Darmstädter Tagblatt 1926


14. Februar 1926

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Einzelnummer 15 Pfennige

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Nummer 45
Sonntag, den 14. Februar 1926.
189. Jahrgang

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ſtädter
8 Naſonabant.

Die Jagd nach den Ratsſitzen.

Polens Intrigenſpiel.
Drohung mit der Zurückziehung des deutſchen
Aufnahme=Antrages.
Wie vorauszuſehen war, haben die Freunde einer erheb=
lichen
Vermehrung der Ratsſitze die Offenſive auf breiteſter
Front eingeleitet und eine noch regere Propaganda als bisher
wird, ihrem Standpunkt zum Siege zu verhelfen. Infolgedeſſen zweiten Punkt auf die Tagesordnung der außerordentlichen Völ=
verbreiten
ſie auch hartnäckig Meldungen darüber, daß Spanien
Entſchiedenſte dagegen wehren, Polen ebenfalls einen Ratsſitz gen, die es beſonders intereſſieren, ſich in der gleichen Lage be=
Schweden, Holland, ſogar die Tſchechoſlowakei, die es ihrem pol= phiſche Lage zwiſchen zwei Großmächten mache es uotwendig,
niſchen Nachbarn nicht gönnen will, vom Völkerbundsrat aus daß ſeine Stimme im Rate bei der Behandlung der wichtigen
einen mitbeſtimmenden Einfluß auf die Geſchicke Europas aus= Probleme jederzeit gehört werden müſſe. Bei der kürzlichen Zu=
zuüben
. Sämtliche Staaten haben aber erklärt, daß ſie unter
allen Umſtänden darauf drängen müßten, genau ſo behandelt zu
werden, wie Polen, wenn dieſes in den Rat aufgenommen werde.
In Genf hat man bereits eingeſehen, daß die Aufnahme
Polens einen förmlichen Wettlauf anderer Staaten nach
Ratsſitzen auslöſen muß. Der polniſchen Regierung iſt des=
deutlichſte
klar gemacht worden, daß ihre Beſtrebungen, einen
Ratsſitz zu erhalten, von vornherein, zum Scheitern verurteilt,
Neien, uud daß es beſſer wäre, Polen würde ſeine diesbezüglichen
Wünſche aufgeben. Daß dem anſcheinend nicht ſo iſt, zeigt das zu einer politiſchen Notwendigkeit geworden. In den diploma=
rege
Intrigenſpiel, das ſchon vor Tagen auch den Eng=
ländern
ſtark auf die Nerven gefallen iſt, die immer wieder in beigemeſſen. Man weiſt insbeſondere auf zwei Punkte hin:
ihrer Preſſe gegen Polen Stellung nahmen und dabei, was be= erſtens die Tatſache, daß die in den letzten Jahren erfolgte Ver=
ſonders
hervorzuheben iſt, den wiederholt dargelegten deutſchen ſtärkung des Völkerbundes auch eine gewiſſe Um=
Standpunkt auf das ſtärkſte unterſtrichen. Einen Beleg dafür
gibt die Weſtminſter Gazette, die darauf hinweiſt, daß ſeiner= der ſeit Jahren angeſtrebte Turnus bei der Beſetzung der ſechs
zeit, als man Deutſchland einen ſtändigen Sitz im Völkerbund
angeboten habe, mit keinem Wort davon die Rede geweſen ſei,
daß gleichzeitig drei weitere ſtändige Ratsſitze geſchaffen werden an Deutſchland zugeſtandenen, welcher von keiner Seite bean=
ſollten
.
Von Berlin aus dürfte auch bereits den in dem Rat ſitzen= werde und derſelbe einen Umfang annehmen könnte, welcher
den Mächten noch einmal klar gemacht worden ſein, daß eine ſeine Aktionsfähigkeit beeinträchtigen würde.
Vermehrung der Ratsſitze über den deutſchen Sitz hinaus, die
Vorausſetzungen vollkommen verſchiebt, unter denen ſeinerzeit vor allem die angelſächſiſchen, ſkandinaviſchen ſowie holländiſchen
der deutſchen Regierung ein ſtändiger Sitz angeboten wurde. Die Kreiſe aus. Man erinnert ſich auch, daß bereits vor drei Jahren
phal für den Ruf des Völkerbundes ſein würde, wenn ſich nun ſitzung der Völkerbundsverſammlung energiſch gegen jede wei=
eine
Lage herausbildete, die das deutſche Volk glauben machen, tere Erhöhung der Zahl der Ratsſitze ausgeſprochen hat. Auch
müßte, daß ſeine früheren Feinde die Abſicht hätten, die Vorteile
Sollte ſich wider Erwarten eine derartige Situation ergeben, ſtimmigkeit des Rates und die Mehrheit der Stimmen der Völ=
zurückzunehmen
, wie überhaupt das Kabinett den in den Beſchlüſſe der Völkerbundsverſammlung über eventuelle Anträge
lung des deutſchen Antrags nicht zu denken ſei, wenn den Be=
nehmen
, nachgegeben werden würde. Es iſt daher zu hoffen in weitgehendem Maße geklärt ſein dürſte.
and zu erwarten, daß die im Völkerbundsrat vertretenen Mächte,
die in ihrer überwiegenden Mehrheit gegen die polniſchen
Wünſche ſind, auf Frankreich und Polen einen Druck ausüben,
mit Rückſicht auf den Völkerbund ſelbſt, daß Intrigenſpiel aufzu=
zeben
und ſich an die Erfüllung der Zuſagen zu halten, die
Deutſchland ſeinerzeit gegeben worden ſind.
So, wie die Dinge im gegenwärtigen Augenblick liegen, befin=
den
ſich die Anhänger einer Vermehrung der Zahl der Ratsſitze in
iner hoffnungsloſen Minderheit, ſo daß für Polen nicht die ge=
insſte
Ausſicht beſteht. Für die Reichsregierung ergibt ſich aber
inzugreifen, um zu verhindern, daß die Sitzung vom 8. März,
die alein für die Aufnahme Dentſchlands auserſehen war, ſich
Schweden gegen einen weiteren Raisſitz.
Innden. Der Vertreter Schwedens, der Berner Geſandte Heu= tragen.
S Nabe ſeinen Kollegen zu verſtehen gegeben, daß die ſchwediſche
recherung unter keinen Umſtänden der Vermehrung der ſtän=
Sad zukommenden Ratsſitz. Er ſprach gleichzeitig die Hoffnung
LS Daß auch die engliſche Regierung, die ſich bisher in keiner
Be wderſeten.

Die Zuſammenſetzung des
Bolferbundsrates.
Das Gleichgewicht im Rate in Gefahr.
w. Genf, 13. Februar.
für die Hereinnahme Polens in den Völkerbundsrat entfaltet, dieſe Macht iſt die Frage, der Zuſammenſetzung des den diplomatiſchen Auseinanderſetzungen der letzten Jahre ſchon
Sie glauben, daß Punkt 2 der Tagesordnung der Vollverſamm= Völkerbundsrates plötzlich in ein aktives Stadium ge= mehr wie einmal als quantité nögligeable beiſeite geſchoben
lung des Völkerbundes am 8. März doch noch Gelegenheit geben treten. Der Völkerbundsrat hat dieſes Thema denn auch als werden konnte, ſo liegt das einzig und allein an der geradezu
und Braſilien ebenſalls für eine Vermehrung der Ratſitze ein= die Forderung geſtellt, daß ihm ebenfalls ein ſtändiger Lebensfragen Italiens verfolgt, würde auch zweifellos im deut=
träten
. Das iſt eine wiſſentliche Unwahrheit, denn in Wirklich= Natsſitz zuerteilt werde. Es begründete ſeine Stellungnahme
keit liegen die Dinge ſo, daß dieſe beiden Staaten ſich auf das damit, daß es erklärte, es müſſe bei der Behandlung von Fra= gibt, daß das Deutſche Reich wahrlich keine Veranlaſſung hätte,
finden wie Deutſchland und dürfe nicht in eine inferiore Stel=
zuzuſprechen
. In ihrer Front beſinden ſich außerdem noch lung gegenüber dieſer Macht gebracht werden. Seine geogra=
ſammenkunft
zwiſchen Briand und Chamberlain in Paris wurde
dieſe Frage ebenfalls berührt, die übrigens die Staatskanzleien
aller dem Rate angehörenden Mächte ſeit einiger Zeit beſchäftigt.
austauſch geht mit Beſtimmtheit hervor, daß Spanien und
Braſilien nur dann für die Einräumung eines
ſtändigen Ratsſitzes an Polen zu haben ſind,
halb von einer Seite, an die ſie ſich gewandt hatte, auch auf das wenn ſie ſelbſt ebenfalls einen ſolchen erhal=
ten
. Damit wurde das geſamte Problem der Verteilung der
Ratsſitze und des eventuellen Turnus in der Beſetzung der nicht=
ſtändigen
Ratsſitze* anfgerollt. Seine Behandlung durch die zöſiſche Rechtspkeſſe war hoch erfreut, die Preſſe derjenigen fran=
außerordentliche
Völkerbundsverſammlung vom März iſt dadurch
tiſchen Kreiſen Genfs wird der Angelegenheit große Bedeutung
bildung des Rates mit ſich bringe und daß vor allem
nichtſtändigen Ratsſitze zur Tatſache werden ſollte. Zweiteus
wird der Befürchtung Ausdruck verliehen, daß durch die Schaf= Volksgenoſſen, die unter fremdem Szepter zu leben gezwungen
fung einiger neuer ſogenannter ſtändiger Ratsſitze neben dem
ſtandet wird, das Gleichgewicht im Rate erſchüttert
Gegen die Vermehrung der ſtändigen Ratsſitze ſprechen ſich bleiben, die ihnen im Jahre 1918 und 1919 zugeſagt wurden?
Weſtminſter Gazette geſteht auch zu, daß es geradezu kataſtro= ſich der holländiſche Vertreter Prof. Sturypken in einer Voll= linis geantwortet, und es war erfreulich, daß er dabei die ein=
Bundesrat Motta hat im Schoße der juriſtiſchen Kommiſſion ge=
ſeines
ſtändigen Sitzes im Rat von vornherein zu untergraben, ſieht vor, daß zur Vermehrung der ſtändigen Ratsſitze die Ein= zwiſchen doch offenbar einige Zweifel aufgeſtiegen ſind. Eine
dann kann ſchon heute geſagt werden, daß dasdeutſche Volk, kerbundsverſammlung notwendig iſt. Der vom Rate in ſeiner linis. Unter den außenpolitiſchen Rückwirkungen, aber des
ohne Unterſchied ſeiner Parteizugehörigkeit, die Reichsre= heutigen Sitzung auf die Tagesordnung der außerordentlichen italieniſcherſeits vom Zaune gebrochenen Konfliktes werden beide
zierung auffordern wird, ihren Antrag wieder Märzverſammlung geſetzte zweite Punkt lautet folgendermaßen: Länder noch lange zu tragen haben.
nächſten Tagen imn Berlin eintreffenden Generalſekretär Sir Erie des Rates auf Grund von Artikel 4 des Paktes. Es iſt anzu= von Schuld und Fehle. Noch immer gibt es bei uns Parteien
Drummond dahin verſtändigen wird, daß an eine Aufrechterhal= nehmen, daß bis zum 8. März zwiſchen den beſonders inter= und in dieſer Beziehung zeichnet ſich beſonders die Linke aus
eſſerten europäiſchen und ſüdamerikaniſchen Kabinetten ein die ſich in ihrer außenpolitiſchen Einſtellung durch innerpoli=
weiterer
Meinungsaustauſch über die Frage ge= tiſche Sympathien oder Antiwathien beeinfluſſen laſſen. Das,
ſtrebungen der Gegner Deutſchlands, Polen, in den Rat aufzus pflogen wird, ſo daß die Angelegenheit bis zu dieſem Zeitpunkt was für die Sozialdemokratie früher das zariſtiſche Rußland
Franzöſiſche Machenſchaften.
Sauerwein, will nach Unterredungen mit den intereſſierten
Parteien feſtgeſtellt haben, daß der Völkerbundsrat, wie
es ſcheine, auf alle Fälle gezwungen ſei, die Zahl ſeiner
Mitglieder von 10 auf 14 zu erhöhen. Unter dieſen Um=
ſtänden
würde die Zahl der ſtändigen Mitglieder von vier auf
ingeſichts des Intnigenſpiels in Genf ſchon jetzt die Pflicht, aktib ſieben gebracht werden durch die Zulaſſung von Deutſchland, lung des Völkerbundes auf den 8. März d. J. einberufen. Im
werden ſollte. Im letzteren Falle würden noch ſechs Sitze, die Reich in den Völkerbund eintreten. Der Geiſt von Locarnol
19 in einen Streit über die Erweiterung des Rates auflöſt, nicht ſtändig ſind, zur Verteilung kommen. Drei von ihnen wür= Man hat ihn ſeinerzeit viel berufen und wohl damals auch mit
fallen. Einer von dieſen drei werde entweder von Braſilien
TU. Genf, 13. Februar. oder Argentinien oder Chile eingenommen werden. Was die
oawie 2a8 Journal des Genepe mitteilt, hat geſtern noch vor übrigen drei Sitze anbetreffe, ſo würde einer einem ſlandinavi= geſchädigt hatte. Nur wenige Monate ſind es her, ſeitdem in
fiet. der Natsſitzung eine Ausſprache zwiſchen den Ratsmit= ſchen Staat, der zweite einem Vertreter der Kleinen Entente und Locarno die europäiſchen Staatsmänner verhandelten, und
e Fn über die Erhöhung der Zahl der ſtändigen Ratsſitze ſtatt= der letzte einem aſiatiſchen Staat, der nicht Japan ſei, über= manche Unerfreulichkeit war ſeitdem bereits zu buchen. Der
billigt werden: Wird nicht England zögern, Polen und Belgien, digen Ratsſitze den Einfluß des neu eintretenden Deutſchen
Igen Ratsſitze zuſtimmen werde, abgeſehen von dem Deutſch= die beide mit Frankreich aſſoziiert ſind, und Spanien, das in Reiches von vornherein zu paralyſieren, war eine dieſer Uner=
der
Marokko=Angelegenheit mit Frankreich alliiert iſt, je einen
verde gebunden habe, dem ſchwediſchen Standpunkt zuſtimmen ſtändigen Sitz zu übertragen? Dieſe Frage hat ihre Bedeutung, zur einen Anfang bedeuten könnten und daß noch manche ſchwere
leiben: auch wenn Schtveden mit ſeiner Anſchauung allein wenn man bedenkt, daß eine einzige Stimme alles in Frage Aufaabe für unſere Außenpolitik zu löſen ſein werde, bevor wir
Leiben, ſolte, würde es ſich der Vermehrung der ſtändigen Rats= ſtellen kann. Während der kommenden drei Wochen werden alſo wieder die Stellung in der Welt einnehmen, die uns nach der
die Regierungskanzleien nicht untätig ſein.

Die Woche.

Am 6. Februar hat Herr Muſſolini, Italiens Diktator, in
der römiſchen Kammer eine Nede über die Südtiroler Frage
gehalten, die wohl das Ungeheuerlichſte iſt, was die politiſche
Welt in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten erlebt hat. Geſtern,
ſo rief er ſchließlich aus, hat eine faseiſtiſche Zeitung die Ueber=
ſchrift
gebracht: Italien wird die italieniſche Fahne auf dem
Brenner nie einziehen. Ich habe das Blatt ſeinem Direktor mit
folgender Korrektur zurückgeſchickt: Das fasciſtiſche Italien kann
nötigenfalls ſeine Trikolore über den Brenner hinaustragen,
zurück nie. Herr Muſſolini hat ſich während der Zeit ſeiner
Wirkſamkeit ſchon allerhand geleiſtet, und wenn die Stellung
Durch die bevorſtehende Aufnahme Deutſchlands in den Völ= Italiens in Europa und auch in der Welt von Jahr zu Jahr
kerbund und die Einräumung eines ſtändigen Ratsſitzes an an Bedeutung verloren hat, wenn die Großmacht Italien bei
abenteuerlichen Außenpolitik des italieniſchen Diktators. Nicht
kerbundsverſammlung vom März geſetzt. Anläßlich der Beſpre= nur der Italiener aber hat allen Grund, dieſe Entwicklung zu
chungen zum Abſchluß der Verträge von Locarno hatte Polen bedquern. Eine zielſichere Außenpolitik Roms, welche die großen
ſchen Intereſſe liegen, woraus ſich umgekehrt ohne weiteres er=
einer
ſolchen zielſicheren Außenpolitik Italiens irgendwelche
Hemmungen in den Weg zu legen. Mit tönenden Reden aber
über die alte Größe Roms, über das neue italieniſche Imperium,
iſt wenig zu erreichen, ſo lange man vergeblich auch nur nach
dem Anſatz eines klaren realpolitiſchen Willens ſucht. Mit ſeiner
unberechenbaren Zickzackpolitik hat ſich mittlerweile das Italien
Muſſolinis zwiſchen ſämtliche vorhandenen Stühle geſetzt. Weder
hat es verſtanden, zu England in ein Verhältnis zu kommen,
welches ſeinen Intereſſen als Mittelmeermacht entſpricht, noch iſt
Aus dem zwiſchen den Kabinetten gepflogenen Meinungs= es ihm gelungen, an der Spitze der Staaten Südoſteuropas den
Einfluß auf das europäiſche Geſchehen auszuüben, den auszu=
üben
es machtpolitiſch wohl in der Lage. Wenn man das
Ccho hörte, welches der neuerliche Fanfarenſtoß Muſſolinis in
der engliſchen und auch amerikaniſchen Preſſe gefunden, ermißt
man am beſten die Schwäche der Poſition, im die Italien ſich
jetzt allmählich hineinmanöpriert hat. Einzig und allein der fran=
zöſiſchen
Kreiſe, die den italieniſchen Mittelmeer=Intereſſen wohl
am allerwenigſten irgendwelche Sympathien entgegen=
bringen
. Tief bedauerlich für beide Teile iſt ohne Zweifel die
Spannung, die zwiſchen Deutſchland und Italien eingetreten iſt,
und wahrlich niemand in beiden Ländern ſollte ihre Verſchär=
fung
wünſchen. Daß die Schuld an dieſer Entwicklung in erſter
Linie Italien trifft, ſteht außer aller Frage. Gerade ein national
empfindendes Volk ſollte verſtehen, daß das deutſche Volk un=
möglich
ruhigen Blutes zuſehen kann, wie Hunderttauſende ſeiner
worden ſind, in brutalſter Weiſe vergewaltigt werden. Herr
Muſſolini gefällt ſich in der Toga des Imperators. Iſt es aber
ein Zeichen der Stärke, wenn er die Behauptung aufſtellt, daß
Italien, in ſeiner Exiſtenz bedroht wird, wenn die 180 000
Deutſchen in Südtirol im Beſitze ihrer kulturellen Freiheiten
Mit ruhiger Würde und der gebotenen ſachlichen Schärfe
hat der Reichsaußenminiſter auf die ungeheuerliche Rede Muſſo=
mütige
Zuſtimmung des geſamten deutſchen Reichstages fand.
In der ganzen Welt hat die Rede Dr. Streſemanns ſtarken
Widerhall gefunden, und auch die matte abermalige Antwort
wiſſe Bedenken geltend gemacht. Artikel 4 des Völkerbundsaktes Muſſolinis läßt erkennen, daß ihm in der ganzen Frage in=
Rückzugskanonade, nicht mehr war dieſe zweite Rede Muſſo=
Auch in Deutſchland iſt man nicht in allen Lagern ganz frei
war, iſt heute das fasciſtiſche Italien oder auch das von der
dortigen Rechten regierte Ungarn. Wir ſollten endlich erkennen,
daß es die Sache jedes Landes iſt, ſich ſeine Staatsform und
Regierungen nach ſeinem Gefallen zu wählen, und daß für
w. Paris, 13. Februar. die Außenpolitik lediglich die gegenſeitigen Intereſſen
Der Sonderberichterſtatter des Matin in Genf, Jules der Länder beſtimmend ſein dürfen. Das republikaniſche Frank=
reich
iſt doch wohl bei ſeinem Bündnis mit dem zariſtiſchen
Rußland ganz gut gefahren!
Am Mittwoch, den 10. Februar 1926, iſt in Genf dem Gene=
ralſekretgrigt
des Völkerbundes das Aufnahmegeſuch Deutſch=
lands
überreicht worden, und der daraufhin am 12. Februar
zuſammengetretene Völkerbundsrat hat alsbald die Vollverſamm=
Spanien und Polen und auf acht, wenn auch Belgien zugelaſſen Verfolg der Abreden von Loearno wird nunmehr das Deutſche
den Latein=Amerika durch einen ſtillſchweigenden Vertrag zu= Recht. Die leiſe Hoffnung ſchien berechtigt, daß ein neuer Geiſt
der Verſtändigung Einfluß gewinnen werde auf die europäiſche
Politik, nachdem die Fortſetzung des Krieges im Frieden die
Völker unſeres Erdteils faſt ausnahmslos auf das furchtbarſte
Streit um die Sitze im Völkerbundsrat oder deutlicher geſagt
Sauerwein fragt: Wird dieſe Kombination in England ge= das Beſtreben gewiſſer Mächte, durch eine Vermehrung der ſtän=
freulichkeiten
. Wir haben uns niemals Illuſionen hingegeben.
Wir haben vielmehr ſtets betont, daß die Abreden von Locarno
Bedeutung des deutſchen Volkes für die Welt zukommt. Auch

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Sonntag, den 14. Februar 1926

Seite 2

unſere ſchwere Not im Innern darf uns nicht davon abhalten,
die außenpolitiſche Entwicklung mit größter Aufmerkſamkeit zu
verfolgen.
Die Programmrede, die der neue Reichsfinanzminiſter am
vergangenen Mittwoch vor dem deutſchen Reichstag hielt, beleuch=
tete
ſcharf das ganze Ausmaß unſerer gegenwärtigen Wirtſchafts=
kriſis
, und es iſt erfreulich, daß man aus ſeinen Ausführungen
den Eindruck gewinnen durfte, daß hier eine zielbewußte Per=
ſönlichkeit
am Werke iſt, die entſchloſſen iſt zu energiſchem Han=
deln
. Eine Programmrede. Im Intereſſe des deutſchen Volkes
M.
wäre zu hoffen, daß der Rede alsbald die Tat folge.

Von unſerem A=Korreſpondenten.

Paris, 13. Februar.
Während die Finanzdebatte ſchier ins Unendliche wächſt,
muß Briand in einer äußerſt ſchwierigen Lage lavieren und der
Linken immer neue Konzeſſionen machen, alſo eine vollkommen
unſichere Situation in der franzöſiſchen Innenpolitik. Daß die
Aufmerkſamkeit der politiſchen Kreiſe ſich dennoch dem großen
Ereignis der europäiſchen Politik, dem deutſchen Eintritt in den
Völkerbund, zuwenden kann, iſt nur dadurch erklärlich, daß die
Finanzdebatte immer weniger beachtet wird. Nur die von den
einzelnen Plänen unmittelbar betroffenen Kreife horchen noch
ab und zu auf, ſonſt verfolgt wirklich niemand mehr die end=
loſen
Reden der Deputierten. Jähe Kurswechſel charakteriſieren
die Politik der Regierung in der Kammer; die Bemerkung des
Abgeordneten Flandin die übrigens auch einen ſolchen her=
vorrief
daß es überhaupt keine Regierung mehr gibt, ſprach
eigentlich die unausgeſprochene Anſicht eines ſehr großen Teiles
der Abgeordneten aus.
Dieſe Schwenkungen jeweils nach dem Willen der Kammer
beeinfluſſen die Außenpolitik Briands ſcheinbar ſehr wenig, in
Wirklichkeit drücken ſie ihr aber den Stempel der Unſicherheit auf.
Unter ſolchen Umſtänden tritt die Stimmung des Landes, oder,
wenn man will, die Auffaſſung der einzelnen Parteien, in bezug
auf das deutſche Eintrittsgeſuch mehr zutage. Die rechtsſtehende
Preſſe attackiert Deutſchland bei dieſer Gelegenheit ziemlich hef=
tig
, obzwar die meiſten Gerüchte, die hier über die deutſchen
Bedingungen umgehen, wenigſtens ihrer Form nach ſchon völlig
widerlegt ſind. Der deutſch=italieniſche Zwiſchenfall macht einen
ſtarken Eindruck. Es wird jetzt der Meinung Ausdruck gegeben,
daß die italieniſche Außenpolitik zum wievielten Male?
eine ernſte Wendung durchführt. Die Stimmung ſeit Locarno
iſt deutſchfeindlicher geworden. Alle Befürchtungen über die
Möglichkeiten einer deutſchen Völkerbundpolitik ſind auf einmal
wach geworden. Man ſoll aber nicht vergeſſen, daß dieſe Kam=
pagne
zum Teil gegen Briand ſelbſt gerichtet iſt, der von den
enttäuſchten Rechtsparteien immer mehr bekämpft wird. Zur
völligen Erklärung der Aufregung in der Preſſe reicht dies ſelbſt=
berſtändlich
nicht aus, denn die Befürchtung, daß Deutſchlands
Eintritt in den Völkerbund dort die ganze Situation umwerfen
kann, beſteht tatſächlich. Solche Meinungen werden auch in
diplomatiſchen Kreiſen geäußert; ſeit dem Antritt der deutſchen
Regierung werden hier ja ſtändig innerpolitiſche Erſchütterungem
in Deutſchland befürchtet. Es iſt auch zu bemerken, daß in
Frankreich die deutſche Innenpolitik, ſelbſt in den Kreiſen, die
am meiſten objektiv ſein wollen, jetzt vollkommen mißverſtanden
wird.
Die jetzt kommenden Wochen werden in außenpolitiſcher Hin=
ſicht
Wochen der Spannung ſein, denn in kurzer Zeit wird in
der Außenpolitik eine neue Aera heranbrechen. Hoffentlich ſteht
ſie im Zeichen von Locarno.
Alliierte Kollektivnote an Ungarn.
w. London, 13. Februar.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegxaph
meldet: Die diplomatiſchen Vertreter der alliierten Hauptmächte
in Budapeft übermittelten der ungariſchen Regierung eine Kol=
lektivnote
, tvorin die Punkte bezeichnet ſind, mit denen Ungarn
noch in Erfüllung der Abrüſtungsklauſeln des Vertrages von
Trianon im Rückſtand ſei und die es in Ordnung zu bringen
habe.
Die ungariſche Regierung, die dringend die baldige und
völlige Auflöſung des alliierten Kontrollſyſtems wünſche, habe
die Alliierten erſucht, mitzuteilen, zu welchem Zeitpunkt die
Zurückziehung der Kontrollkommiſſion möglich ſein würde, falls
Ungarn in der Zwiſchenzeit die alliierten Forderungen erfüllt
habe. Einige der kleineren Alliierten ſeien aber nicht für die
Feſtfetzung eines ſolchen Datums.

Vom Tage.
Der Vertreter Schwedens im Völkerbundsrat hat erklärt,
daß ſeine Regierung uuter keinen Umſtänden einer Ver=
mehrung
der ſtändigen Ratsſitze zuſtimmen werde.
Die italieniſche Regierung hat für 100 Südtiroler
Kinder Prämien für die beſten Fortſchritte in der
italieniſchen Sprache ausgeſetzt. Auf Grund dieſer Prämien
ſollen dieſe hundert Kinder eine mehrtägige Oſterreiſe nach Mailand
unternehmten.
Wegen Rückgabe der von ruſſiſchen Behörden weggenommenen
deutſchen Kurierpoſt ſchweben Verhandlungen zwiſchen der
Sowjetregierung und der deutſchen Botſchaft.
Der Generalſekretär des Völkerbundes, Sir Erie Drummond,
reiſt am SonntagnachBerlin, wo er Montag zu einem 34 Aufenthalt eintreffen wird.
Die Reichspoſtverwaltung ſtellt feſt, daß weder von amt=
licher
Seite, noch ſonſt irgendwie Aufforderungen zur Teilnahme an der
Boykottbewegung gegen Italien ergangen ſind.
Die öſterreichiſche Preſſeſtelle bezeichnet alle Nachrichten über einen
deutſch=öſterreichiſchen Geheimvertrag als freie Er=
findung
.
Ein Teil der Mitglieder der ruſſiſchen Delegation für
die franzöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlungen,
die Ende kommender Woche beginnen, iſt in Paris eingetroffen.
Auf eine Anfrage des Senators de Luberſac teilte Finanzminiſter
Doumer mit, daß Frankreich bis 31. Dezember 1925 Natural=
lieferungen
im Werte von 1 547 469 000 Goldmark, oder rund
6 Milliarden Franken, von Deutſchland erhalten habe.
Geſtern wurde in der Nachmittagsſitzung der franzöſiſchen
Kammer auch die Börſenoperationsſteuer angenom=
men
, ebenſo die erhöhte Deviſenſteuer nach dem Vorſchlag
der Kommiſſion. Dann wurde die Debatte auf Sonntag vertagt.
Die Konferenz der oſtafrikaniſchen Gouverneure
iſt zu Ende gegangen. Wie der General Sir Edward Grigg in ſeiner
Schlußrede ausführte, war die Konferenz der Anſicht, daß es wichtig ſei
ſo ſchnell wie möglich eine Eiſenbahnlinie zu bauen, die Zentral=
Tanganjika mit Nord=Rhodeſia verbindet.
Nach einer Meldung der Financial Times hat die Polniſche
Bank von der Bank von England einen Kredit von einer
Million Pfund Sterling erhalten. Als Garantie mußte die Polniſche
Bank Gold im Werte von 22 Millionen Zloty hinterlegen.
Die Sowjetregierung hat beſchloſſen, wegen des Ueber=
handnehmens
von Eiſenbahnüberfällen auf den Eiſen=
bahnen
den Belagerungszuſtand zu verhängen und die Ver=
brecher
am Tatort ſtandrechtlich zu erſchießen.
Nach einer Meldung aus Jeruſalem ſollen die aufſtändiſchen
Druſen beſchloſſen haben, 21 Franzoſenhinzurichten,
und zwar als Repreſſalie für die Hinrichtung eines Aufſtändiſchen=
führers
durch die Franzoſen.
Nach Meldungen aus Mexiko hat die dortige Regierung
Weiſungerteilt, dasgeſamte Kirchengut zu beſchlag=
nahmen
, da nach der mexikaniſchen Verfaſſung Kleriker kein Eigentum
beſitzen dürfen.
Der amerikaniſche Kongreß hat den Heeresetat ge=
nehmigt
. Das Heer der Vereinigten Staaten zähl jetzt 11 749 Offi=
ziere
und 118 583 Mann.
Deutſchen=Verkaftungen
in Oberſchieſien.
Die Aktion gegen den Deutſchen Volksbund.
Kattowitz, 13. Februar.
Bei den geſtrigen Hausſuchungen im Deutſchen Volksbund
in Polniſch=Oberſchleſien wurden insgeſamt 21 Perſonen in
Kattowitz und Königshütte verhaftet. Darunter u. a. Schulrat
Dudet, der die Minderheitsſchulfragen im Deutſchen Volksbund
bearbeitete, und ein Grubenarbeiter. Die Unterſuchungen und
Reviſionen in den Räumen des Volksbundes in Kattowitz und
Königshütte wurden heute wiederum unter ſtarkem Aufgebot von
Kriminalbeamten vorgenommen.
Jouvenels Verhandlungen mit Kemal Paſcha.
London, 13. Februar.
Der franzöſiſche Oberkommiſſar in Syrien, Henry de Jouvenel, wird
nach einer Meldung der Morning=Poſt außer den bisher bekannten
Punkten auch die Frage der Grenzregulierung zwiſchen Shrien und der
Türkei bei ſeiner Konferenz mit Kemal Paſcha beſprechen. Die Zeitung
ſchreibt der Türkei die Abſicht zu, ſich für den Vertrag von Moſſul auf
Koſten Syriens zu entſchädigen. Nach einer Meldung aus Konſtanti=
nopel
iſt der amerikaniſche Admiral Briſtol nach Angora abgereiſt, um
dort bei der Konferenz zwiſchen Kemal Paſcha und dem franzöſiſchen
Oberkommiſſar Henry de Jouvenel, ſowie dem engliſchen Botſchafter
Sir Ronald Lindſay als amerikaniſcher Beobachter zu fungieren.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Samstag, den 13. Februar.
Lumpacivagabundus
Zauberpoſſe von Neſtroy.
Eine luſtige Faſchingsgaudi!
Selten iſt das liederliche Kleeblatt ſo vergnügt über die
Bühne gezogen wie geſtern. Fröhlichſte Stimmung herrſchte dies=
ſeits
wie jenſeits der Rampe!
Die Sache ſetzte ſchon famos ein. Ouvertüre zur Leichten
Kavallerie, dirigiert von Ernſt Legal! Der Herr General=
Intendant, von ſtürmiſchem Beifall am Dirigentenpult begrüßt,
entledigte ſich ſeiner Aufgabe glänzend. Er vereinigte die
Schneidigkeit unſerer unvergeßlichen Hilge, die kühle Diſtanz
Mucks, den Schmelz Schlupps, das Temperament Nikiſchs, die
klaſſiſche Klarheit Buſchs, den Rhythmus Sam Woodings! War=
um
hat man dies nicht früher entdeckt? Welche Löſung für das
Sparprogramm des Landtages!
Gelockt von den legalen Klängen erſchienen Götter und
Feen: Fortuna (Beſſie Hoffart) und Brillantine (Ruth
Hoffmann) im Flugzeug, Amoroſa (Ilſe Lahn) im Auto.
Ein Verkehrs=Schutzmann lenkte den himmliſchen Verkehr.
In überaus luſtigen Dekorationen, entworfen von Lothar
Schenck von Trapp, ſpielten ſich die folgenden Bilder ab.
Der Hintergrund deutete die Stimmung an. War die Luft
glücklich, ſo hing der Himmel voll Baßgeigen, d. h. in dieſem
Fall voll Weinflaſchen, Bierkrügen, Schweinehaxen und Leber=
würſten
. Die Szenen des Schneiders kündeten ſeine Embleme,
das Haus des Schneiders der große Hobel an. Eine Fülle luſti=
ger
Einfälle in Inſzenierung wie Darſtellung war der mit leichter
Hand formenden Spielleitung Kurt Barrés zu danken.
Das liederliche Kleeblatt ſtellte ſich ſchauſpieleriſch als ein
köſtlich abgeſtimmtes Trio dar: Robert Klupp als Schneider
Zwirn ſchlank, behend beweglich, von bezwingender Komik, die
Seele des Ganzen. Hans Baumeiſter als Schuſter Knie=
riem
breit, behäbig, ſtets durſtig, unerſchöpflich in Witzen; Kurt
Weſtermann der ſolide Leim getragen von einem ſtillen,
aber feinen Humor. Ihm ſpuchs in Jeſſie Vihrog eine nied=
liche
Frau, in Paul Maletzki ein tüchtiger Schwiegervater
heran.
Ein Faſchings=Kabarett tat ſich auf dem Feſt bei Zwirn
als Hans im Glück auf. Kammerſänger Jörn pendelte ein her=
ziges
Nachtlied mit ſolchem Wohlklang, daß die Gäſte zu Tränen
gerührt wurden. Manda von Kreibig entzückte durch einen
luſtigen Grotesktanz. Eine Knabenkapelle in Matroſenanzügen
und kurzen Hoſen, und gebildet von den erſten Sängern und
ſieben Kaſellmeiſtern, gab mit Kindertrompeten, Knarren und
Trommeln eine herrliche Symphonie zum Beſten. Als höchſte

Attraktion erſchienen ſechs Chocolate=Kiddies (die Damen
Albrecht, Gercke, Jacobs, Kapper, Maſſenburg, Stephanowa); als
Negergirls ließen ſie ihre wild=ſentimentalen Geſänge ertönen; ſo
echt, ſo überzeugend, daß die Freie Literariſche das geplante
Gaſtſpiel der Neger=Revue als überflüſſig ſofort telegraphiſch in
Barcelona abbeſtellte!
Erich Riedes ausgezeichnete Leitung des muſikaliſchen Tei=
les
ſicherte die flotte Stimmung des Abends. Doch jetzt zum
Strandfeſt nach Colombo!

*Das unmagnetiſche Schiff.
Aus Hapſal wird uns geſchrieben: Bei einer unſerer Se=
gelfahrten
über die Hapſalſche Bucht begegnete uns ein merkwür=
diges
Schiffchen: düſter war der Anſtrich, plump der Rumpf, es
lag als dunkler Schatten auf dem grauen Blau des Meeresſpie=
gels
und wirkte ein wenig unheimlich, aber auch wieder anzie=
hend
. Was mochte es für ein Fahrzeug ſein? Unſere deutſche
Gründlichkeit trieb uns in die Nähe des ſtillen, ſeltſamen Fahr=
zeugs
. Nun bemerkte das aufmerkſame Auge, daß keine Eiſen=
beſchläge
die Schiffsplanken hielten, keine Nieten, keine eiſernen
Nägelköpfe, ſogar ſtatt der Ketten waren mächtige Troſſen, und
was vom Anker ſichtbar war, beſtand nicht aus Eiſen, ſondern
aus Kupfer. Es war das wichtige, das erſte und einzige unmag=
netiſche
Schiff des jungen Staates, das große Aufgaben löſen
ſollte in den Gewäſſern des Landes. Hier lag es nun unbe=
achtet
in der kleinen Bucht des kleinen Städtchens, weil ſein
Erbauer, ein Adliger des Landes, ein tüchtiger Seemann, noch
einige Verbeſſerungen daran vornehmen wollte.
Nichts wußten die Bewohner des Städtchens um die große
Wichtigkeit dieſes unſcheinbaren Fahrzeugs, nichts oder doch nur
recht wenig von ſeinem Erbauer, der mit Emſigkeit nach eigenen
Entwürfen das Schiffchen umgebaut hatte Schiffe haben
ihre Geſchichte, ihre Schickſale. Und dieſes, kaum 50 Fuß lange
Fahrzeug, war einſt auf einer deutſchen Schiffswerft gebaut,
hatte der deutſchen Kriegsflotte gedient und wurde von dem
Balten A. v. Gernet für beſondere Zwecke umgebaut und aus=
gerüſtet
. Als es vor ungefähr zwei Jahren von Kiel aus die
erſte Fahrt nach ſeiner Wiedergeburt in den künftigen Heimats=
hafen
antrat, ſegelten auch einige deutſche Seeleute mit. Schiff
und Beſatzung wurden in Reval herzlich aufgenommen. Hier
erhielt es ſeine letzte Ausrüſtung, die Inſtrumente und alle übri=
gen
Beſtandteile, die für ſeine magnetiſchen Meſſungen erfor=
derlich
ſind. Das Schiff und ſein Erbauer zeigten auf einer
Probefahrt an der Revaler Küſte bald, was ſie zu leiſten ver=
mochten
. Die Probemeſſungen fielen recht gut aus, nur ſah der
Erbauer ein, daß er noch einiges am Bau ſeines Fahrzeuges der=
vollkommnen
mußte.

