Darmstädter Tagblatt 1926


29. Juni 1926

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Nummer 178
Dienstag, den 29. Juni 1926.
189. Jahrgang

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Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabat weg. Bankkonio: Deutſche Bank und Darm=
Kädter 8 Nationalbank.

Caillaux Kampf um die Goldreſerben.

Caillaux.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. Juni.
Die erſte Tat des neuen Finanzminiſters, die er nach ſchnel=
ſlem
Entſchluß vollbrachte, iſt die erzwungene Demiſſion des Gou=
ſverneurs
der Banque de France, Georges Robineau. Die Ent=
fernung
Robineaus bedeutet keinen bloßen perſönlichen Wechſel;
ſſie iſt vielmehr eine politiſche Tatſache von großer prinzipieller
ſund praktiſcher Bedeutung. Die Banque de France hat bisher
gewiſſermaßen eine Sonderſtellung eingenommen. Dies war je=
ſooch
ein unerträglicher Zuſtand; denn ſeit ungefähr drei Jahren
ſſam es zu wiederholten ſcharfen Zuſammenſtößen zwiſchen der
ſtegierung und der Staatsbank. Daß auch Raoul Péret dieſem
liatenten Kampfe zum Opfer fiel, iſt bekannt, wenn auch dieſe Tat=
ſiache
anfangs der Kriſe wenig betont wurde. Dieſer Situation
hat nun Caillaux mit einem Schlage ein Ende bereitet. Inwie=
ſpeit
aber dieſer Schritt zur rechten Zeit getan wurde, wird erſt
die Zukunft zeigen. Jedenfalls wurde aber dadurch der Anfang
ſiner neuen finanzpolitiſchen Aera angekündigt. Die Regierung
bder ihr mit beſonderen Vollmachten ausgerüſteter Finanzmini=
ſter
Caillaur wird nach eigenem Ermeſſen über die Goldreſerven
der Staatsbank verfügen können.
Mögen Caillaux Erfolge beſchieden ſein oder nicht ſeine
(Mißerfolge im vorigen Jahre werden jetzt Zufällen und perſön=
lichen
Intrigen zugeſchrieben , auf dem Gebiete der allgemeinen
taatlichen Adminiſtration erwartet man von ihm bedeutende
Reformen. Die franzöſiſche Adminiſtration, insbeſondere der
Finanzen, bedarf dringend der Reformen. Abgeſehen von den
/Sparmaßnahmen, die mit ſolchen Reformen Hand in Hand gehen,
Iſt die Wiederherſtellung der Autorität in der franzöſiſchen ſtaat=
ſichen
Verwaltung dringend und unentbehrlich geworden. Je=
der
Beamte iſt ein Staat im Staate, ſchrieb neulich
Der Temps. Mit der vielerwähnten Vertrauenskriſe geht auch
ſdie Kriſe der Autorität parallel. Das franzöſiſche Volk
aber, das im Laufe der Geſchichte ſich einer großen Perſönlichkeit
zu unterwerfen ſtets bereit war, ſchaut heute auf Caillaux als
den Mann der Tat, von dem es Frankreichs Errettung aus der
Finanznot erhofft. Die augenblickliche Stimmung deutet wenig=
tens
auf dieſen Perſonenkult hin, aber die franzöſiſche Mentalität
ſt eben immer den Launen des Augenblicks unterworfen.
Caillaux zeigt ſich als der Mann mit dem unbeugſamen Rück=
frat
. Eine ebenfalls energiſche Stellungnahme iſt von ihm gegen=
iber
dem Vertrag von Waſhington zu erwarten. Ob er damit
Erfolg haben wird? Hier kommt vor allem den verſchiedenen Par=
tien
, von denen übrigens ſchon mehrere ſich gegen die Ratifizie=
ung
des Abkommens ausgeſprochen haben, eine große Rolle zu.
die Ueberzeugung, daß dieſes Schuldenabkommen für Frankreich
mannehmbar und unerfüllbar iſt, gewinnt immer mehr Raum,
uicht nur in der breiten Oeffentlichkeit, ſondern auch in politiſchen
naßgebenden Kreiſen. Hier wirkt auch das belgiſche Beiſpiel ſtark.
das Waſhingtoner Abkommen, wenigſtens in ſeiner jetzigen
form, wird noch ſchwere Angriffe vertragen müſſen. Und in=
dieweit
es dieſe zu überſtehen vermag, iſt fraglich; denn die
Pahrſcheinlichkeit ſpricht dafür, daß Regierung und Kammer hier
ene ziemlich gemeinſame Front bilden werden. Die Nachricht von
der bevorſtehenden Zurückberufung Bérengers er ſoll angeblich
durch Bokanowſki erſetzt werden läßt auch darauf ſchließen.
Am das Schickſal der Bank von Frankreich.

* Paris, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Widerſtände gegen Caillaux: Finanzpläne ſind ſtärker
4s man zuerſt annahm. Nachdem er ſich mit der Finanzkom=
niſſion
geeinigt hat, beginnt, der Kampf mit der Bank
von Frankreich. Ob er aus dieſem als Sieger hervorgehen
gird, erſcheint zweifelhaft, denn hinter der Bank ſtehen ſtarke und
enflußreiche Finanzkreiſe, die die Pläne Caillaux grundſätzlich
chlehnen. Nach den beſtehenden Geſetzen iſt die Bank von Frank=
nich
ein privates Inſtitut, das ſich ſelbſt verwaltet und nur der
8taatskontrolle unterſteht. Ob Saillaux berechtigt iſt, den Präſi=
denten
der Bank, Robineau, einfach zu entlaſſen, dürfte noch
hineswegs feſtſtehen. Robineau erklärte daher auch bereits
Freſſevertretern, daß er gar nicht daran denke, ſein Amt nieder=
zlegen
. Hinter ihm ſteht, das geſamte Direktorium
der Bank, das geſchloſſen zurücktreten will, falls
ſäaillaux weiter auf die Hergabe der Goldreſer=
hen
drängen ſollte.
Die Preſſe iſt äußerſt erregt und kommentiert den Streitfall
wiſchen Caillaux und Robineau ſehr ausführlich. Mit Recht
wird darauf hingewieſen, daß es für die Zukunft der franzöſiſchen
Rnanzen von ausſchlaggebender Bedeutung iſt, ob die Bank von
Frankreich ein unabhängiges Inſtitut bleibt oder ob ſie ſich völ=
(ür unter die Herrſchaft des Finanzdiktators Caillaux ſtellt. In
hiden Fällen entſtehen ſowohl für den Staat wie für die Bank
Yorteile und Nachteile. Wird die Goldreſerve zur vorübergehen=
dn
Stabiliſierung des Franc herangezogen, ſo bedeutet das für
de Bank einen großen Verluſt, da ſie dann ihr Gold los iſt. An=
drerſeits
erſcheint es aber auch ſehr fraglich, ob die Verwendung
dr Goldreſerve überhaupt einen entſcheidenden Einfluß auf die
éabiliſierung des Franc ausüben würde. Die Finanzminiſter
haler Inflationsländer haben zu gewiſſen Zeiten verſucht, die
Nährung durch Hergabe der Goldreſerven ihrer Staatsbanken
u ſtabiliſieren oder wenigſtens zu beſſern. Alle haben jedoch die
Efahrung gemacht, daß die Goldreſerven nutzlos verſchwanden
ud nur den Baiſſeſpekulanten zugute kamen. Nach einer kurzen
Bſſerung des Kurſes begann die Valuta um ſo mehr zu fallen.
In den Kreiſen, die hinter der Bank von Frankreich ſtehen,
iſt man der Anſicht, daß im gegenwärtigen Augenblick die Gold=
rterven
doch nur vergeudet würden, ohne damit irgendeinen Er=
fag
für die Stabiliſierung zu erreichen. Caillaux vertritt jedoch
gunz entſchieden den entgegengeſetzten Standpunkt und findet
debei bei den Linksparteien Anklang. Er iſt der Anſicht, daß die

Spekulation nur deshalb ſo ſicher mit dem weiteren Fallen des
Franc rechnen konnte, weil ſie genau wußte, daß weder der Staat
noch die Bank von Frankreich mit ihren Goldreſerven eingreifen
werden.
bevor nicht Caillaux die Vollmachten, die er
wünſcht, vom Parlament erhalten hat. Briand hat
Ermächtigungsgeſetzen und allen Dingen, die nach Diktatur
ausſehen könnten, ſehr vorſichtig iſt.
Sehr viel wird von der Regierungserklärung ab=
hängen
, die ein umfangreiches Finanzprogramm
erkennung ſtoßen. Caillaux kann es weder der Linken noch der
Rechten völlig recht machen und ſein Verſuch, die Rechte durch
Ermäßigung der Einkommenſteuer, die Linke durch eine ſtarke
Erhöhung der Erbſchaftsſteuer zu gewinnen, iſt geeignet, ſchon
von vornherein zu ſcheitern. Mag Caillaux nun ſein großes Fi=
nanzprogramm
mit der Bank von Frankreich machen oder gegen
ſie durchführen, die Hauptſache bleibt doch, daß ihm die Stabi=
liſierung
gelingt. Es hängt alles davon ab wieweit man Cail=
bei
der gegenwärtigen parlamentariſchen Lage Frankreichs eine
Stabiliſierung unmöglich.
Die neuen Direktoren der Bank von Frankreich.
Das Journal Officiel veröffentlicht heute die Ernennung geboten gegenüber der Nachfrage erwartet werden.
des Generaldirektors der Bank von Algerien in Paris, Moreau,
zum Gouverneur der Bank von Frankreich, des 2. Vizegouver=
anſtelle
des zurückgetretenen bisherigen 1. Vizegouverneurs, Pi=
card
, und, des Profeſſors Riſt von der juriſtiſchen Fakultät der
Univerſität Paris zum 2. Vizegouverneur der Bank von
Frankreich.
Nach dem Rücktritt Robineaus.
Die Gerüchte, daß die Demiſſion des Generalgouverneurs der
leitung zur Folge haben werde, ſcheinen ſich zu beſtätigen. Der ruf geſtanden haben. Damit aber erhob ſich die Frage:
Generalſekretär Aupetit, der treue Mitarbeiter Robineaus, hat
heute demiſſioniert.
Einzelne Blätter werfen beſorgt die Frage auf, welche Hal=
tung
nunmehr die Regenten der Bank von Frankreich einnehmen
werden.
Vor der Regierungserklärung.
TU. Paris, 28. Juni.
weiteren Miniſterrat endgültig feſtgeſetzt. Nach einer amtlichen
Verlautbarung wird die Regierungserklärung im Senat nicht
von dem ſtellvertretenden Miniſterpräſidenten Caillaux, ſondern
vom Juſtizminiſter Lavale verleſen werden. Zu einer für morgen Sympathien und Antipathie und verwandtſchaftliche Beziehun=
vormittag
anberaumten Sitzung der Vorſitzenden der Kammer=
und Senatsgruppen und der größeren Kommiſſionen wird ein
Miniſter geſandt werden, der vorausſichtlich im Namen der Regie=
rung
die Vertagung der Beantwortung der Interpellationen
beantragen wird. Man rechnet damit, daß die Kammer der Re=
eine
weitere Interpellation eines radikalen Abgeordneten über tenmaſſen.
die Durchführung des Dawesabkommens eingegangen. Auf jeden
Datum der Beantwortung der Interpellationen entſpinnen.
Die ſpaniſche Militärverſchwörung.
Zahlreiche Verhaftungen.
Nur ſpärlich dringen nähere Nachrichten über Art und Um=
fang
der aufgedeckten Verſchwörung und die Maßnahmen, die die
Regierung zur Unterdrückung ergriffen hat, in die Oeffentlichkeit.
Die Regierung iſt offenbar bemüht, die ganze Bewegung als un=
bedeutend
hinzuſtellen, was ſie aber nicht hindert, eine ſcharfe
hängen. Jedenfalls ſteht feſt, es hätte nicht viel gefehlt, daß in
der Nacht vom 24. zum 25. Juni in ganz Spanien eine Militär= Das Erlebnis, daß für Zehntauſende von Berufsgenoſſen ihre
verſchwörung ausgebrochen wäre, die die Regierung geſtürzt und
eine neue Diktatur eingerichtet hätte. Einer der Verſchwörer übte
Verrat, und ſo konnte Primo de Rivera noch in letzter Stunde
mit eiſerner Hand eingreifen. Ueber 100 Generale und tenſchaft unentbehrlich ſind, wenn gerade durch ihre Mithilfe
verhaftet und ins Gefängnis geſteckt.
Da alle Maßnahmen im Geheimen geſchehen und die Preſſe
bauſchen die Angelegenheit nur noch mehr auf. So heißt es zum
Beiſpiel, daß der aufſtändiſche General Aquitra in Valencia ge= und Einſtellungen und daß das unvermeidliche Wech=
ſiegt
habe und daß die Garniſon auf ſeiner Seite ſtehe. Nach
die Gerüchte, daß der greiſe General Weyler, einſt die Stütze der erſt den älteren Berufsgenoſſen zugemutet werden dürfe.
Monarchie, verhaſtet worden ſei, iſt eine Beſtätigung nicht zu
erlangen. Beſtimmtes läßt ſich überhaupt noch nicht erfahren, treter der ſelbſtändigen Kaufmannſchaft öffentlich in der Preſſe
um ſo mehr, als bei den drakoniſchen Maßnahmen niemand Er=
kundigungen
einzuziehen vermag. Es verlautet, daß, trotzdem die
Führer verhaftet worden ſind, die Gärung fortſchreitet und daß
ein neuer Putſch bevorſtehe.

Der Reichstag und die Notlage
der älteren Angeſtellten.
Von
Otto Thiel, M. d. R.
Die troſtloſe Lage unſerer Wirtſchaft wird durch die zwei
Der Kampf zwiſchen Caillaux und der Bank Millionen Erwerbsloſe und die unüberſehbare Maſſe der Kurz=
von
Frankreich kann nicht entſchieden werden, arbeiter auch dem Kurzſichtigſten deutlich vor Augen geführt. Und
ein Blick in die Statiſtik lehrt uns, daß kaum ein Beruf von die=
ſer
allgemeinen Wirtſchaftsnot verſchont geblieben iſt. Was alſo
ſie ihm zwar zugeſtanden, ob ſie ihm aber vom Parlament gebil= liegen für Tatſachen vor, die es dem Reichstag gerechtfertigt er=
ligt
werden, iſt noch äußerſt fraglich, da man in Frankreich mit ſcheinen laſſen, ſich gerade jetzt mit der Notlage der Angeſtellten
beſonders zu befaſſen?
Schon in der Vorkriegszeit war der Angeſtelltenſtand ſtark
überſetzt. Ohne Rückſicht auf die ſtandespolitiſchen und volkswirt=
ſchaftlichen
Folgen wurden junge Menſchen, vielfach ohne hin=
enthalten
wird. Sie dürfte keineswegs auf allgemeine An= reichende Vorbildung und entſprechende Anlagen, von den Eltern
für den kaufmänniſchen Beruf beſtimmt und von manchen Firmen
in unerhört großer Anzahl als Lehrlinge eingeſtellt, weil man
in dieſen ſogenannten Lehrlingen, um deren Ausbildung man
ſich oft wenig Gedanken machte, billige Arbeitskräfte ſah. Was
ſpäter aus dieſen ungeeigneten Elementen einmal werden würde,
darüber machte man ſich wenig Sorgen. Die Angeſtelltenverbände,
insbeſondere der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband,
warnten immer wieder vor den Folgen dieſer Planloſigkeit in
laux Vertrauen und ihm die Vollmachten ſchenkt. Ohne dieſe iſt der Lehrlingsfrage und forderten eine Begrenzung in der Zahl
der zuläſſigen Lehrlinge und den Nachweis einer Schulbildung,
die mindeſtens dem Ziel einer achtklaſſigen Volksſchule entſpricht.
Der Widerſpruch der Handelskammern verhinderte es, daß dieſen
Beſtrebungen ein Erfolg beſchieden wurde. So mußte um die
Jahre 1915 bis 1920 ein unerträglich ſtarker Ueberſchuß von An=
Die Kriegs= und Inflationswirtſchaft ließen die zu erwar=
tende
Kriſe nicht in die Erſcheinung treten. Vielmehr wurden
neurs der Bank von Frankreich, Leclere; zum 1. Vizegouverneur durch den rieſigen Bedarf an Schreibkräften immer neue Scharen
berufsfremder Menſchen in dieſen Beruf hineingezogen.
Dann kam das Ende der Inflationswirtſchaft. Die damit ein=
ſetzende
Reorganiſation der Betriebe hätte auch dann Hun=
derttauſende
von Angeſtellten zur Entlaſſung
gebracht, wenn keine Wirtſchaftsſtockung einge=
treten
wäre. Denn beim normalen Gang der Wirtſchaft, bei
dem alle Arbeiter beſchäftigt würden, wäre ſeit Beendigung der
Inflation nicht die geringſte Ausſicht, je wieder all die Menſchen
Bank von Frankreich, Robineau, weitere Rücktritte in der Bank= als Angeſtellten weiter zu beſchäftigen, die ſeither in dieſem Be=
Wer ſoll aus den Angeſtelltenberufen aus=
ſcheiden
? Wer ſoll behalten werden?
Dieſe Frage iſt leichter zu ſtellen, als zu beantworten, und die
Antwort iſt leichter zu geben, als in die Praxis umzuſetzen.
Die Unternehmer, die in dieſer Zeit mit erheblichen Sorgen
um die Erhaltung und Beſchäftigung ihrer Betriebe zu kämpfen
haben, trafen im allgemeinen ihre Entſcheidungen nach rein be=
In dem heute nachmittag unter dem Vorſitz von Briand ſtatt= triebswirtſchaftlichen Geſichtspunkten. Sie behielten die an=
gefundenen
Kabinettsrat wurde der Wortlaut der Regie= paſſungsfähigſten und billigſten Kräfte. In Betrie=
rungserklärung
erörtert. Er wird morgen in einem ben, in denen noch perſönliche Inhaber beſtimmten, wurde viel=
fach
Rückſicht auf Alter und Familienſtand und Verdienſte um die
ſeitherige Entwicklung des Unternehmens genommen. Vielfach
aber auch waren ganz andere Geſichtspunkte, wie perſönliche
gen zu Vorgeſetzten uſw. entſcheidend. Hierbei fielen ſehr oft die
älteren Angeſtellten dem Perſonalabbau zum Opfer. Die zahl=
reichen
Konkurſe, Auflöſungen von Kriegswirtſchaftsſtellen mit
zahlreichem kaufmänniſchen Perſonal, die Einführung von Buch=
haltungsmaſchinen
und anderer techniſcher Verbeſſerungen der
gierung eine Friſt von einer Woche geben wird. Inzwiſchen iſt Betriebsführung führte zu weiterem Abbau gewaltiger Angeſtell=
Wenn man nun den Erfolg der Bewerbungen der Erwerbs=
Fall wird ſich morgen in der Kammer eine Debatte über, das loſen um neue Stellen verfolgt, ſo fällt jedem auf den erſten Blick
die Tatſache auf, daß die jüngeren Jahrgänge den beſten Erfolg
haben, daß Angeſtellte mit 40 und mehr Lebensjahren angeſichts
der jetzigen Lage auf dem Arbeitsmarkt kaum Ausſicht haben,
noch anderweitig Stellung als Angeſtellte zu finden, es ſei denn,
daß ſie über beſonders geſuchte Fähigkeit verfügen.
So drängen die Verhältniſſe dahin, daß gerade die älteren
Angeftellten es ſind, die ſchließlich auf dem Felde bleiben, die
* Barcelona, 28. Juni. (Priv=Tel.) nach 20=, 30= und mehrjährigen treuen Dienſten im Beruf im
letzten Drittel ihres Lebens ſich einen neuen Beruf ſuchen müſſen,
während durch Lehrlingszüchterei und Beſchäftigung von Berufs=
fremden
, die um jeden Preis zu haben ſind, alle Stellen des er=
lernten
Berufs beſetzt werden, um die ſie ſich vergeblich bewerben.
Ein Berufsſtand, der ſich nicht mit aller Energie gegen ein
Sperre über Telephon und Telegraph und die Zeitungen zu ver= derartig hartes Los ſeiner Berufsveteranen wenden würde, ver=
diente
die Verachtung aller rechtlich denkenden Volksgenoſſen.
Laufbahn einen ſo düſteren Abſchluß findet, erfüllt alle Standes=
angehörigen
, auch die jüngſten, mit einer ſtarken Erbitterung und
vernichtet viel von jenen Imponderabilien, die bei der Angeſtell=
höhere
Offiziere im ganzen Königreich wurden unſere Wirtſchaft wieder geſunden ſoll. Daher iſt es durchaus
begreiflich, daß ſeit Jahren die Angeſtelltenverbände und deren
Freunde im Reichstag die Aufmerkſamkeit auf dieſe Dinge lenken.
auch nicht andeutungsweiſe die Ereigniſſe beſprechen darf, ſo iſt Sie fordern, daß in dieſer nicht durch die Angeſtellten zu verant=
man
in der Oeffentlichkeit im einzelnen völlig unklar über den wortenden Kriſe des Arbeitsmarktes der Angeſtellten die Be=
Umfang der Verſchwörung. Die herumſchwirrenden Gerüchte rufsgenoſſen, die dem Beruf Jahrzehnte gedient haben, einen
Vorzug haben ſollen bei den Entſcheidungen über Entlaſſungen
ſeln in andere Berufe in erſter Linie den Berufsfremden, den
anderen, wohl von Regierungsſtellen verbreiteten Gerüchten ſoll, mit anderem wirtſchaftlichen Rückhalt Ausgeſtatteten (Wartegeld=
Aquitra in einem Madrider Gefängnis inhaftiert ſein. Auch über empfängern, Penſionären uſw.), den Berufsjüngeren und dann
Schon vor mehr als zwei Jahren habe ich die berufenen Ver=
und von der Tribüne des Reichstags aus aufgefordert, von
ſich aus, aus eigenem berufsſtändiſchem Verantwortungsgefühl
dieſe Dinge zu regeln, weil die Berufsvertretung der Kaufmanns=
gehilfen
auf keinen Fall kampflos zuſehen werde, daß ihre Be=

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Seite 2

Dienstag, den 29. Juni 1926

Nummer 178

rufsveteranen elendiglich verkommen. Vor anderthalb Jahren
ſtimmte der Reichstag einſtimmig meinem Antrag zu, durch eine
amtliche Erhebung über die troſtloſe Lage auf dem Arbeitsmarkt
die Grundlagen für eine vernünftige Löſung der Frage zu ſchaf=
fen
. Am 16. Juli 1925 fand die amtliche Erhebung und neben
ihr eine private Erhebung des D.H.V. ſtatt. Sie ließen beide er=
kennen
, daß das Problem ohne planmäßige Schutzmaßnahme
nicht zu löſen iſt. In einer umfaſſenden Denkſchrift legte der
D.H.V. dem Reichstag, der Regierung und der Oeffentlichkeit
Geſetzentwürfe vor, die ein Unterausſchuß des ſozialpolitiſchen
Ausſchuſſes des Reichstags im großen und ganzen ſich zu eigen
gemacht und in Leitſätzen der Vollſitzung des Ausſchuſſes am
25. d. Mts. zur Beratung vorgelegt hat. Inzwiſchen hatte auch
der Reichswirtſchaftsrat ſich mit der Sache befaßt, er
war jedoch dem eigentlichen Kernproblem aus dem Wege gegan=
gen
. So ſtand denn die Reichsregierung, die ſich allzu ängſtlich
an das Ergebnis des Reichswirtſchaftsrats geklammert hatte, den
ſchwierigſten Fragen noch ganz unſchlüſſig gegenüber. Auch in
den Fraktionen der Regierungsparteien und der Deutſchnatio=
nalen
gehen in Einzelheiten die Meinungen noch ziemlich aus=
einander
. Daher war es dem ſozialpolitiſchen Ausſchuß nicht mög=
lich
, in der kurzen Zeit, die ihm noch zur Beratung bleibt, über
alle Einzelheiten bindende Beſchlüſſe zu faſſen. Man trennte
daher die Materie in einen Teil von Maßnahmen, die ſofort ge=
troffen
werden ſollten, und einen anderen, der noch der Prüfung
durch die Regierung bedarf. Demgemäß wurde beſchloſſen, einmal:
Die Reichsregierung aufzufordern, zur Behebung der Not=
lage
der älteren Angeſtellten
1. zu veranlaſſen, daß Höchſtzahlen für das Halten von Lehr=
lingen
im Handelsgewerbe feſtgeſetzt werden,
2. gemeinſam mit den Ländern Umſchulungen der erwerbsloſen
Angeſtellten in die Wege zu leiten und notfalls Umſchulungs=
maßnahmen
durch die Bereitſtellung beſonderer Mittel zu
fördern,
3. zugunſten erwerbsloſer Angeſtellter unverzüglich im Wege
der Fürſorge oder Verſicherung die Maßnahmen zu treffen,
die zur Abwendung drohenden Verluſtes von Verſicherungs=
Anwartſchaften notwendig ſind,
4. unverzüglich den Entwurf eines Geſetzes vorzulegen, durch
das das geltende Kündigungsrecht ſür ältere Angeſtellten
verbeſſert wird,
5. unverzüglich eine Ergänzung des Reichspreſſegeſetzes in die
Wege zu leiten, um die Mißſtände, die auf dem Gebiet der
Chiffre=Anzeigen ſich herausgebildet haben, zu beſeitigen;
zum anderen: Die Regierung zu erſuchen, unter Verwertung der
Arbeiten und Leitſätze des Unterausſchuſſes nach Anhörung der
in Frage kommenden Organiſationen der Angeſtellten und Arbeit=
geber
die Fragen zu prüfen:
a) ob allen öffentlichen und privaten Unternehmungen die Ver=
pflichtung
auferlegt werden kann, alle offenen und frei=
werdenden
Arbeitsplätze, die für eine Beſetzung mit Angeſtell=
ten
in Frage kommen, bei öffentlichen und ſonſtigen nicht ge=
werbsmäßigen
Arbeitsnachweiſen anzumelden,
b) ob den Betrieben eine geſetzliche Pflicht zur Beſchäftigung
und Einſtellung einer gewiſſen Zahl von älteren Angeſtellten
und zur Gewährung eines Abkehrgeldes auferlegt werden kann
und dem Reichstag im Herbſt eine Denkſchrift hierüber vor=
zulegen
.
Es iſt den Angeſtelltenvertretern in den bürgerlichen Parteien
ſehenen Maßnahmen nicht auch noch vor den Sommerferien zur
endgültigen Erledigung zu bringen. Nur die Tatſache, daß der
ausgewichen iſt, kann für die Reichsregierung als eine gewiſſe
Entſchuldigung dafür gelten, daß ſie für die Stellungnahme zu
dieſen Fragen ſich nicht rechtzeitig vorbereitet hat. Die Angeſtell=
ten
erwarten aber vom Reichstag und von der Regierung, daß
ſie nicht dem Drängen derer nachgeben werden, die aus be=
triebsegoiſtiſchen
Gründen ihre Augen verſchließen vor den ethi=
ſchen
Pflichten, die jeder Berufsſtand gerade gegenüber Berufs=
veteranen
hochhalten muß, wenn er nicht will, daß jede Berufs=
geſinnung
ertötet wird. Die Geſinnung, die in der Berufsarbeit
Beſtimmung berufen hat. Eine ſolche Berufsgeſinnung zu pflegen
tut aber gerade dem deutſchen Kaufmann von heute mehr not als
zu irgendeiner Zeit. Darum iſt poſitive Mitarbeit an der
Löſung dieſer Fragen eines jeden Kaufmannes unabwendbare
Pflicht.

Deutſchland fordert von Polen Rückgabe des
Stickſioffwerkes Chorzow.
Berlin, 28. Juni.
Die deutſche Geſandtſchaft in Warſchau hat der polniſchen
Regierung am 25. d. M. eine Note überreicht, in der auf Grund
des Urteils des Ständigen Internationalen Schiedsgerichts im
Haag vom 25. Mai d. J. die Rückgabe des für den polniſchen
Staat beſchlagnahmten Stickſtoffwerks Chorzow in Oſt= Ober=
ſchleſien
und Erſatz des durch die Beſchlagnahme entſtandenen
Schadens gefordert wird.

Vom Tage.
Kurz nach 11 Uhr, geſtern abend, wurde in Freibura im Breisgau
ein Erdſtoß verſpürt, der von einem unterirdiſchen Rollen begleitet war.
Nach dem Kaiſerſtuhlobſervatorium war die Erſchütterung ſo ſtark, daß
viele Leute ihre Wohnungen verließen. Auch im Elſaß, befonders ſtark
in der Schweiz, wurde das Erdbeben verſpürt.
Im preußiſchen Landtag iſt ein Antrag aller Fraktionen
eingegangen, in den Etat des Wohlfahrtsminiſteriums für 1927 eine
Summe von drei Millionen Reichsmark als beſonderen Titel
Pflege der Leibesübungen einzuſetzen.
Geſtern wurde der deutſch=lettiſche Handelsvertrag
abgeſchloſſen, der beiden Ländern die Meiſtbegünſtigung
zuſichert.
Das Reichskabinett beſchäftigte ſich geſtern mit den Hoch=
waſſerſchäden
und beſchloß, ſofort entſprechende Mittel
zur Linderung der Not verfügbar zu machen.
Die deutſch=japaniſchen Handelsvertragsver=
handlungen
ſtehen vor dem Abſchluß. Es iſt gelungen, in der um=
ſtrittenen
Farbenfrage eine Verſtändigung im Prinzip
zu erzielen.
Im Kutisker=Prozeß wurden die Plädoyers der Verteidi=
ger
zu Ende geführt. Die Urteilsverkündung iſt auf Mitt=
woch
feſtgeſetzt worden.
Wie wir erfahren, hat der Reichsverkehrsminiſter den Nottarif
für die Reichswaſſerſtraßen vom 22. Oktober 1925, deſſen
Geltungsdauer am 30. Juni 1926 abgelaufen iſt, bis zum 30. Septembe=
1926 einſchließlich verlängert.
Aus dem Elſaß werden neue Amtsenthebungen von
Bürgermeiſtern gemeldet, die das Manifeſt des Heimatbundes
unterzeichnet haben.
Nach einer Erklärung des engliſchen Oberkommiſſars verzichtet
England auf ſeine Forderung an den Irak, die ſich auf
750 000 Pfund beläuft und in zwanzig Jahren abgetragen werden ſollte.
Nach Meldungen aus Liſſabon iſt der Miniſterpräſident
General da Coſta durch eine Regierungsverordnung mit den
Vollmachten eines Staatschefs ausgeſtattet worden.
Der am 15. Juni ablaufende franzöſiſch=ſpaniſche Han=
delsvertrag
wurde bis zum 16. Auguſt verlängert, um den
Delegationen beider Länder zu weiteren Verhandlungen Zeit zu laſſen.
Der Matin veröffentlicht einen Schriftwechſel zwiſchen dem ame=
rikaniſchen
Schatzſekretär Mellon und dem General Dawes wegen Un=
terbringung
einer franzöſiſchen Ankeihe in
Amerika, aus dem hervorgeht, daß bisher noch keine Verabredung
in dieſer Hinſicht getroffen wurde.

