Darmstädter Tagblatt 1926


26. März 1926

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche ikuſtrierte Peilage: Die Gegenwart, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 85
Freitag, den 26. März 1926.
189. Jahrgang

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ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzelgen=
zufträge
und Leiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Kenfurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſt
der
Nabatt weg. Bankkonto: Deuſche Bank und Darm=
ädter
8 Nationalbank.

Chamberlain über Locarno und Pöſkerbund

Verleihung des Ehrenbürgerrechts
von London an Chamberlain.
w. London, 25. März.
Die City von London verlieh heute in der Guildhall dem
Staatsſekretär des Aeußern, Chamberlain, in Anerkennung
ſeiner hervorragenden öffentlichen und politiſchen Verdienſte wäh=
rend
ſeiner langen Laufbahn das Ehrenbürgerrecht. Eine
große Anzahl hoher Gäſte wohnte der Feier bei, darunter der
Premierminiſter und verſchiedene Mitglieder des Kabinetts ſowie
die Botſchafter Deutſchlands, Spaniens, Italiens, Portugals, Bra=
ſiliens
, Belgiens, Japans, Frankreichs und der Türkei mit ihren
Gattinnen und eine Reihe von Geſandten.
In Erwiderung auf die an ihn gerichtete Anſprache erklärte
Chamberlain nach Dankesworten für die ihm erwieſene Ehrung,
er ſei dankbar, daß es ihm erlaubt ſei, eine Rolle bei dem großen
Werk des Friedens zu ſpielen, das in Locarno vollbracht wurde.
Chamberlain hob die Mitarbeit des Foreign Office ſowie der bri=
tiſchen
Botſchafter und Geſandten hervor, die er die beſte Beam=
tenſchaft
der Welt nannte. Chamberlain führte weiter aus:
Das Werk von Locarno iſt das Ergebnis einer wirkſamen
Zuſammenarbeit vieler Männer und vieler Nationen. Der
erſte Anlauf auf dem Wege, der uns dorthin führte, wurde
von zwei großen und weitblickenden deutſchen Staats=
männern
genommen.
Dieſes Beginnen wurde zur Reife gebracht durch die mutige und
weitherzige Politik eines großen Franzoſen. Chamberlain ſagte
weiter: unerwartete Schwierigkeiten hätten ſich der Vollendung
der gemeinſamen Arbeit von Locarno in den Weg geſtellt. Die
Stärke ihrer Grundlage, die Wichtigkeit ihres Zweckes und das
Nationalgefühl, das ſie hervorgerufen habe, ſeien alle einer plötz=
lichen
ernſten Probe unterworfen worden. Wenn jedoch etwas
klarer ſei, als alles andere infolge der Genfer geheimen oder
öffentlichen Beſprechungen, ſo ſei es dies, daß die ſieben gro=
ßen
Nationen, die den Friedenspakt beſiegelten, ent=
ſchloſſen
ſeien, ihr Wort zu halten, ihre Politik weiter=
zuführen
und keinem Zufall zu geſtatten, das Werk, mit dem ſie
ſich befaſſen, zu behindern. Chamberlain fuhr fort:
Nachdem alle Schwierigkeiten unter uns ſelbſt beſeitigt
waren, nachdem wir auf Vorſchlag des deutſchen Vertreters
der Welt unſere Entſchloſſenheit kundgegeben hatten, unſere
friedliche Politik zu erfüllen, und nicht zu geſtatten, daß
das Werk der Verſöhnung und Zuſammenarbeit unter=
brochen
wird, habe ich, als wir trotzdem die notwendige
Einſtimmung im Rate nicht erzielen konnten, die die fun=
damentale
Grundlage des Völkerbundes iſt, in der Erſchüt=
terung
des erſten Eindrucks ausgerufen, daß dies eine
Tragödie ſei.
Wenn auch unſere Hoffnungen nicht ſofort verwirklicht wurden
und der Völkerbund und ſeine Arbeiten momentan in Mißkredit
gerieten und ſich teilweiſe der Zweifel regte, ob nicht der Völker=
bund
eine bleibende Wunde und einen dauernden Rückſchlag er=
litten
habe, ſo laſſe ich mich im Vertrauen auf die ihm innewoh=
nende
Stärke und die in der Welt verbreitete Anſchauung von
ſeiner Notwendigkeit durch ſolche zeitweiligen Erſcheinungen
nicht entmutigen. Man darf nicht vergeſſen, daß der Völkerbund
noch im erſten Stadium iſt. Man muß ſich weniger darüber
wundern, daß unter den Mitgliedern des Rates keine Einſtim=
migkeit
erzielt wurde, als vielmehr darüber, daß trotz ſo zahl=
reicher
Schwierigkeiten und ſo vieler kritiſcher Fragen es das erſte
Mal war, daß eine Meinungsverſchiedenheit die Arbeit des Völ=
kerbunds
behinderte.
Daraus folgt zunächſt, daß wir vom Völkerbund nicht in
ſeinen jungen Jahren alles das erwarten dürfen, was wir
von ihm in ſeiner Reife erhoffen.
Wir müſſen nach Genf gehen in dem Bewußtſein, daß wir nur
eine unter mehr als 50 Nationen ſind, die im Völkerbunde alle
einander gleich ſind. Wenn wir in der vorgefaßten Meinung
dahin gehen, daß wir uns nicht für ein Kompromiß einſetzen kön=
nen
, und daß wir uns keiner Vereinbarung anſchließen können,
dann verſtehen wir nicht den Geiſt des Völkerbundes und nehmen
eine Haltung an, die für ſeinen weiteren Einfluß und ſeine Macht
verhängnisvoll ſein würde. Chamberlain erklärte, man könne auf
dieſer Grundlage im Völkerbund nicht arbeiten. Er ſei eine Ver=
einigung
von Mächten, von denen jede ihre ſouveränen Rechte
beibehalte. Die Leute, die ihre Politik, wie es England tue, auf
den Völkerbund gründeten, müßten einſehen, daß man auf der
einen oder anderen Seite es vermeiden ſollte, Schranken für eine
Vereinbarung zu errichten, bevor man in Genf zuſammentritt.
An die Feier in der Guildhall ſchloß ſich ein Frühſtück im
Manſion=Houſe.
Schatzſefretär Mellon über die Kriegsſchulden
an Amerika.
Aus Philadelphia wird gemeldet: Schatzkanzler Mel=
lon
ſagte in einer Rede, die Kriegsſchuldenregelungen Ameri=
kas
ſeien die günſtigſten, die unter den beſtehenden Umſtänden
zu erlangen geweſen ſeien, wenn man von der Zwangsanwen=
dung
abſehe. Ueber die Frage der moraliſchen Verpflichtung
Amerikas, den anderen Völkern beizuſtehen, ſagte Mellon, Ame=
rika
ſei dies ſchuldig und werde dieſe Pflicht erfüllen. Er fügte
hinzu, die Regierung glaube an Hilfe, aber nicht an Wohltätig=
keit
. Die amerikaniſche Finanzpolitik gründe ſich nicht auf das
Gefühl, ſondern auf den Verſtand. Hauptſächlich beſchränkten ſich
die Ausführungen Mellons auf die Verteidigung der bereits ab=
geſchloſſenen
Schuldenregelungen, darunter die Regelung mit
Italien, die jetzt im Senat die Feuerprobe beſtehe. Der Schatz=
ſekretär
nahm auch Bezug auf die unerledigten Verhandlungen
mit Frankreich, Griechenland und Südſlawien, die einzigen Län=
der
, die ihre Schulden noch nicht fundiert hätten. Er erklärte,
wenn Europa auf einer geſunden Grundlage wieder hergeſtellt

werden ſolle, müſſe es ſeine Budgets ausgleichen. Die Kriegs=
ſchulden
müßten fundiert werden. Der amerikaniſche Kapital=
anleger
müſſe ſein Kapital im Ausland mit Vorſicht und Gewinn
anlegen. All dies ſei im Gange. Der finanzielle Wiederaufbau
Europas ſei in Sicht, was für Amerika wahrſcheinlich verbeſſerte
und geſunde Abſatzmöglichkeiten bieten werde. Amerika habe
Ueberſchuß an Waren, und um dieſe abzuſetzen, müſſe es aus=
ländiſche
Märkte gewinnen, d. h. kaufkräftige Abnehmer im Aus=
lande
. Wenn der exportierbare Produktionsüberſchuß nicht im
Ausland untergebracht werden könne, würden die Preiſe ſinken.
Zu der Kritik, die an den Schuldenregelungen geübt wurde, mit
der Begründung, ſie ſeien zu nachſichtig, ſagte Mellon, er ſehe
lieber zahlungsfähige Kunden mit der Ausſicht auf ein gewinn=
bringendes
Geſchäft in der Zukunft, als daß er ſeine Kunden
zum Bankerott zwinge.
Die Verſchuldung Europas.
Erklärungen Churchills im Unterhaus.
London, 25. März.
In der geſtrigen Sitzung des Unterhauſes, befaßte ſich der
Staatsfekretär Churchill in einer längeren Rede mit der
Schuldenfrage. Er führte aus, daß Rußland Eng=
land
800 Millionen Pfund ſchulde, deren Bezahlung
es zurückgewieſen habe. Vielleicht ſei das nicht das letzte Wort
Rußlands. Die Bedeutung der Weltkredite werde
den Führern Rußlands allmählich klar. Wenn dieſe Frage ein=
mal
aufgeworfen werden ſollte, dann werde Rußland mit der=
ſelben
Rückſicht behandelt werden, wie die anderen Schuldner
Englands. Es ſei bemerkenswert, daß der Betrag, den
Europa nach dem bisherigen Abkommen an Ame=
rika
bezahle, ungefähr dem Geſamtbetrag der
von Deutſchland zu zahlenden Reparationen
gleichkomme. Der Hauptteil der Einkünfte aus Deutſchland
gehe aber an Frankreich, das qugenblicklich keinerlei Kriegsſchul=
denzahlungen
mache. Wenn Frankreich und Italien ihre Schul=
den
an Amerika fundiert hätten, würden 60 Prozent der geſamten
Reparationen Deutſchlands in einem ununterbrochenen Strom
über den Atlantik hinübergehen.
Im weiteren Verlauf ſeiner Rede verteidigte Churchill das
Schuldenabkommen mit Italien und betonte, daß
der neue franzöſiſche Finanzminiſter ſich trotz des engliſchen Ent=
gegenkommens
gegenüber Italien bereit erklärt habe, an der Cail=
lauxſchen
Vereinbarung feſtzuhalten. Einer Regelung mit
Frankreich ſtehe der franzöſiſche Standpunkt emtgegen, daß
bei einem Mißerfolg der deutſchen Reparationen von Frankreich
keine Zahlungen verlangt werden könnten. Dies ſei ein ſehr
ernſtes Hindernis für eine Vereinbarung.
Die Schulden=Annullierung der Zukunft.
Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen legte Churchill
dar, wie die Schuldenfrage ſich in Zukunft geſtalten werde. Er
gedenke 12½ Millionen Pfund von Frankreich, etwa 4 Millionen
Pfund von Italien und 2 Millionen Pfund von den übrigen
kleinen Schuldnerſtaaten zuſammen zu bekommen. Wenn Deutſch=
land
nun dreiviertel der im Dawesplan vorgeſehenen Reparatio=
nen
leiſte, ſo werde England daraus etwa 14 Millionen Pfund
erhalten. Es ſei alſo nicht übertrieben, wenn er hoffe, daß Eng=
land
in naher Zukunft jährlich 33½ Millionen Pfund erhalten
werde. Großbritannien zahle gegenwärtig an die Vereinigten
Staaten 33 Millionen Pfund und werde, nachdem alle Kriegs=
ſchulden
gegenüber Großbritannien konſolidiert ſeien, etwa 38
Millionen Pfund zu bezahlen haben. Vielleicht werde auch eines
Tages Rußland ſich bereit erklären, auf ſeine Schulden Zahlun=
gen
zu leiſten, die dieſen Unterſchied ausgleichen würden.
Snowdens Kritik an der engliſchen Schuldenregelung.
Der Arbeiterparteiler Snowden griff die Finanzgebarung
Frankreichs und Italiens äußerſt heftig an. Er betonte, daß
Frankreich keinen Verſuch gemacht habe, ſeine Verpflichtungen zu
erfüllen. England zahle an Steuern 50 Prozent mehr als Frank=
reich
und 100 Prozent mehr als Italien. Frankreich genieße eine
noch nicht dageweſene Wohlfahrt und habe keine Arbeitsloſigkeit.
Es ſei ſehr gut in der Lage, die Schulden an England vollkom=
men
zurückzuzahlen. Frankreich ſchulde England ungefähr 700
Millionen Pfund und habe bisher noch keinen Verſuch gemacht,
dieſen Verpflichtungen nachzukommen. Wenn Frankreich pro Kopf
der Bevölkerung ebenſoviel Steuern zahlen würde wie England,
dann würde Frankreich von ſeinen Steuerzahlern zurzeit 340
Millionen Pfund an Steuem mehr erheben müſſen als es gegen=
wärtig
tue. Aehnlich ſtehe es mit Italien, deſſen Handel außer=
ordentlich
blühe und das ein ernſter Konkurrent Englands ge=
worden
ſei.
In Beantwortung der Ausführungen Snowdens im Unter=
haus
erklärte Schatzkanzler Churchill, daß Großbritannien ſich in
der Schuldenfrage an die Grundſätze der Baldwin=Note halten
werde, wonach die Zahlungsfähigkeit der Länder berückſichtigt
werden müſſe, die ernſthafte Anſtrengungen zur Konſolidierung
ihrer Schuld gegenüber England gemacht hätten. Zu den Be=
mühungen
Großbritanniens, die Rückzahlung der von Rufland
geſchuldeten Beträge durchzuſetzen, erklärte Churchill, daß Eng=
land
, obwohl die Sowjets noch im letzten Jahre eine Anerken=
nung
ihrer Schuld abgelehnt hätten, keine ſeiner Kriegsforde=
rungen
aufgebe und, wenn zu irgendeiner Zeit die Sowjets ver=
ſuchten
, dieſe Frage anzuſchneiden, ſo würden ſie von England
genau ſo behandelt werden wie die anderen Mächte. Seit der
ſchiedenheiten zwiſchen Großbritannien und den Vereinigten
Staaten feſtgeſtellt. Großbritannien ſei niemals der Anſicht ge=
weſen
, daß die für eine gemeinſame Sache verſchoſſene Munition
als eine gewöhnliche Handelsſchuld betrachtet werden könne.

* Die Schwierigkeiten des
deutſch=engliſchen Handels.
Von
Dr. Fritz Runkel, Bensberg=Köln.
Kürzlich ſind einige offizielle Aeußerungen der engliſchen
Regievung über die Anwendung des Induſtrie=Schutzzollgeſetzes
auf einigen Sondergebieten bekanntgegeben worden. So hieß es,
daß man nicht beabſichtige, die britiſche Leineninduſtrie,
die von ſich aus eine Unterſtellung unter das Schutzgeſetz bean=
tragt
hatte, mit einem Zollſchutz zu umgeben. Dagegen ſollen
die Verhandlungen wegen Einſetzung eines Prüfungsausſchuſſes
für die Strumpf= und Wirkwareninduſtrie dem=
nächſt
beginnen. Dasſelbe iſt bezüglich lederner Hand=
taſchen
zu erwarten. Weiter iſt ſchon die Entwicklung bezüglich
der Packpapierinduſtrie gediehen, die aller Vorausſicht
nach einen Zollſchutz erhalten wird. Eine ganze Reihe von Waren
iſt bereits durch neue Verordnungen geſchützt worden, ſo vor
allem Seide und Kunſtſeide, Spitzen und Sticke=
reien
aller Art, Stoffhandſchuhe, Meſſerſchmiede=
waren
, Gasglühlichtſtrümpfe, Muſikwaren und
Uhren. Es wird zwar von engliſcher Seite darauf hingewie=
ſen
, daß die meiſten dieſer Waren im geſamten engliſchen Außen=
handel
keine allzu große Rolle ſpielen, aber das Syſtem des Zoll=
ſchutzes
an ſich drückt ſich hier doch recht deutlich aus, und man
ſjeht auch, daß eine immer größere Zahl von Induſtrien An=
träge
um Aufnahme in den Zollſchutz an die Regierung richtet.
Dabei iſt das einzuſchlagende Verfahren ziemlich einfach. In
England genügt es für einen Induſtriezweig, daß er auf einen
ungewöhnlichen Wettbewerb hinweiſt, um die Ein=
ſetzung
eines Unterſuchungsausſchuſſes in die Wege
zu leiten. Dieſer Ausſchuß kann, wenn ihm das Beweismaterial
der beantragenden Induſtrie ausreicht, dem Parlament Schutz=
maßnahmen
vorſchlagen. Für Deutſchland iſt beſonders be=
merkenswert
, daß als ungewöhnlicher Wettbewerb
u. a. das Vorliegen niedrigerer Löhne und einer längeren Ar=
beitszeit
in der betreffenden Induſtrie des konkurvierenden Aus=
lands
angeſehen werden, und daß es an Hand ſolcher Beweis=
möglichkeiten
nicht allzu ſchwer erſcheint, darzutun, daß Deutſch=
land
über wirkſame Wettbewerbsvorteile verfüge.
Die ſomit jedenfalls zutage liegenden Erſchwerungen des
deutſch=engliſchen Handels treffen Deutſchland um ſo härter, als,
wie die neueſte Aufſtellung des engliſchen Handelsamtes für das
Jahr 1925 erkennen läßt, die Ausfuhr Deutſchlands nach Eng=
land
gegenüber 1924 zwar eine gewiſſe Belebung erfahren hat,
aber doch gegenüber der Vorkriegszeit noch einen ſehr niedrigen
Stand aufweiſt. Im Jahre 1913 betrug die Wareneinfuhr
aus Deutſchland 10,46 v. H. der geſamten engliſchen Ein=
fuhr
, während ſie ſich im Jahre 1925 auf nur 3,76 v. H. ſtellte.
Es liegt nahe, hier einen Vergleich mit den engliſch= ameri=
kaniſchen
Handelsbeziehungen anzuſtellen. Die Vereinigten
Staaten hatten im Jahre 1913 einen Anteil von 18 v. H. an der
engliſchen Einfuhr, und im Jahre 1925 hatten ſie 19 v. H. er=
reicht
, wenn ſie auch inzwiſchen von ihrem Höchſtſtande (29 v. H.
im Jahre 1920) wieder herabgeſtiegen ſind. Es kann uns auch
über die wirkliche Lage nicht hinwegtäuſchen, wenn von engliſcher
Seite darauf hingewieſen wird, daß die Ausfuhr Groß=
britanniens
nach Deutſchland in den Bewegungen
von 1924 auf 1925 eine viel geringere Zunahme zeige als der
Handel in der umgekehrten Richtung. Als Zahlen bringt die oben
erwähnte Handelsſtatiſtik folgende:
1924: Einfuhr Englands aus Deutſchland 37 Mill. Pfd. Sterl.,
1925: Einfuhr Englands aus Deutſchland 48 Mill. Pfd. Sterl.,
1924: Ausfuhr Englands nach Deutſchland 42½ Mill. Pfd. St.,
1925: Ausfuhr Englands nach Deutſchland 44½ Mill. Pfd. St.
Wenn man aber dieſen Zahlen gegenüberſtellt, daß die Einfuhr
Englands aus Deutſchland im Jahre 1913 80½ Millionen Pfund
Sterling und ſeine Ausfuhr nach Deutſchland 50½ Millionen
Pfund Sterling betrug, ſo wird man die augenblickliche, für
Deutſchland ſo ungünſtige Situation mit einem Blick erkennen.
Man darf auch den Geſichtspunkt nicht außer acht laſſen, daß
ſich die allgemeine Preislage gegenüber der Vorkriegszeit ganz
erheblich gehoben hat, ſo daß der Rückgang des deutſch=engliſchen
Handelsverkehrs, zumal der deutſchen Einfuhren nach England,
noch viel ſchärfer in die Erſcheinung tritt.
Der Uebergang Englands zum Schutzzoll war an ſich ſchon
eine große Ueberraſchung für die geſamte Wirtſchaftswelt. Man
hatte England ja ſtets als das klaſſiſche Land des Freihandels
betrachtet und ſah ſich nun auf einmal vor einer ganz neuen
Lage, die im Hinblick auf ein Land, das mit der ganzen Welt in
großen Ausmaßen Handel trieb, erſt recht bedeutungsvoll er=
ſcheinen
mußte. Einer Würdigung der Gründe, die England zu
dieſem Richtungswechſel veranlaßt haben, konnte ſich das Aus=
land
natürlich nicht entziehen. Es war vor allem die inzwiſchen
chroniſch gewordene Arbeitsloſigkeit in der engliſchen
Induſtrie, die die Schutzzollbefürworter in ihren Beſtrebungen
ſtärkte. Dieſe Arbeitsloſigkeit hat zwar in der jüngſten Zeit um
ein Geringes nachgelaſſen, ſie beſteht aber in großen Zügen nach
wie vor fort, ganz im Einklang mit der Geſchäftslage, wie ſie
ſich im großen und ganzen allenthalben in den Induſtrieländern
zeigt und wie ſie ja auch in den anderen Staaten zur Auslöſung
einer allgemeinen Hochſchutzzollbewegung geführt hat,
einer Bewegung, der ſich auch die agrariſchen Länder an=
geſchloſſen
haben, weil ſie der Meinung ſind, daß ſie einen großen
Teil der früher vom Ausland eigeführten Waren bei ſich ſelbſt
erzeugen können. Aber wie ſehr man auch die Schutzzollneigungen
vom engliſchen Standpunkt aus verſtehen kann, ſo verhängnis=
voll
erſcheinen ſie, wenn man ſie vom Geſichtspunkt der deut=
ſchen
Wirtſchaftsintereſſen aus betrachtet. Deutſch=
land
iſt ja ſchon wegen ſeiner Wiedergutmachungsver=
interalliierten
Schuldenkonferenz habe man ſtets Meinungsver= pflichtungen geradezu gezwungen, ſeinem Außenhandel
einen möglichſt breiten Umfang zu geben, und es kommt hinzu,
daß ſich ein Deutſchland, welches ſich gegen Ende 1924 dazu ver=
ſtanden
hatte, mit England einen reinen Meiſtbegünſti=
gungsvertrag
abzuſchließen, durch die neueſte Entwicklung

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Freitag, den 26. März 1926

Seite 2
der engliſchen Handelspolitik überaus ſtark enttäuſcht ſieht, einer
Politik, die ſich jedenfalls mit dem Geiſt des genannten Ver=
trages
nicht in Einklang bringen läßt.
Es wird auch auf engliſcher Seite von allen einſichtigen
Wirtſchaftsführern unumwunden zugegeben, daß Deutſchland und
England in ihrem Handel ſo ſtark aufeinander angewie=
ſen
ſind, wie das in höherem Grade von anderen Handelsbezie=
hungen
kaum geſagt werden kann. Es erübrigt ſich wohl, hier
die Gründe für eine ſolche offenbundige Lage im einzelnen zu
wiederholen. Auch in England ſieht man mit völliger Klarheit,
daß die Erſchwerungen der Einfuhr aus Deutſchland mit einer
entſprechenden Behinderung des Abſatzes engliſcher
Waren auf dem deutſchen Markt verbunden ſein
müſſen. Im Augenblick wird man ſich ja wohl nicht dazu ver=
ſtehen
können, die praktiſchen Folgerungen aus einer ſolchen Ein=
ſicht
zu ziehen. Aber vielleicht darf wan, wenigſtens für eine
nicht allzu ferne Zukunft, gewiſſe Hoffnungen an die inter=
nationalen
Beſtrebungen zur Aufhebung von
Ein= und Ausfuhrverboten knüpfen, wie ſie zuletzt im
September 1924 hervortraten. Bekanntlich beſchäftigt ſich die
Satzung des Völkerbundes auch mit einer internationalen ge=
rechten
Regelung des Handels, und aus dieſer Anregung heraus
haben ſich im Jahre 1923 31 Staaten im Genfer Abkom=
men
über die Zollförmlichkeiten verpflichtet, die bei
ihnen vorhandenen Ein= und Ausfuhrbeſchränbungen, ſobald es
die Umſtände geſtatten, nach Möglichkeit einzuſchränken. Das war
vielleicht zunächſt nur die Bekundung eines guten Willens. Die
Bewegung zeigte aber einen weiteren Fortſchritt darin, daß man
im September 1924 das Wirtſchaftskomitee des Völ=
kerbundsrates
veranlaßt hat, einen Entwurf zu einer
zwiſchenſtaatlichen Vereinbarung auszuarbeiten.
demzufolge die ſich anſchließenden Staaten innerhalb 6 Monaten
alle Ein= und Ausfuhrverbote und =Beſchränkungen aufheben
und neue in Zukunft nicht mehr erlaſſen ſollen. In der Zwiſchen=
zeit
wären die Verbote und Beſchränlungen auf ein Mindeſtmaß
zurückzuführen. Wenn man auch auf eine glatte Annahme eines
ſolchen Entwurfes in abſehbarer Zeit wohl kaum hoffen darf,
ſo wird man doch wohl damit rechnen können, daß die im An=
ſchluß
zu einem ſolchen Entwurf zu erwartenden internationalen
Beſprechungen immerhin dazu beitragen werden, einen allmäh=
lichen
Abhau der zahlloſen Zollſchranken und der anderen Han=
delshemmungen
in die Wege zu leiten, wenn auch aus nahe=
liegenden
Gründen in dieſem Entwurf von der Tarifpolitik und
2twaigen Zöllen, die einen Erſatz für Einfuhrverbote bilden
könnten, zunächſt nicht geſprochen worden iſt.
Im Zeichen
der Wietſchaftsverhandlungen.
Fortſchritte in den deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen.
In der letzten Woche haben die deutſch=franzöſiſchen Wirt=
ſchaftsverhandlungen
einen verhältnismäßig gün=
ſtigen
Verlauf genommen, da der derzeitige franzöſiſche Han=
delsminiſter
beſtrebt iſt, die Verhandlungen zu einem Abſchluß
zu bringen. An zuſtändiger Berliner Stelle, wird jedoch vor
einem übertriebenen Optimismus gewarnt, da noch nach wie
vor erhebliche Schwierigkeiten zu überwinden
ſind, vor allem in der Frage der franzöſiſchen Zölle für verſchie=
dene
deutſche Waren. Ein weiterer Grund, nicht zu optimiſtiſch
zu ſein, iſt die gegenwärtige Kabinettskriſe in Frankreich, die
ſich ſo zugeſpitzt hat, daß das Kabinett Briand jeden Augenblick
zurücktreten kann. In dieſem Falle würden die Verhandlungen
eine neue Verzögerung erleiden, da die Stimme des Handels=
miniſters
für den Fortgang der Verhandlungen durchaus maß=
gebend
iſt und von ihr alles andere abhängt. Wir haben in die=
ſem
Punkte ſchon verſchiedentlich ſchlechte Erfahrungen gemacht,
daß nach einem Wechſel, im franzöſiſchen Handelsminiſterium
die Verhandlungen wieder von vorne beginnen mußten, und bis
ſich der neue Miniſter einsearbeitet und ſich zu einem Entſchluß
durchgerungen hatte, war diel Zeit verloren. Man befürchtet da=
her
, daß ein Rücktritt des Kabinetts uns wieder einen Strich
durch die Rechnung maci. Es iſt jedoch immerhin erfreulich, feſt=
zuſtellen
, daß auf franzöſi cer Seite ein gewiſſer Verſtändigungs=
wille
beſteht, der zu einem gewiſſen Grade aber doch wohl dar=
auf
zurückzuführen iſt, daß die in dem deuiſch=franzöſiſchen Han=
delsproviſorium
vorgeſehene Einfuhr von franzöſiſchem Obſt und
Gemüſe zu ermäßigten Zollſätzen nach Deutſchland bereits erfolgt
iſt, ſo daß von jetzt ab wieder der deutſche autonome Zolltarif in
Kraft tritt. Die Franzoſen haben aher das größte Intereſſe daran,
jetzt ihr Frühgemüſe nach Deutſchland einzuführen.

Nummer 85

Vom Tage.

Der ſächſiſche Landtaglehnte den von den radikalen Sozia=
liſten
eingebrachten Antrag auf Auflöſung des Landtages mit
60 gegen 27 Stimmen ab. Für den Antrag ſtimmten lediglich die Kom=
muniſten
und Nadikalſozialiſten.
Im preußiſchen Landtag wurde das kommuniſtiſche Miß=
rauenspotum
gegen das preußiſche Staatsminiſte=
rium
mit 196:182 Stimmen der Rechten und der Kommuniſten ab=
gelehnt
.
Der litauiſche Kriegsminiſter Dr. Byſtras hat mitgeteilt,
daß das Miniſterium einen Geſetzentwurf ausgearbeitet hat, nach dem

auf 18 Monatefeſtgeſctzt wird.
Reichspräſident von Hindenburg begeht am 7. April ſein 60jähriges
Militärjubiläum. Aus dieſem Anlaß wird ihm Reichswehrminiſter Dr.
GHefler die Glückwünſche der Reichsregierung und der Reichsmarine aus=
ſprechen
.

Der Wirtſchaftsausſchuß des vorläufigen Reichswirtſchafts=
rates
beſchloß, ſich gegen die Einfühxung der Sommer=
zeit
auszuſprechen.
Bratianu wird nächſten Samstag mittag dem rumäniſchen König
ſein Rücktrittsgeſuch überreichen.
Der franzöſiſche Finanzminiſter hat in der Kammer ein neues
proviſoriſches Budgetzwölftel eingebracht.
Die Verwaltung Elſaß=Lothringens iſt dem franzöſiſchen
Juſtizminiſter Pierre Laval übertragen worden.
Das internationale Schiedsgericht im Haag hat über die
Auslegung des Dawesplanes beſchloſſen, daß die für Sozial=
verſicherungen
in Elſaß=Lothringen und Oberſchleſien an Frankreich und
Polen zu leiſtenden Beträge in den Jahreszahlungen einbegriffen ſind.
Nach jugoſlawiſchen Meldungen iſt in Paris eine Liga gebildet
worden, deren Ziel die Vereinigung aller Balkanſlawen
in einem ſüdflawiſchen Staat iſt.
Im Unterhaus erklärte am Mittwoch Churchill, daß Lord Cecil
Großbritannien auf der am 18. Mai in Genf ſtattfindenden
vorbereitenden Abrüſtungskonferenz vertreten werde, ob=
wohl
Chamberlain hoffe, ſelhſt nach Genf gehen zu können.

Nach einer Meldung aus Peking ſoll General Feng entſchloſſen
ſein, Peking auf alle Fälle gegen die anrückenden Truppen Si= Tſching=
lins
, Tſchang=Tſo lins und Wu=Pei=Fus zu halten.

Die Regelung der deutſch=öſierreichiſchen
Wirtſchaftsverhandlungen.
Bei dem Aufenthalt des Bundeskanzlers Rameck in Berlin
ſoll eine Vorbeſprechung über die beſtehenden wirtſchaftlichen
Verhandlungen ſtattfinden. Eine Vereinbarung dürfte während
dieſes Beſuches noch nicht getroffen werden. Es iſt beabſichtigt,
zunächſt ein proviſoriſches Uebereinkommen mit Deutſchland ab=
zuſchließen
. In erſter Linie ſollen Erleichterungen für die öſter=
reichiſche
Landwirtſchaft erzielt werden. Dieſes Abkommen mit
Deutſchland dürfte nur wenige Poſitionen umfaſſen. Wie ver=
lautet
, beabſichtigt der Miniſter für Handel und Verkehr, zum
Abſchluß der eigendlichen Handelsvertragsverhandlungen perſön=
lich
nach Berlin zu kommen. Der öſterreichiſch=tſchechiſche Schieds=
vertrag
wird in der morgigen Sitzung des Natiovalrates rati=
fiziert
werden.
Die Handelsvertragsverhandlungen mit Spanien.
Madrid, 25. März.
Außenminiſter Ayngas berichtete geſtern im Miniſterrat über
die Handelsvertragsverhandlungen mit Deutſch=
land
, die eine günſtige Wendung genommen hätten. Er
betonte ferner, daß in Deutſchland, wie der Verlauf der Reichs=
tagsſitzung
beweiſe, eine ſtarke Strömung zugunſten Spaniens
eingetreten ſei. Der neue deutſche Botſchafter Welczeck überreichte
heute ſein Beglaubigungsſchreiben. Seine Anſprache ſowie die
Antwort des Königs waren in überaus freundſchaftlichem Tone
gehalten. Sie erwähnten beide die zwiſchen Spanien und
Deutſchland beſtehenden ausgezeichneten Beziehungen. Welczeck
beſuchte nach dem Empfang beim König Primo de Rivera.
Moskaus ſchwindender Einfluß in China.
Moskau, 25. März.
Die Niederlage des Marſchalls Feng wird in hieſigen politiſchen
Kreiſen außerordentlich unangenehm empfunden. Man befürchtet, daß
der Einfluß der Sowjetregierung in China dadurch erheblich geſchwächt
und die ruſſiſch=chineſiſche Grenze dadurch freigelegt werde. Durch die
größere Bewegungsfreiheit Marſchall Tſchang=Tſo=Lins befürchtet man
weiterhin für Sowjetrußland ungünſtige Einwirkungen auf die chineſiſche
Oſtbahn. Die Sowjetregierung, heißt es, müſſe ſich aus dieſen Gründen
mit der Frage eines Aequivalents in China beſchäftigen. Nach einer
Meldung aus China befindet ſich General Feng auf dem Rückzug nach
Urga.

* Die Schwierigkeiten Raoul Pörets.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 25. März.
Die franzöſiſche Umſatzſteuer muß erhöht werden, ſonſt bleibt
nur ein Ausweg offen, die Inflation. Damit läßt ſich die Situa=
tion
, in der ſich Frankreichs Finanzminiſter befindet, am klarſten
charakteriſieren. Schon der Sütrz Briands vor den Genfer Ver=
handlungen
bedeutete einen ſehr ſchwzeren Schlag für die fran=
zöſiſche
Finanzpolitik. Jeder Tag, um den ſich die Budgetdebatte
verlängert, bedeutet für das Schatzamt einen Verluſt von 20
Millionen. Raoul Péret, der Finanzminiſter, befindet ſich viel=
fach
in derſelben Lage wie ſein Vorgänger Doumer. Die Stim=
mung
in der Kammer iſt für die Regierung äußerſt froſtig. Wie=
der
iſt die ganze Politik auf Finanzſragen reduziert, und in
dieſer Beziehung ſteht die Regierung keineswegs beſſer als vor
Genf.
Der einzige Aküppoſten, den Briand wirklich für ſich hat,
iſt die Dringlichkeit der Lage. Er identifiziert wenn möglich
ſich noch viel ſtärker mit dem jetzigen Finanzminiſter als mit
Doumer. Wohl zum erſten Male ſeit langer Zeit ſcheint er ſich
in einer Finanzfrage die Finanzpolitik iſt ſchließlich nicht ſein
Gebiet feſt zu engagieren. In den Parteien iſt die Lage
äußerſt verworren. Die Erklärung der Sozialiſten, daß ſie nun=
mehr
auf ihre paſſive Nolle verzichten, hat in vielen Herzen die
Lieblingsideen des onze mai aufleben laſſen. Beſonders bei
den Radikalſozialiſten iſt dies der Fall. Daß Malpy, der die
Partei in der Regierung als Innenmtniſter vertritt, ſich auf
einige Tage von der Politik zurückziehen mußte, um ſeine durch
die Aufregungen angegriffene Geſundheit in Nizza herzuſtellen,
verſchlimmert die Situatjon ganz beträchtlich. Die radikalſozia=
liſtiſche
Partei war nie beſonders einheitlich, jetzt aber, da Malvy,
der markanteſte Vertreter der Partei, ſich auf einige Tage zurück=
zog
, ſcheint ſie ſich kaum mehr an die Regierung gebunden zu
fühlen. Raoul Péret muß alſo nach dem Muſter Doumers ſich
um Kompromiſſe bemühen, dieſe pflegen aber auf dem äußerſt
heiklen Gebiete der Steuergeſetzgebung in der letzten Zeit nur
ſelten zu gelingen. Einzelne Abgeordnete ſind ganz feſt an die
Forderungen ihrer Wähler gebunden, und gerade in den Fragen
der Umſatzſteuer und verſchiedener Tariferhöhungen wirkt ſich
das ſehr fatal aus.
Der Franken hat einen Rekordtiefſtand erreicht, und die
Argumentation der bedingungsloſen Anhänger der Stabiliſie=
rung
ſind durch das Schickſal des belgiſchen Franken, welcher
rotz der angeblichen Stabiliſierung einen erheblichen Teil ſeines
Wertes einbüßte, empfindlich geſchwächt.
Es iſt ſchwer vorauszuſehen, in welcher Richtung jetzt die
franzöſiſche Finanzpolitik ihre Entwicklung nimmt. Die politiſche
Situation iſt labil. Bezeichnenderweiſe denkt jetzt niemand mehr
daran, daß Briand einen neuerlichen Finanzminiſterwechſel zu=
ließe
. Man denkt vielmehr an einen gemeinſamen Rücktritt der
ganzen Regierung, wenn ſich der Fall wiederholen würde, daß
die Kammer ihr Vertrauen dem Finanzminiſter entzieht. Eine
neue Kartellregierung wirft ihre Schatten voraus, wenigſtens in
der Phantaſie derer, welche an eine nahe Regierungskriſe glau=
ben
. Dieſe Entwicklung der Dinge wäre nicht unlogiſch. Immer=
hin
könnte das in zwiefacher Hinſicht eine ungünſtige Wirkung
ausüben. Erſtens ſcheint die Angſt des Kartells vor der Infla=
tion
mehr theoretiſch zu beſtehen, zum mindeſten ſind die Mittel,
mit denen man ſie eindämmen will, untauglich, zweitens könnte
aber der Sturz Briands in außenpolitiſcher Hinſicht die Stim=
mung
in Europa verdüſtern. Gründe ſind alſo genug vorhan=
den
, um die Regierung Briands im Amte zu behalten, und dies
weiß man auch in der franzöſiſchen Kammer. Trotzdem birgt die
politiſche Lage noch ſehr viele Schwierigkeiten in ſich.
Das unnachgiebige Braſilien.
* Berlin, 25. März. (Priv.=Tel.)
Der braſilianiſche Außenminiſter läßt durch das
Reuterbüro eine Meldung verbreiten, die darauf hinausläuft,
daß er auch im Herbſt dem Eintritt Deutſchlands
in den Rat die gleichen Schwierigkeiten in den
Weg ſetzen werde, wenn nicht zuſammen mit
Deutſchland ein ſüdamerikaniſches Land in den
Nat aufgenommen werden würde. Das könnte
heißen, daß damit auch im Herbſt die Aufnahme Deutſchlands
unmöglich bleibt und hinausgeſchoben werden muß bis zum
Januar nächſten Jahres, weil Braſilien vermutlich, falls es auf
einem Widerſtand beharrt, bei der Neuwahl nicht in den Rat
gewählt werden dürfte. Aber bis zum Herbſt iſt noch viel Zeit,
und vermutlich hat der Braſilianer dieſe Erklärung nur abge=
geben
, um auf die Kommiſſion, die im Laufe des Sommers tagt,
einen Druck anszuüben, damit in ihrem Vorſchlag bereits der
ſtändige Sitz für Braſilien enthalten iſt.