Nummer 45

Frankenfälſcher
und Unterſuchungsausſchuß.
Ausſageverweigerung dreier Angeklagter.
w. Budapeſt, 13. Februar
Die geſtrige unerwartete Weigerung, des ehemalige
Landespolizeichefs Nadoſſy und der Angeſtellten des Karte
graphiſchen Inſtituts, vor dem parlamentariſchen Unterſuchung=
ausſchuß
zu erſcheinen, der nach ihrer Anſicht keine Behörde
und daher kein Recht habe, ſie zu verhören, hat in politiſche
Kreiſen großes Aufſehen hervorgerufen. Der Unte
ſuchungsausſchuß blieb bis zum ſpäten Abend zur Erörterun
des Zwiſchenfalles zuſammen. In der heutigen Vormittage
ſitzung des Ausſchuſſes gab ein Teil der oppoſitionellen Au=
ſchußmitglieder
ihrer Entrüſtung Ausdruck über das Verhalte
der Angeklagten, durch das die Souveränität der Natio
nalverſammlung, als deren integrierenden Teil der Unte=
ſuchungsausſchuß
zu gelten hat, ſchwer verletzt worde
wäre, da die Angeklagten noch immer als ſtaatliche Angeſtell=
zu
betrachten ſeien, und erklärte, man müſſe den Juſtizminiſte
zwingen, unbedingt ihre Vorführung zu veranlaſſen. Schließlie
gelangte der Ausſchuß zur Entſcheidung, daß neue Vorführunge
nicht ſtattfinden könnten, da der Ausſchuß kein Vorladungs
recht habe und daher auch keine Zwangsmaßnahme
gegenüber Vorgeladenen vornehmen laſſen könne. In vol
tiſchen Kreiſen verlautet, der Ausſchuß werde in kürzeſter Ze
ſeine Beratungen beenden, ja vielleicht nur noch eine einzie
Sitzung abhalten, in der hauptſächlich die Rolle des Grafe
Paul Teleki und des raſſenſchützleriſchen Abgeordneten Gön
bös in der Fälſchungsaffäre zu klären ſein wird. Dann ſoll
durch ein Redaktionskomitee der Ausſchußbericht für das Plenuy
der Nationalverſammlung fertiggeſtellt werden.
Die noch in Budapeſt weilenden franzöſiſchen Poli
zeivertreter ſind der Auffaſſung, daß der eigentliche gei
ſtige Urheber der Notenfälſchung der geheimnisvoll
Schulze ſei, bei dem man auch die bisher noch nicht aufgefur
denen 6500 falſchen Tauſendfrankennoten vermutet und der ver
ſchwunden iſt, bevor die Behörden Kenntnis noch Beweif
ſeiner Schuld hatten.
Italieniſch=jugoflawiſcher Pakt gegen Oeſterreich.
London, 13. Februar.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph be
richtet von italieniſchen Sondierungen in Belgrad, di
im Zuſammenhang mit der Frage Südtirol zum Ziele hatten
den vor 1½ Jahren zwiſchen Italien und Jugoſlawien geſchlo
ſenen Freundſchaftspakt zu ſtärken. Die italieniſche Regierun
wäre dafür, in den Pakt neue Klauſeln hineinzubringen, di
ſich gegen den eventuellen deutſch=öſterreichiſche
Zuſammenſchluß richten ſollen. Es ſoll eine Verſtänd
gung darüber erzielt werden, welche Maßnahmen bei Eintri=
dieſes
Ereigniſſes von Italien, Serbien und eventuell auch an
deren Staaten der Kleinen Entente getroffen werden ſollen. Vo=
Italien werde auf die Gefahr hingewieſen, die Jugoſlavien be
der Berührung ſeiner Grenze mit der eines vergrößerten Deutſch
lands bedrohen werde. Die Haltung Belgrads iſt nae
dem Korreſpondenten noch nicht endgültig bekannt.
Deutſch=öſterreichiſche Wirtſchaftsannäherung.
EP. Wien, 13. Februdk,
Die Wiener Handelskammer beſchäftigt ſich, wie die Neu
Freie Preſſe bevichtet, mit der Frage einer Erweiterung des
Wirtſchaftsgebietes in der Richtung einer wirtſchaftlichen An
näherung Oeſterreichs an das Deutſche Reich. Es handelt ſid
darum, die Vorausſetzungen feſtzuſtellen, welche etwa für ei=
öſterreichiſch
=deutſches Zollbündnis notwendig wären. Gleichzei
tig werden auch techniſche Probleme erörtert, welche ſich aus de
eventuellen Verwirklichung dieſer Pläne ergeben müßten, z. B
die Frage der Währungsgemeinſchaft, Rechtsangleichung, und
Gleichheit der Steuerſyſteme. Die Handelskammern der öſter
reichiſchen Länder haben an die Induſtrien Fragebogen ausge
ſchielt, um die Stellungnahme der einzelnen Induſtriezweige z!
dieſen Projekten zu erfahren. Wie verlautet, ſind weite Kreiſe des
Bergbaus ſowie der Schwerinduſtrie ſür eine wirtſchaftliche An
näherung an das Deutſche Reich. Beſchlüſſe irgend welcher Ar
wurden noch nicht gefaßt.

Das unmagnetiſche Schiff beſchäftigt nun ſeit Jahresfriſt die
Fachkreiſe des ganzen Landes. Man iſt ſtolz darauf, es zu be
ſitzen und es glänzend ausgerüſtet zu haben. Die Aufgaben des
unmagnetiſchen Schiffes beſtehen darin, die magnetiſchen Sto
rungen in den eſtniſchen Gewäſſern auszuforſchen. Dieſe mag
netiſchen Störungen ſind der Schiffahrt in Eſtland oft verhäng
nisvoll geworden. Es iſt deshalb Bedingung, daß der Bau und
die Ausrüſtung des Schiffes ohne jedes Eiſenteilchen erfolgt
Meſſing und Kupfer müſſen das Eiſen erſetzen. Sogar der kleine
Küchenherd iſt ohne eiſerne Ringe und Türen aufgebaut. Es
heißt, daß man das Raſiermeſſer, die Schere und das Küchen=
meſſer
, unentbehrliche Dinge, die nicht ganz ohne Eiſenzubeho!
ſind, während der Meſſungen von den Inſtrumenten entferne
ſie als Störenfriede ſogar an die Maſtſpitze ziehe.
Der Ruf des unmagnetiſchen Schiffes war bald nach Finn=
land
und Schweden gedrungen, wo es erfolgreiche Meſſungen in
den Gewäſſern ausführte. Auch Norwegen und endlich auch
Deutſchland haben ſeine Tätigkeit für die nächſte Zukunſt ge=
wünſcht
. Einſtweilen hält es ſeinen Winterſchlaf in der kleinen
Stadt an der dick vereiſten Bucht der Wiek.
R. Kaulitz=Niedeck=

Buchanzeigen.
Die Erbohrung der Ernſt=Ludwig=Quelle Bad=Nauheim. Verlag Ludwig
Wagner, Bad=Nauheim. 1 Mark.
Hermine Maier=Hueſer: Vertraute Stunden mit Hans Thoma. Rotapſel=
Verlag A.=G., Leipzig. 5,20 Mk.
Romain Rolland: Der Triumph der Vernunft. Rotapfel=Verlag A.=O=
Leipzig. 4 Rmk.
Helene Welti: Famulus der ſeltſame Pudel. Rotapfel=Verlag A.=Oe
Leipzig. 7 Mark.
Friedrich der Große und Wilhelmine von Bayreuth, Band II. K. V=
Koehler, Verlag, Leipzig. 15 Mark.
Jean de Bourgoing: Aus den Papieren des Herzogs von Reichſſet
Verlag für Kulturpolitik, Berlin. 2 Mk., 15 Mk.
Erd= und Luftphotogrammetrie in Technik, Wirtſchaft und Forſchung:
Konſortium ſür Luftbild und Stereographik G. m. b. G., München=
Ernſt Angel: Ediſon ſein Leben und ſein Erfinden. Ernſt Angel, Vertage
Berlin.
Bernhard Kraft: Der fidele Odenwälder. Odenwälder Verlags=oln.
kerei, Ober=Ramſtadt. 40 Pf.
Haus Holzammer: Bauer und Bellmann. Verlag L. Schlapp, Darmſtädee
1,30 Mark.
Landwirtſchaftlicher Kalender 1926. Verlag J. Diemer, Mainz.
Das deutſche Kriegerkurhaus Davon=Dorf. Jahresbericht 1924. Ber.
Scharnhorſtſtraße 35.
W. Alexander Köhler: Edom und Jsrael. Strom=Verlag, Dresll.
1,90 Mark.
Altfränkiſche Bilder 1926. Uniderſitätsdruckerei H. Stürtz A.=G., Wur 2e
Otto Baumnbeis
ſtalczzi Staetten. Notapfel=Verlag, Leipzig: 20le
32,00 Mk.

[ ][  ][ ]

EEin Porſtoß gegen die Reichswehr.
Falſche Sparſamkeit.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſetzte am Sams=
tag
die Beratung des Reichswehretats fort, die eine ganze Reihe
erheblicher Abſtriche ergaben, ſo daß ſich der Reichswehrminiſter
fchließlich veranlaßt ſah, ſeinem Bedquern über die Tätigkeit des
Sparkommiſſars Ausdruck zu geben, der hier eine Sparſamkeit
am falſchen Ort übt. Es iſt doch beinahe bei jedem Abſtrich nach=
zuweifen
, daß durch die Verringerung der Mittel die Schlagkraft
unſeres Heeres in Mitleidenſchaft gezogen wird. Es ſoll keines=
wegs
beſtritten werden, daß auch die Verwaltung der Reichswehr
ſich wohl vereinfachen läßt. Verminderungen der Ausgaben die=
ſes
Teiles des Etats hätten ſicherlich keinen Grund zu derartiger
Kritik gegeben. Der Ausſchuß aber hat ſich nicht nur darauf be=
ſchränkt
, ſondern für Gefechtsübungen, für Geräte und Aus=
rüſtung
, für Minenwerfer und Artilleriemunition, die Beſchaf=
fung
von Artilleriegerät und ſogar für die Unterhaltung des Ge=
rätes
, ſowie für Verbeſſerungen am Kraftfahrweſen der Reichs=
wehr
ganz beträchtliche Einſparungen vorgenommen. Dieſe Ab=
ſtriche
ſind vor allem deswegen unverſtändlich, wenn man ſich er=
innert
, daß die Reichswehr zum größten Teil mit Material aus=
gerüſtet
iſt, das aus den letzten Kriegsjahren ſtammt, bei dem
bekanntlich ſchlechte Rohſtoffe zur Verarbeitung kamen. Das gilt
für die Ausrüſtungsgegenſtände ſelbſt, das gilt vor allem aber
auch für die Munitionsbeſtände. Die Munition der Reichswehr
iſt durch das lange Lagern ſo minderwertig geworden, daß es ge=
radezu
eine Pflicht iſt, ſie zu erneuern, um ernſte Unglücksfälle
zu verhindern. Außerdem verfügt die Reichswehr noch nicht über
die Beſtände, die ihr auf Grund des Friedensvertrages erlaubt
ſind. Sache des Ausſchuſſes wäre es wohl in erſter Linie einmal
geweſen, die vom Sparkommiſſar unterbreiteten Vorſchläge ein=
gehend
zu prüfen, ob ſie ſich mit der Aufgabe der Reichswehr, die
Landesgrenzen zu bewachen und auch einen wirſamen Schutz für
eine innenpolitiſche gewaltſame Umwälzung zu bilden, in Ein=
klang
bringen laſſen. Die Sparſamkeit am falſchen Fleck hat zu
Abſtrichen geführt, die die Bewegungen der Reichswehr ſtark be=
einträchtigen
. Ausgaben für Verbeſſerungen der Kraftfahrzeuge
ſind geſtrichen worden, obwohl feſtſteht, daß gerade die Schnellig=
keit
einer Truppe heute mehr denn je ihre Stärke iſt. Wir konnten
z. B. im Jahre 1914 auf die Beförderung unſerer Truppen durch
Kraftwagen verzichten, weil auch die Gegenſeite lediglich auf die
Marſchleiſtungen ihrer Heereskräfte angewieſen waren. Heute
liegen die Dinge anders. Jede Macht iſt beſtrebt, ſich einen um=
fangreichen
Kraftwagenpark zu verſchaffen, um die Truppen mög=
lichſt
raſch von einem Ort zum anderen bringen zu können. Wir
verfügen nur über 100 000 Mann, die aber eine außerordentlich
lange Reichsgrenze zu verteidigen haben. Leidet das Kraftfahr=
weſen
der Reichswehr unter dieſen unangebrachten Sparvorſchlä=
gen
, dann leidet auch der Grenzſchutz, da es naturgemäß unmög=
lich
iſt, mit veraltetem Gerät, die uns zuſtehenden Streitkräfte
raſch von einer Stelle zur andern zu bewegen. Es wäre in der
Tat vernünftiger geweſen, auf anderen Gebieten, als dem der
Landesverteidigung eine ſtarke Sparſamkeit an den Tag zu legen.
Im Haushaltsausſchuß bedauerte Reichswehrminiſter Dr. Geß=
ler
, daß durch die Abſtriche wichtige Aufgaben der Reichswehr im
Hinblick auf die finanzielle Notlage des Reiches zurückgeſtellt oder ein=
geſchränkt
werden müſſen. Annahme fand eine demokratiſche Entſchlie=
ßung
, die die Regelung der Rechts= und Beſoldungsverhältniſſe der Hee=
resfachſchullehrer
fordert, ferner, daß unverzüglich die Einſtellungs=
grundſätze
für Verſorgungsanwärter herausgebracht werden. Von ſozial=
demokratiſcher
Seite wurden Fälle von ſogenannten ſchwarzen Waffen=
gern
zur Sprache gebracht. Reichswehrminiſter Dr. Geßler erwiderte,
häufig ſei es bekannt, von wem und an wen ſolche Waffen verſchoben
Bei einem der letzten Transporte über Wilhelmshaven habe
es ſich, ſoweit bekannt, um tſchechoſlowatiſche Waffen gehandelt. Die
Entente kenne den Unwert dieſer Art Waffen für ernſthafte Kriegs=
zwecke
, aber ſolche Angaben gäben Anlaß zu Preſſeagitationen im In=
und Auslande und ſeien deshalb ſchädlich. Abg. v. Namin (Völkiſch)
gab eine Erklärung des Generals Ludendorff bekannt, in der ſich dieſer
gegen das Gerücht wendet, er habe ſich Anfang 1923 an General von
Seeckt wegen der Bildung einer ſchwarzen Reichswehr gewandt. Reichs=
wehrminiſter
Dr. Geßler erwiderte, zurzeit volle er nicht darauf ein=
gehen
, im Unterſuchungsausſchuß werde ſich aber Gelegenheit dazu fin=
den
. Auf Bemängelungen von ſozialdemokratiſcher und kommuniſti=
ſcher
Seite erwidert der Miniſter, daß Spitzel leider hüben und drüben
in großer Zahl vorhanden ſeien, deren Angaben hoch bezahlt würden,
ſich aber auch in den meiſten Fällen als unwahr herausgeſtellt hätten.
Mitunter käme aber auch einmal eine wahre Nachricht auf dieſe Weiſe
heraus. Der Miniſter führte weiter aus, daß er gegen eine Benutzung
von Schießſtänden durch private Organiſationen entſchieden aufgetreten
ſei. Mit dieſem Standpunkt habe er auch die Mehrheit der vernünf=
ligen
Leute aller Parteien für ſich.

Eine Entſchließung der Deutſchen Volkspartei.
Darmſtadt, 13. Februar.
Auf der Tagung des Landesausſchuſſes der Deutſchen Volks=
partei
im Wahlkreisverband Heſſen, die heute in Frankfurt a. M.
ſtattfand, wurde zur Lage in Heſſen folgende Entſchließung ein=
ſtimmig
angenommen:
Die falſche und wenig weitſichtige Finanzpolitik der heſſiſchen
Regierung hat zu einer außerordentlich gefährlichen Finanzlage
in Heſſen geführt und droht ſich zu einer Staatskriſe auszu=
wachſen
. Der Bevölkerung, die unter dem gegenwärtigen Steuer=
druck
furchtbar leidet und der neue Steuerlaſten nicht zugemutet
werden können, hat ſich eine tiefgehende Erregung bemächtigt.
Der Landesausſchuß der Deutſchen Volkspartei in Heſſen
fordert die heſſiſche Regierung auf, unverzüglich Maßnahmen zu
ergreifen, die geeignet erſcheinen, die Staatsaufgaben und Staats=
ausgaben
der ſtark geſunkenen Leiſtungsfähigkeit der Steuer=
zahler
anzupaſſen. Heute erhebt der heſſiſche Staat noch ein
Vielfaches der Beträge an Landesſteuern gegenüber den Be=
trägen
der Vorkriegszeit. Ein Feſthalten an der bisherigen
Politik der regierenden Koalition in Heſſen wird verhängnisvolle
Folgen heraufbeſchwören.
Die Stärke der Schutzpolizei.
Gegenüber verſchiedenen Anfragen, auf welche rechtliche
Grundlage ſich die Verhandlungen über die Stärke der Schutz=
polizei
in der befreiten Zone, die zurzeit in Paris geführt wer=
den
, ſtützen, wird von zuſtändiger Seite folgendes mitgeteilt:
Für die geräumten Gebiete gelten dieſelben Beſtimmungen
des Verſailler Vertrages wie für die neutrale Zone. Die Haupt=
beſtimmng
iſt die, daß in der neutralen Zone jede ſtändige oder
zeitweilige Verſammlung von deutſchen Streitkräften unterſagt
iſt. Ferner beſtimmt Artikel 162 des Verſailler Vertrages, in
ſeinem zweiten Abſatz, daß die Zahl der Polizeibeamten und
Gendarmen in der neutralen Zone nur im Verhältnis der ſeit
1913 eventuell eingetretenen Bevölkerungszunahme vermehrt wer=
den
dürfen. Nun iſt zweifellos eine Vermehrung der ſtaatlichen
Polizei in ganz Deutſchland inzwiſchen eingetreten. Die Ver=
hältniſſe
haben ſich aber auch inſofern verſchoben, als die Polizei
jetzt zum größten Teil kaſerniert iſt. Die Alliierten haben in
langen Verhandlungen zugeſtanden, daß eine beſtimmte Anzahl
von Polizeibeamten kaſerniert werden darf, nämlich in ganz
Deutſchland 35000 Mann. Sie haben aber an dieſes Zuge=
ſtändnis
die Bedingung geknüpft, daß ihnen ſtändig mitgeteilt
wird, wie die kaſernierten deutſchen Hundertſchaften kaſerniert
ſind, und ſich das Recht vorbehalten, gegen eine ihrer Anſicht
nach allzu ſtarke Kaſernierung der Polizei in beſtimmten Lan=
desteilen
, namentlich in der neutralen Zone, Einſpruch zu er=
heben
. Auf dieſes deutſche Zugeſtändnis gründet ſich das Ver=
langen
der Alliierten, bezüglich der für die geräumte Zone be=
ſtimmten
Hundertſchaften von deutſcher Seite eingehend unter=
richtet
zu werden. Auf dieſes deutſche Zugeſtändnis gründet ſich
auch der alliierte Wunſch, daß in Köln vorläufig nur drei
Hundertſchaften ſtationiert werden ſollen. Die Angelegenheit iſt
jedoch noch nicht erledigt, da bekanntlich in Paris über dieſe
Frage Verhandlungen ſchweben.
Noch kein Abſchluß der Luftfahrtverhandlungen
Wie von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, ſind die optiwi=
ſtiſchen
Angaben einiger Zeitungen über den Abſchluß der Pari=
ſer
Luftfahrtverhandlungen zum mindeſten verfrüht. Schon aus
verhandlungstechniſchen Gründen iſt es nicht möglich, daß die
Verhandlungen über eine ſo entſcheidende Angelegenheit ſo raſch
zum Abſchluß geführt werden können. Ein Abſchluß iſt für
Deutſchland ſelbſtverſtändlich nur möglich, ſobald die volle Frei=
heit
damit der deutſchen Zivilluftfahrt zugeſtanden wird.
Im übrigen wird bemerkt, daß vielfach überſehen wird, daß
in Paris zwei völlig von einander getrennte Verhandlungen vor
ſich gehen: einmal die deutſch=franzöſiſchen Beſprechungen über
Einrichtung eines Luftverkehrs zwiſchen beiden Ländern, die wie=
derum
abhängig ſind von dem Ergebnis ti Verhandlungen
zwiſchen Deutſchland und der Botſchafterkonferenz. Die Ein=
richtung
eines deutſch=franzöſiſchen Luftverkehrs wird bekanntlich
davon abhängig, ob die Botſchafterkonferenz ſich zur Aufgabe der
den deutſchen Flugzeugbau lähmenden Begriffsbeſtimmungen
und zur Erlaubnis des Ueberfliegens des beſetzten Gebietes ver=
ſtehen
kann. Die Behauptung, daß die Alliierten in dieſer Hin=
ſicht
bereits Zugeſtändniſſe gemacht hätten, die eine baldige Ein=
richtung
erwarten ließen, wird an hieſigen zuſtändigen Stellen
als voreilig bezeichnet.

* Berlin, 13. Febr. (Eig. Bericht.)
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 12,20 Uhr.
Das vorläufige Handelsabkommen mit der Türkei wird in erſter und
zweiter Leſung angenommen.
Es folgt dann die zweite Beratung des Reichshaushaltsplans
für 1926. Sie beginnt mit dem Haushalt des Reichsver=
kehrsminiſteriums
.
Eine Entſchließung Dr. Wieland (Dem.) verlangt die Beſetzung
des Poſtens des Staatsſekretärs im Verkehrsminiſterium mit einem
Techniker. Eine Entſchließing Weidenhöfer (völkiſch) fordert Feſt=
ſtellung
darüber, wie weit die Marſchländereien an der Weſer in den
Kreiſen Verden und Achim durch die verſchiedenen Weſervertiefungen
im Ertrag zurückgegangen ſind.*
Abg. Dr. Quaatz (Dntl.) kritiſiert ſcharf das Verhalten der Reichs=
bahngeſellſchaft
, die noch jetzt, in der Zeit der ſchwerſten wirtſchaftlichen
Lage, Aufträge zurückhalte. (Lebhaftes Hört, Hört!) Die Tarifpolitik
der Reichsbahn führe zur Begünſtigung der ausländiſchen Waren gegen=
über
den deutſchen. (Lebhaftes Hört, Hört!) Diefe Tarifpolitik ſei eine
ſchwere Hypothek auf die deutſihe Wirtſchaft. Einmütig habe ihn, ſo
erklärte der Redner, der Ausſchuß beauftragt, dem Verkehrsminiſter zu=
zurufen
: Landgraf, werde hart! (Lebhafter Beifall.)
Abg. Schumann=Frankfurt (Soz.) nennt die Politik der Reichs=
bahn
eine ununterbrochene Kette von nicht gehaltenen Verſprechungen.
Der Redner fordert Ausbau der Waſſerſtraßen und Förderung des Luft=
verkehrs
. Er unterſtützt den Bau des Mittellandkanals, die Neckarkana=
liſierung
und die oſtpreußiſchen Wünſche.
Abg. Engberding (Dtſch. Vp.) weiſt darauf hin, daß ſchon
immer ein geſpanntes Verhältnis zwiſchen der Reichsbahn und den
konkurrierenden Schiffahrtsgeſellſchaften beſtanden habe. Die Reichs=
bahn
werde den Bedürfniſſen der Wirtſchaft in keiner Weiſe gerecht.
Der Redner fordert den Miniſter auf, die angefangenen Kanalbauten
unbedingt zu Ende zu führen.
Abg. Wienbeck (Dntl.) bemängelt die ungewöhnlich hohen Ein=
kommen
der höheren Beamten bei der Reichsbahn. Ein Eiſenbahn=
direktionspräſident
erhält mehr als ein Miniſter. (Hört, Hört!) Der
Betrieb ſei ſehr mangelhaft. Der Redner fordert Tarifermäßigungen
für Milch und andere Nahrungsmittel und Reichsbeteiligung an den
Luftverkehrsgeſellſchaften.
Abg. Giesberts (Zentr.) fordert den Miniſter dringend auf,
dem unhaltbaren Zuſtand bei der Reichsbahn endlich ein Ende zu machen.
Die Nichtdurchführung des rechtsverbindlichen Schiedsſpruches ſei nicht
zu billigen. Erforderlich ſei eine ſtaatliche Kontrolle darüber, ob die
Reichsbahn wirtſchaftlich arbeitet und ob die Subſtanzen der Reichs=
bahn
erhalten bleiben; denn die Reichsbahn ſei trotz des veränderten
Verwaltungsſyſtems immer noch Eigentum des Reiches.
Reichsverkehrsminiſter Dr. Krohne
hält es für erforderlich, die ſcharfe Differenz zwiſchen Reichstag und
Reichsbahn durch eine Vermittlungsaktion zu beſeitigen. Er, der Mini=
ſter
, ſei zur Einleitung einer ſolchen Vermittlung gerne bereit. Trotz
dieſer entgegenkommenden Haltung, ſo fährt der Miniſter fort, läßt ſich
an dem grundſätzlichen Standpunkt feſthalten, den ich in den Fragen der
Perſonalpolitik und des Schiedsſpruches bereits im Reichstag vertreten
habe. Augenblicklich ſei die finanzielle Lage der Reichsbahn allerdings
ſehr ſchiecht, ſo daß ſie zu einer allgemeinen Tarifſenkung kaum in der
Lage ſein werde. Aber wir we=den, ſo erklärt der Miniſter, darüber
wachen, daß keine Erhöhung der Güter= und Perſonaltarife eintritt.
(Beifall.) Das Beiſpiel des Berichterſtatters für das Verhältnis der
Tarife für in= und ausländiſche Produkte wirkt zunächſt grotesk. Es
muß aber berückſichtigt werden, daß das Valutadumping der ausländiſchen
Bahnen die deutſche Reichsbahn zwingt, niedrige Durchfuhrtarife zu
nehmen, damit beim Transport ausländiſcher Waren die deutſchen
Bahnen nicht umgangen werden. Es muß anerkannt werden, daß wir
im vorigen Jahr einen ganz guten Fahrplan und ganz günſtige Fahr=
zeiten
gehabt haben. Wir werden dafür eintreten, daß alles getan wird,
um die Betriebsſicherheit zu erhöhen. Die Ueberſchüſſe der Reichsbahn
müſſen benützt werden, um den Betrieb und den Zuſtand der Bahnen
ſicherzuſtellen. Auf die Reichsbahn iſt eingewirkt worden, damit bei der
Zuſammenlegung von Betriebswerkſtätten Härten ſür das Perſonal
vermieden werden. Zur Fortſetzung der Bahn= und Kanalbauten fehle
es vielfach an dem nötigen Geld. Im Waſſerſtraßenbeirat ſitze bereits
ein Handwerker. Der Miniſter ſchließt mit der Verſicherung, daß ſich
Deutſchland an einer großen internationälen Ausgeſtaltung des Luft=
verkehrs
gerne beteiligen werde.
Abg. Dr. Heuß (Dem.) empfiehlt einen demokratiſchen Antrag,
wonach zum Staatsſekretär des Verkehrsminiſteriums ein Techniker er=
nannt
werden ſoll. Die Frage der Neckarkanaliſierung ſei ſpruchreif und
brauche nicht vertagt zu werden.
Abg. Dauer (B.V.P.) wünſchr Regulierung der oberen Donau zur
Beſeitigung der Hochwaſſergefahr. Die ſüddeutſchen Binnenhäfen be=
ſonders
Ludwigshafen und Mannheim müßten tariflich den Seehäfen
völlig gleichgeſtellt werden. Der Redner fordert die Elektrifizierung der
Eiſenbahnſtrecke MünchenRegensburg, München-Holzkirchen und
MünchenAugsburgUlmStuttgart.
Abg. Seibert (D.V.P.) empfiehlt einen Antrag, der auch von
den deutſchnationalen hannoveraniſchen Abgeordneten unterſtützt wird,
die Reichsregierung aufzufordern, evtl. unter Gewährung eines Reichs=
kredits
auf die Reichsbahn dahin einzuwirken, daß die mit einem Koſten=
aufwand
von ſchon 14 Millionen Goldmark faſt fertiggeſtellte und nur
noch etwa 1,3 Millionen erfordernde Bahnſtrecke VerdenRotenburg tun=
lichſt
im laufenden Jahre vollendet in Betrieb genommen wird.
Darauf werden die Beratungen abgebrochen. Das Haus vertagt ſich.
Montag 1 Uhr Weiterberatung. Schluß ½6 Uhr.

Locus in quem mortuum condis tibi sacer esto.
Römiſches Zwöiftafelgeſetz.
Unter dem Titel Humor und Tod brachte vor einiger Zeit
eine Berliner Zeitung einen Aufſatz, in dem nachgewieſen wurde,
wie ſich Scherz und Ernſt oft berühren, ſelbſt in den trübſten
Srunden des Lebens, wo es gilt, von einem geliebten Familien=
glied
auf ewig Abſchieb zu nehmen. Man denke nur an den
Leſchenſchmaus, den ſogen. Flanerts, bei dem es ſtellenweiſe ſo
toll hergeht, daß behördlicherſeits ſchon gegen dieſe Auswüchſe
eingeſchritten werden mußte. Im ſächſiſchen Voigtland gibt es
mr ſolch üppige Leichenſchmäuſe die ſchöne Eiklärung: Bei
einer Leiche muß es Spaß geben, ſunſt weenen ſe alle. Auch die
bekannten Marterlen, auf die ich hier nicht eingehen will, laſſen
Ellennen, daß der Humor hin und wieder auch im Tode noch
zu ſeinem Recht bommt. Ich habe hier ein ſchönes Buch vor mir
legen. D. Dr. Freybe Grabſchriften für den chriſtlichen Fried=
90f in Wort, Spruch und Lied, Berlin, Trowitzſch und Sohn,
Las eine reiche Fülle gehaltvoller, geſchichtlich denkwürdiger Grab=
inſchriften
enthält, die der Verfaſſer in mühſamer langjähriger
Arbeit auf ſeinen Wanderungen auf deutſchen Kirchhöfen zuſam=
engetragen
hat. Aber auch der Heiligen Schrift, dem Liede
der Kirche und der Dichtung des Volkes ſind wertvolle Sprüche
Emnlehmt, ſo daß, wer nach einer paſſenden Grabinſchrift ſucht,
Ner die reichſte Auswahl findet. Ich halte die Schrift für eine
werwolle Vorarbeit für ein Buch über die deutſchen Kirchhöfe
Vdekhaupt, das uns noch fehlt, das auf Grund genauer Forſchun=
BEi' und wiſſenſchaftlicher Studien einen intereſſanten Beitrag
zur Rulturgeſchichte des deutſchen Volkes geben würde. Denn
Bekade auf den Kirchhöfen mit ihren Gräbern und Inſchriften,
Senſen die Patina ein ehrwürdiges Anſehen verleiht, ſpiegelt ſichk
Hn Smck deutſchen Volks= und Gemütslebens auf das deutlichſte
w und mit Recht konnte ſchon vor Jahren Riehl in ſeinen
Meligtöſen Studien eines Weltkindes ſchreiben: Wenn ich eine
tehlde Stadt näher kennen lernen will, dann beſteige ich zuerſt
Sen Turm, um den Ueberblick über das Ganze zu gewinnen
2 bon oben hineinzuſchauen in das wimmelnde Leben und den
ERn Verkehr. Nachher aber gehe ich auf den Fricdhofk), um
en ſtillen, friedſamen Verkehr zu beobachten, den die Lebenden
den Toten führen. Nun habe ich den Anſang und kann die
SDizelſorſchung beginnen. Durch die Reihen der Gräber mit
ten Steinen und Kreuzen ſchreitend, wandeln wir zwiſchen
iuehenden Volksaltertümern, denn nirgends bewahren ſich
erleferte Sitten näher als beim Sterben und bei den Grä=
S ſei hier darauf hingewieſen, daß das Wort Friedhef ſeinem
Prhan nach nichts mit Friede zu tun hat. Das Wort bedeutet den
Ben Platz, die Begräbnisſtätte, die durch Umfriedigung den Toten
Sicherheit und Schutz gewährt.

bern. Wer eine Stadt oder ein Dorf noch ſo genau geſehen und
den Friedhof nicht geſehen hat, der kennt den Ort nicht genau.
Auch mir war es auf meinen Reiſen ein Bedürfnis, hin und
wieder einmal dem Getriebe der Großſtadt mich zu entziehen und
die Stille und den Frieden der Kirchhöfe aufzuſuchen und dort
die Grabdenkmäler und ihre Inſchriften zu ſtudieren und aus
ihnen auf den kirchlichen Geiſt und das Pietätsverhältnis der
Bewohner zu ihren Heimgegangenen Schlüſſe zu ziehen. Daß
man auf ſolchen Wanderungen auf Gottesäckern, die uns an die
Vergänglichkeit und Hinfälligkeit alles Menſchlichen mahnen und
uns recht ernſt ſtimmen ſollten, gelegentlich auch einmal lächeln
muß angeſichts gewiſſer Grabinſchriften mit ihrem unfreiwilligen
Humor, habe ich öfters erlebt. In Salzburg fand ich auf dem
Grab eines weiland ehrſamen Bäckermeiſters das pomphafte
Wort: Wenn der Leib in Staub zerfallen, lebt der große Name noch.
Auf einem Grabſtein in Schweinfurt ſteht:
Mich Bernhard Mauler, Stadtknecht, hat
Dahier verſcharrt Schweinfurt die Stadt,
Vergißt man großer Männer hier,
Wer wird dann fragen einſt nach dir?
Niemand! Doch dies mich nicht anficht,
Wenn Gott nur weiß, wo Bernhard liegt.
witzig und zutreffend lautet folgende Inſchrift:
Hier liegt der Windmüller Jackſon,
Er lebte vom Wind mit liebem Weib und Knaben,
Es leben auch ſonſt noch Viele davon,
Die keine Mühle haben.
Mag in den mitgeteilten Grabinſchriften iehr ungeſuchter,
unbeabſichtigter Humor zum Ausdruck kommen, ſo begegnen wir
auch wieder ſolchen, die da, wo der König der Schrecken ſeinen
Sitz aufgeſchlagen hat, abſichtlich leichtfertigen Witz bieten, wie
die folgenden:
Hier liegt Andreas Krug
Der Weib und Kind und Zither ſchiug.
Man hat ſie neben ihm begraben,
Wird er die ewige Ruh nun haben?
Bei Neu=Strelitz i. M. findet ſich die Grabſchrift:
Hier ruht der Herr von Merkel,
In ſeiner Jugend war er ein Ferkel,
In ſeinem Alter war er ein Schwein.
Mein Gott! Was mag er jetzt wohl ſein?
Hierher gehört auch folgende Grabſchrift:
Hier liegt ein kleines Oechſelein,
Vom Tiſchler Ochs das Söhnelein,
Der Herre hat es nicht gewollt,
Daß ein Ochs er werden ſollt.
Von ſolchen witzelnden Inſchriften ſind nach des Verfaſſers
Anſicht zu unterſcheiden gar, manche, die mit ſo derbem und
ſprachlichem Ungeſchick verfaßt ſind, daß ſie den Humor heraus.

fordern. Von einer unglücklichen Jagd erzählt folgende Anzeige:
Hier ruht der ehrſame Johann Wiſſegger, auf der Hirſchjagd
durch einen unvorſichtigen Schuß erſchoſſen aus arfrichtiger
Freundſchaft vom ſeinem Schwager Anton Steeger.
In Prien am Chiemſee ſteht auf einem Grab:
Hier ruht Herr Anton Schönebeck,
Im Frieden ſanft, im Kriege keck,
Ein Engel war er diesſeits ſchon
Und Gefreiter im 4. Jägenbataillon.
Auf dem Friedhof zu Rorſchach am Bodenſee:
Hier liegt Hans Gottlieb Lam,
Er ſtarb durch’n Sturz vom Damm,
Eigentlich hieß er Leim,
Das paßt aber nicht in’n Reim.
Treuherzige, heitere Einfalt der Liebe ſpricht aus einer Grab=
ſchrift
zu St. Rupprecht im Moos in Kärnten vom Jahre 1745:
Bei Margarete Fiſcherin
Liegt auch Johannes Fiſcher drin.
Die Eh’ wurd durch das Lebensend,
Die Liebe aber nicht getrennt.
Dann beide hier die Ruh genießen,
Bis ſie vor Gott erſcheinen müſſen.
Zum Zeichen ihrer Treu
Sind nachmittags um drei
Geſtorben alle zwei,
Gott ihnen gnädig ſei!
Die angeführten Grabinſchriften mögen zum Beweis dafür
dienen, daß auch an dem Ort, der nur für ernſte Worte Raum
haben ſollte, für Worte des Glaubens, der Liebe und Hoffnung,
hin und wieder auch der Humor, beabſichtigt oder nicht beabſich=
tigt
, ſein Weſen treibt und dem ernſt gerichteten und geſtimmten
Beſucher unwillkürlich ein Lächeln abnötigt und ihm die Wahr=
heit
des Satzes vor Augen ſtellt, daß von dem Erhabenen zum
Lächerlichen nur ein Schritt iſt. Das Buch von Freybe gibt dafür
reichlich Zeugniſſe.
Man wird dem Verfaſſer auch darin zuſtimmen, daß kurze
und gute Grabinſchriften abgeſehen von den Bibelſprüchen
eben ſo ſelten ſind wie kurze und gute Predigten. Aber auch hier
hat der Verfaſſer auf ſeinen langjährigen Wanderungen auf
Kirchhöfen manchen, in verwitterten Grabinſchriften verborgenen
Spruch gefunden, der trotz ſeiner lapidaren Kürze von tiefer
Lebensweisheit zeugt und noch heute ſeinen Wert hat und ſtets
behalten wird.
Auf dem Friedhof zu Flensburg ſtehen auf einem Grabſtein
aus dem Jahre 1598 die Worte, mit denen wir unſere Betrach=
tung
ſchließen wollen:
Eide Deo, mundum despice, disce mori,
ertraue auf Gott! Verachte die Welt! Lerne ſterben!
Dr. Gl.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 14. Februar 1926

Nummer 45

Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Allen Freunden und Bekannten
die traurige Mitteilung, daß mein
lieber Mann, unſer guter Vater,
Großvater, Schwiegervater und
Schwager
Herr

plötzlich und unerwartet im Alter
von 59 Jahren am 9. d. Mts. ver=
ſchieden
iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Greti Frledrichs,
geb. Götz
Wilhelm Friedrichs
Ernſt Friedrichs
Maria Friedrichs
Marianne Friedrichs.
Darmſtadt, Wiesbaden, 12. Febr. 1926.
Die Beerdigung hat in aller Stille
ſtattgefunden.

Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
meines geliebten Mannes und meines
guten Vaters, ſowie für die vielen
Kranzſpenden und die troſtreichen
Worte des Herrn Pfarrer Dr. Waitz,
den Schweſtern der Martinsgemeinde,
der Anteilnahme der Schuhmacher=
vereinigung
Darmſtadt, ſagen wir unſe=
(*4207
ren herzlichſten Dank.
Frau Anna Hagedorn, geb. Fink
und Sohn.
Darmſtadt, den 13. Februar 1926.

Beinkranke, betr. Adreſſe ſofort ausſchneiden!
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chon nach der erſten Behandlung beſſer gehen, weil Schmerzen bald nach=
aſſen
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Patient ſeinem Berufe nachgeht. Vertreter meiner Methode in allen
Gegenden Deutſchlands und im Auslande.

Allen Denjenigen, die uns in unſe=
rem
ſchweren Leid ſo troſtreich zur
Seite geſtanden haben, den herz=
lichſten
Dank.
238

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen lieben Mann,
unſern treubeſorgten Vater, Bru=
der
, Schwager, Schwiegervater und
Onkel
Herrn
Simon Treffert
nach langen, ſchweren, mit großer
Geduld ertragenen Leiden, im Alter
von 53 Jahren zu ſich in die Ewig=
keit
abzurufen.
In tiefem Schmerz:
Margarethe Treffert, geb. Eckart
und Kinder.
Darmſtadt, Dieburgerſtr. 72, Bensheim,
Hannover, Nürnberg, den 12, Febr.
1926,
(*4145
Die Beerdigung findet i der Stille
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man
abſehen zu wollen.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, heute früh 6 Uhr unſere
innigſtgeliebte Mutter, Tochter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau

geb. Pauly
nach kurzem ſchwerem Leiden, wohl=
verſehen
mit den heil. Sterbeſakra=
menten
, im Alter von 44 Jahren
zu ſich in die Ewigkeit abzurufen
Im Namen dertrauernd, Hinterbliebenen:
Georg Buchert
Joſeph Buchert
und Verwandte.
Klein=Zimmern, 13. Februar 1926.
Die Beerdigung findet Montag,
den 15, Februar, mittags 12½ Uhr
ſtatt.
(2321

Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme,
ſowie für die vielen Kranz= und
Blumenſpenden beim Heimgang
unſerer lieben Entſchlafenen
Frau
Minna Schmidt.
geb. Kauß
ſagen wir innigſten Dank. Ganz
beſonderen Dank den Schweſtern
des Eliſabethenſtiſtes für ihre auf=
opfernde
Pflege, Herrn Pfarrer
Waldeck und Herrn Direktor Süß
für die troſtreichen Worte am Grabe.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Kauß.
Darmſtadt, Aſchaffenburg, den 15. Feb=
ruar
1926.
(4133

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Dem verehrten Publikum von Darm=
ſtadt
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Lebensmittel=Geſchäft
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abends 8 Uhr pünktlich, ſpricht in den
Räumen des Chriſtl. Vereins junger
Männer, Alexanderſtraße 22, Hof links
Herr Ingenieur Stöcker=Berlin
über das Thema: (*4170
Kann der moderne Techniker
noch an Gott glauben?
Jeder Techniker iſt zu dieſem Vortrag
freundlichſt eingeladen. Eintritt frei,
Deutſcher Ehriſtlicher Techniker=Bund.

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Die neuen Ausgrabungen
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[ ][  ][ ]

Nummer 45

Sonntag, den 14. Februar 1926

ereinigt,
enkapital!
als

den 17.5
ſpricht in
Pereins jung

urgarete
m
muſeum

KKKM

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 14. Februar.
Heffiſches Künſtlertheater. Als nächſte Aufführung wird das Heſ=
ſiſche
Künſtlertheater am Mittwoch, den 3. März, abends halb 8
Uhr, die Mirandolina, Luſtſpiel von Goldoni, im Heſſ. Landes=
thegter
, wie üblich, zu beſonders ermäßigten Preiſen von 3,500,50 Mk.,
zur Aufführung bringen.
Am Faſtnachtdienstag wird Lumpaeivagabundus zum
erſten Male wiederholt. Am gleichen Abend wird im Kleinen Hauſe
Donizettis Don Pasquale gegeben.
Gefallenenehrung in der Stabtkirche. Es beſteht ſchon ſeit einigen
Jahren der Wunſch, dem Andenken der Gefallenen der evangeliſchen
Stadtgemeinde eine in einfachen, würdigen Formen gehaltene Ehrung
zu widmen, die in unſerer Stadtfirche Aufnahme finden ſoll. Die Mar=
tinskirche
beſitzt bereits eine ſolche in Form von Eichenholztafeln, in die
die Namen der Gefallenen eingeſchnitzt ſind. Eine beſonders ſchöne Dar=
ſtellung
hat der Gedanke an den Opfertod der Gefallenen in einem
plaſtiſchen Denkmal der Johanneskirche gefunden. Im Vorraum der
Kirche fällt der Blick der Eintretenden auf die Geſtalt eines jungen
Mannes, deſſen Geſichtszüge und Haltung ernſte Ergriffenheit und ehr=
furchtvolles
Gedenken zum Ausdruck bringen. Welche Form die Ge=
fallenenehrung
in der Stadtkirche annehmen ſoll, iſt noch eine offene
Frage. Den anfänglich einmal aufgetauchten Gedanken an Holztafeln,
die etwa an den ſſüdlichen Innenwänden rechts und links von der Ein=
gangstür
ſich ausbreiten ſollen, hat man wieder fallen gelaſſen. Seine
Ausführung würde wegen der großen Flächen,, die die Tafeln mit
ihren hunderten von Namen einnehmen, künſtleriſch unſchön und er=
drückend
wirken. Einen Ausweg würde der Vorſchlag bedeuten, mehrere
kleinere Tafeln, nach Kriegsjahren oder Kriegsſchauplätzen getrennt, in
Anlehnung etwa an die Form der Totenſchilde, wie ſie z. B. in den
Nürnberger Kirchen aus früheren Jahrhunderten erhalten ſind, aus=
führen
zu laſſen und dieſe Teiltafeln dann an verſchiedenen geeigneten
Plätzen in der Kirche aufzuhängen. Eine befriedigende Löſung ſcheint
uns aber auch dieſes Projekt nicht in Ausſicht zu ſtellen, beſonders wenn
wir daran denken, daß der Raum der Stadtkirche, namentlich der Chor=
raum
mit ſeinen verſchiedenen Denkmälern aus früherer Zeit, überhaupt
nicht mehr allzuviel freie Plätze, die ſich für unſeren Zweck eignen, zur
Verfügung zu ſtellen vermag. Doch die Frage der künſtleriſchen Ge=
ſtaltung
iſt ſo lange noch nicht brennend, als die Mittel zur Ausführung
noch nicht aufgebracht ſind. Was an Gaben von Gemeindegliedern nach
dem Kriegsende geſpendet worden war, iſt durch die Inflation weg=
geſpült
worden. Die Dankbarkeit für die Gefallenen hat aber von neuem
begonnen, einen Grundſtock anzuſammeln, der allerdings noch ſehr des
Wachstums b=darf. Wir hoffen jedoch, daß trotz der Nor der Zeit Viele
gerade für dieſes pietätvolle Werk einer einfachen und würdigen Ge=
fallenenehrung
in der Stadtkirche eine, wenn auch kleine, Beiſteuer übrig
haben werden, zu deren Entgegennahme die Pfarrer der Stadtkirche
bereit ſind. Auch wird für die Unterſtützung dieſer Sache daduch dem=
nächſt
Gelegenheit geboten, daß der Organiſt der Stadtkirche, Herr
Studienrat Borngäſſer, unter Mitwirkung des Männergeſangvereins der
Liedertafel ein Kirchenkonzert geben wird, deſſen Erlös reſtlos dem
Grundſtock ſür die Gefallenenehrung zugewieſen werden ſoll.
Die Liebigs=Oberrealſchule veranſtaltet am Mittwoch, 17. Febr.
abends einen Elternabend, zu dem die Eltern eingeladen werden,
die Oſtern 1926 ihre Kinder aus der Grundſchule in die unterſte Klaſſe
der höheren Schule ſchicken wollen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Die neuen Ausgrabungen in Pompefi. Die beiden Vorträge, die
Margarete Gütſchow aus Rom über dieſes Thema am 18. und
24. ds. Mts., abends 8 Uhr, im Gewerbemuſeum halten wird, bieten
um ſo mehr Intereſſe, weil die iralieniſche Regierung mit ängſtlicher
Sorgfalt jede Veröffentlichung über dieſe Ausgrabungen in
nichtitalieniſchen Blättern verhindert. Es iſt nicht nur alles Zeich=
nen
und Photographieren in Pompeji verboten, ſondern es wird den
wiſſenſchaftlichen Beſuchern nicht einmal geſtattet, an Ort und Stelle
Notizen zu machen. Abbildungen der neuen Funde ſind daher bisher
auch in keiner deutſchen Fachzeitſchrift zu finden. Der Vortragenden iſt
es möglich, eine große Anzahl von Lichtbildern nach den amtlichen Auf=
nahmen
vorzuführen, ſo daß ihre Ausführungen ein anſchäuliches Bild
von der neu ausgegrabenen Straße bieten. Den Freunden antiker
Kultur und Kunſt wird alſo durch dieſe Vorträge eine ungewöhnliche
Gelegenheit geboten, die werivolien Ergebniſſe der neuen Ausgrabungen
kennen zu lernen.
Ueber Magie und Alcheuie ſprach im Realgymugſium Studienrat
Dr Menger. Der Vortragende führte in feſſelnder Weiſe aus, wie
aller Aberglaube, den wir heute bei uns finden, auf die Chaldäer 3000
Jahre v. Chr. zurickgeht. Erſt durch die Eroberungszüge Alexanders
des Großen aber und ſpäter durch die Mauren wurde die Magie oder
Zauberei und die Alchemie in Europa bekannt, wo ſie beſonders im
Mittlalter zu hoher Blüte gelangte. Dies führte nun zwar zu den
ſchrecklichen Erſcheinungen der Hexenverfolgungen, aber auch zur Geburt
der modernen Naturwiſſenſchaft durch Agrippa von Nettesheim,
Theophraſtus Bombaſtus Paracelſus von Hohenheim und andere, welche
die magia naturalis oder die Lehre von den verborgenen Naturkräften
begründeten. Nächſten Mittwoch um 6 Uhr und Donnerstag um 8 Uhr
hält Studienrat Dr. Scheuring den letzten Vortrag über: Das
Eiſen, feine Gewinnung und Verarbeitung (mit Ver=
ſuchen
und Lichtbildern).
Der Deutſche Chriſtliche Techniker=Bund lädt zu einem Vortrag
ein, den Herr Ingenieur Stöcker aus Berlin am kommenden Mitt=
woch
, den 17. Februar, abends, in den Räumen des Chriſtl. Vereins
unger Männer, Alexanderſtraße 22, halten wird. Das Thema des
Abends lautet: Kann der moderne Techniker noch an Gott glauben?"
Jeder Techniker iſt zu dieſem Vortrag herzlich eingeladen. Die Vereini
gung zählt Angehörige aller Kirchen und Gemeinſchaften zu ihren Mit=
gliedern
, ſteht auf chriſtlichem Allianzboden, hat nichts mit gewerkſchaft=
licher
Organiſation zu tun und bezweckt lediglich die Erweckung und
Pflege chriſtlichen Glaubens unter den Technikern. (Siehe Anzeige.)
Landſturm=Infanterie=Bataillon II Darmſtadt. Gemäß dem im
borigen Jahre allſeitig geäußerten Wunſch findet die diesjährige Zu=
ſammenkunft
der ehemaligen Angehörigen des Bataillons am Sonn=
Tag 7. März 1926, nachmittags 2.30 Uhr, im großen Saal des Bahn=
Yofshotels zu Bensheim ſtatt. Alle Kameraden, die jemals dem
Dataillon angehört haben, werden zur Teilnahme an dieſer Zuſammen=
künft
, die lediglich geſelligen Zwecken dienen ſoll, aufgefordert. Da be=
londere
Einladungen nicht ergehen, wird gebeten, den Termin zu ver=
merken
und füir weitere Verbreitung der Notiz in den Kreiſen der Ka=
meraden
Sorge zu tragen.
Füttfzigjähriges Dienſtjubiläum. Herr Schloßverwalter i. R. Georg
Dorger, früher in Friedberg, jetzr Hausverwalter im Großherzöglichen
Zolzellanmuſeum im Prinz Georg=Palgis, begeht am 16. Februar ſein
Tünfzigfähriges Dienſtjubiläum. Der Jubilar kann auf ein reiches Leben
zürückblicken. Er hat den Feldzug 1870/71 mitgemacht, iſt dann am
1L. Fehruar 1876 in den großherzöglichen Dienſt getreten, in dem er die
Derſchiedenſten Stellungen eingenommen hat, ſo begleiteie er u. a. den
ungen Großherzog Ernſt Ludwig auf die Univerſitäten Leipzig und
Dießen. Später wurde er Kanzleidiener beim Hofmarſchallamt. Im
ore 1911 erhielt er den derantwvortlichen Poſten eines Schloßverwalters
* Skiedberg, den er 11 Jahre zur allgemeinen Zuſriedenheit bekleidet
Dk. aIm Juli 1922 ſiedelte er dann nach Daumſtadr über, wo er die
ellung des Hausverwalters im Porzellanmuſeum erhielt. Herr
Scoßzverwalter Borger, ein ehrlicher gerader Charakter, hat ſich ſtets
Ds Zſtrauen ſeiner Vorgeſetzten und die Zuneigung ſeiner Umgebung
2 rheiben verſtanden. Mancherlei Auszeichnungen ſind ihm mit Fug
Mecht im Laufe der Jahre zuteil geworden. Möchte dem tr=uen
der in voller Rüſtigkeit ſeine 77 Jahre trägt und mit unbeirr=
Pflichttreue und regem Eifer ſeines Aütes waltet, noch manches
JJahr an der Seite ſeiner ehrwürdigen Gattin, im Kreiſe ſeine
indeskinder und Freunde vergönnt ſein
Die Tätigkeit der Hausbettelbekämpfungsſtelle im Städtiſchen
So9eſährts= und Jugendamt im Monat Januar 1926. Vorgeſprochen
haben 55 9
davon waren 5 don hier. Es erhielten: 33 Perſonen
rkaiten nach Arbeitsſtellen oder nach dem Wohnort, 6 Kleidungsſtücke,
S9ühe, 2 Schuhreparatur, 1 Verpflegung, 3 Breunmaterial, 2 Wauder=
** Pader, 1 Barunterſtützung, 1 Perſon;Obdach und Verpflegung.
Derſonen mußten abgewieſen werden, weil die Verhältuiſſe fo lagen
z ein Anlaß zur Hilfe nicht gegeben I.
Lilſsverein für Geiſteskrauke. Der Rechenſchaftsbericht der Ver=
nkang
des Hilfsvereins für die Geiſteskranken in Heſſen iſt nun
ſchſien und iſt daraus die freudige Tatſache zu erſehen, daß die Zahl
der ſich wieder bedeutend vermehrt hat, ſie ſtieg von 39 349 auf
die Hausſammlungen wurde die reſpektable Summe von
I Mark aufgebracht. Dieſer Sammelbetrag wird nicht nur für

Skſtige Patienten der Jrrenhäufer, ſondern auch für notleidende
Li6eyorige Verwendung finden. Im Mai l. Js. iſt der 100. Geburts=
tag

Seite 3

Hrätprium hat in einer Sitzung beſchloſſen, alle 5 Jahre eine Haupt=
LIſcmtung und aljährlich eine Kuratoriumsſitzung einzuberufen.
Deder die Einbeziehung der höher bezahlten Angeſtellten
L EiE Etwerbsisſenfüsſorge beſtehen in den beteiligten Kreiſen
Siher Noch Unklarheiten. Wir verweiſen daher auf die heutige
SEonentlichung des öffentlichen Arbeitsnachweiſes.

Naturwiſſenſchaftlicher Verein für Darmſtadt.
331. Sitzung am 9. Februar 1926.
Medizinalrat Dr. Freſenius berichtet über eine im Auftrag
des Völkerbunds von ihm unternommene Studienreiſein Jugo=
flavien
. Die einzelnen Völkerſtämme dieſes jungen Königreiches,
das im Begriff ſteht, alte Kulturländer, die früher unter der Herrſchaft
von Oeſterreich=Ungarn ſtanden, mit Gebieten zu verſchmelzen, die vor
wenig Jahrzehnten noch unter dem türkiſchen Joch ſchmachteten, ſind
durch die Gemeinſamkeit der Sprache zur Einigung gekommen, ſo daß
das Land, das aus Alt=Serbien, dem nördlichen Mazedonien, Monte=
negro
, Dalmatien, Bosnien, Herzegowina, Kroatien, Slavonien und
Teilen von Krsin, Steiermark und Südungarn beſteht, jetzt etwa drei=
mal
ſo groß wie Bayern und kaum kleiner wie Preußen iſt. Es zählt
aber nur 1213 Millionen Einwohner. Die Induſtrie iſt wenig ent=
wickelt
troß großen Reichtums an Bodenſchätzen, Erzen uſw. Die Be=
völkerung
betreißt größtenteils Landwirtſchaft, iſt meiſt arm und un=
gebildet
; Alkehok und anſteckende Krankheiten gefährden die Geſundheit
des Volkes ganz außerordentlich. Im Krieg hat eine große Fleckfieber=
epidemie
über eine Million Menſchen zum Opfer gefordert, darunter
eine große Menge von Aerzten. Die ärztliche Verſorgung der Bevölke=
rung
iſt auf dem Lande ſchlecht. Die Regierung lätt zur Zeit etwa
1500 Mediziner auf den drei Landesuniverſitäten auf ihre Koſten aus=
bilden
und iſt in großzigiger Veiſe um die Verbeſſerung der öffent=
lichen
Geſundheitspflege bemüht. Vor allem wendet ſich das Geſund=
heitsminiſterium
gegen die Infel

zeichnete Fürſorge für Säuglinge, Klein= und Schulkinder ein=
geführt
, die nach unſerem Muſter organiſiert iſt. Zahlreiche Inſtitute
und Fürſorgeſtellen ſind geſchaffen worden. Das dafür norwendige Ver=
ſonal
wird in beſonderen Lehrgängen ausgebildet. In einem Inſtitut
für ſoziale Hygiene in Belgrad befindet ſich die Zentrale für hygieniſche
Volksbelehrung, auch wird dort die Geſundheitsſtatiſtik des Landes be=
arbeitet
, die dem Völkerbund vorgelegt wird. Etwa 30 größere und
kleinere bakteriologiſche Inſtitute dienen zur Bekämpfung der anſtecken=
den
Krankheiten; ſie ſind den 10 Sanitätsinſpektoren unterſtellt und ſind
neben den ärztlichen Lokalbehörden (Kreisärzten) in hervorragendem
Maße bei der Ermittelung und Bekämpfung der Infektionskrankheiten
tätig. Die Behandlung der Bevölkerung geſchieht in dieſen Inſtituten
unentgeltlich. Insbeſondere wird eine regelrechte Behandlung der
Malariakranken durchgeführt. Weiterhin gehen die Inſtitute den Ur=
ſachen
dieſer ſchweren Krankheit, die zur Zeit noch 100 000 Menſchen er=
faßt
hat, zu Leibe, indem ſie die Gräben, Bäcke und Sümpfe, wo
die Gabelmücke (4nopheles) ihre Brut ablegt, reinigen und mit Petro=
leum
desinfizieren laſſen; in anderen Gegenden geht man mit großen,
allerdings koſtſpieligen Kanaliſierungsprofekten um; im waſſerarmen
Karſtgebirge der Zagora, wo großer Waſſermangel herrſcht, baut man
die vorhandenen Tümpel zu Ziſternen um. Die Bevölkerung wird,
ebenſo wie die Schulen, ſyſtematiſch unterſucht und Chinin an die Kran=
ken
gratis verteilt. Außerdem wird durch zahlreiche Vorträge für die
Aufklärung der Bevölkerung geſorgt. Gegen Tuberkuloſe, die beſonders
in Montenegro und Südſlawien die Bevölkerung ergriffen hat (40 Todes=
fälle
jährlich auf 10 000 Einwohner), ſucht man durch Einrichtung zahl=
reicher
Beratungsſtellen, Kinderheime, Lungenheilſtätten und durch Auf=
klärung
der Bevölkerung vorzugehen. In ähnlicher Weiſe geht man
gegen die Verbreitung der Geſchlechtskrankheiten und der übrigen In=
fektionskrankheiten
vor. Die Bekämpfung des ſtark verbreiteten Alkoho=
lismus
geſchieht hauptſächlich durch Auflärung der Bevölkerung mit
Merkblättern, Filmvorführungen und Vorträgen; auch Trinkerfürſorge=
ſtellen
ſind gegründet und geſetzliche Maßnahmen gegen den Mißbrauch
des Alkohols getroffen.
Der Kinder= und Säuglingsſchutz, ſowie die ſchulärztliche Fürſorge
iſt in ähnlicher Weiſe geregelr wie in Deutſchland, befindet ſich aber noch
in den Anfängen. Schulpoliklinik, Schulzahnklinik, Schulklinik für Hals=,
Naſen= und Ohrenkranke befinden ſich in großen Städten. Die Arbeiter=
verſicherung
beſchränkt ſich nur auf die Induſtriekreiſe und umfaßt etwa
5 Prozent der Bevölkerung. Die Landwirtſchaft ſteht dieſen Beſtrebun=
gen
wegen der Koſten noch ſehr zurückhaltend gegenüber. Immerhin
laſſen ein Erholungsheim ſür Verſicherte in der Nähe von Serajewo,
eine Lungenheilanſtalt in Breſtodac und ein Invalidenheim in Klewonik
erkennen, daß man auch auf dieſem Gebiete nicht untätig iſt. Dagegen
liegt das Wohnungsweſen noch ſehr im Argen, die Beſeitigung der Ab=
fallſtoffe
und die Beſchaffenheit der Waſſerleitungen laſſen noch viel zu
wünſchen übrig. Ein ſehr großes Gewicht wird auf Aufklärung des Vol=
kes
durch belehrende Vorträge, Plakate, Merkblätter, Zeitſchriften, hygie=
niſche
-Wanderausſtellungen uſw. gelegt.
Die Koſten für alle dieſe Einrichtungen, die während des Vortrags
im Bild vorgeführt werden konnten, können natürlich nicht von der
armen Bevölkerung aufgebracht werden, ſondern ein Teil wird durch die
Rockefeller=Stiftung, der größte Teil durch die deutſchen Reparationen
aufgebracht.
Wenn man bedenkt, daß in der Zeit vom Mai 1921 bis Ende Juli
1923 Reparationswaren im Werte von 230 Millionen Goldmark von
Deutſchland nach Serbien gefloſſen ſind, und daß noch fortlaufend Liefe=
rungen
geleiſtet werden, ſo ergibt ſich des Rätſels Löſung: Holzhäuſer,
Krankenbaracken, Inſtrumente, Medikamente, Desinfektionsapparate,
fahrbare Laboratorien, Maſchinen für die Fabriken, wiſſenſchaftliche
Bibliotheken, Bureaueinrichtungen uſw. uſw. werden von unſerer In=
zuſtrie
geliefert. Für uns Deutſche iſt das ein deprimierendes Gefühl;
aber es mag uns zum Troſt dienen, daß unſere Arbeiterſchaft auf dieſe
Weiſe Verdienſt hatte und nicht brotlos wurde und daß unſere Induſtrie
ſchon jetzt in Jugoſlavien feſt im Sattel ſitzt, ſo daß, wenn einmal die
Reparationsleiſtungen aufhören werden, es nicht zu bezweifeln iſt, daß
deutſche Arbeitskraft und =fleiß, deutſche Wiſſenſchaft und Technik auch
in dieſem an Bodenſchätzen und Naturſchönheiten ſo reichen Lande im
Kampfe mit der Konkurrenz die Oberhand behalten werden.
Eine große Anzahl von Lichtbildern veranſchaulichte die zal
Naturſchönheiten des Landes.

Zur Aufklärung!
An die verehrten Einwohner von Darmſtadt!
Auf vielſeitigen Wunſch und um fernerhin weitere Irrtümer
zu veriieiden, geben wir nochmals bekannt, daß das Reſidenz= Licht=
ſpiel
=Tßeater, Ernſi=Ludwigſtraße 1 (am weißen Turm) kürzlich in
anderen Beſitz übergegangen iſt und haben die Programme der letzten
Zeit bewieſen, daß weder Mühe noch Koſten geſcheut wurden, um dem
Publikum gediegene Film=Vorführungen zu bieten, was auch allſeitig
anerkannt wurde, und der wachſende Erfolg beweiſt.
Wie uns die Direktion verſichert, wird ſie weiterhin beſtrebt ſein,
ſtets nur inhaltlich beſte Filme den Beſuchern vorzuführen, alſo das
Beſte vom Beſten. Dem neuen Unternehinen wünſchen wir beſten
Erfolg, der auch nicht ausbleiben wird. In dieſer Woche wird der
hervorragende Film Volk in Not zur Vorführung gelangen. Es iſt
das Heldenlied von Tannenkerg 1914, ein Dokument deutſcher Geſchichte,
gleichzeitig eine Ehrung Sindenburgs und ſeiner Getreuen. Niemand
verſäume, dieſe Vorführung zu beſuchen. Beſonders bei Kriegsteil=
2387
nehmern wird dieſer Film alte Erinnerungen wachrufen

Faſching im Orpheum. Heute Sonntag, 14. Februar, große karne=
valiſtiſche
Extra=Vorſtellung mit dem glänzenden neuen Faſchings=
brogrämm
. Der Zuſchauerraum prangt im Feſtſchmuck. Anfang
Uhr. Sonntagskarten:a) Kiosk am Schloß, von 9 Uhr vormittags bis
erkehrsbüro von 912 Uhr mittags; c) Orpheum=
6 Uhr abends;
reife wie bekannt. (Siehe Anz
Kaſſe ab 3 17hr
Turngemeinde Beffungen 1865 e. V., Darmſtadt. Wander=
abteilung
. Am Sonntag, 21. Februar, findet die 12. Wanderung
s aus den Federn gehen, denn bereits

Nuckſackverpflegung vorgeſehen, trotzdem iſt im Abſteigequartier für
Verpflegung geſorgt. Heimwärts wird bis nach Lengfeld marſ hiert; um
den Zug 6,15 Uhr abends nach Darmſtadt zu erreichen.

Ueberfüllung vorzubeugen, werden Eintrittskarten ausgegeben, die für
Mitglieder auf der Geſchäftsſtelle, für Nichtmitglieder ab Montag, den
15. ds. Mts. am Verkehrsbüro erhältlich ſind. (Siehe Anzeige.

Vorführungen
täglich beim
generalvertreter

old, Wilhelminenstraße 9
Telephon 2560
2381

Aus den Parteien.
Vortragsveranſtaltung der Deutſchen Volkspartei.
Herr Geheimerat Back ſprach im Landesmuſeum gelegentlich der
von der Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei in
Darmſtadt veranſtalteten Vortragsreihe abſchließend über mittel=
rheiniſche
Maler von Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts.
Wertvolle Neuerwerbungen aus dieſer Zeit ermöglichen im Zuſam=
menhang
mit alten Stücken der Darmſtädter Sammlung einen abgerun=
deten
Ueberblick über die genannte Kugſtepoche. Zwei Strömungen be=
herrſchten
damals die Malerei, ſich gelegentlich berührend, aber auch
im ſcharfen Kampfe gegeneinander. Das war einmal die naturaliſtiſche
Auffaſſung, die in unmittelbarer Anſchauung friſch nach der Natur ar=
beitet
, und andererſeits die romantiſche Schule, die das innere Weſen
der Dinge, die Seele, vermitteln will. Darmſtadt wirkt mit ſeiner meiſt
flachen nächſten Umgebung für dieſe romantiſche Schule nicht günſtig,
die ſich vor allem auch im Norden herausbildet und in ihren Motiven
Flußtäler und das Meer bevorzugt. In der näheren Umgebung Darm=
ſtadts
war Heidelberg für die Romantiker von beſonderer Anziehungs=
kraft
.

fehlen laſſen. Zu gleicher Zeit lebte im benachbarten Frankfurt Anton
Radl. Bon ihm wurden mehrere Bilder gezeigt: eine Taunusland=
ſchaft
, vor allem jedoch ein köſtliches Waldbild zeugen von liebevoller
Naturbeobachtung; weitere Bilder laſſen die Einflüſſe niederländiſcher
Vorbilder erkennen. In Bayrer haben wir einen nach Darmſtadt
verſchlagenen Romantiker zu erblicken. Zwei neu erworbene kleinere
Bilder mit Motiven aus dem Mainzer Dom und von Schloß Schönberg
geben einen deutlichen Eindruck ſeiner Kunſtauffaſſung. Weitere Stu=
dien
, die ſo wirken, als wenn ſie aus der Zeit des Beginns des Im=
preſſionismus
geſchaffen wären, zeigen uns Heinrich Schilbach.
Deſſen ausgeführte Bilder, bei denen er unter die Romantiker gerät,
ſind ihm nicht ſo gut gelungen, wie die erwähnten prächtigen Studien.
Noch deutlicher wurde dieſe Feſtſtellung durch einen Hinweis auf die
große Abendlandſchaft an der Moſel von Leſſing=Düſſeldorf, ein
höchſt charakteriſtiſches Gemälde aus dem Jahre 1837.
Ein großes Ereignis für das Darmſtädter Kunſtleben war der An=
kauf
der großen Abendlandſchaft Neckartal mit Heidelberger Schloß
und Melibokus von Schirmer für die Galerie. Beſtimmend für
dieſe Art Malerei waren Vorbilder von Cornelius u. a., aber es
zeigt ſich hier, wie gefährlich es war, in der Nachahmung, hier bei der
Landſchaftsmalerei, ins Rieſenformat zu gehen. Schirmer beging
dieſen Fehler, die Kleinmalerei in einen ganz großen Maßſtab herein=
zubringen
. Ein Hinweis auf den Heidelberger Rottmann zeigt auch
bei ihm eine gewiſſe Neigung zu breiten Flächen. Eingehend wurde
ſodann das künſtleriſche Sch-ffen von Auguſt Lucas gewürdigt.
Seine Campagnalandſchaft vermittelt noch eine friſche Naturauffaſſung,
ohne alle romantiſche Stimmung. Das wird anders nach Ankauf des
Bildes von Schirmer im Jahre 1839. Deutlich weiſt es ſich bereits
in einer Odenwaldlandſchaft von Lucas aus, wenn ſie auch mehr
ſtudiert und gefühlt iſt, als bei dem Schirmerſchen Bild. Noch weiter
in die Monumentalmalerei hinein kommt der Maler bei einem großen
Bild, das aus ſeinen italieniſchen Erinnerungen eine römiſche Landſchaft
ſchildert und alles in allem keine glückliche Löſung darſtellt.
Ein großer Teil der in dem Vortrag gezeigten Neuerwerbun=
gen
ſtammt aus einer Luzerner Auktion, woher die Bilder erfreulicher=
weiſe
zum Teil wieder in ihre Heimat, aus der ſie ausgeführt worden
waren, zurückgeholt werden konnten. Zwei wundervolle Stücke von
Lucas gehören u. a. dazu. Desgleichen ein feines Bild eines noch
unbekannten Meiſters, ebenfalls aus der beſprochenen Zeit herrührend:
ein Blick in die Seeheimer Kirche. Carl Schweich malte um
1850 köſtliche Bilder aus Darmſtadts Umgebung. Auch ſie konnten er=
freulicherweiſe
für Darmſtadt aus Luzern zurückgerettet werden. Wir
ſehen Anſichten von Kranichſtein, Roßdorf, Zwingenberg u. a., die neben
ihrem Wert als erleſene Kunſtſchätze zugleich auch als treffliche Urkunden
aus der damaligen Zeit eine beredte Sprache ſprechen. Auch von
Schweich beſitzt das Landesmſeum eine große Landſchaft aus dem
Vorgelände der Bayeriſchen Alpen, die ſich zwar weſentlich von Schir=
mer
unterſcheidet, aber trotzdem in den gleichen Fehler fällt, daß näm=
lich
das Bild zu groß angelegt iſt und dadurch an ſeiner Wirkung er=
heblich
einbüßt. Auch ein Blick auf Eugen Bracht zeigt zum Teil dieſe
Neigung zum Monumentalen. Ein Himweis auf die übrigen zahl=
reichen
Neuerwerbungen, die gegenwärtig im Kupferſtichkabinett des
Landesmuſeums ausgeſtellk ſind, ſchloß die außerordentlich feſſelnden
und kunſtſinnigen Ausführungen und damit dieſe Vortragsreihe über
mittelrheiniſche Kunſt ab. Herr Geheimerat Back erntete für ſeine
lehrreiche Führung den herzlichſten Dank der zahlreich erſchienenen
K.
Kunſtfreunde.
Leſeabende der Stadtbücherei. Mittwoch, 17. Februar, abends
8 Uhr: Aus E. G. Kolbenheyers Paracelſus=Trilogie. Donnerstag,
18. Februar, abends 8 Uhr: Leſekreis Frauengruppe.
N. Die Anmeldungen zur Aufnahme in die Höheren Schulen finden
am 19. Februar ſtatt. (S. Anzeige.) Für die Sexta kommen an
dieſem Tage nur Schüler mit vier Grundſchuljahren in Betracht.
Lokale Veranſialtungen.
Die diermutzr erſcheinenden Nottzen Und sdſteßiich as Hirweiſe auf Aneigen m schra
i leinem Faffz irgendwie als Bebrechung oder Kriikk.
* 3. Rheiniſcher Abend des Städtiſchen Orcheſters
heute abend im Feſtſaal der Turngemeinde (Woogsplatz). Anfang 7.11
Uhr, um möglichſt fwih mit dem Ball beginnen zu können. Wie an=
gekündigt
, findet Roſenmontag, 15. Februar, ebenfalls in der Woogs=
platzhalle
, ein Sommernachtfeſt ſtatt, wobei außer Konzert des Städt.
Orcheſters ein dem Charakter eines Sommernachtfeſtes angepaßtes Pro=
gramm
mit anſchließendem Ball geboten wird. Um das Feſt originell
zu geſtalten, werden die Beſucher gebeten, in Sommerkleidung (mit eben=
ſolcher
Kopfbedeckung) zu erſcheinen. Auf dieſe Veranſtaltung ſei beſon=
ders
hingewieſen. Muſikaliſche Leitung Herr Kapellmeiſter M. Weber.
(Siehe Anzeigen und Plakate.)
Ludwigshöhe. Das heutige Konzert des Städtiſchen Orcheſters
ſteht im Zeichen des Faſchings. Beſonders ſorgfältig iſt die Spielord=
nung
aufgeſtellt. Die beſte und beliebteſte Operettenmuſik wechſelt in
bunter Reihe mit ergötzlichen Stücken voller Humor, wobei auch der
Nur=Muſikfreund nicht zu kurz kommt. Die Leitung hat Herr Hauske.
(Siehe Anzeige.)
* Der junge Mann und das junge Mädchen. Ueber
dieſes zeitgemäße Thema ſpricht am Dienstag, den 16. Februar, im
Saale Feierabend (Stiftſtraße Nr. 51), der in weiten Kreiſen bekannte
Redner Wilhelm Reimann=Berlin. Zutritt haben nur Männer und
junge Männer über 16 Jahre. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Eindrücke aus dem heiligen Lande. Im Heim des
Chriſtlichen Vereins junger Männer Darmſtadt e. V. hält heute abend
Herr Pfarrer Zimmermann einen Lichtbildervortrag über ſeine Reiſe=
eindrücke
aus dem heiligen Lande. Freunde und Gäſte ſind zum Beſuch
des Vortrages herzlichſt eingeladen.
Körperkultur. Familien, Frauen, Männer, Jugend=Bewegte,
die ſich einem über ganz Deutſchland verbreiteten Bund für Körperkultur
anſchließen wollen, werden auf die Anzeige in der heutigen Nummer auf=
merkſam
gemacht.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtiler und künſtleriſche Veranſtaliungen, deren im Nachſtehenden Grwähnmng
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Palaſt=Lichtſpiele: Pat und Patachon als Mil=
lionäre
. Sie lachen wieder Tränen über die neueſten Abenteuer der
beiden Ritter von der traurigen Geſtalt; der lange Pat und der kurze
Patachon, die beiden berühmten Komiker in ihrer ſtürmiſch belachten
Glanzleiſtung. Sind es zwei Welten? Amerikas große Lachgeſtalter
haben nicht dieſe: Ja=ſage=Luſt der Herren aus Dänemark. Ja=ſage=Luſt.
(Poſitiver Humor.) Die amecikaniſchen Lachreizer ſind weſentlich
komplizierker. Auch tiefer (bis auf den gänzlich unmetaphyſiſchen
Lloyd). Pat und Patachon ſind einfache Natur=Burſchen. Dieſe Ein=
falt
beſtimmt ihre Dramaturgie. Und wir warten in Deutſchland auf
dieſe heldiſchen Tölpel, die luſtigen Herren des vierten Standes, die
Volkskaſperles. Es ſpuft in den beiden Nordlandsmännern des drafti
ſchen Witzes der Jedermanns=Geiſt beinah’ vlaamiſcher Unbändigkeik,
unbändige Luſt am Jaſagen zu den kleinen Dingen dieſer Welt. Aus
uralren Spielen leitet ſich der Jahrmarktsulk der däniſchen Komiker her=
bereit
, ſich allem Volk wie würziges Brot auszuteilen.
Hoher als die Wolken. Eine aufregende Geſchichte aus den
Grand Canyon mit dem beliebten Tom Mix als Star, eine der wunder=
bouſten
Schaffungen der Fox=Film=Corporation. In dieſem Film über=
Dieket ſich Tom Mix, der wahrlich die kühnſten Beweiſe ſeines Wagemuts
geliefert hat, ſelber. In Bildern von photographiſcher Vollendung ſehen
wir die Wunder des Grand Canyon, jener gewaltigen Schluchten, durch
die der Colorado River ſeine Stromſchnellen wirbelt. Die Schluchten
ſind 283 Meilen lang und 900 bis 2000 Meter tief. Dies iſt der Hinter=
grund
für die atemraubende Handlung, in deren Rahmen Tom Mix
mit einem Aeroplan den Colorado River überquert. Es iſt zum
erſten Male, daß ein Menſch es gewagt hat, in einem Flugzeug dieſen
Höllenkeſſel zu paſſieren, und dieſe Aufnahmen allein ſtempeln den Film
Höher als die Wolken zu einem der hervorragendſten Werke der Film=
geſchichte
.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 14. Februar 1926

Nummer 43

Aus Heſſen.

