Einzelnummer 10 Pfennlge
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 194
Donnerstag, den 15. Juli 1926.
189. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspig.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Der Erfolg Caillaux”
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 14. Juli.
Ueberraſchend ſchnell gelang es dem franzöſiſchen
Finanz=
miniſter in London, in der Schuldenfrage eine Einigung zu
erzielen. Erſt jetzt ſieht man, daß die ſachlichen
Vorverhand=
lungen viel weiter gediehen waren, als angenommen wurde.
Aber nicht dieſe ſtille dipkomatiſche Arbeit gab den Ausſchlag;
die für Frankreich ſo günſtige Einigung über die Schulden an
England iſt in der Tat ein perſönlicher Erfolg Caillaux' und
gleichzeitig auch eine Auswirkung der Intereſſen Englands an
der franzöſiſchen Innen= und Finanzpolitik.
Caillaux: Schickſal und damit das Schickſal der Regierung
hing von dieſer Reiſe ab. Und eine neue Regierungskriſe hätte
das Chaos bedeutet. Die gänzliche Entwertung des Franken,
anarchiſtiſche Zuſtände und ſchließlich das ans Ruder kommen
der Sozialiſten wäre nicht mehr aufzuhalten geweſen.
Wenig=
ſtens war das die engliſche Auffaſſung. Und die konſervative
engliſche Regierung will keine Inflation in Frankreich, weil dieſe
der ſowieſo kranken engliſchen Wirtſchaft nur Schaden bereiten
würde. England will auch keine inneren Unruhen in Frankreich
aus demſelben Grunde und ſchließlich und endlich keine
ſozia=
liſtiſche Regierung. Dieſes letztere Bedenken der engliſchen Politik
war vielleicht das ausſchlaggebendſte. Hatte man doch an
meh=
reren Punkten Europas ſchon Gelegenheit, zu konſtatieren, mit
welcher Zähigkeit ſich England jeder nach Moskau führenden
Entwicklung entgegenſetzt.
Der perſönliche Erfolg Caillaux' iſt aber doch nicht zu
unter=
ſchätzen. Jene prinzipiellen Zugeſtändniſſe in der Schuldenfrage
— olause de sauvegarde, dlause de transfert uſw. —, die man
in Frankreich noch höher einzuſchätzen geneigt iſt als die
eigent=
liche Reduktion der Schulden, werden geradezu als ſein
perſön=
liches Verdienſt betrachtet. Und die franzöſiſche Preſſe feiert ihn
nicht ohne Hintergedanken auf die Wiederherſtellung des
Ver=
trauens als den Retter aus der Not.
Darüber beſteht kein Zweifel, daß die Sanierung der
franzöſiſchen Finanzen überwiegend mit Hilfe
des engliſchen Kapitals durchgeführt wird. Der erſte
Schritt — es war diesmal noch nicht der ſchwierigſte — iſt mit
der Einigung in London getan. Das Intereſſe der franzöſiſchen
Finanzwelt konzentriert, ſich nunmehr um die amerikaniſche
Schuldenfrage. Man fragt ſich, welche Auswirkung die
nach=
giebige Haltung Englands auf den amerikaniſchen Gläubiger
machen wird. An Skeptikern, die darauf hinweiſen, daß in
Waſhington öfter erklärt wurde, daß man keine Rückſichten auf
die Schuldenpolitik anderer Staaten zu machen geneigt ſei, fehlt
es nicht. Aber die Mehrheit hofft doch, wenn auch nicht auf die
moraliſche Wirkung des engliſchen Beiſpiels und der franzöſiſchen
Demonſtration, ſo doch auf den weitgehenden Einfluß der
eng=
liſchen Banken in Amerika. Eine Wirkung hat die Haltung
Chur=
chills ſchon unbedingt erzielt. Die franzöſiſche Kammer, welche
guch bisher eine ſehr zweifelhafte Stellung dem Waſhingtoner
Schuldenabkommen gegenüber zutage legte, wird von jetzt ab
un=
möglich zur Ratifizierung dieſes Abkommens zu haben ſein. Die
Verhandlungen in Waſhington werden alſo weitergeführt werden.
Man konſtatiert jetzt ein gewiſſes Wohlwollen der amerikaniſchen
Preſſe in der Schuldenfrage. Wie hoch der Wert desſeben
ein=
zuſchätzen iſt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Für
den Augenblick iſt die Stellung der Regierung Briand—Caillaur
jedenfalls viel beſſer geworden, und es iſt nicht unwahrſcheinlich,
daß die Kammer, beſonders die Rechte, der energiſchen Forderung
der Preſſe für eine ſtarke Mehrheit für Caillaux ſtattgeben wird.
Pertinax drahtet dem „Daily Telegraph”, daß man in
franzöſiſchen Kreiſen über die Abmachung ſehr befriedigt iſt. Die
62 Jahreszahlungen zu 5 Prozent glichen einer Summe von
225 Millionen Pfund Sterling. Da die Geſamtſumme der
fran=
zöſiſchen Schuld etwa 653 Millionen Pfund Sterling betrage, ſo
rechnet man in Paris aus, daß Frankreich eine Reduktion von
etwa 65 Prozent erreicht hat. Eine der Hauptkonzeſſionen, die
Frankreich erreichte, beſtehe in der Option, die 53 Millionen
Pfund Sterling in Gold, die bei der Bank von England lagern,
in Jahreszahlungen von 850 000 Pfund Sterling
zurückzuer=
langen. Dieſer Punkt werde jedoch in Paris noch ſtark kritiſiert
werden, da das franzöſiſche Gefühl ſehr nach dem Wiedererlangen
des Goldes ſchreie, das noch wöchentlich in der Bilanz der Bauk.
von Frankreich aufgeführt wird.
Einzelheiten aus dem engliſch=franzöſiſchen
Schuldenabkommen.
Das franzöſiſche Finanzminiſterium hat geſtern abend den Text des
ſranzöſiſch=engliſchen Schuldenabkommens zuſammen mit einem
Com=
munigue und den beiden Begleitſchreiben Churchills und Caillaux'
be=
kannt gegeben.
Der Vertrag ſelbſt enthält die bereits aus der Rede Churchills im
Unterhauſe bekannt gegebenen Beſtimmungen, wonach bei einem
Schul=
denwert von 653 127 000 Pfund die Annuitäten folgendermaßen feſtgeſetzt
werden: 1926/27: 4 Millionen, 1927/28: 6 Millionen, 1928/29: 8
Mil=
lionen, 1929/30: 10 Millionen, 1930/31—1956/57: 12½ Millionen und
1957158—1987/88: 14 Millionen. — Die Bezahlung erfolgt an die Bank
von England in Halbjahresraten zum 15. September und 15. März jedes
ſyres. Frankreich kann nach 90tägiger vorheriger Ankündigung die
Zahlung eines Teiles der Annuitäten, der jedoch die Hälfte nicht
über=
neigen darf, um 3 Jahre verſchieben. Erhält England von ſeinem
Schildner höher Zahlungen, als es ſelbſt an die Vereinigten Staaten
i1 leiſten hat, ſo wird Frankreich ein im Verhältnis zu ſeinen effektiven
Zahlungen ſtehender Teil dieſes Ueberſchuſſes gutgeſchrieben. Ergibt
na dagegen für England ein Defizit, ſo wird Frankreich mit einem
ſei=
hen Zahlungen entſprechenden Anteil belaſtet. Ein Betrag von 531
Dilionen Pfund bleibt als zinsloſe Schuld Frankreichs gegenüber Groß=
Ekannien beſtehen, wofür die engliſche Regierung die Goldgarantie der
franzöſiſchen Regierung zurückbehält. — In dem das Abkommen
beglel=
tenden
Schreiben des franzöſiſchen Finanzminiſters an den
Schatz=
kanzler Churchill
wird feſtgeſtellt, daß die franzöſiſchen Zahlungen an die Vereinigten
Staaten und Großbritannien in ſtarkem Maße von den deutſchen
Dawesplanzahlungen abhingen, und für den Fall einer völligen oder die
Hälfte der Dawesplan=Annuitäten überſchreitenden deutſchen
Zahlungs=
einſtellung eine neue Lage geſchaffen werde. Für dieſen Fall behalte
ſich die franzöſiſche Regierung das Recht vor, die engliſche Regierung
um eine neue Diskuſſion unter Berückſichtigung der dann beſtehenden
Verhältniſſe zu erſuchen. Unter dieſem ausdrücklichen Vorbehalt
er=
klärt ſich Caillaux bereit, das Abkommen zu unterzeichnen.
Churchill beſtätigt dieſes Schreiben, betont aber, daß die
britiſche Regierung ihren Standpunkt aufrecht erhalten
müſſe, wonach die franzöſiſchen Zahlungen allein auf der
franzöſiſchen Verantwortlichkeit baſieren.
Bei der von Caillaux in Ausſicht genommenen Möglichkeit habe
Groß=
britannien mit einer Verminderung ſeiner eigenen Einnahmen aus dem
Dawesplan zu rechnen. Falls alſo irgend eine Aenderung dadurch
her=
beigeführt werden würde, dürfe er wohl mit Recht erwarten, daß auch
die anderen Gläubiger Frankreichs eine entſprechende Aenderung der
ihnen zuſtehenden Schulden in Erwägung ziehen wurden, damit alle
Gläubiger gleich behandelt würden.
In dem Communiqué des Finanzminiſters wird vor allem
hervor=
gehoben, daß die Beſtimmung, wonach eine Aenderung der Annuitäten
nur dann vorgenommen werden könne, wenn die deutſchen Zahlungen
unter der Hälfte des im Dawesplan feſtgeſetzten Betrages blieben, dadurch
zu erklären ſei, daß zur Deckung der franzöſiſchen Zahlungen an die
Vereinigten Staaten und England die halbe Dawesplan=Annuität
ausreicht.
In Kammerkreiſen hat die Bekanntgabe des franzöſiſch=engliſchen
Schuldenabkommens im allgemeinen einen guten Eindruck hervorgerufen.
Man iſt der Anſicht, daß dadurch die
Stellung der Regierung gefeſtigt
wworden ſei, ſo daß ſie in den kommenden Kammerdebatten einer Mehrheit
ſicher ſei, die bisher noch außerordentlich fraglich erſchien. Als einziger
wunder Punkt des Abkommens werden die Beſtimmungen über die
Rück=
gabe des Golddepots bezeichnet. Louis Marin erklärte dazu, daß mit
einer wirklichen Rückgabe des franzöſiſchen Goldes nicht mehr gerechnet
werden könne, denn England habe dieſes Gold während des Krieges als
Garantie ſeiner eigenen Amerika=Anleihen nach New York geſchickt.
Außerdem ſei etwa ein Fünftel davon mit einem torpedierten Schiff
ge=
ſunken. Um alſo Frankreich ſein Gold zurückzugeben, müſſe die Bank
von England ihren eigenen Goldbeſtand angreifen, doch dazu werde ſie
ſich niemals bereit finden.
Die Finanzvorlage Caillaux”
Die Finanzvorlage Caillaux”, die der Kammer unterbreitet
wird, umfaßt nur zwei Artikel. Der erſte fordert
Vollmach=
ten für den Finanzminiſter und der zweite beſtimmt,
daß die Verordnungen, die der Finanzminiſter auf Grund dieſer
Vollmachten erlaſſen wird, nach ſechs Monaten der Kammer zur
Ratifizierung unterbreitet werden. Darauf folgt noch ein
An=
hang, der aber nur zur Diskuſſion aufgelegt wird und in dem
die verſchiedenen Maßnahmen, die die Regierung plant, im
ein=
zelnen aufgeführt werden. Der Anhang zerfällt in vier Abſchnitte:
1. Steuern, 2. Einſparungen, 3. Sanierung der Staatskaſſe,
4. Stabiliſierung der Währung.
Neue Finanzbeſprechungen Caillaux” — Mitwirkung der
Kreditinſtitute an der Frankenſanierung.
Wie eine Note des Finanzminiſteriums mitteilt, hat Caillaux
geſtern abend den Gouverneur der Bank von Frankreich und die
Vertreter der großen Kreditinſtitute zu ſich berufen, um die Lage
auf dem Finanzmarkt zu erörtern. Die Bankvertreter erklärten
ſich einſtimmig zur Mitarbeit an der allgemeinen
Wiederaufrich=
tung bereit. Der Finanzminiſter hat beſchloſſen, eine aus
Ver=
tretern der Großbanken und der Gewerkſchaft der Börſenagenten
beſtehende ſtändige Kommiſſion unter dem Vorſitz des
Gouver=
neurs der Bank von Frankreich einzurichten, die den Kursmarkt
ſtändig zu überwachen haben wird.
Die franzöſiſchen Schulden an Amerika.
Vincent=Auriol hat in der Kammer eine Entſchließung
ein=
gebracht, worin die Regierung aufgefordert wird, mit Amerika
Verhandlungen zu eröffnen, um die Transferfrage zu löſen, im
beſonderen die Frage, ob Frankreich ſeine Schulden an Amerika
in Sachleiſtungen abtragen könne, wie dies Deutſchland ſeinen
Gläubigern gegenüber tue. Dem „Journal” zufolge ſind
Ver=
handlungen in dieſer Beziehung übrigens bereits im Gange
und ſie würden nächſtens durch den Austauſch von ähnlichen
Briefen abgeſchloſſen, wie zwiſchen Caillaux und Churchill.
Der deutſche Proteſt wegen der Zwiſchenfälle
in Germersheim.
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Uebergriffe der franzöſiſchen Beſatzung
in Germersheim, über die das Auswärtige Amt aus
un=
bekannten Gründen tagelang nur ſchlecht informiert worden iſt,
haben jetzt zu einer Vorſtellung der deutſchen
Botſchafters in Paris bei Herrn Briand
ge=
führt. Der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Freih.
Langwerth v. Simmern, hat bereits vor einigen Tagen die
Rheinlandkommiſſion um Aufklärung der Vorfälle in
Germers=
heim und um ſtrenge Beſtrafung der ſchuldigen Militärperſonen
gebeten. Eine Antwort hat er leider noch nicht erhalten, was
wohl darauf zurückzuführen iſt, daß der Oberkommiſſar Tirard
ſich zurzeit ſehr häufig in Paris aufhält und aus dieſem Grunde
bisher noch nicht dazu gekommen iſt, ſich mit der Angelegenheit
zu beſchäftigen. Darum hat das Auswärtige Amt jetzt ſeinen
Botſchafter vorgeſchickt, ſo daß zu hoffen iſt, daß der
Zwiſchen=
fall nun bald eine uns zufriedenſtellende Beilegung erfahren
werde,
*Außenpolitiſche Perantwortung und
Führung im Innern.
Von
Prof. W. Schüßler.
In der „Deutſchen Allgemeinen Zeitung” vom 9. Juli hat
Winnig unter der Ueberſchrift „Widerſtand” von einer neuen
Gruppe innerhalb der Sozialdemokratie berichtet, die klar erkennt,
warum es dem deutſchen Arbeiter ſchlecht geht, warum er
arbeitslos iſt und im Elend verſinkt: nämlich, weil wir den Krieg
verloren haben, weil wir auf Grund des Verſailler Diktats und
des Dawes=Abkommens für das Ausland fronden müſſen, weil
der Handelskrieg in anderen Formen weitergeht und weil unter
dem Druck des Feindes notwendig die ſozial ſchwächſte Schicht
der Nation am ſchlimmſten zu leiden hat. Dieſe klare
Erkennt=
nis ſcheinbar ſelbſtverſtändlicher Zuſammenhänge fehlt der
bis=
herigen Sozialdemokratie zu unſerer aller Unglück, weil ſie immer
noch in dem abgelebten Klaſſenkampfgedanken befangen iſt, weil
ſie immer noch meint, daß die verhaßten „Bourgeois” ein
ſchlim=
merer Feind als die Verſailler Siegermächte ſind und weil ſie
in dem Irrwahn befangen iſt, daß eine Beſſerung der Lage des
Arbeiters von einer Verſchlechterung der Lage der übrigen
deut=
ſchen Volksgenoſſen abhängig iſt.
Gegen dieſe veraltete, höchſt gefährliche Ideologie hat ſich
jene neue Gruppe herausgebildet, die allein in einer Aenderung
des Verſailler und Dawes=Abkommens das Mittel erblickt, die
Lage der deutſchen Arbeiterſchaft und der geſamten Nation zu
verbeſſern! Das iſt das Entſcheidende, daß hier eigentlich zum
erſten Male die Schickſalsgemeinſchaft aller Klaſſen der einen
Nation ausgeſprochen iſt!
Mit vollem Recht weiſt Winnig auf das kataſtrophale
Ver=
ſagen der deutſchen Sozialdemokratie in den Jahren 1919 und
1920 auf dem Gebiet der Außenpolitik hin. Weil die
Sozial=
demokratie ſich in der Außenpolitik nicht als Vertreterin der
ge=
ſamten Nation, ſondern nur ihrer eigenen Klaſſe und Partei
fühlte, weil ſie in der größten und das Schickſal entſcheidenden
Frage der Außenpolitik verſagte, darum iſt die Entwicklung über
ſie hinweggeſchritten!
Das iſt eines der erſchütterndſten Beiſpiele für die große
Tatſache des Staats= und Völkerlebens, daß letzten Endes immer
diejenige Schicht einer Nation die führende und herrſchende iſt,
die den Mut zur außenpolitiſchen Leitung und Verantwortung
hat, den Mut und die Fähigkeit! Das iſt die Erklärung für die
lange dauernde Herrſchaft der großen Adelsfamilien in England.
Es iſt wirklich ſo, daß die Kunſt des Herrſchens und die Kraft
und die Fähigkeit, einen großen Staat zu leiten, oft genug eine
„Erbweisheit” erfordert, die nicht in den Parlamentsſälen und
Amtsſtuben und Volksverſammlungen gedeiht, ſondern in
Adels=
ſchlöſſern und an Königshöfen. Denn auswärtige Politik
erfor=
dert mehr als jede Innenpolitik Tradition. Wenn der Staat,
nach Bismarck, nur zu denken iſt als großes Individuum, ohne
Rückſicht auf den Wechſel der Menſchen und Generationen, ſo iſt
damit zugleich ausgeſprochen, daß es immer Leute geben muß,
die auf Grund alter Tradition oder eines tiefen Wiſſens um die
großen Weltverhältniſſe und auf Grund eines angeborenen
In=
ſtinkts für ſtaatliche Macht dieſen Staat durch die Brandung der
Weltpolitik zu leiten verſtehen und ihn deshalb auch beherrſchen.
In England war es ſeit Beginn der Neuzeit der Adel, der
Politiker geradezu züchtete und die außenpolitiſchen Erfolge
ver=
bürgte. Auf dem Feſtlande, beſonders in Frankreich und
Deutſch=
land, hat die Monarchie für lange Zeit dieſe Aufgaben
über=
nommen, den Staat nicht nur zu bilden, ſondern auch zu leiten
und erfolgreich zu ſteuern. Wir können in Deutſchland gut
ver=
folgen, daß die Helfer der Monarchie bei dieſem hauptſächlichſten
Werke, nämlich bei der außenpolitiſchen Sicherung des Staates,
gerade wegen dieſer Funktion eine herrſchende Stellung erhielten.
Erſt zu Ende des 19. Jahrhunderts meldeten ſich andere
Schichten neben dem Schwert= und Beamtenadel zur
Mitherr=
ſchaft, d. h. Mitverantwortung an. Und ſo iſt dann ſeit
dem 20. Jahrhundert das deutſche beſitzende Bürgertum
gleich=
berechtigt neben den Adel als Träger des Staates getreten.
Aber: beide Schichten und mit ihnen die Monarchie zeigten ſich
der unendlich ſchweren Aufgabe der deutſchen Außenpolitik im
Zeitalter des Imperialismus nicht gewachſen: der
Zuſammen=
bruch von 1918 oder beſſer ſchon der Ausbruch des Weltkrieges
war das Verdikt ihrer Leiſtung. Dieſes außenpolitiſche Verſagen
iſt der tiefſte und eigentliche Grund für das Heraufkommen der
Sozialdemokratie, für ihren Sieg und die Ergreifung der
Herr=
ſchaft im Herbſt 1918.
Welche Ausſichten für eine Klaſſe, die bisher abſeits vom
Staate geſtanden und die Verantwortung für ſeine Leitung ſeit
jeher abgelehnt hatte! Wenn ſie jetzt Staats= und Nationalgefühl
beſaß, wenn ſie es über ſich vermochte, ſich als die Vertreterin
der Geſamtheit, der Nation, nicht einer Klaſſe zu fühlen, wenn
ſie jetzt den Mut zu kühnen Entſchlüſſen und Verantwortung
hatte — dann konnte ſie auf unabſehbar lange verdiente
und zugleich erdiente Herrſchaft rechnen.
Es kam anders. Und weil die Nation etwas Lebendiges und
Wahres iſt, obwohl die Sozialdemokratie ſie offiziell verleugnet,
und weil der Staat leben muß, lief die Stunde der
Sozialdemo=
kratie ab: ſie verſagte außenpolitiſch! Damit aber teilte ſie das
Schickſal der übrigen Schichten der Nation: ſie trat, als letzte
beſiegte, vom Schauplatz der höchſten Verantwortung ab! Es
kam unter dem Druck der außenpolitiſchen Not zu neuen
Kon=
ſtellationen. Gewaltige Kräfte zur nationalen Selbſtbehauptung
und zum „Widerſtand”regten ſich in der jungen Generation des
ſogenannten „Bürgertums”; gelang es dieſen einmal, die Nation
von ihrer Laſt zu befreien, waren und ſind ſie die Führer für
lange Zeit.
Jetzt ſcheint dieſe Erkenntnis, geboren aus der Not der Zeit,
auch eine junge Generation der Sozialiſten erfaßt zu haben.
Ge=
lingt es dieſer „nationalrevolutionären” Gruppe, ſich
durchzu=
ſetzen, dann wäre das deutſche Wunder geſchehen, daß alle
Klaſſen ſich einig als Nation fühlen, und dann würde man die
eiſerne Not ſegnen, die ſolches Wunder bewirkte!
Seite 2
Donnerstag, den 15. Juli 1926
Nummer 194
Das franzöſiſch=ſpaniſche
Rifabkommen.
Der Inhalt des Vertrags.
EP. Paris, 14. Juli.
Das geſtern unterzeichnete franzöſiſch=ſpaniſche Abkommen
über Marokko behält die bisherige Zonengrenze weiterhin bei.
An den beſtehenden Verträgen wird nichts geändert, doch iſt
ver=
einbart worden, noch beſtehende Unklarheiten über die
Zugehörig=
keit verſchiedener Stämme zur einen oder anderen Zone
ſchleu=
nigſt zu beſeitigen. Zu dieſem Zweck wird die Grenzkommiſſion
ihre Arbeiten ſofort aufnehmen. Die maritime Ueberwachung
der marokkaniſchen Küſte zur Verhinderung des Waffen= und
Munitionsſchmuggels und zur Durchführung des internationalen
Abkommens wird beibehalten. Beſondere Beſtimmungen ſind zur
Aufrechterhaltung der Stellungen zwiſchen den franzöſiſchen und
ſpaniſchen Grenzgebieten getroffen worden. Bei jeder
Zuſammen=
arbeit ſoll die Handlungsfreiheit der beiden Vertragſchließenden
in ihren Zonen gewahrt bleiben.
Briand hielt gelegentlich der Unterzeichnung des
Marokko=
abkommens eine kurze Anſprache, in der er dieſes Abkommen als
den Keim zu weiteren Vereinbarungen bezeichnete, durch die die
Bande zwiſchen den beiden Ländern zur Befeſtigung des
euro=
päiſchen Friedens enger geknüpft werden ſollen. Primo de
Rivera drückte ſeine Befriediguing darüber aus, daß er nach Paris
habe kommen können, um an dem Werk der franzöſiſch=ſpaniſchen
Freundſchaft mitzuarbeiten und einen Vertrag zu unterzeichnen,
der den ſchweren Zeiten für beide Länder ein Ende bereite.
Primo de Rivera zum Marokko=Abkommen.
Das „Petit Journal” veröffentlicht ein Interview mit Primo
de Rivera, worin dieſer erklärt, daß Marokko das Bindeglied
zwiſchen Frankreich und Spanien darſtelle. Alles einige
Frank=
reich und Spanien in Marokko, nichts dränge ſie auseinander.
Er ſei überzeugt, daß die Einigung in Marokko auch dazu
bei=
tragen werde, die gegenwärtigen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten
zu beheben, und daß ein Handelsvertrag ſchon in nächſter Zeit
abgeſchloſſen werden könnte. Wenn es nur auf den guten Willen
ankomme, ſo würde das Problem von ſpaniſcher Seite als gelöſt
angeſehen werden. Er ſei überzeugt, daß das Abkommen, das
im Quai d’Orſay unterzeichnet wurde, die letzten Schwierigkeiten
in Marokko raſch aus dem Wege räumen werde.
Internationales Amt für geiſtige Zuſammenarbeit.
Wie das Internationale Amt für geiſtige Zuſammenarbeit
mitteilt, hat der Internationale Forſchungsrat in einer in
Brüſ=
ſel abgehaltenen Tagung, an der Vertreter von 26 Ländern
teil=
nahmen, einſtimmig eine Entſchließung angenommen, durch die
in Zukunft allen Staaten die Mitgliedſchaft ermöglicht wird.
Ferner wurde, um dieſen Beſchluß zu unterſtreichen, auf
Vor=
ſchlag Englands, Hollands und Schwedens beſchloſſen, die
ſeit dem Krieg ausgeſchloſſenen Länder Deutſchland
Oeſterreich und Bulgarien zum Wiedereintritt
in den Internationalen Forſchungsrat
ein=
zuladen.
Die Durchführung des Notſiandsprogramms.
* Berlin, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Die vom Reichskabinett eingeſetzte Miniſterialkommiſſion zur
Milderung der Erwerbsloſigkeit hat geſtern ihre erſten
Be=
ſppechungen über die Durchführung des von der Reichsregierung
bereits in großen Zügen bekannt gegebenen Notſtandsprogramms
aufgenommen und heute fortgeſetzt. Irgend welche Beſchlüſſe
konnten natürlich bei der Verſchiedenartigkeit der beabſichtigten
Arbeiten noch nicht gefaßt werden. Es dürfte wohl noch einige
Tage dauern, bis in dieſer Richtung etwas poſitives bekannt
wer=
den wird. Das Notſtandsprogramm ſieht bekanntlich Arbeiten
vor, die mindeſtens 500 000 Erwerbsloſe fortlaufend beſchäftigen
ſollen. In erſter Linie beabſichtigt die Reichsbahn Aufträge im
Werte von 150 Millionen Mark zu vergeben, dann kommt die
Poſt mit einem Milderungsprogramm im Geſamtumfange von
315 Millionen. Schließlich ſind zahlreiche Wege= und
Kanal=
bauten vorgeſehen. Die Miniſterialkommiſſion wird ſich nun
hauptſächlich mit dem Problem zu beſchäftigen haben, wie am
beſten die Aufträge zu verteilen ſind, um die von der
Arbeits=
loſigkeit am ſchwerſten betroffenen Gebiete zu erfaſſen. Da es
ſich aber vielfach um Spezialarbeiten handelt, iſt anzunehmen,
daß in erſter Linie eine Nachfrage nach Qualitätsarbeitern
ein=
ſetzen wird. Es wird ſich alſo nicht ſo raſch ermöglichen laſſen,
das Heer der Arbeitsloſen vielleicht von einem Monat zum
andern ſichtbar zu vermindern.
Vom Tage.
Reichskanzler Dr. Marx berührte auf ſeiner Rheinlandreiſe
Eſſenberg, Moers, Xanten und Cleve.
Geſtern wurde in Bern der deutſch=ſchweizeriſche
Han=
delsvertrag von den Bevollmächtigten der beiden Staaten unter
Ratifikationsvorbehalt unterzeichnet. Der Handelsvertrag wird
am Mittwoch veröffentlicht werden.
Geſtern iſt der Fortfall des Sichtvermerkszwanges
im Verkehr zwiſchen Deutſchland und Schweden vom 1. Oktober ds. Js.
ab vereinbart worden.
In Neval iſt eine Konferenz der Außenminiſter der
baltiſchen Staaten eröffnet worden, die ſich mit dem ruſſiſchen
Vertragsangebot beſchäftigt.
Gegen das Munitionslaggv von Witkowie bei
Krakau wurde ein Attentatsverſuch unternommen.
Der Poſten konnte rechtzeitig die Wache herbeirufen. Von den
Atten=
tätern wurde einer getötet, zwei verhaftet, während drei entkamen. Die
Verhafteten verweigern jede Ausſage.
Die belgiſche Kammer nahm die Finanzvorlage der
Regierung an, nachdem der Miniſterpräſident in einer längeren
Rede die Gewährung der Vollmachten an den König fütr die
Stabiliſie=
rung des Franken befürwortet hatte.
Der Minderheitskongreß wird, wie nunmehr feſtſteht,
vom 25. bis 27. Auguſt in Genf zuſammentreten.
Der Präſident der griechiſchen Republit, Pangalos, erklärte
Journaliſten gegenüber, er ſei der Ueberzeugung, daß das griechiſche
Volk kein Parlament und mithin auch keine
Parlaments=
wahlen haben wolle.
General da Coſta marſchiert erneut auf Liſſabon,
nachdem fünf Diviſionen ſich ihm angeſchloſſen.
Die kubaniſche Regierung hat das deutſche
Eigen=
tum freigegeben.
Um das Ermächtigungsgeſetz.
* Warſchau, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Verfaſſungskommiſſion des polniſchen Seim hat geſtern
nachmittag nach faſt zwei Wochen langen Beratungen, die im
Regierungsentwurf über das Ermächtigungsgeſetz geforderten
Verfaſſungsänderungen erledigt. Im Verlauf der Beratungen
war es zu lebhaften Debatten gekomen, da insbeſondere die
Rechtsparteien ſich mit einer vollſtändigen Ausſchaltung der
Par=
lamentskontrolle, wie es der Regierungsentwurf für die geſamte
Regierungstätigkeit bis zum Winter 1927 forderte, nicht
einver=
ſtanden erklären wollte. Das Ermächtigungsgeſetz fordert
bekannt=
lich in der Hauptſache, daß der Regierung nach Schließung der
jetzigen Seimſeſſion bis Ende 1927 geſetzgeberiſche Befugniſſe
ein=
geräumt werden, die ſich ſowohl auf das politiſche als auch auf
das finanz= und wirtſchaftspolitiſche Gebiet erſtrecken.
Bei dem in der Verfaſſungskommiſſion angenomenen
Ent=
wurf handelt es ſich um ein Kompromiß, in dem die
Wünſche der Regierung gewiſſe
Einſchränkun=
gen zugunſten des Parlaments erfahren haben.
Zu dem Regierungsantrag, Verordnungen mit Geſetzeskraft zu
erlaſſen, iſt ein Abänderungsantrag angenommen worden, der
beſtimmt, daß dieſes Recht des Präſidenten auf die Zeit
be=
ſchränkt bleibt, in der der Seim aufgelöſt iſt, während es die
Regierung auch für den Fall der Vertagung wünſchte. Ein
wei=
terer Beſchluß der Kommiſſion ſtellt der Regierung anheim, im
Falle der Vertagung beſondere Ermächtigungsgeſetze zu fordern.
Dieſe Faſſung des Entwurfs bedeutet immerhin eine gewiſſe
Einſchränkung gegenüber der Regierungsvorlage, die noch
beſon=
ders dadurch in Erſcheinung tritt, daß die Regierung eine
Auflöſung des Seim ablehnt.
Nach der Erledigung der Beratung in der
Verfaſſungskom=
miſſion wird das Plenum des Seim am Donnerstag mit
der Debatte über das Ermächtigungsgeſetz
be=
ginnen. Hier iſt die Situation inſofern komplizierter, als der
Entwurf eine Verfaſſungsänderung darſtellt und darum mit
einer Zwei=Drittel=Mehrheit angenommen werden muß. Gegen
dieſes neue Kompromiß mit der Rechten, in dem erneut die
Ten=
denz der polniſchen Regierung hervortritt, die auf ein Paktieren
mit der Rechten hinausläuft, erheben aber die Linksparteien und
die nationalen Minderheiten Widerſpruch. Es wird daher
an=
genommen, daß bei der Beratung im Plenum diejenigen Artikel
des Entwurfs, die eine Verfaſſungsänderung darftellen,
abge=
lehnt werden. Für dieſen Fall iſt das Verhalten der Regierung
noch ungeklärt. Man iſt jedoch geneigt, anzunehmen, daß die
Regierung nach Lage der Dinge es auf einen ernſten Konflikt
mit dem Seim nicht wird ankommen laſſen und ſich mit der
An=
nahme der Artikel begnügen wird, die das Auflöſungsrecht und
ein beſonderes Ermächtigungsgeſetz bis zum Herbſt 1927
enthal=
ten. Dieſe Artikel können in der Formulierung, die ſie im
Ver=
faſſungsausſchuß erhalten haben, mit einfacher Mehrheit
ange=
nommen werden.
* Die Notenflut der Kontrollkommiſſion
Note Nr. 24 000.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die letzte Note des Generals Walch trägt die Nummer 24 000.
Berückſichtigt man, daß wir nun erſt 8 Jahre die „hohe Ehre‟
haben, mit der Interalliierten Kontrollkommiſſion
gezwungener=
maßen in Verbindung zu ſtehen, dann ergibt ſich ein täglicher
Eingang — einſchließlich der Sonntage — von 8 Noten bei der
Reichsregierung. Dieſe Ziffer iſt noch zu niedrig gegriffen, da
wahrſcheinlich unzählige andere Schriftſtücke, die nicht zu der
Kategorie der Noten zählen, neben dieſen 24000 Mitteilungen
herlaufen. Dieſe Ziffer wird aber verſtändlich, wenn man ſich
erinnert, daß wegen jedes Hufnagels, den irgendein
Reiterregi=
ment zu viel haben könnte, ein umfangreicher Schriftwechſel von
den Generalen Nollet und Walch eingeleitet worden iſt. Wie
müſſen dieſe Noten und Briefe wohl ausgeſehen haben zur Zeit
der höchſten Kontrolltätigkeit. Die lächerlichſten Dinge wurden
ſchriftlich beanſtandet und dann zum Gegenſtand ausgiebiger und
umfangreicher Auseinanderſetzungen gemacht. Schließlich konnte
man ja in der Kontrollkommiſſion nicht nur Sekt trinken, ſondern
mußte auch ſeine Daſeinsberechtigung nachweiſen. Die Zahl
24000 iſt allerdings ein anderer Beweis, nämlich, daß eine
Stelle, die ſich mit der Maſſenfabrikation von ähnlichen
Schrift=
ſtücken beſchäftigt, längſt abbaureif iſt.
Was bezwecken die neuen Entwaffnungsforderungen?
