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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 334
Montag, den 1. Dezember 1924.
187. Jahrgang
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ſede Verpfichtung auf Erfüllung der Anzeigen,
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Konturs oder gerichtlicher Beltreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darme
ſtädter 8 Nationalbani.
Herriots Kampf um ſeine Stellung.
Herriots Stern im Sinfen.
Demonſirationen gegen Herriot.
TU. Paris, 1. Dez. Herriot hat ſich geſtern früh nach
Epi=
nal begeben, obwohl ihm ſeine Freunde davon abrieten. Wie
vorauszuſehen war, iſt es dabei zu Zwiſchenfällen gekommen,
ſowohl in St. Dié, wo Herriot das Wort zu einer flüchtigen
An=
ſprache ergriff, wie auch in Epinal ſelbſt ſpielten ſich bei ſeiner
Ankunft erregte Szenen ab. Die katholiſchen Verbände und die
Ortsgruppe der „Action francaiſe” hatten alle verfügbaren
Mit=
glieder zu einer Kundgebung gegen Herriot aufgeboten. Der
Bahnhof war von einer dichten Menſchenmenge umlagert. Die
Stadt war weder geflaggt noch geſchmückt, wie es ſonſt üblich
iſt. Als Heriot erſchien, fielen Rufe: „Es lebe Frankreich!
Nie=
der mit Herriot! Nieder mit dem Scheckbezieher!‟ Die
Anhän=
ger des Miniſterpräſidenten Herriot demonſtrierten dagegen
und ſo, kam es zu lebhaften Zuſammenſtößen. Die Polizei
mußte eingreifen und verſchiedene Verhaftungen vornehmen. Dieſe
Szenen wiederholten ſich dann in Epinal in verſtärktem Maße.
Paris, 30. Nov. Miniſterpräſident Herriot iſt heute
vormittag in Begleitung des Unterrichtsminiſters Francois Albert
in Saint Dié in den Vogeſen eingetroffen. Bei ſeiner
Ankunft haben einige Gegner den Verſuch gemacht, den
Miniſter=
präſidenten auszupfeifen. Dieſe Kundgebung iſt aber, wie Havas
berichtet, durch die Ovationen der Anhänger des
Miniſterpräſi=
denten erſtickt worden. In St. Dié hat Herriot das Grab von
Jules Ferry aufgeſucht und bei einem Empfang zu ſeinen Ehren
erklärt: Ich empfehle Allen Einigkeit, Einigkeit
für den Frieden und die Sicherheit. Es iſt eine
Ver=
leumdung, zu behaupten, daß wir die Rechte Frankreichs
auf=
gegeben und daß wir nicht, die gleiche Sorge um die Rechte
Frankreichs wie unſere Gegner hätten. Frankreich kann
ſeine Waffen nicht niederlegen, bevor ihm nicht
die Sicherheit gewährtwird, auf die es Anſpruch
hat. Dieſe Theſe habe ich in Genf zum Siege geführt.
Schieds=
gerichtsbarkeit Entwaffnung und Sicherheit!
Auf dieſe drei Ziele ſind meine Augen gerichtet. Frankreich kann
es ſich zur Ehre anrechnen, den Weg zu dieſen Zielen, die nicht
von einander getrennt werden können, gewieſen zu haben.
Frie=
den im Innern, Frieden nach außen, das iſt das ſchönſte
Pro=
gramm für mich, der ich der Anſicht bin, daß die Moral in den
öffentlichen Angelegenheiten obſiegen muß. Das
franzö=
ſiſche Volk muß nur eine Sorge haben: die
Einigkeit!
Herriots Rede in Epinal.
Paris, 30. Nov. Auf dem heute in Epinal
ſtattgefunde=
nen Bankett der Republikaniſchen Partei hat u. a. der
Bürger=
meiſter von Straßburg, Peirotes, geſprochen, der daran
er=
innerte, daß die Elſäſſer und Lothringer die gleiche Organiſation
wünſchten wie das übrige Frankreich, insbeſondere aber die
An=
wendung der Laiengeſetze fordern.
Miniſterpräſident Herriot ergriff hierauf das Wort und
er=
klärte u. a., das Genie von Jules Ferry habe es Frankreich
geſtattet, ſich Achtung in der ganzen Welt zu verſchaffen. Dieſe
Achtung habe ſich 1916 gezeigt, als faſt alle Nationen der Welt
Frankreich auf dem Schlachtfelde unterſtützten, das auf dieſe
Weiſe das Schlachtfeld der Freiheit geworden ſei. Der
Schmerz um Elſaß=Lothringen habe erſt an jenem
Tage aufgehört, an dem das franzöſiſche Heer von der
geſamten Bevölkerung Elſaß und Lothringens
empfangen worden ſei. (2) Wir haben das Recht, daran
zu erinnern, daß, wenn das Elſaß noch im 17. und 18.
Jahr=
hundert ein Grenzbezirk Frankreichs geweſen iſt, den man ihm
nicht zuerkennen wollte, es inzwiſchen freiwillig
fran=
zöſiſch geworden iſt. (222)
Herriot fuhr dann fort: Ich arbeite für den
Frie=
den, und ich arbeite dafür, daß er der ganzen Welt gegeben
wird. Nachdem Elſaß und Lothringen an Frankreich
zurück=
gegeben worden ſeien, wünſche Frankreich nichts
Selbſtſüchtige=
res mehr. Es wolle weder Eroberungen, noch Annektionen,
noch Beſitz. Es verlange nur ſeine Sicherheit — nichts weiter.
Die Haltung der Welt habe ſich gewandelt. Die Aufgabe
Frank=
reichs ſei es, die Wege zu zeigen, die zur Organiſation des
Frie=
dens führen. Man könne allerdings behaupten, daß eine
Schwalbe noch keinen Sommer bringe. Aber man müſſe
trotz=
dem den Mut haben, die erſte Schwalbe auffliegen zu laſſen.
Sein Programm ſei der Frieden. Ein anderer Franzoſe habe
geſagt: Ich führe Krieg. Er (Herriot) wolle von ſich ſagen: Ich
führe Frieden. Er ſei die notwendige Vorbedingung für die
innere Entwicklung der franzöſiſchen Republik.
Schließlich ging Herriot auf die Frage der
Laien=
geſetzgebung ein und beſchäftigte ſich auch mit dem
Reli=
gionsfrieden und den Schulfragen. Unter beſonderem
Hinweis auf die Lage im Elſaß und in Lothringen
bezeichnete er die Lage als ſehr ernſt. Seine politiſchen
Gegner ſeien nach ihrer Niederlage vom 11. Mai im
Be=
griff, ſichwieder aufzurichten. Hinter ihnen
ſtän=
den noch beträchtliche Kräfte. Deshalb müſſe er als
wahrhafter Republikaner alle auffordern, die zu unterſtützen, die
den Kampf führten, und damit dieſer erfolgreich ſei, ſei es
not=
wendig, daß man einig bleibe.
Die Politik Tuan Tſchi Juis.
Paris, 29. Nov. (Wolff.) Dem New York Herald wird
aus Waſhington berichtet, daß man in offiziellen Kreiſen der
Anſicht iſt, daß für China nun eine Periode der Ruhe
kommen werde, nachdem Tuan Tſchi Yui Vorſitzender des
Exekutivkomitees und proviſoriſcher Premierminiſter in Peking
geworden iſt. Die amerikaniſchen Behörden werden keine
Ein=
wendungen dagegen erheben, daß der chriſtliche General Feng
Yu Hſiang ſich nach Amerika begeben werde, und man nimmt
an, daß es zur Beruhigung in China beitragen wird, wenn auch
General Wupeifu das Land verlaſſen werde. In diplomatiſchen
Kreiſen nehme man an, daß Tuan Tſchi Yui eine
japanfreund=
liche und ſowjetfeindliche Politik betreiben wird.
Lloyd George
und die „Kampfbrüderſchaft”
Von unſerem Korreſpondenten.
CNP. London, 29. Nov. (Durch Flugpoſt.)
Wohl kaum jemals befand ſich die Liberale Partei Englands
in einer ſo ſchwierigen, ja, man kann ſagen, delikaten Lage wie
heute vor dem Beginn des neuen Parlamentes. Am Dienstag
ſoll eine Verſammlung der liberalen Parlamentsmitglieder
unter Lloyd George abgehalten werden. Aber man wird
abwarten müſſen, wieviele von dem kleinen Häuflein nicht
er=
ſcheinen werden, nämlich diejenigen, die ſich abſolut
wei=
gern, unter der Führung von Lloyd George zu arbeiten.
Aber auch unter denen, die anweſend ſein werden, herrſcht
bezüg=
lich der aktuellen Ereigniſſe, z. B. in der ägyptiſchen Frage,
keine Einigkeit. Ein Teil von ihnen wünſcht, daß die
Par=
tei in der ägyptiſchen Politik die Regierung kritiſiere.
Aſquith, der ſich in Aegypten an Ort und Stelle aufhält (wo
er ſich von den Strapazen der Wahlkampagne erholen will), hat
bereits von dort telegraphiert, daß er das Vorgehen der
Re=
gierung für durchaus richtig halte. Dazu kommt weiter,
daß die Arbeiterpartei oder vielmehr der offizielle Vertreter der
Oppoſition im Hauſe, Macdonald, ſchon bei Beginn der Kriſe
angekündigt hat, daß er die Regierung dieſerhalb
interpel=
lieren werde. Soll Lloyd George den Kampf an der Seite
ſeines Todfeindes aufnehmen und zwar gewiſſermaßen in
nie=
derer Stellung? Es iſt ja bei der großen Niederlage ſeiner Partei
für ihn der Hauptſchmerz geweſen, daß er im Hauſe nur noch eine
Rolle zweiter Größe ſpielen kann. Sir John Simon, der ſchon
während der Kampagne und mehr noch in letzter Zeit
hervorge=
treten iſt, hat geſtern im Nationalliberalen Klub zur Einigkeit,
zum Vergeſſen alter unglücklicher Kontroverſen aufgefordert und
dabei allgemeinen, lauten und langen Beifall gefunden. Aber
auch er hat ſich dafür erklärt, daß bei der Debatte, über die
Thronrede an der ägyptiſchen Politik und an dem
Verhal=
ten der Regierung gegenüber, dem Völkerbund Kritik geük:
werden müſſe. Nun iſt nur das Schlimme, daß er und
Mac=
donald etwas zu früh mit ihren taktiſchen Plänen
heraus=
gerückt ſind, und ſie ſich nun einer ganz anderen Lage
gegen=
überfinden. Was den Völkerbund angeht, ſo ſcheint jetzt
feſtzu=
ſtehen, daß die auswärtigen Angelegenheiten, die ſonſt bei den
Debatten zuerſt verhandelt wurden, diesmal zuletzt
darankom=
men, damit Auſten Chamberlain bis dahin von ſeiner
Rom=
reiſe zurück ſein kann. — Im Nationalliberalen Klub hat jetzt
ſchon die zweite Verſammlung der geſchlagenen
Par=
teikandidaten ſtattgefunden. Es waren 150 Mitglieder
an=
weſend, darunter Leute wie Max Namara, Maſterman, Pringle
und Phillips. Den Vorſitz führte Pringle. Es wurde nach einer
Debatte beſchloſſen, eine permanente Organiſation oder eine
„Kampfbrüderſchaft” (Fighting=Fraternity) zu bilden, in
die alle Kandidaten, welche die Wahlen 1923 und 1924 mitgemacht
haben und diejenigen, welche für die nächſten Wahlen Ausſicht
haben, aufgeſtellt zu werden, als Mitglieder gewählt werden
kön=
nen, und daß ſich ihr auch die 43 jetzigen Abgeordneten
anſchlie=
ßen können. Die Organiſation wird alle früheren Organiſationen
der Partei umfaſſen, erklärte Pringle, wir werden aber von
der Zentralorganiſation ganz abgeſondert, ſein
und in keiner Weiſe unter einer Kontrolle ſtehen. — Aber Lloyd
George hat in dieſer Brüderſchaft nichts zu ſagen.
Dr. Vögler über den europäiſchen Wiederaufbau.
Düſſeldorf, 1. Dez. Auf der Tagung des Vereins
deut=
ſcher Eifenhüttenwerke nahm der Vorſitzende, Generaldirektor
Dr. Vögler aus Dortmund das Wort zu einer allgemeinen
außen= und inenpolitiſchen Frageſtellung. Das Dawesgutachten
und die Londoner Abmachungen ſeien, ſo führte er aus, erſt
möglich geworden, nachdem die rheiniſch=weſtfäliſche Induſtrie
den Kopf für die Micum hingehalten habe. Der Dawesbericht
und die darin eingeſchloſſenen Verträge ſeien ein großes
wirt=
ſchaftliches Experiment. Sie enthielten nur methodiſche
Richt=
linien, aber keine Vorſchläge für die Schaffung neuer Werte,
aus denen die alten Verpflichtungen abgetragen werden könnten.
Es fehle jede Regelung der handelspolitiſchen Beziehungen, die
einen Ausfuhrüberſchuß möglich erſcheinen ließen. Man ſehe
einer zweiten Konferenz zur Feſtſetzung eines handelspolitiſchen
Dawesrekordabkommens entgegen, das uns kair plai auf dem
Weltmarkt geben müſſe. Nur durch Erleichterung des Verkehrs
von Land zu Land könne die Wirtſchaftsdepreſſion überwunden
werden. Einer einſeitigen handelspolitiſchen Abrüſtung
müß=
ten wir uns auf das ſchärfſte widerſetzen.
Weiterhin kritiſierte er an dem Londoner Abkommen, das
Fehlen von Abmachungen über die Feſtſetzung der Höhe der
deutſchen Schulden und der Höhe der deutſchen Leiſtungen, die
auf 25—45 Milliarden geſchätzt würden. Die Regelung der
ge=
ſamten Schuldenfrage in Europa ſei nur denkbar, wenn eine
Steigerung der Produktionskräfte mit allen Mitteln angeſtrebt
werde. Um die vereinigten verſchuldeten Nationen von Europa
aus ihrer Verarmung herauszureißen, werde man die
wirtſchaft=
lichen Kräfte über den nationalen Rahmen hinaus zu
gemein=
ſamer Arbeit zuſamenfaſſen müſſen. Nur ſo würden neue
Abſatzmöglichkeiten geſchaffen, die es ermöglichten, in großem
Stil eine Moderniſierung des Produktions= und
Verkehrsappa=
rates durchzuführen, und um das aus Europa herausgezogene
Kapital wieder langfriſtig anzulegen. Dadurch wäre eine gute
Konjunktur möglich, auf der die Schulden abgetragen werden
könnten. Die Vorausſetzung dafür ſei aber das Erſtarken der
landwirtſchaftlichen Produzenten in Europa, insbeſondere in
Deutſchland. Nicht eine Uebertreibung des Exportes, ſondern
eine Erſtarkung des Inlandsmarktes, ſei das wünſchenswerte
Ziel. Wir haben die Hoffnung, daß uns die Technik auf dieſem
Wege helfen wird. Die Mobiliſierung der mechaniſchen Kräfte
iſt auch die einzig mögliche Löſung der ſozialen Fragen. Es
gebe für alle ſchwebenden Fragen der europäiſchen Außen= und
Innenpolitik nur eine Löſung: produktive Arbeiten.
* Das fimmernde Ideal.
Von
Dr. Walther Croll=Berlin.
Obwohl der Film nunmehr allgemein als eine in das
Ge=
wand der Wirklichkeit gekleidete Welt des Unwirklichen angeſehen
wird, geben ſich die Propagandiſten die größe Mühe, ihre Ideen
in Filmmanuſkripte zu bringen und ſie dem Publikum auf der
Leinwand vorzuführen. In Berlin läuft ſeit ein paar Tagen
der erſte proletariſche Großfilm”, für den die kommuniſtiſche
Preſſe lebhafte Reklame macht. Ein Lichtſpieltheater ſtellte ſogar
2400 Freikarten zur Verfügung, welche durch die Gewerkſchaften
an Erwerbsloſe verteilt werden ſollen. Der Film trägt den
Titel „Schmiede” und ſchildert den ſiegreichen Kampf der
Beleg=
ſchaft eines großen induſtriellen Werkes um höhere Löhne und
um den Achtſtundentag. Die Zenſur hat nicht nur den Film,
ſondern auch den Beſuch der Vorſtellung durch Jugendliche
ge=
ſtattet. Da es ſich um acht Kopien handelt, die gleichzeitig
lau=
fen, und da in jedem Kinotheater täglich zwei bis drei
Vorſtel=
lungen ſtattfinden, werden vor den Wahlen wohl mehrere
hun=
derttauſend Deutſche beiderlei Geſchlechts ihre Ideale über die
Weltordnung und über die Beziehungen der Menſchen
unter=
einander nachprüfen und „berichtigen” können.
Wer den Film ſich als Wirtſchaftspolitiker und
Sozial=
pſychologe anſieht, muß zunächſt zur Frage gelangen, wer den
Film bezahlt hat und wer die zahlreichen Gratiskarten zur
Ver=
fügung ſtellt. Obwohl die ſonſt üblichen textlichen Hinweiſe auf
den Manuſkriptverfaſſer und den Herſteller aus dem Film
herausgeſchnitten ſind — die Narben dieſes operativen
Ein=
griffs ſind noch deutlich erkennbar —, kann kein Zweifel darüber
beſtehen, daß es eine über große Mittel verfügende linksradikale
Propagandaſtelle war, die den Wahlkampf um den „erſten
prole=
tariſchen Großfilm” bereichert hat. Wer die Ebbe kennt, die in
den Kaſſen der linksgerichteten Parteien und Gewerkſchaften
herrſcht, kann nicht glauben, daß die zur Herſtellung des techniſch
zweifellos guten Filmes erforderlichen mehreren hunderttauſend
Goldmark aus „Arbeitertaſchen” ſtammen. Vielmehr bedurfte
es kaum der großen Schlußapotheoſe, in welcher der
ſechzehn=
jährige Sohn des darbenden Handwerksmeiſters dem Zug der
ſiegreichen Arbeiter die wallende Fahne vorausträgt, um auf die
richtige Werkſtatt und auf die Zahlſtelle zu ſchließen: Gewiß —
die Fahne iſt nur grau (es iſt kein farbiger Film), aber nicht
dreifarbig, und es iſt nicht ſchwer, die Farbe des wehenden
Ban=
ners zu erraten.
Vor einigen Wochen hörte man, daß die Moskauer Herren
mit dem Verhalten der „deutſchen Sektion” recht unzufrieden
ſind und es nicht verſtehen, wie 62 kommuniſtiſche
Reichstags=
abgeordnete nicht mehr zuſtande brachten, als eine Reihe von
Lärmſzenen. Die lebhafte Sammeltätigkeit, welche für die
In=
ternationale Arbeiterhilfe (J. A. H.) und für den Roten
Front=
kämpferbund ſtattfand und ſtattfindet, iſt ein unwiderleglicher
Beweis dafür, daß das Geld für einen Film nicht aus
kommu=
niſtiſchen Krediten Deutſchlands ſtammt. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß Moskau diesmal ſtatt Barüberweiſungen in erſter
Linie „Naturalleiſtungen” an die deutſchen Geſinnungsgenoſſen
geſandt hat. Die Klaque, welche den Film begleitete, zeigt, daß
es ſich um eine planvolle Propagandaarbeit handelt. Es iſt
ziemlich unweſentlich, ob das Geld, mit welchem der Film
be=
zahlt worden iſt, aus „konfisziertem” Privateigentum oder
„ſäkulariſiertem” Kirchenbeſitz ſtammt. Klar iſt nur das eine,
daß die ruſſiſche Sowjetregierung nicht nur rote Briefe ſchreibt,
ſondern auch große Geldbeträge zur Entfachung der
Weltrevolu=
tion bereitſtellt. Dies geſchieht bei Beginn eines Winters der
nach dem Urteil ſelbſt der Sowjetbureaukratie für das ruſſiſche
Volk abermals ein Winter der Not und des Hungers werden
wird. Wir werden es wiſſen, wenn ein abermaliges
Maſſen=
ſterben in Rußland eintreten ſollte, daß einigen Zehntauſenden
das Leben hätte erhalten werden können, wenn man dem
deut=
ſchen Volke, den „erſten proletariſchen Großfilm”
vorenthal=
ten hätte.
Der deutſche Kommunismus, hat ſich nach der Anſicht
Sinowjews noch nicht zum wahren Bolſchewismus
empor=
entwickelt. Das Ideal erſcheint den Berliner Kinobeſuchern
flimmernd auf der Leinwand. Flimmernd, unwirklich und
frag=
würdig iſt das Ideal ſelber. Keine Andeutung in dem
Film=
werk „Schmiede” beſchäftigt ſich mit der volkswirtſchaftlichen
Grundlage, auf welcher ſich die Erfüllung des Lohn= und
Ar=
beitszeit=Ideals vollziehen ſoll. Es iſt eben alles da” und
braucht nur den „hartleibigen” kapitaliſtiſchen Schatzhütern
ent=
riſſen” zu werden. Ein Ideal an Scharfblick und
Urteilsfähig=
keit iſt das ſchwerlich! Es ſoll ja auch gar nicht in die wirklichen
Zuſammenhänge eingedrungen und der Erkenntnis der
Wahr=
heit gedient werden. Den Verfaſſern und Finanzierern des
Films „Schmiede” iſt es um etwas ganz anderes zu tun: Um
die Aufſtachelung von Klaſſenhaß und Begehrlichkeit und um
die Verleitung des deutſchen Volkes zum politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Umſturz!
Das Militärkontrollrecht des Völkerbundsrates
in Deutſchland.
Genf, 30. Nov. (Wolff.) Auf Antrag der engliſchen
Re=
gierung iſt auf die Tagesordnung der am 8. Dezember in Rom
beginnenden Tagung des Völkerbundes eine beſonders wichtige
Frage, die des militäriſchen Nachforſchungsrechts des
Völker=
bundsrats in Deutſchland, Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien
betrifft, geſetzt worden. Es ſoll feſtgeſtellt werden, ob ein
ein=
ſtimmiger Beſchluß oder ein Mehrheitsbeſchluß des
Völkerbunds=
rats notwendig iſt bei ſeinen Entſcheidungen: 1. über die
Zu=
ſammenſetzung der Nachforſchungskommiſſionen, 2. bei den
Maß=
nahmen, die der Rat auf Grund der Berichte der
Nachforſchungs=
kommiſſionen anzuordnen hat. Ferner wurden noch auf die
Ta=
gesordnung geſetzt mehrere Entſcheidungen des
Völkerbundskom=
miſſars in Danzig, gegen die Berufung eingelegt worden war,
ſo=
wie der Antrag der gemiſchten Kommiſſion für den griechiſch=
tür=
kiſchen Bevölkerungsaustauſch, auch die Ueberweiſung des
Streit=
falles, betreffend die Frage der Griechen in Konſtantinopel an
den internationalen Gerichtshof. Des weiteren wird ſich der
Völ=
kerbundsrat mit der ebenfalls in den letzten Tagen auf die
Tages=
ordnung geſetzten Frage der
alitätsabzeichen und der
Ein=
tragung der Luftfahrzeuge z
ſſen haben.