Reichsbanner und Hochwaſſerſchutz.
Von unſerer Berliner Redaktion.
In der Berliner Linkspreſſe iſt vor einiger Zeit lebhafte
Klage darüber geführt worden, daß die Techniſche Nothilfe ſich
in der Hauptſache aus politiſch rechts orientierten Mitgliedern
zuſammenſetze und daß Andersdenkende nicht in ihre Reihen
aufgenommen würden. Daraufhin hat ſich die T. N. veranlaßt
geſehen, in einer Erklärung feſtzuſtellen, daß ſie ſich darum be=
müht
habe, Mitglieder des Reichsbanners in größerer Zahl
heranzuziehen, daß aber die Reichsbannerleitung und die Orts=
gruppenleitungen
ſyſtematiſch verhindert hätten, daß Angehörige
des Reichsbanners in die T. N. eintreten.
Jetzt iſt die Deutſche Zeitung in der Lage, einen Bericht
nicht leicht gefallen, die in dieſer letzteren Entſchließung vorge= darüber zu beröffentlichen, wie ſich das Magdeburger Reichs=
banner
im Ueberſchwemmungsgebiet verhalten hatte, als es auf=
gefordert
worden war, an den Deichſchutzarbeiten teilzunehmen.
Wie es in dem Bericht heißt, verſtändigten die Einwohner des
Reichswirtſchaftsrat dieſen ernſten Fragen ohne Stellungnahm= Ortes Nieripps den ſozialdemokratiſchen Landrat Gebhardt, daß
der Waſſerſpiegel der Elbe nur noch 2 Zentimeter zu ſteigen
brauche, um den Damm in ſeiner ganzen Breite zu überfluten;
auch der dahinterliegende Damm habe ein Loch von 30 Meter
Länge, das unbedingt ſofort zugeſtopft werden müſſe. Der Land=
rat
alarmierte nicht die T. N., ſondern das Magdeburger Reichs=
banner
, von dem auch eine Abteilung in einer Stärke von
150 Mann erſchien. Bevor aber die Reichsbannerleute ſich an=
ſchickten
, Hochwaſſerhilfe zu leiſten, verhandelten ſie erſt einmal,
ob die Gemeinde Nieripps bereit ſei, ihnen 1 Mark Stundenlohn
mehr ſehen will als nur Quelle des Gelderwerbs, nämlich zu zahlen und ausreichende Verpflegung bereitzuſtellen. Die
Alltagsdienſt am Volk auf einem Poſten, auf den uns eine höhere Einwohner lehnten dieſes Anſinnen ab, worauf die Reichs=
bannerleute
wieder abzogen, vorher aber erklärten, daß man gar
keine Veranlaſſung hätte, den Landwirten zu helfen, da ſie beim
Volksentſcheid gegen ihn geſtimmt hätten. Inzwiſchen hatte die
Teno von der Not der Gemeinde Kenntnis erhalten und ſofort
eine Abteilung in Marſch geſetzt, die es jedoch nicht verhindern
konnte, daß das Hochwaſſer den Deich durchbrach und ſich durch
das Loch im zweiten Damm auf einer Fläche von 700 Morgen
früchtbaren Bodens ergoß. Die Arbeiten der Nothilfe blieben
deshalb erfolglos, weil inzwiſchen durch das Verhalten des
Neichsbanners koſtbare Zeit verloren gegangen war, es alſo
in der kurzen zur Verfügung ſtehenden Zeit unmöglich wurde,
den beſchädigten Deich wiederherzuſtellen. Hier hatte ſich alſo
dem Reichsbanner eine Gelegenheit geboten, Volksgenoſſen in
höchſter Not beizuſpringen. Sie zogen es aus ihrer parteipoli=
tiſchen
Einſtellung heraus vor, die Einwohner der Gemeinde
Nieripps ihrem Schickſal zu überlaſſen, was gerade nicht dafür
ſpricht, daß ſie auch eine zuverläſſige Stütze für den Staat ſind,
wenn es darauf ankommt, ſie zur Hilfe zu rufen.

=Alte Geräte der Teezeremonie undihre
Preiſe auf japaniſchen Verſteigerungen.
Von Dr. Ernſt Zeh.
Am 11. Februar 1926 wurde in Tokio die berühmte Samm=
lung
des Marquis Inouye verſteigert. Inouye, der Sohn eines
armen Samurai, war nicht nur einer der hervorragendſten japa=
niſchen
Staatsmänner des 19. Jahrhunderts, der mit als erſter
die Reſtquration des japaniſchen Kaiſertums im Jahre 1868 und
die Modernifierung Japans vorbereitet hatte, ſondern auch einer
der bedeutendſten japaniſchen Sammler. Schon nach ſeinem Tode
hatte ſein Adopnivſohn einen Teil dieſer Sammlung verſteigern
laſſen; der Erlös betrug faſt 4,5 Millionen Mark. In den Mit=
teilungen
der neu gegründeten Geſellſchaft für oſtaſiatiſche
Kunſt teilt nun Profeſſor Kümmel einige Einzelpreiſe der Reſt=
verſteigerung
der Sammlung Inouye mit, deren Höhe dem
in oſtaſiatiſche Kunſt und Kultur Nichteingeweihten ſchier unbe=
greiflich
ſein muß. So wurden u. a. erſteigert: ein Räucherwerl=
döschen
aus Goldlack mit Perlmutter für 6390 Yen (1 Yen
1,80 Mk.), ein Teelöffelchen aus Schwarzlack für 7310 Yen, ein
gußeiſerner Waſſerkeſſel für 10 100 Yen, eine Blumenvaſe aus
Bambus für 15 300 Yen, ein chineſiſcher Blumenkorb für 18000
Yen, eine Teeſchale von dem Töpfer Chojiro (F 1610), dem Hide=
hofhi
(159298) das Privileg erteilte, ein goldenes Siegel mit
dem Zeichen Raku Freude auf ſeine Erzeugniſſe ſtempeln zu
dürfen, für 22 800 Yen, eine koreaniſche Teeſchale für 28800 Yen,
ein Räuchergefäß aus einer Seladon genannten porzellanarti=
gen
Maſſe für 28900 Yen, eine koreaniſche Teeſchale, ein ſogen.
Egorai=Stück mit ſchwarzbrauner Unterglaſurmalerei für 31 100
Yen, ein Räucherwerkdöschen aus Shonſui=Porzellan für 36 900
Yen, ſo genannt nach dem Töpfer Shonſui, der im 16. Jahrhun=
dert
in China die Porzellanherſtellung gelernt hatte, aber nur
wenige Stücke aus mitgebrachten chineſiſchen Rohſtoffen anferti=
gen
konnte, da er noch kein Kaolin in Japan fand, ein Räucher=
werkdöschen
aus den geſchätzten Töpfereien der Provinz Jga für
43 800 Yen, eine Teeurne für 56 113 Yen, ein gelbes Schüſſelchen
aus Seto, einem der älteſten und wegen ſeiner Erzeugniſſe be=
rühmten
japaniſchen Töpferort, für 72900 Yen, eine Seladon=
Blumenvaſe für 73900 Yen, eine koreaniſche Teeſchale für 109500
Yen.

Faſt 200 000 Mk. für eine ſimple Teeſchale aus gewöhn=
lichem
Töpferton hinzulegen, das erſcheint unſerer doch auch an
Phantaſiepreiſe gewöhnten europäiſchen Kunſtſchätzung denn doch
als irrſinnige Verſchwendung. Es iſt in der Tat ein Rekord=
preis
, den ſelbſt die vornehmſten Erzeugniſſe unſerer doch wahr=
lich
hochgeſchätzten alten europäiſchen Keramik niemals erreichten.
Auf die höchſte Verſteigerungsſumme von 74 000 Mk. dürfte wohl
ein Sieneſer Majolikateller der Sammlung Coope gekommen
ſein. Doch ſteht in dem japaniſchen Kunſthandel dieſe Schätzung
der koreaniſchen Teeſchale der Sammlung Inouye nicht ſo ganz
beiſpiellos da. So wurde auf der ſchon vor Jahren erfolgten
Verſteigerung der Sammlung Jruſhima in Oſaka ein kleines
Näuchergefäß in Schildkrötenform, das einſt im Beſitz des ge=
ſchätzten
Teemeiſters Yamamoto Taian war, bis auf 90000 Yen
hinaufgetrieben. Und auch die anderen oben angeführten Ver=
ſteigerungsergebniſſe
der Sammlung Inouye bewegen ſich ſchon
weit jenſeits der Grenze alltäglicher Preiſe für alte Kunſtgegen=
ſtände
.
Wie erklärt ſich ſolche phantaſtiſch hohe, ſelbſt von amerika=
niſchen
Dollarmagnaten wohl kaum geteilte Einſchätzung alter
oſtaſiatiſcher Teegeräte ſeitens der Japaner? Der Marquis In=
ouye
war, trotzdem er die Zukunft Japans in der Moderniſie=
rung
erkaunte, doch ganz und gar Japaner und als ſolcher auch
ein begeiſterter Cha=jin, d. h. ein Teemeiſter. Jeder japaniſche
Teemeiſter trachtete aber danach, die erleſenſten und ſeltenſten
Geräte zu beſitzen, die zur Feier der Teezeremonie nötig ſind.
Es iſt rühmlich für ein japaniſches Haus, für eine japaniſche
Familie, ſolche dem koſtbarſten Schmucke gleich geachteten Dinge
zu verwahren. Und Inouye beſaß derartige auserleſene Cha=ki
(Cha Tee, ki Gerät). Und als ſeine berühmte und den
Kennern wohl bekannte Sammlung zur Verſteigerung kam, da
gab es ein aufregendes um die Wette=Steigern‟. Denn man
konnte ſtolz darauf ſein, ein von dem Teemeiſter Inouye autori=
ſiertes
altes Teegerät ſein eigen nennen zu können.
Sabi=monos, d. h. roſtige, von der reifen Milde des Alters
verklärte Geräte verlangte der Cha=jin. Auch ſchlicht mußten
ſolche Cha=kis ſein, frei von jeglicher Künſtelei, wie es naturge=
wachſene
Dinge ſind. Und nur dem in die Myſterien der Tee=
zeremonie
Eingeweihten kann die ungewöhnliche hohe Wert=
ſchätzung
dieſer roſtigen Dinge der Teezeremonie erklärlich ſein.
Der Weſtphale Kgempfer, der wiſſenſchafliche Enidecker
Japans, der von 169093 als Beamter der Holländiſch=Oſtindi=

Die Verhandlungen um das
Fürſtenkompromiß.
Die ſozialdemokratiſche Sphinx.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Im Reichstag fanden am Montag von den frühen Vormit=
tags
= bis in die ſpäten Abendſtunden hinein ununterbrochen
Fraktionsſitzungen ſtatt, ſowie auch Verhandlungen der
Fraktionen miteinander, die ſich durchweg um das
Fürſtenkompromiß drehten. Vormittags ſaßen die Regie=
rungsparteien
beieinander, die aber ſchon nach kurzer Zeit aus=
einandergingen
, um erſt einmal abzuwarten, was die Sozial=
demokraten
beſchließen würden. Nachmittags traten noch einmal
Zentrum, Bayeriſche Volkspartei, Deutſche Volkspartei und
Demokraten geſondert zuſammen, um ſich mit der allgemeinen
politiſchen Lage zu beſchäftigen, ohne aber irgendwie endgültig
Stellung genommen zu haben. Es tagten ferner die Deutſch=
nationalen
, die zu erkennen gaben, daß ſie nicht gewillt ſeien,
ſich auf irgendwelchen Kuhhandel einzulaſſen; ſie hätten ſämtliche
im Urlaub befindliche Fraktionsmitglieder telegraphiſch zu den
am Dienstag beginnenden Beratungen zurückberufen und dächten
nicht daran, durch Abkommandierung einer Reihe von Abgeord=
neten
dem Fürſtenkompromiß zur Annahme zu verhelfen. Dieſe
in einer Veröffentlichung der Deutſchnationalen niedergelegte
Einſtellung wird im Reichstag nicht allzu tragiſch genommen.
Es wird vielmehr vermutet, daß im entſcheidenden Augenblick
die Deutſchnationalen die Situation nicht auf die Spitze treiben
werden, ſofern alles von ihnen abhängen ſollte.
Im Augenblick ſtehen die Sozialdemokraten im Mittelpunkt
des Fragezeichens. Sie ſcheinen auf die Taktik des Hinaus=
zögerns
abgekommen zu ſein und kämpften am Montag ſpät
abends noch heftig um Für und Wider. Ihr linker Flügel ſcheint
ziemlich ſtark zu ſein und ſcheint nur geringe Neigung zu haben,
auf die Wünſche der Mittelparteien einzugehen. Auch auf dem
rechten Flügel will man vorläufig noch nicht an das Kompromiß
heran. Es handelt ſich aber vermutlich hier lediglich um ein
Manöver, deſſen Bedeutung über die Grenzen der Fraktion nicht
hinausgehen. Bei den Regierungsparteien hat man zu erkennen
gegeben, daß man eventuell geneigt ſein würde, den Sozialdemo=
kraten
noch einige, aber an ſich recht unweſentliche Zugeſtändniſſe
zu machen. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Sozialdemo=
kraten
ſich damit begnügen oder neue Forderungen aufſtellen
werden.
Die Ausſichten auf Neuwahlen im Falle eines
Scheiterns der Beratungen im Plenum ſcheinen doch außerordent=
lich
verlockend zu ſein, ſo daß es der gemäßigten Richtung ſchwer
fällt, ihren Standpunkt durchzuſetzen. Rudolf Breitſcheid hat
allerdings ſchon in einem Artikel in der Welt am Montag, zu
erkennen gegeben, daß die ſozialdemokratiſche Fraktion bei der
Schlußabſtimmung für das Kompromiß eintreten werde. Bis da=
hin
wird man aber verſuchen, noch herauszuholen, was ſich
herausholen läßt. Ueber die geringen Zugeſtändniſſe, die die
Regierungsparteien machen wollen, werden dieſe aber kaum
hinausgehen, da volle Einmütigkeit darüber beſteht, die Koalition
nicht durch innere Kämpfe über ſozialdemokratiſche Forderungen
zu erſchüttern, ſondern nach außen hin geſchloſſen aufzutreten
und weitergehende ſozialdemokratiſche Wünſche abzulehnen. Im
Zentrum allerdings vertritt man die Anſchauung, daß auch eine
Auflöſung und Neuwahlen für die Zentrumspartei zu ertragen
ſeien. Die Demokraten dagegen wehren ſich mit Händen und
Füßen gegen eine ſolche Möglichkeit und ſetzen unter der Hand
alles daran, die Sozialdemokraten dafür zu gewinnen, dem Kom=
promiß
ihre Zuſtimmung nicht zu verſagen.
Die Woche wird alſo noch mit zahlreichen Verhandlungen
ausgefüllt. Auch die zweite Leſung wird einen klaren Ueberblick
noch nicht gewähren können, wie die Dinge bei der Schluß=
abſtimmung
ſich entwickeln werden, ſo daß man bereits damit
rechnet, daß dieſe Abſtimmung überhaupt erſt am Freitag, am
Tage des Ferienbeginns, vor ſich gehen wird.
*
* Um 10 Uhr abends kamen die Sozialdemokraten endlich
nach erregter Debatte zu dem Schluß, den vorliegenden Geſetz=
entwurf
für ungenügend zu halten. Infolgedeſſen werden am
Dienstag vormittag. 10 Uhr die Beſprechungen wieder aufgenom=
men
. Die Sozialdemokraten hoffen, daß in dieſen Beſprechungen
ihnen noch weiteres Entgegenkommen gezeigt wird. Von dem
Gang dieſer Verhandlungen wird es vielleicht auch abhängen, ob
nicht die zweite Leſung überraſchend von der Tagesordnung der
Dienstagsſitzung abgeſetzt und auf die Tagesordnung vom Mitt=
woch
geſetzt wird. Der Schwerpunkt der Verhandlun=
geniſt
alſo auf den Dienstag Vormittag verlegt worden.

ſchen Geſellſchaft in Japan war, ſchrieb als erſter Europäer über
die Teezeremonie: Man erfordert eine ganz beſondere Kenntnis
zum Teebereiten und zum Präſentieren des Tees in einer guten
Geſellſchaft, einen gewiſſen eigenen Anſtand, wobei es in der Tat
nicht ſowohl auf die Sache ſelbſt, als auf die Mode und das
Herkommen ankommt. (Ein Urteil Kaempfers vom europäiſchen
Standpunkt aus.) Dieſe Kunſt heißt Sado oder Tſanoi (Chanoyu),
und es gibt ganz eigene Lehrer, welche die Kinder beiderlei Ge=
ſchlechts
in dem Tſanoi unterrichten. Das Wort bedeutet: einer
Teegeſellſchaft beiwohnen und auf eine wohl anſtändige und
lobenswürdige Art den Tee präſentieren.
Die Teezeremonie kam von China nach Japan. In China
urſprünglich ein religiöſer, aber wohl ſchon in der ausgehenden
Mingzeit (13681644 ſkaum mehr gepflegter Ritus, wurde ſie in
Japan verweltlicht und bis auf heute ausgeübt. Die Teezere=
monie
hat ihren Urſprung in dem Mönchsorden der chineſiſchen
Zenſekte (Zen=na, Sanskr. Dhy=na Verſenkung). Der Gründer
des Zen=Buddhismus ſoll der in China lebende indiſche Königs=
ſohn
Bodhi=dharma (F 613), der vorbildliche Meiſter der Ver=
ſenkung
in das Weſen des Selbſt und der Welt, geweſen ſein.
Aber der indiſche Prinz iſt wohl erſt von der Legende der
größten geſchichtlichen Macht , die indiſche Lehre von ſeinen
Apoſteln geſchaffen worden, und Legende wie Apoſtel ſind
chineſiſch. Läuterung des Herzens durch Abkehr von dem Lärm
der Welt und Befreiung von allem äußerlichen Prunk, Einkehr
in das eigene Ich angeſichts der Natur, Erkenntnis der wahrhaft
weſenhaften Schönheit der Schöpfung, des Seienden im Gegen=
ſatz
zum Erſcheinenden, des Ewigen im Gegenſatz zum Zeitlichen,
das iſt das hohe Ziel der Zenſekte. Han Shan, ein Zenmönch,
trägt eine unbeſchriebene Rolle, das Buch der Natur, die dem
ſich ihr öffnenden Menſchen ſich als Lebensquelle aller Weisheit
erſchließt, ſein Genoſſe Shi=Te einen Beſen, die Seele rein zu
kehren von aller Unlauterkeit. Zu nächtlichen Meditationsübun=
gen
pflegten ſich die Zenmönche vor dem Altar Bodhi=dharmas
zu verſammeln. Um ſich wach zu erhalten, tranken ſie reihum
aus einer Schale Tee unter Beobachtung feierlicher Gebräuche.
Lu , ein Dichter des 8. Jahrhunderts ſchrieb in ſeinem Cha=
king
dem Buch vom Tee das erſte Zeremonialbuch der Tee=
bereitung
. In der Sungzeit (9601280) beſtimmte die zeniſtiſche
Weltanſchquung die ganze künſtleriſche Kultur Chinas.
Als das Ideal der Zenſekte, ſeit dem 13. Jahrhundert in
Japan unter den buddhiſtiſchen Mönchen begeiſterte Anhänger

[ ][  ][ ]

Nummer 128

Seite 3

Londons Ruſſen=Oebatte.
Ein Tag Unterhaus.
Von unſerem Korreſpondenten.
C.M. P. London, 28. Juni. (Priv.=Tel.)
Wer ſich auf eine ſenſationelle Debatte mit denkwürdigen
Erklärungen der Regierung, mit ſpannender Abſtimmung gefreut
hatte, ſah ſich enttäuſcht. Auch Sir Auſten hatte nichts neues vor=
zubringen
, denn es war ſchon vorher bekannt, daß die Regierung
nicht beabſichtige, das von der Koalitionsregierung im Jahre
1921 mit Rußland geſchloſſene Handelsabkommen zu kündigen.
Der hierauf bezügliche Antrag war von einem Dutzend von Hoch=
konſervativen
, ſogenannten Tory=Diehards, ausgegangen und
mit der umſtürzleriſchen Betätigung der Sowjetorganiſationen
begründet worden. Aber dieſer Antrag gehörte keineswegs zu der
Gattung der beſtellten Arbeit‟. Denn eine Debatte und wohl
gar eine Abſtimmung mußte nur zur Beleuchtung der Tatſache
führen, daß in der Koloſſalſtruktur der Regierungspartei Riſſe
wahrzunehmen ſind, die freilich vorderhand nur Schönheitsfehler
ſind, aber immerhin keinen angenehmen Eindruck machen. Darum
hatte die Regierung auch keine Abſtimmung über den Antrag
genehmigt, ſondern nur eine allgemeine Debatte über den Ver=
tagungsantrag
. Freilich war ſich niemand im Zweifel, um was
es in Wahrheit gehen würde, aber mit dem Verbot einer Abſtim=
mung
war das pikante Aroma genommen.
Wie jedoch eine ſtarke Regierung in dieſem Lande höchſter
parlamentariſcher Freiheit den Gang der Verhandlungen im
Hauſe der Gemeinen beherrſchen kann, dafür bietet dies Nahe=
legen
ein lehrreiches Beiſpiel. Der Waffengang wurde durch den
Commander Locker=Lampſon eröffnet, einem Redner von um=
faſſenden
Kenntniſſen, der in ſeiner Auslaſſung erneut bewies,
wie er logiſche Ueberzeugungskraft mit fein geſchliffener Rede=
kunſt
und der Fähigkeit verbindet, ſeine Zuhörer im Bann zu
halten, nicht zum wenigſten auch dadurch, daß er überraſchend
hier und da an ihr Gefühl appelliert. So wird er ſelbſt von
denen anerkannt, die ſcharf entgegengeſetzter Anſicht ſind. Dabei
eine liebenswürdige Perſönlichkeit, die ſtets ihre Ruhe und Ur=
banität
bewahrt. Ganz zweifellos ein Mann von großer Zukunft!
So ließ er ſich auch diesmal durch die Zwiſchenrufe von den
Arbeiterbänken wie durch die Gegenrufe Miniſterieller in ſeinen
eindringlich ernſten Ausführungen nie ſtören, und er erreichte
den Höhepunkt, als er plötzlich nach der Galerie des Hauſes
emporzeigte und ausrief: Dort ſitzt einer, der von den Bolſche=
wiſten
geblendet worden iſt. Die Rufe der Ruſſenfreunde ver=
ſtummten
. Der Blinde iſt der Londoner Kaufmann Joſeph Mar=
tin
. Beim Ausbruch der ruſſiſchen Revolution hatte er in Moskau
ein gut gehendes Geſchäft. Er bat verſchiedentlich, Rußland ver=
laſſen
zu dürfen. Aber er wurde in Moskau feſtgehalten, und ſo
wurde er ſchließlich das, was die Sowjets am wenigſten brauchen
konnten ein Lehrer. Er wurde in das Gefängnis gebracht, weil
er ſich weigerte, das Anerbieten Litwinows, ihm das Amt eines
Ueberſetzers bei der 3. Internationale zu übertragen, nicht an=
nehmen
wollte. Die Tſcheka warf ihn in eine von Schmutz ſtar=
rende
und von Ungeziefer wimmelnde Zelle. So wurde er vom
Flecktyphus erfaßt. Man brachte ihn in das Hoſpital, und dort
warf man ihn vielleicht, weil man ihn ſchon für tot hielt
auf einen Korridor zu einem Leichenhaufen. Er wäre mit den
Toten fortgeſchleppt worden, wenn ihn nicht ein zufällig vor=
übergehender
Mitgefangener entdeckt hätte. Die berechnete Bruta=
lität
, mit der er behandelt worden ſei, die phyſiſchen und gei=
ſtigen
Leiden glaubt er als Urſachen ſeiner Erblindung betrachten
zu müſſen. Als ſein Sehvermögen nachließ, bat er um ärztliche
Behandlung, aber er wurde nur verlacht.
General Sir Alfred Knox, der während des Krieges in Ruß=
land
Dienſte getan und reiche Erfahrungen geſammelt hat, unter=
ſtützte
Mr. Locker=Lampſon in ſeinem Antrag. Er bezeichnete das
Handelsabkommen als unmoraliſch und forderte Sir Auſten auf,
den Koalitionsmakel abzuſchütteln und wieder zur traditio=
nellen
konſervativen Politik zurückzukehren. Endlich kam der
Mann des Koalitionsfleckens an die Reihe, Lloyd George.
Wenn die große Zahl beſſerer und ſchlechterer Witze, die er un=
ausgeſetzt
funkeln ließ, eine große Rede ausgemacht hätten, wäre
er der Sieger des Tages geweſen. Man lachte, als er das Blau=
buch
gegen die Sowjets zerpflückte. Es habe ſicher nie ein lächer=
licheres
gegeben. Aber eine ernſte Rede eines großen Staats=
mannes
war es ſicher nicht.
Vor dem Lunch kam noch eine Ueberraſchung. Der Kommu=
niſt
Saklatvala war 24 Stunden vor Beendigung ſeiner Gefäng=
nisſtrafe
in Freiheit geſetzt worden, ſpeziell, damit er an der
Debatte teilnehmen konnte. Als er ſich aber nun in der Vor=
freude
eines großen Triumphes erhob, verließ die große Maſſe
der Abgeordneten die Halle. Man hat genug von ihm. Nach
dem Lunch ſprach unter anderem Maedonald, der in ſeiner heik=
len
Lage eigentlich nichts ſagte. Seine beſte Wendung war die
beißende Bemerkung, daß er ſich nicht in einen häuslichen Zwiſt
der Konſervativen miſchen wolle, denn es handele ſich doch um
nichts anderes. Darauf folgte die Rede Chamberlains, die wir
bereits veröffentlicht haben. Sein eiſig kalter Ton reizte viele
Arbeiterabgeordnete zur hellen Wut. Als er behauptete, die ruſ=

fand, da bürgerte ſich der Ritus des Teetrinkens auch in den
weltlichen Kreiſen Japans und ganz beſonders in den oberen
Klaſſen ein. Nach einer Periode üppigſter Entfaltung der Tee=
zeremonie
, die im grellſten Gegenſatz ſtand zu ihrer religiöſen
Entſtehung im Kreiſe der allem Prunk abholden, in der Einſant=
keit
der Berge lebenden chineſiſchen Zenmönche, führte der Abt
Kiu=ſhin in dem Teeſtübchen ſeines Kloſters in Kioto die alten
Traditionen der Teezeremonie wieder ein. Im Auftrag des
Shoguns Yoſhimaſa, der 1473 ſein Majordomusamt niederlegte,
um ſich in ſeinem z. T. heute noch ſtehenden, traumhaft ſchönen
Palaſt Ginkakufe, dem ſilbernen Pavillon, ganz ſeinen künſt=
leriſchen
Idealen hingeben zu können, ſammelte Kiu=ſhin die in
Vergeſſenheit geratenen alten Regeln des Teerituals unter dem
Titel Dai=ſhi=Cha=no=yu des großen Meiſters Teegeſellſchaft.
Yoſhimaſa, mit deſſen geiſtvoller Perſönlichkeit uns heute noch
ſeine höchſt lebendige Porträtſtatue im Tempel Ginkaluji bekannt
macht, ernannte Kiu=ſhin zum So=ſho zum magister elegan-
tiarum
, zum Lehrer der anmutigen und geſelligen Künſte. Und
ein Jahrhundert ſpäter, im Jahre 1594, veranſtaltete der japa=
niſche
Machthaber Hidehoſhi in ſeinem Palaſt von Fuſhima ein
Konzil der bereits in viele Schulen geſpaltenen Teeweiſter.
Einer der angeſehenſten unter den verſammelten Chajins, Senno
Rikyu, erhielt den ehrenvollen Auftrag, die Teezeremonie von
allen Auswüchſen zu reinigen und allgemeinverbindlich zu kodi=
fizieren
. Rikyu hat, wie Kiu=ſhin, die zeniſtiſche Einfachheit zur
Grundlage des Chanoyu erhoben und ihm eine bis auf heute
gültige Form gegeben.
Sukyia Stätte der Phantaſie, ſo wird jene ſchlichte, doch
mit denkbar größter Sorgfalt errichtete, in einem beſonderen
Gärdchen liegende, ſtrohgedeckte Hütte genannt, in der ſich die
Cha=jins zum Chanoyu verſammeln. Und ebenſo ſchlicht, ebenſo
prunklos, doch mit gleicher Sorgfalt hergeſtellt, ſollen auch die für
den Chanoyu notwendigen Geräte ſein: das Chaire, die kleine
Urne aus Ton für das Teepulver, das Chawan, die Teeſchale,
das Mizuſaſhi, das Waſſergefäß, das Kogo wit Räucherwerk,
das Koro, in dem es verbrannt wird, das Hanaike, die Blumen=
vaſe
uſw. Doch ſolche Schlichtheit iſt nicht gleichbedeutend mit
Einförmigkeit. Eine geradezu kontrapunktiſche Kompoſition in
Form und Farbe ſoll im Cha=ſhitſu, im Teeraum, herrſchen.
Eine Taſſe mit ſchwarzer Glaſur darf nicht mit einer Doſe aus
ſchwarzem Lack zuſammengebracht werden. Iſt der Waſſerkeſſel
rund, muß der Waſſerkrug eckig ſein. Sind in der Tokonoma

Dienstag, den 29. Juni 1926
ſiſche Regierung ſei den Leiden der Grubenarbeiter gegenüber
völlig gleichgültig, erklangen ſchon von vielen Seiten Pfuis
und Schämen Sie ſich. Zum Unglück rief der ſtellvertretende
Sprecher Mr. J. F. Hope den Konſervativen Mitchell=Banks, der
ſich zuerſt gemeldet hatte, zum Reden auf. Sofort hob auf den
Arbeiterbänken ein großer Tumult an, der ſich über das ganze
Haus fortpflanzte. Die Arbeiter ſchrien den Redner nieder. Die
beiden Brüder Jones ergriffen mit Wonne die Gelegenheit, ſich
wieder einmal ergehen zu können. Der eine brüllte von der
hinterſten Reihe her im tiefen Baß, es ſei noch keiner der 50 an=
weſenden
Grubenarbeiter in dieſer ſie ſpeziell angehenden Sache
zum Worte gelangt. Der andere kreiſchte mit heller Stimme von
der zweiten Bank: Er ſoll heute nicht ſingen! Dabei fuchtelte er
wild mit beiden Armen und geballten Fäuſten. Der Sprecher,
dem es ſichtlich ſchwül wurde, rief Banks noch einmal auf. Zwei
andere Arbeiter erhoben ſich zum Reden. Banks trat auf den
freien Gang hinaus, ſie zu überſchreien. Ganz vergeblich!
Setzen! Mund halten! tobte es. Manche beſtrebten ſich mit
vielem Glück, Dſchungeltöne nachzuahmen. Ein Pandämonium!
Endlich ſtand Mr. Hope auf und löſte die Verſammlung wegen
Unordnung auf. Dann trat er ab und ging hinaus. Hinter ihm
verſchwand das Keulenſzepter. Das Haus befand ſich nicht mehr
in Sitzung. Wie es dann in den übrigen Räumen des Hauſes
zuging, wird nicht berichtet.

Arbeitsloſenfragen im Reichstag.
Großzügige Pläne zur Arbeitsbeſchaffung.
* Berlin, 28. Juni. (Eig. Bericht.)
Der Reichstag überwies heute zunächſt ohne Ausſprache das Geſetz
über die Aufhebung des Reichsgeſetzes über die Schutzpolizei der
Länder dem Reichsausſchuß und nahm dann die Berichte des
volkswirtſchaftlichen und des ſozialpolitiſchen Ausſchuſſes über die von
den verſchiedenen Parteien zur produktiven Erwerbsloſenfür=
ſorge
geſtellten Anträge entgegen. Der ſozialpolitiſche Ausſchuß hat
die Anträge durch Annahme einer Entſchließung erledigt, in der bean=
tragt
wird, daß zu den Erwerbsloſenunterſtützungen ein großzügi=
ger
Plan zur Arbeitsbeſchaffung treten muß. Die Re=
gierung
wird erſucht, durch Bereitſtellung der nötigen Mittel die Durch=
führung
des Programms zu ermöglichen, das der volkswirtſchaftliche
Ausſchuß für die Arbeitsbeſchafung aufgeſtellt hat. Dazü ſollen ge=
hören
: Straßenbau und Straßenregulierung, Kultivieren von Oedland
und Moorgelände, Schiffbarmachung von Flüſſen, Kanalbauten. Fluß=
und Bachregulierungen zur Verhütung von Hochwaſſer, Anlagen zur
Gewinung von Waſſerkräften, Wohnungsbau, Elektrifizierung der
Eiſenbahnen uſw. Die Reichsregierung wird ferner erſucht, zu prüfen,
ob die Schwierigkeiten beim Rußlandkredit nicht behoben werden
können. Sie wird aufgefordert, bei den Reparationsleiſtungen auf die
Gewinnung langfriſtiger Sachlieferungen hinzuwirken, und ſchließlich
wird eine Unterſuchung gefordert, wie der große Andrang von täglichem
Geld, der zum Teil zu rein ſpekulativen Zwecken im In= und Auslande
verwandt werde, der produktiven Wirtſchaft Deutſchlands zugeführt wer=
den
kann.
Nach ſehr ausführlicher Berichterſtattung über die Ausſchußverhand=
lungen
nahm der
Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns
das Wort zu längeren Ausführungen über das Problem der Arbeits=
loſigkeit
. Der Miniſter wies darauf hin, daß die Abnahme der Er=
werbsloſenzahl
vom Winter zum Frühling um 300000 nicht als voll
befriedigend angeſehen werden könne. Der chroniſche Charakter der
jetzigen Arbeitsloſigkeit ſei nicht zu verkennen. Die Reichsregierung
habe deshalb angeordnet, daß die Kurzarbeiterfürſorge bis
zum Herbſt beſtehen bleibt und dahin abgeändert werde, daß die
Befriſtung der Bezugsdauer auf ſechs Wochen fortfällt. Die
ausgeſteuerten Erwerbsloſen ſollen bevorzugt in Beſchäf=
tigung
gebracht werden und Notſtandsarbeiten erhalten. Solche Not=
ſtandsarbeiten
ſeien u. a. der Ausbau des Mittellandkanals, die Kana=
liſierung
des unteren Mains und Neckars und die Verbindung von
Rhein, Main und Donau. Andere Arbeitsgelegenheit biete die Bulti=
vierung
von Oedland, ferner die Wohnungsbautätigkeit. Die Reichs=
regierung
erwarte beſtimmt, daß ſich der Wohnungsbau in nächſter
Zeit weſentlich heben werde. Den Ländern ſeien neue Kredite zur
Verfügung geſtellt worden, und auf die Gemeinden werde einge=
wirkt
, in eigener Regie noch in dieſem Jahre die Wohnungen zu ſchaffen
für ſolche Mieter, die die Wohnung räumen müſſen. Für den Herbſt
küindigte der Miniſter ein einheitliches Wohnungsbaupro=
gramm
für die nächſten drei Jahre an. Dadurch werde auch
eine gleichmäßige Verteilung der Bauten möglich ſein. Zur Durchfüh=
rung
eines einheitlichen Planes zur Arbeitsbeſchaffung ſei eine ver=
ſtändnisvolle
Arbeit der Länder und Gemeinden mit dem Reich erfor=
derlich
. Jedes Neben= und Gegeneinanderarbeiten bringe bedrohliche
Hemmungen..
Der Kommuninſt Schütz begründete hierauf zahlreiche Anträge ſei=
ner
Fraktion und bezeichnete die Ausſchußentſchließung und das Pro=
gramm
der Regierung als unzureichend. Der Sozialdemokrat Diß=
mann
bewilligte die Ausſchußentſchließung, unterſtützte auch einen kom=,
muniſtiſchen Antrag auf Erhöhung der Sätze der Erwerbsloſenfürſorge
um 50 Prozent. Schließlich begründete er noch eine ſozialdemokratiſche
Entſchließung, wonach die Anleihen, die von den Gemeinden für Zwecke
der produktiven Erwerbsloſenfürſorge aufgenommen werden, nicht der
Zuſatzkontrolle der Reichsbank unterliegen. Die Ausſchußentſchließung
wurde dann gegen die Stimmen der Kommuniſten angenommen. Mit
Ausnahme eines dem Haushaltsausſchuß überwieſenen Antrages auf
Bereitſtellung von 300 Millionen für die produktive Erwerbsloſenfür=
ſorge
wurden ſämtliche kommuniſtiſchen Anträge abgelehnt.
Nach 6 Uhr vertagte ſich das Haus auf Dienstag nachmittag 2 Uhr.

