Darmstädter Tagblatt 1926


19. Februar 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 50
Freitag, den 19. Februar 1926.
189. Jahrgang

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uſträge
und Teiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Natlonalbank.

Der deutſche Potſchafter Soeſch bei Briand.

*um die Ratsſitze.
Briands ausweichende Antwort. Neue
franzöſiſche Intrigen.
Von unſerer Berliner Redaktion.

rung dieſer Tage gemachten Ertlärungen als abgeſchloſſen ange=
ſehen
werden konnte, ſcheint von neuem auffladern zu wollen.
Auffallen muß jedenfalls, daß der deutſche Botſchafter von Hoeſch
um Mitwwoch noch einmal bei dem franzöſiſchen Miniſterpraſi=
hielt
. Anſcheineno iſt es den Polen gelungen, gemeinſam mit
Orſay, Herrn Briand zu irgendwelchen beſtimmten Zuſagen zu Fragen der großen Politik. Er nahm die Gelegenheit
gewegen, mindeſtens zu der, am 8. März in Genf den Antrag
u ſtellen, Polen ebenfalls in den Rat aufzunehmen und ihm mals davor zu warnen, aus dem Locarnogeiſt
inen ſtandigen Sitz zu überlaſſen. Anders laſſen ſich die Gründe
u dem Beſuch des deutſchen Botſchafters nicht erklären. Dieſe
Anſchauung wird auch noch durch das Echo erhärtet, das der Be=
uch
in der Pariſer Preſſe gefunden hat. Im Matin wird
war verſucht, die Dinge ſo darzuſtellen, als beſtehe auch bei Spa=
tien
und Braſilien die Abſicht, ſich um einen Sitz im Rat zu be=
nühen
. Das trifft nach den Verſicherungen der Regierungen
ſeider Länder in der Völkerbundsoffiziöſen ſchweizeriſchen Depe=
chen
=Agentur nicht zu. Beide Staaten wollen nur dann einen
Anſpruch auf einen Ratsſitz ſtellen, wenn den polniſchen Wünſchen
kaum gegeben wird. Mit derartigen Verdrehungsverſuchen wird
ſie franzöſiſche Preſſe ebenſo wenig weiterkommen, wie Herr
Briand mit ſeinen ausweichenden Antworten an den deutſchen
Zotſchafter, daß lediglich der Völkerbundsrat für die Verteilung
einer Sitze zuſtändig ſei und daß die Reichsregierung ſich daher
ſirekt an dieſen wenden möge. Die Einladung der alliierten
Nächte an Deutſchland, dem Völkerbund beizutreten, ſollte ein=
nal
die Anerkennung Deutſchlands als Großmacht bedeuten, zum
inderen aber unter dem zur Zeit der Locarnoverhandlungen ge=
ſebenen
Tatbeſtand erfolgen. Damals zählte der Völkerbundsrat
vie heute noch 4 ſtändige und ſechs nichtſtändige Mitglieder.
Deutſchland ſollte einen fünften ſtändigen Sitz erhalten. Nie=
nals
war davon die Rede, auch Polen in den Rat aufzunehmen
ind ihm die Rolle einer Großmacht zuzuerkennen, wie das heute
ie Pariſer Preſſe gerne möchte. Was Frankreich damit be=
weckt
, liegt auf der Hand: es will Polen gegen Deutſch=
and
ausſpielen und will ſich ſelbſt einen zweiten Sitz
ſchern, da Polen in ſeiner Abhängigkeit von Frankreich in jedem
inzelnen Fall mit dem franzöſiſchen Vertreter ſtimmen wird.
Auch Lord Grey weiſt in der Times darauf hin, Deutſch=
and
dürfe mit Recht erwarten, daß es in den Völkerbundsrat
intrete, deſſen Zuſammenſetzung derjenigen zur Zeit der Lo=
arno
=Verhandlungen entſpreche. Eine Aenderung der Verfaſ=
ung
des Völkerbundsrates würde erſt in Erwägung geſtellt wer=
en
, wenn Deutſchland ſeinen Sitz im Völkerbundsrat eingenom=
ſen
habe und ſich an der Erörterung darüber beteiligen könne.
Eine Verwirklichung des polniſchen Anſpruches würde bedeuten,
das alte Syſtem der Mächtegruppierung, das mit dem Drei=
und begann, Eingang in den Völkerbund gefunden habe. Auch
r ſieht in der Erweiterung des Rates, ebenſo wie die engliſche
Ereſſe und die Dominions, eine Quelle der Unzufriedenheit,
urch die die Aktionsfähigkeit des Völkerbundes gelähmt werden
önnte.
Sehr bedenklich müſſen einige Aeußerungen in der engliſchen
Preſſe ſtimmen, die daraufhin deuten, daß der ganze Streit um
ſie Ratsſitze mit einem Kompromiß abgeſchloſſen werden
ol. Es iſt vor einigen Tagen die Anregung in die Debatte ge=
Dorfen worden, Deutſchland eine Verkürzung der Beſatzungs=
Eiſten zuzugeſtehen, wenn es ſich ſchon jetzt mit der Aufnahme
Polens einverſtanden erklärt. Das dürfte ein Verſuch ſein, der
TDuig außer Acht läßt, daß auch die übrigen im Rat vertretenen
Nächte zu hören ſind. Ein derartiger Vorſchlag kommt übrigens
ur uns gar nicht in Frage, da der Verſailler Vertrag ſchon Ver=
Urzungen der Beſatzungsfriſten unter gewiſſen Umſtänden vor=
EN und uns auch in Locarno angedeutet worden iſt, daß man
bater noch über dieſe Frage verhandeln werde. Daneben ſoll
hamberlain bemüht ſein, eine Einigung mit Polen in der Rich=
ung
zu ſuchen, daß es bis zur Herbſttagung ſeine Wünſche zu=
Acſtellt. Erſt dann ſoll an dieſe Frage wieder herangegangen
berden. Aber auch dieſem Kompromißverſuch ſteht die Forde=
ung
Braſiliens und Spaniens gegenüber, dann ebenſo behandelt
* Derden, wie Polen. Die Gefahren, die ſich aus dieſem Kampf
die Vermehrung der Ratsſitze für den Völkerbund ſelbſt er=
Sepen, ſind bekannt und werden auch in England, namentlich von
E Dffentlichen Meinung vollauf gewürdigt, die befürchtet, daß
2er Völkerbund dadurch Erſchütterungen ausgeſetzt werden
Dunte, die an ihm nicht ſpurlos vorübergehen.

Der Streit um die Erweiterung des
Völkerbundsrates.
London, 18. Februar.
* Montag wird, nach einer Meldung des amtlichen eng=
Gunkdienſtes, eine Sonderſitzung des aus Parlaments=
etn
beſtehenden Komitees, das ſich beſonders für Völker=
Angelegenheiten intereſſiert, abgehalten werden. Es wird
Sſlſchließung vorgelegt werden, die die Beſorgnis des
ees über die Andeutung ausdrückt, daß demnächſt ſtän=
Sße im Völkerbundsrat Braſilien, Spanien und
zuerkannt werden follen. Das Parlamentsmitglied Fiſher
e Oiskuſſion in dieſer Sitzung eröffnen. Die Parlaments=
der
Arbeiterpartei hat eine Entſchließung ein=
die
ſich gegen derartige Erweiterungen
Völkerbundgrates ausſpricht.

Eine Rede Chamberlains.
Keine Klarſiellung der engliſchen Politik.
EP. London, 18. Februar.
Heute fand in London ein Frühſtück des Verbandes der aus=
ländiſchen
Preſſevertreter ſtatt, an dem auch die deutſchen teil=
Der Kampf um die Ratsſitze, der nach den der Reichsregie= nahmen. Ehrengäſte waren Chamberlain, die Botſchafter und
Geſandten der an den Locarnoverträgen beteiligten Mächte und
Mitarbeiter dieſer Herren. Chamberlain hielt die mit
Spannung erwartete Rede. Wie Europapreß ſeit
denten erſchien und ſich mit ihm wie es in einem franzöſiſchen einigen Tagen vorausſagte, brachte ſie wohl kaum eine konkrete
Communiqué heißt über das Problem der Ratsſitze unter= Löſung der ſchwierigen politiſchen Probleme und auch nicht eine
enger umſchriebene Klarſtellung der engliſchen Politik. Nach den
den im Fahrwaſſer Poincarés ſegelnden Beamten des Quai üblichen Einleitungsworten berührte Chamberlain die
wahr, die anweſenden Preſſevertreter und die Welt noch=
ſofort
eine Umgeſtaltung der Welt zu erwarten.
Die in Locarno begonnene Politik hätte ſich weite Ziele geſteckt,
die nicht in einem Jahr oder in einigen Jahren, ſondern erſt in
einem langen Zeitraum ſich auswirken würden, bis ſich der Geiſt
der Verſöhnung in der Welt vollkommen durchgeſetzt habe. Rück=
ſchläge
müßten nicht von dem engen Geſichtskreis nationaliſtiſcher
Wünſche betrachtet werden, ſondern man müſſe ſie von einer
höheren Warte aus zu löſen ſuchen. Die Diplomatie und die
Preſſe müßten zuſammenarbeiten, um die berechtigten Anſprüche
der Völker verſtehen zu lernen und herauszufinden, wo die
Gemeinſamkeit der Intereſſen liege, die die
Grundlage zu einer Verſtändigung bilden
könnten.
Dann ging Chamberlain zu der Tagesfrage über, nämlich
der Erweiterung der Völkerbundsratsſitze. Auch
hier hielt er ſich in allgemeinen Ausdrücken und vermied ängſtlich,
ſowohl die vermanente als die nichtpermanente Mitgliedſchaft zu
berühren. Das Problem müſſe von dem Geſichtspunkt aus be=
trachtet
werden, wie man den Rat am wirkſamſten geſtalten
könne, ſodaß er im Stande wäre, möglichſt viele der Streitfragen
zu behandeln. Hierbei komme es nicht darauf an, daß eine
Zwangsentſcheidung durch Beſchlüſſe der Majorität gefällt werde,
ſondern daß die Verhandlungen zu einer Einigung der Par=
teien
unter ſich führten, die dann freiwillig und mit vollem Herzen
das Ergebnis in dem Bewußtſein annehmen, damit der allge=
meinen
Sache am beſten gedient zu haben.
So orakelhaft dieſe Worte auch waren, ſo beſtätigen ſie doch, daß
eine Umorganiſation des Völkerbundsrates
Gegenſtand der Diplomatie für die nächſten
Monate ſein wird. Während die einen aus der Notwendig=
keit
, den Rat möglichſt wirkſam zu geſtalten, ſchließen, daß er
möglichſt klein bleiben ſoll, gewinnen die anderen den Eindruck,
daß die Aufnahme weiterer Mitglieder in den ſtändigen Rat
eine beſchloſſene Tatſache iſt.
Spanien und der Völkerbundsrat.
w. Madrid, 18. Februar.
Der Miniſterrat beſchäftigte ſich geſtern mit der Frage
des Völkerbundsrates, die die Regierung, halbamtlichen Aeuße=
rungen
zufolge, in hohem Grade in Anſpruch nimmt, weil ſie
feſt entſchloſſen iſt, die Intereſſen Spaniens zu wahren. Diario
Univerſal ſchreibt: Spaniens Wunſch nach einem ſtändigen Sitz
im Völkerbundsrat iſt berechtigt, weil Spanien dort eine aus=
gleichende
Rolle bei allen Streitfragen ſpielen könnte. Corre=
ſpondencia
Militar ſchreibt: Niemand beſtreitet Spaniens An=
recht
auf einen ſtändigen Ratsſitz. Deutſchlands Haltung in die=
ſer
Frage iſt berechtigt. Wenn Spanien nicht ſo aufrichtig die
Erhaltung des europäiſchen Friedens wünſche, würde es gegen
die Aufnahme Deutſchlands ſtimmen, und das würde genügen,
um die europäiſche Politik in Verwirrung zu bringen. Aber
Spanien will ſolche Mittel nicht anwenden. Deshalb vertraut es
darauf, daß es bald als Großmacht unter den übrigen Nationen
vertreten ſein wird.
Die Luftfahriverhandlungen in Paris.
Paris, 18. Februar.
Entgegen anderslautenden Meldungen, die von einem unmittelbar blickt, hoffend, daß er ein Wort finden möge, das den Schleier
bevorſtehenden Abſchluß der in Paris ſchwebenden deutſch=allierten
Luftfahrtverhandlungen wiſſen wollen, wird wiederholt darauf hin=
gewieſen
, daß die Verhandlungen weitergeführt werden. Im Verlauf
der Beſprechungen haben ſich noch verſchiedene unvorhergeſehene Schwie=
rigkeiten
ergeben, die einer eingehenden Beratung bedurften. Aller= Schlüſſe zu ziehen. Wenn Chamberlain wirklich den Verdacht
dings beſteht auf beiden Seiten der Wunſch, möglichſt bald zu einer nicht verdienen ſollte, der ſich um ihn verdichtet, ſo kann man
Einigung und Klärung zu gelangen, um eine Wiederaufnahme des inter=
nationalen
europäiſchen Luftverkehrs am 1. April herbeiführen zu kön=
annehmbare
Grenzlinie allgemeiner Art zwiſchen militäriſcher und zivi=
ler
Luftfahrt zu finden. Außerdem wurde über die Regelung der Luft=
fahrt
im bisher beſetzten und noch beſetzten wie in der neutralen Zone
geſprochen. Auch die Frage der zukünftigen Luftfahrt im Saargebiet, der detachierten Haltung des Außenminiſters unter dem Druck
ſowie die Frage der Inveſtigation wurde angeſchnitten. Das Problem
der internationalen Flugzeughallen und der Friedrichshafener Werft,
an der das ganze deutſche Volk mit beſonderer Anteilnahme hängt, war
Gegenſtand der Erörterungen. Ein großer Teil der von dem Luftver=
kehr
benutzten Hallen gehört der Entente, u. a. Adlershof, Köln, Kre=
feld
. Dagegen ſind nur einige neugebaute Schuppen, wie in Tempelhof,
Halle, Königsberg und Leipzig deutſches Eigentum. Neben dieſen Ver=
handlungen
ſchweben auch immer noch die Luftverkehrsverhandlungen
zwiſchen Deutſchland und den intereſſierten Staaten der Botſchafter=
konferenz
, namentlich Frankreich und Belgien, die die Genehmigung des
Ueberfliegens deutſchen Gebietes zum Biele haben.

London und die Erweiterung
des Völkerbundsrats.

Von einer leitenden Kreiſen nahe ſtehenden,
beſtorientierten Perſönlichkeit erhielt unſer Lon=
doner
C.N.P.=Korreſpondent folgende Schilderung der Sachlage
bezüglich der Frage des Eintritts Polens in den Rat des
Völkerbundes:
Die erſte Hauptfrage iſt: Wie ſoll hier über Polens Ein=
tritt
entſchieden werden? Kontinentale wie engliſche Blätter
bringen eine Fülle von Verſionen darüber, wie die Würfel in
London wahrſcheinlich fallen würden. Aber dieſe Gerüchte, Mut=
maßungen
und Kombinationen ruhen ſämtlich auf abſolut un=
ſicherer
Grundlage. Die nackte Wahrheit iſt, daß zunächſt noch
gar nichts darüber entſchieden iſt und auch in nächſter Zukunft
wahrſcheinlich noch gar nicht darüber entſchieden werden kann,
welche Richtung die britiſche Politik einſchlagen ſoll. Es iſt
fraglos eine ſehr heikle Situation. Das wird einem Jeden im
Augenblick klar, wenn er ſich überlegt, welche Folgen die ein=
zigen
beiden Möglichkeiten (für jetzt, ohne über einen vielleicht
noch zu findenden gangbaren Umweg mutmaßen zu wollen)
haben können, haben müſſen. Wenn Großbritannien die Be=
anſpruchung
eines permanenten Sitzes im Rate des Völker=
bundes
ſeitens Polens unterſtützt, ſo dürfte das in Deutſchland
einen ſehr nachteiligen Einfluß ausüben. In Paris würde aber
in weiteſten Kreiſen ein großer Jubel anheben. Erklären wir
uns gegen Polen, ſo wird das Umgekehrte der Fall ſein. Eine
ſtärkſte Verſtimmung in Frankreich iſt unvermeidlich. Auf jeden
Fall ſind in einem von beiden Ländern ſchwerwiegende Folgen
denkbar. Die einzige zur Entſcheidung für uns zuſtändige Stelle
iſt ſelbſtverſtändlich das Kabinett. Das Gutachten des Sir Auſten
teird für dasſelbe zweifellos von größtem Gewicht ſein. Aber
auch Sir Auſten hat ſeine Erwägungen noch nicht abgeſchloſſen.
Mithin kann man ſich nur vor den willkürlichen Schlußfolgerun=
gen
der in ihren Kommentaren und Beurteilungen einander ent=
gegengeſetzten
Kreiſe, Perſönlichkeiten und Blätter hüten. Bis
zur tatſächlichen Entſcheidung des Kabinetts ſind alle dieſe Aus=
ſtreuungen
nichts als ein lot ok kuss, eine Maſſe leeren
Lärms, die in den verſchiedenen Ländern eine höchſt gefährliche
Wirkung auf die öffentliche Meinung ausüben könnten.
*

Demgegenüber trird die Lage weſentlich peſſimiſtiſcher be=
urteilt
in folgender Zuſchrift, die uns ebenfalls aus London
von anderer Stelle zuging:
Wenn es noch eines Beweiſes bedurft hätte, daß Chamber=
lains
Verhalten gegenüber den franzöſiſchen Völkerbundsintrigen
nicht ganz einwandfrei iſt, ſo lieferte ihn die Tatſache, daß ein
konſervatives Unterhausmitglied, ſich am Montag ver=
anlaßt
ſah, die Frage zu wiederholen, die vor einigen Tagen
ſchon ein Mitglied der Oppoſition geſtellt hatte: Iſt Chamber=
lain
angeſichts der wachſenden Beunruhigung in England und
im Ausland in der Lage, zu erklären, daß die britiſche Regie=
rung
eine Vermehrung der Ratsſitze im Völkerbund über die
vorgeſehene Zahl hinaus ablehnt? Chamberlain antwortete in
verärgertem Ton, er habe ſeiner vorwöchigen Erklärung nichts
hinzuzufügen und wünſche mit ſolchen Fragen nicht behelligt zu
werden. Eine ſolche Antwort muß unter den gegebenen Umſtän=
den
wirklich den Verdacht erregen oder beſtärken, daß Chamder=
lain
ſich tatſächlich Briand gegenüber bereits gebunden habe.
Denn wenn er der Vermehrung der Ratsſitze nicht zuſtimmt,
ſo lag gar kein Grund vor, das nicht klipp und klar zum Aus=
druck
zu bringen. Was hindert ihn, die Stellungnahme der briti=
ſchen
Regierung zu dieſem Punkte bekanntzugeben? Diploma=
tiſche
Reſerve und Feinfühligkeit den Franzoſen gegenüber?
Die Franzoſen haben alle Reſerve und Feinfühligkeit abgeſtreift
und betreiben eine plumpe Propaganda für, ihre Pläne. Im
Verlauf dieſer Kampagne haben ſie den engliſchen Außenminiſter
vorausgeſetzt, daß er ſich ihnen noch nicht mit Leib und Seele
verſchrieben hat ſchwer bloßgeſtellt, indem ſie ihm Abſichten
unterſtellen, die er nach ſeiner bisherigen Haltung und nach der
in England herrſchenden Auffaſſung von der Beſtimmung des
Völkerbundes und dem Sinne des Locarnovertrages nicht haben
kann. In England iſt man beſtürzt. Die Oppoſition erſucht
um Aufklärung. Chamberlains Parteifreunde beſchworen ihn,
dem unglücklichen Gerede durch ein längſt fälliges bündiges
Dementi ein Ende zu machen. Die Times bringt täglich Zu=
ſchriften
prominenter Perſönlichkeiten, in denen die Notwendig=
keit
einer Abſchüttelung der Pariſer Inſinuationen betont wird.
Heute ſchreibt ein Profeſſor der Univerſität Cambridge, es würde
eine tragiſche Wendung ſein, wenn Chamberlain ſeine bisherigen
großen Leiſtungen im Dienſte der Völkerverſöhnung durch einen
Fehltritt zunichte machen wollte. Auch aus den Dominien drin=
gen
warnende Stimmen herüber. Die Rand Daily Mail in
Johannesburg kann es nicht glauben, daß Chamberlain im Be=
griff
ſtehen ſollte, ſeinen Ruf als fairer und weitſichtiger Staats=
mann
zu trüben. Und während das Empire auf Chamberlain
des Argwohns zerreißt, bringt dieſer es über ſich, kaltblütig zu
erklären, er wünſche nicht mit Fragen beläſtigt zu werden! Frei=
lich
, damit iſt noch nichts erwieſen. Aber man kann nicht umhin,
nur feſtſtellen, daß hier ein Fall vorliegt, in dem ſteifleinene
nen. Die Beſprechungen waren darauf gerichtet, eine für beide Teile Miniſterwürde und korrekte Diplomatenreſerve eine geradezu
unmenſchliche Belaſtungsprobe beſtanden haben.
Der gut unterrichtete diplomatiſche Korreſpondent des
Daily Telegraph ſchreibt heute, man müſſe abwarten, ob in
der öffentlichen Meinung eine Aenderung eintreten werde. Das
Kabinett ſei ſich der Macht dieſer Meinung wohl bewußt und
ſtimme mit ihr im allgemeinen überein. Der Miniſterrat, als
Ganzes genommen, ſei nicht für Gewährung eines vermanen=
ten
Ratsſitzes an Polen. Demnach gibt es alſo Ausnahmen,
und es wäre intereſſant, zu wiſſen, ob Chamberlain zu dieſen
Ausnahmen gehört. Bemerkenswert iſt auch, daß hier nur von
Polen und nicht von den anderen Anwärtern auf Ratsſitze die
Rede iſt.

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Geite 2

1R
Dug Schickſat ver peutſchen ARlkkels
heit in der Tſchechoſlowakei.
Tſchechiſcher Einſpruch in Berlin.
Berlin, 18. Februar.
Gegenüber irreführenden Meldungen über eine Demarche
der tſchechoflowakiſchen Regierung in Berlin wegen einer Aeuße=
rung
des bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. Held über die Lage
der deutſchen Minderheiten in der Tſchechoſlowakei wird von
deutſcher zuſtändiger Seite mitgeteilt: Es iſt richtig, daß der
tſchechiſche Geſandte in Berlin im Auswärtigen Amt wegen die=
ſer
Angelegenheit vorſtellig geworden iſt. Es iſt ihm von dem
deutſchen Reichsaußenminiſter mündlich zunächſt die tatſächliche
Sachlage klargelegt und ihm zu verſtehen gegeben worden, daß
kein Anlaß zu einer Beſchwerde der Tſchechoſlowakei gegen die
deutſche Reichsregierung beſteht, da keine Erklärung der Reichs=
regierung
vorliege. Darüber hinaus ſei zu beachten, daß die in
Frage kommende Aeußerung des bayeriſchen Miniſterpräſidenten,
die durchaus nicht ſpontan, ſondern in Beantwortung einer
Landtagsinterpellation gefallen iſt, Bezug genommen hat auf
die Teilnahme der deutſchen Oeffentlichkeit an dem Schickſal der
deutſchen Minderheit in der Tſchechoflowakei und damit einer
Stimmung Ausdruck gegeben hat, die im deutſchen Volke weit
verbreitet iſt. Auch die Reichsregierung verfolgt die Vorgänge
im Minderheitenleben der Tſchechoſlowakei mit gewiſſer Sorge,
wenn ſie auch hofft, daß die weitere Entwicklung zu einer gün=
ſtigen
Löſung dieſer Frage führen werde.
Tſchechiſther Militarismus und ſeine Vorwände
* Prag, 18. Februar. (Priv.=Tel.)
Ein Eegenſtück zu der letzten Friedensrede des Außenmini=
ſters
Dr. Beneſch bildet ein Artikel, den die tſchechiſch=nationale
Narodny Politica als Begründung für die von der tſchechi=
ſchen
Regierung gewünſchte Aufrechterhaltung der 18monatigen
Dienſtzeit veröfſentlicht. Das Blatt gibt zu, daß Oeſterreich
zwar eine ganz kleine Armee habe, behauptet aber, daß eine
Reihe von öſterreichiſchen Freiwilligen=Organiſationen dennoch
große Bedeutung verdiene. Es zählt den Verband der Front=
kämpfer
, die Heimatſchutzverbände, den republikaniſchen Schutz=
bund
der Sozialdemokraten und den Heimatſchutz als ſolche. Auch
von Ungarn ſei bekannt, daß die Jugend von 1221 Jahren plan=
mäßig
im Waffendienſt erzogen werde. Ueber Deutſchland
brauche man nicht erſt viel Worte zu verlieren. Die ihm geſtat=
teten
100000 Mann ſeien durch 150000 Schutzpoliziſten und
100 000 Mitglieder der Techniſchen Nothilfe ergänzt, ſo daß das
Deutſche Reich tatſächlich über 300 000 Mann regulärer Truppen
verfüge. Die irregulären reichsdeutſchen Soldaten ſchätzt das
Blatt auf zwei Millionen Mann. Sie ſeien im Stahlhelm und
Frontbann nach Bezirken organiſiert und hielten Samstags
und Sonntags regelmäßig Uebungen ab. Dieſe geheime Armee
ſei wohl organiſiert und nach allen Richtungen zu jeder ſofortigen
Aktion fähig. Das Blatt führt dann an, daß in keinem euro=
päiſchen
Staat eine geringere Dienſtpflicht beſtehe,
als achtzehn Monate. In Italien, Südſlawien
und in Frankreich betrage ſie 18 Monate, in Rumänien und
Polen 24 bis 28 Monate. Sicher halte keiner von dieſen Staaten
den Wehrdienſt aus Gründen des militäriſchen Luxus aufrecht.
Aus alledem ſei erſichtlich, daß eine Herabſetzung der Dienſt=
pflicht
in der Tſchechoflowakei auf 14 Monate nicht möglich ſei.
Etwas anderes wäre es, wenn die militäriſche Jugendvorbildung
bereits fortgeſchritten wäre. Aber da dieſes nicht der Fall iſt,
wäre es ein Schritt ins dunkle; und trotz des allgemeinen
Friedensgeredes habe die Tſchechoſlowakei dazu angeſichts der
vorſtehenden Tatſache keine Veranlaſſung.
Der Schlag gegen das Deutſchtam in Oberſchleſien.
Warſchau, 18. Februar.
Das Vorgehen der ſchleſiſchen Wojwodſchaftsbehörden gegen den
deutſchen Volksbund in Kattowitz und ſeine Nebenſtellen iſt in der geſam=
ten
polniſchen Preſſe, mit Ausnahme der ſozialiſtiſchen, geradezu mit
Begeiſterung begrüßt worden. Nachdem man jahrelang den Prozeß
gegen den Deutſchtumsbund in Pommerellen und Poſen in den Akten
begraben hat, weil man keine Bewveiſe finden konnte, nachdem ſich das
Vorgehen gegen den Guttemplerorden in Graudenz wegen angeblicher
Spionage der Mitglieder als übliche Mache der politiſchen Polizei und
abenteuerlicher Exiſtenzen herausſtellte, hat man im Auslande nicht mehr
recht an die ſtaatsfeindlichen‟ Deutſchen geglaubt, und deswegen wurde
jetzt wieder ein Prozeß provoziert. Wohlweislich beſchuldigt am mei=
weil
ſie Abgeordnete ſind, nämlich den Pfarrer Ulicka und andere, aber
auch den Baron Reitzenſtein, der ſich nicht mehr wehren kann, weil er unterworfen haben. Bei Hermon habe man eine allgemeine Säuberungs=
vor
einem Jahre geſtorben iſt. Die Behauptung, mit der das Vorgehen
begründet wird, kann jedem Eingeweihten und auch den oberſchleſiſchen
Polniſch=Oberſchleſien geplant worden ſei.
Kammermuſik=Abend.
Das Heſſiſche Landestheater und die Freie Geſellſchaft für
Muſik waren Veranſtalter. Ein Oktett für Blasinſtrumente von
Jgor Strawinſky gab’s. Alſo: Hört! Hört! Der iſt
ſchon ſeit zehn Jahren in Frankreich und in Amerika vergöttert
(was zur Vorſicht mahnt) und wird jetzt auch bei uns in Deutſch=
land
und Oeſterreich Mode. Seine Geſchichte vom Soldaten
wurde kürzlich in der Wiener Volksoper, vom Publikum ver=
höhnt
, von der Kritik zerzauſt; eine führende Wiener Zeitung,
die ſonſt gar nicht immer auf Atonalität geeicht iſt, hält dagegen
Strawinſky für einen Melodiker erſten Ranges; ſeine melo=
diſche
Erfindungskraft übertrifft ſeine Klang= und Rhythmen=
phantaſie
bei weitem . . . Geſtern haben wir alſo ſein Oktett
gehört. Es ſoll mich niemand fragen, welchen Eindruck es auf
mich gemacht hat! Ich werde mich hüten, die Wahrheit zu
ſagen. Roſenſtock ſagt Ihnen auch nicht ſeine wahre Meinung! von Richard Strauß, Kurt Stiebitz, zur Uraufführung, die
Zeug zu einem großen Künſtler hätte, wenn er ſich nicht darin
gefallen würde, ewig den Bajazzo zu ſpielen und Purzelbäume
zu ſchlagen und ſich über Menſch und Welt, über Himmel und
Hölle und nicht zuletzt über ſich ſelbſt luſtig zu machen. Alles, auch in formaler Beziehung überragt. Gern feiert, man ein
was Ulk, Parodie, Groteske, Zynismus heißt, gelingt ihm reſt= Wiederſehen mit Scheffels lebenswarmen Geſtalten, mit der Her=
als
Jazz! Das iſt amüſant! Und dazu paſſen ſeine kläffenden, xedis, und ihrem trunkfeſten Kammerherrn Spazzo, mit den liebe=
beitſchender
Rhythmus auch; eine Fratze, eine geniale! Zu= ſchwärmeriſchen Ekkehard, dem würdigen Abt Cralo, dem fana=
gegeben
! Und da die Dinge dieſer gegenwärtigen Welt häufig
zum Himmel ſchreien, ſo tut es die Strawinſkyſche Muſik auch, hage hat für die zwei erſten Akte der Oper die Epiſode des Be=
Sie hat unſtreitig zeitbedingten Wert. Aber Ulk und wieder Ulk
anders verſtehe ich nun einmal Strawinſky nicht und Spott
und Hohn, auf die Dauer wird das nicht zu viel, ſondern zu auf Schloß Hohentwiel und hat die Sterbeſzene der Herzogin
weltig! Es wird ſogar die Wiederholung, die Roſenſtock
geſtern dem Werk zuteil werden ließ, gab dankbar zu begrüßend= ſchen mönchiſcher Zurückgezogenheit und dem Drang zu ſinnes=
Flärung ſchließlich langweilig. Dieſe Muſik iſt unſtreitig un=
geheuer
intereſſant, auf die Dauer intereſſiert ſie aber nicht,
Schade! Geſpielt wurde das unſagbar ſchwierige Werk in nicht
peken, iſt ein grithnetiſches Kunfſtick, das die Herren Geihler aber, noch in erhöhtem Maße, die ungewöhntich klate, wohl=
und Maher (Flöte und Klarinette), Wiſchert und Mechler (Fa= klingende Art der Inſtrumentation. Darin zeigt ſich am meiſten
gott), Meylahn und Speckner (Trompete), Neutwig und Gunther der Einfluß von Richard Strauß. Wenn man überlegt, welche
(Poſaune), geführt von Roſenſtock, in geradezu vollendeter Weiſe Hilfloſigkeiten auf den letzten deutſchen Tonkünſtlerfeſten bei den
vollbrachten.

