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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 142
Sonntag, den 23. Mai 1926.
189. Jahrgang
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Finanz=Anz igen 40 Reichspfg., Neklamezelle (93 mm
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Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw. eriſche
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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ufträge und Teiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Kenkurs oder gerichtlicher Beſtrelbung (äſlt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Die Lage in Frankreich.
Leichte Beſſerung
des franzöſiſchen Franken.
Die Rolle der Bank von Frankreich.
TU. Paris, 22. Mai.
Die Ankündigung der Regierung, daß eine völlige Einigung
mit der Bank von Frankreich herbeigeführt worden ſei, hat im
Laufe des geſtrigen Abends zu einer weiteren Senkung der
Deviſenkurſe geführt. Der Finanzminiſter wies in ſeiner Er=
Tlärung an die Preſſe darauf hin, daß es natürlich einige Rei=
Wungspunkte mit der Bank von Frankreich gegeben habe, die aber
jetzt beſeitigt ſeien. Mit der vollſtändigen Unterſtützung der
Bank von Frankreich, die erreicht ſei, werde die Regierung die
Geſchloſſenen Maßnahmen ſtrikte durchführen.
Ueber die Grundlagen des Abkommens mit der Bank von
FFrankreich iſt nichts bekannt. Es werde aber vermutet, daß unter
dem Druck der angelſächſiſchen Banken der Goldbeſtand der
Bank von Frankreich angegriffen wurde. Das plötzliche Steigen
Des Franken am geſtrigen Abend wird nach Meldungen aus
Mew York auf eine perſönliche Intervention des amerikaniſchen
SSchatzſekretärs Mellon bei den Banken zurückgeführt. Mellon
erklärte, daß eine weitere Abſchwächung des Frankens die
Rat=
fizierung des franzöſiſch=amerikaniſchen Schuldenabkommens
ver=
chindern könnte.
Die Preſſe befaßt ſich eingehend mit den geſtern geführten
Werhandlungen zwiſchen Briand und Péret einerſeits und den
Wertretern der Bank von Frankreich andererſeits. Zu Beginn
Der Verhandlungen habe ein Brief des Leiters der Bank vorge=
Aegen in dem die Zurverfügungſtellung der Goldreſerve abge=
Tehnt, jedoch die Bereitwilligkeit zur Nutzbarmachung der
Manöv=
mierungsmaſſe aus dem Fonds Morgan angeboten worden
ſei. Aus dieſem Angebot habe man ein gewiſſes
Entgegenkom=
unen geſehen. Deshalb ſeien auch die Verhandlungen mit dem
Leiter der Bank von Frankreich geſtern mittag wieder
aufgenom=
men worden.
In einer Unterredung, die der franzöſiſche Finanzminiſter
einem Vertreter des „Journal” gewährte, machte Péret die
Mit=
keilung, daß er an einem Finanzſanierungsplan arbeite, der eine
Freiwillige Konverſierung der ſchwebenden Schuld und die
Schaf=
fung einer Amortiſationsſteuer vorſehe.
Die Stützungsaktion der Bank von Frankreich
Wie der „Intranſigeant” erfahren haben will, ſoll nach
ge=
viſſen Nachrichten der Betrag, den die Bank von Frankreich als
UInterpfand für die Stützungsaktion des Franken zur Verfügung
zu ſtellen beabſichtigt, ſich auf 500 Millionen Goldfran=
Een belaufen.
Gegen die franzöſiſche Finanz= und Marokkopolitik.
Der Generalrat des Departemens Bouches de Rhone hat in
Marſeille zwei aufſehenerregende Entſchließungen angenommen,
Sie den präſidierenden Präfekten veranlaßten, unter Proteſt die
Verſammlung zu verlaſſen. Zunächſt wird gegen die
Wieder=
mufnahme der Feindſeligkeiten proteſtiert und den Rifkabylen
Techt gegeben, die franzöſiſch=ſpaniſchen Bedingungen abgelehnt
zu haben, die nichts anderes bezweckt hätten, als aus dem
Rif=
ftaat einen Sklavenſtaat zu machen. Außerdem wird die Finanz=
Holitik der Regierung bemängelt und beſonders erklärt, daß die
Freiwilligen Spenden ungenügend ſeien, um den Franken zu
ftabiliſieren. Die großen Vermögen hätten ſich übrigens bis
etzt von dieſer Spende ferngehalten. Der Franken könne nur
ftabiliſiert werden, wenn eine Vermögensabgabe geſchaffen
wwerde.
Warnende Stimmen.
Trotz der Erfolge, die die Regierung mit ihrer Interven=
Eion auf dem Deviſenmarkt ereicht hat, werden zahlreiche
war=
miende Stimmen laut, die darauf hinweiſen, daß die Methoden,
wie ergriffen wurden, unter Umſtänden ſtatt zu einer Beſſerung,
zu einer völligen Vernichtung der franzöſiſchen Währung führen
Tönmen.
Im „Figaro” weiſt Romier, der als Autorität in
wirtſchaft=
ſ ichen Fragen gilt, darauf hin, daß die Regierung bei ihren Ver=
Handlungen mit der Bank von Frankreich mit der größten
Leicht=
ertigkeit vorgegangen ſei. Es ſei Pflicht der Leitung der Bank
won Frankreich, in keiner Weiſe dem Drucke der Regierung
nach=
izugeben. Für eine Ruhezeit von 14 Tagen oder drei Wochen
reſtiere man die Goldreſerven der Bank. Der Eindruck, den
eine ſolche Leichtfertigkeit auf die indernationale Meinung machen
müßte, könne nicht leicht verwiſcht werden.
Auch das „Journée Induſtrielle” wendet ſich gegen eine
Seranziehung der Goldreſerven der Bank von Frankreich und
weiſt auf das verhängnisvolle deutſche Beiſpiel hin.
Nationalkongreß der franzöſiſchen Sozialiſten.
Am Sonntag wird in Clermont=Ferrand der
außerordent=
läche Nationalkongreß der franzöſiſchen ſozialiſtiſchen Partei er=
Iffnet werden. Der wichtigſte Punkt der Tagesordnung dürfte
d ie Diskuſſion über die Berichte der parlamentariſchen Gruppe
uend des ſtändigen Verwaltungsausſchuſſes der Partei ſein, denn
brei dieſer Gelegenheit wird ſich die große allgemeine politiſche
Ausſprache entſpinnen, in der die bekannten drei
Parteirichtun=
gen aufeinanderſtoßen werden.
Der linke Flügel der ſozialiſtiſchen Partei ſchart ſich um
eäne von Léon Blum, Paul Faure und Zyromſki redigierte
Ent=
ſchließung, die jede Teilnahme an der Regierung ablehnt, aber
diie Möglichkeit der Unterſtützungspolitik gegenüber einer zu
demo=
kratiſchen Reformen geneigten Regierung offenläßt. Dieſe
Ent=
ſchließung betont ferner ſcharf den klaſſenkämpferiſchen Charakter
der Partei und wendet ſich gegen gewiſſe Akte von Diſziplin=
loſigkeit. Dieſe Richtung wird nach den bisherigen Abſtimmun= In unſerer tiefbewegten Zeit klingt die ſchlichte
Pfingſt=
gen in den ſozialiſtiſchen Föderationen von den auf dem
Kon=
greß vertretenen 3000 Geſamtſtimmen etwa 2000 auf ſich ver= dringliche Mahnung: aus der Kraſt des Geiſtes ſchöpfen die
Boncour uſw., fordert eine tatkräftige Aktion zur Wiederherſtel= ſprachigen Völkergemiſches für jeden verſtändlich zu reden. Die
lung des Kartells und lehnt eine Teilnahme an der Regierung
nicht ab. Dem von dieſer Richtung vorgelegten Antrag dürften
etwa 800 bis 1000 Stimmen zufallen. Ein ſehr geringer Prozent= neuen Geiſte, deſſen Sprache allen Völkern vertraut klingt. Nur
ſatz der Stimmen, man ſpricht in eingeweihten Kreiſen von daß uns kein Wunder ſolche Sprache blitzartig eingibt, ſondern
fallen, die in einem von Marin vertretenen Antrag die gemein= das darf ohne nationale Voreingenommenheit behauptet werden,
ſchaftliche Aktion mit den Kommuniſten fordert.
Die Lage in Polen.
Der künftige polniſche Staatspräſident.
Danzig, 22. Mai.
Zur Frage der Wahl des neuen Staatspräſidenten von
Polen, die naturgemäß alle Gemüter in erſter Linie beſchäftigt,
wird der „Gazeta Gdanſka” berichtet: Die Sozialiſten verharren
auf dem Standpunkt, daß Marſchall Pilſudſki durchaus
Staats=
chef werden ſoll. Demgegenüber werden die Natonalkreiſe deutſchen Staatsweſens darf doch als nicht nur in den Tatſachen,
wahrſcheinlich demonſtrativ den bisherigen Staatschef
Wojcie=
chowſki oder den Senatsmarſchall Trampczinſcki als Kandidaten
aufſtellen, obgleich beide Kandidaturen keine Ausſicht auf Erfolg
haben. Im Augenblick ſcheinen die realſten Kandidaturen die des
Grafen Skrzinſki und die des Profeſſors Bobrzynſki zu ſein.
Beide ſind Kompromißkandidaturen, von denen einer Erfolg
haben dürfte.
Nachdem ſich herausgeſtellt hat, daß der frühere
Kriegsmini=
ſter Zeligowſki, der bei den Straßenkämpfen gefallen ſein ſollte,
noch am Leben iſt und in voller Geſundheit der Trauerfeier für
die Gefallenen beigewohnt hat, ſcheint ſich jetzt zu ergeben, daß
auch die Nachrichten über ſeinen vermeintlichen Todesgenoſſen, den
früheren Kriegsminiſter und kommandierenden General in
Po=
ſen, Sosnkowſki, ganz an der Wahrheit, vorbeigegangen ſind.
Wie der „Kurjer poranny” verſichert, hat Sosnkowfki gar nicht
Selbſtmord begangen. Das ſei abſichtlich von gegneriſcher Seite
aus Poſen verbreitet worden. Vielmehr ſei der General das
Opfer eines Attentats geworden, das am 12. Mai, als er den
Eiſenbahnzug verließ, auf ihn verübt worden ſei. Die Kugel habe, der Fernſtehende vielleicht nicht immer bemerkt, die
verantwort=
ſeine rechte Lunge getroffen und ſein Zuſtand ſei ſehr
gefahr=
drohend. Ob es gelinge, den Täter zu faſſen, ſei freilich fraglich,
da die rechtsſtehenden Kreiſe ihn beſchützten. Im übrigen dauert
die Beſſerung im Befinden Sosnkowſkis an.
Der engliſche Bergarbeiterſtreik
Die Bergarbeiter fordern die Nationaliſierung
der Gruben.
EP. London, 22. Mai.
Der engliſche Arbeitsminiſter und der Bergwerksſekretär
haben nach längeren Beſprechungen mit dem Miniſterpräſidenten
Baldwin über die Kohlenkriſe heute die Andwort der Regierung
auf die kürzlichen, die Regierungsvorſchläge ablehnenden
Schrei=
ben der Grubenbeſitzer und Bergarbeiter vorbereitet. Der
Gene=
ralſekretär der Bergarbeiterföderation, Cook, erklärte den
Preſſe=
vertretern, daß es nur ein Mittel gebe, den Ertrag der engliſchen
Gruben zu ſteigern, nämlich die Nationaliſierung. Die
Regie=
rung müſſe den Bergarbeitern dieſelben Lebensbedingungen
garantieren, die vor der Ausſperrung in Kraft geweſen ſeien.
Die Arbeiter würden ſich verpflichten, alles zu tun, was von
ihnen gerechterweiſe erwartet werden kann.
Der „Star” ſchreibt, daß in England die Zeit gekommen ſei,
wo die Nation die Kontrolle über die Grubeninduſtrie
überneh=
men müſſe. Die letzten Anwworten der Grubenbeſitzer ſtellten
eine Herausforderung an die Nation dar.
Die Eiſenbahner, die Lokomotivführer und die
Transport=
arbeiter prüfen außerdem gegenwärtig das Geſuch, das ihnen
vom Grubenſekretär Cook unterbreitet worden iſt und wonach ſie
ſich verpflichten ſollten, keine Kohlen zu befördern. Man glaubt,
daß letzten Endes die drei genannten Gewerkſchaften ſich
ver=
pflichten werden, wenigſtens keine Kohlen zu befördern, die von
Großhändlern beſtellt werden.
Reorganiſation des engliſchen Gewerkſchaftsſtatuts?
Das Kabinett hat drei Mitglieder, nämlich den Schatzkanzler,
den Staatsanwalt und den Solicitor, erſucht, das Statut zu
prüfen, das gegenwärtig die Gewerkſchaften in England regiert,
und Reformporſchläge zu unterbreiten. Man glaubt, daß dieſer
Miniſterialausſchuß folgende Reformen vorſchlagen wird:
1. Bevor irgend eine Gewerkſchaft einen Streik
prokla=
miern kann, muß ſie eine Urabſtimmung unter den
Mitgliedern vornehmen.
2. Jedes Mitglied einer Gewerkſchaft ſoll das Recht haben,
die Aktion der Gewerkſchaftsführer vor den Gerichten
anzu=
fechten.
3. Es ſollen Beſtimmungen getroffen werden, wonach die
poli=
tiſch organiſierten Mitglieder innerhalb jeder Gewerkſchaft
auf ein beſtimmtes Maß beſchränkt werden müſſen.
Es iſt möglich, daß dieſe Beſchlüſſe ſchon Geſetzeskraft
er=
halten, noch bevor der Grubenkonflikt geregelt ſein wird, ſo daß
ſie bei den Grubenarbeitern zur Anwendung gelangen können.
Deutſche Pfingſten.
Von
Dr. Guſtav Streſemann, Reichsminiſter des Auswärtigen.
erzählung der Apoſtelgeſchichte als ebenſo zeitgemäße wie
ein=
einigen. Die Parteirichtung, vertreten durch Renaudel, Paul Männer von Galiläa die Wundergabe, inmitten eines viel=
Einmütigkeit im Geiſte überwindet völkertrennende Schranken.
Auch durch unſere Zeit geht ein ſtarkes Verlangen nach einem
weniger als 200, wird auf die extremiſtiſche Linke der Partei ent= wir ſie in zäher Arbeit ſelbſt ſchaffen müſſen. Das deutſche Volk,
bringt für dieſe Arbeit ſo viel Verſtändnis und ernſten Willen
mit, wie irgend ein anderes. Erfreulicherweiſe bricht ſich auch
in immer weiteren Schichten unſeres Volkes die Einſicht Bahn,
daß dieſe Arbeit im eigenen Hauſe zu beginnen hat, daß die
Ein=
mütigkeit über die großen Grundlinien zwiſchenſtaatlichen
Zu=
ſammenlebens nur für ein Volk fruchtbar werden kann, deſſen
Glieder zunächſt einmal in den eigenen Lebensfragen eine
ge=
meinſame Sprache reden. Gewiß iſt das deutſche Volk dieſem
Ziel in den letzten Jahren um ein gutes Stück näher gekommen.
Vor allem inſofern, als die Gefolgſchaft derer, die ihr
Evan=
gelium nur in der Sprache der Handgranaten und
Maſchinen=
piſtolen zu künden wiſſen, unaufhaltſam dahinſchmilzt.
Wachſam=
keit mag immer noch geboten ſein, aber der Beſtand des neuen
ſondern auch in den Gemütern der großen Volksmehrheit
ge=
ſichert gelten. Gleichwohl ſind wir — im Gegenſatz zu vielen
anderen Nationen — auch heute noch weit entfernt von dem Ziel,
für die Bekundung des nationalen Lebenswillens gemeinſame
Ausdrucksformen, einheitliche Symbole zu beſitzen. Von der
Be=
deutung dieſes Beſitzes für die Behauptung der deutſchen
Stel=
lung in der Welt gibt man ſich leider in der Heimat nicht immer
hinreichend Rechnung. Täte man es, ſo hätte beiſpielsweiſe der
Flaggenſtreit nicht die leidenſchaftlichen Erörterungen auslöſen
können, die wir eben erlebt haben. Es hieße an der weltpoli=
Das Schickſal des Generals Sosnkowſki. tiſchen Befähigung der Nation verzweifeln, wollte man die
Hoff=
nung auf eine Löſung dieſer Symbolfrage aufgeben, eine Löſung
im Geiſte der Verſtändigung und auf dem Boden der Verfaſſung,
wie ſie der Reichspräſident in ſeiner Botſchaft in ſo klaren
Wor=
ten als Ziel vorgezeichnet hat. Der Widerhall, den dieſe
Kund=
gebung bei der großen Mehrheit der Volksvertretung und weit
darüber hinaus im In= und Auslandsdeutſchtum gefunden hat,
gibt den hoffnungsreichen Beweis, daß Hindenburg auch hier
wie ſonſt eine Sprache zu führen wußte, die jeder Deutſche ohne
Unterſchied der Partei als die ſeine empfinden muß. Jeder
Fort=
ſchritt in der Richtung einer einheitlichen Einſtellung der Nation
zu großen Fragen bedeutet eine Stärkung der Außenpolitik, die
lichen Leiter aber wie in ſeismographiſcher Kurve abzuleſen
ver=
mögen.
Das gilt natürlich in noch erhöhtem Maße von der
Ein=
ſtellung unſeres Volkes zu den Hauptlinien der Außenpolitik
ſelbſt. In dieſer Hinſicht iſt es erfreulich, feſtzuſtellen, wie ſehr
ſich in den letzten Jahren im deutſchen Volke die fundamentale
Erkenntnis durchgeſetzt hat, daß Deutſchlands geſchichtliche
Miſ=
ſion nur in poſitiver Mitarbeit am Ausbau neuer
Organiſations=
formen des zwiſchenſtaatlichen Lebens erfüllt werden kann.
Man=
chem mag dieſer Ausbau zu langſam vor ſich gehen.
Vergegen=
wärtigt man ſich aber all die Schwierigkeiten, die jede Nation
zu überwinden hat, um nach der babyloniſchen
Sprachenverwir=
rung des Weltkrieges zu neuen Ausdrucksformen der
Völker=
gemeinſchaft zu gelangen, ſo kann uns die Entwicklung der letzten
Jahre nur zu entſchloſſener Weiterarbeit anſpornen. Sind doch
noch nicht zwei Jahre vergangen, ſeit man in London auf dem
begtenzten Gebiet der Reparationen ſozuſagen mit dem ABC.
einer europäiſchen Sprache begonnen hat. Locarno bedeutete
dann den Verſuch, dieſe Sprache in der Geſamtpolitik Europas
einzubürgern, ſie gewiſſermaßen zum Medium der Verſtändigung
für alle politiſchen Fragen zu machen. Dabei waren ſich die dort
verſammelten Staatsmänner durchaus klar, daß dies, wie
be=
ſonders Sir Auſten Chamberlain ſo oft hervorhob, ein Anfang,
ein erſter Schritt nur war und es unausgeſetzten guten Willens
bedarf, um ohne Stillſtand vorwärts zu kommen. Eine ſolcher
Stillſtand war ſcheinbar auf der Genfer Märztagung eingetreten.
Aber inzwiſchen hat ſich auch hier wieder die Wahrheit jener
Grillparzerſchen Beobachtung aus dem vormärzlichen Wien
be=
ſtätigt, daß auch der hartnäckigſte Stillſtand nur ein unmerklicher
Fortſchritt iſt. Der unharmoniſche Lärm nationaler Egoismen,
der im März die Rouſſeau=Stadt erfüllte, hat weit über Europa
hinaus das Bewußtſein wachgerüttelt, daß bei der Arbeit um die
Cewinnung neuer Gemeinſchaftsformen keine Nation ſich ohne
eigenen Schaden abſondern kann. So iſt man an der gleichen
Stelle ſchon im Mai zu einer Uebereinſtimmung der Gedanken
gekommen, die hoffen läßt, daß auch die letzten Hemmungen
binnen kurzem überwunden ſein werden. Insbeſondere hat die
klare und aufrichtige Haltung der deutſchen Regierung, die in
dieſem Punkt von ſeltener Einmütigkeit in Parlament und
Oeffentlichkeit geſtützt war, gerade diejenigen Mächte, die in der
Ratsfrage urſprünglich in einem Intereſſengegenſatz zu
Deutſch=
land zu ſtehen geglaubt hatten, davon überzeugt, daß Deutſchland
den größten Wert darauf legt, Seite an Seite mit ihnen an dem
Ausbau der Völkergemeinſchaft zu arbeiten.
Darüber hinaus hat die Maitagung der Studienkommiſſion
in glücklicher Weiſe die Befürchtung widerlegt, daß Deutſchlands
Beſtreben, ſeine Politik loyaler Zuſammenarbeit nicht nach
irgendwelcher Seite zu begrenzen, die Genfer Einmütigkeit ſtören
könnte. Damit iſt auch dem ſtärkſten Zweifler der Beweis
ge=
liefert, daß kein Mißdeutungsverſuch den klaren Sinn des
Ber=
liner Vertrages entſtellen kann, der beſtimmt iſt, ein wichtiges
Glied zu bilden in der Reihe der Maßnahmen zur friedlichen
Verſtändigung aller Völker.
Noch einmal ſei es betont: wir ſtehen erſt am Anfang einer
ſchwierigen und langwierigen Arbeit. Wie vielfältig die
Schwie=
rigkeiten ſind, lehrt gerade jetzt wiederum ein Blick nach Genf,
Seite 2
Sonntag, den 23. Mai 1926
Nummer 142
wo in dem Krieg gegen die Idee des Krieges eine erſte
Muſte=
rung der Kräfte verſucht wird, lehrt ein Blick nach dem Rhein,
wo immer noch das „Recht auf Sicherheit” einer Interpretation
im wahrhaften Sinne der Verſtändigung harrt. Im Leben der
Völker, jedes Einzelnen gilt aber der Satz, daß mit der Größe
der Aufgabe die Kraft zur Bewältigung wächſt. Und ſo müſſen
wir an dieſem Pfingſtfeſt 1926 uns ſtärken in dem Glauben, daß
auch heute noch die Einmütigkeit im Geiſte Völker trennende
Schranken überwinden und die Grundlage zu einer beſſeren
deutſchen Entwicklung legen kann.
*Der Gang der letzten
innen=
politiſchen Ereigniſſe.
Ein Schlußwort des Zentrums.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Reichstagsfraktion des Zentrums ſcheint es für nötig zu
halten, über den Gang der letzten Ereigniſſe ihren Wählern
eingehend Rechenſchaft abzulegen. Sie tut das in Form eines
fraktionsoffiziöſen Artikels, der ſich in faſt allen Punkten mit
der Darſtellung deckt, wie wir ſie an dieſer Stelle fortlaufend
gebracht haben. Intereſſant iſt dabei beſonders, daß vor der
Ausſprache im Reichstag, die zum Sturze Luthers führte, in der
interfraktionellen Beſprechung auch das Zentrum mit aller
Deut=
lichkeit zum Ausdruck gebracht hat, eine Kabinettskriſe müſſe
vermieden werden, jede andere Einſtellung einer
Regierungs=
partei, die zum Sturze der Regierung führen würde, bedeute
die Auflöſung der Koalition. Dieſe Auffaſſung iſt nach dem
Rücktritt Luthers in einer interfraktionellen Beſprechung von
den Vertretern des Zentrums, der Deutſchen Volkspartei und
der Bayeriſchen Volkspartei übeveinſtimmend erneut zum
Aus=
druck gebracht worden. Das Zentrum hat dabei den Verſuch
ge=
macht, auf die Große Koalition hinzuarbeiten, hat aber bei
einer Beſprechung mit den Sozialdemokraten den Eindruck
ge=
habt, daß die Fürſtenabfindung zurzeit ein ernſtes Hindernis
bildet, während bezüglich der Flaggenfrage und der
Aufwer=
tung unüberſteigbare Hinderniſſe nicht vorhanden ſeien.
Dr. Adenauer glaubte zwar, die Bildung der Großen Koalition
müßte ſchon jetzt möglich ſein, war aber nach einer Rückſprache
mit der Deutſchen Volkspartei davon überzeugt, daß bei den
ſachlichen Gegenſätzen zwiſchen Zentrum und Sozialdemokratie
daran nicht zu denken ſei. Er hatte auch den Eindruck, daß die
Deutſche Volkspartei das zu bildende Kabinett als Vorſtufe für
eine Rechtskoalition betrachtet wiſſen wollte, während für das
Zentrum eine ſolche Regierung auch in einem Anfangsſtadium
auf kleinerer Baſis unter den gegenwärtigen Verhältniſſen aus
innen= und außenpolitiſchen Gründen nicht diskutabel geweſen
ſei. So begründet die „Germania”, daß ſchließlich das Kabinett
Marx die einzige Löſung geweſen ſei. Sie verſäumt nicht, das
Opfer zu unterſtreichen, das die Fracktion damit gebracht hatte,
vermeidet jedoch, aus den drei Punkten der Verpflichtung, die
vor der Bildung des Kabinetts Marx zwiſchen Zentrum und
Deutſcher Volkspartei getroffen wurden, irgendvelche
Konſequen=
zen für die Zukunft zu ziehen. Und das iſt im Augenblick ſicher
das Beſte.
Die Groß=Hamburgfrage.
Die ſtaatliche Preſſeſtelle teilt mit: Die preußiſche
Staats=
regierung veröffentlichte anläßlich der Veröffentlichung des
Gut=
achtens des Staatsminiſters a. D. Drews und Graf Rödern
Mit=
teilungen über die Forderungen, die ſie in den letzten
Verhand=
lungen mit dem hamburgiſchen Senat ſtellte. Dieſe
Veröffent=
lichung erfolgte ohne Fühlungnahme mit Hamburg und konnte
nicht erwartet werden, da nach den Vereinbarungen zwiſchen
Hamburg und Preußen Mitteilungen über den Stand der
Ver=
handlungen nur im gegenſeitigen Einverſtändnis gemacht werden
ſollten. Unmittelbar nachdem der preußiſche Miniſterpräſident
in den Verhandlungen vom 11. Mai die jetzt publizierte
Stellung=
nahme Preußens bekanntgegeben hatte, erklärte Bürgermeiſter
Peterſen, daß die Weiterführung der Verhandlung zwecklos ſei,
wenn es ſich bei dieſen Forderungen um das letze Wort
Preu=
ßens handele. Er wies darauf hin, daß Preußen etwa 140 gegen
82 Quadratkilometer fordere und es außerdem noch den
Finanz=
ausgleich, der nach dem Drews=Roedernſchen Gutachten Hamburg
etwa 6 Mill. jährliche Aufwendungen bringen würde, in dem
Ausmaß erhöhen wolle, bei dem Hamburg keine Möglichkeit mehr
für die Erfüllung ſeiner Aufgaben als größte deutſche Hafenſtadt
bliebe. Dadurch würde nicht nur die Grundlage des Berichtes
der Zentralſtelle für die Gliederung des Deutſchen Reichs und
das Drews=Roedernſche Gutachten völlig verlaſſen, ſondern auch
für Hamburg der Sinn der ganzen Verhandlungen in ſein
Ge=
genteil verkehrt werden. Aus dieſen Gründen ſeien die
preußi=
ſchen Forderungen untragbar. Die Vertreter der preußiſchen
Staatsregierung entſchieden ſich nach Entgegennahme dieſer
ham=
burgiſchen Erklärung für Weiterführung der Verhandlungen.
*Kopernikus und Luther.
Zum Todestag Kopernikus — 24. Mai 1543.
Die Geburts= und Todestage dieſer beiden Männer liegen
nur wenige Jahre auseinander, 1473 bis 1543 Kopernikus, 1483
bis 1546 Luther. Beider Leben verlief in jener großen
Morgen=
röte der Geiſter, jener Zeitwende, deren Fülle und Lebendigkeit
für den heutigen Menſchen in der großen Windſtille geiſtigen
Lebens — denn wie ſchal iſt heute alles Gedachte! — ein
groß=
artiges Schauſpiel bietet. Beide waren Reformatoren, Erneuerer,
Umſtürzler, auch Kopernikus in einem tieferen Sinne ein
Pro=
teſtant — gegen ſeine Zeit, gegen die falſch verſtandene
Auto=
rität der Bibel, gegen eine Wiſſenſchaft von 18 Jahrhunderten.
Und doch läßt ſich kaum ein ſchärferer Kontraſt denken, als
zwi=
ſchen dieſen beiden großen und merkwürdigen Männern.
Ver=
ſchieden wie die geiſtigen Gebiete, zu deren Umwälzung ſie den
Anſtoß gaben, ſind ihre Charaktere, ihre Schickſale, auch ihre
wechſelſeitige Stellung zueinander, von der hier die Rede
ſein ſoll.
Denn auch hierin zeigt ſich die ganze Verſchiedenheit der
beiden großen Zeitgenoſſen, wie eben jede Handlung eines
Men=
ſchen Ausdruck ſeines Tiefſten und Weſenhafteſten iſt, und je
mehr ein Menſch weſentlich iſt, deſto mehr. Auf der einen Seite
ſteht der Wittenberger Mönch; man kennt ſein Leben und ſein
Geſicht. Dieſes grobe, beinahe plebeiſche Antlitz mit dem
alpen=
mäßig aufgetürmten Schädel, dem Zeichen ungeſchlachter
Tat=
kraft, mit den gewaltigen Stirnwulſten über den Augen, wie wir
ſie bei Menſchen von großer geiſtiger Leidenſchaft (Nietzſche) oft
finden, mit den tiefliegenden, unheimlich blitzenden Augen, in
denen Eigenwilligkeit, ja Eigenſinn ſitzt und die doch wieder
ſchwermütig und mild ſein können, mit dem derben Mund, in
dem noch einmal wie oben über den Augen dieſer Kampf tobt,
Höllenangſt und Trotz der Seele, Traurigkeit, Härte, Spottluſt
und Rechthaberei. Ein faſt bedrückendes Geſicht auf den erſten
Blick, denn mit unerträglicher Härte ſtoßen ſich im Antlitz dieſes
Titanen die Eigenſchaften und Kämpfe gegeneinander mit der
ganzen Heftigkeit, die auch ſeine Rede und Schrift hatte.
Auf der anderen Seite der Frauenburger Domherr, von dem
leider kein Bild auf uns gekommen iſt, Nachkomme großer
Kauf=
berren, Neffe und Schützling des Biſchofs von Ermland, der ihm
früh zu ehrenvoller geiſtlich=weltlicher Macht verhalf. Ein halbes
Menſchenalter Studium, davon zehn Jahre auf den hohen
Schu=
len Italiens, alles, was man, damals ſtudieren konnte, Philo=
Vom Tage.
Die Reichsregierung beabſichtigt, ſich gleich nach der
Pfingſt=
pauſe mit den Parteiführern ins Benehmen zu ſetzen, um eine
ſchnelle Erledigung des Fürſtenabfindungsgeſetzes
zu erwirken.
Zum erſten Male nach dem Kriege tritt das Internationale
Eiſenbahntransportkomiteee wieder in Deutſchland zu
einer Plenarverſammlung zuſammen. Man hat als Tagungsort
München gewählt.
Geſtern ſind die Vertragsverhandlungen über einen
Handels= und Konſularvertrag und ein Grenzverkehrsabkommen zwiſchen
Albanien und Jugoſlawien abgeſchloſſen worden.
Nach einer Havasmeldung aus Athen habe ſich General
Pan=
galos gegen eine Aenderung der Regierungsform
ausgeſprochen. Es habe niemand das Recht, das ihm vom Volke
über=
tragene Mandat und die Regierungsgewalt auf irgend jemanden zu
über=
tragen, wenn nicht das Volk ſelbſt den Wunſch äußere.
Das Urteil im Frankenfälſcherprozeß wird für
Diens=
tag, ſpäteſtens Mittwoch erwartet.
Wie dem „Nowy Kurjer Polſki” aus Wilna gemeldet wird, hat der
Sowjet=Weißruthener Rat in ſeiner außerordentlichen Sitzung
bereits am 15. Mai beſchloſſen, ein Glückwunſchtelegramm an
den Marſchall Pilſudſki abzuſenden.
Die franzöſiſch=ruſſiſchen
Schuldenverhandlun=
gen ſind ſo weit gefördert, daß die Vereinigung der Anleiheinhaber
auf=
gefordert werden kann, ſich an den Arbeiten der Konferenz zu beteiligen.
Die Sowjetregierung hat in Riga und in Reval die
Ant=
wort in der Frage des Paktangebotes überreichen laſſen.
* Der Sachſenkonflikt.
Der Riß in der Sozialdemokratie.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Behandlung des Sachſenkonfliktes durch den Vorſtand
der Sozialdemokratiſchen Partei Deutſchlands läßt ein immer
deutlicher werdendes Abrücken des Parteivorſtandes nach links
erkennen. Jetzt hat ſich der Parteivorſtand endgültig gegen die
Rechte ausgeſprochen und in einem längeren Aufruf auf das
ſchärfſte gegen die 23 ſächſiſchen Mitglieder Front gemacht. Sie
werden von ihm als die Schuldigen an der Zuſpitzung des
Kon=
fliktes hingeſtellt, ein Vorwurf, der wohl in keiner Weiſe zutrifft,
da bekanntlich der linke Flügel der Sozialdemokraten in Sachſen
mit den Kommuniſten ſympathiſiert und ſeit geraumer Zeit auf
die Zerſchlagung der ſozialdemokratiſchen Organiſationen in
Sachſen hinarbeitet. Sich gegen dieſen Vorwurf zu wehren, iſt
aber Sache der 23 ausgeſchloſſenen Mitglieder. Intereſſant in
dem Aufruf des Parteivorſtandes iſt die Tatſache, daß die
aus=
geſchloſſenen Mitglieder bereits daran gegangen ſind, eine eigene
Partei in Sachſen mit ſozialdemokratiſchem Einſchlag zu
grün=
den, die in dem bevorſtehenden Landtagswahlkampf ſelbſtändig
auftreten und darüber hinaus auch ihre Kreiſe auf das
Reichs=
gebiet ausdehnen will. Das bedeutet alſo, daß die
ſozialdemo=
kratiſche Partei im Begriffe iſt, ſich zu ſpalten, zumal ja auch
bekannt iſt, daß viele auf dem rechten Flügel der S.P.D. ſtehende
Mitglieder durchaus nicht mit der offiziellen Parteipolitik
ein=
verſtanden ſind und dieſe Angelegenheit benutzen werden, das
ſozialdemokratiſche Lager zu verlaſſen und die 23 Sachſen zu
unterſtützen.
Vereinfachung des Militärſtrafrechts.
Berlin, 22. Mai.
Von zuſtändiger Seite wird jetzt das neue Geſetz zur
Ver=
einfachung des Militärſtrafrechts veröffentlicht, das folgende
weſentliche Aenderungen gegenüber dem bisherigen Recht
vor=
ſieht: 1. Der Diſziplinarvorgeſetzte hat das Recht erhalten, in
allen Fällen, (nicht wie bisher in beſchränkten Fällen) eine
Diſziplinarbeſtrafung eintreten zu laſſen. Er iſt von der
bis=
herigen Verpflichtung befreit, ſich in Strafart und Strafmaß an
das Militärſtrafgeſetzbuch zu halten. 2. Bei Vergehen gegen die
dem Vorgeſetzten ſchuldige Achtung erfährt der Begriff „vor
ver=
ſammelter Mannſchaft” eine Erweiterung dadurch, daß dieſer
Begriff erſt gegeben iſt, wenn außer dem Vorgeſetzten und den
einzelnen Beteiligten noch mindeſtens ſieben, gegenüber früher
drei, anderen zum Militärdienſt verſammelten Soldaten
gegen=
wärtig geweſen ſind. 3. Der Arreſt zerfällt in Zukunft in
Stuben=
arreſt, gelinden Arreſt und verſchärften Arreſt und nicht wie
früher in mittleren und ſtrengen Arreſt. Der Stubenarreſt findet
gegen Offiziere und Unteroffiziere mit Portepee, der gelinde
Arreſt gegen Unteroffiziere und Mannſchaften und der verſchärfte
Arreſt gegen Unteroffiziere ohne Portepee Anwendung. 4. Bei
Fahnenflucht und unerlaubter Entfernung kann in Zukunft in
minder ſchweren Fällen die im Militärſtrafgeſetzbuch vorgeſehene
Gefängnis= oder Feſtungsſtrafe bis auf 14 Tage verſchärften
Arreſt ermäßigt werden, das gleiche kann geſchehen bei
Unge=
horſam.
ſophie, Rhetorik, Mathematik, Aſtronomie, Jurisprudenz,
Me=
dizin. Dann vierzig Jahre tätig, außerhalb der großen Welt im
öſtlichen Preußen, als Domherr, kirchlicher Statthalter, Geſandter,
Staatsmann, Finanzpolitiker, Arzt. Tätig und doch beſchaulich,
in Gedanken immer bei ſeiner weltfernen Gelehrtenarbeit und
doch, wie Goethe, ſich den Forderungen des tätigen Lebens nichr
entziehend. In einer über die Konvention jener Zeit
hinaus=
gehenden Weiſe rühmen die Zeitgenoſſen ſeine Lauterkeit und
Gerechtigkeit, ſeine gläubige Weisheit und Milde, ja es ſcheint,
daß er faſt etwas zu nachgiebig war, daß der geniale Gelehrte
den Konflikt mit der Außenwelt ſcheute. Schon als Jüngling
war ihm der kühne Gedanke des heliozentriſchen Syſtems zur
Gewißheit geworden, aber über ein Menſchenalter lang behielt
er ſeine Entdeckung für ſich, unermüdlich mit Beweiſen
beſchäf=
tigt und dem wachſenden Drängen der Freunde auf
Veröffent=
lichung, auch den Anfragen großer Gelehrter immer das
Unver=
ſtändnis der Oeffentlichkeit und die Lehre des Pythagoras
ent=
gegenhaltend, die Myſterien der Philoſophie nur mündlich in
eſoteriſchen Kreiſen zu überliefern. Erſt wenige Tage vor ſeinem
Tode hielt er das erſte Exemplar ſeines Hauptwerkes „Vom
Um=
ſturz der Himmelswelten” (de revolutionibus orbium cölestium)
in der Hand, das in einer unübertrefflichen Vorrede dem
da=
maligen Papſt Paul III. gewidmet war.
Wie ſtand nun Kopernikus zu der kühnen Lehre des
Refor=
mators? Wir ſind darüber durch eine Gegenſchrift, die er bald nach
Luthers Auftreten durch ſeinen Freund Tiedemann Gieſe
heraus=
gab, hinlänglich unterrichtet. Man muß zur rechten Beurteilung
daran erinnern, daß damals im Jahre 1525 die Gegenreformation
noch nicht eingeſetzt hatte, daß man auch in kirchlichen höheren
Kreiſen ſich als Humaniſt fühlte und die Schriften gegen die
Dun=
kelmänner mit Intereſſe aufnahm und daß Luther noch nicht als
Ketzer, vielmehr als Reformator innerhalb der katholiſchen Kirche
betrachtet wurde. Ein mit Kopernikus befreundeter Biſchof gab
damals fanatiſchen Anhängern der alten Richtung die Antwort:
„Luther iſt ein gelehrter Mönch und hat ſeine opiniones in der
Schrift; iſt jemand ſo kühne, der mache ſich wider ihn.‟ . . . Daß
„Anti=Logikon gegen Luthers Theſen vom Glauben und den
Werken” iſt im Gegenſatz zu der in jener Zeit üblichen ſcharfen
Polemik ſehr verſöhnlich gehalten. Es kommt in ſeinen
Aus=
führungen den bekämpften Ideen oft ziemlich nahe und erkennt
vor allem die ſittlichen und religiöſen Motive Luthers an.
Koper=
nikus und Gieſe verſtanden, was in Luthers Seele vorging, ſie
erkannten die Mißſtände in der Kirche än und bemühten ſich auch
ihrerſeits, eine ideale, von Schlacken gereinigte Kirche
aufzu=
ſtellen. Bezüglich der Lehre allerdings hielten ſie ſtreng am alten
Zur Kartellierung der
Eiſen=
bahnerverbände.
Warum die Reichsbahnbeamten nicht mitmachen.
Unter dieſer Ueberſchrift wird uns geſchrieben: Es war vor
einiger Zeit von einem Kartellvertrag die Rede, den ſämtliche
Eiſenbahverorganiſationen zwecks Herſtellung einer Einheitsfront
gegenüber der verkehrten Perſonalpolitik der
Reichsbahnver=
waltung geſchloſſen hätten. Dieſes Gerücht griff den Tatſachen
inſoweit voraus, als der Abſchluß eines ſolchen Vertrages noch
keineswegs erfolgt war, es ſich bisher vielmehr nur um
Ver=
handlungen zur Erreichung dieſes Zweckes handelte. Die in
Frage kommenden Eiſenbahnerverbände: Einheitsverband (
frei=
gewerkſchaftlich), Gewerkſchaft Deutſcher Eiſenbahner (chriſtlich),
Allgemeiner Eiſenbahner=Verband (Hirſch=Duncker), Gewerkſchaft
Deutſcher Lokomotivführer (neutral), Gewerkſchaft techniſcher
Eiſenbahnbeamter (chriſtlich) und der Zentral=
Gewerbſchafts=
hund Deutſcher Eiſenbahnbeamten und =amwärter (neutrale reine
Beamtenorganiſation) hatten in langwierigen Verhandlungen
den Entwurf eines Kartellvertrages fertiggeſtellt, der von den
Hauptvorſtänden der betreffenden Organiſationen ſanktioniert
werden ſollte. Dieſer Entwurf enthielt bereits Beſtimmungen
in bezug auf die Verquickung von Arbeiter= und
Beamteninter=
eſſen, die für eine reine Beamtenorganiſation ſchwer tragbar
waren. Weiter erſchien die richtungsgemäße Einſtellung der
parteipolitiſch und nach gegenſätzlichen Weltanſchauungen
aus=
gerichteten Verbände als grundſätzliches Hindernis.
