Darmstädter Tagblatt 1926


11. Juni 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 160
189. Jahrgang
Freitag, den 11. Juni 1926.

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Gewalt wie Krieg, Aufruhr. Streit uſw. erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreſbung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Banl und Darm=
ſädter
8 Natſonalbanl.

Gatſtenderne Mdenbatgdtief iin Pſcniag.

Der Standpunkt der Reichsregierung: Unantaſtbarkeit des Privateigentums. Die Regierungsparteien für vernünftige
Regelung. Die Sozialdemokrgten zeren Hindenburg in die Debate. Annahne des deuſcheruſſchen Vertrages.

Giftpfeile gegen Hindenburg.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Nun hat es alſo doch um den Hindenburg=Brief den im
deutſchen Parlamentsleben ſcheinbar unvermeidlichen Skandal
gegeben, in Uebereinſtimmung gleichzeitig im Reichstag wie auch
im preußiſchen Landtag, wo allerdings lediglich die Kommuniſten
die Wortführer waren. Im Reichstag hatte der Kanzler ſich alle
Mühe gegeben, möglichſt leidenſchaftlos das Thema der Fürſten=
abfindung
zu behandeln. Er leitete die erſte Leſung der
Regierungsvorlage über die Abfindung der
Fürſten mit der Verleſung einer wohlerwogenen Erklärung
ein, die niemand wehrun ſollte, aber doch die Unantaſtbar=
keit
des Privateigentums ausſprach und deshalb die
entſchädigungsloſe Enteignung mit den Geboten eines Rechts=
ſtaates
für unvereinbar erklärte. Da auch demokratiſche Miniſter
dieſer Formulierung zugeſtimmt haben und die Regierungs=
parteien
einſchließlich der Demokraten nachher eine ähnliche For=
mel
zu Protokoll gaben, ergibt ſich eine merkwürdige Dis=
krepanz
zwiſchen den Demokraten als Regie=
rungspartei
und den Demokraten als Agita=
tionspartei
; denn ſchließlich kann man nicht die Abſtim=
mung
über einen Volksentſcheid freigeben, deſſen Zweck man als
unvereinbar mit den Geboten eines Rechtsſtaates bezeichnet. In=
deſſen
, das iſt eine rein demokratiſche Angelegenheit.
Dem Reichskanzler war es jedenfalls gelungen, die hinter
ihm ſtehenden Parteien auf einen Nenner zu bringen. Er ſprach
den feſten Entſchluß aus, das Geſetz zuſtandezubringen, ohne
Nückſicht auf das Ergebnis des Volksentſcheids, und gab auch zu
verſtehen, daß die Regierung ſelbſt vor einer Auflöſung nich:
zurückſchrecken werde, um eine befriedigende Löſung zu finden.
Das iſt eigentlich alles, was im Augenblick zu ſagen war.
Die Debatte hätte alſo einen mehr als harmloſen Verlauf ge=
nommen
, wenn nicht die Sozialdemokraten, d. h. Herr
Müller=Franken, den Hindenburg=Brief an Herrn von Loebell
aufs Tapet gebracht und in einer formulierten Erklärung dem
Reichspräſidenten ſcharfe Vorwürfe gemacht
hätte, die ſich bis zum Vorwurf einer Verletzung der durch ſein
Amt gebotenen überparteilichen Haltung verſtieg. Zur Illuſtrie=
rung
machten die ſozialdemokratiſchen Abgeordneten dann auch
noch Zwiſchenrufe, die Herrn v. Hindenburg des glatten Wort=
bruches
beſchuldigten. Dabei iſt die ganze Konſtruktion auch juri=
ſtiſch
vollkommen hinfällig. Der Reichspräſident hat geſchworen,
die Verfaſſung zu ſchützen. Wenn nun alſo ein Volksentſcheid die
Grundlagen der Verfaſſung angreift, iſt es auch ſchließlich ſeine
Pflicht, ſich dazu zu äußern, geradeſogut, wie Herr Friedrich
Ebert vermutlich nicht geſchwiegen haben würde, falls im Wege
eines Volksentſcheids etwa die Wiedereinführung der Monarchie
gefordert worden wäre.
Es iſt anerkennenswert, wie der Reichskanzler wieder im
Auftrag des Kabinetts den Reichspräſidenten deckte. Er konnte
darauf hinweiſen, daß der Inhalt des Briefes in ſachlichem Ein=
klang
mit der vom Kabinett befolgten Politik ſtehe, daß er alſo
auch eine Mißachtung der verfaſſungsmäßigen Stellung in dem
Verfahren des Reichspräſidenten nicht zu erblicken vermöchte.
Wie der Reichstag, und zwar nicht nur die Kommuniſten, ſondern
in viel ſtärkerem Maße die Sozialdemokraten darauf reagierten,
war mehr als häßlich. Die Büchſe der Pandora hat angenehme
Gerüche von ſich gegeben im Vergleich zu den Schimpfworten,
die jetzt über den Reichskanzler an die Adreſſe des Reichspräſi=
denten
flogen, und der Reichsragspräſident war nicht imſtande,
dieſem Skandal zu ſteuern.
Es iſt ein ſchwarzer Tag für den De utſchen
Reichstag geweſen, daß er ſich in dieſer Form
gegen den Reichspräſidenten vergriff. Um ſo
mehr hätten ſich das Zentrum und die Demokraten zurückhalten
ſollen, die offiziell von der Regierungserklärung abrückten. Sie
kamen zu dem Ergebnis, daß der Reichspräſident durch den
Brief aus ſeiner überparteilichen Stellung herausgetreten ſei
und deshalb den Brief beſſer nicht geſchrieben hätte. Immerhin,
für beide Fraktionen handelte es ſich dabei mehr um eine ſtaats=
rechtliche
Feſtſtellung, die in tragbarer Form erfolgte und per=
ſönlich
nur gegen Herrn v. Loebell zugeſpitzt war.
Die Vorlage ſelbſt ging an den Ausſchuß, wo ſie bis nach der
Eutſcheidung über den Volksentſcheid ruhen wird. Die Kom=
muniſten
haben noch ein Mißtrauensvotum ein=
gebracht
, über das am Freitag abgeſtimmt wird, deſſen
Ablehnung aber von vornherein ſicher iſt, da ſogar die
Sozialdemokraten ſich der Stimme enthalten wollen.
Der Schluß der Sitzung brachte das eigenartige
Schauſpiel, daß faſt einmal reſtloſe Einigkeit im
Reichstag herrſchte. Der Kanzler ſagte dem deutſch= ruſ=
ſiſchen
Vertrag einen Patenſpruch, in dem er ein Bild
von der Entwicklung der deutſch=ruſſiſchen Beziehungen gab und
erneut darauf hinwies, daß Deutſchland weder im Oſten noch im
Weſten optieren könne, alſo auch keine aggreſſive Tendenz gegen
Rußland zu unterſtützen beabſichtige. Er gab zu, daß es logiſcher
geweſen wäre, den Berliner Vertrag erſt nach dem Eintritt
Deutſchlands in den Völkerbund zu ſchließen. Das ſei aber nicht
unſere Schuld, ſondern Schuld der Kriſe innerhalb des Völker=
bundes
. Mit Ausnahme einer kleinen kommuniſtiſchen Splitter=
partei
fand der Vertrag von der äußerſten Rechten bis zur äußer=
ſten
Linken allſeitige Zuſtimmung. Er brauchte alſo gar nicht an
eine Kommiſſion zu gehen, ſondern konnte gleich in allen drei
Leſungen angenommen werden.

Die Regierungserklärung zur
Furſtenabfindung.

* Berlin, 10. Juni. (Eig. Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichskanzler Dr. Marx, Dr. Külz. Prä=
ſident
Loebe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr.
Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Beratung des Regierungs=
entwurfes
über die Fürſtenabfindung. Die kommuniſtiſche Interpellation,
die ſich gegen den Hindenburg=Brief richtet, wird mit der Debatte ver=
bunden
.
Das Wort erhält ſofort Reichskanzler Dr. Marx.

Reichskanzler Dr. Marx
führte aus:
Der vorliegende Entwurf entſpringt dem Verſuch des Reichstages.
die vermögensrechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen den Ländern und
den früher regierenden Fürſtenhäuſern durch Initiativgeſetz herbeizu=
führen
. Die Regierung hat dieſes geſetzgeberiſche Vorgehen von vorn=
herein
begrüßt und hat es in allen Phaſen ſeiner Entwicklung mit Nach=
druck
unterſtützt. Sie hat in allen Verhandlungen die Regierungsparteien
auf dem Boden eines Kompromißgeſetzentwurfes zuſammengeführt und
bei der Faſſung des Entwurfes weitgehend mitgewirkt. Sie hat ſchließ=
lich
, um über das Stadium der Ausſchußberatungen hinaus zu poſitiven
und praktiſchen Geſetzgebungsreſultaten zu kommen, von ſich aus den
heute vorliegenden Geſetzentwurf beim Reichsrat eingebracht. Der Reichs=
rat
hat dieſen Geſetzentwurf mit ſehr großer Mehrheit angenommen. /
Die Reichsregierung legt entſcheidenden Wert darauf, daß
auf der Grundlage des jetzt zur Beratung ſtehenden Geſetz=
entwurfes
eine befriedigende Löſung der Auseinander=
ſetzung
mit den vormals regierenden Fürſtenhäuſern ge=
funden
wird.
Der Geſetzentwurf, der dem bevorſtehenden Volksentſcheid zugrunde
liegt, iſt nach Auffaſſung der Reichsregierung keine ſolche befriedigende
Löſung. Die grundlegenden Veränderungen in politiſcher, ſtaatsrecht=
licher
und wirtſchaftlicher Beziehung, die in der Nachkriegszeit ein=
getreten
ſind, konnten die vermögensrechtlichen Beziehungen zwiſchen
den Ländern und den ehemals regierenden Fürſtenhäuſern nicht un=
berührt
laſſen.
Nach der verfaſſungsmäßigen Ueberwindung der Revo=
lution
müſſen die Grundlagen des Nechtsſtaates unverſehrt
bleiben. Zu ihnen gehören: Nechtsgleichheit
aller Staatsbürger und unantaſtbarkeit
des Privateigentums. Die im Volksbegehren ver=
langte
entſchädigungsloſe Enteignung der ehemaligen
Fürſtenhäuſer iſt unvereinbar mit dieſen ober=
ſten
Geboten eines Rechtsſtaates.
Demgegenüber hält die Regierungsvorlage an den verfaſſungs=
mäßigen
Grundlagen feſt, ohne die politiſchen und geſetzgeberiſchen Not=
wendigkeiten
außer Acht zu laſſen, die ſich aus dem Wegfall der ſtaat=
lichen
Hoheitsſtellung der Fürſten und aus der durch Krieg und In=
flation
hervorgerufenen allgemeinen Volksverarmung ergeben. Die
Auffaſſung der Reichsregierung, daß der vorliegende Ge=
ſetzentwurf
eine befriedigende Löſung des Auseinanderſetzungsproblems
darſtellt, wird von den Staatsregierungen der an der Löſung dieſer
Frage in erſter Linie beteiligten Länder, insbeſondere von denen Preu=
ßens
und Thüringens geteilt. Die Reichsregierung iſt aber des weiteren
auch der Auffaſſung, daß die überwiegende Mehrheit des deutſchen Vol=
kes
den dringenden Wunſch und den Anſpruch hat, daß der Reichstag
eine geſetzgeberiſche Löſung ſeinerſeits findet. Sie hält es deswegen
für ein innerpolitiſches Gebot, das Geſetz, über deſſen Einzelheiten
monatelang in der eingehendſten Weiſe beraten worden iſt, nunmehr mit
aller nur möglichen Beſchleunigung zu verabſchieden. Die Reichsregie=
rung
möchte dabei keinen Zweifel laſſen, daß es durchaus irrig ſein
würde, anzunehmen, daß ſie nach einem verneinenden Ergebnis des Volks=
entſcheides
von einer geſetzlichen Regelung Abſtand, nehmen könnte.
Die Reichsregierung wird auch dann mit aller Ent=
ſchiedenheit
auf eine geſetzgeberiſche Regelung im
Geiſte der Vorlage dringen und würde die ihr ge=
boten
erſcheinenden Konſequenzen nicht ſcheuen,
falls ſich im Reichstag endgültig die Unmöglichkeit
des Zuſtandekommens eines Abfindungsgeſetzes er=
geben
ſollte.
Die Ausſprache.
Die Erklärung der Regierungsparteien.
Nach der Verleſung der Regierungserklärung durch Reichskanzler
Marx gab Abg. v. Guerard (3.) namens der Regierungs=
parteien
eine Erklärung ab, in der es heißt:
Die Regierungsparteien haben, den Geſetzentwurf über
Enteignung der Fürſtenvermögen, der jetzt dem Volksentſcheid unterliegt,
einmütig abgelehnt. Sie haben aber niemals verkannt, daß eine ver=
nünftige
geſetzliche Regelung der vermögensrechtlichen Aus=
einanderſetzungen
zwiſchen Fürſtenhaus und Land unbedingt erforderlich
iſt. Die Regierungsparteien begrüßen die heutige Erklärung der
Neichsregierung und nahmen mit Genugtuung davon Kenntnis, daß
die Regierung gewillt iſt, mit dem vollen Einſatz ihrer Verantwortlich=
keit
auf die Verabſchiedung dieſes Geſetzes hinzuwirken. Angeſichts der
Tatſache, daß im Lande befürchtet wird, im Falle der Ablehnung des
Volksentſcheides werde jede reichsgeſetzliche Negelung ſcheitern, wollen
die Regierungsparteien keinen Zweifel darüber laſſen, daß ſie alles daran
ſetzen werden, den vorliegenden Geſetzentwurf in allen weſentlichen Be=
ſtandteilen
zur Annahme zu bringen.
Sozialdemokratiſcher Vorſtoß gegen den
Reichspräſidenten.
Abg. Müller=Franken (Soz) gibt ebenfalls eine Erklärung
ab, in der es heißt der Reichspräſident ſei unter Mißachtung
ſeiner verfaſſungsrechtlichen Stellung veranlaßt worden, gegen den Volks=
entſcheid
einſeitig Stellung zu nehmen. Darin müſſe man eine Ver=

letzung der durch ſein Amt gebotenen überpartei=
lichen
Haltung erblicken. Die Erklärung ſchließt mit einem Proteſt
gegen die Parteilichkeit des Reichspräſidenten und for=
dert
die Wähler auf, für den Volksentſcheid zu ſtimmen.
Stürmiſche Szenen.
Die Erklärung des Abg. Müller=Franken, die dem Reichs=
präſidenten
Parteilichkeit und Wortbruch vorwirft,
entfeſſelte auf der Rechten einen Sturm der Empörung. Der
Reichskanzler wurde durch ſtürmiſche Zwiſchenrufe minutenlang in ſeiner
Erklärung über den Brief des Reichspräſidenten unterbrochen. Erſt nach
gergumer Zeit war er in der Lage, feſtzuſtellen, daß es ſich nicht um eine
offizielle Kundgebung des Reichspräſidenten handele und daß das Reichs=
kabinett
infolgedeſſen keine Veranlaſſung habe, offiziell dazu Stellung
zu nehmen. Gegen den Vorwurf der Parteilichkeit und des Wortbruchs
nahm der Reichskanzler den Reichspräſidenten beſtimmt und unter Zu=
ſtimmung
der Mitte und der Rechten des Hauſes in Schutz. Eine ent=
ſchädigungsloſe
Enteignung der vormals regierenden Für=
ſtenhäuſer
betonte der Reichskanzler hat die Reichsregierung wie=
derholt
, als mit den Grundſätzen eines Rechtsſtaates un=
vereinbar
bezeichnet. Eine Mißachtung der verfaſſungs=
mäßigen
Stellung des Reichspräſidenten liege nicht
vor. Großer Lärm links, Beifall rechts.)
Abg. Bartl (Dnatl.) ſtimmte der Ausſchußüberweiſung der Vor=
lage
zu und erklärte, daß ſeine Fraktion der Vorlage gegenüber dieſelbe
Stellung einnehmen werde, wie ſie ſchon bei den Kompromißverhandlun=
gen
im Rechtsausſchuß eingenommen worden wäre.
Abg. Neubauer (Kom.) übt ſcharfe Kritik an dem Hindenburg=
Brief und forderte entſchädigungsloſe Enteignung der Fürſten.
Gegen Schluß der Debatte über die Fürſtenabfindung im Reichstag
brachten die Kommuniſten einen Mißtrauensantrag gegen
die Neichsregierung ein und beantragten ſofortige Abſtimmung. Das
Haus beſchloß aber, die Abſtimmung darüber erſt morgen vorzunehmen.
Für Zentrum und Demokraten gaben die Abgeordneten
Guerard und Koch Weſer Erklärungen ab, in denen zum Ausdruck kam,
daß die Angelegenheit des Hindenburgbriefes durch die Erklärung des
Reichskanzlers nicht erſchöpft ſei. Der Brief ſei an ſich ein politiſcher
Akt. Er behandele die aktuellſte politiſche Frage der Gegenwart; eine
Frage von ſolcher Tragweite, daß ſie das deutſche Volk in außerordent=
lichem
Maße aufgewühlt habe. Der Brief wäre wegen der überpartei=
lichen
Stellung des Reichspräſidenten beſſer nicht geſchrieben worden.
Das Vorgehen des Herrn b. Löbell und ſeiner Hintermänner chädige
die Integrität der Stellung des Reichspräſidenten, beſonders im Inter=
eſſe
des deutſchen Vaterlandes und ſei auf das tieſſte zu bedauern.
Damit ſchließt die Ausſprache. Die Vorlage geht an den Rechts=
ausſchuß
.
Reichskanzler Dr. Marx über den Berliner Vertrag.
Es folgt die erſte Leſung des deutſch=ruſſiſchen Ver=
trages
.
Neichskanzler Dr. Marx leitet die Verhandlungen ein und verweiſt
auf die Notwendigkeit guter und freundſchaftlicher Beziehungen zu Ruß=
land
. Die Verträge von Loearno und der angekündigte Eintritt Deutſch=
lands
in den Völkerbund ſind ruſſiſcherſeits anfänglich vielfach als eine
radikale Schwenkung unſerer Politik auf eine ausſchließliche Orientie=
rung
nach dem Weſten kritiſiert worden, die die Aufrechterhaltung guter
Beziehungen zu Rußland auf die Dauer unmöglich machen werde. Dies
Mißtrauen war unbegründet. Auch deutſcherſeits wurde aber anerkannt,
daß das deutſch=ruſſiſche Verhältnis der neuen, durch die Loearnoverträge
geſchaffenen politiſchen Situation angeglichen werden müßte. Dieſe
Angleichung iſt der eigentliche politiſche Sinn des Berliner Vertrages.
Der gefundene Ausgleich liegt ſachlich darin, daß die beiden Länder ſich
die unveränderte freundſchaftliche Fühlung in den gemeinſamen politi=
ſchen
und wirtſchaftlichen Angelegenheiten verſprechen und daß ſie ſich
daneben zur Neutralität für den Fall verpflichten, daß einer von ihnen
trotz eigenen friedlichen Verhaltens angegriffen oder daß er Gegenſtand
einer aggreſſiven Politik dritter Mächte wird. Im Grunde wird da=
durch
politiſch keine neue Lage geſchaffen, ſondern die gegebene Lage
geklärt. Die Locarnomächte hätten niemals verlangt, daß Deutſchland
in eine gemeinſame Front gegen Rußland eintrete. Deutſchland denke
auch nicht daran, durch dieſen Vertragsabſchluß etwa das Weck von
Locarno aufzugeben. Die deutſche Politik ſei eine Politik des Friedens.
Gerade das Nebeneinanderbeſtehen von Locarnoverträgen und Berliner
Vertrag ſei eine wichtige Sicherung der friedlichen Entwicklung Europas.
Es ſei keine Ueberſchätzung unſerer politiſchen Nolle, ſondern eine Folge
unſerer zentralen Lage, wenn wir uns erlauben, die Brücke zwiſchen Oſt
und Weſt zu bilden. Wir müſſen erwarten daß dieſe unſere Politik bei
all denen, die das gleiche friedliche Ziel verfolgen, nicht nur Verſtänd=
nis
, ſondern auch Unterſtützung findet.
An die Rede des Reichskanzlers ſchloß ſich eine Ausſprache, die nicht
ſehr lange dauerte, da ſich die Redner ſämtlicher Fraktionen auf ganz
kurze Erklärungen beſchränkten und ſich ohne Ausnahme für den Ver=
trag
ausſprachen. Der Vertrag wurde in zweiter Leſung angenommen.
In der dritten Leſung ſprach ſich nur der Abg. Dr. Korſch, welcher
nach ſeinem Ausſchluß aus der Kommuniſtiſchen Parkei keiner Partei
angehört, gegen den Vertrag aus. In der dritten Leſung und in der
Schlußabſtimmung wurde das Abkommen gegen die Stimme des Herrn
Korſch, ſonſt aber einſtimmig angenommen.
Das Haus ſetzte die geſtern abgebrochene Einzelberatung der Novelle
zum Reichsknappſchaftsgeſetz fort und lehnte zunächſt einen volkspartei=
lichen
Antrag, der paritätiſche Beſetzung des Verwaltungskörpers ver=
langte
, mit 245 gegen 123 Stimmen ab.
Nach weiterer unweſentlicher Debatte wurde der Reſt des Reichs=
inappſchaftsgeſetzes
nach den Ausſchußbeſchlüſſen angenommen. Damit
iſt die zweite Leſung der Vorlage zu Ende.
das Haus vertagte ſich auf Freitag, nachmittags 2 Uhr.

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Seite 2

Nummer 160

Schwierigkeiten in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 10. Juwi.
Der fortgeſetzte Verfall des Franken drückt ſeinen Stempel
immer ſtärker der Politik auf. Er verurſacht eine dauernde Un=
ſicherheit
der Lage der Regierung, welche eigentlich mit der Partei=
politit
nicht zuſammenhängt. Denn die parteipolitiſchen Schwie=
rigkiten
, welche das Kabinett Briand bedrohten, wären ſoweit
wie beſeitigt. Die Frankenbaiſſe gibt aber der Situation ein
ganz anderes Ausſehen. In jedem Augenblicke kann die Er=
weiterung
der Regierung nach rechts und links
Union nationale nötig werden. Nach der herrſchenden
Auffaſſung wäre dies nicht gleichbedeutend mit einer Aenderung
der politiſchen Richtung, oder der eigentlichen Zuſammenſetzung
des Kabinetts, ſondern nur mit einer Verteilung der Verant=
wortlichkeit
auf alle in Betracht kommenden Parteien.
Jede Erhöhung der Lebensmittelpreiſe, auch wenn es ſich
um ſcheinbar geringfügige Summen handelt, wird von einem
Entrüſtungsſturm begleitet, und oft auch von den extremen Par=
teien
für Agitationszwecke mißbraucht. Die Folge davon iſt,
daß man energiſche Abwehrmaßnahmen verſpricht. Maßnahmen,
welche das Uebel nicht an der Wurzel packen, und gewöhnlich
nur halb ausgeführt werden können. Dieſe Maßnahmen ſind oft
unüberlegt, und ihre moraliſche Wirkung die ſich letzten Endes
ſtets an der Börſe zeigt ſchadet mehr, als ihre praktiſche Aus=
führung
im beſten Falle nützen könnte. Das war der typiſche
Fall bei den von dem Kartell durchgepreßten verſchiedenen
Steuerarten, und nur eine ähnliche Wirkung können die verſchie=
denen
in Ausſicht geſtellten drakoniſchen Erſparungsmaßnahmen
haben. Dasſelbe gilt auch von der geplanten Importdroſſelung.
Das aus vier Miniſtern gebildete Erſparungskomitee Comité
des restrictions hat ſich beeilt, die Gerüchte zu dementieren,
demgemäß die Rationaliſierung verſchiedener Lebensmittelſorten
und eine die Handelsverträge ſtörende Einſchränkung der Einfuhr
bevorſtünde. In dieſer Beziehung ſind ſehr weitgehende Maß=
nahmen
weder geplant und dies ſoll hier beſonders betont
werden noch auch möglich. Das mit etwas zu viel Lärm in
Szene geſetzte Erſparungskomitee wird alſo an der Lage verhält=
nismäßig
wenig ändern können es beabſichtigt ja auch nichts
beſonderes , aber der Aufregung iſt dadurch dennoch Stoff ge=
geben
.
Eine ähnliche übertriebene Gerüchtebildung begleitete die
Arbeit des ſogenannten Expertenkomitees. Es folgte ein promp=
tes
Dementi; alle bisherigen Kombinationen über die Pläne die=
ſes
Komitees ſind alſo aus der Luft gegriffen. Aber die Nervo=
ſität
wird durch all dies nicht geringer.
Das ſchlimmſte an dem Verfall des Franken iſt die Tatſache,
daß niemand die eigentliche Urſache der Baiſſe kennt; die Mei=
nung
iſt allgemein, daß alles auf die Manöver der ausländiſchen
Spekulation zurückzuführen ſei. Niemand iſt befugt, über die
Ausmaße der auswärtigen Frankenſpekulation zu urteilen. Wie
es aber auch ſein mag, die immerforte Ankündigung von radika=
len
Maßnahmen wird die Spekulation ſtets begünſtigen, wenig=
ſtens
inſoferne, als ſie zur Kapitalflucht treibt.
Die Kriſenſtimmung in Paris. Umbildung
der Regierung. Große Koalition?
Wie in parlamentariſchen Kreiſen verlautet, ſteht die Ent=
ſcheidung
über die Umbildung der franzöſiſchen Re=
gierung
unmittelbar bevor. Selbſt innerhalb des Kabinetts
Briand gehen die Manöver gegen den Fortbeſtand der Regierung
weiter. Auch wenn die Beunruhigung durch das Sinken des
Franken nicht hinzukäme, wäre die Regierung gefährdet, deshalb,
weil ſie ſich faſt ausſchließlich aus Mitgliedern des Kartells der
Linken zuſammenſetzt, während ſie auf die Unterſtützung des frü=
heren
Blocks National angewieſen iſt. Man glaubte heute, daß
Bouillon noch im Verlaufe der heutigen Kammerſitzung über die
allgemeine Politik der Regierung und über die Möglichkeit einer
Neubildung interpellieren würde. Dazu iſt es nicht gekommen.
Die Erklärung des Miniſterpräſidenten Briand, daß er ſich
mit Franklin Bouillon lediglich über die Verhandlungen vor dem
Auswärtigen Ausſchuß der Kammer unterhalten habe, dürfte
aber nicht zutreffen. Franklin Bouillon hatte in den Wandel=
gängem
der Kammer erklärt, er habe nicht auf ſeine Interpella=
tion
verzichtet, er habe ſie nur auf ſpäter vertagt, er habe nicht
die Abſicht, der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten, ſondern
er wolle im Gegenteil ſie unterſtützen. Er werde ſeine Interpel=
lation
nur in Uebereinſtimmung mit dem Miniſterpräſidenten
einbringen und wenn er den Augenblick für gekommen und ge=
eignet
halte. Von der Preſſe wird die Möglichkeit eines
Miniſteriums der großen Koalition von den
Sozialiſten bis zu den Rechtsrepublikanern
eifrig beſprochen.

*Ajaccio.
Von Kaſimir Edſchmid.
Der Golf von Ajaccio bedeutet für Korſika das, was bei einer
Frau das Lächeln ſein kann, nämlich die hinreißende Anmut. Die
Natur, welche die Inſel mit faſzinierender Kunſt gebaut hat,
ſcheint hier ihre letzte Sanftmut noch dazugegeben zu haben. Der
Küſtengürtel Korſikas zeigt eine Ueppigkeit, welche die hohen
Gletſcher des Landes kaum wagen laſſen zu ahnen. Die Wellen
der Vorberge dieſes ſüdlichen Fjords ſind aber mit dem Flügel=
ſchlag
der Grazie an den Himmel gezeichnet, und die Kurven
der Bäume haben eine unbeſchreibliche Nobleſſe. Das Mittelmeer
hat das tückiſche Grün hinter den Leuchttürmen gelaſſen und zu
dem Smaragd ſeiner Flutung ein tiefes Violett gefügt, über
dem die rieſigen Palmen mit der Ruhe von Heroen ſtehen. Die
ungeheuere Kraft dieſes Bodens hat bei Ajaccio aus dem Reich=
tum
der Natur eine Melodie geſchaffen, welche den Zauber der
Harmonie beſitzt. Die Straße der Parata iſt ohne Zweifel für
Götter gemacht, denn zwiſchen den Alpenſpitzen über ihr und den
Orangenhainen der Barbicajas gibt es kein Gefühl, das nicht
beglücken müßte. Seneca, der acht Jahre der Verbannung hier
lebte, hat ſich dem nicht entzogen. Auf der Parata trifft ſich der
Geruch der Mediterrannse mit dem Duft der Macchia, was das
Phantaſtiſchſte an Rauſch iſt. Napoleon, der ſeine Heimat nicht
liebte, ſchloß auf St. Helena die Augen und ſog die Luft ein.
Korſika, ſagte der beſte Mann, den die Inſel geboren hat,
würde ich immer in ſeinem Duft erkennen. Auch ohne Augen.
Der Geruch dieſes Geſtrüpps, das die Inſel überzieht, die nicht
mehr Einwohner hat als Frankfurt, iſt die wollüſtigſte Zuſam=
menſetzung
, welche die Natur kennt . Maupaſſant, der ſich die kin=
diſche
Mühe nahm, ihn zu erklären, hat die Hälfte der Pflanzen
vergeſſen, welche die Macchia ausmachen, und ſich die Mühe
eines Gelehrten gemacht, ſtatt zu ſagen, daß dieſer Duftwind
unvergeßlich iſt, weil er ins Blut geht. In der Tat, zwiſchen der
Griechenkapelle und den Blutinſeln, welche kleine Krater ſind,
auf der Parata zu gehen, Orangen und Zitronen zwiſchen den
hohen Palmenterraſſen hängen zu ſehen, das Mittelmeer hinter
den meterhohen Kakteen mit Hunderten unbekannter Blumen
ſpielen zu wiſſen, die Agaven mit ſechs Meter hohen Blüten am
Weg zu haben und über die Schulterbiegung dieſes Golfs den
Geruch der Macchia wie eine Wolke durch die Sonne reiten zu
ſpüren . . . dieſes Gefühl wäre kaum ohne Fieber zu ertragen,
wenn es nicht offenbar zwiſchen den wilden Schneebergen und
dem ſüß rauſchenden Mittelmeer genau die Mitte wäre. Wer
kann zweifeln, daß dieſes Paradies der Ort iſt, um ein Genie

Freitag, den 11. Juni 1926

Vom Tage.
Wie wir hören, wird die Reichsbahngeſellſchaft ſofort
nach Vorliegen der ſchriftlichen Entſcheidung und der Urteilsbegründung
des Reichsbahngerichtes in Verhandlungen mit den Eiſen=
bahnerorganiſationen
treten, um mit ihnen gemeinſam die
Durchführung des Schiedsſpruches vom 16. Januar 1926 zu beraten.
Beim Reichskanzler Dr. Marx iſt ein ſozialdemokratiſcher
Proteſtſchritt gegen Staatsſekretär Schmid erfolgt.
Der öſterreichiſche Geſandte in Berlin, Dr. Frank, iſt zur Teilnahme
an der öſterreichiſchen Woche in Köln eingetroffen.
In Berlin finden gegenwärtig deutſch=polniſche Grenz=
verhandlungen
ſtatt.
Der Rheinlandkommiſſar Tirard hat ſein Rück=
trittsgeſuch
eingereicht.
Die Grenzzwiſchenfälle an der polniſch= litau=
iſchen
Grenze dauern an.
Der neue Chef der franzöſiſchen Militärmiſſion
in Polen General Charpy, trifft in dieſen Tagen in Warſchau ein.
General Dupont hat ſich bereits von den maßgebenden Stellen verab=
ſchiedet
.
Die Lage im engliſchen Bergbaukonflikt hat ſich ver=
ſchärft
.
Die Sozialiſtiſche Pariſer Kammergruppe beſchloß,
gegen das Waſhingtoner Schuldenabkommen Oppo=
ſition
zu machen und die Regierung aufzufordern, die nötigen Maßnah=
men
zu ergreifen, um die durch den Wegfall der Sicherungs= und
Transferklauſel entſtandene Lücke auszufüllen.
Wie die römiſchen Blätter verſichern, wird der italieniſche
Fiianzminiſter ſich an der franzöſiſch=belgiſchen
Zuſammenkunft zur Beratung der Maßnahmen für die Ver=
teidigung
der Valuten nicht beteiligen.
Im Innern der Kyrenaika ſetzten die italieniſchen Be=
ſetzungstruppen
die Säuberungsoperationen gegen die
noch vorhandenen Rebellenbanden fort.
Geſtern wurde das ägyptiſche Parlament eröffnet.
König Fuad und Zaghlul Paſcha wurden mit lebhaften Zurufen
begrüßt. Adly Paſcha verlas die Thronrede.
Wie aus Kairo berichtet wird, ſagt man dort in politiſchen Kreiſen
dem neuen Kabinett keine lange Lebensdauer voraus, und zwar infolge
von Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den Libe=
ralen
und den Zaghluliſten.
Die Kantonregierung hat die Regierung von Hongkong erſucht, die
Verhandlung über eine Einſtellung des Boykotts engliſcher
Waren wieder aufzunehmen.

Zu dem franzöſiſch=amerikaniſchen Schuldenabkommen.
Die ſozialiſtiſche Kammerfraktion hat heute über die fran=
zöſiſch
=amerikaniſchen Schuldenabkommen beraten und den Ab=
geordneten
Aureol beauftragt, in ihrem Namen eine Reſolution
einzubringen, die die Regierung auffordert, direkte Verhandlun=
gen
über die Regelung der amerikaniſch=franzöſiſchen Schulden
einzuleiten. Die Kammer, ſo heißt es in der Reſolution, fordert
die franzöſiſche Regierung auf, dem Präſidenten der Vereinigten
Staaten und dem amerikaniſchen Volke noch bevor das Parla=
ment
über die Abkommen berät, zu erklären, daß Frankreich
trotz der ſchweren Laſten, die auf ihm liegen, keineswegs
beabſichtige, ſich irgendeiner der von ihm ein=
gegangenen
Verpflichtungen zu entziehen, daß
es infolgedeſſen, auch die Jahreszahlungen genau ſo zahlen
werde, wie ſie der Zahlungsfähigkeit der Nation entſpreche, daß
aber trotz des feſten Willens, die Verpflichtungen zu erfüllen, die
Kammer befürchte, daß die Ausführung dieſer Zahlungen durch
die wirtſchaftliche Unordnung, die zwangsläufig aus der Un=
beſtändigkeit
der Währung reſultiere, geſtört oder verhindert wer=
den
könne. In dem Wunſche, ſich in Zukunft nicht etwa einer
Verſchlechterung der Währung ausgeſetzt zu ſehen, die die Zah=
lungen
ſelbſt in Frankreich ſtillegen würde und zu Vorwürfen,
daß Frankreich einen ſchlechten Willen bekunde, führen könnten,
ſowie Frankreich der internationalen Spekulation ausliefern
würde, fordere die Kammer die Regierung auf, von der Regie=
rung
der Vereinigten Staaten die Aufnahme einer ausführlichen
Klauſel über das Abkommen zu verlangen, nach der die geforder=
ten
Zahlungen in Franken geleiſtet, und bis zur tatſächlichen
Stabiliſierung der franzöſiſchen Währung in Frankreich ver=
bleiben
würden, um dann in Dollar konvertiert zu werden. Dies
ſoll jedoch nur ſoweit geſchehen, als zwiſchen der franzöſiſchen
und amerikaniſchen Regierung und im Falle eine Einigung nicht
zuſtande käme, durch ein Schiedsgerichtsverfahren anerkannt
würde, daß die Konvertierung in ausländiſchen Deviſen der
Stabilität der franzöſiſchen Währung keinen Abbruch tun würde,
da jede Bemühung, eine Stabiliſierung herbeizuführen, unmög=
lich
ſei und vergeblich ſein würde, wenn eine derartige Klauſel
in dem Abkommen vorhanden ſei.

zu ſchaffen, in dem durch den mythiſchen Wechſelgang des Schick=
ſals
dieſelben Spannungen ſich wiederfinden, welche ſeine Hei=
mat
voll Glanz und Größe machen. Napoleon, der wußte, daß
zwiſchen der Macht und der Anmut alle Geſetze der Welt liegen,
hat die Parata über alles geliebt.
Von Ajaccio her wirken die Bonapartes anders als im Pari=
ſer
Invalidendom. Das Geburtshaus iſt ein Patrizierhaus der
Provinz. Napoleon ſchiffte ſich nach dem ägyptiſchen Feldzug
noch einmal in Ajaccio aus und gab acht Tage lang Feſte. Man
hatte dazu aus drei Zimmern einen Saal gemacht und voll Direk=
toiremöbel
geſtellt, was dem Haus eine Repräſentation gibt, die
über die Provinz hinausgeht. Das Haus liegt an der ſechs Meter
breiten Place Letizia und zwanzig Schritt vom Palaſt der Pozzo
di Borgo, der reichſten korſiſchen Familie, deren Sohn mit Napo=
leon
in den engen Gaſſen ſpielte und ſpäter ſein gehaßteſter Feind
wurde. Die beiden Arbeitszimmer Napoleons als junger Offi=
zier
ſind dumpf, aber gut. Das Bild des Vaters zeigt den ſelbſt=
bewußten
Biedermann. Wer in der langen Flucht dieſer Räume
aufgewachſen iſt und Korſe dazu, lebt nicht ohne innere Sicherheit.
Die Büſte Napoleons von Canova zeigt, wie bei der ſchönen
Mutter und den Brüdern, das barock vorſpringende Kinn und
die zu lange Naſe, welche die Naſe einer Frau iſt. Drei Schritte
weiter in dem Stadthaus ſind alle Bonapartes als Könige ge=
malt
, mit ungeheuerem Prunk. Man verſteht, daß der Adel dar=
über
lachte, ſo gute Beine die Bonapartes auch hatten. Dieſe
klugen Korſen griffen ſehr raſch nach allen Würden und Em=
blemen
, deren Wirkung ſie kannten, zuerſt als Banditen mit
einem gewiſſen Lächeln über ſich ſelbſt, bald in vollkommenem
Ernſt, voll Begeiſterung über den Schwindel. Sie hatten ſich wie
die Narren in die Imperatorgeſten verliebt. Zwiſchen der Place
Letizia und der Place des Palmiers, zwiſchen der engen Gaſſe,
wo ſie geboren, und dem wundervollen Palmenſaal, wo ſie ge=
malt
ſind, zeigt ſich, welch grauenhafte Parvenüs dieſe tos=
kaniſchen
Bonapartes waren, was ſie nicht hinderte, Genies
zu ſein.
Die Korſen ſind in ſich ſelbſt verrückt wie die Fasciſten in
Italien, was über die Normalität geht. Bei den Wahlen geht
das ganze Volk in die Hölle, wobei es die Leidenſchaft nicht hin=
dert
, daß es eigentlich keine Bahnen gibt. Man kann in Korſika
nur ſo weit vordringen, als es das Auto und das Pferd geſtattet.
Die Fiſcher in Bonifacio ſind vier Tage wegen der Munizipal=
wahten
nicht ausgefahren. In Cauro wurden zwei Leute erſchoſ=
ſen
. Auf allen Straßen hindern mit den Revolvern die Leute
der einen Partei die der anderen, vorzudringen. Sie jagen von
den Maultieren und aus den Wagen heraus und bearbeiten, wen
ſie im Gebirge treffen. Die Korſen, die mit dem Regenſchirm und

