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Nummer 207
Mittwoch, den 28. Juli 1926.
189. Jahrgang
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auſträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Bankonto: Deutſche Bani und
Darm=
ſädtei und Natioralbank.
Die Regierungserklärung.
Poincaré erhält das Vertrauen der Kammer.
EP. Paris, 27. Juli.
Die Kammer hat mit 38 gegen 131 Stimmen, bei etwa
60 Enthaltungen, der Regierung ihr Vertrauen ausgeſprochen.
Die Sitzung wurde um 3 Uhr bei Anweſenheit eines
zahl=
reichen Publikums eröffnet. Viel bemerkt und von der Linken
mit offenkundigem Mißfallen aufgenommen wurde die Tatſache,.
daß Briand, der zunächſt am Regierungstiſch zwiſchen Poincaré
kam. Der neue Kammerpräſident Raoul Peret nahm unter dem
Beifall der Mitte und der Rechten im Präſidentenſeſſel Platz und
verſicherte in einer kurzen Anſprache, daß er ſich bemühen werde, der Rede wurde Barthou eine Opation bereitet,
jeden Tag von neuem das Vertrauen der Kammer zu erwerben
und ſein Amt mit Unparteilichkeit zu führen. Das Heil des Lan= geworden iſt. Senator Durand teilte darauf mit, daß er die
des, das vom Parlament raſche und energiſche Löſungen
er=
warte, müſſe ſtets das oberſte Geſetz der Volksvertreter bleiben.
ſich in der Arbeit zum nationalen Wiederaufbau zuſammenfinden.
Seine Worte wurden vom ganzen Hauſe mit Begeiſterung
auf=
genommen, in die ſich nur bei der üblichen Huldigung an ſeinen
Vorgänger Herriot einige ironiſche Zwiſchenrufe miſchten.
Dar=
auf beſtieg vom Beifall der Mehrheit des Hauſes
begrüßt, Miniſterpräſident Poincaré die
Tri=
büne, um
die Regierungserklärung
zu verleſen. Dieſe weiſt zunächſt darauf hin, daß das Kabinett
im Geiſte nationaler Verſöhnung geboren worden ſei, um der
das Schatzamt und das finanzielle Gleichgewicht bedroht. Alle
Regierungsmitglieder ſeien der Anſicht gewefen, daß man
gegen=
wärtig dieſer Aufgabe alle Gedanken und alle Kraft widmen
müſſe. Später könnten ſich Fragen ergeben, über die ſie
verſchie=
dener Meinung ſein würden, heute aber ſtimmten ſie vollkommen
überein in der Erkenntnis der Notwendigkeit und Dringlichkeit
der Mittel zur finanziellen Rettung. Infolgedeſſen fordern, ſie
vom Parlament zur Erfüllung der ihnen vom Präſidenten der
Republik anvertrauten Miſſion das erforderliche Vertrauen. Nach
aufmerkſamem Studium der Lage ſei die Regierung zu der
Ueberzeugung gelangt, daß es möglich ſei, die franzöſiſchen
Finanzen ſchnell zu beſſern und den Kurs der Währung zu heben. Wird ſich Poincaré bemerkbar machen? — Die
Dies hänge allein von einer perſönlichen und entſchloſſenen
Zuſammenarbeit zwiſchen der Regierung und dem
Parlament
ab. Damit leitet die Erklärung zu dem Geſetzentwurf über, der
dem Schatzamt die dringend notwendigen Einnahmen verſchaffen
und neue Inflationsgeſahren beſeitigen ſoll. Wenn einerſeits
unter dem Zwang der Verhältniſſe die indirekten
Steu=
ern erhöht werden müßten, ſo ſei die Regierung andererſeits
entſchloſſen, durch direkte Steuern von dem
erwor=
benen Reichtum die erforderlichen und gerechtfertigten
Opfer zu verlangen, mit denen die
Amortiſie=
rungskaſſe für die Beſſerung der nationalen Verteidigung
geſpeiſt werden ſolle. Zum Schluß betont die
Regie=
rungserklärung die Notwendigkeit, die Debatte abzukürzen und
auch nach Annahme dieſer erſten Maßnahmen weiterhin über die
Ninanzen des Landes zu wachen. Die Regierung habe nicht den
Ehrgeiz, die geſamten, Wirtſchafts= und Finanz=Probleme in
wenigen Wochen oder Monaten zu löſen. Frankreich habe den
feſten Willen, ſeinen Gläubigern gegenüber die eingegangenen
Verpflichtungen nach Maßgabe ſeiner Fähigkeit zu erfüllen;
je=
doch hätten dieſe Nationen, ebenſo wie Frankreich ſelbſt, ein
In=
tereſſe daran, daß vor allem die Währungskriſe beendet werde.
Zu Beginn der Rede Poincarés kam es zu einer lärmenden
Kundgebung.
Die Kommuniſten erhoben ſich von ihren Bänken und ſtimmten
die Internationale an. Cachin rief Poincaré zu: „Man ſieht Sie
nur in den Stunden des Unglücks.” Auch ein Teil der
Sozia=
liſten beteiligte ſich an dem Lärm und der ſozialiſtiſche
Abgeord=
nete Uhry begrüßte Poincars mit dem Zuruf: „Der Mann der
Ruhr!” Schließlich wurden dieſe Kundgebungen von dem übrigen
Teil des Hauſes und der Glocke des Präſidenten zum Schweigen
gebracht. Ein kommuniſtiſcher Abgeordneter zog ſich einen
Ord=
nungsruf zu. Auch im ſpäteren Verlauf ſeiner Ausführungen
wurde der Miniſterpräſident von zahlreichen Zwiſchenrufen
unter=
brochen. Am Schluffe ſtimmten die Kommuniſten ein
Indianer=
geheul an, das jedoch in dem Jubel und dem Beifall der Rechten
und der Mitte unterging. Die Linke, beſonders die Radikalen,
hüllten ſich in eiſiges Schweigen. Darauf verlas der
Kammer=
bräſident Raoul Peret die vorliegenden Interpellationen. Nach
einer Intervention Franklin=Bouillons, der das Kabinett als
ine Karikatur der nationalen Einigung bezeichnete, und nach
einer Erklärung Compere=Morels, der eine ſofortige Debatte
iber die Regierungspolitik forderte, ſtellte Poincars die
Vertrau=
enSfrage zur Vertagung der Interpellationsdebatte. Die Abſtim=
Nung ergab das eingangs mitgeteilte Stimmenverhältnis.
Hier=
auf brachte der Miniſterpräſident ſeine Finanzprojekte ein.
*Dincaré fordert die Prozedur äußerſter Dringlichkeit für
die Behandlung der Finanzvorlage.
Gu iſt eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten erforderlich.
2ie Kammer beſchließt die Dringlichkeit mit
18 gegen 31. Stimmen. Poincaré erſucht darauf die
Riuauzkommiſſion, den Bericht über die Finanzvorlage ſo raſch
2 möglich einzubringen und die Kammer beſchließt, nach
iner Erklärung des Präſidenten, der Finanzkommiſſion, die
nanzprojekte am nächſten Freitag nachmittag
behandeln. Die Sitzung wird darauf von
Radul Péret aufgehoben, obwohl die
Tages=
dnung noch nicht erſchöpft iſt. Die Regierung
hatte nämlich heute vormittag eine Vorlage
einge=
bracht, wonach tas Recht, Zuſatzanträge einzubringen, auläß= ander, man kommentiert noch mehr Regierungskriſen, als in
Sitzen blieb, als Naoul Pöret bereits den Saal verlaſſeu hatte.
und Herriot Platz genommen hatte, ſeinen Platz mit Herriot Juſtizminiſter Barthou verleſen wurde, ernteten vor allem botſchaften aufgetiſcht bekommen.
wechſelte, ſo daß dieſer unmittelbar neben Poincars zu ſitzen die Stellen über die Zuſammenarbeit der Regierung mit dem
Parlament zur Verbeſſerung der Finanzlage und über die
inter=
wie ſie im Senat noch ſelten einer Regierungserklärung zuteil
Regierung über die Wahlreform zu interpellieren beabſichtige, da
Dazu müſſen ſie ihre Meinungsverſchiedenheiten zurückſtellen und Vorſchlag wurde die Erörterung dieſer Interpellation auf den daß ſie Brot doch täglich teurer bezahlen müſſen. Es tröſtet ſie
zweiten Sitzungstag nach den Ferien angeſetzt.
Die franzöſiſch=polniſchen Beziehungen.
Außenminiſterium als, eine koſtbare Garantie
politik und die freundſchaftliche und vertrauensvolle Zu= aber daß er zittert für ſeinen Sou.
Gefahr entgegenzutreten, die zugleich die Währung, die Freiheit, ſammenarbeit zwiſchen der polniſchen und franzöſiſchen
Regie=
rung begrüßt. — Briand dankte in einem Antworttelegramm
für den Beweis der Treue Polens gegenüber der
Verſtändigungs=
politik zwiſchen den beiden Ländern, deren weiterem Ausbau zur
friedlichen Zuſammenarbeit er alle Kräfte widmen wolle.
Vor der Herbſtagung des
Völkerbundes.
Saboteure der Abrüſiung. — Polens Anſpruch
auf einen ſtändigen Ratsſitz.
Aufmerkſamkeit, um Ueberraſchungen und Intrigen zu begegnen,
wie ſie gerade auf dem Boden des Völkerbunds häufig vorkom= ſogar die Auflöſung der Kammer. — Seit ungefähr zwei
Mona=
men. In Völkerbundskreiſen ſteht man auch heute noch auf dem
Standpunkt, daß Poincaré die Völkerbundspolitik Briand
über=
laſſen werde, und daß ſich daher im September in Genf alles
normal abſpielen werde, alſo programmgemäße Aufnahme
Deutſch=
lands in den Völkerbund. Ebenſo bliebe auch Locarno in Kraſt.
Wer im vorigen Jahre die Ereigniſſe im Völkerbund aus der
Nähe beobachten konnte, und zwar einſchließlich Locarno, das
be=
kanntlich mit dem Völkerbund nur in ſehr loſer Beziehung ſteht,
kann dieſe Anſicht allerdings kaum teilen; denn er erinnert ſich,
daß Briand im Juni vorigen Jahres in Genf und im Juli
vorigen Jahres in London bloß unter dem Druck Englands —
Abſchluß von Locarno über ſich ergehen ließ, während es im
März dieſes Jahres in Genf an franzöſiſchen Intrigen nicht fehlte zu viele Führer — haben ihren Einfluß auf den „kleinen Depu=
und die ſogenannten Rückwirkungen von Locarno noch heute
größtenteils ausſtehen. Entſcheidend bleibt alſo weniger die Per= ſiſcher Begriff. Er iſt nicht der einfache parteipolitiſche Soldat,
ſon Poincarés oder Briands, ſondern die größere oder kleinere
September dürfte hierbei, angeſichts der unſicheren Haltung Parteidiſziplin. Er fürchtet ſich vor der Veranwortung und
Chamberlains, wie im vorigen Jahre, auch diesmal wieder das
Hauptwort zu ſprechen haben.
des Bur des noch nicht beſtimmt iſt, kann angeſichts der unſicheren
mentretende Unterkommiſſion der Abrüſtung kommen ausſchließ= zittert für ſeine Exiſtenz.
lich nur Militärs in Betracht. Die Frage ob Paul=Boneour
Rolle weiterhin fortſetzen kann, wird daher im Auguſt offiziell
noch nicht gelöſt werden. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, daß
unter Poincars die Ausſichten des „kriegeriſchen” Sozialiſten ge= geſtürzt wurde. Deshalb hat man auf Herriot gehört, als er
Exſtdelegierten den ſozialiſtiſchen Profeſſor des Brouckeres, den
tige der Abrüſtung.
ſich einigermaßen zweideutig geäußert, und die Völkerbundskreiſe, deſto ſchlimmer muß die Reaktion darauf ſein. Caillaux wollte
unzweideutigen Anſprüche der polniſchen Rechtspreſſe werden
da=
gegen als einfache Preſſewünſche angeſehen und nicht tragiſch ge= Ohne Autorität kann keine Regierung beſtehen, und aus lauter
von den franzöſiſchen Völkerbundskreiſen ignoriert wird.
Der Weg zu Poincaré.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 26. Juli 1926.
Die Situation der vergangenen Tage: Gerüchte jagen
ein=
lich der Finanzdebatte proviſoriſch aufgehoben werden ſoll. Es Wirklichkeit vorhanden ſind, phantaſtiſche Neuigkeiten über
un=
handelt ſich ſomit um eine Manifeſtation Raoul ruhen, Demonſtrationen, oder wieder über bevorſtehende grau=
Pérets gegen dieſe Vorlage. Die Linke hatte zu dem ſame Maßnahmen ſeitens einer erwarteten, oder im Stürzen
Vorgehen Raoul Perets ironiſch Beifall geklatſcht, während die begriffenen Regierung machen ihre Runde, mit einem Worte:
Regierung zum Proteſt dagegen noch längere Zeit auf ihren das Volk iſt aufgeregt! Die wirkliche Panikſtimmung herrſcht
nicht in den politiſchen Kreiſen, auch nicht auf der ſich wie
ver=
rückt gebärdenden Börſe, ſondern, was weit ſchlimmer iſt, in
). dem wveiten Kreiſe des Volkes. Man erzählt die unmöglichſten
Dinge und ſchenkt ihnen auch Gehör, und auch das Ausland
Im Senat, wo die Regierungserklärung vom hatte ja übrigens auch eine wahre Blütenleſe von ſolchen Hiobs=
Finan=kriſe, Frankenſturz und Inflation ſind Schlagwörter
für die Politiker, Mittel zu kuhnen Manövern für die Leute der
alierten Schulden lebhaften Beifall. Nach Bendgung Börſe aber ſie ſiud die großen Fragen der Eriſtenz, des Elends
oder Wohlſtandes, des Seins oder Nichtſeins für die Millionen
der kleinen Leute. Sie ſehen nur eines, daß ihre Löhne und
Ge=
hälter, ihre Penſionen und Erfparniſſe, ihre kleinen Erbſchaften
die ſoeben verleſene Erklärung darüber nichts ſage. Auf dieſen in Nichts aufgehen, daß ſie von Tag zu Tag ärmer werden und
kein Parteiprogramm. „Das Vertrauen fehlt”, wiederholte ſchon
oſt Bokanowſki in der Kammer. Dieſes Vertrauen iſt dasjenige
der kleinen Leute. Die ſoziale Struktur Frankreichs kann keine
Juflation und keine kühnen und drakoniſchen Maßnahmen
ver=
tragen. Und dabei iſt hier auch eine ganz andere Einſtellung
EP. Paris, 27. Juli, vorhanden als in Deutſchland. Jeder nimmt hier an den Er=
Der polniſche Außenminiſter Zaleſki hat an Briand ein eigniſſen Anteil und ergreift Partei in der Politik, und keiner
Telegramm gerichtet, in dem er deſſen Verbleiben im läßt ſich ohne Murren größere Oxfer auferlegen, als er für
un=
bedingt notwendig hält. Und dabei ſoll man den Spruch nicht
für die Fortſetzung, der franzöſiſchen Außen= vergeſſen, daß der Franzoſe gerne ſein Blut und Leben opfert,
Faſt die Hälfte der Bevölkerung lebt von feſten Gehältern,
Löhnen oder Penſionen. Es iſt hier nicht von den Rentnern die
Nede, die übrigens einen weit geringeren Prozentſatz ausmachen,
als man es im Ausland allgemein annimmt. Es ſind das die
Millionen von Beamten, ſtaatlichen und anderen Angeſtellten,
Arbeitern und vor allem Penſionsempfänger aus allen Teilen des
Volkes, Kriegsbeſchädigte und Kriegswitwen, Eltern und Kinder
der im Krieg gefallenen Soldaten, ehemalige Flüchtlinge, die in
den Städten anſäſſig geworden ſind und noch immer auf ihre
Entſchädigungsſummen warten. Es ſind da Hunderttauſende
von Familien, die von ſtaatlichen Unterſtützungen leben und die
eine Inflation um ihr Brot bringen muß.
Die Furcht vor der Inflation hat das Kabinett Herriot nach
24 Stunden geſtürzt. Während dieſer 24 Stunden mußte das
Kabinett Herriot, von den kleinen Demonſtrationen abgeſehen,
drei große und wirklich ſchwerwiegende Angriffe über ſich
er=
gehen laſſen. Zwei Manifeſte an den Präſidenten der Republik,
* Genf, 27. Juli. (Priv.=Tel.) von dem Verein der ehemaligen Kriegsteilnehmer und vom
Ver=
band der Kriegsinvaliden. Beide forderten in energiſchem und
Das Wiederauftauchen Poincares verpflichtet zu verdoppelter ſcharfem Ton eine Regierung der „heiligen Einheit”, die ſchnelle
finanzielle Geſundung und Stabiliſierung des Franken und
ten hat man zahlreiche Manifeſtationen erlebt.
Beamtendemon=
ſtrationen, Streiks, die aufregenden Exzeſſe der
Kriegsbeſchä=
digten auf dem Champs=Elyſées. Aber die dritten
Demonſtra=
tion war wirklich eigenartig und überraſchend. 230 Mitglieder
der Kammer aus verſchiedenen Parteien verlangten von dem
Präſidenten der Republik ebenfalls eine Regierung der
natio=
nalen Einheit und des „salut publie”. Gehören dieſe
Depu=
tierten keiner Partei an? Haben ſie denn keine Führer, die ihnen
die politiſche Richtung diktieren?. Es iſt ſchwer, auf dieſe Frage
zu antworten. Es gibt wohl Parteien, ſogar geſchichtliche Par=
und zwar mehr von Baldwin, als von Chamberlain ausgehend teien; noch immer beſtehen auch die Parteirahmen. Doch es
— die Pläne über den deutſchen Völkerbundseintritt und den herrſcht in der Parteipolitik, und zwar in der Parteipolitik
jeder Richtung, eine abſolute Anarchie. Die Führer — es gibt
tierten” verloren. Der „kleine Deputierte” iſt ein echt
franzö=
den man in den Parlamenten anderer Länder findet. Er hat
Energie Englands. Baldwins Auftenhalt in Aix=les=Bains im keine ſelbſtändige Konzeption, kennt aber auch keine abſolute
noch mehr vor den Wählern. Er iſt von jeder Seite her leicht zu
beeinfluſſen. Seine Partei kann für die Kapitalabgabe kämpfen,
Daß die franzöſiſche Delegation für die Septembertagung er ſelbſt ſtimmt aber nicht dafür, weil ſeine Wähler, kleine
Kauf=
leute oder Landwirte, das niemals zulaſſen würden. Und der
Lage in Paris nicht überraſchen. Für die am 2. Auguſt zuſam= kleine Deputierte ebenſo wie ſein Wähler, der kleine Bürger,
Außerdem weiſt aber die franzöſiſche Kammer noch einen
unter dem Druck der Zweiten Internationale ſeine militäriſche anderen pſychologiſchen Zug auf, der ſtets Möglichkeiten für eine
neue Ueberraſchung bietet. Und das iſt die Furcht vor der
Diktatur. Dieſer Faktor mochte wohl mitwirken, als Caillaur
ſtiegen ſind. Die belgiſche Delegation für September zählt als die Verfaſſung verteidigen zu müſſen glaubte, trotzdem man keine
Kartellregierung wünſchte. Aber regiert muß ſchließlich doch
wer=
verſtändnisvollſten Zuſammenarbeiter Boncours bei der Sabo= den, beſonders in einer ſo kritiſchen Zeit wie der heutigen. Und
als Herriot ſcheiterte — es war mehr die Stimmung als ſein
Seit einiger Zeit treten die Anſprüche Polens auf einen ſtän= wirkliches Programm daran ſchuld — mußte Poincaré mit der
digen Ratsſitz wieder ſtärker hervor. Miniſter Zaleſki beeinflußt Kabinettsbildung betraut werden. Denn je mehr man nach links
von dem früheren polniſchen Delegierten in Genf Afkenazy, hat geht, um ſich nur von der gefürchteten Diktatur zu entfernen,
verharren diesbezüglich noch in ihrem Optimismus. Die ganz doch noch bei jeder Gelegenheit die Vertrauensfrage aufwerfen...
Die Linke geht zugrunde an der Furcht vor der Diktatur.
nommen. Richtig iſt, daß Polen als Nichtmitglied des Rates. Angſt vor der Diktatur vergaß man, daß auch nie eine Regierung
bloß durch Vermittlung eines Ratsmitgliedes ernſte Schwierig= ohne Autorität beſtehen konnte. Herriot fiel die eigenartig
tra=
keiten machen könnte; es handelt ſich alſo bloß darum, ob es giſche Rolle zu, durch ſeine unentwegte Prinzipientreue die Linke
einen ſolchen Vermittler findet. Aus Italien erfolgen ſeit der vollkommen zu diskreditieren. Das Problem der franzöſiſchen
vorigen Woche ſo freundliche Aeußerungen Deutſchland gegen= Politik iſt nicht nur finanziell bedingt, es dreht ſich um die Frage
über, daß von Rom aus nicht nur keine Intrigen, ſondern eher des modernen Parlamentarismus überhaupt, nämlich darum.
Unterſtützung zu erwarten iſt. Auffallend bleibt, daß die ſo deut= wer befehlen und wer gehorchen ſoll. Die Geſchichte Frankreichs
lich an den Tag gelegte deutſch=italieniſche Annäherung gerade, zeigt, daß man ſich im letzten Augenblick doch immer demjenigen
anſchloß, der energiſch zu handeln wußte. Und in dem jetzigen
Seite 2
Mittwoch, den 28. Juli 1926
Nummer 207
Augenblick, wo die Probleme klar liegen und die zur Verfügung
ſtehenden Mittel bekannt ſind, hing dieſe Wahl nur davon ab,
wer von den Politikern gerade an der Reihe war. Denn die
Aufgabe iſt nicht außerordentlich und kann gelöſt werden, wenn
nur die nötige Macht und Autorität dazu vorhanden iſt. Man
muß alſo abwarten, ob die Autorität der Diktatur, die Caillaur
vergeblich forderte, nun durch die Autorität der Köpfe zu
er=
ſetzen iſt, die Poincaré um ſich ſammelte.
Die Hauſſe des Franken in dem Augenblick, als Poincaré
mit der Kabinettsbildung betraut wurde, zeigt, daß ein gewiſſes
Vertrauen zu ihm vorhanden iſt, obgleich er bei den breiten
Maſſen ja eigentlich niemals wirklich volkstümlich war. Die
Zu=
ſammenſetzung des neuen Kabinetts — und die
Zuſammen=
ſetzung der Kammer ſprechen dafür, daß Poincaré die
Außen=
politik nicht dort fortſetzen wird, wo er ſie ſeinerzeit abgebrochen
hat. Ein übereilter Optimismus im Ausland und insbeſondere
in Deutſchland wäre aber in dieſer Beziehung trotzdem ſchlecht
angebracht. Bei der Bevölkerung ebenſo wie an der Börſe iſt
eine gewiſſe Entſpannung und Befriedung unverkennbar.
Ge=
wiß betrachten einzelne Parteien das neue Kabinett mit ziemlich
gemiſchten Gefühlen, aber man iſt ſich darin einig, daß die
partei=
politiſchen Geſichtspunkte jetzt zurückgeſtellt werden müſſen. Die
wichtigſten Perſönlichkeiten in dem Kabinett ſind außer Poincaré
offenbar Briand und Vokanowſki. Die Perſönlichkeit Briands
ſcheint eine gewiſſe Stetigkeit in der Außenpolitik zu
gewähr=
leiſten. Die Tatſache, daß Bokanowſki, der eigentliche
Finanz=
fachmann, ebenfalls Mitglied des Kabinetts iſt, läßt gewiſſe
Fol=
gerungen auf die Finanzpolitik der neuen Regierung zu, trotzdem
ſich Poincaré ja bekanntlich das Finanzportefeuille vorbehalten
hat. Bokanowſkis Pläne, unter denen ja auch der Verkauf
ver=
ſchiedener ſtaatlicher Monopole eine bedeutende Rolle ſpielt, ſind
zur Genüge bekannt. Im übrigen ähnelt ſeine Stellung der, die
etwa Loucheur im Kabinett Herriot gehabt hätte. Es iſt
bezeich=
nend, daß in beiden Regierungen dem eigentlichen
Finanzfach=
mann nicht das Finanz=, ſondern das Handelsportefeuille
zuge=
dacht war; ein Beweis dafür, daß es unter den gegenwärtigen
Umſtänden unmöglich iſt, ein wirklich eindeutiges
finanzpoli=
tiſches Programm zu akzeptieren. Das Kabinett der nationalen
Einigung iſt unter dem Druck der Verhältniſſe zuſtande
gekom=
men, und wenn dieſer Druck einmal aufhören wird, wird die
Aufgabe des gegenwärtigen Kabinetts gelöſt ſein. Bis dahin
hofft man, daß die in dieſem Kabinett vorhandenen
außerordent=
lich ſtark divergierenden Kräfte ſich nicht auswirken werden —
wenigſtens nicht früher, als dies die finanzielle Lage Frankreichs
wieder erlaubt.
Unterbrechung der deutſch=polniſchen
Niederlaſſungsverhandlungen.
Ein polniſches Verſchleppungsmanöver.
Die deutſch=polniſchen Handelsvertragsverhandlungen, die
wor einigen Tagen wieder aufgenommen wurden, haben ſich zu
einem Teil bereits wieder feſtgefahren. Wie bisher liegt auch
diesmal die Schuld bei den Polen. Als in der
Vorbe=
ſprechung des Programmes der Beratungen die Polen auch die
ſofortige Inangriffnahme der Verhandlungen über das
Nieder=
laſſungsrecht forderten, das einen bedeutenden Teil des künftigen
Vertrages bilden wird, waren wir damit einverſtanden. Dieſe
Beratungen ſind jetzt auf Wunſch der Polen abgebrochen worden,
dazu noch unter recht eigenartigen Umſtänden.
Vorausgeſchickt muß werden, daß in Polen ein
ſogenann=
tes Ausländergeſetz beſteht, das in den nächſten Tagen in
Kraft treten wird. Dieſes Geſetz verlangt von jedem Ausländer
Anmeldung innerhalb 24 Stunden. Wird ihm die
Aufenthalts=
genehmigung erteilt, dann muß er ſich regiſtrieren laſſen.
Ledig=
lich die untere Beamtenſchaft entſcheidet über dieſe
Aufenthalts=
erlaubnis. Wird ſie nicht bewilligt, dann erfolgt Ausweiſung.
Der Ausländer wird auf ſeine Koſten bis zur Grenze
transpor=
tiert. Die Anrufung einer ſchiedsgerichtlichen Inſtanz iſt in
die=
ſem Geſetz nicht vorgeſehen. Der Ausländer iſt alſo völlig der
niederen Beamtenſchaft ausgeliefert. Daraus können ſich
natür=
lich allerlei Unannehmlichkeiten mit dem Ausland für Polen
er=
geben, um ſo mehr, als die polniſchen Behörden die
Staatsbür=
gerſchaft vieler Hunderttauſende von Perſonen anzweifeln und
ſie mit Hilfe dieſes Geſetzes von Haus und Hof vertreiben
kön=
nen. In einer interminiſteriellen Beſprechung hat der
Innen=
miniſter auf die Konfliktsmöglichkeiten hingewieſen, die ſich aus
dieſem Geſetz und ſeiner Anwendung ergeben könnten und hat die
Vorlage außerordentlich ſcharf kritiſiert. Trotzdem ſind noch
weſentliche Verſchärfungen hineingenommen worden.
Dieſes Geſetz kannten die polniſchen Unterhändler. Trotzdem
traten ſie ſofort in die Beſprechung über die Niederlaſſungsrechte
ein, um ſich jetzt unter dem Hinweis auf das Geſetz plötzlich aus
den Beratungen zurückzuziehen und ſie zu unterbrechen. Was
*Robert Schumann.
Zum 70. Todestage am 29. Julf.
In der Heilanſtalt zu Endenich bei Bonn ſtarb am 29. Juli
1856 nach zweijährigem Aufenthalt in dieſer Stätte der lebendig
Toten Robert Schumann. Während die Welt ſich an ſeinen
klin=
genden Melodien erfreute und erheiterte, lebte ihr Schöpfer das
traurigſte Leben, das Menſchen beſchieden ſein kann, nachdem ein
Selbſtmordverſuch zwei Jahre vorher ſein durch ſchweres Leiden
zerrüttetes Daſein beenden ſollte.
So war das Ende Robert Schumanns voll tiefer Tragik, wie
ſein Leben kampfdurchtoſt, aber auch reich an Sonne und
wonni=
ger Freude war. Er, der uns die ſchönſten Liedkompoſitionen
hinterließ, Kompoſitionen, die ewig leben werden, ward, obwohl
urſprünglich früher für das juriſtiſche Studium beſtimmt,
nach=
dem ſeine Abſicht, Klaviervirtuoſe zu werden, durch eine
Finger=
lähmung zuſchanden geworden, Dichter und Komponiſt. Dichter
nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, denm Dichtwerke hatz
Schumann nicht geſchaffen, aber Dichter im ſeeliſchen Empfinden,
im Gefühl, wie er mit gleicher Berechtigung Maler genannt
wer=
den könnte. Seine Tonſchöpfungen ſind Kunſtwerke von tiefſter
Verinnerlichung, rauſchende Farbenakkorde, ſind Liebe und Leben.
Von ſtärkſtem Einfluß auf Robert Schumanns
Komponiſten=
tum war ſeine Ehe mit Clara Wieck, dem ehemaligen
Wunder=
kind und der nachmals höchſt gefeierten Klavierkünſtlerin, deren
künſtleriſcher Laufbahn auf der Höhe ihres Könnens ein Ziel
geſetzt wurde, weil ſie in ihrer Liebe zu Schumann und damit in
ihrer Ehe, deren Harmonie vorbildlich war und iſt, aufging. In
ſchweren Jahren bitteren, zermürbenden Kampfes hat Robert
Schumann, nachdem er ſeinen „Sommernachtstraum” — ſeine
erſte Liebe gehörte Erneſtine von Fricken — ausgeträumt, ſich
Clara Wieck errungen gegen Widerniſſe vieler Art und beſonders
gegen den Willen ihres Vaters, mit dem er auch ſpäter nie in ein
erträgliches Verhältnis kam. Das ſo peinvoll erkämpfte Glück
war für beide Teile erfüllt von reinſten Harmonien und wurde
getragen von einem Ineinanderaufgehen, von einem ſtändigen
Einanderverſtehenlernen und Verſtehenwollen. Gewiß kann ge= ließ ihn neue kühne eigene Melodien
ſagt werden, daß Claras Liebe opfervoller war, denn ſie opferte
ward zur rauſchenden Entfaltung unſterblichen Kunſtſchaffens Minderwertigkeit der Zeitkompoſitionen und der Zeitkomponiſten
auf der anderen. Robert Schumanns Liebe zu ſeiner Frau,
ſeinem Eheglück verdanken wir zum übergroßen Teil die koſtbare, von dichteriſcher Kraft und Originalität getragene Muſikempfin=
Fülle ſchönſter Lieder, die ewig jung, ewig friſch bleiben und den gegenüberzuſtellen. Darum die Davidsbündler, die in und
einen ſo ſeltenen Reichtum von Melodien offenbaren, der Schu=
Vom Tage.
