſſe ſcheint jetzt Weltmeiſter Jack Dempſey doch ernſtlich daran
zu denken, ſeinen Titel zu verteidigen. Sein großer Rivale, der
Neger Harry Wills, der Dempſey ſchon ſeit Jahren vergeblich
Nemzeti Budapeſt— Ferenezvaros 3:3. Hungaria (M. T.K.) zum Kampfe zu ſtellen verſucht, muß ſich noch etwas gedulden,
Gene Tunney. Tex Rickards, der den großen Kampf veranſtaltet,
tuifft umfangreiche Vorbereitungen. Die Preiſe der Plätze ſind
D. F. C. Prag—Tetzlitzer F. C. 11:2. Slavia Prag—Viktoria bereits feſtgeſetzt; man nimmt „volkstümliche‟ Eintrittspreiſe
von 5½ bis 27½ Dollars. Mit der Eiſenbahn hat Rickards ein
Abkommen getroffen, wonach am 23. September zwiſchen 5 und
6 Uhr nachmittags zahlreiche Extrazüge, die in Abſtänden von
zwei Minuten verkehren, die Boxſportanhänger von New York
nach Philadelphia zum Preiſe von 4½ Dollar für Hin= und
Rückfahrt befördern.
„Nummer 247,
Tennis.
Aiigemeines Tennis=Turnier in Baden=Baden
Die Ergebniſſe vom Donnerstag und Freitag.
Bereits am Donnerstag begann in Baden=Baden bei
ſchö=
nem Wetter das diesjährige allgemeine Tenmis=Turnier, das
wieder eine Anzahl der beſten Spieler vereinigt. Am
Donners=
tag ſelbſt allerdings gab es noch nichts beſonderes. Die
Konkur=
renzen konnten an den beiden erſten Tagem immenhin ſchon ganz
gut gefördert werden. Tomilin ſpielte ſich mit 6:3, 6:1 über
v. d. Kneſebeck und Dr. Buß mit 6:1, 6:0 über Brunner in die
4. Runde, desgleichen Fritz” der in der 3. Runde Erwen mit 6:1,
3:0 zgz. aus dem Felde ſchlug, nachdem dieſer vorher Buſch=
Worms 6:3, 6:4 abgefertigt hatte. Im Dameneinzel ſiegte
Frl. Holzapfel 6:3, 6:4 gegen Frau Delacroix, Frl .Weihe 6:2,
6:0 gegen Fr. Deibfried und Frl. Kallmeyer ihrerſeits wieder
gegen Frl. Weihe 6:4, 4:6, 6:2. Die Doppelſpiele brachten noch
wichts beſonderes, von der Ueberraſchung im Herrendopper
abgeſehen, wo Dr. Buß/Wetzel von Heidenreich//Reindel 6:3, 2:6,
4:6 geſchlagen wurden. Im Gemiſchten Doppel ſiegte die
Holländerin Frau Stroink mit Wetzel 2:6, 6:2, 6:1 über Fr.
Leib=
fried/Erwen. — Bei den Vorgabeſpielen ſiegte im
Her=
reneinzel der Engländer Fiſher gegen Liebmann und Buſch,
Fritz”, Weihe, Tomilin rückten ohne Spiel vor. Im
Damen=
einzel mit Vorgabe waren Frl. Kallmeyer, Frl. Holzapfel
und Frau Stroink erfolgreich.
Die Ergebniſſe vom Samstag.
Auch am Samstag war das Baden=Badener Tennis=Turnier
vom ſchönſten Wetter begünſtigt, ſo daß die Spiele recht weit
ge=
fördert werden lonnten. Es iſt ſogar damit zu rechnen, daß trotz
der zahlreichen Spiele die Konkurrenz Sonntag zu Ende
ge=
führt wird. — Das Herreneinzel ſteht bereits in der
Vor=
ſchlußrunde. In der 4. Runde, ſiegte Tomilin über von der
Kneſebeck und Fritz” über Hildebrandt. In der 5. Runde konnte
oben Dr. Buß über Frank 6:2, 6:1 und Fritzä über Rahn 6:3,
6:4 ſiegreich bleiben, unten wurde Tomilin von Heidenreich 1:6,
0:6 geſchlagen und Wetzel unterlag dem Engländer Fiſher 3:6,
6:1, 4:6. Dr. Buß, Fritz”, Heidenreich und Fiſher beſtreiten alſo
jetzt die Vorſchſtußrunde. Das Dameneinzel iſt ſogar ſchon
bis zur Schlußrunde gediehen. Nachdem Frau Annas über Frau
Gilgin und Frau Friedleben über Frau Krug geſiegt hatten,
ſchlug in der Vorſchlußrunde Fr. Friedleben ihre Schweſter Fr.