Ein Zwiſchenfall in Genf.
Ein ungariſcher Journaliſt überfällt Beihlen.
* Genf, 10. Juni. (Priv.=Tel.)
Kurz vor Beginn der heutigen Ratsſitzung ereignete ſich in
den Wandelgängen des Völkerbundshauſes ein peinlicher Zwi=
ſchenfall
. Ein ungariſcher Journaliſt trat auf den Grafen Beth=
len
zu und gab ihm mit den Worten: Dies im Namen des un=
gariſchen
Volkes eine kräftige Ohrfeige. Darauf warf er eine
Menge Flugblätter um ſich und ließ ſich von den raſch herbeige=
eilten
Kommiſſionsmitgliedern und den Dienern feſtnehmen und
aus dem Völkerbundshaus hinausführen. Außerhalb des Hauſes
wurde er der Polizei übergeben. Es handelt ſich um den Sekre=
tär
der ungariſchen Republikaniſchen Partei in Paris (Karolyi=
Partei) Iwan Juſth. Als ihn die Diener aus dem Hauſe führ=
ten
, übergab er ihnen ein langes Schreiben an das Völkerbunds=
ſekretariat
, in dem er erklärte, daß er ſich wegen der Bedrohungen
durch die ungariſche Regierung und um den ungariſchen Gefäng=
niſſen
zu entgehen, ins Ausland habe flüchten müſſen. Er iſt
ein Verwandter des früheren Unabhängigkeitspolitikers Julius
Juſth. In den Flugblättern wirft er der ungariſchen Regierung
vor, daß ſie die Freiheiten des ungariſchen Volkes unterdrücke
und ſchließt: Ich habe die verfolgten Republikaner rächen wollen,
die in den Staatskerkern ſchmachten, und die ungeſtillten Tränen
und erſtickten Seufzer des ungariſchen Volkes. Iwan Auſth
hatte eine Legitimation des Völkerbundsrates als Journaliſt bei
ſich, die ihm auf Grund eines Beglaubigungsſchreibens der Pari=
ſer
Ere Nouvelle ausgeſtellt worden war. Der Beginn der
Ratsſitzung verzögerte ſich des Zwiſchenfalles wegen beträchtlich,
und Präſident Guani gab zu Beginn der Sitzung ſeinem Be=
dauern
über den Zwiſchenfall und dem Mitgefühl des Völker=
bundsrates
für das Opfer Ausdruck.
Der Generalſekretär des Völkerbundes hat an Herrn von
Bethlen, der nach dem Zwiſchenfall übrigens im Hauſe verblieben
iſt und auch an der Ratsverhandlung über die Ungarnfrage teil=
nahm
, ein Schreiben gerichtet, in dem er ſeine tiefſte Entrüſtung
und ſein Bedauern über den Angriff ausdrückt.
Ausſchluß des Ere Nonvelle=Korreſpondenten.
Als eine Warnung an die Zeitungsredaktionen, bei der Ernennung
ihrer Korreſpondenten ſür den Völkerbund die gebotene Vorſicht walten
zu laſſen, iſt eine Bekanntmachung aufzufaſſen, die ſoeben vom Völder=
bundsſekretariat
veröffentlicht wird. Die Informationsabteilung teilt
mit, daß bis auf weiteres kein Korreſpondent des Pariſer Blattes Ere
Nouvelle, das den Angreifer gegen Grafen Bethlen ernannt hatte,
mehr zu den Verhandlungen des Völkerbundes zugelaſſen wird.
Aufhebung der Völkerbundskontrolle über Angarn.
In der Ratsſitzung wurde die ungariſche Kontrollfrage auf den
Bericht Scialojas erledigt. Die Tätigkeit des Generalkom=
miſſars
Smith nimmt am 1. Juli ihr Ende, was die all=
gemeine
Budgetkontrolle anlangt. Für die Aufrechterhaltung
der übrigen Kontrollſyſteme wird eine Regelung nach dem
Vorſchlag des Finanzkomitees, die wir bereits ſkizziert haben, beſchloſſen.
Bethlen dankte dem Völberbund und dem Generalkommiſſar Smith.
* Beſſerſiellung der Schutzpolizeibeamten.
Das Reichskabinett hat in einer ſeiner letzten Sitzungen be=
ſchloſſen
, den wiederholten Vorſtellungen der Intereſſenvertretun=
gen
der Schutzpolizeibeamten, das Geſetz vom 17. Juli 1922 auf=
zuheben
, nachzugeben. Es wird infolgedeſſen demnächſt ein ent=
ſprechender
Geſetzentwurf dem Reichstag zugehen, der bereits im
Wortlaut vorliegt und auch die Genehmigung der Länderregie=
rungen
ſchon gefunden hat. Wie erinnerlich, machten es die
revolutionären Zuſtände in den Nachkriegsjahren erforderlich,
eine Schutzpolizei zu gründen, die in ihrem Aufbau zum Teil der
Reichswehr ähnelte und infolgedeſſen für die Niederſchlagung
von Unruhen und Aufſtänden leichter zu handhaben war. Damit
war aber die Notwendigkeit verbunden, dem Schutzpoliziſten nicht
nur die Vorteile des Beamten einzuräumen, ſondern ihm mit
dem Reichswehrbeamten auf eine Stufe zu ſtellen. Durch das
Geſetz vom 17. Juli 1922 wurde damals das Beamtenverhältnis
der Schutzpoliziſten geregelt. Inzwiſchen hat ſich nun aber er=
geben
, daß der Schutzpolizift aus dieſem Verhältnis entlaſſen
und in das allgemeine Beamtenverhältnis überführt werden
kann. Er wird alſo nach Annahme des Geſetzes durch den Reichs=
tag
, woran nicht zu zweifeln iſt, weſentlich beſſer geſtellt werden.
Es ſei wur herausgegriffen, daß es in Zuunft möglich ſein wird,
den Schutzpolizeibeamten lebenslänglich anzuſtellen und mit der
12jährigen Dienſtzeit, wenn auch nicht in allen Fällen, zu brechen.
Wahrſcheinlich wird auch eine Aufbeſſerung ſeiner
finanziellen Bezüge durch die Neuregelung ausgelöſt
werden. Jedenfalls fällt das Rahmengeſetz aus dem Jahre 1922,
das noch mancherlei Benachteiligungen für den Schutzpolitiziſten
enthielt.

der Flinte ſpazieren reiten, ſind ein unvergeßlicher Anblick, zumal
in Sartene im Süden die Vendetta noch geſetzlich iſt. Die Leute,
welche tief im Gebirge die violette Fahne Napoleons in die blü=
henden
Kirſchbäume hängen, ſind bereit, ſechzig Kilometer zu
Fuß zu gehen, um zu wählen. In Ajgccio erſcheint die Tribune‟
der Eveil und der Drapeau‟. Die erſten ſind Republikaner,
der Drapeau iſt bonapartiſtiſch, und die Leiter dieſer Blätter
führen in einem Lande, wo jedermann ſich trotz 180 Kilometer
Länge und 80 Kilometer Breite der Inſel kennt, einen Kampf, an
dem die ganze Nation teilnimmt, und wo die Einbeinigkeit des
anderen ebenſowenig verſchwiegen wird wie Belehrungen im Stil
erteilt werden. Ach. dieſer Kampf iſt in ſeiner Enge ſo reizend.
treil die Kämpfer auf der Straße ſtehen, und weil dieſe Politik
eine Leidenſchaft iſt, die voll Grazie und Feuer vorgeht. Die
Korſen haben wie die Tollen bei ihren Wahlen geſchoſſen und
dem Land, wo man Tabak, Pulver und Wein im ſelben Laden
kauft wie die Nationalhymne, Demonſtrationszüge gezeigt, die
entzückten, weil ſie faſt von Dreijährigen mehr getanzt als vor=
geführt
wurden. Dieſe zweitauſend Bonapartiſten waren faſt
alle Kinder, die eine Legion von Fackeln trugen und vierhundert
weiße Fahnen mit dem ſchwarzen korſiſchen Kopf. Sie kamen mit
einem unerhörten Rhythmus, mit einer beiſpielloſen Eleganz
des Taktes, mit einer Geſchwindigkeit, die ihre Münder ſich kaum
ſchließen ließ. Der Takt des Marſches der Ajaccienne iſt leiden=
ſchaftlicher
als die Marſeillaiſe, das heißt, ſie iſt ein Wind, und
ſie hat die Eigenſchaft, die Sänger zu Helden zu machen, was
die Kinder berauſchte. Entre 1a France et IItalie Ces denz
meres d'Ajaccio Dont Pune chante et Lautre prie In
teléves comm un berceau Napoléon, Napoléon
Dieſer Zug zerlumpter Bronzekerle, die aus der Muſik etwas wie
Genie empfingen, hatte ein wenig von dem Glanz, den die Heere
des Kaiſers beſaßen, bei denen auch die Fahnen und die Muſik
die Gradmeſſer ihrer Begeiſterung und ihres Ruhmes waren.
Die Korſen haben die Eigenart, ihre Leidenſchaft im Geſang
auszudrücken, während die Italiener bereits die Freude an ihrer
ſeidenblauen Welt damit bezeigen.
Zwiſchen dem Schneekopf des Monte d’Oro und den Blut=
inſeln
ſtehen über der Parata die Totenkapellen der großen Fami=
lien
mitten in den wundervollen Parks, wo zwiſchen den Palmen
und Eukalipten die Orangen und Oliven in einem bezquberndem
Raum ſich treffen, unten von dem Mittelmeer, oben von den
Steppen der Macchia begrenzt. Zwiſchen Agaven und märchen=
haften
Kakteen ſtehen die Kolonnen von Marmortempeln, die
ein Volk ſeinen Toten gegen die See ſtellt, das ſo arm iſt, daß
es in den Städten des Innern nicht das Glas für die Fenſter

[ ][  ][ ]

Nummer 160

Freitag, den 11. Juni 1926

Diafnteng Pentſiont ug Autpmtgiiev.

Die zukünftige Zuſammenſetzung des
Völkerbundsrats.
Eine ſpaniſche Erklärung zur Ratsſitzfrage.
* Genf, 10. Juni. (Priv.=Tel.)
Der ſpaniſche Vertreter im Rat, Quer Boulo, gab bei Beginn
der heutigen Sitzung im Völkerbundsrat eine Erklärung ab mit der
Mitteilung, daß Spanien die Abänderung des Artikels 4 des Völker=
bundspaktes
nunmehr ratifizieren werde. Die Erklärung iſt ſo verklau=
ſuliert
, daß ſie auch von gut unterrichteten Völkerbundsbeamten ganz
verſchieden ausgelegt wird. Im allgemeinen neigt man dazu, ſie dahin
zu verſtehen, daß Spanien das Amendement zu Artikel 4 ratifiziert, weil
es keine Möglichkeit mehr ſieht, zum ſtändigen Mitglied ernannt zu wer=
den
, und keinen Wert darauf legt, nichtſtändiges Mitglied zu bleiben.
Der entſcheidende, recht unklare Satz ſeiner Erklärung lautet: Da die
gegenwärtige Lage alſo die Anweſenheit Spaniens bei einer Wahl aus=
ſchließt
, und da der Grund, der bisher die Ratifizierung des Amende=
ments
zu Artikel 4 verhinderte, auf dieſe Weiſe verſchwunden iſt, ſo hat
die Regierung Seiner Majeſtät beſchloſſen, die Ratifizierung dieſes
Amendements vorzunehmen.
Spaniens Einwände.
Der Rat hat in ſeiner heutigen Nachmittagsſitzung ſich zu=
nächſt
mit dem Bericht Iſhiis über die zukünftige
Zuſammenſetzung des Völkerbundsrats be=
ſchäftigt
. Der Bericht ſtellt, wie bereits mitgeteilt, lediglich die
Kenntnisnahme der Arbeiten der Ratskommiſſion unter der Lei=
ttung
des ſchweizeriſchen Bundesrats Motta feſt und überläßt es
dem Ratspräſidenten, ſich mit dem Präſidenten Motta über das
Datum der evtl. zweiten Einberufung der Ratskommiſſion zu
verſtändigen. In der Debatte erklärte Paul,Boncour, daß er mit
Freude die Faſſung des Amendements zum Artikel 4 zur Kennt=
rnis
genommen habe und hoffe, daß die ſpaniſche Erklärung im
tübrigen nicht ſo verſtanden werden ſolle, daß Spanien dem Völ=
kerbund
ſeine Mitarbeit entziehen wolle.
Der braſilianiſche Delegierte Mello=Franco erklärte mit leiſer
Stimme, daß er ſich der Abſtimmung enthalte und daß er vor
dem Schluß der Tagung noch eine Erklärung abzugeben wünſche.
(Ueber, den Inhalt dieſer Erklärung zirkuliert hier die Ver=
rmutung
, daß Braſilien ſich in der Tat vom Völkerbund zurück=
szuziehen
beabſichtige.) Darauf teilte der ſpaniſche Delegierte de
=Quer Boule noch leiſer mit, daß die ſpaniſche Regierung
kkeine Regelung der Ratsfrage annehmen könne,
*die Spanienaufeinenzweiten Ranginder Grup=
ſpierung
der Mächte verweiſen würde.
Dann folgte ein längerer Reigen von freund=
lichen
Erklärungen für Spanien, den Chamberlain
mit einer würdigen Rede einleitete, und der ausführte, daß die
Mitarbeit Spaniens für den Völkerbund ſehr nützlich und für
Spanien ſelbſt durchaus ehrenwert geweſen ſei und daß die Rats=
frage
lediglich vom prinzipiellen Geſichtspunkt aus angeſehen wer=
den
müſſe. Spanien dürfe alſo in dieſer Regelung keine Herab=
würdigung
erblicken, und es erſcheine ihm unglaublich, daß Spa=
nien
auch nur einen Augenblick lang eine ſolche Anſicht gehegt
habe.
Dieſer Erklärung ſchloſſen ſich der Reihe nach Vandervelde,
Scialoja, Iſhii, Sjöborg, Beneſch und Präſident Guani an. Der
ſpaniſche Geſchäftsträger dankte gerührt für dieſe Erklärung, be=
dauerte
aber, ſelbſt keine weiteren Erklärungen geben zu kön=
nen
, da er keine Inſtruktionen beſitze.
Der Antrag Iſhii wurde darauf mit der Stimm=
enthaltung
Spaniens und Braſiliens einſtim=
mig
angenommen. Beneſch, Iſhii und Sjöborg erſtatteten
ſodann den Bericht über die Frage der Schiedsgerichtsbarkeit und
der Sicherheit, in dem die bisher abgeſchloſſenen Schiedsgerichts=
verträge
nach einer Zuſammenſtellung des Generakſekretärs auf=
gezählt
werden.
Braſiliens Austritt.
Der braſilianiſche Botſchafter Mello Franco verlas nach=
mittags
gegen 6 Uhr vor dem Ende der Tagung im Völkerbunds=
rat
eine ſehr lange Erklärung deren Sinn iſt, daß Braſilien
ſeine Demiſſion als Natsmitglied mit dem Ende
dieſer Tagung gibt. Die Arbeiten des Ratskomitees hätten ge=
zeigt
, daß die Frage der ſtändigen Ratsſitze wahrſcheinlich gar
nicht mehr geprüft werden würde, ſodaß die Entſcheidung in eben
dieſem Sinn gegeben ſei. Mello Franco kam dann ausführlich
auf Braſilien und ſeine eigene Wirkſamkeit im
Völkerbund und im Rat zu ſprechen und erſuchte den Rat,
er möge der Völkerbundsverſammlung, an der Bra=

ſilien alſo offenbar im September nicht teilnehmen
wird, den Dank der braſilianiſchen Regierung für das ihr be=
wieſene
Zutrauen ausſprechen.
Die Aufnahme der Austrittserklärung im Rat
Der Ratspräſident Guani gab ſeinem tiefen Bedauern über
die Erklärung des braſilianiſchen Delegierten Ausdruck und ſagte,
daß der Rücktritt eines den Grundſätzen des Völkerbundes ſo
ergebenen Landes wie Braſilien beſonders bedauärlich ſei. Wenn
es ſich um einen ſtändigen Sitz für Südamerika gehandelt hätte,
würde er vielleicht auch dafür eingetreten ſein, obwohl er betonen
müſſe, daß ſeine Regierung in der Frage der ſtändigen Ratsſitze
einen anderen Standpunkt einnehme. Er ſei überhaupt gegen die
Einrichtung der ſtändigen Ratsſitze und hoffe, daß in einem nicht
zu fernen Zeitpunkte das einzig gerechte Prinzip der Gleichheit
aller Ratsmitglieder hergeſtellt werden könne. Mit Worten der
Anerkennung für die perſönliche Qualität Mello Francos ſchloß
Präſident Guani, der noch der Hoffnung Ausdruck verlieh, die
Erklärung Mello Francos möchte keinen endgültigen Charakter
tragen.
Nach dieſen Worten wollte Mello Franco den Ratsſitz ver=
laſſen
, wurde aber durch eine Geſte des Präſidenten zurückgehal=
ten
, worauf Chamberlain ſich im Namen aller Ratsmitglieder den
von Guany geäußerten Worten des Bedauerns anſchloß. Viel=
leicht
könne Braſilien noch politiſche Gründe finden, um ſeinen
Entſchluß, der nach der Auffaſſung Chamberlains heute zwar
angezeigt, aber nicht tatſächich angemeldet ſei, einer Nachprüfung
unterziehen.
Der italieniſche Oelegierte proteſtiert gegen
die Oemiſſion Braſiliens.
Der italieniſche Delegierte Scialoja, der ſeine Rede nach
den braſilianiſchen Erklärungen begann: Wenn man Bra=
ſilien
ſagt, ſagt man auch ein wenig Italien,
ſagte, die Demiſſion Braſiliens könne in dieſem Augenblick gar
nicht angenommen werden. Die Gründe Braſiliens ſeien zu
ſeinem Entſchluß auch gar nicht ſtichhaltig. Wenn Braſilien die
Arbeit des Rates wirklich nicht erſchweren wolle, ſo müſſe es hier
bleiben bis zum September. Denn ſein Mandat ſei durchaus
noch nicht abgelaufen und es könne überhaupt nur in die Hände
der Verſammlung, die es verliehen habe, zurückgelegt werden.
Er erſuchte deshalb Mello Franco, ſeine Demiſſion wenigſtens
auf den September zu vertagen.
In dem gleichen Sinne ſprachen auch Paul=Boncour, Iſhii
und Beneſch, worauf Mello Franco erwiderte, er ſei un=
endlich
dankbar für die vielen freundlichen Worte, die Braſilien
gewidmet worden ſeien, aber er könne gegenüber den Inſtruktio=
nen
ſeiner Regierung von den Anregungen der Ratsmitglieder
nur Kenntnis nehmen, jedoch den mitgeteilten Entſchluß nicht
ändern. Darauf packte der braſilianiſche Delegierte ſeine Akten
zuſammen und erhob ſich von ſeinem Sitz, worauf ihn Paul=
Boncour mit einer freundlichen Handbewegung einlud, wenig=
ſtens
noch ſitzen zu bleiben, bis der Präſident die Verhandlungen
geſchloſſen habe. Das tat er denn auch und machte dann ſeine
Abſchiedsbeſuche um den halbkreisförmigen Ratstiſch herum erſt,
nachdem Präſident Guani mitgeteilt hatte, daß der Entſchluß der
braſilianiſchen Regierung zuſammen mit dem Protokoll dieſer
Sitzung den Regierungen des Völkerbundes zugeſtellt werden
würde. Danach drückte Mello Franco jedem einzelnen Rats=
mitgliede
die Hand und verließ, während der Präſident Guani
die öffentliche Sitzung ſchloß und eine folgende Geheimſitzung
ankündigte, den Ratsſaal.
Die Geheimſitzung dauerte nur eine halbe Stunde. Mir
ihrem Abſchluß wurde gleichzeitig die 40. Tagung des Völker=
bundsrates
für beendet erklärt.
Die Tatſache ſcheint alſo feſtzuſtehen, daß im September
weder Spanien noch Braſilien der Völkerbundsverſammlung ſich
zur Wahl ſtellen wollen, und daß Braſilien wahrſcheinlich über=
haupt
nicht an der Verſammlung teilnehmen wird.
Die nächſte Ratstagung im September.
Der Rat hat heute noch beſchloſſen, proviſoriſch die nächſte ordent=
liche
Tagung, die gewöhnlich gleichzeitig mit der Völkerbundsverſamm=
lung
ſtattfindet, auf den 3. September anzuberaumen. Da wahrſcheinlich
inzwiſchen noch Verhandlungen zwiſchen den Regierungen, den Mitglied=
ſtaaten
des Rates ſtattfinden werden, um vielleicht eine Aenderung in
der Haltung Spaniens und Braſiliens herbeizuführen, iſt es wahrſchein=
lich
, daß der Rat noch vor Anfang September ſiſich zu einer außerordent=
lichen
Tagung in Genf verſammeln wird.

beſitzt. Dieſe Raſſe hat nur einen unerhörten Luxus, ſeine Toten.
Die hohen Zypreſſen ſind die Signale einer Leidenſchaft, die in
antiker Weiſe über das Leben hinaus will. Dieſe Menſchen haben
es trotz der Ueppigkeit ihrer Golfe ſo ſchwer, daß ſie den Tod auf
das verſchwenderiſchſte ehren zu müſſen glauben. Es ſcheint, wäh=
rend
unter den aufgezogenen roten Ballons die Kanonen der
Genueſiſchen Zitadellen auf das Mittelmeer hinausſchießen und
alle Glocken des Golfs die Fiſcher warnen, daß unter dem Heer
der Parke, die von dem Gut der Barbicaja bis zu dem orienta=
liſchen
Prunk des Gartens der Pozzo di Borgo von den Hügeln
herunterſteigen, die Allee der Totenpalais jene großen Gedanken
iſt, mit denen die Natur hier das Heldenhafte erreicht, obwohl
ſie ſanft wie eine Flöte iſt.
Das helle Grün der Orangenbäume und das graue Silber
der Oliven gibt ein Konzert, dem ſich die Macchia anſchließt,
welche das Napoleonslied des Geruchs iſt. Hier ſteht alles in
geheimnisvoller Beziehung. Der Monte d’Oro hat das Violett
der Muſcheln, die den Strand bedecken, auf ſeinem Gletſcher auf=
gezogen
, und der leichte Dunſt der Küſte iſt der Nebel, welchen
zuviel Blumen in der ziternden Luft erzeugen. Selbſt die Begei=
ſterung
der Natur findet ſeine Helligkeit wieder in den Aus=
brüchen
der Raſſe, die einmal ſich ins Geniale erhöhte, als am
15. Auguſt Bonaparte auf einem Divan zur Welt kam. Welches
Ausmaß der Beglückung neben ſoviel Phantaſie! Wenn die
Hoſenmätze mit den Gebärden Robespierres ſchreien: Lenfant
prodigue de la gloire Napoléon, Napoléon . . ." antwortet
aus vierundzwanzig Palmengärten eine Armee von Nachtigallen,
unter deren Geſang das Mittelmeer die Farbe annimmt, welches
das furchtbarſte Zeichen ſeiner Erregung iſt. Das Meer iſt tief=
blau
geworden, was das ewige Zeichen ſeiner verſchwenderiſchen
Muſik iſt.

* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Donnerstag, den 10. Juni.
Die Zauberflöte.
Oper von Schikaneder, Muſik von W. A. Mozart.
Unſer für die nächſte Spielzeit angeſtellter Lyriker, Joſeph
Poerner, der heute den Tamino ſang, konnte dieſer etwas
konzertanten und deshalb anſpruchsvollen Rolle die Reife und
Kultur ſeiner geſanglich und darſtelleriſch entwickelten Kunſt
geben. Er ſtellte damit eine mit Sicherheit beherrſchte, ſchöne
Leiſtung auf die Bühne, die ſich dem gegebenen Ganzen mit be=
merkenswerter
Gewandtheit und Stilgefühl einfügte. Wir dürfen

uns freuen, einen ſo vielſeitigen, trefflichen Künſtler bald ganz
den unſeren zu nennen.
Die klippenreiche Partie der ſternenſtrahlenden Königin der
Nacht ſang aushilfsweiſe als Gaſt Anny von Kruyswyk aus
Frankfurt mit gutem Gelingen.
Alle geſanglichen Leiſtungen der ausgezeichneten Aufführung
ſtanden heute auf beſonderer Höhe.
v. HI.

*Heinrich Heilinger: Balladen der Liebe
Rezitationsabend im Kleinen Haus.
Heinrich Heilinger als Vortragskünſtler bietet äſthetiſchen
Genuß. Das Aeußere: der ſchlicht=ſchwarze Frack vor ſchwarzem
Vorhang, Vortragstiſch und ſpäter Seſſel mit Purpur und Gold=
brokat
, gelb=rote Beleuchtung!
Heilingers Vortragskunſt erinnert an Ernſt v. Poſſarts
beſte Zeit und iſt doch etwas ganz Eigenes. Ungemein Sym=
pathiſches
und manchmal Mitreißendes. Er iſt Bühnenkünſtler
und als ſolcher gewohnt, in die Tiefen des Gefühlsgehaltes der
Dichtungen einzudringen. Was er bringt, lebt er, fühlt er mit.
Und wie er es mitlebt, mitfühlt, vermittelt er es ſeinen Hörern.
Was in ſeiner Seele mitſchwingt von den durweg auf ſtarkes
Innenfühlen eingeſtellten Dichtungen, greift immer ingendwie
an die Seele, an die Gefühlsmöglichkeiten der Hörer. Es er=
ſchüttert
, packt. Läßt er verwandte Klänge anklingen, Leid mit=
fühlen
und ſeltener, es liegt dem ernſten Künſtler weniger
zart gefühlte, neckiſch gemeinte Freude, die im Auge eine Zähre
zerdrückt. Das iſt große Kunſt.
Heinrich Heilingers Organ iſt von wundervollem Wohl=
klang
. Hat erſchütternde Tiefen und klingende, lachende Höhen.
Seine Sprachtechnik meiſtert das Organ bis zum Singen, ohne
jemals weichlich=ſüßlich zu werden. Dieſer junge Künſtler darf
auf äußere Effekte verzichten (von denen die Rezitationen von
Bühnenkünſtlern ſelten frei ſind), ohne die tiefe Wirkung zu
bceinträchtigen.
Die Vortagsfolge war gewagt. Nur wer ganz reſtlos
auf ſeine Vortragskunſt bauen kann, darf es wagen, auch in
einer tendenziös gebildeten Vortragsfolge von Goethe und
Dante über Fontane und Buſſe=Palma zu Bert Brecht, Morgen=
ſtern
und Ringelnatz zu kommen. Selbſt des Letzteren ( Degene=
rierten
) Epos an eine Geſchminkte fügte ſich mit dem im Unter=
ton
durchklingenden Ernſt, der nicht ohne lyriſche Weichheit iſt,
dem Programm Balladen der Liebe ein.

Seite 3
Droht Indien
eine bolſchewiſtiſche Gefahr?
Von George Popoff.
(Schluß.)
Man kann dieſe Frage auch anders ſtellen: Wieviel Jahre
Lebensdauer mögen dem gegenwärtigen Status quo in Indien
noch beſchieden ſein? Die erſte allgemeinere Frageſtellung ſahen
wir *) einerſeits durch die Impotenz der nationalen Parteien
Indiens, andererſeits durch die organiſchen Eigenheiten von
Volk und Natur dieſes unüberſehbaren Kontinents verneint. Die
zweite Frage läßt ſich am beſten durch näheres Eingehen auf jene
Prinzipien und Maßnahmen der britiſchen Ver=
waltung
beantworten, welche ſie bei der Aufrechterhaltung des
gegenwärtigen Status quo oder, was ſchließlich dasſelbe iſt,
bei der Abwehr der revolutionären Bewegungen anzuwenden
pflegt.
Daß die britiſche Macht in Indien ſich nicht ausſchließlich
auf die Gewalt der Bajonette ſtützt, iſt in der ganzen Welt be=
kannt
. Zurzeit gibt es in dieſem Rieſenreiche von mehr als 300
Millionen Menſchen kaum 80000 Mann britiſche Truppen! Die
Stützen müſſen ſchon anderer Art ſein. Hierbei kommt man
vor allem auf jenes Problem zu ſprechen, das gerade zurzeit durch
die Ereigniſſe in Kalkutta im Vordergrunde des Intereſſes ſtehr
den religiöſen Antagonismus zwiſchen Hin=
dus
und Mohammedanern. Daß die Engländer dieſe
Fehde, die nicht zu ſchwinden, ſondern noch immer anzuſchwellen
ſcheint und jeden nationalen Zuſammenſchluß Indiens natürlich
unmöglich macht, mit Ruhe und Umſicht auszunutzen verſuchen,
iſt nicht nur entſchuldbar, ſondern ſelbſtverſtändlich. Sie indeſſen
der Förderung dieſes religiöſen Antagosnimus zu bezichtigen,
wäre töricht und unfair. Vielmehr wirken die in letzter Zeit
immer häufiger werdenden Unruhen äußerſt lähmend auf Wirt=
ſchaft
und Handel und erſchweren den Engländern die Aufrecht=
erhaltung
der Ordnung außerordentlich. Deſſenungeachtet bildet
die hier immer wieder erforderliche engliſche Friedensſtifterei eine
Hauptſtütze ihrer Macht, und dieſer Tatſache ſind ſie ſich natürlich
voll und ganz bewußt.
Die außerordentlichen Bemühungen der Engländer um
Hebung der Wirtſchaft und Allgemeinkultur des Landes
ſind zum Teil ſehr erfolgreich geweſen und als beſte Schutzmaß=
nahmen
gegen alle aufrühreriſchen Strömungen und Machen=
ſchaften
zu betrachten, von welcher Seite ſie auch ausgehen mögen.
So hat England beiſpielsweiſe in den letzten Jahren in Indien
mit der Verwirklichung großangelegter Agrarreformen und künſt=
licher
Bewäſſerungsanlagen begonnen (nicht umſonſt iſt zum
neuen Vizekönig gerade der bisherige Landwirtſchaftsminiſter
ernannt worden), was das Intereſſe und die Kräfte breiter
Volksſchichten abſorbiert und vom politiſchen Standpunkt aus
als weſentlicher Faktor eingeſchätzt werden muß. Nicht uner=
wähnt
darf ferner die von den Engländern hier wie in all ihren
Kolonien oſtentativ übernommene Rolle der Hüter des
Rechtes bleiben, welche ihnen in einem Lande wie Indien
ſtets eine ungewöhnliche Stärke im Auftreten, auch gegenüber
derartig deſtruktiven Strömungen wie dem Boſchewismus ver=
leiht
. Erſt kürzlich ereignete ſich in Indien ein Fall, der, unge=
achtet
ſeines anekdotiſchen, für das Libretto einer melodrama=
tiſchen
Operette geeigneten Inhalts, dennoch das Weſen und die
Bedeutung dieſes britiſchen Prinzips deutlich offenbarte. Einen
wegen Beihilfe zum Morde an ſeiner Lieblingstänzerin ange=
klagten
Maharadſcha (die ſonſt als Souveräne vor Gericht nicht
verantwortlich ſind) zwang die britiſche Verwaltung, gegen den
Widerſtand ſämtlicher Fürſten Indiens, zur Abdankung und zum
Verlaſſen des Landes. Wodurch dieſer an und für ſich unwich=
tige
Vorfall zu einer jener bedeutungsvollen prinzipiellen Ent=
ſcheidungen
wurde, mit deren Hilfe die Engländer ſeit Jahr=
zehnten
in Indien zielbewußt und beharrlich die Grundſteine
ihres Machtgebändes gelegt haben. Nur durch Anwendung der=
artig
kultureller Mittel und keiner anderen kann auch jenes oft
fälſchlich belächelte Prinzip gerechtfertigt werden, das man die
Superiorität der Herrenraſſe nennt und das, ver=
bunden
mit einem ſtrengen Reinhalten der eigenen Raſſe, die
conditio sine gua non jeder Europäer=Herrſchaft über Indien
bildet, ein Prinzip, vor dem jeder Farbige eine inſtinktive Ach=
tung
haben muß und hat. Jeder Inder, der die britiſche Herr=
ſchaft
nur ungern hinnimmt, zieht dieſe dennoch tauſendfach
einer eventuell möglichen, aus Emporkömmlingen der eigenem
Mitte beſtehenden Ausbeuterwirtſchaft vor. Wenig, daß man es
ahnt, man weiß es, welche Gefahren über Indien im Falle
eines Verſchwindens der britiſchen Macht kommen würden, und
dieſes Wiſſen zuſammen mit den anderen Gründen bedingt und
*) Siehe den erſten Artikel in Nr. 156 unſeres Blattes vom
Montag, den 7. Juni d. J.

So war das Programm mit ebenſo anerkennenswerter lite=
rariſcher
Kenntnis wie die Wirkung abwechſlungsvoll ſteigerndem
Geſchmack gewählt und brachte dem Künſtler viel, viel Beifall und
*X
Hervorrufe.

C.K. Die Liebesſprache der Ohrringe. Die Amerikanerinnen,
die ſehr viel Zeit auf ihre Toilette verwenden können, ſuchen
immer wieder neue Nuancen, um ſchon durch die Tracht die Ge=
fühle
und Empfindungen auszudrücken, die die Trägerin beſeelen.
Nach den Glöckchen am Knie und den Monogrammen auf dem
Schuh werden nun auch die Ohrringe zu bedeutſamen Kundgebun=
gen
herangezogen. Es hat ſich eine Liebesſprache mit Hilfe der
Ohrringe entwickelt, die jedenfalls den Herren erwünſchten Auf=
ſchluß
über die augenblickliche Herzensbeſchaffenheit der Damen
gewährt. Wenn man eine junge Dame auf der Straße ſieht, die
nur an ihrem rechten Ohr einen Schmuck trägt, ſo kann man dar=
aus
ſchließen, daß ſie dieſen etwas ungewöhnlichen Weg gewählt
hat, um der Welt ihre Verlobung mitzuteilen. Trägt die Dame
zwei Ohrringe, dann iſt ſie bereits vergeben. Der eine Ohrring
bedeutet ſie ſelbſt, der andere ihren Ehegatten. Wenn aber die
niedlichen Ohrläppchen ſich ganz ſchmucklos darbieten, dann wer=
den
dadurch den Herren vielverſprechende Ausſichten eröffnet,
denn das Herz der Trägerin iſt frei und ſie iſt durchaus gewillt,
dieſen Platz zu vergeben. Doch auch die Form des Ohrſchmucks
hat ſeine Wichtigkeit. Kleine Perlenketten oder juwelenbeſetzte
Ringe, die in den Ohren getragen werden, zeigen an, daß die
Dame glücklich und zufrieden iſt und keine neuen Bekanntſchaften
zu machen wünſcht. Klingeln aber kleine Glöckchen in den Ohren,
dann läuten ſie eine verführeriſche Aufforderung ein, die Träge=
rin
iſt gut aufgelegt und zu allerlei Schandtaten bereit‟. Dieſe
Liebesſprache der Ohrringe ſoll aus dem Orient übernommen ſein,
wo ja auch die Blumenſprache als Liebesbote ausgebildet iſt.
Andere aber behaupten, die Ohrenſprache käme aus Pavis, wovon
aber die Pariſerin wie ſo oft ſelbſt nichts weiß.
WSN. Die Heilkraft der Kirſchenſtiele. In der jetzigen Zeit,
in der die Kirſche wieder in reichlicher Menge auf dem Markt er=
ſcheint
, dürfte ein Hinweis darauf angebracht ſein, daß auch die
Kirſchenſtiele eine gute Verwendung finden können. Man laſſe
die Stile im Schatten trocknen, bis ſie braun ſind und bewahre
ſie am beſten in Säckchen auf. Aus dieſen trockenen Stielen läßt
ſich ein ſehr ſchmackhafter Tee bereiten, der als Heilmittel gegen
Halsbeſchwerden angewendet werden kann. Man nimmt zu die=
ſem
Zweck eine Handvoll Kirſchenſtiele und läßt ſie in einem Liter
ſiedendem Waſſer 15 Minuten lang aufkochen. Der Tee wird
dann am beſten mit Kandiszucker geſüßt, worauf man ihn noch=
mals
10 Minuten lang aufkochen läßt

[ ][  ][ ]

Nummer 160

Seite 4

Freitag, den 11. Juni 1926

entſcheidet die auffallende Gleichgültigkeit der breiten Maſſen
allen aufrühreriſchen und nationaliſtiſchen Strömungen gegen=
über
.
Wenn ſich Indien ſomit weder in ſeinem Innern noch von
der von Norden kommenden bolſchewiſtiſchen Gefahr unmittelbar
bedroht ſieht und ihm die kluge und mäßige Politik der eng=
liſchen
Machthaber die Gewähr gibt, daß ſeine Entwicklung in
den nächſten Jahren kaum geſtört werden wird, ſo dürften hier=
über
gewiſſe Gefahren in Oſt und Weſt nicht überſehen
werden, die bisher recht wenig beachtet worden ſind. Es iſt die=
ſes
einerſeits der langſam aber beharrlich ſich anſammelnde
Exploſivſtoff auf der malaiſchen Halbinſel, in Indochina und
dem holländiſchen Inſelreich. Die hier von den in Indien weſent=
lich
verſchiedenen ſozialen Verhältniſſe haben eine Lage geſchaf=
fen
, die bedrohlicher iſt als irgendwo im Fernen Oſten, und eine
g wiſſe Propaganda verſucht beharrlich, die hier ſtändig glim=
menden
Funken des Aufruhrs zu etnfachen und nach Indien
hinüberzuwerfen. Ferner glauben wir eine weitere, Indien be=
drohende
Gefahr in jener Propaganda zu ſehen, welche ſo
merkwürdig es klingen mag von unſerem europäiſchen Weſten
her künſtlich nach dieſem vielraſſigen Kontinent getragen wird
und, von einer rein=europäiſchen Mentalität und Vorausſetzung
ausgehend, hier völlig überflüſſig und gefährlich iſt. Daß die
Mehrzahl der in Europa ſtudierenden Inder dort zu ausge=
ſprochenen
Freigeiſtern erzogen werden und nach ihrer Heimat
als erklärte Revolutionäre zurückkehren, wäre noch das geringere
Uebel. Bedenklicher iſt, daß gewiſſe, die Welt bereiſende engliſche
Politiker und Buſineßmen, die nicht zum traditionellen, über
langjährige Erfahrungen verfügenden Kolonialengländer ge=
hören
, getrieben von einer Art pſychologiſchen Ranküne gegen
den Herrengeiſt dieſes Kolonialkonſervativismus, ſich gegen ihn
wenden und dem aufgeklärten Teil der Farbigen, in deren Oppo=
ſition
gegen die britiſche Macht auf jede Weiſe den Rücken zu
ſtärken trachten. Auf völliger Unkenntnis der Verhältniſſe be=
ruhende
Hirngeſpinſte von allgemeiner Gleichſtellung der Raſ=
ſen
und dergleichen, welche dieſe guten Europäer predigen,
ſtiften hier nur Unheil und untergraben das Preſtige Europas
in der Welt noch mehr, als es bedauerlicherweiſe bereits der Fall
iſt. Bezeichnend iſt, daß die entſchiedenſte Ablehnung, welche dieſe
ebenſo törichten wie gefährlichen Phantaſtereien erfahren, von

den kulturell höherſtehenden Farbigen ſelbſt ausgeht, die viel zu
viel Traditionsbewußtſein und Raſſenſtolz beſitzen, um ſich für
derartig nivellierenden Gedankengänge zu begeiſtern. Die Be=
deutung
dieſer beiden Probleme ſoll nicht übertrieben werden.
Dennoch handelt es ſich um Entwicklungen, die durch Zutun noch
unberechenbaren Faktoren ſich eines Tages zu ernſten Gefahren
geſtalten könnten, und vor dieſen kommenden Dingen zu warnen,
dürfte nie zu früh ſein ...
Die wichtigſten Grundſätze der britiſchen Politik in Indien
zuſammenfaſſend Schutz des religiöſen Friedens, Verfechten
des Rechtsgedankens, Hebung der Wirtſchaft und Allgemein=
kultur
, Reinhalten der eigenen Raſſe uſw. kann abſchließend
geſagt werden, daß ſie der engliſchen Verwaltung (gegenüber der
friedloſen, willensſchwachen, unrevolutionären Volksmaſſe) eine
derartige Feſtigkeit und Stärke verleihen, daß dieſem Lande die
von Moskau verbreiteten Loſungen zurzeit keine ernſtliche Ge=
fahr
darſtellen. Daher will uns die hier und da verbreitete An=
ſicht
zum mindeſten illuſoriſch erſcheinen, welche von einer ſtän=
digen
unterirdiſchen Glut in Indien ſpricht und die Dinge ſo
darzuſtellen pflegt, als bedürfe es nur eines Funkens, um dieſes
Glimmen in eine wildlodernde Flamme des Aufruhrs zu ent=
fachen
. Das iſt ein Irrtum. Die nationale Bewegung, die heute
durch Indien geht, iſt unverkennbar, aber ſie iſt nichts mehr, als
die Auswirkung jener großen nationalen Welle, die heute über=
all
durch die Welt geht, und hat mit Bolſchewismus, Kommunis=
mus
und dergleichen herzlich wenig zu tun. Sollte man alſo die
Frage aufwerfen, wieviel Jahre Lebensdauer man dem gegen=
wärtigen
Status quo in Indien nach gewähren könne? ſo glau=
ben
wir ohne Bedenken antworten zu können: Jedenfalls mehr,
als demjenigen Moskaus! Und das dürfte genügen.
Die Bekämpfung der Falſchmünzerei durch
den Völkerbund.
Ueber den franzöſiſchen Antrag, betreffend die internationale Falſch=
münzerei
, berichtete in der Ratsſitzung Beneſch (Tſchechoflowakei). Der
Rat beſchloß, das Finanzkomitee des Völkerbundes mit der Prüfung
der finanziellen Seite der Frage zu beauftragen und ein beſonderes
Juriſtenkomitee aus zehn Mitgliedern einzuſetzen, zu dem jedes Rats=
mitglied
einen Sachverſtändigen ernennen ſoll.