Freitaa, deu 19. Fehrugr 1926
mi. Mu mti
T. 7 Tage.
Am 22. Februar wird im Plenarſaal des Neuhstages eine Künd=
gebung
für deutſche Geiſteskultur ſtattfinden, bei der auch
Reichskanzler Dr. Luther das Wort ergreifen wird.
Nach einer Verordnung des ſächſiſchen Innenminiſteriums iſt Hit=
ler
jedesöffentliche Auftreten im Freiſtaat Sachſen
verboten worden.
Die Verhandlungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmerverbände im
Baugewerbe wurden durch ein zeutrales Abkommen zum Abſchluß ge=
bracht
, das den Frieden im Baugewerbe ſichert.
Der Oberinſpektor der Bank von Frankreich und der Polizeiinſpek=
tor
Donlcet haben die Neiſe nach Berlin angetreten, um dem Verhör
Schulzes beizuwohnen.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph verzeichnet
Gerüchte, wonach die Vorbereitende Abrüſtungskon=
ferenz
abermals verſchoben werden ſoll. Sie werde nicht
vor der Septemberverſammlung ſtattfinden.
Havas dementiert die Londoner Meldung, daß Briand den An=
trag
auf Gewährung eines ſtändigen Ratsſitzes an Polen
zurückgezogen haben ſolle.
Die erſte Sitzung der franzöſiſch=ruſſiſchen Konferenz
über die Fundierung der Schulden Sowjetrußlands wurde auf den
25. Februar anberaumt. Briand wird die Sitzung eröffnen.
Der Meſſaggero berichtet, daß auf allen Bahnhofsgebänden, Halte=
ſtellen
und Wärterhäuschen an den Bahnlinien in der Provinz Venezia=
Tridentina die Beifügung des deutſchen zum italieni=
ſchen
Namen abgeſchafft wurde.
Im Prager Abgeordnetenhaus kam es geſtern bei Be=
ſprechung
der Erklärungen Beneſchs zu neuen Tumultſzenen,
da die Kommuniſten die Heeresleitung ſcharf wegen ihres Eintretens in
der Anerkennung Rußlands angriffen.
Nach einem Beſchluß der Kaurmer wird in der Türkei das
Schweizer Bürgerliche Geſetzbuch eingeführt, wo
Staat und Religion im öffentlichen und ſozialen Leben getrennt werden.
die Polygamie wird verboten, und jeder volljährigen Perſon
ſteht es frei, ſich zu der Neligion zu bekennen, der ſie anzugehören
wünſcht.
Nachdem ſich die ägyptiſche Regierung unter dem Druck
der öffentlichen Meinung nunmehr zu Neuwahlen bereit er=
klärt
hat, rechet man allgemein mit einem neuen Sieg Zaghlul Pa=
ſchas
, des Führers der nationalen ägyptiſchen Bewegung.
Nach einer Moskauer Meldung hat die Sowjetregierung
dem Sekretariat des Völkerbundes vorgeſchlagen, die vorbereitende
Abrüſtungskonferenz in Kopenhagen abzuhalten.
Wie ans Athen gemeldet wird, ſind der frühere Miniſter=
präſident
Papanaſtaſiu und der General Condilis,
ſowie zehn andere Offiziere verhaftet worden,
Die japaniſche Regierung ſieht in ihrem neuen Flotten=
bauprogramm
den Bau von dier neuen Kreuzern, zuei Kauonen=
booten
, zwanzig Zerſtörern, ſcchs Unterſeehooten und ſechs Tankſchiffen rung anſtelle der Arbeitsloſenfürſorge, 2. die Förderung der Arbeitszeit
vor. Mit den Neubauten foll im Jahre 1327 begonnen werden.
Aus gut unterrichteter Stelle verlautet, daß die japaniſche
Regierung auf der bevorſtehenden Abrüſtungskonferenz die Ge=
legenheit
benutzen werde, um Rußland zum Beitritt zu dem
Wafhingtoner Abkommen über die Rüſtungseinſchränkungen zu
bewegen.
In Amerika machen ſich gegen die Ratifizierung des
Schuldenabkommens mit Italien wachfende Widerſtände
bemerkbar.
Das im amerikaniſchen Anthrazii= Kohlenberg=
bau
geſchloſſene Abkommen iſt von den Vereinigten Bergarbeitern
Amerikas ratifiziert worden. Der Streik iſt ſomit beendet.

Die Vernehmung Schulzes.
Berlin, 18. Februar.
Bei der Vernehmung des geſtern wegen des Verdachtes der Beteili=
gung
an der ungariſchen Frankenfälſchungsaffäre verhafteten Schulze
hat ſich bisher noch nicht feſtſtellen laſſen, daß Schulze ſich in Deutſchland
eines Verbrechens der Falſchgeldherſtellung ſchuldig gemacht hätte. Es
hat ſich ergeben, daß das Papier für die Frankenfälſchungen nicht von
Schulze beſorgt wurde. Das Papier ſtammt vielmehr, wie Schulze an=
gibt
, beſtimmt nicht aus Deutſchland. Es dürfte wohl in Frankreich
hergeſtellt worden ſein. Der Verhaftete gab zu, an den vorbereitenden
Arbeiten beteiligt geweſen zu ſein. So hat er lediglich photographiſche
Aufnahmen franzöſiſcher Eintauſendfrankenſcheine, im kartographiſchen
Inſtitut in Budapeſt vorgenommen.
Heftige Kampftätigkeit in Shrien.
Paris, 18. Februar.
Wie Hadas aus Beirut meldet, haben vorgeſtern im Stadtviertel
Naidan von Damaskus lebhafte Straßenkäupfe zwiſchen Aufſtändiſchen
und Franzoſen ſtattgefunden. Von den Aufſtändiſchen ſeien zehn getötet
und eine kleine Anzahl verletzt worden. Auf franzöſiſcher Seite wären
nur ſechs Verwundete feſtzuſtellen. Nach einer ruhigen Nacht hätten
ſten die Preſſe diejenigen, die in einen Prozeß verſpickelt werden können, dann die Kämpfe geſtern früh wieder aufgeflackert. In der Gegend von
Homs ſoll ſich der Führer der dortigen Aufſtändiſchen Haſſan Sueidan
aktion eingeleitet, in deren Verlauf ſich geſtern bei El Biri ein Zuſam=
menſtoß
mit dem Gegner ereignet habe, der unter Zurücklaſſung von
Polen nur lächerlich klingen, nämlich daß ein bewaffneter Aufſtand in 60 Toten geflüchtet ſei. Von den Franzoſen ſoll nur ein Mann getötet
und ſechs verwundet worden ſein.
E
Ein formklares Klavierſextett des fruchtbaren Schwei=
zers
Hans Huber bedeutete eine halbe Stunde freundlich
plätſchernden Muſizierens ohne tiefere Erregung oder gar Er=
ſchütterung
. Geſpielt wurde auch dies Werk von den Herren
Geißler (Flöte), Münch (Oboe), Heynau (Klarinette), Wiſchert
(Fagott) und Jaud (Horn) ſo, wie wir es von erſten Kräften
unſeres Orcheſters ſtets gewohnt ſind. Roſenſtock war am Klavier
ebenſo Virtuoſe, wie er es bei Strawinſky am Pult war.
Das Publikum war verdutzt!
O.

Numer 30

* Dona nobis pacem.
Muſikdrama von Kurt Stiebitz.
Uraufführung am Stadttheater zu Halle.
In ebenſo eigenartiger wie eindrucksvoller Weiſe beging das
Stabttheater in Halle den 100. Geburtstag Viktor Schef=
fels
. Es brachte eine neue Oper eines der begabteſten Schüler
Aber ich will die meine doch ſagen! Für mich iſt Strawinſky ihren Text Scheffels berühmteſtem Roman Ekkehard entnimmt.
im jetzigen Stadium ein ungeheuerer Könner, der das Karl Schnehage hat es verſtanden, wirkungsvolle und vor
allem muſikaliſch ſehr ergiebige Szenen des Scheffelromans zu
einem Operntextbuch umzudichten, das die weitaus meiſten heute
zutage kommenden Librettos ſowohl an ihrem inneren Wert wie
los; er iſt manchmal zum Schreien komiſch und luſtig; die Welt, zogin Hadwiga, ihrer übermütigen Gefährtin, der Griechin Pra=
ätzenden
, ſchwefelſauren Inſtrumentalklänge ausgezeichnet; ſein voll gezeichneten Bewohnern des Kloſters von St. Gallen, dem
tiſchen Mönch Notker und dem Kellermeiſter Rudimann. Schne=
ſuches
der Herzogin im Kloſter dramatiſiert, ihre Ankunft und
die Ereigniſſe der darauffolgenden Nacht, Der dritte Akt ſpielt
zum Inhalt, während der ihr noch einmal die Geſtalt des Mön=
ches
, jetzt als asketiſcher Büßer, erſcheint. Der Gegenſatz zwi=
freudigem
Leben iſt die tiefere Idee des ganzen Werkes, die denn
auch die muſikaliſchen Kontraſte beſtimmnt.
Die großem Vorzüge der Partitur dieſer Oper ſind einmal
genug zu lobender Weiſe; es ohne rhythmiſche Entgleiſung zu der ſtets leichte, kaum je unterbrochene Fluß der Melodie, weiter
Feſtopern aus Tageslicht kamen, ſo erſcheint einem dieſe außer=

Der Juſtizetat im Reichstag
angenomien.
Beratung des Haushalts des Reichsarbeits=
miniſteriums
.
Berlin, 18. Februar. (Eig. Bericht.)
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 1,20 Uhr. Die zweite
Leſung des Haushaltes des Reichsjuſbizminiſteriums wird fortgeſetzt
und zuar bei den Ausgaben für das Reichsgericht.
Abg. Dr. Levi (Soz.) hält die Rechtsſprechung des Reichsgerichtes
in Angelegenheiten des Landesverrates auf die Dauer für völlig un
erträglich. Das Reichsgericht ſetzte ſich mit ſeiner Rechtsſprechung nicht
uur in Widerſpruch mit den geſunden Rechtsgefühlen der breiten Maſſe.
ſondern auch mit den Erklärungen der Reichsſtellen.
Abg. Dr. Korſch (Kommuniſt) begrüßt die Aufhebung des Staats
gerichtshofes zum Schutze der Republik. Als der Redner von Juſtiz=
ſchande
ſpricht und gegen die Richter in ſchärfſter Weiſe vorgeht, wird
er zweimal zur Ordnung gerufen.
Die Koſten für das Reichsgericht werden bewilligt. Der Juſtizhaus,
halt wird erledigt.
Es folgt die zweite Beratung des Haushaltes des Reichs,
arbeitsminiſteriums.
Auch zu dieſem Haushalt liegen zahlreiche Anträge und Inter,
pellationen aller Parteien vor. Sie verlangen Maßnahmen zur Ver
hütung von Grubenunfällen, Ratifizierung des Waſhington=Abkommens
über den Achtſtundentag, Hilfsmaßnahmen gegen die Wirtſchaftskriſe
Fürſorge für die Kleinrentner.
Der Ausſchuß fordert in einer Entſchließung, daß in den ber=
ſchiedenen
Organen der internationalen Arbeitsorganiſation die deutſche
Sprache der franzöſiſchen und engliſchen gleichgeſtellt werde und daß
Deutſchland eine angemeſſene Vertretung im internationalen Arbeits
amt erhalte.
In der allgemeinen Ausſprache proteſtiert Abg. Karſten (Soz.
entſchieden gegen jeden Abbau der ſozialen Fürſorge. Das Arbeits
miniſterium gebe den Arbeitgebervereinigungen zu ſehr nach. Am Acht
ſtundentag müſſe unbedingt feſtgehalten werden. Unſere Sozialpoliti
leide an einer Ueberorganiſation. Durch Zuſammenlegung der Ver
ſicherungszweige würden ſich große Erſparniſſe erzielen laſſen.
Abg. Stegerwald (3.) ſchildert die große Notlage des deut
ſchen Volkes. An Beiträgen zur Arbeitsloſenverſicherung, für di
Kriegsbeſchädigten und die allgemeine Fürſorge würden jährlich runſ
ſechs Milliarden aufgebracht. Der Ueberſchwemmung Deutſch
lands mit ausländiſchen Waren müſſe vorgebeugt werden. Die Frag
der Verſicherungsanſtalt Schleſien darf man nicht nur vom verſicher
ce
techniſchen Standpunkt behandeln; das in ſchwerer Zeit gegebene Ver
ſprechen der eigenen Anſtalt muß man den Oberſchleſiern halten. De=
Redner weiſt darauf hin, daß drei Probleme beſonders im Vordergruni
ſtehen und zwar 1. die Schaffung der geſetzlichen Arbeitsloſewverſiche
frage in Verbindung mit England, Belgien und Frankreich und 3. di
Regelung der Arbeitsgerichtsbarkeit. Der Redner tritt für weitgehe
Gemeinſchaftsarbeit ein. Notwendig ſei die Förderung der Export
induſtrie. Man dürfe auch nicht hunderte von Millionen für auslän
diſchen Weizen ausgeben, während der deutſche Landwirt ſeinen billiger
Noggen nicht los wird. Aus der Hauszinsſteuer ſollen jährlich 700 Mil
lionen für den Wohnungsbau verwendet werden. Es müſſe davor ge
warnt werden, die Gegenwart übermäßig zugunſten der Zukuſt zu
belaſten.
Darauf werden die Beratungen abgebrochen. Angenommen wir
ein Antrag zur Aenderung des Tabakſteuergeſetzes, vo
nach bei der Gewährung der Erwerbsloſenunterſtützung an die Tabak
arbeiter die Bedürftigkeitsprüfung fortfallen ſoll.
Das Haus vertagt ſich. Freitag 1 Uhr: Etat des Reichsarbeits
miniſteriums. Schluß gegen 5 Uhr.
Die baneriſche Induſirie zur Reichsbahntarif.
und Perſonalpolitik.
München, 18. Februar.
Der Landesausſchuß der bayeriſchen Induſtrie hat zu
Reichsbahntarif= und Perſonalpolitik eine Entſchließung gefaßt
worin er die Stellungnahme der Reichsbahnhauptverwaltung i=
der
Frage der Erhöhung der Löhne und Gehälter begrüßt. Di
Finanzlage der Reichsbahngeſellſchaft ſei mehr als ſchwierig ge
worden. Eine Erfüllung der Lohnforderungen müſſe eine Er
höhung der gegenwärtigen Tarife zur Folge haben. Jede Ma
nahme aber, welche die Tariflage in der Reichsbahn nach obe
verſchiebe, müſſe im Intereſſe der Lebensfähigkeit der geſchwäch=
ten
deutſchen Wirtſchaft unterbleiben. Die außergewöhnlicher
Angriffe, die gegen die Reichsbahngeſellſchaft im Reichstage vor
ſämtlichen Parteien vorgebracht worden ſind, mißbilligt der
Landesausſchuß der bayeriſchen Induſtrie aufs ſchärfſte.
Wechſelin der italieniſchen Botſchaft in Berlin.
Berlin, 18. Februar.
Wie wir von wohlinformierter Seite erfahren, iſt als Nach=
folger
des abberufenen Grafen Bosdari der derzeitige italieniſche
Gefandte in Buenos Aires, Graf Aldovrand= Mares=
cotti
, zum Botſchafter Italiens in Berlin auserfehen. De
neue Mann ſteht den Kreiſen um Muſſolini perſönlich ſehr nahe.
ordentlich gut gekonnte Partitur von Stiebitz wie ein Labſal
Geringer iſt die thematiſche Erfindungskraft. Der Komponiſt
arbeitet im weſentlichen mit einem altkirchlichen Motiv, das er mit
viel Geſchick abzuwandeln verſteht. Doch wirkt ſeine Muſik nie
im unangenehmen Sinn eklektiſch. Man hat durchaus das Gefühl
einer feſt in ſich geſchloſſenen, künſtleriſchen Perſönlichkeit gegen
überzuſtehen, die weiß, was ſie will, und die etwas zu ſagen hat
Die Aufführung in Halle hatte ihr Schwergewicht im inſtru=
mentalen
Teil. Man erlebte unter Generalmuſikdirektor Erich
Band eine klanglich ſehr gut ausgefeilte Orcheſterleiſtung. Da=
gegen
ließ die ſoliſtiſche Beſetzung mancherlei Wünſche offen.
Jusbeſondere war die führende weibliche Hauptrolle der Herzogin
Hadwiga ſo mangelhaft beſetzt, daß der letzte Akt darunter ſicht=
lich
litt.
Der Beifall war vom zweiten Akt an außerordentlich ſtalt.
Der Komponiſt und die Mitwirkenden konntem ſich oft vor dem
Vorhang zeigen.
Dr. Adolf Aber.
Jägerhumor. Vor uns liegt die neueſte Nummer der Jahl
wochenſchift Der Deutſche Jäger, München. Ein nicht all=
tägliches
Gewand ward ihr zuteil, das farbige Umſchlagbild mit dei
tanzenden und maskierten Haſen und dem erſtaunt zuſehenden Sonn von A. Roeſeler gibt ſofort kund, daß es ſich nicht um Au=
tägliches
handelt, ſondern um die Faſchingsnummer. Es iſt unſeres
Wiſſens das erſtemal, daß ein Jagdblatt den Verſuch macht, ein galzee
Heft dem Humor zu widmen. Und er iſt gelungen, dieſer Verſuch.
Gleich das Einleitungsgedicht von Fritz Druckseis Zum Anblaſe
vermittelt mit ſeinem ſonnigen Humor die Stimmung, die einmal dazu
gehört, um Faſchingswitz zu verſtehen. Die Einteilung des Heftes, Ilt
genau den ſonſtigen ernſten nachgeahmt. Zuerſt ulkige Photos aus
aller Welt, dann eine Moritat frei nach Karl May; zu der Druckzeis
den Text, Emil Kneiß die entſprechenden luſtigen Illuſtrationen
lieferten. Dann folgen Textbeiträge, von denen beſonders Fre)
wolfs Holzer Loisl Talfahrt mit den blödſinnigen Tertilluſtrationen,
die ſchaurig=ſchöne Parodie des bekannten Humoriſten Julius Kreis=
Das blutige Edelweiß
hervorgehoben ſeien. Ein Preisausſchreiben
mit Zeichnungen von Waſſenegger zur Erlangung eines neuen Zeit=
ſchriftentitels
ſchließt ſich an. Dann kommt die Schießtechnik an die
Reihe, es wird ganz ernſthaft mit Meter=Kilogrammen und Gasdrücken.
gerechnet, doch wenn man genau zuſieht, iſt alles blühender Unſinn und
nur geſchaffen, moderne Beſtrebungen ins Lächerliche zu ziehen. Aucd
die Fiſcherei kommt mit 2 Artikeln zu ihrem Faſchingsrecht. Im ülle
fangreichen. Jagdlichen Allerlei werden alle die Vorfälle, die deit
Jäger ſonſt das Leben ſchwer machen, wie Kurzſichtigkeit mancher Be
hörden, Schießertum, Wildererunweſen, jagdliche Unkenntnis derart iſt.
ernſthaften Ton ins Lücherliche gezogen, daß jedem das Schmunzel.
nmer auch die

Witze, nein, Altes iſt nen und doch originell eimn erfreuliches Zäickel,
daß trotz trüber Zeit der Humor meh nicht erloſchen im Jägerhelde

[ ][  ][ ]

Nummer 30

Freitag, den 19. Febrttar 1926

Das Finanzprogramm der Reichsregierung.
Sieuererleichterungen. Behebung der Notlage. Noigemeinſchaft der Reichsregierung
mit dem Reichstag. Zwiſchenkredite an die Reichsbahn. Keine Oroſſelung der ſozialen
Aufgaben. Wiederankurbelung der Wirtſchaft.

* Oer Zwiſchenfall im Haus=
Raltsausſchuß.
Neuregelung der Erwerbsloſenfürſorge.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstages kam es am Donners=
tog
vormittag nach der Entgegennahme des Finanzprogramms
zu einem Zwiſchenfall, der im Reichstag beträchtliches Aufſehen
erregte. Bei der Abſtimmung über den Antrag des Reichs=
kanzlers
, ſofort in die Beratung des Finanzprogramms
einzutreten, ſtimmten das Zentrum und die
Deutſche Volkspartei gegen dieſen Antrag, der
mit 15:13 Stimmen der Sozialdemokraten, Kommuniſten und
Demokraten der Ablehnung verfiel. Dieſe Abſtimmung rief bei
der Regierung, die vollzählig im Ausſchuß vertreten war,
eine nicht unerhebliche Verärgerung hervor. Das
Kabinett trat ſofort zu einer Beratung zuſammen, an die ſich
dann Beſprechungen mit den Parteiführern ſchloſ=
ſen
, denen wieder eine Kabinettsſitzung und ſchließlich noch=
malige
Rückſprache mit Vertretern der Fraktionen folgten. Selbſt=
verſtändlich
gaben dieſe zahlreichen Beſprechungen, wie auch die
Vorgänge im Ausſchuß ſelbſt, Stoff zu zahlreichen Gerüchten.
Vielfach wurde ſogar auf eine neue Regierungstriſe getippt. Die=
ſen
Gerüchten wurde aber ſehr bald durch die Einigung zwi=
ſchen
dem Kanzler und den in die Oppoſition gegangenen Regie=
rungsparteien
der Boden entzogen.
Der eigentliche Anlaß zu der ablehnenden Haltung
des Zentrums und der Volkspartei waren Meinungsver=
ſchiedenheiten
über die Neuregelung der Er=
werbsloſenfürſorge
, die auch den breiteſten Raum bei
den Beſprechungen und Beratungen am Nachmittag einnahmen.
Nach mehrſtündigen Erörterungen verſtändigte man ſich dahin,
daß die Regierungsparteien am Freitag im Ausſchuß den An=
trag
einbringen werden, dem auch die Regierung bereits zuge=
ſtimmt
hat, und der folgendes beſagt: Die Unterſtützungsſätze in
der Erwerbsloſenfürſorge werden in den Ortsklaſſen A, B und
C mit ſofortiger Wirkung erhöht: a) für Alleinſtehende unter 21
Jahren um 20 Prozent, 2. für Alleinſtehende über 21 Jahre um
10 Prozent, 3. für alle übrigen Unterſtützungshauptempfänger,
ſofern ſie bereits 8 Wochen nacheinander unterſtützt worden ſind,
um 10 Prozent. Die Höchſtgrenzen ſind nicht geändert worden.
Auch in der Berückſichtigung der Kinderzahl tritt keine Aenderung
ein. Ferner iſt in der Kurzarbeiterfrage der Beſchluß des ſozial=
politiſchen
Ausſchuſſes von der Regierung akzeptiert worden.
Darnach tritt keine Differenzierung nach Ledigen und Verheira=
teten
ein. Der Unterſtützungsſatz für die Kurzarbeiter beträgt
für den 3., 4. und 5. ausgefallenen Arbeitstag den Tagesſatz, den
der Kurzarbeiter als Vollerwerbsloſer erhalten würde. Der Be=
ſchluß
des Ausſchuſſes ſoll nur ein Gutachten darſtellen, da die
erwähnten Fragen im Wege der Verordnung geregelt werden
ſollen. Die Erwerbsloſen werden alſo binnen kurzem in den
Genuß der jetzigen Sätze gelangen. Die Regierungsparteien
wollen noch eine Entſchließung einbringen, in der der Erwartung
Ausdruck verliehen wird, daß bei der Durchführung dieſer Maß=
nahmen
die Verwaltungsorgane Mißbräuche ausſchließen.
Die Finanzlage des Reichs.
Erklärungen des Reichsfinanzminiſters vor
dem Haushaltsausſchuß.
Berlin, 18. Februar.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstags trat heute zu einer
Sitzung zuſammen, der auch der Reichskanzler und die Mitglieder
des Reichskabinetts beiwohnten, um eine Regierungs=
erklärung
über die finanzielle Lage des Reichs
entgegenzunehmen. Reichsfinanzminiſter Dr. Rein=
hold
erklärte unter anderem, daß die im Reichstag von der
Regierung ängekündigten Steuerſenkungen aus der Ueber=
zeugung
herauskämen, daß wir wirtſchaftlich ſo in Not ſeien,
daß zu dem Programm der Reichsregierung, das die Beſeitigung
dieſer Notlage zum Ziele habe, auch Steuerſenkungen mit hinzu=

*Der T6. Geburtstag.
Eine Erinnerung an Johann Heinrich Voß
zum 175. Geburtstag am 20. Februar.

Von E. van der Groot.

Nein dieſer Mann! Da hockt er in einer Wolke blauen
Tabakdampfes über gelehrten Schriften im Schlafrock und Nacht=
mütze
, hat Umwelt und Frau vergeſſen und denkt nicht mehr im
mindeſten daran, daß heute ein Ehrentag für ihn iſt. Wenn er
nicht wieder den Homer unter den Fingern hat, will ich nicht
Erneſtine heißen."
Vater Voß, dem dieſer Ausruf galt, wandte unwillig den
Robf. Du ſtörſt mich im beſten Gedankenfluß, Erneſtine, gerade
feilte ich an einer Zeile, die Homer .."
Sagt’ ich’s nicht . . . Homer! O einzig guter Mann, du
Sanger vor dem Herrn, unſterblicher Ueberſetzer der Odyſſee und
Der Iſlias, ich bin zwar eine alte, ungelehrte Frau und gönne
Dik deinen Homer von Herzen; wenn du aber heute an deinem
Heburtstag dich mehr um den Jonier bekümmerſt, als um deine
dr angetraute Gattin, ſo werde ich ihn dir eiferſüchtig entreißen
und dich mit Gewalt in den Feiertagsrock ſtecken. Hatteſt du nicht
berſprochen, dieſen Tag mir ganz allein zu ſcheuken?
Pater Voß ſchaute ſie ſchuldbewußt an. Gewiß das hatte
ſc. Doch nun zürne nicht länger, gleich will ich mich im ſchönſten
Glanze präſentieren.
Hib mir den blauen Rock, mein Weib, und die Hoſen aus
ſchwarzer Seide,
Srgiß auch nicht die weißflammenden Strümpfe und die
ſilbergeſchnallten Schuhe,
denn alſo geſchmückt wie ein Held des achtzehnten Jahr=
hunderts

Diu ich vor Lir erſcheinen, das edle Getränk heißdampfenden
Kaffees
uir dir zu trinken, das deine kundige Hand, mir liebend
bereitet.

Prach der Sänger, klappte die Bücher zu, ſchichtete die
enen Blätter fein ordentlich aufeinander und ging in
enliegende Kammer, ſich umzukleiden.
Dem runden Tiſch in der behaglichen Wohnſtube prangte
a9 geratener Kuchen. Ein Buſch Schneeglöckchen ragte
ei Mitte und in der braunen Kanne ſummte der Kaffe=
e
Melodie.
9warzſeidenen Kleid, ein zierliches Häubchen auf den

gehörten. Die Regierung ſei ſich vollkommen klar darüber, daß
durch Steuerſenkungen die Not nicht behoben werden könnte.
Es müßten jedoch alle Kräfte darauf gerichtet wer=
den
, die Kriſe zu überwinden, die die ſchlimmſte
Arbeitskriſe ſei, die Deutſchland bisher durchgemacht habe.
Im Rahmen dieſes großen Programms ſeien auch Steuererleich=
terungen
, ſoweit ſie eine Belebung der Wirtſchaft bringen, un=
bedingt
nötig.
Außer den Steuererleichterungen habe ſich das Kabinett in
den letzten Tagen ſehr ernſthaft und eingehend mit anderen
Fragen beſchäftigt, die es ermöglichen würden, die Wirtſchaft
wieder anzukurbeln. Vermutlich werde ſchon in den nächſten
Tagen die Frage zum Abſchluß kommen, daß die Reichs=
regierung
der Reichsbahngeſellſchaft eine ge=
wiſſe
Summe zur Verfügung ſtelle, damit die
Reichsbahn dringend notwendige Inveſtitio=
nen
vornehmen könne. Der Miniſter erklärte weiter, er
könne nicht einſehen, warum Tauſende von deutſchen Arbeitern
unbeſchäftigt ſein ſollen und Werkſtätten geſchloſſen ſeien, wäh=
rend
andererſeits die Eiſenbahn ſchon aus Gründen der Be=
triebsſicherheit
außerordentliche Neuanſchaffungen nötig hätte
und nur aus Gründen der Finanzierung etwas ſcheitere, was
Tauſenden Brot und Arbeit gebe und die Betriebsſicherheit der
Eiſenbahn gewährleiſte.
Das Programm der Regierung beſchränke ſich
alſo nicht nur einſeitig auf die Steuererleichterung, ſondern es
habe die Behebung der Notlage zum Ziel. Die Regie=
rung
müſſe ſich darum mit dem Reichstag zu einer Not=
gemeinſchaft
zuſammenſchließen, um die Kriſe zu über=
winden
. Zu den Steuererleichterungen ſei in der Debatte im
Reichstag von einigen Rednern angedeutet worden, ſie ſeien ein
Sprung ins Dunkel. Ich muß deshalb, ſo fuhr der Miniſter
fort, einige Zahlen aus dem Etat mitteilen:
Der Etat von 1925 wird vermutlich mit einem wenn auch
nicht erheblichen Ueberſchuß abſchließen.
Der Ueberſchuß wird, wenn er überhaupt eintritt, deshalb nicht
ſehr erheblich ſein, weil gerade in den letzten Wochen und Mona=
ten
an die Regierung große Anforderungen geſtellt worden ſind
und die Unterſtützung der Erwerbsloſen von der Regierung eine
Summe von 40 bis 50 Millionen monatlich erfordert. Der Er=
trag
der Steuern wird vermutlich noch etwas über die Schätzun=
gen
im Haushalt hinausgehen. Bei der Vermögens= und Erb=
ſchaftsſteuer
werden die Beträge allerdings nicht erreicht. Der
Ausfall wird aber wettgemacht durch die Ergebniſſe der Ein=
kommenſteuer
und durch die Zölle, die nach dem Januar= Ergeb=
nis
mit einem nicht unweſentlichen Plus abſchließen. Wir wer=
den
noch den Nachtragsetat vorlegen müſſen, der insbeſondere
die Anforderungen für das Inveſtitionspro=
gramm
der Reichsbahn enthält. Die Regierung denkt
nicht daran, den Betriebsmittelfonds, der unbedingt nötig iſt,
zu verausgaben. Aber er iſt nicht der einzige Beſtand der Reichs=
kaſſe
, weil immer die nichtverausgabten Summen aus früheren
Jahren noch zur Verfügung ſtehen, beiſpielsweiſe die Summe
der kleinen Beſſerungsſcheine, die erſt Ende 1927 und Anfang
1928 fällig werden, auch die Summe von 150 Millionen, die zur
einmaligen Ablöſung der kleinen Kriegsanleihebeſitzer beſtimmt
iſt. Den Minderertrag aus den für 1926 vorgeſchlagenen Steuer=
ſanierungen
hat der Miniſter auf etwa 550 Millionen geſchätzt,
wobei die ſogenannte Luxusſteuer eingerechnet iſt, da die Sen=
kung
der Umſatzſteuer ſich im Jahre 1926 nur für 11 Monate
auswirkt. Die Verſchiebung der Einkommenſteuer und die Sen=
kung
der Vermögensſteuer iſt ohne etatsmäßige Wirkung, da im
Etat für die Vermögensſteuer bereits eine entſprechend geringere
Summe eingeſetzt war.
Für 1927 rechnen wir mit einer Geſamtausgabe von 4996
Millionen gegen 4782 Millionen im Jahre 1926.
Dieſe Erhöhung iſt dadurch entſtanden, daß wir für die Repa=
rationsleiſtungen
1927 965 Millionen einſetzen müſſen. Der Be=
trag
für die einmaligen Ausgaben iſt von 249 auf 276 Millionen
erhöht worden. Die Deckung iſt wie folgt gedacht: Für 1926 ſind
4874 Millionen durch Steuern und Zölle im Etat vorgeſehen, für
1927 nur 4724 Millionen, weil wir den Ausfall an Umſatzſteuer
in Rechnung ſtellen müſſen. Dagegen haben wir die Einnahmen
erhöht, aus der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer um 300
Millionen, aus der Vermögensſteuer um 50 Millionen. 1926
erbringt das freie Einkommen an Steuern nur 900 Millionen.

weißen Haaren, wartete Erneſtine auf ihren Mann, der jetzt,
groß und hager, die Locken ſtraff aus der hohen Stirn zurück=
gekämmt
, im Feſttagsgewand in die Stube trat. Vergeſſen waren
der Homer und alle gelehrten Gedanken, und mit einem zärt=
lichen
Blick die Gattin anſchauend, zog er ſie in ſeine Arme.
Wir ſind ein altes Ehepaar geworden, ſagte er, aber du
biſt mir heute noch eine Braut. Und als ſie dann auf dem Sofa
ſaßen, Hand in Hand, lebten mit dem vertraulichen Weißt du
noch . . . Erinnerungen auf, die ihre Herzen zuſammengeführt
und durch die Jahre einer faſt fünfzigjährigen Ehe feſter und
inniger verbunden hatten.
Ich war ein armer, ſtellungsloſer Poet, als ich um dich
warb, Erneſtine, aber ich fühlte mich der Gleichheit unſerer Her=
zen
ſo verſichert, daß es mir Sünde ſchien, auf nebenſächliche
Dinge, wie Amtloſigkeit und dergleichen zu achten. Deine Mutter
und dein Schwager dachten anders darüber. Nicht ohne Bitter=
keit
erinnere ich mich ihrer Worte: bei jemand, der Verſe macht,
könne man ebenſowenig beſtändige Neigung, als gründliche
Kenntniſſe erwarten, die auf ein nährendes Amt hoffen ließen.
Erneſtine drückte ſanft ſeine Hand. Du haſt ſie eines
Beſſeren überzeugt, lieber Mann. Die Herausgabe des Muſen=
almanachs
und die Ueberſetzung der Ilias ſicherte uns auf
mehrere Jahre und gab uns auch die ſchon ſo lange erſehnte
Einwilligung der Mutter zur Heirat.
Voß nickte. Und weißt du es noch, wie wir dann nach
Wandsbeck überfiedelten, wie Claudius uns in der Tür des für
uns gemieteten, feſtlich geſchmückten Häuschens empfing?
Und wie Klopſtock dann auch erſchien und ich ihm die Will=
kommenspfeife
ſtopfte, denn ſelbſt dieſer heilige Sänger hatte
die grobe Untugend, Tabak zu rauchen, erwiderte Erneſtine
lächelnd.
Wie klein war unſer Häuschen und wie beſcheiden unſere
Wirtſchaft. Ein Dutzend Stühle, ein paar Tiſche und das un=
entbehrlichſte
Hausgerät war alles, was wir beſchaffen konnten.
O, du vergißt unſeren lieben Schrank, mein Alter, den wir
mit Claudius in Hamburg lauften und der ein gewaltiges Loch
in unſere Barſchaft riß
Und du vergißt mein Schreibpult, an dem ich arbeitete.
rief Voß dagegen.
Ja da ſtanbeſt zu und ſchriebſt und es durfte immer nur
ein Licht brennen. Weil ich aber zu meinen Handarbeiten dieſe
einzige Lichtquelie hi entbehren konnte, rückten wir unſeren
Eßliſch a:: dein Xu ſ. llyen einen Strohſtreſſel darauf und auf
dieſem hohen Sis uam ich teil an deiner Arbeit, die du mir
hin und wieder vorlaſeſt.