Wie wir von gut unterrichteter Seite erfahren, iſt es
durch=
aus unwahrſcheinlich, daß die neuen Entwaffnungsforderungen
der Enteute bereits in den nächſten Tagen von deutſcher Seite
beantwortet oder ſonſtwie erledigt werden. Einerſeits handelt
es ſich bei den dem Reichskommiſſar für die Entwaffnung
zuge=
leiteten Noten keineswegs um diplomatiſche Schriftſtücke
ultima=
tiven und befriſteteten Charakters, wie ſie etwa zurzeit
Poin=
carés üblich waren. Man hat alſo reichlich Zeit zu ihrer
Beant=
wortung. Auf der anderen Seite weilt nicht nur der
Reichs=
kommiſſar für die Entwaffnung in Urlaub, ſondern auch eine
ganze Reihe von Kabinettsmitgliedern, allen voran der
Reichs=
außenminiſter Dr. Streſemann, ohne deren Zuſtimmung eine
immerhin ſo wichtige Frage wie die angegriffene Stellung des
Generals von Seeckt vom Kabinett natürlich nicht geregelt
wer=
den kann. Es iſt aber nicht anzunehmen, daß die zuſtändigen
Perſönlichkeiten wegen dieſer Sache ihren Urlaub unterbrechen.
zumal die betreffende Note, wie oben ausgeführt, durchaus keine
ſo dringliche Beantwortung erheiſcht. Ja, man dürfte ſogar nicht
fehl gehen, wenn man annimmt, daß auch die Interalliierte
Militärkontrollkommiſſion durchaus keinen beſonderen Wert auf
eine möglichſt umgehende Erledigung dieſer Frage legt, hat es
doch ganz den Anſchein, alb ob die ſachlich ganz zielloſen
Forde=
rungen von den alliierten Kontrolloffizieren nur deshalb geſtellt
wurden, damit ſie möglichſt lange unbeantwortet bleiben und ſo
der Kontrollkommiſſion ein Scheingrund geſchaffen wird für eine
Verlängerung der Militärkontrolle über den Herbſt hinaus.
Der franzöſiſchen Generalität, auf deren Einfluß offenbar
der neue Vorſtoß zurückzuführen iſt, kommt es offenbar in erſter
Linie darauf an, gelegentlich der Abrüſtungsbeſprechungen im
Völkerbund die angebliche Nichtabrüſtung Deutſchlands als
Argu=
ment zu benutzen, mit dem ſich Frankreich im Sinne der
bis=
herigen Haltung gegen jede Verminderung ſeiner Rüſtungen
herumdrücken will.
* Hamburg oder Trieſt?
B. Prag, 14. Julk.
Der Sektionschef im Prager Eiſenbahninnſterium Dr.
O. Lonkas, der auch Vorſtand der kommerziellen Sektion des
Eiſenbahnminiſteriums iſt, wurde, wie aus Meldungen der
tſche=
chiſchen Preſſe hervorgeht, zum Verwaltungsrat der Donau—
Save—Adrigbahn (Südbahn) gewählt. Da der ſeit Jahrem
zwiſchen der Tſchechoſlowakei und Deutſchland andauernde
Tarif=
kampf Hamburg—Trieſt bisher noch keinelswegs geklärt iſt, ſcheint
dieſe Berufung durchaus geeignet, in reichsdeutſchen Kreiſen
Be=
fremden hervorzurufen. Die Vermuttung iſt wicht von der Hand
zu weiſen, daß dieſe Berufung kaum geeignet erſcheint, die für das
kommende Jahr angekündigten Einigungsverhandlungen zwiſchen
Hamburg und Trieſt zu fördern, obzwar in Kreiſen, die dem
Eiſenbahnminiſterium waheſtehen, darauf verwieſen wird, daß
Dr. Lonkas nur als Experte und perſönlich in die Verwaltung
der Bahn gewählt wordan ſei. Immerhin ſcheint hier eine
In=
kompatibilität gegeben, weil der leitende Tarifpolitker des
tſche=
chiſchen Eiſenbahnminiſteriums nicht gleichzeitig der Verwaltung
einer fremden Bahn angehören kann, die an den
tſchechoſlowa=
kiſchen Eiſenbahntarifen — dvie ſich gerade im Verlaufg des
Tarifkampfes zwiſchen den Adriahäfen und den Nordſeehäfen
gezeigt hat, großes Intereſſe hat.
* Rückblick auf die Opernſpielzeit 1925/26.
Unſere Oper wurde im vergangenen Spieljahre ſachgemäß
geleitet. Der Spielplan hatte ein Programm, das überlegt
aufgeſtellt, kraftvoll durchgeführt wurde. Es kamen
Aufführun=
gen zuſtande, deren künſtleriſche Höhe unſerer Ueberlieferung
würdig war. Es ſteckt warmes Intereſſe und unermüdlicher Fleiß
in dieſer Arbeit. Das iſt das unzweifelhafte Verdienſt des
Gene=
ralintendanten Ernſt Legal, dem jeder Beſucher, mag er auch
Sonderwünſche nicht erfüllt geſehen haben, dankbar ſein muß.
Er fand, als er kam, bei offenbarer Bevorzugung des
Schau=
ſpiels, in der Oper immerhin Anſätze eines Aufſchwungs, die
freilich hauptſächlich in der Richtung neuen ſzeniſchen Aufbaus
lagen. Er bewältigte im Vorjahre die nicht leichte Aufgabe, der
verworrenen übernommenen Verhältniſſe Herr zu werden. Auf
gewonnenen Grundlagen gab er der Oper nun außer dem
ſzeni=
ſchen auch ein muſikaliſches Programm. Und war dies auch ſtark
romantiſch gefärbt, ſo hatte es doch ausgeprägte Art und war
geeignet, die Oper an die Spitze aller muſiſchen Veranſtaltungen
zu ſetzen, zu deren Genuß alt und jung aller Schichten der Stadt
und Umgebung ſich drängte.
Es wurden aufgeführt: Von Wagner 5. Werke
(„Holländer” „Tannhäuſer” „Triſtan” „Meiſterſinger”, „
Parſi=
fal”), von Mozart 4 („Entführung”, „Figaro” „Coſi fan tutte‟
„Zauberflöte”), von Verdi 4 („Rigoletto”, „Troubadour” „
Tra=
viata”, „Aida”), von Weber 3 („Abu Haſſan” „Freiſchütz”, „
Obe=
ron”), von Lortzing 2 („Wildſchütz” „Waffenſchmied”), von Gluck
„Orpheus”, von Beethoven „Fidelio”, von Cornelius „Barbier”,
von Pfitzner „Paleſtrina” von Stephan „Die erſten Menſchen”
von d’Albert „Tiefland” von Richard Strauß „Roſenkavalier”,
von Adam „Nürnberger Puppe” von Bleyle „Hochzeiter” von
Paumgartner „Höhle von Salamanka”, von Buſoni „Arlecchino”
von Bizet „Carmen” von Puccini „Boheme” von Pergoleſe
„Magd als Herrin” von Drnizetti „Nürnberger Puppe”, von
Malipiero „Goldoniſche Komödien” von Caſella „Venezianiſches
Kloſter”, von Johann Strauß 3 Werke („Fledermaus”, „Luſtiger
Krieg”, „Wiener Blut”), von Zeller „Vogelhändler” von Lecog
„Madame Angot”. Im Ganzen 40 Werke, davon 18 ernſten, 16
heiteren Stoffes, 5 Operetten, 1 Ballett: 28 deutſche, 12
auslän=
diſche Werke, 2 Neuheiten lebender Deutſcher, 2 ſolche lebender
ausländiſcher Tonſetzer: eine gute Miſchung, wobei nur für die
deutſche Kunſt ein noch günſtigeres Verhältnis erſtrebt
wer=
den muß.
Es tritt hervor die Pflege Wagners und Mozarts, die
einer=
ſeits durch „Lohengrin”, andererſeits durch „Don Giovannt” zu
ergänzen wäre. Webers „Euryanthe” darf erwartet werden. Es
ſehlt noch Händel, von deſſen neu erweckten Opern eine tragiſche
und eine komiſche aufgenommen werden ſollte. Ferner ein
Wech=
ſel aus dem reichen Schatz Verdiſcher Opern („Don Carlos”) an
Stelle von „Rigoletto” und „Troubadour”. Auch glaube ich nicht,
daß an Straußens „Intermezzo” lange vorübergegangen
wer=
den kann.
In der Wahl der Ur= und Erſtaufführungen lebender
Ton=
ſetzer machte man wie ſchon oft die Erfahrung, daß Werke
frem=
den Blutes uns wenig zu ſagen haben (Malipiero, Caſella), hält
man zum Beiſpiel Pfitzner und Stephan dagegen. Ausländer
ſollten in der Regel bei uns erſt berechtigt ſein, wenn ſie ſich als
unbeſtrittene Meiſter erwieſen haben. Es fällt ihnen ſelbſt nicht
ein, jungen deutſchen Talenten die Wege zu ebnen. Italien
ge=
ſtattet bekanntlich deutſchen Bühnenkünſtlern einen Aufenthalt
nur gegen die Verpflichtung, nicht den Beruf auszuüben. Sie
verſchließen ſich ſogar vielen unſerer Meiſterwerke im ſicheren
Gefühl, daß ihnen dafür die Einſtellung fehlen muß. Das
ver=
geſſen wir im umgekehrten Falle allzu leicht. Dagegen gibt es in
Deutſchland junge Muſiker genug, die als Blut vom eigenen Blut
das Recht, gehört zu werden, verlangen können. Wird vorwiegend
alte Kunſt geſpielt, ſo ſcheint es doppelt geboten, uns hin und
wieder den Zeitſpiegel vorzuhalten, der uns das Bild
gegen=
wärtiger Geiſtesrichtung, aber dann auch frei von fremder Raſſe,
wiedergeben ſoll. Es ſeien vorgeſchlagen: Schillings, Bittner,
Braunfels, Kaun, Weißmann, guch Hindemith und als Jüngſter
Kurt Overhoff.
Das Künſtlerperſonal hatte einen Überfluß an jungen,
noch nicht ausgelernten Kräften. Künſtlerjugend aufzunehmen
und heranzubilden, iſt ſchöne Aufgabe von Mäzenaten und
klei=
nen Theatern, nicht unſerer Bühne. Unſer Haus iſt groß, das
Publikum anſpruchsvoll und verwöhnt, die Kritik ſcharf. Der
Spielplan muß ſo vielſeitig und ſchnell wechſelnd ſein, daß nur
zu den notwendigſten Vorbereitungen Zeit bleibt. Anfänger
ſtören dieſen Betrieb empfindlich, verlangen Geduld und
Nach=
ſicht allerorten und ſtellen, noch ſo begabt, doch immer nur halbe
Portionen auf den Tiſch. Man wird mit unreifen Früchten
abge=
funden in dem Troſt, daß ſie ſpäter einmal beſſer ſchmecken
wer=
den. Sind ſie aber reif geworden, werden ſie dort verſpeiſt, wo
ſie höher im Preiſe ſtehen. Das Anfängerſyſtem fallen zu laſſen,
wie es meines Erachtens richtig iſt, ſcheint man nunmehr Ernſt
zu machen. Man hat mit Recht die jungen Tenöre gehen laſſen,
um einen großen Heldentenor und einen vielſeitigen Lyriker zu
behalten. Daneben können zur Ablöſung und Ergänzung
aus=
gebildete Erſatzkräfte ſtehen. In ähnlicher Weiſe kann die Prima
donna=Frage zwiſchen zwei ſich ergänzenden Perſönlichkeiten
ge=
ordnet werden.
Seit langer Zeit zum erſten Male beſaßen wir als
hoch=
dramatiſche Sängerin und als Heldentenor vollgültige Kräfte,
die beide ſich noch in aufſteigender Entwicklung befinden. Die
Baritonfrage ſcheint mir indes noch nicht gelöſt. Die jetzige
doh=
pelte Beſetzung führt trotz ſtarker gegenſätzlicher Begabungen
nicht zu einer Ergänzung und kann um ſo weniger befriedigen,
als beide fremden Blutes ſind, das ſie für einen Teil ihrer
Rol=
len nicht geeignet macht. In allen anderen weiblichen und
männ=
lichen Fächern waren wir ausreichend und mit meiſt vorzüglichen
Vertretern verſehen. Hier ſollte ein Wechſel möglichſt lange
ver=
mieden werden.
Was jedoch faſt allgemein fehlt, iſt die Kunſt des geſprochenen
Wortes. Je mehr die Spieloper und das Singſpiel bevorzugt
wird, ja, die moderne Oper zweifellos auf die alte Form
zurück=
zugehen im Begriffe iſt, deſto deutlicher und peinlicher tritt dieſer
Fehler hervor. Heute iſt es doch vielfach ſo, daß der Dialog als
Nebenſache behandelt wird. Jeder iſt froh, wenn er die
geſproche=
nen Worte einigermaßen anſtändig und dialektfrei hinter ſich hat,
um ſich ſo ſchnell als möglich wieder in den Geſang zu flüchten.
Der Dialog, ein weſentliches Stück des Geſamtwerks bei Mozart
wie bei Beethoven, bei Weber und Lortzing, wird zur Klippe.
Der künftige Sänger wird eingehende Schauſpiel= und
Sprach=
ſtudien nicht entbehren können, wenn die neue Opernform, dem
Beiſpiel von Straußens „Intermezzo” folgend, in das
Konver=
ſationsſtück einlenkt.
Als eingeladene Gäſte begrüßten wir freudig Anne Roſſelle
(Aida, Mimi) und Richard Mayr (Ochs und Marke). Gaſtſpiele
berühmter Künſtler ſind, um den Maßſtab nicht zu verlieren, als
Vorbilder notwendig und außerordentlich lehrreich.
Das künſtleriſche Zuſammenwirken ſtand auf hoher Stufe
und ergab einen Klang, der Darmſtadt vor allen anderen Bühnen
auszeichnet. Gäſte, die zur Aushilfe hier ſangen, fielen in der
Regel aus unſerem ſtil= und taktvollen Rahmen heraus. Ein
ſchönes Zeugnis kameradſchaftlichen Geiſtes iſt die
Fußball=
gemeinſchaft, die aus dieſem Grunde im Sinne: Alle für Eines
und als Nervenkur nicht hoch genug geſchätzt werden kann.
Es ſcheiden aus: Gertrud Callam, Eugenie Stefanowa, Anne
Herbel, Käte Welzel, Walter Hagner, Werner Schumacher, Jakob
Sattler, Albert Meiſe, Georg Mundt.
Die Nachfolge des allzu früh heimgegangenen Meiſters
Bal=
ling als Generalmuſikdirektor war inſofern günſtig
lösbar, als im erſten Kapellmeiſter Joſeph Roſenſtock ein
Diri=
gent an Ort und Stelle war, deſſen muſikaliſche Fähigkeiten,
organiſatoriſchen und Charaktereigenſchaften erfolgreich erproh=
Nummer 194
Donnerstag, den 15. Juli 1926
Auntiice Prafangsden i eiten.
Von der Landesgeſchäftsſtelle der Deutſchen Volkspartei wird uns
geſchrieben: Gegenwärtig unterliegen die Unterzeichnungsliſten des
Volksbegehrens auf Auflöſung des Heſſiſchen Landtags der Prüfung
durch einen beſonderen Landesabſtimmungsleiter. Es kann nicht
ge=
ſeugnet werden, daß dieſes Volksbegehren zum Ausgangspunkt aller
zeitgemäßen politiſchen Betrachtungen in Heſſen geworden iſt und in
der Preſſe aller Parteirichtungen einen immer breiteren Raum
ein=
nimmt.
Die Linke widerſetzt ſich krampfhaft der Landtagsauflöſung und
möchte den gegenwärtigen Landtag noch möglichſt lange erhalten wiſſen.
Es muß jedoch hinzugefügt werden, daß wir dabei weniger an die links
gerichteten Wällermaſſen, als vielmehr an die Landtagsfraktionen der
Linksparteien und deren entſprechende Preſſe zu denken haben. Was
führt man nun von jener Seite gegen die Beſtrebungen auf Auflöſung
des Landtags ins Feld? Zunächſt muß man zu ſeinem Erſtaunen
er=
leben, daß verſucht wird, den Eindruck zu erwecken, als ob es ſich
gegen=
über dieſem unbequemen Volksbegehren, gleichſam um die gebotene
Ab=
wehr einer irgendwie gearteten revolutionären Aktion handele. Die
angeblich drohenden Gefahren werden täglich mit den ſchwärzeſten
Farben an die Wand gemalt. In Wirklichkeit iſt aber bekanntlich der
Volksentſcheid auf Auflöſung des Landtags in der heſſiſchen Verfaſſung
vorgeſehen und durch Geſetz ſind alle Einzelheiten der Durchführung
geregelt oder wenigſtens der diesbezügliche Verſuch unternommen
wor=
den. Man braucht ein Volksbegehren an und für ſich nicht als der
politiſchen Weisheit letzten Schluß anzuſehen — und wird bei einer
ſolchen Betrachtung wohl auf dem richtigen Wege ſein — niemand kann
aber beſtreiten, daß es ſich auf alle Fälle dabei um echt demokratiſches
Rüſtzeug handelt. Ein einziges linksſtehendes Blatt hat dieſe
Tat=
ſache unlängſt ausdrücklich anerkannt und geſchrieben, daß der Heſſiſche
Wirtſchafts= und Ordnungsblock durch die Inangriffnahme des
Volksent=
ſcheids damit ein Bekenntnis zum „demokratiſchen Staat” abgelegt habe.
Wozu dann alſo die viele Aufregung auf der anderen Seite! Daß man
im eigentlichen Landtagswahlkampf ſich bemüht und den Gegner berennt,
iſt im parlamentariſchen Staate an der Ordnung; auffällig iſt es aber,
wenn man ſich, wie es die Linke in Heſſen tut, mit ſo beſonderer
Hart=
näckigkeit an einer Entſcheidung vorbeizudrücken ſucht, die in der
Ver=
faſſung ausdrücklich vorgeſehen iſt, nämlich die Landtagsneuwahl durch
Volksentſcheid. Ein ſolches Verhalten muß unbedingt zu dem Schluß
führen, daß Sozialdemokraten und Demokraten in Heſſen alle
Veran=
laſſung haben, nur mit großem Unbehagen an eine Neuwahl des
Land=
tags zu denken. Wir wollen auf dieſen bemerkenswerten Punkt weiter
unten noch einmal zurückkommen.
Im Zuſammenhang mit dem Kampf gegen das Volksbegehren an
ſich wird ein weiteres Argument hervorgeholt. Die Linksparteien
er=
klaren nämlich, man müſſe ſich gegen das Volksbegehren wenden, weil es
lediglich „das Volk beunruhige‟ Zunächſt iſt dazu zu ſagen, daß ein
derartiger Vorwurf aus dem Munde ſolcher Politiker lächerlich klingt,
die gerade mit ungeheurer Propaganda und rieſigem Koſtenaufwand ein
Volksbegehren durch das ganze Reich betrieben haben, von dem man,
im Gegenſatz zu dem heſſiſchen Volksbegehren, noch nicht einmal
be=
haupten konnte, daß es in ſeinem beabſichtigten Endeffekt der Verfaſſung
gerecht wurde. Da war ein Vorwurf wegen Beunruhigung ſchon eher
am Platze, zumal, wenn man ſich daran erinnert, von
ſozialdemokra=
tiſchen Führern bereits vor der Abſtimmung gehört zu haben, daß dieſe
ausſichtslos ſei. Außerdem liegt es mehr oder weniger an unſeren
Gegnern ſelbſt, ob durch das Volksbegehren auf Auflöſung des
Land=
tags eine Beunruhigung eintreten ſoll. Mögen ſie ihre Ermahnungen
zunächſt einmal ſelbſt beherzigen!
Nachdem inzwiſchen der Volksentſcheid in Heſſen den erſten
Ab=
ſchnitt, nämlich die Unterſchriftenſammlung (Volksbegehren) erfolgreich
beſtanden hat, verſucht die Linke, dieſen Erfolg auf alle mögliche Weiſe
zu verkleinern. Das iſt ein ſchweres Stück Arbeit, denn die Tatſache,
daß ſich über 160 000 Landtagswähler in die Unterzeichnungsliſten
ein=
getragen haben, wird nach wie vor den gleichen gewaltigen Eindruck
hervorrufen. Bei Beginn des Volksbegehrens hatte man tatſächlich in
einigen Kreiſen der Regierungskoalition angenommen, daß der
Wirt=
ſchafts= und Ordnungsblock die geſetzlich vorgeſchriebene Zahl von 42000
Unterſchriften nicht zuſammenbringen werde. Nachher ſtellte man dann
die Preisaufgabe, entſprechend ſo viel zu ſammeln, wie beim 2
begehren für die Fürſtenenteignung, nämlich das Dreifache. Nun aber
iſt es gar rund das Vierfache geworden!
Die Sozialdemokraten haben es für notwendig gehalten, dem ihrer
Fraktion angehörendw Landesabſtimmungsleiter, von Landtags wegen
die ernſte Ermahnung mit auf den Weg zu geben, die
Unterzeichnungs=
liſten nur ja ganz genau zu prüfen. Damit kommen wir zu den
for=
mellen Beanſtandungen. „Sie, mit Ihren gefälſchten Liſten”, rief der
Fraktionsvorſitzende der Sozialdemokraten im Landtag zur anderen
Seite des Hauſes hinüber. Auch mit ſolchen haltloſen Behauptungen
können die beigebrachten Unterſchriften nicht einfach weggewiſcht
wer=
den. Wir geben gern zu, daß unter den 164 000 Unterſchriften ſich
manche befinden, die nach den Vorſchriften des Geſetzes unvollſtändig
ſind; mußten doch allein ſechs Spalten ausgefüllt werden! Dieſe
Mängel hat uns aber der Landesabſtimmungsleiter jetzt mitzuteilen,
damit wir in der Lage ſind, die diesbezüglichen Unterſchriften zu
ver=
vollſtändigen. Auch ungültige Unterſchriften kommen mitunter vor.
Da hat z. B. ein Ehemann den Namen ſeiner Frau auf deren Geheiß
eingetragen, wodurch dieſe Unterſchrift dann ungültig wurde; oder
ein Sohn hat ſich hinter ſeinen Vater eingetragen und dabei den
Fami=
liennamen nicht ausgeſchrieben, ſondern unterſtrichelt, was ebenfalls zu
einem ungültigen Reſultat führt. Aber das ſind doch alles
Kleinig=
keiten ſelbſwverſtändlicher Natur, wenn man bedenkt, daß ſich die
Wäh=
lerſchaft in Heſſen bei dieſer Gelegenheit zum erſten Male vor ein
Volksbegehren geſtellt ſah. Selbſt bei jeder der ſich wiederholenden
Wahlen gibt es immer wieder zahlreiche ungültige Stimmen, die auf
Unkenntnis mancher Wähler über die diesbezüglichen geſetzlichen
Beſtim=
mungen zurückgeführt werden müſſen. Zweifellos ſind in den
Unter=
zeichnungsliſten nicht mehr ungültige Eintragungen vorhanden, als über
die 164 000 Namen hinaus, inzwiſchen noch beim Wirtſchafts= und Ord=
nungsblock eingetroffen ſind. Alſo auch von dieſer Seite kann man dem
großen Erfolg des Volksbegehrens nicht beikommen.
Eine Kritik der Linksparteien, die ſich gegen einzelne Beſtimmungen
des Geſetzes über das Volksbegehren richtet, kann ſich doch nur gegen
die Kritiker ſelbſt wenden; denn ſie haben doch das Geſetz gemacht und
hatten es zudem in der Hand, dieſes Geſetz täglich abzuändern. Im
Gegenſatz zu den reichsgeſetzlichen Beſtimmungen ſieht das heſſiſche Geſetz
die private Unterſchriftenſammlung vor — „Hauſiererei” ſagt die
Linkspreſſe und zeigt damit wenig Reſpekt vor einer Einrichtung, die
ihr Beſtehen der Verfaſſung verdankt. In dieſem Zuſammenhang ſei
auf eine Beobachtung hingewieſen. Die Offenlage der
Unterzeichnungs=
liſten beiden Bürgermeiſtereien ermöglichte anläßlich des letzten
Volks=
begehrens im Reiche in einfacher Weiſe die Durchführung einer
Kon=
trolle. Wir wiſſen, daß auf Grund ſolcher Kontrollen, namentlich in
Betrieben, auf die noch Säumigen dann der bekannte Druck ausgeübt
wurde. Das kann man dann in der Tat „Terrorismus” nennen. Der
Wirtſchafts= und Ordnungsblock hat das Gegenteil davon getan und aus
nüchterner Erwägung heraus in zahlreichen Fällen Freunden des
heſſi=
ſchen Volksbegehrens davon abgeraten, ſich einzuzeichnen, um nicht näher
zu bezeichnenden Schaden von ihnen fernzuhalten; zu dieſem Kapitel
„ſtaatsbürgerlicher Freiheit” wäre noch manches zu ſagen!
Das Kampffeld, auf dem ſich der Volksentſcheid auf Auflöſung
des Landtags abſpielt, liegt in der Hauptſache auf wirtſchaftlichem
Gebiet. Steuer= und Finanzfragen beherrſchen die Lage. In kluger
Mäßigung hat ſich der Wirtſchafts= und Ordnungsblock bewußt auf
dieſe Tagesordnung beſchränkt, die die ganze ungeheure Not des
heſſi=
ſchen Volkes umreißt, aber auch Ausgangspunkt ſeiner Hoffnungen
ge=
werden iſt. Hochintereſſant ſind die wiederholten Verſuche der
Sozial=
demokraten und Demokraten, dieſen ihnen aufgezwungenen und für ſie
ſehr unbequemen wirtſchaftlichen Kampfpflatz mit einem anderen zu
ver=
tauſchen. Dabei muß dann ſelbſt ein ſo törichtes Schlagwort
herhal=
ten, wie: die Republik iſt in Gefahr! Nein, ſo liegen die Dinge nicht.
Mit Republik oder Monarchie hat dieſes Volksbegehren auf Auflöſung
des Landtags aber auch nicht das Geringſte zu tun. Wir haben nicht
gezählt, ob in den Reihen des Wirtſchafts= und Ordnungsblocks mehr
Freunde oder mehr Gegner der republikaniſchen Staatsform für eine
Geſundung der kranken Verhältniſſe des heſſiſchen Staates eintreten.
Selbſtverſtändlich iſt uns jeder geſinnungstreue Republikaner als
Bun=
desgenoſſe willkommen, der ebenſo einſieht, wo in Heſſen der
Schuh=
drückt; zweifellos iſt die Zahl der Rebublikaner in den
Unterzeich=
nungsliſten nicht gering, aber, wie bereits geſagt, der Wirtſchafts= und
Ordnungsblock ſchreibt ſeinen Anhängern keine Bekenntnis zu irgend
einer Staatsform vor. Die taktiſchen und ſachlichen Ziele des
Wirt=
ſchafts= und Ordnungsblocks ſind ſo oft in Wort und Schrift von allen
Seiten eingehend behandelt worden, daß ſich weiteres hierüber an dieſer
Stelle erübrigt. Dieſe Ziele ſind verfaſſungstreu. Deshalb weiſen wir
auch die Herausforderung: „die Republik iſt in Gefahr” als eine
Lächerlichkeit zurück. Man kann doch wohl nicht annehmen, daß ſich die
derzeitige Landesregierung in neuartiger Interpretation des
abſoluti=
ſtiſchen Létat eest moi heute als Inbegriff des Staates und der
Repu=
blik betrachtet! Aus allen dieſen Gründen muß es auch der
Wirt=
ſchafts= und Ordnungsblock entſchieden ablehnen, mit Dingen in
Ver=
bindung gebracht zu werden, die mit ihm nichts zu tun haben; dahin
gehört z. B.der ſogenannte „Fall Gadernheim” aus der
Mordbrenner=
horden=Anfrage des ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Storck.
Die Sanierung des heſſiſchen Staatshaushalts iſt der Daſeinszweck
des Wirtſchafts= und Ordnungsblocks. Dieſem Ziele gegenüber blieb der
Oppoſition im Landtag nicht anderes mehr übrig, als durch Erzwingung
von Neuwahlen, einer Neubildung der Regierung die Wege zu öffnen.
Welche Möglichkeiten dabei gegeben ſind, braucht jetzt noch nicht erörtert
zu werden. Die Verſuche, die heſſiſche Regierung auf andere Grundlage
zu ſtellen, ſind bekanntlich nicht neu und bereits verſchiedentlich
unter=
nommen worden. Durchweg ging dabei die Initiative vom Zentrum
aus. Erlebt hoben wir in Heſſen ſeit dem Umſturz die
Revolutions=
regierung und dann die Regierung der Weimarer Koalition; erſtrebt
wurden wiederholt die Große Koalition und die Koalition der Mitte,
letztere vor allem nach den Dezemberwahlen 1924. An der Schuld der
Linksparteien ſind aber dieſe Kombinationen von vornherein geſcheitert.
Bekanntlich ſind nämlich die beiden Linksparteien der Sozialdemokraten
und Demokraten in Heſſen von ganz beſonderer radikaler Prägung.
Wir dürfen daran erinnern, daß dieſer Umſtand die heſſiſche
Sozial=
demokratie wiederholt ſchon in Gegenſatz zu ihrer gemäßigteren
Reichs=
tagsfracktion gebracht hat. Die Führang der Demokratiſchen Partei in
Heſſen vollends lebt im Schatten des ſozialdemokratiſchen Nachbarn, hat
die Selbſtändigkeit nahezu völlig aufgegeben und Wege eingeſchlagen,
die z. B. mit denen der demokratiſchen Reichsminiſter Geßler, Külz und
Reinhold nichts zu tun haben. Es iſt offenſichtlich, daß die Demokraten
in Heſſen nur ſolange noch überhaupt mitzählen, wie ſie als Teilhaber
und Nutznießer in einer Regierung beteiligt ſind. In der Oppoſition
würden ſie ſchnell ins Hintertreffen geraten. Keiner hat dieſe Tatſache
ſeinerzeit ſchon ſo ſchnell erkannt, wie die „Frankfurter Zeitung”. Aber
auch als Regierungspartei ſind die Demokraten in Heſſen mit dem
gegen=
wärtigen Anteil an der Regierung nur bis zu dem Zeitpunkt denkbar,
an dem die Sozialdemokratie ſelbſt in die Lage verſetzt iſt, die ihr heute
noch in ausreichendem Maße fehlenden „Köpfe” als Beamte für die
Staatsvevwaltung zur Verfügung zu ſtellen.
Damit kommen wir noch einmal zur Betrachtung der gegenwärtigen
taktiſchen Lage der Anhänger und Gegner des heſſiſchen Volksbegehrens.
Das heſſiſche Volk empfindet immer mehr, daß Sozialdemokraten und
Demokraten die Hauptverantwortung für die gegenwärtigen unhaltbaren
Zuſtände (Steuern!) zufällt. In der Vergangenheit hoben ſie ſich immer
ein beſonderes Vergnügen daraus gemacht, die zahlenmäßig unterlegene
Oppoſition an die Wand zu drücken. Was ſpielten fachliche Argumente
dabei für eine Nolle!!
Jetzt iſt die Lage für die Linke etwas ungewütlicher geworden.
Der Wirtſchafts= und Ordnungsblock hat den Streitfall aus dem Landtag
heraus und unmittelbar vor das Volk gebracht. Dieſem drohenden
Urteilsſpruche des Volkes gelegentlich der bevorſtehenden
Landtagsneu=
wahl, möchten die Linksparteien um jeden Preis entgehen. Die
Demo=
kraten haben ſich mit ihrem Finanzminiſter identifiziert. Die
Sozial=
demokraten andererſeits ſind zudem noch zwiſchen zwei Feuer geraten.
Seite 3
Es darf übrigens verraten werden, daß ſich bereits aus den
Unter=
zeichnungsliſten höchſt bemerkenswerte Schlüſſe über die Stimmung in
den Wählerkreiſen der Linken ſelbſt, vom Zentrum erſt gar nicht zu
reden, ziehen laſſen. Daß die taktiſche Lage des Wirtſchafts= und
Ord=
nungsblocks recht günſtig iſt, darf allein ſchon aus der nervöſen
Zei=
tungsfehde der Linken gefolgert werden. Wir ſind mit dem großartigen
Ergebnis des Volksbegehrens, das unſere Erwartungen übertroffen hat,
ſehr zufrieden. Wir wiſſen, daß uns für die demnächſtige
Volksabſtim=
mung, darüber hinaus, noch gewaltige Reſerven zur Verfügung ſtehen.
Wie ſich die Linksparteien gegen den Volksentſcheid zu wehren
ſuchen, haben wir geſehen. Es wird aber außerdem noch ein ganz
mo=
dernes Mittel zur Anwendung gebracht. Gleichſam nach der Methode
von Coué reden Sozialdemokraten und Demokraten ſich und anderen
täglich vor: ach, der Landtag wird ja gar nicht aufgelöſt, er wird
nicht aufgelöſt” Aber auch mit dieſem frommen Selbſtbetrug hilft
man ſich über die beſtehenden Schwierigkeiten nicht hinweg.
Wir können dieſe Ausführungen nicht ſchließen, ohne zuvor noch
eine recht bedauerliche Feſtſtellung zu machen. Es handelt ſich um die
Art und Weiſe, wie auf der Linken, in erſter Linie durch die
ſozialdemo=
kratiſche Preſſe, die Abwehr gegen das Volksbegehren betrieben wird.
Der politiſche Kampf mag ſachlich ſcharf geführt werden, ſoll ſich jedoch
niemals in perſönliche Gehäſſigkeiten verlieren. Die Linkspreſſe ſcheint
allerdings anderer Auffaſſung zu ſein. Was dort an perſönlicher
Ver=
unglimpfung und Verächtlichmachung des Wirtſchafts= und
Ordnungs=
blocks und ſeiner führenden Perſönlichkeiten geleiſtet wird, ſpottet jeder
Beſchreibung. Ein ſolches Verhalten kann keine guten Früchte tragen.
Man fragt ſich erſtaunt, wie das dann noch werden ſoll, wenn einmal die
Sozialdemokratie in Heſſen in die Oppoſition geraten ſollte; eine
Stei=
gerung der gegenwärtig von ihr beliebten Kampfweiſe erſcheint nämlich
kaum mehr möglich.
Wie dem auch ſei, der Wirtſchafts= und Ordnungsblock hält
unbe=
irrt ſein Ziel feſt im Auge und vertraut auf den Sieg ſeiner guten
Sache. Moge daraus reicher Segen für das Land erwachſen.
Graf Lerchenfeld.
Deutſcher Geſandter in Wien.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der verſtorbene Vertreter Deutſchlands in Oeſterreich Dr.
