Darmstädter Tagblatt 1924


22. November 1924

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Nummer 325
Samstag, den 22. November 1924. 187. Jahrgeng

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Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalban!

Der Mmpf gegen die Matfmhraegäde.

Aenderung der deutſchen Taktik.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Verhandlungen über den Abſchluß eines Handels=
vertrages
mit Frankreich ſind wieder in Flußgekom=
men
, nachdem Staatsſekretär Trendelenburg mit neuen Inſtruk=
tionen
der deutſchen Regierung nach Paris zurückgekehrt iſt. Auf
beiden Seiten wird mit Recht Wert darauf gelegt, über die Ein=
zelheiten
der Verhandlungen möglichſt wenig in die Oeffentlich=
keit
dringen zu laſſen, um politiſche oder wirtſchaftliche Quertrei=
bereien
auszuſchalten. Immerhin kann man aus dem Gang der
Ereigniſſe entnehmen, daß die deutſche Regierung ihre
Taktik etwas geändert hat. Sie legt zunächſt kein aus=
ſchlaggebendes
Gewicht auf die Klärung der Fragen wegen der
Zukunft der 26proz. Ausfuhrabgabe, ſondern ſie iſt bereit, mit den
Franzoſen das ganze Thema der Handelsvertragsverhandlungen
durchzuſprechen und feſtzuſtellen, wo die Möglichkeit eines Aus=
gleichs
vorhanden iſt und wo Differenzpunkte beſtehen bleiben,
die dann nachher im Wege eines Kompromiſſes gelöſt werden
können. Sie braucht aber die Entſcheidung nicht zu beſchleunigen,
weil ja Ende November das Transferkomitee zuſammentritt, das,
wenn es ſich nicht ſelbſt überflüſſig machen will, von ſich aus den
Kampf gegen die Ausfuhrabgabe aufnehmen muß. Es iſt jetzt
ſvohl auch kein Zweifel mehr darüber möglich, daß der Brief
Des Reparationszahlungsagenten Gilbert zum mindeſten als
eine Warnung an die ausländiſchen Regierun=
gen
zu interpretieren iſt, daß ſie durch die Fortſetzung dieſer
überlebten Forderung das ganze Londoner Abkommen
gefährden.
Auch in England machen ſich Stimmen geltend, die zur
Vernunftraten. Man darf es nicht unterſchätzen, wenn jetzt
der Mancheſter Guardian den Franzoſen nicht nur ans Herz legt,
wie Unrecht ſie haben, ſondern gleichzeitig auch für England den
Nachweis zu erbringen ſucht, daß die Ausfuhrabgabe zwar früher
ihre Begründung hatte und zu dieſer Zeit auch ihren Zweck er=
füllt
habe, daß aber jetzt für ſie kein Raum mehr iſt. Inwieweit
ſich freilich diefe Auffaſſung bei den widerſtreitenden Intereſſen
Der engliſchen Induſtrie und des Handels durchſetzt, bleibt abzu=
warten
. Jedenfalls tut die deutſche Regierung Recht da=
ran
, daß ſie für den Augenblick einen Konflikt nicht provoziert,
ſondern vor der Hand abwartet, ob die ſachlichen
Gründe des Transferkomitees ſtark genug ſind,
um ohne Mitwirkung, der deutſchen Regierung
dem deutſchen Standpunkt zur Anerkennung zu
Berhelfen.
Auch wenn man die Ausfuhrabgabe ausſchaltet, bleibt ſelbſt=
berſtändlich
bei der Geſtaltung der künftigen Wirtſchaftsverhand=
lungen
mit Frankreich noch eine ganze Anzahl Streit=
punkte
übrig. In erſter Linie wegen der künftigen Rege=
lung
der elſaß=lothringiſchen Induſtrie, die mit
dem Ruin bedroht iſt, wenn ihr der Verkehr mit dem natürlichen
Hinterland, Deutſchland, abgeſchnitten wird. Auch da aber kön=
nen
wir darauf hinweiſen, daß aus unſerem eigenen Lande her=
aus
mahnende Stimmen kommen, die nach den Erfahrungen der
letzten fünf Jahre ſich keinen Illuſionen hingeben über die Aus=
ſichten
, die gerade die elſaß=lothringiſche Induſtrie aus der Fort=
ſetzung
des Rechtes einer bedingten Einfuhr ableiten muß. Sie
befürchten, daß die franzöſiſche Induſtrie in noch viel ſtärkerem
Maße dazu übergehen wird. Zweigniederlaſſungen in Elſaß= Loth=
ringen
zu errichten, nur um mit Hilfe des Kontingents ihre Ware
billiger nach Deutſchland herüberwerfen zu können.
Daran haben wir ſelbſtverſtändlich kein Intereſſe. Im Rah=
men
des Möglichen mag die deutſche Regierung bereit ſein, der
ehemaligen deutſchen Induſtrie in Elſaß=Lothringen den Ueber=
gang
zu erleichtern. Es muß aber jedenfalls unter allen Um=
ſtänden
dafür geſorgt werden, daß dieſe guten Abſichten nicht dazu
mißbraucht werden, um die franzöſiſche Konkurrrenz auf Koſten
der deutſchen Induſtrie zu fördern. Alle dieſe Geſichtspunkte
werden ſelbſtverſtändlich bei der Fortſetzung der Verhandlungen
in Paris vorgebracht werden müſſen. Daß auf deutſcher Seite der
gute Wille zu einem Abkommen vorhanden iſt, wurde in den letz=
ten
Wochen bereits mehr als einmal nachgewieſen. Die Fran=
zoſen
werden nun zu zeigen haben, wie weit es ihnen damit Ernſt
iſt, auf dem Fuße der Gleichberechtigung mit Deutſchland zu
einem Abſchluß zu kommen.
Die Unterredung zwiſchen Hoeſch und Herriot.
Paris, 21. Nov. Havas verbreitet über die geſtrige Be=
ſprechung
zwiſchen dem Botſchafter v. Hoeſch und Miniſterial=
direktor
Seydoux die Mitteilung, daß der deutſche Botſchafter
dieſem mitgeteilt habe, daß die Reichsregierung den Ab=
ſchluß
eines Handelsvertrages nicht mehr von derAb=
ſchaffung
der 26prozentigen Exportabgabe ab=
hängig
zu machen beabſichtige, daß ſie ſich indeſſen vorbehalte,
ſpäter vor dem Transferkomitee die Abſchaffung
dieſer Maßnahme zu fordern, da ſie als mit dem Geiſt
des Dawes=Planes unvereinbar zu betrachten ſei. Die Regie=
rungskreife
in Berlin, ſeien in der Tat der Anſicht, daß der
Reichstag es ablehnen würde, einen Handelsver=
trag
zu ratifizieren, der die Aufrechterhaltung dieſer
Abgabe in ſich ſchlöſſe. Franzöfiſcherſeits ſei auf dieſe Einwen=
dungen
geantwortet worden, daß die beiden Regierungen mit=
einander
zu verhandeln und den Handelsvertrag abzuſchließen
hätten und daß die Parlamente der beiden Länder dann unter
völler Währung ihrer Rechte dieſen Vertrag billigen oder ver=
werfen
könnten.
Der deutſche Standpunkt
läßt ſich in folgende Formel zuſammenfaſſen:
Stärkere Betonung unſeres Verhandlungswillens betreffend Auf=
hebung
der Abgabe beim Reparationsagenten; Aufrechterhaltung der
Forderung, daß der abzüuſchließende Handelsvertrag ſo gehalten ſein
muß, daß er Ausſicht hat, vom Reichstag angenommen zu werden.
Sehdoux und Herriot, die geſtern mit dem deutſchen Botſchafter
von Hoeſch eine länge: Uäterredung hatten, haben erklärt, daß ſie den
Vorbehalt bzüglich des Rcchstages nicht beanſtanden. Im übrigen
wurde in der Unterredung üiber die techniſchen Verhandlungen nicht ge=
ſprochen
.

