Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 191
Montag, den 12. Juli 1926.
189. Jahrgang
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jede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen= und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlſcher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darm=
Nädtei und Natioralbank.
Die Ausſichten für Priand—Caillaux.
Vor einer neuen Kraftprobe.
* Paris, 11. Juli. (Priv.=Tel.)
Das Vertrauensvotum für die Regierung Briand—Caillaux
bildet den Gegenſtand aller Geſpräche. Wider Erwarten hat ſich
herausgeſtellt, daß ſich nur wenige Abgeordnete der Stimme
ent=
halten haben. Eine nähere Prüfung des
Abſtimmungsergeb=
niſſes zeigt, daß die Mehrheit für die Regierung in ſich
unzuſam=
menhängend iſt. Von den Radikalſozialiſten haben ſich, wie jetzt
feſtſteht, zehn Abgeordnete der Stimme enthalten, 99 für die
Re=
gierung und 22 dagegen geſtimmt. Von der äußerſten Rechten,
der Republikaniſch=Demokratiſchen Union, haben 32 für die
Re=
gierung und 60 dagegen geſtimmt. Sieben Abgeordvete dieſer
Gruppe haben ſich der Stire enthalten. Als einziges poſitiv.s
Ergebnis der Kammerdebatte iſt feſtzuhalten, daß der
Sachver=
ſtändigenbericht beſtehen bleibt und das Anſehen des Hauſes
gewahrt blieb.
Wie wir erfahren, iſt man der Anſicht, daß das Kabingtt mit
einer Mehrheit von nur 22 Stimmmen (nach der letzten
Berichti=
gung 24) nicht genügend Rückhalt hat, um vom Parlament die
Erteilung der Vollmachten verlangen zu können. Es bedarf
einer neuen und noch größeren Kraftprobe der Regierung, um
den Antrag auf Erteilung der Vollnnachten durchzubringen. Starke
Zurückhaltung wird von den Abgeordneten der Gruppe Marin
beobachtet, die Stimmenthaltung geübt haben, während ihr
Füh=
rer gegen das Kabinett geſtimmt hat. Marin beginnt wegen
ſeiner letzten, nicht immer glücklichen Interventionen und der
Unzulänglichkeit ſeines Charakters die Unzufriedenheit des linken
Flügels ſeiner Gruppe zu erregen. Es iſt möglich, daß einige
linksſtehende Abgeordnete der Gruppe das nächſte Mal offen für
die Regierung ſtimnen werden.
Zuſammenfaſſend läßt ſich ſagen, daß die politiſche Situation
unklar bleibt. Zu den Ueberraſchungen in der ſonſt
zwiſchenfalls=
armen Sitzung gehört die Mitteilung Francois Poncets, daß
die Rechtsparteien ſich das ſozialiſtiſche Projekt der
Kapitals=
abgabe zu eigen machen, vorausgeſetzt, daß eine konſervalive
Re=
gierung die Ausführung dieſer Maßnahmen überwacht. Die
Preſſe iſt in der Auswertung des Votums nicht einig. Die
vor=
herrſchende Anſicht iſt, daß die Regierung das Spiel weder
ge=
wonnen noch verloren hat.
Die Kriegsteilnehmer=Kundgebung gegen das
Waſhingtoner Schuldenabkomnmen in Paris.
Die Kundgebung der ehemaligen Kriegsteilnehmer gegen
das Waſhingtoner Schuldenabkommen, die nach befriedigenden
Zuſicherungen der Veranſtalter vom Innenminiſterium nach
an=
fänglichem Verbot zugelaſſen worden war, ging am Sonntag
während des Vormittags in größter Ordnung vor ſich. An dem
Zuge, der ſich vom Triumphbogen zum Denkmal George
Waſhingtons bewegte, beteiligten ſich etwa 20000 Perſonen aus
allen Bevölkerungsſchichten und allen Teilen Frankreichs mit
3000 Fahnen. Unter den Teilnehmer befanden ſich zahlreiche
Schwerkriegsverletzte in Fahrſtühlen und Kriegsblinde ſowie
Abteilungen der Action franegiſe und der Blauhemden des
Faiscau. Vor dem Denkmal für die amerikaniſchen Gefallenen
des Weltkrieges wurde einer amerikaniſchen Delegation ein
Kranz überreicht. An der Statue Waſhingtons wurde ein
zweiter Kranz niedergelegt, der nur die Worte trug: „An
Waſhington. . . . . Hoffnung”.
Zu einem kleinen Zwiſchenfall kam es, als der Abgeordnete
Goy eine Marmortafel mit der Aufſchrift niederlegen wollte, in
der die Vereinigten Staaten zu neuen Verhandlungen über die
Schuldenregelung aufgefordert werden. Die Polizei ſuchte dies
zunächſt zu verhindern, ließ die Tafel aber ſchließlich zu unter
der Bedingung, daß ſie mit der Aufſchrift gegen den Sockel
ge=
legt und mit Blumen und Kränzen zugedeckt wurde. Die
ameri=
kaniſche Botſchaft ſtand während der Demonſtration unter ſtarker
polizeilicher Bewachung, die ſich jedoch als überflüſſig erwies.
Das franzöſiſch=ſpaniſche Marokko=Abkommen
In einem vom Außenminiſterium herausgegebenen
Commu=
nigué wird mitgeteilt, daß das franzöſiſch=ſpaniſche Marokko=
Abkommen in der letzten Sitzung der Delegationen vorbehaltlich
der Genehmigung durch die beiden Regierungen vom ſpaniſchen
Botſchafter Quinones de Leon und dem General Jordana
einer=
ſeits und dem Marſchall Pétain und Berthelot andererſeits
unterzeichnet worden iſt. Es wird ſofort nach der Raufizierung,
die vorausſichtlich am Dienstag nach der Ankunft Primo de
Ri=
veras erfolgen wird, in Kraft treten. Obwohl im Communiaué
Einzelheiten erſt nach der Unterzeichnung in Ausſicht geſtellt
werden, erfahren wir aus ſicherer Quelle, daß durch das
Ab=
kommen die franzöſiſch=ſpaniſche Zonengrenze vom Jahre 1912
wieder hergeſtellt wird. Zur genaueren Feſtlegung wird eine
Grenzkommiſſion eingeſetzt werden. — Hinſichtlich des
Verban=
nungsortes für Abd el Krim wird den beiden Regierungen die
Wahl gelaſſen zwiſchen Madagaskar und den wegen ihres
un=
geſunden Klimas berüchtigten Komoren (zwiſchen Madagaskar
und Afrika im Indiſchen Ozean). Die Forderung Spaniens,
Abd el Krim noch in der Verbannung beſonders harte
Beding=
ungen aufzuerlegen, vermochte ſich gegenüber dem franzöſiſchen
Widerſtand nicht durchzuſetzen.
Die franzöſiſch=engliſchen Schuldenverhandlungen.
Laut „Intranſigeant” kann das franzöſiſch=
eng=
liſche Schuldenabkommen als abgeſchloſſen
be=
trachtet werden. Das Blatt ſchreibt dazu, daß die Bank von
England ſofort nach der Unterzeichnung des Abkommens der
Bank von Frankreich von dem 1337,5 Millionen Goldfranken
be=
tragenden franzöſiſchen Golddepot 500 Millionen Franken
zurück=
geben werde, und daß Frankreich ein Sterlingkredit eröffnet
werde. Bis zum Jahre 1931 würden die Annuitäten nur vier
bis 6 Millionen Pfund und in den folgenden Jahren zehn bis
zwölf Millionen betragen. Außer der Transfer= und
Sicherungs=
klauſel erhalte Frankreich die Zuſicherung, daß die Schuldentitel
nicht auf dem Markt gehandelt würden.
Vom Tage.
Am Sonntag iſt der bewihmte indiſche Dichter
Rabin=
dranath Tagore aus Italien kommend, in Wien eingetroffen.
Er hat die Reiſe nach Wien hauptſächlich zu dem Zweck unternommen,
um hier einen Spezialiſten wegen ſeines ſchweren Herzleidens zu
kon=
ſultieren.
Nachdem es dem Abgeordneten Loutſch nicht gelungen iſt, ein
Kabinett zu bilden, hat die Großherzogin von Luxemburg
das frühere Mitglied des Kabinetts, Bech, mit der Regierungs=
Bildung beauftragt.
In Dünkirchen iſt es zuſchweren Ausſchreitungen
der ſtreikenden Bergarbeiter gekommen.
Der geſtürzte portugieſiſche Miniſterpräſident
da Coſta wurde auf ein im Tejo verankertes Kriegsſchiff
ge=
bracht.
Der britiſche Botſchafter in Konſtantinopel, Sir Donald
Lind=
ſay begibt ſich zum Austauſchder Ratifikationsurkunden
des Moſſulvertrages nach Angora. Der Delegierte des
Irak=
gebietes iſt bereits in Angora eingetroffen.
Wie aus Tokio gemeldet wird, ſind die ruſſiſch=fapaniſchen
Verhandlungen über Waldkonzeſſionen in Sibirien
geſcheitert.
Aus Padang wird ein neues Erdbeben gemeldet, durch das
222 Menſchen getötet und große Verwüſtungen angerichtet wurden.
Wie aus Peking gemeldet wird, hat der Generalangriff
der alliierten Truppen gegen die Nationalarmee
am Samstag früh begonnen. Der Kampf ſei erbittert, doch liegen
Mel=
dungen über irgendwelche Ergebniſſe noch nicht vor.
Der Oſten der Vereinigten Staaten wird von einer
außergewöhnlichen Hitzwelle heimgeſucht. Bisher wurden aus New
Vork, Chikago, Minnegpolis und St. Paul 23 Todesfälle durch Blitzſchlag
gemeldet.
Neue Verwicklungen auf dem Balkan.
Bulgariſch=rumäniſche Grenzzwiſchenfälle.
EP. London, 11. Juli.
Aus verſchiedenen Quellen laufen Nachrichten über ernſte
bulgariſch=rumäniſche Grenzzwiſchenfälle ein, die wir unter allem
Vorbehalt wiedergeben.
Veranlaßt durch den kürzlich gemeldeten Grenzzwiſchenfall,
bei dem mehrere Soldaten getötet wurden, ſollen die rumäniſchen
Truppen 7—8 Kilometer dief in bulgariſches Gebiet eingerückt
ſein und 120 bulgariſche Soldaten niedergemacht haben. Die
rumäniſche Preſſe ſtellt dieſen Vorgang als eine Vergeltung für
das Eindringen bulgariſcher Irregulärer in das rumäniſche Dor;
Staroſelo hin, wobei zwei Einwohner umgekommen ſeien. Die
Rumänen hätten bei der Wiedereinnahme des Dorfes 26
Gefan=
gene gemacht. Bei deren Abtransport hätten die Bulgaren den
Zug angegriffen, ſeien aber under Zurücklaſſung von 18 Toten
geſchlagen worden. — Eine andere Meldung beſagt dagegen,
daß der Gefangenentransport von der Bevölkerung angegriffen
wurde, wobei 18 bulgariſche Gefangene maſſakriert worden ſeien.
— Sicher iſt eine Information aus Sofia, die von der
Bulgari=
ſchen Agentur ausgegeben wird, daß in der Nacht des 8. Juli
zahlreiche rumäniſche Soldaten den bubgariſchen Grenzpoſten
Nr. 15 angegriffen und beſetzt haben. Die bulgariſchen
Grenz=
truppen zogen ſich zurück, wodurch die Ruhe wieder hergsſtellt
wurde.
Weiter wird gemeldet, daß der rumäniſche
Außenmini=
ſter Mitileneo eine Note nach Sofia richtete, in der mit
dem Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen
gedroht werde, falls der bulgariſche Vertreter ſich weigere,
einer ihm früher übermittelten Note Folge zu leiſten. Die
ru=
mäniſche Regierung habe Griecheniand und Südſlawien zu
Pro=
teſten in Sofia aufgefordert, und man befürchte ſür den Fall,
daß dieſe Länder der Aufforderung nachkommen ſollten, ernſte
Folgen. Ferner habe der rumäniſche Vertreter in Sofia Klage
darüber geführt, daß Bulgarien den Irvegulären Waffen liefere
und die vom Völkerbund für die Flüchtlinge zur Verfügung
ge=
ſtellten Mittel zu militäriſchen Zwecken verwende.
Vor einem Umſiurz in Bulgarien?
EP. Belgrad, 11. Juni.
Hier wurde geſtern in den ſpäten Abendſtunden bedannt, daß
der König von Bulgarien Boris, geſtern mittag das
Land verlaſſen und ſichins Ausland begeben habe. Die
Abreiſe erfolgte unter ſo geheimnisvollen Umſtänden, daß ſie als
Flacht gedeutet werden muß. In der Begleitung des Königs
befinden ſich, neben ſeiner Schweſter, Prinzeſſin Eudoxia, nur
einige höhere Beamte. Ueber die näheren Umſtände der Abreiſe
des Königs iſt in Belgrad noch nichts bekannt, doch hegt man
ernſte Beſorgniſſeumdas Schickſal der Dynaſtie.
— In eingeweihten politiſchen Kreiſen herrſcht ſeit langem die
Anſchauung, daß Bulgarien am Vorabend einer
neuen Revolution ſtehe. Trotz aller offiziöſen
Ableug=
nungen der bulgariſchen Regierung war man ſeit langem
dar=
über informiert, daß die Tage des gegenwärtigen Kabinetts
ge=
zählt ſind. Vertrauliche Meldungen aus Sofia berichten über
eine politiſche Verſchwörung, die neuerdings Zankow
ans Ruder bringen ſoll. Der gegenwärtige Miniſterpräſident
Liaptſchew iſt bei dem mazedoniſchen Komitee in Ungnade
ge=
fallen; dort ſcheint auch der Herd der neuen Verſchwörung gegen
den König und die Regierung zu liegen.
Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen.
Die aus Berlin eingetroffene deutſche Handelsdelegation hat
in einer 3½ſtündigen Sitzung mit der franzöſiſchen Delegation
Fühlung genommen. Miniſterialdirektor Poſſet hat, wie aus
franzöſiſcher Quelle verläutet, neue Mitteilungen zu gewiſſen
Punkten des in Vorbereitung befindlichen Proviſoriums gemacht,
die ſich vor allem auf das gegenwärtige franzöſiſche Zollſyſtem
und die darin in Ausſicht genommenen Aenderungen bezogen.
Ferner ſeien die Grundlagen für die weiteren Verhandlungen
feſtgelegt worden.
Schweizer Nöte.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
E. D. Zürich, Anfang Juli 1926.
Nun iſt offiziell der Sommer wohl in unſer Land gerückt,
nachdem uns nicht einmal ein anſtändiger Frühling beſchieden
war. Wahrlich, das Wetter ſcheint dieſes Jahr ganz außer Rand
und Band gekommen zu ſein, denn wir müſſen ſchon auf vierzig
Jahre zurückgehen, wenn wir ähnliche meteorologiſche Perioden
finden wollen. Von einem Frühling haben wir überhaupt nichts
gemerkt. Was das für unſer Land, das zum großen Teil auf den
Fremdenverkehr angewieſen iſt, bedeutet, iſt leicht zu erraten.
Der Frühling wurde für unſere Fremdeninduſtrie geradezu eine
Kalamität. Nachdem die Vorſaiſon gute Prognoſen verſprochen
hatte, wurden all die ſchönen Hoffnungen begraben, ſie wurden
vom anhaltenden Regen überſchwemmt. Die großen Hotels, die
zum Teil früher als in anderen Jahren ihre Pforten öffneten,
ſtehen beinahe leer, von den Berghotels gar nicht zu reden.
Ein Bild dieſer Troſtloſigkeit bietet die Fremdenſtatiſtik von
Luzern, einem der wichtigſten ſchweizeriſchen Fremdenzentren, die
für das Frühjahr 2000 weniger Gäſte aufweiſt als letztes Jahr.
Ein ſchwerer Schlag war ſchon der engliſche Generalſtreik, da
Hunderte von ſchon angemeldeten Engländern ihren Beſuch
ab=
ſagten.
Auch der Landwirtſchaft bringt das anhaltende Regenwetter
böſe Zeiten. Faſt überall ſteht auf den Fluren noch das Gras,
und noch weiß man nicht, wann es gemäht werden kann.
Troſt=
loſe Zeiten fürwahr! Den ſchaurigen Höhepunkt erreichte die
Unbill der Witterung durch die Wetterkataſtrophen der
vergange=
nen Woche, welche die Schweiz in ſo ſchrecklicher Weiſe
heim=
ſuchten. Der Zyklon brach über Chaux de Fonds dahin. Bäume
und Wälder wurden wie durch ein Artilleriefeuer niedergeſtreckt,
das Hochwaſſer drang in mächtigen Strömen in die Häuſer, Hab
und Gut der Einwohner wurde vernichtet. Ein Unwetter von
nnerhörter Heftigkeit und Wucht ſuchte den Jura und die Gebiete
des Kantons Solothurn heim. Flutenartig ſtrömte der Regen
hernieder, die ſonſt ungefährlichen Bergbäche ſchwollen mächtig
an, die Wildwaſſer überfluteten Feld und Fluren, in einzelnen
Dörfern ſtand das Waſſer 70 Zentimeter und 1½ Meter hoch.
Von den wohlgepflegten Gärten iſt ebenſo wenig zu ſehen wie
von den Kartoffelfeldern. Die Fluten kamen ſo überraſchend
und mit ſolcher Heftigkeit, daß nichts mehr in Sicherheit gebracht
werden konnte. Die Waſſer drückten Türen und Fenſter ein.
Tuch= und Stickwarengeſchäfte, Schuhläden, Möbelmagazine
ſtan=
den hoch unter Waſſer. In einem Bezirksamt wurden die
Archiv=
räumlichkeiten vollſtändig überſchwemmt, Tauſende von Akten
wurden zerſtört oder weggeſchwemmt. Betonmauern von über
hundert Doppelzentnern wurden wie ein Kartenhaus umgelegt,
Betonböden aufgeriſſen. Mehrere feſtgefügte Brücken ſtürzten ein,
In einem Dorf wurde eine ganze Bäckerei das Opfer des
Un=
wetters. In einer Sägerei ſind zentnerſchwere Baumſtämme
fortgetragen worden. Kurz, überall das gleiche entſetzliche Chaos,
der gleiche troſtloſe Anblick. Nichts als Schutt und Trümmer
ſoweit das Auge ſchaut. Der Schaden beträgt mehrere Millionen.
Die Kantonsregierungen und der Bundesrat leiſten den
heim=
geſuchten Dörfern, und den betroffenen Einwohnern die erſte
materielle Hilfe, die Preſſe ruft zur großen Hilfsaktion auf. So
wurden zahlreiche Gegenden unſeres Landes von entſezlichen
Kataſtrophen heimgeſucht, die ihre Spuren noch lange
zurüc=
laſſen werden. Unglück übergenug! Die innen= und
außenpoli=
tiſchen Vorgänge unſeres Landes waren in letzter Zeit ſehr rege,
In Marokko ſpielte ſich ein Ereignis ab, das hier einen höchſt
unerfreulichen Widerhall fand. Ein ſchweizeriſcher Oberſt ſollts
die bei der ſpaniſchen Fremdenlegion dienenden Schweizer
feier=
lichſt begrüßt und beglückwünſcht haben. Daraufhin hat ein
weſt=
ſchweizeriſcher Journaliſt in einer in Straßburg erſcheinenden
Zeitſchrift die Schweizer, die in der Fremdenlegion während des
Marokkokrieges gefallen ſind, verherrlicht und ſchrieb u. a.
fol=
gendes: „Das Schweizervolk — das wahre — begnügt ſich nicht
mit der Zurückhaltung, die die ſtaatliche Neutralität auferlegt,
das Andenken der 3000 braden Freiwilligen zu ehren, die aus
der Zahl von 12500 Geworbenen auf dem Felde der Ehre
ge=
fallen ſind. Es erhebt Anſpruch darauf, in der Erde der
Cham=
pagne die Leiche eines tapferen Soldaten zurückgelaſſen zu haben,
den man mit Recht einen vollkommenen Helden nennen könnte.
(Gemeint iſt der gefallene Schweizer Hauptmann Junod.) Mit
dieſer Lobhudelei geht es in der Zeitſchrift noch etliche Seiten
weiter. Daß ſie in der Schweiz größtes Unbehagen hervorruft,
iſt ſelbſtverſtändlich, denn die Schweiz findet keine Veranlaſſung,
die Tatſache, daß ihre Söhne ſich für fremde Sachen hingeben,
lobend zu erwähnen. Das ſind keine wahren Schweizer. Man
will nun mit Frankreich und Spanien in Verhandlungen treten,
die das Ereignis zeitigen ſollen, daß den Schweizern der
Ein=
tritt in die Fremdenlegion verboten wird.
Die Zwiſchenfälle, die anläßlich der letzten
Völkerbundsrats=
tagung ſich ereigneten, waren höchſt unangenehm, und ihre
Fol=
gen zeigen, wie leicht es durch derartige Vorkommniſſe als Sitz
des Völkerbundes in eine ſchwierige außenpolitiſche Lage geraten
kann. Da iſt zunächſt die Ohrfeige, die der ungariſche Emigrant
im Völkerbundspalais dem ungariſchen Miniſterpräſidenten
Bethlen verabfolgte, die nicht nur für Bethlen, ſondern für das
Land gänzlich überraſchend kam. Es ſcheint, daß die Genfer
politiſche Polizei es etwas an den nötigen Sicherheiten fehlen
ließ, daher der Ruf weiterer Kreiſe nach ſtrengeren, ſtrafferen
Vorſichtsmaßnahmen kährend der Völkerbundsſitzungen und
internationalen Koüfexenzen. Der Bundesrat hat ja ſofort die
Schritte eingeleitet und darzit bekundet, daß es ihm
vor=
nelmſte Pflicht ißt, de VölkerkundsSelegierten die nötigen
Sicherheitsmaßnaßmien zu garantieren. Beinahe noch größere
Wellen ſchlug der zweite Genfer Zwiſchenfall, der ehenfalls wäh=
Seite D
rend der Völkerbundsratsſitzung ſich abſpielte. Die Sozialiſten
veranftalteten eine Matteotti=Feier, die ohne Zweifel
provokato=
riſch wirken mußte. Der Zwiſchenfall entſtand aber dadurch, daß
die Fasciſten ſich in die Verſammlung drängten und dieſe
über=
wachten. Es iſt natürlich ſchon ein ſchwerer Mißgriff, daß
Aus=
länder ſich zu Kontrollorganen berufen fühlen. Ein Anarchiſt
ſprach in packenden Worten, die herausfordernd wirkten. Auf die
Ausführungen: „Muſſolini ein Retter? . . . ſchreckliche Lüge!?
brach die Verſammlung in den Ruf aus: Muſſolini iſt ein
Mör=
der!‟ Darauf antworteten die Fasciſten mit: „Hoch Muſſolini!”
Der Sturm brach los — Stühle flogen durch die Luft. Dies
am Sitze des Völkerbundes! Daß bei dieſem Krach nicht nur
das In=, ſondern auch das Ausland aufhorchte, iſt klar. Denn es
geht nicht an, daß gewiſſe Leute ausgerechnet in der
Völker=
bundsſtadt ſich gegen fremde Regierungen auslaſſen, ebenſowenig
iſt zu billigen, daß Ausländer ſich wie Herren aufführen.