Seite 3

Rütch die Kadzitalertragsſtezer beginnt allnählich ſtärker zu flie=
ßen
. Aile übrigen Stceuern, die finanziell ins Getwicht fallen, ſind
vorſichtshalber nur mit denſelben Beträgen eingeſetzt wie 1926.
Von den 4700 Millionen aus Steuern und Zöllen müſſen den
Ländern und Gemeinden 2400 Millionen überwieſen werden.
Das Reich denkt zunächſt nicht daran, an den Anleihemarkt
zu gehen. Aber wenn wir an ihn appellieren, ſo glauben
die Bankſachverſtändigen, insbeſondere der Reichsbank=
präſident
Dr. Schacht, daß ein ſolcher Appell mindeſtens
jetzt erfolgreich ſein würde.
Wenn wir die Steuerſanierungen durchführen, wird unſer
Etat außerordentlich angeſpannt ſein. Wir werden
Mühe haben, mit den vorhandenen Mitteln auszukommen. Aber
wir ordnen dieſe von uns nicht unterſchätzten Schwierigkeiten
dem großen Ziele unter, jetzt zur Ueberwindung der
Kriſe zu kommen. Wir können dieſes Ziel nur dann erreichen,
wenn Reichstag und Reichsregierung einig ſind in der Erreichung
dieſes Zieles, alle anderen Wünſche zurückzuſtellen und nur mit
geſchloſſenem Willen auf dieſe großen Aufgaben zuzugehen.
Dabei iſt ſelbſtverſtändlich nicht daran gedacht, daß die
Reichsregierung irgendwie ſoziale Aufgaben, die erfüllt werden
müſſen, droſſeln will. Inkeiner Form iſt eine Droſſe=
lung
der ſozialen Aufgaben beabſichtigt. Die Reichs=
regierung
hat in einer ihrer Sitzungen beſchloſſen, in der Kurz=
arbeiterfrage
die Wünſche der Reichstagsmehrheit weitgehend zu
erfüllen und auch in der Erwerbsloſenfürſorge das unumgäng=
lich
Notwendige zu tun, was finanziell und wirtſchaftlich ver=
antwortet
werden kann. Für die Regierung muß zwingende
Notwendigkeit ſein, daß wir uns auf das Programm der Be=
hebung
der Kriſe einheitlich einſtellen und Sonderwünſche zurück=
ſtellen
müſſen. Eine Notgemeinſchaft zwiſchen Reichs=
regierung
und Reichstag iſt notwendig, um die erſtrebte
Wiederankurbelung der Wirtſchaft und die ſchnelle
Ueberwindung der Kriſe zu ermöglichen. Sie uns
auch in den Stand ſetzen, in Zukunft über die Einnahmen zu
verfügen, die uns die Erfüllung unſerer ſtaatspolitiſchen Auf=
gaben
baldigſt bei äußerſter Sparſamkeit ermöglicht.
Nach der Rede des Reichsfinanzminiſters beantragte der
Abgeordnete Schultz=Bromberg (Dnatl.), die Ausſprache zu ver=
tagen
, bis den Abgeordneten der Wortlaut der Rede mit ihrem
reichen Zahlenmaterial zugegangen ſei.
Dex Reichskanzler zum Finanzprogramm.
Reichskanzler Dr. Luther nahm darauf das Wort, um
den Ausſchuß dringend zu erſuchen, ſofort in die Be=
ſprechung
einzutreten, da die Regierung möglichſt
raſch Klarheit über die Stellung des Reichstags zu ihrem Pro=
gramm
haben müfſe. Dieſes Programm ſei als eine Einheit zu
betrachten, die zerſtört würde, wenn auf irgendeinem Gebiet zu
Mehrausgaben geſchritten würde. Die angekündigten Steuer=
erleichterungen
würden auch ſonſt nicht durchführbar ſein. So
ſehr die Regierung die Not der Erwerbsloſen anerkenne, ſei es
doch unmöglich, den weitergehenden Forderungen, auf dieſem
Gebiet Rechnung zu tragen. Die Regierung erblicke
ihre Aufgabe darin, ſtatt Geldunterſtützung
Brot und Arbeit für die Erwerbsloſen zu ſchaf=
fen
. Die ganze Politik der Steuerherabſetzung ſei natürlich nur
möglich, wenn die Wirtſchaft ſich nicht noch weiter kataſtrophal
verſchlechtere. Bei einer Verſchlechterung der Wirt=
ſchaft
würden die Wirkungen unüberſehbar ſein.
Wir würden eines Tages vor leeren Kaſſen ſtehen.
Der Reichskanzler bat die Parteien dringend, die Mahnung des
Finanzminiſters zur Sparſamkeit bei der Etatsberatung zu
beobachten.
Der Reichswirtſchaftsminiſier über Maß=
nahmen
zur Wiederbelebung der Wirtſchaft.
Reichswirtſchaftsminiſters Dr. Curtius verbreitete ſich
über die Maßnahmen, mit denen die Regierung, abgeſehen von
den Steuererleichterungen, zu einer Wiederbelebung der Wirt=
ſchaft
und zu einer Beſſerung des Arbeitsmarktes beitragen wolle.
Der Reichsbahn ſoll ein Hundertmillionenkredit zur Inangriff=
nahme
notwendiger Erneuerungsarbeiten gegeben werden.
Außerdem ſollten 300 Millionen Mark der Induſtrie als Be=
triebskredit
für die Herſtellung von Exportwaren für Rußland
zur Verfügung geſtellt werden. Der Miniſter kündigte ferner
Maßnahmen gegen die Kartelle an, unter anderem
auch die Einrichtung eines Kartellamtes und die Anlage eines
Kartellregiſters.
Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten,
Kommuniſten und der Bayeriſchen Volkspartei wurde dann, im
Gegenſatz zu den Wünſchen der Regierung, mit 15: 13 Stimmen
beſchloſſen, die Ausſprache über die Regierungserklärung zu
vertagen, bis die Rede im Wortlaut vorliegt, was voraus=
ſichtlich
am Freitag der Fall ſein wird.

Und dann Erneſtine ein Jahr ſpäter kam der Ruf als
Doktor nach Otterndorf. Das war ein harter Entſchluß, weißt
du es noch? Mit Wehmut blickte ich auf die zuletzt geſchriebenen
Seiten der Odyſſee. Die liebſte Beſchäftigung in den Hinter=
grund
ſtellen zu müſſen, mit frohem Mut täglich ſechs Stunden
zu unterrichten, das erſchien mir faſt zu ſchwer.
Und doch war es dann ſchön in Otterndorf. Unſere Kinder
wurden dort geboren, und du ſelbſt fandeſt Muße und Anregung
genug, die Odyſſee zu vollenden.
In immer größeren Eifer gerieten die beiden, Bild reihte
ſich an Bild, und Erinnerung beſonnte die vergangene Zeit, daß
ſelbſt die ſchweren Stunden ein ander Geſicht erhielten.
Weißt du noch, wie wir uns freuten, als Stolberg uns
nach Eutin rief, wo die Rektoratsſtelle, frei geworden war?
Zwanzig Jahre verlebten wir dort, glückliche und leidvolle Jahre,
mein liebes Weib. Von 9 bis 12 und von 2 bis 4 Uhr war ich
Schulmeiſter, freilich oft mit Unluſt, aber ſchlug es dann vier,
erwarteten mich mein Schlafrock, der Kaffee, meine Erneſtine,
Garten und See und niemand durfte mich ſtören.

Auf dem Raſenplatz vor der Pforte tummelten ſich unſere
Kinder, während in deiner Studierſtube Homer, Heſiod, Virgil
und Horaz ſich auf dein Zauberwort in unſer geliebtes Deutſch
kleiden mußten.

Des Mannes Augen blickten froh, und ſein Arm legte ſich
zärtlich um die Schulter der Frau. Wenn man ſo in Frieden
zurückdenkt, dann wird alles ſchön, was geweſen iſt, und heute
ſitzen wir im eigenen Hauſe zu Heidelberg, unter einem Himmel,
der im Sommer unſeren Garten mit balſamiſchen Trauben und
freiwachſenden Melonen ſegnet. Freilich, noch ſind wir im Fe=
bruar
, doch lockt die Sonne ſchon die erſten Schneeglöckchen her=
vor
, und bald werden wir vom Altan des Treppenturmes zum
Rhein hinunterſchauen können. Ach, Erneſtine wenn eine
Zigeunerin deiner Mutter geweisſagt hätte, daß ihre Tochter
einmal in Heidelberg mit einem Manne glücklich vereint leben
würde, der von zweier Fürſten Penſion eines geruhigen Alters
geſichert ſei, die hätte ſie wohl wacker ausgeſcholten. Und doch
iſt das nicht das beſte Teil, das wir gewanen.
Ich weiß es, antwortete Erneſtine und lehnte ihren Kopf
an ihres Mannes Schulter. Daß wir uns ſelbſt noch ſind, was
wir uns am Hochzeitstage zutrauten und daß wir wiſſen, wieviel
wir einander zu danken haben, das iſt der Gewinn, den wir
gegen keinen anderen eintauſchen würden, nicht wahr, mein
Rlter?
Gegen keinen, beſtätigte dieſer, Gott ſcheſtie uns noch
einige Jahre ſolch glücklichen Zuſammenſeins.

[ ][  ][ ]

Die K. D. St. V. Naſſovia
gibt ſchmerzerfüllt von dem Tode
ihres lieben Ehrenphiliſters

Amtsgerichtsdirektor in Mainz
geziemend Kenntnis,
J. A. d. C.
Nieraad Na X.
2515

Heute nacht verſchied nach kur=
zem
Leiden mein lieber, guter
Gatte, unſer treuſorgender Vater,
Schwiegervater und Großvater

im 71. Lebensjahre
In tiefer Trauer
Margarete Merkel
verw. Frank
Paul Merkel, Lehrer
Eminy Merkel
Darmſtadt, Erbacherſtr. 69,
Monsheim, den 17. Febr. 1926.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 20. Febr., vorzt 11 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
24601

Geite 4

Freitag, den 19. Februar 1926

Nummer 30

Heute twurde uns zu unſerer
großen Freude ein geſundes
*
Töchterchen gel oren
Gartenarchitekt F. C. Weigold
und Frau Franka=Meliora, geb. Meyn
Marienhöhe, den 13. Februar 1926.
(24403
z Zt Klinik Dr. Walther

Dr. Richard Görlach
Tandwiriſchaftsrat
VeronikaGörlach Faßbender
Vermählte
Mainz, Hindenburgplatz 3½/1o
At )
Für die vielen Geſchenke und
Aufmerkſamkeiten anläßlich un=
ſerer
ſilbernen und grünen Hoch=
zeit
ſagen wir herzlichen Dank
Auguff Kahmann und Frau
Georg Emich und Frau
(24558
Süir die mir anläßlich meines 80jähri en
*) Geburtstags dargebrachten Glückwünſche,
Blumenſpenden uſw. ſage ich allen meinen
herzlichſten Dank. Beſonderen Dank dem
Geſangverein Sängerluſt für eine ſchönen
Chorvorträge, ſowie der Turngemeinde
Traiſa, dem Odenwaldklub und dem Bauern=
bund
für die dargebrachten Ehrungen. (24611
Altbürgermeiſter und Gaſtwirt Philipp Walter,
Gaſthaus zum Heſſiſchen Hof, Traiſa

Todes=Anzeige.
(Statt Karten)
Heute nachmittag 4½ Uhr ent=
ſchlief
ſanft nach ſchwerer Krankheit
mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Großvater, Schwiegervater,
Bruder, Schwager und Onkel
Michael Amend
Dreſchmaſchinenbeſitzer
im 68. Lebensjahre.
Im Namen der trauernd, Hinterbliebenen:
Eliſe Amend, geb. Fiſcher.
Ober=Ramſtadt, 17. Febr. 1926.
Die Beerdigung findet Samstag
nachmittag 3 Uhr vom Trauer=
hauſe
aus ſtatt. (*4525

Todes=Anzeige,
(Statt Karten)
Es hat Gott dem Allmächtigen
gefallen, unſere liebe,unvergeßliche
Gattin und Tochter
Agnes Horſt
geb. Heumann
nach kurzem, ſchwerem Leiden zu
ſich zu rufen.
Prof. Ludwig Horſt
Studienrat
H. Heumann
Pfarrer i. R.

Bußbach, Darmſtadt, 19. 2. 1926.
Die Beerdigung findet ſtatt: Frei=
tag
, 19. 2. 26, nachm. 4 Uhr, von
der Kapelle des Friedhofs Nieder=
Ramſtädterſtr. aus.
(*4567

Lockenwasser
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liges
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Heute nacht verſchied unſer lieber, guter Vater
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im faſt vollendeten 59. Lebensjahre.
Die Hinterbliebenen:
Erich Tentz, prakt. Arzt
Frankfurt=Niederrad
Elſe Lentz, prakt. Zahnärztin
Darmſtadt=Griesheim
Darmſtadt, 18. Februar 1926.
Die Beſiattung findet in der Stille ſiatt.
(4534

Geſchäftseröffnung u. Empfehlung.
Der werten Nachbarſchaft, Kunden, Freunden und Be=
kannten
zur gefälligen Kenntnisnahme, daß ich im Hauſe
Riegerplatz 7 eine Filiale meiner
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Heute morgen verſchied nach
längerem Leiden mnein lieber Mann,
treuſorgender Vater, Bruder
Schwager und Onkel, Herr

im 60. Lebensjahre.
Im Namen dertragernd Hinterbliebenen:
Eliſe Herzield und Tochter.
Weiterſtadt, den 18. Febr. 1926.
Die Beerdigung findet ſtatt am
Sonntag nachmittag 21, Uhr vom
2556
Trauerhauſe aus.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und die Kranzſpenden
bei dem Hinſcheiden unſeres gelieb=
ten
Sohnes ſagen wir allen auf
dieſem Wege innigſten Dank.
Beſonderen. Dank allen, welche
ihm ſein ſchweres Leiden ſo viel wie
mnöglich zu erleichtern ſuchten. Ferner
Herrn Pfarrer Berk für ſeine troſt=
reichen
Worte am Grabe, ſeinen
Offizieren und Kameraden der heſ=
ſiſchen
Schutzpolizei, ſeinen Schul=
kameraden
(innen), dem Arbeiter=
jugend
=Vereins und dem Arbeiter=
Kraftſportverein 192 füir die Kranz=
niederlegung
am Grabe.
In tiefer Trauer:
Familie
Michael Fleckenſtein.
Roßdorf, den 18. Februar 1926.
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[ ][  ][ ]

Nummer 30

Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtadt, 19. Februar.
*Wohlfahrtsfüche und Kleiderſielle des
Darmſtädter Hausfrauenbundes.
Man ſchreibt uns: Wenn hier einige Worte zu dieſen ſozialen Ein=
nichtungen
geſagt werden ſollen, ſo geſchieht dies, um die über ihren
Betrieb immer wieder auftauchenden Irrtümer zu bekämpfen.
Die Küche Heidelberger Straße 47, die ſchon ſeit
Jahren beſteht, bietet gute Hausmannskoſt ſolchen Perſonen, denen ihre
augenblicklichen oder auch ſtändigen Einkünfte nicht erlauben, mehr wie
50 bzw. 30 Pfg. für ihr Mittageſſen auszugeben. Wir wiſſen, daß ſich
dieſe Exiſtenzwüühſeligkeit heute in allen Kreiſen unſerer Bevölkerung
vorfindet, und ſo wird die Einrichtung der Küche von vielen ſehr dank=
bar
empfunden. Sie wird täglich von zirka 100 Perſonen beſucht, was
in Anbetracht der etwas ungünſtigen örtlichen Lage eine anſehnliche
Zahl iſt. Die Finanzierung des Betriebes iſt aber nicht leicht; er erhält
gar keine regelmäßigen Zuſchüſſe von irgend einer Seite, erfreut ſich nur
von Zeit zu Zeit dankenswerter Zuwendungen von beſonders einſichtiger
ſtaatlicher Stelle. Könnte ſicher mit einer Gäſtezahl von 120130 täg=
lich
gerechnet werden, die den vollen Betrag von 50 Pfg. pro Kopf be=
zahlt
, ſo wäre die wirtſchaftliche Selbſterhaltung der Anſtalt durchaus
möglich, ein Ziel, bns von der Leitung der Küche mit allen Kräften er=
ſtrebt
wird. Ein Hindernis auf dem Wege dazu iſt aber die Tatſache
daß mindeſtens ein Drittel der Gäſte ſich ſogar außerſtande erklärt, den
Preis von 50 Pfg. für das Eſſen zu bezahlen; in dieſen Fällen können
nur 30 Pfg. dafür eingenommen werden. Die Einführung von ſogen.
Ernährungsbeihilfe=Karten hat ſich bewährt; ſie werden vielfach von
Gemeindevertretungen ſür in ihrem Bezirk wohnende Bedürftige gekauft,
auch von Privaten gerne verſchenkt. Die Karten dienen zur Ergänzung
des ungenügenden Eſſenpreiſes; ſie koſten 5 Mark für 24 Mahlzeiten
und können an der Kaſſe erworben werden. Immerhin deckt die Zahl
der verkauften Beihilfekarten niemals den Ausfall, der durch Abgabe
verbilligten Eſſens entſtanden iſt, und ſo iſt jedem Einſichtigen ohne
weiteres klar, daß die Verwaltung der Küche, die ſich ihrer wichtigen ſozi=
alen
Aufgabe voll bewußt iſt, doch immer um die Weiterexiſtenz der An=
ſtalt
kämpfen muß; an eine Rentabilität der Einrichtung, wie ſie
naiverweiſe manchmal vermutet wird, iſt gar nicht zu denken.
Die ſeit zweieinhalb Jahren beſtehende Kleiderſtelle zeigt
durch ihren Umſatz und die lebhafte Nachfrage nach getragenen, aber
wohl erhaltenen Kleidungsſtücken, daß auch dieſe Einrichtung einem
Bedürfnis unſerer Zeit entſpricht; beſonders für Herrenkleider und für
Wäſche melden ſich immer Abnehmer. Die Verkaufsſtelle befindet ſich
im Erdgeſchoß der Jägertorſchule in der Alexanderſtraße Nr. 27; ſie iſt
Montags, Mittwochs und Freitags geöffnet. Große Sachkunde auf ſeiten
der Verkäuferinnen bürgt dafür, daß der Umſatz ſich zu angemeſſenen
Preiſen vollzieht. Nicht verkaufte Sachen, die nach ſechs Monaten nicht
abgeholt worden ſind, verfallen dem Hausfrauenbund, da ſie wegen
Raummangels nicht unbeſchränkte Zeit aufbewahrt werden können. Es
empfiehlt ſich daher, von Zeit zu Zeit Nachfrage zu halten, ob die ein=
gelieferten
Gegenſtände abgeſetzt ſind oder nicht.
Dem Vorſtand des Hausfrauenbundes liegt ein verſtändnisvoller,
reibungsloſer Verkehr in den beiden von ihm geführten Einrichtungen
ſehr am Herzen. Möchten ſie etwas zur Erleichterung der ſchweren
Laſten, die viele unſerer Mitbürger tragen müſſen, beitragen!

Freitag, den 19. Februat 1926

W r
Ban
19 1

2Wre
GN

Heſſiſches Landestheater. Achtes Sinfoniekonzert. Von
den Mozartiſchen Sinfonien gelten die in G=Moll (Köchel Nr. 550), Es=
Dur (Köchel Nr. 543) und C=Dur (Köchel Nr. 551) als die bedeutendſten,
Und unter dieſen dreien ragt die C=Dur, die ſogenannte Jupiter= Sin=
fonie
, als die größte und höchſte aller Mozartiſchen Sinfonien hervor.
Eine männliche Würde durchdringt das Ganze. Im Andante offenbart
ſich eine Tiefe der Empfindung, wie ſie nur das größte Genie uns ſchen=
ken
konnte. Das Menuett voller Frendigkeit und Friſche, und das
Finale ein Wünderwerk der kontrapunktiſchen Kunſt. Seit einigen
Jahren nicht mehr aufgeführt, wird die Wiederaufnahme in das Pro=
gramm
allen Verehrern dieſes unſterblichen Genies, und welcher Muſik=
befliſſene
ſollte nicht darunter ſein, eine beſondere Freude bereiten.
In den am Samstag, den 20. Februar, ſtattfindenden Neueinſtudie=
rungen
von Pergoleſes Intermezzo La Serva Padrona‟, Webers
Abu Haſſan und Adams Nürnberger Puppe ſind be=
ſchäftigt
die Damen Kapper, Callam, Müller=Wiſchin, Roerig, Carlſen,
und die Herren Biſchoff, Hagner, Kuhn, Vogt, Dr. Barczinski, Ebert,
Neh. Die Bühnenbilder wurden nach Entwürfen von Lothar Schenck
von Trapp in den Werkſtätten des Landestheaters hergeſtellt. Die drei
Einakter werden von Oberregiſſeur Charles Moor inſzeniert. Die m ſi=
kaliſche
Leitung hat Kapellmeiſter Fritz Bohne.
40jähriges Jubiläum. Am 20. Februar feiert Herr Ingenieu=
Franz Schmid ſein 40jähriges Jubiläum bei der Firma Friedrich
Heißner, Apparatebauanſtalt G.m.b.H., hier. Durch reiches, vielſeitiges
Fachwiſſen hat es der Jubilar verſtanden, ſich während dieſer vier Jahr=
Zehnte allſeits größte Beliebtheit und Anerkennung zu verſchaffen und
er, deſſen Lebenswerk ſomit eng mit der Geſchichte der alten einheimiſchen
Firma verbunden iſt, begeht dieſen Tag, der ihm viel Glückwünſche
bringen wird, in vollſter Rüſtigkeit.
Ein ſeltener Fall langjähriger treuer Anhänglichkeit im Dienſte
berdient an dieſer Stelle erwähnt zu werden. Bei Freifrau v. Hehl hier,
Wehbrechtſtraße 6, der Witwe des vor einem Jahre verſtorbenen Ehren=
burgers
der Stadt Darmſtadt, Freiherrn Max v. Heyl, ſind fünf Haus
angeſtellte tätig, die auf eine ununterbrochene Beſchäftigung in dieſem
Dauſe von 31, 32, 40 und 52 Jahren zurückblicken können. Wenn je
Skeue mehr wie ein Begriff geworden iſt, hier iſt ein lebendiges Zeug=
uis
dafſir. Und dieſe Treue erklärt ſich daraus, daß ſie auf inniger
Begenſeitiger Wertſchätzung und Dankbarkeit ſich aufbaut, die Herrſchaft
und Angeſtellte in ſo hohem Maße miteinander verbindet.
Hohe Auszeichnung treuer Dienſte. Jüngſt erhielt Fräulein
Ratchen Anthes aus Arheilgen aus Anlaß ihrer mehr als 35jährigen
enen und umſichtigen Führung des Hausweſens des Pfarrers i. P.
2. Sell dahier, ein teilnahmsvolles Glückwunſchſchreiben Sr Exz. des
Derrn Reichspräſidenten von Hindenburg. Die vorbildliche, auch in der
Iuſtationszeit glänzend bewahrte Treue erfuhr überdies noch durch
Eine Ehrengabe eine hochherzige Wüirdigung.
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. In
Der 8. Winterverſammlung unſerer Gewerbevereinigung, welche Diens=
h
den 23. Februar d. ., abends 8 Uhr, im großen Saale des Ge=
erdemuſeums
(Neckarſtraße 3, II, Obergeſchoß) ſtattfindet, wird Herr
Wettor Dr. K. Würth aus Schlebuſch (Rheinland) einen Vortrag
der Eiſenſchutz durch Anſtriche halten. Dieſer Vortrag
Zrde durch den Reichsausſchuß für Metallſchutz veranlaßt; er iſt für
* Gewerbetreibende, insbeſondere für die Angehörigen des Baugewer=
Dee von größter Wichtigkeit, da die Haltbarkeit eines Bauwerks direkt
c zweckmaßig ausgeführte Anſtriche bedingt wird. Auch die Ange=
eichen
anderer Fachvereine, ſowie die Techniſche Hochſchule werden zu
eer Verſammlung, welche hoffentlich aus den Kreiſen unſerer Mit=
der
zahlreich beſucht werden wird, freundlichſt eingeladen. Auf die
* Freitag, den 19. Febr., ſtattfindende Hauptverſammlung
d guch an dieſer Stelle nochmals aufmerkſam gemacht.
Martinsgemeinde. Am kommenden Montag, den 22. Februar,
ds findet im Gemeindehaus (Liebfrauenſtraße) auf Vereanlaſſung
2e* Mannervereinigung und des Frauenvereins ein Lichtbilder=
rag
ſtatt. Herr Verwaltungsſekretär Habich wird ſprechen
e eine Reiſe mit dem modernſten Dampfer des Nordd. Lloyd Ko=
üous
nach New York und mit der Bahn quer durch Nordamerika
San Franzisko‟. Die Mitglieder der genannten Vereinigungen,
Dwie Freunde ſind herzlich eingeladen.

Eikernabend des Ludwig=Georgs=Gmnaſiums. Am nächſten Diens=
Den 23. Februar, nachmittags 6 Uhr, veranſtaltet das Ludwig=
erds
=Gymnaſium in ſeinem Feſtſaal einen Elternabend, zu
Ss bor allem die Eltern ſeiner künftigen Sextaner einlädt. Dem=
4 Nad nicht nur diejenigen Eltern willkommen, deren Söhne nach er=
tE
bierjähriger Grundſchulpflicht angemeldet ſind, ſondern nuch alle
LEn, die den Antrag geſtellt haben, daß ihren Kindern der Uebertrit
DS Symnaſium ſchon nach dreijährigem Beſuch der Grundſchule
Pribatſchale) geſtattet werde. Die Veranſtaltung ſoll allen Be=
uitiſchen
Gelegenheit zu gründlicher Ausſprache geben. (Siehe d. An=
Zeige in der heutigen Nummer.)

Dkuteſtverſammlung. Wir verweiſen auf die große öffentliche
Eueſtverſammlung, die am Sonntag, den 21. Fehruar, nachmittags
D, im großen Saale der Turnhalle am Woogsglatz von den wirt.
aglrtichen Verbänden in Darmſtadt einberufen wurde und die ſich
en dfe Finanzpolitik und den Steuerdruck in
en richtet. Die Hauptreferate bei dieſer Proteſtverſammlung wer=
Dn, den Herren Landtagsabgeordneten Rechtsanwalt Dingeldey
Lr Seuchtgens erſtattet werden. Der Eintritt iſt frei; es dürfte

*Dieneuen Ausgrabungenvon Pompeii
wurden in einem Vortrage behandelt, den geſtern abend Fräulein Mar=
garete
Gütſchow aus Rom im Vortragsſaal des Gewerbemuſeums
in der Neckarſtraße hielt. Die Veranſtaltung war ſehr ſtark beſucht. Die
Rednerin zeigte zunächſt ein Lichtbild von dem heutigen Zuſtand des
Forums, das einſt der Mittelpunkt des religiöſen Lebens war, denn
dort lagen die Tempel; auch der Mittelpunkt des Wirtſchaftslebens,
denn dort waren die großen Handelshäuſer, aber auch der Mittelpunkt
des politiſchen Lebens, denn dort fanden die Verſammlungen ſtatt. Die
Lava war eine Quelle für Pompefis Reichtum; in der Lava gediehen
die pompejaniſchen Weinberge. Im Jahre 79 nach Chriſti brachte der
Verſuv, der vorher nicht eruptib war, über die Stadt das Unheil, von
dem Plinius berichtet. Zuerſt wurde die Stadt ungefähr einen Meter
hoch mit Bimſteinen überſchüttet, dann ging ein Aſchenregen über ſie
nieder, der alles bedeckte. Den meiſten Einwohnern war es wohl ge=
ungen
, zu entkommen. Die Stadt war bald vergeſſen, man wußte
kaum noch ihren Namen. Bei der Herſtellung einer Waſſerleitung fand
man Steine, deren Inſchriften auf Pompefus gedeutet wurden. Erſt im
18. Jahrhundert erkannte man den wahren Sachverhalt. Die erſten
Grabungen waren Randgrabungen, und man beachtete nur die Funde,
die am Boden lagen. Dadurch iſt unendlich viel zerſtört worden. Etwa
drei Fünftel von ganz Pompeji ſind jetzt freigelegt. Man fand bislang
aber keine Balkone und Treppen. Die Lichtbilder der Vortragenden
ließen die Straßen als ſehr einförmig erſcheinen; aber man fah an
einem Bilde, das eine nach einer neuen Methode ausgegrabene Straße
zeigte, wie ganz anders die Straßen geweſen ſein mußten. Die neue
Methode wird ſeit 12 Jahren angewandt, ſie läßt erkennen, daß die
Häuſer Balkone hatten und ziemlich weit in die Straßen hineinragende
Dächer! Nach der neuen Methode wird die Erde langſam in Schichten
von 1020 Zentimetern abgetragen, jeder Fund photographiert und
ſeine Lage genau beſtimmt. Man wußte fmiher nicht, daß ſämtliche
Häuſer an der Außenſeite bemalt waren. Proben wurden vorgeführt,
ebenſo Abbildungen von Haustüren, von denen Gipsabgüſſe hergeſtellt
wurden, bevor das Holz an der Luft zerfiel. Es zeigte ſich jetzt auch,
daß die Häuſer Fenſter hatten, was früher beſtritten wurde. Eine Folge
von Lichtbildern bot Aufnahmen von Laren (Feldgöttern) und einer
Schlange als Symbol der Seele. Wo ſich dieſe Darſtellungen in Pom=
peji
an den Straßenecken finden, verſammelten ſich die Plebejer. Der
Verſammlungsort der Patrizier war eine große, prächtig ausgemalte
Halle. Zahlreich waren die Venusdarſtellungen; auf einer iſt die Göt=
tin
, geſchmückt mit einer Mauerkrone, thronend auf einem Schiff, das
von Elefanten getragen wird. Dies deutet auf Pompeji als Seeſtadt
hin, und Sulla hatte in Pompeji ſeinen Triumph gefeiert, wobei 72 Ele=
fantenpaare
vorgeführt wurden. Die Darſtellung einer Prozeſſion mit
einem Götterbilde erinnert, der Rednerin zufolge, in vielen Einzelheiten
noch an die heutige Art der Prozeſſionen in Pompefi, das jetzt ein be=
rüihmter
Wallfahrtsort geworden iſt. Ladenſchilder zeigen den Beruf
eines Hausbewohners an. Eine Wirtſchaft läßt darauf ſchließen, daß
ſie ähnlich eingerichtet war wie heutzutage eine Bar. Eine darin aus
gegrabene Wand mit Kacheln hat Aehnlichkeit mit Delfter Kacheln. In
einer Wirtſchaft, in der warme Getränke verabreicht wurden, fand man
noch in einem Keſſel Waſſer. Der Inhalt von Verkaufsläden, der in
mehreren Lichtbildern vorgeſührt wurde, beſtand in Gefäßen, Lampen,
einer Wagſchale uſw., alles in ſehr kunſtvollen Formen. Die zahlreichen
in Pompefi aufgefundenen Inſchriften ſind zum größten Teile Wahl=
programme
. Faſt jedes Haus weiſt auf die Wahl hin, jeder Haus=
beſitzer
, ſeine Angeſtellten und Freunde empfehlen ihre Kandidaten.
Selbſt Schachſpielen haben einen eigenen Kandidaten aufgeſtellt. Manch=
mal
traten auch Frauen für beſtimmte Kandidaten ein. Durch die
ſchriften weiß man meiſtens, wer in dem betreffenden Hauſe gewohni
hat. Vieles erfährt man auch aus dem perſönlichen Leben; oftmals ent=
halten
die Inſchriften ſogar ganze Klatſchgeſchichten. Zum Schluſſe des
feſſelnden Vortrags, der ſehr beifällig aufgenommen wurde, kündigte
die Rednerin an, daß ſie in ihrem nächſten Vortrage das Innere der
Wohnungen behandeln werde.

