Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Nummer 328
Dienstag, den 25. November 1924. 187. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Banl und Darme
ſtädter 8 Nationalbani.
Die äaaptiſche Kriſe.
Frankreich empfiehlt die Anrufung des Völkerbundes.
Das Sühnegeld bezahlt.
Britiſche Truppen beſetzen das Zollgebäude
in Alexandria.
Kairo, 24. Nov. (Wolff.) Die Zahlung der
Entſchä=
digungsſumme von einem halben Million Pfund durch die
agyptiſche Regierung iſt heute vormittag erfolgt. Gleichzeitig
wurde eine Proteſtnote überreicht, die ſich gegen die
Zurück=
ziehung der ägyptiſchen Truppen aus dem Subangebiet und
gegen die Forderung des Aufgebens allen Widerſtandes, ſowie
hiſichtlich der Wünſche der engliſchen Regierung in der Frage
des Schutzes der ausländiſchen Intereſſen in Aegypten wendet.
Dieſe Forderungen werden als ungerechtfertigt
bezeich=
net. Da dieſe Forderungen nicht angenommen wurden, erhielten
die britiſchen Truppen Befehl, das Zollgebäude in
Aleran=
dria zubeſetzen.
Rücktritt des ägyptiſchen Kabinetts. — Ziwar
Paſcha der Nachfolger Zaghlul Paſchas.
London, 24. Nov. (Europapreß.) Aus Kairo wird die
Demiſſion des Kabinetts Zaghlul Paſchas
ge=
meldet. König Fuad hat den Senatspräſidenten Ziwar
Pa=
cha mitder Bildung der neuen Regierung beauftragt.
Verhängung des Standrechts über Aegspten.
Aus Kairo wird gemeldet, daß über das ganze Land
das Standrecht verhängt worden iſt. In Kairo ſelbſt
herrſcht Ruhe. Starke Patrouillen durchziehen die
Stra=
ßen. Die Bevölkerung iſt über die Schnelligkeit, mit der ſich die
Ereigniſſe vollziehen, beſtürzt. Aus Port Sudan kommt die
Nachricht, daß der Abzug der ägyptiſchen Truppen bereits
begon=
nen habe.
Britiſche Kriegsſchiffe nach Aegypten beordert.
London, 24. Nov. (Europapreß.) Das engliſche
Ka=
binett hat heute eine Sitzung nter dem Vorſitz Baldwins
ab=
gehalten und über die Antwort auf die Note Zaghlul
Paſchas beraten. Es wurde beſchloſſen, neue
Inſtruk=
tionen an Lord Allenby, zu richten und ihm für evtl.
militäriſche Schritte freie Hand einzuräumen. Die
Ad=
miralität gibt bekannt, daß die zwei Großkampfſchiffe
Fronduke” und „Malaya” nach Alexandrien und
Port Sudan beordert ſind, während ein leichter Kreuzer
uind zwei Zerſtörer, die augenblicklich an der griechiſchen Küſte
Treuzen, in den Suezkanal einlaufen werden.
„Die kritiſche Stunde für alle Kolonialmächte.”
TU. London, 24. Nov. Die engliſch=ägyptiſche
Kriſe iſt für alle im Oſten intereſſierten Mächte von ernſter
Bedeutung.
Der „Matin” ſagt, die engliſchen Noten ſeien ein Beweis
für die ſtarke Politik, die England in Aegypten hinſichtlich ſeiner
auswärtigen Beziehungen zu betreiben gedenke. „Liberté”
meint: „Es iſt klar, daß wir im Begriffe ſtehen, eine Etappe zu
beginnen, und daß die kritiſche Stunde für alle
Kolo=
nialmächte geſchlagen hat. Wir dürfen nicht
ver=
geſſen, daß Frankreich auch eine davon iſt.”
Frankreich nimmt für Aeghpten Partei
Angriffe auf Baldwin.
TU. Paris, 24. Nob. Bei den zuletzt aus Kairo
einge=
laufenen Nachrichten verhehlt man ſich in Paris nicht den Ernſt
der Lage. Die Preſſ=, d18 mehr und mehr ihre Zurückhaltung
aufgibt, tritt offen für Agkhpten ein. — Der „Temps” ſchreibt:
Wenn die Antwort Zaghlul Paſchas England auch nicht volle
Genugtuung gibt, ſo iſt ſie doch ein Beweis von außerordentlich
großem Entgegenkommen. Sie läßt die Tür zu weiteren
Ver=
handlungen ſelbſt in den Punkten offen, gegen die grundſätzliche
Einwendungen gemacht werden. Die engliſche Regierung
will aber nicht verhandeln. Die zweite britiſche
Note ſei ebenſo ſchneidend wie die erſte, meint der
„Temps”, und man könne nicht begreifen, wie Zaghlul ſie hätte
annehmen können. In London ſcheine man anzunehmen, daß
nach dem Rücktritt Zaghlul Paſchas ein reines
Beamtenmini=
ſterium ſich recht nachgiebig zeigen werde. Dieſe Rechnung dürfte
ſich leicht als falſch herausſtellen und der erzwungene
Rück=
tritt des Miniſterpräſidenten Zaghlul Paſcha bedeute unter
Umſtänden für die engliſche Regierung einen Sprung ins
Unbekannte.
„Fournal des Débats” gibt dem Befremden darüber
Ausdruck, daß England die Ermordung des Sirdar als
Vorbereitung zur Annullierung politiſcher
Ab=
machungen und wirtſchaftlicher Forderungen
benutze.
Einen äußerſt ſcharfen Ton ſchlägt „Paris Soir” an.
Wir haben es mit einem Konflikt zu tun, der durch
maß=
loſe Forderungen des britiſchen
Imperialis=
mus hervorgerufen iſt. Die Möglichkeit einer friedlichen
Löſung bleibt zurzeit noch beſtehen. Wir dürfen aber nicht auf
die Regierung Baldwin dabei zählen, um ſie zu verwirklichen.
Die engliſche öffentliche Meinung iſt allein in der Lage, das
britiſche Kabinett zur Vernunft zu bringen. Das Blatt macht
die Feſtſtellung, daß ein Zwiſchenfall wie der jetzige Konflikt ſich
unter Macdonald hätte friedlich ſchlichten laſſen.
Paris, 24. Nov. Die Havasagentur veröffentlicht
fol=
gende Erklärung halbamtlichen Urſprungs: Die franzöſiſchen
diplomatiſchen Kreiſe folgen mit großer Aufmerkſamkeit der
Ent=
wicklung der engliſch=ägyptiſchen Kriſis und hegen die Hoffnung,
daß der Konflikt dem Schiedsgericht des Völkerbundes
unter=
breitet nerden könne. Obgleich Aegypten noch nicht Mitglied
des Völkerbundes ſei, könnte dieſes Verfahren
dorteilhafter=
weiſe eingeſchlagen werden, wie dies auch in dem Konflikt von
Wilna geſchehen ſei, mit welchem ſich der Völkerbund befaßt
habe, obgleich Litauen noch nicht zugelaſſen geweſen ſei. Was
die franzöſiſche Regierung betreffe, ſo ſei ſie durch den Vertrag
von 1904 hinſichtlich der Aufrechterhaltung des engliſchen
Pro=
tektorats über Aegypten gebunden. Sie werde ſich alſo
vollkom=
men außerhalb des Konfliktes halten.
„Herausforderung der mohamedaniſchen Welt.”
Baſel, 24. Nov. (Europapreß.) Die Nationalzeitung
kom=
mentiert das engliſche Ultimatum an Aegypten u. a. wie folgt:
Man verſteht nach dieſem Schritt nicht ganz die engliſche
Ent=
rüſtung über das Ultimatum Berchtolds 1914 und das
Muſſo=
linis 1923 im Korfuſtreit, und man iſt einigermaßen erſtaunt, daß
eine engliſche Regierung, in der Lord Robert Ceceil ſitzt, mit
Ul=
timaten, Flottendemonſtrationen und Truppenverſtärkungen
vor=
geht und ſich an die Exiſtenz eines Völkerbundes offenbar
über=
haupt nicht erinnert. Die beiden erſten Regierungshandlungen
der Torries bedeuten eine Herausforderung der ganzen
moha=
medaniſchen Welt und den Bruch mit Sowjetrußland. Dazu die
Enttäuſchung in Frankreich und der ganzen Welt über die
Be=
ſeitigung des Genfer Protokolls.
Die engliſche Preſſe billigt das Vorgehen der
britiſchen Regierung.
London, 24. Nov. (Wolff.) Die ägyptiſche Kriſe
wird von der geſamten Preſſe eingehend beſprochen. Mit
Aus=
nahme des „Daily Herald” erklären ſich die Blätter im
weſent=
lichen mit dem Vorgehen der Regierung
einver=
ſtanden.
Die „Times” ſagt, es könne kein Zweifel darüber beſtehen,
daß die Regierung ſo habe handeln müſſen, wie ſie handelte. Es
liege nicht nur im engliſchen Intereſſe, ſondern im Intereſſe aller
ziviliſierten Nationen — beſonders der Mächte, die in
Nord=
afrika vertreten ſeien —, daß der beginnenden Anarchie, die durch
die Machtloſigkeit oder Duldung der ägyptiſchen Regierung
ge=
nährt ſei, Einhalt geboten werde, bevor es zu ſpät ſei.
„Daily Telegraph” ſchreibt, gegenwärtig ſcheine die
ägyptiſche Regierung geneigt zu ſein, eine anmaßende Haltung
einzunehmen, aber es ſtehe außer Zweifel, wie ſchließlich die
Ant=
wort lauten werde.
Die „Morning Poſt” führt aus, die gegenwärtige Lage
ſei eine Folge der Schwäche, die Großbritannien gezeigt habe.
Die Note an Zaghlul Paſcha aber berechtige zu der Hoffnung,
daß dieſe ſchmachvolle Geduld zu Ende ſei. Die Antwort
Zagh=
lul Paſchas ſei unbefriedigend und ausweichend. Wenn er bei
ſeiner Haltung verharre, werde England wahrſcheinlich im
Inter=
eſſe des Schutzes der Ausländer die Kontrolle mindeſtens über
gewiſſe lebenswichtige Dienſtzweige wieder übernehmen.
Die „Daily Mail” ſagt, die Regierung mache einen guten
Anfang auf dem Gebiete der Außenpolitik. Die Noten an
Ruß=
land und an die ägyptiſche Regierung zeigten die Feſtigkeit, die
bei der Behandlung der gefährlichen Situation erforderlich ſei.
Die „Daily Expreß” bemerkt, die Regierung werde bei
ihrem feſten und unnachgiebigen Auftreten die volle Unterſtützung
des Publikums in England und ſicher auch in den Dominions
hinter ſich haben.
Von den liberalen Blättern iſt nur die „Weſtminſter
Gazette” ohne Vorbehalt mit der Note einverſtanden.
„Daily Chronicle” äußert ſich zurückhaltend und findet
die Note in manchen Beziehungen unnötig hart. Die Forderung
einer Geldentſchädigung ſei Großbritanniens nicht würdig. Ein
endgültiges Urteil werde ſich erſt fällen laſſen, wenn bekannt ſei,
welche Maßnahmen Lord Allenby ergreifen werde und wenn
man erfahre, welches die Pläne der Regierung und welches die
Hilfsmittel zu ihrer Durchſetzung ſeien.
„Daily News” ſchreibt, ein weſentlicher Punkt der Note
ſei die Forderung, die bisherige Politik aufzugeben und ſich eine
volle Kontrolle über den Sudan zu ſichern. Das Blatt tritt dafür
ein, daß die Regierung, um ihre ehrlichen Abſichten zu zeigen,
vorſchlagen ſollte, den Sudan unter einem Mandat des
Völker=
bundes zu verwalten; eine beſſere Sicherung der Rechte des
Su=
dan und des ägyrtiſchen Volkes könne es nicht geben.
Das Arbeiterblatt „Daily Herald” hrt aus, ſeit
Jah=
ren habe der britiſche Imperialismus nach einem Vorwand für
die Aufhebung der ägyptiſchen Autorität im Sudan Ausſchau
gehalten. Er benutze jetzt die Mordtat in Kairo für ſeine Zwecke
und fordere nicht nur die völlige Aufgabe des Sudans durch
Aegypten, ſondern auch die Abſchaffung eines größeren Teiles
der Unabhängigkeit Aegyptens.
Zuſammenſchluß der indiſchen Nationaliſien.
Bombay, 24. Juli. (Wolff.) Der Vollzugsausſchuß des
nationaliſtiſchen Kongreſſes hat mit großer Mehrheit eine
Ent=
ſchließung angenommen, die den von den drei Führern Gandhi,
Das und Rohru geſchloſſenen Vertrag gutheißt, wonach infolge
der Unterdrückungspolitik der Regierung von Bengalen die
Na=
tionaliſten aller Gruppen in der Zentrale und in den
provinziel=
len geſetzgebenden Körperſchaften mitarbeiten ſollen. Dies wird,
wie Reuter meldet, als ein Erfolg für die jüngſte britiſche
Po=
litik betrachtet.
Die Rückkehr Giolittis.
Von unſerem römiſchen Korreſpendenten.
Rom, Ende November 1924.
Das wichtigſte Ereignis der letzten Tage im großen inneren
Kampfe zwiſchen Faſzismus und Oppoſition iſt das plötzliche
Er=
ſcheinen Ciolittis als ernſthafter Faktor in dieſem Schachſpiel einer
parlamentariſchen Auseinanderſetzung, die zugleich das Vorſpiel
ſein kann, für einen blutigen Endkampf um die Macht oder auch
nur für den ſtillen Tod eines einſt vielverheißenden neuen
Ge=
dankens, des Faſzismus. Der Etat des Auswärtigen Amts ſtand
in der Kammer, die nur ein Numpfparlament iſt, ſeitdem die
Oppoſition ſich von der parl nentariſchen Arbeit fernhält, zur
Erörterung, und man erwartete, daß Muſſolini bei Schluß dieſer
Debatte das übliche Vertrauensvotum verlangen und natürlich
glatt erlangen würde. Die Außenpolitik iſt in Ländern ohne
deutſche Mentalität ein politiſches Gebiet, auf dem die
Partei=
intereſſen und Parteitaktiken zu ſchweigen haben; bei
außenpoliti=
ſchen Abſtimmungen wird kein Miniſterium geſtürzt, wenn es
nicht gerade die Außenpolitik in Grund und Boden blamiert hat.
Das kann man aber von dem Miniſterium Muſſolini nicht ſagen.
Es hat zwar keine weltbewegenden Erfolge oder Maßnahmen
auf ſeinem Konto zu buchen, und die befreiende Tat, jene Tat auf
außenpolitiſchem Boden, die Muſſolini auch in der Innenpolitik
eine erhöhte Bewegungsfreiheit und die neue Zuſtimmung der
Maſſen bringen würde, läßt ſich — vor allem nach dem Reinfall
von Korfu — nur ſchwer unter den heutigen Verhältniſſen im
Mittelmeer ohne eine ungeheuere Gefahr für das ganze Land
ausführen. Ein Votum zur Außenpolitik wäre alſo etwas
Un=
intereſſantes, etwas Selbſtverſtändliches geweſen. Da beging
Muſſolini wieder einmal eine ſeiner Plötzlichkeiten und verlangte
nach der Debatte zur Außenpolitik ein Vertrauensvotum nicht nur
über dieſen Teil ſeiner Geſchäftsführung, ſondern auch über die
Geſamtpolitik des Kabinetts Muſſolini überhaupt. Er wollte
ganze Arbeit machen, und hat letzten Endes doch nur halbe Arbeit
geleichet. Der ganze Erfolg aber kam der Oppoſition zu Gute.
Den Giolitti, der alte Fuchs und routinierte Staatsmann, hielt
ſeine Stunde für gekommen und bekannte Farbe.
Noch vor einem Jahre wäre es kaum denkbar geweſen, daß
ein Redner im Parlament, der nicht mit Hurrah für die
faſziſti=
ſche Politik eintrat, von der parlamentariſchen Garde Muſſolinis
angehört worden wäre. Ein Gegner oder Verneiner des
Faſzis=
mus hätte überhaupt nicht zu Worte kommen können, er wäre
ſchon bei den erſten Sätzen niedergeſchrieen worden. Aber die
Zeiten haben ſich geändert. Noch regiert das Schreien auf der
Straße, nicht immer, aber noch oft. Im Parlament jedoch ſind
die Gemüter ſchon wieder ſoweit zur Beſinnung gekommen, daß
man auf einen berühmten Redner hört, ſelbſt wenn man von
ihm keine Lobeshymne auf den Faſzismus erwarten kann. Es
war intereſſant zu ſehen, mit welch angeſtrengter Aufmerkſamkeit
die junge Garde des Faſzismus dem alten, in vielen
parlamen=
tariſchen Kämpfen erprobten Giolitti lauſchte. Aber es iſt eben
nicht nur die Neugierde und gewiſſermaßen auch der Wunſch,
von der Technik dieſen geſchulten Redners zu lernen, der dieſen
oder jenen der Mehrheitsabgeordneten veranlaßt hat, achtſamer
zuzuhören, als er um des Decorums willen eigentlich hätte tun
dürfen, ſondern es liegt eben etwas in der politiſchen Luft, was
die Leute, die ſonſt nur gewohnt geweſen ſind niederzuſchreien,
veranlaßt zuzuhören.
Die öffentliche Meinung in Italien iſt im Begriff ſich zu
mauſern. Wenn die Karikaturen der Witzblätter ein Spiegelbild
der Anſchauung ſind, wie ſie in der breiten Maſſe, im Café, in der
Kneipe, am häuslichen Herde, unter der Hand geäußert werden,
wenn ſie — um eine daneben geratene parlamentariſche
Rede=
blüte zu ſchaffen — das Röntgenbild der geballten Fauſt im
Sacke darſtellen, dann hat der Faſzismus nicht mehr allzuviel
wvirklich ergebene Freunde im Lande. Allerdings darf man dabei
nicht verkennen, daß ſehr viel von der Satire und dem Spott der
Karikaturen und der Witze auf das Konto der menſchlichen
Eigen=
ſchaften faſziſtiſcher Führer kommt. Aber wenn die
Perſönlich=
keiten, die in einer Partei den Ausſchlag geben, mancherlei
Eigen=
ſchaften haben, die der Kritik Anlaß zum Angriff geben, ſo wird
die Partei zu gleicher Zeit eben mitgefährdet. Der Faſzismus
als Partei der jungen Leute hat natürlich derartige Jugendfehler,
zu deren Verſchönerung die verſchiedenen mehr oder weniger
dunklen Flecke in der Vergangenheit mancher „Arrivierter” auch
nicht grade beitragen.
Ueber dieſes Milieu erhebt ſich nun zweifellos die
Perſön=
lichkeit eines Giolitti. Da er zehnmal Miniſterpräſident war,
kann er beim beſten Willen kein unſchuldsvoller Engel ſein. Aber
er hat etwas vor den andern voraus; Wiſſen, Erfahrung,
Auto=
rität und ein ſicheres Gefühl für den gegebenen Augenblick. Als
Muſſolini die Vertrauensfrage für die geſamte Politik ſtellte,
ent=
ſchloß ſich Giolitti innerhalb weniger Minuten zur glatten
Ab=
ſage an den Faſzismus, derſelbe Giolitti, der bisher Gewehr bei Fuß
die Entt ialung abgewartet hatte. Esmuß alſo in der öffentlichen
Meinung und dem „ambiente politico”, der politiſchen Atmoſphäre,
etwas liegen, was den alten Fuchs veranlaßte, Morgenluft im
Sinne der Oppoſition zu wittern. Die Verhältniſſe haben ſich ſeit
einem Jahre doch gewaltig geändert. Wer im vorigen Jahre
etwa harmlos geäußert hätte, daß auch ein ſchwarzes Hemd nach
einiger Zeit ſchmutzig werden kann, würde ſich zweifellos höchſt
ungenehmen körperlichen Mühſeligkeiten ausgeſtzt haben. Heute
darf man ſchon ziemlich ruhig ſagen, daß ein ſchwarzes Hemd
überhaupt eine unſaubere Sache iſt. Und Giolitti war der erſte,
der das ſozuſagen in aller Oeffentlichkeit vor der Kammer
aus=
zuſprechen gewagt hat.
„Wenn die Regierung”, ſo führte Giolitti aus, „ſich darauf
beſchränkt hätte, nur ein Votum über die Außenpolitik zu
ver=
langen, hätte ich keine Schwierigkeiten geſehen, zuzuſtimmen, aber
da ſie erklärt hat, daß das Vertrauensvotum die geſamte Politik
der Regierung umfaſſen müſſe, bin ich genötigt, meine
Beweg=
gründe für meine ablehnende Haltung anzugeben, die in erſter
Linie durch innenpolitiſche Gründe bedingt wird. Nach den
all=
gemeinen Wahlen haben ſich die Bedingungen der inneren Politik
ſehr geändert. Mit einem einfachen königlichen Dekret wurde
de kacto und de jure die Freiheit der Preſſe unterdrückt. Man
könnte ſagen, daß dieſes Dekret mit einer gewiſſen Zurückhaltung
angewendet wird. Aber die öffentliche Freiheit kann nicht von
dem mehr oder weniger großen Wohlwollen der Präfekten
ab=
hängen. Italien hat ſchwierigere Zeiten als die augenblicklichen
durchgemacht. Es genügt, an die Namen Novara, Villafranca,
Seite 2.
Dienstag, den 25. November 1924.
Rummer 328.
Apromonte, Mentana, Cuſtoza, Liſſa und an den Königsmord
zu erinnern. Aber keine der Regierungen, die zu jenen Zeiten
am Ruder waren, hat daran gedacht, die Preſſefreiheit zu
unter=
drücken. Sie hat immer zur Mehrung des Rufes Italiens als
eines ziviliſierten und freien Landes im Auslande beigetragen.
Tiefen Eindruck hat außerdem der Vorſchlag des
Miniſterpräſi=
denten auf eine Aenderung der Verfaſſung gemacht. Nach den
Wahlen erwartete das Land eine Zeit des vollkommenen inneren
Friedens, des normalen Lebens. Das Gegenteil iſt eingetreten.
Schwere Gewalttaten, von allen beklagt, haben ſich ereignet. Die
Ungeſetzmäßigkeit, eine große Zahl von Gemeinden ihrer
legi=
timen Verwaltungen zu berauben, beſteht ſort. Und das trifft
auch auf Gemeinden zu, die glänzend verwaltet waren, und die
zu den bedeutendſten gehören. — Sie, Herr Muſſolini, haben die
Gewohnheit,” ſchloß Giolitti, „Ihre Vorgänger anzugreifen. Das
iſt mir gleichgültig. Das Endurteil gibt die Geſchichte ab. Aber
um des Vaterlandes willen behandeln Sie das italieniſche Volk
nicht ſo, als wenn es die Freiheit nicht mehr verdiene, die es
immer in der Vergangenheit gehabt hat."
Dieſe offizielle Erklärung Giolittis iſt auch in der Preſſe als
das aufgefaßt worden, was ſie als praktiſche Folge haben dürfte,
nämlich, daß Giolitti als Führer der Oppoſition den Kampf gegen
den Faſzismus in der nächſten Zeit führen wird. Wenn Giolitti
wirklich von jetzt an die Kampagne gegen die Herrſchaft
Muſſo=
linis leitet, ſo iſt die Möglichkeit vorhanden, daß es der
Gewandt=
heit dieſes alten Politikers gelingt, das Kabinett Muſſolini
tat=
ſächlich auf dem parlamentariſchen Boden zu Fall zu bringen.
Eine andere Frage iſt allerdings, ob damit auch zu gleicher Zeit
der Herrſchaft Muſſolinis ein Ziel geſetzt wird. Es wird alles
darauf ankommen, wie Muſſolini die faſziſtiſche Miliz gebrauchen
will und kann, wie lange deren Führer ſich das parlamentariſche
Geplänkel anſehen wollen und vor allem, ob nicht irgend ein
neuer, in keiner Weiſe vorauszuſehender Zwiſchenfall die
Hem=
mungen löſt, die augenblicklich noch ein parlamentariſches
Ver=
handeln zwiſchen den politiſchen Gegenſätzen ermöglicht. Gegen
einen Ausbruch des Fanatismus der Miliz wird, vor allem wenn
Muſſolini ſich an die Wand gedrückt ſieht, die erfahrene Politik
Giolittis nur dann helfen, wenn er ſeinerſeits ein Machtmittel in
der Hand hat. Es liegt nahe daran, zu denken, daß dieſes das
Heer ſein könnte. Die Rückkehr Giolittis in die politiſche Arena
bietet alſo zwar die Möglichkeit einer Löſung der italieniſchen
Kriſe auf friedlichem Wege, kann aber nicht daraüber
hinweg=
täuſchen, daß Italien immer noch das Land iſt, in dem es tätige
Dr. Rudolf Laßwitz.
Vulkane gibt.
Der italieniſche Faſzismus.
Mailand, 24. Nob. (Europapreß.) Der „Popolo
d. Italia” ſchreibt: Die Rede Muſſolinis hat in der Kammer
Begeiſterung erweckt und einige abtrünnige Faſziſten bewogen,
wieder für die Regierung zu ſtimmen. Die Rede beweiſt den
klaren und entſchloſſenen Verſöhnungswillen der Regierung, die
Italien um jeden Preis den Frieden geben und den Faſzismus
diſziplinieren will. Mit dieſen Richtlinien beginne eine neue
politiſche Phaſe für den Faſzismus und Italien. Die Enthaltung
der Kriegsteilnehmer habe abwartende Bedeutung, bis der
Er=
folg der Verſöhnungspolitik die Parteien beruhige. Seiner
heiklen Stellung wegen habe ſich Finzi eines Urteils, über die
innere Politik enthalten wollen, an der er ſelber mitgewirkt hat.
Da ihm aber die gegenwärtigen Ränkeſpiele gegen die
Regie=
rung zugeſchrieben werden, habe er ihr volles Vertrauen zu
be=
kunden gewünſcht. Salandra habe mit Kritik am Faſzismus
nicht geſpart, der vom Verfall gerettet werden müſſe. Dieſe
ſchwierige Aufgabe falle Muſſolini zu, der daher noch auf ſeinem
Poſten bleiben müſſe, wo ihn niemand erſetzen könne. Jene
Männer, die Muſſolini ſtürzen möchten, ſeien von unerbittlichem Beamten gemacht worden. Mit Rückſicht auf die ſtarken Rück=
Haß gegen den Faſzismus beſeelt.
Der große Faſziſtenrat beſchloß, im Februar den
Parteikon=
greß abzuhalten.
Neue Lohnverhandlungen im Ruhrkohlenbergbau.
* Berlin, 24. Nov. (Priv.=Tel.) Die ergebnislos
ver=
laufenen Verhandlungen über eine 20prozentige
Lohnerhö=
hung im Ruhrkohlenbergbau werden am Dienstag vormittag
vor dem Schlichtungsausſchuß in Eſſen ihren Fortgang nehmen, wendet ſich beſonders gegen das Ortsklaſſenſyſtem, über das in
Da die gegenwärtige Lage der Ruhrzechen aber jede weitere der Beamtenſchaft der Pfalz grenzenloſe Erbitterung herrſche.
finanzielle Belaſtung verbietet und es auch aus Gründen der
Konkurrenzfähigkeit und des Abſatzes der Ruhrkohle unmöglich
ift, die aus eventuellen Lohnerhöhungen ſich ergebenden
Be=
laſtungen auf die Verbraucherkreiſe abzuwälzen, iſt bereits jetzt
als ſicher anzunehmen, daß von Arbeitgeberſeite jeder
Schieds=
dieſes zum Ausgangspunkt einer Streikbewegung zu machen be= beſondere für die unteren und mittleren Beſoldungsgruppen.
abſichtigen, iſt abzuwarten. Für die Gewerkſchaften iſt vor den Die drite Entſchließung endlich erſucht Parlament und Regie=
Wahlen jeder Lohnkampf die beſte Wahlpropagandg. Bei den rung, ihr Augenmerk auf die beſonders traurige Wirtſchaftslage
denn wenn nicht alle Zeichen trügen, iſt der Bergmann zurzeit
für Streik und Ausſtand bei Beginn des Winters nicht begeiſtert. zuſchüſſe zu halten.
* Konzert des Mozartvereins.
Jahrzehnten die Pflege von Chorwerken mit Orcheſterbegleitung ich nicht irre von anderer Hand — in Orcheſterbegleitung von
als eine ſeiner regelmäßigen Aufgaben betrachtet, erfüllt der
Mozart=Verein im Darmſtädter Kunſtleben eine überaus wichtige
Miſſion. Ein umfangreiches Kunſtgebiet wird allein durch ſeine
Tätigkeit vertreten, und der Umſtand, daß die Chöre Bruckners tung beginnt das Tenorſolo, von Herrn Guſtav Deharde wir=
und Hauseggers für uns Neuheiten waren, zeigt, wie notwendig kungsvoll vorgetragen, zuerſt vom Chor nur zögernd
aufgenom=
es mit beſonderer Genugtuung, daß das Große Haus des Lan= bleibt. Dieſe Entwicklung iſt zwar durch das Gedicht veranlaßt
destheaters anſcheinend ausverkauft war, wodurch ſich das hohe und begründet, wirkt aber nicht ganz einheitlich. Höher ſteht
und das intereſſante Programm vollauf verdienen.
zert Werke gewählt, in denen nachwagneriſche Nomantik zu uns ſchmerzte, da der an erſter Stelle preisgekrönte Chor künſtleriſch
ſpricht, und die faſt alle auf einen ſo ernſten Ton abgeſtimmt
waren, wie es die Nähe des Totenſonntags erheiſchte. Die beiden
Geſänge auf altgriechiſche Dichtungen in der Vertonung von
Guſtad Weber kamen unſeres Wiſſens hier ſchon früher zu Gehör. inſtrumentaler Modulation beeinflußt ſind und darum wohl nur
Der herbe Ernſt der Sophokleiſchen Verſe iſt beſonders in den
Schlußzeilen ergreifend getroffen, nachdem der Mittelteil vor= in Ausnahmefällen ganz in der Intonierung befriedigen können.
übergehend eine Aufhellung gebracht hatte. Das Skolion des
Kalliſtratos gewinnt ebenfalls in ſeiner Entwicklung bis zu dem nauen und äußerſte Klarheit betonenden Einſtudierung alle Ehre.
dithyrambiſchen Schluß ſtark. In beiden Geſängen übertrifft die Die Werke von Weber und Hausegger kamen dadurch zu vollſter
nalität der leitenden muſikaliſchen Gedanken. Das Orcheſter ſtützt unglückliche Zufälle beſonders ſchwach beſetzten Tenören eine
ge=
den Geſang in glücklichſter Weiſe, ohne ihn zu erdrücken.
Am bedeutendſten erſchienen uns die Chöre von Siegmund
digkeit tuagen. Die Friſche und der Humor von Bierbaums „Neu= den Höhepunkt bildete unſtreitig Hauseggers Totenmarſch.
weinlied” iſt ebenſo ſchlagend getroffen wie der muſikaliſch
groß=
artig geſtaltete „Schmied Schmerz” desſelben Dichters. Am ſtärk= München gewonnen, deſſen ſonore, edle Baßſtimme von einer
ſten aber packte der Totenmarſch, der anſcheinend ſpäter
ent=
ſtanden iſt und als eine reife Meiſterleiſtung des Komponiſten rung war. Er begann mit dem „Archibald Douglas”, der
Meiſter=
daſteht. Harter, unerbittlicher Ernſt beherrſcht den Chorſatz, der ballade von Carl Loewe. Stimmlich und in der Abtönung der
ſchließt ſich das Solo des Todes an, deſſen letzte Worte vom Chor ſer überaus dramatiſchen Ballade nicht völlig unſere
Erwartun=
gleichſam erbleichend und ſtammelnd wiederholt werden. Befrie= gen. Manches blieb akademiſch korrekt, wo wir überſchäumendes
dend und verſöhnend klingt das Orcheſternachſpiel. Die Folgen Temperament gewohnt ſind. Die von Hugo Kaun geſchaffene
zelnen Gedanken zum Vergleich vor, Hausegger kann ſich ihnen wiſſe Unvollkommenheiten beſtehen bleiben. Der Rünſtler ſang
Hauch der Ewigkeit und des unabänderlichen Schickſals.
Vom Tage.
Dr. Eckener, der auf ſeiner Rückreiſe von Amerika in Bremen
feſtlich empfangen wurde, iſt am Nachmittag nach Berlin
abgereiſt, wo er heute auch vom Reichspräſidenten
empfangen werden wird.
Zum franzöſiſchen Generalkonſul in Mainz und
Köln wurde der Botſchaftsſekretär Puau ernannt, zum Botſchaftsrat
der franzöſiſchen Botſchaft in Verlin der ehemalige Botſchaftsrat in
Waſhington, Lefepre de la Boulaye.
Die Deutſche Arbeitnehmerpartei und die Deutſche
Siedlerpartei, die bei den letzten Reichstagswahlen insgeſamt
40 000 Stimmen aufgebracht haben, haben beſchloſſen, bei der
Dezember=
wahl von der Aufſtellung eigener Liſten abzuſehen.
Die Oldenburger Stadtratswahl hatte bei einer
Be=
teiligung von 60 Prozent folgendes Ergebnis: Deutſchnationale 7 (
bis=
her 2), Deutſche Volkspartei 13 (17), Demokraten 7 (8),
Sozialdemokra=
ten 8 (8), Völkiſche 1, Kommuniſten 2 (2), Zentrum 1 (2).
Der Chef des engliſchen Zivilflugweſens, General Brancker,
wird Dienstag, vormittag 9 Uhr, in einem Flugzeug des deutſchen Aero=
Lloyd ſtarten, um Warſchau, Bukareſt und Moskau zu beſuchen.
Der franzöſiſche Geſandte in München Dard iſt
von ſeinem Poſten abberufen worden. Er geht als Geſandter
nach Sofia. Mit der Verwaltung der Geſandtſchaft in München iſt
vorübergehend Botſchaftsrat Lefevre d Oebeſſen betraut.
Der deutſch=alliierte Sachlieferungsausſchuß iſt geſtern
zuſammen=
getreten. Dem neutralen Vorſitzenden Wallenberg ſoll als erſte
Entſcheidung vorgelegt werden: „Darf Deutſchland Handelsabſchlüſſe
ablehnen, die ihm von dem Ausſchuß notifiziert werden?”
Die deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsver=
handlungen haben geſtern in Paris begonnen. Da ein Teil der
Sachverſtändigen noch nicht anweſend iſt, wurden die techniſchen
Be=
ratungen ausgeſetzt. Die Vertreterbeſprechungen gehen weiter.
Der Generalzahlungsagent für die
Neparationszahlun=
gen Gilbert iſt geſtern in Paris eingetroffen. Mit der beſondere hinſichtlich der Entrichtung von Gebühren, ebenſo wie
Repko hat er noch keine Fühlung genommen.
Die franzöſiſche 100 Millionendollaranleihe
wurde beträchtlich überzeichnet. Der Schluß der Zeichnung
er=
folgte 45 Minuten nach Eröffnung.
Die Verhandlungen über den deutſch=engliſchen
Handelsvertrag haben geſtern im Londoner Handelsamt
be=
gonnen.
Geſtern begann in London die Verſteigerung deutſchen
Ko=
lonialeigentums in Kamerun. Für die bekannte Molive=
Plantage wurde einſchließlich Gebäuden und 7,5 Km. betriebsfähiger Einfuhr griechiſcher Nohtabake und ihren Abſatz nicht erſchwe=
Eiſenbahnen 450 000 Goldmark erzielt!
In einem Munitionslager am Rande der Stadt Kowno ereignete
ſich geſtern eine heftige Exploſion. Bisher wurden acht Leichen
aus dem Schutt herausgezogen.
Nach dem Bericht des Generals Gonzales, des Chefs der
mili=
täriſchen Operationen im Staate Tabasco, wurden 17 gefangene
Hffiziere, darunter drei Generäle und vier Oberſte der Rebellen=
Streitkräfte vor ein Kriegsgericht geſtellt und erſchofſen.