So=
tvohl die ſozialiſtiſche Kundgebung wie auch das fasciſtiſche
Ein=
greifen muß entſchieden verurteilt werden. Das gäbe einen
ſchönen Tummelplatz, wenn alle möglichen ausländiſchen
Grup=
pen ſich in alle Verſammlungen miſchen wollten und ebenſo
aus=
wärtige Leute fortwährend antifasciſtiſche Kundgebungen
veran=
ſtalten würden. Alſo das eine wie das andere kann und darf
nicht geduldet werden. Auf Grund der fasciſtiſchen Einmiſchung
in die Matteotti=Verſammlung reichten die ſozialiſtiſchen
Ver=
treter im Nationalrat eine Interpellation ein, die ſich mit der
Ver=
ſammlungsfreiheit befaßte. Nachdem der Chef des politiſchen
Departements, Bundesrat Motta, die Antwort auf die
Inter=
pellation feſtgelegt hatte, wurde ſie im Schoße des Bundesrats
eingehend beſprochen. Am 24. Juni hat nun der gewiegte
Staats=
mann Motta die mit größter Spannung erwartete Rede auf die
Genfer Zwiſchenfälle im Nationalrat gehalten. Es war ein
großer politiſcher Tag. Mit größter diplomatiſcher Klugheit und
Freimütigkeit beleuchtete er die höchſt unliebſamen Vorgänge in
Genf. In aller Objektivität beleuchtete er die Licht= und
Schatten=
ſeiten, er bedauerte und verurteilte entſchieden die Haltung der
Genfer Sozialiſten, ebenſo aber auch konnte er das fasciſtiſche
Eingreifen nicht gutheißen. Großen Eindruck machten die
Aus=
führungen Mottas über die italieniſche Note. Der italieniſche
Geſandte hat Bundesrat Motta mitgeteilt, daß die italieniſche
Regierung wider ihren Wunſch keinen Abgeordneten nach Genf
ſenden würde, wenn ſich derartige Zwiſchenfälle wieder ereignen
ſollten.
Dieſe Aeußerungen haben höchlichſt überraſcht. Motta hob
in ſeiner wohldurchdachten Rede hervor, daß künftighin alle
öffentlichen Verſammlungen, welche ſich gegen Regierungen
rich=
ten, die beim Völkerbund offiziell vertreten ſind, verboten
wer=
den ſollen. Hocherfreulich war, daß der Sprecher des
Bundes=
rates nach beiden, an den Zwiſchenfällen beteiligten Seiten,
Rü=
gen austeilte, daß er zu den Vorgängen in gänzlich unparteiiſcher
Weiſe Stellung wahm. Dieſe muß im Ausland größte
Befrie=
digung auslöſen. Mit der groß angelegten Rede von
Bundes=
rat Motta darf nun die leidige Angelegenheit als beendigt
an=
geſehen werden, und auch der Genfer Staatsrat, der
mehrheit=
lich für Fasciſten ſchwärmt, wird die Meinung des
Bundes=
rates wohl oder übel zu der ſeinigen machen müſſen. Genf iſt
nun mal Völkerbundsſtadt und hat ſomit internationale
Ver=
pflichtungen.
Innerpolitiſch beanſpruchte auch noch das Beamtengeſetz,
be=
ſonders die endgültige Behandlung des Paragraphen, der über
das Streikverbot der Beamten handelt, intenſive
Aufmerkſam=
keit. Es iſt begreiflich, daß auch hier die Wogen hoch gingen,
beſonders bei den Sozialdemokraten, die ſich gegen ein
Streik=
verbot wehrten. Es war eine hitzige Schlacht, die ob dieſem
Streikparagraphen im Nationalrat geführt wurde, alle
verfüg=
bare Munition wurde im Redegefecht verbraucht. Der Kampf
endigte, wie vorauszuſehen war, mit einer Niederlage der
So=
zialdemokraten. Mit großer Mehrheit wurde der hartumſtrittene
Artikel 22 des Beamtengeſetzes angenommen, der folgenden
Wortlaut hat: „Der Beamte darf weder ſelbſt in Streik treten,
noch andere Beamte dazu veranlaſſen. Vereine und
Genoſſen=
ſchaften dürfem einen Beamten wegen Nichtteilnahme an einem
Streik weder der Mitgliedſchaft verluſtig erklären, noch ihm einen
wirtſchaftlichen Nachteil zufügen. Dieſem Verbot
zuwiderlau=
fende Abreden, Statutenbeſtimmungen oder Anordnungen von
Vereinen und Genoſſenſchaften ſind nichtig.‟ Das iſt ein
Para=
graph, der wirklich unſerem Lande zur Ehre gereicht. Wenn auch
die Sozialiſten wit einem Referendum drohen, iſt für das
Be=
ſtehen dieſes Streikverbotartikels gar nichts zu befürchten. Bei
dieſer Abſtimmung würde das Volk mit wuchtiger Mehrheit für
bieſen Artikel ſtimmen. Denn es will Beamte, die es bezahlt,
im vollen Pflichtgefühl wiſſen.
* Ein deutſcher Lyriker.
Zu Max Bruns: 50. Geburtstage.
Wer von uns Deutſchen, des Herz und Seele nicht hart und
kalt geworden unter dem alles beherrſchenden Materialismus,
hätte nicht mit tiefem Bedauern empfunden, daß unſere Zeit ſo
arm geworden an Verſtändnis und Gefühl für die Lyrik. Für
die einzig mögliche Kunſtform des äußeren Ausdrucks tiefſt
inne=
ren Empfindens! Welche Volksgemeinſchaft iſt im tiefſten Innern
ſo reich an heißem, trotz allem immer wieder irgendwie nach nur wen dieſe Lohe gleich reinigendem Feuer nicht verbrennt,
außen dringenden Fühlen der letzten Geheimniſſe ſeeliſcher ſondern in neuer Reinheit kriſtallklar zu neuem Menſchtum er=
Regungen und Schwingungen. Wer, den Beruf oder Neigung ſtehen läßt, und dem dazu ein gütiges Geſchick das Kunſttum
ver=
drängt, den Wuſt der Gedichtbände, die auch unſere Zeit
hervor=
bringt, zu durchſchürfen nach Perlen, die allerdings hin und wie= zu geſtalten, iſt berufener Dichter, Künſtler in des Wortes beſtem
der glitzernd hervorſchimmern, aber immer ſeltener werden, wäre
nicht zu dem Urteil gekommen, zu dem ſchmerzlichen Urteil:
Unſere Zeit iſt ſo unendlich arm an lyriſchem Empfinden.
Unſere moderne Literatur, das neue geiſtig=literariſche
Deutſchland, das ſich berufen fühlt, die kranke Zerriſſenheit
unſe=
rer Zeit widerzuſpiegeln, iſt ja nicht fähig, lyriſch zu empfinden,
noch weniger die lyriſchen Empfindungen der Seele in eine reine lebendes erſteht. Max Bruns konnte bis zu ſeinem 40.
Lebens=
kunſtvolle Form zu gießen. Das ſoll kein Vorwurf ſein. Unſere
Gegenwart iſt zu ſchwer, zu troſtlos, um Dichter erſtehen zu laſſen,
die unbefchadet deſſen, ob ſie geleſen oder gekauft werden, dichten,
Führerberuf drängt. Wir müſſen zurückgreifen auf das, was
ge=
weſen, wenn wir Perlen der Dichtkunſt finden wollen, und wir „Gedicht die unendliche Fülle deſſen, was ſeine ſchwingende Seele
werden immer wieder mit Dank und beſonderer Freude köſtlicher bewegte, zu erſchöpfen. Für ihn war es Notwendigkeit, Zyklen
Freude, das Wenige genießen, was aus dem Geweſenen
blut=
durchpulſt und lebendig hineinführt auch in die Gegenwart.
hundert ſeines Erdenwandels vollendet und damit die Höhe ſei= desker Dichtungen ſind, in kaum einem kehrt das Gleiche wieder,
nes Mannstums und ſeiner Kunſt — ſeine Dichtungen ſind
kriſtallklare Kunſtwerke —, tritt ein Dichter im beſten Sinne des Ausdruck drängt, das immer wieder Offenbarung wird.
Wortes wieder vor uns, und man darf den Tag, der Anlaß gibt,
ſich ſeiner Werke zu erinnern, begrüßen und daran die Hoffnung
knüpfen, daß ſeine Gedichtbände, ebenſo wie ſeine wenigen
Proſaſchriften zu neuem Leben erwachen mögen. Sie geben auch Liebeslieder enthält vom zarteſten Hauch erſten Liebesdämmerns
der Gegenwart ſo unendlich viel des Schönen und Tiefen. Sie bis zur flammenden Leidenſchaft wieder, was ihn durchſtrömte
können um ſo mehr geben, als ſie ja nur, weil unſere Zeit ſo
un=
endlich nüchtern und ſchnellebig geworden iſt, vorübergehend
bei=
ſeite gelegt, nicht aber verſtaubt ſein können.
Max Bruns hat das ſeltene Schickſal erlebt, daß die berufene ter in den nach 8 Jahren vollendeten „Liedern des Abends” ſchon
Kritik nach dem Erſcheinen ſeiner erſten lyriſchen Werke ſich
einig war in der dankbaren Anerkennung ſeines dichteriſchen
Kunſttums, daß trotzdem aber ihm, dem wohl auch das Glück Liebesſchmerz hinaus in das rein Seeliſche, Körpergelöſte
zuteil ward, auf materielle Anerkennung verzichten zu können,
das tiefe Eindringen in die breite Maſſe verſagt blieb, das ſeine
Proſa=Werke mehr fanden.
Wer ſich heute in die vom Verlag in geſchmackvollem äußeren
Gewande herausgebrachten Werke Max Bruns” vertieft, darf
Monkag, den 12. Juli 1926
England und die deutſchen
Kolonialanſprüche.
Je näher die nächſte Völkerbundstagung heranrückt, umſo
augen=
ſcheinlicher wird die Teilnahmeloſigkeit der engliſchen Oeffentlichkeit an
den kolonialen Beſtrebungen Deutſchlands. Die Diskuſſion über die
Koloniefrage, die durch Berichte aus dem Auslande immer noch in Fluß
gehalten wurde, hat durch die vorgeſtrige Erklärung des
Miniſter=
präſidenten Baldwin, wonach England die oſtafrikaniſchen Mandate nicht
aufzugeben beabſichtige, ihr vorläufiges Ende gefunden. Die Erklärung
ſelbſt hat die engliſche Oeffentlichkeit nicht überraſcht, denn ſie kam nicht
unerwartet. Für England iſt es heute eine vollendete Tatſache, daß das
geſamte Oſtafrika als Kolonialprotektorat oder Mandatgebiet auf ewig
ungeteilt bleiben müſſe. Aus dieſem Grunde iſt es nicht verwunderlich,
daß alle Hinweiſe auf die in Verfolg der Locarnoverhandlungen
ge=
machten Verſprechungen von allen amtlichen Kreiſen mit äußerſter
Zu=
rückhaltung behandelt werden. Theoretiſch geſteht man Deutſchland über
die Zukunft zwar das Recht zu, ebenſo wie jedes Völkerbundsmitglied,
Anſpruch auf ein Kolonialmandat zu erheben, die Frage der praktiſchen
Durchführung dieſes Problems läßt man infolgedeſſen vollkommen offen.
In nicht unmaßgeblichen Kreiſen ſind in den letzten Monaten zahlreiche
Verſuche unternommen worden, die deutſchen Kolonialbeſtrebungen auf
ein anderes Gebiet zu bringen. Beſonders bemerkenswert iſt in dieſer
Hinſicht der Standpunkt Qutlocks von der Konſervativen Partei, der
verſchiedentlich darauf hinwies, daß die Regelung der deutſchen Oſtfragen
eine viel wichtigere Angelegenheit ſei als alle deutſchen kolonialen
Be=
ſtrebungen. In wieweit dieſe Einſtellung realpolitiſche Hin=ergründe
hat, muß dahingeſtellt bleiben. Das geſamte Kolonialproblem iſt
heute, Monate vor der Tagung des Völkerbundes in Genf, in ein
Stadium getreten, das keinen Anlaß zu weitergehenden Hoffnungen auf
den Völkerbund bietet, ſolange England ſeine unnachſichtige Haltung
nicht aufgibt, umſomehr als es von anderen Staaten noch unterſtützt
wird. Somit iſt mit einer auch nur annähernd befriedigenden Löſung
der Frage kaum zu rechnen.
Bombenattentat auf einen Journaliſten in Budapeſt.
EP. Budapeſt, 10. Juli.
In der vergangenen Nacht wurde gegen den bekannten
Jourwaliſten Adam Perſian ein Bombenattentat verübt, das nur
durch Zufall ohne ſchwere Folgen blieb. Perſian machte vor
einigen Wochen im Flugzeug eine Reiſe nach Konſtantinopel,
um dort angeblich im Auftrage franzöſiſcher und
tſchechoflowa=
kiſcher Kreiſe den Profeſſor Julius Meszaros, den bekannten
Ur=
heber der Sokol= und Frankenfälſchungen, zu Enthüllungen in
dieſer Angelegenheit zu bewegen, was jedoch Meszaros aus
patriotiſchen Erwägungen ablehnte. Vor einer Woche
veröffent=
lichte Perſian in einem Montagblait einen Artikel über ſeine
Konſtantinopeler Verhandlungen mit Profeſſor Meszaros.
Seit=
her wurde der Journaliſt von mehreren jungen Leuten,
Mit=
gliedern rechtsradikaler Verbände, auf Schritt und Tritt
ver=
folgt. Geſten nacht um halb 1 Uhr wurde nun von der Straße
eine Bombe gegen das im erſten Stock gelegene Schlafzimmer
Perſians geworfen, die jedoch am Fenſterſims hängen blieb und
dort explodierte. Der Journaliſt und ſeine Gattin blieben, vom
Schrechken abgeſehen, unverletzt. In dem Gutachten der
Spreng=
ſtoffſachverſtändigen wird, feſtgeſtellt, daß die Bombe geeignet
war, mehrere Menſchen zu töten. Die Polizei hat eine
Unter=
ſuchung eingeleitet.
Ein Kommuniſienprozeß in Ungarn.
E.P. Budapeft, 10. Juli.
Am Montag beginnt vor einem Strafſenat des Budapeſter
Gerichts=
hofes die Hauptverhandlung gegen dieg im Vorjahre aus
Nuß=
land heimgekehrten Kommuniſten Matthias Rokoſi und 54 Genoſſen.
Rakoſi und Genoſſen werden beſchuldigt, einen Umſturz in Ungarn in
der Abſicht vorbereitet zu haben, die proletariſche Diktatur wieder
auf=
leben zu laſſen. Zu dieſem Zweck verbreiteten ſie unter der
Arbeiter=
ſchaft heimlich Flugblätter und Broſchüren revolutionären Inhalts.
Schließlich wurden ſie von der Polizei verhaftet. Vor dem
Unterſuchungs=
richter erklärten alle Beſchuldigten, daß ſie keinen Umſturz herbeiführen,
ſondern lediglich die Anerkennung der ungariſchen Kommuniſtiſchen
Partei durch die Regierung erwirken wollten.
Das Intereſſe des Auslandes für den Budapeſter Kommuniſtenprozeß
iſt ungewöhnlich groß. Heute iſt aus Berlin der Vizepräſident der
deut=
ſchen Sozialdemokratiſchen Partei, Reichstagsabgeordneter Dr. Kurt
Roſenfeld, eingetroffen, der im Auftrage ſeiner Partei dem Prozeß als
Beobachter beiwohnen wird. Der bekannte franzöſiſche
Romanſchrift=
ſteller Henri Barbuſſe wird am Montag in Budapeſt erwartet, ebenſo
das engliſche Unterhausmitglied Ponſonby, der im Kabinett Macdonald
Unterſtaatsſekretär war. Viele ausländiſche Blätter ſind durch
Sonder=
korreſpondenten vertreten.
untertauchen in einen Rauſch heißer, ſüßer und edler
Leiden=
ſchaften. Ihm wird die Erkenntnis erneut dämmern, daß es eine
Leidenſchaft für den reinen Menſchen nicht gibt, der Laſterhaftes,
Schmutziges anhaftet. Max Bruns: Kunſt iſt faſt ausſchließlich
dieſen tiefſten, Körper und Seele beherrſchenden Leidenſchaften
gewidmet. Er lehrt uns aufs neue, daß Erotik ein unbedingt
Göttliches ſein kann, ſein muß, für den reinen Menſchen. Die
Liebesgluten, die er beſingt, haben immer irgendwie Religiöſes,
Gottesdienſtliches. Nur wer dieſer Leidenſchaften Flammen in
ſich brennen fühlt und ihre Lohe über ſich zuſammenſchlagen läßt,
lieh, das Empfundene in reinſte künſtleriſche Form zu bändigen,
Sinne. Iſt auserleſen, Führer zu ſein.
Nur wer dann auch — welchem wahren Künſtler erſpart das
Geſchick das? — des Menſchen und des Lebens tiefſtes Leid
er=
fährt, kann auch aus dieſem Leid, das Unberufene zernichtet, rein
und ſtark hervorgehen, kann auch die Runen des Schmerzes und
des Leidens künſtleriſch ſo geſtalten, daß Unvergängliches,
Ewig=
jahre ſchwelgen in den Leidenſchaften der Liebe und Erotik. Er,
der ſchon als Jüngling in ſeinem Dichten ſich loslöſen konnte vom
Leben, von dem, was für den Menſchen das Leben heißt, der aber
weil innere Berufung ſie zu dieſem höchſten, aber opfervollſten dabei immer ein fiebernder Lebensbejaher blieb, konnte ſich
nicht darauf beſchränken, in einem oder dem anderen lyriſchen
zu ſchreiben, die das gleiche Empfinden in unendlicher
Vielgeſtal=
tigkeit widerſpiegelten. Er verfügt über einen Reichtum an
wort=
lichem, ſprachlichem Ausdruck, wie er nur wenigen Auserleſenen
In Max Bruns, der in dieſen Tagen das halbe Jahr= beſchieden war. So umfangreich ſeine Zyklen lyriſcher und
balla=
außer das tiefſt innerſte Fühlen, das immer wieder nach neuem
Spiegelt die erſte große Sammlung ſeiner Lyrik, „Die
Ge=
dichte 1893—1908”, faſt ausſchließlich das leidenſchaftliche Feuer
reiner Erotik, reiner Liebe wider, gibt ſie, die die wundervollſten
und aus dem er ſchon ein umfaſſendes Innenleben geſtalten
konnte, wenn dieſen Gedichten auch wohl das Letzte, über das
Sein ins Kosmiſche hinübergehend noch fehlt, ſo findet der
Dich=
das, was einen erſten Abſtieg in die Tiefe offenbart. Vielleicht
die Vorahnung kommenden Leides, das über den oft gefühlten
ſühren muß:
„Denn in des Bechers feuerdunklen Fluten,
Das alle Kraft der Jugend kaum gebändigt,
Erblick ich ſchauernd, groß mir eingehändigt.
Der Abendſonne purpurſchwere Gluten.”
Nummer 194
Erbloſionskatgſtobhe in Anerſa.
Blitzſchlag in ein Munitionsdepot.
EP. New York, 11. Juli.
Bei Dover (New Jerſey) wurde ein Marinearſenal durch
eine durch Blitzſchlag hervorgerufene Exploſion vollſtändig
zer=
ſtört. Die Zahl der Toten iſt noch nicht genau bekannt, da die
Bergungsarbeiten durch ſtändig ſich wiederholende Exploſionen
der unter den Trümmern liegenden Sprengſtoffe behindert
wer=
den, doch werden von der zur Zeit des Unglücks etwa 75
Offi=
ziere und Matroſen zählenden Belegſchaft etwa zwei Drittel
ver=
mißt. Eine Anzahl Verletzter wurde in die umliegenden
Kran=
kenhäuſer eingeliefert. In den in der Umgebung gelegenen
Dör=
fern wurden etwa 30 Häuſer zerſtört.
Zur Exploſionskataſtrophe in Dover (New Jerſey) werden
folgende Einzelheiten gemeldet: Der Exploſion, die im Umkreiſe
von 40 Kolimetern vernommen wurde, fiel das aus 40
Lager=
häuſern beſtehende größte Munitionslager der Vereinigten
Stag=
ten Lake Demnare zum Opfer. Arſenal und Marinekaſernen ſind
vollſtändig zerſtört. Bis zu einer Entfernung von 5 Kilometern
ſtürzten zahlreiche Häuſer ein. Sämtliche Fenſterſcheiben
wur=
den zertrümmert. 18 Stunden nach der Kataſtrophe war es den
Hilfsmannſchaften noch nichſt möglich, an die Trümmer
heranzu=
kommen, da ſich beſtändig neue Exploſionen von Granaten,
Flie=
gerbomben, Torpedos und Pulvervorräten ereigneten. Daraus
iſt zu erllären, daß hisher nur 3 Leichen geborgen wurden. Es iſt
jedoch mit einer bedeutenb höheren Zahl von Toten zu rechnen,
da noch etwa 30 Perſonen vermißt werden, darunter auch der
Leiter des Depots, Kapitän Brown. In die benachbarten
Kran=
kenhäuſer wurden etwa 50 Verletzte eingeliefert, darunter auch
einige durch explodierte Geſchoſſe verletzte Mitglieder der
Ret=
tungsmannſchaften.
Die bereits kurz gemeldet Exploſionskataſtrophe am
Denmark=
ſee in New Jerſey übertrifft die Exploſion von Black=Tom im
Jahre 1926, bei der über 100 Bahnwagen Dynamit aufgeflogen
ſind. Das explodierte Munitionsdepot enthielt ein Zehntel der
geſamten Munitionsvorräte der amerikaniſchen Marine. Nachdem
um 5 Uhr nachmittags die erſte Exploſion erfolgt war, flog im
Laufe der Nacht auch der Reſt der Vorräte in die Luft. Auch ein
in der Nähe gelegenes Munitionsdepot der amerikaniſchen Armee
iſt in die Luft geflogen. In dieſem dauern zurzeit die
Explo=
ſionen noch an, doch iſt bisher der Hauptteil der Vorräte in dem
Armeedepot von der Kataſtrophe noch nicht erfaßt worden. Die
in der Nähe gelegenen Ortſchaſten Mount Hope und Denmark,
ſowie zahlreiche von Touriſten errichtete Zeltlager ſind zerſtört
worden. Im Umkreis von über 35 Meilen wurden die Fenſter
zerſtört. Die Exploſion überſchüttete die Gegend meilenweit mit
Sprengſtücken, wodurch zahlreiche Autofahrer verletzt wurden. Die
Zahl der getöteten Militärperſonen läßt ſich noch nicht genau
angeben, da viele im Unglücksgebiet ſtationierte Soldaten
beur=
laubt ſind. Die Verluſte unter der Zivilbevölkerung können
in=
folge der herrſchenden Verwirrung noch nicht feſtgeſtellt werben.
Der Sachſchaden wird allein für das Marinedepot auf 80
Millio=
nen beziffert.
Die Italiener in der Cyrenaifa.
EP. Mailand, 11. Juli.
Die italieniſchen Truppen haben in der zweiten Junihälfte
die Säuberungsaktionen längs der Karawanenſtraße Merg—
Cy=
rene fortgeſetzt. Zahlreiche Banden wurden vertrieben, die
meh=
rere Tote hinterließen. Am 30. Juni wurde ein militäriſch
be=
wachter Transportzug aus dem Hinterhalt von Räubern
über=
fallen und 22 Soldaten, 5 Ziviliſten ein Eingeborener getötet.
Verſtärkungen konnten die Angreifer mit ſchweren Verluſten in
die Flucht ſchlagen und die Vermßten retten. In der Gegend
des Vorfalls nahmen die Beſatzungstruppen mehrere
Staanmes=
häuptlinge als Geiſeln feſt. Die amtliche Mitteilung betont, daß
der Vorfall mit der militäriſchen und politiſchen Lage in der
Cyrenaika wichts zu tun habe, da die Unterwerfung der
wider=
ſpenſtigen Stämme unerbittlich und ſyſtematiſch fortgeſetzt werde.