Annax 6:1, 6:2 und unten gewann Frl. Kallmeher 6:2, 6:0 gegen
Frl. Holzapfel, ſo daß Frau Friedleben und Frl. Kallmeyer das
Schlußipiel beſtreiten. — Im Herrendopel ſchoben ſich
Fritz*/ Fifher, Klopfer/Ofans, Heidenreich/Reindel und Rahn
Tomilin bis zur Vorſchlußrunde durch. Hier ſchlugen oben
Klopfer/Oſans die Paarung Fritz/Fiſher 8:6, 6:2 und
gelang=
ten ſomit in die Schlußrunde. Unten iſt der Schlußteilnehmer
noch nicht ermittelt, da Heidenreich/Reindel noch gegen Nahn)
Tomilin anzutreten haben. — Das Gemiſchte Doppel iſt
noch etwas zurück. Hier iſt nur der Sieg von Fr. Friedleben)
Fiſher über Fr. v. Diergardt/Stroink zu erwähnen. — Bei den
Vorgabeſpielen gab es gleichfalls noch keine
bemerkens=
werten Ergebniſſe. Bei den Herren ſiegte der Frankfurter
Erwen 6:1, 2:6, 6:2 über v. d. Kneſebeck, bei den Damen rückte
Frau Stroink durch einen 6:4= 6:5=Sieg über Fr. Schäfer und
Fr. Ohlig=Schäfer durch einen 6:1=, 6:5=Sieg über Fr. Krug vor
Frl. Holzapſel gewann mit Fr. v. Diergardt 6:3 z8z. — Die
Doppelſpiele mit Vorgabe brachten keine nennenswerten
Reſultate.
Die Ergebniſſe vom Sonntag.
Wenn am Sonntag trotz des hervorragenden Wetters die
Entſcheidungen noch nicht alle ſo recht gefördert werden konnten,
ſo liegt die Schuld daran an der Opgamiſation, die in der
An=
ſetzung der Spiele einige Mängel zeigte. Im allgemeinen gah es
wieder recht ſchöne und ſpannende Kämpfe, und am Montag
dürften die Entſcheidungen doch wohl alle fallen. Im
Herren=
einzel ſiegte ohen Dr. Buß gegen Fritz” 6:1, 6:3 und unten
Fifher gegen Heidenreich 7:9, 6:3, 7:5, ſo daß Dr. Buß und Fiſher
am Montag das Schlußſpiel beſtreiten. — Das Dameneinzel
wurde zur Entſcheidung gebracht. Erwartungsgemäß ſiegte im
Endſpiel Frau Dr. Friedleben gegen Frl. Kallmeyer leicht 6:1,
6:3. In den 3. Preis teilten ſich Frau Annak und Frl.
Holz=
apfel. — Das Endſpiel im Herreneinzel zwiſchen Klopfer,
Ofon* und Rahn/Tomilin endete 6:2, 6:1, 12:14. Bei dieſem
Stand wwurde das Spiel abgebrochen. Die Mannheimer müſſen
alſo noch einen Satz gewinnen, wenn ſie die Konkurrenz an ſich
bringen wollen. Dieſer Satz wird wahrſcheinlich am Montag
ausgetragen, es iſt aber auch nicht ausgeſchloſſen, daß die beiden
Mannheimer nach Hauſe ſahrem und zugunſtem der beiden
Ber=
liner verzichten. Den dritten Platz belegten oben Fritz/Fifher
und unten Heidenreich/Reindel. — Das Gemiſchte Doppel
gedieh bis zur Vorſchlußrunde. In den beiden Spielen gewann
jede Partei jeweils 1 Satz, dann mußten die Treffen abgebrochen
werden. Der Stand ſwar hier Fr. Friedlebem/Fiſher—Fr.
Streink/Wetzel 9:7 4:6 und Frl. Kallmeyer/Dr. Buß—Fr.
Dela=
croix/Heidenreich 7:5, 4:6. — Ein noch nachträglich
aufgenom=
menes Damendoppel brachte die Paare Fr. Friedleben/Fr.
Annax Frl. Weihe/Fr. Delgcroix, Fr. v. Diergard/Leibfried und
Fr. Stroink/Frl. Kallmeyer in die Vorſchlußrunde, die morgen
ausgeſpielt wird. — Bei den Vorgabeſpielen haben ſich
im Herreneinzel Hildebrandt, Junior und Kraft
durchge=
ſpielt. Die Damen ſtehen ſchon in der Schlußrunde, die
zwi=
ſchen Fr. Stroink und Frl. Weihe zum Austrag kommt. Den
3. Platz haben Fr. Schäfer und Frl. Ohligſchläger. — Die
Dop=
pelſpiele ſind hier noch ziemlich rückſtändig.
Berliner Blau=Weiß=Tennisturnier.
Am Freitag wurden die Einzelſpiele ſehr gefördert. Eine
etwa 1000köpfige Zuſchauermenge bewegte ſich auf den Terraſſen
und in den Gängen der Klubanlage. Im
Dameneinzel=
ſpiel fertigte Frau Stutzel, die frühere Frau Kaeber, ihre
Geg=
nerin, Frau Charlotte, 6:1, 6:1 ab. Frl. d. Müller leiſtete
da=
gegen ſchon mehr Widerſtand, ehe ſie 4:6, 3:6 gegen Frau Uhl
unterlag. Das Spiel Frau Mieth—Frau Neppach, das nach der
Niederlage der Frau Neppach im Weißen=Hirſch=Turnier zu
Dresden beſonderes Intereſſe beanſpruchte, enttäuſchte, da Frau
Neppach ihre Gegnerin 6:0, 6:1 ſchlagen konnte. Dennoch
lei=
ſiete Frau Mieth weit mehr Widerſtand, als es das Reſultat
ausdrückt. Ferner ſind noch zu erwähnen die Erfolge von Frl.