Habas meldet aus Konſtantinopel: Die Konzeſſion der
Tabakregie iſt vom 1. März ab um ein Jahr verlängert
worden.
Die Beamtengehälter.
Die Reichsratsausſchüſſe ſtimmen der
Gehaltserhöhung zu.
Berlin 24. Nov. Die Reichsratsausſchüſſe ſtimmten
heute vormittag der Auszahlung der vom Finanzminiſterium
bewilligten Gehaltserhöhung für die Beamten zu. Seitens der
Länder waren verſchiedene Anregungen zugunſten der unteren
wirkungen der Gehaltserhöhungen auf die Reichseiſenbahnen
und die Privatwirtſchaft wurden dieſe Anregungen zurückgeſtellt.
Drei Entſchließungen des pfälziſchen Beamtentages
gegen die Neuregelung der Beamtengehälter.
Kaiſerslautern, 24. Nov. Der Pfälziſche Beamten=
Handelsvertragsverhandlungen.
Die deutſch=japaniſchen Verbandlungen.
Berlin, 24. Nov. Die deutſch=japaniſchen
Han=
delsvertragsperhandlungen, haben heute im
Aus=
wärtigen Amt begonnen. Die Leitung der Verhandlungen hat
auf japaniſcher Seite der hieſige japaniſche Botſchafter Honda,
unterſtützt von dem japaniſchen Geſchäftsträger im Haag,
Bot=
ſchafsrat Ito, auf der deutſchen Seite Miniſterialdirektor im
Auswärtigen Amt Knipping. Beide Leiter wieſen in ihren
Eröffnungsanſprachen darauf hin, daß die Verhandlungen die
Grundlage für die Wiederherſtellung normaler freundſchaftlicher
Beziehungen zwiſchen den beiden Ländern bilden werden. Es
beſtand vollkommene Uebereinſtimmung, daß der alte
deutſch=
japaniſche Handelsvertrag von 1911 eine geeignete Baſis für die
Verhandlungen bilde.
Ausbau der deutſch=griechiſchen Wirtſchaftsbeziehungen.
Berlin, 24. Nov. Die deutſche und die griechiſche
Regierung haben vereinbart, daß ab 20. November
beider=
ſeits nach den Beſtimmungen des am 3. Juli abgeſchloſſenen
vorläufigen deutſch =griechiſchen
Handelsabkom=
mens verfahren werden ſoll. Lediglich Artikel 3 des
Abkom=
mens, der Griechenland ein Weineinfuhr=Kontingent
zugeſteht, wird vorläufig nicht wirkſam. Das Abkommen wird
endgültig erſt in Kraft treten, wenn der neue Reichstag ſeine
Genehmigung dazu erteilt haben wird und beide Regierungen
die Ratifikationsurkunden ausgetauſcht haben. Nach dem
Ab=
kommen werden deutſche Schiffe in den griechiſchen Häfen,
ins=
griechiſche Schiffe behandelt. Die wichtigſten deutſchen
Exportwaren genießen in Griechenland die
Meiſtbegünſtigung. Sie haben nunmehr nur die
Ver=
tragsſätze des zurzeit gültigen griechiſchen Zolltarifs und ab
10. Dezember die Nominalzollſätze des an dieſem Tage in Kraft
tretenden neuen griechiſchen Zolltarifs zu entrichten. Griechifche
Schiffe und Waren werden in Deutſchland nach dem Grundſatz
der Meiſtbegünſtigung behandelt. Ferner wird Deutſchland die
ren. Das Abkommen kann bis zum Abſchluß des
endgül=
tigen Handelsvertrages mit Griechenland als geeignete
Grundlage für den beiderſeits angeſtrebten
weiteren Ausbau der Wirtſchaftsbeziehungen
zwiſchen den beiden Ländern begrüßt werden.
Die ſchwediſche Antwort auf das deutſche
Völkerbundsmemorandum.
Berlin, 24. Nov. Die Antwort der ſchwediſchen
Regie=
rung auf das Memorandum der deutſchen Regierung über den
Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund vom 29. September iſt
nunmehr hier eingegangen. In der Antwort drückt die
ſchwe=
diſche Regierung die Auffaſſung aus, daß Deutſchland
in der Organiſation des Völkerbundes dieſelbe Stellung
er=
halten ſolle, wie die übrigen Großmächte. Sie erklärt ſich
bereit, dahin zu wirken, daß vom Völkerbundsrat bezw. der
Völ=
kerbundsverſammlung entſprechende Maßnahmen getroffen
wer=
den, damit Deutſchland ſofort einen Sitz im Rate
er=
halte. Die ſchwediſche Regierung hält es jedoch kaum
vereinbar mit der Bundesſatzung und ihren Grundſätzen,
daß Deutſchland mit einem Vorbehalt bezüglich wichtiger
Verpflichtungen aus Artikel 16 eintrete. Sie drückt dagegen
die Meinung aus, es fei mit Art. 16 nicht vereinbar, daß bei der
Ausführung von Sanktionen Rückſicht auf die beſonderen
Ver=
hältniſſe im Hinblick auf die deutſchen Rüſtungsbeſchränkungen
genommen werden könne, und ſpricht die Hoffnung aus, daß
die deutſche Regierung den Artikel 16 nicht als
Hinder=
nis für den Eintritt empfinden werde.
tag hat in drei Entſchließungen gegen die Neuregelung der Be=
Serbiſche Forderungen an Griechenland.
amtengehälter Stellung genommen. Die erſte Entſchließung
Es werde den beſonderen Verhältniſſen der Pfalz in keiner Weiſe
gerecht und bringe für faſt ſämtliche Orte eine empfindliche
Ver=
ſchlechterung. Die Entſchließung ſordert grundſätzlich das
Ein=
heitsgehalt für Stadt und Land. Die zweite Entſchließung
be=
trachtet die Aufbeſſerung für die Gruppen 1—6 als völlig
un=
ſpruch, der eine Lohnerhöhung vorſieht, abgelehnt wird. Ob die genügend und erwartet von der Reichsregierung eine ange=
Gewerkſchaften im Falle eines eventuellen negativen Ergebniſſes meſſene Erhöhung der in Betracht gezogenen Prozentſätze, ins=
Bergleuten aber dürfte die Stimmung zurzeit eine andere ſein, der Staatsdienſtanwärter zu wenden, zum mindeſten die Höhe
der Unterhaltszuſchüſſe nicht unter dem Mindeſtmaß der
Reichs=
mit den Sinfonien und Meſſen des Meiſters nicht verglichen
werden. Das Hohelied, in Wien 1876 entſtanden, war urſprüng=
E.N. Als der einzige Männerchor in Darmſtadt, der ſeit lich für drei Soloſtimmen und achtſtimmigen begleitenden Chor
von Brummſtimmen gedacht. Dadurch, daß dieſe ſpäter — wenn
Violen, Celli und Bäſſen umgeſetzt wurde, entſteht eine gewiſſe
Uneinheitlichkeit in der Klangwirkung. Zu der wiegenden Beglei=
und unterſtützenswert das Beſtreben des Vereins iſt. Da erfüllte men, dann immer ſtärker begleitet, bis der Chor allein Herrſcher
unſeres Erachtens der früher entſtandene Germanenzug. Für ein
Intereſſe zeigt, das die ausgezeichneten geſanglichen Leiſtungen öſterreichiſches Bundesſängerfeſt in Linz 1865 komponiert, trug er
Herr Kapellmeiſter Friedrich Rehbock hatte für dieſes Kon= dem Meiſter einen zweiten Preis ein, was dieſen beſonders
weit unbedeutender war. Der kraftvolle Hauptſatz wird von
einem lyriſchen Mittelteil durchbrochen, die Nückkehr der
An=
fangsthemen beginnt zuletzt eine machtvolle Steigerung, dem
Chor aber ſind Schwierigkeiten zugemutet, die allzuſehr von
Unter Rehbocks Leitung machte der Chor der überaus ge=
Kraft der Formgebung und Steigerung bei weitem die Origi= Geltung. Bei den Bruckner=Chören machte ſich bei den durch
wiſſe Ermüdung geltend, die im „Hohenlied” die Tonreinheit
etwas beeinträchtigte und im „Germanenzug” es nicht mehr zu
von Hausegger, deſſen Werke ſtets den Stempel innerer Notwen= ganzer Stimmentfaltung kommen ließ. Den ganz hervorragen=
Als Soliſt war Herr Kammerſänger Julius Gleß=
Paſſionsaufführung des Muſikvereins noch in beſter
Erinne=
mit dem Orcheſter zu abſoluter Einheit verſchmilzt, ergreifend Klangfarben hervorragend, erfüllte der Künſtler im Vortrag
die=
alter Totentanzdarſtellungen, Schuberts „Tod und Mädchen”, Orcheſterbegleitung iſt geſchickt gemacht, aber viele Gedanken ſind
Strauß „Tod und Verklärung” drängen ſich unwillkürlich in ein= ſo aus der Natur des Klaviers heraus geboren, daß auch hier
ge=
gleichberechtigt an die Seite ſtellen, es weht in dem Werk ein dann noch zwei der tiefen Baßgeſänge, die Richard Strauß für
Paul Knüpfer geſchrieben hat. Hier war der Eindruck geſchloſſen
Die beiden Chöre Anton Bruckners waren in verſchiedener und groß, beſonders in „Der Einſame”, wo Strauß in der Er=
Beziehung intereſſant. Beide Gelegenheitsarbeiten, können ſie findung glücklicher iſt als in dem etwas gedankenarmen „Tal”.
Belgrad, 24. Nov. (Europapreß.) Die Regierung hat
eine Note nach Athen geſandt, in welcher ſie die Aufnahme der
Verhandlungen wegen des Abſchluſſes eines griechiſch=
jugoſlawi=
ſchen Freundſchaftsbündniſſes von folgenden Bedingungen
ab=
hängig macht:
1. Anerkennung der in den Bezirken Saloniki, Vodena und
Mogen anſäſſigen Slowenen als Serben.
2. Befreiung der jugoſlawiſchen Waren von Hafengebühren
in Saloniki.
3. Rückbringung der in dem ſloweniſchen Mennonitenkloſter
auf dem Berge Athos requirierten und zur Unterſtützung der
griechiſchen Flüchtlinge verwendeten Güter an das Kloſter.
Die griechiſche Regierung hat die jugoſlawiſche wiſſen laſſen,
daß ihr an einem baldigen Abſchluß gelegen ſei.
Ganz prachtvoll trug Gleß ferner Hans Pfitzners „Klage” vor,
in der der Komponiſt gedankenreich und in kraftvoller
Entwick=
lung ſich zu prachtvoller Zuverſichtlichkeit erhebt. Ebenſo
voll=
kommen, ja erſchütternd ſang der Künſtler das Solo im „
Toten=
marſch”.
Mit regſtem Intereſſe folgten die Hörer den Darbietungen
und zeichneten den verdienſtvollen, mit abgeklärter Ruhe ſeines
Amtes waltenden Dirigenten, die Soliſten ſowie Chor und
Orcheſter durch lebhaften Beifall aus.
Knut Hamſun
in ſeinem neueſten Roman „Düs letzte Kapitel”.*)
Von Erich Bockemühl, Bxevenack b. Weſel.
Wir ſind Landſtreicher auf Erden.Fir wandern Wege und
Wüſten, zuweilen kriechen wir, zuweilen” gehen wir aufrecht und
zertreten einander . . ſo beginnt der Roman. Und irgendwo
ſteht in ihm der Satz: „Wenn das Leben die Lüge nicht
not=
wendig machte, ſo exiſtierte ſie nicht.” — „Es wird nicht nach den
Noten der Menſchen geſpielt”, ſagt Hamſun in den „Weibern am
Brunnen”, und in einem der Bücher des Fünfzigjährigen ſteht:
„Das Leben iſt reich und mannigfach. Mutter und Kind gingen
zugrunde.” Ich führe die Sätze an, um anzudeuten, wie immer
das Leben das Poſitive, das Abſolute iſt. „Wir wandern einen
Tag, darauf eine Nacht, und endlich in der Dämmerung des
nächſten Tages iſt die Stunde gekommen, und wir werden
ge=
tötet, in Ernſt und Güte getötet, das iſt der Roman des Lebens
mit dem Tod als letztem Kapitel”. . . . „es ſind beſonders die
Rei=
chen und Mächtigen, die ſoviel aus dem Tod hermachen, die armen
Leute haben weniger gegen ihn, ſie können ihn ſogar oft rufen:
„Komm nur mit dem Tode, mit dem letzten Kapitel.” — Und
eben das iſt dieſer nene Roman: Die Einbeziehung des Todes
in das Leben, wie ſie uns bei Hamſun nicht fremd iſt, wie ſie
aber nie in dieſer Deutlichkeit und überwältigender Stärke
bis=
her geſtaltet iſt. Wenn der Fünfzigjährige in den „Herbſtſternen”
nicht weiſe werden will ... der Fünfundſechzigjährige iſt es nicht
geworden, er iſt naiv geblieben wie im Anfang, bei aller Bewußt=
*) Knut Hamſun: Das letzte Kapitel. Roman in zwei Bänden. Verlag
Grethlein u. Co. Leipzig 1924. Die Handlung ſpielt in Torakus, einem
Gebirgsſanatorium. Merkwürdige Schickſale geſchehen, in mehr oder
weniger enger Beziehung zu dem Haus, in dem Menſchen
verſchieden=
ſter Art und Lebensanſchauung in Sommer und Winter ein= und
aus=
gehen. Das Sanatorium brennt zuletzt nieder „In der Sennhütte aur
Waldrand aber beginnt nach viel Schuld und Schickſal ein neues Leben,
Die andern genannten Bücher Hamſuns erſcheinen bei Albert Langen,
Michen, der auch die Geſamtausgabe verlegt.
Rummer 328
Taremher 1924.
Seite 3.
Lie
Der Infurgenien=Prozeß.
Oberſchleſiſche Aufſtändiſche vor dem Reichsgericht.
Leipzig, 24. Nov. Die Verhandlungen gegen eine Anzahl
Mitglieder des polniſchen Vereins der oberſchleſiſchen
Aufſtän=
diſchen wegenVorbereitung des Hochverrats begannen heute vor
dem 4. Strafſenat des Reichsgerichts mit der Straffache gegen
den 24 Jahre alten Expedienten Emil Wieczorek aus Bujakow,
der polniſcher Staatsangehöriger iſt und bei einem Aufenthalt in
Deutſchoberſchleſien im April dieſes Jahres verhaftet wurde.
Die Vorbereitung des Verbrechens des Hochverrats wird in
die=
ſer wie in allen anderen noch zur Verhandlung ſtehenden Sachen
in dem zu den Zielen des Verbandes der Alufſtändiſchen
gehöri=
gen Beſtrebungen der Lostrennung Weſtoberſchleſiens von
Deutſchland erblict. Der Eintritt in die Verhandlungen erlitt
eine ſtarke Verzögerung dadurch, daß der Werteidiger die Frage
der Auslegung des Artikels 78 (Vereinsweſen) des Genfer
Ab=
kommens aufwarf und das in Artikel 85 vougeſehene Recht der
Herbeiführung einer ſolchen Auslegung durc) das Schiedsgericht
für den Angeklagten in Anſpruch nahm. Der Reichsanwalt will
dieſes Necht nach einer Entſcheidung des taatsgerichtshofes
nur für Zibiiſachen zugeſtehen.
Der Fall Wieczorek.
Der Angeklagte kam zur Zeit der Revoluihion von Berlin
in ſeine Heimiat zurück, trat der polniſchen Beweyung bei, nahm
am dritten Aufſtand teil, wurde Sekretär der Xoſwodſchaſt in
Kattowitz, trat dann als Expedient bei der Aktiengeſellſchaft
Bignoſe in Kattowitz ein. Er ſchilderte den Verbamd der
Aufſtän=
diſchen, dem er nach Liquidation des dritten Aufſtandes beitrat,
als einen rein karitativen Verein, der ſich auch bei der
Unter=
bringung der aus Deutſchoberſchleſiens angeblieſ) vertriebenen
polniſchen Arbeiter betätigt habe. Der Verband fei unpolitiſch.
Die Frage der Zugehörigkeit von Deutſchoberſchleſſen
bewohnen=
den Polen zum Verbande beantwortete der Angeklagte dahin, ſie
hätten Mitglieder werden müſſen, weil ſie ſonſt ihre Arbeitsſtellen
in Polniſchoberſchleſien verloren hätten. Daß ſie in beſondere
nach ihrer Heimat bezeichnete Ortsgruppen zufammengefaßt
wür=
den, erklärte der Angeklagte mit der Notwendigkeit einer
Legiti=
mationsprüfung. Der Angeklagte iſt Vorſitzender der Ortsgruppe
Bujakow geweſen, hat dieſes Amt aber, worauf er bei der
Ver=
nehmung beſonderen Wert legt, bereits vor ſeiner Verhaftuns
niedergelegt. Die Verhaftung erfolgte, als er im Auftrage ſeiner
Firma in Deutſchoberſchleſien war.
Hierauf wurden zur Klärung der Ziele des Verbandes deſſen
Satzungen verleſen, aus denen ſich ein weſentlich weiteres
Be=
tätigungsfeld als nach der Darſtellung des Angeklagten ergibt,
Namentlich iſt die planmäßige militäriſche Ausbildung in engſter
Anlehnung an die polniſchen Heeresorganiſationen
hervorzu=
heben. Nach der Anklage iſt das Hauptziel des Verbandes, das
in den Satzungen nicht voll zum Ausdruck komme, das aber ſchon
bei der Gründung des Verbandes zur Sprache kam, die
gewalt=
ſame Losreißung Deutſchoberſchleſiens.
Hierzu erklärte der Angeklagte, daß nur unverantwortliche
Elemente eine derartige Propaganda gemacht haben könnten.
Der Verband als ſolcher habe damit nichts zu tun. Militäriſche
Uebungen zur Vorbereitung eines neuen Aufſtandes ſeien ſeines
Wiſſens nicht erfolgt.
Die Lage in China.
Rücktritt des General Feng.
London 24. Nov. Nach den vorliegenden Meldungen
beabſich=
tigt der chineſiſche General Feng zurückzutreten und feine Truppen dem
Kriegsminiſterium zu unterſtellen, weil nach ſeiner Auffaſſung ſeine
Aufgabe, dem Lande eine Einigung und eine gute Regierung zu
ver=
ſchaffen, nunmehr gelöſt ſei.
Tſchang=Tſo=Lin iſt in Peking eingetroffen. Der neue Präſident hat
erklärt, daß er perſönlich die internationalen Beziehungen in die Hand
nehmen werde. Die Freiheitsbeſchränkungen des ehemaligen Kaiſers
wurden aufgehoben.
China und Japan.
London 24. Nov. (Europgpreß.) Nach einer Meldung aus
Tokio haben Sun=Yat=Sen und Tſchang=Tſo=Lin eine Erklärung
abge=
geben, wonach es ſich bei dem „Dawesplan für China” nicht um eine
Anleihe handle. Ueberhaupt könnte kein definitiver Schritt in dieſer
Richtung unternommen werden, bis nicht die Nationalverſammlung über
die zukünftige Regierung Chinas entſchieden haben werde und bis nicht
im Lande wieder geordnete Zuſtände herrſchen. Man glaube, daß ein
ſolcher Schritt die Zukunft des Landes in endgültigem Sinne
beein=
fluſſen werde. Sun=Yat=Sen und Tſchang=Tſo=Lin haben bei ihrem
kürzlichen Beſuch in Tokio mit offenen Karten geſpielt und die
Ver=
ſicherung ſtrikter Neutralität abgegeben. Andererſeits haben ſie erklärt,
daß die chineſiſchen Wirren, welche die diplomatiſchen Beziehungen der
letzten Zeit getrübt haben, aufhören werden. Beide Ländet würden in
Zukunft ſich einer beſſeren Zuſammenarbeit befleißigen, wodurch die
materielle u. moraliſche Unterſtützung aller Parteien gewährleiſtet würde.
Die Lage in Maxokfo
Weiterer Rückzug der ſpaniſchen Truppen.
Madrid, 24. Nov. (Europapreß.) Die Beſatzung von
Te=
ſchauen ſetzt ihren Rückzug fort und bereitet die Räumung von
Fok el Artan vor, wo die Truppen der Garniſon von Teſchauen
unter dem Schutz der beſonders gebildeten Rückzugstruppen
an=
gelommen ſind. Das ſchlechte Wetter erſchwert den Rückzug, und
der andauernde Regen hat die Wege aufgeweicht. Die
Telegra=
phen= und Telephonverbindungen zwiſchen Teſchauen und Ceuta
ſind ſehr ſchlecht. Das letzte offizielle Communiqué beſtätigt
nur, daß weitere Vorbereitungen für die Räumung von Fol el
Artan getroffen werden. Verſtärkungen vom Feſtlande treffen
fortgeſetzt ein.
Nach einer Meldung aus Caſablanca iſt die Lage der
ſpani=
ſchen Truppen überaus kritiſch. Der Rückzug der Spanier, der
vom Direktorium angeordnet worden ſei, ſei nicht ohne
beträcht=
liche Verluſte vor ſich gegangen. Die ſpaniſche Armee ſoll
voll=
kommen demoraliſiert ſein.
Neue Enthüllungen
im Holzmann=Kutisker=Prozeß.
Berlin, 23. Nov. Die Unterſuchung der Holzmann=
Kutisker=Affäre bringt ein immer umſangreicheres und für die
Herren Severing und Richter recht unangenehmes
Mate=
rial zutage. Heute iſt nach dem Bericht eines Berliner
Abend=
blattes ein Ruſſe aufgetaucht, durch den Michgel Holzmann in
ein vollkommen neues Licht gerückt wird. Nach den Ausſagen
dieſes Ruſſen verſtand es Holzmann, nach der ruſſiſchen
Revo=
lution in Konſtantinopel Verbindungen mit der türkiſchen
Regie=
rung anzuknüpfen und in deren Auftrag in Bulgarien ein
Riefenquantum Mehl für die in Konſtantinopel lebenden
hun=
gernden ruſſiſchen Emigranten zu kaufen. Das Mehl iſt aber
niemals an ſeinen Beſtimmungsort gekommen. Holzmann
ver=
kaufte es mit einem rieſigen Aufſchlag nach anderer Seite hin
und ſtealte den Profit in ſeine Taſche. Das genannte Blatt
be=
richtet weiter, daß Holzmann durch eine Mittelsperſon
Bezie=
hungen zur ruſſiſchen Sowjetbotſchaft in Berlin angeknüpft und
daß er in Verbindung mit einem früheren Atachee der
Sowjet=
regierung für die Waffenbeſchaffung zugunſten der deutſchen
Kommuniſten ſehr rührig gearbeitet haben ſoll. Das
Ermitte=
lungsverfahren, das auch nach anderer Seite hin vor ſich geht,
wird über dieſe Angelegenheit noch Aufklärung bringen müſſen.
Während auf der einen Seite feſtgeſtellt werden muß, daß
ſich die Diſziplin im Polizeipräſidium unter der Leitung des
ſozialiſtiſchen Polizeipräſidenten Richter ſtark gelockert hat, Herr
Richter ſich aber mit leeren Redensarten entſchuldigt und es
nicht für nötig hält, ſein Amt dem Innenminiſterium zur
Ver=
fügung zu ſtellen, belaſtet die Unterſuchung der Geſchäfte der
Preußiſchen Staatsbank auf der anderen Seite gerade Herrn
Severing weiter auf das ſchwerſte, da ſich auch hier ergibt,
daß dieſes Unternehmen niemals vom Innenminiſterium
kon=
trolliert wurde und beſonders Privatkredite in erheblichem Maße
gewähren konnte. Man ſpricht bereits von einer Kriſe im
Staatsbankdirektorium, da eine Unterſuchung der Kreditgeſchäfte
des Direktors Rühr zu beweiſen ſcheint, daß die Staatsbank nicht
mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen iſt. Es verlautet,
daß Direktor Rühr demnächſt von ſeinem Poſten enthoben wird.
— Eine recht bedeutende Rolle ſpielte in den
Staatsbankgeſchäf=
ten der Michael=Konzern, der ſich in den letzten Monaten
auf Finanzierungen und Geldgeſchäfte umſtellte und ſich dabei
häufig als einer der größten Geldgeber Deutſchlands beweiſen
konnte. Der Inhaber Michael ſoll in großem Umfange
Geld=
geſchäfte mit ſtaatlichen Mitteln und ganz beſonders der
Reichs=
poſt gemacht und intime Beziehungen zur Staatskaſſe und zur
Staatsbank unterhalten haben. — Die Unterſuchung erſtreckt ſich
weiter auf eine holländiſche Finanzierungsgruppe, den ſogen.
Darmat=Konzern, der im Laufe des Jahres wahllos
deutſche Induſtrieunternehmungen mittleren und kleineren
Um=
fanges aufkaufte, ohne daß man etwas über die Herkunft der
Geldmittel wußte.
Wenn ſich die Herren Severing und Richter damit
heraus=
reden wollen, daß dieſe Zuſtände Folgen des Krieges und der
wirtſchaftlichen Verhältniſſe, ſowie des koloſſalen Zudranges von
zweifelhaften Elementen aus dem Oſten ſeien, darf man wohl
demgegenüber feſtſtellen, daß gerade die ſozialdemokratiſchen
Machthaber, insbeſondere der Miniſter Severing, in
wohlwollen=
der Weiſe den Zuſtrom von zweifelhaften Oſtjuden gefördert
haben.
Ein Piertelhundert Parteien.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Aufmarſch der Parteien für den Wahlkampf iſt ſo gut
wie beendet. Er hat das überraſchende Ergebnis gezeitigt, daß
heute, wie bereits der Reichswahlleiter mitteilte, gegenüber den
23 Parieien vom 4. Mai nicht weniger als 25 Parteien am 7.
De=
zember antreten werden. Daß die großen Parteien vollzählie
beiſammen ſind, iſt ſelbſtverſtändlich. Man kann dabei den
Rah=
men ſogar ſehr weit ziehen und von etwa 12 Parteien ſprechen,
die in der alten Form wiederkehren, nur daß ſich die Völkiſchen
diesmal nicht Nationalſozialiſtiſche Freiheitspartei nennen. Auch
der Landbund hat ſeine eigene Liſte zuſammen mit der Reichsliſte
wieder aufgeſtellt, iſt aber diesmal von dem Ballaſt der
National=
lilcralen Vereinigung befreit. Daneben beſtehen aber noch etwa
13 kleinere Parkeien, die mehr oder weniger der Ausfluß des
deutſchen Zerſplitterungstriebes ſind. Vier Auſwertungsparteien
wollen das Rennen machen: der Reichsverband für Aufwertung,
der mit den Deutſchſozialen zuſammengeht, ferner die Deutſche
Aufwertungs= und Aufbaupartei, die Aufwertungs= und
Wieder=
aufbaudartei und ſchließlich die Aufbau= und Sparerpartei. Den
Gedanken des Mieterſchutzes verfechten die Mieterpartei
Deutſch=
lands, ſowie die Wohlfahrtspartei für Mieterſchutz und
Boden=
recht. Die Chriſtlichſoziale Volksgemeinſchaft, die nur in
Weſt=
falen auftritt, iſt nur ein Konkurrenzunternehmen gegen das
Zentrum. Die Unabhängige Sozialdemokratie bewahrt nur noch
eine Scheinexiſtenz, obwohl ſie ſo gut wie gar keine Wähler mehr
hinter ſich hat. Von den Nationalſozialiſten hat ſich unter
Füh=
rung Dr. Rouges die Deutſchvölkiſche Reichspartei abgeſplittert.
Auch Herr Haeußer mit ſeinem Haeußerbund iſt wieder auf der
Bildfläche erſchienen. Sein Ruhm hat einen Volksſchullehrer
Stark nicht ſchlafen laſſen, der einen eigenen Starkbund gegrün
det hat, und in Elberfeld hat ſogar ein Ehepaar eine fraktionsloſe
Partei gegründet, die aller Vorausſicht nach auch ohne Fraktion
bleiben wird. Man könnte über dieſe Grüppchenbildung lächeln,
wenn ſie nicht dazu führen würde, daß Hunderttauſende von
Stimmen zwecklos abgegeben werden und dadurch ſchließlich die
Wahlmüdigkeit ſteigt, da den Wählern dieſer Betrieb nachgerade
wie ein Karneval vorkommen muß. Wie alſo auch der künftige
Reichstag ausfallen mag, eine Aufgabe ſollte er unter allen
Um=
ſtänden erfüllen: die Reform des Wahlrechts, die mit
ſolchen Zuſtänden ein Ende macht und damit endlich wieder zu
einem geſunden Parteileben in Deutſchland führt.
Das Juſtizverbrechen von Lilſe.
Die Wirkung des Urteils.
* Berlin 24. Nov. (Priv.=Tel.) Zugegeben, daß Herr
Herriot die Verhandlung des Kriegsgerichts gegen General von
Nathuſius und den Spruch von Lille höchſt unbequem
emp=
findet, weil dadurch ſeine Verſuche zu einer Verſtändigung mit
Deutſchland erſchwert werden. Er fühlt außerdem, daß ſolche
Vorkonin niſſe die Stimmung in Deutſchland nach rechts drücken
müſſen, und weil er ſeine Exiſtenz in der franzöſiſchen Kammer
auf den Sieg des Linksblockes in Deutſchland eingeſtellt hat, ſieht
er ſein Miniſterium dadurch gefährdet. Auch die Demokraten und
Sozialdemokraten fürchten die Wirkungen des Urteils und
ſchla=
gen deshalb Lärm, als wenn ſie urplötzlich Nationaliſten
gewor=
den wären. Aber es muß doch auffallen, daß gleichzeitig ihre
Vertreter aus Paris Nachrichten lanzieren, aus denen
heraus=
zuleſen iſt, daß Herr Herriot dieſem für ihn ſehr unbequemen
Zwiſchenfall durch einen Gnadenakt ein Ende machen will. Das
iſt aber eine Löſung, mit der ſich Deutſchland nicht einverſtanden
erklären kann. Der Vertreter der deutſchen Botſchaft in Paris
hat am Montag vormittag dem Auswärtigen Amt berichtet.
Seine Mitteilungen werden für die neuen Inſtruktionen der
deutſchen Botſchaft als Unterlagen dienen. Wir glauben zu
wiſſen, daß das Reichskabinett den Verſuch Herriots, durch
Be=
gnadigung des Generals von Nathuſius aus allen Verlegenheiten
herauszukommen, ablehnen wird. Was wir wollen, iſt nicht
Gnade, ſondern Recht. Das Recht aber iſt durch das Verfahren
des Kriegsgerichts, wie durch den ganzen Geiſt, der über der
Ver=
handlung ſchwebte, auf das ſchärfſte verletzt worden und kann
nur durch den Spruch der nächſten Inſtanz wiederhergeſtellt
wer=
den. Aufgabe der ſranzöſiſchen Regierung wird es ſein, bis das
Reviſionsgericht zuſammentritt dafür zu ſorgen, daß die
Atmo=
ſphäre, die über dem Gerichtsſaal lagert, nicht Haß, ſondern
Ge=
echtigkeit ausſtrahlt.
Die Meldung, daß die franzöſiſche Regierung die
Begna=
digung des Generals von Nathuſius beabſichtige, wird von
zuſtändiger Stelle beſtätigt. Bis zur Haftentlaſſung
dürften vermutlich aber noch einige Tage vergehen, da vorher
ein Meinungsaustauſch zwiſchen dem deutſchen
Botſchafter und dem Quay d Orſay erfolgen werde.
heit, in aller Erkenntnis: Er verkündet nicht und redet nicht: Er
iſt nur ſeiend, lebend und alſo tuend, ſich tuend, ſich, d. h. ſein
Inneres realiſierend — er iſt in ſeiner erſchreckenden
Subjektivi=
tät in tiefſter und aus tiefſter Erregtheit, in ſeismographiſcher
Empfindſamkeit, indem jede leiſeſte Berührung ſeiner Seele eine
Welt aufrauſchen läßt, einer der objektivſten Geſtalter der Zeit
und des Jahrhunderts. Ob er ſelbſt nicht weiſe werden will:
Dem Leſer gibt er die tiefſte Weisheit ſelbſt: Sie liegt in der
Emotion eines Wortes Karl Böttgers: „Warten iſt die
Frömmig=
keit der Seele” oder in Otto zur Lindes religiöſem Atheismus,
ſeiner Höllenphiloſophie, daß Treue zur Hölle dieſer Erde die
Erde erlöſen kann. Gott iſt unendlich fern, er iſt auch, ohne daß
wir ihn wollen — methaphyſiſche Irdiſchkeit aber iſt
die neue Treue. Und es iſt gewiß nichts gegen Doſtojewskif
geſagt, wenn ich mich enger zu Hamſun bekenne, in dem ich
ähn=
liches (ſcheinbar nihiliſtiſches) Denken typiſch germaniſch,
nicht ſelten eddaverwandt, ſehe. Das ſcheinbar Nihiliſtiſche, in
dem das Poſitive des Lebens ſelbſt iſt. Amoraliſch und alſo groß
erkannt.
So aber ſehe ich den Zuſammenklang Hamſunſcher
Weſen=
heit innerhalb einer europäiſchen, wenigſtens mittel=, nord= und
oſteuropäiſchen Harmonie. Wie Strindberg packt auch er das
Sein groß naturaliſtiſch, daß ein naturaliſtiſches Kunſt= und
Weltanſchauungsprinzip eine Lächerlichkeit vor dieſer, auch die
geheimen Mächte und eben auch den Tod als
Lebenstatſächlich=
keit, alles Transzendentale einbeziehenden Wirklichkeit.
Hori=
zonterweiterung iſt dieſe Geſtaltung, eine andere neue tiefe
Frommheit — dieſe Geſtaltung des neuen Menſchen.
Hamſun=Nagel in den „Myſterien” Glahn im „Pan” (um
früheſte Werke zu vergleichen), der Wanderer in den Werken
des Fünfzigers („Gedämpftes Saitenſpiel”, „Unter den
Herbſt=
ſternen”. „Die letzte Freude”), und Magnus, der Selbſtmörder,
im letzten Kapitel: Schizzophrene Naturen? Der differenziert
Leidende immerhin, der paſſive Menſch oder eben auch der
ſehr bewußte, der ob allem Geſchehen wartende und darin ſehr
aktive, der neben ſein Schickſal tritt” (wie auch im Gedämpften
Saitenſpiel) . . . und alſo der Geſunde, einzig Geſunde in die
ſem Sanatorium der vielfach Kranken? Zweifellos mit leiſer
Schiefe, ein wenig Ueberbewußtheit — — letzten Endes: der
Menſch doch, der weiß: „Schule heißt, der Natur
zuwiderhan=
deln, den Schüler auf ein Nebengleis bringen, das in einer ganz
anderen Richtung als das urſprüngliche läuft. Schule heißt,
dieſem Nebengleis gerade in die Wüſte hinein zu folgen.” Er
verſenkt ſich mit der größten Sorgfalt in ſeine Schulbuchgelehr
ſamkeit und lernt mechaniſch, um die Mechanik dann wieder auf
Kinder abzuwälzen, er ſieht nicht die Lächerlichkeit darin. Dieſe
Worte als Beiſpiel für den Blick des „Selbſtmörders”, für ſein
Wolſen zur Najur — zur 1rſpüünglichkeit des Seins, für ſein
Wollen zum Menſchen ſelbſt und zum Menſchentum an ſich.
Re=
ligion? Eben das iſt das Religiöſe, die Treue zum
urſprüng=
lichen Sein, die geiſtliche Armut — und es foll nur angedeutet
werden, wie eben dieſe Rückführung des Menſchen auf ſich ſelbſt
nicht außerhalb des Chriſtentums ſtehen kann, ſondern auch ſeine
lebensorganiſche Beſtätigung iſt.
Hamſun läßt in dieſem Sanatorium Torahus das Leben
erſcheinen” — wie in einem Hohlſpiegel das ganze große Leben.