An der ägyptiſchen Grenze werde der Schmuggel energiſch
unter=
drückt. Eine Karawane wurde gefangen genommen, drei
Schmuggler wurden getötet.
Wer dann zeitlich den Dichter weiter auf ſich wirken läßt,
fin=
det das Weiterſchreiten auf dieſem Wege in dem ſchweren,
dunk=
len, berauſchenden Duft ſeiner „Nachtſonette‟. Sie führen ſchon
in erſchauernde Tiefen ſeeliſchen Fühlens. Aber ſie ſind weit
ent=
fernt davon, feminin, ſentimental zu werden, wie denn Mgx
Bruns überhaupt im Gegenſatz zu Heine, um nur ein Beiſpiel
heranzuziehen, letzten Endes maskulin auch in ſeiner weichſten
Lyrik bleibt.
Die neue Folge, „Der Garten der Ghaſelen”, iſt
zwingen=
der Beweis dafür, daß der Schritt in ſeeliſche Tiefen ihm neue
ſtählerne Kraft gab. Eine Kraft, die ihn wagen ließ, einen
Ter=
zinenkreis durch Raum und Zeit zu ſchreiben: „Selige Reiſe‟.
Dann aber, und vielleicht iſt das ſein tiefſtes und hehrſtes Werk,
kommt die Auswirkung tiefſten Schmerzes: „Die Totenmeſſe für
ein Kind‟. Ein Büchlein, das, losgelöſt von einem Weſen, von
einem Vorgang, ein umfaſſendes Wehllagen in höchſter
Kunſt=
form iſt über die Tragödie früheſten Verwelkens vor oder im
erſten Eintritt ins Leben. Ein Wehklagen allerdings, deſſen
tief=
gründende Ewigkeitsgedanken ein unendlich troſtſpendendes iſt.
Man mag zugeben, daß Max Bruns der Franzoſe
Baude=
laire ein Vorbild ſeiner Lyrik geweſen, ſicher war es nur das
zufällige Zuſammenklingen verwandter Seelen. Max Bruns iſt
deutſch geblieben im Empfinden und im Ausdruck.
Ueber die Fülle der lyriſchen Werke ragen die beiden Proſa=
Bände „Feuer, die Geſchichte eines Verbrechens” und das Epos
in Proſa „Die Arche” hervor. Wenn Max Geißler in ſeinem
allerdings vielfach im Urteil zu beanſtandenden Führer durch
die deutſche Literatur des 20. Jahrhunderts urteilt: „Seine
Lyrik, ſo vielſeitig ſie iſt, wird in den Schatten geſtellt durch ſeine
balladesken Dichtungen, in denen moderne Verskunſt mit der
Kraft der alten Volksdichtung ſich vereinigen”, ſo iſt dieſes Urteil
ſo oberflächlich wie manches andere in dieſem Führer. Auch dieſe
beiden Proſaſchriften ſind nur in der Form des Ausdrucks keine
Lyrik. Sie geben ein Sprachbild von bewundernswerter
Schön=
heit und kriſtallener Klarheit. Ihm kommt beſten Falles Frank
Thieß noch gleich, der, wie er, ſich, da beide wahre Künſtler ſind,
an die heikelſten Themen wagen darf, weil wahre Kunſt nichts
Unreines kennt. Wenn Max Bruns ſein „Feuer” die Geſchichte
eines Verbrechens nannte, ſo gibt er unendlich viel mehr, als
etwa eine Schilderung. Er gibt ein umfaſſendes, tiefinneres, aus
toſenden Leidenſchaften geborenes Seelen= und Traumbild. Gibt
etwas, das aus jedes Menſchen Tiefe emporzüngelt und
gebän=
digt werden muß durch den uns vom Schöpfer eingepflanzten
Kampf des Guten gegen das Böſe. Die Urſchuld des
Menſchen=
tums, die allein uns emporhebt über alle Geſchöpfe Gottes,
gleich=
wie „Die Arche” im Vorwurf die bibliſche Arche Noah, das ganz
Umfaſſende eines Weltuntergangs, die tiefſte Seelennot und das
höchſte Aufatmen einer Menſchheit, das Aufeinanderprallen und
nach ſchwerſter Prüfung ſich wieder Löſende von Mächten, die
wir nicht faſſen, die wir nur erſchaueund fühlen können.
Was aber Max Bruns auch ſchrieb, es iſt Kunſt.
Max Streeſe.
Nummer 194
Monkag, den 12. Juſt 7926
Geite 3
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 12. Juli.
*Die Ausſiellung der Darmſtädter Gruppe
wurde geſtern vormittag in der Kunſthalle am Rheintor in
Gegen=
wart zahlreicher Geladener, darunter Vertreter der Staats= und
ſtädtiſchen Behörden, Prominenten der Kunſt und Wiſſenſchaft
und des Schrifttums eröffnet. Herr Alexander Poſch, der
der=
zeitige Vorſitzende der Gruppe, hieß die Erſchienenen im
Auf=
trage ſeiner Kollegen herzlichſt willkommen, inſonderheit die
offi=
ziellen Vertreter der Behörden, und teilte kurz mit, daß die
Darmſtädter Gruppe im Gegenſatz zur Freien Vereinigung mit
ihrer Ausſtellung keine Verloſung verbunden habe, ſondern —
eine Neuerung für Darmſtadt — beſchloſſen habe, jedem 200.
Be=
ſucher der Ausſtellung ſein Porträt zu malen.
Herr Miniſterialrat Emmerling, der Vorſitzende des
Kunſtvereins, hielt eine kurze, herzliche Anſprache an die
Er=
ſchienenen, in der er betonte, daß er gern der Bitte der
Darm=
ſtädter Gruppe entſprochen habe, dieſe Ausſtellung zu eröffnen.
Er freue ſich beſonders, feſtſtellen zu können, daß der zahlreiche
Beſuch auch dieſer Eröffnungsfeier von dem wiedererwachenden
Intereſſe an der Kunſt beredtes Zeugnis ablege. Der diesjährige
Darmſtädter Kunſtſommer iſt nicht ſonderlich reich. Unſer ſchönes
großes Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe hat ſeine
Pforten in dieſem Jahre geſchloſſen gehalten. Das iſt
außer=
oidentlich bedauerlich. Die Mathildenhöhe iſt es in erſter Linie
geweſen, die der Stadt Darmſtadt Ruf und Namen einer
Kunſt=
ſtadt gegründet hat, und es ſteht zu befürchten, daß dieſer Ruf
leidet oder gar verſchwindet, wenn das Ausſtellungshaus auf der
Mathildenhöhe längere Zeit oder gar dauernd geſchloſſen bleibt.
Der Grund für das diesjährige Geſchloſſenhalten ſei wohl in
erſter Linie darauf zurückzuführen, daß die Heſſiſche
Arbeits=
gemeinſchaft für Kunſt auseinandergefallen ſei. Erfreulicherweiſe
kann aber feſtgeſtellt werden, daß dieſe Arbeitsgemeinſchaft am
Mittwoch vergangener Woche auf anderer Grundlage neu
ge=
gründet worden iſt. Leider gehöre die Darmſtädter Gruppe dieſer
Arbeitsgemeinſchaft noch nicht an, es ſei aber nach Rückſprache
mit dem Vorſtand zu hoffen, daß die Gruppe ſich nunmehr
eben=
falls der Arbeitsgemeinſchaft anſchließen werde, ſo daß in dieſer
dann die geſamte Künſtlerſchaft vertreten iſt. Der ſchönen
Aus=
ſtellung der Gruppe, die zu eröffnen Redner die Ehre habe,
wünſche er beſten Erfolg, der ſich nicht nur in zahlreichem
Be=
ſuch, ſondern auch in ebenſo zahlreichen Verkäufen ausdrücken
möge.
An den Eröffnungsakt ſchloß ſich der übliche Rundgang durch
die Ausſtellung. Dieſe umfaßt nicht nur Werke der Darmſtädter
Gruppe, ſondern vor allem auch einer gut und ſtark vertretenen
Düſſeldorfer Kunſtgruppe, mit der die Darmſtädter Gruppe in
einem loſen Organiſationsverhältnis ſtehe, dazu die Werke
eini=
ger weiterer Künſtler, deren Schaffen ſich dem Niveau der
Darm=
ſtädter Gruppe einordnet. Die Geſamtausſtellung trägt im
Gegen=
ſatz zu der vorangegangenen durchweg den Stempel modernen
Kunſtſchaffens in erſter Linie in der Malerei. Man darf ohne
weiteres ſagen, daß das Geſamtniveau der Ausſtellung ſehr gut
iſt, daß zum mindeſten die Kollektion der Darmſtädter Gruppe
unbedingt ein fleißiges, geſundes Vorwärtsſtreben verrät und
daß ſie das eigene Gepräge trägt, das zielbewußte Künſtler ihren
Werken zu geben vermögen. In der Malerei iſt der
Geſamtein=
druck der rauſchender Farbenklänge, wenn ihr auch in der
Mehr=
zahl die Weichheit und das Ineinanderfließen dieſer Klänge zu
einer Harmonie fehlt. Die neue Sachlichkeit, die immer mit
einer gewiſſen Härte verbunden iſt, gibt auch der Malerei ihr
Gepräge, ſoweit Radierungen und ſonſtige Schwarz=Weiß=Blätter
in Frage kommen. Dieſe Kollektionen ſind ſehr umfangreich. Es
iſt mit Genugtuung feſtzuſtellen, daß das bewußte Zerſchlagen der
Form überwunden iſt, daß die Künſtler durchweg wieder
ein=
ſehen gelernt haben, daß der Kunſt ein gutes handwerkliches
Können zugrunde liegen muß, wenn ſie ſich frei entfalten ſoll
und wenn ſie vor allem Lebensdauer haben ſoll.
Zu den 186 Werken der Malerei und Plaſtik geſellt ſich eine
Kollektion von Bühnenbildern und Modellen von Friedrich
Kalbfuß, Osnabrück, die ſtarkes Intereſſe beanſpruchen dürfen.
Wir kommen auf Einzelwerke der Ausſtellung zurück. M. St.
— Die ehemaligen Realgymnaſiaſten treffen ſich morgen Dienstag,
den 13. Juli, abends 8.30 Uhr, bei Sitte im gelben Saal. Die
Erörte=
rung der bevorſtehenden Jubiläumsfeier wird ſicher vielen Veranlaſſung
ſein, zu erſcheinen.
URHIEBER-RECNISScHUTT BURcN VERLAG OSKAR HEiSreR WE8040
(Nachdruck verboten)
79.
Der Reichspräſident tritt mit ſeinem Gefolge in den
Aufent=
haltsraum der Läufer. Klaus Michoel liegt mit wachsbleichen
Zügen bewegungslos auf dem Ruhebett. Werner kauert ihm zu
Haupte.
Der Präſident tritt näher zu Werner.
„Herr Michael, was iſt mit Ihrem Bruder?”
„Totaler Nervenzuſammenbruch. Ein Wunder, daß es bis
heute ging,” antwortet der Arzt ſtatt ſeiner. „Er muß ſofort in
Behandlung.”
„Mein Auto ſteht ſofort zur Verfügung,” ſagt der Präſident.
„Wir haben ihm ſehr unrecht getan. Ihr Bruder iſt frei.”
Werner zittert.
„Klaus! Frei!”
„Ja, Herr Michael, der Mörder iſt entdeckt.”
Da verläßt Werner die Faſſung, alle Sorge fällt mit
einem=
mal von ihm ab. Er hält die Hände vors Geſicht und weint
faſſungslos.
Mit tränenüberſtrömtem Geſicht fährt er dem Bruder über
das Braunhaar.
Du biſt frei, ganz frei. Klaus! Frei! Hörſt du, Klaus!”
Jubel war in ſeinen Tränen.
„Haben Sie einen Wunſch, Herr Michael? Wir ſind Ihnen
zu Dienſten.”
„Ja, laſſen Sie Hanna, meines Bruders Braut, herbitten.”
10.Serbansbrag deif Haffroabelsberger Srenbgrapgen
Am Samstag begann hier der 46. Verbandstag des Heſſ.=Naſſ.
Ver=
band=s Gabelsberger Stenographen mit einem Schreibmaſchinen=
Wett=
ſchreiben im Städtiſchen Saalbau. Um 5 Uhr tagten der
Verbands=
vorſtand und die Bezirksleiter im Fürſtenſaal und ebenfalls hielt dort
der Deutſche Verein ſtaatlich geprüfter Lehrer der Stenographie,
Orts=
gruppe Darmſtadt, ihre Hauptverſammlung ab, auf der Regierungsrat
Schaible einen Vortrag über die Redeſchrift der Einheitskurzſchrift hielt.
Auf der Vertreter=Verſammlung, die abends ſtattfand, wurden Berichte
entgegengenommen und ſonſtige geſchäftliche Angelegenheiten, wie
Wahlen uſw. erledigt. Am Sonntag vorm. wurden Wettſchreiben in
ver=
ſchiedenen Abteilungen in der Techniſchen Hochſchule veranſtaltet. Es
beteiligten ſich daran etwa 1500 Perſonen, weit mehr als dies jemals der
Fall war. Die Ergebniſſe werden als ſehr befriedigend bezeichnet. Neben
der Gabelsbergerſchen Kurzſchrift wurde auch in umfangreichem Maße
bereits von der Einheitskurzſchrift Gebrauch gemacht.
Um 11½ Uhr fand im Städtiſchen Saalbau eine große
öffentliche Feſtverſammlung
ſtatt, die überaus zahlreich beſucht war. Anweſend waren Staatspräſident
Ulrich, Reichsgeſondter Dr. David, Vertreter verſchiedener Behörden,
insbeſondere des Landesamts für das Bildungsweſen, des ſtenographiſchen
Büros des Landtages, Vertreter der Vereine des Verbandsgebiets und
zahlreiche Ehrengäſte. Der Saal war reich geſchwückt, u. a. war auch eine
Büſte von Gabelsberger aufgeſtellt.
Zur Begrüßung ſang der Männergeſangverein „Liedertafel” unter
der bewährten Leitung ſeines Dirigenten Herrn K. Grim den Chor
Gnädig und barmherzig” von Grell. Herr K. H. Goebelfhatte für die
Veranſtaltung einen Prolog verfaßt, der ein Lob auf die
Einheitskurz=
ſchrift war, durch die der Streit um die verſchiedenen Kurzſchriftſyſteme
beendet und ein ſtolzes Bauwerk errichtet wurde, das alle Stürme
über=
dauern ſoll. Fräulein Stockmeher brachte den Vorſpruch zu zündender
Wirkung. Es folgten
Begrüßungsanſprachen.
Der 1. Vorſitzende des Verbandes, Lehrer Schöpp=Mainz, begrüßte
den Staatspräſidenten und dankte ihm ſür den Ehrenpreis, ferner
be=
grüßte er den Reichsbevollmächtigten Dr. David, den Miniſterialrat
Dorfeld rom Landesamt für das Bildungsweſen, Oberſtudiendirektor
Profeſſor Pfaff, Regierungsrat Schaible, Direktor Haſſinger, ſowie die
auswärtigen Gäſte.
Staatspräſident Ulrich erwiderte auf die Begrüßung u. a. mit dem
Hinweis auf die Bedeutung der Kurzſchrift im induſtriellen,
kaufmänni=
ſchen und parlamentariſchen Leben. Ohne die Feſtlegung des geſprochenen
Wortes wäre insbeſondere eine Entwicklung des parlamentariſchen
Lebens unmöglich. Das geſprochene Wort verhalle, das geſchriebene
könne man nach Hauſe tragen, es ſei feſtgelegt für alle Zeiten. Die
Feſt=
legung der Gedanken und der Mutterſprache ſei von allergrößter
Be=
deutung für die Einheit unſeres Volkes. Der Redner betonte, daß er ein
alter Gabelsberger ſei, aber vor 40 Jahren ſei er aus dem
Gabels=
bergerſchen Stenographenverein wegen ſeiner politiſchen Geſinnung
aus=
geſchloſſen worden, trotzdem ſei er der Sache Gabelsberger treu geblieben.
Staatspräſident Ulrich ſprach ſich dann für die Forderung der
Einheits=
kurzſchrift aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Kurzſchrift
ein=
mal die Schrift der Gebildeten werde.
Reichsgeſandter Dr. David gab im Namen der Reichsregierung, die
das Werk der Einheitskurzſchrift nach beſtem Können gefördert habe,
die Verſicherung ab, daß ſie ihr auch weiter Intereſſe zuwenden werde.
Anders, wie bei den materiellen Eiſtern, würden die geiſtigen Güter,
wenn man ſie verteile, für den Einzelnen vermehrt. Von der Verbreitung
der neuen Kurzſchrift werde die Geſamtheit Nutzen haben. Das
Hemm=
nis, der Streit um die Syſteme, ſei in der Hauptſache überwunden. Das
Ziel müſſe ſein, die Kurzſchrift zum Allgemeingut d:s Volkes zu machen.
Miniſterialrat Dorfeld übermittelte Grüße des Landesamtes für das
Bildungsweſen und machte darauf aufmerkſam, daß er ſchon 50 Jahre
Anhänger Gabelsbergers ſei. Das Landesamt für das Bildungsweſen
würdige in hohem Maße den Wert der Kurzſchrift; es wurde nach den
neuen Lehrplänen in den drei oberen Klaſſen der höheren Lehranſtalten
der Unterricht in der Kurzſchrift eingeführt. Ferner habe das Landesamt
für das Bildungsweſen 9 Umſtellungskurſe für Lehrer und Beamte
ein=
gerichtet; das Ergebnis ſei durchaus befriedigend. Der Redner feierte
dann im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen die großen Verdienſte
von Lehrer Schöpp, dem erſten Vorſitzenden des Verbandes, um die
Kurz=
ſchrift und verlas ein Schreiben des Landesamtes für das
Bildungs=
weſen, in dem ihm Dank und Anerkennung hierfir ausgeſprochen werden.
Oberſtudiendirektor Profeſſor Pfaff übermittelte Grüße des
Deut=
ſchen Bundes Gabelsberger Stenographen und ſeines Vorſitzenden. Der
Nedner ſprach von den Kämpfen um die Einheitskurzſchrift und
be=
grüßte es, daß nach deren Zuſtandckommen, die heſſ. Regierung ſich auf
den Boden der gegebenen Tatſachen geſtellt habe. Es ſei zu wünſchen,
daß alle, die jetzt noch grollend der neuen Kurzſchrift gegenüberſtehen ſich
zuvückfinden mögen zu gemeinfamer Arbeit für unſer geliebtes deutſches
Vaterland.
Der zweite Verbandsvorſitzende Ruſch=Mainz überreichte mit einer
Nede, in der die Verdienſte von Lehrer Schöpp um die Kurzſchrift
ge=
rühmt wurden, dem Gefeierten eine goldene Uhr mit Widmung.
Herr Schiffer=Mannheim ſchilderte in einer Anſprache als Vertreter
des Badiſchen Verbandes Gabelsbergerſcher Stenographen, wie man in
Baden von den Syſtemen Roller und Schreh zu der Einheits=Kurzſchrift
kam. — Oberrechnungsrat Werner entbot als Vorſitzender des
Gabels=
bergerſchen Stenographenvereins 1861 (Darmſtadt) den anweſenſhen
Gäſten Grüße und dankte für das außerordentlich zahlreiche Erſcheinen.
Die Teilnahme an dem Wettſchreiben habe alle Erwartungen
über=
troffen, da 1500 Perſonen daran teilgenommen hätten. Er dankte allen
Behörden, Vereinen und Einzelperſonen, die Preiſe geſtiftet haben,
ins=
beſondere der Firma Konzelmann für die Spende von zwei Gasherden.
Ferner dankte der Redner dem Männergeſangverein „Liedertafel” und
deſſen Leiter Herrn K. Grim.
Herrn Schneider, der der Verſammlung von dem Vorſitzenden mit
der Bemerkung vorgeſtellt wurde, daß er es bei einem Wettſchreiben
im Jahre 1912 auf 400 Silben in der Minute gebracht habe, übermittelte
die Grüße der Darmſtädter Stadtverwaltung. Das Verhältnis der Stadt
zur Kurzſchrift ſei beſonders innig, denn ſchon im Jahre 1861 ſei hier
der Verein Gabelsbergerſcher Stenographen ins Leben gerufen worden.
Er wies auf den Aufſatz von Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing in der
Feſt=
ſchrift hin, ſowie auf die Verdienſte von Oberſtudiendirektor Profeſſor
Pfaff um die Einheitsſtenographie. Die ſtenographiſchen Vereine ſeien
begründet und getragen worden von dem Geiſte der Selbſthilfe.
Gabels=
berger habe die Bauſteine für die Einheitsſtenographie gegeben.
Alle Begrüßungsanſprachen wurden mit lebhaftem Beifall von der
Verſammlung aufgenommen.
Regierungsrat Dr. Becker=Berlin hielt hierauf (an Stelle des
ver=
hinderten Staatsſekretärs Schulz=Berlin) den
Feſtvortrag
über „Aufbau, Höhepunkt und Kataſtrophe in den
Einigungsverhand=
lungen und die Zukunft‟. Er überbrachte Grüße des Reichsminiſters des
Innern, Külz, und des Staatsſekretärs Schulz. Der Redner ſtellte in
ſeinem Vortrage kritiſche Betrachtungen über die Verhandlungen, die
zur Einheitskurzſchrift führten, an, verfolgte deren einzelne Phaſen und
teilte neue Tatſachen über die Beſprechungen mit, denen er als
Teil=
nehmer beigewohnt hatte. Mehrfach zog der Redner in ſeinen
Dar=
legungen Vergleiche zwiſchen dem Verhalten der Vertreter des Syſtems
Stolze=Schrey mit der griechiſchen Tragödie, mit dem tragiſchen Geſchick
des Oedipus. Aus der Fülle der Mitteilungen ſei zuſammenfaſſend
Nach=
ſtehendes berichtet.
Im Jahre 1906 begannen die Verhandlungen, an denen
Oberſtudien=
direktor Profeſſor Pfaff=Darmſtadt teilnahm. Es wurde ein Antrag
auf Schaffung einer Einheitskurzſchrift angenommen und ein Ausſchuß
von 23 Mitgliedern zur Prüfung der Frage gebildet. Sechs Jahre
ſpäter, im Jahre 1912, wurden nach mühſeligen Beratungen die
Grund=
lagen beſtimmt, 40 Syſtementwürfe wurden durchberaten, darunter auch
der ſog. Block=Entwurf, der zwiſchen Gabelsberger und Stolze=Schrey
vermittelte 1914 wurde dieſer Entwurf einſtimmig aus politiſchen und
vaterländiſchen Geſichtspunkten angenommen. Während des Krieges
ruhten die Verhandlungen. 1917 wurden ſie wieder aufgenommen; die
Anhänger von Stolze=Schrey lehnten nun den Entwurf ab. 1218 kam
in den Verhandlungen der Entwurf B. zuſtande, die Anhänger von
Stolze=Schrey waren für einen Entwurf 4. Es lagen mithin zwei
Ent=
würfe vor, alfo ein Mißerfolg. 1921 wurden die Verhandlungen durch
Staatsſekretär Schulz wieder aufgenommen und eine Einigung in großen
Zügen erzielt. Wieder verſuchten die Anhänger von Stolze=Schrey in
der Hoffnung auf Preußen eigene Wege zu gehen. Im September
be=
ſchloſſen ſie, entgegen ihrem Vorſitzenden, für den Entwurf 4 zu ſtimmen.