Wie das. Echo de Paris” weldet, hat der König des Hebſchas, Ibn
Saud, Emiſſäre nach Berlin entſandt, um diplomatiſche
Be=
ziehungen mit Deutſchland anzuknüpfen. Deutſchland
beabſichtigt, im Hedſchas eine Geſandtſchaft zu errichten, während Ihn
Saud einen Geſandten nach Berlin entſenden werde.
Nach einer Agenturmeldung aus Waſhington gibt das
Han=
delsdepartement bekannt, daß Deutſchland ſeit.
An=
nahme des Dawesplanes 905 Millionen geliehen
hat, von welcher Summe mehr als die Hälfte aus den Vereinigten
Staaten ſtammt.
In der letzten Zeit iſt es zwiſchen dem tſchechiſchen Miniſter
des Aeußern, Dr. Beneſch, und dem ehemaligem Miniſter
Stribray, welche beide der tſchechoflowakiſchen ſozialiſtiſchen Partei
angehören, zu ſcharfen Konflikten gekommen.
Zum Nachfolger Dſerſhinſkis iſt der Vorſitzende des
revolutionären Kriegsrats, Unſchlicht, gewählt worden.
Der eſtniſche Außenminiſter überreichte am Montag dem
Ver=
treter der Sowjetregierung in Eſtland eine Antwortnote auf das
ruſ=
ſiſche Gaxantiepaktangebot, worin die
Bereitwillig=
keit Eſtlands zu einem ſolchen Vertrage ausgedrückt wird.
Franzöſiſcherſeits wird mitgeteilt, daß ſeit der Einführung des
Dawesplanes die Verwaltungsausgaben der
Nepara=
tionskommiſſion um 57 Prozent niedriger geworden ſind.
Kriegsminiſter Painlevé ließ im Kabinettsrat von Poincaré einen
Erlaß unterzeichnen, durch den die Vollmachten des Generals
Gouraud als Gouverneur von Paris erneuert werden.
Poinearé hat das Erſuchen elſäſſiſcher Senatoren und
Depu=
tierter, die Verwaltung der elſaß=lothringiſchen
An=
gelegenheiten perſönlich in die Hand zu vehmen,
angenom=
men. Somit wird die Verwaltung Elſaß=Lothringens dem
Finanzmini=
ſterium angegliedert.
Wie Havas aus Brüſſel meldet, werden ſih die Miniſter
Vanderpelde und Franqui im Laufe dieſer Woche nach
Paris begeben, um mit der frangöſiſchen Regierung über Finanzfragen
Fühlung zu nehmen.
Die abeſſiniſche Regierung hat em Schreiben an
den Völkerbund gerichtet, in dem ſie die Aufmerkſamkeit des
Völkerbundes auf die kürzlich zwiſchen England und Italien gewechſelten
Noten lenkt.
Nach einer Meldung aus Nagaſaki wird im nächſten Monat eine
panaſiatiſche Konferenz zuſammentreten, die eine Allianz
zwiſchen allen aſiatiſchen Staaten herbeiführen ſol.
ſie mit ihrem Manöver bezwecken, iſt im Augenblick noch in
Dun=
kel gehüllt. Da ſie aber auch bei den früheren Beſprechungen
allerlei Winkelzüge machten, werden ſie auch jetzt mindeſtens eine
Verzögerung anſtreben, wenn nicht gar eine Verärgerung auf
deutſcher Seite, um dadurch von den ihnen anſcheinend gar nicht
angenehmen Verhandlungen über einen Wirtſchaftswertrag
los=
zukommen.
Die Beratungen über die Zollpoſitionen gehen natürlich noch
weiter. Das ganze Vertragswerk kann aber nicht zuſtande
kom=
men, wenn die Belaſtung des Ausländergeſetzes
beſtehen bleibt, durch das die Rechtslage der Ausländer, alſo in
dieſem Falle der Deutſchen, von vornherein ſo
ver=
ſchlechtert wird, daß für uns nicht einmal der Gedanke in
Erwägung gezogen werden darf, durch irgendwelche
Zugeſtänd=
niſſe Vergünſtigungen im Niederlaſſungsrecht zu erreichen. Polen
wird ſich alſo, wenn es den gegenwärtigen Zuſtand nicht
fort=
beſtehen laſſen will, bequemen müſſen, dieſes Ausländergeſetz
ſchleunigſt wieder zu beſeitigen, da es ſonſt zu keinem
annehm=
baren Abkommen mit uns gelangen wird.
Wirths „Republikaniſche Anion”
Eine Abſage der „Germania”
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die „Germania” hat fehr lange gezögert, zu dem Aufruf
Dr. Wirths Stellung zu nehmen. Sie wollte wahrſcheinlich erſt
einmal abwarten, welches Echo er im Lande finden würde.
Nach=
dem ſie nun geſehen hat, daß Herr Wirth ſich beinahe überall,
auch bei den Demokraten und Sozialdemokraten einen Korb
ge=
holt hat, iſt ſie nun aus ihrer Reſerve herausgetreten und hat
Herrn Wirth nun ebenfalls, wenn auch in konzilianter Form,
eine Abſage erteilt. Sie gibt ſich Mühe, Herrn Wirths Aufruf
zu verſtehen. Deutet ihn aber in einem Sinne, mit dem Herr
Dr. Wirth auf keinen Fall einverſtanden ſein wird, aus dem aber
doch hervorgeht, daß die „Germania, ebenfalls die
Republi=
kaniſche Union für ein verfehltes
Unterneh=
men hält. Sie legt noch einmal beſonderen Wert auf die
Feſt=
ſtellung, daß das Zentrum ſich geſchloſſen zu dem Grundſatz
be=
kannt hat, ſich weder nach links noch nach rechts zu binden, aber
bereit ſei, mit jeder Partei, die in ſtaatsbürgerlichem Sinne
ar=
beite, zuſammenzugehen. Damit dürfte wohl vorerſt die
Erörte=
rung über Herrn Wirths Republikaniſche Union ihren Abſchluß
gefunden haben.
Germersheim
unter franzöſiſchem Druck.
Anbillige Forderungen der Beſatzungsbehörden.
* Mainz, 27. Juli. (Priv.=Tel.)
Die franzöſiſchen Beſatzungsbehörden ſcheinen alles darauf
anzulegen, der Bevölkerung des beſetzten Gebietes das Leben ſo
ſchwer wie möglich zu machen. Beſonders auf Germersheim
konzentriert ſich in den letzten Wochen der Druck der franzöſiſchen
Militärbehörde. Die Stadtverwaltung Germersheim hatte
näm=
lich vor einiger Zeit an die franzöſiſche Beſatzungsbehörde das
Erſuchen auf Freigabe des früheren, jetzt natürlich eingeebneten
Feſtungsgeländes am Rhein zur Anſiedlung von
Induſtrieunter=
nehmungen gerichtet. Rechtlich hat die Beſatzungsbehörde keinen
Anſpruch auf dieſes ehemalige Feſtungsgelände, widerrechtlich
hat ſie jedoch dieſes Gelände beſchlagnahmt, ſo daß ſich die
Stadt=
verwaltung an die Beſatzungsbehörde wenden mußte. Dieſe iſt
jetzt mit folgendem Vorſchlag an die Stadtverwaltung
heran=
getreten: Aus Mitteln der Stadt ſollen 16 franzöſiſche
Offiziers=
wohnungen mit einem Koſtenaufwand von rund 320 000 Mark
gebaut werden, ferner iſt das Reithaus vollſtändig herzurichten,
was rund 7000 Mark erfordert; ebenſo ſoll die Schwimmſchule
des Militärs verlegt werden, wozu 6000 Mark nötig ſind. Dieſes
Abkommen ſoll aber außerhalb des Dawesplanes lediglich im
Austauſch gegen das eingeebnete Feſtungsgelände getroffen
wer=
den. Mit anderen Worten: die Stadtverwaltung ſoll eigenes
Gelände von der franzöſiſchen Militärbehörde abkaufen.
Selbſt=
verſtändlich hat die Stadtverwaltung dies abgelehnt. Es darf
wohl erwartet werden, daß ſich die Reichsregierung mit dieſer
Angelegenheit eingehender beſchäftigt und ſie zum Gegenſtand
einer Vorſtellung in Paris macht.
Das Saarhandwerk droht der
Regierungs=
kommiſſion mit Selbſthilfe.
Saarbrücken, 27. Juli.
Die Handwerkskammer Saarbrücken und der
Handwerker=
bund des Saargebietes haben angeſichts der kataſtrophalen
Un=
tätigkeit der Regierungskommiſſion gegenüber der Notlage, in
die das Saargebiet durch die vertragswidrige Einführung der
Frankenwährung geraten iſt, einen außerordentlich energiſchem
Vorſtoß gegen die Saarregierung unternommen, indem ſie ihr
unter Hinweis auf ihre vertragsmäßigen Verpflichtungen, für die
Wohlfahrt der Bevölkerung zu ſorgen, kategoriſch mitteilten, daß
das Handwerk des Saargebietes mit den übrigen Berufszweigem
unverzüglich zur Selbſthilfe ſchreiten werde, wenn ſeitens der
Regierungskommiſſion nicht binnen kürzeſter Friſt etwas
Durch=
greifendes geſchehe. Der Wunſch nach einer allgemeinen
Umſtel=
lung auf die Goldmarkbaſis ſei im Saargebiet nach den
Erfah=
rungen der Markinflation ſo ſtark verbreitet, daß es nur eines
Winkes der Spitzenorganiſationen bedürfe, um binnen kürzeſter
Friſt eine ſolche Umſtellung herbeizuführen. Die Lage ſei bereits
ſo kritiſch geworden, daß die Regierungskommiſſion alle
Veran=
laſſung habe, unverzüglich ſofortige Hilfsmaßnahmen
durchzu=
führen, wenn die Frankenwährung nicht binnen kurzer Zeit im
Saargebiet praktiſch erledigt ſein ſolle. An Einzelforderungen
zum mindeſtens teilweiſen Ausgleich der nachteiligen
Auswir=
kungen der Frankeninflation für die Saarländiſche Bevölkerung
werden in den Eingaben der beiden Organiſationen genannt:
Be=
reitſtellung ausreichender und billiger Papierfrankenkredite (die
im Gegenſatz zu Frankreich dem Saargebiet bekanntlich völlig
fehlen), ſofortige Löſung des Zollproblems und durchgreifende
Maßnahmen zur Verringerung der Steuerlaſten und gerechtere
Verteilung derſelben unter ſtärkerer Heranziehung des Bergbaus
und der Schwerinduſtrie,
Der ſaarländiſche Landesrat gegen die
Steuerprojekte.
Saarbrücken, 27. Juli.
In ſeiner geſtrigen letzten Sitzung in dieſer Periode ſprach
ſich der Landesrat mit erfreulicher Einmütigkeit gegen die neuem
Steuerprojekte der Regierungskommiſſion aus, die eine Erhöhung
der Umſatzſteuer von 1,3 auf 1,6 Prozent (in Deutſchland 075
Prozent), Erhöhung indirekter Steuern und die Neueinführung
einer Weinzollſteuer vorſehen, und lehnte es überhaupt ab. in
eine Einzelberatung der Vorlagen der Regierungskommiſſiom
einzutreten.
Porträt Robert Schumanns.
mann zu einem der meiſt geſungenen und
meiſt geſpielten Komponiſten auf dem
Kon=
zertpodium machte.
Sein Leben war Kampf bis ans Ende,
Kampf zunächſt mit ſeiner Kunſt ſelbſt für
eine neue Kunſtoffenbarung. Wie Wagners
war auch ſein Wollen zunächſt revolutionä:.
Dem Philiſtertum galt ſein Kampf und
erfinden. Dazu die Gründung der neuen „Zeitſchrift für Muſik”
ſchließlich ihr Kunſttum, aber dieſes Opfer auf der einen Seite mit der Tendenz, der Zeit den Spiegel vorzuhalten, die erkannte
zu bekämpfen und dem flachen Schematismus das eigene ſtarke,
mit dem neuen Journal der neuen muſikaliſchen Erkenntnis die
Bahn ebnen ſollten. Aber ſchon
bei ſeinem erſten Zuſammentreffen
mit Richard Wagner, das
aller=
dings in eine Zeit fiel, da
Schu=
manns Kämpfertum unter der
Ab=
weſenheit der geliebten Gattin litt,
erkannte er, daß ihn von Wagner
vieles trennte. Seine eigentliche
Kampfzeit war vorüber, ohne das
Ziel, für das, noch viele Jahre
Richard. Wagner mutig kämpfte,
erreicht zu haben. Immerhin
aher blieb. Robert Schumann ein
Eigener. Seine perſönliche tiefe
Ver=
aalagung, ſein dichteriſches
Emp=
finden, ſein hoch kultivierter
Ge=
ſchmack, gründend auf eine
gedie=
gene Geiſtesbildung, ließen ihn
vor=
übergehen an flachen Werken der
Dichter, zwangen ihn
naturnotwen=
dig, ſich nur ſolchen Dichtungen zu
widmen und ſie in Muſik
umzu=
ſetzen, deren Tiefe und deren
Emp=
findungen den eigenen entſprachen.
Darum, wie ſo ſelten, der innige
Zuſammenklang zwiſchen Dichtung,
Empfindung und muſikaliſchem
Ausdruck. Darum wohl auch die
große Aufgabe, die Robert
Schu=
mann neben der
Geſangskompoſi=
tion ſeinen Begleitnoten zuwies.
Darum wohl das ewig Lebendige,
ewvig Schöne und Reine, Erhebende,
Mitklingende und Mitſchwingende
in Robert Schumanns Liedern, die
er in einer ſchier unerſchöpflichen
Fülle ſchuf und hinterließ.
Wohl hat Robert Schumann
ſehr viel mehr komponiert als
Lieder, In den erſten Jahren ſeiner Ehe ſchuf er ſeine erſte und
zweite große Symphonie, die B=Dur=Symphonie und die D=Moll=
Symphonie. Er ſchrieb Ouvertüren und Streichquartette.
Be=
rühmt wurde ſein Es=Dur=Quintett für Klavier und
Streich=
inſtrumente und berühmt auch ſeine Muſik zu. Das Paradies
und die Peri‟. Er ſchrieb auch die Oper „Genofeva” und ſchuf
die Muſik zu Byrons „Manfred” und die „Fauſt”=Muſik. 2074
Nummer 207
Mittwoch, den 28. Zuli 4926
Seite 3
Die Durchführung
der Notſtandsarbeiten.
Kanalbauten. — Reichsbahnaufträge. — Bau
von Landarbeiterwohnungen.
Berlin, 27. Juli.
Die Verhandlungen über die Durchführung des
Arbeits=
beſchaffungsprogramms der Regierung ſind jetzt in mehreren
weſentlichen Punkten zum Abſchluß gelangt. Die
Waſſerſtraßen=
abteilung des Reichsverkehrsminiſteriums hat Anweiſungen zur
verſtärkten Durchführung der bereits begonnenen
Kanalbauten herausgegeben. Für dieſen Zweck ſollen
ins=
geſamt 13,5 Millionen Reichsmark mehr zur Verfügung geſtellt
werden, als wie im Haushalt vorgeſehen war. Verwandt
wer=
den dieſe Mittel in der Hauptſache für Arbeiten am Kanal Hamm
—Lippſtadt, am Hohenzollernkanal, am Oder—Spree=Kanal und
an der unteren Oder, ſowie für gewiſſe Arbeiten am
Mittelland=
kanal. 1,2 Mill. Reichsmark ſind für die Fertigſtellung der
Schleuſe bei Anderthon am Mittellandkanal beſtimmt. Ferner
haben ſich Reich und Länder über die Ausführung der Reſtſtrecke
des Mittellandkanals von Pene bis Burg geeinigt. Gleichzeitig
mit dem Hauptkanal ſoll auch der ſüdliche Flügel in Angriff
ge=
nommen werden, und zwar zunächſt der Kanal von Leipzig bis
Kreypau, die Kanaliſierung der Saale von Kreypau bis Halle
und der Zweigkanal Bernburg-Leopoldshall—Staßfurt. Dieſe
Arbeiten können begonnen werden, ſobald die Länder die ihnen
zugeſandten Verträge mit dem Reich vollzogen haben.
Ebenſo ſind die Verhandlungen über die
Reichs=
bahn=Aufträge zum Abſchluß gelangt. Es werden
Aufträge über insgeſamt 120 Mill. Reichsmark vergeben,
nach=
dem die Reichsbahnverwaltung zu dem vom Reich zur Verfügung
geſtellten Betrag von 100 Mill. Mark, noch 20 Mill. Mark aus
eigenen Mitteln zur Elektrifizierung der Berliner Stadt= und
Ringbahn aufwenden will. Aus den 100 Mill. Mark die vom
Reich zur Verfügung geſtellt wurden, ſind 20 Mill. Mark
eben=
falls für die Elektrifizierung der Berliner Stadt= und Ringbahn,
30 Mill. Mark für Erweiterung des beabſichtigten
Gleisumbau=
programms, 15 Mill. Mark zur Fortführung und Erweiterung
des geplanten Programms der großen Bauten, Brückenumbauten,
der Erweiterung von Bahnhöfen, neuer Werkſtätten,
Elektrifi=
zierung und Wohnbauten und 36 Mill. Mark zur
Beſchaf=
fung von Betriebsſtoffen und Erſatzſtücken. Sie ſollen möglichſt
nach Bezirken gelegt werden, die unter der Arbeitsloſigkeit
beſon=
ders zu leiden haben. Auch die Arbeiten an den früher
be=
gonnenen Bahnbauten, für deren Fertigſtellung in dieſem
Haus=
haltsjahr 10 Mill. Mark bereitgeſtellt worden ſind, werden in
allernächſter Zeit beginnen.
Endlich haben ſich die zuſtändigen Miniſterien des Reiches
und Preußens inzwiſchen über die Art geeinigt, wie der
ver=
ſtärkte Bau von Landarbeiterwohnungen, der
bekanntlich auch einen Teil des Programms für die
Arbeits=
beſchaffung bildet, ausgeführt werden ſoll. Das Reich ſtellt für
dieſen Zweck im laufenden Rechnungsjahr einen Betrag von
30 Millionen RMk. zur Verfügung. Auch die Aufbringung des
Länderanteiles iſt als geſichert anzuſehen. Beabſichtigt iſt der
Bau von 25 000 Landarbeiterwohnungen, von denen nach
Mög=
lichkeit 10000 noch in dieſem Haushaltsjahr erſtellt werden ſollen.
Fürſorge für die ausgeſieuerten Erwerbsloſen.
Bei den Beſprechungen, die am 23. und 24. Juli im
Reichsarbeits=
miniſterium mit den Vertretern der Landesregierungen ſtattgefunden
haben, wurde auch die Frage der beſonderen Fürſorge für
die Erwerbsloſen erörtert, die die Höchſtdauer in der
Erwerbs=
loſenfürſorge überſchritten und deshalb keinen Anſpruch mehr auf
Er=
werbsloſenunterſtützung haben. In den vorhergehenden Tagen war die
gleiche Frage im Verwaltungsrat der Reichsarbeitsverwaltung und mit
den kommunalen Spitzenverbänden beſprochen worden. Eine
Verlänge=
rung der Höchſtdauer in der Erwerbsloſenfürſorge über 52 Wochen
hin=
aus kann nach Anſicht der Reichsregierung nur mit Zuſtimmung des
Reichstages und nur in Form eines Geſetzes erfolgen. Der Reichstag hat
vor ſeinem Auseinandergehen den Standpunkt der Reichsregierung
akzep=
tiert. Nach der Haltung, die er bei den Erörterungen über die
Aus=
geſteuertenfrage eingenommen hat, legt er Wert darauf, bei einer
end=
gültigen Regelung beteiligt zu werden. Die Länder teilten in ihrer
großen Mehrheit den Standpunkt der Reichsvegierung, daß bis zu dieſer
endgültigen Regelung die Fürſorge für die Ausgeſteuerten auch weiterhin
Sache der allgemeinen Wohlfahrtspflege iſt, der ſie nach dem jetzigen
Rechtszuſtand obliegt, daß aber den Bezirksfürſorgeverbänden unter
be=
ſtimmten Vorausſetzungen finanzielle Beihilfen gewährt werden müſſen.
Im einzelnen haben die Länder und die anderen beteiligten Stellen
für die vorläufige Regelung, um die es ſich jetzt handelt, eine Reihe von
Wünſchen vorgetragen, zu denen die Reichsregierung noch endgültig
Stellung nehmen muß. Im übrigen haben die Beſprechungen beſtätigt,
daß die Frage der ausgeſteuerten Erwerbsloſen heute erſt eine beſchränkte
zahlenmäßige Bedeutung hat. Die Reichsvegierung wird aber die
beab=
ſichtigte Regelung ſo betreiben, daß ſie in Kraft treten kann, ſobald im
Herbſt mit einer größeren Anzahl von Ausgeſteuerten zu rechnen iſt.
Der engliſche Bergarbeiterſtreif
Keine Fortſetzung der ſtaatlichen Bergbauſubbention.
EP. London, 27. Juli.
Während der Bergbaudebatte im engliſchen
Unterhaus betonte Baldſoin noch einmal, daß die
Regie=
rung unter keinen Umſtänden die
Bergbauſub=
vention fortſetzen könne. Es wurden während der
gan=
zen Debatte keinerlei Fortſchritte erzielt.
„Daily Chronicle” geht ſoweit, zu ſagen, die Türe zu
Ver=
handlungen ſei zugeſchlagen worden. Baldwin habe keinerlei
Schritte unternommen, die zur Wiederuafnahme der
Verhand=
lungen führen könnten, obwohl die Arbeiter in den letzten Tagen
und Wochen das Prinzip des Schiedsſpruchs angenommen und
die Möglichkeit zur Herabſetzung der Löhne offengelaſſen hätten.
— Gegen dieſe Haltung Baldwins wird in der Preſſe lebhaft
Stellung genommen. Die liberalen Blätter verurteilen Baldwin
wegen ſeiner Schwäche. Es ſei Pflicht der Regierung, von ſich
aus alle Mittel zu ergreifen, um eine Beilegung des Ausſtandes
herbeizuführen, unter dem die ganze Nation leide. Die Kritiken
werden auch ſchon in der konſervativen Preſſe laut. Die „Times”
läßt in einem Leitartikel durchblicken, Baldwin hätte von ſich aus
den Bericht der Kommiſſion namens der Regierung annehmen
ſollen, um auf dieſe Weiſe die Parteien zu einem gleichen Schritt
zu zwingen und damit neue Verhandlungen zu ermöglichen.
Die Exekutive der Bergarbeitergewerkſchaft iſt auf Freitag
ein=
berufen, um weiter zu beraten. Cook hat in einer Rede in
Walle=
fall verſichert, daß die Annahme einer längeren Arbeitszeit ſei= nach den Berichten der New Yorker Zeitungen eine Beteiligung
nen Rücktritt nach ſich ziehen würde.
Engliſche Vorbeugung gegen den Gaskrieg.
EP. London, 27. Juli.
Im Parlament wird der Abgeordnete Ammon eine Anfrage
einbringen, ob die Regierung angeſichts der Gefahren eines
Gas=
krieges bereit ſei, jeden Menſchen in England mit Gasmasken
auszurüſten und in den Schulen Inſtruktionsunterricht über den
Gebrauch von Gasmasken zu erteilen. Der „Daily Chronicle‟
meldet hierzu, daß das Luftminiſterium ſich zurzeit mit der
Her=
ausgabe einer brauchbaren Gasmaske, der Organiſierung von
Gasbekämpfungsgruppen, der Errichtung gasſicherer Räume in
Häuſern und öffentlichen Gebäuden, der Schaffung von großen, niſchen Prieſter richtet, ſpricht man davon, daß König Alfons
gasſicheren Unterſtänden ſowie ſchließlich der eventuellen
Evaku=
ierung eines Teiles der Londoner Bevölkerung beſchäftigt. Fer= denke. Ein ſolcher Bruch in den ſpaniſch=mexikaniſchen
Bezie=
ner wird erwogen, ſchon jetzt in den Londoner Häuſern gasſichere
Keller anzulegen, die in Friedenszeiten als Garagen, im Kriege des letzten Mittels einer gewiſſen Kontrolle und Intervention
aber ſofort als Antigasräume benutzt werden können.
Profeſſor Barnes über die Schuld am Weltkriege.
* Berlin, 27. Juli. (Priv.=Tel.)
Profeſſor Barnes=New York, einer der bekannteſten amerikaniſchen
Geſchichtsforſcher, der geſtern abend in der Berliner Univerſität über das
Thema „Die Schuld am Weltkriege” ſprach, äußerte ſich über den Stand
der Forſchungen der Kriegsſchuldfrage folgendermaßen:
„Die Theſe von der Alleinſchuld Deutſchlands am
Weltkriege iſt von objektiven Beurteilern längſt fallen
ge=
laſſen worden. Es beſtehen zurzeit unter den Forſchern drei
ver=
ſchiedene Anſichten. Die einen halten Deutſchland wohl für in
hervor=
ragendem Maße, aber nicht für allein ſchuldig am Ausbruch des
Welt=
krieges. Die zweite Gruppe iſt der Anſicht, daß Deutſchland, Frankreich
und Rußland zu gleichen Teilen für die Enwickelung der Geſchehniſſe
von 1913114 verantwortlich zu machen ſeien. Die dritte Gruppe, die ich
ſelbſt vertrete und die in letzter Zeit immer mehr Anhänger gewinnt,
ſagt, Deutſchland iſt im Verhältnis zu anderen Ländern nur zu
einem verſchwindend kleinen Teile verantwortlich
zu machen.”
Das Jahr 1912, ſagte er in ſeinem Vortrag, ſtelle einen
Wende=
punkt dar. Iswolſki und Poinearé hätten von da ab Hand
in Hand auf die Entfeſſelung des europäiſchen
Krie=
ges hingearbeitet. Die Mitſchuld des ſerbiſchen
Generalſtabes bei dem Morde in Serajewo ſei einwandfrei
feſtgeſtellt. Rußland habe ganz Europa voreilig in
den Krieg geſtürzt. Politiſch und diplomatiſch ſei kein Grund
für die Entfeſſelung des Weltbrandes vorhanden geweſen. In der Nacht
des 31. Juli habe ſich auch Frankreich bereits für den Krieg entſchieden.
Die Pläne von Frankreich und Rußland ſeien ein=
Belgien habe mit den engliſchen Kriegsbeſchlüſſen nichts zu tun
ge=
habt. Es ſei lediglich ein Vorwand für die engliſche ließ wiſſen, daß es den mexikaniſchen Kirchenkonflikt durchaus als
Diplomatie geweſen. Amerika habe nie die europäiſche Lage
klar überſehen können. Wolle man eine Skala der Kriegsſchuld aufſtellen,
Abſtande käme Oeſterreich, das nur einen lokalen, keinen Weltkrieg
wollte. An letzter Stelle ſtände Deutſchland. Der deutſche Kaiſer habe
ſich bis zuletzt bemüht, den Krieg zu vermeiden.
Zum Schluß erklärte Profeſſor Barnes, daß der berüchtigte
Schuld=
paragraph im Verſailler Vertrag ohne jede Grundlage wäre. Die klare
wiſſenſchaftliche Erkenntnis der Kriegsſchuldfrage verlange eine
Zurück=
weiſung aller Maßnahmen des Verſailler Vertrages, die auf jenem
Schuldparagraphen baſieren.
Kirchenſizeik in Mexiko.
Die Abwehr der Kirche gegen das neue mexikaniſche
Kirchengeſetz.—Bannſluch gegen den Präfidenten Calles.
New York, 27. Juli.
Am nächſten Sonntag tritt das neue mexikaniſche
Kirchen=
geſetz in Kraft. Die Zuſpitzung des neuen „Kulturkampfes”
kommt mit aller Deutlichkeit in einem Hirtenbrief des
mexi=
kaniſchen Epiſkopates zum Ausdruck, in dem erklärt wird, daß
jeder, der ſich an der Durchführung des neuen kirchenfeindlichen
Eeſetzes beteiligt, exkommuniziert werden ſoll. In erſter Linie
richtet ſich dieſe Drohung gegen die Regierung und
den Präſidenten Calles perſönlich, auf deſſen Initiative
das Geſetz zurückgeht. In dem Hirtenbrief fordert die
Geiſtlich=
keit weiter die katholiſchen Eltern auf, ihre Kinder nicht in die
Schule zu ſchicken, da durch den Fortfall des
Religionsunter=
richtes ihr Glaube und ihre guten Sitten in Gefahr ſeien. Vom
31. Juli ab ſollen alle religiöſen Handlungen, bei
denen die Teilnahme von Geiſtlichen erforderlich iſt,
unter=
bleiben, was alſo den Beginn eines regelrechten
Kirchenſtreikes bedeutet. Zwar werden die Kirchen nicht
geſchloſſen, aber es werden keine Meſſen mehr geleſen, und es
findet keinerlei Gottesdienſt ſtatt. Das Publikum ſoll weiter
Gelegenheit zu perſönlicher Andacht in den Kirchen haben.
Als Proteſt gegen die Einführung des neuen Kirchengeſetzes
fand bereits eine rieſige Wallfahrt nach Guadeloupe ſtatt, die
von über 100 000 Wallfahrern aufgewieſen haben ſoll. Das New
Yorker Epiſkopat hat für nächſten Sonntag Sondergottesdienſte
für die mexikaniſchen Katholiken feſtgeſetzt.
Der Vatikan und die Katholikenverfolgungen
in Mexiko.
In vatikaniſchen Kreiſen beſchäftigt man ſich mit der von
Spanien beabſichtigten Intervention zugunſten der vom Papſt
ſtark verurteilten Katholikenverfolgungen in Mexiko. Da die
ganze Aktion als gegen Spanien gerichtet bezeichnet werden
kann, weil ſich das Vorgehen Mexikos beſonders gegen die
ſpa=
von Spanien ſeinen Geſandten in Mexiko zurückzuberufen
ge=
hungen ſei jedoch dem Vatikan nicht erwünſcht, weil er Spanien
in dieſer Angelegenheit beraube.