*Melchior Viſchers Fußballſpieler und
Indianer
(Zur Uraufführung der Jungen Bühne am Samstag, den
27. März, im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters.)
Es muß aufhören, daß wir vom Urwald träumen. So ſagt
Opito, der junge Indianer, der die Jagdgründe ſeiner Ahnen ver=
laſſen
hat, um bei den öſtlichen Bleichgeſichern Fußball zu ſpielen.
Melchior Viſcher, der Dichter des Stückes Fußballſpieler und
Indianer, bezeichnet ſein Stück mit dem etwas umfänglichen,
aber durchaus richtigen Untertitel: Für die alte Welt eine Tra=
gödie
, für die neue Welt eine Komödie und umgekehrt. Dieſe
dichtung iſt kurz geſagt nichts anderes als eine Verherr=
lichung
derjenigen Begriffe, die die heutige Jugend unter neuer
Sachlichkeit zuſammengefaßt hat. Der Urwald, das iſt für dieſe
Jungen Vergangenheit, Rückblick, ſchroff ausgedrückt Sentimen=
talität
, von der ſelbſt zu träumen nicht mehr erlaubt ſein ſoll,
Denn Träunie ſchwächen ab, vermindern die Tatbereitſchaft zu
dem nüchternen unheroiſchen Leben, das dieſe Jugend vorhat, ein
Leben, deſſen Erfolge ſich am beſten durch goals ausdrücken
laſſen, Reſultate einer entſchloſſenen, ſachlichen, unſentimentalen
dreſſierten Zuſammenarbeit, an deren Gelingen Muskel und Hirn
in gleicher Weiſe beteiligt ſind. Der Sport in jeder Form iſt das
Ideal der zukunftsfreudigen jungen Generation, wobei wir uns
hüten müſſen, das Wort Ideal in einem überlieferten roman=
tiſchen
Sinn zu gebrauchen, denn das würde uns gerade von
dieſen Jungen äußerſt übel genommen. Schon, daß man einen
gelungenen Schuß ins Tor ideal nennen kann, iſt ein Beweis
für die Wendung, die die Bedeutung dieſes geduldigen Wortes in
unſerer Zeit genommen hat. Melchior, dem ſchon manche dra=
matiſche
Arbeit gelungen iſt, hat in dieſem Stück den Verſuch ge=
macht
, einmal fern von aller Literatur die Sehnſucht ſeiner gleich=
altrigen
Genoſſen dramatiſch zu verwerten, und wenn wir auch
noch ſo viel gegen die durchſchnittliche Ebene einzuwenden haben,
auf der ſich das Leben dieſer Nachkriegsgeneration abſpielt, ſo
müſſen wir doch zugeſtehen, daß ſie es verſtanden hat, ſich alle Ge=
wichte
vom Hals zu ſchaffen, die uns das Gehen in freier Luft
noch erſchweren. Die Dramatik früherer unvollkommenerer Zei=
ten
ſpielt ſich bezeichnenderweiſe zum größten Teil in geſchloſſenen
Räumen ab. Der neue Ton, den Melchior Viſcher anſchlägt,
braucht Licht, Luft, Himmelsraum, es iſt die Lebensatmoſphäre
des Kampſplatzes, es iſt der friſche, nüchterne Geruch des jungen
Raſengraſes, der dieſes ganze Stück durchweht. Wir werden
vielleicht einmal dieſe ganze Geſte als etwas zu kraftmeieriſch
empfinden, zu muskelfreudig, in einem ſehr weiten Sinn zu

wenig angereichert mit wirklichen Lebens= und Bildungsſtoffen,
aber daß ſie der vollkommene, wenn auch nicht immer willkommene
Ausdruck einer Generation iſt, das wird man einmal zugeſtehen
müſſen.
Melchior Viſchers Fußballſpieler und Indianer ſetzt die
Reihe der in die diesjährige Junge Bühne aufgenommenen Stücke
fort, inſofern, als es, wie alle dieſe Werke, ein Symptom unſerer
Zeit iſt. Gab Anja und Eſther einen Einblick in die Ver=
wirrung
und Wirrnis einer Jugend, die noch an den Wirkungen
der großen Weltkataſtrophe zu leiden hat, gab Döblins Lu=
ſitania
die Untergangsſtimmung, die unſere älteren Dichter er=
füllt
, ſo iſt Melchior Viſchers Stück ein Ausblick in freiere Zukunft.
Wenn wir das umfangreiche Buch (Guſtav Kiepenheuer Verlag,
Potsdam) leſen, ſo iſt der Geſamteindruck der einer unbeſchwerten
Heiterkeit und der Genugtuung, daß für unſere Jugend das
Dickicht einer weltſchmerzlichen, von überhitzter Erotik ungeſund
ausgefüllten Periode vorüber iſt, und dieſer Ausblick, durch
manche andere Produktion unſerer jüngſten Dichter beſtätigt, gibt
eine Hoffnung, die uns beruhigt in die Zukunft ſehen läßt. Und
wenn nur die Tatſache übrig bleibt, daß ſich junge Menſchen
entſchloſſen haben, jenſeits der Literatur nur dem Leben, wie es
ihnen zukommt, zu dienen, ſo verdanken wir Melchior Viſcher
Einſicht und Ausſicht genug.
G.

*Die Kantate Aus tiefer Not
Man wünſcht von mir eine kurze Einführung in die Kirchen=
Kantate Aus tiefer Not, die am künftigen Sonntag in der
Johanneskirche in Darmſtadt geſungen wird.
Der Text der Kompoſition beſteht in der ſchönen von Martin
Luther verfaßten metriſchen Ueberſetzung des 130. Pſalms, dieſes
gewaltigſten Bußgeſanges aller Zeiten. Wenn S. Bach in ſeinen
Choralkantaten meiſt nur den erſten und letzten Vers wortgetreu
aus dem Choral übernimmt, und ſtatt der dazwiſchen liegenden
Strophen zu Gunſten der von ihm bevorzugten muſikaliſchen
Formen (Rezitativ, Arie uſw.) lieber eine vom Original ab=
weichende
Paraphraſierung der in dieſen Strophen ausgeproche=
nen
Gedanken benutzt, ſo iſt in der zu beſprechenden Kompoſition
der Choral, was den Text betrifft, durchweg in der Urgeſtalt ver=
wendet
worden, weil dadurch eine muſikaliſche Geſtaltung herbei=
geführt
wird, die der heutigen Auffaſſung von kirchlicher Hal=
tung
mehr zu entſprechen ſchien, als jene ältere, die ſich für die
Empfindung namentlich der Reformierten unter uns ein
wenig dem Konzertmäßigen annähert. Die muſikaliſche Aus=
führung
ſtützt ſich dementſprechend in allen fünf Strophen auf die
Chöralmelodie, die im erſten Vers in der Weiſe Pachelbels be=

arbeitet iſt: Die Melodie in langen Noten im Sopran, während
die tieferen Stimmen ſie in kürzeren Notenwerten fugenartig
durchführen. Im zweiten Vers trägt der Baßchor die Melodie
des Chorals vor; eine Clarinette ſingt dazu eine ſchmerzlich
pathetiſche weit ausgreifende Melodie, während das Streich=
orcheſter
dieſe Kombination mit gleichſam angſtvoll bebenden und
ſtockenden Akkorden begleitet: Des muß dich fürchten Jeder=
mann
Im Inſtrumentalbaß liegt die Melodie bei der dritten
Strophe, während Alt und Tenor in bewegter Figuration und
lebhafterem Zeitmaß ſich zu den Worten ergehen: Darum auf
Gott will hoffen ich Vers 4, von einer Sopranſtimme mit
Begleitung einer Solovioline und des Streichorcheſters vorgetra=
gen
, läßt in ziemlich freier Behandlung die Melodie des Chorals
mehr nur anklingen. In ihr ſpricht ſich das Gefühl der im Glauben
gewonnenen Erlöſung aus, worauf der letzte Vers in ſchlicht
homophoner Faſſung der Melodie den ganzen bis dahin entfal=
teten
Komplex von Gedanken und Empfindungen zuſammenfaßt
und ſo das Werk beſchließt.
Mendelsſohn.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Herolde des Frühlings. Jeder kennt ſie, die
erſten Boten von Frühlingsſonne, grünen Fluren und milden
mondbeſtrahlten Nächten: Storch, Schwalbe und Kuckuck, deren
erſter Flügelſchlag nach langer Abweſenheit den Abſchied von
Winter, Eis und Froſt verkündet. Weiß man aber auch von den
anderen gefiederten Sendboten des Frühlings, von den Schwär=
men
der winzigen Weidenlaub= und Fitislaub=Sänger, von dem
munteren Treiben des bunten Steinſchmätzers, von den Lebens=
gewohnheiten
der Bachſtelzen, Bekaſſinen und Kiebitze und den
vielen anderen Muſikanten unſerer Wieſen und Wälder? Wer
an ihrem täglichen und nächtlichen Konzert noch mehr Freude
haben will, muß mehr wiſſen als ihre Namen. Im neuen Heft
der Koralle erzählt Profeſſor Braeß, der bekannte Ornithologe,
mancherlei und viel Neues von ſeinen Studien und Beobadk
ungen in der Vogelwelt. Auch über andere feſſelnde Themen
fehlen leſenswerte Aufſätze nicht: Elektriſche Exploſionen bei
20000 Grad Was iſt Leben? Die Antwort des Veilchens
Die Waſſer des Menam Balzkämpfe der Kreuzottern uſw.
Eine bisher noch unbekannte dramatiſche Dichtung Bal=
ac
s, die Komödie Kampf der Frauen wurde von Dr.
Walter Meckauer zum erſtenmal ins Deutſche überſetzt und
für die Bühne bearbeitet. Das Werk iſt von Intendant
Weichert zur alleinigen Uraufführung am Schau=
pielhaus
Frankfurt a. M. angenommen worden.

[ ][  ][ ]

Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

Seite 3

Abbau=Sebatte im heſſiſchen Landtag.

Der Kampf um das Landesamt
für das Bildungsweſen.
Beginn der Ausſprache über die Erſparnisanträge.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 30 Minuten.
Abg. Weckler (Ztr.) richtet an die Regierung eine Kleine An=
frage
wegen der Entlaſſung von Eiſenbahnern in Gießen und Fried=
berg
. Er macht auf verſchiedene Härten bei dieſer Maßregel aufmerk=
ſam
, u. a., daß es ſich zum Teil um Leute handelt, die das 50. Lebens=
jahr
bereits überſchritten haben. Staatsrat Balſer erwidert
darauf, daß die Regierung ſich mit der Eiſenbahnverwaltung in Ver=
bindung
geſetzt hat, um der Angelegenheit auf den Grund zu gehen.
Auch Abg. Wolf bringt Beſchwerden über die Eiſenbahnverwal=
tung
vor.
In einer Kleinen Anfrage weiſt Abg. Weckler (Ztr.)
darauf hin, daß bei der Poſt 9000 neue Stellen im Etat vor=
geſehen
ſind, und fordert, daß in erſter Lixie auf Wartegeld geſtellte
Beamte für dieſe Poſten berüchſichtigt werden. Staatspräſident
Ulrich ſagt zu, daß er in dieſem Sinne bei dem Reichspoſtminiſter
vorſtellig werde.
Abg. Galm (Kom.) fragt nach den Bedingungen an, unter denen
Beamte der Domanialverwaltung Wein zu verbilligtem Preiſe erhalten.
Staatsrat Balſer gibt darüber Auskunft.
In einer Anfrage des Abg. Reuter (Soz.) wird erklärt, daß in
rheinheſſiſchen Orten Wohnungen leer ſtehen, weil für ſie zu hohe Miet=
preiſe
verlangt werden. Miniſter Raab erwidert, daß der Regierung
davon nichts bekann ſei, und giot im Anſchluß daran auf verſchiedene
andere Fragen Auskunft.
Die Beratungen des Staatshaushalts werden bei den Ka=
piteln
53 bis 74 fortgeſetzt; dieſe behandeln das Landesamt
für das Bildungsweſen. Es wird zunächſt in die allgemeine
Ausſprache eingetreten.
Abg. Dr. Leuchtgens (Bbd.): Bei dem Kapitel Landesamt han=
delt
es ſich bei einer Geſamtausgabe von 36 Millionen um einen Staats=
zuſchuß
von 29½ Millionen. Die Oeffentlichkeit hat ſich in der letzten
Zeit mit der Schule beſchäftigen müſſen im Hinblick auf die geplanten
Sparmaßnahmen, die vor den Schuleinrichtungen nicht Halt machen
dürfen. Im Jahre 1913 war das Landesamt noch eine Abteilung des
Miniſteriums des Innern, in dem 5 akademiſche ſowie 3 mittlere Be=
amte
tätig waren. Die Buchhaltung wurde von dem Miniſterium mit=
beſorgt
. In der heute ſelbſtändig gewordenen Zentralſtelle, dem Lan=
desamt
für das Bildungsweſen, ſind 26 Beamte tätig, dazu 13 akade=
miſche
, wenn man den Leiter des Werkunterrichts und den für Jugend=
pflege
dazu rechnet. Das iſt eine unerhörte Aufblähung. Das Landes=
amt
für das Bildungsweſen hat, alſo ungefähr ebenſoviel Beamte, wie
das frühere Jnnenminiſterium, mit den dazu gehörigen 3 Unterabtei=
lungen
. Es ſteht feſt, daß die höheren Beamten im Landesamt nicht
voll beſchäftigt ſind. Redner führt als Beiſpiel die 4 Oberſchulräte an,
von denen nur einer voll beſchäftigt iſt. Bei den Referenten für das
höhere Schulweſen iſt einer zu entbehren. Es herrſche nirgends ein
ſolches Bild der inneren Zerfahrenheit, wie im Landesamt. Das habe
ſich am beſten bei den Verhandlungen im Sechſerausſchuß gezeigt. Der
verantwortliche Leiter, der Herr Staatspräſident, habe hier nicht nach
dem Nechten geſehen. Die Denkſchrift über den Abbau der Volksſchule
ſei nicht einmal ſämtlichen Mitgliedern des Landesamts, vor allem den
Referenten für das höhere Schulweſen, bekannt geweſen. Die Denk=
ſchrift
ſelbſt ſuche die öffentliche Meinung irrezuführen; während nach
dem Staatsvoranſchlag für den Schüler der höheren Schulen 120 Mark
zu leiſten ſeien, gebe die Denkſchrift an, daß 218 Mark verausgabt wür=
den
. Das von dem Landesamt vorgelegte Material laſſe jegliche Objek=
tivität
vermiſſen. Die Regierung hat die Verhältniſſe bei der Volks=
ſchule
erſt durch eine Statiſtik geklärt vorher hat ſie ſelbſt keine
Ahnung davon gehabt. Es ſtelle ſich nun heraus, daß von den 4000
Volksſchulklaſſen 960 Klaſſen weniger als 30 Schüler haben. Als dieſe
Statiſtik in dem Finanzausſchuß vom Redner ausgewertet wurde, zeigte
es ſich, daß das Landesamt gar nicht im Bilde war. Einer der Schul=
räte
behauptete in jener denkwürdigen, kataſtrophal wirkenden Sitzung
in ſeiner Verlegenheit, es könnten vielleicht 12 Klaſſen abgebaut wer=
den
. Als Oberſchulrat Jung dem Redner zuruft, das ſei ja gar nicht
wahr, erklärt dieſer, Herr Oberſchulrat Jung ſei es geweſen, der dies
geſagt habe. Der Redner betont, daß Oberſchulrat Jung keinen Eid
darauf leiſten würde, daß er dies nicht geſagt habe. Hier könne er es
leicht ableugnen. Mit einem gewiſſen Syſtem und auch mit einem ge=
wiſſen
Geſchick verſuche man, in der Oeffentlichkeit, in den Proteſtver=
ſammlungen
, namentlich auch in der Lehrerpreſſe, die ganze Erregung
über den bevorſtehenden Abbau auf ihn abzuladen. Man ſolle die Vor=
würfe
nicht gegen ihn, ſondern gegen die zuſtändige Stelle, und das ſei
der Miniſterialdirektor im Landesamt, richten. Er habe auf allen Ge=
bieten
der Staatsverwaltung Erſparungen angeſtrebt. Er ſei ſelbſt da=
für
eingetreten, daß landwirtſchaftliche Schulen und Landwirtſchafts=
ämter
abgebaut würden. Er ſei in einer geradezu unflätigen Weiſe,
namentlich in dem Organ des Landeslehrervereins, dem Schulboten
für Heſſen, mitgenommen worden. Es ſei kein Zeichen einer beſon=
deren
Bildung, daß man ihn wegen ſeiner politiſchen Auffaſſung per=
ſönlich
in den Schmutz zu ziehen verſuche. Redner kommt ſodann auf
die Proteſtverſammlung des Heſſiſchen Lehrerver=
eins
in der Woogsturnhalle zu ſprechen. Er bezeichnet die Vorgänge
dort als tief bedauerlich im Intereſſe des Anſehens des Lehrerſtandes.
Dieſe ſeine Auffaſſung ſei ihm durch zahlreiche Zuſchriften beſtätigt wor=
den
, worin die Ausſchreitungen nicht gebilligt wurden. Es ſei nicht

der Ton und die Art, wie ſie die Verſammlung an den Tag gelegt habe,
die man bei anſtändigen und gebildeten Menſchen Gäſten gegenüber er=
warten
dürfe. Die Verſammlung ſei nicht dazu angetan geweſen, dem
Lehrerſtand neue Sympathien zu erwerben. Die Urſache der Mißſtim=
mung
ſei doch das Landesbildungsamt, das bei der Abnahme der
Schülerzahl rechtzeitig hätte einſchreiten müſſen. Der verantwortliche
Leiter dieſes Amtes, der Staatspräſident, gehöre eigentlich wegen grober
Fahrläſſigkeit nach Artikel 47 der Verfaſſung vor den Staatsgerichtshof.
Der Redner erläutert dann die Sparanträge ſeiner Partei, die ſich
keineswegs nur auf die Volksſchule, ſondern auch auf die höheren Schu=
len
und auf die Hochſchulen beziehen. Abg. Dr. Leuchtgens erläutert
dann Abbauanträge des Bauernbundes, wonach 800 Volksſchulklaſſen
aufgehoben werden ſollen. Als der Redner erklärt, daß man ſich da=
gegen
ſtemme, weil durch dieſe Anträge Lehrer aus der Stadt aufs Land
verſetzt werden müßten, die das natürlich nicht wollten, enrſteht an=
dauernde
Unruhe im Hauſe, die ſich noch ſteigert, als er erklärt, daß in
der Stadt die guten Parteifreunde der demokratiſchen Führer, der Her=
ren
Urſtadt und Henrich, ſäßen. Die Junglehrer würden nur von den
demokratiſchen Lehrern vorgeſchoben. Das Landesamt für das Bil=
dungsweſen
wolle in erſter Linie Lehrerſtellen auf dem Lande abbauen,
obwohl dort die Verhältniſſe für den Abbau nicht ſo geeignet wären,
wie in der Stadt, wo aber die Parteifreunde geſchont werden müßten.
Der Bauernbund wolle die 27 Kreisſchulräte bis auf 17 abbauen; auch
hier widerſetze ſich ein Teil der Lehrerſchaft, obwohl ſonſt die Lehrer
immer gegen die Schulaufſicht wären. Hierfür ſei wohl wieder die
Parteipolitik maßgebend. Weiter übt der Redner Kritik an dem Werk=
unterricht
, an der Jugendpflege und dem Fortbildungsſchulunterricht.
Bei Beſprechung der Abbauanträge, die ſich auf die höheren Schulen
beziehen, legt der Redner ſeinen und ſeiner Partei Standpunkt dahin
feſt, daß nicht beſtimmte höhere Schulen in einer Stadt bezeichnet wer=
den
dürften, ſondern die Frage, welche Anſtalt aufgehoben werden folle,
müſſe noch genau geprüft werden. Es ſollen 80 Lehramtsaſſeſſoren ab=
gebaut
werden; gegen den Abbau im Sechſerausſchuß hatten die Links=
parteien
geſtimmt, dann aber in den Volksverſammlungen behauptet,
der Bauernbund wolle bloß Abbaumaßnahmen bei den Volksſchulen
durchführen. Wenn die Linke des Hauſes den Anträgen der Rechten
nicht zuſtimme, werde das Volk ihr die Quittung geben.
Abg. Lux (Soz.) beſchwert ſich, daß der von dem Abg. Müller ge=
machte
Zwiſchenruf Spakenkopf nicht gerügt worden ſei. Vizeprä=
ſident
Nußerklärt, daß er wegen der Unruhe im Hauſe den Zuruf nicht
gehört habe; er ermahnt die Abgeordneten, derartige Zwiſchenrufe zu
unterlaſſen.
Nach einer Pauſe wird eie Regierungsvorlage über die Erſtreckung
des Finanzgeſetzes für das Rechnungsjahr 1925 auf die erſten zwei Mo=
nate
des Rechnungsjahres 1926 beraten. Der Geſetzentwurf wird gegen
die Stimmen der Rechtsparteien angenommen.
Miniſterialdirektor Urſtadt gibt die Erklärung ab, daß die Be=
hauptung
, Oberſchulrat Jung habe nur 12 Schulſtellen abzubauen beab=
ſichtigt
, unzutreffend ſei; die Angabe hätte ſich nur auf Darmſtadt be=
zogen
.
Abg. Dr. Keller (D. V. P.): Das Landesamt für das Bildungs=
weſen
iſt ſchon immer heiß umſtritten worden. Diesmal wird der Kampf
noch ſchärfere Formen annehmen. Redner verſichert auf einen Zuruf
hin, daß er nicht der Verfaſſer der Spektatorartikel im Darmſtädter
Tagblatt iſt. Diesmal werden die grundſätzlichen Fragen nicht die Rolle
ſpielen wie ſonſt, obwohl ſie an Bedeutung nichts verloren haben. Jede
Einſchränkung einer ſtaatlichen Einrichtung hat etwas Bedenkliches, denn
dadurch wird planvoll Geſchaffenes ernſtlich gefährdet, unter Umſtänden
ſogar zerſtört. Deshalb wird wohl niemand leichtſinnig an ſolche Ab=
baumaßnahmen
herantreten. Es iſt auch zu bedenken, daß hier nicht
nur materielle Werte, ſondern daß auch das Menſchenglück unter Um=
ſtänden
auf dem Spiele ſteht. Deshalb muß es oberſte Pflicht ſein, die
Lage genau zu prüfen. Es handelte ſich diesmal vor allem um die Frage,
ob aufs neue im Schulweſen geſpart werden kann und wieviel. Wenn
auch Vergleiche nicht unbedingt maßgeblich ſein können, ſo ſeien ſie doch
immerhin lehrreich. Heſſen ſtand im Jahre 1911, im Schulweſen, was
die Klaſſenfrequenz anlangt, am günſtigſten da. Ihm folgte Sachſen
und dann Preußen, Bayern und Baden. Heſſen hatte damals 54 Schü=
ler
in der Klaſſe. Im Jahre 1921 iſt Bayern an die Spitze gerückt, dem
Sachſen und Heſſen folgen. Erſt in größerem Abſtand folgen Thüringen,
Preußen und Württemberg, während Baden, das Muſterland des Herrn
Hellpach, eine Durchſchnittszahl von 47 aufweiſt, hat Heſſen nunmehr 43.
Ein Uebergang von Heſſen an Preußen würde einen Abbau von einem
Viertel der Lehrer bedeuten. Weiter macht der Redner Angaben über
die Zahlen der höheren Schüler und der Volksſchüler in Heſſen und in
den anderen deutſchen Ländern. Vor 15 Jahren gingen 10 Prozent der
Schüler in die höheren Schulen, heute ſind es 16 Prozent. Die Ab=
nahme
der Schülerzahl in Heſſen habe noch nicht aufgehört; nach dem
Landesamt für Statiſtik wird die erſte Zunahme der Schülerzahl von
1930 ab zu erwarten ſein und von 1940 ab erſt eine konſtante Zahl von
50 000 erreichen. An Oſtern würde keine Vermehrung der Schüler zu
erwarten ſein; es würden wahrſcheinlich ebenſoviele Schüler aufgenom=
men
, wie abgehen. Der Schülerrückgang ſei als dauernd anzuſehen. Der
Geburtenrückgang werde bei den höheren Schulen kaum eine Verän=
derung
herbeiführen. Eine Anpaſſung der Lehrerzahl an die Schüler=
zahl
werde ſich künftig nicht vermeiden laſſen. Der Zentrumsantrag
ſpreche dies auch aus, aber er ſei ſpäter verwäſſert worden. Die Frak=
tion
der Deutſchen Volkspartei verwahre ſich dagegen, daß ſie bildungs=
feindlich
ſei. Bei der höheren Schule müßten dieſelben Abbaumaß=
nahmen
eingeführt werden, wenn ſich dieſelben Abnahmeerſcheinungen
wie bei den Volksſchulen zeigten. In vielen höheren Schulen wäre in den
unteren Klaſſen eine höhere Durchſchnittszahl an Schülern, als in den
Volksſchulen. In kleineren Gemeinden dürften die Schulen, entgegen=
geſetzt
der Anſchauung des Oberſchulrats Jung, nicht abgebaut werden.

Die Lehrer in Darmſtadt, Offenbach und Mainz hätten durchſchnittlich
nur 31 Schüler. Die Sonderklaſſen und Förderklaſſen ſeien nicht zu
beanſtanden, wohl aber in der übergroßen Zahl, ſo wären in Offen=
bach
und Darmſtadt 35 Prozent der Volksſchulklaſſen ſolche Sonderklaſſen.
75 Orte mit mehr als 8000 Einwohnern könnten ganz gut die Abbau=
maßnahmen
tragen, ohne geſchädigt zu werden. In Darmſtadt wird
beim Abbau die Schülerzahl einer Klaſſe von 31 nur auf 36 anſteigen.
In höheren Schulen dürfe der 5. Jahrgang erſt geteilt werden, wenn
48 Schüler vorhanden ſind, eine Volksſchulklaſſe würde in dieſem Schul=
jahr
alſo noch weniger Schüler aufweiſen. Die Schulen in Worms und
Gießen würden vermutlich weniger von den Abbaumaßnahmen betrof=
fen
, weil man dort vorſichtiger in der Einrichtung von Förderklaſſem
war. Die perſönlichen Rückwirkungen der Abbauanträge wären ſchwer,
aber in anderen Ländern wären die Anſtellungs= und Verwendungs=
verhältniſſe
viel ſchwieriger, als in Heſſen, namentlich in Baden und
Preußen. Geht es den Lehreranwärtern etwa ſchlechter als den anderem
Anwärtern im Staatsdienſt?! Hat man dafür in der Oeffentlichkeit in
der gleichen Art und im gleichen Maße und mit derſelben Leidenſchaft
mobil gemacht? Ich habe nichts davon gemerkt, daß man mit den im
der vorigen Woche abgebauten 10 Forſtaſſeſſoren bei den Linksparteien
ein beſonderes Mitleid und Mitgefühl empfunden hat. Aus dem Klage=
ruf
der Anwärter für das höhere Lehramt, die ſich ja aus denſelben Be=
völkerungsſihichten
wie die Lehrer rekrutieren, geht die erſchütternde
Lage dieſer Anwärter hervor. Auch da appeliere ich an ihr gutes Herz,
meine Herren von der Linken, für das Elend, das viel größer iſt, als
das der Junglehrer. Dabei ſind es meiſt ältere Leute, zum Teil fogar
Kriegsteilnehmer. Die Behörde hat ſie bisher nicht mit dem gleichem
Wohlwollen behandelt wie die Junglehrer. Auch keine Proteſtverſamm=
lung
hat ſich für ſie eingeſetzt. Ein Studienaſſeſſor iſt ſeit 9 Monaten
in Heſſen angeſtellt worden, dagegen 140 Schulamtsanwärter. (Abg.
Storck ruft dazwiſchen: Ja, die Zahl der Lehrer iſt aber
auch viel größer.) Redner gibt ihm die treffende Antwort:
Gewiß fünfmal ſo groß, aber nicht 140 mal ſo groß.
Zu bedenken ſei auch, daß die Banken und die Induſtrie in dieſer Not=
zeit
viele Angeſtellte entlaſſen haben. Der Redner weiſt auf Schmäh=
briefe
hin, die Abgeordnete der Deutſchen Volkspartei erhalten haben,
aber die Abgeordneten müßten die Intereſſen des Volkes vertreten und
könnten auch vor der Schule nicht Halt machen. Gerade bei der Zen=
trale
, dem Landesamt für das Bildungsweſen, könne und müſſe geſpart
werden. Die Entſcheidung ruhe in den Händen der Regierungsparteien,
die Oppoſition könne dies nicht ändern; ſie werde abivarten, welche Ent=
ſcheidung
das Volk treffen werde.
Schluß der Sitzung 1 Uhr 20 Minuten. Nächſte Sitzung Freitag,
vormittags 9 Uhr.
Das Steuerkompromiß.
Einigung zwiſchen den Regierungsparteien,
Deutſchnationalen und Sozialdemokraten.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Verhandlungen zwiſchen den Regierungsparteien und
den Sozialdemokraten und Deutſchnationalen haben in den
Abendſtunden des Donnerstag zu einer grundſätzlichen Einigung
geführt. Mit den Deutſchnationalen iſt allerdings keine feſte
Vereinbarung getroffen wovden. Die deutſchnationale Reichs=
tagsfraktion
hat aber das beſtimmte Verſprechen abgegeben, daß
ſie der Erledigung der Vorlage keine Hemmniſſe in den Weg
legen wird, da eine ganze Reihe deutſchnationaler Wünſche be=
reits
bei den vorbereitenden Verhandlungen der Regierungs=
parteien
bis zu einem gewiſſen Grade Verwirklichung gefunden
hätten.
Im großen und ganzen ſieht die Einigung folgendermaßen
aus: die Weinſteuer wird aufgehoben, die Sekt=
banderolenſteuer
wird am 1. Juni eingeführt, und
zwar auf Grund eines Antrages, den die Zentrumsfraktion im
Reichstag einbringt, die Bierſteuererhöhung tritt am
1. Januar 1927 in Kraft. Bei der Vermögensſteuer ſoll
die Zahlung für 1926 mit der Maßgabe erfolgen, daß im Falle
der Nichterreichung des Etatsvoranſchlages eine Nachforde=
rung
eintreten kann. Bei der Hauszinsſteuer hat man
ſich dahin geeinigt, daß im Prinzip die Friedensmiete
bis zum 1. April 1927 nicht überſchritten werden
darf, jedoch können Ausnahmen gemacht werden. Die Salz=
ſteuer
wird am 1. April d. J. aufgehoben. Für den
Ausfall, der durch die Herabminderung der Zucker=
ſteuer
entſteht, ſoll zum 1. Auguſt d. J. die Branntwein=
monopolſteuer
ſo ausgebaut werden, daß ſie Mehr=
einnahmen
ergibt. Im übrigen ſoll das Kompromiß ſeine bis=
herige
Form behalten.
Um die griechiſche Präſidentenwahl.
Paris, 25. März.
Nach einer Havasmeldung aus Athen hat General Pan=
galos
erklärt, er würde eine Verſtändigung über die Kandi=
datur
Zaimis für die Präſidentſchaftswahl unterſtützen unter
der Bedingung, daß alle Faktoren des Landes die Kandidatur
öffentlich anerkennen würden. Bei ihrem Zuſtandekommen
würde er Pangalos ſich von der Politik zurückziehen, da
er ſeine Pflichten gegenüber Griechenland dann für erfüllt halte.

Was ſind,Zeitraffer und, Zeitwender
im Film?
Ink. Die Technik hat im Film in der letzten Zeit ganz ge=
waltige
Fortſchritte gemacht. Jeder Menſch kennt bereits die
Zeitlupe, durch die alle Vorgänge verlangſamt werden. Es iſt
aber vielleicht manchem unbekannt, wie dieſe Zeitlupen arbeiten.
Darum ſei es hier noch einmal erwähnt. Im allgemeinen wer=
den
in der Sekunde 16 Bilder aufgenommen, man kann aber jetzt
in der Sekunde ſchon viele Hundert Bilder aufnehmen, ja, es
ſind bereits Apparate erbaut, mit denen man bis zu 2000 Bilder
in der Sekunde aufnehmen kann. Wenn nun 16 bis 18 Bilder
in der Sekunde aufgenommen werden, dann iſt der Vorgang ſo,
wie er ſich dem menſchlichen Auge darſtellt. Wenn man den=
ſelben
Vorgang aber in 320 Bildern aufnimmt, bei der Wieder=
gabe
aber nur 16 Bilder in der Sekunde vorführt, dann ſieht der
Zuſchauer nur den 20. Teil desjenigen Vorganges, der ſich in
einer Sekunde abgeſpielt hat. Oder der ganze Vorgang, der ſich
in einer Sekunde abgeſpielt hat, wird auf die Länge von 20
Sekunden ausgedehnt. Er erſcheint alſo nur langſam und kann
in allen Einzelheiten geſehen werden.
Das Gegenteil davon iſt der ſogenannte Zeitraffer‟. Der
Zeitraffer ſoll die Zeit zuſammenziehen, wie ſchon ſein Name
beſagt. Er ſoll alſo Vorgänge, die langſam ſich auf große Zeit=
räume
erſtrecken, ſo wiedergeben, daß ſie ſich in Sekunden abzu=
ſpielen
ſcheinen. Man denke z. B. an den Bau eines Hauſes
oder das Wachstum einer Blume! Man photographiert alſo
darum alle paar Minuten ein Bild. Man wird dann in 24
Stunden nur ein paar Bilder bekommen, die das fortſchreitende
Wachstum der Blume genau verſinnbildlichen. Dieſe Bilder
werden dann ſchnell vorgeführt, ſo daß wiederum 16 Bilder in
einer Sekunde gedreht werden. Der ganze Vorgang, der 24
Stunden gedauert hat, wird dann dem Auge des Menſchen in
wenigen Sekunden vorgeführt. Dies iſt ein zweites Mittel, den
Begriff der Zeit vollkommen neu zu geſtalten und alle menſch=
lichen
Vorſtellungsformen, die an Zeit und Raum gebunden ſind,
umzuwandeln.
Der dritte und kühnſte Vorgang iſt aber der des Zeitwen=
ders
. Mit Hilfe eines techniſchen Kunſtmittels iſt es möglich,
die Zeit rückwärts zu drehen und Vorgänge, die nach dem natür=
lichen
Ablauf der Dinge immer in die Zukunft weiſen, tatſäch=
lich
umzuwandeln und nach der Vergangenheit zurückzudrehen.
Man kann alſo nicht nur den Einſchlag eines Geſchoſſes in den
Erdboden zeigen und darauf wie es natürlich iſt das Auf=

Die Goldene Medaille für Theodor Wiegand.