Maximilian Pfeiffer hat endlich einen Nachfolger gefundent
den früheren bayeriſchen Miniſterpräſidenten Graf Hugo
Lerchen=
feld. Seine Ernennung, die ſchon vor einiger Zeit als feſtſtehend
betrachtet werden konnte, dürfte inſofern allſeitig Befriedigung
auslöſen, als Lerchenfeld gewiß ein Mann von hohen
diploma=
tiſchen Fähigkeiten iſt, der es nach der Kahr=Periode als
Miniſter=
präſident in München verſtand, die Verhältniſſe zwiſchen Bayerm
und dem Reich nicht nur wieder in normale Bahnen zu lenken,
ſondern auch weſentlich zu beſſern. Ihm hat Bayern und nicht
zuletzt auch das Reich ſelbſt ſehr viel zu danken. Wenn er
ſchließ=
lich damals gehen mußte, ſo ſind die Gründe dafür mehr auf
innerpolitiſchem Gebiet zu ſuchen, zum Teil aber auch bei ſeiner
eigenen Partei, der Bayeriſchen Volkspartei ſelbſt. Dieſe hat ſich
ſpäter redlich Mühe gegeben, Lerchenfelds Kräfte nicht
brach=
liegen zu laſſen. An maßgebender Reichsſtelle war man
aller=
dings nur ſehr ſchwer dafür zu gewinnen, einen Parlamentarier
und noch dazu einen Bayern nach Wien zu ſchicken. Die Wiener,
Regierung iſt aber vernünftig genug geweſen, nicht auf den
Schwierigkeiten zwiſchen Bayern und Oeſterreich, wie ſie vor
einigen Jahren einmal beſtanden, herumzureiten. Sie hat ihre
Genehmigung erteilt. Wichtiger waren dagegen die Bedenken,
einen Parlamentarier als Auslandsvertreter auszuwählen. Aber
auch dieſe Hinderniſſe ſind, wenn auch nach harten Kämpfen,
überwunden worden, zumal die Bayeriſche Volkspartei als
Regierungspartei darauf beſtand, Lerchenfeld nach Wien zu
bringen.
Graf Hugo Lerchenfeld, der 50 Jahre alt iſt, iſt der Neffe des
langjährigen bayeriſchen Geſandten und
Bundesratsbevollmäch=
tigten in Berlin. Der junge Graf Hugo entſtammt dem
baye=
riſchen Verwaltungsdienſt, in dem er bis zum Kriegsausbruch
mit Ausnahme einer zweijährigen Abkommandierung ins
Reichs=
amt des Innern blieb. Nach einem Kriegsjahr an der Front
mit ſeinem Bamberger Ulanenregiment wurde er als
ſtellvertre=
tender Polizeipräſident nach Warſchau berufen und bald darauf
Reichskommiſſar bei der polmiſchen Regierung. Im Jahre 1918
trat er in das Auswärtige Amt des Reiches über und ging 1920
als erſter Reichsgeſandter nach Darmſtadt. 1921 trat er als
Nachfolger des Miniſterpräſidenten von Kahr über acht Monate
an die Spitze der bayeriſchen Regierung. Seit den Maiwahlen
1925 iſt er Mitglied des Reichstages in der Fraktion der
Baye=
riſchen Volkspartei.
waren. Seine Ernennung, getragen vom Vertrauen ſeines
Or=
cheſters und der Künſtler, hat ſich bewährt und ſeine anfänglichen
Gegner überzeugt. Der junge zielbewußte Muſiker hat ſich
feſt in den Sattel geſetzt. Nicht ſo glücklich wollte ſich ſeine
Nachfolge geſtalten. Trotz Probe=Dirigierens von vier
Bewer=
bern ſcheint der endlich angeſtellte Max Hüsgen bei manchen
Vorzügen den Anforderungen nicht voll zu entſprechen. Gegen
Ende der Spielzeit entſtanden durch Erkrankung Ueberlaſtungen
am Pult, die nur durch Gaſtdirigenten behoben werden konnten.
Der erprobte Chordirektor und tüchtige Korrepetitoren
unter=
ſtützten erfolgreich die Leitung. Das Orcheſter erwies ſich wie
von je als eine Vereinigung meiſterlicher Künſtler. Es wurde
in der neuen Hand zu lange vermißter Straffheit erzogen und
zu ſelten gehörtem Wohlklang geführt.
In der Opernregie machten ſich unklare Zuſtände
un=
gunſtig bemerkbar. Es wurde von Fall zu Fall gearbeitet. Viele
berſchiedene Regiſſeure, keiner dem anderen gleich, ließen einen
einheitlichen Stil nicht zuſtande kommen. Eine Erziehung der
Runſtler zum Enſemble nach gleichen Grundſätzen iſt unmöglich,
wenn dieſe von Abend zu Abend wechſeln. Das Ziel eines
heaters, wie das unſrige, das keine Stars haben kann und will,
iſt aber ein gutes Enſemble. Es wird nicht erreicht, wenn die
iunere Verbundenheit fehlt. Der Künſtler bedarf und verlangt
ſeſte Führung. Wechſelt dieſe, ſo läßt er ſich, ſoweit der
jedes=
al umzuſtellende Wille zu folgen bereit oder imſtande iſt,
beſten=
ſaus äußerlich leiten. Da er aber ſelbſtändig nicht mitarbeitet,
und jeder naturgemäß das Paſſendſte für ſich in Anſpruch nimmt,
uen alle bei jeder Gelegenheit auseinander. Die Unterordnung
iſter den dauernd richtunggebenden, einheitlichen Regiewillen
Eiles einzigen vertrauensvoll anerkannten Geiſtes iſt erforderlich.
2s wird für notwendig gehalten, daß dieſe Perſönlichkeit nur
aI den einen Zweck, der, richtig aufgefaßt, deren ganze Zeit voll
in Anſpruch nimmt, allein eingeſetzt und nicht als Nebenamt
behandelt wird. Es iſt eine gerade in letzter Zeit ſtark
umſtrit=
tene Frage, ob es richtig iſt, wenn die Regie von einem noch ſo
Zeſchickten und erfolgreichen Intendanten ſelbſt geführt wird.
. E. ſollte deſſen alles beherrſchender Wirkungskreis ungleich
9c9obener ſein und in der geiſtigen Leitung aller Vorſtände ſeine
eden vielen anderen Pflichten ſchon reichlich große Aufgabe
kblicken. Jedes Herabſteigen in das Getriebe der
Einzelfunk=
onen mindert ſeinen Einfluß, der am größten iſt, wenn er von
jeder aktiven Betätigung frei bleibt."
Die beſten Regieleiſtungen dieſer Spielzeit waren: „Arlechnio”
„Paleſtrina”, „Fidelio”, „Oberon”.
In die Inſzenierung teilten ſich erfolgreich Arthur
NaA und Lo har Schenck von Trapp, denen ſich einmal Paul
Theſing rühmlich zugeſellte. Ihre ſehr verſchieden geartete
Be=
gabung ermöglichte, den erweiterten Umfang der Aufgaben und
die geſteigerten Anſprüche unſerer wechſelbedürftigen Zeit in
meiſt vortrefflichen Löſungen zu befriedigen. Im Vergleich zu
anderen, ſelbſt großen Bühnen ſind wir hier weit voraus und
vielfach geradezu vorbildlich. Was noch vor kurzem Problem
war, hat ſich hier ſchnell geklärt. Die wenigen noch der
Illuſions=
bühne angehörenden Ausſtatrungen werden allmählich zielbewußt
erneuert und durch Geſtaltungen erſetzt, die mit Ismen,
Stil=
bühne und Schlagwörterkunſt nichts mehr zu tun haben. Sie
haben das Ziel, lediglich bühnenbrauchbar zu ſein, ihren Sinn
und ihre Schönheit aus der Muſik jedes Werkes herzuleiten.
Es wurden 14 Stücke ganz neu, 4 Stücke mit zum Teil alten
Be=
ſtänden neu inſzeniert. Das iſt eine fleißige, vortreffliche
Lei=
ſtung. Die beſten waren: „Arlechnio”, „Fidelio”, „Don
Pas=
quale‟, „Oberon”. Großes Lob gebührt unſerem techniſchen
Per=
ſonal. Ohne ihre Erfahrung und anregendes Intereſſe, ohne die
glänzende Beherrſchung der Beleuchtungstechnik, der wirkſamen
Ausführung der Bühnenbilder, der geſchmackvollen Herrichtung
der Koſtüme, Friſuren und Köpfe wäre der Erfolg nicht denkbar.
Eins nur muß gerügt toerden: der Lärm auf der Bühne bei
Ver=
wandlungen hinter geſchloſſenem Vorhang. Dieſe ſchlechte
An=
gewohnheit möchte ſo gründlich und ſchnell als möglich abgelegt
werden.
Das Ballett war durch den ſchnellen Wechſel zweier
Ballettmeiſterinnen inmitten der Spielzeit in eine Kriſis
einge=
treten, die infolge Fehlens guter Solokräfte verſchärft wurde.
Es erwies ſich eine gründliche Schulung, eine Ausbildung für
die Forderungen der Oper, als notwendig, ohne die
Errungen=
ſchaften moderner Beſtrebungen aufzugeben. Auch die
Heran=
bildung eines Nachwuchſes und die Bildung und Erziehung eines
Kreiſes talentvoller Dilettanten zur Aushilfe bei größerem
Be=
darf. Dieſe vielſeitigen Aufgaben zu erfüllen, wurde in Frl.
Manda von Kreibig eine vorzüglich geeignete Kraft gefunden.
Die neue Ballettmeiſterin hat die Zügel feſt in die Hand
genom=
men. Sie findet außerdem noch Zeit und Luſt, ihr Korps in der
Oper vorbildlich zu führen und in eigenen Tanzabenden abſolute
Tanzkunſt darzubieten. Das Ballettkorps zeigte bereits ſchöne
Erfolge. Fertig iſt es noch nicht, und für die Aufgaben, die
neuerdings geſtellt werden, offenbar zu klein. Bei dem heute
ſehr regen Intereſſe für Tanz, und nachdem viele ältere, mit
Ballettmuſik verſehene Opern wieder auferſtehen, wäre es richtig,
die Zahl der Solotänzerinnen und des Ballettkorps zu erhöhen,
ſowie einen männlichen Tänzer anzuſtellen. Die Reformation
des Opernballetts auf moderner Grundlage, wie ſie allenthalben
erſtrebt wird und deſſen Form die nächſten Jahre bringen müſſen,
könnte, wenn unſere junge zielbewußte Ballettmeiſterin mit aus=
gewähltem, ausreichendem Material arbeiten dürfte, von
Darm=
ſtadt ausgehen!
Der Chor iſt klein, aber tüchtig geſchult, mit guten Stimmen
beſetzt und außerordentlich vielſeitig verwendbar. Eine
Ver=
jüngung wäre zu wünſchen, eine zeitweiſe Verſtärkung, wie es
z. B. im „Parſifal” geſchah, bei größeren Aufgaben
empfehlens=
wert. Da ſeine oft ſehr maßgebende Mitwirkung in der
Beur=
teilung und im Beifall des Publikums meiſt zu kurz kommt, ſoll
hervorgehoben werden, daß er im Ganzen Vorzügliches
ge=
leiſtet hat.
An das Publikum, das erfreulicherweiſe erzogener
geworden iſt als vor einigen Jahren, ſind gleichwohl zwei Bitten
zu richten. Erſtlich, daß es ſich gewöhnt, pünktlicher zu erſcheinen,
und kommt es zu ſpät, zu bedenken, daß die Sitze lärmen, wenm
ſie heruntergeklappt werden, ohne ſie in der Hand zu behalten.,
Zum zweiten, daß es ſchneller und einmütiger Beifall ſpendet.
Es gibt immer noch ganze Reihen, die einen vollen Abend lang
keine Hand rühren und nach Schluß forteilen, ohne mehr einen
Blick auf die Bühne zu tun. Das iſt undankbar und unklug.
Denn der Künſtler lebt vom Erfolg und wird, ſieht er ſich
be=
lohnt, ſeine Leiſtung berdoppelt, während er ohne Beifall nur
zu leicht nachläßt. Unterbrechungen des Stückes durch Beifall auf
offener Szene möge man, mit Ausnahme natürlich im
Muſik=
drama, doch nicht niederziſchen, ſondern ſtets unterſtützen. Es iſt
eine Täuſchung, zu glauben, der Künſtler würde aus der
Stim=
mung geriſſen. Im Gegenteil, es reißt ihn für einen Augenblick
hoch, und nach zwei Takten iſt er ſchon wieder, aber diesmal mit
gehobenerem Selbſtgefühl, in noch beſſerer Stimmung. Der Hörer
aber ſollte ſich doch nicht für unfähiger halten, als der Künſtler,
ſo daß ihm dieſe Umſtellung nicht ebenſo ſchnell gelänge. Das
Niederziſchen jedenfalls ſtört den Künſtler viel mehr als der
Bei=
fall, ja es muß ihm Bedenken und Unſicherheit einflößen, ob er
gar manchen ſchlecht gefallen habe. Man berufe ſich nicht auf
das Konzert. Da iſt es am Platz, wenn Reihen von 5 bis 6
kurzen Stücken oder Liedern nicht 5 bis 6 mal durch Beifall
unterbrochen werden. Und trotzdem gibt es auch hier
Aus=
nahmen, wo der Beifall einfach ſpontan durchbricht. Im
Aus=
land, ja ſchon in Wien, kennt man ſolche Pedanterien nicht. Man
ermuntert die Künſtler ſo oft als möglich und fordert dort mitten
in den Opern zwei= bis dreimalige Wiederholungen beliebter Arien.
Alſo Hände auf, oft und kräftig, und nach Schluß des Stückes
nicht gleich wegſtürmen! Unſere tüchtige Künſtlerſchar, die auf
der Bühne jeder Kritik offenſtehend die Belohnung erhofft für
ſeine oft Monate langen Proben voll angeſtrengter Arbeit,
ver=
dient wahrlich Anerkennung, Aufmunterung und immer wieder
Dank!
V. H.
Seite 4
Donnerstag, den 15. Juli 1926
Nummer 194
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10
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Darmſtadt, Buenos=Aires, den 14. Juli 1926.
Die Beerdigung fand im Sinne des Eniſchlafenen in
aller Stille ſtatt.
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Am 12. Juli ſiarb nach ſchwerer Erkrankung
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Inhaber des eiſernen Kreuzes und der heſſiſchen
Tapferkeitsmedaille.
Wir ſiehen trauernd an ſeiner Bahre. Mit
ihm iſt etner unſerer Beſten dahingegangen,
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Bund und ſein heißgeliebtes Vaterland. Sein
Andenken wird ſiets in uns fortleben.
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Familie Heinrich Sommerkorn
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Darmſtadt, den 13. Juli 1926.
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Nummer 194
Aus der Landeshauptſfadt.
Darmſtadi, 15. Juli.
Vor dem Ende der Wetterkataſtrophen?
Die Hitzwelle.
inf. Dieſer Sommer wird als ein „Sommer der Unwetter” in der
Geſchichte der Wetterforſchung fortleben, denn er dürfte wohl die höchſte
Anzahl von Wetterkataſtrophen erreicht haben, die bisher ſtatiſtiſch
feſt=
geſtellt worden iſt. Die Unſicherheit der Wetterlage war ſo groß, daß
alle Wettervorausſagen nur gewiſſermaßen auf gut Glück gegeben
wer=
den konnten. Man erinnert ſich z. B. an das Pfingſtfeſt dieſes Jahres,
wo die geſamte Wetterlage einen heiteren Verlauf des Feſtes erwarten
ließ, die Wirklichkeit aber ſich in Stürmen und Unwettern an den meiſten
Orten darſtellte. Nach dem augenblicklichen Stand der Druckverhältniſſe
ſcheinen wir endlich vor dem Ende der Wetterkataſtrophen angelangt zu
ſein. Das Hochdruckgebiet, das gugenblicklich über Mitteleuropa mit
768 Millimeter lagert, hat bereits jetzt zur Aufklärung des Wetters und
zu hochſommerlicher Wärme geführt. Auch an den anderen für unſere
Wetterlage maßgebenden Stellen, hat ſich die Wetterlage für
Deutſch=
land günſtig geändert, denn das Tiefdruckgebiet über Island, deſſen
Kandſtörungen bei uns Wetterwirbel auslöſten, iſt in den letzten Tagen
nach Nordoſten abgegangen. Andererſeits hat ein über dem Atlantiſchen
Ozean gelegenes Tiefdruckgebiet auch auf die Wetterbildung in
Mittel=
europa noch keinerlei Einfluß ausgeübt, ebenſowenig wie das
Tiefdruck=
gebiet, das über Südoſteuropa ſeit langer Zeit lagert und beſonders
den Balkan heimſucht. Vielleicht können von dieſem Tiefdruckgebiet
ge=
ringfügige Störungen in unſerem Hochdruckgebiet verurſacht werden, die
vorübergehend zu Gewittern und zu kürzeren Regenſchauern führen
dürften. Im großen und ganzen aber iſt anzunehmen, daß das ſtarke
Hochdruckgebiet, das ſich über Deutſchland befindet und allem Anſchein
nach noch einen ſtärkeren Druckanſtieg erhält, die maßgebende Herrſchaft
über die Geſtaltung des Wetters der nächſten Tage ausüben wird, d. h.
vor der Hand das Ende des Unwetters zu bringen geeignet iſt. Ob
da=
mit überhaupt das Ende des Kataſtrophenſommers erreicht iſt, läßt ſich
natürlich augenblicklich noch nicht ſagen, da plötzlich auftretende
Störun=
gen immer wieder aufs neue die Wetterlage beeinfluſſen können.
Zu=
gleich mit dem augenblicklichen Druckanſtieg iſt mit einer
hochſommer=
lichen Wärme zu rechnen, da die warmen Oſtwinde mit der ſtarken
Som=
merſtrahlung ſehr bald hochſommerliche Temperaturen für ganz
Deutſch=
land bringen dürften. Dies hat mit der amerikaniſchen Hitzewelle, die
augenblicklich eine große Höhe erreicht hat, nichts zu tun, ſondern es iſt
eine Wärmebildung, die ganz ſelbſtändig durch die Wind= und
Wetter=
verhältniſſe gegeben iſt. Die Dauer dieſer Wärmewelle, die
vorausſicht=
lich zu erwarten iſt, hängt eng mit der Luftdruckverteilung zuſammen,
wie ſie ſich augenblicklich über Deutſchland herausgebildet hat, die die
Wetterlage beſtimmt.
— Ernannt wurden: Am 3. Mai: der prov. Gewerbelehrer Johann
Noos zu Mainz zum Gewerbelehrer an der gewerblichen Abteilung
der Fortbildungsſchule daſelbſt; am 7. Juni: der Lehrer Heinrich
Hart=
mann an der Volksſchule zu Hechtsheim zum hauptamtlichen
Fort=
bildungsſchullehrer an den Fortbildungsſchulen zu Budenheim, Finthen
und Hechtsheim, Kreis Mainz.
Erholungsheime für hefſiſche Sparkaffen= und Gemeindebeamten.
Der Heſſiſche Sparkaſſen= und Giroverband hat mit dem Verband der
Gemeindebeamten Badens e. V. in Karlsruhe einen Vertrag abgeſchloſſen,
auf Grund deſſen die Beamten der Sparkaſſen ſowie die Beamten der
Städte, Kreiſe und Provinzen, welche Mitglieder des Heſſiſchen
Spar=
kaſſen= und Giroverbandes ſind, nebſt ihren Familienangehörigen das
Recht haben, die im Beſitz oder in der Verwaltung des badiſchen
Ver=
bandes ſtehenden Erholungsheime zu den gleichen Bedingungen und unter
den gleichen Vorausſetzungen zu benutzen wie die Mitglieder des
badi=
ſchen Gemeindeverbandes ſelbſt. Auch die Beamten der
Garantiegemein=
den der Sparkaſſen, welche Gemeinden gleichſam mittelbare Mitglieder
des Heſſiſchen Sparkaſſen= und Giroverbandes ſind, haben das gleiche
Recht. Zurzeit kommen folgende Erholungsheime in Betracht:
Schön=
wald (Schwarzwald) Kurshaus Adler, Höllſteig (Schwarzwald) Kurhaus
Sternen, Wiedenfelſen (Schwarzwald) Kurhaus Wiedenfelſen bei
Ober=
tal (Bühl). Baden=Baden Kurhaus Eden, Lochau=Bregenz Strandhotel
Lochau, Ragaz (Schweiz) Kurhaus Wartenſtein, St. Blaſien Kurhaus
St. Blaſien. Die Penſionspreiſe bewegen ſich zwiſchen 4,50 bis 7 Mk.
Nähere Auskunft wird von den genannten Erholungsheimen auf Anfrage
erteilt.
— Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute Donnerstag
und morgen Freitag, abends 8 Uhr, finden die zwei letzten
Wieder=
holungen der Poſſe „Filmzauber” mit Bruno Harprecht als Gaſt in der
Nolle des „Muſenfett” ſtatt (je 3. Abonnementsvorſtellung für die
Donnerstag= bzw. Freitagmieter). Samstag, den 17. Juli, abends 7½
Uhr, findet, wie bereits angezeigt, eine Uraufführung ſtatt, und zwar
„Das Abenteuer der Marcheſa”, ein muſikaliſches Spiel in 3 Akten von
Günther Bibo, Muſik von Max Bertuch, in Szene geſetzt von Direktor
Adalbert Steffter; die muſikaliſche Leitung hat Kapellmeiſter Fenslein.
Als Nachtvorſtellung wird am Samstag abend 11 Uhr zum erſten Male
der Schwank „Der wahre Jakob” gegeben und zwar mit Bruno
Har=
precht als Gaſt in der Titelrolle; Leiter der Aufführung iſt Spielleiter
Rudolf Jelikoff. Sonntag wird „Das Abenteuer der Marcheſa”
wieder=
holt und als Nachtvorſtellung um 10½ Uhr „Der wahre Jakob” mit
Bruno Harprecht als Gaſt in der Titelrolle.
— Turngemeinde 1846. Samstag, den 17. ds. Mts., Spaziergang der
Damen und Herren der Altersriege nebſt Angehörigen nach Schloß
Kranichſtein. Abmarſch pünktlich 3½ Uhr an der Roſenhöhbrücke am
Seitersweg. Beſichtigung des neuen Mauſoleums auf der Roſenhöhe
und des Jagdmuſeums in Kranichſtein. Abends gemütliche
Zuſammen=
kunft in der Schloßwirtſchaft daſelbſt.
— Bund der Kaufmaunsjugend im D. H. V. lädt ſeine ſämtlichen
Mitglieder zum Schlagballſpiel und anderen volkstümlichen Spielen am
kommenden Freitag auf dem Kavallerieexerzierplatz ein. Nach Einbruch
der Dunkelheit iſt gemütliches Beiſammenſein bei Singſang. Die
Zu=
ſammenkunft am Freitgg iſt gut verlaufen. Am Samstag iſt
Lichtbilder=
vortrag des Koll. Herbert Franz, Frankfurt, über: „Deutſches Turnen”.
Wir erſcheinen alle. Der Sonntag findet uns am Rhein. Die Abfahrt
nach Goddelau iſt nach dem Vortrag am Samstag.
— Verkehrsverein. Am nächſten Sonntag fährt wieder ein
Sonder=
zug nach Niedermendig und Maria=Laach, welche Gegenden wegen
ihrer eigenartigen Schönheit ſehr viel beſucht werden und empfiehlt es
ſich, Fahrkarten und koſtenloſe Führer auf dem Verkehrsbüro, Ernſt=
Ludwigsplatz bald zu beſorgen.
— Eine Bachfeierſtunde bei freiem Eintritt veranſtaltet heute abend
der Ortsverband des Bundes deutſcher Jugendverbände. Die
Veran=
ſtaltung findet im Gemeindehaus der Johannesgemeinde,
Kahlert=
ſtraße 26, um 8 Uhr, ſtatt. Der Künſtler, Organiſt Nowotny=München,
wird ſechs Präludien und Fugen aus dem „wohltemperierten Klavier”
von Bach vortragen und dieſelben durch einen allgemeinverſtändlichen
Vortrag erläutern. Es findet am Schluß lediglich eine Kollekte ſtatt,
deren Eingänge zur Verbreitung Bachſcher Muſik dienen ſollen. Der
Künſtler will kein Konzert geben, ſondern muſikliebende Menſchen (ob
Kenner oder Laien) in Bachſchen Geiſt einführen.
— Unfälle. In einem hieſigen größeren Betriebe fiel ein Arbeiter
und verletzte ſich derart am Bein, daß er durch das Krankenauto der
Sanitätswache vom Roten Kreuz, Saalbauſtraße 4—6, Telephon 400, ins
Städt. Krankenhaus verbracht werden mußte. Ebenſo ein Arbeiter, der
ſch in einer Maſchinenfabrik eine Schnittwunde am rechten Unterarm
zugezogen hatte.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Dr Ne Dasfenttichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattlen keinerte Der
Mieetms; für ſe bleibt anf Grund des 9 21 Abſ.2 des preſſegeſehes imn vollem
Umfang=
der Cntander verantwortlich.) — Einſentungen, die nicht verwendet werden, lönnen nicht
zurückgeſandt. die Ablehnung nicht bearündet werden
Es iſt in allen Ländern üblich, die Nationalhymne ſtehend
anzu=
hören. Man findet aber immer wieder Menſchen, die von dieſer
Ach=
tungsbezeugung nichts zu wiſſen ſcheinen. Es wäre angebracht, wenn
in allen Schulen die Jugend ſchon frühzeitig auf dieſe
Selbſtverſtändlich=
keit hingewieſen würde. Bei etwas älteren hilft meiſt eine nachdwückliche
Belehrung an Ort und Stelle.
Donnerstag, den 15. Zuſi 1926
Seſte 3
Gasfernverſorgung.
Mit der zurzeit zur Erörterung ſtehenden überaus wichtigen
Frage der Gasfernverſorgung haben ſich nunmehr auch
maßgebende Kreiſe der Wirtſchaft beſchäftigt. Am Dienstag, den
13. Juli 1926, tagten zu Darmſtadt führende Perſönlichkeiten
der Wirtſchaft der Provinz Starkenburg, die nach eingehenden
Beratungen einſtimmig die folgende Entſchließung
faßten:
„Wie bekannt, wird von maßgebender Seite ſeit geraumer
Zeit das groß angelegte Projekt einer aufs rationellſte
arbeiten=
den zentralen Gasferverſorgung des rhein=mainiſchen
Wirt=
ſchaftsgebietes betrieben.
Zahlreiche heute im Sitzungsſaal der Heſſiſchen
Indu=
ſtrie= und Handelskammer Darmſtadt verſammelte
Mitglieder dieſer Kammer, der Darmſtädter Induſtriellen=
Verei=
nigung, des Induſtrie=Verbandes Starkenburg, ſowie weitere
Vertreter der intereſſierten Wirtſchaftskreiſe aus Stadt und Land
erklären nach eingehender Darlegung des Planes durch den
Pro=
vinzialdirektor der Provinz Starkenburg Dr. Kranzbühler
und den ordentlichen Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule zu
Darmſtadt Dr. Heidebroek einſtimmig:
Das Projekt der Gasfernverſorgung unſeres Gebietes iſt von
allen beteiligten Stellen, namentlich aber von den Stadt=
und Gemeindeverwaltungen, die zurzeit Gas
er=
zeugen, ſchleunigſt aufs ernſthafteſte mit aller
Tatkraft zu betreiben, wenn nicht durch Zeitablauf
ſchwere, nicht wieder gut zu machende Nachteile entſtehen ſollen,
die die Durchführung des ſehr ausſichtsreichen, nicht nur
wei=
teſten Kreiſen der Wirtſchaft, ſondern jedem einzelnen
Gasver=
braucher größte Vorteile bietenden Planes in Frage ſtellen und
ſchließlich unmöglich machen müſſen.”
Verwaltungs=Sonderzug nach Andernach —
Nieder Mendig — Maria=Laach.
Zu den Stätten des geplanten Reichsehrenmals im Rheintal führt
der Sonderzug der Reichsbahn am nächſten Sonntag, den 18. Juli. Wenn
der Zug Rüdesheim paſſiert hat, an Aßmannshauſen und den noch wild
rauſchenden Waſſern des gebändigten Stromes vorbeigefahren iſt, dann
öffnet ſich Lorch, gegenüber von Nieder=Heimbach, die Gebirgsſzenerie,
und die großartige Ruhe der Toteninſel tut ſich vor dem Beſchauer auf.
Hier ſoll nach der Meinung ernſter Beurteiler der geeignetſte Platz ſein,
wo ſür die deutſchen Opfer des Weltkrieges eine Gedächtnis= und
Wall=
fahrtsſtätte errichtet werden ſoll. Weiter geht die Fahrt rheinabwärts.
In Koblenz, am Deutſchen Ecke, grüßt das große Denkmal, und
gegen=
über die Feſte Ehrenbreitſtein, und in raſcher Fahrt iſt Andernach
er=
reicht. Hier wird wohl ſchon ein Teil der Fahrtgenoſſen den Zug
ver=
laſſen, um das reizende, über tauſend Jahre alte Rheinſtädtchen mit
ſeinen Mauern und Türmen zu beſuchen und die Rheininſel
Hammer=
ſtein zu beſichtigen, die hauptſächlich von den Bewohnern des
Nieder=
rheins als Gedächtnisſtätte auserſehen iſt. Empfiehlt ſich der Platz am
Mittelrhein durch ſeine Geſchloſſenheit und ernſteſte Gebirgswelt, in der
Nähe der Clemenskapelle, wo „der unbekannte Tote” in den
Jahrhunder=
ten der Vergangenheit ſeine letzte Ruhe fand, ſo ſtimmt die Landſchaft
bei Hammerſtein, durch ihre Majeſtät ähnlich einer Beethoven=
Sym=
phonie, den Beſucher innerlich auf den großen Opfergedanken. Ein
mehr=
ſtündiger Aufenthalt in Andernach, eine Fahrt zum Krahnenberg, ein
Gang zur 20 Meter hoch ſpringenden Namedyquelle werden dem
Be=
ſucher unvergeßliche Eindrücke vermitteln. Auch beſteht dann immer
noch die Möglichkeit, eine Nundfahrt zum Laacher See mit den vor dem 20. Juli; Letzter Tag, an dem das erſtegemeindliche Zfel der
Bahnhof ſtehenden großen Autos auszuführen.
— Neuerung im Grenzverkehr mit Kraftfahrzeugen. Der Allgemeine
Deutſche Automobilklub, München (ADAC.), teilt uns mit: In
Auto=
mobiliſtenkreiſen herrſchen vielfach irrige Vorſtellungen über das Weſen
des Carnet de Paſſages, deſſen Einführung für Deutſchland kürzlich durch
verſchiedene Notizen in den Tageszeitungen angezeigt wurde. Um alle
Zweifel über dieſen Gegenſtand zu beheben, ſei hier feſtgeſtellt: Das
„Carnet de Paſſages” iſt ein Zollſcheinheft und bedeutet dem Tryptique
gegenüber inſofern einen Vorteil, als für mehrere Länder nur ein Heft
benötigt wird. Ferner kommen die oft läſtigen und ſchwierigen
nach=
träglichen Löſchungsformalitäten in Wegfall, da jede
Austrittsbeſcheini=
gung die Löſchung des Eintrittsblattes bedeutet. Der Eintritt in ein
neues Zollgebiet wird nicht geſtattet, wenn der Austritt aus dem
Zoll=
gebiet, welches der Reiſende verläßt nicht beſtätigt iſt. Der Gebrauch
des „Carner de Paſſages” empfiehlt ſich in Fällen, in denen viele
ver=
ſchiedene Landesgrenzen überſchritten werden ſollen. Es kommen jedoch
für die Carnets der Alliance Internationale de Tourisme nur folgende
Länder in Betracht: England Belgien, Luxemburg, Dänemark,
Deutſch=
land, Frankreich, England, Italien, Norwegen, Oeſterreich, Schweden
und die Schweiz. Für Grenzbewohner, welche häufig ein oder zwei
be=
ſtimmte Grenzen überſchreiten, iſt jedoch der Gebrauch der bisher
üblichen Tryptiques zu empfehlen. In den meiſten europäiſchen Ländern
waren die „Carnets de Paſſages” ſchon vor dem Kriege in Gebrauch.
Die Einführung dieſer Papiere in Deutſchland hat vor allem der ADAC.
ſeit Juli 1925 betrieben. Inzwiſchen wurden als bürgſchaftsſtellende
Klubs noch der A. v. D. und der Deutſche Touringklub anerkannt. Bis
zur praktiſchen Ausgabe der „Carnets de Paſſages” dürften indeſſen
immer noch einige Wochen verſtreichen.
— Die Hegezeit für Enten. Auf Grund des Art. 29 des
Jagdſtraf=
geſetzes vom 19. Juli 1858 wird in Abweichung von der Beſtimmung
in 8 2 Ziffer 7 der Verordnung, die Ausführung des Jagdſtrafgeſetzes,
insbeſondere Anordnungen wegen der Hegzeit betreffend, vom 29. April
1914 beſtimmt, daß ſür das laufende Jagdjahr die Hegzeit für Enten mit
dem 14. Juli 1926 endigt.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Nach
New York: „Albert Ballin” ab Hamburg am 15. 7., ab Cuxhaven
am 16. 7., „Thuringia” ab Hamburg am 21. 7., „Reliance” ab Hamburg
am 26. 7., ab Cuxhaven am V. 7., Deutſchland” ab Hamburg am 29.
7., ab Cuxhaven am 30. 7., „Cleveland” ab Hamburg am 5. 8., ab
Cux=
haven am 6. 8., „Reſolute” ab Hamburg am 9. 8., ab Cuxhaven am 10.
8., „Hamburg” ab Hamburg am 12. 8., ab Cuxhven am 13. 8. — Nach
Boſton: „Thuringia” ab Hamburg am 21. 7. — Nach
Phila=
delphia, Baltimore, Norfolk: „Sachſenwald” am 6. 8..
Nach der Weſtküſte Nordamerika: „Kermit” am 17. 7.,
„Witram” am 7. 8., „Juſtin” am 21. 8. — Nach der Oſtküſte
Süd=
amerika: „Legie” am 17. 7., „Liguria” am 20. 7., „Altmark” am
31. 7., „Baden” am 11. 8., „Wasgenwald” am 17. 8., „Schwarzwald”
am 21. 8. — Nach der Weſtküſte Südamerika: „Poſeidon”
am 18. 7., „Negada” am 17. 7., MS. „Spreewald” am 28. 7., „Turpin”
am 30. 7. — Nach Mexiko: „Kreta am 24. 7., „Nord=Schleswig” am
7. 8., „Nio Bravo” am 20. 8., Grunewald” am 30. 8., „Toledo” am
10. 9. — Nach Cuba: „Antiochia” am 15. 7., „Nauplia” am 30. 8. —
Nach Weſtindien: „Rugia” am 24. 7., „Sebara” am 4. 8., „
Kyp=
hiſſia” am 14. 8., Teutonia” am B. 8. — Nach Jamaica, Haiti,
Domingo und Puerto Rieo: „Troja” am 7. 8., ein Dampfer am
B. 8. — Nach Oſtaſien: „City of Peking” am 17. 7., „Göttingen”
am 21. 7., Trier” am 24. 7., „Glaueus” am 31. 7., MS. „Havelland”
am 4. 8., „Saapland” am 7. 8. — Nach Afrika: „Njaſſa” am 21.