Eberſtadt, 13. Febr. Die Not der Wirtſchaft. Die Eber=
ſtädter
Induſtriellen=Vereinigung, der Ortsgewerbeverein, der Haus=
beſitzerverein
und die Ortsgruppe Eberſtadt des Bauernbundes haben
in einer gemeinſamen Verſammlung zu der jetzigen wirt=
ſchaftlichen
Notlage Stellung genommen. In einer Entſchlietzung, die
Bezug nimmt auf die Verſammlung des Kartells der Arbeitgeberver=
bände
in Darmſtadt, fordert ſie von der hieſigen Gemeindevertretung
größte Sparſamkeit im Gemeindehaushalt und Aufſchub aller nicht er=
forderlichen
Ausgaben‟. Die Reſolution ſchließt mit folgendem Paſſus
Die Koſten für den Gemeindehaushalt müſſen durch genaueſte Nach=
prüfung
in allen Einzelheiten ſo vermindert werden, daß eine Vermin=
derung
der auf die Dauer unerſchlringlichen vielfachen Abgaben eintreten
kann.
* Eberſtadt, 13. Febr. Todesfall. Der ſeit 20 Jahren hier im
Ruheſtand lebende Poſtdirektor Auguſt Bachmann wurde unter gro=
ßer
Beteiligung von nah und fern zu Grabe getragen. Poſtdirektor
Bachmann war früher in Köln und Koblenz in leitender Stellung tätig
und über 20 Jahre Vorſteher des Poſtamtes 9 und des Bahnhofpoſt=
amtes
in Frankfurt a. M. Er erreichte ein Alter von 85 Jahren.
* Pfungſtadt, 13. Febr. Zugverbeſſerung. Von jetzt ab iſt
auf der Nebenbahn an Sonn= und Feiertagen ein Triebwagenzug ein=
gelegt
, der abends 8,52 Uhr Pfungſtadt verläßt und Darmſtadt Haupt=
bahnhof
9,12 Uhr ankommt.
* Roßdorf, 13. Febr. Am kommenden Montag, den 15. d8. Mts.,
ſind, wie bereits mitgeteilt, 25 Jahre verfloſſen, ſeitdem Herr Dr. Bau=
mann
als praktiſcher Arzt in unſerer Gemeinde tätig iſt, wovon er
23 Jahre als Gemeindearzt angeſtellt war. Aus dieſem Anlaß bringen ihm
ſämtliche Hieſigen Vereine am Jubiläumsabend einen Fackelzug, der mit
Muſik und Geſangsvorträgen, ſowie einer Anſprache ſeitens des Herrn
Bürgermeiſters vor dem Hauſe des Jubilars endet. Die einzelnen Ver=
eine
verſammeln ſich zur Ausgabe der Fackeln in ihrem Vereinslokal
(der Turnverein in ſeiner Turnhalle) und ſammeln ſich punkt ½9 Uhr
in der Bahnhofſtraße, woſelbſt die Aufſtellung des Zuges ſtattfindet.
* Ober=Ramſtadt, 13. Febr Als älteſte Einwohnerin unſeres
Ortes beging Frau Eliſabeth Jakoby, Schulſtraße 2, geſtern ihren
96. Geburtstag. Die Jubilarin iſt verhältnismäßig geiſtig und körper=
lich
noch ziemlich rüſtig. Am Dienstag den 16. d8. Mts., vormi=
tags
, werden bei der Gemeindekaſſe die Zuſatzrenten für nicht im Er=
werbsleben
ſtehende Kriegsbeſchädigte und Hinterbliebene, ſowie die
Klei= und Sozialrentnerunterſtützungen ausgezahlt.
Reinheim, 13. Febr. Hier tagte in dieſer Woche eine Vertreter=
verſammlung
der Ebang. Kirchengeſangvereine des Dekanats Reinheim,
wobei es galt, den Ort und die Zeit für das diesjährige Kirchengeſangs=
feſt
unſeres Bezirks zu beſtimmen. Es wurde beſchloſſen, das Feſt am
6. Juni in Reichelsheim zu feiern und zwar aus Anlaß des 250, Todes=
tags
Paul Gerhardts am 7. Juni als eine Paul=Gerhardt=Gedenkfeier. Na=
türlich
werden dabei nur Lieder von ihm geſungen: Warum ſollt ich mich
denn grämen Schwing dich auf zu deinem Gott und andere. Eine
Nachfeier auf dem Schloß Reichenberg wird für das Feſt einen ſchönen
Abſchluß geben.
Neuſtadt, 13. Febr. Die diesjährige Hauptberſammlung
des Starkenburger Bienenzüchtervereins findet am Sonntag, den
11. Juli, hier im Gaſthaus Zum Ochſen ſtatt. Dazu veranſtaltet der
Verein vom 10.12. Juli eine bienenwirtſchaftliche Ausſtellung mit
Prämierung. Lebende Völker, Königinnenzucht, Honig, Wachs, Honig=
wein
, künſtliche Mittelwände, verſchiedene Kaſtenſyſteme und alles
bienenwirtſchaftliche Gerät wird zur Ausſtellung gelangen.
* Unter=Moffau, 13. Febr. Die in der Mitwochausgabe dieſer Zei=
tung
gebrachte Meldung entſpricht nicht der Tatſache. Die Vortrags=
abende
ſind nicht von der Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft ins Leben
gerufen worden. Es iſt dies vielmehr eine private Arbeit von ungefähr
15 Herren, die erkannt haben, daß in den Wintermonaten geiſtige Unter=
haltung
angebracht iſt. Es iſt jedem einzelnen und auch den Vereinen
dadurch die Möglichkeit gegeben, für ihre Zwecke aufklärende Volks=
bildungsarbeit
zu leiſten. Die Landwirtſchaftliche Genoſſenſchaft be=
nutzt
erfreulicherweiſe dieſe Gelegenheit, bei der Behandlung des dies=
jährigen
Themas die Landwirtſchaft imerhalb dieſer Vortragsabende
befruchtende und anregende Winke zu geben. Es wurden bis jetzt zwei
Vorträge gehalten. In ſeinem Einführungsvortrag gab Herr Lehrer
Aßmus mit ſeinem Thema Der deutſche Bauer einen Längsſchnitt aus
der geſchichtlichen Entwicklung des Bauernſtandes. Der zweite Vortrag
behandelte die Entwicklung des Genoſſenſchaftsweſens. Dieſer Vortrag
iſt von der Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft ins Werk geſetzt worden.
* Fürth, 13. Febr. Malerarbeiten. Herr Malermeiſter
Tumann aus Bretzenheim legt eben die letzte Hand an, die Maler=
arbeiten
im Innern der hieſigen katholiſchen Kirche zu vollenden und
unſer Gotteshaus zu einem wahren Schmuckkäſtchen auszuſtaffieren. Es
iſt lobenswert anzuerkennen, daß die Parchianen ihr Scherflein, trotz der
Geldknappheit, zur Reſtaurierung der Pfarrbirche ſo freudig beiſteuerten.
Durch eine nächſtens ſtattfindende Verloſung ſoll ein weiterer Schuld=
betrag
gedeckt werden.
Hirſchhorn, 13. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
12. Februar 1,28 Meter, am 13. Februar 1,26 Meter.
E. Auerbach, 10. Febr. Vortragsabende des Verſchö=
nerungs
=, Kur= und Verkehrsvereins Auerbach. In
ſeiner letzten Vorſtandsſitzung hat der Verſchönerungs=, Kur= und Ver=
kehrsverein
Auerbach beſchloſſen, auch die Vortrags= und Konzertabende
für ſeine Mitglieder wieder aufleben zu laſſen. So wird am Sonntag,
den 28. ds. Mts., im großen Weigoldſchen Saal des Gaſthauſes zur
Bergſtraße der bekannte Kapitän des Norddeutſchen Lloyd von Senden
an Hand einer Lichtbilderſerie von über 120 Lichtbildern über ſeinen Werde=
gang
vom Schiffsjungen bis zum Kapitän, während ſeiner 42jährigen
Tätigkeit zur See einſchließlich der Kriegsjahre einen Vortrag halten.
E. Auerbach, 13. Febr. Verbeſſerung der elektriſchen
Lichtverhältniſſe. Das Gas= und Elektrizitätswerk Bensheim
läßt zur Zeit an der Weſtſeite der Heidelbergerſtraße in Auerbach die
alten Maſten der elektriſchen Leitung durch neue erſetzen. Eine ſtarke
Behinderung für das Aufſtellen derſelben bilden die an dieſer Straßen=
ſeite
befindlichen hohen und weitausladenden Lindenbäume, an denen
beim Legen der Leitungen eine reichliche Ausäſtung wohl nicht zu ver=
meiden
ſein wird. Die Maſtenauswechſlung, die vorläufig nur bis zum
Hotel zur Krone erfolgt, ſoll ſpäterhin bis nach Zwingenberg durch=
geführt
werden. Nach Fertigſtellung der Arbeiten wird vorläufig für
die Hauptſtraße und deren Amlieger Drehſtrom, ſtatt ſeither Gleichſtrom
geliefert werden, womit die vielen berechtigten Klagen über die bis=
herigen
ſchlechten Lichtverhältniſſe verſtummen dürften. Der übrige Teil
des Ortsnetzes ſoll ebenfalls nach und nach Drehſtrom erhalten. Eine
Preisſenkung für das Gas und für elektriſchen Strom iſt in Ausſicht
genommen.

* Bensheim, 13. Febr. Heute nachmittag 345 Uhr ereignete
ſich hier auf dem Dache der ſtädtiſchen Turnhalle ein ſchwerer
Unglücksfall. Der etwa 23 Jahre alte Heinrich Schmitt,
wohnhaft bei ſeinen Eltern in der Obergaſſe, war mit der Her=
ſtellung
einer Anſchlußleitung der elektriſchen Stromabgabe an
eine anläßlich des Markttages aufgeſtellte Schiffsſchaukel be=
ſchäftigt
, wobei er die Starkſtromleitung berührte. Man bemerkte
alsbald den an dem Dachgeſtäng hängenden lebloſen Körper und
veranlaßte die Abſtellung des Stromes. Die ſofort unternom=
menen
Wiederbelebungsverſuche waren erfolglos, und zwei her=
beigerufene
Aerzte konnten nur den Tod des jungen Mannes
feſtſtellen, der als tüchtiger Arbeiter bekannt und die Hoffnung
ſeiner nunmehr troſtloſen Eltern war. Der junge Mann hatte
zwar Gummihandſchuhe bei ſich, benützte ſie aber nicht.
* Bensheim, 13. Febr. Radfahrerverkehr. Das Kreisamt
Bensheim hat eine Polizeiverordnung erlaſſen, wonach das Befahren
auf den für Fußgänger beſtimmten Fußſteigen von Gemarkung Zwin=
genberg
Nordgrenze bis Gemarkung Bensheim Südgrenze und von Ge=
markung
Schönberg Oſtgrenze bis Gemarkung Bensheim Weſtgrenze
verboten iſt.
* Bensheim, 13. Febr. Anſtelle des verſtorbenen Kreisſtraßenmeiſters
Numrich in Bensheim wurde dem Maurermeiſter Philipp Schmidt zu
Bensheim die Stelle eines Bauſchätzers im 1. Bezirk des Kreiſes Bens=
heim
übertragen. Als Stellvertreter iſt Architekt Nahrgang zu Bens=
heim
beſtellt worden.
* Von der Bergſtraße, 13. Febr. Submiſſionsblüte. Die
Arbeiten zur Entſchlammung des Schwetzinger Schloßgartenweihers
waren kürzlich ausgeſchrieben. Die Angebote liefen recht zahlreich ein
und die Preiſe bewegten ſich zwiſchen 15.000 bis 52.000 Mark.
Gernsheim, 13. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
11. Februar 75 Zentimeter, am 12. Februar 65 Zentimeter, am 13. Fe=
bruar
59 Zentimeter.
* Lampertheim, 13. Febr. In das Haus eines Lehrers ſchlich ſich
geſtern ein Landſtreicher ein. Der 13jährige Sohn kam nach der Rück=
kehr
aus der Schule in dem Augenblick in ein im zweiten Stock gelegenes
Zimmer, als ein Unbekannter unter einem Bett hervorkam. Der Gauner
wußte den verblüfften Jungen zu bewegen, raſch an das offenſthende
Fenſter zu treten und hinauszuſehen, da unten noch ein Komplize warte.
Dieſe Gelegenheit benutzte er, um die Flucht zu ergreifen. Die bald ein=
ſetzende
Verfolgung konnte nicht zur Ergreifung des Einſchleichers führen.
In der Herberge nahm die Kriminalpolizei abends einen Obdachſuchen=
den
feſt, in dem der Junge den Betroffenen beſtimmt wieder erbennen
will.
* Biblis, 11. Febr. Herr Martin Häuſer, der 80jährig verſtarb,
wurde geſtern zu Grabe getragen. Als kleiner Landwirt hat r es ver=
ſtanden
, ſeinem Betrieb in muſtergültiger Weiſe vorzuſtehen. Ar jünge=
ren
Jahren war er Mitbegründer des hieſigen Viehverſicherungsbereins,
deſſen Vorſtand er bis vor kurzem als Rechner angehörte. Sein ganzes
Können und ſeine ganze Kraft ſtellte der Verſtorbene in den Dienſt die=
ſer
ſegensreichen Aufgabe.
* Erfelden a. Rh., 13. Febr. Hohes Alter. Schneidermeiſter
Chriſtoph Landau konnte Mitte dieſer Woche ſeinen 88. Geburtstag
begehen.
* Weiterſtadt, 13. Febr. Der Obſt= und Gartenbauverband für den
Kreis Darmſtadt veranſtaltet eben im Verein mit dem Landwirtſchafts=
kammerausſchuß
eine Vortragsreihe, bei der hauptſächlich Belehrungen
über Obſtbaumanpflanzung, =ſchnitt, Auswahl der Sorten, Schädlings=
bekämpfung
u. a. m. den Intereſſenten geboten werden. Auch hier fand
kürzlich im Darmſtädter Hof ein ſolcher Vortrag durch Herrn Obſtbau=
inſpektor
Behne ſtatt.
WSN. Groß=Gerau, 13. Febr. Großzügiges Waſſerlei=
tungsprojekt
. Zwiſchen den Kreisämtemn Groß=Gerau und Darm=
ſtadt
ſind Verhandlungen zwecks gemeinſamer Waſſerverſorgung der
Gemeinden Klein=Gerau, Worfelden, Erzhauſen, Schneppenhauſen und
anderen Orten eingeleitet worden. Die Finanzierung des Projekts ſoll
mittels eines Darlehens oder einer Anleihe erfolgen. Im Zuſammen=
hang
, damit iſt auch eine beſſere Waſſerverſorgung der ſogenannten
Mamecke (Rüſſelsheim, Biſchofsheim, Gernsheim uſw.) geplant. Auch
an andere Gemeinden, wie Groß=Gerau, Nauheim, Haßloch, Aſtheim
uſw., ſoll zwecks Beteiligung an dem Projekt herangetreten werden.
* Offenbach, 6. Febr. Der ſogenannte Haſenbachdurchgang
durch den erhöhten Bahnkörper der Bebraer Bahn im Zuge der Sene=
felder
= und der Haſenbachſtraße nur für Fußgänger beſtimmt , iſt
nun endlich dem Verkehr übergeben worden, nachdem die Stadt, die auch
für Beleuchtung des Tunnels zu ſorgen hat, noch die Beleuchtungsanlage
angebracht hatte. Ein ſehnlichſt gehegter Wunſch des ſüdlichen Stadtteils
iſt damit in Erfüllung gegangen. Der Durchgang liegt nämlich an einer
Stelle, an der der Ausbau des Südteils der Stadt am weiteſten vorge=
ſchritten
iſt. Faſt an der gleichen Stelle, wo ſich heute der Tunnel be=
findet
, war bis zum Jahre 1923 ein eiſerner Steg über den Bahnkörper,
der beſeitigt werden mußte, als die Aufſchüttung des Bahndamms ernſt=
lich
in Angriff genommen wurde. Das Fehlen einer Gelegenheit zum
Ueberſchreiten der Bahn wurde deshalb gerade an dieſer Stelle immer
mehr als grober Mißſtand empfunden. An der Bieberer Straße wird
ſeit einer Woche an dem Aufbau des zweiten Teiles der dortigen Dop=
peleiſenbahnbrücke
gearbeitet. Eiſenſchienen von ungewöhnlicher Stärke
und Schwere werden durch Hebewerke in die richtige Lage gebracht. Die
Brücke wird länger als ihre bereits vorhandene Schweſter. Sie erhält
deshalb in der Mitte ſechs Stützen. Geliefert wird ſie von Friedrich
Krupp in Eſſen.
* Nackenheim, 13. Febr. (Hohes Alter.) Frau Magdalena
Junker Wwe, von hier, die noch vor zwei Jahren die Spitze des
Melibokus beſtieg, feierte, körperlich und geiſtig noch ſehr rüſtig, ihren
86. Geburtstag.
* Worms, 13. Febr. Das Kurhaus der Stadt Worms in Michel=
ſtadt
i. Odw., das erſt vor einigen Jahren erworben wurde und in
erſter Linie Wormſer Einwohnern als Erholungs=Aufenthalt dienen
ſollte, wurde an die Heſſiſche Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt ver=
kauft
. Der Verkauf bedarf noch der Beſtätigung der Wormſer Stadt=
verordnetenverſammlung
, an deren Zuſtimmung aber wohl nicht zu
zweifeln iſt, da das Kurhaus in der letzten Zeit ein die Stadtkaſſe be=
laſtender
Zuſchußbetrieb war.

Schlank ſein, heißt jung ſein!
Schlanke Perſonen ſehen nicht nur jung aus, ſendern ſind auch ſtets
elaſtiſch und friſch. Gerade in der jetzigen Jahreszeit iſt eine Kur mit
Toluba=Kernen, die unſchädlich fürs Herz ſind, zu empfehlen.
60 Gramm Toluba=Kerne, die in den Apotheken zu haben ſind,
reichen für ca. 4 Wochen. Beſtandteile auf der Packung. (IV. 2316

Parlamentariſches.
* Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags.
Der Finanzausſchuß beriet geſtern Kap. 7 (Landestheater) zuſammen
mit Kapitel 66 (Förderung der Kunſt), Zu Kapitel 7 lagen Anträge
von Dr. Leuchtgens und Dr. Greiner vor auf Streichung des ganzen
Kapitels; dieſe Anträge wurden mit 9 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Ein
Antrag Delp, der in Titel 1 bei verſchiedenen Biffern im ganzen 16000
Mk. ſtreichen will und bei Titel 3 3000 Mark und eine im Antrag näher
bezeichmete Uebertragbarkeit von Krediten rüiſcht, wurde angenommen.
Ein Antrag Dingeldey, der die Höherſtufung des Hausverwalters und
des Maſchineriedirektors in eine höhere Gehaltsgruppe wünſcht, wurds
der Regierung als Material überwieſen. Einſtimmig angenommen wurde

ſonen vorhanden ſind und welche Summen im einzelnen und insgeſam=
bei
einer Schließung des Theaters in Betracht kommen. Mit 10 gegen
3 Stimmen wurde nachſtehender von den Abgeordneten Dr. Büchner.
Dingeldey, Bornemann und Widmann vorgelegter Antrag angenommen:
Das Kap. 7 wird für 1926 unter einem Beteiligungsverhältnis zwiſchen
Stadt und Staat am Fehlbetrag von 40:60 genehmigt mit der Maßgabe,
daß die Stadt ſich heute ſchon für das Jahr 1927 zur Beteiligung mit
45 Prozent des Fehlbetrages verrflichtet. Geht ſie dieſe Verpflichtung
nicht ein, ſo würde jetzt ſchon ins Auge zu faſſen ſein, mit Ende der
Spielzeit 1926/27 den Theaterbetrieb als Landestheater einzuſtellen.
Das Kapitel ſelbſt wurde mit den Aenderungen, die ſich aus den Be=
ſchlüſſen
ergeben, angenommen. Zu Kapitel 66 liegt ein Aatrag Dr.
Greiner vor, der in ſeinem erſten Teil eine Unterſtützung notleidender
Künſtler will, und in ſeinem zweiten Teil die Aufhebung der Landes=
univerſität
Gießen fordert. Der erſte Teil wurde gegen 2 Stimmen an=
genommen
. Es wird darin beantragt, der Landtag wolle beſchließen:
1. daß der unter Titel 3 vorgeſehene Darlehensfonds von 5000 Mark auf
20 000 Mark erhöht wird zur ſofortigen Gründung einer Darlehenskaſſe
ſür heſſiſche Künſtler; 2. die Organiſation dieſer Darlehenskaſſe ſowie
die Vergebung der Kredite und deren Bedingungen muß erfolgen in
engſter Fühlungnahme mit dem Reichswirtſchaftsverband bildender
Künſtler Deutſchlands. Der zweite Teil des Antrages Dr. Greiner wurde
abgelehnt. Ein Antrag Birnbaum, dem Theater in Gießen einen Zuſchuß
von 10 000 Mark zu bewilligen wurde mit 8 gegen 3 Stimmen bei einer
Stimmenthaltung abgelehnt. Kapitel 66 wurde dann gegen 2 Stimmen
genehmigt. Zu Kapitel 32 (Gendarmerie) beantragte Abgeordneter Delp
die Stelle des Gendarmeriedirektors aufzuheben. Der Antrag wurde
einſtimmig angenommen und das Kapitel genehmigt. Kap. 33 (Polizei)
wurde gegen 1 Stimme angenommen. Verſchiedene Anträge, die zu
dieſem Kapitel vorlagen, wurden dem Sechſerausſchuß überwieſen.

* Friedberg, 13. Febr. In dem Nachbarort Nieder=Florſtadt hält
Lehrer Stumpf von hier einen mehrtägigen Kurſus für Werk=
unterricht
ab um die Landlehrer der Wetterau mit dieſem neuen
Unterrichtszweig bekannt zu machen. Die Beteiligung iſt eine recht gute.
Butzbach, 13. Febr. In einer gut beſuchten Mitgliederverſamm=
lung
der hieſigen Ortsgruppe der Deutſchen Volkspartei ſprach Schulrat
Dr. Clößner=Marburg über das Thema: Die Grundlagen der Deut=
ſchen
Volkspartei und anderer Parteien. In vorbildlicher Weiſe gelang
es dem Redner in ſeinen etwa 1½ſtündigen Ausführungen die Grund=
anſchauungen
der Parteien als Vertreter einer Weltanſchauung den Zu=
hörern
klarzumachen. An die klaren, mit reichem Beifall aufgenommenen
Ausführungen ſchloß ſich eine rege Diskuſſion, in der vom Redner noch
zu manchen Fragen Stellung genommen werden konnte.
* Butzbach, 12. Febr. Ein Gemeindevertreterkurſus,
an dem ſich 19 Zuhörer von hier und aus den Nachbarorten beteilgten,
fand hier ſtatt.
* Gießen, 12. Febr. Die Kaninchenzüchter Oberheſſens hielten hier
eine Verſammlung ab. Es wurde beſchloſſen, eine größere Ausſtellung
in Alsfeld abzuhalten. Die Landesverſammlung der heſſi=
ſchen
Kaninchenzüchter findet am 7. März im Hopfeld zu Gießen unter
dem Vorſitz von Steinbrecher=Darmſtadt ſtatt.
Gießen, 12. Febr. Die Jahresverſammlung der Arbeitsge=
meinſchaft
der Militär= und Regimentsvereine tagte
unter dem Vorſitze von Prof. Dr. Wentzel=Gießen. Die Rechnungs=
ablage
erſtattete Rechner Haas. Am 28. Februar findet in der Neuen
Aula eine Gefallenenehrung ſtatt, wobei Studienrat Adolph die Gedächt=
nisrede
halten wird. Die Vorſtandswahl ergab die einſtimmige Wieder=
wahl
des bisherigen Vorſtandes. Der Arbeitsgemeinſchaft gehören bis
jetzt 25 Vereine und Vereinigungen an. Die zehnjährige Wiederkehr
der Skagerak=Schkacht wird der Marineverein am 31. Mai begehen.
* Großen=Linden, 11. Febr. Eine Dorfkirchentagung fod
hier ſtatt; es waren über 300 Geiſtliche und Kirchenvorſteher aus dem
weſtlichen Oberheſſen und dem öſtlichen Kreiſe Wetzlar (Hüttenberg)
erſchienen. In dem Feſtgotvesdienſt in der altehrwürdigen Baſilikakirche,
die kurz vor dem Kriege renoviert worden iſt, predigte der Prälat
D. Dr. Diehl=Darmſtadt. Die Hauptverſammlung wurde nachmittags
in der ſtark beſetzten Turnhalle abgehalten. Pfarrer Dr. Heymann aus
Rodheim bei Hungen hielt einen Vortrag über Sonntagsheiligung auf
dem Lande‟. An der regen Ausſprache beteiligte ſich auch der Super=
intendent
für Oberheſſen, Oberkirchenrat Wagner=Gießen.
Wieſeck, 9. Febr. Die ſeit Weihnachten eingerichtete Kraft=
wagenlinie
WieſeckGießen hat in dem erſten Betriebsmonat
Januar überaus günſtig abgeſchloſſen. 36 100 Perſonen wurden beför=
dett
, die Einnahmen betrugen 7370 Mk., die Ausgaben etwa die Hälfte,
ſo daß 3466 Mk. an den Anlagekoſten abgetragen werden konnten
* Aus der Wetterau, 13. Febr. Die Maul= und Klauen=
ſeuche
hat ſich über den größten Teil der Wetterau ausgebreitet, ſo=
daß
die Landwirte um ihre Viehbeſtände ſehr beſorgt ſind.
Das Auffallende iſt, daß ſie in manchen Orten gelinde, in andern ſehr
heftig auftrat und viele Opfer fordert. Dies iſt z. B. in Rodheim
v. d. Höhe der Fall, wo ſchon mehrere Todesfälle vorliegen. In
Florſtadt tritt ſie dagegen in gelinder Form auf. Nach den Erfahe
rungen tritt die Seuche bei ſtark arbeitenden Tieren, Fahrkühen, am
ſchlimmſten auf, die Tiere verenden infolge des hohen Fiebers plötzlich
am Herzſchlag. Leider iſt es noch niht gelungen, den Erreger der
Seuche unzweifelhaft feſtzuſtellen, ſodaß eine Bekämpfung auf dieſem
Wege nicht möglich iſt. Wenn die Seuche in der Wetterau ſo weiter
wütet, werden die Viehzüchter Hunderttauſende von Mark verlieren,
* Grünberg (Heſſen), 19. Febr. Die Preiſe der diesjährigen erſten
Holzverſteigerung in dem Stadtwalde hielten ſich ähnlich dem Vorjahre
auf derſelben Höhe. Es wurden für einen Meter Buchenſcheit 1. Kl.
1315 Mk., für einen Meter Buchenſcheit 2. Kl. 910 Mk., für einen
Meter Fichtenſcheit 78 Mk., für einen Meter Buchenknüppel 910Mk.
für einen Meter Fichtenknüppel 67 Mk., für einen Meter Fichtenſtöcke
12 Mk. und für einen Meter Buchenreiſig 2 Mk. bezahlt. Wie die
Vorjahre lehren, ſo werden auch dieſe Preiſe bei den nächſten Verſteige=
rungen
noch in die Höhe gehen.

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[ ][  ][ ]

Rummer 48

Keh

Sonntag, den 14. Februar 1926

Seite 7

Die Sicherheitseinrichtungen
moderner Seeſchiffe.
Von
Albert Thifſen, Kapitän der Handelsmarine a. De
Die ſchweren Stürme, welche in den letzten Wochen im nörd=
lichen
Teile des Atlantiſchen Ozeans wüteten, und die Schiffs=
verluſte
, die ſie im Gefolge hatten, haben die Aufmerkſamkeit
der Oeffentlichkeit wieder in größerem Maße auf die mit der
Seeſchiffahrt verbundenen Gefahren gelenkt. Im allgemeinen iſt
der moderne Verkehr über See dank den Errungenſchaften der
Technik und infolge der Zuverläſſigkeit der Schiffsbeſatzungen mit
keinem großen Riſiko für Leib und Leben der Reiſenden ver=
bunden
. Aber ſo ſicher wie man dem Frieden am beſten dient
wenn man die Möglichkeit eines Kampfes nicht außer Acht läßt,
ſo gewiß muß auch ein modernes Seeſchiff alle diejenigen Vor=
kehrungen
an Bord haben, die im Falle der Not ſchnelle und
wirkſame Hilfe ermöglichen. Auch muß die Schiffsführung dar=
auf
bedacht ſein, daß die ihr unterſtellte Befatzung mit dieſen
Einrichtungen auf das Gründlichſte vertraut iſt. Auf deutſchen
Schiffen ſind die hauptſächlichſten Sicherheitseinrichtungen und
die Uebungen der Beſatzungen an denſelben durch reichsgeſetz=
liche
Beſtimmungen feſtgelegt, und kein deutſches Schiff verläßt
den Heimatshafen, ohne daß dieſe Einrichtungen auf ihre ein=
wandfreie
Funktion geprüft und im Gebrauch kontrolliert ſind.
Sorgfältig werden dieſe Prüfungen und Uebungen im Schiffs=
tagebuch
, das den Charakter einer Urkunde hat, eingetragen und
etwa feſtgeſtellte Mängel ſofort beſeitigt.
Betrachten wir nun den Schiffskörper zunächſt an ſich, ſo inter=
eſſiert
hier in erſter Linie die Einteilung desſelben in der Quer=
ſowohl
als auch in der Längsrichtung durch ſogenannte Schotten
(eiſerne Wände). Dadurch, daß dieſe Schotten von einer Höhe,
die über der Waſſerlinie liegt, bis zum Schiffsboden reichen, ent=
ſtehen
vollkommen abgeſchloſſene waſſerdichte Abteilungen, und
es dürfen getroſt mehrere dieſer Abteilungen voll Waſſer laufen,
ohne daß das Schiff ſinken wird. In dieſer Beziehung kann der
deutſche Schiffsbau ſchon auf wertvolle Erfahrungen zurück=
greifen
. So hatte beiſpielsweiſe der in der Seeſchlacht vor dem
Skagerrak ſchwer havarierte Panzerkreuzer Seydlitz annähernd
2000 Tonnen Waſſer im Schiff und blieb trotzdem ſchwimm= und
kampffähig. Um nun einen bequemen Durchgangsverkehr zwi=
ſchen
den einzelnen Abteilungen zu gewährleiſten, befinden ſich
an beſtimmten Stellen der Schottenwände eiſerne Türen, durch
welche die Verbindungsgänge der einzelnen Decks hindurchfüh=
ren
. Sämtliche im Schiff befindlichen Schottentüren können von
der Kommandobrücke aus durch einen einfachen Hebeldruck auf
hydrauliſchem Wege geſchloſſen werden. Die Türen ſchließen ſich
langſam und es ertönt dabei ein langanhaltendes elektriſches
Alarmſignal, das auf den Vorgang aufmerkſam macht. Sobald
eine Schottentür waſſerdicht geſchloſſen iſt, leuchtet in einem
ebenfalls auf der Kommandobrücke befindlichen Nummernfelde
ſelbſttätig eine Zahl auf, die dem wachhabenden Offizier anzeigt:
Schotte Nr. X geſchloſſen. Bei eintretenden Kolliſionen iſt das.
ſchnelle Schließen aller Schottentüren die erſte und wichtigſte
Maßnahme, um Schiff und Menſchen vor größerem Schaden zu
ſchützen. Gewöhnlich werden auch bei der Fahrt im Nebel aus
Gründen der Vorſicht alle diejenigen Schottentüren geſchloſſen,
die nicht unbedingt für den Verkehr offen ſein müſſen.
Als weiteres grundlegendes Rettungsmittel auf See ſind
ſodann die an Bord befindlichen großen Rettungsboote anzu=
ſehen
, obwohl ihre Bedeutung im Falle der Gefahr von mancher
Seite ſtark in Zweifel gezogen wird. Gewiß gibt es bei Schiffs=
kataſtrophen
Situationen, die einen Teil der Boote für den Ge=

brauch eventuell ausfallen laſſen. Es ſind dies diejenigen, die
bei ſtarker Schräglage des Schiffes ſich an der oberen Seite
befinden. In den wenigſten Fällen wird es möglich ſein, dieſe
Boote unverſehrt zu Waſſer zu bringen. Beim Bootsmanöver
im Ernſtfalle kommt aber alles auf die Schlagfertigkeit, Ruhe
und Beſonnenheit der Beſatzung an, deren zwingendem Eindruck
ſich die Paſſagiere unweigerlich fügen werden. Ich habe ſelbſt
in ſolchen Kataſtrophen geſtanden und weiß aus perſönlicher Er=
fahrung
, in welch hohem Maße alles von der Ruhe und Kalt=
blütigkeit
der Mannſchaften und ihrer Führer abhängt. Es wird
deshalb mit vollem Recht dieſem Teil des Sicherheitsdienſtes
auf deutſchen Schiffen größte Beachtung geſchenkt. Dauernde
Uebungen in den Booten mit der geſamten Beſatzung ſind auf
deutſchen Schiffen während der Hafenliegezeit an der Tagesord=
nung
. Der Laie hält es oft kaum für möglich, daß die Boote tat=
ſächlich
den Gefahren der hohen See Trotz bieten können
Dennoch halten die Rettungsboote infolge, ihrer überlegenen
Konſtruktion die ſchwerſten Wetter auf See aus und ſie ſind
wegen ihrer ſehr geſchützt angebrachten großen Luftkäſten nahezu
unſinkbar. Immerhin iſt und bleibt das Verlaſſen des Schiffes
eine ultima ratio und ein gewiſſenhafter Führer wird den
Befehl dazu nur dann geben, wenn jede andere Möglichkeit,
Rettung heranzuſchaffen, erſchöpft und ausſichtslos iſt. Der leb=
hafte
Schiffsverkehr auf den Hochſtraßen der Weltmeere bietet in
den weitaus meiſten Fällen ja auch die Möglichkeit, auf funken=
telegraphiſchem
Wege andere Schiffe zu benachrichtigen und ſie
uim Hilfe zu erſuchen. Die international vereinbarten Funken=
ſignale
8.O.S. (save dur souls) oder C.0.D. (come guick
danger), unter gleichzeitiger Angabe des Schiffsortes, veran=
laſſen
jedes Schiff, das in der Nähe iſt, Kurs zu ändern und mit
höchſter Geſchwindigkeit zur Unfallſtelle zu dampfen. Neuerdings
ſind durch die Funkenpeilapparate, mit deren Hilfe die Richtung,
aus der die drahtloſen Hilferufe kommen, genau feſtgeſtellt wer=
den
kann, weitere Sicherheitsmomente in die Seerettungsmaß=
nahmen
hineingekommen. Ueberhaupt muß die Funkentelegraphie
als das wichtigſte Mittel zur Herbeiſchaffung von Hilfe auf See
angeſprochen werden. In zahlreichen Fällen hat ſie der Beſatzung
des in Seenot befindlichen Schiffes das Leben gerettet. Ich er=
innere
an die Bergung faſt der geſamten an Bord befindlichen
Menſchen des im Atlantiſchen Ozean brennend angetroffenen
Dampfers Volturno durch die Beſatzung des Lloyddampfers
Großer Kurfürſt der ich ſelber mehrere Jahre hindurch ange=
hörte
. Die Verhältniſſe lagen hier ähnlich wie bei dem kürzlich
geſunkenen holländiſchen Dampfer Alkaid, deſſen Beſatzung von
dem Hapagdampfer Weſtfalia gerettet wurde. Hoher Seegang
verhinderte in beiden Fällen das ſofortige Zuwaſſerbringen der
Boote und es bedurfte eines großen ſeemänniſchen Geſchicks durch
Herranmanöverieren des eigenen Schiffes und der ganzen Tap=
ferkeit
der Bootsbeſatzungen, um dieſe gefährlichen Unternehmun=
gen
mit Erfolg durchzuführen.
Einen breiten und nicht minder wichtigen Raum nehmen
auch die Vorrichtungen zur Bekämpfung eines an Bord aus=
brechenden
Feuers ein. So können ſämtliche Laderäume, die
meiſtens die Brandherde ſind, durch ein ſinnreiches Berieſelungs=
ſyſtem
ſchnellſtens unter Waſſer geſetzt werden. Aber nach dem
Grundſatz: Vorbeugen iſt wichtiger als Heilen, unterſtellt man
beſonders die Laderäume einer häufigen, meiſt 4ſtündlichen
Kontrolle durch die ſogenannten Schnüffelventile, mit denen
man etwaigen verdächtigen Brandgeruch ſofort wahrnehmen
kann. Die Beſatzung eines modernen Ueberſeedampfers iſt zu=
dem
mit allen Einrichtungen für eine wirkſame Feuerbekämp=
fung
ausgerüſtet und durch häufige Uebungen an den Geräten
mit der Technik des Feuerlöſchweſens vertraut. Der 32 000 Ton=
nen
große Dampfer Columbus des Norddeutſchen Lloyd, das
zur Zeit größte Schiff der deutſchen Handelsflotte, hat ſogar eine
eigene Feuerrwehr an Bord. Dieſe Maßnahme erſcheint ver=
ſtändlich
, wenn wir hören, daß das Schiff mit ſeiner rund 1000