S=
Montag, den 1. Dezember 1924
Rummer 334
Pachlreten ves Reichstanziers.
Der Kurs des Zentrums nach den Wahlen.
Düſſeldorf, 30. Nov. Der Reichskanzler ſprach
vormittags in einer von mehreren Tauſend Perſonen beſuchten
Zentrumsverſammlung im Apollotheater. Nach der
Vegrüßungsanſprache des Parteivorſitzenden ergriff Dr. Marx
das Wort. Er wies darauf hin, daß er gleich zu Beginn des
Wahlkampfes es als vaterländiſche Notwendigkeit bezeichnet habe,
daß die Parteien den Wahlkampf ruhig und ſachlich führen, ohne
unnötige Schärfe, daß ſie nicht Verſprechungen machen und
For=
derungen aufſtellen, die ſie nach dem 7. Dezember unmöglich
vertreten könnten. Leider müſſe er heute ſagen, daß ſeine Bitte
nicht überall gefruchtet habe. Ich muß zu meinem Bedauern
feſtſtellen, daß z. B. die Deutſchnationale Volkspartei,
die vor der Auflöſung des Reichstags erklärte, die Außenpolitik
der Regierung in bezug auf das Londoner Abkommen zu
unter=
ſtützen, im Wahlkampf gegen dieſe Außenpolitik
wieder ſcharf Stellung genommen hat, die in
ſchroffem Gegenſatz ſteht zu der Haltung, die ſie
während der Verhandlungen über die
Kabi=
nettsbildung bekundete. Dieſe ganz ſcharf ablehnende
Stellung entſpricht der Haltung, die ſie in den Monaten April
bis Auguſt gegenüber den Expertenvorſchlägen und dem Dawes=
Abkommen einnahm. Erſt vor wenigen Wochen erklärte Graf
Weſtarp in Hamburg, die Deutſchnationalen ſeien
einig in der Verurteilung des Londoner
Ab=
kommens. Die deutſche Regierung hat den Pakt von London
unterzeichnet, das Parlament hat ihm zugeſtimmt, da wir nur
ſo die Befreiung der beſetzten Gebiete herbeiführen konnten, da
wir nur ſo den allgemeinen Ruin aufhalten konnten und nur
auf dieſem Wege hoffen durften, die Wiederaufrichtung
Deutſch=
lands ermöglichen zu können. Es wäre leicht, das Erreichte
etwa nur überſchätzen zu wollen und anzunehmen, daß alles in
beſter Ordnung iſt. Davon ſind wir leider recht weit entfernt.
Aber wir ſtehen doch heute nicht mehr vor dem Chaos, wir haben
doch wieder die Möglichkeiten der Beſſerung und des Aufſtiegs,
wir haben doch wieder Zukunftshoffnungen.
In dem Maße, wie die nüchterne und ſachliche Beurteilung
unſerer geſamten Verhältniſſe es erwarten konnte, beginnt ſich
überall eine langſame Wendung zum Beſſeren erſichtlich
durch=
zuſetzen.
Ueber den Völkerbund ſagte der Reichskanzler: Ich bin
grundſätzlicher Freund des Völkerbundes. Wenn irgendwie die
Möglichkeit vorhanden iſt, dann werden wir verſuchen, dem
Völ=
kerbund beizutreten. Wir müſſen uns den Schritt allerdings ſehr
wohl überlegen, weil er große Verbindlichkeiten mit ſich bringen
müßte. Wir werden den Schritt erſt tun, wenn er zum Wohle
des Deutſchen Reiches und des deutſchen Volkes geſchehen kann.
Man hat uns vorgeworfen, daß wir bei den Verhandlungen
in London ſchwächlich geweſen ſeien, andere Wege hätten
ein=
geſchlagen werden müſſen, aber man iſt uns die Aufklärung
ſchuldig geblieben. Das Dawes=Abkommen, darüber müſſen wir
uns klar ſein, iſt ein Fundament, auf dem es gilt, Deutſchland
wieder aufzubauen und den Verpflichtungen, die wir nach dem
verlorenen Krieg nun einmal übernommen haben, nach
Möglich=
keit nachzukommen und ſo auch zur politiſchen Freiheit unſeres
Volkes zu gelangen. Dazu brauchen wir aber einen
arbeits=
fähigen Reichstag. Meines Erachtens muß nun am 7. Dezember
ein Reichstag zuſtandekommen, der tatſächlich arbeitsfähig und
arbeitswillig iſt. Der Reichskanzler bedauerte den Zwieſpalt
über die Reichsfarben Schwarz=Weiß=Rot und Schwarz=Rot=Gold
und ſagte: Wir haben die Farben Schwarz=Weiß=Rot in Ehren
gehalten, aber jetzt haben wir nun einmal Schwarz=Rot=Gold.
Wir müſſen uns dagegen verwahren, daß ein Deutſcher die
Reichsfarben Schwarz=Rot=Gold heruntermacht. Es ſei ein
drin=
gendes Gebot, an der Verfaſſung, wie ſie in Weimar beſchloſſen
worden iſt, feſtzuhalten.
Bezüglich der Aufwertungsfrage erklärte der Reichskanzler,
daß dieſelbe mit der Stabiliſierung zuſammenhänge. Es ſollte
unſer Beſtreben ſein, nicht wieder in eine neue Inflation
hinein=
zugeraten, aus der es keine Rettung mehr geben würde. Es
würde alles geſchehen, um den Gläubigern zu ihrem Recht zu
verhelfen, aber man dürfe nichts Unbilliges verlangen. Unter
allen Umſtänden müßte an der Stabiliſierung unſerer Währung
feſtgehalten werden. Der Reichskanzler bezeichnete dann die
Po=
litik der Mitte als die einzig mögliche, die allein geeignet ſei, den
verſchiedenen Forderungen von Rechts und Links in einem
gerech=
ten Ausgleich zu entſprechen. Am 7. Dezember habe jedermann
die heilige Pflicht, von ſeinem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Wer aus Läſſigkeit oder Intereſſeloſigkeit der Wahl fernbleibe,
ſchädige Volk und Vaterland.
In ſeiner Wahlrede in Eſſen ſagte der Kanzler wörtlich:
Das Dawesabkommen, darüber müſſen wir uns klar ſein, iſt
ein Fundament, auf dem es gilt, die deutſche Wirtſchaft wieder
aufzubauen, um den Verpflichtungen, die wir nach dem
verlore=
nen Kriege nun einmal übernommen haben, nach Möglichkeit
nachzukommen und ſo auch zur großen politiſchen Freiheit
unſe=
res Volkes zu gelangen. Das geht nicht von heute auf morgen.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 30. November,
Der luſtige Krieg.
Operette von Zell und Genee. Muſik von Joh. Strauß.
Es iſt ſchade, daß unſere Bühnenleitung ſich ſelten der
Ope=
rette zuwendet, zu der ihr eine große Anzahl durchaus geeigneter
Kräfte zur Verfügung ſteht, und wenn ſie ſich dazu entſchließt,
keine glückliche Wahl trifft. So war es vor zwei Jahren mit dem
„Tapferen Soldat”, im letzten Jahre mit „Fatinitza” und iſt es
heuer auch wieder mit dem „Luſtigen Krieg”. Mag auch der
Name Johann Strauß über dieſem Werke ſtehen, es iſt unleugbar
ſchwach, und dies nicht nur im Stoff und Text, auch in ſeiner
Muſik. Die Perlen, die es enthält, ſind bald aufgereiht; was
bleibt, iſt im Einzelnen Mittelgut, als Ganzes matt. Es iſt kein
Vorbild, nicht einmal ein bezeichnendes Stück ſeiner Zeit. Es
gibt aus den drei Blütezeiten der Operette nicht viele, aber doch
eine Reihe von Werken, die wertvoller ſind als das gewählte.
Freilich bedürfen ſie mühevoller Ueberarbeitung und neuer
In=
ſzenierungen. Man ſollte ſie künftig nicht ſcheuen.
Wenn die Vorſtellung dennoch zweifellos Wirkung hatte, ſo
verdankt ſie es günſtiger Rollenbeſetzung und geſchiäter Leitung,
die in den Händen der Herren Kuhn und Sander ſich
glän=
zend bewährte, aber auch den luſtigen Bühnenbildern Lothar
Schencks von Trapp, von denen das erſte mir äußerſt geglückt
ſchien, und den flotten, zum Teil gewagten, jedenfalls grotesken
Koſtümen, wie ſie die Operette bringen darf.
Die Träger des Abends waren Paula Kapper und
Hein=
rich Kuhn. Den Tulpenzüchter Balthaſar im Aeußeren, im
Dia=
lekt und in jener gemütlichen Komik darzuſtellen, die dem
Künſt=
ler Natur iſt, gelang Herrn Kuhn in unübertrefflicher Draſtik.
Fräulein Kapper ſtellte eine Violetta von prickelnder Anmut
überlegen ſchmiſſig hin. Ganz reizend beſtand daneben Sitta
Müller=Wiſchin mit ihrem mehr naiven als koketten
Els=
chen, und Martha Liebel gab eine Artemiſia von echter, derber
Komik. Auch Eugen Vogtwar ein gewandter Marcheſe, obgleich
ich mir dieſe Figur eleganter vorſtellen kann. Guſtav Deharde
mangelt jedoch trotz großer Sicherheit und ſchönem Geſang
jeg=
liche Komik und Beweglichkeit. Die vielen kleinen Rollen, deren
das Stück bedarf, waren alle gut beſetzt. Die Enſembles und
Chöre klappten, die Valletts von Lizzie Maudrick, die mir
etwas unbegründet vorkamen, füllten mit ſchönbewegten Bildern.
Die Operett: hatte ein anſcheinend ausver auftes Haus gebracht,
das ſchnell in gute Stimmung kam, lebhaſt dankte und zwei
Wie=
derholungen verlangte.
v. H.
Vom Tage.
Wie wir erfahren, ſteht ein Beſchluß der Rheinlandkommiſſion, der
dem ausgewieſenen Bürgermeiſter von Mainz, Adelung, die Rückkehr
und die Wiederausübung ſeines Amtes geſtattet, bevor. Herr Adelung
wird ſchon in den nächſten Tagen nach Mainz zurückkehren und die
Lei=
tung der Stadtverwaltung übernehmen können.
In einer deutſchnationalen Wählerverſammlung in Kaſſel ſollte
General v. Nathuſius über ſeine Erlebniſſe in Frankreich ſprechen. Der
General hatte aber ſein Auftreten abgelehnt.
Die Polizeidirektion in München verbot für die
kom=
menden Wahlen Auswüchſe der Wahlreklame, das Abwerfen von
Flugblättern aus Automobilen und Straßenbahnen, Umzüge und
Reklamewagen.
Reichsminiſter Dr. Jarres unterſagte der Mitteldeutſchen
Rundfunk A.=G. in Leipzig telegraphiſch die Benutzung des
Rund=
funks für Wahlreden.
Das Zentrumsorgan für Düſſeldorf, Berg und Niederrhein, das
„Düſſeldorfer Tageblatt”, deſſen geſamte Betriebsräume
16 Monate von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde beſchlagnahmt waren,
erſcheint ſeit heute wieder im eigenen Betriebe.
Die Gattin des Reichsfinanzminiſters Dr. Luther iſt am
Samstag an den Folgen eines langjährigen Leidens in Berlin
ge=
ſtorben.
Wie der Berliner Verband bulgariſcher Journaliſten aus Belgrad
erfährt, iſt in Agram der Führer der republikaniſchen
Bauernpartei verhaftet worden. Die Verhaftung brachte
große Erregung in die Reihen der republikaniſchen Bauernpartei.
Der Vertreter Sowjetrußlands in Wien, Außem, wurde abberufen
und wird durch Joffe erſetzt.
Die italieniſche Regierung hat beſchloſſen, Puccini auf
Staats=
koſten beerdigen zu laſſen. Muſſolini verſtändigte den italieniſchen
Botſchafter in Brüſſel in dieſem Sinne und beauftragte ihn mit der
Vertretung der Regierung bei den Beiſetzungsfeierlichkeiten.
Nach der „Etoil Belge” hat Außenminiſter Hymans am Samstag
vormittag mit dem franzöſiſchen Botſchafter in Brüſſel Herbette eine
Unterredung über die franzöſiſchen
Handelsbezieh=
ungen gehabt.
Die „Libre Belgique” berichtet aus Charleroi, daß die Lage
in den Metallwerken geſpannt ſei. Man rechne möglicherweiſe
mit einem Streik, der 50 000 Arbeiter betrefſen würde.
Havas berichtet aus Tunis: Drei Führer der
Eingebo=
renen ſind geſtern nach Paris abgereiſt, um vor der
Kommiſſion, die Herriot eingeſetzt hat, und deren Abſicht darin beſteht,
Reformen für Tunis vorzuſchlagen, die Forderungen ihrer
Par=
tei zu vertreten. Einer der Führer der Eingeborenen weilt bereits in Paris.
Der „New York Herald” meldet aus Waſhington: Der
General=
ſtabschef der Armee der Vereinigten Staaten,
Gene=
ral Perſhing, legt in ſeinem Jahresbericht dar, daß die
Ver=
mehrung der Luftſtreitkräfte eine bedeutende Notwendigkeit
für die Vereinigten Staaten darſtelle. Perſhing verlangt, daß die
Stärke der Armee 13000 Offiziere und 130000 Mann
betra=
gen ſoll.
Dazu brauchen wir Zeit, dazu brauchen wir aber auch einen
arbeitsfähigen Reichstag, deſſen große Parteien ihre
beſten Kräfte nicht in unfruchtbarer Oppoſition
er=
ſchöpfen oder paſſiv beiſeite ſtehen dürfen. Wenn
Hergt kürzlich in Breslau geſagt hat, „innerpolitiſch
oppo=
nierten wir, aber außenpolitiſch wollten wir der Helfer der
deut=
ſchen Regierung ſein”, ſo iſt dieſe Art von außenpolitiſcher Hilfe,
wie die Deutſchnationalen ſie in den Monaten April bis Auguſt
geleiſtet haben, doch eine mehr als eigenartige. Die Haltung
der ſogenanneten deutſchnationalen Oppoſition hat
unſere Stellung auf der Londoner Konferenz keineswegs
erleichtert.
Arbeitsfähig nenne ich nur einen Reichstag, deſſen
große Mehrheit entſchloſſen iſt, den bisher in der
Außenpolitik verfolgten Weg weiterzugehen.
Eine Abkehr von dieſem Wege mache ich nicht mit. Die klare
Linie unſerer Außenpolitik darf keinesfalls verwiſcht werden.
Ich habe die Hoffnung, daß das deutſche Volk am 7. Dezember
im gleichen Sinne entſcheiden wird. Wenn alsdann die Frage
der Regierungserweiterung von neuem an uns
herantritt, ſo iſt entſcheidend für die Loſung in erſter Linie
die ſachliche Stellungnahme der Parteien zu der
bisher befolgten bewährten Außenpolitik.
Den Grafen Weſtarp, der in Hamburg beſtritten hat, dem
Zentrum eine gemeinſame Politik mit den Deutſchvölkiſchen
zu=
gemutet zu haben, verwies der Reichskanzler auf die Nr. 155
der „Kreuzzeitung” vom 1. November. Dort habe Graf Weſtarp
ſelbſt ausgerechnet, daß in dem aufgelöſten Reichstag von den
Deutſchvölkiſchen bis zum Zentrum eine Mehrheit von 40
Stim=
men vorhanden geweſen wäre. Er habe ausdrücklich feſtgeſtellt,
daß in dieſer Mehrheit die deutſchvölkiſche Rechte genau über
die Hälfte der Stimmen verfügt hätte. In dem gleichen Artikel
habe Graf Weſtarp noch ein weiteres Bekenntnis abgelegt. Man
werde ſich, ſo meinte er, damit abzufinden haben, daß, wenn die
Deutſchnationalen in das Kabinett einträten, in ihm
deutſch=
nationale Politik getrieben würde. Ich für meine Perſon,
er=
klärte der Kanzler, lehne es grundſätzlich ab, im Kabinett
Partei=
politik zu treiben. Ich glaube, Graf Weſtarp würde ſchwerlich
eine Koalition finben, in der es den deutſchnationalen Miniſtern
geſtattet iſt, deutſchnationale Politik zu treiben.
Die Tarife der Reichspoft.
Bevorſiehende Gebührenermäßigungen.
Berlin 30. Nov. Dem Verwaltungsrat der Deutſchen
Reichspoſt ſind für die im Dezember ſtattfindenden Tagungen
Vorlagen wegen Eemäßigung der Poſt=, Telegraphen= und
Fern=
ſprechgebühren zugegangen.
Die Poſtgebühren im Inlande entſprechen im weſentlichen
ſchon den Vorkriegsſätzen. Im Auslandsverkehr iſt eine
Herab=
ſetzung der Gebühr für den einfachen Brief auf 25 Pfg. und für
die Poſtkarte auf 15 Pfg. in Ausſicht genommen.
Für den Poſtſcheckverkehr iſt außer einer weſentlichen
Er=
mäßigung der Zahlkartengebühr eine beträchtliche Herabſetzung
der Auszahlungsgebühr vorgeſehen, dergeſtalt, daß die Gebühr
für Auszahlungen von 1 v. T. auf ½ v. T. des Scheckbetrages und
für bargeldloſe Auszahlungen von ¼ auf /w v. T. des
Scheck=
betrages ermäßigt werden ſoll. Ferner ſoll, was beſonders für
die Auszahlung niedriger Beträge von Bedeutung iſt, die Gebühr
künftig nicht mehr auf 5 Pfg., ſondern auf 1 Pfg. abgerundet
werden.
Auch die bisherige hohe Gebühr für telegraphiſche
Poſtanwei=
ſungen und in Zuſammenhang damit die Gebühr für
telegra=
phiſche Aufträge im Schedverkehr werden durch die Vorlage
weſentlich verbilligt. Weiter wird beabſichtigt, die Wortgebühr
für Telegramme im Fernverkehr von 15 auf 12 Pfg. herabzuſetzen;
eine Ermäßigung der Gebühr auf 10 Pfg. iſt wegen des damit
verbundenen Einnahmeausfalles zurzeit nicht möglich. Um aber
den Wünſchen der Oeffentlichkeit weiter entgegenzukommen, ſoll
auch im telegraphiſchen Verkehr eine Nahzone (bis 75 Kilometer
Entfernung) mit einer Wortgebühr von 8 Pfg. eingeführt werden.
Die Wortgebühr für Ortstelegramme wird von 7½ auf 6 und für
Brieftelegramme von 10 auf 6 Pſg. ermäßigt. Bei den
Stun=
dungsgebühren wird der Wegfall der Einzelgebühr von 7½ Pfg.
für jedes Telegramm vorgeſchlagen, ſodaß für die Stundung nur
noch 2 Prozent des Rechnungsbetrages zu erheben ſind.
Die Ermäßigung der Fernſprechgebühren ſoll ſich auf die
Geſprächsgebühren im Ortsverkehr, im Fernverkehr und auf die
Einrichtungsgebühren erſtrecken; außerdem ſoll die Gebühr für
das Aufgeben von Telegrammen durch den Fernſprecher oder
burch einen Nebentelegradhen ganz fortfallen. Die
Ortsgeſprächs=
gebühr von 15 Pfg. gilt jetzt nur für 100 Geſpräche im Monat;
bei den überſchießenden Geſprächen ermäßigt ſich die Gebühr von
hundert zu hundert Geſprächen um je 1. Pfg. Alle Geſpräche,
die die Zahl 500 im Monat überſteigen, koſten 10 Pfg. Künſtig
wird eine Ermäßigung um je 1 Pfg. ſchon in den Stufen von
50 zu 50 Geſprächen ſtattfinden, ſo daß der 10=Pfg.=Satz bereits
bei Ueberſchreitung der Zahl 300 eintritt. Eine Verbilligung der
Ortsgeſprächsgebühren für die erſten hundert Geſpräche läßt ſich
nicht ermöglichen, weil die Selbſtkoſten der Verwaltung erſt
ge=
deckt werden, wenn ein Teilnehmer etwa 125 Ortsgeſpräche im
Monat führt; 65 Prozent aller Teilnehmer erreichen jedoch dieſe
Geſprächszahl nicht. Bei einer Herabſetzung der monatlich zu
zahlenden Mindeſtgeſprächsgebühren würde der Zugang an
un=
rentierlichen Teilnehmern noch mehr anſteigen. Aus dieſem
Grunde würde auch eine Herabſetzung der Gebühr auf 13 Pfg.
für alle Ortsgeſpräche nicht durchführbar ſein. Die
Fernſprech=
gebühren ermäßigen ſich bei Entfernungen über 50 Kilometer.
Die Gebühr für Entfernungen von 50 bis 100 Kilometer (z. B.
Berlin—Frankfurt a. d. O.) ermäßigt ſich von 1,35 auf 1,25 Mk.;
in den weiteren Stufen betragen die Nachläſſe 30 Pfg., ſo daß ein
Geſpräch Berlin—Dresden ſtatt 1,80 aur 1,50 Mk. und ein
Ge=
ſpräch Berlin—Hamburg ſtatt 2.10 Mk. 1,80 Mk. koſten wird.
Bei den Entfernungen bis 50 Kilometer mußte eine Herabſetzung
der Gebühren unterbleiben, weil der damit verbundene
Ein=
nahmeausfall nicht erträglich ſein würde. Die bei der Herſtellung
neuer Fernſprecheinrichtungen als einmalige Gebühr zu zahlende
Einrichtungsgebühr wird bei den Hauptanſchlüſſei von 90 auf 80
und bei den Nebenſtellen von 60 auf 40 Mk. herabgeſetzt. Für
die bei Hauptſtellen erforderlichen Apparate zum Anſchließen von
Nebenſtellen (Anſchlußorgane) ſoll die Einrichtungsgebühr je nach
Größe der Nebenſtellenanlagen ſtatt 40 nur 30 oder 25 Mk.
betragen.
Beſonders willkommen wird den Fernſprechteilnehmern ſein,
daß ſie ihre Telegramme künftig den Telegraphenanſtalten durch
Fernſprecher übermitteln können, ohne für die Niederſchrift eine
Gebühr zahlen zu müſſen; bisher wurde für jedes Wort 1 Pfg.
erhoben.