Nahebei iſt die Sennhütte, da ein enterbter Bauernſohn von
neuem beginnt. Die Menſchen kommen aus Kriſtiania und
weiterher, einer geht mit einem Stipendium nach Paris.
My=
lady, die falſche Prinzeſſin, iſt aus London, ein falſcher Graf
iſt finniſcher Bauernſohn, Bankbeamter, der unterſchlagen hat,
und für den die Mutter den Hof verkauft und ſtirbt. Sie ſterben
alle hin, einer durch die Hörner des Ochſen, der andere an Lepra,
einer durch Mord, der andere durch Lungenentzündung —
der Holzhändler Bertelſen und ſein Anhang, und mit ihm
Fräu=
lein Ellingſen, die ſentimental=hyſteriſchſe Dichterin, ſie
verbren=
nen im großen Brand, und nur der Selbſtmörder, der aber durch
ſeine Wirklichmachung des Todes, ſeine Einbeziehung des Todes
nicht zum Selbſtmord kommt, ſondern in ſeinem Kind eine neue
Lebensaufgabe findet, rettet ſich, trotzdem ſein neugewonnenes
Glück verbrannte; er verpflichtet ſich dem Leben. Auch Fräulein
d’Eſpard, die nun in der Sennhütte wohnt und ein Kind hat
von dem „Grafen” für deſſen Tod Daniel, dem ſie nun treu
bleibt, ſieben Jahre Gefängnis leiden muß, packt das Leben an.
Ob ſie auch franzöſiſche Bücher lieft: Sie wird Sennerin und iſt
ſtill in großer Reſignation. Sie iſt ſehr durc Schuld
gegan=
gen —: Gut und ſchlecht relative Begriffe?‟ Nein, ſchrie
der Selbſtmörder, es ſind abſolute Begriſſe zur Anſchauung der
Dinge.” Anioralität nämlich iſt keine Defnoralität — das
ver=
ſtehe man tief: Es iſt tiefere Anſchauung, es iſt Ehrfurcht vor
dem Leben, iſt letzte Erdentreue und erlöſende Religioſität.
Man begreife aber aus dieſen Beziehungen Hamſuns Liebe
zu allem Lebendigen! Segen der Erde” wie „Die neue Erde‟
den Kultur= wie den Ziviliſationsroman, ich meine die Freude
am Wachſen. Ergrünen und Bkühen und Reifen in der Natur
wie in der Schönheit der Liebe von Mann und Weib, es iſt
alles Natur, alles iſt Leben, Wachſen und Sein. Daß alles
Leben „gut” iſt, ſagt Hamſun nicht: Es iſt — und in immer
perſönlicher Empfänglichkeit liegt das Erlebnis des
Wunder=
baren. Da iſt Jſaak, wenn er über das Feld geht, wie „ein
Baumſtumpf mit Händen dran, inwendig abar iſt er wie ein
Kind” (Segen der Erde) . oder in dieſem letzten Buch: „
Ja=
ſpohl, der Ochſe war los. Da ſteht nun ein Tier in Freiheit,
ein=
farbig braun und blank, das Zentnergewicht auf den kurzen
Beinen ruhend. Der mächtige Hals hat faſt die Dicke des
gan=
zen Tieres und die Stärke einer Lokomotive. Das fſt ein Anblick!”
Aber iſt nicht Natur auch das wirtſchaftliche Leben? Dieſe
Gründer= und Schwindlergeſellſchaften hier wie überall. „
Re=
dakteur Linghe” wie „Die Stadt Segelfoß” alles klingt
wieder — hier wie in jedem Buche Hamſuns. Immer iſt das
ganze Leben darin, nie ein Segment, nie iſt ein Einzelnes
ſymboliſiert, nie ein Menſch typiſiert, alles iſt lebendig und
Sym=
bol des Lebens ſelbſt.
Aber auch Edvarda aus dem Pan und Benoni und Roſa
und alle Frauen früherer Bücher ſind wieder da: Edvarda iſt
das Mädchen und Weib voller Widerſprüche, das doch
einheit=
lich iſt, weil es ſo iſt. Fräulein d Eſpard iſt eben ſie ſelbſt und
ſehr einheitlich, weil alles Heterogen=Launiſche tiefer bedingt
iſt. Aber es iſt dennoch keine Wiederholung in Hamſuns Werk,
dieſem Geſamtwerk, das von „Hunger” an eine große,
entwei=
tende Entwicklung iſt, dieſem „Letzten Kapitel”, das in tiefer
Metaphyſik wie in der Syntheſe von „Segen der Erde” und „Die
Weiber am Brunnen” wahrhaft das Letzte, den Tod, irdiſch
wirklich macht. Keine Hinwegtäuſchung — wer hätte nicht Furcht
vor dem Tode? — ſondern eine Bejahung des
Unabander=
lichen für das Diesſeitige.
„Er geht durch den Wald, er kommt an den Strick, der leer
an ſeinem Aſt hängt und baumelt, geht vorbei, geht und geht und
verſchwindet.
Fräulein d’Eſpard iſt ihm, ſolange ſie konnte, mit den Augen
gefolgt, dann macht ſie ſich wieder an ihre Wäſche — ſo tüchtig
packt ſie zu in Gutem und Böſem, ſo erdenhaft
beſchäf=
tigt. So nennen wir es hier —
Alſo mit einem Gedankenſtrich ſchließt das Buch. Ich hoffe,
daß mian ihn aus dem Gedankengang meines Aufſatzes nach
die=
em letzten Satz: — „So nennen wir es hier —” verſteht.
Der Gedankenſtrich iſt mir das Symbol für alles das, was
hin=
ter den Worten der Hamfunſchen Bücher, hinter ihrem Geſchehen
liegt: Das Große, unendlich Weite — das, in dem dieſe Bücher
zeitlos ſind.
* Ein Schwein, das erſter Klaſſe fährt. Aus Prag wird
be=
richtet: „Prapa Lidn” erzählt folgendes nette Stückchen: In einer
der letzten Sitzungen des Budgetausſchuſſes führte der
tſchecho=
ſlowakiſche Eiſenbahnminiſter auf Beſchwerden hinſichtlich der
Reinkichkeit in den Waggons einige Beiſpiele dafür an, daß das
Publikum die Waggons ſelbſt verunreinige. Dabei teilte er auch
mit, daß kürzlich ein oppoſitioneller Abgeordneter — den Namen
nannte er nicht — in ein Abteil erſter Klaſſe ein Schwein
mit=
genommen habe, trotz der Weiſung des Kondukteurs, das Tier
auf dem üblichen Wege transportieren zu laſſen. Der
Abgeord=
nete ſchrie, daß er ſich nicht befehlen laſſen werde, daß er
Abge=
ordneter ſei und daher auch das Schweinchen Immynität genieße.
Seite 4.
Nummer 328.
Dienstag, den 25. November 1924.
* Die Lage in Rumänien.
In einer Zeit, in welcher überall in Europa die Erkennmis
von der Unhaltbarkeit der durch den Krieg geſchaffenen Lage ſich
langſam durchſetzt, iſt Rumänien das einzige Land, welches noch
immer unveräudert und ſtarr an ſeiner Kriegspolitik feſthält.
Die Ereigniſſe der übrigen Balkauländer werden, überall ſtets
mit großem Intereſſe verfolgt und man begleitet aufmerkſam
jede Phaſe der Entwicklung der Nachkriegszeit, von Rumänien
hat man, von wenigen Ausnahmen abgeſehen, nie Kenntnis
ge=
nommen. Nur die vereinzelten Klagen der unterdrückten
Na=
tionaliſten, oder die Nachrichten von den zahlreichen Gewalttaten
im Innern des Landes konnten zu der Oeffentlichkeit
durchdrin=
gen. Vielleicht liegt das im Intereſſe der rumäniſchen Regierung.
Aber dennoch wird Rumänien bald wieder in dem Mittelpunkt
des Intereſſes des Auslandes ſtehen, weil die Löſung der mit
Rumänien verbundenen Probleme Europas Zukunft auf das
engſte berühren. Ihre Entſcheidung kan nicht mehr lange
aus=
bleiben.
Durch die Gebietsgewinne iſt Rumänien vor die Aufgabe
ge=
ſtellt, ein mehr als das Doppelte vergrößertes Staatsgebiet zu
verwalten — allein Siebenbürgen entſpricht 78 Prozent des
rumäniſchen Staatsgebiets vor dem Balrankrieg — und wurde
dadurch aus einem einheitlichen Staat zu einem
Nationalitäten=
ſtaat, deſſen deutſche und ungariſche Bewohner auf einer viel
höheren Kulturſtufe ſtehen, als die des alten Gebietes. Dieſe
Minderheiten konnten das vergrößerte Staatsweſen durch die
bisher verſuchte gewaltſame Nationaliſierung nicht aſſimilieren.
Die ſechsjährige Minoritätenpolitik in Siebenbürgen, in der
Bu=
koving und Beßarabien iſt eine endloſe Kette von Verfehlungen
gegen die Minoritätenſchutzverträge, deren Einhaltung die
Bu=
kareſter Regierung in den Karlsburger, Czernowitzer und
Ki=
ſchenewer Unionskundgebungen feierlich verſprochen hat.
Die geſamte innerpolitiſche Lage Rumäniens kann mit dem
einen Wort gekennzeichnet werden: Stagnation. Kein einziges
Problem der Nachkriegszeit iſt gelöſt worden. Das wirtſchaftliche
Leben des Landes leidet unter der Korruptionswirtſchaft. Nicht
nur die reichen Naturſchätze des alten Gebiets ſind nicht
ausge=
gebeutet worden, ſondern auch das Neuerworbene wurde
größ=
tenteils vernichtet durch eine rigoros durchgeführte
Zentraliſa=
tion. Die Agrarreform, welche als einzige demokratiſche
Errun=
genſchaft der Regierung angeprieſen wird, hat in der Tat nur
er=
ſchreckende Folgen gezeigt. Dort, wo ſie wirklich durchgeführt
wurde, in den neuerworbenen Gebieten und noch hauptſächlich
Siebenbürgen, mit dem Zwecke, den Grundbeſitz der alten
Be=
ſitzer zu enteignen, hat ſie zum Aufhören jeder Produktion
ge=
führt. Die Aufteilung der großen gut organiſierten Wirtſchaften
in Zwerggüter hatte das rapide Sinken des Getreideexports zur
Folge. Wenn auch in Altrumänien dieſelben Maßnahmen zur
Anwendung kämen, wäre jegliche Getreideausfuhr bald vernichtet.
Zum Vorteil des Landes wird es dazu aber kaum kommen, da
man mit der Bodenreform nur die neuerworbenen Länder
be=
glückt, und im übrigen an der gegenwärtigen Verteilung des
Beſitzes ſtarrer als je feſthält. Die Agrarreform iſt nur als eine
Waffe gegen die Nationalitäten anzuſehen, zu der ſich die
Schul=
politik des Landes — etwa zwei Drittel der deutſchen und
unga=
riſchen Schulen wurden geſchloſſen — würdig geſellt. Auch die
un=
mögliche Finanzpolitik der Regierung rächt ſich auf allen
Ge=
bieten. Der Handel ſtagniert, die Fabriken ſind gezwungen, ihre
Betriebe einzuſtellen, und das ausländiſche Kapital kann trotz
des verlockenden Bodenreichtums des Landes nicht gewonnen
werden. Das innerpolitiſche Leben iſt durch und durch troſtlos.
Die auf erzwungenen Wahlergebniſſen baſierende Regierung
ſpricht jedem Parlamentarismus Hohn und wird im Lande
eigentlich als Diktatur betrachtet. Wie bei dem gegebenen
Reich=
tum des Landes eine ſo ſchlechte Finanzlage wie die jetzige mög=
lich iſt, das kann nur derjenige begreifen, der die
Adminiſtrations=
methoden Rumäniens kennt. Unter ſolchen Umſtänden mutet die
betont optimiſtiſche Auffaſſung der Regierung geradezu grotesk
an. Der einzige Ausſpruch des bekannten Abgeordneten Prof.
Jorga „Gibt es jemand außer dem hoffnungsfreudigen
Finanz=
miniſter, der da glaubt, unſer Leu ſei noch etwas wert?”
be=
leuchtet die ganze Finanzlage.
Wenn ſchon die rumäniſche Innenpolitik ſeit Kriegsende
keinen Schritt vorwärts getan hat, ſo trifft dies auf die
Außen=
politik noch in erhöhtem Maße zu. Die rumäniſche
Außen=
politik wird noch immer im Geiſte des Krieges geführt. Die
Feindſchaft gegen Ungarn und Bulgarien beſteht nach
miß=
lungenen Annäherungsverſuchen, die von der Angſt vor
Ruß=
land diktiert worden ſind, unverändert fort. Während
Jugo=
ſlawien und die Tſchechoſlowakei wenigſtens zeitweilig eine
ge=
wiſſe außenpolitiſche Llnie verfolgen, iſt Rumänien in einer
aus=
geſprochenen Iſolierung geblieben. Seine Zugehörigkeit zur
kleinen Entente iſt troß aller Phraſenverbrämung nur ein Schein.
Die Allianz mit den Tſchechen und Serben iſt nur aus Rückſicht
auf das Verhalten Rußlands geſcheitert. Seitdem iſt es
Rumä=
nien nicht gelungen, einen Rückhalt den Sowjets gegenüber zu
finden. Der Fehler der rumäniſchen Außenpolitik iſt in jener
Selbſtüberſchätzung zu ſuchen, die glaubt, auf einmal mit der
ſlawiſchen Welt in Streit liegen zu können, und dabei die
nicht=
ſlawiſchen Völker in Oſteuropa zu brüskieren. Derſelbe Zug
zeigt ſich auch in der Minoritätenpolitik. Statt die verſchiedenen
Nationalitäten gegeneinander auszuſpielen, vermochte
Rumä=
nien ſie nur zu vereinigen. Die Deutſchen Numäniens, die das
wertvollſte Element der Bevölkerung ſein könnten, nicht nur
wegen ihrer kultmellen Ueberlegenheit, ſondern auch darum, weil
ſie die einzige Minderheit ſind, welche nicht nach dem Anſchluß
an ihr Mutterſand trachtet, und bei einigermaßen vernünftiger
Behandlung daß ſicherſte Element des Königreiches bilden könnite,
ſind durch die grauſame Minderheitspolitik in die Oppoſition
getrieben. Dieſe Politik wäre vielleicht enigermaßen verſtändlich,
wenn hinter Zkumänien jene gewaltigen ausländiſchen
Kapita=
lien ſtänden, die das Land aufnehmen könnte. In Wirklichkeit
ſind aber die ausländiſchen Kapitalien, die in Rumänien
arbei=
ten, viel kleiner, als man es allgemein annimmt. Die Urſache
davon iſt jene Angſt der Ausländer vor der unſicheren
Zu=
kunft Rumäuiens, die durch die Nachbarſchaft des Sowjets nicht
verringert wird. Rußland hat ſeine Anſprüche auf Beßarabien
ſtets aufrecht erhalten, und hat es ſogar verſtanden, von Zeit zu
Zeit dieſe Anſprüche durch einen Guerillakrieg zu unterſtreichen.
Der Vertrag vom 20. Oktober 1920, durch den England,
Frank=
reich, Italien und Japan die Annexion Baßarabiens
anerkann=
ten, wurde bisher lediglich von England und Frankreich
ratifi=
ziert. Italien hat die Ratifizierung bisher konſequent
aufge=
ſchoben, obwohl Muſſolini im Sommer dieſes Jahres mit dem
rumäniſthen Delegierten, dem Ackerbauminiſter Conſtantinescu,
bereits zu einem Einvernehmen gelangt war. Die Frage der
Anerkemmng der Annexion durch Italien ſpitzte ſich immer mehr
zu einer Preſtige= und and rerſeits zu einer Finanzfrage zu,
wobei insbeſondere der Umſtand Schwierigkeiten verurſachte,
daß Rnmänien ſich beharrlich weigerte, die ihm von Italien
geliehenen Kriegsgelder, ſowie die dort untergebrachten
Staats=
ſchatzſcheine einzulöſen. Auch die bekannten Verhandlungen
Muſ=
ſolinis mit den Sowjets, die das Ergebnis zeitigten, daß
Moſſo=
lini die Ratifizierung immer wieder hinausſchob, erſchwerten die
Lage Rumäniens den Sowjets gegenüber.
Die Errichtung der Moldauiſchen Republik iſt auch nur ein
Werkzeug Moskaus, um ſeine Anſprüche auf Beßarabien zu
betonen.
Wenn man auch in Bukareſt all dieſen Gefahren gegenüber
anſcheinend die Ruhe bewahrte, ſo iſt man ſich doch darüber im
klaren, daß die Unterlagen der rumäniſchen Außenpolitik
er=
ſchüttert ſind, und daß Rumänien bald von den Ereigniſſen zu
einer Neuorientierung gezwungen wird.
Die Leberführung Jaures.
Paris, 23. Nov. (Wolff.) Heute vormittag 10 Uhr iſt der Sarg
mit der Leiche von Jaures unter den Säulen des Palais Bourbon
auf=
gebahrt worden. Zwölf Bergarbeiter aus dem Bezirk von Alby im
Arbeitsanzuge und mit der Lampe in der Hand hielten die Wache ant
Katafalk, während das Defilé der unzähligen Delegationen aus ganz
Frankreich vorüberzog. Auch ausländiſche Delegationen waren erſchienen.
Um 1 Uhr wurde der Sarg auf eine 26 Meter lange Bahre gelegt,
die mit der Trikolore ausgeſchlagen war. 70 Bergarbeiter aus Carnaux
trugen die Leiche nach dem Panthevn. Nach der Spitze marſchierten
Schüler der Normalſchule, auf der Jaurés ausgebildet worden war,
da=
ran anſchließend die Familienmitglieder unter Führung des Bruderes,
Abg. Admiral Jaures, und der Tochter des Verſtorbenen, ferner
einige Freunde, darunter zwei Generäle und viele Offiziere und
ſchließ=
lich das Miniſterium unter Führung Herriots, des
Kammer=
präſidenten und des Senatspräſidenten, umgeben von
den Mitgliedern der beiden Bureaus. Man bemerkte dann die
verſchie=
denen politiſchen Delegationen, zuerſt die franzöſiſche
poli=
tiſche Partei unter Führung von Leon Blum, den Allgemeinen
Arbeiter=
verband (C. G. T.), geführt von Jouhaux, die Liga der Menſchenrechte,
die Republikaniſch=Sozialiſtiſche Partei, die Nadikale Partei, die Liga
der Republik, die Freimaurerlogen, Vertreter der Genoſſenſchaften und
der ſozialiſtiſchen Studenten, ſowie die republikaniſchen
Jugendorgani=
ſationen. Alle trugen ſchwarz umflorte Fahnen. Darauf bemerkte man
die ausländiſchen ſozialiſtiſchen Parteien, zuerſt eine
engliſche, dann die belgiſche, ſchließlich den Reichstagsabgeordneten
Breitſcheid als Vertreter der deutſchen ſozialiſtiſchen
Parteien, ſowie Delegationen aus Ungarn, Spanien, Italien,
Hol=
land, Dänemark, Schweden und der Türkei.
Alle Departements hatten beſondere Delegationen entſandt. Unter
den verſchiedenen Gruppen bemerkte man — nach Havas — eine deutſche
Gruppe, bei der zwei junge Mädchen Blumen ſtreuten mit Schleifen der
Inſchrift „Jaurés zur Nrinnerung an Karl Liebknecht” und „Jaurés
zur Erinnerung an Roſa Luxemburg‟. Der Zug ſetzte ſich über den
Konkordienplatz und den Boulevard Saint Germain nach dem Pantheon
in Bewegung. Eine unüberſehbare und ziffernmäßig
nicht abzuſchätzende Menge bildete Spalier. Am Boulevard
Saint Germain hatte Militär Aufſtellung genommen, das dem Toten
militäriſche Ehren erwies. Am Pantheon angekommen, wurde die
Leiche in das Innere getragen, wo bereits die offiziellen
Per=
ſönlichkeiten, an der Spitze der Präſident der Republik
Doumer=
gue, das diplomatiſche Korps, darunter Botſchafter von Hoeſch,
die Präſidenten des Senats und der Kammer, die Marſchälle Frankreichs,
viele Deputierte und Senatoren, ſowie die Delegietren der ſozialiſtiſchen
und radikalen Vereinigungen aus dem ganzen aLnde Aufſtellung
genom=
men hatten. Die Trauerfeier wurde mit Muſik eingeleitet. Der
Chor und Schüler ſangen eine von Guſtave Charpentier komponierte
Trauerhymne, porauf Miniſterpräſident Herriot das Wort zur
Ge=
dächtnisrede ergriff. Er feierte Jaures als Jugendbildner und
Politiker der, von der ſozialen Notlage ergriffen, ſein Leben dem Kampf
zur Gerechtigkeit und zum Ausgleich gewidmet habe. Vor allem aber ſei
er Pazifiſt geweſen. Er wollte den Frieden.
Kommuniſtiſche Kundgebungen bei der Jaurésfeier.
Die Feier war programmäßig verlaufen. Plötzlich vernimmt man,
daß 12000 Kommuniſten von den Champs Elyſſees im
An=
marſch begriffen ſeien. Der Zug läßt auch nicht lange auf ſich
war=
ten und die Abgeordneten Cachin und Vaillant=Couturier
ſowie Dorriot gehen an der Spitze. Man zählt 200 rote Fahnen.
Einige Blätter geben bei ihren Beſprechungen der Jauresfeier zu,
daß der geſtrige Tag die größte Entfaltung der
kommuni=
ſchen Kräfte geſehen habe. Augenzeugen ſprechen von 70—80 000
Kommuniſten. Alle Blätter betonen die herausfordernde und
ſelbſtbewußte Haltung, welche die Kommuniſten an den Tag
leg=
ten. Sie paſſierten die belebteſten Straßen der Stadt in geſchloſſenem
Zuge. Alles, was ſich vor ihnen fand, Fußgänger, Poliziſten und
Sol=
daten, wurde an die Wand gedrückt. Wenn ſich Neugierige an den
Fen=
ſtern zeigten, wurden ſie bedroht und aufgefordert, die Fenſter zu
ſchließen. Auf dem Platze des Panthéons mußten zwei dort weilende
Generale einen Hagel von Schimpfwörtern über ſich ergehen
läſſen. Der ſanfteſte Ausdruck war „Mörder”. Der
Krjegs=
miniſter wurde ausgeziſcht. Guſtave Hervé nimmt ſich die
Kundgebung ſo zu Herzen, daß er ſchreibt, die Bourgeoiſie ſei tot:
Heute verſchied im T6. Lebensjahre nach
kurzem Krankenlager meine liebe Tante
Fräulein Maria Hauptmann.
(Ein arbeitsreiches, ſorgenvolles und der
Nächſienliebe gewidmetes. Leben hat damit
ſeinen Abſchluß gefunden.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Friedrich Karl Hauptmann.
Darmſtadt, den 22. November 1924.
Die Beerdigung findet am 25. ds., morgens 111 Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt. (*34664
Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme beim
Heim=
gange unſeres lieben Entſchlafenen ſprechen wir
hiermit unſeren herzlichſten Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Helene Meurer Wwe.
geb. Beck.
Darmſtadt, den 24. November 1924
Kiesſtraße 55.
(*34655
Blondine
26 J., epg., kr. und
geſund, mit teilw
Wäſcheausſtattung u.
Sonſtiges, w. ſ. mit
beſſ. Arb. od. Angeſt.
alsbald zu verheirat.
Witwer bis 40 J., a.
m. 1 Kind, angenehm.
Angebote u. N 116
Geſchäftsſt. (*34714
Beamter, Gr. V.
Aſſ., ſchuldlos geſch,,
40 Jahres m. Kind.,
ev., j. Ausſehen, w.
ſ. m. Ww. od. Fräul.
v. 28—35 Jahr., in
gut. Poſition z. verh.,
a v. Lande.
Woh=
nung in Darmſt. vorh.
Strengſte. Diskretion
zugeſ. Angeb. unter
N115 Geſchſt. /34715
Geſchäftsmaun, Mitte
60, ſehr rüſtig, ſucht
unbeſcholtene Haush.
mit angen. Aeußeren
ohne Anhang, 45 bis
50 J., zwecks. b / 34726
Heirat
kennen zu lernen. —
Angeb. u. N 112 an
d. Geſchäftsſt. ds. Bl.
Dame
gute Erſcheinung,
häuslich, ſucht mit
Herrn in den 50er J.
in Briefw. zu treten
zw. Heirat. Angeb. u
N 87 Geſchſt. (*33627
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Dankſagung.
Ein neuer Schickſalsſchlag hat
uns betroffen. Unſer Sonnenkind,
mein gutes Schweſterchen
Marieluiſe Gräf
folgte heute ihrer Mutter im Alter
von 8 Monaten.
In tiefem Schmerz
L. Gräf, Rechn.=Rat
Marga Gräf.
Darmſtadt, Müllerſtr. 41
Gießen, 23. November 1924,
Beerdigung in der Stille in Gießen
Beileidskundgebungen u
Blumen=
ſpenden dankend abgelehnt. (15819
I Dicker Mantel
Verkäufeg umarb. or. dnab.
Guterh. Rhämaſchine S. Zrikot=Bl., Derbe
abzugeb. F. Lepper, K.=Stiefel, Gr. 23,z. vk
Grafenſt. 31.,(:34666im Näh. Geſchſt, (*34672
Für die Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren
Verluſie meines lieben Gatten,
meines guten Vaters, unſeres
Bruders, Schwagers und Onkels
Karl Tramer
ſage ich allen Teilnehmern und
ganz beſonders Herrn Pfarrer
Reinhardt für die troſtreichen
Worte am Grabe innigſit. Dank
Frau Karl Tramer
15827) nebſit Angehörigen.
Gebrauchtes (*34662
Kanapee
m Auftrag zu verk.
Darmſt., Kiesſtr. 55
Tapezierwerkſtatt.
Kinderbett Eiſen),
weiß lack., m. Matr.,
ſehr gut, zu verkauf.
Darmſtadt,
Löffel=
gaſſe 25, I.
(34694
Gelegenheitskauf!
Ein Posten la reinwollene, schwere
soen„Mantel-Ripse
schwarz, marine und in
vielen modernen Farben
in sich kariert.
Mk.
Huldek
Sülbhägs
Guggenheim & Marx
An alls Asthmaleldende!
IIören Sie das Urteil Ihrer Leidensgefährten:
„Der NFMPHOSAN-SIRUP leistet mir ganz vorzügliche
Dienste in der Asthmabekämpfung‟,
M. P. in Ch., Kreisausschussobersekretär.
„Bin sehr erstaunk über die Wirkung Ihres
vortreff-
lichen Balsams‟.
L., V. in K.
So und Ahnlich lauten die fast täglich bei uns eingehenden
Dank=
schreiben. Best.: Bals. Myr. cps 39%, Na. br. 2% Malt. 24%,
Sacch. 16%, k. emuls. Preis pro Flasche ℳ 3.—. Zu haben in
Engelapotheke.
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8 Mf., Puppenküche (Gr.44), D.:W=
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Neckarſtr. 4,
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1 ulſter, 1
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Geſchäftsſt. (*34960
per, woll geſtr. Jum
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Rummer 328.
Dienstag, den 25. November 1924.
Seite 5.
Die Afne Seofges Touts.
Der Botſchafter Louis in den neuen Iswolski=Dokumenten des Auswärtigen Amtes.
Wie Jswolski und Poincaré den letzten Friedenspfeiler in St. Petersburg entfernten.
Von Wilhelm Schaer, Abteilungsleiter im Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände.
DGV. Beinahe zum gleichen Zeitpunkte, in dem der im
Auf=
trage des Auswärtigen Amts von Friedrich Stieve
herausgege=
bene „Diplomatiſche Schriftwechſel Jswolskis
von 1911 bis 1914” erſchienens) und der Beweis für die
Hinarbeit Poincarés und Iswolskis auf den Weltkrieg und
da=
mit für ihre Kriegsſchuld unwiderleglich erbracht worden iſt, hat
ein neuer Wahrheitszeuge ſeine Stimme aus dem Grabe
er=
hoben und die Richtigkeit der Geheimurkunden Iswolskis nicht
nur in vollem Umfange beſtätigt, ſondern in wichtigen
Einzel=
heiten ergänzt: der ehemalige franzöſiſche Botſchafter in St.
Pe=
tersburg, Georges Louis. Da deſſen Friedensliebe den
Kriegs=
treibereien der beiden ſehr hinderlich war, mußte er
ver=
ſchwinden und wurde endlich nach langen Intrigen im März
1913 durch Delcaſſé erſetzt. Es iſt ſehr bezeichnend, daß vordem
gegen den ſeit Juni 1909 in Petersburg amtierenden Botſchafter
keine der Klagen erhoben worden ſind, auch nicht von Jswolski,
die dieſer nunmehr ganz unvermittelt anzuſtimmen beginnt.
Allerdings waren die damaligen franzöſiſchen Regierungen den
ruſſiſchen Einflüſterungen gegenüber noch recht zurückhaltend,
was ja Iswolski dauernd miit großer Sorge erfüllte. Gerade die
Affäre Georges Louis iſt bezeichnend für den aggreſſiven
Geiſt, dier mit Poincaré im Januar 1912 in die
Führung der franzöſiſchen Außenpolitik einzog.
Denn bald darauf beginnt Iswolski gegen den ſeine Abſichten
durchſchauenden und ſeine Machenſchaften durchkreuzenden
Bot=
ſchafter zu intrigieren. Er benutzt dazu in geſchiater Weiſe die
„Mißverſtändniſſe”, die immer wieder in der Behandlung
ver=
ſchiedener politiſcher Ereigniſſe zwiſchen Saſonow und Poincaré
entſtehen. Schon am 29. Februar und am 2. März 1912 (
Urkun=
den 216 und 218 des 2. Bandes des Schriftwechſels) berichtet
Jswolski und Saſonow, daß Georges Louis nicht immer das,
was man ihm in Petersburg ſagt, ganz genau, vielleicht auch
nicht ganz unparteiiſch übermittelt. „Ich verſtehe es nicht, warum
Sie es vorziehen, mit Paris lieber durch ſeine Vermittlung ſtatt
durch die meinige zu verhandeln, da es mir wahrſcheinlich
ge=
lungen wäre, das Mißverſtändnis abzuwenden.” Am 14. März
(Urkunde 233) folgt ein weiterer Brief, der ſich beinahe
aus=
ſchließlich mit der angeblich ungenauen Berichterſtattung des
Botſchafters beſchäftigt. In einem Falle handelt es ſich um eine
in ihrer künftigen Wirkung außerordentlich wichtige Auslegung
Saſonows über die aus den franzöſiſch=ruſſiſchen militäriſchen
und politiſchen Vereinbarungen ſich ergebenden beiderſeitigen
Verpflichtungen. Jswolski ſchreibt hierüber:
„Sie wiſſen, daß ich dieſe Angelegenheit von Anfang an für ſehr
heikel und ſchwierig gehalten und lange gezögert habe, mit Poincaré
darüber zu ſprechen. Ich habe mich erſt dazu entſchloſſen, nachdem ich
Ihren Brief erhalten hatte, in dem Sie mir ſchreiben, daß „die Scha e
Ihrer Langmut voll” ſei. Ich habe mich ſoviel wie möglich bemühr,
bei der Unterhaltung weit auszuholen und ſie mit der erdenklichſten
Vurſicht zu beginnen. Zuerſt fing ich an, gewiſſermaßen von mir
perſönlich aus über die erwarteten Ernennungen in den hohen
fran=
zöſiſchen Diplomatenſtellungen zu ſprechen und ſeine Aufmerkſamkeit
auf gewiſſe äußere Mängel des Georges Louis zu lenken. Als ich
ſah, daß dies nicht den beabſichtigten Einduck machte und ich fürchten
mußte, daß von den neuen Ernennungen und Verſetzungen Petersburg
nicht berührt werden würde, entſchloß ich mich ſchweren Herzens, ihm
in ſtreng vertraulicher Form von den Reibungen und
Mißverſtänd=
niſſen zwiſchen Ihnen und Georges Louis in Kenntnis zu ſetzen, ohne
ihn zu drängen und deſſen Abberufung zu fordern. Ich wies nur
darauf hin, daß es im Intereſſe der franzöſiſch=ruſſiſchen Beziehungen
wünſchenswert ſei, in näherer oder fernerer Zukunft ihn durch eine
andere Perſönlichkeit, tunlichſt einen Diplomaten, zu erſetzen.
Leider hat ſich hier wieder die Draufgängerart des Poincaré
ge=
zeigt, dem die diplomatiſchen Formen und Methoden völlig unbekannt
ſind. Anſtatt dieſe Unterhaltung unter uns zu laſſen und nach
be=
ſchloſſener Erſetzung des Louis durch eine andere Perſönlichkeit ruhig
einen günſtigen Augenblick dafür abzuwarten, hat er trotz meiner
in=
ſtändigen Bitte, über dieſe ganze Sache ſtrengſte Diskretion zu
be=
wahren, Georges Louis und alle ſeine Miniſterkollegen davon in
*) „Der Diplomatiſche Schriftwechſel Iswolskis
1911—1914‟. Aus den Geheimakten der ruſſiſchen Staatsarchive. Im
Auftrage des Deutſchen Auswärtigen Amtes in deutſcher Uebertragung
herausgegeben von Friedrich Stieve. Deutſche
Verlagsgeſell=
ſchaft für Politik und Geſchichte in Berlin.
Kenntnis geſetzt. Letzteren ſchlug er u. a. vor, die Frage der
Er=
nennung eines neuen Botſchafters für Petersburg zu prüfen.
Nach=
dem einmal die bevorſtehende Abberufung des Georges Louis allen
vierzehn Miniſtern bekannt war, war eine Indiskretion der Preſſe
unvermeidlich. Poincaré, den ich ſoeben ſprach, erklärte mir er ſei
ſehr bekümmert über dieſe Indiskretion, die nicht von dem
Miniſte=
rium des Aeußeren ausgehe. Wir beide haben jeder von ſich aus
Dementis verfaßt, die ſofort der Agentur Hadas und dem Vertreter
der Petersburger Telegraphenagentur übergeben worden ſind. Sowie
ſie erſcheinen, lege ich ſie dieſem Briefe noch bei.
Dieſer ganze Zwiſchenfall iſt äußerſt unangenehm für mich, und
nun muß man damit rechnen, daß eine überaus unerwünſchte Polemik
hierüber entſtehen wird. All dies kompliziert die Frage der
Abberu=
fung des Louis und der Ernennung ſeines Nachfolgers noch mehr.
Wie ich Ihnen bereits telegraphierte, iſt ſeine Abberufung im Prinzip
beſchloſſen, aber es iſt unumgänglich nötig, einen anderen Poſten für
ihn zu finden.”
Der Zwiſcheifall iſt allerdings ſehr bezeichnend, nämlich
da=
für, wie Iswolski und mit ihm Poincaré alles zu hintertreiben
ſuchen, was dem aggreſſiden Geiſte der militäriſchen und
politi=
ſchen Abmachungen irgendwie eine Hemmung auferlegen könnte.
Am 28. März (Urkunde 242) hetzt er erneut ſeinen
Chef gegen Louis auf.
„Ohne Sie unnützerweiſe gegen Georges Louis beeinfluſſen zu
wollen, kann ich doch nicht umhin, auf die Folgen hinzuweiſen, die aus
der meiner Ueberzeugung nach falſchen Art und Weiſe, wie er Ihre
Handlungen und Abſichten beleuchtet, entſtehen. Es iſt für mich ſehr
ſchwer, gegen dieſe Folgen anzukämpfen, beſonders wenn die eine oder
andere Ihrer Mitteilungen durch Georges Louis hier einläuft, bevor
ſie durch mich übermittelt wird.”