Die Finanzlage des Reichs.
Erklärungen des Reichsfinanzminiſiers.

Berlin, 28. Junk.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstags beriet heute die Nobelle
zum Bankgeſetz, die die Rediskontmöglichkeit für Schatzwechſel des
Reiches durch die Reichsbahn (wie vor der Inflation) vorſieht, und
zwar ſoll die Rediskontierung nur dann zugelaſſen werden können,
wenn der Rediskontant ſeinerſeits die wechſelmäßige Verpflichtung der
Reichsbank gegenüber übernimmt. Dieſe Reichsſchatzwechſel müſſen alſo,
um rediskontfällig zu ſein, wenigſtens eine gute private Unterſchrift
tragen. Als Höchſtgrenze iſt eine feſte Limitierung der Beträge ſolcher
Reichsſchatzwechſel auf 400 Millionen von der Regierung vorgeſchlagen.
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold gab nun eine Darſtellung
der Finanzlage. Er betonte, daß die Finanzen ſich nur in Ordnung
halten ließen, wenn keine neuen Ausgaben mehr gefordert würden. Der
Reichshaushalt könne in dieſem Jahre ohne Defizit abſchließen, wenn
zwei Grundbedingungen vorhanden ſeien:
1. die Vorausſetzung, daß die Wirtſchaftslage im Laufe des Etats=
jahres
keinen weiteren Rückſchlag erleide;
2. daß der Reichstag die Reichsregierung nicht zu neuen Ausgaben
dränge.

Wenn jetzt von gegneriſcher Seite darauf verwieſen werde, daß die
Ausgabe von 400 Millionen Schatzanweiſungen infolge einer leicht=
ſinnigen
Finanzgebarung notwendig geworden ſei, und daß dieſe Schatz=
anweiſungen
gewiſſermaßen das letzte Mittel darſtellten, um die Reichs=
finanzen
in Ordnung zu halten, ſo müſſe der Reichsfinanzminiſter
darauf verweiſen, daß ſchon lange vor Inangriffnahme der Steuer=
milderungen
durch ſeinen Amtsvorgänger, im Etat ein Zinsbetrag von
20 Millionen Reichsmark eingeſtellt worden ſei, der der Ausgabe von
Schatzwechſeln dienen ſolle. Dieſer Zinsbetrag von 20 Millionen Mark
entſpreche einer Ausgabe von 400 Millionen Mark Schatzanweiſungen,
wenn man der Berechnung eine ſiebenprozentige Verzinſung zugrunde
lege. Er müſſe daher auf das allerſchärfſte den Vorwurf zurückweiſen,
daß erſt ſeine Finanzpolitik das Notwendige getan habe, Schatzanwei=
ſungen
im veranſchlagten Betrage herauszugeben. Im Gegenteil müſſe
er feſtſtellen, daß im Augenblick gar keine Notwendigkeit vorliege, zur
Begebung von Schatzwechſeln zu ſchreiten. Das Etatjahr, das am
31. März 1926 abgelaufen ſei, habe mit einem Ueberſchuß von 180 139000
Mark abgeſchloſſen. Für das laufende Etatjahr habe ſich der Reichs=
finanzminiſter
bemüht, ſolche Aufſtellungen zu erhalten, die ihn inſtand
ſetzten, von Woche zu Woche, ja von Tag zu Tag, die Finanzlage genau
nachprüfen zu können. An derartigen Aufſtellungen habe es bisher im
Reichsfinanzminiſterium gemangelt. Nach dieſer Aufſtellung könne der
Reichsfinanzminiſter feſtſtellen, daß ſich im April 1926 ein Ueberſchuß
der Einnahmen über die Ausgaben von 45,7 Millionen ergeben habe
und im Mai 1926 ein Ueberſchuß von 22,6 Millionen. Allerdings ſei
dabei zu berückſichtigen, daß ſich im April 1926 die Steuermilderungen
noch nicht in vollem Umfange ausgewirkt hätten. Dem ſtehe aber
gegenüber, daß die Vermögensſteuer, die eine ſehr bedeutende Ein=
nahmequelle
darſtelle, erſt im Juni bei den Einnahmen ſich zeigen
werde.

Der Reichsfinanzminiſter über die Ausgaben
für die Erwerbsloſenfürſorge.
Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen äußert ſich der Reichs=
finanzminiſter
über die Ausgaben auf dem Gebiete der Erwerbsloſen=
fürſorge
. Es ſei nicht zu verkennen, daß ſich in der Wirtſchaft An=
zeichen
bemerkbar machen, die die Wirtſchaftskriſe als überwunden
kennzeichnen. Allerdings ſei noch eine große Depreſſion zu bemerken,
Ob von dieſer mit außerordentlicher Schärfe auftretenden Depreſſion
der Weg der Wirtſchaft aufwärts zu einer langſamen Beſſerung führen
werde oder ob der Depreſſionszuſtand noch lange anhalte, vermöge
gegenwärtig kein Menſch zu ſagen. Zu beachten ſei, daß die Zahl der
männlichen Erwerbsloſen nach den ſtatiſtiſchen Angaben dauernd im
Sinken begriffen iſt, daß aber die Zahl der weiblichen Erwerbsloſen
ſtändig wächſt, da die Höchſtziffer der weiblichen Erwerbsloſen mit
330 000 am 15. Juni erreicht wurde. Damit hänge auch das Anwachſen
der Zuſchlagsempfänger zuſammen. Man werde ſich damit abfinden
müſſen, daß man noch für lange Zeit große Mittel für die Erwerbs=
loſenfürſorge
in Anſatz bringen müfſe.
Der Geſamtaufwand für die Erwerbsloſenfürſorge habe im April
113 Millionen, im Mai 110 Millionen Reichsmark betragen. Davon
ſeien von der Reichskaſſe insgeſamt 54 Millionen Reichsmark aufgewandt
worden. Man könne für die Reichskaſſe mit einer durchſchnittlichen
monatlichen Ausgabe von 30 Millionen Reichsmark für die Erwerbs=
loſenfürſorge
rechnen.
Zuſammenfaſſend erklärte der Reichsfinanzminiſter nochmals, daß
der Reichshaushalt ohne Defizit unter den beiden im Eingang genann=
ten
Vorausſetzungen abſchließen könne, daß der Etat aber ſo ange=
ſpannt
ſei, daß vom Finanzminiſter keinerlei Mehrforderungen mehr
bewilligt werden könnten, wenn nicht die Reichsfinanzen in Unordnung
geraten ſollten.

DerMonatsbericht der ReichspoſtimMai 1926
Berlin, 28. Juni.
Nach dem von der Deutſchen Reichspoſt ſoeben veröffentlichten
Monatsbericht für Mai 1926 iſt gegenüber April eine geringere
Steigerung des Verkehrs zu verzeichnen. Nach Abſchluß der
deutſch=franzöſiſchen Luftverkehrsabkommen iſt der Luſtpoſtverkehr mit
Frankreich auf der Linie BerlinEſſen-Köln-Paris aufgenommen
worden. Die Beförderungsdauer zwiſchen Berlin und Paris verhirzt
ſich dadurch von 22 auf 8½ Stunden. Der Fernſprechverkehr mit Lon=
don
konnte um einige Stunden täglich erweitert werden. Das für den
deutſch=holländiſchen und den deutſch=engliſchen Fernſprechverkehr be=
ſtimmte
Fernkabel Mülheim (Nuhr)Arnheim iſt in Betrieb genommen
worden. Der Zugang an Rundfunkteilnehmern hat im Mai nachgelaſſen.
Insgeſamt waren Ende Mai 1 261 734 Teilnehmer angemeldet. Der Zug=
funkverkehr
iſt auf ſämtliche D.=Züge der Strecke BerlinHamburg aus=
gedehnt
worden. Die Finanzlage der Deutſchen Reichspoſt bleibt weiter
angeſpannt.

genannten Niſche des Teeraums Blumen aufgeſtellt, ſo darf hier
nicht noch ein Blumenbild hängen. Keine Farbe, hein Muſter ſoll
ſich wiederholen. Bis aufs Kleinſte erſtrecken ſich ſolche Vorſchriften.
Wie bei einer wahren Teezeremonie Wirt und Gäſte weder in
Wort noch Tat einander ſchmeicheln dürfen, wie Reinheit und
Aufrichtigkeit der Geſinnung den echten Cha=jin beſeelen müſſen,
ſo ſollen auch Umgebung und Teegerät ſolche Stimmung wider=
ſpiegeln
." Jeder Gaſt, der mit den Geräten oder der Umgebung
nicht zufrieden iſt, ſoll ſofort den Teeraum verlaſſen, um die
Harmonie der übrigen nicht zu ſtören heißt es im Zeremonial=
buch
des Rikyu. Das chineſiſche Zeichen Zufriedenheit, ſteht
auf dem Stirnbrett der vorderen Giebelſeite eines von dem Tee=
mieſter
Enſhu entworfenen Teehäuschens. Wie die Teemeiſter
ſelbſt Apoſtel der Einfachheit ſein ſollen, ſo dürfen auch Teehaus
und Teegeräte durch keinen unnötigen Schmuck mehr ſcheinen, als
was ſie ihrem Weſen und ihrer Beſtimmung nach ſind. Und ſo
zeichnen ſich denn auch alle Geräte des Chanoyu durch eine nicht
genug rühmenswerte, in unſerem induſtriellen Zeitalter beinahe
ganz verloren gegangene Eigenſchaft aus, durch ſtrengſte, zur
höchſten äſthetiſchen Wirkung erhobene Materialgerechtigkeit. Was
Werkſtoffe wie Ton, Lack, Holz, Bronze an reinſter Seelenhaftig=
keit
ihrer ſtofflichen Eigenſchaften verborgen in ſich tragen, das
holten auch die für den Chanoyu arbeitenden Künſtler heraus.
Mit einem unbeſchreiblichen Luſtgefühl gleiten unſere Hände
über die ſammetweichen Glaſuren der Teeurnen und Teeſchalen,
laben ſich unſere Augen an der abſoluten Harmonie von Stoff,
Farbe und Form ſolcher Teegeräte, an dem äſthetiſch vollkom=
menen
Zuſammenſpiel einer ganzen Chanoyu=Kapelle‟. Nur
jene Schöpfungen fanden Gnade vor den Augen eines echten
Chajin die frei waren von allem hohlen Schein, an denen kein
Strichlein, kein Druck der nervigen Hand zuviel war. Die
Schönheit zu enthüllen unter und über dem, was äußerlich iſt
den Dingen die höchſte Vollendung und doch auch zugleich die
denkbar größte Schlichtheit zu geben, das war die Aufgabe der
für die Teezeremonie in der Stille ihrer Werkſtätten arbeitenden
Meiſter. Und dieſe innere, weſenhafte Schönheit der beim Cha=
nohu
gebrauchten Geräte und Kunſtwerke zu entdecken, zu
empfinden, ſie zu fühlen als höchſte Kunſt, wie der geläuterte
Zenmönch den Polarſtern an der ſüdlichen Himmelskugel fühlt
danach ſtrebte der echte Teemeiſter. Wer nach außen blickt, iſt
ein gewöhnlicher Menſch ſagt Laotſe. Wer falſchen Prunk nicht
vom naturhaft Echten zu unterſcheiden weiß, iſt kein Chajin, kein

wahrer Kunſtfreund, ſondern ein Kunſtſnob. Nicht Fabrikate
gingen und gehen noch bei der Feier der Teezeremonie von Hand
zu Hand, ſondern Kunſt= und Kulturſymbole.
Und daß von Menſchenhänden ſo weſenhaft geſtaltete und
deshalb auch ſo ſeltene Dinge immer wieder begeiſterte Liebhaber
finden und auch mit Recht finden, beweiſt eben die Verſteigerung
der Sammlung Inouye. Es ſoll nun nicht verſchwiegen werden,
daß die Preisbildung alter Chanoyugeräte auch noch durch außer=
künſtleriſche
, rein hiſtoriſche Belange geſteigert wird, daß auch
oft ſog. Affektionswerte preisbeſtimmend ſind. So gehören z. B.
von den Teemeiſtern Rikyu, Enſhu, Oribe beſonders anerkannte
und deshalb auch inſchriftlich ausgezeichnete Geräte in die Klaſſe
der ſog. Meiburſu, der berühmten Landeserzeugniſſe, die das
Haus ihrer glücklichen Beſitzer ſo berühmt machen, als ob es ein
öffentliches Denkmal wäre. So ein ſeltenes Meibutſu wird ge=
hütet
wie ein Talismann. Und ſolcher Verehrung entſpricht na=
türlich
auch der Preis, den ein neuer Beſitzer dafür bezahlen
muß. Und daß man Chanoyugeräte auch oft mehr nach ihrer
Seltenheit als nach ihrem tatſächlichen Kunſtwert einſchätzte, das
haben die ſchlauen Holländer ausgenützt, als ſie noch das
alleinige Privileg des Ueberſeehandels mit Japan in Händen
hatten. Sie verſtanden es, die Begehrlichkeit der Japaner für
ganz beſtimmte, dem japaniſchen Geſchmack zuſagende europäiſche
Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts zu wecken. Und ſo
tauchen denn zuweilen unter den japaniſchen Teegeräten unter
dem Sammelnamen Oranda auch holländiſche, franzöſiſche und
deuiſche Fayencen auf, deren Herſtellung in Japan unbekannt
war. Es war ein glänzendes Geſchäft, das die Holländer mit
ſolchen abſichtlich nur in wenigen Stücken eingeführten Sächelchen,
meiſt Räuchergefäßen in Tierform, machten. So wurde z. B.
auf der Verſteigerung der Sammlung Hiraſe in Oſaka für eine
allerdings für Japan eigens angefertigte Räucherwerkdoſe in
Form einer Gans 33 000 Mark bezahlt, ein Preis, der in Europa
auf keiner Verſteigerung jemals zu erzielen wäre. Daß die Tee=
zevemonie
keineswegs zur hohlen Manier entartete wie ſo oft
behauptet wird, haben jene Japaner widerlegt, die als hohe Offi=
ziere
im ruſſiſch=japaniſchen Krieg vor entſcheidenden Schlachten
in der ſtrengen Feier des Chanoyu innere Sammlung ſuchten
und fanden. Doch ausgeſtorben ſind bereits jene ihren Schöpfun=
gen
mit Leib und Seele einſt hingegebenen Kunſthandwerker
des Chanoyu. Sie ſind ein Opfer europäiſch=amerikaniſcher Zivi=
liſation
geworden.

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[ ][  ][ ]

Nummer 178

Dienstag, den 29. Juni 1926

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 29. Juni.
Geltungsdauer der Päſſe.
Die Reichsregierung hat ſich entſchloſſen, im Jutereſſe der
Erleichterung des Auslandsverkehrs die Geltungsdauer
der Päſſe von zwei auf fünf Jahre zu erhöhen und
Familienpäſſe künftig auch für Einzelreiſen der erwachſenen
Paßinhaber zuzulaſſen.
Ernannt wurde: am 23. April 1926 der Lehrer Georg Schall=
maher
zu Mainz zum Lehrer an der Volksſchule zu Budenheim, Kreis
Mainz.
In den Ruheſtand verſetzt wurde: am 19. Juni 1926 der Lehrer
an der Volksſchule zu Wackernheim im Kreiſe Bingen, Jakob Schmelz=
eiſen
auf ſein Nachſuchen vom 1. Juli 1926 ab. In den Ruhe=
ſtandtritt
: am 1. Juli 1926 der Förſter Karl Herbert zu Stein=
bach
auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staats=
beamten
vom 2. Juli 1923/19. Dezember 1923 in Verbindung mit Art. 2
des Geſetzes über die Einſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen und
zur Aenderung des Heſſiſchen Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925.
Auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staats=
beamten
vom 2. Juli 1923/19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes
vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) iſt am 1. Mai 1926 in den dauern=
den
Ruheſtand getreten: Lehrer im einſtweiligen Ruheſtand, Johannes
Greb zu Heblos, Kreis Lauterbach. Auf Grund des 8 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923/19. Dezember
1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
iſt am 1. Juni 1926 in den Ruheſtand getreten: der Lehrer an der Volrs=
ſchule
zu Arheilgen, Kreis Darmſtadt, Heinrich Bauſch. Auf Grund
des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom
2. Juli 1923/19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Okto=
ber
1925 (Reg.=Bl. S. 249, trten am 1. Juli 1926 in den Ruheſtand: der
Lehrer an der Volksſchule zu Worms Simon Friedrich Schwartz der
Lehrer an der Volksſchule zu Stockheim, Kreis Bidingen, Friedrich
Spitznagel. Auf Grund der 88 1 und 2 des Geſetzes über die Alters=
grenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923/19. Dezember 1923 in der
Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.Bl. S. 249) tritt am
1. Juli 1996 in den endgültigen Ruheſtand, der im einſtweiligen Ruheſtand
befindliche Studienrat Albrecht Kullmann in Bensheim. Auf Grund
des 8 1. des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom
2. Juli 1923/19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Okto=
ber
1925 (Reg.=Bl. S. 249) tritt am 1. September 1926 in den Ruheſtand:
Lehrer Ph. Thomas an der Volksſchule zu Nierſtein, Kreis Oppenheim.
Erledigt ſind: Eine Stelle für einen hauptamtlichen Fortbildungs=
ſchullehrer
an der Fortbildungsſchule zu Lollar und Umgegend (Kreis
Gießen). Wohnung nicht vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen evange=
liſchen
Lehrer an der Volksſchule in Eifa, Kreis Alsfeld. Dienſtwohnung
iſt vorhanden und frei; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer=
an
der Volksſchule in Rainrod, Kreis Alsfeld. Dienſtwohnung iſt vor=
handen
.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Herrn Bibliothekar Dr. jur.
Friedrich Liſt zu Darmſtadt wurde die venia legendi für Bibliotheks=
wiſſenſchaften
einſchließlich Bibliotheksrecht an der Techmniſchen Hochſchule
Darmſtadt erteilt.
Bei der Oberfinanzkafſe werden die den Ruhegehalts= und Warte=
geldempfängern
ſowie den Hinterbliebenen für Juli 1926 zuſtehenden
Bezüge am Mittwoch, den 30. Juni, ausbezahlt.
Erwerbsloſenfürſorge und Krankenkaſſen. Die Beiträge zur Er=
werbsloſenfürſorge
betragen für den Monat Juli19263 Proz.
des jeweiligen Grundlohnes.
Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheater, Leitung Dir. Adalbert Steffter. Heute Dienstag und
täglich abends 8 Uhr wird die Operette Die Tanzgräfin von Robert
Stolz gegeben. Donnerstag, den 1. bzw. Freitag, den 2. Juli, ſind die
erſten Abonnementsvorſtellungen für die Donnerstag= bzw. Freitag=Mieter.
Als nächſtes Süück wird die bekannte Operette Die luſtige Witwe von
Franz Lehar vorbereitet. Am Sonntag, den 4. Juli, wird nachmittags
3 Uhr das Kindermärchen Hänſel und Gretel aufgeführt.
Das evangeliſche Gemeindeamt für Kirchenſteuerangelegenheiten
im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17. nimmt, wie ſeither. Einſprüche von
Steuerpflichtigen entgegen, die ſich auf Ermäßigung, Erlaß oder Stun=
dung
aus Billigkeitsgründen beziehen. Solche Einſprüche
ſind alſo nicht mehr wie bisher an die Pfarrämter oder Kirchenvorſtände
zu richten, ſondern lediglich an dieſe Dienſtſtelle, die für alle evangeliſchen
Gemeinden in Darmſtadt und Beſſungen neu eingerichket worden iſt. Sie
iſt täglich geöffnet von 812 Uhr und 36 Uhr. Man bittet, bei An=
meldungen
ſtets den Steuerzettel mitzubringen, die Friſt innerhalb
derer Einſprüche erhoben werden können, läuft mit dem 15. Juli ds. Js.
ab. Einſprüche gegen die Einſtufung ſind an das Finanzamt zu richten.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Der Meldeſchluß für die
zweitägige Wanderung in die Pfalz am 3. und 4. Juli iſt bis Mittwoch,
30. Juni, abends 6½ Uhr, verlängert worden.
Dieffenbachſcher Familientag. Ein Ehrentag war es wieder für
die Veranſtalter wie für die ganze große Familie Dieffenbach, als ſich
am Sonntag, 27 Juni, wieder deren Mitglieder an den blumengeſchmück=
ten
Tafeln des Mozartſaales zum fünften Familientag ſammelten. Der
Familienälteſte Forſtrat Dr. Dieffenbach begrüßte die Erſchienenen
herzlich. Prof. Knoll gedachte in ehrenden Worten der vier Heim=
gegangenen
des letzten Jahres und Oberlandesgerichtsrat Dieffen=
bach
brachte Neues aus der Familienforſchung und wies auf die hohe
Bedeutung dieſer Tagung hin. War doch am Morgen in mehrſtündiger
Beratung endgültig die Satzung der Vereinigung von Mitgliedern der
Familie Dieffenbach geſchaffen und damit ein feſteres Band um die
Familienzweige gelegt worden. Auch zahlreiche Grüße aus der Ferne,
aus Wien, aus Nord= und Südamerika, bewieſen das tiefe Heimweh
nach der Heimatberge Grün, und den trauten Verwandten. Den Haupt=
vortrag
hielt Geh. Regierungsrat und Schulrat Dr. Luthmer über
J. Phil. Dieffenbach und das Friedberger Intelligenzblatt, ein Bild
aus der Biedermeierzeit In freiem, feſſelndem Vortrag wußte der
Redner mit Ernſt und Humor zunächſt die Umwelt in der erſten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts erſtehen zu laſſen, um dann zu zeigen, wie
Phil. Dieffenbach nicht nur als Schulmann unter ſchwierigſten Verhält=
niſſen
ſeine Pflicht tut, ſondern auch als ſtiller Gelehrter das geiſtige
Leben Friedbergs führt und in allem, was ſonſt Gutes geſchah, ſeine
Hand hatte. Und dies ganze Bild war in fleißiger Arbeit zuſammen=
getragen
aus dem bunten Moſaik des kleinen Friedberger Intelligenz=
blattes
jener Jahre. Er ſchloß mit dem Schlußwort von Prof. Dieffen=
bachs
Geſchichte Friedbergs: Nur wenn in dem Hauſe ein ſchönes
Familienleben herrſcht, kann Kirche und Schule Tüchtiges wirken. Wenn
aber zu Hauſe kein Blick nach oben, keine Gewigſamkeit kein Fleiß, keine
Ordnung bemerkbar iſt, wenn alles nur nach Genuß ſtrebt, wenn oben
Kurzſichtigkeit und Eigennutz lenken, dann kann weder Gutes geſäet
werden, noch Blüte zutag kommen.
Waiſenſchutz. Am kommenden Sonntag, den 4. Juli, findet in
ſämtlichen Räumen des Städtiſchen Saalbaues unſer diesjähriges
Sommerfeſt ſtatt. Das Konzert wird ausgeführt von einer Abteilung
des ſtädtiſchen Orcheſters unter perſönlicher Leitung unſeres für unſere
Sache unermüdlichen M. Weber, und zwar von nachmittags 47 Uhr
und abends von 811 Uhr. Die Tanzluſtigen kommen ab 8 Uhr auf
ihre Rechnung. Bei ſchlechtem Wetter findet die Veranſtaltung in ſämt=
lichen
Räumen ſtatt. Wir machen beſonders auf unſere Tombola auf=
merkſam
. Nachſtehende Firmen haben ſich in den Dienſt der guten Sache.
geſtellt und folgende größere Gegenſtände geſtiftet: Fa. Opel=Rüſſelsheim
1 Herrenfahrad. Herdfabrik Röder 1 Gas=Bratherd, Möbelhaus Feidel
2 Peddigrohrſeſſel, Weinreſtaurant Seip 3 Fäßchen Wein 4 25 Liter,
Fa. Trier Rheinſtraße, 4 Einkochapparate, Fa. Hugo Zimmer 1 Einkoch=
apparat
, Spaniſche Weinſtube, Mathildenplatz, einige Flaſchen Wein uſw.
Siehe Anzeige in dieſem Blatte, ſowie Plakate.
Jubiläum. Frau Eliſe Anton, Hebamme, begeht am 30. Juni
ihr 40jähriges Dienſtjubiläum.

Die Oeutſche Kolonialgeſellſchaft
ſchreibt uns: Kolonialbeſitz, eine wirtſchaftliche Not=
wendigkeit
!
Deutſchland iſt im Zeitalter der Dampfmaſchine und Elektrizität
überraſchend ſchnell in die Weltwirtſchaft hineingewachſen. Es kann die
Rohſtoffe und Materialien, die es braucht, um ſeine dichte Bevölkerung
zu erhalten, nicht mehr dem heimiſchen Boden abgewinnen, iſt vielmehr
gezwungen, zur Deckung ſeines enorm geſteigerten Rohſtoffbedarfs dieſe
aus allen Teilen der Welt heranzuholen.
Allein ein Achtel der Geſamtbevölkerung ernährte ſich vor dem Welt=
kriege
mit der Verarbeitung von Baumwolle und Wolle, die elektriſche
Induſtrie, die mit an führender Stelle ſteht, kann nur durch ſtändige
Einfuhr von Kupfer und Kautſchuk beſtehen. Vieh= und Landwirtſhaft
benötigen zu ihrer hohen Entwicklung überſeeiſche Hilfsmittel in Form
von Oelkuchen, Phosphaten uſw. Gerade für Deutſchland hat der unge=
ſtörte
und billige Bezug von Rohſtoffen aller Art eine beſonders hohe
Bedeutung; er iſt eine Lebensfrage für das Unternehmertum, in glei=
cher
Weiſe für die Arbeiterſchaft. Bei unſerer jetzigen Notlage wäre
es von größter Bedeutung, wenn wir wenigſtens einen Teil der lebens=
wichtigen
Rohſtoffe ſtatt in fremder Valuta in eigener Währung beglei=
chen
könnten. Dies wäre für die Stützungn und Sicherung unſerer
Reichsmarkwährung von größter Bedeutung und würde die Gefahr einer
neuen Inflation ausſchalten.
Um das deutſche Volk voll und ganz in ſklaviſche Abhängigkeit zu
bringen, haben die Feinde uns unſerer wertvollen Kolonien beraubt,
jene Gebiete in Afrika und in der Südſee, die deutſcher Unternehmungs=
geiſt
und deutſche Gründlichkeit in jahrzehntelenger mühſamer Arbeit
erſchloſſen hat. Seit Beginn dieſes Jahrhunderts wurden unſere Kolo=
nien
in immer ſteigendem Maße ertragreich und zeigten eine Aufwärts=
bewegung
in der Produktion von Rohſtoffen, die für die Zukunft zu
den beſten Hoffnungen berechtigte. Was Deutſchland zum Wohle ſeiner
Eingeborenen in ſeinen Kolonien und zur Erſchließung und Nutzbar=
machung
des größeren Deutſchland über See geleiſtet hat, iſt für die
auswärtigen Leſer in dem der heutigen Ausgabe beigelegten Flugblatt
der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft eingehend dargelegt. Ein genaues
Studium dieſes Flugblattes kann jedem Leſer nur beſtens empfohlen
werden.
Nur wer wirtſchaftlich unabhängig iſt, iſt poli=
tiſchfrei
und ſtark
Wer will, daß Deutſchland wieder frei und ſtarr
werde, helfe den kolonialen Gedanken im deutſchen
Volke verbreiten und fördern!
Werdet Mitglied der Deutſchen Kolonialgefellſchaft, Abteilung Darmſtadt,
die den Mittelpunkt darſtellt der deutſch=kolonialen Beſtrebungen.
Die Abteilung Darmſtadt der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft, Ge=
ſchäftsſtelle
: Steinſtr. 3, Gouv.=Sekr. Dietz, iſt zu jeder Auskunft in bezug
auf Mitgliedſchaft uſw. gerne bereit. Gleichzeitig ſei darauf hingewieſen,
daß die Abteilung überall im Heſſenlande, auch in kleineren Dörfern,
wo koloniales Intereſſe vorhanden iſt, koloniale Lichtbildervorträge für
Erwachſene und Schulen zu günſtigen Bedingungen vermittelt. Für
Vereine uſw. iſt hierdunch die beſte Gelegenheit geboten, ihre Mit=
glieder
über den Wert der geraubten deutſchen Kolonien dunch Wort
und Bild von fachkundigen Kolonialdeutſche in Kenntnis zu ſetzen.

* Sonderzug nach Miltenberg und Amorbach,
veranſtaltet von der Reichsbahn.
Etwa tauſend Menſchen waren am vergangenen Sonntag dem
Rufe der Neichsbahndirektion zu einem Ausflug in das ſonnige Maintal
gefolgt, den die Reichsbahn wiederum als einen vollen Erfolg für ſich
buchen darf. Vom Wettergott begünſtigt, ging es in ſchneller Fahrt,
nachdem in Dieburg und Aſchaffenburg die letzten Mitreiſenden eine
nicht kleine Zahl aufgenommen waren, vorbei an dem hübſch gelege=
nen
Klingenberg Klein=Heubach zu. Für einen großen Teil der Fahrt=
teilnehmer
war dies der erſte Haltepunkt. Mit der Fähre ging es über
den Main und dann über die 62 Stufen (Unentwegte wollen ſie ge=
zählt
haben!) auf den Engelsberg. Die ſchöne Ausſicht belohnte reichlich
den mühſamen Aufſtieg und Franziskanermönche verabreichten gerne den
durſtigen Kehlen die Erzeugniſſe ihrer Brauerei. Auf größtenteils ſchat=
tigen
Waldwegen ging es dann über Marjahilf hinab nach dem Heidel=
berg
des Mains, nach Miltenberg. Hier hieß im Anſchluß an das
Mittageſſen Herr Bürgermeiſter Dr. Schmidt die zahlreichen Teil=
nehmer
herzlich willkommen, gleichzeitig ſeiner beſonderen Freude über
die ſtarke Teilnahme aus Wiesbaden, Mainz und Darmſtadt Ausdruck
gebend. Seine Rede klang aus in einem Hoch auf das deutſche Volk und
Vaterland. Faſt war die Zeit zu kurz zur Beſichtigung dieſes mittel=
alterlichen
Städtchens, ſeiner ſchönen Fachwerkbauten (Marktplatz und
Schnatterloch übten ihre beſondere Anziehungskraft aus, Deutſchlands
älteſtes erhaltenes Gaſthaus. Zum Rieſen war dauernd überfüllt). Wer
noch nicht müde war, beſtieg die herrlich gelegene Mildenburg, die an=
deren
begnügten ſich mit dem ſchönen Anblick ihrer Lage. Die Photo=
graphen
hatten ihre Geſchütze maſſenhaft aufgefahren. In Amorbach,
das wie Miltenberg im Feſtſchmuck prangte, emrfing die Teilnehmer der
Fahrt der anläßlich des 25. Stiftungsfeſtes des Kathol. Geſellenvereins
Amorbach veranſtaltete hiſtoriſche Feſtzug des Handwerks.
Die Abtei=Kinche (jietzt evangeliſch), ein urſprünglich romaniſcher Bau,
um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Barock= und Rokokoarchitektur
umgebaut, ließ zu Ehren der Gäſte ihre berühmte Orgel ertönen. Ewas
mehr Ruhe von ſeiten der Fahrtteilnehmer wäre vielen ſicher erwünſcht
geweſen!) Ein Gang durch den Kreuzgang der Kinhe und den Leinin=
ger
Park ſchloß ſich an. Wie in Miltenberg, ſo nahm auch hier der
Bürgermeiſter der Stadt, Herr Köhler, Gelegenheit, die Gäſte auf
das herzlichſte willkommen zu heißen. Dem alten Städtchen ſelbſt und
ſeiner reizvollen Umgebung wurde der Reſt des Tages gewidmet, und
als ſich der Zug unter den Klängen der Muſik wieder in Bewegung
ſetzte, war es vielen wohl noch zu früh. Auch in Miltenberg hatte ſich
noch ein großer Teil der Bevölkerung an der Bahn verſammelt, um
unter den Klängen Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus
den Gäſten ein letztes Lebewohl zuzuwinken.
Die überaus rege Teilnahme berechtigt zu der Hoffnung, daß es
der Reichsbahndirektion weiterhin möglich iſt, derartige Fahrten zu
veranſtalten, damit es auch den weniger Begüterten ermöglicht iſt, ſtatt
der teuren Urlaubsreiſe ab und zu ſich an den Schönheiten unſeres
Vateplandes zu erfreuen.
Der Darmſtädter Männergefangverein, Leitung: Chordirektor
Wilhelm Maher, hatte am Sonntag erſtmalig an einem Geſangswett=
ſtreit
und zwar in Marienborn bei Mainz teilgenommen. Er hat hier
bei erſtklaſſiger Konkurrenz als kleinſter Verein in der 2. Stadtklaſſe den
3. Klaſſenpreis ſowie unter 20 Konkurrenzvereinen mit 380 Geſamtpunkten
den 4. Dirigentenpreis errungen. Im Ehrenſingen war der Verein nur
einen Punkt vom 1. Ehrenpreis und einen halben Punkt vom 2 Ehren=
preis
, den Mainz=Koſtheim errang, entfernt. Den Darmſtädter Männer=
geſangverein
kann man zu dieſem Erfolg, zumal der Verein noch nie
einen Wettſtreit beſucht hat und dann gleich unter ſtarkem Feuer beſtand,
aufrichtig beglückwünſchen.
Der Sommerball der Liedertafel findet am Samstag, den 3. Juli,
abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ſtatt. Beſonders anregend für
fleißige Tänzer= und Tänzerinnen dürſten unſere zwei großen Muſik=
kapellen
, darunter eine Jazband, ſein. Die dekorierten Säle geben den
nötigen Charakter eines Sommerballes.
Fahrpläne der Kraftpoſten. Die Kraftpoſt Gießen-Krofdorf
Fellinghauſen verkehrt vom 20. Juni ab nach neuem Fahrplan. Auf
der Kraftpoſtlinie. DarmſtadtGroß=GerauOppenheimGuntersblum
wird vom 2. Juni ab die dritte Fahrt von Oppenheim nach Gunters=
blum
30 Minuten ſpäter gelegt und verkehrt ab Oppenheim Poſtamt
8 Uhr nachm. an Guntersblum Bhf. 908 Uhr nachm. Die Kraftpoſt
FeldkrückenMücke (Heſſen) iſt vom 19. Juni ab aufgehoben worden.