Hilgner über Frau Dambois 6:3, 6:3, von Frau Schurig über
Frau Schöneich 6:2, 6:3. Bei den Herren triumphierte Zander
Gi0, 7:5 über Lorenz, Franz (Hamburg) über v. Kruhart 6:4,
2:0 zurückgez., H. Stapenhorſt über Dr. Holzboer 6:2, 6:3, und
deſſen Bruder W. Stavenhorſt über den Görlitzer Müller 6:1,
D:2. Hannemann gewann gegen den Schweizer Megrez mit dem
ſonderbaren Ergebnis 12:10, 6:0. Dr. Rau fand wenig
Wider=
ſtand bei Rudolf, der 6:1, 6:0 einging. Beermann vermochte
Orditzheim ſogar einen Satz abzunehmen: der Altmeiſter
ge=
wann 6:0, 6:8, 8:6. Im Herrendoppel buchte Dr. Behmer—
Bratanoff über Pachaly—Rudolf einen 7:5, 6:2=Sieg.
Froitz=
heim—Miſhu ſiegten nach ſehr ſchnellem Spiel 6:1, 3:6, 6:0 gegen
die Brüder H. und W. Stapenhorſt.
Auch am Samstag ſchritt das Blau=Weiß=Tennis=Turnier
in Berlin bei ſchönſtem Wetter und lebhafter
Publikumsanteil=
nahme flott weiter. Die wichtigſten Ergebniſſe lauteten:
Dämen=Einzel: Frau Neppach—Frau Uhl 8:6, 6:1;
Her=
ren=Einzel: Stephanus—Hannemann 6:2, 6:2, Froitzheim—
Behnert 6:4, 6:4; Herren=Doppel: Miſhu/Kreutzer—Wolf;
b. Gersdorf 6:3, 6:1: Miſhu/Kreutzer—Hannemann/Zander
8:4, 6:3; Uhl/Prenn—Froitzheim/Lorenz 6:4, 11:9:
Gemiſch=
tes Donr=z,Eg Mieth/Zander—Frl. Müller/Beernann
Montag, den 6. September 1926
Motorſport.
Tödlicher Unfall bei der Oſt=Weſifahrt.
Die dritte Etappe.
Düſſeldorf, 4. Sept. (Drahtbericht.) Ein unglückliches
Geſchick führte auch bei der ADAC.=Oſt—Weſt=Fahrt für
Motor=
räder zu einem ſchweren Unglücksfall, der zwei Menſchen das
Leben koſtete. Um 4 Uhr Samstag früh brachen die ſchweren
und ſchwerſten Maſchinen von Berlin aus zur dritten und letzten
Etappe auf, um über die 594,4 Kilometer lange Strecke
Pots=
dam, Magdeburg, Braunſchweig, Hannover, Paderborn, Hagen,
Elberfeld dem Ziel Düſſeldorf zuzuſtreben. Insgeſamt nahmen
45 Maſchinen die weite Reiſe auf. Bald nach dem Start prallte
bei Wannſee Huerſe=Krefeld auf T.A.S. mit einem Paſſanten
ſo ſchwer zuſammen, daß beide kurz darauf verſtarben. — Die
kleinen Maſchinen wurden in einer Zahl von 17 Stück um 3 Uhr
morgens von Landsberg aus auf die 421,7 Kilometer lange Reiſe
nach Hannover geſchickt. Auch hier ereignete ſich ein gefährlicher
Sturz, von dem eine der beiden Fahrtteilnehmerinnen betroffen
wurde. Frau Th. Ballmeyer=Fulda ſauſte mit ihrem DKW.=Rad
in der Nähe von Michelberg gegen einen Baum und blieb
be=
ſinnungslos liegen. Zwei andere Fahrtteilnehmer, Wöhlert=
Berlin und der Franzoſe Sourdot fanden ſie auf und beſorgten
ihre Ueberführung ins Krankenhaus. Die übrigen Fahrer
er=
reichten ohne weitere Zwiſchenfälle das Tagesziel Hannover.
Kurz vor Hannover kam Müller=München auf DKW. zwar noch
zu Sturz, jedoch fuhr er weiter und kam gut durchs
Etappen=
ziel. Als erſter Fahrer traf bereits um 1.21 Uhr mittags
Schrö=
der=Haſpe (350 Kubikztm. BMW.) in Hannover ein; 19
Minu=
ten ſpäter folgte B. Fiſcher=Dachau auf Zündapp und 2 Minuten
ſpäter kamen die drei Fahrer Müller=München (BMW.), Ulmen=
Düſſeldorf (Velozette) und Hinze=Solingen (Patria) ein. Wie
am Schnürchen reihten ſich dann alle übrigen, insgeſamt
vier=
zehn Fahrer an. Um 3.30 Uhr wurden alle im Rudelſtart nach
Paderborn geſchickt, von wo aus ſie am Sonntagmorgen um
4 Uhr zur letzten Tagesetappe nach Düſſeldorf (288,6 Kilometer)
abgingen.
Bereits um 10.08 Uhr morgens traf mit großem
Vor=
ſprung Fathke=Roſtock (Morex) in der Kontrolle Hannover ein,
blieb jedoch ſpäter liegen. Erſt um 11.19 Uhr folgte der zweite
Fahrer, Laupenmühlen=Berlin (Mabeco), nach ihm kamen dann
die anderen in dichter Reihenfolge. In flotter Fahrt ging es
hierauf dem Ziel der Fahrt, Düſſeldorf entgegen. Auf der
Ziel=
kontrollſtrecke „Jägerhaus”=Grafenberg wurden die Fahrer von
einer rieſigen Menſchenmenge lebhaft begrüßt. Die Maſſen
waren allerdings auf eine harte Probe geſtellt worden; ſie hatten
ſich bereits in den frühen Nachmittagsſtunden eingefunden,
jedoch paſſierte erſt 6.37 Uhr Horſt=Stapenhorſt (Saroléa) als
Erſter das Ziel, dicht gefolgt von Th. Schwarz=Koblenz (
Saro=
léa). In kurzen Abſtänden trafen dann bis 7.30 Uhr weitere
zehn Fahrer ein, und zwar: Wehlos=Spandau (D=Rad),
Pry=
bilſki=Spandau (D=Rad), Ihle=Chemnitz (Schüttoff), Wahlberg=
Hamborn (BMW), Becker=Bünde (Triumph), Cron=Berlin
(F. N.), Mens=Hannover (Avisceler), Knappert=Grevenbroich
(D=Rad), H. Stinnes=Berlin (Sunbeam), Bachtler=Cornweſtheim
(Mauſer).