Die Hetze beginnt bei Saſonow ſchließlich zu wirken. In
einem Briefe Jswolkskis an ihn vom 11. April 1912 (Urkunde
Nr. 254) heißt es:
„Aus Ihrem Briefe erſehe ich, daß Sie mehr und mehr mit
Geor=
ges Louis und ſeiner Art und Weiſe, die ihm gewordenen
Mitteilun=
gen hierher zu übermitteln, unzufrieden ſind. Ihre Unzufriedenheit
iſt, wie mir ſcheint, durchaus begründet, und meiner Anſicht nach muß
die augenblickliche Art des Verkehrs mit der franzöſiſchen Regierung
unvermeidlich zu eraſten Mißhelligkeiten und ernſten
Mißverſtänd=
niſſen führen. Ich werde natürlich alles tun, was in meinen Kräften
ſteht, um Poincaré einzuſchärfen, daß es wünſchenswert wäre, Georges
Louis durch eine geeignetere Perſönlichkeit zu erſetzen.”
Doch der Erſatz macht ihm Kopfſchmerzen, denn er fährt
gleich fort:
„daß auch jetzt kaum darauf zu rechnen iſt, daß der Nachfolger eine
durchaus geeignete Perſönlichkeit ſein wird, da kein ganz
widerſpruchs=
loſer Kandidat für den Petersburger Poſten vorhanden und zu
fürch=
ten iſt, daß, ſowie von einer derartigen Vakanz die Rede ſein wird,
die einflußreichen politiſchen Gruppen damit beginnen werden, ihre
Kandidaten ins Vordertreffen zu ſchieben. Daher iſt es vorzuziehen,
die Angelegenheit nicht zu beſchleunigen und zuvor einen wirklich
geeigneten Kandidaten zu ſuchen, um ihn dann bei der erſten günſtigen
Gelegenheit durchzubringen.”
Nachdem die Wühlarbeit gegen Louis bei Saſonow Früchte
getragen, beginnt Jswolski nunmehr bei Poincaré. Dieſer macht
ihm und damit ſich ſelbſt aber einen Strich durch die Rechnung
durch ſeine draufgängeriſche Art in der Behandlung der Frage.
Louis erfährt hierdurch von der zwiſchen den beiden
ſtattgefun=
denen Intrige, begibt ſich nach Paris und macht die Preſſe
mobil. Seine beiden Gegner müſſen diesmal die Segel
ſtrei=
chen. Jswolski berichtet über den „unangenehmen Zwiſchenfall”
am 17. Mai an Saſonow (Urkunde 285):
„Ferner ſagt Poincaré: Als im Verlauf Ihrer Unterredung mit
dem franzöſiſchen Botſchafter Louis Ihnen geſagt habe, es ſei im
Hin=
blick auf eventuelle Ereigniſſe auf der Balkanhalbinſel nach Anſicht
des Pariſer Kabinetts notwendig, daß Rußland und Frankreich
er=
wägen müßten, was vielleicht geſchehen könne und zu welchen
Ent=
ſchlüſſen und Taten ſie kommen würden, habe Louis die Worte se
songerter” gebraucht. Sie hätten ihm darauf geantwortet, daß Sie
völlig einer Meinung mit ihm ſeien, aber in dem Sinne, daß
Ruß=
land und Frankreich nicht „se concerter”, ſondern nur „8e prérénir
mutuellement de leurs intentions” ſollten. Dieſe von Ihnen
angeb=
lich in ſehr beſtimmtem Ton gebrauchte Erklärung hat Poincaré ſehr
erregt; er hat alle Dokumente, die ſich auf die franzöſiſch=ruſſiſchen
militäriſchen und politiſchen Vereinbarungen beziehen, aufs aufmerk=
ſamſte nachgeleſen und iſt zu dem Schluß gelangt, daß nach dieſen
Vereinbarungen Frankreich und Nußland unter beſtimmten
Umſtän=
den, die den Frieden bedrohen, gerade „se congerter” und nicht nur
„Se prerénir mutuellement de leurs intentions” müßten. Ich habe
mich natürlich nach Kräften bemrüht, ihn zu beruhigen, und obgleich ich
nichts von der Unterredung, auf die er ſich berief, weiß, glaubte ich
doch, ihm verſichern zu können, daß Sie keineswegs beabſichtigt hätten,
einen förmlichen Unterſchied zwiſchen den Ausdrücken „se concerter”
und „se prerénir” zu machen, ſondern daß Sie wahrſcheinlich im
Ge=
ſpräch nur den einen Ausdruck für den anderen gebraucht hätten. Den
Beweis dafür liefere die Denkſchrift, die Sie Georges Louis übergeben
hätten. In ihr ſeien die Fragen aufgezählt, die gerade Ihrer Anſicht
nach Gegenſtand vorheriger Beratungen zwiſchen den Kabinetten von
St. Petersburg und Paris ſein müßten. Ich glaube, es iſt mir
ge=
lungen, ihn völlig zu beruhigen, aber Sie werden zugeben, daß dieſer
Zwiſchenfall bezeichnend iſt.”
Ueber alle gegen ihn nunmehr tatſächlich einſetzenden Feinde
ſeligkeiten geht er aber mit dem Bewußtſein hinweg, die
ein=
leitenden Schritte zu der Entfernung von Louis getan zu haben.
So ſchreibt er am 23. Mai (Urkunde 296):
„So unangenehm dieſer Zwiſchenfall an ſich auch iſt, ſo gut iſt es
doch wohl, daß das Geſchwür endlich aufgegangen iſt, denn ſchließlich
hätten die Berichte des Herrn Louis, in unſeren Beziehungen zu
Frankreich nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichten können.”
Nachdem er nun noch beſonders hervorgehoben hat, daß ſeine
perſönliche Stellung Poincaré gegenüber nicht erſchüttert
wor=
den ſei, erhofft er eine befriedigende Löſung auch in der
An=
gelegenheit Louis von dem für den Auguſt geplanten Beſuch
Poincarés in Petersburg. Und auch in dieſer Annahme täuſcht
er ſich nicht. Neben anderen Mißverſtändniſſen wird auch dieſes
zur allſeitigen Zufriedenheit behoben. „Poincaré war durchaus
meiner Anſicht, daß mit der Zeit die Erſetzung von Georges
Louis durch eine geeignetere Perſönlichkeit wünſchenswert
er=
ſcheint in Anbetracht der Beziehungen der beiden Kabinette
zu=
einander”, heißt es in dem Bericht Saſonows an den Zaren über
die Unterredungen mit Poincaré vom 17. Auguſt 1912 (Urkunde
Nr. 401).
Aber man hat aus dem Scheitern des erſten Verſuches
ge=
lernt und wartet jetzt auf eine günſtige Gelegenheit. Dieſe ſtellt
ſich am 17. Januar mit der Wahl Poincarés zum
Prä=
ſidenten der Republik ein, die nach dem Urteil
Jswols=
kis „einen entſcheidenden Sieg bedeutet über die Kreife, die ſich
Rußland und dem franzöſiſch=ruſſiſchen Bündnis gegenüber ſtets
feindſelig gezeigt haben”. (Urkunde 711.)
Die Bahn iſt jetzt frei, denn auch die Preſſe iſt
inzwi=
ſchen mit den ruſſiſchen Geldern gekauft
wor=
den. Man braucht Louis nicht einmal mehr einen anderen
Poſten anzubieten, was vordem als nicht zu umgehen angeſehen
wurde.
Am 17. Februar 1913, wenige Tage nach dem Amtsantritt
Poincarés, kann Iswolski händereibend nach Petersburg
berich=
ten (Urkunde 734):
„Der Außenminiſter hat mir ſoeben mitgeteilt, die franzöſiſche
Regierung habe beſchloſſen, Georges Louis aus verſchiedenen
Grün=
den, beſonders aber wegen ſeiner Kränklichkeit, abzuberufen.
Gleich=
zeitig hat Jonnart mich gebeten, Ihnen die Bitte um Bewerkſtelligung
der allerhöchſten Genehmigung zur Ernennung des Herrn Delcaſſé
zum Botſchafter in Petersburg zu übermitteln. Dabei erklärte mir
der Miniſter das folgende: „Die franzöſiſche Regierung iſt zu dieſer
Wahl vorwiegend durch den Umſtand beſtimmt worden, daß Herr
Delcaſſé in den Augen der franzöſiſchen Kreiſe und der öffentlichen
Meinung bei der gegenwärtigen, außerordentlich ernſten
internatio=
nalen Lage, die die Anwendung des franko=ruſſiſchen Bündniſſes
her=
vorrufen kann, als Perſönlichkeit von ganz beſonderer Autorität,
gewiſſermaßen als Perſonifikation des Bündniſſes gilt.”
Der unangenehme Hüter des Friedensgedankens an der
Newa iſt endlich entfernt und an ſeine Stelle der Mann getreten,
der nach dem Urteil Jswolskis in demſelben Bericht „dem
Ge=
danken einer allerengſten Vereinigung zwiſchen Rußland und
Frankreich tatſächlich ganz und gar ergeben iſt, und, falls die
kritiſche Minute kommt, eine entſcheidende
Rolle im Sinne einer Beſeitigung
irgendwel=
chen Schwankens bei der ſtets verſchiedenen
Strömungen ausgeſetzten Regierung ſpielen
kann” der Mann, der Anfang 1914 Saſonow im Namen des
franzöſiſchen Außenminiſters für ſeine weitere Politik zur
Er=
zwingung der rüſſiſchen Ziele Blankovollmacht gibt mit der
Ver=
ſicherung: „daß Frankreich ſo weit gehen werde,
wie Rußland es wünſcht‟. Dieſe und viele andere
ähn=
liche Einzelheiten aus der Zeit der planmäßigen Einkreiſung
Deutſchlands findet man in den Iswolski=Dokumenten des
Aus=
wärtigen Amtes, die eine Fundgrube, für die Erkenntnis der
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Weil innerhalb der Deutſchen Volkspartei ſehr viele Leute ſitzen, die ihrem Führer
Streſemann bei ſeiner anerkennenswerten Arbeit am Wiederaufbau Deutſchlands
den allerſtärkſten Widerſtand leiſteten. 21 Abgeordnete der Fraktion der
Deut=
ſchen Volkspartei ſtimmten ſeinerzeit nicht für das Vertrauenspotum, das
Reichs=
kanzler Streſemann für ſich und ſein Kabinett forderte. Die Deutſchdemokratiſche
Partei war geſchloſſen dafür und ſie unterſtützte gegen die Deutſchnationalen, aber mit den Sozialdemokraten ſtets die Außenpolitik
Streſemanns. Das deutſche Volk dankt es ihr. Man muß ſich blind und taub ſtellen, wenn man dies richt erkennen will. Die Wahlen
in Hamburg, Anhalt uſw. ſind ein gutes Vorzeichen für einen großartigen Aufſchwung der Deutſchdemokratiſchen Partei.
Wählt am 7. Dezember alie die Heutſche Demokratiſche Partei!
Nummer 328.
Seite 7
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 25. November.
* Der Meiſier unſerer neuen Banknoten.
Die neuen Banknoten, die uns zum erſtenmal wieder eine richtige
Goldwährung bringen ſellen, zeigen in ihren höheren Werten von 10
Mark bis 1000 Mark lauter Bilder von Hans Holbein dem
Jün=
geren. Während man bei früheren Serien neben dem Großmeiſter
Dürer auch andere altdeutſche Maler berückſichtigte, hat man ſich diesmal
ganz auf Holbein beſchränkt, den Sohn des Augsburger Malers Hans
Holbein, der zuerſt in der Schweiz, in Baſel, und dann in England
hei=
miſch wurde. Für die Auswahl der Bilder, die alle Portäts ſind, dürften
wohl weder kunſt= noch kulturgeſchichtliche Gründe maßgebend ſein,
ſon=
dern man wird gewiß diejenigen bevorzugt haben, die ſich techniſch am
beſten wiedergeben laſſen, denn irgend ein Syſtem iſt in dieſe kleine
Hol=
bein=Galerie, die wir hoffenklich in recht zahlreichen Exemplaren in
unſerer Brieftaſche herumtragen werden, nicht zu bringen; es ſind
ſo=
wohl Arbeiten aus ſeiner früheren Zeit, wie aus ſeinen Spättagen,
männliche und weibliche Köpfe, Bildniſſe von deutſchen Kaufleuten und
franzöſiſchen Gefandten. Von dem 10 Markſchein grüßt uns das
jetzt in Schloß Windſor befindliche Porträt des Kölner Kaufmanns
Diet=
rich Born, der im Dienſt der Hanfa nach London ging und dort in den
Jahren 1542—1549 urkundlich nachweisbar iſt. Der eindrucksvolle Kopf,
der von Holbein auch auf einer Miniatur feſtgehalten wurde, iſt nach der
Inſchrift im Jahre 1533 gemalt. Holbein war ein Jahr vorher zum
Zweitenmal aus der Schweiz, in der er nicht mehr lohnende Arbeit fand,
nach London gekommen. Die Beziehungen zum Hofe, die ihm ſeinen
erſten Aufenthalt ſo glänzend geſtaltet hatten, fehlten ihm diesmal, und
er mußte ſich begnügen, die deutſchen Holzherrn im Stahlhof, der großen
Niederlaſſung der Hanſa in London, im Bildnis feſtzuhalten. Eine ſtatt=
Tiche Anzahl dieſer Hanſa=Kaufherren und anderer Mitglieder der
deut=
ſchen Kolcnie in London, hat er damals gemalt, darunter auch den
Diet=
rich Born. Der Zwanzigmarkſchein iſt mit dem weiblichen
Bild=
nis des Haager Muſeums geſchmückt, in dem man nach der Aehnlichkeit
mit anderen Bildern ein Porträt von Holbeins Frau vermutet, deſſen
Echtheit aber durchaus nicht über alle Zweifel erhaben iſt.
Verſchiedent=
lich iſt das Bild wegen ſeiner weichen, tonigen Malerei für eine Kopie
oder das Werk eines Zeitgenoſſen erklärt worden. Die Frau, die aus
ihrer Haube ernſt und nachdenklich hervorſchaut, hat dieſelbe
Geſichts=
form, dieſelben matten, unter fchweren Lidern hervorblickenden Augen,
ſog. Schürzenaugen, wie die vergrämte Frau auf dem berühmten
Fami=
lienbild von 1528, deren Augen nun freilich, wie vom vielen Weinen,
noch trüber und ſchwerer ausſehen. Gewiß hat die Witwe des Baſelers
Ulrich Schmid, Eliſabeth, die kurz nach 1520 den unruhigen, viel auf
Reiſen befindlichen Maler heiratete, kein fehr glückliches Los gezogen.
Das Bildnis im Haag muß in der erſten Zeit der jungen Ehe gemalt
fein.
Auf dem Fünfzigmarkſchein begegnen wir einem
wunder=
bollen. Werk aus ſeiner letzten Reifezeit, dem Bildnis eines jungen
Mannes im Wiener Mufeum. Das Werk ſtammt aus dem Jahre 1543,
und in dieſelbe Zeit etwa iſt das ebenfalls im Wiener Muſeum
befind=
liche Bildnis einer engliſchen Dame zu ſetzen, das unſeren neuen
Hundertmarkſchein zieren foll. Kurz nach der Schöpfung dieſer
in ihrer Schlichtheit und Größe unübertrefflichen Werke ſtarb er im
beſten Mannesalter, kaum 46 Jahre alt, 1543, wahrſcheinlich an der Peſt.
Für den Taufendmarkſchein hat man ſich das berühmteſte
Holbeinwerk der Dresdener Galerie ausgeſucht, das ganz in
Frontal=
ſtellung gegebene Porträt des Morett, wohl aus dem Jahre 1534. Man
hat in dieſem Bilde zunächſt die Darſtellung des Goldſchmiedes Hubert
Morett geſehen; aber auf Grund einer Medaille, die ihm im ſelben
Alter und derſelben Kleidung zeigt, ließ ſich feſtſtellen, daß es ſich um
eine viel höhere Perſönlichkeit handelt, nämlich um Charles de Solier
Sieur de Morette, der 1534 franzöſiſcher Geſandter am engliſchen Hof
war. Wer alſo das Glück hat, einen neuen Tauſendmarkſchein ſein
Eigen zu nennen, der bekommt noch einen franzöſiſchen Geſandten in
Der reichen Hoftracht der Zeit gratis dazu.
— Ernannt ſpurde am 17. November der Schulamtsanwärter Robert
eiß aus Darmſtadt zum Lehrer an der Volksſchule zu Reichelsheim,
Kreis Erbach.
— Zurückgenommen wurde die Ernennung der Schulamtsanwärterin
Eliſabeth Hammer aus Thann i. Elſ. zur Lehrerin an der Volksſchule
zu Butzbach, Kr. Friedberg, auf Nachſuchen.
— Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 15. November ſpurde Pfarver
Friedrich Köhler zu Horrweiler, Dekanat Mainz, auf ſein Nachſuchen
und unter Anerkennung ſeiner langjährigen treuen Dienſte mit Wirkung
vom 1. Dezember 1924 in den Ruheſtand verſetzt. — Am 21. November
wurde dem Pfarrer Wilhelm Buchhold zu Hainchen die evangeliſche
Pfarrſtelle zu NiederEſchbach, Dekanat Rodheim, übertragen.
— Handelskammerwahlen. Wie aus der heutigen Bekanntmachung
hervorgeht, finden im Sitzungszimmer der Handelskammer Darmſtadt
am Freitag, den 28. November 1924, vormittags von 10—12 Uhr, eine
Ergänzungswahl für die Erwerbsgruppe Einzelhandel, nachmittags von
2—4 Uhr Erſatz= und Ergänzungswahlen für die Erwerbsgruppe
In=
duſtrie und eine Ergänzungswahl für die Erwerbsgruppe
Großhan=
del ſtatt.
—Einlöſung der Negiefranken. Die von der ehemaligen
fran=
zöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnregie herausgegebnen Regiefranken
im Wert von fünf Franken und darunter werden in
der Zeit vom 24. November bis 15. Dezember 1924
von den Kaſſen der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft des
be=
ſetzten Gebietes eingelöſt. Regiefranken über 5 Franken löſt der
Abwicklungsdienſt der Regie ſelbſt ein. Die Einlöſung erfolgt in
Reichsmark zu einem von der Rheinlandkommiſſion beſtimmten
Umwechſelungskurs. Der erſtmalige Kurs iſt 4,4488 Franken für
eine Reichsmark oder 1000 Milliarden Papiermark. Mit Ablauf
des 15. Dezember 1924 wird die Einlöſung geſchloſſen.
— Heſſiſches Landestheater. Heute gaſtiert im Kleinen Haus des
Landestheaters das Balalaika=Orcheſter, das im Februar vor
ausverkauftem Haus einen ſtarken Erfolg erzielte. Anfang 7½ Uhr.
— Den 3. Bortrag im Realgymnafium hält Studienrat
Krä=
mer über „Die Myſtik im Geiſtesleben der Gegenwart” nächſten
Mitt=
woch um 6 Uhr und Donnerstag um 8 Uhr. Einzelkarten am
Saal=
eingang 1.— Mk.
— Heſſiſche Sparprämien. Die Bedingungen für die kurz vor
Weih=
nachten 1925 ſtattfindende zweite Prämienverteilung liegen nun vor,
Die Prämien bewegen ſich zwiſchen 20 bis 3000 Mark. Jedem 19. bis
20. Sparbuch, das die nicht allzu ſchweren Bedingungen erfüllt, wird
eine Prämie verbürgt. Die alten Sparer, welche ſich ſchon in dieſem
Jahr die Anwartſchaft auf eine Prämie erworben haben, werden mit
12 Extraprämien von 1000 Mark bezw. 500 Mark begünſtigt. —
Ueber=
flüſſig, zu ſagen, daß der Heſſiſche Sparkaſſen= und Giroverband mit
ſeiner Veranſtaltung nicht etwa der Spielleidenſchaft Vorſchub leiſten
will. Seine Abſicht iſt, den ſo dringend notwendigen Sparſinn zu neuem
Leben zu erwechen. Im September, d. h. beim Herannahen des erſten
Stichtages für die diesjährige Prämienverteilung, wurden bei den
heſſi=
ſchen öffentlichen Sparkaſſen etwa 25 000 neue Einlagenbücher
ausgege=
ben, d. i. mehr als in den vorhergehenden 8 Monaten zuſammen
ge=
nommen. Wenn die Wiederholung von dem gleichen Erfolg begleitet
iſt, dann werden die Sparkaſſen Ende nächſten Jahres wieder über recht
nennenswerte Sparkapitalien verfügen, die ſie hoffentlich in die Lage
ſetzen, ſich, wie von Reichsbankpräſident Dr. Schacht neulich empfohlen
wieder allmählich der Begebung von Hypothekengelder
zuzu=
wenden. Wer ſpart, unterſtützt ſomit auch den Wohnungsbau und
ver=
ringert die Wohnungsnot. — Intereſſenten werden auf die Anzeige in
der heutigen Nummer hingewieſen.
Dienstag, den 25. Nobember 1924.
* Amundſen=Film im Saalbau. Der neue Film, deſſen
Bekannt=
ſchaft uns geſtern abend die Heſſiſche Bilderbühne vermittelte, hätte
einen biel beſſeren Beſuch verdient. Herr Többel führte mit einem
kurzen, intereſſanten Vortrag, der die großen Entdeckungsfahrten der
Geſchichte kurz ſtreifte, in den Geiſt und den Verlauf der Amundſenſchen
Nordpol=Expedition ein. Und dann rollten ſich in fünf Abſchnitten, mit
meiſterhafter Technik aufgenommen und in klaren Bildern wiedergegeben,
die Fahrt auf der „Fram” vor unſeren Augen ab, die die kühne
For=
ſcherſchar, an ihrer Spitze der damals 50 jahrige Roald
Amund=
ſen, bis an die Grenzen des ewigen Eiſes führte. Bilder von dem
Leben und Treiben an Bord, Aufnahmen von den Maſtkörben aus und
Sturmbilder wechſelten mit Epiſoden aus dem Eskimoleben,
Feſtlich=
keiten und Walroßjagden ab. Eigenartig wirkte der ſogenannte „
Haut=
tanz”; auf einer Art Sprungtuch wird der „Tänzer” immer von neuem
emporgeſchleudert, und Sieger wird, wer am längſten ſich dabei auf den
Füßen halten kann. Der End= und Hauptteil der Reiſe konnte, wie
bekgunt, nicht durchgeführt werden. Das Curtis=Flugzeug, das
Amund=
ſen zum Pol tragen ſollte, war zu ſchwach konſtruiert, die Laſten, die
es auf dem 3800 Kilometer langen Fluge mitnehmen ſollte, waren zu
ſchwer, das Flugzeug zerbrach. Hoffen wir, daß der kühne, zähe
Nor=
weger ſein Lebensziel doch noch erreicht. Bevor der Amundſen=Film
abrollte, gab Herr Aſſeſſor Maurer einen Ueberblick über die
bis=
herige Arbeit der Bilderbühne, die nun ihre erſte erfolgreiche
Zehner=
reihe abgeſchloſſen hat, und kündigte bei der Beſprechung des neuen
Pregramms an, daß die Verhandlungen, den dritten Teil des Zeppelin=
Films für Darmſtadt zu gewinnen, vor einem günſtigen Abſchluß
ſtün=
den und daß wahrſcheinlich Dr. Eckener, der kühne Führer des „Z. R. 3‟
ſelbſt in Darmſtadt ſprechen werde. — Ein guter, nur allzu kurzer
Heimatfilm „Neuſtadt und Burg Breuberg im
Oden=
wald” zeigte die Schönheiten der engeren Heimat, die trotzige Burg
und die maleriſchen Häuſer des Städtchens. Der Beſuch des
Film=
abends kann weiteſten Kreiſen, vor allem auch unſerer Jugend, nur
warm empfohlen werden. (Heute abend findet eine Wiederholung
ſtatt.)
H. W. W.
eute
Summaktd=Kongelt
ruſſiſche Sänger und Tänzer
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters 2
Darmſtadt. — Anfang 7½½= Uhr.
— 9. Turnkreis (Mittelrhein) der D. T. Unter reger Beteiligung
ſeitens der Vereine des weiten Turnkreifes fand die Tagung der
Geſangs=
warte in Frankfurt a. M. ſtatt. Bezüglich des Wertungsſingens
inner=
halb des Kreiſes wurde beſchloſſen, ſolche Wertungsſingen innerhalb der
Gaue zu veranſtalten. Gelegentlich der Kreiswinterwanderung am 11.
Januar 1925 follen alle Singmannſchaften des Kreiſes zu einem
Maſſen=
chor in der Darmſtädter Woogsplatz=Turnhalle vereinigt werden. Als
Maſſenchor wurde beſtimmt: „Bleib” deutſch, du herrlich Land am
Rhein”. Auch Einzelchöre werden zu Gehör gebracht werden. Die
Singmannſchaften der Darmſtädter Turnerſchaft und weiterhin des
großen Main=Rheingaues werden zur Teilnahme aufgefordert und
ge=
beten, mit den Proben für vorgenannten Maſſenchor zu beginnen. H.M.
Reichsbund der Kinderreichen zum Schutze der Familie, E. V.,
Orts=
gruppe Darmſtadt. Für das am Donnerstag, 27. d. M., abends 8 Uhr,
ſtattfindende Konzert der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt im Heſſ.
Landestheater (Großer Haus) ſind Karten erhältlich zu ermäßigtem
Preiſe bei dem 2. Vorſitzenden Herrn Wilh. Dietz, Grafenſtr. 27, ſowie
bei Herrn Adolf Schaffner (Bundesmitglied), Luiſenplatz 1, im Laden.
Gleichzeitig wird auf die am Freitag, 5. Dezember, abends 8 Uhr, im
„Feierabend”=Saal, Stiftsſtraße, ſtattfindende Mitgliederverſammlung
hingewieſen, in der Herr Kapitän a. D. von Senden in liebenswürdiger
Weiſe dem Bunde einen Vortrag hält über den Werdegang eines
See=
mannes vom Schiffsjungen bis zum Kapitän unter Berührung ſeiner
perſönlichen Erlebniſſe in 42 Jahren Seefahrtszeit (mit Lichtbildern).
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Mir Rückſicht auf die am
7. Dezember ſtattfindenden Wahlen iſt die auf dieſen Tag beſtimmt
ge=
weſene Wanderung nach Dieburg auf den 30. November vorverlegt
wor=
den. Abmarſch 8½ Uhr am alten Schießhaus. Die Ortsgruppe Dieburg
wird mit Vorführungen aller Art die Darmſtädter Ortsgruppe
unter=
halten. Gleichzeitig wird darauf hingewieſen, daß Wandervorſchläge für
das kommende Wanderjahr bis ſpäteſtens 11. Januar bei dem
Vor=
ſitzenden des Wanderausſchuſſes einzureichen ſind. (S. Anzeige.)
— Sarana, Herd= und Ofen=Einſatzvorführung. Am Dienstag,
Mitt=
woch und Donnerstag findet jeweils abends von 7 bis 9 Uhr im
Koch=
ſchulſaal der Rundeturmſchule eine praktiſche Vorführung der neuen
Er=
findung eines Herd= und Ofen=Einſatzes Sarana, ſtatt. Wiv verweiſen
auf die heutige Anzeige.
* Getränkeſieuer.
Nachdem in der jüngſten Proteſtverſammlung der Gaſt= und
Schankwirte von Sadt= und Land im Volksſtaate Heſſen (Nr.
308 vom 5. d. Mts.) der Präſident des Deutſchen Gaſtlirteverbandes
Köſter=Berlin auch über die Getränkeſteuer (als Gemeindeſteuer)
ſich eingehend ausgelaſſen hat, erſcheint es angezeigt, auch über die
Darmſtädter Verhältniſſe Einiges zu ſagen.
Nach einem Reichsgeſetze aus Juni 1923 iſt es den Gemeinden
er=
laubt, im Einvernehmen mit der Landesregierung eine Steuer auf
Ge=
tränke zu erheben. Die Steuer darf in zwei Arten eingehoben werden,
entweder vom Kleinverkaufspreis oder nach der Menge. Im erſteren
Fall darf die Höhe der Steuer nicht mehr als 5 Prozent des
Kleinver=
kaufspreiſes, in letzterem nicht mehr betragen, als die erſtere Steuer
ausmacht. Die Steuer darf nur zu Beginn eines Vierteljahres
einge=
führt werden.
Das Geſetz hat erſt vom 5. Juli 1923 an Geſetzeskraft erlangt,
weshalb eine Reihe von Städten, ſo auch Darmſtadt, die Steuer erſt am
1. Oktober 1923 eingeführt hat, zumal von einer rückwirkenden Kraft im
Geſetze ſelbſt keine Rede iſt.
In München hat man, wie wir der dortigen Preſſe entnehmen, den
Ausführungsbeſtimmungen des Reichsfinanzminiſters folgend, die Steuer
ſchon ab 1. Juli 1923 zur Hebung gebracht. Intereſſant iſt weiter, daß
dort der Voranſchlag Les Ertrags für das Jahr 1923 8,7 Millionen Mk.
betrug. Die ſtändig ſteigenden Bierpreiſe ergaben große Summen. Die
uns vorliegende Aufſtellung zeigt, daß am 21. September 1923 die
Getränkeſteuer auf Vollbier dunkel 615 000 Mk., Vollbier hell
630 000 Mk. Exportbier dunkel 800 000 Mk., Exportbier hell 830 000 Mk.,
Märzenbier betrug. In Goldmark umgerechnet betrugen dieſe Summen
zwiſchen 2, 3 und 3,5 Goldpf, für das Liter Bier. Am 21. November
ſind dann die Bierpreiſe auf Goldmark umgeſtellt worden, wobei die
Ge=
tränkeſteuer zwiſchen 2, 3 und 3,3 Goldpfennig betrug. Zurzeit berrägt
die Getränkeſteuer zwiſchen 2,19 und 2,95 Pfg. Ueber die Unbeliebtheit
dieſer kommunalen Steuer ſcheint — auch nach dem Referc Köſter zu
urteilen — nur eine Stimme zu herrſchen, beſonders hinſichtlich der
Bierbeſteuerung. Aus München wird berichtet, daß ſie eine
Bierpreis=
erhöhung um 2—3 Pfg. bedingt, aber die Klagen gehen übereinſtimmend
beſonders dahin, daß ſich die Gaſtwirte mit der Einhebung, Verrechnung
und Abführung befaſſen, alſo den Steuerheber machen müſſen.
Auch in Heſſen iſt die Erbitterung über die Art der Einhebung nicht
gering. Gerade beim Bier hätte man die Steuer von der Menge beim
Erzeuger oder Einführer einheben ſollen. In München waren die
Brau=
ereien dazu bereit, aber der Stadtrat wollte nicht. Neuerdings iſt dort
beantragt, die Getränkeſteuer für das einfache Bier, hell oder dunkel,
dann auch für Limonaden und Selterswaſſer ganz aufzuheben.
Da=
durch würde der Preis für das einfache Bier um 2 Pfg. niedriger. Für
beſſere Biere ſoll ſie vorläufig beſtehen bleiben, aber von den Brauern
eingehoben werden. Die Frage iſt alſo noch im Fluſſe. Aus den
Köſter=
ſchen Ausführungen aing bereits hervor, daß die Intereſſentenverbände
die Einhebung der Steuer an dem Ort der Erzeugung bzw. an bas
Monopolamt verlegt ſehen möchten.
Bei Beratung der Steuerreform wird ja auch die ganze Frage des
Finanzausgleiches zwiſchen Reich, Ländern und Gemeinden neu
aufge=
rollt werden und es wird nötig ſein, wenn die Getränkeſteuer überhaupt
aufrechterhalten bleibt, daß eine andere Art der Erhebung
platzgreife.
Um vollſtändig zu ſein, wollen wir noch die Bemerkungen aus dem
ſtädtiſchen Voranſchlag für 1924 zu Rubrik 46, u. a. Verbrauchsabgabe
hier bekanntgeben:
die Einnahme an Getränkeſteuer (15 Prozent des
Kleinhandels=
preiſes für Schaumweine und’ ſchaumweinähnliche Getränke und
Trink=
branntwein, 5 Prozent von ſonſtigen Getränken) iſt auf 175 000
Gold=
mark geſchätzt.
* Große Strafkammer.
Unter der Anklage des Betrugs ſteht in 2. Inſtanz Friedrich
Zieg=
ler von Kochſtadt, zurzeit in Unterſuchungshaft, der in 1. Inſtanz
ein Jahr 6 Monate Gefängnis erhalten hat. Mit der Marg. Raab,
Tochter der Jakob Raab Eheleute in Eberſtadt, knüpfte er ein
Liebes=
verhältnis an und verſtand, ſo in das Haus Raab eingeführt zu
wer=
den, wo er ſechs Wochen verblieb. Ziegler gab ſich als Mediziner aus
und zeigte ſich bei Erkrankung der Mutter Raab, die bald ſtarb, hilfreich.
Der Tochter der Raab ſpiegelte er auch vor, daß ſeine Eltern drei Güter
beſäßen. Unter dem Vorgeben, er müſſe mit Herrn von Octinger auf
dem Karlshof ein amerikaniſches Duell ausmachen oder 1000 Mark
zah=
len, wußte er der Familie Raab dieſen Betrag zu entlocken. Die Tochter
Marg. Raab glaubte ihm auch, daß er Student der Medizin ſei und in
Heidelberg ſtudiere, bis der behandelnde Arzt Dr. Blum die Familie
Raab aufklärte, daß ſie es mit einem Schwindler zu tun hätten. Ziegler
drohte ihnen darauf mit Beſchwerde beim Aerzteverband. Für
Beſor=
gung von Arzneien ließ er ſich von Frau Raab größere Geldbeträge
geben. Die Verteidigung hält das Tatbeſtandsmoment der
Vermögens=
ſchädigung nicht genügend aufgeklärt, dagegen hält ſie den Betrug bei
der Schwindelei mit dem amerikaniſchen Duell für erwieſen, hält aber
dafür, daß der Ehemann Raab mit Hingabe der 1000 Mark
einverſtan=
den geweſen ſei. Der Staatsanwalt geißelte die niedere Denkart des
Angeklagten, der die Tochter Raab geſchwängert und die ganze Familie
Raab ins Unglück geſtürzt habe; er hält die Schuld des Angeklagten für
erwieſen und beantragt unter Nichtanerkennung der Unterſuchungshaft
Verwerfung der Berufung. Das Urteil weiſt die Berufung
zurück.
* Bezirksſchöffengericht.
1. Vor Gericht ſteht der wiederholt vorbeſtrafte Kaufmann Hans
Kloos in Würzburg, geboren am 17. Juni 1896 zu Willgartswieſen
(Pfalz), nachdem das Amtsgericht ſich für unzuſtändig erklärt und die
Sache an das Bezirksſchöffengericht verwieſen hat. Er machte im
Okto=
ber 1923 der Kantinengenoſſenſchaft der Schupo hier, vertreten durch
Hauptmann Dehmer, Offerten in Seifen und gerierte ſich dabei als
Vertreter des Seifenhauſes J. G. Ravenſtein in Würzburg. Den
be=
züglichen Beſtellſchein unterſchrieb er als Vertreter der Firma.
Haupt=
mann Dehmer beſtellte bei Kloos 125 Stück Kernſeife und bezahlte dem
Kloos die Ware bar im Voraus mit 4 Milliarden 25 Millionen Mark.
Lieferung der Seife erfolgte trotz Drängens der Schupoverwaltung
nicht. Tatſache iſt, daß Kloos etwa drei Monate als Provinzreiſender
von Ravenſtein im Jahre 1923 tätig war, daß er aber im Oktober 1923
nicht mehr deren Vertreter war. Die Fiuma Ravenſtein hat den in
Rede ſtehenden Auftrag niemals zu Geſicht erhalten. Kloos wurde im
September 1923 von der Firma entlaſſen. Zahlungen hatte er für dieſe
überhaupt nicht in Empfang zu nehmen.
Hauptmann Dehmer hatte, ſchon zweimal vorher von Kloos Seife
und Seifenpulver bezogen. Als Kloos nicht lieferte wurde ihm mit
dem Gericht gedroht. Er verſprach Lieferung, die Seife ſtehe hier. Die
Kantine wurde ſpäter aufgelöſt und die Sache zur Anzeige gebracht.