Schließlich wurde, nach weiteren Verhandlungen im Juli, ein Entwurf
angenommen, der jetzt die Einheitskurzſchrift geworden iſt, und zwar
mit 8 Zuſtimmungen, 3 Ablehnungen und 1 Stimmenthaltung. (Die
Gabelsberger nahmen an, die Anhänger von Stolze=Schrey lehnten ab.)
1924 ſührte der Reichsverkehrsminiſter das Syſtem Gabelsberger, ein
und Preußen das Syſtem Stolze=Schrey. Dieſer Sieg war aber nicht
von Dauer, denn Preußen gab ſeinen Widerſtand gegen den Juli=
Ent=
wurf auf und gab auch das Syſtem Stolze=Schrey preis. Ende 1924
kam dann das Einvernehmen der Landesregierungen zuſtande und damit
war die Einheitsſtenographie geſchaffen. Die Erfolge ſeit der kurzen
Zeit ihrer Einführung ſind erſtaunlich; Hunderttauſende beherrſchen ſie
bereits. Ueber 300 Lehrbücher ſind bereits erſchienen und es iſt nur
noch eine Frage der Zeit, daß die Einheitskurzſchrift Gemeingut des
Volkes wird. Die Ausführungen des Redners wurden von der
Ver=
ſammlung mit ſtarkem Beifall aufgenommen.
Lehrer Schöpp dankte für die Ehrungen, die ſeiner Perſon zuteil
geworden ſind ſowie für die Begrüßungsreden. Es folgten dann noch
Schlußchöre des Geſangvereins „Liedertafel”.
Nachmittags wurde die reichhaltige ſtenographiſche Sonderausſtellung
beſichtigt, die im Stadtverordnetenſaal (Saalbau) untergebracht war.
Im üübrigen war der Nachmittag und der Abend Unterhaltungen
ge=
widmet. Für den heutigen Montag iſt u. a. ein Spaziergang nach der
Gabelsberger Eiche beim Oberwaldhaus vorgeſehen.
„Ich hole Sie, Werner,” ſagte Kerpen und ſpringt auf.
Unterwegs ſtößt er mit Purlinbroke zuſammen.
„Was iſt, Herr Kerpen, unverletzt?”
„Nervenzuſammenbruch! Was meinen Sie — verletzt?”
„Kommerzienrat Michael hat geſchoſſen. Man hat ihn
ab=
transportiert. Er iſt irrſinnig.”
„Iſt das möglich, Herr Purlinbroke? Ich will Hanna holen.”
„Kommen Sie, Kerpen. Sie wartet voll Angſt und
Glück=
ſeligkeit. Klaus iſt ja frei.”
Als Kerpen in die Loge tritt, erſchrecken ſie alle über ſein
ernſtes Antlitz.
„Was iſt! Sagen Sie, Herr Kerpen.”
„Nervenzuſammenbruch!” ſagt er ernſt.
Eſchler=Hochheim ſieht auf Honna, der helle Tränen in den
Augen ſtehen.
„Ich will ihn geſund pflegen. Siehſt du, Onkel, die Sonne
iſt doch nicht für uns untergegangen.”
Sie gehen zu Klauts.
Es iſt ein erſchütterndes Bild, das ſchöne Mädchen am
La=
ger des Geliebten, wie es zärtlich über ſein Haar fährt.
Der Präſident wirft noch einen letzten Blick auf die Gruppe,
dann wendet er ſich zum Gehen.
„Laſſen Sie die Olympiade morgen erſt fortſetzen, Herr
Staatsſekretär. Das ſind wir dem Sieger ſchuldig.”
Und ſo wird verfahren.
Frau Eſchler=Hochheim ſitzt daheim und wartet mit bangem
Herzen.
Nachmittags um zwei Uhr hupt es unten. Sie tritt zum
Fenſter und ſieht Hanna, ihren Gatten und Werner ausſteigen.
Ein Krankenautomobil hält gleichfalls. So raſch wie ſie
ihre alten Füße tragen, eilt ſie den Kommenden entgegen.
„Tante,” ruft Hanna die Treppe empor, „wir bringen Klaus.
Er iſt frei. Wir müſſen ihn geſund pflegen.”
Da weint die alte Frau heiße Freudentränen.
Behutſam wird Klaus heraufgetragen und umgebettet. Der
Arzt gibt Verhaltungsmaßregeln.
„Gottes Wege ſind wunderbar.”
Herr Eſchler=Hochheim küßt ob der Worte ſeiner Frau die
Hand.
24.
Klaus Michael ſchlief.
Das vom Arzt befürchtete Newenfieber war, nicht
einge=
treten.
Hanna ſaß glückſelig an ſeinem Lager und betreute ihn mit
rührender Sorgfalt. Die wenigen Stunden hatten ſie von Grund
auf verändert. Alles Schwere, Drückende war von ihr abgefallen,
heiter, froh, wie früher ſah ſie in die Welt.
Ab und zu verließ ſie einmal das Krankenzimmer, aber nur
auf Augenblicke, um die Sonne zu ſehen.
So ging der Sonntag dahin. Klaus ſchlief tief und feit die
ganze Nacht.
Werner war froh, daß es Klaus ſo gut ging, und er erklärte
ſich bereit, am nächſten Tage über die Mittelſtrecken mitzuſtarten.
Seine Freunde belegten ihn mit Beſchlag, und den ganzen
Sonntag mußte er den Anſturm der Reporter aller Herren
Län=
der über ſich ergehen laſſen.
Und Frau Maya! Sie war zu ihrem Vater nach Hauſe
ge=
fahren, den eine Fußverletzung ferngehalten hatte, und wartete.
Sie ſchmückte die Wohnung mit Blumen und wartete.
Die Nachmittagsſtunden vergingen, und abends ſieben Uhr
waren ſie immer noch allein.
Wo blieb Werner?
Endlich kurz nach ſieben Uhr klingelte es. Als Frau Maya
öffnete, ſtand lachend der geliebte Werner vor ihr.
„Endlich kommſt du, endlich,” ſagte ſie tiefatmend und faßte
ihn an beiden Händen.
Als ſie im Zimmer ſtanden, ſahen ſie ſich an. Tief in die
Augen blichten ſie einander.
„Haſt du auf mich gewartet, Maya?"
„Ja, Liebſter. Doch nun iſt alles gut. Wenn du nur bet
wir biſt. — Komm jetzt zu Vater.”
Engumſchlungen traten die beiden ſchönen Menſchen ins
Ne=
benzimmer, wo der alte Ottenſee mit verſonnenem Geſicht am
offenen Fenſter ſaß und dem Sange der Finken lauſchte.
„Vater!”
Er wandte ſich jäh um.
„Ihr beide! Herzlich willkommen! Jetzt müßte Ihr Vater
mit uns zuſammen ſein, Werner.”
„Er iſt’s immer. Ich fühl’s, Herr Ottenſee. Und er hört
gewiß, wenn ich Ihnen jetzt ſage, daß Maya meine Frau wird.
Ich bitte Sie nicht um Mayas Hand, ich nehme ſie gleich.”
Herzlich lachte der alte Farmer.
„Werner! Ich nenn dich jetzt ſo, ohne erſt zu fragen. Wenn
du Maya nimmſt, dann mußt du auch den Michaelshof
mit=
nehmen. Und mich alten Kerl dazu. Brauche nur in bißchen Luft
und Sonne und ein Stübchen. Will in meinen alten Tagen an
eurem Glücke noch ein wenig Freude haben."
„Den Michaelshof — den wollte ich zurückkaufen.”
„Nichts da! Der gehört Maya, und wenn du ſie nimmſt,
dann kommſt du nicht darum.”
Da lachten ſie alle herzlich.
„Was macht Klaus?”
„Er ſchläft ſich geſund. Die Erſchöpfung wird in wenigen
Tagen behoben ſein.”
„Gottlob, daß es ſo kam. Früher oder ſpäter wäre ja doch
der Wahnſinn Ihres Stiefbruders, zum Ausbruch gekommen.
Er muß euch maßlos gehaßt haben.”
„Bis zur letzten Minute.”
„Iſt er —?‟
„Tot! Einem Gehirnſchlag auf dem Transport erlegen.”
„Wiſſen Sie, wer der Mörder iſt?”
„Noch nicht. Aber das Tagebuch der unglücklichen Annette
ſoll es uns ſagen. Ich habe es mit, Maya. Wir wollen es
zu=
ſammen leſen.”
(Fortſetzung folgt.)
Seite 4
IU. Von der Landes=Univerſtät Gießen. Der a. b. Profeſſor an
unſerer Landes=Univerſität, Dr. K. Koffka, hat für das akademiſche
Jahr 1926/27 von der Univerſity of Wisconſin (U. S.A.) eine Berufung
als Profeſſor der Pſychologie erhalten und wird dieſem Ruf Folge
leiſten. Prof. Koffka war ſchon während des Jahres 1924/25 an der
Cor=
nell=Univerſity om Chicago als Gaſt=Profeſſor tätig.
— Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters; Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute Montag
und täglich finden Wiederholungen der Poſſe „Filmzauber” mit
Bruno Harprecht als Gaſt in der Rolle des „Muſenfett” ſtatt.
Vorbe=
reitet wird eine Uraufſührung betitelt „Das Abenteuer der Marcheſa”,
Operette in drei Akten von Günther Bibo, Muſib von Max Bertuch. —
Als nächſte Nachtvorſtellung wird der Schwank. Der wahre Jacob”
einſtudiert und wird in der Titelrolle Bruno Harprecht gaſtieren.
* Das Kinder= und Sommerfeſt im Beſſunger Herrngarten, das von
den rührigen Inhabern des Wirtſchaftsbetriebes, der Herren Gg. Becker
und Carl Lang abgehalten wurde, erfreute ſich eines lebhaften Zuſpruchs.
Beſonders die Kleinen und Kleinſten waren Nachmittags in großer Zahl
erſchienen und ergötzten ſich in der friſchen, reinen Luft an Kiederſpielen
aller Art. Eine Polonäſe unter Vorantritt einer Muſikkapelle ſchien
beſondere Freude zu bereiten, denn die Geſichtchen leuchteten und die
Wangen glühten vor Begeiſterung. — Für den Abend war ein
Sommer=
feſt vorgeſehen, wobei mit Anbruch der Dunkelheit eine große
Illumi=
nation des Gartens und der vier Teiche ſtattfand, die von der Firma
Günther ausgeſührt wurde. Ein ſehr reichhaltiges Abendprogramm
ſorgte für die nötige abwechſelnde Unterhaltung. Eine gutbeſetzte
Kapelle ſpielte ſchöne Muſikſtücke, z. B. Ouvertüre zur Operette „Die
Soldatenbraut”, Jubel=Ouvertüre von Ch. Bach, daneben in bunter
Folge Märſche und Lieder. Das Orthſche Männerquartett, mit 70 Mann
under Leitung des Chordirektors Herber, trug klangſchön u. a. den Chor
Sonntag im Mai” (v. Kraſinſky) und unter perſönlicher Leitung des
Dichters und Komponiſten Gg. Simon den Chor „Die Roſe aus dem
Tal” vor und erntete lebhaften Beifall. Auch die Saalmannſchaften des
Darmſtädter Bichcle=Klubs 1883 und ihrem unermüdlichen Fahrwart
L. Hax erfreuten die Beſucher durch kunſtvolle Achter=Reigen, die von der
1. Mannſchaft bzw. der 1. Damenriege gefahren wurden. Die Beſucher
der Veranſtaltungen, denen noch Gelegenheit gegeben war, im
Orangerie=
haus der Tanzgöttin Terpſichore zu huldigen, waren von dem
abwechſ=
lungsreichen Abend höchſt befriedigt.
— Neue geſetzliche Beſtimmungen für Kriegsbeſchädigte. Wie der
Verband der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen der
Krieger=
kameradſchaft Haſſia mitteilt können Schwerkriegsbeſchädigte und
Ver=
ſorgungsberechtigte nach der kürzlich vom Reichstag beſchloſſenen Novelle
zum Reichsverſorgungsgeſetz den Beamtenſchein nach Ablauf der
Friſt dann nachbeantragen, wenn die Vorausſetzungen für ſeine
Gewäh=
rung erſt ſpäter eintreten. Der Antrag muß binnen ſechs Monaten
nach dem Eintritt der Vorausſetzungen angemeldet werden.
Schwer=
kriegsbeſchädigte Arbeitnehmer, deren Kündigung die
Hauptfürſorgeſtelle genehmigt, haben durch die am 1. Juli 1926 vom
Reichstag beſchloſſene Novelle zum Schwerkriegsbeſchädigtengeſetz
wiede=
rum das Recht der Beſchwerde erlangt. Die Beſchwerde iſt
innerhalb einer Woche ſeit Zuſtellung der Entſcheidung an den
Schwer=
beſchädigtenausſchuß der Hauptfürſorgeſtelle zu richten. —
Kriegs=
blinde können neben ihrer Rente die erhöhte Pflegezulage erhalten,
die von 576 Rmk. auf 720 Rmk. im Jahre erhöht worden iſt. Bei
wei=
teren ſchweren Geſundheitsſtörungen ſoll die höchſte Pflegezulage
ge=
währt werden in Höhe von 864 Rmk. (früher 720 Rmk.). —
Krieger=
witwen können eine Witwenbeihilfe auch dann von ſeiten der
Ver=
ſorgungsämter erhalten, wenn ſie nach einem Zeitraum von länger als
zehn Jahren nach ihrer Wiederverheiratung zum zweiten Male Witwe
werden.
— Milderungen im württ. Gebäudeentſchuldungsſteuergeſetz. Von
dem Eingang der Steuer nach Art, 1 kann ganz oder teilweiſe
ab=
geſehen werden, wenn er nach Lage der Sache unbillig wäre,
insbe=
ſondere: a) wenn Eigentümer oder Nutznießer der Gebäude deutſche
Kleinrentner oder ihnen Gleichgeſtellte ſind; b) bei Eigenwohnungen,
falls der Eigentümer wegen einer vorübergehenden oder dauernden
wirtſchaftlichen Notlage zur Zahlung der Steuer nicht in der Lage iſt;
c) wenn der Eigentümer eines mit dem vollen Steuerſatz belaſteten
Gebäudes zur Erhaltung und Vermietbarkeit der Gebäude unumgänglich
notwendige außerordentliche Verbeſſerungen und Reparaturen abtragen
oder bezahlen muß, die er aus den aufgelaufenen Mietseingängen nicht
tilgen kann: 4) bei gewerblich benutzten, mit dem vollen Steuerſatz
belaſteten Gebäuden, deren Räume durch Betriebseinſchränkungen,
un=
günſtigen Geſchäftsgang oder infolge ſchlechter Saiſon, gegenüber der
Vorkriegszeit erheblich geringer ausgenutzt werden ; e) wenn zur
Ver=
mietung beſtimmte Gebäude, auch Gaſthöfe, ohne Verſchulden des
Eigen=
tümers leer ſtehen; k) wenn eine vor 15. Oktober 1923 auf ein Gebäude
eingetragene nicht wertbeſtändige privatrechtliche Laſt mit über 25
Prozent ihrers Goldmarkbetrages aufgewertet wird. Bei der Bemeſſung
des Nachlaſſes iſt auch die ſonſtige Belaſtung des Grundſtücks und
der Gewinn zu berückſichtigen, der dem Gebäudeeigentümer aus der
Entwertung etwaiger anderer auf ſeinem Gebäudebeſitz ruhender Laſten
erwachſen iſt. Der Nachlaß an Staatsſteuer einſchl. Wohnungsbauſteuer
darf für die Regel nicht mehr als die Hälfte des Jahresbetrages
ausmachen.
Kunſtnotizen.
Montag, den 12. Zuli 1926
Nummer 194
Ueber Werke, Künftler und künffleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſehenden Erwähnung
geſchiebt, bebäli ſich die Redaktion ibr Urtell vor.
— Palaſt=Lichtſpiele. Bis auf weiteres gelangen 2 Schlager
von beſonderer Qualität zur Aufführung: „Fräulein vom Amt”,
eine luſtige, nette, liebenswürdige Geſchichte mit ſenſationellem
Ein=
ſchlag, die als Sternheim=Film der Ufa firmiert. Es genügt,
feſtzuſtel=
len, daß das „Fräulein vom Amt” mit lautem Beifall aufgenommen
wurde und daß André Mattoni, Mary Johnſon, Frida Richard, Marg.
Lanner nett, routiniert, ſauber und mit Liebe bei der Sache ſind. Die
ausgezeichneten Bauten ſtammen von Erich Czerwonski. Pola Negri
ſpielt die Titelrolle in dem großen Sittenfilm „Cleo, das Mädchen der
Straße”, ein ſtark dramatiſches Lebensbild aus dem Pariſer
Großſtadt=
leben in ſechs äußerſt ſpannenden Akten.
*
Tageskalender für Montag, den 12. Juli 1926.
LLandestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends 8 Uhr. Gaſtſpiel Bruno Harppecht: „Filmzauber”.
— Orpheum: Geſchloſſen. — Verbandstag des Heſſen=
Naſſauiſchen Verbands Gabelsberger Stenographen, nachm. 2 Uhr:
Gemeinſamer Gang nach der Gabelsberger Eiche anſchließend
ge=
ſelliges Zuſammenſein mit Tanz im Heiligkveuz. — Schloß=Café:
Konzert. — Café Rheingold: Konzert und Tanz. —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
CK) Wixhauſen, 12. Julſ. Gemeindgratsfitzung. Die
Weißbinderarbeiten im Schulhauſe in der Mittelgaſſe wurden Heinrich
Deuker übertragen. — Der Vertreterin der beurlaubten Krankenſchweſter
wurden 67 Mk. bewilligt. Die Vergütung des Gemeindekontrolleurs
wurde von 20. auf 35 Mk. erhöht — Zur Feſtſetzung des Gehalts des
Feldſchützen lagen 2 Anträge vor: Gemeinderat Volz 1800 Mark;
Ge=
meinderat Dautermann 2200 Mk. alle 2 Jahre 100 Mk. ſteigend bis 2600
Mk. Beide Anträge wurden mit 7 gegen 7 Stimmen abgelehnt, das
Los entſchied für den Antrag Dautermann. Die Stelle wird ſofort
ausgeſchrieben. Meldefriſt 17. Juli.
* Ober=Ramſtadt, 10. Juli. Im Jahre 1876 als „Leih= und
Spar=
verein” Ober=Ramſtadt gegründet, kann die Vereinsbank OberRamſtadt
in dieſem Jahr auf ihr 50jähr. Beſtehen zurückblicken. Anfangs diente
der Verein nur einem engeren Kreiſe von Mitgliedern als
Geldver=
mittlungsinſtitut. Nachdem er aber im Jahre 1918 in „Vereinsbant
Ober=Ramſtadt G.m.b. H.” umgewandelt wurde, erfreut ſich das
Unter=
nehmen nunmehr eines bedeutend erweiterten Wirkungskreiſes. Im
Saale „Zum Löwen” findet kommenden Sonntag die 50
Generalver=
ſammlung ſtatt, mit der eine kleine Jubiläumsfeier verbunden ſein
wird.
* Groß=Bieberau, 10. Juli. Die Pferdezüchtervereinigung unter dem
Vorſitz des Herrn Schönberger, hielt geſtern ihre große Pferdeſchau ab.
Zahlreiches Pferdematerial wurde in veſchiedenen Klaſſen im
geräumi=
gen Brauereihofe vorgeführt und prämiiert. Den Vorſitz der
Kommiſ=
ſion führte Herr Landſtallmeiſter Schörke. Viele Zuſchauer waren
an=
weſend, um mit kritiſchen Blichen der Prämiierung zu folgen.
Nachfol=
gend ſeien nur die Büchter erwähnt, die erſte und zweite Preiſe
erhiel=
ten. Für Mutterſtuten mit Fohlen belgiſchen Schlages erhielten: Fr.
Weber, Afföllerbach, 1. Preis; A. K. Gaydoul, Hahn, 2. Preis; für
3jährige Fohlen: Oekonomierat Fritſch, Dilshofen, 1. Preis; J.
Gaydoul, Hahn, 1. Preis; Phil. Lantelme, Wembach, 1. Preis; A.
Trinkaus, Brensbach, 2. Preis; für Stuten mit Fohlen Oldenburger
Schlages: K. Walter, Lengfeld, 1. Preis; Heinrich Reinheimer, Groß=
Bieberau, 1. Preis und goldene Plakette des Reichsverbands der
Warm=
blutzüchter; Gg. Heil, Habitzheim, 2. Preis; für 3jährige Fohlen: K.
Walter, Lengfeld, 1. Preis; für 2jährige Fohlen: Phil. Buxmann,
Rein=
heim, 1. Preis. — Graf Konrad zu Erbach hatte der Kommiſſion einen
namhaften Geldpreis überwieſen.
m. Vom ſüblichen Odenwald, 12. Juli. Die
volkswirtſchaft=
liche Bedeutung der Heidelbeeren tritt heuer, in einem
guten Erntejahr, beſonders augenfällig in die Erſcheinung. Man
ver=
gleicht unwillkürlich die heutige Zeit mit der früheren. Vor 4—5
Jahr=
zehnten verkam der größte Teil des Heidelbeerſegens unbeachtet und
un=
begehrt im Walde. Man ging wohl mal hinaus und holte einige Töpfe
voll Beeren zum Belag eines Heidelbeerkuchens. Wein dagegen wurde
nur ſehr ſelten bereitet, ebenſo Heidelbeermus. Bald kamen Aufkäufer
aus Norddeutſchland, hauptſächlich von Hamburg, dieſe bezahlten pro
Pfund 5 Pf., zuweilen auch 7 und 8 Pf. Nun war der Anreiz zum
Sammeln gegeben. Bei dieſen Preiſen war der finanzielle Tagesertrag
für die Pflückenden nicht gerade glänzend, aber immerhin begehrenswert,
deſto erträglicher war das Geſchäft für die fremden Aufkäufer, das merkte
man an den ab und zu erfolgenden Champagnerſchlachten. Da ſich
all=
mählich auch Konkurrenten für den Aufkauf einſtellten, hoben ſich die
Preiſe oft bis zu 10 Pf. pro Pfund, und damit wuchs auch der
Sammel=
eifer. Gleichzeitig fingen die Sammelnden an, einen Teil der Ernte
ſelbſt zu konſumieren; man fand nämlich bald heraus, daß Heidelbeerwein
kein ſo übler Tropfen iſt, man erkannte den geſundheitlichen Wert der
Früchte in getrockneter und eingemachter Form, beſonders für Fälle, da
der Verdauungsapparat nicht in Ordnung war, damit war wieder ein
Faktor für die Preisbildung gegeben. Bezahlten die Aufkäufer nicht
an=
nehmbare Preiſe, dann verwertete man die Beeren ſelbſt oder verkaufte
ſie an Einheimiſche. Während der Kriegs= und Nachkriegszeit war das
Heidelbeerſammeln ein ſehr einträgliches Geſchäft, es iſt aber auch eine
ſehr, ſehr mühevolle Arbeit. Wenn man alt und jung abends fröhlich
heimkehven ſieht, Töpfe und Körbe gefüllt, unter munterem Geplauder
und neckiſchen Geſängen, dann merkt man ihnen die überſtandenen
Stra=
pazen nicht an, die errupfte Beute läßt ſie alle Mühſal vergeſſen. Nun
kann ſo mancher lang gehegte Wunſch erſüllt werden, er betrifft nicht
etwa eine Luxusanſchaffung, nein, es handelt ſich um das Allernötigſte:
ein Paar Schuhe wären ſchon längſt nötig geweſen, doch die
wirtſchaft=
liche Lage der Familie verbot die Beſchaffung jetzt rückt ſie mit jedem
Tag in greifbarere Nähe — daher auch die Fröhlichkeit der Heimkehren.
den. Und wie mit den Schuhen, ſo geht es auch mit Kleidungsſtücken:
Hoſen, Hemden, Kappen — alles bringt die Heidelbeerernte. Sie nimmt
den Eltern ſo manche Sorge ab, ſie bringt dem Kaufmann manche
Ein=
nahmen; es wird gekauft und bar bezahlt. Der diesjährige Ertrag iſt
derart, daß für mittlere Leiſtung pro Tag etwa 10 Pfd. gepflückt werden
können, einzelne, beſonders flinke Hände bringen es auch auf 15 Pfd.
und noch mehr. Der Anfangspreis betrug 20 Pf. pro Pfund, er ſtieg
ſchon auf 24, B8 und 30 Pf. Der Tagesertrag mehrerer Ortſchaften mit
ſchätzungsweiſe 3000—3500 Einwohnern beträgt ea. 40 Zentner. So
ſpendet der Wald Schätze, und es iſt begreiflich, daß im Frühjahr der
Verlauf der Heidelbeerblüte, die etwa ſchädlichen Fröſte und was noch
alles von Einfluß auf die Heidelbeerernte iſü, von einem großen Teil
der Bevölkerung des ſüdlichen Odenwaldes mit großem Intereſſe
ver=
folgt wird.