Die deutſch=engliſchen Perhandlungen
London, 21. Nov. (Europapreß.) Die deutſchen
Sachverſtändigen werden hier am Sonntag er=
wartet
. Die nächſte Sitzung der Handelsvertrags= Unter=
händler
wird am kommenden Montag, vormittags, ſtattfinden.
Eine Sitzung der engliſchen Sachverſtändigen fand geſtern abend
im Handelsminiſterium ſtatt, die ſich mit den Vorbereitungen der
Unterhandlungen beſchäftigt. Der engliſche Botſchafter in Ber=
lin
hat geſtern den Präſidenten der engliſchen Handelskammer
aufgeſucht. Man nimmt an, daß der deutſche Handelsvertrag
Gegenſtand einer Beſprechung war. Man erwartet in London die
deutſchen Unterhändler am Sonntag und glaubt zu wiſſen, daß
dieſe auf der Genehmigung folgender drei Punkte beſtehen werden:
1. Errichtung deutſcher Bankfilialen in England.
2. Einſtellung von deutſchen Kellnern und deutſchen Matroſen
auf engliſchen Schiffen.
3. Abänderung der 26proz. Ausfuhrtaxe.
Laut Daily Expreß und Times iſt man in engliſchen
Handelskreiſen zu gewiſſen Konzeſſionen, insbeſondere bei der
Frage der Errichtung deutſcher Bankfilialen bereit; auch der Vor=
ſchlag
, deutſche Kellner und Seeleute auf engliſchen Dampfern
einzuſtellen, wird kaum ernſthaftem Widerſtand begegnen, voraus=
geſetzt
, daß ſtrenge Beſtimmungen die Deutſchen verhindern, billi=
ger
als engliſche Angeſtellte zu arbeiten. Was den dritten Punkt,
die 26proz. Aufuhrabgabe anlangt, widerſetzt ſich der Daily Tele=
graph
z. B. energiſch jeder Abänderung, befürwortet aber die
deutſchen Vorſchläge zur techniſchen Vereinfachung des Handels=
vertrages
.
Franzöſiſcher Zollvorſioß.
TU. Paris, 20. Nov. Handelsminiſter Reinaldy hat
der Kammer einen Geſetzentwurf vorgelegt, der bezweckt,
die Zölle zu erhöhen. Nach dem Temps handelt es ſich nicht
um eine Umgeſtaltung des franzöſiſchen Zolltarifs, ſondern ein=
fach
um eine Berichtigung der Zollſätze für etwa 300 Artikel. Dieſe
Maßnahme ſei dazu beſtimmt, den franzöſiſchen Zolltarif mit
den Zollſätzen in Uebereinſtimmung zu bringen, die in den
Ländern in Kraft ſind, mit denen Frankreich gegen=
wärtig
in Handelsvertragsverhandlungen ſteht.
Staatsſekretär Trendelenburg hatte heute nachmittag
eine Unterredung mit dem franzöſiſchen Handelsminiſter Rei=
naldy
, in der das Programm der morgigen Konferenz verein=
bart
wurde.
Die Erhöhung der Beamtengehälter.
Die Friedensgehälter nur in einzelnen Fällen erreicht.