42 Fahrer ſirafpunktfrei.
Nachdem am Sonntag früh die Klaſſe der kleinen Maſchinen
ihre letzte Etappe Paderborn-Düſſeldorf zurückgelegt hatte,
nahm die Rennleitung am Nachmittag die Preisverteilung, vor.
Von insgeſamt 80 zur 1. A.D.A.C.=Oſtweſtfahrt geſtarteten
Fah=
rern blieben 42 ſtrafpunktfrei, 10 wurden mit Strafpunkten
be=
legt, und der Reſt von 28 Fahrern ſchied während der Fahrt aus.
Das Ergebnis zeigt, daß die deutſchen Fabrikate neben den
aus=
ländiſchen recht gut beſtehen können. Beſonders güt hielten ſich
DKW., Zündapp, Patria, Ardie, B. M. W., Hoxex, Viktoria und
Mabeco. Beſondere Erwähnung verdient Frl. Köhler=Berlin,
die als einzige Dame mit ihrer DKW.=Maſchine die Fahrt ohne
Strafpunkte beendete. Auch der Franzoſe Sourdot verdient ein
beſonderes Lob, da er die Fahrt ganz durchhielt, ohne ein Wort
deutſch zu ſprechen. Bravourös fuhr der Würzburger H.
Wil=
helm auf Whitworth, der ſich kurz vor dem Ziel ein Bein brach,
aber dennoch bis ins Ziel fuhr.
Die Namen der 42 ſtrafpunktfreien Fahrer lauten:
Bis 175 ccm: Michael=Weißenſee (Stock), A. Köhler=Berlin
(DKW.), Sourdot=Frankreich (Monet Goyon).
Bis 250 ccm: B. Fiſcher=Dachau (Zündapp), J. Ulmen=
Düſſel=
dorf (Velozette), H. Schröder=Haſpe (BMW.), L. Lismonde=
Düſſeldorf (Dunelt), F. Schade=Fulda (DKW.), K. Müller=
München (DKW.), J. Linner=Nuhldorf (DKW.), Friedrich=
Zſchopau (DKW.), R. Hinze=Solingen (Patria), Hödel=Leipzig
(Zündapp), Hyronimus=Nürnberg (Zündapp) und J.
Grün=
wald=Nürnberg (Zündapp).
Bis 350 ccm: R. Meier=Hannover (Avisceler), H. Schlick=
Dort=
mund (Württembergia), J. Amſalder=Köln (Gillet), F. Ihle=
Chemnitz (Schüttoff).
Bis 500 ccm: H. Michelſon=Würzburg (Whitworth), Thumſhirn=
Nürnberg (Ardie Sport), A. Ahnert=Leipzig (D=Rad), P.
Knappertz=Grevenbroich (D=Rad), A. Wallburg=Hamborn
(BMW.), O. Fathke=Roſtock (Horex), K. Bäcker=Bünde
(Triumph), Przibilſki=Spandau (D=Rad), Selos=Spandau (D=
Rad), K. Cron=Berlin (F.N.), Th. Schwarz=Koblenz (
Saro=
léa), H. Stinnes=Berlin (Sunbeam), K. Dachtler=Cornweſtheim
(Mauſer), Henn=Düſſeldorf (Ardie=Sport).
Bis 750 ccm: E. Hobelmann=Köln (Imperia), Retthowſki=
Bor=
desholm (Wanderer), K. Nakötter=Grevenbroich (India), H.
Theißen=Milſpe (Tornax), Laupenmühlen=Berlin (Mabeco),
Heck=Berlin (Mabeco).
Bis 1000 ccm: Tennigkeit=Berlin (Mabeco), J. Roſenbaum=
Düſſeldorf (NSU), Köppen=Berlin (Harley Daviſon).
Maſchinen mit Seitenwagen: Keine Maſchine ohne Strafpunkte.
Kraftſport.
Kreisjugendtag in Koſiheim.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Bei dem am Sonntag in Koſtheim ſtattgefundenen
Kreis=
jugendtag erhielten unſere Jugendringer unter großer
Beteili=
gung aus allen Gauen des 2. Kreiſes nachſtehende Preiſe: Adam
Berlieb den 2. Preis in der Klaſſe bis 90 Pfd., Franz Daum
den 8. Preis in der Klaſſe bis 110 Pfd. Weitere Jugendliche
unſeres Vereins nahmen an dem Wettbewerb nicht teil.
Erfolge des Athletik=Sportvereins 1895, Darmſtadt.
Bei dem am Sonntag, den 5. September, ſtattgefundenen
Kreisjugendtag in Koſtheim bei Mainz gingen folgende
Mit=
glieder unſeres Vereins als Kreisjugendmeiſter hervor:
Im Stemmen Federgewicht mit 340 Pfund (
Drei=
kampf): 1. Sieger: Ludwig Erb.