* Von der Bergſtraße, 12. Juli. Straßenſperre. Die
Land=
ſtraße Weinheim-Birkenau iſt wegen Walzarbeiten vom 12.—14. Juli
für Fuhrwerks= und Autoverkehr geſperrt, ebenſo die Strecke Weinheim=
Doſſenheim vom 16.—21. Juli. Die letztere Strecke kann über die obere
Bergſtraße umgangen werden, erſtere über Heppenheim-Fürth—
Mörlenbach.
* Aus dem Weſchnitztal, 10. Juli. Die Heuernte iſt nun bei uns
als beendet zu betrachten. Dieſelbe fiel nach Menge und Güte ſehr gut
aus, und ſeit langen Jahren konnten viele Landwirte keine ſo große
Menge Heu einſcheuern, wie im heurigen Jahre. — Unſer ſämtliches
Getreide, ſowohl Winter= als Sommerfrucht, ſteht ausgezeichnet und
dürfte ſowohl der Körner= als auch Strohertrag ein recht günſtiger
werden. Die Kornhalme erreichen nicht ſelten eine Höhe von über
drei Meter. Ebenſo ausgezeichnet ſtehen unſere Kartoffelfelder und
die anderen Hackfrüchte. Die Kartoffeln ſtehen eben in reicher Blüte
wie kaum zuvor. — Infolge der ſchweren Regengüſſe, die geſtern
morgen im oberen und geſtern gegen 5 Uhr auch im unteren
Weſch=
nitztal niedergingen, iſt die Weſchnitz in kurzer Zeit zum reißenden
Strome angewachſen und an verſchiedenen Stellen aus den Ufern
ge=
treten; ein Glück, daß das Heu nu zu Hauſe iſt.
Brieftaſtſen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 12. Juli. 4.30: Hausorcheſter: „Nationaltänze.
Muſſorgsky: Gopak (kleinruſſiſch). — Glinka: Krakowiak ſpolniſch).
— Dvorak: Slawiſcher Tanz Nr. 8 (böhmiſch) — Keler=Bela:
Karpati Viſhangok=Czardas (ungariſch). — Rubinſtein: Leſghinka
(kaukaſiſch). — Schubert: Deutſche Tänze. — Roſſini: Tarantella
napolitang (italieniſch). — Bizet: Farandole (provenzaliſch).
Sullivan: Cachucha (ſpaniſch). O. 5.45: Leſeſtunde (die Novelle):
Morgens” von J. P. Jacobſen. O 6.30: Stunde der Frankf.
Vereinig, für Heimatkunde. O. 6.45: Redakteur Möſſinger: Heinr.
Hansjakob als Dichter und Menſch. O 7.15:
Beamtenfortbildungs=
kurſus. Dr. F. Neumark: „Allgemeine Grundſätze der
Verkehrs=
politik”. O 7.45: Funkhochſchule Frankfurt (Abt. Literaturgeſchichte):
Prof. Dr. Naumann: „Die letzte Form des Nibelungenliedes.”
O 8.15: Dichtungen in Frankfurter Mundart. Lene Obermeyer und
Hans Nerking, beide vom Frankf. Schauſpielhaus. O 9.15: Uebertr.
von Caſſel (Schupo=Kapelle): Der Hohenfriedberger Marſch. —
Uenealaich eoede e e Aenleſe en laleträdice.
Marſch (1873). — Jul. Schreck: Marſch d. Landsknechte und Alt=
Nürnberger Trinklied a. d. 16. Jahrh. — Altpreußiſcher
Armee=
marſch Nr. 10 Prinz=Auguſt=Grenadier=Bataillon. — Italieniſcher
Marſch (Armeemarſch Nr. 73). — Joh. Lewalter: Schurri!
Alt=
heſſiſcher Soldatenmarſch. — K. Lange: Sedanmarſch. — Golde=
Grawert: Preußen=Marſch.
Stuttgart.
Montag, 12. Juli. 4.15: Konzert. Souſa: Unter dem
Sternen=
banner. — Strauß: Aquarellen, Walzer. — Adam: Quv. „Die
Königin für einen Tag.” — Translateur; Schlummerliedchen. —
Tſchaikowsky: Ruſſ. Tanz. — Einlagen: Adolf Lillich (Tenor). —
Tſchaikowsky: Ballett=Muſik. — Löwe: Die Uhr. — Popy: Orient
Suite. O 6.15: Oberregiſſeur Dr. Löwenberg: Das Groteske auf
der Bühne. O 6.45: Prof. Lachenmaier: Deutſches Turnen. O 7.15:
Martin Lang: Die Frühgeſtorbenen der deutſchen Dichtung: Marg,
von Bülow. O 7.45: Schach. O 8.30: Uebertr. von der Norag,
Hamburg: „Der Herr der Erde‟. Großfunkſpiel von H. Bodenſtedt
und Alice Fliegel. Muſik von Platen. Die Inſel des heiligen
Herzens. Klangſpiel zur 5. Sendung: Tänze und Geſänge der
Singhaleſiſchen Schauſpieler und Tänzer der Hagenbeck=Völkerſchau.
— Anſchl.: Nachtkonzert. Mitw.: Victor Baroni u. Funkorch.
Fucik: Uncle Teddy. — Glinka: Stenka Raſin, Tamara, Rußlan
und Ludmilla. — Königsberger: La Spagnolla, Buvons ſec!,
Zigeuner,
Berlin.
Montag, 12. Juli. 6: „Gymnaſtik durch Rundfunk” O 4.10:
Dor. Goebeler: „Vom Reiſegepäck der Seele‟. O 4.30: Major a. D.
Schnarke: „Das Nachrichtenweſen im Altertum”. O. 5: Friedrich
Bethge lieſt aus eigenen Werken. O. 5.30: Ruſſiſche Volkslieder
und Tänze: 9 Darbietungen des Balalaika=Orcheſters „Ruſſi”.
O 7: Techniſche Wochenplauderei. O 7.25: Dr. med. Friedlaender:
Der Wert der Leibesübungen”. O 7.55: Dr. Kuhn: „Neuzeitliche
Malerei und Plaſtik in der Nationalgalerie zu Berlin (Die neuere
Plaſtik von Maillol bis Belling)”. O 8.30: „Deutſche Reden”.
1. Abend. (Luther — Goethe — Grillparzer — Laſſalle —
Bismarck — v. Unruh). Mitw.: Alfred Braun. Funkorch.
Königswuſterhauſen. Montag, 12. Juli. 1.10: Studienrat
Friebel und Lektor Mann: Engliſch für Schüler. O. 1.45: Mitt.
des Reichsſtädtebundes. H. 3: Studienrat Friebel und Lektor
Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben. Engliſch für
Fortgeſchrittene. O 4: Prof. Dr. Dunkmann: Die ſtatiſchen
Grund=
kräfte (Macht, Herrſchaft, Autorität) O 4.30: Mitt, des
Zentral=
inſtitutes. O. 5: Helene Braun: Die Mutter und das ſpielende
Kind.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, den 13. Juhf
(nach der Wetterlage vom 11. Juli.)
Unter der Einwirkung eines nach Mitteleuropa ſich verlagernden
Hochdruckskeils tritt zunächſt eine Beſſerung des Wetters ein; die
Nieder=
ſchläge treten nur ganz vereinzelt auf, während die Temperaturen wieder
anſteigen und mäßige Aufheiterung eintritt.
Die Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſiſche Nachrichten: Mar Streeſt
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
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eine gelunde, keicht veidauliche Kost von Kchem
Woklgedchmack, die, mit ablod Fatalaßte, dinet Ghoßbebiebed
au dungelucht gulem Kohmalelae Kkeigeltektt wad.
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Die glückliche Geburt eines
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Aſſ 2
Der Höhepunkt der Kampfſpiele.
Ausgezeichnete Leiſtungen in allen Diſziplinen.
80000 Zuſchauer im Kölner Stadion. / Neue
deutſche und Weltrekorde.
Der Schlußtag der Deutſchen Kampfſpiele in Köln war von
ausgezeichnetem Wetter begünſtigt. Zum erſtenmal in der
Köl=
ner Kampfſpielwoche ſtellte ſich auch die große Begeiſterung bei
den Maſſen und Teilnehmern ein, auf die man die ganze Woche
vergebens gewartet hatte. 80 000 Zuſchauer waren am
Nachmit=
tag Zeuge der Endkämpfe in der Leichtathletik, im Schwimmen,
Radfahren und Tennis. Dank der guten Witterung und der
ſtarken Konkurrenz kamen auf allen Gebieten ausgezeichnete
Lei=
ſtungen zuſtande, die mit großem Jubel aufgenomen wurden.
Den Reigen der Wettbewerbe eröffneten am Vormittag das
Straßenrennen und die Motorwettbewerbe. Edwas ſpäter
be=
gannen auch die
Endkämpfe in der Leichtathletik.
Der Zuſtrom der Maſſen zu dieſen Wettbewerben war ganz
außerordentlich ſtark. In der Ehrenloge bemerkte man u. a. den
Reichsbanzler Dr. Marx. Die Leiſtungen waren gerade auf
die=
ſem Gebiet ganz vorzüglich. Einige neue deutſche und
Welt=
rekorde legen beredtes Zeugnis von der Qualität der Leiſtungen
ab. Der junge Hannoveraner Diekmann ſchlug im 5000 Meter=
Laufen den Waldlaufmeiſter Rätze=Luckenwalde ganz überlegen
und ſtellte mit 15:10,3 Minuten einen neuen deutſchen Rekord
auf. Den nächſten Rekord ſtellten die Stuttgarter Kickers in der
3 mal 200 Meter=Staffel mit 1:05,9 Minuten auf. Ein ganz
be=
ſonders gutes Rennen lief hier der deutſche Meiſter Corts=
Stutt=
gart auf, der zum 100 Meter=Lauf nicht antrat. In ſeiner
Ab=
weſenheit war dem Breslauer Körnig die kurze Strecke nicht zu
nehmen. Körnig ſiegte in 10,7 Sekunden vor Dreibholz=Eſſen
und Büchner=Magdeburg. — Ueber 800 Meter lief der
Darmſtädter Engelhard ein ſehr gures Rennen;
Dr. Peltzer trat zu dieſem Lauf nicht an, da er durch die
Staſ=
feln ſtark überanſtrengt war und außerdem die 400 Meter
be=
ſtritt. Dieſe Strecke gewann er glatt in 49,2 Sek. vor dem
Hal=
lenſer Stortz. — Die große deutſche Staffel über 25 mal 250
Me=
ter war ein glänzender Triumph für den ſüddeutſchen Verband,
der hier mit ſeinem Siege über Weſtdeutſchland und
Branden=
burg bewies, daß er ein famoſes Durchſchnittsmaterial neben
Läufern von Extraklaſſe beſitzt. — Sehr gute Leiſtungen boten
auch die Frauen. Hier gab es ſogar zwei Weltrekorde.
Zunächſt warf Frl. Schumann=Eſſen den Speer 35,495 Meter
weit. Das iſt eine Leiſtung, die den alten deutſchen Rekord um
faſt 5 Meter in den Schatten ſtellt und zugleich einen neuen
Weltrekord bedeutet. Die zweite Höchſtleiſtung lieferten die
Damen Hennoch, Voß, Köhler und Pötting des Berliner S.C.,
indem ſie im Vorlauf zur 4 mal 100 Meter=Staffel nur 50,3
Se=
kunden benötigten. Unter ſtärkſter Anteilnahme der Kölner
Be=
völkerung kam nachmittags der
Marathonlauf
zur Durchführung. 59 Läufer erſchienen am Start, darunter alle,
die irgendwie Hoffnung auf einen Sieg haben konnten. Bei 5000
Meter lagen die Turner Tietz und Theuerkauf an der Spitze;
für ſie warden 17:22 Minuten geſtoppt. Bei 8 Km. ging K.
Mül=
ler nach vorn; er führte auch noch bei 15 Km. vor Tietz, dem
Wiener Franz, Pohl=Charlottenburg und Wanderer=Potsdam.
Der Favorit Hempel lag hier erſt an 10. Stelle. Für 20 Km.
wurden 1:12 Stunden genommen. Beim 22. Kilometer gab
Hempel wegen wunder Füße auf. Müller führte weiter bis zum
30., dann war er mit ſeiner Kunſt zu Ende und gab auf. Etwa
beim 30. Km. erſchien plötzlich der Siegener Reichmann in der
Spitzengruppe, arbeitete ſich auf den dritten Platz und
über=
nahm nach Müllers Aufgabe die Spitze, die er dann bis ins
Ziel hinein nicht mehr abgab. Unter enthuſiaſtiſchem Beifall der
Maſſen lief Reichmann als Sieger ins Stadion ein. Erſt nach
einer ganzen Weile kam der Zweite, Wanderer=Potsdam,
ge=
folgt von dem Duisburger Gerull.
Im Schwimmen.
Auch bei den Schwimmwettkämfen war Maſſenbeſuch zu
ver=
zeichnen. Der Start Rademachers hatte eine ganz beſondere
Spannung ausgelöſt. „Ete” und ſeine Leiſtungen wurden denn
auch lebhaft bejubelt. Rademacher gewann die 200 Meter=Bruſt
ganz überlegen. Ueber 200 Meter=Freiſtil zeigte der deutſche
Meiſter Heinrich, daß ihm dieſe Strecke beſſer zuſagt. Er
revan=
chierte ſich an Berges=Darmſtadt für die Niederlage, die er am
Samstag im 500 Meter=Freiſtilſchwimmen durch den
Darm=
ſtädter erlitt. — Die 4 mal 100 Meter=Freiſtilſtaffel brachte eine
überraſchende Niederlage von Hellas=Magdeburg durch
Magde=
burg 96. Dafür holte ſich Hellas den Kampfſpielſieg im
Waſſer=
ball.
Die Bahnrennen. — Auch hier der B.D.R. auf der ganzen
Linie erfolgreich.
Da der Sonntag im Kölner Stadion auf allen
Wettkampf=
blätzen große Zuſchauermaſſen brachte, konnte es natürlich nicht
weiter verwundern, daß die Radrennbahn vollkommen
ausver=
kauft war, wirkten doch hier die Lieblinge des Kölner Publi=
IEms, Oszmella, Engel, Steffes, Rauſch uſw., alle echte Kölner
Dungens, mit. Engel ſtellte wieder ſeine zurzeit ganz glänzende
Gorm unter Beweis, indem er wie am letzten Sonntag im
„Grand Prix de Paris” dem deutſchen Meiſter Oszmella das
Nachſehen gab. Intereſſante Kämpfe gab es auch in ſämtlichen
anderen Konkurrenzen. In allen endeten B.D.R.=Fahrer nicht
fur in Front, ſondern auch auf den nächſten Plätzen. Auch die
Wiener Fahrer konnten nur im Stmden=Mannſchaftsfahren
einen 5. Platz belegen=
Die Endrunden im Tennis.
Tennis gebraucht Sonnenſchein. Der hatte in den letzten
Wochentagen meiſt gefehlt, aber am Tage der Endkämpfe war
er in ſchönſtem Maße vorhanden. So konnte ſich nicht nur ein
guter Sport, ſondern auch ein glänzendes geſellſchaftliches Bild
entwickeln.
Im Herren=Einzel brachte Froitzheim den Titel durch
einen 9:7, 6:0=Sieg über den Kölner Hannemann an ſich.
Im Damen=Einzel wiederholte Frau Dr. Friedleben=
Frankfurt a. M. ihren Sieg über die deutſche Meiſterin Frau
Neppach, indem ſie dieſe 6:4, 7:5 abfertigte.
Das Damen=Doppel brachte Frau Dr. Friedleben den
zweiten Sieg ein. Im Verein mit ihrer Schweſter, Frl.
Weiher=
mann=Frankfurt a. M., ſchlug ſie Frau Lent—Frau Vormann
3:6, 6:2, 6:3.
Herren=Doppel: Froitzheim—H. Schomburgk ſiegten
über Lüdtke—Hannemann leicht 6:3, 6:1.
Gemiſchtes Doppel: Der harte Kampf zwiſchen den
Paaren Frau Dr. Friedleben—H. Schomburgk und Frau
Nep=
pach—Prenn endete mit einem 6:4, 8:8 (zurückgezogen) Siege der
Erſteren.
Der leichtathletiſche Zehnkampf.
1. Holz=Charlottenburg 651 Punkte; 2. Weſſely=Wien 627
Punkte; 3. Lepke=Berlin 592 Punkte: 4. Regener=Dortmund 550
Punkte; 5. Thymm=Leipzig 537 Punkte: 6. Baß=Frankfurt a. M.
527 Punkte; 7. Ullrich=Dortmund 519 Punkte: 8. Dr. Hübener=
Dortmund 511 Punkte; 9. Born=Landau 507 Punkte.
Ergebniſſe:
Motorradrennen.
Bis 175 ccm: Senioren: 1. Ouradot auf Monet Goyn,
31,27 Min. (Stundendurchſchnitt 85,5 Kilom.) — Junioren:
1. Wächter auf DKW, 47,30 Min.
Bis250ccm: Sen.: 1. Frentzen auf Imperia, 34,05 Min.
Jun.: 1. Hintze auf Patria, 34,04 Min.
Bis 350 ccm: Sen.: 1. Pätzold=Köln auf Sunbeam,
29,02 Min. — Jun.: 1. Janſen auf Patria, 31,59 Min.
Bis500ccm: Sen.: 1. Nachken auf Sunbeam, 25,47 Min.
(Stundendurchſchnitt: 104,700 Kilom. — Beſte Zeit der
Motor=
räder.) — Jun.: 1. Clemens auf Güldner, 30,32 Min.
Bis750ccm: Sen.: Kaufmann auf Allright, 32,05 Min.
Jun.: 1. Lindenberg auf Härley Daviſon, 41,42 Min.
Ueber 750 ccm: Sen.: 1. Soenius=Köln auf Indian,
26:30 Min. — Jun.: 1. Peters auf Expreß, 32,42 Min.
Mit Beiwagen bis 600 ccm: 1. Nackötter auf
In=
dian, 38,31 Min.
Mit Beiwagen über 600 ccm: 1. Schnuck auf
Brough Superior, 35,41 Min. (Beſte Zeit der Beiwagenklaſſe.)
Leichtathletik.
100 Meter: 1. Körnig=Breslau, 10,7 Sek. 2. Dreibholz=
Eſſen, 10,9 Sek. 3. Büchner=Magdeburg, 11 Sek.
400 Meter: 1. Dr. Peltzer=Stettin, 49,2 Sek. 2. Stortz=
Halle, 49/4 Sek. 3. Gertz=Koblenz, 50,2 Sek.
800 Meter: 1. Engelhardt=Darmſtadt, 1:56,4 Minuten.
2. Gieſecke=Bremen, 1:58,3 Min. 3. Hohl=Koblenz, 1:59,2 Min.
5000 Meter: 1. Diekmann=Hannover, 15:10,3 Minuten.
(Neuer deutſcher Rekord.) 2. Rätze=Luckenwalde, 15:30,2 Min.
3. Bruhnen=Brünn, 15:32,6 Min.
Dreimal 200 Meter: 1. Stuttgarter Kickers, 1:05,9
Min. (Neuer deutſcher Rekord.) 2. Phönix=Karlsruhe, 1:06,8
Min. 3. Frankfurt 1880, 1:07,4 Min.
Deutſche Staffel (25mal 250 Meter): 1.
Süd=
deutſchland. 2. Weſtdeutſchland. 3. Brandenburg. (Alle DSB=
Verbände.)
Olympiſche Staffel: 1. Verband Brandenbungiſcher
A.=C., 3:34 Min. 2. Baltenverband der DSB, 3:34,8 Minuten,
3. Kieler T.=V., 3:42 Min.
110 Meter Hürden: 1. Troßbach=Berlin, 15,9 Sek.
2. Weilheim=Wien, 16,1 Sek. 3. Steinhardt=Karlsruhe (
Bruſt=
breite zurück).
Diskuswerfen: 1. Hoffmeiſter=Hannover, 42,18 Meter.
2. Lignau=Dortmund, 41,59 Meter. 3. Junghenn=Kaſſel, 40,75
Meter.
Speerwerfen: 1. Schlokat=Inſterbung, 55,75 Meter.
2. Dr. Lüdecke=Berlin, 55,59 Met. 3. Hauer=Düſſeldorf, 54,46 Met.
Hochſprung: 1. Skorzinſki=Berlin, 1,82 Met. 2. Schoepp=
Hartmannsſtadt, 1,80 Meter. 3. Huhn=Jena, 1,80 Meter.
Marathonlauf: 1. Reichmann=Siegen, 2:58,28.9 Std.
2. Wanderer=Potsdam. 3. Gemll=Duisburg. 4. Burthen=Elbing.
5. Tietz=Berlin. 6. Pohl=Charlottenburg. 7. Jaeckel=Saarbrücken.
8. Gebhardt=Schweinfurt.
Frauen=Wettbewerbe.
Speerwerfen: 1. Schumann=Eſſen, 35,495 Meter.
(Neuer deutſcher und Weltrekord.) 2. Jacke=Magdeburg, 30,02
Meter. 3. Haux=Frankfurt, 29,99 Meter.
Viermal 100=Meter=Staffel: 1. S.=C.
Charlot=
tenburg, 50,6 Sek. 2. Berliner S.=C., Handbreite zurück.
3. Viktoria=Magdeburg 50,8 Sek. (Im Vorlauf ſtellte der
Ber=
liner S.=C. mit 50,3 Sek. einen neuen Weltrekord auf.)
Schwimmen.
1000 Meter Freiſtil: 1. Handſchuhmacher=Dortmund,
15:14 Min. 2. Vierkötter=Köln, 15:20,3 Min. 3. Neitzel=
Magde=
burg, 15:28,4 Min.
Kunſtſpringen für Damen: 1. Adler=Wien, 88,50
Punkte. 2. Frl. Söhngen=Bremen, 88,30 Punkte. 3. Frau
Bor=
nett=Wien, 84,98 Punkte.
200 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Rademacher=
Mag=
deburg, 2:58,2 Min. 2. Zientz=Dortmund, 3:03,6 Min. 3. Pascoe=
Gießen, 3:06 Min.