Trotzdem hatten die Verbändler des Zentral=
Gewerkſchafts=
bundes Deutſcher Reichsbahnbeamten und =anvärter (Z. G. D.R.)
ihrem Hauptvorſtand die Annahme des Kartellvertrages
empfoh=
ſen, als plötzlich die Verhandlungen mit den anderen
Organi=
ſationen eine beſondere Schärfe annahmen und ſich ſchließlich
zerſchlugen. Die Gründe hierfür lagen in der Tatſache, daß es
den dauernden Vorſtellungen des Z. G.D.R. bei der
Hauptver=
waltung der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft und den in Frage
kommenden Regierungsſtellen gelungen war, den Grundſatz der
Unkündbarkeit der Reichsbahnbeamten auch für die Gruppen 1—4
zu erreichen und damit das Berufsbeamtentum für die
Reichs=
bahnbeamtenſchaft zu ſichern. Dieſer Erfolg war erreicht
wor=
den gegen die ausdrückliche Weigerung der übrigen
Organiſatio=
nen, die in der Mehrzahl Arbeiterintereſſen vertreten, an den
Vorſtellungen bei der Hauptverwaltung teilzunehmen. Wenn
nun infolge der inzwiſchen herausgegangenen Verfügung der
Hauptverwaltung am 1. Juni d. J. etwa 50 000 Beamte des
un=
teren Dienſtes der Reichsbahn, die bisher auf Unbündbarkeit
nicht zu rechnen hatten, lebenslänglich unkündbar angeſtellt
wer=
den, ſo wiſſen dieſe Beamten heute, daß die Erfüllung ihres
ſehnlichſten Wunſches nur der gewerkſchaftlichen Arbeit einer
rei=
nen Beamtenorganiſation zu danken iſt. Dieſe Tatſache bewirkte
nun merhwürdigerweiſe, daß einige der bei den
Kartellverhand=
lungen vertretenen Organiſationen, die weit überwiegend
Ar=
beitermitglieder haben, plötzlich einen heftigen Kampf gegen den
Z. G.D.R. und ſeinen Erfolg führen. Andererſeits war auch zu
beobachten, daß dieſe Verbände unter ſich heftige Preſſefehden
und Organiſationskämpfe ausfechten, um bei den bevorſtehenden
Betriebsrätewahlen einander Stimmen abzugewinnen. Der Ton
dieſer Auseinanderſetzungen iſt häufig ein ſolcher, daß er ſich
mit dem Geiſte des Kartellvertrages unmöglich verträgt.
Der Hauptvorſtand des Zentral=Gewerkſchaftsbundes.
Deut=
ſcher Reichsbahnbeamten und sanwärter hat aus allen dieſen
Gründen bei ſeiner Tggung am 30. April die Folgerung
ge=
zogen, daß die Schaffung eines Kartells auf der geplanten
Grund=
lage zurzeit unmöglich iſt. Um auf der anderen Seite aber die
Gelegenheit zu ſchaffen, gemeinſame Fragen gemeinſam zu
be=
handeln, ſchlägt er die Einſetzung eines Geſchäftsausſchuſſes vor,
wie ihn die Spitzenorganiſationen bereits ſeit Jahren gebildet
haben. Der Hauptvorſtand des Z.G. D.R. bekennt ſich aufs neue
zu ſeinem alten Ziele der Sammlung aller Reichsbahnbeamten
und ihrer Anwärterin einer reinen Beamtenorganiſation auf der
von jeher eingehaltenen Linie der abſoluten parteipolitiſchen
und religiöſen Neutralität.
Das deutſch=öſterreichiſche Wirtſchaftsabkommen.
Am geſtrigen Tage wurde ein Zuſatzvertrag zu dem
gelten=
den deutſch=öſterreichiſchen Wirtſchaftsabkommen hier
unterzeich=
net. Der Vertrag enthält Zugeſtändniſſe, die in den beſtehenden
Abmachungen nicht enthalten ſind, ſowie Aenderungen bei
ein=
zelnen Poſitionen der bisherigen Vertragsſätze. Von
öſterreichi=
ſcher Seite wurden ermäßigte Sätze zugeſtanden insbeſondere für
deutſche Schaumweine, verſchiedene Käſeſorten und Fiſchſorten,
baumwollene Handſchuhe, Täſchnerwaren,
Holzbearbeitungs=
maſchinen, Chriſtbaumſchmuck aus Glas und Blechſpielwaren.
Leunaſalpeter kann künftig zollfrei nach Oeſterreich eingeführt
wer=
den. In den bisherigen Vertragsſätzen ergeben ſich u. a.
Aende=
rungen bei Strümpfen, Kokoserzeugniſſen, Salzſäure,
baum=
wollene Wirkwaren uſw.
Standpunkt feſt. Freilich ſeien für den religiös begnadeten
Men=
ſchen die äußeren Inſtitutionen, die farbigen Gewänder und das
Nituell, das Luther in das Theater verwies, unnötig, aber um
der Schwachen und Einfältigen willen müſſe es erhalten bleiben.
„Chriſtus ſelbſt ſagte, er ſei nicht gekommen, das Geſetz
aufzu=
löſen, ſondern zu erfüllen.‟ Dieſe Abneigung gegen jeden
ge=
waltſamen Umſturz iſt der Grundton der Schrift und man kann
verſtehen, daß für den Patrizierſohn und Domherrn, den
kulti=
vierten Humaniſten und den Gelehrten, der die Harmonie des
Weltalls neu erſchloſſen, das gewaltſame Anſtürmen des
Augu=
ſtinermönchs gegen die Hierarchie, der demokratiſche Geiſt des
Kleinbürgerſohns nicht ungeteilt ſympathiſch ſein konnte.
Aber auch Luther ſcheint ſich des inneren Gegenſatzes faſt
inſtinktmäßig bewußt geweſen zu ſein. Er ſelbſt und ſein Kreis
in Wittenberg waren von Anfang an in ſchärfſter Oppoſition zu
dem kopernikaniſchen Syſtem. Sie erklärten die neue Anſchauung
für gottlos, ihre Verbreitung für gemeingefährlich. Rhetieus, ein
Vertrauter Luthers, der nach Frauenburg reiſte und nach
zwei=
jährigem Aufenthalt bei Kopernikus als deſſen begeiſterter
Schü=
ler zurückkam, mußte Wittenberg verlaſſen. Noch ſechs Jahre
nach dem Tode des Kopernikus ſchrieb Luthers Freund
Melanch=
ton über die Lehre von der Erdbewegung, ſie ſei nur ein
geiſt=
reiches Gedankenſpiel, von Kopernikus zur Befriedigung ſeiner
Eitelkeit und zur Schauſtellung ſeiner Gelehrſamkeit vorgebracht.
Er wünſchte die Hilfe der weltlichen Macht gegen ſolche „
Zügel=
loſigkeit der Geiſter” herbei und verwies auf die drei
unumſtöß=
lichen Gegenargumente: den Sinnenſchein, die tauſendjährige
Uebereinſtimmung der Wiſſenſchaft, die Autorität der Bibel. . .."
Luther ſelbſt ſprach ſich, kaum daß die erſten Nachrichten von dem
Syſtem des Kopernikus in die Oeffentlichkeit gedrungen waren,
in vertrautem Kreiſe mit gewohnter Derbheit gegen dasſelbe
aus: „Es ward gedacht eines neuen Aſtrologi, der wollte
be=
weiſen, daß die Erde bewegt würde und umginge, nicht der
Him=
mel oder das Firmament, Sonne und Mond, gleich als wenn
einer auf einem Wagen oder in einem Schiff ſitzt und bewegt
wird, meynete, er ſäße ſtill und ruhete, das Erdreich aber und
die Bäume gingen und bewegten ſich. Aber es gehet jetzt alſo:
Wer da will klug ſein, der muß ihm etwas Eigenes machen, das
muß das Allerbeſte ſein, wie ers machet. Der Narr will die
ganz Kunſt Aſtronomiä umkehren. Aber wie die heilige Schrift
anzeigt, ſo hieß Joſua die Sonne ſtill ſtehen und nicht das
Erd=
reich."
So ſtanden ſich dieſe beiden Männer, die die
folgenſchwer=
ſten Wahrheiten in ihrer Zeit ausſprachen, ablehnend gegenüber.
Von Grund auf verſchieden wie ihre Lehre. Kopernikus, indeß
Nummer 142
Sonntag, den 25. Mat 1926
Seite 3
Moskaus verkehrspolitiſcher Traum
in Kleingſien und Berſien.
Engſand im Wettkampf mit Rußland.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. P. London, 22. Mai.
Wie wir ſchon mitteilten, erachtet man die Fortſchritte des
Sir Ronald Lindſay in ſeinen Verhandlungen mit der Angorg=
Regierung als recht befriedigend. Von der Möglichkeit eines
Konflikts um des Neu=Iraks willen iſt nicht mehr die Rede. Man
hat ſich in Angora augenſcheinlich damit abgefunden, daß die
britiſche Regierung ihre Haltung in der Moſſulfrage auf der
Ent=
ſcheidung des Völkerbundes baſiert. Der Türke ſieht die
Haupt=
bedeutung von Moſſul nicht nur in ſeiner politiſchen Wichtigkeit
oder in ſeinen Bodenſchätzen, ſondern in ſeiner geographſichen
Lage. „Bei Moſſul kreuzen ſich die Wege zum mittleren Oſten”
ſagte ein prominenter türkiſcher Diplomat. „Es iſt der Schlüſſel
zu ihm, und den können wir nicht in britiſchen Händen laſſen.”
Das iſt der Standpunkt der Intranſigenten. Aber man hat die
Anſchauungen in Angora unter den lichtvollen Erklärungen des
Sir Ronald ein wenig geändert, wir möchten ſagen „
moder=
niſiert”, Kemal iſt nicht nur bezüglich der Kleidung ein moderner
Mann. Nicht die tatſächliche militäriſche Beherrſchung der
Ver=
bindungswege liefert heute die Schlüſſel in die Hände, ſondern
der moraliſche Einfluß, die Verſtärkung der Beziehungen zu den
berührten Ländern beſtimmen die Sachlage. Darum hat der
kluge Kemal an Stelle des perſienfeindlichen Huieddin Paſcha
den perſophilen Memduk Schevket Bey an den Hof des Königs
Riza geſandt. Trotz allem, trotz des Verluſtes des Kalifats,
iſt die unabhängige Türkei mit ihrer ſiegreichen Armee immer
noch eine große moraliſche Macht für die Islam=Staaten des
mittleren Oſtens. Kemal Paſcha hat durch die Verlegung der
Landes=Hauptſtadt nach Angora ſeine Idee über die künftige
Rolle der Türkei angedeutet. Mit einem Fuß in Europa
blei=
bend, mit dem Schwerpunkt in einem befreiten Kleinaſien, als
Erſter der aſiatiſchen Islam=Staaten ſoll die Türkei nicht nur ein
reichſtes Produktions= und Ausfuhrland, ſondern zugleich ein
Bindeglied zwiſchen Aſien und Europa, ein Tranſitland
aller=
erſten Ranges werden. Dazu kann ihm Britannien mit Irak und
Neu=Irak helfen, und das würde zugleich im Intereſſe Groß=
Britanniens liegen, denn Kleinaſien muß ein Glied der großen
Land=Hochſtraße des Britiſchen Weltreiches nach Indien und dem
ferneren Oſten werden.
Das iſt aber gerade das, was der Dritte nicht möchte:
Sowjet=Rußland. Dies wollte und möchte ſelber ſeine große
Verbindungslinie des Nordnes an ein türkiſches Syſtem durch
Armenien nach dem Weſten angeſchloſſen ſehen. Die
Fortlei=
tung der türkiſchen Bahn über Moſſul nach dem Golf, wie nach
dem Oſten, iſt ihm ein böſer Strich durch die Rechnung. Der
Schauplatz, auf dem die großen Gegenſätze zum Ausdruck
kom=
men, iſt Perſien. Die Verkehrspolitiker Rußlands haben den
großen Traum, hatten ihn wenigſtens, die Märkte Perſiens,
Afghaniſtans und der anderen Länder Zentralaſiens — der
letz=
teren durch die Kette der ſogenannten „unabhängigen” kleinen
Sowjet=Republiken zu monopoliſieren. In Perſien haben
die Sowjets bereits ein eigenartiges Handelsmonopol errichtet.
Nominell haben ſie zwar alle die unter dem früheren Syſtem in
Nordperſien geſchaffenen Verkehrswege an Perſien wieder
abge=
treten. Aber in Wirklichkeit liegt die Sache ganz anders. Enzeli
hat jetzt eine verzweifelte Aehnlichkeit mit einer ruſſiſchen Kolonie,
und für gewöhnlich liegt eines der ruſſiſchen, ſtark armierten
Kriegsfahrzeuge auf dem Kaſpiſchen Meere im dortigen Hafen.
Enzeli iſt die Baſis. Rußland wird niemals eine fremde
Geſell=
ſchaft zu einer Verkehrsorganiſation zulaſſen. Infolgedeſſen muß
der perſiſche Kaufmann oder Produzent alles nach Rußland
ver=
kaufen. Nach dem Golf iſt es zu weit. Alle Geſchäfte nach
Ruß=
land gehen durch das Handels=Departement der ruſſiſchen
Lega=
tion in Teheran, den „Vnerchtorg”, oder durch die Zweige
des=
ſelben, die „Soſtorgs”. Dieſe Agenturen beſtimmen nach ihrem
Wohlgefallen den Kaufpreis und erklären den Verkäufern rund
heraus: „Entweder verkaufen Sie die Waren an uns, oder wir
verweigern den Transport an andere.” Mit dem Einkauf iſt es
derſelbe Notſtand. Wenn ein Kaufmann in Teheran etwas in
London oder Paris beſtellt, erhält er zunächſt aus Buſchire die
Mitteilung, daß die beſtellten Waren dort angekommen ſind. Er
möge baldigſt den Betrag für die Weiterlieferung einſenden. Er
ſendet das Geld und erhält dann aus Schiraz eine analoge
Mit=
teilung, aus Ispahan, endlich eine Dritte. Was Wunder, daß
eine Sendung von Paris nach Teheran zurzeit ſechs oder gar
acht Monate in Anſpruch nimmt, und daß die Beförderungskoſten
weit über den Einkaufspreis hinausſchwellen? Der perſiſche
Kaufmann, der in Rußland ſelber kaufen will, muß ſich zunächſt
eine entſprechende Summe in Tſchernowitzi beſchaffen, da die
ruſſiſche Agentur kein anderes Zahlungsmittel annimmt.
Nie=
mals kann er mit dem ruſſiſchen Verkäufer direkt verkehren.
er die Erde aus dem Zentrum des Weltalls verſetzte und deſſen
Unendlichkeit zeigte, machte den Menſchen zum Stäubchen und
Atom im Kosmos. Luther ſetzte ihn wieder in ſeine Rechte ein,
befreite den Menſchen aus der Gebundenheit mittelalterlicher
Hierarchie und machte das Individnum zum Mittelpunkt der
Welt.
Wer iſt im Recht? Was iſt die Wahrheit? Voll tragiſcher
Ironie ſind die Antworten der Geſchichte: Das modernſte Buch
des Jahrhunderts trägt die Widmung an den Papſt. Der Mönch,
der die Kirche zerſchlägt, hält es für gottlos. Zwei
Menſchen=
alter ſpäter verbrennt die päpſtliche Kirche den genialen
Apolo=
geten des nordiſchen Aſtronomen Giordano Bruno, deſſen Geiſt
dem des Kopernikus aufs engſte verſchwiſtert iſt. Und wieder
einige Jahrzehnte ſpäter flüchtet Angelus Sileſius, der Jünger
und geiſtige Nachkomme Brunos, vor dem Proteſtantismus in
den Schoß der katholiſchen Kirche. Was iſt das Alte und was
iſt das Neue? Man muß einmal die Geſchichte der Wahrheit
ſchreiben, aber es wird eine Geſchichte des Irrtums werden, die
Geſchichte vieler Iirtümer, unzähliger Irrtümer.
Dr. Herbert Nette.
Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 22. Mai.
Coſi fan tutte.
Komiſche Oper von da Ponte, Muſik von W. A. Mozart.
In einer guten Aufführung, die weſentlich der vorjährigen
glich, ging heute dieſes von lauter kleinen Koſtbarkeiten funkelnde
Werk des „Zaubenflöten”=Meiſters über die Bühne. Neben der
„Zauberflöte” wirkt „Cosi kan tutte” wie ein Gelegenheitswerk,
vom Genie leicht hingeworfen, wären nicht einzelne Arien tiefer
angepackt und ſchmückte es nicht dieſe Fülle kunſtvollſter
En=
ſembles. Was ſollte Mozart auch mit dieſem Stoffe anders
machen, der dramatiſch durch einen anderen Schluß ſo gut zu
retten geweſen wäre, nun aber alhern wirkt? Die breit
aus=
gezogenen Situationen, die vielen Rezitative machen das Stück
ticht kurzweilig und geben ihm eine zu lange Spieldauer. Aber
man möchte keine Zeile ſtreichen von einem Werk, das, nach
dem „Figaro”, nach dem „Don Giovanni” komponiert, Mozart
auf der Höhe ſeiner Kunſtbeherrſchung zeigt.
Unter Joſeph Roſenſtocks feiner Leitung und
meiſter=
haften Begleitung bewährte ſich das Schweſternpaar Dorabella
Es liegt auf der Hand, daß dieſe Zuſtände unhaltbar ſind,
und daß es ſchließlich zu einer Löſung zwiſchen Nord und Süd
kommen muß. Moſſul bedeutet für eine ſolche die
Anfangs=
etatpe. In kürzerer oder längerer Zeit wird man den Ausbau
de: Bahn zwiſchen Nizibin und der Grenze des Gebiets von
Neu=Frak auf türkiſchem Boden und von dort bis Moſſul
voll=
enden. Es ſoll nur noch der Oberbau fehlen. Gleichzeitg könnte man
die fertig traſſierte Strecke von Moſſul bis Kirkuk in Angriff
nehmen, wvo der fertige Endteil der Bagdadbahn einſetzt. Nach
Abſchluß der britiſch=türkiſchen Verhandlungen und nach
Finan=
zierung der Bahnbauten, vielleicht unter Mitbeteiligung aus den
Kreiſen der Oel=Intereſſenten=Gruppen, könnte die Sache in die
Hand genommen werden. Damit würde der erſte Schritt zur
Sprengung der ruſſiſchen Handelswirtſchaft geſchehen. Der
zweite würde in der Inangriffnahme einer perſiſchen Südbahn
beſtehen, entweder nach dem genialen Plan , des Bagdadbahn=
Unternehmens von Khanikin aus, das jetzt ſchon von dem
fer=
tigen Anſang einer Zweiglinie berührt wird, über Karmanſchah,
Hamadan, Iſpahan — von wo eine Seitenlinie nach Teheran
laufen müßte, ſodann über Schiraz bis an das große indiſche
Syſtem, oder weiter ſüdlich von dem Südoſt=Terminus der
Bag=
dadbahn aus, z. B. über Buſchire, das ja auf alle Fälle an das
Bahnnetz angeſchloſſen werden müßte. Wie auch internationale
Einigungen mit Moskau erfolgen können, z. B. über
Tarif=
ermäßigungen für den Tranſitverkehr nach Nordperſien, die
Aus=
führung des Planes dieſer Südbahn kann gar nicht aufgegeben
werden, denn er iſt für das britiſche Weltreich ein vitales
Be=
dürfnis. Dieſer mächtigen Konkurrenz müſſen Moskaus
Ver=
kehrspolitiker in naher oder fernerer Zukunft entgegenſehen.
Und hier ſind Wirtſchaft und internationale Politik eng
ver=
knüpft. Die Zeiten, in der die Sowjets hoffen durften, ganz
Aſien zu durchdringen, ſind vorüber. Chinas Sowjetiſierung
ſollte die Schlußkrönung des Werkes ſei. Sie iſt das erſte
Kar=
tenhaus, das unter dem übermächtigen Druck nach nationaler
Selbſtändigkeit zuſammengeſtürzt iſt, der durch ganz Aſien geht.
Die Reihe der kleinen aſiatiſchen Sowjetrepubliken werden, als
rein ſpekulative Gebilde, folgen. Wenn ſie ſich nicht an große
ſowjetiſtiſche Eckpfeiler klammern können, wie Perſien,
Afghani=
ſtan es werden ſollten, müſſen ſie verwelken. Aber in dieſen
Staaten hat ſich das Schlimmſte für Moskaus große
Expenſions=
pläne entwickelt. Statt eines Sowjetpräſidenten hat König
Rizan die Herrſchaft ergriffen, um der Begründer einer neuen
Dynaſtie zu werden. Und der junge Beherrſcher von Wfghaniſtan
iſt ihm in dieſen Tendenzen völlig geiſtesverwandt und hat ſein
Volk hinter ſich. Die große transaſiatiſche Südbahn wird nur
durch ſowjetfreie Gebiete führen.
Die Konferenz der Kleinen Entente.
EP. Belgrad, 22. Mai.
Die „Politica” meldet: Die Konferenz der Kleinen Entente
wird am 17. Juni in Veldes zuſammentreten. Die Konferenz
wird drei Tage dauern. Das detaillierte Programm iſt noch nicht
feſtgeſetzt, doch werden ſich die Beratungen nach dem, was bisher
bekannt iſt, um folgende Punkte bewegen: Allgemeine politiſche
Lege in Europa, die Arbeit des Völkerbundes, die Organiſation
des Völkerbundsrates und die Vertretung der Kleinen Entente
darin, Ungarn und ſeine finanzielle Reſtaurierung in
Verbin=
dung mit der letzten Frankenfälſcher=Affäre, die wirtſchaftlichen
Beziehungen zwiſchen den Staaten der Kleinen Entente.
Das Urteil im Iglauer Prozeß.
Im Iglauer Hochverratsprozeß iſt geſtern abend das Urteil
gefällt worden. Der Fachlehrer Jgnatz Göth wurde des
Hoch=
verrats für ſchuldig befunden und unter Anrechnung der
Unter=
ſuchungshaft zu einem Monat ſtrengem Arreſt, bedingt
auf zwei Jahre, verurteilt. Die übrigen Angeklagten
Kruſchik, Nerad, Kabelatſch, Stefan und der betagte
Altbürger=
meiſter von Iglau, Inderka, wurden freigeſprochen.
So=
wohl der Staatsanwalt wie die Verteidigung haben Reviſion
eingelegt. In der Urteilsbegründung wird erklärt, das Gericht
habe als erwieſen angenommen, daß Göth mit ausländiſchen
Or=
ganiſationen, gemeint ſind mehr als acht deutſche Organiſationen,
u. a. auch der Deutſche Schutzbund und das Deutſche
Ausland=
inſtitut in Stuttgart, ſowie der Verein für das Deuſchtum im
Ausland, in Verbindung geſtanden und von ihrem
irredentiſti=
ſchen Charakter gewußt habe. Die Anklage geht auf die
Gegen=
bewegung der Deutſchen in Iglau, an der böhmiſch=mähriſchen
Grenze zurück. Die Stadt Iglau trägt uralten deutſchen
Cha=
rakter. Erſt als die Tſchechen einen Regierungskommiſſar namens
Vyborny dorthin entſandten, wurde künſtlich eine tſchechiſche
Mehrheit in der Gemeindevertretung geſchaffen, gegen die die
Gegenbewegung einſetzte. Die Anklage ſowie das Urteil machen
ſomit den deutſchen Schutzorganiſationen den ungeheuerlichen
Vorwurf, daß ſie Geheimorganiſationen ſeien mit dem Zweck, die
Selbſtändigkeit und verfaſſungsmäßige Einheitlichkeit des
tſchechi=
ſchen Staates zu unterwühlen.
und Fiordiligi von den Damen Albrecht und Callam ganz
glänzend: zwei wahrhaft vollendete Mozartſängerinnen. Auf
gleicher Höhe ſtanden Paula Kapper als äußerſt launige
Des=
pina, Heinrich Kuhn als überlegener Don Alfonſo, und der
flotte Guglielmo Leo Barczinskis. Daneben hatte Werner=
Schumacher mit ſeinem Ferrando einen ſchweren Stand.
Aller Anfang iſt ſchwer. Immerhin ſo ſchnell nach ſeinem netten
Tamino eine neue Talentprobe des jungen Sängers, der freilich
weder mit der Behandlung ſeines Stimmaterials noch mit der
Führung ſeines Spieles fertig iſt. Die Rolle iſt ungleich
an=
ſpruchsvoller. Während der Tamino durchweg in einer
lyriſch=
ernſten Stimmung bleibt, wechſeln beim Ferrando lyriſche mit
komiſchen und intriganten Szenen, die natürlich nur wirken
können, wenn ſie techniſch und geiſtig beherrſcht werden. Die
Enſembles und Chöre glückten gut. Unſere Inſzenierung und die
reizenden Koſtüme ſind muſtergültig.
v. H.
Eine Brücke zwiſchen Kunſt und Volk.
Unter dieſem Titel bringt die Kölniſche Zeitung in der
Abendaus=
gabe vom 17. Mai folgende Ausführungen: „Kunſtſchriftſteller ſchreiben
über die lebende Kunſt, gleiten leicht, da ihnen die Schaffensvorgänge
unbekannt bleiben müſſen, in die Theorje des Gewollten,
abſtrahieren=
vom Vorhandenen in ein Gedachtes, erheben ſubjektive Empfindungen
gern ins Allgemeine und glauben dennoch, mit ganzen Kräften der Kunſt
zu dienen. Sie glauben auch den Künſtlern zu dienen, weil ſie ihr
eigenes Bemühen um Begriffs= und Wortgeſtaltung für eine begehbare
Brücke zum Volke halten, ohne ſich bewußt zu werden, daß es ja nur
eine geiſtige, chimäriſche Welt iſt, die ſie aufbauen, die von anderm,
blaſſerm Blute genährt iſt, als die aus der Hand geſtaltete. Drüben
ſtehen ſchweigſam die Künſtler, ſchaffen ſtumm, in ihre Vorſtellung
unſelig verbiſſen, ihre ihnen ſelbſt, ach, ſo unvollkommen erſcheinenden
Geſtalten. Niemand verſteht ſie, ſie ſelbſt fühlen, daß ſie den myſtiſchen
Kräften willenlos, faſſungslos hingegeben ſind, klammern ſich verzweifelt
an die höhniſch lächelnde Natur, ringen ächzend mit dem Stoff, bis ihnen
dieſe beiden mitleidig ein Scheingebilde deſſen bewilligen, was aus tiefen
rätſelhaften Schächten iriſierend aufgeleuchtet hatte. Wer hilft ihnen?
Der berufsmäßige Kunſtinterpret wohl kaum, der Laie, das Volk, der
Gebildete nur durch Ahnung, durch Güte, durch blinde Liebe Verſtehen
können ſie ſich nur untereinander; helfen kann ihnen niemand. Nur der
vermag es, ſoweit es vermocht werden kann, der wortlos ihre Werkſtatt
betritt, praktiſch eingreift mit ſtarker oder zarter Hand in den Kampf,
wenn er ſich vom gärenden Zuſtand in das harte Licht des Tages
hin=
überzieht; der Träumen Aufgaben gegenüberſtellt, Werken ein Echo
ſucht, das der Seele des Künſtlers wiederum neues Echo entlockt, Seelen
findet, die ſich dem zuſehnen, was an anderer Stelle um Geburt ringt.
Nur der iſt Helfer, der den welt=, d. h. geſchäftsfremden Phantaſten auf
die ſäftereiche Erde zurickbringt und der anderſeits in den
ausgehunger=
ten Boden das zukunftsſchwere Samenkorn verſenkt. Solche Mittler
Ernſte Erwägungen.
Von
D. Dr. M. Schian.
II.
Wir ſtehen in einem beſonders ernſten Zeitpunkt der
ſtaar=
lichen Entwicklung. Welche Wege ſollen wir einſchlagen, um die
Kriſis zu überwinden?
Eine auf Gewalt beruhende Diktatur iſt unmöglich. Wir
ſahen, daß ſie nicht aus dem Elend heraus, ſondern erſt recht
hinein führen würde.
Bleibt die Frage, ob eine geſetzmäßige
Verfaſſungs=
änderung das richtige Mittel iſt. Sie könnte uns ja von
mancher Schwierigkeit befreien, die ſchwer auf uns laſtet. Vor
allem könnte ſie den gegenwärtigen hemmungsloſen
Parlamen=
tarismus zugunſten einer anderen Form der Verfaſſung
beſei=
tigen. Dabei dürfte freilich nicht an eine monarchiſche
Staatsform gedacht werden. Dieſe würde genau ſo
erbitter=
ten Widerſtand finden wie eine Diktatur. Man braucht gar nicht
darüber zu ſtreiten, ob es möglich wäre, für ſie eine Mehrheit
aufzubringen. Eine qualifizierte Mehrheit ganz gewiß
nicht. Aber ſelbſt wenn eine abſolute Mehrheit dafür wäre, —
die in jedem Falle ſehr ſtarke Minderheit würde in der Lage ſein,
den Mehrheitsbeſchluß unmöglich zu machen, indem ſie die
Staatsmaſchine ſabotierte. Es iſt faſt unbegreiflich, daß viele in
Deutſchland dieſe Seite der Sache nicht zu ſehen ſcheinen. Sie
reihnen ganz ruhig mit Mehrheiten und ihren Beſchlüſſen (wobei
ſie wahrſcheinlich auch noch fehlgreifen); aber ſie rechnen nicht
mit Vorurteilen, giftigem Haß, Macht der Agitation und
praktiſch=
rückſichtsloſen Widerſtänden. Jeder Verſuch zur Wiederherſtellung
der Monarchie bedeutet, wie die Dinge liegen, Anarchie.
Iſt eine Verfaſſungsänderung anderer Art möglich? Eine
Neuordnung, die den Parlamentarismus von ſeiner
extremen Entwicklung zurückbringt? Die ihm
Gegengewichte gibt, welche eine ſtetigere Entwicklung verbürgen?
Die den übermäßigen Einfluß der Parteien beſeitigt? Ich möchte
dieſe Frage nicht ebenſo kategoriſch verneinen. Wenigſtens nicht,
wenn ich an die Zukunft denke. Es kann doch ſein, daß wir
Wege geführt werden, auf denen die Maſſen zu der Erkenntnis
kommen, daß es ſo nicht weitergehen kann. Vielleicht dämmert,
ſogar einmal die Erkenntnis, daß eine Heraufrückung des
Wahl=
alters unerläßlich iſt. Vielleicht werden einmal die Befugniſſe
des Reichspräſidenten, des Reichsrats geſtärkt, die des
Reichs=
tages verringert werden. Es wird gut ſein, wenn in dieſer
Richtung gearbeitet wird. Das heißt, wenn die Schäden der
jetzigen Art der Wählerſchaft zum Bewußtſein gebracht werden.
Die Maſſen müſſen daran gewöhnt werden, daß hier ernſte und
große Fragen liegen. Sie müſſen unterrichtet werden, daß
andere demokratiſch verfaßte Länder andere Löſungen haben.
Sie müſſen zu der Ei ſicht gebracht werden, daß eine
Ver=
faſſungsänderung dieſer Art weder der erſte Schritt zur
Monar=
chie iſt, noch ein Aufgeben der Rechte des Volkes, ſondern daß es
ſich dabei lediglich um eine brauchbarere Form des
Parlamen=
tarismus handelt. Wenn man mich aber fragt, ob ich der
Mei=
nung ſei, daß eine ſolche Verfaſſungsänderung jetzt
durchführ=
bar iſt, ſo muß ich das energiſch in Abrede ſtellen. Jetzt nicht!
Wohl auch in der nächſten Zukunft nicht! Das deutſche Volk iſt
längſt nicht ruhig genug, um irgendwelche einſchneidendere
Ver=
faſſungsänderung zu ertragen. Schon der Verſuch würde die
Volksleidenſchaften erhitzen. Die geſamte deutſche
Prinzipien=
haftigkeit würde ſich empören. Bevor die Erkenntnis der
Not=
wendigkeit dieſer Umänderung ſiegt, werden wir noch Schweres
durchmachen müſſen. Jetzt iſt die Zeit dafür nicht gekommen.
Was aber iſt jetzt zu tun? Es bleibt nur die eine
Mög=
lichkeit, mit der Weimarer Verfaſſung
weiterzu=
arbeiten. Dieſe Arbeit muß ſo geſchickt als möglich geſchehen.
Und dafür bedarf es eines ſtets wiederholten, nachdrücklichen
Appells an unſere Parteien, zumal an ihre Führer. Man mag
reſigniert ſagen, daß ein ſolcher Appell doch unwirkſam verhallen
wird. Auch ich neige nicht dazu, hoffnungsvoll an raſchen
Wandel zu glauben. Aber die Stimmen werden ſich mehren,
müſſen ſich mehren. Die Lage, in der wir ſind, wird ihnen
Nachdruck geben. Die Unmöglichkeit, einſeitige Anſichten und
Ab=
ſichten durchzuſetzen, muß und wird auch klarer erkannt werden.
Wir ſtehen ja erſt am Anfang parlamentariſcher Erfahrungen.
Die Kinderkrankheiten des Parlamentarismus ſind ernſt; aber
irgendwann einmal werden ſie doch weichen oder wenigſtens in
milderer Form auftreten. Es muß allmählich deutlich werden.
daß Deutſchland auf einer mittleren Linie weitergehen muß,
wenn anders es leben will. Sie leben nun einmal in demſelben
Staat: Monarchiſten und Republikaner. Sie haben nun einmal
dieſen Staat nötig, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, weil ſonſt
beide zugrunde gehen. Wir brauchen einander wir
können ohne einander unter keinen Umſtänden
leben. Ob wir wollen oder nicht: wir müſſen uns vertragen.
braucht der Künſtler, und wohl ihm, wenn er ſie fand; ſolche Mittler
braucht ein Volk, wenn es fruchtbar bleiben und an den Düften ſeiner
beſten Blüten Freude, Glück und Veredlung gewinnen will. Ein ſolcher
Mittler, ein ſolch ſeltener Mittler iſt Alexander Koch der Gründer
und Leiter mancher Kunſtzeitſchriften, deſſen weiträumiger Segen zu den
unermeßbaren Dingen gehört, die die Atmoſphäre eines Kulturlandes
bilden. Wie wäre auch in der Tat zu meſſen, was die unüberſehbare
Folge ſeiner Abbildungen gefördert, genutzt und angeregt hat? Wie wäre
der Kontakt zu meſſen, den der ratbedürftige Laie und der iſolierte
Küinſtler gewonnen haben? Aus ſeinen Zeitſchriften ſind, weit der Praxis
vorauseilend, durch lebendige Anſchauung, nicht durch Worte, durch
meiſterhafte Reproduktionen, nicht durch Theorien, Berührungen
ent=
ſtanden, deren Ergebniſſe ſichtbare, immer weiter wirkende Werkleiſtungen
wurden. — Anlaß zu dieſen Zeilen gibt eine Werdensbeſchreibung, die
Hofrat Koch, ein Sohn der Stadt Köln, aus Anlaß eines großen Feſtes
des Deutſchen Buchhandels in Leipzig im Rahmen einer Sammelſchrift
(Der deutſche Buchhandel der Gegenwart in
Selbſt=
darſtellungen Verlag von Felix Meiner in Leipzig) geſchrieben
hat. Sie gibt eine Vorſtellung des Entſtehens und Aufbauens, ein
an=
ſchauliches Bild des Umſetzens vorahnenden Erkennens in die Greifbarkeit
tätiger Wirkſamkeit. Es iſt der Prozeß der Realiſierung ſelbſt, aufgezeigt.
an einem kleinen Ausſchnitt öffentlich=privaten Lebens, das zugleich
Symbol des Schöpfers üüberhaupt und Gleichnis unſerer Zeit im
be=
ſondern iſt. Daß es dabei in vollkommener Beſcheidenheit und
Be=
ſcheidung auf das Erreichbare ein Lehrbild menſchlichen und künſtleriſchen
Erkennens und Geſtaltens iſt, daß es ſomit den Menſchen und den
Künſt=
ler unbewußt beiſpielhaft erhebt, macht dieſe kleine Schrift voller beſter
Bekenntniſſe und Einblicke doppelt ſchätzenswert und den ſtillen und
zu=
gleich tätigſten Förderer deutſcher Kunſt zum Gegenſtand allgemeinen
Dankes An ihm hat Deutſchland teil und alle ſeine Küinſtler, die er
von rechts bis links mit gleicher Liebe umfaßte, ſoweit ſie nur vom
Dämon wahren Triebes erfüllt waren.
Was die Königin Viktoria nicht wußte. Das Andenken der
Königin Viktoria von England wird jetzt durch die neue große
Veröffentlichung ihres Briefwechſels wieder lebendig, und es iſt
erſtaunlich, in dieſen Aufzeichnungen zu erfahren, über was für
ein gutes Gedächtnis und für ausgebreitete Kenntniſſe die
„Queen” verfügte. Aber in anderen Dingen war ſie wieder
merk=
würdig weltfremd, wie das bei ihrer hohen Stellung kaum anders
ſein konnte. Der Erzbiſchof von Canterbury, der als Dekan von
Windſor mit ihr in nahe Berührung kam und zu den wenigen
heute noch lebenden Vertrauten der Herrſcherin gehört, erzählt
einen ſolchen amüſanten Zug in der „Times”. „In dem Jahr,
bevor ſie ſtarb,” ſchreibt er, „kam zufällig das Geſpräch auf die
Eiſenbahn, und ſie erklärte, ſie ſtelle ſich ein Eiſenbahnbillett als
ein dünnes, kleines Papierſtückchen vor, denn,” fügte ſie hinzu,
„ich glaube wirklich, daß ich noch niemals eine
Eiſenbahnfahr=
arte geſehen habe.”
Seſte 4
Sonntag, den 23. Mai 1926
Nummer 142
Irgendwann müſſen alle, die Deutſche ſind, das verſtehen und
langſam anfangen, danach zu handeln.
Um dieſen Zuſtand anzubahnen, ſcheint mir ein Rat
prak=
tiſch. Wir müſſen verſuchen, wieder Vertrauen
zueinan=
der zu faſſen. Jetzt ſieht einer im andern zum Erſten,
Zweiten und Dritten den politiſchen Gegner, um nicht zu ſagen:
den Feind. Wie viele reden auch ſo, als ob das das wichtigſte
wäre, die eigene Partei zum Sieg zu bringen! Als ob alles
darauf ankäme, die Glieder der anderen Partei ſo ſehr als
mög=
lich herabzuſetzen! Man konnte das vielleicht verſtehen, als die
Konſolidierung der Parteien nach dem Chaos von 1918/19 noch
in der Bildung begriffen war. Aber die Wahlen haben vielfach
bewieſen, daß dieſer Prozeß im weſentlichen beendet iſt. Jetzt
kann für den logiſch Denkenden gar nicht mehr die Aufgabe
oben=
an ſtehen, koſte es, was es wolle, das Volk zur eigenen Partei
zu bekehren; dieſe Aufgabe iſt als unlösbar erwieſen. Jetzt
han=
delt es ſich darum, dem Vaterland voranzuhelfen. Das müſſen
wir aber nicht bloß denken; wir müſſen es auch ſagen, auch den
Gegnern ſagen. Ja, wir müſſen ſo handeln, daß über
jeden Zweifel hinaus deutlich wird, daß wir eben dieſe und keine
andere Aufgabe als die dringendſte erkennen. Das kann
allmäh=
lich zu einer Beruhigung, zur Anbahnung eines neuen
Ver=
trauens führen.
Vorangehen müſſen auf dieſem Wege, wie mir ſcheint,
die=
jenigen, die den weiteſten Blick und die ſchärfſte politiſche Einſicht
haben. Sie dürfen es ſich nicht verdrießen laſſen, wenn von der
anderen Seite zuerſt kaum ein Echo kommt. Es wird dennoch
nicht ganz unwirkſam ſein, wenn das Bürgertum ſich klar und
deutlich zur Gemeinſamkeit bekennt. Freilich: es iſt Arbeit auf
weite Sicht. Aber notwendige Arbeit.
Der Weg, den vorſtehende Zeilen zeigen, fordert
Selbſtver=
leugnung. Er ſoll ſelbſtverſtändlich nicht Charakterloſigkeit
fön=
dern. Das Recht der eigenen Ueberzeugung bleibe klar gewahrt.
Er ſoll auch nicht, wo es not iſt, den Kampf ausſchließen. Ich
ſehe jetzt nicht auf Einzelnes, micht auf die Verhältniſſe in dieſem
oder jenem Lande. Aufs ganze große deutſche Vaterland ſehe ich.
Im Blick auf Deutſchland weiß ich, daß die Zukunft
un=
bedingt Gemeinſamkeit fordert. Wir werden —
wenigſtens ſo weit als die politiſche Arbeit es fordert — ein
einig Volk ſein, — oder wir werden nicht ſein.
Die Völkiſchen und die Fememorde.
* Berlin, 22. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Abgeordneten Kube und Wulle von der
Deutſchvölki=
ſchen Freiheitspartei, die im Fememord=Unterſuchungsausſchuß
des preußiſchen Landtags als moraliſche Fememörder
angepran=
gert worden ſind, veröffentlichen einen ſehr ſcharfen Brief an
den Vorſitzenden des Ausſchuſſes, worin ſie darauf hinweiſen,
daß ſie ſeit dem 5. Februar dauernd auch die Staatsanwaltſchaft
erſucht haben, ein Verfahren gegen ſie einzuleiten, darauf aber
bisher ohne Antvort geblieben ſind. Sie legen auch
Verwah=
rung dagegen ein, daß der Unterſuchungsausſchuß ſelbſt zwar
den Kronzeugen Grüdde=Leders vernommen habe, ihnen ſelbſt
aber erſt am 10. Juni Gelegenheit zur Gegenäußerung geben
will. Sie erklären, daß ſie eine planmäßige Mundtotwachung
der völkiſchen Abgeordneten darin erblichen, und den Verſuch, ſie
für längere Zeit politiſch kaltzuſtellen. Gleichzeitig
veröffent=
lichen ſie eine längere Denkſchrift, die — wie jeder umbefangene
Leſer zugeben muß — das Anklagematerial Grüdde=Leders
widerlegt. Der Vorwurf, daß der Unterſuchungsausſchuß nur
aus parteipolitiſchen Gründen ſo parteiiſch verfahre, iſt danach
nicht unberechtigt.
Rote Pfingſten in Berlin.
Der Aufmarſch zum kommuniſtiſchen
Front=
kämpfertag. — Ein leichtfertiges Experiment.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Am Sonntag und Montag ſoll nun endlich, als beſondere
Illuſtration der Heilighaltung der Pfingſtfeiertage, in Berlin der
Rote Frontkämpfertag ſtattfinden. Das iſt zu deutſch: die
Parade der kommuniſtiſchen Reſervearmee. Die
Kommuniſten ſelbſt ſprechen davon, daß ſie 80000 Mann
auf=
bieten. Damit haben ſie den Mund wohl etwas zu voll
genom=
men. Immerhin, es gehört für den Berliner Polizeipräſidenten
Mut dazu, die Verantwortung für einen reibungsloſen Verlauf
der Tagung zu übernehmen. Er ſcheint auch die Verandwortung
allein tragen zu wollen, denn er hat ausdrücklich jede
Verant=
wortung der Reichswehr abgelehnt. Dafür hat er aber die
Ber=
liner Schutzmannſchaft mobiliſiert. Die erſten Tauſende der
Frontkämpfer ſind am Samstag in Berlin eingetroffen.
1900 Mann aus Leipzig und Halle. Auch die unvermeidlichen
ruſſiſchen Geſichter zeigen ſich wieder ſehr ſtark im Stadtbild.