Berlin, 21. Nob. Zur Frage der Beamtengehälter wird
von zuſtändiger Seite noch folgendes mitgeteilt: Die Erhöhung
der Bezüge der Beamten war notwendig, namentlich was die Ge=
hälter
der unteren Beamten betrifft. Die Bezüge der unteren
Beamten betrugen bisher ungeführ 80 bis 88 Prozent der Frie=
densgehälter
. Das Friedensgehalt iſt auch durch die neue Er=
höhung
nur ausnahmsweiſe erreicht worden. Im allgemeinen
liegen die Gehälter ſämtlicher Gruppen nach der jetzt vorgenom=
menen
Erhöhung zwiſchen 90 und 98 Prozent des Friedensgehal=
tes
. Daß die Gehälter nur in mäßigem Umfange erhöht wurden,
geſchah mit Rückſicht auf die Wirtſchaft, auf die Reichsbahn ſo=
wie
auf die Länder und Gemeinden, deren Finanzverhältniſſe
teilweiſe noch recht ungünſtig liegen. Ohne Poſt und Eiſenbahn,
aber einſchließlich der Ausgaben" für Penſionen und für die
Hinterbliebenenfürſorge erfordert die neue Erhöhung einen jähr=
lichen
Mehraufwand von 170 Millionen Mark. U. a. werden er=
hälten
: die unteren Beämten der Klaſſe 3 (immer nach dem
Steuerabzug) Anfangsgehalt 121 Mark, bisher 110, Endgehalt
156, mit Frau und 2 Kindern 208 Mark; Gruppe 5 mit Frau
und 2 Kindern 259 Mark, Gruppe 8 ebenſo 422 Mark, Gruppe 11,
ältere Regierungsräte, ledig, 609, verheiratet mit 2 Kindern
(höchſte Ortsklaffe) 676 Mark, Gruppe 13 Endgehalt mit 2 Kin=
dern
920. Mark.
Die Lohnverhandlungen bei der Reichspoſt.
Berlin, 21. Nov. In Gegenwart des Reichspoſtminiſters Höfle
wurden heute vormittag die vor einer Woche vertagten Lohnver=
handlungen
für die Lohnempfänger bei der Reichspoſt fortge=
ſetzt
. Die Verhandlungen dürften ſich vorausſichtlich bis in die heuti=
gen
Abendſtunden hinziehen.
Die Erhöhungen bei der Reichsbahngeſellſchaft.