Die Gegenaktion der Regierung. —
Straf=
verfolgung der Biſchöfe.
Gegen diejenigen Biſchöfe, die in einem Hirtenbrief als
Pro=
teſt gegen die Kirchengeſetzgebung der Regierung die Einſtellung
des Gottesdienſtes vom 4. Auguſt an angeordnet haben, hat die
Regierung ein gerichtliches Verfahren eröffnet. Der
Hirten=
brief hatte überdies den Präſidenten Calles als exkommuniziert.
erklärt. — Wie aus Mexiko gemeldet wird, hat der mexikaniſche
Gewerkſchaftsbund eine Entſchließung angenommen, in der er
ſich verpflichtet, die Regierung in ihrem Kampf gegen die
katho=
liſche Kirche zu unterſtützen.
Neues vom mexikaniſchen Kulturkampf.
New York, 27. Juli.
Der mexikaniſche Kulturkampf nimmt nach wie vor den
größ=
ten Raum in den New Yorker Zeitungen ein. Die Sympathien
ſind durchweg auf ſeiten der katholiſchen Kirche. So hat
bei=
ſpielsweiſe der katholiſche Orden der Kolumbus=Ritter von New
York eine Reſolution angenommen, worin das Auswärtige Amt
aufgefordert wird, die amerikaniſchen Ideale und
Regierungs=
grundſätze aufrecht zu erhalten, indem es die gegenwärtige
un=
mütig aufeineneuropäiſchen Krieg hinausgegangen, haltbare Lege in Mexiko beende. Das Auswärtige Amt aber,
durch die Erfahrungen bei den jüngſten Oelkontroverſen gewitzt,
eine mexikaniſche Angelegenheit auffaſſe und jede Einmiſchung
ſo falle die einzige und direkte Verantwortung für ablehne, ſolange amerikaniſche Bürger nicht beläſtigt würden,
den Weltkrieg Frankreich und Rußland zu. In weitem Die mexikaniſchen Behörden haben angeordnet, daß nach
Schlie=
ßung der Kirchen am letzten Juli alle freiwerdenden Geiſtlichen
Miſſionsarbeiten unter den Indianern übernehmen ſollen. Der
Widerſtand der Kirche hat ſich in Havanna auf Kuba ein
Haupt=
zentrum geſchaffen, wohin der vom Pabſt ernannte, aber von der
mexikaniſchen Regierung ausgewieſene Erzbiſchof Carnana
ge=
flüchtet iſt. Dieſer leitet ſämtliche Kampfmaßnahmen.
eine große Anzahl kleinerer und größerer Werke. Was er aber
hinterließ von unſterblichem Wert, ſind ſeine Liedkompoſitionen.
Auf dieſem Gebiete iſt Schumann ein ganz Eigener, ſteht ohne
jede Tradition da, wohingegen ſeine großen Werke aufbauen
und anklingen an Beethoven. Oft heiter, meiſt aber erſchütternd
wirkt ſeine muſikaliſche Ausdeutung, ergreifend der in Ueberfülle
ſtrömende Melodienreichtum. Alle ſind Zeugen ſeiner großen
Liebe zur Gattin, der viele ſeiner Lieder gewidmet ſind und in
der er ſo weit ging, daß er eines ſeiner Werke als von Robert
und Clara Schumann bezeichnete, um zu dokumentieren, daß
bei=
der Herzen zuſammenſchlagen, eine Seele ſind.
Clara Wieck war faſt ihr Leben hindurch überzeugte und
über=
zeugende Interpretin ſeiner Klavierdichtungen. Dieſe Künſtlerin,
die ſich, getragen von ihrer Liebe, ſo tief in die Kompoſitionen
i9res Gatten einleben konnte, die einmal ſagte, „eine jede
Finger=
eißze muß eine ſingende Seele ſein” iſt berufene Mittlerin ſeiner
Kunſt geweſen und ihr iſt zum großen Teil zu danken, daß ſeine
Werke ſo populär wurden.
Rohert Schumanns Tätigkeit als Lehrer oder Orcheſterleiter
Dar nicht von Erfolg gekrönt. Im Herbſt 1850 als Städtiſcher
Nuſikdirektor nach Düſſeldorf berufen, mußte er 1853 dieſe
Stel=
ung niederlegen und damit den letzten Verſuch überhaupt, eine
Hellung zu bekleiden. Sein Schaffen aber ging fruchtbar weiter,
DS ein ſchon 1833 leicht aufgetretenes und nach Jahrzehnten
wie=
erholtes Gehirnleiden ſein Nervenſyſtem völlig zerrüttete. 1854
ſurzie ſich Schumann, um ſeinem Leben ein Ende zu bereiten,
n den Rhein. Daß man ihn rettete, war mitleidlos, wenn auch
Menſchenpflicht. Die Paranoia, die jetzt die Unterbringung in
Sder beilanſtalt notwendig machte, führte zum tragiſchen Ende.
Dr. E. Kth.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Unſtler der Heidelberger Feſtſpiele. Der
eidelberger Feſtſpiele veröffentlicht ſoeben die Namen
itskreiſes der diesjährigen Feſtſpiele, die vom 31. Juli
guſt den „Sommernachtstraum” im Schloßhof, Goethes
im Bandhausſaal des Schloſſes und die Uraufführung
bſuns dramatiſcher Dichtung „Munken Vendt” im
tter bringen.
” aus der Liſte der Darſteller und Leiter: Albert
Deinrich George, Fritz Valk, Gerda Müller, Eliſabeth
Lans Rehmann, Otto Wernicke, Maria Krahn, Con=
3. Fritta Brod, Maria Czamska, Wolf Benekendorff,
er. Guſtav Landauer, Hans Hinrich, Hans Joachim
Büttner, Max Noack. Regieaſſiſtenz und Dramaturgie:
Theo=
dor Bögel, Fritz Alexander Cohen, Theodor Haerten. Leitung
der techniſchen Einrichtung und Ausſtattung: Oberbaurat
Schmieder, Artur Pohl, Renate Harttung. Szeniſche
Geſtal=
tung: Profeſſor Hans Poelzig, Muſikaliſche Leitung: Ernſt
Kre=
nek. Choreographiſche Leitung: Kurt Jooß. Geſamte
künſt=
leriſche Leitung: Guſtav Hartung.
— Trocken — auch im Regen — und fruchtbar, auch
ohne Sommer, iſt und bleibt der Humor der „
Meggendor=
fer=Blätter”. Unbeirrt durch Sturm und trübe Tage leuchtet
die Sonne ſeiner luſtigen Einfälle jedem Leſer dieſes allbeliebten
Familienwitzblattes. Humoresken und Anekdoten, heitere und
lyriſche Gedichte, aktuelle und ſatiriſche Gloſſen füllen in bunter
Abwechſlung jede der wöchentlich erſcheinenden Nummern und
hervorragende Illuſtrationen, farbig und ſchwarz, ergänzen und
fördern die erheiternde Wirkung dieſer luſtigen Lektüre. Politiſch
ſind die „Meggendorfer=Blätter” in keiner Weiſe und daher
er=
freulich für jeden, der Witz und Fröhlichkeit liebt gleichgültig,
wie er ſich zu den Parteifragen des Tages ſtellt. Das
Abonne=
ment auf die „Meggendorfer=Blätter” kann jederzeit begonnen
werden. Beſtellungen nimmt jede Buchhandlung und jedes
Poſt=
amt entgegen, ebenſo auch der Verlag in München,
Reſidenz=
ſtraße 10. Die ſeit Beginn eines Vierteljahres bereits
erſchiene=
nen Nummern werden neuen Abonnenten auf Wunſch
nach=
geliefert.
C.K. Leben die modernen jungen Damen zu ſchnell? „Was
ſoll das nun werden mit all dieſen Tänzen, Kinobeſuchen und
Tennisſpielen? Meine Tochter wird ganz verbraucht ſein, ehe ſie
in mein Alter kommt!” So hörte eine engliſche Beobachterin
dieſer Tage eine Mutter von etwa 40 Jahren klagen, die feſt
überzeugt war, daß ihre Tochter „zu ſchnell” lebe. Nicht weniger
feſt überzeugt war aber die Tochter, daß ihre Mutter die Hälfte
aller Freuden, die das Leben bieten kann, verfehlte und zu ſchnell
alt würde, weil ſie von den Strapazen des häuslichen Lebens
nicht genügend Erholung ſuchte. Die Beobachterin iſt geneigt,
in dieſem Streit zwiſchen Tochter und Mutter ſich auf die Seite
der letzteren zu ſtellen. Vieles, was man von der Haſt des
moder=
nen Lebens ſagt, ſo meint ſie, iſt eigentlich eine Täuſchung. Die
Dinge vollziehen ſich ſchneller, aber die Mittel, die das bewirken,
ſind von den Fortſchritten der Wiſſenſchaft geliefert, und ſie ſind
mechaniſch, nicht perſönlich. Eiſenbahn, Omnibus, Flugzeug,
ſie alle haben die Reiſen ſchnell gemacht. Der Telegraph, das
Telephon, die Schreibmaſchine haben das Geſchäftsleben
revolu=
tioniert. Arbeitſparende Geräte haben auf die verſchiedenſte
Weiſe die Laſt der Hausarbeit erleichtert und geben auch der ge=
wiſſenhafteſten Mutter Zeit genug für Erholung und Vergnügen,
an die ſie noch vor einem Vierteljahrhundert nicht denken konnte.
Alle dieſe Dinge erwecken den Eindruck des zu ſchnellen Lebens,
der noch unterſtrichen wird durch das Anwachſen des
Großſtädte=
lärms, der für die Nerven vieler Leute gewiß ſehr ermüdend,
aber doch keine harte Arbeit iſt. Man ſehe ſich aber die harte
Arbeit an, die unſere Großmütter zu leiſten hatten. Da gab es
keine Staubſauger zum Reinigen der Teppiche, die den Staub
ſchnell und mühelos beſeitigen, da wurde das Feuer nicht nur
einfach angeknipſt. Sie mußten die Kinderkleider ſelber machen
und alles im Haushalt ausbeſſern und flicken. Und doch ſind die
alten Leute, je älter ſie ſind, um ſo mehr erſtaunt über die Haſt
des Lebens von 1926. Sie können ſich nicht genug darüber
wun=
dern, daß Mütter telephoniſch einkaufen, und daß ſie mit allem
fertig werden, ehe ſie abends ins Theater gehen, während die
Mütter wieder ſich wundern, daß die Töchter ihren Beruf mit
den Tänzen, Kinos, Tennis vereinen können ohne einen
ver=
vöſen Zuſammenbruch. Daß man zu ſchnell lebt und zu hart
ar=
beitet, ſind moderne Illuſionen. Nur die Mittel und Wege haben
ſich geändert und wir leben durch ſie anders wie früher.
C. K. Der Mann als Nutznießer des Bubikopfes. Während
bei uns der Mann meiſtens nur eine gemiſchte Freude an dem
Bubikopf ſeiner Frau hat, geht es den Eingeborenen des
nörd=
lichen Auſtralien viel beſſer, denn ſie haben von dem
kurzgeſcho=
renen Haar ihrer Eheliebſten einen praktiſchen Nutzen. Wie der
Forſchungsreiſende Michael Terry erzählt, der ſoeben eine Fahrt
im Kraftwagen durch das nördliche Auſtralien vollendet hat,
haben ihm die ſeltſamen Gebräuche der „Steinzeitmenſchen”
dieſer Gegend ſehr viel Spaß gemacht. Neben den Zaubereien
der Regenmacher, den Zeremonien der Medizinmänner und dem
Telegraphieren mit Rauchſignalen intereſſierte ihn beſonders die
Verwendung des menſchlichen Haares. Der Ehemann hat nach
dem Geſetz dieſer Stämme vollkommen freie Verfügung über das
Haar ſeiner „Lubra” oder Frau. Ohne vorherige Ankündigung
packt er ein Bündel der wolligen Locken ſeiner Ehehälfte und
ſchneidet ihr die langen Haare mit einem geſchärften Stein ab.
Das geht ſchneller, als bei uns mit der ſchärfſten Schere des
ge=
übten Friſeurs. Das abgeſchnittene Haar rollt er in eine Kugel
zuſammen, aus der er dann einzelne Fäden zieht. Dieſe reibt er
in den Händen auf und nieder bis ſie ſich zu einem feſten Strick
zuſammenfügen, und diefen Strick knüpft er ſich rund um die
Taille, um davon im Bedarfsfalle Gebrauch zu machen. Zu
dieſer Strickfabrikation benutzt er nicht nur das Haar ſeiner
Frau, ſondern auch bisweilen das ſeiner Schwiegermutter, und
ſo zieht er aus den Bubiköpfen der Schönen praktiſchen Nutzen.
Seite 4
Mittwoch, den 28. Juli 1926
Nummer 207
Statt Karten.
Anne Hartmann
Wilhelm Schäfer
(19480
Verlobte
Darmstadt
Traisa b. Darmst.
Ludwigstr. 30
Sandbergstr. 67
Am 25. ds. Mts. verſchied nach kurzer,
ſchwerer Krankheit
Herr
Fritz Weihl
Bankbeamter
im Alter von erſt 24 Jahren.
(10801
Sein allzufrüher Tod berührt uns auf
das Schmerzlichſte und wir werden das
An=
denken dieſes von uns ſehr geſchätzten und
allſeitig beliebten Mitarbeiters immer in
Ehren halten.
Baß & Herz.
Frankfurt a. M., den 26. Juli 1926.
Hällt IhrHaar aus?
Dankſagung.
Statt Karten,
Für die zahlreichen Beweiſe
herzlicher Anteilnahme bei dem
Heimgang unſerer lieben Mutter
ſagen wir hierdurch innigen
Dank
Eliſabeth Schuff
195461 Luiſe Schuff.
Dankſagung.
Für die Liebe und Teilnahme,
ſowie für die zahlreichen
Blumen=
ſpenden bei dem Heimgange unſerer
herzensguten Mutter ſagen wir
innigſten Dank. Beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Vogel, für die
tröſtenden Worte.
(10341
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Demalade.
Greiner’s
Antisepton
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ſoweit der Vorrat reicht, zum
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ſtunden von 8—12 und von 3—6 Uhr
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Die Stadt Darmſtadt ſchreibt unter
den in Darmſtadt anſäſſigen Architekten,
Kunſtgewerblern uſw. einen Wettbewerb
aus, zur Erlangung von künſtleriſch
ein=
wandfreien Entwürſen für geſchäftliche
Anpreiſung an Straßen mit
Firmen=
ſchildern, Lichtreklame und vorſpringenden
Schildern. An Preiſen werden für die
3 einzelnen Gruppen insgeſamt 600.— Mk
zu je 100.— Mk., 60.— Mk. und 40.— Mk.
ausgeſetzt. Ein Ankauf weiterer
Ent=
würfe bleibt vorbehalten. Für jede Gruppe
ſind mindeſtens 3 Vorſchläge erforderlich
Das Recht der anderweitigen Verteilung
bleibt vorbehalten.
Nähere Unterlagen des Wettbewerbs
ſind auf dem ſtädt. Hochbauamt, Zimmer
Nr. 13, zu erhalten.
(St. 10808
Preisrichter ſind:
1. Bürgermeiſter Buxbaum,
2. Geh. Oberbaurat Miniſterialrat Prof.
Dr. Hofmann,
3. Geh. Baurat Walbe,
4. Stadtverordneter Leuſchner,
Hütſch.
Die Entwürfe ſind mit Kennwort
verſehen (Namensnennung in
geſchloſ=
ſenem Umſchlag mit gleichem Kennwort
als Aufſchrift) bis zum 1 Oktober 1926
bei dem ſtädt. Hochbauamt einzureichen
Darmſtadt, im Juli 1926.
Arbeitsvergebung.
Samstag, den 7. Auguſt,
vor=
mittags 10 Uhr, ſollen in den
Amts=
räumen des Heſſ. Kulturbauamts
Darm=
ſtadt die Angebote auf Herſtellung von
2 Feldwegbrücken für die
Feldbereinig=
ung Groß=Bieberau entgegen
genom=
men werden, und zwar:
Los I 60 cbm Stampfbeton
Los II 45
Pläne und Bedingungen liegen bei
unterzeichneter Behörde, Bleichſtraße 1
zur Einſicht auf.
Angebotsvordrucke ſind daſelbſt zum
Preiſe von 0.50 Mk. erhältlich.
Zuſchlag vorbehalten.
Zuſchlagsfriſt 2 Wochen. (10838
Darmſtadt, den 24. Juli 1926.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Nachlaß=
Verſteigerung
Wegen teilweiſer Auflöſung
des Haushaltes des
verſtor=
benen Herrn General=
Muſik=
direktors Balling verſteigere
ich Freitag, 30. Juli d. J.,
vor=
mitt. /10 Uhr, und nachm. /,3
Uhr beginnend in deſſen
Woh=
nung
17 Mathildenplatz 17
(Nordflügel des Marſtalls)
nachfolgend verzeichnete
Mo=
bilien gegen Barzahlung:
mit Roßhaarm.
1 Bett, kompl.,2Betſtellen mit
Sprungrahmen, 1 Bettſtelle, nußb., 3 Ruhebetten, 1 Sofa, 6
Pol=
ſterfeſſel, 1 Polſterbank und 2 Seſſel,
eiche, geſchnitzt, 4 Stühle, geſchnitzt,
12 Polſterſtühle.
1 Zimmer, ſchwarz pol.,
beſtehend a. Bücherſchrank,
Schreib=
tiſch, viereck. Tiſch, Ziertiſch, 2
Gon=
deln, 1 Spiegel, 1 Standetagere,
3 Waſchſchränke, poliert, 2 desgl.,
ſackiert, 1 Waſchſchrank für
Waſſer=
ſpülung, 3 Nachtſchränke mit
Mar=
morplatten, 4 Handtuchhalter.
1 Kleiderſchrank, 3teilig,
nußbaum=pol., 1 kl. Spiegelſchrank,
mahagoni, 1 Kleiderſchrank, eintür.
mahagoni, 3 Kom=
1 Kommode, moden, lachiert,
1Pfeilerſchrank, 1 Paravant,2
Spiel=
tiſche, 6eingelegte Ziertiſche, 1
Satz=
tiſch, 6 viereck. Tiſche, eichen, 4
Zim=
merteppiche (Axminſter), 2 Läufer,
große Partie guterhaltener
Por=
tieren, Vorhänge, Aufſtellſachen u.
Bilder aller Art, Spiegel, 1
Hand=
nähmaſchine, 1 Perſonenſitzwage, 2
elektr. Bügeleiſen.
(10816
1 Eßſervice.
Beſichtigung:
Donnerstag von 2—5 Uhr.
Darmſtadt, den 28. Juli 1926.
Raab
Amtsgerichtstaxator.
Am Donnerstag, den 29. Juli 1926,
Städt. Hochbauamt. vormittags 10 Uhr, verſteigere ich im
Verſteigerungslokal Luiſenſtr. 32
zwangs=
weiſe, meiſtbietend, gegen Barzahlung:
1 großer Poſten Stahlwaren,
Raſier=
meſſer, Haarſchneidemaſchinen,
Schee=
ren, Taſchenmeſſer, Tafelbeſtecke uſw.
1kompl. Drehbank, 1 Knetmaſchine,
10 Sack Mehl, 60 Flaſchen Wein,
1 Gasherd, 1 Ladenkaſſe, 1 Poſten
verſchiedene Bücher, 1 Eisſchrank,
1 Truhe, 1 Feldſtecher,
Schreibma=
ſchinen, 1 ſilbernes Kaffeeſervices,
1 elektr. Stehlampe, 1 Schreibtiſch,
1 Standuhr, 1 Nähmäſchine, 1
Waſch=
tiſch mit Marmorplatte, 1 Diwan,
1 Sofa, Lederſtühle, Klubſeſſel und
(10828
ſonſtige Möbelſtücke.
Darmſtadt, den 28. Juli 1926.
Glaſer
Stellvertr, des Gerichtsvollziehers
Weinheimer in Darmſtadt:
Nummer 207
Mittwoch, den 28. Juli 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 28. Juli.
Darmſiadt—Offenbach.
Nach Frankfurt a. M.=Süd und Offenbach beſtehen an
Werk=
tagen im Sommerfahrplan 1926 beſonders günſtige
Verbindun=
gen, die den zeitraubenden, unbequemen und koſtſpieligen (
Mehr=
fahrtkoſten 0,20—0,30 Mk.) Umweg über Frankfurt a. M.=
Haupt=
bahnhof vermeiden. Man fährt mit Zügen der Main=Neckar=
Bahn bis Neu=Iſenburg und hat dort unmittelbare und bequeme
(ohne Unterführung) Anſchlüſſe an die Triebwagen nach
Frank=
furt a. M.=Süd und Offenbach. Entſprechend geſtaltet ſich die
Rückreiſe. Abfahrt in Darmſtadt 5.21, 11.47, 1.44, 7.20, Ankunft
in Darmſtadt 8.33, 2.11, 6.16, 10.11. Die neue Verbindung, die
es verdient, noch ſtärker beachtet zu werden, als dies bisher ſchon
der Fall iſt, iſt auch für die Orte der Main=Neckar=Bahn zwiſchen
Darmſtadt und Frankfurt a. M., für Langen, Sprendlingen=
Buchſchlag uſw., von beſonderer Bedeutung. Alle Einzelheiten
ergeben ſich aus den Fahrplänen.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Herrn Profeſſor Dr. Georg
Agde zu Darmſtadt wurde die venia legendi für allgemeine und ſpezielle
chemiſche Technologie, insbeſondere Brennſtofftechnik, an der Techniſchen
Hochſchule Darmſtadt erteilt.
— Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute Mittwoch,
nachmittags 3½ Uhr, findet zu ganz kleinen Preiſen, von 50 Pf. bis
2,50 Mk., eine Wiederholung des Kindermärchens „Schneewittchen und
die ſieben Zwerge” ſtatt. Abends 8 Uhr wird die erfolgreiche Operette
„Der Orlow” (der ruſſiſche Krondiamant) gegeben. Morgen Donnerstag
und Freitag finden ebenfalls Aufführungen der Operette „Der Orlow”
ſtatt (je 5. Abonnementsvorſtellung für Donnerstags= bzw. Freitags=
Mieter). Vorbereitet wird als nächſte Operette „Die Förſterchriſtel” von
Georg Jarne; als Nachtvorſtellung „Er und ſeine Schweſter”. Poſſe von
Buchbinder. — Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß die
Abon=
nementskarten für die 2. Rate bereits eingelöſt werden können.
— 117er=Fahnenweihe. Am Samstag, den 31. Juli, und Sonntag,
den 1. Auguſt ds. Js. begeht der Verein ehem. 117er, Darmſtadt, der
am 21. Juli 1921 gegründet worden iſt, mithin in dieſem Jahre auf ein
fünfjähriges Beſtehen zurückblicken konnte, das Feſt ſeiner Fahnenweihe.
Gleichzeitig iſt mit dieſer Fahnenweihe ein 117er=Tag, ſowie die Auguſt=
Gedenkfeier des Verbandes heſſiſcher Regimentsvereine verbunden. Die
Anmeldungen für den 117er=Tag ſind ſehr zahlreich eingegangen viele
Hunderte von ehem. Regt.=Angehörigen nehmen daran teil.
Haupt=
ſächlich liegen aus der befreiten Rheinlandzone viele Anmeldungen vor.
Am Samstag abend findet im Rummelbräu ein Begrüßungsabend ſtatt,
am Sonntag vormittag im Saalbau der feierliche Weiheatt der neuen
Fahne des Vereins ehem. 117er, Darmſtadt. Nachmittags um 2.30 Uhr
wird ſich ein ſtattlicher Feſtzug, für den ca. 50 Vereine angemeldet ſind,
vom Mercksplatz am Schwimmbad durch die Mühl= Alexanderſtraße,
Paradeplatz, Rhein=, Wilhelminen= Eliſabethen=, Saalbauſtraße nach dem
Städtiſchen Saalbau bewegen, woſelbſt die Auguſt=Gedenkfeier des
Ver=
bandes heſſiſcher Regimentsvereine ſtattfindet. Für ein erſtklaſſiges
Programm iſt Sorge getragen und ſtehen den Feſtteilnehmern einige
ſchöne Stunden in Ausſicht. Der Feſtbeitrag beträgt nur 1 Mk. und
be=
rechtigt zur Teilnahme an ſämtlichen Veranſtaltungen. Siehe heutige
Anzeige.
— Das 5. Donnerstags=Konzert des Städtiſchen Orcheſters im
Saal=
bau iſt ein Militärmuſik=Konzert und bringt u. a.: Mozart: Ouvertüre
zur „Zauberflöte”; Grieg: Stücke aus „Peer Gynt”; Puccini: Motive
aus „La Boheme‟; Wagner: Quvertüre z. „Nienzi”; Kienzl: Volksſzene
aus „Evangelimann”; Gilbert: Auszug aus der Operette „Das
Jungfern=
ſtift‟. Die Leitung liegt in den Händen des Herrn Hugo Hauske. Siehe
Anzeige.
— Großes Wohltätigkeitsfeſt zugunſten der Kriegsbeſchädigten,
Kriegs=
hinterbliebenen vom Haſſia=Bund, Ortsgruppe Darmſtadt. Die
Orts=
gruppe veranſtaltet zugunſten der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinter=
bliebenen ihrer Mitglieder am Sonntag, den 31. Juli, im
Orangerie=
garten (Beſſunger Herrngarten) ein großes
Wohltätigkeits=
feſt. Ab 4 Uhr findet ein großes Volksfeſt, verbunden mit Militärkonzert,
ſowie Volksbeluſtigungen aller Art ſtatt. Ein großer Kinderfeſtzug ſowie
eine große Kinder=Fahnenpolonäſe wird ſtattfinden. Das Eſelfuhrwerk
wird gleichfalls im Betrieb ſein. Als Neueſtes für Volksbeluſtigung wird
weiter ein originelles Pferdewettrennen für Kinder ſtattfinden. Abends
8 Uhr findet ein großes Sommernachtsfeſt, verbunden mit großem
Mili=
tärkonzert, ausgeführt von ehemaligen Militärmuſikern, unter der
be=
währten Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters a. D. A. Rühlemann,
ſtatt. Die Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt hat ſich mit ihren ruhmlichſt
bekannten Reck= und Barren=Riegen unter der Leitung des Turnwarts
Friedel Debus in den Dienſt der guten Sache geſtellt, ebenſo die
Damen=Riegen der genannten Geſellſchaft, die unter Leitung des
Frauen=
turnwarts Ludwig Schwarz mit Maſſenaufführungen, ſowie mit dem
Tanz der ſechs Turnerinnen (Stephani=Gavotte) aufwarten wird. Der
Darmſtädter Biehcle=Club 1883 mit ſeinen mehrfach mit Ehrenpreiſen
und erſten Preiſen preisgekrönten Mannſchaften hat ſich gleichfalls in
lie=
benswürdiger Weiſe zur Perfügung geſtellt und wird unter der Leitung
ſeines unermüdlichen Fahrwarts Louis Hax einige Schmuck=, Flaggen=
und Achter=Reigen vorführen. In beiden Veranſtaltungen findet ein
großes Preisſchießen ſtatt, das um 4 Uhr beginnt, und für das
wert=
volle Preiſe ausgeſetzt ſind. Bei einbrechender Dunkelheit findet eine
große Illumination des Gartens und der vier Teiche, ſowie der Anlagen,
wie ſie bisher in Darmſtadt nicht geſehen wurde — ausgeführt von der
Darmſtädter Kunſtfeuerwerkerei Wallenſtein — ſtatt. Im Intereſſe
der guten Sache iſt der Veranſtaltung ein voller Erfolg zu wünſchen und
ein Beſuch ſchon unter Berückſichtigung der Darbietungen auf das wärmſte
zu empfehlen. Auf die heute und am Samstag in unſerer Zeitung
er=
ſcheinende Anzeige weiſen wir hin.
— Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt, Wanderabteilung.
Rheinwanderung hieß es am Sonntag. Viele lockte der Ruf. Pünktlich
7.12 Uhr vormittags fuhren 46 Teilnehmer nach Goddelau, um von hier
nach Erfelden zu marſchieren. Dort angekommen erwartete uns das
Motorboot „Nixe” und brachte uns nach Schuſterwört zum Frühſtück.
Auf dem Wege dorthin erhielten wir eine gehörige Regentaufe, welche
ohne Murren hingenommen wurde. Nach dem Frühſtück ging es nach
dem Pumpwerk unterhalb Kammerhof. Großartig wirkte das fertige
Werk, ein Zeichen des Fortſchritts der Technik. Unſer 1. Turnwart gab
diesmal den Führer ab und verſtand es ganz meiſterhaft, ſich auf
tech=
niſchem Gebiet zu bewegen. Ihm ſei von dieſer Stelle gedankt für ſeinen
lehrreichen Vortrag. Nach der Beſichtigung beſtiegen wir wieder unſere
„Nixe”, die uns nach Oppenheim zur Mittagsraſt brachte. Die
Mittags=
raſt dauerte bis drei Uhr, dann ging es mit Muſikbegleitung nach dem
Hafen. Unſer Boot brachte einen Teil der Teilnehmer nach Weiſenau,
den anderen nach Guſtavsburg. 6.20 Uhr brachte uns das Dampfroß
wieder in die Heimat. Jedem Teilnehmer wird die Wanderung trotz der
Ungunſt der Witterung im Gedächtnis bleiben.
— Der Wanderabteilung der Turngemeinde 1846 war während ihrer
„uli=Wanderung nach Dreieichenhain beſonders günſtiges Wetter
be=
ſchieden. Auf bequemen Schneiſen durch den herrlichen Park wurde um
die Mittagsſtunde das Ziel erreicht. Zweimal war es unterwegs in der
Nahe des Mörsbacher Grundes möglich geweſen, Hirſche und Rehe zu
be=
bbachten. Nach der Beſichtigung der Burg verſammelten ſich die
Teil=
nehmer in dem hübſch ausgeſtatteten Gaſthaus zur Krone, um in
fröh=
lichſter Stimmung einige Stunden zu verbringen. Auch dieſesmal waren
die Teilnehmer von der Turner=Wanderung voll befriedigt. Hoffentlich
Zeigen ſich in Zukunft auch noch die „Außenſeiter” und helfen dadurch
die Tätigkeit des rührigen Wanderwarts unterſtützen.