Im Boxen, Jugend C.: 1. Sieg: Schmerker; Jugend=
Federgewicht: 1. Sieg: Bock 2., 2. Sieg: Wiegand; Jugend=
Fliegengewicht: 2. Sieg: Renneis; Jugend=Weltergewicht:
2. Sieg: Gg. Schleidt, jun.; Jugend A: 2. Sieg: Gg. Weckbach.
Im Ringen Jugend=Bantamgewicht: 5. Sieg:
Schuch=
mann, 6. Sieg: Neff; „Jugend=Mittelgewicht: 8. Sieg:
Hart=
mann.
Mit dieſen Erfolgen iſt bewieſen, daß unſere Jugend
glän=
zend das beſtanden hat, was wir uns von ihr verſprochen. Von
ſämtlichen Vereinen des 2. Kreiſes brachten ſie die meiſten Siege
heraus, ein Beweis von einer gründlichen und guten
Heranbil=
dung unſerer Jugend, bzw. unſeres Nachwuchſes.
Seite 7
Pferdeſport.
Mannheim.
Bei herrlichſtem Sommerwetter fand das Mannheimer
Herbſtmeeting am Sonntag einen in jeder Hinſicht
wohlgelun=
genen Anfang. Der Beſuch der Rennen war gut, die Beſetzung
der Felder ausgezeichnet. Allerdings blieben einige Stürze nicht
aus. Im 2. Rennen kam Glockner zu Fall, ohne aber ſich oder
ſeinen Reiter zu verletzen. Gleich zwei Stürze ereigneten ſich im
Ludwigshafen=Jagrennen. Während Jockey O. Wehe mit
Pau=
lus II mit einem blauen Auge davonkam, erwies ſich der Fall.
von Capland als gefährlicher. Der Jockey Weber mußte
beſin=
nungslos ins Krankenhaus geſchafft werden. Den Baden=Preis
um 7500 Mark beſtritten 10 Pferde. Hans Günter blieb erſt am
Ablauf ſtehen, lief aber dann hinterher. Hereulaneum hielt die
Führung vor Mon Beguin II. So blieb es, als beim
Einlaufs=
bogen Taugenichts im Mittelleld von Nagy vorgeworfen wurde,
die Spitze nahm und glatt gegen Bertram und Südwind hielt,
die ihrerſeits noch Mon Beguin II verdrängen konnten. Die
Ergebniſſe:
1. Moſel=Rennen. 3000 Mk., 1200 Meter: 1. E. Bormes”
Eifel (Mäßig), 2. Hora, 3. Champagner. Ferner: Farmorin,
Königsborn, Sternche, Carlotka, Troja, Verheyen. Tot.: 69, Pl.
20, 20, 16. 1—½ Lg.
2. Wachenberg=Hürdenrennen, für Dreij. 2100 Mk., 2800
Me=
ter: 1. A. Reiths Livonia (Franzke), 2. Evchen, 3. Melange.
Fer=
ner: Glockner, Furka, Pumpus. Tot.: 27, Pl. 14, 16:10. 5—3 Lg.
3. Main=Ausgleich. 3500 Mk., 2000 Meter: 1. O.
Silber=
nagels Goldlack (Buchmann), 2. Baroneſſe, 3. Amersfoort.
Fer=
ner: Ruzilo, Goldelſe. Tot.: 141, Pl. 29, 22:10.
4. Ludwigshafen=Jagdrennen. Ehrenpr. und 4500 Mk., 3700
Meter: 1. H. Buchmüllers Sedalia (Pfeifer), 2. Propulſor, 3.
Jahn. Ferner: Konſul II, Paulus II (gefallen), Gianutri,
Gna=
denfriſt, Capland (gef.), Sokrates. Tot.: 126, Pl. 22, 16, 15:10.
2—2½ Lg.
5. Baden=Preis. Ehrenpr. und 7500 Mk., 2800 Meter: 1. S.
Groß' Taugenichts (Nagy), 2. Bertram, 3. Südwind. Ferner:
Tito Livo Hans Günter, Aſtronom I, Mon Beguin II,
Hercu=
laneum, Winnetou, Nataſcha. Tot.: 44, Pl. 17, 23, 31:10. 1½
bis 1 Lg.
6. Holck=Jagdrennen. 2100 Mk., 3000 Meter: 1. S.
Wein=
bergs Nymphe II (Peters), 2. Glücksſtunde, 3. Hexenprinz.
Fer=
ner: Roſario, Ottokar, Paleſtrina, Loto, Libuſſa, Schalmei,
Am=
neris, Sanna Anna, Eilzug. Tot.: 55, Pl. 17, 17, 33:10. 2 bis
2½ Lg.
7. Neuoſtheim=Rennen. 3000 Mk., 1600 Meter: 1. O.
Silber=
nogels Jſonzo (Göbel), 2. Salta, 3. Diavolo. Ferner: Notung,
Grafenſtein, Volker, Naive, Donnerwolke, Endymion, Carlotka,
Eleonore. Tot.: 203, Pl. 27, 20, 17:10. 1½—½ Lg.
Karlshorſt.
1. Paulus=Jagdrennen. Herrenreiten. 3000 Mark, 3400
Meter: 1. A. Gittlers Rückgrat (Herr v. Borcke), 2. Fippa, 3.