Freiherr von Wangenheim 7
Wieder hat die deutſche Landwirtſchaft einen ihrer Beſten
verloren, den Freiherrn von Wangenheim, der auf ſeinem Gut
Kleinſpiegelt am Donnerstag vormittag an den Folgen eines
ſchweren Unglücks verſchieden iſt. Nicht nur die deutſche Land=
wirtſchaft
ſteht trauernd an der Bahre ihres Führers, auch das
geſamte deutſche Volk, ſoweit es nicht ein Opfer jener nur zu oft
ins maßloſe ſich auswachſenden Agitation linksgerichteter poli=
tiſcher
Kreiſe gegen den Bauernſtand geworden iſt. Gewiß, Wan=
genheim
hat Gegner gehabt, wie ſie jedermann hat, der im öffent=
lichen
Leben ſteht, und eine beachtliche Rolle ſpielt, dazu noch in
einer Zeit ernſter nationaler und wirtſchaftlicher Not. Die Zahl
ſeiner Feinde iſt aber doch ſehr gering geweſen und auch ſie wer=
den
, wenn ſie den Blick auf das arbeitsreiche Leben Wangen=
heims
werfen, nicht umhin können, ſeine Verdienſte anzuerken=
nen
, die er ſich um die deutſche Landwirtſchaft und die Volks=
ernährung
erworben hat. Denn unverrückbar hielt er an dem
ſich geſteckten Ziele feſt, daß die Erhaltung und Stärkung der
heimiſchen Landwirtſchaft eine der erſten nationalen Pflichten
ſei. Dafür hat er gearbeitet und gelebt.
Freiherr von Wangenheim iſt am 7. 9. 1849 in Neu=Löbnitz
in Pommern geboren, ſtand alſo kurz vor der Vollendung ſeines
77. Lebensjahres. Nach Gymnaſialbeſuch und Studium der
Rechtswiſſenſchaft in Bonn arbeitete er in der praktiſchem Land=
wirtſchaft
und vollendete ſeine landwirtſchaftliche Ausbildung
nach der Teilnahme am Kriege 1870/71 als Freiwilliger im Ger=
nadier
=Regiment 89, um 1873 die Leitung der elterlichen Güter
zu übernehmen. In der breiteren Oeffentlichkeit iſt der Ver=
ewigte
bekannt als der Führer des von ihm gemeinſam mit Dr.
Rößicke gegründeten Bundes der Landwirte, der unter ſeiner
Führung nach dem Kriege mit dem Deutſchen Landbund zum
Reichslandbund verſchmolzen wurde. Freiherr von Wangen=
heim
war einer der führenden Köpfe des preußiſchen Landes=
ökonomiekollegiums
, der jetzigen preußiſchen Hauptlandwirt=
ſchaftskammer
.

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Familiennachrichten

Statt beſonderer Anzeige.
Heute nacht verſchied infolge Herzſchwäche an den
Folgen einer Blinddarmoperation mein hoffnungs=
voller
, guter Sohn, unſertreuer Bruder und Schwager
Wiernlte Aineeh Beiban

Kuſtos am heſſ. Landesmuſeum
im 36. Lebensjahre. In tiefſtem Leid:

Auguſte Schwan, geb. Frank
Darmſtadt, Marie Stammler, geb. Schwan
den 9. Juni 1926 Emma Schwan
Zulius Stammler.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen zu wollen,
Die Beerdigung findet Samstag, den 12. ds Mts,
vorm. ½12 Uhr, vom Portale des alten Friedhofs
aus ſtatt; die Einſegnung ¼ Stunde vorher. (*15295

Verein ehem. 6ler Artilleriſien
Bezirksgruppe Darmſtadt

Geſtern vormittag verſchied plötzlich und uner=
wartet
an den Folgen einer Operation, unſer lieber
Kamerad

Dankſagung.
Für die beim Hinſcheiden unſeres
liebenEntſchlafenen in ſo reichemMaße
erwieſene Teilnahme ſagen wir allen,
insbeſondere Herrn Pfarrer Beringer
für die troſtreichen Worte, der Schuh=
macher
=Innung und dem Geſang=
verein
Sängerluſt für die ihm erwie=
ſene
letzte Ehre unſeren herzl. Dank.
Ferner danken wir noch dem Bruder
Aro von der ev. Brudergemeinſchaft
ſowie den Schweſtern der Martins=
gemeinde
für die aufopfernde Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eleonore Kreiſel, geb. Fink.
(8658

Dankſagung.
Für die liebevolle Anteilnahme, ſo=
wie
für die zahlreichen Blumenſpenden
bei dem Heimgang unſeres lieben,
unvergeßlichen Entſchlafenen
Herrn Martin Antz
ſagen wir allen, beſonders Herrn
Pfarrer Waitz für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe, unſeren herzlichſten
Dank.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Marg. Antz Wtw. und Angehörige.
Darmſtadt, 9. Juni 1926. (8653

Dankſagung.
Dr.9. Sawan

Lt. d. R. a. D.
Ritter hoher Orden.
Wir verlieren in dem Dahingeſchiedenen einen
treuen und aufrichtigen Kameraden, deſſen Andenken
in unſerem Verein ſtets fortleben wird.
Die Beerdigung findet Samstag, den 12. Juni,
11½ Uhr vormittags, auf dem alten Friedhofe an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Die Kameraden werden gebeten, ſich zahlreich
an der Beerdigung zu beteiligen. (Zuſammenkunft
11 Uhr am Portale des Friedhofes.)
(8687
Der Vorſtand.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang un=
ſeres
teuren Entſchlafenen ſagen wir
allen auf dieſem Wege herzinnigen
Dank. Ganz beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Müller für die troſt=
reichen
Worte an der Bahre, den
Schweſtern der Martinsgemeinde für
die lange, liebevolle Pflege. Ferner
danken wir für die vielen Kranz= und
Blumenſpenden, und allen denen, die
ihm die letzte Ehre erwieſen.
Frau Margarethe Hartmann

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[ ][  ][ ]

Nummer 160

Freitag, den 11. Juni 1926

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 11. Juni.
Fallſchirmwettbewerb auf dem Flngplatz Darmſtadt.
Der auf den vergangenen Sonndag angeſetzte Fallſchirmwettbewerb
des Heſſenfliegerverein für Luftfahrt mußte wegen Ungunſt der Witte=
rung
auf kommenden Sonntag, den 13. Juni 1926, nachmittags 3 Uhr,
verlegt werden. Dieſer Fallſchirmwettbewerb gilt nicht nur der
Schauluſt, ſondern hat eine tiefere Bedeutung in bezug auf Rettungs=
möglichkeiten
ſowie ſicherem Funktionieren des Fallſchirmes ſelbſt. Die
Aufgabe, die den 4 Fallſchirmabſpringern, welche am Wettbewerb teil=
nehmen
, geſtellt iſt, iſt durchaus nicht leicht zu löſen. Eine Ziellandung
aus 500 bis 1000 Meter Höhe ſetzt voraus, daß der Fallſchirmabſpringer
mit den Windverhältniſſen vertraut iſt, ſowie die Fallgeſchwindigkeit
ſeines Schirmes kennt. Es erfordert aber auch eine gewiſſe Uebung in
der Orientierung von oben, woran ſich das Auge erſt gewöhnen muß.
Die wechſelnden Windſtrömungen ſind ein Faktor, der voraus nicht im=
mer
überblickbar iſt. Es kommt alſo darauf an, zielklar im richtigen
Augenblick den Sprung durchzuführen. Es bleiben hernach allerdings
noch die Möglichkeiten mit dem Ventil nachzuhelfen, um möglichſt dem
Ziel nahe zu kommen. Die Mindeſthöhe des Abſprunges von 500 bis
1000 Meter geſtaltet die Aufgabe ſchwierig, aber um ſo intereſſanter wird
die Löſung ſein. Den Fallſchirmabſpringern ein herzliches Glück ab
zu ihrem Wettkampfe aus höheren Regionen. Neben dieſem Fall=
ſchirmwettbewerb
werden Kunſt= und Sturzflüge vorgeführt; ebenſo
finden Paſſagierflüge für Intereſſenten der Fliegerei ſtatt.

Heſſiſches Landestheater. Am Sonntag, den 13. Juni, findet im
Kleinen Haus, vormittags 11.30 Uhr die letzte Morgenveran=
ſtaltung
der Mitglieder des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt. Zum
Vortrag gelangen, auf vielfachen Wunſch des Publikums wiederholt, die
Schottiſchen Lieder von Haydn und Beethoven, geſungen von
Margarete Albrecht und den Herren Biſchoff und Deharde. Die muſi=
kaliſche
Begleitung haben die Herren Kapellmeiſter Ernſt Riede und
Konzertmeiſter Drumm und Andrege übernommen.
Der Film Südtirol, ein Vorpoſten deutſcher Kultur, der ab
Sonntag, den 13. Juni, abends 8 Uhr, im Kleinen Haus läuft, erſchließt
die ganze Schönheit dieſes Berglandes. Kreuz und quer führt uns die
Fahrt, durch das mittelalterliche Bozen, durch die prächtige Dolomiten=
ſtraße
, durch Meran bis zur Einſamkeit der ragenden Felsſpitze der
Brentagruppe. Die Preſſe ſchreibt über dieſen Film: Stellen aus
dieſem Film erregten den begeiſterten Beifall des Publikums. ( Film=
courier
.) Die Freiburger Berg= und Sportfilmgeſellſchaft, die ſchon
mit dem Film Eine Fuchsjagd durchs Engadin durchſchlagenden Erfolg
in ganz Deutſchland erzielte, hat mit dieſem Film, der das Gemein=
ſchaftsgefühl
mit unſeren deutſchen Stammesbrüdern in Südtirol ſtei=
gert
, einen neuen Beweis ihres Könnens gebracht. (Berliner Tagebl.)
Nichts ſoll uns hindern am Dank und am Ausdruck der Freude für
dieſes herrliche Werk! (Tägliche Rundſchau.)
Operetten=Sommerſpielzeit 1926. Der allgemeine
Verkauf der Mietkarten beginnt heute an der Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes in der Zeit von 111 Uhr. Die Preiſe für zehn Vorſtellungen
bewegen ſich zwiſchen 9 Mk. und 35 Mk. Als erſte Mietvorſtellung wird
Tanzgräfin, als zweite Filmzauber mit Bruno Harprecht als Gaſt
gegeben.
Promenadekonzert des Städtiſchen Orcheſters. In Verbindung mit
dem Roten Kreuz=Tag findet das dieswöchentliche Promenadekonzert
am Samstag, den 12. Juni, mittags 12 Uhr, auf dem Parade=
platz
ſtatt. Programm: Meyerbeer: Krönungsmarſch aus der Oper
Der Prophet; Mendelsſohn: Ouvertüre zu Ruy Blas; Verdi: The=
men
aus der Oper Rigoletto; Schumann: Wanderlied (Wohlauf, noch
getrunken); Bayer: Walzer aus Die Puppenfee‟; Hannemann: Rhei=
niſcher
Sang; Kaempfert: Altdeutſcher Marſch (aus dem 16. Jahr=
hundert
).
Städt. Orcheſter. Auf verſchiedene Anfragen hin wegen Ausgabe
von Abonnementskarten für Veranſtaltungen des Städtiſchen
Orcheſters ſei darauf hingewieſen, daß in nachfolgenden Verkaufsſtellen
Zehnerkarten, die zum Eintritt für ſämtliche vom Städtiſchen Orcheſter
veranſtalteten Konzerte berechtigen, zum Preiſe von 3 Mk. zum Verkauf
ſtehen: KonzertArnold, Wilhelminenſtr. 9; Muſikalienhandlung Schutter,
Eliſabethenſtraße 12, und Verkehrsbureau, Ernſt=Ludwigsplatz.
Muſikverein. Unſere Rheinfahrt am kommenden Sonntag findet
auf dem großen Sonderdampfer Moſel ſtatt. Wir haben gutes Wetter
beſtellt. Abfahrt jedoch bei jeder Witterung ab Darmſtadt 808. Wir
haben eine gute Muſikkapelle an Bord, und vergnügen uns in Geſang
und Tanz. Für Verpflegung iſt aufs beſte geſorgt. Die Beteiligung
iſt ſehr rege, was bei der billigen Gelegenheit zu ſolch herrlicher Rhein=
fahrt
nicht anders zu erwarten war. Siehe heutige Anzeige.
Wohltätigkeitskonzert zum Beſten des Paul Gerhardthauſes.
Unſerer früherer lyriſcher Tenor Hans Hoefflin, jetzt an der
Wiesbadener Oper, hat ſich bereit erklärt, am Mittwoch, den 16. Juni,
abends 8 Uhr, in Verbindung mit Herrn Studienrat Kaiſer im Ge=
meindehaus
der Johannesgemeinde, Kahlertſtraße 26, einen Arien=
und Liederabend zu geben, deſſen Ertrag ungeſchmälert dem am
letzten Sonntag eingeweihten Paul Gerhardt=Haus zukommen ſoll. Kar=
ten
zu 1 und 2 Mark bei Konzert=Arnold und Lina Paul.
Schwimmabteilung der Turngemeinde Befſungen 1865. Unſere
Abteilung hält heute Freitag, 11. Juni, abends 7½ Uhr, in dem
Städtiſchen Hallenſchwvimmbad ihr Vereinsſchwimmen ab. Es
ſoll einen Einblick in unſere Arbeit geben und vor allem die noch Fern=
ſtehenden
und Lauen begeiſtern und aufrütteln für die edle Schwim=
merei
. Das Vereinsſchwimmen wird ganz volkstümlich ausgeſtaltet und
ſoll den Beweis liefern, daß die rechte Vertra theit mit dem Waſſer jede
Angſt vor dem feuchten Element bannt und ein lockendes Luſtgefühl bei
den Zuſchauern weckt, daß ſie Freude am Schwimmen bekommen. Der
Eintrittspreis zur Deckung der Unkoſten iſt ſo gering, daß Jeder dieſe
volkstümliche Schwimmveranſtaltung beſuchen kann. Für unſere Mit=
glieder
wird ſie außerdem noch durch Aushängeſchildchen bekanntgegeben.
Von dem Denkmals=Ausſchuß der beiden ehem. Heſſiſchen Artil=
lerie
=Regimenter Nr. 25 und 61 wird uns mitgeteilt: Die Stadt Darm=
ſtadt
hat nunmehr dankenswerterweiſe die Genehmigung erteilt, daß das
geplante Denkmal in dem Beſſunger Orangeriegarten aufgeſtellt werden
kann. Das Denkmal iſt daraufhin bei dem Künſtler Profeſſor Robert
Cauer feſt in Auftrag gegeben worden.
Wanderung. Die Wanderabteilung der Kaufmänniſchen Steno=
graphengeſellſchaft
unternimmt am kommenden Sonntag, den 13. d. M.,
ihre 5. Wanderung. Die Abfahrt erfolgt 6,14 nach Höchſt, von dort aus
geht es über Rimhorn, Sellplatte, Hainhaus, Vielbrunn, Kimbach nach
König. Führer iſt V. Röder. Gäſte ſind auch bei dieſer Wanderung
gern willkommen. (S. Anzeige.)
Reichsbund der Kinderreichen, Ortsgruppe Darmſtadt und Landes=
verband
Heſſen. Zu Ehren der deutſchen Mutter wird am Sonntag, den
20. Juni, nachmittags 4 Uhr, im Nummelbräu eine öffentliche Feier
ſtattfinden. Ihre Mitwirkung haben bereits zugeſagt: der Poſaunen=
chor
der Martinsgemeinde, der Geſangverein Sängerluſt, Frau Aga
Zeh. Herr Arbeiterſekretär Laufe und unſer einheimiſcher Dichter Herr
Robert Schneider. Am letzten Sonntag, den 6. Juni, tagten hier
die Abgeordneten der heſſiſchen Ortsgruppen, die ſich zum Landesver=
band
Heſſen des Bundes der Kinderreichen zuſammengeſchloſſen haben.
Ortsgruppen beſtehen jetzt in Offenbach, Darmſtadt, Gernsheim, Pfung=
ſtadt
, Arheilgen, Biblis, Bensheim, Eberſtadt, Heppenheim und Groß=
Zimmern. Bei der Tagung wurde eine Geſchäftsordnung für den Lan=
desverband
im Anſchluß an die Satzungen des Reichsbundes aufgeſtellt.
Zu Vorſtandsmitgliedern des Landesverbandes wurden gewählt: Stadt=
verordneter
Karl Olle=Offenbach als Vorſitzender, Schwarzkopf=Offenbach
als Schriftführer, Dr. Heußel=Darmſtadt als Rechner, ferner als Bei=
ſitzer
Huxhorn=Pfungſtadt, Müller=Offenbach, Riebel=Bensheim und
Wolff=Gernsheim. Die weitere Ausbreitung des Bundes durch Gewin=
nung
neuer Mitglieder und Gründung neuer Ortsgruppen ſoll bei jeder
Gelegenheit verſucht werden.
* Ein Kind verbrannt. Geſtern nacht hatte in der Dieburgerſtraße
Nr. 24 eine Frau Licht angezündet und ſich ins Bett gelegt. Anſcheinend
iſt ein Funken des Lichts in das Bettchen des anderthalbjährigen Kindes
gefallen. Das Kind ſchrie jämmerlich, und als die Mutter erwachte,
ſtand das Bettchen in hellen Flammen. Das Kind lebte noch und wurde
durch die Rettungswache nach dem Städtiſchen Krankenhaus verbracht.
Maul= und Klauenſeuche in Darmſtadt. Unter dem Rindvieh=
beſtand
des Nikolaw Strohmenger, Reſtaurateur auf dem Heiligen
Kreuz hier, iſt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen. Das
Seuchengehöft und die Dieburger Straße werden zum
Sperrbezirke und der durch dieſe Straße, die Mauer= Lauteſchlä=
ger
= und Kranichſteiner Straße begrenzte Stadtteil zum Beobach=
tungsgebiet
erklärt. Die erwähnten Straßen ſind in das Beobach=
tungsgebiet
eingeſchloſſen.

Weltweite Ziele.
Einen weltweiten Blick erhalten wir, wenn wir uns ernſtlich mit
den großen Problemen der geſamten Völkerwelt beſchäftigen. Dazu
bieten nun freilich die Aufgaben und Verhandlungen des Völkerbundes
reichlich Gelegenheit, aber ein Problem greift jetzt ſchon weit darüber
hinaus, das iſt das Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker.
Wie hat dieſer eine Gedanke in allen Völkern gezündet! Sehen wir auf
China, Indien und Afrika. Hier ſcharen ſich 800 Millionen Menſchen
zuſammen, um die politiſchen und wirtſchaftlichen Feſſeln von Europa
und Amerika zu ſprengen. Laßt uns zerreißen ihre Bande und von
uns werfen ihre Seile! Durch welche Mittel ſoll das geſchehen? Durch
die kulturellen (wiſſenſchaftlichen und techniſchen) Errungenſchaften der
weißen Raſſe. Daher bei all dieſen Völkern der gewaltige Hunger nach
der weſtlichen Kultur. Der gemeinſame Feind ſoll alſo mit ſeinen eigenen
Waffen geſchlagen werden. Soll aber die Welt noch mehr in Kampf
und Streit, in Haß und Krieg aufgehen, um ſchließlich völlig im zer=
ſtörenden
und brutalen Materialismus zu verſinken? Nein und tauſend=
mal
nein!. Aber woher kommt Hilfe und Rettung? Allein von dem
Geiſt, der die Materie bändigt, und zwar reſtlos bändigt. Das
iſt Gott! Sein Geiſt, wie er ſich am erhabenſten in Jeſus Chriſtus,
dem Welterlöſer, dargeſtellt hat, wirkt ſeitdem in der Menſchenwelt von
innen heraus auf das Selbſtbeſtimmungsrecht der Menſchen und Völber
in einzigartiger Weiſe. Wie Chriſtus in göttlichem Freiheitsgehorſam
ſich ſelbſt hingab zum Dienſt und Heil für alle, ſo will er auch die Men=
ſchen
und Völker über ihre perſönliche und nationale Freiheit hinaus
zum gegenſeitigen Dienſt führen und erziehen, unter ſeinem Friedens=
zepter
vereint. So ſieht der Chriſt das Selbſtbeſtimmungsrecht an; in
Freiheit und Gehorſam Aller zu Chriſtus hin. Und es iſt wunderbar,
wie auf dem ganzen Erdenrund Chriſten und Nichtchriſten, einmal von
der Chriſtusfrage ergriffen, um dieſes Hochziel des Freiheitsgehorſams
inmitten der nationalen Bewegungen ringen. Solche Kraftpunkte hat
aber die chriſtliche Miſſion geſchaffen. Wie gerade ſie ſowohl
in kulturreichen als auch kulturarmen Völkern Kräfte und Spannungen
zum Vorwärtsſchreiten auslöſt,wird auf der Jahrestagung der Heſſiſchen
Miſſionskonferenz am Montag, den 14. Juni, in Darmſtadt,
Waldſtraße 40 (Sitzungsſaal), gezeigt werden. Vormittags 10 Uhr hält
hier Univerſitäts=Profeſſor D. Dv. Heiler von Marburg einen Vor=
trag
über: Die Miſſion des Chriſtentums in Indien
und nachmittags 2½ Uhr ſpricht dort Miſſions=Inſpektor Steck von
Neuendettelsau über Die Heidenmiſſion der Eingebore=
nen
=Chriſten auf Neuguineg‟. Die ganze Veranſtaltung iſt
geeignet, Auge und Herz ſür weltweite Ziele zu öffnen. Jedermann iſt
freundlichſt eingeladen.
K.

* Die Hauptverſammlung der Heſſiſchen Mifſionskonferenz am 13.
und 14. Juni beginnt mit einem Miſſionsgottesdienſt in der Johannes=
kirche
am Sonntag um 10 Uhr bei dem Herr Miſſionsinſpektor Steck
predigen wird. Am Sonntag abend um 8.15 Uhr hält derſelbe Herr beim
Familienabend im Gemeindehaus Kiesſtraße 17 einen Lichtbildervortrag
über das Thema Wunderliche Miſſionsgeſchichten aus Neuguinea‟. Die
eigentlichen Verhandlungen beginnen am Montag, vormittags 10 Uhr,
im Saale des Landeskirchentags (Waldſtraße. An den Vortrag von
Herrn Profeſſor D. Heiler=Marburg über Die Miſſion des Chriſten=
tums
in Indien ſchließt ſich eine Ausſprache an, die durch Herrn Prof.
D. Frick=Gießen eröffnet wird. In der nachmittags um halb 3 Uhr
am gleichen Ort ſtattfindenden Verſammlung ſpricht Herr Miſſionsinſp.
SteckNeuendettelsau über Die Heidenmiſſion der Eingeborenen=Chriſten
in Neuguinea‟. Der Eintritt iſt frei; Gäſte ſind willkommen.
Der Heſſiſche Evangel. Pforrverein hielt in Frankfurt eine ſehr
gu beſuchte Hauptverſammlung ab. Pfarrer E. Fritſch=
Frei=Laubersheim eröffnete dieſelbe; dann gab Vorſitzender D. Landt=
Planig den Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, das lebhafte
Betätigung des Vorſtandes und Vereins aufwies. Die Mitgliederzahl iſt
448. Acht Mitglieder ſind geſtorben. Der Rechner des Vereins Dekan
a. D. Röschen und D. Joh. Fritſch=Ruppertsburg legten über
Rechnung und das Kirchenblatt günſtig lautende Rechenſchaft ab. Dekan
Gußmann hielt einen Vortrag über den Theologenmangel, ſeine
Veranlaſſung, und wies Wege auf, demſelben zu ſteuern. Profeſſor
D. Frick und Oberkirchenrat Wagner gaben gute Ergänzung. Pfr.
Siebeck=Merlau lenkte das Augenmerk auf die Schwierigkeit huma=
niſtiſcher
Vorbildung der Theologen und regte zu einer entſprechenden
Eingabe an. Nach dem gemeinſamen Mittageſſen wurden die Verhand=
lungen
ſofort fortgeſetzt und dauerten bis faſt 6 Uhr. Oberkirchenrat
Wagner ſchilderte die ſchwere finanzielle Lage der Landeskirche, klärte
über die Unvollkommenheit der Steuerveranlagung auf und zeigte die
Notwendigkeit, über die Steuern und ihre Notwendigkeit aufzuklären.
Einer der Hauptgründe der Not iſt die mangelnde Bereitwilligkeit der
Regierung, pflichtgemäß zu helfen. Ein Antrag an die Kirchenregierung,
in dieſer Richtung energiſch aufzutreten, wird einſtimmig angenommen.
Die Beſoldungsklagen der Nichtdefinitiven wurden von Pfr. Knell
vertreten; um Abhilfe wird der Verein einkommen. Pfr. Brühl
berichtete und warb für die Gemeinſchaft der Freunde in Weſterode.
Es war eine ſehr lebhafte und ergebnisvoll verlaufene Verſammlung.
Rotkreuztag 1926. Am letzten Sammeltag des Roten Kreu=
zes
, Sonntag, den 13. Juni 1926, werden in hieſiger Stadt
weit über 200 junge Mädchen und eine größere Anzahl junger Herren
aus allen Schichten der Bevölkerung ſich in rebenswürdiger Weiſe dem
Heſſiſchen Roten Kreuz zur Verfügung ſtellen, um edeldenkende Menſchen
zu veranlaſſen, ihr Scherflein zu den Wohlfahrtszwecken des Roten
Kreuzes beizutragen. Die zum Verkauf angebotenen Blumen, Streich=
holzbriefchen
, Poſtkarten und Fähnchen ſollen für 10 Pfg. das Stück
verkauft werden, ſodaß jedermann in der Lage iſt, ſein Intereſſe zu be=
kunden
und die Zwecke und die Ziele des Roten Kreuzes, die der Allge=
meinheit
zugute kommen, zu fördern. Freiwillige Geldſpenden werden
außerdem jederzeit in den Vormittagsſtunden auf der Geſchäftsſtelle des
Heſiſchen Roten Kreuzes, Paradeplatz 3, mit Dank angenommen.
Der bekannte Friderieus=Rex=Darſteller Otto Gebühr, der ſich
beſonders in Darmſtadt größter Sympathie erfreuen dürfte, trifft zu
einem perſönlichen Gaſtſpiel im Uniontheater heute mittag hier ein.
* Die Gleisumbauten der Straßenbahn, die in den letzten Tagen
in der Neckarſtraße vorgenommen wurden, gehen ihrem Ende entgegen.
Das ſeither am Marienplatz befindliche Ausweichengleis wurde an den
Ausgang der Neckarſtraße verlegt, um das zu manchen Tageszeiten in der
belebten Rheinſtraße notwendige Umrangieren, beſonders der Eber=
ſtädter
Vprortlinie (Linie 8 ) zu vermeiden. Die eigentlichen Aus=
wechſlungsarbeiten
wurden zur Nachtzeit vorgenommen. Eine Betriebs=
ſtörung
wurde durch die Arbeiten nicht hervorgerufen. Von jetzt ab
kam alſo in der Neckarſtraße umrangiert werden.
Verwaltungsgerichtshof (Zeughausſtraße 2). Oeffentliche Sitzung
am Samstag, den 12. Juni 1926, vorm. 9.15 Uhr: Klage der Firma A.
Betzel in Mainz gegen einen Polizeibefehl des Kreisamts Bingen,
betreffend das Befahren von Kreisſtraßene mit Dampflaſtzügen.
Kreisausſchuß. Zu dem in Nr. 157 mitgeteilten Konzeſſionsgeſuch
Birnbaum bittet uns Herr Opernſänger Louis Hohmann, Grafen=
ſtraße
18 hier mitzuteilen, daß er dem Unternehmen völlig fernſtehe.
Der um die Konzeſſion Nachſuchende habe niemals wegen Beteiligung
an dem Wanderunternehmen mit ihm verhandelt.
Richtigſtellung. In Nr. 159 wurde über den Unfall in der
Nieder=Ramſtädterſtraße berichtet, daß das Kind von einer Autodroſchke
überfahren wurde. Wir werden von der Automobil=Droſchkenbeſitzer= Ver=
ei
tigung E. V. Darmſtadt darauf aufmerkſam gemacht, daß dies nicht der
Fall iſt, ſondern das Kind wurde von einem auswärtigen Privatauto
überfahren.

Lokale Veranſlaltungen.
ter erfchelenden Netiien find ausfhließlich als Hinmeiſe auf Anzslgm zu bctaen
i keinem Falle irgendwie alf Vehruchung oder Krlukt.
Hiſtoriſcher Verein. Der zweite Ausflug des Vereins
ſoll am 12. d. M. nach der Saalburg führen. Die Erklärung und
Führung dort hat der Wiederherſteller des alten Römerlagers, Herr zwei Anträge der Stadtvv, Schneider, Süß, Bauer und Nick eingebracht.
Geh. Baurat Jacobi, ſelbſt gütigſt übernommen. Die Darmſtädter Teil= Der eine geht dahin, darauf hinzuwirken, daß der Strompreis, entſpre=
furt
. Von dort um 3 Uhr mit der elektriſchen Bahn vom Schauſpielhaus.
Die Rückfahrt wird nach Verabredung erfolgen.
Wanderung für 1926, die am kommenden Samstag=Sonntag, den 12./13. ken bezogen. Dieſer Fremdſtrom koſte in der Regel 23 Pfg. je KW.
März, ſteigt, wird als 1½=Tageswanderung durchgeführt. Die Bahn. Aus dieſem Grunde könne ein Abnehmerpreis von 45 Pfg. nicht auf=
bringt
uns Samstag, 5.46 Uhr nachmittags, ab Hauptbahnhof mit Sonn=
tagskarte
nach Goddelau=Erfelden. Hier beginnt die Wanderung, die
uns zum Kammerhof, nach Beſichtigung verſchiedener Entwäſſerungs=
und Pumpenanlagen unter ſachverſtändiger Führung nach Oppenheim obwohl die 15 Pf.=Grenze von 1500 Metern nicht erreicht iſt. Aehnlich
und zurück nach Erfelden führt. Im Kammerhof iſt gutes und billiges
fen ſich Sonntag, vormittags 7 Uhr, Hauptbahnhof und löſen ebenfalls
Sonntagskarte bis Goddelau.
Vereinigung der Kolonialdeutſchen deutſche
Kolonialgeſellſchaft. Am Freitag, den 11. Juni 8 Uhr abends,
Monatsverſammlung in der Eintracht‟ Eliſabethenſtraße 12. Um
zahlreiches Erſcheinen wird gebeten, da die nächſte Verſammlung erſt
wieder im Oktober ſtattfindet.

Stadiverordnetenverſammlung.
Darmſtadt, 10. Juni 1926.
Die öffentliche Sitzung wird um 5 Uhr 25 Minuten von Bürger=
meiſter
Buxbaumeröffnet.
Der neu eingetretene Stadtv. Kircher wird verpflichtet.
1. Anſchaffungen für das Mütterheim im Krankenhauſe. Für das
Mütterheim im Krankenhauſe iſt ein Kredit von 4500 Mark erſorderlich
zur Beſchaffung nötiger Ausſtattungsſtücke. Da hierbei der im Voran=
ſchlag
1926 vorgeſehene Kredit von 1500 Mk. für Mobiliarbeſchaffung
weiterverwendet werden kann, wären zu Laſten von Ergänzungsmitteln
noch 3000 Mark zu bewilligen. Die Bewilligung wird ausgeſprochen.
2. Krediterweiterung für verſchiedene Rubriken des Wohlfahrrsamts.
Durch die fortdauernd ſchlechte Wirtſchaftslage und die hierdurch be=
dingte
erhöhte Inanſpruchnahme der öffentlichen Wohlfahrtspflege reich=
ten
die im Voranſchlag für 1925 für einzelne Unterſtützungszweige vor=
geſehene
Mittel nicht aus, ſodaß für eine Kreditüberſchreitung von ins=
geſamt
89 300 Mk. die Mittel noch nachzubewilligen ſind. Dies geſchieht.
3. Anderweitige Verwendung der Kokslagerhalle im Städtiſchen
Gaswerk. Die bei den ſtädtiſchen Betrieben entbehrliche Kokslagerhalle
ſoll nach dem Gelände gegenüber dem Gaswerk verſetzt und als Wagen=
halle
für das Tiefbauamt verwendet werden. An Koſten ſind 15 000 Mk.
aufzuwenden, die aus Vermögensmitteln zu entnehmen wären. Der
Antrag findet ohne Debatte Annahme.
4. Einführung der elektriſchen Beleuchtung in den Schulen. Die
Einrichtung der elektriſchen Beleuchtung in den Schulen, die ſchon lange
dringendes Bedürfnis war, wurde vor dem diesjährigen Ausweißen der
Schulſäle ausgeführt. Die Herſtellung wird nachträglich genehmigt
und der erforderliche Kredit von rund 70 000 Mark zur Verfügung
geſtellt.
5. Ergänzung der Haus= und Badeordnung für das Hallenſchwimm=
bad
. Im Hallenſchwimmbad ſind Perſonenſchäden durch unrichtige oder
nicht vorſchriftsmäßige Benutzung der Badeeinrichtungen entſtanden.
Um die Stadt ſolchenfalls vor Haftpflichtanſprüchen zu bewahren, ſoll
die Haus= und Badeordnung in 8 6a ergänzt werden, der die Haftung
der Stadt und ihrer Angeſtellten ausdyücklich ausſchließt. Die Berat=
ung
wird ausgeſetzt.
6. Umbau des Wächterhauſes im Herrngarten. Das Wächter=
haus
im Herrngarten ſoll umgebaut und in den neu hergerich=
teten
Räumen ſowie auf dem Platze vor dem Hauſe eine Kaffee=
wirtſchaft
eingerichtet werden. Die Bereitſtellung der Umbaukoſten
mit 31 000 Mk. wird beantragt.
Bürgermeiſter Buxbaum erſtattet Bericht. Der Platz vor dem
Hauſe ſoll durch eine Pergola abgeſchloſſen werden. Außer Kaffee ſollen
auch alkoholfreie Getränke gereicht werden.
Punkt 6 und der folgende Punkt 7: Dichtung des Herrngartenteichs,
werden auf Antrag zuſammen behandelt. Auch über den letzteren Punkt
berichtet Bürgermeiſter Buxbaum. Man hat an verſchiedene Dichtungen
Pflaſter, Aſphalt) gedacht. Die Dichtung des Teichs am Hohenzollern=
ring
in Frankfurt a. M. hat ſich bewährt. Die Stadtverwaltung ſchlägt
einen Belag von Eiſenbeton als haltbar vor. Der Koſtenaufwand von
43 000 Mk. ſoll auf fünf Jahre verteilt werden. Stadtv. Alten=
dorf
hofft, daß der Garten eine Zierde und Sehenswürdigkeit der
Stadt werde. Redner tritt für die Koſten der Dichtung des Teiches ein,
ſtimmt dagegen dem Umbau des Wächterhauſes nicht zu angeſichts der
Finanznot. Stadtv. Schneider bezweifelt die Rentabilität eines
Wirtſchaftsbetriebes; in der Bevölkerung herrſche eine große Mißſtim=
mung
über das Projekt. Der Teich wiſſe erhalten werden, aber die
Frage der Herſtellung des Teichs vertrage einen Aufſchub. Mam folle
das große Loch im Stadtſäckel dichten. Bürgermeiſter Buxbaum
betont die vertragliche Verpflichtung der Stadt zu den Herſtellungsarbei=
ten
. Die Pergolg ſei von der Stadtverornetenverſammlung bereits
genehmigt. Stadtv. Ziegs iſt aus einem Saulus ein Paulus ge=
worden
. Die Erdarbeiten ſchafften Arbeit für Erwerbsloſe. Wächter=
haus
und Teichherſtellung gehörten zuſammen. Die Kaffeewirtſchaft
werde ein werbender Betrieb werden. Stadtv. Aßmuth legt dar,
daß nach langen Kämpfen der Herrngarten in die Verwaltung der Stadt
gekommen ſei, und ſchon erhebe ſich Streit über die Frage der Herſtel=
lungen
. Die Fraktionen ſeien hier geteilter Anſicht. Redner tritt dafür
ein, daß für das Nordviertel etwas Schönes geſchaffen werden moge.
Man möge zu einem einſtimmigen Beſchluß kommen. Stadtv. Geiß=
ner
verweiſt auf den ſchlechten Zuſtand des Gartens am Alten Palais;
die Stadt habe Verpflichtungen übernommen und gewußt, daß Mehr=
koſten
entſtehen würden. Die Arbeiten ſeien begonnen und müßten fort=
geſetzt
werden. Das Wächterhaus könne in dem derzeitigen Zuſtande
nicht ſtehen bleiben. Die Lage für das Kaffee ſei doch wunderſchön.
Stadtv. Karcher tritt aus arbeitsmarkpolitiſchen Gründen für dem
Umbau des Hauſes und Dichtung des Teiches ein. Zudem ſei die Stadt=
verordnetenverſammlung
durch frühere Beſchlüſſe hier gebunden.
Zur Sache ſprechen noch die Stadtvv. Kolb (für Bewilligung in bei=
den
Punkten, Kruge für Bewilligung der Herſtellungskoſten nur des
Teichs), Stadtv. Leuſchner ſpricht für Zurückſtellung der Herſtellung
des Teichs auf ein oder zwei Jahre mit Rückſicht auf die Finanzen.
Stadtv. Reibold ſteht nach heutiger Beſichtigung des Gartens auf
dem Standpunkt, daß die Arbeiten nicht liegen gelaſſen werden können,
werde doch weitere Arbeitsmöglichkeit geſchaffen. Stadtv. Wieſen=
ecker
wundert ſich, daß die Oppoſition heute von rechts komme. Im
Gegenſatz zu Stadtv. Leuſchner iſt Redner für Bewilligung der Koſten
für Umbau des Wächterhauſes und für die Herſtellung des Teichs.
Gegen fünf Stimmen werden die Koſten der Herſtellung des Teichs be=
willigt
; mit Stimmenmehrheit erfolgt Bewilligung der Koſten für Um=
bau
des Wächterhauſes.
8. Verlängerung des Kanals in der Moferſtraße. Auf ſtädtiſche
Koſten ſoll der Straßenkanal in der Moſerſtraße zwiſchen Ohlyſtraße
und Herdweg mit einem Koſtenaufwand von 1700 Mark hergeſtellt wer=
den
. Dies wird beſchloſſen.
9. Herſtellung eines Kanals in der Michaelisſtraße nächſt dem Dorn=
heimer
Weg. Die Kanalanlagen im Baugebiet am Dornheimer Weg
reichen zu deſſen Entwäſſerung nicht aus. Der Bau eines Steinzeugrohr=
kanals
in der Michwelisſtraße iſt beabſichtigt (Koſtenaufwand 5500 Mk.)
Die Koſten werden berilligt.
10. Herſtellung eines Kanals in der Bruſtſtraße zwiſchen Martin=
ſtraße
und Niebergallweg. In der Bruſtſtraße werden zur Zeit mehrere
Wohngebäude errichtet, zu deren Entwäſſerung die Herſtellung eines
Steinzeugrohrkanals erforderlich iſt. (Koſtenaufwand 4600 Mk.) Auch
hier erfolgt Bewilligung.
11. Neueindeckung des Daches der Turnhalle am Kapellplatz. Es
wird die Genehmigung zur Inſtandſetzung des ſchadhaften Daches der
Turnhalle am Kapellplatz beantragt und beſchloſſen. (Koſtenaufwand
2800 Mark.)
11a. Ausſtellung der Darmſtädter Gruppe in der Kunſthalle am
Rheintor. Es wrid ein ſtädtiſcher Zuſchuß i Höhe von 500 Mark ohne
Debatte bewilligt.
11b. Ergänzung verſchiedener Deputationen und Ausſchüfſe. Nach
den gemachten Vorſchlägen ſoll die Ergänzung beſchloſſen werden, je=
doch
wird die Beratung der Wahlen für die Steuerausſchüffe
zurückgeſtellt.
12. Mitteilungen: Beig. Ritzert begrüßt den Vorvertrag be=
züglich
der Ferngasverſorgung und empfiehlt deſſen Annahme.
Der Herr Provinzialdirektor wünſche eine Aeußerung der Stadtver=
ordnetenverſammlung
in der Frage. Die ganze Frage folle heute nicht
angeſchmitten werden. Stadtv. Karcher bittet, da die Frage dem
nächſt gkut werde, daß die zuſtändigen Ausſchüſſe ſich nun mit dieſer
wichtigen Angelegenheit befaſſen; dem Vorvertrag möge zugeſtimmt
werden. Stadtv. Schneider will, um den Fortgaag der Sache
nicht zu ſtören, zuſtimmen, möchte aber doch Gelegenheit zu reiflicher
Prüfung haben. Dem Vorvertrag wird zugeſtimmt.
Die Brauſebäder im Schwimmbad ſollen Montags für die Folge
15 Pfg. koſten.
Schluß der öffentlichen Sitzung 7 Uhr 15 Minuten.