Die Reichsbahn glaubt beruhigend darauf hinweiſen zu müſſen,
daß die Herren Kommuniſten nur wenige Sonderzüge verlangt
hätten. Dafür muß aber das „Berliner Tagblatt” zugeben, daß
allein aus Sachſen 78 Laſtwagen zwiſchen Halle und Berlin am
Samstag morgen angefüllt mit Roten Fronkämpfern beobachtet
wurden, und daß aus dem Rheinland und ſogar aus Sputtgart
die Herren auf Laſtkraftwagen im Anrollen ſind. Sie müſſen
alſo doch ſehr viel Geld haben, wenn ſie ſich den Luxus erlauben
können, Hunderte von Laſtkraftwagen durch ganz Deutſchland zu
jagen. Daß die vernünftigen Leute in Berlin dieſer Tagung
mit einiger Beſorgnis entgegenſehen, iſt ſchließlich zu begreifen.
Die Lunte ſo nahe an das Pulverſaß zu halten, iſt mindeſtens
leichtfertig, und wenn auch alles in ſchönſter Ordnung verlaufen
ſellte, dann iſt es doch immer ein „Ritt über den Bodenſec”
geweſen. Für die Einſtellung der Berliner amtlichen Stellen
iſt es im übrigen kennzeichnend, daß den Reichswehrſoldaten
nahegelegt werden ſoll, an den Pfingſtfeiertagen nicht in
Uni=
form auf die Straße zu gehen, vermutlich doch, weil das die
Kommuniſten reizen könnte. Aber das ſcheint in der Ordnung
zu ſein, daß der gewöhnliche Staatsbürger ſich verkleiden muß,
um nach links hin, kein Aufſehen zu erregen.
Zügelloſe kommuniſiſche Agitation.
Schon am geſtrigen Freitag hat in den Berliner Aemtern die
Pfingſtruhe eingeſetzt; die meiſten auswärtigen Miniſter ſind in
ihre Heimat gereiſt, während der Reichskanzler als Inhaber von
drei Miniſterämtern dauernd in Berlin bleiben wird.
Reichs=
außenminiſter Dr. Streſemann wird über Pfingſten in der
nähe=
ren Umgebung von Berlin weilen. Politiſch wird alſo während
der Feiertage in der Reichshauptſtadt abſolute Ruhe herrſchen.
Dagegen wendet ſich das Augenmerk der Oeffentlichkeit mehr und
mehr den Vorbereitungen der Kommuniſten zu, die beabſichtigen,
in Berlin ein — wie es in ihrem Programmheft heißt — „Rotes
Pfingſten im roten Berlin” zu veranſtalten. Die geplanten
De=
monſtrationen ſind bereits Gegenſtand, einer deutſchnationalen
Kleinen Anfrage im Landtag geworden, die auf die verhetzenden
Plakate der Kommuniſten hinweiſt, auf denen ein Stahlhelmmann
und ein Staatsanwalt von Mitgliedern des Roten
Frontkämpfer=
bundes eskortiert gezeigt werden. Der Umzug wurde von einem
Kommando der Potsdamer Schutzpolizei begleitet und beaufſich=
tigt. Auch die Deutſche Vollspartei weiſt in einem Proteſt gegen
das Vorgehen der preußiſchen Regierung im Zuſammenhang mit
den Umſturzgerüchten von rechts darauf hin, daß die preußiſche
Staatsregierung alle Veranlaſſung habe, ein größeres Augenmerk
auf die zügelloſe kommuniſtiſche Agitation zu lenken.
Die „Roten Frontkämpfer” entfalten ſchon jetzt in der Stadt,
beſonders bei den Arbeitsnachweiſen unter den Erwerbsloſen,
eine eifrige Propaganda. Für den Sonntag iſt im Neuköllner
Volkspark eine gemeinſame Kundgebung für nachmittags drei
Uhr vorgeſehen. Dort wird „Kamerad” Thälmann, der erſte
Vorſitzende des Roten Frontkämpferbundes, die Hauptrede
hal=
ten. Zum Anmarſch ſind drei Sammelylitze und ein
Hauptſam=
melplatz in der Friedrichſtraße vorgeſehen; von dem Volkspark
aus ſoll dann auf dem Tempelhofer Feld ein Vorbeimarſch der
geſamten Teilnehmer ſtattfinden. Für Samstag, Sonntag und
Montag ſind ferner lokale Demonſtrationen an 21 Stellen
vor=
geſehen.
* Der aufgebauſchte Rechtsputſchplan.
Das Eingreifen des Reichsanwaltes.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der künſtliche Nebel, den der preußiſche Miniſterpräſident
Braun und ſeine Getreuen um den parteipolitiſchen Vorſtoß
gegen die Führer der deutſchen Wirtſchaft zu erzeugen verſuchten,
iſt durch das Eingreifen des Oberreichsanwalts raſch zerſtreut
worden. Herr Ebermayer dem das beſchlagnahmte
Ma=
terial zur Prüfung und Einleitung eines Verfahrens wegen
Hochverrat überſandt worden war, hat jetzt dem Admiral
a. D. von Schroeder die bei der Unterſuchung
be=
ſchlagnahmten Aktenſtücke bereits
zurückge=
ſandt mit dem Bemerken, „daß ſie als
Beweis=
material für die Unterſuchung nicht von
Bedeu=
tung ſeien‟ Einem anderen der „Putſchiſten” iſt ebenfalls
bereits ein Teil der Akten wieder zurückgeſchickt worden. Das
ſpricht nicht gerade dafür, daß der Oberreichsanwalt das
Er=
gebnis der Hausſuchung für überzeugend gefunden hat, ſonſt
würde er nicht ſchon nach zwei Tagen mit der Rückſendung
be=
ginnen. Die Beſchleunigung, die er dabei an den Tag legt,
ent=
hält aber gleichzeitig eine ſcharfe Kritik an den Methoden der
preußiſchen Behörden, von denen der Oberreichsanwalt damit
abrückt. Dabei iſt Herr Ebermayer immer der beſondere
Vertrauensmann gerade der Parteien der Weimarer Koalition
geweſen, die ihm jetzt allerdings wohl ihre Gnade entziehen
dürften. Freilich er kann ſie ertragen. Er hat ohnehin die
Altersgrenze erreicht und muß demnächſt
aus=
ſcheiden.
Als ſein Nachfolger, wird ein Miniſterialrat
Dr. Werner aus dem Reichsjuſtizminiſterium genannt, gegen
den jetzt von links her ein Keſſeltreiben
veran=
ſtaltetwird, weil er politiſch ſehr weit rechts orientiert ſein
ſoll. Nebenbei wird auch behauptet, daß er zwar ein ſehr
korrek=
ter Beamter ſei, aber weder aus der Staatsanwaltſchaft ſtamme,
noch auf wiſſenſchaftlichem Gebiete beſonderes geleiſtet habe. Aber
das ſind natürlich mehr Kuliſſen. Die Hauptſache iſt, daß der
Kandidat nicht eingeſchriebenes Mitglied der demokratiſchen oder
ſozialdemokratiſchen Partei iſt. Und das genügt allein, um Herrn
Marx feierlich zu beſchwören, daß er einen beſſeren Kandidaten
ausſuche. — Da ſoll nun noch mal einer ſagen, daß im neuen
Deutſchland nicht nach der Parteizugehörigkeit, ſondern nach der
beſonderen perſönlichen und wiſſenſchaftlichen Qualifikation die
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Sonntag, den 23. Mai 1920
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 23. Mai.
* Pfingſtmahnung.
In überſchwenglicher Blütenfülle prangt draußen die Natur.
Es iſt, als ginge nur ein Jubelſchrei durch das All: „Freue
dich deines Lebens!‟ Das muß ſchon eine ſehr verſtockte, ſehr
verhärtete Seele ſein, die ſich von dieſer Daſeinsfreude, dieſem
übermächtigen Lebensrhythmus nicht mit fortreißen läßt. Jeder
Baum, jeder Strauch, jedes Gräschen am Wege, jeder Vogellaut
ſcheint uns ja zu mahnen: Eifere wir nach, erhebe auch du dich
aus der Niederung deiner Sorgen, wirf auch du ab, was deiner
Seele hemmende Feſſeln ſchlug.
Iſt nicht von Allen, die da wirken und ſchaffen, ſongen und
ſich mühen, zumeiſt die Hausfrau und Mutter, die am
dringend=
ſten der Mahnung bedarf: Wirf von dir, das dich ſo lange
nieder=
zog, ſtreife ab von dir, was dich ſo lange einengte? Auf ihr, der
Stütze und dem Halt der Familie, ruht ja zumeiſt nicht nur die
einzelne Sorgenlaſt, ſondern auch die jedes einzelnen
Familien=
gliedes. Wo anders als bei ihr findet der Eheherr und Vater
die verſtändnisvolle Kameradin und Ratgeberin, die
teilnahms=
volle Seele, wo anders als bei ihr ſinden die erwachſenen Kinder
die wahre, aufrichtige Freundin und Führerin, den ſicherſten Halt,
die ehrlichſte Seele. Wo anders, als bei ihr, der Mutter, die
Kinder jederzeit die liebevolle Helferin und Pflegerin und
Schützerin. Nach allen Seiten vermag ſie aus der Fülle ihres
Herzens heraus zu wirken und ihren ſegensvollen Einfluß, jedem
einzelnen ihrer Lieben aus dem Reichtum ihres Herzens
ſelbſt=
los zu geben, wenn — ſie ſelbſt immer wieder es verſteht, dem
Leben die beſten, die lichteſten Seiten abzugewinnen. Mit trüben
Sinnen und, ſchwerem Herzen, vermag ſie weder Hoffnung zu
ſpenden, noch aufzurichten, zu tröſten und zu ſtützen. Iſt ſie nicht
fähig, über den Dingen ſtehen zu lernen, ſich über das
Allzu=
irdiſche zu erheben, dann wird ſie nie in des Wortes wahrſter
Bedeutng Lebensgefährtin und Mutter ſein können. Immer
muß ſie als beſte Stütze, als beſter Stab ihrer Familie von dem
Glauben durchdrungen ſein, daß nur der wirklich arm iſt, der ſich
ſelbſt für arm hält. Gerade das Pfingſtfeſt, das uns feierlicher
Glockenklang einläutet und das uns mit jeder Duftwelle in dieſen
ſchönen Feſttagen ſo eindringlich zum Bewußtſein kommt, mit
jedem jubelnden Vogelſang nahe gerückt wird, trägt ja mit ſeinem
holden Wunderglauben an die Ausgießung eines neuen, eines
beſſeren Geiſtes über uns, die Mahnung unausgeſprochen in ſich,
die ſich ſo ſchön in dem Spruche ausdrückt:
„Schlägt dir die Hoffnung fehl, nie fehle das Hoffen!
Ein Tor iſt zugetan, tauſend ſind noch offen!“
Nur in voller Lebensbejahung, nur in freudigem Vertrauen
auf ein beſſeres, auf ein lichtvolleres Morgen ſind ja die heutigen
ſchwierigen Verhältniſſe von jedem Einzelnen von uns zu
über=
winden. Vermochten wir nicht in dem hinter uns liegenden
Jahre Schweres, viel Schwereres ſpielend zu überwinden, wie
es uns heute wenigſtens ſo erſcheint, drückten die Laſten der
Vergangenheit minder ſchwer, wie jene der Gegenwart und die
uns bedräuenden der Zukunft. O, es bedarf keiner langen
Rück=
erinnerung, keiner Vertiefung in überwundene Nöte, in
über=
ſtandene Sorgen und Küümmerniſſe, uns Hausfrauen und Müttern
nochmals zu zeigen, wie und wodurch wir jener damals Herr
geworden ſind.
Die lange Schule des Lebens, reſp. des Leides, durch die wir
gehen mußten, hat uns längſt gezeigt, daß nur der immer wieder
ſein Schickſal meiſtert, der mit ernſtem Selbſtvertrauen auf ſeine
Kraft und nie ermüdender Ausdauer an ihre Bewältigung geht,
und die fühlen wir in uns dank unſerer Frauen=, unſerer
Mutter=
liebe.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Uebertragen wurde dem
Pfarr=
verwalter Otto Crull zu Ulfa die evangeliſche Pfarrſtelle zu Ulfa,
Dekanat Schotten.
— Die Feierabendſtunde für Gaſt= und Schankwirtſchaften
wird vom 22. bis einſchließlich 24. Mai 1926 auf 2 Uhr nachts
feſtgeſetzt.
— Heſſiſches Landestheater. In der heutigen Aufführung „
Par=
ſifal” ſingt infolge Indispoſition von Gotthelf Piſtor Guſtav
Deharde die Partie des Parſifal. Das erſte Blumenmädchen ſingt
aushilfsweiſe als Gaſt Frau Roſe Pauly=Dreeſen am Nationaltheater in
Mannheim
Am Dienstag, den 25. Mai, wird, aller Vorausſicht nach, zum letzten
Mal in der Spielzeit, Johann Strauß „Wiener Blut” gegeben. Die
Aufführung findet als Volksvorſtellung zu halben Preiſen (0,60 bis
6 Mk. ſtatt.
Mozarts „Figaros Hochzeit” gelangt am Mittwoch, den
26. Mai, im Kleinen Haus zur letzten diesjährigen Aufführung. Die
Spielzeit des Kleinen Hauſes ſchließt diesmal am 31. Mai.
— Hohes Alter. Am 24. Mai vollendet Herr Rechnungsrat i. R.
Rudolf Derſch ſein 80. Lebensjahr. 1886 beſtand er das
Finanz=
examen 1. Kategorie; im 1866er Krieg machte er die Gefechte von
Frohn=
hofen=Laufach und Gerchsheim mit und zeichnete ſich dadurch unter
ande=
vem aus, daß er einen beſpannten Gepäckwagen aus dem Granatfeuer
freiwillig herausholte. Nach vorausgegangener Beſchäftigung bei Großh.
Oberrechnungskammer wurde D. 1870/71, zur Verwendung im
Zahlmei=
ſterdienſt und Interdanturdienſt einberufen. In den ſpäteren Jahren
erteilte er auch Untericht an der Regimentsſchule und bereitete
Unteroffi=
ziere zum ſpäteren Zivildienſt vor. Als Diſtriktseinnehmer wurde D.
1876 angeſtellt; in den wohlverdienten Ruheſtand trat D. 1904. Als
Gründer und langjähriger erſter Vorſitzender des Heſſiſchen
Penſionär=
vereins war D. weiterhin im öffentlichen Leben bekannt. Auch im
Welt=
krieg ſtellte er ſeine Kräfte durch vielfache Betätigung in der militäriſchen
und Zivilverwaltung zur Verfügung.
Das Stadtmuſeum (Schloßgraben) bleibt am 1. Feiertag
ge=
ſchloſſen. Am Montag iſt es geöffnet: 11—1 Uhr und 3—5 Uhr. Der
Eintritt iſt frei.
— Die Ausſtellung der Freien Vereinigung Darmſtädter Künftler in
der Kunſthalle iſt am 1. Feiertag von 10—4 Uhr geöffnet, ſie iſt am
2. Feiertag geſchloſſen.
— Ludwigshöhe=Morgenkonzert. Auf die am Pfingſtmontag früh
6 Uhr ſtattfindende Morgenmuſik, welche vom geſamren Städtiſchen
Orcheſter eingeſührt wird, ſei an dieſer Stelle nochmals hingewieſen.
Leitung M. Weber. Außerdem an beiden Feiertagen nachmittags 4 Uhr
Feſt=Konzerte.
— Orpheum. Der Kartenverkauf an den Fei=tagen findet ſtatt:
Verkehrsbüro von 9—12 Uhr ſowie Orpheumskaſſe ab 3 Uhr
ununter=
brochen. Telephoniſche Beſtellungen dortſelbſt unter Nr. 389. Es gelten
gewöhnliche Preiſe von 1—3 Mk. Siehe Anzeige.)
HOTEL TRAUBE
Pfingst-Montag, 22. Mai 1926
abends 8 Uhr
Gesellschafts-Tanz
Eintritt frei
Soupers von 2. 50 Mk. an
Reichhaltige Abendkarte
Die Romantik der Landſtraße.
Den Geſellſchaftsfahrten des „Darmſtädter Tagblatts” zum Geleit.
Zu den Zeiten der Poſtkutſche war das Reiſen mehr als eine
Fortbewegung von Ort zu Ort. Es war ein Schauen in das
Antlitz der Städte und Dörfer, ein Erlebnis der Landſchaft mit
ihren Bergen und Tälern, Wieſen und Feldern. Zur geſchauten
Wahrheit fügte ſich die Dichtung und ſchenkte dem einzelnen, der
ihr Herz und Sinn öffnete, die Romantik der Landſtraße. Als
die Eiſenbahn den Verkehr auf die feſtgelegten Schienenſtränge
zwang, als die raſenden Geſchwindigkeiten den Reiſenden mit
ſich riſſen und Trumpf wurden, geriet jene Romantik in
Ver=
geſſenheit und mit ihr oft die Liebe zur Heimat, zu den ſtillen
Marktflecken, zu den geſchäftigen Flüſſen und verträumten
Seen. Nur noch die beſonderen Sehenswürdigkeiten des großen
Reiſeverkehrs ſchienen den Reiſenden zu feſſeln, und ihnen zu
Liebe unterbrach man die Reiſe für einige Stunden, ſelten für
Tage. So wunde uns die Heimat zum Muſeum und zur Fremde,
wir ſahen die Welt meiſt nur noch vom Eiſenbahndamm und vom
nächſten Bahnhofsviertel aus, wir hatten keine Zeit mehr, um
durch die Romantik der Landſtraße eins zu werden mit der
Seele der Landſchaft und auf den alten Manktplätzen den
Herz=
ſchlag der Städte und Flecken zu ſpüren.
Erſt die Entwicklung des Auttomobilverkehrs erſchließt uns
wieder jene faſt vergeſſene Romantik der Landſtraße, wenn ſie
uns auch die Romantik der Poſtkutſche nicht mehr zurüchbringt.
Jedes Zeitalter hat die Verkehrsmittel ſeines Lebensrhythmus.
Die Anforderungen an Bequemlichkeit und Schnelligkeit ſind
heute andere, als vor hundert Jahren. Solange man aber das
Verkehrsmittel nur als Mittel und nicht als Hauptzweck benutzt,
wird auch heute noch eine Reiſe im modernen Auto die Mög=
des
Darmſtädter Tagblatt
Sommerprogramm 1926
1. Zehntägige Autoreiſe durch Thüringen
(vom 7. bis 16. Juni):
Eiſenach (Wartburg, Hohe Sonne), Friedrichsroda, Schloß
Altenſtein, Bad Liebenſtein, Inſelsberg, Heuberg,
Ge=
orgenthal, Oberhof, Ilmenau, Maſſerberg, Schwarzburg,
Blankenburg, Saalfeld, Jena, Weimar, Bad Köſen,
Naumburg.
Preis für Autoreiſe Eiſenach=Naumburg, gute Unterkunft
und Verpflegung inkl. Trinkgelder, Handgepäckbeförderung
und Beſichtigungen 210 RM.
2. Neuntägige Autoreiſe durch Thüringen
(vom 23. bis 31. Juli):
Ungefähr die gleiche Reiſe wie Reiſe 1, jedoch mit je
1:/, Tagen Aufenthalt in Friedrichsroda, Bad Liebenſtein
und Bad Köſen, unter Benutzung guter mittlerer Hotels
und Penſionen.
Preis für Autoreiſe Erfurt—Naumburg, Unterkunft und
Verpflegung inkl. Trinkgelder, Handgepäckbeförderung
und Beſichtigungen 175 RM.
3. Vierzehntägige Autoreiſenach
Süddeutſch=
land und der Schweiz (am 20. Juni):
Die Reiſe beginnt in Darmſtadt und berührt Heidelberg,
Wildbad, Baden=Baden, Triberg, Höllenthal, Freiburg,
Bädenweiler, Baſel, Bern, Gurnigelbad, Thun, Interlaken,
Berner Oberland, Luzern, Vierwaldſtätter See, Brunnen,
Zürich, Schaffhauſen, Bodenſee, Stuttgart, Bad
Mergent=
heim, Rothenburg v. T., Miltenberg.
Preis für Autoreiſe Darmſtadt—Darmſtadt, Unterkunſt
und Verpflegung, Trinkgelder und Handgepäckbeförderung
390 RM.
Bemerkung: Für die Autofahrten iſt nur Handgepäck
(20X68X45 cm) zugelaſſen. Es iſt die Möglichkeit gegeben,
ſich Gepäck nachſenden zu laſſen. Es ſtehen erſtklaſſige
Geſellſchaftswagen (bei ungünſtiger Witterung durch Verdeck
geſchützt) zur Verfügung.
(7862
Näheres durch den Verlag des
Darmſtädter Tagblatt
lichkeit ähnlicher Erlebniſſe geben, wie zu den Zeiten der
Urgroß=
väter die Poſtkutſche. Wenn auch die Romantik der Landſtraße
ſeit dieſer Zeit manche äußere Aenderungen erfahren hat, ſo
iſt ſie doch heute noch wie ehedem imſtande, unſere Beziehungen
zur Landſchaft, zur Umwelt zu vertiefen. Sie lehrt das Schauen,
führt zum Verſenken in das Weſen von Menſchen und Dingen
und gibt uns die Liebe zur Heimat mit jener tiefen Hingabe
wieder, die uns mitunter abhanden gekommen zu ſein ſchien.
In der Erkenntnis, daß das Verkehrsmittel des
Kraft=
wagens uns die Romantik der Landſtraße wieder erſchließt,
veranſtaltet das „Darmſtädter Dagblatt” in dieſem Sommer
für ſeinen Leſerkreis eine Anzahl von Auto=Geſellſchaftsfahrten
(zirka 25 bis 30 Teilnehmer) durch die deutſchen Lande und die
deutſchſprechenden Kantone der Schweiz, deren Ausführung der
Nordiſchen Verbehrsgeſellſchaft (Abteilung Berlin) übertragen iſt.
In der Einſicht, daß die Ruhe und Beſchaulichkeit ſolcher Reiſen
durch große Geſchwindigkeiten und Bewältigung allzu großer
Tagesſtrecken nur beeinträchtigt werden, ſollen auf dieſen Reiſen
täglich nicht mehr als 120 bis 180 Kilometer zurückgelegt werden.
Somit wird die Möglichkeit des öfteren Aufenthalts mit kleinen
Spaziergängen und Beſichtigungen, des zeitigen Eintreffens in
den Nachtquartieren und ſpäterer Abfahrtszeiten am anderen
Morgen gegeben. Durch Einfügen von Ruhetagen an
land=
ſchaftlich beſonders bevorzugten Orten wird auch dem Ruhe= und
Erholungsbedürfnis der Teilnehmer im weiteſten Maße
Rech=
nung getragen. Die Auto=Geſellſchaftsfahrten des „Darmſtädter
Tagblatts” ſind ſomit Erlebnis= und Erholungsreiſen zugleich.
Für die Fahrten ſtehen erſtklaſſige Geſellſchaftswagen (bei
un=
günſtiger Witterung durch Verdeck geſchützt) zur Verfügung.
Um weiten Kreiſen eine Autoreiſe des „Darmſtädter
Tag=
blatts” zu ermöglichen, ſind die Preiſe dieſer Reiſen ſo niedrig
wie möglich gehalten. Bei der Kalkulation iſt ein Fahrpreis
ein=
geſetzt, der pro Kilometer dem Eiſenbahntarifpreis der 2.
Wagen=
klaſſe entſpricht. Auf gute Unterkunft und Verpflegung wird
be=
ſonderer Wert gelegt.
Berichtder Heſſiſchen Induſtrie=
und HandelskammerDarmſtadt
über die 5. Jahresſitzung am 18. Mai 1926.
Der reichhaltige Bericht über die Geſchäftsführung ſeit der letzten
Sitzung wurde vorgelegt. Erwähnt ſei daraus die Teilnahme der
Kam=
mer an einer Beſprechung in Mannheim, betr. Elektrifizierung
der Eiſenbahnſtrecke Frankfurt a. M.—Baſel. Es wurde
einhellig die Auffaſſung vertreten, daß in erſter Linie die über die
Berg=
ſtraße und Darmſtadt fahrende Main=Neckar=Bahn zur Elektrifizierung
in Frage komme und nicht etwa die Riedbahn. — Die Kammer war
durch mehrere Mitglieder an der Vollverſammlung des
Heſ=
ſiſchen Induſtrie= und Handelskammertags in
Mainz vertreten. In Gegenwart der Vertreter der heſſiſchen
Re=
gierung hatte ſich dieſe Tagung eingehend mit der gegenwärtigen
Wirt=
ſchaftslage befaßt. Näheres iſt bereits durch die Tageszeitungen bekannt
gegeben worden. — Auf einer Vertreterbeſprechung der Heſſiſchen
In=
duſtrie= und Handelskammern iſt eine Entſchließung in der
Aufwer=
tungsfrage gefaßt worden, und zwar dahingehend, daß die
Wieder=
aufrollung dieſer Frage eine ernſtliche Gefährdung der notwendigen
ruhigen Fortentwickelung unſerer Wirtſchaft, beſonders aber auch der
unter ſchwierigſten Opfern geſchaffenen Stabilität unſerer Währung
darſtellt. — Weiter wurde die Bildung des neuen
Wirt=
ſchaftsausſchuſſes für die beſetzten Gebiete beſprochen.
— Ein wichtigen Verhandlungspunkt bildete die Notwendigkeit der
Sicherſtellung des Eiſenbezugs für die ſüddeutſche,
Eiſen verarbeitende Induſtrie. Eine Beſprechung dieſer
wichtigen Frage in einem größeren Rahmen iſt demnächſt vorgeſehen.
— Der Antrag auf Wiedereinführung der
Kontingem=
tierung der geſamten deutſchen
Zündholzerzeu=
gung zur Abwendung der der kleineren und mittleren
Zündholz=
induſtrie drohenden Vertruſtungsgefahr wurde beraten.
Die Kommiſſion für Geſetzgebung, Steuer= und Zollweſen har ſich
im Anſchluß an eine Beſprechung mit dem Herrn Oberbürgermeiſter der
Stadt Darmſtadt mit der Frage der vorläufigen Regelung
der ſtädtiſchen Gewerbeſteuer für das
Rechnungs=
jahr 1926/27 befaßt. Die Kammer iſt für eine hälftige Verteilung
des Steuerſolls auf das Anlage= und Betriebskapital nud auf den
Er=
trag eingetreten. — Die Veröffentlichung mangels Maſſe
abgelehnter Konkursanträge wurde bei dem Heſſiſchen
Juſtizminiſterium nochmals beantragt. In einigen anderen Ländern,
beſonders in Sachſen, beſtehen bereits zur Zufriedenheit der
Wirtſchafts=
kreiſe entſprechende Vorſchriften. Die heſſiſche Wirtſchaft „muß eine
gleiche Berückſichtigung ihrer Intereſſen verlangen. — Auf der erſten
Tagung des neuen Wirtſchaftsausſchuſſes für die beſetzten Gebiete ſind
die Richtlinien für den Schadenerſatz der
Transportmehr=
koſten während des Ruhrkampfes beſprochen worden. Die
Anmeldungs=
friſt läuft am 31. Mai d. J. ab. — An der 56.
Vollverſamm=
lung des Deutſchen Landwirtſchaftsrats hat die
Kam=
mer durch ihren Vorſitzenden und die Geſchäftsführung, gleichzeitig in
Vertretung des Deutſchen Induſtrie= und Handelstages, teilgenommen.
Es darf hier auf die Berichte in der Tagespreſſe Bezug genommen
wer=
den. — Durch eine Vorbeſprehung bei dem Landesfinanzamt wurde
bei der Aufſtellung von Richtlinien für, die Bewertung
zwangsbewirtſchafteter Grundſtücke mitgewirkt. — Die
Verkehrskommiſſion der Kammer befaßte ſich eingehend mit den
Richt=
linien für eine weitere Ausgeſtaltung der
Eiſenbahn=
fahrpläne im Sinne der notwendigen Wünſche unſeres Bezirks.
Ebenſo wurde auf einer Fahrplanbeſprechung in Frankfurt a. M. mit
Nachdruck verlangt, daß bei einer Verlängerung der Fern=D=Züge
Ber=
lin—Frankfurt nach Baſel nur die Main=Neckar=Bahn in Frage kommen
dürfe. Hingewieſen wurde weiter darauf, daß die neue
Schnellverbin=
dung Nürnberg—Frankfurt a. M. am Vormittag und zurück am Abend
eine Fortſetzung von Aſchaffenburg über Darmſtadt nach Mainz und
Wiesbaden und umgekehrt erhalten müſſe. — Zur Hebung des
Ver=
kehrs mit Kraftdroſchken in Darmſtadt wurde bei dem
Po=
lizeiamt eine durchgreifende Reviſion des Tarifs im Sinne einer
weſent=
lichen Herabſetzung der allzu hohen Tarifſätze erörtert. Die 1. Zone
ſoll ausgedehnt, die Nachtzeit auf die Stunden von 11 Uhr abends bis
6 Uhr früh beſchränkt und die Zahl der über das ganze Stadtgebiet zu
verteilenden Halteplätze vermehrt werden.
Die Anregung, eine Zwangsvorſchrift für die
Anmel=
dung außergerichtlicher Vergleiche bei den
Amts=
gerichten mit konſtitutiver Bedeutung zu ſchaffen, konnte nicht
unter=
ſtützt werden. Das Arrangement eines Schuldners mit ſeinen
Gläu=
bigern muß fernerhin deren freien Ermeſſen anheimgeſtellt bleiben. —
Bei der heſſiſchen Regierung iſt die Kammer wegen der
Beteili=
gung Heſſens an der Ausfallgarantie für
Ge=
ſchäfte mit Rußland vorſtellig geworden. Wenn es auch
grund=
ſätzlich nicht erwünſcht iſt, daß der Staat auf dieſes Gebiet übergreift,
ſo wird die Beteiligung Heſſens in dieſem Falle um deswillen
not=
wendig, weil andere deutſche Länder auf dem gleichen Wege
vorange=
gangen ſind. — Bezüglich der deutſch=ſchwediſchen
Handels=
vertragsverhandlungen wurden zugunſten der Kiſteninduſtrie
und der Steininduſtrie unſeres Bezirks bei den maßgebenden Stellen
Vorſtellungen erhoben.
In der Frage der Auswirkung der internationalen
Doppelbeſteuerung auf die Firmen unſeres Bezirks ſind
Unter=
ſuchungen veranlaßt worden. — Betr. der Form der
Steuer=
beſcheide wurden ſowohl bei dem Reichsfinanzminiſterium als auch
bei dem heſſiſchen Finanzminiſterium Vorſchläge gemacht. Im Hinblick
auf die für die Geheimhaltung der Steuerverhältniſſe des
Steuerpflich=
tigen notwendige Rückſichtnahme wurde verlangt, daß die Steuerbeſcheide
in Zukunft nur die zu zahlenden Beträge enthalten ſollen. Wie früher
üblich, iſt ihnen dann ein beſonderes Blatt beizufügen, aus welchem die
genaue Berechnung der Steuer und die Unterlagen hierfür erſichtlich
ſind. Nach deſſen Abtrennung iſt es dem Steuerpflichtigen möglich,
den Steuerbeſcheid an dritte Perſonen aus der Hand zu geben, ohne daß
dieſe einen Einblick in ſeine Verhältniſſe nehmen können.
Ueber die Haupttagung des Deutſchen Induſtrie=
und Handelstages in Berlin wurde eingehend Bericht erſtattet.
Die Anſprachen der Hauptredner wurden auszugsweiſe wiedergegeben,
mit beſonderer Ausführlichkeit wurde des Vortrags von Dr. Karl
Friedrich von Siemens, Präſidenten des vorläufigen
Reichswirtſchafts=
rats, Berlin, über „Rationaliſierung und ihre
Wirt=
ſchaftsformen” gedacht. Bemerkenswert war der Hinweis des
Redners darauf, daß „Rationaliſierung” eigentlich nichts neues ſei, daß
vielmehr die ganze Entwickelung der vergangenen Zeit mehr oder
min=
der in einer Verbeſſerung der Arbeitsmethoden im Sinne einer
volks=
wirtſchaftlich bedeutungsvollen Rationaliſierung beſtehe. Die in
Ame=
rika am weiteſten vorgeſchrittene „fließende Fertigung” laſſe ſich
keines=
wvegs auf ſämtliche Fabrikationszweige anwenden, insbeſondere für die
deutſchen Verhältniſſe ſei ſie nicht überall praktiſch durchführbar. Der
Vortragende betonte mit Nachdruck, daß die Bedingungen des
Heimat=
landes ſtets die Grundlage der Wirtſchaft bleiben, und daß wir deshalb
kaum auf die gleiche Stufe mit Amerika kommen könnten. Die
Ent=
wickelung in Amerika ſei infolge des Mangels an gelernten
Arbeits=
kräften eine ganz andere geweſen, als bei uns, wodurch eine größere
Typiſierung und Mechaniſierung der Fertigung erforderlich wurde. Mit
beſonderem Nachdruck wies der Redner darauf hin, daß man bei
Durch=
führung der Rationaliſierungspläne perſonelle Geſichtspunkte ebenſo gut
in die Rechnung einſetzen müſſe; wie ſachliche. Die größte Kunſt des
Leiters eines Unternehmens beſtehe darin, in ſeinen Mitarbeitern einen
gemeinſamen Geiſt zu erzielen, ſo daß Außenſtehende dem Unternehmen
den Betrieben ein vorbildlicher Korpsgeiſt vom oberſten Leiter bis zum
beſtimmte Charaktereigenſchaften zuſprächen. In Amerika beſtehe in
letzten Laufburſchen. Das Gedeihen der Firma werde von allen
Mit=
arbeitern als perſönliche Angelegenheit empfunden. Dies ſei
Rationa=
liſierung im höchſten Sinne.
Die bei einer Regelung der endgültigen
Veranla=
gung der ſtaatlichen und kommunalen
Gewerbe=
ſteuern für die Rechnungsjahre 1925/26 und 1926/27 auftauchenden
Fragen wurden eingehend erörtert. In Betracht kommen kann hier
keinesfalls eine gleiche Regelung wie für das Jahr 1924, für welches,
trotz vorheriger Zuſage, eine endgültige Veranlagung nicht ſtattfand
und ein Ausgleich der in dem Vorauszahlungsſyſtem beruhenden
Här=
ten unterblieb. Im Intereſſe einer Geſundung des geſamten Aufbaues
der Gewerbeſteuer iſt es vielmehr notwendig, daß eine endgültige
Ver=
anlagung des abgelaufenen und des nunmehr begonnenen Rechnungs=
Oonr Kdühns brauft znr anplann
Menrsn Caankastenr Miitk ass Kartan!
Um Bahnhof + Fernruf 2
Nummer 142
Seite 6
Mai 1926
jahres ſtattfindet. Nicht möglich wird es aber hierbei ſein, die V.
anlagung dieſer beiden Jahre auf Grund eines auf die Dauer
beſtehen=
den neuen heſſiſchen Gewerbeſteuergeſetzes vorzunehmen. Es liegt nicht
im Intereſſe aller an der Gewerbeſteuer beteiligten Kreiſe, eine ſolche
Neuregelung auf längere Sicht jetzt ſchon anzuſtreben, wo ſich die
Ge=
ſtaltung des Finanzausgleichs zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden
nach dem 1. April 1927 noch nicht überblicken läßt. Für eine Regelung
auf lange Sicht iſt die klare Erledigung dieſer Frage eine weſentliche
Vorausſetzung. Uebrig bleiben wird nur die Möglichkeit, die beiden
Rechnungsjahre 1925/26 und 1926/27 zwar endgültig, aber nur durch
ein beſonderes Geſetz für dieſe beiden Jahre zu regeln, gleich wie dies
bereits für Preußen vorgeſehen iſt. Der Vereinfachung halber dürfte
es ſich ſogar empfehlen, beide Jahre in einer Veranlagung
zuſammen=
zufaſſen. Die Grundlage für die Beſteuerung des Anlage= und
Betriebs=
kapitals müßte dann die Veranlagung vom 1. Januar 1925 ſein. Für
den Ertrag kommt die Einkommen= und Körperſchaftsſteuerveranlagung
für das Rechnungsjahr 1925 in Frage. Um eine gleichmäßige Belaſtung
ſämtlicher heſſiſchen Gebiete zu erreichen, wird eine Verteilung der
Steuern zur Hälfte auf das Anlage= und Betriebskapital, und zur Hälfte
auf den Ertrag ſich empfehlen.
Entſchieden ſind daher alle Beſtrebungen zurückzuweiſen, die auf eine
anderweitige Nelation zwiſchen dieſen beiden Veranlagungsgrundlagen
abzielen. Sehr bedenklich erſcheint die Anweiſung des heſſiſchen
Mi=
niſteriums des Innern an die Gemeinden, das Gewerbeſteuerſoll
ledig=
lich mit 10—20 Prozent auf den Ertrag auszuſchlagen. Nicht fiskaliſche
Intereſſen, ſondern der Grundſatz einer gerechten Steuerverteilung darf
allein ausſchlaggebend ſein. Was die kommunalen Gewerbeſteuern
be=
trifft, ſo iſt für dieſe eine endgültige Veranlagung analog der ſtaatlichen
Regelung vorzuſehen. Die Gemeinden ſollten jetzt ſchon angewieſen
werden, die erford rlichen Vorarbeiten hierfür zu beginnen. Das wohl
ſchwierige und eine große Arbeit erfordernde Veranlagungsgeſchäft für
die Rechnungsjahre 1925/26 und 1926/27 darf nicht geſcheut werden.
Seine Durchführung iſt ſchon aus dem Grunde eine dringende
Notwen=
digkeit, um endlich einmal wieder für die Gewerbeſteuern gerechte
Be=
ſteuerungsgrundlagen zu ſchaffen. Bei den Gemeinden ſollte ebenfalls
die hälftige Verteilung des Steuerſolls die Grundlage bilden, und das
Verhältnis 60 zu 40 auch in Ausnahmefällen nicht überſchritten werden
dürfen.
— Aus dem Kreiſe der Freunde und ehemaligen Schüler des
Real=
gymnaſiums zu Darmſtadt wird uns geſchrieben: Bekanntlich werden im
Herbſt dieſes Jahres die hieſigen Realbildungsſtätten den Tag ihres
hundertjährigen Beſtehens gemeinſam in feſtlicher Weiſe begehen.
Selbſt=
verſtändlich gedenkt auch ein ſehr großer Teil der ehemaligen Schüler und
Freunde des Realgymnaſiums dieſes bedeutſamen Wendepunktes im
heimatlichen Schulweſen. Er will, ſoll und darf in der Reihe der
Glück=
wünſchenden nicht fehlen. Um zu erfahren, nach welcher Richtung hin die
einſchlägigen Wünſche der Beteiligten ſich etwa bewegen werden, iſt von
dem vorläufigen Ausſchuß der Beſchluß gefaßt worden, am Dienstag,
1. Juni ds. Js., abends 8½ Uhr, in dem Feſtſaal des Realgymnaſiums,
eine Zuſammenkunft zu veranſtalten, in der die weiteren Entſchließungen
getroffen und ein endgüiltiger Arbeitsausſchuß gewählt werden ſoll.
Einzelheiten werden im Anzeigenteil dieſer Zeitung vor dem oben
ge=
nannten Tag bekanntgegeben werden.
— Die Einweihung des Schülerinnenheims der Aufbauſchule für
Mädchen zu Darmſtadt. Man ſchreibt uns: am 20. ds. Mts. konnte das
Schülerinnenheim, das durch Beſchluß des Landtages vom 28. März
ds. Js. mit der Aufbauſchule zu Darmſtadt verbunden worden iſt, ſeiner
Beſtimmung übergeben werden. Das Heim iſt im Erdgeſchoß des
Schul=
hauſes (Lagerhausſtraße 7) untergebracht, wo außer einem großen
Speiſe=
ſaal, der Küche und einem Bad durch Einziehen von Wänden in früheren
Klaſſenzimmern 11 ſchöne, helle, luftige und geſchmackvoll eingerichtete
Wohnräume geſchaffen wurden, in denen je 2—3 Schülerinnen (im ganzen
30 Mädchen) untergebracht werden können. Bei der Einweihungsfeier
wies der Leiter der Anſtalt, Oberſtudiendirektor Pfaff, darauf hin,
daß die geſamten Koſten ſür die baulichen Veränderungen, die Einrichtung
der Zimmer (zunächſt für 20 Schülerinnen), des Speiſeſaales, der Küche,
des Bades und der Haushaltungsgegenſtände nur 12000 Mk. betragen
haben. Er denkte beſonders Herrn Miniſterialdirektor Urſtadt für
die tatkräftige Förderung des ſegensreichen Unternehmens das den
Kindern vom Land im Heim eine gewiſſenhafte Aufſicht. Erziehung und
gute Verpflegung für billiges Geld ermöglicht. Die Schülerinnen halten
ihre Zimmer ſelbſt in Ordnung, außerdem ſollen ſie bei der Bereitung
der Speiſen, dem Spülen uſw. mithelfen, ſo daß ſie während des
ſechs=
fährigen Aufenthaltes in der Schule auch eine vollſtändige Ausbildung
im Haushalt finden. Da auf dieſe Weiſe die Koſten für die Bedienung
wegfallen, belaufen ſich die Koſten für ein Mädchen monatlich auf nicht
einmal 30 Mk. Für beſonders begabte Mädchen übernimmt der Staat
bei Bedürftigkeit dieſe Koſten, wodurch jedem wirklich begabten Mädchen
der Aufſtieg und der Erwerb einer gründlichen Ausbildung (Reifeprüfung)
ermöglicht wird. Die Einrichtung kann in jeder Hinſicht als vorbildlich
bezeichnet werden und fand uneingeſchränktes Lob der zur Einweihung
erſchienenen Gäſte.
— Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Hotel Prinz Karl. Alt=Darmſtadt=Zimmer. Vor einer zahlreichen
Hörerſchaft brachte am Donnerstag abend Herr Franz Harres ſeine
neueſte Mundartnovelle über den Leidensweg des Matthias Claudius
als Heſſiſcher Landeskommiſſarius zum Vortrag. Der Titel der Novelle
lautet: „Ebbes vum Owa=Land Kummiſſarius Matthias Claudius. E
ſchwazz Blatt aus der Geſchicht vun unſere Vatterſtadt.” Olde Babiern
nachvazehlt vun Franz Harres. Die Novelle widmet der Verfaſſer als
Zeichen der Dankbarkeit, der Vereinigung Alt=Darmſtadt, für ſeine
Er=
nennung zum Ehrenvorſitzenden der Vereinigung. Mit dem ihm eignen
Forſcherſinn hat der Verfaſſer aus alten Akten Ausgrabungen gemacht,
die uns über den bekannten Wandsbeker Boten und ſeine Tätigkeit in
Darmſtadt von 1776—1777 ganz neue Ausblicke eröffnen. Es war ein
plaſtiſches Bild, das der Vortragende aus jener Zeit ſeinen Zuhörern bot
und ſie damit in atemloſer Spannung hielt. Beſonders intereſſant, daß
alle in der Novelle gezeichneten Perſonen hiſtoriſch ſind, und daß alles
auf aktenmäßiger Wahrheit beruht. Neu feſtgeſtellt wurde dabei von
Herrn Harres, daß auch das bekannte Landhaus im alten Prinz Emil=
Garten ein Bauwerk Schuknechts iſt. Reicher Dank wurde dem Redner
für ſeine gründlichen von Sachkenntnis durchdrungenen Ausführungen
zu teil. Den nächſten Vortrag am 3. Juni hält Herr R. Anton über das
Thema: Totenkult und Begräbnisſtätten in Darmſtadt, insbeſondere die
Stadtkirche als Totenbeſtattungsort. Das bekannte Bildnis von Matth.
Claudius, gemalt von Prof. Beher, iſt zurzeit im Schaufenſter der Buch=
Ph. W.
handlung Schlapp, Schulſtraße, ausgeſtellt.
— Der Quartettverein Darmſtadt 1920 gibt heute nachmittag zwiſchen
12—1 Uhr wiederum im Frankfurter Radioſender ein Volksliederkonzert.
Es iſt dem Quartett, ſowie ſeinem Meiſter Herrn Kammermuſiker Gims
hoch anzurechnen, daß den Radiohörern zu Pfingſten ein beſonderer
Ge=
nuß geboten wird. Wir wünſchen den Sängern guten Erfolg.
— Moderne Tänze. Die Original=Jazzband des Städtiſchen Orcheſters
veranſtaltet am 1. Feiertag, abends 8 Uhr in der Woogsplatz=Turnhalle
und am 2. Feiertag, abends 8 Uhr, im Mathildenhöhſaal „Moderne
Tänze‟, Eintritt 50 Pfg. Wir berweiſen im übrigen auf die heutigen
Anzeigen.
— Tonika=Do=Kurs. Unter den verſchiedenen Gehörbildungsmethoden
findet die Tonika=Do=Lehre in weiten Kreiſen immer mehr Anhänger
und iſt in vielen Schulen bereits eingeführt. Die Tonika=Do=Lehre benutzt
zur Erlernung der charakteriſtiſchen Merkmale der Töne und ihrer
Be=
ziehung zu einander innerhalb der Tonart, die alten Solmiſationsſilben.
Beſonderen Wert legt die Methode auf die enge Arbeitsgemeinſchaft
zwiſchen Lehrer und Schüler; in ſehr anſchaulicher Weiſe werden beim
Unterricht die mannigfachen ein= und mehrſtimmigen
Improviſations=
übungen durch äußerſt wirkungsvolle Handzeichen oder durch die
Silben=
tafeln ausgedrückt. Dieſer Weg führt zur ſchnellen Erlernung der
Noten=
ſchrift und erweckt bei dem Schüler lebendiges Verſtändnis der Muſik;
muſikaliſch grundlegende Arbeit wird dadurch ſpielend erreicht. Näheres
üiber die Kurſe ſiehe im Anzeigenteil.
— Die Kraftpoſt Lauterbach (Heſſen)—Stockhauſen (Kreis
Lauterbach) iſt vom 17. Mai ab aufgehoben worden.
* Heffünzter Vund für Heimatſchußz.
Der Heſſiſche Bund für Heimatſchutz, der ſich wieder neu gebildet
hat, hielt geſtern in der Techniſchen Hochſchule eine Mitglieder=
Verſamm=
tung ab, die auch von auswärts ſtark beſucht war,
Miniſterialrat Wagner eröffnete die Verſammlung mit einer
Be=
gulißungsanſprache und erſtattete ſodann den Bericht der Geſchäftsſtelle.
Im Anſchluß hieran wurden die Satzungen unterbreitet und genehmigt.
Die Vorſtandswahl hatte das Ergebnis, daß Miniſterialrat Wagner zum
Vorſitzenden und Forſtaſſeſſor Kühnantz zum Schriftführer gewählt
wur=
den. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde u. a. von einem
Mitglied des Bundes lebhaft Klage geführt über die Verſchandelungen
der Bergſtraße durch Reklamen mancherlei Art.
An die Mitglied rverſammlung ſchloß ſich ein Lichtbildervortrag,
den der Geſchäftsführer des Deutſchen Bundes Heimatſchutz, Dr. Ing.
Lindner=Berlin, hielt füiber das Thema: „Die wichtigſten Aufgaben des
Heimatſchutzes”. Auch dieſer Vortrag war gut beſucht. Der Redner
entwickelte in ſeinem Vortrage etwa die folgenden Gedankengänge: Was
der Heimatſchutz im allgemeinen will, iſt klar, wenn man das Gebiet
des Naturſchutzes oder der Denkmalpflege betrachtet. Unklar liegen
jedoch die Verhältniſſe auf dem Gebiete der Baukultur; es gilt hier, die
Bauten zu erfaſſen, daß ſie ſich in die geſchichtlich gewordene Heimat
ein=
fügen. Die Ingenieurkunſt hat hier beſonders ſchwierige Aufgaben zu
löſen. In den letzten Jahren ſind namentlich im Hochbauweſen viele
An=
regungen aus dem Ausland gekommen, die mit dem Weſen der Heimat
nichts zu tun haben; aus Amerika, aus Holland, Rußland und anderen
Ländern kam dieſe moderne Bauentwicklung und wir müſſen uns mit
dieſen Erſcheinungen auseinanderſetzen. Es iſt unſere Aufgabe, ſie
theoretiſch zu beobachten und ſie innerlich zu verarbeiten. Nur was
durch eine Baukultur geſchaffen wird, was eine ſtarke
Weſensverwandt=
ſchaft mit einer alten Kultur zeigt, hat Anſpruch auf Beſtand nicht
jedoch, was der Ziviliſation oder der Mode entſprungen iſt; alſo das,
was ſich innerlich mit Kultur beſchäftigt und von ſichtlicher Schönheit
getragen iſt, nicht das Hyperindividuelle. Alles, was für Heimat und
Kultur Beſtand haben ſoll, muß ferner klar und zweckmäßig ſein. Was
individuell bei einem Bauwerk dann hinzukommt, muß ſich aus der
Baukonſtruktion und der richtigen Verwendung des Materials ergeben.
Es muß eine natürliche Schönheit zutage treten und ein künſtleriſcher
Wille dahinter ſtehen. Reine Zibeckmäßigkeit iſt daher noch nicht das
Richtige, ſondern es muß mit künſtleriſchen Anſchauungen verbunden ſein.
Es folgten nun Lichtbilder in großer Zahl, an denen die hier
ſkiz=
zierten Gedankengänge als Beiſpiel erläutert wurden. Cs waren
Auf=
jahmen von Ingenieurwerken (Brücken und andere Zweckbauten),
Hoch=
bauten, Stadtanlagen, Türme, Wohnhäuſer, Siedlungsbauten uſw.) und
Erzeugniſſe des Handwerks (Grabſteine, Stühle und andere Werkformen).
Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen mit der Betrachtung, daß es
möglich ſein müſſe, auch das Gute aus der neueſten Zeit zu erkennen
und einen beſtimmten Standpunkt auch den ſeltſamſten Erſcheinungen
der heutigen Baukunſt gegenüber zu gewinnen. Wir brauchen nicht zu
verzagen; es iſt nur notwendig, daß wir uns mit dieſen Erſcheinungen
vom Standpunkt des Heimatſchutzes auseinanderſetzen. Der Vortrag
war von ſtarkem Beifall begleitet.
In einem kurzen Schlußwort wies Miniſterialrat Wagner auf die
großen Aufgaben hin, die des Heimatſchutzes noch in Heſſen harren und
er gab der Hoffnung Ausdruck, daß ihre Löſung gelingen möge.
Aus Heſſen.
V
OTTO RICHTER
Grafenstr. 41, II.
Assecuranz
Telephon 3902
Kostenl. Auskunft u. Beratung in all. Versicherungs-Angelegenheiten
Kunſtnotizen.
Ueber Werte. Künſter und fünſſleriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Grwdhn
geſsiebt, bebält ſich die Redaktion ihr Ortell vos.
— Harold Lloyd im Union=Theater. In ſeinem
neueſten Film „Mädchenſcheu” der jetzt im Union=
Theater gezeigt wird, iſt er ein ſchüchterner Schneidergeſell,
in den ſich eine Millionärstochter verliebt. Als jedoch das Mädchen durch
eine Verkettung unglücklicher Zufälle mit einem Betrüger verheiratet
werden ſoll, raſt Harold Lloyd los, um eine Trauung im letzten
Augen=
blick zu verhindern. Das iſt an ſich mehr, als ein ſchlechtes Filmluſtſpiel
verträgt. Aber die Handlung iſt völlig gleichgültig. Auch das rein
Tech=
niſche, das glänzende Ineinandergehen von Trick und Wirklichkeit, darf
nicht überſchätzt werden. Aber wie hier, losgelöſt vom Wort, alles auf
optiſche Vorgänge eingeſtellt iſt, wie alles ſich in tollem Tempo
über=
ſtürzt — das iſt hinreiſend. Je mehr Hemmniſſe ſich ihm auf der
Wahn=
ſinnsfahrt zu der Geliebten entgegenſtürmen, umſo eher gelangt er zum
Ziel. Er entfeſſelt Autos zu akrobatiſchen Leiſtungen, läßt ſich von der
Stromſtange einer Elektriſchen auf ein Motorrad fallen, hetzt einen
Klepper zu Tode und bringt ganze Straßenzüge in Aufruhr, alle
Hinder=
niſſe von Zeit und Raum ſpielend überwindend und zufrieden ſtets
lächelnd.
Aus den Parteien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Am
Mittwoch, den 26. Mai, findet ein Abendſpaziergang ſtatt. Unſere
Mit=
glieder treffen ſich abends 8.15 Uhr an der Odenwaldbrücke,
Dieburger=
ſtraße. Gäſte willkommen. — Ueber unſeren Ausflug am Sonntag, den
30. Mai, nach dem Altrhein erfolgt am Freitag noch eine beſondere
An=
zeige. Ein Nundſchreiben wird nicht geſchickt.
Tageskalender für Sonntag, den 23. Mai 1926.
Heſſiſches Landestheater, Großes Haus, Anfang 5 Uhr, Ende nach
10 Uhr, A 22: „Parſifal.” — Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr,
Ende 9¾ Uhr, Zuſatzmiate III (12): „Die deutſchen Kleinſtädter.” —
Orpheum, abends 8 Uhr: „Familie Schimek.” — Ludwigshöhe,
nachm. 4 Uhr: Feſtkonzert. — Beffunger Herngarten, vorm.
11 Uhr: Promenadenkonzert; nachm. 4 Uhr: Nachwittagskonzert;
abends 8 Uhr: Abendkonzert. — Hotel und Reſtaurant Schmitz:
Künſtlerkonzert. — Hotel Prinz Heinrich, abends 7 Uhr in dem neu
renovierten Garten: Gartenkonzert. — Café Haſſia: Sonderkonzert
mit Jazzband. — Café=Reſtaurant Neues Schießhaus, nachm. 4 Uhr:
Großes Extra=Konzert. — Café=Reſtaurant Bender, bei Griesheim:
Terraſſen=Konzert. — Schweizerhaus, Eberſtadt: Künſtlerkonzert.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Tageskalender für Montag, den 24. Mai 1926.
Heſſiſches Landestheater, Großes Haus, Anfang 6½ Uhr, Ende
10 Uhr, B 22: „Die Zauberflöte.” — Kleines Haus, Anfang
7½ Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete X (12): „Der Herr von
Pour=
ceaugnac.” — Orpheum, abends 8 Uhr: Familie Schimek.” —
Lud=
wigshöhe, früh 6 Uhr: Morgenkonzert; nachm. 4 Uhr: Feſtkonzert. —
Beſſunger Herrngarten, vorm. 11 Uhr: Promenadekonzert; nachm.
4 Uhr: Nachmittagskonzert, abends 8 Uhr: Abendkonzert. — Hotel u.
Reſtaurant Schmitz: Künſtlerkonzert. — Hotel Prinz Heimrich, abends
7 Uhr: Gartenkonzert. — Café Haſſia: Sonderkonzert mit Jazzband.
— Café=Reſtaurant Neues Schießhaus, nachm. 3 Uhr:
Unterhaltungs=
konzert. — Café=Reſtaurant Bender, bei Griesheim: Terraſſenkonzert.
— Heſſiſcher Hof, Traiſa: Großes Tanzvergnügen. — Schweizerhaus,
Eberſtadt: Künſtlerkonzert. — Gaſthaus zum Schützenhof, Nieder=
Ramſtadt, vorm. von 9—12 Uhr: Großes Konzert; nachm. 4 Uhr:
Tanz. — Gaſthaus Heberer, Meſſel: Tanzmuſik. — Hotel Halber
Mond, Heppenheim a. d. B., nachm. 4.30 Uhr: Großes Konzert;
abends 8½ Uhr: Tanz. — Turngeſellſchaft 1875, nachm. 2 Uhr:
Familienſpaziergang nach Traiſa. — Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
H. Eberſtadt, 21. Mai. Gemeinderatsſitzung. In der
geſt=
rigen Gemeinderatsſitzung wurde mit der Beratung des
Gemeindevoran=
ſchlags für das Rechnungsjahr 1926 begonnen. Die Rubriken 1 (
Rech=
nungsreſt), 2 (Gebäude), 3 (Grundſtücke), 5 (Jagden, Fiſchereien, Teiche),
7 (Grundrenten), 8 (Freibank), 11 (Meſſen und Märkte), 14 (
Waſſerver=
ſorgung), 18 (Gemeindeapotheke) fanden ohne Debatte Annahme. Bei
Rubrik 4 (Waldungen) beantragte Gemeinderat Gußmann, den in
Ein=
nahme verzeichneten Betrag von 224,20 Mk. (Rückerſatz des Anteils der
Privatwaldbeſitzer zu den Koſten der Forſtverwaltung) zu ſtreichen. Der
Antrag wurde mit 11 gegen 6 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen
an=
genommen. Unter Berüchſichtigung dieſes Abſtrichs ſchließt die Rubrik 4
in Annahme mit 57 086,12 Mk., in Ausgabe mit 40 281,95 Mk. Der
Be=
trag für die unter Rubrik 12 (Wag= und Eichanſtalten) in Ausgabe
vor=
geſehene laufende Unterhaltung der Gemeinde=Brückenwage von 300 Mk.
wird auf Antrag der Verwaltung auf 580 Mk. erhöht. Die Rubrik
gleicht ſich mit 900 Mk. in Einnahme und Ausgabe aus. Bei der
Be=
ratung der Rubrik 19 (Schwimmbad) beantragte Gemeinderat Quari,
den Badepreis von 20 Pf. für ein offenes Bad für Erwachſene auf 10 Pf.
herabzuſetzen. Der Antrag wurde abgelehnt. Die Rubrik ſchließt in
Einnahme mit 1800 Mk., in Ausgabe mit 2000 Mk. Bei Rubrik 20
(Volksbildung) wurde der in Ausgabe vorgeſehene Jahresbeitrag für die
Bibliothek des Gewerkſchaftskartells von 150 Mk. auf Antrag des
Ge=
meinderats Quari auf 250 Mk. erhöht. Die Rubrik verzeichnet
dem=
gemäß eine Ausgabe von 750 Mk. Rubrik 22 (Allgemeine Verwaltung)
weiſt in Einnahme einen Betrag von 4200 Mk. und in Ausgabe einen
Betrag von 42 596,30 Mk. aus. Unter letztere fallen die Beſoldungen
der Gemeindebeamten. Gemeinderat Heißt regte hierbei an, die
Anſtel=
lungs= und Einſtufungsverhältniſſe der unteren Gruppen der
Gemeinde=
beamten einer Nachprüfung zu unterziehen. Nach einer kurzen
Aus=
ſprache über dieſen Punkt, wobei auch die Urlaubsverhältniſſe beſprochen
wurden, beſchloß der Gemeinderat, der Anregung des Gemeinderats
Heißt näher zu treten. Bei der Rubrik 22 iſt in Ausgabe ein Betrag
von 400 Mk. für die Beſchaffung einer weiteren Schreibmaſchine und
ein Betrag von 800 Mk. für die Anſchaffung einer neuen Meldekartothek
für die polizeilichen Meldungen vorgeſehen. Die Weiterberatung des
Voranſchlagen wird darauf auf Donnerstag, den 27. Mai, vertagt. Der
Gemeinderat ſtimmte ſodann noch den Beſchlüſſen des Finanzausſchuſſes,
des Bauausſchuſſes und dem Ausſchuß für Schwimmbadangelegenheiten
zu. Hiernach ſind die Badepreiſe und die Leihgebühren für Badewäſche
wieder wie im Vorjahre feſtgeſetzt worden; Ebenſo auch die Badezeiten.
Montags iſt die Badeanſtalt von 6—9 Uhr, nachmittags für das
Sport=
kartell, Donnerstags für die gleiche Zeit für den Turnverein 1876 (e. V.)
reſerviert. Die Anſchaffung von 4 Dutzend Badehoſen" für Herren,
3 Dutzend Badeanzügen für Mädchen und 2 Dutzend
Gerſtenkornhand=
tücher wird beſchloſſen. Die Vergütung für die Badewärterin wird, wie
im Vorjahre, auf 60 Mk. monatlich feſtgeſetzt. Den Zuſchlag für die bei
der Erſtellung von 4 Wohnhäuſern vorkommenden Arbeiten erhalten:
a) für die Erd= und Maurerarbeiten Hch. Zickler 3., Gg. Leonh. Rückert
und Ludwig Hintermeher 4. zu dem gemeinſamen Angebotspreis von
16 513 Mk.; b) für die Dachdeckerarbeiten Franz Simon zum Preiſe von
2525 Mk.; c) für die Zimmererarbeiten Wilhelm Kern 5. zum Preiſe
von 5376 Mk. Die Grobſchloſſerarbeiten werden dem Wenigſtnehmenden
Friedrich Bauer zugeſchlagen, während die Trägerlieferungen nochmals
ausgeſchrieben werden ſollen, falls der Genannte die Arbeiten zu dem
eingelegten Submiſſionspreiſe nicht übernehmen ſollte. Zur Einſtellung
in den Gemeindevoranſchlag für das Rechnungsjahr 1926 werden auf
Beſchluß des Gemeinderats vorgeſehen: 17 000 Mk. für die Herſtellung
der vorderen Frankenſteinerſtraße, 14 500 Mk. für die Herſtellung des
Weinwegs, 1500 Mk. für die Herſtellung der Wieſenſtraße, 3400 Mk. für
die Herſtellung der Floßrinne in der Schirmſchneiſe im Villenviertel,
12000 Mk. für die Einrichtung eines Brauſe= und Wannenbades in der
Eleonorenſchule zur allgemeinen Benutzung, und als erſte Rate für die
Ausarbeitung eines Kanalprofekts, die ſich für unumgänglich nötig
er=
wieſen hat, 15 000 Mk. Ein Antrag des Finanzausſchuſſes auf Erhöhung
des Waſſerpreiſes von 16 auf 18 Pf. pro Kubikmeter mit Wirkung vom
1. Juli ab wird angenommen. Die dadurch aufkommenden
Mehrein=
nahmen ſollen dem Maſchinen=Erneuerungsfonds des Waſſerwerks
zuge=
führt werden. In geheimer Sitzung: Steuerſtundungsgeſuche und
Wohl=
fahrtsangelegenheiten.
* Pfungſtadt, 22. Mai. Der Autobetrieb „Bergſtraße” hat eine
Ermäßigung der Fahrpreiſe eintreten laſſen. Eine Fahrt von
Pfung=
ſtadt nach Darmſtadt koſtet nunmehr ſtatt 80 Pfg. nur noch 60 Pfg. Auch
die Fahrpreiſe nach Hahn ſind ermäßigt worden.
* Pfungſtadt, 22. Mai. Der Bauausſchuß des Gemeinderates ſchlug
als Bauarbeiten für das Rechnungsjahr 1926 die Herſtellung eines
Phy=
ſikſaales in der neuen Schule, Reparatur an Sälen, Renovierung der
Schulturnhalle und einer Lehrerwohnung vor. Der Gemeinderat ſtimmte
dieſem Vorſchlag zu.
* Pfungſtadt, 22. Mai. Zugverkehr an Pfingſten. Der
ſonſt nur an Werktagen hier um 6.15 Uhr abgehende Zug nach Eberſtadt
wird ausnahmsweiſe auch an den beiden Pfingſtfeiertagen fahren.
* Hahn bei Pfungſtadt, 22. Mai. Viehſeuche. Auf dem Hof
Waſſerbiblos iſt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen. Der Hof iſt
zum Sperrbezirk erklärt worden.
* Ober=Ramſtadt, 22. Mai. Das Jugendwetturnen des 4. Bezirks
des Main=Rhein=Gaus D. T. hat für dieſes Jahr der Turnverein Ober=
Ramſtadt übernommen. Das damit verbundene Meiſterſchaftsturnen
des 4. Bezirks, wird am Samstag, den 7. Auguſt, abends im Saalbau
Suppes, ausgetragen. Am Sonntag, den 8. Auguſt, findet alsdann auf
dem bedeutend erweiterten Turnplatz bei der Turnhalle das
Jugendwett=
turnen ſtatt. Mit dieſer Veranſtaltung verbindet der Turnverein
gleich=
zeitig ſein diesjähriges Sommerfeſt und ſind die Vorbereitungen hierzu
bereits im Gange. Ueber Einzelheiten wird an dieſer Stelle noch
be=
richtet.
* Roßdorf, 22. Mai. Gemeinderatsbericht. 1. Die
Er=
werbsloſen haben folgenden Antrag vorgelegt: Der Gemeinderat wolle
beſchließen, die für das Rechnungsjahr 1926 vorgeſehenen Straßenbau=
und Grundarbeiten, überhaupt ſämtliche Arbeiten, ſoweit die
Erwerbs=
loſen verwendet werden können, durch dieſelben ausführen zu laſſen.
Die Erwerbsloſen haben ſich bereit erklärt, die Arbeiten ohne jeden
Zu=
ſchlag bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 48 Stunden auszuführen.
Die Erſpar iiſſe an Geld, die der Gemeinderat dadurch macht, ſollen zur
Herabſetzung der Steuern der notleidenden Gewerbetreibenden,
Klein=
bauern uſw. dienen. Der Gemeinderat hat dieſes entgegenkommende
An=
gebot abgelehnt, da die Erwerbsloſen ein derartig großes Opfer nicht
bringen ſollten. 2. In den beiden Doppelhäuſern, welche die Gemeinde
in Kürze zu bauen beginnt, ſollen je 6 Wohnungen eingerichtet werden.
Das eine Doppelhaus kommt in die Schulgärten (Erbacher Straße),
ge=
gen Georg Franz Münkler, und das andere ins Mummler zu ſtehen.
3. Die Gemeinde tritt als Mitglied der Hochſchulgeſellſchaft nicht bei.
4. Bei Hrch. Ewald 3. ſoll durch die Deutſch=amerikaniſche
Petroleum=
geſellſchaft eine Dapolin=Pumpanlage errichtet werden; es wird zunächſt
die Zurückſtellung beſchioſſen, bis noch verſchiedene Punkte aufgeklärt
ſind. 5. Für die Haushaltungsſchule ſind noch 20 Stühle und 4 Tiſche
notwendig. Da für Anſchaffung von Haushaltungsgegenſtänden bereits
erhebliche Ausgaben entſtanden ſind, wird dieſer Punkt zunächſt
zurück=
geſtellt. 6. Der Schulvorſtand hat beſchloſſen, daß die dauernd in der
Landwirtſchaft beſchäftigten Fortbildungsſchulpflichtigen von April bis
Oktober vom Unterricht nicht befreit werden ſollen, da nur einige Schüler
in Frage kommen und der Unterricht im Winter nachgeholt werden muß.
Der Gemeinderat ſchließt ſich dem an. 7. Als ordentliches Mitglied des
Grundwertausſchuſſes beim Finanzamt wird Beigeordneter Nicolay, als
deſſen Stellvertreter Gemeinderechner Grünewald gewählt; desgleichen
für den Gewerbeausſchuß als ordentliches Mitglied Schutzmann
Schu=
mann, als Stellvertreter Bürgermeiſtereiſekretär Koch. 8. In den
Orts=
ſtraßen iſt eine Reihe Pflaſterarbeiten zu erledigen, deren Vergebung im
Submiſſionswege erfolgen ſoll. Zum Schluſſe wurden in geheimer
Sitzung noch Wohlfahrtsſachen behandelt.
eſundheit, Kraft
bis ins hohe Alter hinein zu erhalten, iſt nur denkbar bei vernünftiger Lebensführung,
zweckmäßiger Ernährung und viel Bewegung in reiner Luft. Ganz beſonders kommt es
auf die Ernährung an. „Der volle Segen der Geſundheit kann nicht durch
geheimnis=
volle M ttel und Wunderkünſte, ſondern nur durch eine richtige Ernährung gewonnen werden,
die den Körper erhält und täglich verjüngt.‟ Das ſind die Worte eines bekannten
Arztes und Profeſſors. Zu einer zweckmäßigen Ernährung gehört das allbekannte
Biomal z.
Das iſt ein wohlſchmeckendes, billiges Nährmittel, weit und breit geſchätzt und
beliebt. Es kräftigt den Körper ungemein. Schlaffe, welte Züge verſchwinden, die
Geſichtsfarbe wird friſcher und roſiger, der Teint reiner,
und Schönheit
Bei blutarmen, blaſſen, mageren, in der Ernährung heruntergekommenen Perſonen
macht ſich eine Hebung des Appetits, des Gewichts und infolgedeſſen eine mäßige Rundung
der Formen bemerkbar, ohne daß läſtiger Fettanſatz die Schönheit der Formen
beein=
trächtigt. — Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Man verlange nur das echte
Biomalz, nichts anderes, angeblich „Ebenſogutes”. Achte genau auf das Etikett.
Preis einer Doſe Biomalz 1.90 Mk., mit Eiſen (zur Stärkung für Blutarme und
Bleichſüchtige) 2.20 Mk., mit Kalk extra (zur Stärkung für Lungenleidende) 2.50 Mk.,
mit Lebertran 2.50 Mk., mit Lecithin 5.— Mk. Biomalz=Schokolade je 100 Gramm=
Tafel 60 Pfg. und Biomalz=Bonbons, beſtes Linderungsmittel bei Huſten und
Heiſer=
keit, vorzüglicher Geſchmack, je Beutel 30 Pfg, Doſe 59 Pfg: Pruckſachen koſtenfrei von
Gebr= Patermann, Zeltew=Berkin 440,
(VHefie
Nummer 142
Sonntag, den 23. Mai 1926
Seite 7
Der Odenwald:Verkehrsbund
teilt uns mit: Wie bereits mitgeteilt, ſteht die Ausdehnung der
Kraft=
poſtlinien Main=Mümling nach Amorbach unmittelbar
bevor. Zunächſt werden an den Pfingſtagen bis einſchließlich Dienstag,
den 25. Mai 1926, täglich zwei Fahrtenpaare von Vielbrunn nach
Amor=
bach und zurück und außerdem ein Fahrtenpaar von Michelſtadt—Erbach
nach Amorbach und zurück ausgeführt. Die erſte Fahrt ab Vielbrunn
erfolgt im Anſchluß an den Kraftwagen ab König 7.47 vormittags, ab
Vielbrunn 8.20, an Amorbach 9.11. Rückfahrt ab Amorbach im Anſchluß
an den von Miltenberg um 9.37 ankommenden Zug 9.50, an Eulbach
10.35, hier Umſteigegelegenheit nach Erbach (11.04) und Michelſtadt (11.19)
auf die beſtehende Vormittagsfahrt aus Miltenberg und Vielbrunn.
Zweite Fahrt Vielbrunn—Amorbach ab Vielbrunn 5.00, in Eulbach
An=
ſchluß mit 2 Minuten Uebergang (Eulbacher Park) von der
Nachmit=
tagsfahrt Michelſtadt (4.00) — Erbach (4.14) — Vielbrunn, in Amorbach
5.51, ab Amorbach 6.05, an Vielbrunn 7.02, hier Uebergang auf den um
7.21 nach König abgehenden Wagen, von König nach Michelſtadt und
Erbach mit dem Odenwald=Neckar=Eilzug. Die durchgehende Fahrt ab
Michelſtadt erfolgt um 11.20, Erbach 11.34, an Amorbach 12.46 mit
Bahn=
anſchluß nach Miltenberg. Rückfahrt mit Feiertagsanſchluß aus
Milten=
berg 2.25, an Erbach 3.33, an Michelſtadt 3.47.
Es iſt dringend geboten, die neue Verbindung, die zunächſt
nur einen Verſuch darſtellt, möglichſt ſtark zu benützen. Da
der Odenwald=Verkehrsbund aus Mangel an Mitteln die beabſichtigte
Werbearbeit für die Kraftpoſtlinien Main=Mümling in großem Umfang
nicht durchführen kann, muß er ſich auf dieſen von den Zeitungen unſeres
Gebietes in dankenswerter Weiſe gebrachten Hinweis beſchränken.
* Ober=Ramſtadt, 22. Mai. Gemeinderatsbericht. Aus
den Beſchlüſſen der geſtrigen Sitzung iſt folgendes zu erwähnen: Zum
1. Punkt der Tagesordnung ſetzt der Gemeinderat die Ausſchlagsſätze
für die Gemeindeumlagen 1926 wie folgt feſt: 45 Pf. Sonderſteuer auf
je 100 Mk. Steuerwert der Gebäude, 15 Pf. Grundſteuer auf Gebäude
und Bauplätze, 45 Pf. auf land= und forſtwirtſchaftlich genutzte
Grund=
ſtücke, 50 Pf. auf land= und forſtwirtſchaftlich und gewerbliches Anlage=
und Betriebskapital ud 45 Pf. auf 1 Mark ſtaatl.
Gewerbeertrags=
ſteuerſoll 1925. Ein Geſuch des Adam Ackermann 7. um Anlegung eines
Stegs über den Mühlgraben am Helgert wird nochmals der
Grundſtücks=
kommiſſion übewwieſen. Erforderlichenfalls ſoll die über den Modaubach
beſtehende Brücke einer Reparatur unterzogen werden. Johannes
We=
del 4. hat Nachlaß von Pachtgeld beantragt. Der Gemeinderat lehnt das
Geſuch der Konſequenz halber ab. Nach eingehender Ausſprache wird
beſchloſſen, die landwirtſchaftlich beſchäftigten Fortbildungsſchüler in der
Zeit vom 1. Juni—Oktober vom Unterricht zu befreien unter der
Vor=
ausſetzung, daß die ausfallenden Stunden im Winterhalbjahre nachgeholt
werden. Der Arbeiterſportverein „Vorwärts” bittet um käufliche
Ueber=
laſſung eines Turnplatzes durch die Gemeinde. Im Prinzip erklärt ſich
der Gemeinderat mit der Sache einverſtanden, doch ſoll zunächſt eine
Be=
ſichtigung des in Frage ſtehenden Geländes ſtattfinden und alsdann
definitiv beſchoſſen werden. Ein Antrag des Georg L. Hofmann um
Herrichtung der Jahnſtraße wird vorerſt zurückgeſtellt. Die Jahnſtraße
ſoll jedoch laufend beſſer mit Schotter unterhalten werden. Bezüglich des
Turnhallenbaues der Turngeſellſchaft am Dörne geſtattet der
Gemeinde=
rat auf Grund eines auszuſtellenden Reverſes die Anbringung von
Fen=
ſtern an der Nordſeite, den Gemeindegrundſtücken zu. Zur Ergänzung
des derzeitigen Beſtandes ſollen 100 Meter neue Feuerwehrſchläuche
be=
ſchafft werden. Von den mit Georg Göriſch und Franz Blum
abge=
ſchloſſenen Verträgen über pachtweiſe Ueberlaſſung von Gemeindegelände
nimmt der Gemeinderat Kenntnis und tritt nach Erſchöpfung der
öffent=
lichen Tagesordnung in die geheime Sitzung ein.
Groß=Bieberau, 21. Mai. In der bei Heinrich Daub
ſtattgefun=
denen Verſammlung des hieſigen Gewerbevereins konnte der Vorſitzende,
Herr Sattlermeiſter Reibold, nach herzlicher Begrüßung, und nachdem er
der hohen Bedeutung des Handwerks in der Jetztzeit gedacht hatte, an
13 Lehrlinge aus Groß=Bieberau und Umgegend die Geſellenbriefe
über=
reichen. Während Herr Dr. Hölbaum aus Offenbach im Auftrag der
Handwerkskammer die Junggeſellen beglüchwünſchte und ermahnte, auch in
Zukuft ihre Kenntniſſe und Fertigkeiten zu erweitern und ihren inneren
Menſchen zu vervollkommnen, daß ſie einmal würdige und wertvolle
Glieder ihres Standes würden, ſprach Herr Rektor Ehrhardt im Namen
der Volksſchule ſeine Glüchwünſche aus und bat, Eltern und Meiſter der
Schüler möchten auch fernerhin gemeinſam mit der Schule an der
Aus=
bildung der gewerblichen Jugend arbeiten zum Segen unſeres Volkes.
Anſchließend kam es noch zu einer feierlichen Ehrung zweier Altgeſellen,
des J. Eidenmüller aus Höllerbach, der 25 Jahre und des N. Krell aus
Niedernhauſen, der 29 Jahre bei dem hieſigen Maurermeiſter, Herrn Gg.
Heinlein 3., uunterbrochen arbeitete. Jedem Jubilar wurde durch
Herrn Kulturinſpektor Chriſt eine von der Handwerkskammer
ausge=
ſtellte Ehrenurkunde und eine von ihm entworfene, künſtleriſche
Scha=
tulle mit 100 Mark Silbergeld, einer Ehrengabe des Meiſters Heinlein,
überreicht. Alle Hochachtung vor den Geſellen und dem Meiſter.
r. Babenhauſen, 20. Mai. Der Turnverein 1891 hielt am Samstag
im Gaſthaus „Zum Löwen” eine gut beſuchte außerordentliche
General=
verſammlung ab. Der ſeitherige erſte Vorſitzende des Vereins, Herr
Kaufmann W. Mahla, wurde einſtimmig zum Ehrenmitglied ernannt.
Sodann wurd die Neuwahl vorgenommen. Herr Studienaſſeſſor Weiß
wurde auf Vorſchlag des Vorſtandes einſtimmig gewählt. Herr Weiß
nahm die Wahl an. Es wurde angeregt, eine Männerriege zu bilden
und öſters Wanderungen in die Umgegend zu machen. — Herr Dr.
Her=
mann Eidmann, Privatdozent für Zoologie und vergleichende Anatomie
an der Münchener Univerſität, wurde auf Grund ſeiner bekannten
Unter=
ſuchungen an Ameiſen von der Geſellſchaft für Naturkunde,
Anthropo=
logie und Ethnographie in Moskau zum Mitglied ernannt. Herr Dr.
Eidmann iſt ein Kind unſerer Stadt.
* Michelſtadt, 22. Mai. Von der Volksfchule. Durch die
ſtarke Vermehrung der Zahl der Volksſchüler iſt, wie vor einiger Zeit
ſchon kurz gemeldet, die Volksſchule erneut in großer Bedrängnis wegen
der Unterbringung des Zuwachſes geraten. Die im Jahre 1904 erbaute
Anſtalt reicht heute im entfernteſten nicht mehr zur Unterbringung der
Schülerzahl aus. Seither wurde ſchon ein Teil der Schüler in einem
Reſtaurationsſaal unterrichtet: neuerdings ſoll eine Klaſſe in den
früheren Räumen der Allg. Ortskrankenkaſſe im „Löwen” untergebracht
werden. Zwei Klaſſen ſind während, des Sommerhalbjahres in den
Räumen der Landwirtſchaftsſchule untergebracht. Wohin dieſe im Herbſt
wandern ſollen, iſt heute noch unbekamnt. Die Stadt wird ſich wohl der
Notwendigkeit durch Neubau die entſprechenden Räume zu ſchaffen nicht
entziehen können. — Von der Oberrealſchule. Hier wird in
der Oeffentlichkeit zurzeit viel darüber debattiert, ob die Einführung
des neuen Lehrplanes für Oberrealſchulen mit dem ſtarken
mathematiſch=
naturwiſſenſchaftlichen Einſchlag für die hieſige Anſtalt beſonders
zweck=
mäßig iſt. In Elternkreiſen und auch in den Kreiſen der Anſtaltslehrer
ſind Stimmen laut geworden, die eine Umwandlung in ein Reform=
Progymnaſium fordern. Es iſt zu erwarten, daß die Regierung zu
Wünſchen in dieſer Richtung Stellung nehmen muß.
* Michelſtadt, 22. Mai. Die Odenwald=Kraftverkehrs=A.=. (Okva)
unternimmt am erſten und zweiten Pfingſtfeiertag, von hier und Erbach
ausgehend, eine Reihe von Rundfahrten durch den ganzen Odenwald,
vom Maintal bis zur Bergſtraße. Die Fahrzeiten ſind ſo eingerichtet,
daß an bemerkenswerten Plätzen, Muße genug vorhanden iſt, um die
Sehenswürdigkeiten zu beſichtigen. Die Preiſe ſind möglichſt niedrig
ge=
halten, ſodaß die Rundfahrten, beſonders Auswärtigen, Gelegenheit
bie=
ten, die Schönheiten des Odenwaldes kennen zu lernen. — Am zweiten
Pfingſtfeiertag, um 3 Uhr beginnend, veranſtaltet der evangeliſche
Po=
faunenchor einen muſikaliſchen Nachmittag in dem ſchön gelegenen
Gaſt=
haus „Weidmannsheil”, unmittelbar vor den Toren Michelſtadts. —
Der Geſangverein „Liederkranz” unternimmt am erſten Pfingſtfeiertag
einen Ausflug nach Ober=Moſſau zur Brauerei Schmucker, wozu er ſeine
Ehrenmitglieder, paſſiven und aktiven Mitglieder auffordert. — Die in
der letzten Woche aufgetretenen Nachtfröſte haben unter den Garten= und
Feldfrüchten erheblichen Schaden angerichtet. Ein großer Teil der
Säme=
reien iſt vemichtet, ſodaß vieles zum zweiten Mal geſät werden muß.
* Michelſtadt, 2. Mai, (Berichtigung) Die von uns im Nr.
134 vom 15. d3. Mts. gebrachte Notiz bezüglich eines Verkaufes des dem
Kaufhausbeſitzer Herrn Otto Reichardt gehörigen, im Zentrum der Stadt
gelegenen, Hauſes, welches zur Zeit von der Volksbank benutzt wird,
eilt den Tatſachen voraus. Ein Verkauf hat bis jetzt nicht
ſtattgefun=
den, auch dürfte die Anſicht irrig ſein, daß in demſelben zukünftig ein
neues Kaffee entſtehen würde. —
* Rimhorn, 20. Mai. Am letzten Sonntag tagte hier in der
Wirt=
ſchaft Eckart die erſte ordentliche Generalverſammlung, der im letzten
Jahre neugegründeten Spar= und Darlehnskaſſe Rimhorn. Die
Ver=
ſammlung war recht gut beſucht, beſonders die neu beigetretenen
Mit=
glieder von Breitenbrunn waren faſt vollzählig erſchienen, und nahm ſie
einen ſchönen Verlauf. Der Präſident des Aufſichtsrates, Herr Pfarrer
Weik, begrüßte die Erſchienenen und leitete die Verſammlung in
über=
aus geſchickter und liebenswürdiger Form. Den Jahresbericht erſtattete
Herr Lehrer Degreif, indem er ein außerordentlich intereſſantes Bild
über die Entwicklung der Kaſſe entwarf. Die Bilanz verlas der
Rech=
ner, Herr Johannes Hallſtein 4. Der Präſident des Aufſichtsrats
be=
richtete über die Prüfungstätigkeit des Aufſichtsrates. Die Bilanz wurde
genehmigt und der Reingewinn der Betriebsrücklage zugewieſen. Dem
Vorſtand und Aufſichtsrat wurde Entlaſtung erteilt. In der
Gründungs=
verſammlung wurde der Vorſtand und Aufſichtsrat nur für ein Jahr
gewählt. Beide Organe hatten ihre Aemter der Generalverſammlung
zur Verfügung geſtellt. Auf Vorſchlag des Herrn Bürgermeiſters
Fried=
rich, der den bisherigen Verwaltungsorganen namens der Verſammlung
dankte, wurden die bisherigen Leute einſtimmig wiedergewählt. Herr
Pfarrer Weik dankte für die einmütige Wahl namens beider Organe und
verſprach, auch weiterhin im bisherigen Sinne wirken zu wollen. Der
Vorſtand, der bisher nur drei Mitglieder hatte, wurde um 2 erweitert,
und zwar ſollten die Mitglieder von Breitenbrunn einen Vertreter ihrer
Gemeinde in Vorſchlag bringen, daß auch ihr Ort in dem Vorſtand
ver=
treten iſt. Es wurden neu in den Vorſtand gewählt, die Herren Konrad
Bräunig, Breitenbrunn, und Johannes Hallſtein 5., Rimhorn. Unter
Verſchiedenes wurde dem Vorſtand die Ermächtigung erteilt, bei
paſſen=
der Gelegenheit einen Kaſſenſchrank, eventuell gebraucht, zu erwerben.