Der Reichsbankpräſident in Zürich.
FU. Zürich 1. Dez. Reichsbankpräſident Dr. Schacht
iſt am Samstag in Zürich eingetroffen. Seine Anweſenheit
wird mit der Verteilung der Reparationsanleihe in
Zuſammen=
hang gebracht. Bekanntlich ſind in der Schweiz von 3 Millionen
Pfund Sterling von vornherein 1½ Millionen für beſondere
Zwecke von der Zeichnung ausgeſchieden. Die Schweizer Preſſe
vermutet, daß die Million für Deutſchland reſerviert worden
iſt, da der deutſche Anteil an der Anleihe ſehr minimal ſei.
* Die Sonntagmorgenmuſik
Grospietſch-Hager brachte einem vollbeſetzten Saale im
Real=
gymnaſium Schuberts „Winterreiſe” in geſchloſſener Folge. Der
24 Geſänge umfaſſende Zyklus iſt ein unerhört=genialer Wurf, in
gewaltiger innerer Steigerung zu Höhepunkten getürmt
namentlich in der zweiten Hälfte —, wie ſie ſpäter vielleicht nie
wieder erreicht wurden; höchſtens Mahlers Kindertotenlieder
haben die gleiche Spannung und Beſeeltheit. Blitzartig folgt die
Muſik dem Stimmungsgehalt, und aus einfachſten Harmonien
zucken Schmerz und Wehmut, Trauer und das Schluchzen der
Verzweiflung. Und immer Muſik!! Wie genial iſt das alles
ge=
macht! — Nein, nicht gemacht! Gelebt! Geblutet! Und wer
Schuberts Leben kennt, fühlt, daß er ſich dieſe Töne aus dem
eigenen Herzen losriß.
Robert Hager, der in Elberfeld=Barmen iſt und leider
nicht mehr in Darmſtadt, bot Prachtvolles; ſein großer,
ſchwin=
gender Baß=Bariton, in allen Lagen mühelos gehorchendes
In=
ſtrument eines kultivierten Willens, brachte das tragiſche, in
Tönen weinende Menſchenſchickſal in ergreifender Weiſe vor Ohr
und Herz. Wer dieſen Liederzyklus — ſchon äußerlich eine
Rie=
ſenleiſtung — ſo vollwertig zu bringen weiß wie Herr Hager, iſt
ein ganzer Kerl; er ſei von Herzen bedankt für ſeine künſtleriſch
bedeutende, würdig=ernſte Darbietung.
„Herr Grospietſch war ausgezeichneter, routinierter
Be=
gleiter. Schade, daß er, die Stimmung mordend, während einer
kurzen Pauſe geſchäftliche Mitteilungen machte und ſchade, daß er
den „Lindenbaum” nicht etwas „linder” begleitete.
O.
* Stadttheater Aſchaffenburg.
Mit welchem Ernſt und zielbewußter Energie Direktor
Georg Lang die künſtleriſch geſteckten Ziele zu verwirklichen
beſtrebt iſt, mag nachſtehende Ueberſicht über die ſeit Spielbeginn
(20. September) zur Aufführung gelangten Werke in Oper,
Schau=
ſpiel und Operette beſtätigen.
Der Eröffnungsvorſtellung „Turandot” folgten im
Schau=
ſpiel Mohrs Komödie „Improviſationen im Juni” Rößlers
Luſt=
ſpiel „Fünf Frankfurter”. Schillers „Wilhelm Tell” mit Direktor
Georg Lang als Geßler, Strindbergs Trauerſpiel „Der Bater”
am 15. November die Uraufführung von Liſſauers Komödie
„Gewalt” in der Iſzenierung von Direktor Lang, Grillparzers
„Weh dem, der lügt” und Hermann Bahrs „Konzert‟. Die Oper
brachte unter der Spielleitung des Oberſpielleiters Valentin
Schwartz und der muſikaliſchen Leitung des Kavellmeiſters
Wolf Heins Lortzings „Undine” und „Waffenſchmied” Flotows
„Aleſſandro Stradella”, Verdis „La Traviata” und Puccinis
„Madame Butterfly” An Operetten wurden gegeben: „Luftige
Witwe‟ „Dreimäderlhaus”, „Mascottchen” „Graf von
Luxem=
burg”. Insgeſamt haben bisher 14 Opern=, 19 Schauſpiel= und
15 Operettenwiederholungen, 2 Tanzabende und 7
Paſſionsfeſt=
ſpielvorſtellungen ſtattgefunden. Als „Alfred” in „Traviata”
gaſtierten Wilhelm Thunis vom Opernhaus Frankfurt a. M.,
Max Lipmann vom Nationalthcater Mannheim und Hermann
Häcker vom Stadtheater Mainz, außerdem fand ein zweimaliges
Gaſtſpiel Carl Weinleins vom Schauſpielhaus Köln in „Weh
dem, der lügt” und „Konzert” ſtatt. Um weitgehendſten
An=
ſprüchen gerecht zu werden, iſt auch die große Oper in den
Spiel=
plan aufgenommen worden und ſind zunächſt „Cavalleria” und
„Bajazzo” „Caumen” „Hoffmanns Erzählungen”, „Lohengrin”
und der „Fliegende Holländer” zur Aufführung vorgeſehen.
Buchanzeigen.
Daniel Halévy: Präſident Wilſon. Eine Studie über die amerikanifche
Demokratie. (Verlag Raſcher u. Cie., Zürich 1919.)
C. Regenhardts Geſchäftskalender für den Weltverkehr. 49. Jahrgang
1924. Geb. 7,90Mk. (Verlag C. Regenhardt G.m.b.H., Berlin=
Schöne=
berg, Bahnſtraße 19/20.)
Die Friedenspreiſe, zuſammengeſtellt in Verbindung mit dem
Reichs=
wirtſchaftsminiſterium. (Verlag für Politik und Wirtſchaft, Berlin
SW. 48.) Preis 0,75 Mk.
Geſundheit und Heilung in natürlicher und geiſtiger Beziehung. Die
Sonnkraft=Kur. Preis 40 Pfg. frei vom Selbſtverlag und Verfaſſer
Alfred Müller, Stuttgart, Hohenheimerſtraße 67.
Anton Bruckner. Ein Lebens= und Schaffensbild von Auguſt Göllerich.
Band 36 der Deutſchen Muſikbücherei. (Verlag Guſtav Boſſe,
Regens=
burg.)
Anton Bruckner. Sein Leben und ſeine Werke von Franz Gräflinger,
Band 20 der Deutſchen Muſikbücherei. (Verlag Guſtav Boſſe,
Regens=
burg.)
„Von Bethmann Hollweg bis Ebert.” Von Friedrich Payer,
Stellver=
treter des Reichskanzlers a. D. Mit einem Bilde des Verfaſſers.
Grundzahl broſch. 6 Mk., geb. 7 Mk. (Frankfurter Sozietätsdruckerei,
G.m. b.H., Abteilung Buchterlag, Frankfurt a. M.)
Verordnung über Goldbilanzen vom 28. Dez. 1923. Textausgabe mit
einer Einleitung von Dr. Franz Schlegelberger, Geh. Regierungsrat,
Abteilungsleiter im Reichsjuſtizminiſterium, Honorarprofeſſor der
Rechte an der Univerſität Berlin. Preis 1 Mk. (Verlag Franz Vahlen
in Berlin.)
2er Ning der Eva. Ein Roman. Von Liſa Barthel=Winkler. Verlag:
Brandenburgiſche Buchdruckerei und Verlagsanſtalt, G. m. b. H.,
Ber=
lin— Schöneberg. Preis broſchiert Gz. 1.25 Mk., gebunden Gz. 2.—
Mk.— einmalige Vorzugsausgabe Nr. 1—20 auf beſſerem Papier
gedruckt und von der Verfaſſerin eigenhändig ſieniert, Grz. 4.— Mk.
Rummer 334.
Montag, den 1. Dezember 1924.
Seite 3.
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 1. Dezember.
Aufweriung.
EVom Staatsminiſterium wird uns geſchrieben: Nach der Dritten
Steuernotverordnung und den Durchführungsverordnungen hierzu
müſſen außer der rechtzeitigen Anmeldung von Guthaben bei den
öffent=
lichen und unter Staatsaufſicht ſtehenden nichtöffentlichen Sparkaſſen auch
in anderen Fällen Friſten eingehalten werden, falls nicht Rechte verloren
gehen ſollen. Es müſſen bis zum 31. Dezember 1924 bei den
Aufwer=
tungsſtellen außer den Anmeldungen der erwähnten Sparkaſſenguthaben
weiter eingegangen ſein:
1. Die Anträge gemäß 8 7 Abſ. 1, 3 der erſten
Durchführungsverord=
nung zur Dritten Steuernotverordnung (RGBl. 1924, S. 431) auf
erhöhte Aufwertung des perſönlichen Anſpruchs aus den dort
aufgeführten hypothekariſch geſicherten Forderungen (Forderungen
aus den Beziehungen zwiſchen unterhaltsberechtigten und
unter=
haltsverpflichteten Perſonen; Forderungen aus erb= und
familien=
rechtlichen Auseinanderſetzungen: Reſtkaufgeldforderungen aus der
Zeit nach dem 31. Dezember 1918).
2. Das Verlangen nach Herabſetzung der regelmäßigen Aufwertung
von Hypotheken und anderen Vermögensanlagen (Grundſchulden,
Rentenſchulden, Reallaſten, Pfandrechte an im Schiffsregiſter
ein=
getragenen Schiffen und an Bahneinheiten, 8 1 Abſ. 1. 3. 2, 3 der
Aufwertungsverordnung) unter den Aufwertungsſatz von 15 Proz.
(8 2 Abf. 1 der Aufwertungsverordnung).
Bis zum gleichen Tage muß:
3. Das Verlangen auf Berückſichtigung durch Umtauſch erworbener
Pfandbriefe und anderer unter die Dritte Verordnung zur
Durch=
führung der Aufwertungsverordnung fallender Papiere mit dem
Goldmarkwert der in Umtauſch gegebenen Stücke bei den
Hypothe=
kenbanken und Anſtalten geſtellt ſein (88 16, 29, 30 der Dritten
Durchführungsverordnung).
Die rechtzeitige Anmeldung und Antragsſtellung iſt bei den
Ver=
mögen Bevormundeter Pflicht der Vormünder, Pfleger und Beiſtinde.
Die Vormundſchaftsgerichte haben darauf zu achten, daß dieſe Pflicht,
deren Verabſäumung empfindliche Verluſte für die Mündel zur Folge
haben kann, erfüllt wird. Nicht bei jedem Gericht wird eine allgemeine
Durchſicht der Akten über Vormundſchaften, in denen Vermögen
verwal=
tet wird, möglich ſein. Von allen Vormundſchaftsgerichten aber darf
erwartet werden, daß ſie nach Möglichkeit ſowohl allgemein wie
gelegent=
lich der Verhandlungen in Vormundſchaftsſachen die Vormünder,
Pfle=
ger und Beiſtände über die Anmeldepflicht und die Ausführung der
An=
meldung belehren und unter Hinweis auf ihre Haftung für ſchuldhafte
Verſäumnis zur Anmeldung veranlaſſen. Die Vormundſchaftsgerichte
ſollen auch die Gemeindewaiſenräte zur Mitwirkung heranziehen und ſie
erſuchen, auf die Vormünder, Pfleger und Beiſtände und auch auf die
elterlichen Vermögensverwalter im Sinne gewiſſenhafter und
rechtzei=
tiger Anmeldung der Anſprüche ihrer Mündel und Kinder einzuwirken.
Bei Anmeldung der Sparkaſſenguthaben iſt, wenn die Guthaben auf
Grund des Zwangs zur mündelſicheren Geldanlage gegründet ſind, ihre
Eigenſchaft als mündel ſichere Anlage hervorzuheben.
Mittelrheiniſcher Architekten= und Ingenieur=Verein.
— Zur heutigen Aufführung der „Jahreszeiten”, von Haydn, im
Großen Haus des Landestheaters durch den Muſikverein, wird uns
ge=
ſchrieben: Die geſtrige Hauptprobe fand vor ausverkauftem Hauſe ſtatt.
Ihr Verlauf läßt für das Konzert ein muſikaliſches Ereignis allererſten
Nanges erwarten. Die verhältnismäßig lange Pauſe zwiſchen dem
er=
ſten und zweiten Hauptkonzert des Muſikvereins iſt dem Werke
außer=
ordentlich zugute gekommen, da ſie dem Chor genügend Zeit für eine
ganz beſonders ſorgfältige Einſtudierung gewährt hat, ſo daß er
ge=
radezu eine Muſterleiſtung erzielen konnte, wie ſie ſeit langer Zeit nicht
geboten worden iſt. Auch die Auswahl der Soliſten, Frau von Conta
als Hannchen. Herr Hoefflin als Lukas und Herr Stephani als
Simon hat ſich als beſonders glücklich erwieſen. Die Aufführung
be=
ginnt heute abend am 7½ Uhr, nicht, wie in den Anzeigen irrtümlich
bekannt gegeben war, um 7 Uhr.
— Städt. Akad=mie für Tonkunſt. In ſeinem nächſten Vortrag am
Mittwoch, den 3. Dezember, abends 347 Uhr, im Saale der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt wird Dr. Bodo Wolf das Weihnachtsmyſterium
von Wolfrum ſeinen Beſprechungen zugrunde legen. Der kürzlich
ver=
ſtorben Meiſter hat ſich durch ſeine Werke und ſeine langjährige Tätigkeit
als Heidelberger Univerſitätsmuſikdirektor in der Muſikwelt einen
Namen gemacht, der es verdient, ſich einmal mit einem ſeiner
Haupt=
werke eingehend zu befaſſen. Karten (0.50 Mk.) im Sekretariat der
Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße 36.
— Generalintendant Legal wurde von der Leitung des Deutſchen
Bühnenvereins beauſtragt, an den Sitzungen der Schlichtungsſtelle des
Deutſchen Chorſänger= und Ballett=Verbandes in Mannheim
mitzu=
wirken.
— Privilegierte Schützengeſellſchaft. Darmſtadt. Man ſchreibt uns:
Die Privilegierte Schützengeſellſchaft Darmſtadt, hatte mit der
Wieder=
aufnahme des Zimmerſtutzenſchießen, einen vollen Erfolg. Zu dieſem
Uebungsabend, der während der Wintermonate nunmehr jeden
Don=
nerstag abend im Gartel, Zale, Mühlſtraße 5, ſtattfindet, hatten ſich
außer altbewährten Schützenbrüdern auch eine größere Anzahl
Jung=
ſchützen und Freunde des Schießſportes eingefunden, welche die einzelnen
Schießübungen mit Spannung verfolgten und unter Anweiſung
bewähr=
ter Schützen ſelbſt einmgt mit wahrem Feuereifer an den Schießſtänden
antreten konnten. Daß hierbei manches humorvolle Reſultat angezeigt
wurde, konnte nur die fröhliche und zuverſichtliche Stimmung erhöhen.
Bei den Unterhaltungen, ſtellte es ſich jedoch heraus, daß über die
Schützenverhältniſſe hier Irrtmer beſtehen, da faſt ausnahmslos unſere
allbekannte, in ihrem Beſtehen weit zurückreichende Priv,
Schützengeſell=
ſchaft mit dem in letzter Zeit propagandierten ſog. Heſſ.
Schießſportver=
band identiſch gehalten wurde. Dies iſt nicht der Fall. Unſere Priv.
Schitzengeſellſchaft iſt „Bundsverein dis großen Deutſchen
Schützen=
bundes” und iſt hier der einzige Verein, der die Betätigung in allen
Schießarten von jeher betrieb und auch nur betreiben konnte. Das
Schießen mit kleinkalibrigen Gevehren, dem jetzt eine beſondere
Aufmerk=
ſamkeit gezollt wird, iſt nur ein Erſatz für das Schießen mit
Normal=
feerwaffen und hat darin ſeinen Grund, daß durch die
Gewaltmaß=
nchmen der Feindbundmächte las deutſche Schießen mit normalen
Fuerwaffen faſt vollſtändig erdroſſelt iſt und unſerer Priv.
Schützen=
geellſchaft im beſonderen die Benützung der nicht muſtergültigen
Schieß=
anagen unmöglich macht. Mit emer Aenderung dieſer tieſtraurigen
Vehältniſſe dürfte auch das Schießen mit den Kleinkaliberwaffen wieder
meir und mehr verſchwinden. Anſchließend möge auf die wiederholten
Anragen noch mitgeteilt ſein, daß ſowohl Einzelijungſchützen ſowie
ge=
ſchbſſene Korporationen in unſere neu angegliederte
Jungſchützenabtei=
lumg aufgenommen werden können. Nähere Auskunſt erteilt Herr
Ober=
ſchizenmeiſter, Keller, Rheinſtraße 1214.
— Orpheum. Heute Montag, 1. Dezember Programmwechſel. —
Der neue Spielplan bringt zehn erſtilaſſige Debüts: eine Ausleſe
glän=
zender Varieté=Akte. Im einzelnen erſichtlich aus heutiger Anzeige.
* Grundſätze über Vorausſetzung, Art und Maß der öffentlichen
Für=
ſorge. Die Neichsregierung hat die Geltungsdauer der Grundſätze bis
1. Januar 1925 verlängert.
—Weil er um ſein Einkommen kam, hat ein älterer, ſeit Jahren
ſich auf dem Bettelwege ernährender Landſtreicher geſtern im
Wohl=
fahrtsamt durch Zertrümmerung mehrerer Fenſterſcheiben
Sachbeſchädi=
gung verübt. Er iſt nicht etwa um eine Unterſtützung vorſtellig
gewor=
den, ſondern gab ſeinem Unmut Ausdruck über das vom
Wohlfahrts=
amt geübte Verfahren, das Bettelunweſen durch Ausgabe von
Wohl=
fahrtsſchecks zu bekämpfen. Er gab zu, ſeit mehreren Jahren überhaupt
keiner Beſchäftigung nachgegangen zu ſein, ſondern ſich lediglich auf
dem Bettelweg ernährt zu haben. Man ſieht, daß durch die
Einbürge=
rung der Wohlfahrtsſcheine tatſächlich dem Bettelunweſen ſcharf zu
Leibe gegangen wird. Vollen Erfolg wird das Wohlfahrtsamt und
wer=
den die mit ihm zur Bekämpfung des Bettelunweſens vereinigten
Ver=
eine der prihaten Wohlfahrtspflege jedoch erſt dann haben, wenn der
Ring geſchloſſen iſt, d. h. wenn allgemein ſtatt Geld und
Natura=
lien den Bettlern nur Wohlfahrtsſchecks mit Verweiſung an das
Wohl=
fahrtsamt abgegeben werden. Die Bevölkerung kann überzeugt davon
ſein, daß die Hilfeſuchenden nicht abgeſchickt, ſondern daß in jedem Fall
die Verhältniſſe genau geprüft werden und die Notlage nach
Möglich=
keit abgeſtellt oder aber gemildert wird. Wohlfahrtsſchecks ſind bei
allen Organiſationen der privaten Wohlfahrtspflege und im
Verkehrs=
bureau erhältlich.
Zur abendlichen
Feſtveranſtaltung
am Samstag war der Saal der Vereinigten Geſellſchaft ſinnig=feſtlich
geſchmückt, die Tafel mit künſtleriſchem Geſchmack gedeckt und geziert.
Künſtleriſche Darbietungen vielerlei Art verſchönten den Abend.
Zur Eröffnung ſprach Frl. Marianne Kleinlogel in ausgezeichneter
Rhetorik einen von Miniſterialrgt Wagner gedikteten feinſinnigen
Prolog. Wir geben folgende Strophen daraus wieder:
Wenn auch, gemeſſen an dem Weltgeſchehen,
Nur eine kurze Spanne Zeit ſind 50 Jahre,
Umſchließt ſie doch — mit Menſchenblick geſehen —
Den Weg oft von der Wiege bis zur Bahre.
Drum, wer die 50 Jahre überſtanden,
Weſſ” Lebensſchifflein trotzte Kampf und Not,
Mag freun ſich, daß die Wogen ihn umbranden,
Sich freun des Daſeins, das ihm’s Schickſal bot.
Kurz vor der Zeit da der Verein gegründet,
Hat Deutſchlands Waffenruhm erfüllt die Welt,
Die deutſchen Gaun geeint und eng verbündet
Von Mags bis Memel, von der Etſch zum Belt.
Dem Waffenklirren folgten Friedenstaten,
Zu ungeahnter Blüte wuchſen Stadt und Land.
Mit Fug und Recht ward da in deutſchen Staaten
Gerühmt der deutſchen Technik hoher Stand.
Dank ſeinen hohen Schulen war herangewachſen
Ein Ingenieur=, ein Architektenſtand.
Der — ſeis in Preußen, Bayern, Schwaben, Sachſen,
In Baden, Heſſen — reichſtes Schaffen fand.
Der Weltkrieg kam, um Deutſchland zu vernichten;
Die deutſche Techik, ſie hat nie verſagt.
Wo man ſie rief, erfüllte ſie die Pflichten,
Auch da, wo man um Deutſchlands Söhne klagt.
Vergebens, daß wir heldenhaft gerungen! —
Wie ſeit Karthagos Fall es nimmermehr geſchah
Ward Deutſchland nun der „Frieden” aufgezwungen,
In dem man doch nur eine Farce ſah,
Und jetzt? — läßt ſich die Gegenwart ſo deut
Daß es nun wieder aufwärts mit uns gel
Daß aus Ruinen, über die wir ſchreiten.
Endlich das Leben neu uns auferſteht?
Parteien=Haß und Hader, laßt ſie fahren,
Kehrt nur zurück zur harten ſtrengen Pflicht.
Gedenkt der Toten. Denkt, wie einſt in Jahren.
Der Sohn und Enkel von der Jetztzeit ſpricht.
Lernt euch verſtehen! Oh, daß man wahr es fände,
Ob rechts, ob links, ob Zentrum, Sozialiſt,
Fürs Vaterland ſich reichten froh die Hände
Verſchied’ner Meinung zwar, doch ohne Zwiſt.
Denn aufbau’n gilts, nicht, daß man neu zerſtöre,
Was Denkergeiſt und Unternehmungsſinn erfand.
Der Werkmann lerne, daß zum Werk auch dies gehöre,
Der Studio ſchätze, was er dankt der ſchwielgen Hand.
Wenn jeder ſo den feſten Willen zeiget.
3 iſt Not an Mann! So wirds zum Segen ſein.
Und eh ein neues Jahr ſich ſeinem Ende neiget,
Zeigt’s uns, ſo Gott will, hellſten Hoffnungsſchein.