Heag. In der geſtrigen Stadtverordnetenverſammlung wurden
nehmer fahren mit dem Zug 1,44 Uhr vom Hauptbahnhof nach Frank= chend den geringen Selbſtkoſten der Heag, alsbald, weiter herabgeſetzt
wird. Nach dem Geſchäftsbericht habe die Heag im Betriebsjahr 1925
drei Viertel der geſamten Stromerzeugung oder über 200 000 Kilowatt=
Wanderklub Falke‟ 1916 Darmſtadt. Die ſechſte ſtunden mehr, als nutzbarer Strom abgegeben wurde aus fremden Wer=
rechterhalten
werden Der weitere Antrag bezweckt Herabſetzung des
Fahrpreiſes auf 15 Pfg. in folgenden Fällen: Der Fahrpreis der elektri=
ſchen
Straßenbahn betrage für die Strecke GrafenſtraßeBahnhof 20 Pf.,
iſt es bei anderen Linien des Stadtbezirks. Da es ſich hier um die ver=
Quartier vorbereitet. Decken und Paß nicht vergeſſen!. Nachzügler tref= kehrsreichſten Strecken handelt, bedeutet dieſe Preisbemeſſung eine un=
gelührliche
Belaſtung des die Straßenbahn benutzenden Publikums.

Tageskalender für Freitag, den 11. Juni 1926.
andestheater Großes Haus. Anfang 7½ Uhr, Ende gegen
10 Uhr, D 23: Die Boheme‟ Kleines Haus: Geſchloſſen.
Orpheum: Keine Vorſtellung. Kinovorſtellungen:
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſtlichtſpiele.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freſtag, den 11. Juni 1926

Nummer 160

Die neuen Motorradſteuern.

Am 15. Juni treten die neuen Beſtimmungen des Reichs= Kraftfahr=
geug
=Steüergeſetzes in Kraft, die trotz Fortfalls der bisherigen Sonder=
abgaben
ganz erhebliche Erhöhungen bringen, die befonders in den
Gruppen dev kleinen Fahrzeuge und bei den Motorrädern zu bemerken
ſind. Bei den Kraſträdern betragen die neuen Steuerſätze das 2½5 der alten Gebühren, wie aus nachſtehender Aufſtellung hervorgeht:

alte Steuer neue Steuer
38 Rmk.
über 1 PS1,5 P8 10 Rmk.
2. P82,5 P8 15 Rmr. 63 Rmk.
2,5 P83 P8 15 Rmk. 70 Rmt.
3 PS3,5 PS 20 Rmt.
88 Rmk.
3,5 P84 P8 B Rmk. 100 Rmk.
4 P84,5 P8 35 Rmk. 113 Nmk.
4,5 P85 PS 35 Rmk. 125 Rmt.
Die Steuerkarte für Probefahrt=Kennzeichen für Krafträder beträgt
ab 15. Juni 75 Rmk., während der bisherige Satz 30 Rmk. betrug.
Die Dauer dieſer neuen Steuern wurde einſtweilen bis zum 31. Dezem=
ber
1927 feſtgeſetzt.

Große Strafkammer. Der Elektromonteur Hch. Pfeiffer von See=
heim
iſt der fahrläſſigen Körperverletzung angeklagt. Er fuhr auf ſei=
nem
Motorrad am 18. November 1925 kurz nach 6 Uhr von der Arbeits=
ſtätte
der Heag in Darmſtadt kommend, nach Seeheim zurück. Nachdem
er in Eberſtadt noch ein Glas Bier getrunken hatte, fuhr er auf der
Straße Eberſtadt=Seeheim weiter und zwar auf der verkehrten Seite,
Die Anklage legt ihm zur Laſt, auf dieſer Strecke den Althändler Gg,
Emig von Eberſtadt, der von Seeheim kommend, neben ſeinem Pferde=
fuhrwerk
ging, angefahren und verletzt zu haben. Emig trug Ver=
letzungen
am Untevarm und Oberſchenkel neben Hautabſchürfungen da=
von
, das am rechten Bein verletzte Pferd mußte verkauft werden. Pfeif=
fer
meint, auf freier Straße könne er fahren, wie er wolle. Dem An=
trag
der Staatsanwaltſchaft entſprechend, hat das Bezirksſchöffengericht
am 8. Februar 1926 auf 5 Mongte Gefängnis erkannt. Das Urteil be=
tont
, daß Pfeiffer bei Dunkelheit in unerhörtem Leichtſinn gehandelt
habe. Am 24. April 1926 iſt ein gerichtlicher Augenſchein eingenommen
worden. Die Unfallſtelle befindet ſich an der Südweſtecke des Friedhofs
von Eberſtadt. Ein Zeuge bezeichnet Emia als einen gewohnheits=
mäßigen
Falſchfahrer, auf den auch die Polizei ſchon aufmerkſam gemacht
worden ſei. Dem ſteht entgegen, daß Emig am Abend des Unfalls auf
der richtigen Straßenſeite fuhr. Infolge des Zuſammenſtoßes wurde auch * Ober=Namſtadt, 9. Juni. Die vom Verein für Polizei=, Schutz=
Pfeiffer verletzt, war bewußtlos, 10 Tage krank und hatte eine Gehirn=
erſchütterung
erlitten. Die Berufung iſt in erſter Linie wegen der
Schuldfrage, dann aber auch wegen des Strafmaßes eingelegt. Die Ver=
teidigung
hält die Schuldfrage für keineswegs geklärt, bei den Zeugen=
ausſagen
träten immer Fehlerquellen zutage. Sei Angeklagter nicht
freizuſprechen, ſo müſſe aber doch erwogen werden, daß Angeklagter
ſelbſt erheblich verletzt und von der Arbeitgeberin wegen des Unfalls
entlaſſen worden und ſeitdem arbeitslos ſei; man möge doch den Ernäh=
rer
einer Familie nicht für 5 Monate ſeinem Berufe entziehen, die Frau
leide an Nervenlähmung. Dem Angeklagten drohe ſeitens des Verletzten
auch noch ein Zivilprozeß. Es möge auf eine Geldſtrafe erkannt werden.
Im Gegenſatz zu den Ausführungen der Verteidigung hält der Staats=
anwalt
den Fall für klarliegend, Pfeiffer ſei überaus leichtſinnig gefah=
ren
. Hinſichtlich des Strafmaßes müßten wohl ſoziale Verhältniſſe be=
rückſichtigt
werden, aber ſie dürſten nicht ausſchlaggebend ſein. Es ſei
eine Gefängnisſtrafe am Platze. Das Urteil ändert das erſte Er=
kenntnis
dahin ab, daß auf eine Gefängnisſtrafe von 2 Monaten erkannt
wird. Die ſozialen Verhältniſſe könnten bei einem Gnadengeſuch be=
rückſichtigt
werden.
* Bezirksſchöffengericht. Aus einer Privatklageſache wegen Beleidi=
gung
(unter Verwandten) Weſtenberger gegen Diehl iſt eine Anklage
wegen fahrläſſigen Falſcheides gegen die Karl Metzger Ehefrau Magda=
lene
geb. Fries in Gernsheim erwachſen. Sie ſoll als Zeugin in dieſer
Privatklagefache am 4. Februar 1926 beſchworen haben, daß ſie der gan=
en
Unterredung des jungen Weſtenberger mit Frau Diehl (ſeiner
Tante) beigewohnt habe, während dies nur bezüglich eines Teiles
dieſer Unterredung der Fall war. Der Staatsanwalt betont, die Tat
ſtreife nahe an wiſſentlichen Meineid; mit Rückſicht auf die große Leicht=
fertigkeit
wird eine Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten beantragt. Die
Verteidigung hält die Sache nicht für hinreichend geklärt; die Angeblagte
wüſſe wohl ſich in die ganze Unterredung eingemiſcht und deshalb der
wichtigen Unterredung beigewohnt haben. Die Angeklagte habe anneh=
men
müſſen, es komme nur auf dieſen Zeitpunkt an; nur in dieſem
Sinne habe ſie ihre Grklärungen abgegeben. Gegebenenfalls möge das
Geldſtrafengeſetz angewendet werden. Das Urteil erkennt auf
eine Gefängnisſtrafe von fünf Mongten. Die Angeklagte
habe etwas Falſches beſchworen, ſie ſei nicht während der ganzen Unter=
redung
anweſend geweſen; ſubjektiv liege eine grobe Fahrläſſigkeit
vor. Von Anwendung des Geldſtrafengeſetzes könne deshalb keine Rede
ſein.
Nächſte Dampferabfahrten der HamburgAmerika Linie. Nach
New York: Thuringia ab Hamburg am 9. Juni, Neſolute ab
Hamburg am 14. 6., ab Kuxhaven am 15. 6., Deutſchland ab Hamburg
am 17. 6., ab Kuxhaven am 18. 6., Cleveland ab Hamburg am 21. 6.,
ab Kuxhaven am 22. 6., Reliance ab Hamburg am 28. 6., ab Kuxhaven
am 29. 6. Hamburg ab Hamburg am 1. Juli, ab Kuxhaven am 2. 7.
Nach Boſton: Thuringia ab Hamburg am 9. 6. Nach Phi=
ladelphia
, Baltimore Norfolk: Sachſenwald am 4. 6.
Nach der Weſtküſte Nordamerikas: Iſis am 12. 6.,
Montpelier am 26. 6., Kermit am 17. 7., Witram am 7. 8. Nach
der Oſtküſte Südamerikas: Bahern am 5. 6., Niederwald
am 19. 6., Frankenwald am 26. 6., Württemberg am 8. 7., Liguria
am 17. 7., Idarwald am 24, 7. Nach der WeſtküſteSüdameri=
kas
: Negada am 4. 6., Murla am 5. 6., Rhodopis am 17. 6.
NachKuba: Antiochia am 15. 7. Nach Mexiko: Alexandria
am 10. 6., Toledo am 19. 6., Schleswig=Holſtein am 30. 6., Rio
Panuco am 10. 7., Weſterwald am 20, 7., Holſatia am 30. 7. Nach
Weſtindien: Adalia am 2. 6., Eupatoria am 12. 6., Galicia
am 23. 6., Roland am 3. 7., Amaſſia am 14. 7., Rugia am 24. 7.
Nach Oſtaſien: Helenus am 5. 6., Münſterland am 12. 6.,
Holſtein am 16 6., City of Wellington am 19. 6., Königsberg am
20. 6. Nach Afrika: Tanganjika am 12. 6. Hamburg
Rhein=Linie: Wöchentlich ein Dampfer. Mitgeteilt durch den
Vertreter Adolph Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſfler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchlebt, bebält ſich die Redaktion ibr Artell vor.
Uniontheater. Dem Uniontheater iſt es gelungen, den
einzigartigen meiſterhaften Darſteller Friedrichs des Großen, Otto Ge=
bühr
, zu einem perſönlichen Gaſtſpiel nach Darmſtadt zu gewinnen.
Auf vielfach geäußerte Wünſche wird der erfolgreiche Film Die Mühle
von Sansſouci noch einmal zur Aufführung gebracht. Dieſer Fride=
rieus
=Rex=Film wird beſtimmt keinen Widerſtreit der Meinungen ent=
feſſeln
, weil er auf das Rein=Menſchliche, nicht Geſchichtliche, ſondern
Anekdotiſche eingeſtellt iſt. Liebesepiſoden, Intrigen, Grenadiermärſche,
kurze Schlachtenerinnerungen und viele kleine ſympathiſche Züge des
Preußenkönigs. Friedrich Zelnik, der Regiſſeur, hat das alles in ein
flüſſiges, anmutvolles Lichtſpielkolorit zu bewußter Publikationswirkung
gebracht und die Darſtellung iſt bis in die kleinſten Rollen ausgezeichnet.
Otto Gebühr, der traditionelle Friderieus, gibt eine ausgezeichnete Cha=
rakterſtudie
und weiß damit ſchauſpieleriſch ungemein zu feſſeln. Selbſt
alſo, wenn Tiedtke nicht der köſtlich halsſtarrige Müller und ſein guter
Gegenſpieler wäre, würde der Film um Gebühr ſehenswert ſein. Aber
da ſorgt noch eine ganze Reihe klingender Namen für den Erfolg: die
friſche Hanni Weiße, die hübſche Anita Dorris, die pikante Olga Tſche=
chowa
unter anderen; der hier ſo drollige Georg Alexander, der warm=
herzige
Kraußneck, der robuſte Dietele unter vielen. Natürlich ſind die
alten Haudegen, voran Zieten (Georg John), wieder dabei, und nicht zu
vergeſſen die feine Ausgabe Voltaires von Karl Götz.
Reſidenztheater: Als nach dem Kriege das nächtliche
Vergnügungsleben der europäiſchen Großſtädte aus innerpolitiſchen
Gründen eingeſchränkt wurde, ſuchte man jene Menſchen, die unter allen
Umſtänden ihr Geld los werden wollten, in den verſchiedenartigſten
Klubs zu befriedigen. In den berüchtigſten Kellerlokalen der finſterſten
Großſtadtſtraßen gab es Tanzklubs, Spielklubs, Sektklubs uſw. Bei ver=
botenem
Tanz und verbotenem Spiel ſchröpfte man die vergnügungs=
ſüchtige
Lebewelt der Großſtadt. Auch in New York gibt es verbotene
Klubs, die durch umfangreiche Vorkehrungen der Entdeckung durch die
Polizei vorzubeugen ſuchen. Eine ganz eigenartige Gründung dieſer
Art iſt. Der Klub der Harmloſen, der im Vorjahr durch eine ener=
giſche
Aktion des Polizeipräſidenten aufflog und deſſen verbrecheriſche
Geheimniſſe durch Wochen hindurch die Senſation der großen amerikani=
ſchen
Tageszeitungen war. Einen genauen Einblick in dieſe myſteriöſe
Kriminglaffaire, die das nächtliche New York aufhellt, bietet der neue
amerikaniſche Fox=Film Der Klub der Harmloſen mit der wunder=
ſchönen
Margaret Livingſton. Ihre kleine Majeſtät mit Gunnar
Tolnges findet weiter den Beifall des Publikums.

Starkenburg.
* Arheilgen, 10. Juni. Die vom Arbeiter=Turn= und Sporwverein
für letzten Sonntag geplante Kinderwanderung nach dem Meli=
botus
wurde der zweifelhaften Witterung wegen verſchoben. Dieſelbe
wird an einem ſpäteren Termine zur Ausführung kommen. Letzte
bis 1 P8 10 Rmk. 25 Rmk. Woche wurden die hieſigen Geſchäfte bezüglich des abendlichen Laden=
ſchluſſes
durch einen Beamten des Kreisamtes einer Kontrolle unter=
1,5 P82 P8 15 Rmk. 50 Rmk. zogen. Wie man hört, wurden verſchiedene Unregelmäßigkeiten feſt=
geſtellt
. Der Landwirt Franz Hahn I, wurde durch das Kreisamt
als Feldgeſchworener für die hieſige Gemeinde verpflichtet.
* Griesheim, 9. Juni. Die Maul= und Klauenſeuche hat ſich jetzt
hier auf 14 Gehöfte ausgedehnt. Bei der wechſelnden Witterung iſt
auch die Gefahr des verſtärkten Auftretens der Rotlaufſeuche unter den
Schweinen zu befürchten, weßhalb allen Schweinebeſitzern nur angeraten
werden kann, ihre Schweine impfen zu laſſen. Anmeldungen für die
Impfung ſind auf Zimmer 1 der Bürgermeiſterei zu machen. Je mehr
Anmeldungen auf einmal ergehen, beſto geringer werden die Koſten der
Impfung.
* Pfungſtadt, 10. Juni. Eine Polizeiverordnung weiſt
darauf hin, daß die ſeither geduldete Aufſtellung von Verkaufsgegen=
ſtänden
uſw. auf den Straßen und Fußſteigen mit ſofortiger Wirkung
unterſagt iſt.
* Pfungſtadt, 10. Juni, Vandalismus. In den letzten Tagen
iſt eine in den Sandbachanlagen ſtehende Ruhebank, vermutlich durch
jüngere Leute, vollſtändig zerſtört worden.
* Eberſtadt, 10. Juni. Die Anlagen im Mühltal, durch
das Werktags und Sonntags ein großer Verkehr geht, ſind leider nicht
in einem Zuſtand, der zur Hebung des Ausflugverkehrs gegeignet iſt,
In Sonderheit laſſen die Anlagen an der Kronesruhe viel zu wünſchen
übrig.
* Eberſtadt, 10. Juni. Der Melittabrunnen in den ſogen,
Woogswieſen auf der Oſtſeite des Prinzenberges, der ſeit Jahren ver=
ſiegt
war, ſpendet ſeit kurzem wieder Waſſer.
* OberRamſtadt, 10. Juni. Samstag abend, den 12. Juni, findet
im Gaſthaus Zum Eliſenbad die Gründungsfeier der Jugendgruppe
der hieſigen Ortsgruppe des Odenwaldklubs ſtatt. Alle Ober, Ram=
ſtädter
Odenwaldklubiſten und Freunde des edlen Wanderſports werden
herzlichſt hierzu eingeladen.
und Gebrauchshunde Ober=Ramſtadt u. U. abgehaltene Polizeihunde=
prüfung
wurde zunächſt durch den ſtarken Regen etwas beeinträchtigt,
konnten doch die Uebungen, ſoweit am Vormittag nicht beendet, erſt am
Spätnachmittag fortgeſetzt werden. Trotz alledem nahm die Veranſtal=
tung
einen ſehr guten Verlauf. Die Hunde arbeiteten auch unter den
ungünſtigen Witterungsverhältniſſen glänzend und die vorgeführten
ſieben Hunde wurden in nachſtehender Reihenfolge bewertet: 1. Alfa v.
Speherberg vorzüglich , 1. Preis, Beſitzer und Führer Gend.=
Wachtmeiſter Steinmann, Ober=Ramſtadt; 2. Dietlind v. Hain ſehr
gut , 2. Preis, Beſitzer und Führer Herr Schmidt, Nieder=Ramſtadt;
3. Erika v. Seeretennerie ſehr gut , 3. Preis, Beſitzer und Füh=
rer
Gend.=Wachtm. Trautmann, Jugenheim a. d. B.; 4. Bodo v. d.
Raumühle gut , 4, Preis, Beſitzer und Führer Herr Kleppinger,
Ober=Ramſtadt; 5. Benno v. d. Raumühle gut , 5. Preis, Beſitzer
und Führer Herr Schanz, Ober=Ramſtadt; 6. Afra v. Oberberken
gut , 6. Preis, Beſitzer Direktor Schlotz, Saalfeld, Führer Herr Leiß=
ler
, Traiſa; 7. Bilo v. Rinkenbüſchel, gut , 7. Preis, Beſitzer
und Führer Herr L. Daum, Ober=Ramſtadt Außerdem wurden Führer=
preiſe
vergeben an die Herren Wachtmeiſter Steinmann, Ober= Ram=
ſtadt
, Herrn Schmidt, Nieder=Ramſtadt, Trautmann, Jugenheim und
Kleppinger, Ober=Ramſtadt. Als Richter fungierten die Herren Rechts=
anwalt
Rohde, Darmſtadt und Herr Küchler, Langen.
* Roßdorf, 10. Juni. Hohes Alter. Heute begeht unſer in
unſerem Orte beſtbekannte Mitbürger Ludwig Hein, Kriegsveteran und
Inhaber des Eiſernen Kreuzes von 1870/71, im Kreiſe ſeiner Familie
ſeinen 80. Geburtstag.
* Roßdorf, 9. Juni. Die vom Gemeinderat feſtgeſetzten Steuerſätze
für das Rechnungsjahr 1926 haben die miniſterielle Genehmigung gefun=
den
. Die Zuſtellung der Steuerzettel dürfte in Kürze zu erwarten ſein.
Groß=Umſtadt, 10. Juni. Am kommenden Sonntag, den 13. Juni,
wird in Groß=Umſtadt die Jahresfeier der Kirchengeſangvereine des
evangeliſchen Dekanats Groß=Umſtadt abgehalten. Im Feſtgottesdienſt,
der um 2 Uhr ſeinen Anfang nimmt, werden elf Kirchenchöre und ein
Poſaunenchor mitwirken. Feſtprediger iſt Pfaruer Kehr=Babenhauſen.
Die Nachverſammlung im Saale des Weißen Roß beginnt um ½5 Uhr.
Brensbach i. O., 10. Juni. Gauſchießen. Nächſten Sonntag,
den 13. Juni, findet in Brensbach das Gauſchießen des Ober= Gerſprenz=
gaues
vom Badiſchen Sportverband für Kleinkaliberſchießen ſtatt. Das
Schießen um die Gauſchützenmeiſterſchaft beginnt vormittags punkt 7 Uhr
auf 12 Ständen. Der Gauſchützenmeiſter erhält die ſilberne Schützen=
kette
. Am mittag finden Gruppen= und Einzelſchießen ſtatt. Von edlen
Freunden des ſchönen Schießſports ſowie vom Brensbacher Schützenver=
ein
ſind zahlreiche, wertvolle Preiſe geſtiftet worden, unter anderem ein
großer, filberner Pokal als 1. Ehrenpreis. Es wird daher jedem
Schitzen Gelegenheit geboten, ſein Können mit ſicherem Auge und ruhi=
ger
Hand zu prüfen und einen ſchönen Preis zu erringen.
Hergershauſen, 9. Juni. Die hieſige Landwirtſchaftliche Bezugs=
und Abſatzgenoſſenſchaft hielt ihre ordentliche Generalverſammlung für
das Jahr 1925 ab. Der Beſuch war gut etwa zwei Drittel der Mit=
glieder
, dazu eine Anzahl Nichtmitglieder waren der Einladung gefolgt.
Die Verſammlungsleitung lag in den Händen des Aufſichtsratsvorſitzen=
den
Herrn Jäger. Die nötigen Erläuterungen zum Jahresbericht und
zur Bilanz gab der Oberreviſor des Heſſiſchen Genoſſenſchaftsverbandes,
Herr Link aus Darmſtadt. Die Bilanz wurde genehmigt, der Ueberſchuß
dem Reſervefonds überwieſen, ſowie dem Verwaltungsorganen Entlaſtung
erteilt. Hervorgehoben zu werden verdient die Tätigkeit des vor einem
halben Jahre zum Neckner gewählten Herrn Winter, der es verſtanden
hat, in verhältnismäßig kurzer Zeit die Genoſſenſchaft wieder zu neuem
Leben zu erwechen. Beſchloſſen wurde die Anſchaffung einer Dünger=
ſtreumaſchine
, wozu ein Zuſchuß von der Heſſiſchen Landwirtſchafts=
kammer
erbeten werden ſoll. Im Anſchluß an die Generalverſammlung
hielt Herr Landwirtſchaftslehrer Frech aus Darmſtadt einen zeitgemäßen
Vortrag über Schweineſütterung, der viel neues und für unſere
Landwirte wichtige Fingerzeige bot. Mögen die guten Natſchläge, die
uns der Vortragende gegeben hat, auf fruchtbaren Boden gefallen ſein
und von den Landwirten befolgt werden, denn auf dem Gebiete der
Schweinefütterung liegt hier noch manches im argen. Mit dem Danke
an den Herrn Referenten ſchloß der Vorſitzende abends 12 Uhr die anre=
gend
verlaufene Verſammlung.
* Sandbach, 10. Juni. 50jähriges Stiftungsfeſt des
Männergefangvereins. Der hieſige Männergeſangverein, ge=
gründet
1876, veranſtaltete am Sonntag ſein goldenes Jubiläum,
das mit dem diesjärigen Wertungsſingen des Mümlinggaues des Oden=
wald
=Sängerbundes verbunden und vorzüglich vorbereitet war. Das
vorgeſehene Programm ließ ſich wegen des ſchlechten Wetters nicht ab=
wickeln
. Der Geſang der Maſſenchöre ſowie der große Feſtzug
waren unmöglich. Bereits um die Mittagszeit verließen etliche Vereine
unſer Dorf. Erſt nachmittags hellte ſich der Himmel etwas auf, ſo daß
wenigſtens ein Erſatzfeſtzug, wobei die Ortsgruppe Sandbach des Oden=
waldklubs
durch ihr originelles Feſtabzeichen beſonders auffiel, die feſt=
lich
geſchmückten Dorfſtraßen paſſieven konnte. Die Feſtrede hielt Herr
Gauvorſitzender Flechenſtein zu König, Herr Bürgermeiſter Karg hielt
die Begrüßungsrede. Die Ergebniſſe des Wertungsſingens, an dem ſich
32 Vereine beteiligten, werden demnächſt bekannt gegeben. Der Mon=
tagnachmittag
brachte einen glücklichen Abſchluß des Feſtes. Nach einem
Feſtzug der befreundeten hieſigen Vereine entwickelte ſich bald ein gemüt=
liches
Tun und Treiben auf dem Feſtplatz, worunter die zahlreichen hüb=
ſchen
Reigen der Mädchen des St. Marien=Waiſenhaurſes beſonders er=
wähnt
ſeien. Im Mittelpunkt der Nachfeier ſtand die Auszeichnung
der von dem Verein ernannten Ehrenmitglieder, die von Herrn Gau=
vorſitzenden
Fleckenſtein vorgenommen wurde. Auch Herr Hild, der erſte
Rechner des Vereins, der von Weſel hierhergeeilt war, um an der Jubel=
feier
teilzunehmen, wurde durch eine beſondere kernige Anſprache ge=
ziemend
geehrt. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Johannes Luft,
ſeit 49 Jahren Vereinsmitglied; Leonhard Friedrich, ſeit 48 Jahren
Vereinsmitglied; Philipp Karg 4. ſeit 38 Jahren Vereinsmitglied; Leon=
hard
Hartmann, ſeit 37 Jahren Vereinsmitglied; Leonhard Berres, ſeit
35 Jahren Vereinsmitglied; Bernhard Findeiſen, ſeit 29 Jahven Ver=
einsmitglied
: Friedrich Heuſel, ſeit 38 Jahren aktives Mitglied; Heinrich
Hartmann, ſeit 34 Jahren aktives Mitglied; Philipp Karg 5. ( Bürger=
meiſter
), ſeit 30 Jahren aktives Mitglied.
* Erbach, 10. Juni. Der Vorſtand der Ortsgruppe Erbach des
Odenwaldklubs lädt als bisheriger Schirmherr der Jugendherberge Er=
bach
alle Freunde und Förderer des Jungwanderns ſowie alle Jugend=
und Sportvereine zwecks Gründung einer Ortsgruppe des Verbandes
für deutſche Jugendherbergen auf Samstag, den 12. Juni, abends 8½
Uhr, in das Café Glenz zu Erbach ein.

* Ober=Finkenbach, 9. Juni. Biklige 7agd?! Die Feld= und
Waldjagd der Gemeinde Ober=Finkenbach, einem Dörfchen von 490
Seelen koſtete ſeither pro Jahr 3050 Mark. Bei der kürzlich ſtattgefun=
denen
Neuverpachtung betrug das Höchſtgebot 2030 Mark, abgegeben von
zwei Herren aus Heidelberg und Seligenſtadt. Der Zuſchlag wurde
nicht erteilt.
i. Beerſelden, 10. Juni. Ein junger Mann von annähernd 20 Jah=
ren
erlitt vorgeſtern einen Unfall. Er beſtieg eine Tanne, um Eich=
hörnchen
bzw. Raben auszuheben. Da ein Aſt brach, kam er zu Fall und
ſchlug auf einen Stein, daß Schädelverletzungen entſtanden. Erx liegt
nicht unbedenklich danieder.
A. Aus dem Odenwald, 10. Juni. Für die zehn im Weltkriege ge=
fallenen
Krieger der Gemeinden Ritſchweier und Oberkunzenbach wurde
vorgeſtern durch die beteiligten Gemeinden an der Wegkreuzung von
Ritſchweier nach Oberkunzenbach ein Denkmal errichtet, beſtehend in
einem 4 Meter hohen Granitblock mit der Inſchrift: Ehvenvoll iſt der
Kampf und Tod fürs Vaterland, du ſollſt bleiben Land, wir vergehen.
Bürgermeiſter Kippenhahn=Ritſchweier hielt bei der Einweihung die
Feſtrede, die in ein Hoch auf das deutſche Vaterland ausklang. Weitere
Anſprachen hielten Pfarrer Philipp=Hohenſachſen, Stadtrat Zink=
gräf
= Weinheim als Gauvorſitzender der Militärvereine der Bergſtraße
und Landrat Dr. Pfaff=Weinheim.
Hirſchhorn, 10. Juni. Waſſerſtand des Neckars. Am 9.
Juni: 1,64 Meter; am 10. Juni: 1,78 Meter.
* Neckarſteinach, 9. Juni. Unfall. Ein hier bedienſtetes Mäd=
chen
fiel am Kirchweihdienstag ſo unglücklich vom Karuſſell herab, daß
es einen Beinbruch davontrug. Die Verunglückte wurde in die ortho=
pädiſche
Klinik nach Heidelbera verbracht.
* Lampertheim, 10. Juni. Der Stemm= und Ringklub hatte die
Delegierten ſämtlicher hieſigen Sportvereine eingeladen, um mit dieſen
ſich über die Veranſtaltung eines großen Sportwerbetages zu beſprechen.
Geplant iſt ein Sonntag im Auguſt. Der eingehende Erlös aus den Ver=
anſtaltungen
ſoll den beiden hieſigen Krankenhäuſern zugeführt werden.
Gernsheim, 10. Juni. Waſſerſtand des Rheins. Am 9.
Juni: 300 Zentimeter, fallend.
* Gernsheim, 10. Juni. Herr Studiendirektor Johann Karl Adler,
Leiter der hieſigen Realſchule, wurde zum Oberſtudiendirektor am Gym=
naſium
und der Realſchule zu Bingen am Rhein ernannt. Zum Dienſt=
machfolger
wurde Herr Studienrat Scholl aus Mainz beſtimmt. Man
ſieht Herrn Direktor Adler ſehr ungern von hier ſcheiden. Der vom
Gemeinderat unſerer Nachbargemeinde Kleinrohrheim durchberatene und
genehmigte Voranſchlag für 1926 Ri. liegt z. Zt. auf dem Dienſtzimmer
des Bürgermeiſters zu jedermanns Einſicht offen. Die Betriebsabteilung
des diesihrigen Voranſchlags ſchließt in Einnahmen und Ausgaben mit
dem Betrag von RM. 12620,76 ab. Der Umlagebedarf beläuft ſich
genau wie im Vorjahre auf RM. 6296, zu dem auch die Ausmärker
herangezogen werden. Trotz Erhöhung der Ausgaben gelang es, durch
den günſtigen Abſchluß der Rechnung 1924 Rf., deren Reſt nach Abzug
des verbrauchten voranſchlagmäßigen Rechnungsreſtes für 1925 Ri. und
des erforderlichen Betriebskapitals in erheblichem Maße der Einnahme
unter Rubrik. 1 des Voranſchlags 1926 zugute kam, das Budget im Gleich=
gewicht
und im Rahmen des vorjährigen zu halten. Mit einigen Ver=
ſchiebungen
, bedingt durch die Herabſetzung des Steuerſatzes für dem
bebauten Grundbeſitz, ſind die Ausſchlagſätze der Gemeindeſteuer im Ver=
hältnis
auf der Baſis der 1925er Steuerkoeffizienten. Die Gemeinde
Kleinrohrheim iſt aufgrund des guten Rechnungsabſchluſſes in der Lage,
ohne die Steruerzahler heranzuziehen und irgendwelche derzeitige
Mehrbelaſtungen herbeizuführen, eine Straße pflaſtern zu können, deren
Aufwendungen auch auf das ſteuerliche Gebiet ſpäterhin keine nachhaltige
Wirkung haben.
* Groß=Gerau, 10. Juni. Proteſt gegen die Steuern.
Eine größere Anzahl von Landwirten aus Trebur erſchien dieſer Tage
vor dem hieſigen Finanzamt, um gegen die hohe ſteuerliche Belaſtung
zu proteſtieren. Mehrere Landwirte verhandelten mit dem Vorſteher
des Finanzamtes, Regierungsrat Merz. Die Wünſche der Landwirt=
ſchaft
wurden gleichzeitig ſchriftlich in einer Entſchließung niedergelegt=
Die Demonſtration verlief ohne jeden Zwiſchenfall.
* Offenbach, 9. Juni. Der hieſige Ortsverein der Kriegerkamerad=
ſchaft
Haſſia befaßte ſich in ſeiner vorgeſtrigen Mitgliederverſammlung
mit dem Satzungsentwurf der wiederaufzurichtenden Sterbekaſſe des
Verbandes. Dieſer Entwurf ſieht als Sterbegeld ſogerannte Einheiten
von 25 bis 100 Mark vor, wovon das einzelne Mitglied bis zu vier Ein=
heiten
erwerben, alſo ein Sterbegeld von 500 Mark erworben werden
kann. Außerdem ſoll das Sterbegeld auch im erſten Jahr und bei den
Mitgliedern, die beim Eintritt bereits über 70 Jahre alt ſind, nicht unter
25 Mark betragen dürfen. Das Eintritsgeld ſoll nicht geſtaffelt ſein,
ſondern gleichmäßig auf allen Altersſtufen 2 Mark betragen. Der hieſige
Verein gewährt ſeinen Mitgliedern ſeit zwei Jahren wieder ein Sterbe=
geld
von 100 Mark. Dieſe Einrichtung ſoll vorläufig auch beibehalten
werden, damit niemand ſchlechter geſtellt iſt als bisher. Am 18. Juli
wird ſich der Verein an einer großen Rheinfahrt beteiligen, die die
hieſigen vaterländiſchen Verbände in die Wege leiten.
Oberheſſen.
* Friedberg, 9. Juni. Der Haſſiabezirk hielt im nahen Ober=
Wöllſtadt ſeinen Bezirkstag unter dem Vovſitz des Direktors Ch.
Schmidt=Friedberg ab; ſämtliche 22 Kriegervereine des Bezirks nahmen
teil. Der Vorſitzende widmete dem verſtorbenen langjährigen Vorſitzen=
den
und Veteran von 1870/71, Rechnungsrat Donges=Friedberg, einen
ehrenden Nachruf. Zum Vertreter des Bezirks für den Haſſiatag am
13. Juni in Bingen wurde Direktor Schmidt gewählt. Die Verſammlung
ſtimmte der Gründung einer Haſſia=Sterbekaſſe zu und ſchlug als Tag=
ungsort
für 19R7 Alsfeld vor.
* Hungen, 10. Juni. Eine für Vogelfreunde und Vogel=
kunde
wichtige Entdeckung machte ein Jäger in einem Nach=
bardorfe
. Er befand ſich auf dem Anſtand, als eine Taube, verfolgt von
einem Sperber, vorüberſchoß. Zu ſeinem lebhaſten Bedauern holte er
mit dem Schuß außer dem Sperber auch die Taube herunter. Das Tier
trug folgende Zeichen: Stempelung der Federn: E 816, Aluminiumring
um den einen Ständer, quer 25 (Jahreszahl) und 12 903 332, das Gummi=
ſtrümpfchen
um den andern Ständer: innen quer O und 287, außen 7541.
Der Jäger iſt bereit, der Vogelwarte oder dem Beſitzer der Taube die
Gegenſtände auszuhändigen.
* Gedern, 10. Juni. Zum erſten Male fand in unſerem Städtchen
ein Prämienmarkt ſtatt, bei welchem die Rindviehraſſem Vogels=
berger
und heſſiſches Flockvieh (Simmentaler) und Saanen=Ziegen be=
wertet
und mit Preiſen bedacht wurden. Aus dem geſamten Vogelsberg,
ja ſogar aus der Wetterau waren die Viehzüchter und Kaufliebhaber in
großer Zahl herbeigeeilt, ſo daß ein ſehr ſtarkes Marktreiben herrſchte.
Der Auftrieb an Vieh war ſtark: Simmentaler 75, Vogelsberger 80 Tiere,
Saanenziegen 25, einige rehbraune Toggenburger Ziegen und wohl an
600 Schweinen und Ferkel. Letztere fanden faſt alle bei hohen Preiſen
ihre Abnehmer, auch der Handel auf dem Rindviehmarkt war ſehr leb=
haft
. Stark beſchickt war der Krämermarkt, man zählte 65 Buden und
Stände. Am Abend vor dem Markt fand auf dem Feſtplatz eine Ein=
weihungsfeier
des erſten Prämiierungsmarktes ſtatt. Bürgerſchaft und
Vereine beteiligten ſich in großer Zahl, Bürgermeiſter Müller hielt die
Feſtrede. Zur Prämiierung hatten Landwirtſchaftskammer, Stadt, Kreis
und Private zahlreiche Preiſe geſtiftet.
* Berſtadt b. Hungen, 10. Juni. Eine Bezirkspferdeſchau
wurde in dem Zuchtbezirk Berſtadt vorgenommen. Die Preisrichter
ſprachen ihre volle Zufriedenheit über den Stand der Pferdezucht und
über die züchteriſchen Leiſtungen der Pferdezüchter aus, als ſolche waren
tätig: Oberlandſtallmeiſter Schörke=Darmſtadt, Oekonomierat Breiden=
bach
=Dorheim und Oekonomierat Alles=Niederflorſtadt.
* Schotten, 9. Juni. Das hieſige Stadtparlament behandelte in ſei=
ner
letzten Sitzung die vom Kreistag beſchloſſene Kadaververwer=
tungsanſtalt
. Als Sachverſtändigen hatte man den Kreisveterinär=
arzt
Dr. Schmidt eingeladen, der über das Projekt eingehend berichtete.
Vorerſt iſt nur die Errichtung einer Kadaververwertungsanſtalt geplant,
ohne Wohnhaus und Stallungen. Auf Vorſchlag von Dr. Schmidt be=
ſchloß
der Gemeinderat, die Beſichtigung der Anlagen von Darmſtadt,
Dieburg und Friedberg durch eine Kommiſſion vorzunehmen. Der Ge=
meinderat
trat zwecks Förderung der züchteriſch hochſtehenden Vogels=
berger
Rindviehraſſe für die Veranſtaltung von Leiſtungs=
prüfungen
ein. Ferner wurde die Begründung eines Fonds für
Seuchentilgung lebhaft erörtert.
* Weinheim, 10. Juni. Der Schlußabend des diesjährigen Wein=
heimer
Muſikfeſtes galt ausſchließlich dem Gedächtnis des im Alter von
30 Jahren im Weltkriege gefallenen Komponiſten Rudi Stephan
aus Worms, den im Jahre 1915 bei Tarnopol eine Kugel niederſtreckte.
Der bekannte Muſiktritiker Dr. Karl Holl aus Frankfurt a. M. wid=
mete
dem künſtleriſchen Wirken des zu früh Verblichenen tief empfun=
dene
Gedenkworte. Eine Muſik für ſieben Saiteninſtrumente vorge=
tragen
von Frankfurter Muſikern unter Klavierbegleitung durch die
hieſige Pianiſtin Fräulein Pauline Rotſchild ſowie eine Fülle von
Liedern warm beſeelt und innig geſungen von der Frankfurter Opern=
ſängerin
Frau Elfe Gentner=Fiſcher befeſtigten den Eindruck, daß eine
künſtleriſch bedeutende Perſönlichkeit mit dem Komponiſten Rudi Ste=
phan
der Welt entriſſen worden iſt. Der Schlußabend des Muſikfeſtes
löſte tiefe Eindrücke aus und ſtand künſtleriſch dem geſamten Verlaufg
nach weit über dem erſten Konzerttage.
Lh.L

[ ][  ][ ]

Nummer 160

Freitag, den 11. Juni 1926

Seite 7

Rütt
Ane Rinde

Ungenehm
Haend

HEfe
gert, gründl. Unterr
Ktd. 1,50,4 Ang. u.
D202 Geſchſt. * 3273

Gründl. Klavier=
winterr
, zu mäß. Ho=
rnorar
wird ert. (Std
H.50 Kröh, Lager=
Bausſtr. 3. 15egöks
Kaufmann
Fucht gründl Unter=
rricht
in amerikan.
Buhführg, Abſchluß
rund Bilanz. Ang. m
Preisang. u. D 230
Geſchäftsſt. (e1334s

Weiblich

Solid, Alleinnädch.
mit gut Zeugn ſucht
Stellg. Ang. an Ev.
Wohlfa rtsdienſt,
Bismarckir 58, (13317

Geübte Flickerin einpf.
ſich Frau Wagner,
Alexanderſtr. 11, II.
(15303)

Juuge Frau ſ. lohn
Beſchäftig. Näheres
Geſchäftsſt r15331

Füng fleiß. Mädch.
ſucht ab 8 Uhr nachm.
leicht. Beſchäft Ang u.
D 267 Gſchſt. (*15283
Männlich

Fa Chauff., Führer=
ſchein
2 u. zb, ſicherer
Fahr. g. Zeugn u. ar=
beitsw
gel Schloſſ. ſ.
Stellg. Ang. u 19 224
an die Geſchſt. 2s311
HOffene Stellen g

He

Lehrmädchen
für Laden, u. Büro
geſucht.
(8690
Sallwey & Co.
Grafenſtr. 28.