8. — Hamburg=Rhein=Linie: Wöchentlich ein Dampfer.
Mitgeteilt von dem Vertreter Adolph, Rady in Darmſtadt,
Zimmer=
ſtraße 1.
Tageskalender für Donnerstag, den 15. Juli 1926.
Landestheater, Kleines Haus, abends 8 Uhr: Gaſtſpiel Bruno
Harprecht: „Filmzauber.” — Schloß=Café: Konzert. — Café
Rheingold: Konzert. — Saalbau, abends 8 Uhr:
Kon=
zert. — Beſſunger Herrngarten, Orangerie, abends 8 Uhr:
Großes Militärkonzert. — Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
* Das aufgehobene Todesurteil gegen den
Studenten Meon.
Js. Am 8. Mai 1925 verurteilte das Schwurgericht
Darm=
ſtadt den Studenten Joſef Jakob Meon aus Darmſtadt wegem
Mordes und ſchweren Raubes zum Tode. Die Vorgänge, die
dem Urteil zu Grunde liegen, ſind — wie noch in Erinnerung
ſein wird — ſeinerzeit lebhaft beſprochen worden. Bekanntlich
hatte der Angeklagte in Darmſtadt am 20. Auguſt 1925 die auf der
Durchreiſe befindliche Stütze Anna Gillmann auf der Straße
kennen gelernt und mit in ſeine Behauſung genommen. Hier hat
er das Mädchen, das bei ihm übernachtete, am frühen Morgen
mit einem Totſchläger ermordet und die Leiche im Kleiderſchrank
verſteckt. Mit der geringen Barſchaft des Mädchens bezahlte er
ſeine Schulden. Das Schwurgericht Darmſtadt betrachtete den
Angeklagten als einen verlumpten Studenten, der es mit ſeinem
Studium nicht ernſt nahm, die Kommilitonen betrog und
Schul=
den machte. Es nahm an, daß der Angeklagte die Gillmann
vor=
ſätzlich und mit Ueberlegung getötet habe.
Die vom Angeklagten beim Reichsgericht eingelegte
Revi=
ſion, die von dem Rechtsanwalt Neuſchäffer vertreten
wurde, rügte insbeſondere die Nichtbeachtung einer Frage der
Verteidigung an den Amtsarzt und Sachverſtändigen Dr. Vix,
der ſich über die geiſtige und körperliche Beſchaffenheit des
Ange=
klagten vom pſychiatriſchen Standpunkte aus äußern ſollte und
beſonders darüber, ob die Darſtellung des Angeklagten glaubhaft
ſei, daß er die Tötung infolge des aufreizenden Benehmens der
Getöteten im Affekt begangen habe. Für den Fall der
Auf=
hebung des Urteils beantragte der Verteidiger die
Zurückverwei=
ſung der Sache an das Landgericht in Mainz oder in Gießen,
in=
dem er betonte, daß die Sache die öffentliche Meinung in
Darm=
ſtadt zu ſehr erregt habe, ſo daß es geboten ſei, die neue
Ver=
handlung auf neutralem Boden ſtattfinden zu laſſen. — Der
Erſte Strafſenat des Reichsgerichts gab der Reviſion
ſtatt, hob das Urteil nebſt den zugrunde
liegen=
den Feſtſtellungen auf und verwies die Sache
zur anderweiten Verhandlung und
Entſchei=
dung an das Schwurgericht Mainz zurück. Zur
Begründung der Entſcheidung führte der Präſident des
Erſten Strafſenats aus: Die Frage an den ärztlichen
Sachver=
ſtändigen iſt vom Schwurgericht mit Unrecht abgelehnt worden.
Die Faſſung der Frageſtellung iſt allerdings nicht gerade geſchickt,
doch hätte das Gericht den Antrag verſtändigerweiſe dahin
aus=
legen müſſen, ob der Angeklagte nach ſeiner pſychiſchen Natur zu
Affekthandlungen neige. Weiterhin wäre auch die Frage an den
Unterſuchungsrichter Weiß zuläſſig geweſen, der lediglich zu
be=
zeugen hatte, welchen Eindruck er in der Vorunterſuchung von
den Ausſagen des Angeklagten hatte. Im übrigen ſeien auch
die Ausführungen der Urteilsbegründung nicht ganz
wider=
ſpruchslos.
Aufbewahrenl
Ausſchneiden! * Steuerkalender
für die Zeit vom 15. Juli bis 31. Juli.
15. Juli: Abführung der in der Zeit vom 1. bis 10. Juli 1926 (1.
Juli=
dekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge ſoweit
dieſe den Betrag von 100 Mk. überſteigen (Keine Schonfriſt.)
Grundſteuer, vorläufigen Gewerbeſtener ud
Sondergebäudeſteuer noch zuſchlagsfret
ent=
richtet werden kann. Jedoch iſt in dieſer Friſt die Schon= und
Mahnfriſt mitenthalken. Die Fritz für dieſes erſte Ziel
iſt ſolange erſtreckt worden, da die Zuſtellung der
Steuer=
beſcheide termingemäß nicht möglich war.
24. Juli: Letzter Tag, an dem die folgenden, am 10. Juli fällig
ge=
weſenen Steuern (diesmal ausnahmsweiſe mit 14 Schonfriſt) noch zuſchlagfrei entrichtet werden
können:
a) Umſatzſteuer=Vorauszahlung,
b) Einkommenſteuer=Vorauszahlung,
() Körperſchaftsſteuer=Vorauszahlung.
25. Juli: Abführung der in der Zeit vom 11. bis 20. Juli 1926 (zweite
Julidekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge, ſoweit
dieſe (für ſich allein oder mit dem in der erſten Juli=Dekade
einbehaltenen Lohnabzugsbeträgen) den Betrag von 100 Mk.
überſteigen. (Keine Schonfriſt.)
25. Juli: Zweitesgemeindliches Ziel derGrundſtener,
vorläufigen Gewerbeſteuer und Sonder=
Ge=
bäudeſteuer. (Schonfriſt 1 Woche). Vgl. den unterdeſſen
zugeſtellten „Steuerbeſcheid über die Gemeinde=, Kreis=
und Provinzialumlagen einſchließlich der
Sonder=
gebäudeſteuer für das Rechnungsjahr 1926‟.
H. W. Wohmam.
Lokale Veranſfaltungen.
Dr Olerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Hissigen m beih
in keinem Falle irgendwie als Beſbrechung oder Kritk.
— Donnerstags=Konzert im Saalbaugarten. Auf
das heutige Konzert ſei an dieſer Stelle nochmals beſonders hingewieſen
und weiter berichtigt, daß der 2. Teil des Programms nur Internationale
Tänze, Hymnen und Lieder enthält, wobei dem Zuhörer jede einzelne
Nation in Muſik vor Augen geführt wird. Zum Schluß werden unſere
deutſchen Meiſter: Beethoven, Lortzing und Meherbeer den Abend
be=
ſonders krönen. Außer Märſchen für hiſtoriſchen Tromperen und
Keſſel=
pauken wird der harmoniſche Zapfenſtreich mit Gebet auf vielſeitigen
Wunſch den Schluß bilden. Die Leitung hat Herr Obermuſikmeiſter
Matth. Weber.
— Militärkonzert im Orangariegauten, heute
abend 8 Uhr. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, findet heute abend
8 Uhr ein großes Militärkonzert, ausgeführt von ehemaligen
Militär=
muſikern, veranſtaltet und geleitet von Obermuſikmeiſter A. Rühlemann,
ſtatt. Ein Beſuch dieſes Konzertes iſt auf Grund der Darbietungen nur
zu empfehlen. (Siehe Anzeige.)
Kunſtnotizen.
Uebe Werke, Kündier und Hänſieriſche Daranftaltungen, deren im Nachlehadm drwchm
geſbhiedt, brhält ſich die Nebchion ibr dntel voß.
— Reſidenz=Theater. Dem Film: „Ueber alles das
Vater=
land”, der nach dem Roman „La Bataille” von Claude Farrére
her=
geſtellt iſt, ging ein großer internationaler Ruf voraus. Seine
Auf=
führung im Reſidenz=Theater beſtätigte, daß er eine Gipfelleiſtung iſt,
die den hervorragendſten Filmwerken aller Länder ebenbürtig an die
Seite geſtellt werden kann. Der große Erfolg iſt in erſter Reihe auf die
bedeutenden Leiſtungen der beiden Schauſpieler Tſuru Aoki (Marquiſe)
und Seſſue Hahakawa (Marquis) zurückzuführen. Das Tragiſche des
Weibes und das Heroiſche des Mannes, die polaren Gefühlswelten des
Geſchlechts kommen zu lebendigſter Wirkung. In Verbindung mit der
guten Regie von E. E. Violet, einer glänzenden Ausſtattung und
kunſt=
vollen Photographie kam ein Filmwerk von hohem Werte zuſtande.
— Union=Theater. „Der 7. Junge‟. Dieſer Schwankfilm der
Emelka, der in der Alhambra, Kurfürſtendamm, zur Uraufführung kam,
iſt nach einem ganz auf draſtiſche Situationen geſtellten Manuſkript von
Max Ferner unter der Regie von Franz Oſten gedreht worden. Die
Nöte des Gymnaſiallehrers Nimmerſatt und ſeiner Frau Klothilde, die
dadurch entſtehen, daß der erwartete ſiebente Junge, bei deſſen Eintreffen
eine brüderliche Dollarſpende aus Amerika und die Patenſchaft des
Landsherrn in Ausſicht ſtehen, ein Mädchen iſt, bilden die Gelegenheit
zu vielen luſtigen Situationen. Ferdinand Martini als Profeſſor
Nim=
merſatt eine ausgezeichnete Leiſtung voll ſaftiger Komik. Der Film hatte
einen Heiterkeitserfolg.
Geite 6
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 14. Juli. Wiederum war es unſer Landsmann, der
Turner Heinrich Fiedler, der den Farben der Turngemeinde Darmſtadt
bei den Kampfſpielen zu Köln zum Siege verhalf. Fiedler errang im
Zwölfkampf den 15. Sieg, und auch die hieſige Einwohnerſchaft begrüßt
und bewillkommt den Sieger in ihren Mauern. — Der Motorradklub
begeht am kommenden Sonntag ſein einjähriges Stiftungsfeſt. Die
Feier findet im Gaſthaus zum weißen Schwanen ſtatt und iſt für
Unter=
haltung in jeder Weiſe beſtens geſorgt. — Der hieſige Arbeiter=Turn=
und Sportverein beteiligt ſich in großer Zahl an dem nächen Sonntag
in Eberſtadt ſtattfindenden Bezirksfeſt.
* Arheilgen, 13. Juli. Durch Abbau verſchiedener Schulklaſſen kann
das Kirchenſchulhaus freigemacht werden. Es iſt deshalb beabſichtigt,
dasſelbe für Wohnzwecke umzubauen. Die dadurch entſtehenden
Schrei=
ner= und Weißbinderarbeiten ſind zu dieſem Zwecke ausgeſchrieben und
ſollen dieſelben mit Beginn der Sommerferien zur Ausführung
ge=
bracht werden. Die auf drei Wochen berechneten Sommerferien werden
mit Ende dieſer Woche ihren Anfang nehmen. — Wiederum war es der
Fauſtballmannſchaft des hieſigen Turmvereins vergönnt, Gaumeiſter der
B=Klaſſe zu werden. — Im Verordnungblatt der Heſſiſchen Landeskirche
hat die Kirchenbehörde eine Aenderung betreffs des
Konfirmandenunter=
richts getroffen. Dieſer Unterricht begann bisher nach den Herbſtferien
und endete an Oſtern. Dieſe Zeit erwies ſich als zu kurz, um den Stoff
eingehend zu behandeln. So iſt nun angeordnet, daß mit der
Unter=
weiſung der Konfirmanden ſchon nach den Sommerferien alſo etwa
Mitte Auguſt zu beginnen iſt. Die Stundenzahl ſoll für den Jahrgang
etwa 60 Stunden betragen. Der Tag des Beginns wird noch
bekannt=
gegeben werden. Auch wird wie in früheren Jahren eine
gottesdienſt=
liche Feier bei dieſer Gelegenheit ſtattfinden.
* Pfungſtadt, 14. Juli. Wohnungsbaufragen. Die bisher
an Bauluſtige durch Vermittlung der Gemeinde gewährten Darlehen
kurzfriſtiger Art werden jetzt durch ein langfriſtiges Baudarlehen von
der Kommunalen Landesbank abgelöſt. Das Kapital beträgt bei 835
Prozent zuzüglich 1 Prozent Tilgung und 92,5 Prozent Auszahlung
65 000 Mark. Zum Ausgleich der Vermögensrechnung 1925 wird das
Kapital von 45 000 Mark zu 9 Prozent bei der Kommunalen
Landes=
bank aufgenommen. Dieſes Geld wird zur Ablöſung des von der
Ge=
meinde aufgebrachten Kapitals für die im vergangenen Jahre erbauten
Gemeindehäuſer benötigt. Die Bauplatzeinteilung auf dem Zinsgut
wurde nach den Vorſchlägen des Bauausſchuſſes inzwiſchen vom
Ge=
meinderat genehmigt. Dagegen iſt auf Grund einer Beſichtigung durch
den Gemeinderat die Aufteilung des Baugeländes am Mühlberg
ge=
ändert worden. Der Gemeinderat hat mehrere Baugeſuche genehmigt.
* Pfungſtadt, 14. Juli. Viehſeuche. Nachdem ein weiterer Fall
bon Maul= und Klauenſeuche unter dem Viehbeſtand eines Landwirts
in der Niedergaſſe feſtgeſtellt worden iſt, iſt der Faſelſtall bis auf
wei=
teres geſchloſſen.
* Roßdorf, 14. Juli. Morgen nachmittag von 2—6 Uhr werden
die Klein= und Sozialrenten ſowie die Zuſatzrenten für die
Kriegsbe=
ſchädigten und Kriegshinterbliebenen bei der Gemeindekaſſe ausbezahlt.
* Roßdorf, 14. Juli. Dier Arbeiten an dem Ehrenmal für die im
Weltkrieg Gefallenen gehen ihrem Abſchluß entgegen. Wie man hört,
ſoll die Einweihung Anfang Auguſt ſtattfinden.
— Ober=Ramſtadt, 14. Juli. Bei dem am letzten Sonntag in
Schaaf=
heim ſtattgefundenen Geſangswettſtreit beteiligte ſich auch unſer
Doppel=
quartett „Concordia‟. Obwohl man nach den bisherigen Leiſtungen des
Vereins einen Erfolg erwarten durfte, war man doch allgemein
über=
raſcht als die „Brieftaubenpoſt” das erfreuliche Reſultat überbrachte,
daß ſich derſelbe vier Preiſe errungen, und zwar den 1. Klaſſenpreis in
der Stadtklaſſe, den Klaſſen=Ehrenpreis ſowie den höchſten Ehrenpreis
und den Dirigentenpreis. Dieſe Leiſtung iſt um ſo mehr zu werten,
als der Erfolg bei äußerſt ſtarker Konkurrenz erkämpft werden mußte.
Der ſchärfſte Gegner war das Doppelquartett Heuſenſtamm, das am
13. Juni auf dem Wettſtreit in Fechenheim unter 11 Quartetten den
2. Sieg davontrug. Beſonders ehrenvoll für die „Concordia” wie auch
für deren vortrefflichen Dirigenten, Herrn Kantor H. Samper in
Darm=
ſtadt, waren auch die von den Preisrichtern auf den Wertungstabellen
gemachten Bemerkungen, wie: ſchöner Vortrag, tadelloſe Ausarbeitung,
ſehr anſpkechende Leiſtung uſw. Daß die „Concordia” bei ihrem
Ein=
treffen jubelnd begrüßt wurde, war bei dem einzig daſtehenden Erfolg
begreiflich.
* Ober=Ramſtadt, 14. Juli. Am Donnerstag, den 15. d3. Mts.,
wer=
den bei der Gemeindekaſſe die Zuſatzventen an die nicht im
Erwerbs=
leben ſtehenden Schwerkriegsbeſchädigten= und Hinterbliebenen= ſowie die
Klein= und Sozialrentner=Unterſtützungen ausgezahlt.
* Ober=Ramſtadt, 13. Juli. Feuerwehrfeſt. Kaum liegt das
70jährige Jubiläumsfeſt des Geſangvereins „Eintracht” hinter uns,
wiſtet man hier zu einem zweiten Jubiläum. Diesmal iſt es die
Frei=
willige Feuerwehr, die auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken
kann, und dieſes Ereignis in den Tagen vom .17.—19. Juli d. J3.
feſt=
lich begehen wird. Gerade die Feuerwehr, die in Stunden höchſter
Ge=
fahr, ohne Rückſicht auf die Partei= oder ſonſtige Einſtellung, jedem
Be=
drängten zu Hilfe eilt, hat ein Anrecht darauf, ihr Jubiläum durch ein
Feſt nach außen hin zu feiern. Verbunden mit dieſem Jubelfeſt iſt der
zehnte Kreisfeuerwehrtag des Kreiſes Darmſtadt. Ein Fackelzug durch
die Ortsſtraßen wird am Samstag abend das Feſt einleiten. Schulübung,
Delegiertenſitzung, Brandangriff, Ueberreichung der Diplome für
lang=
jährige Mitgliedſchaft, Feſtzug durch die Ortsſtraßen, Anſprachen des
Kommandanten und Kreisfeuerwehrinſpektors Schnell, Feſtrede und Ball
in zwei Lokalen und auf dem Feſtplatz werden im weſentlichen das
Pro=
gramm des Hauptfeſttages bilden. Eine ganze Anzahl auswärtiger
Weh=
ren, 27 an der Zahl, haben ihr Erſcheinen zugeſagt, und ſo kann man
jetzt ſchon — gutes Wetter vorausgeſetzt — dem erſten Feſt der Freiw.
Feuerwehr Ober=Ramſtadt ſeit 1914, einen guten Verlauf vorausſagen.
— Reichelsheim i. Odw., 14. Juli. Gaſtſpielder Heſſiſchen
Lichtbildbühne Darmſtadt. Am Sonntag weilte die Heſſiſche
Lichtbildbühne zu einem Gaſtſpiel in unſeren Mauern und führte den
Film „Unter unbekannten Kannibalen” vor. In herrlichen Bildern
führte uns der Film in die noch unerforſchten Gebiete Neu=Guineas,
dieſer ehemals deutſchen Kolonie. Ein Film von unerhörter Pracht, der
den größten Beifall der zahlreich erſchienenen Zuſchauer fand, und darf
die Heſſiſche Lichtbildbühne gewiß ſein, daß ſie in Reichelsheim ſtets ein
gern geſehener Gaſt ſein wird. Wie der Leiter der Heſſiſchen
Lichtbild=
bühne in ſeinem Schlußwort mitteilte, kommt am 31. Juli und 1. Auguſt
der große deutſche Rheinfilm „Deutſche Herzen am deutſchen Rhein”
ein Film aus der Jetztzeit, der das Schickſal zweier Menſchen in ihrer
Treue zur Heimat behandelt, zur Vorführung.
* Michelſtadt, 14. Juli. Unfall. Ein bedauerlicher Unfall trug
ſich hier am letzten Sonntag beim Speerwerfen eines Darmſtädter
Mädchen=Jugendbundes zu. Als ſich die jungen Mädchen mit
Speer=
tverfen ſpieleriſch vergnügten, traf ein Speer den Fuß einer Mitſchülerin
und durchſtach ihr den Schuh und Fuß. Nach Anlegen eines
Notver=
bandes konnte die Verletzte mit freundlicher Unterſtützung ihrer
Klub=
ſchweſtern nach Darmſtadt zurückkehren. —
Kindergeſundheits=
kuren. Die Bezirksfürſorgeſtelle Erbach beabſichtigt für
erholungs=
bedürftige Kinder eine Kur im Oſtſeebad Müritz zu ermöglichen.
Die=
ſelbe foll Mitte Auguſt, für die Dauer von 6 Wochen, beginnen. Es
können, auch Kinder ſelbſtzahlender Eltern daran teilnehmen. Seit
2 Wochen befinden ſich die Teilnehmer des erſten Trupps auf Rügen,
wo ſich alle recht wohl fühlen ſollen.
* Erbach, 14. Juli. Anläßlich des Wieſenmarktes in Erbach
veran=
ſtaltet die Odenwald=Kraftwagen=Verkehrs=Al.=G. einen ausgedehnten
Omnibusverkehr, nach allen Richtungen. In Sonderheit iſt auch ein
Nachtverkehr vorgeſehen, der ſich auf der Strecke Erbach-Beerfelden und
Erbach-König—Höchſt erſtrecken ſoll. Im Bedarfsfalle ſollen auch
wei=
tere Nachtfahrten durchgeführt werden. Am Eingang zum Feſtplatz iſt
ein Büro der Kraftwagen=Geſellſchaft eingerichtet, das über alles nähere
Auskunft gibt. Da der Wieſenmarkt bekanntlich bis ſpät in die Nacht
hinein andauert, ſind dieſe vorgeſehenen Nachtfahrten nach allen
Rich=
tungen recht begrüßenswert.
Donnerstag, den 13. Juſi 1926
*Der Eulbacher Markt in Erbach imOdenwald.
Alljährlich an den beiden letzten Sonntagem im Monat Juli wird in
Erbach im Odenwald, der Eulbacher Markt veranſtaltet. Es iſt dies
das Odenwälder Volksfeſt. Der Eulbacher Markt verdankt ſein
Er=
ſtehen dem Graſen Franz zu Erbach=Erbach, der ihn im Jahre 1802 auf
der großen noch heute ſo benannten Marktwieſe beim Jagdſchloß Eulbach
in der Nähe von Erbach gründete. Graf Franz war der letzte ſouveräne
Graf zu Erbach, der ſein Land muſterhaft verwaltete und in jeder
Hin=
ſicht für ſeine Untertanen wie ein Vater ſorgte. Er war es auch, der die
prachtvollen Sammlungen im Gräflichen Schloß, die noch heute
alljähr=
lich Tauſende von Beſuchern anlocken, ſchuf. Damals ſchon war der
Eulbacher Markt der Treffpunkt des ganzen Odenwaldes, ſogar die
Stu=
denten aus den näher gelegenen Univerſitätsſtädten kamen herbei. Ihnen
hatte der Graf in launiger Weiſe die Marktpolizei übertragen. Auch
jetzt noch ſind die Studenten gern geſehene Gäſte. Nach dem Tode des
Grafen, Franz wurde im darauffolgendem Jahre 1824 der Markt nach
Erbach i. O. verlegt und dort auf den großen Wieſen zwiſchen dem
Schießhaus und dem ſogenannten Seedamm abgehalten.
Binnen wenigen Tagen erſteht dort vor dem Feſt eine kleine Stadt
für ſich. Karuſſells — von den Kindern hierzulande Reitſchule genannt
— Schiffsſchaukeln, Kettenflieger, Jahrmarktsbuden aller Art, wie
Tier=
ſchauen, Zirkuſe, Raritätenkabinetts, Abnormitäten werdem neben den
Verkaufsbuden, Bierzelten, Likörſtübchen, Konditoreien,
Eisverkaufsſtän=
den uſw. aufgeſchlagen. In der großen Feſthalle unter den Linden, die
an der Stelle des alten Schießhauſes ſteht, iſt ein großes Reſtaurant mit
vorzüglicher Küche eingerichtet, und abends wird dort ebenſo wie auf
dem Tanzpodium auf dem Markt ſelbſt das Tanzbein geſchwungen, aber
zünftig! Während der Markttage wird im Sitzungsſaal, des Ratzhauſes
der Ratskeller ſeit 1994 eingerichtet und dort ein beſonders guter
Trop=
fen verzapft. Der Sitzungsſaal wird während dieſer Zeit nicht benötigt,
da die Stadtväter alle auf dem Eulbacher Markt zu tun haben!
Die Kinder der ganzen Umgegend rechnen nur nach dem Eulbacher
Markt. Dies oder das war vor oder nach dem Eulbacher Markt, iſt eine
ganz bekannte Redensart, die man hier in der Gegend xmal hören kann.
Tagtäglich gehen unſere Kleinen in die Heidelbeeren und den Erlös
ihrer kleinen Ernte heben ſie ſich für den Eulbacher Markt auf.
Die Hundertjahrfeier des Beſtehens des Eulbacher Marktes in Erbach
iſt noch allerſeits mit ſeinen Veranſtaltungen und dem großen Feſtzug
in beſtem Andenken. Am 2. Markttag, am Montag, den 19. Juli,
nach=
mittags 1½ Uhr, findet auf dem Marktplatze großes Nennen ſtatt. Sechs
Rennen werden an dieſem Tage im ganzen gelaufen. Am Sonntag, den
25. Juli, am letztem Markttag, dem ſogenannten Nachmarkt, wird ein
Landwirtſchaftliches Trab=Jagdrennen und Reiten veranſtaltet. Dieſe
Veranſtaltungen werden mit einem Schaufahren eingeleitet, denen drei
Jagdſpringen, zwei Trabrennen und das Zigarettenrennen folgen. Da
für alle Nennen ſchon eine recht beträchtliche Zahl von Nennungen
vor=
liegt, ſo iſt anzuehmen, daß ſie recht vielverſprechend werden.
Den auswärtigen Beſuchern wird empfohlen, ſich über die
eingeleg=
ten Sonderzüge genau zu unterrichten. Auch für die Rückfahrt ſind
Sonderzüge vorgeſehen, ſo daß der Aufenthalt auf dem Feſte noch
aus=
gedehnt werden kann. Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß die meiſten
Gäſte es vorziehen, den erſten Frühzug am nächſten Tage zu benutzen,
denn meiſt iſt es ſo ſchön, daß die Beſucher kaum wegkommen.
t. Beerfelden, 14. Juli. Ausſtellung der Handarbeits=
und Nähſchule. Gelegentlich des Marktes veranſtaltete die hieſige
Handarbeits= und Nähſchule in ihrem Schulſaal in der „Gewerbeſchule‟
eine Ausſtellung von ſelbſtgefertigten Schülerarbeiten. Aeußerſt
ge=
ſchmackvoll angeordnet, bot ſich hier eine Menge von Gegenſtänden, die
vom Geſchick und Geſchmack der Lehrerin und vom Fleiß der
Schülerin=
nen beredtes Zeugnis ablegten. Da waren zu ſehen: Kleider, Leib= und
Tiſchwäſche, Wollarbeiten, als Weſten, Jacken, Kaffeewärmer, Decken der
verſchiedenſten Art. Näh= und Stickarbeiten waren auf das präziſeſte
ausgeführt, da ſaß feder Stich am richtigen Ort. Die Formen und
Far=
ben zeugen von Geſchmack und künſtleriſchem Können. Die Schule beſteht
noch kein Jahr, darum muß mon der Leiterin, Frl. Koch, alle
Anerken=
nung zollen über das Geleiſtete.
E. Bensheim, 14. Juli. Darlehen für
Wohnungsbau=
ten. Von den der Stadt Bensheim im Ri. 1926 zur Verfügung
ſtehen=
den Mitteln zur Unterſtützung des Wohnungsbaues für Kleinwohnungen
durch Gewährung von Darlehen iſt noch ein Reſt frei, mit dem noch
einige Bauvophaben unterſtützt werden können. Bedingung zur
Gewäh=
rung der Darlehen iſt, daß durch das Bauvorhaben der Wohnungsmarkt
in Bensheim entlaſtet wird. Die Bauluſtigen haben außerdem den
Nachweis zu erbringen, daß ſie in der Lage ſind, den durch die geſetzlichen
Darlehen nicht gedeckten Teil, der Baukoſten aus eigenen Mitteln oder
anderweitig aufzubringen.
* Bürſtadt, 14. Juli. Am Sonntag feierte die evangeliſche Gemeinde
Gürſtadt die Einweihung ihrer neu erbauten Guſtav=Adolf=Kirche. Etwa
6000 Gäſte hatten ſich hierzu eingefunden. Bürſtadt, gegenüber von
Worms in der Nähe des alten ſagenumwobenen Roſengartens gelegen,
hat ja in der Geſchichte als Verſammlungsort ſchon früh Bedeutung
er=
langt. Ludwig II., der Deutſche, hat dort im Jahre 875 einen Reichstag
abgehalten. Als im Jahre 984 der von Heinrich dem Zänker angezettelte
Streit um den Thron des jungen Otto III. durch Erzbiſchof Willigis von
Mainz beigelegt wurde, wurden die Verhandlungen auf dem
Wieſen=
plan bei Bürſtadt geführt. Dieſe „Laubwieſen” waren es wahrſcheinlich
auch, auf denen im Jahre 1122 das Wormſer Konkordat dem Volke
öffentlich verkündigt wurde. Bürſtadt, das ſeit dem 15. Jahrhundert zur
Pfalz gehörte, wurde in der Reformationszeit evangeliſch, bis es dann
während des Dreißigjährigen Krieges in den Beſitz des Erzbistums
Mainz überging. Als Erinnerung an das frühere evangeliſche
Be=
kenntnis hat es einen Abendsmahlskelch in dem viergeteilten Wappen.
Als ſich im 19. Jahrhundert immer mehr Evangeliſche, angezogen durch
das benachbarte Induſtriegebiet Mannheim=Worms, in Bürſtadt
nieder=
ließen, machte ſich bald das Bedürfnis nach einem eigenen
gottesdienſt=
lichen Verſammlungsraum geltend. Nach langem Warten konnte nun mit
Hilfe des Guſtav=Adolf=Vereins eine kleine Kirche errichtet werden. Bei
der Einweihung bewegte ſich ein endlos langer Zug durch die
Haupt=
ſtraßen des gaſtlichen Ortes Bürſtadt nach dem Vorhof der Kirche. Nach
feierlicher Schlüſſelübergabe öffnete der Superintendent Geheimrat
D. Dr. Flöring das Gotteshaus und übergab es nach Chor= und
Ge=
meindegeſängen durch Weiherede und Gebet dem Gebrauch. Der
Orts=
pfarrer Bernbeck hielt ſodann auf dem Platz vor der Kirche die
Feſtpre=
digt. Die Anſprachen des Prälaten der Landeskirche, D. Dr. Diehl und
des Vorſitzenden des Heſſiſchen Guſtav=Adolf=Vereins, Freiherrn
Corne=
lius Heyl zu Herrnsheim, wurden auf den nahen Marktplatz verlegt,
weil dort bereits eine unüberſehbare Menge harrte, die auf dem
Bau=
grundſtück keinen Platz mehr gefunden hatte. Die zu Herzen gehenden
Anſprachen der beiden Herren ließen die Freude über den Schatz
evange=
liſchen Glaubens aufleuchten, der bei aller Wahrung ſeines Beſitzes
weit=
gehendſte Verſöhnlichkeit und Duldſamkeit Andersgläubigen gegenüber
einſchließt. Während man noch weiter bei freundlicher Bewirtung durch
die Gemeindehilfe Bürſtadt den Darbietungen der zahlreich erſchienenen
Kirchengeſangvereine und Poſaunenchöre lauſchte, bewegten ſich
unabläſ=
ſig die Gäſte zur Beſichtigung der Kirche, die in ihrem einfachen aber
würdigen Stil und mit ihrem einzigen größeren Schmuchſtück, dem vom
Kirchengeſangverein Bürſtadt geſtifteten Chorfenſter, einem wertvollen
Erzeugnis moderner Glasmalerie, eine hervorragende Leiſtung
neuzeit=
liche kirchlicher Baukunſt darſtellt. Wohltuend berührte es, daß auch viele
andersgläubige Ortsbewohner den Gäſten zu Ehren ihre Häuſer
ge=
ſchmückt hatten. Ueberhaupt hat es bei dem gleichzeitigen Bau einer
katholiſchen und einer evangeliſchen Kirche in Bürſtadt an freundlicher
gegenſeitiger Hilfe von Gemeindegliedem beider Konfeſſionen nicht
ge=
fehlt, ein Beweis, daß Chriſten ſich auch über die Grenzen der Konfeſſion
hinaus mit einander freuen und ein Herz für einander haben können.
Bei der Nachfeier auf dem Marktplatz ſprachen noch Dekan Zaubitz=
Bens=
heim und Pfarrer Bernbes=Hofheim, der dem Vorſitzenden des Guſtav=
Adolf=Vereins als Zeichen der Dankbarkeit einen ſchön gearbeiteten
Ham=
mer zum Gebrauche bei Grundſteinlegungen überreichte und allen, die
zum Gelingen des Feſtes beigetragen hatten, den Dank der Gemeinde
ausſprach. — Möge die evangeliſche Gemeinde Bürſtadt recht viel Segen
durch ihre Kirche empfangen.
Nummer 194
4 Von der Beruftraße 12. Juli. Qaut Beſchluß des Weinheimer
Seniovenkonvents ſoll das Plateau der Wachenburg bei Weinheim durch
den Bau einer teraſſenförmigen Anlage zwiſchen dem Burgtor und der
neu zu errichtenden Ehrenhalle ein architektoniſch abgeſchloſſenes
Ge=
präge erhalten. Mit den Vorarbeiten iſt unter der Oberleitung von
Prof. Wienkoop=Darmſtadt begonnen worden. Die Stadt Weinheim
be=
abſichtigt, eine Auvoverkehrsſtraße vom Tale bis hinauf zur Wachenburg
anzulegen.
— Hirſchhorn, 14. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
13. Juli 1,27 Meter, am 14. Juli 1,22 Meter.
* Gernsheim, 14. Juli. Am Sonntag, den 18. Juli, nachmittags.
findet hierorts das Stromſchwimmen des Rhein=Maingaues der
Deutſchen Turnerſchaft ſtatt. Es werden geſchwommen Strecken von
2000, 3000, 5000 und 7500 Metern. Den Sicherheitsdienſt auf der
lau=
gen Schwimmſtrecke haben bereitwilligſt die Dampfbootbeſitzer Friedrich
Andres 2. und Robert H. Schott übernommen. Außerdem finden
Waſſer=
ballſpiele, Schauſchwimmen, turneriſche Darbietungen, Konzert und
Tanz ſtatt, bei guter Witterung außerdem abends bengaliſche
Beleuch=
tung und Stellen von Pyamiden durch hieſige Turner. Die
Vorbereitun=
gen zu dieſer Veranſtaltung liegen in Händen des hieſigen Turnvereins,
deſſen Vorſtand das Feſt auf das beſte geſtalten wird. — Am Freitag
nachmittag um 6 Uhr findet im Gemeinderatsſaal eine Sitzung des
Ge=
meinderats ſtatt. — Die hieſigen Volksſchulen unternahmen am
Diens=
tag eine Rheindampferfahrt nach Aßmannshauſen. Für die nötige
Unterhaltung während der Fahrt ſorgte die Kapelle Wilhelm. — Die
ſtädtiſche Badeanſtalt erfreut ſich eines ſehr guten Beſuchs. Auch für
Auswärtige lohnt ſich der Beſuch unſerer Badeanſtalt. — Die Zahl der
Erwerbsloſen iſt immer noch eine ſehr beträchtliche,
— Gernsheim, 14. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
14. Juli 252 Zentimeter.
* Groß=Gerau, 14. Juli, Vermißt. Der 16 Jahre alte, in
Kel=
ſterbach wohnhafte und in Rüſſelsheim in einer Lehrſtelle, befindliche
Schloſſerlehrling Heinrich Sigwald wird vermißt. Sigwald iſt ungefähr
1,60 Meter groß und trug Arbeitskleidung. Sein Fahrrad hat er
mit=
genommen.