Bei dem in Rede ſtehenden Kauf gerierte Kloos ſich als Vertreter von
Ravenſtein und ſicherte Lieferung in kürzeſter Friſt zu. Die
Voraus=
zahlung ſeitens Dehmer geſchah, weil angenommen wurde, daß Kloos
Vertreter von Ravenſtein ſei. Der Staatsanwalt hält eine
Urkunden=
fälſchung nicht, ſondern nur Betrug für vorliegend. Es werden als
Strafe 4 Monate Gefängnis beantragt. Urteil: Wegen Betrugs
4 Monate Gefängnis; eine Urkundenfälſchung liegt nicht vor
und ergeht dieſerhalb Frgiſprechung.
2. Der wegen Urkundenfälſchung angeklagte, ſeither als Dolmetſcher
bei der Regiebahn beſchäftigte Karl Andreas Baaden zu Worms iſt
nicht erſchienen. Es wird Haftbefehl beantragt und ſolcher erlaſſen.
3. Unter der Anklage des Diebſtahls und der Urkundenfälſchung
ſteht Val. Galley Ehefrau Anna, geb. Sandebeck, in Darmſtadt. Sie
ſoll im Juli 1924 einer Verwandten, einer Amerikanerin, der Thereſe
Galley, aus einem Scheckheft 13 Scheckformulare entwendet und
fälſch=
lich ausgefüllt haben. Sie will die Schecks für 10=Dollarſcheine
ge=
halten haben und verſuchte, ſolche einem Fräulein Fries in Zahlung
zu geben. Die einzelnen Formulare ſind oben mit den Namen Thereſe
Galley verſehen. Die entwendeten 13 Stück unterſchrieb ſie
ſpäter auf Reklamation der Empfänger mit dem Namen der Schwägerin
Thereſe Galley. Fräulein Fries nahm die Scheine an in der Annahme,
es ſeien Dollarſcheine; erſt ſpäter erfuhr ſie, daß es Schecks waren, die
unterſchrieben ſein mußten. Sie berechnet ihren Schaden auf 200 Mark.
Die Schwägerin Thereſe Galley hat erklärt, daß ſie keinen
Straf=
antrag ſtelle.
Der Staatsanwalt hält einen Nordiebſtahl (nicht einen des
Strafantrags bedürftigen Diebſtahl zum Nachteil von Angehörigen) von
Scheckformularen für vorliegend, bezüglich beſſen, da Strafantrag fehle,
Feiſprechung eintreten müſſe. Dagegen liegt in der Unterſchrift der
Schecks ſeitens der Angeklagten mit dem Namen der Thereſe Galley
eine Urkundenfälſchung, bezüglich deren 1 Monat Gefängnis als Strafe
beantragt wird. Urteil: Unter Einſtellung der Anklage des Diebſtahls
wird wegen Urkundenfälſchung, die einen groben Vertrauensbruch
dar=
ſtellt, auf 3 Wochen Gefängnis erkannt.
— Aufruf. Wie in jedem Jahre ſoll auch zu Weihnachten dieſes
Jahres den in der Fürſorgeerziehungsanſtalt „Ohlyſtift” in
Gräfen=
hauſen untergebrachten Zöglingen, Knaben und Mädchen aller
Alters=
ſtufen, wieder ein fröhliches Weihnachtsfeſt bereitet werden, um den
Kin=
dern, wie das ja der Zweck der Anſtalt iſt, auch an den Feiertagen das
Elternhaus nach Möglichkeit zu erſetzen. In der Anſtalt befinden ſich
augenblicklich rund 80 Kinder aus ganz Heſſen. Um jedem Kinde eine
Weihnachtsfreude bereiten zu können, braucht jedoch das „Ohlyſtift”
Mit=
tel, die es aus eigenen Kräften nicht aufzubringen dermag. Die ſchweren
Kriegs= und Nachkriegsjahre laſten immer noch auf der Anſtalt; die
wirtſchaftlich ungünſtigen Zeitverhältniſſe bringen ſtets neue Laſten
hin=
zu. Das Kuratorium der Erziehungsanſtalt „Ohlyſtift” ruft die
Mild=
tätigkeit der Bevölkerung von Darmſtadt an und bittet um eine
Zu=
wendung für das Weihnachtsfeſt des „Ohlyſtift” im Jahre 1924, damit
den Zöglingen eine, wenn auch nur beſcheidene Feſtesfreude bereitet
wer=
den kann. Spenden werden angenommen bei der Ohlyſtiftkaſſe (
Stadt=
kaſſe), Grafenſtraße 28, und im Stadthaus, Rheinſtraße 16/18, Zimmer
Nr. 41. An dieſen beiden Stellen liegen Einzeichnungsliſten offen. Auf
Wunſch wird die geſtiftete Gabe auch gerne in der Wohnung von
bevoll=
mächtigten Perſonen abgeholt. Poſtgeldſendungen ſind zu richten an die
Ohlyſtiftkaſſe (Stadtkaſſe) Darmſtadt; „Poſtſcheckkonto 2612 Frankfurt
am Main.
— Ein Meiſterwerk deutſcher Handwerkskunſt iſt zurzeit im
Schau=
fenſter der Blumenhandlung Müller am Verkehrsbüro ausgeſtellt. Es
iſt eine Stahlhelmfahne, die Fahne der hieſigen Ortsgruppe des
Stahl=
helms, die am 30. Nov. 1924 im Städtiſchen Saalbau geweiht werden
wird. Sie ſtammt aus dem kunſtgewerblichen Atelier A. Schnidt in
Hildesheim, iſt vollſtändig aus Seide gearbeitet und mit Hand geſtickt.
Die eine Seite iſt ſchwarz=weiß=rot mit lorbeergeſchmücktem Stahlhelm,
in den Ecken Eichenzweige. Die andere iſt ſch.varz, in der Mitte das
Eiſerne Kreuz im Eichenkranz, darum der Wahlſpruch des Stahlhelms:
Ehre — Freiheit — Vaterland. In zwei diagonalen Ecken iſt das
heſſiſche und das Darmſtädter Wappen angebrächt. So ſtellt ſich die Fahne
als ein Kunſtwerk dar, auf das der Verfertiger, auf das vor allem der
Darmſtädter Stahlhelm ſtolz ſein kann. Möge die Fahne eine treue
Gefolgſchaft finden und möge bei ihrem Anblick jeder Stahlhelmer und
jeder echte Deutſche der höchſten Pflicht eingedenk ſein: Ehre, Freiheit,
Vaterland!
— Zur Frage der Löfung des Rentnerproblems ſchreibt das Organ
des Rentnerbundes: „Eine Aufwertung muß möglich ſein und zwar
für ſolche Kreiſe, die durch die Nachkriegsfolgezeit und infolge der
In=
flation vollkommen verarmt und vollſtändig erwerbsunfähig geworden
ſind. Hierzu gehören in 1. Linie die Rentner. Ob nun dieſe Aufwertung
alle Rentner mithineinbeziehen wird, iſt kaum zu erwarten, denn 70
Prozent der Rentner ſind nicht mehr im Beſitze von irgendwelchem
auf=
wertbaren Vermögen. Wenn auch in den bisherigen Verhandlungen von
dem ſog. Sozialfonds geſprochen wurde, dem auch Reichsmittel zufließen
ſollten, ſo kann es ſich doch nur um ſolche Perſonen handeln, die noch
wirklich im Beſitze von ſelbgezeichneten Kriegsanleihen ſind. Wie weit
die Hypothekenaufwertung noch weiter ausgebaut werden wird, bleibt
abzuwarten."
„Wie iſt nun den Rentnern zu helfen? Ihnen iſt nuc zu helfen
durch eine Entſchädigung, die ihnen vom Reiche zu gewähren iſt und die
im engſten Zuſammenhange mit der Aufwertung ſteht. Wenn man
ſo=
zial denken will, ſo muß man auch zugeben, daß dieſen Leuten zunächſt
am eheſten geholfen werden muß. Mit dieſer Frage der Entſchädigung
durch das Reich wird ſich der kommende Reichstag eingehend zu
beſchäf=
tigen haben.”
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Seite 8.
Dienstag, den 25. November 1924.
Rummer 328.
Aus Heſſen.
*Bürgerverſammlung in Erbach i. O.
am 22. November 1924.
Ludwig Haſenzahl ſpricht: Dieſe drei Worte üben ſeit
einem Vierteljahrhundert eine faſt magnetiſche Anziehungskraft auf
Erbach und den ſüdlichen Odenwald aus. Alle wiſſen, daß, wenn „
Lud=
wig Haſenzahl ſpricht”, er auch etwas zu ſagen hat. Dieſe drei Worte
hatten auch am vergangenen Samstag ihre Wirkung nicht verfehlt. Der
große Saal im Gaſthaus „Zum Eck” war gefüllt. Dies will viel heißen,
denn zu gleicher Zeit ſprach Profeſſor Dr. Strecker=Darmſtadt auch in
Erbach; außerdem hatten noch andere Vereine ihre Zuſammenkünfte.
Aber zum Ludwig Haſenzahl geht man gerne! Um ſo mehr, als das,
was er diesmal zu ſagen hatte, alle Erbacher anging, ohne Unterſchied
der Partei und Konfeſſion. Er ſprach über das Wohl und Wehe
Er=
bachs, über ſeine Gemeindevertretung und ſeine eigene und ſeiner
Par=
tei Tätigkeit im Gemeinderat. Seine Partei, die Arbeiterpartei, iſt
eigentlich keine Partei in landesüblicher Bedeutung. Iſt es doch eine
Vereinigung aller Erbacher im Gemeinderat zur Vertretung
öffentlicher, rein Erbacher Intereſſen zum Wohle und Beſten der
ganzen Stadt und jeden einzelnen Erbachers. Politik gehört nicht in
einen Gemeinderat, ſagt Haſenzahl, wir dürfen weder rechts noch
links dort ſein, wir müſſen echte Erbacher ſein. Deshalb waren auch
nicht nur die üblichen Verſammlungsbeſucher am Samstag abend im
Eck zu ſehen, ſondern auch die alten, echten Erbacher, die aus reiner Liebe
zu ihrer Heimatſtadt und aus Intereſſe für deren Angelegenheiten
kamen. Auf ihr Erſcheinen allein konnte Ludwig Haſenzahl ſtolz ſein.
Nachdem der Verhandlungsleiter die Erſchienenen kurz begrüßt hatte,
ergriff Ludwig Haſenzahl das Wort.
Zuerſt ſetzte er ſich mit dem „Volksfreund” auseinander und las
den zuletzt mit dieſem und ſeinem Redakteur geführten Schriftwechſel
vor. Höflich war dieſer Notenwechſel auf keiner Seite. Aber Ludwig
Haſenzahl meinte, er habe früher gelernt, daß auf einen groben Klotz
ein grober Keil gehöre und das müſſe man halt ſo machen.
Nachdem er die Tätigkeit der ſtädtiſchen Wohnungskommiſſion kurz
geſtreiſt hatte berichtete er über die Erwerbsloſenfürſorge. Er hob
hervor, daß das Kleingewerbe in Erbach vielen heimiſchen
Erwerbs=
loſen längere Zeit Brot und Arbeit gegeben, daß durch Beſchäftigung
bei den verſchiedenen öffentlichen Bauten und Bauarbeiten, bei der
Regiearbeit der Schreiner und Steinhauer viele ihren Unterhalt
ge=
funden. Uebergehend auf die Gehaltsverhältniſſe der ſtädtiſchen
An=
geſtellten, ſtellte er mit Bedauern feſt, daß der Antrag ſeiner Fraktion
im Gemeinderat, die Gehälter der unteren ſtädtiſchen Angeſtellten
auf=
zubeſſern, deshalb nicht verwirklicht werden konnte, weil das
Miniſte=
rium ihm ſeine Genehmigung verſagt hatte. Beim Punkt: Das ſtädt.
elektriſche Werk. wies Haſenzahl darauf hin, daß ſeinerzeit das elektriſche
Werk errichtet worden wäre, um Erbachs Bevölkerung und
Gewerbe=
treibenden billigen Strom zu liefern. Leider ſei der Strom aber kaum
billiger wie bei der Heag. Mit Rückſicht auf die Gewerbetreibenden
und den Kleinhandel ſei es zu wünſchen, daß die Strompreiſe
herab=
geſetzt würden. Seiner Anſicht nach müſſe das auch möglich ſein, da
das Erbacher Werk hauptſächlich mit Waſſerkraft arbeite. — In das
ehemalige Bezirkskommando — ſpäter Verſorgungsamt — will er
wie=
der ein öffentliches Amt hinein haben, da es für Wohnungszwecke nicht
geeignet iſt. — Mit Bedauern ſtellt er feſt, daß der Antrag ſeiner
Fraktion, die Friedhofserweiterung betreffend, nicht durchgegangen ſei.
Er teilte ferner mit, daß die Stadt ſich auch an der Graf=Franz=Ehrung
— und zwar mit vollem Recht — beteiligt habe. Er wies auf die hohen
Verdienſte des Grafen Franz für Erbach hin, deſſen günſtige
Auswir=
kungen ſelbſt jetzt, nach hundert Jahren ſeines Todes, für Erbach
deut=
lich noch zu ſpüren wären. — Nachdem er die Verhältniſſe bei der
Stadtſchule kurz geſtreift hatte, ging er zur Gasverſorgung über. Dieſe
ſei ſeinerzeit von Michelſtadt angeregt worden, aber geſcheitert, da
Michelſtadt die Leitung nach Erbach nicht auf eigene Koſten legen wollte.
Wenn Michelſtadt an Erbach Gas verkaufen wolle, ſo müſſe es auch
dafür ſorgen, daß es nach Erbach komme. Da Erbach aber elektriſches
Licht habe, ſo ſei die Gasverſorgung, die nur für Kochzwecke eigentlich
in Betracht komme, nicht ſo brennend. — Ueberleitend auf die
Kraft=
wagenverbindung Miltenberg—Erbach gab er der Hoffnung Ausdruck,
daß dieſe Verbindung bald dem öffentlichen Verkehr übergeben werden
möge. — Er erwähnte ſodann den Anſchluß der Stadt an die
Kom=
munale Landesbank, deren Mitglied Erbach nunmehr iſt. — Nach
Er=
örterung des Wieſenmarktes und ſeiner Verträge ſprach Haſenzahl über
die Winterverſorgung der ärmeren Bevölkerung Erbachs. Zweck
der=
ſelben ſei, denjenigen, die nicht in der Lage ſeien, ſich einen
genügen=
den Vorrat Kartoffeln hinzulegen, auf Gemeindekoſten, ſolche
einzu=
lagern, was auch in vorbildlicher Weiſe in dem Poſtkeller erfolgt ſei,
Die dortigen Kartoffeln ſeien beſonders ſchön. Auch die är ere
Bevöl=
kerung könne mit Ruhe dem Winter entgegenſehen.
Reicher Befall lohnte den Redner für ſeine Ausführungen. Eine
angeregte Diskuſſion, an der ſich namentlich ältere Erbacher beteiligten,
bewies, welch großes Intereſſe man Ludwig Haſenzahl und ſeinen
Wor=
ten entgegengebracht hatte.
+Eberſtadt, 23. Nov. Der Totenſonnrag wurde durch einen
feierlichen Gottesdienſt am Vormittag eingeleitet. Hierbei hielt Herr
Pfarrer Paul die Predigt. Geſänge der oberſten Mädchenklaſſe (Frl.
Jacoby) und des Gemiſchten Chors der Landeskirchlichen Gemeinſchaft
umrahmten und verſchönten den Gottesdienſt. Nachmittags fand eine
ſehr gut beſuchte Feier auf dem Friedhof ſtatt. Die Gedächtnisrede
hielt Herr Pfarraſſiſtent Hagel, während ein paſſendes Lied von einem
aus Schülern und Schülerinnen beſtehenden, von Herrn Lehrer Noth
dirigierten Chor geſungen wurde. Gegen Abend fand noch in der Kirche
eine Abendmahlsfeier ſtatt.
Pfungſtadt, 23. Nov. Wahlberechtigt ſind für die
kom=
menden Wahlen 443 Perſonen. — Die Gemeinde=Rechnung für
1923/24 iſt vom Gemeinderat genehmigt worden. Sie ſchließt mit einem
Ueberſchuß von 1423 Goldmark ab.
3 Pfungſtadt, 23. Nov. Bau=Intereſſenten erhalten von
der Gemeinde Darlehen; die Intereſſenten erhalten das Geld unter
den=
ſelben Bedingungen, wie ſie der Gemeinde von der Kommunalen
Lan=
desbank geſtellt werden. Gegenwärtig gilt ein Jahreszinsſatz von 15 %=
Pfungſtadt, 23. Nov. Die Gemeindehundeſteuer iſt
für den erſten Hund, auf 4 Mk. für jeden weiteren Hund, mit 2 Mk.
mehr feſtgeſetzt worden. — Gemeinderat Jäger und der ehem. Feldſchütze
Kleingärtner ſind zu Feldgeſchworenen ernannt worden. —
Der Pachtpreis der Gemeindegrundſtücke beträgt den Friedenspreis
zuzüglich eines 20prozentigen Aufſchlages. Bei kleineren Geländeſtücken
bleibt es bei dem alten Preis von 5 Mk.
B. Dieburg, 22. Nov. Die hieſige Ortsaruppe des
Odenwald=
klubs veranſtaltete im „Mainzer Hof” ihren erſten
Vortrags=
abend, der als Redner Herrn Dekan Ebersmann von hier
ge=
funden hatte. Der Vortragende, als emſiger Forſcher auf dem Gebiete der
Lokalgeſchichte tätig, hat wiederholt im Odenwaldklub die Ergebniſſe
ſei=
ner Arbeit der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht, ſo über den Aberglauben
in Dieburg, die Befeſtigung der Stadt. Diesmal war das Thema ein
recht launiges: „Vom Eſſen und Trinken in alter Zeit in Dieburg”.
Das Material des Vortrags ſtammte aus den alten Stadtratsakten und
=rechnungen aus den Jahren 1509—1514, die in ihrem ſchönen und
treu=
herzigen alten Deutſch uns Nachfahren ſehr anſchaulich und —
natür=
lich ungewollt — oft humoriſtiſch von Taufen, Hochzeiten, Trauerfällen
und — Hinrichtungen mit entſprechendem Trunk, von fürſtlichen
Be=
ſuchen, von Gerichtsgebühren, die in Wein zahlbar waren, und noch
anderen Ereigniſſen erzählen, bei denen die wackeren Vorfahren eine
gute Klinge ſchlugen und ſich die Gurgel ſchwenkten. Zu jener Zeit
gab es noch keine eigentlichen Wirtshäuſer — im Gegenſatz zu den
Gaſthäuſern —, weshalb Feſtlichkeiten der Bürgerſchaft auf dem
Rat=
haus abgehalten wurden; auch übernahm der Rat die Koſten für
manche derartige Veranſtaltungen ſeiner Bürger. Der Weinbau wurde
in jener Zeit in der Umgebung Dieburgs noch ſtark gepflegt; der Rat
mußte eine Verordnung über den Verkehr mit Fuhrwerken während
des Weinherbſtes erlaſſen, da in den egen Gaſſen der Stadt
gefähr=
liche Zuſtände bei dem ſtarken Verkehr im Herbſt herrſchten. So
ent=
hielt der überaus feſſelnde Vortrag eine reiche Fülle
kulturgeſchicht=
licher Wiſſenſchaft und fand lebhaften Beifall der Hörer, den der
Vor=
ſitzende der Ortsgruppe, Herr Amtsgerichtsrat Becker, noch in Worte
kleidete.
„e Sandbach, 21. Nob. Wohnungsbau. In dieſem Jahre kamen
drei neue Einfamilienhäuſer unter Dach, ein weiteres Haus wurde
repa=
riert und durch einen Anbau erweitert. — An der Ernſt=Ludwig=
Heil=
ſtätte wurden umfangreiche Ausbeſſerungsarbeiten vorgenommen, die
noch nicht zu Ende geführt ſind.
— Sandbach, 21. Nov. Lichtbildabend. Am letzten Sonntag
abend fand in der hieſigen Kirche ein wohlgelungener Lichtbildvortrag
ſtatt, der der inneren Miſſion gewidmet war. Zur Vorführung
gelang=
ten die Bethelſchen Anſtalten des Paſtors von
Bodel=
ſchwingh. Unſere beiden Geiſtlichen, die Herren Pfarrer Römheld
und Pfarraſſiſtent Götz, hatten den redneriſchen. Herr Lehrer Brumer
den techniſchen und Herr Lehrer Rohde den muſikaliſchen Teil de
Veran=
ſtaltung übernommen. Man mag über die Anſtalt Bethel noch ſo viel
gehört oder geleſen haben — an Hand der Lichtbilder kam der
ſtaunen=
den Gemeinde erſt recht zum Bewußtſein, welch gewaltiges Liebeswerk
dort im Teutoburger Wald entſtanden iſt. Die gleiche Veranſtaltung
fand auch im benachbarten Neuſtadt ſtatt. Der Anſtalt Bethel konnte
ein namhaſter Geldbetrag überwieſen werden. Derartige Vorträge
ſoll=
ten in allen Gemeinden ſtattfinden.
+ Groß=Gerau, 23. Nov. Beitritt zu Banken. Die Stadt
hat beſchloſſen, der Kommunalen Landesbank und der Groß=Gerauer
Volksbank als Mitglied beizutreten. Bei der letzteren ſoll ein Konto
der Stadtkaſſe errichtet werden. Ferner beſchloß der Gemeinderat, ein
Darlehen in Höhe von 50 000 Mark aufzunehmen.
r. Babenhauſen, 24. Notz. Vorgeſtern fanden in den beiden
hieſſ=
gen Schulen Totengedenkfeiern in einfach würdiger Form
ſtatt. — Die Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof am Sonntag, an der
ſich ſämtliche hieſigen Vereine beteiligten, nahm einen erhebenden und
ſichtlich eindrucksvollen Verlauf. Unter ſchlichten Trauerweiſen der
be=
liebten Lautzſchen Kapelle ſetzte ſich, mit dem Stadtvorſtand an der
Spitze, der ſtattliche Zug der Vereine und der Polizeiwachtabteilung
durch die Hauptſtraßen der Stadt nach dem Friedhof in Bewegung.
Um das Heldendenkmal gruppierten ſich im großen Viereck die Vereine
und die zahlreich erſchienene Trauergemeinde. Wieder ertönen
ergrei=
fende Trauerweiſen der Muſik, die ernſten Töne wehmutsvoller
Grab=
lieder, mit tiefer Empfindung von allen Geſangvereinen vorgetragen,
machen alle Gemüter weich und empfänglich und reißen alte Wunden
des Schmerzes auf. Von Herzen zu Herzen gehende Worte findet Herr
Major Wagner in ſeiner Anſprache an die Trauergemeinde. Er
erinnert an das unſägliche Leid, das die Gefallenen vor ihrem Tode
durchgemacht haben, wie ſie neben ſeeliſchen Qualen den ſchwerſten Weg
der Pflichterfüllung todesmutig gegangen ſind. Und wofür das große
Sterben der vielen jungen Krieger? In dieſer ſchweren Zeit, wo wir
von unſeren Feinden entrechtet, geſchändet und geknebelt ſind, iſt dieſe
Frage leicht begreiflich. Die echten Soldatentugenden wahrer
Kamerad=
ſchaftlichkeit ſelbſtloſer, aufopfernder Nächſtenliebe, wecken in uns
Ge=
fühle der Dankbarkeit und Liebe. Sich dieſer Helden würdig zu
er=
weiſen, iſt unſere Pflicht, ihre Tugenden nachzuahmen führe zum
Wie=
deraufbau unſeres geliebten Vaterlandes. In ſolchen Gebankengängen
bewegten ſich die tiefempfundenen Worte des Redners. Ergreifend
wirkte die ſtille Pauſe, in der die Trauernden entblößten Hauptes der
Gefallenen in ſtiller Wehmut gedachten. Das Ehrendenkmal wurde
ſo=
dann geſchmückt durch Niederlegung von Kränzen, von denen Herr
Bei=
geordneter Hauff einen im Namen der Stadt niederlegte. Nach
Be=
endigung der Trauerfeier marſchierten die Vereine unter ſchneidigen,
ans Leben mahnenden Märſchen zurück zur Stadt bis zum Marktplatz,
wo nach Abſingen des Soldatenliedes „Ich hatt” einen Kameraden” der
Zug ſeine Auflöſung fand.
z. Erzhauſen, 24. Nov. Am verfloſſenen Freitag fand hier eine
Führung durch Herrn Obſtbautechniker Böhme durch die Obſtbauanlagen
ſtatt. Ueber den Verlauf derſelben iſt Näheres bei dem Vorſitzenden
des Obſt= und Gartenbauvereins zu erfahren. — Geſtern wurde in
unſerer Kirche das Totenfeſt gefeiert. Im Vormittagsgottesdienſt wurde
der Verſtorbenen des letzten Jahres gedacht. Der
Nachmittagsgottes=
dienſt war den Gefallenen im Kriege gewidmet, deren Namen zum
Schluſſe des Gottesdienſtes verleſen wurden. Die Kollekte wird den
Kriegshinterbliebenen zuteil.
S Trebur, 23. Nov. Wieſenverpachtung. Bei der
Verpach=
tung der Wieſen im Treburer Unterwald wurden durchſchnittlich für das
2 Morgen umfaſſende Los, das in Friedenszeiten 25 bis 30 Mk. koſtete,
140 bis 180 Mk. erzielt.
8 Königſtädten, 23. Nov. Ein Kino iſt im Saale Bärſch eröffnet
worden. Es iſt das erſte Kino am Ort.
-Koſtheim b. Mainz, 23. Nov. Einbruchsdiebſtahl. Einer
hieſigen Familie wurde in ihrer Abweſenheit die Wohnung mit Gewalt
aufgebrochen. Die Diebe nahmen eine Menge Aleidungs= und
Wäſche=
ſtücke mit.
Friedberg, 22. Nov. Wie alljährlich, ſo veranſtaltete auch diesmal
der hieſige Zweigverein des Evangeliſchen Bundes eine Lutherfeier im
Feſtſaale des Hotels Trapp. Als Feſtredner war Herr Pfarrer
Ber=
ger von Höchſt i. O. erſchienen, der in vortrefflicher Weiſe ein
Charakter=
bild Luthers entwarf und denſelben als Mann der Tat, des Gewiſſens
und des Glaubens hinſtell. Die Feier war durch Chöre der
Semina=
riſten und ſonſtige muſikaliſche Vorträge belebt. Den Schluß bildete
ein dramatiſches Spiel von Ruppel „Und wenn die Welt voll Teufel
wär”, durch Mitglieder des Wartburgvereins dargeſtellt. Der Beſuch
war ſo ſtark, daß viele Beſucher keinen Platz mehr finden konnten.
K. Gießen, 24. Nov. Die Ludwig= und Aliceſtiftung
wird am 3. Januar im Kaiſerſaal zu Darmſtadt ihre diesjährige
Haupt=
verſammlung abhalten. Da die Sterbekaſſe infolge der Inflation faſt
ihr geſamtes Vermögen verloren hat, ſo gilt es, die Kaſſe für die
Zu=
kunft neu zu geſtalten. An der Spitze der Stiftung ſteht der
langjäh=
rige verdienſtvolle Leiter Kaßlick=Darmſtadt, der das Vertrauen der
heſſiſchen Lehrerſchaft in hohem Grade genießt.
1. Lauterbach, 24. Nov. Seit 30 Jahren Ortsoberhaupt
der beiden Nachbarorte Rimlos und Heblos iſt Bürgermeiſter Euler zu
Heblos. Aus Anlaß des Jubiläums überreichte Kreisrat Dr. Michel
ein Handſchreiben; die Gemeindevorſtände ſchenkten dem Jubilar einen
Ruheſeſſel.
se=. Garbenteich, 24. Nob. Die ganze Gemeinde gab dieſer Tage
dem am Herzſchlag plötzlich geſtorbenen Bürgermeiſter Heinrich Kiſſel 2.
das letzte Geleit. Kiſſel war nahezu 25 Jahre Ortsoberhaupt, er
er=
reichte ein Alter von 68 Jahren. Der Vertreter des Kreisamts Gießen,
widmete dem Verſtorbenen einen warmen Nachruf.
* Alsfeld, 22. Nov. Das Anweſen des Landwirts Stein in
Wind=
hauſen wurde durch Feuer vernichtet.
Wenn Sie sich nicht fürchten,
die Wahrheit zu hören,
dann lassen Sie mich sie Ihnen sagen.
Gewisse Tatsachen aus Ihrer Zukunft,
finanzielle Möglichkeiten und andere
ver-
trauliche Angelegenheiten werden Ihnen
durch die Astrologie, der ältesten
Wissen-
schaft der Geschichte, enthüllt. Ihre
Aus-
sichten im Leben über Glück in der Ehe,
Ihre Freunde und
Feinde, Erfolg in
Ihren
Unterneh-
mungen u.
Speku-
lationen,
Erb-
schaften und viele
andere wichtige
Fragen können
durch die grosse
Wissenschaft der
Astrologie
aufge-
klärt werden.
Lassen Sie mich
Ihnen frei
aufse-
henerregende Tatsachen voraussagen, welche
Ihren ganzen Lebenslauf ändern und
Er-
folg, Glück und Vorwärtskommen bringen
statt Verzweiklung und Missgeschick, welche
Ihnen jetzt entgegenstarren. Ihre
astro-
logische Deutung wird ausführlich in
ein-
facher Sprache geschrieben sein und aus
nicht weniger als zwei Seiten bestehen.
Lesen Sie, was meine Klienten sagen:
23, West Galer Street, Seattle
(Washington, Ver. Staaten von Amerika),
Geehrter Herr!
Ich bin sowohl über meine Lebens- wie
Jahreslesung sehr erfreut. Sie scheinen
meine geheimsten Gedanken zu lesen und
mich besser zu kennen, als ich mich selbst.
lch werde tatsächlich erfreut sein, jegliche
Anfragen zu beantworten und von Ihrem
Wissen Zeugnis abzulegen: Die Sachen sind
s0 ausgelaufen, wie Sie es voraussagten.
UNA WHILIANS.
Geben Sie unbedingt Ihr Geburtsdatum en,
mit Namen und Adresse in deutlicher Schritt.
Sie können, wenn Sie wollen, 50 Pfg. in
Briefmarken oder Banknoten ihres Landes
(keine Geldmünzen einschliessen) mitsenden
zur Bestreitung des Portos und der
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Einträge in das Handelsregiſter 4:
Neue Firmen: Am 17. November 1924:
(J. Paulus & Comp., offene
Handels=
geſellſchaft. Sitz: Darmſtadt.
Perſön=
lich haftende Geſellſchafter; Johann
Pau=
lus, Eiſenbahnbeamter i. R. in
Darm=
ſtadt, Hans Johann Tabellion, Diplom=
Ingenieur in Darmſtadt. Die Geſellſchaft
hat am 1. April 1924 begonnen; am
18. November 1924: Darmſtädter
Betten=Spezialhaus Ignatz
Ziegel=
laub in Darmſtadt. Inhaber: Ignatz
Ziegellaub, Kaufmann in Worms.
Ge=
ſchäftsräume: Karlſtraße 11;
Aende=
rungen: am 13. November 1924: Erſte
Darmſtädter Werkſtätten für
Grab=
malkunſt und Kunſtgewerbe
Wil=
helm Götze, akademiſcher
Bild=
hauer in Darmſtadt: Die Firma iſt
ge=
ändert in: Darmſtädter Werkſtätten
für Grabmalkunſt und
Kunſtge=
werbe Wilhelm Götze,
akademi=
ſcher Bildhauer. Geſchäft ſamt Firma
iſt auf Wilhelm Götze Ehefrau, Eliſabeth,
geborene Wulfers in Darmſtadt,
über=
gegangen. Die Prokura der Wilhelm
Götze Ehefrau iſt erloſchen; am 18.
No=
vember 1924: E. Scheierings
Möbel=
haus, Inh. Jgnatz Ziegellaub,
Haupt=
niederlaſſung Worms,
Zweigniederlaſ=
ſung Darmſtadt. Die Zweigniederlaſſung
iſt aufgehoben.
(15820
Darmſtadt, den 19. Nov. 1924.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Der kleinste Lautsprecher Ist eingetroffen
Radiofreund Karl Scherer, Darmstadt, Hölgesstraße 11, Telephon 3371.
Flottweg=
Motorräder
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W:oy—ile, ſofort liefer=
(12569a
Zoſges & Wieſt,
Rummer 328.
Dienstag, den 25. November 1924.
Reich und Ausland.
Die Rückfehr Dr. Eckeners.
* Großfeuer in Neapel.
Reapel, 21. Nov. (Eig. Bericht.) Das bewegliche Volk Neapels hat
Eine Aufregung ſtärkſter Art gehabt. Im Brennpunkte des Verkehrs
dieſer volkreichen Stadt, faſt dort, wo der Toledo und die Chiaia
zu=
ſammenſtoßen, gegenüber vom königlichen Palaſt, erhebt ſich der
Prunk=
bau der Galleria Umberto I. Hier iſt der Treffpunkt aller Leute, die
nichts, und ebenſo aller derer, die etwas zu tun haben, nämlich Geſchäfte
zu machen. Die in Form eines lateiniſchen Kreuzes angelegte Galerie
beherbergt Reſtaurants, Kaffees, Geſchäfte, kaufmänniſche Bureaus und
umſchließt zwei Kirchen und mehrere Privathäuſer, die in ſie mit
hinein=
verbaut ſind. Grade zu der Stunde, in der beſonders reger Verkehr in
der Galerie herrſchte, bald nach drei Uh nachmittags, ſchlug plötzlich eine
ſchwere Stichflamme aus einem Filmverleihgeſchäft heraus. Dort war
man grade im Begriff, einen neuen Film zu prüfen, als durch irgend
einen unglückſeligen Zufall dieſer Film in Brand geriet. Der Operateur
warf den brennenden Film zu Boden, und da natürlich in einer Stadt
wie Neapel entgegen allen geſetzlichen Beſtimmungen die Filmprüfung
nicht in einer feuerſicheren Kabine geſchah, ſondern in dem Raume, in
dem noch Dutzende und Aberdutzende von anderen Films aufgeſtapelt
waren, ſo war der ganze Raum in einigen Sekunden ein einziges
Flam=
menmeer. Der Geſchäftsinhaber und der Operateur konnten, beide
ver=
letzt, ſich noch mit Mühe ins Freie retten, dann war ſchon das ganze
Treppenhaus verqualmt, die große Stichflamme hatte die Fenſter nach
der Galerie durchbrochen und war in die belebte Halle hineingeſchlagen.
Ein rieſiges Geſchrei erhob ſich — man muß wiſſen, wie die Neapolitaner
ſchreien können —, alles flüchtete, und aus den Bureauräumen und
Werkſtätten der oberen Stockwerke ſchrien die Menſchen um Hilfe, denen
die Flammen den Ausweg verſperrten. Beſonders gefährdet waren die
Arbeiterinnen einer Schneiderwerkſtatt, denen durch den Qualm und die
Flammen die Rettung über die Treppe unmöglich gemacht worden war.
In ihrer Augſt waven ſie zum Teil auf die Gitter der kleinen Balkon
geklettert, die die Fenſter nach der Galerie abſchließen, und hingen nun
zwiſchen Himmel und Erde, glücklicherweiſe ohne den Mut zum
Ab=
ſprung zu finden, ehe die Feuerwehr zur Hifle erſchien. Dieſe aber kam
erſtens ziemlich ſpät, und zweitens war ſie in keiner Weiſe auf die
Be=
kämpfung eines ſolchen Brandes eingerichtet. Wenn ſogar die
italieni=
ſchen Zeitungen ſchreiben, daß die Feuerwehr verſagt habe und die
Löſcheinrichtungen in einem ziemlich verwahrloſten Zuſtand geweſen
ſeien, ſo kann man ſich vorſtellen, wie verludert die Verhältniſſe waren.