Wittich-Kalender 1926
Herausgegeben von der
L. C. Wittich’schen Hofbuchdrückerei
zu Darmstadt
Mit einem Vierfarbendruck, 5 Abbildungen in
Schwarzdruck, 1 Abbildung in Tiefdruck und
reichem Buchschmuck nach alten Wittichdrucken
aus der Zeit von 1684 bis 1700. 24 Seiten
in 4. In Pappband mit Goldpressung: Rm. 5.

Was die Kritik weiter sagt:
Die L. C. Wittich’sche Hofbuchdruckerei in
Darmstadt gibt einen vornehmen Pappband-
kalender
im Umfange von 24 Seiten heraus,
der für feden Liebhaber bibliophiler Delika-
tessen
von großem Interesse sein wird. Das
Buch ist von Dr. Hermann Bräuning-Oktavio
im Stile der von ihm behandelten Zeit ent-
worfen
, bringt vorzügliche Reproduktionen
und ist von erlesen sauberem Druck.
Deutscher Buch- und Steindrucker, 1926,
Heft 4, S. 588.

Zu haben in jeder Buchhandlung
und in der Geschäftsstelle

2548

ich Fünktliches Erſcheinen empfehlen.
* Dexwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2. Oeffentliche Sitzung
Shinstag, den 20. Februar 1936, vorm. 9 Uhr: Vorentſcheidung gegen
Zuissiwachtmeiſter E. Radtke und Ph. Baußmann in Darmſtadt.

L. C. Wittich Verlag

* Deutſcher Rentnerbund, Landesverband Heſſen. Die Hauptver=
ſammlung
beſchloß, nachſtehendes Schreiben an das Reichsgericht zu
richten: Die Verſammlung erwartet vom Reichsgericht, daß es die Aus=
wirkungen
der von der Reichsbank mit einem Zahlenphantom veranlaß=
ten
Kredit= und Beſitzübergangsrechnungen zu berichtigen Anlaß nimmt
und gegenüber Aufwertung und Ablöſung den ſittlichen, in Ver=
faſſung
und B.G.B. geordneten Wegen auch für die Jahre 19181924
Geltung verſchafft und nicht duldet, daß auf dieſer Zeitſtrecke der menſch=
lichen
Gegenwart Raub, Diebſtahl, ungerechtfertigte Bereicherung mit
einem geſetzlichen Mantel umkleidet wird.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwäbnung
geſchieht, behält ſich die Redaktion ibr Urteil vor.
* Reſidenz=Theater: Des beiſpielloſen Erfolges wegen iſt
der große Deutſchlandfilm Volk in Not, das Heldenlied von Tan=
nenberg
1914, abermals verlängert worden. Jedermann ſollte ſich dieſes
überwältigende Filmwerk vor Augen führen laſſen.
Palaſt=Lichtſpiele: Dieletzten Tage von Pom=
pefi
, Koloſſalfilmwerk in acht Akten. Die fabelhafte internationale
Beſetzung erregt Aufſehen. Als deutſche Darſteller wirken in führenden
Rollen mit: Maria Corda als blinde Sklavin Nydia und Bernhard
Götzke als ägyptiſcher Magier. Die meiſterhafte Regie, die ſtark drama=
iſche
Handlung, die Wucht der Darſtellung, die rieſigen Maſſenſzenen,
der ungeahnte Prachtaufwand, die enormen Bauten, die packende Sen=
ſation
, der Ausbruch des Veſuvs erzielen die ſtärkſte Publikumswirkung.
Ueber Hunderttauſende beſuchen jährlich die Reſte Pompejis. Die ganze
Welt wird ſtaunen, die damalige Zeit, die Tempel, die Straßen und das
Leben jener wunderbaren Stadt in unſerem Film wieder aufgebaut zu
ſehen. Die aufregendſten und eindrucksvollſten Zerſtörungsſzenen be=
finden
ſich in dieſem Film. Sie ſehen die getreueſte und prächtigſte
Rekonſtruktion der Bauten, die wirkungsvollſten Darſteller, die gewaltig=
ſten
Maſſenſzenen, die perfekteſte Technik.

*Bezirksſchöffengericht.
1. Zunächſt wird ein Autounfall verhandelt. P. Sch. in Groß==
Bieberau, am 5. Juni 1883 in Frohnhofen bei Reichelsheim i. Odw.
geboren, fuhr am 13. Juni 1925 wegen eines kranken Pferdes eilig nach
Nonrod. Auf dieſem Wege muß er Niedernhauſen paſſieren. Die Straße
hat im Eingang der Ortſchaft zwei Knicke, was allein ſchon zum Lang=
ſamfahren
nötigt. Im Orte Niedernhauſen kam ihm ein Motorfahrer
(Zeuge Mink) mit Beiſitzer (Adam Steinmann) entgegen, der vorſchrifts=
mäßig
vorbeipaſſierte. Der Fahrer gibt an, daß er ſchon mehrere Jahre
Auto fährt, daß er den Kraftwagen zur Berufsausübung gebraucht; der
Wagen (Fafag) hat 4 PS, offene Karoſſerie, iſt Selbſtfahrer. Die Fahr=
bahn
hat 5 Meter Breite, zu beiden Seiten ſind 90 Zentimeter breite
Fußſteige. Der Fahrer gewahrte in gleicher Wegrichtung zwei Frauen,
von denen eine einen Handkarren fuhr; er will wiederholt Signal mit
elektriſcher Hupe gegeben haben, was die Frau mit dem Karren ver=
anlaßte
, auf den Fußſteig heraufzufahren. Der Fahrer ſchildert den Un=
fall
ſo, daß die Frau, Witwe Marg. Frank, plötzlich in das Auto hin=
einſprang
und auf dem Kotflügel ſaß, bevor ein Halten des Autos, das
nach Angabe des Fahrers mit 4045 Klm. Geſchwindigkeit fuhr, möglich
war. Die Verletzte ſei von ſelbſt vom Korfhügel heruntergegangen.
An der Wade des rechten Beines war eine Hautwunde feſtzuſtellen, deren
ſachgemäße Behandlung der Fahrer der Frau empfahl. (Später hat ſich
Wundroſe eingeſtellt.) Der Angeklagte erklärte, er ſei in der Haft
pflicht und ſei aus dieſem Grunde dieſer gegemiber gehalten, in gewiſſem
Sinne ein Verſchulden zu übernehmen. Die Frau erklärt, ſie habe Platz
machen wollen und habe plötzlich auf dem Kotfhügel geſotzen. An=
ſcheinend
hat die Frau in Beſtürzung nicht gewußt, was ſie tun ſollte.
Bezeichnend iſt, daß die Strafanzeige durch einen Anwalt erſt nach ſechs
Monaten erſtattet wurde. Die Wunde iſt noch nicht geheilt und die alte
Frau am Gehen noch recht behindert. Die Begleiterin, Frau Hechler
(die Frau mit dem Handkarren), wollte die Frau Frank gerade noch
warnen, ſie rief: Gretchen, da kommt ein Auto!, da ſah die Zeugin.
ſie ſchon darauf ſitzen. Zeuge Monteur Mink in Ober=Ramſtadt, der von
Niedernhauſen nach Hauſe fuhr, ſah das Auto vorſchriftsmäßig, aber
für die Fahrt durch einen Ort zu raſch vorbeifahren, worüber er ſich mit
dem Beiſitzer unterhielt, als auch ſchon der Unfall ſich ereignet hatte.
Mink machte dem Fahrer Vorhalt, daß er zu raſch gefahren ſei und das
Unglück verſchuldet habe, er ſolle erſt einmal fahren lernen. Zeuge
Dienſtknecht Schmitt (in Dienſten bei Frank) betont, der Angeklagte habe
zugegeben, er habe die Geiſtesgegenwart verloren gehabt, er ſei zu raſch
gefahren. Dieſelbe Aeußerung bekundet auch als Zeuge der Sohn der
Verletzten, Metzgermeiſter Gg. Frank. Die Verſicherungsgeſellſchaft ſoll
ein Angebot auf 2000 Mk. gemacht haben, von der anderen Seite ſoll
man aber auf einer lebenslänglichen Rente beſtanden haben; heute ſei
nach dem Wundverlauf das Angebot von 2000 Mk. zu gering. Die
51 Jahre alte Frau ſei völlig arbeitsunfähig, wie der Sohn Frank er=
klärt
. Der Staatsanwalt erachtet, der Angeklagte habe beide Frauen
unvorſchriftsmäßig überholt, von Signalen hätten die Zeugen nichts ge=
hört
, aber dies könne dahingeſtellt bleiben, der Angeklagte ſei nicht vor=
ſichlig
und nicht langſam genug gefahren. Die Frau ſei 20 Meter weit
geſchleift worden, der Angeklagte habe nicht rechtzeitig zu halten ver=
mocht
und ſeine Schuld ſofort nach dem Unfall eingeſtanden. Der Kauſal=
zuſammenhang
ſei gegeben. Gegen § 230 Abſ. 2 St. G.B. ſei verſtoßen,
das Qualifikationsmoment treffe auch auf den Angeklagten zu, der be=
rufsmäßig
das Auto benutze. (Es wird auf die bezügliche Reichsgerichts=
entſcheidung
Bezug genommen, die einen Fabrikbeſitzer, der das Auto
ſtändig im Geſchäft benutzt, betraf.) Es werden 200 Mk. Geldſtrafe be=
antragt
. Der Verteidiger findet, daß gerade über die gebrauchte Ge=
ſchwindigkeit
immer die Anſichten der Zeugen auseinandergehen müſſen,
die Zeugen Mink und Steinmann über die an der Unfallſtelle
g:brauchte Geſchwindigkeit gar keine Wahnehmung gemacht haben könn=
ten
und gemacht hätten; Sch. ſei mit einer Geſchwindigkeit gefahren, die
ſich unter der zuläſſigen gehalten habe. Von hinten überholt, ſei
Frau Frank nach rechts geſprungen, was der Fahrer nicht hätte erwarten
können. Es liege ein unabwendbarer Zufall vor, der aber dem Fahrer
nicht als Fahrläſſigkeit angerechnet werden könne. Zeuge Frank habe
eine Intereſſiertheit am Ausgange dieſes Strafprozeſſes bekundet, ſeine
Ausſage entbehre der Objektivität. Ganz vorſorglich wird Augenſcheins=
einnahme
angeregt, vom Angeklagten ſelbſt auch noch ein Sachverſtän=
digengutachten
beantragt. Das Urteil lautet freiſprechend.
Das Gericht hat das Vorliegen einer kauſalen Fahrläſſigkeit verneint,
es liege ein unabwendbarer Zufall vor, wie er ſich im Zeichen des Ver=
kehrs
ergebe.
2. Die weiter verhandelte Sache betrifft eine Beleidigungsklage, die
des allgemeinen Intereſſes entbehrt.
Parlamentariſches.
Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags.
Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags beriet geſtern Kap. 10
(Landesſteuer, indirekte Auflagen uſw.) Es lagen hierzu eine Reihe
von Anträgen vor. Ein Antrag Felder (Ztr.), der aber auch von Ab=
geordneten
aller anderen Parteien unterzeichnet iſt, wünſcht von der
Regierung, daß ſie beim Reich für die Erhaltung der Untererheberſtellen
eintritt. Der Antrag wurde der Regierung zur Berückſichtigung über=
wieſen
. Ein Antrag Werner will eine Erhöhung der Stempelſteuer ſür
karnevaliſtiſche Vergnügungen. Der Antrag iſt zwar für dieſes Jahr
überholt, er wurde jedoch der Regierung überwieſen mit dem Erſuchen,
bei einer Ueberprüfung des Stempeltarifs auch die Gebühren bei Kino=
darbietungen
zu erhöhen. Eine Vorſtellung Reitzlein=Mainz wegen Er=
hebung
der Hauszinsſteuern nach der Friedensmiete wurde der Regie=
rung
überwieſen mit dem Erſuchen, die Regierung möge von der Sonder=
ſteuer
ſeir den bebauten Grundbeſitz weitgehenden Gebrauch machen. Ein
Antrag Dingeldey, die Sonderſteuer nicht zu erhöhen, ſondern für Eigen=
heime
, unbelaſtete oder gering belaſtete Grundſtücke zu ermäßigen, wurde
durch die Regierungsvorlage über die Sonderſteuer für den bebauten
Grundbeſitz für erledigt erklärt. Auch ein Antrag Dr. Niepoth über die
Beitreibung rückſtändiger Steuern wurde, für erledigt erklärt, da die
Regierung entſprechende Maßnahmen getroffen hat, wenn eine Notlage
der Steuerpflichtigen vorliegt. Ein Antrag Dr. Greiner, die Sonder=
ſteuer
nicht zu erhöhen und den ſtaatlichen Steueranteil daran in vollem
Umfange für Neubauten zu verwenden, wurde abgelehnt, weil reichs=
geſetzliche
Beſtimmungen dem entgegenſtehen. Eine Vorſtellung eines
Offenbacher Hundebeſitzervereins wegen Herabſetzung der Hundeſteuer
wurde von der Regierung abgelehnt und vom Ausſchuß gegen zwei
Stimmen für erledigt erklärt. Dagegen hat ſich die Regierung bereit=
erklärt
, einem Antrag Weckler betr. einer Neufaſſung des Hundeſteuer=
geſetzes
, nachzukommen. Ein Antrag Dr. Müller wünſcht zur Veran=
lagung
der Einkommenſteuer bei landwirtſchaftlichen und gewerblichen
Betrieben, daß die Regierung bei der Reichsregierung vorſtellig wird,
damit der Arbeitsverdienſt der Hausſöhne auch dann abzugsfähig iſt,
wenn dieſe einer Sozialverſicherung nicht angehören. Der Antrag wurde
gegen zwei Stimmen abgelehnt. Eine Vorſtellung der Dentiſten wegen
Befreiung von der Gewerbeſteuer wurde für erledigt erklärt. Ueber das
Kapitel ſelbſt wurde noch nicht abgeſtimmt, aber Kapitel 62 a (gewerbliche
und kaufmänniſche Schulen) wurde angenommen. Der Voranſchlag der
Landesuniverſität Gießen ſoll in der nächſten Sitzung beraten werden.
Eine Vorſtellung Ganßmann und Genoſſen, der ſich auf die Techniſche
Hochſchule in Darmſtadt bezieht, wurde der Regierung als Material
überwieſen. Ein Antrag Dr. Leuchtgens will, daß die Profeſſoren der
Techniſchen Hochſchule, die nicht rein techniſche Fächer lehren, abgebaut
werden. Der Antrag wurde gegen 2 Stimmen abgelehnt. Ein Antrag
Widmann, den Aſſiſtenten für Turn= und Sportpflege zu ſtreichen, wurde
mit 7 gegen 4 Stimmen angenommen und hierauf das Kapitel gegen
2 Stimmen genehmigt. Dann wurde noch zu Kapitel 77 (Volksſchulen)
der Bericht erſtattet und hierauf die Sitzung geſchloſſen.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Ortsgruppe Darmſtadt.
Wir verweiſen unſere Mitglieder auf unſere heutige Anzeige, wonach
die Ortsgruppe von den wirtſchaftlichen Verbänden eine Einladung zu
der großen öffentlichen Proteſtverſammlung erhalten hat, die am Sonn=
tag
, den 21. Februar, nachmittags 3 Uhr, in der Woogs=Turnhalle ſtatt=
findet
und die ſich gegen die Finanzpolitik und den Steuerdruck richtet.
Alle unſere Parteifreunde bitten wir um ſo mehr, dieſer Einladung
zahlreich und pünktlich Folge zu leiſten, als unſer Vorſitzender, Herr
Rechtsanwalt Dingeldey, M.d.L., es übernommen hat, in der Protelt=
verſammlung
ein Hauptreferat zu erſtatten.
Lokale Veranfialtungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
i keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krit
Religiös=kulturelle Veranſtaltung. Von Freitag
bis Sonntag findet in der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr.,
eine religiös=kulturelle Veranſtaltung mit Abendvorträgen und gottes=
dienſtlichen
Feiern ſtatt. Veranſtalter iſt Die Chriſtengemein=
chaft
(Leiter Dr. Friedrich Rittelmeyer=Stuttgart). Näheres ſiehe
Inſerat in der heutigen Nummer.
Es wird nochmals auf den heute abend 8.30 Uhr im Bürgerhof
Elifabethenſtraße Nr. 2) ſtattfindenden Sprechabend der Nat.=Soz.
Deutſchen Arbeiterpartei über das Thema Der Kampf gegen die Börſe‟
hingewieſen.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 19. Februar 1926

Nummer 80

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Pfungſtadt, 18. Febr. Elektrizität swerk. Nach amtlichen
Angaben hat das Städt. Elektrizitätswerk ein Geſamtvermögen von
373 078 Mk. Die Geſamteinnahmen und =ausgaben beliefen ſich zuletzt auf
171 468 Mk. Der Geſamtwert des Waſſerwerkes beträgt 204 802 Mk.,
die Geſamteinnahmen und =Ausgaben betragen 42 094,50 Mk. Die zum
zweiten Mal fällige Wirtſchaftsbeihilfe für Erwerbsloſe iſt inzwiſchen
ausbezahlt worden.
Traiſa, 18. Febr. Sonntag, den 21. Februar, nachmittags 4 Uhr,
findet bei Gaſtwirt Fr. Seibert die Generalverſammlung des Spar= und
Kohlenbezugsvereins ſtatt und liegt es im Intereſſe der Mitglieder, recht
zahlreich und pünktlich zu erſcheinen.
Traifa, 18. Febr. Am Samstag, den 13. Februar, feierten die
Steinarbeiter Valentin Walter, Johannes Kindinger aus Traiſa und
Adam Haferſtroh aus Nieder=Beerbach ihr Bjähriges Arbeitsjubiläum
bei der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie. Seitens der Firma wurden die
Jubilare außer einer Denkmünze und Diplom mit einem Geldbetrag
beehrt.
* Dieburg, 18. Febr. Der Kreisausſchuß verhandelt am kommenden
Dienstag in öffentlicher Sitzung über die Anfechtung der Bürgermeiſter=
wahl
in Hering und über die Neuregelung der Beſoldung der Werſauer
Gemeindebeamten.
* Groß=Bieberau, 18. Febr. (Höhere Bürgerſchule.) In dieſer
Zeitung wurden die Bedingungen mitgeteilt, unter denen Schulkinder
ſchon nach vierjährigem Beſuch der Grundſchule in die Quinta der
hieſigen Höheren Bürgerſchule aufgenommen werden können. Es wird
ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß dies an Oſtern 1926 zum
letzten Male ohne beſondere Vorbereitung der Kinder möglich iſt, da
nach dem neuen Lehrplan im kommenden Schuljahr der Unterricht in
Franzöſiſch bereits in Sexta beginnt (ſeither in Quinta). Ebenfalls zum
letzten Mal möglich iſt der Eintritt in die Quinta von Kindern mit
fünfjährigem Beſuch der Grundſchule ohne beſondere Bedingungen. Dieſe
Kinder werden in die Quinta aufgenommen, wenn ſie die Aufnahme=
prüfung
beſtehen. In Zweifelsfällen iſt die Schulleitung zur Auskunft
gern bereit.
Habitzheim, 18. Febr. Verſammlung der Deutſchen
Volkspartei. Geſtern abend ſprach hier auf Veranlaſſung der
Deutſchen Volkspartei vor einer ſtattlichen Zuhörerſchaft in der Gaſtwirt=
ſchaft
Kopp. Generalſekretär Kollbach aus Darmſtadt über die politiſche
Lage im Reich und in Heſſen. Der große Saal war ſehr ſtark beſucht
und die Anweſenden folgten mit lebhafter Spannung den eindrucksvollen
Darlegungen des Redners. Herr Friedrich Brenner, der Vorſitzende der
Ortsgruppe Habitzheim der Deutſchen Volkspartei, eröffnete die Ver=
ſammlung
und wies auf die Bedeutung des Themas gerade in der gegen=
wärtigen
Zeit hin. Generalſekretär Kollbach geißelte die bedauerliche
Zeiterſcheinung, daß vielfach das Intereſſe an den politiſchen Ereigniſſen
erlahmt ſei und daſür ſich andere Intereſſen in der Oeffentlichkeit, wie
Sport uſw. ungebührlich in den Vordergrund drängten. Es ſei hohe
Zeit, daß das Bürgertum ſeine politiſchen Geſchicke wieder ſelbſt in die
Hand nehme. Vor allem ſei es nötig, aus der verwirrenden Fülle der
Gegenwartsereigniſſe die einheitliche, politiſche Linie zu erkennen. In
der deutſchen Außenpolitik ſei ſie in der Erfüllungspolitik wahrzuneh=
men
; nicht in der Form Dr. Wirths, die ſchließlich die Franzoſen ins
Ruhrgebiet gebracht habe, ſondern in der ganz anders gearteten Er=
füllungspolitik
Dr. Streſemanns, die das franzöſiſche Militär wieder
aus dem Ruhrgebiet herausgebracht habe, die den Separatismus beſei=
tigte
und den Währungsverfall aufhielt. Weiter erläuterte der Redner
die Reparationsfrage und die Sicherheitsfrage, vom deutſchen Stand=
punkt
aus geſehen, im Zuſammenhang mit dem Londoner Abkommen
und dem Locarnovertrag. Der auf Streſemanns Politik zurückzuführende
Mißerfolg Poincarés und ſein Sturz hätten in der Weltpolitik eine ge=
wiſſe
Entſpannung eintreten laſſen. Nachdem dann der Redner im An=
ſchluß
an die Wahl Hindenburgs einige Fragen der deutſchen Innen=
politik
erörtert hatte wandte er ſich der heſſiſchen Politik zu. Im
Mittelpunkte dieſes Teiles der Rede ſtand eine Kritik, die ſich gegen das
Expoſé des Finanzminiſters richtete; dieſes komme einer glatten Ban=
kerottpolitik
gleich. Vor dem Weltkriege habe Heſſen insgeſamt, ein=
ſchließlich
der Matrikularbeiträge (für das Reich), 26 Millionen Mark
an Steuern erhoben, heute erhalte Heſſen ungefähr ebenſo viel vom
Reich, erhebe aber, trotz der Ueberweiſungen, noch 50 Millionen Mark
Landesſteuern. Damals waren wir reich; heute ſind wir arm. Der Fehl=
betrag
im Staatshaushalt beträgt 9,1 Millionen Mark; er wäre noch
größer 13 bis 14 Millionen Mark wenn nicht die Ueberſchüſſe frü=
herer
Jahre da wären, d. h. die der notleidenden Wirtſchaft zu viel
entzogenen Steuerbeträge. Jetzt ſoll wieder, in einer weiter fortge=
ſchrittenen
Notzeit, eine Steuererhöhung, und zwar die Sonderſteuer
für den bebauten Grundbeſitz herhalten, um einen Teil des Fehlbetrags
zu decken. Aus den Aufſtellungen des letzten heſſiſchen Staatshaushaltes
führte der Redner mehrere Beiſpiele an, wie die Ausgaben gegen früher
angewachſen ſind, und zog u. a. daraus den Schluß, daß ſich der Staat mit
zu vielen Aufgaben belaſtet habe. Die Proteſte gegen die untragbaren
Steuerlaſten kämen in erſter Linie von den wirtſchaftlichen Verbänden,
denn die wirtſchaftlichen und nicht die politiſchen Geſichtspunkte ſtänden
hier im Vordergrund. Seine Ausführungen ſchloß der Redner mit
einem Hinweis auf die kommenden Verhandlungen, bei denen es gelte,
die Grundſätze einer geſunden Finanzpolitik zur Anerkennung zu brin=
gen
. Den Darlegungen folgten langanhaltende Beifallskundgebungen
der Anweſenden. Herr Brenner kleidete den Dank der Verſammlung
dann noch in Worte: ſelten habe hier ein Redner ſo ausgezeichnet, allge=
mein
verſtändlich und mit ſolchem Erfolge geſprochen.
* Michelſtadt, 17. Febr. Gewerbeertragsſteuer. In einer Bekannt=
machung
teilt die Bürgermeiſterei Michelſtadt mit, daß die in Form eines
Zuſchlages von 50 Prozent bzw. 40 Prozent auf Einkommen= und Kör=
perſchaftsſteuer
gezahlte Gewerbeertragsſteuer auf 65 Prozent erhöht
worden iſt. Die betreffenden Steuerzahler haben alſo auf die Einkommen=
ſteuer
einen weiteren Zuſchlag von 15 Prozent, und auf die Körper=
ſchaftsſteuer
einen ſolchen von 25 Prozent zu zahlen. Es iſt dies die
Folge eines Gemeinderatsbeſchluſſes, der vom Miniſterium genehmigt
wurde, und der Stadt die erforderlichen Einnahmen ſichern will.
Wald=Michelbach, 17. Febr. Der Spar= und Kreditverein e. G.
m. b. H. hatte ſeine Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalver=
ſammlung
im Gaſthaus und Penſion Heid einberufen. Die Verſammlung
wurde nachmittags 3½ Uhr von dem Vorſitzenden des Aufſichtsrats werrn
Schuhmachermeiſter Eduard König mit den Worten des Dankes an die
erſchienenen Genoſſen ſowie den anweſenden Vertreter, des Darmſtädter
Genoſſenſchaftsverbandes Herrn Oberreviſor Keil eröffnet. Nach Feſt=
ſtellung
der ordnungsmäßigen Berufung der Mitgliederverſammlung,
Ernennung des Rechners, Kaufmann Heid, zum Schriftſührer, ſowie der
erforderlichen Anzahl Stimmzähler bezw. Urkundsperſonen wurde zur
Erledigung der Tagesordnung geſchritten. Letztere lautete: Umwandlung
der Genoſſenſchaft in eine ſolche mit beſchränkter Haftpflicht, Beſtimmung
der Grenze ſür die aufzunehmenden fremden Betriebsmittel, ſowie einer
ſolchen für Kreditgewährungen an Mitglieder, Neufeſtſetzung des Ge=
ſchäftsanteils
und der Haftſumme infolge der Umwandlung der Genoſſen=
ſchaft
Geſchäftliche Ausſprache. Vor Eintritt in die Tagesordnung ſtattete
der Vertreter des Genoſſenſchaftsverbandes der Verwaltung der Ge=
noſſenſchaft
noch den Dank der Verbandsleitung für die freundl. Ein=
ladung
zur Generalverſammlung ab. Die Verwaltung hatte den Antrag
für Umwandlung der Genoſſenſchaft in eine ſolche mit beſchr. Haftpflicht
eingebracht in der Annahme, hiermit einem ſtillgehegten Wunſche der
Mitglieder zu entſprechen und auch die Weiterentwicklung der Genoſſen=
ſchaft
bezw. deren wirtſchaftliche Betätigung zu fördern, zumal anzu=
nehmen
iſt, daß bei Umſtellung der Haftform Perſonen, welche der Ge=
noſſenſchaft
bisher fernblieben, nunmehr die Mitgliedſchaft erwerben
und ihre geſchäftlichen Belange mit derſelben erledigen werden. Zu
den einzelnen Punkten der Tagesordnung ſowie den ſonſtigen aus der
Mitte der Verſammlung aufgeworfenen Fragen referierte der Verbands=
reviſor
in ausgiebiger Weiſe, worauf eine rege Ausſprache einſetzte, an
der ſich neben der Verwaltung der Genoſſenſchaft auch mehrere Mit=
glieder
der letzteren beteiligten. Die Umwandlung der Genoſſenſchaft
in eine ſolche mit beſchr. Haftpflicht wurde einſtimmig beſchloſſen. Feſt=
ſetzung
der Haftſumme, des Geſchäftsanteils, ſowie der Beſtimmungen
über die mehrfache Beteiligung der Mitglieder mit Eigenkapital bei der
Genoſſenſchaft mußte erklärlicherweiſe bis nach Ablauf des geſetzlichen
Sperrjahres bezüglich der Umwandlung (der Umwandlungsbeſchluß
wird erſt nach Ablauf eines Jahres nach deſſen öffentlichen Bekannt=
machung
und Eintragung zum Genoſſenſchaftsregiſter rechtswirkſam)
zurückgeſtellt werden. Die Grenze ſür die fremden Betriebsmittel der
Genoſſenſchaft und hinſichtlich der Kreditgewährung an die Mitglieder
im Einzelfalle wurde unter Berückſichtigung der bei der Genoſſenſchaft
gearteten Verhältniſſe feſtgelegt. Zu den mehr rein geſchäftlichen An=
gelegenheiten
der Genoſſenſchaften ſprach der Verbandsvertreter ins=
heſondere
über die gegenwärtigen Geldverhältniſſe, Zinſenpolitik, Waren=
erkehr
, Aufwertungsfragen, Kleinſparweſen. Auf wiederholte Empfeh=
ung
des Genoſſenſchaftsverbandes beſchloß die Verſammlung den Spar=
utenvertrieb
im Intereſſe der Wiederbelebung bzw. weiteren Förderung
es Sparſinns aufzunehmen. Um 6½ Uhr wurde die in jeder Hinſicht
armoniſch verlaufene, und für alle Teilnehmer anregende Verſammlung
nach Verleſung des Protokolls zu den Verhandlungen durch den Vor=
ſitzenden
geſchloſſen.