Verein Heidelberger Feſtſpiele e. V. Ueber die Heidelberger
Feſt=
biele (ſiehe Inſerat im Anzeigenteil) gibt jede Auskunft Bücherſtube
Bodenheimer, die für Darmſtadt auch den Vorverkauf übernommen hat.
Gärtneriſches Lehrlingsweſen in Heſſen. Wie in den beiden
Vor=
ſchren wurden in dieſem Jahre wieder gärtneriſche Lehrlingsprüfungen
in Heſſen abgehalten, denen ſich 39 Prüflinge unterzogen. Zu dieſen
Prü=
ſungen werden in Zukunft nur ſolche Gärtnerlehrlinge zugelaſſen, die in
die Lehrlingsſtammrolle der Landwirtſchaftskammer eingetragen ſind.
Hierfür kommen alle Lehrlinge in Frage, die in Gärtnereien lernen,
die als Lehrbetriebe von der Landwirtſchaftskammer anerkannt ſind.
Ss liegt im eigenen Intereſſe der Lehrlinge wie der Eltern, darauf zu
ſchen, daß die Lehrlinge in die Stammrolle der Landwirtſchaftskammer
Engetragen werden, um die Gewißheit zu beſitzen, daß dieſelben ſpäter
2ü den Prüfungen zugelaſſen werden. Ueber die in Heſſen anerkannten
Betriebe wird eine Liſte geführt und gibt die Landwirtſchaftskammer
oer dieſelben allen Intereſſenten auf Wunſch Auskunft. Es iſt wichtig,
Da5 ſeit dem 1. Januar 1926 die Uebergangsbeſtimmungen außer Kraft
Ptreten und mit dieſem Tage die im Benehmen mit dem Landesverband
Deſen im Reichsverband des Deutſchen Gartenbaues von der
Landwirt=
caſtskammer herausgegebenen Beſtimmungen über das gärtneriſche
Lehrlingsweſen in Heſſen voll in Kraft ſind.
Heſſiſcher Verkehrsverband.
Unter der Leitung ſeines Vorſitzenden Stemmer (Darmſtadt) fand
zu Bad=Nauheim eine erweiterte Vorſtandsſitzung des Heſſiſchen
Verkehrsverbandes ſtatt. Nach einem eingehenden
Geſchäftsführungs=
bericht des Vorſitzenden, der eine außerordentlich vielſeitige,
erſprieß=
liche Tätigkeit des Verbandes erkennen ließ, wurde eine Reihe wichtiger
Einzelfragen beſprochen. Aus Anlaß eines unliebſamen Vorfalles wurde
beſchloſſen, daß bei etwaigen ſachlichen Meinungsverſchiedenheiten
zwi=
ſchen dem Verbande angehörenden Mitgliedern dieſe unmittelbar im
Geiſtes des gegenſeitigen Verſtändniſſes und Entgegenkommens
ausgegli=
chen werden, und daß Erörterungen in der Oeffentlichkeit über ſolche
mitunter unvermeidliche abweihende Auffaſſungen im Intereſſe der
Sache unterbleiben müſſen.
Ueber den Eiſenbahnverkehr in der Provinz
Ober=
heſſen berichtete der ſtellvertretende Vorſitzende Dr. Roeſener. Er
wies darauf hin, daß die zurzeit noch ſehr ſtarken Einſchränkungen des
Zugverkehrs an Sonn= und Feiertagen gerade in der Provinz Oberheſſen
weſentliche Schädigungen weiteſter Kreiſe dieſer Provinz mit ſich bringe.
Es gehe nicht an, in einem einzelnen Gebiet die Zugleiſtungen an Sonn=
und Feiertagen derartig weit einzuſchränken, wie dies durch die
Reichs=
bahndirektion Frankfurt a. M. für Oberheſſen geſchehen ſei. Eingehend
begründete Vorſtellungen gegenüber der Reichsbahndirektion
Frank=
furt a. M. ſeien leider ohne Erfolg geblieben. Mit der überlebten
Maß=
nahme einer radikalen Beſchneidung des Sonntagsverkehrs müſſe auch
in Oberheſſen aufgeräumt werden. Des weiteren wurden die
Möglich=
keiten grundſätzlicher Verbeſſerungen des Zugverkehrs auf den
oberheſſi=
ſchen Bahnen Gießen-Fulda und Gießen—Gelnhauſen, die bekanntlich
beide vor dem Kriege Eilzugsverkehr hatten, erörtert. Dieſe Strecken
haben den Anſpruch darauf, wieder an den großen Durchgangsverkehr
angeſchloſſen zu werden, am beſten durch die ſo bewährte Zuggattung
der B.P.=Züge. In Frage kommt für die Strecke Gießen-Alsfeld die
Führung von Zügen ab Trier und Koblenz nach Thüringen und
Leip=
zig, was eine Verkürzung des Weges um etwa 40 Kilometer bedeuten
würde. Für die Strecke Gießen—Gelnhauſen ſind durchgehende Züge vom
Induſtriegebiet über Siegen nach Bayern zu empfehlen mit einem um
rund 70 Kilometer kürzeren Weg, als ihn die zurzeit für dieſe
Verbin=
dung allein in Frage kommende Führung über die Rheinlinie bedeute.
Ueber die Notwendigkeit, den Wochenendverkehr zu fördern,
berichtete der Vorſitzende. In einer Zeit wirtſchaftlichen Niedergangs,
in der zahlreiche Volksgenoſſen ſich die üblichen Sommerreiſen nicht
geſtatten könnten, erſchiene es notwendig, namentlich den
Stadtbewoh=
nern an einigen Sonntagen die Möglichkeit einer kleinen
Erholungs=
reiſe zu gewähren, was am beſten in Geſtalt der Wochenendfahrten
ge=
ſchehe. Während ſich anderwärts die Gaſthofsbeſitzer dieſem Vorhaben
durch entgegenkommende Bedingungen in ihrem eigenen
wohlverſtande=
nen Intereſſe durchaus geneigt zeigten, ſei in Heſſen in dieſer Hinſicht
noch eine bedauerliche, allzu ſtarke Zurüchaltung, ja gleichgültige
Ab=
lehnung feſtzuſtellen, die zum Vorteil, namentlich der Hotelbeſitzer, dann
aber auch aller anderen am Fremdenverkehr intereſſierten Kreiſe
bereit=
williger tätiger Mitarbeit Platz machen müſſe.
Der Vorſitzende konnte mitteilen, daß das vom Verband in
Verbin=
dung mit einem angeſehenen Verlag zuſammengeſtellte Werk „
Heſſen=
land” in Kürze vorliegen werde. — Die Abſicht der Herausgabe eines
Heſſiſchen Kalenders, entſprechend ähnlichen Publikationen in
anderen Verkehrsgebieten, wurde allerſeits freudig begrüßt, ebenſo die
damit zuſammenhängende Veranſtaltung eines photographiſchen
Wettbewerbs zwecks Erzielung guter Aufnahmen landſchaftlich und
baulich ſchöner heſſiſcher Plätze.
Der Antrag des Verbandes beim Heſſiſchen Miniſterium des Innern
auf Einrichtung einer amtlichen Fremdenverkehrsſtatiſtik
iſt auf fruchtbaren Boden gefallen und ſoll für 1927 verwirklicht werden.
Einen breiten Raum in den Verhandlungen nahm die Frage der
Errichtung des Reichsehrenmals ein. Nach eingehenden
Erörte=
rungen wurde einſtimmig die bereits im Wortlaut mitgeteilte, vom
Ver=
kehrsverein Mainz eingebrachte Entſchließung zugunſten der Errichtung
des Denkmals auf den Lorcher Rheininſeln angenommen.
Des=
gleichen, beſchloß man übereinſtimmend die Abſendung des ebenfalls
be=
reits mitgeteilten Telegramms an den Herrn Reichspräſidenten.
Der Vorſitzende wies nachdrücklich darauf hin, daß eine Erfüllung
der dem Heſſiſchen Verkehrsverband obliegenden vielfältigen und überaus
wichtigen Aufgaben nur möglich ſei, wenn weiteſte Kreiſe der
Ver=
bandsarbeit nicht nur ein allgemeines, mehr gefühlsmäßiges Wohlwollen,
vielmehr auch tätige, zielbewußte Mitarbeit
entgegen=
brächten. Es ſei bedauerlich, daß Stellen und Organiſationen, von
denen man ein praktiſches Intereſſe an der volkswirtſchaftlich ſo wichtigen
Frage der Verkehrsförderung als ſelbſtverſtändlich annehmen müſſe, ſich
der Verbandsarbeit gegenüber bisher noch ablehnend verhalten hätten.
Der Verband vertrete, wie dies mitunter fälſchlich angenommen werde,
keineswegs nur die Intereſſen eines beſchränkten Gebietes, ſeine
Tätig=
keit erſtrecke ſich vielmehr bewußt auf das ganze Heſſenland, und es ſei
dringend geboten, daß namentlich auch das ſchöne Oberheſſen, in dem
man ja heute tage, ſich für die Folge ſtärker als bisher an der
Ver=
beſchränktem Kreiſe zweckdienlich fördern zu können. Nur verſtänd= ſalonleben iſt ſehr geſchickt arrangiert. Diesbezüglich bildet der Film viel
nisvolles Zuſammenwirken in der großen, das
Ganze des Landes umfaſſenden Organiſation ſei ge= Augenweide. Trefflich ſind die Darſteller. Wie in allen Gaumont=Filmen
Hinaus am Wochenende!
Wie die Reichsbahn wirbt.
RDV. In der jetzigen Zeit der wirtſchaftlichen Not, durch die die
Kaufkraft aller Volkskreiſe auf ein Mindeſtmaß herabgedrückt wird, iſt
das Bedürfnis nach Erleichterung und Verbilligung des
Erholungsreiſe=
verkehrs beſonders groß. Die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft verſucht,
obwohl die ſchwierige Lage der Reichsbahn im allgemeinen bei
Tarif=
ermäßigungen größte Vorſicht vorſchreibt, dieſen Sonderverkehr nach
Kräften zu fördern und auszubauen, ſofern durch eine rege Benutzung
der gebotenen Einrichtungen deren Wirtſchaftlichkeit geſichert iſt.
Um die Bevölkerung auf die geſchaffenen Verkehrsmöglichkeiten
auf=
merkſam zu machen, hat u. a. die Reichsbahndirektion Eſſen in
Gemein=
ſchaft mir den Verkehrsvereinen des rheiniſch=weſtfäliſchen
Induſtrie=
gebietes ein Werbeheft für den Ausflugsverkehr herausgegeben, das
bei allen Fahrkartenausgaben, Verkehrsvereinen und Reiſebüros des
Induſtriebezirkes für 20 Pf. erhältlich iſt und über den Wochenend=,
Sonntagsausflugszug= und Sonntagskartenverkehr ausführlich
unter=
richtet. Wochenend= und Sonntagsausflugszüge bieten u. a. Fahrten zu
ermäßigten Eiſenbahn= und Schiffahrtspreiſen Gei wahlweiſer Benutzung)
und verbilligte Unterkunft mit Frühſtück. Derartige Züge werden aus
dem Ruhrgebiet ins Bergiſche Land, an den Rhein und die Moſel, nach
Kaſſel und an die Nordſee gefahren. Ferner bringt das Heft ein
voll=
ſtändiges Verzeichnis der bei den Fahrkartenausgaben aufliegenden
Sonntagsrückfahr= und Wanderkarten und eine größere Ueberſicht über
Ausflugsorte und Sommerfriſchen des Ruhrtales und einer Umgebung
von 200 bis 300 Kilometer. Lage, Verkehrs= Unterkunfts= und
Ver=
pflegungsverhältniſſe und ein Hotelnachweis mit Preiſen ſind darin
orts=
weiſe getrennt enthalten. Auch Sonderzuggeſtellung Geſellſchaftsfahrten
zu ermäßigten Preiſen und manches andere, was für den Reiſeverkehr
von Bedeutung iſt, haben in dem Hefte eine ſorgfältige Behandlung
gefunden.
„Mitder Reichsbahnin den Taunus” iſt der Titel eines
Werbeheftes, das die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. zuſammen
mit dem Naſſauiſchen Verkehrsverband e. V. und dem Frankfurter
Ver=
kehrsverein e. V. herausgegeben hat. Das Heft enthält eine
Zuſammen=
ſtellung aller Sonntagsfahrkarten, die auf dem Hauptbahnhof in
Frank=
furt a. M. ausgegeben werden, daneben gibt es Winke für
empfehlens=
werte Wanderfahrten, die mit den Sonntagsſammelkarten in den Taunus
ausgeführt werden können. Gute photographiſche Abbildungen der
Haupt=
ausflugsorte und der Kur= und Badeorte des Taunus und Angaben der
beſonderen Sehenswürdigkeiten machen das Werbeheft, das gleichfalls
bei den Fahrkartenausgaben, Verkehrsvereinen und Reiſebüros für 20 Pf.
erhältlich iſt, zu einem praktiſchen Reiſeführer.
Tageskalender für Mittwoch, den 28. Juli 1926.
Landestheater, Kleines Haus, nachm. 3½ Uhr:
Kindervorſtel=
lung zu kleinen Preiſen: „Schneewittchen und die ſieben Zwerge‟;
abends 8 Uhr: „Der Orlow.” — Schloß=Café: Konzert.
Café Rheingold: Konzert und Tanz. — Ludwigshöhe
Konzert. — Oberwaldhaus, abends 8 Uhr: Schubert=Abend
(Walter Rehberg a. G.). — Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
*Das Reichsehrenmal am Rhein.
An einer weiten Ausbuchtung des Rheinſtromes unterhalb
Aß=
mannshauſen liegt Lorch. Ihm vorgelagert zwei aus
waſſerbautech=
niſchen Gründen durch einen Steindamm verbundene Inſeln.
Dieſe Inſeln ſind für die Errichtung eines Ehrenmals für unſere
Ge=
fallenen in Ausſicht genommen, und am Montag fand eine Beſichtigung
und Beratung von Vertretern der Frontkämpferverbände und anderer
Organiſationen in Lorch ſtatt, deren Ergebnis bereits in Form einer
Reſolution veröffentlicht wurde. Ehe ſie von etwa 160 Vertretern
ein=
ſtimmig angenommen wurde, hatte der Landeshauptmann der
Rhein=
provinz Herr Dr. Horion in längeren Ausführungen den Standpunkt
des Rheinlandes klargelegt. Bekanntlich ſtehen jetzt 2 Projekte in engerer
Wahl: Ein Ehrenhain in der Nähe Berkas in Thüringen und die
Toten=
inſel im Rhein. Berka iſt unbekannt, abgelegen und ſchlecht zu erreichen,
und nur diejenigen werden dahinkommen, die es ſich beſonders
vorgenom=
men haben, die Toten durch einen Beſuch zu ehren. Am Rhein würde
dieſes Ehrenmal mitten im Verkehr ſtehen. 23 000 Perſonen fahren
täglich links= und rechtsrheiniſch an den Lorcher Inſeln vorbei. An
Sonntagen ſogar 34 000, dazu kommen noch die Schiffe mit Zehntauſenden.
Aber trotz dieſes Verkehrs bleibt den Inſeln ihre weihevolle
Abgeſchieden=
heit gewahrt, denn die Waſſer des Stromes ſchließen ſie auch wieder ab.
Die Koſten ſind für Berka mit 1½ Millionen Mark, für das teuerſte
Projekt der Rheininſel mit 5—6 Millionen Mark veranſchlagt. Aber
dieſer Preisunterſchied darf nicht ausſchlaggebend ſein, gilt es doch,
unſere Toten zu ehren und ſie vor dem Vergeſſen zu wahren. Durch
eine andere Ausführung könnten die Koſten auch erheblich verringert
werden.
Herr Oberſt Krauſe, Darmſtadt, pflichtete als Vertreter des
Deut=
ſchen Offizierbundes den Ausführungen des Hauptredners mit begeiſterten
Worten bei. Herr Dr. Wenderoth, der Abgeſandte der ſaarländiſchen
Kriegervereine gab, lebhaft begrüßt, ein Bekenntnis der Saardeutſchen
zum Reiche ab, und betonte, daß für ſie nur der Rhein als Standort
des Ehrenmals in Betracht kommen könnte. Frau Götting, die für die
Kriegshinterbliebenen und =Beſchädigten ſprach, trat begeiſtert für das
Ehrenmal am Rhein ein: „Rheines Freiheit — Reiches Freiheit, Aheines
Not — Reiches Not‟. Darum muß das Ehrenmal an die ewig
um=
ſtrittenen Fluten des Rheines. Noch über 10 andere Redner, den
Ver=
bänden verſchiedenſter Richtungen angehörend, ergriffen das Wort, und
alle ſtimmten dem Plan einer Toteninſel am Rhein zu. Die größere
ſtromabwärts gelegene Inſel ſoll den Verſammlungsraum aufnehmen,
von dem eine bis zu 20 Meter breite Verbindung „die heilige Straße‟,
nach dem Ehrenhof mit dem Sarkophag führt. Ein Stadion in
Ver=
bindung mit dem Verſammlungsraum zu ſchaffen iſt nicht mehr die
Ab=
ſicht und iſt auch nur durch den Wunſch einiger Frontkämpferverbände in
Betracht gezogen worden. Die untere Inſel umfaßt ungefähr drei Viertel
der Geſamtfläche und kann bis zu 150 000 Perſonen aufnehmen. Der
Entwurf ſtammt von Herrn Profeſſor Wach, Düſſeldorf.
Von Lorch begaben ſich die Teilnehmer mit einem Regierungsdampfer
nach Andernach, um eine andere Inſel, bei, Hammerſtein gelegen, die
gleichfalls für das Ehrenmal vorgeſchlagen iſt, anzuſehen. Dieſe Inſel iſt
kleiner, nahe am Ufer gelegen und eignet ſich auch durch die umgebende
Landſchaft weniger für eine ſolche Weiheſtätte, wie dieſe auf den Lorcher
Inſeln geſchaffen werden könnte. Auch iſt der Verkehr unterhalb Koblenz
bei weitem nicht mehr ſo ſtark, wie oberhalb dieſer Stadt. Die Frage
des Ehrenmals muß jetzt bald entſchieden werden, denn es iſt nicht
an=
gängig, daß ſie noch länger den Anlaß zu Streitigkeiten gibt. Der Rhein
iſt der Strom der Deutſchen und dort muß auch der Platz für das
Er=
innerungsmal an unſere gefallenen Helden ſein — „eine ſtille Wacht am
Rhein”.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſiler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
gsſchleht, behält ſich die Redaltion ihr Urtell vor.
— Palaſt=Lichtſpiele. „Verkaufte Mädchen‟. Das
bandsarbeit beteilige, nachdem bisher bereits Bad=Nauheim ſeine rührige erſchütternde Sittenbild aus dem modernen Leben in 7 Akten, ein ſehr
Mitarbeit erfreulicherweiſe bewieſen habe. Eine irrige Auffaſſung ſei ſehenswerter Film. Die Regie arbeitet außerordentlich geſchickt und ſorgt
es, wenn man glaube, Verkehrsintereſſen durch einſeitiges Vorgehen in auch für die ſo ſehr beliebten Senſationen. Auch das Nizzaer
Tanz=
eignet, mit Nachdruck und Erfolg diejenigen Wünſche zur Erfüllung zu ſteckt auch in dieſem Film ſehr viel Gemüt, nicht zu verwechſeln mit
bringen, die die einzelnen Landesteile berechtigterweiſe ſtellen könnten, amerikaniſcher Sentimentalität. Auch für den Kinderfreund iſt dieſer
Film ein Augenſchmaus. Zwei reizende Kinderchen ſpielen geradezu
ent=
zückend. Er wird allen Bevölkerungsſchichten gerecht, namentlich den
Müttern, die ihre helle Freude daran haben dürften. Im luſtigen Teil:
„Eine ganztolle Sache” Achtung Lawine! Ein Film von Sport
und Liebe in 6 Akten. Der große Lachſchlager mit Amerikas tollem
Komiker Douglas Mac Lean.
— Union=Theater. „Der Sprung über die Schranke‟. Am
21. Dezember 1925, nachmittags 3.25 Uhr, bemerkte der Zugführer des
D.=Zuges (Strecke Hamburg=Berlin), wie kurz vor Niedergehen der
Schranke ein Reiter in raſender Jagd die Schienen kreuzte. Das Pferd
mußte offenbar durchgegangen ſein, denn der Reiter ſaß unſicher im
Sattel. Als nach dem Bruchteil einer Sekunde die Schranke gefallen
war, bemerkte der zu Tode Erſchrockene, wie ein anderes Pferd, mit einem
blonden Mädchen im Sattel, über die Barriere ſetzte. Mit raſender
Ge=
ſchwindigkeit von 125 Kilometer mußte der Zug der tollkühnen Reiterin
unbedingt den Tod bringen. Mit weitaufgeriſſenen Augen ſah der Führer,
wie das Pferd auch die zweite Schranke gerade in dem Moment nahm,
in dem der Zug vorbeiſauſte. Er atmete befreit auf, konnte jedoch das
eigenartige Erlebnis nicht vergeſſen. Dieſe Geſchichte hatte noch ein
kleines Nachſpiel. Am Neujahrstag 1926 ſah der Zugführer ſein
Aben=
teuer im Film wieder. Es war ein tollkühnes Bravourſtückchen der
be=
rühmten Kunſtreiterin Cilly Feindt, die dieſe Senſation für ihren Film:
„Die Zirkusprinzeſſin” auszuführen hatte. Der Erſtaunte bat nach
Be=
endigung der Vorſtellung den Geſchäftsführer des Apollo=Theaters, ihm
eine Unterredung mit dem „kleinen Mädchen” zu geſtatten, Fräulein
Feindt ſoll ſich nicht wenig gefreut haben, als ſie ihren bis dato
un=
bekannten Mitſpieler kennen lernte. Der Film: „Die Zirkusprinzeſſin”
wird im Union=Theater täglich gezeigt.
Lokale Veranſtaltungen.
Dire Vierunter erfcheinenden Notizen ſind aasſchließllch als Hinweiſe auf Anzelgen m bike
im kelnem Falle irgendwie als Beſbrechung ober Kril.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten
Darm=
ſtadt. Die Vereinigung ehem. „117er” feiert am kommenden Samstag
und Sonntag das Feſt ihrer Fahnenweihe. Mit dieſem Feſt iſt zugleich
die Auguſt=Exinnerungsfeier der ehem. 25. Infanterie=Diviſion verbunden.
Wir haben unſere Beteiligung an dem Feſt zugeſagt und bitten unſere
Kameraden um recht zahlreiche Beteiligung. Die Feſtfolge, unſer Treffen
zu den Veranſtaltungen, ſowie die Vorverkaufsſtellen ſind aus der
heutigen Anzeige erſichtlich. Anzug beliebig. Vereinsabzeichen ſowie
Orden= und Ehrenzeichen bitte man gefl. anzulegen. Die Teilnahme
wird unſeren Kameraden zur Pflicht gemacht.
— Chriſtl. Jugendverein, Dieburger Straße 26, I.
In der heute abend 8 Uhr ſtattfindenden Familienbibelſtunde ſpricht
Herr Pfr. Waldeck. (Ev. Joh. 10.) Unſere Mitglieder und Freunde
wer=
den hierzu herzlich eingeladen.
Aus den Parteien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Der
nächſte Gruppenabend findet Mittwoch, den 28. Juli, abends 8 Uhr, im
„Perkeo” ſtatt. Wir bitten um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen.
Zum Schutze des Kindes
gegen die verſchiedenen Schädigungen der Haut verwendet man
Vaſenol=Wund= und Kinder=Paſte, um die Einwirkung des nächtlichen
Näſſens auf die Haut unwirkſam zu machen. Hierauf pudert man
mit Vaſenol=Wund= und Kinder=Puder ein. Die Vaſenol=Präparate
kann man in allen Apotheken und Drogerien kaufen. (I,I.,10403
Seite 6
Nummer 207
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 26. Juli. Die vom Gemeinderat beſchloſſene Ortsſatzung
betreffend die Erhebung einer Wertzuwachsſteuer in hieſiger Gemeinde
liegt auf die Dauer von acht Tagen während der Dienſtſtunden auf dem
Nathauſe zu jedermanns Einſicht offen. Gegen den Entwurf dieſer
Satzung können in dieſer Zeit Einwendungen daſelbſt erhoben werden. —
In Fortſetzung ſeines 50jährigen Jubelfeſtes hält der hieſige Turnverein
von 1876 am Samstag, den 14. Auguſt ſeinen Jubiläumsball ab. Da die
Naumverhältniſſe nur ſehr beſchränkte ſind, können nur Mitglieder und
deren Angehörige Zutritt erhalten und auch dieſe müſſen ſich zur
Teil=
nahme anmelden, damit allen Beſuchern ein einwandfreier Platz geſichert
werden kann.
* Eberſtadt, 9. Juli. Verſteigerung. Alle für die hieſige
Gemeindekaſſe ausgenommenen Pfänder, darunter auch Frucht, werden
am Mittwoch nachmittag durch den Kreispfandmeiſter auf dem hieſigen
Stathaus verſteigert.
* Pfungſtadt, 77. Juli. Fürſorgefragen. In einer
Verſamm=
lung der Sozialrentner Arbeitsinvaliden und Witwen, die dieſer Tage
im Gaſthaus „Zum goldenen Anker” abgehalten wurde, befaßte man ſich
eingehend mit Fürſorgefragen aller Art. Ein Gauleiter hielt einen
inter=
eſſanten Vortrag über die Fürſorgeverordnung für die Gemeinden. Der
Redner forderte alle Fürſorgeempfänger zum Zuſammenſchluß auf. —
Todesfall. Schneidermeiſter Karl Neurath iſt geſtorben.
Neu=
rath war lange Jahre Kirchenvorſteher. — Zulaſſung von Vieh
zum Faſelhof. Ueber die Zulaſſung von Vieh zum Faſelhof ſind
folgende Anordnungen mit Genehmigung des Kreisamts getroffen
wor=
den: Tieve aus Stallungen, in welchen die Maul= und Klauenſeuche
voll=
ſtändig abgeheilt und die Gehöftſperre aufgehoben iſt können ohne
weite=
res zum Faſelhof zugelaſſen werden. Tiere aus Stallungen, welche nicht
verſeucht waren, können vorerſt nur zugelaſſen werden, wenn für dieſe
Tiere eine von einem Tierarzt ausgeſtellte Zulaſſungs=Beſcheinigung bei
dem Faſelwärter vorgelegt wird. Tiere aus geſperrten Gehöften werden
unter keinen Umſtänden zugelaſſen.
* Nieder=Ramſtadt, 27. Juli. Der Familienausflug des
Geſangver=
eins „Eintracht” führte nach dem herrlichen deutſchen Rheinſtrom. Weit
über 150 Perſonen waren es, die am letzten Sonntag früh ſich zur
Rhein=
reiſe am Bahnhof einfanden. Das anfänglich trübe Wetter klärte ſich
allmählich auf, ſo daß mit Beginn der Rheinfahrt auf dem Dampfer
„Rheinluſt” bereits eine klare Ausſicht in die wundervolle Rheingegend
gewährleiſtet war. Die frohen Weiſen der Muſikkapelle Gruß von hier,
die Rheinlieder des aktiven Chors unter der Leitung des Ehrendirigenten
Herrn Kehr aus Darmſtadt und nicht zuletzt der vorzüglich mundende
Rheinwein brachten bald eine heitere und frohe Stimmung unter den
Teilnehmern auf. Am Loreleifelſen, dieſer ſelbſt eindrucksvoll durch das
ſagenhafte Loreleilied gemeinſam beſungen, wurde Kehrt gemacht, um
dann von Aßmannshauſen aus den Aufſtieg zum Niederwalddenkmal zu
beginnen. Von Rüdesheim aus wurde die Nückreiſe angetreten.
In=
zwiſchen hatte der „Nüdesheimer” ſeine Wirkung nicht verfehlt. Bei
man=
chem löſte er eine etwas überheitere Stimmung aus und brachte einige
ſchwankende Geſtalten. Twotzdem kann der Rheinausflug als ein
durch=
aus wohlgelungener angeſehen werden und dürfte bei allen Teilnehmern
in guter Erinnerung bleiben. — Unter dem Eindruck des wohlgelungenen
Nheinausflugs trägt ſich der aktive Chor der „Eintracht” mit dem
Ge=
danken, in Kürze einen „Rheinliederabend” zu veranſtalten. Näheres
wird noch bekannt gegeben. — Kommenden Sonntag, den 1. und
Mon=
tag, den 2. Auguſt I. J., findet dahier die diesjährige Kirchweihe ſtatt.
Als eine der erſten, die in näherer Umgebung ſtattfinden, wird ſie immer
ſtark beſucht. In 6 Tanzſälen iſt Gelegenheit geboten, das Tanzbein zu
ſchwingen, auch der „Juxplatz” bietet wieder Vergnügungen der
verſchie=
denſten Art. Daß die Wirte anläßlich der Nieder=Ramſtädter „Nerb
im=
mer für gute Speiſen und Getränke ſorgen, dürfte allſeits bekannt ſein.
* Roßdorf, 27. Juli. Roßdorf hat zurzeit drei Perſonen, die über
90 Jahre alt ſind, nämlich Maurermeiſter Georg Hanſtein wird in
die=
ſem Jahre 93; Landwirtswitwe Philipp Reinholz 92 und Schloſſermeiſter
Auguſt Ewald 91 Jahre alt. Ferner erfreuen ſich ihres hohen Alters
noch über 20 Perſonen, die zwiſchen 80 und 90 Jahre alt ſind, außerdem
ſind noch gegen hundert Perſonen, die das bibliſche Alter von 70 Jahren
überſchritten haben, und zum Teil an der Schwelle des 80. Lebensjahres
ſtehen. Der Ort zählt zurzeit etwas über 3300 Seelen.