Die Schläuche wollten nicht an die Hydranten paſſen, und als man ſie
nach langer Mühe einigermaßen feſtgemacht hatte, fehlte es an Waſſer.
Wie in alten Zeiten mußte das Waſſer in Kübeln herbeigeſchleppt
wer=
den, und erſt das Eingreifen der Marinefeuerwehr, die man alarmiert
hatte, brachte etwas Ordnung in die Sache. Es gelang, alle
gefähr=
deten Perſonen zu retten, wenn auch der Direktor des italieniſchen
An=
zeigenbureaus, das dort ſeinen neapolitaniſchen Hauptſitz hat, nur mit
ſchwoeren Brandwunden über eine Strickleiter in Sicherheit gebracht
werden konnte. Der Direktor, ein Deutſcher namens Hammann, hatte
ſein Zimmer nicht eher verlaſſen wollen, als bis er die wichtigſten Akten
in dem großen Geldſchrank pflichtgemäß verſchloſſen hatte. Faſt erſtickt
wurde er vorgefunden, noch mit der Hand an den Griff des
Geldſchran=
kes geklammert. Nach etwa dreiſtündiger Arbeit gelang es, den Brand
auf ſeinen Herd zu beſchränken, doch ſind die drei Stockwerke der Häuſer,
die die Galleria Umberto auf ihrer Nordweſtecke zwiſchen dem Toledo
und der Via San Brigida begvenzen, vollſtändig ausgebrannt.
Merk=
würdigerweiſe iſt das große Glasdach der Galerie, das etwa 40 Meter
über dem Boden die 15 Meter breite Paſſage überbrückt, nicht
einge=
ſtürzt, doch ſcheint die Zerſtörung durch die Hitze ſo ſtark, daß man einen
Zuſammenbruch fürchtet. Der Schaden wird auf über vier Millionen
Lire geſchätzt, wobei allein der Wert der verbrannten Filme ſchon über
eine Million betragen ſoll. In der Stadt hatte ſich die Nachricht von
dem ſenſationellen Brande faſt mit der gleichen Schnelligkeit wie das
Feuer ſelbſt verbreitet. Man mußte das Militär aufbieten, um den
Zudraug der Neugierigen fernzuhalten, und den langen Toledo, die
Hauptverkehrsſtraße von Neapel, die jetzt offiziell Via Roma heißt, zum
Teil abſperven. Es war kein leichtes Stück Arbeit bei dem hitzigen
Tem=
perament der Neapolitaner, beſonders als von allen Ecken und Enden
die Mütter der Arbeiterinnen angelaufen kamen, die in der brennenden
Schneidevverkſtatt in ſchwerer Gefahr waren. Ein Kinoſtreifen hatte
den Braud entfacht, aber kein Kinoregiſſeur wird ſelbſt in Neapel, die
Maſſen derartig in Bewegung ſetzen können, wie dieſer Filmſtreifen.
Ausgeraubt und in die Spree geuorfen.
Berlin. Ein verbrecheriſcher Ueberfall wurde heute nacht am
Reichstagsufer verübt. Gegen 2 Uhr befand ſich die Verkäuferin Dorg
Hanſen, die bei einer Zigarren=Großhandlung in der Friedrichſtraße 136
dieſe Zeit menſchenleeren Reichstagsufer traten ihr plötzlich mehrere ausführte:
Männer entgegen. Einer entriß ihr, ohne daß ſie ſich wehren konnte,
zwei andere Männer, und warfen die Wehrloſe in die Spre. Die daß Ihre Familie, mehrere Generationen hindurch, bis in die zweite
Räuber entkamen in der Dunkelheit.
Karnevalserlaubnis in Bayern für 1925.
München. Durch eine halbamtliche Regierungserklärung hat ſich,
da eine Beſſerung der Wirtſchaftslage nunmehr eingetreten iſt, das
Innenminiſterium entſchloſſen, die Abhaltung des Faſchings 1925 in
Bayern grundſätzlich zu geſtatten. Maßgebend war hierbei, daß ein
großer Teil unſerer Wirtſchaft eine Geſchäftsbelebung erwartet und viele
Erwerbsloſe eine Verdienſtmöglichkeit finden.
Der Verband deutſcher Oſtſeebäder,
Berlin NW. 7, Unter den Linden 76a, hielt in Berlin im Hotel
Kaiſer=
hof unter dem Vorſitz des Herrn Oberbürgermeiſter Lehmann=Kolberg
ſeine ſtark beſuchte Jahresverſammlung — die 25. ſeit ſeinem Beſtehen —
ab. Aus der reichhaltigen Tagesordnung ſei der Bericht über den
Haus=
haltsplan durch Herrn Bürgermeiſter Pönitzſch=Eckernförde und ein ſehr
intereſſanter Vortrag des Herrn Geheimrat Dr. Röchling=Misdroy über
die Heilwirkung des Klimas an der Oſtſeeküſte hervorgehoben. Die
Ein=
führung der hohen Hauszinsſteuer, die während des ganzen
Steuerjah=
res erhoben wird, trotzdem die Hotel= und Fremdenheime im günſtigſten
Falle nur 10 Wochen Gäſte haben, hatte auch in den Oſtſeebädern zu
einer unrichtigen Preispolitik geführt, die unter den Badegäſten eine
verſtändliche Erregung zeitigte und unter der die geſamten
Gaſtwirts=
betriebe zu leiden hatten. In faſt allen feſtgeſtellten Fällen handelte es
ſich bei dieſen Uebergriffen um Betriebe, die während der
Inflations=
zeit in die Hände von Ausländern gelangt waren. Die
Badeverwaltun=
gen haben im Verein mit den Gaſtwirtsverbänden dafür Sorge
ge=
tragen, daß künftighin ſolche Mißbräuche nicht mehr vorkommen werden.
Das Freibaden bleibt neben den Badeanſtalten überall beſtehen, doch
ſoll im nächſten Jahr ein Teil des Strandes für den ruhigen Aufenthalt
im Strandkorb oder das Liegen in der Sonne vorbehalten bleiben; auch
werden die Badeverwaltungen auf Anregung der Herren Badeärzte
be=
müht bleiben, daß Auswüchſe der Vergnügungen nicht den Charakter
des Bades gefährden.
Um Einlegung neuer Züge iſt der Verband bei den verſchiedenen
Reichsbahndirektionen vorſtellig geworden. Staffelweiſe Einrichtung
der Schulferien der einzelnen Länder und Provinzen wird im
Beneh=
men mit den anderen Bäderverbänden angeſtrebt, um die Ueberfüllung
der Bäder im Juli zu vermeiden und die Kurzeit zu verlängern. Im
Intereſſe der heranwachſenden Jugend ſoll das Netz der Studenten= und
Schülerherbergen weiter ausgebaut werden.
Der Verband ſowie die Badeverwaltungen werden bemüht ſein, die
Oſtſeebäder wieder zu guten, von dem Publikum gerne aufgeſuchten
Kur= und Erholungsſtätten zu machen.
Kleinrentner und Hauszinsſteuer.
Der preußiſche Finanzminiſter hat die zuſtändigen
Be=
hörden erneut darauf angewieſen, bei der Einziehung der Steuer auf die
bedürftigen Perſonen, insbeſondere auf die Kleinrentner, beſondere
Rückſicht zu ne men.
Dazu wird ein Fall geſchildert, daß ein Hauseigentümer trotz
nach=
gewieſener Unfähigkeit eines Mieters, die volle geſetzliche Miete zu
zah=
len, ſich weigerte, den Antrag auf Stundung der auf die Räume dieſes
Mieters entfallenden Hauszinsſteuer zu ſtellen. Für dieſen Fall hat ein
Beſchluß des Landgerichts 3, Berlin, Bedeutnug. Sobald nämlich
feſt=
geſtellt wird, daß der Stundungsantrag genehmigt worden wäre, ſtellt
die Weigerung einen Verſtoß wider Treu und
Glau=
bendar und es hat Abweiſung der Klage zu erfolgen. Nach den
Anord=
nungen des preußiſchen Finanzminiſters dürfte aber die Genehmigung
des Stundungsgeſuchs in allen den Fällen ſichergeſtellt ſein, in denen es
ſich um Kleinrentner handelt.
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Ueberall begeiſterter Empfang.
Begrüßung auf hoher See.
Bremen. Zur Begrüßung Dr. Eckeners auf dem Lloyddampfer
„Columbus” hatte der Norddeutſche Lloyd verſchiedene Herren des
Bre=
mer Senats ſowie der Preſſe eingeladen, die ſich geſtern vormittag 10,08
Uhr mit Sonderzug nach Bremerhaven begaben, um von dort auf einem
Tender dem „Columbus” entgegenzufahren. Anweſend waren auch vom
Auswärtigen Amt in Berlin Geheimrat Adelmann, Staatsſekretär
Krohne, vom Reichsfinanzminiſterium Geheimrat Profeſſor Karl,
ſowie der Präſident der Bremer Handelskammer Rodewald. Als
der Tender gegen 3 Uhr den „Columbus” auf hoher See erreichte, wurden
auf den kühnen Bezwinger der Luft Hochrufe ausgebracht, die brauſend
über das weite Waſſer hallten. An dem Fallreep des Dampfers ſieht
man Dr. Eckener, Herrn v. Schiller und den Kapitän des „
Co=
lumbus”, Johnſon. Die Begrüßenden ſteigen das Fallreep hinauf
und rufen dem großen Führer ein herzliches Willkommen in der Heimat
zu. Die Schiffskapelle ſpielte alte deutſche Märſche. Dann begannen
die Filmoperateure zu arbeiten. Dr. Eckener, kein Freund der lauten
Feierlichkeiten und langen Reden, ſprach nur ſehr wenig und iſt drüben
ganz der Alte geblieben: ſtill und zurückhaltend, wie er auch auf der
ganzen Fahrt ſtill und zurückgezogen gelebt hat. Aber die große
Spann=
ung, die man zuletzt auf ſeinem Geſicht ſah. als der Zeppelin an jenem
denkwürdigen Sonntag ſtartete, iſt fortgewichen. Dr. Eckener ſieht trotz
der geſellſchaftlichen Strapazen, die er in Amerika hinter ſich hat, friſch
und wohl aus. Mehr erzählt. Herr von Schiller von den Wochen
drü=
ben in Amerika. Er beſtätigt, daß der Empfang alle Erwartungen
übertroffen habe und er hebt lobend die außerordentliche Wärme hervor,
mit der auch das offizielle Amerika den Zeppelinleuten
entgegengekom=
men iſt. Er betont, daß jeder einzelne der Beſatzung das Gefühl gehabt
habe, daß man einen Schritt weiter gekommen ſei, in der
deutſch=
amerikaniſchen Verſtändigung.
Eine Unterredung mit Dr. Eckener.
Ein Dr. Eckener entgegengeſandter Vertreter des „Hamburger
Fremdenblattes” meldet über ſeine Begegnung mit Eckener und
Kapitänleutnant v. Schiller noch folgende Einzelheiten. Eckener und
Schiller, die eine ſchöne ruhige Reiſe von New York, nach Plymouth
gehabt haben, ſind friſch und geſund. Beide ſind noch voll von den
großen Eindrücken und die glänzende Fahrt des L. 3. 126 und ihrer
Aufnahme in Amerika. Als bezeichnend für die Bewunderung und die
Begeiſterung der Amerikaner erzählten ſie einige bisher noch
unbe=
kannte Einzelheiten über ihre Ankunft in Neu York. Bei werden die Hundeſchlitten angeſpannt und die ganze Siedlung,
der Einfahrt in den Hudſonfluß gab die amerikaniſche
Küſten=
batterie vor der deutſchen Handelsflagge einen Salut von
neun Schüſſen ab, eine Ehre die ſonſt nur Kriegsſchiffen als den Ver= chen Vorrat hat. Die ungeladenen Gäſte ſtellen ihre Schlitten
tretern fremder Mächte erwieſen wird. Einer der größten engliſchen
Paſſagierdampfer, der in New York lag, ſetzte beim Paſſieren
des Luftſchiffes eine Großtopp=Flagge, ein nahezu beiſpielloſer
Vorgang. Als Eckener im Auto von Lakehurſt nach New York
ßen New Yorks ſtillgelegt und eine Polizei=
Ehren=
eskorte geſtellt. Die Beſatzung wurde mit Geſchenken überhäuft.
Eckener und Schiller erhielten Autos, die ſich ebenfalls an Bord des Sonne zurückkehrt und die Jagdzeit wieder beginnt.
„Columbus” befinden.
Der Empfang in Bremen.
Bremen, 24. Nov. Dr. Eckener traf heute vormittag 11 Uhr mit
Sonderzug in Bremen ein. Bereits auf dem Bahnſteig wurden ihm
zahlreiche Huldigungen zuteil. In ſeiner Begleitung befanden ſich wenn ein Mann ſeine Frau auf ein oder zwei Wochen zu einem
Generaldirektor Stimming vom Norddeutſchen Lloyd, Kapitän
König, der württembergiſche Finanzminiſter Dehlinger und
Stadtdirektor Bucke. Im Warteſaal fand die Begrüßung durch den
Senat ſtatt. Abgeordnete der Bremer Techniſchen Lehranſtalt und deren
Vereinigungen waren in Coleur erſchienen. Dr. Eckener antwortete
auf die Anſprachen der Chargierten, indem er unter anderem ausführte:
„Sie ſind Deutſchlands Hoffnung! Streben Sie danach, ebenfalls Werte die einzigen unglücklichen Familien ſind die, welche keine Kinder
zu ſchaffen zum Anſehen und Heile Deutſchlands.” — Vor der
Haupt=
halle des Bahnhofes hatte ſich eine tauſendköpfige Menge angeſammelt,
nach dem Rathaus brachte, den Weg durch die in begeiſterter Stimmung
befindlichen Volksmaſſen hahnen. Ueber der Stadt kreuzte ein
Flug=
zeug der Bremer Flngvertehr=G. m. b. 6.
Die Begrüßung Dr. Eckeners durch den Bremer Senat.
beſchäftigt iſt und durt auch wohnt, auf den Heimweg. Auf dem um Nathaus empfangen, wobei der Bürgermeiſter Dr. Donath folgendes
Im Namen des Senats begrüße ich Sie, Herr Dr. Eckener, auf
die Handiaſche. Alz die Ueberfallene um Hilfe rufen wollte, packten ſie bremiſchem Boden, der Ihnen ja nicht fremd iſt. Denn ich höre ſoeben,
Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein in Bremen anſäſſig war,
Bremen iſt als Haupt= und Handelsſtadt mit dem Auslande und vor
allem mit den Vereinigten Staaten von Amerika durch tauſend Fäden Innern nimmt die Schlafſtätte ein, die allen gemeinſam iſt. Die
verbunden. Bremen weiß aus eigener Sachkunde; die politiſche und
wirtſchaftliche Bedeutung Ihrer kühnen und erfolgreichen Luftfahrt über
fremde Gewalt und eigene Schwäche zerſtört worden. Sie kann ihren
friedlichen Wettbewerb der Völker nur durch deutſchen Geiſt, deutſche
Arbeit und deutſche Tatkraft wieder gewinnen. In dieſem Sinne iſt die
Fahrt des 3. R. III. unter Ihrer Leitung eine vaterländiſche Großtat. Haar, aber ihre Körper ſind ſtets auffallend ſauber.
Durch ſie iſt dem Auslande vor Augen geführt worden, daß in dem
be=
drängten, durch Parteihader zerriſſenen, deutſchen Volke trotz allem
Kräfte lebendig ſind, denen die Welt nicht entraten kann. Auf dem
langen und ſchwierigen Wege zum Wiederaufſtieg bedeutet Ihre Leiſtung
Bremer und als deutſche Männer. Es iſt mir eine wahre Herzensfreude,
Ihnen nach Ihrer Heimkehr in das Vaterland den erſten
Willkommen=
gruß einer deutſchen Landesregierung ausſprechn zu können. Ich tue
das in der Hoffnung, daß die Zeppelinwerft in Friedrichshafen Ihnen
und dem deutſchen Volke erhalten bleiben möge.”
Dr. Eckener erwiderte darauf: „Zunächſt danke ich Ihnen für die
überaus warmen Begrüßungsworte. Daß wir den Beg über dem
Waſſer und Sie den Weg auf dem Waſſer, befolgen, iſt gleich. Wir
haben alle nur das eine Ziel: Deutſchlands Macht und Ehre! Ich hoffe,
daß meine beſcheidene Leiſtung dazu beigetragen haben möge, eine
Wiedererſtarkung des deutſchen Anſehens in der Welt einzuleiten und mächtig ſind. Allmählich beginnen ſie allerdings, ihre eigene
Re=
wenn dieſe Wiedererſtarkung einſetzt, dann geſtatte ich mir dem Wunſche
Ausdruck zu geben, daß die Bremer Bevölkerung wie bisher, ſo auch in ligion zu verlaſſen und ſich dem Chriſtengott zuzuwenden. Aber
Zukunft ein weſentlicher Faktor dabei ſein möge.”
Dr. Eckener hat Bremen um 3 Uhr im Automobil verlaſſen.
Die Taufe des „Z. R. 3” am Dienstag.
New York. Nach Mitteilung des Luft=Departements findet die
Fahrt des „3. R. 3” nach Waſhington, die bisher durch das anhaltend
ſchlechte Wetter verhindert war, am Dienstag ſtatt. Das Luftſchiff wird
aber in Waſhington zur Taufe nur landen, wenn das Wetter ſchön
iſt. Bei ungünſtigem Wetter wird es nach Lakehurſt zurückfahren, um
beſſeres Wetter abzuwarten.
* Muſeumsdiebſtahl.
Navenna. (Eig, Bericht.) Das Altertumsmuſeum in Rabenna
iſt von Dieben heimgeſucht worden. Sie haben außer einem
Bruch=
ſtück eines koſtbaren Diadems und einem Siegel vor allem den
berühm=
ten goldenen Panzer Theoderich des Großen entwendet. Als ſie im
Begriff waren, einen Behälter, der ſeltene Medaillen und Münzen
ent=
hielt, darunter unerſetzbare byzantiniſche und gotiſche Stücke, zu
er=
brechen, wurden ſie von einem Hunde geſtört und ergriffen die Flucht.
Es iſt kaum zu verſtehen, mit welcher Leichtfertigkeit iu dieſem
aller=
dings etwas vergeſſenen Muſeum ein ſo ſeltener Gegenſtand wie der
goldene Panzer Theoderichs gehütet wird. Dieſer Panzer iſt erſt im
Jahre 1854 in der Darſena, dem Binnenhafen Ravennas, gefunden
wor=
den, iſt natürlich zum Teil ſtark beſchädigt, gehört aber doch zu den
wertvollſten Gebrauchsgegenſtänden, die aus der Epoche Theoderichs in
Navenna, ſeinem alten Herrſcherſitz, erhalten ſind.
Liföre halb ſo teuer
wenn Sie,wie ſchon Ihre Eifern und
Groß=
eliern es taten, ſich ihre Schnäpſe mnit den
echten Reichel=Eſſenzen ſelbſt brauen. Sie
hönnen ſich dann jeden,auch den koſtbarſten
Likzör leiſien und in vollen Zügen genießen
MachenSie keine neuen riskanten Verſuche
beſiehen Sie auf „Reichel-Essenzen”,
die altberühmke Marke, die vollwertige
Qualität und gutes Gelingen verbürgt.
Erhälllich in Drogerien und Apotheken.
Dr. ReichelsRezeptbüchlein daſelbſt umſonſt
oder hoſtenfrei durch Otio Reichel, Berlin Hd. 80, Efsenbahn-Straße 4
Reichel=Eſſenzen — Die (arke der Kenner.
Seite 9.
Die glücklichen Eskimos.
F.P.S. Dr. Donald und B. Mac Millan, ein Nordpolforſcher,
der kürzlich nach einer fünfzehnmonatigen Reiſe in die
Vereinig=
ten Staaten zurückgekehrt iſt, ſtößt in ſeinen Schilderungen die
bisherige populäre Vorſtellung von den Polar=Estimos vöulig
um. Er ſagt nach der „World”, die Eskimos ſeien ein ſehr
ſröh=
liches Volk und hätten, obwohl auf niederer Külturſtufe ſtehend,
Eigenſchaſten, die einem ziviliſierten Volk alle Ehre machen
wür=
den. „Ihre Liebe zu Kindern, ihre ſorgfältige Pflege aller
Kranken, Krüppel und Alten beſchränkt ſich nicht auf die nächſte
Familie, ſondern umfaßt das ganze Volk. Sie leben nicht, wie
allgemein angenommen wird, in Schneehäuſern, ſondern in
Hüt=
ten (Igloos), die aus den Felſen der Kliffs gebaut ſind. Die
Schneehäuſer ſind Unterſtände für Schlitten oder Jagdquartiere,
die in einer Stunde erbaut ſind.
Die Eskimos ſind ein robuſtes Volk. Krankheit iſt ihnen
unbekannt oder war es vielmehr, bis der Weiße kam und die
Influenza mitbrachte. Mit etwa ſechzig Jahren allerdings
be=
kommen alle Eskimos den Rheumatismus, an dem ſie dann
ſter=
ben; nur wenige werden ſiebzig Jahre alt, ein Achtzigjähriger
gilt für einen Methuſalem.
Zu den falſchen Auffaſſungen über das Land jenſeits des
Nordlichtes, ſagt Dr. Mac Millan, gehört auch die Vorſtellung,
daß die lange Nacht eine öde Zeit für die Eingeborenen ſei. Das
iſt lächerlich: den Eskimos iſt die Winternacht ebenſo natürlich,
wie unſere Nacht uns ſelbſtverſtändlich iſt. Und die Zeit der
Dunkelheit iſt für ſie die Zeit der Vergnügungen, wie bei uns.
Wenn am 19. Oktober die Sonne untergeht, um Monate lang
nicht wieder zu erſcheinen, dann beginnen die Eskimos zu
ſpie=
len, dann iſt ihre Zeit für Vergnügungen und für Beſuche
ge=
kommen. Während des langen Tages mußten ſie ſchwer
arbei=
ten, um genügend Nahrungsvorrat für die lange Nacht zu
er=
jagen. Unter den Felſen hat jede Familie ihre Beute an Walen,
Walroſſen, Seehunden und Eisbären, auch Eider=Enteneiern
aufbewahrt. Wenn die Jagdzeit ergiebig geweſen iſt, ſo gilt
der Eskimo für wohlhabend; wenn nicht, dann macht er ſich
keine Sorgen, denn er weiß, daß ſein Freund eine gute Beute
gemacht hat.
Wenn in einer Siedlung die Vorratskammer leer iſt, dann
die durchſchnittlich aus fünfzehn Bewohnern beſteht, geht auf
Befuch zu einer anderen, von der man weiß, daß ſie einen
rei=
vor dem Igloo ihres Gaſtgebers auf, Hunde und Menſchen
wer=
den in den Familienkreis aufgenommen und der Beſuch wird
mit Eſſen, Singen und Geſchichtenerzählung gefeiert. Wenn
fuhr, wurde der ungeheure Verkehr bei ſeiner Fahrt durch die Stra= auch dort die Nahrung ausgeht, dann ſchirrt der Gaſtgeber
zu=
ſammen mit den Beſuchern ſeine Hunde ein, und fort geht es
nach irgend einem anderen Dorf. Das geht ſo weiter, bis die
Die Eskimos teilen alles unter ſich: Frauen, Hunde,
Nah=
rung. Der Stamm beſteht aus 25—300 Leuten, die in kleinen
Siedlungen, dreißig Meilen auseinanderliegend, von je etwa
15 Bewohnern leben. Es gilt für einen Freundſchaftsbeweis,
anderen Mann auf Beſuch ſchickt. Es gibt mehr Männer als
Frauen, was zweifellos daher kommt, daß in Zeiten der
Hun=
gersnot man die kleinen Mädchen ſterben läßt, da die Knaben
für das Wohlergehen des Stammes wichtiger ſind.
Niemand weiß, wer der Vater eines Kindes iſt, aber das
macht keinem etwas aus. Die Eskimos ſind ſehr kinderlieb;
haben. Wenn einem Kinde beide Eltern ſterben, dann ſteht ihm
die Dr. Eckener enthuſiaſtiſch zujubelte. Nur mühſam, konnte ſich das jedes Heim offen. Alte Leute, welche keine Kinder haben, wie
Senatsauto, das Dr. Eckener zur offiziellen Begrüßung durch den Senat auch die Krüppel und Krauken werden ohne weiteres von ihren
Freunden verſorgt. In der Regel ſind die Eskimos geſund,
in=
telligent und normal. Verbrechen iſt ihnen unbekannt, und ſie
haben keine Läſter, keine Form der Beſtrafung und keine
Regie=
rung irgendwelcher Art. Da allen alles gehört, gibt es keinen
Diebſtahl. Auch die Igloos gehören niemändem; wenn eind
Mittags um 12 Uhr wurde Dr. Eckener durch den Bremer Senat im Familie nach einer anderen Siedlung zieht, ſo kaun das Haus
nehmen, wer es gerade braucht.
Die Ehen werden von den Eltern verabredet und gehen
ſel=
ten auseinander. Das heiratsfähige Alter liegt zwiſchen zwölf
und fünfzehn Jahren. Die Familien ſind gewöhnlich klein, da
viele Kinder tot zur Welt kommen. Die winzigen Behauſungen
meſſen etwa zwölf Fuß im Quadrat. Den meiſten Raum im
Matratze beſteht aus Gras, das jeden Sommer erneuert wird,
das Weltmeer zu würdigen. Die Weltſtellung Deutſchlands iſt durch die Decken aus Tierfellen. Wenn ein Beſucher über Nacht bleibt,
ſo teilt er das Familienbett. So ſeltſam es angeſichts der
Tem=
veratur ſcheinen mag, legen die Eskimos nachts die Kleider ab
und ſchlafen nackt. Sie baden niemals und waſchen ſich nie das
Bis ich ihnen Tee, Kaffee und Tabak ſchenkte, hatten ſie
niemals irgendwelche Reizmittel zu ſich genommen; ihre
Deli=
kateſſe iſt gefrorene Walroßleber, und ein ganz ſeltener
Lecker=
einen verheißungsvollen Fortſchritt. Dafür danken wir Ihnen als biſſen ſind die Venusmuſcheln, die ſie ſofort nach der Erlegung
aus dem Magen des Walroſſes herausnehmen.
Was Syſtem iſt, wiſſen ſie nicht. Sie kennen keine
regel=
mäßigen Mahlzeiten und keine beſtimmte Schlafenszeit. Wenn
ſie Hunger haben, eſſen ſie gefrorenes Fleiſch; wenn ſie ſchläfrig
ſind, gehen ſie zu Bett, niemals eher.
Die Religion der Polareskimos beruht auf Furcht und
Aber=
glauben. Sie glauben an einen gütigen Gott, aber bitten ihn
nie um Hilfe, da er ſeine Hilfe ohne weiteres gewährt. Sie
be=
ſchränken ſich darauf, die böſen Geiſter zu beſchwören, die ſehr
auch dann bleiben ſie dabei, etwa die Jagdausrüſtung eines
Ver=
ſtorbenen zu zerbrechen, um die Geiſter frei zu machen, damit ſie
ihn auf ſeiner Reiſe in die andere Welt begleiten. Manchmal
erwürgen ſie auch ſein Hundegeſpann, damit er ſich in jener Welt
ſchneller fortbewegen kann. All ſeine perſönliche Habe, die „
ge=
tötet” worden iſt, wird ihm aufs Grab gelegt. Die andere Welt
beſteht aus zwei Regionen, einer oberen und einer unteren:
merkwürdigerweiſe gilt die untere für erſtrebenswerter, weil ſie
wärmer iſt — alle wollen dorthin kommen.”
Geſchäftliches.
Der Geſamtauflage unſeres Blattes liegt ein Proſpekt der
Spar=
kaſſe über die Sparprämienverteilung Weihnachten 1925 Sc. auf den
vir unſere Leſer ganz beſonders aufmerkſam machen möchten. (St.15 880
Hieie
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr
(4 7): „Tiefland”. — Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr:
Großruſſiſches Balalaika=Orcheſter. — Orpheum, abends 8 Uhr:
„Das Karuſſel‟. — Evang. Gemeinfchaft „
Eliſabethen=
ſtraße 44, abends 8 Uhr: Du und deine Seele. — Union=, Reſidenz=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Mittwoch, den 26. November.
Städt. Leihamt, Kirchſtraße 9, ab vormittags 9 Uhr:
Verſteige=
rung von verfallenen Pfändern. — Fiſcherei=Verpachtung;
nachmittags 3½ Uhr, im Hotel Büchner in König.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 26. November.
Wechſelnde Winde und Bewölkung, nachts kälter, Froſtgefahr, teilweiſe
Niederſchläge oder Nebelbildung.
Hauptſchriſtleitung; Rudolf Mauve
Verantwortlich für Pogaſ und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Mar Streei=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantworiä.) für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtade.
Die heutige Nummer hat 14. Seiten
[ ← ][ ][ → ] PAaSt.
Lichtspiele
Orlae’s Hände
Drama in 7 Akten nach dem
Roman von Maurice Renard
In den Hauptrollen:
Panl Orlac . . . . . . . . . Honrad Veldt
Tronne Orlac . . . . . Alerandra Sorina
Der alte Orlac . . . . . . . Fritz Strassny
Regine . . . . . . . Carmen Cartellleri
Nera . . . . . . . . . . . Fritz Kortner
Zu Hilfe!
2 humorvolle Akte mit dem unergleichlichen
Max Lindner
Tangschute schrimptt
Anmeldungen:
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Besitzer: Leonh. Jöst.
Dienstag, den 25. Nouember 1924
ab abends 8½, Uhr
OROSSES
ETRA-KONZERT
mit Solo- und Kammermusik-Einlagen.
Leitung: Kapellmeister E. Harms. (15858
OM
3 Regimentsvereinigungen
ehem. 116. 117, 118, 168er
Weihnachtsfeier
Sonntag, 14. Dezember, nachm. 4
Uhr, in der Turnhalle am Woogspl.
Konzert, Vorträge, Kinderbeſcherung
* Ball
Um zahlreichen Zuſpruch bittet:
Der Veranſtaltungsausſchuß.
Vorverkaufsſtellen: Verkehrsbüro,
Al. Schneider, Schulſt. 8, Mylius
Zigarrengeſchäft. Herdweg 2
ſowie bei den Vorſtänden der
genannten Vereine. (15832
Krrrnaaaa
Orpheum
Uhr.
Nur noch dieſe Woche! e
Der große
II. November=Spielplan
bis 30. November.
I. Teil: Internat. Varieté
II.
Ruſſiſche Kleinkunſt
DasKaruſſel=
Vorher
neues Varlefe
Karten: Verkehrsbüro,
de Waal, Rheinſtraße 14.
und zngenteure C. B.
Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Donnerstag, den 27. d. Mts., abends
8 Uhr, findet im „Kaiſerſaal” (Weißes
(34782
Zimmer) eine
Zuſammenkunft
ſtatt. — Der Leiter der Gaugeſchäftsſtelle=
Weſt, GHerr Dipl.=Ing. Gerhardt=Köln ſpricht üb.
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wird gebeten.
Der Vorſtand der Ortsgruppe.
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Meiner verehrten Kundschaft zur gefl. Nachricht, daß ich mein seit 34 Jahren
geführtes Geschäft dem
Herrn Ernst Dürre
übertragen habe, das derselbe unter der Firma
Fr. WarneckeNachfg.
weiterführen wird. Herr Dürre wird stets bestrebt sein, sich durch gute und reelle
Bedienung die alte Kundschaft zu erhalten und neue zu erwerben!
Friedrich Warnecke.
Mit Bezug auf obige Mitteilung gebe ich bekannt, daß es mein ernstes
Be-
streben sein wird, durch erstklassige Waren und gute Auswahl mir das Vertrauen
der hiesigen Bevölkerung zu erwerben. Um der Kundschaft Gelegenheit zu geben,
mich kennen zu lernen, veranstalte ich
15831
6 Einführungs-Tage
beginnend Mittwoch, den 26. ds. Mts.
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OM
Landestheater.
Großes Haus.
Dienstag, 25. Nov.
4 7
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Anf. 7½, Ende 10 Uhr.
Preiſe: 1—10 Mk.
Klein. Haus. (V15838
Einmaliges Gaſtſpiel
Großruſſiſchen
Balalaika=
Orchefters.
Anf. 7½, Ende 9½ Uhr.
preiſe: 0,50, 1. 2. 3 Mk.
Zweite Sparprämienverteilung
Weihnachten 1925.
Der große Erfolg, der Seſſiſchen Sparprämien hat zu einer
Wiederholung Anlaß gegeben. Unſeren ſämtlichen (Einlegern iſt die
Möglichkeit geboten, ſich die Anwartſchaft auf eine Weihnachten
1925 zahlbare Prämie von 20—3000 Mark zu ſichern. Auf jedes
19. bis 20. Buch wird eine Prämie verbürgt. Die näheren
Be=
dingungen enthalten die an unſerem Schalter koſtenlos abgegebenen
Merkblätter.
(st15836
Wer ſpart, fördert unſeren Wiederaufſtieg.
War ſpart, bewahrt ſich auch vor eigner Not.
Darmſiadt, im November 1924.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt.
Muſikvereinsſaal
Darmſt., Steinſtr. 24
Mittwoch, 26. Nov.,
abends 8 Uhr:
Piolin=Abend
Arla Renz
Karten bei
Ehriſtian Arnold
Ernſt=Ludwigſtr. 9.
Mitglieder d.
Bühnen=
volksbund
Preiser=
mäßigung. (*34268fgi
Aollen sie
eine prakt. Erfindung der Neuzeit kennen
lernen, ſo beſuchen Sie die
Vorführungen
am Dienstag, den 25., Mittwoch, den 26.
u. Donnerstag, den 27. Nov. im
Kochſchul=
ſaal der Rundeturmſchule. Täglich von
7— 9 Uhr abends. Sie können ſich dortſelbſt
von der Brauchbarkeit des „Sarana”=
Herd=
u. Ofeneinſatzes ſelbſt überzeugen. Kein
Sparherd oder Sparroſt.
Wichtig für Hausfrauen, Birte u. Bäckerelen
Vertr. für Darmſtadt u. Umgebung
K. Nürnberger
Schützenſtr. 8. (e34738) Schützenſtr. 8
Hamburger Kaffee=Fabrikat
liefert guten Kaffee, 8 Pfd. in ſchöner Stand;
doſe 9 ℳ, Kakao, 8 Pfd. in ſchöner Doſe 8 ℳ=
9 Pfd. reine Tafel=Margarine 8 . gegen Nachn.
freidort. Nicht gefalld. nehme zurück (Il,Hbg, 12623
Otto Gehlert, Hamburg 13.
Weih=
nachts=
Preis=
Auf=
gabe!
DEN • NE.IE
DAS . . SEl
Obige Silben ergeben bei richtiger
Umſtellung ein bekanntes Sprichwort.
An die Löſer verteilen wir eine
große Anzahl
Prämien. —
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Dienstag, den 25. Robember 1924.
Seite 11.
übrigen gaben ſich die Darmſtädter Elf große Mühe, auszugleichen, aber
die Hintermannſchaft der Schwarzen war jeweils auf der Hut die
An=
griffe abzuſchlagen und die Darmſtädter in ihrer Hälfte
zurückzudrän=
gen. Das wohlverdiente Ehrentor wurde durch leichtfertiges Halten des
Beſſunger Torwarts erzielt. Nachdem Beſſungen dem Darmſtädter
Torhüter viermal Veranlaſſung gegeben hatte, den Ball aus dem Netz
zu holen, endigte das Spiel mit dem Ergebnis 4:1 für Beſſungen.
Leichtathletik.
Deutſcher Geherſieg in Itglien.