* Beerſelden, 18. Febr. Von der hieſigen Ortsgruppe des Heſſiſchen
Landbundes einberufen, tagte heute im Schützenhof eine Steuer=
Proteſtverſammlung, beſucht von zahlreichen Landwirten der
Umgegend und auch hieſigen Bewohnern, Saal und Wirtſchaft waren
dicht gefüllt. Landwirt Michel, hier, eröffnete, wonauf Landwirt Helm=
Unterſensbach über die Not der Landwirtſchaft ſprach. Er ermahnte:
Kauft in der Heimat und erläuterte die Wirkung auf das heimiſche
Wirtſchaftsleben, er ſtreifte ſeine Auseinanderſetzung mit Bürgermeiſter
Ritzel=Michelſtadt im Zentralanzeiger und bittet den Neferenten, in der
Refolution von der Regierung eine Antwort zu verlangen. Nun erhält
das Wort Landtagsabgeordneter Bürgermeiſter Glaſer=Nordheim. Er
knüpft an an die Beſprechung des Staatsvoranſchlags und zeigt die Lage
der heſſiſchen Finanzen. Der Voranſchlag für 1926 weiſt ſeinem Vor=
gänger
gegenüber ein Anſteigen von 20 Millionen Mark auf. Die hohen
Ausgaben überhaupt ſeien bedingt durch neue Aemter, neue Stellen,
höhere Eingruppierungen, höhere Beſoldungen, Aufblähung des geſam=
ten
Verwaltungsapparates, Uebernahme der blauen Polizei auf den
Staat, ebenſo der Gemeindeforſtbeamten, durch die Fortbildungsſchulen
uſw. uſw. Redner verſucht zu zeigen, wie durch einen Abbau von oben
nach unten geſpart werden kann, durch den früheren Beamtenabbau ſei
nichts geſpart worden. Dabei rechtfertigt Redner das Tun ſeiner Par=
tei
, ſie ſei nicht beamtenfeindlich und wolle dieſe nicht auf die Straße
ſetzen. Von reichswegen werden die Anträge ſeiner Partei für uferlos
bezeichnet, Stichwörter aus einer Rede des Reichsfinanzminiſters werden
verleſen; dieſe zeigen, daß Redner und ſeine Partei auch nichts anderes
wollen. An im Landtag geſtellten bzw. abgelehnten Anträgen charakteri=
ſiert
Redner die Stellung der verſchiedenen Parteien zur Landwirtſchaft.
Die neue Ausbildung der Lehrer wird einer Kritik unterzogen und
Stellung zu den ſozialen Fragen genommen, auch wird zur Auflöſung
des Staates noch Stellung genommen. Beifall lohnte die eingehenden
Ausführungen. Landwirt Friedrich=Moſſau betont, daß nicht eine
Aufpeitſchung der Maſſen durch die Führer erfolge, daß vielmehr die
Not treibe, den Führern ſei zu danken, daß ſie durch Aufklärung jedem
Klarheit über die Verhältniſſe brächten. Ferner zeigt er, daß vielfach
die Befreiung von Landwirten von der Einkommensſteuer den falſchen
Glauben erweckt, als ſeien dieſe ganz ſteuerfrei. Helm=Sensbach for=
dert
auf, über die Reſolution zu ſprechen und nimmt noch einmal Stel=
lung
zu verſchiedenen Fragen, hauptſächlich zur Fortbildungsſchule und
erklärt beſonders die Mädchenfortbildungsſchule für überflüſſig. Gaſt=
wirt
Bonin=Gammelsbach erklärt ſich nicht mit allem einverſtanden, was
er gehört hat. Zum Schluß wurde eine Reſolution verleſen, in der
u. a. um Beſeitigung des Steuerdrucks nachgeſucht wird, mit dem Hin=
weis
, man ſei unter Umſtänden zur Selbſthilfe bereit.
Hirfchhorn, 18. Febr. Waſſerſtand des Neckars. Am 17.
Februar: 1,20 Meter, am 18. Februgr: 1,94 Meter.
Von der Bergſtraße, 17. Febr. Saatenſtand. Die Winter=
ſagten
haben bis jetzt ſehr gut überwintert und berechtigen den Landwirt
zu den beſten Hoffnungen.
Zwingenberg, 18. Febr. Die über den Leiter, des hie=
ſigen
Finanzamts gebrachte Mitteilung iſt, wie wir
gebeten werden, mitzuteilen, unwahr bzw. unrichtig.
Gernsheim, 18. Febr. Waſſerſtand des Rheins am 18.
Februar, vormittags 6 Uhr: 32 Zentimeter.
* Groß=Gerau, 18. Febr. Unfall. Beim Holzmachen in dem Nau=
heimer
Gemeindewald wurde der Holzhauer Philipp S. von einer
fallenden Tanne getroffen. Er erlitt ſehr ſchwere Verletzungen. Das
Unglick ereignete ſich vor den Augen ſeiner Frau, die ihm gerade das
Mittageſſen bringen wollte.
* Wolfskehlen, 18. Febr. Der Kirchturm iſt dieſer Tage aus=
gebeſſert
worden. Die Arbeiten am Zifferblatt der Uhr und am Gockel=
hahn
waren ſehr halsbrecheriſcher Natur.
* Crumſtadt, 17. Febr. Die Maul= und Klauenſeuche
iſt hier ausgebrochen. Die Gemarkung iſt Beobachtungsgebiet.
* Offenbach a. M., 19. Febr. Bluttat. Im Verlauf einer
Familienſtreitigkeit der Eheleute Michel in der Biebererſtraße, gab die
Ehefrau auf ihren Mann einen Schuß ab, der dieſen in den Hinterkopf
traf und lebensgefährlich verletzte. Darauf tötete ſich die Frau ſelbſt
durch einen Schuß in die Schläfe. Zu dem Ehedrama in der Bieberer=
Straße erfahren wir noch, daß Michel im Krankenhaus inzwiſchen ſeinen
Verletzungen erlegen iſt. Michel war einſt Hauslehrer in Konſtantinopel,
wo er ſeine Frau, eine Reedereibeſitzerswitwe, kennen lernte und hei=
ratete
. Seine Frau war erheblich älter als er und es kam ſchon früh
zu Zerwürfniſſen. Michel fand dann in Offenbach eine Stelle, wohin
ihm ſeine Frau nachfolgte. Der Verſuch Michels, in Konſtantinopel
eine Eheſcheidung herbeizuführen, mißlang. Die Tat geſchah während
des Mittageſſens, in deſſen Verlauf die Türkin hinter ihren Mann trat
und plötzlich auf ihn feuerte.
Oberheſſen.
* Aus der Wetterau, 18. Febr. Wahrſagen und hypnotiſieren ließ ſich
ein Einwohner von Melbach voo einer ſchönen jungen Zigeunerin. Als
er wieder zu ſich kam und über die begangene Dummheit nachdachte, da
fehlte ihm die Brieftaſche mit Inhalt. Mit Hilfe eines Gendarmen
konnte er die Zigeuner bei Gettena erreichen und noch zwanzig Mark
zurückerobern.
* Friedberg, 18. Febr. Die Kulturtechniker Heſſens hielten hier eine
Tagung ab, in der ſie gegen die Abſicht, die 4 Kulturbquämter abzubauen,
entſchieden Einſpruch erhoben, dieſe müßten im Intereſſe der Landwirt=
ſchaft
und des heſſiſchen Staates beſtehen bleiben, da eine Verbilligung
durch Verſchmelzung mit anderen Aemtern nicht zu erwarten ſei. Das
Kulturbauweſen müſſe beſonders in Anbetracht der zu löſenden waſſer=
wirtſchaftlichen
Aufgaben der nächſten Jahrzehnte unbedingt als eine ſelb=
ſtändige
ſtaatliche Organiſation beſtehen bleiben.
* Gießen, 18. Febr. Der Verein für Kanaliſierung der
Lahn hielt geſtern in Wetzlar eine Sitzung ab, deren Schlüſſe von außer=
ordentlicher
Tragweite ſein können. Zu den Verhandlungen hatten ſich
Vertreter aller einſchlägigen Behörden und Intereſſentengruppen ein=
gefunden
: Geh. Regierungsrat Dr. Sartorins=Wetzlar, der Vertreter der
Provinz Oberheſſen Oberregierungsrat Dr. Heß=Gießen, Beigeordneter
Dr. Hamm=Gießen, Dr. Zeidler als Vertreter der Handelskammer für
Oberheſſen, Gewerkſchaftsvorſitzender Ottilie=Gießen, ſowie preußiſche
und heſſiſche Reichstags= und Landtagsabgeordnete. Es wurde ein=
ſtimmig
eine Entſchließung angenommen, welche die Vorarbeiten des
Vereins mit Genugtuung begrüßt und wünſcht, daß im Intereſſe der Wirt=
ſchaft
und der durch die Erwerbsloſigkeit in große Not geratene Be=
völkerung
ſofort mit dem Ausbau des Lahnkanals begonnen wird. Ueber
die Koſten der Lahnkanaliſation ſei bemerkt, daß die Geſamtſtrecke von
der Mündung der Lahn bis Gießen etwa 22 Millionen M. koſten würde.
Die Aufbringung einer ſolchen Summe iſt bei den heutigen Verhält=
niſſen
ausgeſchloſſen. Es ſoll deshalb vorläufig der Abſchnitt von der
Lahnmündung bis nach Limburg kanaliſiert werden mit 4,5 Millionen
Mark Koſten.
* Butzbach, 18. Febr. Gegen die drückenden Steuerlaſten
fanden zwei öffentliche Verſammlungen ſtatt. In der Verſammlung der
Landwirte ſprachen die Landtagsabg. Dr. Leuchtgens=Friedberg und
Fenchel=Oberhörgern. Der Referent in der Verſammlung der Hand=
werker
und Gewerbetreibenden war Syndikus Dr. Reif=Friedberg. Beide
Verſammlungen verlangten eine anderweitige Regelung des heſſiſchen
Finanz= und Steuerweſens.
Laubach, 18. Febr. Bekanntlich hat der Finanz=Ausſchuß den
Abbau von ſechs Amtsgerichten, darunter vier in Oberheſſen beſchloſſen.
Befürchtet wird, daß auch das hieſige Amtsgericht dem Abbau verfällt.
Ob die hieſige Realſchule mit ihrer geringen Schülerzahl noch lange be=
beſtehen
bleibt, iſt auch ſehr fraglich. Vorſteher der hieſigen iſraeliti=
ſchen
Gemeinde wurde bei der Wahl am 16. d3. Mts. Albert Kaufmann
auf drei Jahre. Die Wahlbeteiligung war ſchwach. Der bisherige Vor=
ſteher
Strauß hatte eine Wiederwahl abgelehnt.
* Herbſtein, 18. Febr. Der älteſte hieſige Einwohner, zugleich Alt=
veteran
aus dem deutſch=franzöſiſchen Krieg 1870/71, Florian Schneider,
iſt im hohen Alter von 90 Jahren geſtorben. Der Kriegerverein gab ihm
das letzte Geleit.
* Lauterbach, 18. Febr. Wegen der ſich immer weiter ausdehnenden
Maul= und Klauenſeuche iſt der für den 24. Febr. vorgeſehene Schweine=
und Rindviehmarkt behördlich verboten worden.
iſt jetzt von dem Kreisbauamt Lauterbach fertiggeſtellt worden. Die
Waſſerverhältniſſe waren bisher ſehr ungünſtig, es war nur ein öffent= 2,91 Milliarden Kilogramm im letzten Friedensjahr 1913. Die letz
licher Brunnen im Dorfe vorhanden.
Ehefrau feierten bei ſeltener Rüſtigkeit ihre Goldene Hochzeit. Der
der wenigen noch lebenden Kriegsveteranen von 1870/71.
Das Jucken der Kopfhaut
iſt eine Folge fettiger Kopfſchuppen. Regelmäßige Ver=
wendung
von Schaumpon mit dem ſchwarzen Kopf mit
Nadelholzteer=Zuſatz beſeitigt beides gründlich und
wirkt gleichzeitig dem Haarausfall entgegen. Beim Einkauf
verlauge man ausdrücklich dieſe Spezialſorte und achte
genau auf die nebenſtehende, weltbekannte Schutzmarke. 8 A
ueimger Herſteller; Hans Schwarzkopf, Berlin=Dahlem, Arbeit des landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens gegolten hatz.

Die deutſchen landwirtſchaftlichen
Gendffenſwäften iin Jahte 1943.
Der Reichsverband der deutſchen landwirt=
ſchaftlichen
Genoſſenſchaften ſchreibt u. a.:
Von dem ſchweren Druck, der im Laufe des letzten Jahres ſich auf
die Landwirtſchaft gelegt hat, iſt naturgemäß auch das landwirt=
ſchaftliche
Genoſſenſchaftsweſen betroffen worden.
Nicht als ob es damit an Wert oder Bedeutung verloren hätte, nur ver=
andwortungsvoller
und ſchwieriger iſt die in ihm geleiſtete Arbeit ge=
worden
. Schon rein zahlenmäßig zeigt ſich der Einfluß der ſchwierigen
Lage der Landwirtſchaft, zeigen doch die Beſtandszahlen der deut=
ſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften am 31. Dezember 1925 gegen=
über
denen des Vorjahres einen Zuwachs von 869 Genoſſenſchaften
gegen 1241 im Jahre 1924. Der relative Rückgang iſt nicht darauf zu=
rückzuführen
, daß Neugründungen in geringerer Zahl erfolgt ſind, ſon=
dern
auf die vermehrten Auflöſungen. Gegründet wurden
im Jahre 1924: 2078 und im Jahre 1925: 2199 Genoſſenſchaften, alſo
ein Mehr von 121 Genoſſenſchaften. Die Auflöſungen ſind zum Teil auf
die Zuſammenlegung von kleineren Genoſſenſchaften zurückzuführen. Im
übrigen handelt es ſich teilweiſe um Genoſſenſchaften, die während der
Kriegs= und Inflationszeit ſchon den Geſchäftsbetrieb eingeſtellt hatten.
Dann ſind aber auch Genoſſenſchaften wieder verſchwunden, die nach
ihrer Gründung nie zu einer wirklichen Tätigkeit gekommen waren. Die
Auflöſung der zu kleinen und ſchwachen Gebilde iſt nicht zu bedauern,
im Gegenteil iſt damit im gewiſſen Sinne eine Entlaſtung der Verbände
herbeigeführt.
An dem Zuwachs im letzten Jahre waren beteiligt (die Zahlen des
Vorjahres ſind in Klammern beigefügt):
die Zentralgenoſſenſchaften mit 5 (4) Genoſſen=
ſchaften
oder mit 4,9 (3,2) vom Hundert des vorjährigen Beſtandes;
die Spar= und Darlehenskaſſen mit 703 /(63) Ge=
noſſenſchaften
oder mit 3,5 (3,2) vom Hundert;
die Molkereigenoſſenſchaften mit 140 (99) Ge=
noſſenſchaften
oder 3,9 (2,8) vom Hundert;
die ſonſtigen Genoſfenſchaften mit 66 (45) Ge=
noſſenſchaften
oder mit 6,6 (4,4) vom Hundert.
Dieſen Zugängen ſteht gegenüber bei den Bezugs= und Abſatz=
genoſſenſchaften
ein Abgaug von 45 oder 0,9 vom Hundert (im Vorjahr
Zugang 63 oder 1,4 vom Hundert).

Im übrigen
beſtand:

ergibt ſich am 31. Dez. 1925 folgender Gefamt=

Zentralgenoſſenſchaften
107
Spar= und Darlehnskaſſen
. . D855
Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaften . . 4807
Molkereigenoſſenſchaften . . . . . . 3 730
ſonſtige Genoſſenſchaften . . . . . 10639

40 138
Von dieſen Genoſſenſchaften gehören 26013 dem Reichsver=
band
der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſen=
ſchaften
an, während im Generalverband der deutſchen Raiffeiſen=
genoſſenſchaften
8759 zuſammengeſchloſſen waren. Der Reſt iſt im Ge=
noſſenſchaftsverband
des Reichslandbundes, im Reviſionsverband des
Bayeriſchen Bauernvereins in Regensburg und in kleineren Verbänden
organiſiert.
Iſt der Zuwachs an Genoſſenſchaften im allgemeinen faſt um ein
Drittel gegenüber dem Vorjahre zurückgeblieben, ſo zeigt das
Kreditgenoſſenſchaftsweſen, eine andere Entwicklung. Im
Jahre 1924 betrug der Zuwachs 623, im Jahre 1925 aber 703 Spar= und
Darlehnskaſſen, trotzdem der Geſamtzuwachs im Jahre 1924 von 1241
auf 869 Genoſſenſchaften zurückgegangen war. Mit anderen Worten:
im Jahre 1924 machte der Zuwachs an Spar= und Darlehnskaſſen rund
50 vom Hundert, 1925 dagegen aber 703 oder 81 v. H. des Geſamtzu=
wachſes
aus. So erklärlich bei der außerordentlichen Kreditnot dieſe
Verſchiebung iſt, ſo muß doch andererſeits geſagt werden, daß die Grün=
dung
einer Kreditgenoſſenſchaft an ſich noch keinen Kredit bedeutet, und
daß die junge Genoſſenſchaft erſt dann Anfpruch erheben kann, als nütz=
liches
Glied der Kreditorganiſation angeſehen zu werden, wenn ſie es
fertig bringt, Spargelder, an ſich zu ziehen. Das iſt wohl faſt
jat
überall in einem gewiſſen Ausmaße verſucht worden, zum mindeſten
man die Benutzung der Spar= und Darlehnskaſſe als Bank zur Abwick=
lung
des laufenden Geldverkehrs durchgeführt. Sehr viel ſchlimmer
liegen die Dinge aber beim Kreditgeſchäft. Die eigenen Mittel
reichen nur zum allergeringſten Teil, der Wechſelkredit iſt viel zu teuer
und iſt ſeinem ganzen Weſen nach dem landwirtſchaftlichen Betrieb nicht
angepaßt. Es fehlt, und daran krankt die Landwirtſchaft in ihrer Ge=
ſamtheit
, der langfriſtige Realkredit zu erträglichen Bedingungen. Alle
Bemühungen der amtlichen Stellen, hier Luft zu ſchaffen, wurden denn
gerade von den landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften mit beſonderem
Intereſſe verfolgt. Die Ueberführung des Perſonalkredits in lang=
friſtigen
Realkredit, die Befreiung der eingefrorenen Wechſel, das ſind
Forderungen, die gerade von genoſſenſchaftlicher Seite ſtets erhoben
worden ſind, von denen es allerdings noch keineswegs feſtſteht, in wel=
chem
Umfange ſie ſich in die Wirklichkeit überführen laſſen. Aber auch
wenn es gelingen ſollte, ſie reſtlos durchzuſetzen, ſo bleibt doch für die
Landwirtſchaft die Verpflichtung beſtehen, bis zur äußerſten Möglich=
keit
Rückzahlungen zu leiſten.
Die genoſſenſchaftlichen Kreditorganiſationen wurden im Laufe des
letzten Jahres durch die Bildung der Rentenbank= Kredit=
anſtalt
ſtark intereſſiert. Die Kämpfe um die Ausgeſtaltung dieſer
Anſtalt gerieten zuletzt ganz in politiſche Bahnen, trotzdem es ſich bei
der deutſchen Rentenbank=Kreditanſtalt um ein rein wirtſchaftliches
Unternehmen handelt. Wie in allen Fällen, ſo iſt auch hier die Ver=
quickung
der Politik mit der Wirtſchaft der Sache ſelbſt nicht dienlich
geweſen, und es ſind gerade die geſchäftlichen Organiſationen der Land=
wirtſchaft
bei dieſem wirtſchaftlichen Unternehmen nicht voll zum Zug
gekommen.
Die ziffernmäßigen Ergebniſſe des genoſſenſchaftlichen
Bezugs= und Abſatzgeſchäfts liegen für das verfloſſene Jahr
noch nicht vor; jedoch kann man ſchon heute ſagen, daß die Einflüſſe der
ungünſtigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe, von denen die geſamte Wirt=
ſchaft
, alſo auch die Landwirtſchaft, betroffen wurde, ſich in erheblichem
Umfang auch im genoſſenſchaftlichen Warengeſchäft geltend machten. Gs
war das Streben der landwirtſchaftlichen Hauptgenoſſenſchaften, ihre
durch die Inflationswirtſchaft und den geſchäftlichen Ausbau geſtiegenen
Koſten zurückzuſchrauben, abzubauen, ſoweit es die geſchäftliche Entwick=
lung
zuließ. Eine noch vielfach überſehene Tatſache bleibt es trotzdem,
daß die landwirtſchaftlichen Hauptgenoſſenſchaften infolge der Kredit=
wirtſchaft
eine außerordentlich weitgehende Verantwortung und ein ganz
außerordentliches Riſiko tragen. Auch im genoſſenſchaftlichen Waren=
geſchäft
iſt daher eine Rückkehr zu normalen Verhältniſſen dringend
notwendig.
Im Düngermittelbezugsgeſchäft hat die einſeitige
Aktion für den Handel hinſichtlich der Stickſtoffverſorgung Ende des Jah=
res
mit vollem Recht lebhaftes Befremden in der organiſierten Land=
wirtſchaft
hervorgerufen. Auch die Preispolitik der Düngerinduſtrie
hat vielfach zu Widerſprüchen herausgefordert. Unerfreulich ſind auch
zum Teil die von den Genoſſenſchaften gegenüber den Kartellen
und Sundikaten gemachten Erfahrungen. Die Handelsfreundlichkeit
dieſer Stellen iſt hie und da geradezu in eine Genoſſenſchaftsfeindlich=
keit
übergegangen. Im beſonderen hat die genoſſenſchaftliche Einigungs=
ſtelle
bei der Kartellſtelle des Reichsverbands der deutſchen Induſtrie
keine nennenswerte Wirkung gehabt. Sehr wenig zufriedenſtellend
waren auch die Verhältniſſe im genoſſenſchaftlichen Kohlengeſchäft.
Hier wird eine grundſätzliche Regelung verlangt, wozu es trotz der Be=
ſchwerden
der vereinten Zentralverbände des deutſchen Genoſſenſchafts=
weſens
noch nicht gekommen iſt. Das genoſſenſchaftliche Ab=
ſatzgeſchäft
war infolge des geringen Preisſtandes ein äußerſt
ſchwieriges. Die Entwicklung des Molkereigenoſſenſchafts=
weſens
läßt im allgemeinen einen Fortſchritt erkennen. Die Milch=
* Almenrod bei Lauterbach, 18. Febr. Unſere Waſſerleitung zufuhr iſt geſtiegen, ſie betrug innerhalb des Reichsverbands, ſoweit feſt=
geſtellt
wurde, im Jahre 1924 rund 1,7 Milliarden Kilogramm gegen
genannte Menge wird auch im Jahre 1925 noch nicht wieder erreicht ſein,
Schlitz, 18. Febr. Der Metzgermeiſter Friedrich Treßer und ſeine doch iſt es nach den eingelaufenen Berichten vovwärts gegangen. Es iſt
ferner eine größere Zahl von Molkereigenoſſenſchaften neu gegründe.
Jubilar hat lange Jahre dem Stadtparlament angehört und iſt einer worden. Eine Schwierigkeit für die Neugründung von Molkereigeno!
ſenſchaften beſtand in der Kapitalbeſchaffung. In ſehr ſchrieriger Lage
befanden ſich infolge der allgemeinen Not des deutſchen Weinbaus die
Vinzergenoſſenſchaften, ohne daß bisher ſichere Ausſicht
auf wirkſame Hilfsmaßnahmen gegeben iſt.
Faßt man die Ergebniſſe des verfloſſenen Jahres zuſammen, ſo lab.
ſich feſtſtellen, daß die genoſſenſchaftliche Arbeit wieder weiteren Boden,
gewonnen hat. Vor allem gilt das für den Unterbau, die Einzelgenoſſel, die ja die eigentlichen Träger der genoſſenſchaftlichen Arbeit
ſind. Im allgemeinen iſt hier eine innere Feſtigung eingetrectell
die für die Zukunft beſte Entwicklungsmöglichkeit bietet und von gröſ=
ter
Bedeutung im beſonderen für den bäuerlichen Mittelſtand ſei
dürfte, deſſen Förderung und Erhaltung von jeher in erſter Liuie die

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Nummer 50

Freitag, den 19. Februat 1926

Seite 7

Reich und Ausland.
Die Veröffentlichung des Polizeiberichts nicht ſtrafbar.
WSN. Frankfurt a. M. Vor dem hieſigen Amtsgericht fand
heute ein intereſſanter Beleidigungsprozeß ſtatt. Der verantwortliche
Redakteur der Deutſchen Zeitung, Grudzinski, der dem Berliner
Wolizeibericht eine Notiz entnommen und in ſeinem Blatte mit kleinen
Abänderungen veröffentlicht hatte, in dem vor einem Frankfurter Kauf=
mam
gewarnt wurde, der mit ſeiner Freundin in einem Stöwerauto
berumfahre, Dienſtmädchen, Stützen uſw. engagiere und ins Hotel mit=
nehme
, wo die Mädchen dann von beiden mißbraucht würden, war von
einem Frankfurter Kaufmann deswegen wegen verleumderiſcher Be=
leidigung
verklagt worden. Die Notiz war auch von anderen Zei=
tungen
, u. a. vom Berliner Tageblatt übernommen worden, deſſer
Redakteur ebenfalls von dem Frankfurter Kaufmann verklagt wurde.
Dieſes Verfahren ruht aber bis zur rechtskräftigen Entſcheidung des
Verfahrens gegen die Deutſche Zeitung‟. Der Fall beſchäftigte ſchon
einmal das Gericht, wunde aber zwecks weiterer Aufklärung vertagt
Aus der heutigen Verhandlung ergab ſich, daß den Berliner Blättern
die Notiz auf ein Fahndungserſuchen von Frankfurt a. M. aus über=
mittelt
wurde, um mit Hilfe der Preſſe des Pärchens, das des Mädchen=
handels
verdächtig war, habhaft zu werden. Der Vorſitzende ſtellte feſt,
daß der Kläger bereits Freiheits= und Geldſtrafen wegen Diebſtahls,
Sachbeſchädigung, Körperverletzung, Beleidigung, Mißhandlung und
Widerſtandes, ſeine Freundin wegen Gewerbsunzucht erhalten hat, daß
beide bereits zweimal wegen Verdachtes der Notzucht bzw. Notzuchts=
verdachts
verhaftet waren, aber mangels Bweiſen wieder freigelaſſen
werden mußten. Die Ausſage der Hauptbelaſtungszeugin, die auf einer
Autofahrt vergewaltigt worden ſein wollte, nachher aber mit beiden
noch in ein Vergnügungslokal und ein Hotel gegangen ſei, laute wider=
ſprechend
und nicht zuverläſſig. Der Vertreter des Klägers erklärte,
daß eine ſenſationelle Aufbauſchung ſtattgefunden habe und daß der
Beklagte deshalb zu beſtrafen ſei, während Rechtsanwalt Auffenberg als
Vertreter des beklagten Redakteurs den Schutz des § 193 des Str.=G.=B.
in Anſpruch nimmt. Die Behörde habe die Mitteilung an die Preſſe
gegeben, damit dieſe ihr helfe. Aus tatſächlichen und rechtlichen Grün=
den
ſei der Beklagte freizuſprechen. Das Gericht ſprach den Beklagten
ſchließlich auf Koſten des Klägers frei. Die veröffentlichte Notiz ſei von
der Frankfurter Polizei nach Berlin gegeben worden, um dem Pärchen
das Handwerk zu legen. Ein Handeln wider beſſeres Wiſſen käme nicht
in Frage. Wohin ſolle es führen, wenn der Redakteur bei polizeilichen
Veröffentlichungen Gefahr liefe, beſtraft zu werden? Der Beklagte
konnte, mußte und durfte ſich darauf verlaſſen, daß die polizeilichen An=
gabene
den Tatſachen entſprächen. Eine ſtrafbare Handlung ſei in
keiner Weiſe nachzuweiſen.
10 Millionen für Erwerbsloſe beantragt.
8. Frankfurt. Im Sozialpolitiſchen Ausſchuß wurde beſchloſſen
der Stadtverordnetenverſammlung vorzuſchlagen, für die Erwerbsloſen=
fürſorge
weitere 10 Millionen Mark zur. Verfügung zu ſtellen, da man
mit einer längeren Dauer der Arbeitsloſigkeit von
20000 Erwerbsloſen rechnen müſſe. Gerade in den letzten Wochen hat
ſich auch die Lage der kaufänniſchen Angeſtellten ſehr verſchlechtert, da
die Banben, Induſtriegruppen und Handelsgeſellſchaften größere Ent=
laſſungen
vornahmen. Seit dem 1 Januar ſtieg die Zahl der erwerbs=
loſen
kaufmänniſchen Angeſtellten von 2080 auf 2900, der weib=
lichen
Angeſtellten von 780 auf 1400 und die der techniſchen Angeſtellten
von 545 auf 770.
Beſchlagnahme eines Kinvs
* Wiesbaden. Die engliſche Beſatzungsbehörrde hat das größte
Kino am Platze den Lichtſpielpalaſt Walhalla in der Mauritiusſtraße,
mit ſämtlichen dazugehörigen Wirtſchafts= und Erfriſchungsräumen für
die gleichen Zwecke beſchlagnahmt. Das Kino verfügt über nahezu
1000 Sitzplätze. Die Uebergabe iſt bereits erfolgt. Der Ausfall an
Einnahmen für Vergnügungsſteuer an die Stadt iſt hierdurch nicht un=
bedeutend
.
Die Unterſchlagung bei den Berliner Steuerämtern.
IU. Berlin. Die von den beiden Stadtinſpektoren Gerhard und
Schulz verübten Veruntreuungen haben größeren Umfang angenommen,
als es bisher den Anſchein hatte und belaufen ſich in die Hunderttauſende
und wurden nach einem ſo raffiniert ausgeklügelten Plan und Syſtem
verübt, daß ſie ſich der üblichen Kontrolle vollſtändig entzogen. Ueber
die Einzelheiten der Betrügereien erfahren wir folgendes: Die Unter
ſchlagungen liegen vermutlich ſchon 11½ Jahre zurück. Gerhard und
Schulz, die beide im 26. Lebensjahre ſtehen, wurden in ſehr jungen
Jahren auf Vertrauenspoſten angeſtellt, die ihnen eine weitgehende
Freiheit gewährten. Sie hatten die Veranlagung für Grunderwerbs=
ſteuer
vorzunehmen, eine an ſich ſehr ſchwierige Arbeit, da gerade au
dieſem Gebiet ſehr häufig Transaktionen vorgenommen werden, die die
Steuerbeamten nur ſchwer zu durchſchauen vermögen. Im Gegenſatz zu
anderen Steuerbehörden wurden die Steuerverpflichteten nicht nach
einer beſtimmten, feſtſtehenden Liſte veranlagt, die in mehreren Exem=
plaren
, ſowohl der Steuerkaſſe, als auch dem Dezernenten vorlagen,
vielmehr mußten die Stadtinſpektoren von Fall zu Fall Aktenſtücke an=
legen
und nach Erledigung der Veranlagung teilten ſie dann der Kaſſe
mit, welche Beträge von den Steuerpflichtigen für die Grunderwerbs=
ſteuer
einzuziehen ſeien. Sowohl Gerhard als auch Schulz haben offen=
bar
die von ihnen ſelbſt angelegten Aktenſtücke verſchwinden laſſen und
die Steuerbeträge ſelbſt einkaſſiert. Nur ſo war es möglich, daß den
eigentlichen Steuerkaſſen niemals ein Verdacht kommen konnte im Bezug
darauf, daß die Stadtinſpektoren Veruntreuungen verübten. Das ein=
geleitete
Verfahren dürfte nicht nur auf die flüchtig gewordenen Be=
amten
, ſondern auch für diefenigen Zenſiten ein Nachſpiel haben, die an
die Stadtinſpektoren direkt bezahlt haben; denn es iſt kaum denkbar,
daß ſie nicht um das dunkle Geſchäft der Inſpektoren gewußt haben.
Wie die Reichsbahndirektion dem Berliner Magiſtrat mitteilte, iſt am
3. Februar im D=Zug Köln-Berlin ein Paß des Gerhard gefunden
worden.
Schweres Schiffsunglück.
IU. Berlin. Der Lokalanzeiger meldet aus Paris: Nach einer
Meldung aus Rangun iſt der Dampfer Raz Maroo mit 80 Perſonen
Antergegangen, von denen nur 30 gerettet worden ſind.
Ein 53 facher Mörder verhaftet.
IU. Berlin. Das Berliner Tagblatt meldet aus Warſchau:
In der Stadt Nowo Soncz in Galizien iſt man einem Maſſenmörder
auf die Spur gekommen, der in beſtialiſcher Weiſe nicht weniger als 53
Morde verübt hat. Es handelt ſich hauptſächlich um Luſtmorde.
Ein Milchwagen vom Zuge erfaßt. Der Nangiermeiſter beim
Rettungsverſuch getötet.
1U. Magdeburg. Hier ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Ein
Milchwagen kreuzte die Eiſenbahngleiſe, ohne die anrollenden Eiſen=
Laynwagen zu bemerken. Der 50jährige Rangiermeiſter Kirchner ſah
Die Gefahr und fiel den Pferden in die Zügel. Dabei geriet er unter
De Wagen und wurde vollkommen zermalmt. Der Kutſcher wie das
Dſerd kamen ohne Schaden davon. Der Milchwagen wurde vollkommen
veikrummert. Ein Kind, das auf dem Wagen ſtand, wunde mitgeſchleift
Sſmte aber noch lebend unter den Trümmern hervorgezogen werden.
Zwei internationale Scheckſchwindler verhaftet.
Iunsbruck. Geſtern wurden auf dem Innsbrucker Telegraphen=
üer zwei internationale Scheckbetrüger verhaftet, die von den ſchweize=
Men Behörden geſucht werden. Es handelt ſich um den in Württem
DEiA geborenen Ingenieur Röslin und den Techniker Vierbauer aus
Seis in Ober=Oeſterreich, die 12000 Schweizer Franken erbeutet haben.
ZeSin wird auch wegen großer Betrügereien und Unterſchlagungen
von deutſchen Gerichten geſucht.
Gewaltige Lawinenkataſtrophe in Nordamerika.
L: Paris. Wie New York Harald aus Salt Lake City ( Nord=
uceea
) meldet, hat in der Nähe von Bingham (Utah) eine gewaltig
Seine mehrere Dörfer verſchüttet. 15 Leichen ſind bis jetzt aus der
tſmern der Häuſer geborgen worden. Infolge des Unglücks herrſcht
der ganzen Gegend eine allgemeine Verwirrung. Man nimmt an
5 ſich die Zahl der Toten auf etwa hundert beläuft. Während in der
Luthialbaren Gefahrzone eine Flucht vor der Lawine unmöglich war,
icken ſich in der näheren Umgebung von Bingham Tauſende von
LE lonen, die die Gefahr rechtzeitig erkannt hatten, in Sicherheit bringen.
DeAr als 500 Perſonen ſind am Rettungswerk beteiligt.
Zugzuſammenſtoß in Frankreich.
2 Paris. Bei Chambery ſtieß am Mittwoch im dichten Nebel
u Doibeſetzter Perſonenzug mit einem haltenden Güterzug zuſammen.
22 hao 40 Verwundete, darunter 7 Schwerverletzte.
20 Sote durch den Wirbelſturm auf Madagaskar.
* Paris. Nach den letzten Meldungen ſind die Sturmer=
eniſthgen
auf Madagaskar noch ſchwerer, als man bisher annahm. In
ST Sieße von 40 Kilometern ſind alle Ortſchaften zerſtört. Die eurd=
ticen
Pflanzer ſind beſonders ſchwer betroffen, da der größte Teil
Srſte bernichtet iſt. Die Jahl der Toten hat ſich auf 50 erhöht,
Todesurteile in einem Spionageprozeß.
L2 Einer Meldung aus Leningrad (Petersburg) wurden in dem
etichen Sbionageprozeß 17 Angeklagte zum Tode verurteilt.