Der Vorſtand begründete in überaus intereſſanter und leicht
verſtänd=
licher Weiſe eine weitere Einzahlung auf das Geſchäftsguthaben. Ein
Zehntel des Geſchäftsanteils von 500 Mk. wurde im Laufe des Jahres
bereits einbezahlt und ſollen im Laufe des zweiten Geſchäftsjahres bis
31. Dezember 1926 weitere 12 Mk. auf die Geſchäftsanteile einbezahlt
werden. Ein Vertreter des Heſſiſchen Genoſſenſchaftsverbandes ſprach
ebenfalls über die Bedeutung der eigenen Betriebsmittel und über die
Förderung der Spartätigkeit. Er wies auf die geradezu glänzende
Ent=
wicklung der Genoſſenſchaft hin. Bei der Gründung traten acht
Mit=
glieder der Genoſſenſchaft bei. Heute zählt die Genoſſenſchaft bereits
59 Mitglieder. Auch der Warenbezug durch die Genoſſenſchaft wurde
eingehend beſprochen, und ſprachen ſich alle Mitglieder für die
Erweite=
rung des Warenbezuges durch die Genoſſenſchaft aus. Herr Lehrer
De=
greif erläuterte noch eingehend die Handhabung des Sparkartenverkaufs,
beſonders für die neuen Mitglieder in Breitenbrunn. Das
Sparkarten=
fyſtem hat ſich in unſerer Genoſſenſchaft ſehr gut eingebürgert und konnte
man mit Befriedigung feſtſtellen, wie das Vertrauen zur Spar= und
Darlehnskaſſe in faſt allen Kreiſen von Monat zu Monat ſtieg. Der beſte
Beweis hierfür war das Anwachſen der Spareinlagen und der Guthaben
in laufender Rechnung. Eine gewiſſe Rolle hat neben dem Vertrauen,
das unſere Kaſſe ſich erworben hatte, natürlich auch die Höhe des
Zins=
ſatzes geſpielt. Die Rentabilität unſerer Kaſſe geſtattet es, inſolge der
äußerſt niedrigen Verwaltungskoſten, unſere Spar= und Scheckeinleger in
weiteſtgehendem Maße am Zinsaufkommen zu beteiligen. Alles in allem
darf geſagt werden, daß man mit dem Erfolg unſerer Kaſſe im erſten
Jahre ſehr zufrieden ſein kann. Der Vertreter des Verbandes dankte
am Schluſſe den bisherigen Verwaltungsorganen, beſonders dem Direktor
und dem Rechner, die in außerordentlich gewiſſenhafter Arbeit die
Ge=
ſchäfte geführt hatten. Ebenſo dankte er dem Aufſichtsrat, insbeſondere
dem Präſidenten für ſeine hingebende Tätigkeit. Erſt gegen 7 Uhr konnte
der Vorſitzende die Verſammlung ſchließen mit dem Wunſche, daß die
Mitglieder durch Abwicklung ſämtlicher Geſchäfte mit der Genoſſenſchaft,
dazu beitragen, daß die Kaſſe ſich weiter entwickle zum Segen des
Ein=
zelnen ſowohl, als auch der Allgemeinheit. In den nächſten Wochen ſoll
in Breitenbrunn eine öffentliche Verſammlung ſtattfinden, in der die
dortigen Landwirte über das Geld= und Warengeſchäft unſerer Kaſſe noch
aufgeklärt werden ſollen.
* Birkenau, 22. Mai. Waldgottesdienſt. Die hieſige evang.
Gemeinde beabſichtigt, bei günſtiger Witterung am zweiten
Pfingſtfeier=
tag im hieſigen Pfarrwald einen Waldgottesdienſt abzuhalten. Der
ge=
meinſame Abmarſch von der Kirche erfolgt pünktlich um 9 Uhr; der
Gottesdienſt beginnt um 9½ Uhr. — Billiger Wein. Ein hieſiger
Wirt läßt ſoeben durch die Ortsſchelle bekannt machen, daß bei ihm das
Viertel Wein zu 22 Pfg. verzapft wird; das Liter koſtet 85 Pfg.
— Heppenheim, 22. Mai. Am zweiten Pfingſtfeiertag, Montag, den
24. Mai, findet im Hotel „Halber Mond” ein Konzert des Städtiſchen
Orcheſters Darmſtadt ſtatt, wie bei dem in ſo guter Erinnerung
ſtehen=
den Konzert am Himmelfahrtstag, ſo wird auch diesmal Herr Obermuſik= mann auf die Spur gekommen. Er hatte zwei Bedienſtete aus Klein=
Lin=
meiſter M. Weber das Konzert perſönlich dirigieren, es darf wohl
mit Recht behauptet werden, es gibt nur einen Weber, der es ſo verſteht,
alle Teilnehmer ſo mitzureißen, und der Applaus wollte kein Ende Garn u. dal. weit unter dem Preiſe. Der Hausburſche aus Klein=
Lin=
nehmen und folgte eine Zugabe nach der andern: Allem Anſchein nach
iſt der Wettergott einſichtig und findet dann das Konzert in dem Garten
vorhanden. Die vorliegende Vortragsfolge für das Konzert iſt gut
ge=
wählt und dürften ſomit die Beſucher auf einen genußreichen Nachmittag / Wäſche, Kleider uſw., die der Kaufmann als die ſeinigen erkannte. Der
rechnen. Küche und Keller des alten „Halben Monds” werden alles
aufbieten, um das Ihrige zu tun. Der neue Fahrplan der ſeit dem
15. Mai in Kraft getreten iſt, ermöglicht es auswärtigen Beſuchern, noch manns beläuft ſich auf 15 000 Mark.
in ſpäter Stunde nach Hauſe zu kommen. Für Beſucher mit Autos ſteht
die neuzeitlich eingerichtete Garage zum Einſtellen unter Verſchluß
nach=
mittags und abends unentgeltlich zur Verfügung. Wie am
Himmel=
von 8½ Uhr ab abends anſchließen. Die Muſik iſt dieſelbe wie
nach=
mittags (Städt. Orcheſter Darmſtadt). Man beachte auch die Inſerate,
die Veranſtaltungen finden bei jeder Witterung ſtatt.
* Hambach bei Heppenheim, 22. Mai. Gedenkſtein. Der hieſige
Gemeinderat faßte den löblichen Beſchluß, dem Beiſpiele vieler Gemein= weg Lieder von Paul Gerhardt geſungen. Die Feſtpredigt hielt Pfarrer
einen Gedenkſtein zu errichten. Es wurde eine Kommiſſion ernannt,
welche die Angelegenheit nun energiſch betreiben wird. Beträge für Watzenborn=Steinberg.
obigen Zweck können ſchon jetzt bei der Bürgermeiſterei geſtiftet werden.
Hoffentlich gelingt es recht bald, die nötigen Mittel aufzubringen, um den
ſchönen Gedanben zur Ausführung zu bringen.
* Von der Bergſtraße, 21. Mai. Sonderbarer Selbſtmord.
um das Handgelenk und warf das andere Ende auf die Hochſpannung.
Der Mann war ſofort tot. — Hartnäckiger Selbſtmörder.
Ein junger Mann aus Laudenbach namens Auguſt Huber, wollte ſich
den Neckardamm hinunter in den Neckar, wo er alsbald verſchwand. Selbſtmörder handelt, der vor etwa drei Jahren hier endete. Außer den
Die Leiche wurde noch nicht geborgen.
* Aus dem Kirſchhäuſer Tal, 22. Mai. Erſtellung eines
Feſtſaales. Einem ſchon lange gefühlten Bedürfnis wird nun
end=
lich abgeholfen, nämlich dem Mangel eines geräumigen Feſtſaales der
Gemeinde Sonderbach. Herin Gaſtwirt Franz Lambert iſt es gelungen,
einen größeren Saal zu erbauen, der nun am zweiten Pfingſtfeiertag
ein=
geweiht wird.
21. Mai 105 Meter, am 22. Mai 0,97 Meter.
Gäuglinge
Maizend., Rinder 8
das Nährmehl Kranke .
* 6. Ausſtellung und Verſieigerung für rotes
Höhenvieh.
— Gießen, 22. Mai. Das Zuchtmaterial aus Oberheſſen und dem
Kreiſe Wetzlar fand auf dem heute in Frankenberg an der Eder
ſtattgehabten großen Zuchtviehmarkt des Verbands
Mitteldeutſcher Rotviehzüchter allgemeine Anerkennung
als vorzügliches Material. Oberheſſen und Wetzlar waren mit rund 30
Tieren vertreten, von welchen rund 25 verkauf= wurden; dies ſpricht
ſchon für ihre Güte, denn von den insgeſamt aufgetriebenen 133 Bullen
wurden rund 70 verkauft. Für den oberheſſiſchen Herdbuchverband kann
die Auktion Frankenberg als voller Erfolg gebucht werden. Dies ſoll
für die Züchter Oberheſſens und des Kreiſes Wetzlar ein Anſporn ſein,
in noch ſtärkerem Maße die Zuchtziele zu befolgen und beſonders auch
auf beſten Ernährungszuſtand Wert zu legen. Denn die nächſte 7.
Aus=
ſtellung und Zuchtviehverſteigerung, die im September d. J8. im
Gie=
ßen ſtattfindet, muß die Züchter Oberheſſens und des Kreiſes Wetzlar
wiederum auf der Höhe finden, damit ſie mit erſtklaſſigem
Zuchtmate=
rial aufwarten und weitere Erfolge erzielen können. Der Frankenberger
Markt begann mit einer regen Vorbeſichtigung der Tiere. Mittwoch
erfolgte der Auftrieb ab 9 Uhr, die Verſteigerung nahm kurz nach 11 Uhr
ihren Anfang. Die Frühzüge brachten aus der Richtung Marburg—
Gießen, Wabern, Berleburg, Erntebrück große Scharen von Beſuchern
und Käufern. Der Vorſitzende des Rotviehzüchterverbands, Dr. Ritgen,
Kloſtergutspächter zu Wormeln in Weſtfalen, eröffnete Ausſtellung und
Markt und begrüßte beſonders die Vertreter der Regierung und der
Landwirtſchaftskammer. Als Vertreter aus Heſſen waren erſchienen
Generalſekretär Dr. Wagner=Gießen (Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß
für Oberheſſen), Kreisveterinärrat Prof. Dr. Knell=Gießen, Prof. Dr.
Krämer=Gießen und die Vorſtandsmitglieder der Landwirtſchaftskammer
Zellarius=Schotten und Fiſcher=Zwiefalten. Es waren aufgetrieben 133
Bullen und 41 weibliche Tiere. Allgemein machte ſich die Geldknappheit
bemerkbar, und die hohen Preiſe wie voriges Jahr in Gießen
wur=
den nicht annähernd erreicht, obvohl das Zuchtmaterial dem vorjährigen
nicht nachſtand. Bemerkt ſei noch, daß die Tiere von folgenden
Verbän=
deh aufgetrieben waren: Oberheſſiſche Herdbuchgeſellſchaft Gießen,
Herd=
buchgeſellſchaft für Vogelsberger aus Kreis Wetzlar und Biedenkopf,
Rot=
viehzüchter Erntebrück und Frankenberg. Den höchſten Preis für einen
Bullen, 1010 Mk., erhielt Adam Rühl, Oberſeibertenrod, den
zweithöch=
ſten, 1000 Mk., Hermann Mickel=Obeu=Mockſtadt, 800 Mark erhielt E.
Lingner=Wingershauſen, Käufer war Fiſcher=Zwiefalten, den Bullen des
Otto Schneider=Höresheim kaufte die Landwirtſchaftskammer für
Ober=
heſſen für 790 Mk., ein weiterer Bulle von Ed. Lingner=Wingershauſen
kam für 760 Mk. nach dem Vogtland, Karl Bechtold=Brunsbach erzielte
560 Mk., H. Albach=Burkhardsfelden 590 Mk., Karl Velten 1.=Göbelnrod
630 Mk., Karz Hirz 1.=Steinberg 630 Mk., Anton Engel 5.=Hörnsheim
440 Mk. Kühe und Rinder wurden nur etwa 12 Stück abgeſetzt.
h. Friedberg, 22. Mai. Die hieſige Lackfabrik Friedr. Roßbach
blickte am Samstag auf ein 75jähriges Beſtehen zurück. Aus
kleinſten Anfängen hat ſich das Unternehmen zu ſeiner heutigen
Bedeu=
tung entwickelt und zählt jetzt zu den älteſten und angeſehenſten ſeiner
Branche. Der Begründer hatte ſeinerzeit auf ſeinen Wanderfahrten als
Schreiner in Rußland das Geheimnis des ſogenannten Petersburger
Möbellack kennen gelernt und wußte nach ſeiner Rückkehr nach
Deutſch=
land durch Herſtellung und Verbeſſexung desſelben bald eine große
Kundſchaft zu erwerben. Nachdem das Geſchäft eine Zeitlang in kleinen
gemieteten Räumen betrieben wurde, iſt dasſelbe ſpäter in das große,
jetzt noch im Gebrauche befindliche Fabrikweſen in der Burg verlegt
worden; der jetzige Beſitzer, ein Sohn des Gründers, hat es verſtanden,
den guten Ruf der Firma zu erhalten und das Unternehmen in
glück=
licher Weiſe weiter zu entwickeln.
* Bad.Nauheim, 21. Mai. Der 4.ärztliche
Fortbildungs=
lehrgang nahm geſtern ſeinen Anfang, im Theaterſaal des Kurhauſes
wurde er unter ſtarker Beteiligung eröffnet. Dr. Frick begrüßte die Gäſte
namens der hieſigen Aerzteſchaft, im Auftrag der Bade= und
Kurverwal=
tung ſprach Profeſſor Dr. Weber. Er hofft auf einen regen Austauſch
der Forſchungen und Erfahrungen auf dem Gebiet der Hypertenſion und
dankt der hieſigen Aerztevereinigung, dem Damenausſchuß und der
Hotina für die gute Vorbereitung der Tagung. Sofort ſchloß ſich der
erſte Vortrag des Prof. Volhardt an, der „Ueber den arteriellen
Hoch=
druck” ſprach. Es folgte Dr. Koch=Halle über. Pathologiſche Anatomie
des Hochdrucks”, Prof. Weitz=Tübingen über „Einfluß der Erbmaſſe auf
die Entſtehung von Herz= und Gefäßkrankheiten‟. Die Badeverwaltung
hat für die Unterhaltung der Gäſte geſorgt, heute abend fand ihnen zu
Ehren Feſtkonzert ſtatt, das zugleich das Antrittskonzert des neuen
Generalmuſikdirektors Eibenſchütz iſt. Für morgen ſind Ausflüge
vorge=
ſehen und abends iſt Feſtvorſtellung im Theaterſaal, es wird die Oper
„Margarete‟ (Fauſt) gegeben.
* Gießen, 21. Mai. Schweren Veruntreuungen iſt ein hieſiger
Kauf=
den bzw. Großen=Linden. Beide betrieben ſchon über ein Jahr einem
ſchwunghaften Kleiderhandel, auch verkauften ſie Hemden, Weißzeug,
den wurde dieſer Tage beobachtet, wie er ſich im Lager zu ſchaffen machte
und dann ein Paket ſchnürte. Da der Kaufmann ſchon ſeit Wochem
ſtatt. Die Neuanlagen des Reſtaurationsgartens dürften dann ſo recht, merkte, daß ſein Lager ſtark abnahm, obwohl der Verkauf langſam ging,
zur Geltung kommen, ſind doch nun ſchöne Sitzplätze für 600 Perſonen ſo benachrichtigte er die Polizei und ließ bei dem Hausburſchen in Klein=
Linden Hausſuchung tun. Man fand ein ganzes Lager geſtohlener
Hausburſche wurde ſofort verhaftet. Auch ein Angeſtellter des
Kauf=
manns ſoll in die Diebſtähle verwickelt ſein. Der Schaden des Kauf=
* Gießen, 19. Mai. Das Dekanatsfeſt der Kirchenchöre im
Dekanat Gießen fand am Sonntag in dem nahen Heuchelheim unter ſehr
ſtarker Beteiligung ſtatt; damit war die Gedächtnisfeier des 250. Todestages
fahrtstag, ſo wird ſich auch diesmal ein Tenzvergnügen dem Konzert des Dichters Paul Gerhardt verbunden. Der Poſaunenchor Klein=
Linden leitete die Feier durch ein Vorſpiel ein. Der Schülerchor
Heuchel=
heim, unter Leitung von Lehrer Knab, ſang den Pſalm „Herr, deine
Güite reicht ſo weit‟. Die Maſſenchöre — etwa 400 Sänger und
Sänge=
rinnen — leitete Lehrer Wolfſchmidt=Heuchelheim, es wurden faſt
dunch=
den folgend, auch den aus der hieſigen Gemeinde gefallenen Kriegern Müller=Gießen. Bei der Nachfeier ſprachen Superintendent
Oberkirchen=
rat Wagner=Gießen, Dekan Gußmann=Kirchberg und Pfarrer Staubach=
* Gießen, 21. Mai. Eine rieſige Menſchenmenge empfing geſtern
abend kurz vor 7 Uhr das hieſige Bataillon am Bahnhof. Es war
ge=
nau vier Wochen in Grafenwöhr in Bayern geweſen, um dort innerhald
größerer Verbände Uebungen abzuhalten. Nachdem das Bataillon auf
Der lebensmüde Bürger Löſchmann in Ilvesheim übte auf eigenartige dem Bahnhofsplatz Aufſtellung genommen hatte, ging es mit Muſik durch
Veiſe Selbſtmord. Er wickelte ſich einen langen Draht am einen Ende die Stadt zur Kaſerne. Ganz Gießen ſchien auf den Beinen zu ſein und
begleitete ſein Bataillon bis zum Kaſernenhof.
* Ober=Rosbach, 21. Mai. Das Skelett und die
Kleider=
reſte eines Toten fand man im Fichtendickicht unweit des
Römer=
in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Neckar ſtürzen; vorübergehende Paſ= kaſtells Kapersburg im Taunus. Der Schädel zeigt einen Einſchuß und
ſanten hinderten ihn aber an ſeinem Vorhaben. Bald darauf ſprang er Ausſchuß an den beiden Schläfen, ſo daß es ſich anſcheinend um einem
vermoderten Kleiderreſten wurde eine Zigarrentaſche eine Briefmappe
mit einem Geldſchein, ein Zigarrenabſchneider, eine Taſchenſchere und ein
Bleiſtift gefunden.
* Büdingen, 22. Mai. Goldene Hochzeit feierten vorgeſtern
die Eheleute Johann Herchenhain in Hain=Gründau.
* Schotten, 20. Mai. Die älteſte Einwohnerin unſeres
Kreiſes war Frau Eliſe Rauſch, die im hohen Alter von 97 Jahren
— Hirſchhorn, 22. Mai. Waſſerſtand des Neckars am zu Laubach ſtarb. Sie iſt die Frau des letzten hieſigen Steuererhebers
Rendanten Rauſch, der 1912 hier ſtarb.
* Grünberg, 21. Mai. Der heutige Viehmarkt war nur infolge der
mangelhaften Bekanntmachung ſchwach befahren. Im ganzen waren 210
Schweine aufgetrieben. An Preiſen wurden bezahlt: für 6 Wochen alte
Ferkel 30—36; 7 Wochen alte 45—50; 8 Wochen alte 48—55; 9 Wochen
alte 52—58: 10 bis 12 Wochen alte 60 bis 65 und Schweine von ungefähr
90 Pfund Gewicht 120 Mark per Stück. Die Nachfrage war bedeutend,
der Handel ging äußerſt lebhaft, es wurde ausverkauft.
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Teilnahme bei dem Heimgang unſerer
lieben Verſtorbenen
ſagen wir unſeren aufrichtigſten Danr,
insbeſondere Herrn Pfarrer Beringer
für die troſtreichen Worte am Grabe,
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Ludwigsburg, den 21. 5. 1926.
(13607)
Frau
Lina Hater Wtw.
geb. Neßling
im 79. Lebensjahre.
(7871
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 22. Mai 1926.
Die Beerdigung findet am
Diens=
tag, den 25. Mai, vorm. 11½ Uhr,
auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Greta Höreth
Georg Breitwieſer
Verlobte
(7819
Pfingſten 1926
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten htermit
die ſchmerzliche Nachricht, daß unſer innigſtgeliebter
Sohn und Bruder, mein herzensguter Bräutigam
Geotg iFriebtich
heute nach ſchwerem, mit großer Geduld ertragenem
Leiden im Alter von 28 Jahren ſanft verſchieden iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Joh. Friedrich
Greichen Reibold, als Braut
Lengfeld, Darmſtadt, den 21. Mai 1926. (13609
Die Beerdigung, findet am 1. Pfingſtfeiertag,
nach=
mittags 3 Uhr, in Lengfeld ſtatt.
Für die Reiſe!
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Ihre Verlobung geben bekannt
Ann) Heilig
Rudolf Petry)
pfingſten 1926
As.2.
Statt Karten
Emma Gröning
Fritz Walter
Verlobte ( 13581
Tannenſtr. 17 Kiesbergſtr. 14
Pfingſten 1926
Lina Schäfer
Otto Koob
Verlobte
Pfingſten 1926 (13656
Liebfrauenſtr. 25
Taunusſtr. 45
Roßdörferstraße 52
Roßdörferstraße 47
Pfingsten 1926
(13536
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Eberſitadt
Erna Voß
Fritz Hildsberg
Pfingſiten 1926
Unſer lieber, guter Vater,
Schwieger=
vater und Großvater
iſt heute mittag nach kurzem Teiden im 82.
Lebensjahr ſanft verſchieden.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Willi Weicher und Frau
Maria, geb. Ranzow.
Darmſtadt, den 22. Mai 1926.
Beſſungerſtr. 116.
(7874
Die Beerdigung findet Dienstag, den 25. Mai 1926,
nachmittags 3 Uhr, vom Portal des Friedhofs an der
Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Dr. M. Plehn
verreist bis 28. Mai
Sanatorium Dr. Möller
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Gr -taa J0 5
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Oresden
Statt Karten
Lena Heiſt
Karl Nover
Verlobte
Pfingſien 1926
Darmſiadt
(*13631)
Gustel Sulzmann
Martin Demmler
Verlobte
Darmstadt
Obergasse 5
(*13653)
Koblenz a. Rh.
Olemensstr. 22
Gretel Weigand
Ernſt Romig
Verlobte
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Pfingſien 1926 (13645
Statt Karten
Ludwig Gräf
Rechnungsrat
Lieſel Gräf
geb. Matthes
Vermählte
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und
Be=
kannten die ſchmerzlichſte Nachricht,
daß unſere liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter,
Schwägerin und Tante
Frau
geb. Graf
im Alter von 60 Jahren nach
ſchwe=
rem, mit großer Geduld ertragenem
Leiden geſtern mittag 12 Uhr ſanft
dem Herrn entſchlafen iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen.
Griesheim, den 22. Mai 1926.
Die Beerdigung findet am 1.
Pfingſt=
feiertag, nachmittags 1 Uhr, vom
Sterbehauſe, Rathenauſtr. 93,
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vom 23. bis 30. Mai
verreist.
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Nummer 21
Gegenwartsfragen für Frau und Heim,
23. Mai 1926
Gedanken zum Pfingſtfeſte
Pfingſtweſen.
Von Reinhold Braun.
Pfingſten, das heißt: die Seele der Welt
mit Gluten der Tiefe ſelig erfühlen!
Der All=Liebe ſehnend nahen
und ſchauernd atmen allheiliges Sein!
Feuer werfen, daß ſie näher ſich lebe,
die Menſchenerde,
dem Geiſte der Liebe, der ewigen Urmacht!
In einer großen Kirche wars. Pfingſtſonntagnachmittag.
Mit Wimpeln und Fahnen waren ſie hereingezogen in hellen
Scharen, deutſche Jünglinge und deutſche Mädchen, ohne
Unter=
ſchied: Studenten und Handwerker, Schüler, Kaufleute, Mädchen
aus den verſchiedenſten Berufen, eine großmächtige Gemeinſchaft,
ganz deutſche Jugend, edle Jungheit deutſchen Geiſtes.
Und ſie ſangen das alte: „O heilger Geiſt! .." Wie das
brauſte, das war Gewalt von innen her, köſtliche aufwuchtende
Urſprünglichkeit.
Und dann ſprach einer von der Kanzel, eine herrliche
Führer=
geſtalt, ganz von innen herſtrömend, brauſende Macht der
Gedan=
ten, hohes, urmächtiges Gefühl. Jedes Wort tief innen erlebt,
geboren aus der Gnade der Stunde. Gott war lebendig in dem
Manne und Führer. Nicht Neues kündete er, keine Schlagworte
warf er in die Seelen. Lutherhaft, klar, ſchlicht, gottgewaltig
kündete er alten deutſchen Geiſt, deutſche Seele und ihr Weſen.
Pfingſtweſen war der Mann, Pfingſtweſen ſchenkte er glühend
in die glühenden Seelen. Voll Gottes=Aufſturm war die Stunde.
Es ſprach einer, der ſich voll bewußt war deſſen, was ein Führer
iſt, voll bewußt ſeines großen Auftrages an die deutſche Jugend.
Wie leuchteten die Augen der Jugend, wie glühten die
Wan=
gen, zurückgehaltenes Wogen war jede Jungſeele. Pfingſtweſen
flammte durch die Reihen.
In dieſer Stunde wurde mir doppelt klar, daß Apoſtelſchaft
nicht an den Verſtand, nicht an den Grad der Bildung gebunden
iſt. Der da oben war eine Apoſtelnatur, und jeder ſeiner jungen
Hörer konnte eine ſolche ſein und werden, trotz Jugend,
wenig=
ſtens konnten ſie im Anfang edler Apoſtelſchaft ſtehen, wenn ſie
nur wollten! Und wenn ſie treu blieben dem hohen Geiſte, der
Stunde, dem unvergeßlichen Erlebniſſe, das ihre Seele ſegnete!
Pfingſtweſen konnten ſie in andere Jungſeelen tragen, Sehnſucht
wecken helfen; ja Gehilſen aller können ſie ſein, die zur Höhe
füh=
ren wollen.
Pfingſtweſen iſt einzig an die Macht der Seele gebunden,
ihr Gefühl, ihre Reinheit, ihre Ausdauer und Unentwegtheit,
ſan die große Unbeirrbarkeit, und wenn tauſend Meinungen
da=
gegen branden und Gefahren drohen und Not und Tod. Auf
die heilige Treue kommt es an, die Jeſus ſich und ſeinem
gött=
lichen Lebensauftrag hielt, auf das Schöpferweſen echter Liebe,
auf die Erkenntnis, daß jedes Werk, das Dauer haben ſoll, an
Gott und das Ewige gebunden ſein muß!
Und weiter kommts nicht auf die große Zahl an, was von
„der Maſſe iſt und ihr verſklavt ſein will, der iſt Pfingſtweſen ein
Aergernis; aber dem Eindruck ſoll die Maſſe ſich doch nicht
ent=
ziehen, daß es etwas Großes ſein muß um jene Menſchen, die
vom Weſen der Pfingſten ſind!
Apoſtelſchaft tut not im deutſchen Lande im kleinſten Kreiſe;
denn ſtille Sehnſucht brennt unter der Decke bei vielen.
Vom Pfingſtweſen beſeelt ſein, heißt die Kunſt des feinen
Spürens haben, des liebevollen Nachgehens. Wo Urſprung
pfingſtlicher Art wirkt, fallen doch Samen hier und da auf ein
gutes Land! Das große Herzensreden bezwingt immer noch!
Apoſtelſchaft tut not!
Daß deutſcher Geiſt und echtes deutſches Herz wieder zur.
Macht gelangen, wieder Wohnung haben in unſerem Volke!
Pfingſtweſen iſt nicht an den Tag der Pfingſten gebunden.
Es wirkt zu jeder Stunde, wo es kann! Und es weiß das Feuer
zu werfen, die Glut zu gießen, ſo wie es die Stunde gebietet.
Nicht nach Formeln und Form kann es wirken; die Freiheit der
ergriffenen Seele und des erhobenen Geiſtes will es, den ganzen
Pfingſten.
Es war das Feſi der heil gen Zungen,
des Kündermuts, der Glaubenskraft. —
Ein Menſchenfrühling ſchien entſprungen;
es ward ein neues Lied geſungen;
die junge Eiche ſiand im Saft
Ein Feſt der Hoffnung iſt’s geblieben;
ein ſchmaler, ſchwanker Gipfelſteg.
Wohl hat die Eiche ſtolz getrieben,
doch iſt vom Wollen bis zum Lieben
ein bittrer, ſtürmevoller Weg
Es wird ein Feſt der Pfingſien werden,
da Sonn' an Sonne prunkend ſteigt;
wenn zu den Freuden und Beſchwerden,
zu Eichenkränzen dieſer Erden
die Menſchenzunge lächelnd ſchweigt.
Hanns Werner Langer.
durchdrungenen Menſchen, Ergriffenheit bis in die tiefſten
Wur=
zeln des Seins!
Bereit ſein und rein ſein und gut und voll Liebe, iſt alles!
Pfingſtweſenheit ſchließt die alten heiligen Drei in ſich=
Glaube, Liebe, Hoffnung! Aber die Liebe iſt doch die größte
von ihnen!“
Zwei Welten
Eine Pfingſtbetrachtung
von Geh. Rat Dr. Runkel, M. d. R.
Ein ſtrahlender Pfingſtmorgen liegt über Jeruſalem. In
hellen Scharen ziehen die frommen Beter die maiengeſchmückten
Gaſſen hinauf zum heiligen Tempel. In frohem Wechſelgeſang
erklingen ihre frommen Jubellieder. Es iſt heute das hohe Feſt
der Freude. Doch müde, verſchüchtert, noch innerlich zerriſſen,
miſchen ſich die Jünger Jeſu, einzeln und paarteiſe unter die
frohen Feſtgäſte, ängſtlich bemüht, unerkannt zu bleiben. Und
ſoch voll innerer Erwartung. Heute ſoll Wunderbares an ihnen
geſchehen. Angetan ſollen ſie werden mit Kraft aus der Höhe.
Das war die letzte Botſchaft ihres Meiſters. Ihres Meiſters?
War er es noch? War nicht mit ſeinem ſchmachvollen Tod das
letzte Band dahin? Tot all ihr Wünſchen und Hoffen?
Vernich=
tet jegliche Ausſicht auf Anſehen, Einfluß und Wohlleben im
neuen Meſſiasreiche? Sicherlich! Erfüller= und Befreier=Meſſias
in jüdiſchem Sinne, in dem ſie bis dahin ſtanden, war Jeſus
nicht, konnte es auch nicht mehr ſein. Dieſen Glauben hatten ſie
nicht mehr. Und doch war er beſſer als alle die anderen, die ihn
zu Tode gehetzt, war mehr als alle, die ſie kannten; mußte mehr
ſein. Sein ganzes Leben und Wirken legte lebendiges Zeugnis
dafür ab. Und in dieſem Widerſtreit der Gedanken und Gefühle
lebt in ihrem Unterbewußtſein die Ahnung auf: trotz all ihrem
Erleben in den letzten Wochen, mehr noch, gerade wegen dieſes
Erlebens iſt er doch der Meſſias. Jedoch anders als ſie es ſich
gedacht. Anders, als die Tradition ihn erhoffte. Und dies Ge=
fühl läßt ſie an ſeine Worte glauben, treibt ſie nach Jeruſalem,
führt ſie in den Tempel, und inacht ſie innerlich reif zum
Pfingſt=
erleben. Und dann kam dieſes, ihnen ſelbſt und anderen
unbe=
greiflich und wunderbar. Es macht ſie zu Tat= und
Willens=
menſchen. Vorbei iſt alle Angſt und alle Zagheit. Und ſie
er=
leben die Erkenntnis: Sein Reich iſt nicht von dieſer Welt!
Geiſtig iſt ſein Meſſiastum, geiſtig iſt es auch immer geweſen.
Nur ſie haben es bis dahin nicht erkannt. Erhellt iſt nun in
die=
ſem Erleben mit einem Male die Vergangenheit und klar ihres
Meiſters Leben und Weſen. Sieghaft ergreift ſie der neue
Glaube und berufen fühlen ſie ſich als Träger des neuen
Gottes=
reichs, als Künder der neuen Welt, in der ſie nunmehr leben
wollen. Und nun erkennen ſie auch die ihnen von ihrem Meiſter
geſtellte Aufgabe: Keinerlei Kompromiſſe mit ihren ſeitherigen
Anſchauungen, kein Dies und Das, ſondern ein Enweder
oder. Alſo Kampf gegen die alte Welt. Kampf gegen dieſe Welt
des Hochmuts und der Selbſtgerechtigkeit, gegen die Welt der
Heuchelei und der Selbſtſucht, gegen die Welt des Egoismus.
Aber Werben und Wirken für dieſe ihre neue Welt, der Welt
des Geiſtes und der Kraft. Das erfüllt ſie mit dem alles
über=
windenden Glauben an den endgültigen Sieg. Und das iſt das
Weſenhafte der neuen Gemeinſchaft: Ihr Leben entſpricht dem
neuen Geiſte. Er regelt ihren Verkehr untereinander und mit
den Mitmenſchen, regelt ihr Verhältnis zu Staat und Obrigkeit.
In allem wollen ſie treu erfunden werden. So haben ſie es
bei ihrem Meiſter geſehen und tagtäglich erlebt. Ihr praktiſches
Chriſtentum iſt ihnen göttliches Leben ſchlechthin. Und ſeine
Frucht iſt eine alles duldende, tragende und überwindende Liebe.
In ihr iſt ihnen alles gemein: Neiche und Arme, Hab und Gut.
Gewiß, es bedeutet eine Umtvertung aller ſeitherigen Werte.
Aber nur auf ſittlich=religiöſem Gebiete. Ihre Gemeinſchaft iſt
eine ſittliche Gemeinſchaft. Es iſt nicht eine wirtſchaftlich neue
Theorie, ein Muß, ſondern eine Auswirkung. Das hat nichts
mit einer kommuniſtiſchen Verteilung der Lebensgüter zu tun,
iſt kein Beweis für die Richtigkeit der Forderung einer
Soziali=
ſierung der Produktionsgüter und Produktionsmittel. Sie
ent=
ſpringt ihrer neuen religiöſen Einſtellung und iſt eine ſoziale
ſitt=
liche Gemeinſchaft. Jenes führt alles nur zur Vergewaltigung
und Entrechtung, führt zu Kampf und Vernichtung. Eigennutz
iſt der Beweggrund, und Haß und Neid ſind die Triebkräfte.
Es fehlt der für die erſte chriſtliche Gemeinde zureichende Grund:
die Liebe. Sie war die Seele der erſten Gemeinſchaft der
Gläu=
bigen, führte zum Dienſt am Nächſten als innere ſittliche
Ver=
pflichtung.
So iſt der Kampf der beiden Welten geblieben. Und
Pfing=
ſten fordert zu dieſem Kampfe auf. Eindringlicher als jedes
andere Feſt. Es iſt kein aKmpf gegen Parteien, gegen Klaſſen
oder Naſſen, ſondern Kampf gegen den Egoismus und die
ſeelen=
mordende Selbſtſucht, in welcher Form ſie auch immer und
gleich=
viel bei wem ſie auftreten. Es iſt auch kein Kampf mit Waffen.
Es iſt ein geiſtiges Ringen. Heute iſt dieſer Kampf notwendiger
als je. Der Materialismus hat unſer Volk, ergriffen, hat die
Maſſen erobert. Der vom Nützlichkeitsprinzip getragene Klaſſen=
und Wirtſchaftskampf läßt ſich bei dem materialiſtiſchen
Egois=
mus leichter führen und begründen. Losgelöſt von dem
Geiſti=
gen und Ewigen, wird die Maſſe ſeelenlos und frei von jeder
Verantwortung und Bindung der Gottheit gegenüber. Der
ſeelenloſe Maſſenmenſch in allen Ständen wird leichter zum
Werkzeug in der Hand des zielbewußten Führers, iſt geneigt,
im Kampf, die wirtſchaftlichen Gegenſätze zum Austrag zu
brin=
gen. Wohl kann eine Arbeitsgemeinſchaft die Gegenſätze
zurück=
ſtellen, ſie vielleicht auch für Zeit überbrücken: ausgleichen jedoch
kann ſie nur eine neue Lebensgemeiſchaft, die getragen iſt von
fener Nächſtenliebe, die nicht fragt, wer iſt mein Nächſter, ſondern
fragt, wem kann ich der Nächſte ſein, von der Nächſtenliebe, die
den Egoismus und damit den Ich=Menſchen der materialiſtiſchen
Welt überwindet und umandelt in den Du=Menſchen. der aus
dem Geiſt Jeſu geboren iſt, der der religiös=geiſtigen Welt
an=
gehört, in der die erſte Chriſtengemeinde lebte. Glaube und
Liebe ſind Vorausſetzung und Folge in dieſer Gemeinſchaft.
Damals und heute.
Daß unſerem Volke bald ein ſolches Pfingſterlebnis beſchert
ſein möge.
* Vom Pfingſigeiſt
und vom Künſtlergeiſt
Von Julius Hart.
Das alte Pfingſtwunder unſerer bibliſchen Erzählung
ver=
kündigt die Erlöſung der Menſchheit durch ihre Heilung von
der großen Sprachverwirrung, die nach dem Mythos einmal über
ſie kam, da ſie im Lande Sinear den großen Turm zu bauen
ge=
dachten, deſſen Spitze bis an den Himmel reichen ſollte. Um ſich
einen Namen zu machen. Aber der Herr verwirrie ſie, daß keiner
des anderen Sprache mehr vernehmen konnte und zerſtreute ſie
rüber alle Länder. Doch als der Tag der Pfingſten erfüllet war,
und aus allerlei Volk, das unter dem Himmel iſt, Männer
zu=
fſammen kamen, da redete wohl noch immer Jeder ſeine Sprache,
trotzdem verſtand jeder jeden anderen, gleich, als wenn er nur in
ſeiner eigenen ſpräche.
Heute bauen viele Völker der Erde wieder, mwit beſonderem
Willen und Glauben, wie ſie ſagen, an einem babyloniſchen
Turm, der bis an den Himmel reichen und ewig alle Zeiten über=
Tdauern ſoll. Völkerbund! Völkerbund!” Und die uralte
Weih=
nachts= und Pfingſtbotſchaft: „Frieden auf Erden!” die uns
die Erfüllung der zuletzt doch immer wieder tiefſten und
inner=
llichſten Sehnſucht der Menſchheit verkündet, könnte und ſollte
uns in der Not und dem Krieg dieſer Zeiten mehr als je mit
allem Rauſch eines Pfingſten= und neuen Frühlingsgeiſtes
er=
füllen. Aber dies Sollte und Könnte ſteht heute auch dem, was
fiſt, ſo fremd wie möglich gegenüber. Und das Geſchlecht unſerer
Zeitgenoſſen blickt wohl mit leerſten Seelen und
Verſtändnis=
lloſigkeiten in das Licht und die Sonne dieſes Feſttages von heute
hinein. Die Mächte, die wirklich in unſerem „Völkerbunde‟
rregieren, ſind ſchon des Pfingſtgeiſtes bitterſte Verhöhnung und
Verſpottung. Und die Srachverwirrung der Völker hat nicht
nur einen höchſten Geiſt erreicht. Es nützt ihnen auch nichts,
wenn ſie ein und dieſelbe Sprache reden. Wie in den Tagen
ſeiner größten Zwieträchte und Zerriſſenheiten leidet unſer
armes Deutſchland wieder unter dem Kuttenſtreit all ſeiner
Par=
teien und Sekten, ſeiner Stämme und Stände, ſeiner Klaſſen
und Maſſen.
Nur Pfingſten können wir heute nicht mit gutem und
red=
lichem Gewiſſen feiern, nur nicht mit Pfingſtmaien unſere Häuſer
ſchmücken. Sprechen wir davon, wie Kinder unſerer Zeit, denen
aller Bibelglauben verloren gegangen. Alle Weihnachts=, Oſtern=
und Pfingſtbotſchaften haben nie die Menſchheit beſſern und
be=
kehren können. Als Illuſionen und Fiktionen, als bloße Gebilde
einer Fata Morgana gingen ſie an uns vorüber. Reine Ideen
nur waren es, Ideale von denen der Kantiſche Mund uns ſagt
daß ihr Weſen eben darin beſteht, daß ſie nicht verwirklicht
wer=
den können. Unüberwindliche Gegenſätze ſind gerade dieſe Ideen
Ideale, alle dieſe Pfingſtbotſchaften und die Wirklichkeiten. Sie
können zuſammen nicht kommen. Zu tief ſind zwiſchen ihnen
die Abgründe und Waſſer. Und wie ein Heinrich von Treitſchke
von der Völkerbundbotſchaft des ewigen Friedens ſpricht: „Eine
Illuſion nur, und wahrlich keine gute”, — ſo könnte man wohl
von allen dieſen Pfingſtreden eines heiligen Geiſtes ſagen:
„Falſch und ſchlecht.‟ Der gute Wirklichkeitsmenſch und
Erden=
bekenner unſerer Zeit hat deshalb ſchon lange eigentlich nicht ſo
ſehr verhöhnen und verſpotten lernen wie dieſe Ideale und
Idealiſten aus Wolkenkuckucksheim, und ihre Torheiten und
Narrheiten. Dieſe Trompeter von Säkkingen mit ihren
Weih=
nachts=, Oſtern= und Pfingſtliedern. Die Weltgeſchichte iſt doch
nur ein einziges Zeugnis ihrer furchtbaren ewigen
Unfruchtbar=
keiten. Und all die Altäre ihrer Religionen, Philoſophien und
Wiſſenſchaften, die ſie für uns aufbauten, deren Feuer ſie uns an
unſeren großen Feſttagen entzündeten, wurden zu Opferaltären,
auf denen Menſchen bluteten, unerhört an Zahl. Um all die
höchſten Ideen und Ideale unſerer Vernunft, wie ſie auch heißen,
Gott, Wahrheit, Recht, Einheit, Freiheit, Gleichheit entbrannten
unaufhörlich immer wieder die wildeſten völker= und
länderver=
wüſtenden Kriege, und ihr Gottesſtaat, wo alle eins und gleich
ſind, war eine Weltherrſchafts=, von Grund aus imperialiſtiſche
Idee, zu dem nur ein Weg der Verderbnis aller führen konnte.
Es ſind die klügſten und aufgeklärteſten Köpfe unſerer Zeit,
die uns ſagen, daß wir wieder an einem gewaltigſten
Wende=
punkt der Welt= und Menſchheitsgeſchichte ſtehen.
Erſchüttern=
der und bedeutſamer vielleicht noch als die Zeit des Ueberganges
vom Mittelalter zur Neuzeit, oder des Zuſammenbruchs der
heidniſch=antiken Welt und des Aufgangs der chriſtlichen
Welt=
anſchauung. Dieſe Verkündigung eines neuen Menſchen und
ſeiner neuen Kultur, die ſich ihre Erde wieder neu und ganz
anders ordnen und geſtalten werden, iſt ſchon eine
Pfingſtbot=
ſchaft aller Pfingſtbotſchaften, — dieſelbe wie damals in
Jeru=
ſalem. Aber wird dieſer neue Menſch auch ein höherer und
beſſerer ſein? Die Propheten der Zukunft blicken auch
ſorgen=
voll darein? Wird und kann er nicht nur ein Maſchinenmenſch
ſein? Ein Macht= und Geldmenſch nur, trachtend nur nach
materiellem Genuß der Erdengüter, doch verkümmernd an Seele
und Geiſt. Von einem Chauffeurtypus ſpricht Graf Keyſerling,
zu dem ſich der Menſch entwickeln wird. Unſere Fasciſten und
Bolſchewiſten heute ſind deſſen reinſte Träger. Nur für den
Idealiſten gibt es im neuen Maſchinenalter keinen Raum mehr.