Nie=
derwald. Ferner: Elfchen, Escorial, Boruſſia, Sportwelt. Tot.:
18, Bl. 11, 13, 14:10. 4—Kopf.
2. Lauſcherin=Hürdenrennen. Für Dreijährige. 3000 Mark,
2800 Meter: 1. J. Kühns Ludwig Thoma (Oertel), 2. Amok,
3. Rückſicht. Ferner: Gegenwart, Trianon, Saperlot, Rückfahrt,
Mirabelle, Athalberga, Mohn, Husdent, Mars. Tot.: 28, Pl.
12, 19, 12:10. 4—2 Lg.
3. Ekliptik=Jagdrennen. Ehrenpreis und 5500 Mark, 4400
Meter: 1. Geſtüt Pünſtorfs Rappelkopf (Oertel), 2. Boros, 3.
Venus 4. ausgebr. Tot.: 12:10. 3½ Lg.
4. Indus=Flachrennen. Herrenreiten. 3000 Mark, 2500
Meter: 1. G. Tichauers Per Dark (Oberlt. v. Metſch), 2. Palotte,
3. Schelmerei. Ferner: Parioli, Turfball, Philiſter,
Zauber=
ftöte, Geheimdokument, Abmieter. Tot.: 22, Pl. 11. 11, 12:10.
2—3 Lg.
5. Haupt=Jagdrennen. Für Vierjährige. Ehrenpreis und
23 000 Mark, 4000 Meter: 1. H. u. H. Baumgärtners Bandola
(Heuer), 2. Luna, 3. Stattliche. Ferner: Hilarius, Voleda,
Eleazar, Nordlicht, Kedes Trumpf. Tot.: 128, Pl. 20, 14, 14:10.
Kopf—2 Lg.
6. Lockhähnchen=Jagdrennen. Für Dreijährige. 2400 Mark,
3000 Meter: 1. v. Wedemehers König Lear (Kukulies), 2.
Mala=
chit, 3. Imperator. Ferner: Etzel, Oberjäger, Faſtnacht. Tot.:
15, Pl. 12, 14:10. 4—5 Lg.
7. Erla=Hürden=Ausgleich. 3000 Mark, 3000 Meter: 1. H.
v. Treskows Lucrezia (Derſchug), 2. Wolkenſchieber, 3. Brigant.
Ferner: Rocky Teps, Cſikos, Sturm, Amandus, Belladone,
Harry Whinſtone, Schwertlilie, Artemeſia, Hohe Sonne,
Lao=
koon. Borge. Tot.: 36, Pl. 15, 33, 30:10. Kopf—1 Lg.
Radfahren.
„Großer Opelpreis” des L. V. Heſſen.
Der vom Landesverband Heſſen, des B.D.R. veranſtaltete
„Große Obelpreis” führte in der Hauptklaſſe vom Frankfurter
Stadion über Friedberg, Bad=Nauheim, Butzbach, Nidda, Hanau,
Darmſtadt, Iſenburg wieder zurück zum Frankfurter Stadion.
Die 200 Kilometer lange Strecke war in ausgezeichneter
Verfaſ=
ſung, nur die ſengende Hitze und damit verbundene vieſige
Staub=
entwicklung machte den Fahrern reichlich zu ſchaffen. Der Start
erfolgte ſehr pünktlich. Um 7.30 Uhr wurden die Altersfahrer
abgelaſſen, 10 Minuten ſpäter folgten die Eichenkranzfahrer.
Beide Gruppen legten nur 107,7 Km. zurück, während die um
7 Uhr ſtartende Hauptklaſſe und die 20 Minuten ſäter folgende
2. Klaſſe 200 Km. zu durchfahren hatte. Das während der
gan=
zen Fahrt vorgelegte Tempo war ziemlich ſchnell und bei der
Hitze doppelt beachtlich. Die Organiſation klappte auf der Strecke
gut, aber verſagte am Ziel vollſtändig. Hier mußten ſich die
Fahrer regelrecht um ihre Plätze ſchlagen. In der Hauptklaſſe
lag eine 10köpfige Spitze dicht zuſammen und erſt im Endſpurt
gelang es Zeißner, ſeine Mitbewerber hinter ſich zu laſſen. Die
Zeit von 7:06:50 Std. für die 200 Km. iſt ausgezeichnet.
Hauptklaſſe (200 Km.): 1. Zeißner=Schweinfurt 7:06:50 Std.;
2. Zind=Frankfurt 1 Lg. zurück: 3. O. Cap=Frankfurt 1 Lg.; 4.
Schön=Wiesbaden 1 Lg.; 5. Geher=Schweinfurt 1 Lg.; 6. Gugau=
Frankfurt 1 Lg.; 7. W. Schröder=Frankfurt 1 Lg.; 8. W. Müller=
Frankfurt 1 Lg.: 9. Stübecke=Weſtig 7:16:36 Std.; 10. Meßthaler=
Schwabach 7:26::45 Std.
2. Klaſſe (200 Km.): 1. Rippel=Frankfurt 7:09:01 Std.: 2.
Geßner=Wiesbaden 7:09:02 Std.; 3. Kempfner=Biebrich 7:10:44
Std.; 4. Scherpf=Frankfurt 7:16:08 Std.; 5. Horn=Niederrad
7:16:09 Std.
Eichenkranzfahrer (107 Km.): 1. Roth=Frankfurt 3:24:10 Std.;
2. Exner=Frankfurt 3:04:17 Std.; 3. Starl=Frankfurt 3:27:35 Std.
Altersfahrer: 1. Gräf=Frankfurt; 2. Hermann=Frankfurt;
3. Käh=Frankfurt.
Dauerrennen im Frankfurter Stadion.