*Das Manco des Monco.
Vor ein paar Tagen war von dem Seher in Apulien berich=
tet
worden, jenem Krüppel in San Ferdinando, dem es zwei=
mal
hintereinander geglückt war, einige Gewinn=Nummern des
italieniſchen ſtaatlichen Lottos vorauszuſagen. Bei der letzten
Ziehung ſollten nun nach der Weisſagung dieſes Monco vor.
Abulien (Monco heißt Krüppel) die Nummern 33 und 48 ganz
beſtimmt im Lotto gewinnen.
Zum Verſtändnis der ganzen Sache ſeien ein paar Worte
über die Einrichtung des italieniſchen Lottos geſagt. In acht
Städten Italiens, und zwar in Bari, Florenz, Mailand, Neapel,
Palermo, Rom, Turin und Venedig, werden an jedem Samstag
je funf Nummern der Zahlen zwiſchen eins und neunzig aus
einem großen Glücksrad unter ſtrengſter ſtaatlicher Aufſicht ge=
zogen
. Dieſe fünf Nummern ſind die Gewinn=Nummern. Man
kann nun entweder für die Ziehung in einer oder mehreren der
genannten Städte bis vier Nummern fetzen oder ſeinen Einſatz
auch als für das ganze Reich gültig bezeichnen. Setzt man für
tutto iI regno, ſo hat man eben eine achtmal größere Gewinn=
möglichkeit
, dafür aber auch eine ebenſoviel gringere Gewinn=
höhe
. Die Gewinne regeln ſich nach dem Syſtem, daß, wenn eine
geſetzte Zahl gezogen wird, der zehnfache Betrag des Einſatzes
gewonnen wird. Wenn zwei Nummern, ein ſogenannter Ambo
auf die man geſetzt hat, gezogen werden, ſo wird der Einſatz
250mal ausgezahlt. Kommt ein Terno von drei Nummern
heraus, ſo zahlt der Staat 4250mal den Einſatz, und trifft ein
beſonderer Glückspilz das ſogenannte große Los, einen Qua=
terno
von vier Nummern, ſo bekommt er ſogar 60 000 mal den
Einſas. Dieſe Berechnung gilt natürlich nur, wenn der Spieler
für eine Stadt, nicht für das ganze Reich geſetzt hat. Die Ein=
ſätze
ſelbſt fangen mit 2 Lire an und können bis zu 1000 Lire
geſteigert werden. Am Ziehungstage ſelbſt. am Samstag, werden
jedoch nur noch Sätze von 3 Lire beginnend angenommen.
Am Nachmittag vor dem letzten Ziehungstage hatte nun der
Monco von San Ferdinando einen totſicheren Ambo von 32
und 48 für die Ziehung von Neapel geweisſagt und außerdem
einen möglichen Terno und Quaterno für Neapel und Bari. Die
Zeitungen brachten noch am Abend in ganz Italien dieſe Weis=
ſagung
und nun ſetzte ein wahnſinniges Lottoſpiel im ganzen
Reiche ein. Eine Maſſenpſychoſe, wie ſie kaum vollſtändiger zu
denken iſt, hat am Freitag nachmittag und am Samstag bis eine
Stunde vor der Ziehung, die nachmittags um 4 Uhr ſtattfindet,
ganz Italien von den oberitalieniſchen Seen bis zum letzten
Winkel in Sizilien beherrſcht. Es hat kaum einen echten Italie=
ner
gegeben, der an dieſem Tage nicht geſpielt hätte. Das arme
Volk verſetzte ſeine Betten und die letzten Habſeligkeiten. Die
Leihämter wurden derartig beſtürmt, daß ihnen bald die Bar=
mittel
ausgingen. Aber es hat auch Leute gegeben, die nicht wie
der kleine Mann mit 2, 3 oder 4 Liren der Leidenſchaft frönten,
ſondern hohe Summen riskierten. So hat ein Herr in Rom neun=
mal
je einen Tauſender auf den Glücksambo von Neapel geſetzt
Von San Ferdinando, von Foggia und anderen kleinen Orten,
wo die Losformulare, in die die Nummern eingeſchrieben wer=
den
, raſch vergriffen waren, wurden Eilboten quer durch die
Halbinſel nach Neapel gejagt, um dort noch rechtzeitig zu ſetzen
Der Herr Präfekt in einem der kleinen Neſter bei Foggia ſchickte
ſeinen Sekretär zum Lotto nach Neapel, und die Vormittags=
züge
nach Bari und Neapel konnten dem Andrang der Los=
hungrigen
nicht Genüge leiſten. Aber nicht nur in Italien ſelbſt
warfen Hunderttauſende ihren letzten Pfennig ins Lotto, auch
aus den Kolonien und aus Amerika kamen Geldanweiſungen und
Telegramme an den Monco und an alle möglichen Stellen, in
denen dringend gebeten wurde, für die Abſender auf die Glücks=
nummern
zu ſetzen.
Die Lottoſtellen, die in den kleinſten Orten des Landes vor=
handen
ſind und in den großen Städten viele Dutzende betragen,
wurden derartig geſtürmt, daß es zu Unglücksfällen gekommen
iſt. Am Samstag vormittag ging es derartig zu, daß den Frauen,
die ſich wie wild gebärdeten, in den Lottoſtellen ſchließlich die
Kleider vom Leibe geriſſen wurden, und daß eine ganze Reihe
von dieſen Glücksorten ihre Pforten ſchließen mußten, weil eine
Aufrechterhaltung des Betriebes einfach nicht mehr möglich war
und außerdem die vorſchriftsmäßigen Formulare ausverkauft
waren. Glückliche Beſitzer eines Ambo verkauften darum mit
großem Aufſchlag ihre gehamſterten Nummern.
Sie hatten klug daran getan, denn als am Nachmittag um
4 Uhr die Ziehungen in den acht Städten begannen und Tau=
ſende
von Menſchen vor den Ziehungslokalen auf das große
Glück lauerten, zeigte es ſich, daß die Sehergabe des Monco
ein Manco gehabt hatte. Er hatte daneben geſehen und keine
ſeiner vorausgeſagten Glücksfolgen, kam in der Ziehung ans
Licht. Nur in Bari iſt die Nummer 48 herausgekommen. Drei
Nummern waren ſchon gezogen, als die 48 ausgerufen wurde
und das Volk auf den Straßen von Bari in einen wahnſinnigen
Jubel ausbrach. Denn nun ſchien es ſicher, daß der Seher Recht
behalten und die 33 gleich folgen würde. Statt deſſen kam aber
65, und der Jubel wich einem tiefen Wehklagen.
An dieſem Wahnſinnstage ſind in Italien laut oberfläch=
licher
Schätzung von Amtsſtellen zwiſchen 80 bis 100 Millionen
Lire im Lotto eingezahlt worden. Die Gewinnabgabe war ver=
ſchwindend
, da faſt nur die geweisſagten Nummern geſetzt
waren. Der Herr Finanzminiſter hat alſo ein glänzendes Ge=
ſchäft
gemacht. Wenn aber der Glücksambo gezogen worden
wäre, ſo hätte der Staatsſäckel an die 25 Milliarden Lire aus=
zahlen
müſſen und wäre damit noch mehr pleite geweſen, als er
es ſchon iſt. Dem Finanzminiſter aber wird geraten, aus den
erſparten Staatsgeldern dem Seher von Apulien ein Denkmal
zu errichten. Auf den Sockel ſoll zum Gedenken der Vers geſetzt
werden, den am Samstag alle Neapeler Straßenjungen ſangen:
Chi vuol vineere al lotto
Giochi trentatre e quarantottol!
Auf deutſch: Wer erringen will des Lottos Preis ſich,
Setz' auf achtundvierzig dreiunddreißig!

Schmerzlos und ſicherer als alle neuen Mittel wirkt das alte, berühmte

ſeit über 60 Jahren im Handel. Kein Pflaſter! Preis 80 Pfg. Nur echt
mit der Aufſchrift Radlauers Krou napotheke, Berlin 23, Friedrich=
ſtraße
160. Erhälrlich inden größeren Apotheken u Drogerien. (1 V. 2561
Brieffaſten.
G. Sch. Sie müſſen ſchon, wenn der Gemeindevoranſchlag demnächſt
zur Einſicht dort aufliegt, ſich über die Gehaltsverhältniſſe informieren.
Bezüglich der Ruhegehalte iſt auf das heſſiſche Verſicherungsgeſetz für
gemeindliche Beamte vom 13. Auguſt 1320, abgeändert durch die Geſetze
vom 15. Juli 1921. 28. Oktober 1921 und 3. Juli 1923. zu verweiſen.
W. K. Gernsheim. Die Hypothek wird nach der dinglichen Seite mit 25%
des Goldmarkbetrages aufgewertet, ebenſo wird die durch die Hypothel
geſicherte perſönliche Forderung auch nur mit 25 Prozent des Goldmark=
betrages
aufgewertet. Eine höhere Aufwertung der perſönlichen For=
derung
iſt im Fragefalle ausgeſchloſſen, da ſolche nur für Kaufgeld=
forderungen
nach dem Geſetze ſtatthaft iſt, die nach dem 31. Dezember
1908 begründet wurden.
W. F. 100. An ſich ja. Sie können aber bei der Gemeinde um Er=
laß
bzw. Ermäßigung der Steuer vorſtellig werden.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
13. Tag, 5 Klaffe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu 5000 Mark auf Nr 55 035; 10 Gewinne zu 3000 Mark auf
Nr. R7 953, 54 686, 94 831, 130 823, 277 893: 10 Gewinne zu 2000 Mark
auf Nr. 10 039, 109 638, 159 832, 231265, 274 416: 22 Gewinne zu
1000 Mark auf Nr. 22 185, 29 465 97 163, 132308, 135 214, 144 894,
176 301, 207 188, 223 585, 262701, 297 163; ferner 80 Gewinne zu 500
Mark und 198 Gewinne zu 300 Mark. In der Nachmittags=
Ziehung fielen: 4 Gewinne zu 5000 Mark auf Nr. 152 422, 279 92
12 Gewinne zu 3000 Mark auf Nr. 8505, 58 238, 61 274, 214 369, 214 722,
272 810; 22 Gewinne zu 2000 Mark auf Nr. 37 733, 61 488, 90 326
117 594, 137 659, 155887 220 907, 247 974, 251 252, 276 454, 282 103;
30 Gewinne zu 1000 Mark auf Nr.291, 4631, 14 733, 22 135, 42 935.
49 305, 92 118, 108 146, 177 213, 184 282. 217 400, 244 923, 245 100, 267 742
290 855; ferner 88 Gewinne zu 500 Mark und 176 Gewinne zu 300 Mark.
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500 000 Mark.
Gewinne zu je 500 000 Mark, 2 zu je 25000 Mark, 24 zu je 1000
Mark, 52 zu je 5000 Mark, 142 zu je 3000 Mark, 248 zu je 2000 Mark.
512 zu je 1000 Mark 1394 zu je 500 Mark und 3180 zu je 300 Mark.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 19. Febr. 3.304: Jugendstunde: Führung ins Berufsleben
durch Mitglieder des Städtischen Berufsamtes: Laßt uns Häuser
Vortrag. Burkbardt (für Kinder vom 13. Jaltre ab).
bauen‟.
4.155.45: Hausfrauen-Nachmittag. Emmy Caro: Lebensmittel und
X 5.456.15: Lesestunde. Aus den Briefen der Günderode.
Vitamine‟
6.156.30: Stunde der Frankfurter Vereinigung für Heimatk unde
X 77.20: Zwanzig Minuten Umschau über die Fortschritte in Wissen
schaft und Technik. X 6.507: Film-Wochenschau. X 7: Übertragung
aus dem Frankf. Opernh.: Der fliegende Holländer. Von Richard
Wagner.

Stuttgart.

Die Rettungstat des Hapagdampfers Weſtphalia.
Die Weſtphalia der Hamburg=Amerika=Linie empfing auf ihrer
letzten Reiſe nach New York von dem holländiſchen Dampfer Alkaid
S. O. S.=Signale. Mit Hilfe des Funkpeilers wurde die Poſition des in
Seenot befindlichen Schiffes feſtgeſtellt. Trotzdem die Weſtphalia ſelbſt
ſchwer mit hohem Seegang zu kämpfen hatte, nahm ſie ſofort mit Voll=
dampf
Kurs auf die Alkaid‟. Erſt am nächſten Morgen gelang es, die
geſamte aus 27 Mann beſtehende Beſatzung durch Rettungsboot an Bord
zu nehmen. Das verlaſſene Schiff wurde in Brand geſetzt, um eine
Gefährdung anderer Schiffe durch das treibende Wrack zu verhindern.
Bereits auf hoher See empfingen Kapitän Graalfs und ſeine Mann=
ſchaft
vom deutſchen Botſchafter in Waſhington und vom Vorſtand der
Hamburg=Amerika=Linie drahtlos Glückwunſche und Anerkennung. Bei
Ankunft am Pier in New York brachte eine Abordnung, beſtehend aus
New Yorker Stadtbehörden und Bürgern, dem deutſchen Konſul, dem
holländiſchen Vize=Konſul, Abgeſandten deutſch=amerikaniſcher Geſell=
ſchaften
u. a., ihre Bewunderung über die Heldentat der Weſtphalia
Empfang in der
zum Ausdruck. Wenige Tage ſpäter fand ein feierliche
ermeiſter Walker
New Yorker Stadthalle ſtatt. Der New Yorker
und der Vorſitzende des New Yorker Bügerausſchuſſes feierten in herz=
ck
, das den traditionellen deutſchen
lichen Worten das Rettungs
Charakterzügen ganz entſpricht, Kapitän Graalfs betonte in ſeiner Er=
widerung
, daß die Weſtphalia nur Selbſtverſtändliches getan und nach
einem ungeſchriebenen Geſetz der Seeleute gehandelt hätte.

Freitag, 19. Febr 4.30: Funkorchester: Marsch (Fucik); Neues Leben
Walzer (Komzak); Ouv. zu Barbier von Bagdad‟ (Cornelius); Menuett
(Boccherini); Roma, Suite (Bizet); Sehnsuchtstraum (Tranglateur); Begi-
mentskinder
(Fueik). X 6.30: Bücherbesprechung. + 7: Sprich deutsch!
Ub. in deutscher Aussprache. Dr. Hoffmann-Hau
sch. + 7.30: M. Lang:
Die Frühgestorbenen der deutschen Dichtung (17. und 18. Jahrh.) Paul
Flemming 16091640. + 8: Sinfoniekonzert (Fordische Komponisten)
II. Satz aus Sinf. Same Atnam‟ (Lappland) (Peterson-Berger). Sinfonie
D-dur (Sibelius). X 9: Altes und Neues aus der Südd. Heimat. Die
Schöpfung der ersten Menschen. Ein Spiel von Seb. Sailer. Pers.: Gott
Vater; Adam: Eva; Ein Engel.
Berlin.
Freitag 19. Febr. 4.30: Konzert. Adelheid Armhold (Sopran); Werner
Müller von der Ocker, (Bariton); Era Hieinitz. (Cello); Bruno Seidler-
Winkler (Klavier). X 7: Dr. Götte Wirtschaftskrisen. X 7.25: Ein
führung zu der Oper Lucia di Lammermoor am 20. Februar. + 7.:
Prof. Dr. Mareuse: Die großen Planeten Mars. Juriter Saturn. Uranu
+ 8.30 (auch auf Welle 1300): Rezitation. 1. Tolstof: Wieriel
und Reptu
braucht der Mensch. 2
Tolstoi: Die drei Einsiedler. (Alfred
Beier!
X 9: Das obligate Instrument. 1. Mozart: Arie aus Il
ie aus Cäcilienode‟
2. Händel:
Dastoré
ambinor
LieDte 3. Händel: 4rie aus 4lmira‟ Willi Siegismund).
(Erich Schröder).
) Wiegenlied (Martin Busse). 5. Hindemith-

Spohr: a) Zwiegesang
laden (Rose Walter, Sopran). X 9.30: Heiteres.
Gute Nacht. aus Die Se
b) Dellinger:
a Kalmän: Lied des Prinzen aus Hollandweit che
gleichnamigeu Operette (Kutzner,
Auftrittslied des Don Cesar. aus de
2. a) Oehlschlegel: Seronade: b) Bransen: Frühlingsschmerzen.
enor).
3. a) Herbert: Du Geheimnis der Nacht; b) Stolz: Tief berausclte mich
4. a) Toselii: Serenade: b) Friml: Uber die
dein Haar (Kutzner).
Prärie. X 10.30: Tanzmusik (Rapées Jazz-Sinfoniker
Kinfgswusterbausen 3: Graef. Assist. f. Sprachtechnik a. d. Uni-
versität
Berlin: Praktische Ubungen in der Bildung der Vokale und
Konsonanten. X 3.30: Frau Mathes-Wimermark, Stockholm: Schwediscl
für Anfänger X 4: Frau Dr. Hedwig Hevl-Berlin: Hauswirtschaftiiche
4.30: Frl. Margot Grupe: Erziehung zu bäuslicher Kultur
Erzieh
* 730:
h. Med.-Rat Prof. Dr. His. Dir. der Charité Berlin: Wie schütze
ich mich vor Erkältungen? X 7.40: Prof. Dr. Baetzner Oberarzt der Chi
Universitätsklinik. Beriin: Nutzen und Schaden des Wintersports. X 8.10
Dr. Giulini, Reg.-Rat i. Reicheministerium des Innern: Reichsgesundheits-
woch

Steitin. 8.30: Abend Pommerscher
hter. 1. Hermann Ploetz,
2.
Ploetz. Phil. Gretscher:
Stettin: Gedichte (Dr. Stelter, Rezit.).
a) Sommerwonne: b) Birke: e) Verweht (Käte Gretscher, Sopran
4. Ploetz: Gedichte
Karla König: Prosa und Gedichte (Dr. Stelter).
retscher: a) Kränzel. Lieb und
(Dr. Stelter).
5. Karla König. Phil.
Leid: b) Stilles Land (Käte Gretscher). 6. König: Prosa und Gedichte
a) Osterquell. b) Jungmanuen-
(Dr. Stelter). 7. Ploetz. Phil. Gretscber
lied: c) Pommernlied (Hugo Ehrbar. Tenor) Flügel: Der Komponist.
(Hottesdienſt der iſraelitiſ hen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 19. Febr Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 00 Min,
Samstag, den 20. Febr MNorgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min,
Sabbatausgang 6 Uhr 40 Min.
Sonntag, den 21. Febr. Morgengottesdienſt 8 Uhr, 11 Uhr
30 Min Feſtgottesdienſt anläßlich des 50jährigen Beſtehens
der Synagoge.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 15 Min.
Abends 5 Uhr 30 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 20. Febr. Vorabend 5 Uhr 20 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 6 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachm. 5 Uhr
15 Min.
Donnerstag, den 25. Febr. Tanis Eſter, Abends 5 Uhr 30 Min,

Tabletten

in allen Apothefen u.
Drogerien Mk. 1.

Tageskalender für Freitag, den 19. Februar 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende
10 Uhr, D 15: Tiefland. Kleines Haus: Keine Vorſtellung.
Orpheum, abends: Heiterer Künſtler=Abend Heſſen=
Flieger=Verein f. Luftfahrt, abends 8 Uhr, im Fürſten=
ſaal
: Mitglieder=Verſammlung. Saal der Akademie für
Tonkunſt Eliſabethenſtraße, abends 8 Uhr, Vortrag Dr. Heiden=
reich
, Frankfurt a. M., über: Der fauſtiſche Menſch. Techn.
Hochſchule, Saal 326, abends 8 Uhr, Lichtbilder=Vortrag über;
Der Weg in Deutſchlands beſſere Zukunft!
Nat.=Soz=
Deutſche Arbeiter=Partei, abends 8½ Uhr, im Bürger=
hof
, Vortrag über: Der Kampf gegen die Börſe‟. Kinovor=
ſtellungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 20. Februar 1926
nach der Wetterlage vom 18. Februar.
Meiſt bedeckt, weſtliche Winde, milder, Regenfälle oder Nebel=
Die Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
bildung.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlick ſür Politik und Wietſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 19. Februar 1626

Nummer 30

Sport, Spiel und Zurnen.

Handball.
Sportverein Darmſtadt 1898 e. V. Sport=
freunde
Frankfurt.
Ein Hindernislauf über 2000 Meter.
Das am Sonntag, den 21. Februar 1926, ſtattfindende Liga= Pokal=
ſpiel
der Handballmannſchaft des Sportvereins Darmſtadt 1898 gegen die
Ligamannſchaft der Sportfreunde Frankfurt begegnet in allen Sport=
kreiſen
weitgehendſtem Intereſſe. Die Frankfurter Mannſchaft, bei
Saiſonbeginn noch unſtät in ihren Leiſtungen, hat ſich im Laufe der
Spielzeit zu einem ſehr beachtenswerten Gegner durchgerungen, ſo daß
ſie heute zu den ſpielſtärkſten Handballmannſchaften des Frankfurter
Bezirks zählt. Ihr kürzlicher Bombenſieg gegen die zähe Handball=
mannſchaft
des Sportvereins Wiesbaden mit 9:1 Toren, hat in allen
Handballkreiſen helles Staunen erregt.
Ihre Hauptkraft liegt im Angriff, der, unterſtützt durch eine ſehr
ſtabile Läuferreihe, für jeden Gegner die Notwendigkeit auslöſt, alles
aus ſich herauszugeben, um nicht zu unterliegen. Wiesbaden hatte das
Können der Sportfreundemannſchaft unterſchätzt und es mit der 9:1 Nie=
derlage
büßen müſſen. Auch die Darmſtädter Mannſchaft muß auf der
Hut ſein, um von der Frankfurter Mannſchaft nicht unangenehm über=
raſcht
zu werden.
Allerdings hat die hieſige Mannſchaft durch eine Umſtellung des
linken Sturmflügels weſentlich an Stärke gewonnen. Allwohn mußte
dem neu hinzugekommenen Spieler Hennemann den halblinken Poſten
einräumen und den linken Flügel übernehmen. Das Innentrio des
hieſigen Sturmes iſt dadurch flüſſiger geworden, während der Poſten des
linken Außenſtürmers, beſetzt durch Allwohn, an Durchſchlagskraft weſent=
lich
gewonnen hat.
Das Spiel beginnt pünktlich um 3 Uhr, damit der während der
Halbzeit vorgeſehene Hindernislauf der Leichtathletikabteilung über 2000
Meter um halb 4 Uhr unverſpätet vor ſich gehen kann.
Die Eintrittspreiſe ſind für das Spiel und die mit ihm verbundene
leichtathletiſche Veranſtaltung niedrig gehalten, ſo daß jedermann ſich am
Sonntag nachmittag den ſportlichen Genuß eines erſtklaſſigen Handball=
ſpiels
wird leiſten können.

Fußball.

LigareſerveAk. Sp.=Club.
Samstag, nachmittags 4 Uhr, tritt die Fußballmannſchaft des
Akademiſchen Sportklubs Darmſtadt der Ib Mannſchaft Unions zu einem
Freundſchaftsſpiel auf der Rennbahn gegenüber. Die anerkannte Spiel=
ſtärke
beider Mannſchaften gewährleiſtet einen ſpannenden Spielverlauf.
Ein Beſuch iſt zu empfehlen.

Union DarmſtadtMannheim 07.
Union empfängt am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr, auf
der Rennbahn einen Vertreter des Neckarkreiſes, die Ligaelf der Spiel=
vereinigung
07 Mannheim, zu einem Freundſchaftsſpiel. 07 ſteht an
zweiter Stelle in der Tabelle und hat in ſeinen letzten Spielen in
den Verbandskämpfen Sieg auf Sieg errungen. In anbetracht der aner=
kannten
Spielſtärke der Gäſte ſteht deshalb dem Darmſtädter Fußball=
publikum
ein beſonderer Genuß in Ausſicht. Union wird in ſtärkſter Auf=
ſtellung
antreten.
Fußball in Norddeutſchland.
H. S. V. Meiſter von Groß=Hamburg.
Die Austragung der Hamburger Meiſterſchaft iſt eine rein finan=
zielle
Angelegenheit des Kreiſes, der ſich mit dieſem Spiele eine gute
Einnahme verſchafft. Die Meiſterſchaft Hamburgs hat weder mit der
norddeutſchen noch deutſchen Meiſterſchaft was zu tun. Zu dem Kampf
am letzten Sonntag zwiſchen H. S. V. und Altona 93 waren ca. 18 000
Zuſchauer erſchienen, die ein hochwertiges Spiel ſahen. Adolf
Jäger war in großer Form. Dieſer alte Sturmführer be=
ſchämte
ſeine jungen Nebenleute durch Eifer, Selbſtloſigkeit und durch
eine Spieldiſziplin, wie man ſie nur immer wieder als leuchtendes Vor=
bild
hinſtellen kann. Der Kampf war hart und ſpannend. H. S. V.
mit Erſatz war aber die beſſere Mannſchaft und ſiegte mit 5:4. H. S. V.
drängte von Beginn des Spieles an, trotztem führte Altona durch Jäger
1:0. Eine Glanzleiſtung Tull Harders ſtellte das Spiel 1:1. Ein
Selbſttor von Bayer, des rechten H.S.V.=Verteidigers brachte Altona
mit 2:1 noch vor der Pauſe in Führung. Nach der Pauſe drängte
H. S. V. und drängte, aber Altona ging durch Nommenſen mit 3:1 in
Führung. Man glaubte das Spiel für Altona entſchieden, aber man
hatte nicht mit der Energie der Rothoſen gerechnet. Die einzigartig da=
ſtehende
Läuferreihe des H. S. V., in der Halvorſen ganz beſonders
glänzte, warf immer wieder den Sturm nach vorn. Harder ſtellte durch
eine prächtige Flanke von Kolzen durch Kopfball das Ergebnis auf 3:2
und zwei Minuten drauf folgte eine 30 Meter=Bombe von Tull mit 3:3.
Altona kämpfte zäh weiter um den Sieg, Vater Jäger brannte durch,
gab den Ball an Voß, der das Reſultat 4:3 ſtellte. Aber lange dauerte
die Freude bei den Altonaern nicht, der lange Heini Ziegenſpeck
ging durch Dick und Dünn und ſtellte den Ausgleich mit 4:4 her. Der
H. S. V. ſetzte nun zum mächtigen Endſpurt an und Harder konnte eine
hohe Flanke von Rave in mächtigem Sprung am Altonaer Torwart vor=
bei
ins Netz köpfen. Mit dem H. S. V. hat die zurzeit tatſächlich beſte
Mannſchaft den Meiſtertitel errungen. Nächſten Sonntag beginnen
die Vorrunden um die norddeutſche Meiſterſchaft.
H. S. V. gegen Raſenſport Harburg in Harburg.
Arminia=HannoverBremer Sp. V. in Hannover.
Werder Bremen-Hannoverſcher S. C. in Bremen.
Union Teutonia KielAltona 93 in Kiel.
Schwerin 03Holſtein=Kiel in Schwerin.
Die norddeutſche Meiſterſchaft ſollte auch diesmal, zum ſechſten Male,
dem H. S. V. nicht zu nehmen ſein. Die H. S. V.er rüſten zu großen
Ereigniſſen, die Kapitäne Agte und Turner erziehen z. Z. ihre Rekruten
zu geradezu ſpartaniſcher Lebensweiſe.

Das Sportprogramm des Sonntags.
Der kommende Sonntag bringt im
Fußballſport
die Fortſetzung der Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft. Den
F.V. Saarbrücken muß eine weite Reiſe nach München zurücklegen. Die
Saarländer dürften wohl kaum, nach den ſeither gezeigten Leiſtungen
der Bayern zu urteilen irgend welche Chancen in dem ungleichen Kampp
haben. Anders liegen die Verhiltniſſe ſchon in Mannheim, wo der füd.
deutſche Meiſter V.f.R. Mannheim den ſüddeutſchen Pokalmeiſter Sp=
Vgg. Fürth empfängt. Das Feldſpiel der Mannheimer iſt zur Zeit ja
glänzend, aber es hapert bei den Stürmern ſehr mit dem Torſchuß. Die
Fürther dagegen haben erſt am vergangenen Sonntag bewieſen, daß ſie
das Schießen noch nicht verlernt haben; andererſeits ſpricht für Mann=
heim
am kommenden Sonntag der Vorteil des eigenen Platzes. Es iſt
ſehr ſchwer, irgend welche beſtimmte Vorausſage zu treffen. Inſofern
die Erörterungen des Verbandsgerichts im Falle Linnighäußer keine
Aenderung im Spielplan herbeiführen ſollten, werden die Hanauer am
Sonntag in Karlsruhe gaſtieren. Man darf geſpannt ſein, wie ſich die
beiden Tabellenletzten gegenſeitig halten. Unſeres Erachtens hat der
raſche und ſchußfreudige Sturm der Karlsruher in dieſem Falle mehr
Ausſicht zum Torſchießen als in den beiden vorangegangenen Spielen.
zumal gerade die relativ ſchwache Läuferreihe der Hanauer kaum im=
ſtande
ſein dürfte, die ſchnellen Durchbrüche der Karlsruher zu verhin=
dern
. Der Reſt der ſüddeutſchen Bezirksliga beſtreitet zum großen Teil
am Sonntag die fünfte Pokalrunde. Folgende Paarungen wurden vor=
genommen
: Wacker München1860 München, 1. F.C. NürnbergF.C.
Fürth, Schwaben AugsburgV.f.B. Stutgart, Kickers StuttgartF.V.
Raſtatt, 1. F.C. Freiburg1. F.C. Pforzheim, F. Geſ. 03 Ludwigs=
hafen
F. S. V. Mainz 05, Union=NiederradF. V. Sprendlingen, F. S.V.
FrankfurtS. V. Darmſtadt 98, S.V. Wiesbaden-Phönix= Ludwigs=
hafen
, Griesheim 02V.f.L. Neckarau. Auch in Weſtdeutſchland tragen
die verſchiedenen Meiſter die Endſpiele um das Grüne Band des W.
S. V. aus.
Winterſport.
Die Abwicklung der zahlreich vorgeſehenen Winterſportveranſtaltm=
gen
ſcheinen in dieſem Jahre überhaupt nicht in Fluß kommen zu wol=
len
. Auch der 21. Februar wird vorübergehen, ohne daß irgend welche
bedeutenderen Veranſtaltungen im Inland ausgetragen werden konnten.
denn die Deutſch=Oeſterreichiſche Staffelmeiſterſchaft, die Deutſche S
Meiſterſchaft, die Deutſche Heeres=Meiſterſchaft und die Deutſchen Ski=
Kampfſpiele, die ſämtlich am kommenden Sonntag ſtattfinden ſollten,
mußten wegen der nun ſchon ſeit Wochen vorherrſchenden mangelhaften
Schneeverhältniſſe abermals verſchoben werden.
Rugby.
Die erſte Klaſſe Süddeutſchlands pauſiert am Sonntag, dagegen
findet in Frankfurt a. M. ein Verbandsſpiel der Zweitklaſſigen ſtatt:
Eintracht=FrankfurtSp.V. 99 Offenbach. Weitere Spiele ſind nicht
bekannt geworden.
Leichtathletik.
Am kommenden Sonntag findet in Stettin der Heimatſtadt
Dr. Peltzers und des Hochſpringers Köpke, ein großes Hallenſportfeſt
ſtatt. Unter anderem werden hierbei 100=, 800= und 3000=Meter= Mal=
läufe
beſtritten. Intereſſante Staffelkämpfe vervollſtändigen das Pro=
gramm
, ſo zum Beiſpiel eine 3X200 Meter=Staffel. Der Sieger in der
Olympiſchen Staffel erhält den Wanderpreis des Konſuls Ahrens. Die
ſämtlichen Rennen werden auf einer 250 Meter langen Holzbahn mit
nicht erhöhten Kurven gelaufen.