Zur Sondergebäudeſſeuer.
Man ſchreibt uns von juriſtiſcher Seite:
Die allgemeine Entrüſtung über dieſe Landesſteuer erweckt anſchei=
nend
das Bedürfnis zur Beſchwichtigung durch Abſchiebung der Verant=
wortung
auf das Reich und Hervorhebung der in Heſſen vom Mini=
ſterium
ermöglichten Erleichterungen. Dieſe letztere Hervorhebung muß
als zweckmäßig anerkannt werden, denn unglaubliche Unkenntnis darüber
herrſcht noch in allen Kreiſen der Steuerpflichtigen. Die Abſchiebung
aber erfordert erneuten Widerſpruch und . über die Frage der Rechts=
befugnis
des Geſamtminiſteriums zum Erlaß der V. v. 10. 3. 1926 ſchweigt
ſich das Preſſeamt in Nr. 169 des Tagblatts aus, trotz der hohen Be=
deutung
gerade dieſer Frage.
Und dieſe Frage iſt juriſtiſch unbedingt zu verneinen! Sie
iſt nicht entſchieden dadurch, daß der Heſſiſche Landtag neuerdings
einen Antrag auf Erlaß eines Geſetzes über dieſe Steuer mit Aufhebung
der genannten Verordnung abgelehnt hat. Denn dieſe Ablehnung iſt
weder ein Geſetz noch gibt ſie der Verordnung Geſetzeskraft. Ueber die
Rechtsgültigkeit der Verordnung in dritter Inſtanz alſo endgültig
zu erkennen, iſt nur berufen der Verwaltungsgerichtshof,
der in den Einzelfällen, in denen Rechtsmittel eingelegt und bis zu ihm
durchgeführt werden, darüber entſcheiden muß. Der erſte Weg hierzu iſt
der beim Finanzamt einzulegende Einſpruch gegen den Landesſteuer=
beſcheid
, wofür die Einlegungsfriſt allgemein bis zum
15. Juli d. J. verlängert iſt.
Die Verneinung der Rechtsgültigkeit der Verordnung ergibt ſich
daraus:
Das Reichsgeſetz, und zwar urſprünglich die Dritte Steuernotver=
ordnung
, dann das Geſetz über den Finanzausgleich vom 10. Auguſt 1925
88 11 und 12 bzw. das Geſetz über den Geldwertausgleich bei bebauten
Grundſtücken 88 19 in der Faſſung laut Bekanntmachung vom 1. Juni
1998, ermächtigt die Länder zur Erhebung einer Landes= und Ge=
meinde
=Sondergebäudeſteuer, ſelbſtverſtändlich nach Maßgabe ihrer Ver=
faſſung
, was für die Gemeinde=Sondergebäudeſteuer noch dadurch be=
ſonders
hervorgehoben iſt, daß die Worte beigefügt ſind: nachnähe=
rer
Beſtimmung des Landesrechts.
Das Reichsgeſetz regelt den Zweck und die Verwendung der
Steuer (nur die letztere teilweiſe in Begrenzung nach unten und oben,
teilweiſe in ſolcher nach unten), aber ohne Höchſtarenze für die
Steuer, damit in Verbindung auch die Mietzinsbildung,
wobei hervorgehoben iſt, daß außer der Steuer, der Betriebs= und In=
ſtandſetzungskoſten
, einſchl. Verwaltungskoſten, dem Eigentümer im der
Miete zur Verzinſung aufgewerteter Hypotheken und des Eigenkapitals
der Betrag verbleiben muß, mit dem eine vor dem 1. Januar 1918 ein=
getragene
, nach 8 8 Aufw.=Geſetzes aufgewertete Papiermarkhypothek im
Nennwert des Friedensgrundſtückwertes zu verzinſen wäre. Es regelt
weiter die Ermäßigungen an Steuer für Grundſtücke, die am 31. Dez.
1918 unbelaſtet oder bis 10 Prozent, 2 Prozent und 30 Prozent
belaſtet waren.
§ 8 (neue Faſſung) lautet: die nach 88 17 erforderlichen Beſtim=
mungen
erlaſſen die Landesregierungen, .. . .! Was bedeutet das?
Sicherlich nicht, daß alles Weitere den oberſten Landesbehörden.
der Staatsleitung und damit dem Heſſiſchen Geſamtminiſterium (8 37
der Heſſiſchen Verfaſſung) überlaſſen werde, alſo z. B. die Anondnung
der Höhe der Steuer, Nachprüfung der Angemeſſenheit der reichsrecht=
lichen
Ermäßigungen, ſowie Aufhebung oder Aenderung derſelben, Be=
ſtimmungen
über die Steuerſchuldner und über Unterſtützung Hilfsbe=
dürſtiger
, die eine Mieterhöhung nicht tragen können, und was alles da=
mit
zuſammenhängt. Nur oberflächliche Betrachtung könnte
Gegenteiliges herausleſen!
Ganz ausgeſchloſſen iſt ſolche Auslegung angeſichts der Vorſchriften
des Reichsgeſetzes, daß
die Länder die Sondergebäudeſteuer erheben (8 1:),
die Gemeinden nach näherer Beſtimmung des Landesrechts ſolche
erheben (8 11),
Die Länder Beſtimmung darüber treffen, ob und inwieweit land=
wirtſchaftliche
Gebäude von der Beſteuerung auszunehmen ſind (8 13,
Den Ländern überlaſſen iſt, eine ganze Reihe abweichender Be=
ſtimmungen
zu treffen, wie ſie in 8 1 Abſ. 4 (an 3 Stellen) Abſ. 6.
8 2 Abf. 1, Abſ. 2, Abf. 3, 8 4 Abſ. 3 (an 2 Stellen), Abf. 4, Abf. 5
und Abſ. 6 im einzelnen aufgeführt ſind.
In bewußtem Gegenſatz hierzu ſpricht 8 51 von Ermächtigung
Der Landesregierungen und oberſten Landesbehörden
Ganz ausgeſchloſſen iſt aber auch ſolche Auslegung angeſichts deſſen,
daß es ſich um eine Landesſteuer handelt und die heſſ. Verfafſung einer=
ſeits
in Art. 7 ff. allgemeine Regeln über Geſetze gibt, die, bei der
Verordnung vom 10. März 1926 nicht gewahrt ſind, andrerſeits im Art. 53
beſtimmt, daß Landesſteuern und ſonſtige Auflagen nur mit Zu=
ſtimmung
des Landtags erhoben werden können.
Es iſt übrigens auch gar nicht denkbar, daß angeſichts aller
dieſer Vorſchriften einem Landesminiſterium reichsrechtlich trotzdem über=
laſſen
worden ſein ſollte und könnte: nach ſeinem Ermeſſen ohne
die verfaſſungsmäßigen Garantien die Höhe der Steuer feſtzu=
ſetzen
, ebenſo die reichsrechtlich vorgeſehenen Ermä=
ßigungen
zu mißbilligen und deshalb zu beſchränken
(wie in den in Nr. 135 aufgeführten Beiſpielen deutlich geſagt von
M. 316 auf M. 800, bon M. 477 auf M. 800 von 836 aufM. 800.
von M. 795 auf M. 140011!). Andererſeits iſt aber auch ſogar wohk
zu beſtreiten, daß das Miniſterium weitere Ermäßigungen einführen kann,
die geſetzlich nicht vorgeſehen ſind.
Hat das Geſamtminiſterium nach alledem ohne geſetzliche Unterlage
und gegengeſetzliche Vorſchriften gehandelt, ſo iſt die V. v. 10. März
1936 rechtsunwirkſam und von dem zuſtändigen Spruchgericht
aufzuheben, auch demnächſt die auf dieſem Wege eingetriebene Steuer
denen, die dieſe Entſcheidung im Rechtsmittelwege herbeigeführt haben
werden, zu erſtatten.*)
*) Auch in Württemberg und Baden hat die Regelung der Steues
durch Geſetz Platz gegriffen. (Anm. der Schriftleitg.)

Der Bund der Kaufmannsjugend im D. H. V. hielt am 26. und
R. Juni ſeine Sonnenwendfeier in der Nähe ſeines Landheims ab. Ueber
drei Meter hoch war das gewaltige Feuer. Der Redner ſprach von Einig=
keit
, Recht und Freiheit und betonte, daß es Pflicht eines jeden iſt ſich
geiſtig und körperlich wehrhaft zu machen, daß er ſein Teil für den Frei=
heitskampf
ſeines Volkes beitragen kann. Sonnenwendſpnüche und
Lieder verſchönten die Feier. Geſchlafen wurde in einer Scheune in
Waſchenbach.
Städtiſches Orcheſter. Das für Donnerstag geplante Saalbau=
Konzert muß wegen dienſtlicher Verhinderung des Orcheſters auf Mitt=
woch
, den 30. Juni, abends 8 Uhr, verlegt werden. Wie ſchon erwähnt,
iſt für dieſen Abend ein Programm beſonderer Art vorgeſehen, in dem
die Entwicklung des Marſches für Militärmuſik durch das Städtiſche
Orcheſter, das an dieſem Abend in der Zuſammenſetzung als Blasmuſik
auftritt vorgeführt werden. Bei der Beliebtheit, beſonders der hiſtori=
ſchen
Märſche wird der Abend ſicher eine beſondere Anziehungskraft aus=
üben
. Näheres ſiehe Anzeige.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Bierunter erſcheinenden Nolizen ſind aueſchlleßllc ale Hinweiſe auf Anzelgen iu betract
in kelnem Falle irgendwie ale Beſbrechung oder Kritdl.
Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Heute abend
ſpricht im Perkeo, Alexanderſtraße 14, Volksſchullehrer Ringshauſen
Offenbach über Weltkapital und Arbeitsloſigkeit‟!. Näheres ſiehe geſtrige
Anzeige.)
Tageskalender für Dienstag, den 29. Juni 1988.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus.
abends 8 Uhr: Die Tanzgräfin. Orpheum: Geſchloſſen.
Verein für Volksbildung abends 8 Uhr, Beſſunger
Bücherhalle, Beſſunger Straße 48: Hauptverſammlung Nat.=
Soz. Deutſche Arbeiterpartei, abends 8½4 Uhr, im
Perkeo, Alexanderſtraße 14: Vortrag von Volksſchullehrer Rings=
hauſen
=Offenbach über Weltkapital und Arbeitsloſigkeit.
Schmitz, Rheinſtraße 50: Unterhaltungsmuſik. Kinovor=
ſtellungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

(Venn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen! Auch dauon,
daß ihm durch Zerbrechen oder Auslaufen einer Mundwasser-
flasche
die Wäsche verdorben oder unerwünscht parfümiert‟
worden ist, daß ihm durch ein Stück schmieriger Rasier- oder
A1 de Mefde
Toilettenseife wichtige Schriftstücke zerweicht sind, oder daß eine
Dose Schuhcreme aufgegangen und ein schönes, weißes, Kleidungsstück total ruiniert hat. Wer sich diesen Gefahren nicht aussetzen will, verwende
auf der Beise ausschließlich die praktische und im Gebrauch saubere, unzerbrechliche Tuben-Packung, In Frage kommen hauptsächlich folgende
Artikel des täglichen Bedarfs: Zur Pflege des Mundes und der Zähne außer der Chlorodont-Zahnbürste die herrlich erfrischende Chlorodont-
Zahnpaste, 1½ Tube 1 M., ½½. Tube 60 Pfg. Zur Pflege der Haut und des Gesichts die edelste der Parfüm-Cremes, Creme Leodor als kühlende E
und heilende Lreme gesen Sonnenbrand, ½/, Tube 1.20 M., ſ. Tube 75 Pfg. Zum Rasieren und Waschen die haarerweichende Rasierseife Leosira, zu-
gleich
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für jomaligen Gebrauch ausreichend.

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Seite 6

Dienstag, den 29. Juni 1926

Nummer 128

Sechſte Jahresſitzung
der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt
am 25. Juni 1926.
Die Kommiſſion für Geſetzgebung, Steuer und Zollweſen der Kam=
mer
hat ſich gegen die von der Stadt Darmſtadt beabſichtigte Er=
höhung
der Grundſteuer ausgeſprochen. Unter den heutigen
ſchweren wirtſchaftlichen Verhältniſſen muß jede Steuererhöhung mög=
lichſt
unterbleiben. Bezüglich der Sonderſteuer vom bebau=
ten
Grundbeſitz war ein gemeinſchaftliches Vorgehen der Indu=
ſtrie
= und Handelskammern angeregt worden. Wenn auch für das lau=
fende
Rechnungsjahr grundſätzlich an der Sonderſteuer nichts mehr ge=
ändert
werden ſoll, ſo iſt doch zu verlangen, daß die dem reichsgeſetzlichen
Rahmen nicht entſprechenden Vorſchriften der Heſſiſchen Verordnung
hinſichtlich Ermäßigung der Sonderſteuer auf das in anderen deutſchen
Ländern übliche Maß ausgedehnt werden.
Zu dem Entwurf eines Spiritus=Monopol= Ge=
ſetzes
, wie er nunmehr neu vorliegt, haben die Heſſiſchen Induſtrie=
und Handelskammern Stellung genommen. Der neue Entwurf ent=
ſpricht
nicht den auf ihn geſetzten Erwartungen. Eine befriedigende
Regelung der Abfindungsbrennereien iſt in ihm zu vermiſſen. Der Ent=
wurf
müßte hier eine grundſätzlich anders geartete Regelung vorſehen.
Auf die unter Führung der Provinzialdirektion Starkenburg ſtehen=
den
Beſtrebungen, eine rationelle einheitliche Gasver=
ſorgung
des heſſiſchen Wirtſchaftsgebietes durchzu=
führen
, wurde mit Nachdruck hingewieſen. Es herrſchte Uebereinſtim=
mung
darüber, daß dieſe Beſtrebungen in jeder Weiſe zu fördern ſind,
um ſowohl der Wirtſchaft, wie auch den Haushaltungen möglichſt preis=
wertes
Gas zur Verfügung zu ſtellen.
Bei der letzten Sitzung des Vereins zur Wahrung der
Rheinſchiffahrtsintereſſen in Wiesbaden war die Kammer
vertreten. In der Hauptſache gelangten Fragen zur Verhandlung, die
Erleichterungen für das notleidende Schiffahrsgewerbe anſtreben. An
dem 58. Verbandtstag der Erwerbs= und Wirtſchafts=
Genoſſenſchaften der Provinzen Starkenburg und
Oberheſſen in Groß=Gerau nahm die Kammer in der Perſon eines
Vorſtandsmitgliedes teil.
Den Beſtrebungen der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern iſt
es gelungen, eine Anweiſung des Heſſiſchen Miniſteriums der Juſtiz
dahingehend zu erhalten, daß ſowohl den Kammern als auch den Aus=
kunfteien
Auszüge aus den amtlichen Schuldnerver=
zeichniſſen
gegen Erſtattung der Selbſtkoſten des Gerichts zur Ver=
fügung
geſtellt werden. In dankenswerter Weiſe hat ſich die Oberpoſt=
direktion
Darmſtadt auf eine Anregung der Kammer bereit erklärt, in
der Leerung des Nachtbriefkaſtens am Hauptpoſtamt in
Darmſtadt eine weſentliche Verbeſſerung eintreten zu laſſen. Weiter
wurde eine Aenderung des bisher unvollkommenen
Verfahrens der Aufgabe von Telegrammen zur
Nachtzeit am Hauptpoſtamt Darmſtadt erzielt. Jür
Sandbach i. O. wurde erreicht, daß die bisherige Poſthilfsſtelle in eine
Poſtagentur umgewandelt wurde. Den Beſtrebungen, in Ar=
heilgen
eine zweite Ortsbeſtellung einzuführen, bereitet
die Poſtverwaltung leider noch Schwierigkeiten.
In Gemeinſchaft mit den fünf ſüdheſſiſchen Induſtrie= und Handels=
kammern
hat der Heſſiſche Verkehrsverband, Vorort Darmſtadt, einen
eingehend begründeten, im Druck erſchienenen Antrag auf Ver=
mehrung
der B. P.=Verbindungen in Süddeutſchland
geſtellt. Weitere wichtige Fahrplanwünſche des Bezirkes gelang=
ten
auf der Tagung des Fahrplanausſchuſſes des Deutſchen Induſtrie=
und Handelstags in Leipzig zur Verhandlung.
Der Bezug der Mittel zur Heu= und Sauerwurm=
bekämpfung
, wozu den Winzern Zuſchüſſe ſeitens der Regierung
gewährt werden, iſt dahin geregelt, daß der ortsanſäſſige Einzelhandel
hierbei nicht ausgeſchaltet wird.
Ueber die letzte Vertreterbeſprechung der Heſſiſchen
Induſtrie= und Handelskammern in Bad=Nauheim
wurde Bericht erſtattet. Auf der letzten Tagung des Verkehrs=
ausſchuſſes
des Deutſchen Induſtrie= und Handels=
tags
war die Kammer vertreten. Im Mittelpunkt dieſer Verhandlungen

ſtand, die Frage der Entwicklung des Luftfrachtver=
kehrs
, der in außerdeutſchen Ländern bereits großen Umfang ange=
nommen
hat und deſſen weiterer Ausbau auch im Deutſchen Reich zu
fördern iſt. Die Beſtrebungen, für den Berufsreiſeverkehr
Erleichterungen zu ſchaffen, ſollen trotz leider noch ablehnender Haltung
der Reichsbahn fortgeſetzt werden.
Ueber das Thema Finanzwirtſchaft der Kreiſe wurde
eingehend berichtet. Es wurde hiebei darauf hingewieſen, daß in manchen
Kreiſen, namentlich im Kreiſe Darmſtadt, bei der Aufſtellung des
Kreisvoranſchlags nicht die unbedingt erforderliche Rückſicht
auf die ſchwere Notlage der Wirtſchaft genommen ſei. Obwohl die Ueber=
ſichtlichkeit
der finanziellen Entwicklung in der Zeit unmittelbar nach
der Inflation behoben ſei, betreibe man hier nach wie vor eine
Theſaurierungspolitik, die in divektem Widerſpruch mit der wirtſchaft=
lichen
Lage ſtände. Das Rechnungsjahr 1924 habe im Kreiſe Darmſtadt
bei einer Geſamtausgabe von 653 802,92 Mk. einen baren Ueberſchuß
von 367 762,95 Mk. ergeben, was klar beweiſe, daß die Steuererhebung
in 1924 weſentlich zu hoch geweſen ſei; hieraus ſolle jedoch den maß=
gebenden
Stellen mit Rückſicht auf die unſicheren Verhältniſſe ein Vor=
wurf
nicht gemacht werden. Statt nun aber den Ueberſchuß aus 1924
zu einer Herabminderung der Steuerlaſten zu benützen, habe man von
ihm einen Betrag von 150 000 Mk. als bares Betriebskapital ausge=
ſchieden
, ihn aber weder in die Einnahme= und Ausgabe=Rechnung noch
in die Vermögens=Rechnung eingeſtellt, was außerordentlich bedenklich
erſcheine. In früheren Jahren habe man das Betriebskapital niemals
mit mehr als 3040 000 Mk. vorgeſehen, in den Jahren 1916 und in
1918 gar nur mit 13000 Mk.. In 1925 habe man ſich mit einem Betriebs=
ſtock
von 40 000 Mk. begnügt. Außerdem iſt nunmehr noch ein Ausgleich=
fonds
mit 100 000 Mk. bedacht worden, der allerdings zu etwa der Hälfte
für die Deckung des Fehlbetrags herangezogen wird. Alles in Allem
ergibt ſich im Kreiſe Darmſtadt ein bares Reſerve= und Betriebskapital
für das laufende Jahr von nicht weniger als 204 000 Mk. Auch die
Landwirtſchaftskammer ſowie die Handwerkskammer für Heſſen teilen die
Auffaſſung der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt, daß unter den
obwaltenden Umſtänden eine Genehmigung des Voranſchlags durch das
Miniſterium des Innern nicht in Frage kommen kann.
Ein eingehender aufſchlußreicher Bericht wurde über die Tagung
des Hauptausſchuſſes des Deutſchen Induſtrie= und
Handelstags in Leipzig und Plauen erſtattet, in deren
Mittelpunkt die Frage der zukünftigen Geſtaltung der Erwerbs=
loſenverſicherung
ſtand. Einhellig war man der Auffaſſung, daß
bei dieſer Neuregelung die vielfach bisher beobachteten Mängel des Ver=
fahrens
und deren Folgewirkungen beſeitigt werden müßten.
Wie im vergangenen Jahre, ſo ſoll auch im Jahre 1926 eine aus=
wärtige
Handelskammertagung ſtattfinden, um auch an=
deren
Teilen des Bezirkes Gelegenheit zu unmittelbarer Fühlungnahme
mit der Kammer zu geben. Als Tagungsort wurde Bensheim
a. d. B. vorgeſehen, als Zeitpunkt Anfang September. Die Tagung
wird erwünſchte Gelegenheit bieten, beſonders für die Bergſtraße wich=
tige
Fragen in den Vordergrund der Beratungen zu ſtellen.

Auswanderung nach Nordamerika. Wie wir hören, werden, be=
ginnend
mit dem 1. Juli ds. Js., amerikaniſche Einwanderungs= Sicht=
vermerke
für unſeren Diſtrikt nur noch von dem amerikaniſchen Kon=
ſulat
in Köln erteilt. Anträge auf Erteilung eines amerikaniſchen
Einwanderungs=Sichtvermerks ſind jedoch nach wie vor dem amerika=
niſchen
Konſulat in Frankfurt a. M. einzureichen. Die für deutſche
Auswanderer nach den Vereinigten Staaten bisher notwendige ärztliche
Unterſuchung durch einen deutſchen Amtsarzt iſt nicht mehr erforderlich,
da die ärztliche Unterſuchung koſtenfrei im Kölner amerikaniſchen Kon=
ſulat
erfolgt, woſelbſt über die Zulaſſungsfähigkeit der Auswanderer in
die Vereinigten Staaten gleich bei Ausſtellung des Sichtvermerks ent=
ſchieden
wird. Weitere Auskünfte ſind erhältlich bei der Vertretung der
Hamburg=Amerika=Linie, Adolph Rady, hier Zimmerſtraße 1.
Organiſation der Beſitzer von öſterreichiſchen und jugoſlawiſchen
Forderungen. Zum Schutze der bedrohten Intereſſen der Beſitzer von
öſterreichiſchen und jugoſlawiſchen Forderungen wurde beim Inter=
nationalen
Schutzverband für Kreditoren und Aktionäre in Wien I,
Landskrongaſſe 1, eine eigene Sektion gebildet. Alle Intereſſenten werden
aufgefordert, ſich zu dieſem Behufe unter Mitteilung ihres Beſitzes bis
ſpäteſtens 15. Juli I. J. anzumelden.

Sonderzug zur Wartburg nach Eiſenach.
Die Wartburg bei Eiſenach iſt ein Symbol für das ganze deutſche
Volk, einerlei auf welcher religiöſen oder politiſchen Seite es ſteht. Mit=
ten
im Thüringer Wald auf ſteiler, faſt 400 Meter hohen Kuppel liegt
ſie. Einſt Reſidenz der Landgrafen von Thüringen, iſt über ihr der
Zauber des deutſchen Mittelalters, wo die Edelſten und Beſten ſich im
Sängerkrieg maßen, wo jene, lieblichſte Geſtalt des deutſchen Mittel=
alters
, die heilige Eliſabeth von Thüringen, ſelbſtlos und ſich ſelbſt treu,
das Werk mithelfender Nächſtenliebe ausübte, wo auf der Schwelle der
Neuzeit unter dem Namen Junker Jörg Martin Luther Zuflucht und
ungeſtörte Arbeitsſtätte fand. Heute Wallfahrtsort für jeden. Der eine
geht den Spuren St. Eliſabeths nach, im andern weckt die Geſtalt Mar=
tin
Luthers Erinnerungen religiöſer Erhebung. Ein Symbol deutſcher
Einheit, trotz aller Zerriſſenheit, wie es der große Schweizer Kanonikus
Meyerberg zutreffend genannt hat. Kein Wunder, daß der Vergangen=
heit
ſuchende König Ludwig II. von Bahern, den Ehrgeiz hatte, die
Wartburg auf bayeriſchen Boden auf die Abhänge der Alpen zu ver=
pflanzen
. Sein Märchenſchloß Neu=Schwanſtein ſollte die Wiedergeburt
der Wartburg ſein. Zur Wartburg geht der für den 4. Juli durch die
Reichsbahndirektion Mainz veranſtaltete Sonderzug. Hin zu den Fres=
ken
von Moritz von Schwind, der die zarte Poeſie mittelalterlichen Den=
kens
mit der kräftigen Linienführung unſerer Zeit zu vereinen wußte,
hin zu der Stelle, wo die allgemeine deutſche Burſchenſchaft vor mehr
als 100 Jahren deutſcher Freiheit Ausdruck gab. Hin vom Mittelrhein
nach Mitteldeutſchland. Schon die Fahrt, die beizeiten von Wiesbaden,
Mainz und Darmſtadt ausgeht, iſt ein Genuß. Vom Maintal das Kin=
zigtal
aufwärts, links den Vogelsberg, rechts die Rhön, hinauf auf Fulda
zu, wo der deutſche Kulturbringer Bonifazius ruht, über Fritzlar, das
deutſches Altertum atmet, zur Mündung der Neſſe in die Hörſel: Zum
Thüringer Wald!
Spätgotiſche, ja ſpätromantiſche Kirchen bieten dem Freund der Ver=
gangenheit
Gelegenheit zum Nachdenken. Eine ungemein reizvolle Um=
gebung
lockt, und raſch iſt die Wartburg erſtiegen. Ueber die Zugbrücke
und den Torturm gehts ins Ritterhaus, wo der Nürnberger Humaniſt
Willibald Pirkheimer, wo Martin Luther uns entgegentreten, hinüber
durch die Torhalle zum Landgrafenhaus mit der mit herrlichen Moſaiken
gezierten Kemenate von St. Eliſabeth. Einzig ſchön der Sängerſaal,
von dem aus die Landſchaft unvergleichlich ſich darbietet. Kann in
einem Tag mehr geboten werden für den, der aus der reichen Vergangen=
heit
des Mittelrheins kommt, der im bequemen Wagen in Schnellzugs=
geſchwindigkeit
von Flußtal zu Flußtal eilt, dem Eiſenach gern Will=
kommen
und Verpflegung bietet, dem Märchen und lebendige Vergan=
genheit
dieſer deutſcheſten Burg Erholung bedeutet? Drum auf zur
Wartburg! Näheres erſichtlich aus den Plakaten an den Bahnhöfen und
im Anzeigenteil der Zeitungen. Fahrkarten werden bei den Fahrkarten=
ausgaben
ſowie bei den Reiſe= und Verkehrsbureaus verabfolgt.

Aufwertungskalender. Nach Art. 38 der Durchführungsverord=
nung
zum Aufwertungsgeſetz ſind die Zinſen von Induſtrieobligationen
und verwandten Schuldverſchreibungen für das Jahr 1926 am 1. Juli
1926 fällig und zahlbar.
Nächſte Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
1. BremenNew York: D. Yorck, Kap. Miltzlaff, ab Bremerhaven am
30. Juni. D. Preſident Rooſevelt (United States Lines) ab Bremer=
haven
am 30. Juni. D. München Kap. Wittſtein, ab Bremerhaven
7. Juli. D. Bremen Kap. R. Wurpts, ab Bremerhaven 14. Juli.
D. Preſident Harding (United States Lines) ab Bremerhaven 14. Juli.
D. Republic (United States Lines) ab Bremerhaven 20. Juli.
2. Bremen-Philadelphia-Baltimore-Norfolk: D. Hannover Kap.
E. Tonne, ab Bremen 14. Juli. 3. BremenCuba: D. Riol ab Bremen
27. Juni. 4. Bremen-Braſilien: D. Anatolia ab Bremen 12. Juli.
D. Eiſenach, Kap. C. Kühlken ab Bremen 16. Juli. 5. BremenLa
Plata: D. Köln, Kap. H. v. Thülen, ab Bremerhaven 10. Juli. D.
Madrid, Kap. Block, ab Bremerhaven 31. Juli. 6. BremenOſtaſien:
D. Fürſt Bülow ab Bremen 30. Juni. D. Oldenburg ab Bremen
3. Juli. D. City of Pekin ab Bremen 10. Juli. D. Göttingen, Kap.
Hurtzig, ab Bremen 14. Juli. D. Trier, Kap. Jachens, ab Bremen
17. Juli. 7. BremenAuſtralien 10. Juli. D. Weſtfalen, Kap. Iſeke,
ab Bremen 10. Juli. D. Hamburg ab Bremen 20. Juli. D. * *
b Bremen 31. Juli. Mitgeteilt vom Vertreter Anton Fiſcher, Darmſtadt,

Statt Karien.

Die glückliche Geburt eines
Sonntagsjungen zeigen hoch=
erfreut
an
Franz Müller, Wenckſtr. 36
u. Frau Guſtel, z. 3. Klinik
Dr. Wolff, Riedeſelſtraße.

Darmſtadt, 27. Juni 1926. (*1694:

Eccccccc6 +2-2-22322-

In treuer Pflichterfüllung begeht am U
30. Juni Frau Eliſe Anton, Heb=

amme zu Darmſtadt, ihr

40jähriges Dienſtſubiläum.