Berlin, 21. Nov. Wie die Telegraphen=Union erfährt, werden
die Löhne der Reichsbahnarbeiter vorausſichtlich um 4 Pfg. die Stunde
erhöht werden, während die Gehälter der Beamten denen der übrigen
Reichsbeamten angeglichen werden. Am Samstag findet eine letztmalige
Fühlungnahme mit den Gewerkſchaften ſtatt. Die endgültige Entſchei=
dung
wird am Montag im Plenum des Verwaltungsrats fallen.

Lohnforderungen der Reichsarbeiter.
Berlin, 21. Nov. Am Donnerstag iſt im Reichsfinanzmini=
ium
auch über die Erhöhung der Löhne der Reichsarbeiter verhandelt
rden, die nicht zur Poſt oder zur Reichsbahn gehören. Die Arbeiter
derten eine Erhöhung des Stundenlohnes um 10 Pfg. vom 1. Nov.
Die Reichsregierung kann auch hier nur im Einklang mit den Maß=
hmen
bei Poſt und Reichsbahn handeln. Da die Löhne bei der Reichs=
hn
bisher etwas höher waren als bei den übrigen Betrieben, liegt der
reitpunkt hauptſächlich darin, daß die Reichsregierung die Erhöhung
vom 1. Dezember ab vornehmen will. Die Verhandlungen werden
rtgeſetzt werden.
Wie der Vorwärts berichtet, hat der Generaldirektor
Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft bei den Ver=
ndlungen
mit den Eiſenbahnerorganiſationen über die Per=
ialordnung
der Reichsbahn eine Reihe Anträge der Orga=
ationen
abgelehnt und die Organiſationen erſucht, trotzdem
Perſonalordnung anzunehmen. Die Vertreter der Verbände
klärten, daß ſie die Perſonalordnung ablehnen und
ch vorbehalten, ihre Mitglieder darüber zu unterrichten,

Von
Dr. Walther Croll=Berlin.