200 Meter Freiſtil: 1. Heinrich=Leipzig, 2:25,6 Min.
2. Berges=Darmſtadt, 2:30,2 Min. 3. Heitmann=Magdeburg,
2:32,6 Min.
Durmſpringen: 1. K. Schumm=Köln, 88,38 Punkte.
2. Niedſchläger=Zeitz, 87,20 Punkte. 3. Dr. Schrammel=München,
85,20 Punkte.
200 Meter Freiſtil für Frauen: 1. Lotte
Leh=
mann=Dresden, 3:08,1 Min. 2. A. Rehborn=Bochum, 3:13,9 Min.
3. Frl. Krock=Frankfurt a. M., 3:49,3 Min.
100 Meter Bruſtſchwimmen für Frauen:
1. Hunold=München=Gladbach, 1:31 Min. 2. Bünt=Hamburg,
1:34,1 Min. 3. Breimann=Düſſeldorf, 1:39,3 Min.
Viermal 100 Meter Freiſtilſtaffel: 1.
Magde=
burg 96 (Schweitzer, Heitmann, Gubener, Neitzel), 4:29,8 Min.
2. Hellas=Magdeburg, 4:32 Min. 3. Sparta=Köln.
Waſſerball.
Endrunde: Hellas=Magdeburg ſchlägt Poſeidon=Köln
7:0 (Halbzeit 3:0).
Troſtrunde: Jungdeutſchland=Darmſtadt ſchlägt
Weſt=
falen=Dortmund 6:3 (Halbzeit 4:2).
Bahn=Radfahren.
Fliegerhauptfahren: 1. Engel=Köln. 2. Oſzmella=
Köln, 1 Länge zur.
Endlauf der Zweiten: 1. O. Rütt. 2. Graue (beide
Berlin).
Tandem=Hauptfahren: 1. Engel—Steffes. 2.
Fran=
kenſtein—Hambütten (beide Paare Köln), 3. Kühl—Wette
(Berlin).
20 Kilometer Tandemfahren: 1. Viktor Rauſch,
Köln, 26:03 Min. 2. Franbenſtein=Köln, 1 Länge zurück. 3.
Ein=
ſiedel=Leipzig, 20 Meter zur. 4. O. Blank=Berlin, 800 Meter zur.
(Reifendefekt.)
Stunden=Mannſchaftsfahren: 1. V. Rauſch—
Roßbach (Köln), 58,680 Kilom., 28 Punkte. 2. Rütt—Donath
(Berlin), 17 Punkte. 3. A. Müller—Sternickel (Köln), 16. P.
4. Wette—Kühl (Berlin), 15 P. 5. Ortner—Reichelt (Wien),
9 Punkte.
Die Endkämpfe der Amateurboxer in Köln.
Der Reichsverband ſtellt alle Meiſter. — Ueberraſchungen im
Welter= und Halbſchwergewicht. — Nur ein Süddeutſcher (Miſpel=
Mainz) Meiſter.
Im großen Bürgerſaal wurden am Samstag abend ſpät die
Boxmeiſterſchaften der Kampſſpiele ausgetragen. Die Endkämpfe
wurden außerordentlich hart umſtritten, da ja die Sieger nicht
nur den Titel eines Kampfſpielmeiſters, ſondern auch den eines
deutſchen Meiſters erhielten. Vielleicht übte dieſe Tatſache auch
auf das Kölner Sportpublikum, das ja allerdings an ſich ſchon
recht boxſportfreundlich geſinnt iſt, eine beſondere
Anziehungs=
kraft aus; jedenfalls vermochte der Bürgerſaal nicht alle
Inter=
eſſenten zu faſſen. Ein Beſuch der Boxkämpfe lohnte ſich jedoch
auch, denn, von einer Ausnahme abgeſehen, zeigten die
Titel=
bewerber ausgezeichnete ſportliche Leiſtungen. Von den 16
Ama=
teuren, die ſich für die Schlußrunde qualifizierten, gehörten 14
dem Reichsverband für Amatenrboxen und je einer dem
Schwer=
athletik= und öſterreichiſchen Amateur=Verband an. Während
ſich der Oeſterreicher Spunner im Bantamgewicht gegen den
Mainzer Mitzel tapſer zur Wehr ſetzte und ehrenvoll unterlag,
ſpielte der D.A. S. V.=Mann Ackermann=Stuttgart im
Halbſchwer=
gewicht gegen den Berliner Niſpel nur eine klägliche Rolle.
Wegen zu großer Ueberlegenheit des Reichshauptſtädters wurde
das Treffen in der zweiten Runde abgebrochen.
Ueberraſchun=
gen gab es im Welter= und Schſwergewicha. In beiden Klaſſen
unterlagen die bisherigen deutſchen Meiſter; der
Schſwer=
gewichtsmeiſter Schönrath=Krefeld lieferte gegen Sievert=Berlin
einen wenig ſchönen Kampf; ſein unreines Boxen trug ihm zwei
Verwarnungen ein. Sievert ſiegte ſchließlich blar nach Punkten.
Der zweite entthronte Meiſter war Riecken=Hamburg im
Welter=
gewicht: Pautz 1.=Anklam nahm ihm nach ſchönem Kampf den
Titel. Die einzelnen Kampfergebniſſe ſind:
Fliegengewicht: Schulz=Magdeburg ſchlägt Pauli=
Köln nach Punkten.
Bantamgewicht: Mitzel=Mainz ſchlägt Spunner=
Oeſter=
reich n. P.
Federgewicht: Dübbers=Köln ſchlägt Ullrich=Hannover
nach Punkten.
Leichtgewicht: Domgörgen=Köln ſchlägt Vollwar=
Ber=
lin nach Punkten.
Weltergewicht: Pautz 1.=Anklam ſchlägt Riecken=
Ham=
burg nach Punkten.
Mittelgewicht: Niſpel=Berlin ſchlägt Ackermann=Stutt.
gart in der zweiten Runde durch Aufgabe.
Schwergewicht: Sievert=Berlin ſchlägt Schönrath=
Kre=
feld nach Punkten.
Das Kampfſpiel=Straßenrennen in Köln.
Drei B. D. R.=Amateure vor drei Unions=Fahrern in Front.
In der Frühe des Sonntags begaben ſich 104 B.D.R.= und
Unions=Amateure auf das 200 Kilometer lange Straßenvennen
der Kampfſpiele. Die Strecke führte von Köln über Neuß,
Kre=
feld, Aachen nach Jülich und von dort aus wieder zum Kölner
Stadion. Durch den ſtarken Regen der letzten Tage war ein Teil
der Straßen ziemlich aufgeweicht worden. Es gab eine Reihe
von Stürzen, die zwar keine größeren Unglücksfälle im Gefolge
hatten, aber doch manchen guten Fahrer um ſeine Changen
brach=
ten. Trotz der Härte des Kampfes hielt ſich bis ins Ziel eine
Spitzengruppe von 14 Mann zuſammen. Aus dem ſcharfen End.
ſpurt ging der Favorit Willi Meher=Leipzig, der zurzeit
unbe=
ſtritten der beſte Amateur=Straßenfahrer iſt, als Sieger hervor.
Das große Duell zwiſchen Bund Deutſcher Radfahrer und
Deut=
ſcher Radfahrer=Union endete mit einem Siege des Bundes, denn
die drei erſtplacierten Fahrer ſind ſämtlich B. D.R.=Mitglieder.
Erſt auf dem 4., 5. und 6. Platz folgen die bekannten Union=
Straßenfahrer.
Das genaue Ergebnis lautet: 1. Willi Meher=Leipzig 6:27
Stunden, 2. A. Schmidt=Dresden, 3. H. Wallenborn=Köln, 4.
Bruno Wolke=Berlin, 5. Rudolf Wolke=Berlin, 6. O. Nickel=
Bei=
lin, 7. W. Müller=Frankfurt g. M., alle dichtauf.
Seite 6
Motorſport.
Der Große Preis von Deutſchland für
Sport=
wagen auf der Avus=Bahn./ Schwere Unfälle:
1 Toter, mehrere Verletzte.
Carracciola auf Mercedes=Kompreſſor ſiegt mit einem Stunden
mittel von 135,1 Km.
Der vor einigen Tagen beim Training zu dem Großen Preis
von Deutſchland für Sportwagen zu beklagen geweſene ſchwere
Unfall ſollte leider nicht der einzige bleiben. Ein abermaliger
Unfall, der wieder ein Menſchenleben und 6 Verletzte forderte,
gab dem Rennen einen bitter ernſten Beigeſchmack und drückte
ſchwer auf die Stimmung von Fahrern und Zuſchauern.
Roſen=
berger=Pforzheim auf Mercedes hatte in heroiſcher Fahrt in der
Runde den in Führung liegenden N. A.G.=Fahrer Riecken
über=
holt und ihm die Spitze entriſſen. In rieſiger Fahrt kam er in
der 7. Runde auf der durch den Regen ſehr ſchlüpfrig gewordenen
Bahn ins Schleudern. Der Wagen drehte ſich wirbelnd mehrere
Male um ſich ſelbſt, wurde mit voller Wucht gegen das
umſäu=
mende Geländer geworfen. Das gerade an dieſer Stelle
befind=
liche Zeitnehmerhäuschen wurde eingedrückt. Von 3 gerade
außer=
halb des Häuschens befindlichen Zeitnehmern wurde der eine
zermalmt und auf der Stelle getötet, und auch für die beiden
an=
deren befürchtet man das Schlimmſte. Roſenberger, der mit
ſei=
nem Beifahrer aus dem Wagen geſchleudert wurde, erlitt nur
leichte Verletzungen und auch ſein Begleiter kam mit leichten
Knochenbrüchen davon. Die beiden mit verunglückten Zeitnehmer
wurden mit ſchweren Knochenbrüchen in das Krankenhaus ein=
geliefert. Faſt zu der gleichen Zeit ſtürzte in der Südkurve, der
Franzoſe Chaſſagnal, der einen Talbot=Wagen ſteuerte, und
mußte gleichfalls zuſammen mit ſeinem Mechaniker mit ſchweren
Verletzungen dem Krankenhaus zugeführt werden. Die Zuſchauer
hatten ſich noch kaum von ihrem Schrecken erholt, als in der 9.
Runde der Pluto=Fahrer Mederer=Wilmersdorf dadurch ins
Schleudern kam, daß er die Spurſtange verloren hatte. Er rannte,
da ſich der Wagen nicht mehr ſteuern ließ, gegen ein
entgegenkom=
mendes Privatautomobil, kam aber mit dem Schrecken davon,
während ſein Beifahrer leichte Verletzungen erlitt.
Ganz Berlin befand ſich auf den Beinem, um Zeuge des
Ren=
nens zu werden. Die Tribünen waren ſchon tagelang vorher
bis auf den letzten Platz ausverkauft und boten ein buntes,
far=
benprächtiges Bild. Auch die ganze Strecke einſchließlich der
Nordkurbe war von Zuſchauermengen dicht beſetzt, als ſich um
2 Uhr die Startflagge zum erſten Male ſenkte. Fünf Teilnehmer
der Klaſſe D bis 3000 Kubikzentimeter begaben ſich auf die 20
Runden lange Reiſe von 319,461 Hm. Zwei Minuten ſpäter
folgte die Klaſſe E bis 2000 Kubilzentimeter, und abermals zwei
Minuten ſpäter die Klaſſe F bis 1500 Kubikzentieter mit 21
Fahrzeugen, insgeſamt 40 Wagen. — Schon bald ſtellte ſich
heraus, daß der Mercedes=Fahrer Roſenberger der ſchnellſte
Mann im Rennen war. Riecken auf N.A.G. hatte die Spitze
ge=
nommen und ſchien zunächſt, geſtützt auf ſeing Spezialkenntnis
der Avusbahn, nicht gewillt, ſie wieder abzugeben. Ihm folgte
Berthold und das übrige Feld. Roſenberger hatte ſich inzwiſchen
von der 8. Stelle auf die 3. Stelle vorgehrbeitet und in der
3. Runde Riecken überholt. Er fuhr ungeheuer ſchnell und
er=
zielte zeitweiſe über 170 Stundenkilometer. Sein Vorſprung
wurde von Runde zu Runde immer größer. Zum Unglück ſetzte
nun Regen ein, der in kurzer Zeit die Bahn vollſtändig
durch=
näßte. Was man befürchtet hatte, trat dann auch ein: der oben
geſchilderte ſchwere Unfall des Spitzenreiters. Hierdurch gelang
es dem Dresdener Carracciola auf Mercedes, die Spitze zu
er=
obern, die er aber zunächſt infolge verſchiedener Zündkerzendefekte
nicht halten konnte. Auch Riecken war durch Reifenſchäden ſtark
ins Hintertreffen geraten. Leider mußte dann auch der O.M.=
Fahrer Minoia, auf deſſen Zuſcmmentreffen mit den deutſchen
Fahrern man ſo ſehr geſpannt war, in der 7. Runde infolge
Ma=
ſchinenſchadens aufgeben. Desgleichen berloren Cleer=Frankfurt
und Pierre Clauſe=Paris auf Bignan viel Boden. Hierdurch
wurde es Carracciola und Rieckens möglich, wieder viel von
ihrem Verluſt aufzuholen und an die Spitze zu gelangen; doch
in der 18. Runde hatte Riecken abermals Defekt an dem rechten
Hinterrad und mußte den Pneu auswechſeln. Carracciola, der
bis dahin hinter ihm gelegen hatte, ging nun definitib vorbei
und blieb in dem weiteren Verlauf des Rennens überlegener
Sieger. Recht gut hielten ſich der N.AG.=Fahrer Riecken und die
4 kleinen N. S.UI., die die 4 erſten Plätze in ihrer Klaſſe belegten.
Die ausländiſche Konkurrenz wurde auf der ganzen Linie aus
dem Felde geſchlagen. Auch dem ſo heiß favoriſierten Bignan=
Wagen war kein Erfolg beſchieden. Der Tag hätte mit dem
durchſchlagenden Erfola der deutſchen Erzctgniſſe in ſo
erheben=
der Weiſe geendet, wenn nicht die ſchweren Unfälle zu beklagen
geweſen wären.
Die Ergebniſſe:
Klaſſe Dbis 3000 ccm: 1. Riecken=Berlin N.A. G.
2.57,33,2 Std. (Mittel 152,5 Km), 2. Fritz Feldmann=Berlin
(Hanſa), 3. Ortka=Berlin (N. A. G).
Klaſſe Ebis 2000 gcm: 1. Carracciola=Dresden (
Mer=
cedes=Kompreſſor) 2.54,17,8 Std. (Stundemmittel 135,1 Km.),
2. Pierre Clauſe=Paris (Bignan) 3.02,07,4 Std. (129,1 Km),
3. Max Prinz zu Schaumburg=Lippe (O.M. Super=Sport) 3.10,57
unden (125,5 Km.).
Klaſſe Fbis 1500 ccm: 1. Geora Klöbli=Neckariulm
t. S.1.) 3.07,27 Std. (125,8 Km.), 2. Jakob Scholl=Neckarſulm
S.1) 3.11.54,2 Std. (1228 Km.), 3. Ißlinger=Mannheim
„S.U.) 3.13,58,4 Std. (121.4 Km.), 4. Joſ. Müller=Düſſeldorf
„S.U.), 5. Fritz Backaſch=Brandenburg (Brennabor).
Rund um Darmſtadt.
Otto Cap wird Meiſter des Landesverbandes.
Der Velocipedklub 1899 E. V. Darmſtadt, dem von ſeiten des
Landesverbandes Heſſen die Ausrichtung der Landesverbands=
Meiſterſchaft im Einer=Streckenfahren für 1926 übertragen
wor=
den war, hat durch umſichtige Vorbereitungen und gewiſſenhaftes
Arbeiten zu dem geſtrigen höchſt intereſſanten Rennen die
uner=
läßlichen Vorbedingungen geſchaffen, nämlich tadelloſe
Organi=
ſation und eine radſportlich einwandfreie Fahrt= und Rennbahn.
All dem iſt es zu verdanken, daß das Rennen glatt und ſauber
verlief. Die Oberleitung hatten Jakob König und Ludwig Raab,
Starter war Ernſt Damus, der zugleich mit Unterſtützung
meh=
rerer anderer Herren Startleiter und Zielrichter war. Die
Ober=
leitung begleitete in einem von dem Kluh=Ehrenmitglied Herrn
Deutſch liebenswürdig zur Verfügung geſtellten Kraftwagen die
Renner auf der ganzen Strecke. Die Vertreter der Preſſe
konn=
ten in einem von dem Klub=Ehrenmitglied Herrn Schmitz
freund=
lichſt zur Verfügung geſtellten und geſteuerten Kraftwagen die
Austragung der Landesverbands=Meiſterſchaft verfolgen. Auch die
Witterung war, abgeſehen von einem plötzlich einſetzenden
Regen=
ſchauer in der erſten Etappe, für das Rennen günſtig.
Am Start hatten ſich 29 Fahrer eingefunden, eine immerhin
ſtattliche Zahl, wenn nian bedenkt, daß zu den zahlreichen
geſtri=
gen Radſportveranſtaltungen in Deutſchland, z. B.
Monfag, den 12. Juli 1926
ſpielen in Köln uſw., viele große Fahrer entſandt worden waren.
Unter den hier vertretenen Fahrern waren Namen von Klang,
niehrere Gaumeiſter, zähe und ausdauernde Fahrer. Nach
Er=
ledigung der üblichen Formalitäten — man hatte ſich Punkt
6 Uhr vormittags am Startplatz eingefunden — wurde um 6,20
glatt geſtartet. Entſprechend der guten Fahrbahn blieb das Feld
zunächſt geſchloſſen zuſammen, wenn auch unſchwer die ſpäteren
Spitzenfahrer als überlegen zu erkennen waren. Das Rennen
führte über zwei Etappen mit zuſammen 171,2 Kilometer
zu=
nächſt in der erſten Etappe von Darmſtadt über Griesheim,
Pfungſtadt nach Bickenbach. Bis zu dieſem Punkt war das Feld
noch ziemlich eng zuſammen, Gaumeiſter Schön, Otto und Walter
Cap hatten meiſt die Spitze, es ſchien, daß Schön glatt in der
Lage ſei, die Führung zu behaupten. Da erlitt er einen
Rahmen=
bruch und nach hoffnungsvollem Anfang war für Schön der Sieg
verloren. Ab Jugenheim, Seeheim, Ober=Beerbach kamen
erheb=
liche Steigungen in die Fahrbahn. Hier entſchied ſich das
Nennen, das Feld wurde auseinandergezogen. Ueberlegene
Spitzenfahrer blieben bis zum Schluß Otto und Walter Cap,
wo=
bei erſterer meiſt die Führung behauptete. Das zweite Hauptfeld
führte häufig Ruppert, Böttgen oder Franke, die auch nach der
erſten Etappe faſt gleichzeitig am Ziel Darmſtadt ankamen. Das
Bild der Felder bei den übrigen Fahrern verſchob ſich im
allge=
meinen nur wenig. Sie hielten ſich ſo, wie ſie durchs Ziel
gin=
gen, wenn auch einige Verſchiebungen auf der Fahrt eintraten.
So war beſonders die Fahrt Hobeins zu bewundern, der ſich
an ſechſte Stelle ſetzen konnte. Mit den oben erwähnten
Stei=
gungen und dem Eintreffen der Fahrer nach der erſten Etappe
in Darmſtadt war übrigens das Rennen ſchon entſchieden.
Die zweite Etappe, die über Griesheim, Pfungſtadt,
Gerns=
heim, Stockſtadt, Goddelau, Erfelden, Geinsheim, Groß=Gerau,
nach Darmſtadt führte, blieb ohne beſondere Ereigniſſe. Die
Fahrer hielten ſich glänzend, in den Ortſchaften ſtanden überall
ſportbegeiſterte Zuſchauer, die mit Intereſſe das Einer=
Strecken=
fahren verfolgten. Vorbildlich ſtanden in den Ortſchaften
An=
gehörige der Klubs, die den Fahrern den Weg wieſen, die übrige
Strecke war, ſoweit nicht Streckenpoſten aufgeſtellt waren, durch
auffallende Pfeile markiert. — Ein Wort der ſchönen Erinnerung
ſei noch der Autofahrt gewidmet, die, abgeſehen von einer Panne,
die ſympathiehalber beide Wagen hatten, an dem warmen
Sonn=
tagmorgen dank der hervorragenden Steuerung ein wirklicher
Hochgenuß war.
Gegen 12,30 Uihr gingen die Sieger durchs Ziel. Erſter
Sieger blieb der Oeſterreicher Otto Cap auf einem Opelrenner
(Velociped=Club Frankfurt), dr kürzlich von Wien nach
Frank=
furt a. M. übergeſiedelt iſt, mit einer Geſamtfahrzeit von 5:26,35
Stunden. Somit wurde ihm die Landesverbands=Meiſterſchaft
zuerkannt und der 1. Preis (Pokal). Die weiteren Ergebniſſe
ſind folgende: 2. Walter Cap (V. C. Frankfurt) 5:26,56 Std.;
3. Ruppert (Germania Frankfurt) 5:38,45: 4. H. Böttgen (
Ger=
mania Frankfurt) 5:38,46; 5. H. Franke (Darmſtädter Radſport=
Club) 5:38,48; 6. W. Hobein (V. C. Frankfurt) 5:46,55; 7. L.
Ganß (V. C. Darmſtadt) 5:58,50; 8. Gg. Diemer (Einzelfahrer
Darmſtadt) 5:58,51: 9. A. Hertz (Klein=Steinheim) 5:58,52: 10. K.
Wandelt (Möve, Mainz) 5:58,53 Std.
Bahnrennen im Frankfurter Stadion.
Trotz des unſicheren Wetters, das Regen verſprach, hatten
ſich wieder anſehnliche Zuſchauermengen zu den im Frankfurter
Stadion angeſetzten Radrennen eingefunden, denen in einem
außerordentlich reichhaltigen Programm große Steherrennen von
je vier Fahrern der A= und B=Klaſſe geboten wunden.
Die Ergebniſſe:
50=Kilometer=Steherrennen für Klaſſe B
(in zwei Läufen zu je 30 und 20 Kilometer): Erſter Lauf,
20 Kilometer: 1. Dederichts=Köln, 15.57 Min. (Bahnrekord.)
2. Schröder=Dresden, 200 Meter zurück. 3. Schwedler=Dresden,
1100 Meter zurück. 4. Steingaß=Köln, 1650 Meter zurück.
Zweiter Lauf, 30 Kilometer: D. Dederichts=Köln,
24.42,5 Min. 2. Schröder=Dresden, 515 Meter zurück. 3.
Stein=
gaß=Köln, 1900 Meter zurück. 4. Schwedler=Dresden, 2550 Meter
zurück. — Geſamtergebnis: 1. Dederichts, 50Kilom.
2. Schröder, 49,285 Kilom. 3. Steingaß, 46,450 Kilom. 4.
Schwed=
ler, 46,350 Kilom.
Preis von der alten Brücke. Steherrennen für
A=Klaſſe über 100 Kilometer in drei Läuſen zu je 20, 30 und
50 Kilom.: Erſter Lauf, 20 Kilometer: 1. Snoek=
Holland, 15.49 Min. (Bahnrekord.) 2. Suter=Schweiz, 90 Meter.
3. Weiß=Frankfurt, 180 Meter. 4. Van Ruyeſſeveld=Belgien,
1800 Meter. — Zweiter Lauf, 30 Kilometer: 1. Snoek=
Holland, 23,25 Min. (Bahnrekord.) 2. Suter, 100 Meter.