Herzliche Gratulation
Hebammen=Verein Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Juni 1926. (9454

Dsssssatererseree

Todeg=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die ſchmeizliche
Mitteilung, daß unſere liebe Toch=
ter
, Schweſter und Nichte

heute im 21. Lebensjahre plötzlich
und unerwartet verſchieden iſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
W. Karp
Geometer u. Bürgermeiſterei=
Oberſekretär.
Groß-Zimmern, Darmſtadt, den 28. Jun
1926.
(*16959
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 30. Juni, nachmittags 3 Uhr,
ſtatt

Dankſagung.
Allen Oenjenigen, die an
unſerem ſchweren Verluſie ſo
innig teilnahmen, unſern auf=
richtigſiten
Dank.
Familie Georg Riethmüller
Schwanenftr. 8. (9426

Am Freitag, den 25. Juni ent=
ſchlief
ſanft unſer liebes Mutterle
Frau
Magdalene Holdenreuter
Witwe
im Alter von 86 Jahren.
Die Einäſcherung erfolgte auf
Wunſch der Entſchlafenen in aller
Stille am 28. d. Mts. im Krema=
torium
zu Darmſtadt.
Von Beileidsbezeugungen bit=
ten
wir abzuſehen.
Curt Gebhardt
Dora Gebhardt, geb. Holden=
reuter
.
(*16852
Eberſtadt, den 29. Juni 1926.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang unſe=
res
lieben Entſchlafenen
Auguſt Wolf
ſagen wir Allen unſeren innigſten
Dank, insbeſondere Herrn Pfarrer
Vogel für die troſtreichen Worte am
Grabe, ferner danken wir den Kame=
raden
der freiwilligen und Berufs=
Feuerwehr, der Generaldirektion
und dem techniſchen Perſonal des
Landestheaters, ſowie für die vielen
Blumenſpenden.
(*16892
Die tieftrauernd. Hinterbliebenen.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden unſerer
teuren Entſchlafenen
Frau
Kath. Naas Wtw.
geb. Schwarz
ſagen wir Allen, beſonders Herrn
Pfarrer Lautenſchläger, für die troſt=
ſpendenden
Worte und dem Invaliden=
bund
für die Kranzſpende innigſten
Dank.
(*16882
Die trauernden Hinterbliebenen.

Schreibmaſchinen zu vermieten
Heinrich Lautz, Rheinſtraß
Telephon 111 und 112. (9139=

Statt beſonderer Anzeige
Nach langem ſchweren Leiden entſchlief
heute nacht mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Bruder, Schwiegerſohn und Schwager
der ehem. Königl. preuß. Oberſt a. D.
Pnot Schnenhate
Ritter des Hausordens von Hobenzollern mit Schwertern
und anderer hoher Orden
I. Präſident der Kriegerkameradſchaft Hafſia
In tiefer Trauer:
Caroline Schliephake, geb. Otto
Dr. ing. Otto Schliephake
Marie Hein, geb. Schliephake
Erika Schliephake, geb. Heil
Dr. med. Ernſt Hein
und zwei Enkelkinder.
Darmſtadt, den 28. Juni 1926.
Die Beiſetzung findet am Mittwoch, den 30. Juni 1926,
nachmittags 4 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs
aus ſtatt.
(9455

KTRn

Heute Nacht entſchlief nach
langem, mit großer Geduld er=
tragenem
Leiden
der erſte Präſident der Krieger=
kameradſchaft
Haſſia
Herrsberſta d. Schliephake
Vor Jahresfriſt an die Spitze
des Verbandes berufen, hat der
Verſtorbene in ſeltener Hingebung
ſich die Pflege des Kriegervereins=
weſensangelegen
ſein laſſen Seine
perſönliche Liebenswürdigkeit und
echt kameradſchaftliche Geſinnung
ſicherten ihm die Zuneigung aller
Kameraden. Die Kriegerkamerad=
ſchaft
Haſſia beklagt aufs tiefſte
den allzufrühen Heimgang ihres
Führers. Sie wird ihm über das
Grab hinaus ein treues Gedenken
(9466
bewahren.
Das Präſidium
der Kriegerkameradſchaft Hafſia

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Nummer 128

Dienstag, den 29. Juni 1926

Seite 7

Aus Heſſen.
Der 6. Jugendfeiertag in Eberſiadt.
H. Einen ſchönen Verlauf nahm der 6. Jugendfeiertag,
ber von der hieſigen Schule am Samstag gefeiert wurde. Der Schul=
unterricht
war an dieſem Tage ausgefallen. Bei günſtigem Wetter ſetzte
ſich pünktlich um 3 Uhr vom Schulhofe aus ein langer Feſtzug.
in Bewegung, eröffnet durch eine von Schülern und Schülerinnen ge=
bildete
Nadfahrerabteilung, die mit ihren hübſchgeſchmückten Rädern
einen überaus farbenfreudigen Anblick bot, und, begleitet durch unſere
einheimiſche, rühmlichſt bekannte Muſikkapelle Edelweiß, ihr voran
die ſchneidige Spielmannſchaft der der Turngeſellſchaft. Der Feſtzug
mit ſeiner vielköpfigen blumengeſchmückten und fähnchentragenden
Kinderſchar bot ein gar liebliches und reizendes Bild. In den Orts=
ſtraßen
, die der Feſtzug paſſierte, bildete die Bevölkerung Spalier, um
ſich den ſchönen Anblick des Feſtzuges nicht entgehen zu laſſen. Auf dem
ſchattigen Feſtplatz im Walde angekommen, brachten die oberen Schuil=
klaſſen
, dirigiert von dem Leiter der Schule, Rektor Vogel, als Be=
gmißung
das Lied: Es klingt ein heller Klang zum Vortrag, worauf
Herr Lehrer Pörtner die Feſtanſprache hielt. Der Redner begrüßte
im Rahmen des Lehrerkellegiums die Kinder, Eltern, und Feſtteilnehmer,
die den großen Platz dicht füllten, mit herzlichen Worten, auch des
Dankes.
Reigen turneriſche Vorführungen, Spiele und Wettkämpfe auf den
beiden Sportplätzen ſowie Geſangsvorträge und Beluſtigungen am
Kletterbaum wechſelten in bunter Reihenfolge mit Muſikvorträgen der
Kapelle und der Spielmannſchaft ab, ſodaß die wenigen Stunden, in
denen ſo vieles zu ſehen war, nur allzu raſch dahinſchwanden. Die
Kinder erhielten auch dieſes Jahr wieder die von der Gemeinde geſtiftete
Johannisbrezel, die ihnen große Freude bereitete. Um 7 Uhr wurde
unter klingendem Spiel der Heimmarſch angetreten. Auf dem Schulhofe
löſte ſich der Feſtzug auf. Der ſchöne Tag war ein Ehrentag für die
Schuile und wird den Kindern unvergeßlich bleiben.
Der Schwanenſaal vereinte am Abend die Lehrerſchaft, Schulvorſtand
und Gemeindevertretung zu einem zwangloſen Zuſammenſein, das die
Teilnehmer bei Tanz und angenehmer Unterhaltung, wozu die Lehrer
Burhenne und Böſand durch humorvolle Vorträge beſonders bei=
ſteuerten
, bis nach Mitternacht feſthielt.

* Griesheim, 26. Juni. Entſprechend dem Gemeinderatsbeſchluß vom
21. d. M. begab ſich am Dienstag die zur Beſichtigung der vom Kreis=
amt
Groß=Gerau offenliegenden Pläne für die Erbauung der elektriſchen
Straßenbahn DarmſtadtGriesheim beſtimmte Kommiſſion nach Groß=
Gerau. Die Kommiſſion ſand gegen die offenliegenden Pläne an ſich
michts einzuwenden, nur machte ſie Vorbehalte wegen Errichtung der
Wagenhalle, die bekanntlich auf dem Gelände zwiſchen der Neue Darm=
ſtädter
und Jahnſtraße errichtet werden ſoll und Weiterführung der Bahn
bis zur Bürgermeiſterei, die von den zuſtändigen Stellen noch nicht ge=
nehmigt
iſt. Eine Verzögerung der Arbeiten wird dadurch nicht herbei=
geführt
, vielmehr hat die Heag mit dem Umbau des Schienengleiſes
bereits begonnen, ſodaß zu erwarten iſt, daß die Strecke in kurzer Zeit
bereits dem Verkehr übergeben werden kann. Vom 28. Juni bis 1. Juli
finden auf dem hieſigen Truppenübungsplatz täglich vormittags von 5 bis
11 Uhr und nachmittags von 36 Uhr Artillerie=Scharfſchießübungen
ſtatt. Die Maul= und Klauenſeuche iſt hier immer noch in der Zu=
nahme
beariffen, bis jetzt ſind 47 Fälle angemeldet. Meiſt handelt es
ſich um Kleinvieh.
* Eberſtadt, 28. Juni. Verſteigerung von Pfändern.
Alle für die hieſige Gemeindekaſſe aufgenommenen Pfänder für rück=
ſtändige
Gemeindeſonderſteuer, Waſſergeld, Holzgeld uſw. werden am
kommenden Dienstag auf dem Rathauſe verſteigert, wenn bis zu dem
genannten Termin nicht reſtlos bezahlt worden iſt.
* Eberſtadt, 28. Juni. Turnvereinsjubiläum. Die
offizielle Jubiläumsſitzung des Turnvereins 1876 E. V. findet am Sams=
tag
, den 3. Juli, ſtatt. Damit verbunden iſt die Ehrung verdienter Mit=
glieder
. Fir den 4. Juli iſt u. a. ein Feſtgottesdienſt und eine Ge=
dächtnisfeier
auf dem Friedhof vorgeſehen.
* Pfungſtadt, 28. Juni. Züchtererfolg. Auf der großen deut=
ſchen
Hundeausſtellung in Berlin erhielt die braunrote Dobermann=
hündin
Bajadere vom Zinsgut (Züchter Ludwig Geißlinger) den 1.
Preis ihrer Klaſſe und den deutſchen Siegertitel. Unfall. Auf
der Bickenbacherſtraße, unweit der Torfgrube, verunglückte durch zu
ſcharfes Bremſen ein Motorradfahrer aus Frankfurt. Er erlitt einen
Bruch des Unterſchenkels und Handverletzungen. Die Samariterkolonne
und Herr Dr. Breidenbach leiſteten die erſte Hilfe.
* Ober=Ramſtadt, 26. Juni. Ein Kultur= und Lehrfilm, betitelt
Die Maggiwerke in Singen a. Hohentwiel wurde Samstag abend im
Saalbau Suppes gezeigt. Er bot eine klare Ueberſicht über die groß=
artigen
Einrichtungen einer der größten Nahrungsmittelwerke Deutſch=
landes
. Die Zahl der Erwerbsloſen betrug am Wochenende rund 230,
ſie iſt daher gegen die Vorwoche etwas zurückgegangen.
r. Babenhauſen, 26. Juni. Verſetzung. Einen recht herben
Verluſt erleidet die hieſige katholiſche Gemeinde durch die Verſetzung
des Herrn Kaplans Enſinger nach Darmſtadt an die Pfarrei
St. Ludwig. In der kurzen Zeit ſeines Hierſeins hat er ſehr ſegens=
reich
gewirkt, ſo daß die Gemeinde in ihm einen eifrigen und ſchaffens=
freudigen
Seelſorger verliert. Durch ſeinen geraden Charakter, ver=
bunden
mit einem liebenswürdigen Weſen, ein Mann ohne Furcht und
Tadel, war er von allen geehrt und geachtet. Als Prieſter machte er
ſeinem Stande Ehre. Die Schaffung einer Bibliothek, die ſich ſchon in
dem erſten Jahre ſeiner Tätigkeit auf zweihundert gediegene Bücher
belief, ſichert ihm ein dauerndes Andenken.
* König i. O., 28. Juni. Am Samstag wurde hier im Schloſſe das
Offizier=Familienheim des Deutſchen Offizierbundes eröffnet. S. D. der
Erbprinz hat in hochherziger Weiſe alle verfügbaren Räume des
Schloſſes dem D.O.B. für dieſen Zweck zur Verfügung geſtellt, um deſſen
mindenbemittelten Mitgliedern einen Kur= und Sommeraufenthalt zu er=
möglichen
. Der D.O.B. iſt eine Vereinigung der Offiziere, der alten
Armee, die bezweckt, ihre Mitglieder auf wirtſchaftlichem Gebiet zu ver=
treten
, ihnen zu helfen, ſie zu fördern und zu unterſtützen.
Hirſchhorn, 27. Juni. Waſſerſtand des Neckars. Am
26. Juni: 1,47 Meter; am 27. Juni: 1,40 Meter.
* Jugenheim a. d. B., 27. Juni. Heimatſchutz. Man ſchreibt
uns: Die Wegweiſer für unſere herrlichen Spazierwege werden eben
neu geſtrichen und beſchriftet. Das Forſtamt erwirbt ſich damit ein
großes Verdienſt um unſeren Kurort. Aber könnte nicht auch der
Heimatſchutz zu ſeinem Rechte kommen?. So könnte der alte heimatliche
Name für Melibokus, Malchenberg, wieder in den Aufſchriften erſchei=
nen
, wie dies im Odenwaldführer eingeführt iſt. Der Meliboeus des
Ptolemäus iſt der Brocken im Harz. Unſere Wetterregel lautet: Der
Malchen kocht Huzzel und wir kriegen die Brüh. Und warum iſt die
fremde lateiniſche Schrift gewählt, ſtatt der heimatlichen deutſchen
Schrift, die überdies ausdrücklich von der oberen Forſtbehörde vor=
geſchrieben
iſt?
* Birkenau, 28. Juni. Schrecklicher Unfall. Ein etwa 40
Jahre alter verheirateter Arbeiter brachte in der Lederfabrik von Freu=
denberg
in Weinheim ſeine linke Hand in das Getriebe einer Maſchine,
ſodaß ſie fürchterlich zugerichtet und dem Bedauernswerten abgenommen
werden mußte. Der braven Familie bringt man allgemeines Mitleid ent=
gegen
.

Das Sicherungsweſen der Eiſenbahn.
M. Bingen a. Rh., B. Juni. Bekanntlich fanden am Freitag abend
in Anweſenheit des Generaldirektors der Reichseiſenbahngeſellſchaft, Dr.
Dorpmüller, und zahlreicher anderer Herren Verſuche mit dem Roſe=
Bürkleſchen Apparat, der das Ueberfahren des Signals zur Unmöglichkeit
macht, ſtatt. Dieſe wirklich bedeutende Erfindung hat bei den zweimali=
gen
Verſuchen ihre Feuerprobe beſtanden und hat, wie ein an der Son=
derfahrt
der Hauptverwaltung der Reichsbahngeſellſchaft teilnehmender
Ingenieur verſichert, allgemeine Anerkennung gefunden. Man darf wohl
annehmen, daß die Erfindung nach weiterer Prüfung eingeführt wird.
Was nun die Erfindung anbelangt, ſo reicht ſie bis auf den Januar
vorigen Jahres zurück, in welcher Zeit der Grundſtein ſozuſagen dazu
gelegt wurde. Damals, es war nach dem großen Herner Eiſenbahn=
unglück
, ſprach Reichsbahnrat Roſe=Wiesbaden mit dem Werkführer
im Sicherungsweſen (Stellwerksweſen) Bürkle=Biebrich darüber, wie
man etwas zur Sicherung ſchaffen könne. Die Preſſe greife die Bahn
an, weil noch keine automatiſche Sicherung beſtände. Roſe regte die Er=
findung
in der Weiſe an, daß man zu dem ganz alten Mittel, der Sperr=
leine
greife, und einen Haken am Signal anbringt, der die Leine dann,
wenn das Signal auf Halt ſteht, greift, wodurch dann die Notbremſe
gezogen werde. Die vorher von Bürkle geäußerte Erfindung, einen
Draht von etwa 5 Meter Länge, der mit dem Signal ſich auf und ab
bewegt, auf der Maſchine eine Batterie mit einem Magnetſchalter und
ein Bügel, der, wenn das auf Halt ſtehende Signal berührt wird, den
Magnetſchalter anzieht, wodurch die Luftdruckbremſe in Tätigkeit geſetzt
wird, konnte Roſe nicht für gut befinden, da die Batterie zu wenig ge=
braucht
und dadurch ſchlecht werde, und wenn es arbeiten ſolle, dann
gehe es nicht. Bürkle nahm die von Roſe vorgetragene Idee auf und
führte ſie im kleinen Modell aus, aber nicht als Leine, ſondern wie der
heutige Stand iſt. Verſuche in größerem Maßſtabe zeitigten einen be=
friedigenden
Erfolg. Ohne das Wiſſen der beiden Herren kam die Sache
auf irgendeine Weiſe in die Preſſe und die Verwaltung wurde darauf
aufmerkſam. Miniſterialrat Stöckel=Berlin, der die Erfindung be=
ſichtigte
, fand ſie für gut. Dieſe wurde dann, auch noch an der Lübeck=
Büichener=Eiſenbahn ausprobiert. Als der jetzige Genevaldirektor Dr.
Dorpmüller von der Sache Kenntnis erhielt, zeigte er ſofort ein großes
Intereſſe dafür und ließ ſie ſich nun gelegentlich der Beſichtigungsreiſe,
wie oben erwähnt, am Freitag abend hier vorführen. Die vorhandenen
Bedenken, daß vielleicht durch den gewaltigen Ruck, mit dem die Loko=
motive
den eiſernen Rahmen aus den Klammern herausreißt, der Sig=
nalmaſt
erſchüttert werden könnte, zerſtreute der Erfinder, indem er den
Signalmaſt mit einer ſtraff geſpannten C nur mit dem dem Bahn=
körper
entlang befindlichen Einfaſſungsgeländer verband; die Schnur
gab nicht nach bzw. riß nicht durch. Die techniſche Seite der Erfindung
iſt die, daß am Signalmaſt ein Winkeleiſen von 80 Zentimeter Länge be=
feſtigt
, daran ein Winkeleiſen von 2 Meter Länge, 40 Zentimeter vom
Maſt her drehbar in einem Punkt gelagert iſt, ſo datz der kürzere Arm
des Winkeleiſens am Maſt mit der Stange vom Signalflügel in Verbin=
dung
gebracht werden bann. Am längeren Arm des Winkeleiſens wird
ein Bügelhalter, der an ſeinem unteren Ende 4 je zwei gegeneinander
genietete Plattfedern hat, pendelnd aufgehängt. Zwiſchen der Schienen=
oberkante
bis zur Unterkante der Federn befindet ſich nun ein Abſtand
von 5 Metern. In die Federn wird ein Bügel eingeſchoben. An der
Lokomotive bzw. Triebwagen wird ein Bremshahn angebracht, der mit
einem Hakenhebel in Verbindung ſteht. Sobald die Maſchine das auf
Halt ſtehende Signal zu überfahren verſucht, greift der Hakenhebel in
den Bügel, wird von dieſem zurückgelegt und öffnet den Bremshahn.
Bei dieſem Vorgang wird der Bügel aus den Federn gezogen und bleibt
im Hakenfeld hängen. Dieſe Vorrichtung kann auch in gleicher Weiſe
mit der Dampfpfeife in Verbindung gebracht werden. Wenn der Bügel
aus den Federn gezogen iſt, ſchließt ſich hierdurch ſelbſttätig ein Walzen=
kontakt
und im Stellwerk oder auch beim Fahrdienſtleiter ertönt eine
Alarmglocke oder unterbricht die Leitung zum Signalflügelkontakt.
Eine weitere Erfindung, die auch das Anhalten eines Zuges
bei geſchloſſenem Signal bezweckt, wurde ſchon vor Eintreffen der Teil=
nehmer
an der Beſichtigungsfahrt unter Führung des Generaldirektors
Dr. Dorpmüller der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, dem Vizepräſident
der Reichsbahndirektion Mainz, Dr. Schneider, und einigen Mitgliedern
der Direktion hier vorgeführt. Bei dieſer Erfindung, die von dem
Oberingenieur Schäfer des Binger Eiſenbahnbetriebsamtes gemacht
wurde, handelt es ſich um einen Apparat, der das Ueberfahren des Vor=
ſignals
und damit das Ueberfahren des Hauptſignals unbedingt zu ver=
hindern
hat. Sobald das Vorſignal geſchloſſen iſt, wird durch Zertrüm=
merung
einer der Luftdruckbremſe angeſchloſſenen Glasröhre die Bremſe
gezogen und durch Löſung der Dampfpfeife anegekündigt, daß das auf
Halt geſtellte Vorſignal überfahren wurde, was vielleicht durch Nebel
oder ſonſtige Umſtände nicht beachtet wurde. Hier liegt alſo der Siche=
rungsdienſt
zwiſchen Vor= und Hauptſignal. Der Apparat iſt ſehr ein=
fach
und verurſacht keine großen Koſten. Den Teilnehmern der Beſich=
tigungsfahrt
konnte dieſe Erfindung, da ſie nicht vorgeſehen war, nicht
vorgeführt werden, jedoch erfolgte die Erläuterung vor den Teilnehmern
an der Fahrt. Sie fand auch das ganz beſondere Intereſſe des General=
direktors
.

* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 28. Juli. Fortwährend laufen bei
den Finanzämtern Erklärungen ein, daß man die Steuern nicht mehr
bezahlen könne. Die Unverkäuflichkeit der landwirtſchaftlichen Erzeug=
niſſe
und der unter die Entſtehungskoſten herabgeſunkene Preis für
Frucht, Wein, Kartoffeln uſw. geſtatte kaum den Betrieb aufrecht zu er=
halten
und den kärglichen Unterhalt der Familie herauszuwirtſchaften,
weitere Kredite könne man nicht mehr aufnehmen, da an eine Zurück=
zahlung
nicht zu deken ſei uſw. uſw. Die Finanzämter weiſen die Pflich=
tigen
nun darauf hin, daß dieſe Erklärungen weder Sinn und Zweck
haben, da es ſich dabei weder um Geſuche um Steuerermäßigung,, noch
um Stundung oder Ausſetzung des Beitreibungsverfahrens handle. Die
Finanzämter werden deshalb derartige Erklärungen k. H. zu den Steuer=
perſonalakten
der Pflichtigen legen und übrigens unberückſichtigt laſſen.
* Lampertheim, 27. Juni. Der bei der Firma Süddeutſche Drahi=
induſtrie
in Mannheim=Waldhof beſchäftigte hieſige 18jährige Jakob Nei=
der
geriet in dem Fabrikbetrieb in einen Drahtzug, was ſeinon ſofor=
tigen
Tod zur Folge hatte. Der Verunglückte war ein braver Menſch
und wendet ſich den Eltern allgemeine Teilnahme zu. Die gelogent=
lich
der Steuerproteſtverſammlung des Ortsgewerbevereins am 9. d. M.
gefaßte Reſolution iſt mit 302 Unterſchriften von hieſigen Handwerkern,
Gewerbetreibenden und Geſchäftsleuten an das heſſiſche Miniſterium ab=
gegangen
. Dieſelbe wurde auch an die Bürgermeiſterei eingereicht, damit
auch dieſe über die Nöte der beteiligten Kreiſe im Bilde iſt. Die
Maul= und Klauenſeuche greift weiter um ſich. Neuerdings iſt auch ein
Fall von Schweinerotlauf feſtgeſtellt worden.
R. Groß=Gerau, 26. Juni. Wegen Ausführung von Kleinpflaſter
iſt die Kreisſtraße Wolfskehlen-Leeheim vom 21. Juni bis 12. Juli
für den durchgehenden Fuhrwerks= und Autoverkehr geſperrt. Der
Umweg iſt über Dornheim zu nehmen.
* Crumſtadt, 28. Juni. Todesfall. Im Alter von 68 Jahren
verſtarb hier der Landwirt L. Geßner, der Mitbegründer des Geſangver=
eins
Männerquartett Pfarrer Hegy ſprach die Grabrede. Der Vor=
ſitzende
Volk des Geſangvereins hielt dem Verſtorbenen Sangesfreund,
der 52 Jahre dem Verein angehörte, einen herzlichen Nachruf. Im Namen
des Heſſiſchen Sängerbundes ſprach Herr Schatzmeiſter Bitter=Darmſtadt.
Auch Beigeordneter Krug widmete dem Verſtorbenen Worte des Ge=
denkens
.

*Heſſiſcher Geflügelzüchtertag.
Bad=Nauheim 28. Juni. Der Landesverband heſfi=
ſcher
Geflügelzüchter tagte geſtern hier unter ſehr ſtarker Be=
teiligung
aus den drei heſſiſchen Provinzen. Schon der Begrü=
ßungsabend
in der Turnhalle war ſtark beſucht. Der Vorſitzende
des hieſigen Zuchtvereins, J. Kolter, eröffnete die Feier und begrüßte
den Landesvorſtand und deſſen Ehrenvorſitzenden Muntermann= Offen=
bach
. Namens des Landesverbands ſprach der 1. Vorſitzende, Veith Rei=
chelsheim
, für den Starkenburger Provinzialverband Brohm=Darmſtadt,
für die rheinheſſiſchen Züchter Lehr=Mainz, der Verein Marburg über=
brachte
durch Hofmann=Marburg Güße. Der Abend war ausgefüllt durch
muſikaliſche Darbietungen der Mitglieder des Vereins Heppenheim und
des hieſigen Vereins und verlief ſehr harmoniſch.
Die Haupttagung wurde von dem Landesvorſitzenden Veith= Reichels=
heim
eröffnet; er begrüßte beſonders die Vertreter der Behörden und
Vereine, z. B. Beigeordneten Kling=Bad=Nauheim, Regierungsrat Dr.
Großholz. Landwirt Bähr=Rohrbach von der Landwirtſchaftskammer,
die Vertreter der Landwirtſchaftskammer=Ausſchüſſe für Starkenburg und
Oberheſſen, Ackermann=Sprendlingen und Philipp=Gießen, den Vorſitzen=
den
der ſüddeutſchen Geflügelzüchter und Preisrichter Steingaß= Kirch=
heimbolanden
, Provinzialdirektor Graef=Gießen und Kreisdirektor Geb=
hardt
=Friedberg hatten ihr Fernbleiben entſchuldigt. Beigeordneter
Kling begrüßte namens der Stadt und hob die volkswirtſchaftliche Be=
deutung
der Geflügelzucht hervor. Landtagsabg. Bähr ſprach als Ver=
treter
der Landwirtſchaftskammer über die Fortſchritte der Geflügelzucht
in den letzten 30 Jahren. Die Landwirtſchaftskammer wiſſe die hohe
Bedeutung der Geflügelzucht zu ſchätzen und werde ſie auch für die Zu=
kunft
unterſtützen. Steingaß hob als Vorſitzender der ſüddeutſchen Züch=
ter
und Preisrichter hervor, daß die Geflügelzucht dahin ſtreben müſſe,
die Eierproduktion zu heben, damit nicht alljährlich hunderte von Mil=
lionen
Mark ins Ausland gingen. Aehnlich ſprach ſich der Vertreter
von Starkenburg, Ackermann=Sprendlingen, aus. Veith=Reichelsheim
ſtellt feſt, daß in den letzten vier Monaten bereits für 63 Millionen
Mark Eier aus dem Ausland eingeführt worden ſeien, das bedeute für
das Jahr etwa eine Viertel Milliarde. Die Geflügelzucht müſſe beſon=
ders
bei der Landwirtſchaft noch produktiver geſtaltet werden durch
eine ausgeſprochene Raſſenzucht. Landwirtſchaftskammer und Zuchtverein
arbeiten an dieſem Ziel ſeit Jahren Hand in Hand.
Alsdann folgte der Lichtbildervortrag des Joh. Dorr aus
Neuenhain über das Gebiet der Geflügelzucht. Redner erklärte, daß in
Deutſchland 66 Millionen Hühner lebten; davon entfielen auf die Land=
wirtſchaft
etwa 80 Prozent, der Landwirt habe leider kein Verſtändnis
für die produktive Raſſezucht deshalb ſei der Eierertrag gering. Es
müſſe mit allen Mitteln die Raſſezucht eingeführt werden, damit die 300
Millionen Mark, die alljährlich ins Ausland gehen, der deutſchen Wirt=
ſchaft
erhalten blieben. Der überaus intereſſante Vortrag brachte zahl=
reiche
Bilder von der Beſchaffenheit und Befruchtung des Eies, von Lege=
leiſtung
, Fallneſterſyſtem und Legekontrolle, von den verſchiedenſten Hüh=
nerraſſen
, Zwergraſſen, Tauben und Brieftauben, von Ungeziefer und
Milben, dieſen Quälgeiſtern unſeres Geflügels. Lebhafter Beifall folgte
dem Vortrag.
Im Laufe der weiteren Verhandlungen meldeten ſich für die Lan=
deszüchtertagung
1927 die Vereine Worms und Marburg, die
Abſtimmung entſchied für Worms. Dr. Lang vom Tierzuchtinſtitut
Gießen fragte über den Stand der Taubenſperre, und über die
Einführung des Unterrichts über Geflügelzucht in den
landwirtſchaftlichen Winterſchulen. Vorſitzender Veith
teilte mit, daß über die Taubenſperre die Verhandlungen noch ſchweben,
und daß der Unterricht über Geflügelzucht von der Landwirtſchaftskam=
mer
wohlwollend behandelt werde. Die Landesverbandsaus=
ſtellung
, findet am N. und 28. November in Mainz die Provin=
zialſchau
für Starkenburg am 21. November in Fränkiſch=Crumbach, die
Provinzialſchau für Oberheſſen im Januar in Büdingen ſtatt.

Ck. Wixhauſen, 28. Juni. Ein bedauerlicher Unglücksfall er=
eignete
ſich am Sonntag abend bei dem 20jährigen Stiftungsfeſte des
F.C. Union. Bei dem Fahren auf der Schiffſchaukel, trug ein junger
Mann namens Lotz ſo unglückliche Verletzungen an ſeinen Armen davon,
daß der Bedauernswerte per Krankenauto in das Städtiſche Kranken=
haus
nach Darmſtadt verbracht werden mußte.
* Aſtheim, 28. Juni. Ein großes Schadenfeuer brach nach=
mittags
im Anweſen des Straßenwärters Philipp Scherneck aus, wobei
die Scheune ein Raub der Flammen wurde. Durch das raſche Eingreifen
der Ortsfeuerwehr konnten die Nachbargebäude gerettet werden. Der
entſtandene Schaden an Gebäuden und Ackergeräten iſt beträchtlich.
* Nidda, 27. Juni. Von einem Auto überfahren und
ſchwer verletzt wurde hier ein ſechs Jahre alter Junge.
* Gießen, 26. Juni. Mit lebensgefährlichen Verletzun=
gen
wurde der Heizer Heinrich Deibel von Lollar in die Klinik gebracht.
Er war beim Rangieren zwiſchen die Puffer zweier Eiſenbahnwagen
geraten.
* Gießen, 24. Juni. Der wegen Brandſtiftung verhaftete
Heinrich Weller hat in dem hieſigen Gefängnis, wo er die Tat ein=
geſtand
, ſeinem Leben ein Ende gemacht. Vor der Strafkammer ſtand
der vorbeſtrafte Arbeiter Momberger wegen einer ganzen Reihe von
Einbruchsdiebſtählen, die er in den verſchiedenſten Teilen
der Stadt zu Tages= und Nachzeiten ausgeführt hatte. Momberger
hatte gegen das Urteil des Schöffengerichts Einſpruch erhoben. Doch
wurde das Urteil erneut beſtätigt, 5 Jahre und ein Monat Zuchthaus
nebſt 5 Jahren Ehrverluſt iſt die Strafe für die Raubzüge.
* Gießen, 28. Juni. Donnerstag vormittag entgleiſte bei der Ein=
fahrt
in den Bahnhof Herborn der von Nieder=Walgern kom=
mende
Perſonenzug. Die Maſchine und vier Wagen entgleiſten, Per=
ſonen
ſind nicht zu Schaden gekommen. Die Verkehrsſtörung war in
kurzer Zeit beſeitigt. Gegen 1 Uhr mittags traf ein Sonderzug mit
Herren von der Direktion Frankfurt ein, um an Ort und Stelle die
Sache zu unterſuchen.
* Bad=Nauheim, 27. Juni. Schwer verletzt wurde ein junger
Mann aus NiederMörlen ins hieſige Krankenhaus eingeliefert. Er hatte
mit ſeinen Kameraden Streit bekommen, als plötzlich einer von ihnen
einen Revolder zog und ihm in den Rücken ſchoß.
* Burg=Nieder=Gemünden, 27. Juni. Ueberfahren und ge=
tötet
wurde der Landwirt Peter Sann. Er war mit dem Heuholen
beſchäftigt, plötzlich ſcheuten die Pferde, er geriet unter die Räder des
beladenen Wagens, die ihm über die Bruſt gingen. An einer inneren
Verblutung iſt Sann ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen.
* Altenſtadt, 25. Juni. Die hieſige Molkereigenoſſen=
ſchaft
, eine der größten der Wetterau, erzielte einen Reingewinn von
2250 Mark. Die Mitgliederzahl iſt auf 404, die Jahresmilchlieferung
auf 1 577 000 Liter geſtiegen.
* Ortenberg, 26. Juni. Ein neues Poſtamtsgebäude wird
hier nach den Plänen des Hochbauamtes Büdingen errichtet. Es ſoll
außer den modern eingerichteten Amtsräumen zwei Wohnungen für
Poſtbeamte, zwei weitere Dreizimmerwohnungen und im Dachſtock eine
kleinere Wohnung enthalten.
* Lauterbach, 26. Juni. Zumerſten Male fürden Ernſt=
fall
erprobt wurden die neue Alarmſirene auf der Stadtkirche
und die neu angeſchaffte Motorfeuerſpritze, als bei dem Töpfer Joh.
Euler Feuer ausbrach. Dank der Sirene war die Feuerwehr raſcheſtens
zur Stelle und die Motorſpritze arbeitete derart, daß der Brand in
kurzer Zeit gelöſcht war.