* Groß=Umſtadt, 27. Juli. Ein weiten Kreiſen bekannter hieſiger
Bürger, der Bäckermeiſter und Landwirt Gottfried Ackermann iſt nach
langem Krankenlager im 50. Lebensjahr geſtorben und wurde unter
überaus großer Beteiligung von hier und aus der Umgegend zur letzten
Ruhe gebracht. Seine Familie, die Gemeinde, der er gute Dienſte
ge=
leiſtet hat, und ſeine Freunde und Berufsgenoſſen, denen er ein allzeit
bereiter treuer Berater und Helfer war, trauern. Ackermann war ſeit
langen Jahren Obermeiſter der hieſigen Bäckerinnung und
Vorſtandsmit=
glied des Zweigverbandes Heſſen des deutſchen Bäckerverbandes „
Ger=
mania”. In den Fachvereinen, wie auch im hieſigen Verkehrsverein,
deſ=
ſen Mitgründer er war, vor allem aber im Gemeinderat, dem er etwa
20 Jahre angehörte, hat er durch ſein geſundes Urteil, ſeine vielſeitigen
Kenntniſſe und Erfahrungen, ſeine ſtrenge Rechtlichkeit und ſeine
Offen=
herzigkeit der Allgemeinheit viel genützt. Dies kam in dem
warmherzi=
gen Nachruf von Bürgermeiſter Lange, wie auch in den Worten der
Ver=
treter der Militär=, Turner= und Schützenvereine, der Altersgenoſſen und
der Fachvereine zum Ausdruck, die am Grab Kränze niederlegten.
* König, 27. Juli. Be ſitzwechſel. Das bekannte Kaffee Dorſt iſt
zum Preiſe von 19 000 Mark von dem ſeitherigen Beſitzer Dorſt an Herrn
Dr. Zimper verkauft worden.
* Michelſtadt, 27. Juli. Auf dem hieſigen Friedhof wurden in
letzter Zeit wiederholt Blumenſtöcke und Roſen entwendet. Es wäre
dringend zu wünſchen, daß die Täter bald namhaft gemacht und ſür ihr
verwerfliches Treiben der gerechten Strafe entgegengeführt würden. —
Im Zuſammenhange mit der Einrichtung des neuen Selbſtanſchlußamtes
wurden die Nummern der Fernſprechteilnehmer abgeändert. Die neuen
Nummern ſind jetzt in Kraft getreten und für Michelſtadt und Erbach
ſind gleichzeitig Verzeichniſſe herausgegeben worden.
v. Beerfelden, 27. Juli. Der Verein ehemaliger 115er, der
gelegent=
lich ſeiner Gründung in der Turnhalle ein Konzert früherer
Militär=
muſiker abhielt, plant für nächſte Zeit wiederum ein Konzert. Um
dieſes weiteren Kreiſen der Bevölkerung zugänglich zu machen, ſoll es
diesmal im Freien abgehalten werden. Da den Beſuchern auch die
nöti=
gen Erfriſchungen zugänglich ſein werden, ſo dürfte das Konzert mehr
als eine Feſtlichkeit anzuſprechen ſein. Falls die Witterung günſtig iſt,
dürfte der Veranſtaltung ein gutes Gelingen ſicher ſein.
* Aus dem hinteren Odenwald, 27. Juli.
Schälholzverſtei=
gerungen. Bei den bis jetzt abgehaltenen Schälholzverſteigerungen
wurden pro Rm. 1. Klaſſe 9 Mk., 2. Klaſſe bis 5,80 Mk. geboten. Dieſe
Preiſe übertreffen die Friedenspreiſe ganz gewaltig. Für erſte Klaſſe
wurden höchſtens 5—6 Mk. bezahlt; die geringere Sorte mit 1,50 bis
3 Mark.
* Waldmichelbach, 26. Juli. Schülerausflug. Die
Volks=
ſchulen von hier und der Umgegend, ſowie mehrere Klaſſen des
Weſch=
nitztales, etwa 1000 Kinder, machen mit ihren Lehrern am Dienstag, den
27. d. Mts., einen gemeinſamen Ausflug nach St. Goar und der Lorelei.
Ein Extrazug von Mörlenbach bringt die Ausfkügler nach Mainz, wvo
zwei Dampfer ſie aufnehmen und an das Ziel bringen werden.
Mittwoch, den 28. Zuli 1926
A Mörlenbach i. D., 27. Juli. Geſtern vormittag zwiſchen 10 und
11 Uhr wurde der 14jährige Landwirtsſohn Georg Knapp von hier, als
er eine Steinfuhre vom Bonsweiher nach hier begleitete, unterwegs
von der Güterbahn überfahren. Der Verunglückte, dem
beide Beine gebrochen waren, wurde nach dem Krankenhaus in
Heidel=
berg üherführt. — Vorgeſtern ſprang ein junger Mann dicht hinter der
Station Mörlenbach, weil er meinte, daß ſeine Braut nicht mit in den
Zug eingeſtiegen ſei, aus dem fahrenden Zuge heraus. Dabei ſtürzte
er und zog ſich ernſte Verletzungen im Geſicht zu. Die Braut des
Ver=
letzten war in Wirklichkeit im hinteren Waggon eingeſtiegen.
* Hirſchhorn a. N., 27. Juli. Schloßbeleuchtung. Nach
Be=
ſchluß des Verkehrsvereins Hirſchhorn wird nun doch noch in dieſem Jahr
eine Beleuchtung unſerer herrlichen Burgruine, und zwar am 15. Aug.,
ſtattfinden, die ſicherlich wieder, wie im vorigen Jahre, eine große
An=
zahl Zuſchauer anlocken wird — Wegen Kleinpflaſterarbeiten
iſt augenblicklich unſere Ortsſtraße vom Hotel zum Naturaliſten bis zum
Hirſchhorner Hof (gegenüber vom Bahnhof) vorläufig auf vier Wochen
geſperrt. Kleinkraftwagen und Motorräder können umgeleitet werden;
für ſchwere Wagen und Laſtkraftwagen iſt die Sperre vollſtändig. — Am
8. Aug. d. Js. findet in unſeren Mauern das
Bezirksfeuerwehr=
feſt ſtatt, welches mit einer Bannerweihe der hieſigen Freiwilligen
Feuerwehr verbunden iſt. Zum Feſt ſind umfangreiche Vorbereitungen
getroffen, da zahlreiche auswärtige Wehren erwartet werden. — Am
Sonntag hat der hieſige Verkehrsverein auf der Burg ein Waldfeſt
veranſtaltet. Trotz des ſtrömenden Regens waren einige auswärtige
Ver=
eine und viele Fremde anweſend.
Hirſchhorn, 27. Juli. Waſſerſtand des Neckars. Am 26.
Juli: 1,18 Meter; am 27. Juli: 1,16 Meter. — Viel Regen.
* Aus dem Weſchnitztal, 25. Juli. Brotpreiserhöhung. Die
Bäckerinnung des Weſchnitztales macht bekannt, daß der Vierpfünder
Laib gemiſchtes Schwarzbrot von jetzt ab 75 Pfg. koſtet. Seitheriger
Preis 70 Pfg. — Billige Kartoffeln. Die Händler bieten die
neuen Kartoffeln ſchon pro Zentner zum Preiſe von vier Mark an, gewiß
ein billiger Preis um dieſe Jahreszeit.
* Von der Bergſtraße, R. Juli. Der Stand der Reben kann ſoweit
als zufriedenſtellend bezeichnet werden. Die Rebendlüte hat heuer ſpät
eingeſetzt, iſt aber überall beendet, und es kann geſagt werden, daß ſie,
von dem warmen, trockenen Wetter begünſtigt, gut verlaufen iſt. Es
iſt zwar verſchiedentlich Blütedurchfall eingetreten, doch ändert dies an
dem Geſamturteil über den guten Blüteverlauf nichts. Die Schädlinge
der Reben machen ſich neuerdings wieder recht unliebſam bemerkbar, und
nur durch Aufbietung aller Kräfte in den Winzerbetrieben, gelingt es,
ihrer Herr zu werden und ſie niederzuhalten. Vereinzelt hat der
Heu=
wurm Schaden angerichtet. Jetzt muß das Augenmerk auf den
Nach=
folger des Heuwurms, den Sauerwurm, gerichtet werden, der unter
Um=
ſtänden einen noch viel größeren Schaden anzurichten vermag, wenn er
nicht intenſiv bekämpft wird. An der Schädlingsbekämpfung haben es
die Weinbautreibenden bis jetzt nicht fehlen laſſen, und es kam
feſt=
geſtellt werden, daß ihre bisher recht mühevolle Arbeit von Erfolg
be=
gleitet war.
E. Auerbach, N. Juli. Aas der Gemeinderatsſitzung:
Ausſprache evtl. Entſcheidung wegen Erbauung von Wohnhäuſern. Zu
dieſem Punkt lag ein Antrag der ſozialdemokratiſchen Fraktion vor,
um=
gebend zwei weitere Wohnhäuſer mit je vier Wohnungen zu erſtellen.
Außerdem wurde die Anregung gegeben, für plötzlich aus irgend welchen
Umſtänden wohnungslos werdende Einwohner Baracken als
Notwohnun=
gen aufzuſtellen evtl. auch hierzu Eiſenbahnwagen zu beſchaffen. Aus der
lebhaften Ausſprache war zu entnehmen, daß der geſamte Gemeinderat
ſich einig zeigte in dem Gedanken: Zur Beſeitigung bzw. zur Linderung
der auch hierſelbſt herrſchenden Wohnungsnot muß unbedingt und
mög=
lichſt ſofort etwas geſchehen; jedoch gingen die Anſichten darüber
aus=
einander, auf welche Art und Weiſe dieſe Frage gelöſt werden könnte.
Leider ſei das Kreisbauamt ein Haupthindernis in der Förderung der
privaten Bautätigkeit; es zeige ſich den Bauluſtigen gegenüber wenig
entgegenkommend und bereite ihnen große Schwierigkeiten. Heppenheim
ſei bedeutend beſſer daran. Dortſelbſt ginge die Sache auch ſehr gut
vor=
wärts. Es wurde beſchloſſen, bezüglich der Errichtung weiterer
Wohn=
häuſer ſeitens der Gemeinde Erkundigungen einzuziehen. An
Privat=
bauende ſollen auch fernerhin Zuſchüſſe gewährt und die Intereſſenten
beſonders darauf aufmerkſam gemacht werden. Bezüglich der Errichtung
von Wohnbaracken ſollen ebenfalls Erkundigungen über die
Zweckmäßig=
keit derſelben eingezogen und eine Beſichtigung der bereits von den
Städten Darmſtadt und Bensheim erſtellten vorgenommen werden.
Ferinhin ſoll auch die Anſchaffung von Eiſenbahnwagen, die von der
Reichsbahn zeitweiſe ausgeſchieden und zum Preiſe von 180 Mk.
erhält=
lich ſind, in Erwägung gezogen werden.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 26. Juli.
Frühobſtverſteige=
rungen. Die Frühobſtverſteigerungen an den Kreisſtraßen finden
ſtatt: Am Donnerstag, den 29. Juli, vormittags 11 Uhr, in
Neckar=
ſteinach anfangend: Neckarſteinach=Neckarhauſen; um 2 Uhr nachmittags
fortfahrend: Neckarhauſen=Hirſchhorn, und um 4 Uhr am
Feuerberg=
tunnel fortfahrend: Hirſchhorn/Eberbach. Am Feitag, den 30. Juli,
nach=
mittags 6 Uhr, an der Kreisſtraße Heppenheim=Lovſch, anfangend am
Bahnübergang.
* Lampertheim, R. Juli. Am Bahnübergang der Straße
Worms-Bürſtadt ereignete ſich geſtern morgen gegen 7 Uhr ein
ſchreckliches Unglück. Der in Bürſtadt wohnende Dr. Dierckſen
wollte mit ſeinem Motorrad über Worms an ſeinen Wirkungsort, dem
Werke Oppau der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik, fahren. An dem
Ankunft im hieſigen Bahnhof ſtarb. Die Bahnſchranke ſoll nicht ge=
Vorgeſtern morgen wurde im Rhein im ſogen. Landwehrkanal eine
männ=
liche Leiche geländet die ungefähr ſchon vier bis ſechs Wochen
im Waſſer gelegen hat. Der Tote iſt von kräftiger Statur und etwa
1,72—1,75 Meter groß, hat dunkles kurzgeſchorenes Kopfhaar und
eben=
ſolchen Schnurrbart; bekleidet war er mit dunklem Sakkoanzug mit hellem
geſtreiften Innenfutter, weißleinenem Hemd mit Einſatz, weißem
Stoff=
kragen und dunklem geſtricktem Selbſtbinder, gelber Makkounderhoſe und
Netzhemd. Die Wäſche iſt ungezeichnet. Die Schuhe ſind noch ziemlich
neu. Irgend welche Ausweispapiere trug die Leiche nicht bei ſich.
* Bürſtadt, R. Juli. Tödlicher Motorradunfall. Heute abgefahren, ferner erlitt ſie ſchwere Verletzungen an Arm und Kopf.
früh um 7 Uhr ereignete ſich auf der Bahnſtrecke Worms—Weinheim ein
ſchwerer Zuſammenſtoß zwiſchen einem Motorradfahrer und einem
Per=
ſonenzug. Der Motorradfahrer, der Wjähige Chemiker Joſ,
Dierck=
ſen von hier wollte in dem Augenblicke den Bahnübergang bei
Lam=
vertheim paſſieren, als der um 6,40 Uhr von Worms abgehende Per= werden, d. h., wenn die Maul= und Klauenſeuche keinen Strich durch den
ſonenzug die Straßenkreuzung bei geöffneten Schranken durchfuhr. Der
Verunglückte fuhr direkt gegen den Zug, wurde von der Lokomotive er=
d Hornhaut nur da
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(1 Bln.3807
faßt und von ihr zirka 20 Meter weit ins Feld geſchleudert. Der
Loko=
motivführer brachte den Zug ſofort zum Stehen. Das Dienſtperſonal
ſowie die Reiſenden des Zuges bemühten ſich um den Verunglückten und
nahmen ihn im Zuge mit nach Lampertheim. Er hatte einen doppelten
Schädelbruch erlitten und erlag bereits während der Fahrt nach
Lam=
pertheim ſeinen ſchweren Verletzungen. Das Motorrad iſt vollſtändig
zertrümmert. Unverſtändlich iſt, weshalb der Schrankenwärter, Ad.
Helf=
mann aus Biblis, die Schranken nicht geſchloſſen hatte. Die eingeleitete
Unterſuchung wird wohl die Schuldfrage klären.
* Bobſtadt, 26. Juli. Bannerweihe. Der Arbeiter=
Radfahrer=
verein Bobſtadt feierte das Feſt der Bannerweihe, das einen ſehr guten
Beſuch aufzuweiſen hatte. Fas Feſt begann am Samstag abend mit einem
impoſanten Fackelzuge, an den ſich der Kommers auf dem Feſtplatze
an=
ſchloß. Am Sonntag früh um 6 Uhr ertönte der Weckruf, um 10 Uhr
ſpielte eine gute Kapelle auf dem Feſtplatze zum Frühſchoppen. Nach
Abholen der auswärtigen Vereine durchzog ein nicht endenwollender
Feſt=
zug unſere Ortsſtraßen und alles ſtrömte nach dem Feſtplatz. Nach
Be=
grüßung durch den Vorſitzenden des feſtgebenden Vereins hielt Herr
Hintermayer, Bezirksleiter, eine wohlgelungene Feſtrede. Nach
Enthül=
lung des Banners durch die Feſtdame folgte Reigenfahren, Kunſtfahren,
Nadball und Geſangsvorträge, wobei der Arbeiter=Geſangverein Biblis=
Groß=Rohrheim wie immer Gutes leiſtete. Um halb 7 Uhr erfolgte die
Preisverteilung an die einzelnen Radmannſchaften.
* Gernsheim, 27. Juli. Ertrunken. Ein tragiſches Ende nahm
ein gemütliches Beiſammenſein der Turner in der Wirtſchaft Rheingold.
Um die etwas erhitzten Köpfe von dem genoſſenen Freibier zu kühlen,
unternahmen drei junge Burſchen eine Kahnpartie, wobei der
achtzehn=
jährige B. Meiſter ums Leben kam. Die Burſchen fuhren mit einem
Segelboot bis ungefähr in die Mitte des Hafens, als plötzlich M. am
Maſte in die Höhe kletterte und ſo das Boot zum kentern brachte. Sein
Freund Fr. Boxheimer verſuchte ihn zu retten und brachte ihn bis zirka
15 Meter vom Lande entfernt an einen Balken. B. ſchwamm nun ans
Land, um Hilfe zu holen, doch war der Verunglückte bereits verſunken.
Es kam dabei zu einem weiteren Unfall, der faſt ebenfalls nur mit
Todeserfolg zu verzeichnen wäre. Ein des Schwimmens unkundiger
junger Mann wollte in ſeinem Wahn den Verunglückten retten und
ſprang direkt in den Hafen, wo er ſofort verſank. Nur mit Mühe und
Not gelang es, ihn aus ſeiner gefährlichen Lage zu retten. Die Leiche
des ertrunkenen M. wurde gegen morgen gefunden. Wahrſcheinlich hat
der Ertrunkene einen Herzſchlag erlitten und iſt dadurch geſunken.
* Groß=Gerau, 27. Juli. Viehſeuche. Während in dem
Kreis=
orte Wolfskehlen, in dem die Maul= und Klauenſeuche ſeit langem weit
verbreitet war, die Seuchengefahr zurückgegangen iſt und alle
Schutz=
maßnahmen aufgehoben wurden, iſt die Maul= und Klauenſeuche erneut
in Erfelden, Klein=Gerau, Berkach und in Groß=Gerau ſelbſt
ausge=
brochen.
* Worms, R. Juli. Preisſchießen des Schützenvereins
1923 e. V., Worms a. Rh. Auf dem alten Militärſchießſtand im
Roſengarten ertönten am Sonntag ſeit langem wieder Gewehrſchüſſe,
nicht aber zum Zwecke kriegeriſcher oder gar umſtürzleriſcher
Beſtrebun=
gen, ſondern hier wurden ſportliche Wettkämpfe ausgetragen. Der
Be=
ſuch des Schießſtandes war ein ganz außerordentlicher und wurde von
morgens 8 Uhr bis abends 6 Uhr dauernd geſchoſſen. Der Verein hatte
alles aufgeboten. Sogar ein Ochſe wurde am Spieß gebraten, was viele
Schauluſtige auch anlockte. Die erzielten Schußleiſtungen waren ſehr gut.
Die ausgeſetzten Mannſchaftspreiſe errangen: 1. Preis Schützenverein
Klein=Hauſen; 2. Preis Schützengilde Bensheim. — Das ſilberne Kreuz
für die beſte Schußleiſtung im Mannſchaftsſchießen fiel dem Schützen
Langelott=Bensheim zu. — Die goldene Medaille für den beſten Schützen
mit fe 1 Schuß liegend, knieend und ſtehend freihändig erhielt Schütze
Lurg=Bürſtadt. — Beim Einzelſchießen errangen Preiſe: 2) im liegend
freihändigen Schießen: 1. Preis Förſter Lehn=Bürſtadt; 2. Günderoth=
Lampertheim; 3. Degen=Kleinhauſen; 4. Heiſer=Bürſtadt; 5. Glanzner=
Kleinhauſen. — b) im knieenden Schießen: 1. Preis Neider=
Lampert=
heim; 2. Heiſer=Bürſtadt; 3. Becker=Bensheim; 4. Bauer=Großhauſen;
5. Hermann=Großhauſen. — c) im ſtehend freihändigen Schießen: 1. Pr.
Degen=Kleinhauſen; 2. Günderoth=Lampertheim; 3. Neider=Lampertheim;
4. Schambach=Bensheim; 5. Sammet=Frankenthal.
* Oppenheim, 27. Juli. Beurlaubt bis zum 14. Auguſt iſt
der Kreisarzt, Herr Medizinalrat Dr. Schüppert. Vertreter iſt Herr
Amtsarzt Dr. Schad in Mainz. — In den meiſten Landorten des
Krei=
ſes beginnen im Laufe dieſer Woche die Ernteferien. Sie dauern
meiſtens drei Wochen.
* Bodenheim, R. Juli. In der Albrechtſchen Ziegelei zwiſchen hier
und Nackenheim, in welcher mehrere Jahre der Betrieb ruhte, wurde
heute die Arbeit wieder aufgenommen.
* Nackenheim, 27. Juli. (erſchiedenes.) Nachdem die
Her=
ſtellungsarbeiten der Nierſteiner Landſtraße beendigt ſind,
können wieder Fahrzeuge aller Art auf ihr verkehren. — Die
Bagger=
arbeiten zur Vertiefung des Fahrwaſſers im jenſeitigen Stromarm
mußten ſeit Eintritt des jfetzigen Hochwaſſers eingeſtellt werden.
Eine ſchöne Einnnahme hatten die hieſigen Obſtzüchter durch Verkauf der
gut gediehenen Schmalzbirnen, die zu 10 Mark für den Zentner an den
Großhandel nach Norddeutſchland verfrachtet wurden.
* Aus Rheinheſſen, 27. Juli. Nachdem der Behang des Weinſtocks
Uebergang wurde er von dem von Worms kommenden Zuge erfaßt und durch verſchiedene Schädigungen bereits ſtark gelichtet iſt, geſellt ſich ſeit
ſchwer verletzt. Der Zug hielt ſofort an und nahm den Verunglückten mit etwa acht Tagen ein neuer Feind hinzu, die Sauerwurmmotte.
Stellen=
hierher. Seine Verletzungen waren aber ſo ſchwer, daß er gleich nach wveiſe hat der Mottenflug in außergewöhnlicher Stärke ſtattgefunden,
weshalb die Bekämpfung, wo ſie noch lohnend erſcheint, nun nicht mehr
ſchloſſen geweſen ſein. Dr. Dierckſen war erſt ſeit kurzem verheiratet. — länger hinausgeſchoben werden darf. Sie ſoll ſpäteſtens im Laufe dieſer
Woche mit Nikotin oder arſenhaltiger Spritz= und Staubmittel erfolgen,
Nach etwa zehn Tagen iſt das Verfahren zu wiederholen.
Oberheſſen.
* Treis a. b. Lumda, 27. Juli. Ueberfahren und ſchwer verletzt
wurde auf der Nebenbahnſtrecke Grünberg—Londorf—Lollar in der Nähe
unſeres Dorfes eine hieſige Frau. Die Frau iſt auf bis jetzt
unaufge=
klärte Weiſe direkt in den Zug gelaufen. Es wurden ihr beide Beine
Der ſofort erſchienene Arzt ordnete die ſofortige Ueberführung in die
Gießener Klinik an, wo die Frau in bedenklichem Zuſtande darniederliegt.
* Lauterbach, 27. Juli. Die Landwirtſchaftliche
Kreis=
ſchaufür den Kreis Lauterbach ſoll vom 25.—2. September abgehalten
Plan macht. Der Wettbewerb erſtreckt ſich auf 11 Gruppen, welche die
geſamte Viehzucht: Pferde, Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Geflügel —
die Erzeugniſſe des Pflanzenbaues, Obſtbau, Obſtverwertung,
Bienen=
zucht, Maſchinen, Geräte, Hilfsſtoffe, milchwirtſchaftliche Erzeugniſſe und
Geräte und wiſſenſchaftliche Arbeiten umfaſſen. Für die Preisverteilung
ſtehen bis jetzt 11000 Mark von Zuchtvereinen, Landwirtſchaftskammer,
Stadt Lauterbach und anderen Gemeinden des Kreiſes zur Verfügung.
* Schotten, 27. Juli. Eine Schafbockverſteigerung findel
am 29. d. M. in der Stammſchäferei Götzen ſtatt.
O Hedbesheim, 27. Juli. Im zweiten Wahlgange der hieſigen
Bür=
germeiſterwahl wurde der 29jährige Gemeinderechner Auguſt Hetterich in
Plankstorf mit 30 gegen 27 Stimmen, die auf den Bankbeamten Klevenz
in Mannheim fielen, zum Bürgermeiſter gewählt.
Nummer 207
Mittwoch, den 28. Juli 1926
Seite 7
Mit Mam und Roß im Rhein ertrunken.
WSN Wiesbaden. Am Sonntag morgens 6 Uhr, wurde eine
Anzahl Pferde von jungen Leuten aus Oberwalluf (Rheingau) in den
Rhein zur Schwemme geritten. Plötzlich verſank ein Pferd mit dem
Reiter, einem 15jährigen jungen Mann, namens Maßmich, in der Tiefe
und erſchien nicht mehr an der Oberfläche. Man nimmt an, daß das
Pferd einen Hitzſchlag erlitt und geſunken iſt, und den jungen Mann
mit ſich geriſſen hat. Während die Leiche des Pferdes bei Oeſtrich
ge=
ländet wurde, konnte die des jungen Mannes noch nicht geborgen
werden,
Eine geheimmisvolle Mordtat.
München. Aus Dieſſen, am Ammerſee, wird gemeldet: Die
hieſige Gendarmerie iſt einer Mordtat auf die Spur gekommen, die
be=
reits vier Wochen zurückliegt. Am 1. April hatte ein gewiſſer Blau
in Biſchofsried ein Anweſen gepachtet. Inzwiſchen hat ſich
herausge=
ſtellt, daß Blau ſeinen Namen zu Unrecht führte, und daß der wirkliche
Blau am B. Juni den Pächter beſucht hatte. Seit dieſem Tage ſind
beide verſchwunden. Der Verdacht, daß Blau durch den
Pächter beiſeite geſchafft worden iſt, hat ſich nunmehr
be=
ſtätigt. Am Sonntag abend fanden Gendarmeriebeamte im Garten
des Anweſens die Leiche des Blau, die viele Verletzungen aufwies.
Von dem Täter fehlt jede Spur.
Todesunglück beim Warnemünder Seeflugwettbewerb.
Berlin. Nach einer Meldung der B. Z.” aus Warnemünde
iſt bei dem dritten Streckenflug des deutſchen Seeflugwettbewerbs
der Flieger Haaſe, infolge des überaus ſchweren
Unwet=
ters, in den ſpäten Abendſtunden bei einer Notlandung auf offener
See getötet worden. Sein Beobachter Kolbe konnte gerettet werden.
Ein Rotor=Schiff für die deutſche Marine.
ZurWirbelſturmkataſtrophe im Freibad Grünau beiBerlin.
Tätigkeitsbericht
der Deuſchen Nohſe.
Der ſoeben herausgegebene
Tätig=
keitsbericht der Reichsgeſchäftsſtelle
der Deutſchen Nothilfe in Berlin
gibt beachtliche Aufſchlüſſe über die
Bemühungen, ergänzende Mittel
zur Förderung der
Wohlfahrts=
pflege durch freie Liebestätigkeit
aufzubringen. Insgeſamt ſind durch
die Keſſe der Reichsgeſchäftsſtelle
allein mehr als 10 Millionen
Gold=
mark gefloſſen, von denen 7
Mil=
lionen zur Linderung der Not des
beſetzten Gebiets geſpendet
worden ſind. Ueber 3 Millionen
Reichsmark fanden zur ergänzenden
Fürſorge im ganzen
Reichs=
gebiet, ſowie für einige
Sonder=
zwecke (Dortmunder
Grubenkata=
ſtrophe, ausgewieſene Optanten,
Hochwaſſergeſchädigte u. a.)
Ver=
wendung. Beſonders bemerkenswert
ſind die Angaben über den nach
ausländiſchen Erfahrungen erfolg=
Die vom Wirbelſturm umgelegten, wüſt durcheinander geworfenen Bäume im Freibad Grünau.
Sonntag mittag zog über den Süden und Südoſten Berlins ein Gewitter, das in Grünau zur
Bildung einer Windhoſe führte, die im Freibad und deſſen Umgebung große Verheerungen
anrichtete. Im Freibad und in deſſen Nähe wurden faſt 40 große, alte Kiefern entwurzelt
oder umgebrochen. Dabei wurde eine Frau getötet und neun Perſonen mehr oder minder
ſchwer verletzt.
Reich und Ausland.
*100 Jahre Bibliographiſches Inſtitut.
(1. Auguſt 1826 — 1. Auguſt 1926.)
Von Hans Georg Brenner.
Hundert Jahre ſind eine lange Zeit — ganz gewiß für einen
Ver=
lag, der in unſerer ſchmökerhungrigen Zeit, inmitten einer wahlloſen
Bücherreproduktion keine „Schmöker”, verlegt, die mit Heißhunger
„gefreſſen” werden, ſondern zielklar den einmal aufgenommenen
Ge=
danken verfolgt „Bildung macht frei”, eine wiſſenſchaftliche Arbeit nach
der anderen auf den Markt bringt, in dem ſtolzen Bewußtſein, daß
Qualität nicht vorübergehenden Moden unterworfen iſt.
Erſt i den letzten Jahren beginnt der Bücherfreund (dank guter
Verlagszeitſchriften und Almanache) zu erkennen, daß jeder Verlag (
ſo=
weit es ſich um Kulturarbeit handelt) ſeinen feſt umriſſenen
Weſens=
bezirk hat, auf dem ſich eine beſtimmte Leſergemeinde gründet. Die
äußeren Vorteile des Bücherkaufens nehmen aber die meiſten als
er=
freuliche Tatſache oder Selbſtverſtändlichkeit hin, ohne nach den Urſachen
zu fragen. Gewiß — es gibt Klaſſikerausgaben in Hülle und Fülle,
gute, auch ſchlechte. Man braucht nur zuzugreifen. Nachſchlagewerke
für alle Wiſſensgebiete beſeitigen ſchnell irgend welche Lücken.
Sam=
melausgaben gibt es wie Sand am Meer. Es iſt oft ſchwierig, nach
Qualitäten zu unterſcheiden. Alles das ſind heute für den
Bücher=
käufer Selbſtverſtändlichkeiten wie die Inventurausverkäufe der
Waren=
häuſer. Sie ſind eben da. Aber woher kamen ſie? Es wird wenigen
bekannt ſein, daß gerade der Gründer des „Bibliographiſchen Inſtituts”
Carl Joſeph Meher (1796—1856), dieſe Annehmlichkeiten geſchaffen
hat, die vielen heute den Bücherkauf überhaupt erſt ermöglichen. Ich
meine nicht die Ratenzahlung, ſondern die „wohlfeilen” Ausgaben, die
für die meiſten Verleger heute eine Notwendigkeit ſind, um auch weniger
„gangbave” Werke verlegen zu können.