Mann ſtarken Beſatzung und mit über 2000 Paſſagieren tatzſäch=
lich
eine ſchwimmende Stadt repräſentiert.
Ganz beſonderen Gefahren iſt jedoch das in unſichtigem
Wetter fahrende Schiff ausgeſetzt, wie ja überhaupt der See=
mann
einen wirklich gefährlichen Feind kennt den Nebel. Ge=
ſpannteſte
Aufmerkſamkeit erfordert die Führung des Schiffes
in ſolcher Wetterlage in viel befahrenen Gewäſſern und in der
Nähe des Landes. Durch akuſtiſche Signale mit der Dampfpfeife
oder Sirene (auf Segelſchiffen mit dem Nebelhorn) werden be=
ſtimmte
internationale Zeichen gegeben, die dem entgegenkom=
menden
oder in gleicher Richtung fahrenden Schiff erkenntlich
machen, wo ungefähr, ſich der unſichtbare Gegner befindet. Aber
auch für den Nebel hat die wiſſenſchaftliche Technik ſeit Jahren
einen Axbarat erfunden, welcher der Seeſchiffahrt wertvolle
Dienſte leiſtet. Es ſind dies die Unterwaſſer=Schallſignalapparate.
Die vor den Küſten befindlichen Feuerſchiffe, deren genaue Lage ja
bekannt und in den Seekarten markiert iſt, geben bei Nebel mit
einer unter Waſſer angebrachten Glocke ganz beſtimmte Signale,
ſogenannte Kennungen‟. Das Schiff hat an jeder Bordwand
vorne unter Waſſer einen Empfangsapparat, der mit einer Mem=
brane
verſehen und, ähnlich wie beim Telephon, die Glocken=
zeichen
durch einen Leitungsdraht nach der Kommandobrücke
weitergibt, wo ſie in den Hörern wahrgenommen werden. Da
man durch Umſchalten genau feſtſtellen kann, in welcher Richtung
ſich das Feuerſchiff befindet, ſo kann danach der Schiffsort be=
ſtimmt
werden, was im Nebel von der allergrößten Bedeu=
tung
iſt.
Das Waſſer iſt bekanntlich ein hervorragender Schalleiter,
und die Glockenſignale werden bei ruhigem Wetter oft ſchon aus
ſehr großen Entfernungen gehört. (Nach eigenen Beobachtungen
auf Entfernungen bis zu 12 Seemeilen, d. h. etwa 20 Kilometer.)
Die bereits erwähnten Funkenpeilapparate haben in der neueren
Zeit die Unterwaſſer=Schallſignale zum Teil entbehrlich gemacht,
da man mit drahtloſer Hilfe durch Peilen mehrerer Sende=
ſtationen
an Land ſeinen Schiffsort genau beſtimmen kann.
Rechnen wir zu diefen großen beherrſchenden Sicherheitseinrich=
tungen
wie Schottenſchließapparat, Rettungsboote, drahtloſe Tele=
graphie
, Feuerlöſchweſen und Unterwaſſerſchallſignale nun noch
Schwimmgürtel und Korkweſten für jedes einzelne Lebeweſen
an Bord, ſo muß zugegeben werden, daß techniſch das zur Zeit
Menſchenmögliche geſchehen iſt, um Unglücksfälle auf See ent=
weder
ganz zu vermeiden oder ſie doch auf ein geringes Mindeſt=
maß
zu reduzieren. Tatſächlich paſſieren auch nach amtlicher
Statiſtik weniger Schiffs= als Eiſenbahnunglücke, gewiß ein hoher
Beweis für die abſolute Sicherheit des Verkehrs über See. Aber
das iſt noch nicht Alles! Hinzu muß kommen, und er kommt auf.
deutſchen Schiffen beſtimmt hinzu, der Geiſt jederzeitiger Hilfs=
bereitſchaft
, der dem Seemann von Anfang an als etwas Selbſt=
verſtändliches
anerzogen wird. Den Kameraden und den be=
drängten
Schiffen in Not beizuſtehen iſt ein ungeſchriebenes Ge=
ſetz
, das den Traditionen der ſeefahrenden Bevölkerung heilig
iſt und das unweigerlich befolgt wird, auch dann, wenn das
eigene Leben dabei auf dem Spiele ſteht. Die Treue des Her=
zens
unter blauem Seemannstuch iſt auch heute aufs Neue be=
wieſen
durch die heldenmütige Rettung der Beſatzungen des eng=
liſchen
Schiffes Lariſtan durch den Lloyddampfer Bremen
und derjenigen des holländiſchen Schiffes Alkaid durch den
Dampfer Weſtfalia der Hamburg=Amerika=Linie. Möge unſe=
ren
Seeleuten dieſer durch unerſchrockene Taten oft bewieſene
Sinn getreuer Opferbereitſchaft und vollendeter Manneszucht er=
halten
bleiben. Es ſind zwei der Hauptfaktoren, die Deutſchlands
Seeſchiffahrt in ſonnigen Friedenszeiten groß gemacht haben und
ſeiner Flagge zu der ungeſchwächten Achtung verhalfen, die ſie
in allen Häfen der Welt genoß. Auch heute können ſie unſerer
heranwachſenden Jugend ein urdeutſches Vorbild ſelbſtloſer
Pflichterfüllung im Dienſte des Ganzen ſein.
Seefahrt iſt not!

zu einem Eltern=Abend
der Liebigs=Oberreglſchule
auf Mittwoch, 13. d. Mts., abends 6
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Söhne aus der Grundſchule in die
höhere Schule ſchicken wollen.
Die Liebigs=Oberrealſchule nimmt
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nördlich davon wohnen, und diejenigen
von auswärts, die am Hauptbahnhof
ankommen.
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Ort sporen, wenn Sie z. B. schlechte Zündhölzer kaufen, statt die führende deutsche
Ouglitätsmarke Welt‟-Hölzer, deren Vorzüge Millionen von Hausfrauen be-
kannt
sind: Allerbestes Holz, schnelles Zünden, gutes Brennen, keine abfallenden
glühenden Köpfe, daher auch keine Brandstellen in Kleidern, Decken, Tep-
wichen
und dergl. und kein Nachglühen des Holzes nach dem Ausblasen!
Verlangen Sie in Ihrem Interesse nicht schlechthin Zündhölzer, sondern ausdrücklich
nur die guten imprägnierten Welt‟-Hölzer; jeder Lieferant, der Sie tadel-
los
bedienen will, führt sie.
Auflösung des letzten Welt‟-Holz-Rätsels: 8 ganze und 8 halbe
Welt-Hölzer sind so zu legen, daß sie O gleich große Quadrate ergeben.
Fünftes Welt‟-Holz-Rätsel.
Wie kann man mit achtsehn Welt‟-Hölzern sechs gleich große Vierecke ud ein
halb.,so großes, Dreieck bilden ?/ Auflösung in der nächsten Anzelge)
Zundholzverkaufsgesellschaft m. b. H., Cassel

[ ][  ][ ]

Reich und Ausland.

Und dennoch .. .!
Und dennoch . ! Das iſt das Wort der Geprüften, der vom Schick=
ſal
Heimgeſuchten, die trotz aller Fährniſſe, trotz aller Mühſal ihren
Willen nicht beugen laſſen.
Und dennoch! Das iſt das Wort der ruhigen feſten Ueberzeugung,
hinter der der ganze Gehalt unſeres wirkſamen arbeitsreichen Lebens
ſteht.
Wir wiſſen es alle: der Tiefſtand unſerer wirtſchaftlichen Lage iſt ſo
ungeheuer, daß jeder Einſpruch und jeder Einwand davor verſtummen
muß. Mit armen Kleidern ſtehen wir da unter den Völkern. Nur
unſer Wille iſt uns geblieben.
Und trotzdem will das deutſche Volk heute ſein Luftſchiff ſchaffen. Es
will das Geld aufbringen, um ſein Nationaleigentum, die Friedrichs=
hafener
Werft, nicht dem Verfall und dem Untergang zu üiberantworten.
Denn das deutſche Volk weiß, daß, wenn heute Opfermut und Hilfs=
bereitſchaft
aller Kreiſe verſagen, dieſe Werft in baldigſter Friſt ihre Tore
ſchließen muß. Das deutſche Volk ſpricht heute ſein Und dennoch !
Wir ſammeln alſo jetzt, um durch einen neuen Auftrag der Fried=
richshafener
Zeppelin=Werft neuem Lebensatem zu geben; wir ſammeln
dennoch jetzt, allen wirtſchaftlichen Mißlichkeiten zum Trotz, weil wir
nicht wiſſen können, was vor uns liegt und ob den ſchlechten Zeiten nicht
noch ſchlechtere folgen werden; wir ſammeln dennoch jetzt, um uns ſelbſt
und der Welt zu beweiſen, daß wir kein müdes, innerlich abgewirtſchaf=
tetes
Volk ſind; wir ſammeln dennoch jetzt, weil wir unſere Zukunfts=
aufgaben
vor den Anſprüchen des dumpfen und gierigen Tages ſchützen
wollen.
Der ganze Erfolg der Volksſpende iſt letzten Endes nichts anderes,
als eine Willensfrage an den Einzelnen. Denn wenn auch das Schickſal
dieſer Zeit noch ſo dunkel ſein mag: zur Verzweiflung haben wir kein
Recht!
Dr. Eckeners Aufruf von Vielen gehört, von Vielen begeiſtert
aufgenommen und von Vielen bereits zur Tat verwirklicht muß fort=
wirken
, bis wir das Ziel erreicht haben.
Und dieſes Ziel heißt: ein neues deutſches Luftſchiff, aus Volksmit=
teln
entſtanden; ein Wahrzeichen unſerer Arbeit, aus Armut und Ent=
behrungen
abgerungen; ein Wahrzeichen unſeres einmütigen Willens, der
im Dienſte an unſerem eigenſten Geſchick nicht erlahmen will und allen
Zweiflern ſein Und dennoch . . .!, zuruft.

* Frankfurter Wohnungsfürſorge.
S. Frankfurt a. M. Seit dem Jahre 1919 hat die Stadt
Frankfurt insgeſamt 4490 neue Wohnungen errichtet. Dieſe
Zahl wird im Jahre 1926 noch erheblich geſteigert werden, da neben der
kommunalen, auch die private Bautätigkeit wieder eingeſetzt hat. Der
größte Wohnungsblock, der von der Gemeinnützigen Aktiengeſellſchaft
für kleine Wohnungen errichtet wurde, iſt jetzt an der Hallgartenſtraße
bezugsfertig geworden. Der Block umfaßt 189 Wohnungen, davon 145
zu zwei Zimmern ohne Bad, 33 zu drei Zimmern mit Bad und 11 zu
vier Zimmern mit Bad. Für die Wohnungsinhaber ohne Badeein=
richtung
iſt ein ſtädtiſches Badehaus an der Hallgartenſtraße ge=
baut
worden. Neu iſt bei den Wohnungen vor allem die Zentral=
waſchküche
, in der eine Familienwäſche in wenigen Stunden ge=
waſchen
, getrocknet und gebügelt werden kann. Die Heizung der Woh=
nungen
erfolgt durch Zentralfernheizung, die im Badehaus
untergebracht iſt und die gleichzeitig für Warmwaſſer ſorgt. Um den
Mietern zu zeigen, wie ſie ſich ein gemütliches Heim ſchaffen können, iſt
in einem Hauſe eine Muſter=Zweizimmer=Wohnung mit Küche einge=
richtet
, ſo daß man von dieſem Häuſerblock mit Recht behaupten kann,
daß er vorbildlich und allen Anforderungen der Neuzeit entſprechend
eingerichtet iſt.
* Proteſt der Eiſenbahner.
S. Frankfurt a. M. Die Ortsgruppe Frankfurt des Einheits=
verbands
der Eiſenbahner Deutſchlands nahm in einer Verſammlung
gegen die Eiſenbahnbehörde Stellung. Nach mehrfachen Anſprachen
wurde eine Reſolution angenommen, in der darauf hingewieſen
wird, daß in den letzten Tagen die Direktionen Frankfurt und Kaſſel
die Entlaſſung von vielen Hunderr Beamten und Arbeitern mit
ſofortiger Wirkung angeordnet hätten. Außerdem ſei die Rückver=
ſetzung
von vielen Beamten in das Arbeiterverhältnis an=
geordnet
worden, unter Mißachtung der im Reichsbeamtengeſetz garan=
tierten
Rechte. Dieſem Vorgehen müſſe durch Aenderung der Reichs=
bahngeſetze
ein Ende bereitet werden. Die Gewerkſchaft ſei jedenfalls
entſchloſſen, mit allen zuläſſigen Mitteln gegen die Reichsbahngeſell=
ſchaft
anzukämpfen.
* Frankfurter Chronik.
S. Der Regierungspräſident in Wiesbaden hat für die Schul=
kinderſpeiſung
in Franhfurt einen Betrag von 100 000 Mark an=
gewieſen
. Das Schöffengericht verhandelte gegen den 36jährigen
Bademeiſter Heck, der an einem Mädchen unerlaubte Eingriffe vor=
genommen
hatte. Das Mädchen war an einer Bauchfellentzündung im
Krankenhaus geſtorben und der Angeklagte wurde wegen Abtrei=
bung
und fahrläſſiger Tötung zu zwei Jahren Zuchthaus und
fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Zwei Mitangeklagte, die nur die
Adreſſe des Angeklagten vermittelt hatten, erhielten je ſechs Wochen
Gefängnis und wurden bedingt begnadigt. Im April wird, wie das
hieſige mexikaniſche Konſulat mitteilt, eine Reihe führender mexika=
niſcher
Kaufleute nach Deutſchland kommen, die Frankfurt,
Darmſtadt und andere Städte beſuchen werden. Für die Handels=
welt
wird damit eine günſtige Gelegenheit zur Anknüpfung neuer Be=
ziehungen
gegeben ſein. Wie aus Wiesbaden berichtet wird,
wurde dort ein Straßenbahner wegen Beleidigung eines britiſchen Ser=
geanten
zu 20 Mark Geldſtrafe verurteilt, weil er dieſen in barſcher
und grober Weiſe aus dem Wagen gewieſen hatte. Das Militärgericht
wies in ſeiner Begründung darauf hin, daß ſich ein derartiger Fall in
Köln in ſieben Jahren nicht zugetragen habe.

Paßerleichterungen in Ausſicht.
H.E.P. Nach einer Mitteilung der ſeit 4. Februar in Wiesbaden
unter dem Titel The Cologne Poſt and Wiesbaden Times erſcheinen=
den
Zeitung der engliſchen Beſatzungsbehörde wird die im Mai d. J.
abzuhaltende Internationale Paß=Konferenz verſuchen, den Prozeß der
allmählichen Abſchaffung des Paßregimes in den verſchiedenen Staaten
zu beſchleunigen. Die Konferenz wird in erſter Linie darüber
beraten, welche Erleichterungen in dem beſtehenden Syſtem der Ausſtel=
lung
und des Viſums eines Paſſes von den Regierungen gewährt wer=
den
müßten. U. a. wird vorgeſchlagen werden, daß jeder Auslandspaß
zum mindeſten eine Gültigkeit von zwei Jahren, wenn möglich aber eine
ſolche von fünf Jahren für alle Länder erhält. Außerdem ſollen die
Koſten die Selbſtkoſten der einzelnen Staaten nicht über=
ſchreiten
. Aber noch draſtiſcher iſt die in zweiter Linie von dem
Komitee der Aufſtellung der Tagesordnung vorgeſchlagene Maßnahme,
die Eintritts= Austritts= und Durchreiſeviſa bei Wahrung vollſtändiger
Handlungsfreiheit der Polizeivorſchriften eines jeden Staaves in Zu=
kunft
fallen zu laſſen. Sollte dieſer Vorſchlag beine Annahme finden,
dann wird wemigſtens für das Eintrittsviſum die Erleichterung der
ſchriftlichen Einholung desſelben, wofür eine Gebühr von nicht höher als
4 Schilling engliſcher Währung zu erheben wäre, in Anregung gebracht
werden. Auch ſollen ſämtliche Viſa die Gültigkeitsdauer des Paſſes er=
halten
. Sollte auch nur ein Bruchteil der vorgeſchlagenen Erleichte=
rungen
Annahme finden, wäre damit dem internationalen Fremdenver=
kehr
eine große Wohltat erwieſen.

Von den Franzoſen zu Gefängnisſtrafen verurteilte deutſche
politiſche Gefangene werden auf das linke Rheinufer gebracht.
* Wiesbaden. Am Mittwoch vormittag wurden von deutſchen
Polizeibeamten aus dem hieſigen Gerichtsgefängnis 21 deutſche Ge=
fangene
, die von franzöſiſchen Gerichten zu mehrjährigen Gefängnis=
ſtrafen
verurteilt worden waren, nach dem hieſigen Bahnhof gebracht
und von da in einem Sammelwagen mit der Bahn nach Mainz ab=
geſchoben
. Unter ihnen befanden, ſich auch politiſche Gefangene
ſowie fünf Frauen. Unter den letzteren war ein 17jähriges Mädchen
aus der Weſtendſtraße hier, das ſeinerzeit von dem franzöſiſchen Kriegs=
gericht
zu drei Jahren Gefängwis verurteilt worden war, weil bei einer
Hausſuchung antimilitariſtiſche Flugblätter, die angeblich zur Vertei=
lung
an franzöſiſche Soldaten beſtimmt geweſen ſein ſollen, gefunden
worden waren. Das Mädchen, das ſchon 9 Monate der Strafe verbüßte,
ſoll ſich hartnäckig weigern, den Franzoſen die Genugtuung eines Gna=
dengeſuches
zu gönnen.
Um das Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges.
TU. Berlin. Zu den geſtrigen Beſprechungen über ein Ehren=
mal
für die im Weltkriege Gefallenen beim Reichspräſidenten iſt zu mel=
den
, daß zur Klärung dieſer Frage bereits vor längerer Zeit beim
Reichsrat ein beſonderer Ausſchuß gebildet worden iſt, dem u. a. der
Reichskunſtwart Dr. Redslob, der preußiſche, ſächſiſche und heſ=
ſiſche
Geſandte ſowie ein Vertreter des Hamburger Senats an=
gehören
. Geplant iſt die Schaffung eines Ehrenhaines im Herzen
Deutſchlands als Gedächtnisſtätte für die Gefallenen des Weltkrieges.
Innerhalb der Organiſation wird wahrſcheinlich eine großzügige Samm=
lung
für die geplante Gedächtnisſtätte eingeleitet werden, die die Schaf=
fung
erheblicher Mittel beanſpruchen dürfte. Wie wir hören, haben
bereits über 100 deutſche Städte den zuſtändigen Stellen den notwen=
digen
Grund und Boden und fmanzielle Zuſchüſſe, angeboten, jedoch iſt
eine Entſcheidung bisher noch nach keiner Richtung gefallen.
Eine Rieſenſpionage aufgedeckt.
TU. Berlin. Die Morgenblätter melden, daß in den letzten
Tagen in Cleve 1 2 Perſonen wegen des Verdachts, mit frem=
den
Agenten Verbindungen angeknüpft zu haben, feſtgenommen
worden ſind. Zehn von dieſen Perſonen wurden in Haft behalten. Wei=
tere
Verhaftungen ſollen bevorſtehen.
Furtwängler in New York.
New York. Furtwängler, der mit dem Philharmoniſchen Orche=
ſter
nach faſt einem Jahre wieder in New York gaſtierte, wurde hier
aufs herzlichſte aufgenommen. Das erſte Konzert, in welchem u. a.
Beethovens Ouvertüre zu Egmont Mozarts Kleine Nachtmuſik,
Brahms 4. Sinfonie und Wagners Meiſterſinger=Ouvertüre zur Vor=
führung
gelangten, wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, der be=
ſonders
ſtark nach der Brahmsſchen Sinfonie und am Schluſſe war.
Zum Schiffbruch des deutſchen Dampfers Apis.
Portland (Mainel): Der holländiſche Dampfer Driebergen
mit der aus 40 Mann beſtehenden Mannſchaft des deutſchen Dampfers
Apis an Bord, wird morgen früh hier erwartet. Der in Hamburg
beheimatete Dampfer Apis wurde durch den furchtbaren Sturm in
der vorigen Woche zertrümmert.

Die mondäne Frau

legt Wert auf Schein und gebraucht deshalb Puder und Schminke.
Die nicht mondäne Frau will nicht nur einen ſchönen Teint vor=
täuſchen
, ſondern ihn auch in Wirklichkeit haben, und verwendet
deshalb Kraſomehn. Dieſes neue Schönheitsmittel wird, mit
(IV. 2035
Milch verrührt, abends auf die Haut aufgetragen.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.

9. Tag der 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung vom
12. Februar fielen: 4 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 130 135,
143 974; 4 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 108 642, 198 967; 18 Ge=
winne
zu 2000 Mk. auf Nr. 12569, 61356, 80 584, 112798, 113 430,
148 435, 192379, 27 187, 218875; 22 Gewinne zu 1020 Mk. auf Nr.
12208, 52 180, 85 319, 86 889, 100 356, 142707 164 113, 166 406,
176 385, 178 186, 269 658; ferner 84 Gewinne zu 500 Mk. und 194 Ge=
winne
zu 300 Mk.
Nachmittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu 10000 Mk. auf Nr. 282 352; 4 Gewinne zu 5000 Mk.
auf Nr. 43 965, 112012;
winne zu 3000 Mk. auf Nr. 36 359
175 601, 188 168; 18 Gewinne zu 200 Mk. auf Nr. 7046, 49 802,
94 602, 106 830, 159 590, 188 412, 218 726, 279 919, 297 048; 20 Ge=
winne
zu 1000 Mk. auf Nr. 42715, 82719, 87817 168 231, 209 680,
213 539, 218 735, 219 032, 233 107, 249 542; ferner fielen 108 Gewinne
zu 500 Mk. und 222 Gewinne zu 300 Mk. Im Gewinnrad ver=
blieben
: 2 Prämien zu je 500 000 Mk., 2 Gewinne zu je 500 000
Mark, 2 zu je 75 000 Mk., 2 zu je 50 000 Mk., 6 zu je 2000 Mk., 32 zu
fe 10 000 Mk., 80 zu je 5000 Mk., 214 zu je 3000 Mk., 362 zu je 2000 Mk.,
768 zu je 1000 Mk., 2086 zu je 500 Mk., 4798 zu je 300 Mk.

Tageskalender für Sonntag, den 14. Februar 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 5 Uhr, Ende 10 Uhr,
L 13: Die Meiſterſinger von Nürnbera. Kleines Haus
vorm. 11½ Uhr, Ende 1 Uhr: Heitere Morgenveranſtaltung; Paula
Kapper, Guſtav Deharde. Abends 7½ Uhr, Ende 9¾ Uhr, Zuſatz=
miete
II (6): Der Glückspilz. Orpheum abends 8 Uhr:
Große karnevaliſtiſche Extra=Vorſtellung. Mathildenhöh=
ſaal
, abends 7.11 Uhr: Frohſinm=Maskenball. Reichshof:
Rheiniſcher Karneval. Hotel Prinz Karl, in ſämtl. Räumen:
Karneval. Metzgerklub Brüderſchaft abnds 6.11 Uhr,
im Rummelbräu: Großer Kappenabend mit Tanzbeluſtigung.
Heſſ. Odenwald=Verein, abends 7.11 Uhr, im Perkeo:
Maskenball. Reſtaurant Sitte: Konzert. Kaffee=
haus
,Zur Oper, nachm. 4 Uhr: Karneval=Konzert mit Tanz.
Turhalle Woogsplatz, abends 7.11 Uhr: Dritter Rhei=
niſcher
Abend mit Ball. Rheingauer Weinſtube: Ein
Abend am Rhein. Hotel=Reſt. Alte Poſt: Unterhal=
tungsmuſik
, Spaniſche Bodega: Konzert mit Tanz.
Bürgerhof, nachm. 4 Uhr: Großes Tanzvergnügen. Sport=
Café=Reſt. Großer Faſtnachts=Rummel. Schloß=Café:
Großes Karnevals=Konzert. Bockshaut: Konzert. Hotel
u. Reſt. Schmitz: St. Benno=Bier=Feſt. Ludwigshöhe
nachm. ¼4 Uhr: Konzert. Frankfurter Hof: Großes
Faſtnachts=Konzert. Zur Reichskrone Mühlſtr 5: Großer
Faſtnachtsrummel. Kameradſchaftl. Freundſchafts=
bund
, in der Ludwigshalle, Obergaſſe: Maskenball. V. H. C.:
2. Wanderung, Ziel: Malchen, Zuſammenkunft: Ecke Ludwigshöh= u.
Landskronſtraße. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Verſteigerungskalender für Montag, den 15. Februar 1926.
Verſteigerung von acht ausgemuſterten Landes=
geſtütsbeſchälern
, zwiſchen 9 u. 14 Jahren alt, vorm. 11 Uhr,
auf dem Hofe des Marſtallgebäudes, Mathildenplatz 17 Brenn=
holzverſteigerung
, vorm. 9 Uhr, in der Turnhalle am Woogs=
platz
. Verſteigerung mehrerer Holzbearbeitungsma=
ſchinen
, nachm. 2 Uhr, Holzhofallee 11.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Montag, den 15. Februar 1926,
(Nach der Wetterlage vom 13. Februar 1926.)
Wolkig, tagsüber milde, bei wechſelnder Luftſtrömung nur verein=
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
zelte Niederſchläge.

Sport, Spiel und Turnen.
Handball.

Deutſche Turnerſchaft. Main=Rhein=Gau.
Bis auf einige rückſtändige Spiele haben die Kämpfe um die Meiſter=
ſchaft
ihr Ende erreicht und nach deren Erledigung erfolgt die Veröffent=
lichung
der Tabellen. Am Sonntag tritt Neu=Iſenburg in Seeheim
an. Bei der Gleichwertigkeit der Gegner kann der Sieg nach der einen
oder anderen Seite fallen. Groß=Gerau ſpielt in Egelsbach und muß
mindeftens ein Unentſchieden erzielen, um 1. Sieger der B=Klaſſe zu
werden. Mit dem 21. Februar ſetzen die Spiele um den Wanderpreis
in der Turner= und Jugendklaſſe ein, wozu zahlreiche Meldungen er=
gangen
ſind. Zum Freundſchaftsſpiel begibt ſich die Pfungſtädter
Meiſtermannſchaft nach Eberſtadt und man darf auf das Abſchneiden des
A=Meiſters Eberſtadt geſpannt ſein. Dieſer vollbrachte die Leiſtung, im
vorigen Jahre die B=Meiſterſchaft zu erringen, ſpielte in dieſem Jahre
A=Klaſſe, wurde Meiſter und rückte nun in die Meiſterklaſſe auf. Pfung=
ſtadt
wird ſich in acht nehmen müſſen vor dem vorbildlichen Siegeswillen
der Eberſtädter. Das Spiel beginnt um 1,30 Uhr in Eberſtadt.

Fußball.

Spielvereinigung 1921 Darmſtabt.
Im fälligen Rückſpiel empfängt heute nachmittag ½3 Uhr die erſte
Mannſchaft der Spielvexeinigung auf ihrem Platze an der Windmühle‟
einen weiteren Vertreter des Frankfurter Bezirks, und zwar die 1. Elf
der Freien Turner Neu=Iſenburg. Schon öfters ſtanden ſich
Darmſtadt und Iſenburg gegenüber, ſei es im Verbands= oder Privat=
ſpiel
. Das letzte Spiel konnte Darmſtadt in Iſenburg bei ca. 20 Zenti=
meter
Schnee für ſich mit 4:3 entſcheiden. Bei dem morgigen Treffen
wird wohl Iſenburg alles daranſetzen, um dieſe Scharte auszumerzen,
andererſeits wird aber auch Darmſtadt beſtrebt ſein, ſeinen Sieg auf
eigenem Platze zu wiederholen. Da beide Mannſchaften in ihren derzeit
ſtärkſten Aufſtellungen antreten, iſt ein ſpannendes Spiel zu erwarten.
Vorher ſtehen ſich die 2. Mannſchaften beider Vereine gegenüber.
F. C. Union 1918 e. V.
Zum letzten Verbandsſpiel dieſer Saiſon muß die Ligamannſchaft
heute den Weg nach Lorſch antreten. Der Antrag der Union, das Spiel
um 8 Tage zu verlegen, da 6 Spieler verletzt ſind, wurde abgelehnt. Die
Mannſchaft muß deshalb mit reichlichem Erſatz antreten. Die 2. Elf iſt=
ſpielfrei
, da der Gegner abſagte. Die 2. Jugend trägt 1,30 Uhr auf der
Rennbahn ein Jugendverbandsſpiel gegen Haſſia=Dieburg aus. Gutes
Gelingen unſeren Jungens!


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Sonntag, 14. Febr. 8.309.30: Morgenfeier. X 121: Hausorchester:
Karnevalmusik. 1. Zulehne: Mainzer Narhalla-Marsch. 2. Kollo:
Schlag auf Schlag! Potp. 3. Robrecht: Opern-Foxtrott. 4. Kalman:
Potp. Die Faschingsfee‟ 5. Suppé: Teufelsmarsch. 6. Lindemann:
Hier Schlager! Wer dort? Potp. X 45: Jugendstunde, X 5.119:1:
Übertragung aus Mainz: Fremdensitzung des Mainzer Karneral-Vereins.
X 9.11: Alois Resni singt Wiener Lieder. Anschließend bis 12: Uber-
tragung
aus Berlin: Tanzmusik.

Stuttgart.

Sonntag, 14. Febr. 11.30: Kapelle d. Schutzpolizei: Per aspera ad
astra (Urbach); Ouv. Flotte Burschen (Suppé); Fant. Madame Butter-
fly
(Puccini); An der schönen blauen Donau (Strauß); Einl. u. Chor
1. Carmen (Bizet); Armeemarsch (Piefke). X 2: Schallplattenkonzert.
X 3: Dichterstunde: Christian Schmitt. X 4: Konzert. Mitw.: Else Klee-
mann
(Sopr.), H. Grotz (Beriton), K. Heß (Cello), Rundfunkorch. X 6.30:
Dr. Schütze: 50 Jahre Telephon. X 7: H. Hauri: Erinnerungen und Er-
ebnisse
von meines Brasilienreise. X 7.30: M. Lang: Die Früh-
sestorbenen
der deutschen Dichtung. + 8: Bunter Abend. Mitw.: Lotte
Jünch, Lotte Kayser, Hilde Binder, F. Remio, H. Werder, M. Heve,
Nundfunkorch, Carmenmarsch (Fetras); Dorfschwalben aus Oesterreich
Strauß); Arie d. Rosine a. Barbier von Sevilla‟ (Rossini); Grals-
zäblung
a. Lolengrin (Wagner); Ouv. Das goldene Kreuz‟ (Brüll);
Mett a. Aida‟ (Verdi); Aus den Madonnenliedern (4. de Nora); Fant.
Traviata‟ (Verdi); Arie d. Margaretle a. Margarethe‟ (Gounod); 4rie
VVilhelm Meister a. Mignon‟ (Thomas); Großmütterchen (Langer);
Iab ein blaues Himmelbett (Léhar); Ein bißchen Liebe Leopoldi);
Vogerl Hiegst in d Welt hinaus (Hornig); Paraphrase über Verlassen
Din i‟ (Koschat-Esterl). Carnevale. Lustspiel von Max Hege. Melodien
a. Gräfin Mariza‟ (Kalman); Das war in Heidelberg (Krome); Was
kauf ich mir für deine Liebe (Kollo); Das macht die Liebe so ganz
allein (Lorenz); Sächsische: Gemütliches (Mlax Heve); Zapfenstreich
und Gebet (Sarow).

Ber lin.

Sonntag, 14. Febr. 9: Morgenfeier. X 11.30: Konzert (auch Welle
1300). Pabiani: Venezia-Marsch; Rovle: Spau. Walzer (Bandonion-
Streichorch). Serafinf: Frühlings-Romanze (Gebbert. Posauge).
Doppler: Ung. FAt. (Lichtenstein, Flöte). Flotow: Our, zu Martha‟.
Siede: Walzer-Intermezzo. Sabathil: Mein Lied (Gebbert).
Lovreglio: Rigoletto-Fant. Bukowski: Paraphrasc zu Sah ein Knab‟
ein Röslein stehn‟ Kockert: Mit leichtem Schritt, Marsch. X 1.10:
Stunde der Lebenden. Einl. Worte (R. Kastner). P. Hindemith: Sonate
für Viol. und Klav. Jarnach: Romanza; Sonate, op. 9 (St. Frenkel,
Viol.; Ph. Jarnach, Klav.), X 2.20: Schachfunk. X 3: Prof. Düringen:
Hühnerzucht in der Stadt und auf dem Lande‟. X 3.30: Funkheingel-
mann
: Holper, Srolper, Pürzelchen‟ X 4.30: Zur Unterhaltung. Waldau-
Catalong; Rothstein: Sie saßen und tranken (Kobert Koppel). Lehär:
Walzer aus Paganini; Holländer: Märchen und Träume (Trene Ambrus,
Sopran). Chopin-Sarasate: Nocturue; Hubay: Zephir (v. Sxpanowsky.
Violine) Nicholls: Bouquet; Katscher: In Sievering; Straus: Müde
(Koppel). Th. Fontane: Effie Briests Wiedersehen mit ihrem Kinde:
Denkst du versohwundener Tage; Lord Athol; Corinnas Plauderstunde
mit Frau Schmolke (Edith Hernstadt, Rezit.) KAlmän: Mein lieber
Schatz. aus Marizza‟; Oszkär: Ung. Lied (Irene Ambrus). Aulin:
Wiegeniied. Hubav: Heire Kati. Dauber: Blond muß mein Hädel
sein; Rothstein: Nachtwandler; Strauß: Donnerwetterl (Koppel). X 6.45:
Oberstleutnant Lucanus: Unsers Zimmervögel‟ + 7.15: Personea-
verzeichnis
und Inkaltsangabe zur Ubertr, aus der Staatsoper X 7.30
(auch Welle 1300): Zar und Zimmermann Kom. Oper von Lortzing.
Ort: Saardam in Holland. Zeit: 1698. X 10.30: Bapées Jazz-Sinfoniker.

Gottesdienſtliche Nachricht.
Evangeliſche Gemeinde Roßdorf: Sonntag, den 14. Febr., vorm.
10 Uhr: Gottesdienſt. Um 11 Uhr: Chriſtenlehre. Abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. Montag, den 15, Febr., abends 8 Uhr: Frauenverein,
Mittwoch, den 17. Febr., abends 8 Uhr: Jugendbund Wartburg,
Donnerstag, den 18. Febr., abends 8 Uhr: Jungmädchenverein,
Freitag, den 19. Febr., abends 8 Uhr: Kirchengeſangverein.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve

Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

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halbe 6.50 Mk. Nicht=
gef
. nehme zurück.
Frau Rektor Feindt
E Söhne, Imkerei u=
Honigverſand, Heme‟
lingen 81 (Kann).
(TV. 2118)

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Waldſtr 2
ſehr gut. u Preissvert.
Mittag-
u
. Abendtisch-

[ ][  ][ ]

70
anch.