Geheimrat Theodor Wiegand, dem künftigen Direktor des
Pergamonmuſeums und Leiter der Ausgrabungen in Milet und
anderen Städten Kleinaſiens, iſt für hervorragende Verdienſte
um das Bauweſen die Goldene Medaille verliehen worden.

beginnen laſſen, die Menſchen aus den Gräbern auferſtehen und
als letztes nicht den Aufmarſch der Truppen zeigen, ſondern
ihren Rückmarſch in die Kaſerne. Auch hier wird in ganz erſtaun=
licher
Form die Zeit ganz ausgeſchaltet bzw. umgewandelt. Der
letzte Vorgang kann natürlich nicht in der Aufnahme, ſondern
nur in der Wiedergabe bewerkſtelligt werden.

wirbeln der Erdmaſſen und des Staubes, ſondern man kann
auch zuerſt das Aufwirbeln des Staubes vorführen, das aber
kein Aufwirbeln, ſondern Niederwirbeln iſt, und könnte, wenn
es techniſch zu machen wäre, auch dann die Kugel zeigen, die
allerdings nicht in den Erdboden einſchlägt, ſondern ſich daraus
erhebt und in die Kanone zurückfliegt. So könnte man auf
dieſe Weiſe den Verlauf eines Krieges mit dem Friedensſchluß

*Die Sator=Formel und ihre Löſung.
Unter dieſem Titel veröffentlicht ſoeben der Friedberger
Pfarrer Valentin Zatzmann in den Heſſiſchen Blättern
für Volkskunde‟ XXIV 1926, eine Abhandlung über die über
1500 Jahre alte Zauberformel:
S A T O R
REPC
EI
TE
O
ERA
R0 T A. S
Von links nach rechts, von rechts nach links, von oben nach unten,
von unten nach oben geleſen, ergibt die Formel immer dieſelben
5 Worte: Sator arepo tenet opera rotas. Eine umfangreiche
Literatur über dieſe Formel gibt Zeugnis von den verſchieden=
ſten
Verſuchen, die im Lauf der Zeit zu ihrer Löſung gemacht
worden ſind. Die Leſer dieſes Blattes erinnern ſich vielleicht des
Löſungsverſuches, den Graf Kuno von Hardenberg in Nr. 69
des Darmſtädter Tagblatts, Jahrgang 1925, veröffentlicht hat.
Angeregt durch dieſe Unterſuchung hat ſich nun V. Zatzmann in
eingehendem Studium mit der rätſelhaften Formel beſchäftigt und
eine von den bisherigen Deutungsverſuchen ganz abweichende
Löſung gefunden. Alles bisherigen Ausleger verſuchen die ge=
heimnisvollen
Worte aus der lateiniſchen Sprache abzuleiten (nur
einer, Rabe, aus dem Keltiſchen). Zatzmann hat erkannt, daß die
Worte aus dem Hebräiſch=Aramäiſchen abzuleiten ſind, und ſo
einen ungezwungenen, dem Charakter der Satorformel als einer
Beſchwörungsformel entſprechenden Sinn ergeben. Die ge=
wonnene
Löſung iſt einfach und einleuchtend. Ein Jahrhunderte
währendes Rätelraten dürfte damit zum Abſchluß gebracht ſein.
Die Abhandlung iſt unter dem obigen Titel als Sonderabdruck
erſchienen.
Profeſſor Kempffer . In Obernigk bei Bres=
lau
iſt der weit über Schleſiens Grenzen hinaus bekannte Hiſto=
rienmaler
Prof. Eduard Kempffek an den Folgen eines Nerven=
leidens
geſtorben. Berühmt geworden iſt Kempffer durch die
Ausſchmückung des Rathauſes in Erfurt mit Fresken.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 26. März 1926

Poſtaliſches im Reichstag.
Stingls Verkehrsprogramm.
Berlin, 25. März. (Eig. Bericht.)
Der Reichstag erledigte heute zunächſt kleinere Vorlagen. Eine Er=
gänzung
zum Veſoldungsgeſetz über die Neuaufſtellung der Ortsklaſſen=
verzeichniſſe
, das ſpäteſtens bis zum 1. April 1928 vorliegen ſoll, wurde
in allen drei Leſungen angenommen, ebenſo das Geſetz zur einheitlichen
Regelung des Wohnungszuſchuſſes. Der Geſetzentwurf zur Aufhebung
des Staatsgerichtshofes zum Schutze der Republik wurde dem Rechts=
ausſchuß
überwieſen. Nach Erledigung eines kleinen Reſtes des Ver=
kehrsetats
begann die Beratung des Etats des Reichspoſtminiſteriums.
Reichspoſtminiſter Dr. Stingl verwies auf ſeine vor kurzem
dem Haushaltsausſchuß gehaltene Rede und führte weiter aus: Die
Reichspoſtbeamten ſeien und blieben auch künftig Reichsbeamte im eigent=
lichen
Sinne des Wortes. Die Reichspoſt nehme hierin eine ganz
andere Stellung ein als z. B. die Reichsbahngeſellſchaft. Das Poſtmini=
ſterium
ſei ſtolz darauf, eine reine Reichsanſtalt zu ſein, die gleichzeitig
als wahres Weltinſtitut miteingefügt ſei, in die
Volks= und Weltwirtſchaft. Für die nächſten zehn Jahre
werde ein weitſchauendes Wirtſchafts= und Verkehrs=
programm
aufgeſtellt werden. Das Ziel ſei der großzügige Ausbau
aller Verkehrseinrichtungen und die Schaffung aller nur irgend möglichen
und finanziell tragbaren Verkehrserleichterungen. Für die Wirtſchafts=
gebarung
der Poſt ſeien folgende Leitſätze geltend: Beweglichkeit und
Anpaſſung auf allen Gebieten, offener freier Blick für die Verhältniſſe
und Bedürfniſſe der allgemeinen Wirtſchaft, umfaſſende Auswertung
für die Poſtwirtſchaft und eutſchloſſenes Handeln.
Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen, betonte der Miniſter,
daß die Reichspoſt mit Parteipolitik nichts zu tun habe. Sie ſtehe nicht
im Dienſte einzelner Parteien, Konfeſſionen oder Wirtſchaftsrichtungen,
ſondern arbeite für die Volksgeſamtheit. Das gelte auch für die Per=
ſonalpolitik
, in der allein maßgebend ſein dürfe Befähigung, Tüchtigkeit,
Zuverläſſgkeit, Ehrlichkeit, Treue zu Volk und Reich. Der Miniſter er=
klärte
, daß er der vom Haushaltsausſchuß vorgenommenen Heraufſetzung
der Poſtablieferung an das Reich von 20 auf 70 Millionen nicht wider=
ſprechen
wolle, weil die Poſt mit einer Anleihe von 150 Millionen rechne.
In der Ausſprache führte der Sozialdemokrat Seppel
Beſchwerde über die Perſonalpolitik des Miniſters. Im Gegenſatz zu
den höheren Beamten behandele der Miniſter die unteren Beſoldungs=
gruppen
wie ein Rabenvater. Der Miniſter ſei auch ein Feind des
Achtſtundentages. Er ſei für Urlaubskürzung, für eine Erhöhung der
Dienſtſtundenzahl und für Vergrößerung der Poſtbeſtellbezirke. Redner
brachte dann noch ins Einzelne gehende Beſchwerden vor, in denen er nach=
zuweiſen
verſuchte, daß auch in der Reichspoſt monarchiſtiſche Geſinnung
bevorzugt würbe.
Der deutſchnationale Abgeordnete Bruhn begrüßte
die Verbeſſerung des Beſtelldienſtes in den Großſtädten, während auf
dem Lande es damit noch recht im Argen liege. Der rigoroſe Abbau
der Poſtagenturen habe die Briefbeſtellung auf dem Lande ſehr ver=
ſchlechtert
.
Abg. Allekotte (Ztr.) ſprach ſich gegen die Sonntagsbeſtellung
auf dem Lande aus, denn die meiſten Beſtellungen kämen Sonntags als
unbeſtellbar zurück. Die Sonntagsruhe der Beamten, ſei auch nicht nur
aus ſozialen und wirtſchaftlichen ſondern namentlich aus religiöſen
Gründen notzwendig. In der Perſonalpolitik müſſe das alte Vorgeſetzten=
tum
verſchwinden, ohne daß darunter die ſtraffe Dienſtzucht zu leiden
habe
Abg. Morath (D. Vpt.) begrüßte es, daß die Poſt als erſte Reichs=
anſtalt
ihre werbenden Anlagen aus Anleihen decken wolle. Dabei wäre
eine Auslandsanleihe zweckmäßiger als eine inländiſche. Redner lehnte
den Gedanken ab, beim Fernſprechlveſen den Vielſprechern Gebühren=
erleichterungen
zugunſten der Wenigſpracher zu gewähren.
Nachdem der Kommuniſt Torgler, gegen die Perſonalpolitik
des Reichspoſtminiſters eine Stunde lang polemiſiert hatte, nahm der
Abgeordnete Dr. Fiſcher für die Demokraten das Wort. Der
Nedner bedauerte die vielen Beamtenreden, die doch nur auf eine Um=
ſchmeichelung
von 350 000 Wählern hinauslaufen. Die Briefbeſtellung
laſſe noch viel zu wünſchen übrig. Um zukünftig die Beförderung zu
ſichern, ſolle der Eingangsſtempel wieder eingeführt werden. In den
Poſtämtern müſſe man vor den Schaltern in langen Schlangen oft ſehr
lange anſtehen. Im Telegrammverkehr könnte eine wirkſamere Ver=
billigung
durch Steigerung des Verkehrs erzielt werden. Mit der Mo=

Weien, iar 1Me Hif. 2
die Wirtſchaft belebt werde. Die Poſt ſolle auf allen Gebieten dem
Grundſatz huldigen: Großer Umſatz, kleiner Nutzen.
Abg. Mollath (W. Vgg.) wandte ſich gegen eine Ueberſchußwirt=
ſchaft
bei der Poſt, die ſich auf zu hohe Tarife ſtütze.
Abg. Henning (ölk.,) ſprach dem Miniſter bas Vertrauen ſeiner
Freunde aus.
Reichspoſtminiſter Stingl ſagt zu, daß das Handwerk bei den
Bauten der Poſt mehr berüchſichtigt werden ſolle. Für beſſere Ausſtat=
tung
der Schalterräume werde geſorgt werden. Der Miniſter erklärt,
daß ihm die Neklame von Herzen zuwider ſei, aber man komme nicht
darum herum. Bei geſchmackvoller Aufmachung könnten auch gute Wir=
kungen
erzielt werden. Zu beſtreiten ſei die angebliche Ausnutzung des
Perſonals. In den Fernſprechämtern werden nicht 62 Stunden ge=
arbeitet
, ſondern nach Abzug der Pauſen 43 bis 44 Stunden, in Han=
nover
im Durchſchmitt ſogar 41 Stunden. Beſchwverden ſind dort nicht
eingelaufen. Die Zahl der für Deutſchland möglichen Sender ſei bereits
erreicht. Der Miniſter ſtellt mit aller Entſchiedenheit in Abrede, daß
bei der Beförderung parteipolitiſche Rückſichten genommen werden. Man
wiſſe gar nicht, zu welchen Parteien die Vegmten gehören. Diſziplin
müſſe ſein. Es könne nicht geduldet werden, daß ein Beamter Vorge=
ſetzte
öffentlich beleidige. Ohne Gehorſamspflicht gehe es eben nicht.
Der Miniſter ſchließt gegenüber ſozialdemokratiſchen Angriffen: Mögen
Sie friſch drauflos wettern, ich bleibe ſchon im richtigen Gleis. ( Leb=
hafter
Beifall.)
Angenommen wird ein Antrag auf Verbeſſerung der Landpoſt=
beſtellung
ſowie der Antrag bei Stundungsgeſuchen der Fernſprechteil=
nehmer
möglichſt Entgegenkommen zu zeigen. Ebenſo zur Annahme ge=
langt
ein Antrag der Baheriſchen Volkspartei bei Einführung des Poſt=
ſparverkehrs
dieſen auch auf die Darlehnskaſſenvereine auszudehnen.
Der Poſtetat und der der Reichsdruckerei werden erledigt.
Das Haus vertagt ſich: Freitag 12 Uhr 2. Leſung des Haushaltes des
Reickspräſidenten und der Finanzverwaltung, 3. Leſung des Haushalt=
planes
. Schluß nach 188 Uhr.
Der unermüdliche Reichstag.
Von unſerer Berliner Redaktion.
In den letzten Tagen hat der Reichstag durchſchnittlich zehn bis zwölf
Stunden getagt und ſehr fleißige Arbeit geleiſtet. Faſt jeden Tag
wurde die zweite Leſung des Etats irgend eines Miniſteriums erledigt.
Dazu gehört zunächſt eine lange Miniſterrede, in der alle grundlegen=
den
Fragen ſeines Arbeitsbereiches ausführlich dargeſtellt werden, und
die meiſtens zwei Stunden und mehr in Anſpruch nimmt. Dann be=
ginnt
die Debatte, in der zunächſt die erſte Nednergarnitur aller Par=
teien
zu den grundlegenden Fragen Stellung nimmt. Damit iſt die
Sache aber noch lange nicht zu Ende, denn ſetzt bringen erſt die verſchie=
denſten
Abgeordneten die Wünſche ihres Wahltreiſes. Diſtriktes und der
verſchiebenen in Frage kommenden Verbände und Organiſationen vor.
Die Debatte geht dann ſo ins Einzelne über, daß ſie nur noch für den
betreffenden Abgeordneten Wert hat, der gerade ſeine ſpeziellen Wünſche
vorbringt. Trotzdem iſt es gelungen, die zweite Leſung aller Miniſte=
rien
durchzujagen.
Der Reichstag wird ſich morgen mit dem Etat der allgemeinen
Finanzverwaltung und dem des Reichspräſidenten beſchäftigen,
wobei die Frage der Steuerverteilung zwiſchen Reich=
Ländern und Gemeinden noch einmal zur Sprache kommen
wird. Am Samstag iſt noch das Etatsgeſetz zu beraten, in dem der
ganze Etat noch einmal zuſammengefaßt iſt. Ob es gelingen wird, am
Samstag auch noch die dritte Leſung des Geſamtetats vorzunehmen, ob
bei den Beratungen nicht zu viele Redner ſich verpflichtet fühlen, etwas
zu ſagen?. Jedenfalls ſind alle Parteien und der Präſident beſtrebt, bis
ſpäteſtens Dienstag abend alle Arbeit erledigt zu haben, wozu vor allem
noch die zweite und dritte Lefung des Steuermilderungsgeſetzes gehört.
Aus dieſem Beſtreben heraus wird der Steuerausſchuß des Reichstages
in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ſeine ſchwierige Arbeit zu
Ende führen, damit der heute nacht zuſtande kommende Geſetzentwurf
rechtzeitig gedruckt werden kann. Ein Geſetz kann im Reichstag erſt zur
Beratung kommen, wenn es ſämtlichen Mitgliedern gedruckt vorliegt. Es
iſt kaum anzunehmen, daß ſich dieſem parlamentariſchen Arbeits=
programm
noch irgendwelche Schwierigkeiten entgegenſtellen werden, zu=
mal
die Abgeordneten nach den Anſtrengungen der letzten Wochen ſich
nach den Ferien ſehnen und in Anbetracht des Oſterfeſtes ſpäteſtens am
Mittwoch Berlin verlaſſen wollen.

Nummer 85
Das Arbeitsprogramm des Reichstages
nach den Oſierferien.
Berlin, 25. März.
Der Reichstag wird nach den Oſterferien erſt am 26. April wieder
zuſammentreten. Die Steuermilderungsvorlage ſoll, wie der Aelteſten=
rat
beſchloſſen hat, unbedingt vor dem erſten April noch erledigt werden.
Der Rechtsausſchuß wird die Vorlage über die Fürſtenabfindung in den
nächſten Tagen ſoweit fördern, daß die Generaldebatte abgeſchloſſen wird.
Der Nechtsausſchuß wird ſich dann über Oſtern vertagen und am
20. April ſeine Sitzungen wieder aufnehmen. Er will dann bis zum
28. April die Vorlage ſoweit fördern, daß ſie beim Wiederzuſammentritt
des Plenums fertig vorliegt, ſo daß die Plenarberatungen dann un=
mittelbar
erfolgen könne. Zur Steuermilderungsvorlage erfahren wir
noch aus demokratiſchen Kreiſen, daß der Reichsfinanzminiſter daran feſt=
hält
, daß die Vorlage als ganzes verabſchiedet wird, und daß es nicht
möglich iſt, einzelne Teile vorweg zu erledigen, für die vielleicht eine
Mehrheit zu haben ſein würde.
Die Finanzberatungen in der franzöſiſchen Kammer.
EP. Paris, 25. März.
Bei der Beratung der Kammer über das Finanzgeſetz riefen
die Artikel 33 und 34 über die Verwendung der Annuitäten
aus dem Dawesplan eine längere Ausſprache hervor, ohne
daß es jedoch zu der ſeinerzeit bei der Rückſtellung der Artikel
zu der von dem Sozialiſten Uhry geforderten Kammerdebatte ge=
kommen
wäre, da die Kommiſſion inzwiſchen über die Forderung
Uhrys hinausging und den Kredit für das Oberkommiſ=
ſariat
in den Rheinlanden nicht nur um eine, ſondern
um zwei Millionen Franken gekürzt hat. Finanz=
miniſter
Peret legte dar, daß ein Teil der Annuitäten für den
Unterhalt der Beſatzungstruppen, ein anderer Teil für die Kriegs=
beſchädigten
beſtimmt ſei. Da es nicht möglich ſei, den verblei=
benden
Reſt der Amortiſationskaſſe, die noch nicht gegründet ſei,
zur Verfügung zu ſtellen, ſchlägt er vor, über die Verwendung
durch ein ſpäteres Geſetz zu entſcheiden. Der Abg. Schuman von
der republ.=demokr. Union befürchtet, daß die erſten beiden Poſten
die geſamten Annuitäten aufzehren könnten, ſo daß die elſaß=
lothringiſche
Sozialverſicherung und verſchiedene andere fran=
zöſiſche
Gläubiger zu kurz kommen könnten. Demgegenüber weiſt
der Miniſter darauf hin, daß für die Beſatzungstruppen ein Kre=
dit
von 479 Millionen, der außerdem noch herabgeſetzt werden
ſolle, und für die Kriegsbeſchädigten 400 Millionen vorgeſehen
ſei. Es verbleibe alſo ein Reſt von 500 Mill. Darauf wurde der
Artikel, ebenſo eine Reihe anderer Beſtimmungen angenommen.
Bei dem Kredit für den Bau neuer Flugzeuge beantragte
der ſozialiſtiſche Abgeordnete Gamard, unterſtützt von dem Vor=
ſitzenden
der Vertragskommiſſion, dem Nadikalen Delthil, die
Abtrenung dieſes Poſtens, da die Aufträge für das Flugweſen
unter unheilvollen Methoden vergeben und ausge=
führt
würden. Kriegsminiſter Painlevs teilte mit, daß er
mit einer Diskuſſion dieſer Methode in der erſten Woche nach
den Parlamentsferien einverſtanden ſei, erklärte aber den gefor=
derten
Kredit von 100 Millionen Franken für unbe=
dingt
erforderlich. Da er ferner bereit iſt, bis zur ein=
gehenden
Klärung keine weiteren Anträge zu vergeben, be=
willigte
die Kammer ſchließlich den Kredit, ſowie einen weiteren
für Studienzwecke der Luftſchiffahrt.
In der Schlußabſtimmung nahm dann die Kammer
mit 415 gegen 128 Stimmen das Geſamtfinanz=
geſetz
, das mit einer Ausgabe von 36 451 937 814 Franken ab=
ſchließt
, an und vertagte ſich auf morgen vormittag. Vor Schluß
der Sitzung teilte der Finanzminiſter noch mit, daß er, um Zeit
zu gewinnen, heute abend das Budget, das ein Defizit von
4373 Millionen Franken aufweiſt, im Büro des
Senats einbringen werde.

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Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

Seite 3

Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtadt, 26. März.
* Hefſiſches Landestheater. Heute findet im Großen Haus die erſte
Wiederholung der Drei Goldoniſchen Komödien von Mali=
piero
und der choreographiſchen Komödie Das venezianiſche
Kloſter von Alfredo Caſella ſtatt.
Als 9. Vorſtellung der Sonntagsfremdenmiete wird am Sonntag
den 28. März, Hans Pfitzners muſikaliſche Legende Paleſtrina
gegeben. Anfang 5½ Uhr.
Richard Wagners Parſifal wird am Mittwoch, den 31. März,
uter muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock
und in der Inſzenierung von Charles Moor zum erſten Male in dieſer
Spielzeit aufgeführt.
In der am Samstag, den N7. März, ſtattfindenden Aufführung von
Puccinis Bohéme hat der erſte Kapellmeiſter des Stadttheaters in
Wiesbaden, Arthur Rother, aushilfsweiſe als Gaſt die muſikaliſche
Leitung übernommen.
* Hohe Auszeichnung. Frau Baronin von Kunowski, Heidel=
bergerſtraße
81½/,, hat vom Papſt das goldene Ehrenkreuz Pro Ecclesia
t Pontifice verlichen bekommen, nachdem ſie bereits vor einigen Jahren
Zild und Segen des verſtorbenen Papſtes in Anerkennung unermüdlicher
Arbeiten für gute Zwecke erhalten hat.
* Mektor Senz . In nicht vollendetem 62. Lebensjahr ſtarb hier
der Rektor der Di ſterwegſchule, Herr Franz Senz. Nach etwa 35jähriger
Tätigkeit wurde er 1919 aus Mainz ausgewieſen und wurde in Darm=
ſtadt
zum Rektor ernannt. Einen herben Verluſt hat den Heſſ. Landes=
Lehrerverein getroffen, deſſen Ehrenmitglied er ſeit vorigem Jahre iſt.
Bis in die letzten Wochen war er Schriftleiter des Schulboten für Heſſen.
Zei der geſtrigen Beerdigung gaben nach dem Vertreter der Dieſterweg=
ſchule
, der Obmann des Landes=Lehrervereins und die Vorſitzenden des
Marnzer und Darmſtädter Lehrervereins dem Dank der heſſiſchen Lehrer=
ſchaft
Ausdruck für das Lebenswerk des Verſtorbenen.
Der Leſeabend der Stadtbücherei am Freitag, den 26. März
(Leſekreis Rußland), fällt aus.
Bühnenvolksbund. Die unſerem Verband angeſchloſſene Spiel=
gemeinde
des Jung=Odenwaldklubs bringt kommenden Samstag, abends
8 Uhr, im Feſtfaal des Gymnaſiums das Laienſpiel ,Gundrun von
Julius Heiß aus unſerem Verlag zur Aufführung für unſere Mit=
glieder
. Bekanntlich fördert der Bühnenvolksbund ſolche Volksſpiele in
anerkannt hervorragendem Maße. Es iſt unſere Pflicht, die hieſige junge
Spielgruppe zu unterſtützen, und wir erwarten unſere Mitglieder zur
Aufführung, deren Beſuch wir warm empfehlen möchten.
Die Laienſpielgruppe Darmſtadt des Jung=Odenwaldklubs
gaſtierte am Mittwoch abend mit glänzendem Erfolg gelegentlich
eines von der Schillerſchule (Müllerſtr. 11) veranſtalteten Eltern=
abends
. Zur Aufführung gelangte unter lebhaftem Beifall der r.
nd 300
Zuhörer das deutſche Heldenſpiel Gudrun von Julius Heiß. In=
folge
der Erkrankung des Darſtellers der Hartmut=Partie hatte in letzter
Stunde Herr Diefenthäler die ſchwierige Rolle übernommen und ſich
dank ſeiner ſchauſpieleriſchen Begabung ausgezeichnet bewährt und die
Aufführung an dieſem Abend ermöglicht. Die übrige Rollenbeſetzung lag
in den bewährten Händen der Darſteller vom letzten Samstag, die ſich
wieder mit beſonderem Geſchick und beſtem Erfolg ihrer Aufgaben ent=
ledigten
. Auch der hinftleriſchen Leiſtungen des Orcheſters, dem ſich
zwei junge Freunde der Schillerſchule als vortreffliche Soliſten zugeſellt
hatten, ſowie der ſtilvollen Inſzenierung und Beleuchtung ſei lobend
Erwähnung getan. Am Samstag, den 27. I. M., abends 8 Uhr, findet
im Feſtſaal des Ludwig=Georg=Gymnaſiums eine Wiederholung der Auf=
führung
ſtatt. Möge der rührigen Spielgruppe auch an dieſem Abend
ein vollbeſetztes Haus beſchieden ſein! Eintrittskarten ſind außer in
den bekannten Verkaufsſtellen auch an der Abendkaſſe zu erhalten.
Im Verein der Funkfreunde ſprach Herr Dipl.=Ing. Keßler
über Kunſtſchaltungen. Nach einem ſehr intereſſanten, leicht verſtänd=
lichen
Vortrag, über Neutrodyne=, Super=Heterodyne= und Tropadyne=
Empfänger führte der Vortragende ein ſelbſtgebautes Miradyne Sechs=
Röhrengerät vor. Trotzdem nur mit einem Rahmen von 75 Zentimeter
Seitenlänge und 10 Windungen, ohne Erde oder Antenne, empfangen
wurde, holte der Vorführende mit erſtaunlicher Sicherheit die entfernte=
ſten
Stationen mit ganz bedeutender Lautſtärke im Lautſprecher herbei.
Selbſt Stationen mit geringer Sende=Energie, wie Zürich, Oslo, Stutt=
gart
, Dortmund, Hannover uſw., wurde mit der Lautſtärke eines ſehr
guten Grammophons wiedergegeben. Sehr intereſſant war es, daß der
Vortragende durch einfaches Drehen des Rahmens verſchiedene Stationen
zu Gehör brachte; es iſt dies ein Beweis, wie äußerſt ſelektiv dieſe Kunſt=
ſchaltungen
ſind. Die Bedienung dieſer Apparate iſt ſo einfach, daß es
dem Vortragenden möglich war, mit unglanblicher Schnelligkeit die Sta=
tionen
zu wechſeln. Die Einſtellung geſchah ausnahhmslos ohne Kopf=
hörer
. Der Verein der Funkfreunde beabſichtigt, künftighin derartige
Vorträge mit praktiſchen Vorführungen regelmäßig abzuhalten, und iſt
für den nächſten Vortragsabend vorgeſehen, die verſchiedenen Arten von
Lautſprechern vergleichsweiſe vorzuführen. Zu dieſem Zweck wurden
uns bereits 14 verſchiedene Lautſprecher zur Verfügung geſtellt, ſo daß
auch dieſer Abend verſpricht, äußerſt lehrreich zu werden, beſonders aber
für diejenigen, die ſich Lautſprecher anzuſchaffen beabſichtigen, von größ=
tem
Intereſſe ſein dürfte. In der Baſtelſtube des Vereins, im
Bürgerhof (Eliſabethenſtraße 2), können Intereſſenten ſtets in der Zeit
von 45 Uhr nachmittags jede gewünſchte Auskunft erhalten.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtabt. Am Samstag,
den 27. März If. Js., abends 8½ Uhr, wird in dem Turnhauſe im
großen Saale ein zwangloſer Familienabend abgehalten. Der
Veranſtaltungs=Ausſchuß hat hierfür die aktive Turn= und Singmann=
ſchaft
zur Mitwirkung gewonnen. Ferner hat ſich Turner Georg Simon
zur Verfügung geſtellt und wird eigene Dichtungen rezitieren. Es iſt
bekannt, daß Simon ſeine Zuhörer zu feſſeln verſteht, ein Grund, daf
alle kommen. Turnerinnen und Turner, es iſt ſür die nächſte Zeit viel
geplant, es ſteht vieles auf dem Spiele, es hängt an Euch, dieſer Sache
einen vollen Erfolg zu ſichern. Wenn jeder ſeine Schuldigkeit tut, treu
zur Fahne ſteht und mit jeder Faſer deutſcher Turner iſt, dann iſt der
Preis uns. Als erſtes Zeichen Eueres Wollens iſt, am Samstag voll=
zählig
zu erſcheinen, und ſo das Intereſſe an Euerer Turngemeinde zu
bekunden.

Sterbekaſſeverein Cinigkeit ! Darmſtadt. Der Verein hielt ſeine
diesjährige Generalverſammlung, die 36. ſeit Beſtehen des Vereins. Der
erſte Vorſitzende Herr Storck, eröffnete um 9 Uhr die Verſammlung und
begrüßte die erſchienenen Mitglieder aufs herzlichſte. Sodann gedachte
er in warnen Worten der ſechs im Laufe des Jahres verſtorbenen Mit=
glieder
. Zum Zeichen der Trauer erhoben ſich die Anweſenden von ihren
Plätzen. Nach der Entgegennahme des Tätigkeitsberichtes erſtattete der
Kaſſierer, Herr Kilian, den Kaſſenbericht. Aus dieſem war zu ent=
nehmen
, daß die Kaſſe und Bücher ſich in beſter Ordnung befinden, wie
es auch die beiden Kontrolleure bezeugten. Bei einem eintretenden
Skerbefall kann die Sterberente z. Zt. 260 Mk. ſofort zur Aus=
zahlung
gelangen. Jür die muſterhafte Kaſſenführung brachte der erſte
Vorſitzende namens des Vereins ſeinen Dank zum Ausdruck. Hierauf
wurde die Vorſtandswahl vorgenommen. Der erſte Vorſitzende und der
Rechner wurden per Akklamation einſtimmig wiedergewählt. D=sgleichen
die übrigen Mitglieder durch Stimmzettel. Ausgeſchieden iſt Herr Rohde
an deſſen Stelle wurde Herr Georg Hahn neu gewählt. Unter Punkt
Verſchiedenes wurden mehrere kleine Anfragen erledigt. Von ſeiten
der Mitglieder wurde dem Geſamtvorſtand für ſeine uneigennützige, er=
das
Wohl des Vereins großes Lob und
ſprießliche Tätigkeit für
Dank ausgeſprochen. Der Vorſitzende ſchloß die Verſammlung
mit dem Wunſche, daß der Verein ſeine Tätigkeit auch weiterhin wirk=
ſam
entfalten möge. Er bittet die Mitglieder, in ihren Bekannten=
kreiſen
eifrig weiter zu werben, damit auch das Jahr 1926 ſich als ein
erfolgreiches geſtalten möge. Es ſei noch bemerkt, daß der erſte Vor=
ſitzende
, Herr Storck, Techniſche Hochſchule, der zweite Vorſitzende, He

Thomas, Ploenniesſtraße 17, ſowie der Rechner, Herr Kilian, Feldb
ſtraße 89, gerne bereit ſind, Auskunft zu geben ſowie Neuaufnahmen
entgegenzunehmen.
Verwendung des Gaſes im Haushalt. Wie bereits in der geſtrigen
Nummer bekannt gegeben wurde, veranſtaltet die Direktion der ſtädtiſchen
Betriebe in Gemeinſchaft mit unſerer einheimiſchen Herdinduſtrie (Gebr
Röder und Herd'abrik und Emaillierwerk) im großen Saal des Reſtau=
rants
Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2, Vorträge mit praktiſchen Vor=
führungen
, um unſeren Hausfrauen, und insbeſondere der weiblichen
Jugend Gelegenheit zu geben, die vielſeitige Verwendungsmöglichkeit des
Gaſes im Haushalt kennen zu lernen. Die Vorträge finden in der Zeit
vom 26. bis 30. März, jeweils um 3 Uhr nachmittags und 8 Uhr abends,
ſtatt; der Zutritt hierzu iſt unentgeltlich. (Heute nur ein Vortrag um
6 Uhr). Der Beſuch dieſer Vorträge iſt daher im Intereſſ: unſerer Haus=
frauen
ſelbſt nur beſtens zu empfehlen. Sie werden die Ueberzeugung
gewinnen, daß man im Haushalt nur mit Gas raſch, ſauber und
billig arbeitet. Nach den Kchvorführungen wird ein Wärmefachmann
einen kurzen Vortrag über Verwendung, Wirkungsweiſe und Betricbs=
koſten
des neuen Darmſtädter Radiators Patent Nuß halten und ihr
praktiſch vorführen, wobei über etwaige Fragen bereitwilligſt Auskunft
erteilt wird. (Siehe Anzeige.)
Jubiläen. Am 29. Mirz begeht Herr Jean Chriſt ſeinen 75. Ge=
burtstag
in geiſtiger und körperlicher Friſche. Gleichzeitig ſind es 36
Jahre, daß Herr Chriſt Ecke Karl= und Heinrichſtraße ſein Seifen=, Putz=
und Waſchartikelgeſchäft führt.

4Ordentliche Generalverſammlung der
Darmſtädter Volksbank.
Vorgeſtern abend fand die ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung ſtatt.
Direktor Weiler erſtattete den Geſchäftsbericht. Das verfloſſene Jahr
ſei trotz der Ungunſt der Wirtſchaftsverhältniſſe ein erfolgreiches für die
Genoſſenſchaft geweſen. Nicht der erzielte Neingewinn gebe den Abſchluß=
ziffern
das Gepräge, ſondern die geſtiegenen Umſätze, das Wachstum
der Mitgliederzahl, die größere Beteiligung der Mitglieder am Ge=
ſchäftsverkehr
, was ſich in der Erhöhung der Kontenzahl von 1401 gegen
1015 im Jahre 1913 ausdrücke. Die Genoſſenſchaft ſei in der Lage ge=
weſen
, ein ausgedehntes Kreditgeſchäft zu pflegen, dabei ſei das Klein=
kreditgeſchäft
bei weitem üüberwiegend. Am 31. Dezember ſeien 616 Kredite
ausgeliehen geweſen zwiſchen 50 Mk. und 3000 Mk. Auch der Geld=
zufluß
habe ſich durchaus befriedigend entwickelt. Die Geſchäftsguthaben,
die Spareinlagen, die Depoſiten, die täglich fälligen Gelder haben ſich
im Laufe des Geſchäftsjahres verdrei= und vervierfacht. Das eigene
Kapital ſtelle ſich nach den Zuwendungen aus dem erzielten Reingewinn
einſchließlich der Geſchäftsanteile auf ½ Million Mark. Die Genoſſen=
chaft
ſei bemüht geweſen, die Zins= und Proviſionsfätze zu ſenken. Das
ſei auch im laufenden Geſchäftsjahr Zweck und Ziel.
Die Urſache des Erfolges liege in der Wirtſchaftsnot des Mittel=
ſtandes
, die ihn in der Genoſſenſchaft zuſammenführe. Die Not, die ihn
nicht verzagen, ſondern die Zähne zuſammenbeißen laſſe und ihn zur
Selbſthilfe treibe. Einen anderen Weg, als den der Selbſthilfe gebe es
nicht. Der Vorſitzende des Aufſichtsrates, Fabrikant Nohl, gab
dann ein Bild über die allgemeine wirtſchaftliche Lage. Es ſei höchſte
Zeit, daß mehr vom wirtſchaftlichen Standpunkt, nicht vom parteipoliti=
ſchen
, regiert werde. Mit der Steuerſenkung und mit größten Sparſam=
keit
in den öffentlichen Verwaltungen müſſe jetzt Ernſt gemacht werden.
Der Aufſichtsrat habe ſeiner Ueberwachungspflicht auch im abgelaufenen
Jahr obgelegen und dabei alles in Ordnung befunden.
Hierauf wurde die Bilanz und die Gewinn= und Verluſtrechnung
genehmigt. Der vorgeſchlagenen Gewinnverteilung, die neben Zuwen=
dungen
an die Reſerve auch eine Rückſtellung für die Vorkriegsſpar=
einleger
in Höhe von 10 000 Mk. vorſah, wurde ebenfalls einmütig zu=
geſtimmt
. Den geſchäftsführenden Organen wurde Entlaſtung erteilt.

darüber hinweg kommen Sie mit einem Satz,
durch zielbewusste Reklame.
4514
Inserieren Sie im

Darmstädter Tagblatt.