Als C. J. Meyer am 1. Auguſt 1826 in ſeiner Vaterſtadt Gotha das
„Bibliographiſche Inſtitut” gründete, verfolgte er das Ziel, durch
orga=
niſierten Maſſenabſatz gute, billige Ausgaben deutſcher Dichter für die
niederen Berufsſtände zu ermöglichen, die nicht in der Lage waren, die
unverhältnismäßig teuren Ausgaben jener Zeit zu kaufen. Bis dahin
war eine Verbilligung der Bücher undenkbar geweſen, da die zeitlich
faſt unbegrenzten Rechte der Autoren und ihrer Nachkommen
unaus=
geſetzt die Preiſe ſchraubten. Damit war der Büchewverkauf lediglich
eine Angelegenheit der erſten Geſellſchaftskreiſe. C. J. Meher erkannte
die Bildungsmöglichkeit weiterer Kreiſe nur in der billigen
Maſſenher=
ſtellung guter Nachdruckausgaben, unbeſchadet aller verbrieften und
verſiegelten Rechte der Origimalverleger und Autoren. Durch
konſe=
quentes Uebertreten des Urhebergeſetzes erzwang er ſchließlich die
Her=
abſetzung der Schutzfriſt von 50 und mehr Jahren auf 30 Jahre. Die
Renitenz der Sortimenter und Verleger, die in der Ueberſchwemmung
des Büchermarktes mit billigen Nachdrucken für ihre Geſchäfte bangten,
war damals noch größer als heute. Ihren organiſierten Widerſtand
brach Meyer durch die Eröffnung von Subſkriptionsliſten, durch
plan=
mäßige Unterſtützung des damals entſtehenden Kolportagebuchhandels.
Dadurch erreichte er Abſatzziffern, die für damalige Verhältniſſe
un=
glaublich ſcheinen (100 000 bis 200 000). Das Bildungsprivileg der
erſten Geſellſchaft war damit gebrochen. Die Sortimenter mußten wohl
dder übel Gefolgſchaft leiſten. So entſtanden zunächſt die drei, zirka
180 Bände umfaſſenden deutſchen Klaſſikerausgaben: die „
Handbiblio=
wek”, die „Kabinetts” und „Miniaturausgabe‟. Aus der letzteren
ent=
wickelte ſich ſpäter die „Groſchenbibliothek”. Nach der Ueberſiedelung
nach Hildburghauſen ermöglichte die Angliederung einer eigenen
Druckerei eine Ausdehnung der Verlagstätigkeit auf andere
Wiſſens=
gebiete. Meher gliederte einen Kunſt= und Bibelverlag an und begann
mit der Herausgabe des „Univerſalatlas” und des „
Konverſations=
exikons”, das dem Verlag — wie ſpäter noch die Herausgabe von
Brehms Tierleben” — Weltruf brachte. Endlich das „belehrende
Bildwerk für alle Stände”, das „Univerſum”! Es hatte die Aufgabe,
DDie Schöpfung Gottes in ſeinen höchſten Teilen, in Wort und Kunſt
röuſtellen, vom Geiſte des Univerſums, von großen Gefühlen erfüllt.
Dr Tugend und Ruhm wahre Begriffe durch die Blätter zu verbreiten.”
Der Erfolg dieſes Werkes war ſo groß, daß es einer kleinlichen
Zenſur=
behörde nachträglich nicht mehr gelang, ein Verbot gegen dieſe
frei=
geiſtige Zeitſchrift durchzudrücken.
2. J. Meyer war wiſſenſchaftlicher Forſcher, Autor, Herausgeber,
Sründer und geſchäftlicher Leiter nicht nur ſeines Stammhauſes, auch
Der Filialen in New Yort, Amſterdam, Paris und Konſtantinopel. Der
SSſtoſe Eiſer, alle Wiſſensgebiete in den Rahmen ſeiner Arbeit einzu=
Töichen, einem wiſſenshungrigen Volke zugänglich zu machen, hatte
Sue Materialfülle zur Folge, die dem Verlag zum Verhängnis zu
wer=
ei drohte. Darum war es die Aufgabe ſeines Nachfolgers, ſeines
Synes Hermann Julius, die Verlagsarbeit zu ſichten: Unweſentliches
Jölgeben, um die große Linie des Verlagsgedankens die Univerſalität
DeS Begründers, die dem Inſtitut das Gepräge gegeben hatte,
weiter=
hren zu können, ohne der Gefahr einer Zerſplitterung zu unterliegen.
Die endgültige Ueberſieblung nach der Buchhändlerzentrale Leipzig war
r Schlußſtein des äußeren großen Gebäudes, deſſen innere
Ausge=
taltung nun zielbewußt weitergeführt wird — trotz mancher
Nieder=
age, trotz des Krieges, der dem Buchhandel vielleicht die ſchwerſte
Kriſe gebracht hat.
2rſrulieren müſſen iſt ein ſchön Ding, wenn es ſich nicht darum
Zandelt, ein paar verbindliche Worte zu ſagen, wenn dieſe Pflicht
viel=
neyr einer aufrichtigen Dankbarkeit erwächſt, die viel mehr durch die
ST zu bezeugen iſt. Nicht durch gönnerhaftes Lächeln und
Hände=
lgiteln, ſondern durch das tätige Bekenntnis zu einer Kultur= und
Iäärungsarbeit, die über die Grenzen engherziger Klaſſeneinteilung,
über die Grenzen eines Volkes hinauswächſt.
reich organiſierten Vertrieb der
Wohlfahrtsbriefmarken zugunſten
der Deutſchen Nothilfe, deren zwei
erſte Serien einen Erlös von 2½
Millionen Reichsmark brachten. Mit
Rickſicht auf die noch beſtehenden
außergewöhnlichen Notſtände wurde
geuerdings durch den
Reichsarbeits=
ausſchuß mit Zuſtimmung
ſämt=
licher Länderregierungen und der
Spitzenverbände der freien
Wohl=
fahrtspflege die Fortführung der
Deutſchen Nothilfe in ihrer
bisheri=
gen Form als Arbeitsgemeinſchaft
poſtminiſterium hat der Fortſetzung
des Vertriebes von
Wohlfahrtsbrief=
marken bereits zugeſtimmt.
Die Vorgänge in Blankenberghe.
erregen immer noch die Gemüter. Mit Recht! So und ſo viele Jahre
nach dem „Friedens”vertrag, und ein Jahr nach Locarno ſollte endlich
auch in ehemaligen Feindländern der Deutſchenhaß und die
Deutſchen=
hetze ein Ende gefunden haben, um ſo mehr, als gerade von dieſen
Län=
dern eine ſtarke Propaganda eingeſetzt hat mit dem Endzweck, die
Deut=
ſchen wieder zum Reiſen und zum Aufenthaltnehmen im ehemaligen
feind=
lichen Ausland zu bewegen. Andererſeits iſt allerdings auch die Frage
berechtigt, die in einer uns zugegangenen Zuſchrift aufgeworfen wird:
„Geht, Ihr Deutſche nicht ins Ausland, ſolange der Deutſchenhaß immer
noch aufflackert, tragt Euer gutes deutſches Geld nicht ins Ausland nur
um vermeintlicher Valutavorteile wegen. Deutſche Sommerfriſchen und
deutſche Bäder ſind zum mindeſten gleich gut und Erholung bringend und
von gleicher landſchaftlicher Schönheit wie viele des Auslandes”.
Die Vorgänge in Blankenberghe an zwei Abenden in der erſten
Hälfte des Juli ſind tatſächlich dazu angetan, den Boykottgedanken
gegen=
über Belgien und Frankreich (auch von hier wird von deutſchen
Reiſen=
den immer wieder mitgeteilt, daß die Deutſchen, nicht ohne Angriffen
aus=
geſetzt zu werden, ſich dort aufhalten können) wieder aufleben zu laſſen,
bis die Jenſeite zur Vernunft gekommen iſt. Wir entnehmen einer
Schil=
derung eines der deutſchen Teilnehmer das Folgende:
„Am Mittwoch, dem 14. Juli, fielen die franzöſiſchen und belgiſchen
Badegäſte allgemein dadurch auf, daß ſie, wie üblich, ſich reichlich mit
patriotiſchen Abzeichen geſchmückt hatten. Desgleichen hatten die
Ge=
bäude reichen Flaggenſchmuck angelegt. Die deutſchen Badegäſte waren,
wie ich das während meines ganzen Aufenthalts beobachten konnte,
muſtergültig und taktvoll. Sie zogen ſich in ihre Hotels zurück oder in
Reſtaurants, die in der Stadt lagen, die Seepromenade völlig den
Bel=
giern überlaſſend. In den ſpäten Nachmittagsſtunden wurde die
Stim=
mung erregter. Vor den Cafés und Bodegas ſaßen große Maſſen, die
anſcheinend nur darauf warteten, daß etwas geſchehe. Ein Belgier nahm
einem Zeitungsverkäufer einen Packen deutſche Zeitungen ab und
ver=
brannte ſie vor einem Café unter großem Jubel der Zuſchauenden. Der
Hauptanſtoß wurde in der Bodega Berkeley, zwiſchen dem Hotel LOcéan
und dem Hotel de Veniſe, gegeben. Brüſſeler Gymnaſiaſten und
Studie=
rende, die, wie verbürgt wurde, eigens zu Kundgebungszwecken nach
Blankenberghe gekommen waren, beläſtigten hier in unverſchämter Weiſe
einen Herrn, den ſie für einen Deutſchen hielten. Dieſer Herr, ein
Bel=
gier, ſprang ſchließlich in höchſter Erregung auf einen Tiſch und ſchrie:
Vous 6tes des läches! (Ihr ſeid Feiglinge!) Dies war Oel ins Feuer
gegoſſen. Die Menge zog jetzt in einem Demonſtrationszug vor einzelne
Hotels und Reſtaurants. Das Hotel de Providence hatte nicht geflaggt
und wurde von der heulenden Menge ſo lange belagert, bis die Flagge
erſchien. Vor dem Hotel Briſtol (in dem viele vornehme Deutſche
abge=
ſtiegen waren) kam es zu widerlichen Szenen, wobei ſchließlich der Wirt
mit dem Nevolver in der Hand den Eingang gegen die Eindringlinge
berteidigen mußte.
Ich ſelbſt ſaß mit einer größeren Geſellſchaft in dem Reſtaurant
Leféore in der Kerkſtraat. Es muß nochmals ausdrücklich betont werden
daß ſich die ſämtlichen Gäſte des Reſtaurants außerordentlich taktvoll
und zurückhaltend benahmen. Die Maſſen der Demonſtrierenden wurden
jedoch durch Bewohner der gegenüberliegenden Häuſer beſonders auf das
Reſtaurant aufmerkſam gemacht. Man zeigte auf das Haus und ſagte
ihnen, daß hier lauter Boches ſäßen. Im Augenblick war das Haus
von einer fanatiſch heulenden Menge umringt. Die deutſchen Gäſte
hat=
ten ſich längſt in die hintern und oberen Räume zurückgezogen, doch hatte
das Haus leider keinen anderen Ausgang. Die Damen, die ſich um ihre
Kinder ängſtigten, bekamen ſchwere Herzanfälle und Krämpfe. Schließlich
begaben wir uns, da der Lärm immer heftiger wurde, in eine verdunkelte
Dachſtube, die wir erſt nach drei Stunden tatſächlicher Gefangenſchaft
verlaſſen konnten. Inzwiſchen tobte die Menge vor dem Hauſe und
machte Ausrufe wie „Sales Boches, 4 bas les assassins” (Schmutzige
Boches, nieder mit dieſen Mördern!) Dazwiſchen wurde gepfiffen,
ge=
johlt und in allen möglichen unartikulierbanen Lauten Lärm gemacht. Es
klang ſo, als ob es wochenlang eingeübt ſei. Merkwürdigerweiſe war der
eigentliche Mob an dieſen Demonſtrationen nicht beteiligt, ſondern die
Demonſtranten ſetzten ſich faſt lediglich aus Badegäſten, darunter elegant
gekleidete Damen, zuſammen. Erſt in ſpäter Nacht verließen die
Demon=
ſtranten die Straße, nachdem ſie noch vor dem Hauſe des Bürgermeiſters
gejohlt hatten, der deutſchfreundlicher Geſinnung bezichtigt wurde.
Nach den Vorfällen ſetzte eine allgemeine Abreiſe der
Deut=
ſchen ein (die wieder einmal erſt durch Schaden klug wurden).
der öffentlichen und privaten Wohl= Das Rotor=Motorſchiff „Barbara”, das von der Aktiengeſellſchaft Weſer für die deutſche
Marine=
fahrtspflege beſchloſſen. Das Reichs= leitung erbaut wurde, hat dieſer Tage ſeine Probefahrten mit beſtem Erfolg abſolviert. Das
neue Rotor=Schiff iſt 2800 Tonnen groß.
Frankfurter Chronik.
WSN. Aus der Haft entlaſſen. Die Inhaber der
Rödel=
heimer Schuhfabrik Kowes u. Schütz wurden aus der Haft entlaſſen.
Wie wir hören, trifft es nicht zu, daß die beiden Verhafteten im
Ver=
dacht der Brandſtiftung ſtehen. — Der Fall Fleſſa. Für die am
2. Auguſt beginnende Vevhandlung gegen die Krankenſchweſter
Wilhel=
mine Fleſſa werden, ſoweit Plätze vorhanden ſind. Zutrittskarten
aus=
gegeben. Die Anmeldung zur Erlangung ſolcher Karten hat Mittwoch,
den B. d. M., in der Zeit zwiſchen 10 und 12 Uhr, im Altbau des
Juſtizgebäudes, Zimmer 138, bei Oberinſpektor Graf ſtattzufinden, wo
auch die Abholung am Samstag, zwiſchen 12 und 1 Uhr, zu erfolgen
hat. — Ein rückſichtsloſer Patentſchwindler. Nicht
zum erſten Male ſtand der Ingenieur Georg Curtius vor Gericht. Von
Hauſe aus fehlen ihm die Hemmungen, die mehr oder weniger jeder
Menſch vor Begehung einer ſtrafbaren Handlung zu überwinden hat.
Haltlos und willenlos gibt er ſich dem Triebe hin, Geld in ſeine Hände
zu ſpielen, und dabei iſt er in der Auswahl ſeiner Opfer gar nicht
wähleriſch. Wer ihm ins Garn geht, wird „gemacht”, wie ſich die
Gauner auszudrücken pflegen. Diesmal hatte er ſich einen Aquiſiteur
ausgeſucht, der ſich durch die ſchönen Worte des Angeklagten beſtimmen
ließ, Geld für die Herſtellung eines vom Angeklagten erfundenen und
vom Patentamt anerkannten Patentes herzugeben. Am Ende ſtellte
es ſich heraus, daß es ſich um einen großartig angelegten Schwindel
handelte. Das Erweiterte Schöffengericht verurteilte den Angeklagten
zu einer Gefängnisſtrafe von fünf Monaten, wobei mildernd die
Geiſtes=
verfaſſung des Angeklagten in Rüchſicht gezogen wurde.
Straferſchwe=
rend ſei aber zu berüchſichtigen geweſen, daß der Angeklagte ſkrupellos
gehandelt habe.
Die Flugzeugkataſtrophe über der Nordſee.
Berlin. Ueber die ſchwere Kataſtrophe die am Samstag abend
infolge Blitzſchlags das Flugzeug D 22 der Deutſchen Luft=Hanſa
er=
eilte gibt ein Augenzeuge der „Voſſ. Ztg.” folgenden Bericht: Gegen
7 Uhr brach ein orkanartiger Sturm los und ein Wolkenbruch
ging nieder. Es wurde ſtockfinſter und einen Augenblick ſpäter zeigte
der Himmel eine ſchwefelgelbe Färbung. Der Donner rollte
unaufhör=
lich. Man konnte zeitweilig keine 10 Meter weit ſehen.
Plötzlich hörte man auf Juiſt einen furchtbaren Einſchlag.
Man ſah ſüdlich der Inſel Juiſt, nach Norddeich zu, aus den Wolken
ein Flugzeug abſtürzen. Eine gewaltige Rauchwolke ſtieg
einen Augenblick ſpäter aus dem Wattenmeer auf. In Juiſt wurde
ſofort glarmiert. Man fuhr im Galopp mit Wagen ins Wattenmeer
hinüber und fand etwa 20 Minuten vom Strand entfernt in den
Watten, im ſeichten Waſſer die Trümmer eines Flugzeuges. Das
Flug=
zeug war kurz vor dem Unwetter in Borkum mit insgeſamt fünf Mann
Beſatzung aufgeſtiegen und wollte nach Norderney fliegen. Die
Trüm=
mer des Flugzeuges hatten ſich tief in den ſeichten Sand eingebohrt.
Man konnte nur noch die verkohlten Tragflächen und einige Teile des
Motors erkennen. Vier Perſonen, darunter eine Dame, waren
bereits tot. Alle Toten waren fürchterlich verbrannt. Die Dame
konnte man zunächſt nicht befreien. Sie mußte erſt mit Aexten aus
den Trümmern des Flugzeuges herausgeſchlagen werden. Die
Ver=
unglückten wurden nach Juiſt gebracht. Der Beobachter lebte bei der
Bergung noch. — Am Sonntag war die Unglücksſtelle das Ziel vieler
Hunderter von Badegäſten. Die Namen der Verunglückten ſind: Pilot
Tracinſky, Ehepaar Horſter aus Berlin und Herr van Delden aug
Bentheim tot, Herr Stoick aus Bentheim tödlich verletzt.
Zum Reichsbahnſkandal in Frankfurt a. d. Oder.
Frankfurt a. d. O. Von der Reichsbahndirektion Oſten wird
mitgeteilt, daß in dem Verfahren über die bei dem Neubau des
Bahn=
hofs Neu=Bentſchen und dem Umbau des Bahnhofs Frankfurt a. d. D.
vorgekommenen Unregelmäßigkeiten auch der letzte noch in Haft
ver=
bliebene Eiſenbahnbeamte aus der Haft entlaſſen worden iſt,
Die Unterſuchung der Staatsanwaltſchaft zur Klärung der
Angelegen=
heit läuft weiter.
Der Weiße Tod.
Salzburg. Auf dem Wiesbach=Horn gerieten ſechs Touriſten
in einen Schneeſturm. Vier von ihnen, darunter der
Gerichts=
aſſeſſor Franz Fiſcher aus Bautzen, fanden den Tod. Fräulein
Elfriede Lucken aus Dresden und Konrad Claus aus Wolkenſtein
konnten gerettet werden.
Orkan in Florida.
Miami (Florida). Hier herrſchte am Montag ein orkanartiger
Wind, der großen Schaden anrichtete. Durch verſchiedene
los=
geriſſene und umhertreibende Yachten wurde ein im Hafen liegender
Dampfer, der 400 Kiſten Dynamit an Bord hatte, gefährdet,
Geite 8
Mittwoch, den 28. Juli 1926
Nummer 207
Turnen.
Deutſche Turnerinnen und ihre Leiſtungen.
Im allgemeinen pflegen unſere Frauen und
Mädchen, ſoweit ſie überhaupt zur Körperkultur
und nicht zum Flirt und Tand hinneigen,
we=
niger in die Oeffentlichkeit zu treten. Indeſſen
bringen es die Leibesübungen mit ſich, daß die
geübteren und gewandteren Frauen ſich an den
Wettkämpfen beteiligen, ſei es nun im
Tennis=
ſpiel, Schwimmen, Sport oder Turnen. Im
Turnen iſt es der Mehrkampf, der ganz
beſon=
dere Anforderungen an die Gewandtheit, Kraft
und Geſchmeidigkeit der Frauen ſtellt. Und
un=
ter dieſen allſeitig durchgebildeten
Mehrkämpfe=
rinnen ſchälen ſich wieder Turnerinnen heraus,
die im Einzelkampf ganz Hervorragendes leiſten.
Hier ſei nur an Frl. Schumann (T.=V.
Alten=
dorf) erinnert, die letzthin gelegentlich der
Deut=
ſchen Kampfſpiele im Speerwerfen 35,65 Meter
erzielte. Damit wurde eine neue deutſche
Höchſt=
leiſtung und gleichzeitig ein Weltrekord
aufge=
ſtellt. Frl. Goldbach, vom Turnklub Hannover,
erreichte als Zweitbeſte der D. T. 31,2 Meter.
In anderen Uebungsarten konnten bei den
Tur=
nerinnen folgende Leiſtungen feſtgeſtellt werden:
100=Meter=Lauf: Frl. Junkers=
Kaſ=
ſel 12,6 Sek.; Frl. Bandke=Witten 12,7 Sek.
4X 100=Meter=Staffel: Turnklub
Hannoder, 51,9 Sek.; T.=V. Kiel 52,4 Sek.
Hochſprung: Frl. Sommer=Kiel 1,50
Meter; Frl. Sacke=Hannover 1,/45 Meter.
Weitſprung: Frl. Block=Hannover 5,27
Meter;, Frl. Meier=Siegen 5,21 Meter.
Kugelſtoßen. 5 Kilogr.: Frl. Graſſe=
Niederlehne 11,04 Meter; 2. Frl. Schulze.
Schlagball=Weitwurf: Frl.
Schu=
mann=Eſſen 71,85 Meter: Frl. Schulze=
Magde=
burg 64,80 Meter.
Die Höchſtleiſtungen der Deutſchen
Turner=
ſchaft ſind ſür die vorſtehenden Wettbewerbe: 100 Meter:
Frl. Junkers=Kaſſel 12,4 Sek. — 48100=Meter=Staffel: T.=V.
Kiel 52 Sek. — Hochſprung: Frl. Döring=Berlin 1,51 Meter.
Weitſprung: Frl. Furchheim=Neukölln 5.50,5 Meter. —
Kugel=
ſtoßen, 5 Kilogr.: Frl. Graſſe=Niederlehne 10,21 Meter. —
Speer=
werfen: Frl. Schumann=Eſſen 36,88 Meter. — Schlagball=
Weit=
werfen: Frl. Schumann=Eſſen B,61 Meter.
Schluß des Marienbader Tennis=Turniers.
Das Tennis=Turnier in Marienbad.
Das Marienbader internationale Tennisturnier konnte unter
gün=
ſtüigen äußeren Austragsbedingungen weiter recht gut gefördert werden.
Bemerkenswert, iſt vor allem die neue Niederlage, die Rohrer,
dies=
mal durch Moldenhauer, erlit. Magenauer iſt bisher nur im Doppel
mit Tomilin geſchlagen worden, wie auch gegen eine ſo ſtarke Paarung
wie Froitzheim-Moldenhauer kaum anders zu erwarten war. Neben
den Einzelſpielen erfuhren auch die Doppelſpiele eine weitere
För=
derung. Die Ergebniſſe:
Herreneinzel; Macenauer-Gottlieb 11:9, 6:3.
Dameneinzel: Frl. AußemFrl. v. Janetta 6:2, 3:6, 6:1z
Frl. Keller—Frl. Ledig 6:4, 5:7, 6:0.
Herrendoppel: Froitzheim/Moldenhauer — Macenauer
To=
milin 6:3, 4:6, 6:1; „Bertraud /MMenzel=Prag—Dr. GaſtBreuer 6:4,
1:6, 6:3.
Gemiſchtes Doppel: Frl. Außem/Moldenhauer—Frl.
Win=
terſtein dr. Nösler 6:2, 7:5. Fr. LedigſBreuer—Frl. Zedwitz M.
Rös=
ler 6:3, 6:0.
Länderkampf Deutſchland — Deutſche
Tſchecho=
klowakei: Moldenhauer-Rohrer 11:9, 3:6, 6:4. Deutſchland
führt jetzt mit 2:0 Siegen.
Deutſchland verliert den Länderkampf 2:4.
Das internationale Marienbader Tennis=Turnier konnte am
Diens=
tag in allen Konkurrenzen beendet werden. Das Hauptintereſſe
bean=
ſpruchte die Begegnung im Herren=Einzel zwiſchen Moldenhauer und dem
Tſchechen Macenauer. Nach hartem Fünfſatzkampf konnte der Deutſche
6:1; 4:6; 6:3; 5:7; 6:4 mehr als knapp ſiegreich bleiben. Zum
Schluß=
ſviel zwiſchen Moldenhauer und Froitzheim kam es nicht mehr, da
Froitzheim vorzeitig abreiſte und Moldenhauer kampflos den Sieg
über=
ließ. Das Damen=Einzel gewann in glänzender Manier die junge
Köl=
nerin Frl. Cilly Außem, die die Ungarin Frau von Petery=Varady 7:5;
9:6; 6:2 abfertigte. Damit war die Serie der deutſchen Siege zu Ende.
Die Tſchechen Gottlieb=Rohrer gewannen das Herren=Doppel kampflos
in=
folge der Abreiſe Froitzheims, der ſonſt mit Moldenhauer als Partner
zweifellos die Konkurrenz gewonnen hätte. Im Gemiſchten Doppel
wur=
ben Frl. AußemMoldenhauer von Frau Amende=Gottlieb 4:6; 6:3; 4:6
aus dem Rennen geworfen. — Die Abreiſe Froitzheims verurſachte dann
weiter noch die 2:4=Niederlage der Deutſchen in dem Länderkampf
Deutſchland=Deutſche Tſchechoflowakei. Hier gewann im Herren=Einzel
Moldenhauer kampflos gegen Gottlieb, dafür ſiegte aber der Tſcheche
Menzel gegen Klemm 6:1; 6:1 und ſein Landsmann Soyka gegen
Bre=
mer 6:2; 6:2. — Auch das HernenDobbel ging an die Tſchechen Dr.
BertramMenzel, die mit 3:6; 6:3; 6:2 über Breuer=Klemm erfolgreich
waren. — Im Gemiſchten Doppel wurden Frl. Außem=Moldenhauer,
wie ſchon im Endſpiel des Turniers, von Fr. Amende=Gottlieb 2:6, 6:2;
6:4 geſchlagen, dafür konnte aber dann noch das deutſche Paar Fr. Ledig=
Breuer mit 6:8; 6:2; 63 einen Erfolg über das Ehepaar Rohrer
davon=
tragen.
Zum Schwimmen „Quer durch Berlin”
Der Sieger Vierkötter, gefolgt von einem Motorboot, unweit des Zieles.
Am letzten Sonntag fand das Schwimmen „Quer durch Berlin” bei ſchönem Wetter und voriger Woche Bahern 0 mit 2:1 Toren ge=
Speerwerfen; Frl. Schumann=Eſſen lebhafter Beteiligung des Publikums ſtatt. Sieger blieb in der Hauptklaſſe der bekannte ſchlagen. Zu dem Endſpiel in Frankfurt trat
8565 Met.: Frl. Goldbach=Hannover 3122 Met. deutſche Strommeiſter Vierkötter, der die 4700 Meter lange Strecke, in der Rekordzeit von der Sieger dieſes Spieles an. Wir bitten alſo
48 Minuten und 29 Sekunden zurückgelegt hat.
Heſſiſches Polizeiſportfeſt 4926
Das Ergebnis monatelanger, umfangreicher Vorbereitungsarbeit
bietet ſich am Samstag, den 31. Juli, und Sonntag, den 1. Auguſt, der
Oeffentlichkeit dar, zum erſten Male auf eigenem Platz,
dem Sportplatz der Heſſiſchen Schutzpolizei, neben der ehemaligen
Kaſerne der Dragoner 94.
In ſyſtematiſcher Arbeit von Jahr zu Jahr iſt ein Stück dieſes
größten Sportplatzes Darmſtadts um das andere den
modernen Anforderungen entſprechend ausgebaut worden, 1925 der
Turnierplatz, 1926 zwei Fußballfelder und ein
Leichtathletikplatz.
Dieſer große Komplex von Sportanlagen erſt macht es der
Heſſi=
ſchen Schutzpolizei und dem Heſſiſchen Polizeiſportverein möglich, die
Vielſeitigkeit ihrer körperlichen
Ausbildungs=
arbeit zur Geltung zu bringen. Und das bevorſtehende Heſſiſche
Polizeiſportfeſt iſt dementſprechend auch auf bedeutend breiterer
Grundlage angelegt, als das bisher — auf fremden Plätzen —
geſchehen konnte.
Es kam dem Veranſtalter nicht nur darauf an, hochwertige
ſport=
liche Wettkämpfe und Vorführungen zu Fuß und zu Pferde zu bringen.
Es hat vielmehr der Wunſch gewichtig mitgeſprochen, neben dem
rein Sportlichen dem Gedanken des Volksfeſtes zu
dienen. Erſtklaſſige ſportliche Wettkämpfe in den
Nahmen eines Volksfeſtes zu fügen, das iſt das Ziel der
bevorſtehenden Veranſtaltung.
Der Eingang zahlreicher Startmeldungen der beſten Kräfte aus
den verſchiedenen deutſchen Ländern, die Sicherſtellung der Mitwirkung
aus den reit= und ringſportlich intereſſierten Kreiſen Darmſtadts und
die Löſung der Fragen des Wirtſchaftsbetriebes, der Tanzgelegenheit
und der Muſik laſſen erwarten, daß das angeſtrebte Ziel auch erreicht
wird.
Ueber die hier angedeuteten Einzelheiten ſoll eine der nächſten
Aus=
gaben dieſer Zeitung Ausführliches bringen.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 29. Juli 1926.
(Nach der Wetterlage vom 27. Juli 1926.)
Wolkig bis heiter, durchweg trocken, tagsüber Temperatur ſtärker
anſteigend.
Kühle, weſtliche Luft hat ganz Deutſchland überflutet und auf
ihrem Weg nach Oſten zu Regenfällen und Schauern geführt.
Gleich=
zeitig iſt unter ihrem Einfluß kräftiger Druckanſtieg und Ausgleich der
Rückſeitenſtörungen, eines ſüdſkandinaviſchen Wirbels erfolgt. Das
Wetter gerät wieder mehr unter den Einfluß eines Gebietes höheren
Drucks, jedoch bleibt das Zuſtrömen ſüdlicher bis weſtlicher Luft noch
beſtehen.
Heſſiſche Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolk Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſ,
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuble
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Reche
Deutſcher Seeflug=Wettbewerb.
TU. Der Junkerspilot Nr. 8, der bisher
im Geſamtklaſſement ſehr günſtig lag, mußte bei
Markboot (b. Pillau) eine Notlandung
vor=
nehmen. Die Beſatzung wurde von einem
Tor=
pedoboot aufgenommen, während die Maſchine
auf See treibt und nicht eingeſchleppt werden
kann.
Nummer 10 hat teilweiſe eine
Reiſege=
ſchwindigkeit von faſt 230 Stundenkilometern
erzielt und landete als Erſter am Endziel der
Tagesſtrecke des 26. Juli, gefolgt von den
Nummern 7, 9 und 3.
Nummer 12 mußte nachmittags bei Roſitten
notlanden.
Unter den die Strecken des Montag
been=
denden Teilnehmern hatte Nummer 10 mit
0,562 die beſte Wertungszahl, den zweiten Platz
Nummer 9 mit einer Wertungszahl von 0,507,
vor Nummer 7 mit 0,416 und Nummer 3 mit
0234 ein.
Schwimmen.
Jung=Deutſchland, ſüddeutſcher
Waſſerball=
meiſter.