Das große internationale 100=Kilometer=Gehen, das alljährlich im
Spätherbſt in Mailand zur Entſcheidung kommt und ſchon in den
Jahren 1912 und 1913 mit dem Siege eines Deutſchen, des
Charlotten=
burgers Karl Brockmann, geendet hatte, ſah nach langer Pauſe wieder
einmal einen deutſchen Geher am Start, und zwar den Erfurter
Hähnel. Der Deutſche hatte als einziger Ausländer den ſtarken
Anſturm der italieniſchen Geher, etwa 70 an der Zahl, abzuwehren,
entledigte ſich aber ſeiner Aufgabe glänzend, indem er den
berühm=
ten Paveſi um nicht weniger als 4 Minuten auf den zweiten Platz
ver=
weiſen konnte. Das Ergebnis: 1..Hähnel=Erfurt 9:57:16,8;
9. Pavſi=Italien 10:01:02; 3. Giani 10:01:26; 4. Tiancetti; 5. Bericelli.
Schwimmen.
Ein weiterer deutſcher Meiſterſchwimmer ausgeſperrt.
Der deutſche Meiſter im Rückenſchwimmen, Dahlem=
Bres=
lau iſt vom Deutſchen Schwimmverband, bis zum 31. Mai 1925
disgualifiziert. Ueber die Gründe verlautet bisher pichts
Be=
ſtimmtes, jedoch wäre es angebracht, wenn der D.S.V. bei Ausſprechen
einer ſo ſchweren Beſtrafung, der Oeffenlichkeit auch die Urſ.
Maßregelung nicht vorentl
Fußball.
B. C. Union, Darmſtadt, Jugendabteilung.
Am vergangenen Sonntag konnten nachſtehende Reſultate erzielt
werden: 1b Jugend—Phönix Frankfurt, 1. Jugend 0:5; 2a Jugend—
Olympia Biebesheim, 1. Jugend 4:0; 1a Schüfler—Boruſſia Frankfurt,
1, Schüler 1:1; 1b Schüler—Chattia Wolfskehlen, 1. Schüler 1:1.
Große Ueberraſchungen in Berlin.
Die Berliner Verbands=Fußballſpiele am Sonntag brachten eine
ganze Reihe unerwarteter Ergebniſſe. So unterlag die Mannſchaft der
Tennis=Boruſſen, die erſt am Mittwoch gegen die franzöſiſche Elf eine
ſo gute Form gezeigt hatte, völlig unerwartet gegen Vorwärts, welche
Mannſchaft bisher noch keine beſondeven Leiſtungen zeigen konnte.
Ebenſo überraſchend kommt die Niederlage von Norden=Nordweſt durch
den BV. Luckenwalde, der auf eigenem Platze ſein erſtes Verbandsſpiel
in dieſer Saiſon gewinnen konnte. Alemannias glänzende Form wurde
durch einen 9:2=Sieg über den Berliner Sportverein 92 unter Beweis
geſtellt. Die Schmargendorfer wurden in den letzten 20 Minuten völlig
überſpielt. Preußen hatte gegen V.f.B. Pankow viel Pech, — Die
Er=
gebniſſe: Hertha/B.S.C.—Union Potsdam 3:0; Vorwärts-Tennis=
Bo=
ruſſia Sportverin 2:0; Union Oberſchöneweide-Kickers 2:1; V.f.B.
Pankow=Preußen 2:1; BV. Luckenwalde—Norden=Nordweſt 2:1;
Union/S. C.C.—Union 92 2:1; Niederſchönhauſen—Weißenſee 1900 6:0.
Weſtdeutſchland.
Kölner B. C.—Klub für Raſenſpiele Köln 1:4; Köln 99—Mülheimer
Sportv. 3:2; Boruſſia M.=Gladbach—Eintracht M.=Gladbach 2:2; V.f.B.
Aachen—Lürret 2:0; Düvener Spielverein-Bomner FV. 3:4;
Rhe=
ngnia=Köln—Germania=Düren 0:4; Koblenz 1900—Sportklub M.=
Glad=
bach 3:2; Verein für Raſenſpiele Köln—Alemannia=Aachen 1:3; Köln=
Sülz—Jugend Düren 3:2; Dürener F.C.—Viktoria=Köln 4:2.
Mitteldeutſchland.
Magdeburg: Fortung-Kricket Viktoria 2:1; Magdeburg 1900—
Preußen 0:0. — Leipzig: Wacker—Pfeil 4:1; Olympia/Germania—
Spiel=
vereinigung 2:1. — Dresden: Brandenburg—Sportgeſ. 3:0; Guts
Muts—Dresdenſia 6:1; Spielverinigung—V.f.B. 5:1; Sportklub—
Spielverein 06 2:1; Ring—Radebeuler B.C. 5:3. — Zwickau:
Sport=
klub/Sportvergg. 06—Krimmitſchau 2:0; F.C. 02—Tub Werdau 3:5. —
Plauen: Spielvergg.—V.f.B. 2:2; Sport= und Ballſpielklub-Vogtl. F.C.
1:0. — Jena: 1. S.V.—Spielvergg. 3:1. — Weimar: S.C.—V.f. B.
Apolda 4:3. — Erfurt: Spielvergg.—Konkordia=Plauen 4:3. — Gotha:
S. V. 99 Mülhauſen—Wacker 1:0. — Naumburg: S. C. Erfurt—F. C. 05
3:0. — Koburg: V.f.B.—Sportverein Steinach 4:0. — Halle a. S.:
Wacker—Merſeburg 99 3:1; Sportfreunde—S. V. 98 1:1; Halle 96—
Bo=
ruſſia 5:1. — Merſeburg: V.f.2.—Favorit Halle 0:0.
Norddeutſchland.
Hamburg: St. Georg—Eimsbüttel 3:2; H. S. V.—Sankt Pauli 9:0;
Union—Ottenſen 4:1; Blankeneſe—Holſatia 3:2; Konkordia=Komet 2:2
(Geſ.=Spiel). — Harburg: S.V.—Boruſſia 2:2; Viktoria=
Wilhelms=
burg-Viktoria=Harburg 6:3. — Itzehoe: Altona 93—Preußen=Itzehoe
5:2. — Neumünſter: Olympia—1910 3:1. — Bremen: A. B.T. S.—Komet
2:2: Geeſtemünde—Werder 1:1; Woltmershauſen—Hemelingen 4:2;
Friſia—Bremen Sportverein 3:3; Eintracht=Bremen—Wilhelmshafen
9:1. — Hannover: Arminia—Eintracht 6:0; Werder—Niederſachſen
4:3. — Braunſchweig: Eintracht-V.f.B. 1:0; V.f.B. Peine—Lleud
Braunſchweig 3:3. — Kiel: Holſtein-Viktoria Zizkow 3:0;
Union/Teu=
tonia-Nordmark Flensburg 6:0. — Lübeck: Phönix-V.f.L.
Schwe=
rin 2:0.
Schweizer Fußballſpiele.
Serbette—Chaux de Fonds 1:1; Cantonal—Etoile Chaux de Fonds
0:0; Fribourg—Urania Genf 3:2; Etoile Carouge—Montreux Sports
1:0; Old Bohz—Concordia 4:0; Bern—Aarau 2:1; Grencher—
Nord=
ſtern 2:1; Yozmg Fellows—Veltheim 3:1; Sankt Gallen—Graſſhopers
1:0: Zürich—Blue Stars 5:1; Young Boys—Luzern 6:1; Brühl (St.
Gallen)Win=erthur 1:3 (abgebrochen).
Wien.
Meiſterſchaft der Profeſſionalliga: Hakoah—Firſt Vienna 3:1;
Wie=
ner Athletikklub—Sportklub 3:2; Rapid—Amateure 3:0; Rudolfshügel—
Admira 1:1. — Fußball Tſchechoſlowakei: Slavia—D.F.C. 4:2 (2:2);
Nuſſelski F.K.—Rapid Prag 2:1; Wrzowice—Chechie Karlin 3:2. —
Brünn: Sidenice—Blue Stars 3:1; Morawska Slavia—Brüinner
Turn=
verein 2:2. — Teplitz: F.C.—D.F.K. Brüx 5:1. — Bodenbach:
Sport=
verein—Garniſon 6:1.
England.
Arſenal—Sunderland 0:0; Aſton Villa—Everton 3:1; Blackburn
Rovers—Bolton Wanderers 0:2; Bury-Preſton Northend 1:1;
Hud=
dersfield Town-Notts County 0:0; Liverpool—Leeds United 1:0;
Mancheſter City—Cardiff City 2:2; Newcaſtle United-Birmingham
4:0; Notingham Foreſt-Burnleh 0:0; Sheffield United-Weſtbromwich
Albion 2:0; Weſtham United—Tottenham Hotſpurs 1:1,
Handball.
Turngemeinde Beffungen-Turngemeinde Darmſtadt 1846 4:1.
Die erſten Mannſchaften obiger Vereine ſtanden ſich am vergangenen
Sonntagvormittag 10 Uhr auf dem Sportplatz am Finanzamt zum (Wanderer) vor Winter=Lichtenſtein i. S. (.S.I.) und W. Happe=
Freundſchaftsſpiele unter Leitung des Herrn Heid gegenüber.
Beſſun=
gen ſtellte eine äußerſt kräftige, ſichere Mannſchaft ins Feld, die ihre
Hauptſtütze im Mittelläufer und dem rechten Verteidiger hatte.
Turn=
gemeinde Darmſtadt trat mit einer ziemlich jungen ſehr flinken
Manu=
ſchaft an, die ſchließlich den kampferprobten Beſſungern nicht die Stange
halten konnte. Darmſtadt hat gute Einzelſpieler, jedoch läßt das Spiel
in ſeiner Geſamtheit noch manches zu wünſchen übrig. Die Urſache der
eigentlich ſo niedrigen Torzahl war das geringe Verſtändnis im Sturm
Beſſungens, zweifellos ſchöne Chancen wurden nicht ausgenützt und
Turnen.
Turngemeinde 1846.
Alle Menſchen, welche Sport betreiben, halten den ihrigen hoch, ja Einen glanzvolleren Abſchluß hätten ſich die Veranſtalter des
No=
für den ſchönſten und herrlichſten; und das iſt gut, muß ſo ſein. Unter vember=Turniers nicht wünſchen können. War es ſchon am Nachmittag
allen dieſen Sportarten iſt u. E. aber doch derjenige der ſchönſte, dem gedrängt voll, ſo war das Haus am Abend ſo ſtark beſetzt, daß die
Pro=
man ſich bis ins höchſte Lebensalter hinein hingeben kann. Zu dieſen gramme ſchon bei Beginn ausverkauft waren und man ſich im Laufe
zählt doch in erſter Linie das Turnen, welches nicht allein den Körper des Abends nur mit Mühe durch die Zuſchauermenge durchwinden
geſchmeidig erhält, die erſchlafften Muskeln, beſonders bei älteren
Männern und Frauen ſtählt und kräftigt, ſondern vor allen Dingen das durch den Batſchari=Preis, bei dem neun bis zu 1,60 Meter hohe, raffi=
Wohlbefinden fördert. Die meiſten Männer, beſonders wenn ſie älter niert aufgeſtellte Hinderniſſe zu ſpringen waren. Hier ſah man noch
werden, lieben die Bequemlichkeit, die einen nehmen an, wenn ſie ſich einmal alle Kanonen, Hanko, Goliath, Epache, Gammin, Luttine,
täglich einem ein= bis zweiſtündigen Spaziergang, die anderen ſich im
Sommer einer mehrſtündigen Gartenarbeit unterziehen, und wieder an= minder viel Fehler. Von den 32 Pferden, die die drei Abteilungen
be=
dere zu Hauſe ſich ſelbſttätig mit Handeln uſw. betätigen, ſolches würde
artige Einſeitigkeit wird immer nur von geringem Erfolg gekrönt ſein.
Alle dieſe Beſchäftigungen werden über kurz oder lang der bei ſo vielen nächſtbeſte im Springen. Da wurden das Pferd und der raſch zum
innewohnenden Gemächlichkeit wieder zum Opfer fallen. Beſonders aber. Liebling der Berliner avancierte junge Reiter mit einem Beifall belohnt,
alle Privatübungen, welche ohne Lehrer und allein vorgenommen
wer=
den, verſchaffen keine Anregungen, bringen deshalb aber auch dem ſich wiederholte, als bekannt gegeben wurde, daß Spanier auch Sieger
deshalb möglichſt in Geſellſchaft mit gleichaltrigen Männern, welche erhielt. — Die Ergebniſſe: Jagdſpringen, 1. Abtlg.: 1. v. Lan=
Anregung bieten und die Uebungen von einem tüchtigen Leh=er geleitet gens Hera (Lt. v. Deutſch), 2. Emden (Rittm. Binder), 3. Janoſch
werden. Solches Turnen unter gleichgeſinnten Kameraden, gegenſeitiger (Weigand), 4. Gürmer 2. (Lt. v. Manteuffel). Tot. 130, Pl. 34 18, 27,
Unterhaltung und Gedankenaustauſch wirkt belebend, macht Freude und
hierbei vergißt man die Sorgen des Alltags, wird wieder ein froher
Menſch unter frohen Menſchen. Wie viele geiſtig tätige Mäner gibt (Holſt). Tot. 54, Pf. 18, 16, 27, 19. 14 Teiln. — 3. Abtlg.: 1. Rittm.
es, welche tagsüber in den Geſchäftsſtuben ſitzen, viele Beamte, welche
von dem Abbau betroffen wurden, führen nur ein einſeitiges Leben, laus (Rittm. Lotz). Tot. 19, Pl. 16, 29, 24. 8 Teiln. — 4. Abtlg.:
verſagen ihrem Körper den friſchen Lebensmut, welcher demſelben ſo 1. Oberſtlt. A. v. Perezels Kelme /Rittm. Binder), 2. Quo vadis (Lt.
notwendig und andererſeits ſo leicht zu haben iſt. Dieſe frohen Stun= Graf Rittberg), 3. Tannhäuſer (Uffz. Baſſy), Tot. 29, Pl. 22, 22., 20.
den bietet allen Männern in mittlerem bis zum höchſten Alter die Turn= 9 Teiln. — 5. Abtlg.: 1. Lt. Frhrn. v. Liebenſteins. Tirol (Beſ.),
gemeinde 1846.
Seit einigen Jahren hat ſich in dieſer Gemeinde eine beſondere
ältere Männerriege gebildet, welche erſt aus ganz kleinen Anfängen 1. Graf Th. Medems. Darling (R. Treeck), 2. Jacob (Hillenberg),
hrausgewachſen iſt und heute nahezu 60 ältere Männer zählt, von denen
mehrere das 70. Lebensjahr überſchritten haben, und ſogar zwei, davon
im 75. und 76. Lebensjahre ſtehen. Gewiß ein Beweis, wie nötig ein
ſolches Turnen den noch zu Hauſe Sitzenden wäre, welche vielfach glau= Hohenau), 4. Tommy (Graf Hohenau). Tot. 160, Pl. 43, 32, 37, 24.
ben, den ſchwierigen Uebungen nicht mehr gewachſen zu ſein. Nein, die
Uebungen ſind alle leicht und können ſofort von einem jeden ausg=führt 2. Rübezahl (Graf Hohenau), 3. Apache (Frhr. v. Langen). Tot. 42,
werden; ſie beſtehen aus Marſch= und Freiübungen, welche jedes ein= Pl. 16, 17, 23. 7 Teiln.
zelne Glied des Körpers in Anſpruch nehmen. Den Schluß der
Uebungsſtunden bildet ein leichtes Geräteturnen, welchem jeder neue
Teilnehmer ſich gleich von Anfang an unterziehen kann. Dieſe
Uebungs=
leitet, ſind in einer ſo leicht anſprechenden Weiſe aufgebaut, daß ein
jeder, der an dieſen Uebungen teilnimmt oder teilzunehmen geſonnen iſt,
ſeine rechte Freude daran haben wird
Woogsplatz ein „Deutſches Turnen im Bühnenbild” ſtatt, wobei auch die
vorerwähnte Altersriege beſchäftigt ſein wird. Allen älteren Männern
jeden Standes iſt hierbei Gelegenheit geboten, ſich dieſes Bühnenbild Maira, Hermoder, Optimat, Callahari, Antenor, Aviator uſw. in der
und ganz beſonders dabei die Uebungen, welchen die Alten ſich
unter=
ziehen und wie weit ſie darin teilweiſe vorgeſchritten ſind, anzuſchauen.
Eintrittskarten ſind in der Parfümerie Müller (Rheinſtraße) ſowie beim
Hausmeiſter zu haben und wird gebeten, ſich damit baldigſt zu verſehen,
da ſolche bald vergriffen ſein werden.
Tv. 88/94 Nauheim.
vember) der Turnverein 88/94 ſeinen diesjährigen Turnabend im
Turn=
ſaal Ruhland ab. Der Abend, der in den bewährten Händen des
Turn=
lehrers Schönwald liegt, verſpricht recht angenehme Stunden, zumal
neben dem turneriſchen Teil muſikaliſche und humoriſtiſche
Vorführun=
gen nicht fehlen. An dem Abend wird auch, was ſicherlich die
Mitglie=
der des Vereins und alle Freunde der Turnerei intereſſieren wird, das
Ergebnis der Abſtimmung von dem morgens in Darmſtadt ſtattfindenden
Turntag des Main=Rhein=Gaues Deutſcher Turnerſchaft bezüglich des
nächſtjährigen Gauturnfeſtes bekannt gegeben. Gemeldet haben, ſich
Turnverein Lorſch und Turnverein 88/94 Nauheim.
Motorſport.
Die Straßenmeiſter des D.M.V.
Der deutſche Motorradfahrerverband hat nach den Ergebniſſen der
verfloſſenen Saiſon die Anwärter auf die D.M.V.=Meiſterſchaften des
Jahres 1924 feſtgeſtellt. Die Meiſterſchaft in der Kleinkraftradklaſſe (bis
150 ccm) kann noch nicht bekannt gegeben werden, da hier noch das Urteil
des Oberſten Schiedsgerichts abgewartet werden muß. Die Meiſter der
übrigen Kategorien ſtehen feſt. Das Ergebnis iſt erfreulich, da in den
meiſtgefahrenen Klaſſen die deutſchen Fabrikate vorzüglich abſchnitten.
Die Leichtkraft=Meiſterſchaft gewann Weißmantel=Nürnberg (
Zün=
dapp) vor W. Hirth=Stuttgart (Hirth) und Hugo Kalinowski=Oberurſel
(Horex). In der Kategorie der Juniorenmannſchaften (bis 350 ccm)
errang H. Ernſt=Breslau (A.J.S.) die Meiſterſchaft vor Sander=
Hannover (A.J. S.) und Herm. Roßner=Zeitz (A. J. S.). Die Meiſterſchaft
der Senioren=Maſchinen (über 350 ccm) holte ſich Schuſter=Chemnitz
Hannover (Wanderer). Bei den Maſchinen mit Seitenwagen (350—1000
cem) wurde Rubin=Düſſeldorf (Harley=Davidſon) Meiſter.
Thor=
meher=Berlin (Harley=Davidſon) und Rud. Arndt=Berlin (N.S.U.)
er=
reichten gleiche Punktzahl und liegen ſomit gemeinſam auf dem zweiten
Platz.
Radſport.
1eberraſchungsſieg im Breslauer Stundenrennen.
Das intereſſante Programm hatte der Radrennbahn in der
Bres=
lauer Jahrhundert=Halle ein volles Haus verſchafft. Im Mittelpunkt
der Ereigniſſe ſtand das Stundenmannſchaftsfahren, das nach
abwech=
ſelungsreichem Verlauf noch kurz vor Schluß eine große Ueberraſchung
brachte, indem es der Mannſchaft Behrendt=Stolz gelang, mit
plötzlichem Vorſtoß alle anderen Paare zu überrunden. Alle
gemel=
deten 14 Mannſchaften ſtellten ſich dem Starter. Bereits nach 11
Mi=
nuten gab es einen recht gefährlich ausſehenden Sturz, in den Hahn,
Nörenberg, Pohl und Buchwald verwickelt wurden. Beſonders
Nören=
berg wurde arg mitgenommen, ſo daß er bald darauf mit ſeinem
Part=
ner Michael ausſchied. Neben den Punktwertungen trugen verſchiedene
Vorſtöße weſentlich zur Belebung bei, bis dann zwei Minuten vor
Schluß Behrendt und Stolz ſich das Bravourſtückchen leiſteten und die
vollkommen überraſchten Gegner eine Runde zurückließen. — Im
Hauptfahren meiſterte Hahn abermals den deutſchen Meiſter Lorenz
einwvandfrei. — Ein wenig ſtörend machte ſich das unzulängliche
Schiedsgericht bemerkbar, das die einzelnen Fahrer nicht unterſcheiden
konnte und daher bei den Wertungsſpurts häufig falſche Plazierungen
vornahm. — Die Ergebniſſe: Ausſcheidungsfahren: 1. Neumann,
2. Roſenberger, 3. Schneider. — Hauptfahren: 1. Hahn, 2. Gottfried,
3. Lorenz, 4. Knappe. — Verfolgungsrennen: 1. Feja=Martin, 2. Carli=
Minoretti. — Punktefahren: 1. Osk. Tietz 11 P., 2. Huſchke 10 P.,
3. Behrendt 7 P. — Stunden=Mannſchaftsfahren: 1. Behrendt=Stolz
42,480 Kilometer; 1 Runde zurück: 2. Bauer=Weber 25 P., 3. Hahn=Osk.
Tietz 21 P., 4. Knuppe=Feja 17 P., 5. Lorenz=Lang12 P., 6. Oſtermeier=
Gottfried 6 P.
(II. Dr. 13707)
O dieſe
Glieder=
ſchmerzen
zum
* Salit lindert ſofort bei
Rheuma=
tismus, Reißen, Hexenſchuß,
Neural=
gien. In allen Apotheken. Tube 1 Mk.
Abſchluß des Berliner Reit= und Fahrturniers.
konnte. Auch ſportlich fand das Turnier einen glänzenden Abſchluß
Tommy, Erlaucht uſw, ſie aber verſagten alle und machten mehr oder
ſtritten, kam ein einziges, Spanier unter Lt. Momm, der als
letz=
ſchon genügen, um ſich zu kräftigen und zu ſtärken. Nein, eine der= ter Teilnehmer der letzten Abteilung ſprang, ohne Fehler über die
Bahn, obendrein in einer Zeit, die 4 Sekunden ſchneller war, als die
wie er während des ganzen Turniers nicht zu verzeichnen war, und der
Körper nur wenig Nutzen und verlieren zuletzt alle Freude. Man turne im Geſamtklaſſement ſei und ſein Reiter den wertvollen Ehrenpreis
45. 16 Teiln. — 2. Abltg.: 1. Stall E. Burges Goldfink (Schmalz).
2. Novice (Frau Hanebeck), 3. Tonkin (Rittm. Weingart), 4. Marſchall
Hummels Ultimus 2. (Lt. v. Deutſch) 2. Benno (Lt. Schmalz), 3. Nito=
2. Apache (Frhr. v. Langen), 3. Rhodus (Graf Staudinger). Tot. 73,
Pl. 23, 19. B. 9 Teiln. — Batſchari=Preis. Jagdſpringen, 1. Abtlg.:
3. Goliath (Frhr. v. Langen), 4. Siegfried (Hauptm. Herrſche). Tot. 161,
Pl. 31, 22, 16. 18. 11 Teiln. — 2. Abtlg.: 1. Lt. Frhrn. v. Nagels
Zauberflöte (Beſ.), 2. Weißer Hirſch (Pulvermaun), 3. Henry (Graf
14 Teiln. — 3. Abtlg.: 1. Hauptm. Schelles Spanier (Lt. Momm),
Erfolgreiche Vaterpferde.
In der Liſte der Vollblut=Beſchäler 1924 auf der Flachen ſtehen
ſtunden werden von dem Oberturnwart Hofferbert perſönlich ge= drei Feſtaſproſſen an der Spitze, nämlich Fervor, der letzte der
ausge=
zeichneten Feſtaſöhne, Pergoleſe, Feſtinos Sohn und damit Enkel,
ſo=
wie Fels. Die drei in Waldfried gezogenen Hengſte der Herren A. u. C.
v. Weinberg ſind alſo Inländer. Während für Fervor, deſſen Kü=
Am nächſten Sonntag, abends 7 Uhr, findet in der Turnhalle am der in dieſem Jahre 123 Rennen und 801 580 Mark gewannen, neben
Hornbori, Oſtrea Anmarſch, Perikles, Lapis, Electrig, Bafur und
Pala=
medes auch die famoſen Zweijährigen Favor, Siſyphus, Fürſt Emmo,
Hauptſache eintraten, ſetzten ſich für Pergoleſe in erſter Linie auch
diesmal Augias und Ganelon, ſowie Marcellus der Sieger das
Ba=
dener Zukunftsrennens, nachdrücklichſt ein. Pergoleſes Nachkommen
verdienten 357 520 Mark. Fels hat in Fundin das erfolgreichſte
W=. Pferd des Jahres geſtellt. Aber auch Iſchida, Manlius, Hannar und
Gravitas haben einen weſentlichen Anteil an der Summe von 332 005
Mark. Dicht hinter Fels rangiert als erſter Ausländer der franzöſiſche
Wie ſchon einmal mitgeteilt, hält am kommenden Sonntag (30. No= Grandprix=Sieger Nuage (331 300 Mark), der Vater von Olympier,
Gralsritter, Malateſta, Kardinal. Dalberg und anderen guten Pferden.
Sehr gut durchgeſetzt hat ſich mit 314 486 Mark der Oppenheimſche
Be=
ſchäler Ariel. Die Summe wäre ohne den Niederbruch von
Mon=
falcone ſicher bedeutend höher ausgefallen. Neben dieſem Dreijährigen
traten u. a. Marquiſe, Saturn, Sans Atout und Dollar nachhaltig für
den Derbyſieger von 1914 ein. Mit 282 164 Mark folgt an ſechſter Stelle
Lycaon, der Vater von Freigeiſt, Mißgunſt und Sinir, vor
Cſar=
das mit 262 155 Mark, dem Erzeuger von Barde. Stark in den
Hin=
tergrung gerückt iſt Dark Ronald, deſſen Nachkommen diesmal
nur 257 413 Mark zuſammengaloppierten. Die nächſten ſind ſodann
Eaſtern mit 151335 Mark (Pikdame, Goldwert), Gulliver 2.
mit 149 176 Mark (Taugenichts, Sterſchnuppe) und Dolomit mit
139 680 Mark, von welcher Summe über die Hälfte allein auf
Hampel=
mann entfallen.
Rund=Funk=Programm.
Diestag, den 25. November 1924.
Frankfurt (470 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Pro=
dukten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). — 11.55 Uhr:
Zeit=
angabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produktenbörſe Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger
Hopfen, Deviſenkurſe. — 4.30—5.15 Uhr: Nachmittagsmuſik. — 5.15—6 Uhr:
Lokales und Vermiſchtes in Muſik und Wort. — 6—6.30 Uhr: Die Leſeſtunde
(Meiſterwerke der Weltliteratur): Aus „Soll und Haben” von Guſt. Frehtag (
Fort=
ſetzung). Sprecher: O. W. Studtdann. — 7 Uhr: Stenographiſcher
Fortbildungs=
kurſus für alle Shſteme (Diktat von 80 Silben aufwärts). Anfragen ſind zu richten
an Herrn Georg Kalis, Münzenbergerſtr. 4. — 7.30 Uhr: Vortrag von Herrn Dr.
Lederer: „Die Hausparaſiten und ihre Bekämpfung” (Vortragszhllus des
Stadt=
geſundheitsamtes). — 8 Uhr: Der Briefkaſten. — 8.30 Uhr: Chorkonzert des
Männerquartettes Frankfurter Sänger. Mitwirkung: Frau Dr. v. Groß (Rezitation).
— 9.30 Uhr: Nachrichtendienſt, Wettermeldung, Sportbericht. — 9.40 Uhr: Die
Spätankündigung: Sie haben das Glück uns geraubt! — 9.50 Uhr: Theater und=
Konzertkalender. — 9.55 Uhr: Zeitvorbereitung. — 9.56 Uhr: Drei Minuten der
Hausfrau. — 10 Uhr: Zeitangabe. — 10—11 Uhr: Zeitgenöſſiſche
Kammer=
muſik. 1. Sonate für Violine und Klavier, op. 59, Chril=Scott; 2. Lieder, Manuele
de Falla; 3. Sonate für Violine und Klavier, Claude Dlbufſy. Ausführende: Frl.
Lotte Kleinſchmidt (Sopran), Herr Guſtav Lenzelvski (Violine. Am Grotian=
Stein=
weg=Flügel: Herr Dr. Merten vom Frankfurter Opernhaus.
Berlin (430 bzw. 505 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterbienſt. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der
Ber=
liner und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 505. — 12.15 Uhr:
Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: Ubermittlung des
Zeit=
zeichens. — 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten,
Wetter=
dienſt. — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Khr: Funkbörſe
(die amtlichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe:
amtliche Deviſen) auf Welle 505. — 4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg;
Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe) auf Welle 505. — 4.30—6.15 Uhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funk=Kapelle): 1. Ballade damoureuse, G. de Micheli
2. Duverture zu der Operette „Dichter und Bauer”, Fr. v. Suppé; 3. Traum=Walzer
aus der Operette „Der Feldprediger”, Millöcker; 4. Sieh, mein Herz erſchließet ſich,
aus der Oper „Samſon und Dalila”, Saint=Saens; 5. Fantaſie aus der Oper „Fauſt”,
Gounod; 6. Brünetten, Walzer, Gaune; 7. Lenz, Hildach; 8. Wolgageiſter, ſlaviſches
Potpourri, T. R. Leuſchner; 9. Rundfunkklänge, Marſch, Otto Möllnitz. — 6.20 Uhr:
Natſchläge fürs Haus. — 6.30 Uhr: Zehn Minuten für die Hausfrau. — 6.45 Uhr:
Vortrag des öffentlich angeſtellten Chemikers Herrn Dr. Heinrich Zellner: über
Ernährung, über unſeretäglichen Nahrungs=und Genußmittelundihre Verfälſchungen”
— 7.15 Uhr: Einleitende Worte zu „Der Barbier von Sevilla”. — 7.30 Uhr:
Sende=
ſpielbühne, Leitung: Cornelius Bronsgeeſt, III. Veranſtaltung: Der Barbier von
Sevilla. Komiſche Oper in zwei Akten „Text nach Beaumarchais von Ceſare Sterbini,
Muſik von Giogechino Roſſini. Für den Rundfunk bearbeitet von C. Bronsgeeſt:
Dirigent: Selmar Mehrowitz. Graf Almaviva: Maximilian Willinsky. Doktor Bartolo
Peter Lordmann. Roſine, deſſen Mündel: Alexandrine Alexandrolva. Baſilio,
Muſik=
meiſter: Leo Schützendorf. Figaro, Barbier: Hermann Kant. Fiorillo: Arthur
Neu=
damm. 1 Notar, 1 Offizier, 1 Diener, Soldaten, Muſikanten. Das Orcheſter beſteht
aus Mitgliedern des Berliner Philharmon. Orcheſters. Anſchließend: Dritte
Be=
kanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten
Theaterdienſt.
England (MEB.). Birmingham (4 75), 9.30 Uhr: Symphonie=Konzert des Birmingham=
Orcheſters, übertragen an London, Bournemouth und Cardiff. — Mancheſter (375),
8.30 Uhr: Unter italieniſchem Himmel. — Neweaſtle (400), 8.40 Uhr
und Ballett. — Aberdeen (495), 8, 30 Uhr: Abend=Konzert.
Die Maggt Geselschaft hat ihrekrreugnisse derKontrolle des Direktors desklysienischen
Instituts der Universität Berlin, Geheimrat Professor Dr. Martin Hahn, unterstellt.
Einfach mit kochendem Wasser übergossen, ergiebt der Würfel
kräftige Fleischbrühe zum Trinken und Kochen, zum
Ver-
verbessern oder Verlängern von Suppen und Soßen aller Art.
—n
[ ← ][ ][ → ]25. November 1924
Steuerreform und Großhandel.
Der Steuerausſchuß des Zentralverbandes des Deutſchen
Großhandels hat ſich in einer Vollſitzung am Donnerstag, den 20.
d. M., eingehend mit den gegenwärtig beſonders dringenden
Fra=
gen der ſteuerlichen Geſetzgebung und ihren Wirkungen auf die
Wirtſchaft beſchäftigt. Der Steuerausſchuß hat das Ergebnis
ſei=
ner Beratungen in nachſtehender Entſchließung zuſammengefaßt:
Der Großhandel iſt ſich bewußt, auch in Zulunft hohe
Steu=
ern dem Staate zur Verfügung ſtellen zu müſſen. Es beſtand
jedoch Einmütigkeit darüber, daß die in der Verordnung vom 10.
11. 24 vorgeſehenen Milderungen der Form und dem Umfang
nach völlig unzureichend ſind.
Es wird ſchlechthin vom Großhandel nicht verſtanden, daß
bei ſeiner überaus geſchwächten Kapitalbaſis, die ihm die
Auf=
rechterhaltung ſeiner Funktionen auf das äußerſte bereits
gegen=
wärtig erſchwert, ihm ſtändig Subſtanzverluſte durch die Steuern
zugemutet werden, obwohl, wie aus den Ausweiſen des Reiches
mit vollſter Klarheit hervorgeht, eine Notwendigkeit zu derartig
rigoroſen weiteren Vermögens konfiskationen
nicht beſteht. In dieſer Auffaſſung wurde der Ausſchuß noch ganz
beſonders durch die übereinſtimmend berichteten Mißſtände in der
Finanzgebarung einiger und gerade überaus wichtiger Länder
und Gemeinden beſtärkt. Völlig unwirtſchaftlich
wer=
den dort die den Unternehmungen entzogenen
Betriebs=
mittel verwendet, ohne aus den ihnen im Jahre 1924
zugefal=
lenen Eingängen aus den Steuerüberweiſungen, die ſelbſt die
größten Erwartungen weit übertroffen haben, ausreichende
Rück=
lagen zu machen.
Der Steuerausſchuß verlangt deshalb vom Zentralverband
des Deutſchen Großhandels, daß er unter Berückſichtigung dieſer
Geſichtspunkte mit größter Entſchiedenheit eintritt für:
einen ſofortigen weiteren Abbau der Steuern.
eine grundlegende Vereinfachung der ſteuerlichen
Geſetz=
gebung, die die gegenwärtige Willkür ausſchaltet und
durch=
ſichtige Klarheit ſchafft,
eine reſtloſe Verrechnung der bereits gezahlten
Einkom=
mensſteuervorauszahlungen bei der endgültigen Regelung
der Einkommenſteuer,
Anpaſſung der Ausgaben aller öffentlichen Verwaltungen
an die bei der gegenwärtigen wirtſchaftlichen Notlage
be=
ſchränkten Einnahmemöglichkeiten des Staates.
Ein Finanzausgleichsgeſetz, in dem der gegenwärtig überaus
ungeſunde Zuſtand des ſteuerlichen, die Reichsfinanzgebarung
oft überſchneidende, Sondervorgehens der Länder und
Gemein=
den beſeitigt wird, ſollte ſchnellſtens dem neuen Reichstag
vorge=
legt werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Mitarbeit der Induſtrie bei derkleinen
Tarif=
kommiſſion. An den Arbeiten der achtzehngliedrigen Kommiſſion
des Reichswirtſchaftsrates zur Vorbereitung der kleinen Zolltarifreviſion
war die Induſtrie durch die Herren Direktor, Kraemer, Kommerzienrat
Frank, Fabrikant Müller=Oerlinghauſen und Fabrikbeſitzer Voegele=
Mannheim vertreten. Den Herren, die in wochenlanger Arbeit und
täg=
lichen Sitzungen ihre große Erfahrung und ihr ganzes Können in den
Dienſt der Geſamtheit geſtellt haben, ſtattete der Präſident des
Reichs=
verbandes der Deutſchen Induſtrie, Herr Dr.=Ing. e. h. Sorge, in der
Hauptausſchuß=Sitzung des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie am
12. November 1924, den Dank der geſamten Induſtrie ab. Dr. Sorge hob
dabei insbeſondere die ſchwierige Aufgabe des neutralen Vorſitzenden der
Kommiſſion, Herrn Direktor Kraemer, hervor.