Und wie jüngſt ſiegreich ſchwebte in den Lüften,
Durchquert den Ozean der Zeppelin,
So neuer Lebensgeiſt entſteigt den Grüſten
Des Niederbruchs. Nehmt es als Zeichen hin.
Und Ihr, Ihr Herrn vom Fache, ſeid berufen,
Sei’s vom Studiertiſch, ſeis vom Werkplatz aus,
Das Volk zu führen zu des Tempels Stufen,
Des eingen Deutſchen Reiches hohem Haus.
Daß dieſer Bau einſt möge gut gelingen,
Dafür ſei eingeſetzt die beſte Kraft:
Und dafür laßt mich einen Spruch ausbringen:
Für Technik und für Kunſt, für Wiſſenſchaft,
Die ihr gehegt, gepflegt habt 50 Jahre.
Stets ſoll mein Lied — es ſoll auch Euch ertönen,
Wenn — grüßt man wieder Euch als Jubilare —,
Die Loſung bleibt: Dem Wahren, Guten, Schönen!
Im weiteren brachte der erſte Teil der Feſtfolge von Frau Martha
Kuhn=Liebel in meiſterlichem Vortrag geſanglich ganz
ausgezeich=
net gegebene Liedervorträge; ferner Rezitationen von Herrn
Intendanz=
rat Hans Baumeiſter, u. a. den rhetoriſch ganz hervorragenden
Vortrag von Stefan Freigs „Der Abenteurer” und Felis Dahns
wun=
dervoller Dichtung „Die Königin von Aradon” u. a. m. Im Mittelpunkr
der erſten Hälfte des Feſtprogramms ſtand die Aufführung eines
ent=
zückenden Biedermeier=Luſtſpiels „Das alte Lied”, von H. und E. Fiſcher,
mit Muſik von Mozart. Mitwirkende waren Fräulein Hildegard
Fin=
ger, Fräulein Leni Höh und Fräulein Vera Wagner, die beſonders
in geſanglicher Hinſicht Vorzügliches boten und reichen Beifall ernteten,
Die Klavierbegleitung hatte Herr Auguſt Arnold übernommen.
Während der Pauſe wurde das gemeinſame Eſſen eingenommen.
Den Reigen der Tiſchreden eröffnete Herr Miniſterialrat Wagner,
der alle Erſchienenen, beſonders die behördlichen Vertreter und die
be=
nachbarter Vereine, beſonders der Frankfurter und der aus dem
beſetz=
ten Gebiet, herzlichſt begrüßte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß der
Zuſammenhalt der Mitglieder und Fachkollegen auch in Zukunft ſo
bleiben möge. Er verlas dann einige telegraphiſche Glückwünſche, u. a.
des Regierungsbaurats Dr.=Ing. Ernſt Hacker aus Hamburg, ſprach
nochmals für ſeine Ernennung zum Ehrenmitglied Dank aus, und dankte
weiter herzlichſt für energiſche und emſige Mitarbeit im Verein den
Herren Profeſſor Dr.=Ing. Kleinlogel, Oberbaurat Reuling.
Architekt Schembs u. a. Weiter betonte Redner die Notwendigkeit
weiteren energiſchen und gemeinſamen Zuſammenſchluſſes und Arbeitens.
Sein Hoch galt dem M. A. u. J. V.
Den Dank der alſo Begrüßten ſprach Herr Baurat Dr.=Ing.
Kölln=Frankfurt aus, der auch den Berliner Zentralverband vertrat,
und den Togſt auf den jungen Nachwuchs ausbrachte.
Geh. Baurat Profeſſor Walbe toaſtete in herzlicher Weiſe auf
den Vorſitzenden Miniſterialrat Wagner und ſeine Familie.
Miniſterial=
rat Klump in ebenſo liebenswürdiger Weiſe auf die Damen.
Der Vorſitzende ſprach im weiteren Verlauf des Abends Herrn Geh.
Rat Prof. Dr. Berndt herzlichen Dank für ſeine vielfach fördernde
Arbeit im Intereſſe des Vereins aus.
An den auf den humoriſtiſchen Ton geſtellten künſtleriſchen
Dar=
bietungen des zweiten Teiles waren hervorragend beteiligt Herr
Inten=
danzrat Hans Baumeiſter. Herr Heinrich Kuhn und Frau Martha
Kuhn=Liebel, und Fräulein Hilde Menges als ſichere Begleiterin
am Klavier. Zu dieſen Künſtlern geſellten ſich Frl. Vera Wagner,
Frl. Hilde Finger, Frl. Leni Höh und Frl. Emma Wagner mit
einere Reihe von vortrefflichen geſanglichen und darſtelleriſchen
Solo=
ſzenen und Duetten, Dichtungen des Vorſitzenden von lokal= und
ver=
einsgeſchichtlichem Einſchlag. Beſonders wirkſam war ein Puppentanz,
der auf ſtürmiſches Verlangen wiederholt werden mußte. In einem
Feſtſpiel wurde die Geſchichte der Gründung und die Bedeutung des
Feſtabends trefflich gefeiert. — So verlief der Abend, der der Jugend
ſelbſtverſtändlich auch Tanzgelegenheit bot, durchaus harmoniſch und
anregend.
* Ingenieurbauten, Heimat und Kultur.
Geſtern vermittag fand in der Aula der Landesbaugewerkſchule ein
Vortrag von Dr.=Ing. Lindner=Berlin über Ingenieurbauten,
Hei=
mat und Kultur ſtatt. — Miniſterialrat Wagner begrüßte die
Er=
ſchienenen im Namen der Vortragsgemeinſchaft techniſch=wiſſenſchaftlicher
Vereine. Der Vortragende Dr.=Ing. Lindner ging bei ſeinen
Aus=
führungen zunächſt davon aus, die Begriffe Ingenieurkunſt. Heimat und
Kultur zu erläutern. Beiſpiele von Ingenieurbauten im Altertum und
im Mittelalter, wie die Staudämme des Nils, die von den alten
Aegyp=
tern errichtet wurden, die Bauten der Römer, die chineſiſche Mauer uſw.
haben ſich dem Heimatbilde angepaßt. Dieſes Urteil beruht nicht auf
einer romantiſchen Stimmung, ſondern dieſe Anpaſſung gilt auch nach
der wirtſchaftlichen, techniſchen und konſtruktiven Seite hin. Gegenüber
den heutigen Bauten zeigen die älteren Ingenieurwerke einen viel
größeren Aufwand an Arbeit: die Brücken ſind viel voller und maſſiver,
die Mauern von größerem Querſchnitt. Warum ſind die
Ingenieur=
bauten der neueren Zeit nicht mehr ſo ſchön?. Das Bauempfinden war
damals noch bewußte Körper= und Naumgeſtaltung. Albrecht Dürer,
Leonardo da Vinei u. a. waren nicht nur Künſtler, ſondern auch
Kon=
ſtrukteure und Ingenieure; damals gab es noch nicht das Spezialiſtentum
wie heute, ſondern Kunſt und Technik wurden von denſelben
Perſönlich=
keiten beherrſcht, nicht allein von den Genies, ſondern herab bis zu den
Handwerkern, die mit dem Formgefühl ihrer Zeit geſtalteten. Es zeigte
ſich im allgemeinen ein viel ausgereifteres Können.
Bei dem Begriff Heimat iſt die gefühlsmäßige Einſtellung
maß=
gebend. Wenn man die Werke betrachtet, die in Uebereinſtimmung mit
dem Heimatbilde ſind, ſo zeigt es ſich z. B. beim Hausbau, daß man mit
wenigen Typen auskam. Das deutſche Bauernhaus beſchränkt ſich auf
wenige Grundformen; dasſelbe gilt von dem alten Bürgerhauſe. Wir
ſtoßen immer auf Abwandlungen dieſer Typen. Schuld an der Unruhe
im modernen Stadtbilde iſt die willkürliche Geſtaltung der Bauten. Die
Ingenieurbauten und die Bauwerke der Gegenwart ſtreben — eum
grano salis zu verſtehen — wieder einer Typiſierung zu. Die Benutzung
nur heimatlicher Werkſtoffe, die handwerkliche Bauweiſe und eine Reihe
anderer Umſtände tragen ebenfalls dazu bei, im Betrachter das Gefühl
entſtehen zu laſſen, daß Ingenieurbau und Heimat in engſter
Ver=
bindung ſtehen.
Kultur kann nur aus dem Heimatboden entſtehen. So hat ſich der
Bildhauer Hoetger in Worpswede ein Wohnhaus erbaut in ganz
ab=
ſonderlichen Formen und es mit Recht abſeits von der Straße errichtet,
Es handelt ſich hier nur um eine Privat=, nicht um eine
Kulturangelegen=
heit. Eigenwilligkeit erzeugt keine Kultur.
Ein Ingenieurwerk ſoll nicht mit Stilfloskeln verſehen ſein — das
gilt auch von dem Kleinhaus und von dem Hausrat —, ſondern es ſoll
eine ſtille, ſachliche Schönheit aufweiſen, die über dem Stil ſteht.
Grund=
bedingung für ein Ingenieurwerk iſt die Notwendigkeit, daß das Thema
erkannt iſt; auch die konſtruktiven Forderungen müſſen erkannt ſein,
Beiſpielsweiſe muß die Standſicherheit auch in einer guten Form zum
Ausdruck kommen. Werden dieſe Forderungen erfüllt, dann wird ſich
eine geſunde, ſchlichte Schönheit ganz von ſelbſt einſtellen. Eine
beſon=
dere Aeſthetik gibt es hier nicht, ſondern die Aeſthetik, die immer
Eigen=
tum eines geſunden menſchlichen Urteils iſt.
An einer ſtattlichen Reihe von Lichtbildern zeigte der Redner, wie
Ingenieurbauten, Heimat und Kultur in engſtem Zuſammenhang ſtehen
und wie für die Zukunft die vielfach verloren gegangene Verbindung
dieſer drei Faktoren wieder hergeſtellt ſverden kann. Die Lichtbilder
er=
ſchöpften ſich keineswegs in der Vorführung von Beiſpielen aus alter
Zeit und in Gegenbeiſpielen der Neuzeit, ſondern nicht wenige der
Auf=
nahmen ſtellten Jugenieurbauten dar, die jedem äſthetiſchen Empfinden
gerecht wurden.
In ſeinem Schlußworte meinte der Redner mit Recht, daß es ſich
hier nicht um eine Liebhaberei, ſondern um eine unendlich ernſte
An=
gelegenheit handelt. Es gelte, die Heimat zu ſchützen. Das Problem
habe auch eine ſoziale Seite, denn es gelte, gute Wohnverhältniſſe zu
ſchaffen, und wenn beſſere Arbeitsräume in den Fabriken ſind, würde
auch mehr geleiſtet. Damit die Heimat vor ſchlechten Ingenieurbauten
bewahrt bleibe, müßten Fachleute und Laien helfen. Lebh. Beifall.)
Prof, Dr.=Ing. Kleinlogel wies auf die vielen äſthetiſch
an=
fechtbaren Ingenieurbauten in Amerika hin, ſowie auf die Bauten
frü=
herer Zeit bei uns mit einer Scheinarchitektur, die nicht das Material
zeigen durften. — Miniſterialrat Wagner wies in kurzen
Ausführun=
gen darauf hin, daß viele der Darlegungen des Redners auch für die
Architekten von Wert ſeien. — Der Vortrag ſoll demnächſt noch einmal
wiederholt werden, um ihn weiteren Kreiſen der Oeffentlichkeit
zugäng=
lich zu machen.
— Im Darmſtädter Bichele=Klub 83 hielt Herr Kapitän v.
Sen=
den einen hochintereſſanten Vortrag über ſeine Erlebniſſe als
See=
fahrer. Er ſchilderte in lebensfriſcher, packender Weiſe, wie er vor mehr
als 40 Jahren ſeinen Lebenslauf als Schiffsjunge auf einem Segelſchiff
begann und nach großen Fahrten nach Auſtralien, Indien und Amerika
langſam höher ſtieg, bis er als Kapitän beim Norddeutſchen Lloyd die
größten Paſſagierdampfer führte. Ganz intereſſant war die
Beſchrei=
bung der letzten Fahrt, die er mit 700 engliſchen Paſſagieren kurz vor
Ausbruch des Weltkrieges von Auſtralien aus antrat, und wie er dann,
als er unterwegs die drahtloſen Nachrichten über die Kriegserklärungen
auffing, unter unſäglichen Schwierigkeiten ſein Schiff in den damals
noch neutralen Hafen von Mozambique rettete. Als im Jahre 1916
Portugal in die Reihe unſerer Feinde trat, erreichte auch ihn das
Schick=
ſal. Er wurde interniert und ſpäter nach Liſſabon übergeführt. Nach
Friedensſchluß konnte er beim Norddeutſchen Lloyd, dem man alle
Schiffe genommen hatte, nicht mehr ankommen. Die erſchütternde
Tra=
gik eines Lebensſchickſals konnte jedoch den ſturmerprobten Mann nicht
zu Boden drücken. Er ſuchte ſich einen neuen Beruf, den er nunmehr
in unſerer Stadt ausübt. Eine ſehr reichhaltige Reihe von
Lichtbil=
dern aus allen Teilen der Welt illuſtrierte den höchſt intereſſanten und
lehrreichen Vortrag, der von den nahezu anweſenden 200 Zuhörern mit
begeiſtertem Beifall aufgenommen wurde.
— Bücherausſtellung und =verkauf. Man ſchreibt uns: Schaff” gute
Bücher in dein Haus, es fließen Segensſtröme daraus! Unſere Jugend
hat dieſe Worte erfaßt und ſteht im Kampf, gegen die Schund= und
Schmutzliteratur. Es iſt aber nicht genug, daß man alle dieſe
Schund=
bücher und Heſte verbrennt, und da, wo ſie auftauchen, dagegen
vor=
geht, nein, wir müſſen auch verſuchen, gute Bücher und Schriften in
unſere Jugend und in unſer Volk hineinzubringen. Um in dieſer Sache
mitzuwirken, findet in der Dieburger Straße 26, 1. Stock, veranſtaltet
von dem Chriſtl. Jugendverein, eine Weihnachts=Bücherausſtellung ſtatt,
verbunden mit einem Bücher= und Schriftenverkauf.
Arbeitgeber, meldet Euer Perſonal richtig an und ab. Von der
Verwaltung der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe
Darm=
ſtadt SStadt), Blumenthalſtraße 7, wird uns geſchrieben:
Einzelne Arbeitgeber, beſonders diejenigen, die Dienſtboten, Lauffrauen
oder Laufmädchen beſchäftigen, ſind immer wieder der Meinung, eine
Anmeldung dieſer zum größten Teil verſicherungspflichtigen Perſonen
ſei nicht notwendig. Beſonders iſt es bei den Dienſtboten das Wrt
„Haustochter”, das ſich viele Leute ſelbſt zugelegt haben und das vor der
Verſicherungspflicht ſchützen ſoll. Eine ſolche Benennung von
Beſchäftig=
ten kennt der zuſtändige Paraaraph 165 der R.=V.=O. nicht. Es iſt
drin=
gend zu empfehlen, in jedem Falle der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe die
Meldung der beſchäftigten Perſonen ohne Nückſicht auf die Höhe des
Ver=
dienſtes zu erſtatten und nur dort allein die Verſicherungspflicht prüfen
zu laſſen, was Zug um Zug bei der Anmeldung erfolgt. Eine Auskunft
von nichtberufener Seite ſollte deshalb niemand einholen. Hierbei
ver=
weiſen wir noch auf die Beſtimmung, daß An= und Abmeldung innerhalb
drei Tagen gemacht werden müſſen, andernfalls bei verſpäteter
Abmel=
dung die Beiträge bis zum Tage des Eingangs der Abmeldung gezahlt
werden müſſen. Zum Schluſſe ſei noch darauf hingewieſen, daß
Meldun=
gen durch Verhängen von Strafen durch die Kaſſe erzwungen werden
können und verweiſen wir hierbei auf folgende Beſtimmung der R.=V.=O.:
Wer ſeiner Pflicht zuwider Verſicherungspflichtige nicht anmeldet, kann
vom Verſicherungsamt, falls er vorſätzlich oder fahrläſſig handelt, mit
Geldſtrafe von mindeſtens einer und höchſtens tauſend Mark beſtraft
werden. Wer die Vorſchriften über die Meldung Verſicherungsbflichtiger
in anderer Weiſe verletzt, kann vom Verſicherungsamt mit Geldſtrafe
von mindeſtens einer und höchſtens tauſend Goldmark beſtraft werden
(8 530 Abſ. 1. 2 R.=V.=O.). Auf Beſchwerde gegen die Strafderfügung
des Verſicherungsamts entſcheidet das Oberverſicherungsamt endgültig.
Naturliche Mundreinigung durch Chlorodont-Zahnpaste
Die Erfahrung ist der beste Lehrmeister.
Millionen, die heute „Chlorodont-
Zahnpaste” täglich im Gebrauch haben,
haben es selbst ausprobiert, daß ein
Mund-
wasser allein die mechanisch reinigende
Zahn-
paste nicht ersetzen kann. Der mikroskopisch
feine, Hemisch reine präzipitierte kohlensanne
Kalk ist ein seit altersher gekanntes
un-
entbehrliches Putzmittel für die Zähne, das
den Schmelz nicht angreift. Neben diesem
mechanischen Reinigungsmittel enthält
Chloro-
dont neutrale Salze, die den Speichel
mehren und dadurch eine natürliche
Mund-
geinigung bewirken, Schädliche und unan=
genehm schmeckende antisept. Chemikalien
sind ausgeschlossen. „Chlorodont-
Zahn-
paste” mit ihrem herrlich erfrischenden
Pfefferminz-Geschmack ist eine glückliche
Komposition von Mundwasser und Zahnpulver
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da-
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Seite 4
Montag, den 1. Dezember 1924
Nummer 334.
Stahlhelm=Fahnenweihe.
Am Samstag und Sonntag hielt die neu gegründete Ortsgruppe
Darmſtadt des Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten,
unter ſtarker Beteiligung der vaterländiſchen Verbände und Vereine die
Weihe der Ortsgruppenfahne ab. Die Feierlichkeiten leitete am
Sams=
tag abend im mit Fahnen überreich geſchmückten Bürgerhof ein
Feſt=
kommers ein. Der Gruppenführer Herr Münch hieß die Gäſte und die
Vertreter der befreundeten Verbände herzlich willkommen und betonte
in einer Anſprache, daß der Begrüßungsabend in herzlicher, alter
Kame=
radſchaft Alle für ein paar frohe Stunden in deutſcher Gemütlichkeit
vereinen möge. Geſangliche, muſikaliſche und deklamatoriſche
Darbietun=
gen wechſelten in bunter Reihenfolge miteinander ab.
Die Hauptfeier am Sonntag begann am Vormittag mit
Kranznieder=
legungen auf den beiden Ehrenfriedhöfen, am Landes=Krieger= und am
Bismarckdenkmal. Die Führer der einzelnen Deputationen hielten kurze
Anſprachen, bei denen ſie der Toten gedachten. Um 2 Uhr fand in dem
großen Saale des Saalbaues unter herzlicher Anteilnahme der
Bürger=
ſchaft die kirchliche Feier ſtatt. Unter den Klängen alter Märſche
(Orcheſter Beamtenvereinigung ehemaliger Militärmuſiker, Dirigent
Herr Gg. Greilich) wurden die Fahnen der an der Feier
teilnehmen=
den Verbände, zuletzt die Stahlhelmfahne, in feierlichem Zuge
einge=
bracht. Die in Hildesheim angefertigte Fahne trägt die Inſchrift: „Ehre,
Freiheit, Vaterland‟ Auf dem vom „Königin=Luiſe=Bund”
gewidme=
ten Fahnenband iſt der Spruch eingeſtickt: „Herr mach uns frei!‟ Die
Weiherede hielt Herr Pfarrer Lautenſchläger. Er führte etwa
aus: „Die Fahnen, die wir weihen, ſollen uns heilig ſein. Sie ſind ein
Sinnbild des Geiſtes, der in uns iſt. Der Geiſt ſucht nach Form und
Ausdruck. Form und Ausdruck ſind auf das innigſte miteinander
ver=
bunden. Wir wollen auf die Fahne ſchauen als auf das Symbol deſſen,
dem unſer Leben und unſer Weſen gehören ſoll. Wenn wir Fahnen
weihen, weihen wir uns ſelbſt. Der Geiſt, der dieſe Fahnen umwehen
ſoll, iſt der Geiſt der Zuverſicht, des ſtarken, mutvollen und
unerſchüt=
terlichen Glaubens. Gott der Herr wird uns nicht verlaſſen und ſein
Volk nicht verſtoßen. Es iſt ein Geſetz im Reiche Gottes, daß das Leben
immer wieder hindurch muß durch Tod und Sterben. So iſt es auch in
der Geſchichte des deutſchen Volkes. Wie oft iſt das große Sterben, die
Todesweihe, über unſerem Volke geweſen. Wenn wir nun wieder
ein=
mal durch Zeiten des Tiefſtandes hindurch müſſen, ſollen wir dann
ver=
zagen und kleinmütig glauben, daß es jetzt mit unſerem Vaterlande zu
Ende gehe?. Unſer Vertrauen auf das Weiterbeſtehen unſeres ruhmreichen
Volkes iſt ein Stück unſeres Glaubens an unſeren Gott. Recht muß doch
Recht bleiben, und die Herzen werden ihm wieder zufallen. Der Sinn
aller vaterländiſchen Feiern und auch dieſer Feier möge der ſein, die
Menſchen zu beſtärken in ihrer Treue dem Vaterland gegenüber.
Voran=
gehen muß dieſer Treue die Treue der Familie der engeren Heimat
gegenüber, auf daß die Treue zu unſerem Vaterlande, im Kleinen
be=
währt, aus dem tiefſten, innerſten Herzen komme. Ein heiliges
Ver=
mächtnis liegt auf unſerer Seele, in Treue derer zu gedenken, die vor
uns dahingegangen ſind. Das Zeichen, das heute geweiht werden ſoll,
iſt das Zeichen eines Bundes, der eintreten will für das Recht unſeres
Volkes, in freudigem Gehorſam, in der Zuverſicht eines Herzens, das
ſeine Heimat liebt”. — Die Fahne wurde hierauf enthüllt und nach
Vor=
nahme der Nagelung eingeſegnet.
An die Uebergabe der Fahne ſchloß ſich die Vereidigung der
Orts=
gruppe des Stahlhelms an. Der erſte Gruß der neuen Fahne galt den
Loten. Das Orcheſter intonierte das Lied vom Kameraden. Unter den
Klängen des „Fridericus Rex” wurden die Fahnen herausgebracht, und
draußen ordneten ſich die Gruppen zu dem Zuge, der durch die Riedeſel=,
Wilhelminen=, Rhein=, Neckar= und Heinrichſtraße wieder zum Saalbau
führte und mit einem Vorbeimarſch vor den Ehrengäſten endete.