3000 Mk.

auf prima Geſchäfts=
haus
gegen Ia Sicher=
heit
ſof. geſ. Ang. 1
H 145 Gſchſt. (1082a

150 Mark
geg. gute Sicherh. u.
monatl Rückz. ſof. z.
leih. geſ. Angeb. unt.
M 52 Geſchſt. ( 4596

*
Hypotheken
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[ ][  ][ ]

Die Widerſprüche
der modernen Welt.
Die Internationaliſierung der Weltwirtſchaft.
Paris, 18. Februar.
Unter dieſer Ueberſchrift brachte die letzte Januarnummer der
Europe Nouvelle eine Studie des bekannten franzöſiſehen Schriftſtellers
Francis Delaiſi, die weitgehende Beachtung verdient.
Delaiſi führt den Umſtand, daß die Welt nach ſieben Friedensjahren
veder ihr materielles noch moraliſches Gleichgewicht wiedergefunden hat,
darauf zurück, daß man bisher ſtets verſucht habe, das ökonomiſche und
nternationale Problem mit politiſchen Methoden und zu nationalen
Zwecken zu löſen. Die moderne Wirtſchaftswelt iſt weit=
ehend
internationaliſiert: Der franzöſiſche Arbeiter
abriziert mit deutſchen Maſchinen, die durch engliſche Kohle getrieben
verden, Pariſer Artikel zur Ausfuhr nach Braſilien!
So konnte ſich die Idee der ſouveränen Nation entwickeln, die ab=
olut
über ihre Geſchicke beſtimmte, weil ſie weder materiell noch politiſch
von irgend einer anderen Nation abhing. Aber im Laufe des 19. Jahr=
junderts
hat ſich dies alles geändert. Einige, wie England und Deutſch=
and
, haben ihre Induſtrie unter Opferung der Landwirtſchaft entwickelt,
odaß ſie ihre Bevölkerung nicht mehr zu ernähren vermögen, andere
jaben ihre Landwirtſchaft und ihre Viehzucht aufs höchſte entfaltet und
ind dafür hinſichtlich ihrer Kleidung, ihrer maſchinellen Hilfsmittel uſw.
von den erſteren abhängig geworden. Auf dieſe Art wurden die Natio=
ten
, trotzdem ſie politiſch ſonverän blieben, wirtſchaftlich voneinander
bhängig.
Im Gegenſatz zu Amerika, wo ſich neue Staaten erſt bildeten, nach=
ſem
ſie ihre wirtſchaftlihe Ausrüſtung mit Hilfe der älteren Staaten
ſollendet hatten, ſodaß an einen wirtſchaftlichen Separatismus nicht zu
ſenken war, glaubte in Eſropa, wo ſich die induſtrielle Entwicklung im
kahmen der ſeit langer Zeit autonomen Nationen vollzog, jeder Staat,
ur Rettung ſeiner Unabhängigkeit und Souveränität, ſelbſt unter gro=
ſen
Opfern, innerhalb ſeiner Grenzen alle lebenswichtigen Induſtrien
roß ziehen zu müſſen. Das führte zum Zollſchutz in faſt allen Produk=
ionszweigen
, zum ökonomiſchen Nationalismus. Verſchiedene Länder,
ie, wie England, ihre Landwirtſchaft nicht wieder aufbauen konnten,
uchten ihrem Reiche ſolche Länder einzuverleiben, die ihnen die fehlen=
en
Lebensmittel, Rohſtoffe und Abſatzmärkte boten. Daraus wurde der
Imperialismus.
Eine dieſer beiden Formeln wurde im Laufe der letzten 50 Jahre
on jedem Lande Europas angenommen. Damit aber trat eie neue
efährliche Erſcheinung auf: Die Verſchmelzung des Politiſchen mit dem
Lirtſchaftlichen. Der induſtrielle Wettbewerb nahm die Form von
konflikten zwiſchen den Regierungen an. Die Unterhändler von Ver=
tilles
bemerkten dies nicht; ſie kamen zu dem alten Grundſatz des
natwnalen Egoismus zurüick. Sie befreiten die unterdrückten Natio=
alſtäten
, aber ſie gaben ihnen die wirtſchaftliche Autonomie. Und da
e in ihren eigenen Grenzen nicht leben konnten, gab man ihnen die
Korridore und vervielfältigte die Irredentismen
In ſechs Friedensjahren iſt die Welt noch mehr verarmt als in vier
riegsjahren, weil man in Verſailles den in Europa im 19. Jahrhun=
ert
begonnenen Irrtum fortſetzte, der gerade die Urſache des Krieges
eweſen iſt: die Verſchmelzung des Wirtſchaftlichen mit dem Politiſchen
Auf der Suche nach Abhilfe lenkt Delaiſi den Blick auf das Beiſpiel
enſeits des Ozeans, wo die 48 Staaten der Union die volle politiſche
lutonomie genießen, aber keinerlei Zollſchranken errichtet haben und
eit anderthalb Jahrhunderten unter freiem Perſonen=, Kapital= und
Carenaustauſch leben. Dieſe Organiſation müſſe Europa übernehmen:
rankreich, Belgien, Deutſhland und Italien regeln nach ihrem Belie=
en
Geſetzgebung, Polizei, Budget, Unterrichtsweſen uſw., aber jeder
taat kauft nach Beſeitigung der Zollſchranken ſeine Waren und Roh=
offe
, wo ſie am beſten und billigſten zu haben ſind. Die erſte Be=
ingung
hierfür iſt die Wiederherſtellung der univerſalen Geldeinheit
der die Stabiliſierung aller nationalen Währungen auf der gemeinſamen
ſoldbaſis. Delaiſi glaubt, daß dies in zwei Jahren erreicht ſein wird.
dann könne der freie Kapital= und Kreditumlauf das erſchöpfte Europa
iſt neuem Blute durchſtrömen. Das größte Hindernis bildeten die
ölle, deren ſtufenweiſe Beſeitigung Delaiſi vorſchlägt, um den künſt=
chen
Induſtrien einen allmählichen Abbau zu ermöglichen. Im weite=
en
Verlauf der Entwicklung ſieht der Verfaſſer eine europäiſche Emiſ=
onsbank
nach dem Muſter und mit Unterſtützung der amerikaniſchen
ederal Reſerve=Bank, die Aufgabe der Banknotenausgabe durch die
inzelſtaaten, internationale Abkommen über die Verteilung der Abſatz
karkte und zur Beſeitigung des Dumpings, die Uebernahme der Funk=
onen
des Interſtate Commerce Comitee durch die Internationale
dandelskammer uſw. vor. Damit alles dies ſich in einer Atmoſphäre
es Friedens vollziehen kann, ſei die Entwicklung des politiſchen Schlich=
ingsweſens
durch den Völkerbund notendig. So werde nach und nach
e Trennung der Politik von der Wirtſchaft durchgeführt. Der Ver=
iſſer
ſchließt mit der Aufforderung, die Ideen den Tatſachen und nicht
e Tatſachen den Ideen anzupaſſen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 18. Februar.
Die Eröffnung der Börſe vollzog ſich heute in geteilter Tendenz.
Uf dem Aktienmarkte machte ſich bereits bei der Feſtſetzung der erſten
mtlichen Kurſe die Neigung zu größeven Realiſationen geltend, wäh=
end
einzelne Rentengruppen wie Türken und Ruſſen bei lebhaften Um=
lHen
größere Kursſteigerungen erfuhren. Nach der Feſtſetzung der erſten
Urſe ſetzte ſich das Verkaufsangebot auf allen variablen Märkten fort
iid nahm ſogar einen noch breiteren Rahmen ein. Gedrückt waren
amentlich die Chemiewerte auf Preſſenachrichten von einer ſtarken
telsermäßigung für Ammoniak. Auch die Montan= und Elektrowerte
ſtten ſtärkere Einbußen zu verzeichnen, was für dieſe beiden Gebiete
der Hauptſache auf das vollſtändige Ausbleiben der Auslandsorders

zurückgeführt wird. Feſter lagen Schiffahrtswerte und von den Banken
Berliner Handelsgefellſchaft, Reichsbank und unter Führung der Baye=
riſchen
Hypotheken= und Wechſelbank auch die Hypothekenbanken. Auf
dem Bankenmarkt wurde übrigens verſchiedentlich der Verſuch gemacht,
das Kursnivean nach oben zu beeinfluſſen, aber nach einer vorüber=
gehenden
Steigerung blieb auch dieſer Markt von der allgemeinen Ab=
ſchwächung
nicht ganz verſchont. Desgleichen war auch für die Schiff=
fahrtswerte
der Fall. Im weiteren Verlaufe wurde die Stimmung
ſchwach, weil gleichzeitig die norddeutſche Kontremine ſich wieder ſtärker
hervorwagte und die Großbanken nicht die geringſte Neigung zu Inter=
ventionen
bekundeten. Der Kaſſamarkt verriet demgegenüber ziemlich
gut behauptete Tendenz und teilweiſe konnten ſich hier auch Kurserhöh=
ungen
durchſetzen. Das Geſchäft hatte ſich aber in ſeinem Umfang weſent=
lich
reduziert. Sehr kebhaftes Geſchäft bei feſter Tendenz kam auf dem
fremden Rentenmarkte für Türken und Ruſſen zum Ausdruck, die beide
wieder auf Pariſer Anregung ſtark hauſſiert waren. Die geſtrige Kurs=
ſteigerung
auf dem inländiſchen Rentenmarkte konnte ſich dagegen nicht
fortſetzen. Die geſtern erzielten Gewinne gingen im Verlaufe wieder
vollkommen verloren und darüber hinaus ergaben ſich ſogar noch neue
Kursverluſte. Die ſpekulative Tätigkeit auf dieſem Markte iſt jetzt
nachgerade vollkommen unberechenbar. Der Pfandbriefmarkt war ſtill,
aber gut behauptet. In der flüſſigen Lage auf dem Geldmarkt iſt keine
Aenderung eingetreten.
Die Nachbörſe war weiter abgeſchwächt. Gegen amtlichen Kurs
traten abermals Kursverluſte von 1 bis 2 Prozent ein. Erſt gegen
3 Uhr konnte der Abwärtsbewegung etwas Einhalt geboten werden.
Berliner Effektenbörſe.
Verlin, 18. Februar.
Da irgendwelche Anregungen auf die Unternehmungsluſt der Speku
lation nicht vorlagen, und auch die Beteiligung des Auslandes und des
Publikums ſich in engen Grenzen hielt, nahm die Börſe heute wieder
einen recht ſtillen und luſtloſen Verlauf. Die Kursveränderungen auf den
Attienmärkten waren geringfügig, zumeiſt bröckelten die Notierungen in=
folge
der Geſchäftsſtille bis 1 Prozent bei einigen Papieren auch um
Prozent ab. Demgegenüber ſtanden auch Kursbeſſerungen, allerdings
nur vereinzelt und in geringem Ausmaße. Schiffahrtsaktien lagen faſt
durchweg 1 bis vereinzelt 2 Prozent höher, wobei ſich etwas lebhafteres
Geſchäft, zeitweiſe in Nordd. Lloydaktien entwickelte. Bankaktien waren
nur wenig verändert. Elektrobankaktien ſtiegen um 1 Prozent, wogegen
Barmer Bankverein um ungefähr 1 Prozent niedriger waren. Lebhafter
wurden Reichsbankanteile bei einer zweiprozentigen Beſſerung umge=
ſetzt
. Am Rentenmarkte erhielt ſich das Intereſſe für türkiſche Werte
bei weiteren Kursbeſſerungen; auch Ungarn wurden etwas mehr beachtet.
Größere Umſätze hatten auch ruſſiſche Papiere bei entſprechenden Kurs=
beſſerungen
zu verzeichnen. Deutſche Rentenwerte lagen ſtill, auch
Kriegs=Anleihen waren rückgängig. Geldpfandbriefe erzielten leichte
Kursbeſſerungen und Vorkriegshypothekenbankpfandbriefe erholten ſich
bei etwas lebhafteren Umſätzen durchſchnittlich bis zu 20 Pfg. Baltimore
und Canada verkehrten ungefähr auf dem geſtrigen erhöhten Schlußkurſe,
wobei letztere zeitweiſe noch über 1 Prozent gewannen. In der außer=
ordentlichen
Flüſſigkeit des Geldmarktes hat ſich auch heute nichts ver=
ändert
.

In der Zeitſchrift Stahl und Eiſen veröffentlicht der Ver=
ein
Deutſcher Eiſen= und Stahl=Induſtrieller
das Ergebnis ſeiner Ermittelungen über die deutſche Roheiſen=
gewinnung
im Januar 1926:

Dezbr. 25
61702
3 660
1 133

Jan. 26
46 892 68 704
102 960 97 564 108 697
2 430
419624 422 589 523 358
127932 118 764 202 046

Jan. 25
3 477
1224 3 567

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verl .. . .. .. H8. Z. jächſ. Bußſtahl .. .. Siem n Glas .." 7.: ſitzer Glas.
Ver. La= 3.* Buas Volkſtedter Porzell. 115.2 Peſtf. E. Langendreer 36.2 43. 43. Wittener Gußſtahl .. 35. Wanderer=Werfe...." 1
1110.

18. 2
33
86.75
=
123.2
11.5
*
81.5

73.
19.875
7.7
56.87
51.75

5.2
36.25

Deviſenmarkt.

Amſterdam-R.
Ruenos-Aire=
Prüſſel=Antw.
Tslo ......"
Kopenhagen
Stockholm . . .
Helſingfors ..
Italien ......
Lonbon .. . . .
New=York..."
Paris. . . . .. ."
Schweiz. . . . . .
Spanien ....

G
3
Brief
188.11 168.
1.72
1.72
f9.37 19.17/19.37 13
92.12
g3. 9 194.2410d K 108.33
112.27 112.55f
NS

15.3
20.400 20.45
4.79
15.19
1.77 23.5.
53 08 59.2-1 59.16 69.32

18.
elb / Brief
1.774
757
25 7
K
Pi.
9.äu3 70.
4.Z05 1.195 S.M2 Danzig ......
5 28 15.*
30.73 30 9

.11153.53 Wien D..Oſt.nbe
...
ſt... . .
R.2 Japan z .aa.
Nio de Janeiro
Zulgarien ..."
Belgrad...."
Konſtantinope
5ElLiſſabon ....."
Athen ......."
Lanada. . .. ..
ruguay... ..

7.4
Geld
22
59.97 58
12.618 12.3
5.932
5.27,
1.
93
d.5
9.8
15
15 32.
33
8.ü
6.325 7 335!

17.
5.
18

752
45
33 30
6.0
.183
1325l.383

Unſer Frankfurter Kursbericht wird inſofern eine Aenderung
erfahren, als die erweiterte Tabelle in der ſeitherigen Form, das
Geſchäftsjahr, die Umſtellung, Dividende uſw. enthaltend, nur ein=
mal
, und zwar am 1. eines jeden Monats erſcheinen wird. Der
ab heute täglich erſcheinende Kursbericht enthält ungekürzt die
Tageskurſe aller in der ſeitherigen Tabelle angeführten
Papiere.

Hämatiteiſen
Gießereiroheiſen
Beſſemerroheiſen
Thomasroheiſen
Stahl=, Spiegeleiſen, Ferromagan
und Ferroſilizium
Puddel= und fonſtige Roheiſen
717011 689 463 909 849
Insgeſumt:
Durchſchnittl. arbeitstägl. Leiſtung: 23 129 22241 29 350
Leider zeigt auch der Januar keine Anſwärtsbewegung, ſon=
dern
einen neuen Rückgang der Roheiſengewinnung und zwar
gegen den Vormonat Dezember 1925 um etwa 4 Prozent und
gegen den gleichen Monat des Vorjahres, den Januar 1925, um
rund 24 Prozent. Mit 689 463 Tonnen wurden noch micht 50 Pro=
zent
der durchſchnittlichen monatlichen Vorkriegsleiſtung von 1913
im Deutſchen Reiche damaligen Umfangs hergeſtellt. Auf den
Kopf der Bevölkerung (1913 67 Millionen, 1926 63 Mil=
lionen
) gerechnet, wurden im Monatsdurchſchnitt 1913 20,85 Kilo
hergeſtellt, dagegen im Januar 1926 nur 10,94 Kilo.
Von 208 vorhandenen Hochöfen waren 84 im Betrieb und
30 gedämpft. Die tägliche Leiſtungs fähigkeit der Hochöfen
(50 400 Tonnen) konnte nur zu 44 Prozent (Durchſchnitt 1925
58 Prozent) ausgenutzt werden.
Die blechverarbeitenden Induſirienim Januar.
Die Hoffnungen weiteſter Wirtſchaftskreiſe, daß das neue Jahr
eine merkliche Beſſerung der Konjunktur bringen würde, ſind bisher
nieht einmal andent ngsweiſe in Erfüllung gegangen. Während eigeunt=
lich
im Januar eine Belebung des Geſchäftes ſich bemerkbar machen
müßte, inſofern, als nach der Inventur Lagervorräte aufgefüllt und
Neuanſchaffungen für den Frühjahrsbedarf gemacht werden, hat ſich
die gedrückte Geſchäftslage des Vorjahres in den Weiß= und Schwarz=
blech
verarbeitenden Induſtrien in das neue Jahr hinein fortgeſetzt.
Mangelnde Ausnutzungsmöglichkeit der Produktionsmittel, Stillegun=
gen
und Kurzarbeit, ſtockender Abſatz bei ſchleppendem Zahlungsein=
gang
kennzeichnen auch weiterhin die Ungunſt der Wirtſchaftslage. Die
Induſtrien begrüßen die Ankündigung des Reichsfinanzminiſters über
den Abbau der Steuern, wenn ſie auch eine gänzliche Beſeitiung der
Fuſionsſteuer aus Gründen der Rationaliſierung der Wirtſchaft lieber
geſehen hätten. Die Verzinkereien berichten zwar von einer leichten
Belebung ihres Marktes im Januar, fürchten aber, daß ihr nur vor=
übergehende
Bedeutung beizumeſſen iſt. Es wird übrigens zurzeit
über neue organiſatoriſche Maßnahmen innerhalb dieſer Induſtrie ver=
handelt
. In der Emailleinduſtrie hielt der Tiefſtand der Auftrags=
eingänge
bei nur Bprozentiger Beſchäftigung der vorhandenen Werks=
anlagen
an. In der Induſtrie der Blechemballagen und Verpackungen
iſt gegenüber dem Vorjahr ein weiterer Geſchäftsrückgang zu melden.
Ebenſo konnte in Blechſpielwaren eine Belebung des Abſatzes noch nicht
feſtgeſtellt werden. Beſonders ſchwierig iſt die Lage der erzgebirgiſchen
Haus= und Küchengeräte=Induſtrie. Das Exportgeſchäft in allen
Zweigen der blechverarbeitenden Induſtrie erfuhr keine Belebung. Mit
großer Sorge betrachtet man die Bewegung in Englanb, die gegen die
deutſche Emailleinduſtrie eine Zollmauer aufrichten will. Das ruſſiſche
Geſchäft, das im Laufe des verfloſſenen Jahres gewiſſe Beſchäftigungs=
möglichkeiten
bot, hat in den letzten Monaten vollſtändig verſagt. Der
Bezug von Rohmaterial zu Weltmarktpreiſen von den deutſchen Blech=
erzeugern
war für die Bleckverarbeiter monatelang überhaupt nicht
möglich; erſt in den letzten Monaten wurde für Bleche eine Rückver=
gütung
gewährt, ſie betrug aber nur einen Teil von der, wie ſie anderen
Zweigen der eifenverarbeitenden Induſtrie zugeſtanden worden iſt.
Beſtrebungen zur Vereinheitlichung der
Handelsgebräuche im Produktenhandel.
Zwiſchen dem Verband Süddeutſcher Getreidebörſen und =Märkte
und den Vorſtänden einer Anzahl mittel= und norddeutſcher Getreide=
märkte
ſchſveben ſeit einiger Zeit Verhandlungen zwecks Schaffung ein=
heitlicher
Handelsgebräuche und Geſchäftsbedingungen. In dieſen Ver=
handlungen
, deren Zuſtandekommen zum großen Teil der Initiative und
tatkräftigen Mitarbeit des Vorſtandes der Frankfurter Getreidebörſe=
mit
zu verdanken iſt, wurden zwwiſchen den mitteldeutſchen Getreidebörſen
(Magdeburg, Halle, Dresden, Erfurt, Caſſel, Leipzig uſw.) und den im
Verbande Süddeutſcher Getreidebörſen zuſammengeſchloſſenen Märkten
einheitliche Geſchäftsbedingungen beſchloſſen, die im weſentlichen aus den
bisherigen Allgemeinen Handelsgebräuchen des Verbandes Süddeutſcher
Getreidebörſen und Märkte hervorgegangen ſind. Die neuen Einheits=
bedingungen
ſind inzwiſchen dem Vorſtand der einzelnen Börſen und
Märkte zur endgültigen Genehmigung zugegangen. Man hofft, daß die
Zuſtimmung der Beteiligten ſo rechtzeitig eintrifft, daß die neuen Be=
dingungen
am 1. April in Wiekſamkeit treten können. Die großen
norddeutſchen Getreidebörſen (Berlin, Hamburg uſw.) ebenſo Schleſien

Kadr. Brandfaller KarsoerichrBon 10. Hrordar Loao.

Staatspapiere
a) Deutſche
2o Reichsanleihe
Reichsanleihe
30
Vollar=Schatzanw.
Schatzanw. 23
Schatzanw. 24
2%TVundV R.
Schasz.
DVI. IX.
hutzgb.
mienanl.
6 Preuß. Konſ.
330

1896


16% Heſ. unt. 28
....

2 Bürt, glte .
2 Sonſtige,
europäiſche
25 Bos. E. B. 1914
19.L.Inv. 1914
5. 184
335 1909
D..
26 Bulg. Tabak
22o Oſt. Staats:
191
R4Of, Schatz, 14

7 Oſt. Goldt
7
41fs% Silberr.
42 einh. R. (kon.)

0.42s1 3% Port. (Spz.) III

0.4125
0.44
99.05

0.40
0.412
0.41

5% Rum. am. R.03
*% Gold. 13.
am. konv
49 am.05
%0 Türk. (Abm.)03
(Bagd.)
42
(Bagd.)II.
1911 Zoll.

6.4
2.*
5.65
1.975
2.5
13.
11.175

10 Neck. AG. Gld23/
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
89.75
8% Rh.=Hyp. G0. 24/ 89.75
2 Rhein=Main=
Donan. Gold 23/ 70.75

10 Ung. St. 1913/ 15.75
St. 19
0
Be
Goldr
NS

St
Kronr.
Eiſ. Tor

A.
11.85

0.4

2.5
16.3

Außereuro=
päiſche

5% Mex.am. inn.
juß. 3
Gold. 04.
3
fonſ inn. .
12% Frigat.
5% Tamaulipas . . 20.5
Sachwert= Schulo=
verſchreibungen

Mit Zinsberech
nung
6½ Doll. Golb. 18
6% Gold.1935
rk.=Hhp.=B.
8½
Boldpfdbr. R.1.
8% Frkf. Hyp.=3:.
Reih
22oFkf. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
Em, 3
82

91.75
A.

92

Ohne Zins=
berechnung

6 Bd.=Bb.=H3. 23
Bdw. Kohl. 2:
Fr. Pf. Bk. G. I
11.2251 6% Großkr. Mannh
Kohl. 23
6 Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
Rogganl. 23
3
ſtannh. Stadt=
Kohl . . . . . . . . ?
62
Iffenb. Holz ..
O Frkf. Pfd.=Brf
Bk. Gld. .... 24
Br. Kaliſp.. .
*5
D Pr. Roggenw.
50 Rh. H. B. Gb. 2
Sächſ. Brk. 23.
5
Roggenw. 23
50

5% Südd. Feſt=B. G
Vorkriegs=Hyp.=5.
Pfaupbriefe
Bahx. Vereinsb...
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Frkf. Hyp.=Bk. . .
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=B
Meining. Hhp.=Bf.
Pfülz. Hyp.=Bk.
Preuß. Ef. br.=Bk.
Rhein. Hyv.=B
Südd. Bodenkr.
Württ, Hhp.=B.,..

16
9.
1.93

5.3

16.1

2.01
6.15
1.84

Staatl. od. prov.
garantiert
Heff. L.=Hhp.=
Landeskr. Caſſel.
Naſſan. Ldsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
42 Eliſ.=Bahn ..."
4½ Galis. Carl=
ud
.=B.
5 Oſt. Südb. (L.)
2,60 Alte .
2,60 Neue
499Oſt. Staatsb. 83
Oſt. 1.b.8.E.
9. E.
3%Oſt.
3%Oſt. 1883
3%Oft. Erg. Netzl
4% Rud. Silber..
). Salzka
J0
43
nat., S.
12%0 Anat., S.
2% Anat.,
O Salon. Mi

Tehuant
4½%
Bank=Rktien
Ailg. D.=Credit.
Bad. ?
....... 41.5
Br.f.?
nd.
18
Barmer Banko.
Bah. Hyp.=.Wch
Berl. Handelsgei.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat.=Bk.
ſeutiche Bank
D. Eff.u. V
Me
in.
2. Shp.=B
D. Bereins=Bk.
Disk.=Geieliſ
Dresdener Bk.. . . . 1116.75
grankf. Br. .....

6.7
6.95

11.6
5.2

Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfdbr.=Bk.
Gotha Grundkr. Bk.
*S
6.2
Metallbar
...
Nitteld.
Oſterr. Creditanft. 9.6
Pfälz. Hyv.=Bk...
Reichsbank=Ant."
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hnp.=Bk.
21.s
Slidd Disc.=Geſ. 25

Nainz. Aktienbr. 121
höfferhof (Bind.
Sck
zwarz=Storchen / 80
Vr..

101

Wiener Bantverein

98.25
10
149.5
28.75
28
*
89.6
122
75

Bergwerks=Akt.
Berzelius....
Bochum. Bergb.
Buderus. . . .

Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw.. . .
Gelſenkirch. Bgw..
Harp. Bergb.. . .."
Ilſe Bergb. .
Genußſchein. .
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln
Klöchierwerke
lannesm.=Röhr.
Mansfelder .....
Oberbedarf .. ...
Obſchleſ. Eiſ. (Caro)
Otavi=Ant. ..."
Phönix=Bergb. ..
Rhein. Braunk. ..
Rhein. Stahlw.
Rombach. Hütte.
tinnes Riebeck.
Tellus
hütte .
Ver. 9e

Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.) 5
99.75
Henninger
Löwenbr.=Müuchen 171.5

34.5
88.75
43.5
89.,
140.5
90.*
110
82
140
69.75
86
2.75
138.5
81.25
19

Rrtum. Berlin
Aoler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleyer))
A. E. G. Stamm.
7%0A. E. G. V3g. A..
5%A. E. G. V;g. B
Amme Gieſecke ...
Aſchaff. Zellſtoff
Badenia (Weinh.
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw
Bamag=Meguin ..
Batr. Spiegel ..
Beck & Henkel ...
Bergmann El
.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol
Eement Heidelb.
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem.
ert ...
Them. Brockh....!
Chem. Milch...
Dainler Mokoren.
Dt. Eiſenhandel. .
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch.
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp. . . . . ..
Dürr. Natin
en ..
ckerhoff & W. .
Eiſenw. Kaßersl.. .!
Eiſenw. L. Meyher.
E. Lieferung . ..
El. Lichi= u. Kraft
E(ſ. Bab. Wolle.!
Emag. .
Email. Ulrich
Enzinger Werke...

105.5

.5
7.75

0.475
21.s

921

Eßlinger Maſch:=
Cttlinger Svinn. /201
Faber Bleiſtift
Faber &. Schleicher
jahr, Pirmaſens
Farbenind. J. G. 1277
Felten & Gnille
einmech. (Jetter)/ 60.25
Feiſt, Seft.
Frankfurter Gas . 75
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok. u.W./ 36.5
Fuchs Waggon ..
Ganz, Ludw. . ..
Geiling & Cie.
ermania Linol.
Gelſenk. Gußſt..
Goldſchmidt, Th..
Gotha Waggon .."
Greffenius ....."
Gritzner, Maſch.
Grün & Bilfinge
Dafenmühle Frkf.
Hammerſen
. . 84.5
53.7.
Hanfw. Füſſen
Hartm & Vraun. . 66
Hehligenſtebt . . . . 22.5
Hilpert, Armatu=
hindrichs
=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....
Hoch=Tiefbau .."
Holzmann .. . .
54
Holzverk. Ind..
Hydrom. Breslau
0.5e5
Inag

Junghans ..."
Kammg. Kaifersl.
Karlsruher Maſch.
Karſtadt R. .. ..
L=
Klein. Sch. &Becker
(norr, Heilbronn . / 80
Konſerv. Braun ..
N
Krauß, Lokon. g5.o5
Lahmeher
.."
Lech, Augsburg... 85,

Lederw Rothe
Spicharz 21.
Lingel Schuhtv..
Löhnbern. Mühle ./ 33
Ludwigsy. Walzm.
Lüdenſcheib Metall
Luther, Mühlenb.
Lux. Induſtrie
16
Nainkraft Höchſt
86
Metallgeſ. Frkf.
Nehzer, Dr. PBanl.
Miag. Mühlenb.. .
genus Stamm. . 34
255
kotorenf. Deutz".
Totorenf. Oberurf. 36
Reckarſ. Fahr.
40.
Neckarwv. Eßlingen. 91
Peters Union.
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.
Porzellan Weſſel 5
Prometh. Frkf.
Rein Gebb. & Schall 46.
Rhein. Eleitr.

Rhein. Metall=Vz.
Rückforth ......"
Rütgerswerke .... 75.
Schleußner .."
14.
Schneid. & Hanau. / 51.
Schnellpr. Frank.,
33
Schramm, Lackf
Schrift. Stempel 78.
Schucker Elektr..
Schuhf. Weſſel. ... 30
Schuhf.
.:
Schuh. 2
Schultz, Grünlack. 31
Seilind. Wolff ... 32
Sichel & Co.
.. 5
Siemens Gl
Siemens & Halske. 101
54
Sübd Immob.
Zhür. eleftr. Lief. .. 82.
ſhren Furtwängl. 1 24

25.

Meiee
S.
Ver. f.Chem. Znd...
Ver. d. Olfhr. Mann.
Ver. Fuff. Caſiel
Gummi. Bln.=Frlf.
Pinſel=Nſuberg...
Ultramariet ..."
Zellſtoff Berl. ...
Vogtl. Maſch).
Voigt & Hacffner
.
Volthom. Seil.
Wahß & Freytag.
Zegelin Rugfbr...
75
Zellſt. WBaldhof
104.75.
Zuckerf. Waghäuſel
2"
Zuckerf. Frankenth
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein ..
Z..
Zuckerf. Rheingqu. 41.5
Zuckerf. Stuttgart. 45

Trausport= uns
Verſicherungs=Rkk
A. Dt. Eiſenbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ. 62
Gl. Hochbahn=Berl.) Tos
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ. /103
.... . 131.25
Hapag".
Nordd. Lloyd. . . . . 232.75
79.5
Frkf. Allg. Be
57
Frankona Rückv.
Darmſt. Berte
Bahnbedarf .. .. . 29
Dampfk. Rodberg 15.75
Helvetia Konſ....
Gebr. Luß ..... ..! 30
Motorf. Darmſt.
2
Gebr. Roeder
84.5
Venulethc Elenb.