Zwei Vorläufe über 25 Km. 1. Vorlauf: 1. Chriſtmann=
Frankfurt 20:53,4 Min.; 2. Böttgen=Frankfurt 700 Meter zurück:
3. Huppert=Frankfurt 2680 Meter zurück: 4. Roſenlöcher=
Frank=
furt 2900 Meter zurück. — 2. Lauf: 1. Schindler=Chemnitz 21:10,8
Min.; 2. Schwedler=Dresden 700 Meter zurück; 3. Herbſt=
Nürn=
berg 2200 Meter zurück: 4. Steingaß=Köln 2700 Meter zurück.
Endlauf der beiden Erſten: 1. Chriſtmann=Frankfurt 20:58
Min.: 2. Schindler 50 Meter zurück; 3. Schwedler 750 Meter
zurück: 4. Böttgen 800 Meter zurück.
Endlauf der beiden Letzten: 1. Herbſt=Nürnberg 21:49,4 Min.;
2. Steingaß 820 Meter zurück: 3. Huppert 1550 Meter zurück;
4. Roſenlöcher 1900 Meter zurück.
Fliegerhauptfahren: 1. Gugau: 2. M. Müller; 3. W. Müller,
ale Frankfurt a. Main.
Seite 8
Montag, den 6. September 1926
Nummer 247
Das Trapez.
5)
Ein Fliegererlebnis von Otto Fuchs.
(Nachdruck verboten)
Zunächſt nach Weſten, denn das wichtigſte iſt, zu wiſſen,
woher mir Gefahr droht. Ich wälze mich in meiner Pfütze auf
den Bauch und ziele zwiſchen zwei ausgeworfenen Grundſchollen
hindurch. Das Gelände ſteigt ſanft an. Bis zum
Stacheldraht=
ſind es hundert Meter. Bis zum Kamme, wo ſich die erſte Linie
hinzieht, gut noch einmal ſoviel. Weiter rechts, ungefähr in
gleichem Abſtand, krümmt ſich eine braune Lehmſchlange, von
der ich nicht weiß, in weſſen Händen ſie ſich befindet. Und links
hinüber verſperrt mir mein toter Vogel jede Ausſicht, der, zehn
Schritte von mir entfernt, auf dem Rücken liegt mit gebrochenen
Flügeln und hilflos die ſchmutzigen Räder in die Luft ſtreckt. So
ſieht’s auf der Feindſeite aus. Und nun die Rückſeite. Ich hebe
den Kopf etwas höher . . . Nichts! Ich biege mich vorſichtig zur
Seite, herüber, hinüber. Nichts! Ich ſtrecke mich noch ein bißchen
weiter heraus. Tacktacktack . . . päng, drrrrr! Ein Querſchläger
zwitſchert ſo dicht über meinem Kopf weg, daß ich ſchleunigſt
unter Waſſer fahre. Pruftend und ſchneuzend tauche ich wieder
hoch. Was ich geſehen habe, iſt wenig ergötzlich. Die Wieſe ſenkt
ſich zu einem flachen Tälchen, in dem hier und da Waſſer glitzert.
Und ob die Anhöhe jenſeits — es mögen 700 bis 800 Meter bis
dahin ſein — etwas Schützengrabenartiges trägt, konnte ich nicht
feſtſtellen. Buſchwerk, das mir Deckung böte, oder auch nur etwas
Röhricht, fehlt ganz. Wie eine Tenne dehnt ſich das Feld, vom
ſpärlichen, dürren Graſe des vorigen Jahres beſtanden. Was
ſoll ich tun? Die Nacht abwarten, wäre das einfachſte. Allein,
wir haben erſt dreiviertel vier, das Waſſer, in dem ich bis zum
Halſe ſitze, ift eiſig kalt (wir hatten in den letzten Nächften Froſt),
und die Wahrſcheinlichkeit, bei Dunkelheit in die Hände einer
Streifpatrouille zu fallen, viel größer als jetzt. Zudem könnte
es neblig werden, und wie ſoll ich mich dann orientieren, da ich
doch keine Ahnung habe, wohin ich muß! Der letzte Grund aber,
der mir einen baldigen Platzwechſel angeraten erſcheinen läßt, iſt
die zweifellos in kurzem einſetzende Beſchießung durch Artillerie.
Alſo fort! Aber wie?" Man wird mich ſehen, wird mich
hetzen und ein luſtiges Scheibenſchießen nach mir veranſtalten.
Wenn nur die Granatlöcher etwas häufiger wären! Und noch eins
macht mir Sorge: daß ich nicht reht ſpringen kann mit meinen
Elefantenbeinen. Und gar mein ſchwerer Pelzmantel, der ſich
auch noch mit Waſſer vollgeſogen hat. Wenn ich das Zeug nur
von mir brächte! Indes, ſowie ich mich bücke, rage ich aus der
Deckung, und darauf wartet man bloß.
Fliegergeſurr, das ſich raſch nähert, unterbricht meine
Ueber=
legung. Ich hatte ganz vergeſſen, daß meine Kameraden noch in
der Luft ſind, daß ſie mein Mißgeſchick bemerkt haben müſſen,
daß ſie einmal nach mir ſchauen könnten.