Vom Hauptausſchuß des Odenwaldklubs. Der Frühling
zieht ins Land, und Odenwald und Bergſtraße, Main= und Neckar=
tal
locken den Wanderer zu freier, fröhlicher Bergfahrt. Da empfiehlt
ſich vor allem, zur Planung und Ausführung vielfältiger, prächtiger
Wanderungen, die vom Odenwaldklub herausgegebene, das ge=
ſamte
Klubgebiet umfaſſende und im Maßſtab von 1:150 000 gehaltene
Karte mit Erläuterungen der farbig bezeichneten Touriſten=
wege
im Odenwald, an der Bergſtraße ſowie im Main= und Neckartal
Sämtliche durch den Odenwald und die angrenzenden Gebiete führenden,
farbig bezeichneten Wandernege ſind überſichtlich in dieſer Karte dar=
geſtellt
und in den der Karte beigehefteten Erläuterungen, unter An=
gabe
des für die Wanderung erforderlichen Zeitaufwands, kurz aber
anſchaulich beſchrieben. In der Karte ſowohl wie in der Natur iſt ſo=
gar
mittels des ehemaligen Reichsbannforſtes Dreieichenhain Frank=
furt
a. M. und mittels des ſüdlich von Heidelberg gelegenen Kraich=
gaues
auch Pforzheim und über Rappenau=Schwaigern auch die Rauhe
Alb durch farbig bezeichnete Wege mit dem Odenwald verbunden. Gleich=
falls
vom Odenwaldklub herausgegeben ſind bis jetzt dre=
weitere
Kartenblätter im Maßſtab von 1:25 000 und zwar: Die heſſiſche
Bergſtraße, nördlich von Seeheim beginnend, dann im Anſchluß an dieſe
Karte das Blatt Weinheim und im weiteren Anſchluß das Blatt
Heidelberg. In dieſe Kartenblätter, die das geſamte Gebiet der
Bergſtraße von der Darmſtädter Gegend bis ſüdlich von Heidelberg,
ſowie das nach Oſten anſchließende Gebiet des Odenwaldes bis in die
Umgegend von Lindenfels, Beerfelden und Hirſchhorn a. N. enthalten
ſind gleichfalls die ſämtlichen vom Odenwaldklub geſchaffenen farbigen
Wegbezeichnungen eingetragen. Sowohl die erſtbezeichnete Karte nebſt
Erläuterungen, wie auch die letzterwähnten drei weiteren Blätter, ſind in
allen Buchhandlungen käuflich zu haben.
R. Hausgehilfen ſind von Erwerbsloſenbeiträgen befreit. Gemäf
der 5 Ausführungsverordnung der Verordnung für Erwerbsloſenfür
ſorge vom 14. November 1924 in der Neufaſſung vom 18. Juni 192:
(ſiehe Deutſcher Reichsanzeiger Nr. 15 vom 19. Januar 1926) ſind Haus=
gehilfen
, die in die häusliche Gemeinſchaft des Arbeitsgebers aufge
nommen ſind, z. B. Dienſtmädchen, Köchinnen uſw., nicht aber ſtunden=
weiſe
beſchäftigtes Hausperſonal) von der Beitragspflicht zur
Erwerbsloſenfürſorge befreit. Anſcheinend werden immer
noch von den Ortskrankenkaſſen zu Unrecht Beiträge zur Erwerbsloſen=
fürſorge
von den Hausangeſtellten angefordert. Die Arbeitsämter und
die Krankenkaſſen hätten die Pflicht, die Arbeitgeber von der Beitrags=
freiheit
der Hausgehilfen in Kenntnis zu ſetzen. Dies müßte jetzt endlich
geſchehen, und zwar unter dem ausdrücklichen Hinweis darauf, daß Haus=
gehilfen
auch ohne Beitragsleiſtung Anſpruch auf die
Leiſtungen der Erwerbsloſenfürſorge haben, wenn
je mit
die Vorausſetzungen zur Gewähr der Unterſtützung vorliegen.
der Einziehung der Beiträge beauftragten Krankenkaſſen können höchſtens
einen Nachweis über die tatſächliche Aufnahme der Hausgehilfen in
in die häusliche Gemeinſchaft des Arbeitgebers verlangen. Dieſer Nach=
weis
geſchieht am beſten durch eine Anzeige des Arbeitgebers an die
zuſtändige Krankenkaſſe, die auch vom Arbeitnehmer zu unterzeichnen iſt.
Der Schleſier=Verein e. V. veranſtaltete anläßlich der Wiederkehr
des Abſtimmungstages eine gutbeſuchte Abſtimmungsgedenkfeier. Als
Redner wieſen Herr Oberſtadtſekretär Baſſitta, Frankfurt a. M., und
Herr Dr. Zſcharn auf die Bedeutung des Tages hin. Herr Dr. Zſcharn
gab ein getreues Bild über die kulturelle Entwicklung Ober=Schleſiens
und betonte deſſen Zugehörigkeit zu Deutſchland. Die Verſammlung
faßte einſtimmig eine Reſolution gegen die unwürdige Behandlung deut=
ſcher
Stammesgenoſſen in dem heutigen Polniſch=Oberſchleſien. Das
Ganze wurde durch geſangliche Darbietungen des Herrn Gruß, ſowie
von Klatiervorträgen umrahmt.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der Provinz
Starkenburg am Samstag, den 27. März 1926, vormittags 10 Uhr.
1. Klage des Gaſtwirts Mund zu Darmſtadt gegen den Oberbürgermeiſter
der Stadt Darmſtadt wegen unzuläſſiger Anforderung der Getränke=
ſteuer
. 2. Beſchwerde des Ludwig Weſp zu Darmſtadt gegen den Be=
ſchluß
des Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 30. November 1925 wegen
Unt rbringung in das Arbeitshaus Dieburg. 3. Beſchwerde des Wilhelm
Neumann zu Griesheim gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Darm=
ſtadt
vom 30. November 1925 wegen Unterbringung in das Arbeitshaus
Dieburg. 4. Berufung der Firma Oberhammer Motorenwerke zu Michel=
ſtadt
gegen das Urteil des Kreisausſchuſſes Erbach vom 16. Februar 1922
betreffend Bewäſſerung der Wieſe des Georg Bär zu Steinbach. 5. Be=
rufung
des Straßenwarts Georg Simon Krichbaum in Winterkaſten gegen
das Urteil des Kreisausſchnſſes Bensheim vom 6. November 1925 betref.
fend Einwendungen gegen die Bürgermeiſterwahl in Winterkaſten.

Das Wiegenlied die Tragödie einer Mutter und Der Zapfen=
ſtreich
nach dem Drama von Beyerlein, bilden in dieſer Woche das
(4572
wiederum gute Prooramm des Reſidenz=Theaters.

Bismarckfeier auf der Wachenburg.
Weinheim, 25. März. Zum erſten Male wird in dieſem Jahre
anläßlich des Geburtstages Bismarcks für die ganze Bergſtraße eine ge=
meinſame
Gedenkfeier auf der Wachenburg, und zwar am Sonntag, den
28. März, ſpät nachmittags, abgehalten werden. Von Heidelberg bis
Darmſtadt, aus Mannheim, Worms uſw. liegen bereits Anmeldungen zu
der Teilnahme vor. Die Feier wird von muſikaliſchen und geſanglichen
Darbietungen umrahmt ſein. Die Feſtrede wird Profeſſor E. Maenner,
der Vorſitzende des Landesverbandes der Vereine für das Deutſchtun=
im
Auslande, abſtatten. Man erwartet in Anbetracht des überpartei=
lichen
und nationalen Charakters der Veranſtaltung und der Anziehungs=
kraft
der Wachenburg eine Maſſenteilnahme von nah und fern.

c. Die Witterung des Jahres 1925 in Darmſtadt. Das Jahresmittel
der Temperatur betrug 9,6 Grad C., das ſich mit dem langjährigen
Durchſchnitt gerade deckt. Der wärmſte Monat war der Juli mit einem
Mittelwert von 19,0 Grad, der kälteſte der Dezember mit einem ſolchen.
von 0,9. In dieſe Monate fielen auch die Extreme der Temperatur mit
32,9 Grad am 22. Juli und 15,2 am 6. Dezember. Sommertage gab
es 29 (4 unter normal), Froſttage 73, wovon 13 zugleich ſogenannte Eis=
tage
waren, d. h. ſolche, an denen das Thermometer ſtändig unter Null
blieb. Der letzte Frühjahrsfroſt fiel auf den 31. März, der erſte Herbſt=
froſt
auf den 20. Oktober. Nur 25 Tage waren heiter, 163 trüib, der Reſt
gemiſcht, eine Verteilung, die einer Jahresziffer der Bewölkung von 7.0
(0,6 über normal) entſpricht. Der trübſte Monat war der Januar, der
heiterſte der Mai. An 199 Tagen mit Niederſchlag, wovon 32 mit Schnee,
wurde eine Niederſchlagsmenge von 707 Millimeter (707 Liter Waſſer
auf den Quadratmeter Fläche) gemeſſen, womit das langjährige Mittel
um 70 Millimeter überſchritten iſt. Hiervon entfielen auf den 28. De=
zember
als den näſſeſten Tag 31 Millimeter, wie denn überhaupt der
Dezember mit 106,5 Millimeter der näſſeſte Monat war, gegenübey
Januar, Februar und Mai, von denen jeder nur 39 Millimeter aufwies.
Die Zahl der Gewitter betrug 19. Im Ganzen kann man das Jahr=
1925 als vorwiegend trüb und ziemlich naß bezeichnen. Von den aus=
wärtigen
Stationen ſei nur Winterkaſten genannt, deſſen Ziffern das
überaus gleichmäßige Klima dieſer Geſundheitsſtation beweiſen. Während
Lauterbach ein Jahresminimum von 23,5 Grad C. meldet, betrug
dasſelbe in Winterkaſten nur 10,6 Grad. Auf der anderen Seite ſtieg
an letzterer Station das Sommermaximum nicht über 28,6 Grad und die
Zahl der Sommertage, d. h. ſolcher mit mindeſtens 25 Grad betrug
nur 6 gegenüber 29 in Darmſtadt und 50 in Freiweinheim a. Rh.
Die Auszahlung der Verſicherungsrenten (J.A. K.W.WK. O.) und
Unfallrenten beim Poſtamt I Darmſtadt. Die Auszahlung der Verſiche=
rungs
= und Unfallrenten erfolgt am 1. April in der Paketausgabe vom
7½12 und 25 Uhr. Alle Quittungen müſſen am Zahltage mit der
amtlichen Beglaubigung der Unterſchrift, der Lebens= und Witwenſchafts=
beſcheinigung
verſehen ſein. Die Beglaubigung darf ſchon jetzt vorgenom=
men
werden. Die am Zahltage nicht abgehobenen Beträge werden am
den folgenden Werktagen in der Rentenſtelle von 8½ Uhr vormittags
bis 12½ Uhr nachmittags gezahlt.
Nächſte Dampferabfahrten ber Hamburg=Amerika=Linie. Nach
New York: D. Deutſchland ab Hamburg am 25. 3., ab Cuxhaven am
26. 3., D. Cleveland ab Hamburg am 1. 4., ab Cuxhaven am 2. 4., D.
Hamburg ab Hamburg am 8. 4., ab Cuxhaven am 9. 4., D. Weſtphalic
ab Hamburg am 14. 4., D. Albert Ballin ab Hamburg am 22. 4., ab
Cuxhaven am 23. 4., D. Thuringia ab Hamburg am 28. 4. Nach Boſton:
D. Weſtphalia am Hamburg am 14. 4., D. Thuringia ab Hamburg an
28. 4. Nach Philadelphia, Baltimore, Norfolk: D. Monpelier am 10. 4.
Nach der Weſtküſte Nord=Amerika: D. Witram am 3. 4. Nach der Oſt=
küſte
Südamerika: D. Württemberg am 10. 4., D. Wasgenwald am 17. 4.
D. Schtvarzwald am 24. 4.. D. Baden am 12. 5. Nach der Weſtküſte Süd=
amerika
: D. Seſoſtris am 26. 3., D. Murla am 3. 4., D. Braſilia am
9. 4., D. Uarda am 14. 4. Nach Mexiko: D. Ambria am 20. 3., D. Toledo
am 30. 3., D. Schleswig=Holſtein am 10. 4., MS. Rio Panuco am 20. 4.
Nach Cuba: D. Antiochia am 6. 4., D. Kyphiſia am 5. 5. Nach Weſt=
indien
: D. Galicia am 20. 3., D. Raimund am 10. 4., D. Rugia am
24. 4., D. Denderah am 8. 5. Nach Oſtaſien: MS. Vogtland am 20. 3.,
MS. Rheinland am 24. 3., D. City of Naples am 2. 3., D. Coblenz
am 3. 4., D. Agapenor am 10. 4., D. Pfalz am 14. 4., MS. Friesland am
17. 4. Nach Afrika: D. Livadia am 7. 4. D. Njaſſa am 8. 5. Hamburg=
Rhein Linie: Wöchentlich ein Dampfer. Mitgeteilt von dem Vertreter
Adolph Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.
2 Bezirksſchöffengericht. 1. Auch die heute vor dem Gericht zuerſt
verhandelte Sache beſchäftigt ſich mit einem Diebſtahl, der länger zurück=
liegt
und in die Inflationszeit zurückführt. Der Diebſtahl geſchah in
Groß=Gerau, die Abnehmer wurden in Mainz geſucht. Heute handelt=
es
ſich um einen Anzug, der im Dezember 1922 geſtohlen war. Der Dieb
Chauffeur Adam Hey in Groß=Gerau iſt bereits abgeurteilt. Er wollte
von dem Althändler Ruben für den noch faſt neuen Anzug am 8. Januar
1923 20 000 Mark haben, nach Handeln wurde man für 14 500 Mark
einig. Der wegen Hehlerei angeklagte Althändler ließ ſich den Per=
ſonalausweis
vorlegen und trug den Namen Hey in ſein Trödelbuch
ein. Der Staatsanwalt beantragt die Freiſprechung, mit einigen Aus=
führungen
ſchließt ſich die Verteidigung dem geſtellten Antrage an. Das
Urteil lautet freiſprechend. 2. Gegen den Kaufmann Joh. Mich.
Stockum in Höchſt, der wegen Widerſtands angeklagt iſt, ergeht, da=
ſein
Ausbleiben für nicht entſchuldigt erachtet wird, Vorführungsbefehl.
zum Termin am 26. April. 3. Eine Anklage wegen Widerſtands und
Beleidigung richtet ſich gegen den in Bergen geborenen Metzgermeiſter
Jul. Altheimer in Höchſt, deſſen in Höchſt geborene Ehefrau Emma,
geb. Krämer, und den im Geſchäft, das auf den Namen der Ehefrau
betrieben wird, beſchäftigten Sohn Herbert Altheimer. Der Kreisvoll=
ziehungsbeamte
Schulz für Erbach, wohnhaft in Darmſtadt, wollte
Pfandſiegel an einem Sekretär anlegen, woran ihn nach der Anklage
Jul. Altheimer, Frau und Sohn gehindert haben ſollen. Der Erſtge=
nannte
wurde auch tätlich und ſchlug dem Beamten auf den Kopf und
ſpäter ins Genick. Da Schulz zum erſten Male in Höchſt tätig war,
nahm er, um ſich in die neuen Verhältniſſe einzuführen, den Schutzmanm
Olt von Höchſt auf die Amtshandlungen mit. Gegen Ehefrau und Sohm
Altheimer beantragt der Staatsanwalt Freiprechung, gegen den Vater
Altheimer wegen Widerſtands und Beleidigung 2 Monate 1 Woche Ge=
fängnis
, wegen Beleidigung des Kreisamts 50 Mk. Geldſtrafe. Die
Verteidigung hebt die mildernden Momente bei Beurteilung der Tat
hervor. Das Gericht erkennt gegen Jul. Altheimer auf 2 Monate drei
Wochen Gefängnis, gegen die Ehefrau auf 2 Geldſtrafen von je 30 Marb,
gegen den Sohn auf 2 Geldſtrafen von je 20 Mark.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſiler und fünffleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſich die Redaktion ibr Urteil vor.
Palaſt=Lichtſpiele. Dasrote Signal. Senſations=
Schauſpiel in 7 Akten. Dieſer Film iſt ein Kunſtwerk von überragender
Bedeutung, er wird jedermann hinreißen und wird auch alle die be=
geiſtern
, die bisher die Bedeutung des Films im künſtleriſchen Sinne
nicht anerkennen wollten. Der Roman einer Kranken=
ſchweſter
, Irrungen des Herzens. Drama in 6 Akten. Ein techniſch
ſehr feiner Geſellſchaf sfilm. Welche Ueberraſchungen, Spannungen allein
aus dem Photographiſchen heraus . . . Durch beide Films wandelt als
Hauptfigur die ſchöne Virginia Valli, ſtill, edel und ausdrucksvoll.
Man iſt erſtaunt: die Amerikaner können nicht nur ſenſationelle, ſondern
auch ſtimmungsvolle, künſtleriſch intereſſante Filme machen.
Reſidenz=Theater: Dem Charakter der bevorſtehenden
Karwoche angepaßt, bringt das R.=T. zwei Filme ernſten Inhalts. Das
jegenlied, die Tragödie einer Mutter ſchildert in 7 packenden Akten
das Leben einer Mutter, die vom Unglück verfolgt, vieles durchzumachen
hat. Sogar der einzige Sonnenſchein ihres Daſeins, ihr Töchterchen,
wird von ihr genommen. Körperlich und ſeeliſch zuſammengebrochen,
findet das treue Mutterherz nach vielen Jahren ihr Kind wieder, und
darf ſich noch einmal des Lebens freuen. Zapfenſtreich ein
Militärfilm nach dem Drama von Beyerlein, führt uns zurück in das
Familienleben unſerer Soldaten. Man mag über derartige Filme denken
wie man will, jedenfalls ſind die einzelnen Nollen in guten Händen
und das Werk infolge ſeines dramatiſchen Aufbaues äußerſt ſpannend
und packend.
Lokale Veranſialtungen.
zeigen m betracte
Die Herunter ercheierden Nofizen ſind ausfchließlich als Hinweiſe auf Anz
inem Faſſe irgendwie als Reiprechung oder
D. H. V., Ort Zgruppe Darmſtadt. Der am Samstag,
den N. März, geplante Heitere Abend fällt aus; ſtatt deſſen veran=
ſtaltet
der B. d. K. im Heim einen Hermann Löns=Abend und
bittet um zahlreichen Beſuch.

Tageskalender für Freitag, den 26. März 1926.
Landestheater Großes Haus. Anfang 7½ Uhr, Ende nach
10 Uhr, D 18, zum erſten Male wiederholt: Drei Goldoniſche Komö=
dien
. Hierauf: Das venezianiſche Kloſter. Kleines Haus: Keine
Vorſtellung. Gemeindehaus, Kiesſtraße 17, abends 8½ Uhr,
zum Beſten der Nothilfe der Lukasgemeinde: Konzert. Die Chri=
ſtengemeinſchaft
: Vortrag von Dr. Heidenreich, Frankfurk
a. M.: Der Tod von Pflanze, Tier, Menſch und der Tod Chriſti
in der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße. Kino=
vorſtellungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheflgen, 25. März. Mitgliederehrung. Ein ganz be=
ſonderes
Gepräge trug diesmal der von dem hieſigen Gewerbeverein ver=
anſtaltete
Familienabend; galt es doch, eine ganze Reihe Mitglieder zu.
ehnen, die 85 Jahre dem Verein angehören. Eingeleitet wurde die Feier
durch einen gemiſchten Chor der hieſigen Bäckerinnung, worauf der
1. Vorſitzende die an geſchmückter Tafel ſitzenden 11 Jubilare, die meiſt
mit ihren Angehörigen erſchienen waven, mit herzlichen Worten zu be=
grüßte
und beglückwünſchte. Es erhielten Diplome für Bjährige
Mitgliedſchaft die Heuren: Heinrich Breitwieſer, Mechaniker und Fahr=
radhandlung
; Heinr. Dieter, Spezereihandlung; Jakob Göhel, Schmiede=
meiſter
; Karl Kretſchmann, Wagnermeiſter; Jakob Reichert, Weißbinder=
meiſter
; Reinhard. Buchdruckereibeſitzer: Friedrich Stein, Satt=
lermeiſter
; Heinrich Wagner, Schreinermeiſter: Heinrich Valentin Weber,
Inſtallateur= und Spenglermeiſter; Ludwig Wild, Maurermeiſter; Hein=
rich
Winter, Weißbindermeiſter. Den Dank der Jubilare ſprachen die
Herven Dieter und Kretſchmann aus. Die Glückwünſche der Handwerks=
kammer
überbrachte Herr Dr. Goll, worauf er ſich über das Thema
Wintſchaftsfragen des Handwerks verbreitete. Die Bäckerinnung trug
noch weiter zur Verherrlichung des Abends einige Lieder vor, und dann
ſchloß au die Veranſtaltung noch ein flottes Tänzchen an, das die Feiern=
den
bis in ſpäte Stunde zuſammenhielt. Die diesjährige geſetzliche
Geſellenprüfung findet hier im Monat April ſtatt. Die An=
meldungen
müſſen auf dem vorgeſchriebenen Formular bis zum 29. d8.
Mts. eingereicht ſein, und iſt eine Prüfungsgebühr von 7 Mk. ( einſchließ=
lich
Geſellenbrief) zu entrichten. Ferner ſind dem Prüfungsausſchuß des
Ortsgewerbevereins vorzulegen: das Schulzeugnis, der Lehrvertrag,
eine Beſcheinigung des Lehrmeiſters über beendete Lehrzeit und ein
ſelbſtgefertigter Lebenslauf.
Eberſtadt, 25. März. Arbeitsmarkt. Die Lage auf dem
hieſigen Arbeitsmarkt hat ſich neuerdings wieder verſchlechtert. Die
Zahl der Unterſtützungsempfänger iſt auf nahezu 400 angewachſen.
Am Mittwuoch nachmittag fanden hier hintereinander vier Beerdigungen
ſtatt.
* Eberſtadt, 25. März. Ausflug. Die hieſigen Konfirmandinnen
(Mädchen=Oberklaſſe) unternahmen dieſer Tage einen Ausflug nach Hei=
delbetg
. Wegen Ausbruchs der Maul= und Klauenſeuche iſt der hieſige
Faſelſtall bis auf weiteres geſchloſſen. Uebrigens ſind gegenwärtig
Beſtvebungen im Gange, den Faſelſtall vom Schloßplatz weg nach außer=
halb
des Ortes zu verlegen. Der Gemeinderat wird ſich demnächſt mit
dieſer Frage zu beſchäftigen haben und zwar auf Grund einer Eingabe
mehrerev Einwohner.
* Pfungſtadt, 25. März. Schulfchluß. In dieſem Jahre kom=
men
hier an Oſtern etwa 150 Kinder aus der Schule. Die Zahl der
Mädchen beträgt 93, während die Zahl der Knaben zirka 30 niedriger
iſt. Der Geſanaverein Sängerluſt plant, an Pfingſten eine
Rheinfahrt nach St. Goarshauſen zu unternehmen. Frühzeitige An=
meldung
iſt erwünſcht.
* Pfungſtadt, 25. März. Stammholzverſteigerung. Bei
der erſten Stammholzverſteigerung im hieſigen Gemeindewald wurden
12997 Mark gelöſt. Die Verſteigerung iſt bereits genehmigt. Die
Abfuhrſcheine können gegen Barzahlung oder Bürgſchaftsleiſtung auf
der Bürgermeiſterei abgeholt werden. Die Losholzettel für die Orts=
hürger
werden vorausſichtlich nächſte Woche ausgegeben. Die nächſte
Stammholzverſteigerung findet am Montag ſtatt. Oberpoſtſchaffner
Valentin Arnold, der ſetzt 43 Jahre im Dienſte der Reichkspoſt ge=
ſtanden
hat, tritt am 1. April in den Ruheſtand.
* Ober=Ramſtadt, 25. März. Unter dem Viehſtand des Karl Vier=
hellex
, Schießbergſtraße 19, iſt die Maul= und Klauenſeuche feſtgeſtellt
worden. Zunächſt wurde die Schießbergſtraße für jeden Verkehr mit
Klauenvieh ſowie der Faſelhof geſperrt. Die Auszahlung der Milie
tärxenten für April erfolgt am Montag, den 29. März, vormittags von
812 Uhr. am Poſtſchalter. Die von der Bürgermeiſterei beglaubigte
Lebensbeſcheinigung iſt dabei vorzulegen. Die Zahl der Erwerbsloſen
iſt nunmehr um etwa 40 zurückgegangen und ſteht gegenwärtig auf 360.
Ein weiterer Abgang iſt in den nächſten Tagen zu erwarten durch Ein=
ſtellung
von Hilfskräften bet der Reichsbahn.
* Reßdorf, 25. März. Die Schlachtzeiten für hieſige Gemeinde
ſind wie folgt feſtgefetzt: Vom 1. Mai bis 30. September auf wochentags
712 Uhr vorm. und 27 Uhr nachm., vom 1. Oktober bis 30. Aprif
auf wochentags 812 Uhr vorm, und 24 Uhr nachmittags.

Mnfet m Mrt. Der Lultaulnſaunein Drmicht zernte
ſtaltet am Samstag, den V. März, für ſeine Mitglieder im Saale Kaf=
ſenberger
dahier einen Vortrag mit Filmvorführung. Die Vorführungen
finden nachmittags 5 Uhr für Kinder und abends 8 Uhr für Erwachſene
bei freiem Eintritt ſtatt,
Roßdorf, 25. März. Das vom Geſangverein Sängerluſt
veranſtaltete Konzert ſtand auf künſtleriſcher Stufe. Sämtliche Männer=
chöre
, von Herrn Nektor Heß dirigiert, wurden wirkungsvoll vorgetra=
gen
und fanden lebhaften Beifall. Herr Kalepe (Klavier), Volke
dankbaues Puhlikum, wieder geſunden, das die zu Gehör gebrachten
Muſikſtüicke und Solis mit Beifall belohnte. Frl. M. Koch (Sopran),
Herr Reinfrank (Tenor). Meyer, K. Hein GBaß) trugen ihr, vorſtände zu erſtreben. Mit 51 Ortsgruppen und 2500 Mitgliedern mar=
Beſtes zur Verſchönerung des Abends bei.
Michelſtadt B. März. Vortrag. Durch einen Vortrag des
Herrn Oberſtudiendirektors Dr. Weiner über Kant, den am Freitag
im Saale des Gaſthauſes Zum Anker in Stockheim ſtattfindet, wird die
zweite Vortragsreihe dieſeh Winters der Odenwälder Vereinigung f.
Lunſt und Wiſſenſchaft abgeſchloſſen. Dr. Weiner gab unz ſchon öfters
Gelegenheit, durch klare und für jedermann leicht verſtändliche Vorträge
auf philoſophiſchem Gebiete aus ſeinem reichen Schatz des Wiſſens etwas
zu übernehmen, weshalb auch dieſer Vortrag für alle, auch den auf
dieſem Gebiete Unbewanderten, intereſſante Ausführungen bringen wird.
Michekſtadt 25. März. Flugtag. Dem am Sonntag, den 28.
März, auf dem Galgenberg durch den Heſſen=Fliegerverein für Luftfahrt
Darmſtadt ſtattfindenden Flugtag wird ſeitens der hieſigen Bevölkerung
als auch der näheren und weiteren Umgebung das größte Jutereſſe ent=
gegengebracht
; bildet derſelbe doch zurzeit das Tagesgeſpräch. Die
Veranlaſſung hierzu dürften die bereits in der Preſſe erfolgten Anſagen
und die überall zum Anſchlag gekommenen Einladungsplakate gegeben
haben. Neben intereſſanten, von evſten Piloten zur Vorführung kom=
menden
Kunſtflügen werden auch ſtaunenerregende Fallſchirmahſprünge
aus einer Höhe von 500 bis 1000 Meter, die von dem bewährten Fall=
ſchirmabſpringer
des Heſſen=Fliegervereins. Herrn Langer=Darmſtadt,
ausgeführt werden, das Intereſſe des Publikums in beſonderem Maße
in Anſpruch nehmen. Dem weitaus größten Teil der Bevölkerung des
Odenwaldes werden die am Sonntag zu beobachtenden Leiſtungen, wie
ſie uns dunch den Heſſen=Fliegerverein geboten werden, etwas Neues ſein,
war doch bisher keine Gelegenheit, etwas Gleiches in hieſiger Gegend
kennen zu lernen. Naturgemäß wird es an einer zahlreichen Beteiligung
bei dieſem Ereignis nicht fehlen, um ſich auch hier ein Bild von den
neueſten techniſchen Errungenſchaften auf dem Gebiete des Flugweſens
machen zu können.
t. Stockheim i. O., B5. März. Das Programm für die am 14. und
15. April ds. Js. im Gaſthaus Zum Anker hier ſtattfindenden reli=
giöſen
Vorträge iſt nunmehr feſtgelegt. Am 14. Abril, vormittags 10 Uhr,
ſpricht Herr Geheimrat D. Dr Flöring=Darmſtadt über: Zur
ethiſchen Erziehung, mittags 2 Uhr, Herr Univerſitätsprofeſſor D. Dr.
Felke über: Das Weſen der Religion in moderner Problemſtellung
Am 15. April ſpricht vormittags 10 Uhr Herr Prälat D. Dr. Diehl
über: Das Stockholmer Weltkonzil, und nachmittags 2 Uhr Herr Dr.
Heymann über: Die Dorf=Kirchentag=Bewegung. Für billige Ver=
pflegung
iſt Sorge getragen, auch kann man ſich bei Herrn Oberpfarrer
Herber=Michelſtadt für Bezug von Privatquartieren anmelden.
i. Beerfelden, 25. März. Der Verkehrs=Ausſchuß der hieſigen Orts=
gruppe
des Odenwaldklubs hat die Anfertigung einer Verkehrs=
tafel
Herm Malermeiſter Horn übertragen. Dieſe für Touriſten
ſo angenehme Onientierungsgelegenheit ſollte ſchon im vorigen Jahre
geſchaffen werden, blieb jedoch beim Vorſatz, da die Ausführung über ge=
wiſſe
Hinderniſſe nicht hinwegkam. In Baden trifft man ſolche Tafeln
auf allen Bahnhöfen, wo ſie auf Veranlaſſung des badiſchen Verkehrsber=, folgte das von Konfirmanden und Konfirmandinnen aufgeführte dra=
bandes
angebracht ſind. Die Karten ſind mehrfarbig und bieten dem
Reiſenden und Touriſten willkommene Orientierungsgelegenheit und
ſparen ihm manche Frage, die er oft mangelhaft beantwortet erhält.
Sonntag abend in der Turnhalle einen vaterländiſchen Abend durch Auf=
führung
des Schauſpiels in 4 Akten Aönigin Luiſe‟. Die zahlreiche
Zuhörerſchaft ſpendete namentlich nach dem 3. und 4. Akt den Darſtellern
den verdienten Beifall. Der hieſige Stenographenverein laſſenden, wobei er ſie ermahnte, darauf bedacht zu ſein, durch Fleiß
Gabelsberger, gibt den aktiven Mitgliedern durch einen koſten=
lofen
Umlernungskurſus Gelegenheit, ſich die Reichskurzſchrift an=
zueignen
.
24. März 1.29 Meter, am 25. März 1.R7 Meter, 3 Grad Kälte.

Manfch. Mrt. Genertluerfenlung des Lertahfags.
vereins.) In der Eröffnungsrede ſprach der Vorſitzende und Verſamm=, Gerr Kreisdirektor Pfeifer, der Okwa ſeinen Dank für
die Bereitſtellung von Sonderwagen zu dieſer Hauptverſammlung aus.
die überfüllt war. Die letzte Obſternte ſei zufriedenſtellend geweſen. Doch
könne der durch die Auslandskonkurrenz ſehr erſchwerte Obſtabſatz immer
noch gehoben werden. Wie ſchon auf der letzten Hauptverſammlung zu
Waldmichelbach, empfiehlt er beſſere Aufmachung, da der ſtädtiſche Kon=
ſument
lieber, von den verführeriſchen Großſtadtauslagen verleitet, Aus=
landsobſt
kaufe. Eine diesbezügliche Ausſtellung in Bensheim ſei ge==
(Bioline), Tilking (Cello) vom Landestheater Darmſtadt haben ihr plant. Ein Nückblick zeige eine rege Vereinstätigkeit bei allen Orts=
gruppen
. Ein Hauptintereſſe beanſpruchte die Schädlingsbekämpfung.
Eine größere Verbreitung der Vereinszeitſchrift ſei durch die Vereins=
ſchiere
der Kreisobſtbauverein an der Spitze ſämtlicher Kreisobſtbau=
vereine
des Landes. Die Rechnungsablage durch den Rechner Dr. Eiſen=
hauer
und die Veratung des Voranſchlages 1926 wurden erledigt.
Schüßler verlangt die Einſtellung von Mitteln für Baumwärterausbil=
dungskurſe
. Für eine Erhöhung der Zeitſchriftbezieher und beſſere Be=
richte
der Ortsgrutzpen ſpricht Herr Kreisobſtbaulehrer Ortmann. Der
Vorſtand wird wiedergewählt. Von einer projektierten Obſtausſtellung
in Mörlenbach rät Herr Landwirtſchaftsrat Dr. Schül ab und wünſcht
Verbindung mit der Landwirtſchaftskammerausſtellung in Darmſtadt.
Anläßlich des bevorſtehenden Ueberganges der Kreisſtraßen an die Pro=
vinz
, der einen größeren Verluſt bedeute, fordert eine Reſolution, deren
Ausarbeitung dem Vorſtand überlaſſen bleiben ſoll, die Erhaltung der
Beamten. Herr Ortmann verbreitete ſich über die Schädlingsbekämpfung,
deren Erkolge an Beiſpielen gezeigt wird und die ein Lehrfilm illu=
ſtrierte
. Eine Verloſung beſchloß die überaus anregende Verſammlung
rs. Rimbach, 24 März. (Kavallerieverein.) Der nebgegründete Ver=
ein
ehemaliger Heſſenreiter, der unter der Führung der Herren Ober=
wachtmeiſter
Asmus und Helferich bereits 64 Mitglieder zählt, gedenk=
demnächſt
ſeine Standardenweihe hier abzuhalten.
* Bensheim, 24. März. Der Obſt= und Gartenhauverein
Bensheim hielt am Montag im Bahnhofs=Hotel ſeine diesjährige
Hauptverſammlung ab. Der Vorſitzende, Rektor Michel, trug den
Jahresberichk vor, woraus die rührige Tätigkeit des Vorſtandes für die
im Herbſt ſtattgefundene Kreis=Obſtausſtellung und im Intereſſe einer
rationellen Schädlingsbekämpfung zu erſehen iſt, wie auch für die Be=
ſchaffung
ſortenreinen Pflanzmaterials ſich der Vereinsvorſtand energiſch
einſetzt. Der nach dreijähriger Wirkſamkeit ſtatutenmäßig zurücktretende
Vorſtand wurde durch Zuruf einſtimmig wiedergewählt und ihm für
ſeine Tätigkeit gedankt. Obſtbauinſpektor Behne=Darmſtadt hielt ſo=
dann
einen ſehr lehrreichen Vortrag über Zeitgemäße Obſtbaufragen,
wobei auch er die Schädlingsbekämpfung ſowie die Beſchränkung der
Sorten bei dann aber beſter Qualität in den Vordergrund ſeiner Be=
trachtungen
ſtellte. Der jetzt durch Schädlinge und durch Anbau
nicht marktfähiger Sorten verurſachte Verluſt der deutſchen Ohſternte
beträgt rund 50 Prozent und kann großenteils durch rationelle Behand=
lung
vermindert bzw. faſt ganz vermieden werden. Der Vortragende
empfahl neben den verſchiedenen Arten der Schädlingsbekämpfung den
ſtärkeren Anhau der Kirſche (Harzer hellrindige Vogelkirſche), der Mira=
belle
und für den kleinen Landwirt die Spargelkultur als Gewinnbrin=
ger
zu einer Zoit, wo der Landmann nichts anderes zu verkaufen hat.
Eine lebhafte Ausſprache folgte den intereſſanten Ausführungen, worauf
eine Gratisverteilung von Sämereien an die Beſucher der Verſamm=
lung
vorgenommen wurde.
* Lampertheim, 25. März. Zu einer Entlaffungsfeier hatte
auf vorgeſtern Abend die evangeliſche Volksſchule die diesjährigen Kon=
ſirmanden
und deren Eltern in den Saal des Reichsadler eingeladen.
Nach dem von der oberſten Mädchenklaſſe geſungenen Liede Hörſt dur
den luſtigen Poſtillon und dem Gedichte Nun gehts ins Leben be=
grüßte
Herr Rektor Wendel die zahlreich Erſchienenen. Seiner Anſprache
matiſche Spiel Lurlei, das, wie auch das im weiteren Verlauf des
Programmz gebotene Jugendſpiel Wohin, den Kindern die mancherlei
Verſuchungen des Alltags und ihre Folgen vov Augen führte. Drei
Das Volkstheater Darmſtadt (Dir. Eliſ. Werner) bot amf anſchließende Gedtchte Die Worte des Glaubens Ehre der Arbeit
und Loh der Arbeit wieſen auf den Segen von Glaube und Arbeit im
ſpäteren Leben hin. Auf das Lieb Denk gern zurück hielt dann Herr
Lehrer Schweizer eine längere tiefgründige Anfprache an die zu Ent=
tüchtige
Glieder der menſchlichen Geſellſchaft zu werden und nicht zu
glauben, daß das Leben in Wohlleben und Genußſucht beſtehe. Ein
Gedicht Zur Entlaſſung und die Lieder Nun friſch hinaus ins Leben
Hirſchhorn, B. März. Wafferſtand des Neckars am und Im ſchönſten Wieſengrunde bildeten den Abſchluß der ſtimmungs=
vollen
Feiex.