* Die deutſch=mexikaniſche Handelskammer, in
Nürnberg hat aus Anlaß der Regierungsübernahme des
neuge=
wählten mexikaniſchen Präſidenten eine außerordentliche
Generalver=
famm abgehalten, zu der hervorragende Vertreter des Außenhandels
aus allen Teilen Deutſchlands erſchienen waren. Auch die politiſchen
Vertreter von Mexiko nahmen daran teil. Der mexikaniſche
General=
konſul Liekens aus Hamburg begrüßte die Verſammlung, die vom
Prä=
ſidenten, Kommerzienrat Guckenheimer, eröffnet wurde, wobei er auf
die Bedeutung der Kammer für die Vertiefung des deutſch=mexikaniſchen
Verhältniſſes hinwies. Der nächſte Redner hob dann als die nächſten
Ziele der Kammer hervor die Beteiligung der deutſchen Wirtſchaft an
der geplanten großen Reiſe nach Mexiko und eine Ausſtellung von
deut=
ſchen Erzeugniſſen dortſelbſt.
Dderseett
Nr. 328
Ravag, Rauchwarenverſteigerungs=Aktiengeſellſchaft, Leipzig.
Die nächſte Wildwaren= und Kanin=Auktion dieſer Geſellſchaft iſt auf den
9. und 10. Dezember d. Js. feſtgeſetzt, mit Annahmeſchluß am 2. Dez.
Warenmärkte.
Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Der Auftrieb an
Schweinen bei dem heutigen Schweinemarkt betrug 258 Schweine.
Be=
zahlt wurden für 1. Qualitat 78 Pfg. und für 2. Qualität 74 Pfg. pro
Pfund Lebendgewicht.
Frankfurter Getreidebörſe vom 24. Nov. Getreide,
Hülfenfrüchte und Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und
Kleie mit Sack. Preis je 100 Kg. Weizen, Wetterau 21—23,25 Roggen
21,50—22,50, Sommergerſte für Brauzwecke 24—26,50, Hafer, inländiſch
17,50—21,50, ausländiſch —.—, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 35—38,50,
Noggenmehl 31,50—35, Weizenkleie 12,50—12,75, Roggenkleie 11,75 bis
12 Mk. Tendenz: anziehend.
* Mannheimer Produktenbörſe. An der
Produkten=
börſe herrſchte feſte Grundſtimmung, die von den etwa 30 Cent höheren
überſeeiſchen Forderungen ausging, ſich jedoch im Geſchäft nicht ſo
aus=
zuwirken vermochte, weil allgemein Zurückhaltung beobachtet wird.
Rahthfutter wird, reichlich aus Frankreich angeboten. — Verlangt
wur=
den für die 100 Kilo Weizen, inländiſch 24—24.50, ausländiſch 28—30,
Roggen, inländiſch 24, ausländiſch 25—26, Hafer, inländiſch 18—21,
aus=
ländiſch 19 bis 23.50, Gerſte 26—28.50, Mais mit Sack 21.75 bis 23 frei
Mannheim.
Von Futtermitteln koſteten Biertreber 20, Malzkeime 16,
Trocken=
ſchnitzel 12.50, je 100 Kilo Parität Mannheim. Gepreßtes Stroh wurde
mit 5.40 Mark, Heu mit 10 Mark die 100 Kilo franko Mannheim
an=
geboten. Weizenmehl ſpezial 0 koſtete 36 bis 38.50, Roggenmehl 33—35,
je nach Qualität. Bei einer Verſteigerung von 200 Tonnen
Weizenfutter=
mehl nach Holland ſchwimmend wurde 7.90 Gulden, für 50. Tonnen
Weizenkleie gleichfalls nach Holland ſchwimmend 6,35 Gulden die 100
Kilo erzielt.
An der Kolonialwarenbörſe herrſchte feſte Tendenz. Verlangt
wur=
den per 100 Kilo verzollt: Kaffe Santos 4.40 bis 4.80, gewaſchen:
5.30 bis 6.40, Tee, gut 7.20 bis 8.40, mittel 8.30 bis 9.50, fein 9.60 bis
12 Mark, Kakao, inländiſch 1.40 bis 1.70, holländiſch 1.80, Reis Burma
0.42, Weizengrieß 0.47, Hartweizengrieß 0.56, Zucker, kryſtalliſiert
0.68 Mark.
* Mannheimer Schlachtvieh= und Pferdemarkt.
Zum Markt waren zugeführt und wurden die 50 Kilo Lebendgewicht
gehandelt: 207 Ochſen: 20—48 110 Bullen: 30—44, 730 Kühe und
Rinder: 10—50 Mark, 567 Kälber: 50—74, 137 Schafe 20—36, 1958
Schweine: 56—75, 174 Arbeitspferde, pro Stück 800—2000 Mark, 36
Schlachtpferde 40—100 Mark. Marktverlauf: mit Großvieh ruhig,
Ueber=
ſtand, mit Kälbern und Schafen ruhig, langſam geräumt, mit Schweinen
ſchleppend, Ueberſtand, mit Pferden ruhig.
wb. Berliner Produktenmarkt. Die plötzliche
Hauſſe=
bewegung der amerikaniſchen Produktenbörſe blieb hier nicht ohne
ent=
ſprechenden Einfluß. Für Weizen und Roggen zeigte ſich ſeitens des
Konſums Nachfrage. Da die zweite Hand ſich mehr zurückgezogen hat,
wären die vom Aus= und Inlande nicht unbeträchtlich erhöhten
For=
derungen namentlich vormittags teilweiſe durchzuſetzen. An der
Mit=
tagsbörſe fanden zeitweiſe Verkäufe in Roggen ſtatt, ſodaß die höchſten
Frühpreiſe nicht immer aufrecht zu erhalten waren. Auch für Mehl
be=
ſtand erhöhter Konſumbegehr bei Fehlen zweithändiger Offerten. Gerſte
bleibt in guter Brauware gefragt. Mittelſorten waren ſchwer
ver=
käuflich. Für Hafer ließen ſich die hohen Provinzforderungen nicht
durchſetzen. In Futterartikeln war das Geſchäft ſtill.
Börſen.
Frankfuuter Börſe vom 24. November. (Eigener
Be=
richt.) Die heutige Börſe verriet deutlich eine gewiſſe Unſicherheit als
Folgcerſcheinung der ſchwebenden außenpolitiſchen Probleme,
insbeſon=
dere auch der engliſch=ägyptiſchen Spannung. Die Aktienmärkte, die in
ſich verhältnismäßig feſt blieben, wurden hiervon weniger in
Mitleiden=
ſchaft gezogen als der Rentenmarkt. Kriegsanleihe hatte man im
Frühverkehr bis 935 Md. Prozent gehandelt. Zu Beginn des amtlichen
Verkehrs trat aber, auf Abgaben ſowohl der Arbitrage, als auch des
Platzes (man beobachtete insbeſondere beträchtliche Abgaben eines
größe=
ren Hauſes, das ſeither als Käufer aufgetreten war) ein ſcharfes
Zurück=
weichen der Kurſe ein. Die Umſätze waren ſowohl in Kriegsanleihe als
auch in 3½proz. Konſols ziemlich beträchtlich, eine kurze Erholung trat
im Verlauf nicht ein. Zum Schluß des amtlichen Verkehrs hörte man
für Kriegsanleihe 840 eher Brief, für 3½proz. Konfols 1¾ Brief. Recht
gedrückt lag auch der ausländiſche Rentenmarkt und hier beſonders
Ana=
tolier und Türken. — Der Aktienmarkt war von dieſen Momenten
weniger berührt. Unter Führung der Montanwerte eröffnete man gut
b=hauptet und teilweiſe feſter, doch wurden die Höchſtkurſe des Samstag=
Freiverkehrs nicht ganz erreicht. Feſt lagen ſüddeutſche Zuckeraktien auf
günſtige Umſtellungsnachrichten. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe wurde
die Tendenz uneinheitlich und ſchwankte mit einer leichten Neigung zur
Schwäche. Die Kursermäßigungen, die ſich zur Einheitsnotiz ergaben,
hielten ſich aber überall in mäßigen Grenzen. Erſt nachbörslich trat eine
fühlbare Abſchwächung ein. Man hörte um etwa 2 Uhr Höchſter 204/.
Brief, A. E. G. 9½ Brief. Auch deutſche Renten gaben an der Nachbörſe
weiter nach: Kriegsanleihe 835—840 Md. Prozent, Konſols 1,37/, bis
1,334 Bn. Prozent.
wb. Berliner Börſe. Die ſchon in der Vorwoche zum
Durch=
bruch gekommene Ernüchterung am Markte der Vorkriegsanleihen hielt
heute an und zwar anſcheinend unter dem Eindruck der verſchiedenen
Miniſterreden, in denen vor allzu optimiſtiſchen Erwartungen inbezug
auf die Aufwertungsfrage nachdrücklich gewarnt wird. Die Spekulation
ſchien aus den Anleihen herauszugehen und ſich wieder am Aktienmarkt
beteiligen zu wollen. Bei überwiegendem Angebot ſenkte ſich daher der
Kursſtand der Kriegsanleihe bis 840 und der anderen entſprechenden
Papiere in gleichem Ausmaße. Gelegentlich eintretende Erholungen
waren nur von kurzer Dauer. Das Geſchäft in Dividendenpapieren war
bei Eröffnung des Verkehrs allgemein ziemlich lebhaft, ließ aber ſpäter
wieder etwas nach.
Für die Mehrzahl der Montanpapiere und auch für die führenden
Werte auf den anderen Gebieten ergaben ſich Kursbeſſerungen von 1 bis
vereinzelt 2 Billionen, für Eſſener Steinkohle, Harpener, Akkumulatoren,
Schuckert und Berlin-Karlsruher Induſtrie und Nordd. Wolle 7
Bil=
lionen. Die Beteiligung des Privatpublikums am Geſchäft — und zwar
hauptſächlich in den zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriepapieren —
nimmt nach Auskunft der Bankſeite allmählich zu.
Am Geldmarkt war anſcheinend im Zuſammenhang mit dem
Ul=
timo vermehrte Nachfrage feſtzuſtellen, die ſich in einem ſchlechten
An=
ziehen der Geldſätze äußert.
Oeviſenmarkt.
Brief
Geld I e
Geld
Brief Vue
tiert Amſterdam=Rotterdam.. 168 48 169.32 168.38 169.22 voll Brüſſel=Antwerpen .. . .." 20.325 20 425 20.325 20.425 voll Chriſtiania. . ... .. . ....." 62.04 62.36 62.04 62.36 voll Kopenhagen . . . . . . ...." 73.72— 74 08— 73.77— 74.13— voll Stackholm ............" 112.47 113.03 112.47 113.03 voll Helſingsfors ........... 10.525 10.585 10.53— 10.59— voll Italien .."
.. 18.22— 18.32— 18.14— 18.24— voll London ..
..." 19.41— 19.51— 19.35— 19.45— voll New=Norck ...
„.. 4.19 4.21. 4.19 4.21 voll Paris... 22.20— 22.32— 22.18— 22.30— voll Schweiz.
80.81— 81.21— 80.85— 81.25— voll Spanien..
... 56 96— 57.24— 57.26— 57.04— voll- Wien (i. D.=Oſterr.abg.).. 5.905 5.935 5.915 5.935 voll Prag ......."
...." 12.60 —
5.63— 12.66 — 12.63— 12.69— voll Budapeſt. . ........... 5.65— 5.625 5.615 voll Buenos=Aires. . . . . . . . . . 1.595 1.605 1.60— 1.61— voll Bulgarien ...
... 3.06— 3.07— 3.04— 3.06— voll Japan".
...... 1.60— 1.61— 1.5875 1.5975 voll Rio de Janeiro ........" 0.775 0.485 0.48— 0.49— voll Belgrad.
6.08— 611- 6.085 6.115 voll Liſſabon
18.45— 18.55 18.45— 18.55— voll Danzig
. 77.06— 74.44 76.91— 77.29— voll Konſtantinopel ...... 2.305 2.325 2.305 2.325 voll
Berliner Kurſe. EEigene telegraphiſche Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000
Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburg. Zellſtof
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f. Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan ......
„ Wolle. ......."
Chem. Hehden .......
„ Weiler .....
Deutſch=Atlant. Tel.. ..
Deutſche Maſchinen ...
Deutſch=Niedld. Tel....
Deutſche Erdöl ......."
Deutſche Petroleum.. .
Dt. Kaliwerke ....."
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte.
Oynamit Nobel ....
Elberfelder Farben..
Elektr. Lieſerung ...."
R. Friſter ...........
Gagegnau Vorz. .. . . .
Gelſenk. Gußſtahl....
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen ...."
Han. Maſch.=Egeſt.
19030 24. 11.
20000 Hanſa Dampfſch. . . 20000 20300 Hemoor Zement ..... 23000 24000 Hir ch Kupfer ......." 4125 4125 Höſch Eiſen ..........! — Hohenlohe Werke ..... — Kahla Porzellan ...." 38875 40000 Lindes Eismaſch. . . .. 67460 67000 Lingel Schuh ........" 125000 125000 Linke u. Hofmann ..." 3000 3100 L. Loewe u. Co. .. 18660 19250 C. Lorenz..".." 20250 19 00 Meguin ... ........ 7100 7700 Niederländiſche Kohle. 27100 29000 Nordd. Gummi. . . . 38900 32900 Orenſtein. . ....... 16250 16600 Rathgeber Waggon ... 31000 30500 Rombacher Hütten .. Roüitzer Zucker 90000 95000 Rütgerswerke .. 9875 10000 Sachſenwerk .. 19000 20375 Sächſiſche Gußſtahl .. 14750 14375 Siemens Glas .. 2800 8900 Thale Eiſenhütte ... .. 5875 5875 Ver. Lauſitzer Glas .. 1375 14000 Volkſtedter Porzellan. 118500 119500 Weſtf. Eiſ. Landendreer 0500 10300 Wittener Gußſtahl ... 63000 65000 Wonderer=Werke ..
21. 11
51500
16800
54000
20500
7600
7500
2250
10250
67875
4900
8200
47800
N50
16875
21875
50000
16500
2100
11400
19000
25500
6750
16000
23250
8875
24. 11.
8700
53060
17000
54750
21600
7500
75000
2300
10700
67000
4800
8750
47800
u300
16 00
5875
22250
49000
16250
1875
11800
19400
25250
6900
15500
2r250
3100
Frankenkurs in London: 87.35
Markkurs
19‟16
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Suropäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe .. . . . ..
.
49.
„.
3½% „
3½
Dollar=Goldanleihe per 1935
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen .
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg..
4½0 HI.—IK.
4½Dt. Schutzgebiet v. 0.8-11u. 13
21. 11. 24. 11.
Frankfurter Kursbericht vom 24. November 1924.
Sparprämienanleihe .. . . . . . .."Zwangsanleihe ..............
4% Preuß. Konſols .........."
„ .......
3½%0
3% „ „ .....
4% Bad. Ank. unk. 1935.. . . . . .
8½% „ „ v. 1907.......
3% „ „ v. 1896.......
4½ Bahern Anleihe ........."
31
...
Heſſ. Dollar Goldmk. Schatzanw.
rckz. 26 ....." 0.633
13.75 Md
1.345
1.5375
1.33
—
1.35
1.9
1.0375 0.363
12.6MI
273
1.475
*
1.49
1.512- 8—168 Heſſen Reihe XXXYI. untilg. b. 28 ............. 8 M 7.5 W 8½ Heſſen unk. 1924 ........." 0.5 0.47 ............
3½% 1.39 1.22 ......... 1.26 1.17 4% Württemberger alte ...... 1.5 1.4 b) Ausländiſche. 50 Bosnien L.=E.=B. v. 1914.. 5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 — 4½% „ 1902 ........." 2.25 175 . . . .
4% 5% Bulgar. Tabak 1902... .. . . 134½ Griech. Monopol ......" 4½%0 Oſt. Staatsrente v. 1913 ab 1918 ....... 3.25 4 ½.% Oſt. Schatzanweiſ. ſtfr. v. 1914 ..............." 4% Oſt. Goldrente ........." 10 10 4% „ einheitl. Rente ...... 0. 85( 6% Rum. am. Rente v. 03 .... 4½.% „ Goldrente v. 13 ...." 5.1 am. Goldrente konv.
4%0 225 4% am. v. 05 . 1. 40 Türk. (Admin.) u. 190. 8.75 4% „ (Bagdad Ser. 1 .. 8.25 „1I ........" v. 1911, Zollanl. ... 10.7 10 %o Ung. Staatsr. v. 14 .... G 6.25 „ Goldrente .... ..." 9.3 8.15 Staattr. v. 10 ..." 6.75 Kronenrente . 1.625 1.45
0.9225
1.175
1.105
1.55
94.75
100
89
0.675
7.5
0.810
1.1,
1.03
1.
94.75
100
88.9
0.670
0.6004
7.1
2.6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.)..
2a Neue „
4% Oſt. Staatsb, b. 1883 ...
1.b. 8. Em. . . .
„ 9. Em. . ...."
v. 1885 ...."
3% Oſt. Staatsb. b. Erg. Netz..
42 Rudolfb. (Salzkammerg.)..
4½%0 Angtolier I............"
3% Salon. Conſt. Fonktion ....
3% Salonique Monaſtir ......
5% Tehuantepec. . . . . . . . . . . . ."
4½%0
Außerenropäiſche.
Mexik. amort. innere .. . . .
tonſ. äuß. v. 99 ....
Gold v. 04, ſtfr. .
konf. inner. . .. .. .
Frrigati nsanleihe
Tamaulipas, Serie l......
Oblig. v. Transportauſt.
49 Eliſabethbahn ſtfr.
42 Gal Carl Ludw.=Bahn ...
5% Oſt. Südb. (Lomb.), ſtfr. .
T — Tauſend M— Milliouen Md
16‟
35
20.5
35
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
% Badenw. Kohlenſortanl. v. 23
5% Fſtr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
Em. ......"
5%0 Fftr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em.. . . . . . . . . . . . . . . . ..
6% Großkraftwerk. Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23
6% Heſſ.Braunk.=Rogg.Anl. v. 23
5% Heſſ. Roggenanleihe v. 1923
5% Neckar A.=G. Stuttgart Gold
anl. v. 23 ...........
5% Pfälzer Hyp. Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24 ...
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe,
5% „ Noggenwert=Anl. .
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ........."
5% Rhein=Main=Dona:
Gold=
anl. v. 23 ................
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23,
Ser. Iu. II............"
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Golbobl.
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſt.. . . . . .
Bank ſür Brauinduſtrie ......."
Barmer Banſverein ..."
Bayer Hupotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ...
Commerz= und Privatbank ..."
Darmſtädter u. Nationalbank. . .
Deutſche Bank ..
Deutſche Effelt.= u. Wechſelbank
Deut iche Hypot.=Bank Mein. ..
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft ... . . . . . .
Dresdener Bank............"
Frankfurter Bank ..... . . . . ..
Frankfurter Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . ..
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oſterreichiſche Creditanſtalt. . .
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbank
Rhein. Hhpothekenbank
Süddeutſche Disconto=Gefellſch.
Weſtbank ......."
Wiener Bankverein".
Bergwerl8=Aktien.
Berzelins
Bochumer Bergb.
Buderus.
Dt. Luremburger ............
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ..
Gelſenkirchen Bergw. ........"
Harpener Bergbau ...........
— oh
Umſatz X —rationiert
9.5
9.4
9.3
9.4
Gio
7.75
16.5
9.8
1.61
63
10.25
4.6
3.9
4.6
1.7
2.48
1.85
4.55
1.54
10
1.21
63.73
10.25
4.6 G
1.8
3.7
4.85
1.7
2.35
1.65
4.505
1.52
22/.
1.9
1.4
2.2
23.9
10.7
12.,6
3.7
47.
0.335
145
4.6
19
1.41
741
23
4.9
8.)
0.145
0.282
5.25
62.5
15
68
70
92.75
Kaliwerke Aſchersleben .. . ..
Salzdetfurt)... ..."
Weſtereg In.
Klöclnerwerke (abg. Lothr.=Hütte
Nannesmann Nöhren......."
Mansfelder ....."
..
Oberbedarf .............."
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......."
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Phönix Bergbau ............."
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Riebeck Montan ............"
Rombache Hütte . ..........."
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Ver. Laurahütt: ......"
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Brauer ien.
Henninger Kemp =Stern ....
Löwenbräu Munchen .......
Schöfferhof (Binding) .......
Werger ..
........
2.3
1.75
1.3
22
24.75
5.6
10½.
12.6
4.0
14.2)
1.9
0.415
556,
2.75
4.6
8.75
0.145
0 2701
5.
65.5
14.75
69.25
13
70
96.5
Arkumulat. Berlin ..."
Adler & Oppenheimer .. . . . . . .
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Anglo=Continental=Gugno ....
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Bergmann El. Werke ..... . . .."
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Lothringen (Metz)
Chem. Werke Albert ....."
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Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.,
Dingler, Bweibrücken ........
Dreson Schnellpreſſen ....."
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Düſſeld. Ratinger (Dürr)....
Dnckerhoff & Widm. St mm ..
Eiſenwerk Kaiſerslaute n ..
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Elberfelder Farbuv. v. Baher. ..
Elberfelder Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs=Geſ. ......"
Elektr. Licht und Kraft ........"
Elſäſſ. Bad. Wolle .........."
Emag, Frankfurt a. M. ......."
Email. & Stanzwv. Ullrich .....
Enzinger Werke ............."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlinger Spinnerei .........."
Faber Joh. Bleiſtift .........."
46.26 2 .25 26.5 22 23 34.75 59.5 9.25 3.8 3.5 3.8 3. 10.6 11 18.7 20 As 0.51 0.64 21.8 22.7 16. 15.1
22 165 6 5.25 5.25 2.62 14. 125 14.73 3.16 3.20 7.9 21.2) 21.75 9.7 „ 4.5 39.5 19, 11 13. 18 197. 2.9 .1 5.2 5.2 39.5 40.5 14.95 15.95 4.6 2.05 2.2 2.7 2.75 4.4
1.2 4.4
1.35 1.25 19.3 20f. 1.725 1.7 15.4 7.4 41 6.6) 0.28 0.26 iſ. 6.4 74
Faber & Schleicher ...........
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Felten & Guilleaume, Carlsw. .
Feinmechanik (Jetter) ........
Feiſt Sektkellerei Frankf. a.M..
Frankfurte: Gas ............"
Frankfurter Hof ............
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. .. ..
zanz. Ludwig, Mainz........
Geiling E Cie. ............. . .
Germania Linoleum .. . . . . . ..
Gelſenkirchen Gußſtahl ... . . . . .
Goldſchmidt, Th. ..........."
Gotha Wnggon .............
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach..
Grün & Bilfinger ............
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert, Armaturenf. . . . . . . . . .
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Hirſch Kupfer u. Meſſ....... ..
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Holzmann, Phil. . ..... . .. . . ..
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Junghans St mm .. . . . . . . . . .
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Knorr, Heilbronn ..........."
Kolb & Schüle, Spinn. . . . . . . .
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Lahmeher & Co. ....
...
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Lederwerke Spicharz .... ..."
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Lüdenſcheid Metallw. ... . . . .
Luther, Maſch.= u. Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
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Moenus Stamm....."
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Motorenfabrik Oberurſel ...
Neckarſulmer Fahrzeugwerke.
Neckarwerke Cßl. Stamm..
Lle werke Frankfurt a. M.
Peters Union Frankfurt a. M..
Pfäiz. Nähm., Kayſer ........
Philiups A.= 6. ............"
Purzellan Weiſſel ........"
Reiniger, Gebber & Schall .."
Rhein. Elektr. Stamm. . .
Rhein. Metall Vokzüge ......"
Rhenania Aachen ..........
Riedinger, Maſchinen ......."
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Rütgerswerke.
Sleuſiner (Frankfurta. M.) ...
Schneider & Hanau ..
Schnellpreſſen Frankenthal ...
Schramm Lackfabrik ......."
Schriftgießerei Stempel, Fin.
Shuckrt elektr (Nürnbees) ...
4.1 2.6
4.5 Stuttgart .. .. . 3.3 3.45 3.4
— 3.5
9.5 Transporl=Aktien. 0.9 0.81 Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . . . 40 10.5 3.75 3.7 Schantung E. B. ............ 2.25 2.4 111, 11.5 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.... 58 57 16.8 15 Hapag (Paketfahrt) ......... 24.75 24.35 0.38 Nordd, Lloyd ... 3.8 3.4 2.7 2.05 Darmſtädter Werte. 7.1
5.2 z. Bahnbedarf.. ...... .. ......" 4 — Dampfkeſſe Rodberg ........" 4. 5. Helvetia Konſervenfabrik ....." 41. 8. 5.4 Gebr. Lutz .................." 22.50 21.5 Motorenfabrik Darmſtadt . . . .. 8.25 11.5 13.5 Gebr. Roeder ..............." 7 0.6 0.6 Venuleth & Ellenberger ......" z1 1.55 1.575 2.25 1.8 Unnotierte Aktien. — Api
....
...." 21 18.25 19.4 Beckerkohle. . ............. . .. 6.85
6.8 (* Beckerſtahl ........"
Benz..... . . . . . . . . ." 1.4 1.5 Brown Boveri ....."
1.673 Chem. Andreae ..... — — 2,6 2.5 Deutſche Petroleum .. . . . . . . . 16.5 16.85 Diamond Shares ............" — — Entrepriſe...."
— — Falkonwerke ................ — —
79
45
18.5
25
5:.5
Großkraftw. Württbg. (Growag)
Unterfranken (ufra) .........
Hanſa Lloyd ................"
Hero (onſerven ............."
Holſatiawerke, Altona ........
Nubel Rheydt............."
Krügersuiall Kali .........."
Metall Starkenburg .........
Otto & Quanz ...... ........"
Naſtatter Waggon .........."
Textil=Ind. Barmen (Tiag)..
ufa Film .....
„....
0.14
—
1.3
0.13
[ ← ][ ][ → ] Das Belte ilf gerade guf genug.
Drum kauff jede Iparlame Hausfrau
Kahma-buffergleich
und Heine andere.
Ommev Fiſch.
Ubenalt, ephALlch.
Ppeis B16½.
unp
Rummer 328.
Lebenswogen.
Roman von Paul Lindenberg.
39)
(Nachdru ck verboten.)
Sing er mittags fort, ſo ſtellte er den farbenfriſchen Entwurf
in den Nebenraum auf einen der alten Grabſteine, derart, daß ihn
die ihn durchwandelnden Nonnen ſehen mußten. Mit ruſſiſchen
Buchſtaben hatte er als Inſchrift unter das Bild geſetzt: „Tatjana
betet für ihre Rettung.‟ Denn er vermutete, daß die Nonnen
ihre Blicke auf das Gemälde richteten, und daß die Prinzeſſin,
falls ſie ſich unter ihnen befand, die Inſchrift leſen und ihren
Sinn ſofort verſtehen würde.
Alle drei Stunden, von ſechs Uhr morgens bis acht Uhr
abends, erſchienen die Nonnen, in langſamem Zuge, je zwei
nebeneinander, voran die Aebriſſin, zum Schluß die Pförtnerin,
in der Kirche zu ſtiller, halbſtündiger Andacht, ſich in den
Bet=
ſtühlen verteilend, jede an dem beſtimmten Platz.
Lautlos ſtets nahte der Zug, wie eine Schar Abgeſchiedener,
die aus der Unterwelt heraufgekommen, um dann wieder
ſchatten=
haft in dieſelbe zurückzukehren. Die vier letzten Nonnen hatten
ſtatt der grauen weiße Schleier, als Zeichen, daß ſie noch Novizen
waren, alſo noch nicht das Gelöbnis, ihr ganzes Leben, ihr
Füh=
len und Denken, Tun und Handeln dem Orden und ſeinen
ſtren=
gen Vorſchriften zu weihen, abgelegt hatten.
Erſchienen die Nonnen, die Köpfe geſenlt, in den Händen den
Roſenkranz und das Gebetbuch, ſo verbarg ſich Wolf hinter einer
Säule oder in einer Seitenkapelle, ſich erſt wieder ſeiner Arbeit
zuwendend, wenn die Betenden die Kirche verlaſſen hatten. Nie
konnte er etwas von den Geſichtern erſpähen, die Schleier
verhüll=
ten die Häupter vollkommen; keine der ſchweigſam und unhörbar
Dahinziehenden, die mehr automatiſch bewegten, lebloſen
Geſtal=
ten glichen, als Menſchen von Fleiſch und Blut, richtete auch nur
ein wenig den Kopf in die Höhe — nichts, nichts war zu
er=
forſchen!
„Tatfana! Tatjana!” hätte Wolf manchmal rufen mögen, nur
um ein Zeichen des Verſtändniſſes, des Mitgefühls, der Hoffnung
zu geben, einen Gruß der Außenwelt, die nicht das arme,
ver=
ſchleppte, junge Prinzeßchen vergeſſen! —
Und immer wieder die quälende Frage: war die Geſuchte
überhaupt hier, war ſie die Schweſter Cäcilia la Blondina? War
nicht alles Harren und Suchen vergebens? Konnte der alte
Gärt=
ner ſich nicht geirrt haben, und gab es nicht mehr blonde
Novi=
zinnen? Wann würde man Antwort, Gewißheit erhalten? —
Auch von der treuen Bundesgenoſſin, von Aſta, hörte man
nichts! — —
12. Kapitel.
Schweſter Cäcilia la Blondina.
Klaus hatte wiederholt ſeine Wanderungen bis zu dem zwei
Stunden entfernten Corpo, wo Aſta Aufenthalt nehmen ſollte,
einem Städtchen, das wegen ſeiner geſchützten Lage und reinen
Dienstag, den 25. Robember 1924.
Laft gern von Leidenden und Krankgeweſenen aufgeſucht wurde,
ausgedehnt, aber nichts von Aſta entdecken können, was ſeine
Un=
rühe und Sehnſucht nur vermehrte. War dem teuren Mädchen
etwas zugeſtoßen, ſollten die Ruſſen Rache geübt haben, war ſie
krank? Fragen wollte er nicht, um kein Aufſehen zu erregen, wie
ja auch verabredet war, daß man ſich nicht kennen ſollte, falls man
irgendwo zuſammentraf.
Als eines Mittags Klaus den Freund vom Kloſter abholte,
konnte er ihm zwei Neuigkeiten mitteilen. Die eine: Pietro, der
Padrone der Trattoria, hatte Fabio berichtet, daß geſtern
nach=
mittag bei ihm ein Reiſender Einkehr gehalten, der ihn in ein
Ge=
ſpräch verwickelt und ihn gefragt, ob er ihm Wein und Olivenöl
berkaufen wolle. Gewiß, wenn der geforderte Preis bezahlt
wurde — —. Darauf wäre der Signor gleich eingegangen, ohne
zu handeln; das hätte ihn, Pietro, ſtutzig gemacht, denn er kenne
doch ſeine Landsleute und wiſſe, wie ſehr ſie zu handeln
verſtän=
den — er hätte ja deshalb ſchon eine höhere Summe angegeben!
Auf ſeine, Pietros Frage, woher er ſei und für wen er einkaufe,
hätte er erwidert, er käme aus Neapel und wolle Wein und Oel
ausführen, nach den ſkandinadiſchen Ländern. Dann hätte er ſich
nach den Geſchäften und dem Fremdenverkehr erkundigt und
hier=
bei allerhand über Wolf und Klaus erfahren wollen — das wäre
erſt nachher Pietro aufgefallen, als der Reiſende ſich entfernt
hatte. Er hätte ſeine Wiederkehr in Ausſicht geſtellt, dann ſollte
auch das Geſchäftliche erledigt werden.
„Allerdings, das iſt merkwürdig,” verſetzte Wolf. „Wer kann
an unſerem Hierſein ein Intereſſe nehmen? Und ein Italiener
war es? Der kann ja angeſtiftet ſein — aber von wem?”
„Sollten nicht die Ruſſen wieder ihre Hand im Spiele
haben?” meinte Klaus nachdenklich.
„Möglich, aber doch wenig wahrſcheinlich! Woher ſollten ſie
unſern Aufenthalt wiſſen? Beim Grafen Bruſſati war ſicher kein
Spion, und außer dem Grafen und Fabio erfuhr niemand etwas,
wohin wir gegangen. Aber Vorſicht iſt jedenfalls geboten. Und
deine zweite Neuigkeit, mein guter Muz?”
Klaus erzählte, daß er heute bei ſeinen Streifzügen mit Fabio
eine großartige Entdeckung gemacht — abſeits von allen Wegen
wäre er, um zu einem Ausſichtspunkt zu gelangen, auf allerlei
von Efeu und Ginſter überwucherte Ruinen einer Burg oder
eines Schloſſes geſtoßen, das, nach allen Anzeichen, die
Byzan=
tiner errichtet hätten, jedenfalls mit Benutzung von Ueberreſten
einer ſtattlichen römiſchen Villa. Denn bei ſeinem
Umherſchnüf=
feln hätte er in dichtem Geſtrüpp einen Gang entdeckt, der zu einer
kaum auffindbaren, halbeingeſtürzten Treppe geführt; dieſe wäre
er, mit Fabios Hilfe, hinabgeklettert, wäre in große Kellereien
gelangt, hätte eine weitere Treppe gefunden, die zu einem ſchönen
Gewölbe geleitet, das ſicher in römiſcher Zeit die Bäder enthalten.
Darauf deuteten die noch gut ſichtbaren Wandmalereien, der
ſchöne Fußboden mit ſeinen Moſaikdarſtellungen, allerhand
Röh=
ren und eine mit kunſtvollen Reliefs geſchmückte Marmorwanne
hin, in die noch heute ſilbernes Quellwaſſer plätſchere, das durch
den Boden der Wanne zu Tal fließe. Eine bogenartige Oeffnung
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allerdings halsbrecheriſcher Weg hinunterführe. Herrlich ſei die
Ausſicht durch die Fenſterlücken ſowie vom Altau, und er
ver=
ſtände gut, daß ſich hier einſt die verwöhnten Römerinnen und
nach ihnen die ſchönen Frauen aus Byzanz wohlgefühlt. Sichtlich
ſei der ganze Fleck ſeit langem nicht betreten worden, die
Kelle=
reien hätten wohl früher, nach alten Feuerreſten zu ſchließen,
Schmugglern und Briganten zum Aufenthalt gedient.
„Da merkt man wieder den Kriminaliſten,” lachte Wolf, „es
könnten doch auch wohl ganz unſchuldige Ziegenhirten geweſen
ſein?”
„Tutto ſchnuppo — wie ich alter Italiener mich hochgebildet
ausdrücke,” erwiderte Wolf fröhlich. „Jedenfalls habe ich dir
Konkurrenz mit meinen Studien gemacht, nicht mit Pinſel, Stift
und Farben, ſondern mit meinem Spürſinn und meinen guten
Augen!“
„Und der Zweck deiner Studien?”
„O Sancta Simplicitas — was, ich kann ſchon viel von der
Sprache Virgils und Taſſos?” meinte Klaus ſtrahlenden Geſichts,
„O du heilige Einfalt — merkſt du nichts? — Ein ſchöneres
Ver=
ſteck können wir uns gar nicht denken, wenn wir die Prinzeſſin,
das Idol deiner Träume und Gedanken, befreit und entführt
haben!"
„Wenn — ach wenn . . ., lieber Muz, du kennſt doch das alte
Gedicht vom Kaiſer und dem Abt: „Der Mann, der das Wenn
und das Aber erdacht, hat ſicher aus Häckerling Gold ſchon
ge=
macht!” Auch wir dreſchen vorläufig noch Häckerling, ohne es in
Gold verwandeln zu können! Erſt müſſen wir das Prinzeßchen
gefunden haben, und dann, ja dann . .
(Fortſetzung folgt.)
Das Gedeihen der Kinder
beruht in erster Linie auf einer sorgsamen Pfege des Körpers.
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Seite 14.
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