Ehrliche, unabhäng
für 2
Lauffrau stund.
tägl. geſucht (e15309
Feinrichſtr. 158 II

Für kl. herrſch. Villenhaush. (8 Erwachf.)
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udfier Müichemtägen
geſucht, welche die feinere güche berſteht
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[ ][  ][ ]

Seite 8

Nummer 160

Reich und Ausland
Hundert Jahre Köln=Düſſeldorfer Rheindampfſchiffahrt.
Am 11. Juni 1826 erhielt die Preußiſch=Rheiniſche Dampfſchiffahrts=
Geſellſchaft in Köln durch eine königliche Kabinettsorder die behördliche
Konzeſſion zur Aufnahme des Dampfſchiffahrtsbetriebes auf dem Rhein,
und die hundertjährige Wiederkehr dieſes Geburtstages der Geſellſchaft
wird in dieſem Jahr feſtlich begangen. Im Jahre 1827 nahm die Preu=
ßiſch
=Rheiniſche mit 2 Schiffen den Verkehr zwiſchen Mainz und Köln
auf, 1829 verfügte ſie bereits über 4 Fahrzeuge und konnte einen täg=
lichen
Dienſt KölnMainz und umgekehrt einrichten. Faſt alljährlich
wurden neue Dampfer in Dienſt geſtellt und die Fahrten allmählich
nach dem Oberrhein über Mainz hinaus nach Mannheim, ſchließlich
nach Kehl, vorübergehend auch nach Baſel ausgedehnt. Die überaus
günſtige Entwicklung des neuen Verkehrsmittels rief natürlich bald Kon=
kurrenz
auf den Plan und ſo entſtand im Jahre 1836 in Düſſeldorf die
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft für den Nieder, und Mittelrhein. Als=
bald
entbrannte zwiſchen dieſen Geſellſchaften ein heftiger Kampf, der
anderthalb Jahrzehnte andauerte und erſt dadurch ſein Ende fand, daß
eine ſtärkere Konkurrenz beide Gegner zur Verſtändigung zwang. Vom
Ende der 30er Jahre an begannen ſich die Eiſenbahnen im Rheingebiet
auszudehnen, ſie wurden den Geſellſchaften unangnehm, als parallel zum
Strom laufend Strecken in Betrieb genommen wurden. Unter dieſer
Bedrohung ſchloſſen ſich im Jahre 1853 die Preußiſch=Rheiniſche und
die Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft für den Nieder= und Mittelrhein zu
einer Betriebsgemeinſchaft zuſammen, die ſeitdem faſt unverändert be=
ſteht
und in der ganzen Welt unter der kurzen Bezeichnung Köln=
Düſſeldorfer bekannt geworden iſt. Kurz nach Abſchluß dieſer Ge=
meinſchaft
fand auch der entſcheidende Schritt in der Entwicklung der
Geſellſchaften ſtatt, in dem ſie ſich, wohl entgegen der urſprünglichen
Abſicht ihrer Gründer, mehr und mehr, ja faſt ausſchließlich dem Per=
ſonenverkehr
zuwandten und ſeine Entwicklung und Pflege ſich zur be=
ſonderen
Aufgabe machten. Die erſten, ausſchließlich für den Perſonen=
verkehr
beſtimmten, ſog. Salonboote, erſchienen im Jahre 1867 und
brachten der Köln=Düſſeldorfer einen großen Erfolg. Das Faſſungs=
vermögen
der Boote wurde von etwa 100 Perſonen in den Anfangs=
jahren
allmählich auf 400, 800 1000, 1800 geſteigert; die neueſten, jetzt
in Dienſt geſtellten Sichffe Rheinland und Vaterland faſſen ſogar
2000. Die Köln=Düſſeldorfer iſt heute nicht nur mit ihrer rheiniſchen
Heimat durch die ein Jahrhundert alte Verbindung auf’s engſte ver=
wachſen
, ſopdern ſie hat ſich auch weit über Deutſchlands Grenzen hin=
aus
unter den Reiſenden aller Länder Freunde erworben, denen die
Erinnerung an eine ſchöne Rheinfahrt unvergeßlich iſt.
* Frankfurter Chronik.
Aus dem Frankfurter Polizeibericht. In der Nacht
zum 8. Juni 1926 wurde in der Falkenſteiner Straße ein Wohnungs=
einbruch
ausgeführt. Geſtohlen wurden verſchiedene ſilberne Beſtecke
und eine rohſeidene Büfettdecke mit Ornamenten goldbeſtickt, im Geſamt=
werte
von 500 bis 600 Mark Feſtgenommen wurde der Kaufmann
Otto Dorenter, genannt Lux aus Polen, weil er einen ſchwunghaften
Handel mit geſtohlenen Radioröhren und Apparaten betrieben hat.
In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag gegen 1 Uhr fand am
Eiſernen Steeg zwiſchen jungen Leuten eine Schlägerei ſtatt, wobei ein
Mann durch Meſſerſtiche in die Arme verletzt und nach dem Spital ver=
bracht
wurde. Die Täter ſind unerkannt entkommen. Einem Bau=
unternehmer
wurden geſtern nachmittag von ſeinem Lagerplatz in der
Friedbergerlandſtraße 15 Zentner Eiſen geſtohlen. Die Täter wurden
von Zeugen geſehen, wie ſie mit einem Wagen davonfuhren, ſie konnten
jedoch entkommen. In Harheim wurde die Leiche einer Frau aus der
Nidda geländet. Es handelt ſich um eine 60jährige Witwe, die ver=
mutlich
in einem Anfall von Schwermut vor einigen Tagen den Tod in
der Nidda geſucht hat.
Erfolgreiche Tätigkeit eines Faſſadenkletterers.
Frankfurt a. M. Wie uns aus Homburg v. d. H. gemeldet
wird, iſt dort in der vergangenen Nacht einem Faſſadenkletterer ein
hervorragender Fiſchzug gelungen. Der Einbrecher, der anſcheinend ein
erſtklaſſiger Fachmann iſt, erkletterte mittels zweier zuſammenge=
bundener
Leitern das erſte Stockwerk einer Villa und drang in ein
von einem amerikaniſchen Kurgaſt bewohntes Zimmer ein, wobei ihm
Wertſachen in Höhe von etwa 18 000 Mark und 750 Mark Bargeld in
die Hände fielen. Nachdem ihm der erſte Streich gelungen war, kletterte
er nach einen Stock weiter in das Zimmer eines anderen Kurgaſtes,
hatte aber dabei das Pech, daß die Bewohnerin zufällig zu Hauſe war
und um Hilfe ſchrie, worauf er ſchleunigſt Reißaus nahm. Die Dame
beſchreibt den Einbrecher als ſchlanken, elegant gekleideten Mann mit
einer Hornbrille und tadelloſem Aeußeren.
Ein Rieſenflugboot für Japan.
Friedrichshafen. Die Dornier=Werke bauen gegenwärtig für
Japan ein Rieſenflugboot, das nach ſeiner Fertigſtellung ſofort nach
Japan überführt wird. Dieſes zur Zeit größte Flugboot der Welt ſoll
von der japaniſchen Marine zunächſt zu Probeflügen verwendet werden,
die quer über den Großen Ozean führen ſollen. Der Apparat wird durch
mächtige Hohlflügel getragen, die eine Spannweite von annähernd 70
Metern haben. Das Flugboot kann ſowohl für friedliche, als auch für
kriegeriſche Zwecke verwendet werden. Für Friedensflüge vermag es
hundert Perſonen aufzunehmen, während es im Kriegsfalle gewaltige
Bombenladungen über weite Strecken tragen kann. Dem Antrieb dienen
insgeſamt 12 Motoren von einer Geſamtſtärke von 5400 PS, durch welche
dem Flugzeug eine bedeutende Geſchwindigkeit geſichert iſt.
Ein verwegener Einbruch.
Aßmannshauſen. Montag früh zwiſchen 4 und 5 Uhr
ſtieg in einem hieſigen Hotel ein Faſſadenkletterer in ſechs verſchiedene
Zimmer ein und ſtahl den ſchlafenden Hotelgäſten Schmuck und ſonſtige
Sachen im Werte von etwa 2500 Mark. Einer ſchlafenden Dame ver=
ſuchte
er einen Ring vom Finger zu ziehen, doch die Dame wurde wach
und ſchlug Lärm. Der Einbrecher konnte bald darauf ergriffen werden.
Vor dem Rathaus machte er einen Fluchtverſuch, wurde aber in den
Weinbergen wieder ergriffen. Er geſtand, ähnliche Einbrüche auch in
Wiesbaden verübt zu haben und gab auch den Verbleib der geſtohlenen
Sachen an.
Der ausgepfiffene Kammerſänger.
Köln. Der bekannte Berliner Kammerſänger Michael Bohnen iſt
im Opernhaus ſeiner Vaterſtadt Köln kräftig ausgepfiffen worden. Er
hatte in den Meiſterſingern den Hans Sachs zu ſingen, wobei ſein
Organ verſagt haben ſoll, ſodaß die Aufnahme nach dem erſten Akt ſehr
kühl war. Vor Beginn des zweiten Aktes teilte der Oberregiſſeur mit,
daß Bohnen plötzlich unpäßlich geworden ſei und die Rolle nicht zu
Ende ſpielen könne. Ein Mitglied der Kölner Oper würde an ſeiner
Stelle weiterſingen. Darauf erhob ſich ein Sturm der Entrüſtung. Es
wurden Rufe laut: Das macht Bohnen immer ſo! Schluß mit der
Vorſtellung! Geld wiedergeben! Schließlich erklärte der Generalinten=
dant
, daß Bohnen nicht etwa aus Prominentenlaune abgeſagt hätte,
ſondern lediglich wegen Unpäßlichkeit. Wer das Theater verlaſſen wolle,
könne ſein Geld zurückbekommen. Einige Beſucher gingen dann und all=
mählich
trat die Ruhe dann wieder ein, ſodaß die Vorſtellung zu Ende
geführt werden konnte.
Auf den Spuren der polniſchen Mörderbande.
TU. Stettin. Wiederholt gingen in letzter Zeit Meldungen über
die Untaten einer polniſchen Mörderbande durch die Preſſe. Hierzu
kann auf Grund beſonderer Informationen mitgeteilt werden: Die
Bande iſt ſtark verdächtig, insgeſamt 17 Mordtaten begangen zu haben
und kann in etwa 13 Fällen ſchon als überführt gelten. Ihr Tätigkeits=
gebiet
erſtreckt ſich auf das weſtpommerſche und das daran anſchließende
brandenburgiſche Gebiet, weiter auf Mecklenburg und einige weſtlich
gelegenen Landſtriche. Der mit der Verfolgung der Bande beauftragte
Berliner Kriminalkommiſſar Busdorf hat jetzt in Stralſund einen in=
zwiſchen
verhafteten Angehörigen der Bande, den Schloſſer Urbanski,
verhört, um den Aufenthalt des Bandenführers, der als der blinde
Johann bekannt iſt zu ermitteln. Urbanski gab dabei an, daß er den
blinden Johann ſchon im Dezember des vergangenen Jahres in der
Nähe von Stralſund ermordet habe. Nachforſchungen nach der Leiche
hatten aber bisher keinen Erfolg und man kann vermuten, daß Ur=
banski
die Polizei nur von der Fährte des Bandenführers ablenken
wollte.
Die Exploſionskataſtrophe in der eidgenöſſiſchen Munitionsfabrik.
DD Baſel. Die Exploſionskataſtrophe, die ſich Donnerstag vor=
mittag
in der eidgenöſſiſchen Munitionsfabrik in Altdorf zutrug und das
Laboratoriumsgebäude faſt völlig zerſtörte, entſtand bei der Vermiſchung
von Salpeterſäure mit Phosphor und Glyzerin. Ein Meiſter und La=
borant
hatten mit den Verſuchen bereits begonnen, bevor der Chemiker
erſchienen war. Durch die Gewalt der Exploſion wurden die Wände des
Laboratoriumsgebäudes herausgedrückt, das Dach ſtürzte ein, und faſt
das ganze Gebäude wurde zertrümmert. Zur Feſtſtellung der Urſachen
der Kataſtrophe iſt bereits eine Unterſuchung eingeleitet worden. Der
Meiſter und ein Arbeiter waren ſofort tot, während der Laboraut
Donnerstag nachmittag ſeinen Verletzungen erlegen iſt. An dem Auf=
kommen
eines weiteren ſchwepverletzten Arbeiters wird gezweifelt.

Freitag, den 11. Juni 1926

Schutz für die älteren Angeſiellten.
(Ergebnis der Reichstagsausſchußberatungen.)
Nachdem bereits im Februar der Vorläufige Reichswirtſchaftsrat
ſich mit dem Antrage der Angeſtelltengewerkſchaften betr. Schutzmaß=
nahmen
für die älteren ſtellenloſen Angeſtellten beſchäftigt und ein Gut=
achten
abgegeben hatte, hat jetzt auch der Unterausſchuß für Angeſtellten=
fragen
des Sozialpolitiſchen Ausſchuſſes des Reichstages zu der Frage
Stellung genommen. Ihm lagen die Anträge der Abgeordneten Thiel,
Lambach, Gerig, Stöhr uſw. vor. Erfreulicherweiſe wurde im
Unterausſchuß einſtimmig über die Anträge beſchloſſen, die folgen=
des
beſagen:
In Unternehmen öffentlichen und privaten Rechts ſind freiwerdende
Stellen bei den öffentlichen oder ſonſtigen gemeinnützigen Arbeitsnach=
weiſen
anzumelden. Die Kündigungen oder Entlaſſungen älterer An=
geſtellten
(über 40 Jahre) ſind ebenfalls den Arbeitsnachweiſen anzu=
melden
.
Wenn bei Chiffreanzeigen die Bewerbungspapiere, im Falle der
erfolgloſen Bewerbung innerhalb zwei Wochen nicht zurückgeſandt wer=
den
, hat der Bewerber das Recht, beim Verlag der Zeitung die Anſchrift
des Empfängers der Bewerbung anzutfordern.
Aeltere Angeſtellte, die mideſtens zehn Jahre in einer Tätigkeit
zurückgelegt haben und mindeſtens drei Monate erwerbslos ſind, ſind in
öffentlichen und privaten Betrieben einzuſtellen, und zwar ſo, daß auf je
fünf Angeſtellte ein Angeſtellter über 40 Jahre kommt. Gegebenenfalls
hat der Vorſitzende des Landesamtes für Arbeitsvermittlung das Recht,
die zwangsweiſe Einſtellung zu veranlaſſen. Maßgebend iſt der zu=
ſtändige
Tarifvertrag. Bei der Zuweiſung ſollen fachliche Eignung,
Dauer der Stellenloſigkeit, Lebensalter und Familienverhältniſſe be=
rückſichtigt
werden. Verſtöße gegen die Beſtimmungen werden unter
Geldſtrafe geſetzt.
Die Kündigung der älteren Angeſtellten darf nur mit Zuſtimmung
der Betriebsvertretung erfolgen. Ausnahmen beſtehen nur bei Still=
legung
und Entlaſſung aus einem wichtigen Grunde.
Ferner ſollen die beſtehenden Mindeſtkündigungsfriſten für ſämtli he
Angeſtellten abgeändert werden, und zwar bei Kündigung durch den
Arbeitgeber ſoll die Kündigungsfriſt von 5 Dienſtjahren an 5 Monate,
von 10 Dienſtjahren an 6 Monate, von 15 Dienſtjahren an 9 Monate
zum Schluß eines Kalendervierteljahres betragen. Nach 20 Dienſt=
jahren
darf zu einer Kündigung nur ein wichtiger Grund Anlaß geben.
Der Angeſtellte dagegen ſoll höchſtens an eine Kündigungsfriſt von drei
Kalendermonaten gebunden ſein.
Hinſichtlich Zahlung von Abgeltungsſummen fordert der Unteraus=
ſchuß
bei einer Betriebszugehörigkeit von drei Jahren ein Monatsgehalt.
Nach je zwei Jahren iſt ein weiteres Monatsgehalt zu zahlen.
Ferner fordert der Unterausſchuß reichsgeſetzliche Vorſchriften über
die Höchſtzahl von Lehrlingen im Handelsgewerbe.
In Kürze wird die Reichsregierung zu vorſtehenden Verhandlungs=
ergebniſſen
des Ausſchuſſes Stellung nehmen und auch die Länderregie=
rungen
hören. Die Vertreter des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=
Verbandes haben bereits am Montag dem heſſiſchen Miniſter für Arbeit
und Wirtſchaft ihre Wünſche zu dem Verhandlungsergebnis vogetragen.
Der Miniſter erklärte, den Forderungen des Ausſchuſſes wohlwollend
gegenüberzuſtehen. Eine Stellungnahme im einzelnen müßte vorbehal=
ten
bleiben, da der Wortlaut des Beſchluſſes des Unterausſchuſſes noch
nicht vorlag.

Die deutſch=nordiſche Preſſekonferenz.
TU. Travemünde. Am Dienstag morgen ſetzte die beutſch=
nordiſche
Preſſekonferenz ihre Beratungen in Travemünde fort. Zu=
nächſt
beſchäftigte man ſich mit den Rechtsfragen des Journalismus.
Der Referent, Miniſterialrat Häntzſchel, gab einen Ueberblick über die
Rechtsverhältniſſe der Preſſe in Deutſchland und in den nordiſchen Län=
dern
. Es wurde von ihm und nachher auch in der Diskuſſion mit Be=
dauern
feſtgeſtellt, daß die Proklamation der Preſſefreiheit vorläufig
überall mehr theorethiſchen als praktiſchen Wert habe, weil die Preſſe=
geſetze
faſt aller Staaten unter dem Geſichtspunkte der Bändigung einer
gefährlichen Inſtitution und der polizeilichen Vorbeugung erlaſſen ſeien
und nicht als ein geiſtiges Schutzrecht aufgefaßt würden. Eine abſolute
Preſſefreiheit, eine völlige Immunität und dauernde Strafloſigkeit der
Preſſe für Vergehen, die an anderer Stelle geahndet werden, ſei anderer=
ſeits
auch nicht das Ideal. Es komme vielmehr darauf an, im Ver=
ſtändnis
für die hohen Aufgaben der Preſſe ihr Recht in das gemeine
Recht einzuordnen. Als beſonderer Mangel im deutſchen Preſſerecht ſei
empfunden worden, daß die Preſſe in öffentlichen Angelegenheiten nicht
die Vorteile der ſogenannten Wahrung berechtigter Intereſſen genieße.
In Schweden ſei das dadurch anders, daß dort niemand verantwortlicher
Redakteur ſein dürfe, dem die Fähigkeit einer Vertretung der Intereſſen
anderer abgeſprochen iſt. Darauf wurden die Beſtimmungen der ver=
ſchiedenſten
Staaten über die geſetzliche Vorausſetzung für Redakteure.
Verleger, Drucker und Herausgeber von Zeitungen, die zum Teil noch
recht veraltet ſind, dargelegt. Auch die Liſte der Ausnahmeverbote für
Zeitungsveröffentlichungen iſt in Schweden noch recht groß. Man war
ſich darüber einige, daß es der Preſſe ermöglicht werden müſſe, unter
Aufſtellung hoher ethiſcher Anforderungen ihre öffentlichen Aufgaben
ohne Einengung zu erfüllen, ſoweit dies überhaupt mit den Staats=
intereſſen
vereinbar ſei. Dr. Emil Dovifat referierte über die Vor= und
Fortbildung der Berufsjournaliſten nach feinen Erfahrungen in Ame=
rika
, England und anderer Staaten. Er kam zur Befahung von jour=
naliſtiſchen
Bildungsinſtituten mit gewiſſen, genau beſchränkten Auf=
jaben
. Im übrigen beſchäftigte ſich man mit der geſellſchaftlichen und
ſozialen Stellung der Preſſe in den verſchiedenen Ländern und ſchließ=
lich
mit den deutſch=nordiſchen Luftverkehrsfragen. Am abend reiſten die
Teilnehmer an der deutſch=nordiſchen Preſſekonferenz nach Kopenhagen ab.
Die Eröffnung der Zugſpitzenbahn verſchoben.
Innsbruck. Wie wir von der maßgebenden Stelle erfahven,
wird die feierliche Eröffnung der Zugſpitzenbahn nicht an dem zunächſt
hierfür in Ausſicht genommenen Termin, dem 14. Juni 1926 ſtattfinden,
ſondern um etwa 14 Tage verſchoben werden. Der Grund hierfür iſt in
dem durch das außergewöhnlich ungünſtige Wetter der letzten Woche
beeinträchtigten Fortſchritt im Bau zu ſuchen. Der genaue Termin für
die Eröffnung wivd demnächſt bekannt gegeben werden.
Fünf Millionen Franken unterſchlagen.
DD. Paris. Die Pariſer Polizei ſucht gegenwärtig nach einem
ehemaligen ruſſiſchen Staatsangehörigen namens Stavicki, der Unter=
ſchlagungen
in Höhe von fünf Millionen Franken begangen hat. Sta=
vicki
, der Direktor eines großen Handelsunternehmens war, ließ vor
einiger Zeit durch einen Komplizen einen ungedeckten Scheck in Höhe von
zwei Millionen Franken verkaufen. Ferner verkaufte er mit Unter=
ſtützung
mehrerer Bankangeſtellten zahlreiche gefälſchte Wertpapiere
Mehrere Bankhäuſer ſind um Beträge von einer Million geſchädigt
worden, ebenſo einige Privatleute. Vor einigen Monaten wurde Sta=
bicki
vor den Unterſuchungsrichter geführt dem gegenüber er ſeine Ver=
fehlungen
auch zugab. Während des Verhörs ſimulierte er ein plötz=
liches
Unwohlſein und es gelang ihm auf dieſe Weiſe, das Weite zu
ſuchen. Am vergangenen Freitag entdeckte man nun bei Montigny den
Leichnam eines etwa 60 Jahre alten Mannes, der ſich eine Revolverkugel
durch den Kopf gejagt hatte. Nach den Papieren handelt es ſich um den
Vater des Stavicki, der in die Verfehlungen ſeines Sohnes verwickelt war.
125 Menſchen durch einen Leopard getötet.
DD. London. Ein Leopard, dem im Laufe der letzten Jahre mehr
als 125 Menſchen zum Opfer gefallen ſind, wurde, wie aus Kalkutta ge=
meldet
wird, nach langen aufregenden Jagden von einem engliſchen Of=
fizier
zur Strecke gebracht. Der Leopard war ſeit dem Jahre 1918 in
den Niederungen des Alakmanda in einem Gebiet von über 20 Quadrat=
meilen
der Schrecken von 80 000 Menſchen. Das Raubtier überraſchte
ſeine Opfer bei Anbruch der Dämmerung nicht nur in den Straßen der
Dörfer, ſondern drang ſogar in die Häuſer ein. Jahrelang ſchlugen alle
Anſtrengungen, das Tier zu töten, fehl. 16 indiſche, von der Regierung
bezahlte Großwildjäger gaben nach wochenlangen Jagden ihr Bemühen
ruf. Zweimal wurde der Leopard gefangen, einmal in einer Falle und
ein anderes Mal in einer Höhle, aber immer wieder gelang es ihm.
zu entkommen. Erſt vergangenen Monat gelang es endlich einem eng=
liſchen
Offizier nach elftägiger Jagd, das Tier abzuſchießen. Es handelt
ſich um ein wunderſchönes Exemplar von 7 Fuß und 10 Zoll Länge.

Haturheil-Methode Aneipp!
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Deutſche Turner in New York.
TU. New York. Neun hervorragende Turner der Deutſchen
Turnerſchaft ſind unter Leitung des erſten Vorſitzenden der Deutſchen
Turnerſchaft, Dr. Berger, in New York eingetroffen, wo ſie von Turn=
vereinen
und Vertretern des deutſchen Konſulats begrüßt wurden. Nach
Beſichtigung der Stadt wurden die deutſchen Turner geſtern vom Bürger=
neiſter
New Yorks empfangen. Die amerikaniſche Preſſe widmet den
Turnern freundliche Begrüßungsworte und bringt ihnen großes Intereſſe
entgegen. Die Turnriege wird in verſchiedenen größeren Städten der
Vereinigten Staaten, ſo beim Deutſchen Tag in Chikago am 13. Juni
deutſches Turnen zeigen und ſich auch an den Wettkämpfen beim
Bundesturnfeſt des amerikaniſchen Turnerbundes in Louisville beteiligen.
Wie verlautet, ſollen die meiſten Zuſchauer plätze für die deutſchen Turn=
veranſtaltungen
in Buffalo, Cleveland, Chicago, Louisville, St. Louns
und Cincinnati bereits ausverkauft ſein.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Dür die Beröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redattlon feinerlet Der=
antwerwmg
; für ſie bleiht auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfang=
der
U nder verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnng nicht begründet werden
Betreffenb Vorauszahlungen auf Grund= und
Sondergebäudeſteuer der Stadt Darmſtadt.
Vor einiger Zeit hat der Herr Oberbürgermeiſter der Stadt Darm=
ſtadt
eine Bekanntmachung erlaſſen, worin er mit Rückſicht, daß die
Ausfertigung der neuen Steuerzettel für Grund= und Sondergebaude=
ſteuer
ſich noch einige Zeit hinzöge, die Steuerpflichtigen erſucht, ſchon
jetzt Vorauszahlungen auf die genannten Steuern zu leiſten. Der Leiter
der Stadtverwaltung Darmſtadt will auf gütlichem Wege die Steuer=
pflichtigen
erſuchen, die Stadtkaſſe mit freiwilligen Steuervoraus=
zahlungen
aufzufüllen. An ſich wäre gegen dieſes Erſuchen an die
Steuerpflichtigen gar nichts einzuwenden, wenn die Stadtkaſſe in den
ſetzten Jahren gegen die Steuerpflichtigen ebenſo rüchſichtsvoll geweſen
wäre, wie es fetzt die Steuerpflichtigen ſein ſollen. Die Stadtkaſſe hat
aber in den letzten Jahren, wo die Grund= und Sondergebäudeſteuer
gegenüber der Mieteinnahme immer vorauszuzahlen waren, ſchon nach
wenigen Tagen Zahlungsverzug Beitreibungskoſten den Steuerpflich=
tigen
abgenommen, ſodaß bei der vor einiger Zeit erlaſſenen Oberbürger=
meiſter
=Bekanntmachung viel Naivität vorhanden geweſen ſein muß, eine
Steuervorauszahlung ohne Verpflichtung der Steuerzahler zu erwarten.
Wer Rückſicht erwartet, der ſoll doch auch ſelbſt Rückſicht üben. Jeden=
falls
werden die Steuerpflichtigen, denen die Stadtkaſſe in den letzten
Jahren nach kurzem Zahlungsverzug und ohne daß eine Pfändung vor=
genommen
wurde, Betreibungsunkoſten abnahm nicht ſo dumm ſein,
ohne Verpflichtung vorzeitig die Grund= und Sondergebäudeſteuer zahlen.

ßballer
(
müſſen mehr als andere für ſorgſamſte Fußpflege ſorgen. Vor und nach
dem Sport die Füße, den Körper mit Vaſenol=Körper=Puder eingepudert,
erfriſcht und erhält die Haut weich und widerſtandsfähig. Bei ſtarker
Schweißabſonderung iſt der Vaſenoloform=Puder das gegebene Mittel,
Dieſe Puder ſind in jeder Apotheke und Drogerie vorrätig, (I L.7004

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 11. Junf. 3.30: Hanna Lüngen trägt Geſchichten und
Märchen von hilfreichen Tieren vor (für Kinder vom 6. Jahre ab).
O 4.30: Hausfrauen=Nachmittag. O 5.45: Aus den Briefen der
Günderode. O 6.15: Der deutſche Segelſport, Vortr. von Hans
Schirokauer. O 7: Stunde des Südweſtd. Radioclubs. O 7.30:
Zwanzig Minuten Umſchau über die Fortſchritte in Wiſſenſchaft
und Technik. O 8: Uebertr. von Berlin: Die beiden Nachtigallen
Operette von Bredſchneider. Hauptperſ.: Peter Joh. Lohmeyer,
Amadeus Nachtigall, Inhaber der Firma Lohmeyer und Nachtigall:
K. Göritz und A. Läutner; Konſtanzia, Lohmeyers Frau: Henny
Steimann; Friedrich, Sohn: F. Baumann; Friederike, Nachtigalls
Frau: Hella Thornegg: Lotti, Tochter: Lucie Bredſchneider; von
Römershoff, erſter Tenor: A. Braun; Ogroſſki, Bariton: Cornelis
Bronsgeeſt; Heinemann, Barbier: R. Koppel u. a.

Stuttgart.
Freitag, 11. Juni. 4.15: Richard Strauß, geb. 1864. Mozarr:
Türkiſcher Marſch. Strauß: Walzer aus Der Roſenkavalier
Fant. Ariadne auf Naxos. Suite aus Roſenkavalier Muſik
aus Der Bürger als Edelmann‟ Mozart: Menuett A=dur,
Kleine Nachtmuſik. O 6.15: Vortrag Hilde Zimmermann: Haus=
wirtſchaftl
. Frauenſtunde. O 6.45: Bücherbeſprechung. O 7.15:
Vortrag Stäbler: Zur Berufswahl für 1927 6 8: Uebertr. aus
Berlin: Die beiden Nachtigallen Operette von Willy Bred=
ſchneider
. O. Ab 10.30: Funkſtille für Fernempfang.
Berlin.

Freitag, 11. Juni. 4.10: Zehn Minuten für die Frau (Dorothee
Goebeler: Unnütze Fragerei). O 4.30: R. Kruſe: Die Jagd auf
den Rehbock. O 5: Funk=Kapelle. O 6: TeeMuſik aus Adlon
(Marek Weber). O 6.50: Prof. Marcuſe: Einf. in die aſtron. Erd=
kunde
(Der Zuſtand des Erdinnern) G 7.20: Prof. Brackmann:
Grundzüge der europ. Geſchichte (Europa als führender Erdteil)
O 8: Die beiden Nachtigallen Operette in 2 Teilen von Bred=
ſchneider
. Hauptperſ.: Peter Joh. Lohmeyer, Amadeus Nachtigall,
Inh. der Firma Lohmeyer u. Nachtigall: K. Goritz, A. Läutner,
Konſtanzia, Lohmeyers Frau: Henny Steimann. Friedrich, beider
Sohn: F. Baumann. Friederike. Nachtigalls Frau: Hella Thornegg,
Lotti, beider Tochter: Lucie Bredſchneider. Von Römershoff, Tenor:
Braun. Ogroßki, Bariton: Bronsgeeſt u. a. Handlung: rheiniſche
Kleinſtadt. Um 1830.
Königswuſterhauſen. Freitag 11. Juni. 1.10: Karl Graef,
Aſſ. f. Sprechtechn. a. d. Univ. Berlin. O 3: C. M. Alfieri u. v.
Eyſeren: Spaniſch f. Anfänger. O 3.30: Rektor Karſelt: Die indu=
ſtrielle
Gütererzeugung. O 4: Dr. Kaethe v. Herwarth, Vorſ. d.
Reifenſteiner Verbandes: Die hygieniſchen Aufgaben der Landfrau.
O 4.30: Mitteilungen des Zentralinſtitutes. O 5: Dr. Winckel: Kon=
ſerven
. O 7.30: Fortbildungsvorträge für Aerzte. Themen werden
n den ärztlichen Fachzeitſchriften bekanntgegeben. O 8.30: Ueber=
tragung
des Leipziger Programmes.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedri hſtraße).
Freitag, den 11. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 12. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
Sabbatausgang 9 Uhr 36 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min.
Abends 7 Uhr 30 Min,
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 12. Juni. Vorabend 7 Uhr 50 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr Sabbatausgang 9 Uhr 85 Min.
Samstag, den 12. und Sonntag, den 13. Juni: Rauſch= Chau=
deſch
Tamus.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 00 Min. Abends 8 Uhr,

Wetterbericht.
Wettervorausſage für Samstag, den 12. Juni 1926
nach der Wetterlage vom 10. Juni 1926.
Die Entwicklung der Wetterlage läßt noch keine Beſſerung des ver=
änderlichen
Wetters erwarten. Ein neues atlantiſches Tiefdruckgebiet
iſt mit ſeinem Kern nach England vorgerückt und hat auf ſeiner Vorder=
ſeite
einen kräftigen Ausläufer entwickelt. Wenn ſich das Störungs=
gebiet
auch durch die Zufuhr kühlerer Luft etwas abſchwächen dürfte, ſo
bleibt unſer Bezirk doch unter ſeinem Einfluß; für die nächſten Tage
eht deshalb vielfach regneriſches und unruhiges Wetter in Ausſicht.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortli für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd enſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Veslag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtabt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

[ ][  ][ ]

Zur Technologie des
asiatischen und
europäischen Porzellans
Von
Dr. Ernst Zeh.
Kaolin, Feldſpat und Quarz ſind die Grundbeſtandteile der
Sorzellanmaſſe. Das unſchmelzbare Kaolin, der plaſtiſche, dem
zrteſten Druck nachgebende Stoff des Porzellans, iſt ſozuſagen
das Skelett, das Gerüſt, in das beim Garbrand der glasartig
gelöſte Feldſpat und Quarz hineinfließen. Von dieſem Ver=
hältnis
des ſtabilen Grundſtoffes, des Kaolins, zu den Fluß=
nritteln
, hat ſchon der Jeſuitenmiſſionar dEntrecolles gewußt,
der uns in ſeinen 1712 und 1722 verfaßten berühmten Briefen
aus China die erſten und nicht romantiſch gefärbten Aufſchlüſſe
uber die chineſiſche Porzellanfabrikation hinterlaſſen hat.*)
Denn er erzählt in ſeinem Bericht, wie ſich ein chine=
ſrſcher
Kaufmann darüber luſtig machte, daß die Europäer
rus China nur Spat ausführten, um auch Porzellan herſtellen
ru können. Scherzend ſagte er: Ja, ja, ſie wollten einen Körper
erſtellen, deſſen Fleiſch ohne Knochen zuſammenhalten ſollte.
Zwiſchen aſiatiſchem und europäiſchem Porzellan beſtehen
jrun weſentliche technologiſche und künſtleriſche Unterſchiede. Bei
deem oſtaſiatiſchen Porzellan iſt der Kaolingehalt geringer, wäh=
nend
die Flußmittel, Feldſpat bzw. Glimmer, vorherrſchen, ſeine
völlig transparente Glaſur iſt ſtark kalkhaltig, weich, während
beim europäiſchen Porzellan die Kaolinmenge annähernd der von
Feldſpat und Quarz entſpricht und ſeine ſtahlharte Glaſur feld=
ſathaltig
iſt. So iſt das oſtaſiatiſche Porzellan wohl weicher und
empfindlicher als das europäiſche; aber da es in einer weit nied=
igeren
Temperatur gargebrannt werden kann, iſt die für eine
niedrigere Garbrandtemperatur ſich beſonders eignende chineſiſche
Scharffeuerfarbentechnik der des europäiſchen Porzellans durch=
aus
überlegen. Die Mannigfaltigkeit und koloriſtiſche Pracht der
Scharffeuerfarbentechniken, welche die chineſiſche Porzellankunſt
nusgebildet hat, wurde niemals von den europäiſchen Porzellan=
echnikern
erreicht.
Gegenüberſtellung
Der Maſſe von Ching=te=Chen
und der Berliner Servicemaſſe
Tonſubſtanz (Kaolin) . . 31,8 Tonſubſtanz (Kaolin) .. 55,0
FFeldſpat . . . . . . . . . . 19,4 Feldſpat.
... 22,5
Quarz.
r.. 30,8 Quarz
...... 22,5
Wlimmer rrzyr. . . 18,0

1000 100,0

Wir beſchränken uns nun auf eine kurze Schilderung der
Berſtellung des europäiſchen Porzellans unter gelegentlichen
Sinweiſen auf abweichende chineſiſche Verfahren.
Bei der Aufbereitung der Rohmaterialien muß wie bei der
ganzen Fabrikation äußerſte Reinlichkeit herrſchen. Das Kaolin
wie Porzellanerde, beziehen die Fabriken ſchon in geſchlämmtem, d.h.
gereinigtem Zuſtande aus den deutſchen und böhmiſchen Gruben.
Quarz und Feldſpatzx) von der gelegentlichen Verwendung
anderer Zuſätze ſehen wir hier ab müſſen erſt mahlfein zer=
leinert
werden. Das geſchieht auf ſog. Kollergängen und in
Trommelmühlen. Die Trommeln ſind wagrecht liegende, innen
nnit belgiſchen Silexſteinen, einer ſehr harten Quarzſorte, oder
anit Hartporzellan ausgelegte, ſich drehende Eiſenzylinder, in
Deren Hohlräumen zahlreiche durch die Umdrehung der Trom=
eneln
in Bewegung kommende Flintſteine das auf den Koller=
gängen
vorgemahlene Mahlgut bis zur größten Feinheit zer=
reiben
. Von den Trommeln kommt das Mahlgut von Spat und
Quarz in einen Quirlbottich, um hier mit Porzellanerde aufs
ſännigſte vermiſcht zu werden. Nach erfolgter Miſchung läßt man
wie dünnflüſſige Porzellanmaſſe in ein Baſſin laufen, wobei man
ſie durch ein feines Sieb und über einen ſtarken Magneten leitet,
ſum Unreinigkeiten und etwa noch vorhandenes metalliſches
Eiſen zurückzuhalten. Vom Baſſin aus wird der Maſſebrei in
Filterpreſſen gepumpt und unter einem Druck von 6 bis 10 Atmo=
ſphären
entwäſſert. Von der Filterpreſſe wandern die noch knet=
baren
Maſſekuchen mit einem Waſſergehalt von noch 30 Prozent
fin den Maſſekeller, wo ſie, wenn irgend möglich, einem längeren
FFäulnisprozeß, der ſie bildſamer macht, ausgeſetzt werden. Vor
Dder Verarbeitung muß die Porzellanmaſſe auf der Maſſeſchlag=
rmaſchine
noch einmal gehörig durchgeknetet werden, damit alle Luft=
lbläschen
, die im Glattbrande aufplatzen könnten, aus ihr entfernt
twerden. Die Geſtaltung der Maſſe geſchieht in der Dreherei durch
Drehen, Formen, Gießen und Stanzen, dem ein knetbarer, flüſſi=
ger
und pulveriger Zuſtand der Maſſe entſpricht. Freihändiges
Drehen wird immer ſeltener. Für das Formen und Gießen braucht
iman Gipsformen, für das Stanzen beſonders der elektrotech=
niſchen
Inſtallationsartikel Metallformen. Beſonders beliebt iſt
das Gießverfahren, das übrigens ſchon alt iſt und in den 80er
Jahren zu einem für die Geſchichte des Patentweſens recht inter=
eſſanten
Prozeß führte. Rezept einer Gießmaſſe: 700 Kilogramm
trockene Maſſe, 300 Kilogramm Waſſer, 1½ Kilogramm Zuſatz von
gelöſter Soda. Da die Gießmaſſe in die engſten Hohlräume ein=
dringt
, iſt der Guß auch von Gegenſtänden mit ausladenden Tei=
len
in einem Stück möglich. Die Gipsformen ſaugen begierig
Waſſer aus den Formlingen, ſo daß dieſe ſich nach einiger Zeit
leicht von der Gipswandung loslöſen laſſen. Nach dem Trocknen
wird der noch ſehr zerbrechliche Gegenſtand in Kapſeln einge=
ſchloſſen
, einem erſten Rotglutbrand von 700 bis 800 Grad Celſius
im mittleren Stockwerk der Brennöfen unterworfen. Dieſes ſo=
genannte
Verglühen, das ſchon Böttger von der Fayencefabrika=
tion
übernommen und in Meißen eingeführt hatte, bezweckt,
dem Scherben ſo viel Feſtigkeit zu geben, daß er, ohne
zu zerbrechen oder zu erweichen, durch das Glaſupbad
gezogen werden kann. Das oſtaſiatiſche Porzellan wird nicht
verglüht, da man hier die lufttrockenen Formlinge nicht durch ein
Glaſurbad ſchwenkt, ſondern die Glaſur ſchichtweiſe mit einem
durch einen feinmaſchigen Seidenlappen verſchloſſenen Blasrohr
aufbläſt oder mit einem Pinſel aufträgt. Durch das Verglühen
entweicht nicht nur das mechaniſch gebundene Waſſer der Maſſe,
ſondern auch das chemiſch gebundene des Kaolins; auch wird
*) Auf d’Entrecolles geht auch die Bezeichnung Kaolin (die Chineſen
nennen dieſen Ton pai=o oder o=tu) für Porzellanerge zurück; er leitet
in ſeinen oben erwähnten Briefen das Wort Kaolin ab von einem Berge
Kaoling, der Porzellanerde führen ſollte. Es iſt aber offenſicht=
lich
, wie auch aus chineſiſchen Quellen hervorgeht, daß dEntrecolles das
Kaolin, die Porzellanerde, mit dem Spat, dem Flußmittel, verwechſelt,
Nach ſeiner eingehenden Beſchreibung der Gewinnung und Aufbereitung
dieſer beiden, für die Porzellanfabrikation maßgebenden Rohſtoffe kann
das Kaolin nur der Spat, alſo das Flußmittel, dagegen Pe=tun=tse
( weißes Formſteinchen), das er fälſchlich für Spat angibt, nur die
Benennung der Porzellanerde mit Kaolin wird wohl nicht mehr ausrott=
bar
ſein.
*) Am reinſten finden ſich dieſe Mineralien in Skandinavien; doch
bietet ſich auch in den Pegmatitſanden Bayerns ein recht brauchbares
Matzerial dar, das gleichzeitig Feldſpat und Quarz enthält.