Eheprobleme im modernen Roman
Von Dr. Ella Menſch.
TV.
Die Künſtlerehe! In dieſem Begriff verſchlingen ſich
ſo viele Vorſtellungen, verdichten ſich ſo viele Bilder menſchlicher
Schichſalsläufe, daß der Romanſtoff ſich kaum je erſchöpft, ihm
vielmehr aus jeder Zeitwende neue Probleme und Motive zu=
wachſen
. Das Drama hat ſich nicht ſo häufig mit der Künſtler=
ehe
beſchäftigt wie Roman und Erzählung, weil das Thema
mehr für breites epiſches Ausſpinnen ſich eignet als für den
eng geſpannten Rahmen des Theaterſtücks.
Bei der Künſtlerehe denkt man nun entweder an einen
Bund, in dem beide Teile dem Künſtlerberuf obliegen dann
häuft ſich der Konfliktſtoff in den meiſten Fällen oder an eine
Ehe, in der der eine Teil als Mime, Dichter, Muſiker, Maler
oder Bildhauer eine ideale Welt neben der alltäglichen ins Leben
zu rufen bemüht iſt. Die Frau an ſeiner Seite hat es ſich wun=
dervoll
gedacht, von ihm auf ſeiner Wanderung zur Höhe mit=
genommen
zu werden, ihn anzuregen, zu fördern. Zuweilen
gelingt es ihr, zuweilen erweiſt ſie ſich als Hemmſchuh, mit=
unter
auch wird ſie durch den kraſſen Künſtleregoismus des
Mannes verbraucht, den es nach immer neuen Anregung und
Erlebniſſen erotiſcher Art gelüſtet.
Von all dieſen Möglichkeiten handelt der Roman von Marie
Luiſe Becker Kinder des Genie s (Verlag: Dresden,
Carl Reißner). Der berühmte Dichter Joachim Heinemann iſt
in ſeinem Hauſe der Mittelpunkt, um den ſich alles dreht. Eine
eigene Exiſtenz gibt es neben ihm nicht. Ganz in ihm aufzu=
jede
Störung nach Möglichkeit aus dem Wege räumt, einfach
Lebensgeſetz. Auch die Söhne Heinrich und Jogchim werden
ſozuſagen verpflichtet, Welt und Menſchen mit den väterlichen
Augen anzuſchauen, obſchon in dem jüngeren die gefährliche und
bald ſich durchſetzende Neigung, in der Kunſt eigene Wege zu
wandern, ſich fühlbar macht. Und da iſt vor allem die Tochter
Gudrun, die mit ihrem ſtolzen, feierlichen, ſieghaften Jungmäd=
chentum
ihre ſchönheitsdürſtige Seele ganz und gar in den Dienſt
der bäterlichen Ideale ſtellt und noch vor ihnen kniet, als dieſe
ihren Zauber für, die großen Menge zu verlieren beginnen.
Gonz leicht gemacht wird ihr dieſer Opferdienſt nicht. Ihre
Bewunderung iſt mit vorſchreitender Reife nicht mehr kritiklos,
und als eines Tages über den alternden Dichter jener gefährliche
Kartenhaus umgeblaſen hat und Joachim Heinemann drauf und
dron iſt, ſein geduldiges kleines Frauchen um einer bizarren
eitelt eine große Torheit des Vaters. Auch in Gudrun fließt
das Künſtlerblut der ewigen Sehnſucht. Aber am eigenen Leive
Lebensgefährtin ſein zu wollen, denn zum flüchtigen Spielzeug umwirbt, ſondern immer ſie den Mann.
üibt ſie ſich nicht her. Aber das Herz des Jugendfreundes, das
ie in keuſcher heißer Liebe begehrt hatte, auf den ſie warten will
nit all der geduldigen Zärtlichkeit des liebenden Weibes, Karl
Nordmann, der Bildhauer, vergißt ſie ſehr raſch in Paris, in
em ſkrupelloſen Atelierleben. Die Stimme ſeiner Schweſter,
iner extremen Frauenrechtlerin, dringt warnend zu Gudrun:
ſein Modell ſeine Muſe. Liebe iſt ſchön, aber Verlo=
edoch
weit beſſer die Worte eines alten erfahrenen Oheims:
Seelenſtärke, größere Güte und Aufopferung als zu einer freien 7
ut, daß ſie da ſind, denn glaube mir, die große Entſagung 1

Unerfüllbar
Von Franz Adolf.
Ja, wos is denn jetzt heut mit m Herrn Expeditor? Daß
r gar net kinmnt! jammerte die dicke Reſi beim Thomasbräu.
I woaß gar nimmer, wia i eahnn ſei Haxn aufhebn foll! Jetz
2 ſcho glei ſiebene und die Spoißkartn is ſchon a ganze Stund
ergußt!
No, no, ſage ich beſchwichtigend, der Herr Expeditor wird
on noch konmen. Vielleicht daß er eine Konferenz hat!
a geltns, ſagt die Reſi, dös kan ſcho ſei! Wiſſens, dös
2 oaſach ſcheißli mit Lem neien Miniſter! Was der Poſt=
eamtn
ſchindt! Alleweil hams Konferenzen! und was der
Ues möcht! Freindli ſollns ſei am Schalter mit dene Gſchertn!
IE ob der Herr Expeditor net ſelba wüßt, wie er mit die gſcher=
en
Leut umgehn mutaß!
Sa, Reſi, ſage ich, da haſt Recht! Der Herr Reſchreiter
2eiß, wie er mit die Gſcherten umgehen muß. Bloß daß er
ranchmal auch die Stadtleut mit die Gſcherten verwechſelt!
Ahl. Gengas weiter!. Sagns mir nur nir übern Herrn E=
Oditor Reſchreiter! Dös is ſo a gugta Mo!. Auf den laß i ſcho
lei gar nir humma!
nd wiſſens, fügt die Reſi biſſig hinzu, die Stadtleut ſan
alt manchmal a recht gſchert, dös ſieht ma ſcho an Eahna!
Dank ſchö, Reſi!. Für die gute Meinigung und indem ich ja
hon ganz und gar nir über den Herrn Reſchreiter geſagt hab!
ſoer, da kommt er ja ſelber!, Serpus, Herr Expeditor!. Heut
abns aber lang Dienſt gmacht!
Himmelſakra!!!
Vie hitte!?
a, wiſſens Herr Doltor, da Herr Miniſter
Aha! Der
Miniſter
a ſegns, ſagt Reſchreiter und fetzt ſich breit auf ſeinen
Laommplatz, heut war wieder a Tag! Reſi, bring mir mei

tand de Seai
Doß Anti eini, log Menſch hatn gſesn!. Auf gamal
mitten unter die Leut vorm Schalter!
n2 Nah grad zſammagrechnet, weil i ſcho ſo an Mordsdurſcht
Hoßt hab und mir denkt hab, daß i nachn glei Schluß machen
Eann- Dr kimmt ſo an alte Schartelen mit am Telegramm, und
ppſt
Fenſter, grab derweil
T, die
Cſich, slos
Sehs, Der Lotor, dös mein i halt al Alfo, i ſchmeiß dis
SHoialerienſer auf undraunz die Alte an: No, wobrennts denns=

Schon für die Schule iſt es eine dankbare
Aufgabe, auf die Feſtigung des Gefühls, daß
wir alle Deutſche ſind, hinzuwirken.
Bismarck.
und Reſignation die das andere bedingt, iſt nicht jedem gegeben, wird der Platz bezeichnet, wo die hohe Geiſtlichkeit Aufſtellung
bin kein Künſtler und der Flug meiner Gedanken ſchulte und roter Teppich auf dem weißen Schnee.
bändigte die Philoſophie, aber, wenn dieſe ſchöne Seele mit ihrer
hingebenden Liebe einem Künſtler gefolgt wäre ſie hätte ufern. Es kommen Abteilungen der Garderegimenter zu Pferde
ihre Liebe tauſendmal kreuzigen müſſen.
keit: ſie will keine Künſtlerfrau werden jetzt nicht mehr
dem gewaltigen raſtloſen Tempo der Lebensführung, in das ſie froher wird das Bild auf dem Eiſe des Newaſtromes. Ein fell=
von
neuem den Sturm und den Schiffbruch.
gehen iſt für ſeine zweite beſcheidene kleine Frau Lore, die ihm gabe die Phantaſie unterſtützt, im algemeinen auch nicht aus= die Weite mit Glanz und Licht. Jetzt beginnen die Glocken der
für den Leſer die Blumen der Verheißung auf.
kann auch die abſorbierende Arbeit als ſolche ſein, der ſich
Mann der Wiſſenſchaft es oft hart zu ſpüren, wenn er über ſeiner
Forſchertätigkeit die Anforderungen vergißt, die eine junge Frau
an Lebensgenuß und Geſelligkeit zu ſtellen ſich berechtigt glaubt.
Der Erzähler, der einen ſolchen Fall zu ſchildern unternimmt,
kann ihn auch von der heiteren Seite ſehen und ihm launige Geiſtlichkeit ſtellt ſich im Viereck des reſervierten Platzes auf
ſohannistrieb kommt, der ſchon manche glückliche Ehe wie ein dem ſehnſüchtigen Herzen, in der ein junger adliger dervollen Akkorden ſchwehen zum blauen Himmel hinauf.
Privatdozent, der im Schweiße ſeiner Denkerſtirn ausgiebiges
Kolette willen aufzugeben, ſtellt ſie ſich ſchützend vor die ſchüchterne ſchleppt und bei dieſer zeitraubenden Tätigkeit ſeinem hübſchen ſtes Oberhaupt der Kirche weiht und ſegnet die gefüllte Schale.
Stiefmätter, die für ſich ſelbſt nicht einzutreten vermag und ver= Frauchen, das ſich ihn auf recht romantiſche Weiſe im Engliſchen Fanatiſche Kirchengläubige drängen ſich heran, um ihre kleinen
Garken zu München erobert hat, immer ferner rückt. Die ulkige
dat ſie es erfahren müſſen, was es auf ſich hat, einem Künſtler, Behauptung Bernhard Shaws, daß niemals der Mann die Frau um ſich ſo, Chriſto gleich, wiedertaufen zu laſſen. Der Kaiſer
Das Feſi der Waſſerweihe
Bleib bloß nicht hier ſitzen und verſaure. Werde ſeine Geliebte über den weiten Newa=Uffern, Uebergißt den bläulich ſchimmern= ſam, ſein Geſicht iſt totenbleich. Langſam, ganz langſam geht
den Schnee, der die prächtige Zarenſtadt ganz und gar eingehüllt er auf dem blutroten Teppich den Weg zum Winterpalais zurück.
ung entſetzlich. Zu dem ſtolzen Charakter Gudruns paſſen hat, mit einem zauberhaſten Noſeuglanz. In ſchwere Eismaſſen Das war am 6. Januar 1905. Unaufgeklärt blieb das grauſige
gebändigt, liegt der majeſtätiſche Strom da. Auf der rechten Geſchehen. War es ein Verſehen? War es ein Zufall, daß der
Freie Liebe, das fagt ſich ſo leicht, und will doch durchgelebt. Qugiſeite ragt der ſchlanke Turm der Peter=Pauls=Kirche in den Schuß nicht den Kaiſer, der mitten auf der Nebza ſtand, traf, ſon=
ein
mit aller Qual des Daſeins. Zu nichts gehören größere hellen Morgenhinmel. Die düſteren Mauern der Peter=Pauls= dern in die Mauern des ſtolzen Schloſſes fuhr?
Feſtung, die in ihrem Innern ſo viel grauſige Geheimniſſe ber=
Liebe. Die Geſetze der Ehe ſind da für alle und es iſt gen, heben ſich drohend über den flachen Uferrand. Das Winter= weihe vor dem Winterpalais beigewohnt
balais in ſeiner geſchloſſenen Bauart liegt in vornehmer Nuhe

Uch bütte, vin oiliges Tölſigramm! ſagts ganz auf Hoch=
deitſch
!
So, ſag i, woaus denn?
Nach Tientſin, ſagts!
Ah, da chaug her, ſag i, zu die Chineſerer! Ja, wiſſens, dös
geht mit m Kabel: dös geht nöt ſo gſchwind, da müſſens ſcho
no a wengerl warten! und ſchmeiß mei Fenſterl, wieder zua.
Wiſſens, Herr Doktor, dös kan i ſo ſcho verkraften, bal die alten
Schatulln a ſo aufdrahn und dann, Herr Doktor, wer werd denn
a auf der Goethepoſt a Telegranum nach Tientſin aufgebn!!
Neiu, da haben Sie wieder Recht, Herr Expeditor; die Leut
um die Goethepoſt herum bleiben ſonſt mehr in der Näh!
No alfo! Alſo, i rechn wieber weiter, auf oamal hör i vorm
Schalter oan reden; die Stimm is wa ſcho bekannt vorkemma,
aber i hab no net gwußt, wo i eahm hintun muaß.
Geſtatten Sie, gnädige Frau, daß ich Ihnen behilflich bin.
Ich werde mit dern Beamten, reden! Und ſcho, klopft er wia
narriſch ans Fenſter. J tug, als wenn i nir hör und rechn
weiter! Da klopft er wieder und ſchreit: Ich bittte ſehrrr, ein
eilliges Tellegrammmn!
No, denk i mir, den muaß i mir jetzt do anſchaugn! und machs
Fenſterl auf. Waß wollns denns ſag i.
Befördern Sie ſofort dieſe dringende Depeſche, ſchnauzt er
mi an.
Oho, ſag i, moanens leicht, weil ’s Sie ſan, arbeitets
Kabel ſchneller?
Doch wohl, ſagte er ich rate Ihnen, das Telegramm
ſofort zu erledigen. Nach Dienſtſchluß ſprechen wir weiter. Ich
bin der Verkehrsminiſter!!!=
Exzellenz!! Entſchuldigens
Bitte, ſagt er ſcharf, tun Sie Ihre Pflicht!
J woaß net, wie s kommen is, aber auf oamal hab i die
ch Tientſin ausm Nopf gwußt und oans, zwoa, drei, war
13s Telegramnz erledi
Ich hütte föhr, ſas i zu der alten Schatulln, die mir an
Zranz ger hinſchiebt, auf hochdeitſch, zöhn Mark und ſöchzig
Pfönnis
Das Kabel kann ſcheinis auch ſchneller arbeiten, ſagt der
Miniſter grimzmig.
Sollenz, fa3 i, kommt nur drauf an, wer Lavor
Darüber reden wir noch, ſagt er ſcharf.
Da wird der Alte a no frech und ſagt biſſig: Ich danke
ſchön, Herr Expeditor, für die gütige, prompte Erledigung, und
dann zum Miniſter: Exzöllönz, üch hün Uehnen zu unöndlichem
Dan=
is au=3wackelt wig an alte Stagts=
kazoff

No, und nachas
Was war denn nachher, Herr Expeditor??

Oda. Der glitzernde Schnee bildet einen faſt märchenhaften Gegen=
ſatz
zu den roſenroten Mauern des ſtolzen Gebäudes, das nur
noch ſelten die kaiſerliche Familie beherbergt. Heute weht die
Kaiſerſtandarte im leiſen Morgenwinde. Kaiſer Nikolaus II.
und ſeine Familie ſind in Petersburg, alter heiliger Tradition
gemäß wird der Kaiſer der Waſſerweihe beiwohnen, die punkt
12 Uhr mittags auf der Newa zur Erinnerung an Chriſti
Taufe im Jordan ſtattfindet. Und ſchon beginnt ein geſchäftiges
Soooooooooooooooooooooooooooooooooo8 Leben auf dem eisgedeckten Fluß. In weitem Viereck werden
rot= und goldumwundene Pfähle eingerammt. Durch dieſelben
und manch eine, die hinausflog ins Weite mit den großen nehmen ſoll. Ein mehrere Meter breites Loch iſt ins Eis gehackt,
Sentenzen, wäre froh, wie alle im Käfig ſitzen. Ja, meine um das kalte Newawaſſer ſchöpfen zu können. Von der großen
zarte holde Henriette hat es gewagt und nicht bereut aber ich Paradetreppe des Schloſſes bis an dieſe Stelle liegt ein ſcharlach=
Allmählich ſammeln ſich zahlreiche Zuſchauer an den Fluß=
und zu Fuß. Die ſilbernen Küraſſe glänzen und blinken, die
Eins ſagt Gudrun ſich immer wieder, ſagt es ſich mit Bitter= weißen Federbüſche wehen kühn. Die Leibkoſaken des Kaiſers
mit der Papacha keck aufs Ohr gedrückt, reiten langſam heran.
ſie will dieſen Kampf um Anerkennung, dieſe Angſt um ſeine. Die Leibtſcherkeſſen mit den langen, dunklen, ſilberverſchnürten
Treue nicht mehr. Sie hatte genug von all den großen Sen= Röcken, mit den ſchön geſchnittenen Geſichtern, blicken kühl= ber=
ſationen
, die die Genies in das Leben der anderen ſäen und von ächtlich auf die gaffende Menge. Immer bunter, immer farben=
ihre
Umgebung mit ſich fortreißen. Lieber die Einſamkeit, als geſchmückter Schlitten nach dem anderen ſauſt heran. Hohe Wür=
denträger
entſteigen den Gefährten. Mitglieder des heiligen
Aber ihre Beſtimmung iſt es doch, dem Jugendfreund, der Synods, des Reichsrats und des Senats. Alle tragen gold=
als
geläuterter und gefeſtigterer Menſch zu ihr zurückfidet, als geſtickte Gala=Uniformen, den Dreimaſter auf dem Kopf. Nun
Gattin in ſein Künſtlerheim zu folgen. Eigentlich war das Ganze, hat die funkelnde Januarſonne ihren Höhepunkt erreicht. Aus
auf die Tragik des unwiderruflichen Auseinandergehens an= dem lichtblauen Himmel ſchießen ihre Strahlenpfeile auf die Erde
gelegt, dem die geiſtvolle Verfaſſerin, bei der ſtarke Beobachtungs= herab, prallen von der weißen Schneedecke zurück und erfüllen
weicht, aber in den Kindern des Genies blühen am Schluß nahen Iſakskathedrale zu läuten und alle Glocken der unzähligen
Kirchen der Hauptſtadt fallen jubelnd ein. Da öffnen ſich die
Es braucht keineswegs immer das Künſtlertemperament, es Pforten des Winterpalais! Die Geiſtlichkeit erſcheint in ihren
von Gold und Edelſteinen ſtrotzenden Gewändern in all dieſer
die Ehefrau ſchlechter anzupaſſen vermag. So bekommt auch der ſtrahlenden Helle des leuchtenden Wintertages erſchrickt das
Auge faſt vor ſo viel Pracht. Es folgen die Hofbeamten in langer
Reihe. Dann der Kaiſer in der Uniform ſeines Leibgarderegi=
ments
mit den Großfürſten, Adjutanten und anderen Hofchargen.
Der ganze prächtige Zug begibt ſich auf den Fluß hinaus. Die
Situationen abgewinnen. Das geſchieht z. B. in der flott hin= der Kaiſer in ihrer Mitte. Dann intonieren die Kirchenſänger
geworfenen Erzählung von H. Wagner Die Frau mit einen alten, ſlawiſchen Pſalm. Wundervolle Stimmen in wun=
Der Metropolit von Petersburg ergreift das goldene Gefäß,
Material über den ſtark vergilbten Odendichter Uz herbei= das mit dem Waſſer der Neva gefüllt iſt, und der Kaiſer als höch=
Kinder mit dieſem Waſſer des Heils taufen zu läſſen; ja es kommt
Weiſe, in der dieſe Ehe zuſtande gekommen 4½, rechtfertigt die ſogar vor, daß Erwachſene in die ausgehackte Eisſtelle ſpringen,
ſteht ernſt und gelaſſen da. Die Geiſtlichkeit bekreuzigt ſich, die
Sänger intonieren einen Lobgeſang und von der Peter= Pauls=
feſtung
herüber erſchallen die Salutſchüſſe.
Herr Gott aber was iſt das? Sie haben ja ſcharf geladen,
(Eine Erinnerung an ein Dreikönigsfeſt aus der Zarenzeit) der letzte Schuß führt mit lautem Krach in die Mauern des Win=
terpalais
: Scheiben klirren und ſplittern, ein wilder Aufſchrei
Ein klierkalter Wintertag. Feuerrot erhebt ſich die Sonne aus tauſenden von Menſchenkehlen. Der Kaiſer wendet ſich lang=
Seit dem Tage hat der ruſſiſche Kaiſer nie mehr der Waſſer=
M. Stokkebye.
Euaehenn
ſriſchen Maß, die ihm die Reſi eben kredenzt, i moa, Herr Dok=
ter
, dös könnens Eahna ſelber zſammadividieren, was nachher
war!
Unerhörte Brüskierung des Publikums! Blamage vor der
Reichspoſt! Flegelhafte Benehmigung! Und no mehral Und
daun no was! Denkens Ihnen: Mir ſan zwegn dem Publikum
da, und net dös Publikum wegn uns! Hams ſcho ſo was
ghörte
Nein! Herr Reſchreiter, bis jetzt hab ich immer gmeint, daß
das Bublikum wegen der Poſt da iſt!
Gelns? Ja, Herr Doktor, dös mei i do al Und dann
kummt er mir glei juriſtiſch! Mir un die Eiſenbahn ſan gewiſ=
ſermaßen
a Transportinſtitut, a G’ſchäft, und des Publikum war
Kundſchaft! Ja, Herrſchaftſeiten! Mir verkaufa, do koane
Häring am Schalter!!
Noch nicht, lieber Reſchreiter, kann, aber vielleicht noch
kor
Ja, gelns. Herr Doktor, es ſiecht ſie ſcho ſo her. Und dann
hat er gſagt, da Miniſter, mir ſolln uns a Beiſpiel nehmen an
unſerne norddeitſchen Kollegen! Natürli an windigen
Preißn!, Uebrigens, i woaß net, was er will. Wiſſen 8, i bin
do g ſchon in Berlin gweſn und da is oamal oaner am Schalter
in der Mauerſtraßn ſcho ſo ſchö grob gweſn, daß i eahm ganz
neidig gweſn bin. Alſo, i woaß net, was er will. in
Berlin ſchlecken’s Publikum a net ab!
Gengans weiter! Herr Expeditor! ſagt die Reſiſchmeichelnd,
tuns Cahna net aufregn wegnſolkene Dummheiten! Schaugn’s
ſchöne Kalbsharn, die i Eahna aufghobn hab! und dann,
i moan allweil, der neue Miniſter, dös is a ſo a verkappter
Preiß! Den wern ma net lang ham!
Biſt halt a guater Kerl! s is nöt da
Müh wert, die ganze Gſchicht! Aber, ſagns amal, Herr Doktor,
wo ſollin denn mir mit m Dienſt hinkommen, wann ma bei der
Poſt net a mal mehr grob ſei derf?
Ja, ſag ich, Reſchreiter, da haben Sie recht! Ich habe
mich in dieſe Eigenart der Poſt ſchon ſo eingelebt, daß ich mir
Dienſtes ohne eine gewiſſes Maß
Aufrechterha
des
under Gröbe gar nicht mehr vorſtellen kann
Geins? No ja? Herr Doktor, Sie ſan allweil noch a ver=
nünftiger
Menſch gweſn. Wo ſoll ma denn an ſchließli hin=
kemma
bei dem dummen Gfrag von die vielen Leut am Schal=
ter
, bal ma net a mal grob ſei derf?
Na, Broſit, Herr Expeditor, der Herr Miniſter wird ſcho
hundſt uins alle miteinander!
rn hat ers mit dene auf der Haidhauſerpoſt ghabt!
o, was war denn da los?

[ ][  ][ ]

Sooche, un jetz noch drei knabbe Dääch, un do hott die arm
Seel widdermol Ruh uff e Johr. Dann vum Aſchermiddwoch
ab därfe bekanntlich die, die ſvo ſich mit behördlicher Erlaabnis
freiwillich un kurraſchiert den brächdiche un ſtolze Tiddel Na‟
zugeleecht hawwe, un hawwe ſich demgemeeß benumme, die därfe
uff den ſtolze Tiddel hie net mehr weiters ſinndiche, ſundern
miſſe zu dem Zweck widder ihrn richdiche Tiddel fiehrn un
miſſe, ſoweit’s meechlich is, widder de Vernimfdiche‟
ſpiele. Dann vun Aſchermiddwoch ab do heern die Späß uff,
daß jeder Icksbeliewiche ſich for ſo verrickt halte kann, als wie
er will. Vun do ab is die miniſteriäll Verviechung als null un
nichdich azuſähe un die offiziäll Verricktheit is außer Kraft
geſetzt (die inoffiziäll bleibt freilich beſteh, awwer die is bloß
gewiſſe Kreiſe vorbehalte, die wo de Befähichungsnoochweis er=
bracht
hawwe un die ohne Wiſſe un Wolle es Johr iwwer Ge=
läächenheit
genuch hawwe, ſich zum Na' zu mache).
Wer alſo jetzt noch emol raſch aan en Na' haaße will, ſoll’s
dhu, dann er kann ſich in dem Fall uff die obrichkeitliche Pär=
miſſion
berufe. Awwer vum Middwoch ab heert däß uff, do hott
der Tiddel Na‟, Owwerna un Urna widder ſein alte
Wärd un gilt ſo viel wie e gewehnlich Injuriebeleidichung im
Preis vun ſchätzungsweis zehe bis fuffzeh G.=Mk. (bei Bar=
zahlung
fimf Brozent Schkondo), falls net im Handrumdrehe e
Majeſtätsbeleidichung drauß konnſchdruwiert wärd, wo nadier=
lich
Feſtung druff ruht, odder ſo.
Mit aam Wort, der behördlich ſangzionierte Unſinn, der wo
allgemein unner dem Sammelbegriff Faßnacht ſei Wäſe dreibt,
der muß ſpedenſtens am Diensdag nacht beendicht ſei, ſunſt wärd
er mit ſchwere Strof beleecht. Kaa Wunner, daß nu’ die Faß=
nachtsna’n
alle Hend voll zu dhu hawwe, un kaum noch wiſſe,
ſvon de Kobb ſteht, weil ſe befärchde, ſie dhete ihrn iwwer=
renziche
Vorrat an Humor un ſo net all an de Mann bringe.
Un ſo ſtärze ſe ſich mit Eifer in de Bedrieb un ſinge mit Be=
geiſterung
ihr Natzionalhimmne: No, ſo vvolle mer noch emol,
ſvolle mer noch emol heiraſſaſa, luſtich ſei, freehlich ſei, hobb=
ſaſfaſa

Warum aach net?! Uns geht’s doch äwe ſo ſaumeeßich
gut, daß mier gor net wiſſe, wie iwwel als daß mer dro ſin. Un
es is aach lengſt ſchun dorch ei wanzfreie ſtadißdiche Erhewunge
fiſtgeſtellt, daß es ſo zimmlich aa Geld koſt, ob mer luſtich un
freehlich is odder ob mer ſein Gram un ſei Elend in Spririduß
ſetze dhut, damit mer recht lang dra hott. Ferner is uff Grund
langwiericher un kommblizierter Berechnunge noochgewieſe, daß
mer kag Hoor mehr erreiche dhut, wann mer dorch Schimbfe un
Krakehle, Brumme un Brodäſtiern die Verhältniſſe beſſern will,
ſundern daß es in dem Fall ſchun beſſer is, wann mer ſich aus
eichner Kraft mit de Uffwärdung vun ſeine vollſtendich wertlos
gewordene Luſtichkeit un Freehlichkeit beſchäfdicht un wann nee=
dich
, e Hibbedhek uff ſein Humor uffnimmt.
Ich glaab zwar net, daß, wie’s in däre Verordnung haaßt,
en iwwerdriwwene Uffwand gedriwwe is worrn. Mit dem
ſogenannte Faßnachtshumor ſicher net, dann däß is val=
leicht
mehr odder wenicher Galjehumor. Un mer brauch net grad
Borjemagſter zu ſei, um den zu beſunners große Ehrn zu bringe.
Domit mecht ich um alles in der Welt net geſagt hawwe, daß ich
valleicht e ei geſchworn Gäächnerin weer gääche die Faßnachts=
luſtichkeit
. Ganz im Gäächedaal! Ich war aach emol jung
lang, lang is her un ich hab zu meiner Zeit aach mitgemacht,
un es denkt mer noch wie heit, wie ich un mei Schorſch als uff
de Masgeball geſtoche
ich als Julia un er als Romeo

Un wann ich mich e klaa bißche a geſtreugt hett un weer e paar
Johr frieher uff die Welt kumme, dann hett ich jedenfalls mich
aach zu de Grinder vun de Nahalla zehle kenne. Die Nan
vun ſällwichsmol ſin jedenfalls aach net viel annerſter gewäſe
wie heit, un ich genn dene ihrn Spaß, wann ſe noch ſo viel
Kuraaſch un Läwensmud uffbringe un Faßnacht feiern, wie’s
zeitalters de Brauch is, un wann=ſe dodebei immer noch die
Kärch im Dorf loſſe. Un es is ja zum Glick in dem minniſteriälle
Erlaß kaam Menſche vorgeſchriwwe worrn, daß er unner alle
Umſtend mitmache muß, ſundern es konnt’s jeder mache wie er
will. Däß will in=ere freie Rebublick ſchun was haaße!
Aach unſer Ordsgewaldicher Hermann der Große, dem wo
ſe letzten Ends däß Aſtands=Wau=Wau=Amtche uffgedeixelt hatte,
un der wo iwwer die kannewalliſtiſche Benemmedidhät in de
Haubtſtadt hott wache miſſe, der hatt ſo gut wie nix zu bea’ſtande.

Gott, er waaß: de Kannewall in Darmſtadt hatt ſchun immer
e Na’nnkabb uff, die wo ere färidawele Zibbelkabb, zum Ver=
zwazzele
ehnlich geſähe hott. Un die Na’nn, die wo mit ſo=ere
Behaubdung zufridde ſin, die ſin mer noch am liebſte.
Schließlich is die ganz Welt im Grund genumme aa aanzich
Nannhaus, un es geht jedem, wie dem bekannte Unkel Klabb=
roth
in dere herrliche, alte un ewich neie Poſſe Penſion
Schöller, wen mer for en Na’ aguckt, der is es aach! Es hott
halt jeder ſo e bißche en Hick, der aaue ſo, der annere ſo, der aane
mehr un der anner wenicher, un der große idalljeniſche Natzional=
hansworſcht
ſogar e bißche en aſch große. Un daß mer all e bißche
was am Straißche hawwe, däß is noch unſer Glick, ſunſt kennte
mer den Bindel Wichdichduerei, Dickkebbichkeit un Unvernumft,
der wo iſpwer uns ſei Licht leichte leßt, gor net all verdrage
Jedenfalls, e richdich Naun=Sitzung is aach was Schee=
nes
, un ich hab’s forchtbar bedauert, daß ich an däre brächdiche
Juwilläumsſitzung vun de Nahalla net daalnemme konnt.
Awwer mer wärd mich dort aach net vermißt hawwe, dann ſoviel
ich mer hab ſage loſſe, hott mei Freund un Speezel Auguſt, der
Unverwieſtliche an meiner Stell de Nahalla die herzlichſte
Glick= un Säächenswinſch zu ihrm värrzichſte Geburtsdag iwwver=
bracht
un hott beilaifich ſo e Baddie vun ſeine neiſte Brojäckte‟
endwiggelt, was=em ſo in de Eil grad ei gefalle is. So will er
unner annerm die ſemmtliche Beem, die wo ſich noch nutzlos in
de Stroße erumdricke, die will er umhaage un will Quetſcheseem
hieblanze un Johannesbeerſtraicher; de Härrngadbsseiſch ſoll
unnererdich ageleecht un e Kunſteisbahn drauß gemacht wärrn,
die Elektriſch in’s Maddinsvärrdel ſoll als Unnergrundbahn
ausgebaut wärrn
Däß ſin nadierlich noch lang net all ſei Brojäckte, ſundern
es kimmt noch viel mehr, er hott ſich bloß net gedraut, alles uff
aamol zu verrode, aus Angſt, er dhet am End jemand vor de
Kobb ſtoße (er is nemlich verdammt tacktvoll un vorſich=
dich
in ſeine Ausdrucksweis!). Awwer weil die Sach doch net
lenger zu verhaamliche is, will ich, unnerm Siechel der Ver=
ſchwiechenheit
, noch e paar vun ſeine Brojäckte de Effendlichkeit
breisgäwwe. So hott=er vor, um die Stroßereinichung zu end=
laſte
, e unnererdich Vakuumſaugwerk eizurichte, in jed
Stroß kumm e par Sauger, die wo de Dräck uffſauge, die Stroße
kehrer ſin ſomit en iwwerwundene Standpunkt. Um den rieſe
hafte Verkehr in de Rheinſtroß zu bewäldiche, will=er die Haiſer
uff de zwaa Seite abrobbe un will ſe drei Meter zurickſetze.

81l K4 Ger
Aa osen

De Weiße Torm will=er zu=ere Blagadſail umbaue, die
wo ſich um ſich ſälbſt dreht un awends vun innwennich beleicht
wärrn kann. De Hinkelstorm will=er zu=eme Hochhaus
umbaue, damit mer net mehr nooch Frankfort brauch.
De große Woog will=er zuſchebbe, damit er Blatz krickt for ſei
Licht= un Luftbad. De Exert will=er hinnern Zieiel=
buſch
verleeche un will e Audomobillrennbahn draus
mache. 3 Schwimmbad wärd vollſtendich neirennofiert
un umgebaut, es kumme Einzelfamilljebäder enei un Fa=
milljebäder
for Junggeſelle‟ De Härrngaddebärch
will=er an die Daibcheshehl verleeche. Die Borjemaaſte=
rei
ſoll uff die Roſenheeh kumme un es Stadthaus an die
Firma Tietz verkaaft wärrn. Die Balleegaddemauer
will=er uffſtocke un e Wandelhall draus mache. Im Härrn=
gadde
will=er ſolang bohrn bis er uff Minneralquelle
ſteeßt un Wiesbade es Waſſer abgrawe kann. Um dem Mangel
an Läde abzuhelfe, will=er noch zwaadauſend zemendene Ver=

kaafsbudcher uffſtelle. Die Schäbb=Allee wärd kahl geſchlage
un mit Kackduß beblanzt. De Juddedeiſch, der wvo=em

ſchun lang en Dorn im Aagg war, der wärd zu=ere große Stau=
a’lag
umgebaut (aach die Meierei muß ihr Abwaſſer (!) enei=
leide
), domit will=er den Springbrunne vor’m Muſſeum ſpeiſe
Um deß Stadtbild zu verſchennern, will=er die Altſtadt
mit Bretter zunäfele. Aus em Orrangſcheriehaus will=er
e Rebb mache. Uff den Hibbedhefe=Friedhof näwer de
Sparkaß will=er e Obferfadorium hiebaue, wo mer dorch
e Rieſefärnrohr die Uffwärdung vun de Stadtobligatzione ver=
folche
kann
Alſo, er hott’s gut vor un muß ſich dabfer drahalte, wann
er däß all bewärkſtelliche will. Awwer bei ſeine unverwieſtliche
Tat= un Schaffenskraft unnerliggt’s gor kaam Zweifel, daß=em
däß all gelingt, un daß er in abſähbarer Zeit unſer ganz Städtche
uff de Kobb ſtellt un dhut’s vun Grund uff umkrembele.
Was mei Zwangsmiedern bedrifft, ſo is die nadierlich
Feier un Flamm un ganz begeiſtert vun all dene ſcheene Bro=
jäckte
. Noja die! Die is bekanntlich zu alle Schanddhate
bereit un hott ſo zimmlich uff kaaner Faßnachtsvera’ſtaldung ge=
fehlt
. Ich glaab, die hott in de letzte vier, fimf Woche kaa Hemd
mehr uff=em Leib gehatt, weil bei dene modärne Koſtieme Hem
der net mehr erforderlich ſin. Wo aaner die Baßgei' geſtriche
odder e Saxofon an de Libbe hatt, do hott die geglenzt, ſoweit
mer bei dem därre Geſteck noch vun Glanz ſpräche kann. Awwer
wort nor, Aldieche, de Middwoch morjend, do wärr ich derr de
Maſch blooſe, daß derr die Stiwwel ausflieje, du Raawemelkern,
du iwwerzwärch! s is doch aach wohr. Hott die net deerſt
uff die Faßnachtsvera’ſtaldunge geſcholle, os des Zeich gehalte
hott, däß ſchei heiliche Frauenzimmer? Hott ſe net in aaner
Duhr gejaunert, es weer kaa Gäld do? Hott ſe net duſchur
vum Ernſt der Zeit geſproche? Hott ſe net mit
dene ſtadträtliche Moralbredicher in aa Horn geblooſe un
mit Eſelskie backe um ſich geſchlage? Hott ſe däß net? Jawohl,
däß hott ſe! Un war ſie net die erſt, die wo ſich in den
Vergniechungsſtrudel eneigeſtärzt hott un hott=eme fortgeſetzte
Läwenswandel gehulldicht, währendem ich dehaam hinnerm Owe
geſotze hat un hab Driebſal geblooſe. War ſie däß net, die wo
mit zwaa vun dene moraldriefende ſchei heiliche Brieder hinne=
nooch
kwietſchvergniecht in de Maxiem geſotze hott bis zum hell=
lichte
Dag?
ar ſe däß net? Jawohl, däß war ſe
Fiſchura zeicht:

Alſo, ich bin gewiß kaa Spielverdärwern un ich gunn jedem
ſei Bläſiervergnieche. Un wann ſich ſo=e Stadtrat emol als Kaffa=
lier
uffſpiele will meine Zwangsmiedern gäächeniwwer, gach
gut, däß geht mich all nix a. Awwer dann ſolle ſe ſich net in
de Effendlichkeit hieſtelle un ſolle ſchei heiliche Redde halte un ſich
moraldriefenderweis in de annern Leit ihr Brifad= Ageläächen=
heite
miſche. Wann ſe mir ſo kumme un wolle bloß ſiche Ver=
gnieche
genne, un die annern ſolle in Mond gucke, dann kumme
ſe mir grad geſchliche. Dann wärr ich emol zu meim Freund,
dem Ooſepfeil, ſage: Ganzes Baddalljon kehrt! un dann kenne
ſe, zu ihrm greeßte Erſtaune, emol ſähe, wie ſich, in Geſellſchaft
vun meine Zwangsmiedern, ihr dreihärzich Fißjonomie vun
dorne ausnimmt. Mir kenne ſe kaa Dinger vormache, dann:
Ich kenne die Weiſe un kenne den Text
Un kenne die Herren Verfaſſer,
Ich weiß, ſie trinken heimlich Wein,
Un bredichen öffentlich Waſſer.
Un wen’s jetzt beißt, der kann ſich vun mir aus ruhich kratze,
es beſtehn dodriwwer kaa bollezeiliche Vorſchrifte.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Noochdem’s neilich unſerm Haubt=
bahnhof
gelunge is, recht una genehm in de Leit ihre Meiler
rumzukumme, weil per Zufall e Stickelche Deck abgange is, do
ſucht nu die Eiſebah=Diräcktzion den Schade widder gut zu mache,
um bei de Reiſende widder in en gute Geruch zu kumme.
Däß kann=er niemand verdenke. Ob däß awwer nu grad des
Richdiche is, daß ſe gleich des ganze Bahnhofspärro vergaaſe
dhut, däß mecht ich doch e bißche bezweifle. Naa, ich denk, wann
mer in en gute Geruch kumme will, do gibt’s doch aach noch)
annern Middel, als wie ausgerächend Gaas, es muß däßhalb
noch net gleich nooch Roſe=Eel riche. Wann unſer Eiſebahll=
diräcktzion
awwer der Iwwerzeichung is, es mißt uff=eme Bahll=
hofspärro
nooch Gaas ſtinke, dann ſoll ſe gefellichſt Gaasmaste
ausdaale, damit mer den gute Geruch, in den ſe kumme wicl,
ohne Läwensgefahr iwwerſteht.