Nicht nur Geſchäfte, ſondern auch Ideen haben ihre Konjunk=
tur
. Wer dieſe Konjunktur richtig ertennt und ſein Tun danach
einrichtet, wird vor Enttäuſchungen bewahrt. Das gilt für den
Politiker genau ſo wie für den praktiſchen Wirtſchaftler. Im
Wahlkampf, der jetzt mit Macht eingeſetzt hat, haben diejenigen
Parteien die beſſeren Ausſichten, für deren Ideen die beſſere Kon=
funktur
beſteht. Gelingt es den anderen Parteien nicht, für ihre
entgegengeſetzten Ideen die Konjunktur zu beleben, ſo ſchwimmt
die Maſſe der Gedankenloſen und der gefühlsmäßig Eingeſtellten
davon. Die erſte Vorausſetzung für ein zielbewußtes Handeln
der Parteien iſt, daß ſie die Konjunktur der Ideen, anders
ausgedrückt: den Zug der Zeit, richtig erkennen. Natürlich
ſagt die zufällige Konjunktur zu einem gegebenen Zeitpunkt nichts
über den Wert und den Unwert der Ideen. Dem populären
Wort: Volkes Stimme Gottes Stimme ſteht der weiſe Spruch
entgegen: Vernunft iſt ſtets bei Wen’gen nur geweſen. Im
modernen Staat muß der Führer eine Gefolgſchaft haben, um
wirken zu können. Er muß es verſtehen, ſeine Ideen zu popula=
riſieren
, wenn er bei allgemeinen Wahlen eine Mehrheit und da=
mit
das Mandat zur Führung erhalten will.
Auch ohne den Wahlausfall in Hamburg, Mecklenburg und
Anhalt mußte der nüchterne Beobachter der Volksſtimmung er=
kennen
, daß die Weltverbrüderer in Deutſchland ſeit einigen Mo=
naten
eine Beſſerung der Konjunktur erfahren haben. Nach der
Sturraflut der internationalen Illuſion in den Jahren 1918 und
1919 kam eine furchtbare Ernüchterung. Sie äußerte ſich zunäc ſt
noch nicht in einer Belebung des nationalen Selbſtbewußtſeins,
da ſich die äußeren Daſeinsbedingungen für den Einzelnen und
für das ganze deutſche Volk in wachſendem Tempo verſchlechterten.
Erſt als in den Jahren 1921, 1922 und Anfang 1923 die Plünde=
rung
des unterlegenen Deutſchland zielbewußt fortgeſetzt wurde,
bemächtigte ſich des deutſchen Volkes ein verzweifelter Zorn. Es
hat der unerhörten Zumutungen des Londoner Reparationsdik=
tats
vom 5. Mai 1921, des oberſchleſiſchen Raubes vom Herbſt
desſelben Jahres, der Demütigungen des Jahres 1922 und ſchließ=
lich
des Attentats auf das Ruhrgebiet im Januar 1923 bedurft,
ehe ſich der Selbſtbehauptungswille des deutſchen Volkes nicht
iehr allein, in Hlaſſen= und Parteikämpſen, ſondern in plan=
mäßigem
Widerſtand gegen fremde Bedrückungen au swirkte.
Nicht die Einſicht der Sieger, ſondern der in Deutſchland ent=
ſtandene
politiſche Willen hat die Beſſerung unſerer Lage herbei=
geführt
, an welcher jede Partei heute für ſich ſelbſt das Haupt=
verdienſt
in Anſpruch nehmen möchte.
Das deutſche Volk iſt nach kurzer Zeit der Ermannung wieder
in ſeine alte Lethärgie verſunken. Gewiß hat Lord Curzon im
Auguſt 1923 ſeine Kritik an der Politik der Franzoſen und Bel=
gier
nicht auf Veranlaſſung Deutſchlands geübt. Auch iſt Poin=
caré
in den Wahlen vom 11. Mai nicht geſtürzt worden, weil die
große Mehrheit des deutſchen Volkes leidenſchaftlich ſeinen Rück=
tritt
wünſchte. Schließlich iſt Amerika gleichfalls nicht aus ſeiner
politiſchen Reſerve herausgetreten, weil wir ſeine Kapitalkraft
nötig hatten. Aber alle drei genannten politiſchen
Ereigniſſe ſtehen in unleugbarem Zuſammen=
hang
mit der Bekundung eines deutſchen Wil=
lens
, in der Außenpolitik und mit der Erman=
nung
des deutſchen Volkes zu außerordentlichen
Kraftanſtrengungen im Innern. Es hat den An=
ſchein
, als habe unſer Volk vergeſſen, was die noch recht be=
ſcheidene
Beſſerung ſeiner Lage veranlaßt hat. In den Maſſen
hat ſich wieder der alte Wahn eingeniſtet, daß die politiſchen
Früchte, die in London, Paris und Waſhington zu wachſen ſchei=
nen
, allein aus dem Boden fremden Volkstums entſtanden ſind und
von ſelbſt reifen werden. Man vergißt bei uns, daß es unſer
Tatwvillen war, der ſchwache Keime lebensfähig machte und den
Boden ſo bereitete, daß er die Bäume wachſen und Früchte trei=
ben
ließ.
Die Propheten der Weltverbrüderung, die Pazifiſten und
Völkerbundsenthuſiaſten, haben den Sinn der jüngſten außenpoli=
tiſchen
Entwicklung umgedeutet. Sne haben einen großen Teil
ihrer Anhängerſchaft von 19181920 wiedergewonnen. Sie leh=
ren
, daß wir unſer politiſches und wirtſchaftliches Glück erbetteln
und erſchmeicheln könnten, daß wir es uns nicht zu erkämpfen
brauchten. Wenn wir nur darauf verzichten würden, alte Unbill
nachzutragen und unſere Wünſche allzu dringend zu unterſtreichen,
ſo würden wir Stück für Stück zurückerhalten, was uns zum Le=
ben
nötig iſt und was man uns bisher verſagt hat. Was auf der
Londoner Konferenz vom Sommer dieſes Jahres zu unſeren
Gunſten durchgeſetzt werden konnte, hat ſich in das Gewand freier
Vereinbarung zwiſchen uns und den Alliierten gekleidet. In
Wirklichkeit war es die Folge der politiſchen und wirtſchaftlichen
Aktivität, welche das deutſche Volk ſeit 1½ Jahren bekundet hat.
Die Rückkehr zu der würdeloſen Beſcheidenheit und zu der An=
biederungspolitik
, der Jahre 19181922 legt die Kraft lahm,
welche in den außenpolitiſchen Entſcheidungen der letzten Monate
lebendig geweſen iſt. Die Ernüchterung wird nicht lange auf ſich
warten laſſen. Der Sinn der bevorſtehenden Wahlen iſt der, ob
es ſchon jetzt gelingt, unſer Volk von dem neuausgebrochenen
Wahn der Völkerverbrüderung in die Welt der Wirklichleit zu=
rückzuführen
. Nicht zu polterndem, anmaßendem Chauvinismus,
ſondern zu klarem nationalen Willen und zum Verzicht auf be=
queme
Illuſionen gilt es unſer Volk zu bekehren!