Menſchenſeele ſo ganz entlaubt
Menſchenſeele, die nicht mehr glaubt,
Glaube ans Schaffen!
Nicht zum Erraffen und zum Erringen,
Nicht um blutende Wunden zu ſchlagen,
Um zu erbauen die beſſere Welt,
Dazu, als Brüder den Brüdern geſellt,
Dienet der Arbeit!
Wildenbruch (1843 1909)

das Waſſer des rahmigen Glaſurbreies auf, während, ſich die Das Vorfeuer wird bis zur Rotglut, etwa 900 Grad Celſius, ge=
Oberfläche der Gegenſtände ablagern. Die Porzellanglaſur iſt im Celſius. Das richtige Beſchicken des Roſtes mit Kohle erfordert
weſentlichen aus denſelben Beſtandteilen wie die Maſſe zuſam= die größte Achtſamkeit. Während das Vorfeuer als reiner Oxy=

DARMSTADTER TAGBLATT HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

Vor dem Brand.
Nach
Abb. 1. Beispiel für das Schwinden des Porzellans.*)
enges Sieb 1600 Maſchen auf einen Quadratzentimeter
Kalkglaſur des oſtaſiatiſchen Porzellans, die zuweilen ſogar als ja auch den langverfehmten natürlichen grünlichen Schimmer des
zenteilen (z. B. Bambusrohr) hergeſtellt wird. Doch bevor die ver= des vollkommen entfärbten Kriſtallglaſes. Die fortſchreitende
glühten Gegenſtände durch das Glaſurbad gehen, müſſenſie noch ein=
mal
ſauber von Staub= und Flugaſcheteilchen des Verglühbrandes
gereinigt, verputzt und nachher beſonders die Stellen wieder von
der Glaſur befreit werden, die während des nun folgenden Glatt=
brennens
irgendwo auflagern, da ſonſt das Brenngut mit ſeiner
Unterlage durch die feuerflüſſige Glaſur untrennbar verkittet

Abb. 2.

Segerkegel mit verschiedenen Schmelzpunkten
vor dem Brand.

würde. Nach dem Glaſieren und Verputzen kommen die einzelnen
Stücke wieder in Kapſeln, um im unterſten Stockwerk des Brenn=
ofens
gar oder glatt gebrannt zu werden. Die runden Oefen, in
denen das Porzellan gebrannt wird, beſtehen zwei oder aus
drei übereinander liegenden Gewölben: der unterſte Gewölbe=
raum
dient zum Glattbrennen, der mittlere zum Verglühen, der
oberſte zum Brennen der aus Ton und Schamotte gemachten
Kapſeln. Im Ofen werden die Kapſeln mit ihrem ſo zarten In=

Abb. 3. Segerkegel der Abb. 2 nach dem Brand.
Der erste Segerkegel zeigt an, daß die Temperatur von 900 C
überschritten wurde.
halt bis zur Decke des Gewölbes in hohen Stößen aufeinander=
geſetzt
. Jeder Teller, jeder größere Gegenſtand erfordert eine be=
ſondere
Kapſel für ſich, da die Stücke im Glattfeuer ſonſt zu=
Vorzellanerde geweſen ſein. Aber die ſeit Jahrhunderten nun übliche ſammenbacken würden, wenn man ſie nicht ſondern würde. Wo
es aber nur irgendwie geht, ſucht man durch geſchickte Beifüllung
und beſondere Anordnung das Kapſelvolumen möglichſt auszu=

*) Die Aufnahme zur Abbildung entſtammt der Porzellanfabrik
Zeh, Scherzer u. Co, in Rohau.

nützen, da die Brennkoſten die Fabrikation am meiſten belaſten.
Verteilt ſich doch das Geſamtgewicht des Ofeneinſatzes auf durch=
ſchnittlich
70 Prozent Kapſeln und 30 Prozent Füllung mit Por=
zellan
. Zudem kann der verſügbare Brennraum infolge der
zwiſchen den einzelnen Kapſelſtößen für den Durchzug der Feuer=
gaſe
nötigen Zwiſchenräume nur bis zu 5560 Prozent aus=
genützt
werden. So hängt von der Gebrauchsfähigkeit der
Kapſeln und der richtigen Füllung nur zu oft die Rentabilität
einer Fabrik ab. Verziehen ſich z. B. die Kapſeln, ſo macht das
im Glattbrand erweichende Porzellan alle Bewegungen mit,
d. h. es verzieht ſich auch. Wer ahnt wohl, daß eine ſimple dünne
Kaffeetaſſe aus Porzellan geradezu geladen iſt mit der Tücke des
Objekts?. Verlangen ſolche Taſſen doch, daß ſie auf einer be=
ſonderen
Unterlage aus Porzellanmaſſe, einer ſog. Bumſe, ge=
brannt
werden, die ſich nicht verzieht und dieſelbe Schwindung
im Feuer, die beim Porzellan durchſchnittlich ein Siebentel be=
trägt
, durchmacht wie die Taſſen ſelbſt.
Das Schwierigſte aber der Porzellanfabrikation iſt das Bren=
durch
dieſen Vorbrand der Scherben ſo porös, daß der Poren= nen. Die Oefen haben in der Regel 6 bis 9 Schürſtellen, die ganz
raum bis zu 40 Prozent des Geſamtpolumens eines verglühten gleichmäßig mit Kohle beſchickt werden müſſen. Man unterſcheidet
Gegenſtandes ausmacht. Begierig ſaugt das verglühte Geſchirr, ein Vorfeuer (drei Fünftel der Brenndauer) und ein Scharffeuer.
mineraliſchen Beſtandteile der Glaſur als dünne Schicht auf der ſteigert, das Scharffeuer bis zur Weißglut von 1430 bis 1450 Grad
mengeſetzt, ſo daß Maſſe und Glaſur ſich im Garbrande innig dationsprozeß, d. h. unter reichlicher Luftzufuhr vor ſich gehen
miteinander verbinden. Nur ſind die Flußmittel, Spat und muß, zwiſchen den einzelnen Schüren alſo ein vollſtändiges Ab=
roſten
ſtattfindet, dürfen ſich während des Scharffeuers keine
Löcher im glühenden Kohlenbett bilden. Vor dem Uebergang
zum Scharffeuer wäſcht der erfahrene Praktiker den Ofen, d. h.
er gibt ihm durch entſprechende Feuerführung kurz vor dem
Einſetzen des ſog. Reduktionsfeuers Gelegenheit, ſich noch einmal
von allen etwa noch zurückgebliebenen ſchädlichen Deſtillations=
produkten
der Kohle, die ſich auf dem Brenngut niedergeſchlagen
haben, zu reinigen, bevor der Scherben zum Sintern (Schmelzen),
die Glaſur zum Schließen kommt. Von beginnender Rotglut an,
d. h. im Scharffeuer, muß nun der Brenner ſein ganzes Augen=
merk
darauf richten, daß er mit reduzierender Flamme d. h.
mit wenig Luftzufuhr brennt, damit die reduzierenden Feuergaſe
die das Brenngut gelb färbenden Eiſenverbindungen reduzieren
nach der Reaktionsgleichung Ee= O= (ſchädliches, das Porzellan
färbendes Eiſenoxyb) + C 0 (Kohlenoxyd, enthalten in den
reduzierenden Feuergaſen) 2Fe 0 (unſchädliches farbloſes
Eiſenoxydul) + CO= (entweichende Kohlenſäure). Böttger war
z. B. noch gar nicht Herr dieſer Feuerungstechnik. Sein Porzellan
war zu ſeinem großen Aerger meiſt gelb, mondig, wie der Tech=
niker
ſagt, weil er zu viel mit oxydierendem Feuer brannte. Von
der reinigenden Wirkung der reduzierenden Flamme auf die in der
Maſſe ja ſtets vorhandenen, wenn auch noch ſo geringen Metall=
beimengungen
wußte er noch nichts. Uebrigens ſei darauf hin=
gewieſen
, daß man in Sammlerkreiſen dieſe frühen Böttger=
porzellane
gerade wegen ihres warmen gelblichen Tones be=
Quarz, reicher gegenüber dem Kaolingehalt als bei der Maſſe, ſonders ſchätzt, wie auch heute beſonders amerikaniſche Kunden
Die Glaſur muß ſo fein gemahlen ſein, daß ſie noch durch ein ſehr ein eremegetöntes modernes Tafelgeſchirr einem wohl techno=
logiſch
einwandfrei hergeſtellten, aber zu kalt wirkenden blendend
geht. Erſt die Glaſur, ein im hohen Feuer des Glattbrandes weißen Produkt vorziehen. Dieſe Geſchmackswandlung deutet
verglaſender Silikatüberzug, gibt dem Porzellan ſeinen unver= vielleicht darauf hin, daß man in Zukunft nicht ſo ſehr nach rein
gleichlichen feſtlichen Hochglanz. Die Feldſpat=Glafur des euro= technologiſchen, ſondern auch wieder mehr nach künſtleriſchen Ge=
päiſchen
Porzellans iſt ſtahlhart im Gegenſatz zu der weichen ſichtspunkten das Gebrauchsporzellan beurteilen wird, wie man
eine frittenartig vorgebrannte Miſchung aus Kalkſtein und Pflan= Glaſes wieder ſchätzen lernt gegenüber der körperloſen Leere‟
Temperatur im Ofen kann genau durch ſog. Segerkegel feſtgeſtellt
werden, d. h. durch ſyſtematiſch zuſammengeſetzte, an Schmelz=
barkeit
von Kegel 0 22 590 Grad Celſius bis Kegel 36 1850
Grad Celſius ſtändig abnehmende pyramidenförmige Zeiger aus
porzellanähnlicher Maſſe, die je nach ihrer Zuſammenſetzung bei
einer beſtimmten Temperatur im Ofen erweichen und umſinken,
was der Brenner durch Schaulöcher im Ofen leicht beobachten
kann. Außerdem gibt es noch verſchieden konſtruierte Pyrometer,
welche die Höhe der Temperatur im Ofen anzeigen, wie auch dem
erfahrenen Brenner ſchon die Färbung der in einer offenen
Kapſel ſtehenden ſichtbaren Probetaſſen die jeweilige Hitze im Ofen
anzuzeigen vermag: Porzellan beginnt bei 500 Grad zu glühen,
wird bei 800 Grad dunkelrot, bei 1000 Grad kirſchrot, bei 1200
Grad weingelb, bei 1300 Grad weiß. Doch wird die ſtreng wiſſen=
ſchaftliche
Kontrolle der Brennführung immer mehr erkannt. In
modernen Betrieben arbeitet man heute mit genauen Meßinſtru=
menten
und legt auch auf dauernde Unterſuchung der Feuergaſe
durch Rauchanalyſen mehr und mehr Wery, was nicht nur für
den qualitativen Ausfall des Brenngutes, ſondern auch für die
ſparſame Auswertung des ſo teuren Brennmaterials von aus=
ſchlaggebender
Bedeutung noch werden dürfte. Nur durch ſolche
grundſätzlich in den Betrieben durchgeführte wiſſenſchaftliche Kon=
trolle
vermag in Zukunft die deutſche Porzellaninduſtrie den
immer heftiger werdenden Konkurrenzkampf mit dem Auslande
aufzunehmen. Seit einigen Jahren ſind auch ſog. Tunnelöfen im
Betrieb, die gegenüber den runden hochſtehenden Oefen, die nur
periodiſch brennen, auf Dauerbetrieb eingeſtellt ſind. Da ſie weitz
rationeller arbeiten, dürfte ihnen die Zukunft gehören. Die
Chineſen benützen auch heute noch recht primitive läng=
liche
Oefen, die wenig Brenngut faſſen, um aber die
Feuergaſe auszunützen, ſind ihre Oefen meiſt an einem
Hügel übereinander aufgeſtellt und durch Feuerzüge mit=
einander
verbunden. Die hohe Feuerkunſt der chineſiſchen Por=
zelliner
, die den Brennprozeß auch durch eingeſpritztes Waſſer
zu leiten verſtanden, kann man nicht genug bewundern, da es
ihnen gelang, trotz ſolchen primitiven, aber höchſt ſorgfältigen
Brennens in Maſſe und Glaſur gefärbte Edelerzeugniſſe herzu=
ſtellen
, deren reſtloſe Nachahmung ſelbſt unſerer wiſſenſchaftlich
doch ſo vorgeſchrittenen Technik noch keineswegs gelang. Die
Brenndauer des europäiſchen Porzellans beträgt bei einem Ofen
von etwa 60 bis 70 am Inhalt 24 bis 28 Stunden. Nach dem
Brennen kühlt der Ofen ab, um dann geöffnet und entleert zu
werden. Die nun glatt gebrannten Stücke werden aus den
Kapſeln herausgenommen und ſortiert. Von den Kapſeln etwa
abgeſprungene und anhaftende Sandteilchen werden in der Schlei=
ferei
abgeſchliffen. Endlich kommen die fertig gebrannten Er=
zeugniſſe
, Weißgut genannt, auf das Weißwarenlager.
Welche Konſtitution zeigt nun das Porzellan nach dem
Brande? Eine nicht nur rein wiſſenſchaftlich, ſondern auch tech=
nologiſch
wichtige Frage, die erſt in den letzten Jahren eine be=
friedigende
Antwort gefunden hat. Die alte Anſicht, Porzellan
ſei ein nur mechaniſches Gemenge von geſchmolzenem Feldſpat,
durch Waſſeraustritt erhärteter Tonſubſtanz und verändertem,
zum Teil geſchmolzenem Quarz, iſt heute nicht mehr haltbar. Es
iſt vielmehr einwandfrei nachgewieſen, daß im Kaolin, alſo in
der Tonſubſtanz der Porzellanmaſſe, bei einer Erhitzung über
1300 Grad Celſius eine Neubildung eintritt, indem ſich ein Teil
der Tonerde mit der entſprechenden Menge Kieſelſäure zu Silli=
manitkriſtallenX
) umbildet. Dieſe Sillimanitbildung entſteht durch
molekulare Veränderung der Tonſubſtanz (4140=X2Si0=F2H.0)
*) Sillimanit iſt ein in der Natur ſelten vorkommendes Tonerde=
ſilikat
, das ſich in der Porzellanmaſſe in der hohen Temperatur des Por=
zellanbrandes
künſtlich bildet.

[ ][  ][ ]

Nummer 6.

Technik der Gegenwart

Freitag, 11. Juni 1926.

in hohem Feuer, indem ſie ſich ſpaltet in ein kieſelſäurereicheres
amorphes und in ein tonerdereicheres Silicat, d. h. Sillimanit
(Al=O=XS1O=), ein Prozeß, der durch die Flußmittel der Porzel=
lanmaſſe
noch beſchleunigt wird. Und es iſt von beſonderer Wich=
tigkeit
beſonders für die elektrotechniſchen Porzellane, daß mit
ſteigender Temperatur dieſe Kriſtallbildung zunimmt, gleichzeitig
aber auch die Härte und Feſtigkeit, ſowie die chemiſche und elek=
triſche
Widerſtandsfähigkeit der Porzellanmaſſe geſteigert wird.
Sillimanit vermag noch Hitzgrade über 1850 Grad Celſius zu
ertragen und widerſteht der Auflöſung durch Flußſäure; das ſind
Eigenſchaften, die für die Induſtrie feuer= und ſäurefeſter Steine
aus hartgebrannter Porzellanmaſſe von größter Bedeutung ſind.
Bei Segerkegel 15 (1430 Grad Celſius) gebranntes Kaolin enthält
20 bis 30 Prozent Sillimanit, während in dem ſchon bei Seger=
kegel
8 bis 9 (1290 bis 1310 Grad Celſius) gar gebrannten oft=
aſiatiſchen
Porzellan kaum eine Sillimanitkriſtallbildung eintreten
dürfte. Dieſer Unterſchied in der molekularen Struktur der gar=
gebrannten
Maſſen iſt ſür die Verſchiedenheit der phyſikaliſchen
Eigenſchaften des aſiatiſchen und europäiſchen Porzellans aus=
ſchlaggebend
. An künſtleriſcher Veredelungsmöglichkeit iſt das
aſiatiſche ſillimanitfreie Weichporzellan dem europäiſchen entſchie=
den
überlegen, an hochwertiger techniſcher Eignung dagegen das
ſillimanithaltige europäiſche dem aſiatiſchen. A. Zoellner hat die=
ſer
Sillimanitbildung in der Porzellanmaſſe eingehende For=
ſchungen
gewidmet und ſie in ſeinem populär geſchriebenen Buch
Das Buch vom Porzellan in anſchaulicher Schilderung allge=
mein
verſtändlich gemacht. Der unter dem Feuer gehärtete Ton
ſtellt gleichſam ein Gerüſt dar, in das glasartig gelöſter Feldſpat
und Quarz hineinfließen. Dieſer Glasfluß füllt die Hohlräume
des Tongerüftes, wie Waſſer die Poren eines Schwammes füllt.
In den höchſten Graden des Brandes verſucht der feuerige Fluß
auch das Gerüſt ſelbſt anzugreifen und aufzulöſen. Doch in der
höchſten Glut, wenn ſcheinbar das Tongerüſt zuſammenzuſinken
droht, bilden ſich in der zähflüſſigen Maſſe feine, nadelförmige
Kriſtalle. Sie verflechten ſich wie Filz ineinander, die vor dem
Zuſammenbruch im letzten Moment das Gebäude ſtützen und vor
dem Einſturz bewahren."
Von hoher Bedeutung wurde das Hartporzellan in den letzten
Jahrzehnten für die Elektrotechnik. Es iſt noch nicht gelungen,
die Hochſpannungsiſolatoren aus Porzellan durch einen anderen
Stoff zu erſetzen; denn das Porzellan iſt nicht nur den elektriſchen,
ſondern auch den mechaniſchen und thermiſchen Beanſpruchungen
einer Hochſpannungsleitung gewachſen: es vermag Spannungen
bis zu 200 000 Volt zu iſolieren, den Zug und die Torſion der
Leitungen auszuhalten und ſtarke Gegenſätze von Hitze und Kälte
zu ertragen, ohne zu zerſpringen. Bedingung ſolcher Eigenſchaften
iſt aber eine durchaus homogen gebrannte Maſſe mit reichlich
Sillimanit. Mit der elektrotechniſchen Brauchbarkeit des Porzel=
lans
wächſt übrigens auch ſeine Schallgeſchwindigkeit, die im all=
gemeinen
zwiſchen 4900 und 5200 Meterſekunden liegt, bei ſchlech=
tem
Porzellan aber bis zu 3600 Meterſekunden ſinkt.
Das Weißgut kann noch durch Bemalung auf doppelte Art
veredelt werden: durch Scharffeuerfarben= und Muffelfarben=
malerei
. Die Scharffeuerfarbentechnik des europäiſchen Porzel=
lans
verfügt nur über eine beſchränkte Farbenſkala, da nur wenige
färbende Metalloxyde das Scharffeuer, d. h. die hohe Temperatur
im Glattbrennofen, auszuhalten vermögen: Kobaltblau, Chrom=
grün
, Titangelb, Platingrau, Eiſen= und Manganbraun, Uran=
ſchwarz
. Mit dieſen Metalloxyden kann man entweder Maſſe oder
Glaſur färben oder auf den verglühten, noch unglaſierten Scher=
ben
malen. Solche Scharffeuerfarbenmalerei hat den Vorzug un=
beſchränkter
Haltbarkeit, da ja die Farben unter der ſchützenden
Glaſur liegen. Unbeſchränkt iſt dagegen die Palette der Muffel=
farbenmalerei
, die man auch Aufglaſurmalerei nennen kann, da
die Farben auf die ſchon gebrannte Glaſur aufgetragen werden.
Die mit Flußmitteln verriebenen Aufglaſurfarben müſſen noch
einmal in einem beſonderen Ofen, der Muffel, bei niedriger Tem=
peratur
(700 bis 800 Grad Celſius) auf die Glaſur aufgeſchmolzen
werden. Die Muffelfarbenmalerei des aſiatiſchen Porzellans zeich=
net
ſich vor der europäiſchen dadurch aus, daß ſie ſich richtiger
Emails, d. h. farbiger Glasflüſſe, bedient, in denen die färbenden
Metalloxyde völlig aufgelöſt ſind; das verleiht dieſen Farben, die
ſich innig mit der Glaſur verbinden, jenes feurige edelſteingleiche
Leuchten und Schimmern, wie es die europäiſche Muffelfarben=
technik
niemals erreichte. Die für den Export viel verwendeten
Lüſterfarben ſind Löfangen von Metallreſinaten (Harzſeifen).
Während Böttger wie überhaupt die Porzellantechnik des
18. Jahrhunderts mit der Scharffeuerfarbenmalerei wegen der
hohen Garbrandtemperatur wenig Erfolg hatte, gelang ihm ſchon
eine wahrſcheinlich aus Knallgold hergeſtellte Lüſterfarbe, die
ſogenannte Perlmutterglaſur, deren er ſich beſonders rühmte.
Die einſt ſehr geſchätzten Kriſtallglaſuren verdanken ihre Ent=
ſtehung
der Wiſſenſchaft des Chemikers und einer beſonders ge=
ſchickten
Feuerleitung: aus überſätvgten feuerflüſſigen Löſungen,
Zinkſilikaten und titanſauren Salzen, ſcheiden ſich beim Erkalten
Kriſtalle in der amorphen Glaſur aus. Eine große Rolle ſpielen
ſchon ſeit Jahren in der Porzellandekoration die Vervielfälti=
gungsverfahren
, beſonders der lithographiſche Umdruck, der künſt=
leriſch
aber ſehr im Argen liegt und weſentlich zur Verkitſchung
und Entartung der Porzellanmalerei beigetragen hat.
Um die Dekorationsfähigkeit des europäiſchen Porzellans
gleich dem aſiatiſchen mit ſeiner niedrigen Garbrandtemperatur
zu erhöhen, ſtellte der Keramiker Seger im Anfang der 80er Jahre
das nach ihm benannte Segerporzellan her aus denſelben Be=
ſtandteilen
des Hartporzellans, nur daß die Flußmittel über=
wiegen
: Tonſubſtanz 25 Prozent, Spat 30 Prozent, Quarz 45 Pro=
zent
. Das Segerporzellan iſt gleich dem aſiatiſchen ein Weich=
porzellan
, das ſchon wie das aſiatiſche bei Segerkegel 8 bis 10
(1290 bis 1330 Grad Celſius) erweicht, d. h. gargebrannt wird.
So gelang es Seger zuerſt, die prachtvollen Kupferoxydglaſuren,
die ſog. Transmutationsglaſuren (yao=pien) des chineſiſchen Por=
zellans
, die unter dem Kaiſer Yung=Cheng (17231735)
ſo beliebt waren, befonders die hochgeſchätzte rouge sang de boeuf=
Glaſur und zahlreiche andere chineſiſche Scharffeuertechniken nach=
zuahmen
, wenn auch nicht in der herrlichen Entfaltung der Far=
benpracht
der chineſiſchen Vorbilder. Das Segerporzellan iſt aus=
ſchließlich
Kunſtporzellan; es verträgt keinen ſchnellen Temperatur=
wechſel
und iſt auch empfindlicher gegen Druck und Stoß als
das Hartporzellan. Doch iſt man zurzeit eifrig daran, ein Por=
zellan
von hoher Qualität und Transparenz herzuſtellen, das
man ſchon unter Segerkegel 12 garbrennen kann. Die Bedeutung
ſolcher Verſuche liegt auf der Hand; das Ziel iſt die Einſparung
von Brennſtoffen und die größere künſtleriſche Veredelungs=
möglichkeit
. Das ſogenannte Fritten= und Knochenporzellan, in
deren mit blei= bzw. borſäurehaltigen Glaſuren überſchmolzene
Maſſen künſtliche Flußmittel, ſogen. Fritten oder Knochenaſche
eingeführt werden, ſcheiden für unſere Darſtellung aus.
Wenn heute die deutſche Porzellaninduſtrie führend in der Welt
geworden iſt, ſo verdankt ſie es den unabläſſigen empiriſchen
Verſuchen der ſtaatlichen und privaten Betriebe, der dauernden
Befruchtung mit den wiſſenſchaftlichen Ergebniſſen der Labora=
torien
*k) und der künſtleriſchen Geſtaltung, die einſt unter Kändler
und Herold in Meißen, unter Buſtelli in Nymphenburg ihren
Höhepunkt erreichte. Der heftige Konkurrenzkampf in der heutigen
Porzellaninduſtrie hat große Aehnlichkeit mit der wirtſchaftlichen
Lage der Porzellanfabrikanten in Ching=te=Chen im 18. Jahr=
hundert
. Aus jener Zeit erzählt uns d’Entrecolles, wie auf
einen Porzellanmacher, der Glück hätte, hundert andere kämen,
die verarmen, wie jene Fabrikanten, die den mannigfachen Wün=
ſchen
nicht gerecht werden könnten, zugrunde gingen. Es iſt die
Lage von heute. Nur einem Betrieb, in dem ſtraffe kaufmänniſche

*) Seger, Heinecke, Hecht, Pukall, Burdel, Heubach, Endell,
Rieke, Gary, Singer, Barta, Zoellner, Bauer, Harkort haben be=
wieſen
, daß die Arbeit des Wiſſenſchaftlers nicht Leerlauf war,

Organiſation, reſtloſe Ausnützung aller durch Technik und Chemie
dargebotenen wiſſenſchaftlichen Hilfsmittel und ſtreng diſzipli=
nierter
lünſtleriſcher Geiſt reibungslos zuſammenwirken, ge=
hört
die Zukunft.
Von neuerer Literatur über aſiatiſches und europäiſches Por=
zellan
empfehlen wir:
F. Singer: Die Keramik im Dienſte von Induſtrie und Wirt=
ſchaft
. Verlag Vieweg u. Sohn=Braunſchweig 1923. Ein wiſ=
ſenſchaftlich
auf der Höhe ſtehendes technologiſches Handbuch
der Keramik.
Zimmermann: Chineſiſches Porzellan. Text= und Tafelband.
2. Aufl. Verl. Klinkhardt u. Biermann=Leipzig 1923. Der
Verfaſſer, der langjährige Leiter der Porzellanſammlung in
Dresden, wohl am innigſten vertraut mit dem ſo problemati=
ſchen
Werdegang des chineſiſchen Porzellans, gibt in dieſem
Standardwerk eine ins Einzelne gehende Geſchichte der geſam=
ten
chineſiſchen Keramik.
R. Schmidt: Chineſiſche Keramik von der Hanzeit bis zum
19. Jahrhundert. Frankfurter Verlagsanſtalt 1924. Dieſes mit
Tafeln aufs reichſte ausgeſtattete Buch, das literariſche Ergeb=
nis
der ſo aufſchlußreichen Ausſtellung chineſiſcher Keramik im
Frankfurter Kunſtgewerbemuſeum im Jahre 1923, bietet einen
meiſterhaft zuſammengefaßten Ueberblick über dieſes ſo ver=
äſtelte
Gebiet des chineſiſchen Kunſtgewerbes.
W. Bondy: Kang=Hſi. Verl. Buchenau u. Reichert=München
1923. Eine durch ein ausgewähltes Abbildungsmaterial aus=
gezeichnete
Spezialſtudie, die auch wichtige techniſche Fragen
behandelt.
R. Schmidt: Das Porzellan als Kunſtwerk und Kulturſpiegel.
Verl. Bruckmann=München 1925. Die erſte und gleich auf An=
hieb
vortreffliche Kulturgeſchichte des Porzellans.
A. Zoellner: Das Buch vom Porzellan. Verl. Klinkhardt u.
Biermann=Leipzig. Unterhaltende äſthetiſche Plaudereien
eines erfahrenen Technologen über das Porzellan.
O. Pelka: Keramik der Neuzeit. Klinkhardt und Biermann=
Leipzig 1925. Erſchöpfende, reich illuſtrierte Ueberſicht über den
künſtleriſchen Stand der modernen Keramik.
Zimmermann: Meißner Porzellan. Verl. K. W. Hierſe=
mann
1926. Die beſte zuſammenfaſſende Arbeit über Meißner
Porzellan, die endlich die umfangreichen teuren Spezialwerke
erſetzt.

Fliegertechnik
Von
Ing. Fr. Scheuermann-Frankenthal
Das Flugzeug iſt uns im Kriege und in den daraufſolgenden
Jahren zu einer gewohnten Erſcheinung geworden, nach der die
meiſten Menſchen nur ſelten noch hinaufſehen. Jedoch wiſſen
eigentlich die wenigſten etwas vom Fliegen. Ganz abgeſehen
davon, wie es kommt, daß eine Maſchine, die ſchwerer als die
Luft iſt, überhaupt fliegen kann, ſei einiges Fliegertechniſches und
Fliegerpſychologiſches hier wiedergegeben, das von größerem
Intereſſe für den Laien ſein dürfte.
Zunächſt wollen wir Start und Landung etwas näher be=
trachten
. Daß es wirklich ewas anderes iſt, ob man in einem
bequemen Verkehrsflugzeug als Paſſagier ſich faſt unmerklich vom
Boden löſt und auf einmal fliegt, oder ob man ſelbſt das Steuer
in der Hand hat und die Maſchine vom Boden abheben ſoll,
davon wird uns ein kurzer Verſuch ſchnell belehren.
Der Vorgang iſt ungefähr folgender: Zuerſt überzeugt ſich
der Flugzeugführer, ob alles Aeußerliche am Flugzeug in Ord=
nug
iſt. Dann findet die Motorprobe ſtatt. Zu dieſem Zwecke

ſie dann gleich wieder in horizontale Lage, zieht ſie dann wieder
hoch uſw. Nach einem ſauberen Treppenſtart ſitzt dann dem
Fahrgaſt der Magen zu einem Klumpen geballt irgendwo im Ge=
därm
. Nach einem gbücklichen Treppenſtart wird dann dem Erſt=
mals
=Fliegenden alles Intereſſante gezeigt, wobei gewöhnlich der
Führer jedesmal freundlicherweiſe ſteil drückte. In einer Höhe
von 3000 Metern angekommen wird dann ein hübſcher Korcken=
zieher
beſchrieben, um bequem und ſchnell herunterzukommen.
Hierbei dreht man bei halbem Gas den inneren Flügel um einen
feſten Punkt auf der Erde. Dieſe Art der Landung iſt ziemlich
harmlos, wenn man nicht gerade nach dem äußeren Flügel ſieht.
Am häufigſten ſieht man jedoch die Flieger im Gleitflug
landen. Auch hierbei will einiges beachtet werden. Mit dem
Wind landet wohl ſelten einer, denn hierbei bekomt er eine zu
große Geſchwindigkeit und daher eine zu große Landebahn. Nach=

Bild 3. Landung.
werden zunächſt Klötze vor die Laufräder gelegt, um ein Weg=
rollen
der Maſchine zu bevhindern. Während die älteren Motore
mittels Propeller angeburbelt wurden, werden dieſe neuerdings
auch mittels elektriſchen Anlaſſers in Betrieb geſetzt. Nachdem
der Motor mit voller Umdrehungszahl auf ſeine Betviebsfähigkeit
geprüft iſt, wird die Maſchine gegen den Wind geſtellt. Warum
üblicherweiſe das Flugzeug gegen den Wind aufgeſtellt wird,
erklärt wohl am leichteſten der Hinweis auf das Drachenſteigen
in unſerer Jugendzeit. Man läßt nun die Maſchine mit Voll=
gas
anrollen, gibt etwas Tiefenſteuer, damit ſich der Schwanz von

Bild 2. Looping‟.
dem der Flieger ſich alſo am Rauch der Fabrikſchornſteine oder
am Landefeuer überzeugt hat, daß er gegen den Wind herunter=
kommt
, nimmt er langſam Gas weg und gibt gleichzeitig ſoviel
Tiefenſteuer, daß die Maſchine nicht wegſackt. Mit dem leichten
Rauſchen des Propellers in einem flimernden Kreiſe nähert er
ſich in flachem Gleiten dem Landekreuz. Ungefähr in Häuſer=
höhe
kurz vor dem Platze nimmt er das Gas ganz weg und nähert
ſich raſch dem Boden und zugleich dem kritiſchen Moment, das iſt
der Augenblick des Aufſetzens der Maſchine auf dem Boden. Das
Abfangen iſt ganz Gefühlsſache. Der Flieger zieht langſam
das Höhenſteuer an; durch das Größerwerden des Winkels, den
die Tragflächen mit der Horizontalen bilden, tritt eine Brems=
wirkung
ein, die Maſchine verlangſamt die Fahrt und ſetzt zuerſt
mit den Rädern und dann mit dem Sporn auf der Erde auf.
Noch ein Rollen von einigen Metern auf der Erde, und das kleine
Kunſtſtück iſt vollbracht. Bei unebenem Boden und Böen iſt es
oft nicht zu vermeiden, daß die Maſchine mehrmals hintereinan=
der
auf die Erde aufſetzt, einen Sprung macht und wieder auf=
ſtößt
. Setzt die Flugmaſchine zu ſteil auf, ſo kann es vorkommen,
daß ſie ſich auf den Kopf ſtellt und ganz überſchlägt, wobei es
natürlich ſehr ſelten ohne Bruch abgeht."
Im Hinblick auf die in der Luft wenig behinderte Auswir=
kung
der Zentrifugalkraft iſt es daher ſehr verſtändlich, daß man
immer in der Kurve ziehen muß oder drücken und droſſeln,
da hierdurch die Tragfläche vergrößert wird und daduich der Luft
einen größeren Widerſtand bietet.
Ein kleines Künſtlerſtück, dem man immer mit einem gewiſſen
Nervenreiz zuſehen kann, iſt das ſogenannte Looping ein Nach=
Rückwärts=Ueberſchlagen, das viel gefährlicher ausſieht, als es
ſein nuag. Ein Flieger enhlärte es mir mit folgenden Worten:
Zuerſt drückt man die Maſchine bis auf 1600 Touren. Dann
zieht man langſam Höhenſteuer und nimmt Gas weg. Alles
andere geht von ſelbſt. Es muß ein eigenartiges Gefühl ſein,
auf einmal über ſeinem Kopfe die Erde zu haben und unter ſich
Himmel und Sonne; wenn der
Magen nach unten wegwill und
alle Gedärme ſich zuſammenpreſ=
ſen
und Karuſſel ſpielen. In
beträchtlicher Höhe iſt bei einem
Looping nicht viel zu befürch=
ten
, da bei einem Abrutſchen ge=
gebenenfalls
die Maſchine wieder
aufgefangen werden kann; anders
jedoch, wenn, wie es bei Schau=
flügen
oft zu beobachten iſt, die
Loopings in geringer Höhe von
nicht einmal 50 Metern über der
Erde gedreht werden. Sehr inter=
eſſant
iſt bei ſolchen Veranſtaltungen auch die Jagd der Flug=
zeuge
auf losgelaſſene kleine Kinderballons. Hierbei ſteigt eine
größere Anzahl von Flugzeugen auf, und der Flieger wird Sie=
ger
, dem es gelingt, den aufgelaſſenen Ballon mit ſeinem Pro=
peller
zu vernichten. Hietbei wird wohl immer die Frage auf=
geworfen
, ob denn keine Zuſamenſtöße zu befürchten ſind. Bis
heute hat man noch nichts von einem derartigen Zuſam=
menſtoß
gehört. Wenn ſolche vorkommen, dann geſchieht das
weiſtens bei Start oder Landung, wobei das Ausweichen er=
ſchwert
iſt. In der Luft iſt wirklich viel Platz. Ein kleiner Ruck
am Höhenſteuer, und das Flugzeug ſchnellt 50 Meter in die Höhe.

Basel 1926.

Bild 1. Korkenzieher.
der Erde ablöſt. Hat das Flugzeug die erforderliche Geſchwindig=
keit
erreicht, dann zieht man langfam das Höhenſteuer an und die
Maſchine verläßt den Boden, ſie fliegt. Das hört ſich zwar ganz
gemütlich an, aber die Praxis wird den Neuling raſch belehren,
daß der Start mindeſtens ebenſoviel Umſicht und Können erfor=
dert
, wie die Landung.
Eine Unart beſonders unſerer Kriegsflieger war der Trep=
penſtart
, der gerne angewendet wurde, wenn irgend ein Herr
vom hohen Stabe oder von der Etappe einmal gerne fliegen
wollte. Hierbei wird die Maſchine ſcharf angezogen, man drückt

Die internationale Ausstellung für Binnenschiffahrt
und Wasserkraftnutzung Basel 1. Juli bis 15. Sept. 1926.
Von
Dipl.=Ing. Kreh, Mainz.
Der fuichtbare Kampf, den die aſſoziierten und alliierten
Mächte während des Weltkrieges um die Meerenge von Galli=
poli
ausfochten und die Schaffung eines polniſchen Korridors in
deutſchem Gebiet, ſind traurige Zeichen dafür, welche Bedeutung
die Völker dem freien Zugang zum Meere beimeſſen. Die von
jeher in allen Friedensfragen führende Schweiz hat gleiche Be=
ſtrebungen
, die ſie aber auf friedlichem Weg durch Schaffung
leiſtungsfähiger Waſſerſtraßen zu erreichen ſucht. Von Genf aus
durch Schiffbarmachung der Rhone, vom Süden der Schweiz aus
durch den ſchiffbaren Ausbau des Pos und des Teſſins ſoll der
Anſchluß an das Mittelmeer und durch die Regulierung des
Rheins bis Baſel ſoll der Anſchluß an die Nordſee erwirkt wer=
den
. Der von der Schweiz vorgelegte Entwurf zur Regulierung
des Rheins von Straßburg bis Baſel iſt von der Internationalen
Rheinzentralkommiſſion genehmigt worden. Die Verhandlungen
mit den Rheinuferſtaaten werden eben aufgenommen, die neuen
Hafenanlagen St. Johann und Kleinhüningen ſind in wenigen
Wochen fertiggeſtellt. Es war zweifellos ein glücklicher Gedanke,
wenn die Stadt Baſel in dieſem Zeitpunkt die Initiative zu
einer großen Internationalen Schau auf dem Gebiete der Bin=
nen
=Schiffahrt und der Waſſerkraftnutzung ergriff.
Der ergangene Ruf hat einen ſtarken Widerhall in der
Kulturwelt gefunden Unter dem Ehrenpräſidium des Präſiden=
ten
der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaften hat die Ausſtellung
dadurch einen offiziellen Charakter bekommen, daß bis jetzt elf
Regierungen (Belgien, Deutſchland, Holland, Italien, Oeſterreich,
Polen, Schweiz, Spanien, Tſchechoflowakei, Ungarn und verſchie=
dene
Departements der Vereinigten Staaten) ihre Mitwirkung zu=

[ ][  ][ ]

Freitag, 11. Juni 1926.