MPDOrDMid
der vierfach vergrößerten, einzigartigen, großſtädtiſchen Räume ſowie des
ma
Tagers der

NA
gtoorrast
rafenfttabs
wird Jedermann zur zwangleſen Beſichtigung
eingeladen.
Nachmittags von 37 Uhr
MeDereD MongeT
der geſamten Jazz=Band=Abteilung des Städt. Orcheſters, unter der perſönlichen Leitung des Herrn Kapellmeiſters
(4592

M. Weber
Der Verkauf wird ohne Unterbrechung in den in der Herrenkleiderbranche in dieſer Größe und Helle noch von Niemand geſehenen Verkaufsräumen aufrecht
erhalten. Die Käufer werden höfl. gebeten, ihre Wünſche ohne gefragt dem Perſonal zu äußern. Die Auswahl iſt den Lokalitäten entſprechend groß, die Preiſe
Tanz=Einlagen. / 7 4 derart niedrig, daß jeder in der Lage iſt, den Bedarf aus ſeiner Börſe zu decken. 7 Erfriſchungen werden gereicht,

[ ][  ][ ]

Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

Geite 7

*Flugtag der Heſſenflieger in Offenbach.
Nach dem ſo glänzend verlaufenen Flugtag in Lampertheim, bewieſen
auch die Heſſenflieger am letzten Samstag in Offenbach, daß ſie ver=
ſtehen
, einen Flugtag muſtergültig zu organiſieren. Nicht weniger be=
wieſen
aber die Piloten Buſch, Fuchs und Jährling, daß ſie überall auf
ſolchen Veranſtaltungen ſich die Herzen des Publikums durch ihre ganz
hervorragenden Leiſtungen erobert und ferner noch erobern werden.
Am Samstag flogen bereits zwei Maſchinen mit den bewährten
Führern Buſch auf Dietrich=Doppeldecker und Jährling auf Grulich=
Hochdecker nach Offenbach und landeten auf dem ſehr ungünſtigen, provi=
ſoriſchen
Flugggelände zwiſchen Lurwald und Bebraer Bahn, um am
nächſten Morgen für Propagandaflüge zur Verfügung zu ſtehen. Als
dritte Maſchine traf dann am Samstag um 1 Uhr nachmittags ein Hein=
kel
=Doppeldecker unter Führung des bekannten Piloten Fuchs ein.
Lange vor Beginn der Veranſtaltung bewegte ſich eine ungeheure
Menſchenmenge in der Richtung des Flugplatzes, denn nur die Rich=
tung
war bei allen gemeinſam, da der größte Teil des Publikums es vor=
zog
, an den Kaſſen vorbei auf Wegen Aufſtellung zu nehmen, die von
der Sperre und den Kaſſen nicht erreicht werden konnten, aber doch eine
Beobachtung der Flüge geſtattete, da ja leider die Flugveranſtaltungen
nicht in Sälen abgehalten werden können.
Pünktlich um ½3 Uhr ſtartete das Dietrich=Flugzeug mit dem be=
kannten
Kunſtflieger Buſch zum erſten Kunſtflug, der mit dieſem und
den nachfolgenden bewies, daß er ſich getroſt an die Seite unſerer beſten
Kunſtflieger ſtellen kann. Was Herr B. hier an Loopings, Rollings,
Trudeln uſw. vorführte, wurde ſelbſt von alten bewährten Fliegern als
ganz hervorragende Leiſtung bezeichnet.
Nachdem ſtartete Pilot Jährling, der ja auch ſein fliegeriſches Kön=
nen
ſchon öfters bewieſen hatte, zu einem Paſſagierflug, und zeigte bei
ſpäteren Flügen noch, außer ſeinen bebannten Spiralflügen, mit ſeinen
fttänzen, was er und ſeine Maſchine zu leiſten vermögen.
Als der Dritte im Bunde Pilot Fuchs, der ſich als ernſthafter Kon=
kurvent
der Herren entpuppte und nur durch verſchiedene Eigenarten
des Heinkel=Doppeldeckers an der vollen Entfaltung ſeines Könnens be=
hindert
war. Jedenfalls bewieſen aber die drei Piloten, daß ſie als
wahre Kunſt= und Sportflieger anzuſehen ſind, und daß ſie mit dazu
beitragen werden, den alten Fliegergeiſt von Darmſtadt auch weiter
unter Beweis zu ſtellen. Zwiſchen den Flügen fanden noch zwei Fall=
ſchirmabſprünge
verſchiedener Syſteme ſtatt, und zwar von den Ab=
ſpringern
Pecher und Beutler, aus dem Grulich=Hochdecker, unter der
ſicheren Führung des Fallſchirmſpezialiſten Jährling.
Herr Pecher wagte den erſten Abſprung, nachdem Herrn B. der
Wind für einen ſolchen nicht zuſagte. Dieſe Leiſtung iſt um ſo höher
anzuſchlagen, als Herr P. mit ſeinem ſelbſtkonſtruierten Schirm den
zweiten Abſprung und zugleich auch den zweiten Flug ſeines Lebens
machte und bewies, daß es, mit gut konſtruiertem und ſorgfältig be=
handeltem
Schirm, nicht allzu gefährlich iſt, einen Abſprung zu wagen.
Herr Beutler konnte viel weniger überzeugen, da ſich ſein Schirm
erſt kurz über der Erde (zirka 80 Meter) mit Glück entfaltete, nachdem
er vorher unentfaltet hinter dem Springer nachgeflattert war. Die Ab=
ſprünge
fanden aus 250 bzw. 300 Meter Höhe ſtatt.
Am Schluß der Veranſtaltung führten die Piloten Buſch und Fuchs
noch einen Luftkampf vor, der ſelbſt den Kenner an die einſtige Wirklich=
*e.
keit erimnert
Anſchließend fand dann der gemeinſame Rückflug der drei Maſchinen
ſtatt, die den Heimathafen mit einem Geſchwader=Kunſtflug über dem
Weichbild der Stadt begrüßten, was von Beobachtern als ein begeiſtern=
des
Bild geſchildert wurde, wie ſich die drei Maſchinen in ihrem Element
über Darmſtadt tummelten.
Ein ſchöner Flugtag war zu Ende. Hoffen wir, daß die folgenden
genau ſo verlaufen, aber den Heſſenfliegern eine verdiente, aber größere
Unterſtützung des Publikums durch Löſen von Eintrittskarten bringen
möge.
* Offenbach, 25. März. Vor dem Kreisausſchuß wurde geſtern wegen
des ſogenannten Leihhausſtandals, wie die B=leihung von minderwertigen
Diamanten und Perlen an einen gewiſſen Siegfried Poſner aus Leipzig
mit 188 000 Mark im Volksmunde genanut wird, gegen den Vorſteher
des Leihamts, Verwaltungsamtmann Auguſt Boßler, und den Pfand=
ſchätzer
Wilhelm Como verhandelt. Das Verfahren gegen Como wurde
gleich zu Beginn der Sitzung abgetrennt. Die Anklage gegen Boßler
lautete auf Dienſtentlaſſung ohne Ruhegehalt und wurde im Namen der
Stadt von Bürgermeiſter Rech vertreten. Verteidiger des Angeklagten
war Rechtsanwalt Meloth. Als Zuhörer waren auch einige Beamte des

Frankfurter Leihhauſes erſchienen. Die Verhandlung zog ſich über drei
Stunden hin. Nach halbſtündiger Beratung des Kreisausſchuſſes wurde
das Urteil verkündet, das Boßler in eine Geldſtrafe von 300 Mark und
die Koſten des Verfahrens nimmt. Der Wert des ſtreitigen Gegenſtandes
wurde auf 5000 Mark feſtgeſetzt. Darnach richten ſich bekanntlich die
Koſten. Die Begründung des Urteils läßt der Kreisausſchuß folgen.
Rheinheſſen.
R. Nackenhei, 25. März. Diamantene Hochzeit. Unter
Teilnahme der ganzen Gemeinde feierten geſtern die Eheleute Paul
Jung und Thereſe, geb. Jans, das ſeltene Feſt ihres 60jährigen Hoch=
zeitstages
: Am Abend bewegte ſich unter den Klängen der hieſigen Feuer=
wehrmuſikkapelle
ein impoſanter Feſtzug nach der Wohnung des noch
äußerſt rüfſtigen Jubelpaares, wo Herr Bürgermeiſter Zimmermann und
Altadjunkt Bender im Auftrage der Gemeinde, der heſſiſchen Regierung,
des Kreisamts Oppenheim und des Gemeinderats in markig
n Worten
gratulierten und Geſchenke überreichten. Die kirchliche Behörde hatte
ſchon am Nachmittag ihre Glückwünſche dargebracht. Verberrlicht wurde
die ſchöne Feier durch Vortrag mehrerer Lieder des Geſangvereins
Frohſinn und turneriſche Darbietungen. Bei dieſer Gelegenheit wurde
dem Jubilar auch ein von Gaſtwirt Franz Wucher dahier angefertigtes
Diplom überreicht, wonach er durch Gemeinderatsbeſchluß zum Ehren=
bürger
Nackenheims ernannt worden iſt. Ein Enkel des Jubelpaares
dankte für die dargebrachte Ovation.
Worms, 25. März. Frühlingsfeier. In der Turnhalle
der Eleonorenſchule fand heute eine ſtimmungsvolle Frühlingsfeier ſtatt,
deren geſchickt zuſammengeſtelltes Programm verſchiedene Chöre, das
A=dur Klavierkonzert mit Orcheſterbegleitung von Mozart (von Frl.
2 Honig famos geſpielt) und ein Weingartner’ſches Lied Liebesfeier
(Frl. Lahmann) brachte. Worms beſitzt in Herrn Deboben, dem Leiter
des Konzerts, einen feinfühligen Muſiker, dem das Publikum warm
für das Dargebotene dankte. Die Nachfrage nach Eintrittskarten war
ſo ſtark, daß das Konzert noch einmal wiederholt werden muß.
Oberbeſſen.
b. Friedberg, 24. März. Am 23. März beging Geh. Juſtizrat Jöckel
die Feier ſeines 91. Geburtstages, er iſt der älteſte Einwohner unſerer
Stadt. Bei der Feier ſeines 90. Geburtstages ernannte ihn die Stadt=
verwaltung
zum Ehrenbürger, da er ſich als langjähriger Beigeordneter
und Landtagsabgeordneter große Verdienſte um die Entwicklung unſerer
ſtädtiſchen Verhältniſſe erworben hat, auch von vielen anderen Seiten
wurden ihm reiche Ehrungen zu teil. Der greiſe Herr erfreut ſich noch
einer guten Geſundheit und geiſtiger Friſche und läßt es ſich nicht
nehmen, ſelbſt bei der größten Winterkälte täglich ſeinen gewohnten
Spaziergang zu machen.
Bad=Nauheim, 25. März. Für die zahlreichen Gäſte, die wie in
jedem Jahre Bad=Nauheim während der Oſtertage beſuchen, wird eine
beſondere Kurkarte zum Preiſe von 5 Mk. ausgegeben, die vom 28.
bis zum 7. 4. Gültigkeit hat. Dieſe Karten berechtigen zum freien Be=
ſuche
des Kurhauſes und der Konzerte des ſtaatlichen Kurorcheſters. Für
die Benutzung der Kurmittel gelten ſür dieſe Karten die gleichen Rechte
wie für die allgemeinen Kurkarten.

Paſtillen zur Desinſektion von Mund= und
Rachenhöhle. Fachärztlich empfohlen bei Hals=
entzündung
und Erkältung, ſowie zum Schutz

Erdältlich in Apolbe=
ten
und Drogerien.

Os
Ke

Zasammoosetzung=
2.6 Diamino- 10 Heinge-Aeridinlomchlond 0,000 mit Kakae und Zucker als Pastillenmasss.

* BadNanheim, 35. März. Der Guſtat=Adolf Verein errichtet im
nahen Ober=Mörlen der evangeliſchen Diaſporagemeinde eine Kapelle.
Man hofft die Ausbauarbeiten des Innern der Kapelle noch vor Pfing=
ſten
zu vollenden, da an den Feiertagen die Einweihung erfolgen ſoll.
Gießen, 25. März. Der mehrtägige Maſchinenkurſus am
landwirtſchaftlichen Inſtitut der Univerſität nahm
heute unter Leitung des Geh. Hofrat Prof. Dr. Giſevius ſeinen Anfang.
In ſeiner Eröffnungsanſprache dankte Geheimrat Giſevius der Landwirt=
ſchaftskammer
für die Finanzierung des Kurſus und den Maſch. nen=
baufirmen
für die zur Verfügung geſtellten Maſchinen und den Rednern
für ihre Mitwirkung. Induſtrie und Landwirtſchaft müßten ſich heute in
die Hand arbeiten. Da die Landwirte beſtrebt ſeien, beſtimmte Typen
von Maſchinen zu bevorzugen, ſo müßten ſich die Fabriken danach zu
Naſſenfabrikation einrichten, damit ſie billig liefern könnten. Die heutigen
Notverhältniſſe dürfe man nicht für dauernd anſehen. Wer ſich nach
einer vonibergehenden Konjunktur einrichtet, iſt kurzſichtig und hinkt
dann immer nach. Die heutige Wirtſchaftsnot iſt unhaltbar, wir können
ſie ruhig als etwas vorübergehendes betrachten. Die heutige Veranſtal=
tung
zeigt uns, daß ſowohl Induſtrie, als auch Landwirtſchaft den weit=
ſichtigen
Weg des Aufbaues und Ausbaues gehen müſſen. Geheimrat
Giſetzius begrüßte ganz beſonders den Vertreter der Landwirtſchafts=
kammer
Wiesbaden, Dr. Eiſinger. Die Reihe der Vorträge eröffnet In=
genieur
Heim aus Mannheim er ſprach über Rohölmotore und zeigte
dann den Zuhörern mehrere Maſchinen. Dr. Schellhaas=Mannheim hielt
einen Vortrag über Dreſchanlagen, Dreſchmaſchinen Strohpreſſen und
Gebläſe. Die Lichtbilder und Filme, mit denen er ſeine Ausführungen
erläuterte, waren außerordentlich intereſſant und belehrend. Es war
erſtaunlich, zu ſehen, welche rieſige Arbeit Ackerbulldogg und Felddank=
motor
leiſteten. Spannend war der Film über die Erfindung und Ent=
wicklung
der Dreſchmaſchine bis zu ihrer heutigen Vollkommenheit. Der
mit Humor gewürzte Film über Düngung mit Kalkſtickſtoff und der
Schwiegerſohn mit den dickſten Kartoffeln bot eine angemeſſene Ab=
wechslung
. Morgen findet eine Beſichtigung der Maſchinenbauanſtalt
Tröſter=Butzbach ſtatt.
Gießen, 25. März. Selbſtmord verübte ein hieſiger 44 Jahre
alter Lokomotivführer, indem er ſich den Hals durchſchnitt. Eine ſchwere
geiſtige Erkrankung dürfte wohl die Urſache dieſer Tat ſein.

* Büdingen, 25. März. Die Pfarrerder Dekante Büdin=
gen
und Nidda hielten vorgeſtern in Stockheim unter dem Vorſize
von Dekan Schäfer=Büdingen eine gutbeſuchte Konferenz ab. Der
Prälat der heſſiſchen Landeskirche Dr. Diehl=Darmſtadt hielt, ein en
Vortrag über die Weltkonferenz für praktiſches Chriſtentum in Stockho /m.
* Herchenhain, 25. März. Das Heim für die wander ade
Jugend des Vogelsberger Höhenklubs auf der ( öer=
chenhainer
Höhe geht nunmehr ſeiner Vollendung entgegen. Ge=
genwärtig
iſt der Innenausbau in Arbeit. Zum Leiter des Heimes wurde
unter mehreren Bewerbern der Landwirt Habermehl aus Babe ahauſen
gewählt, der in ungefähr ſechs Wochen hier oben ſeinen Einzu g halten
wird. Die Jugendherberge wird mit 65 Betten ausgerüſtet weu gen. Die
Pläne des Heimes wurden von dem Architekten Deutſchma in ausge=
arbeitet
. Die Anregung zur Errichtung gab der rührige V.H C.=Bruder
Profeſſor Bender=Frankfurt a. M. Auch die Arbeiten an den Ehren=
mal
für die gefallenen V. H.C.=Brüder und der Gemeinde Herchenhain,
dem höchſtgelegenen Gefallenen=Denkmal im Heſſenlande, gehen ihrer
Vollendung entgegen.
Bermutshain, 25. März. Unſer neuer Bür germeiſter
Pfannſtiel wurde durch Kreisdirektor Dr. Michel=Lauterba/h in ſein neues
Amt eingeführt. Seinem Vorgänger dem Landtagsab geordneten Joſt
ſprach Herr Kreisdirektor Dr. Michel ſeinen Dank für, die langjährige
Tätigkeit im Dienſte der Gemeinde aus.
* Grünberg (Heſſen), 25. März. Der hieſige Männergeſangverein
hatte ſeine Mitglieder mit Angehörigen zu einem Fa znilienabend einge=
laden
. Dieſer Abend galt der Ehrung des ſcheidender/ Dirigenten Lehrer
Lauber. Nahezu 28 Jahre hatte er die Leitung des Vereins als Dirigent
in Händen gehabt, nachdem er 7. Jahre im be aachbarten Lehnheim
dieſen Verein auch ſchon geführt hat. Der Männer geſangverein ernannte
ihn zum Ehrendirigenten und überreichte ihm ei gen ſchönen wertvollen
Seſſel. Der heſſiſche Sängerbund brachte ſeine /(5lückwünſche durch eing
ſchön ausgeſtattete Urkunde dar.
* Lanterbach, 2. März. Dieſer Tage tro ten die Kreisrechner des
Kreiſes Lauterbach zu einer Verſammluſrg zuſammen. Der ſtell=
vertretende
Vorſitzende, Gemeinderechner Gal iel=Ilbeshauſen begrüßte.
die zahlreich Erſchienenen. Rechnungsrat Be /told hielt einen Vortrag
über die Gelſchäftsführung der Gemeinde= un Kirchenrechner. Zum Ver=
bandsvorſitzenden
wurde Gemeinderechner A8ahl=Angersbach einſtimmig
gewählt.

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Seite 8

Freitag, den 26. März 1926

Nummer 85

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Todes=Anzeige.
Siatt beſonderer Anzeige.
Heute morgen entſchlief nach kurzem,
ſchweren Leiden mein lieber, guter Mann,
unſer treuſorgender Vater, Schwiegervater,
Großvater und Onkel
(
Bohann Buremtilt Oteoen
im faſt vollendeten 86. Lebensjahre, (s29s
In tiefer Trauer:
Fran Kätchen Sieben
Dr. Arnold Chriſtiani, Generalveterinär a. 2,
und Frau Kätchen, geb. Dörr
Zakob Meyer. Polizei=Hauptmann d. Verw.
und Frau Eliſabeth, geb. Sieben
Willi Sieben, Regierungs= u. Baurat a. 2.
und Frau Elſa, geb. Herminghaus
nebſt Hinder Elſa, Trudel, Willi, Hilde.

Darmſtadt, Berlin, Duisburg, den 24. März 1926.

Die Beerdigung findet am Samstag, den 2T. März,
4ormittags 41 Uhr, in aller Stille vom Sterbehauſe,
Beſſungerfraße 45 aus fiatt.

Nach langem, ſchweren Leiden, aber umer=
wartet
, entſchlief heute meine innigſtgeliebte Frau,
meine herzensgute Tochter, unſere geliebte Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter, Schwä=
gerin
und Tante
Frau Rebekfa Neu
geb. Karlsberg
(4535
im Alter von 5) Jahren.
Im Naman der trauernden Hinterbliebenen:
Baruch Neu und Kinder.
Tengfeld, Fränk.=Grunbach, Frankfurt, London.
Die Beerdigung findett Freitag, den 26. März, um
12 Uhr mittags, von dem Portal des iſrael, Friedhofs
in Dielnurg aus ſtatt.

Im 59. Jahr ſeines arbeifüreichen Lebens verſchied
heute, nacht unſer lieber Gatte umd Vater

Nachruf.
Heute nacht verſchſed der Gründer und langjährige Leiter des Darm=
ſtädter
Pädagoglums
Herr Michgel Elias.
Der Heimgegangene verſtand es, wie ſelten ein Pädagoge, durch Umſſcht
und Ueberblick die Mängel in der Begabung der einzelnen Schüler zu erkennen
und zu beſeitigen. Geiſtige Regſamkeſt und ſtiarker Wille in ſeiner Täligkeit,
verbunden mit teilnehmenderHerzensgüte, beſtimmten das Weſen dieſes allgemein
verehrten Mannes. Die Tehrer und Schüler der Anſtalt werden dieſem hoch=
verdienten
, gltigen und raſſloſen Menſchen ein dantbares Andenken bewahren.

Darmſtadt, den 25. März 1926.

(4605

Die Lehrer u. Schüler des Darmſtädter Pädagogiums.

Statt beſonderer Anzeige.
Plößlich und unerwartet iſt heute früh
mein lieber Mann, mein guter Vater, der
Eiſenbahn=Oberſekretär
Adam Draiß
im 67. Lebensjahre ſanft entſchlafen. (esest
In tiefer Trauer:
Eva Draiß, geb. Dörle
Luiſe Draiß.
Darmſtadt, den 25. März 1926.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 27. März,
vormittags 44 Uhr, vom Portal des Friedhofes an der
Nieder=Ramſtädterſtraße aus auf Wunſch des Ver=
ſforbenen
in aller Stille ſfatt.
Kranz= und Blumenſpenden ſind nlcht im Sinne des
Verewigten.
Von Beileidsbeſuchen wolle man gütigſt abſehen.

Statt Karten.
Mittwoch abend wurde meine innigſtgeliebte Frau,
die treuſorgende Mutter ihres Kindes
Anna Köhler
geb. Horn
im Alter von 41 Jahren, von ihrem langen, ſchweren,
mit Herzensgeduld ertragenen Leiden durch den Tod
erlöſi.
In tiefer Trauer:
Wilhelm Köhler und Sohn.
Darmſtadt, den 25. März 1926.
Beckſtraße 67.
Die Beerdigung findet Samstag, mittags 2 Uhr, auf dem
(essos
Waldfriedhof ſtatt.

Nachruf.

Michael Elias
Im Namen der trauerndmt Hinterbliebenen:
Anna Elias, geb. Oppenheimer.
(*8298
Darmſtadt, den 25. März 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 26. März, nachm.
5 Uhr, vom Portal des iſrgelitiſchen Frledhofs aus ſtatt.
Von Beileidebeſuchen bitet man abſetten zu wollen.

Wir erfüllen hiermit die traurige
Pflicht, unſere Mitglieder von dem K.
Ableben unſeres langjährigen Na=
meraden

vorrz
dan
Seltll aducht Akalß
Eiſenbahn=Oberſekretär i. R.
in Kenntnis zu ſetzen.
(4538
Wir verlieren in dem Dahin=
geſchtedenen
einen guten, treuen
Kameraden, deſſen Andenken wir
ſtets in Ehren halten.
Die Beerdigung findet Sams=
tag
, den 27. ds. Mts., vormittags
11 Uhr, auf dem alten Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt
Treffpunkt der Kameraden 10¾
Uhr am Portal.
Darmſtadt, den 25. März 1926.
Reichsbund d. 8lblldienſtberechtigten
Zweigverein Darmſtadt.
Der Vorſtand.

Dankſagung.
Allen, die uns bei dem Heimgang
meiner lieben Frau, unſerer lieben
guten Mutter, ihre aufrichtige Teil=
nahme
bewieſen, für die vielen Kranz=
ſpenden
und für das letzte Geleit, das
ſie ihr gaben, ſei auf dieſem Wege
unſer herzlichſter Dank geſagt. Be=
ſonderen
Dank Herrn Pfarrer Lauten=
ſchläger
für die tröſtenben Worte.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Franz Becher.
Darmſtadt, den 26. März 1926.
Rheinſtr. 47.
(4591

Die Beerdigung des
Profeſſors Georg Grünewald
findet heute, 26. März, nachmittags
2uhr, auf dem Friebhof ander Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt. (e8239

Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme, die mir anlüßlich des
ſchmerzlichen Verluſtes meines lieben
Mannes in ſo großer Anzahl zuge=
gangen
ſind, ſage ich herzlichſten Dank.
Beſonders danke ich Herrn Pfarrer
Vogel für ſeine troſtreichen, wohl=
tuenden
Worte beide=Einſegnung und
am Grabe, Herrn Drektor Dr. Sturm=
fels
für die ehrende Anſprache und
Kranzniederlegung im Namen der
Herren Amtsgenoſſen der Ludwigs=
Oberrealſchule, Herrn Oberrealiehrer
Pfaff und Schüler für den erhebenden
Grabgeſang, ſowie den Schülern für
Kranzniederlegung am Grabe, dem
Ortsverband, derev. Markusgemeinde,
der Mänervereinigung Dar nſtadt=
Beſſungen, der Vereinigung alter
Landsmannſchafter Darmſtadt, der
Landsmannſchaft Baringia Heidelberg
für die lieben, ehrenden Worte am
Grabe, und den ſo ſchönen, warm=
empfundenen
Nachruf, ſowie der Di=
rektion
und dem Lehrerkollegtum der
Ludwigs=Oberrealſchule, HerrnDiakon
Henzler für ſeine liebevolle Pflege,
ferner Herrn Pfarrer Fiſcher=Goddelau
für die ehrende Anſprache nnd Kranz=
niederlegung
im Namen derdankbaren
Heimatskirche und für die troſtreichen
Worte bei der Gedächtnisfeier am
21 März in der Kirche zu Goddelau
und für die ſo vielen ſchönen Blumen=
und Kranzſpenden ſage ich Allen
(4562
innigſten Dank.
Die trauernd Hinterbliebenen:
Eliſe Rothermel, geb. Schaffner.
Darmſtadt, im März 1926.
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Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme, ſowie
die Blumenſpenden beim Heimgange
unſrer lieben Entſchlafenen
Frau
Franziska Luck Ptw.
geb. Baumbach
ſagen wir Allen unſeren herzlichen
Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Schäfer für die troſtreichen
Worte am Grabe und den Schweſtern
der Beſſunger Gemeinde für die liebe=
volle
Pflege.
(*8269
Die trauernden Sinterbllebenen.

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Nummer 85

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Eierschränke für 24 Eier . . . . . . . . . . 0.95
Gewütrzschränke . . . . . . . .. . . . . . 1.95
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Müll-Eimer, mit Deckel . . . . . . . . Stück 3.95
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Durchschläge, weißblech . . . . . Stück 0.58, 0.50
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[ ][  ][ ]

Sport, Spiel und Zurnen.

Schachmatadore bei dem
Spiel.
Im Semmering=Schachturnier wurden
geſtern wr die Hängepartien er=
ledigt
. Niemzowitſch mußte erwartungs=
gemäß
gegen Grünfeld und gegen Prof.
Vidmar aufgeben, Reti gewann gegen
Kmoch. Aljechin, Spielmann und Tarta=
kower
führen nunmehr mit 9 Punkten,
einen halben Punkt vor Niemzowitſch.

Die Favoriten des Semmeringer Schachturniers: Aljechin (links) und Tartakower (rechts) bei dem Schachbrett.

*3. Start Rademachers und Froelichs.
Ein amerikaniſcher Rekord von Rademacher
unterboten. Froelich abermals geſchlagen.
Der fünfte Start der beiden deutſchen Meiſterſchwimmer
Rademacher und Froelich in Amerika ging am Mittwoch
abend im Bad des Vereins Chriſtlicher Junger
Männer in Cineinnati (Ohio), der Heimatſtadt des
neuen amerikaniſchen Schwimmerſterns Lauffer, vor ſich. Wie
nicht anders zu erwarten war, blieb Rademacher abermals in
Front. Froelich ſteckte eine neue Niederlage ein. Wieder ſchwamm
Rademacher im Alleingang, und wieder bließ er einem ameri=
kaniſchen
Rekord das Lebenslicht aus. Die amerikaniſche
Höchſtleiſtung über 500 Yards hat er unterboten. Mit 7:3,6
bezwang er dieſe Strecke und ſchwamm dann weiter bis 500)
Meter, die er in 7:42,2 zurücklegte. Rademacher iſt hier allerdings
hinter ſeinem eigenen Weltrekord um 1½ Sekunden zurück=
geblieben
. Wenn er aber ſeine Weltrekordzeit nicht erreichte, ſo
lag das einerſeits an dem Umſtand, daß er ohne Gegner ſchwamm,
auf der anderen Seite ſpielte aber das warme Frühlingswetter
mit, das zurzeit im amerikaniſchen Mittelweſten herrſcht und
ſeinen ermüdenden Einfluß auch bei einem Rademacher geltend
macht. Hinzu kommt noch, daß ſich Rademacher nicht ausſchwamm,
ſondern in der Hauptſache darauf bedacht war, abermals den
deutſchen Bruftſtil in überzeugender Weiſe vorzuführen.
Wie in allen bisher beſuchten amerikaniſchen Städten, ſo war
auch in Cincinnati Rademacher der Held des Tages. Er ſtand
im Mittelpunkt begeiſterter Ovationen, die hier einen Höhe=

punkt erreichten, der für die dortigen Verhältniſſe nicht zu den
alltäglichen gerechnet werden darf. Der Fußballklub von Cincin=
nati
veranſtaltete zu Ehren der deutſchen Schwimmer eine große
Feier, zu der ſich Tauſende drängten, allen voran die Deutſch=
Amerikaner. Am Nachmittag ſchon wurde den Deutſchen ein
feierlicher Empfang durch den Bürgermeiſter bereitet, der in
einer Anſprache auf die völkerverſöhnende Bedeutung dieſer
Schwimmerreiſe hinwies und mit einem herzlichen Willkommens=
gruß
die Hoffnung verband, daß die deutſchen Schwimmer von
Cincinnati eine dauernde und gute Erinnerung mit auf den Weg
nehmen werden. Selbſtverſtändlich, daß das Bad am Abend
vollſtändig ausverkauft war. Selbſtverſtändlich, daß der neue
amerikaniſche Rekord des deutſchen Meiſterſchwimmers mit toſen=
dem
Beifall aufgenommen wurde, der um ſo höher einzuſchätzen
iſt, als Cincinnati durch Lauffer einen bedeutenden Ruf als ame=
rikaniſche
Schwimmerſtadt beſitzt.
Froelich ſchwamm diesmal über 50 Yards Freiſtil, wurde
aber wieder glatt geſchlagen. Sein Bezwinger war Ruttlidge
vom Verein Chriſtlicher Junger Männer Cincinnati. Ruttlidge
ſchwamm die Strecke in 24,4, während Froelich 25 Sekunden
brauchte. Froelichs Niederlage iſt wieder auf ſchlechten Start
und ſchlechtes Wenden zurückzuführen. Sie beweiſt aber auch
aufs neue, daß Amerika ein ganz hervorragendes Freiſtil= Mate=
rial
beſitzt. Denn es iſt immerhin bezeichnend, daß ein deutſcher
Meiſter und einer der beſten Schwimmer Europas von ameri=
kaniſchen
Leuten geſchlagen wind, deren Name im internatio=
nalen
Schwimmſport überhaupt noch nicht bekannt ſind.
Lauſfer unternahm am gleichen Abend einen Angriff auf
Weißmüllers Weltrekord über 100 Yards Rücken. Wenn er dieſen
auch nicht zu drücken vermochte, ſo muß ſeine Zeit von 1:4,4 als
ganz hervorragend bezeichnet werden, denn ſie ſteht nur 0,2 Sek.
unter der Weltrekordzeit. Bei Berückſichtigung der Tatſache, daß

Lauffer erſt 18 Jahre alt iſt, daß er erſt ſeit kurzer Zeit zur
amerikaniſchen Schwimmer=Elite aufrückte, ſo iſt ohne weiteres
erkenntlich, daß eines ſchönen Tages Weißmüllers ſämtliche Re=
korde
durch Lauffer gedrückt werden, wenn die Freiſtil=Kanone
Amevkas Weißmüller nicht verſucht, ſeine eigenen Rekorde zu
unterbieten.
Am Samstag werden die Deutſchen in Buffalo ſtar=
ten
, während ſie am Dienstag in Philadelphia Rennen
beſtreiten. Dann folgt eine achttägige Ruhepauſe, die der Vor=
bereitng
für die amerikaniſchen Meiſterſchaften
dient. Lauffer und Glancy haben für den Sommer eine
Europafahrt vorgeſehen, auf der ſie in Deutſchland wahrſchein=
lich
in Magdeburg und Berlin ans Rennen gehen.

Fußball.

Union=Darmſtadt 04 Arheilgen.
Die beiden Rivalen der Ligaklaſſe des Odenwaldtreiſes treten ſich
am Samstag abend 4.45 Uhr auf dem Arheilger Mühlchen zu einem
Freundſchaftsſpiel gegenüber. Die Treffen zwiſchen den beiden warem
ſchon von jeher ſpannend und ſo wird es auch diesmal ſein. Das Spiel.
ſei, da Sonntag keinerlei ſportliche Veranſtaltungen ſtattſinden dürfen,
allen Sportfreunden zum Beſuch bei billigſten Eintrittspreiſen empfohlen.
F. C. Eintracht I. Polizeiſportverein Darmſtadt I.
Zu einem Samstag=Nachmittagsſpiel empfängt Eintracht am 27.
ds. Mts. die als äußerſt ſpielſtark bekannte Elf des Polizeiſportvereins
Darmſtadt zu einem Privatſpiel. Die Mannſchaft, die in den Ver=
bandsſpielen
z. T. ſehr hohe Reſultate zu erzielen vermochte, hat ſich in
der B=Klaſſe den Meiſtertitel erkämpft. In ſeiner jetzigen Form trat
der Pol.=Sportv. der Eintracht noch nicht gegenüber, wohl aber als
Süddeutſcher Polizeimeiſter, und mußte Eintracht damals eine Nieder=
lage
einſtecken. Inzwiſchen hat aber auch Eintracht durch die harten
Kämpfe in den Verbandsſpielen an Spielſtärke weſentlich gewonnen. Ein
Vergleich der Spielweiſe und =ſtärke der beiden Mannſchaften, die ſich
im nächſten Spieljahr als Gegner im Punktkampf gegenüberſtehen,
dürfte intereſſant ſein. Das Spiel beginnt pünktlich um 5 Uhr.

Handball.

Union II A. S.C. komb.
Die 2. Handballelf empfängt Samstag nachmittag 4.30 Uhr auf dem
Sportplatz an der Heidelberger Straße die komb. Elf des Ak. Sp.=Klubs
Darmſtadt zu einem Freundſchaftsſpiel. Unions Handballmannſchaften
ſind eben feſte an der Arbeit, ſie bilden ſich weiter aus und haben durch
den Sieg gegen die II. Pol.=Sp.=V. Babenhauſen und das gute Ab=
ſchneiden
gegen Kickers=Ofſenbach gezeigt, daß ſie ihr Können erweitern
wollen. Die Akademiker ſind bekanntlich ein nicht leichtzunehmender
Gegner. Dadurch wird ein ſpannendes Spiel gewährleiſtet.

Leichtathletik.

Sportverein 1898 e. V., Abtlg. für Leichtathletik und Handball.
Die Abteilung entſendet ihre Mannſchaft (Engelhardt, Krichbaum,
Lindner, Habich) die auch in dieſem Jahre die Verbandsmeiſterſchaft
nach Darmſtadt bringen konnte, zu den ſüddeutſchen Waldlaufmeiſter=
ſchaften
nach Fraukfurt. Sie trifft auf Gegner aus Saarbrücken, Kai=
ſerslautern
, Landau, Mannheim, Freiburg, Frankfurt uſw. Neben der
Meiſterſchaftskonkurrenz findet ein Propagandawaldlauf des Frankfurter
Verbandes ſtatt. Strecke 5 Kilometer. An dieſem Lauf werden ſich
weitere ſechs Mannſchaften der Abteilung beteiligen. Die Veranſtaltung
findet im Frankfurter Stadion vormittags 10 Uhr, ſtatt. Die Abfahrt
erfolgt um 7.55 Uhr vom Darmſtädter Hauptbahnhof. Die Jugend=
abteilung
wird am Samstag um 4 Uhr im Golfhaus zuſammenkommen.

I. BIn. 4120

Mit Kruschen 70 Jahre alt
und immer noch frisch und munter!
Manch einer ist 70 Jahre alt und fühlt sich wie 40! Aber
auch umgekehrt! Die Erklärung dafür ist sehr einfach: Der
eine kümmert sich seit Jahren täglich um seine Gesundheit,
indem er Kruschen-Salz nimmt, was ihm seine inneren Organe
Leber, düieren, Dagen) in guter Ordnung hält, der andere
kümmert sich garnicht darum, er lebttagein tagaus dara uf los.
Machen Sie nichtdenselben Fehler, sondern fangen Sie sofort
an, etwas für die Erhaltung Ihrer Gesundheit zu tun, solange
Sie noch gesund sind. Nehmen Sie jeden Morgen eine kleine
Messerspitze voll Kruschen-Salz, das wird Ihre Verdauung
regeln, Ihren Appetit fördern, Ihr Blutreivigen und Ihnen einen
erfrischenden, gesunden Schlat verschatten, der Ihnen Energie
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Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

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Nummer 85

Freitag, 26. März
Neueſte Nachrich

Eine badiſche Staatsanleihe.
Karlsruhe, 25. März.
Der badiſche Landtag hat durch Geſetz vom 18. Dezember vorigen
Jahres die badiſche Staatsſchuldenverwaltung ermächtigt, ein Anlehen
im Betrage von 46,2 Millionen Reichsmark für wirtſchaftliche Unter=
nehmungen
des Landes, alſo für werbende Anlagen, aufzunehmen, und
zwar für den Ausbau der ganzen im badiſchen Staatsbeſitz befindlichen
badiſchen Landeselektrizitätsverſorgung (Badenwerk) und des Kaliſyndi=
kats
in Buggingen, ſowie für die Staatsbeteiligung an dem großen
Rheinkraftwerk Niederſchwörſtadt, das auch für die Eletrifizierung der
Bahnen in Baden von weſentlicher Bedeutung ſein wird. In den letz=
ten
Tagen iſt nun, wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, zwiſchen
der badiſchen Staatsſchuldenverwaltung im Einverſtändnis mit dem
Finanzminiſterium und der Schweizeriſchen Kreditanſtalt in Zürich
namens eines internationalen Bankenkonſortiums ein Betrag für die
Uebernahme eines 6½prozentigen Anlehens des Freiſtaates Baden von
40 Millionen Schweizer Franken nominal mit 20jähriger Laufzeit ab=
geſchloſſen
worden. Von dem Anlehen werden 25 Millionen in der
Schweiz zur Zeichnung aufgelegt, 10 Millionen in Holland und 5 Mil=
lionen
ſind von einer dritten ausländiſchen Gruppe feſt übernommen
worden. Es verdient betont zu werden, daß entgegen dem Verfahren
in anderen Fällen hinſichtlich der Auskünfte über die Finanz= und Ver=
mögensverhältniſſe
des badiſchen Staates in taktvoller Weiſe Maß ge=
halten
wurde, und daß ſich der Inhalt des Vertrages ungefähr auf das
beſchränkt, was in den Anleiheverträgen deutſcher Länder ſchon üblich
war. Die effektive Belaſtung durch die Anleihe, die inzwiſchen von
der Berliner Beratungsſtelle genehmigt worden iſt, wird weniger als
8 Prozent betragen. Das Land Baden dürfte das erſte deutſche Land
ſein, das nach dem Zuſammenbruch eine Staatsanleihe in Europa unter=
gebracht
hat. Die Verhandlungen wurden weſentlich dadurch erleichtert,
daß der badiſche Staat auf günſtigeren finanziellen Grundlagen baſiert.