Oberbeſſen.
* Vilbel, 12. Juli. Ein überaus wichtiges Ereignis iſt die
Vollen=
dung des Rieſenſenders auf dem ſogenannten Heiligenſtock, der
in dieſen Tagen wiederholt in Tätigkeit geſetzt wurde. Es ſind zwei
rieſige Eiſentürme, die bis weit in die Wetterau und in das Maintal
ſichtbar ſind. Für Vilbel wird damit die Hochantenne entbehrlich. Der
Rieſe brüllte bei der erſten Probe ſo mächtia, daß einigen Hörern vor
Schreck die Hörer vom Kopfe fielen. Der Empfang mit Detektor war
ebenfalls überraſchend.
* Friedberg, 13. Juli. Der Gemeinderat zu Harheim beſchloß die
Regulierung der Nidda in der Gemarkung Harheim von der
Maſſenheimer Grenze bis zum Uebergang nach Berkersheim. Es handelt
ſich um eine Erdbewegung von 2500 Kubikmeter, die als
Notſtands=
arbeiten ausgeführt werden. Das Bett der Nidda wird bertieft und
ver=
breitert, die Ufer werden erhöht.
* Friedberg, 13. Juli. Das 10. Reit= und Fahrturnier des
Wetter=
auer Reitervereins, das am 10. Juli auf der Seewieſe ſtattfand, erfreute
ſich auch in dieſem Jahre eines ganz außergewöhnlichen Beſuches aus
der ganzen Provinz. Allerdings hatte dasſelbe auch unter der Ungunſt
des Wetters zu leiden. Die Regengüſſe der letzten Tage hatten den
Turnierplatz in einen Sumpf verwandelt, doch gelang es, denſelben
durch Auspumpen und Aufſtreuen von Sand einigermaßen herzurichten,
ſo daß das Programm ordnungsmäßig abgewickelt werden konnte.
Während der Veranſtaltung war das Wetter günſtig, ſo daß pünktlich
um 2 Uhr mit dem Einrücken der Reiterſchar in den Feſtplatz begonnen
werden konnte. Nicht weniger als 13 Nummern waren zu erledigen und
es dauerte bis zum Anbruche der Dunkelheit bis die Sache erledigt war.
Es wird ſich für die Folge wohl empfehlen, das Programm zu kürzen
oder einen Teil desſelben ſchon am Tage vorher oder vormittags zu
er=
ledigen, da viele Teilnehmer, die mit den Zügen nach Hauſe mußten, den
Platz vor Beendigung verließen. Sämtliche Nummern fanden den
Beifall des Publikums es war ein vorzügliches Pferdematerial zur
Stelle und gab einen Beweis dafür, auf welch hoher Stufe die
Pferde=
zucht in der Wetterau ſteht. Die hauptſächlichſten Nummern waren:
Ermunterungsjagdſpringen für Reitſchüler, Arbeitsgeſpanne im
Oeko=
nomiewagen (hiebei erregte beſonders ein Sechsſpänner von Fr. Kaz=
Okarben als eigenes Zuchtmaterial beſonderes. Intereſſe), Reitprüfung
für Landwirte, Jugendſpringen, Eignungsprüfung für Reitpferde,
Eig=
nungsprüfung für Wagenpferde, Jagdſpringen, Trabfahren und
Grup=
penſpringen. Sämtliche Rennen verliefen ohne ernſtlichen Unfall, zwei
Stürze hatten für die jugendlichen Reiter keine ernſten Folgen. Sehr
zu begrüßen iſt die Errichtung einer neuen Tribüne, welche gegen Sonne
und Regen hinreichenden Schutz gewährt. Die neu geſchaffene Kapelle
der Sportabteilung der hieſigen Schutzpolizei, welche bereits am
Vor=
mittag und während der Veranſtaltung konzertierte, trug durch ihre
vorzüglichen Leiſtungen nicht wenig zur Verſchönerung des Tages bei.
Alle Sieger konnten mit Geld= und Ehrenpreiſen bedacht werden; es
war eine große Zahl von Ehrenpreiſen geſtiftet, u. a. auch von der Stadt
Friedberg, dem landwirtſchaftlichen Kaſino, dem Frankfurter Reit= und
Fahrklub aſw. Die Preiſe, die durch ihre Schönheit und Gediegenheit
allgemeine Bewunderung erregten, waren einige Tage im Möbelgeſchäft
Reuß ausgeſtellt.
* Affenheim in der Wetterau, 13. Juli. Das
Altertums=
muſeum und Forſcherheim, das vor einigen Jahren von dem
Grafen Max zu Solms=Rödelheim in dem hieſigen Schloſſe errichtet
worden iſt, hat ſeine Tore wieder geöffnet und bietet Gelehrten und
Künſtlern Gelegenheit zu ungeſtörter Forſchungs= und Studienarbeit.
Profeſſor Dr. Stoltenberg=Gießen hat die Leitung des Heims, das ſich
in den letzten Jahren eine Sguten Zuſpruchs erfreute.
* Nidda, 13. Juli. Eine tauſendjährige Kirche beſitzt das
Nachbardorf Ober=Lais. Dieſe ſoll einer gründlichen Renovierung
unter=
zogen werden. Der Denkmalpfleger für Heſſen hat das Gotteshaus
einer genauen Beſichtigung unterzogen und feſtgeſtellt, daß die Kirche
ſowohl innen, als auch außen wiederhergeſtellt werden muß. Die Koſten
würden etwa fünftauſend Mark betragen. — Die Leiche eines
Kaafmanns aus Schotten wurde von badenden Turnern aus
der Nidda gezogen. Man glaubt, daß der Mann bei dem letzten
Hoch=
waſſer in den Fluß geſtürzt iſt.
* Ober=Ohmen, 13. Juli. Heute ſind es 60 Jahre, daß der
Alt=
veteran Johannes Stritter in dem Gefecht bei Laufach=Frohnhofen durch
einen Oberſchenkelſchuß ſchwer verwundet wurde. Wie durch ein Wunder
kam er mit dem Leben davon. Trotzdem das Bein einige Zentimeter
kürzer wurde, verrichtet Stritter noch heute ſeine landwirtſchaftlichen
Arbeiten. Er iſt der älteſte Einwohner unſeres Dorfes und einer der
Gründer des hieſigen Kriegervereins und des Geſangvereins Germania.
An dem am 25. Juli ſtattſindenden 50. Jubiläums des Kriegervereins iſt
eine beſondere Ehrung für den Jubilar vorgeſehen.
* Mücke, 13. Juli. Seit Jahren werden in dem benachbarten
Rup=
vertenrod Vogelberingungen vorgenommen. Dabei hat ſich
herausge=
ſtellt, daß die Vögel von einer großen Heimatliebe beſeelt ſind. So
wur=
den z. B. Stare gefangen, die immer wieder in ihre alte Heimat
zurück=
kehren, trotz der großen Entfernungen, die ſie zurückgelegt haben. Auch
bei Rotſchwänzchen und Schwalben wurden ähnliche Beobachtungen
gemacht.
* Schotten, 13. Juli. Ein ſparſames Kreisamt befitzen wir
in Schotten. Obwohl der Kreistag die Anſchaffung eines Dienſtautos
beſchloſſen und die Mittel bewilligt hatte, hat das Kreisamt auf die
Anſchaffung verzichtet, da ſich herausgeſtellt hat, daß das Halten eines
eigenen Wagens bedeutend teurer iſt als die bisherigen Dienſtreiſen
mit der Bahn und den Poſtautos.
* Cronberg, 14. Jüli. Auch hier iſt dieſer Tage wieder ein
Zech=
preller aufgetaucht. Er nahm Wohnung in einem hieſigen Gaſthauſe
und kaufte ſich ſogar zwecks Errichtung einer Villg einen Bauplatz, auf
den er angeblich eine größere Anzahlung machen wollte. Als der
Ver=
käufer die vereinbarte Anzahlung abholen wollte, war der Betrüger
jedoch verſchwunden. Den Gaſtwirt hatte er um mehrere hundert Mark
hereingelegt.
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GRDEUTSCHE GEBRAUCHSNAEEN
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IN. 9752
Vertretung:
[ ← ][ ][ → ]Nummer 194
Donnerstag, den 18. Juſi 1926
Seite 7
als erstes einen erfreulichen
An-
blick haben, so sind sie den ganzen
Tag über glücklich. Wenn Sie
mor-
gens Ihre Sohuhe in
strahlen-
dem Glang aufblitzen sehen, so
werden Sie sich unbedingt darüber
Freuen. Diese erste angenehme
Veberraschung verschaffen Sie
sich mit
Migrin
mit dem Schornsteinfeger.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
der Firma Moenania, Aktiengeſellſchaft für chemiſche
und pharmazeutiſche Erzeugniſſe in Mannheim im
Grundbuch eingetragen war, ſoll
Dienstag, den 14. September 1926, nachm 3½, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
219, verſteigert werden.
(10206a
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvoll
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 9. April 1926 in da.
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneter
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 2. Juli 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk II, Band KX, Blatt 571
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann qm Schätzung
1. IV 245 Hofreite Nr. 47 Bleichſtr. 923 25000 RM.
Zwangsverſteigerung.
Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
der Firma Moenania, Aktiengeſellſchaft für chemiſche
und pharmazeutiſche Erzeugniſſe in Mannheim im
Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Dienstag, den 14. September 1926, nachm. 3 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
Nr. 219 verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 5. Mai 1926 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
(10207a
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 2. Juli 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk IV, Band II, Blatt 243
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann qm
Schätzung
1. IV 253 Hofreite Nr. 36 Friedrich=
489 23000 R.M
ſtraße
2. IV 236 Grabgarten daſelbſt 208 2000 R.M
Annaſtr. 35, II.,
gut möbl. Z., 1od. 2
Bett , elektr. L., z. vm.
(*18253ids)
Georgenſtr. 13, II.
mbl. Wohn=u.
Schlaf=
im. m. el, Licht u ſep.
Eing. z. vm. (*18147gd
Bismarckſtr. 24, II.,
mbl. Wohn=u.
Schlaf=
zimmer, evtl. mit
Betten, zu vm. (9191a
Tintenviertel, Schlaf
u. Wohnz. auch einz
zu verm. Näh. Gſchſt.
(e1840e
Bornehm möbl.
Zimmer
ſofort beziehb.
Hügel=
ſtraße 15, Lad. (9175a
Grafenſtr. 27, Seitb., r. I.
ein möbl. Zimmer zu
vermieten. (*18433
Soderſtr. 45, I., groß
gut möbl. Zimmer zu
vermieten. (*18355
Möbl. Villenwohng.
8 Z. m. all. Komfort,
Bergſtraße, 15 Min
Elektr. v. Darmſtadt
Schriftl. Ausk. unter
OF. 6883 Z. an
Orell Füßli=Annone",
Zürich (Schweiz).
(1V.10182)
Kaſinoſtr. 7, II.,
ſon=
niges Balkonzim. m.
elektr. Licht u. ſepar.
Eing. zu vm. (*18436
Hügelſtr. 3, I., ein
Zimmer, teilw. möbl.,
evtl. auch leer, ſofort
zut vermieten, elektr.
Licht, Telephon vor=
(*1843
handen.
Hügelſtr. 6, II, im
Zentrum, gut möbl.
groß. Zimmer, elektr
Licht, Telephon, zu
vermieten. / (*18390
Stammholz=Verſteigerung.
Mittwoch, den 28. und
Donners=
tag, den 29. Juli, jedesmal 9 Uhr
vorm. beginnend, werden im
Frank=
furter Hof, bei Bahnhof Rüſſelsheim,
aus zerſtreuten Diſtrikten des
Staats=
waldes verſteigert:
Schnittholz: Eiche, Im: 1 St. 1. Kl.
— 1,97: ſonſtige Stämme: Eiche,
fm: 5 St. 1. Kl. — 15,1, 9. St. 2. Kl.
— 12,1, 4 St. 5. Kl. — 1,3, 171 St.
6. Kl. — 52,2; Eſche, fm: 1 St. 4. Kl.
— 1,04; Buche, fm: 3. St. 1. Kl. —
3,4, 17 St. 5. Kl. — 8,2, 4 St. 6. Kl.
— 1,1; Hainbuche, Im: 3 St. 3. Kl.
— 2,1, 23 St. 4. Kl. — 10,6, 22. St.
5. Kl. — 7,6, 24 St. 6. Kl. — 5,6;
Birke, fm: 2 St. 4. Kl. — 1,9, 2 St.
5. Kl. — 0,7, 9St. 6. Kl. — 2,3; Erle,
fm: 4 St. 4. Kl. — 2,4, 6 St. 5. Kl.
— 2,1, 5 St. 6. Kl. — 2,0; Ulme, Im:
1. St. 2. Kl. — 177, 2 St. 4. Kl. —
0,9: Linde, Im: 1 St. 4. Kl. — 0,6,
1 St. 5. Kl. — 0,5.
Schnittholz: Kiefer, Im: 2 Stück
2. Kl. — 2,6; ſonſtige Stämme:
Kiefer, fm: 6 St. 1. Kl. — 15,2, 52
St. 2. Kl. — 8,9, 58 St. 3. Kl. — 51,9,
6 St. 4. Kl. — 4,1.
Die Laubholzſtämme werden am
28. 7., die Kiefern am 29. 7.
ausge=
boten. Das Stammholz iſt vorher
ein=
zuſehen. Die Kiefern ſind geſchält.
Num=
mernverzeichniſſe ab 19. ds. Mts. hier
erhältlich gegen Gebühr von 1. Mk.
Aus=
kunft erteilen die Herren Förſter
Vög=
lin auf dem Unteren und Olff auf dem
Oberen Königſtädter Forſthaus ſowie
unterzeichnete Behörde.
(10250
Jagdſchl. Mönchbruch, den 12. Juli 1926.
Forſtamt Mönchbruch.
Am Freitag, den 16. Juli 1926,
vorm. 10 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokal Bleichſtr. 40
ge=
pfändete Gegenſtände aller Art
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung, insbeſondere:
Uhren, Warenſchränke, Laden=
Ein=
richtungsgegenſtände, Schreibmaſch.,
1 großes Reißzeug, 1Gasherd, Möbel
aller Art, 1 Kaſſenſchrank, 1
Mauſer=
flinte, 1 Partie Liköre, 1
Ziehharmo=
nika, 1 Pferd u. a. m.
(10257
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Bender
Stellv. des Ger.=Vollz. Jungermann
in Darmſtadt.
Martinſtr. 14, b. A.
v. Heſſert, möbl.
Man=
ſard.=Zim. 20 ℳ exkl
Bedien. ,el. L. (*18399f.
Schlafſtelle zu verm.
Nd.=Ramſtädterſtr. 3, II.
(*18455
Saalbauſtr. 67,
Gar=
tenh., Wohn=u. Schlaf
zim. z. verm (*18413
I. 10231
Den zartesten wie farbigen deweben
Gib mit IUX Seifenflocken neues
LUK Seifenflocken ſind kein
Seifenpulver, ſondern das edelſte
Reinigungsmittel für Seide, Wolle
und alle feinen Gewebe. Leicht
dringt der milde Schaum der LUX
Seifenflocken in die feinen Poren
der Gewebe und löft ohne Reiben
allen Staub und Schmutz. LUK
Seifenflocken erhalten ſelbſt den
empfindlichſten Stoffen ihre
ur=
ſprüngliche Schönheit und
Farben-
pracht.
Doppelpackung 90 Pfg.
Normalpackung 50 Pfg.
Eine Hand voll LUX
Seifenflocken,
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löſt im Waſchkessel,
wirkt Wunder, EUX
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Original- Schachteln
FIFENFLOCKEN
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werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30
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Seſte 8
Nummer 194
Die „Falken”
Der Sokolkongreß in Prag — ein Feſt des tſchechiſchen Staates.
Von unſerem Prager Korreſpondenten.
B. Prag, Juli 1926.
Als die Aufgaben der tſchechiſchen Turnergemeinſchaft „
So=
kol” (Sokol — Falke) hat deſſen Schöpfer, Dr. Tyrs, der Profeſſor
an der tſchechiſchen Karls=Univerſität war, die körperliche und
ſittliche Hebung des geſamten tſchechiſchen Volkes bezeichnet, die
Erziehung zur Brüderlichkeit und Liebe. In der Tat ſtellt der
im Jahre 1861 in Prag nach deutſchem Vorbilde und über
An=
regung des deutſchen Turners Heinrich Fügner — der ſpäter
Vorſitzender des Sokol wurde — gegründete Verein heute nach
außen eine Gemeinde dar, die keiner politiſchen Partei angehört
und, wie von tſchechiſcher Seite immer wieder betont wird, „
ledig=
lich das Wohl des nationalen Ganzen ohne Rückſicht auf das
Sonderintereſſe der politiſchen Parteien oder einzelner Klaſſen
und Stände bezweckt”. Wenn in der Regel auch dieſe Linie
ein=
gehalten wird, ſo darf dennoch nicht außeracht gelaſſen werden,
daß der Sokol gerade jene Kreiſe in ſich vereinigt, die als
Trä=
ger des tſchechiſchen Nationalismus jeweils in den vorderſten
Reihen jener Truppen marſchieren, die ſich die Eroberung der
deutſchen Gebiete an den Grenzen des Staates zum Ziele geſetzt
haben. Zu deutlich noch ſind die Ausflüge der Sokoln nach
Deutſchböhmen in Erinnerung; ſie dienten der Tſchechiſierung
dieſer Gaue und der „moraliſchen Stärkung” der auf Koſten
ent=
laſſener deutſcher Staatsangeſtellten in deutſche Städte und
Be=
zirke verſetzten tſchechiſchen Beamten. Damit hat ſich der Sokol/
als Hilfstruppe jenen politiſchen tſchechiſchen Parteien zur
Ver=
fügung geſtellt, die das deutſche Element in ihrem Staate
ſyſte=
matiſch bekämpfen; ſeine angeblich „unpolitiſche” Einſtellung
er=
fährt noch eine ſchärfere Beleuchtung durch die Tatſache, daß er
kürzlich die Trennung der Kirche von der Schule verlangt und
dem Klerikalismus den ſchärfſten Kampf angeſagt hat. Die
Su=
detendeutſchen geben ſich keiner Täuſchung darüber hin, daß die
im Sokol vereinigten 600 000 Tſchechen die Kampftruppe bilden,
auf die ſich der tſchechiſche Nationalismus ſtützt; auch die
An=
hänger des Fascismus in der Tſchechoſlowakei wiſſen die
Sokol=
bewegung zu ſchätzen, und ſie ſorgen in geſchickter Weiſe dafür,
daß die Verbindungen mit dieſer Zentrale nationaler Kraft und
Diſziplin nicht erkalten . . .
Unſtreitig und in mancher Beziehung beachtlich iſt der
Er=
folg des nunmehr zu Ende gegangenen Kongreſſes der Sokoln in
Prag. Er war eine ſo kraftvolle Verſinnbildlichung des
natio=
nalen Gedankens, daß auch der Deutſche mit Achtng vor dieſer
Offenbarung des geeinigten Willens eines ſlawiſchen
Volks=
ſtammes geſtanden iſt, vor dieſer impoſanten Kundgebung, die
aus der Hauptſtadt der Tſchechoſlowakei ein Heerlager der zu
Hunderttauſenden erſchienenen tſchechiſchen Turner aus dem In=
und Auslande gemacht hat. Wer in den Tagen des Feſtes durch
die Straßen dieſer Stadt geſchritten iſt, der konnte ſich des
ge=
waltigen Eindrucks nicht erwehren, daraus Buntheit,
Begeiſte=
rung und Lärm auf ihn eingeſtürmt iſt. Grenzenloſer Jubel hat
der auch ſonſt gern in Farben prangenden Stadt ein
unvergleich=
liches Ausſehen gegeben, ſo daß die Tage des Kongreſſes einen
Rahmen erhielten, der gleich reich, gleich impoſant nie vorher die
Prager im Bann gehalten hat. Es iſt nicht ein Feſt der
natio=
nalen tſchechiſchen Turnerſchaft allein geweſen: der Kongreß der
Sokoln iſt zu einem Feſt des tſchechiſchen Staates geworden, bei
dem hoch und nieder in den brauſenden Tagen ſlawiſcher
Ver=
brüderungsſzenen „Mütterchen Prag” neu und wunderbar
er=
lebt hat.
Gegen zweihunderttauſend Teilnehmer aus aller Welt waren
in Prag eingetroffen: aus Amerika, England, Deutſchland,
Oeſterreich, Frankreich, Rußland, Serbien, Polen uſw. brachten
die Züge die Scharen der Kongreßgäſte, die einer bunten Woge
Donnerstag, den 15. Juſi 4926
gleich in die Straßen der geſchmückten Stadt einbrachen. Auf
dem Stadion war eine Welt für ſich entſtanden, und es zeugt für
nicht gewöhnliche Organiſationsbefähigung der Leiter der
Rieſen=
veranſtaltung, daß bei den Vorführungen alles nach Programm
verlief. Es turnten an den Haupttagen vor einer unüberſehbaren
Menſchenmenge, die ſich auch durch das unſichere Wetter nicht
hatten abhalten laſſen, je 30 000 Perſonen, 15 000 Männer und
ebenſoviele Frauen. Das Sonntagsprogramm begann mit einer
Wallfahrt zu den Gräbern des deutſchen Sokols Fügner und des
tſchechiſchen Sokolvorkämpfers Tyrs, der ſich die Uebergabe der
Gräber jugoſlawiſcher Soldaten an den Vertreter von S.H.S.
anſchloß, worauf eine Wallfahrt zum Grabe des unbekannten
Soldaten auf dem Altſtädter Ring erfolgte und danach die
Un=
abhängigkeitsfeier der amerikaniſchen Tſchechoſlowaken. Am
Nach=
mittag gelangte auf dem Stadion eine ſymboliſche Turnſzene
„Die Stadt der Sonne” zur Aufführung, während das für den
Abend angeſetzte Feſtſpiel „Brüderliches Slawentum” auf der
Moldau wegen ſchlechter Witterung abgeſagt wurde. Am
Mon=
tag empfing der Präſident der Republik die ausländiſchen Gäſte
und Sokoln in der Burg. Am ſpäten Vormittag erfolgte auf dem
Altſtädter Ring die Niederlegung eines Kranzes am Denkmal
des Magiſters Jan Hus; der Nachmittag brachte neben
Uebun=
gen der tſchechiſchen Sokoln aus Nordamerika die Vorführung
der Szene „Wo iſt meine Heimat?” Am Dienstag erreichten die
Feſtlichkeiten ihren Höhepunkt mit dem Umzug der Sokoln durch
die Stadt Prag und mit einer Feier des Magiſters Hus auf dem
Altſtädter Platz in Anweſenheit des Präſidenten der Republik
und der Regierung. (Die Feier des Hustages im Vorjahre hat
wegen der Teilnahme der Regierung zu einem Konflikte mit dem
Vatikan geführt, in deſſen Verlauf der vatikaniſche Vertreter
Monſignore Marmaggi von ſeiem Poſten abberufen wurde. Im
heurigen Jahre hat die Regierung wohl wieder offiziell an den
Husfeierlichkeiten teilgenommen, vorher aber erklären laſſen, daß
die Feierlichkeiten nicht dem antikatholiſchen Magiſter Hus,
ſon=
dern dem Vorkämpfer des tſchechiſchen Nationalgedankens gelten.)
Mit den üblichen turneriſchen Vorführungen, Kampfſpielen und
Verbrüderungsſzenen ſchloß der offizielle Teil des Kongreſſes.
Die inoffiziellen Feſtlichkeiten haben Fahnen=, Lichter= und
Blumenſchmuck der Stadt noch einige Tage erhalten ..
Auf eine geradezu ſelbſtverſtändliche Art haben die Tſchechen
die Heerſchau des nationalen Gedankens in Reinkultur zu einem
Jubelfeſt ihres Staates gemacht. Welche andere Nation vermag
es ihnen gleichzutun? Der tſchechiſche Sokol iſt deutſchem
Muſter entſprungen und hat ſich zu einer Macht
aufge=
ſchwungen, die Achtung gebietet und ſo tief Wurzel gefaßt hat im
Volk, daß auch der heftigſte Sturm ſie nicht mehr zerſtören kann.
Wo iſt der deutſche Lehrer geblieben, und wo
ſteht der tſchechiſche Schüler?
Briefkaſien.
G., hier. Durch die neue Steuergeſetzgebung iſt das Prinzip des
Bankgeheimniſſes in entſcheidender Weiſe im Intereſſe einer ſteuerlichen
Erfaſſung der Einkommen und Vermögen durchbrochen worden. Nach
der Reichsabgabenordnung beſteht eine Verpflichtung der Bank, ſich bei
Eröffnung eines Kontos, der Annahme von Wertſachen zur
Hinter=
legung und der Ueberlaſſung eines Schließfaches über die Perſon des
Verfügungsberechtigten zu vergewiſſern und Namen und Wohnung
des=
ſelben genau einzutragen; wenn dieſe Vorſchrift verletzt iſt, können
Ver=
fügungen ſeitens des Bankkunden über die in Betracht kommenden
Ver=
mögenswerte nur mit Zuſtimmung des Finanzamtes erfolgen. Die
Vor=
ſchrift iſt durch die Androhung ſteuerlicher Regreßanſprüche und Strafe
geſichert. Ferner kommt (8 177 R.Abg. O.) die Auskunftspflicht gegenüber
dem Finanzamt auch für Banken in Betracht. Ein bezüigliches
Verlan=
gen des Finanzamtes bedarf aber der Genehmigung des
Landesfinanz=
amtes. Dagegen iſt der vorübergehend eingeführte Depotzwang und die
Verpflichtung der Banken zur Einreichung der Kundenverzeichniſſe an
das Finanzamt beſeitigt. Zuſammenfaſſend iſt deshalb zu ſagen, daß
das Bankgeheimnis überhaupt in ſeiner alten Kraft noch nicht
wiederhergeſtellt iſt.
Nach Weiterſtadt. Ihre Anfrage wird am beſten und vollſtändigſten
die Landwirtſchaftskammer hier beantworten können.
H. H. Das Waſſergeld iſt, ſoweit der Monatsverbrauch 2½ Prox,
der Friedensmiete nicht überſteigt, in der geſetzlichen Miete inbegriffen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 15. Juli. 4.30: Konzert des Hausorch. Die
galante Zeit. Couperin: Gavotte in G=moll. „La bourbonaiſe‟.
Lully: Air du ſonge de Perſee. Menuet du Bourgeois
Gentil=
homme. — Rameau: Gavotte a. „Nais”. Tambourin. — Gretry;
„Lamant jaloux”. — Mattheſen: Air. — Händel: Gavotte. —
Dittersdorf: Deutſcher Tanz. — Haydn: Serenade a. d.
Streich=
quartett op. 3 Nr. 5. — Mozart: Ballettmuſik „Les petits Riens”
O 5.45: Leſeſtunde: Aus dem „Leben Friedrichs des Großen” von
Thomas Carlyle. O 6.15: Uebertr. v. Caſſel. Hans Budde: „Die
Weſtküſte Norwegens”. O 6.45: Vortr. Dr. Boßhard=Marburg:
„Die Wohltätigkeitsmarken der Schweiz: Pro Juventute.” Sprecher:
es Südweſtdeutſchen Radio=Clubs:
— Offenbach: Ständchen a. „Goldſchmied von Toledo”. — Joh.
Strauß: Ouv. „Eine Nacht in Venedig”. Treu ſein das liegt mir
nicht a. „Eine Nacht in Venedig”. — Lehar: Gern hab ich die
Fraun geküßt a. „Paganini”. Hab ein blaues Himmelbett a.
„Frasquita”. Potp. „Die blaue Mazur”. — Ausf.: Richard
Riedel (Tenor). Mitw.: Hausorch. — Anſchl.: Tanzmuſik (von
Berlin) bis 12 Uhr.
Stuttgart.
Donnerstag, 15. Juli. 4.15: Konzert. Urbach: Fliegermarſch.
Waldteufel: Jugendträume. — Auber: Ouv. „Der Feenſee‟
— Weinzierl: Maienwonne. — Yoſhitomo: Jap. Kirſchblütenfeſt,
Einlagen: Trudy Riffler (Sopran). — Nevin: Frühlings=
„Ich hatte einſt ein ſchönes
ſchalk: Völkerbund und internationale Schiedsgerichtsbarkeit. O 6.45:
Aerzte=Vortrag: Hauterkrankungen u. Allgemeinerkrankungen. O 7.15:
Schach. O 8: Konzert. Mitw.: W. Kuron (Harm.), A. Indig
(Violine). Elert: H=moll=Sonate. — Windſperger: Violinſonate
mit Orgelbegleitung. — Boſſi: Stunde der Weihe. — Noren:;
Paſtorale. Aria. O 9.30: Amerikaniſcher Humor: „Mitw.: Elſe
Domberger (Pforzheim), Dr. Elwenſpoek. Aus den Werken von
Mark Twain und Poe.
Berlin.
Donnerstag, 15. Juli. 6: „Gymnaſtik”. O 12: Viertelſtunde
für den Landwirt. O. 4: Oberreg.=Rat Dr. Heſſe: „Was vll
der Laie von der Hypnoſe wiſſen?‟ O 5: „Im Volkston”. Ltdes
und Zwiegeſänge zur Laute. Pony Jaeckel (Sopran) und Bertholß
Reißig (Bariton). 24 Darbietungen. O 7: Dr. Schaedle: „
Ver=
luſtquellen in der techniſchen Arbeit”, G 7.25: Ernſt Lemmer M.
d. R.: „Die Bedeutung der Handelsverträge für die
Arbeitnehmer=
ſchaft”, O 7.55: Th. Kappſtein: „Eine Mittelmeerfahrt (Athen).
O 8.30: „Nach Feierabend”. (Funk=Orch.) Mendelsſohn: Ouv.
„Heimkehr aus der Fremde‟. — Abt: Die ſchönſten meiner Lieder.
Mein Himme auf der Erden. — Ries: Himmliſche Zeit. Kein”
Sorg” um den Weg. Dirk Magre (Baß). Am Flügel: Artur
Andrae. — Graener: Waldmuſik. (Orch.) — Verglüht ſind ſchon
die Sterne, Volkslied. — Kiſchner: Die grünen Jäger. — Der
Jäger aus Kurpfalz, Volkslied. — Fr. Wagner: Im ſchönſten
Wieſengrunde. — Fr. Maier: Wie die wilde Roſ” im Wald. —
In einem kühlen Grunde, Volkslied. (Berliner Soloquartett). —
Niemann: Deutſches Waldidyll. (Orch.) — Beethoven: Abendlied,
— Kuhlau: Nachtlied. (Soloquartett). — Franz: Stille Sicherheit.
Nun die Schatten dunkeln. (Dirk Magre, Baß). — Volkmann:
Serenade Nr. 2 (F=dur). (Orch.) 10.30: Tanzmuſik (Kapelle
Kermbach).
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 15. Juli. 3: Prof. Dr. Amſel
und Oberlehrer Weſtermann: Einheitskurzſchrift. O 3.30:
Miniſterial=
rat Dr. Richter: Die wirtſchaftliche Bedeutung der Leibesübungen.
O 4: Oberlehrer Conrad: Der Blindenunterricht. O 4.30: Mitt.
des Zentralinſtitutes. O 5: Mizi Donner: Wäſcheſchmuck und
Merkzeichen.
Ghinenbau-Anstalt u. Dampfkessetfabrik Aktiengesellschaft Darmstadt
Ha
vormals Veunleth & Ellenberger und Göhrig & Leuchs, Darmstadt
Bilanz per 14. Februar 1926
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Aktira
Immobilien:
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a) Grund und Boden
Bestand . .
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Außenstände ..... . . . . . . . . .
Warenvorräte und Halbfabrikate . . . .
Gewinn- und Verlust-Konto
Rd Betrag HabenBetrag Abschreibungen
„
Reingewinn einschl. Vortrag aus 1925 .. + 9. Vortrag per 15. 2. 1925 „
Bruttogewinn nach Abzug aller Unkosten N 3 ℳ S 14898
33 283 58
85 9976 21
38 206 22. 48182/ 43 48 182/ 43
Die Dividende für das Geschättsjahr 1925/26 wurde durch den Beschluß der heutigen Generalversammlung auf 5 %
festge-
setzt und wird bezahlt gegen Einlieferung des Gewinnanteilscheines No. 7 für das Geschäftsjahr 1925/26 mit Mk. 15.— unter
Ab-
zug von 10% Kapitalertragssteuer bei unserer Gesellschaftskasse in Darmstadt, bei der Darmstädter- und Nationalbank, Kom.--
Ges. auf Aktien, Darmstadt, oder deren Zweigniederlassungen, ferner bei den Bankgeschäften J. L. Finck, Frankfurt am Main,
J. Ph. Kessler, Frankfurt am Main.
Darmstadt, den 13. Juli 1926.
Maschinenbau-Anstalt und Dampfkesseifabrik, Aktiengesellschaft, Darmstadt
vormals Venuleth & Ellenberger und Göhrig & Leuchs, Darmstadt.
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Donnerstag, den 18. Juſi 1926
Nummer 194
Seite 9
Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Ein ſchwerer Junge feſtgenommen.