Nur der Pfingſtgeiſt wird in ihm ausſterben. Denn was iſt alle
und jede Pfingſtbotſchaft zuletzt anderes, als eine Verkündigung
vom letzten Sieg des reinen Geiſtesmenſchen, des Idealiſten?
Doch wenn heute die Flugzeuge in den Lüften ihre Bahnen
ziehen, und all die zahlloſen Erfindungen und Entdeckungen
weniger letzter Jahrzehnte, mit denen wir reich überſchüttet
wurden, wie niemals eine Menſchheit vorher, — was ſind ſie
Alſo ich hab mer ſchun manchmol ſo in=ere ſtille Stund (mer
hott als ſo!), wann ich grad an nix gedenkt hab, do hab ich mir
ausgemolt, was aaner aus de gude alde Zeit, wo de Großvadder
die Großmudder genumme hott, alſo ſage mer emol
beiſpiels=
meeßich de „Datterich”, was der alſo for Aage mache dhet,
wann=
er eines ſcheenen Dags widder möl ſo unner uns ſitze kennt, ſo
ganz unverhofft. No un der Datterich, däß war doch gewiß
kagner vun dene, der wo ſich ſo mir=nix dir=nix hott verbliffe loſſe.
Awwer ich glaab doch, der Datterich=dhet’s Maul
ſpärrangel=
weit uffreiße wann=er ſähe dhet, wie mir s doch „ſo herrlich
weit” gebracht hawwe, wie mir „eraus” ſin, wie mir „gebaut”,
ſin, mit all unſere Erfindunge un Errungenſchafte.
Zum Beiſpiel, röhmiſch Eins, Erfindunge: s Elektriſch, s
Luftſchiff, s Audo, die Flugmaſchien, s Radio un ſo weiter;
röhmiſch Zwei, Errungenſchafte: de Völkerbund, de
Parlamen=
darismuß, de Volksentſcheid, die Abriſtung ätzäddera pe pe, um
nor Einiches erauszugreife. Wie geſagt, ich glaab do weer der
Datterich doch ſtumm, ſtarr un ſprachlos, wann=er däß ſähe dhet.
Awwer dann denk ich mir widder, wann ſich der Datterich ſo
vun ſeim erſte Erſtaune erholt hett, do dhet der en diefe,
filleſo=
fiſche Schluck nemme un dhet heechſtwah’ſcheinlich ſage: „Mei
ſchwerrnots korze Aage! — Ich hab geglaabt, däß weer e nei Zeit
un e neier Menſcheſchlag. Awwer ich hab mich bees gediſche;
s is noch genaa wie zu meiner Zeit aach. Die Menſche ſin net
um e Hoor beſſer dro, wie ſällwichs mol. Es gibt immer noch
ſauere Wei’ un ſchnibbiche Kellnerinne; Räjewädder un verriſſene
Stiwwel, ſchlagfärdiche Frauenzimmer un alte Kratzbärſchte,
rick=
ſichtsloſe Bollezeidiener un hinnerliſtiſche Freunde. 8 gibt
im=
mer noch Schuſter, die wo e Gewiſſe hawwe wie Bäch, un
Dumm=
bache, die wo jeden Schwindel glaawe, der wo in de Zeidung
ſteht. Die Leit ſtärwe noch an de Krankheite un die Dockder
läwe devo. Die Rechierunge mache duſchur neie Geſetze, un die
Lumbe nitze ſe aus. Die Menſche ſin genaa noch ſo unzufridde
wie ſeiner Zeit, un wann’s=en gud geht, mechte ſe’s noch beſſer
hawwe, un wann ſe Kuche krieje, hawwe ſe Luſte noch
Schwarz=
brot, un wann’s=en ſchlecht geht, ſin ſe aach net zufridde
Un däß ſoll e „nei” Zeit ſei?! — Mummbitz! — Do lohnt ſichs
wärklich net, daß mer ſich die Mieh macht un kimmt noch mol uff
die Welt. — Ich geh. — Särrwideer, meine Härrn!“ — — So,
denk ich mir, dhet der Datterich, odder icksaaner aus ſäller Zeit
ſage. — Un hott=er nu recht, odder net?! — Freilich hott=er recht,
Senkrecht ſogar.
Odder e anner Beiſpiel. Im Theader hawwe ſe äwe „Die
deitſche Klaaſtädter” uff de Walz. 8 Bubbligumm ammeſiert ſich
großordich un lacht, lacht, daß die Schwart kracht, net iwwer ſich
ſälbſt, ſundern iwwer — die Borniertheit, die Tidelſucht, die
Wichdichduerei, die Klatſchbaſerei un iwwer die ganz
Krähwink=
ler Kerchtormsbolledick. — Awwer ſtreng genumme: is zwiſche
de damalige Zeit, un unſere hochziffiliſierte, en ſo arſch großer
Unnerſchied? Is däß ganze Gemach un Gedhu net noch genaa
ſo, wie domols aach? De aanziche Unnerſchied is bloß der, daß
unſer wärtgeſchätzte Zeitgenoſſeriche, kaa Pärricke mehr drage,
ſundern Blattkebb= un unſer hochachtbare Geſchlächtsgenoſſinne
hawwe kaa boxſteife Piggeeröck mehr unne drunner a, ſundern
e Kommbineeſch, odder=e Schlubbhos. — Awwer ſunſt is alles
beim alde gebliwwe, trotz Flugſchiff, Zebbelien, Radio, Reffe=
lutzion, Velkerbund, Luftſalpeter, Uffwärdung, Fillfedderhalder,
Schreibmaſchien, Kino, Dellefonie, Demogradie, Freiheit, Gleichheit
un Briederlichkeit, un wie die modärne Errungeſchafte all haaße.
Ich, am Kurt Barree ſeine Stell, wann ich daß Stickelche vun dem
alde Kotzebuh, ſeelich, eizuſtudiern gehadd hedd, ich hetts im
Koſtiem vun de heidiche Zeit ſpiele loſſe; bloß aus däre
Poſt=
kutſch im erſte Akt hedd ich e Audomobill gemacht, alles
an=
nere kennt bleiwe! —
s gibt allerdings aach welche, die ſin valleicht annerer
Aſicht wie ich un die behaubte, mir dhete in=ere „große‟ Zeit
läwe. Mag ſei. Awwer ich bin halt emol däre Aſicht un ich
maan, die ganze Umſtend un Zuſtend weern „krähwinkelicher” wie
je. Beſunners awwer die Iwwerdreiwungsſucht. Un es will
mer ſo vorkumme, als wann mer bei allem vor lauder Schwätze
un Gragehle, un Gedhus un Gemach, vor lauter Schmuhs un
Zinnower kaan Affang un kaa End kreecht, un ſich bloß
gääche=
ſeidich dumm mache wollt. Aus jeder Mick wärd en Ellefant
ge=
macht, zu jedem Samekorn ſecht mer Brotlaab, es Ei is
geſchei=
der wies Hinkel, wann net gor wie de Gickel, un vor lauder
Uffhewens un Geſaires geſchieht vorne nix un hinne noch
weni=
cher. Awwer jeder, der wo e Maul hott, gibt ſein Semf dezu, un
die wo Angſt hawwe, mer kennt ſe net iwwerall heern, ſchwätze
dorchs Radio, odder ſchreiwe ihr Sach fei ſaiwerlich uff, damit
mers wenichſtens läſe kann.
Offe geſtanne, ich maan, däß weer frieher doch net ſo aſch
gewäſe. Sundern do hott mer die Sach,’s hott ſei meche, was
es gewollt hott, ruhig an ſich erakkumme loſſe un hot: ſich däß
Ding ageguckt, un dann hott mer ſichs iwwerleecht, obs de Wert
is, daß mer ſich demit abgibt. Un wann mer gefunne hott, daß
ſichs lohnt, odder daß es ganz a fach nodwennich is, daß mer ſich
däßwääche ins Zeich leecht, do hott mer halt in die Hand geſpukt
un hott in Goddes Name agefange. Awwer dann hotts aach
geſleckt.
Freilich, heit fange ſe ja aach als a' un dhun, als wann ſe
dhu dhete. Beſunners wann=ſen als widder mol in de Kobb
kimmt, daß es „ſo” net mehr weider geh kann. s märkwärdiche
un s komiſche is bloß däß, daß jeder wo ſeecht, ſo kanns nemme
weider geh, der maant dann, jetzt hedd=er ſei Flicht gedha, awwer
grindlich, un hett’s Vaderland widder mol ſo näweher un im
Vorbeigeh geredd; un dann letzt=er die Karre laafe wie ſe leeft
un is widder for=e Weil zufridde. — Ganz beſunners
eichentiem=
lich is awwer däß, daß der Spruch „ſo kanns ne’mehr weider
geh” ſozuſage Gemeingut vun alle Baddeie, Berufsſtend,
Klaſſe un Klicke worrn is. Beim aane ſo, un beim annern kon=
dreer, korzum kaam gefellts mehr, wie s heit zugeht, un jeder
mecht, wann aach net die Wäld, awwer doch fors Erſte mol „ſei”
Vaderland nooch ſeim Guſto umfummle, ganz worſcht, wos for=e
Mißgeburt noochher dodebei erauskimmt, wann nor er do ſein
Brofit, un ſein Rewach un ſei Bläſſier debei finne dhut.
Iwwrichens will ich domit net ſage, daß mei Aſichte etwas
mit däre merkwärdiche Rechierungswexlerei zu dhu hawwe.
Awwer e Borjemaaſterwahl in Krähwinkel kennt aach net
anner=
ſter ausfalle. Un mer freecht ſich widdermol in ſeine kindliche
Unſchuld: Warum hawwe mer nu eichentlich die Krott gefräſſe
. . . Ich glaab, däß kennt mir der demogradiſche Kicheſchäff, der
wo die „Soos” dißmol dezu a geriehrt hott, aach net ſage. — No,
ſie hawwe ſich dißmol, nooch dem Schema: „Max bleiwe bei mir,
geh micht von mir, Max!” en gelernte Reichskanzler genumme,
der wo ſich ausbennt an dem parlamentariſche Worſchtkeſſel. —
Mir kenne alſo weiterſinge: „Harre meine Seele ..
s is nor a' Glick, daß ſe im Reichsdag net iwwers Wädder
zu beſchließe hawwe, dann ſunſt kennts uns dadſächlich baſſiern,
daß mer meechlicherweis e paar Woche iwwerhaubt kaa Wädder
hette, un uns ſo behälfe mißte, weil jed Baddei un jed Gribbche
e anner Wädder beſchließe dhet, un däßhalb abſelut kaa
Mehr=
heit for ärchend e Wädder rauskumme dhet, ſundern bloß
Min=
derheide, die wo awwer aach nix ausrichte kenne. Un do gingts
beiſpielsmeeßich wie’s gewehnlich ſo geht, un es dhet berode wärn,
un als berode, un es dhet e ganzer Haufe ganz entſchiedene
Standpinkter ei genumme wärrn un mir annern arme Sterbliche,
mir kennnte worde bis Lämmerchesdag, bis ſich die Frackzione uff
ärchend e halbwächs geſcheid Wädder einiche dhete un uff=en
entſprächende — Einheitsräächeboge.
Wie geſagt, däß geht de Reichsdag nix a', am Wädder kann
er zum Glick net erum morkſe un die Räjebogefarwe muß=er loſſe
wie ſe ſin. — Und ſo winſch ich allerſeits, in Bezugnahm uff’s
Wädder, Freeliche Pingſte, un bedräffs däre „
Einheits=
flagg” iwwerloß ich die impordant Entſcheidung in däre gewichdiche
Frog mit ſtiller Adacht unſere hochverehrlichte Herrn Bolidicker
un bin der feſte Hoffnung, daß ſe unner zwaa Meechlichkeite,
prompt und ſicher uff die dritt verfalle, die wo ſich hinnenoch
widder als en pyramidhale Schenieſtraach entpuppt. — Ich
per=
ſeenlich, wann ich flagge muß, ſo flagg ich for’s Erſte: Blau=
weiß=
gelb=rot. Die Favwe warn zwar frieher nor ſo um die
Faß=
nacht erum Mode, awwer ſie birchern ſich langſam mehr un
mehr ei”, un erweiſe ſich aach während de annere Jahreszeide als
dorchaus brackdiſch un zuverläſſiſch.
Bienchen Bimmbernell.
Poſtſkriptum. Wie aach die Zeid vergeht . . . . Jetzt
wörn’s die Woch rund fimfundzwanzich Johr, daß ſe s „
Owwer=
waldhaus” ereffent hawwe, draus am Staabrickerdeich. — Mer
denkt do nadierlich de erſt an die Mudder Dillemuth. Gott iwwer
die Welt, was warn daß ſcheene Zeide, draus in de Faſanerie,
do hawwe aam die Wildſai noch aus de Hand gefräſſe un warn
gor net ſchneubich. Heit is die Menſche noch net emol alles
gut und fei genug. Domols hawwe die Leit noch allaa de
Wähk enaus gefunne, bei Dag un bei Nacht. Heit miſſe ſe
hie=
gefohrn wärrn un ſin als noch net zufridde. Mer hott ſich
däß=
halb am Dunnersdag awend bei däre Gedächtnisfeier eigehend
de Kobb driwwer verbroche, was mer zur Hewung des
Fremden=
verkehrs draus uffm Owwerwaldhaus noch all dhu kennt. Un
in vorgerickter Stund is mer, wie’s ſo geht, uff allerhand Eifäll
kumme. Der aa will Tärraſſe baue, noochm Deich zu, ſo alla
Monte Kallo; der anner will gor ſo was wie en „Zoolochiſche
Gadde” alleeche. Der letzte Vorſchlag dhet mir imponiern. E
paar Affe un Kamehler miſfe ſich doch hier uffdreiwe loſſe, zum
Guggug noch emol. Valleicht kennt mer aach de Hagenbeck
ge=
winne, daß der als emol e paar wilde Velkerſtemm, Idalljener,
Waſſerbollacke un ſo, hier uffdräte leßt. — Un wie weer’s mit
Karreſälle, Schießbude un derardiche Volksbeluſtichunge . .
For’s Niewergall=Denkmal: H. R. 5 Mack; aus Grießem:
5 Mack, aus Berlin: 4 Mack, vun=eme gude Freund: 2,50 Mack.
— Beſten Dank!
anders als Erfüllungen, Verwirklichungen uralter,
tauſend=
jähriger Menſchheitsideale? Nur Schöpfungen gerade
ideal=
ſchauender Kräfte, die der Menſch voraus hat vor allen anderen
Geſchöpfen der Natur, Kraft deren er allein alles ſchaffen konnte,
was wir Kultur nennen.
Eine Prometheusgeſtalt ſteht, wie uns Kurt Breyſig ſagt,
am Anfang unſerer Religionen, als der älteſte Gott der
Menſch=
heit. Die Tiergeſtalt wirft er von ſich ab, und iſt der erſte Menſch.
Er zündet das erſte künſtliche Feuer an, ſtellt für ſeinesgleichen,
die das Tier von ſich abſtreifen, die erſten Werkzeuge und den
Pflug her, das erſte Brot, lehrt den Ackerbau und die Schiffahrt,
ſchafft ihnen Muſikinſtrumente und unterrichtet ſie in den älteſten
Künſten. Der Künſtler aller Künſtler iſt er, deren ewiges
höch=
ſtes Vorbild.
Symbiotiſch, organiſch, unlöslich, notwendig miteinander
verflochten und verwoben, von vornherein urſächlich, gehen im
Menſchengeiſt eiw Wirblichkeitsſehen und ideales Schauen ſtets
Hand in Hand. Ein Sehen der Natur und ein Schauen der
Dinge, die noch nicht da ſind, die der Menſch ſelber erſt finden
und ſchaffen muß, durch die er die Werke der Natur zu ſeinen
Zwecken, ſeinem Nutzen umbildet, verbeſſert, veredelt, in die
Naturwelt eine Kulturwelt nur ſeines Geiſtes hineinſchiebt, jene
in dieſe umformt und erhöht. Dieſem prometheiſch=ſchöpferiſchen,
idealſchauenden Menſchen urkünſtleriſchen Weſens nur verdankt
die Menſchheit all ihr Höchſtes und Beſtes. Nur ein
Wolken=
kuckucksheimer iſt er nicht. Nur kein Fremdling in den
Wirklich=
keiten. Seine Kunſtideale ſind allerdings etwas völlig anderes
als die Kantiſchen Ideen. Ideale und Ideologien, und er weiß
nichts von unüberwindlichen Gegenſätzen, von ewiger
Feind=
ſchaft zwiſchen Ideal und Wirklichkeit, — ſondern ſeine Ideale
haben nur den einen Sinn und Zweck, Wirklichkeit zu werden,
und finden ihre Erfüllung nur in ihr. Seine höchſte Aufgabe
aber war immer, den Menſchen ſelber zu bilden und zu
geſtal=
ten, ihn zu erhöhen und zu vervollkommnen, — ihn den neuen
Menſchen zu lehren, den er anziehen ſoll, ihn zu immer wieder
höheren Idealen zu erziehen.
In dieſer Kraft idealen Schauens ſind der Geiſt der
Pfing=
ſten und der der Kunſt eins. Nur ein neuer Idealismus, ein
neuer Pfingſtgeiſt vermag die Not unſerer Zeit zu lindern und
neu zu bauen, zu bilden und zu organiſieren. Ohne ihn würde
die abendländiſche und worgenländiſche Kultur der Barbare
verfallen.
Praftiſche Winke
WSN. Ameiſen in den Wohnräumen. Während der
Som=
merzeit, kommt es zuweilen vor, daß Ameiſen in menſchliche
Wohnſtätten eindringen. So arbeitſam und nützlich dieſe Tiere
auch ſonſt ſein mögen, in den Wohnungen betrachtet man ſie als
unangenhme und unerwünſchte Gäſte. Haben ſie ſich einmal
häuslich niedergelaſſen, ſo ſind ſie außerordentlich ſchwer zu
ver=
treiben. Da die meiſten Mittel nichts fruchten, ſollten die von
Ameiſenlegionen bedrängten Inhaber der Wohnung ein Gemiſch
von Howig, Sirup und Hefe in Anwendung bringen. Dieſe
Miſchung wird in einigen gehörigen Portionen den Ameiſen
vor=
geſetzt. Die Tiere fallen in der Regel gierig über dieſe Speiſe,
die ihren Organismus außerordentlich ſchädigt, her und gehen
bald darauf haufenweiſe zugrunde. Die überlebenden Tiere
ziehen es dann gewöhnlich vor, dieſe ungaſtliche Stätte zu
ver=
laſſen.
Der zeitgemäße Haushalt
Kalbsbruſt mit Paprika. 6 Perſonen. 3 Stunden.
2 Kilo ſchöne Kalbsbruſt werden von Knochen und Knorpeln
befreit, gewaſchen und mit Bindfaden zu ſchöner Form gebunden.
In 60 Gramm kochender Butter, in der man etwas zerſchnittenes
Wurzelwerk und eine ſcheibig geſchnittene Zwiebel andürſten
ließ, läßt man die Kalbsbruſt auf allen Seiten anbraten, füllt
2 Obertaſſen Fleiſchbrühe, die aus Maggi’s Fleiſchbrühwürfeln
bereitet wurde, darüber und ſchmort das Fleiſch unter öfterem
Umwenden und Begießen weich. Die Soße wird, nachdem das
Fleiſch herausgenommen iſt, wit einer hellen Mehleinbrenne
ſämig gekocht, noch 2—3 Eßlöffel ſaure Sahne dazu gegeben,
kräftig mit Paprita abgeſchmeckt und mit 10 Tropfen Maggi’s
Würze vollendet.
Friſchlingsbraten. 6 Perſonen. 3—3½ Stunden.
Ein ſchöner Friſchlingsrücken, der ungefähr 7—8 Pfd. wiegt,
wird von der Schwarte befreit, in die Bratpfanne gelegt und
mit 100 Gramm kochender Butter übergoſſen. Dann gibt man
Salz, eine Obertaſſe aus einem Maggi’s Fleiſchbrühwürfel
bereitete Fleiſchbrühe, ½ Lorbeerblatt, 3 kleine Zwiebeln, einige
Pfefferkörner, 1 zerſchnittene Peterſilienwurzel und 2
zerſchnit=
tene Mohrrüben ſowie 3—4 Zitvonenſcheiben hinein, ſchiebt die
Pfanne in den Ofen und läßt den Rücken unter fleißigem
Be=
gießen gar werden. Während der Bratzeit füllt man etwas
Waſſer oder beſſer Fleiſchbrühe und gegen das Ende derſelben
noch 1—2 Glas Weißwein dazu. Nach ungefähr 2½—3
Stun=
den wird das Fleiſch weich ſein, mam nimnt es heraus, ſeiht die
Soße durch, bindet ſie mit Weizenmehl. ſchmeckt nach Salz ab,
verfeinert noch mit 12 Tropfen Maggi’s Würze und reicht ſie
nebſt durchgerührten Kartoffeln zum Braten.
Junge Hühner mit Gemüſe. 6 Perſonen. 2—3 junge
Hühner werden ſauber zurechtgemacht und leicht geſalzen. In
eine Kaſſerolle gibt man einige zerſchnittene Karotten, kleine oder
halbierte Champigaons und Blumenkohlröschen” gießt eine
Ober=
taſſe Brühe oder Waſſer dazu (falls Waſſer, muß ein Stückchen
Butter beigefügt werden), legt die halbierten Hühner hinein und
läßt ſie auf gelindem Feuer gardämpfen. Hierauf bindet man
die Soße mit 1 Löffel Weizenmehl, läßt gut durchkochen, ſchmeckt
nach Salz und Pfeffer ab, würzt mit ½ Teelöffel Maggi’s
Würze und richtet alles zuſammen an. (Nach Belieben können
auch friſchentkernte junge Erbſen witgedünſtet werden.)
Gebackener Schellfiſch=Auflauf. 6 Perſonen.
1½ Stunde. 2 Kilo Schellfiſch tverden von Kopf und Floſſen
be=
freit, gereinigt, in handbreite Stücke geſchnitten, in ſchwach
ge=
ſalzenem Waſſer langſam weichgekocht, herausgenomaen und,
wenn erkaltet, von den Gräten befreit und mit einigen Tropfen
Milch befeuchtet. Inzwiſchen hat man 1½ Kilo Kartoffeln in der
Schale gekocht, abgezogen und in Scheiben geſchnitten. Eine
feuerfeſte Form ſtreicht man mit Butter aus, legt eine Schicht
Kartoffelſcheiben hinein, gibt einige, in Butter durchgedünſtete
Zwiehelſcheiben, etwas von dem zerpflücktem Fiſchfleiſch. Salz
und Pfeffer und einige Butterſtückchen darauf, dann folgt wieder
eine Schicht Kartoffelſcheiben, Fiſch nebſt Zwiebeln uſw. Die
oberſte Schicht müſſen Kartoffelſcheiben bilden. Nun löſt man
2 Maggi’s Fleiſchbrühwürfel in ½ Liter heißer Fleiſchbrühe auf,
verquirlr 3 Eier nebſt 2 Eßlöffeln ſaurer Sahne darin, gießt dies
über die Speiſe, ſtreut geriebene Semmel und einige
Butterflöck=
chen darüber und läßt alles ½ Stunde im heißen Ofen backen.
Gebackener Aal mit Tatarenſoße, 6 Perſonen.
2—3 kleine Aale werden zurechtgemacht, gehäutet, in Stücke
ge=
ſchnitten, dieſe mit Salz eingerieben und in ſteigender Butter
braun gebraten. Die Soße bereitet man aus drei hartgekochten,
mit 5 Löffeln feinem Oel glatt verrührtem Eigelb. Dazu fügt
man 2—3 Eßlöffel beſten Eſſig, etwas feingehackte Peterſilie, eine
geriebene Schalotte, 2 lleine feingehackte Eſſiggurken, 2 Eßlöffel
Moſtrich, Pfeffer, eine Priſe Zucker, das nötige Salz und 10
Tropfen Maggi’s Würze. Die Soße muß ſehr ſorgfältig
abge=
ſchmeckt werden.
Zuckerſchoten. Kochdauer 1 Stunde. 6 Perſonen.
Nachdem man eine große Schale voll Zuckerſchoten von den
Fäden befreit und ſauber abgewaſchen hat, werden ſie zum
Ab=
tropfen auf ein Sieb geſchüttet. Man läßt nun in einer
Kaſſe=
rolle 60 Gramm Butter zergehen, dünſtet 2 Eßlöffel Weizenmehl
darin durch, ohne daß es Farbe annimmt, rührt mit Waſſer eine
glatte, kurze, gut ſämige Soße, fügt das nötige Salz, auch eine
Priſe Pfeffer hinzu, gibt die Schoten hinein und läßt das
Ge=
müſe in dieſer Soße garkochen. Dann rührt man einen halben
Teelöffel Maggi’s Würze und 2 Eßlöffel feingewiegte Peterſilie,
wer es liebt, auch Eſtragon und Gurkenblatt darunter und gibt
das wohlſchmeckende Gemüſe zu Tiſch. Paſſend zu Schnitzeln,
Koteletten, Frikadellen.
Reisſuppe aufſchnellſte Art. Für 2 Perſonen wird
ein Würfel Maggi’s Reisſuppe zerdrückt, in ¼ Liter ſiedendes
Waſſer, ohne noch Salz oder Fleiſchbrühe dazuzunehmen, geſtreut
und nach dem Wiederaufkochen 20 Minuten (ein größeres
Quan=
tum länger) bei kleinem Feuer langſam gekocht. Sehr verfeinert
wird die Suppe, wenn man ſie über ein Stückchen ſüße
Tafel=
butter anrichtet. — Maggi’s Suppen helfen Zeit. Geld und
Ar=
beit ſparen ſind gebrauchsfertig und enthalten alle zu einer
voll=
ſtändigen Suppe erforderlichen Zutaten. Ein Würfel gibt, nur
mit Waſſer kurze Zeit gekocht, 2 Teller wohlſchmeckender, leicht
verdgulicher Suppe. Mehr als 25 verſchiedene Sorten bieten
jede gewünſchte Abwechſlung.
Bürgerliche Reisſuppe, für 4—5 Perſonen. In gut
2½ Liter Waſſer kocht wian 34 Pfund geſchälte rohe Kartoffeln
und etwas kleingeſchnittenes Wurzelwerk weich und ſtreicht die
Maſſe durch ein Sieb oder preßt ſie durch den Quetſcher. Dann
die Flüſſigkeit zum Sieden bringen, zwei Würfel zerdrückte
Maggi’s Reis=Suppe hineinſtreuen und langſam 30 Minuten
kochen. Vor dem Auftragen die Suppe mit einem Stäubchen
Muskatnuß, 25 Gramm Margarine oder Butter und einigen
Tropfen Maggi’s Würze abſchmecken. Ueber feingehackter
Peter=
ſilie anrichten.
Majoran=Kartoffeln. 6 Perſonen. 1¾ Stunde.
Zwei Maggi’s Fleiſchbrühwürfel löſt man in ½ Liter kochendem
Waſſer auf. Inzwiſchen hat man 1½ Kilo geſchälte, gewaſchene
und in Scheiben geſchnitttene Kartoffeln in Waſſer beinahe gar
gekocht, gießt ſie gut ab, gibt ſie mit einem Löffel feing riebenem
Majorankraut und einer feingehackten Zwiebel in .
Fleiſch=
brühe und kocht ſie darin gar. Iſt die Soße zu lan bindet
man ſie mit ein wenig Mehlſchtvitze. Man ſchmeckt na= Salz ab
und vollendet die ſehr wohlſchmeckenden Kartoffeln beim
Anrich=
ten mit 10 Tropfen Maggi’s Würze, einem kleinen Stückchen
ſüßer Butter ſowie einem Eßlöffel gehackter grüner Peterſilie.
Nummer 142
Sonnfag, den 23. Mai 1926
Seite 11
Reich und Ausland.
Der Südweſideutſche Verkehrsbund
hielt am 12. Mai in Frankfurt a. M. ſeine
Vollverſamm=
lung ab, in welcher auch die Reichsbahndirektion Frankfurt
durch ihren zuſtändigen Dezernenten vertreten war. Der
zukünf=
tige Aufgabenkreis wurde eingehend erörtert und einſtimmig
der=
art erweitert, daß er neben der bisherigen Bearbeitung wichtiger
Eiſenbahnverkehrsfragen auch die Mitarbeit in ſonſtigen Fragen
umfaſſen ſoll, die zur Verbeſſerung der Verkehrswirtſchaft des
Südweſtdeutſchen Gebietes beitragen. Der Bund ſoll in dieſer
Beziehung die Zentralorganiſation zur Vertretung der
gemein=
ſamen verkehrswirtſchaftlichen Intereſſen ſein, während die
Rege=
lung und Förderung der mehr lokalen und regionalen Intereſſen
den einzelnen Mitgliedern überlaſſen bleibt.
Eingehend erörtert wurde ein Vortrag des Herrn Dr.
Schnei=
der vom Badiſchen Waſſer= und Energiewirtſchaftsverband über
die Elektriſierung der Strecke Baſel—Frankfurt.
Hierzu wurde folgende Entſchließung gefaßt:
„Die notwendige Stärkung der deutſchen Wirtſchaft
erfor=
dert vor allen Dingen den Ausbau unſeres Verkehrsweſens
nach modernen Geſichtspunkten. Der Südweſtdeutſche
Verkehrs=
bund hält deswegen die beſchleunigte
Inangriff=
nahme der Elektriſierung der Hauptlinien der deutſchen
Reichsbahn für dringend erforderlich. Unter den in erſter Linie
für die Elektriſierung in Betracht kommenden Strecken nimmt
die Strecke Baſel—Frankfurt a. M. eine hervorragende
Stel=
lung ein. Sie bildet die Fortſetzung der bereits elektriſierten
Strecke Chiaſſo-Baſel und würde ſich für die Belebung der
Wirtſchaft des zum Grenzland gewordenen Südweſtdeutſchland
in hohem Maße eignen. Infolge ihrer günſtigen Linienführung
und der zahlreich vorhandenen billigen Energiequellen ſichert
auch das Unternehmen für die Reichsbahn gegenüber dem
heu=
tigen Dampfbetrieb ſchon von vornherein eine
hervor=
ragende Wirtſchaftlichkeit. Bei dieſer Sachlage geben
wir der beſtimmten Erwartung Ausdruck, daß die Reichsbahn
bei der Elektriſierung größerer Strecken die Strecke Baſel an
erſter Stelle berückſichtigt.”
Der von dem Propagandachef der Südweſtdeutſchen
Luftver=
kehrs=A. G. Herrn Scharlach ausführlich beſprochene
Südweſt=
deutſche Luftverkehr war ebenfalls Gegenſtand einer
ein=
gehenden Ausſprache. Ebenſo fand ein von großer Erfahrung
und Sachkunde zeugender Bericht des Herrn Stemmer vom
Heſſiſchen Verkehrsverband über die Sonder= und
Wochen=
endzüge lebhafte Zuſtimmung der Verſammlung.
Der Verlauf der Verhandlungen ließ erkennen, daß der
er=
weiterte Aufgabenkreis dem Südweſtdeutſchen Verkehrsbund
hoff=
nungsvolle Ausſichten und vermehrten Antrieb zu erfolgreichem
Wirken geben wird.
Frankfurter Chronik.
WSN. Gasvergiftung. Am Freitag vormittag gegen 9 Uhr
haben Bewohner des Hauſes Schweizer Straße 66 aus einer Wohnung
im erſten Stock Gasgeruch wahrgenommen. Sie alarmierten ſofort die
Polizei, welche die Oeffnung der Wohnung veranlaßte. Dabei wurder
der Kaufmann Franz Fäßler und ſeine Frau tot aufgefunden.
Das 1½ Jahre alte Kind des Ehepaares war noch am Leben und wurd
nach dem Krankenhaus verbracht. Das Motiv zur Tat iſt unbekannt.
Vermutlich liegt Selbſtmord vor.
Naſſauiſcher Kommunallandtag.
WSN. Wiesbaden. Die letzte Sitzung des Kommunallandtags
für den Regierungsbezirk Wiesbaden am Freitag, den 21. Mai,
bewil=
ligte 40 000 Mark für die Naſſauiſche Siedlungsgeſellſchaft, Sitz
Frank=
furt a. M. Weiter wurde die Bürgſchaft zugunſten des Pflege= und
Erziehungsheimes Scheuern bei Naſſau a. d. Lahn in Höhe von 200 000
Mark und ferner die Bürgſchaft für den Aufwertungsbetrag von 100 000
Mark derſelben Anſtalt übernommen. Ein Antrag der Zentrumspartei
das Geſchäftsgebaren der Naſſauiſchen Heimſtätte, welche von dem
Komk=
munalverband unterſtützt wird, eingehend zu prüfen und dem
Kommu=
nallandtag das Material bei der nächſten Tagung zu unterbreiten,
wurde angenommen. Angenommen wurde auch ein Antrag, ein Heim
für unheilbare Kranke, die an offener Tuberkuloſe leiden, zu errichten.
Ein kommuniſtiſcher Antrag, 50 000 Mark für den Volksentſcheid zur
Verfügung zu ſtellen, wurde von allen Parteien abgewieſen. Ablehnung
fand auch ein Antrag der Zentrumspartei, 20000 Mark zur
Unter=
ſtützung privater Näh= und Kleinkinderſchulen zu bewilligen. Damit
waren die wichtigſten Anträge, die dem Kommunallandtag unterbreitet
waren, genehmigt. In der Schlußabſtimmung wurde der Etat des
Kommunallandtags in Höhe von ſieben Millionen angenommen. Der
Vorſitzende Hopf ſprach zum Schluß die Hoffnung aus, daß die
Ver=
handlungen zum Segen des Vaterlandes ſich auswirken mögen. Sodann
nahm namens des Preußiſchen Staatsminiſteriums Regierungspräſident
Ehrler das Wort. Er dankte den Kommunallandtagsabgeordneten, daß
ſie, ſchneller als man es vorher erwarten konnte, die wichtigſten
Vor=
lagen erledigt hätten. Die Vorlagen, die erledigt worden ſeien, würden
nicht nur der eigenen Heimat, ſondern auch dem weiteren Vaterlande
dienen. Die Beſchlüſſe, die gefaßt worden ſeien, würden Veranlaſſung
geben, das wirtſchaftliche Leben auch in Naſſau zu heben.
Verband deutſcher Privathandelsſchulen, e. V., Berlin.
Die diesjährige Hauptverſammlung ſpielte ſich am 20. und 21. Mai
in der altehrwürdigen Univerſitätsſtadt Freiburg i. Br. ab. Sie wies
eine in Anbetracht der Zeitverhältniſſe anſehnlich zu nennende Zahl von
Teilnehmern auf. Aus der reichhaltigen Tagesordnung iſt
hervorzu=
heben eine Ausſprache über das Verhältnis zu den Berufsſchulen zu
den Berufsberatungsämtern und über die nächſtjährige Feier des
fünf=
undzwanzigjährigen Beſtehens des Verbands. Außerdem fand, zum
erſten Male auf einer Verſammlung, eine Vorführung der neuen
Urania=Steno=Schreibmaſchine ſtatt, mit der man maſchinenmäßige
Kurzſchrift und gewöhnliche Maſchinenſchrift zu gleicher Zeit ſchreiben
kann; man knüpft an dieſe Schreibmaſchine große Hoffnungen.
Außer=
dem gelangte die Elliott=FiſherBuchungsmaſchine zur Vovführung, wie
auch das geſamte techniſche Büroweſen, von jeher von den
Privathan=
delsſchulen berückſichtigt, eine Beſprechung fand. Beſichtigungen des
herrlichen Freiburg und Ausflüge in ſeine ſchöne Umgebung gingen
neben der zu aller Befriedigung verlaufenen Tagung einher.
Der große Kupplerprozeß in Köln.
* Köln. Das Schöffengericht verhandelte während der beiden
letzten Tage unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit gegen 18 Inhaber
hie=
ſiger Maſſageinſtitute wegen ſchwerer Kuppelei. Bei den Vernehmungen
der einzelnen Angeklagten kehrte ſtets folgender Tatbeſtand wieder: Zur
Ausübung der Schönheitspflege, zur Maſſage oder als Empfangsdamen
wurden junge Mädchen geſucht, die nach oberflächlicher Anweiſung
ſo=
fort zur Bedienung der Kunden herangezogen wurden. Es wurde aber
von ihnen keine ernſthafte Maſſage verlangt, ſondern unzüchtige
Hand=
lungen. Manche Mädchen ſträubten ſich, ſolche vorzunehmen, wurden
aber von dem Beſitzer mit der Verſicherung beruhigt, daß dieſe Art der
Maſſage erlaubt ſei. Das Gericht ſtellte ſich demgegenüber auf den
Standpunkt, daß jede Vollmaſſage eines nackten Körpers, die von einer
Perſon anderen Geſchlechts vorgenommen wird, bereits eine unzüchtige
Handlung ſei und unter Strafe ſtehe. Die Beweisführung geſtaltete
ſich außerordentlich ſchwer. Schwere Kuppelei konnte nur einem
An=
geklagten nachgewieſen werden. Er wurde mit einem Jahre
Zucht=
haus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf drei Jahre
beſtraft. In allen übrigen Fällen konnte nur einfache Kuppelei
nach=
gewieſen werder, wofür jedoch nur Gefängnisſtrafen von wenigen
Mo=
naten gefällt wurden. In zwei Fällen erfolgte Freiſprechung. Die
Ge=
richte werden ſich in den nächſten Wochen noch mehrfach mit dieſer
Angelegenheit zu beſchäftigen haben, da die meiſten Verurteilten
Be=
rufung eingelegt haben.
Wieder ein rabiater Angeklagter.
Berlin. Ein Gegenſtück zu dem Revolveranſchlag des
Privat=
detektivs Lange in Moabit bildete am Freitag vormittag das rabiate
Verhalten eines Angeklagten vor dem Großen Schöffengericht Berlin=
Mitte. Nachdem der Staatsanwalt für den vielfach vorbeſtraften Arbeiter
Weiß, der wegen verſuchten ſchweren Diebſtahls und Raubes
ange=
klagt war, ſechs Jahre Zuchthaus beantragt hatte, ergriff Weiß einen
Stuhl und ſchleuderte dieſen gegen den Staatsanwalt, ohne dieſen
jedoch zu treffen. Dann ſprang er mit einem Satz über die Schranke
der Anklagebank und verſuchte zu entfliehen. Erſt nach hef
tiger Gegenwehr konnte er von Juſtizwachtmeiſtern und Schutzpolizei
überwältigt und in ſeine Zelle gebracht werden. Das Gericht verurteilte
ihr in ſeiner Apweſenheit zu 3½ Jahren Zuchthaus,.
Der Luftſchiffbau — die deutſche Aufgabe.
„Wir ſind das Volk, das berufen iſt, an
erſter Stelle auf dem Gebiet der Luftſchiffahrt
zu marſchieren, das das Zukunftsgebiet für die
Völker überhaupt iſt." Dr. Eckener.
Als die Notlage der Luftſchiffwerft am Bodenſee das deutſche Volk
vor die Entſcheidungsfrage ſtellte, ob das Werk Zeppelins unter dem
Druck der großen wirtſchaftlichen Not erliegen ſollte oder nicht, fand
der erſte Aufruf zur Rettungstat im Herzen des ganzen deutſchen Volkes
begeiſterten Widerhall. Denn jeder Deutſche mußte erkennen, daß hier
deutſches Schickſal auf dem Spiele ſtand — deutſches Schickſal, das
jeden und alle vor eine neue ſittliche Verantwortung ſtellte. Die Herzen
ſchlugen höher in dem Gedanken, daß uns ein Ziel geſteckt war, das
unſere Verelendung und unſere Armut in Kraft und Aufſtieg zu
ver=
wandeln helfen konnte. Einmütig bekannten ſich alle zu der wahrhaft
parteilos=volkstümlichen Idee. Und Millionen deutſcher Volksgenoſſen
opferten mit ihren mühſam abgeſparten Groſchen, auf daß die Idee
Zeppelins nicht der deutſchen Wirklichkeit verloren gehe.
Unzweideutig hat das geſamte deutſche Volk kund getan, daß es
den feſten Willen hat, ſich als Kulturvolk an der Spitze der Nationen
zu behaupten. Denn das deutſche Volk weiß, daß gerade ihm eine
be=
ſondere Leiſtung zufällt, die nur von ihm erfüllt und vollendet werden
kann. Aus deutſchem Geiſte erwuchs der Gedanke Zeppelins; mit
deut=
ſcher Tatkraft und deutſchem Wagemut hat Dr. Eckener dieſes
wunder=
volle Erbe bisher vor dem Verfall bewahrt; an uns iſt es nun — ſoweit
wir uns als deutſche arbeitende Menſchen fühlen — dafür zu ſorgen,
daß ein jeder durch eine kleine Gabe ſein Verſtändnis für das hohe Ziel
beweiſe, das Dr. Eckener uns wies: „Wir wiſſen mit Stolz von uns,
daß wir in techniſcher Beziehung das begabteſte Volk ſind. — Das Volk,
das eine Rolle ſpielen will in der Weltentwicklung, das in vorderſter
Reihe mitſtehen will unter den Völkern, dieſes Volk muß führend ſein
auch in der Luftfahrt.
Dr. Eckeners Wort zeigt euch die deutſche Aufgabe! Beſinnt euch auf die
Sendung, die euch für die Welt anvertraut iſt! Gedenket der Pflichten,
die euch daraus erwachſen!
Gebt zur Zeppelin=Eckener=Spende!
Der Schickſalsweg ſtudierter Frauen.