Hirſch, Kupfer= und Meſſingwerke A.=G., Berlin. Der Aufſichtsrat
beſchloß in ſeiner heutigen Sitzung, der auf den 4. Mai einzuberufenden
H.=V. vorzuſchlagen, von der Ausſchüttung einer Dividende abzuſehen
und den nach ordentlichen Abſchreibungen von 427 500 Rm. und außer=
ordentlichen
Abſchreibungen von 285 205 Rm. verbleibenden Reſt in Höhe
von 874 366 Rm. auf neue Rechnung vorzutragen. Die einzelnen Ziffern
der Bilanz, verglichen mit den in Klammern geſetzten des Vorjahres
lauten wie folgt: Immobilien 13 922 504 (14 350 004), Maſchinen uach
Abſchreibungen von 123 287 mit 750 000 Rm. (1), Warenbeſtände 4 338,802
(6 159 548), Außenſtände 9 733 553 Rm. (16 792 491), Wertpapiere und
Beteilig. 2 151 145 (2831 376), Schulden abzügl. flüſſ. Mittel 12 986 651
Rm. (22 194 227). Es iſt der Geſellſchaft alſo gelungen, eine Verringgerung
ihrer Schulden um etwa 9 Millionen zu erreichen. Das Berichtsjahr er=
gab
zufriedenſtellende Betriebsgewinne, die für Abſchreibungen und
Rücklagen, wie ſie die jetzige allgemeine wirtſchaftliche Lage erfordert,
verwendet wurden.
Frankfurter Effektenbörſe.
7.
Frankfurt a. M., 25. März.
Tendenz: ſtill, aber feſt. Die Börſe nahm auch hente wieder ganz
unerwartet und trotz der bevorſtehenden vielen chriſtlichen und füdiſchen
Feiertage und der außerordentlich ſchwachen Haltung der geſtrigen New
Yorker Börſe eine feſte Haltung an. Die Hauptſtütze für die feſte Hal=
tung
bot die große Nachfrage nach Schiffahrtswerten und die ſtürmiſche
Aufwärtsbewegung auf dem Vorkriegspfandbriefmarkt. Schiffahrtswerte
gewannen wieder faſt 2 Prozent, Montanwerte 11½ Prozent und
Chemiewerte 1¾ Prozent. Die Eiektrowerte blieben gut behauptet. Auf
allen Gebieten einſchließlich des Kaſſamarktes war die Umſatztätigkeit
fehr eingeſchränkt, ſo daß ſich die Nähe der bevorſtehenden Feiertage
nur in dem geringen Geſchäft bekundete. Auch nach der Feſtſetzung der
erſten Kurſe konnte ſich die Tendenz noch gut behaupten. Es wurde dar=
auf
hingewieſen, daß das Steuerkompromiß große Ausſicht habe, ange=
nommen
zu werden, was nach Anſicht der örſe die beſte Löfung der
ganzen Steuerfrage bedeuten würde. Deutſche und ausländiſche Renten
hatten geringes Geſchäft. Türkenrenten konnten ſich aber wieder etwas
erholen. Auf dem Vorkriegspfandbriefmarkt wurden bei ſtürmiſcher
Nachfrage neuerdings Gewinne von 20 bis 50 Pfennig erzielt. Der Frei=
verkehr
war dagegen umſatzlos. Becker Stahl 45., Becker Kohle 53.
Benz 49,50, Brown Boveri 66., Entxepriſe 9,50, Growag 56., Hanſa=
bank
72,50, Krügershall 99,, Petrolgum 73., Raſtatter Waggon 18.
Ufa 47, Unterfranken 69,50. Im weieren Verlaufe erhielt ſich faſt durch=
weg
die feſte Grundſtimmung. Nur die Schiffahrtswerte konnten ihre
Anfangskurſe nicht ganz behaupten und gaben etwas nach, dafür waren
aber jetzt die Elektrowerte etwas feſter. Auf dem Pfandbriefmarkt ſetzten
ſich die Käufe aus Kapitaliſtenkreiſen fort und hatten abermals Kurs=
ſteigerungen
von 1015 Pfennig gegen die Anfangskurſe im Gefolge.
Der Geldmarkt war ſehr leicht. Tägliches Geld 5 Prozent.
Die Abendbörſe verharrte weiter in ihrer luſtloſen Haltung. Dem=
zufolge
war die Umſatztätigkeit ſehr gering auf den Aktienmärkten, die
amtlichen Kurſe zeigten ſich aber gut behauptet. Später gaben Schiff=
fahrtswerte
etwas nach, überhaupt war gegen Schluß die Tendenz all=
gemein
wieder etwas leichter. Nur für die D.=Banken ergaben ſich
kleine Kursbeſſerungen bei einiger Umſatztätigkeit. Pfandbriefe konn=
ten
die Kursgewinne von heute nachmittag nicht vollkommen behaupten,
gaben vielmehr um 15 Pf. nach. Kriegsanleihen 0,380, Berliner Han=
delsgeſellſchaft
140., Commerzbank 112,25, Darmſtädter Bank 130,25,
Deutſche Bank 131., Diskontogeſellſchaft 125., Dresdener Bank 117,25,
Oeſterr. Kreditanſtalt 7,25, Deutſch=Luxemburger 87,25, Gelſenkirchener
90,, Harpener 103., Mansfelder 82., Phönix 77,50, Rheinſtah.
80., A. E. G. 96,25, Daimler 47., Deutſc
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106., J.G. der Farbeninduſtrie 132,25, Pokorny u. Wittekink
44,50, Holzmann 73., Holzverkohlung 74,25, Karlsruher Maſchinen
41,, Lahmeyer 92,, Peters Union 86., Siemens u. Halske 114,50
Voigt u. Häffner 83., Wayß u. Freytag 94,7, Hapag 146,75, Nordd.
Lloyd 147,50.

Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 25. März.
In der innerlich zwar ziemlich feſten, aber doch ſchwankenden Ten=
denzgeſtaltung
an der Börſe hat heute eine zuverſichtlichere Stimmung
Platz gegriffen. Beſonders infolge der außerordentlichen Geldflüfſigkeit
und der Hoffnung, daß der Quartaltermin ohne die übliche Verſteifung
der Geldſätze vorübergehen wird. Hinzu kam noch, daß der Frankenkurs
ſich nicht weiter verſchlechtert, ſondern eher eine leichte Erholung erfah=
ren
hat. Es überwogen auf den führenden Märkten bei weitem die
Beſſerungen, die ſich im Verlaufe bis 2 Prozent verſchiedentlich erhöhten.
Auch aus der Wirtſchaft lagen teibzveiſe etwas hoffnungsvollere Gerüchte
vor; ſo aus der Kaliinduſtrie, in der ſich der Abſatz ſtändig heben ſoll
Kaliaktien waren daraufhin zumeiſt bis zu 1 Prozent gebeſſert. Schiff=
fahrtsaktien
lagen bei Erhöhungen bis zu 1 Prozent und für Kosmos
2 Prozent ruhiger. Von Bankaktien waren Braubank und Barmer
Bankverein 1 bis 2 Prozent gebeſſert, die anderen gut gehalten. Ber=
liner
Handelsanteile konnten von ihrem Dividendenabſchlag 3 Prozent
wieder einhoben. Von Montanwerten trat augenſcheinlich im Zuſammen=
hang
mit den morgen ſtattfindenden Generalverſammlungen für die
Rhein=Elbe,Gruppe ſtärkeres Intereſſe hervor, welches in Beſſerungen
bis zu 2 Prozent für Gelſenkirchner und Deutſch=Luxemburg zum Aus=
druck
kam. Ilſe Bergbau waren über 3 Prozent gebeſſert. Sonſt ſind
an Beſſerungen noch einige Nebenwerte beteiligt. Am Rentenmarkte
ſetzten Vorkriegshyvothekenpfandbriefe ihre Aufwärtsbewegung bei Beſſe=
rungen
bis zu 50 Pfennig fort. Auch Sachwertanleihen blieben gefragt
namentkich landſchaftliche Goldpfandbriefe und Roggenwertanleihen. Am
Deviſenmarkt iſt Paris um 6½ Pfennig gebeſſert.
25. 3
24
24. 3 / 25. 3.
Aſchaffb. Zellſtof
85.5 Semoor Zement ..."
85.*
75.
25
73.
Auysb.=Nürnb. Maſch.
72. 76irſch Kupfer ......
2
Bamag=Meguin ..
Höſch Eiſen ......"
87
55
Berl E. W. Vorzug.
Hohenlohe Werke ...
70.
70.
14.5
14.9
Verlin. Karlsruhe Ind.
85.125/Kahla Porzellan ... / 60.2
65-
57.125
raunkohlen=Briketts / 104.-
03.5 Lindes Eismaſch. . . . 1125.
135.
Bremer Vulkan. . . .
Lingel Schuhe. ..
54.75 54.
34.
34.-
Bremer Wolle
99.75 Linke & Hofmann
109
43
42. 125
Teutſch.=Atlant. Tel
12. Loewe & Co..... (145.
55.*
144.75
Teutſcke Maſchinen
53. 1S. Lorenz . . .. . . ... / 93.75 1101.
52.2
Teutſck.=Nieb. Tel
14.7.
Ndl. Kohle .... . . . . . 1109.5
Teutſcke Erdöl ..
12.125
2. 125/Nordd Gummi.. . .
Teutſche Petroleum.
Trenſtein .. .
77.*
76.*
14.
gae
in
Tt. Kaliwerke ..
19.5 Rathgeber W
118.*
42.*
42.:
Tonnersmarckhütte
75.
Rombacher Hütten
2
29.:
2.*
31. 625
Tynamit Nobel. .. .
Roſitzer Zucker ....
70.
Elektr. Lieferung.. ..
Rütgerswverke ... . . . 76.
gaben sh0. A.c., 193 5 104-
42
Sachſenwerl .. . . . . . / 64. 1 s
1132
5
E. Friſter ......."
59. / 60.5
Sächſ. Gußſtahl.. . .
Eaggenau V
25
44.
5...
Siem n Glas .... . . v 98.
Eelſenk Eußſtahl ..
3 125
Ver Lauſitzer Glas.
35
95.
H. f. elektr. Untern. /!
134.
3.75
Volkſtedter Porzell
3. 5
120.5
Halle Maſchinen ..
0.
Weſtf. E. Langendreer
Kon. Moſck.Egeſt. . .
55 25 Bittener Guf
56.
ihl ..
36.
Kanja Dampfſch.. . . .
46.25 1154.3751 Banderer=?
e.... 1130. 1128.25

Deviſenmarkt.

Amſierdam=R.
zuenos-Aire
Prüffel=Antr.
Tslo ....
Koxenhagen
Stockholm.
elſingfors.
Italien ...."
London ....
New=York...
Faris. . . . ..
Schweiz.. . .
Spanien ...."

25. 3
24. 3.
Geld B
eld / Brie
168.18 15
8. 13/163.55/ Lien D.=Oſt.ab=
G2 1.6
84R Prag....."
25
PAS
1g
6 4A Ludaveſt. . . . .
z
37
31 83 74
Japan ... . . ."
110 09/143.37,1
3 931f0
Rio de Janeir.
12.51112.791174.38 112 761 6 ulgarien.
0.554 10.5c
19. 554/70.590 Bclgrad. ...
16.351
8.36/ 18.9 MKonſtantinope
15.86
W.339 29.471120 393W.4S0Liſſabon .....
4.195/ 4.2051
35 (.285 Lanzig .....
4.615/14.65
14 93/ 14TclAthen ......"
30.73/ 80.39 30.77 30 971Kanada. . . . . ."

59.10/ 59.24

59.06/ 59.20 Aruzuah

*e
G
78
2.418.1
45.
5.
71 5.3:
1.3.
2.
30
7.38
2
23.33
9

5.56:

5.61

k.2451 4 255

Beld
71
12.4
j.8.
30 3
5
4.186
1 245


B
9.3.
30
7.40
2.10
21.345
81.0
5.67
4.195
4.2,5

Produktenberichte.

Frankfurter Produktenbericht vom 25. März. Die Nachfrage nach
allen Getreidearten iſt mit Rückſicht auf die bevorſtehenden Feiertage
etwas größer geweſen. Dieſer verſtärkten Nachfrage bei verhältn. smäßig
geringem Angebot ſtanden aber die heute wieder ſehr niedrig lautenden
Ueberſeenotierungen gegenüber, ſo daß auch heute die höheren Forde=
rungen
nicht durchdringen konnten. Weizen 27, Roggen 17,75, Sommer=
gerſte
21,5024, Hafer, inl. 19,5021,75, Mais 17,5018, Weizenmehl
40,2540,75, Roggenmehl 26,5026,75, Weizenkleie 9,409,50, Roggen=
kleie
10,25.
Mannheimer Produktenbericht vom 25. März. Die ſchwächeren Kurſe
die von den ausländiſchen Börſen gekabelt wurden, haben den hieſigen
Markt nur wenig beeinflußt. Die Preiſe am hieſigen Platze ſind ziemlich
unverändert. Die Kaufluſt iſt weiter befriedigend. Man nannte im nicht
offiziellen Verkehr gegen 12½ Uhr: Weizen, inl. 26,7527,25, ausl.
29,5032,25, Roggen, inl. 18,2519,50, ausl. nominell, Hafer, inl. 18
bis 19,50, ausl. 18,5021,25, Braugerſte 2124, Futtergerſte 15,7517,
Mais mit Sack 17,7518, Weizenmehl 40,2540,50, Roggenmehl 2728,
Brotmehl 2630, Kleie 9,259,50, Biertreber mit Sack 1515,50 Rmk.,
alles per 100 Kilo waggonfrei Mannheim.
Berliner Produktenbericht. Das erſthändige Angebot von Weizen
fehlt weiter, und da die Provinz underänderte Preife für jeden greif=
baren
Poſten anlegte, änderte ſich auch hier der Preisſtand für prompte
Ware nicht. Im Lieferungsmarkte ergaben ſich auf Grund der flaueren
Meldungen von Ueberſee und der ermäßigten Cifforderungen um 2 bis
3½ Mark niedrigere Preiſe. Man glaubt, daß nur noch mäßige Decou=
verts
in Weizen beſtehen. Roggen iſt durchaus nicht reichlicher offeriert,
doch mußten die Preiſe im Abſchluß an die ſchwächere Tendenz für Wei=
zen
für prompte Ware und auf Lieferung um etwa eine Mark nachgeben.
Mehl war in den Preiſen bei ſtillem Geſchäft unverändert. Das Gerſten=
geſchäft
iſt ruhiger geworden, da Auslandsgerſte bereits Rechnung läßt.
Hafer iſt in den Fovderungen hochgehalten. Für gute Qualitäten be=
ſtand
rege Nachfrage, doch kam es nur zu geringen Umſätzen.

weſen, die im Anſchluß hieran ins Leben gerufen wurde, obliegt die
Erledigung von Einzelarbeiten im Zuſammenhange mit dem Eingang
der Jahresleiſtungen, ſowie die Verwaltung der eingegangenen Gelder
und deren Abführung an den Generalagenten für die Reparattonszah=
lungen
. Die überaus komplizierten Rechtsfragen vergnlaßten dann die
Bildung einer beſonderen Rechts=Abteilung.
Für die erſte Umlegung wurden bekanntlich die Ergebniſſe der Ver=
anlagung
zur Vermögensſteuer für das Jahr 1924, alſo nach dem Ver=
mögensſtande
vom 31. Dezember 1923, zugrunde gelegt. Nach diefem
Berechnungsmodus ergab ſich für jeden zur Belaſtung heranzuziehenden
Unternehmer ein Umlegungsſchlüſſel von 17,1 Prozent. Bereits gegen
Mitte Januar 1925 ſetzte bei der Bank der Eingang der Obligationen
ein, und pünktlich am 28. Februar 1925 konnte dem Treuhänder ſei
Betrag von 5 Milliarden Gm. in 53 408 Einzel=Obligationen übergeben
werden. Die dem Treuhänder und der Bank von der Reichsregiexung
am 2. Oktober 1924 übergebene vorläufige Geſamtobligation über
5 Milliarden Gm. wurde demgemäß zuriickerſtattet. Der Eigaug der
Obligationen hatte einen Ueberſchuß ergeben, der eine Herabſetzug des
Umlegungsſchlüſſels von 17,1 Prozent auf 15,73 Prozent ermöglühte.
Die dem Treuhänder übergebenen Obligationen wurden in gemeinſame
Verwahrung des Treuhänders und der Bank überführt, um als Deckung
für die von der Bank auszugebenden Induſtriebonds zu dienen. Von
den von der Bank im Februar 1925 geſchaffenen Induſtriebonds im
Nennbetrage von 5 Milliarden Gm. wurde ein Betrag von 4,25 Mil=
liarden
an den Treuhänder ausgehändigt. Ein Betrag von /750 Millio=
nen
Gm. verblieb in den Händen der Bank mit dem Zwecke, einen etwa
vom Treuhänder geforderten Umtauſch ſolcher veräußerlicher Obligatio=
nen
, auf deren Veräußerung er verzichtet, gegen Induſtrfebonds zu er=
möglichen
. Unverzüglich nach der Uebergabe der unveräußerli=
chen
Obligationen an den Treuhänder ſchritten Bank und Treuhän
zur Feſtſtellung derjenigen Unternehmer, die ihrer Größenordnung nach
zuſammen eine Belaſtungsſumme von 1,5 Milliarden Gm. ergaben. Die
auf dieſe Weiſe feſtgeſtellten Firmen erhielten alsbald die Mitteilung,
daß ſie zur Ausſtellung der im Gefetz vorgeſehenen veräußer
lichen Obligationen herangezogen werden würden. Nach den Be=
ſtimmungen
des Induſtrie=Belaſtungs=Geſetzes komte der Treuhänder
für die Hälffe von 1,5 Milliarden Gm., d. h. alſp für 750 Millionen
Gm., veräußerliche Obligationen verlangen. Inſolge der Auswirkung
der Entſcheidungen, des Reichsfinanzhofes über die Wertveranlagungs=
Beanſtandungen, die insgeſamt eine Minderung des Belaſtungsbetrages
um 171 600 000 Gm. mit ſich brachten, verringerte ſich der Nennbetrag
der für den Treuhänder in Betracht kommenden veräußerlichen Obliga=
tionen
um faſt 100 Mill. Gm. Der Treuhänder verzichtete auf die Auf=
füllung
des Differenzbetrages durch Heranziehung weiterer Firmen
und verlangte dafür Induſtriebonds aus dem noch nicht begebenen
Beſtand.
Die Ausſtellung der veräußerlichen Obligationen und dem=
gemäß
die Aushändigung der Induſtriebonds an den Treuhänder war
mit Schluß des Geſchäftsjahres noch nicht durchgeführt. Am 31. Dezem=
ber
1925 befanden ſich in den Händen der Bank 153 reräuferliche Obli=
gationen
im Betrage von 426 100 000 Gm. In den folgenden Wochen
wurden 209 veräußerliche Obligationen im Betrage von 653 500 000 Gm.
und 96 500 000 Gm. Induſtriebonds an den Treuhänder übergeben. Aus
den ihm übergebenen Obligationen iſt der Treuhänder berechtigt, zum
Zwecke des Verkaufs 500 Millionen Gm. auszuwählen. Die zur Ver=
äußerung
nicht in Betracht gezogenen Obligationen ſind der Bank gegen
Aushändigung von Induſtriebonds zurückzuerſtatten. Sie verlieren da=
mit
den Charakter der Veräußeulichkeit. Eine diesbezügliche Entſchei=
dung
iſt von dem Treuhänder urch in keinem Falle getroffen worden.
Zu dem zahlenmäßigen Ergebnis der Geſchäftsführung der Bank
iſt kennzeichnend zu bemerken, daß ſich für das erſte Geſchäftsjahr ein
Verluſt von 229 719 Rm. ergeben hat. Die Einnahmen aus Zinſen
ſtellten ſich auf 436 920 Rm., der Anteil des Treuhänders an den Koſten
der Geſchäftsführung auf 242271 Rm., Handlungsunkoſten machten
825 210 Rm. und Abſchreibuungen auf Inventar 83 699 Rm. aus. Nack
dem Bericht der Bank könne der ausgewieſene Verluſt inſofern als un=
bedenklich
gelten, als es ſich ohne weiteres aus einem Ueberſteigen der
laufenden Geſchäftsunkoſten über die Zinserträgniſſe des nur halb ein=
gezahlten
Grundkapitals ergebe. In den kommenden Jahren dürften der
Bank aus der Verwaltung der ihr anvertrauten Gelder hinreichende
Einnahmen zufließen, die nicht nur die Handlungsunkoſten decken, ſon=
dern
die Erzielung von Ueberſchüſſen ermöglichen würden. Es wird
deshalb vorgeſchlagen, den Verluſt auf neue Rechnung vorzutragen.
In der Bilanz, die zur Vereinheitlichung des Zahlenbildes in allen
Poſitionen auf Rezchsmark geſtellt iſt, obwohl nach den Beſtimmungen

Surinſtäuter w.

git
Nre
*. Grantsatter Karsderiche vem Bd. Marz Losd.

Staatspapiere
a) Deutſche
5% Reichsanleihe 0.38
keichsanleihe
0.36
*
Dollar=Schatzanw. / 99.6
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½% IVundV R.=
Schatz.
4½%VI.-IK.

4% D. Schutzgb. . .
Sparprämienanl.
Preuß. Konſ.. . 0.31
3½%
zBaden alt ...
0.38
."

1896
0.45
Bahern ......!"
8½% ....
z

8-16% Heſſ. unt. 28/ 24
...... . 0.35
*2,
3½, ....
...... .! 0.33
4% Württ. alte .
b) Sonſtige,
europäiſche
5% Bos.E. B 1914
5% L. Inv. 1914 24.25
4½‟
. 1898 .
4½% 1902 ..
4% ......../ 3.5

0.175

0.2211
0.37

47, Oſt. Goldr. .
41/s% Silberr.
4½ einh. R. (kon.
3% Port. (Spz.) III
5% Rum. am. R.03
t½%- Gold. 13
am. konv.
% am.05 .

4% Türk. (Adm.)03
(Bagd.
(Bagd III
OOſo
1911 Zoll.

2.7

6.85
3.7

12.55
IOI.

5% Neck. AG. Gld23
82Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
8 Rh.=Hyp. Gb.24
Rhein=Main=
Donau. Gold 23

98
96.75
76.5

4% Bulg. Taba

4½ Oft. Staatsr.
v. 1913
5 ½½Oſt. Schatz. 14

Aa

4½% Ung. St. 1918
4½% St. 1914 18
4
Goldr. /17.20
St. 10
Kronr.
3%0
Eiſ. Tor. / 13.5
Außereuro=
päiſche

5% Mex am. inn. / 19.25
äuß. 99
Gold. 04 23.5
konf inn /12.75
* ½J
frrigat. . / 307
5% Jamaulipas ..
Sachtvert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

6% Doll. Gold. 1932/ 95
Gold. 1935/ 93.35
6%
8% Frk.=Hyp.=B
Goldpfdbr. R.1. / 97.5
8% Frkf. Hyp.=Bk.=
Reihe 21 97.5
5% Fkf. Pfandbr. B./ 80
Gold Reihe 2
Ern. 31 97
82

Ohne Zins=
berechnung

Bd.=Bd..Hz. 23/ 17
Bdw. Kohl. 23/ 11.45
Bk. G. I 2.20
Fr
Großh.
Mannh.
Kohl. 23/ 12.80
6% Heib. Holzw. 23
6% Heſſ. Brl.= R g
Roggan. 23 8

Mannh. Stadt=
23!
hl ..."
60 Offenb. Holz ./ 17.75
5% Pfälziſche=Hpp.
Bk. Gld .... 24
4.65
Pr. Kaliw.
Pr. Roggenw. 6.2
50 Rh. 6.B. 6b. 2.
Sächſ. Brk. 23. 2.40
s
Roggenw.22
5% Südd. Feſt=B. G/ 2
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe

Bahr. Vereinsb.. .
Bayr Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Wechſ
Frlf. Hyp.=Bk. ..
10.2:
Frkf. Pfandbr.=Bk. 12.20
Hamb. Hyp.=Bk.
9.35
Meining Hyp=B1
Pfälz. Hhyp.=Bk. 11.9
Preuß Pfbr.=Bk.
9.05
Rhein. Hyp.=B.
10.35
Südd. Bodenkr. ../ 10.40
Württ. Hyp.=B.. . .! 9.60

Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
40 Eliſ.=Bahn.
42 Galiz. Carl=
Lud.=B
5% Oſt. Südb. (L.)
2,6% Alte ..
5% Neue
Oſt. Staatsb.
Oſt. 1.b.8.E.
3%Oſt. 9. E. .
3%Oſt. 1885..
3%Oſt. Erg. Netzl
40 Rud. Silber.
4% Rud. Salzkg.)
4½½% Anat, S.1
41.
Anat., S. II
1
(nat., S. II.
32 Salon. Monaſt.
Al. Kananene..
4½½
Bank=Aktien
Allg. D.=Credit. . . /101.5
Bad, Bk. ..... . . . / 41
Bk f. Brauind. . . .
Barmer Banlv. . ./ 95
Bay. Hyp...Wchſ. 1 97.5
Berl. Handelsgeſ. 115(
Comm. u. Privatb. 111
Darmſt. u. Nat.=Bk. 1130
Deutſche Bank
D. Eff. u. Wchſ.=Bk. 86.25
D. Hyp.=Bk. Mein./ 98
D. Vereins=Bk. . . .
Disk.=Geſellſch. . . . 125.20
Dresdener Bk.. . . . 1116.75
Frankf. Bk. .. . . . 1 82

7.80
9.10
7.62

2.60

181
2.40

9.2

130

100
94.75
104.25

3e
83
2
89.5

Frrſi. Hhp.=Bk. . ../ 82,1
Frkf. Pfdbr.=Bk.
Gotha Grundkr. Bk. /104
Metallbank. . .
Mitteld. Creditb
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hhp.=Bk.. . . 80.75
Reichsbank=Ant. . . 156.5
Rhein Creditbk. . .
Rhein=Hyp.=Bk. . . 84.75
Südd. Disc.=Geſ. 1100
Wiener Bankverein! 6
Bergwerks=Akt.
Berzelius ......"
Bochum. Bergb.

Buderus. . . . . . . . . 93
Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw...
Gelſenkirch. Bgw.. .
Harp Bergb.. . . .
Ilſe Bergb. ....
Genußſchein. .
238
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt
Kali. Weſterregln 11321
Klöcknerwerke. . .
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .. . . . . 82
Oberbedarf .. . ..
Obſchleſ. Eiſ. (Caro
Otavi=Ant. .... .
.
Phönix=Bergb. .. .
Rhein Braunk. . . . 131
Rhein. Stahlw.. .

Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan
59
Tellus Bgb...."
Ver Laurahütte . . 34.90
Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.)/ 65
108
Henninger .. .
Löwenbr.=München 187

Mainz. Aktienbr. .
Schöfferhof (Bind.)
Schwarz=Storchen
Werger .........

Akkum. Berlin . . . .
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher)
A. E. G. Stamm . .
% A. E. G. Vzg.A.
GA. E. G. Vzg. B.
Amme Gieſecke ..
Aſchaff. Zellſtoff
adenia (Weinh.
Bad Maſch. Durl
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
Bayr. Spiegel ...
Beck & Henkel ....
Bergmann El. . . . .
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Eement Heidelb..
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr. . .
Chem Albert. . . .
Chem Brockh.. ...
Chem. Milch ...."
Daimler Motoren,
Dt Eiſenhandel
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb Sc,eid.
Dingler Maſch
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp .. . .
Dürr Ratingen .
Dyckerhoff ( W
Eiſenw. Kazſersl.
Eiſenw. L2. Meyer
El Ließwing. ..
El. Lich, u. Kraft
Elſ. Bed Wolle..
Ema/. .. . . . . . . ."
Ema /l. Ulrich ...
Em inger Werke. ..

½
65.*
85.25
8.7
56.2/3
45.5.
93.55
98.25

107
10.25
98
6
44.2-
25
105.25

Kge
Ettlinger Spinn..
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Virmohens
Farbenind F. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech, (Jetter
Feiſt. Sekt
Frankfurter Gas.
Franffurter Hof.
Frkf.=M Pok. u. W.
Fuchs Waggon .."
Garz. Ludw. ... .
GeAmg & Cie. ...
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt. . .
Goldſchmidt, Th..
Gotha Waggon ..
Greffenius .."
Britzner, Maſch.. .
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ..
Hartm & Braun.
Heyligenſtaedt. .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer . ..
Hoch=Tiefbau ..."
Holzmann .. . . . . ."
Holzverk. Ind... . .
Hydrom. Breslau
Fnag ........
Junghans ..
Kammg Kaiſersl.
Karlsruher Maſch.
Karſtadt R.
Klein. Sch. &Beckerl 40.25
Knorr, Heilbronn
Konſerv. Braun
Krauß Lokom. . .
Lahmeher ..... ..
Lech, Augsburg ...

209
83
59.75
43
132.75

51.5

10
102

62.5
30.75
54.20
84
2.2:
74.75
.75
78.25
4.
2.5
88.5

Meien Meife
Spicharz . / 22.5
Lingel Schuhw.
Löhnberg. Mühle ./ 39
Ludwigsh. Walzm./ 54.25
Lüdenſcheid Metall/ 47.25
Luther, Mühlenb.
Lux Induſtrie .. . 24.5
Mainkraft Höchſt . 84
Metallgeſ. Frkf. . . . 1104
Meher, Dr. Paul. . 20.25
Miag. Mühlenb.. . . 100
Moenus Stamm. . 41
Motorenf. Deutz
Motorenf Oberurf.
Reckarf. Fahrz.
58
Neckarw. Eßlingen / 97.9
Beters Union ..
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps. .
Porzellan Weſſel / 52.5
Prometh. Frkf
Rein Gebb. & Schall 64
Rhein. Elektr
91
Rhein Metall=Vz. 24.75
Rückforth ..
..."
Rütgerswerke .... 75.75
Schleußner . . . . . . 25.25
Schneid & Hanau.
Schnellpr Frank..
71.25
Schramm Lackſ
73.5
Schrift Stempel
Schucke: Elektr.. .
Schuhf. Weſſel... 39
Schuhf Herz
33
Schuh. Leander.
Schultz Grünlack. / 43.25
Seilind Wolff ... 39
öichel & Co....."
Siemens Glas
Siemens & Halske 114.5
Südd Immob. . 59.75
Thür elektr. Lief. . . 77.5
Uhren Furtwängl.. 29

O
Ver. f. Chem. Ind.. .
Ver. d. Olfbr. Mann.
Ver Faßf. Caſſel
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin .. . . ..
Zellſtoff Berl. . ..
Vogtl. Maſch. .. .
Voigt & Haeffner.
Volthom. Seil ..."
Bayß & Freytag..
Wegelin Rußfbr. . .
Zellſt Waldhof
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart.
Transport= und
Berſicherungt=Akt.
A. Dt. Ei enbahn.
Dt Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Berl.
Schantung E.?
Südd. Eiſenb. Geſ.
..... /147.5
Sapag",
Nordd. Lloyd.. . . . 147,75

Frk Allg. Verſ.
Frankona Rückv.
Darmſt. Berue
Bahnbedarf ...
Dampfk Rodberg
Helvetia Konſ....
Gebr. Lutz ....."
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder.
Lenulethc Ellenb.

74
66.1
45.25

60.5
8i
61.
6.25
33
25
73
58,
S.
58.5
8.5

3.80
108
94.5

34.7!
18.25

22.75

Bank für deutſche Induſirie=
Obligationen.
Die zur weiteren Durchführung des Dawesplanes gemäß Induſtrie=
Belaſtungs=Geſetz vom 30. Auguſt 1924 in Berlin gegründete Bank für
deutſche Induſtrie=Obligationen, die bekanntlich die Belaſtung der deutz=
ſchen
Induſtrie mit einer Reparations=Obligationen=Schuld in Höhe von
5 Milliarden Gm. durchzuführen hat, legt nunmehr ihren erſten Ge
ſchäftsbericht für die Zeit vom 30. September 1924 bis 31. Dezember
1925, ſowie ihre erſte, auf den 31. Dezember 1925 vollzogene Bilanz vor.
Die Gründungsvorgänge, auf die der Bericht im einzelnen eingeht, dür=
fen
als bekannt vorausgeſetzt werden. Erwähnenswert iſt, daß die
Hauptarbeitsgebiete der Bank zur Bildung einer Obligationen= und
einer Hypothekenabteilung führten. Der Obligationen= Abtei=
lung
obliegt die Erledigung aller mit der Entgegennahme, Verwal.
tung und Verwahrung der Einzelobligationen, der Ausgabe der In
duſtriebonds, der Entgegennahme der veräußerlichen Obligationen, den
im Geſetz vorgeſehenen Rückkaufsmöglichkeiten verbundenen Arbeiten.
Die Hypotheken=Abteilung trifft die bei der Verwaltung
der Sicherungen zu ergreifenden Maßnahmen, insbeſondere ſoweit ſie

[ ][  ][ ]

Seite 13

Nammer 85

des J.B,G, die Ohligationen und Induſtriebonds, ſowie die Jahres=
leiſtungen
auf Goldmark lauten, ſind folgende Poſten aufgeführt:
Aktiva: Noch nicht eingezahltes Aktienkapital 5 000 000 Rm.,
Kaſſenbeſtand 1122 Rm., Reichsbankguthaben 178 Rm., Poſtſcheckguthaben
1 Rm., Guthaben bei Banken 4 (01 822 Rm., Debitoren 75 821 Rm.,
Inventar 1 Nm., Kapitaliſierter Betrag der Anſprüche der Bank gemäß
Induſtriebelaſtungsgeſetz 5 000 000 000 Rm., Zinsan pruch der Bank aus
der Induſtriebelaſtung für die Zeit vom 1. September bis zum 31. De=
zember
1925 41 666 667 Rm., Verluſt 192425 229 719 Nm.
Paſſiva: Aktienkapital 10 000 000 Rm., Kreditoren 8884 Rm.,
Kapitaliſierter Betrag der Anſprüche des Treuhänders gemäß Induſtrie=
belaſtungsgeſetz
5 000 000 000 Rm., Zinsanſpruch des Treuhänders aus
der Induſtriebelaſtung für die Zeit vom 1. September bis zum 31. De=
zember
1925 41 666 667 Rm.
Während im abgelaufenen Geſchäftsjahre nur die in dem Geſetz
vorgeſehenen Obligationen an die Bank einzureichen waren, wird im
laufenden Geſchäftsjahr die erſte Zinsrate fällig, für deren Erhebung
die Beſtimmungen des Aufbringungsgeſetzes Anwendung finden. Der
Verteilungsſchlüſſel für die Vorauszahlungen auf die Aufbringung
wurde durch Verordnung der Reichsregierung vom 13. Januar 1926
auf 3,75 ſoo feſtgeſetzt. Dieſe Zahl wird für die Vorauszahlungen an=
gewandt
auf das nach der Vermögenserklärung für 1925 errechnete Be=
triebsvermögen
, ſoweit dieſes zu einem aufbringungspflichtigen Betrieb
gehört, um die erſte Jahresleiſtung in Höhe von 125 Millionen Gm.,
ſowie den von der Bank zu erhebenden, zur Bildung einer beſonderen
Ausgleichs= und Sicherungsrücklage beſtimmten 10prozentigen Zuſchlag
in zwei Halbjahresraten zu erbringen.
Es ſeien alle Vorkehrungen getroffen, um den pünktlichen Eingang
der erſten Jahresleiſtungen ſicherzuſtellen und der Bank die Erfüllung
ihrer Ueberweiſungspflicht in Höhe von 62,5 Millionen Goldmark am
1. April 1926 zu ermöglichen.

Beitritte ſaarländiſcher Eiſenwerke zu deutſchen Verbänden. Wöe
aus Luxemburg gemeldet wird, haben die Verhandlungen zwiſchen den
Saar Eiſenwerken und den deutſchen Eiſenverbänden zu dem Ergebnis
geführt, daß die Burbacher Hütte und die Dillinger Hüttenwerke formell
ihren Beitritt zu den deutſchen Verbänden erklärt haben. Das dritte an
den Verhandlungen beteiligte Saar=Eiſenwerk, die Neunkirchener Hütte,
hat ſich angeſichts der bei ihm in der Schwebe befindlichen Umgruppie=
rung
einer Beitrittserklärung enthalten, doch nimmt man an, daß ſein
Beitritt zu den deutſchen Verbänden ſofort nach Beendigung dieſer Um=
gruppierung
erfolgen wird.
Die Auslandsanleihe bayeriſcher Städte. In der letzten Sitzung
der Beratungsſtelle für Auslandskredite beim Reichsfinanzminiſterium
wurde über den Reſt der Anträge bayeriſcher Städte und Gemeinden
verhandelt. Abgeſehen von der Stadt München, die ſchon früher ihre
große Auslandsanleihe aufgenommen hat, beſchäftigten die Beratungs=
ſtelle
113 bayeriſche Anträge. Bei 86 Geſuchen fand eine Befürwortung
der Aufnahme einer Auslandsanleihe aus währungspolitiſchen Gründen
überhaupt nicht ſtatt, während 27 Städte und Gemeinden mit zuſammen
rund 17 Millionen Reichsmark an der Auslandsanleihe deutſcher Städte
teilnehmen. Es ſind dies unter anderem folgende: Nürnberg 8,850 Mil=
lionen
; Bad Kiſſingen 3,740 Millionen, Würzburg 1,5, Schweinfurt
Million, Füirth 500 000, Paſſau 500 000, in der Pfalz Germersheim
50 000, Altripp 40 000, Lambrecht 25 000 und Roxheim 20 000 Mark.