Zwi=
ſchenfälle ereigneten ſich nicht; wohl verſuchten Angehörige des
„Reichsbanners”, den Zug und den Vorbeimarſch zu ſtören und die
Teil=
nehmer zu provozieren, aber an der muſterhaften Ruhe und Diſziplin
der Zugteilnehmer prallten alle Störungsverſuche wirkungslos ab. Ein
Störenfried, der gegen die ſtark vertretene blaue Polizei hetzte, wurde
ſiſtiert.
* ODeutſches Turnen im Bühnenbild.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 trat geſtern abend in der
Turn=
halle am Woogsplatz mit einer großzügigen Veranſtaltung vor die
Oeffentlichkeit, die vollſte und bewundernde Anerkennung verdient. Das
„Deutſche Turnen im Bühnenbild”, bei dem die Maſſe der Turner in
einem vorher nicht gekannten Ausmaße in Uebungen mit einer Exaktheit
und Gewandtheit zuſammenwirkten, beweiſt die bis ins kleinſte gehende
planmäßige Ausbildung der Körpermuskulatur und Durchbildung der
geſamten Turnerſchaft in allen ſportlichen und turneriſihen
Leibesübun=
gen. Die hohen idealen Ziele des Vereins, unſerem deutſchen Volke
durch zähe, einmütige Arbeit die wertvollſten Dienſte zu leiſten, durch
Erziehung ſtarker, tüchtiger Männer und Frauen unſer Vaterland in
ſich zu einen und wieder aufzurichten, und die geradezu glänzenden
Dar=
bietungen des geſtrigen Abends haben ihm zweifellos große Sympathien
und viele neue Freunde und Helfer gebracht. Die Erkenntnis, wie
außer=
ordentlich wichtig eine Unterſtützung der Beſtrebungen iſt, durch Sport,
Spiel, Turnen und methodiſche Gymnaſtik die körperliche Ertüchtigung
eines Volkes zu heben und zu bewahren, hat der Verein geſtern abend
erfreulicher= und dankenswerterweiſe in weiteſte Kreiſe getragen.
Eingeleitet wurde das Turnfeſt durch ein hübſches, von der
Sing=
mannſchaft des Vereins unter ihrem Dirigenten Herrn Kehr
vorgetra=
genen Turnerlied. Danach hielt Herr Rechtsanwalt Kalbhenn eine
kurze, kernige Begrüßungsanſprache, in der er auf die Bedeutung und
Ziele des Vereins hinwies, der neben dem exakten Turnen, Sommer=
und Winterſport auch den deutſchen Volksgeſang, rhythmiſche Tänze,
fröhliches und beſinnliches Zuſammenſein und die Freude und Liebe
zum ſchönen deutſchen Vaterlande durch Wanderungen pflegt und die
folgenden Darbietungen der Beachtung der Zuſchquer empfiehlt.
Die erſte Gruppe brachte nun Frei= und Handgeräteübungen, die
unter Aufſicht ihrer Gruppenführer von mehreren Niegen zuſammen,
meiſt 40—50 Turner oder Turnerinnen, mit der größten Exaktheit und
Genauigkeit ausgeführt wurden. Keine der Einzeldarſtellungen ſtand der
anderen an Güte und ſportlichem Werte nach. Die Freiübungen der
Knaben und Mädchen unter der Leitung Herrn Knörzers, die
Langſtab=
übungen der Zöglinge unter Herrn Bauſcher, die Eiſenſtabübungen der
Männer unter Herrn Zimmermann, die Freiübungen der Volksturner
unter Herrn Heid und die Fechterübungen der Fechter und der
Fech=
terinnen unter Herrn Fechtmeiſter Kaiſer bzw. Herrn Köttinger, all dieſe
Uebungen kamen auf der etagenförmig aufgebauten Turnhallebühne voll
zur Geltung, zeigten die gepflegte Geſchmeidigkeit der Körper und zeigten
die wohlproportionierten Turnergeſtalten von den kleinſten geſunden
Kinderfiguren bis zu den kraftſtrotzenden Männergeſtalten. Die Trocken=
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und jederzeit gerne zur Ansicht vorgelegt und zugeschickt werden.
Am Sonntag nachmittag um 5 Uhr — ebenfalls im Saalbau —
wurde die Feſtfeier abgehalten, die die alten Frontſoldaten und
Jung=
mannen mit ihren Angehörigen zu einigen Stunden frohen,
gemeinſchaft=
lichen Erlebens zuſammenführte. Die offizielle Feſtfolge wies allein
27 Programmpunkte auf, wir müſſen es uns daher leider verſagen, auf
alle einzelnen Punkte einzugehen und die zahlreichen Mitwirkenden
namentlich aufzuführen. Die Gedenkrede hielt Herr Generalmajor Frhr.
v. Preuſchen. Seinen Ausführungen, die in der Hauptſache eine
Abrechnung mit dem Pazifismus darſtellten, entnehmen wir folgendes:
„Der Aufforderung, heute und hier vor Ihnen zu ſprechen, bin ich mit
beſonderer Freude nachgekommen, denn wo könnte ſich ein alter Offizier
wohler fühlen, als im Kreiſe ſeiner Frontkameraden, im Kreiſe
derjeni=
gen, die mit ihm draußen im Schützengraben der gewaltigen Melodie
des männermordenden Krieges gelauſcht haben, die tage=, wochen=,
monate= jahrelang den Tod vor Augen geſehen haben. Die das erlebt
haben, ſind Männer geworden, nicht gemeſſen am Lebenzalter, ſondern
Männer, gemeſſen an dem Mut, an der Standhaftigkeit und an der
Treue. Sie bleiben Männer für ihr ganzes Leben lang, nicht Memmen,
wie es diejenigen waren, die ſich während des Krieges hinter der Front
und in der Heimat herumgedrückt haben und jetzt winſeln: Nie wieder
Krieg! Ich gebe zu, daß es unter den Pazifiſten einige gibt, die
wirk=
lich innerlich von der Berechtigung ihrer Ideen überzeugt ſind. Wenn
ein tapferes Volk im Kriege unterlegen iſt, dann blüht der Weizen der
Pazifiſten. Welche Argumente führen dieſe nun ins Feld? Der Krieg,
ſo ſagen ſie, iſt infolge der immer weiter fortſchreitenden
Vervollkomm=
nung der Waffen zu grauſam geworden; er bietet keine Gelegenheit mehr
zu perſönlichem Heldentum. Die Kriegskunſt wird ganz ausgeſchaltet
ſein; er wird zu einer mechaniſchen Vernichtung ganzer Völker werden.
Gewiß wird der Krieg der Zukunft andere Formen annehmen wie
bis=
her, aber dieſer Vorgang iſt in der Entwicklung der Menſchheitsgeſchichte
begründet. Daß es auch im nächſten Kriege Beweiſe perſönlicher
Tapfer=
keit geben kann, in welcher Form es auch ſei, das iſt ſo klar, daß ich
darüber nicht weiter zu reden brauche. War die Hungerblockade unſerer
Gegner etwas arderes als ein Krieg gegen Frauen, Kinder und Greiſe?
Iſt es grauſamer, jemand durch Abwerfen von Bomben ſchnell zu töten,
als ihn den Qualen eines langſamen Hungertodes preiszugeben?
So=
lange es Kriege gibt, wird es auch eine Kriegskunſt geben, einerlei, mit
welchen Mitteln die Kriege geführt werden. Es gibt Grundgeſetze der
Kriegskunſt, die ewig und unantaſtbar ſind, und die heute dieſelbe
Gel=
tung haben wie vor 2000 und mehr Jahren. Auch nach der Erfindung
des Pulvers glaubte man vielfach den Zeitpunkt für den ewigen
Frie=
den gekommen. Ebenſo wenig wie er damals gekommen iſt, wird er
heute kommen. Der Schrei nach dem ewigen Frieden iſt ein Gedanke,
der in ſchroffem Widerſpruch zur Natur und zur ganzen
Menſchheits=
geſchichte ſteht. Moltke ſagt in ſeiner Geſchichte des deutſch=franzöſiſchen
Krieges: „So lange die Menſchen ein geſondertes Daſein führen, wird
es Streitigkeiten geben, die nur mit den Waffen geſchlichtet werden
können; aber im Intereſſe der Menſchheit iſt zu hoffen, daß die Kriege
ſeltener werden, weil ſie furchtbarer geworden ſind. Ich habe ſchon
ein=
mal an anderer Stelle ausgeführt, daß ich nicht zu den unüberlegten
Kriegshetzern gehöre, und wiederhole das hier ausdrücklich. Ich weiß
ganz genau, daß wir auf vorläufig noch nicht abſehbare Zeit hinaus
nicht in der Lage ſein werden, einen Krieg zu führen. Mit allem,
wa=
in mir iſt, aber wende ich mich dagegen, daß man aus unſerem
kraft=
vollen, tapferen deutſchen Volk ein Volk von weichlichen
Menſchenbrü=
dern machen will. Wenn es wirklich gelingen ſollte, den Gedanken der
Wehrhaftigkeit in unſerem Volke zu ertöten, dann wäre damit der
poli=
tiſche, wirtſchaftliche, kulturelle und moraliſche Untergang unſeres Volks
beſiegelt. Dagegen müſſen wir alten Soldaten ankämpfen und wie
müſ=
ſen, einerlei, ob wir es erleben werden oder nicht, unabläſſig bemüht
ſein, dem Tag die Wege zu bereiten, da Deutſchland im Rate der
Völ=
ker wieder den ihm gebührenden Platz einnimmt; dem Tag die Wege zu
bereiten, an dem des Reiches oberſter Hüter wieder die erzgepanzerte
Fauſt auf den Tiſch legt und, wie damals der große Bismarck, die
ſtol=
zen Worte ſpricht: „Wir Deutſche fürchten Gott und ſonſt nichts auf der
Welt.”
Nach der Rede, die rauſchenden Beifall fand, erfreuten die
Mitwir=
kenden, die alle ihr Beſtes freudig gaben, und das altbewährte Orcheſter
die Feſtteilnehmer, die Saal und Galerien des Saalbaues, der mit
rieſi=
gen Tannen, zahlloſen Fahnen und Wimpeln ſchön geſchmückt war, dicht
füllten, noch lange mit ihren feſtlichen Gaben. Erwähnt ſei noch, daß
der Ehrengruppenführer der Ortsgruppe Stahlhelm Darmſtadt, Herr
Hauptmann a. D. Lotheißen, die Feſtverſammlung mit kurzen
war=
men Worten begrüßte, und der Gruppenführer, Herr Münch einen
ſelbſtverfaßten zündenden Vorſpruch ſchwungvoll vortrug. Nur zu
ſchnell vergingen die Stunden, und die von auswärts gekommenen Gäſte
mußten zum Teil zu ihren Zügen. Die Zurückbleibenden feierten in
echter Kameradſchaftlichkeit noch einige Stunden deutſchen Frohſinns und
vaterländiſcher Erhebung.
H. W. W.
Sind’s Hämorrhoiden, plagt 2ich die Galle
Biſt Du verſtopft, wird Dir Dein Fett zur Laſt,
Bad Homburger Safg hilft in jedem Fall
vorausgeſetzt, daß Du das echte haft.
Verlange aber ſtets das Originalprodukt, hergeſtellt aus dem berühr
ten Eliſabethen=Brunen, Heilgnuellen G.m.b.H., Bad Homburg. (1.128
übungen der Schwimmer und Schwimmerinnen unter Leitung des Herrn
Bingel (und nebenbei bemerkt, ein aus dem Himmel der Bühne
erſchie=
nenes großes Plakat „Kommt ſchwimmen”) machte auf die Bedeutung
und Wichtigkeit dieſes Sportzweiges aufmerkſam. Und nun kamen die
Freiübungen der Alten Herren. Kann etwas beredter für die
Zweck=
mäßigkeit des Turnens ſprechen als die Leiſtungen dieſer alten Herren,
deren Senior 76 Jahre alt iſt; ſprechen die geſunden, trotz hohen Alters
gewandten Körper nicht deutlicher als alle Worte: „Haltet Euch geſund
und ſtark durch Turnen!”? Die Freiübungen und Darbietungen der alten
Turner am Barren unter Leitung des Herrn Hofferberth waren
gerade=
zu bewundernswert. — Die Grundübungen an den Geräten, das „
Bar=
renturnen” der Knaben und Mädchen, die Uebungen der Zöglinge am
„Bock”, der Frauen am „Querpferd”, der Männer am „Längspferd”
unter Leitung ihrer bekannten Vorturner, ſowie der Zöglinge an dem
„Stützreck” unter Leitung des Herrn Haber zeugten ohne Ausnahme von
einer ſportlich vollendeten, guten Ausbildung, wie überhaupt die exakte
Ruhe der Vorführungen im Einzelnen wie in der Maſſe allgemein
wohl=
tuend wirkte.
In der dritten Gruppe hatten wir Gelegenheit, nochmals
mannig=
faltige Einzelleiſtungen zu bewundern. Schönſte turneriſche
Darbietun=
gen jeder Art an Schauckelringen und Hochreck wie Schulterſtand, Schere,
Rieſenſchwung uſw., wurden ſpielend leicht ausgeführt —
glücklicher=
weiſe ohne nennenswerten Unfall —, denn der am Schauckekring
aus=
gefallene Turner konnte beim Hochreck bereits wieder mitwirken. Der
ſportliche Wert aller Darbietungen iſt ein ganz bedeutend hoher. Die
Frei= und Handgeräteübungen der Männer und Frauen bewieſen eine
ſtaunenswerte Körpergelenkigkeit. Die Anmutsübungen von vier
aller=
liebſten jungen Turnerinnen, die durch Herrn Biſchof einſtudiert waren,
zeigten uns einen Rhythmus, eine Körperbeherrſchung, Grazie und
Ge=
ſchmeidigkeit, wie ſie nur durch das turneriſche Ueben zu erreichen iſt.
Sämtliche Darbietungen fanden vielen, begeiſterten Beifall der zahlreich
erſchienenen Zuſchauer.
Es folgte nun unter Klavierbegleitung des Herrn Ploch, des
rühri=
gen Dirigenten der Vereinshauskapelle, der Aufmarſch aller Uebenden.
Es war ein impoſantes Bild, als die hübſchen, wohlgebauten Geſtalten
auf der Bühne im Turnerkoſtüm, um ihre altehrwürdige Fahnen
grup=
piert waren und Tilde Hofferberth, eine junge Turnerin, einen
Nachſpruch vortrug, der wie ein Treugelöbnis der deutſchen Turner zu
ihrer deutſchen Heimat klang, der Turner, deren Streben und heißer
Wunſch nur das eine iſt, aufzubauen, was das Schickſal zerſchlagen hat.
Ein Volk, einen Gott, ein Vaterland. — Nach einigen erhebenden
Schluß=
worten des Herrn Rechtsanwalt Kalbhenn und gemeinſamem, von
Herzen kommenden Geſang der dritten Strophe des Deutſchlandliedes
war das ſchöne Turnfeſt, auf das die Turngemeinde Darmſtadt mit
Stolz, Freude und Genugtuung zurückblicken kann, gegen 11 Uhr
be=
endet.
C. H.0.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am B8. Nov. Kartoffel
und Gemüſe. Speiſekartoffeln 4,5—5 Pf. das Pfd., Blumenko
60—100 Pf. das Stück, Winterkohl 5 Pf. das Pfd., Roſenkohl 35—40 P
Wirſing 6 Pf., Weißkraut 3—5 Pf., Rotkraut 12—15 Pf., Kohlre
(unterirdiſche) 8 Pf., Spinat 20—25 Pf., Tomaten 50—80 Pf., Zwiebe
15 Pf., gelbe Rüben 5 Pf., rote Rüben 10 Pf., Knoblauch 90 Pf., weif
Rüben 6 Pf., Schwarzwurzeln 40—45 Pf., Feldſalat 60 Pf., Endivie
10—12 Pf. das Stück, Rettiche 5—10 Pf., Meerrettich 80 Pf. das Pfd
Sellerie 5—50 Pf. das Stück, Kaſtanien 25—30 Pf. das Pfd., Nü
50—55 Pf. — Obſt und ſonſtige Waren. Eßäpfel 15—22 P
das Pfd., Fall= und Kochäpfel 6—12 Pf., Eßbirnen 10—15 Pf., Kod
birnen 8—10 Pf., Trauben 70—80 Pf., Apfelſinen 15—20 Pf., Zitron=
8—10 Pf., Brot 4 Pfd. 76 Pf., Schweinefleiſch 120 Pf. das Pfd., Kall
fleiſch 100 Pf., Rindfleiſch 70—90 Pf., Hammelfleiſch 80 Pf., Hackflei
80—90 Pf., Hausmacher Wurſt 80 u. 120 Pf., Fiſche 40—60 Pf., G
flügel 140 Pf., Süßrahmbutter 250 Pf., Landbutter 230 Pf., Eier 15—
Pf. das Stück, Handkäſe 5—12 Pf., Schmierkäſe 35 Pf. das Pfd., Lin
burgerkäſe 130 Pf.
— Die zweite Winterdienſt=Ausgabe von Quentin=Mahlaus Taſche
fahrplan für 1924/25 iſt ſoeben erſchienen und enthält die nach Aufhebun
der Regie ab 30. November in Kraft getretenen Abänderungen. In d
bekannten geſchickten Weiſe ſind die amtlichen Fahrzeiten der Bahner
Kraftpoſtverbindungen und elektriſchen Bahnen in Heſſen, Heſſen=Naſſa
Rheinprovinz, Pfalz und Saargebiet, Nord=Baden und Bahern wieder
gegeben, ferner die Frankfurter Straßen= und Waldbahn. Zu dem
freulich billigen Preis von 50 Pf. iſt der allſeits beliebte graue Fahrpl
bei allen Bahnhofs= und Buchhandlungen ſowie Zeitungsverkaufsſtelle
zu haben.
— Die Kirche von Somme Py, einem von den Deutſchen lange Ze
beſetzten Orte ſüdweſtlich von Vouziers in Frankreich, iſt von einem h.
ſigen Kriegsteilnehmer ſehr kunſtvoll nachgebildet worden und zurzei
in dem Schaufenſter des Kurz= und Wollwarengeſchäfts von Marie M
ler, Hochſtraße 18, ausgeſtellt. Inmitten der geſchmackvollen Schaufenſte
dekoration wirkt das bei Dunkelheit hübſch beleuchtete Innere der Kir
mit den Heiligenfiguren, dem Altar und der Orgel auf die zahlreiche
Beſchauer ſehr eindrucksvoll. Das meiſterhaft nachgebildete kleine Kun
werk gereicht dem Anfertiger (einem einfachen Handwerker) zur 2
erkennung und wird gewiß bei ſehr vielen Kriegsteilnehmern ſo mand
dortſelbſt erlebte Kriegserinnerung wachrufen.
Schulgeldmahnung. Das Schulgeld der höheren und der Mitt
ſchulen für den Monat November 1924 iſt. bei Meidung der Beitr
bung, bis zum 10. Dezember I. J. an die Stadtkaſſe, Grafenſtr. 28,
zahlen. (Siehe auch die Bekanntmachung im Anzeigenteil dieſes Blatte‟
Zu den Wahlen.
* Oemokratiſche Wahlverſammlung.
Poſtrat Delius über Beamtenfragen.
Die letzte Woche des Wahlkampfes hat begonnen und eine
Wahlver=
ſammlung löſt die andere ab. Die Demokratiſche Partei hatte am
Sonn=
tag abend zu einer öffentlichen Verſammlung in den Mathildenhöhſaal.
geladen. Die Verſammlung, die Rechtsanwalt Staedel leitete, war
gut beſucht. Der Redner, der dem Reichstage lange angehört und auch
jetzt wieder in Berlin kandidiert, berührte zuerſt die allgemeine,
innen=
politiſche Lage, und ſchilderte die Gründe, die der Deutſchen
Demokrati=
ſchen Partei die Einbeziehung der Deutſchnationalen in die Regierung
unmöglich machten. Auch die außenpolitiſchen Momente, die gegen einen
Bürgerblock, in dem die Deutſchnationale Volkspartei eine
ausſchlag=
gebende Rolle ſpielen würde, ſprechen, müſſen berückſichtigt werden.
Gegen den neuen Staaten regten ſich überall Kräfte nach dem
Zuſam=
menbruch, gegen die Parteien, die ein zerrüttetes Erbe übernehmen
mußten. Auch die Demokraten fordern die Reviſion des ſchändlichen
Verſaillers Vertrags. Wenn unſer Volk, unſere Wirtſchaft infolge
über=
ſpannter außenpolitiſcher Forderungen zuſammenbräche, dann würde die
Beamtenſchaft am meiſten darunter leiden; ſie könnte ſich aus einem
ſol=
chen Zuſammenbruch nicht wieder herausarbeiten. Aus den
Schwankun=
gen der Roggenpreiſe können wir ſehen, was aus der Roggenmark
geworden wäre, deren Einführung Dr. Helfferich propagierte.
Ge=
rade die Beamtenſchaft iſt an einer ſtabiliſierten Währung intereſſiert,
einer Stabiliſierung, die zum guten Teile nur möglich war, weil die
Ge=
hälter ſo lange gedrückt wurden. Welcher Beamte möchte die Zeit der
Inflation wieder herbeiwünſchen, die Zeit der ſchwerſten ſeeliſchen
Kämpfe für die Beamtenfrauen. Wir müſſen dafür ſorgen, daß die Zeit
der Experimente vorbei iſt. Das Londoner Abkommen iſt angenommen,
nun handelt es ſich um die Laſtenverteilung. Hier finden ſich die
Par=
teien der Großlandwirtſchaft und Großinduſtrie wieder zuſammen.
Ab=
bau der Einkommen= und Vermögensſteuer, Erhöhung der indirekten
Abgaben. Not und Elend würden in ungekanntem Maße bei Millionen
deutſcher Staatsbürger Einzug halten, wenn hohe Zölle die Lebenskoſten
in die Höhe trieben. Die Bemühungen der Regierung, die Preiſe zu
ſenken, ſind ergebnislos geblieben, trotz Frachten=, trotz Steuernachlaß.