No mei! Wiſſens, Herr Doktor, die ſin weit draußt und
in der Näh is koa g’ſcheidts Wirtshaus net. Und da ham eahna
die Kollegen von der Hauptpoſt jeden Tag in der fruah uma
neine fünf mit der Rohrpoſt vom Franziskaner Bratwürſcht
nausg’ſchickt. I woaß nöt, wer eahm dös verraten hat; aber
geſtern ſteht er auf damal Punkt Neine im Büroh auf der Haid=
hauſerpoſt
draußt und ſagt, er möcht a mal ſeg’n, wie die Rohr=
poſt
von der Stadt ankommt. Da Kollege Dietl war am Ap=
parat
und hat ſie a nix dabei denkt, denn daß er neugiri is, dös
wiſſin ma ja ſcho lang. Punkt neine fünf kommt der Büchſenzug
au und der Dietl nimmt die Büchſen raus und wills grad dem
Poſtboten zum Wegtragen geb’n.
Erklären Sie mir bitte, wie die Telegramme in die Büch=
ſen
eingelegt werden, ſagt der Miniſter.
Sofort, Exzellenz, ſagt der Dietl, es kommt gleich wieder
eine neuer Zug.
Nein ſagt der Miniſter, ich möcht mir einmal eine von
dieſem Zug anſehen.
Ja ſagt der Dietl, Exzellenz, die müſſen eilig weg; aber
die Büchſen ſind ja alle gleich, es is eine wie die andere: ich
kann das Erzellenz beim nächſten Zug ebenſogut zeigen.
Nein, nein ſagt er, geben Sie mir nur eine von dieſen
her!" Und ſchon hat er dem Poſtboten eine aus der Hand
gnommen, offen hat ers auch glei ghabt und ziagt die Brat=
würſcht
raus!!
da!!!! Schmählicher Mißbrauch einer ſtaatlichen Ein=
richtung
! Grobe Pflichttidrigkeit! Verkehrsſtörunkg! Und was
net no!
Da Dietl ſitzt jetzt in Hug’lfing draußt, damit er ſich die
Bratwürſcht abg’wöhnt!

Dös is aber gemein! ſagt die Reſi giftig, der arme
Menſch; wo die Herren ſich doch ſo plag’n müſſin. Der Miniſter
hat ſcho gar koa Herz net.
Ja, ja, ſagt Reſchreiter, als er wieder ſchnaufend aus
ſeinem Maßkrug auftaucht, dös is ganz an eiskalter!!
Eine längere Reiſe hielt mich monatelang von der geliebten
Metropole fern. Als ich nach Monaten wieder einmal am Schal=
ter
der Göthepoſt ſtand, fand ich mich einem fremden Geſicht
gegenüber. Entſchuldigen Sie, iſt Herr Expeditor Reſchreiter
nicht mehr hier?
Da Reſchreiter?! Na, den hams ſcho vor drei Monat nach
der Hauptpoſt verſetzt, ſagt der Beamte mit malitiöſem Lächeln.
Was, nach der Hauptpoſt?!
Ja, ſagt er, nach der Hauptpoſt! Wiſſens, da is feiner
als wie bei uns heraußt. Und dös is ſo ganz nach m Reſchreiter
ſeim G’ſchmack, fügt er mit kollegialer Bosheit hinzu.
So, ſo! Hm ja! Ich danke für die Auskunft!
Gedankenvoll laſſe ich mich von der Elektriſchen durch die
Lindwurm= und Sendlingerſtraße nach der Stadt ziehen und
bald ſtehe ich in der Schalterhalle der Hauptpoſt.
Richtig, da ſaß Reſchreiter am Schalter Nr. 6!
Er trug eine tadelloſe neue Litewka, das leicht ergraute
Haupthaar umrahmte immer noch in mächtigem Buſch die Stirn
wie die Raupe den alten bayriſchen Raupenhelm, nur ſchien es
etwas beſſer wie ſonſt gepflegt; der rotblonde ſtruppige Schnauz=
bart
ließ dentlich erkennen, daß ſich eine Bartbinde dergeblich
bemüht hatte, ihn in ein anſtändiges Faſſon zu bringen.
Grüß Ihnen Gott, Herr Reſchreiter. Wie kommen
denn da rein?

Jeſſas, der Herr Doktor! Grüß Ihnen Gott! Sans &
wieder da? rief er mit aufrichtiger Freude und gab mir die
Hand. Dann beugte er ſich etwvas aus dem Schalterfenſter und
ſagte geheimnisvoll:
Wiſſens, Herr Doktor! Der Herr Miniſter wünſcht, i fol
da hierin Maniern lernen! Aber er ſah ſich vorſichtig Une
und dämpfte ſeine Stimme i mein allweil, bei mir, de
werd ſich der Miniſter ſcho mitm Wunſch zifrieden geb’n müſt!

Der zeitgemäße Haushalt
Kabeljau in der Küche. Will man den ſtarken Fiſc
geſchmack beim Kabeljau vermeiden, ſo brate man ſtets nur Die=
unteren
Stücke des Fiſches, alſo bis zur Mitte an die Baull
Effnung reichend und zum Braten vom Oberteil nur den Rucle,
während man die Bauchſtücke von Haut und Gräten befreit, alle
zerkleinert verwende. Dann aber gibt auch er gleich dem Sche,
fiſch ſehr wohlſchmeckende Gerichte, die jetzt bei der Fleiſe
teuerung ſicher von vielen Hausfrauen nach folgenden Anſche‟
ſungen gern verſucht werden.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Ger. Grießſuppe, Roſenkohl und Hammelkotelelten
Apfelſinenſalat.
Montag: Käſeſpatzen mit Sellerieſalat.
Dienstag: Königsberger Klops.
Mittwoch: Geb. Makkaroniſpeiſe.
Donnerstag: Dampfnudeln mit Vaniſieſoße
Freitag: Kabeljau gebacken mit Kartoffeln.
Samstag: Selleriekartoffeln.

[ ][  ][ ]

Nummer 45

Sonniag, den 14. Februar 1926

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einer Cigarette und streut den losen Tabak in
die hohle Hand. Durch kräftiges Anhauchen löst man dann
die Duftentwicklung des Tabaks aus. Dabei wird man sehr
bald aromatische, blumige, süße oder andererseits kratzige, unedel
riechende und duftlose Tabake in allen Abstufungen
unterscheiden lernen.
De der deutsche Reucher durch dle verwirrende Zahl von Clgarettenmarken, durch dle starken Beein-
flussungsversuche
einer Reklame, dle zum Tell sogan unsere fachllche Aufklärungsarbelt unaufrichtig nach-
zuahmen
versucht, und endlich durt dle von vielen schlechten Fabrikaten verdorbene Geschmackskrltik
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Siermarkt

[ ][  ][ ]

Nummer 45

latz

Sonntag, 14. Februar

Zur Anmeldung von Reichsanleihe=Altbeſitz.
Die Wirtſchaftswoche.
Die Altbeſitzer von Reichsanleihen ſind, wie in zahlreichen Fällen

Im Mittelpunkt des Intereſſes der vergangenen Woche ſtan=
den
die Etatsrede des Reichsfinanzminiſters und die Verhand=
lungen
der verſchiedenen Miniſterien mit den Spitzenverbänden
über Maßnahmen zur Ueberwindung der wirtſchaftlichen De=
preſſion
und der hiermit zuſammenhängenden, in bisher nicht ge=
kanntem
Maße angeſchwollenen Erwerbsloſigkeit. Die Nede des
Reichsfinanzminiſters beweiſt volles Verfkändnis für die Ur=
ſachen
unſerer derzeitigen Lage. Aehnliche Reden ſind aber auch
von Vorgängern unſeres jetzigen Finanzminiſters gehalten wor=
den
, aber wenn es galt, Verſprechungen in die Tat umzuſetzen,
ſo ſcheiterte das immer wieder an dem Widerſtand des partei=
politiſchen
Getriebes. Ob der jetzige Reichsſinanzminiſter der
ſtarke Mann iſt, die notwendigen Folgerungen aus ſeiner Dar=
ſtellung
durchzuſetzen, muß die Zukunft zeigen. Die größten
Schwierigkeiten wird er, ebenſo wie ſein Vorgänger, auf dem
Gebiete der Herabſetzung der Ausgaben finden. Wenn behauptet
wird, daß der Ausgabenerat des Finanzminiſters v. Schlieben
dauernd geſtiegen iſt, ſo darf man nicht ihn dafür verantwortlich
machen, ſondern den Reichstag, der gegen den Willen des Finanz=
miniſters
einen Poſten nach dem anderen, namentlich auf ſozial=
politiſchem
Gebiete, bewilligt hat, und es iſt ſchon früher betont
worden, daß unter dieſen Umſtänden der Ueberſchuß des Reiches
ſich ſehr bald in das Gegenteil umkehren werde. Faktiſch hat ja
auch der neue Reichsfinanzminiſter dargelegt, daß zurzeit irgend
welche Ueberſchüſſe nicht vorhanden ſind. Wenn unter dieſen
Umſtänden trotzdem der Finanzminiſter Steuererleichterungen
vorſchlägt, die ſchätzungsweiſe Mindereinahmen von 550 Mil=
lionen
ergeben, ſo muß das vom Standpunkt des Haushaltungs=
gleichgewichts
faſt bedenklich erſcheinen. Aber die Reichsregierung
iſt augenſcheinlich zu der Einſicht gekommen, daß man unter allen
Umſtänden damit aufhören muß, die Wirtſchaft ſo zu belaſten,
daß ſie die Steuern nicht mehr aus dem Einkommen, ſondern aus
der Subſtanz zahlen muß, daß Schritte getan werden müſſen,
die dahin führen, den Steuerzahler wieder zu kräftigen und ihn
ſo in den Stand zu ſetzen, aus ſeinen Erträgniſſen den Steuer=
ſäckel
zu alimentieren. Es hat den Anſchein, als wenn es erſt
notwendig geweſen wäre, in dem tatſächlichen Rückgang der Ein=
nahmen
des Reiches den Beweis für die Notlage der Wirtſchaft
zu führen. Aehnliche Beobachtungen kann man auch bei der
Reichsbahn machen, die jetzt, nachdem ſeit Monaten die Reichs=
bahneinnahmen
erſchreckend zurückgehen, ſelbſt dafür eintritt, daß
die Induſtrie mit erheblichen Aufträgen verſehen werde, um auf
dieſe Weiſe auch ihre eigenen Einnahmen wieder zu heben.
Ueberraſchend für die Oeffentlichkeit iſt die Abſicht des Reichs=
finanzminiſters
, die Umſatzſteuer weiter zu ermäßigen, da erſt im
vorigen Herbſt erklärt worden war, daß man mit der Ermäßi=
gung
auf 1 Prozent an die Grenze des Möglichen herangegangen
war. Bekanntlich hatte das Reichsfinanzminiſterium damals
eine Ermäßigung auf nur 1½ Prgzent vorgeſchlagen. Die Um=
ſatzſteuer
isar als piece de resistance des Reichsſäckels bezeich=
net
worden, ein Gedanke, den man anſcheinend jetzt aufgegeben
hat. Wenn man aber dieſe Steuer jetzt auf 0,6 Prozent herab=
ſetzt
, ſo ſpäre die Frage aufzuwerfen, ob ſie bei der außerordent=
lich
großen Acbeit, die ihre Erhebung verurſacht, überbaupt noch
haltbar iſi, oh nicht ein verhältnismäßig zu großer Teil don den
Erhebungskoften verſchlungen wird, wuohei auch die undrosuktice
Schreibarbeit innerhalb der Betrieße, die ſie verurſacht, mit be=
rückſichtigt
werden muß. Falſch erſcheint e2 aber, niachßenn man
früher gerade die Umſatzfteuer als verteuerndes Eiement hinge=
ſtellt
hat, durch ihre Häitfung bis zum fertigen Produkt, nun=
mehr
, ngehhenn die Regierung auf dieſem Gebiete Enegegen=
kommen
zeigt, die Dinge ſo darzuſtellen, als wenn für die Wirt=
ſchaft
die Ermäßigung gar keie Rolle ſpiele. Im Kokurrenz=
kampf
mit dem Auslandsprodukt ſowohl auf dem inneren, wie
auf dem Auislandsmarkt, ſpielt die Umſatzſteuer, auch wenn ſie
nur den Bruchteil eines Prozents beträgt, ſicherlich eine Rolle.
Ihr Verſchwinden würde auch mit dazu beitragen, zu der exak=
teſten
Pfennigkalkulation zurückzukehren. Die in Ausſicht geſtellte
Ermäßigung der Fuſionsſteuer bei der Zuſammenlegung von
Wirtſchaftsbetrieben im Intereſſe der Rationaliſierung, kann im=
mer
noch micht befriedigen. Dieſe Steuer ſollte wemigſtens für
eine begrenzte Zeit völlig verſchwinden. Die Wirkſamkeit der
Ermäßigung iſt aber i keinem Falle genügend, wenn nicht
gleichzeitig die entſprechenden Steuern der Länder und Kom=
munen
ebenfalls herabgeſetzt werden, oder noch beſſer in be=
ſtimmten
Fällen zum Rußen kommen. Der Reichsfinanzminiſter
hat als Urſachen unſerer Depreſſion auch genannt die Subven=
tionierung
der engliſchen Kohleninduſtrie und den niedrigen
Stand des franzöſiſchen Franken. Man vermißt aber auf dieſem
Gebiete die Ankündigung entſprechender Gegenmaßnahmen. Man
kann nur immer wiederholen, daß alle Hilfsmaßnahmen für die Aſchaffb. Zellſtoff
Eiſeninduſtrie zwecklos ſind, daß alle Verſtändigungsverhand= Augsb.=Nürnb. Maſch.
lungen zum Scheitern verurteilt ſind, folange nicht entweder der / Berl. E. W. Vorzu
franzöſiſche Franken ſtabiliſiert iſt, oder von deutſcher Seite Ge= Verlin. Karlsruh
genmaßnahmen gegen das durch den Stand des franzöſiſchen
Franken bedingte Dumping Frankreichs getroffen werden. Was Bremer Wolle
die Kohleninduſtrie anbelangt, ſo ſchweben zwar Erwägungen, Teutſch= Atlan=
wie
man ihr helfen kann; ob die kleinen Mittelchen, die man in Teutſch.=Nieb.Tel.
Ausſicht nimmt, aber irgendwie ihren Zweck erfüllen, erſcheint Teutſche Erdöl".
mehr als zweifelhaft, nachdem man die Meldung, es ſei beab= Teutſche Petroleun
ſichtigt, die deurſche Kohleninduſtrie in ähnlicher Weiſe zu ſubven=
tionieren
, wie die engliſche, energiſch dementiert hat.

Vom Stinnes=Konzern.
on den früher zur Stinnes=Eiſen A. G., Mülheim=Ruhr, gehören=
den
Werken werden das Rhein=Lenne=Werk vorm. Breuers u.
Wolff und das Eiſenwerk Reisholz in alter Form weiter be=
trieben
. Beim Eiſenwerk Reisholz, das ſich vor allem mit Flanſchen=
herſtellung
befaßt, iſt der Geſchäftsgang außerordentlich guinſtig. Bei
geeignetem Angebot werden jedoch auch dieſe Beteiligungen abgeſtoßen
werden, doch ſcheint dieſe Notwendigkeit wegen des gewinnbringenden
Betriebes der Geſellſchaft nicht ſo dringlich zu ſein. Das Drahtwerk
St. Thönis A.G., das ſich noch im Aufbau befindet der Anſchlag
beträgt zirka 400 000 Rmk. gehörte ebenfalls zu dem Intereſſenkreis
der Stinnes Eiſen=A. G., wenngleich der Aktienbeſitz daran, wohl kaum
ausſchlaggebend war, und mußte ſich neuerdings unter Geſchäftsaufſicht
ſtellen, da der Stinneskonzern eine weitere Finanzierung des Aufbaues
ablehnte. Sonſt befinden ſich in den Händen der Stinnes A. G. neben
ihren urſprünglichen Verkaufsſtellen noch einige Eiſenhandels=Firmen,
die von ihr ſeinerzeit übernommen worden ſind, zu denen als bedeutendſte
die Weil u. Neinhardt A. G., Mannheim, gehört. Dieſe Ge=
ſellſchaft
beabſichtigt man ebenfalls bei Gelegenheit abzuſtoßen, während
die übrigen Verkaufsſtellen teilweiſe liquidiert, teilweiſe, wie es bei der
Uubſcheid G.m. b. H., Duisburg=Berlin, der Fall iſt, an
ihre Vorbeſitzer zurückverkauft worden ſind. Erwähnenswert iſt noch das
neuerbaute Eiſenlager (G.m.b.H.) Eſſen, das ebenfalls nicht liqui=
diert
, ſondern verkauft werden dürfte. Am 1. April 1926 wird dann
auch die Abwicklung der Verwaltung der Stinnes Eiſen=A. G. (Mülheim=
Nuhr), nachdem zu dieſem Termin der Hauptreſt der Angeſtellten
kündigt worden iſt, endgſiltig auf die Hugo Stinnes G. m. b. H.,
ſeber die Verwertung des Verwaltungs
cbändes der Stinnes Eiſen=2.G., für das ſich untcr anderem auch
Stadt Mülheim intereſſierte, ſind bisher keine endgültigen Beſchlüſſe ge=
faßt
worden.

feſtgeſtellt wird, trotz aller Aufklärung immer noch irriger Anſicht über
die Befugnis oder Verpflichtung der Bankverbindung, welche ihre
Reichsanleihen aufbewahrt. Sie glauben, daß dieſe Bankverbindung,
da ſie en Hand ihrer Bücher den Altbeſitz feſtſtellen könnte, auch in der
Lage ſei, ohne Mitwirkung des Altbeſitzers die Anſprüche von ſich aus
anzumelden.
Demgegenüber muß immer wieder darauf hingewieſen werden, daß
die Banket, Sparkaſſen uſw. gar nicht die Möglichkeit haben, von ſich
aus eine Anmeldung vorzunehmen. Vielmehr muß der Altbeſitzer bei
der Ausfüllung der Antragsvordrucke mitwirken. Wer ſich darauf ver=
läßt
, daß ſeine Bankverbindung für ihn die Anmeldung vornehmen
wird, läuft Gefahr, ſeine Altbeſitzanſprüche zu verlieren. Die Friſt
läuft bereits Ende Februar ab. Eine Verlängerung der Friſt iſt aus=
geſchloſſen
. Den Altbeſitzern, die bisher die Anmeldung verſäumt haben,
kann nur auf das dringendſte geraten werden, ſich unverzüglich, nicht
erſt am letzten Tage der Friſt, um die Beſchaffung der Vordrucke zu
bemühen und ſie bei einer Vermittlungsſtelle (Bank uſw.) einzureichen.
Die Auslandsanleihe des Kaliſyndikats. Im Anſchluß an die vor=
geſtrige
G.V. des Burbah=Konzerns machte Generaldirektor Korten davon
Mitteilung, daß die Verhandlungen wegen der Auflegung der zweiten
Tranche der Auslandsanleihe des Deutſchen Kaliſyndikats beizeiten auf=
genommen
worden ſeien. Es ſei beabſichtigt, einen Betrag von etwa 100
Millionen Reichsmark aufzunehmen, doch ſtehe die Höhe der Emiſſion
noch nicht feſt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach dürfte mit einem Abſchluß
für etwa Mitte nächſten Monats gerechnet werden.
Abſchluß der Auslandsanleihe der Deutſchen Girozentrale. Die
15=Millionen=Anleihe der Deutſchen Girozentrale iſt nunmehr mit der
Bankfirma Harrys. Cortes u. Co in Neiv York zu 90 Prozent Aus=
zahlungskurs
abgeſchloſſen worden, bei einer Verzinſung von 7 Prozent
p. a. und planmäßiger Paritilgung innerhalb 21 Jahren. Die Anleihe
wird vermutlich in der nächſten Woche aufgelegt.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 13. Februar.
liche Oberhand behalten hatte, zeigte der Verlauf der heutigen Börſe
wieder, daß der feſte Grundkon wenigſtens vorläufig ſeine Vorherrſchaft und halbreine Bretter mit etwa 103 bis 105 Mark je Kubikmeter
noch behauptet. Insbeſondere waren unter der Führung von Mannes=
mannaktien
die Montanwerte verlangt, während die Elektro= und die tätsware Bukolinger Provenienz haben, ſo daß die Auslands=
Schiffahrtsaktien ſich nur gut behaupten konnten. Das Intereſſe für konkurrenz auf dem ſüddeutſchen Brettermarkt ſich recht fühlba;
Banken hat ſich dagegen auch heute unvermindert erhalten, auch die bemerkbar macht. 21/22 Millimeter ſtarke unſortierte Fichten= u
Hypoth=kenbankaktien waren durch rege Käufe im Kurſe begünſtigt. Auch
ſür die Baheriſchen Hyputheken= und Wechſelbankaktien trat wieder
furter Hypothekenbankakkien gewannen ebenfalls 2½ Prozent. Die Kaſſa=
papiere
konnten aus der zuverſichtlichen Tendenz einigen Nutzen ziehen, ſpundbretter mit 1,35 bis 1,40 Mark je Kubikmeter notiert. Trotz
an. Auf dem fremden Rez kenmarkte zeigte ſich wvieder größeres Intereſſe
für ungariſche Werte mit Kürsbeſſerungen, während ſich die Türken und
die Mexikaner nur gut behaupten konnten. Pfandbriefe waren leicht
nachgebend. Deutſche Anleihen traten heute etwas in den Hintergrund
und Schutzgebietsanleihen mußten ſich einen weiteren kleinen Kursrück=
gang
gefallen laſſen. Der Geldmarkt blieb nach wie vor ſehr leicht trotz holz zu 43 Mark und darüber je Kubikmeter gehandelt. Auch das
des unmittelbar bevorſtehenden Medios, der jetzt ſchon als ziemlich
erledigt gelten kann; wenigſtens iſt jetzt kaum noch mit Schwierigkeiten derte man bahnfrei KarlsruheMannheim jüngſt 8,008,25 Pf.,
fir die Medioabwicklung zu rechnen. Gegen Schluß der Börſe trat noch und für Ablatten 6,757,25 Pf. je laufender Moter.
etwas Intereſſe für elektriſche Lieferung und Reichsbankanteile hervor.
Namentlich die letzteren wurden für holländiſche und amerikaniſche Rech=
nung
noch aus dem Markte genommen und ſtiegen auf 159.

Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 13. Februar 1926.
An der heutigen Samstagsbörſe hielt ſich der Verkehr im Allgemeinen
in engen Grenzen und Geſchäft von Bedeutung entwickelte ſich nur in
einigen Spezialwerten. Die Kursbildung war nicht einheitlich, doch
war ein feſter Unterton unverkennbar. Hierzu trugen die Meldungen
über den in den deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen erzielten
vorläufigen Abfchluß und die unverändert beſtehende Geldflüſſigkeit bei.
Die Kursveränderungen gingen nach oben und unten nur wenig über
1 Prozent hinaus. Feſt lagen die Papiere des Rhein=Elbeunion= Kon=
zerns
, namentlich Gelſenkirchener bei Erhöhungen von 12 Prozent,
ſowie einige Nebenpapiere. Im Verlaufe rückten Mannesmann bei an=
ziehenden
Kurſen in den Vordergrund. Auch Harpener ſtiegen weiter.
Sonſt wurden die Papiere des Schultheiß=Oſtwerkekonzerns mit Erhöh=
ungen
bis zu 4 Prozent aus dem Markte genommen. Ad’ Sarotti und
Kahlberg Liſt gewannen 23 Prozent. Von Bankaktien, die ſich nur
geringfügig änderten, ſtiegen Reichsbankanteile bei bedeutenden Umſätzen
über 2 Prozent. Schiffahrtsaktien waren bei geringen Schwankungen
vernachläſſigt. Von Rentenwerten hielten ſich Kriegsanleihen ungefähr
auf dem geſtrigen Stande. Goldpfandbriefe bröckelten zumeiſt leicht ab,
und auch Vorkriegshypothekenpfandbriefe wurden bei Einbußen von 10
bis 15 Pfennigen zumeiſt realiſiert. Feſt aber lagen ungariſche Werte
und teilweiſe auch Türken. Am Deviſenmarkt ſetzte die Aufwärts=
bewegung
der Deviſe Kopenhagen um 1,2 M. auf andquernde Käufe
des Heimatlandes ſich fort. Aus Oslo war 60 Pf. höher.

Bamag=Meguin
Braunkohlen=Bri
Bremer Bulkan,
Teutſche Maſchinen
Tt. Kaliwerke.
Tonnersmarckhü
Tynamit Nobel.
Clektr. Lieferung
Jarben=Ind.
C. Friſter
Caggenau V
Gelſenk. Eußſtah
H. f. elektr. Untern. 1130.
Ealle Maſchinen .... 1110.25
Ean. Maſch.Egeſt.
Kania Dampſſch.

12. 2. 13. 2. einoor Zeient 12. 2. 74.875 5/ 75. Hirſch Kupfer ... 83.5 31. 31.5 Höſch Eiſen . 89.25 63.25 Hohenlohe Werke .. 12.75 68.75 69.5 Kahla Porzellan 51.* s/1o1.- 100,5 Lindes Eismaſch. ... 120.25 so. 53. Lingel Schuhe. 22. 160. 100. Linke & Hofmann 45.75 56,25 2. Loewe & Co. 141.25 141. 51. 51.5 C. Loren; 80. 11.125 Nol. Kohle. 108. 91.25 93. Nordd. Gummi= 77. Orenſtein. 75. 117.5 117. Nathgeber Waggon 35. 57. 55. Rombacher Hütten 19.75 88.5 88. Noſitzer Zucker. 70.* 83.5 86.1251 Rütgerslverke .. 78.875 128.75 Sachſenwert .. 53.5 3.125 3. Sächſ. Gußſtahlt. . 51.75 31. 30. Siemen Glas .. 88. 24. 24.5 Ver. Lauſitzer Glas.. 88. 130.25 Volkſtedter Porzell. 34. 1:0.25 WeſtiE. Langendreer 35.5 50. 0. Wittener Gußſtahl .. 37.5 140.5 Wanderer=WVerke. ... 110.

13. 2
845
89,75
12.25
75
120.25
21.75
g5. 625
80.

74.5
38.75
19.5
78.875
55.5
52.

37.55
37.12

Deviſenmarkt.

Amſterdam=N.
Buenos=Aires
Brüſſel=Antwv.
Eslo .......
Nopenhagen.
Stockhol . .
Telingfors..
Italien ..
London..
New=York. .
Paris. ......
Schweiz.. . ..
Spanien....

13. 2.
12. 2.
ietz14lieh.59 230315351
1.770 1.723
25
f19,375 19,18/9.45 19 71
e5.64 85.55
527 25
35 35 135.57 M 4461.7
f72.32 112.60
2.f2.50

19551 19.5211

15.92 15.5915.945 18 355

59 08 53.22

19.533 10.383

20.360 29.451123 323 30 4571
4.195 1.733 4.195 4.205
15.72/ 15.49 15 40 75.52 Alhen ......
50.73 80. 9130 325 31 6251

53,03 59 17üruguah.

Wien D.Oſtabgl:
Prag..
Zudapeſt. .
Japan . . . . . . ."
hio de Janeiro
zulgarien:
Belgrad.
Nonſtantinopel
Liſſabon ......!!
Danzig ......!
Kanada.. .

12. 2. Geld Brier 59 02559 185 12.115 12-455 5.518 5.333 7.532 1.895 g. S18 3.S12 2.9. 231 55 1215 21.233 3151 31.14 614 6 15 1.18 4.79 132 1335

13.
Geld
590*
12.416
5.378
1.832
1.517
300;
7.31
2.235
21 245
5733
619
7.183
732

2.
59,18
1e458
5.538
1.896
M.619
3015
7.39
2.213
21.235
81.10
6.2
7.193
1.3

* Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Karlsruhe, 12. Februar.
Auf dem Nadelſtammholzmarkt iſt ſeit einiger Zei=
wieder
mehr Leben zu beobachten, was ſich in einem flotterer
Verlauf der Verſteigerungen und in der Mengevermehrung des
Angebots ausdrückt. Bereits im Monat Januar waren die au
den Markt gelangten Rundholzmengen ein mehrfaches des De
zemberangebots. Während letzteres beiſpielsweiſe in den würt
tembergiſchen Staatswaldungen auf etwa 6000 Feſtmeter ſich be
lief, betrug die Verkaufsmenge im Monat Januar bereits übe=
15 000 Feſtmeter. Holz alter Fällung ſank im Preiſe um etwe
8 v. H., während der Durchſchnittserlös für neues Holz mi
5 v. H. über den Dezemberpreiſen lag. In der erſten Februar
dekade konnten die württembergiſchen Forſtämter zwiſchen 110
und 130 Prozent erzielen. In den badiſchen Forſten ſchwankter
die Preiſe für Fichten und Tannen zwiſchen 110 und 134 Prozent
während anderenorts, wie beiſpielsweiſe in St. Blaſien, die
Forſtämter ſich mit 100 Prozent oder bei geringwertigerem Ma
terial auch darunter begnügen mußten.
Eine beſſere Meinung ſcheint ſich allgemach auch auf dem
Brettermarkte durchſetzen zu wollen. Solange aber Säge=
werke
infolge der leidigen Geldfrage unter dem Tagespreis zu
verkaufen gezwungen ſind, und auch der Bedarf ſich nicht weſent=
lich
erhöht, werden ſich die teilweiſe angezogenen Preiſe nicht er=
halten
und Feſtigkeit auf dem Markt noch nicht einſtellen können
Für unſorlierte ſägefallende Bretter 1: 16, faul= und bruchfrei
zahlte man bahnfrei oberbayeriſcher Verladeplätze etwa 424:
Mark je Kubikmeter. Hobelfähige Bretter, die wenig gefrag=

Uie ech nenad ditch eichete eugſchiſele uder iche
Nachdem bereits an der geſtrigen Börſe die feſte Tendenz die eigent= frei KarlsruheMannheim mit etwa 55 Mark und darunter
=Bretter 10 Mark billiger, gute‟ Bretter etwa 85 Mark, reine
bewertet. Zum gieſchen Preiſe konnte man aber bereits Quali=
Tannenhobelbretter, glattkantig oder mit Nut und Feder, wurden
Kaufintereſſe hervor, ſo daß ſich der Kurs auf 99 erheben konnte; Frank= bahnfrei Karlsruh=Mannheim mit 1,952,00 Mk., Ia Ware mit
2.15 bis 2,20 Mk. IIa Ware mit 1,60 bis 1,65 Mk. und Rauh=
doch
nahm die Umſatztätigkeit auf dieſem Gebiete keinen großen Umfang der vorgeſchrittenen Jahreszeit iſt auf dem Baumarkt noch nichts
von einer Belebung zu verſpüren, ſo daß das Ueberwiegen des
Angebots auch hier auf die Preiſe drücken mußte. Mit üblicher
Waldkante geſchnittenes Tannen= und Fichtenbauholz wurde
bahufrei KarlsruheMannheim zu etwa 53 Mark, und Vorrats=
Geſchäft in Latten iſt noch ruhig. Für 17/2 güte Latten for=
Wochenbericht vom Zuckermarkt.
Am Verbrauchszuckermarkte machte die freundliche Haltung zunächſt
weitere Fortſchritte, da man Vertrauen in die Ausfuhrverhandlungen
ſetzte und auf höhere Preislage im Sommer rechnete. Angebot in Weiß=
zucker
lag nicht viel vor, das Hauptgeſchäft wickelte ſich daher in Kon=
zernzuckern
ab, für die man bis zu 26,75 Mk. für prompt, bis zu 27 Mk.
fürr Februar=März=Lieferung und bis zu 27,75 Mk. für April=Juni= Liefe=
rung
, mit Sack, ab Naffinerien bewilligte. Als dann die Meldung ein=
ging
, daß die Verhandlungen, die am 18. Februar in Berlin ſtattfinden
ſollten, auf den 2. März verſchoben ſeien, trat eine ſtarke Verſtimmung
ein, die Käufer zogen ſich mehr oder weniger zurück, ſo daß die Geſchäfte
neuerdings auf ein ſehr geringes Maß beſchränkt wurden und die Preiſe
ihren Höcyſtſtand nicht voll behaupten konnten, nie aus den Notierungen
der letzten Tage hervorgeht. Der Terminmarkt verkehrte zunächſt in
ſietiger Haltung, in den letzten Tagen war die Stimmung wieder ruhig,
ohne daß Umſätze zuſtande kamen Am Rohzuckermarkte war die Stim=
mung
zunächſt gleichfalls freundlicher, ſo daß am Freitag/Samstag leb=
haftere
Umſätze ſtattfinden konnten. Dann trat ebenſo wie am Raffi=
nadenmarkte
am Dienstag der Rückſchlag ein. Der Melaſſemarkt blieb
weiter ſchwach. Am Newu Yorker Zuckermarkte traten keine weſent=
lichen
Aenderungen ein. Kuba= und Portorico=Zucker hatten bei lebhaf=
tem
Geſchäft underänderte Preiſe. In England wurden die Preiſe für
engliſche Raffinaden am bergangenen Samstag um 6 d. das ent, erhöht.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 13. Februar.
Weizen: Der Maukt zeigte heute ſtarke Abſchwächungen auf nied=
vigere
Liverpooler Kabel und in Uebereinſtimmung mit Buenos=Aires.
Auch waren die Zufuhren größer als erwartet. Die heimiſche Loko=
nachfrage
war ſchleppend. Die Termine ſchließen mit Einbußen von
12 Cents.
Mais: Der Markt verkehrte in abgeſchwächter Haltung auf größere
Zufuhren und unter dem Eindruck der Weizenbaiſſe. Die Termine
ſchließen etwa auf geſtrigem Niveau.
Hafer: Bei geringem Geſchäft ſchließen die Termine auf geſtrigem
Stand.
Bqumwolle: Der Markt verkehrte in abgeſchwächter Haltung auf die
baiſſegünſtigen Statiſtiken und ſtarke Zuruckhaltung der Käufer. Die
Spinnereien ſollen noch für längere Zeit eingedeckt ſein.
Die Kaffee=, Zucker= und Kakaobörſen ſind heute geſchloffen.

Produktenberichte.

Berliner Produktenbericht vom 13. Februar. Wegen des amerikani=
ſchen
Feiertages fehlte es am heutigen Produktenmarkte an Anregung.
Auch vom Inla=

eieferungfgeſtäl. e er Prtſen ſite iede Getreicherten. Gerſe
b weiter ſchiver verhäufli=
H fer ſuar der Verkehr ſtill. Gut
Ware iſt uuter zuhringen, dagegen ge=int
nur ſchwer. Das Mehl=
geſchäft
bleibt andauernd gering. In Futterartikein blieb das Geſchäft
ſtill.

Kleine Wiriſchaftsnachrichten.
v H.=V. der Deutſchen Gold= und Silberſcheideanſtalt, vorm.
Roeßler, Fraukfurt, genehmigte einſtimmin den bereits bekannten Ab=
ſchluß
für das Jahr 1924/25, aus deſſen Reingewinn in Höhe von 1,9=
Millionen Rm. eine Dividende von 7 Prozent verteilt wird.
Die Außenhandelsziffern für den Monat Januar zeigen einen ſtarken!
Mickgaug des ſchweizeriſchen Aüßenhandels namentlich nach Deutſchland,
Eugland und Fraukreich. Die Ausfuhr nach Deutſchland verminderte ſich
von 26,1 Millionen im Dezember auf 14,1 Millionen im Januar.
Vomr 15. Februar ab werden die Aktien der Rheiniſchen Hypotheken=
bank
an der Berliner Börſe in Prozenten ihres Reichsmark=Nennwertes
gehandelt und notiert.
Die Geſchäftsaufſicht im Richard Kahn=Konzern iſt bis zum 8. April
ds. Js. verlängert worden. In nächſter Zeit uerden die Gläubiger zu
den Vergleichsvorſchlägen Stellung zu nehmen haben.
Das Amtsgericht hat durch Beſchluß vom 10. ds. Mts. die Geſchäfts=
aufſicht
über die Baldur=Pianoforte=Fabrik A.=G., Deggendorf und
Frankfurt a. M. aufgehoben. Der Vergleich ſieht eine volle
Befriedigung der Gläubiger vor.
Von der Süddeutſchen Dikonto=Geſellſchaft A.=G. und der Rheiniſchen
Kreditbank iſt beantragt worden, die Stammaktien der Konſervenfabri
Joh. Braun A.=G. in Pfeddersheim bei Worms zum Handel und zu=
Notierung an der Mannheimer Börſe zuzulaſſen.,
Das Bankhaus Herz in Weilburg a. d. Lahn iſt in Zahlungsſchwierige
keiten geraten. Auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft wurde das
Bankgeſchäft polizeilich geſchloſſen. Die verantwortlichen Perſonen wur=
den
zur weiteren Vernehmung feſtgehalten.
Im Zuſammenhang mit dem vollſtändigen Uebergang der Bergbcu=
9.=G. Präſident auf die Bergbau=A. G. Lothringen iſt Generaldirektor
Freimuth, bisher Bergbau=A.=G. Präſident, in den Vorſtand der Loth=
rugen
A.=G. eingetreten. Feſt ſteht auch bereits, daß Kammerpräſident
a. D. Kleefeldt übertreten wird, ebenſo dürfte ein Vertreter der Schweize:
Gruppe in den A.=R. von Lothringen übernommen werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 45

Sonntag, den 14. Februar 1926

Seite 13

1t8 9

Europäiſche Staatspapiere
z) Deutſche
3% Reichsanleihe ......"
......"
7½½ ...