Technik der Gegenwart

Nummer 6.

enagt haben. Mit anderen Regierungen (Großbritannien,
ſu goſlawien, Kanada, Norwegen und Schweden) ſind noch Ver=
nuidlung
im Gange, vielleicht heute auch ſchon abgeſchloſſen.
toben dieſen ofſiziellen Beteiligungew haben ſich Privatausſtel=
1 aus 16 Ländern gemeldet. Welchen Wert man in der Inter=
af
=ionalen Welt der Ausſtellung beimißt, geht auch daraus her=
daß
der Völkerbund durch ſeine Verkehrs= und Tranſitkom=
aſſſion
und durch das Internationale Arbeitsamt die Ausſtel=
ung
beſchicken läßt.
Was die Schau ſelbſt bietet, kann vor ihrer Eröffnung nur
nSeutungsweiſe zum Ausdruck gebracht werden. In 53 Fach=
rmppen
gegliedert, umfaßt ſie alle Hauptgebiete der Binnenſchiff=
anrt
und Waſſerkraftwutzung. Außer allgemeinen Gebieten wie
in twicklung, Statiſtik, Geſetzgebung, Verſicherung und Organiſa=
ſio
, werden in erſter Linie ganze Anlagen wie Bauten, Regulie=
urigen
, Kraftwerke, Stauanlagen, uſw. aber auch Einzelheiten
2 Binnenfahrzeuge, Maſchinen, Ausrüſtungsgegenſtände uſw.,
u Schau geſtellt. Soweit die Gegenſtände nicht transportabel
n7d, werden Pläne, Modelle, und Lichtbilder das Anſchauungs=
Unmterial liefern. Die Stadt Baſel wird, wie bereits eingangs
uggedeutet, in der glücklichen Lage ſein, als größte Ausſtellungs=
agenſtände
ihre gerade eben nach dem neueſten Stand der Tech=
fertiggeſtellten
Hafenanlagen vorzuführen. Die Anlagen ſind
o bemeſſen, daß bis zu anderthalb Millionen Tonnen im Jahre
harwältigt werden können. Die geſamten Kailängen betragen
ilger zwei Kilometer, die Getreideſpeicher faſſen rund 20000 To.
streide, ein Brikettſchuppen 10 000 Tonnen; pneumatiſche Ge=
r
ideumſchlagvorrichtungen und 19 Kranen befördern den Ver=
eer
. Auf dem größten Getreideſpeicher iſt eine ſlache Dachter=
a
ſe 50 Meter über dem Rheinſpiegel vorhanden, die mit einem
eFt erreichbar, eine wunderbare Ausſicht über die geſamte Hafen=
mllage
gewährt. Sie wird den Ausſtellungsbeſuchern ſtändig zu=
gangig
ſein. Der Fremdenſtrom, den die Ausſtellung anlocken
vrd, findet in nächſter Nähe der Ausſtellungsſtadt eine große
ſeihe der intereſſanteſten Waſſerkraftanlagen, die auf eintägigen
Eiskurſionen zu erreichen ſind.
Vom 31. Auguſt bis zum 12. September wird die Weltkraft=
aniferenz
, die 1924 in London zuſammen kam, ihre erſte Sonder=
asung
in Baſel abhalten. Aus allen Teilen der Kulturwelt
rerden dadurch bedeutende Perſönlichkeiten aus Technik und
Mirtſchaft zur Ausſtellung zuſammenſtrömen und ſo den inter=
itionalen
Charakter und die Bedeutung der Schau erhöhen. Die
Frrropäiſche Lehrfilmkonferenz und weitere 40 Kongreſſe und
Tmgungen werden vorausſichtlich während der Tagung in Baſel
üf ſommentreten.
Die letzte Sonderſchau von größerer Bedeutung auf dem
geichen Gebiet der Technik war die Ausſtellung von Waſſerſtra=
ßin
und Energiewirtſchaft in München 1921. Dieſe gab den
ärßeren Auftakt zu den Beſtrebungen Bayerns beim Ausbau ſei=
ſnr
Waſſerkräfte. Es ſteht zu erwarten, daß auch die Schweiz
darch die Ausſtellung in ihren Beſtrebungen zur friedlichen Er=
o
erung der Weltmeere eine erhebliche Förderung dadurch erfah=
rm
wird, daß die einflußreichen Kreiſe der Nachbarländer den
EUllturllen Wert der geplanten Anlagen, nicht allein zum eigenen
Yrutzen, erfaſſen.
Haustechnische
Neuheiten.
Von
Dipl.=Ing. K. Ruegg, Berlin=Steglitz.
Diie Verwendung des Ozons in den Wäscherelen.
Ueber den Einfluß der üblichen Bleichverfahren auf die
Haltbarkeit der Wäſcheſtücke ſind in der letzten Zeit eine Reihe
wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen ausgeführt worden, die zum
Deil zu Ergebniſſen führten, welche für die Hausfrau wichtig
fard. Bekannt iſt, daß die Verwendung chlorkalkhaltiger =
ſangen
ſchädigend auf die Gewebefaſer einwirkt; ſelbſt die unter
fuchkundiger Aufſicht ausgeführte Chlorbleiche, bei der die Wäſche
teit gewäſſert und alles freie Chlor durch Verwendung von
C egenmitteln zum Verſchwinden gebracht wird, iſt von zerſtö=
nender
Wirkung. So konnte Prof. Herrmann vom Material=
trüfungsamt
in Lichterfelde nachweiſen, daß nach fünfundzwan=
zigmaligem
Waſchen under ſachgemäßer Verwendung von Chlor=
tulk
die Stoffe 60 Prozent ihrer anfänglichen Feſtigkeit verloren
hatten. Auch die heute viel benutzten Waſſerſtoffſuperoxydbleich=

mittel beſitzen eine gewiſſe Gegnerſchaft, da ſich zeigen läßt, daß
ſie die Wäſche an allen jenen Stellen, an denen ſich Roſtflecken
oder andere eingelagerte Metallverbindungen befinden, nach
kurzer Zeit zerfreſſen. Ein Bleichverfahren, das allen anderen
überlegen iſt und ſich ſchnell einbürgert, iſt das ſogenannte Ozon=
verfahren
, das, wie der Name ſagt, in der Verwendung gasför=
migen
Ozons beſteht. Dieſes neue Verfahren hat ſein Vorbild
in der Natur: die allbekannte Raſenbleiche iſt eine Ozonbleiche.
Wird die gereinigte Wäſche auf dem grünen Raſen ausgebreitet
und bei Sonnenſchein von Zeit zu Zeit mit Waſſer begoſſen, ſo
bildet ſich Ozon, das ſtark bleichend wirkt, der Wäſche auch einen
angenehmen, friſchen Geruch verleiht und die Gewebefaſern
ſchont. Die Induſtrie liefert heute kleine Apparate, ſogenannte
Ozoniſatoren, welche auf billigem Wege ozonhaltige Luft erzeu=
gen
, die zum Bleichen, zu benutzen iſt. Eine Ozonbleichanlage,
die allen jenen Kunden= und Hotelwäſchereien zu empfehlen iſt,
die über elektriſche Energie verfügen, beſteht im weſentlichen aus
einem kleinen Luftkompreſſor, einem Transformator und den
Ozonerzeugungsröhren, aus denen die Ozonluft in die Waſch=
maſchine
abſtrömt.
Anschluß der elektrischen Hausklingein an ein
Gleichstromnetz.
Als vor etlichen Jahren die Induſtrie dazu überging, kleine
billige Transformatoren zu bauen, die die vorhandene Wechſel=
ſtromſpannung
auf wenige Volt herabminderten, ſo daß damit
Klingeln und andere Schwachſtromapparate betrieben werden
konnten, fanden dieſe Klingeltransformatoren raſch weide Ver=
breitung
; ihre Verwendung blieb aber naturgemäß auf Wechſel=
ſtromanlagen
beſchränkt. Nun iſt es neueſtens gelungen, auch
für Gleichſtromnetze ähnliche Apparate zu bauen, die in den
Stand ſetzen, Klingeln im Anſchluß an die Lichtleitung kurz=
ſchlußſicher
zu betreiben, und ſo den vielen Scherereien, welche
die Verwendung galvaniſcher Elemente nun einmal mit ſich
bringt, aus dem Wege zu gehen. Das weſentlichſte der neuen
Anordnung iſt eine ſogenannte Glimmlichtröhre, eine mit Neon=
gas
gefüllte elektriſche Lampe, i deren Innenraum ſich zwei
durch eine kleine Gasſtrecke getrennte Metallelektroden gegenüber=
ſtehen
. Wird dieſe Röhre durch Betätigung eines Druckbnopfes
an das Netz angeſchloſſen, ſo ſetzt Glimmentladung ein, die Röhre
beginnt pfirſiſchfarbig zu leuchten und vermindert zuſammen mit
einem Vorſchaltwiderſtand die Spannung auf den für den
Klingelbetrieb zuläſſigen Wert.
Unverbrennlichmachen von Holztellen.
Die unter Verwendung der Celluloſe=Lacke hergeſtellten
Ueberzüge und Films beſaßen lange Zeit den ſchwerwiegenden
Nachteil der leichten Entflammbarkeit. Es war daher ein be=
deutender
Fortſchritt als es gelang, ſogenannte Acetylcelluloſe=
oder
Cellon Lacke herzuſtellen, die dieſen Uebelſtand nicht mehr
zeigen. In der jüngſten Zeit wurde nun gefunden, daß dieſe
Cellon=Lack=Ueberzüge, die m der größten Hitze nur ſchwach
kohlen, ein gutes Mittel darſtellen, um Holzteile oder auch Ver=
packungsmaterialien
, Holzwolle oder Papier unverbrennlich zu
machen. Oeffentlich angeſtellte Verſuche zeitigten z. B. das in=
tereſſante
Ergebnis, daß eine mit Cellon=Lack imprägnierte
Eichenholztreppe einem ſtarken Feuer, in dem eine eiſerne Treppe
ſich bereits durchzubiegen begann, ſtandhielt und nur wenig an
Tragfähigkeit einbüßte. Die Acetylcelluloſe haftet anſcheinend
ſehr feſt auf dem Holz, veißt ſelbſt im Feuer nicht und hält den
Sauerſtoff der Luft, der zur Verbrennung unumgänglich not=
wendig
iſt, vom Holze fern.

KURZE MITTEILUNGEN
Fortſchritte im Eiſenbau. Der Verein deutfcher Eiſen= und Stahl=
induſtriellen
ſchreibt: In den letzten Monaten ſind wiederholt Nachrichten
üüber einen Stahl veröffentlicht worden, der die bislang für Bauzwecke
verwandten Stähle in ſeinen Eigenſchaften übertrifft. Die beſſeren Eigen=
ſchaften
dieſes Stahles, der von der Berliner A.=G. für Eiſengießerei und
Maſchinenfabrikation, vorm. J. C. Freund & Co. in einem ſogenannten
Boßhardt=Ofen hergeſtellt wurde und auch vielfach Freund=Stahl oder
Boßhardt=Stahl genannt wurde, ſollten auf das beſondere Herſtellungs=
verfahren
zurückzuführen ſein. Wie ſpäter bekannt wurde, enthält der
Stahl ein beſonderes Legierungselement, nämlich das Silizium, und die
Vermutung tauchte auf, daß die Verbeſſerung der Eigenſchaften nicht auf
das Herſtellungsverfahren, ſondern auf den Einfluß des Siliziums zu=
rückzuführen
iſt, denn Silizium=Stähle ſind durchaus nichts Un=
bekanntes
. Von den günſtigen Eigenſchaften, die das Silizium dem Stahl
verleiht, macht man z. B. in ausgedehntem Maße bei der Herſtellung von
Federſtählen uſw. Gebrauch.

Der Zeitſchrift Stahl und Eiſen entnehmen wir nun, daß dieſe
Frage von fachmänniſcher Seite einer eingehenden Prüfung unterzogen
worden iſt, indem einerſeits Stahl aus dem Boßhardt=Ofen der A.=G.
Freund, der nur verhältnismäßig kleine Stahlmengen zu erzeugen ge=
ſtattet
, unterſucht worden iſt, und andererſeits hierzu in Vergleich geſetzt
ſind Stähle, die auf mehreren Hüttenwerken in den üblichen Oefen er=
ſchmolzen
worden ſind. Die Ergebniſſe beſtätigen einerſeits die günſtigen
Erwartungen, die man an einen Stahl mit einem derartigen Silizium=
gehalt
ſtellen kann, anderſeits aber beweiſen ſie auch, daß es möglich iſt,
den Stahl mit den gleichen günſtigen Eigenſchaften auch im Großen in
den üblichen Oefen der großen Hüittenwerke herzuſtellen. Es iſt deshalb
anzunehmen, daß dieſer Stahl bald eine umfangreiche Verwendung für
alle Zwecke, bei denen eine Höherwertigkeit von Vorteil iſt, finden wird.
* Der fünſte internationale Straßenkongreß findet im September
dieſes Jahres in Mailand ſtatt. Die fortſchreitende Entwicklung des
Automobilverkehrs im Anfang dieſes Jahrhunderts führre dazu, daß im
Jahr 1908 in Paris ein erſter Internationaler Straßenkongreß zum
gegenſeitigen Austauſch der Erfahrungen abgehalten wurde. Auf dieſem
Kongreß erfolgte auch die Gründung des Internationalen Verbandes der
Straßenkongreſſe mit dem Sitz in Paris. Ihm gehören Staaten, Körper=
ſchaften
und Fachmänner der ganzen Welt an. Der zweite Kongreß fand
1910 in Brüſſel, der dritte 1913 in London ſtatt. Im Jahr 1923 fand der
vierte in Sevilla in Spanien ſtatt, an dem aber nur die Staaten des
Völkerbundes teilnahmen. Ob Deutſchland an dem diesjährigen Kongreß
teilnimmt, hängt von ſeiner Zugehörigkeit zum Völkerbund ab. Die
Schweiz hat aber einen Antrag eingebracht, wonach auch die Deutſche
Sprache zur offiziellen Sprache des Kongreſſe3 erklärt wird, ſo daß alle
Verhandlungsniederſchriften und Vorträge in deutſcher Sprache erſcheinen.
Einen ſehr großen Raum werden auf den diesjährigen Verhandlungen
die Automobilſtraßen einnehmen. In der Po=Ebene ſind ſchon verſchiedene
Straßen dieſer Art teils fertiggeſtellt, teils im Bau, ſo daß geeignetes
Studienmaterial in unmittelbarer Nähe zu Beſichtigungen Gelegenheit
geben wird. Das diesjährige Ergebnis der Verhandlungen wird allgemein.
mit großem Intereſſe erwartet werden, da der Austauſch der Erfahrun=
gen
allen Kulturſtaaten zweifellos erheblichen Gewinn für Wiſſenſchaft
und Praxis bringen wird.
* Ein Roſtſchutzmittel ganz neuer Art ſtellt Innox dar, das von
der Hugo, Chem. Geſellſchaft m. b. H., Gräfelfing=München, hergeſtellt
wird. Während die allgemein bekannten Roſtſchutzmittel verſuchen, den
Sauerſtoff der Luft durch Ueberdeckung des Eiſens mit einer Oelhaut
von dem zu ſchützenden Gegenſtand abzuhalten, bezweckt der nach einem
Verfahren von Dr. R. Eberhard=München hergeſtellte Roſtſchutzanſtrich
eine Umwandlung des Roſtes durch Entzug von Sauerſtoff. Es werden
hierbei Metallverbindungen in reduzierter Form chemiſch auf das Eiſen
niedergeſchlagen, die infolge ihres hohen Oxydierbeſtrebens dem Roſt den
Sauerſtoff entziehen und ſich ſelbſt zu Peroxyden umbilden. Dieſe ſind
unempfindlich gegen Sauerſtoff und Kohlenſäure und verhindern außer=
dem
durch ihr hohes Potential das Auftreten der Elektrolyſe. Die Metall=
verbindungen
(Wolfram, Molybdän) werden wie ein Farbenſtrich mit
dem Pinſel aufgetragen. Ein einmaliger Farbenſtrich mit deckender
Farbe, iſt zur Sicherung des Roſtſchutzmittels empfehlenswert, und dient
außerdem zur Schaffung einer ſchöneren Anſicht des Bauwerks.

NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Lebensfahrt eines deutſchen Erfinders, von Carl Benz. Erinnerungen
eines Achtzigjährigen. 1925. Verlegt bei Koehler und Amelung, Leip=
zig
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Wenn ein Achtzigjähriger von ſeinen Lebenserinnerungen ſchreibt,
dann muß das immer ein wertvoller Leſeſtoff ſein, da nichts ſo dem Leſer
vergangene Zeiten vor Augen ſtellen kann, wie die unmittelbare Schilde=
rung
. Ergreift nun gar ein Mann von ganz ſeltenem Erleben und Erfolg
wie Benz, der Schöpfer des erſten Kraftwagens, den Stift, dann muß
das Ergebnis ein ungemein packendes ſein. Bei den Glückwünſchen zum
80. Geburtstag ward dem Unermidlichen die Anregung gegeben, ſein
an Arbeit überreiches Lebensbild zur Aneiferung der Nachwelt zu ſchil=
dern
, und ſchon im nächſten Jahr lag ſein Werk im Druck fertig vor.
Der Jugend ein leuchtendes Vorbild von Ausdauer und Tatkraft. Es
muß ein unvergleichliches Gefühl für Benz geweſen ſein, anläßlich der
Eröffnung des deutſchen Muſeums in München auf der Korſofahrt
deutſcher Automobile ſeinen erſten Wagen im Zuge zu ſehen und ſelbſt
auf einem der erſten Wagen in der Reihe mitzufahren. Der Vater des
Automobils mit ſeinen erſten Kindern und den neueſten Erzeugniſſen,
darunter der Weltrekordwagen mit 229 Kilometer Stundenleiſtung, in
einer Reihe. Auch der Autofreund wird das Buch mit großem Genuſſe
leſen.

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Ing. Heinrich Butzer, der Inhaber der bekannten Dortmunder
Baufirma gleichen Namens, wurde zum Dr. Ing. e. h. ernannt.
Dir. Otto Klein, Eiſenwerk Wülfel, wurde zum Dr.=Ing. e. h.
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Bestand 4335 mit 4337 Geschäftsanteilen.
Das Geschäftsguthaben hat sich um Mk. 17 751.22 vermehrt;
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[ ][  ][ ]

Seite 12

Freitag, den 11. Juni 1926

Nummer 160

Sppth Spier und Tarnen.
Klaſſell: 1. Otto KleherFrankfurt a. M. auf Adler 2:43,3 Mi=
nuten
; 2. G. Stößer auf F. N. 3:45,4 Minuten.
Fußball.

Extrazua DarmſtadtFrankfurt?
Für das am Sonntag in Frankfurt ſtattfindende Fußballentſchei=
dungsſpiel
um die Deutſche Meiſterſchaft werden von ſeiten der Bahnver=
waltung
in entgegenkommender Weiſe Zugverſtärkungen oder gar Extra=
güge
eingelegt werden, vorausgeſetzt, daß die Beteiligung rentabel er=
ſcheint
. Die intereſſierten Sportvereine wollen daher ſofort telefo=
niſch
oder ſchriftlich dem Amt für Leibesübung Darmſtadt, Ausſtellungs=
haus
, Mathildenhöhe, mitteilen, wieviel ihrer Angehörigen eventuell
nach Frankfurt fahren werden; ferner, um welche Zeit eventuell die Hin=
und Rückfahrt angetreten werden möchte.
Motorſport.
VI. Baden=Badener Automobil=Wettbewerb.
Die Flachprüfung. Carraciola fährt die beſte Zeit des Rennens.
Der 6. Baden=Badener Automobil=Wettbewerb hat zwar nicht die
gute Beſetzung ſeiner Vorgänger gefunden, jedoch weiſt die Teilnehmer=
liſte
immerhin eine ganze Reihe bekannter Namen auf. Nach der Ab=
nahmeprüfung
am Dienstag abend, der ſich eine kurze Begrüßungsfeier
im Kurhaus anſchloß, begannen am Mittwoch morgen die ſportlichen
Prüfungen des Turniers. Die Teilnehwer an der
Flachprüfung
begaben ſich um 6 Uhr vormittags geſchloſſen zur Rennſtrecke Raſtatt
Ettlingen (4,9 Kilometer), wo um 8 Uhr der erſte Wagen ſtartete. Die
Rennſtreche war in beſter Verfaſſung und von überraſchend viel Schau=
luſtigen
und Sportfreunden umſäumt. Die Organiſation ließ keinen
Wunſch offen, der gebotene Sport war recht gut und ſchließlich hatte ſich
ſogar der in den letzten Tagen ſo tmibe Himmel aufgehellt.
Die beſte Zeit des Rennens fuhr Carraciola=Dresden auf Mercebes=
Kompreſſor; er legte die 4,9 Kilometer lange Strecke in 2: 07,1 Minuten
zurück und erreichte damit einen Stundendurchſchnitt von 139 Kilometern.
Die nächſtbeſte Leiſtung bot Kappler=Gernsbach auf Simſon=Supra mit
einem Stundendurchſchnitt von 115 Kilometern.
Dank der guten Organiſation und muſtergültigen Streckenüber=
wachung
blieben Zwiſchenfälle und ernſtere Unglücksfalle völlig aus.
Klaſſe VIl: 1. R. Carraciola=Dresden auf Mercedes=Kompreſſor
2:07,1 Minuten; 2. von Wentzel=Moſau=Moſſau auf Mercedes 2:17,3 Mi=
nuten
; 3. M. Bohnen=Berlin auf Adler 2:47,2 Minuten.
Klaſſe Vl: 1. Dr. Tigler=Mannheim auf Benz 2:43,4 Minuten;
2. Walb=Mannheim auf Benz 2:45,4 Minuten, 3. Graf zu Erbach=Erbach
auf Benz 2:56,3 Minuten.
Klaſſe V: 1. R. Fuld=Baden=Baden auf Steiger 2:35,3 Minuten.
(Nur ein Wagen durchs Ziel gegangen.)
Klaſſe TV: ausgefallen.
Klaſſe III: 1. Carl Kappler=Gernsbach auf Simſon=Supra
2:36 Minuten; 2. W. Brenner=Baden=Baden auf Original=Bugatti 2:47,1
Minuten; 3. G. Kimpel=Ludwigshafen auf Mercedes 2:54,1 Minuten.

Klaſſel: 1. Stumpff=Lekiſch=Mainz auf Hag=Caſtel 2:85,2 Minu=
ten
; 2. O. HofmannLeipzig auf Wanderer 3:17,4 Minuten.
Pferdeſport.
Die Frankfurter Sommer=Rennen.
Am kommenden Sonntag beginnt das auf drei Tage berechnete
Frankfurter Sommermeeting auf der Rennbahn in Niederrad, die augen=
blicklich
in vollem Schmuck der prächtigen Anlagen einen der angenehm=
ſten
Aufenthalte in Frankfurt bietet. Trotz aller anderen großen Sport=
ereigniſſe
werden dieſe Rennen nicht verfehlen, ihre Anziehungskraft auf
das Publikum auszuüben, insbeſondere, da ſie in ihren Ausſchreibungen
manches Neue bieten, das zur beſonderen Attraktion werden dürfte. So
die Offiziers=Rennen und Herrenreiten in Uniform, die am Donnerstag
vor ſich gehen. Die Nennungen für die drei Tage am Sonntag, den 13.,
Donnerstag, den 17. und Sonntag den 20. Juni, ſind ganz außerordent=
lich
gut ausgefallen, und was noch mehr für eine hervorragende Beteili=
gung
ſpricht, auch die Annahmen für die Ausgleichsrennen ſind derart
zahlreich, daß man daraus erſehen kann, mit welch ſtarker Streitmacht ſich
die Ställe aus dem ganzen Reich zu beteiligen gedenken. Heute ſchon
liegen von einer ganzen Reihe von Rennſtallbeſitzern und Trainern Dis=
poſitionen
vor. Beſonders zu erwähnen wären der Stall Opel mit 13
Pferden, Herr v. Moßner mit 12, die Ställe Matz mit 2, Buchmüller 3,
Görgenhuber 5, V. Seibert 6, Schütz 3, Thiel 1, Frick 5, Wortmann 3,
Cocter 2, und Hocker mit 2 Pferden. Hierzu werden jedenfalls die bis
heute noch nicht genau bekannten Dispoſitionen einer ganzen Reihe an=
derer
Ställe aus Berlin und dem Weſten kommen, die nicht nur zahl=
reiche
Meldungen abgegeben, ſondern auch Annahmen in den Ausgleichs=
rennen
vollzogen haben. Ferner die ſtarken am Platz befindlichen Ställe
der Trainer Mätzig und John.
Die Rennen des erſten Tages, am Sonntag, werden eingeleitet durch
eine Zweijährigenkonkurrenz, das Kinderrennen und das Auftreten des
jüngſten Jahrgangs wird nicht verfehlen, beſonderes Intereſſe zu er=
wechen
. Es folgt der Preis von Falkenſtein, ein Verkaufsrennen, das
35 Unterſchriften gefunden hat. Das erſte Jagdrennen iſt das Forſthaus=
Jagdrennen, in dem 19 Pferde ſtehen geblieben ſind, unter dieſen eine
recht gute Klaſſe. In den folgenden Ausgleichsrennen auf der Flachen,
dem Preis vom Odenwald, finden ſich noch 17 Pferde vor, im Preis
von Weſterberg ſind ſogar 31 Unterſchriften zuſammengekommen. Das
Grüneburg=Jagdrennen, das Hauptereignis über Sprünge, vereinigt 17
Unterſchriften und der abſchließende Preis von Frauenhof hat ſogar 34
Annahmen gefunden. Insgeſamt alſo für den erſten Tag nicht weniger
als 168 engagierte Pferde, von denen bereits heute mit dem ſicheren
Start von 90 Pferden zu rechnen iſt.
Um mit der am gleichen Nachmittag im Frankfurter Stadion ſtatt=
findenden
deutſchen Fußballmeiſterſchaft nicht zu kollidieren, beginnen die
Nennen bereits um 3 Uhr, während das Fußballſpiel um 5 Uhr ſeinen
Anfang nimmt. Es iſt alſo nicht nur den Beſuchern der Rennen Ge=
legenheit
geboten, in Ruhe den Rennplatz zu erreichen, ſondern auch
womöglich beide Veranſtaltungen wahrzunehmen, da ja das Stadion von
der Rennbahn aus in wenigen Minuten aufgeſucht werden kann.

Schießſport.
Eröffnungsſchießen des Gaues Mümling.
Das an den beiden letzten Sonntagen auf den Ständen des Schützen=
vereins
Erbach zum Austrag gekommene Eröffnungsſchießen des Gaues
Mümling im Badiſchen Sportverband für Kleinkgüiberſchießen hat fol=, zum Teil ſehr gute Ergebniſſe gezeigt:
1. Gaueröffnungs=Mannſchaftsſchießen Mann=
ſchaften
zu 5 Mann je 3 Schuß liegend, knieend und ſtehend freihändig:
Klaſſe A. K.K. Schützenverein Breitenbrunn mit 250 Ringen.
Klaſſe B. K.K. Schützenverein Unter=Moſſau mit 318 Ringen.
Jeder der beiden Vereine erhielt als Preis eine Mauſer=Sportbüchſe. Die=
Vereine Breitenbrunn und Moſſau ſind damit Inhaber der Meiſterſchaft
im Mannſchaftsſchießen der genannten Klaſſen für das laufende Schieß=
jahr
. Gauſchützenkönig wurde Kamerad Wilhelm Meiſinger=Erback)
mit 74 Ringen. (Höchſte Ringzahl im Mannſchaftsſchießen wie vor.)
Derſelbe erhielt die vom Verein Nieder=Kainsbach geſtiftete Gauſchützen=
kette
, die ſeither vom K.K.=Verein Höchſt verreidigt wurde.
2. Gaueröffnungs=Einzelſchießen offen für
Kl. B/C. Bedingung je drei Schuß ſtehend freihändig:
1. Gottlieb Schmucker, Ober=Mofſau, mit 24 Ringen; 2. Wilhelm=
Kaiſer, Bremhof, mit 23 Ringen; 3. Friedrich Schmucker, Ober=Moſſau,
mit 23 Ringen; 4. Georg Neff, Unter=Moſſau, mit 22 Ringen; 5. Hch.
Heckmann, Unter=Moſſau, mit 20 Ringen.
Klaſſe A. Bedingung je 3 Schuß liegend freihändig: 1. Jak. Ihrig=
Momart mit 28 Ringen, 2. Peter Zörgiebel,Unter=Moſſau mit 27 Rin=
gen
, 3. Wilh. Wenzel=Rehbach mit 26 Ringen, 5. Bräunig= Breitenbrunn-
mit
25 Ningen, 6. Seeger=Breitenbrunn mit 25 Ringen.
Offener Stand für alle Schützen Bedingung je 3 Schuß knieend:
1. Nitzenthaler=König mit 25 Ringen, 2. Joh. Kaiſer=Bremhof mit 23 R.,
3. Wenzel=König mit 22 R., 4. Flechſenhaar Breitenbrunn mit 22 R.,
5. Dalchau=Lampertheim mit 22 Ringen. (Die Preisträger der Schießen-
unter
2. erhalten je eine Goldene Medaille mit entſprechender Inſchrift.)
3. Schießen um den Wanderpreis der Stadt Erbach,
Bedingung: Mannſchaften zu je fünf Mann je drei Schuß liegend,
knieend und ſtehend freihändig.
Sieger bleibt die zweite Mannſchaft des Vereins Erbach mit ins=
geſamt
315 Ringen.
4. Geweihſchießen.
Klaſſe A. Bedingung je drei Schuß liegend freihändig: 1. Jakobb
Ihrig=Momart mit 29 Ringen, 2. H. Fornoff=Erbach mit 28 Ringen
3. Holzherr=Roßbach mit 27 Ringen, 4. Ihrig=Momart mit 26 Ringen.
5. Wegler=Nai=Breitenbach mit 26 R., 6. Holzherr=Roßbach mit 25 R.
Klaſſe B/C. Bedingung je drei Schuß knieend freihändig: 1. L. Ehrhardt==
Erbach mit 27 Ningen, 2. Jung=Lampertheim mit 27 Ringen, 3. Heck==UntenMoſſau mit 27 Ringen, 4. Schwinn=Ober=Kainsbach mit=
26 Ringen, 5. Gg. Engelhardt=Erbach mit 24 Ringen, 6. Neider= Lam=
pertheim
mit 24 Ringen.
5. Tagespreisſchießen. Bedingung 3 Schuß ſtehend freihändig:
Ehrenpreis: Vögler=Rai=Breitenbach mit 24 Ringen.
Wenn das Schießen auch, durch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſehr
beeinträchtigt, eine nicht gerade hervorragende Beteiligung zu verzeichnen.
hatte, ſo muß doch geſagt werden, daß die erreichten Reſultate im Großen.
und Ganzen einen ſehr erfreulichen Hochſtand der Vereine des Verbands-
aufweiſen
. Hoffen wir, daß die Entwicklung ſo fortſchreitet, daß wir
im nächſten Jahre in der Lage ſind, ein noch beſſeres Reſultat zu ver=
künden
. Kamerad Friedel Schneider=Erbach nimmt im Auftrage:
des Erbacher Vereins ab Sonntag, den 6. Juni d. Js., an einem Aus=
bildungskurſus
des Verbandes in Feldſtetten (Allgäu) teil.

IV. 8678

Qualität
zum niedrigsten Preisel
Vierzehn große Fabriken in den Vereinigt. Staaten
von Amerika und in Canada, sowie kleinere An=
lagen
über die ganze Welt verbreitet erst kürz=
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wurde eine neue Montieranlage in Hamburg
errichtet mit einer täglichen Gesamtproduktion
von Tausenden von Wagen, ermöglichen es den
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[ ][  ][ ]

Nummer 160

Freitag, 11. Juni

blatt,

Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftis=
verhandlungen
.
Anterbrechung der Verhandlungen.
Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen wurden
minterbrochen. Die deutſche Wirtſchaftsdelegation hat zum großen
Teil Paris bereits verlaſſen. Die Verhandlungen ſollen in Kürze
twieder aufgenommen werden.
* Die Handelsvertragsverhandlungen in Paris ſind wieder
reinmal in ein entſcheidendes Stadium eingetreten. Frankreich
Bwünſcht nämlich den Abſchluß eines Proviſoriums, in das alle
idie Punkte aufgenommen werden ſollen, über die bereits eine
Einigung erzielt worden iſt. Es bleibt abzuwarten, welches Ge=
fſicht
dieſes Zwiſchenabkommen erhalten ſoll. Darüber wird dem=
nächſt
die deutſche Delegation in Berlin Bericht erſtatten. Wenn
es trotz 1½jähriger Verhandlungen noch immer nicht gelungen iſt,
eine Einigung herbeizuführen, ſo liegt das einmal daran, daß
Herr Briand ſich immer mehr nach rechts zu drehen beginnt, und
ſdaß die Pariſer Regierung weiter die Papierfrankenzölle nicht
Tdurch Goldfrankenzölle erſetzen will, weil ſie fürchtet, dadurch
Iden Frankenſturz zu beſchleunigen. Ein Proviſorium kann natür=
llich
nur zuſtandekommen, wenn es im Gegenſatz zu den früheren
Abmachungen diesmal den deutſchen Intereſſen in ſtärkerem
MMaße als bisher Rechnung trägt.
In den inzwiſchen eingetroffenen Meldungen wird hervor=
ggehoben
, daß es ſich bei dem von Frankreich vorgeſchlagenen pro=
wiſoriſchen
Abkommen nicht etwa um ein ſolches handelt, wie es
ſim Frühjahr das ſogenannte Frühgemüſeabkommen geweſen iſt.
MMan hat ſich inzwiſchen in Paris bereits über eine ganze Reihe
von Poſitionen geeinigt, ſodaß ein dieſe Poſitionen enthaltendes
SAbkommen weit umfaſſender ſein würde, als das erwähnte Früh=
egemüſeabkommen
. Das vorgeſchlagene proviſoriſche Handels=
labkommen
könnte nur in Parallele geſtellt werden mit den zwi=
fſchen
Deutſchland und Belgien, ſowie zwiſchen Deutſchland und
Spanien abgeſchloſſenen proviſoriſchen Verträgen.
Gefährdung der deutſchen Ausfuhr nach Rußland.
Die amtliche Telegraphenagentur der Sowjet=Union verbreitet
ffolgende Meldung:
Die Blätter veröffentlichen den Wortlaut einer Weiſung Ry=
Kows an das Handelsminiſterium, ſofort einen Teil der auf Grund
ides deutſchen Garantiekredits für Deutſchland beſtimmten Be=
fſtellungen
an andere Länder zu vergeben. Rykow begründet
ſeine Maßnahme mit Schwierigkeiten beim Erhalten der lang=
ffriſtigen
Kredite die den ruſſiſchen Firmen von der Regierung
garantiert wurden, ſowie mit den unvorteilhaften Bedingungen
einiger deutſchen Firmen. Das deutſche Kommiſſariat werde
ſjedoch angewieſen, die Beſtellungen bei anderen Ländern nur zu
fſolchen Kredit=, Preis=, Qualitäts= und Lieferungsbedingungen
vorzunehmen, die nicht unvorteilhafter als die Deutſchlands
ſwären.
Dazu wird von deutſcher offizieller Seite bemerkt, daß die er=
wwähnten
regierungsſeitigen Garantierungsmaßnahmen noch nicht
fin nennenswertem Umfang in Kraft geſetzt werden konnten, weil
zdie Finanzierung der Ausfuhrgeſchäfte bei den Verhandlungen
mit deutſchen und ausländiſchen Finanzgruppen noch auf Schwie=
rrigkeiten
geſtoßen iſt. Die Verſtändigung iſt, ſoweit es ſich um
Die deutſchen Banken handelt, im weſentlichen daran geſcheitert,
*daß die Ruſſen für die für die Dauer von 4½ Jahren zu ge=
ſvährenden
Kredite Bedingungen forderten, die hinter den für
Furzfriſtige deutſche Kredite üblichen zurückblieben. Die Banken
Vberufen ſich darauf, daß es eine Benachteiligung der nicht am
Muſſengeſchäft beteiligten Firmen ſein würde, wenn man das
Ruſſengeſchäft günſtiger behandeln wollte als andere Geſchäfte.
Hinſichtlich der Preisgeſtaltung wird ſeitens der deutſchen Firmen
(darüber geklagt, daß die übermächtige Stellung, die Rußland als
dalleiniger Beſteller hat, zu einem unerträglichen Preisdruck aus=
ggenutzt
werde.
Der Großhandel auf der Leipziger Meſſe. In einer Sitzung, zu der
in dieſen Tagen das Leipziger Meßamt Vertreter der Textilinduſtrie und
ides Textilhandels nach der Handelskammer in Berlin eingeladen hatte,
Berbreitete ſich der Vorſtand des Leipziger Meßamtes Dr. Raimund
Köhler über die Bedeutung des Großhandels auf der Schweiz ...."
MMeſfe. Er wies darauf hin, daß der Großhandel neben den großen
Einzelhandelsgeſchäften den wichtigſten Teil der Einkäuferſchaft der Leip=
Siger Meſſe ausmachte. Zahlenmäßig läßt ſich das leider nicht erfaſſen, Ueberſicht über das Ergebnis der im Reiche im Jahre 1925 vorgenom=
ida
eine ſtatiſtiſche Bearbeitung der Einkäuferſchaft auf kaum lösbare
Schwierigkeiten ſtoße. Daneben komme der Großhandel bekanntlich auch
durch Ausſteller in Frage. In welchem Umfange dies der Fall ſei, richte
ſich nach den Gepflogenheiten in den einzelnen Branken, ſo insbeſondere

auch in den verſchiedenen Sparten des Textilgewerbes.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 10. Juni.
An der heutigen Börſe ſetzte ſich die an der geſtrigen Abendbörſe
begonnene Aufwärtsbewegung kräftig fort. Unter Führung von den
Aktien der J.G. der Farbeninduſtrie, die ihren Kurs auf 197 hinauf=
bringen
konnten und ſomit einen Kursgewinn von 2,5 Prozent zu ver=
zeichnen
hatten, erzielten insbeſondere der Montanmarkt erhebliche Ge=
winne
. Hier waren es in der Hauptſache Mannesmann und Rheinſtahl,
erſtere in Verbindung mit der bevorſtehenden Gründung des europäiſchen
Röhrenkartells, die an der Spitze mit Kursgewinnen von 2 bis 3 Proz.
ſtanden. Auch die Banken holten kräftig auf und ſetzten damit ihre Feſtig=
keit
des geſtrigen Abends fort, mit Darmſtädter und Nationalbank (plus
3 Proz.) und Metallbank (plus 2,5 Proz,) das Hauptintereſſe beanſpru=
chend
. Stärker begehrt und weiter feſt waren die Werte des Metallbank=
konzerns
, ſo daß Gold= und Silberſcheideanſtalt um 4 Prozent aufrück=
ten
, was gegen die geſtrige amtliche Mittagsnotiz einen Geſamtgewinn
von 8 Prozent bedeutet.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 10. Juni.
der J.G. Farbeninduſtrie über die Geſchäftslage regte die Kaufluſt all=
gemein
an. Zudem lagen für den Beginn größere ausländiſche Kauf=
aufträge
vor, beſonders für Kohlenwerte. Die Anfangsnotierungen am
Montanmarkt ſtellten ſich für die Kohlenwerte meiſt um 2 bis 3 Prozent
höher. Farbeninduſtrie ſetzten mit einer Beſſerung um 4 Prozent ein.
Elektrizitätsaktien waren gleichfalls geſteigert. Von Maſchinenfabrik=
aktien
gewannen 8 Loewe 5 Prozent, Schubert u. Salter, 2 Prozent,
Daimler 3,25 Prozent. Für Textilwerte beſtand Intereſſe. Hammerſen
2,25 Prozent höher. Von den Werten des Spritkonzerns ſetzten Oſtwerke
mit einer Beſſerung von 4,5 Prozent ein. Auch Schultheiß zogen im
Kurſe an. Schiffahrtsaktien waren im Allgemeinen vernachläſſigt und
wenig geändert. Junge Kosmos wurden mit Zprozentiger Erhöhung
ſtark gekauft. Bankaktien ſtellten ſich etwa 11,25 Prozent höher. Der
deutſche Anleihemarkt lag ruhig. Das Geſchäft blieb während des gan= Prozent auf 7,5 Prozent ermäßigt worden. Bekanntlich ſehen die Zins=
zen
Verlaufes äußerſt lebhaft. Die Kurſe ſchwankten allerdings wegen
Nealiſationen etwas, die feſte Grundſtimmung der Börſe blieb aber er=
halten
. Farbeninduſtrie konnten den Anfangsgewinn nur zum kleineren Wie wir erfahren, iſt eine Ermäßigung der Habenzinſen auch von der
Teil behaupten. Geld iſt reichlich angeboten. Tagesgeld 4 bis 5,5, heute abgehaltenen Sitzung der Stempelvereinigung nicht beſchloſſen
Monatsgeld wurde nicht verlangt.
ruhig, bei nicht einheitlicher Kursgeſtaltung. Obwohl der größte Teil der
Kurſe nachgab, blieben einzelne Spezialwerte recht feſt. So wurden
namentlich Bochumer nachbörslich mit 113,25 gehandelt und Harpener
mit 128,5. Die große Zurückhaltung der Verwaltung der Farbenindu=
ſtrie
in der Hauptverſammlung veranlaßte die Spekulation zu Gewinn=
mitnahmen
, in deren Gefolge der Kurs um etwa 4 Prozent gegenüber
dem Anfangskurs nachgab, nachbörslich 195. Weiter hörte man nach=
börslich
: Rheinſtahl 120,5; Phönix 89,25; AGG. 122,25; Siemens 154,75;
Schuckert 111,75; Hapag 138; Lloyd 1361 Reichsbank 154,5.