Die Beamtenſchaft beſchäftigt ſich zu ſehr mit ihren Beſoldungsfragen,
ſtatt die Gefahren zu begreifen und zu bekämpfen, die aus der
Ver=
truſtung und Kartellierung der großen wirtſchaftlichen Verbände
ent=
ſtehen. Wie ſtand es mit der Beamtenbeſoldung vor dem Kriege? 1909
war ſie um 40 Prozent hinter der Teuerung zurückgeblieben, die
Auf=
beſſerung betrug im Durchſchnitt 10 Prozent! Selbſt in Preußen, das
damals glänzende Finanzen hatte, wehrte ſich die Regierung gegen eine
Erhöhung der Gehälter der unterſten Beamten von 900 Mark auf 1000
Mark jährlich. Und wie kärglich waren die Beamtenaufbeſſerungen im
Kriege? Die Not der Beamtenſchaft rührt nicht nur aus den letzten
Jahren, ſondern ſchon aus der Zeit vor dem Kriege und der Kriegszeit
ſelbſt her. Der ſoziale Gedanke, der 1920 galt, iſt verwäſſert worden,
die Spannungen zwiſchen den Gruppen ſind zu ſtark vergrößert worden.
Zunächſt muß die Exiſtenz der unterſten Gruppen ſichergeſtellt, darauf
ſtaffelförmig der Aufbau vorgenommen werden. Der gleiche prozentuale
Aufſchlag für alle Beamte iſt ſozial ungerecht, ſo lange die Mittel des
Staates beſchränkt ſind. Im neuen Reichstage muß das ſoziale Moment
bei weiteren Erhöhungen berückſichtigt werden. Je weniger
Beſoldungs=
gruppen, deſto feſter wird dann auch der innere Zuſammenhalt der
deut=
ſchen Beamtenſchaft ſein, deſto weniger wird es Reibungsflächen geben.
Der Beamtenabbau mußte kommen — oder ſollte die
Reparations=
kommiſſion ſelbſt ihn uns aufzwingene? aber an der Art ſeiner
Durchfüh=
rung iſt ſchärfſte Kritik zu üben. Was die Stellung der Beamtenſchaft
zur Revublik anbelangt, ſo muß die Beamtenſchaft verlangen, daß alle
Mitt e griffen werden, um die Republik zu ſtützen. Der Aufbau
irtſchaft iſt nur möglich mit einem pflichttreuen, gut
ausgebil=
ur
leidlich bezahlten Berufsbeamtentum. Das muß in einem
tengeſetz ausgeſprochen werden. Von dem neuen Reichstag
er, wenn er vernünftig zuſammengeſetzt iſt, auch
freiheitliches Beamtenrecht ſchaffen wird; ein Necht,
nicht nur als Untergebenen, ſondern als ſchaffenden
Mitar
ebendiges Glied in der Staatsverwaltung betrachtet.
Ein
tenrecht iſt das ſtärkſte Band für die deutſche
Ein=
heit.
dankte den ſachlichen Ausführungen. Die
Dis=
kuſſion,
rachte im weſentlichen nur Zuſtimmendes
zu=
richt zum Worte.
tage; Geg.
HI. W. W.
In der gegenwärtigen Wahlbewegung
lige Prozeſſe wären die Folge, wenn
ertungsſatz feſtgelegt werde, wie das
rordnung geſchehen iſt. Die
Wirk=
d hier verſchiedene Fälle zu
ver=
rordnung Schuldner und Hypo=
S zwar auf den Satz von 50
inta, ſoweit ſie die
Aufwer=
uſchaft wird ſchon durch
jedenheit die ganze Streit=
A Offen
hört man oft die
nicht durch Geſetz
fetzt ja auch durch die
lichkeit ergibt ein anderes
zeichnen, daß ſich trotz der
thekengläubiger friedlich gee
b. H. Man hebe alſo die E.
tung betrifft, ruhig auf, und
friedliches Verhandeln zu geg u
frage löſen.
Dudenhofen, 28. Nov. Die Tutſche Vollspartei,
Kreis=
gruppe Offenbach, hielt geſtern hier eine gle
eite
Verſamm=
lung ab. Der Saal der „Krone” war bis zun
beſetzt. Zwei
dtags=
Offenbacher Herren ſprachen über die kom mend
vahl. Regierungsrat Heyne erörterte unſere
voli=
tiſche Lage und im Anſchluß daran in kurzen
politik und Weltwirtſchaft. Stadtverordneter Joſt hat
über die Landtagswahl zu ſprechen. Er gab einen Ueber
Regierungspolitik in Heſſen in den letzten drei Jahren u
Standpunkte der Deutſchen Volkspartei im einzelnen
Steuerpolitik, zur Landwirtſchaft und zu den Parteien gechts
von der Deutſchen Volkspartei. Er ketonte beſonders, daß
Deutſche Volkspartei in der Sorge um die landwirtſchaftliche
Bed=
rung von keiner Partei übertreffen laſſe. Beide Redner fanden die
hafte Zuſtimmung der Verſammlung.
D. E. K. Der Evangeliſche Bund zur Wahrung der
deutch=
proteſtantiſchen Intereſſen hat aus Anlaß der Neuwahlen folgende
Fragen an die politiſchen Parteien gerichtet:
1. Wird Ihre Partei dafür eintreien, daß der Unterricht in den
Vlks=
ſchulen und höheren Lehranſtalten den Forderungen chriſtlicher
Ge=
ſinnung Rechnung trägt? Wie ſteht Ihre Partei insbeſondere zur
Frage des chriſtlichen Religionsanterrichts in den genannten Schuen?
2. Iſt Ihre Partei gewillt, die Anwendung geſetzlicher Beſtimmuigen
zur Bekämpfung von Schmutz und Schund in der Literatur, Peſſe
und öffentlichen Kunſtdarbietang entſchieden durchzuſetzen?
3. Wird Ihre Partei für die verfaſſungsmäßige Rechtsſtellung und
Freiheit der Kirchen eintreten? Wie ſteht Ihre Partei zu der
Er=
haltung der Seelſorge in Heer und Marine, in den öffentlichen
Krankenhäuſern und in den Gefängniſſen? Wie ſteht Ihre Pirtei
zu der Frage der weiteren Gewährung der geſetzlichen und
gewohn=
heitsrechtlichen Aufwendungen des Staates für die Kirche und zur
Sicherung des kirchlichen Eigentums?
4. Wird Ihre Partei dagegen Stellung nehmen, daß die
Kundgebun=
gen und Maßnahmen der Regierung und ihrer verantwortlichen
Organe von einſeitig konfeſſionellen Geſichtspunkten beſtimmt
werden?
Außerdem bitten wir, Kenntnis zu nehmen von folgender auf der
28. Generalverſammlung des Evangeliſchen Bundes einſtimmig gefaßten
Entſchließung:
1. Wir erſtreben, daß ſouveräner Staat und Kirche um ihrer ſelbſt
willen vertrauensvolle Beziehungen zu einander pflegen. Wir fordern,
daß die in der Reichsverfaſſung feſtgelegte Anerkennung der chriſtlichen
Kirchen als ſelbſtändiger, ſich ſelbſt verwaltender Körperſchaften
öffent=
lichen Rechts im Reich und in den Ländern zur vollen Geltung gebracht
werden. Wir verlangen, daß entſprechend dieſer Verfaſſung die
Sonn=
tagsheiligung, der Schutz der allgemein=chriſtlichen und der evangeliſchen
Feiertage, die Bewegungsfreiheit der Kirche im Rahmen des Reichs= und
Staatsrechts, die evangeliſch=theologiſchen Fakultäten an den
Univerſi=
täten geſichert bleiben. Wir bekämpfen aus Gründen konfeſſionellen
Friedens und der Gerechtigkeit jede parteiiſche Benachteiligung der
evan=
geliſchen Kirche und des evangeliſchen Volksteils durch den Staat oder
ſeine Behörden.
2. Die Geſchichte und die Natur der Konkordate bezeugen, daß durch
dieſe kirchenpolitiſchen Verträge eine Reihe von Dingen getroffen wird,
die über den Rahmen innerer Angelegenheiten der katholiſchen Kirche
hinaus allgemein ſtaatliche und nationale Bedeutung haben und die
Rechte und Intereſſen der evangeliſchen Kirchen aufs engſte berühren.
Aus dieſen Gründen ſtellt der Evangeliſche Bund zur Wahrung der
deutſch=proteſtantiſchen Intereſſen die Forderung nach rechtzeitiger
Be=
kanntgabe der Vertragspunkte. Außerdem weiſt der Evangeliſche Bund
darauf hin, daß die heute in der römiſchen Kirche geltende
Miſchehen=
ordnung dem konfeſſionellen Frieden nicht zuträglich iſt. Eine Aenderung
dieſes bedauerlichen Zuſtandes erſcheint um ſo eher möglich, als die
römiſche Kurie noch im Jahre 1906 in den Konſtitution „Prorida”
aus=
drücklich auf die Forderung der „trangillitas reipublicae, der öffentlichen
Ruhe und Ordnung” Rückſicht zu nehmen bewogen wurde.
Auf dieſe Fragen haben, wie wir hören, die Deutſche Volkspartei
und die Deutſchnationale Partei zuſtimmend geantwortet.
Rummer 334,
Montag, den 1. Dezember 1924.
Seite 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
K Sportverein Darmſtadt — „Pfalz” Ludwigshafen, 4:1 (1:0).
Unter der einwandfreien Leitung des Schiedsrichters Knab
(Stuttgart) erkämpfte ſich Sportverein Darmſtadt ſeinen zweiten
Sieg in den diesjährigen Verbandsſpielen. Die Darmſtädter
ge=
ſtalteten das Spiel, mit Ausnahme weniger Minuten am Schluſſe
der zweiten Halbzeit, durchweg überlegen.
Sofort nach Beginn erzwingt Darmſtadt ſeine erſte Ecke, die
ebenſo wie die zweite gleich darauf folgende ergebnislos bleibt.
Man merkt den Sportvereins Stürmern an, daß ſie heute
unbe=
dingt gewinnen wollen. Ein Angriff folgt dem anderen. Alle
Anſturmverſuche Ludwigshafens ſcheitern an der vorzüglichen
Deckung der Darmſtädter Hintermannſchaft. Trinkaus, als
Er=
ſatz Ellenbecks, im Tor des Sportvereins, bekommt wenig Bälle
zu halten. Immer wieder ziehen die einheimiſchen Stürmer vors
Gäſte=Tor. Becker gelingt ein Durchbruch, ſeine Flanke ſtreicht
jedoch am Tor vorbei, ohne daß einer der herbeieilenden übrigen
Stürmer ſie verwerten kann. Darmſtadt erzwingt ſeine dritte
Ecke, die abermals nichts einbringt. Einen hohen Schuß wehrt
der Ludwigshafener Torwächter ab, läuft mit dem Ball bis zur
Strafraumgrenze und tritt ihn ins Feld zurück. Stephan ſauſt
aus der Verteidigung heran, nimmt den Ball direkt aus der Luft,
ſchießt aufs Tor, und der Ball ſitzt knapp unter der Latte im
lee=
ren Tor. Ein Ludwigshafener Verteidiger ſtand zwar an Stelle
des herausgelaufenen Torwächters im Goal, vermochte jedoch den
mit Wucht geſchoſſenen Ball nicht abzuwehren. Die
Ueberlegen=
heit Darmſtadts hält an, ohne einen weiteren Erfolg zu bringen.
Mit 1:0 werden die Seiten gewechſelt.
Der Anſtoß bringt Darmſtadt vor das Gäſtetor, die gegneriſche
Verteidigung klärt. Eine Flanke Fricks nimmt Becker auf, leitet
an Müllmerſtadt weiter und Sportverein führt 2:0.
Ludwigs=
hafen ſtrengt ſich ſehr an, ein günſtigeres Ergebnis
herauszuarbei=
ten, aber alle Angriffe zerſchellen an der Darmſtädter
Hinter=
mannſchaft. Der Erfolg der vermehrten Anſtrengungen des
„Pfalz”=Sturmes ſind zwei Ecken, die Ludwigshafen aber nicht
verwerten kann. Ein Torabſtoß Sportvereins kommt zu
Müll=
merſtadt, er bricht von der Mittellinie aus durch, umſpielt die
gegneriſche Verteidigung und ſchießt an dem herauslaufenden
Torwächter vorbei das dritte Tor. Wenige Minuten darauf
ar=
beitet Becker wieder eine Torgelegenheit heraus. Seine Flanke
drückt der Darmſtädter Innenſturm zum vierten Tore ein. Im
Wiederanſtoß erzielt Ludwigshafen eine dritte erfolgloſe Ecke,
Kurz vor Schluß ſchießt der Ludwigshafener Rechtsaußen von
der Außenlinie einen hohen Ball aufs Tor. Der Darmſtädter
Torwächter ſpringt zu früh und der faſt ſchon gefangene Ball
ſpringt ihm über die Schulter ins Tor. Ludwigshafen hat ſein
Ehrentor erzielt. Noch eine vierte Ecke erzwingt der „Pfalz”=
Sturm, den Schuß des Halbrechten fängt der Torhüter ab. Mit
einem weiteren Angriff des Sportvereins ſchließt das Spiel.
Seinen heutigen Leiſtungen nach konnte Sportverein
befriedi=
gen. Mit dieſer Energie im Sturm und der glänzenden
Abwehr=
arbeit der Verteidigung kann man dem Treffen des Srorto reins
gegen „Vaſas”=Budapeſt mit großem Intereſſe entsegenſ hen.
Haben die Ungarn auch vielleicht größere Spiel rfahrung und
Spieler, die ihre überragende Klaſſe ſchon in
kampf bewieſen, ſo wird ihnen Sportverein
nicht leicht machen. Das Spiel am Neufal
Großkampf erſten Ranges zu werden.
Germania Pfungſtadt—V. f. 2.
Die letzten Spiele der Vorrn
den geſtern ſtatt. In Pfungft
boten vor einer anſchauliche
Kampf. Das Spiel war
verlief bis Schluß ſehr
termannſchaften
beiderſeit=
faſt alle Angriffe
vor Schluß im
fernung ein
Spielſtärk.
außen
arbe
(9:0).
aldrreisliga
fan=
ge Vereine und
e einen prächtigen
inzelleiſtungen und
„Igemeinen boten die Hin=
Leiſtungen und erſtickten
entſcheidende Tor fiel 15 Min.
trafſtoßes, der aus kurzer Ent=
Pfungſtadts Sturm hat viel an
te Leiſtungen zeigte der ſchnelle
Rechts=
durch Erſatz geſchwächte Hintermannſchaft
Totwächter wurde kaum auf harte Proben
½. ſpielte, ausgenommen der Rechtsaußen, mit
* jedoch jeden Schuß vermiſſen. Am beſten gefal=
Schwarz, der ein durchdachtes und entſchloſſenes
rte. Die geſamte Hintermannſchaft arbeitete
zuver=
gut. Schiedsrichter, Herr Bachmann=Frankfurt, gut.
ſ. R. 1a=Jugend—Wornatia Worms 1a=Jugend 0:1 (0:1).
F.=V. Germania 1911, Eberfadt — F.=C. Union, Darmſtadt,
1:31 (1:1).
Beide Mannſchaften trafen ſich auf dem Sportplatz des F.=V.
Germania in Eberſtadt zum fäligen Verbandsſpiel. Eberſtadt
komplett, in ſtärkſter Aufſtellung, Union mit Erſatz für
Gerſten=
meher. Als Schiedsrichter amtierte ein Herr aus Plankſtadt.
Um 3.05 Uhr gibt der Schiedsrchter den Ball frei. Union legt
gut an. Jakob flankt, Noller legt Boos vor, und ſchon ſitzt in der
1. Miute das ſchönſte Tor des Tages. 1:0 für Union. Weiter
bleibt Union etwas überlegen, em Drehſchuß von Bopp meiſtert
der Torhüter von Eberſtadt gut. Es entſteht ein gefährliches
Mo=
ment vor dem Uniontor, doch der Halbrechte von Eberſtadt ſchießt
hoch übers Tor. Eine weitere Situation klärt Walter durch
Kopf=
ſtoß. Das Spiel nimmt andere Formen an, Eberſtadt drückt auf
Ausgleich, doch vorläufig ergebnislos. Die Unionelf iſt auf der
Hut; die Geſamtelf ſpielte mit Aufopferung. Noller treibt den
Ball vor, ſein Schuß geht neben dem Tor vorbei. Strafſtoß für
Union klärt Kaiſer (E.). Eberſtadt ſchießt durch Halbrechts ſcharf
aufs Uniontor, den Ball fängt Pockrandt im Fallen. Der Ball geht
ihm verloren, der eifrig nachſetzende Meyer=Eberſtadt ſendet ein.
1:1 Tore. Meyer=Union verurſacht die 1. Ecke für Eberſtadt, die
ohne Erfolg blieb. Das Spiel wird wieder ausgeglichen, bei
ſchar=
fem Tempo wogt es auf und ab. Zwei weitere Ecken für
Eber=
ſtadt bringen nichts ein. Immer wieder wirft Noller durch
eifri=
ges Spiel ſeinen Sturm nach vorn, ſein ſcharfer Schuß wird von
dem Torwächter abgelenkt. 1. Ecke für Union, doch Rückert
ver=
ſiebt. Eine gefährliche Flanke von Otto Schmitt fängt Pockrandt.
Ein Strafſtoß für Eberſtadt landet im Aus. Nückert gibt zu Bopp,
ſein Schuß landet in den Händen des Torwarts. Kurzes
Ge=
plänkel, der Schiedsrichter pfeift Halbzeit. Die zweite Halbzeit
ließ den Schluß zu, daß ſich Eberſtadt in der erſten Halbzeit zu
ſehr verausgabt hatte. Union war ſo ziemlich allen Situationen
gewachſen. Eine ſchöne Flanke von Jakob fängt der Torwächter
von Eberſtadt und verurſacht durch Niederwerfen des Balles ins
Aus die zweite Ecke für Union. Der Schuß von Eckel blieb
erfolg=
kos. Einen ſcharfen Drehſchuß von Bopp wehrt der Torhüter (E.)
über die Latte. 3. Ecke für Union. Rückert erzielt das zweite Tor.
Eberſtadts Mannſchaft macht die letzten Anſtrengungen, doch
zweck=
los. In der 38. Minute ſchießt Rückert dem herausgelaufenen
Torhüter das 3. Tor. Weitere Erfolge für beide Teile konnten nicht
mehr erzielt werden. Kurze Zeit darauf Schlußpfiff des
Schieds=
richters.
Das Spiel war reich an ſpannenden Momenten und nahm
einen würdigen Verlauf. Die Anſage Eberſtadts iſt eingetroffen,
es war ein Werbeſpiel in vollem Umfange. Die Zuſchauer waren
zufrieden.
F.=C. Union, 2. — F.=V. Germania=Eberſtadt, 2. 5:1 (1:1)
4. F=C. Union 3. — F.=V,, Groß=Zimmern 1:2 (1:1).
Akademiſcher Sportklub „Fortuna”=Hebdesheim 0:1.
Entſcheidungsſpiel um die
Kreispokal=
meiſterſchaft.
Wieder einmal hatte ſich der A.S.C. durch eine lange Reihe
von Kämpfen bis zum letzten Spiel hindurchgerungen — und
wieder vertrat die launiſche Glücksgöttin den Schritt zur letzten
Stufe. In Marburg ging ein Entſcheidungsſpiel verloren, die
Frucht vieler Mühe und Arbeit blieb ungepflückt; in den
deut=
ſchen Vereinsmeiſterſchaften fehlten nur drei, aber ſo wichtige
Pünktchen — und geſtern unterlag die Mannſchaft mit dem
knappſten aller Reſultate den Jüngern „Fortungs”, denn die
Glücklichen ſiegten. Die Leiſtungen waren dieſelben.
Leider zeigte Heddesheim wenig Verſtändnis für einen
offe=
nen, ſportlichen Kampf mit wechſelnden Bildern. Das bewußte
Abſeitsſtellen, das Spiel mit einem Verteidiger zeigte deutlich,
wie recht der Vorſitzende des engliſchen Fußballbundes hat, der
kürzlich dringend eine Abänderung der Abſeitsregel forderte. Als
der A. S. C. das einzige Tor des Tages aus ſeinen Maſchen geholt
hatte, war er gezwungen, dasſelbe Syſtem anzuwenden. Der
Er=
folg war ein Zuſammendrängen von 20 Mann auf einen Streifen
von oft nur 10 Metern. Es nimmt dies dem Fußballſpiel gerade
die Momente, die es mit Recht ſo anziehend machen.
Was konnte gefallen an dem Spiele? Die abſolute
Gleich=
wertigkeit der Gegner. Dauernd wanderte der Ball hin und her.
Kein Kleben in einem Strafraum. An Einzelleiſtungen: Die
ſaubere Arbeit Lücks in der Verteidigung, die Ruhe Seelings im
Tor. In ihm ſcheint für den Verein ein zuverläſſiger Zerberus
gefunden zu ſein. Sehr gut war das ſchnelle Spiel Reus und
beim Gegner Verteidigung und Rechtsaußen.
Was gefiel nicht? Vor allem der Sandboden. Ungewohnt
für Darmſtadt, ein Vorteil für die damit vertrauten
Heddeshei=
mer, die ihr Spiel danach aufbauen. Dann das Spiel der Läufer
des Platzbeſitzers. Vereinsfanatismus, Draufgängertum. Bei
Darmſtadt traf leider die Vorausſage ſchmerzlich zu. Das
Schmerzenskind, der Sturm, konnte gar nicht gefallen. Es fehlt
der denkende Kopf, ein geiſtiger Führer wie Wortelmann. Und
der Schiedsrichter? Er pfiff unparteiiſch, aber reichlich viel.
Viel=
leicht war er durch das Spielſyſtem dazu gezwungen.
*
Am Samstag namittag fand ein intereſſantes Uebungsſpiel
innerhalb des Vereins ſtatt. Die 2. Mannſchaft (komb.) des
Klubs übte gegen eine aus der Leichtathletikabteilung aufgeſtellte
Fußballmannſchaft. Die ſchnellen Leichtathleten gewannen natür=
„Kuk.”
lich, und zwar 4:3 (0:2).
Olympia=Lorſch — Sportvereinigung Arheilgen 1:1.
Das ſelten ſchöne und an ſpannenden Momenten reiche Spiel
fand auf dem Sportplatz am Arheilger Mühlchen ſtatt. Gleich mit
Spielbeginn merkte man bei Arheilgen, im Gegenſatz zu ſonſtigen
Sonntagen, den unbedingten Siegeswillen, was eine
Feldüber=
legenheit in der erſten Halbzeit zur Folge hatte. Bei den Lorſchern
fielen, die guten Außenſtürmer, und nicht zuletzt der glänzende
Torwächter Ludwig auf. Im Anſchluß an einen Eckball erzielte
Arheilgen das fällige Führungstor. Durch den faſt fanatiſchen
Eifer der Lorſcher gelang es denſelben, den Ausgleich zu erzielen.