Dollar=Gld=Anleihe b. 1935
große Stücke
Dollar=Gld=Anl. per 1982
große Stücke
Dollar=Schatanweiſungen
Dtſch. Schtzanw. KIu. IIv. 23
Klu. IIv. 24
½% II. u. V. Schatzanw.
½% H.IX.
120 D. Schutzgb. v. 08-11 u.13
v.141
Sparprämienanleihe .....
Zwangsanleihe .... . .. . ..
20 Preuß, Konſols ......
......
12%0
.
8 Bab. Anl, alte ......
½% ...."
v. 1896 .. .
%a Bahemn=Anleihe .....
....
7½%
16% Heſſen R. Xxxy1
untilg. b. 28 ... . . .. ..
½ Heſſen unk. 1924.. . . . .
alte ..
o-
3

20 Württemberger alte .
b)Ausländiſche
% BosnienL.-E.=B.v. 1914
9 L.=Inveſt.=Anl. 1914
1% b. 1898
½%v. 1902 ........"

12.2.
0.385
0.38

89

99

0.425
0.24
0.38
0.40

33
0.22

0.37
0.37

0.347

0.37

7½ Bulgar. Tabak 1902 . 14 18
½% Oſt. Staatsrente 1918
ab 1918 ..... ...."
½% Oſt. Schatzanweiſ.ſtfr.
v. 1914 .. .. . . . . . . . . . . . 15, 15
%0 Oſt. Goldrente ... . . . 17
17
ſ Silberrente. . . . . ./ 1.65
einh. Rente(konv. / / 102
25 Portugieſ. (Spez./S.III
2

1% Rum. am. Rente v. 08.
½% Goldr. v. 13 ....
am. konp.. . . . .
am. v. 05 .. . . .
20

T.42
5.25

20 Türt. (Admin.) v. 1903
(Bagdad) Ser.
(Bagdad) Ser, I.
v. 1911. Zollanl

370

(½%0 Ung. Staatsr. v. 1918/ 14
Staatsr. v.14 .17.2
Goldrente ..
Staatsr. v. 10
Kronenrente
(Eiſern Tor)Gl.
Außereuropäiſche.
5% Mexik amor. innere
konſ äuß. v.99
*
Golb v. 04 ſtfr.
konſ. inner. . . . .
(½
Frrigationsanl
7½ Tamaulipas. Serie I.
Nach Sachwert verzinsliche
Schuldverſchreibungen
Mit Zinsberechnung
7% Dollar Goldani. v. 1932
große Stücke
3½ Dollar Goldanl. v. 1935
große Stücke
3% Frlitr. Hyp.=Bk. Gold=
pfandbrle
R.1/ 92
1% Frkrft. Hyp.=Bf. Gold=
pfandbrief
Em. 3
5% Frlitr. Hyp.=Bf. Gold=
pfandbrief
Em 2
5%0 Neckar A.=G. Stuttgart
Goldanleihe von 192
3% Pfälzer Hyp.=Bk.- Gold=
pfandbrief
von
3% Rhein. Hyp. B
Id.
) andbrief von 24
3% Rhein=Main=Donau=
Gold=Anleihe von 23..."
Ohne Zinsberechnung
5 %Baden=Baden=Holzwert
Anleihe von 23 ......."
5%Badenw. Kohlnwranl. 23
2% Frkftr. Pfandbrief=Bk.
Goldob I Em.

9.4 9.1 11.75 10.4 10 10.25 14.75 17 15.10 15.5 15 15.5 33 438g 14.5 341/g 34.25 90.25 69 99.5 69 15.65 11.7

6 Großkraftwert Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23 ...
6% Heidelberger Holzwertanl.
von 23 ............."
6%H.Braunk.=Rog.=Anl. b. 23
5% H. Roggenanleihe v. 192:
6% Mannh. Stadt= Kohlen=
wertanl
. v. 1923 .. . . . .."
5% Offenbach (M.) Holzwert=
anl
. v. 1923 ... . .... .. . ..
5% Pfälzer Hyp. Bank Gold=
Pfdbr. v. 24... . . . . . . .. ..
59 Preuß. Kaliwert=Anleih
O Preuß. Roggenwert=Anl.
5% Rhein. Hypoth. Bk. Gold=
Pfdbr. v. 24.... . . .
5 % Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23,
Ser. Tu. II .........."
5% Sächſiſche Roggenwertan=
leihe
von 23 .........."
d. Feſtwertbk. Goldob

12. 2. 13. 2.

16.5

Vorkriegs=Hypothekenbank
Pfandbriefe
Bay. Vereinsbank München.
Bay. Handelsbank München
Bay. Hyp. u. Wechſelbank ..
Frankfurter Hypothek.=Bk.,
Frankfurter Pfandbrief=Bk..
Hamb. Hypothek.=Ban ...
Meininger Hyp.=Bank .. ..
Pfälziſche Hyp.=Ban . . . ..
Preuß. Pfandbrief=Bk. .. . ..

4.02 Südd. Bodenkredit=Anſtalt".
Württemberg, Hypoth.=Bank Staatl oder provinz ia 2.01 garantiert 6. 18
1.84 Heſſiſche Landes=Hyp.=Bank
Landeskreditanſtalt Caſſel. . .
Naſſauiſche Landesbank. .

12.2. 13. 2.

9.60
8.55
8.60
10.40
8.9
7.55
8.25
7.80
8.425
8½,

6.825
7.6
6.95

Obligationen von .
Transportanſtalten.
49 Eliſabethbahn, ſtfr.
4 Ga. Carl Ludw.=Bahn
% Oſt. Südb. (Lomb.) ſtfr
2,6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.)/ 11.5
2,6% Neue Oſt. Südb. (Lomb.
4% Oſt. Staatsb. v. 1883 ..
% Oſt. Staatsb. 1.b.8. Em..
3% Oſt. Staatsb. 9 Em. . ..
3% Oſt. Staatsb. v. 1885
0 Oſt. Staatsb. Erg. Netz.
*% Rudolfb. i. Silber ſtfr. . .
4% Rudolfbr. (Salzkammerg.
4½% Anatolier Serie I.....
O7 Anatolier Serie II
4½% Anatolier Serie III ..
% Salonique Monaſtir. . . .
9 Tehuantepec ..... ....
4½% Tehuantepee ....."

12. 2. 13. 2.

2.25
1.7
11.5
5.20
18.40
182,
18.25
18.25
10.5
9.25
12.2
21.25

Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſt. .O

Geſch.
Jahr

Divid. / 12. 2. 13. 2

11.5
5.6
18.2
18
18.2
18.2
1.8
10.25
12
24.5

Badiſche Bank ........."
Bank für Brauinduſtrie. . .0
Barmer Bankverein .. . . .."
Bah. Hyp.= u. Wechſelb. . .O
Berl. Handelsgeſellſchaft ..0
Kommerz= u. Privatbank . . O
Darmſtädter u. Nationalbk.0
Deutſche Bank .. .. .. . . . .O
Deutſche Eff. u. Wechſelbk..O
Deutſche Hyp.=Bk. Mein.
Deutſche Bereinsbant .. . .O
Disconto=Geſellſchaft .. . . .O
Dresdener Bank .. . . . . . . .O
Frankfurter Bank .. . . . . . .0
Frkf. Hyp.=Bank ... . ......
Frankf. Pfandbrief=Bk. ....
Gotha Grund kredit=Bant ..
Metallbank
.. .O
Mitteldeutſch. Creditbank ..0
Oſterr. Creditanſtalt ..
Pfälz. Hypoth.=Bank
Reichsbank=Ant.
..9
Rhein. Creditbank . . . . . . . . 0
Rhein Hypothekenbank .. ."
Südd. Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein",

Bergwerks=Aktien.
Berzelius
.
Bochumer Bergbau. . . . . . 0
Buderus .. . . . . . . . . . . . . . O
Dt. Luxemburger .. . . . . . . O
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. .
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau .. . . . . .O
Flſe Bergbau Stamm. . . . . O
Ilie Bergbau Genußſcheine O
Kaliwerke Aſchersleben .. .O
Kailiwerke Salzdetfurt .. . . .
Kaliwerke Weſteregeln . . . .O
Klöcknerw. (ab. Lthr.=Hüttelo
Mannesman n Röhren .. . . O
Nansfelder
.. ."
berbedarf
...O
Oberſchle:. Eiſen(Caro). . . .0
Otavi Minen u. Eb.=Ant.. .
2
Phönix Bergbau
Rhein. Braunk. u. Brikett .0
Rhein. Stahlwerke
.0
Rombacher Hütte
O
Stinnes Riebeck Montan . O
Tellus Bgb.= u. Hütten=Akt.0
Ver. Laurahütte
Arien inouſtrieller
Unternehmungen.
Brauereien.
Eichbaum (Mannh. . ...
Henninger Kemp=Stern . . . O
Löwenbräu München .. . . .6
Mainzer Aktienbrauerei .. .
Schöfferhof (Binding) .. . ."
Schwarz=Storchen".
9
Werger
Akkumular. Berlin. . . . . . . .O
Adler & Oppenheimer ...
Ad erwerke (v. Kleher)
O
A. E. G. Stamm
. .O
6% A. E. G. Vorzug Lit. A
5% A. E. G. Vorzug Lit. B .0
Amme Gieſecke & Konegen .O
Anglo=Continantal=Guano.
Anilin=B.n.=Treptow
Aſchaffenburger Zellſtoff ..O
Badenia (Weinheim). . .
Bad. Anilin= u. Sodafabr. O
Bad. Maſchf. Durlach . . . .O
Bad. Uhrenfabr. Furtwang.6
Bamag=Meguin Berlin O

40
3331/
20
16
40
248
60
100
100
50
100
4
150
80
2)
120
100
831
160
20
100
500
40
100
100

8% 95.5
39.5
83.5
Gie
RM 10l144.5
8% 108.25
10% 129.75
10% 123.25
8% 82

82
Kroo00
0%
10%
8%
0%
8%
Kr8200

82.5
5.5
180.25
117
65
74.5
90
95
98
73.75
155
90
75.1
90.5
6.3

1
39.5
98.5
146.5
408.5
130.25
126.7*
82
84
55.5
120.75
117.5

Geſch.=
Jahr

Divid, 12. 2. 13. 2.

88
94.25
100
7.25
74.8
159.25
90
76
91

31
46

19
1. 9
1. 10
1. 17.
. 10
1. 10.
1. 10
1. 1
1. 7
1. 11
1 10.
1 10
1. 10.
1. 1
1. 1.
1. 1
1. 1
1. 1.
1.
1. 7

400
600
321
1000
250
309
200
500
250
40
100
70
5
50
100
200
300
18
200
200
400
100

20 R9
30
10%
8%
99
12R0
10
5%

1230
90.75
112.5
105
70
116
140
124
75
86.5
25
50
45.25
23.5
78
134
83
19.5
55
37

58
99.75
163
121
151.
83.75
95

35
46
88.75
135
91.25
111.5
103

78
51.3
45.5
26.75
78
33.5
19.75
85

58
99.75

6%
8%

39
99.5
76.25
68.25
65
1292,
67
12921g
112
175
31

120

83.75
93

39
96.5

Baſt Nürnberg .. . . . . . . . . O
Bayriſch Spiegel .. . . . . . . O
98 Beck & Henkel (Cafſel) ...."
86 (Bergmann El. Werke .. . .0
Bing. Metallwerke .. . . . . . C
Bremen=Beſigh=Olfabr. . . . 6
Eementwert Heidelberg .. 8
Cementwerk Karlſtadt . . . . O
Cementwerk Lothr. (Karis.)e
KChem. Werke Albert .. . . . ."
hem. Brockh. ,Nd. Walluf. . 8
Them. Griesheim=Elektron O
Khem. Fabrik Milch
..0
Them. Weiler=ter=mer . . . . O
Daimler Motoren
.. . . 6
Deutſch. Eiſenhandel Berl.6
Deutſche Erdöl..
.....E
D. Gld.=u. Silberſcheibeanſt.
Dingler, Zweibrücken .. . . . O
Dresdener Schnellpreſſen .O
Dürrkopp (Stamm) . . . . . O
Dürrwerke Ratingen . . . . . G
Dhckerhoff & Widm. Stammch
Eiſenwerk Kaiſerslautern .O
Eiſenwerk L. Meher, tr. . . . O
Elberfeld. Farbw.v. Baher 8
Elektr. Lieferungs=Geſ. . . . O
Elektr. Licht= u. Kraft . . . . . O
Elſäſſ. Bad.=Wolle ..... . . "
Emag. Frankfurt a. M. . . . &
Email. EStanzw. Ullrich ..O
..9
Enzinger Werke.
Eßlinger Maſchinen .. . . . . O
Ettlinger Spinnerei .. . . . . O
Faber Joh. Bleiſtift .. . .O
Faber & Schteicher .. . . . . . "
Fahr, Gebr. Pirmaſens .. 9
Felten EGuilleaume, Carls.O
..O
Feinmechanik (Jetter)
Feiſt, Sektk., Frankf. M.e
Frankfurter Gas .. . . . . . . .9
Frankfurter Hof .. . . . . . . .0
Frkf. M Pokorny & Witteke
Fuchs Waggon Stamm .. . "
Banz. Ludw., Mainz .. . . . O
Geiling & Cie. .. . . . . . . . . .
Germania Linoleum . . . . . O
Gelſenkirchen Gußſtahl .. .O
Goldſchmidt, Th. . . . . . . . . O
Botha Waggon ..... . . . . .O
Greffenius Maſch. Stamms
Gritzner, Maſchfbr. Durlache
Grün & Bilfinger
.O
Hafenmühle Frankf. (M.) .O
Hammerſen (Osnabrüch .. O
.I0
Hanfwerke Füſſen g
Hartm. &Braun, Frankf. ..6
Hehligenſtgedt, Gießen ..O
öilvert Armaturenfbr. . . O
Hindrichs=Auffermann . . . . O
Hirſch Kupfer & Mefſ. . . . . O
Hoch= und Tiefbau.
. . O
.. . . . . B
Höchſter Farben
...O
Holzmann, Phil.
Holzverk. Induſtr.
Hydrometer Breslau ... ..0
Inag.
Funghans Stamm
O
Tammgarnſp. Kaiſerslauterno
Karlsruher Maſchinen
O
Karſtadt R.
.6
Liein, Schanzlin & Becker .O

60 2.40RM/ 57.1
60
50
200
50 00 46.75
3a0 0%
300
150
40 12%
300 6% 89
100
200 8% 1292/
120
200 8%
60
80 5% 37.75
400
1a0 79
100
40
150
50
80
33:/
20
20)
200 8
80
200
60 1 RM
100
100 0%

Knorr, Heilbronn
Lonſervenfabrit Braun
Krauß & Co., Lokom. . . .
Lahmener & Co
Lech, Augsburg
66.75 Lederw Rothe
Lederwerke Spicharz ...
Lingel Schuhw Erfurt
29
Löhnberger Mühle
112
udwigshaf. Walzmühle
Lüde
tallw.
30

...O

140
80
100
300
120
80
50
200
100
25
33
100
460
200
80
50
300
180
60
200
200
200
50
80
120
150
5
200
662.
80
8!
20
140
120
50
40
80
50

6
5?

43

0%
15%

8%
1 RM
5%

6
8
8
6%

55

O 1. 5. 15 O 1. 1. 50 155 25D .O 500 108 . 1.
O 1. 7./ 20 1. 1.1166 1. 1./ 500 O 1. 5. 39

47.5
39
30.25
78.5
99
39.5
37.5
1293
36.5
91.5
992/
6.5
56
32
37.5
19.1
15.75
129.75
82.25
100
28.5
0.175
30
68
34
201
51.5
37.5
65
74.5
63
37.5
0.45
30
119.75
25
71.25
35
66
10% 92
50
RMl 55.5
67.5
233
25.75
39.5
85.5
a8
1292/.
63
54.75
0.55
75
116
34.5
57.75
42
83½
82iie
26.5
22
49

65
79
39.5
37.75
129
34
93.25
99.75
34
19
19
84
100
29.75
0.175
27
68
32.5
202
51.5
37.5
108.5
62
5
63
0.37
23
120
25.5
71.25
35
85
92
84.75
50
55.25
67.5
23
28
85
47
64
S5
39
0.65
75.5

56
42
83
82.5
A.

Rie
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1. 7.
1. 7
1. 1.
1 1.
1.1
1 10
1. 10.
1 10. 10
1. 1./ 20
30
250
250
100
20
30
50
100 6io
100 8%
4½ 12
90.5
31
36
40.5
89
60.5
42.5
16 31
36
41
92
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..O 1. 9 40 2 RM 44.5 44.5 Transport= und
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Utwervstbfenfatforge.
Wiederholte Anfragen geben uns An=
laß
, auf die wichtigſten Beſtimmungen
des Geſetzes zur Aenderung der Verord=
nung
über Erwerbsloſenfürſorge vom
47. Januar 1926 und der ſiebenten Aus=
ſührungsverordnung
zur Verordnung über
Erwerbsloſenfürſorge vom 21. Januar
1926 in Nachſtehendem hinzuweiſen.
Auf Grund dieſer Beſtimmungen ſind
vom 1. Januar 1926 ab auch die höher
bezahlten Angeſtellten in die Erwerbs=
loſenfürſorge
einbezogen.
Für den Erwerb der Anwartſchaft
auf die Erwerbsloſenfürſorge ſteht die
Beſchäftigung eines Angeſtellten, der au
Hrund des Angeſtelltenverſicherungsge
ſetzes pflichtverſichert iſt, einer Beſchäfti=
Zung gleich, in der ein Arbeitnehmer
gegen Krankheit pflichtverſichert iſt.
Beitragspflichtig zur Erwerbsloſen=
Nrſorge ſind die oben bezeichneten Ange=
ſtellten
und ihre Arbeitgeber. Bei der
Derechnung der Beiträge wird die obere
Grenzeder Krankenverſicherungspflicht als
wirklicher Arbeitsverdienſt zugrunde gele9=
Fur die Einziehung der Beiträge
Kommen laut Erlaß des Heſſiſchen Mi=
niſteriums
für Arbeit und Wirtſchaf
om 3. Februar 1926 nur die Kran=
Renkaſſen nach der Reichsverſiche=
rungsordnung
(Orts=, Land=,Betrieb?
Innungskaſſen) in Frage.
rbeitgeber, die Angeſtellte der oben
beſchriebenen Art beſchäftigen, haben
dies unverzüglich der zuſtändigen Kran=
kenkaſſe
zu melden. Die Meldung iſt als
Beitragsmeldung zur Erwerbs=
loſenfürſorge
zu bezeichnen und muß
die Angeſtellten nach Namen, Vornamei,
Geburtsdatum, Wohnung, Beſchäftigungs:
ort, Arbeitsverdienſt und Beginn des
Beſchäftigungsverhältniſſes aufführen.

Endet das Beſchäftigungsverhältnis
oder wird die obere Verdienſtgrenze der
Angeſtelltenverſicherungspflicht über
ſchritten, ſo iſt der Angeſtellte abzumel
den. Die Beiträge ſind bis zum Ein
gang der ordnungsmäßigen Abmeldung
fortzuentrichten.
Die Arbeitgeber ſollen die Beiträge
tunlichſt geſondert abführen.
Führen ſie ſie zuſammen mit anderen
Beiträgen ab, ſo haben ſie genaue An=
gaben
über die Verteilung zu machen.
Darmſtadt, den 9. Febr. 1926. (st2377
Oeffentlicher Arbeitsnachweis fär
Stadt und Kreis Darmſtadt.
Der Vorſitzende: Delp.
Holzverſteigerung Mr. 1.
(Brenn= und Nutzholz.)
Donnerstag, den 18. Februar 1926,
vormittags 10 Uhr, werden aus dem
Eberſtädter Gemeindewald, Forſtort
Klingsackertanne
184,5 Rm. Kiefern=Scheiter,
=Knüppel,
157
=Stöcke,
11
Buchen=Knüppel
öffentlich meiſtbietend an Ort und Stelle
verſteigert. Bemerkt wird daß das zur
Verſteigerung kommende Holz durchweg
ſchönes Dürrholz iſt.
Bei dieſer Verſteigerung gelangen
außerdem zum Ausgebot:
1 Kiefern=Stamm, Klaſſe I,
mit 2.81 Fm. Inhalt
1 Kiefern=Stamm, Klaffe II,
mit 1.55 Fm. Inhalt
3 Kiefern=Stämme, Klaſſe III.
mit 2.50 Fm. Inhalt.
Zuſammenkunft der Steigerer auf der
Neuen Darmſtädter=Straße, Halteſtelle
Waldfriede‟ Nähere Auskunft erteilt
Herr Güteraufſeher Joh. Knörnſchild
(2374
Odenwaldſtraße 7
Eberſtadt, 13. Februar 1926.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt:
Schäfer.

Die Plätze zur Aufſtellung eines
Karuſſells und einer Schiffsſchaukel
auf dem Marktplatze in Eberſtadt (Kreis
Darmſtadt) zu Oſtern, Pfingſten, Vor=
und Nachkirchweihe (8. und 9. und 15.
Auguſt), ſowie am Ernte=Dankfeſt (Ende
Oktober) ſollen im Wege der öffentlichen
Submiſſion verpachtet werden.
Angebote ſind bis längſtens Frei=
tag
, den 26. Februar 1926, nach=
mittags
3:/ Uhr, an die Bürgermeiſterei
Eberſtadt, mit entſprechender Aufſchrift
verfehen, einzureichen. Die näheren Be=
dingungen
ſind an gleicher Stelle zu er=
fahren
.
Eberſtadt den 12. Februar 1926.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
237
ſchäfer.

Am Montag, den 15. Februar
1926, vorm. 10 Uhr, werden im Lokal
Wilhelminenſtraße 31 dahier gepfän=
dete
Gegenſtände aller Art zwangsweiſe
gegen Barzahlung verſteigert, insbe
235!
ſondere
1 Schreibtiſch, 1 Schreibtiſchſeſſel,
1 Kaſſenſchrank, 2 Tiſche, 1 Ko=
pierpreſſe
, 1 kleines Schränkchen,
2 Kleiderſtänder, 1 kleine Trep=
penleiter
, 1 Stuhl, 5 Hocker, drei
Theken, 2 Warenſchränke, ein
Spiegel (3teilig), 3 Meſſingſtan=
gen
, 3 elektr. Bügeleiſen, 2 Näh=
maſchinen
für Schneider, 6Stühle
5 Schneidertiſche, 2 Schränkchen,
1 Garderobeſtänder, 1 Modell,
1 Warenſchrank, 9 gew. Zug=
pendel
, 7 Bronzependel, 1 Decken=
beleuchtung
, 1 Wandlampe.
Verſteigerung beſtimmt.
Darmſtadt, den 14. Febr. 1926.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt,
Bleichſtraße 53.

Arbeitszentrale für Er=

Abteilung: Fliegende Kolonne
erledigt
Belegenheitsarbeiten und = Beſor=
gungen

jeder Art für alle Wirtſchaftszweige, Be
hörden und Haushaltungen
durch zuverläſſige Kräfte,
gegen äußerſte Vergütung,
bei Stellung von Arbeitsbehelfen
nach Wunſch.
Ihre Inanſpruchnahme begründet
keinen Arbeitsvertrag,
keine Pflichten aus der Sozial=
verſicherung
.
(st2317
G Fernruf: Stadtamt.

Freitag, den 5. März 1926,
vormittags 9 Uhr,
wird in Darmſtadt, Wirtſchaft Heiliges
Kreuz‟ Dieburgerſtraße 234, aus verſchie=
denen
Diſtrikten nachſtehendes Holz ver=
ſteigert
:
Buchen=Stammholz:
22 St. I. 43,45 Fm.; 75 St. II. 99,07
Fm.; 156 St. III. 140,63 Fm.; 116 St.
IV. 68,55 Fm.
Stammholzverzeichniſſe können ab 22.
ds. Mts. durch das unterzeichnete Amt
gegen Einſendung von 1 , Revierkarte
gegen weitere 1 bezogen werden.
Darmſtadt, den 13. Februar 1926.
2358) Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Mit meinemBampir=
Saugapparat reinige
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Vertauſcht

Regenſchirmm. altem
gebogenem Naturſtock
geg, beinahe gleichen
Andenken. Nachricht
erbeten Ludwigshöh=
ſtraße
71, pt. (*4124

AEntlaufeng
Entlauf. ſeit 31. Jan.
junger, weißer Kater
m. ſchwarz= Se
u. Flecken.
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Paket 10 H empf. Secher
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Infolge der auf dem Geldmarkt eingetretenen
(rleichterung vergüten wir mit Wirkung vom
15. ds. Mts. ab und bis auf weiteres
in proviſionsfreier Rechnung 4‟/op.a. Zinſen
inproviflonspftichtigerRechnung s2ſop.a.
Für Termingelder gewähren wir höhere Sätze, die
an unſeren Schaltern zu erfahren ſind.
Darmſtadt, den 12. Februar 1926.

Darmſtädter und Nationalbank
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien
Deutſche Bank. Filiale Darmſtad
Direktion der Diskonto=Geſellſchaft
Filiale Darmſtadt
Landesgenofſeuſchaftsbank
e. (

Darmſtädter Volksbank
e. G. m. b.
Deutſche Vereinsbank
Filiale Darmſtadt
Hefſiſche Landes= Hypo=
thekenbank
A.=G.
Nauheim & Co.

[ ][  ][ ]

Seite 14

Sonntag, den 14. Februar 1926

Nummer 45

Herständnis zu Finden

(TV.2008

ist eine Lebensfrage für jedes Frauendasein. Warum fühlen Sich so
viele Frauen unverstanden? Weil ihre hingebendste Betätigung im
täglichen Leben, ihre Sorgen und Mühen sich zu keinem sichtbaren
und glänzenden Werke zusammenfügen wie Mannesarbeit. Der Mann
wertet nur den Erfolg, nicht die Mühe. Und weiche Mübe steckt nicht
in all den kleinen Obliegenheiten der Frauen! Schon am frühen Morgen
bei der Bereitung des Kaffeegetränkes.

Das Schmunzein des Gatten darf nicht durch ein Loch im Haushalt-
budget
erkauft werden. Hber wie das vermeiden? Guter Bohnenkaffee
ist eine Voraussetzung und die Zutat von Weber’s Carlsbader‟
das Mittel, ihn bei sorgfältigster Zubereitung aufs beste auszunützen.
um sich durch diese Ersparnis die Mittel für eine bessere Bohnengualität
zu verschaffen. Ein würzkräftiges, goldbraunes Getränk ist der sicht-
bare
und spürbare Erfolg, der bei jedem Mann Verständnis findet!

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Nummer 45

Sonntag, den 14. Februar 1926

Seite 15

If4

nter 1.0N
rta.N.

Halle/

Schminke.
Ein Roman im Rampenlicht.
Von Guido Kreutzer.

(Nachdruck verboten)

XII.
hatte Artur Brook
Die Zeit iſt eine feine Herrin!
hoffnungsvoll an jenem Abend im Briſtol geſagt. Und mußte
wenige Tage ſpäter die bittere Erkenntnis hinnehmen, daß die
Zeit auch eine grauſame Zerſtörerin aller Zukunftserwartungen
ein kann.
Das Schickſal ſchmiedete das letzte Glied der Kette und führte
hn wieder zu Adda van Ruyt zurück.
Als er ihr achtundvierzig Stunden nach der Kataſtrophe
einen Beſuch machte, da wollte ſie einem erſten Impuls folgen
und ihn abweiſen laſſen.
Denn der Spruch des Bühnen=Schiedsgerichts war gefällt
ind dem Antrag ihres Anwalts auf völlige Vertragslöſung ſtatt=
jegeben
worden. Joſua Samotſchiner hatte auch bereits eine
lanze Anzahl neuer glänzender Engagementsangebote unter=
rreitet
; und ihre Entſcheidung ſtand unmittelbar bevor. Somit
var denn die Epiſode des Theaters am Weidendamm end=
fültig
für ſie abgetan und auch ihre letzte Beziehung zu dem
Tommerzienrat Brook gelöſt.
So wenigſtens hatte ſie bis zur Stunde vermeint. Und nun
rrachte das Mädchen ihr ſeine Karte!
Aber eine intuitive Ahnung deſſen, was ihn herführte, ver=
inlaßte
ſie, nach kurzem Schwanken zu ſagen:
Ich laſſe bitten!"
Mit einem Kopfneigen dankte ſie für ſeine Verbeugung, deu=
ete
auf einen Seſſel und nahm gleichfalls Platz.
Als das Licht jetzt voll auf ſein Geſicht fiel, erſchrak ſie un=
villkürlich
. Denn vor ihr ſaß ein müder, gebrochener Mann, den
chon weit vor der Zeit das Alter gezeichnet.
War es denkbar, daß die Tragödie im Theater am Weiden=
ſamm
, von der die geſtrigen Morgenzeitungen berichtet, ihn ſo
eis ins Mark traf? Sie vermochte es nicht zu glauben, weil ihr
ie inneren Zuſammenhänge unbekannt waren.
Mantel, Hut und Händſchuhe hatte er nicht abgelegt. Damit
vollte er wohl andeuten, daß er durch ſeine Anweſenheit nicht
ange läſtig zu fallen beabſichtigte.
Ohne Einleitung begann er zu ſprechen, während ſeine
lugen ſtill und wunſchlos auf ihrem Geſicht ruhten.
Es iſt ſehr gütig von dir, Adda, mich zu empfangen. Nach
inſerer letzten Rückſprache und allem, was ihr folgte, hätten

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Ein Stubenmädchen. . Martha John
Deputationen

wir wohl beide nicht erwartet, daß unſere Wege ſich noch einmal
kreuzen würden. Damals wagte ich es, dich herauszufordern,
und wollte dir in rückſichtsloſem Egoismus meinen Willen auſ=
zwingen
. Heute ſitze ich wie ein Bettler vor dir und erwarte
alles von deiner Gnade. Faſt könnte man glauben, die ausglei=
chende
Gerechtigkeit habe dir ohne dein Zutun eine Revanche
ſchaffen wollen. Und jedes Mittel ſei ihr recht geweſen. Wenn=
gleich
ſoviel brutale Grauſamkeit gegen eine Unſchuldige die
Fähigkeit meines Begreifens faſt überſteigt. Denn Kitty Lerron
war ſchuldlos. Und nun weißt du, was mich herführt. Weil
du ſicher auch davon erfahren haſt, wie ſie ſterben mußte.
Durch deinen Direktor Alfred Lenſch, der ſie vorgeſtern
nachmittag in ihrem Theaterbüro erſchoß?!"
Ja, das meine ich.
Ich war tief erſchüttert, als ich es las. Um ſo mehr, da ich
gegen Kitty Lerron niemals Feindſeligkeiten empfunden habe.
Sie mochte wohl meine Rivalin ſein, doch ich war niemals die
ihrige. Weshalb hätte ich ihrem Ehrgeiz ſeine Berechtigung ab=
ſprechen
ſollen? Nur vergriff ſie ſich in der Wahl ihrer Mittel
und kämpfte gegen eingebildete Widerſtände, die von meiner
Seite gar nicht exiſtierten. Denn ich hätte gern auf die Anrufung
des Bühnen=Schiedsgerichts verzichtet, würde man ſich zu einer
freiwilligen Löſung meines Vertrages bereitgeſunden haben."
Sei alſo überzeugt, daß ich als Menſch und als Frau ihr gewalt=
ſames
Ende von Herzen bedaure. Wie es überhaupt ſoweit
kommen konnte, weiß ich allerdings noch immer nicht. Denn die
Zeitungen berichten bei aller Weitſchweifigkeit doch nur lücken=
haft
.
Artur Brook ſaß zuſammengeſunken im Seſſel. Tiefe Falten
furchten ſein graues Geſicht.
Darf ich dir im Zuſammenhang berichten?
Ja, bitte.
Seine Augen glitten von ihr ab, verloren ſich irgendwo im
Weſenloſen.
Vorgeſtern nach der Probe, die ſich lange hinzeg, bat Lenſch
unter irgendwelchem Vorwande Kitty Lerron noch in das Direk=
tionsbüro
. Dort hat dann, wie eine im Vorzimmer beſchäftigte
Stenotypiſtin ausſagt, eine ſehr erregte Auseinanderſetzung ſtatt=
gefunden
, von der ſie aber durch die gepolſterte Tür Einzelheiten
nicht verſtehen konnte. Deren bedarf es auch kaum. Ich wenig=
ſtens
kann mir den Verlauf dieſer Ausſprache rekonſtruieren:
Alfred Lenſch verfolgte Kitty Lerron ſeit langem mit Liebes=
anträgen
und Wünſchen, die auf eine Ehe mit ihr hinzielten.
Dann ſtarb Volkmar, der ſie zur Univerſalerbin eingeſetzt und
ſeinem bisherigen Direktions=Stellvertreter ein Legat von zwan=
zigtauſend
Mark vermacht hatte. Das war generös. Wie dieſer
Ernſt Volkmar überhaupt ein ungewöhnlicher Menſch und vor=
nehmer
Charakter geweſen ſein muß. Sein Teſtament aber

hatte die verhängnisbolſten Wirkungen. Denn nun, wo er Kitty
Lerron ſchon im Beſitze der reichen Erbſchaft zu ſehen glaubte,
drängte Lenſch rigoros zur Heirat. Um ſo mehr, als er ſie auch
tatſächlich mit einer blind fanatiſchen Leidenſchaft liebte.
Liebe wohl kaum! . . . warf die Diva ſinnend ein
Denn Leidenſchaft iſt ja nur der Baſtard der Liebe. Und Tolſtoi
hat einmal das Wort geprägt: In der Liebe zwiſchen Mann und
Weib gibt es ſtets eine Minute, wo dieſe Liebe ihren höchten
Grad erreicht und nichts Sinnliches oder Ueberlegtes mehr kennt.
Schattenhaftes Zucken überflog ſein Geſicht.
Das iſt nur die geiſtreiche Sentenz eines weltfremden Philo=
ſophen
, den das Leben ſtets Lügen ſtrafte weil es rachſüchtig
und primitiv und heimtückiſch iſt.
Adda van Ruyt nahm es widerſpruchslos hin. Beginnendes
Verſtehen dämmerte in ihr auf.
Er aber ſprach weiter.
Alfred Lenſch hatte ſich Kitty Lerron gegenüber ſogar ſchon
zu Drohungen hinreißen laſſen. Sie fürchtete ſich vor ihm, doch
ich glaubte ſie beruhigen zu dürfen. Denn ich hielt ſo wenig
von ihm, daß ich ihm eine Gewalttat nicht einmal im Affekt zu=
getraut
hätte. Wie elend mich meine Menſchenkenntnis täuſchte,
bewies der Ausgang dieſer Unterredung zwiſchen den beidene.
Denn unfähig, ſeine Liebesbeteuerungen noch länger zu ertragen,
wird ſie ihm jene Erklärung gegeben haben, die all ſeine Hoff=
nungen
mit einem Schlage vernichtete.
Daß ſie ſeine Werbung ablehne?
Daß ſie ſeine Werbung ablehne; daß ſie die Erbſchaft aus=
geſchlagen
habe. Und in der Erregung des Augenblicks machte
ſie wahrſcheinlich auch keinen Hehl daraus, daß ſie nach der
Priemiere ſich für immer von der Bühne zurückziehen werde.
Da verlor Lenſch ſeine klare Beſinnung. Die Enttäuſchung muß
für ihn auch kataſtrophal geweſen ſein. Womöglich fürchtete er.
ſogar um ſein Legat und ſeine Stellung oder argwöhnte, daß
Kitty Lerron mich veranlaſſen könne, meine Hand vom Theater
am Weidendamm abzuziehen, woran ſie natürlich niemals ge=
dacht
hat. Jedenfalls ſah er ſich aus allen Zukunftsträumen jäh
herausgeriſſen und erlag unbedingt der momentanen Geiſtes=
ſtörung
. Und ſo handelte er nach meiner Ueberzeugung nicht mit
klarem Bewußtſein, als er ſeine Repetierpiſtole, die er ſtets im
Schreibtiſch liegen hatte, hervorriß. Die Kugel traf Kitty
Lerron mitten ins Herz. Sie brach über dem Chaiſelongue zu=
ſammen
und war ſofort tot. Dann richtete er die Waffe gegen
ſich ſelbſt. Doch die Hand zitterte. Denn er brachte ſich nur eine
ſchwere Bruſtwunde bei.
(Fortſetzung folgt.)

I. D. 2819

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Seite 16

Sonntag, den 14. Februar 1926

Nummer 43

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