WSN. In der letzten Nummer der naturwiſſenſchaftlichen
Zeit=
ſchrift „Die Umſchau” veröffentlicht Sanitätsrat Dr. Axmann eine
in=
tereſſante Abhandlung über das Frauenſtudium. Trotz aller
War=
nungen glaubten immer noch viele Frauen, in der Aerztin das Ideal
berufsmäßiger Verſorgung zu erblicken. Der Reiz der Neuheit ſei
jedoch längſt dahin, ſo daß ſie es auch nicht beſſer hätten, als die
tat=
kräftigen Kollegen. Indeſſen berge der weibliche akademiſche Beruf
noch eine viel ernſtere Seite für die Geſamtheit Staat in ſich, die man
nicht unbeachtet laſſen dürfe. Wenn man dem Schickſalsweg ſtudierter
Frauen einmal nachgehe, ſo ergebe ſich bezüglich der Ehemöglichkeit
ein ſehr ungünftiges Bild. Der Verfaſſer zitiert eine von einem
ame=
rikaniſchen Univerſitätsinſtitut während eines Zeitraums von 75
Jah=
ren aufgeſtellte Statiſtik, aus der hervorgeht, daß in dieſer Zeit im
Durchſchnitt etwa zwei Drittel der Frauen, welche akademiſche
Prü=
fungen beſtanden hätten, ehelos blieben. Während in den erſten
Jahr=
zehnten nicht ganz die Hälfte ſtudierter Frauen ehelos bleiben mußte,
überwog von 1890 an die Zahl der eheloſen Frauen beträchtlich. Im
erſten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts konnten nur noch 24 Prozent
ſtudierter Frauen eine Ehe eingehen, während 76 Prozent ehelos
blei=
ben mußten. Ferner habe die amerikaniſche Statiſtik ergeben, daß von
hundert Ehen ſtudierter Frauen 39 kinderlos blieben, während die
allgemeine Durchſchnittszahl der unfruchtbaren Frauen für die geſamte
Bevölkerung nur 10 bis 12 Prozent ausmacht. Der Verfaſſer kommt zu
dem Schluß, daß kein Zweifel daran beſtehen könne, daß die höhere
Bildung die Neigung der Frau zur Familiengründung außerordentlich
erſchwere. Er zitiert dann noch eine von dem kürzlich verſtorbenen
Gynäkologen Prof. Bumm herrührende deutſche Statiſtik, aus der
ſervorgeht, daß von 1063 Studentinnen nur 60 Prozent zur
Aus=
übung eines Verufes gelangt ſeien, während 40 Prozent das Studium
oder den Beruf wieder aufgaben. Von den 1063 Frauen ſeien nur
32 Prozent verheiratet. Das Studium erweiſe ſich eben der Ehe als
nicht günſtig, und umgekehrt dieſe ebenſowenig dem Frauenberuf.
Be=
ſonders ſeien Frauen nicht geeignet für Berufe, wo raſche Entſchlüſſe
und unabhängiges, kaltblütiges Tun, wie beſonders beim Arzt, ſpeziell
beim Geburtsarzt, nötig ſind.
Bluttat zweier Rohlinge.
* Görlitz. Eine ſchwere Bluttat ereignete ſich am Donnerstag abend
auf dem Rittergut Roſenhain bei Löbau. Als bei einem Viehverkauf
der Inſpektor Paul Möller den Stall betrat, riegelte ein als Rohling
bekannter Oberſchweizer den Stall ab und bearbeitete gemeinſam mit
einem Unterſchweizer den völlig überraſchten Inſpektor mit
Dünger=
gabeln und Melkeimern derart, daß er zuſammenbrach. Als auf die
Hilferufe des Mißhandelten die Stalltür gewaltſam geöffnet wurde.
waren die beiden Täter bereits entflohen. Der Inſpektor iſt noch
am abend an den erlittenen Verletzungen geſtorben. Die beiden
Rohlinge konnten bis zur Stunde noch nicht gefaßt werden.
Eröffnung der Segelflugzeugſchau in Hannover.
TU. Hannover. Am Freitag mittag wurde im großen
Aus=
ſtellungsraum der Stadthalle die erſte deutſche Segelflugzeugſchau
er=
öffnet, die witer dem Ehrenvorſitz des Oberpräſidenten Noske des
Negierungspräſidenten v. Velſen und des Oberbürgermeiſters Dr. Menge
von den Fliegerverbänden im Hannoverſchen Verein für Flugweſen, der
Akademiſchen Fliegerſchule an der Techniſchen Hochſchule und dem
Han=
noverſchen Zweigverein des Ringes der Flieger veranſtaltet wird.
Der König von Spanien bei den deutſchen Pferden in Madrid.
Die deutſche Expedition, die mit 16 Pferden zur Ausſtellung nach
Madrid geſchickt wurde, hat dort einen großartigen Eindruck gemacht
und einen ausgezeichneten Erfolg gehabt. Der König von Spanien
be=
ſichtigte gleich nach der Ankunft die deutſchen Pferde und ließ ſie ſich
alle einzeln vorführen. Dem Leiter der Expedition, die ihm vorgeſtellt
wurde, äußerte er ſich in anerkennender Weiſe über das Material und
die Beſchickung der Ausſtellung durch Deutſchland. Die Pferde haben
die Reiſe ohne Unfall, trotz ſtürmiſchſter Ueberfahrt, gut überſtanden.
Geſchäftliches.
Die Buchhandlung Ludwig Saeng zeigt augenblicklich
in einem Sonderfenſter eine Auswahl von Liederbüchern und
Haus=
muſik. Neben altdeutſchen, geiſtlichen und Wanderliedern ſind
Madri=
gale, Motetten und kleine Stücke für Klavier, Violine uſw. ausgeſtellt.
Eine Beſichtigung des Schaufenſters und zwangloſer Beſuch der
Ver=
kaufsräume ſind jedem Muſikfreunde zu empfehlen.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Montag, den 24. Mai 1926.
(Nach der Wetterlage vom 22. Mai 1926.)
Veränderlich, aber vorwiegend wolkig bis heiter, Winde aus nördlicher
Richtung, Neigung zu gewitterhaften Störungen.
Die Ausſichten für eine ſtabile Wetterlage für die nächſten Tage
haben ſich verringert, da von Süden her Tiefausläufer nach Deutſchland
hereingreifen und auch im Weſten ſich Teilſtörungen ausbilden. Jedoch
iſt noch mit vorwiegend wolkigem bis heiterem Wetter zu rechnen.
Heſſiſche Oeffentliche Wetterdienſtſtelle.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag. 23. Mai. 8: Morgenfeier. Mitw.: Knabenchor; Pf.
Freſenius. Kirchenchor. O 12: Volksliederkonzert. Innsbruck, ich
muß dich laſſen. — Es ſteht ein Lind in jenem Tal. — Lorelen,
— Elslein von Caub. — Liebesklage. — Dein gedenk ich.
— Reiters Morgenlied. — Die drei Rößlein. — Heimatſehnen.
— Von den zwei Haſen. O 4: Stunde der Jugend. Siebenſchön.
— Waldnixen. — Das Kind mit dem goldenen Apfel. — Wie die
Ziegen nach Heſſen kamen. Vorgetr. von der Märchentante. O 5:
Hausorch. Smetana: Marſch a. Die verkaufte Braut” — Fucik:
Florentiner Marſch. — Bizet: Carmen=Marſch. — Herzer: Hoch
Heidecksburg. — Lübbert: Helenen=Marſch. — Rakoczy=Marſch. —
Scherzer: Bayriſcher Avancier=Marſch. O 6: Stunde des Rhein=
Mainiſchen Verb. für Volksbildung. O 8.30: Zwei Pfingſtkantaten
von Joh. Seb. Bach. Mitw.: Eliſabeth Friedrich, Sopran, vom
Opernhaus; Frl. H. v. Buttlar, Alt; H. Brandt, Tenor; E.
Steudenmever. Baß, vom Opernhaus; Konzertmeiſter Podehl.
Montag, 24. Mai. 8: Morgenfeier, veranſtaltet von der Ev.. Matthäusgemeinde. O 12: Hausorch. Schubert. Ouv. „
Roſa=
munde‟ — Drei Lieder. — Varitationen a. d. „Forellen”=Quintett.
— „Der Hirt auf dem Felſen” Lied. — Aus der Sinfonie in
C=dur. Mitw.: Alice Baehr, Sopran und Englert, Klarinette.
O 4: Uebertr. des Konzerts von der Gerbermühle. O 6: Leſeſtunde:
Der Schuß von der Kanzel‟. O 8: Der Wäldchestag im alten
Frankfurt a. M.”, Vortrag von Aug. Kruhm. O 8.30:
Opernhaus=
orcheſter. Beethoven: Sinfonie in C=dur. — Mahler: Sinfonie in
D=dur. Leit.: Dr. Rottenberg, 1. Kapellmeiſter des Frankf.
Overn=
hauſes.
Siuttgart.
Sonntag, 23. Mai. 11.30: Religiöſe Morgenfeier. Stadtpf.
Fritz. Mitw.: Gertrud Elben, Muſikdir. Strebel (Meiſterharmonium).
O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Dichterſtunde: Aus den Werken von
Ibſen. O 3.30: Uebertragung der Märchenſtunde „Funkheinzelmann”
von der Funkſtunde Berlin. Anſchl.: Heiterer Sonntag=Nachmittag.
Mitw.: Hilde Binder, Gerda Hanſi, Hans Werder, Carl Struve,
Fritz Künſtner, Rundfunkorch. Das Programm umfaßt 16
Dar=
bietungen. O 6.15: Vortrag Enderling: Ibſen (geſt. 23. Mai 1906).
O 6.45: Vortrag Dr. Elwenſpoek: Religiöſe Lyrik aus zwei
Jahr=
tauſenden. 3. O 7.15: Vortrag Mungenaſt: „Senſationen” der
Weltſtadt. O 8: Pfingſtroſen. Mitw.: Maria Thereſia Deimann,
Gerda Hanſi, Kitty Rolfen, Adolf Harlacher, Hans Werder, Georg
Ott. Rundfunkorch. Blankenburg: Sonnenaar (Orch.). — Strauß:
O ſchöner Mai, Walzer (Orch.) — Bizet: Sequidilla aus Carmen”
(Deimann). — Flotow: Jungfrau Maria, Arie aus „Stradella”
(Harlacher). — Spialek: Ouv. „Wolgazigeuner” (Orch.). — Kienzl:
O ſchöne Jugendtage aus „Evangelimann” (Deimann). — Nicolai:
Horch, die Lerche ſingt, aus „Die luſtigen Weiber” (Harlacher). —
Steinecke: Waldſtändchen (Orch.). — Meyerbeer: „O. gebt” Arie
aus „Der Prophet” (Deimann). — Wagner: Steuermannslied aus
„Fliegender Holländer” (Harlacher). — Strauß: Fant. „Ariadne auf
Naxos” (Orch.). — Zeller: Ich bin die Chriſtel von der Poſt (Gerda
Hanſi). — Heitere Rezitationen (Ott). — Kalman: Ein Glaſerl
Wein (Kitty Rolfen). — Binder: Da draußen in der Wachau (
Wer=
der)). — Pierott ſommeil (Orch.). — Körner: Rauſchende Donau
(Gerda Hanſi). — Heitere Rezitationen ((Ott). — Eichhorn: Aien
is mein” Seligkeit (Kitty Rolfen). — Zeller: Sei nicht bös aus
„Oberſteiger” (Werder). — Aſcher: Potp. „Hoheit tanzt Walzer”
(Orch.). — Sidney=Jones: O tanz, Du kleine Geiſha, aus „Geiſha‟
(Gerda Hanſi). — Werau: Und der Ochs hat gllacht (Hans Werder).
— Suppe: Die Beichte (Kitty Rolfen). — Aſcher:
Junggeſellen=
marſch (Orch.).
Montag, 24. Mai. 11.30: Konzert (Inf.=Regt. 13). Kreutzer:
Schäfers Sonntagslied. — Herold: Ouv. „Zampa‟. — Hildach;
Der Lenz iſt da. — Verdi: Fant. „Traviata” — Kremſer: Alt=
Wien, Walzer. — Schmeling: Ein Abend in Toledo. — Unrath:
Militärmarſch. O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Dichterſtunder
Hermann Eſſig (geſt. 20. Juni 1918). Einl. Worte (Friedrich Ege)
Gedichte. Aus dem Drama „Ueberteufel‟. Die ſchwarze Katze,
Novelle. Aus dem Luſtſpiel „Pharaos Traum”. Aus dem Roman
„Taifun”. O 4: Konzert. Mitw.: Maria Theresia Deimann, Ott=
Lillich. Kockert: Komm mit, Marſch. — Geſangseinlage. — Lehar:
Gold und Silber, Walzer. — Geſangseinlage. — Marſchner: Ouv.
„Hans Heiling”. — Geſangseinlage. — Komzak: Volksliedchen
und Märchen. — Geſangseinlage. — Wagner: Fant. „Tannhäuſer”.
— Rubbinſtein: Melodie. O 6.15: Erna Stach von Goltzheim:
Warum müſſen wir altern? O 6.45: Inſpektor Schloſſer: Umfang
und Bedeutung der Arbeit unſerer Diakoniſſen. O 7.15: Univ.=Prof.
Verweyen: Schöpfergeiſt. O 8: „Coſi fan tutte” (So machens alle)
Komiſche Oper in zwei Aufzügen von Mozart. Einl. Vortrag:
Prof. Nagel. Perſ.: Fiordiligi, Dorabella, Schweſtern (Martha
Körner, Margarethe Erhardt), Ferando, Guglielmo, ihre Freier
(A. Harlacher, H. Hofele). Marcheſe Don Alfonſo (H. Conzelwann),
Despina. Kammermädchen (Hedwia Jungkurth).
Berlin.
Sountag, 23. Mai. 6.30: Funk=Orch. Nicolai: Ouv. „Die
luſtigen Weiber”. — Meyerbeer: Fant. Die Afrikanerin‟ —
Thome: Andante religioſo. — Maſſenet: Scenes napolitaines. —
J. Strauß: Potp. „Eine Nacht in Venedig” — Meyerbeer:
Krö=
nungsmarſch aus „Prophet” — Suppe: Ouv. „Leichte Cavallerie‟.
— J. Strauß: Delirien, Walzer. — Lehnhardt: Schneidige Truppe.
O 9: Morgenfeier. Mitw.: Alfred Lehmann, Orgel; Joh. Heyder,
Sopran; Flügel: Maria Gaede; Liſa Haupt=Heckenbach, Violine;
Joh. Schulzke; Pfarrer Pfeiffer; Bruno Kohlmetz, Cello. O 11.30:
Funk=Kapelle. Herzer: Hoch Heidecksburg! — Fucik: Donauſagen,
Walzer. — Adam: Ouv. Königin für einen Tag‟. — Dequin: Briſe
argentine. — Schytte: Norwegiſcher Bauerntanz. — Urbach: Im
Roſengarten, Potp. — Howgill: Mecca, Tanz. — Nicklas=
Kemp=
ner: Cſardas. — Morris: Njana, Foxtrot. O 3.30: „
Funkheinzel=
mann im Schlaraffenland” (Hans Bodenſtedt). O 5: Heiteres.
Mil=
löcker: Traum=Walzer. — Kalman: Brautlied a. „Hollandweibchen”.
— Volkmann: Die Nachtigall. — Kuruc: Ung. Lied. (Irene Ambrus,
Sopran). — Fall: Will dich dann lieben, aus „Dollarprinzeſſin”
— Schubert=Berte: Kam der Tag, Lied „Dreimäderlhaus”, (R.
Geß=
ner, Tenor.) — O. Strauß: Potp. „Der letzte Walzer”. —
Voll=
mer: Mädele guck raus. — Gretſchaninew: Wiegenlied. — Kuruc:
Ung. Lied. (Irene Ambrus.) — Lehar: Liebe, du Himmel, aus „
Pa=
ganini”, — Kalman: Komm, Zigany und Grüß mir mein Wien,
aus Gräfin Mariza”, (Geßner.) — Michiels: Cſardas Nr. 8.
O 7.30: Dr. Leppmann: Vom Schaffen des Dichters.” O 8.30:
Mailiches. Mitw.: Dietrich=Quartett; Max Kuttner. 15 Lieder,
Tänze etc. O 10.30: Tanzmuſik.,
Stettin. 9: Morgenfeier. Präludium. — Bibelrez.: Paſtor;
Langkutſch. — Bach: Air (W. Heider, Violine). — Bach: Motette:
„Denn das Geſetz des Geiſtes”, Wapenhenſcher Frauenchor. —
An=
ſprache Paſtor Domke. — O heiliger Geiſt, o heiliger Gott (
Waven=
benſcher Frauenchor). — Schlußchoral.
Montag, 24. Mai. 6.30: Sinf. Blas=Orch. Groß=Berlin”
Sonntag: Die Welt iſt ſo ſchön. — Schubert: Ouv. im ital. Stile.
— Sädermann: Schwed. Hochzeits=Idyll. — Morena: Fortajada,
Walzer. — Marſch der Landsknechte. — Wagner: Fant.
Lohen=
grin”. — Kollo: Aus der Revue. Welle 505‟. — Der
Möllen=
dorfer, Armeemarſch. O 9: Morgenfeier. Auguſta Hartmann=Rauter,
Geſang; „Flügel: Georg Stolzenberg; Prof. Gabriele Wietrowetz,
Violine; Flügel: Hans Bork; Käte Graber, Rez. O 11.30:
Man=
dolinen=Club Sonate‟ 1907. 8 Darbietungen. O 2.20: Major
a. D. v. Rudolphi: „Der Wert des Briefmarken=Sammelns”.
O 3: Dr. Zacher: „Tieriſche Schädlinge an Lebensmitteln‟ O. 5:
Rez. Eugen Rer. Glaßbrenner: Der Eisbär Sülzental. — Reuter:
Hanne Nütes Abſchied. — Metz: Im Zoo. — Schmitz: Als ich gen
Italien fuhr. O 5.30: Funk=Kapelle. Konzert O 7.15: Dr. Schacher:
„Finnland in Geſchichte und Wirtſchaft”. O 7.45: Dr. Osborn:
„Meiſter der klaſſiſchen Malerei: Rembrandt”. O 8.30: Orcheſter=
Konzert. Mitw.: Eliſe von Catopol, Sopran und Hans Batteux,
Tenor. Wolf=Ferrari: Ouv. Suſannens Geheimnis‟ — Weber:
Durch die Wälder, aus Freiſchütz”, (Batteux.) — Weber: Wie
nahte mir der Schlummer, Arie aus „Freiſchütz”, (Eliſe von Catopol.)
Juon: Aus „Fünf Stücke für Streichorcheſter” op. 16. — Brüll:
Darf ich glauben, Duett aus. Das goldene Kreuz” — Wo.ſ=Ferrari:
Man will mich von Florinde trennen, aus „Die neugierigen Frauen”
CCatopoi und Hans Batteux.) — Tſchaikowsky: Francesca da
Ri=
mini. O 10.30: Tanz=Muſik (Kapelle Kermbach).
Nönigswüſterhauſen. Montag. 24. Mai. Keine Darbietungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verautwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buyimann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andrea= Bauer
Verantwortlich für den Inſeratsnte.l: Wi:In Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämlch in Darmſtadt.
Die heutige Nutziter hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Sonntag, den 23. Mai 1926
Nummer 142
Seife 12
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Fußballwettkampf Komet 08 Hamburg
gegen Union Darmſiadt.
In dem morgen, Pfingſtmontag, nachmittags 3.30 Uhr, auf dem
Stadion ſtattfindenden Freundſchaftsſpiel zwiſchen Union und der
Hamburger Elf ſtehen ſich die Mannſchaften wie folgt gegenüber:
Komet, Hamburg:
Weidenbecher,
Meher, Frank,
Heuer. Stegelmann II, Höhmann,
Horlbogen, Kuhlmann, Katze, Bunkus, Stegelmann I.
Porzel, Boos, Mühlbach, Rückert, Friedrich,
Noller,
Darmſtädter. Seelbach,
Frey, Meyer,
Beide Mannſchaften komplett. Ueber die Gäſteelf iſt nichts zu
ſagen, ſie wird ihr Können in dem Spiel ſchon unter Beweis ſtellen.
Bei Union ſind nicht weniger als fünf ſeither kampfunfähige Spieler
wieder auf dem Feld: im Sturm Rückert und Friedrich, bei den
Läufern Noller und Seelbach und in der Verteidigung Meher.
Hof=
fentlich hat den „Invaliden” die lange Ruhepauſe keinen Abbruch an
ihrem Können getan. Dem Sturm iſt durch ſeinen ſtarken rechten
Flügel ſchon etwas zuzutrauen, aber auch links iſt, wenn man will,
das Zeug da, etwas zu leiſten. Die Läuferreihe wird mit ihren drei
hochtalentierten Spielern dem Gegner ſchon die Zähne zeigen,
voraus=
geſetzt, daß der Mittelläufer ſein ganzes Können zeigt und alles aus
ſich herausgibt. Das Verteidigerpaar Meher und Frey hat ſchon oft
Beweiſe ſeines Könnens gegeben, insbeſondere iſt die augenblickliche
Form Freys ſehr gut. Meher iſt auch noch der alte. Bopp zwiſchen
den Pfoſten — die Schwelle ſeines Hauſes iſt ihm heilig, und das genügt.
Die Hamburger Gäſte treffen im Laufe des heutigen Tages hier
ein. Wir heißen ſie auch an dieſer Stelle herzlichſt willkommen in
un=
ſerem ſchönen Darmſtadt und hoffen gerne, daß es ihnen hier gut
ge=
fällt. Einige Beſichtigungen und Spaziergänge werden ſicher dazu
an=
getan ſein, daß unſere Hamburger Gäſte einen guten Eindruck von
Darmſtadt mitnehmen. — Wünſchen wir dem Spiel ſchönes Wetter und
einen guten Beſuch.
Sportverein Darmſtadt 1898, Jugendabteilung.
Ueber die Pfingſtfeiertage herrſcht auch bei der Jugend wieder ein
reger Spielbetrieb. Die Ia=Jugend verbindet mit einem Spiel in
Schier=
ſtein a. Rh. einen Ausflug auf das Niederwalddenkmal. Die 2. Jugend
begibt ſich zu einem Freundſchaftsſpiel nach Langen, während die
Schüler=
mannſchaft die Reife zur Phönix=Ludwigshafen antritt. Der Morgen
des 2. Feiertages ſieht dann zwei Spiele auf dem Stadion, und zwar
treffen ſich um 10 Uhr 30 die 2. Jugendmannſchaften von Olympia
Frank=
furt und Sp.=V. und anſchließend die 1. Jugend des V. f. L. Neu=
Iſen=
burg mit der des Sportvereins.
Handball.
„Heſſen”, V. f. L.
Während der beiden Pfingſtfeiertage wird ein Teil der erſten
Heſſen=
mannſchaft in Lollar und Groß=Karben, um in den
Gauauswahlmann=
ſchaften des Südweſtdeutſchen Turnverbandes Propagandaſpiele
auszu=
tragen. Am Sonntag folgt die 2. Mannſchaft der Heſſen einer Einladung
von „Kickers”=Offenbach, um gegen die gleiche Mannſchaft dieſes Vereins
ebenfalls ein Propagandaſpiel auszutragen, das im Rahmen des
Hand=
ballwerbetages des O.F.C. Kickers ſtattfindet. Am 2. Feiertag empfängt
die Jugendmannſchaft auf ihrem Platz an der Rheinſtraße die
Jugend=
mannſchaft der Deutſchen Jugendkraft=Frankfurt. Dieſes Spiel iſt das
gegen dieſen Verein fällige Rückſpiel und findet nachmittags 3 Uhr ſtatt.
Turnverein Wolfskehlen.
Am zweiten Pfingſtfeiertag treffen ſich die 1. Mannſchaft (4=Klaſſe,
des Gau=, Pokal= und zweiten Kreismeiſters, nämlich die Turngemeinde
Griesheim mit unſerer 1. Mannſchaft zu einem Freundſchaftsſpiel. Vorher
um 2 Uhr trifft ſich die 2. Mannſchaft mit der Jugendelf von Griesheim.
Beide Spiele finden auf unſerem Sportplatz in der Sandkaut ſtatt.
Kein Freund und Gönner des Handballſportes ſollte es verſäumen, dieſe
äußerſt intereſſanten Spiele mit anzuſehen.
Deutſche Zußballmeiſierſchaft.
Es beſteht unſererſeits die Abſicht bei genügender Beteiligung
(mindeſtens 28 Perſonen) zu dem Zwiſchenrundenſpiel der
deutſchen Meiſierſchaft in Nürnberg
F. S. P. Frankfurt / Hertha B. S. C. Berlin
ein oder mehrere Geſellſchaftsauto ab Darmſtadt fahren zu laſſen.
Die Abfahrt ſoll Sonntag, den 30. Mai, morgens 6 Uhr,
er=
folgen, ſodaß die Wagen ca. um 2 Uhr in Nürnberg eintreffen.
Nach einer einſtündigen Rundfahrt durch die Stadt bringen die
Wagen die Teilnehmer zum Sportplatz. Rückfahrt ab Nürnberg
1 Stunde nach dem Spiel.
Der Fahrpreis für Hin= und Rückfahrt wird ca. 25.— Mark
betragen.
Anmeldungen werden bis ſpäteſtens Dienstag, den 25. Maſ,
m den Verlag, Rheinſtraße 23, zu Händen des Herrn
Proku=
riſten Kuhle, der auch ſede weitere Auskunft erteilt, erbeten.
Verlag des Darmſtädter Tagblatt
Heſſiſche Neueſte Nachrichten.
7755
Tennis.
Auftakt zum Berliner Rot=Weiß=Turnier.
Wie im Winter den Turnieren an der Riviera kommt den Pfingſt=
und Herbſtturnieren des Berliner Lawn=Tennis=Turnierklubs Rot=Weiß
für die Tenniswelt europäiſche Bedeutung zu. Bereits am erſten Tag,
Donnerstag nachmittag, belebte eine elegante Zuſchauermenge die
herr=
lichen Anlagen, die durch Verbeſſerung der Meiſterſchaftsplätze nunmehr
den beſten in Europa ebenbürtig ſind. Die bisherigen Spiele nahmen
den erwartéten Ausgang und hatten folgende Ergebniſſe:
Herren=
einzelſpiel: Hamann gegen W. Stapenhorſt 6:3, 6:4 Dr.
Land=
mann gegen v. Schirach 6:3, 6:0: Prei gegen Vorberg 6:0, 6:1.
Dameneinzelſpiel: Frau Mieth gegen Frl. Kloh 6:2, 6:1;
Frl. Brehm gegen Frau Lichtenfeld 6:0, 6:0; Frau von Reznicek gegen
Frau Naumann 6:1, 6:0; Frau Uhl gegen Frau Lönge 6:2, 6:1; Frl.
Weihe gegen Frau de la Croix 6:4, 2:6, 7:5; Frau Käber gegen Frl.
V. Müller 6:3, 6:0; Herrendoppelſpiel: Falbe=Maly gegen
König=Dr. Tiktin 6:4, 6:4.
Leichtathletik.
Athletikabteilung des Sportvereins 1898.
Die vergangenen Wochen haben der Leitung der Geſamtabteilung
gezeigt, daß die Zuſammenfaſſung eine bedeutend breitere Baſis geſchaffen
hat, deren ſportlichen Auswirkungen in den kommenden Veranſtaltungen
zur Geltung komme werden. Allerdings ſind an die leiſtenden Kräfte
die Anforderungen ganz erheblich geſtiegen, und es wird immer noch
einige Zeit dauern, bis alles eingeſpielt und das Ineinandergreifen
ge=
währleiſtet iſt.
Im folgenden ſind kurz die bevorſtehenden Wettkämpfe und
Ver=
anſtaltungen aufgeführt. Engelhard folgt an Pfingſten einer Einladung
des Charlottenburger Sportklubs bei denen Nurmi das erſtemal in
Deutſchland ſtartet. Engelhard iſt für die 300 Meter eingeladen und
trifft zuſammen mit Dr. Renell=Berlin, Stortz=Halle und v. Eberſtein=
Hamburg. Wenn auch Engelhard nicht über ſeine Spezialſtrecke geht,
ſo wird er doch auch als 400 Meter=Mann gegen die genannten beſtehen
können; allerdings haben die das Plus, Spezialiſten über 400 Meter zu
ſein. Der 30. Mai bringt wiederum alle Athleten auf die Beine zur
Staffel „Rund um Frankfurt‟. Die Abteilung hat ihre Meldung zur
Hauptklaſſe abgegeben auf beſondere Aufforderung von ſeiten Frankfurts
hin. 30 Mann beſtreiten die Staffel, die alle Strecken vorſieht, nämlich
3 zu 1000 Meter, 7 zu 500, 20 zu 100 Meter. Die Sprinter werden das
Rennen entſcheiden, und die Frankfurter Sprinter ſind bekannt. An dem
gleichen Lauf beteiligt ſich die Abteilung auch mit einer Knabenmannſ haft
bis 14 Jahren zu 15 Läufern mit kürzerer Streckeneinteilung.
Der folgende Sonntag, der 6. Juni, bringt ſeit geraumer Zeit
Wett=
kämpfe in Darmſtadt zur Durchfühung. Die Jugendwettkämpfe an dieſem
Tage ſind ausgeſchrieben für Jugendliche aller Vereine und Schulen des
Bezirks Starkenburg. Wir erwarten an dieſem Tage zahlreiche
Mann=
ſchaften der hieſigen Schulen.
Der 13. Juni gibt einer kleineren Mannſchaft in Ulm Gelegenheit
zur Betätigung auf eine Einladung des Ulmer Fußballvereins 1894.
An dem gleichen Tage wird die Jugend ſich im Frankfurter Stadion beim
„Feſt der Jugend: beteiligen. Ueber die folgenden Veranſtaltungen
kann erſt nach Eingang der Ausſchreibungen berichtet werden.
4. Ferienſchulungswoche an Pfingſten.
Am Pfingſtdienstag beginnt die von der Athletikabteilung des
Sp.=V. 98 zur Durchführung vorgeſehene Schulungswoche für alle
Schüler der Vereine und Schulen Darmſtadts. Das Uebungsprogramm
ſieht wieder die Vormittagsſtunden von 10 bis 12 Uhr vor und wird
in der gleichen Weiſe wie an Oſtern durchgeführt. Schlußtag iſt der
letzte Ferientag. Je nach Bedarf und Wetter werden auch noch
Nach=
mittage eingeſchaltet. Die fünfte Ferienwoche in den Sommerferien
erſtreckt ſich über vierzehn Tage, damit die andere Hälfte durch
Ferien=
reiſen und Wanderungen ausgefüllt werden kann. Ueber den Zeitpunkt
wird noch nähere Bekanntmachung erfolgen.
Kraftſport.
„Heſſen”, V. f. L.
An den diesjährigen Pfingſtfeiertagen finden in Groß=Zichmern die
Kreismeiſterſchaften des Mittelrheinkreiſes des D.A. S.V. 1891 ſtatt. Als
Mitglied des Verbandes hat „Heſſen”, V. f. L., auch ſeine Meldungen
abgegeben. Es iſt das erſtemal, daß die „Heſſen” mit dieſem
Sport=
zweig an die Oeffentlichkeit treten. Stark wird an dieſen Tagen die
Konkurrenz ſein, um ſo ehrenvoller aber auch ein Sieg. Altbewährte
Kämpen vom Rhein, von der Nahe, vom Main, von Rheinheſſen, vom
Odenwald und vom Speſſart werden ſich treffen, um ihre Kraft und ihr
Können zu meſſen. Möge es den Vertretern der Darmſtädter „Heſſen”
vergönnt ſein, ſich ehrenvoll zu placieren und ihre rot=weißen Farben
zum Lobe des Vereins zu führen.
Süddeutſchlandflug und Mannheimer
Flugwoche
werden die Maiveranſtaltungen der Stadt Mannheim abſchließen und
Mannheim, was den Flugſport angeht, an führende Stelle unter den
ſüddeutſchen Städten ſetzen. Ueber die Streckenflüge, die am 5. und 6.
Juni vom Flughafen Neuoſtheim ausgehen und dort ihr Ende nehmen,
berichteten wir bereits. Die vorbildliche Anlage des neuen Flugplatzes
wird bei dieſer Gelegenheit voll zur Geltung kommen.
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[ ← ][ ][ → ]Sonntag, 23. Mai
*Derdeutſch=ſpaniſche Handelsvertrag
Von Reichstagsabgeordneten Dr. Becker (Heſſen).
Vor ſeinem Eintritt in die Pfingſtferien hat der Reichstag
— und zwar nahezu einſtimmig — noch den neuen
Handelsber=
trag mit Spanien verabſchiedet. Er befriedigt zwar nicht alle
Wünſche, die vor allem die Landwirtſchaft gerade für einen
Han=
delsvertrag mit Spanien erhoben hat, vermeidet aber wenigſtens
den ſchweren Fehler, den man beim Abſchluß des ſehr ſchnell
wieder gekündigten erſten Handelsvertrages mit Spanien
ge=
macht hatte, den Weinbau völlig zu opfern. Der neue Vertrag loſen und Kurzarbeiter auf beinahe das Fünffache hat ſteigen laſſen. Es
gewährt Spanien für Weine die Meiſtbegünſtigung, das heißt die
italieniſchen Veinzollſätze von 32 Mark für
Rot=
wein und 45 Mark für Weißwein mit der Maßgabe,
daß roter Verſchnittwein eine beſondere
Zollermä=
ßigung auf 20 Mark genießt. Damit iſt wenigſtens der
ungeheuerlichen Einfuhr von ſpaniſchen Weiß= und Rowweinen,
wie wir ſie unter der Herrſchaft des früheren Vertrages zu
ver=
zeichnen hatten, ein kräftiger Riegel vorgeſchoben.
Ganz einfach war die Arbeit nicht, bis man zu dieſem Ziele
kam. Die Leſer dieſer Zeilen erinnern ſich gewiß noch der
ſchwe=
ren Kämpfe, die um den vorigen Vertrag geführt wurden. Der
zähen Arbeit der Abgeordneten aus den Weinbaugebieten gelang
es nur langſom, Verſtändnis für die Notlage und die
Bedürf=
niſſe des Weinbaues bei den dieſen fernſtehenden Kreiſen zu
erwecken. Die Mitglieder der Deutſchen Vollspartei ſtanden in
dieſer Arbeit nicht an letzter Stelle. Heute dürfen wir mit
Be=
friedigung auf dieſen Kampf und ſeinen Ausgang zurückblicken.
Die Weinſteuer iſt ſeit dem 1. April d. J. gefallen,
und es iſt ſeit dieſer Zeit doch etwas mehr Leben und
Stim=
mung in das Weingeſchäft gekommen. Wird nunmehr durch die
bis jetzt abgeſchloſſenen Handelsverträge, unter denen der neue
ſpaniſche von beſonderer Bedeutung iſt, die übermäßige
Wein=
einfuhr aus dem Auslande, die wir nach keiner Nichtung hin
benötigen, entſprechend abgedroſſelt, ſo dürfen wir die
Hoffnung haben, daß für den Weinbau in abſehbarer Zeit doch
auch wieder beſſere Daſeinsgrundlagen geſchaffen werden. Nötig
hat er ſie wahrlich jetzt doppelt, nachdem der Froſt in großen
Teilen des Weinbaugebietes erheblichen Schaden anrichtete, in
einzelnen Gemarkuugen ſogar die Hoffnungen auf einen
befrie=
digenden Herbſtertrag auf ein Mindeſtmaß zurückgeſchraubt hat.
Nach zinei Richtungen iſt übrigens der nun abgeſchloſſene
ſpaniſche Vertrag von grundſätzlicher Bedeutung. Einmal iſt
mit ihm, entgegen allen Behauptungen winzerfeindlicher Kreiſe,
nachgewieſen, daß man auch Handelsverträge abſchließen kann,
ohne daß dabei die Intereſſen der Landwirtſchaft völlig
vernach=
läſſigt werden. Wie oft haben uns Abgeordnete aus jenen
Krei=
ſen im Reichstag gepredigt, bei Berückſichtigung der beſcheidenen
Winzerforderung, auch Spanien gegenüber nicht unter die mit
Italien bereinbarten Sätze herunterzugehen, werde man mit
Spanien überhaupt zu keinem Handelsvertrag kommen. Nun,
wir haben bei Berückſichtigung jener weinbaulichen Wünſche
trotzdem einen Handelsvertrag, mit Spanien
abgeſchloſſen, mit dem ſich ſogar die Induſtrie
einverſtan=
den erklärt hat! Sodann aber dürfen wir jetzt doch auch die
be=
gründete Ueberzeugung haben, daß auch bei den weiteren
Ver=
handlungen mit Frankreich die mit Italien und Spanien
vereinbarten Sätze nicht unterſchritten werden, ſo daß dann
auch ein angemeſſener Schutz desdeutſchen Weines vor
der franzöſiſchen Einfuhr erreicht iſt.
Der Abſchluß des Vertrages auf der neuen Grundlage iſt
vor allem ein Verdienſt des Reichsminiſteriums für Ernährung
und Landwirtſchaft, und der unmittelbaren Arbeit des
Staats=
ſekretärs Hagedorn in dieſem Miniſterium zuzuſchreiben.
Seiner Zähigkeit und ſeinem energiſchen Auftreten in Madrid
iſt es zu danken, daß die Spanier ſich zum Nachgeben entſchloſſen
haben, da ſie ſich davon überzeugen mußten, daß ſie ſonſt über= ungefähr 25 Prozent geführt hat.
haupt nicht zu einem Handelsvertrag kommen würden. Der
deutſche Weinbau wird ſich dieſes Vorganges
und aller derjenigen immer dankbar erinnern,
die ihm in der Verfolgung ſeiner
Lebensinter=
eſſen ſo treu zur Seite geſtanden haben.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Flettner lehnt den Verkauf des Rotorpatents an Amerika ab.
An=
läßlich der Fahrt der „Baden=Baden” nach New York ſind Anton Flettner
von amerikaniſcher Seite 2 Millionen für die Erwerbung des
Rotor=
apparates geboten worden. Der Erfinder hat dieſes Angebot abgelehnt,
da er die Verwertung des ausſichtsreichen Patents, das ſich nicht allein
auf das Rotorſchiff, ſondern auch auf den weit wichtigeren Bau von
Notor=Windkraftwerken erſtreckt, für Deutſchland erhalten will.
die Deutſche Berawerkszeitung”, daß ſich die Beſchäftigung der Werke
im Mai auf der Höhe des Monats April gehalten hat. In Halbzeug
machte ſich die weſtliche Konkurrenz mengenmäßig nicht mehr ſo ſtark
bemerkbar. Sie blieb jedoch auf das Preisniveau von maßgebendem
Einfluß. Am Auslandsmarkt haben die Preiſe mit dem neuen
Franken=
ſturz weiter nachgegeben. Man nennt für Knüppel 4,3—4,7 C. für
Pla=
tinen 4,8—4,9 T. In Eiſenbahnmaterial und in Formeiſen iſt die Lage
unverändert. In Stabeiſen iſt die weſtliche Konkurrenz in Rheinland
und Weſtfalen Mitteldeutſchland und Weſtdeutſchland zurückgegangen,
und auch am ſüddeutſchen Markt haben ſich die Verhältniſſe etwas
ge=
beſſert, nachdem Röchling und Burbach ſich den deutſchen Verbänden
an=
geſchloſſen haben. Am Auslandsmarkt iſt der Stabeiſenpreis von 5e/, E
neuerdings auf 42,o T heruntergegangen. Am ſtärkſten liegt nach wie
vor der Blechmarkt darnieder. In Feinblechen iſt der Frachtvorſprung
ſich den niedrigeren ſaarländiſchen anpaſſen mußten. In Walzdraht gehen
Schwächeneigung. Man zahlte zuletzt 67½ fl. frei holländiſcher Station;
das entſpricht 105 Rm. ab rheiniſch=weſtfäliſchem Werk. Für gezogenen
Draht zeigte ſich im Inlandmarkt in Schrauben und Nietendraht eine
kleine Belebung, doch iſt das Geſamtgeſchäft noch nicht flott zu nennen.
Die Lieferfriſt beträgt für 3,8 Millimeter=Draht etwa 2—3 Wochen. Im
Exportgeſchäft iſt der Auftragseingang gering geworden, und vor allen
draht.
Behebung der Schwierigkeiten bei der Raiffeiſenbank. Wie aus
frü=
heren Preſſemitteilungen bekannt, waren bei der Deutſchen Raiffeiſen= bleche und Siederöhnen ſind um 2 Prozent und mehr gefallen, Roheiſen
bank aus nichtgenoſſenſchaftlichen Geldgeſchäften Verluſte entſtanden,
deren Abwicklung um ſo länger dauern muß, als die augenblickliche
Wirt=
ſchaftslage eine Verwertung der Pfänder und Sicherheiten jetzt nur zu
unverhältnismäßig niedrigen Preiſen ermöglichen würde. Zur Vermei= Manganmarkt iſt unberändert. Einige Hochöfen wurden ausgeblaſen.
dung ſolcher unwirtſchaftlichen Verwertung wandelte die Preußenkaſſe Auf dem Großblechmarkt zeigt ſich ſtärkeres Intereſſe, beſonders für
durch Einzelbürgſchaften der Raiffeiſenvereine in einen langfriſtigen um.
Durch dieſe Regelung bleibt das 25½4 Millionen Reichsmark betragende
Aktienkapital der Deutſchen Raiffeiſenbank voll erhalten. Nachzahlungen
der Genoſſenſchaften kommen nicht in Frage. Neue Gelder werden nicht zweiten Halbjahr ſind noch in der Schwebe.
feſtgelegt. Mit der Einholung der Bürgſcha ten iſt begonnen. Sämtliche
Stellen, an die zwecks Bürgſchaftsübernahme inzwiſchen herangetreten
wurde, haben ſolche unverzüglich und rückhaltlos zugeſagt.
Vergleichsvorſchläge bei Geſchäftsaufſicht. Bei der Schnellpreſſen=
und unter Geſchäftsaufſicht ſteht, haben ſich die Gläubiger nachträglich
den 27. Mai einberufen. Bei der C. Marquet A.=G. und der
Maſchinen=
quote von 30 Prozent zugeſtimmt.
Arbeitsmarktlage.
und Erwerbsloſenfürſorge.
= Weſentlich für die Geſtaltung der Arbeitsmarktverhältniſſe iſt die
Tatſache, daß, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, die deutſche
Produk=
tionskraft ganz erheblich größer iſt als die Aufnahmefähigkeit des
Mark=
tes im In= und Ausland. Welche Einflüſſe von dieſer Seite aus auf
den Arbeitsmarkt drücken, mag das eine Beiſpiel zeigen, daß die
Abſatz=
flaute in der Textilinduſtrie in wenigen Monaten die Zahl der
Erwerbs=
wird in Zukunft darauf ankommen, Produktionskraft und
Abſatzmöglich=
keit mehr als bisher in Einklang zu bringen und dabei mit dem geringſt
möglichen Aufwand zu arbeiten. Beide Notwendigkeiten ſind
gleichbedeu=
tend mit ſchlechten Ausſichten für den Arbeitsmarkt, da die Stillegung
überflüſſiger bzw. unrentabel arbeitender Betnebe und die
fortſchrei=
tende Nationaliſierung der noch in Betrieb befindlichen Unternehmungen
die Beſchäftigungsmöglichkeit noch für lange Zeit unter Druck halten
wird. Es wird noch für mehrere Jahre faſt nur Gewerbe geben, die
Arbeitskräfte abſtoßen, und faſt keine Induſtrien, die ſolche aufzunehmen
in der Lage ſind. Auch maßgebende Stellen rechnen damit, daß die Zahl
der Arbeitskräfte in Deutſchland viel ſtärker iſt als der Bedarf.