3. Weiß, 750 Meter. 4. Van Ruyſſeveld, 1900 Meter. —
Drit=
ter Lauf, 50 Kilometer: 1. Snoek, 39,40 Kilom. (
Bahn=
rekord.) 2. Van Ruyſſeveld, 940 Meter. 3. P. Suter, 1100 Met.
4. Weiß, 2150 Meter (Defekte). — Geſamtergebnis:
1. Syoek=Holland, 100 Kilom., 18.54 Std. 2. P. Suter=Schweiz,
98.710 Kilom. 3. J. Weiß=Frankfurt, 96,920 Kilom. 4. Van
Ruyſſeveld=Belgien.
Punktefahren für Amateure: 1. Chriſtmann=
Frankfurt, 36 P. 2. K. Müller, 23 P. 3. A. Siemantel, 12 P.
4. Möſer, 8 P. 5. Böttcher, 6 P.
Ausſcheidungsfahren für Amateure: 1.
Chriſt=
mann. 2. K. Müller. 3. H. Böttcher. 4. Volke. 5. Siemantel.
Leichtathletif.
Die Mainzer Stadtſtaffel.
Unter einer Geſamtbeteiligung von über 40 Mannſchaften
wurden in allen Klaſſen ſcharfe Kämpfe geliefert. Am Ziel
wur=
den die ſiegreichen Mannſchaften von dem großen Publikum
ge=
feiert.
Die Athletikabteilung des Sportvereins 98 hatte ſich an der
Knaben= und Jugendklaſſe beteiligt. Die ſieggewohnten Knaben
konnten ihre Erfolge fortſetzen und unter acht Mannſchaften
gegen Wiesbaden mit 10 Meter Vorſprung ſiegen. Die zweite
Mannſchaft lag bis zum Schlußläufer an dritter Stelle, der aber
noch zweite Gegner vorbeilaſſen mußte. Die dritte Mannſchaft
endete an ſiebter Stelle. Die 1. Jugendmannſchaft mußte ſich dem
größeren Können der Gegner auf der kurzen Strecke beugen.
Auf den Mittelſtrecken konnten ſie Eintracht=Frankfurt und
Sport=
verein=Wiesbaden die Stange halten und ohne Verluſt wechſeln,
während aber bei den folgenden kurzen Strecken die beiden
Gegner davonzogen und ſich einen Kampf lieferten bis ans
Band, den Wiesbaden mit einem guten Meter Vorſprung für ſich
entſcheiden konnte. Darmſtadt folgte mit weſentlichem
Ab=
ſtand als Dritter, gefolgt von der 2. Darmſtädter Mannſchaft
als Vierter.
In der Klaſſe für Fußballmannſchaften konnte die 1.
Fuß=
ballmannſchaft des Sportvereins einen überlegenen Sieg über den
Verteidiger, Mainz 05, feiern. Wir glauben, daß die
Ligamann=
ſchaft in ihrer Klaſſe ein ſchwer zu ſchlagender Gegner iſt.
Die Fußballjugendmannſchaft konnte ihren Lauf als vierte
heenden. Der Sportverein hatte mit ſeinen ſieben Mannſchaften
die bei weitem größte Beteiligung aufzuweiſen.
Geſtern begab ſich die Leichtathletidabteilung des Heſſ. Pol.=
Sportvereins nach Mainz, um ſich an dem Staffellauf „Rund
durch Mainz” zu beteiligen. Das eifrige Training in der letzten
Zeit ſollte diesmal durch einen ſchönen Sieg gekrönt werden.
Die gelaufene Strecle betrug insgeſamt 3600 Meter und führte
die Darmſtädter Mannſchaft mit ihren alten Rivalen und
Be=
zwingern in der B=Klaſſe vom Staffellauf in Worms zuſammen,
Gleich von Anfang an lagen die Läufer in hartem Kampf mit den
Nummer 191
guten A=Klaſſe=Vereinen aus Frankfurt, Wiesbaden und Mainz
und kämpften bis zum Schluß teilweiſe Bruſt an Bruſt mit
die=
ſen. In der guten Zeit von 8:53,3 ſiegte der Pol.=Sportverein
Darmſtadt mit glatt 50 Metern Vorſprung vor Alemannig=
Worms und Olympia=Weiſenau. Pol.=Sportverein Butzbach und
Sportklub Wiesbaden landen weiter zurück. Der ſchöne
Wander=
preis ſoll der Mannſchaft ein neuer Anſporn ſein; nur ſo
fort=
gefahren, wie jetzt, dann wird die Verteidigung im nächſten
Jahre nicht ſchwer ſein.
Der gegenwärtig ſich in guter Form befindliche
Langſtrecken=
läufer Lauber ſetzte auch geſtern ſeinen Siegeszug fort und
ge=
wann den Einzellauf gegen gute Kräfte aus Eintracht=Frankfurt
und Sportverein Wiesbaden in der achtbaren Zeit von 11:26.
Rudern.
Ruder=Regatta in Rüſſelsheim.
Der erſte Tag.
Der erſte Tag der Rüſſelsheimer Regatta begann mit ganzen
zwei Stunden Verſpätung, da der Schlepperverkehr auf dem
Main außerordentlich ſtark war. Der Sport des Tages war recht
gut. Eine Ueberraſchung bot Sachſenhauſen durch einen Sieg im
Gaſt=Vierer über Kaſtel. Sehr erfolgreich war wieder Undine
Offenbach, die auf den Vierer ohne Steuermann und auf den
1. Achter Beſchlag legte.
Zweiter Tag.
Auch der zweite Tag brachte bei gutem Wetter und
ſteigen=
dem Hochwaſſer guten Sport. Die Rennen wurden pünktlich
ab=
gewickelt und ſahen den Kölner Club für Waſſerſport mit fünf
Siegen am erfolgreichſten. Sachſenhauſen blieb mit drei Siegen
guter Zweiter. Das ruhige Waſſer ermöglichte einen glatten
Ver=
lauf der Rennen.
Nuderregatta in Heilbronn.
Die Heilbronner Regatta fand bei ſehr gutem Beſuch auf
der vorgeſehenen Bahnlänge von 2000 Meter ſtromabwärts ſtatt.
Die Bahn hatte eine leichte Krümmung. Der Verlauf der Rennem
ging bei leicht fließendem Waſſer, bis auf eine Kolliſion und eine
Behinderung, glatt von ſtatten. Die Ulmer Donau geſtaltete ihren
Start durch fünf ſiegreich beendete Rennen zu einem
eindrucks=
vollen Erfolg.
Schwimmen.
Gauſchwimmfeſt für Vereine ohne Winterbad des Gau I D. S.V.
in Erbach i. O.
Das diesjährige Gaufeſt für V. o. W. fand geſtern im idylliſch
gelegenen Alexanderbad des Erbacher Schwimmklubs ſtatt. An
den für den Bezirk Darmſtadt eingelegten Wettkämpfen
betei=
ligten ſich die Darmſtädter Verbandsvereine. Die zahlreichen
Wettkämpfe nahmen unter der Leitung des Herrn Gießmann
einen flotten Verlauf, und das Feſt wird ſicher für den jungen
Erbacher Schwimmklub ein Anſporn für Abhaltung weiterer
ſolcher Veranſtaltungen ſein. Das Knabenbruſtſchwimmen ſicherte
ſich Wucherpfennig (Möwe) vor Schwarz und Haury (Jung=
Deutſchland). Dagegen konnte ſich Schwarz (J.=D.) im Knaben=
Beliebig (50 Kilom.) in der guten Zeit von 37 Sek. revanchieren.
Das Jugend=Junior=Freiſtil (100 Meter) ſah, wie
vorauszu=
ſehen war, Laumann (Jung=Deutſchland) in Front, dem dichtauf
Erich Hanſt und Otto Meyer (Heſſen, V. f. L.) folgten. Eine
Ueberraſchung brachte ohne Zweifel das Knaben=Rücken=
Schwimmen (50 Meter), das Naumann (Heſſen, V. f. L.) vor
Trinkaus (Möwe) gewinnen könnte. Das Jugend=Junior=Bruſt
(100 Meter) gewann Hirſchauer (Jung=Deutſchland), hart
be=
drängt von Rettig (Heſſen, V. f. L.). Das Nachmittagsprogramm
brachte in erſter Linie Stafſelwettkämpfe, bei denen Jung=
Deutſchland dominierte, außer der Knaben=Bruſt=Staffel 5mal
50 Meter, in welcher Jung=Deutſchland wegen Behinderung
diſtanziert und Möwe als Sieger erklärt wurde. Intereſſant war
die Jugend=Freiſtil=Staffel zwiſchen Heſſen und Jung=
Deutſch=
land, welche Jung=Deutſchland erſt durch ſeinen hervorragenden
Schlußmann Förſter gewinnen konnte. In der Jugend=Bruſt=
Staffel dreimal 100 Meter gab es einen ſpannenden Kampf um
den 2. Platz zwiſchen S.S. Möwe und Heſſen, welchen Möwe
durch Handſchlag für ſich entſcheiden konnte.
Das Feſt war von humoriſtiſchen Einlagen,
Rettungsvor=
führungen, Reigenſchwimmen des Darmſtädter Schwimmklubs
Jung=Deutſchland und Schauſpringen umrahmt.
Erfreulicher=
weiſe konnte der rührige Erbacher Schwimmklub bei ſeinem
wohl=
gelungenen Feſt vorzüglich abſchneiden und drei erſte und zwei
zweite Plätze an ſeine Farben heften.
Für die Waſſerballſpiele ſtiftete Graf Alexander von Erbach
einen Wanderpreis, der dreimal zu gewinnen iſt und an deſſen
Austragung ſich Jung=Deutſchland, „Heſſen” V.f.L.,
Aſchaffen=
burger S.=V. und Frankfurter S.=V. beteiligten. Da die drei
Erſtgenannten mit kombinierter Herren= und Jugendmannſchaft
antraten, wogegen ſonderbarerweiſe der Frankſurter
Schwimm=
verein, der mit ſeiner kombinierten glatten Ligamannſchaft zur
Stelle war, proteſtierte, wurde der Wanderpreis dem Letzteren.
kampflos zugeſprochen. Ein Herausforderungskampf zwiſchen der
Jugend=Mannſchaft des Darmſtädter Schwimmklubs und der
Liga=Mannſchaft des Frankfurter Schwimmvereins konnte der
erſtere, obwohl mit Erſatz antretend, zu einem „Unentſchieden”
(1:1) geſtalten. Jung=Deutſchland ſpielte durchweg überlegen,
was Frankſurter S.=V. durch allzu körperliches Spiel
auszu=
gleichen verſuchte. Das Strafwurſverhältnis 31:2 erübrigt
jeg=
lichen Kommentar.
„Heſſen” V. f. L., konnte ebenfalls gegen den ſpielſtarken
Aſchaffenburger S.=V. ein 2:2 erkämpfen. „Heſſen” trat mit einer
kombinierten Herren= und Jugend=Mannſchaft an. Der Kampf
var ebenfalls durch die körperliche Ueberlegenheit der
Aſchaffen=
burger ziemlich hart. Dem Spielverlauf entſprechend hätte „
Heſ=
ſen” gewinnen müſſen.
Die Ergebniſſe:
Knaben=Bruſt. 50 Meter: 1. Wucherpfennig (Möwe),
2. Haury (D.S.C.), 43. 3. Schwarz (D.S.C.) 44/4
Nohr (Heſſen), 46
Knaben=Beliebig, 50 Meter: 1. Schwarz (D.S.C.),
2. v. Seltſam (D.S. C.), 39.
Jugend=Junior=Freiſtil, 100 Meter: 1.
Lau=
n (D.S. C.), 1.14,2. 2. Erich Hanſt (Heſſen), 1.18,4. 3. Mayer
ſſen), 1.19.
Knaben=Rücken 50 Meter: 1. Neumann (Heſſen),
2. Trinkaus (Möwe), 49,2.
Jugend=Junior=Bruſt 100 Meter: 1. Hirſch=
(D. S. C.), 1.35. 2. Rettig (Heſſen), 1.38. 3. Weichſel (Möwe),
Knaben=Lagenſtaffel, dreimal 50 Meter=
Jung=Deutſchland, 2.12,4. 2. Möwe, 2.14,4.
Jugend=Bruſt=Staffel dreimal 100 Meter:
Jung=Deutſchland, 4.43,4. 2. Möwe, 4.57,1. 3. Heſſen, 4.58.
Knaben=Bruſtſtaffel, fünfmal 50 Meter:
ung=Deutſchland, 3.55 (diſtanziert). 2. Möwe, 3.58.
Jugend=Freiſtilſtaffel dreimal 100 Meter:
ung=Deutſchland, 3.50. 2. Heſſen, 4.02.
Waſſerballſpiel
ng=Deutſchland (Jugend) — Frankfurter S.=V. (Liga) 1:1.
Deutſchland mit Göth, Tederlin, Schneider, Förſter,
Hirſchauer, Müller Laumann.
„Heſſen” V. f. L., (komb.) — Aſchaffenburger S.=V. 2:2.
ſen” mit Dahmer 2, Trumpfheller, Drieß, Dahmer 1,
Erich Hanſt, Mayer, Luckhaupt.
Geite 7
Nummer 191
Tath
H. Eberſtadt, 12. Juli 1926.
Eberſtadt war geſtern und vorgeſtern, der Treffpunkt der
Turner des Main=Rheingaues IX. (Mittelrhein=)Kreis der
Deut=
ſchen Turnerſchaft, der aus Anlaß der 50=Jahrfeier des
Turn=
vereins Eberſtadt 1876 (e. V.) ſein 45. Gaudrnfeſt nach hier
ge=
legt hatte. Seit dem Beſtehen des Gaues (1862) war es heuer
das dritte Mal, daß Eberſtadt deſſen Turner beherbergen durfte.
Sie waren alle herzlich willkommen und fanden in unſerem
gaſt=
freundlichem Orte einen ſchönen und warmen Empfang. Trotz
der drückenden Wohnungsnot konnten alle Turner und Gäſte
in guten Einzelquartieren untergebracht werden. Die Straßen
des Ortes prangten ſchon früh am Samstag in reichem Fahnen=
und Girlandenſchmuck, da und dort mit turneriſchen Emblemen
verſehen, und boten ſo ein gar feſtliches Bild. Die erſten
Wett=
turner trafen am Samstag nachmittag um 4 Uhr hier ein. Sie
und alle bis zum Abend ſolgenden wurden an den Bahnen
ab=
geholt und mit Muſik in den Ort geleitet. Hier hatte ſich bereits
in den frühen Abendſtnden ein reges Leben und Treiben
ent=
wickelt, das ſich zum Höhepunkt ſteigerte, als ſich um 8½ Uhr
ein großer
Fackel= und Lampionzug
in der Pfungſtädter Straße aufſtellte. Nach 9 Uhr ſetzte ſich der
Zug, eskortiert von Pechfackeln tragenden Eberſtädter Turnern,
in Bewegung und durchzog verſchiedene Straßen, in denen die
Bevölkerung ein dichtes Spalier bildete und den wuchtigen und
impoſantem Anblick auf ſich einwirken ließ. Im Walde
ange=
komen, nahmen große freundliche Hallen die Zugteilnehmer
auf und da es ſich daſelbſt bei einem Maße des vorzüglichen
Pfungſtädter Bieres, einem Glaſe köſtlichen Weines oder einer
Taſſe warmen Kaffees gut einrichten ließ, wwobei natürlich auch
für den Magen beſtens Vorſorge getroffen war, hub bald echte
und ſangesfreudige Feſtſtimmung an. Von der großen
Vortur=
nertribüne aus ſprach zunächſt Bürgermeiſter Schäfer und
begrüßte die Verſammelten, insbeſondere die auswärtigem
Tur=
ner und Feſtgäſte, namens der Gemeinde mit herzlichen Worten
und brachte auf dieſe ein dreifaches „Gut Heil” aus. Hierauf
hielt Pfarrer Paul (in ſeiner Eigenſchaft als 1. Feſtpräſident) die
Feſtrede.
Redner führte aus, daß die ſchwere Zeit, in der wir leben,
deutſche Männer und deutſche Frauen bedürfe, die ſich das Werk
des deutſchen Turnens als hohes Ziel geſteckt haben. Aus dieſem
Grunde habe das 45. Gauturnfeſt auch ſeine glänzende
Rechtfer=
tigung. Jeder Turner müge aber auch nicht allein mit den
Mus=
kels Kraft, ſondern auch mit ganzem Herzen, jeder auf ſeinem
Platze, bei der heiligen Sache ſein. Er wünſchte als erſte
Vor=
ausſetzung für ein gutes Gelingen des Feſtes, daß der Himmel
den Turnern gutes Wetter beſcheren möge, damit ſie, innerlich
gehoben und geſtärkt, neuen Anſporn empfangend, mit frohen
Geſichtern aus dem Feſtorte ſcheiden könnten. Mächtiger Beifall
wurde dem Redner zuteil, als die tauſendköpfige Menge ſeiner
Aufforderung, das Deutſchlandlied in die dunkle Nacht
hinein=
brauſen zu laſſen, nachgekommen war.
Der Vereinsworſitzende Franz Simon übergab hernach
das Feſt an die Gauleitung und brachte ein dreifaches „Gut Heil”
auf den Main=Rheingau aus, das begeiſtertes Echo fand.
Gauvertreter Roth übernahm mit Worten des Dankes das
Feſt und erinnerte an das ſchön verlaufene 36. Gauturnfeſt, das
im Jahre 1912 ebenfalls in Eberſtadt ſtattfand. Deutſches
Tur=
nen — führte er aus — deutſches Volk und deutſche Erde ſind
eins. Es muß uns daher auch verbinden, was uns lieb und
heilig iſt. Als ſolches bezeichnete Roth die Volksgemeinſchaft.
Zu ihr müßten wir uns alle in Einheit zuſammenfinden. Wenn
auch die Wege verſchiedene ſeien, ſo gäbe es aber doch nur ein
Ziel für uns alle, mämlich: zu wirken für das deutſche Volk und
Vaterland. Wir ſollten daher hinwegſehen über das, was uns
tremnt und voranleuchten laſſen, was uns eint. Mit dem Dank
an die Gemeinde und einem dreifachen „Gut Heil” ſchloß der
Redner.
Die hieſigen ſechs Geſangvereine ſangen alsdann, zu einem
250 Mann ſtarken Chor vereinigt, das Hegarſche Lied: „Morgen
im Walde”, dirigiert von Lehrer Knöß. Der Chor klang mit
wuchtigen Akkorden in den Wald hinein und ſtellte eine ſchöne
Leiſtung dar. Die im Laufe des Abends vorgeführten
turneri=
ſchem Uebungen auf der Vorzrnertribüne, insbeſondere die
Py=
ramidenſtellungen und das Fackelſchwingen beleuchtet durch
einen Scheinwerfer, boten prachtvolle Anblicke und ſchloſſen den
ſchließlich etwas wetterkühl gewordenen Abend ſchön ab.
Der Feſtfonntag
wurde um 5 Uhr mit dem üblichen Wecken der Feſtmuſik
einge=
itet. Um 6 Uhr begann auf den Sportplätzen im Walde das
Einzelwetturnen. In 44 Riegen traten die Turner zum
fried=
chen Kampfe auf den Plan. Wie ein kunſtvolles Räderwerk
dar die Einteilung der Plätze und Riegen aufgezogen, ſo daß
eimerlei Störungem vorkamen. Auf Platz A turntem 18 Riegen
im Zwölfkampf und zwei Altersklaſſen, auf Platz B 13 Riegen
Zehnkampf (Ober= und Unterſtufe) und auf Platz C 13
Rie=
en im Zehnkampf (Unterſtufe). 4 Riegenführer, 92
Kampfrich=
er umd 20 Berechner waren zur Bewältigung der
Wertungs=
wbeiten erforderlich. Während des Turnens trafen zahlreiche
uswärtige Turnvereine des Gaugebiets mit Muſik und Fahnen
m Feſtorte ein und füllten die ihnen angewieſenen
Standquar=
ere. Das Turnen erlitt kurz vor ſeiner Beendigung durch einen
tarben Regenguß eine unliebſame Unterbrechung. Um 11 Uhr
egann das Muſterriegenturnen, das etwa eine Stunde dauerte.
Im 1 Uhr ſtellte ſich im Mühltal ein Feſtzug auf, der bei
Paſſie=
ung der Ortsſtraßen von einer vieltauſendköpfigen,
ſpalierbil=
enden Menge bejubelt wurde. Der Zug bildete mit ſeinen 99
ummern, derem Vorbeimarſch 20 Minuten in Anſpruch nahm,
in Ereignis. Beſonders ſchön nahm ſich die Spitze des Zuges,
Herolde mit Fanfarem und dem Wappen der deutſchen
Turner=
chaft, dem Radſportklub und den Ehrenjungfrauen aus: die
feſtmuſik (40 Mann) der Kapelle Rühlemann und die
Spiel=
nanmſchaft der Freiwilligen Feuerwehr Eberſtadt verliehen ihr
en nötigen Nachdruck. Bewundert wurde auch der ſchöne
Jahn=
vagem und der Feſtwagen der Jungbauern. Alles in allem bot
er Feſtzug mit ſeinen über 60 Fahnen ein ſchmuckes,
farben=
ohes Bild. Feierlich geſtaltete ſich der Feſtakt, während deſſen
der Feſtzug am Kriegerdenkmal 1870/71 anhielt, in einem kurzen
Schweigen verharrte, das dem Gedächtnis der gefallenen
Turn=
rüder gewidmet war. Die Kirchenglocken läuteten und getragen
rtönte das Lied: „Vom guten Kameraden‟. Ein Glück war es,
aß der drohende Himmel ein Einſehen hatte und der warme
Nachmittag völlig regenfrei verlief, „welchem Umſtande es zu
anken war, daß die Gau= und Bezirksvorführungen, die Spiele
und Freiübungem programmäßig verlaufen und die
Gauſänger=
ſchaft die den Platz füllende ungeheure Beſucherzahl durch
Ge=
angsvorträge erfreuen konnte. Ein Glück aber auch für den
Turnverein Eberſtadt 1876 (e. V.), der hoffentlich eine ſchöne
Einnahme zu verzeichnen gehabt hat und ſomit vor ſchwerer
Sorge bewahrt worden ſein dürfte.
Siegerliſte.
a) Zwölfkampf (Oberſtufe): 1. Otvo Schmiedel, Tv.
Groß=Gerau, 188 P., 1. Hch. Widmaier, Tgd. Griesheim, 188 P.,
2. Franz Bauer, Tgd. Neu=Iſenburg, 184 3., 3. Ph.
Ruckelshau=
ſen, Tv. Wallerſtädten, 183 P., 4. Peter Hofnann, Tv. Eberſtadt,
81 P., 4. Rud. Reininger, Tgd. Darmſtadt 1846, 181 P., 4. Joſ.
Nemſpecher, Tv. Dieburg, 181 P., 5. Richard Sufft, Tv.
Rüſſels=
eim, 179 P, 6. Gg. Sühner, Tv. Nauheim, 178 P., 7. Peter
Montag, den 12. Juli 1926.
Myei Gaues m everſtavr.
Sturm, Tv. Groß=Gerau, 173 P., 7. Julius Lindner, Tgd.
Darm=
ſtadt 1846, 173 P., 8. Hans Schifferdecker, Tgd. Darmſtadt 1846,
ter, Tgd. Griesheim, 168 P., 11. Otto Jakob, Tv. Rüſſelsheim,
167 P., 12. Adam Steinmann, Tv. Nauheim, 164 P., 12. Ludwig
Seligmann, Tv. Groß=Gerau, 164 P., 13. Julius Roſenberg, Tgd.