Feſtgenom=
men wurde der Schreiber Rudolf Heun, der einen ſchweren
Einbruchs=
diebſtahl in der Allerheiligenſtraße ausgeführt und dabei 20 Anzüge und
3 Mäntel geſtohlen hat. Die Beute hatte er einem Hehler in
Ver=
wahr gegeben, ſodaß ſie jetzt wieder herbeigeſchafft werden konnte. —
Maſſenſchlägerei. In der Montag=Nacht, kurz nach 1 Uhr,
ent=
ſtand in der Einhorngaſſe eine große Schlägerei, an der ſich etwa 40—50
Perſonen beteiligten; u. a. wurde eine Frau ſchwer verletzt, ſodaß ſie
ärztliche Hilfe in Anſpruch nehwen mußte. Als die Polizei auf der
Bild=
fläche erſchien, ergriffen die Radauhelden die Flucht. —
Selbſtmord=
berſuch auf dem Friedhof. Auf dem hieſigen Hauptfriedhof
wurde am Montag morgen gegen 9 Uhr ein 70 Jahre alter Privatier
„mit einer Schußwunde am Kopf, die er ſich ſelbſt mit einem Revolver
beigebracht hatte, ſchvververletzt aufgefunden. Ueber das Motiv der Tat
konnte bis jetzt noch nichts feſtgeſtellt werden. Da er noch Lebenszeichen
von ſich gab, wurde er in das Bürgerſpital eingeliefert. —
Zoll=
ſchwindel. Vor ganz kurzer Zeit wurde in der Preſſe auf einen
Schwindler hingewieſen, der bei Frauen vorſpricht mit einem Paket an
der Hand und ſich als Beauftragter des Zollamtes bezeichnet. Er erklärt,
daß er den Auftrag habe, dieſes Paket, das von einer Verwandten aus
Amerika eingegangen ſei, gegen eine Gebühr auszuhändigen. Der
Schwindler iſt noch nicht gefaßt worden. Er hat erneut am Montag
vormittag im Sandweg bei einer Frau ſeinen Trick mit Erfolg
ange=
wandt und ſich eine Gebühr von 9,80 Mk. zahlen laſſen. In dem Paket
fand die Betrogene ein Fläſchchen mit Waſſer und einen alten, aus der
Inflationszeit ſtammenden Tauſendmarkſchein. Es handelt ſich um
einen großen, ſchlanken, gutgekleideten Maan mit braunen Augen und
gelben Zähnen. Er gab an, vorige Woche im Baumweg ebenfalls ein
Paket abgeliefert zu haben. Das Publikum wird erneut vor ihm
ge=
warnt und beſonders darauf hingewieſen, daß Pakete vom Zollamt
niewals ausgetragen werden. — Zurückgenommene
Beru=
fung. Das erweiterte Schöffengericht verurteilte anfangs Mai den
verantwortlichen Redakteur der „Frankfurter Poſt” Norbert Bruchhäuſer,
wegen übler Nachrede zu 250 Geldſtrafe und Publikation des Urteils.
Bruchhäuſer hatte in einem Artikel unter der Ueberſchrift „Was geſchieht
mit Polizthauptmann Heinrichs” dem Polizeihauptmann unkorvektes
Verhalten vorgeworfen, insbeſondere, daß er zur Unterſtützung
demon=
ſtrierender Reichsbannerleute die Verhaftung eines Uhrenräubers
ver=
hindert habe. Die Gerichtsverhandlung ergab, daß ſich der
Polizeihaupt=
mann, der inzwiſchen nach Stettin verſetzt wurde, damals richtig
ver=
halten habe und es wurde mildernd berückſichtigt, daß der Beſchuldigte
falſch unterrichtet worden ſei. Gegen dieſes Urteil legte der Angeklagte
Berufung ein und es ſollte am 15. Juli in dieſer Sache vor der
Straf=
kammer verhandelt werden. Dieſe Berufung wurde aber jetzt
zunück=
genommen und das Urteil hat Rechtskraft erlangt.
Ein rabiater Hausbeſitzer.
km. Ludwigshafen. Ein hieſiger Hausbeſitzer begab ſich, mit
einem Beile bewaffnet, in die Wohnung eines Mieters. Zunächſt hängte
er die Küchentür aus und entfernte ſie aus der Wohnung. Als er
dann die Zimmertür entfernen wollte, ſuchte dies die allein anweſende
Frau des Mieters zu verhindern. Es kam zu einem Geraufe, wobei
die Frau von dem Hausbeſitzer einen Schlag mit dem Beil
auf den Kopf erhielt. Bei dem Verſuch, dem erregten Hausherrn
das Beil zu entreißen, erhielt die Frau noch weitere Verletzungen an
den Händen und am Oberkörper. Die Polizei beendete den Vorfall,
deſſen Urſache Mietsſtreitigkeiten ſind.
* Germersheim.
Weitere Einzelheiten.
km. Karlsrühe. Der Germersheimer Berichterſtatter des
„Rarlsruher Tagblattes” bringt über die Schändung der deutſchen
Fahnen und Störung der deutſchen Totenfeier durch Angehörige, der
franzöſiſchen Beſatzung noch folgende Einzelheiten: Die offizielle
deutſche Reichsflagge Schwarz=Rot=Gold war am Vorabend des Feſtes
auf dem Weißenburger Tor, in dem ſich die Reichsvermögensſtelle be=
„findet, amtlich gehißt worden. Dieſe Flagge wurde von franzöſiſchen
Soldaten ebenſo, wie A bayeriſche, von der Stadtverwaltung an
Flag=
genmaſten aufgezogene, neu angeſchaffte Fahnen, heruntergeriſſen. Bei
der Totenehrung an dem in der Nähe der franzöſiſchen Kommandantur
gelegenen Kriegerdenkmal ſtellten ſich franzöſiſche Offiziere und
Unter=
offizieresoſtentativ an die Tür des das Denkmal umſchließenden Gitters
als ſich die Abördnung zur Niederlegung des Kranzes nahte, ſo daß
der Kranzträger gezwungen war, über das Gitter zu ſteigen, nachdem
die franzöſiſchen Militärs keine Anſtalten machten den Eingang
frei=
zugeben, vielmehr eine drohende und herausfordernde Haltung
an=
nahmen. Während ſich unter den Klängen des Chopinſchen
Trauer=
marſches die Fahnen der Kriegervereine und Veteranenabordnungen
zur Ehrung der Gefallenen ſenkten, lachten und ſchwatzten die
fran=
göſiſchen Offiziere möglichſt laut, um auch auf dieſe Weiſe die
Toten=
feier zu ſtören. Beim Aufſtellen des Feſtzuges drängte ſich ein
fran=
zöſiſcher Offizier in Begleitung von etwa 15 franzöſiſchen Soldaten, die
Fähnchen in den franzöſiſchen Farben in den Händen trugen, zwiſchen
die Feſtzugteilnehmer. Der hinter dem franzöſiſchen Trupp
marſchie=
rende größere Teil des Feſtzuges bog bei der nächſten Straßenſeite ab
und nahm einen im Programm nicht vorgeſehenen Weg zum Feſtplatz;
als die Franzoſen dies bemerkten, ſchnitten ſie ihm auch dieſen Weg ab
und wußten es ſo einzurichten, daß ſie ſich an die Spitze des Zuges
ſetzen konnten. Der Trupp, der inzwiſchen auf 70—80 Mann
ange=
wachſen war, zog nunmehr, franzöſiſche Fähnchen ſchwingend, unter
fort=
geſetztem Spektakel und unter Verhöhnung dem Feſtzug bis zum
Feſt=
platz voraus. Während des Feſtzuges ſchütteten die Franzoſen aus
dem Fenſter eines Hauſes Waſſer auf den Feſtzug, wodurch mehrere
Feſtzugteilnehmer und Zuſchauer durchnäßt wurden. Ein franzöſiſcher
Soldat ſpie ſogar die im Feſtzug mitgeführte Bundesfahne des
Pfäl=
giſchen Kriegerbundes an. Der erſte Bürgermeiſter, der ſelbſt am
Feſtzug teilgenommen hatte, begab, ſich ſofort zur franzöſiſchen
Platz=
kommandantur, ſchilderte das Verhalten der franzöſiſchen
Beſatzungs=
truppen und erſuchte unter Hinweis auf die Gefahr von
Zuſammen=
ſtößen um ſofortige Abhilfe. Dieſe wurde auch zugeſagt, jedoch wurde
die Zuſage nicht verwirklicht, obwohl ſchon jeder der einzelnen
zahl=
reichen Offiziere, die Augenzeugen der ſchweren Ausſchreitungen ihrer
Truppen waren, hätten Einhalt gebieten können. Da die Erregung der
Feſtteilnehmer, ſowie der ganzen Einwohnerſchaft durch die Haltung der
franzöſiſchen Truppen auf das Höchſte geſtiegen war, entſchloß ſich die
Feſtleitung, die Feier abzubrechen, um die ſonſt unausbleiblichen
Zu=
ſammenſtöße zu vermeiden. Das Verhalten der franzöſiſchen
Kommando=
ſtellen, die, entgegen einer unrichtigen, in der Berliner Preſſe
ver=
öffentlichten Darſtellung, ſich bis jetzt noch nicht entſchuldigt haben, iſt
um ſo unerhörter und ungeheuerlicher, als der Feſtleitung vor dem
Feſt auf Anfrage ausdrücklich zugeſichert worden war, daß dem
Krieger=
tag keinerlei Schwierigkeiten in den Weg gelegt würden, und erſt auf
Grund dieſer beſtimmten Zuſicherung der maßgebenden franzöſiſchen
Stelle die Feier abgehalten wurde.
Verhaftete Spritſchmuggler.
km. Speyer. Der Fahndungsabteilung der Zollſtelle Frankfurt
am Main gelang es, dem hieſigen Amtsgericht drei Spritſchmuggler aus
Schifferſtadt zuzuführen. Der Laſtwagen, mit dem ſie ihre
Schmuggel=
dare beförderten, erlitt hier einen Achſenbruch, wodurch die Schmug=
Reler an den Tag kam. Als Hauptbeteiligter wurde noch ein gewiſſer
olbenſchlag aus Landau feſtgenommen. Der bereits verſchmuggelte
rit — mehrere Taufend Liter — konnte bei einer Ludwigshafener
Spedition beſchlagnahmt werden.
Zum Abſturz des franzöſiſchen
Militär=
flugzeuges bei Fürth.
TU. Nürnberg. Die von unbekannter Seite verbreitete
Nach=
richt, daß es ſich bei dem am Dienstag abend abgeſtürzten Flugzeug in
der Nähe des Flughafens Fürth um eine Maſchine des internatignalen
Luftverkehrs handelt, trifft nicht zu. Die vernichtete Maſchine war, wie
Fachleute einwandfrei feſtſtellten ein Typ eines militäriſchen, bzw. eines
Kampfflugzeuges und mit allen techniſchen Einrichtungen verſehen, die
es zu einem ſolchen ſtempelten. So fand man u. a. ein verſenkbares
„Pivot” für das Maſchinengewehr und die Trommel zur Aufnahme der
Maſchinengewehrmunition, ebenſo ſämtliche Inſtrumente für die
militä=
riſche Beobachtung, jedoch keine Armierung. Herſteller iſt die Firma
Loire u. Olivier in Levallois=Pernet an der Seine. Das Flugzeug
war ein Doppeldecker mit zwei Propellern und zwei Motoren rechts und
links zu je 420 PS und 1700 Touren und Preßluftanlage. Breite 23,5
Meter, Länge 13,10 Meter, Höhe 2.10 Meter. Das Eigengewicht wurde
mit 2916 Kilogramm feſtgeſtellt. Das Geſamtgewicht, einſchl. Nutzlaſt,
Beſatzung, Benzin und Oel, beträgt 4800 Kilogramm. Die Motoren
waren ein Erzeugnis, der Firma Gnome u. Rhode, Typ Jupiter 9AB.
Aus den Aeußerungen der Flieger war zu entnehmen, daß auf dem
Flugplatz Fürth eine Zwangslandung infolge Benzimmangels
vorge=
nommen worden war. Laut Flugplan war der direkte
Beſtimmungs=
ort Belgrad mit Zielrichtung Konſtantinopel. Der Beobachter im
Flugzeug, ein Meteorologe Val, von der Flugwetterwarte in Paris,
gibt an, daß im Auftrage der franzöſiſchen Regierung ein Probeflug
von Paris nach Konſtantinopel ausgeführt, und daß nach erfolgter
Ab=
nahme der Maſchine dieſe dem internationalen Lufwverkehr dienen
ſollte. Dieſe Angabe war zweifellos unrichtig, da aus der Konſtruktion
niemals ein Verkehrsflugzeug gebaut werden kann. Man geht kaum
fehl in der Annahme, daß es ſich um einen neuen Typ eines
franzö=
ſiſchen Kampfflugzeuges handelt, das lediglich militäriſchen Zwecken
dient, um ſo mehr, als der hier befindliche Flugſchein beineswegs in
Ordnung iſt. Der Flugzeugführer de Lamotte, der beim Abſturz
her=
ausgeſchleudert wurde, erlitt nur geringe Hautabſchürfungen. Der
Beobachter Val erlitt Verbrennungen zweiter und dritter Klaſſe im
Geſicht und an beiden Händen. Lebensgefahr beſteht bei beiden nicht.
Durch die amtlichen Unterſuchungen konnten numehr auch die Namen
der bei dem Unglück verbrannten Inſaſſen des franzöſiſchen
Militär=
flugzeuges feſtgeſtellt werden. Es handelt ſich um den Mechaniker Joſef
Régnier eus St. Dié und den Mechaniker Armand Anſahin aus
Rouvrah. Der Flugzeugführer de Lamotte und der Meteorologe Val,
beide aus Paris, ſind im Krankenhaus Fürth umergebracht und befinden
ſich außer Lebensgefahr.
Dauerflug mit einem Junkers=Flugzeug.
TU. Berlin. Die amerikaniſchen Weltreiſenden Wells und
Evans, die die Erde i einer Rekordzeit zu umreiſen verſuchen, find,
nachdem ſie nach Ankunft in Deutſchland in einem Sonderflugzeug der
„Deutſchen Lufthanſa” von Magedburg nach Königsberg und vom dort
mit einem Flugzeug der „Deruluft nach Moskau gelangt waren, in
einem ruſſiſchen Junkers=Flugzeug unter Führung des Piloten Kopyloff
nach Omsk geſtartet. Nach einem 11ſtündigen Dauerrekord=Flug über
1120 Kilometer erreichten ſie Krasnoufimſk. Von dort geht der Flug
weiter nach Omsk um dort den Expreßzug nach Charbin zu erreichen.
Die Leiſtung des Fugzeuges iſt um ſo beachtenswerter, als dieſes bereits
ſtarken Beanſpruchungen unterworfen worden iſt. Es hat einige 10 000
Kilometer in Propaganda= und Rundflügen zurückgelegt, wobei es den
verſchiedenſten Witterungsbildungen ausgeſetzt war.
Schwere Bluttat in Hamburg.
o. Berlin. In der verganenen Nacht fanden Pollizeibeamke im
Hamburger Stadtpark den 21 Jahre alten Joachim Detlafſen mit
ſchwerer Bruſtverletzung ſterbend auf. Ein ſofort herbeigerufener Arzt
konnte nur noch den Tod feſtſtellen. Der Revieroberwachtmeiſter Heinze,
mit deſſen Tochter Detlefſen ein Verhältnis unterhalten hatte wurde
unter dem Verdacht, den jungen Mann erſchoſſen zu haben,
feſtge=
nommen.
Mit 17 000 Mark durchgebrannt.
DD. Berlin. Ein 42 Jahre alter Buchhalter, der bei der
Aktiengeſellſchaft für Filmfabrikation in Tempelhof angeſtellt war, iſt
ſeit Samstag abend ſpurlos verſchwunden, nachdem eine
un=
verhoffte Reviſion der Bücher einen Fehlbetrag von 17000 Mark ergab.
* Haftungsfragen bei einem herabſtürzenden Firmenſchülde.
Am 8. März 19229 ſtürzten bei einer Firma in K. infolge eines
orkanartigen Sturmes zwei Torpfeiler ein, welche die Toreinfahrt zum
Lagerplatz begrenzten. Das über den Pfeilern mit zwei Stabeiſen
an=
gebrachte Firmenſchild wurde heruntergeriſſen und traf den Ehemann
der Klägerin, der im Dienſte der Firma ſtand und in dienſtlicher
Ver=
richtung zum Lagerplatz gehen wollte, ſo unglücklich, daß er an den
da=
bei erlittenen Verletzungen ſtarb. — Landgericht Krefeld und
Ober=
landesgericht Düſſeldorf haben die auf Leiſtung von Schadenserſatz
ge=
richtete Klage der Witwe des Verunglückten abgewieſen. Die von der
Klägerin beim Reichsgericht eingelegte Reviſion iſt ohne Erfolg
ge=
blieben und zurückgewieſen worden. Die Abweiſung erfolgte mangels
des Beweiſes eines urſächlichen Verſchuldens der Beklagten oder ihrer
Beauftragten. Das Oberlandesgericht ſtellt zwar feſt — ſo wird in den
reichsgerichtlichen Entſcheidungen ausgeführt, daß die Baufirma E. u. F.
das Firmenſchild im Auftrage der Beklagten auf den Torpfeilern
an=
gebracht habe und daß durch dieſe Anbringung die Standhaftigkeit der
Torpfeiler beeinträchtigt worden ſei. Es fieht jedoch den arſächlichen
Zuſammenhang zwiſchen der fehlerhaften Anbringung und dem Unfall
nicht für erwieſen an, ſodaß die 88 69 HGB., 278 BGB., nicht zur
An=
wendung kommen konnten. Denn der Sturm, welcher am Unfalltage
in Kaldenkirchen herrſchte, hat eine ganze Reihe von ordnungsmäßig
errichteten Gebäuden ſchwer beſchädigt, ſodaß die Vermutung nicht
ge=
rechtfertigt iſt, daß der Unfall auf die Anbringung des Schildes
zurück=
zuführen ſei. Der Vorwurf der Reviſion, daß das Oberlandesgericht
gegen die Grundſätze über die Verteilung der Beweislaſt verſtoßen habe,
iſt nicht gerechtfertigt. (Aus den „Reichsgerichtsbriefen” Karl Mißlack,
Leipzig, Kochſtraße 76.)
eppelins Wert-Volkstvert
Zeit
Echterdingen
iſt
Namit es das Gleibef gib für dſe
V zeppelin; Eckener-Spende.
Beiträge nimmt entgegen der
Orts=
ausſchuß. Wo ein ſolcher nicht
vor=
handen, zahle man ein bei den
bffentlichen Kaſſen, Banken oder
auf Poſtſcheckkonto Stuttgart 5845
Förderung der techniſch wiſſenſchaſtlichen Korſchung.
Entſchkießung des Deutſchen Verbandes technifch=wiſſenſchaftlicher
Vereine.
Die gegenwärtige wirtſchaftliche Kriſis, die ihren lähmenden Druck
auf alle Entſchließungen der Staatsregierungen und der privaten
Wirtſchaftskreiſe ausübt, darf keinesfalls den Anſtoß dazu bieten, die
wiſſenſchaftliche Ausbildung des akademiſchen Nachwuchſes unter der
Not der Zeit leiden zu laſſen. Vor allem muß die freie, objektive
For=
ſchung auf wichtigen techniſch=wiſſenſchaftlichen Gebieten, die uns den
Ausblick auf eine fortſchrittliche Entwicklung unſerer Erkenntnis
ge=
währen, mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln gefördert werden. Das
Ergebnis der Studienreiſen, die einzelne Vereine des Deutſchen
Ver=
bandes von berufenen Fachleuten in das Ausland unternehmen ließen,
gipfelt in der Tatſache, daß die deutſche techniſch=wiſſenſchaftliche
For=
ſchung unbedingt ihre in der Vorkriegszeit bewährte Vielſeitigkeit und
Stoßkraft wiedererlangen muß, um im geiſtigen Wettkampf der Völker
den Anteil deutſcher Arbeit nicht in eine zweite Linie zurückdrängen zu
laſſen. Der Deutſche Verband bittet die Regierungen, es im Intereſſe
des deutſchen Anſehens und der Einſchätzung der deutſchen Kraft als
ihre beſondere Pflicht zu betrachten, dem Forſchungsdrange der
be=
rufenen Männer, die heute vielfach durch Lehraufgaben überbürder ſind,
die Möglichkeit zur ungehinderten Entfaltung zu bieten. Weder mit
Mitteln zur Durchführung wichtiger experimenteller
Forſchungsauf=
gaben, noch mit der Bereitſtellung wiſſenſchaftlicher Hilfskräfte darf
gerade jetzt geſpart werden, wo uns der geiſtige Fortſchritt am eheſten
über das drückende Bewußtſein unſerer materiellen Not hinwegſetzen
kann. Die Geſchichte der Technik lehrt in tauſend Einzelfällen, daß der
wiſſenſchaftliche Gewinn von heute, der weit entfernt von wirtſchaftlichen
Intereſſen errungen wurde, morgen der Grundſtein zu bahnbrechenden
Erfolgen unſerer wirtſchaftlichen Schlagfertigkeit werden kann.
Eine neue Kreditſtatiſtik der Sparkaſſem.
In ähnlicher Weiſe wie für das Jahr 1924 hatz der Deutſche
Spar=
kaſſen= und Giroverband auch für Ende 1925 eine Kreditſtakiſtik der
Spau=
kaſſen aufgeſtellt, deren Ergebniſſe jetzt vorliegen. Danach ſind von
ſämt=
lichen deutſchen Sparkaſſen an die Landwirtſchaft Kredite in Höhe vom
320,8 Mill. Reichsmark gegeben (gegenüber 217,6 Mill. Ende 1924). Die
Kredite an den gewerblichen Mittelſtand ſind von 697,1 Mill. (Ende
Februar 1925) auf 1103,5 Mill. Ende 1925 geſtiegen. Im Laufe des
letzten Jahres zeigen ſomit die Kredite der Sparkaſſen an Landwirtſchaft
und Mittelſtand einen Zuwachs von über einer halben Milliarde; ſie
betragen Anfang 1926 insgeſamt 1,424 Milliarden Reichsmark, oder 59
Prozent der geſamten Einlagen der Sparkaſſen. Dieſe Kredite ſind zu
72 Prozent durch hypothekariſche Sicherheiten gedeckt. Die Umwandlung
der hypothekariſch geſicherten Kredite in langfriſtige Darlehnshypotheken
macht weiter Fortſchritte. Bei der Landwirtſchaft verteilt ſich die
Kredit=
ſumme auf 230 223 Poſten, im Durchſchnitt ſtellt ſich alſo der Einzelkredit
auf 1346,6 Mk., beim Mittelſtandsgeſchäft wurden 389 731 Poſten
ge=
zählt; danach beträgt die durchſchnittliche Einzelſumme des Kredits
2831,6 Mk. Auch dieſe Ziffern liefern einen erneuten Beweis für die
Be=
vorzugung des Kleinkredits durch die Sporkaſſen. Gegenüber einem
Kreditkapital von 1,4 Milliarden nimmt ſich der Betrag der
Reichsbank=
kredite, den zu dem zum Berichtszeitpunkt die Sparkaſſen insgeſamt
zu=
gewieſen erhielten, in Höhe von ganzen 355,2 Millionen recht
gering=
fügig aus.
Schwerer Autvunfall.
Im. Waldkirch. Ein ſchwerer Autounfall ereignete ſich in
Sug=
gental. Der auf der Heimfahrt begriffene Bezirkstierarzt Dr.
Sel=
tenreich verlor die Herrſchaft über ſeinen Wagen, ſo daß dieſer mit
voller Wucht gegen eine Telegraphenſtange rannte, ſich mehrmals
über=
ſchlug und ſchließlich m einen Bewäſſerungsgraben ſtürzte. Paſſanten
konnten den Verunglückten nur noch als Leiche bergen.
Notlandung eines franzöſiſchen Luftverkehrsflugzeuges.
Im. Oehringen (Württemberg). Hier iſt ein Blériot=
Doppel=
decher der Internationalen Luftverkehrskompagnie in Paris
mieder=
gegangen. Der Pilot, auf dem Weg nach Prag begriffen, hatte nur
einen Paſſagier, einen türkiſchen Geſandſchaftsſekretär, bei ſich. Er
hatte bei dem unſichtigen Wetter die Orientierung verloren und mußte
notlanden, wobei das Flugzeug Beſchädigungen erlitt. Mach Prüfung
der Papiere konnten Pilot und Paſſagier zur Weiterfahrt die Bahn
benutzen, Das Flugzeng wurde durch Straßburger Monteure abmontiert
und zurückbefördert.
Warſchau — Millionenſtadt.
DD. Warſchau. Nach den letzten ſtatiſtiſchen Erhebungen beträgt
die Zahl der ſtändigen Einwohner der Stadt Warſchau 1015 946 Köpfe.
Damit iſt Warſchau in die Reihe der Millionenſtädte getreten. Die Zahl
der in Warſchau wohnenden Juden erreicht die Höhe von 313 669
Per=
ſonen.
In 28 Tagen um die Erde.
U. New York. Die amerikaniſchen Weltflieger Evans
und Wells trafen im Flugzeug am Dienstag abend um
9.30 Uhr in Chikago und um 11.30 Uhr in Cleveland ein. Am
Mittwoch früh erwartete man ſie auf der Endſtation Mitchell=
Field bei New York. Die Reiſedauer um die Erde betrug
28 Tage und 4 Stunden.
Geſchäftliches.
Blanke Fenſterſcheiben ſind der Stolz jeder ordentlichen
Hausfrau. Jedoch erfordert das Putzen mit Waſſer und Ledev
unend=
liche Mühe und großen Zeitaufwand. Dagegen iſt das Reinigen mit dem
glänzend bewährten Fenſterputzmittel Schnell=Hell eine Freude
für jede Frau. Man putzt damit ohne Waſſer und ohne teures
Fenſter=
leder mindeſtens fünfmal ſo ſchnell, als nach der alten Putzweiſe. Ein
Originalkännchen mit etwa ¼ Liter Inhalt reicht für lange Zeit, da
Schnell=Hell im Gebrauch äußerſt ſparſam iſt. Auch für Spiegel and
Marmor iſt Schnell=Hell ein nicht zu übertreffendes Putzmittel.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag, den 16. Fuli 1926=
(Nach der Wetterlage vom 14. Juli 1926.)
Der hohe Druck, der die Schönwetterlage herbeigeführt hat,
ber=
lagert ſich mit ſeinem zentralen Teil in nordöſtlicher Richtung; die
ſtarke Erwärmung bedingt ſeine Abſchwächung, die ſich im Süden und
Südweſten ſchon ſtark bemerkbar macht. Jedoch iſt für unſer Gebiet
zunächſt weiter mit dem Zuſtrömen von öſtlicher Luft zu rechnen. Die
Bewölkung und die Gewittergefahr nehmen zu, während eine ſonſtige
ſtarke Verſchlechterung noch nicht zu erwarten iſt.
Heſſiſche Wetterdienſtſtellé.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
mit gehackten Mandeln
ist ein Feinkost-Pudding von delikatem Geschmack, der auch von Mäunern gern gegessen wird. Angerichtek
mit Dr. Oetker’s Vanille-Soße trägt er jeder Hausfrau im Familienkreise und bei Cästen hohe Anerkennung
ein. Die Herstellung ist einfach und schnell nach der jedem Päckchen aufgedruckten Anweisung. Dr. Oetker’s
Puddingpulver sind nur in Originalpackungen (niemals lose) mit der Schutzmarke „Oetker’s Hellkopf”
in den einschlägigen Geschäften zu haben. — Ebendaselbst erhalten Sie die neuen farbig illustrierten
Oetker-Rezeptbücher, Ausgabe F für 15 Pfg., Wenn nicht zu haben, gegen Einsendung von Marken von
Dr. A. Betker, Bielefeld.
Nummer 194
Seife 70
Donnerstag, den 13. Juſi 4926
Sport, Spiel und Zurnen.
Das zweite Duell Nurmi-Wide.
Die Leichtathletik=Meiſierſchaften der O. T.
Die Deutſche Turnerſchaft bringt ihre Meiſterſchaften in
volkstüm=
lichen Uebungen (Leichtathletik) für den 14. und 15. Auguſt nach
Düſſel=
dorf zur Ausſchreibung. Die Meiſterſchaften verzeichnen folgende
Uebun=
gen: Männer: Laufen: 100, 200, 400 800, 1500, 5000 Meter: 110
Meter=Hürden, Marathonlauf; 4X100 Meter=Staffel, 3X1000 Meter
Schwedenſtaffel, 10X225 Meter=Kreisſtaffel; Hoch=, Weit=, Drei=,
Stab=
hoch= und Weithochſprung; Kugelſtoßen (beſt= und beidarmig);
Stein=
ſtoßen (beſt= und beidarmig); Speerwerfen (beſt= umd beidarmig);
Dis=
kus=, Schleuderball= und Schlagballwerfen; Kugelſchocken: Frauen:
100 Meter=Lauf, 4X100 Meter=Staffel, Kugelſtoßen, Schlagball=, Speer=
und Diskuswerfen. Hoch= und Weitſprung. — Außerdem wird die
Mei=
ſterſchaft im Zehnkampf und im deutſchen Sechskampf für Turner und
im deutſchen Vierkampf für Turnerinnen entſchieden. Die Teilnahme
an den Meiſterſchaftskämpfen, die allen Mitgliedern der D. T. offen
ſteht, iſt wie ſtets von der Erfüllung der Mindeſtleiſtung abhängig, die
zum Teil recht beträchtliche ſind. So werden, um nur einige zu nennen,
von den Männern verlangt: für 100 Meter 11,3 Sek., für den
Stabhoch=
ſprung 3,40 Meter, für Steinſtoßen 8 Meter, für Hochſprung 1,50 Meter,
für Weitſprung 4,80 Meter, Speerwerfen 30 Meter uſw. Zu den
Mehr=
kämpfen werden im Zehnkampf 35, im Sechskampf 50 und im Vierkampf
40 Bewerber zugelaſſen, derem Auswahl durch den Volksturnausſchuß der
D. T. erfolgt. Da gleichzeitig mit den Volksturnmeiſterſchaften auch die
im Schwimmen zur Austragung gelangen, dürften die Düſſeldorfer
Tage die bedegtendſte Veranſtaltung der D. T. während des ganzen
Jahres bringen.
Abendſportfeſt des S.C. Saar 65, Saarbrücken.
Durch das kameradſchaftliche Entgegenkommen des Baltenverbandes
kam Saarbrücken zu einem über alle Erwartungen hinausgehenden
ſport=
lichen Ereignis. 15 Balten, darunter Dr. Peltzer, Dr. Lüd=cke=Berlin,
Körnig=Breslau, ſowie die beſten Leute des Rhein=Main=Saar=
Verban=
des ſtellten eine ausgezeichnete Konkurrenz dar. Trotz des Wochentags
waren 3000 Zuſchauer erſchienen, welche die Sportsleute aus dem Reiche
herzlich begrüßten. Was auf dem Spielfelde geboten wurde, war
durch=
weg erſtklaſſig. Neben den Leuten von Dr. Peltzer und Körnig erregten
die anderen Konkurrenzen das Intereſſe der größten Maſſe. Aber auch
der Speerwurf fand die höchſte Anteilnahme. Zwei Leute warfen
ſtän=
dig über 55 Meter. Molles=Königsberg übertrumpfte Dr. Lüdecke, den
deutſchen Meiſter, und Schlokat, den Kampfſpielmeiſter. Beide mußten
ſich dem fungen Königsberger beugen. Bei Bewertung der Reſultate iſt
zu berückſichtigen, daß die Bahnverhältniſſe ungenügend waren — ohne
erhöhte Kurven.
Die Ergebniſſe:
1500=Meterlauf: 1. Boltze=Stettin 4:15,1 Min.; 2.
Dauen=
hauer=Pirmaſens 4:17,8 Min.; 3. Kolz=Jllingen 4:27,4 Min.
100 Meter fürHerren: 1. Körnig=Breslau 11 Sek.; 2.
Dahl=
ſtein=Trier 65 11,3 Sek.; 3. Butzbach=S. C. Saar 05 11,4 Sek.
400=Meterlauf: 1. Dr. Peltzer=Stettin 51 Sek.; 2. Heller=
Danzig 51,7 Sek.; 3. Link=Danzig 53,9 Sek.
800=Meterlauf: 1. Ziegler=S. C. Saar 05 2,4 Min.; 2. Wörns=
S. C. Saar 05 2,6 Min.; 3. Wintel=Königsberg 2,8 Min.
3000=Meterlauf: 1. Boltze=Stettin 9:19,1 Min.; 2. Lemke=
Königsberg 9:25,3 Min.; 3. Opp=Landau 9:15,8 Min.
4X100= Meterſtaffel: 1. Rhein=Main=Saarverband 44,1
Sek.; 2. Baltenverband 45,3 Sek.
3X1000=Meterſtaffel: 1. Baltenverband 3:34,4 Min.; 2.
Saar 05 150 Meter zurück.
Olympiſche Staffel: 1. Preußen=Stettin 3:44,6 Min.; 2.
Rhein=Main=Saarverband 3:46,8 Min.
Speerwerfen: 1. Molles=Königsberg 56,55 Meter; 2. Schlokat=
Inſterburg 56 Meter; 3. Dr. Lüdecke=Berliner S. C. 55,24 Meter; 4.
Ju=
nium=Ludwigshafen 50,64 Meter.
Diskuswerfen: 1. Thiele=Königsberg 39,68 Meter; 2. Molles=
Königsberg 36 Meter.
Weitſprung: 1. Roſenthal=Königsberg 1,72 Meter: 2. Schicks=
Danzig 1,67 Meter; 3. Lemmer=Saar 05, Saarbr)ichen 1,62 Meter.
Damenwettbewerbe. 100=Meterlauf: Frl. Vogel=S.C. Saar
05 13,8 Sek.; 2. Frl. Kalweit=Danzig 14,1 Sek.; 3. Frl. Grundmann=
Danzig 14,5 Sek.
Dreikampf für Damen: 1. Frl. Kalweit=Danzig; 2. Frl.
Vogel=Saarbrüchen.
Darmſtädter Turngeſellſchaft 1825.
Turnmannſchaft. Für dieſe Abteilung dürfte mit dem
Ab=
ſchluß des Gauturnfeſtes, welches am Sonntag in Eberſtadt ſtattfand,
für eine kleine Zeitſpanne Ruhe eingetreten ſein. Doch dürfte dieſe
Ruhe nicht allzu lange dauern, dann muß wieder zum Wettkampf
ge=
rüſtet werden, und zwar gilt es, den Titel „Bezirksmeiſter im
Geräte=
turnen des 4. Beziuks”, der im verfloſſenen Jahre errungen wurde,
zu verteidigen. Ob es der Mannſchaft gelingen wird, wieder den Sieg
zu erringen, dürfte noch fraglich erſcheinen, zumal man diesmal jüngere
Kräfte zum Wettkampfe ſchicken wird, welche von den Gegnern etwas
leichter abgefertigt werden können, wie die alte Kampfmannſchaft, deren
Stützen der „alte” im Turnen aber doch noch „junge Schneider”, Kunz
und Schärtl waren.
Ton der Turnerinnen=Abteilung wird Lina Treuſch ſich
am 1. Auguſt bei dem Feldbergturnen mit mancher Größe des Reiches
zu meſſen haben. Wohl war ſie im Jahre 1924 zweite Siegerin und
ſetzte mit der Wettkampftätigkeit, die ſie vor kurzem erſt wieder
auf=
genommen hat, aus. Ihre Leiſtungen auf dem Verbandsſportfeſt
dürf=
ten doch die Gewähr bieten, daß ſie eine der erſten Konkurrenten
ab=
geben wird.