Unſerer heutigen Ausgabe liegt

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Seite 2

Samstag, den 22. Robember 1924

Rummer 825.

Baldwins Ruſſenpolitik.
Ablehnung der Macdonold=Verträge.
Scharfe Sprache gegen Rakowsfy.
TU. London, 21. Nov. Der britiſhe Außenminiſter Auſten
Chamberlain hat an den Sowjetgeſandten Rakowsky fol=
gende
Note gericht:
Die Regierung S. M. hat die zwiſchſen dem früheren briti=
ſchen
Kabinett und der Regierung der Union der Sozialiſtiſchen
Sowjetrepubliken verhandelten und am 8. Auguſt d. J. unterzeich=
neten
Verträge einer Nachprüfung unterzogcwi. Ich habe die Ehre
ihnen mitzuteilen, daß S. M. Regierung nach gebührender Ueber=
legung
nicht in der Lage iſt, die in Frage ſtehenden Verträge an
das Parlament weiterzugeben, oder ſie dem König zur Gegen=
zeichnung
zu unterbreiten.
Auſten Chamberlain hat heute dem ruſſſſchen Geſandten in
London Nakowsky die engliſche Autwort auf die Sowjetnote
vom 25. Oktober übermittelt, in der es u. a. wwörtlich heißt:
Sie haben anſcheinend aus eigenem Ant=Bebe und ohne ſich
die Zeit zu eingehender Auseinanderſetzung mſt Moskau zu neh=
men
den Brief Sinowjews für eine grobe Fälſhung erklärt. Sie
führten an, daß die Kommuniſtiſche Internaticmale ſich in ihrem
eigenen Rundſchreiben nie als 3. Kommuniſtiſehe Juternationale
bezeichne, daß Sinowjew nie als Vorſitzender digs Präſidiums des
Vollzugskomitees der Kommuniſtiſchen Intermiationale, ſondern
ſtets als Vorſitzender des Vollzugskomitees zeichnet, und daß
der geſamte Inhalt eine Anſammlung von Wideirſinnigkeitei dar=
ſtelle
. Die Regierung S. M. kann dieſe Anſicht nicht teilen, da
dieſelbe von den amtlichen Kundgebungen und der Preſſe der
Sowvjetunion widerlegt wird. Es iſt unnötig, ſich mit dieſen Ein=