Der 1. F.=C. Nürnberg hatte am Freitag
im unſerem Bericht vom Montag ſtatt Bayern 02
richtig zu leſen: 1. F.=C. Nürnberg.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 28. Juli. 12: Uebertr. d. Konzert am Lachhannes.
Morena: Gammeliäger=Marſch. — Keler=Bela: Ungar. Luſtſpiel=
Oup. — Friedemann: Paraphraſe über „Aus der Jugendzeit”,
—Waldteufel: Ganz allerliebſt, Walzer. — Gounod: Fant.
„Margarethe‟. (Fauſt). — Ausf.: Harmonieorch, d. Frankf.
Drch=
vereins. O 3.30: Aus dem Buch der Sage und Geſchichte. Rektor
Die heuige Nummer hat 12 Geiten.
Wehrhan: Von Pipin dem Kurzen, dem Vater Karls des Großen.
O 430: Hausorch. Neue Tanzmuſik. 6 5.45: Bücherſtunde. 6 6.15:
„Die Durchzählung der 24 Tagesſtunden” von W. Scheyrer. 6 6.45:
„Zur Frage der Exportkreditverſicherung” von Dr. Wolff. 6 7.5:
Die japaniſchen Legenden und Märchen” von Generalkonſul Müller=
Beek. 6 7.45: Italieniſch. O 8.15: Prisca=Quartett, Köln. Haydn:
Reiterquartett. — Schubert: Streichquartett in C=dur. — Ravel:
Streichquartett. — Ausf.: W. Schulze=Prisca (1. Violine), Mimy
Schulze=Prisca C. Violine), E. Kraack Viola), M. Schneider
(Violoncello). O 9.15: Uebertr. v. Caſſel: Ruſſiſcher Liederabend
Dela Gotthelft. Flügel: Nicolai=Bühler. Ach ihr dunklen Nächte,
Trennung. Die Nacht. Nicht der Sturm iſts. — Rachmaninow:
Präludium. Der Herr erſtand. (D. Mereſhowky). Vor meinem
Fenſter (Galina). O, du wogendes Feld (A. Tolſtoi).
Frühlings=
fluten (Th. Tütſchew). — Tſchaikowsky: Lieder ohne Worte für
Klavier. — Von der Inſel dort. Aus der Taiga. Wiegenlied.
Der rote Sarafan. Geſang der Wolgaſchlepper: He, uchla! Hopak
Mouſſorgsky.
Siutigart.
Mitkwog, W. Juli. 3: Jugendſtunde. O 4.15: Konzert
Beethoven: Triumphmarſch. — Bach: Aria ſul. — Beethoven: Oup.
Leonore 3. — Bach: Doppelkonzert für zwei Violinen (F. Künſtner,
5. Höchel). — Urbach: Haydns Himmelsgrüße, Fant. — Einlagen:
Anton Sieber. — Bach: Präludium. — Gluck: Oup. „Jphigenie
in Aulis”, O 7.45: Rolf. Formis: Schwingungslehre. O. 6.45:
Engliſch. O 715: O. Heuſchele: Die deutſche Barocklyrik. 9 8:
Tanz=Abend des Philharm. Orch. 18 Tänze und Geſangsvorträge
von Hilde Binder, Käte Mann und H. Hanus. O 9.30: Hörſpiels
Der Mord in der Kohlmeſſergaſſe.” Poſſe in einem Aufzug von
A. Bergen. Perſ.: Traunthaler, Privatier: Th. Brandt; Charlotte,
ſeine Frau: Helene Brandt; Pollmann, Traunthals Vetter: G. Ott;
Miſtelbach: L. Puſchacher, Jakob, Diener: F. Höger. Ort: Wien.
Berlin.
Mittwoch, 28. Juli. 6: Gymnaſtik. O 3.30: Funkprinzeſſin
erz.: „Von Tieren und Blumen” (Giſela Schneider=Niſſen). O. 5s
Funkkapelle. Werau: Kannſt du mir 100 000 Dollars borgen?
Oneſtep. — Auber: Ouv. „Das eherne Pferd”. — Donizetti: Fant.
„Regimentstochter” — Braſe: Tango romantique. — Großmann:
Czardas aus „Geiſt der Woywoden”. — Stolz: Küſſen kann man
nicht erlernen, Foxtrott. O 6: W. v. Lengerke lieſt aus eigenen
Werken. O 7: Dr. v. Mailath: „Die volkswirtſchaftliche Bedeutung
der Tuberkuloſebekämpfung” G 7.25: Prof. Dr. Brandt: „Licht
und Leben”. O 7.55: A. Zickler: „Vom fahrenden Scholaren zum
Wandervogel (Landfahrer von heute)”. O 8.30: Bach=Feier geſt
28. 7. 1750). J. S. Bach”, ein Eſſay von Oskar Loerke. —
Drei geiſtliche Lieder: Der lieben Sonne Licht und Pracht. Brich
entzwei, mein armes Herze. O Jeſulein ſüß, 0 Jeſulein mild (Hilde
Ellger, Alt). Fant. und Fuge G=moll (Prof. Fiſcher, Dom=Organiſt,
Orgel). Kantate Nr. 53 „Schlage doch, gewünſchte Stunde‟ (Hilde
Ellger, Funkorch. Dir.: Selmar Meyrowitz). Toccata und Fuge
D=moll (Prof. Fiſcher). Brandenburgiſches Konzert Nr. 3.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 28. Julr. 1.10: Lektor Grander
und Walinskt: Franzöſiſch für Schüler. O. 3: Studienrat Friebel
und Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben=
Engliſch für Fortgeſchrittene. O. 4: Oberſtudienrat Dr. Brunner=
Der Anteil der emzelnen ſozialen Schichten an der Entwicklung
des oſtdeutſchen Landes. O 4.30: Mitt, des Zentralmſtitutes. 8 5:
Ama von Gierke: Die Mitarbeit der Hausfrau im Jugendamt.
Ke
Geboten: 5. Zim=
Wohn., Hochpart., m.
allem Zubeh.,
Land=
wehrſtr. Fried.=Miete
700 X. Geſucht: 3
reſp. kl. 4 Zim.=Wohn
2. od. 3. St, in guter
Lage, Ang, u. K219
Geſchäftsſt. Eigs22
Wohnungstanſch.
5 Zimmer=Wohnung,
pt., gegen 4 Zimm.=
Wohnung ſofort zu
tauſchen. Anfr.:
Witt=
mannſtr. 38, 1. Stock
(e19543mr). 5
It
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Mittwoch, 28. Juli
Südweſideutſche
Konjunktur=Rundſchau.
fm. Im großen ganzen iſt die unbefriedigte Lage der
ſüdweſtdeut=
ſchen Wirtſchaft unverändert geblieben. Der Auftragseingang befriedigt
immer noch nicht und auch der Beſchäftigungsgrad bleibt hinter dem des
Vorjahres erheblich zurück. Die Lage iſt ſchwankend, Arbeitereinſtellungen
und Entlaſſungen wechſeln in kürzeren Zeitabſtänden als früher. Der
Auftragsbeſtand, der den Fabrikbetrieben auf gewiſſe Zeit
Arbeits=
möglichkeit gewähren könnte, iſt zumeiſt nicht vorhanden. Die
Zahlungs=
weiſe und der Zahlungseingang ſind indes etwas geregelter geworden.
Man ſieht nicht allzu optimiſtiſch in die Zukunft. Man hofft, daß die
ſchwebenden Handelsvertragsverhandlungen eine Beſſerung vor allem
des Exportgeſchäfts im Gefolge haben werden. Sowohl in der Induſtrie
wie im Groß= und Einzelhandel verhindert die mangelnde Kaufkraft des
Publikums gegenwärtig eine Beſſerung des Geſchäftsganges auf dem
inneren Markte. Trotz mancher Beſſerung ſind unſere Preiſe auf dem
Weltmarkt immer noch zu hoch.
Im einzelnen ergibt ſich folgendes Bild der ſüdweſtdeutſchen
Wirt=
ſchaftskonjunktur. In der Metall= und Maſchineninduſtrie
iſt es zu weiteren Entlaſſungen gekommen; Anzeichen einer Beſſerung
ſind nicht erkennbar. In der Pforzheimer Edelmetall= und
Schmuckwareninduſtrie und der Schwäbiſch=Gmünder
Schweſter=
induſtrie hat ſich der Auftragseingang weiter vermindert; das In= und
Auslandsgeſchäft liegt ſtill. Gegen den Vormonat iſt im Juli keinerlei
Beſſerung der Lage eingetreten; in der Juweleninduſtrie ſcheint die
Ge=
ſchäftslage ſich etwas günſtiger zu geſtalten. In der Uhreninduſtrie
des Schwarzwaldes iſt die Erwerbsloſenziffer noch etwas geſtiegen. In
den letzten Tagen kamen Meldungen über Zuſammenſchlußbeſtrebungen
in der Schwenninger und Schramberger Uhreninduſtrie, aus denen
ge=
ſchloſſen werden konnte, daß eine Fuſion in nächſter Zeit bevorſtehe. Nach
Mitteilungen von unterrichteter Seite haben in den letzten Tagen
unver=
bindliche und loſe Beſprechungen unter den führenden Werken
ſtatt=
gefunden, die aber über das Stadium der Vorbeſprechungen noch nicht
hinaus gekommen ſind. Man darf die Hoffnung ausſprechen, daß die
Beſtrebungen gemeinſamen Vorgehens zu einem Erfolge führen werden.
In den Eiſengießereien und Maſchinenfabriken der Pfalz rechnet man mit
weiteren Betriebsbeſchränkungen. Im Eiſengroßhandel, wo ſich der
Abſatz noch nicht gehoben hat, wurden die Preiſe infolge des
Konzurrenz=
kampfes mit den weſtlichen (franzöſiſchen) Werken beeinflußt und wieſen
keine Abſchwächungen auf. In der chemiſchen Großinduſtrie
ſind Veränderungen im Geſchäftsgang nicht zu beobachten. Die Lage der
Dextilinduſtrie bietet kein günſtiges Bild. Faſt ſtändig werden
Entlaſſungen und Zunahme der Kurzarbeit gemeldet. Vereinzelte geringe
Belebung verzeichnet die Seidenweberei. In der Schuhinduſtrie,
namentlich in deren Metropole Pirmaſens, hat ſich die Lage etwas
kon=
ſolidiert; ſoweit die Fabriken in Gang ſind, weiſen ſie gute Beſchuftigung
auf; die Erwerbsloſigkeit umfaßt noch etwa 30 Prozent der
Geſamt=
arbeiterſchaft. Im Ledergroßhandel herrſcht rege Nachfrage nach
Lack=
leder. Die Lederinduſtrie, deren Geſchäftsgang bisher
großen=
teils ungünſtig geblieben iſt, verzeichnet örtliche Beſſerungen. Trotz
ört=
licher ſchwacher Beſſerungen wird die Lage der Papierfabriken als im
allgemeinen ungünſtig bezeichnet. In der Pfalz, wo der Geſchäftsgang
bisher noch als befriedigend angeſprochen wurde, wird neuerdings der
Auftragseingang ſpärlicher. In der Holzinduſtrie hat ſich noch
keine geſchäftliche Belebung durchgeſetzt. Die Sägewerke ſind ſehr gering
beſchäftigt; der Abſatz läßt ſehr zu wünſchen üibrig. Im Zuſammenhang
mit der durch die gegenüber dem Vorjahre verringerten
Bautätig=
keit fehlt es auch den Möbelfabriken an ausreichender
Beſchäfti=
gung. Eine merkliche Beſſerung iſt für dieſes Jahr kaum zu erwarten.
Die Lage der Nahrungsmittelinduſtrie iſt uneinheitlich.
Regere Beſchäftigung haben gegenwärtig die Konſervenfabriken. In den
Zuckerraffinerien iſt mit weiteren Entlaſſungen zu rechnen, da der größte
Teil der Reſtbeſtände aufgearbeitet iſt. Ein günſtiges Symptom bildet
die Tatſache, daß der Rübenanbau auch in Süddeutſchland gegenüber den
hüimmerlichen vorjährigen Ergebniſſen eine nennenswerte. Zunahme
er=
fahren hat. In der Brauinduſtrie zeigt ſich gegenwärtig gute
Konjunkturz der Konſum des Bieres iſt — namentlich in Süddeutſchland
— mit dem des durch Steuererlaß verbilligten Weines in verſchärften
Wettbewerb getreten.
Der Groß= und Einzelhandel, deſſen Geſamtlage bisher
unbefriedigend blieb, ſteht gegenwärtig im Zeichen zähen Ringens um
die Kaufkraft; dies gilt vorwiegend für den Bekleidungshandel, der
während der Saiſonausverkäufe die denkbar größten Anſtrengungen
macht, um für den Abſatz zu werben. Stellenweiſe war denn auch das
geſchäftliche Ergehnis nicht unbefriedigend; der Geſchäftsgang während
der letzten Wochen war allerdings durch die ungünſtige Witterung ſtark
beeinträchtigt.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Juli.
Für Montanwerte beſtand an der heutigen Börſe geſteigertes
Ju=
tereſſe. Die Fortdauer des engliſchen Bergarbeiterſtreiks hat nicht nur
eine günſtige Entwicklung der deutſchen Kohlengeſellſchaften
herbeige=
führt, ſondern auch die deutſche Eiſeninduſtrie konnte in der letzten Zeit
bedeutende und langfriſtige Aufträge aus dem Auslande kaſſieren. Dieſe
Tatſache, in Verbindung mit den Nachrichten über die bevorſtehende
Bil=
dung eines internationalen Eiſenkartells ließen an der heutigen Börſe die
Kurſe für alle Montanverte um durchweg 2 bis 3 Prozent anziehen.
Be=
ſonders begehrt waren Deutſch=Luxemburger, Gelſenkirchen Harpener,
Phönix und Rheinſtahl. Auch Riebeck Montan wurden beſonders
ge=
tibpt, begnügten ſich aber doch mit einer Kursbeſſerung von nur 2 Proz.
Schließlich wird ja auch darauf hingewieſen, daß dieſe Beſſerung in der
Giſeninduſtrie erwartet und durch die Kursſteigerung der letzten Monate
ſchon hinlänglich escomptiert worden ſei. Die übrigen Marktgebiete
ſchloſſen ſich der vom Montanmarkt ausgehenden Aufwärtsbewegung,
wenn auch in kleinerem Umfange, an. J.G.=Aktien gewannen 1,5 Proz.,
die Banken ebenfalls 1 Prozent, dagegen blieben die Elektrowerte
wie=
der vernachläſſigt. Stark begehrt waren wieder die Aktien der
Frank=
furter Maſchinenfabrik A.=G., die abermals um 3 Prozent anzogen auf
die beabſichtigte Verſchmelzung des Unternehmens mit der Emag A.=G.
Frankfurt a. M. Im übrigen verkehrte der Maſchinen=, der Motoren=
und der Bauunternehmungsmarkt in ſehr ſtiller Haltung. Deutſche
An=
leihen behaupteten ihre geſtrigen Kurſe nur knapp, von den ausländiſchen
Renten waren dagegen die türkiſchen wieder etwas feſter. Der
Freiver=
kehr blieb luſtlos: Becker Stahl 22,5; Growag 60; Ufa 46,5;
Unterfran=
ken 86; Chem. Andrae 61; Naſtatter Waggon 14 und Frankfurter
Han=
delsbank 85. In der zweiten Börſenſtunde wurde die Umſatztätigkeit
etwas eingeſchränkt. Zwar blieben Montanwerte auch jetzt noch geſucht
und dieſe konnten ſogar neue Kursbeſſerungen erfahren, aber auf allen
anderen Gebieten gab die Tendenz eher etwas nach. Dies gilt beſonders
auch für die J.G.=Werte, die von 250,5 auf 249,5 zurückgingen. Von den
Banken blieben Deutſche Bank weiter geſucht; außerdem die Aktien der
Hamburg=Amerika,Linie. Der Geldmarkt war unvkrändert. Tägliches
Geld 5 Prozent. Auf dem Deviſenmarkte war heute vormittag der
fran=
zöſiſche Franc wieder bis 193 gegen London erholt, aber an der
Mittags=
börſe wurde die Haltung zunächſt ſehr ſchwankend und dann nachgebend.
London=Paris ſchloß ſchließlich 199—200; London Mailand ebenfalls
etwas ſchwächer 151 und London=Brüſſel 194—195.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 27. Juli.
Die Eintönigkeit des Börſengeſchäftes wurde heute durch einen
Hauſſevorſtoß der Spekulation am Montanmarkt unterbrochen. Die
gün=
ſtigen Situationsberichte über die Lage der Eiſen= und Kohleninduſtrie
werden zur Vornahme von Engagements ausgewertet, ſo daß
Montan=
aktien mit 2—3 Prozent Kursbefeſtigungen einſetzten, und während der
erſten Börſenſtunde noch ein weiteves Prozent gewannen. Im Hinblick
auf den bevorſtehenden Ultimo dürften außerdem auch Deckungskäufe
ſtattgefunden haben. Das Intereſſe für Bankaktien hielt ebenfalls an.
Dagegen kam die Befeſtigung der Kriegsanleihe zum Stillſtand. Die
Ge=
ſamttendenz der Aktienmärkte war freundlich, das Geſchäft nur in den
erwähnten Gebieten lebhafter. Das Publikum fehlt wieder vollkommen,
An den Nebenmärkten kamen die Kurſe bei gleichzeitigem Desintereſſe
der Börſe vielfach auf Grund von Umſätzen in der Mindeſthöhe zuſtande.
Ein Moment, das zur Zurückhaltung mahnte, lag in der neuerlichen
Ver=
ſchlechterung der lateiniſchen Valuten vor. Das Pfund wurde heute mit
197,5 franz. Fres. und 150,5 Lire genannt. Gegenüber den ſtabileren
Notizen der letzten Tage zeigen dieſe Kurſe eine Verſchlechterung um
mehrere Punkte, die man auf Deviſenankäufe der franzöſiſchen Regierung
zu den bevorſtehenden Verfallterminen zurückführt. Am Geldmarkt
kün=
digte ſich der Ultimo durch eine Verſtärkung der Nachfrage an. Der Satz
blieb dagegen vorläufig noch unverändert, namentlich für Tagesgeld (4
bis 5,5) und 5—6 Prozent für Monatsgeld. Geld auf einige Tage über
den Ultimo ſtellte ſich auf 5,5 bis 7 Prozent. Unter Montanwerten
führ=
ten im einzelnen die ſchweren Terminpapiere. Günſtige Kurſe
verzeich=
neten diejenigen Aktien, die von den großen Aufträgen des Reiches zur
Behebung der Arbeitsloſigkeit profitieren. Sarottiaktien, die geſtern ge=
Norddeutſcher Lloyd plus 0,5 Prozent, Hanſa plus 1 Prozent. Hapag
dagegen minus 1,5 Prozent. Bankaktien lebhaft und feſt, beſonders
Deutſche Bank und Darmſtädter. Sonſt waren die Kursſchwankungen
entſprechend der Geſchäftsſtille minimal.
Im weitenen Verlauf ſetzte am Elektromarkt eine größere
Geſchäfts=
tätigkeit ein, an der vor allem AEG. und Siemens=Aktien beteiligt waren.
Privatdiskont beide Sichten 4,5 Prozent. An der Nachbörſe hielt die
feſte Grundſtimmung an. Das Intereſſe erweiterte ſich noch auf türkiſche
und anatoliſche Werte, die zu den höchſten Tageskurſen ſchloſſen, und auf
die Goldanleihen der Montangeſellſchaften.
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Rombacher 59.875 54.— 73.5 71.— 15.25 120.— 122.— Roſitzer Zucke 61.* 60.5 138.— Rütgerswerk 98.75 100.— 248.75 249.5 Sachſenwerk 81.25 82.5 52.5 52.25 Sächſ. Guß 92.— 92.— 45.— 45.— Siemens 124.— 124.55 26.— 26.— Ver, Lau 163.— 107.125 154.— 154.75 Folkſte 38.5 135.— Beſtf. S
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50
41371 4.20M
Z. 7.
53.33 59. 77
2.1512.155
5.615 5.895
1.363 1.987
6.630 0.632
3.04 3.05
1.4371 7.335 7.715
2.335 2.375
et. 425 21.475
81.63 81.83
7.19 151
4.38 4.206
z.185 4.135 f.765
Die Regierung gegen die Kalipreiserhöhung.
Der Reichskalirat wird ſich am heutigen Mittwoch mit der
von der Kaliinduſtrie beantragten Erhöhung des Kalipreiſes befaſſen.
Es iſt anzunehmen, daß die Landwirtſchaft im Verhältnis von
1i4 überſtimmt wird und der Antrag der Kaliinduſtrie in
der vorliegenden Form zur Annahme gelangt. Dieſer Beſchluß
dürfte das Reichswirtſchaftsminiſterium — nach
eingezoge=
nen Informationen — veranlaſſen, von dem ihm zuſtehenden
Veto=
recht Gebrauch zu machen, nachdem es auf Grund eingehender
Prü=
fung der Lage der Kaliinduſtrie die Berechtigung zu den
ge=
forderten neuen Preiſen nicht zuſpricht.
Bei den vorgeſtrigen Verhandlungen der Vertreter der
Landwirt=
ſchaft mit dem Kaliſyndikat, der Kaliinduſtrie und dem Handel ſprachen
ſich, die Landwirtſchaftsvertreter energiſch gegen, eine
Erhöhung der Kalipreiſe aus. Die Vertreter des Handels
for=
derten eine Heraufſetzung der Preiſe um einige Prozent,
während von ſeiten der Induſtrie eine ſolche von 25 bis 30
Pro=
zent verlangt wurde. Infolgedeſſen kann ein von allen Seiten
gebilligter Vorſchlag dem Reichskalirat nicht unterbreitet werden der
nunmehr ſelbſt über die Berechtigung der Wünſche der Kaliinduſtrie
be=
ſchließen muß.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zum deutſch=italieniſchen Tarifabkommen im Güterverkehr. Das
kürzlich in Fiume auf der Internationalen Eiſenbahnkonferenz, die von
Italien, Oeſterreich, der Schweiz, Deutſchland und der Tſchechoflowakei
beſchickt war, getroffene deutſch=italieniſche Tarifabkommen im
Tranſit=
verkehr durch die Schweiz, Oeſterreich und die Tſchechoflowakei ſoll,
italieniſchen Blättermeldungen zufolge, in einigen Monaten in Kraft
treten. Es ſoll ſozuſagen alle Waren des italieniſch=deutſchen
Güter=
verkehrs umfaſſen. Für die deutſche Strecke ſind die Tarife in Mark,
für die italieniſche in Lira feſtgeſetzt. Dagegen ſoll die andere, ebenfalls
in Fiume ſtattgefundene Konferenz, die eine Verſtändigung zwiſchen
Deutſchland und Italien über die Seehäfentarife, namentlich was die
Konkurrenz Hamburgs gegenüber Trieſt anbelangt, ergebnislos verlaufen
ſein. Die Konferenz ſoll jedoch eine gewiſſe Annäherung des deutſchen
Standpunktes mit derjenigen der am tſchechoflowakiſch=adriatiſchen
Güter=
verkehr intereſſierten Länder ergeben.
Zuſammenſchluß in der Stearin=Induſtrie (Vereinigte Stearinwerke
G. m. b. H., Hamburg). Die ſeit Jahrzehnten beſtehenden
freundſchaft=
lichen Boziehungen zwiſchen den Unternehmungen der Deutſchen
Stearinkerzen= und Olein=Fabriken haben durch die Gründung der
Ver=
einigten Stearinwerke G. m. b. H. mit dem Sitz in Hamburg eine
wei=
tere Vertiefung erfahren. Das Kapital iſt mit 300 000 Mk. vorgeſehen.
Anteil haben, die namhafteſten deutſchen Fabriken übernommen, und
zwar 1. A. Motard u. Co. A.G., Spandau=Sternfeld, 2. Harmonia
Stearinfabrik, Hamburg und Offenbach, 3. Overbeck u. Sohn G. m. b. H.,
Neu, 4. Stettiner Kerzen= und Seifenfabrik Stettin, 5. Fettſäure= und
Glyzerinfabrik G. m. b. H., Mannheim. Aufgabe der G. m. b. H. iſt
drückt lagen, gewannen 3,5 Prozent. Vereinigte Elbe plus 2,5 Prozent, die Verwertung der bei den Geſellſchaften anfallenden Produkte,
gemein=
ſamer Einkauf, Austauſch von Fabrikationen, Erfahrungen uſw.
Stahlwerk A.=G., Mannheim. In der G.=V. der Stahlwerk A.=G.,
Mannheim, wurde die Bilanz einſtimmig genehmigt. Der Verluſt des
letzten Geſchäftsjahres in Höhe von 60 772 RM., zuzüglich des Verluſtes
vom Vorjahre in Höhe von 222 570 RM., zuſammen alſo 283 242 RM.,
werden auf neue Rechnung vorgetragen. Die Ausſichten im laufenden
Jahre haben ſich nicht gebeſſert.
Elektrizitätsgeſellſchaft Richter, Dr. Weil u. Co. A.G., Frankfurt
am Main. Das Geſchäftsaufſichtsverfahren über dieſe in Liquidation
be=
findliche Geſellſchaft iſt durch Zwangsvergleich beendet. Der
Fabrika=
tionsbetrieb der Firma iſt durch die Elektrotechniſche Fabrik Riwena
G. m. b. H., Frankfurt a. M., übernommen worden.
Metallwerke Kuodt A. G. in Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft ſchließt
das Geſchäftsjahr 1925 mit einem Reingewinn von 10 158 (i. V. 31 471)
Reichsmark, der auf neue Rechnung vorgetragen werden ſoll. Das
40.,5 500 000 Rm. betragende Aktienkapital bleiut ſomit wieder ohne
Divi=
dende. Im abgelaufenen Geſchäftsjahr wies die Eiſenbahn=Abteilung
durch das Ausbleiben der Aufträge der Eiſenbahnbehörden geringere
Umſätze auf. Die Verwaltung ſuchte den Mangel an Beſchäftigung
durch Ausbau der Badeofen=Abteilung wett zu machen. Der Umſatz an
Badeöfen hat ſich gehoben und die Geſellſchaft iſt bis zum Herbſt mit
91.875 Aufträgen verſorgt.
Maſchinenfabrik Moenus, A.=G., Frankfurt a M. Die o. G.=V.
15.25 dieſer Geſellſchaft, in der 13 Aktionäre 3 237 980 Rm. vertraten,
geneh=
migte einſtimmig den bekannten Verluſtabſchluß, wonach der Verluſt von
26 516 Rm. auf neue Rechnung vorgetragen wird. Hinſichtlich des
ferne=
ren Geſchäftsganges betonte der Vorſitzende, daß man bei der ungeklärten
Wirtſchaftslage nichts vorausſagen könne. Der Antrag auf Bekanntgabe
des Zahlenmaterials betr. Angeſtellte und derzeitige Aufträge in der
39.— G.=V. wurde abgelehnt. Die aufgetauchten Gerſichte über Verhandlungen
mit einer ausländiſchen Konkurrenzfirma zwecks Ankauf der Moenus,
Maſchinenfabrik, durch dieſe Firma, wurden von der Verwaltung als
vollkommen grundlos bezeichnet.
Internationaler Kongreß der reiſenden Kaufleute in Wien. Für die
reiſenden Kaufleute, die den zwiſchenſtaatlichen Wirtſchaftsverkehr
ver=
mitteln, iſt die Beſeitigung der drückenden Laſten des Handelsverkehrs
von höchſter Wichtigkeit. Durch die Verſchiebung der Staatsgrenzen
trat nach dem Kriege ein großer Wechſel in der ökonomiſchen Lage der
bereiſten Länder ein, neue Zoll=, Paß= und Aufenthaltsvorſchriften
ent=
ſtanden, die internationalen Handelsbeziehungen wurden immer
kom=
plizierter. Der vom 1. bis 6. September in Wien ſtattfindonde
inter=
nationale Kongreß der Verbände reiſender Kaufleute wird ſich daher
mit Verkehrs=, Paß= und Zollproblemen, mit der Frage der
Legitima=
tionskarten, der Aufenthaltstaxe, der Beſteuerung der reiſenden
Kauf=
leute, der Erlangung von Begünſtigungen in den Hotels aller Staaten
und der Zuſammenarbeit aller Verbände reiſender Kaufleute auf
inter=
nationaler Grundlage befaſſen. Faſt ſämtliche europäiſchen Verbände
und Vereinigungen reiſender Kaufleute haben ihre Teilnahme zugeſagt.
Frankfurter Kurzbericht vom 27. Zuli 1926.
Staatspapiere
a)Deutſche
5B Reichsanleihe
47 Reichsanleihe
3½%
Dollgr=Schatzanw
R. Schatzanw. 23
ſchaßanw.24
4½%INundV.
4K2 M.IT.
47 D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
48 Preuß Konſ..
3½%
30
49Baden, alt
25 „ 1898
4BBahern ..
0=
..
8.16% Heſſ. unt.29
4% Bürtt, alte
b) Sonſtige,
europäiſche
5% Bo8. E.B 1914
47,L. Inv. 1914
4½%. 1898
4½8 1909
25 Bulg. Tabal
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913
Ul, 7Oſ. Schaßz. 14
Aar
0.46
0.51
0.27
0.455
0.457
G.a8
6.44
0.4
4s
5.75
4% Oſt. Goldr.
41s%on Silberr,
t2o „einh. R.(kon.)
3% Port.,(Spz.) III
52 Rum. am. R.03
413% n Gold. 13
am.konv.
42 am05
420 Türk. (Adm.103
4% „ (Bagd.) I
4% * Bagb 1I
47 — 1941 3oll
4½% Ung. St. 1913
4½9
10
4½
42
St. 19141
Goldr.
St. 10
Kronr.
Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. inn.
5% äuß. 99
Gold. 04
tonſ inn
4½% Frigat,
5% Tamaulipas.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibunger
Mit
Zinsberech=
nung
6% Doll. Golb. 1932
D „ Go 5d. 1933
82 Frl.=Gyp.=B.=
Goldpfdbr.R.1.
8%0 Frrf. Hyp.=Bk.=
Reihe 2
5% Frſ. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
8% Em. 8
19.60
8.45
18.5
27
20.25
13,
18.80
19.1
17.85
22.40
23.70
46
35.25
24
25
96.5
5%0 Neck. A G. 81b23‟
820 Pfälz.=Hyp. Bk.
24
8% Rh.=Hyp. Gd.24
5% Rhein=Main=
Donau.,Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
6% Bd.=Bd.=Hz. 23
5% Bdw. Kohl. 23
5% Fr. Pſ.Bk. 6. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
% Roggen 23
6% Mannh. Stadt=
Kohl .... . . . . 23
6% Offenb. Holz
5% Pfälziſche=Hpp
Bk. Gld .... 24
5% Pr. Kaliw.