In der zweiten Hälfte können die beiden Stürmerreihen, dank der
glänzenden Verteidigerarbeit beider Mannſchaften, nicht mehr
er=
zielen. — Arheilgen ſcheint endlich die richtige Aufſtellung
ge=
troffen zu haben, jedoch verträgt die Mannſchaft zumindeſt einen
brauchbaren Halblinken. Lorſch, die alte Kampfmannſchaft,
Lud=
wig im Tor überragend.
Bezirksliga.
Mainbezirk:
Eintracht Frankfurt—Sp. V. Frankfurt 1:4,
Kickers Offenbach—Vf.R. 01 2:0,
Union=Niederrad—Hanau 93 2:1,
Helvetia, Frankfurt—Sp.C. Bürgel 6:0.
Bayern:
F.V. Nürnberg—1. F.C. Nürnberg 0:4,
Spvgg. Fürth—Schwaben Ulm 4:0,
Teutonia München-Bayern München 0:2.
Württemberg/Baden:
V.f. R. Heilbronn-Kickers Stuttgart 1:4,
Sp. C. Stuttgart—V.f. B. Stuttgart 0:4,
1. F.C. Pforzheim—F. C. Mühlburg 4:0,
Sp. C. Freiburg—F. C. Freiburg 0:4.
Rheinbezirk:
Phönix Ludwigshafen—V.f.L. Neckarau 3:2,
Sp. V. Darmſtadt—Pfalz Ludwigshafen 2:1,
F.C. Pirmaſens—T.= u. Sp.V. Feudenheim 4:1.
Rheinheſſen/Saar:
Boruſſia Neunkirchen—F. V. Saarbrücken 0:2,
F.C. Idar—Spgde. Höchſt 2:1,
Saar 05—Sp.V. 05 Trier 7:0.
Kreisliga:
Nordmainkreis:
Spv. Heddernheim—Spv. Homburg 4:2,
Germania 94—Spvgg. Fechenheim 9:0,
Olympia Frankfurt-Boruſſia 1:2,
F.C. Rödelheim—T.= u. Spv. Oberurſel 5:0,
Spv. Bergen—Viktoria Eckenheim 3:1.
Südmainkreis:
Spv. Offenbach—F. V. Sprendlingen 1:2,
Spogg. Bürgel—Kickers Viktoria Mühlheim 0:2,
Sp.C. Dietzenbach—Germania Bieber 2:2,
V.f.L. Iſenburg—Spv. Heuſenſtamm 3:0,
T.= u. Spv. Langen—Union Wixhauſen 0:0.
Oſtmainkreis:
Viktoria Aſchaffenburg—Viktoria Hanau 5:2,
Spv. 1860 Hanau—Spv. Damm 5:1,
Viktoria Kahl—V.f.B. Groß=Auheim 1:3,
Spv. 1920 Hanau-Kickers Aſchaffenburg 2:2,
Spgde. Damm—Rühla 2:3,
Spv. Klein=Steinheim—Germania Niederrodenbach 2:0.
Odenwaldkreis (C=Klaſſe):
F. C. Rimbach—F.C. Seeheim 3:1.
Berliner Ergebniſſe: Union Potsd. — Nord=Nordw. 2:2.
Berliner Spv. 92 — Vorwärts 4:3.
Hertha — Preußen 4:2.
Spandauer Spv. — Union Oberſchöneweide 2:1.
Kickers — Spandauer Sp.=C. 3:1.
Alemannia — Union 92 3:2.
Tennis=Bornſſia — Union Charlottenburg 1:1.
Internationale Spiele:
Slavia Prag—Wacker München 4:0,
S. L. St. Bordeaux—Karlsruher F. V. 2:7.
Wien: Hakoah — Stunen 3:1.
W. A. C. — Rapid 2:1.
Vienna — Semmering 3:2.
Wacker — Admira 4:0.
Amateure — Rudolfshügel 5:0.
Deutſchland — Schweiz.
Die deutſche Mannſchaft gegen die Schweiz am 14.
De=
zember in Stuttgart, zeigt endgültig folgende Zuſammenſetzung:
Stuhlfaut; Beier, Müller=Fürth; Hagen, Kalb, Schmidt; Höger,
Franz, Jäger, Harder, Paulſen.
Hockey.
Turngeſellſchaft Mannheim 1.—Darmſt. Hockeyklub 1. 1:3 (0:1)
Der Darmſtädter Hockeyklub, war bei M. T. G. zu Gaſt.
Vom Anſchlag weg entwickelt ſich ein äußerſt ſchnelles Spiel und
beide Tore kommen öfters in Gefahr. Nach mehreren
verpaß=
ten Gelegenheiten ſchießt der Halblinke nach gutem Alleingang
das erſte Tor für D. H. C. Nach der Pauſe kann
Turngeſell=
ſchaft ausgleichen, fällt aber dann ſichtlich dem Tempo, zum
Opfer. Die Darmſtädter tragen Angriff auf Angriff vor. Bald
ſchießt der Mittelſtürmer Nr. 2 und Halblinks das 3. Tor. Der
Mannheimer Torwart bewahrt ſeine Mannſchaft vor einer
höheren Niederlage, indem er eine Reihe ſchwerer Schüſſe,
darunter mehrere gut geſchoſſene Eckbälle, in hervorragender
Weiſe hält.
Turngeſellſchaft ſtellte eine flinke, ſehr eifrige Mannſchaft,
der nur ein überlegtes Zuſammenſpiel fehlt. Der beſte Spieler
war neben dem Torwart der jugendliche linke Läufer; auch
Mittelläufer und Verteidigung waren gut.
Beim D. H. C. hatte die Verteidigung einen großen Tag.
Die Läuferreihe kam erſt in der zweiten Hälfte, in Schwung,
arbeitete dann aber tadellos. Im Sturm wurde zeitweiſe zu
viel kombiniert, aber auch viel und gut geſchoſſen.
Eintracht Frankfurt 1. Mannſch.—Sp. C. 1880 1:5.
Eintracht Frankfurt 2. Mannſch.—Sp. C. 1880 3:9.
Sp.C. 1880 Damen—V. f. R. Mannheim Damen 5:0.
Handball.
Eintracht Frankfurt-Bockenheimer T. u. Spgd. 1:0.
Rugby.
Repräſentatives
lin 12:3.
Spiel: Süddeutſchland—Mitteldeutſchland/Ber=
Leichtathletik.
13. Berliner Hallenſportfeſt.
Der Verband Brandenburgiſcher Athletikvereine veranſtaltet
Sams=
tag und Sonntag das 13. ſeiner im Jahre 1908 ins Leben gerufenen
Hallenſportfeſte. Wer von den Gründern hätte wohl damals den
ge=
waltigen Aufſchwung erwartet? Während das Programm 1908 noch recht
beſcheiden war, erſtreckt es ſich diesmal auf drei Tage, da ſchon am
Frei=
tag die Vorkämpfe beginnen. Der Sportpalaſt in der Potsdamer Straße
wird die Leichtathleten und ihre Freunde von den übrigen Sportarten
am Freitag, Samstag und Sonntag zu Gaſte haben. Am Sonntag muß
der Veranſtalter ſogar noch den Vormittag zu Hilfe nehmen. Die
Nach=
mittagswettkämpfe dauern am Samstag von 5—11 Uhr, und am Sonntag
von 4—10½ Uhr. Ob dieſe Häufung des Programms allerdings gut iſt,
muß bezweifelt werden. Es wäre wohl angebracht geweſen, die
Kon=
kurrenzen auf Einladung auszuſchreiben, dann würde das Programm
weſentlich kürzer geworden ſein, und würde nicht für die 60 Meter z. B.
15 Vorläufe und die entſprechenden Zwiſchenläufe vorſehen müſſen. Bei
dem Hallenſportfeſte kommen alle in der Halle auszuführenden
Sport=
arten zu ihrem Recht. Insgeſamt iſt in den Wettkämpfen und
Vorfüh=
rungen mit nahezu 3000 Teilnehmern zu rechnen. Aus den
verſchieden=
ſten Teilen des Reiches haben die beſten Leichtathleten ihr Erſcheinen
zu=
geſagt und werden hier der erſten Klaſſe Berlins heiße Kämpfe liefern.
Alle Konkurrenzen ſind gut beſetzt. In den leichtathletiſchen
Hauptkämp=
fen kommen für den Sieg in Frage: 60 Meter: Schlöske, Dreibholz,
Holz; 1000 Meter: Peltzer, Schoemann, Oſterhoff; 3000 Meter: Bedarff,
(Schoemann), Walpert; 60 Meter Hürden: Troßbach, Gundel, Holz;
Hochſprung: Skorzinsky oder Fritzmann; Stabhochſprung: Lehninger,
Adams; Kugelſtoßen: Haymann; 10 mal 50 Meter Staffel: D.S.C.,
Lübeckſcher Tv.; 4 mal 400 Meter: D. S. C., Hamburg; 3 mal 1000 Meter:
S. C. C., Zehlendorf; 20 mal 2 Runden: S.C.C., D.S.C. — Das
Pro=
gramm der Boxer gipfelt in dem Kampf zwiſchen Haymann=München
und Nispel=Berlin, den beiden deutſchen Meiſtern im Schwer= bezw
Halbſchwergewicht. Nachdem am Freitag ein großer Teil der Vorkämpfe
erledigt iſt, bringt der Samstag zur offiziellen Eröffnung einen
Ein=
marſch aller Teilnehmer. Neben den leichtathletiſchen und boxeriſchen
Konkurrenzen bringen die Radfahrer einen Reigen, ein Radballſpiel und
Kunſtfahren, die Polizeiſchule Jiu=Jitſu und Gymnaſtik, die Handballer
ein Städteſpiel Halle—Berlin. Daneben gibt es Vorführungen im
Stil=
laufen, Turnen an Barren, und Ringen, Ringkämpfe und Fechten.
Samstag. Das 13. Berliner Hallenſportfeſt des
Verban=
des Brandenburgiſcher Athletikvereine im Sportpalaſt ſetzte am
Samstag, dem erſten Haupttage, gleich mit einem
durchſchlagen=
den Erfolg ein. Die Hauptkämpfe wurden durch ein ſehr beifällig
aufgenommenes Spiellaufen eingeleitet. Die zahlreichen
Ver=
treter der weiblichen Jugend füllten den geſamten Innenraum.
Von den übrigen Vorführungen ſeien das Fechten, das
Rad=
kunſtfahren, Frauenbarrenturnen und die Turnübungen der
Polizeiſchule Spandau hervorgehoben. Von den leichtathletiſchen
Wettkämpfen war das Hauptereignis die 10 mal 50 Meter=
Pendel=
ſtaffel. Das Pendelgewicht gewann Marks=Brandenburg gegen
Günther=Hervs 03.
Die Ergebniſſe: 3000 Meter=Mannſchaftslaufen: 1.
Pots=
dam 9:51,8. Unter B. A. K. 10 mal 1 Runde=Staffel für
Werk=
ſchüler: 1. Locbe 3:56,8: 2. Borſig. Kugelſtoßen: 1. Hähnlein,
Polizei Berlin 13,24 Meter; 2. Heymann=München 13,21 Meter.
60 Meter=Laufen für Fußballer: 1. Rauer, Tennis=Boruſſia 7,6
Sek. 10 mal 50 Meter=Pendelſtaffel: 1. Brandenburg 104,9;
2. B. S. V. 92. 3 mal 1000 Meter: 1. Sp.=C. Charlottenburg
8:07,6: 2. Zehlendorf 88 Jugendſtaffel: 1. Berliner Sportklub.
60 Meter Hürden: 1. Troßbach, Berliner Sportklub, 8,6 Sek.;
2. Gundel, Deutſcher Sportklub. 4 mal 400 Meter=Staffel: 1.
Teu=
tonia 3:40,7: 2. Sp.=C. Charlottenburg. Hochſprung: 1.
Skor=
zinsky, Polizei; 2. Fritzmann, Charlottenburg, beide 1,75 Meter.
25 mal 2 Runden=Staffel: 1. Zehlendorf: 2. Siemens.
Sonntag. Der zweite Haupttag zeigte, daß dieſe
Veran=
ſtaltung des Verbandes Brandenburgiſcher Athletikvereine ihren
Höhepunkt erreicht hat, ſo daß Verbeſſerungen nur noch in
Einzel=
heiten möglich ſind.
Die Hauptkämpfe. Städte=Handballkampf Halle-
Ber=
lin 3:4. 60 Meter=Laufen: 1. Thumm 7,3 Sek.; 2. Schlößke,
Brardenburg. 1000 Meter=Laufen: 1. Peltzer=Stettin 2:36;
2. Schocmann=Charlottenburg. Schweden=Staffel für
Mark=
vereine: 1. Werder 2:19. 10 mal 1 Runde für Fußballvereine:
1.. Union Charlottenburg 3:48,9. 6 mal 50 Meter für Frauen:
1. Berliner Sportklub 54 Sek. Olympiſche Staffel für B. C. D.=
Luckenwalde — Verein für Bewegungsſpiele Pankow 0:0. Vereine: 1. Bar Kochba 4:03,4. Stabhochſprung: 1.
Schuh=
macher=Hamburg 3,45 Meter; 2. Adams=Kaſſel 3,45 Meter. 3000
Meter=Laufen: 1. Walperd=Magdeburg 9:18; 2. Schuhmacher
und Siemens. Radfahren: Lichterfelder Herrenfahrer
Concor=
dia 97 4: 3.
Als Abſchluß gab es eine 25 mal 2 Runden=Staffel. Erſter
wurde Sp.=C. Charlotenburg 19:45,6; Zweiter Berliner
Sport=
klub eine Runde zurück, Dritter Deutſcher Sportklub eine Runde
zurück.
Fünfländerkampf.
Einen Leichtathletik=Fünfländerkämpf „beabſichtigt der
Oeſterrei=
chiſche Leichtathletik=Verband anläßlich ſeines 25jährigen Beſtehens im
nächſten Jahre in Wien zu veranſtalten, der gleichzeitig den Höhepunkt
der öſterreichiſchen Leichtathletikſaiſon bilden ſoll, und an dem
Deutſch=
land, Oeſterreich, Ungarn, die Tſchechoflowakei und die Schweiz
teil=
nehmen ſollen. Deutſchland und Ungarn haben bereits ihre Teilnahme
zugefagt, der fällige Länderkampf Oeſterreich—Tſchechoflolvakei iſt
ohne=
dies im nächſten Jahre in Wien auszutragen, ſo daß nur noch die
Zu=
ſage der Schweiz fehlt. Die Deutſche Sportbehörde hat zivar nicht die
Abſicht, einen alljährlichen Länderkampf gegen Oeſterreich einzuführen,
doch iſt ſie gerne bereit, ihre beſten Leichtathleten zu einem einmaligen
Länderkampf nach Wien zu entſenden.
Seite G.
Montag, den 1. Dezember 1924.
der Gründung der D. T. war, und daß dieſe Farben — nach
jeder Seite hin neutral — die offiziellen Farben der D. T. ſind.
Turnen.
Außerordentlicher Gauturntag des Main=
Rheingaues der O. T.
Der außerordentliche Herbſtturntag des Main=Rhein=Gaues
der D. T. vereinigte geſtern im Hauſe der Turngeſellſchaft
Darm=
ſtadt 1875 die äußerſt zahlreich erſchienenen Vertreter auler
deut=
ſchen Turnvereine des Main=Mihein=Gaues zu tätiger
fruchtbrin=
gender Arbeit.
Der Gauausſchuß hatte in eingehender Ausſprache bereits am
Samstag nachmittag die geſamte Tagesordnung noch einmal nach
allen Seiten hin auf Für und Wider durchberaten, ſo daß der
Turntag unter der bewährten Leitung des erſten Gauvertreters
K. Noth, Darmſtadt, einen flotten und reibungsloſen Verlauf
nahm. Eröffnet wurde er 10 Uhr 30 Minuten vom Vorſitzenden
mit herzlicher Begrüßung der Erſchienenen als die Berufenen,
denen die Führung und damit ſo viele Verantwortung
übertra=
gen ſei. — In ſeinem Vortrage, getragen von der Begeiſterung,
die alle Teilnehmer des Würzburger Turntages erfüllte,
entroll=
ten die von heißer Liebe zur deutſchen Turn= und Volksſache
durchglühten Worte des Redners ein ſprechendes Bild von der
geiſtigen und ſittlichen Höhe des Deutſchen Turntages, der mit
den Namen ſeiner Hauptredner Neuendorff und Dr. Thiemer
aufs engſte verknüpft iſt: Wie dort, ſoll auch im Main=Rhein=
Gau der Geiſt, der deutſche Turnergeiſt alles Trennende
über=
winden und das Bindende, Einigende betonen, ſoll wieder den
Willen ſtärken, das Volk an Leib und Nerven geſund machen,
und alles Streben auf das Gute richten, wie es letzten Endes
nur in der Gemeinſchaft, der Volksgemeinſchaft aller ſich erfüllt.
— Und weil der Turner für das Volkswohl arbeitet, darf er ſich
der Pflicht nicht entziehen, die, wie gerade heute wieder, das
Vaterland von ihm fordert. Nicht vergeſſen aber darf er, daß
alle Teile des Volkes ihm Brüder ſind, und daß auch der
poli=
tiſche Kampf dahin kommen muß, das Volk wieder zu binden und
nicht auseinanderzureißen. Kraft und Geſundheit ſind die
Einzel=
ziele deutſchen Turnens, und wo ſie herrſchen, wird Freude und
Schönheit heimiſch ſein. Da wird alles Häßliche vermieden
wer=
den, in erſter Linie aber die ſchnöde Gewinnſucht, das häßlichſte
Moment, das ſich in gleicher Weiſe äußert, im Wettkampf wie auf
den Feſten und bei allen Spielen. Wo der Frohſinn ſehlt, ſtimmt
etwas nicht; früher war er immer da, heute findet man ihn
ſel=
ten. Der neue Geiſt ſoll hier helfen, das Sich=Beſinnen auf
ech=
ten Jahngeiſt, wie ihn ſchon ein großer Teil der Jugend erſtrebt,
etwas Hohes, wenn dabei auch ſo mancher Jungſtürmer übers
Ziel hinausſchießt. Darum hier mithelfen und mit der Jugend
leben, mittun in ihrem Sinn und vermeiden, daß ſie Gifte, die
ſie ablehnt, in qualmerfüllten Sälen ſchlucken muß. Auch das
iſt Dienſt an der Hebung der Volksgeſundheit. —
Wer aber turnt, der turne, um zu leben, nicht umgekehrt. —
Wertvolle, tüchtice Menſchen erziehen, iſt das Ziel, wertvoller als
alle Wettkämpfe. Uind die Heranbildung von Vorturnern iſt das
Grundelement weiteren Fortſchritts turneriſcher Entwicklung.
Sie zu fördern, müſſen Opfer gebracht werden, Opfer, die
unver=
geſſen bleiben, und die uns erſt unſere Turnſache ſo lieb und
wert machen."
Mit der Ehrung einer Anzahl verdienter Mitglieder,
beſon=
ders aus dem beſetzten Gebiete, ſchloß der Vortragende unter
gro=
ßem Beifall ſeine ſchwungvollen, von hohem Ernſte getragenen
Ausführungen.
Mit einigen Mitteilungen und der Wahl der Schriftführer
wurde ſodann die Beratung der Tagesordnung begonnen. Vier
neue Vereine ſind angemeldet, Waſchenbach, Groß=Hauſen,
Winterkaſten, Hähnlein. — Biblis, vom Turngau Rheinheſſen
ſeither abgeſchnitten, kehrt dorthin zurück. Nur ungern ſieht man
den rührigen Verein ſcheiden. Drei Vereine haben ſich aus dem
Gau abgemeldet, nämlich: Lautern, Meſſel und Walldorfs
Jung=
mannſchaft.
Genehmigt wird nach längerer Ausſprache der Voranſchlag
für 1925, den Gaukaſſenwart Wandel begründet. Zugleich damit
abgelehnt iſt der Antrag Pfungſtadts auf Aufhebung der
Gau=
zeitung, die als wichtiges Bindeglied zwiſchen den Vereinen
an=
erkannt wird. Gegen ſie, die jedoch grundlegend umgeſtaltet und
damit weſentlich verbilligt wird, ſtimmen nur Pfungſtadts drei
Vertreter. — Gegen die Wahl Nauheims als Gaufeſtort erheben
ſich ſchwere Bedenken, die in der Beſetzung begründet ſind.
Nau=
heim zieht darum ſeinen Antrag zurück und verzichtet auch auf
den Vorſchlag, die nächſte Gauwanderung, verbunden mit einem
Volksfeſt, nach Nauheim zu lenken. Auch hofft der 5. Bezirk auf
das Gaufeſt; einſtimmig wird für Lorſch geſtimmt. — Das Gau=
Frauenturnen bekommt Egelsbach zugeſprochen, damit wenigſtens
ein Feſt im beſetzten Gebiete abgehalten wird. Die Bedenken
ent=
fall auch zwar hier nicht, doch ſind ſie nicht ſo ſchwerwiegend. —
Auch die Errichtung des Gedenkſteines für die Gefallenen aus
dem Main=Rhein=Gau ſteht wieder einmal auf der
Tagesord=
nung und bedarf es dazu noch recht eifriger Unterſtützung. — Die
Anträge werden alle, teils erſt nach langer Ausſprache, im Sinne
der Gau=Ausſchuß=Empfehlungen erledigt. Der Gau=Ehrenbrief
nebſt Ehrenurkunde und Ehrennadel für beſonders verdienſtvolle
Gaumitglieder wird — jedoch erſt bei Alter über 40 Jahren —
genehmigt. — Die Einführung einer Pauſchgebühr bei
Abhal=
tung von Wettkämpfen wird gutgeheißen, — ebenſo die
pflicht=
mäßige Einheftung des Lichtbildes im Turnpaß. Die Stellen der
Bezirksſpielwarte werden aufgehoben, — die Einrichtung einer
Wettkampfklaſſe von 35—40 Jahren abgelehnt. — Ein Antrag
Groß=Geraus auf Beſeitigung zu vieler Veranſtaltungen, wenn
möglich, durch Zuſammenlegung, wird wohl gutgeheißen, es
dürfte aber ſchwer ſein, hier Abhilfe zu ſchaffen.
Aus der Fülle der nun noch folgenden Anfragen ſei als
Wich=
tigſtes nur die Frage der turneriſchen Farben und Abzeichen
her=
vorgehoben. Schwarz=weiß=rote Abzeichen ſind keine amtlichen
Abzeichen der D. T. Die D. T. lehnt es ab, ſich in den Streit um
die Farben einzumiſchen. Sie iſt neutral. Ihre älteſten Farben,
die ſie auch heute noch in Ehren hält, ſind Schwaz=Not=Gold.