Freitag, den 26. März 1926

Beilegung des Lohnkonfliktes im rheiniſchen Braunkohlenbergbau.
Zur Beilegung der Lohnſtreitigkeiten im rheiniſchen Braunkohlenrevier
ſchloſſen die Parteien nunmehr folgendes Abkommen: 1. Das derzeitige
Lohnabkommen wird in allen Teilen mit Wirkung vom 1. März 1926 ab
wieder in Kraft geſetzt und läuft unkündbar bis zum 31. Dezember 1926
erſtmalig kündbar am 1. Dezember 1926 zu dieſem Datum, von da ab
monatlich. 2. Den Werken, bei denen die Arbeitey der Gruppe B 14
und 16. (Abzieher und Wagenführer unter dem Bagger, Leute auf dem
Wipperboden bzw. der Hängebank, ſowie G 8 Kohlenbodenarbeiter) der
Lohntafel keine Prämien bekommen, wird empfohlen, die Einführung
von ſolchen wohlwollend zu prüfen.
Mannesmannröhren=Werke, Düfſelborf. In der Aufſichtsratsſitzung
wurde u. a. mitgeteilt, daß die Geſellſchaft ſei längerer Zeit mit Amerika
wegen eines Konto=Korrent=Vorſchuſſes von 5 Millionen Dollars ſüir
zwei Jahre zu den üblichen Bedingungen verhandele, weil ſie glaube,
eine langfriſtige Anleihe während dieſer Zeit günſtiger als jetzt ab=
ſchließen
zu können. Die Verhandlungen wären weit vorgeſchritten, aber
noch nicht beendigt.
Viehmärkie.
Darmſtädter Viehmarkt vom 25. März. Aufgetrieben waren 10
Ochſen, 19 Schweine, 152 Kälber, 27 Schafe. Der Preis betrug für
Ochſen 5052 Pfg., für Kälber 7688 Pfg., Schafe 3040 Pfg. Der
Marktverlauf: bei Ochſen Ueberſtand, alles übrige geräumt.
Frankfurter Schlachtvjehmarlt vom 25. März. Der Auftrieb des
heutigen Nebenmarktes ſtellte ſich auf 5 Rinder, darunter 5 Färſen und
Kühe, ferner aus 1533 Kälber, 386 Schafe und 540 Schweine. Verglichen
mit dem Auftrieb des Nebenmarktes der vergangenen Woche ſtanden
200 Kälber mehr zum Verkauf, Schafe waren unverändert ſtark an=
getrieben
, während 60 Schweine fehlten. Der Marktverlauf war für die
verſchiedenen Viehgattungen grundverſchieden. Kälber wurden infolge
der gewöhnlich vor den Feiertagen enſetzenden ſtarken Nachfrage nach
Kalbfleiſch außerordentlich ſchnell verkauft und erzielten in raſchen
Sprüngen einen Preisal
chlag von insgeſamt 10 Mk. gegenüber den
letzten Notierungen vom 22. Marz. Für feine Maſtkälber wurden 85 Mk.
per Zentner Lebendgewicht bezahlt; ja ausgeſuchte norddeutſche Ware
erzielte ſoger bis 90 Mk. Schafe blieben dagegen vollkommen unver
ändert. Schweine waren gedrückt. Es verblieb ſogar etwas Ueberſtand
Das früher vor den Feiertagen ſehr große Intereſſe für Schweinefleiſch
iſt jetzt auf Kälber übergegangen. Für die geringeren Qualitäten er=
gaben
ſich ſogar kleine Kursyickgänge. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebendgewicht: Kälber Klaſſe b) 8085, c) 7079, d) 6068, e) 5058
Schafe Klaſſe a) 4550, b) 3644, Merzſchafe 2435, Schweine im Ge=
wicht
von 160200 Pfd. 7882, von unter 160 Pfd. 7577, von 200
bis 240 Pfd. 8083, von 240300 Pfd. 7882, die Gewichtsklaſſ= von
über 300 Pfd. und Sauen und Eber wurden nicht notiert. Die Fleiſch=
großhandelspreiſe
ſind 4) Friſches Fleiſch, Ochſenfleiſch 8085, Bullen=
fleiſch
7582, Kuhfleiſch, 1. Qual. 7080, 2. Qual. 6070, 3. Qual. 40
bis 60, Kalbfleiſch (ganze Kälber in der Haut: 80100, Hammelfleiſch 80,
Schweinefleiſch 95105, B) Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 46,
Hinterviertel 5456.
Mannheimer Viehmarkt vom 25 März. Dem heutigen Viehmarkte
waren zugefahren: 155 Kälber, 15 Schafe und 169 Schweine (alter Be=
ſtand
88). Die erlöſten Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf 6086, ſür
Schweine auf 7581 Mk. für je 50 Kilo. Lebendgewicht, Marktver=
lauf
: Mit Kälbern mittelmäßig geräumt, mit Schweinen ruhig, lang=
ſam
geräumt, Ferkelmarkt ausgefallen. Nächſte Woche Kleinviehmarkt
am Mittwoch, den 31. März,

Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 25. März.
Weizen: Die Eröffnung des Marktes geſtaltete ſich feſter auf Dek=
kungskäufe
und höhere Liverpooler Kabel. Auch regte die gebeſſerte aus=
ländiſche
Lokonachfrage an und die größeren Aufträge der amerikaniſchen
Müihlen. Nach vorübergehender Verflauung war der Schluß wieder er=
holt
. Die Termine zogen 1½2 C. an.
Mais: Die Eröffnung geſtaltete ſich ſchwächer auf Liquidationen.
Dann konnte eine Erhöhung eintreten auf gebeſſerte heimiſche Lokonach=
frage
. Der Schluß war wieder abgeſchwächt. Die Termine waren leicht
erholt.
Hafer: Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung auf eine gute Ex=
portnachfrage
.
Baumwolle: Der Markt verkehrte nach vorübergehender Abſchwächung
in ſtetiger Haltung. Der Schluß ſtand unter dem Zeichen von ſpekula=
tiven
Käufen, ſo daß die Termine 2030 Pkt. anzogen.
Kaffee: Nach ſchwachem Beginn war die Haltung feſt auf höhere
braſil. Preiſe beſonders ſür nahe Termine. März gewann 40 Pkt., die
übrigen Termine mehrere Pkt.
Zucker: Größere Käufe der Raffinerien verurſachten heute leichte
Kursbeſſerungen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die auf den Stichtag des 24. März berechnete Großhandels=
ziffer
des Statiſtiſchen Reichsamtes hat ſich gegen die Vorwoche (117,8)
infolge des Steigens der Getreidepreiſe auf 119 erhöht.
Die H.=V. der Süddeutſchen Kreditbank, A.=G., Mün=
chen
, genehmigte den Abſchluß für 1925, der einen Verluſt von 27 500
Reichsmark aufweiſt. Ferner wurde beſchloſſen, die Geſellſchaft zu
liquidieren.
Laut Hauptverſammlungsbeſchluß der Süddeutſchen Brem=
ſen
=A.=G., München, wird aus dem Reingewinn von 515 283 Rm.
(i. V. 1 032 877 Rm.) eine Dividende von 5 Proz, (10 Proz.) auf das
Kapital von 10 Mill. Rm. verteilt. Zum Vortrag gelangen 15 283 Rm.
In der A.=R.=Sitzung der Ilſe, Bergbau=A.=G., wurde be=
antragt
, eine Dividende von 8 Prozent auf Stammaktien und Genuß=
ſcheine
und 6 Prozent auf die Vorzugsaktien zu verteilen.
Die am 20. April ſtattfindende o. H.=V. der Roſitzer Zucker=
raffinerie
=A.=G. und der Zuckerraffinerie Halle wer=
den
über die Verteilung einer Dividende von 5 Prozent (0 Proz.) zu be=
ſchließen
haben.
Die Deutſchnationale Verſicherungs=A.=G., Ham=
burg
, die 1913 gegründet und als die Verſicherung der nationalen
Volksſchichten in weiten Kreiſen des Bürgertums bekannt und geachtet
iſt, hat ein ſehr erfolgreiches Jahr hinter ſich. Der Antragseingang des
Jahres 1925 war um 35 Prozent höher als im Jahre 1924.
Am Mittwoch fand im Klub der Induſtriellen in Prag die
Gründung der öſterreichiſchen Handelskammer, für
Prag ſtatt.
Die amerikaniſche Rohölerzeugung betrug in der Zeit
vom 14. bis 19. März im Tagesdurchſchnitt 1 228 000 Faß, oder 17000
Faß täglich weniger, als in der Vorwoche. In gleicher Zeit im Vor=
jahre
betrug die Erzeugung 1 945 000 Faß.

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eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung

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gen
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Haushalt, insbeſondere bei der Zube=
reitung
von Fiſchgerichten, finden im
Reſtaurant Bürgerhof. Eliſabethen=
ſtraße
2, ſtatt, und zwar:
Freitag, den 26. März 1926, um 6 Uhr
nachmittags,
Samstag, den 27. März 1926,
Montag, den 29. März 1926, und
Dienstag, den 30. März 1926,
um 3 Uhr nachm. und 8 Uhr abends.
Vortragende: Frau Dr. W. Jürgenſen.
dipl. Haushaltslehrerin.
Koſtproben werden verabfolgt.
Eintritt unentgeltlich!
Unſere Hausfrauen werden zu dem
Beſuch dieſer Vorführungen freundlichſt
(st. 4578
eingeladen.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Inſtallationsarbeiten.
Die Be= und Entwäſſerungsleitungen
ſowie die elektr. Licht= und Klingel= An=
lagen
beim Neubau zweier Wohnhäuſer
am Rhönring ſollen vergeben werden.
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liegen in unſerem techn. Büro, Frank=
furterſtraße
100, während der Dienſt=
ſtunden
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zum Preiſe von je 2 R=M. erhältlich.
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verſehen, ſind verſchloſſen bis zum 30,
Ifd. Mts., vorm. 10 Uhr, im Verwal=
tungsgebäude
, Frankfurterſtr. 69, 1. St.
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abzugeben.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe,
Waſſerverſorgung
der Kleingärten.
Das Oeffnen der Waſſerleitungen der
Kleingärten iſt bei uns, Frankfurter=
ſtraße
69, (Zimmer 16) mündlich oder
ſchriftlich zu beantragen.
Die Kleingärtnergruppen müſſen Ver=
zeichniſſe
der einzelnen Abnehmer und
mannes abgeben. Vordrucke ſtehen koſien=
(St4563
los zur Verfügung.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
Me Mchoßberligerung
vom 25. ds. Mts. iſt, mit Ausnahme
der Kiefern II. und V. Klaſſe, ge=
nehmigt
. Erſter Abfuhrtag: Donners=
tag
, den 1. April ds. Js.
4503
Städt. Güterverwaltung.
Brennholz=Verſteigerung
Nr. 3.
Montag, den 29. März 1928, vor= allee30 ſtattgefundene Zwangsverſteigerung
mittags 10 Uhr, werden aus dem betraf den Konkurs 3. W. Schneider.
Eberſtädter Gemeindewald, Diſtrikt /28278)
Klingsackertanne, Abtl. 49, 50, 51, 52,
53 und 68 (Abtrieb) die nachverzeichne=
ten
Halzſortimente öffentlich meiſtbietend
an Ort und Stelle verſteigert:
209,5 Rm. Kiefern=Scheit
98
Knüppel
20 Stck. =Wellen
127. Rm.
=Stock.
Die Zuſammenkunft der Steigerer erfolgt ſ an den für die einzelnen Förſtereien zu=
auf
dem Bäckerweg am Eingang des ſtändigen Forſthäuſern Apfelbachbrücke,
Waldes. Nähere Auskunft erteilt Herr bezw. Schlichter, bezw. Wieſental. Ab=
Güter=Aufſeher Knörnſchild, hier, Oden= lauf der Barzahlfriſt 14. April 1926.
waldſtraße 7‟/,o-
Eberſtadt. den 24. März 1928.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
(4561

Deutsche Bank.

Die Aktionäre unserer Gesellschaft werden hierdurch zu der
am 14. April 1926, vormittags 11 Uhr, in unserem Bankgebäude,
Ein ang Kavonierstraße 22/23, stattfindenden
Ord
Itlichen Generalversammlung
eingeladen Iktionäre, weiche ihr Stimmrecht nach Maßgahe 823
der Satzit, en ausüben wollen, müssen ihre Aktien loder die dar-
über
lauten den Hinteriegungsscheine der Reichsbank; spätestens
am 10. April ds Js.
in Berlin
hei der Effektenkasse der Deutschen Bank, Beh-
renstraße
11,
oder bei den Filialen der Deutschen Bank an folg Orten:
Aachen, Amsterdam, Arnstadt, Augsburg, Bamberg,
Barmen, Bielefeld, Braunsctweig, Bremen, Breslau
Schlesischer Bankverein Filiale der Deutschen Bank),
Cassel, Celle (Hannoversche Bank Celle Filiale der
Deutschen Bank), Chemnitz, Danzig, Darmstadt, Dort-
mnund
, Dresden, Düsseldorf, Duisburg (Duisburg- Ruhr-
orter
Bahk Filiale der Deutschen Bank), Elberleld
(Bergisch-Merkische Bank Filiale der Deutschen Bank)
Erfurt Essen (Essener Credit-Anstalt Filiale der Deut-
schen
Bank), Frankfurt (Main), Fürth (Bayern), M.-
Gladbach, Görlitz, Gotha, Hagen ( Westf.), Halle( Saale),
Hamburg, Hamein (Hannoversche Bank Hameln Filiale
der Deutschen Bank), Hannover (Hannoversche Bank
Filiale der Deutschen Bank), Harburg (Elbe) ( Han-
noversche
Bank Harburg Filiale der Deutschen Bank),
Heilbronn (Neckar), Koblenz, Köln, Königsberg ( Pr.),
Kreteld, Leipzig, Lüneburg (Hannoversche Bank Lüne-
burs
Filiale der Deutschen Bank), Magdeburg, Mainz,
Meißen, Mühlhausen (Thüring.), München, Nürnberg,
Regenburg, Remscheid, Saarbrücken, Siegen (Siegener
Bank Filiale der Deutschen Bank) Stettin, Stuttgart
Württembergische Vereinsbank Filiale der Deutschen
Bank), Trier, Verden (Aller) (Hannoversche Bank
Verden Filiale der Deutschen Bank), Weimar, Wies-
baden
, Würzburg,
nußerdem
in Düsseldork
außer bei der Filiale der Deutschen Bank
bei dem Bankhause C. G. Trinkaus,
Dm ( Main) außer bei der Filiale der Deutschen Bank
bei dem Bankhause Lazard Spever-Eiliesen,
Jacob S. H. Stern,
Gebrüder Sulzbach,
Hildesheim
der Hildesheimer Bank,
Mannheim
Rheinischen Creditbank,
Oldenburg (Oldb.) Oldenburgischen Spar- &Leih-Bank,

Osnabrück
Osnabrücker Bank
oder bei einem deutschen Notar hinterlegen und bis nach der
Generalversammlung belassen.
Schließlich
ist es den dem Effektengtroverkehr angeschlossenen Bankfirmen
gestattet, Hinterlegungen auch bei ihrer Effektengirobank vor-
zunehmen
.
Stimmkarten werden bei den Hinterlegungsstellen ausge-
händigt
. Im Falle der Hinterlegung bei einem Notar i-t die Be-
eine
Verpflichtungserklärung des Ob=/scheinisung desselben über die erkolste Hlinterlegung in Urschrit
oder Abschrilt späte tens einen Tag nach Ablauf der Hinter-
jegungstrist
bei der Gesellschaft einzureichen.
Tagesordnung:
1. Jahresbericht über die Geschäfte der Gesellschaft,
2. Rechnungssblage mit dem Bericht des Aufsichtsrats
3. Beschlußiassung über die Genehmigung der Jahresbilanz,
die Gewinnverteilung sowie über die Entlastung des Vor-
standes
und des Aufsichtsrats.
(IV.4565
Wahlen zum Aufsichterat
Berlin. A 25. März 1926
Deutsche Bank.
Michalowsky
Paul Millington-Herrmann.

Richtigſtellung.
Die am 24. März 1926 in der Kirſchen=
Trautmann, Vollz.=Beamter
Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung vom 22. März
1926 iſt, mit Ausnahme der beiden aus=
gebotenen
Loſe Fichtenſtammholz V. Klaſſe,
genehmigt. Ueberweiſung und erſter
Abfuhrtag: Mittwoch, den 31. März 1926
mit Zuſammenkunft vormittags 9 Uhr
Ablauf der zinsfreien Stundungsfriſt bei
(4576
Bürgſchaft 24. Juni 1926.
Mörfelden, den 23. März 1926.
Heſſ. Forſtamt Mörfelden.

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[ ][  ][ ]

Seite 14

Alexandra Zwanowna.
Der Roman einer ruſſiſchen Emigrantin.
Von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten)
22)
Den Kopf ſtützte Alexandra Iwanowna in die Hand. Wenn
ſich nun Nicolai Angſtaſiowitſch nicht über die Grenze bringen
laſſen wollte? Dann ſie ſah Peter Mirkowicz an ihre
Hand hielt ſie ihm über den Tiſch hin.
Ich werde mich zuſamennehmen. Sie ſind der herrlichſte,
opferbereiteſte Menſch, den die Welt trägt!
Davon möchte ich Sie überzeugen! Denn es hat eine Zeit
gegeben es iſt ſchrecklich, daß die für mich verſunken iſt!
Er hatde den Wurf gewagt, ſehen wollen, ob ſie ſchon anfing.
würbe zu werden. Denn der nächſte Zug, den er auf dem Schach=
brett
ſeines Lebens ziehen wollte, war recht verwegen.
Aexandra Jwanowna brach in Tränen aus. Er ließ ſie ſich
ruhig ausweinen. Tränen machten ein Frauenherz weich. . ..
Ignaz Boidl ſpielte ſeine Rolle ausgezeichnet. Auf den
Weiberſchacher verſtand er ſich. Mit toternſtem Geſicht erzählte
er, wen er alles und unter welch unglaublichen Gefahren aus
Rußland herausgeholt hatte. Ja, ſelbſt aus Gefängniſſen, aus
Transporten nach ſibiriſchen Bergwerken.
Wir ſind eine große Organiſation! Eine Organiſation,
deren Haß gegen die Machthaber von heute in Ihrem ſchönen
Vaterland keine Grenzen kennt! Sehen Sie mich an! Kann
man ſich heute vorſtellen, daß ich vor dem Kriege einer der ein=
flußreichſten
Großkaufleute Moskaus war? Der vom Zaren
mit dem Komtur des Stamislausordens ausgezeichnet worden
iſt? Obgleich ich öſterreichiſcher Untertan war! Der vielen
Ruſſen Lohn und Brot gab! Fabriken und ganze Häuſerblocks
in Moskau beſaß. Es geht mir nicht anders wie Ihnen, ich will
mein Eigentum wieder haben und meinen Einfluß! Und Ruß=
land
, das mir zur zweiten Heſimat geworden iſt, vor dem völligen
Untergang mit retten helfen! Der Herr Baron kennt mich ganz
genau aus den Zeiten, in denen er zur öſterreichiſch=ungariſchen
Botſchaft in Petersburg kommandiert geweſen iſt! Ich war ein
intimer Freund unſeres Botſchafters! Brauche ich noch mehr zu
ſagen, meine Gnädigſte?
Alexandra Jwanowna faltete die Hände.
Wie ſollte ich unter dieſen Umſtänden kein Vertrauen zu
Ihnen haben! Gott und die Heiligen mögen Sie ſchützen und
uns alle wieder beſſere Tage ſehen laſſen!
Peter Mirkowicz miſchte ſich ins Geſpräch.
Meinen Sie, daß es das Richtige wäre, Alexandra Zwa=
nowna
kehre wieder zu ihren Freunden nach Bayern zurück?
Sehr lebhaft wurde Herr Ignaz Boidl.
Unter keinen Umſtänden! Unſere Organiſation hat keine
Filiale in Deutſchland! Vor allem nicht in Bahern! Dort iſt

Freitag, den 26. März 1926

die Polizei viel zu neugigrig!. Aber in Belgrad und Bukareſt
ſitzen Vertrauensleute von uns! Kaufleute, meine Gnädigſte, die
mit den ruſſiſchen Kniffen und Pfiffen viel beſſer Beſcheid wiſſen
als Offiziere oder Hofbeamte. Sie betreiben ein wenig Handel
mit Rußland, kommen leichter hinein, und worauf in der Lage
Ihres Herrn Gemahls beſonders Wert zu legen iſt, leichter wie=
der
heraus!
Wohin würden Sie raten dieſer edlen Frau, zu gehen, Herr
Boidl?
Der wunderte ſich ſichtlich über dieſe Frage.
Aber das liegt doch auf der Hand! Zu Ihnen nach Kroatien!
Das gehört doch heute zum jugoſlawiſchen Königreich! Die Herr=
ſchaften
können, ohne daß es auffällt, nach Belgrad oder Bükareſt
reiſen oder wir können einen Vertrauensmann auf das Schloß
des Herrn Barons ſenden! Vielleicht, komme ich einmal
ſelbſt, wenn ich recht gute Nachricht bringen kann! Womöglich
einen Brief von Sankpiel!
Wie würde ich mich freuen, mein lieber Herr Boidl! Wir
plauderten dann zu dritt von den ſchönen Petersburger und
Moslauer Tagen!
Und dann blickte Peter Mirkowicz Alexandra Iwanowna
fragend an. Man ſah es ihr an, ſie hatte einigen Widerſtand
niederzuringen. Aber dann ſtreckte ſie ihm die Hand entgegen.
Ich vertraue Ihnen!. Ich will es beweiſen!!
Da war Peter Mirkowicz ein ganz verwegener Schachzug ge=
lungen
.
*
*
Der Baron Herrlin ging mit ſeinem Förſter durch den Wald.
Sah ſich das Holz an, das im kommenden Winter geſchlagen
werden ſollte. War aber nicht recht bei der Sache. Auch heute
morgen war keine Nachricht von Frau Sankpiel gekommen. Ihr
Mann war in den nächſten Zug, der nach München fuhr, ge=
ſprungen
, um ſie zu ſuchen. Er hatte verſprochen, am Nachmit=
tag
mit dem Gepäck nachzureiſen! Man lebte im Schloſſe Wald=
uffeln
in geordneten Verhältniſſen. Die Dienſtboten fingen an,
zu tuſcheln, die Ruſſin ſei vor ihrem Mann ausgeriſſen. Es war
begreiflich. Vor allem regte ſich ſeine kranke Frau auf. Man
wußte wahrhaftig nicht mehr, was man von Frau von Sankpiel
zu halten hatte. Wie aber ſollte ſie Kenntnis bekommen haben
von dem baldigen Eintreffen ihres Gatten? Auf irgend eine
Weiſe mußte es doch geſchehen ſein, ſonſt hätte ſie wemigſtens
geſchrieben. . Aber ſie war doch nur mit wenig Gepäck und Geld
weggefahren!. Der Baron trug ſonſt ſein Herz nicht auf der
Zunge. Er erzählte das merbwürdige‟ Ereignis ſeinem Förſter,
der im Walde wohnte und ſelten ins Dorf oder Schloß kam.
Der ſuhr ſich mit der Hand über ſeinen langen Vollbart.
Machte ein nachdenkliches Geſicht, ſagte endlich:
Herr Baron, mir iſt etwas aufgefallen! Er erzählte von
dem ungariſchen Maler, der im Dorſwirtshaus gewohnt und den
gleichen Zug wie die gnädige Frau nach München benutzt habe.
Er ſei ja den Morgen auf dem Bahnhof geweſen, um einen
Waggon zu beſtellen.

Nummer 85
Gehen wir ſofort in s Wirtshaus!. Der Wirt muß jeden
Gaſt, der über Nacht bleibt, ſich ins Fremdenbuch eintragen laſſen.
Es iſt polizeiliche Vorſchrift!
Der Name des ungariſchen Malers ſtand im Fremdenbuch.
Ziemlich undeutlich. Die Handſchrift zeigte eigenartige Züge.
Hier liegt vielleicht des Rätſels Löſung! Schweigen Sie
gegen jedermann. Um zwei will Herr von Sankpiel aus Mün=
chen
anrufen. Ich werde ihn auffordern, ſofort zurückzukehren!
Der Baron ging nach Hauſe, erzählte ſeiner Frau, was ihm
der Förſter geſagt und dio Feſiſtellung, die er im Wirtshaus ge=
macht
hatte.
Sie wunderte ſich nicht allzu ſehr.
Ich habe mir gleich gedacht, daß ein dritter ſeine Hand im
Spiele hat! Der wahrſcheinlich über Herrn von Sankpiels Tätig=
keit
in Rußland recht gut unterichtet iſt! Und dem viel daran
lag, ein Zuſammentreffen der Ehegatten zu verhindern. Es war
immer etwas Unausgeglichenes in dieſer Frau. Jetzt heißt
es, Ruhe bewahren! Denn an Wunderlichkeiten wird es in den
nächſten Tagen nicht fehlen!
Die Hände auf dem Rücken, ging der Baron nachdenklich
durchs Zimmer. Blieb dann vor ſeiner Frau ſtehen.
Meinſt du, ſie iſt mit dieſem Mann auf Gedeih und Ver=
derben
verhunden?
Ich dermute es durch irgend eine bodenlos leich ſinnige
Tat an Schlechtigkeit vermag ich nicht zu glauben wird ſie
in die Hörigkeit dieſes Menſchen gekommen ſein! Daß der Name
ſtimmt, den er im Wirtshaus eingetragen hat, glaube ich nicht!
lind was nun?
Warten, lieber Mann! Eines Tages wird Frau von Sank=
piel
ewas von ſich hören laſſen! Dann heißt es, auf der Stelle
handeln, um ſie aus den Krallen dieſes Subjektes zu befreien!
Herr von Sankpiel bleibt natürlich bei uns!
Hm das dem mit Recht aufgeregten Manne beizubringen,
wird ſehr ſchwer ſein! ...
Du denkſt ſcharf, meine liebe Leonie!
Deshalb Frau von Sankpiels Gerede in den letzten Tagen von
Paris!
Wohin ſie mit dieſem Menſchen ganz ſicher nicht gefahren
iſt!
.
Am Bahnhof ging der Baron mit dem Ruſſen auf und ab.
Erzählte ihm, was die Nachforſchungen ergeben hatten.
Verlieren Sie die Ruhe nicht, mein verehrter Herr von
Sankpiel! Ihre Frau Gemahlin iſt monatelang bei uns geweſen.
Wir trauen ihr eine Schlechtigkeit nicht zu! Irgendeine unſelige
Verkettung von außergewöhnlichen Umſtänden wird vorliegen!
Man wird ihr Verſprechungen gemacht haben, Sie aus Rußland
herauszuholen. Oder man hat ihr Verſprechungen anderer Art
gemacht. Sie fürchtet für Ihr Leben, das wiſſen wir! Einer
Frau iſt da leicht einzureden, es ſei beſſer, uns von ihrem Auf=
enthalt
keine Mitteilung zu geben! . . . Gehen wir alſo jetzt ins
Wirtshaus und laſſen uns das Fremdenbuch vorlegen! und
nehmen Sie ſich zuſammen, damit nicht törichtes Gerede ent=
ſteht
!
(Fortſetzung folgt.)

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zu der

Einladung

am Samstag, den 77. April I926, vormittags II Uhr,
in unserm Gebäude Berlin, Behrenstraße 68-69, stattändenden
ordentlichen Generalversammlung
Tagesordnung:
1. Erstattung des Geschäftsberichts für 1925.
2. Beschlußtassung über die Genehmigung der Bilanz nebst Gewinn- und Verlust=
rechnung
für 1925 und die Gewinnverteilung.
3. Beschlußfassung über die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter und
des Aufsichtsrats.
4. Aufsichtsratswahlen.
Zur Stimmenabgabe sind diejevigen Kommanditisten berechtigt, welche ihre Aktien
oder den von einem Notzr oder von der Beichsbank oder von dem Giro-Eaekten-Depotz
der Bank des Berliner Kassen-Vereins über dieselben aussestellten tlinterlegungsschein
spätestens drei Werktage vor der Generalversammlung bei einer der nachbezeichneten
Stellen deponieren, und zwar
1. bei unseren Hauptniederlassungen in
Berlin (Behrenstr. 6869), Kremen, Darmstadt:
2. bei unseren sämtlichen Filialen und Zweigniederlassungen;
3. in Breslau bei den Herren Eichborn & Co.,
Gassel bei den Herren Fiorino & Sichel,
Coblenz bei Hlerrn Leopold Seliemann
Danzig bei der Danziser Bank für Handel und Gewerbe
Aktiengesellschaft,
Essen a. d. Ruhr bei den Herren Gebrüder Hammerstein,
bei Herrn Simon Hirschland,
Frankkurt a. M. bei der Deutschen EFecten- und Wechsel-Bank,
bei den Herren Otto Hirsch & Go.,
bei Herrn Lincoln Menny Oppenheimer,
bei klerrn Jacob 8. f1. Stern,
bei den He ren Gebrüder Sulzbach,
Hamburg bei den Herren I., Behrens & Söhne,
bei den Herren M. M. Warburs & Co.,
Köln hei dem Bankhaus A. Levy,
Leipzis bei der Allsemeinen Deutschen Credit-Anstalt,
München bei der Baverischen Vereinsbank,
bei den Herren Merck, Finck & Co,
4, in Amsterdam bei der Amsterdamschen Bank,
bei der Internationalen Bank te Amsterdam,
Wien bei der Mercurbank.

Berlin, den 22. März 1926.

TV, 4523)

Darmstädter und Nationalbank
Kommanditgesellschaft auf Aktien
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[ ][  ][ ]

Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

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3Serien

515

[ ][  ][ ]

Nummer 85

Freitag, den 26. März 1926

[ ][  ][ ]

Nummer 85

Genf poſt funerale.
Begräbnis erſter Klaſſe.
Geheimnisvolle Begegnung auf
der Montblanc=Brücke. Neue Gäſte im Hotel Beau=Rivage.
Die Sorgen der Genfer. Geſpenſter im Völkerbundspalais.
Von
George Poppff.
Genf, Ende März.
Gemeint iſt natürlich jenes groteske Monſtrebegräbnis, das
der Völkerbund ſich während der verfloſſenen unglüchſeligen
Märzes=Iden ſelbſt bereitet hat. So jedenfalls der Schein,
von dem hier nur die Rede ſein ſoll.

Das nennt man ein Begräbnis erſter Klaſſe! hörte ich an
dieſem unvergeßlichen 17. März, nach Schluß der weihevollen
Feier, einen ruſſiſch ſprechenden Journaliſten zu jemandem ſagen.
Vielleicht ein bolſchewiſtiſcher Obſerver‟ Glänzend ge=
launt
, ſchien er nur noch an einen extrafeinen Leichenſchmaus
mit viel Wodka, Kaviar und luſtig garnierten Spanferkeln in
Gelee zu denken. Ich wandte mich um und hörte ihn ſeine Ge=
danken
weiterſpinnen: Kennen Sie dieſen Scherz? Ich glaube.
er kommt in einer Tſchechowſchen Erzählung vor . . . an ihn
mußte ich ſoeben, als Briand ſeine Leichenrede hielt, lebhaft
benken: ſo, dieſer Zeremonie gleich, bei lachend blauem Himmel,
unter Aſſiſtenz unzähliger Trauernden, mit viel wehleidigen
Reden und bitteren Krokodilstränen wurden im alten Rußland
nur die Wirklichen Geheimräte, die hohen Exzellenzen zu Grabe
getragen Erſter Klaſſe ... Wundervoller Abgang ..
Kommen Sie! Das Frühſtück wartet! Und fort war er.
Seitdem ſind Tage vergangen. Der außerordentlichen Ta=
gung
Marſch funebre iſt verrauſcht, verklungen. Eine troſtlos=
graue
Kuliſſe hat ſich über den Genfer See geſchoben, die Briſe
pfeift ſchneidend über die verödete Montblanc=Brücke hinweg, es
regnet, es ſchneit und Totenſtille, Menſchenkeere überall . . .
Ein Begräbniswetter vierter Klaſſe In derſelben, vom
Sowjet=Obſerver erwähnten Erzählung heißt es zum Schluß:
bei ähnlicher Witterung pflegte man einſt politiſchen Verbrechern
die letzte Ehre zu erweiſen; der Tag iſt grau, ſtürmiſch, regneriſch,
als Leidtragende figurieren nur zwei Gendarmen mit gezückten
Säbeln, keine Reden, keine Tränen, kein panaſchierter Leichen=
wagen
, ja ſelbſt der Tote.
geht zu Fuß dem Jenſeits ent=
gegen
!
Eine derartige Begräbnis=Stimmung vierter Klaſſe laſtet
heute über dem von Gott und allen 55 Völkern verlaſſenen Genf,
dem Genf post funerale . ..
*
Man kann es oft beobachten, wie die Natur ſich unter ge=
wiſſen
Umſtänden den äußeren Ereigniſſen des Menſchenlebens
anzupaſſen pflegt. Noch vor wenigen Tagen welch bezaubern=
des
, ſchweizeriſch=buntes Bild! . . . Damals . . . Bei blauem
Himmel, bei lachender Sonne, bei luſtig ſchillerndem See ..
Heute Begräbniswetter vierter Klaſſe: Seufzerbrücke‟
kein Scherzwort mehr. Verſtimmt gehen die armen Genfer, bei
Sturm und Regen, über ihre in graue Nebel gehüllte alte Brücke
und ſeufzen, ſeufzen ob der vielen unverfälſchten Franken,
die ihnen durch den allzu raſchen Abbruch flöten gegangen ſind.
Nur zwei vermummte Geſtalten, die ſich an dieſem regne=
riſchen
Morgen auf dieſer Brücke, die zwei hiſtoriſche Wochen
lang ſo tapfer die hochfliegendſten Hoffnungen ungezählter Men=
ſchenherzen
getragen hatte, begegnen, ſcheinen nicht zu ſeufzen.
Sie erkennen ſich, bleiben ſtehen, lüften die hochgeſchlöſſenen
Mantelkragen und beginnen ein Geſpräch, flüſternd, aber eifrig
geſtikulierend und in einem Tone, der verrät, daß in den Herzen
dieſer Männer von Trauer und Wehklagen keine Spur zu ſein
ſcheint . . .
Wer ſind dieſe bis zur Naſe vermmmten, geheimnisvoll, aber
fröhlich flüſternden Verſchwörergeſtalten, die ſich bei Wind und
Wetter auf der Seufzerbrücke treffen, heute noch treffen, da alles
Genflängſt verlaſſen hat? Wer ſind die, die vom Verſchwören und
Intriguieren der erſten Märzwochen noch immer nicht genug
haben? Der Neugierige, dem es einfallen ſollte, ſich ihnen zu
nähern und, wie zwei ſpröden Schönen, unter die breiten Hüte
zu ſchauen, würde eine braune Meſtizenphyſiognomie mit flackern=
dem
Blick und ein unbekümmert lachendes Slawenantlitz er=
blicken
und ſtaunend, ſtaunend erkennen: den braſilianiſchen
Sennor Alfranio de Mello=Franco, und den polniſchen Pan
Frangois Sokal beides von ihren Regierungen teuer bezahlte,
ſtändig in Genf akkreditierte Völkerbund=Verſchwörer, Trotz Wind
und Wetter immer auf dem Poſten!
*
Wie inmer, bewahren ſelbſt in dieſer post funerale Stim=
mung
die Engländer Frohſinn und Gelaſſenheit. Die eng=
liſchen
Angeſtellten des Sekretariats haben während des großen
Märztheaters in aller Stille geprobt, bitte im Ernſt
Theaterſtücke geprobt und haben ſich nun, nachdem die laute
politiſche Weltkomödie ausgeſpielt, die Geſichter abgeſchminkt,
die Kuliſſen niedergeriſſen ſind, haben ſich nun zuſammengetan
und führen im Genfer Théatre des amis de UInstruction ein
nettes Stück von J. H. Turner auf The Lilies of the field‟.
Und daß dieſe Dilettanten zum mindeſten ebenſo gut ſpielen
werden, wie jene drei edlen. Lords, die Großbritannien diesmal
nach Genf entſandt hatte, davon kann man feſt überzeugt ſein..."
In der Alhambra tritt ein Orientale, der Fakir Tahra=
Bey auf, läßt ſich lebendig begraben, hypnotiſiert Hunde und
Hühner, errät (oh, wie peinlich . . .) ſämtliche Gedanken des
Publikums uſw. Ein franzöſiſcher Manager in elegantem Abend=
dreß
aſſiſtiert ihm bei ſeinen Vorführungen. Tahra Bey ſelbſt
iſt primitiv, einem Bettelmönch gleich, gekleidet und trägt das
Weſen eines Asketen, zur Schau, in Kürze ein Fakir, wie er
leibt und lebt.
Doch ach! In Genf ſcheint alles Enttäuſchung! Als ich
am nächſten Tag zufällig am Hotel Beau=Rivage vorbeikomme
blicke, wo noch vor wenigen Tagen Chamberlain mit Briand und
Streſemann konferiert hatte, da ſchaut mir plötzlich von oben
niemand anders als der unbekümmert lächelnde Fakir
Tahra Bey entgegen. Neben ihm das verſchmitzte Andlitz ſeines
franzöſiſchen Managers. Und unten vor dem Hotel=Portal ſteht
ein prachtvoller Rolls=Royce Wagen, der ebenfalls zum Bettel=
mönch
=Asketen gehört und mit dem er morgen nach Paris davon=
zuſauſen
beabſichtigt, nachdem Genf ihm viele Tauſende gute
Schweizer Franken eingebracht hat .."
*
Die Genfer gelten allgemein als deutſchfeindlich‟. Das iſt
aber nur in begrenztem Maße richtig. Derartige Sentiments
haben in allen Ländern gewöhnlich ſehr merkantile Hinter=
gründe
. Genf war ſtets mehr für Frankreich als für Deutſchland,
weil es doch all ſeine Lebensſäfte unmittelbar vom benachbarten
Frankenlande zog. Heute ſind dieſe Säfte nicht mehr ſo er=
giebig
und überhaupt hat ſich ſo manches verändert. Man ſucht
jetzt Säfte aus der Société des Nations zu ziehen. Aber die
Société kann nur ertragreich ſein, wenn Deutſchland . . . Na
alſo . . . Na alſo, werden die Genfer immer deutſchfreundlicher,
und beſonders nach dieſes Märzes Kataſtrophe ſind ſie überhaupt
nicht mehr zu halten . . ."
Comme Jai pitié avee
Uh, ces paurres Allemands
eux . . . ſagt mir ſelbſt der Elektrotechniker, der in mei=
nem
Hotelzimmer die elektriſche Anlage ausbeſſert. Ich
opponiere, ſetze ihm auseinander, daß der Völkerbund=Kollaps
weniger die paurres allemands berührt, daß ſein Mitgefühl,

Freitag, den 26. März 1926

Seite 12

Reich und Ausland.
Schweres Grubenunglück.
Oberhauſen. Auf der Zeche Oberhauſen I und II der
Gute Hoffnungshütte ereignete ſich geſtern morgen ein ſchwe=
res
Unglück, indem bei der regelmäßigen Seilfahrt gegen
620 Uhr der mit 36 Perſonen beſetzte nieder
gehende Korb im Schachtſumpf aufſtieß. Von den
darin befindlichen Bergleuten haben wahrſcheinlich ſechs oder
ſieben den Tod gefunden. Die übrigen wurden teils
ſchwer, teils leicht verletzt. Die Bergungsarbeiten ſind
noch im Gange. Größeres Unglück wurde dadurch verhütet, daß
der aufwärtsgehende Korb unbeſetzt war. Der Korb wurde gegen
die Seilſcheibe gezogen, wobei das Zwiſchengeſchirr riß. Die Un=
terſuchung
über die Urſache des Unglücks wurde von den Berg=
behörden
eingeleitet.
Die Opfer des Förderunglücks auf Zeche Oberhauſen.
TU. Eſſen. Wie der Bergbauverein der Telegraphen=Union mit=
teilt
, ſind bei dem Förderunglück auf Zeche Oberhauſen 6 oder 7 Berg=

ſeute tödlich berunglückt. Bei den ſofort aufgenommenen Netungsart
beiten ſind ſämtliche Verletzte bereits geborgen worden.
Amtliche Darſtellung des Förderunglücks bei Oberhauſen.
Sechs Tote.
IU. Oberhauſen. Das Preußiſche Miniſterium für Handel
und Gewerbe (Grubenſicherheitsdienſt) teilt durch den Amtlichen Preußé=
ſchen
Preſſedienſt mit: Auf Zeche Oberhauſen, Schacht 1 ( Oberbergamt=
bezirk
Dortmund), wurde am Donnerstag früh 6.20 Uhr, bei der Seil=
fahrt
der aufwärtsgehende Förderkorb gegen die Seilſcheibe gezogen.
Hierdurch wurde der abwärts gehende, mit 37 Perſonen beſetzte Förder=
koub
im Schachtſumpf der 7. Sole (608 Meter tief) aufgeſtoßen. Von
deu fahrenden Perſonen ſind ſechs tot, 13 ſchwer und 18 leicht
verletzt. Sämtliche Perſonen bis auf vier Tote ſind geborgen. Die
Unterſuchung über die Urſache des Unfalls iſt eingeleitet.
104 Perſonen untergegangen.
PU. London. Der braſilianiſche Dampfer Paes de Car=
valbo
iſt auf dem Amazonenſtrom, in der Nähe von Manos in
Brand geraten und mit 104 Perſonen an Bord unter=
gegangen
.