§ 5, Abs. 3 des Tabaksteuer-
Gesetzes lautet:
Feingeschnlttener Rauchtabak, zu dessen
Herstellung nachwelslich Tabakblätter In-
ländischer
Herkunft in einer Mindestmenge von
50 v. H. der verarbeiteten Rohstoffe verwendet
worden sind, kann auf Antrag vom Finanzamt
unter dem Vorbehalte jederzeitigen Widerrufs
zur Versteuerung durch den Hersteller nach
den Sätzen für Pfeifentabak zugelassen werden.
Auf Packungen derartigen Rauchtabaks ist die
Art des Inhalts als Steuerbegünstigter
Feinschnitt in Druckschrift mit mindestens
3 mm großen Buchstaben zu bezeichnen. Zur
Versteuerung sind Steuerzeichen für
Pfeifentabak zu verwenden."

Hieraus ergibt sich:
dafs steuerlich begünstlgte Feinschnltte mindestens zur Hälfte Inländische
Tabake enthalten müssen,
dal der Ausdruck steuerlich begünstlgt eln großer Bluff Ist, denn die Steuer
hierfür beträgt genau so viel wie bei rein Überseeischen Pfeifentabaken,
nämlich 20%o",
dalb leder Raucher belm Einkauf von Pfeifentabak sich überzeugen sollte, ob
auf dem Paket ausdrücklich vermerkt ist rein überseeisch‟.
Wir garantieren, daß unsere Marken
Kiepenkerl Madastra Piet bein Von Haus zu Haus
nur aus besten, nicht parfümlerten, naturreinen, überseeischen Rohtabaken
hergestellt und trotzdem nicht teurer sind.
Wir fabrizieren grundsätzlich keine Feinschnitte mit Inländischen Roh-
tabaken
, um den Bauchern den Geschmack an der Pfeife nicht zu verderben.
CLart

(LK.7530

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 29. Juni 1926

Nummer 128

Die Launen der großen Suzanne‟
A.B. London, 26. Juni.
Pünktlichkeit iſt die Höflichkeit der Könige. Und der Königin=
nen
, darf man annehmen. Die Königin von England trifft punkt
2 Uhr in Wimbledon ein, um den Tennis=Meiſterſchaftsſpielen
beizuwohnen, die zurzeit dort ausgetragen werden, und, wie die
15 000 übrigen Beſucher, die große Suzanne Lenglen zu bewun=
dern
. Aber Suzanne kümmert ſich nicht um das Wort von der
Pünktlichkeit der Könige und Königinnen. Die Königin des
Tennisſports läßt die Königin von England warten! Eine
Stunde und fünfzehn Minuten! Denn Suzanne hat Primadonna=
launen
. Als ſie um 3 Uhr 15 Minuten endlich auf dem Tennis=
platz
eintrifft, wird ſie, ſtatt mit der üblichen Ovation, mit eiſi=
gem
Schweigen empfangen. Das Tenniskomitee geſtattet ſich er=
gebenſt
, die große Franzöſin um Aufklärung über ihr Verhalten
zu bitten. Aber da kommt das Komitee ſchön an! Suzanne gibt
grundſätzlich keine Aufklärungen über ihr Verhalten. Man will
ihr Vorwürfe machen? Ihr, dem Tennis=Phänomen? Der ge=
waltigſten
Beherrſcherin von Ball und Schläger, die die Welt je
geſehen? Der Zauberin, die die Bälle nach ihrem Willen lenkt,
daß ſie ſich auf dem grünen Raſen und in der Luft bewegen mit
der eiſernen Sicherheit der Planeten im Weltenraum? Ha!
Suzanne ſteht jenſeits von Programm und Regel und Stunde.
Wenn ſie ſich herbeiläßt, die Kunſt ihres Spiels zu offenbaren
und die gezähmten Tennisbälle nach ihrem Willen tanzen zu
laſſen, wenn ſie ſelbſt in rhythmiſcher Grazie= auf= und abſchwebt
und trotz intenſivſter Inanſpruchnahme der Arme und Beine nie
die Poeſie der Bewegung vermiſſen läßt, dann ſoll das Volk
ſtaunen und danken und nicht fragen, was die Uhr geſchlagen hat.
Vowwürfe? Nein, Suzanne ſpielt nicht mehr mit!
Suzanne hat das Damen=Einzelſpiel verſäumt, weil ſie nicht
am Platze war. Auf das Damen=Doppelſpiel verzichtet ſie, weil
das Publikum ſie nicht mit dem gewohnten Beifallsorkan empfan=
gen
und weil das Komitee ſich erlaubt hatte, Fragen zu ſtellen,
die ein Bureauchef an ein Schreibmaſchinenfräulein richten mag,
mit denen man aber der größten Tennisſpielerin der Gegenwart
nicht kommen darf. Sie geht alſo nach Hauſe, das heißt in ihr
Hotel zurück und kümmert ſich weder um das internationale
Meiſterſchaftsturnier in Wimbledon, noch um die 15000 Zu=
ſchauer
in ihren teueren Sitzen, noch um die Königin von Eng=
land
, die mit gewohnter Pünktlichkeit erſchienen iſt, die Kunſt der
temperamentvollen Franzöſin zu bewundern.
Die 15 000 Zuſchauer dürfen ſich nicht wundern. Es geſchieht
ihnen recht. Suzanne hat allen Grund, ſich für ein Ausnahme=
weſen
zu halten, das an Pünktlichkeit, Höflichkeit und ſonſtige
Regeln des Anſtandes und, der Konvention nicht gebunden iſt.
Der Suzanne=Lenglen=Kult hatte angefangen, geſchmacklos zu
werden. Die engliſchen Zeitungen waren voll von Suzanne in
Wort und Bild. Suzanne Lenglen in Aktion. Beim Tennis=
ſpiel
heißt das. Gut, das kann man gelten laſſen. Suzanne Leng=
len
beim Einkauf in Regent Street. So, ſo. Suzanne Lenglen
im Veſtibül ihres Hotels. Ja, ja. Suzanne Lenglen in einer
neuen Haartracht. Ei, ei. Suzanne Lenglen mit Socken über
den Tennisſchuhen. Hm, hm. Auch der Papa Lenglen und die
Mama Lenglen=erhalten ihr Teil mit von dem bengaliſchen Licht,
das Suzanne umſtrahlt. Wie ich meiner Tochter das Tennis=
ſpielen
beibrachte. Artikelſerie von P. Lenglen. Suzanne Leng=
len
und ihre Mutter auf einer Autofahrt durch das Weſtend.
Suzanne Lenglen dementiert das Gerücht, daß ſie ſich verlobt
habe. Authentiſche Erklärung ihrer Mutter.
Auszug aus dem Londoner Star vom 24. Juni: Als
Suzanne Lenglen geſtern abend um 7 Uhr in ihr Hotel zurück=
kehrte
, begab ſie ſich ſofort in ihre Gemächer. Sie verzichtete auf
das Souper und trank nur eine Taſſe Suppe. Ihr Frühſtück, das
ſie heute morgen um 11 Uhr einnahm, beſtand nur aus einer Taſſe
Kaffee und ein paar Schnitten geröſteten Brotes.

Iſt es ein Wunder, daß Suzanne die Königin von England
vergeblich warten läßt?
Am Tage nach der großen Szene in Wimbledon erſchien
Suzanne wieder auf dem Tennisplatz, um in dem aufgeſchobenen
Damen=Doppelſpiel aufzutreten. Ein Gewitter machte das Spiel
unmöglich. Am nächſten Tage fand dann der Match endlich ſtatt.
Und ſiehe: die große Franzöſin und ihre Partnerin, Mademoiſelle
Vlaſto, wurden von den Amerikanerinnen Ryan und Browne ge=
ſchlagen
. So mußte es kommen, und ſo kam es, zur unverhohle=
nen
Freude der Fünfzehntauſend, deren Sympathien Suzanne
ſich nach den letzten Zwiſchenfällen gründlich verſcherzt hat. Die
beiden Amerikanerinnen wurden tumultuariſch gefeiert. Suzanne
hatte einen Weinkrampf und ließ ſich prompt von einem Spezia=
liſten
beſcheinigen, daß ſie unwohl ſei. Man kann es ihr glauben,
daß ſie ſich in der Rolle der Verliererin nicht wohl fühlte.
Die neueſte Favoritin der Londoner Tennis=Enthuſiaſten iſt
die Spanierin d’Alvarez, die ſich durch ihr brillantes Spiel und
vor allem durch ihr natürliches, ewig heiteres Weſen alle Herzen
erobert hat. Man hofft, ſie bald in einem Match mit Suzanne
zu ſehen.

Briefkaſten.

Geflügelzüchter‟. Die erſtere der geſtellten Fragen nach der Scha=
denserſatzpflicht
kann bezüglich des einen vernichteten Stückes im Hin=
blick
auf 8 833 Satz 1 BG.B. glatt bejaht werden. Wird durch ein Tier
eine Sache beſchädigt, ſo iſt derjenige, welcher das Tier hält, verpflichtet,
dem Verletzten den daraus entſtehenden Schaden zu erſetzen. Wir ſetzen
dabei voraus, daß es ſich nicht um ein Haustier handelt, das der Er=
werbstätigkeit
des Tierhalters zu dienen beſtimmt iſt, das Halten des
Tieres ſich vielmehr als Luxus darſtellt. Ob Sie wegen der übrigen
vernichteten Tiere eine Schadensklage mit Erfolg anſtrengen können,
wird weſentlich davon abhängen, ob und inwieweit Sie den Nachweis
des durch das Tier Ihnen verurſachten Schadens führen können. Hier
wird es in Ihrem Intereſſe liegen, ſich möglichſt umfangreiches und
zweckdienliches Beweismaterial zu verſchaffen und erſt nach deſſen
Sammlung gerichtlich vorzugehen.
Die zweite Frage beantwortet ſich nach § 228 B. G.B.: Wer eine
fremde Sache beſchädigt oder zerſtört, um eine durch ſie drohende Gefahr
von ſich oder einem Anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich,
wenn die Beſchädigung oder die Zerſtörung zur Abwendung der Gefahr
erforderlich iſt und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Gefahr
ſteht‟. Es darf z. B. ein wildernder Hund, der ſich auf fremdem Jagd=
gebiet
, wenn auch außerhalb der Schonzeit, nach Wild ſuchend und das
Wild vertreibend herumtreibt, vom Jagdberechtigten erſchoſſen werden,
auch wenn er nicht gerade im Augenblick der Tötung Wild verfolgt hat.
8 228 der in Ausübung der Notſtandshandlung eine Widerrechtlichkeit
und Haftung Ihrerſeits ausſchließt, findet auch bei Verteidigung gegen
Angriffe von Tieren Anwendung. Nur aus den Umſtänden des Einzel=
falles
kann entſchieden werden, ob die durch das geſetzliche Erfordernis
der Verhältnismäßigkeit der Intereſſen gezogene Grenze des Notrechts
nicht überſchritten iſt. Wir glauben, daß im geſchilderten Falle Ihnen
das Notrecht zuſteht.
Das Reichsgericht hat kürzlich nachſtehenden Fall entſchieden: Alls
der Gerichtsaſſeſſor W. in O. die Oderbrücke in B. mit ſeiner kleinen
Dackelhündin als Begleiterin überſchritt, ſprang plötzlich der große
Windhund des Hotelbeſitzers K. auf die Hündin zu, wohl in der Abſicht,
die Hündin zu beißen. Ein Zuruf des W. blieb ohne Erfolg. W. ver=
ſetzte
deshalb dem Hund des Klägers mit einem dünnen Rohrſtock einen
wuchtigen Schlag über den Rücken. Infolge dieſes Schlages ſind Gefäße
der linken Niere des Windhundes zerriſſen, ſodaß das Tier einging.
Kläger K. verlangt ven W. als Schadenerſatz 3000 Goldmark. Die
Klage iſt in allen Inſtanzen abgewieſen worden. Im Hinblick auf den
Notſtand ( 228) entfällt, ſagt das Reichsgericht, die Widerrechtlichkeit
des Beklagten.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streel,
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 29. Juli. 4.30: Konzert des Hausorch. Mendelsſohn.
Ouv. Die ſchöne Meluſine‟ Kanzonetta a. d. Streichquartett
in Es=dur. Drei Duette für zwei Frauenſtimmen. Ouv.
ſtille und glückliche Fahrt, Drei Duette für zwei Frauenſtimmen.
Variationen über The laſt roſe für Klavier. Adagio a. d.
Schottiſchen) Sinfonie in A=moll. Mitw.: Erna Herwig, Sopran
und Grete Bauer, Alt. O 5.45: Leſeſtunde: Aus Pitt und Fox
von Fr. Huch. O 6.15: St. Pauli, Hamburgs Verbrecherviertel,
Vortr. Kriminalſchriftſt. Engelbrecht=Berlin. O 6.45: Muſik des
deutſchen Volkes. 4. Mechaniſche Muſikinſtrumente, Vortrag Dr.
Heinitz=Hamburg. O 7.45: Stenographie. O 8.15: Schubert=Zyklus
des Amar=Quartetts. Streichquartett in Es=dur. Forellen=
Quintett, op. 114. Ausf.: Licco Amar, 1. Violine: Walter
Caſpar, 2. Violine; Paul Hindemith, Bratſche; Rudolf Hindemith,
Cello; Geſchke, Kontrabaß. O 9.15: Konzert des Deſſoffſchen
Frauenchors. Paleſtrina: Drei Chöre. Corelli: Concerto groſſo
Nr. 3 in C=moll für 2 Solo=Violinen, Solocello, Streichorcheſter
und Cembalo. Luigi Cherubini: Zwei Ständchen für Frauenchor,
Violine und Klavier. Schumann: Frauenchöre op. 69.
Brahms: Der 13. Pſalm. Brahms: Lieder und Romanzen.
Stuttgart.
Dienstag, 29. Juni. 4.15: Nachmittagskonzert. Söll: Alpha=
Omega, Marſch. Waldteufel: Hoch lebe der Tanz, Walzer.
Tſchaikowsky: Ouv. Hamlet. Sinigaglia: Am Altar.
Döring: Sakuntala. Bizet: Fant. Carmen‟. Tellier:
Meditation. Schreiner: Dur und Moll, Potp. O 6.15: Vortrag
Friedrich Raff: Deutſcher und amerikaniſcher Film. O 6.45: Morſe=
Kurſus. O 7.15: Dr. Rüdiger: Erlebniſſe und Eindrücke von einer
Grenzlandfahrt. O 8: Die Opernprobe. Komiſche Oper von
Lortzing. Perſ.: Der Graf: Carl Struve; die Gräfin: Hedwig
Picard; Luiſe, ihre Tochter: Gerda Hanſi; Hannchen, Luiſens
Kammermädchen: Maria Fiechtl; der alte Baron von Reinthal:
H. Werder; der junge Baron von Reinthal: H. Moſtert; Johann,
deſſen Diener: H. Hofele; Martin, Criſtoph, Diener des Grafen:
G. Ott, F. Schulz. Anſchl.: 50. Wunſchabend. Die Mit=
wirkenden
werden erſt nach Eingang der Wünſche bekanntgegeben,
Berlin.
Dienstag, 29. Juni. 12: Die Viertelſtunde für den Landwirt.
O 3 45: Stunde mit Büchern. O. 5: Funk=Kapelle: Konzertm. Ferdy
Kauffman. Mitw.: Rich. Koennecke, Bariton. Auber: Der ſchwarze
Domino‟. Wolf: Weylas Geſang. Nun wandere Maria. Der
Muſikant. Brahms: Ruhe ſüß, Liebchen. Wir wandelten. (R.
Koennecke.) Künnecke: Fant. Robins Ende‟ Arensky: Elegie.
Tſchaikowsky: Kein Klagelaut, kein Wort. O ſinge mir, Mutter,
die Weiſe. Hermann: Das war der Tag der weißen Chryſan=
themen
. Alte Landsknechte. Der alte Herr. (Koennecke.) Wald=
teufel
: Eſtudiantina, Walzer. O 6: Tee=Muſik aus dem Hotel Adlon
(Marek Weber). O. 7: Prof. Manes: Streifzüge in die Verſiche=
rungswiſſenſchaft
. O 7.35: Dr. Kaſſner: Volkswirtſchaftl. Beob=
achtungen
auf Reiſen. O 8: Dr. Wegener, Prof. a. d. Handels=
hochſchule
Berlin: Eine Wanderung durch deutſche Gaue. O 8.30:
Gregorianiſche Geſänge. Sequentia: Lauda Sion. Victimae Pa=
ſchali
. Dies irae, dies illa. Libera me Domine. Anti=
phonge
: Salve Regina. Alma Redemptoris. Louis van de Sande,
Baß; Ben Geyſel, Orgel. O 9: Allerlei: Schütt: Als ich dich kaum
geſehen. Die Nachtigall. Jenſen: Lehn deine Wang an meine
Wang. Marie (Baumann, Tenor.) Auber: Er blickt auf
Felſenhöhen: Welches Glück, ich atme freier, aus Fra Diavolv.
(Elſe Tuſchkau Sopran.) Improviſ. u. eig. Geſänge zur Laute.
(Kurt W. Kießlich.) Konzert für Poſaune, Solo. (Kai Michelſen.)
Geſänge zur Laute (Kießlich). Maillart: Arie a. Das Glöck=
chen
des Eremiten‟ Donizetti: Weiß nicht die Welt, aus
Die Regimentstochter. Auber: Lachlied. (Elſe Tuſchkau.)
Schumann: Sonntags am Rhein. Frühlingsfahrt. Schubert:
Der Wegweiſer. Am Meer. Der Muſenſohn. (Baumann.)
Königswuſterhauſen. Dienstag, 29. Juni. 3: C. M. Alfieri und
Frl. v. Eyſeren: Spaniſch für Anfänger. O 3.30: Studienrat
Heering: Die Volkswictſchaft und ihre Beziehungen zu Staat und
Geſellſchaft. O 4: Derſelbe: Der Bedarf als Summe der Bedürfniſſe.
O 4.30: Elſa v. Liſzt, Leit. d. Jugendgerichtshilfe: Mitwirkung der
Jugendgerichtshilfe bei der Durchführung der gerichtlichen Maß=
nahmen
. O. 5: Anni Macke: Das Märchen als Mittler zwiſchen
Mutter und Kind. O 8.15: Uebertr. aus Frankfurt.

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nächſten Morgen rabenſchwarz, das nehme ich ja nie wieder, da ver=
graue
ich mir ja die ganze Wäſche ir verſuchten es dann weiter.
Aber unſer Erſtaunen nahm kein Ende über die blendend weiße Näſche.
Ich mnöchte nun kein anderes Waſchmittel mehr und gebrauche das=
ſelbe
immer. Frau L Kadow, Eberswalde, Hegermühlerſtr. 22."
Das Einweichwaſſer war rabenſchwarz, weil Burnus ſchon beim Ein=
weichen
faſt allen Schmutz löſt, ſodaß damit die Hauptarbeit ſchon
getan iſt. Noch wichtiger iſt aber die außerordentliche Schonung der
Wäſche durch Burnus und die große Erſparnis an Seife, Zeit,
Feuerung, Arbeit. Burnus i ſehr billig. Alles Nähere in der
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[ ][  ][ ]

Nummer 178

Dienstag, den 29. Juni 1926

Seite 9

Reich und Ausland.
Hauptverſammlung der Deutſchen Geſellſchaft
für Metallkunde.
Am Sonntag eröffnete in Vertretung des erkrankten Vorſitzen=
ben
, Obering. Czochralſki=Frankfurt a. M., der ſtellvertretende Vor=
ſitzende
, Prof. Dr. Hanemann=Berlin, in Gegenwart zahlreicher
ſtädtiſcher Behörden, Vertreter der Wiſſenſchaft, Induſtrie und befreun=
deter
Vereine die Tagung in der Aula der Techniſchen Hochſchule. Bei
der Erſtattung des Geſchäftsberichts gab der Geſchäftsführer Dipl.=Ing.
H. Groeck=Berlin, eine Ueberſicht über die kräftige Entwicklung der
Geſellſchaft und ihrer Tätigkeit im letzten Jahr. Eine Reihe wichtiger
Fragen aus der Induſtrie der Nichteiſen=Metalle, auf dem Gebiete des
Aluminiums, der Aluminiumlegierungen, des Meſſings, der Spritz=
gußtechnik
ſind erledigt worden. Neben der Forſchungstätigkeit, von
der die bekannte Zeitſchrift für Metallkunde und die Vortrags=
abende
der Geſellſchaft Zeugnis ablegen, wird in Fachausſchüſſen der
Geſellſchaft und erfreulicher Beteiligung der Praxis eine erſprieß=
liche
Gemeinſchaftsarbeit betrieben, deren Endziel die Unterſtützung
unſerer ſchwer ringenden Volkswirtſchaft iſt. Die Reihe der Vorträge
eröffnete Prof. Dr. Hanemann=Berlin mit ſeinem Vortrag: Ueber
die Anwendung des phyſikaliſch=chemiſchen Gleichgewichts bei Fragen
der Metall=Schmelzereien und Gießereien. Anſchließend daran ſprach
Dr.=Ing. e. h. Schulz=Dortmund Ueber den Einfluß der Schmelz=
und Gießbedingungen auf das Gefüge und die phyſikaliſchen Eigen=
ſchaften
der Legierungen.
Die engen Beziehungen zwiſchen Gießerei und Konſtruktion behan=
delte
Prof. Dr. Keßner=Karlsruhe mit ſeinem Vortrag: Das
Gießereiweſen vom Standpunkt des Konſtrukteurs.
Die Vortragsreihe am Sonntag beſchloß ein Vortrag von Dr. G.
Welter= Frankfurt a. M.: Werbſtofforſchung vom Standpunkte der
Verarbeitung und Verwendung.
Am Sonntag, den 27. d. M., abends, fand ein gemeinſames Eſſen
der Metallfachleute und ihrer Gäſte im Oberen Muſeum ſtatt.
Am Montag, den 28. Juni, wurden die wiſſenſchaftlichen Vorträge
in der Techniſchen Hochſchule fortgeſetzt. Zu Anfang ſprach Dr. L.
Nowack=Pforzheim: Ueber den Einfluß geringer Beimengen (Bi,
Pb. Sn uſw.) auf das Gefüge und die Bearbeitbarkeit von Gold= und
Goldlegierungen. Anſchließend daran behandelte Prof. Dr. A. Reiß:
Die Beſtimmung ſchädlicher Beimengen in Edelmetallen durch quan=
titative
Spektralanalyſe. Dann brachte Prof. Dr. Glockner=
Stuttgart bemerkenswerte Mitteilungen über: Die Rekriſtalliſation
von Silber, Aluminium und Kupfer.
Die Reihe der kleinen Vorträge, die nun folgten, brachte einen
Querſchnitt durch die Gebiete der Metallkunde, die augenblicklich im
Brennpunkt der Aufmerkſamkeit ſtehen: Dr. R. Becker=Berlin: Die
Vorgänge beim Ziehen von Metallen‟: Dr.=Ing. e. h. Schulz= Dort=
mund
: Der Unterricht in Metallkunde für die Studierenden der
Maſchinenkunde an den Techniſchen Hochſchulen; Prof. Dr. M. von
Schwarz=München: Röntgenſchattenbilder von Sand= und Spritz=
gußſtücken
; Prof. W. Fraenkel=Frankfurt a. M.: Die Beein=
fluſſung
der Geſchwindigkeit einer bei Zink=Aluminiumlegierungen im
feſten Zuſtand auftretenden Umwandlung durch geringe Zuſätze anderer
Metalle‟: D. Beck=Düren: Neue Verwendungsgebiete des Leicht=
metalls
Duralmin; Prof. Dr. W. Guertler=Berlin: Neue ver=
edelbare
Aluminiumlegierungen; Prof. Dr.=Ing. Richard Bau=
mann
=Stuttgart: Härte und Zugfeſtigkeit‟ Dir. H. M. Forſt=
ner
=Pforzheim: Beiträge zur Kenntnis der Vorgänge beim Löten;
Dr. G. Maſing=Berlin: Desoxydation von Nickel; Dipl.=Ing.
Obermüller, Feuerbach b. Stuttgart: Warmſtauchbarkeit von
Meſſing mit verſchiedenem Kupfer= und Bleigehalt; Prof. W.
Fraenkel=Frankfurt a. M.: Ueber das Schmelzdiagramm Gold
Nickel‟: Dr. E. Dorn=Stuttgart: Ueber den Einfluß der Säure=
konzentration
auf den Säureverbrauch beim Gelbbrennen von Meſſing.
Am Dienstag finden Beſichtigungen ſtatt in der Feilenfabrik
Friedr. Dick, Eßlingen, in der Metallwarenfabrik F. W. Quiſt =
lingen
, in der Rob. Boſch A.=G., Stuttgart, und im der Material=
prüfungsanſtalt
der Techniſchen Hochſchule, Stuttgart.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Das Feſt der Jugend. Im Stadion fand am Sonntag
das Feſt der Jugend ſtatt, deſſen Erlös zum Bau eines Hauſes der
Jugend verwendet werden ſoll. Eröffnet wurde das Feſt durch einen
Zug der geſchmückten Jugend durch die Stadt, in dem ſie originelle
Märchenwagen mitführte. Etwa um 4 Uhr traf der Zug im Stadion
ein, wo die Jugend von dem beſonders zu dieſem Zweck von Kaſſel
hierhergekommenen Oberpräſidenten von Heſſen=Naſſau, Exz. Schwan=
der
mit einer herzlichen Anſprache begrüßt wurde. Mit reichlicher Ver=
fpätung
konnte dann das für dieſen geſchaffene Feſtſpiel, das durch Be=
wegungs
= und Sprechchöre den Sieg des Frühlings über den Winter
darſtellte, in Szene gehen. Nun begann ein lebhaftes Treiben auf allen
Plätzen und Wieſen. Fußball=, Handball= und Raſenſpiele aller Art
wechſelten mit turneriſchen und leichtathletiſchen Wettkämpfen, während
man auf den Feſtwieſen ein Kaſperltheater, Volkstänze und Spiele be=
wundern
konnte. In dem prächtigen Schwimmbaſſin tummelten ſich
die Schwimmer und auf der Radrennbahn löſten ſich Rennen und Rad=
reigen
ab. Einen Höhepunkt bedeutete dann, außer dem Feſtſpiel, die
Aufführung von Webers Oper Precioſa, zu der der Dichter Alfred
Auerbach einen verbindenden Text geſchrieben hat. Den Beſchluß bil=
deten
dann noch Radrennen auf der erleuchteten Radrennbahn.
Grundſteinlegung der St. Bonifatius=Jubiläums=

und Gedächtniskirche. Sonntag nachmittag 4 Uhr fand die
feierliche Grundſteinlegung der St. Bonifatius=Jubilaums= und Gedächt=
niskirche
in Sachſenhauſen an der Holbeinſtraße ſtatt. Die Beteiligung
der katholiſchen Bevölkerung Sachſenhauſens war ſehr rege. Einge=
leitet
wurden die Feierlichkeiten durch Muſikſtücke eines Bläſerchores
und eines Geſangvereins. Die Feſtpredigt hielt Stadtpfarrer Dr. Herr,
der in markanten Worten den Zweck und die Bedeutung dieſer im
Entſtehen befindlichen Kirche darlegte. Die Kirche iſt zum 1000. Jubi=
läum
und Andenken des Apoſtels Bonifatius benannt worden und ſoll
ferner in einer beſonders eingerichteten Kapelle dem Gedächtnis der
Gefallenen im Weltkriege dienen. Nachdem unter Zeremonien die Ur=
kunde
, der Plan der Kirche und die Zeitungen des Tages ſowie eine
kleine Ueberſicht über den Stand der Gemeinde in den Grundſtein ge=
legt
wuren, führte als erſter Dr. Karſt den Hammerſchlag aus, dem dann
die Geiſtlichen der verſchiedenen Frankfurter katholiſchen Gemeinden
folgten. Das Schlußwort ergriff dann noch der Vorſitzende des Geſamt=
verbands
der katholiſchen Pfarreien der Stadt Frankfurt und biſchöf=
licher
Kommiſſarius Dr. Herr, der ſich den Worten Dr. Karſts an=
ſchloß
. Mit dem Choral. Großer Gott, wir loben dich, der gemeinſam
von den Anweſenden geſungen wurde, fand die ſchlichte, aber ein=
drucksvolle
Feier ihr Ende. Die Kirche iſt für ungefähr 800 Sitz= und
faſt ebenſoviele Stehplätze berechnet. Sie wird zirka 52 Meter lang und
20 Meter breit. Unter dem Schiffe ſind Räume für kirchliche Vereine
vorgeſehen, während ſich unter dem 34 Meter hohen ſechseckigen Turm
die Gedächtniskirche für die Gefallenen befinden ſoll. Der Raum iſt
für die Abhaltung von Gottesdienſten für die Gefallenen beſtimmt.
Das Innere der Geſamtkirche ſoll ein gewaltiger einheitlich geſchloſſener
Raum bilden. Der Hochaltar wird unter der Kuppel der Gedächtnis=
kirche
erbaut. Die Ausſicht auf den Hochaltar und auf die Kanzel wird
durch keine Säule und keinen Pfeiler geſtört. Mit dieſem Bau wird
Frankfurt um eine Zierde bereichert, und die Freude der Sachſenhäuſer
katholiſchen Bevölkerung iſt allgemein, da die Deutſch=Ordenskirche für
die ungefähr 20000 Katholiken nicht ausreichte.
Bootsunfälle auf dem Rhein.
fm. Mannheim. Samstag abend ereignete ſich auf dem Rhein
ein Bootsunglück, dem ein Ruderer zum Opfer fiel. Ein Achterrennboot
des Ludwigshafener Rudervereins barſt in den Wellen eines Dampfers
in der Mitte. Die Ruderer konnten ſich durch Schwimmen retten, nur
der zwanzigjährige Maier aus Ludwigshafen fand in den hoch=
gehenden
Fluten den Tod. Am Sonntag nachmittag verunglückte auf
dem Rhein bei Maxau ein mit zwei Inſaſſen beſetztes Paddelboot.
Während der einer gerettet werden konnte, fand der andere, der
19 Jahre alte Jakob Mattern aus Maximiliansau, den Tod in
den Fluten.
Schweres Unglück auf einer Kohlengrube.
IU. Leipzig. Auf der Grube Greppiner Werke, bei Delitzſch,
ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall. Ein Abraumbagger kam mit
der elektriſchen Leitung in Berührung und ſtellte Kurzſchluß am
Schienenſtrang her. Eine Arbeiterkolonne von 15 Mann, die mit
dem Richten der Weichen beſchäftigt war, wurde vom Strom erfaßt
und brach zuſammen. Zehn Mann erholten ſich ſofort wieder,
vier Mann wurden durch Wiederbelebungsverſuche zur Beſinnung ge=
bracht
. Leider war es nicht möglich, den Fünfzehnten ins Leben zurück=
zurufen
. Sein Vater, der Meiſter der Kolonne, war Augenzeuge des
Todes ſeines Sohnes.
Mord und Selbſtmord.
Görlitz. Im benachbarten Troitſchendorf hat der Gaſtwirt
Kliemt ſeine 18jährige Geliebte und dann ſich ſelbſt erſchoſſen.
Er war verheiratet und Vater mehrerer Kinder.
Drei neue Dammbrüche bei Wittenberge.
TU. Berlin. Der Sommerdeich bei Dannenberg iſt
in der Nacht zum 28. Juni an drei Stellen gebrochen. Der Rück=
ſtau
von der Elbe trieb das Waſſer zu einer ſolchen Höhe, daß am
Sonntag abend gegen 10 Uhr ſämtliche Hilfsmannſchaften zurückgezogen
werden mußten. Die Flut riß den Damm an drei Stellen ein, ſo daß
die Kataſtrophe unaufhaltbar iſt. 12000 Morgen ſind hier dadurch aufs
neue überſchwemmt. Gartow und Gerleben gleichen einem See. Be=
droht
ſind ferner die Dörfer Reſtorf, Laaſche und Bruenkendorf. Dieſe
Gebiete liegen im Kreiſe Lychow.
Erdbeben auf Kreta und Rhodos.
TU. Berlin. Wie verlautet, iſt der größte Teil der Inſeln des
Aegäiſchen und öſtlichen Teiles des Mittelländiſchen Meeres von einem
Erdbeben heimgeſucht worden, das beſonders auf den Inſeln Kreta
und Rhodos beträchtlichen Schaden angerichtet hat. Zahlreiche Dörfer
wurden verwüſtet. Am heftigſten waren die Erdſtöße im ſüdlichen
Teil der Inſel Rhodos, wo u. a. der Leuchtturm zuſammenſtürzte und
den Wächter unter ſich begrub. Auch auf den Sporaden ſind Erdſtöße
verſpürt worden. Nach einer Meldung aus Kairo iſt auf dem Heluan=
Obſervatorium der Seismograph außer Funktion getreten. In der
Stadt ſelbſt und in Port=Said waren die Erſchütterungen noch ſo ſtark,
daß die Bevölkerung im Dunkel der Nacht verſtört auf die Straße
flüchtete.
Die Ueberſchwemmungs=Kataſtrophe in Ville de Levn.
Mexiko. Große Teile der Stadt Ville de Leon ſind noch über=
flutet
. Etwa 1000 Häuſer ſind von den Fluten wegge=
ſchwemmt
worden, doch ſtürzen noch täglich mehrere Häuſer in ſich
zuſammen. Bisher liegen noch keine genauen Angaben über die Zahl
der Toten vor; man fürchtet jedoch, daß ſich noch zahlreiche Leichen un=
ter
den Trümmern befinden. Tauſende von obdachloſen Familien
wurden in öffentlichen Gebäuden untergebracht.