gelegenheit zu diskutieren. Weiter müß ich bengerken, daß Sie
den Charakter der Ihnen von meinem Vorgänger gemachten Vor=
haltungen
vollkommen mißverſtanden haben, wenn ſie annehmen,
daß dieſe nur den Sinowjewbrief betreffen. Die Handlungen,
über die ſich S. M. Regierung zu beſchweren haben, beſchränken
ſich nicht auf einen beſtimmten Brief, ſondern dehnen ſich im Ge=
genteil
auf den geſamten Umfang der revolutionären Propaganda
aus für die der Brief ein bezeichnendes Probeſtück iſt und die
zum Teil im Geheimen und zum Teil, wie ſie ſelhſt bemerkten,
unverhohlen geführt wird. Die durch Rundfunk über die ganze
Welt verbreiteten Erklärungen Sinowjews bilden an ſich einen
genügenden Beweis, für die Propaganda, die von de 3. Interna=
tionale
mit Wiſſen und Zuſtimmung der Sowjetregierung andau=
ernd
geführt wird. Und gerade dieſes Syſtem kaum S. M. Re=
gierung
nicht mit den von Ihrer Regierung gegebenen feierlichen
Zuſicherungen in Einklang bringen.
Macdonald bemerkte in ſeiner Note vom 24. Oktober, daß
niemand, der die Konſtitution und Beziehungen der Internatio=
nale
kennt, ihren engen Zuſammenhang und ihre Verbindung mit
der Sowjetregierung anzweifeln wird. Weiter bemerkte er, keine
Regierung würde in einem Uebereinkommen mit einer fremden
Regierung, zu der ſie korrekte diplomatiſche Beziehungen unterhält,
dulden, das gleichzeitig eine mit dieſer fremden Regierung orga=
niſch
zuſammenhängende propagandiſtiſche Organifation die Un=
tertanen
der erſtgenannten Regierung zu Verſchwörungen, Re=
volutionen
und umſtürzleriſchen Vorbereitungen ermutigt und ſie
ſogar befiehlt.
Dieſe Feſtellung iſt richtig und die Sowjetregierung würde
gut tun, die Folgen einer Nichtbeachtung dieſer Ankündigung
ſorgfältig zu erwägen.
In einem dritten Schreiben Chamberlaius an Na=
kowski
bez. eines von letzterem in der Preſſe veröffentlichten
Aufrufes nach Beſtrafung aller an der Sinowjewbrief= Angelegen=
heit
Beteiligten, ſchließt ſich Chamberlain dem ablehnenden
Stanpunkt Macdonalds an.
Die Reichsregierung und das Lilſer Urteil.
Berlin, 21. Nov. Wie wir erfahren, hat das Urteil des
Liller Kriegsgerichtes in den Kreifen der Reichsregierung
außerordentliches Erſtaunen und Befremden
hervorgerufen. Es iſt bisher an den amtlichen Stellen
nur ein kurzer telegraphiſcher Bericht der Pariſer Botſchaft ein=
gegangen
. Man iſt jetzt damit beſchäftigt, die geſamte wichtige
Frage eingehend zu prüfen. Nach dem Berufungsantrag des
Generals v. Nathuſius geht die Entſcheidung an den Kaſſations=
hof
in Paris, der die höchſte franzöſiſche Gerichtsbehörde dar=
ſtellt
. Er dürfte auch zu prüfen haben, ob nicht in der Be=
ſchränkung
der Verteidigung ein Formfehler vor=
liegt
, der den Kaſſationshof veranlaſſen müßte, das Liller Urteil
für ungültig zu erklären. In einem für dieſen Fall einzuſetzen=
den
neuen Verfahren würde es dann möglich ſein, das
Entlaſtungsmaterial vorzubringen, das wegen der Kürze der
Zeit in der letzten Verhandlung nicht herbeigeſchafft werden
konnte.

Vom Tage.