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Ef.07 61.731 61.02 St 19uruguah . ..
1.255 ( 213 1 265 1 275
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menen Buchprüfungen vor. Danach wurden 79 752 Fälle unterſucht.
Insgeſamt wurden 98 Mill. RM. Mehrſteuern feſtgeſetzt und 7,5 Mill.
RM. Geldſtrafen verhängt. Die meiſten Mehrſteuern brachte das
Landesfinanzamt Berlin, nämlich 34 Mill. RM. Dann folgen Düſſel=
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mit 6,6 Mill. RM., Köln mit 5,5 Mill. RM. und Karlsruhe mit
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Wirtſchaftliche Rundſchau.
Beſſerung der Lage am Ruhrkohlenmarkt. Die unerwartet lange
Dauer des engliſchen Bergarbeiterſtreiks hat nach einem Bericht der
Deutſchen Bergwerkszeitung in den betreffenden Gebieten die Vor=
räte
ſo ſtark zuſammenſchrumpfen laſſen, daß neue Eindeckungen not=
wendig
wurden. Die Ruhrkohle hat in manchen Abſatzgebieten an die
Stelle der engliſchen Kohle treten können. Ausländiſche Großverkäufer
wie z. B. die Eiſenbahnen, können im Intereſſe ihres Betriebes die
Entwicklung der Dinge nicht abwarten und haben es vorgezogen, ſich
in Nuhrkohle einzudecken. Es handelt ſich hier um langfriſtige Ab=
ſchlüſſe
. Der Abſatz des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikates in den
betreffenden Gebieten betrug im Monat April 1 674 000 To. und erhöhte
ſich im Mai auf 2 588 000 To. Die Steigerung entfällt faſt ausſchließ=
lich
auf Kohle, während die Koksbeſtände ſich Ende Mai um etwa 17000
Tonnen gegen Ende April erhöht haben. Die Haldenbeſtände in Kohle
konnten in der gleichen Zeit um 500 000 To. vermindert werden. Durch
die ſteigende Förderung vergröeßrte ſich der Feinkohlenentfall und, vor
die Wahl geſtellt, Feinkohle oder Koks aufzulagern, entſchieden ſich die
Zechen für Koks, um die wertvolleren Nebenprodukte zu gewinnen. Die
Beſſerung des Abſatzes der entſprechenden Gebiete ſtreckte ſich gleichmäßig
man mit einer weiteren Steigerung. Unmittelbare Abſchlüſſe in Ruhr=
Die Erwartung von günſtigen Mitteilungen in der heutigen G.V. kohle nach England ſind nicht zu verzeichnen. Der Inlandsmarkt iſt nur
in ſehr geringem Maße aufnahmefähiger geworden. Hier macht die
Steigerung des Abſatzes nur den Bruchteil eines Prozentes aus.
Einheitsverband der Zigarettenfabriken. Unter dem Namen der
Reichsgemeinſchaft deutſcher Zigarettenfabriken e. V. Dresden wurde hier
ein Einheitsverband mehrerer hundert Zigarettenfabriken gegründet, der
durch Verſchmelzung des Reichsverbandes der Zigarettenfabriken E. V.
Berlin und der Gemeinſchaft deutſcher Zigarettenfabriken E.V. Dresden
entſtanden iſt. Das Programm der nächſten Aufgaben der Neichsge=
meinſchaft
wurde auf Gtrund der letzten Reichsverbandsbefchlüſſe ange=
nommen
.
Diskontermäßigung und Bankzinſen. Wie bereits gemeldet, ſind
durch die Grmäßigung des Reichsbankdiskonts automatiſch die Debet=
zinsſätze
der der Stempelvereinigung angeſchloſſenen Banken um 0,5
bedingungen dieſer Banken vor, daß die Debetzinſen ſich auf einen Satz
belaufen, der 1 Prozent höher iſt, als der jeweilige Reichsbankdiskont.
worden. Hier bleibt es alſo beim Alten, ſo daß für täglich fällige Ein=
Privatdiskont beide Sichten 4,5 Prozent. Dei Börſe ſchloß ſehr lagen auch fernerhin 33,5prozentige, für vierzehntägige bis einmonatige
Einlagen 5 Prozent gewährt werden. Auch in nächſter Zeit dürfte
vorausſichtlich eine Herabſetzung der Haben=Zinsſätze nicht erfolgen.
Aktiengeſellſchaft für Verkehrsweſen. Der Aufſichtsrat der Aktien=
geſellſchaft
für Verkehrsweſen beſchloß, der zum 8. Juli einzuberufenden
außerordentlichen Generalverſammlung die Erhöhung des 9 Millionen
a.o. Geveralverſammlung die Erhöhung des 9 Millionen Rmk. betragen=
den
Grundtapitals um 1,5 Miillonen Rmk. Aktien mit voller Dividenden=
berechtigung
für 1926 vorzuſchlagen. Die neuen Aktien werden von
einem Konſortium übernommen und ſollen den alten Aktionären zum
Kurſe von 105 Prozent im Verhältnis von 6 1 zum Bezug angeboten
werden. Ferner wurde der bisherige zweite Vorſitzende des Aufſichts=
rats
Dr. Lübbert zum Vorſitzenden des Vorſtands ernannt.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt:
Dieburg: Georg Ehrhardt, Baugeſchäft, Geſchäftsaufſicht angeordnet.
Bad=Nauheim: Schreiner Heinrich König 2. in Nieder=Mörlen.
Af. 23. 6. Wt. u. GlV. 30. 6. Prft. 30. 6. Büdingen: H. Sichel
jun., Geſchäftsaufſicht beendet. Bensheim: Firma A. Beiling.
Geſchäftsaufſicht beendet. Butzbach: Kaufmann Auguſt Bommers=
heim
. Anmeldefriſt 15. 7., Wahltermin und Gläubigerverſammlung 2.
7., Prüfungstermin 30. 7. Darmſtadt: Kaufmann Paul Eichler.
Anmeldefriſt 20. 7., Wahltermin und Gläubigerverſammlung 25. 6.,
Prüfungstermin 4. 8.
Federhalterfabrik Böhler u. Co. A. G., Heidelberg. Die Federhalter=
fabrik
Böhler u. Co. in Soſſenheim bei Heidelberg wird für das Ge=
ſchäftsjahr
1925 keine Diridende verteilen. Der Reingewinn in Höhe
von rund 20 000 Rmk. wird auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Maſchinenfabrik Moenus A.=G., Frankfurt a. M. In der heutigen
Aufſichtsratsſitzung wurde die Bilanz zum 31. Dezember 1925 vorgelegt,
die nach normalen Abſchreibungen mit einem Verluſt von RM. 26 516.20
abſchließt. Dieſer ſoll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die
Generalverſammlung wird auf den 26. Juli 1926 einberufen.
Fafnirwerke A.=G. in Liquid., Aachen. Bekanntlich waren die ge=
ſamten
Liegenſchaften und der Maſchinenpark der Geſellſchaft zum Ver=
kauf
ausgeſchrieben. Nunmehr ſind die Maſchinen der Geſellſchaft in
ihrer Geſamtheit von der Firma Roſenau A.=G. Düſſeldorf, übernom=
men
worden, um ſie einzeln oder partieweiſe weiter zu verkaufen. Eine
Neuaufnahme des Betriebes iſt nicht beabſichtigt. Die Liegenſchaften
und Gebäude der Geſellſchaft konnten bisher nicht verwertet werden.
Oeſterreichiſche Kreditanſtalt. Wie in Finanzkreiſen verlautet, plant
die Oeſterreichiſche Kreditanſtalt nach vollzogener Goldbilanzierung eine
Kapitalsvermehrung durchzuführen. Die Kapitalsvermehrung erweiſt
ſich als notwendig, damit das Eigenkapital des Inſtitutes mit dem ver=
größerten
Umfang des Geſchäftes, der durch die geplante Aufnahme der
Anglobank eine Erweiterung erfahren wird, in Einklang gebracht werde.
Die Neu=Emiſſion ſoll zum Teil von der Londoner Zentrale der Anglo=
bank
übernommen werden. Wie weiter verlautet, iſt es möglich, daß die
Kreditanſtalt eine Dividendenkürzung vornehmen werde. Die in ein=
geweihten
Kreiſen kurſierenden Dividendenſchätzungen bewegen ſich zwi=
ſchen
7000 und 8000 Kronen. Endgültiger Beſchluß über die Höhe der
für das abgelaufene Geſchäftsjahr zu zahlenden Dividende wird in der
nächſten Verwaltungsratsſitzung des Inſtituts gefaßt werden, die nach
Nückkehr der Direktoren Hammerſchlag und Neurath aus London ſtatt=
finden
wird.

168 Heſſ. unt. 281

48 Württ, alte
bi Sonſtige,
europäiſche
2 Bos. E.B 1914
4% L. Inv. 1914
4½% 1898
½% 1902

(5 % Bulg. Takat
4½% Oſt. Staats

Beitaol Shal 4

42 Oſt. Gold=
4ſe% Silberr.
4% Einh. R. (kon.)
O.arasl3% Port,(Spz.) III

520 Rum. am. R.03
4½% Gold. 13
4%0 am.konv.
4% am.05
420 Türk. (Adm.)03
42 (Bagd.) I
4% Bagd,III
4% 1911 Zoll.
4½% Ung. St. 1913
4½% St. 19141
Goldr.
45 St. 10
% Kronr.
38 Eiſt Tor
Außereuro-
päiſche

5% Mex am. inn.
äuß. 99
4% Gold. 04
konſ.inn
4½%n Frrigat.
5%0 Tamaulipas ..
Sachwert= Schukd=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

6%0 Doll. Golb. 1932
Bo.3.1935
18% Fri.=Ghyp.=B.
Goldpfdbr. R.1
18% Frkf. Hup.=Bk.
Reihe 2
5% Frſ. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2"
Ent. 31

0.36

5.6
0.23

0.4
0.375

16.5
3.39

0.33

37.25
36.25

32/a

12.7:

3.3

8.4

4.5
8.35

16.25
13.17.
12.
15.9
17.5
17.8

20.75

347,

au
28.5

95.*
95
97

C8.5
78.75
78.75
98.5

Neck. AG. Gf02:
22 Pfälz=byp.=Bk.
24
8% Rh.=Hyp. Gd.24
5% Rhein=Main=
Donau. Gold 23
Ohne Zins=
berechnung

6% Bd.=Bd.=Hz. 23
5% Bdw. Kohl. 28
5%o Fr. Pf. Bk. G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
62 Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% Roggan 23
6% Mannh. Stadt=
Kohl ........23
6% Offenb. Holz
5% Pfälziſche=Hpp.
Br. Gld ... 24
5% Pr. Kaliw..
5% Pr. Roggenw.
525 Rh. H. B.6d. 24
5% Sächſ. Brk. 23.
P Roggenw.23
52 Südd Feſt.=B.8
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb...
Bayr, Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Wechſ
Frkf.Hyp.=Bk.
Frif. Pfandbr. =Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Pf br. B!
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr. .
Württ. Hyp.=B....!

97.5
97.5

77.3

17
12.5
2.04
14

14.50
18

2.5
6.2

14.85

11.21
12.55
9.65
8.9
11.8
9.8
101.
10.55
10.825I

Staatl. od. prov,
garantiert.
Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb. ...
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ..
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (L.)
2,6% Alte ..
2,6%0 Neue ..
4%Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
3%Oſt. 9. E..
3%Oſt. 1885...
3%Oſt. Erg.Netz
4% Rud. Silber.
4%0 Rud. Salzkg.)
4½%Anat., S.1
4½% Anat., S. II
4½%Ang: S.Ik!/
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec.
4½%
Bank=Aktien
Allg. D. Credit.
Bad. Bk. ....
11
Br f. Brauind. ....
Barmer Banrv. ..
Bah. Hyp.-.Wchi.
Berl. Handelsgeſ... 1
Comm. u. Privatb. 1
Darmſt.u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank..!"
D. Eff.u. Wchſ=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. . ..
Disk.=Geſellſch. ... 1
Dresdener Bk. . ..
Frankf. Br. ...."

7.5
o=

4.05
2.45
13.25
13.25
7.55

5n3
3.4

30 25

99.25
132
142
94.5
160
109
142
135.25
90.73
84
31
117.25

Hyp.=Bk.
Frf. Bſdbr.=Bk.
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank. . .....
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk..../1
Reichsbank=Ant.
Rhein. Credithk. ..
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Dise.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus......
Dt. Luxemburg ..
Eſchw. Bergw..... /
Gelſenkirch. Bgw..
Harp Bergb.....
Flſe Bergb.
Genußſchein. .
Kali=Aſchersleb. ..
Kali. Salzdetfurt.
Kalt. Weſterregln
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .....
Oberbedarf......"
Obſchleſ. Eiſ. (Caro)
Otavi=Ant.
Phönir=Bergb. . .. B8.9
Rhein Braunk. ..!
Rhein. Stahlw. . 1120.75
Rombach. Gütte. 25.3
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver. Laurahütte

3.25 Mainz. Aktienbr.
108 Schöfferhof (Bind./192
Schwarz=Storchen /105
109.25 Werger
.1120

6.80
123
154.5
93
111.2
154
5.4

42.75
72.5
113
127.5
117.75
127
83.5
129.5
135
81
107.25
93.5
54.25

147
116.35
63

Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.) 64
Henninger ....... /134
Löwenbr.=München 211

Akkum Berlin.
Adler & Oppenh.
Adlerw. iv. Rleyer)
A. E. G. Stamm
BO A.E. G. Pig.4.
5%A. E.G. Vig.B.:
Amme Gieſecke.
Aſchaff. Zellſtoff.
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin.
Bahr. Spiegel".
Beck & Henkel..
Bergmann El.
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Sl.
Eement Heidelb.
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert.
Chem. Brockh..
Chem. Milch
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl
D. G.u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch.
Dresd. Schnellpr. 95.5
Dürrkopp.
Dürr. Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersi.
Eiſenw. 8. Meher.
El. Lieferung.
El. Licht= u. Kraft 1
Eiſ. Bad Wolle.
Emag. . ...
Email. Ulrich ....!"
Enzinger Werke..

61.75
123.25
5
190
92.5
94
29.1
35
a77
73
119
49
43
93
115
93
40
8o
64.25
119
134
6.1
53
40
40.1
12
141
0.22-
32.5

Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Spinn.. .
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher 65
Fahr, Virmaſens.
Farbenind. F. G. 1197
Felten & Guilleau. /131.5
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Selt.
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok u. W. 43
Fuch3 Waggon..
Geiling & Cie.
Germania Linol.. 1148
Gelſenk. Gußſt. .
Goldſchmidt, Th. . 81
Gotha Waggon..
..
Greffenius.
Gritzner. Maſch..
Grün & Kilfinger. 92
Hafenmühle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen .../ 62.5
Hartm & Braun..
Heyligenſtaedt.
Hilpert, Armrtur.
Hindrichs=Aufferm. 60
Hirſch Kupfer ..
poch=Tiefbau ..../ 79.2
Holzmann ...."
Holzverk. Ind.
6yorom. Breslau : / 23
Inag .....
Junghans
Kammg. Naiersl. 87
Karlsruher Maſch. 32.3
Karſtadt R.
Klein. Sh. E Beckerl 58
Knorr, Heilbronn.
Konſerv Braun 35
Krauß Lokom.
Lahmeher ....
Lech. Augsburg. ..

182.5
8o
33
56
33.5
5 i=
v
.7
24
48.73
91
72
85
77
3o
99.73
68
53.1
0.5
102
g1.
121.75
103.5

27.5
85.25

Mern Miite 7
Spicharz
Lingel Schuhw..
Söhnbern. Mühle /35
Ludwigsh. Walzm. 69
Lüvenſcheid Metall 46
Luther, Mühlenb.
Lur Induſtrie
Mrinkraſt Höchſt 195.5
Metallgeſ. Frf. ./121.75
Meyer, Dr. Pzul.
Mian.Müchlenb. . 118
M)enus Stamm. 39.1
Motorenf. Deutz
Motorenf. Oberurſ./ 42
Neckrrſ. Fahrz.
Neckarwv Eßlingen.
Beters Union
70
Pfälz. Näh. Kayſer 39
Philipps.
29.75
Porzellan Weſiel
Brometh. Frrf.
Nein Gebb. ES hall 74
1105.23
Rhein. Eletr.
Rhein. Metall=B). 22.75
Rickforth .
Rütgerswerke
87.95
S hlenßner
18
Shneid. & Hanau: 57
Shnellpr Frank.. / 60
Shramm Lackf.. 65
Shriſt. Stempel 80
huker Eiektr.
1113
Shuhf. Weſſel=
35.25
Shrihf. Gert
29
Shulß Grünlack. 45
Seilind Wolff ... 44.5
Sichel & Co...
3
Ziemens Glas
Siemens & Halske, 154.5
Sidd Fmmob.
55.25
Thür eleltr. Lief. ../85
Nareit Furtwängl. 24
71
Beithwerke ....
Ver. f. Chem. Ind., . 56.75

Ver.,d. Oifbr. Mann.
Ver Faßf. Caſſel
Gummi. Bin.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
ültramarin ......
Zeliſtoff Berl. ..
Vogtl. Maſch. ..
Voigt & Haeffner
Volthom. Seil .
Wahß & Freytng.
Wegelin Rußfbr.
zellſt. Waldhof ...
Zuckerſ. Waghäu ſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn,
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau
Zuckerf. Stuttgart

Transport= und
Verſicherungs=Akt.
. Dt. Ei enbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ. ..
El. Hochbahn Berl.
Shantung E.B.
Süod. Eiſenb.=Geſ
Hapag
Noroo Lioyd=

Frkf. Allg. Verſ.
Frankona Rückv.

Darmſt. Werte
Bahnbedar:
Dampfk Nooberg
Helvetia Konſ.
Geor Lutz ..
Motorf. Darmſt.
gebr. Roeder
Lenuleth & Ellenb.

a8.5
120
43.25
89
32
110
116
136
68
58.5
68
87.75
A
70

112
139
134.5
94.25
108

23.1
14

57

[ ][  ][ ]

Seite 14

Nummer 160

Union-Theater

Auf vielseitigen Wunsch
bringen wir ab heute noch einmal
den erfolgreichen
Fridericus Rex-Film in 10 Akten:

Die Mühle
von Sanssodel

mit Otto Gebühr als Friedrich der Grosse

Der alte Fritz

Stodebant

tritt in jeder Vorstellung persönlich
in Uniform aut

Die neueste Wochenschau
Jugendliche haben Zutritt
Anfang: 31., 5- und 8 Uhr. (*15355

Die Grenzwacht deutscher Kultur
(hergeſtellt von der Berg= und Sportfilmgeſellſchaft, Freiburg)
läuft
Sonntag, den 13. Juni bis
Donnerstag, den 17. Juni

nur abends 8 Uhr, im
Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters.

Beifilm: Das Wolkenwunder von Maloſa=

Verkauf zu Preiſen: 0.70, 1., 1.50, 2. Mark von 11
vormittags und ab 7 Uhr abends.

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aller Zeiten!

Ueberwältigende Aufnahmen, größte
Regieleistung, die je in einem Film
gezeigt wurden

Fox-Komödie in 2 Akten

Neueste Wochenschau

(8673

Anfang 3½½, Uhr Letzte Abendvorstellung 8 Uhr

Freitag, den 11. Juni 1926.

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auf monatliche bequeme Teilzahlung
mit und ohne Anzahlung.

nur Wilhelminen-
Estraße 9 8698

Produktenberichte.

Mannheimer Produktenbörſe vom 10. Juni. Die Preiſe an der heuti=
gen
Produktenbörſe waren im allgemeinen gut behauptet. Gefragt blei=
ben
beſonders greifbare und nahe Ware, zumal auch die Nachfrage nach
Mehl reger geweſen iſt. Im nicht offiziellen Verkehr nannte man gegen
halb 12 Uhr: Weizen inländ, nicht angeboten; Weizen ausl. 30,7533,75;
Roggen inl. 21,25; Roggen ausl. 2323,25; Hafer inl. 20,2521,5;
Hafer ausl. 19,2523,5; Braugerſte inl. nicht angeboten; ausl. 26 bis
27,5; Futtergerſte 18,519,5; Mais 17,517,75; Weizenmehl 42,542,75;
Brotmehl 2831; Roggenmehl 28,2531; Weizenkleie 9: Tleber 14
bis 14,25. (Alles Reichsmark pro 100 Kg. waggonfrei Mannheim.)
Berliner Produktenbericht vom 10. Juni. Die Tendenz im Verliner
Produktenhandel geſtaltete ſich heute bei ganz minimalen Umſätzen für
Weizen feſter, für Roggen nicht einheitlich. Die inländiſchen Getreide=
beſtände
aus letzter Ernte ſind ſchon ſtark zuſammengeſchmolzen, und
was noch gehandelt werden kann, erfordert höhere Preisbewilligung.
Das Kursniveau für effektiven Weizen lag etwa 1 Mark feſter und zwar
in Uebereinſtimmung mit erhöhten argentiniſchen und kanadiſchen For=
derungen
und dann auch infolge vermehrter Deckungen ſeitens der in=
ländiſchen
Mühlen. Gerſte in Futtermittel iſt begehrt und feſt, auch
Hafer in beſten Sorten höher bezahlt. Mehl ruhig, auch Futtermittel
ohne beſondere Bewegung. Im Lieferungshandel ſtellten ſich Herbſt=
termine
höher. Septemberweizen beſſerte ſich um 2 Mark, Juli dagegen
nur um 1 Mark. Aehnliche Stimmung verbreitete ſich für Roggen. Auch
hier lag September 1 Mark über Vortagsſchluß, während andere Ter=
mine
ſchwächer eröffneten

Viehmärkte.

Darmſtädter Viehmarkt vom 10. Juni. Aufgetrieben: 10 Ochſen,
3 Kühe, 134 Kälber, 10 Schafe. Der Preis für das Großvieh 5056
Pfg., für die Kälber 6076 Pfg.; für Schafe 4045 Pfg. Der Markt=
verlauf
iſt: bei Großvieh Ueberſtand; bei Kälbern und Schafen ge=
räumt
. Die Preiſe verſtehen ſich für das Pfund Lebendgewicht.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. Juni. Der heutige Antrieb für den
Nebenmarkt beſtand aus 2 Ochſen, 2 Färſen und Kühen, 1246 Kälbern,
186 Schafen und 367 Schweinen. Im Vergleich zum Antrieb des Neben=
marktes
der vergangenen Woche waren 200 Kälber und 60 Schafe mehr
angetrieben; dagegen ſtanden faſt 400 Schweine weniger zum Verkauf.

Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Kälber: b) 6672; c) 57
bis 65: d) 4856: e) 4046. Schafe: a) 4550; b) 3844. Merzſchafe:
2530. Schweine im Gewicht von 160200 Pfund: 7678; unter 160
Pfd. 7075: 200240 Pfd. und 240300 Pfd. 7578. Marktver=
lauf
: Kälber und Schafe werden bei langſamem Handel ausverkauft:
Schweine ruhig und etwas Ueberſtand. Die Fleiſchgroßhandelspreiſe
wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſenfleiſch 9095; Rindfleiſch 8090;
Bullenfleiſch 8090; Kuhfleiſch 1. 7080; 2. 6070; 3. 4055. Kalb=
fleiſch
1. 90105; 2. 8090; Hammelfleiſch 90; Schweinefleiſch 9095;
Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 52; Hinterviertel 64.
Mannheimer Viehmarkt vom 10. Juni. Am heutigen Kleinviehmarkt
waren zugefahren: 111 Kälber; 11 Schafe; 83 Schweine; (alter Beſtand
55); Ferkelmarkt ausgefallen. Bezahlt wurden für Kälber: a) 7275;
b) 6570; c) 6064. Schweine: a) 7678; b) 7880; c) 8082: d) 74
bis 76. Schafe nicht notiert. Marktverlauf: In Kälbern und Schweinen,
lagſam geräumt. Ab nächſte Woche findet der Ferkelmarkt wieder
regelmäßig Donnerstags ſtatt, vorerſt aber im Fuhrhof.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 10. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt verlief in ſchwacher Haltung, da der geſtern
nachbörslich bekannt gewordene Regierungsbericht nicht ſo hauſſegünſtig
lautet wie erwartet war und das Ausland für Lokoware nur mäßig als
Käufer auftrat. Auch weiterhin konnte ſich der Markt nicht erholen, da
jetzt aus dem Frühjahrsweizengürtel Meldungen von wohltätigen Nie=
derſchlägen
vorlagen. Die Termine gaben 1,252,50 Ct. nach.
Mais: Die Schwäche des Marktes hielt auch heute weiter an auf
eine nur mäßige heimiſche Lokonachfrage und angeſichts güinſtiger Witte=
rungsmeldungen
. Die Termine mußten 0,751 Ct. niedriger ſchließen.
Hafer: Der Markt zeigte heute ein ſchwächeves Ausſehen in Ueber=
einſtimmung
mit der Abſchwächung am Weizen= und Maismarkte. Die
Termine zeigten Rückgänge von etwa 0,75 Ct.
Baumwolle: Ungünſtige Berichte aus den Spinnereizentren führten
zu einer weiteren Abſchwächung. Die Termine gaben 4050 Punkte
nach.
Kaffee: Nach der geſtrigen empfindlichen Abſchwächung konnte heute
eine leichte Erhöhung Platz greifen, wodurch die Termine bis zu 50 Pkt.
gewannen. Die hohen braſilianiſchen Preiſe regten beſonders an.
Zuch=r: Die Raffinerien zeigten heute eine beſſere Kaufluſt. Auch
die Lokopreiſe lagen feſt, ſodaß der Markt einen ſtetigen Verlauf nahm.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Internationale Schlafwagengeſellſchaft teilt mit, daß ihrer An=
ſicht
nach der Anſpruch auf Auszahlung der verfallenen Obligations=
zinſen
, ſowie die Rückzahlung der ausgelaſſenen Stücke in Geldwäh=ung
nicht begründet iſt. Nunmehr wird das Pariſer Zivilgericht demnächſt
über die Forderung der Obligationsinhaber zu befinden haben."
Der Großhandelsindex in Frankreich betrug Ende
Mai 702 gegenüber 664 Ende April und 645 Ende März.
Die mit Unterbilanz arbeitenden belgiſchen Kohlengruben von Wer=
giforſe
wollen entgegen einem früheren Beſchluß, die Sanierung durch=
führen
und zu dieſem Zwecke das A.=K. um 4 Millionen Franken er=
höhen
.
Dem Evening Standard zufolge haben die engliſchen Eiſenbahn=
geſellſchaften
große Poſten von Kohle im Auslande gekauft. Auch der
Transport dieſer Kohle ſei geſichert. Verſchiedene Kontrakte ſind mitr
Ame ika getätigt worden.
Der ſiebente Tag (9. Juni) der dritten Londoner Kolonialwollauk=
tionsſerie
brachte eine ſtarke Belebung der Käuferkonkurrenz gegenüber
den Vortagen und feſte Preisbildung. Hauptkäufer waren England,
Deutſchland und Japan; England zeigte beſonderes Intereſſe für Gerber=
wollen
.
Nach dem Popolo di Roma werden die neuen italieniſchen Fünf=
Liremünzen aus Nickel im Juli in der italieniſchen Münze hergeſtellt.
Die Banca Garibaldi in San Nemo hat vor einigen Tagen Kon=
kurs
erklärt. Die Verluſte betragen 42 Mill. Lire. Die Bank war die
bekannteſte in Ligurien und beſaß 14 Filialen. Der Konkurs, der auf
verfehlte Spekulationen zurückzuführen iſt, hat bereits das Falliſſement
verſchiedener anderer großer Firmen nach ſich gezogen.
Der amerikaniſche Profeſſor Kemmerer, der im Januar die Finanz=
lage
Polens ſtudierte, hat die Einladung des früheren Finanzminiſters,
Polen einen neuen Beſuch abzuſtatten, angenommen.
Vom amerikaniſchen Tabakmarkt wird ſetzt Knappheit für Connec=
ticut
und Havanaſorten berichtet.
Die amerikaniſche Stahlproduktion betrug im Mai 3 945 000 To.
gegen 4 124 000 Tonnen im April und 3 453 000 To. im Mai des Vor=
jahres
.

Musik-Verein
Nächſien Sonntag
efllaf!

Hauptbahnhof ab 82 vorm. Schiffs=
karten
beim Hausmeiſter nur bis
Samstag vormittag. Bahnkarten
ebenda am Samstag nachmittag. (8671
Personalausweise
nicht vergessen!

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(Wander=Abteilung)
Sonntag, den 13. Juni 1926

3. Wanderung
Abfahrt 6 Uhr vom Oſtbahnhof nach Höchſt,
dann nach Rimhorn, Sellplatte, Hainhaus,
Vielbrunn, Kimbach, Endziel König, Führ.
Viktor Röder. Gäſte willkommen! (8657

Wanderklub
Falte 1916.
6. Wanderung
Famst ag Sonntag,
12./13. Juni 1926
RiedOppenheim
Abf. Samstag abend
5 Hbhf. Sonntags=
karte
nach Goddelau
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Sonntag vorm. 70 1.
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Gunnar Tolnaes
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Ber Masdel Harmicsen

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Monte Carlos, den internationalen Rennplätzen
und dem Nachtleben New Torks
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Anfang 3½/, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.

Leitung: Kapellmeister Ludwig Bünger
Freitag, 11. Juni, abends 8½/ Uhr
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Sonntags von 111 Uhr: Früh-Konzert
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Freitag, 11. Juni
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Die Bohéme
Oper von Puceini
Auf 7½ Ende g. 10 Uhr
Preiſe: 110 Mark

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Arnold & Sohn
Eliſabetheni

Theaterzettel für Freitag, 11. Juni
(Ohne Gewähr)
Die Bohéme‟
Perſonen:
Karl Jörn, a. G.
Rudolf. Poet
Heinrih Kuhn
Schaunard, Muſiker.
Marcell, Maler
Imre Aldori
Walter Hagner
Collin, Philoſoph
Bernard, der Hausherr. Hans Ney
Mimi ..
Hedwig Werle
Paula Kapper
Muſette . . .
Aleindor de Mitonneaux , Karl Ebert
Rudolf Strzeletz
Parpignol .
Sergeant beider Zollwache Ludwig Wenzel
Erſter Zollwächter . . . Kurt Schüppel
Zweiter Zollwächter . . . ChriſtophMöbus
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Nummer 160

rüder Michael

LEf
IHEN

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(Nachdruck verboten)
50)
Als der getrunken hatte, begann der Kommerzienrat:
Und die Höhe der Verzinſung, Herr Juſtizrat?
Richtet ſich nach den Erträgniſſen des Gutes. Ihr Herr
Water wollte keinen von Ihnen benachteiligen.
Davon bin ich überzeugt. Welche Verzinſung wirft das
Gut ab?"
Die Frage iſt wohl müßig, ſogte der Juſtizrat grimmig.
Ihr Bruder Klaus, der ein ausgezeichneter Landwirt iſt, muß
Ihnen Gewähr ſein, daß alles herausgeholt wird, was mög=
Tich iſt.
Der Kommerzienrat zog ängerlich die Brauen hoch. Er mußte
ſſich Gewalt antun. Was fiel denn dem Juſtizrat ein?
Er fühlte die Blicke ſeiner Brüder auf ſich ruhen, die ihn auf=
Forderten, das Geſpräch weiterzuführen.
Er hub darum wieder an:
An der Tüchtigkeit und unbedingten Ehrlichkeit unſeres Bru=
Ders Kkaus zweifeln weder ich noch einer ſeiner Brüder. Aber
Das genügt mir nicht.
Gmpört ſah der Iſtizrat auf den Sprecher. Seine abweiſende
Weſte zwang Klaus, einzuſpringen:
Was möchteſt du noch wiſſen, Andreas? fragte er den
Wruder.
Mit wieviel Prozent ſich das Gut verzinſt?
Zurzeit mit drei Prozent.
Die drei älteren Brüder ſahen ſich wiederum an. Ernſt, der
Gutsbeſitzer, nickte: Mehr iſt jetzt bei den Schandpreiſen nicht
Therauszuholen."
Da wiegte der Kommerzienrat den Kopf hin und her:
Das iſt viel zu wenig.
Erſchrocken ſah Klaus auf den Stiefbruder. Angſt legte ſich
Hähmend auf ihn und die Sorge, die Heimat zu verlieren.
Heiſer fragte er: Was iſt zu wemig?"
Der Gewinn! war die faſt ärgerliche Antwort über die
ſcheinbare Begriffsſtutzigkeit des Bruders. Bedenke, daß ich
gegenwärtig Kapitalien mit glatt dreißig Prozent verzinſt er=
Thalte.

Freitag, den 11. Juni 1926

Da kam Werner dem Bruder zu Hilfe. Seine nerwige Jung=
männerfauſt
fiel mit hartem Schlag auf den Tiſch.
Und wenn du hundert Prozent bekommſt oder tauſend
ſchweig heut davon! Ich glaube, das biſt du dem Andenken
unſeres Vaters ſchuldig. Erſt wollen wir den Vater begraben
und dann uns über ſein Erbe unverhalten."
Die aus ehrlicher Empörung heraus geſprochenen Worte
verfehlten ihre Wirkung nicht.
Der Kommerzienrat ſchwieg. Seine Mundwinkel zuckden
nervös, und in den farbloſen Augen, die ſo ſeltſam mit dem
dunklen Haar kontraſtierten, glomm ein fahles Licht.

Es iſt beſtimmt in Gottes Rat,
Daß man vom Liebſten, was man hat,
Muß ſcheiden.
So ſangen die Kinder unter der Leitung des jungem Lehrers
Geiſel, der mit ernſtem Geſicht am Grabe ſtand und den Geſang
mit einer klangvollen Baritonſtimme begleitete.
Es war ein impoſantes Begräbnis, das klar darlegte, wie
ſehr beliebt der Doktor Michgel geweſen war, trotz ſeiner Zurück=
haltung
im letzten Jahrzehnt.
Der Kommerzienrat fuhr richtig nach dem Begräbnis wieder
fort. Er vereinbarte eine Zuſammenckunft nach vierzehn Tagen.
Da wollte er ſich einen Tag von ſeinen Geſchäften frei machen.
Der Gutsbeſitzer fuhr am nächſten Tage, während der Poſt=
inſpektor
Max noch einen Tag länger die Gaſtfreundſchaft des
Herrenhauſes in Anſpruch nahm.
Als dann das Haus wiedei leer war von Gäſten, aueten
die beiden Brüder auf. Es war ihnen, als ſei es ihnen erſt jetzt
möglich, ihrer Trauer um den Vater Raum zu geben. Sie hatten
mit aller Kraft ihrer jungen Herzen an dem Vater gehangen
und ihm ſeinen Lebensabend verſchönt.
Nun deckte den Müden die Erde. Flocken wirbelten um ſein
Grab, und drei ſeiner Söhne hatten, ihn vergeſſen. Nur die
Jüngſten trauerten ehrlich um ihm und fühlten die Lücke, die der
Tod geriſſen hatte, deutlich
Klaus beſprach alles mit ſeinem Bruder Werner und nahm
ſich vor, das Gut wie bisher im Geiſte des Vaters weiterzu=
führen
. Er rief das Geſinde zuſammen, teilte ihnen die teſta=
mentariſche
Verfügung des Vaters mit und erneuerte die
Kontrakte.
In ſeiner ernſten knappen Art bat er ſie, ihm wie bisher mit=
zuhelfen
, den Michaelshof weiterhin als Muſtergut zu erhalten.
Mit Handſchlag bekräftigten ſie es ihm, und alles ging wieder
ſeinen Gamg.

Seite 15

Am nächſten Tage verließ auch Werner den Michaelshof.
Klaus brachte ihn zur Bahn.
Er ließ ihn ungern gehen. Ihm bangte vor dem Alleinſein
im Herrenhauſe.
Wenn du mich brauchſt, Klaus, dann rufe mich. Wir halten
zuſammen. Sorge dich nicht, daß ſie dich um die Heimat bringen.
Klaus drückte dem Bruder herzlich die Hand.
Du Glücklicher haſt immer die feſte Zuverſicht, ſiehſt alles
im goldenen Sonnenlicht.
Soll ich’s nicht, Bruder? Wir ſind das Leben, und wenn
wir die Sonne lieben, ſo werden wir den Schatten meiſtern. Ruf
mich, Klaus, wenn du mich brauchſt.
Keuchend hielt der Zug. Noch ein raſcher, herzlicher Hände=
druck
und Klaus ſtand allein, lange dem abfahrenden Zug
nachſehend.
Als er dann mit den beiden Rappen durch die verſchneite
Landſchaft fuhr, dachte er über des Bruders letzten Worte nach,
und freundlicher wurde es in ſeiner Seele.
Die Mamſell freute ſich, als der Herr die Freitreppe empor=
ſtieg
. Leichter war ſein Gang, und ſein Auge blickte freund=
licher
. Sie teilte es dem Geſinde mit, und als um nächſten
Morgen Klaus Michael durch Ställe und Scheunen ſchritt, Hlang
der Gruß ſeiner Leute noch herzlicher als früher. Er horchte
verwundert auf, dann ſtahl ſich ein frohes Lächeln" über ſeine
ernſten Züge.
Er fühlte, daß man ihn achtete und liebte, und dies gab ſei=
wer
Seele Kraft.
II.
Werner Michael ſtdierte in Berlin Jurisprudenz. Er ſtand
dicht vor dem Abſchluß ſeines Studiums. Noch zwei Semeſter
Strafrecht wollte er hören, um damnn ſeinen Doktor zu machem.
In Lichterfelde draußen hauſte er mit einem Studienkollegen.
Sie teilten ſich in zwei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer.
Er fühlte ſich recht wohl in Berhin, aber alle ſechs Wochen
mußte er ein paar Tage zu Hauſe im Thüringer Land ſein. Da
riß ihn die Hemat fort aus dem Häuſermeer Berlins, und er
mußte heim. Die günſtigen finanziellen Verhältniſſe des Vaters
im Verein mit ſeiner trotz allem Lebensübermut wirtſchaftlichen
Natur erlaubten ihm ein ſorgenfreies Studium. Sogar den
Luxus des häufigen Reiſens.
Noch wicht vierzehn Tage war er wieder in Berlin, da erhielt
er einen Brief ſeines älteſten Stiefbruders, des Kommerzienrats,
der ihn um ſeinen Beſuch bat.
(Fortſetzung folgt.)

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Auskunftsſtelle: Architekt Gg. Kugel, Wittmannſtraße 4. Telephon 3192.
Ferner geben Auskunft in den einzelnen Stadtbezirken:
Bezirk Nordweſt:
Bezirk Nordoſt:
Karl Horſt, Grafenſtr. 2,of
Jakob Gils, Eckhardtſtr. 5, II.;
Hch. Haber, Bismarckſtr. 16, I.,
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Seite 16

Freitag, den 11. Juni 1926

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