Tagung des Deutſchen Werkbundes in Eſſen.
Im Herzen des Induſtriegebiets, in Eſſen, verſammelte der
Deutſche Werkbund ſeine Mitglieder und Freunde, um mit einer ein=
drucksvollen
Kundgebung an dieſer Stelle zu zeigen, welchen Anteil die
Großinduſtrie an der Formung unſerer Zeit hat. Bei der Vorſtands=
neuwahl
ergab ſich, daß zum 1. Vorſitzenden Geheimer Hofrat Dr. h. c.
Peter Bruckmann aus Heilbronn und zum 2. Vorſitzenden der Ber=
liner
Architekt Mies van der Rohe gewählt wurden. Der bis=
herige
1. Vorſitzende, Geheimrat Riemerſchmidt, hat ſelbſt den Wunſch
geäußert, daß die Führung des Werkbundes nunmehr in jüngere Hände
übergehen möge. In der Mitgliederverſammlung wurde mitgeteilt,
daß in der Frage einer großen internationalen Werkbundausſtellung,
die für das Jahr 1930 geplant iſt, ein bedeutſamer Schritt vorwärts
zu verzeichnen iſt, da nach Beſprechungen mit dem Reichskanzler und
dem Reichsminiſter ſich ergeben hat, daß die Reichsregierung dem
Plan größtes Intereſſe entgegenbringt und ſich für dieſe Idee voll
und ganz einſetzen will. Es ergibt ſich nun die Aufgabe, auf geeig=
neten
Wegen mit dem Auslande Fühlung zu nehmen, wie weit es ſich
an dieſer Ausſtellung beteiligen wird. Die für das kommende Jahr ge=
plante
Ausſtellung Wohnung der Neuzeit, Stuttgart 1997 darf als
ziemlich geſichert gelten. Der Plan des künſtleriſchen Leiters, des
Architekten Mies van der Rohe, wird in der nächſten Woche der Stadt=
verwaltung
vorgelegt werden. Eine Frage von der größten wirt=
ſchaftlichen
Bedeutung, bei der das Gebiet der Geſtaltung für unſere
Zeit eine wichtige Rolle ſpielt, iſt die Herausgabe eines deutſchen
Warenbuches, von deſſen Vorarbeiten der Verſammlung Mitteilung ge=
macht
wurde. Wie es der Deutſche Werkbund ſchon während des Kriegs
getan hat, ſoll in dieſem Buch wieder eine Zuſammenſtellung von
Waren gezeigt werden, die aus der Maſſenherſtellung ſtammen und
zweckmäßige und gute Formen beſitzen. Im Börſenſaal fand heute eine
Kundgebung ſtatt, der das Thema Der Anteil der Großinduſtrie an
der Formung unſerer Zeit zugrunde lag und in der Direktor
Dr. Rummel vom Verein der Eiſenhüttenleute und Geheimrat
Riemerſchmid zu dieſem Thema ſprachen. Leider mußte Reichskanzler
a. D. Dr. Luther in letzter Minute infolge unvorhergeſehener Verhin=
derung
ſeinen Vortrag abſagen. Aus den Vorträgen und der an=
ſchließenden
intereſſanten Debatte ging hervor, daß die Ideen des
Deutſchen Werkbundes bei der Formengeſtaltung in der Großinduſtrie
bereits aus ihren Bedingungen heraus bei techniſchen Erzeugniſſen
auf vielen Gebieten in die Tat umgeſetzt worden ſind. Der Hinweis
von Geheimrat Riemerſchmid, daß heute die Führer der Großinduſtrie,
der Arbeiterſchaft und der Großfinanz die kulturelle Führung über=
nehmen
müſſen, wie in Zeiten vergangener Kulturen die Kirchen und
die Fürſtenhöfe ſie inne hatten, löſten ſtärkſten Beifall bei der Ver=
ſammlung
aus. Dieſe kulturelle Führung müſſe vor allen Dingen in
der Geſtaltung unſeres Lebens und Weſens ihren Ausdruck finden, ſo
daß ſie ſichtbar wird und ſichtbar bleibt. Wir können erſt dann von
einem Stil reden, wenn alle Gegenſtände die wir formen, aus dem
Geiſt unſerer Zeit und einer einheitlichen Kultur entſpringen.
Für die folgenden Tage waren Beſuche der Städte Krefeld, Düſſeldorf
und Duisburg vorgeſehen. Der Beſuch Krefelds galt vor allen Dingen
der dortigen Textilinduſtrie und in Düſſeldorf bildete der Hauptan=
ziehungspunkt
die Geſolei, während in Duisburg vornehmlich die
Hafenanlagen beſichtigt wurden.
Tödliche Peſtfälle im Kirgiſengebiet.
TU. Moskau. In dem Kirkiſengebiet ſind 140 neue Peſt=
fälle
feſtgeſtellt worden, von denen 80 tödlich ausgingen. Von
der Regierung ſind fliegende Sanitätsabteilungen gebildet worden, die
den Kampf mit der Peſt aufs energiſchſte betreiben. Die Todesfälle
nehmen täglich zu. Ueber das kirgiſiſche Gebiet ſind von der Sowjet=
regierung
die Maßnahmen des Belagerungszuſtandes verhängt worden.
Geſchäftliches.
Probewaſchen. Alle Hausfrauen, die nicht mehr 10 und
12 Stunden am Waſchfaß ſtehen wollen, ſondern in zwei Stunden die=
ſelbe
Apbeit leiſten möchten, dabei ihre Wäſche ſchonen und an Waſch=
mitteln
und Kohlen ſparen wollen, wird empfohlen dem Probewaſchen
im Fürſtenſaal beizuwohnen, das dort Mittwoch und Donnerstag,
nachmittags 1/4 und abends ½6 Uhr ſtattfindet. Es empfiehlt ſich,
ſchmutzige Wäſche mitzubringen. (Siehe auch Inſerat.)
Gediegener Sprachunterricht. Monatliches Ho=
norar
nur 2 Mark. Die weltbekannte Sprachlehr=Methode
Touſſaint=Langenſcheidt bietet Ihnen die Gelegenheit, durch
Selbſtunterricht, ohne Lehrer jede wichtige moderne und die alten
Sprachen (Lateiniſch, Griechiſch, Hebräiſch) bis zum höchſten Grade der
Vollkommenheit zu erlernen. Dazu ſind weder Vorkenntniſſe, noch
höhere Schulbildung erforderlich. Die Methode Tauſſaint=Langenſcheidt
hat das ſchwierige Problem, wie das richtige Sprechen der fremden
Sprache ohne Lehrer zu erlernen iſt, einwandfrei gelöſt. Zahlreiche
Zeugniſſe von Schülern, die ihre Kentniſſe im Auslande erprobt haben,
beweiſen, daß man auf Grund der Methode Touſſaint=Langenſcheidt
Engliſch wie ein Engländer, Spaniſch wie ein Spanier uſw. ſpricht.
Der Verlag der Unterrichtsbriefe (Langenſcheidtſche Verlagsbuchhand=
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Der Landauflage unſerer heutigen Ausgabe liegt eine Beilage der
Deutſchen Kolonialgeſellſchaft bei.
9447

begibt ſioh der Tabakbauer mit
ſeinen Angehörigen zur Ernte auf
die Jabakfelder, denn dieſe Arbeite
muß vor Bonnenaufgang beendet ſein.
damit dem zarten Blatt die köſtliehen
Hauberſafte erhalten bleiben, welche,
die hervorragende Güte und Qualität
Urſerer igarelterrtapkerz

[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 29. Juni 1926

Nummer 178

Sport, Spiel und Turnen.

Radfahren.

Darmſtädter Bichele=Klub 1883 3facher Sieger im Saalſport und Korſo
im Lahngau.
Am vergangenen Sonntag fand im Gau 73 (Lahngau) des B.D.R.
das alljährliche größte Radſportfeſt das Gau=Sommerfeſt ſtatt.
Faſt ſämtliche Arten des Radſportes gelangten zur Ausſchreibung und
Austragung. Eine Rekordziffer hatten die Meldungen im Saalſport
und Korſo aufzuweiſen, lagen doch für dieſe Wettbewerbarten, offen für
Gau 73, und zum Teil offen für den Landesverband Heſſen, 90 Mel=
dungen
vor.
Auch der Darmſtädter Bichele=Klub 1883 beteiligte ſich mit zwei ſei=
ner
Mannſchaften im 8er=Koſtümreigen, 8er= Schmuck=
reigen
und im Schmuck=Korſa an obigem Radſportfeſte und
konnte in glänzender Form in ſämtlichen 3 gemeldeten Wettbewerben
als ſicherer Sieger hervorgehen.
Die Farben des Klubs vertraten im Koſtümreigen die Damen: L.
Mahr, G. Schmunck, K. Reinhardt, S. Giloth, T. Wedekind, A. Schmen=
ger
, G. Brenner und A. Müller.
Im weiter gemeldeten Schmuckreigen ſtarteten die Damen: G.
Schmunck, K. Reinhardt, L. Mahr, A. Müller und die Herren: A. Rühl,
P. Haas, E. Glaub, L. Hax.
Im Schmuck=Korſo beteiligten ſich weiter ſämtliche anweſenden Da=
men
und Herren, und konnte durch dieſe Beteiligung, glänzende Auf=
machung
und Fahrweiſe auch in dieſem Wettbewerb der 1. Preis errun=
gen
werden.
Dieſe erneuten Erfolge des Klubs ſind um ſo höher zu bewerten,
da für dieſe Wettbewerbe gemeldeten und entſandten Mannſchaften zum
Teil neu zuſammengeſtellt waren.
Mit als beſondere Anerkennung für die beſte Geſamtleiſtung bei
obigem Feſte erhielten die beteiligten Damen und Herren je eine Ehren=
gabe
des Gaues 73. Der Fahrwart des Klubs und der gemeldeten Rei=
gen
, Louis Hax, erhielt als beſondere Ehrengabe einen ſilbernen Becher,
gewidmet vom Gauvoyſitzenden des Gaues 73, Herrn Karl Bellinger,
Nachſtehend die genauen Reſultate:
8er=Koſtümreigen. 1. Preis: Darmſtädter Bichcle=Klub 1883
mit 8,25 Punkten; 2. Preis: Alsfelder Radfahrerverein 1890 mit 7,56
Punkten.
8er=Schmuckreigen. 1. Preis: Darmſtädter Bichcle=Klub
1883 mit 8,02 Punkten; 2. Preis: Radfahrerverein Gießen 1885 mit 7,57
Punkten.

Schmuck=Korſo. 1. Preis: Darmſtädter Bichcle=Klub 1883 mit
11,03 Punkten; 2. Preis: Radſportverein Alsfeld 1926 mit 10,76 Punk=
ten
; 3. Preis: Radfahrerklub Marburg 1885 mit 10,19 Punkten.
Turngemeinde Woogsplatz.
Der 2. Gauverband unſeres Mittelrheinkreiſes hält am kommenden
Sonntag, den 4. Juli, auf dem hieſigen Hochſchulſportplatz ſeine volks=
tümlichen
Meiſterſchaftskämpfe ab, die auch gleichzeitig
als Ausſcheidungskämpfe für die Kreismeiſterſchaften betrachtet werden.
Die Kämpfe beginnen bereits vormittags und ſind eingeteilt in A= Mei=
ſterſchaftsklaſſe
, B. Unterſtufe, C. Jugendturner. Unſere Volfsturner
werden ſich an einzelnen Wettkämpfen beteiligen, wie auch die Meldun=
gen
der übrigen Gauverbandsvereine außerordentlich zahlreich vorliegen.
Wenn man die Liſte der gemeldeten Volksturner durchlieſt, muß man zu
der Ueberzeugung kommen, daß uns äußerſt ſpannende Wettkämpfe ge=
liefert
werden. Die erſten fünf Sieger der Einzel= und Mannſchafts=
kämpfe
werden zu den Kreismeiſterſchaften zugelaſſen. Bei den Mehr=
kämpfen
wird die Teilnehmerzahl für die Kreismeiſterſchaftskämpfe auf
die zehn erſten Sieger erhöht. Wünſchen wir unſeren Volksturnern und
sturnerinnen beſte Erfolge und hoffen wir auf recht zahlreichen Beſuch
unſerer Bevölkerung, die ja am letzten Sonntag nachmittag bei den Vor=
führungen
ſo außerordentlich großes Intereſſe für die Leibesübungen
gezeigt hat.
K.

Nachtrag zum Sportwerbetag.

In Ergänzung unſeres geſtrigen Berichtes über den Sportwerbetag
iſt noch nachzutragen, daß auch der Darmſtädter Fechtklub am Werbezug
mit 36 Teilnehmern (Damen und Herren) in flottem Fechtanzug mit
Waffen teilnahm und ſich an den Mittagsvorführungen mit etwa 25
Fechterinnen und Fechtern beteiligte, indem er zunächſt die Grundübun=
gen
der erſten Florettſchule in einer Geſamtübung und daran anſchlie=
ßend
Einzeluntericht und dann Dreigefechte in Florett, Säbel und Degen
unter Leitung des Hochſchul=Fechtmeiſters Kaiſer zeigte.
Es iſt zu berichtigen: Bei den 20 mal 200 Meter=Staffeln am Sonn=
tag
trug den 5. Sieg der Darmſtädter A. T.B. Alemannia und Ghibel=
linig
davon.

Tennis.
Klubturnier des Tennis= und Eisklubs.
Wie ſchon berichtet, waren die Spiele des Klubturniers bis Sams=
tag
ſo weit fortgeſchritten, daß im Laufe des Samstags die Endrunden
der offenen Konkurrenzen ausgetragen werden konnten. Die Vorgabe=
ſpiele
werden wohl noch die nächſten Tage in Anſpruch nehmen.
Die Klubmeiſterſchaft für Herren gewann Blecher ohne Spiel gegen
W. Daub, der vorzeitig abreiſen mußte und ſo gegen Blecher nicht mehr
antreten konnte. Daub hatte vorher einen harten Kampf gegen den
Meiſter der letzten Jahre, Schüler, zu beſtehen, den er nur mit großem
Glück für ſich entſcheiden konnte. Schüler gewann den 1. Satz leicht 6:1,
führte bereits im 2. 5:4, 40:30, als dem ſonſt guten Schiedsrichter ein
Verſehen unterlief, das Schüler den Satz koſtete. Mit 9:7 gewann ihm
Daub. Dadurch deprimiert, gab Schüler auch den 3. Satz dann mit
7:5 ab. Blecher hatte vorher Eſche 6:0, 6:1 und Samesreuther 6:0, 6:1
geſchlagen.
Damenmeiſterin wurde Frl. Nöllner gegen Fr. Ulenberg 6:1 zurück=
gezogen
. Ihren härteſten Kampf hatte Frl. Nöllner vorher gegen die
hoffnungsvolle Juniorin Frl. Fiſcher 6:2, 2:6, 6:4 zu beſtehen, während
Fr. Ulenberg Frau Schüler 6:2, 6:0 ſchlug.
Das Herrendoppel gewannen SchülerDaub im Dreiſatzkampf gegen
Blecher-Kraft 2:6, 6:3, 6:3 durch größere Routine und Ausdauer. Die
3. Preiſe holten ſich BeeckEſche und SchröderAdy.
Das gemiſchte Doppel konnte bis jetzt leider noch nicht zu Ende ge=
ſpielt
werden.
Im Junioren=Einzel gewann etwas überraſchend Samesreuther ge=
gen
Kleinlogel 6:4, 6:3 durch großes Variieren in ſeinen Schlägen. Er
hatte in der Vorſchlußrunde Schmidt 6:1, 6:1 leicht geſchlagen, während
Kleinlogel ſich weit mehr anſtrengen mußte, um Claß 6:4, 6:1 abzu=
fertigen
.
Der Sieg im Juniorinnenſpiel war natürlich Frl. Fiſcher nicht zu
nehmen, gegen die das in guter Form befindliche Frl. Loy 8:6, 6:3 ver=
lor
, nachdem ſie vorher Frl. Hedderich 6:1, 6:3 und Frl. Kleinſchmidt
6:4, 6:3 geſchlagen hatte.
Gut ſchnitt auch Frl. Seuffert ab, die gegen Frl. Fiſcher 6:3, 7:5
nur knapp verlor. Falls das günſtige Wetter anhält, werden die Vor=
gabeſpiele
wohl bis Mittwoch auch zum Abſchluß kommen.

hSt. 9260

Andel Tafenkocken
rit dem poten Stpeifen
eine gelunde, keicht verdaudiche Kost von kohem
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aut Aultdasduskt. Autem. Nochmatzedtab hodgeltset, motdl.

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denbauer
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(II. 9446)

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Nummer 178

Dienstag, 29. Juni

Zur Finanzlage der Reichsbahn
Beſſere Liquidität in Ausſicht.
Die Reichsbahn, das größte Betriebsunternehmen der Welt und die
größte Auftraggeberin der deutſchen Induſtrie, hat
ſich, um die finanzielle Anſpannung zu überwinden, Geld durch die
Emiſſion von 150 Millionen Rm. Vorzugsaktien beſchaffen wüiſſen. Der
Erfolg dieſer Transaktion iſt bekannt. Wenn neuerdings wieder Loko=
motivaufträge
vergeben worden ſind, ſo hängt das wohl mit
dieſer Transaktion zuſammen. Wie angeſpannt der finanzielle Status
der Reichsbahn in den erſten vier Monaten des laufenden Jahres tat=
ſächlich
war, das ergibt ſich aus dem folgenden Schaubild. Dieſes zeigt
die Entwicklung der Einnahmen aus dem Perſonenverkehr und
dem Güterverkehr für die Zeit vom Januar 1925 bis April 1926.
(Der Mai=Abſchluß der Reichsbahn iſt noch nicht bekannt.) Der Per=
ſonenverkehr
, der im Juli und Auguſt wegen der Reiſezeit immer
die höchſten Erträge abwirft, iſt von der Kriſis bei weitem nicht ſo be=
troffen
worden, wie der Güterverkehr. Für die Zeit von Januar
bis April 1926 beträgt der Einnahmerückgang gegenüber der gleichen
Zeit des Vorjahres 6 Prozent. Die Einnhmen aus dem Güterver=
kehr
dagegen zeigen in den zwei Vergleichsperioden eine Verminderung
um das dreifache, nämlich um 17 Prozent. Sie bewegten ſich trotz der
gegenüber der Vorkriegszeit weſentlich geſteigerten Güterkarife in der
Zeit vom Januar bis Aprül d3. Js. kaum erheblich über Vorkriegshöhe.

Kee AOHEEALAZ De Lret Kiu Wen A4 fUie OkidolD52340EEALA 1925 DIE. EINDAHME
A. LEERM 1700 QLIS DET DENSSNEtde 56
96 AA Ra6 19. 26 *. * H. T3
Au Dua
5 Aae
5 M
2 72. 19 L= 260
De 7 12: DIE EIN DAHMENI ALIS DER
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voL.
Ta- 731 Junchse
.t- 10I
7. Tr
.. O13
. 180

Nach den konjunkturſtatiſtiſchen Berechnungen, die die Reichsbahn
ſelbſt ſowohl für den Perſonen= wie für den Güterverkehr auf Grund
der Vorkriegseinnahmen der Preußiſch=Heſſiſchen Staatsbahn vorgenom=
men
hat, ſteigen die Perſonenverkehrseinnahmen normalerweiſe vom
April bis zum Juli ſehr ſtark. Die Steigerung der Güterverkehrs=
einnahmen
ſetzt ungefähr daran anſchließend in der Jahresmitte ein und
dauert bis Oktober. Von da ab vollziehr ſich ein Rückgang. Hat man
dieſe Tatſachen im Auge, dann muß ſich die finanzielle Liquidität der
Reichsbahngeſellſchaft ohne Berückſichtigung der Mittel, die ihr ſo=
wieſo
aus dem Erlös der Vorzugsaktien zufließen in den kommenden
Monaten mindeſtens bis zum Oktober hinein einfach auf Grund der
Saiſonbewegung weſentlich beſſern.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 28. Juni.

darauf heute im Vormittagsgeſchäft von Büro zu Büro zur Ausführung
gebracht wurden und infolgedeſſen ſchon vorbörslich eine ſtarke Steige=
rung
der Kurſe hervorriefen. Gelſenkirchen erreichten z. B. 160, J. G.
2491/ Phönix 121 uſw. Die nunmehr perfekt gewordene Anleihe des
Stahlvereins und die beabſichtigte Vergrößerung des Stahltruſts, ſo ſoll
u. a. auch die Gewerkſchaft Heßloch einbezogen werden, wirkten an=
regend
. Auch die Berichte, daß die J. G. Farbeninduſtrie ein dem
japaniſchen Kampfer konkurrenzfähiges Präparat auf den Markt bringen
würde, machte guten Eindruck. Zu Beginn des Geſchäfts an der
Börſe konnten ſich zwar zunächſt die Höchſtkurſe des Vormittags nicht
ganz behaupten, da auch etwas Material jetzt an den Markt kam und
Berlin weniger ſtark hauſſierte Kurſe meldete. Die erſten Notierungen
lagen daher bis zu 2 Prozent unter den Vormittagskurſen. J. G.
z. B. wurde mit 247½ feſtgeſetzt. Bald aber nahm die Tendenz wieder
eine ſteigende Richtung ein. Namentlich auf dem Montanmarkt fanden
fortgeſetzt große Umſätze ſtatt, ſo daß dort die Kursbeſſerungen
ſchließlich ganz beträchtlich waren; ſie ſchwankten zwiſchen 3 und 9 Proz.
Beſonders hauſſiert waren Deutſch=Luxemburger Bochumer, Phönig
und Mannesmann. Auch die Oberſchleſiſchen Montanwerte traten
heute wieder ſtärker hervor. So gewannen Oberbedarf 5 und Caro
6 Prozent. In beſcheidenerem Rahmen ſchloſſen ſich die Elektro= und
Schiffahrtswerte der kräftigen Kursſteigerung an. Beſonders A. E. G.
waren ſehr geſucht und 3 Proz. höher. Nach anfänglicher Zurückhaltung
entwickelte ſich ſchließlich auch auf dem Bankenmarkt eine große Um=
ſatztätigkeit
unter Führung der Deutſchen Bankaktien, die faſt 6 Proz.
gewannen. Auch alle anderen nicht genannten Gebiete haben über=
wiegend
Kursſteigerungen aufzuweiſen, beſonders auch der Markt der
nur zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapiere. Auf dem Renten=
markte
ſchloſſen ſich die deutſchen Anleihen der Aufwärtsbewegung in
beſcheidenem Maße an, während ausländiſche Renten vernachläſſigt
blieben. Der Freiverkehr war unverändert ſtill. Becker=Stahl 21.
Benz 72., Brown Boveri 120., Entrepriſe 7½, Growag 60½,
Krügershall 110. ex., Ufa 39. und Unterfranken 85.. Kurz vor

Schluß des offiziellen Marktes erfolgten Glattſtellungen zum Ultimo.
J G. Farbeninduſtrie gingen ſchließlich auf 244½ zurück. Beſſer be=
haupten
konnten ſich die Montanwerte, die aber auch nicht vollkommen
ohne Kursrückgänge davonkamen. Das Geſchäft war ſchließlich ſtark
eingeſchränkt. Der Geldmarkt iſt etwas feſter geworden. Tägliches
Geld ſtieg auf 5 Prozent.
Die Abendbörſe. Die großen Ultimorealiſationen, die
namentlich ſeitens der Spekulation noch nachbörslich vorgenommen
wurden und mit beträchtlichen Kursrückgängen verbunden waren,
kamen auch an der Abendbörſe noch nicht zur Ruhe. Auf dem Mon=
tanmarkt
gab es weitere Kursrückgänge von 1 bis 2 Prozent; auch
Elektrowerte und Deutſche Erdöl waren 2 Prozent niedriger zu haben.
Nur für J. G. gab ſich etwas Deckungsbegehr kund, ſo daß der Kurs
auf 242 vorübergehend anziehen konnte. Später aber war billiger
anzukommen. Die Kaliwerte, die nachbörslich behauptet blieben, blie=
ben
auch an der Abendbörſe von Kursrückgängen verſchont. Hier wirkte
die beabſichtigte Preisſteigerung für Kali kursſtützend. Renten ſtill.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 28. Juni.
Die Börſe eröffnete die neue Woche in außerordentlicher Lebhaftig=
keit
, wobei Montanwerte wieder die Führung hatten. Die Nachricht,
daß der amerikaniſche Abſchnitt der Stahlwerkanleihe ſtark überzeichnet
ſei, ſowie die angeſtellten Berechnungen über den inneren Wert der den
Vereinigten Stahlwerken angehörenden Geſellſchaften führten dem
Markte dieſer Werte neue große Käuferſchichten zu. Auf der anderen
Seite ſchritt die Spekulation in ganz erheblichem Maße zu Gewinn=
ſicherungen
. Die Kursgeſtaltung war daher am Montanmarkt zunächſt
wieder nicht ganz einheitlich. Doch hatten Bochumer, Gelſenkirchen,
Phönix von Anfang an weitere Kursſteigerungen zu verzeichnen. Eine
erhebliche Kursſteigerung erfuhren die bisher zurückgebliebenen Klöckner=
werke
, angeblich auf Käufe für rheiniſche Rechnung. Auf die Verhand=
lungen
dieſer Geſellſchaft zum Zwecke einer Intereſſengemeinſchaft mit
anderen Konzernen wurde bereits früher hingewieſen. Der Abſchluß
der Ruſſenkredite wirkt weiter befeſtigend auf Elektro= und Bankwerte,
ſowie auf einzelne Werte des Maſchinenmarktes. Die anderen Favo=
riten
der letzten Woche, wie Farben, Erdöl, lagen dagegen etwas ruhi=
ger
. Sehr feſt lagen auch Kaliaktien auf die Erwartung der Kalipreis=
erhöhung
. Auch am Markte der Kriegsanleihe ſetzte ſich die Belebung
fort (0,432½). Angeſichts des kommenden Ultimos zog tägliches Geld
heute etwas an, doch bleibt es immer noch reichlich angeboten, 4 bis 6
Prozent. Lateiniſche Valuten wenig verändert. London=Paris 167½,
London=Brüſſel 169½, etwas ſchwächer London=Mailand 133½. Im
einzelnen gewannen am Montanaktienmarkt Bochumer 4 Prozent, Gel=
ſenkirchen
2½, Klöcknerwerke 7½, Riebeck Montan 984. Auch Schleſiſche
Werte feſter. Laura pl. 2, Oberbedarf pl. 3½, von Kaliwerten Aſchers=
leben
4½, Weſteregeln pl. 6. Die Werte des Sprengſtoffkonzerns zogen
etwas an auf die günſtigen Mitteilungen zu den Generalverſammlun=
gen
, Köln=Rottweil 37/8, Dynamit pl. 2. Von Elektrowerten AEG.
pl. 2½, Siemens pl. 3. Felten pl. 2. Von Waggonaktien Lincke= Hoff=
mann
pl. 3. Autowerte weiter feſt. Hanſa Lloyd pl. 3½, NAG. pl. 2½.
Humbold ſetzten ihre Steigerungen fort. Von Bankaktien Berliner Han=
del
pl. 4, Deutſche Bank pl. 2½, Diskonto pl. 1½. In Darmſtädter
Bank kam zunächſt kein Kurs zuſtande. In Schiffahrtswerten betrugen
die Steigerungen 1 bis 2. Sonſt ſind noch zu nennen Berger pl. 4, von
verzinslichen Werten Deutſche Anleihen günſtig befeſtigt, insbeſondere
3proz. Reichsanleihe. Fremde Renten ruhig. Oeſterreichiſche Eiſenbahn=
anleihe
feſter.
Im weiteren Verlaufe mehrten ſich die Verkäufe der Spekulation im
Hinblick auf den bevorſtehenden Ultimo. Das herauskommende Mate=
rial
wurde jedoch zu verhältnismäßig ermäßigten Kurſen aufgenommen.
Privatdiskont kurze Sicht 42/s Prozent, lange Sicht 4,5. Nach vorüber=
gehender
Befeſtigung ſchloß die Börſe allgemein ſchwächer.

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26 6
110.5 28. 6
109.5 Hemoor Zement 26. 6. 8. 5 170. 87.5 Hirſch Kupfer". 110. 110. 38.25 40.378 Höſch Eiſen 120. 123.5 Hohenlohe Werke. AS. 16.1 73.25 74. Kahla Porzellan 87.75 130. 136. Lindes Eismaſch. 150 160. 50.25 51. Lingel Schuh 36.5 39. 115. 115. Linke u. Hofmann 6F.25 70. 69.25 69. L. Loewe u. Co.. 179.75 179.5 93. 111. C. Lorenz 111.- 108.375 13. 13 Ndl. Kohle.. 139.5 144.5 144.87 Nordd. Gummi. . 98. Orenſtein 97. 98.75 130.25 123.25 Rathgeber Waggon 35.5 3 z.5 6 25 72.75 Rombacher Hütten 24.87 24.625 120. 121. Roſitzer Zucker 65. 139.1 139. Rütgerswerke 113. 112.5 243. 244. Sachſenwerk 93.75 45. 45. Sächſ. Gußſtahl. 73.25 53.5 54. Siemens Glas 23 124. 25.625 25. Ver. Lauſitzer Glas. 106.75 106.75 161. 163. Volkſtedter Porzell. 39 5 39. 181. 141. Weſtf. E. Langendreer 58. 69. 69. Wittener Gußſtahl". 54.75 54.75 144.12! Wanderer=Werke. . . . 149.75 152.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires
Brüſſel=Antw.
Sslo
Kopenhagen ..
Stockholm . .
Helſingfors ..
Ftalien ....."
London... ..
New=York. . .
Jaris.. . . . .
Schweiz.
Spanien

26. 8.
Geld Brief
168.51 168 9:
1689/ 1 633
06 1210
3223 92 77
11 281115=
112.56/112.8
10.55/ 10.5
15.32/ 15.36
20 314 20.4681
4 195/ 4.20:
1214 1218
31 18 Bi.38
67.57 67 701

28 6
Geld
16891 1.69
g203 92.27

11.25/111.5

1 0.548
1523
20 713
7.195
81.2
67.10

rie
1202/ 12.*6Budapeſt..

12. 6112.83
20.36
..5

168.50/168.83/WienD.=Oſt. abg
Prag.
Fapan . . .
Rio de Janeiro
Bulgarien.
1 0.588/Belgrad".
15. 29/Konſtantinopel
Liſſabon ..
K. 205/Danzig ..
lthen ..
1.30/Kanada ..
67.56lUruguan

26. 8.

Geld /
69 36

Brief
59.50

5.88 5.385
1.964 1.953
3 022/ 3 032

12.422/12.762
1.661 L.66
7a0 7.43
2.23 2.215
21 375/21.42
8105/ 81.251
5.29/ 5.31
420 (.21
T2151 T 225

28. 6.
Geld. / Brief
59.33/59 77
12.51 412.458
6.87 5.89
1.960 1.963
0.661 0 663

3 022/ 3.032
7.4e2
2223
1.385
81.0
5.29

7.742
2.235
21.415
81.26
5 3

Produktion und Konſum.
Rüagängige Produktion aber ſtabiler Konſum.
Das folgende Schaubild zeigt in ſeinem oberen Teil die Entwicklung
der Produktionskurve an Hand des Index der Produktion
wichtiger Grundſtoffe (1913 100), wie er in dem neueſten Viertel=
jahrsheft
des Inſtituts für Konjunkturforſchung veröffentlicht worden
iſt. Nach dieſem Index bewegt ſich die Produktion, mit einer einzigen,
wohl durch das Weihnachtsgeſchäft bedingten Ausnahme (November
1925), ſchon ſeit langer Zeit rückgängig. Dieſer Rückgang iſt im Februar
und März dieſes Jahres zum Stillſtand gekommen. Demgegenüber zeigt
der Konſum keine weichende Tendenz. Wenigſtens gilt das
nicht für die Meßziffern, die wir als repräſentativ für den Konſum=
ſtandard
der breiten Maſſen betrachten. Die pro Kopf und in Reichs=
mark
ausgedrückten Umſätze der Konſumvereine die der
mittlere Teil der Graphik veranſchaulicht, zeigen ſogar im ganzen eine
Steigerung. Daraus den Schluß zu ziehen, daß der Konſum der brei=
ten
Maſſen mitten in der Kriſis geſtiegen iſt, das möchten wir, weil
eine ſolche Schlußfolgerung parados wäre, ablehnen. Eher denken
wir in dieſem Falle an ſtatiſtiſche Unzulänglichkeiten. Die Kurve der
Umſätze der Konſumvereine zeigt im übrigen gewiſſe durch Saiſon und
das Feiertagsgeſchäft bedingte Schwankungen.