[ ][  ][ ]

Seite 10

Freitag, den 19. Februar 1926

Nummer 30

(Breslau) und die maßgebenden niederrheiniſchen Börſen (Köln, Düſſel=
dorf
) haben die Einheitsbedingungen vorläufig noch nicht angenom=
men
, zeigen jedoch für die ſüd= und mitteldeutſchen Beſtrebungen leb=
haftes
Intereſſe und haben zum Teil Delegierte zu Verhandlungen ent=
ſandt
, ſo daß man in maßgebenden Kreiſen hofft, daß in abſehbarer Zeit
aucb die geſamten nord= oſt= und weſtdeutſchen Börſen zum Anſchluß an
die ſüd= und mitteldeutſchen Einheitsbedingungen zu gewinnen ſind.
Schiedsſpruch für die rheiniſche Montaninduffrie.
Effen, 18. Februar.
Gemäß der am 11. Februar getroffenen Vereinbarung wurden heute
vormittag in der Bezirksarbeitsgemeinſchaft (Tarifgemeinſchaft) der
rheiniſch=weſtfäliſchen Eiſen= und Stahlinduſtrie die Verhandlungen
über die von der Arbeitgeberſeite geforderte Herabſetzung der Löhne
fortgeſetzt. Die Verhandlungen blieben ergebnislos. Die im Anſchluf
an die Verhandlungen gebildete Schlichtungskammer unter dem Vorſitz
des Schlichters für den Bezirk Weſtfalen fällte folgenden Schiedsſpruch:
1. Die tarifliche Lohnregelung nach dem Schiedsſpruch vom 25. Juni bzw.
28. Oktober 1925 bleibt auch vom 1. März 1926 an weiter in Kraft. 2.
Dieſe Regelung gilt unkündbar bis zum 1. September 1926 und kann
von dieſem Zeitpunkt an mit eintägiger Friſt jeweils zum Monatsletzten
gekündigt werden. 3. Die Erklärungsfriſt länft am 23. Febr. 1926 ab.
Die Lage im Thyſſenbergbau.
Hamborn, 18. Februar.
Der hieſige Thyſſenbergbau ſieht ſich infolge erneuter Abſatzſchwie=
eigkeiten
veranlaßt, ab 22. Februar auf den Schachtanlagen 1/6, 2/5 und
Wehofen rund 3000 Arbeiter auf vorausſichtlich drei Wochen zu be=
urlauben
, um andererſeits den in Arbeit befindlichen Bergleuten Feier=
ſchichten
zu erſparen und ihnen einen auskömmlichen Verdienſt zu ſichern.
Die Bergbauverwaltung hofft, daß Mitte März die Abſatzſchwierigkeiten
ſich ſo weit gebeſſert haben werden, daß die 3000 Arbeiter wieder einge=
ſtellt
werden können. Die Hamborner Erwerbsloſenziffer, die zurzeit
etwa 6000 beträgt, ſteigt durch dieſe Beurlaubung vorübergehend auf
900, wozu noch die unterſtützungsberechtigten Familien kommen.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenb=richt vom 18. Februar. Die an ſich ſchon
luſtloſe Haltung des hieſigen Produktenmarktes wurde durch die fortge=
ſetzt
ſchwächer lautenden Auslandsnotierungen noch gefördert. Es kam
daher für Roggen und Roggenmehl zu kleinen Preisabſchlägen. Weizen
2626,25, Roggen 17, Sommergerſte für Brauzwecke 2022, Hafer, inl.
18,521,5, Hafer, ausl. , Mais 18,5, Weizenmehl (ſüdd. Spezial) 40
bis 40,5, Roggenmehl 25,2525,75, Weizenkleie 9,75, Roggenkleie 10
bis 10,25.
Mannheimer Produktenbericht vom 18. Februar. Der heutige Pro=
duktenmarkt
eröffnete in ſehr ruhiger Haltung, beeinflußt durch die fort=
geſetzt
ſchwächeren Kursmeldungen von den ausländiſchen Produkten=
märkten
. Nur für Inlandsweizen beſteht am hieſigen Platze etwas mehr
Nachfrage. Man nannte gegen 12½ Uhr im nicht offiziellen Verkehr:
Weizen, inl. 26,527, Weizen, ausl. 32,2533,5, Roggen, inl. 1818,5,
Roggen, ausl. 22, Hafer, inl. 17,7519,25, Hafer, ausl. 2222,75, Brau=
gerſte
21,7524,5, Futtergerſte 17,518, Mais mit Sack 19, Weizenmehl
Baſis Null 4040,75, Brotmehl 3030,75, Roggenmehl 2627, Kleie
10, Biertreber mit Sack 16,517 Reichsmark. Alles per 100 Kg. waggon=
frei
Mannheim.

Einträge in das Handelsregiſter Ab=
teilung
B: Am 10. Februar 1926 bei
der Firma: Süddeutſche Eiſenbahn=
Geſellſchaft, Darmſtadt: Franz Riedel,
Betriebsdirektor in Eſſen, iſt zum Pro=
kuriſten
beſtellt; am 11. Februar 1926
bei der Firma: Darmſtädter und
Nationalbank, Kommanditgeſell=
ſchaft
auf Aßtien: Die Prokuren des
Felix Waegen, Moritz Loewenthal, Paul
Goldſchmidt, Karl Eichholz, Hermann
Bleck, Ferdinand Brigelius, Bruno Czer=
winski
, Johannes Michno, Erwin Fger=
ber
, Martin Theuerkauf, Paul Berger,
Ernſt von Falkenhauſen, Paul Graeber,
Franz Hartung, Hans von Lühmann und
Jacob Silberberg ſind erloſchen; am
15. Febr. 1926 bei der Firma: Kamm=
fabrißen
C. Winther & Co., Aktien=
geſellſchaft
, Darmſtadt: Die Prokura
des Carl Touché iſt erloſchen; hinſicht=
lich
der Firmen: Papierverarbei=
tungs
=Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt,
am 16. Februar 1926 und: Chemiſch=
pharmazeutiſches
Haus, Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung, Darm=
ſtadt
, am 17. Februar 1926: Die Geſell=
ſchaft
iſt nach § 16 der Goldbilanzver=
ordnung
nichtig. Abteilung A: Am
12. Februar 1926 bei der Firma: Fuhr=
unternehmer
und Speditions= Ge=
ſchäft
Georg Müller, Darmſtadt: Die
Firma iſt erloſchen; am 15. Februay
1926 bei der Firma: Raphael Störger
Söhne, Darmſtadt: Der Sitz der Geſell=
ſchaft
iſt nach Mannheim verlegt und
die Zweigniederlaſſung in Mannheim iſt
zur Hauptniederlaſſung erhoben. Neu=
eintrag
: Am 9. Februar 1926 die Firma:
Auguſt Fuhrländer in Darmſtadt
Inhaber: Auguſt Fuhrländer, Kaufmann
in Darmſtadt.
(2552
Darmſtadt, den 17. Febr. 1926.
Amtsgericht I.

200 Millionen=Kredit für die Reichsbahn. Seit längerer Zeit
ſchwweben zwiſchen dem Reichsfinanzminiſterium und der Reichsbahngeſell=
ſchaft
Verhandlungen über die Gewährung eines Zwiſchenkredits von 2N
Millionen Mark, mit deſſen Hilfe ein Notſtandsprogramm der Reichs
bahn zur Förderung der induſtriellen Produktion durchgeführt wer=
den
ſoll.

Viehmärkte.

Darmſtädter Viehmarkt vom 18. Februar. Es wurden aufgetrieben:
Ochſen, 4 Kühe, 2r Schweine, 90 Kälber, 17 Schafe. Preis für das
Pfund Lebendgewicht: Ochſen und Kühe 4448, für Kälber 5070, für
Schafe 3040 Pfg. Marktverlauf: Mit Großvieh Ueberſtand, ſonſt
ſchleppend, geräumt.
Mkannheimer Viehmarkt vom 18. Februar. Dem heutigen Neben=
markte
waren zugefahren: 45 Schafe, 76 Kälber und 171 Schweine (alter
Beſtand 80). Bezahlt wurden für Kälber 5270, für Schweine 7480
Mark für je 50 Kg. Lebendgewicht. Marktverlauf: Mit Käl=
bern
ruhig, langſam geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand; Ferkel=
markt
ausgefallen.
Frankfurter Viehmarkt vom 18. Februar. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 5 Nindern, 939 Kälbern, 319 Schafen und
645 Schweinen. Er war im Vergleich zu dem Auftrieb des Nebenmarktes
vom 11. Februar für Kälber um 250 und für Schafe um 200 niedriger
für Schweine dagegen unverändert. Bezahlt wurde der Zentner Lebend=
gewicht
: Kälber, Klaſſe b) 6672: c) 5665: d) 5055: e) 4045: Schafe
Klaſſe a) 4550; b) 3544: Merzſchafe 2534; Schweine im Gewicht vor
160200 Pfund 7880; von unter 160 Pfund 7277; von 20024
Pfund 7880; von 240300 Pfund 7880; die Gewichtsklaſſe von über
300 Pfund und Sauen und Eber wurden nicht notiert. Verglichen mit
den Preiſen des Hauptmarktes vom 15. Februar waren Kälber um 24
Markt teurer, Schafe vollkommen unverändert, Schweine dagegen 25
Mark billiger. Marktverlauf: Bei Kälbern ziemlich reger Han=
del
und ausverkauft, am Schweinemarkt bei gedrückter Stimmung Ueber=
ſtand
. Fleiſchgroßhandelspreiſe: 4) Ochſenfleiſch 8090,
Bullenfleiſch 7585, Kuhfleiſch 1. Qual. 7585, 2. Qual. 6075, 3.
Qual. 4060, Kalbfleiſch 7585, Hammelfleiſch 7588, Schweinefleiſch
95100; B) Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 5152, Hinter=
viertel
5456 Pfennige.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 18. Februar.
Weizen: Der Markt begann heute in feſter Haltung auf Deckungs=
käufe
der Baiſſiers und erhöhte Liverpooler Kabel. Auch die gebeſſerte
Lokonachfrage regte an. Später trat eine Abſchwächung ein, doch konn=
ten
die Termine noch Erhöhungen von 12 C. gegen geſtern behalten.
Mais: Der Markt begann in feſter Haltung auf gebeſſerte heimiſch
Lokonachfrage und in Uebereinſtimmung mit dem Weizenmarkt. Später
trat ebenfalls eine Abſchwächung ein. Die Termine ſchließen ½¾ C.
über geſtern.
Hafer: Der Markt verkehrte in ziemlich feſter Haltung bei leichten
Kursſteigerungen.
Baumwolle: Anfangs verkehrte der Markt in ziemlich ſtetiger Hal=
tung
. Beſonders in nahen Terminen fanden Deckungskäufe ſtatt. Gegen
Schluß trat eine Abſchwächung ein auf Gewinnabgaben. Die Termine
ſchließen mit Erhöhungen von 56 Punkten.
Kaffee: Der Markt eröffnete in ſtetiger Haltung, die auch ſpäter
anhielt auf gebeſſerte Nachfrage beſonders für nahe Termine. Die Kurſe
konnten 1012 Punkte anziehen.
Zucker: Anfangs lag der Markt ziemlich feſt auf zurückhaltendes
Kubaangebot und Käufe des Handels. Im Schlußverkehr fanden Reali=
ſierungen
ſtatt bei leichten Kurseinbußen.

Mittwoch, den 24. Februar 1926,
vormittags 9 Uhr, wird in Darm=
ſtadt
, Wirtſchaft Heiliges Kreuz, aus
Diſtrikt VIII, Rotſuhl 5 und 7, Tiergar=
ten
15, 16, 17, 18, 19 und 20, Sorgen=
los
23 und Hirſchgarten 24 nachſtehendes
Holz verſteigert:
Stämme, im: Eiche 8,25 IV., 2,52 V.;
Buche 0,94 I. (4 Hackklötzer für Metzger),
6,66 V., 2.45 VI.; Hainbuche 0,35 IV.,
0,35 VI.; Linde 0,69 IV., 0,46 V.: Fichten
1.35 Pb;, Nutzſcheiter, rm: Eiche ( ge=
ſpalten
) 4,6 I., 1,3 II.; Buche 0,9 I. ( ge=
ſpalten
), 3,4 II. (rund); Hainbuche 0,3
II. (rund).
Scheiter, rm: 257 Buche, 3 Hain=
buche
, 50 Eiche, 2 Birke, 1 Linde; Knüp=
pel
, rm: 97 Buche, 2 Hainbuche, 29 Eiche,
1 Birke, 1 Fichte; Knüppelreiſig, rm
1 Buche, 2 Eiche: Reiſig: 2170 Buchen=
wellen
(Erbſenreiſig); Stöcke, rm: 55
Buche, 31 Eiche.
Das zur Verſteigerung kommende
Eichen= und Buchenſtammholz in FII
19 und 20 iſt durch weiße Farbe kennt=
lich
gemacht. Blau unterſtrichene Num=
mern
kommen nicht zum Ausgebot. Es
wird gebeten, das Holz einzuſehen. Aus=
kunft
durch Herrn Förſter Schmidt
Forſthaus Faſanerie (Tel. 3077). (2527
Darmſtadt, den 17. Febr. 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Kalnst Oa af Hauen Kauuched Rungen
Us Tand der Achen Seligkeit.
Kaltst D. beeit!

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Franzöfiſch=italieniſche Wirtichaftsverhandlungen.
Paris, 18. Februar
Wie die Information meldet, haben die zwiſchen dem franzöſiſchen
Botſchafter in Rom und der italieniſchen Regierung geführten Verhand=
lungen
mit einem Abkommen geendet, wonach die Erzeugniſſe des Saar=
gebietes
bei der Ausfuhr nach Italien denſelben Bedingungen unter=
worfen
werden wie die aus Frankreich ſtammenden Produkte.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Wie wir erfahren, entſprechen die Gerüchte, wonach die Chemiſche
Fabrik Milch A.G., Berlin, eine Dividendenverteilung für 1924/25
nicht vornehmen werde, vorausſichtlich den Tatſachen.
Die Bank für Thüringen vorm. B. M. Strupp in
Meiningen wird von der Diskontogeſellſchaft in Berlin übernom=
men
werden. Die Diskontogeſellſchaft, die Allgemeine Deutſche Credit
anſtalt in Leipzig und die Mitteldeutſche Kreditbank übernahmen be=
reits
einen großen Teil der Artien. Mit der Bank von Thüringen
würde die letzte ſpeziell thüringiſche Privatbank großen Formats ver=
ſchwinden
.
Das Trierer Walzwerk A.G., Trier, wird ſeine ſämtlichen
Abteilungen wegen Mangels an Aufträgen am 10. März ſtillegen.
Hierdurch kommen ca. 350 Arbeiter und 50 Angeſtellte zur Entlaſſung
Der Sanierungsplan der Vereinigten Textilwerke
Mann & Reinhardt A.G., Barmen, konnte nicht zur Durch=
führung
gelangen, ſodaß das Konkursverfahren verhängt wer=
den
muißte.
Wilhelm Hacke in Wietze, vormals Inſpektor der früheren
Maatſchappif tot Exploitotie van Oliebronnen in Haag, der älteſte
Pionier der hannoverſchen Erdöl=Induſtrie, iſt im 82. Lebensjahr am
15. Februar verſtorben.
Eine engliſche Finanzgruppe hat durch Vermittlung
öſterreichiſcher und ungariſcher Banken an der Budapeſter Börſe einen
namhaften Betrag von ungariſchen Nationalbahn=Aktien erworben
Im Januar erreichte die polniſche Kohlenausfuhr, die
Höhe von rund 664000 Tonnen gegen 643000 Tonnen im März v. J
Vor allem iſt der Abſatz nach Schweden und nach Dänemark geſtiegen,
während der Verſand nach Deutſch=Oeſterreich um 19 000 Tonnen und
nach Ungarn um 27 000 Tonnen zurückgegangen iſt.
Das Amerikaniſche Petroleuminſtitut gibt die
amerikaniſche Rohölproduktion für die Zeit vom 5. bis 12. Fe
bruar im Tagesdurchſchnitt mit 1902000 Faß an oder 4000 Faß täglid
weniger als in der Vorwoche,
Die genoſſenſchaftlich organiſierten Weizenverwertungs
vereinigungen der Vereinigten Staaten, ferner Kanadas und
Auſtraliens beſchloſſen ein engeres Zuſammenarbeiten bei ihren Opera=
tionen
, ſowie die Schaffung eines Austauſchbüros für Informationen.

Der amtliche Großhandelsindex. Die auf den Stichtag des 17.
Februar berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichsamts
iſt gegenüber dem Stand vom 10. Februar (118,8) um 0,5 Prozent au
118,2 zurückgegangen. Geſunken ſind die Preiſe für Getreide, Schmalz,
Rindfleiſch, Hopfen, einige Textilrohſtoffe, Baumwollgarn, Kupfer, Zink
und Gss5!. Höher lagen die Preiſe für Schweinefleiſch, Blei und Zinn.
Von den Hauptgruppen haben die Agrarerzeugniſſe von 113,0 auf 112,4
vder um 0,6 Prozent, die Induſtrieſtoffe von 129,7 auf 129,4 oder um
0,2 Prszent nachgegeben.

(Nutzholz.)
Donnerstag, den 25. Februar
1926, vormittags 9 Uhr, werden im
Fürſtenſaal, Grafenſtraße 20 zu
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[ ][  ][ ]

Nummer 30
Schminke.
Ein Roman im Rampenlicht.
Von Guido Kreutzer.
(Nachdruck verboten)
46)
Bis zur Ohnmacht überreizt und erſchöpft lag ſie mit ge=
ſchloſſenen
Augen in den Polſtern und ſchrak erſt auf, als der
Wagen vor ihrem Hauſe hielt.
Im Speiſezimmer hatte die Köchin gedeckt und ſtarken Mokka
und eisfrappierten Sekt bereitgehalten. Doch ſie mochte nicht
eſſen noch trinken. Gerade, daß ſie ſich ſolange aufrecht hielt,
bis die Zofe ſie entkleidet hatte. Dann ſank ſie in’s Bett.
Schlafen! Nichts mehr ſehen, nichts mehr hören, kein Wort
mehr ſprechen nur ſchlafen! Zehn, zwölf Stunden tief und
ungeſtört ſchlafen!!
Die letzte Woche mit täglich ſechs Stunden auf der Bühne.
Dazwiſchen unabläſſig Toilette=Konferenzen. Die geſtrige Gene=
ralprobe
, die ſich bis zum Morgengrauen heute früh hindehnte.
ind nun dieſe Premiere mit ihrem ſiebenmaligen Umkleiden
und Umfriſieren und ihren fortwährenden Da capos
zum
Zerreißen waren ihre Nerven geſpannt.
Ehe die verſinkenden Sinne ſie ſanft in das Nirwana des
Traumlandes hinübergleiteten, dachte ſie noch totmüde und
glückſelig:
Klaus! Lieber, lieber Klaus! Morgen
Doch da umfing ſie ſchon bleierner Schlaf.
*
Die Mittagsſtunde dröhnte von den Türmen der Stadt, als
ſie wieder erwachte umd nach dem Frühſtück klingelte.
Während das Mädchen auf einem Tiſchchen neben dem Bett
Taſſen und Teller ordnete, erkundigte ſie ſich:
Iſt irgend etwas geweſen, Martha?
Viele telephoniſche Anrufe ſind gekomen, gnädige Frau.
Ich bin heute für niemanden zu ſprechen. Ausgenommnen,
das Thgater oder Herr von Longartt rufen an. Das wiſſen
Sie ja.
Ein Bote brachte mit einem Brief vormittag auch Blumen.
Ich habe ſie in eine Vaſe geſtellt. Soll ich ſie hereinbringen?
Ja natürlich! .. ſagte ſie raſch und froh. Sie wußte
ſofort: von Klaus! Der Premiere geſtern war er mit Rückſicht
auf den Tod ſeiner Schweſter ferngeblieben; hatte wohl auch tief
in der Nacht nicht mehr anrufen wollen. Nun aber ſandte er
Blumen und ein paar Zeilen. Und ehe ſie um ſieben Uhr ins
Theater fuhr, würde er hier ſein. Ob er ihr tohl, auch ſagte,
wann ſie der Oeffentlichkeit ihre Verlobung mitteilen wollten?
Der Strauß knoſpender Maréchal Niel=Roſen, den das Mäd=
hen
brachte und auf den Nachttiſch ſtellte, war von erleſener

Freitag, den 19. Februar 1926

Seite 11

Schönheit. Und als ſie die Handſchrift der Adreſſe ſah, da wußte
ſie, daß ihre Ahnung ſie nicht betrogen.
Sie wartete bis die Zofe das Zimmer verlaſſen hatte. Dann
riß ſie den Umſchlag auf. Ihr Herz ſchlug in erregter Freude.
Viele engbeſchriebene Seiten! Was er ihr Liebes wohl alles
zu ſagen hatte?!
Und nun las ſie.
Las die letzten Abſchiedsworte, die er ihr zurief, ehe er ſchieb.
Denn das hatte er geſchrieben:
Als man Dir heute nacht zu Deinem Wagen gewaltſam
freie Bahn ſchaffen mußte, Adda da ſtand ich wenige Schritte
von Dir entfernt. Um Dich noch ein letztes Mal zu ſehen, ehe
ich mich für lange Zeit von Dir trenne. Wie einer angebeteten
Königin huldigte man Dir. Und ich hörte enrhuſiaſtiſche Schil=
derungen
, welch überwältigenden Triumph der Abend für Dich
gebracht hatte. Lange noch nachdem Dein Auto verſchwunden
war und die Menge ſich verlaufen hatte lange noch ſtand ich
und ſchaute auf das Haus, das nun auf Jahre hinaus die Stätte
Deines Strebens und Wirkens, Deines reichen Schaffens und
Deines glanzvollen Ruhmes ſein wird.
Dann bin ich langſam heimgegangen. Und nun ſende ich
Dir meinen Abſchiedsgruß.
Daß es ſo weit kommen konnte, und daß dieſer Brief ge=
ſchrieben
werden muß:
Gerichtstag, Adda van Ruyt! Längſt ſchon habe ich Ge=
richtstag
über mich gehalten; und das Urteil iſt unwiderruflich
Daran glaube ich wie an meine dereinſtige Seligkeit; daß
wir beide ſeit Anbeginn der Welt für einander beſtimmt waren.
Als wir uns dann ſahen, ging es wie ein Zünden von Blut zu
Blut, von Seele zu Seele. Wir haben uns endlich, endlich ge=
funden
und werden nicht mehr voneinander laſſen, ſolange noch
ein Atemzug in uns iſt.
Oft die letzten Wochen fragteſt. Du mich angſwoll: weshalb
ich unſerer Gemeinſchaft nicht froh werden könne; weshalb nicht
auch ich willenlos dem Zauber unſerer Liebe erliege; und was es
denn ſei, das ſich in mir gegen ſie wehrt und auflehnt? Immer
und immer wieder fragteſt Du es. Und dabei wußten wir es
beide. Denn es ſtand zwiſchen uns wie ein Geſpenſt, wie ein
Schemen, wie ein Spuck: meine Schuld! Nicht heute noch
morgen; aber eines Tages, wenn wir es vielleicht gerade am
wenigſten argwöhnten, würden wir an dieſer Schuld ſcheitern,
würden an ihr all unſere guten Vorſätze und aller ehrliche Wille
zerſplittern. Das fühlſt Du ſo klar wie ich. Sonſt hätteſt Du
ja nicht iner wieder mit tauſend beſchwörenden Worten und
tauſend lieben Zärtlichkeiten dieſe Schatten meiner Schuld zu
bannen geſucht. Doch Du vermochteſt es nicht, weil ich es ſelbſt
auf mich nehmen muß.
Ich tue es jetzt. Ich bin kein Schlappjochen und kein Spiegel=
fechter
und kein Feigling, der ſich mit abgefeimten Lügen ſelbſt
betrügt, um einer Verantwortung auszuweichen.

Deshalb, verlaſſe ich Dich heute. In der Stunde Deines
höchſten künſtleriſchen Triumphes. Weil ſie gleichzeitig für mich
die Stunde iſt, in der die Kluft zwiſchen uns unendlich wurde.
Denn Du haſt mir bewieſen: daß der Wunſch allein nichts iſt,
daß nur der Wille und die Tat zum Ziele führen. Und dies
einzige Ziel haben wir ja beide: daß die Frau, der mein Herz
gehört, auch meinen Namen trage. Ihn mit Stolz trage wie eine
heimliche Krone. An jenem unſeligen Abend im Regent=Hotel
aber hatte ich ihn geſchändet. So muß ich ihn erſt wieder rein=
waſchen
; muß erſt vor Dir und mir ſelbſt den Beweis erbringen,
daß ich ein Mann und würdig bin. Dein Leben an das meine
zu ketten.
Drei Dinge gibt es, die mich bedingungslos verpflichten: daß
ich Dich liebe; daß ich der letzte Longartt bin; daß ich den Rock
der ruhmreichen alten kaiſerlichen Avmee getragen habe!
Darüber kome ich nicht hinweg. Und den Forderungen, die ſich
daraus für mich ergeben, muß ich entſprechen. Weil es Dinge
des Herzens, der Ehre und der Tradition ſind.
Wenn Du dieſen Brief in Händen hältſt, dann bin ich be=
reits
auf dem Wege nach Hamburg, wo morgen die Cap Polonio
ausläuft. Ich werde in die chileniſche Armee eintveten, wie es
viele deutſche Offiziere vor mir taten, un neue Lebensfreude umd
einen neuen Wirkungskreis zu finden. Ein lieber Freund uns
ehemaliger Kamerad ebnet alle Wege für mich. Das Kabeltele=
gramm
an ihn iſt ſchon aufgegeben. So kann ich in zwei Mo=
naten
wieder eine Schwadron haben.
Vielleicht wirſt Du verſtändnislos die Achſeln zucken: Lands=
knecht
und Söldner in fremden Dienſten! Aber wenn es auch
keine deutſchen Soldaten ſind es iſt doch nun mal meine Welt!
Und das Gellirr der Waffen meine Lebenswelodie! Mag ſie
dieſer von ſeeliſchem Marasmus verſeuchten deutſchen Gegen=
wart
auch mißtönig in die Ohren klingen. Einmal kommt auch
bei uns der Tag, wo man wieder gellendem Pikkoligeſchrill und
dem taknnäßigen Rhythmus marſchierender Bataillone, wo man
dem Hufgeklacker antrabender Schwadronen und dem dröhnen=
den
Rollen des Geſchützfeuers wie eimem Chor von Engelsſtim=
men
lauſchen wird. Bis dahin gilt es, ſich bereit zu halten.
Aber wenn ich drüben in Chile mich das erſte Mal in den =
geln
aufrecke und das erſte Kommando von meinen Lippen die
Kerls zuſamnenreißt, dann will ich daran denken, daß ich nun
den Weg betreten habe, der mich für imer zu Dir zurückführt.
Als Militärattaché oder in ingendeiner andern dienſtlichen Ver=
wendung
oder vielleicht auch, weil ſich bis dahin für mich in der
deutſchen Armee eine zukunftsreiche Schaffensmöglichkeit gefun=
den
haben wird. Und die drei Jahre, die ich mir als Friſt
geſetzt, werden uns verfliegen in Arbeit und Erwartung unſerer
beiderſeitigen Briefe und der frohen Gewißheit auf ein Glück,
das dann von Dauer ſein muß. Weil ich da draußen in der
Fremde wieder ein Mann geworden ſein und umſerer Gemein=
ſchaft
einen feſten Grund geſchaffen haben werde.
(Schluß folgt.)

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(4587

[ ][  ]

Geite 12

Freiſtag, den 19. Februar 1926

Balastlichtspiele

mion-Theagen

Wir beginnen heute mit der Aufführung eines Film-
werkes
, weiches zu den besten Schöpfungen der
diesjährigen Weltproduktion gezählt werden muß:

Mur noch 2 Tage der große Slttenroman:
Es lockte der Ruf
der sündigen Welt
In der Hauptrolle: Fern Andra,
T Affe! otto Gebühr d. Kurt Prenzel / Affe!

Als Einlage der II. Großfllm:
oder In den Sternen
6 Akte nach dem Roman: Der Mars im Todoshaus
Hauptdarsteller: Marla Minzentl, Tonl Wittals cins

nF SchlcKSaf steht es geschrleben

Die letzten Tage
von Bompeii

Nach dem berühmten Roman von Bulwer

8 Akte!

8 Akte

Die Hauptdarsteller:
Maria Corda
Michael Harkong
Bernhard doetzke
Der Ausbruch des Vesuvs und der Untergang von Pompeii
übertreffen alles bisher Dagewesene auf dem Gebiete
technischer Filmkunst. Der Film schildert das Leben und
Treiben im alten Pompeii und führt uns in wundervoll drama-
tischen
Bildern den Untergang dieser klassischen Stadt vor
Augen. Die Aufnahmen wurden in den ausgegrabenen
Ruinen Pompeiis, die von Millionen Pilgern aus der ganzen
Welt besucht werden, gemacht.

Residenz-Theatert

Der mit größter Begelsterung
autgenommene große Deutschland film
abermals verlängert!
Volk in Nor

Das Heldenlled von Tannenberg 1914
Trlanon-Wochenschau
Lustsplel
Hodenschau
Jugendllche haben Zutritt!
((4630
Anfang 3½, 5¾ und 8 Uhr.

Dodo-Lustspiel und Wochenschau.

(2528

Rhein-
str
. 2

Schtoß-Café

Mie
str. 2

Schloß-Café-Ensemble‟
Leltung Kapellmeister Ludwig Bünger
Freitag, 19. Februar 1926
Opern-Abend

(Beginn 8 Uhr)

(2551

Sonntags von 111 Uhr: Früh-Konzert

Orpheum

Wegen Vorbareltung heute
Freitag geschlossen!

Morgen
Samstag, den 19. Februnr
Erstauffahrung:
Prinzessin
Ohla-

Vaudeville-Operette (2550
Musik von dean dllbert

Arheilger Muhlchen
Freitag und Samstag
Großes Schlachtfeſt!

(24458)

Im Saal der ſtädt. Akademie für Tonkunſt
Elifabethenſtr. finden folgende öffentliche
Vorträge ſtatt:
Freitag, 19. Februar, 8 Uhr abends:
Der fauſtiſche Menſch
Dr. Heidenreich, Frankfurt a. M.)
Samstag, 20. Februar, 8 Uhr abend8:
Der prieſterliche Menſch
(M. Heimeran, Frankfurt a Main)
Sonntag, 21. Februar, 5½ Uhr nachm.
Evangelium u. Engelwirken
(Kult. Predigt Dr Heidenreich, Frkf. a. M.)
Die Chriſtengemeinſchaft
4550) (Leiter Dr. Rittelmeyer, Stuttgart.)

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auf Dienstag, den 23. Februar, nachmittags 6 Uhr,
im Feſiſaal des Gymnaſiums. Eingeladen ſind in
erſter Linie diejenigen Eltern, deren Söhne bereits zum
(Eintritt in das Gymnaſium angemeldet ſind, aber auch
alle Eltern, die für ihre Söhne den Uebertritt in das
Gymnaſium nach dreijährigem Beſuch der Grund=
ſchule
(oder Privatſchule) beantragt haben.
Die Direktion: Lauteſchläger.
2543)

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Annelies Roerig
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Martha Liebel
S. Müller=Wiſchin
Gotthelf Piſtor
Eugen Vogt

Bauern, Bäuerinnen, Hirten

An unſere Mitglieder!
Poteft Oerfänntang

Wir haben eine Einladung erhalten
zu der

der wirtſchaftl Verbände gegen die
Finanzpolitik und den Steuerdruck in
Heſſen, am Sonntag, den 21 Febr. 1926
(2563
in der Woogs=Turnhalle.
Alle Parteifr eunde bitten wir,
dieſer Einladung umſomehr Folge zu
leiſten, als unſer Vorfitz R=A. Dingeldey,
M. d. L., in der Proteſtverſammlung
ein Hauptreferat erſtatten wird.
Deutſche Volkspartei.
Ortsgruppe Darmſtadt.

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abends 8 Uhr, im großen Saale der
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II. Winterverſammlung
am Dienstag, den 23. Februar d. J5./
abends 8 Uhr, im großen Saale des
Gewerbemuſeums, Neckarſtraße 3, 1I.
Obergeſchoß.
Tagesordnung:
1. Mitteilungen.
2. Vortrag des Herrn Direktor dr. K. Bürc
Eiſenſchutz durch An
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Unſere Mitglieder und ihre Familien=
angehörigen
ſind zu dieſer Verſammlune
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freundlichſt eingeladen.
Der Vorſtand.
J. Nohl, 1. Vorſitzender.

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