Die Leichtathletik=Abteilung nimmt es mit dem
Trai=
ning ziemlich ernſt und wertet die Uebungszeiten Dienstags und
Frei=
tags auf dem Sportplatz und Donnerstags bei dem Hallentraining in
der Turnhalle, Dieburger Straße, voll und ganz aus.
Die Schwimm=Abteilung wird innerhalb des Gaues am
kommenden Sonntag bei dem Gauſtromſchwimmen in Gernsheim ihren
Mann zu ſtellen haben. Die beiden erſten Sieger des Vorjahres über
5000 Meter, Weiß und Hüther, belegen für dieſes Jahr die 7500=
Meter=Strecke. Ob beiden die weitere Strecke oder diejenige von einem
Drittel weniger kurze Strecke beſſer liegt, muß ſich am Sonntag
er=
weiſen. Am Start für 5000 Meter treten an: Deckardt, Dörner Habich,
Kochendörfer, Lohrer, Maldinger und Wittersheim. Die Reihenfolge
im Sieg oder Platz wird ſich im Wettkampf entſcheiden. An
Teilneh=
merzahl iſt die Jugendturnklaſſe am ſtärkſten belegt und mit etwas
mehr oder weniger Glück wird einer oder der andere unter den Siegern
zu finden ſein. Etwas ſchwach iſt die Turnerinnenklaſſe, hingegen beſſer
die Turnerinnenzugend vertreten. In beiden Klaſſen iſt der Wettkampf
offen, und wer von ihnen als erſte den Zielbalken anſchlagen könnte,
iſt ſchwer vorauszuſagen. Ueber die Vereinstätigkeit auf anderen
Ge=
bieten der Leibesübungen und der Vereinsgeſelligkeit geben Aufſchluß
die zurzeit ausgeſtellten Bilder im Schaukaſten des Vereinslokals,
Die=
burger Straße 26. Die Aufnahmen fertigt einer der Wanderwarte mit
dem Vereinsphoto an, und ſtehen Abzüge der Bilder gegen Entrichtung
der Selbſtkoſten den Mitgliedern jederzeit zur Verfügung.
Moiorſport.
Heſſiſcher Motorradklub Darmſtadt.
Bei der am 11. ds. Mts. ſtattgefundenen Zuverläſſigkeitsfahrt „Rund
um die Rhön” konnten unſere Klubkameraden Huck und Ripper in der
Beiwagenklaſſe bis 600 ccm bei ſchärfſter Konkurrenz den 2. Platz
be=
legen. Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß die Fahrt bei
Nebel und Regen über die Waſſerkuppe führte und hohe Anforderungen
an Mann und Maſchine ſtellte.
Sportliches Allerlei.
Der Deutſche Fußballklub Prag hat mit einem 4:1=Sieg
über Viktoria=Ciskow den Goldenen Pokal gewonnen, der
an=
läßlich des Sokolkongreſſes geſtiftet wurde.
Der Kampf zwiſchen Scott und Altmeiſter Beckett um die
eng=
liſche Schwergewichtsmeiſterſchaft mußte in letzter Stunde verſchoben
werden, da Beckett ſich beim Training eine Verletzung zuzog. Als
Er=
ſatzmann ſprang der nächſte Anwärter auf die Meiſterſchaft ein: Tom
Heeneh. Scott verteidigte ſeinen Titel erfolgreich und ſchlug Heeney
verdient nach Punkten.
Der Weltmeiſter im Weltergewicht Pete Latzo bewies ſeine gute
Form abermals durch einen Sieg über George Levine, der meiſt in
der Deffenſive war, und wegen verbotenen Schlages disqualifiziert wurde.
Nurmi ſiegt auch über 3000 Meter in Weltrekorbzeit.
Am Dienstag kam in Stockholm das zweite Duell der beiden
Meiſterläufer über die 3000 Meter=Strecke zum Austrag. Das Intereſſe
der Schweden war noch größer als am Vorkage. Wide befand ſich in
beſter Verfaſſung. Nach dem Start übernahm Ekſoef die Führung, dicht
gefolgt von Nurmi und Wide. Ausgangs der dritten Runde ſchob ſich
der Finne an die Spitze. Nach einer weiteren Runde hatte der Finne
einen Abſtand von 20 Meter herausgearbeitet und Wide ſchien bereits
ausſichtslos geſchlagen. Jetzt aber machte ſich die bewunderungswürdige
Zähigkeit des „fliegenden Schulmeiſters” bemerkbar, der ſichtlich wieder
aufholte. Das Publikum befand ſich in einer ungeheueren Erregung
und feuerte den Landsmann an, der Schritt für Schritt an Boden
ge=
wann. Nahezu ſenſationell aber war die Unſicherheit Nurmis, Er blickte
mehrmals zurück, ein Fehler, der ihm leicht den Sieg hätte koſten
können. Er mußte das Allerletzte aus ſich herausgeben, um den mit
mathematiſcher Gleichmäßigkeit laufenden Schweden nicht vorbei zu
laſſen. Faſt ſchien es, es würde der Finne noch eingeholt, aber mit
letzter Energie riß er ſich noch zuſammen und blieb knapp mit 2 Meter
Vorſprung Sieger. Seine Zeit von 8:20,4 Min. bedeutet einen neuen
Weltrekord, der um 5 Sekunden beſſer iſt als der bisherige Rekord
von 8:25,4 Min. Auch Wide, der in 8:20,8 Min. ankam, blieb noch
weit unter der alten Zeit.
Rudern.
Ruderregatta in Bad Ems.
Am 25. Juli gelangt in Bad=Ems die 46. Emſer Ruderregatta zur
Durchführung, die bisher ein ſehr gutes Meldeergebnis aufweiſt. Im
den Hauptrennen ſind eine Reihe ſüddeutſcher Vereine vertreten, i
erſter Linie aus Mainz. Auch die übrigen Rennen ſind zahlreich mit
füddeutſchen Booten beſchickt. Die wichtigſten Rennen haben folgende
Meldungen erhalten:
Erſter Achter: Kölner RV. 77. Mainzer RV., Germania Köln,
Kaſteler NG. 80. — Kaiſer=Vierer: Germania Köln, Kaſtelen
RG. 80, Mainzer RV., Kölner RV. 77. — Erſter Einer: Rhenanig
Koblenz, Mainzer RV., Koblenzer RG. 21, Limburger RV., Bayer
Le=
verkuſen, Gießener RG. 77. Mainzer RG. 02. — Ermunterungs=
Vierer: Limburger RV. 95, Saar Saarbrücken, Wetzlarer RC. 80,
RG. Wieshaden=Biebrich, Marburger RV. 11. Rhenania Koblenz,
Lim=
burger RV. 95, RG. Lahnſtein, RV. Bad Ems, Wetzlarer RC. 80. —
Zweiter Achter: Wormſer RV., Mainzer RG., Germania Köln,
Kölner RV. 77. RV. Bad=Ems, Frankfurter RG.=Sachſenhauſen,
Rhe=
nania Koblenz, Limburger RC. — Zweiter Vierer: RV. Bad=
Ems, Mainzer RV. Germania Köln, Koblenzer RG. 21, RC.
Aſchaffen=
burg, Wormſer RV., Kaſteler RG. 80, Kölner RV. 77, WSV.
Godes=
berg, Limburger RC. 07, Wetzlarer RC. 80, Frankfurter RG.=
Sachſen=
hauſen, Binger RG.
Rennen zu Bad Harzburg.
1. Begrüßungs=Flachrennen. Ehrenpreis und 2100 Mk.,
1400 Meter: 1. A. v. Dietzes Hafis (Schönfiſch); 2. Kahlet; 3. Vela. Ferz
ner: Marquis, Leichtfuß, Baſſano, Compagnie Eichen, Felſenquelle, Türz
merin, Irrlehre, Sanktion, Eleonore, Verſchwiegenheit. Tot.: 197, Pl.
15, 11, 13:10. Kopf-Hals—2 Lg.
2. Preis der Kraftverkehrsgeſellſchaft. Ehrenpreis
und 2700 Mark, 3650 Meter: 1. Heinz Stahls Daubenton (Kränzlein);
2. Gnadenfriſt; 3. Suns Way. Ferner: Credulite, Flor Fina,
Centri=
fugal, Aman, Rache. Tot.: 54, Pl. 22, 16. 18:10. 3—1½—1½ Lg.
3. Preis von Bündheim. Für Zweifährige. Ehrenpreis und
2700 Mark, 1000 Meter: 1. P. de Nully=Brovns Ancilla (Dreißig); 2.
Rivalin; 3. Horſel. Ferner: Orator, Burſchenſchaft, Eintracht II,
Ma=
rinka, Medina, Malve, Trier. Tot.: 291, Pl. 80, 68, 64:10. 1½—½
bis Kopf.
4. Krodo=Preis. Hürdenrennen für Dreifährige. Ehrenpreis
und 2100 Mark, 2500 Meter: 1. Geſt. Ellerwurths Sturmnacht (Balke);
2. Clothilde; 3. Reifende Frucht. Ferner: Moving, Glorius, Regulus,
Feuermal, Schierke, Wachtelkönig, Lebensfreude, Dinga. Tot.: 41, Pl.
17, 13, 30:10. 1—1—15 Lg.
5. Staatspreis von Braunſchweig. Ehrenpreis und
5000 Maxk, 1600 Meter: 1. H. Rieges Schneeberg (Jaekel); 2. Piaski;
3. Varus. Ferner: Falſum, Goncza Gora, Letzter Ritter, Blümliſalp,
Olive, Jofo. Tot.: 50, Pl. 20. 19, 19:10. 1½—½—2.
6. Dommes=Jagdrennen: 2100 Mark, 3000 Meter: 1. H.
Pommerenings Zauberflöte (Schuller); 2. Irany; 3. Falke. Ferner:
Belladonna, Dormans, Roſen, Entſchluß, Süßes Mädel, Genügſame,
Burgunder, Iriſh Stew, Ibis. Perotin. Tot.: 23, Pl. 14, 16, 142:10.
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Mittwoch 9—1 (1V.436
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Die engliſche Kohlenkriſe, die nun ſeit elf Wochen dauert, ließ ihre
Wirkung in allen Zweigen der Wirtſchaft fühlen. Sie hat zu einer
er=
höhten Produktion in den franzöſiſchen Kohlenbergwerken geführt, die
durch die Nachricht, daß die engliſchen Eiſenbahner die fvremden
Kohlen=
transporte auch weiter befördern, noch erhöht wurde. Man darf aber
nicht vergeſſen, daß dieſer Steigerung der Produktion gewiſſe Hinderniſſe
entgegenſtehen, welche nicht leicht zu überwinden ſind. Auch an der Börſe
wurde eine ſtarke Hauſſebewegung der Kohlenwerte bemerkbar, die noch
eine Zeitlang anzuhalten ſcheint. Das gilt namentlich für die
indo=
chineſiſchen Kohlenwerte. Der Kohlenbergbau entwickelte ſich dort ſehr
raſch, er bekam aber bald die Rückwirkungen, die aus der allzu ſchnellen
Induſtriealiſierung Indochinas folgten, zu fühlen.
Neue Steigerungen der Kohlenpreiſe ſind ſeit ungefähr zehn Tagen
nicht mehr zu verzeichnen. Da der wachſende Kohlenexport die
franzöſi=
ſchen Induſtriellen im höchſten Maße beunruhigt hat, beſchränkte die
Regierung den Kohlenexport, der nun an beſondere Konzeſſionen
ge=
bunden ſein wird.
Die Fluktuationen der Metallpreiſe waren auch durch die
Kohlen=
kriſe bedingt, deren Beendigung man in den Wirtſchaftskreiſen für viel
früher erwartet hat. Der Eiſenmarkt war ſtill, wenn auch etwas zur
Hauſſe geneigt. Dieſer Zuſtand wird einerſeits dadurch hervorgerufen,
daß wegen der momentanen Stillegung engliſcher Stahlinduſtrien kein
genügender Bedarf für franzöſiſchen Rohſtahl und Halbprodukte
vor=
handen iſt, andererſeits aber die ſtets unſicheren Preisbedingungen den
Verbrauch in Frankreich ſelbſt herabgedrückt haben. Die etwas
über=
raſchend gekommene Hauſſebewegung auf dem Metallmarkte in den
aller=
letzten Tagen wird auf große ruſſiſche Käufe zurückgeführt. Man rechnete
zunächſt mit keinen bedeutenden Preisſteigerungen, da der Weltverbrauch
infolge der engliſchen Kriſe bedeutend zurückgegangen iſt, aber mit
Aus=
nahmen von Eiſen und Stahl ſind die Erhöhungen der Metallpreiſe
für Frankreich ſehr unvorteilhaft, dagegen werden ſolche Preiserhöhungen
von Amerika, wo ſie infolge der hohen Valuta wenig ausmachen, aus
Konkurrenzrückſichten gerne geſehen. Insbeſondere gilt dies für die
Preiſe von Kupfer, Zink und Zinn. Die Bedeutung beſonders des Zinns
für die franzöſiſche Induſtrie iſt außerordentlich groß. Da die Vorräte
an Zinn im Verhältnis zum Bedarf nur gering ſein ſollen, glaubt man
an bevorſtehende Preisſteigerungen. In Paris möchte man natürlich die
Preiſe drücken. Die Spekulation iſt dementſprechend ſehr lebhaft. Die
Zinkpreiſe werden überwiegend von New York diktiert, was jetzt noch im
höheren Maße ſein wird, da die amerikaniſche Harrimangruppe in Polen
große Zinkgruben erworben hat. Dieſer neue amerikaniſche Vorſtoß
findet bei den hieſigen Fachkreiſen biel Beachtung. Die vielumſtrittene
wirtſchaftliche Bedeutung Marokkos ſoll — von der Landwirtſchaft
ab=
geſehen — hauptſächlich in ſeinem reichen Phosphatvorkommen liegen.
Sie wird auch dadurch erhöht, daß der wichtigſte Verbraucher für den
marokkaniſchen Phosphat Spanien iſt. In der erſten Hälfte von 1926
hat man 442000 Tonnen verkauft. Es iſt dies zwar ein beſonders
güinſtiges Ergebnis, man darf aber die ungünſtige Lage des ganzen
Marktes doch nicht vergeſſen.
Der Verbrauch der natürlichen Nitrate iſt erheblich zurückgegangen,
und zwar — wie man in Fachkreiſen nachdrücklich betont — noch weit
mehr, als aus den Statiſtiken erſichtlich iſt. Nur 97 Prozent der
Pro=
duktion konnte in dieſem Halbjahre verkauft werden. Die Lage iſt alſo
äußerſt kritiſch, ſo daß die Geſellſchaften ſchon die Regierung von Chile
um Unterſtützung gebeten haben. Die letzte Urſache der Kriſe iſt nicht
nur die oft erwähnte Ueberproduktion, ſondern vielmehr die Konkurrenz
des künſtlichen Nitrates, deſſen Verbrauch ſtark gewachſen iſt, deſſen
Welt=
verbrauch aber geringer geworden iſt. Demgemäß kommen jetzt ſchon
häufig Nachrichten über das Sinken der Preiſe.
Der Kautſchukmarkt war in der letzten Woche ſehr ruhig. Dieſe
Be=
ruhigung, oder Abflauen des Marktes wurde dadurch bebingt, daß die
Amerikaner durch entſprechende anderweitige Spekulation ihren
Ver=
brauch regelten. Auch die amerikaniſche Kolonialpolitik ſtellte ſich in
dieſem Sinne ein, was ſich allerdings erſt in der Zukunft auswirken wird.
Die Beſtrebung der franzöſiſchen Petroleumpolitik geht dahin,
Fuſi=
ven von Geſellſchaften und Unternehmungen herbeizuführen. Die
Geſell=
ſchaft von Silva Plana wurde z. B. mit der Petroleumgeſellſchaft
Lima=
nova, die Société Financiere des Pétroles mit der Crédit
Gé=
néral des Pétroles vereinigt. Die günſtigen Reſultate des polniſchen
Petroleumkartells werden nachdrücklich betont. Man glaubt, daß die
polniſche Regierung das Kartell, deſſen Beſtehen für Frankreich
vorteil=
haft iſt, zu halten trachtet, obwohl die Intereſſen der einzelnen Gruppen
divergieren. Ueber die ruſſiſche Petroleumproduktion, die bekanntlich
den Mittelpunkt der Verhandlungen mit Rußland bildet, ſind zahlreiche
Gerüchte in Umlauf. Die Produktion ſoll ſich angeblich bedeutend
er=
höht haben. In Fachkreiſen nimmt man dieſe Nachrichten vielfach mit
Skepſis auf. Ebenfalls ſieht man mit einer gewiſſen Skepſis auf die
Petroleumlieferungen des nahen Oſtens. Wie kompetente Sachverſtändige
feſtgeſtellt haben, ſollen die Moſſuler Quellen wegen Terrain= und
Trans=
portſchwierigkeiten erſt in fünf Jahren produktionsfähig ſein. Dagegen
ſollen die Bohrungen bei der Turkiſh Oil Company bereits in Angriff
genommen ſein. Da die amerikaniſchen Geſellſchaften neuerdings ſo
glänzende Berichte geben, und günſtige Nachrichten über ihre
Verhand=
lungen mit Rußland vorliegen, hat ſich die Aufmerkſamkeit der Börſe
wieder ſtark ihnen zugewandt. Die Hauſſe der rumäniſchen
Petroleum=
werte wird neben der Beſſerung der induſtriellen Lage auch der
Be=
feſtigung des Leu zugeſchrieben.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 14. Juli.
Die ruhige Haltung der Börſe hält weiter an. Die Umſatztätigkeit
bleibt in engen Grenzen. Nur anfangs beſtand noch etwas
Deckungs=
begehr, ſo daß die vorbörslich etwas niedriger taxierten Kurſe im
Ver=
laufe wieder den Stand der geſtrigen Abendbörſe erreichen konnten. Die
rſten Notierungen wieſen dann faſt keine Differenz mehr gegen die
amtlichen Kurſe von geſtern abend auf. Nur Banken waren weiter über=
Staatspapiere
z) Deutſche
5 Reichsanleihe".
4% Reichsanleihe
8½½ „
8‟
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½½IVundV R.,
Schatz
4½%HI.-HX.
4% D. Schutzgb..
Sparprämienanl.
4½ Preuß. Konſ..
8½% „
4%Baden alt .
8½%
8% „ 1896
4½Baher ...
3½%=
3‟
8-16% beſſ. unt. 2‟
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3N
42 Württ. alte .
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europäiſche
5% Bo8. E.B 1914
4%,L. Inv. 1914
4½% 1898 ..
4½% „1902
4½ „..
2 % Bulg. Tabak
4½% Oſt.
Staats=
v. 1913
EMOſt. Schatz. 14
Af
K44
5.95
0.277
0.35
0.45
0.435
G.50
aas
47 Oſt. Goldr. .)
4% Silberr.
4% „einh. R. (kon.)
6.25
4.9
2
MS
3%6 Port. (Spz.) III
5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13.
4% „ am.konv.
4½ „ am.05 ..)
4% Türk. (Adm.)03
4½ „ (Bagd.)
4½ (Bagd.IIII
4% „ 1911 Boll.
4½½ Ung. St. 191:
4½% „ St. 1914
4½ „ Goldr.
„ St. 10
4½
4½
„ Kronr.
3% „ Eiſ. Tor
Außereuro=
päiſche
5% Mex.am. inn.
0 „ äuß. 99
4½ „ Gold. 04.
konſ. inn.
4½% Irrigat. . .
5% Tamaulipas ..
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
6% Doll. Gold. 19321
0 „ Gold.1935
8% Frk.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. R.1.
1.8% Frkf. Hyp.=Bk.=
Reihe 21 98.5
5%Fkf. Pfandbr. B.
„ Gold Reihe 2
Emn. 31
20
17.25
4.70
7.4
27.5
14.45
171,
19.60
18.1
2..0
26
97
96
97.n5
81
81
90
5% Neck.AG. Gld23)
82 Pfälz.=Hyp.=Bk.
94
8% Rh.=Hyp. Gd. 24
5 0 Rhein=Main=
Donau.. Gold 2:
Ohne
Zins=
berechnung
60 Bd.=Bd..Hz. 23
5% Bdw. Kohl. 2
50 Fr. Pf. Bk. G.
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
Roggen . 23
6% Mannh. Stadt=
Kohl ....23
22.25 169 Offenb. Holz.
50 Pfälziſche=Hpp.
Br. Gld 24
50 Pr. Kaliw.. ..
5% Pr. Roggenw.
5% Rh. H. B. Gd. 24
50 Sächſ. Brk. 23.
Roggenw. 23
5% Südd. Feſt=B. 6
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Frkf. Hyp.=Bk. ... .
Frkf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp.=Bk. .
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B. ..!
Südd. Bodenkr. ..
Wartt. Hyp.=B....
78.5
97.5
97.75
78.5
12.95
2.15
14
5.25
14.4
18.5
2.
5.85
7.10
2.05
16.8)
Aue
13.10
10. 25
92g
12.40
10.1
19.17
11.*0
2.76
wiegend geſucht, doch erfuhren die Bankaktien nur beſcheidene neue
Kurs=
gewinne. Auf dem Schiffahrtsmarkte blieben auch heute die
Kapitals=
erhöhungsabſichten der Hamburg=Amerika=Linie und des Norddeutſchen
Lloyd ohne jeden Einfluß auf die Kurſe. Elektrowerte waren anfangs
½ bis 1 Prozent feſter, gaben ſpäter aber wieder etwas nach. Auch au
dem Montan= und Chemiemarkt war die Umſatztätigkeit ganz gering.
Im weiteren Verlaufe wurde das Geſchäft noch mehr eingeſchränkt und
nur auf dem Bankenmarkte wurde noch etnas gehandelt. Auch im
Frei=
verkehr war die Stimmang wenig angeregt. Becker Stahl 23, Benz 86,
Brown Boveri 116. Entrepriſe 6½, Growag 60, Raſtatter Waggon 15,
Ufa 37½ und Unterfranken 80. Deutſche und ausländiſche Renten
blie=
ben vernachläſſigt. Kriegsanleihen gaben bis auf 0,485 nach. Die Börſe
ſchloß ſchließlich in ſehr ſtiller, aber gut behaupteter Stimmng. Geld
war wieder ſehr leicht. Tägliches Geld 4 Prozent.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 14. Juli.
Das lebhafte Geſchäft des Vortages übertrug ſich nicht auf den
heu=
tigen Börſenverkehr, da das Publikum keine Gefolgſchaft leiſtete und
die Börſe ſelbſt etwas vorſichtiger war. Gehemmt wurde die
Umſatz=
tätigkeit während, der erſten Stunde vor allem durch die bis 1 Uhr
fälligen Prämienerklärungen, die diesmal bereits einen Tag früher zu
erfolgen haben. Die Feſtſetzung der Liquidationskurſe erfolgt erſt
mor=
gen. Gleichzeitig werden morgen vier neue Terminpapiere eingeführt,
nämlich Transradio=Aktien, Zellſtoff Waldhof=Aktien,
Elektrizitätsliefe=
rungs=Aktien und Hamburger Elektrizitätswerke=Aktien. Alle dieſe
Pa=
piere notierten daraufhin erheblich feſter. Auch ſonſt war die
Grund=
ſtimmung trotz der Reſerve, die ſich die Spekulation zunächſt auferlegte,
freundlich. Montanaktien, Elektrowerte und Bankaktien hatten den
Hauptanteil an den Umſätzen, wobei auf die alten ſtimulierenden
Mo=
mente verwieſen wurde. Anregend auf die zuverſichtliche Stimmung
wirkte insbeſondere das anhaltend große Angebot am kurzfriſtigen
Geld=
markt. Der Satz für Tagesgeld erfuhr durch den Mediotermin keine
Veränderung (4—5 Prozent), Monatsgeld zirka 5—6 Prozent. Aus der
Tatſache, daß ſich die Bankenvaluten nur ſehr ſchwerlich von ihrem letzten
Kursſturz erholt haben, hegt man ferner die Erwartung neuer
Franken=
käufe. Der Handel in franzöſiſchen Franken ruht faſt vollſtändig, da in
Paris heute Feiertag iſt. London=Paris notierte 187½, London=Brüſſel
erholte ſich auf 204, London=Mailand auf 140½
Im einzelnen konnten von Montanaktien Gelſenkirchener 2, Deutfch=
Luxemburger 1½, Mannesmann 2½ Prozent gewinnen. Die
nachbörs=
lich ſtarke Bewegung der Gelſenkirchener Aktien ſetzte ſich heute nicht
fort. Von chemiſchen Werten beſtand für Farbenaktien, die mit 2513
einſetzten und für chemiſche Heyden plus 3 gute Meinung. Unter
Kali=
werten lagen Weſteregeln auf Realiſationen 2½ Prozent ſchwächer. Die
üibrigen variablen Papiere waren behauptet. Sehr feſt notierten von
Elektroaktien elektriſche Lieferungen plus 3. Unter Bankaktien hatten
Deutſche Bank mit 1½ Prozent Aufſchlag wiederum die Führung.
Com=
merz= und Privatbank plus 17/8, Bayeriſche Vereinsbank plus ½4,
Bar=
mer Bankverein plus 1½, Dresdener Bank plus 1½ Prozent.
Schiff=
fahrtsaktien wurden weiter vernachläſſigt, da das Bezugsrecht bei Hapag
und Lloyd verſtimmte. Hapag minus 3, Lloyd mims 1¾ Prozent. Im
übrigen waren keine beſonderen Kursbewegungen zu verzeichnen. Der
Rentenmarkt blieb vernachläſſigt bei kaum behaupteten Kurſen. Gegen
Ende der erſten Stunde zeigten ſich für die Aktien der Schultheiß=
Kahlbe=Oſtwerke=Gruppe und auch für andere variable und Terminaktien
Intereſſe, ſo daß die Kursbefeſtigungen anhielten. Das Geſchäft war
trotzdem aber nicht ſehr rege.
Im weiteren Verlaufe der Börſe ließ das Intereſſe für
Induſtrie=
werte ſtark nach, ſo daß ſich ihre erſten Kurſe allgemein nicht behaupten
konnten. Selbſt in den ſchweren Terminaktien ging das Geſchäft ſehr
zurück. Privatdiskont beide Sichten 4½ Prozent. Gegen Schluß der
Börſe wurde nur noch per Ultimo Juli gehandelt. Der Markt ſchloß
mit Neigung zum Nachgeben.
13 7. 1 14. 7
113. 7. 1 14. 7.
Aſchaffb. Zellſtoff
107.7 1110.875l6emoor Zement ../169.— 1171.—
Augsb.=Nürnb. Maſch.” 92.75 92.5 Hirſch Kupfer.
1125.— 1122.—
Bamag=Meguin"
45.— 47.5 ööſch Eiſen
125.75 127.—
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85.73 85.75
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143.—
14
Bremer Vulkan. . . . . ! 54.—
51.5 Lingel Schuh
42.—
Bremer Wolle .."
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„102.— 101.625
Deutſch.=Nieb. Tel. 12.1251 12.125/Ndl. Kohle
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Deutſche Erdöl .... / 136.— 140.— MNordd. Gummi.
Deutſche Petroleum./ 81.—
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Dynamit Nobel..
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102.5 103.375
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140.— 1143.— Weſtf. E. Langendreer 1 85.—
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74.5 WWittener Gußſtahl . / 63.—
Han. Maſch. Egeſt.
Hanſa Dampſchf. . . . 1 145.— 1146.— Wanderer=Werke. . . .1149.5
Deviſenmarkt.
13. 7.
Geld
168.51
1.836
9.2
9193
Brief
689
1750
9 34
92.2‟
111.2111.48
112.43112.71
20.393
4.195
1067 10.7
Bi.20
j0.s55 i0.535 10.55=
14.-9 14.31
0.451
4.205
81.41
6.37 66.53
17. 7.
Geld
169.53188.9
1.703
10 0=
91.93
ii.2
18.33
20.50
4.13
10.835
B1.33
66.621
Brief
1.707Prag ........
10.07 Budapeſt. . . . .
92.17 Japan .. . .. . .
111.43 Rio de Janeiro
112.37/112.65 Bulgarien...
10.532 Belgrad ...
17.77 Konſtantinopel.
23.453/ Liſſabon".
1.205 Danzig .....
10.875/Athen ....
81. 45/ganada ..
65.73/Uruguay ...
15. 7.
Brief lGeld / Brie
9.45 59.325 59.765
12.763112.721 12.461
5.89 5.885/ 5.985
1.969 1.973
C. 6611 0.6gö 0.662
3 345/ 3.035/ 3.045
7.33 7.41 7.43
2.302/ 2.371
gu. 6e 81.3
1.215 1.315 1.225
Die bisherigen Ergebniſſe der Wirtſchaftskriſe.
Nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamts ſind im Jahre
1924 6019 Konkurſe eröffnet worden, im Jahre 1925 11 214 und von
Ja=
nuar bis April 1926 7263. Insgeſamt waren alſo ſeit der
Markſtabiliſie=
rung faſt 25 000 Konkurſe zu verzeichnen. Von ihnen entfallen über die
Hälfte auf den Handel (dieſe Ziffer zeigt weitere Neigung zum Steigen),
33 Prozent kommen auf induſtrielle Konkurſe, während ſich der Reſt auf
Landwirtſchaft uſw. verteilt. Gegenüber der Vorkriegszeit iſt die
Kon=
kursziffer ſtark geſtiegen. Im Durchſchnitt des Jahres 1913 wurden
monatlich ungefähr 815 Konkurſe eröffnet, der Durchſchnitt 1924 zeigt
rund 500 Konkurſe, der von 1925 rund 935, derjenige der erſten 4
Mo=
nate von 1926 aber über 1800, alſo mehr als das Doppelte der
Vor=
kriegszeit. Zu den eröffneten Konkursverfahren ſind noch zu rechnen
die Zahlungseinſtellungen, bei denen mangels Maſſe der Konkurs
ab=
gelehnt wurde. Hier kommen für die Jahre 1924/25 ungefähr 5300
Fälle in Betracht, für 1926 liegen Ziffern noch nicht vor. Abgeſehen
davon ſind noch zahlreiche Fälle zu berückſichtigen, in denen
Unterneh=
mungen nicht durch Konkurs, ſondern durch ſtillſchweigende Liquidierung,
Streichung im Handesregiſter uſw. zur Auflöſung gelangt ſind. Die
Geſamtzahl dieſer Fälle beträgt vom 1. Januar 1924 bis Anfang 1926
ungefähr 107 300, von denen jedoch die Zahl der Konkurſe abzuſetzen
iſt. Dieſe Ziffern zeigen, daß die Zahl der ſeit der Markſtabiliſierung
aus dem Geſchäftsleben verſchwundenen Firmen doch recht groß iſt. Sie
hat die Zahl der Neugründungen erheblich überſtiegen. Die
Neugrün=
dungen betrugen von Anfang 1924 bis Mai 1926 82 160 Fälle. Es zeigt
ſich alſo, daß ſeit der Markſtabiliſierung ungefähr 25 000 Firmen mehr
aus der Wirtſchaft verſchwunden, als neu gegründet ſind. Dieſe Zahl
25 000 ſtellt die rechnungsmäßige Bilanz der Wirtſchaftskriſe dar. Bei
aller ihrer Nüchternheit birgt ſie doch viel Tragik in ſich. Leider iſt nicht
damit zu rechnen, daß es bei der Ziffer 25 000 bleiben wird. Denn man
darf nicht vergeſſen, daß die Zahl der Firmen im Nachkriegs=
Deutſch=
land viel größer, als im Friedens=Deutſchland. So z. B. hat ſich die
Zahl der Aktiengeſellſchaften beinahe verdreifacht, die Zahl der in Berlin
eingetragenen Firmen hat ſich ungefähr verdoppelt. Wenn auch
anzu=
nehmen iſt, daß eine ganze Reihe bereits beſtehender Firmen die Form
der Aktiengeſellſchaft angenommen hat, bzw. ſich hat eintragen laſſen, ſo
iſt dennoch feſtzuſtellen, daß trotz des ſchon ziemlich weitgehenden
Ab=
haues der Unternehmen es bisher nicht gelungen iſt, den Vorkriegsſtand
in der Zahl der deutſchen Unternehmen zu erreichen, geſchweige ihn zu
unterſchreiten, was eigentlich nötig wäre. Dieſe Feſtſtellung läßt nicht
unbedenkliche Schlußfolgerungen für die weitere Geſtaltung der Dinge
zu, inſofern, als eine endgültige Sanierung der deutſchen Wirtſchaft
in abſehbarer Zeit noch nicht zu erwarten iſt.
Börſenuſancen der aufzuwertenden Induſtrieobligationen. Bei den
der Aufwertung unterliegenden Induſtrieobligationen, die bis 31. 12.
1917 ausgegeben ſind, dürfen jeweils nach dem 1. 7. die Zinsſcheine
feh=
len, welche auf das laufende Jahr lauten. Es haben ſomit ab 15. 7. 26
nur die Zinsſcheine anzuheften, die nach dem 3. 1. 1927 fällig werden.
Habem die Stücke keine Zinsſcheine mehr, ſo ſind ſie von dieſem Tage
an mit Erneuerungsſchein lieferbar, wenn dieſer den entſprechendem
Stempel trägt; z. B. Zinſen für 1926 bezahlt” Im übrigen bleibem
die Beſtimmungen der Bekanntmachung vom 29. 12. 1925 unberührt.
Ein neues Spiritusmonopolgeſetz. Der wirtſchaftspolitiſche und der
finanzpolitiſche Ausſchuß des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates nahmen
den Bericht des Arbeitsausſchuſſes zur Beratung des Entwurfes eines
Spiritusmonopolgeſetzes entgegen. Der Geſetzentwurf bringt gegenüber
dem zurzeit geltenden Branntweinmonopolgeſetzes weſentliche
Aenderun=
gen. Das Monopol wird ein ſelbſtändiges Unternehmen der
Reichs=
betriebe. Das Monopolvermögen wird Sondervermögen, ähnlich wie
das Vermögen der Reichspoſt. An die Stelle des Beirates tritt ein
Ver=
waltungsrat, dem weſentlich erweiterte Befugniſſe als dem Beirat
ein=
geräumt werden. Ferner iſt eine Reihe von Maßnahmen getroffen, um
eine Verbeſſerung auf dem Gebiete der Branntweinwirtſchaft
herbeizu=
führen. Neues Brennrecht kann nicht entſtehen. Das Recht der
Mono=
polverwaltung zur Herſtellung von Trinkbranntwein wird befeitigt. Die
Ausſchüſſe ſind zu dem Ergebnis gekommen, daß die Vorlage des
Ge=
ſetzendwurfes an ſich geeignet iſt, die beſtehenden Verhältniſſe weitgehend
zu verbeſſern. Die Ausſchüſſe haben zahlreiche Abänderungsvorſchläge
gemacht. Dem Spiritusmonopolgeſetz foll eine Beſtimmung eingefügt
werden, die die Beſteuerung des Spiritus und Trinkbranntweins durch
andere Stellen als das Reich ausſchließt. Das Uebertragen des
Brenn=
rechtes ſoll zum 30. September 1928 nach Maßgabe der jetzt geltenden
Beſtimmungen geſtattet werden.