Lei=
der ſind auch dieſe Farben zu Parteifarben und in dem
Partei=
ſtreit zwiſchen Links und Rechts ſymboliſch geworden. Darum
zwingt die Deutſche Turnerſchaft auch niemand zu dieſen Farben;
ſondern ſie erinnert, daß Not=Weiß die gemeinſame Fahne bei
— Sie gilt es zu tragen. —
Mit einem Schlußwort und dem Liede: „Ein Ruf iſt
erklun=
gen” ſchloß der harmoniſch verlaufene Herbſtgautag um 3 Uhr
15 Minuten. Möge er recht viel Gedeihliches wirken. T.H.
Preis=Städtekampf im Kunſtturnen zu Halle.
Der Halleſche Turn= und Sportverein hatte ſich den M. T.
V. 48 Magdeburg und die Turngemeinde Kaſſel zu einem
Wett=
kampf verpflichtet. Die turneriſchen Leiſtungen ſtanden
durch=
weg auf anerkennenswerter Höhe. Den Sieg errang der
Ver=
anſtalter mit 1596 Punkten vor der Turngemeinde Kaſſel mit
1563 Punkten und M. T. V. 48 Magdeburg mit 1503 Punkten.
Radfahren.
Hauptverſammlung des Bundes Deutſcher Nadfahrer in Weimar.
Die Hauptverſammlung des Bundes Deutſcher Radfahrer
war von 250 Delegierten aus 68 Gauen beſchickt. Die
Vorſtands=
wahlen vollzogen ſich reibungslos und hatten nachſtehendes
Er=
gebnis: 1. Vorſitzender: Stevens=Köln. Stellvertretender
Vor=
ſitzender und Vorſitzender des Sportausſchuſſes: Eckert=Berlin.
Stellvertretender Vorſitzender und Vorſitzender des Ausſchuſſes
für Wanderfahrten: Kröger=Niſſen=Hamburg. Stellvertretender
Vorſitzender und Vorſitzender für Bahnfahrten: Graf=Augsburg.
— Der Jahresbeitrag wurde auf 5 Mark feſtgeſetzt.
Motorſport.
Sizilienfahrt 1925 des A. D.A. C.
Die im letzten Frühjahr wegen der verſchärften
Ausreiſebe=
ſtimmungen fallen gelaſſene Sizilienfahrt des A.D.A.C. zur
Targa= und Coppa Florio ſoll 1925 nun beſtimmt durchgeführt
werden. Schon jetzt ſteht mit ziemlicher Sicherheit feſt, daß dieſe
Fahrt eine Autoſport=Propaganda darſtellen wird, wie ſie die
Welt noch nicht geſehen hat. Von deen vielen Tauſenden von
Wagenfahrern des Allgemeinen Deutſchen Automobilklubs wird
es ſicher nur ganz wenige geben, die zurückbleiben werden. Als
Grundlage der Ausſchreibung wird der für 1924 ausgearbeitete
Plan mit ſeinen großzügigen Ausmaßen dienen.
Automobilſport.
Neue Automobil=Weltrekorbe.
Der franzöſiſche Nennfahrer J. P. Thomas verbeſſerte auf ſeiner
Leyland=Maſchine in Fortſetzung ſeiner Rekordverſuche auf der
Brokk=
landbahn bei London nachſtehende Weltrekorde: 200 Kilometer: mit
einem Stundenmittel von 172,806 Kilometer; 150 Meilen mit einem
Stundenmittel von 172,822 Klm.; 250 Klm. mit einem Stundenmittel von
172,952 Kilometer; 200 Meilen mit einem Stundenmittel von 167,023
Kilometer; zwei Stunden mit 334,874 Kilometer. Alle bisherigen
Ne=
korde wurden von Chaſagne auf Sunbeam gehalten.
Billard.
Die holhändiſche Meiſterin Frl. Schrier ſchlägt den Belgier Verbiſt.
Die von ihrem Wettſpiel im Mainzer Billard=Klub her hier in der
Gegend noch bekannte Holländerin Frl. Schrier ſchlug in einem Match
über 600 Ball den Belgier Verbiſt, indem ſie bei 73 Aufnahmen, einer
Höchſtſerie von 60 und einem Durchſchnitt von 8,25 Ball den Belgier
um 143 Ball zurückließ. Letzterer hatte 72 Aufnahmen, 6,35 Durchſchnitt
und 72 Höchſtſerie.
Kathreiners Malzkaffee iſt
wirk=
liches Malz und nicht bloß gebrannte
Gerſte. Man laſſe ſich durch das
ähn=
liche Ausſehen nicht täuſchen und kaufe,
um ganz ſicher zu gehen, nur
Kathreiners Malzkaffee
in Paketen mit dem Kneipp=Bild.
Der Gehalt macht’s!
Rumer 334.
Reich und Ausland.
Schutzverband deutſcher Papiermark=Verſicherter.
Mit Sitz Frankfurt a. M. wurde ein noch einzutragender Verein
be=
gründet, der die Intereſſen der Verſicherungsnehmer und
Bezugsberech=
tigten bei der Aufwertung der Anſprüche aus Lebens=, Leibrenten=,
Unfallprämien=, Rückgewähr=, Haftpflicht==uſw.Verſicherungen energiſch
wahrnehmen will.
Es geht nicht an, daß die große Anzahl der Verſicherten ſich
fort=
geſetzt mit den wenigen Angaben des Verbandes Deutſcher
Lebens=
verſicherungsgeſellſchaften begnügt, die dieſer Verband hin und wieder
durch die Preſſe bekannt gibt und die darin gipfeln, daß ſo gut wie
nichts aus dem Schiffbruch zu retten ſein werde.
Aufgabe des Verbandes ſoll es ſein, hier rechtzeitig einzugreifen
und maßgebenden Einfluß auf die Aufwertung der Verſicherungen zu
erlangen. — Der Jahresbeitrag beträgt nur 2 Mark (erſtmals bis
1. Januar 1926) und iſt zu ſenden an obige Anſchrift Fichardſtraße 24
(Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M. Nr. 140 669 unter Emil Draeger).
Die Leitung liegt in den Händen des Oberlandesgerichts=
Vizepräſi=
denten i. R. Dr. Cornelius Cretſchmar, Landgerichtspräſidenten i. R.
Julius Grimm und Amtsgerichtsrat i. R. Jakob Bertram.
Geſchäfts=
führer iſt Emil Draeger.
Der Verband gibt eine eigene Zeitſchrift heraus, deren Inhalt
aus=
ſchließlich Verſicherungs= und Aufwertungsfragen behandelt. (Der
Ver=
ein befaßt ſich nicht mit Verſicherungsvermittlung, ſondern nur mit
Be=
ratung in Verſicherungsfragen.) Mit dem Hypothekengläubiger= und
Sparerſchutzverband beabſichtigt er in enger Zuſammenarbeit vorzugehen.
Engliſch=Deutſcher Radioplan.
In einer Londoner Zeitung wird angeregt, daß an einem Abend im
Monat alle engliſchen Stationen der britiſchen Broadcaſting Company
geſchloſſen ſein ſollen, um die britiſchen Radiohörer ausſchließlich die
Sender auf dem Kontinent hören zu laſſen.
Dieſe Idee, die mit dem Plane zuſammenhängt, die Intereſſen der
engliſchen und deutſchen Radioempfänger gleichzeitig zu pflegen, wird
allſeitig warm unterſtützt, und wird vielleicht nach Weihnachten in
An=
griff genommen werden. Es wird vorgeſchlagen, die erſte Nacht jedes
Monats dafür feſtzuſetzen. Der Radio in England wird — wie ein
Kri=
tiker ſich vernehmen läßt — zu inſular behandelt.
Neue franzöſiſche Torpedoboote.
Bordeaux. Am 29. November wird das Torpedoboot „
Tramon=
tane” der franzöſiſchen Kriegsflotte übergeben und feierlich vom Stapel
gelaſſen werden. Es gehört einer Serie von 12 Torpedobooten an, wie
ſie das Bauprogramm vom Jahre 1922 vorſieht. Die Länge des
Fahr=
zeuges mißt 105 Meter, ſeine Breite 9,80 Meter. Seine Turbinen
ent=
falten eine Kraft von 34 000 PS und es entwickelt eine Schnelligkeit von
33 Knoten. Es iſt mit 5 Kanonen, darunter eine Flugzeugabwehrkanone,
bewaffnet. Des weiteren hat das Torpedoboot 6 verſchiedene
Torpedo=
geſchütze für Torpedos von 75 Millimeter. Seine Motoren ſetzen ſich aus
zwei Dampfturbinen, Syſtem Natenau zuſammen und jede Gruppe
ent=
wickelt 17 000 PS. Seine Bemannung beträgt 140 Mann mit 7 Offizieren.
Die Freigabe des beutſchen Privateigentums in Amerika bevorſtehend.
DD. Waſhington. Der erfolgreiche Verlauf der Beſprechungen
des amerikaniſchen Vertreters in der Neparationskommiſſion, Oberſt
Logan, mit der franzöſiſchen Regierung eröffnet nach der Auffaſſung
hieſiger unterrichteter Stellen günſtige Ausſichten für die baldige
Frei=
gabe des geſamten beſchlagnahmten deutſchen Privateigentums. Amerika
hat von jeher den Standpunkt vertreten, daß die Rückgabe deutſchen
Eigentums erfolgen könne, ſobald Sicherheiten dafür vorhanden ſeien,
daß die amerikaniſchen Anſprüche an Deutſchland aus anderen Quellen
befriedigt werden. Nach Londoner Meldungen ſoll England ſich noch in
gewiſſem Widerſtand gegen die amerikaniſchen Anſprüche befinden; man
glaubt aber hier, daß auch dieſes Hindernis binnen kurzem zu
über=
winden ſein wird. Bekanntlich beläuft ſich der Wert des in Amerika
beſchlagnahmten deutſchen Privateigentums auf rund 350 Millionen
Dollars. Die Verhandlungen über die Freigabe werden naturgemäß
mehrere Monate in Anſpruch nehmen, ſo daß die endgültige Regelung
dieſer Angelegenheit erſt binnen Jahresfriſt zu erwarten ſein dürfte.
New York — bas neue Kunſtzentrum.
New York verſpricht ein neues Kunſtzentrum zu werden. Die
Lei=
tung der öffentlichen Gärten hat im Jeromepark 6000 Acres für die
Erbauung von Kunſtſtätten freigegeben, und wenn die veranſchlagten
Pläne verwirklicht werden, werden vier große Hallen errichtet werden.
Darunter iſt ein rieſenhaftes Freilichtthcater.
Heirat gegen Glaubenswechſel.
Der Sohn des belannten New Yorker Bankiers Otto Kahn hat ſich
mit der Tochter des Präſidenten der Unitel eigares ſtores Co., Whelan,
verheitatet. Als Bedingung hat der Schwiegervater von ſeinem
Schwie=
gerſohn die Abſchwörung des Tudentums und den Uebertritt zum
römiſch=katholiſchen Glaubensbekenntnis gefordert.
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Derantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Strceſe
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Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
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[ ← ][ ][ → ]Hummer 334.
Montag, den 1. Dezember 1924.
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ſehr ſchmutziger Waſche etwas mehr.
iſt am ergiebigſten, wenn es kalt
auf jelsſt wird. Da es einen ſehr
hohen Gehalt an beſtes Rernſeife hat,
iſt jede weitere Mitverwendung von
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bauſtraße 2—6, wird heute am 29.
No=
vember 1924, vormittags 10 Uhr, das
Konkursverfahren eröffnet.
Der Rechtsanwalt Schwörer in
Darmſtadt wird zum Konkursverwalter
ernannt.
Konkursforderungen ſind bis zum
10. Januar 1925 bei dem Gerichte
anzu=
melden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Beibehaltung des ernannten oder die
Wahl eines anderen Verwalters, ſowie
über die Beſtellung eines
Gläubigeraus=
ſchuſſes und eintretenden Falls über die
in 8 132 der Konkursordnung
bezeichne=
ten Gegenſtände auf
Montag, den 22. Dezember 1924,
vormittags 101, Uhr,
und zur Prüfung der angemeldeten
For=
derungen auf
Montag, den 9. Februar 1925,
vormittags 10 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte,
Zim=
mer 202. Termin anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Kon=
kursmaſſe gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig
ſind, wird aufgegeben, nichts an den
Gemeinſchuldner zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auferlegt,
von dem Beſitze der Sache und von den
Forderungen, für welche ſie aus der
Sache abgeſonderte Befriedigung in
An=
ſpruch nehmen, dem Konkursverwalter
bis zum 10. Januar 1925 Anzeige zu
(16214
machen.
Heſſiſches Amtsgericht I. Darmſtadt
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Reichstags= und Landtagswahl.
Die Wahlen finden Sonntag, den 7. Dezember 1924, ſtatt.
Wahlzeit von vormittags 9 Uhr bis nachmittgas 6 Uhr, ohne
Unterbrechung.
Als Wahllokale wurden bereitgeſtellt:
(st16191
Abſtimmungs=
bezirke:
1, 2, 28—31
3 und 4
5 und 6
7 und 8
10—13
9, 14—16
17, 18, 33—35
1. Städtiſcher Saalbau
2. Turnhalle der Dieſterweg=Schule, Ecke
Blumenthal= und Lagerhausſtraße
8. Desgleichen der Goetheſchule,
Viktoria=
ſtraße Nr. 31
4. Schulhaus der Kyritzſchule, Emilſtraße.
Nr. 10 (Parterre)
5. Turnhalle der Schillerſchule, Müllerſtraße
Nr. 11
6. Desgleichen der Ballonſchule, Ballonplatz
7. Desgleichen in der Soderſtraße Nr. 30
8. Desgleichen der Ludwigs=Oberrealſchule,
Kapellſtraße Nr. 5
9. Desgleichen der Viktoriaſchule, Hochſtraße
10. Desgl. der Mornewegſchule,
Hermann=
ſtraße Nr. 21
11. Desgl. der Beſſunger Mädchenſchule,
Beſſungerſtraße Nr. 67 ..."
Die einzelnen Abſtimmungsbezirke umfaſſen folgende
Straßen:
Bezirk 1: Allee, Bismarckſtraße, Damaſchkeplatz,
Dornheimer=
weg, Illigweg, Külpſtraße, Mettegangweg, Michaelisſtraße,
Mol=
denhauerweg, Mornewegplatz, Mornewegſtraße, Otto
Wolfskehl=
ſtraße, Poſtſtraße, Rabenauſtraße, Rheinſtraße, Rodenſteinweg,
Schachtſtraße, Schleiermacherſtraße, Traubenweg, Wedekindweg.
Bezirk 2: Bahnhofsplatz, Exerzierplatz, Friedrichsſtraße,
Fuchsſtraße, Georgenſtraße, Grafenſtraße, Landgraf Philipps=
Anlage, Marſtallſtraße, Wieſenſtraße.
Bezirk 3: Bachgang, Bleichſtraße, Feldbergſtraße, Am
Herren=
acker, Kaſinoſtraße, Lagerhausſtraße.
Bezirk 4: Blumenthalſtraße, Gräfenhäuſerſtraße,
Jacobi=
ſtraße, Im tiefen See, Kirſchen=Allee, Landwehrſtraße,
Rößler=
ſtraße, Weiterſtädterweg.
Bezirk 5: Helfmannſtraße, Johannesvlatz, Ireneſtraße,
Pal=
laswieſenſtraße, Pareusſtraße, Pfarrwieſenweg, Sensfelderweg,
Wendelſtadtſtraße.
19, 21 und 32
20 und 22
23, 26 und 27
24 und 25
Deif e, Auesfrafe, Zehiafge. Auderanicht Wuaries.
ſtraße.
Bezirk 7: Emilſtraße, Frankfurterſtraße, (Am Nordbahnhof,
hierin enthalten), Kahlertſtraße, Mollerſtraße.
Bezirk 8: Beckerſtraße, Eckhardtſtraße, Gardiſtenſtraße,
Löffel=
gaſſe, Plönniesſtraße, Schuknechtſtraße, Schwanenſtraße.
Bezirk 9: Arheilgerſtraße, Barkhausſtraße.
Bezirk 10: Elfeicherweg, Fuhrmannſtraße, Kaſtanien=Allee,
Müllerſtraße, Pankratiusſtraße, Ruthsſtraße.
Bezirk 11: Liebfrauenſtraße, Wenckſtraße.
Bezirk 12: Alfred Meſſel=Weg, Am Breitwieſenberg, Eugen
Bracht=Weg, Im Emſer, Gutenbergſtraße, Hohler Weg, Rhönring,
Aeußere Ringſtraße, Rinckweg, Voglerweg, Weberweg.
Bezirk 13: Heinheimerſtraße, Kaupſtraße, Riegerplatz.
Bezirk 14: Kittlerſtraße, Kranichſteinerſtraße, Speſſartring,
Taunusſtraße.
Bezirk 15: Lauteſchlägerſtraße, Magdalenenſtraße,
Mauer=
ſtraße, Schloßgarten, Schloßgartenplatz, Schloßgartenſtraße.
Bezirk 16: „Alexandraweg, Ballonplatz, Dieburgerſtraße,
Fiedlerweg, Lichtenbergſtraße Lucasweg, Mathildenhöheweg,
Nikolaiweg, Olbrichweg, Prinz=Chriſtiansweg, Schollweg,
Seitersweg.
Bezirk 17: Beckſtraße, Dreibrunnenſtraße, Erbacherſtraße,
Stiftsſtraße, Wingertsbergſtraße.
Bezirk 18: Adolf=Spießſtraße, Darmſtraße,
Gabelsberger=
ſtraße, Gervinusſtraße, Heidenreichſtraße, Heinrich=Fuhrſtraße,
Riedlingerſtraße, Schloſſerſtraße, Soderſtraße.
Bezirk 19: Hicklerſtraße. Inſelſtraße, Roßdörferſtraße,
Teich=
hausſtraße, Wieyerſtraße, Wilhelm=Jägerſtraße.
Bezirk 20: Hochſtraße, Hofmannſtraße, Kiesſtraße.
Bezirk 21: Atzwinkelweg, Kekuléſtraße, Mühlſtraße, Nieder=
Ramſtädterſtraße, Steinbergweg, Woogsplatz, Woogsſtraße.
Bezirk 22: Bruchwieſenſtraße, Bruſtſtraße, Am Erlenberg,
Im Geiſenſee, Grünerweg, Herdweg, Hobrechtſtraße,
Mathilden=
ſtraße, Moſerſtraße, Niebergallweg, Ohlyſtraße, Oſannſtraße,
Paulusplatz, Roquetteweg, Rückertſtraße, Steinackerſtraße.
Bezirk 23: Büchnerſtraße, Clemensſtraße, Goetheſtraße,
Hein=
rich=Wingertsweg, Klappacherſtraße, Martinspfad, Martinsſtraße,
Orangerie=Alle, Orangerieſtraße, Schießhausſtraße,
Wittmanns=
ſtraße.
Bezirk 24: Beſſungerſtraße, Eichwieſenſtraße, Herderſtraße,
Herrngartenſtraße, Kiesbergſtraße, Küchlerſtraße, Moltkeſtraße,
Seeſtraße, Seekatzſtraße, Uhlandſtraße.
Bezirk 25: Felſingſtraße, Forſtmeiſterplatz, Forſtmeiſterſtraße,
Freiligrathſtraße, Landstronſtraße, Moosbergſtraße, Paul
Wag=
nerſtraße, Tannenſtraße, Weinbergſtraße, Im Wingert.
Bezirk 26: Ahaſtraße, Frankenſteinſtraße, Ludwigshöhſtraße,
Sandbergſtraße.
Bezirk 27: Annaſtraße, Artillerieſtraße, Eichbergſtraße,
Her=
mannſtraße, Holzhof=Allee, Niederſtraße, Neue Niederſtraße,
Wilhelmſtraße.
Bezirk 28: Donnersbergring, Heidelbergerſtr. ße, Marienplatz.
Bezirk 29: Eſchollbrückerſtraße, Groß=Gerauer=Weg,
Hein=
richsſtraße, Am Hopfengarten, Hölgesſtraße, Stadtallee,
Weh=
prechtſtraße Wilhelminenplatz, Wilhelminenſtraße.
Bezirk 30: Hügelſtraße, Neckarſtraße, Riedeſelſtraße,
Sand=
ſtraße, Schützenſtraße, Steinſtraße, Zimmerſtraße.
Bezirk 31: Eliſabethenſtraße, Saalbauſtraße, Waldſtraße.
Bezirk 32: Brandgaſſe, Kapellſtraße, Karlsſtraße, Kirchſtraße,
Pädagogſtraße, Schulſtraße.
Bezirk 33: Ernſt=Ludwigsplatz, Ernſt=Ludwigsſtraße,
Hoch=
ſchulſtraße, Ludwigsplatz, Ludwigsſtraße, Luiſenplatz,
Luiſen=
ſtraße, Marktplatz, Marktſtraße, Mathildenplatz, Paradeplatz,
Schillerplatz, Schloßgaſſe, Schloßgraben, Schuchardſtraße,
Theater=
platz, Zeughausſtraße.
Bezirk 34: Alexanderſtraße, Geiſtberg, Hinkelsgaſſe, Große
Kaplaneigaſſe, Kleine Kaplaneigaſſe, Langgaſſe, Obergaſſe.
Bezirk 35: Große Bachaaſſe, Kleine Bachgaſſe,
Döngesborn=
gaſſe, Holzſtraße, Landgraf=Georgſtraße (einſchl. frühere
Schirn=
gaſſe), Lindenhofſtraße, Mercksplatz, Neugaſſe, Große Ochſengaſſe,
Kleine Ochſengaſſe, Rundeturmſtraße, Sackgaſſe, Schulzengaſſe,
Schuſtergaſſe.
Gleichzeitig gebe ich bekannt, daß die Stimmzettel amtlich
hergeſtellt ſind und daß ſie alle zugelaffenen Kreiswahlvorſchläge,
die Parteien und die Namen der erſten vier Bewerber jedes
Wahlvorſchlages enthalten.
Der Stimmberechtigte bezeichnet bei der Stimmabgabe durch
ein Kreuz oder Unterſtreichen oder in ſonſt erkennbarer Weiſe den
Kreiswahlvorſchlag, dem er ſeine Stimme geben will.
Stimmzettel, die dieſer Beſtimmung nicht entſprechen,
ins=
beſondere ſolche, die mit ſonſtigen Vermerken oder mit
Vorbehal=
ten ver ehen ſind, ſind ungültig.
Stimm vder Wahlſcheine für Wähler, die am Wahltage hier
nicht anweſend ſind, werden nur noch bis Freitag, den 5.
Dezom=
ber, abends halb 7 Uhr, im Stadthaus, Zimmer 17, ausgeſtellt.
Darmſtadt, den 28. November 1924.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Daub.
Seite 8.
Montag, den 1. Dezember 1924.
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