Griesheim, 163 P., 14. Jakob Karn, Tgd. Darmſtadt 1846, 162 P.,
14. Joh. Strauß, Tgd. Nieder=Roden, 162 P.
b) Zwölfkampf (Unterſtufe): 1. Wilhelm Plößer,
Tv. Nieder=Ramſtadt, 209 P., 1. Fritz Obmann, Tv. Ober=
Ram=
ſtadt, 209 P., 2. Hermamm Heil, Tgd. Sprendlingen, 201 P.,
3. Ludwig Bernhardt, Tv. Nieder=Beerbach, 199 P., 4. Wilhelm
Mink, Tv. Reichenbach, 197 P., 4. Ludwig Scherer, Tv.
Waller=
ſtädten, 197 P., 5. Gg. Netſcher, Tgſ. Ober=Ramſtadt, 194 P.,
6. Gg. Blaich, Tgſ. 46 Damſtadt, 193 Z., 6. Hch. Moter, Tv. Ober=
Ramſtadt, 193 P., 7. Ludwig Hofmann, Tw. Eberſtadt, 192 P.,
8. Hermann Hertweck, Tv. Rüſſelsheim, 191 P., 8. Willi
Schaff=
ner, Tgſ. Griesheim, 191 P., 9. Hch. Schad, Tv. Groß=Gerau,
190 P., 10. Peter Gaulrapp, Tv. Heppenheim, 188 P., 10. Jak.
Obmann, Tv. Ober=Ramſtadt, 188 P., 11. Fritz Koch, Tv.
Rüſſels=
heim, 186 P., 11. Hch. Emmer Tv. Erfelden, 186 P., 11. Adam
Beher, T.= u. Sp.V. Nieder=Modau, 186 P., 12. Joſef Kühne,
Taſ. Darmſtadt 184 P., 12. Gg. Wagner, Tgſ. Stockſtadt, 184 P.,
12. Bernhard Gaßmanm, Tv. Nieder=Ramſtadt, 184 P., 13.
Jo=
hann Ackermann, Tv. Nauheim, 182 3., 13. Wilh. Haag, Tv.
Eberſtadt, 182 P., 14. Johann Löbig, Tv. Egelsbach, 181 P.,
14. Jak. Weygand, Tgſ. Darmſtadt, 181 P., 14. Otto
Wirth=
müller, Tv. Arheilgen, 181 P., 14. Franz Ziegler, Tv.
Rüſſels=
heim, 181 P., 15. Wilhelm Ewald, Tv. Erfelden, 180 P., 16.
Chri=
ſtian Wade, Tgſ. Nieder=Roden, 179 P., 17. Fritz Dubus, Tgſ.
Darmſtadt, 178 P., 17. Richard Lüttgemann, Tv. Rüſſelsheim,
178 P., 18. Willi Steller, Tgd. Darmſtadt, 176 P., 18. Ernſt
Fiſcher, Tgſ. Ober=Ramſtadt, 176 P., 19. Eduard Hartmann, Tv.
Harreshauſen, 175 P. 2. Fritz Knapp, Tv. Heppenheim, 174 P.,
20. Ludwig Nieder, Tp. Ober=Bamſtadt, 174 P., 21. Heinrich
Kö=
bele, Tv. Rüſſelsheim, 173 P., 22. Ernſt Nink, Tw. Eberſtadt,
172 P., 2. Fritz Feſigk, Tv. Roßdorf, 172 P., 22. Gg. Plößer, Tgd.
Traiſa, 172 P., 23. Karl Gerlach, Tv. Nauheim, 171 P., 23. Ernſt
Jachſtmann, Tgd. Darmſtadt, 171 P., 23. Emil Kobold, Tv.
Eber=
ſtadt, 171 P., 23. Heinrich Behre, Tv. Büttelborn, 171 P., 24. Karl
Breitwieſer, Tv. Ober=Ramſtadt, 170 P., 24. Karl Grüning, Tv.
Pfungſtadt, 170 P., 25. Kurt Geſang, Alemannia Darmſtadt,
169 P., 25. Wilh. Arwmann, Tgd. Neu=Iſenburg, 169 P., 26.
Jo=
hann Roth, Tv. Bensheim, 168 P., 26. Heinrich Neudecker, Tgſ.
Sprendlingen, 168 P., 27. Karl Hechler, Tv. Bensleim, 166 P.,
27. Karl Dreſcher, Tgſ. Darmſtadt, 166 P., 28. Guſtav Bohne,
To. Heppenheim, 165 P., 28. Phil. Burger, Tgſ. Ober=Ramſtadt,
165 P., 29. Fritz Burr, Tv. Rüſſelsheim, 164 P., 29. Gg. Bauer,
Tv. Müiſſelsheim, 164 P., 30. Daniel Friedmann, Tv.
Büttel=
born, 163 P.
c) Zehnkampf (Oberſtufe): 1. Jakob Kehr, Tv. Ober=
Bamſtadt, 176 P. 2. Peter Stephan, Tv. Rüſſelsheim, 174 P.,
3. Wilh. Benz, Tv. Rüſſelsheim, 170 P., 3. Wilh. Kunz, Tgſ.
Darmſtadt 75 170 P, 4. Joſef Schober, Tv. Bensheim, 169 P.,
5. Wilheim Gernatt, Tgſ. Walldorf, 167 P., 6. Karl Ruhl, Tv.
Rüſſelsheim, 162 P., 7. Karl Roß, Tv. Nieder=Beerbach, 160 P.,
8. Jakob Büdinger, Tgd. Nieder=Roden, 158 P., 9. Hans Fiſcher,
Tv. Nautheim 88/94 156 P., 10. Heinr. Heymann, Tgd.
Beſſun=
gen, 155 P., 11. Karl Hoffmann, Tgbd. Darmſtadt, 154 P., 12.
Tho=
was Wendel, Tv. Frankenhauſen, 153 P., 13. Hans Ohl, Tv.
Babenhauſen, 152 P., 14. Ludwig Göckel, Tv. Rüſſelsheim,
151 P., 15. Joh. Braun, Tv. Erfelden, 150 P., 15. Wilh. Spieß,
Tv. Eberſtadt, 150 P., 15. Phillipp Klein, Tv. Erfelden, 150 P.,
16. Karl Wolf, Tgd. Beſſungen, 149 P. 17. Fritz Lincke, Tgd.
Neu=Iſenburg, 145 P., 18. Val. Müller, Tgd. Beſſungen, 140 P.,
18. Phil. Dambach, Tv. Groß=Gerau, 140 P., 19. Joh. Becker,
Tv. Roßdorf, 138 P., 20. Peter Lindenlaub, Tgſ. Darmſtadt 75
135 P., 21. Hans Künzel, Tgd. Beſſungen, 134 P., 21. Fritz
Fel=
ger, Tv. Roßdorf, 134 P., 22. Mich. Wade, Tgde. Nieder=Roden,
133 Punkte.
d) Zehnkampf (Unterſtufe): 1. E. Hofmann, Tgd.
Traiſa, 179 P., 2. Ludwig Brücher, Tv. Arheilgen, 178 P., 3. Hch.
Keller, Tv. Frankenhauſen, 175 P., 4. Wilhelm Wendel, Tv.
Frankenhauſen, 173 P., 4. Ludwig Hartung, Tv. Goddelau, 173 P.,
5. Philip Poth, Tv. Frankenhauſen, 172 P. 5. Adam Luckhaupt,
Tv. Nieder=Ramſtadt, 172 P., 5. Karl Weber, Tgſ. Ober=
Ram=
ſtadt, 172 P., 5. Martin Friedmann, Tv. Büttelborn, 172 P.,
6. Karl Nothnagel, Tgd. Griesheim, 170 P., 6. Frz. Joſ. Chriſt,
Tv. Dieburg, 170 P., 7. Hermann Kehr, Tv. Ober=Ramſtadt,
169 P. 7. Adam Ackemann, Tv. Nieder=Modau, 169 P., 7. Bern= kommt, war Baden den Heſſen überlegen.
hard Schober, Tv. Bensheim, 169 P. 8. Adam Kern, Tv.
Crum=
ſtadt, 166 P. 8. Peter Bauer, Tv. Arheilgen, 166 P., 8. Martin
der=Ramſtadt, 166 P., 9. Auguſt Kurz, Tgd. Beſſungen, 165 P.,
10. Willi Dingeldein, Tgſ. Gernsheim, 164 P., 10. Ludwig
Ehr=
hardt, Tv. Eberſtadt, 164 P., 11. Gerhard Proske, Tgd.
Darm=
ſtadt, 163 P., 12. Gg. Kuhn, Tgſ. Darmſtadt, 162 P., 12. Jak. Mei=
161 P., 13. Friedrich Heyn, Tv. Crumſtadt, 161 P., 14. Karl
Sulz=
mann, Tgd. Sprendlingen, 160 P., 14. Heinrich Helfmann, Tv.
Vorwärts Langen, 160 P., 14. Valentin Feuerbach, Tgſ.
Gries=
heim, 160 P., 14. Jakob Seipel, Tgſ. Darmſtadt, 160 P., 14.
Hein=
rich Schäfer, Tgd. Sprendlingen, 160 P., 14. Fritz Ewald, Tv.
Roßdorf, 160 P., 14. Hch. Ploch, Tgſ. Darmſtadt, 160 P., 14. Adan
Schwinn, Tv. Nieder=Beerbach, 160 P., 14. Karl Trautmann, Tv.
Nieder=Ramſtadt, 160 P. 15. Auguſt Spieß, Tv. Eberſtadt 159
P. 15. Ludwig Braun, Tv. Erfelden, 159 P. 16. Hch. Schupp,
hauſen, 157 P., 17. Hans Keller, Tv. Frankenhauſen, 157 P.,
17. Rudolf Heyl, Tv. Crumſtadt, 157 P., 17. Gottlob Storck,
Tv. Arheilgen, 157 P., 17. Karl Fieweger, Tgd. Beſſungen, 157
P. 18. Tobias Fleck, Tgſ. Griesheim, 156 P., 18. Joh. Schmidt,
156 P., Wilhelm Strauch, Tv. Crumſtadt, 156 P., 18. Wilhelm
Henninger, Tade. Griesheim, 156 P. 19. Max Vikari, Tv.
Ar=
heilgen, 155 P., 19. Hermann Fiſcher, Tv. Gernsheim, 155 P.,
19. Gg. Hunger, Tv. Bensheim, 155 P. 20. Karl Feigk, Tv.
Roß=
dorf, 154 P., 20. Juſtus Gonzorek, Tv. Groß=Gerau, 154 P.,
20. Heinrich Kramer, Tv. Pfungſtadt, 154 P. 20. Philipp Heydt,
Tgb. Griesheim, 154 P. 21. Fritz Knopf, Tgſ. Darmſtadt, 153 P. Stande von 3:4 für Heſſen pfiff der Schiedsrichter ab.
21. Ga. Rechel. Tp. Hähnlein, 153 P., 21. Wilhelm Korb, Taſ.
21. Karl Merk, Tgſ. Darmſtadt, 153 P., 21. Heinrich Schwinn,
Tv. Nieder=Beerbach, 153 P. 22. Gg. Korb. Tgſ. Griesheim,
152 P. 22. Otto Sehbel, Tv. Goddelau, 152 P., 22. Karl Krug,
Stuckert. Tv. Ober=Ramſtadt, 151 P., 23. Peter Hofmann, Tad.
23. Heinrich Felger, Tgd. Stockſtadt, 151 P. 24. Heinrich Haber,
Tv. Nauheim, 24. Heinrich Schneider, Tgſ. Darmſtadt. 24. Karl
Baumert, Tv. Nieder=Ramſtadt, 24. Gg. Hofmann, Tv. Ober=
Tgſ. Ober=Ramſtadt. 25. Adam Schupp, Tv. Nauheim 25 Chri=
Paul Jung, Tad. Darmſtadt, 25. Jak. Delp, Tv. Zwingenberg,
25. Gg. Büttel, Tw. Pfungſtadt. 26. Peter Hofmann, Taſ.
Gries=
beim. 148 P., 26. Wilhelm Rühl, Taſ. Griesheim, 148 P., 26. konnte ſich auch nicht zurechtfinden. Bei dem noch zu machenden
Arheilgen, 148 P., 26. Ernſt Steitz, Tp. Arheilgen, 148 P., 26.
Jak. Schmitt, Tgſ. Walldorf.
(Weitere Ergebniſſe folgen)
Pferdeſport.
Der Große Preis von Berlin im Grunewald.
Ferro kantert Aurelius und Aditi nieder.
Alſo wieder Ferrol. Der Dreijährioe vollbringt tatzſächlich
171 P., 9. Adam Herbert, Tv. Rüſſelsheim, 169 P., 10. Peter Rit= Prachtleiſtungen. Nach dem Siege im Deutſchen Derby hatte er
Gelegenheit, zu beweiſen, ob er auch imſtande iſt, unſere beſten
Vierjährigen zu ſchlagen. Der Hanielſche Hengſt entledigte ſich
ſeiner Aufgabe mit Schmeid und rechtfertigte das Vertrauen
ſei=
ner Anhänger im vollſten Maße. — Nach den vielen
Regen=
fällen und dem Umſtand, daß ganz in der Nähe die Avusrennen
ausgefahren wurden, hatte man in Grunewald ſchon mit einem
finanziellen Debakel gerechnet. Aber weit gefehlt — die Berliner
Turfgemeinde war ausnahmslos erſchienen und gab der
Veran=
ſtaltung damit ſchon äußerlich den impoſanten Rahmen. Vor
und in den Tribünen drängten ſich die Maſſen, während in den
Logen die Eleganz vorherrſchte. Es war jedenfalls in jeder
Hin=
ſicht ein voller Erfolg. — In der Starterliſte hatte ſich keing
Aenderung mehr ergeben, und 8 Pferde erſchienen als
Bewer=
ber um die 70 000 Mark. In erſter Linie erregte Ferro die
Auf=
werkſamkeit. Aditi, auf dem Haynes im Sattel ſaß, ſchien etwas
leichter als in ſeinem letzten Rennem. Auch Aurelius machte einen
vorzüglichen Eindruck. Der Start gelang gleich. Marduck wurde
ſeiner Rolle als Schrittmacher für Aditu gerecht und legte gleich
ein Höllentempo vor. Er lag bald 3 Längen vor ſeinem
Stall=
genoſſen, dem mit 2 Längen Abſtand Aurelius folgte. Dichtauf
lagen Ferro, Siſyphus, Indigo und Weißdorn. Am Stallbogen
hatte Marduck ſchon 6 Längen Vorſprung, dann aber erlahmte
ſeine Kraft völlig und er war glatt geſchlagen. Aurelius nahmn
die Spitze vor Aditi, Ferro und Weißdorn. Eingangs der
Ge=
raden machte Ferro Ernſt. Sein Reiter Williams brauchte den
prachtvollen dunkelbraunen Hengſt nur leicht aufzufordern, und
der Derbyſieger ſauſte mit langen, federnden und elegantem
Schritten an Aurelius vorbei und hielt die Spitze. Als leichter
Sieger erreichte Ferro mit 1 Länge Vorſprung vor Aurelius das
Ziel. Aurelius mußte ſich wießerum traditionsgemäß mit dem
2. Platz hinter Ferro begnügen, immerhin aber ließ er noch den
Altefelder Aditi weit hinter ſich. Aditi erfüllte keineswegs die
auf ihn geſetzten Hoffnungen. Weißdorns 4. Platz kam erwartet.
Dem Sieger und ſeinem Reiter wurden rieſige, begeiſterte
Ova=
tionen zuteil.
1. Anſchluß=Rennen. 3900 Mark, 1800 Meter: 1. J.
Kühns Tod und Leben (O. Schmiſdt), 2. Impreſſioniſt, 3. Pan
Robert. Ferner: Bella, Heros de Legende, Miltiades,
Fehr=
bellin, Tirano, Saperlot. Tot.: 42, Pl. 13, 14, 21:10. Kopf—4
bis Kopf.
2. Forever=Rennen. Für Zweijährige. 3900 Mark,
1200 Meter: 1. W. Lindenſtädts Pilgerin (Vinzenz), 2. Malvolio,
3. Milon. Ferner: Roſenwange, Kapuziner, Das Lied. Tot.: 49,
Pl. 33, 103:10. Kopf-Kopf-Kopf.
3. Tokio=Ausgleich. 6500 Mark, 1400 Meter: 1. O.
Blumenfelds und R. Samnſons Caprivi (Haynes), 2. Saturn,
8. Symphonie. Ferner: Coran, Parſifal, Die Königin, Frigga 2.
Tot.: 35, Pl. 17, 18, 20:10. Kopf—1—1 Lg.
4. Großer Preis von Berlin. 70000 Mark, 2400
Meter: 1. R. Haniels Ferro (Williams) 2. Aurelius (O. Schmibt),
3. Aditi (Haynes). Ferner: Marduck, Roland, Siſyphus,
Weiß=
dorn, Indigo. Tot.: 26, Pl. 11, 13, 11:10. 1—2½—2½ Lg.
5. Majeſtic=Rennen. Für Zweijährige. 2800 Mark,
1000 Meter: 1. Frhrn. S. A. v. Oppenheims Domfalke (Varga),
3. Octava, 3. Donwa Velcara. Ferner: Arndt, Flämin, Oſtgonin.
Tot.: 15, Pl. 12, 16:10. 3—3—14 Lg.
6. Tuki=Rennem. Für Dreijährige. 3900 Mark, 1400
Meter: 1. W. Lindenſtädts Dictator (Vinzenz), 2. Perſephone,
3. Leſels. Ferner: Torre, Mädchentraum, Arnulf, Enzian. Tot.:
47, Pl. 15, 13, 17:10. Kopf—2—Hals.
7. Orelio=Rennen. 3900 Mark, 1600 Meter: 1. A. u. C.
v. Weinbergs Optimat (O. Schmidt), 2. Heckenſtrauch, 3. Habicht.
Ferner: Nettelbeck, Malachit, Amandus, Firn, Ilex. Ton.: 33,
Pl. 13, 15, 18:10. Kopf—1—½ Lg.
Handball.
Baden-Heſſen 3:4
Die 500 Zuſchauer, die geſtern Zeuge des Hanbballſpieles
Bezirk Unterbaden gegen Bezirk Starkenburg des D.S.B. f.
Leichtathletik auf dem Stadion waren, ſind mit einer
Enttäu=
ſchung ſicherlich vom Platze geangen. Nicht die Badener
ent=
täuſchten, ſondern die heſſiſche Mannſchaft. Was in bezug auf
Fangſicherheit, Stellungsſpiel und genaues Zuſpiel in Frage
Zum Spielverlauf: Schon bei Sptelbeginn entwickelte
ſich ein flottes Spiel und ſah, was Zu= und Zuſammenſpiel an=
Becker, Tv. Nieder=Ramſtadt, 166 P., 8. Hermann Reitz, Tv. Nie= belangt, Baden im Vorteil. Beſonders die Läuferreihe zeichnete
ſich durch verſtändnisvolle Unterſtützung des Sturmes und im
Zerſtörungsſpiel aus. Nach ſchöner Vorlage an den Linksaußen
ging Baden durch dieſen in Führung. Fünf Minuten ſpäter
konnte Baden ſogar das Ergebnis auf 2:0 ſtellen. — Nach
Wie=
ſter, Tgd. Gernsheim, 162 P., 13. Peter Keller, Tgd. Griesheim, deranwurf kurzes Feldſpiel. Hennemann (Heſſen) gibt an Schmitt
ab, und unhaltbar ſaß der Ball im Netz. Bald darauf gelingt es
Fiedler, den Ausgleich herzuſtellen, nach uneigennützigem Zuſpiel
von Schmitt. Mit dieſem Stande ging es in die Pauſe.
Nach der Pauſe kurzes Hin= und Herſpiel, Mittelläufer Baden
gibt an Halblinken ab, Müller (Heſſen) zögerte, Kadel wurde
um=
ſpielt, und ſchon ſtand das Ergebnis 3:2 für Baden.
Heſſen konnte bald den Ausgleich buchen, nachdem Schmitt
geſchickt die Verteidigung auf ſich zog und an Fiedler im
geeig=
neten Moment abgab. Der Ball wanderte auf und ab. Baden
Dv. 188/94 Nauheim, 158 P. 17. Adam Keller, Tv. Franken= drückte mächtig, aber immer verſtand Kadel—Reuter mit
ver=
ſtändnisvoller Unterſtützung von Koch, alle Angviffe und Schüſſe
zu unterbinden. Bei dieſer Gelegenheit konnte der Ball zu den
Heſſen ſteuern, und durch ein Mißverſtändnis der Verteidigung
kann Hennemann das Spiel auf 3:4 ſtellen. Baden verſtärkt
Tv. Reichenbach, 156 P., 18. Emil Thym, Tv. Ober=Ramſtadt, ſeinen Eifer und will ein Unentſchieden herausholen. Die
Ver=
ſtändigung der Heſſenmannſchaft, die von Anfang gar nicht
klappen wollte, war in den letzten 20 Minuten beſſer geworden
und alle noch ſo gut geleiteten Angriffe wurden von der
Hinter=
mannſchaft der Heſſen zunichte gemacht. Bei einem Angriff wird
Daniel unſanft gelegt. Der Schiedsrichter gibt 13=Meter=Ball.
Daniel wirft den Ball in ſportlicher Art ins Aus. Bei dem
Die Mannſchaft der Badener ſpielte aufopferungsvoll. Bis
Griesheim, 153 P., 21. Walter Kurz, Tgd. Beſſungen, 153 P., auf den Rechtsaußen, der etwas abfiel, taten alle, was ſie
konn=
ten. Ein Sieg von 4:3 hätte ihrem ſpieleriſchen Können mehr
entſprochen.
Bei den Heſſen war der Tormann und Hintermannſchaft
Tv. Nieder=Modau, 152 P., 22. Heinrich Gerhard, Tgd. Gries= gut. Läuferreihe fiel ab. Götz als Mittelläufer zeigte ſchon
heim, 152 P. 23. Hans Reich, Tgd. Darmſtadt, 151 P., 23. Gg. beſſeres. Koch als Rechter Läufe: ſpielte taktiſch richtig, war aber
zu langſam. Müller klebte zu ſehr an dem Linkscßen. Der
Griesheim, 151 P., 23. Georg Raiß, Tv. Groß=Gerau, 151 P., Sturm verſtand ſich gar nicht. Die Aisſicht des Mittelſtürmers,
den Gegner auf ich zu ziehen, datnit die Halbſtürmer ſich zu ſpielen
können, war zu erkennen, aber ſeine Nachbarn gingen darauf
nicht ein. Er hätte auch die Bälle im geeigneten Moment ab=
Ramſtadt, 24. Peter Schaaf, Tgſ. Griesheim, 24. Heinrich Kehr, ſpielen dürfen. Hennemann fleißig. Ihm und dem
Mittelſtür=
mer iſt der Sieg zuzuſchreiben. Fiedler auf Rechtsaußen glänzte
ſtian Herpel, Tv. Bickenbach, 25. Auguſt Spieß, Tgd. Traiſa, 25. durch ſeine prächtigen Schüiſſe und war eine Klaſſe beſſer als
Felter, der überhaupt nicht in die Mannſchaft paßt.
Daniel iſt als Halbrechter nicht auf ſeinem Poſten. Er
Ernſt Lindner, Taſ. Griesheim, 148 P., 26. Leonh. Hamm, Tv. Rückſpiel ſollte man doch nach dem Beiſpiel der hadiſchen
Mann=
ſchaftsaufſtellung verfahren und das Innentrio von einem
Ver=
ein ſtellen, damit der Kontakt beſſer gefunden wird, unter den
Stürmern.
Seite 8
Montag, den 12. Juli 1926
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