Fünfprozentige Kohlenwertanleihe des Elektro=Zweckverbandes
Mit=
teldeutſchlands. Auf die am 1. Auguſt 1926 fälligen Zinsſcheine der
Hprozentigen Kohletwertanleihe werden nach Abzug der 10prozentigen
Kapitalertragsſteuer für die Zinsſcheine eines Eintonnenſtückes 0,12 Rm.,
eines Fünftonnenſtückes 0,60 Rm., eines Zehntonnenſtückes 1,20 Rm.,
eines Fnfzigtonnenſtückes 6 Rm. zur Auszahlung gebracht.
Pfalz=Saarbrückener Hartſtein=Induſtrie=A. G., Neuſtabt a. b. H.
Die in Mannheim ſtattgehabte G.V. der Pfalz=Saarbrückener
Hart=
ſtein=Induſtrie=A. G., Neuſtadt a. d. H., genehmigte die vorgelegte Bilanz
und die Gewinn= und Verluſtrechnung, die mit einem Reingewinn von
46 023 Rm. abſchließt. Durch den 44 406 Rm. betragenden
Verluſtvor=
trag aus dem Vorjahre wird dieſer Gewinn auf 1616 Rm. verringert.
Dieſer Gewinn wird beſchlußgemäß auf neue Rechnung vorgetragen.
Vorſtand und Aufſichtsrat wurde Entlaſtung erteilt. Die G.V. beſchloß
ferner eine Reihe von Satzungsänderungen meiſt formalen Charakters.
Neu geregelt wurden auch die Bezüge des A.R. Während bisher jedem
Mitglied des A. R. eine feſte Vergütung von 3000 Rm. gewährt wurde,
ſoll in Zukunft der A. R. von einem nach Verteilung einer 4prozentigen
Dividende verbleibenden Reingewinn 12 Prozent als Vergütung
er=
halten, mindeſtens jedoch 8000 Rm. für den geſamten A. R. Für das
lau=
fende Geſchäftsjahr ſtimmte der A.R. mit einer Ausnahme dieſer
vor=
geſchlagenen Regelung zu.
garantiert Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel .. 6.78 Naſſau. Ldsb. . . 6.62 Obligationen v.
Transportanſt. 4% Eliſ.=Bahn . . . 5.5 4½ Galiz. Carl= Lud.=B. 5 % Oſt. Südb. (L.) 2,6% Alte .. 2,6% Neue „ 4¾Oſt. Staatsb. 83 13.95 3%Oſt. „ 1.b.8.E. 3%Oſt. 9. E. .. 3%Oſt. 1885 3%Oſt. „ Erg. Nel 18 4% Rud. Silber.. 4% Rud. Salzkg.) 5.65 ½% Anat., S.1 3 4½% Anat., S. II 18½= 4½% Anat., S.II
3% Salon. Monaſt. 5‟ Tehuantepec. 26 4½% Bank=Aktien Allg. D.=Credit. . 109.5 Bad. Bk. ... . . . . . 145 Bk.f. Brauind. . . Barmer Bankv. .. 110 Bay. Hyp.=.Wchſ. 120.75 Berl. Handelsgeſ. Comm. u. Privatb. . 128:= Darmſt. u. Nat.=Bk. 179.* Deutſche Bank... 166 D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein 190 112.5 D. Vereins=Bk. . . . 88 Disk.=Geſellſch. . . . 155.2: Dresdener Bk... .. 436 Frankf. Bk. ....." 299 Frkf. Hhp.=Bk. . 110 Frkf. Pfdbr.=Bk. 114.5 Gotha Grundkr. Bk. Metallbank. . . . . . . 115 Mitteld. Creditb. 1123 Oſterr. Creditanſt. Non Pfälz. Hyp.=Bk... 113.75 Reichsbank=Ant. .. 1508 Rhein. Creditbk. . . . 116 Rhein=Hyp.=Bk. .. 116 Südd. Disc.=Geſ. 119 Wiener Bankverein 5.05 Bergwerks=Akt. Berzelius 44.5 Bochum. Bergb. Buderus.
90.5 Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw.. 140 Gelſenkirch. Bgw... 163.75 Harp. Bergb.. 143 Ilſe Bergb. . . . . . 132.5 Genußſchein. . . 101.5 Kali=Aſchersleb. 142 Kali. Salzdetfurt. 185 Kali. Weſterregln". 150 Klöcknerwerke. . . . . 108.5 Mannesm.=Röhr 1123.5 Mansfelder ....." 1137, Oberbedarf .. .. 63 Obſchleſ. Eiſ. (Caro) 26.5 Otavi=Ant. 34.75 Phönix=Bergb. 112.5 Rhein. Braunk. Rhein. Stahlw.. . . 133.25 Rombach. Hütte. 19 A. Riebeck Montan 147.75 Tellus Bgb.. .. . ." 73 Ver. Laurahütte. Induſtrie=Akt. Eichbaum(Mannh. 63 Henninger ....... 159 Löwexbr.=Mänchen
Mainz. Aktienbr.:
Schöfferhof (Bind.)
Schwarz=Storchen
Werger ........."
J
221.5
125
Akkum Berlin. . .
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher)
A. E. G. Stamm ..
6% A. E. G. Bzg.A.,
5%0 A. E. G. Vzg.B.
Amme Gieſecke.
Aſchaff. Zellſtoff.
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtm
Bamag=Meguin
Bayr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=2
E ment Heidelb. ..!
Tement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem. Albert
Chem. Brockh..
Chem. Milch
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb, Scheid.
Dingler Maſch.
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp.
Dürr. Ratinger
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Katſersl.. .
Eiſenw. 8. Meyer.
El. Bieferung.
El. Licht- u. Kraft
Elſ. Bad. Wolle...
Emag.
.......
Email. Ulrich ....
Enzinger Berke..
126
80
144
84.5
72
108.5
15
102.25
27.5
45.5
46
49.5
12z.5
63.5
56
107.75
113
123
23.5
20.25
90.75
62
139
133.5
5.95
105
65
40
49‟
29.73
139.5
140.75
35
9. 24
38
74
K
Ettlinger Spinn..
Faber Bleiſtift ..
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt.
...
Frankfurter Gas,
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok. u. W.
Fuchs Waggon..
Geiling & Cie. .."
Germania Binol..: 117
Gelſenk. Gußſt. . . .
Goldſchmidt, Th..
Gotha Waggon ..
Greffenius ....
Gritzner, Maſch.. .
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ..
Hartm & Braun ..
Heyligenſtaedt. . . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hoch=Tiefbau ....
Holzmann .. . . . ..
Holzverk. Ind.. . ..
Hydrom. Breslau".
Fnag .....
Junghans
Kammg. Kaiſersl.
Karlsruher Maſch. / 41
Karſtadt R.
Klein. Sch. & Becker/ 63
Knorr. He
Konſerv. 2
Krauß, Lokom.
Lahmeyer .......
Lech. Angsbarg.. .
192
80.5
59.5
38.25
250
76
46
96
36
58
0.89
27
95.75
70
33
93.75
24.75
32
78.5
27.5
85.5
53
23
0.82
88.6)
133.75
36.5
120
Lederw. Rothe ..
Spicharz : 21
Lingel Schuhw.. .
Vöhnberg. Mühle.
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheib Metall/ 57.25
Luther, Mühlenb.
Lux Induſtrie ...
Mainkraſt Höchſt.
Metallgeſ. Frkf. . ..
Meyer, Dr. Paul..
Miag. Mühlenb.. . . 1110
Moenus Stamm. .
Motorenf. Deutz.
Motorenf. Oberurſ.
Neckarſ. Fahrz. ...
Neckarw. Eßlingen.
Beters Union ....
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps..
Porzellan Weſſel / 51
Prometh. Frk
Rein Gebb. & Schall
Rhein. Elektr.
Rhein. Metall=Vf.. 30.75
Rickforth .......
Rütgerswerke ....
S hleußner .. . . ."
S hneid. & Hanau.
Shnellpr. Frank.,
S hramm. Lackf.
S hrift. Stempel".
S hufel Elektr.. .
S huhf. Weſſel...
Schuhf. Her;
Shuls Grünlack.
Seilino. Wolff...
Sichel & Co..
Siemens Gla3
Siemens & Halzke. /167.75
Südd Immob.
Thür elektr. Lief. ..
Nhren Furtwängl.
Veithwerke ......
Ver.f„Chem. Ind.. / 54.5
38
88.5
22
94.5
128.5
48
54
87
09
84
53
../ 32
83
101
13.5
35
65
75.5
124.5
33
50
47
8.1
83
27
Ver. d. Olfbr. Mann.
Ver, Faßf. Caſſel ..
Gummi. Bln.=Frkf.
Vinſel=Nürnberg ..
Ultramarin . . . . . .
Zellſtoff Berl. ..
Bogtl. Maſch. .. 62.75
Voigt & Haeffner. / 91
Volthom. Seil ... / 40.5
Wayß & Freytag. .
Wegelin Rußfbr. . .
Zellſt. Waldhof
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein .."
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart
63
139.5
103.5
1o9‟
79.75
69
82.1
102
83
Tranzport= und
Verſicherungs=Akt.
N. Dt. Ei enbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ. ..
El. Hochbahn=Ber!.
Schantung E. B..
Südd. Eiſenb.=Geſ
Hapag..........
Nordd. Lloyd..
35
120
151.25
147.5
Frrf. Allg. Ver
Frankona Rückv.
98
Darmſt. Berte
Bahnbedarf
23.5
Dampft Rodberg
5
Helvetia Konſ..
Gebr. Lu
Motorf. Darmſt
Gebr. Roeder
89.5
Venuleth & Ellenb.”
Seite 12
Donnerstag, den 15. Juli 1926
Nummer 194
Dr. Paul Meyer Aktiengeſellſchaft, Berlin. Für das
Geſchäfts=
jahr 1925 ergibt ſich ein Verluſt von 2 208 165 Rm. Durch die bekannte
Zuſammenlegung des nach Cinziehung von 500 000 Rm. Vorratsaktien
ver=
bleibenden Aktienkapitals im Verhältnis von 5:1 auf 500 000 Rm. wurde
ein Buchgewinn von 2,5 Mill. Nm. erzielt, der zur Deckung der Verluſte,
ſowie zu weiteren Abſchreibungen auf das Warenlager verwendet
wor=
den iſt. Außerdem iſt, wie ſeinerzeit berichtet, das A.K. von 500 000 Rm.
auf 3,5 Mill. Rm. dieder erhöht worden. Die Herabſetzung des
Grund=
kapitals, ſowie die Ausgabe der neuen Aktien zum Nennwerte habe man
inzwiſchen durhgeführt. Die der Geſellſchaft aus der Kapitalerhöhung
zugefloſſenen Mittel ſeien ausreichend geweſen, um die Verſchuldung
der Geſellſchaft zu beſeitigen, ſo daß weder Bankſchulden noch
Akzept=
verbindlichkeiten beſtehen. Im neuen Geſchäftsjahr ſei, wie der Vorſtand
in ſeinem Bericht ausführt, weiter an der Umſtellung der Geſellſchaft
gearbeitet worden. Durch entſprechende Spar= und
Organiſationsmaß=
nahmen, ſowie Verbeſſerungen der Fabrikationsmethoden und
Verein=
fachung der Typen habe man die Geſtehungskoſten beträchtlich
herab=
gemindert. Man hoffe, trotz der allgemein ſchweren Wirtſchaftslage auf
dem eingeſchlagenen Wege wieder zu befriedigenden Ergebniſſen kommen
zu können. Der gegenwirtige Auftragsbeſtand reiche für eine
Beſchäf=
tigung von einigen Monaten aus. Der Auftragseingang könne mit
Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe als befriedigend bezeichnet werden.
Die belgiſche Beteiligung an den Oelquellen von Moſſul. Die
bel=
giſche Beteiligung an den Oelquellen von Moſſul iſt weiterhin
Gegen=
ſtand von Verhandlungen der Intereſſenten und dem belgiſchen
Außen=
miniſterium einerſeits und der Franzöſiſchen Compagnie Francaiſe des
Petroles, die jetzt den ehemaligen deutſchen Anteil an der türkiſchen
Petroleum=Co. beſitzt. Sie gibt ein Fünftel davon an die belgiſchen
Fir=
men, mit Ausnahme von Petrofina (die ſchon an der franzöſiſchen
Geſell=
ſchaft beteiligt iſt) ab, die unter Führung der Petroles des Roumanie
ſtehen und die zuſammen mit 6 Millionen, im einzelnen mit je 200 000
bis 500 000 Franken an der Kapitalerhöhung der Compagnie Francaiſe
des Petroles beteiligt ſein ſollen. Anſcheinend möchten die Belgier dieſe
Geſamtquote jedoch noch verſtärken. In dieſer Woche finden in dieſer
Angelegnheit weitere Verhandlungen ſtatt.
Der franzöſiſche Eiſenmarkt und der Franckurs. Aus Paris wird
gemeldet: Die franzöſiſche Eiſeninduſtrie geht angeſichts der ſteten
Kurs=
ſchwankungen der Währung immermehr dazu über, die Preiſe in
Edel=
valuta zu erſtellen. Im Inlandsabſatz üben die Eiſenwerke größte
Zu=
rückhaltung. Andererſeits ſucht ſich der franzöſiſche Konſum möglichſt
ſtark mit Material einzudecken, ſodaß die Nachfrage in Frankreich äußerſt
lebhaft bleibt. Die Ausfuhrmöglichkeiten dauern an, die franzöſiſchen
Eiſenwerke müſſen angeſichts der ſtarken Inanſpruchnahme Lieferfriſten, gen noch Aufbeſſerungen von 1 C.
von 3 bis 4 Monaten ausbedingen. Im Inland herrſcht in manchen
Materialien Knappheit. Walzfabrikate ſind beſonders ſtark gefragt, da
dem Feſtlande zugute kommt und ſich ſogar Exportgelegenheiten nach miſche Lokonachfrage durchſetzen. Die Termine zeigen keine einheitliche
England ſelbſt ergeben. Auch Bleche ſind ſtark begehrt. Mit Rückſicht auf
die günſtigen Ausſichten auf dem europäiſchen Markte dürften ſich die
franzöſiſch=lothringiſchen Eiſenwerke in der nächſten Zeit weniger auf
den Export nach ferneren Gebieten, als vielmehr auf die Ausfuhr nach
feſtländiſchen und engliſchen Plätzen verlegen. Durch die ſtark verringerte
Probuktion der engliſchen Eiſen= und Stahlinduſtrie ergeben ſich in
England ſelbſt nicht nur für franzöſiſches Halbzeug, ſondern auch für
Fertigfabrikate günſtige Abſatzchangen, die ſchon jetzt ausgenützt werden.
Der engliſche Außenhandel im Juni. Die ſoeben veröffentlichten
Außenhandelsziffern für den Monat Juni weiſen trotz des
Bergarbeiter=
ſtreiks eine Vermehrung gegenüber dem Mai 1926 auf, aber einen
Rück=
gang gegenüber dem Juni 1925. Die geſamte Einfuhr im Juni betrug
97504 361 L. Das bedeutet im Vergleich mit dem Juni 1925 eine
Ab=
nahme um 13 480 500 L. Die britiſche Ausfuhr betrug im Juni dieſes
Jahres 50 107 041 L. Das bodeutet eine Abnahme von 8786 000 X
im Bergleich mit dem Juni 1925.
Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 14. Juli. Während am Berliner
Platz die Hauſſe in Amerika für Inlandsweizen geſteigerte Preiſe im
Gefolge hatte, wirkte die Weltmarktlage auf den hieſigen Roggen nicht
preisſteigernd. Infolge des anhaltend ſchönen und vor allem warmen
Wetters war wieder viel alter Roggen angeboten, ohne daß ſich aber
hierfür große Nachfrage zeigt. Im Lieferungshandel war beiſpielsweiſe
der Juli=Roggen in unverändertem Vortagskurs nicht unterzubringen.
Herbſtmonate allerdings 1 Mark befeſtigt. Weizen per Juli in
Ueber=
einſtimmung mit erhöhten Schlußforderungen 3 Mark befeſtigt. Das
Mehlgeſchäft iſt nach wie vor ruhig. Auch Gerſte ruhig, Hafer
be=
hauptet.
Frankfurter Produktenbericht vom 14. Juli. Bei höheren
auslän=
diſchen Notierungen konnte auch der hieſige Produktenmarkt eine
weſent=
liche Befeſtigung der Preiſe durchſetzen. Die beiden Mehle waren
be=
ſonders gefragt, in denen das Angebot in prompter Ware immer noch
zu knapp iſt. Preiſe: Weizen 32, Roggen 23,50, Sommergerſte nicht
notiert, Hafer inl. nicht notiert, Hafer ausl. 21,50—23, Mais gelb 18,25
bis 18,50, Weizenmehl 43—44, Roggenmehl 33,50—34,50, Weizentleiſe
9,25, Roggenkleie 11,25.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 14. Juli. Zum heutigen Schlachtviehmarkt
waren angetrieben: 236 Bullen, 172 Ochſen, 865 Kühe und Färſen, 2275
Kälber, 6125 Schafe, 8795 Schweine und 8 Ziegen. Preiſe: Ochſen a) 58
bis 63, b) 52—56, c) 46—50, d) 38—43, Bullen a) 54—56, b) 50—52, c) 45
bis 48, Färſen und Kühe a) 54—61, b) 43—50, c) 31—40, d) 25—29, e) 20
bis 23, Freſſer 37—44, Stallmaſtſchafe a) 54—59, b) 40—50, c) 28—35,
Schweine b) 79, c) 77—79, d) 76—77, e) 74—75, Kälber b) 66—72, c) 60
bis 65, d) 59—58, e) 45—50, Säue 70—72, Ziegen 20—25. Marktverlauf:
Bei Rindern in guter Ware glatt, ſonſt ruhig; bei Kälbern, Schafen und
Schweinen ruhig, ſchwere Schweine vernachläſſigt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 14. Juli. (Priv.=Tel.)
Weizen: Meldungen über anhaltende Dürre und mangelnde
Feuch=
tigkeit, namentlich aus Kanada, ließen den Markt anfangs in feſter
Haltung verkehren. Später trat jedoch eine Abſchwächung ein, da ſich
nur eine langſame ausländiſche Lokonachfrage zeigte. Die Termine zei=
Mais: Im Anfangsverkehr verkehrte der Markt in ſchwacher
Verfaſ=
ſung auf günſtige Temperaturberichte aus den Maisgebieten. Im
wei=
den franzöſiſchen Walzwerken der Ausfall der engliſchen Lieferungen nach teren Verlauf konnte ſich jedoch eine Befeſtigung auf eine geſteigerte hei=
Haltung.
Baumwolle: Der Markt nahm einen ſchwächeren Verlauf, da die
Pflanzer mit Abgaben fortfuhren und auch die Lokofirmen größere
Ab=
gaben vornahmen. Ferner lagen günſtige Witterungsberichte aus dem
Süd= und Zentralweſten vor, ſo daß die Abſchwächung bis zum Schluß
anhielt.
Kaffee: Der Markt begann in ſtetiger Haltung auf Deckungskäufe
der Baiſſe und Stützungskäufe von an der Valoriſation intereſſierten
Firmen. Im weiteren Verlaufe jedoch trat eine Abſchwächung ein auf
niedrigere braſilianiſche Forderungen und ſpekulative Angebote.
Zucker: Auf dringendes kubaniſches Angebot verkehrte der Markt
heute in ſehr ſchwacher Haltung, beſonders waren nahe Termine
ange=
boten.
Kakao: Käufe des Handels ſowie Baiſſedeckungen verliehen dem
Markt eine ſtetige Haltung; ferner nahm der Handel ſpekulative Käufe
vor auf die Feſtigkeit des Lokomarktes.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Berliner Börſenvorſtand beſchäftigte ſich heute mit der
Ab=
löſungsanleihe, deren Einführung ſich über Erwarten verzögert. Die
Menge der ausgegebenen Süicke iſt noch immer zu gering. Es wird
an=
genommen, daß die Reichsbank bzw. die Reichsſchuldenverwaltung in
ab=
ſehbarer Zeit eine genügende Anzahl Stücke bereitſtellen wird, ſo daß der
Handel beginnen kann.
Nach längeren Verhandlungen haben ſich der im Aufbau befindliche
„Mitteleuropäiſche Wirtſchafts=Bund”, Sitz Berlin, und die deutſche
Arbeitsgruppe der „Mitteleuropäiſchen Wirtſchafts=Tagung”, Sitz Wien,
zu einer einheitlichen Organiſation zuſammengeſchloſſen und bilden
fort=
ab den Landesverband Deutſchlands der geſamteuropäiſchen
wirtſchaft=
lichen Vereinigung.
Die feſte Tendenz des belgiſchen Teermarktes hält mit unverminderter
Stärte an. Für engliſche Ware, die infolge des Kohlenſtrei,s immer
ſeltener wird, werden 86 bis 90 sh frei Waggon Antwerpen gezahlt. Die
belgiſche Ware ſtellt ſich auf 87,6 bis 88 sh.
Der Status der belgiſchen Notenbank vom 8. Juli weiſt eine
Zu=
nahme der Vorſchüſſe der Bank an den Staat um 75 Mill. auf 975 Mill.
Franken auf. Das Wechſelportefeuille iſt von 1361 auf 1390 Mill.
ge=
ſtiegen. Die Notenzirkulation erhöhte ſich von 8513 auf 8631 Mill.
An der Briſſeler Börſe nahm die Inflationshauſſe in dieſer Woche
einen bisher noch nicht geſehenen Umfang an. Die Hauſſe erſtreckte ſich
ſozuſagen auf alle Werte, beſonders aber auf diejenigen, die Edelvaluta
zur Grundlage haben. Bank=, Kohlen= und Hüttenaktien waren ſtark
gefragt und gingen bis 680 und 800 Franken in die Höhe.
Am 20. Juli beginnt in Liverpool die fünfte Verſteigerungsſerie
oſt=
indiſcher Wollen, mit einer Dauer von drei Tagen.
Gegenüber den Nachrichten, daß die polniſche Eiſenbahnverwaltung
eine Tariferhöhung ſowohl für Perſonentarife als auch für Gütertarife
in Höhe von 25 Prozent für den 1. Auguſt plane, hat das polniſche
Ver=
kehrsminiſterium ein Dementi veröffentlicht.
Dem Präſidenten des Verwaltungsrates der polniſchen
Zuckerindu=
ſtrie iſt es auf Grund eines beſonderen Abkommens gelungen, eine
An=
leihe in Höhe von 600 000 Pfd. Sterling von einer Londoner
Finanz=
gruppe zu 8 Prozent p. a. zu erhalten.
Nach langen Verhandlungen ſoll es nun endlich zur endgültigen
Verſtändigung zwecks Schaffung eines allpolniſchen Kohlenſyndikats
ge=
kommen ſein.
Die Ekonomitſcheska Shiſn berichtet, daß im Juni die Kurſe für
ruſſiſche Staatsanleihen geſtiegen ſind.
Das griechiſche Finanzminiſterium hat durch Erlaß einer Verfügung
die griechiſchen Zollſätze des gültigen Zolltarifs bis 31. Auguſt ds. Js.
verlängert. Man hofft, in der Zwiſchenzeit die ſchwebenden
Handels=
vertragsverhandlungen zum Abſchluß bringen zu können.
Die kürzlich von der Pan=American Petrol und Transport Co.
erbohrten Oelquellen liefern jetzt eine Tagesausbeute von 30 000 Faß.
Die United American Lino beſtätigt, daß ſie die ehemaligen deutſchen
Dampfſchiffe „Reſolute” „Reliance” und „Cleveland” an die Hamburg=
Amerika=Linie verkauft habe und zwar beträgt der genaue Kaufpreis
1585 000 Mk. in bar, 4 Millionen Mark in kurzfriſtigen Raten und
10 Millionen Mark in Aktien der Geſellſchaft.
Die New Yorker Bankfirma J. P. Morgan u. Co. unterhandelt mit
der Hefefabrik Fleiſchmann u. Co. wegen Uebernahme eines
Aktien=
poſtens der vorgenannten Geſellſchaft.
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46z ug
(102140=
Nummer 194
Donnerstag, den 15. Juli 1926
Seite 13
Matrikel 48012.
(Im Käfig durch die Welt).
1. Wie ich Legionär wurde.
Den Tagebuchblättern eines Fremdenlegionärs nacherzählt
von Arthur Dix.
(Nachdruck verboten
Der Name des nach mehr als fünfjährigen Abenteuern
aus der Fremdenlegion, in deren Reihen er auch an den
letzten Kämpfen in Syrien und gegen die Riſkabylen in
Marokko beteiligt war, glücklich entkommenen Verfaſſers
muß aus naheliegenden Gründen ungenannt bleiben.
Der Bearbeiter verbürgt ſich jedoch dafür, nichts aus
freier Phantaſie hinzugeſügt zu haben, ſondern getreu
den Tagebuchaufzeichnungen und ihren mündlichen
Er=
läuterungen gefolgt zu ſein.
I.
Aus welchen Gründen mir in der Zeit der nachrevolutionären
Kämpfe in der deutſchen Reichshauptſtadt der Heimatboden zu
heiß unter den Füßen geworden; aus welchen Quellen die Mittel
floſſen, mit deren Hilfe ich für einige Jahre im Auslande
ge=
borgen zu ſein glaubte; aus welchen Gründen ſie mir dann doch
ſo raſch unter den Händen zerrannen, tut nichts zur Sache. Ueber
den Trümmerfeldern von Traumſchlöſſern des damals
Zwanzig=
jährigen iſt Gras gewachſen. Viele Jahre ſind zerfloſſen, auch
durch kummervolle Jahre gehegte Beſorgniſſe langſam in Nichts
aufgelöſt. Die Zeit der Abenteuer, der fürchterlichſten Strapazen,
Entbehrungen und Entehrungen, liegt hinter mir. Um neu
auf=
gekeimte Hoffnugen ärmer, um bittere Enttäuſchungen reicher,
bin ich wieder daheim — im Lande der Arbeitsloſigkeit, in dem
die trotz aller Erlebniſſe und Widerwärtigkeiten bewährte und in
heimatlicher Ruhe neu geſtärkte Kraft brachliegen muß.
Wie ein dichter Schleier breitet es ſich aus zwiſchen dem
Heute und jener toch nur ſo kurze Zeit zurückliegenden
Ver=
gangenheit, in der ich nur noch die Wahl zu haben glaubte
zwi=
ſchen elendem Verrecken oder endgültigem Irrſinn, wenn nicht
alsbald die Stunde der Befreiung ſchlüge. Haften geblieben ſind
nur jene großen und kleinen Erlebniſſe, die ich als
unverbeſſer=
licher Verſeſchmied ſeinerzeit in Reime gebracht habe und die mich
auch ohne Niederſchrift überall begleitet haben und bis heute
begleiten. Soll ich über Einzelheiten oder Geſamteindrücke
be=
richten, dann muß ich ſchon zu dieſen elenden Papierfetzen
grei=
fen, die, heute kaum noch lesbar, einſtmals mein Tagebuch
bilde=
ten und die in Stunden dringendſter Gefahr bald im
Wüſten=
ſand verbuddelt, bald ins Meer gebettet, nur noch für den zu
entziffern ſind, der ſie niederſchrieb.
Das Geld war in Holland verpulbert. Wo Arbeit findens
Im deutſchen Zirkus Hagenbeck fand ſich Gelegenheit zu niederen
Dienſten, und da ich mich als einigermaßen anſtellig erwies und
in gewiſſen Gefahrproben das Zutrauen meiner deutſchen Chefs
gewann, nach einiger Zeit ſogar zur Tätigkeit im Löwenkäfig
mit Aushilfsarbeiten für den Dompteur und als ſein Erſatz. Wie
hätte ich damals ahnen können, daß dieſer Aufenthalt im Käfig
auf mehr als ein halbes Jahrzehnt hinaus für mein weiteres
Leben ſymboliſch werden ſollte, daß ich ſelber wie eine gezähmte
Beſtie im Käfig durch die halbe Welt, durch Franzöſiſch=Afrika
und Franzöſiſch=Aſien gezerrt werden würde! Wie hätte ich ſpäter
manchmal jene Beſtien beneiden mögen, die zwar die Peitſche
im Käfig fühlen mußten, aber doch als koſtbare Wertgegenſtände
gehalten durden, während für unſereins oft genug nur die
Parole gabt: „Verrecke, deutſches Schwein!“
Der hodländiſche Aufenthalt des Zirkus Hagenbeck ging zu
Ende, und da die Weiterreiſe durch Deutſchland führen ſollte,
wandte ich mich auf eigene Fauſt weiter durch Belgien nach
Frank=
reich und wan im Begriff, Spanien aufzuſuchen, als der Verrat
eines Landsmannes mich in Lyon den Franzoſen als unter
fal=
ſcher Flagge ſegelnden Deutſchen denunzierte. Man ſchob mich
nach Deutſchland ab, was mir damals nicht gerade
verheißungs=
voll erſchien. Sſchon war ich auf der Kehler Brücke, aber noch
innerhalb des franzöſiſchen Machtbereichs, als ein zum
franzöſi=
ſchen Militärdienſt eingezogener Elſäſſer mir in glühendſten
Far=
ben die Verdienſtöglichkeiten und Karriereausſichten in der
„Legion” darſtellte. In voller Unkenntnis deſſen, was mich in
der Legion erwartete, ließ ich mich durch den „Landsmann” leicht
überreden und ſprach das verhängnisvolle „Ja”. Zunächſt hatte
ich keinerlei Grund, e3 zu bereuen. Man ſchaffte mich in eine
Kaſerne in der Nähe von Straßburg, wo ich mit anderen
Legions=
anwärtern noch in meinem Zivilanzug bei guter Behandlung
und ſehr reichlichen Zumeſſungen von Wein drei Tage lang
ver=
blieb. Daß es offenbar Grundſatz der franzöſiſchen Leitung war,
uns ſtändig ſo reichlich unter Alkohol zu halten, daß wir gar nicht
zur Beſinnung kommen konnten, war mir in dieſen Tagen
natür=
lich nicht klar. Aber wie gründlich änderte ſich das Bild, als wir
in eines der Metzer Forts geſchafft und hier ſchlimmer
als die Sträflinge behandelt wurden. Schon hier gab es
allerlei auszukoſten, was an körperlichen und mündlichen,
ehr=
beleidigenden Brutalitäten gekiefert werden konnte. Wir galten
eben lediglich als „deutſche Schweine”, ganz beſonders bei
unſe=
ren elſäſſiſchen Vorgeſetzten, die durch ein Uebermaß von
Rauh=
beinigkeit gegen die Stammesgeuoſſen ſich weiter nach oben hin
empfehlen wollten. Uebrigens waren wir in Metz nicht nur
Reichsdeutſche, ſondern auch Oeſterreicher, Schweizer und ſonſtige
Deutſche. Die gemeinſte Behandlung aber wurde oſtentativ den
Preußen zuteil, die angeſpuckt, mit Revolvern bedroht, über=
haupt in jeder Weiſe auf das widerwärtigſte ſchikaniert wurden.
Zum Glück dauerte dieſe Qual nur drei Tage. Dann ging
es ab nach Marſeille. Wir waren glücklich über die Erlöſung
aus dem Sauſtall des Metzer Forts und aus der Gewalt jener
elſäſſiſchen Vorgeſetzten, die ſelbſt nur brockenweiſe Franzöſiſch
ſprechen konnten, aber es uns gegenüber unbedingt
verſchmäh=
ten, ſich ihrer deutſchen Mutterſprache zu bedienen. Die Reiſe
nach Marſeille war ein ganz vergnügliches Theater. Der letzte
Aufenthalt in Lyon wurde benutzt, um unſere ganzen
Habſelig=
keiten zu verſcheuern. Kaum daß wir von unſeren Zivilſachen
Hemd und Hoſe anbehielten — alles andere wanderre zum
Tröd=
ler, um für den Erlös die unvermeidlichen Zigaretten, etwas
Alkohol oder dergleichen einzutauſchen. Es war ſchon ein recht
wilder Zuſtand, in dem wir, nur halb angekleidet, in Marſeille
anlangten.
Hier in der Hafenſtadt ließen ſich einige Leidensgenoſſen
angeſichts des offenen Meeres zum erſten Deſertationsverſuch
verleiten. Nicht etwa, um in wirkliche Freiheit zu gelangen,
ſondern weil ſie ſich unterwegs zur ſpaniſchen Fremdenlegion
hatten anwerben laſſen. Selbſtverſtändlich wurden ſie wieder
eingefangen und in den rings vom Meer umgebenen Turm von
St. Jean geſperrt, aus dem ein Entkommen unmöglich iſt und
aus dem während der ganzen Nacht noch die furchtbaren Schreie
von der ihnen zuteil werdenden Behandlung auf unſer Schiff
hinüber berichteten. Wir ſelbſt wurden verfrachtet. Ich kann
„nur ſagen verfrachtet. Wie irgend eine Transporrware. Ohne
Licht und Luft, zwiſchen Rollen für Stacheldrahtverhaue,
um=
geben von ſich lebhaft tummelnden, widerwärtigen Ratten,
be=
haftet mit Läuſen. Es war weit ſchlimmer als im Käfig. Als
das Schiff in den Golf von Lyon hinausgefahren, erhob ſich eine
furchtbare See. In höchſter Not, daß der elende Kahn verſacke,
öffnete die Beſatzung unſer Verließ mit der liebenswürdigen
Aufforderung: „Sauft Waſſer, deutſche Schweine!” Sobald aber
die größte Gefahr vorüber war und der Sturm ſich gelegt hatte,
wurden wir wieder in unſere Hölle zurückgeſtoßen.
Sozuſagen feſtlich geſtaltete ſich unſer Empfang in Oran
(Algerien). Für unſeren Transport von etwa 80 Mann ſtanden
30 franzöſiſche Soldaten mit aufgepflanzten Seitengewehren
be=
reit, um uns durch die Stadt zu eskortieren. Aus dem Volk
hörten wir ermunternde Zurufe, die auf den Grundton eingeſtellt
waren: „Wieder ein paar Schafe eingefangen!” Sofort wurde
der Transport eingeteilt zum Weiterverſand in die beiden
Ka=
ſernenſtädte Saida und Sidi=Bel=Abbes. Für alle Fälle — wir
atmeten wieder freie Luft und gaben uns einem gewiſſen
Galgen=
humor hin. Noch waren wir, abgeſehen von der franzöſiſchen
Beſatzung, gänzlich unter uns, ohne jede Berührung mit den
alten Frontlegionären, alſo auch ohne jede Ahnung, was das
weitere Schickſal uns bringen werde.
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