5%. Pr. Noggenw.
5% Rh. .B. 6b. 24
5% Sächſ. Brk. 23
5% Nuggenw.23
5 2 Südd. Feſt=B. 6
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bayr Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wechil
Friſ.Hyp.=Bk.
Frif. Pfandbr.=Bi.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=B
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr.
WBürtt, Hyp.=B.,.
98
98.25
79
16.5
2.17
18.80
2.30
E.9
2.80
14.4
11.15
12.77
9.43
Staatl. ob. prob
garantiert.
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel",
Naſſau Oosb. .
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ..
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (9.)
2,6% Alte ..
2.,6% Neue
4½ Oſt. Staatsb. 8.
3% Oſt. 1.b.8.E.
3ROſt. 9. E.
3%Oſt. 1885.
3%Oſt. Erg. Netz
4% Rud. Silber.
4½ Rud. Salzig.
4½% Angt. S.1.
4½% Anat., S. II
4½% Anat. S.III
8% Salon. Monaſt.
5%, Tehuantepee.
4½½
Banſ=Aktien
Allg. D.Predit. .I
Bad. Bi.
I.
Bef.Brauind.
Barmer Banwv.
Bay. Hyp.=Wchl.
Berl. Handelsgeſ.
Comm.u. Brivatb.
Darmſt. u.Nat.=Bk.
Deutſche Bank...!"
D. Eff.u. Wchſ.=Bk. 1
2. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk.. ..
Disk.=Geiellſch. ...!
Dresdener Be.,. ..
Frankf. B. ....
6.93
6.67
5.10
4.45
13.75
13.15
12
17.7
21.5
18
25.75
112.5
110
110.5
Ni
Frkf. Pfdbr.=Br.
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank.
!.
Mitteld. Erebitb. 1
Oſterr, Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk..
Reichsbank=Ant.
Rhein Creditbr.
Rhein=Hyp.=Bk.
Süod. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum, Bergb.
Buverus.
Dt. Luremburg:.
Eſchw. Bergw... . ./1
Gelſenkirch, Bgw.. ./1
1
Harp. Bergl
ſiſe Bergb.
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Sulzdetfurt.
Kalt. Weſterregln 1112
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr I
Mansfelder
1
Oberbedarf
Obſchlei. Eiſ.Eo
Otavi=Ant.
Bhönix=Bergb.
Rgein, Braunk.
Rhein. Stahlw. 133,.23
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan 143
Eellus Bgb..
Ber. Laurahütte ..
118
131
118
121
7.uo
114.20
116
120
12)
5.25
47
137.25
87.75
142
135
18.3,
145.79
134
93
109.73
121
107.5
63.25
721I.
110.5
70
43.75
Induſtrie=Akt.
Eichbaum( Mannh. )/ 82. 5
Henninger ....... 15)
Löwenbr.=Münchenl217
Mainz. Aktienbr. 11
Schöfferhof (Bind.)=
Schwarz=Storchen 1
Berger
...!1
Arrum Berlin..
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleyer
A. E.G. Stamm. 4
6%A. E. G. Pfg.4.
5%A. E. G. Pjg.B.
Amme Gieſecke
Aſchaff. Zeliſtoff 1.
Badenia, (Weinh.) 1
Bad. Maſch. Durl. 1
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
jahr. Spiegel
14
Bec & Henkel
11
Bergmann El.,
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Sl. 5
Tement Heidelb. 1
Tement. Karlſtadt 1
Cement. Lothr.
Chem Albert.
5
Chem Brockh.
*
Chem. Miſch
Daimler Motoren.
Dt Eiſenhandel.
Deutſche Ervö=
D. G.u. Silb. Scheid. /1
Dingler Maſh
Dresv. S hnellpr 1
Dürrkopp.
Dürr. Ratingen
Dyckerhoff E B.
Eiſenw. Kaiſersl.
Eiſenw. 2. Meger.
El. Lieferung=
1=
El. Licht= u. Keraft 1
Elſ. Buo. Wolle.
Emag.
Email, Ulrich
Enzinger Werke. .
125
„Eßlinger Maſchi=
Etlinger Spinn.
Faber Bleiſtift.
Faber & S hleicher
Fahr, Birmnſens.
Farbenind, 7.0.
Felten & Guillegu.
Feinmech. Fetter)
Feiſt. Sekt.
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof,
Frkſ.=M. Pok u. W.
Fuch3 Waggon.
Beling & Eie.
Germania Linol.
Belſenk. Gußſt.
Kuldſchmidt. Th.
Kotha Waggon..
Greffenius
Britzner. Maſch.. .
Brün & Bilfinger,
dafenmühle Frki.
Hammerſen
Haniw. Füſſen
Hartm & Braun
Heyligenſtagedt.
Hilpert, Armitur.
Hinorichs=Alufferm.
birſch Kupfer
boch=Tiefbau
Holzmann.
5olzverk. Ind
öyorom Breslan
Inag ...
Junghanz
Kum ig. Kaiſersl.
Karlsruher Maſch.
Karſtadt R.
elein. Sh. 6 Becker
Rnorr, Heilbronn
Ronſeev. Braun ..
Krauß. Ookom. „„
Lahmeher .......!1
Lech. Augsburg...!1
89
5 7.5
91.75
90.5
90
73
85
23.5
31
31.s
3
3.73
39
Lederw Rothe. ...
Spicharz
Lingel Schuhw.,
Löhnberg. Mühle
Lud vigsh. Walim.
Lädenſcheid Metall
Zuther, Mühlenb.
Lur Induſtrie. ..
Rrinkraft Höchſt.
Metallgei, Frkſf. ..
Meyer, Dr. Bzul=
Miag. Mühlenb. .
Moenus Stamm.,
Motorenf. Deug
Motorenf. Oberurſ,
Neckrſ. Fahrz.
„
Neckarw Eßlingen.
Beters Union
Pfälz. Nih. Kayſer
Bhilipps.
Vorzellan Weſſel.
Brometh.
Rein Gebb. e Schall
jal.
Rhein. Elektr.
Rgein. Metall=Bf.
Rükforth
Rütgerzwerke .
hleußner ......
3 hneid. & Hanau=
Shnellpr, Frank.,
Shramm Lackf.
Shrift Stempel
Shuker Elektr.: /122.5
Zhuhl. Veſel
ilß Grünlack.
Seilind Wolff.
Sichel E Co.;
Siemens Glas ...
Siemens & Halzke:
Süidd Immoh.
Ehür elettr. Lieſ.
Uhren Furtwängl.
Beithwerke ....
Ver,ſ.Chem. Ind..
38.25
8)
2=
94
129
110.5
46
331,
83
45.5
31
52.5
85
116.5
14.25
s4‟
81
37
46
47
125
Ver d. Olfbr. Mann.
Ver, Faßf. Caſſel
Gummi. Bi.=Frkf.
Vinſel=Nürnberg=.
ültramarin .....
Zellſtoff Berl.
Vogtl. Maſch.
Voigt e Hgeffner
Volthom. Seil.
Banß & Freytag.
Wegelin Rußfbr..
Zellſt Waldhof
Zuckerſ. Waghäu ſe
Zuckerſ, Frankenth.
Zuckerf,. Heilbronn
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau
Zuckerf, Stuttgart
Tranzport= und
Zerſi cherungs=Akt.
N. Dt. Eiſenbahn.
Dt. Etſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Ber!.
Shantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ
Hapag
.
Nordd Lloyd:
Frkf. Allg. Verſ
ferntona Rücko
Darmt. Berte
Bahnbedar:
Dampfk Rodber,
Helvetia Konſ.
Gebr. Lutz
Motorf. Darmſt
Gebr. Roeder
Venuleth & Ellenb.
79.5
122.5
148.75
1431
94
60
22.75
[ ← ][ ][ → ]Mittwoch, den 28. Juli 1926
Nummer 207
Geite 40
Kredite für Numänfen. Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird
die rumäniſche Petroleuminduſtrie demnächſt von der „Aſip” (der
ſtaat=
lichen Petroleumſtelle Italiens) ein Darlehen von 200 Millionen,
ver=
zinslich zu 7 Prozent, erhalten. Weiter gewährt die italieniſche
Groß=
induſtrie Rumänien einen Warenkredit in Höhe von 100 Millionen Lire.
Dieſes Darlehen, ſür das die italieniſche Regierung die Garantie
über=
nommen haben ſoll, iſt zinſenfrei.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Das Fachblatt „Iron
Trade Neview”, Cleveland (Ohio) kabelt: Die Nachfrage iſt zurzeit ſo,
wie ſie noch niemals im Juli beobachtet worden iſt. Die übliche
Som=
merflaue iſt ausgeblieben. Das Ausbringen iſt hoch und noch im
Wach=
ſen begriffen und beträgt zurzeit 82 Prozent der Leiſtungsfähigkeit. Die
Stahlpreiſe ziehen an. Die Roheiſenabſchlüſſe ſeit Juni gehen über 1,5
Millionen Tonnen hinaus. Für weitere britiſche Aufträge in Weißblechen
wurde ein um 1 Schilling höherer Preis erzielt. Der Ferro=
Mangan=
markt iſt ruhig. Zur Lieferung im dritten Quartal wurden
umfang=
reiche Abſchlüſſe in Grobblechen getätigt; namentlich für Oeltanks herrig
ſtarke Nachfrage. Die eingegangenen Aufträge ſichern Beſchäftigung für
zwei Monate. Die Nachfrage nach Feinblechen beſſert ſich. Die
Stahl=
walzwerke ſind bis September ausverkauft. Bauſtahl iſt beſſer gefragt.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 27. Juli. Trotz höherer
auslän=
diſcher Notierungen verharrte der hieſige Markt in unveränderter
Hal=
tung, da ſich bei der geringen Umſatztätigkeit keine höheren Notierungen
durchſetzen konnten. Einzelne Verkäufe wurden allerdings über Notiz
getätigt. Preiſe: Weizen 32 nom., Roggen 22—22,25, Hafer ausl. 21,25
bis 23, Mais gelb 18,25—18,50, Weizenmehl 42,75—43,50, Roggenmehl
31—31,50, Weizenkleie 9,25, Roggenkleie 11.
Berliner Produktenbericht vom 27. Juli. Die Umſatztätigkeit bei
Beginn des amtlichen Mittagsverkehrs hat ſich gegenüber den letzten
Tagen wenig erweitert. Die Mühlen, die ziemlich verſorgt ſind,
bekun=
den kein Intereſſe, andererſeits aber auch kommen aus dem Inland
in=
folge der fortſchreitenden Erntearbeiten wenig Materialanfuhren. Das
Ausland gibt mit ſeinen leicht erhöhten Notierungen dem Berliner Platz
keine Anregung, ſo daß ſich die Eröffnungstendenz für Weizen nicht
einheit=
lich, für Roggen ſtetig geſtaltete. Die Kursveränderungen waren
allge=
mein nur unerheblich; auch der Zeithandel wies keine allzu großen
Schwankungen auf.
Viehmärkte.
Maiuzer Viehmarkt vom 27. Juli. Angetrieben waren 31 Ochſen,
18 Bullen, 406 Kühe und Färſen, 176 Kälber und 744 Schweine. Preiſe:
Ochſen 45—58, Bullen 35—50, Kühe und Färſen a) 50—62, b) 36—50,
C) 22—36, d) 15—22, Freſſer 50—68, Schweine 72—80. Marktverlauf:
Mittelmäßig belebt, ausverkauft. Ausgeſuchte gute Ware über Notiz.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 27. Juli. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt begann in feſter Haltung auf
Dürre=
meldungen aus dem Frühjahrsweizengebiet. Im weiteren Verlaufe
ſchlug die Tendenz um, da ſich nur eine langſame ausländiſche
Loko=
nachfrage zeigte und nun wohltuende Niederſchläge aus dem
Dürre=
gebiet gemeldet wurden. Die Termine zeigen noch Nückgänge von 1 C.
und darüber.
Mais: Der Markt begann in abgeſchſvächter Haltung, doch konnte
ſich im weiteren Verlaufe eine ſehr feſte Tendenz durchſetzen, da eine
größere heimiſche Lokonachfrage hervortrat und Meldungen von großer
Dürre aus dem Maisgürrel vorlagen. Die Termine zeigen
Aufbeſſe=
rungen bis zu 1½ C.
Hafer: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung bei ruhigem Geſchäft.
Baumwolle: Der Markt begenn in abgeſchwächter Haltung auf
niedrigere Liverpooler Kabel und günſtige Witterungsmeldungen aus
den atlantiſchen Staaten. Später trat auf größere Käufe der Spekulation
und Kommiſſionsfirmen eine Befeſtigung ein, doch zeigen die Termine
noch Abgaben bis zu 15 Pkt. auf.
Kaffee: Schwächere europäiſche Kabel und niedrigere braſilianiſche
Forderungen verliehen dem Markt ein ſchwächeres Ausſehen. Später
wurden indes Deckungskjufe vorgenommen, ſo daß eine Befeſtigung
ein=
trat. Die Termine zogen 12—15 Pkt. an.
Zucker: Eine ungünſtige europäiſche Nachfrage und niedrigere
euro=
päiſche Kabelmeldungen verliehen dem Markt eine abgeſchwächte Tendenz.
Kakau: Verkäufe des Handels und ſchwächere Lokopreiſe ließen den
Markt in abgeſchwächter Haltung verkehren. Nach vorübergehender
Be=
feſtigung war der Schluß wieder ſchwächer. Die Termine ſchließen 15
bis 30 Pkt. niedriger.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
An der geſtrigen Berliner Börſe erfuhr der franzöſiſche Franc, der
vorgeſtern abend zum Pfund mit 189 abſchloß, eine erneute Abſchwächung
und notierte gegen Mittag 199.
Unter Leitung des Miniſteriums für Handel, Induſtrie und Verkehr
iſt in Paris ein Landesverteidigungsamt für die chemiſche Induſtrie
ge=
ſchaffen worden. Seine Aufgabe iſt, die Leiſtungsfähigkeit der chemiſchen
Induftrie den Bedürfniſſen des Krieges anzupaſſen.
Die Exporteure von belgiſcher Qualitäts=Kohle, ſpeziell
Anthrazit=
kohle, werden am 1. Auguſt für die nach Frankreich gehenden
Kohlen=
mengen einen ca. 20prozentigen Preisaufſchlag erheben.
Der in London unterzeichnete engliſch=ungariſche Handelsvertrag
be=
ruht auf dem Prinzip der Meiſtbegünſtigung. Das für zehn Jahre gültige
Abkommen ſichert beiden Vertragspartnern die Handels=, Reiſe=,
Schiff=
fahrts= und Niederlaſſungsfreiheit, ferner die Ausübung kaufmanniſcher
Tätigkeit zu.
Die polniſchen Kohlenexporteure haben einen Vertrag mit den
Lett=
ländiſchen Eiſenbahnen abgeſchloſſen, um 200 000 Tonnen Kohle über
Niga nach Großbritannien zu befördern. Ein weiterer Vertrag über den
Transport von 300 000 Tonnen wird in Kürze unterzeichnet werden.
Die Regierungen Transkaukaſiens und der Ukraige haben auf
Er=
ſuchen ihrer Landwirtſchaftskommiſſariate beſchloſſen, größere Beträge
für den Ankauf von Mitteln in Deutſchland zur Bekämpfung der
Schäd=
linge zur Verfügung zu ſtellen.
Geſtern wurde der zwiſchen Südſlawien und Ungarn abgeſchloſſene
Handelsvertrag unterzeichnet.
Im Jahre 1925 belief ſich der geſamte Fiſchereiertrag Griechenlands
auf 35 Millionen Kile oder 525 Millionen Drachmen; nicht einbegriffen
iſt in dieſer Zahl der Wert der gefiſchten Meerſchwämme, der ſich auf
ca. 25 Millionen Drachmen beläuft.
Die Smelting Refining Company hat eine weitere Preiserhöhung
für Blei um 10 Punkte auf 9 Cents per Pfund vorgenommen.
Die Harriman=Gruppe emitiert noch in dieſer Woche 15 Millionen
Dollar 7proz. Bonds der kürzlich ſeitens der Anaconda Copper Company
gemeinſam mit Harriman neugegründeten Sileſian=American=Corporation.
Die Kohlenproduktion der ſüdafrikaniſchen Union ſtellte ſich im Mai
1926 auf 1405 378 Tonnen, von denen 1 156 392 Tonnen abgeſetzt wurden.
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Im Heidelberger Stadttheater: Uraufführung
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Szeniſche Beratung: Profeſſor Hans Poelzig, Dr. 2. Schmieder, A. Pohl;
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Dunkel der Weltstadt.
Die neueste Wochenschau.
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Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
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Bessunger Herrngarten
Samstag, den 31. Juli, mittags 4 u. abends 8 Uhr:
Großes
Wohltätigkeitsfest
zu Gunſten der Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinterblie=
benen vom „Haſſia=Bund”, Ortsgruppe Darmſtadt
unter gütiger Mitwirkung der Turngeſellſchaft 1875
Darm=
ſtadt mit ihren beliebten Muſterriegen und Damenriege.
Leitung: Turnwart L. Schwarz u. Friedel Debus,
des Darmſtädter Bichcle=Club 1883 mit ihren
ſiegesge=
wohnten Mannſchaften. Leitung: Fahrwart Louis Hax.
Muſikaliſche Leitung:
Obermuſikmeiſter a. D. A. Rühlemann, Darmſtadt.
Nachmittags 4 Uhr:
Großes Volksfest
Militär=Konzert
Großes Prels-Schleßen (2 Schießſtände)
Volksbeluſtigungen aller Art / Kinderfeſizug / Große
Fahnenpolonaiſe / Pferde=Wettrennen
Eintriit: Erwachſene 35 Pfennig, Kinder 20 Pfennig.
Abends 8 Uhr:
Großes Sommer-Nachtfest
verbunden mit
Großem Militär-Konzert
ausgeführt von ehem. Militärmuſikern. Leitung:
A. Rühlemann. Darmſtadt.
Turneriſche Aufführungen der Reck= und Barrenriege der
Turngeſellſchaft 1875. Leitung: F. Debus.
Maſſenvor=
führung der Turnerinnen. Leitung: L. Schwarz. Tanz
der 6 Turnerinnen.
Schmuck= u. Flaggenreigen d. Darmſtädter Biehcle=Club1883
Fahrwart: Louis Hax.
Bei eintretender Dunkelheit:
Große IIlumination
des Gartens, der Teiche und Anlagen im mehrfarbigen
Lichtmeer. Ausgeführt von der 1. Darmſfädter
Kunſtfeuer=
werkerei Wallenſtein.
Eintrittspreiſe: 50 Pfg., Studentenkarten 40 Pfg.,
Schülerkarten 30 Pfg., Kriegsbeſchädigte gegen
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weis 30 Pfg.
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Garrison.
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Die neueste Wochenschau. (19555
Autang 3½, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
Festfelge
für die Fahnenweihe des Vereins ehem. 11Ter,
Darmſtadt, verbunden mit 11Ter=Tag und der
Auguſt=Gedenkfeier des Verbandes beſſiſcher
Regimentsvereine am 31. Juli und 1. Auguſtid. J.
in Darmſiadt
Samstag, den 31. Juli:
abends 8 Uhr: Begrüßungsabend im Rummelbräu,
Darmſtadt, Rheinſtraße 101
Sonntag, den 1. Auguſt:
vorm. 7 Uhr: Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal
vorm. 11.30 Uhr: Feierlicher Weiheakt der neuen
Fahne des Vereins ehem 117er, Darmſtadt, im
großen Saale des Städtiſchen Saalbaues
nachm. 2.30 Uhr: Feſtzug vom Mercksplatz am
Schwimmbad durch die Mühl=, Alexanderſtraße,
Paradeplatz, Rhein=,Wilhelminen=, Eliſabethen=,
Saalbauſtraße nach dem Städtiſchen Saalbau.
Daſelbſt:
nachm. 4 Uhr: Auguſt=Gedenkfeier des Verbandes
heſſiſcher Regimentsvereine unter Mitwirkung
des Beamtenvereins ehemaliger Militärmuſiker,
Darmſtadt, (Leitung Kam Buslau).
Gedenk=
rede des Verbandsvorſitzenden Exzellenz von
Kleinſchmit, Generalleutnant a. D.
abends 8 Uhr: Großes Militärkonzert im Garten
des Städtiſchen Saalbaues und Feſt bal l
im großen Saale.
Der Feſtbeitrag beträgt Mk. 1.— uind berechtigt zur
Teil=
nahme an ſämtlichen Veranſtaltungen. Vorverkaufsſtellen
befinden ſich bei: Zigarrengeſchäft Mylius, Herdweg 2,
Stadt Coburg, Waldſtraße 2, Friſeur Welter,
Eliſa=
bethenſtraße 53, Zigarrengeſchäft Weißmüller,
Rhein=
ſtraße, Zigarrengeſchäft Kadel, an der Techn. Hochſchule,
Um zahlreiche Beteiligung bittet
Der Feſt=Ausſchuß
des Vereins ehem. 117er, Darmſtadt.
Die unterzeichneten Vereine machen ihre Mitglieder
und Freunde auf die obige Veranſtaltung hierdurch
aufmerkſam und bitten um vollzählige Beteiligung.
Vereinigung früherer Leibgardiſten von Darmſtadt u. .
Antreten der Leibgardiſten: vorm. 11 Uhr Saalbaueingang
nachm 2.15 Uhr amFinanzamt
KameradſchaftlicheVereinigungehem. 118er, Darmſtadt
KameradſchaftlicheVereinigung ehem. 118er, Darmſtadt
Kameradſchaftliche Vereinigung ehem. Gardedragoner
Nr. 23, Darmſtadt — Kameradſchaftliche Zereinigung
ehem. Leib=Dragoner Nr. 24, Darmſtadt — Verein
ehem. Angehöriger des Großh. Artilleriekorps Nr. 25,
Darmſtadt — Berein ehem. 6ler, Darmſtadt —
Train=Vereinigung Nr. 18, Darmſtadt.
Kr 9
Nummer 207
Wildgraf Hubertus.
Roman von Peter Fides.
(Nachdruck verboten)
„Du biſt ein Schwärmer, ein Phantaft, und du verdienſt
deinen Namen: Wildgraf!”
Hubertus blickte den wirbelnden Rauchringen ſeiner
Ziga=
rette nach.
„Mag ſein, und — vielleicht finde ich noch einmal ein Mädel,
eine, die nichts Beſſeres wünſcht, als Waldesruhe,
Waldes=
frieden —
„Da wirſt du lange ſuchen müſſen, mein Kerlchen, unſere
jungen Damen, auch die vom Lande, haben gewöhnlich andere
Intereſſen. Doch nun, — du glaubſt, daß deine Ehe geſchieden
wird?"
„Selbſtverſtändlich! Ich bitte dich, Lüchow hat ja alle
Trümpfe in den Händen!“
Reppin ſtand auf.
„Alſo dann, ich komme nach den Feiertagen einmal zu dir
herüber, und wenn du mir die Freude machen willſt, den heiligen
Abend bei uns zu verleben?”
„Ich danke dir, mein guter Alter,” Egede drückte die Hand
ſeines Freundes, „aber nimm es mir nicht übel, ich paſſe jetzt
nicht unter frohe Menſchen, die Enttäuſchung muß erſt
über=
wunden werden; ſo etwas macht man am beſten mit ſich ſelbſt ab.”
Vom Hofe her klang das kurze, ſcharfe Knallen einer Peitſche.
„Aha” mein Kutſcher wird ſchon ungeduldig —
„Und Frau Annemieze wartet, — nun laß deine Jucker mal
ausgreifen, ſonſt gibt es noch eine Gardinenpredigt!“
Hubertus nahm eine Zigarrenkiſte von dem Schränkchen.
„Hier, ſteck dir noch ein paar Glimmſtengel ein, und ſoll ich dir
eine Decke mitgeben?”
„Nee, — nee, danke.‟ Die Herren traten in die Halle.
„Sieh mal, das gibt morgen eine prächtige Neue, — na,
komm gut heim!“
„Auf Wiederſchaun!”
Die Pferde zogen an, und in der Ferne verhallte das feine
Klingen der Schlittenglocken.
„Haben der Herr Graf noch Befehle?”
Hubertus ſchreckte zuſammen, der Haushofmeiſter ſtand vor
ihm.
„Nein, ich danke Ihnen, lieber Rehn, das war heute ein
an=
ſtrengender Tag für Sie—
„Oh, man gewöhnt ſich daran, es kommen ja nun auch
ſtillere Zeiten.”
„Ja‟, Egede nickte dem alten Mann freundlich zu. „Gute
Nacht, ich drehe oben das Licht ſelbſt aus, da brauchen Sie nicht
noch einmal die Treppe zu ſteigen.”
Mittwoch, den 28. Juli 1926
„Untertänigſt gute Nacht, Herr Graf!”
Hubertus öffnete das Fenſter; eiſigkalt ſchlug ihm der
Luft=
zug entgegen, und eine verirrte Schneeflocke taumelte ins Zimmer
dlieb dann als winziger, ſechszackiger Stern auf dem Eisbärfell
liegen, — zerrann.
„Auf Wiedersehauen!‟ Die Pferde zogen an
Durch die Stille der Nacht kamen, vom Winde halb verweht,
abgeriſſene Klänge, das Zirpen der Geigen, ein Piſton fiel ein,
eine Klarinette — —. Mit einem Ruck ſchloß Graf zur Egede die
Flügel und ſchauerte zuſammen, dann ſchaltete er den Lichthebel
aus und ging langſam mit ſchweren, müden Schritten den Flur
hinab.
„Na, Kinder, nu amüſiert euch gut, aber nicht zu viel tanzen,
hört ihr?‟ Der Oberförſter tätſchelte ſeinen beiden Mädels die
Wangen und ging dann hinüber in das Honoratiorenzimmer, wo
ſchon Inſpektor Hentſchel und der Rendant Kleinſchmidt auf ihn
warteten.
Seite 11
„So, meine Herren, nun kann es losgehen, ſolider
Pfennig=
ſkat, nicht wahr? Und Zahlenreizen mit allen Schikanen wie
immer, — wer gibt? Ich? Na ſchön, dann ſchreiben Sie mal an,
Herr Rendant, das ſchlägt ja in Ihr Fach.”
Der geräumige Saal war über und über mit Fichtenzweigen
geſchmückt und die aus ſechs Mann beſtehende Herzogswalder
Stadtkapelle tat ihr möglichſtes. Alles, was auf zehn Meilen in
der Runde zur grünen Farbe zählte, hatte eine Einladung
be=
kommen, ebenſo wie die höheren und mittleren Beamten aus
Ohrena, Langenau, Karsdorf und Döbritz.
Eine ſchmetternde Fanfare: „Damenwahl!”
Fräulein Anni Stephan, ein ſchlankes brünettes Mädchen
von zwanzig Jahren, chaſſierte auf Fritz Voigt zu, der neben
einem Eckpfeiler ſtand:
„Mein Herr?!”
Der Revierförſter machte eine tadelloſe Verbeugung. „Es
iſt mir eine ganz beſondere Ehre!” Seine Zähne blitzten unter
dem dunklen Schnurrbärtchen, und nun ſetzte die Muſik ein, einen
Foxtrott: „Wer wird denn weinen, wenn wir auseinander gehn.”
Drei Runden um den Saal, dann hielt das junge Mädchen
aufatmend inne.
„Wie heiß es hier iſt!“
„Darf ich Ihnen ein Glas Limonade bringen?”
„Ach nein, danke, aber — wo iſt denn nur Gretel?”
„Ich glaube, Ihre Schweſter ging vorhin auf die Galerie,
wollen wir uns das Treiben auch mal von oben anſehen?
Ein ſchneller Blick, dann nahm ſie ſeinen Arm, und die
Beiden ſtiegen die ſchmale, ſchon etwas wackelige Holztreppe
empor. Aus zuſammengeſtellten Efeuwänden waren ein halbes
Dutzend kleine Logen geſchaffen, von denen aus man die
Tanzen=
den beobachten konnte, ohne ſelbſt geſehen zu werden. Voigt
winkte dem Keller, der im Zivilberuf Flickſchuſter war, aber
ge=
legentlich Aushilfsdienſte leiſtete, heran.
„Eine Flaſche Limonade und ein Glas Helles!”
„Wenn nur Papa nicht kommt!” meinte Anni ängſtlich.
„Ach wvo, Ihr Herr Vater ſpielt ſeinen geliebten Skat und
— — ich habe Ihnen ſo Vieles zu ſagen—
Es mochte wohl an der Beleuchtung liegen, daß die Wangen
des jungen Mädchens plötzlich von einer dunklen Glut übergoſſen
waren. Die Kleine ſah beharrlich auf die Spitzen ihrer
roſa=
farbenen Ballſchuhe und blickte auch nicht auf, als Voigt das
Patſchhändchen in ſeine derbe, braungebrannte Rechte nahm.
„Fräulein Anni, ich kann nicht viele Worte machen, aber —‟
„Bitte ſchön!” Mit einem verſtändnisinnigen Schmunzeln
ſtellte der hinkende Ganymed die Getränke auf den Tiſch. —
„So ein Kamel!” Der Revierförſter hatte die Hand des
jungen Mädchens blitzſchnell losgelaſſen, doch dann gab er ſich
einen Ruck — jetzt oder nie!
(Fortſetzung folgt.)
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Windjacken, Hemden, Stutzen
Sporthaus L. Adelmann
Rheinſtraße 12½.
Kindermilch
vom Hofgut Georgenhauſen
von geſunden, unbedingt
tuber=
kuloſefreien Kühen, die in
beſon=
derem Stall, unter ſteter ärztlicher
Kontrolle ſtehen und nach Vorſchrift
gefüttert werden.
Das amtliche Unterſuchungsatteſt ſagt:
Die Milch hat all. Anforderungen
entſprochen, die an eine gute und
einwandfreie Kindermilch zu ſtellen
ſind. Die Milch zeignet ſich durch
beſonders reine Beſchaffenheit und
hohen Fettgehalt aus.
Tuberkel=
bazillen konnten auch durch
Tier=
impfung nicht nachgewieſenwerden.
Außerdem wie bisher:
Vollmilch in Flaſchen
in bekannt einwandfreierQualität.
Beides in 1 und ½ Literflaſchen
frei Haus geliefert, direkt vom
Hof=
gut zum Verbraucher.
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Adolf Müller, Hofgut Georgenhauſen
Poſt und Telephon Reinheim 4.
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Rheinſtraße 39.
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