Allein, wenn es Franzoſen wären? Die ſich überzeugen
wollen, daß die Rechnung ausgeglichen wurde! Die ſie
ausglei=
chen werden, wenn ſie mich noch am Leben finden. Mein
Arg=
wohn verdichtet ſich zu Angſt . . . Nein, da kommt ein Albatros
herangebrummt. Im Sturzflug ſtürzt er auf ſeinen vermißten
Bruder herab, fängt ab und heult wie ein ſchweres Geſchoß kaum
fünf Meter über mich weg auf die feindliche Stellung zu. Mein
Augenblick iſt gekommen. Ich ſpringe auf, reiße mir die unnütze
Vermummung vom Leibe und laufe, was ich laufen kann. Die
Liſt iſt geglückt. Die Franzoſen, in der Meinung, billig einen
zweiten Braten zu erwiſchen, knattern ganz närriſch auf
Grund=
leitners ſchwarz=weiß karierte Kiſte, die faſt greifbar über ihre
Köpfe hinbrauſt. Kein einziger gibt auf mich acht.
Es iſt dennoch kein reines Vergnügen, aufrecht über den
flachen Wieſengrund zu rennen, der nur ſtellenweiſe trägt, und
ſeinen gleichſam ausgehöhlten und lauſchenden Rücken dem Feind
zu bieten, lauſchend auf den Knall der Gewehre. Ich mag fünfzig
Meter zurückgelegt haben, als mich das Pfeifen und Klatſchen
der Geſchoſſe abermals zum Hinwerfen veranlaßt. Mein Atem
fliegt wie der eines Hundes, und ich ſpüre Seitenſtechen. Allein,
es iſt nicht der Ort, zu raſten. Ich liege ohne irgend welche
Dek=
kung da. Die Kugeln ziſchen haarſcharf über mich hin. Auch das
Maſchinengewehr taſtet ſich wieder heran. So krieche ich, auf den
Knien und auf dem Bauche rutſchend, weiter, finde eine
quer=
lauſende Furche und verſchwinde darin. Sofort kommt mir der
Gedanke, dieſe Furche geſchickt auszunützen. Mich tief in ihre
glitſchige Sohle ſchmiegend, ſchaffe ich mich unbemerkt 30 Schritt
ſeitwärts. Während dann aller Augen auf den Punkt lauern,
wo ich niederſtürzte, werde ich unerwartet an der neuen Stelle
aufſpringen. Nur nicht lange zögern! Jedes Meter vorwärts
vermindert die Treffausſichten der Schützen, mehrt die
Wahrſchein=
lichkeit des Entkommens. — Aber ich kann nicht. Mein Kopf
glüht von Fieber, ein heftiges Zittern ſchwächt mir die Knie.
Nichtsdeſtoweniger raffe ich mich auf, um ſchon nach einigen
Sätzen zuſammenzubrechen wie eine Gliederpuppe, der man den
Faden durchſchnitt. Die Erde dreht ſich wie ein Karuſſell, und
manchmal ſchieben ſich ſchwarze Vorhänge vor, in denen grüne
Sonnen kreiſen.
Tacktacktacktack! Dreckſpritzer fliegen mir ins Geſicht. Das
peitſcht den erlahmten Willen an. Und wie ein getretener Wurm
winde ich mich, wälze mich, ſchiebe mich, mit Händen und Füßen
nachhelfend, ja, wo dieſe verſagen, ſogar mit den Zähnen. Der
Schweiß rinnt mir aus allen Poren, der Atem querrt wie eine
roſtige Säge, und meine Herzſchläge wecken die Empfindung, al3
würde ich elektriſiert. So ſchnell folgen ſie einander.
Waſſer, ah! Ein Bach! Mit der Wolluſt eines Fiſches laſſe
ich mich hineingleiten. Er iſt eiſig kalt und von der Farbe eines
Goldkäfers. Ich beiße geradezu hinein. Die diel zu großen und
haſtigen Schlücke drücken mir faſt die Kehle zu. Ich wate tiefer
und tief r, ſinke bis zur Bruſt, ſchwimme. Der Graben mag vier
Meter breit ſein. Drüben habe ich Mühe, das ſeichte, ſchlammige
Ufer zu gewinnen. Und merkwürdig, mein Kopf wird auf einmal
wie mit Nebel gefüllt, meine Sinne ſchlafen ein. Ich fühle ein
ſchreckliches Stechen irgendwo, vermöchte aber nicht anzugeben,
ob im Kreuz. in den Schultern oder im Hinterkopf. Während ich
mich auf dem Trockenen fortſchleppe, merle ich, daß ſich die Finger
der linken Hand gekrümmt haben, daß ſie mir nicht mehr
gehor=
chen. Sie feſt auf den Boden drückend, verändere ich wohl ihre
Stellung, doch verharren ſie in der neuen Lage ebenſo
unbeweg=
lich. Ueberhaupt fühle ich ein bohrendes Kitzeln und Prickeln im
ganzen Unterarm, als wollte er einſchlafen. Unſinn! Er hat
ein=
fach nicht zu wollen. Ich will! Und mit zuſammengebiſſenen
Zähnen ſchlage ich ihn wie einen Gummiknüppel mehrmals auf
den Boden, mich mit meiner ganzen Energie gleichſam in das
ſtumpfe Glied werfend. Der Erfolg ſtellt ſich auch ſogleich ein.
Ich kann unter lächerlichen Schmerzen die Finger langſam
ſtrek=
ken. Das genügt. Es iſt demnach nichts paſſiert. Nicht das
geringſte . . . Weiter!
(Fortſetzung folgt.)
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