Die Entwicklung der Konſumvereinsumſätze ſpricht zum mindeſten
für Stabilität des Konſums. Das gleiche gilt für einen
wichtigen Teilausſchnitt des Maſſenkonſums, den Fleiſchkonſum.
Als ein wichtiges Merkmal für die Geſtaltung des Fleiſchkonſums
betrechten wir die Marktbeſchickung mit lebenden Tie=
ren
, die die amtliche Statiſtik für 35 Hauptmärkte Deutſchlands feſt=
ſtellt
Im unteren Teil des Schaubildes iſt freilich nur die Marktbe=
ſchickung
mi: lebenden Schweinen verzeichnet, die trotz aller, namentlich
durch die Jahreszeit bedingten Schwankungen, nichts von einem merk=
lichen
Rückgang des Schweinekonſums verzeichnet. Vergleicht man die
Marktbeſchickung der Monate Januar bis April 1926 mit der ent=
ſprechenden
Zeit des Vorjahres, dann kommt man zu folgendem Er=
gebnis
. Die Marktbeſchickung mit lebenden Tieren hat in 1000 Stück
betragen:

1925 1926 Veränderung
in Prozenten Rinder 417,2 412,5 1,2 Kälber 499,4 506,7 + 1,5 Schweine 1445,9 1436,0 0, Schafe 368,3 317,9 13,7

Aus dieſen Ziffern ergibt ſich, daß zwar ein gewiſſer Rückgang in
der Marktbeſchickung mit lebendem Vieh eingetreten iſt, daß dieſer
Rückgang aber geringfügig iſt und wohl als Merkmal für einen
ziemlich unveränderten Fleiſchkonſum angeſprochen werden kann.
Wochenüberſicht der Reichsbank.
Der Ausweis der Reichsbank vom 23. Juni zeigt eine Abnahme der
geſamten Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effek=
ten
um 59,8 Mill. auf 1318,7 Mill. Rm. Die Abnahme entfällt mit
59,2 Mill. auf die Wechſelbeſtände, die ſich auf 1224 Mill. Rm. ermäßigt
haben. Die Summe der weiter begebenen Wechſel blieb mit 3,8 Mill.
Rm. nahezu unverändert. Die Lombardbeſtände haben um 1,1 Mill.
auf 5,3 Mill. Rm. abgenommen, während die Anlage in Effekten um
0,5 Mill. auf 89,5 Mill. angoſtiegen iſt. An Reichsbanknoten und Ren=
tenbankſcheinen
ſind 142,0 Mill. Rm in die Kaſſen der Bank zurück=
gefloſſen
, und zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 114,7
Mill auf 2498,1 Mill. Rm. verringert, und der an Rentenbankſcheinen
um 273 auf 1237,0 Mill. Rm. Die Beſtände der Reichshank an ſol=
chen
Scheinen haben ſich dementſprechend auf 292,1 Mill. Rm. erhöht.
Die täglich fälligen Verbindlichkeiten weiſen mit 764,0 Mill. Rm. eine
Zunahme um 1,0 Mill. Rm. auf. Die Beſtände an Gold und deckungs=
fähigen
Deviſen verminderten ſich um 55,5 Mill. auf 1,642 Mill. Rm.,
und zwar nahmen die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 55,6
Mill. auf 149,8 Mill. Rm. ab, während die an Gold eine Zunahme
um 49000 auf 1492,2 Mill. Rm. erfuhren. Die Deckung der Noten
durch Gold allein beſſerte ſich von 57,1 Prozent in der Vorwoche auf
59,7 Prozent, die durch Gold und deckungsfähige Deviſen von 65 Pro=
zent
auf 65,7 Prozent.

Hransfatter Kardberiche vom 20. Dunf Losd.

Staatspapiere
a)Deutſche
5% Reichsanleihe .
4% Reichsanleihe .
3½½
Dollar=Schatzanw.
K. Schatzanw. 23
R.=Schatzanw. 24
4½% IVundV R.=
Schatz.
4½%VI.-IX.
4% D. Schutzgb. . .
Sparprämienanl.
4% Preuß. Konſ..
3½½
8%
4%Baden alt ..
8½½
8% 1898
4% Bayern ....."
...
3½%
...
8%
9-16% Heſſ. unt. 2
49
3½% ...
4% Bürtt. alte .
vi. Sonſtige,
europäiſche
% Bos. E.B 191
4%-L.Inv. 1914
4½% 1898
4½% 1902 .
4%

5 % Bulg. Tabak
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1919
½X4Oſt. Schatz. 14

0.4275

0.38

0.245
0.395
0.431

18

0.40
0.35

Af

4.15
120,

4% Oſt. Goldr.
41/s% Silberr.
4½ einh. R. (kon.)
3% Port. (Spz.) III
5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13.
% am. konv.
4% am.05
4% Türk. (Adm. /03/
4½ (Bagd.)I
4½ Bagd.)II
4½ 1911 Boll.
4½% Ung. St. 1913
4½% St. 1914
4½ Goldr.
470 St. 10.
4% Kronr.
3% Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche

5% Mex am. inn.
5% äuß. 99 .
4½ Gold. 04.
3½% konſ.inn .
4½% Frrigat.
5% Tamaulipas.
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

6% Doll. Gold. 1932
6% 100.193
8% Frk.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. R.1.
3% Frtf. Hyp.=Bk.=
Reihe 2
5% Fkſ. Pfandbr. B
Gold Reihe 2
Em. 1

18.60

11

10-,

14.75
120,

18.3
17.8
17.25
1.74

288

97.75
96.5
98
98.5
98.5
9.25
98.5

5%0 Neck. AG. Gld23
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
8% Rh.=Hyp. Gd.24
52 Rhein=Main=
Donau.. Gold 23
Ohne Zins=
berechnung

6 Bd.=Bd..Hz 23
5 2 Bdw. Kohl. 23
5% Fr. Pf. Bk. G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
Roggen . 23
6% Mannh. Stadt=
.. 23
Kohl.
6% Offenb. Holz.."
5% Pfälziſche=Hpp.
Bk. Gld .... 24
5% Pr. Kaliw..
5% Pr. Roggenw.
50 Rh.H.B. Gd. 24
5% Sächſ. Brk. 23.
5% Roggenw. 231
5½ Südd Feſt=B G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bahyr Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Frrf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bt
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß Pf.br.=Bk
Rhein. Hyp.=B
Südd Bodenkr. ..
Württ. Hyp.=B....

7.5
97.75

77.10

12.6-
2.25

14.10

2.25
*.9
6.9
2.56
2.10

10.30
11. 77.
13.55
10
6.25
12.3
10.45
10.5).
10.90

Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb. . . .
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ...
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (L.
2,6% Alte
2.6% Neue
4½Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
8%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. 1885.
3%Oſt. Erg. Netz
4½ Rud. Silber..
4% Rud. Salzkg.)
4½% Anat S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S. II.
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec..
4½½
Bank=Aktien
Allg. D.=Credit.
Bad. Bk.
Bkf. Brauind. . . . .
Barmer Bankv.
Bay. Hyp...Wch).
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank
D. Eff.u. Wchſ.=Bk.
D Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. 84.2-
Disk.=Geſellſch. ...
Dresdener Bk.. . . . 128.9
Frankf. Bk. . . . .1100

4s

4.50

8.85

6.90
3.55

13.5
23.25
30
26.5

107.5
147
156
104.9
123.-
122.7.
465.-
153.5
97
112
146

Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk..
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. . .
Rhein=Hyp.=Bk. ..
Südd. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus.
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw.,
Gelſenkirch. Bgw..
Harp Bergb.
Ilſe Bergb.
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ.(Caro)
Otavi=Ant.
Phönix=Bergb.
Rhein Braunk. ..
Rhein Stahlw. 1139
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver Laurahätte
Induſtrie=Akt.
Eichbaum( Mannh.)
Henninger ..

Löwenbr.=München

5.30

7.4
145
79.9
14-
135
156
144.7!
137
100
149.25
159.75
105.5
126.5
113
64.75
67
33.5
118
177.-
23.5
135
74.75
42

64
185
223.5

Mainz Aktienbr. /138.25
Schöfferhof (Bind.)/215
Schwarz=Storchen /116
Werger
1125

Akkum Berlin.
Adler & Oppenh. .
Ablerw. (v. Kleyer)
A. E. G. Stamm 141.5
6% A. E. G. Big.4
5% A. E. G. Bzg. B.
Amme Gieſecke ...1 92
Aſchaff. Zeliſtoff
Badenia (Weinh.
Bad. Maſch. Durl
Bad. Uhren. Furtw.
Bamag=Meguin".
Bahr. Sviegel .../ 43
Beck & Henkel ..../ 42.5
Bergmann El. .. . .
Bing Metall. ..
Brem.=Beſigh=Ol.
Cement Heidelb."
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert...."
Chem Brockh. .
Chem. Milch .."
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel..
Deutſche Erdöl 1144
D. G. u. Silb. Scheid
Dingler Maſch
Dreso, Schnellpr
Dürrkopp.
Dürr Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw Kaiſersl.
Eiſenw 9 Meyer.
El Lieferung.....
El. Licht= u. Kraft
Elſ. Bad. Wolle
Emag
Email. ulrich ..
Enzinger Werke..

130
79.25
70.23
1141
14.5
38
12).5
500,
46
106
116
128.9
60
50.5
74.25
51.5
149.2
105
67
40
43
25
137
145.7
31.25
0.25
35
s0

Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Spinn..
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens. / 4 5.75
Farbenind. J. G
Felten & Guilleau
Feinmech. (Fetter)
Feiſt. Sekt
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.=M Pok u. W.
Fuchs Waggon..
Geiling & Cie. ...!50
Germania Linol..
Gelſenk. Gußſt. . .
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon ...
Greffenius.
Gritzner, Maſch.. .
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Fekf.
Hammerſen
Hanfw Füſſen ...
Hartm & Braun.
Heyligenſtaedt..
Hilpert, Armaitur. . / 26.5
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....
Hoch=Tiefbau.
Holzmann ..
Holzverk. Ind.
Hydrom. Breslau
Fnag.
Funghans
Kuming Kaiſersl.
Karlsruher Maſch
Karſtadt R
Rlein. Sh. & Becker
Knorr Heilbronn
Konſerv. Braun
Krauß Lokom"
Lahmeyer .. .
Bech. Augsburg . . .1105

182.5
65
244.75
137
43.5
97
55
0.501
163
90.5
a8
91
96
43.4
81.5
65
80
24.5
77.7.
112
74.5
78
55
27
0.78
81
39
103.
79
100.2
40
127.5

Lederw Rothe .
Soicharz.
Lingel Schuhw.. .
Vöhnberg. Mühle.
Lud vigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Luther, Mühlenb.
Lux Induſtrie
Mrinkraſt Höchſt
Metallgeſ. Frkf. . ..
Mener Dr. Paul..
Miag. Mühlenb.. ."
Moenus Stamm
Motorenf. Deutz".
Motorenf. Oberurſ.
Neckarſ. Fahrz.
Neckarw. Eßlingen.
Beters Union.
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.
Vorzellan Weſſel
Brometh. Frrf.
ſtein Gebb. & S chall
Rhein. Elektr.
Rhein. Metall=V;
Rüickforth ..
Rütgerswverke ... .
S hleußner .. . ."
S hneid & Hanau.
S hnellpr Frank.
Shramm Lackf.
S hrift Stempel.
Shuke Elektr. .
S huhi BBeſſel ...
S huhf. Herz
Shulz Grünlack..
Seilino Wolff.
Sihel & Co....
Siemens Glas...
Siemen3 & Halske.
Süoo Immob.
Thür eleftr. Vief.
Uhren Furtwängl.
Beithwerke .. . . ..
Ver. f. Chem. Ind.. .

27.5

33.5

100
134½
121.5
33.5
44.5
86’s
114
86.5
42
29.5

93
114.5
27.5
112.5

60
6 j.2
73.2
123.4
40
33
50
45
125
56
8z.5
2 3. 25
6T
53

Ver. d. Olfbr. Mann.
Ver. Faßf. Caſſel ..
Gummi. Bin.=Frkf.
Vinſel=Nürnberg ..
lltramarin . . . . .
Zellſtoff Berl.
Fogtl. Maſch.
Voigt e Haeffner
Volthom. Seil,
Zayß & Freytag.
Wegelin Rußfbr. . .
Fellſt. Waldhof
Zuckerf. Waghäu ſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerr. Stuttgart.

Transport= und
Verſicherungs=Akt.
A. Dt. Ei enbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ.
Sl. Hochbahn Berl.
S hantung E.B..
Südo. Eiſenb.=Geſ.
Hapag
Nordd. Lloyd.. .. ."

Frkf. Allg. Verſ.
Frankona Rückv.

Darmſt. Berte

48.5
68.5
77.75
31
66.5
42.75
97
35
100
120
156.5
73.25
62
73.5
92.5
73
73.5

79.5
3.50

153.75
1471.

96.5

Bahnbedar:
Dampfk Rodberg
Helvetia Konſ. ..
Beor Zut...."
Motorf. Darmſt
Geor. Roeder ....
Venuleth & Ellenb.

20

88.5

[ ][  ][ ]

Seite 12

Dienstag, den 29. Zuni 1926

Nummer 178

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Benz genehmigt die Fuſion mit Daimler. In der Generalverſamm=
lung
, in der 18 390 000 Stammaktien und 2 880 000 Vorzugsaktien ver=
treten
waren, wurden ſämtliche Anträge der Verwaltung genehmigt,
vor allem die Fuſion mit Daimler=Untertürkheim=Berlin. Ueber die
Motive, die zur Erweiterung des am 8. Mai 1824 abgeſchloſſenen In=
tereſſengemeinſchaftsvertrages
führten, gab Aufſichtsrat Dr. Nallinger
(Benz=Mannheim) eine Erklärung. Die bisherige Intereſſengemeinſchaft
konnte ſich nicht genügend auswirken, weil kein einheitlicher Wille das
Ganze leitete. Jetzt ſoll nicht nur wie bisher der Verkauf, ſondern auch
der Einkauf und vor allem die Konſtruktion zuſammengelegt werden.
Es ſollen neuen Typen konſtruiert werden, die eine neue Fabrikations=
einrichtung
bedingen, die nur durch eine Teilung der Koſten rentabel
gemacht werden kann. Die Verwaltung hofft von der Fuſion für beide
Unternehmen große Vorteile. Ueber die Ausgeſtaltung im einzelnen
ſind noch keine definitiven Beſchlüſſe gefaßt. Der Fuſionsvertrag ſieht
zunächſt die Einziehung von 9 Millionen Schutz= und Vorratsaktien vor.
Das Geſamtvermögen der Benz=Geſellſchaft geht an Daimler über gegen
Gewährung von Aktien dieſer Geſellſchaft im Umſtellungsverhältnis
von 1:1. Eine Liquidation findet nicht ſtatt. Die Daimler=Geſellſchaft
verpflichtet ſich, die Einführung der Aktien der neuen Geſellſchaft an
der Mannheimer Börſe zu veranlaſſen. Die Regularien, ſo der Vor=
trag
von 136 952 Mk. auf neue Rechnung, wurden einſtimmig genehmigt.
Ferdinand Klein A. G., Frankfurt a. M. Die o. H.V. genehmigte
den Abſchluß per 31. Dezember 1925. Obwohl die Geſellſchaft (Oele)
im verfloſſenen Jahre einen Rückgang des Umſatzes vermeiden und die
Unkoſten in richtige Verhältniſſe zu den Verdienſtmöglichkeiten halten
konnte, ſchließt das Jahr 1925 ohne Gewinn ab.
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbörſe. Infolge des reichhaltigen Angebots
und der von den amerikaniſchen Börſen gekabelten ſchwächeren Kurſe
verkehrte auch der heutige Produktenmarkt in ruhiger, aber noch immer
freundlicher Tendenz. Man nannte im nichtoffiziellen Verkehr gegen
12½ Uhr: Weizen inl. nicht angeboten, Weizen ausl. 30,5033,75, Rog=
gen
inl. 22, Roggen ausl. 21,023, Hafer inl. nicht angeboten, Hafer
ausl. 1923,25, Braugerſte ausl. 26,25N,25, Mais alte Ernte 17,50,
Mais neue Ernte 18,2518,50, Weizenmehl 42,2542,75, Brotmehl 28
bis 32, Roggenmehl 29,5032,50, Kleie 8,25, Biertreber 14 Mk., alles per
100 Kg. bahnfrei Mannheim.
Frankfurter Produktenmarkt. Infolge ſchwächerer Auslandsnotie=
rungen
verhielten ſich heute die Käufer allgemein zurückhaltender. Wenn
auch die Andienungen in prompter Ware fortgeſetzt noch klein bleiben,
ſo erfolgte doch ein kleiner Preisabſchlag. Weizen und Roggen und auch
Weizenmehl wurden um 65 Pfennig herabgeſetzt. Das Geſchäft war
ſehr klein. Weizen 31,2531,50, Roggen 2222,25, Sommergerſte 2224,
Hafer inl. 2123, Mais gelb 17,50, Weizenmehl 42,2542,75, Roggen=
mehl
30,5031, Weizenkleie 8,508,75, Roggenkleie 10,5010,75, Erbſen
3245, Linſen 4575, Heu 9,7510,25, Weizen= und Roggenſtroh 6 bis
650, Treber 14,50.

Viehmärkte.
Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Hauptmarkt waren angetrie=
ben
: 194 Ochſen, 126 Bullen, 590 Kühe und Färſen, 692 Kälber, 35
Schafe, 1572 Schweine, 116 Arbeitspferde, 68 Schlachtpferde. Die Preiſe
ſtellten ſich wie folgt: Ochſen Klaſſe a) 5860, b) 5255, c) 4549, d) 43
bis 46, e) 3238, 1) 3032, Bullen a) 5052, b) 4648, c) 4244, d) 35
bis 38, Kühe a) 4252, b) 4042, c) 2832, d) 1420, Jungvieh a) 59
bis 62, b) 4652, Kälber b) 7074, c) 6468, d) 5560, e) 4252,
Schafe b) 4246, alle übrigen Klaſſen geſtrichen, Schweine a) 8283,
b) 8283, c) 8384, d) 8182, e) 8081, f) 7880. Sauen geſtrichen.
Arbeitspferde 6001400, Schlachtpferde 50160. Marktverlauf: Mit
Großvieh, Kälbern und Schweinen mittelmäßig, geräumt; mit Pferden
geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 22. Juni. Der Auftrieb des heutigen
Hauptmarktes beſtand aus 338 Ochſen, 56 Bullen, 840 Färſen und Kühen,
485 Kälbern, 27 Schafen und 2798 Schweinen. Verglichen mit dem Auf=
trieb
der vergangenen Woche war der heutige bedeutend niedriger. So
ſtanden heute faſt 150 Färſen und Kühe, 50 Kälber, 40 Schafe und über
400 Schweine weniger zum Verkauf. Bezahlt wurden pro Zentner
Lebendgewicht: Ochſen Klaſſe a) 5664, b) 4855, c) 4346, Bullen
a) 5055, b) 4049, Färſen und Kühe a) 5662, b) 4856, c1) 4555,
(2) 3547, d) 3043, e) 1828, Kälbw Klaſſe b) 6568, c) 5664, d) 47
bis 55, e) 4046, Schafe a) 44-50, die übrigen Sorten geſtrichen.
Schweine im Gewicht von 160200 Pfund 8082, unter 160 Pfund 74
bis 79, von 200240 Pfund 7982, von 240300 Pfund 7982, über
300 Pfund 7982, und Sauen und Eber 6070 Mark. Die Fleiſchgroß=
handelspreiſe
wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſenfleiſch 1. Qual. 9598,
Rindfleiſch 88, Kuhfleiſch 1. Qual. 7585, 2. Qual. 6575, 3. Qual.
4060, Kalbfleiſch 1. Qual. 9095, Schweinefleiſch 9095, Gefrierfleiſch,
Rindfleiſch: Vorderviertel 52 und Hinterviertel 64 Mark.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 28. Juni (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt zeigte im Anfangsverkehr eine ſchwache
Haltung auf umfangreiche Ligidationen. Später konnte jedoch eine Er=
holung
eintreten auf Baiſſedeckungen und ſpekulative Käufe. Julitermine
ermäßigten um weitere 2 C., die übrigen Termine zeigen kleinere Rück=
gänge
.
Mais: Anfangs verkehrte der Markt in ſchwacher Haltung auf
günſtige Witterungsberichte. Später konnte auch hier eine Befeſtigung
eintreten, da die Baiſſe Deckngskäufe vornahm. Die Termine zeigen
Gewinne von ½½ C.
Hafer: Der Markt verkehrte unter dem Einfluß der Weizen= und
Maisſchwäche ebenfalls in matter Haltung.
Kaffee: Niedrigere braſilianiſche Forderungen und ermäßigte braſili=
aniſche
Notierungen verurſachten eine Abſchwächung mit Verluſten von
510 Pkt.
Kakao: In Uebereinſtimmung mit höheren Liverpooler Notierungen
und auf Käufe des Auslandes verkehrte der Markt weiter in feſter
Haltung.

Zucker: Da ſeitens der Raffinerien ſich eine gebeſſerte Kaufluſt gel=
tend
machte und die Kubaſtatiſtik hauſſegünſtig lautete, ſo konnte der
Markt einen ziemlich feſten Verlauf nehmen.
Baumwolle: Da die Farmer die erhöhte Preislage zu Abgaben
benutzten und private Ernteberichte Liquidationen verurſachten, nahm der
Markt einen ſchwächeren Verlauf. Die Termine zeigen Rückgänge von
510 Prozent.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Im Deutſchen Reiche ohne Saargebiet wurden im Mai d. J.
10 678 249 Tonnen (vom Januar bis Mai 53 989 700 Tonnen) Stein=
kohlen
produziert, 9893 972 Tonnen (55 100 823 Tonnen) Braunkohlen,
1973 621 Tonnen (10 172 059 Tonnen) Koks, 878 391 Tonnen (2 130 724
Tonnen) Preßkohlen aus Steinkohlen und 2 519 339 Tonnen (13 544 986
Tonnen) Preßkohlen und Braunkohlen.
Die Reichsregierung ſotzt dem Antrag, die am 1. Juli d. J. in Kraft
tretende Schaumpein=Banderoleſteuer um ein Vierteljahr hinauszuſchie=
ben
, entſchiedenen Widerſtand entgegen und beabſichtigt nicht, eine
Aenderung vorzunehmen. Es bleibt demnach bei der derzeitigen Rege=
lung
, nach der eine Steuerfreiheit für Schaumweine nur noch bis zum
30, d. M. beſteht.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie hält ſeine diesjährige
Mitgliederverſammlung am 3. und 4. September 1926 in Dresden ab.
Am 2. September findet einen Beſichtigung der Leipziger Meſſe durch
die Mitglieder des Hauptausſchuſſes ſtatt.
Die Darmſtädter und Nationalbank, Komm.=Geſ. a. A., Berlin,
wird mit Ablauf des Kommanditvertrages am 30. Juni 1926 ihre kom=
manditiſtiſche
Beteiligung bei dem Bankgeſchäft Fiorine u. Sichel, Kaſſel,
auf Grund freundſchaftlicher Verſtändigung aufgeben, da ſie durch eine
eigene Niederlaſſung am Platze vertreten iſt. Die geſchäftlichen Be=
ziehungen
zu dieſer Firma werden hierdurch nicht berührt.
Die Thüringiſche Staatsbank hat der vom Verband der Mittel=
deutſchen
Induſtrie e. V. ins Leben gerufenen Kreditgenoſſenſchaft der
Mitteldeutſchen. Induſtrie e. G. m. b. H. in Weimar größere lang=
friſtige
Kredite zur Verfügung geſtellt.
Dem Evening Standard zufolge nehmen die Verſchiffungen aus=
ländiſcher
Kohle, beſonders amerikaniſcher, nach England rapide zu.
170 000 Tonnen ſollen in den nächſten Tagen ſchon zur Verſchiffung ge=
langen
.
Die letzte Diskontherabſetzung der Reichsbank und die bevorſtehende
Zinsfußermäßigung in Wien haben auch in Prag die Frage aufgeworfen,
ob eine Diskontermäßigung in der Tſchechoſlowakei aktuell wäre. Wie
jetzt aus Prag gemeldet wird, iſt dieſe Möglichkeit nicht ausgeſchloſſen.
Laut Uſine hat die türkiſche Regierung einen Auftrag auf Liefe=
rung
von 22 Dampfwalzen an eine deutſche Firma zum Preiſe von
62 000 Dollar erteilt. Die franzöſiſchon Firmen hätten zu dieſem Preiſe
nicht liefern können.
Die kanadiſche Deviſenrate ſtellte ſich am Samstag um 11,64 Cent
über den Goldpunkt, ſo daß für die nächſte Woche größere Exporte von
New York nach Kanada vorgenommen werden.

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Nummer 128

Dienstag, den 29. Juni 1926

Seite 13.

UlheseK-RECIusschidft Dunch Weidde Berdt heister M5840

(Nachdruck verboten)

Sie dürfen mir glauben, Herr Eſchler=Hochheim, daß ich
gengu wie Sie an die Unſchuld des Verurteilten glaube. Ich
habe ſelbſt den Verhandlungen beigewohnt.
Aber was nun, was tun?
Die Preſſe, Herr Eſchler. Wir müſſen uns zunächſt darum
bemühen, daß das Urteil nicht vollſtreckt wird. Die Preſſe ſteht
den Michgels ſehr ſympathiſch gegenüber. Auch die Tages=
zeitungen
ſind mit dem Urteilsſpruch durchaus nicht einver=
ſtanden
.

Wann findet die Olympiade ſtatt?
Vom 30. Auguſt bis 6. September.
Da darf lein Tag verloren gehen. Würden Sie mich zur
Redaktion der Sportſchau begleiten, Herr Staatsſekretär?
Der Staatsſekretär erklärte ſich gern dazu bereit.
Als Kerpen am nächſten Tage früh die Tageszeitung herein=
nahm
und die Kopfzeilen überflog, erſchrak er.
In fetten Lettern ſtand oben: Der Neichspräſident hat das
Todesurteil gegen Klaus Michael beſtätigt.

Die qualvolle Furcht der letzten Tage fand endlich dunch die
furchtbare Gewißheit ihr Ende.
Armer Werner, dachte er, als er zu dem Freund trat und ihm
das Blatt zu leſen gab.
Schweigend las es Werner.
Ich habe es gewußt, ſagte er zu Kerpen. Aber er wird
nicht ſterben. Wie ich ihn frei machen werde, weiß ich jetzt.
Er muß frei werden! rief Kerpen.
Jal. Ich weiß, was ich tun werde
Er erhob ſich und zog ſein Sportjackett an.
Kommen Sie mit, Kerpen?
Was haben Sie vor?
Trainieren! Ich will der Weltmeiſter werden, ich oder
Klaus. Die Zeit des Sorgens iſt vorbei. Den Tod ſehen iſt
beſſer, als ihn ahnen.
Wie er ſo daſtand, hart, krafwoll, erfüllt von ſtählerner
Energie, da glich er dem Bruder aufs Haar. Es war Kerpen,
als ſtünde Klaus Michael vor ihm.
Sie fuhren zuſammen nach Charlottenburg.
Auf dem Sportplatze der Charlottenburger wartete die
Läuferſchar, die mit Kerpen und Werner zuſammen dem Trai=
ning
oblag, in ſehr geſpannter, gedrückter Stimmung auf die bei=
den
Matadore.
Er kommt heute nicht, ſagte ſtud. Hetzer. Er hat ſicher
geleſen, daß der Präſident das Urteil unterſchrieben hat.
Aber er hatte ſich geirrt. Beide erſchienen, und das Lauf=
training
ſetzte ſofort ein.
Sie glaubten, in Werners Zügen ein großes Weh zu finden,
aber es war die harte Miene, die alle an ihm kannten.
Werner führte ſein Training nach gefühlsmäßigen Grund=
ſätzen
.
Regelmäßig begann er damit, eine volle Viertelſtunde Run=
den
im mäßigen Tempolaufen. Dann kam das Hindernislaufen.
Den Beſchluß bildeten dann die Kurzſtreckentrainingläufe.
Werner ſchien ſich heute ſelbſt zu übertreffen. Im Vorgabe=
laufen
ſchlug er alle Gegner ſpielend, ſo daß die Verſammelten
in lauten Beifall ausbrachen.
Unſer Weltmeiſter! ſagte Kerpen laut und legte den Arm
um die Schulter des Freundes.
Als die beiden Matadone den Platz verließen und in das
Vereinshaus traten, um ſich zu ſtärken, ſahen ſie an den Stufen,
die zum Lokal emporführten, eine breite, vierſchrötige Geſtalt
ſtehen.
Staatsanwalt Dr. Wälfung.
Mit gedunſenen Zügen und irrem Blick voll unheimlicher
Wut und Tücke ſtand er unbeweglich und ſah geſpannt auf Wer=
ner
Michgel.
Doch kein Blick traf ihn. Er war und blieb der Geſchlagene.
Als der Staatsanwalt heimwärts fuhr, dachte er an den
Kommerzienrat und gab dem Chauffeur Order. Vor dem Ge=
ſchäftshaus
des Kommerzienrats ſtieg er aus.
Er wurde ſofort vorgelaſſen. Die Männer begrüßten ſich.
Was bringen Sie Neues, Herr Staatsanwalt? Hat ſich auf
den Aufruf Eſchler=Hochheims jemand gemeldet?
Dutzende. Natürlich Schnorrer, die bei ſolchen Happen

immer glauben, ewas zu haſchen. Es lann ja auch nicht anders
ſein. Aber wir haben ja den Mörder.
Der Kommerzienrat nickte.
Haben Sie ſchon geleſen, daß der Präſident das Todes=
urteil
unterſchrieben hat? In zwei Monaten iſt Klaus Michgel
geweſen.
Ich habe es geleſen, Herr Staatsanwalt.
Er ſprach ſchnell, als wollte er raſch darüber hinwegkommen.
Sie ſehen nicht gut aus.
Finden Sie auch, Herr Kommerzienrat? Sie haben recht,
Ich brauche, mich nur vor den Spiegel zu ſtellen, ſo ſehe ich.
was für eine Fratze mich angrinſt. Es iſt wir nicht gut ge=
gangen
. Die Brüder Michael waren zu ſchwer für mich. Sie
haben mich ſchlimm ausgezahlt.
Ich verſtehe Sie nicht ganz, Herr Doktor.
Nehme ich Ihnen nicht übel, Herr Kommerzienrat. Kön=
nen
Sie ſich vorſtellen, daß ich einmal geliebt habe? Ich der
kaltſchnauzigſte Staatsanwalt, der in ſeinem Berufe aufgeht, wenn
er auch gelegentlich an Spiel und Weibern nicht vorbeigegangen
iſt. Entſchuldigen Sie, wenn ich Ihnen mit dieſer Frage albern
erſcheine.
Durchaus nicht, Herr Doktor. Die Worte des Staa= s=
anwalts
weckten Eigenes in ihm.
Beinahe war ich am Ziele. Da entriß mir Werner die
Frau. Ich bin längſt über das Jünglingsalter hinaus, aber ich
hätte wahnſinnig werden können. Ich bin doch der Beſiegte=
Wie ich ſie haſſe, die beiden mit den glatten Geſichtern!
Der Kommerzienrat beugte ſich weit über den Tiſch. In
ſeinem blaſſen Geſicht arbeitete es heftig.
Das ſagen Sie mir, Doktor? Noch im Tode werde ich ſie
haſſen. Sie ſind nichts, ſie quälten ſich nie im Staube, nicht ein
Zehntel wie ich und bleiben doch Sieger. Sich am Ende ſagen
müſſen, dein Weg zur Höhe war hart, aber die eigenen Stief=
brüder
überflügeln dich, das iſt Wahnſinn für mich, Doktor!
Sie ſind gerächt, Herr Kommerzienrat.
Mein ermordeter Sohn iſt es.
Der auch!
Auch? Was wollen Sie damit ſagen, Herr Staatsanwalt?
Machen wir uns doch nichts vor, Herr Kommerzienrat. Sie
und ich, wir wiſſen beide nicht, ob Klaus Michael ſchuldig iſt.
Nur einer weiß es. und der ſchweigt. Wir haben es mit dem
Indizienbeweis zu tun, der muß uns genügen, der muß unſer
Gewiſſen wenn es nottut, totſchlagen.
Er iſt ſchuldig, Herr Doktor!
Was tuts! Er iſt verurteilt. Die Geſchworenen haben
geſprochen.
Der Kommerzienrat ſchüttelte ſich und ſchwieg, dann ſagte er
mühſam:
Ich bin Ihnen verpflichtet, tief verpflichtet. Sagen Sie
mir noch, wiſſen Sie, wie es mein Bruder Werner trägt?
Herr Kommerzienvat, ſagte der Staatsanwalt bitter
lächelnd, Ihre Stiefbrüder lachen uns noch im Tode aus. Wer=
ner
hat heute ſein tägliches Training in Charlottenburg in blen=
dender
Weiſe durchgeführt. und er hat beſtimmt gewußt, daß
der Präſident das Todesurteil unterzeichnet hat. (Fortſtzg. folgt.)

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