Amt=
liche Stellen haben errechnet, daß im Vergleich zum Jahre 1907 — dieſes
Jahr läßt ſich wegen der gleichen Einwohnerzahl am beſten mit der
Jetzt=
zeit vergleichen — die Zahl der Erwerbstätigen bis jetzt um beinahe
6 Mill. (von 27,B5 Mill. auf 33 Mill.) zugenommen habe. Da jetzt
zwei=
fellos die Arbeitsgelegenheit geringer fiſt als in der Vorkriegszeit, iſt
mit einer dauernden Arbeitsloſigkeit eines erheblichen Teiles dieſes
Ueberſchuſſes unzweifelhaft zu rechnen.
Wir müſſen uns vergegenwärtigen, daß England ſchon Jahre lang
über 1 Million Arbeitsloſe zählt, obwohl es ſein Kapital, ſeine
Abſatz=
märkte, ſeine Handelsflotte uſw. ſich erhalten konnte. — Angeſichts dieſer
Sachlage gewinnt das Problem der Finanzierung der
Erwerbsloſenunter=
ſtützung erhöhte Bedeutung. Man kann ſchätzen, daß die unmittelbaren
ſtaatlichen Aufwendungen für Erwerbsloſenfürſorge jetzt monatlich rund
160—170 Mill. Rm. betragen, es ergibt ſich alſo ein Jahresbetrag von
rund 2 Milliarden Rm. Zu dieſer Summe kommen jedoch noch die
Auf=
wendungen der Kommunen uſw. Die genaue Höhe dieſer Beträge ſteht
nicht feſt, zumal viele Kommunalverwaltungen die für
Erwerbsloſenfür=
ſorge beſtimmten Summen über andere Etats (Wohlfahrtsämter,
Tief=
bau uſtp.) laufen laſſen. Gewiſſe Anhaltspunkte kann man jedoch
ge=
winnen durch die Ueberlegung, daß in vielen Städten über 30—35
Pro=
zent der geſamten Kommunglausgaben für Wohlfahrtszwecke (d. h. alſo
überwiegend für direkte bzw. indirekte Erwerbsloſenfürſorge) verwandt
werden müſſen, allein Köln bringt für dieſen Zweck über 40 Mill. Rm.
auf. Man kann alſo ſchätzen, daß die Kommunen außer eigenen Mitteln
noch ungefähr 55—60 Prozent der ſtaatlichen Beihilfen für
Erwerbsloſen=
fürſorge aufwenden. Insgeſamt kann man alſo rechnen, daß die
Geſamt=
unkoſten für Erwerbsloſenfürſorge über 3 Milliarden Rm. jährlich
be=
tragen. Falls die jetzt zur Verhandlung ſtehenden Forderungen der
Ge=
wekſchaften zu Erwerbsloſenfürſorge in der einen oder anderen Weiſe
verwirklicht werden, iſt mit weiteven Beträgen von je nach Ausfall der
neuen Beſtimmungen 500 Mill. bis 1 Milliarde Rm. zu rechnen.
We=
ſentlich iſt, daß zum Ausgleich für dieſe Beträge in den Etats des
Rei=
ches und der Länder Einnahmepoſitionen nicht exiſtieren. Zählt man
zu dieſen Beträgen noch die nach dem jetzigen Stand der Dinge ſich
er=
gebende allgemeine ſoziale Belaſtung (im Frieden 1,4 Milliarden Rm.,
jetzt mindeſtens 2,3 Milliarden Rm.), ſo ergeben ſich zurzeit ſoziale
Auf=
wendungen von 55 bis 6 Milliarden Nm. Angeſichts dieſes Betrages iſt
eine möglichſt ſparſame Wirtſchaft geboten, wenn man ſich nicht eines
Tags einem Zuſammenbruch der geſamten ſozialen Fürſorge
gegenüber=
ſehen will. Dieſe Sparſamkeit iſt vor allem zu erblicken in der genauen
Befolgung der behördlichen Vorſchriſten, die vielerorts überaus las
ge=
handhabt werden. Die Feſtſtellung muß doch zu erheblichen Bedenken
Anlaß geben, daß in einem weſtdeutſchen Bezirk eine vor kurzem
vorge=
nommene Nachprüfung in der Erwerbsloſenfürſorge zu Erſparniſſen von
Wirtſchaft des Auslandes.
Die Koſten des engliſchen Generalſtreiks 30 Mill. Lſtrl. Während
die der engliſchen Regierung erwachſenen direkten Streikkoſten vom
Schatzkanzler Churchill auf 750 000 Lſtrl. berechnet wurden, ſtellte laut
OHD. der ehemalige Präſident des Board of Trade W. Nuneiman, feſt,
daß in dieſer Summe wohl die Sonderausgaben für Hilfspolizei uſw.
einbegriffen ſeien, nicht aber die durch die Wirtſchaftsſchädigung
ent=
ſtandenen Ausfälle der Staatseinkünfte. Ohne Berückſichtigung der ſchwer
zu errechmenden Verluſte der Elektrizitäts= und Kraft Induſtrie wird von
dieſem Sachverſtändigen der Schaden der Kohlenwirtſchaft auf 7 Mill.
Lſtrl., der Eiſenbahnen auf 8 Mill. Lſtrl. der Eiſeninduſtrie auf 125
Mill. Lſtrl., der Stahlinduſtrie auf 2,5 Mill. Lſtrl., der Textilinduſtrig
auf 5 Mill. Lſtrl., der chemiſchen Induſtrie auf 0.5 Mill. Lſtrl. der
Metallwareninduſtrie auf 2,5 Mill. Lſtrl. und der ſonſtigen Induſtrien
auf 3,25 Mill. Lſtrl. geſchätzt. Ebenſo ſchwerwiegend ſei der Umſtand,
daß zahlreiche ausländiſche Geſchäftsfreunde inzwiſchen mit anderen Län=
Die Lage am Eiſenmarkt. Ueber die Lage am Eiſenmarkt benichtet dern neue Verträge abgeſchloſſen hätten. So habe die Finniſche Staats= Verzinſung genau die gleichen Rechte genießen.
eiſenhahn, ſonſt ein ſehr guter Kunde Englands, ihre Aufträge im ganzen
an Deutſchland vergeben. Die durch den Lohnausfall entſtandenen den Main=Kraftwerke A.=G, wurden die Regularien erledigt und
Schäden könnten kaum vor Ende des Monats mitgeteilt werden, ſeien alſo die Dividende auf 8 Prozent feſtgeſetzt.
in den obigen Angaben noch nicht enthalten.
betrug die bolniſche Einfuhr 1188 Mll. Aloty gegenüber einer
Aus=
fuhr von 163,1 Mill. Blotzy. Mithin zeigt die Handelsbilanz einen Aktiv= auf 27½ Prozent nach dreiſährigem Beſtehen der Verſicherung
zuzüg=
ſaldo von 44 3 Mill. Zloty. Gegenüber dem März iſt die Einfuhr um
82 Mill. geſtiegen, während die Ausfuhr um 30,2 Mill. geſtiegen iſt.
urſprungszeugniſſe für Warenſendungen nach der Türkei. Die
Deutſch=Türkiſche Handelskammer veröffentlicht die nachſtehende Verord= den ſchwediſchen Reichstag in einer Erklärung auf, den
Handels=
nung des türkiſchen Außenminiſteriums: Es iſt bekannt geworden, daß
verſchiedene Handelskammern die in ihrem Bezirk anſäſſigen Firmen
da=
der rheiniſch=weſtfäliſchen Werke verloren gegangen, weil die Offerten hingehend informiert haben, daß eine Beglaubigung von Urſprungs= heute ſtark unter der deutſchen Konkurrenz.
erzeugniſſen für Warenſendungen nach der Türkei ſeitens eines türkiſchen
die Aufträge ſozuſagen teelöffelweiſe ein. Der Export zeigte wieder Konſulats nur dann nötig iſt, wenn ein türkiſches Konſulat ſich an dem
neuter miniſterieller Verordnung iſt jedes Urſprungszeugnis für Waren= beſchloſſen, die Beſtellung von Triebwagen im Auslande,
ſendungen nach der Türkei von einem zuſtändigen Konſulat zu
be=
glaubigen.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Das Fachblatt „Iron
Trade Rebiew”, Clebeland (hio) kabelt: Die Marktlage iſt ſehr ver=
Dingen fehlt Nachfrage für blanken Stiſtdraht, Drahtſtiſte ſowie Stachel= ſchieden; der Bezirk von Chieago gewinnt noch, während andere Bezirle befindlichen Hochöfen am 30. Abrili; 147, d. h. eine Abnahme von 4.
80 Prozent der Leiſtungsfähigkeit; die Preiſe geben nach; Knüppel, Fein= und 587 000 Tonnen im April 1925.
iſt mit 50 frei Pittsburg gefallen. Von den ſüdlichen Eiſenbahnen wurde
ein Auftrag auf 100 000 To. Schienen zur Lieferung im zweiten
Halb=
jahr erteilt. Die Mandſchurei fragt 6000 To. Schienen an. Der
Ferro=
einen Teil des der Naiffeiſenbank gewährten Kredites gegen Sicherung Waggonbau und Delbehälten. Für Knüppel und vorgewalzte Blöcke deckungen und auf eine beſſere Nachfrage des Auslandes für Lokoware.
den letzten vier Monaten eine Rekordhöhe erreicht hatte, geht etwas
zurück. Einige umfangreiche Angebote in Weißblech zur Lieferung im der Maismarkr auf güinſtige Witterungsberichte in abgeſchwächter Haltung.
Zur Frage der amerikaniſchen Antidumping=Zölle. Wie wir von
zu=
ſtändiger Stelle hören, klingt die geſtrige Meldung des „Journal of Com= mittleren Weſten führten anfangs eine Abſchwächung herbei. Als aber
mere” aus Waſhington über geblante Antidumping=Zölle Amerikas ſpäter größere Walſtreetkäufe beobachtet wurden und aus den
europä=
durchaus unwahrſcheinlich, inſofern als für Roheiſen, Stabeiſen und iſchen Spinnereizentren günſtige Nachrichten eintrafen, trat eine Neaktion
anderes Halbzeug Rückvergütungen nie gezahlt worden ſind und Bleche ein. Die nahe gelegenen Termine konnten 10 Pkt, entfernter 8 Pkt.
an=
fabrik Heidelberg, die bekanntlich zum Richard Kahn=Konzern gehört und Draht in der letzten Zeit nach den Vereinigten Staaten nicht zur ziehen.
Ausfuhr gekommen ſind. Im übrigen erſcheint es auch handelspolitiſch
mit einer Auszahlung von 30 Prozent auf ihre Forderungen einver= unerklärlich, daß die zuſtändigen amerikaniſchen Behörden über Nacht anziehende braſiligniſche Debiſenrate und das gute Zeichnungsergebnis
ſtanden erklärt. Das Gericht hat deshalb einen Vergleichstermin auf Maßnahmen treffen ſollten, ohne mit den zuſtändigen deutſchen Stellen, der Braſilienanleihe.
Fühlung genommen zu haben. Etwaige Antidumping=Maßnahmen der
fabnik Geislingen in Heidelberg haben die Gläubiger einer Vergleichs= Vereinigten Staaten würden ſich wohl in erſter Linie gegen untervalu= beſſerte Kaufluſt der Fabriken an, ſo daß die Termine ſich weiter erhöhen
tariſche Länder zu richten haben.
Von den ſüddeutſchen Waren=
und Produktenmärkten.
In der abgelaufenen Woche haben günſtige Erntenachrichten aus
Amerika, vergrößerte Weltverſchiffungen und verſtärktes Angebot in
Manitobas und in neuem Winterweizen auf den Markt gedrückt. In
England hat das Ende des Generalſtreiks nicht die erwartete Nachfrage
nach naher Ware gebracht, weil ſich der Handel und die Mühlen in
Vor=
ausſicht der Enkwicklung reichlich im voraus eingedeckt hatten.
Immer=
hin glaubt man, daß dieſe Vorräte ſtark zuſammengeſchrumpft ſind, ſo
daß England ebenſo wie der Kontinent in abſehbarer Zeit wieder als
Käufer im Markte auftreten muß. Nach engliſchen Angaben rechnet man
damit, daß der Kontinent bis zum Auguſt hin noch 11 700 000 grs.
ein=
zufühnen haben wird. Das führende Fachblatt ſchätzt die Anſprüche aller
Einfuhrländer an Weizen und Mehl für Mai=Auguſt auf 26 500 000 grs.
und nimmt die Weltzufuhren mit nur etwa 300 000 grs. an. Dieſe
Zahlen, die eben nur als Schätzungen zu bewerten ſind, würden
natur=
gemäß eine ſtarke Preisgrundlage für Getreide alter Ernte ergeben.
An dem Ernteſtand in Europa ſind weſentliche Veränderungen nicht
ein=
getreten; die deutſche Ernte iſt namentlich für Roggen auf Sandböden
nicht zuviel verſprechend. Gekauft wurden im Wochenverlauf nur
ver=
einzelte rheinſchwimmende Partien, dagegen wurde auf ſpätere Termine
faſt nichts gehandelt. Wenn man auch der Anſicht iſt, daß nach den
Feiertagen der Bedarf wieder etwas mehr einſetzen muß, ſo bleibt das
Geſchäft doch zunächſt in Abwartung der weiteren Entwicklung ſehr klein
und die Preiſe ſind leiſe abgebröckelt. Verlangt wurden zuletzt für die
100 Kg. Manitoba I. per Mai, 16,85—16,50 fl., desgl. II 15,90, desgl.
III 15,35—15,50. Juni=Abladung ſtellte ſich 10 Cents, Juli=Abladung
15 Cents billiger. Für Kanſas II wurden gefordert per Juli 14,15 bis
1425 fl., per erſte Hälfte Auguſt 14,05 fl. per Auguſt 1305—13,95 fl.,
für Ned Winter II, per Auguſt, 14.25 fl.; für Baril, 77 Kg. fällig in
Rotterdam, 1500 fl., alles eif Rotterdam. Baruſo, 76 Kg., loko
Rotter=
dam, war mit 14,75—15 fl. eif Mannheim angeboten. Auſtral=Weizen hat
ſich äm beſten gehalten, weil davon ſehr wenig angeboten wird, ſo daß
nahe Ware geſucht blieb. Verlangt werden 16,80—16,90 fl., transborde
Antwerpen bezw. ladendgeladener Dampfer 16,50 fl. eif Notterdam.
Ruſſiſcher Weizen wurde, je nach Qualität, mit 15,50—16,40 fl. eif
Mann=
heim angeboten, ſüdruſſiſcher Azima, 75/76 Kg., koſtete 16,00 fl. eif
Mannheim.
Das Geſchäft in Roggen blieb luſtlos. Die Forderungen waren
leicht abgeſchwächt. Weſtern II. auf Abladung Juni=Juli, bedang 10 fl.
Plata=Roggen, fällig in Rotterdam, 10,40 fl. beides eif Rotterdam. Das
Gerſtengeſchäft iſt infolge Schluſſes der Mälzerei= Campagne ſo gut wie
beendet. Inlandgerſte kommt kaum noch an den Markt. Donau=Gerſte,
mit 3 Prozent Beſatz, war zu 990 fl. eif Rotterdam angehoten.
Das Hafergeſchäft iſt ſehr ruhig geworden, inländiſche Ware iſt von
20,50—22 Rm. auf 20,50—21,50 zurückgegangen. White elipped wurde
mit 9,25 fl. eif Rotterdam angeboten. Auch das Maisgeſchäft lag ruhig.
Schwimmende Partien waren zu 8 fl. eif Notterdam erhältlich. Neuer
gelber Plata=Mais, kurzfällig in Antwerven, ſollte 8,50 fl., auf Abladung
Juni=Fuli, Juli=Auguſt Auguſt=September, 7.85 fl. eif Rotterdam koſten.
Im Mehlgeſchäft fehlt es an Kaufluſt und man glaubt, daß erſt nach
den Feiertagen ſich wieder etwas Bedarf zeigen wird. Verlangt wurden
für die 100 Kg. Weizenmehl Sbezial 0 41.75—42,25 Rm. (Vorwoche
42—42,50), Roggenmehl, 6oproz. 30,50 Rm. ſoproz, 29 Rm, für
nord=
deutſches Roggenmehl, 6öproz. W,50—28 Nm. Kobroz, 28,50 Nm. und
für Roggenauszugsmehl 32—32,25 Rm., franko Mannheim. Nachmehl
war bei 14,50 Mm. erhältlich.
Der Futtermittelmarkt lag flat. Die Mühlen haben ihre
Forderun=
gen für Kleie um 50 Pf. pro 100 Kg. ermäßigt. Heute koſtet feine Kleie
pro 100 Kg. 8,80—9 Nm. grobe 9,25—9,75 Nm. Futtermehl 11 Nm. In
Trockenſchnitzeln ſind die Vorräte bei den Fabriken kleiner geworden.
Am Hopfenmarkt iſt die Stimmung ruhig. Am Hauptmarkt
über=
treffen die Zufuhren den Umſatz. In Baden vollzog ſich einiges
Ge=
ſchäft in elſäſſiſchen und jugoſlawiſchen Hopfen zu 430—440 Rm. pro
Zentner. Auch wurde aus Baden eine Partie bayeriſcher Hopfen nach
dem Rheinland zu 450 Rm. der Zentner verkauft. Die jungen
Hopfen=
bflanzen ſind infolge der kalten Witterung zurückgeblieben, auch werden
aus Bahern Klagen über ein Gelbwerden der Hopfenblätter und
Ueber=
handnehmen des Ungeziefers laut. Das Malzgeſchäft hängt vollſtändig
von der Witterung ab. Bisher haben die Brauereien infolge des kalten
Wetters der letzten Wochen im Einkauf wieder ſehr zurückgehalten; es
würde ſich umaekehrt ein Witterungsumſchlag ſofort im Geſchäft
auswir=
ken. Für la. Malz blieben die Forderungen von 44—45 Rm. pro 100 Ka.
behaubtet: geringe Malze ſind vom Markt verſchwunden; das Geſchäft
in Brennholz, wofür je nach Qualität 32—35 Rm. pro 100 Kg. gefordert
werden, ſtagniert zurzeit volſtändig.
Am ſüddeutſchen Tabakmarkt ſind von den Pflanzern 1925er
Ein=
lagetabake in der Preislage von 65—68 Rm. der Zentner umgeſetzt
wor=
den. In 19Ber Schneidetabaken ſind die Vorräte nicht mehr
nennens=
wvert und die Preiſe dafür höher. Das kalte Wetter hat ungünſtig auf
die jungen Pflanzen eingewirkt, ſo daß dieſe in ihrer Entwicklung
zurück=
geblieben ſind. Rippen ſind wieder zu bisherigen Preiſen geſucht
ge=
blieben, die Abgeber zeigten ſich jedoch zurüchaltend.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Emmiſſion der vom Reichstag genehmigten
150 Mill. Rm. Vorzugsaktien der Reichsbahn wird in
aller=
nächſter Zeit erfolgen. Es werden nicht die Akten ſelbſt, ſondern
Zerti=
fikate an den Markt gebracht, die jedoch hinſichtlich der Einlöſung und
In der Generalverſammlung der zum Lahmeyer=Konzern gehören=
Die Generalverſammlung des Gerling=Konzerns. Lebens=
Die polniſche Handelsbilanz im April. Während des Monats April verſicherungs=Aktiengeſellſchaft in Köln, genehmigte einſtimmig den
Jahresabſchluß für 195 und die Feſtſetzung der Verſicherten=Dividende
lich 1 Prozent Zuſatzdividende für jedes weitere Jahr der Beſtandsdauer.
Die Aktionär=Dividende beträgt 10 Prozent.
Die Vertreter der ſchwediſchen Textilinduſtrie fordern
vertrag mit Deutſchland nicht anzunehmen, da er Schweden
keine wirklichen Vorteile biete. Die ſchwediſche Textilinduſtrie leide ſchon
Die Arbeiten zur Elektrifizierung derMoskauer Vor=
Platze befindet, wo die betreffende Firma ihren Sitz hat. Gemäß er= ort bahnen haben begonnen. Die ruſiſche Eiſenbahnverwaltung hat
in der Hauptſache in Deutſchland, vorzunehmen, während die
anderen Wagen in ruſſiſchen Fabriken hergeſtellt werden ſollen.
Die Roheiſenerzeugung in Großbritannien im
April betrug 539 100 Tonnen gegen 568 500 Tonnen im März und
569 800 Tonnen im April vergangenen Jahres. Anzahl der im Betrieb
ſich nur unter Schwierigkeiten halten. Die Erzeugung beträgt etva Stahlerzeunung: April 661 000 Tonnen gegen ſ48 100 Tonnen im März
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 22. Mai.
Weizen: Der heutige Markt verkehrte in feſter Haltung auf
Baiſſe=
gehen Anfragen befriedigend ein. Der Verſand an Feinblechen, der in Die Maipoſition konnte 1½, die übrigen Poſitionen etwa 1 C. anziehen.
Mais: Im Gegenſatz zu der Feſtigkeit des Weizenmarktes verkehrte
Hafer: Der Markt verkehrte bei ſtillem Geſchäft in ſtetiger Haltung.
Baumwolle: Meldungen von günſtiger Witterung im Südweſten und
Kaffee: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung, angeregt burch die
Kakao: Außer der Feſtigkeit des Lokomarktes regte heute die
ge=
konnten.
Seite 17
Sonntag, den 23. Mai 1926
Nummer 142
O
HfE
A.
urteses-Brctfsschiurs Buhch VERLS oSKa8 MeisreR WER0A0
(Nachdruck verboten)
34)
Der Kommerzienrat hatte ſich eingeſchloſſen. Er hatte
Annettes Abſchiedsbrief vor ſich liegen.
Er ließ ſein Leben noch einmal im Geiſte vor ſich abrollen.
Seine Kindheit, ſeine Jugend, ſeine Männerjahre.
Und wilder Haß glomm in ſeiner Seele empor. Ein Haß,
der rote Nebel vor ſeinen Augen tanzen ließ, und er wußte doch
nicht, wem der Haß galt.
Die unerbittliche Stimme aber ſprach zu ihm:
„Du armer Narr, haſt dein Leben lang gearbeitet — Geld
verdient. Haſt geglaubt, daß Glückſeligkeit deine Seele fülle, wenn
du reich an Gütern der Menſchheit biſt. Armer Narr! Im Gelde
haſt du dein Glück geſucht, nicht in dir ſelber."
Hart und unerbittlich ging er mit ſich zu Gericht.
„Ja, ja, es iſt die Wahrheit, Ich glaubte alles zu haben und
bin zum Schluß der Geprellte.”
Und er dachte an ſeine Stiefbrüder Klaus und Werner. Die
verloren Geld und Gut und gewannen das Leben. Sieghaft
er=
oberten ſie ſich den Weg nach der Sonne. Keine Sucht nach
Reich=
tum verdarb ihre Seelen. Sie waren die Sieger!
So unendlich klein kam er ſich vor ihnen vor, und ſein Haß
wuchs.
Er dachte an Klaus, den ſein Kind geliebt hatte und der mit
ein paar Worten ſeine Hoffnung erſchlug.
Er hätte ihm ſein ganzes Vermögen bieten können und hätte
doch nur ein Kopfſchütteln geerntet.
So arm war er trotz des Geldes!
„Du haſt mein Kind ſterben laſſen!” ſchrie der Haß
ankla=
gend gegen Klaus. Und er wühlte ſein Inneres auf gegen den
Stiefbruder.
Zu einer gewaltigen Welle ſchwoll der Haß in ihm an und
ſpülte alle guten Regungen ſeiner Seele weg.
*
Joſias Tewel Segelbuſch war furchtbar erſchrocken, als er
von dem Tode Erich Michaels hörte. Er gab ſein gutes Geld
ſchon verloren, als er kurz nach der unter außerordentlicher
Be=
teiligung erfolgten Beiſetzung der beiden Michaels eine
Auffor=
derung des Kommerzienrats erhielt, die Wechſel zu präſentieren.
Als er dem Kommerzienrat gegenüberſtand, ſprach der zu
ihm:
„Ich bezahle die Wechſel, wenn Sie mir ſchwören, daß kein
Menſch etwas davon erfährt.”
Segelbuſch beſchwor.
Die Kriminalpolizei arbeitete fieberhaft. Aber alles ſchien
vergeblich zu ſein. Man war ſich vor allen Dingen nicht darüber
klar, was der Beweggrund zu der Tat geweſen ſein könnte.
Raubmord lag nicht vor, denn alles Geld und ſämtliche
Wert=
ſachen trug der Tote bei ſich, als man ihn auffand.
Ein Racheakt ſchien es auch nicht zu ſein; man fand keinerlei
Anhaltspunkte dafür. Erich Michael wurde als leichtſinniger
Lebemann feſtgeſtellt, der viel Geld verſpielte und vergeudete,
ohne ſich aber irgendwie Feinde zu ſchaffen.
Man ſtand vor einem Rätſel, das auch eine dreimalige
Ver=
nehmung des unglücklichen Vaters nicht lichtete.
Um ſo erſtaunter war man auf dem Polizeipräſidium, als
eines Tages ein Schreiben des Kommerzienrats einlief, in dem
er um den Beſuch des Polizeikommiſſars, der den Fall Michael
bearbeitete, bat.
Die Unterredung war ſehr kurz. Kommerzienrat Michael
wies dem Beamten eine Spur, die dieſer zwar kopfſchüttelnd
auf=
nahm, der er aber als Beamter nachgehen mußte.
Heimat!
Tief atmeten Klaus und Werner auf, als ſie die Höhe
er=
reicht hatten und den Michaelshof vor ſich liegen ſahen. Wie
ein kleiner Herrenſitz lag er da und ließ die ſeligen Jahre mit dem
geliebten Vater wieder auferſtehen.
Wie oft hatten ſie zu dritt auf dieſem Hügel geſtanden und
trunken vor Glückſeligkeit über das geſegnete Land geſchaut.
Heute ſtanden ſie wieder, und ihre Seele war frei. Sie
be=
rauſchten ſich förmlich an dem köſtlichen Bilde. Die gelben
Ge=
treidefelder wogten im Winde, der den würzigen Duft des
Wal=
des herübertrug.
Heimaterde!
Werner ſah auf den in den Anblick der Landſchaft verſunkenen
Bruder und ſagte in dem herzlichen Tone, der zwiſchen ihnen
herrſchte, als ſie noch als (ungens durch die Wälder trollten:
„Wie iſt dir zu Mute, Klaus?”
„Ich freue mich, Werner. Aller Groll und Schmerz iſt fort.”
„Gottlob, Klaus, daß du überwunden haſt.”
„Nicht überwunden. Ich habe verſtehen gelernt. Sieh doch
das blühende, grünende Land. Ich ſchaue es, und meine Seele
atmet Befreiung. Jetzt weiß ich, daß wir die Heimat nie
ver=
loren haben. Die Handbreit Land, die uns noch gehört, iſt mir
genug.”
„Haſt du des Vaters Erbe aufgegeben?”
Klaus ſchüttelte den Kopf und ſah verwundert auf den
Bruder.
„Du verſtehſt mich falſch, Werner. Ich habe das Ziel heute
genau ſo vor Augen wie du. Ich bin nur glücklich, daß ich hier
ſtehen kann, glücklich ohne Bitterniß und zufrieden wie ein
Kind.”
„Die Heimat iſt uns eben doch geblieben!” Fröhlich ſchlug
Werner dem Bruder auf die Schulter.
„Ja, das iſt ſie. Wir verlieren die Heimat nur, wenn wir
uns verlieren.”
Darauf ſchwiegen ſie eine Weile, bis Werner das Geſpräch
wieder aufnahm.
„Was wollen wir heute unternehmen?”
„In unſer Waldhaus laufen und uns häuslich einrichten.
Dann ſetzen wir uns vor die Tür und atmeten die reine
Land=
luft ein, rauchen gegen Abend etwas und gehen ſchlafen, wenn
es uns gerade paßt. Wir wollen uns richtig ausruhen.”
„Einverſtanden. Wir faulenzen mal richtig und gründlich.
Haſt du auch für den Gaumen geſorgt?”
„Gründlich, mein Lieber. Das hat mir Hanna abgenommen.
Bei unſerer Ankunft lagerte es bereits auf dem Bahnhof. Ich
habe es beordert, ſodaß es morgen da ſein wird.”
Werner ſchnalzte vergnügt mit der Zunge.
„Wenn es Hanna ausgeſucht hat, dann dürfte es ſicher gut
und reichlich ſein. Schade, daß noch nicht morgen iſt.”
„Was biſt du ſür ein verfreſſener Burſche!”
Die Brüder lachten herzlich. Werner ſetzte ſeine drolligſte
Miene auf und erhob ſich.
„Wollen wir wandern?”
„Gewiß. Auf denn zum Armeegepäckmarſch!‟ Er ergriff
den ſchweren Ruckſack und nahm ihn auf den Rücken.
„Laß mich tragen.”
Schon gut, Werner. Du biſt immer noch ein klein wenig
Rekonvaleſzent.”
„Red’ doch nicht ſo. Ich bin wieder völlig auf dem Damme.”
„Na, ſchon gut, Kleiner. Alſo weiter”
Sie ſetzten ihre Wanderung fort, und es war abends ſechs
Uhr geworden, bis ſie das kleine Jagdhäuschen erreicht hatten.
Der Schlüſſel knarrte zwar ordentlich im Schloß, aber er
ta: ſeinen Dienſt, und ſie betraten frohen Herzens ihr
Eigen=
tum. Als ſie in der kleinen, gemütlichen Stube ſtanden, fühlten
ſie ſich geborgen.
Einfach, bäuerlich war die ganze Einrichtung. Mitten im
Zimmer ſtand der alte Eichentiſch, an dem ſie ſo oft mit dem
Vater geſeſſen hatten. Die hochgebauten Holzſtühle grüßten wie
alte Bekannte.
Und der prächtige Schwatzwinkel erſt, zu dem zwei Stufen
emporführten und von dem aus man die ganze weite Gegend
überſehen konnte.
Vaters liebſter Platz!
Von den Wänden grüßten prächtige Geweihe und ein
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Jeden Samstag, Sonntag und Feiertag:
Künstler-Konzert
Im Ausschank: Ia Qualitätsbiere u. offene Weine
Els und Elsgetränke / Kuchen u. Gebäck.
Theaterzettel für Sonntag, 23. Mai
(Ohne Gewähr)
„Parſifal”
Perſonen:
Imre Aldori
Amfortas
Walter Hagner
Liturel .
Heinrich Hölzlin
Gurnemanz
Gotthelf Piſtor
Parſifal".
Heinrich Kuhn
Klingsor
Ch. Maſſenburg
Kundry ...
Karl Ebert
Erſter Gralsritter
Walter Hagner
Zweiter Gralsritter
Sitta Müller=Wiſchin
Erſter Knappe.
„Zur Reichskrone‟
Mülhſtraße 5
Mühlſtraße 5
Beide Feiertage ab 4 Uhr:
KONZERT
Im Ausſchank: Pfingſt=Bockbier der
Union=Brauerei Groß=Gerau.
In Empfehlung: Gute bürgerl. Küche
13646)
Es zeichnet M. Kaſt.
bei Darmſiadt * am Meſſeler Park
20 Minuten von der neuen Straßenbahnendſtation
20 Minuten vom Meſſeler Bahnhof
Mittageſſen 1. Feiertag
Ochſenſchwanzſuppe
Hahn mit Salat
und Kompott, Butter und Käſe
Preis Mk. 2.—
Mittageſſen 2. Feiertag
Spargelſuppe
Tendenbraten, garniert
Vanillepudding
Preis Mk. 2.—
An beiden Feiertagen
ab 4 Uhr nachm. bis 10 Uhr abends
Honzei!
(Streichkonzert) (7852
Telephon Amt Darmſtadt Nr. 44
Arbeit.=Radfahr.=Verein Fortung
Am 2. Feiertag, Anfang 6 Uhr
Tanziranzchen
in der Ludwigshalle
Der Borſtand.
Aagag
Behrens=Hufnagel
Am 2. Pfingſitag as57
VOINZ
Landestheater
Pfingſtſonntag, 23t Mat
Großes Haus.
A 22
Parſifal
Ein
Bühnenweihfeſt=
piel von R. Wagner
Anf.5, Ende nach 10 Uhr,
Preiſe: 1,50—15 Mk.
Klein. Haus. (V.786:
Zuſatzmiete III, 12
Die deutſchen
Kleinſtädter
Luſtſpiel vonKotzebue
Anf. 7½, Ende 9¾ Uhr.
Preiſe: 1.20—7,20 Mk.
Pfingſtmontag, 24. Mai
Großes Haus.
B22
Die Zauberflöte
Oper von Mozart
Anf. 6½ Ende 10 Uhr
Preiſe: 1,50—15 Mk.
Kleines Haus.
Zuſatzmiete X, 12
Der Herr von
Pourceaugnac
Nach Moliere bearb
on Otto Stockhauſen
Anf. 7½, Ende 10 Uhr
Preiſe: 1—6 Mk.
Miet-
Pianos
frei, (6765a
Arnold & Sohn
Eliſabethenſtr. 28.
Schall-
Platten
vorzügliche
Aufnahmen
von Mk. 2.— an
Muſikapparate
faſt aller
führend. Marken
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Christian
Arnold
nur Ernſt=
Lud=
wigſtr. 9, nächſtd.
weiß, Turm. 7497a
HeSldenz- 1henter
Das große Feiertagsprogramm!
Der neue
Rudelk Schildkrauk-Fllm:
Semesene
Die sich ihrer Eltern
schämen
7 Akte!
Die Presse schreibt:
. . ein Film, der so mitreißend
interessant und aufregend wohl
fast noch nie gezeigt wurde .
(Berliner Tageblatt).
so meisterhaft gespielt,
daß man mitten ins Leben zu
blicken vermeint . .
(Berliner Lokal-Anzeiger).
Ruster Reatons Hacht
E des Infern0 2
Lustspiel in 2 Akten.
Neueste Wochenschau
Jugendliche habenZutritt!
Anfang 2 Uhr. (*13663
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
Zweiter Knappe.
Dritter Knappe
Vierter Knappe
Klingsors
E. Stephanowa
Jakob Sattler
Rudolf Strzeletz
Gertrud Callam
. . SittaMüller=Wiſchin
. . . . Annelies Roerig
Baubermädchen ) . . . . Margar Albrecht
. . . . Paula Kapper
. . . . E. Stephanowa
die Brüderſchaft der Gralsritter. Jünglinge
und Knaben. Klingsors Zaubermädchen
„Die deutſchen Kleinſtädter”
Herr Nikolaus Staar, Bürgermeiſter, auch
Oberälteſter zuKrähwinkel. HansBaumeiſter
Frau Unter=Steuer=Einnehmerin
Staar, ſeine Mutter . . Margar. Carlſen
Sabine, ſeine Tochter Jeſſie Vihrog
HerrVize=Kirchen=VorſteherStaar, ſein
Bru=
der, ein Gewürzkrämer K. Weſtermann
Frau Ober=Floß= und Fiſch=Meiſterin
Brendel, Muhme . . . Käthe Gothe
Frau Stadt=Acciſe=Kaſſa=Schreiberin
Morgenroth, Muhme , Käthe Meißner
Herr Bau=, Berg= und Weginſpektors=
Subſtitut Sperling . . Robert Klupp
Hans Baumann
Olmers . . . . ."
Ein Nachtwächter . . . . Richard Jürgas
Klaus, der Ratsdiener . . Paul Maletzki
Ein Bauer
Hugo Keßler
Eine Magd
Martha John
Theaterzettel für Montag, 24. Mai
(Ohne Gewähr)
„Die Zauberflöte‟
Saraſtro
Walter Hagner
Tamino",
W. Schumacher
Sprecher
Imre Aldori
Erſter Prieſter.
Zweiter Prieſter
Königin der Nacht
Pamina, ihre Tochter .. Margar. Albrecht
Erſte )Dame in Dien= Gertrud Gercke
Zweite ſten der Königin. Martha Liebel
Dritte ) der Nacht Anna Jacobs
Erſter Knabe
Zweiter Knabe
Jacob Sattler
Albert Meiſe
Gertrud Callam
Sitta Müller=Wiſchin
Annelies Roerig
Dritter Knabe,
Käthe Welzel
Papageno".
Karl Ebert
Papagena
Paula Kapper
Monoſtatos, ein Mohr . . Eugen Vogt
Erſter Wächter an der Feuer=
und Waſſerpforte . . . Rudolf Strzeletz
Zweiter Wächter an der Feuer=
und Waſſerpforte . . . Georg Mundt
Prieſter, Knaben, Sklaven, Gefolge, Volk.
„Der Herr von Pourceaugnac‟
Der Herr von Pourceaugnac, ein
Edelmann aus Limoges Ernſt Legal
Oronte, einreicher Bürger
in Paris . . . . . . . . Paul Maletzki
Julie, ſeine Tochter . . Ilſe Lahn
Eraſte, ihr Liebhaber .. Hans Baumann
Sbrigani, ein Neapolita=
Robert Klupp
niſcher Strizi.
Nerine / 2 Weiber, die für . Käthe Gothe
Lucette alles zu haben ſind Lehmann=Haupt
Dr. Colin, Inhaber einer
Heilanſtalt . . . . . . Hugo Keßler
Dr. Lubin, ſein Aſſiſtent . Jeſſie Vihrog
Walter Bluhm
Ein Apotheker.
Ein Bauer
Hans Ausfelder
Margar. Carlſen
Eine Bäuerin".
Erſter Schweizer
Friedrich Kinzler
Hans Schultze
Zweiter Schweizer
Ein Poliziſt.
Richard Jürgas
Erſter Arzt.
Rudolf Strzeletz
Zweiter Arzt.
Georg Mundt
Erſte Sängerin .
E. Stephanowa
. . Käthe Welzel
Zweite Sängerin
Figuren des Traumes.
UARNEST T
Vorstellungen an Pfingsten!
Heute, I. Feiertag, 23. Mai
Morgen, II. Feiertag, 24. Mai
u. Pflingst-Dienstag, 25. Mai
Der große Lach-Schlager: (*7869
arie beittiiiakt
Schwank in 3 Akten von Gustav Kadelburg.
In der Pallenberg-Rolle „als Johannes Zawadil‟
Max Patschky — Wlen a. G.
Gewöhnl. Preise: Mk. 1.00—3.00.
Kartenverkauf an den Feiertagen:
Verkehrs-
büro: 9—12 Uhr, Orpheumskasse ab 3 Uhr.
Anfang 8½/. Uhr
Mathildenhöhſaal. Dieburgerſtraße
Montag, den 24. Mai, 8 Uhr
Movernewange!
ausgeführt vom
Original=Jazzband des Städt. Orcheſters
(intritt 50 Pfg.
(St,7825
Allee-Restaurant Rummelbräu
Rheinſtr. 101 (2 Min. v. Bahnhof) Telephon 2519
Pfingſt=Sonntag und Montag
Erstklassiges Mittagessen
von Mk. 0.80, Mk. 1.30, Mk. 1.50 und höher.
4—7 Uhr
nachm.
Konzert
8—11 Uhr
abends
Pfingſtmontag im Feſtſaal (13627
Tanz
Jazzband Anfang 6 Uhr
Jazzband
„Mathildenhöhsaa
1. Pfingſtfeieriag
Motls walrteininzel !
des Künſtler=Enſembles des ſtädt. Orcheſters.
Anfang 8 Uhr abends.
(*1363
oogspiatz=Lurnhaue
Sonntag, den 23. Mai, 8 Uhr
Mobeine Tanze
ausgeführt vom
vollſtändigen Jazzband des Städt. Orcheſters
Eintritt 50 Pfg.
(*13633
Beſſunger Herrngarten
Orangeriegarten
1. Pfingſt=Feiertag, 23. Mai, vorm. 11 Uhr
2. Pfingſt=Feiertag, 24. Mai, vorm. 11 Uhr
(St7798
Promenade=Konzert
ReſtaurationEintracht
Eliſabethenſtraße 12
Pfingſtſonntag und Pfingſtmontag
abends 8 Uhr: (1s6o
GurtenRonger
Eiutritt frei!
Jedermann Zutritt!
Piand
wie neu, schwarz pol
ik. 980.—
zu verkaufen. (7414:
Arnold & Sohn
Elisabethenstr. 28.
Union-Mheuter
Für die Feiertage bieten wir Ihnen
ein außergewöhnliches lustiges und
gutes Programm:
Harold Lloyd
der beste Film-Komiker der Welt,
in dem 8aktigen Lustspiel:
Hauchcnscheu
Hanty Bunks hei den
E Hannihalen 2
Ein Lustspiel in 2 Akten.
Jugendliche haben Zutritt.
Anfang an beiden Feiertagen um
2 Uhr. — Anfang der letzten
Abend-
vorführung 8 Uhr.
(*13665
Großer Aufklärungs=
Lichtbilder=Vortrag
„Schlacht und Grauen‟
(die Werdeſtunde des deutſchen Mannes”
Redner: Dr. Alfred Knermann, Berlin.
Am 25. Mai, abds. 8 Uhr, im Fürſtenſaal.
Der Vortrag (ca. 150 Lichtbilder)
be=
handelt in 2 Abteilungen: „Das
Front=
erlebnis des deutſchen Soldaten” u. „Der
deutſche Staatsbürger 1918" U. a.
Monarchie vd. Republik? Parteiſtaat od.
Volksſtaat? Schwarz=weiß=rot od.
Schwarz=
ot=gold? — Vorverkauf: Ve rkehrsbüro.
Eintritt 30 Pfennig.
(7742
Jungdeutſcher ordene. V.— Bruderſchaft Darmſtadt.
Beinſtube „Zum Stolzenfels”
Soderſtraße 6½ (Kapellplatz)
Ueber die Feiertage im Ausſchank:
21er Liebfrauenmilch
Niederhäuſer Graue Katze‟
Alsheimer Berg
Florsheimer Adelsberg
Reichhaltige Speiſenkarte — Guter
Mittagstiſch
(7851
Liederzweig
Rheinkahrt!
Am 13. Juni 1926 nach St. Goar
Abfahrt: Ab Hauptbahnhof 7.32
(Rückkunft 9 Uhr).
Einzeichnungsliſte liegt auf bei
Zigarrengeſchäft Wilh. Bauer
Karlſtraße 3.
Schluß der Einzeichnung 5. Juni
Mitglieder, Freunde u. Gönner des Vereins
17817
ſind herzl. eingeladen.
Eiſenbahn= und Dampferfahrt Mk. 6.—,
Geiftlich Lied
Sonderfenſter
der
(7847
Buchhandlg. Ludwig Saeng
Wegen Renovierung
(*13617
bleibt meine
Wirtschaft
Mittwoch, Donnerstag und Freitag
geschlossen.
Darmſtadt
Heinrich Karg Aoogſtr. 3
Meine ſämtlichen Auto=Droſchken
fahren von heute ab zu
19 I0 des Oroichkentarifs
und bitte auf den Halteplätzen beſonders
auf die Nummern 3, 24 und 35 zu achten.
(*13614
Beſtellungen
nur noch Telephon 438
(Autozentrale).