Bilder im Aether. Erfolgreiche Verſuche Profeſſor Belins in Wien.

Prof. Eduard Belin. Die durch Nadio=Bildtelegrahie übermitelte Photograpl
äſidenten Coolidge und ſeiner Frau

Auf Grund einer Vereinbarung mit der Wiener Sendegeſellſchaft
hat Profeſſor Eduard Belin in Wien, in den Räumen der Radioanlage
im Kriegsmin ſterium einen Belinſchen Bildtelegraphieſender errichtet,
mittels deſſen zwiſchen Wien und Graz Verſuche zur Uebertragung von
Bildern und Photographien per Radio durchgeführt werden ſollen. Das
Belinſche Bildtelegraphenſyſtem zeichnet ſich vor anderen ähnlichen
Syſtemen dadurch aus, daß es nicht nur Schrift und Zeichnung genau
wiedergeben kann, ſondern auch die Uebertragung von Photographien
in nahezu volllndeter Weiſe ermöglicht. Die von Profeſſor Belin kon=
ſtruierte
Sendeanlage beſteht aus einem Sendeapparat Belinograph.
an welchem zwei Sendewalzen angebracht ſind. Die Hauptwalze wird
mit dem zu ſendenden Texte oder Bilde verſehen, welche bei Abgabe der
Bilder oder Schriften rotierende Bewegung macht. Mit Hilfe einiger
Scheiben, die mit Einſchnitten verſehen ſind, wird eine Einſtellung vor=
genommen
, die dazu dient, die Walze einige Male während jeder Nota=

tion aufzuhalten und nach beliebig zu wählenden Zeitintervallen wieder
weiter rotieren zu laſſen. Der Empfänger beſitzt eine ähnliche Einrich=
tung
. Das Bild, die Photographie oder die Schrift wird auf Spezial=
bromſilberpapier
kopiert, deſſen Gelatineſchicht durch einen einfach n
Prozeß zum Aufquellen gebracht wird. Dieſes Bild wird wie ein Pig=
mentdruck
auf die Walze des Senders übertragen, welche durch ein Uhr=
werk
in Rotation geſetzt wird. Es wird nun der Helligkeitsgrad des
Bildes proportionell in eleftriſche Stromſchwankungen verwandelt, um
dann durch Telephonleitung oder durch den Radioſender weitergeleitet zu
werden.
Anläßlich der Belinſchen Verſuche gelang es, die in Wien gefunkten
Bilder in Paris aufzunehmen. Damit iſt ein neuer Rekord in der draht=
loſen
Bildübertragung erreicht, da zum erſten Male Photographien auf
eine Entfernung von 1500 Kilometer innerhälb ſechs Minuten über=
tragen
wurden.

Zu den Anruhen in China. Peking vor dem Fall.
Links: Barrikaden aufder Grenze.
der japaniſchen Konzeſſion und
dem chineſiſchen Stadtteil.
Rechts: Italieniſche Soldaten
bei der Grenzbewachung an der
Grenze der italieniſchen Kon=
zeſſion
und dem chineſiſchen
Stadtteil.
Die chineſiſche Nationalarmee
zieht ſich an der Eiſenbahnlinie
in nordweſtlicher Richtung von
Peking zurück, während die
mandſchuriſche Kavallerie bis
auf 50 Kilometer öſtlich von
Peking vorgedrungen iſt. In
Peking erwartet man ſtündlich
das Eintreffen von Tſchang=
Tſo=Lin und Wu=Pei=Fu zwecks
Bildung einer aktionsfähigen
Zentralregierung.

ſo rührend es iſt, vielmehr nach ganz anderer Richtung gehen
ſollte.
Mais, si, s1 ſtimmt er unerwarteter Weiſe ſofort zu, und
und unwillkürlich zu den Fenſtern jener Prunkzimmer hinauf= nun kommt es heraus: Der Gute war Elektrotechniker im Völker=
bundsſekretariat
. Aushilfsweiſe. Doch man hatte ihm eine feſte
Anſtellung in Ausſicht geſtellt, wenn, ja wenn Deutſchlands
Aufnahme erfolgen und es folglich im Sekretariat mehr Arbeit
geben würde! Und plötzlich alles aus: erſtklaſſiges Begräbnis
all dieſer und ähnlicher merkantilen Hoffnungen. Oh, dieſe armen
Genfer Bürger ...
*
Zum Schluß noch einen Blick ins Völkerbundspalais!
Dieſe ſonſt mit politiſcher Energie bis zum Berſten geladene
Hotelhalle des Sekretariats, vor kurzem noch der verwirrende
Tummelplatz beſeſſenſter Börſengelüſte ſämtlicher Völkerbunds=
ſpekulanten
, iſt nun wie ausgefegt. Nur aus einer halbgeöff=
nieten
Tür dringt wie aus weiter Ferne leiſes Stimmengemurmel
hervor: im Saale C, wo ſonſt die Geheimſitzungen des Rates
ſtattfanden, tagt
das Komitee für den Kinder= und
.
Jugendſchutz!
Nur zwei oder drei perlgrau koſtümierte Engländerinnen mit
ſtarrblickenden Hornbrillen bezeugen einiges Intereſſe für den
Gang der Verl indlungen. Sonſt döſt alles: Komiteemitglieder
und Journaliſten, wie geiſtesabweſend vor ſich hin. Jemand
haſcht vergebens nach einer Fliege, die über den Verhandlungs=
tiſch
hin und her ſchwirrt und irritierend ſummt. Ein anderer
verläßt, laut gähnend, mitten in der Sitzung den Saal, ſtampft
unſchlüſſig in der einſamen Halle auf und ab und krallt ſich, wie
an einen rettenden Strohhalm, an den erſten beſten Sekretariats=
Funktionär, mit ihm irgend ein irrelevantes Geſpräch über
die Vergnügungslokale Geufs beginnend
Wo ſind die Zeiten hin, da dieſe ſelben Leute an dieſer ſelben

Stelle nichts anderes zu fragen wußten, als: Was gibt’s
Neues? . . . Haben Sie gehört, Braſilien . . .? Würde in die=
ſem
Falle Polen . . .2 uſw. Nein, davon iſt keine Rede mehr.
Phlegmatiſch ſtehen ſich Journaliſt und Völkerbundsmann gegen=
über
, ſelbſt das Geſpräch über die Genfer Amüſements verſickert
allmählich, und ſchließlich gehen ſie auseinander, ziellos, lebloſen
Schrittes, ſo wie in Tauſenden von Jahren vielleicht die letzten
Menſchen auf Erden einherwandern werden .. ."
Einer dieſer letzten Völkerbundsmenſchen geht, nein, wan=
delt
apathiſch durch die Galerie, welche von der Halle nach dem
berühmten Glashaus am Genfer See führt, jener Veranda,
wo der Rat ſeine letzte öffentliche Sitzung abgehalten hat. Alles,
Ratstiſch, Ratsſeſſel und Preſſeſtühle ſtehen noch genau ſo wie
ſie der verhängnisvolle 17. März hier gelaſſen hat Kirch=
hofsleere
, Kirchhofsſtille . . . Oder iſt es dieſes mal Täuſchung?
Iſt dieſes dürre Bleichgeſicht, das nun langſamen Schrittes durch
die Veranda ſchleicht und, einem Somnambulen gleich, auf den
Ratstiſch zuſteuert, nicht der Sehr Ehrenwerte Auſten Chamber=
lain
? Und läßt er ſich nicht gar würdevoll auf dem mittleren
Seſſel nieder, wackelt mit ſeinem korrekten, kreideweißen Tory=
Haupte nach links und des Vicomte Iſhii ſtarres Aſiaten=
antlitz
grinſt ihm entgegen, wackelt nach rechts und Ariſtide
Briands Totenmaske nickt ihm phantaſtiſch lächelnd zurück .. .?
Geſpenſter . . .? Geſpenſter!
Entſetzt ſchreit der einzige Zeuge dieſer post-funeralen Szene,
der letzte Völkerbundsmenſch auf, ſtürzt in den Garten, rennt
hinaus auf den Quai Woodrow Wilſon (auch ein Geiſtername),
immer weiter, immer weiter vur von einem Wunſche erfaßt,
nur von einer Sehnſucht beſeelt: fort aus dieſem Glashauſe,
fort aus dieſer Totenkammer, wo kein Leben mehr herrſcht. wo
nur noch grauenvolle Schemen eine unheimlich realiſtiſche Ge=
ſpenſterſzene
aufzuführen ſcheinen .. ."

[ ][  ][ ]

Seite 18

Rumer 63

Freitag, den 26. März 1926

Der Fluch des Pharao.

Die Mordaffäre Fleſſa vor dem Schwurgericht.
(Erſter Tag.)
WSN. Frankfurt a. M., 25. März. Unter gewaltigem Andrang
des Publikums, hauptſächlich des weiblichen Geſchlechts, hat heute vor=
mittag
9 Uhr der Prozeß gegen die 36jährige Krankenſchweſter Wilhel=
mine
Fleſſa aus Nürnberg, die am B. Oktober vorigen Jahres den Chi=
rurgen
Dr. Seitz in der Wittelsbacherallee in Frankfurt a. M. erſchoſſen
hatte, begonnen. Die Angeklagte, eine blaſſe, mittelgroße Perſon mit
dunklen Haaren, macht einen gefaßten Eindruck. Sie befindet ſich nicht
in Schweſterntracht, ſondern erſchien in einem dunklen Koſtüm mit Pelz=
kragen
. Nachdem der Vorſitzende die Preſſevertreter erſucht hatte, jeg=
liche
Senſation zu vermeiden, wurde zur Vernehmung der Angeklagten
geſchritten. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Fleſſa, die die Tochter eines
Nürnberger Metzgermeiſters iſt, bisher unbeſtraft iſt. Sie beſuchte die
Volksſchule, war ſpäter in einer Fabrik beſchäftigt und während des
Krieges als Krankenpflegerin tätig. Dieſen Beruf behielt ſie auch ſpä=
ter
bei. Dr. Seitz lernte ſie während ihrer Tätigkeit im Städtiſchen
Krankenhaus 1923 kennen. Nebenbei widmete ſie ſich wiſſenſchaftlichen
Fragen und beſuchte das Frauenſeminar für ſoziale Berufsarbeit als
Hörerin. 1925 machte der erſchoſſene Dr. Seitz eine längere Nordland=
reiſe
und ſie ſah ihn längere Zeit nicht. Ehe er zurückkam, machte ſie
mit ihrer Schtveſter eine Reiſe nach Partenkirchen. Vorher kaufte ſie ſich
in einem Waffengeſchäft einen Revolver, wie ſie angab, zu ihrem per=
ſönlichen
Schutze. Während des weiteren Verhörs ſagte ſie aus, daß
ſie ſich im Lazarett im Schießen geübt habe. Während des nun folgen=
den
Kreuzverhörs gab die Angeklagte äußerſt vorſichtige Antworten,
gab jedoch zu, daß ſie Dr. Seitz, wenn auch in einem anderen Zuſam=
menhange
, geſchrieben habe, er werde ſeinem Schickſal nicht entgehen.
Der Vorhaltung, daß ſie nochmals auf den ſinkenden Dr. Seitz geſchoſſen
habe, ſetzte ſie entſchiedenen Widerſpruch entgegen. Als der zweite Schuß
fiel, habe Seitz noch geſtanden. Die Angeklagte beſtreitet, gerufen zu
haben, es habe ſich jemand erſchoſſen. Nach der Vernehmung der An=
geklagten
wird dann zwecks Erörterung der näheren Beziehungen zwi=
ſchen
der Angeklagten und Dr. Seitz die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen,

Freiſpruch in einem Vatermord=Prozeß.
DD. Hamburg. (Eig. Meld.) Das Hamburger Schwurgericht
erkannte nach zweitägiger Verhandlung gegen den des Mordes ange=
klagten
21jährigen Kaufmann Edgar Pülſchen auf Freiſpruch.
Pülſchen hatte, um ſeine Mutter vor den fortgeſetzten Mißhandlungen
des gewalttätigen Vaters zu bewahren, dieſen am 1. Dezember v. J.
durch einen Revolverſchuß in den Kopf getötet. Der Staatsanwalt hatte
Todesſtrafe beantragt. Das Gericht billigte dem Angeklagten die Tat=
ſache
des Notſtandes aus Paragraph 54 des Strafgeſetzbuches zu. Dem=
gegenüber
war die Frage, ſo heißt es in der Urteilsbegründung, ob der
Angeklagte mit Ueberlegung handelte oder nicht, nicht mehr von Be=
deutung
.
Tragödie in der Autodroſchke.
Berlin. Mittwoch abend gab der 22 Jahre alte amerikaniſche
Student Goodich in einem Auto auf eine 22jährige, aus Detroit
ſtammende Tänzerin einen Schuß ab und brachte ſich dann ſelbſt
einen Kopfſchuß bei. Er ſtarb kurz nach ſeiner Einlieferung in das
Krankenhaus. Die Tänzerin iſt geſtern vormittag ihren Verletzungen
erlegen.
Schreckenstat eines Wahnſinnigen.
TU. Berlin. Das B. T. meldet aus Wilhelmshafen: In dem
Ort Rodenkirchen, im Oldenburgiſchen, hat der Gutsbeſitzer Dr. Karl
Tantzen ſeinen achtjährigen Sohn und dann ſich ſelbſt er=
choſſen
. Dr. Tantzen litt ſchon ſeit längerer Zeit an Wahnvor=
ſtellungen
.
Löwenjagd in einem franzöſiſchen Dorf.
DD. Paris. In einem Dorfe in der Nähe von Nebers ſtürzten
am Sonntagnachmittag zwei Wagen einer Wandermenagerie um, ſo
daß es zwei Löwen gelang, aus ihrem Käfig auszubrechen
In dem Dorfe entſtand eine furchtbare Panik. Die Einwohner flüch=
teten
in ihre Häuſer und verbarrikadierten ſich. Nach großer Mühe ge=
lang
es der Gendarmerie und einigen beherzten Bauern, die Könige der
Wüſte zu ſtellen. Das eine der Tiere wurde erſchoſſen, das andere
konnte eingefangen werden.
40 000 Stück Vieh verbrannt.
DD. London. Wie aus Melbourne gemeldet wird, iſt am Sonn=
tag
über Auſtralien der lang erſehnte Regen niedergegangen, der dem
noch immer glimmenden Steppenbrand ein Ende bereitete. Der
auſtraliſche Viehkönig Sir Sidney Kidman erklärte, daß er 40000 Stück
Rindvieh im Steppenbrand verloren habe.
Eine weibliche Diebesbande.
130 Millionen Pfund Beute in acht Jahren.
DD. London. Der Londoner Polizei iſt es nach achtjährigen ver=
geblichen
Bemühungen endlich gelungen, die Diebesbande der 40 Ele=
fanten
, die ausſchließlich aus Frauen beſtand, hinter Schloß und Riegel
zu bringen. Dieſe wenig holden Vertreter der Weiblichkeit ſuchten ins=
beſondere
die im Zentrum gelegenen Warenhäuſer heim und haben
im Laufe ihrer achtjährigen Tätigkeit für mehr als 130 Millionen Pfund
Sterling Waren zuſammengeſtohlen.
* Der Fälſcher.
b. Prag. Er heißt Emil Palma, iſt Lithograph und in Prag.
beheimatet. Vor ſieben Jahren ging er nach Berlin und trat bei den
Lithographen Fuchs in Dienſt, der, ſchlau wie ſein Name, längſt er=
kannt
haben mochte, daß es ehrlich am längſten währt, bevor der Menſch
zu was kommt, weshalb er der Erzeugung von Plakaten und Umſchlägen
jene von Banknoten vorzog, jener bunten Scheine, die damals in
Deutſchland im Wettlauf mit dem Dollar immer mehr ins Hintertreffen
gerieten. Palma war ein geſchickter Zeichner, und die erſte Arbeit, die er
dem fuchsſchlauen Dienſtgeber lieferte, war ſo außerordentlich gut ge=
raten
, daß wenige Stunden ſpäter in der Fuchsſchen Litographie zwei=
hundertfünfzig
Bogen falſcher Fünfzigmarkſcheine gleich 2500 Stück
bereit gelegt werden konnten. . . . Palma, der geniale Zeichner, erhielt
1000 (echte!) Mark und eine Belobung, und er war deſſen zufrieden, denn
nach kurzer Zeit ſchon winkte ihm eine neue Aufgabe: er ſtellte falſche
Kaſſenſcheine her und ſetzte davon 7500 Stück zuſammen mit einem an=
deren
Mitarbeiter des Füchs, einem ebenſo würdigen Herrn Eichler
in Umlauf. Aber der Gewinn entſprach kaum dem Riſiko, weshalb in der
Fuchsſchen Lithographie der Beſchluß gefaßt ward, wieder die Erzeugung
der rentablen Fünfzigmarkſcheine aufzunehmen. Als von der neuen Auf=
lage
etwa 11 000 Exemplare in ganz Deutſchland verbreitet waren, ent=
deckte
die Polizei die Fälſcherwerkſtätte, hob ſie aus, verhaftete eine Reihe
von Perſonen und führte ſie der Beſtrafung zu. Palma hatte die Gefahr
erkannt: als die Hüter des Geſetzes in ſeine Wohnung kamen, war der
Vrgel ausgeflogen, und da in Berlin die Ertappten ihrer Aburteilung
ſie erhielten Kerkerſtrafen in der Dauer von 12 Monaten bis zu
6 Jahren entgegenſahen, überſchritt der Flüchtige die öſterreichiſche
Grenze. Es dauerte nicht lange, und die öſterreichiſchen Behörden
ahen ſich vor die Aufgabe geſtellt, nach dem Herſteller zahlreicher falſcher
tſchechiſcher Banknoten zu forſchen, die plötzlich in ganz Oefterreich ber=

den Preſſevertretern aber das Verweilen geſtattet. Die Auslaſſungen
der Angeklagten ergaben, daß zwiſchen ihr und Dr. Seitz intime Be=
ziehungen
beſtanden haben und daß ſie am Tage der Tat unwohl war
Nach einſtündiger Mittagspauſe begann dann das Zeugenverhör.
Für den erſten Tag ſind 23 Zeugen und drei Sachverſtändige geladen.
Dr. Schwab, der die Angeklagte nach ihrem Selbſtmordverſuch behan=
delte
, ſagte aus, daß ſie ungefähr die Hälfte des Fläſchchens mit der
Giftlöſung ausgetrunken hatte. Es ſei eine Magenausſpülung vorge=
nommen
und eine Athropineinſpritzung gemacht worden. Vergiftungs=
erſcheinungen
ſeien nicht bemerkbar geweſen, auch keine Veranderung
der Pupillen, wie ſie nach dem Genuß von Morphium eintritt. Bei
der Ausſpülung hätte ſich die Angeklagte den Schlauch aus dem Magen
geriſſen und ihn kaput gemacht. Dann werden mehrere Polizeibeamte
vernommen. Ein Kriminalaſſiſtent ſagte aus, daß die Fleſſa angegeben
habe, ſie hätte Seitz nur verletzen, nicht erſchießen wollen, da ſie ihn viel
zu gern gehabt habe. Kriminalkommiſſar Ball erklärte, daß ſich die
Vernehmung der Fleſſa ziemlich ſchwierig geſtaltet habe. Sie habe er=
klärt
, daß ſie nur einen Schreckſchuß habe abgeben und Seitz höchſtens
habe verwunden wollen. Die frühere Wirtin des Erſchoſſenen ſagte
aus, daß ſie niemals etwas über Beziehungen zwiſchen der Fleſſa und
Seitz gemerkt habe. An dem fraglichen Tage ſei ſie kurz vor der Tat
eilig zur Stadt gegangen, wobei ſie hinter der Kellertür eine Frau
ſtehen ſah. Die Schüſſe habe ſie nicht gehört. Der Inhaber der Par=
terrewohnung
gab an, daß er, als er den Schuß gehört habe, das Opfer
röchelnd am Boden geſehen habe. Die Angeklagte hätte geſchrien: Ich
habe ihn erſchoſſen, das habe ich aber nicht gewollt! Der Zeuge glaubt,
daß die Fleſſa Theater geſpielt und die Tat mit Ueberlegung ausgeführt
habe. Der Bruder und die Schweſter der Wirtin des Erſchoſſenen be=
laſten
die Angeklagte etwas durch ihre Ausſagen. Die Zeugin will ge=
hört
haben, wie die Fleſſa rief: Hier hat ſich einer erſchoſſen! Dr. Seit
habe immer ſeine Korreſpondenz offen liegen laſſen. In einem Briefe
der Fleſſa hätten die Worte Sie Mörder! geſtanden, welche Ausſage
von der Angeklagten mit der Bemerkung Sie Lügnerin! quittiert
wird. Ein Zahnarzt, der in dem Hauſe wohnte, ſagte aus, daß er von
der Fleſſa aufgefordert wurde, Seitz eine Kampfereinſpritzung zu geben.
Wegen Erſchöpfung der Angeklagten wurde die Weiterverhandlung auf
Donnerstag vertagt.

breitet waren. Die Erhebungen waren von ſo ſchnellem Erfolg gekrönt,
daß Palma, der Fälſcher keine Gelegenheit mehr hatte, rechtzeitig Fer=
ſengeld
zu geben. Das öſterreichiſche Gericht verſorgte ihm eine koſten=
freie
Penſion auf ſechs Jahre hin, aber Palma verbrachte nur vier
Jahre ſeines Lebens in Gittergemeinſchaft mit üblen Subjekten, denn
nach Ablauf dieſer Zeit ward er bedingt auf freien Fuß geſetzt und als
läſtiger Ausländer in ſeine Heimat abgeſchoben, woſelbſt ihm ein wenig
reundlicher Empfang zuteil ward, denn die Prager Polizei verhaftete
ihn wegen der in Deutſchland begangenen Fälſchungen und ſtellte ihn
vors Gericht, das ihn, der vergeblich ſeine Schuldloſigkeit zu beweiſen
ſuchte, nunmehr zu einem Jahr ſchweren Kerkers verurteilte, womit ſich
erweiſt, daß die Flucht aus Berlin eigentlich ohne rechten Sinn geweſen
iſt, denn ſie hat dem Manne eine Menge neuer Aufregungen gebracht,
und mehr als fünf Jahre hätte er auch in Deutſchland ſchwerlich erhalten.

Das neue Großſchiff Hamburg der
Hamburg=Amerika Linie.

Mit dem Einſetzen der Sommerſaiſon wird von der Ham=
burg
Amerika=Linie das neue Großſchiff Hamburg auf der
nordatlantiſchen Route in Dienſt geſtellt. Mit ſeinen 21 000 Br.=
Reg.=T. und etwa 16 Knoten Geſchwindigkeit iſt der Neubau
ein Schweſterſchiff des Albert Ballin und der Deutſchland
jener Dampfer, die durch eine beſondere Anti=Schlingeranlage
eine beträchtliche Widerſtandsfähigkeit bei Sturm und Wetter
zeigen. Auf dem Nordatlantik kennt ſie jeder als die Schiffe
ohne Seekrankheit. Für den hohen Grad der Brauchbarkeit
dieſes neuzeitlichen Schiffstyps ſpricht auch die Tatſache, daß die
SamburgAmerika=Linie Ende vorigen Jahres Auftrag zum
Bau eines vierten Dampfers dieſer Klaſſe gegeben hat, welcher
den Namen New York erhalten wird,

Telegramme aus Paris berichten, daß in Luxor der Leiter des
Louvre=Muſeums, der am Grabe Tutanchamons wiſſenſchaftlich
arbeitete, plötzlich geſtorben iſt. Damit hat ſich die Zahl der
ſeltſamen Todesfälle, die ſich um die Oeffnung dieſes Grabes reihen, um
einen weiteren vermehrt. Der engliſche Lord Carnavon, der urſprüng=
lich
der Träger dieſer Ausgrabungen war, iſt unmittelbar nach der Oeff=
nung
des Grabes an dem Stich einer giftigen Fliege geſtorben. Vor
Jahren hat ſchon ein Amerikaner, der an derſelben Stelle forſchte, in
geheimnisvoller Weiſe den Tod gefunden. Aber damit nicht genug, der
vertraute Freund und Mitarbeiter Carnavons, Prof. Newberry, und
der Leiter der Expedition, Howard Carter, ſtarben gleichfalls unter rät=
ſelhaften
Umſtänden. Die Zahl derOpfer, die das Grab Tutanch=
amons
gefordert hat, iſt damit auf fünf geſtiegen. Kein Wunder,
daß dadurch nicht allein in Aegypten der Glaube an böſe Geiſter neue
Nahrung erhält und die Sage neu auflebt von dem Fluch, den der
Pharao ausgeſtoßen haben ſoll, jeder, der ſein Grab berührt, müſſe
ſterben.

Geſchäftliches.
Man ſchreibt uns: In ſeiner Größe, Beleuchtung, Ueberſichtlichteit
und Bequemlichkeit für jedermann in der Herren= und Knaben=
kleiderbranche
hieſiger Gegend mächtig weit hervorragendes Lokal.
hat die Firma Kleider=Hörr in nunmehr ¼ Jahren zu Ende
geführt. An das vor 18 Jahren von der Firma neu erbaute Haupt=
haus
wurde ein nur aus Eiſen und Stein beſtehender Anbau errichtet
und mit dem Neubau vereinigt. Das ſchwere Haupthaus wurde bis auf
die ſeitlichen Brandmauern abgetragen. An einzelnen Stellen waren
Eiſenkonſtruktionen bis 75 000 Kilogramm Tragkraft erforderlich. Von
dem Parterre=Lokal, in ſeiner Baufläche ein Rechteck von 10 auf 34
340 Quadratmeter, in der Mitte zu einem nach engliſch=amerikaniſchem
Vorbild gebauten, 15 auf 10 155 Quadratmeter großen, hellen, drei
Meter hohen Souterrain, führt eine Treppe, der die nahezu 500 Quad=
ratmeter
umfaſſenden Verkaufsräume auf die bequemſte Art miteinander
zu einem Ganzen verbindet. Als Handwerker waren in ſehr lobens=
werter
Weiſe beteiligt: die Firma Eiſen=Donges, hier, Herr Architekt
und Bauunternehmer Georg Gerhard 1., aus Griesheim, Herr Hofweiß=
bindermeiſter
Borger, Herr Philipp Maul, Inſtallateur, Herr Zahrt,
Inſtallateur, Herr Tapezier Blum, Herr Glaſermeiſter Gans, ſämtlich
hier. Samstag, den 27. d. M., 10 Uhr morgens, ſollen die Räume, von
der Gärtnerei Schulz geſchmückt, ihrer Beſtimmung übergeben werden.
Nachmittags von 37 Uhr findet Konzert in dem Verkaufsraum II
(der zu dieſem Zweck geräumt iſt) durch die Städtiſche Kapelle, unter
Leitung ihres bewährten Kapellmeiſters Weber ſtatt. Erfriſchungen
und Geſchenke werden verabreicht. Jedermann iſt zu dieſer Beſichtigung
höflichſt eingeladen.

Rund=Funk=Programme.

Frankfurt.
Freitag, 26. März. 3.30: Jugendſtunde. Ernſtes und Heiteres
O 4.20: Hausfrauennachmittag. O 5.45: Leſeſtunde: Aus den Brie=
fen
der Günderode. O 6.15: Dr. Ehrenberg: Eindrücke in Grie=
chenland‟
O 6.45: Dipl.=Kaufm. Dr. Leonhard: Die heutige
Wirtſchaftskriſis als Folge der Subſtanzverminderung in Induſtrie
d ihre Sanierungsmöglichkeiten. O 7.15: Dr. Lertes,
und Handel Un."
Mikrofon
7.45: Zwanzig Minuten Umſchau über die
Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik; Ing. Randewig. O 8.05:
Film=Wochenſchau. O 8.15: Sonderveranſtaltung für die Radioklubs
des beſetzten Gebietes
Bunter Tanzabend des Hausorcheſters. Alois
Reſni, Tenor; Emil Franz, Xnlophonſolo. Flügel: Kohlhöfer. O.
Bis 12: Uebertr. aus Berlin: Tanzmuſik.
Stuttgart.
Freitag, 26. März. 4.30: Beethoven geſt. 1827. Debuſſy geſt.
1918 Marſchner geb. 1855. 1. Beethoven: Ouv. Leonore Nr. 3.
Beethoven: Andante aus der 5. Symphonie. 3. Marſchner:
Ouv. Der Vampyr 4. Debuſſy: Zwei Arabeſquen. 5. Marſch=
Ouv. Hans Heiling, 6. Beethoven: Zwei Romanzen für
Violine. 7. Beethoven: Ouv. Egmont. O 6.30: Bücherbeſpr.
O 7: Vortrag Dr. Helene Fernau: Wert und Weſen der Sprech=
erziehung
für Berufsſprecher. O 7.30: Vortrag Wilh. Kipp:
Vor
Meiſtergeſang im Elſaß. O 8: Symphonie=Konzert. Man=
fred

Dramatiſches Gedicht von Lord Byron. Muſik von Schu=
mann
. Philharm. Orch. Perſ.: Manfred. R. Arndt: Der Gems=
jäger
, Sböckinger: Der Abt von St. Moritz, Chr. Fr. Kayßle
Manuel, Hermann, Diener Manfreds, G. Ott, K. Albrecht: Die
Alpenfee Pia Mietens; Ariman, H. Conzelmann; Nemeſis, Frl.
Hiller: Aſtarte, Pia Mietens. Geiſterſtimmen: Fr. Kaißler, Stockin=
ger
, Alice Nick, Gerda Hanſi, Conzelmann, Deinert, Hofele, Bau=
diſtel
. Anſchl. Pfälziſcher Abend. Mitw.: Verein der Rheinpfälzer,
Stuttgart, Frau Rücklos (Sopran), Frau Erika Geiger (Rez.), Rund=
funkorcheſter
. 1. Der Jäger aus Kurpfalz. 2. O Pfälzer, heb
dei Hemat hoch: Prolog von Frau Geiger. 3. Lieder (Frau Rücklos).
Anſprache: J. Seibert. 5. Rezitationen: a) E Fräulein war beim
Feſtbankett, b) Dr. Federhut (Frau Geiger). 6. Pfalzlied ( Männer=
quartett
). 7. Cello=Solo: Large eſpreſſivo. 8. Lieder: (Frau Rück=
los
). 9. Orcheſter. 10. Rez.: Die Res uf Münche (Frau Geiger).
11. Pfälzer Volkslied (Männerquartett).
Berlin.
Freitag, 26. März. 4.30: Der Tod eines Helden, von Paul
Friedrich. Gel. vom Dichter. 5: Funk=Kapelle. 1. Holzmann:
Marſch. 2. Maillart: Ouv. Das Glöckchen des Eremiten 3.
Yoſhitomo: Japan. Suite. 4. Jarno: Das Farmermädchen, Walzer.
Jeſſel: Der Roſe Hochzeitszug, 6. Herbert: Potp. a. Naughty
Marietta‟, O 6.40: Gartenbauinſpektor Krug: Frühjahrsarbeiten
im Gemüſegarten. O 7.05: G. Dhamm: Zurechtfinden auf
Wanderkarten. O 7.30: K. J. Kietzmann: Der Interparlamentaris=
mus
. O 7.55: Dr. Leppmann: Aus der Weltliteratur. Homer
und ſein Werk, O Richard=Strauß=Abend. 1. Tod und Verklärung.
2. a) Breit über mein Haupt; b) Morgen; c) Zueignung (Cornelius
Bronsgeeſt). 3. Don Juan. 4. a) Traum durch die Dämmerung;
Ich trage meine Minne; c) Heimliche Aufforderung (Bronsgeeſt),
5. Till Eulenſpiegel. O 10.30: Tanz=Muſik.
Königswuſterhauſen. 3: C. M. Alfieri u. Frl. Ger=
trud
van Eyſeren: Spaniſch für Anfänger. O 3.30: Prof. D. Amſel
u. OberſchullehrerWeſtermann: Einheitskurzſchrift. O K. Graef, Aſſi=
ſtent
für Sprachtechnik an der Univerſität Berlin: Das Zungen=
ſpitzen
=R. O 4.30: Frau Dr. Drewitz: Immer neu und hübſch.
O 7.30: Fortbildungsvorträge für Aerzte. Dozenten und Themen
werden in den ärztlichen Fachzeitſchriften bekanntgegeben.

Gottesdienſt der iſraelitiſ hen Religionsgemeinde. .."
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 26 März. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 45 Min,
Samstag, den 27. März Norgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 7 Uhr 35 Min
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min.
Abend: 6 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 27. März Vorabend 6 Uhr 15 Min. Morgens
8 Uhr Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 7 Uhr 35 Min.
Sonntag, den 28 März: Morgens 6 Uhr 30 Min. Abends 6 Uhr
15 Min Bedikas=Chomez.
Montag, den 29. Mär; Erew=Peſach. Morgens 6 Uhr 15 Min,
Verbot des Chomez=Eſſens bis 9 Uhr.
Dienstag, den 30 März. Peſachfeſt. Vorabend 6 Uhr 40 Min;
Morgens 4 Uhr. Nachm. 4 Uhr 30 Min. Abends 7 Uhr 40 Min,
Mittwoch, den 31. März: Morgens 8 Uhr. Nachm. 4 Uhr 30 Min,
Jontefausgang 7 Uhr 40 Min
Donnerstag: Chaul=Hamaned. Morgens 6 Uhr 15 Min.
Abends 6 Uhr 15 Min. Maariw mit Nacht 7 Uhr 40 Min.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 27. März 1926.
(Nach der Wetterlage vom 25. März 1926.)
Nach Nachtfroſt tagsüber milde, ſtärkere Bewölkung, durchweg trocken.
Heſſiſche Oeffentliche Wetterdienſtſtelle.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl. & für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2 C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 22 Seiten.

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Seite 19

Nummer 88

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Seite 20

Freitag, den 26 März 1626

Nummer 88

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Nummer 85

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Seite 22

Freitag, den 26. März 1926

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