Der baheriſche Miniſterpräſident Held begibt ſich mit dem Innen=
miniſter
Stützel und dem Juſtizminiſter Gürtner auf eine auf meh=
rere
Tage berechnete Reiſe nach der Pfalz. Die Miniſter werden
zunächſt an dem Feſtabend anläßlich der Tagung des Baheriſchen Beam=
tenbundes
, Gruppe Pfalz, in Kaiſerslautern, teilnehmen.
Ende der Woche werden ſich die deutſchen Vertreter zur Fortführung
der deutſch=engliſchen Vertragsverhandlungen nach London begeben.
Der franzöſiſche Handelsminiſter hat heute in der Kammer eine Ge=
ſetzesvorlage
eingebracht, die auf die Erhöhung einiger Ein=
fuhrzölle
abzielt. Dieſer Beſchluß iſt eine Antwort auf die bel=
giſche
Verordnung, die eine Erhöhung der Einfuhrzökle
für gewiſſe franzöſiſche Waren vorſieht. In dieſen Maß=
nahmen
iſt der Beginn eines Zollkrieges zwiſchen den beiden
Alliierten zu erblicken.
Daily Mail berichtet aus Paris, daß Chamberlain auf der
Fahrt zur Tagung des Völkerbundes nach Rom, die Gelegenheit er=
greifen
werde, um mit Herriot in Paris zuſammzutreffen.
Nach einer amtlichen Mitteilung aus Marokko wurde General
Serrano ſuährend einer Ruhepauſe im Feldlager durch einen Hals=
ſchuß
getötet. Die Zeitungen melden neue feindliche Angriffe
in der Umgebung von Tetuan.
Geſtern iſt das neue Buch von Blasco Ibanez erſchienen, das
Der wahre Alfons XIII. oder der militäriſche Terro=
in
Spanien betitelt iſt. An 2 Millionen Exemplare ſind an die
Freunde und Anhänger der ſpaniſchen Unabhängigkeitsbewegung bereits
zur Verteilung gelangt. Das Buch enthält ſchwere Anſchuldigungen
gegen den König und Primo de Nivera.
Daily Mail berichtet aus Athen, daß ein revolutionärer
Handſtreich, der um Mitternacht verſucht wurde, durch das raſche
Eingreifen der Regierung vereitelt wurde. Die Lage iſt ruhig.
Der Zeitung Ahram zufolge hat die britiſche Regierung
beſchloſſen, das Amt des Gouverneurs des Sudan3 von dem Poſten
des Oberbefehlshabers der ägyptiſchen Armee zu trennen.
Ere Nouvelle bringt Gerückſte, wonach Matroſen in Kron
ſtadt gemeutert haben und ſich Trotzkifs bemächtigten,
der ſorgfältig bewacht wird. Es iſt zur Zeit unmöglich, eine offizielle
Beſtätigung dieſer Gerüchte zu erhalten. Eine Beſtätigung bleibt abzu=
warten
.
In Waſhington verlautet beſtimmt, daß Staatsſekretär Hopver
weiterhin auf ſeinem Poſten verbleibt, dagegen Wilbur vom Marine=
departement
zurücktreten wird.
Nach einer Havasmeldung aus Waſhington hat das Staatsdeparte=
ment
effiziell das in Genf umlaufende Ger ücht dementiert, daß
die Waſhingtoner Regierung ſich anſchicke, eine Entwaffnungs=
konferenz
in Euvopa zuſammenzuberufen.
Reuter meldet aus Peking: Tuan Chi=fui trifft wahrſcheinlich
am 26. November in Peking ein, wo er bis zur Präſidentſchaftswahl
die Regierung übernehmen wird.

* Die Liller Rechtsbeugung.
Die ganze Aufmachung des Liller Prozeſſes, die beſchleunigte
Anſetzung des Verhandlungstermines und die dadurch unmög=
lich
gewordene Herbeiſchaffung der deutſchen Entlaſtungszeugen
laſſen keinen Zweifel darüber offen, daß von hoher franzöſiſcher
Stelle die Beſchränkung der deutſchen Verteidigung beabſichtigt
war. Der Verteidiger Nicolai war noch bis zuletzt der Anſicht,
daß er die Vertagung der Verhandlung erreichen würde. Vom
franzöſiſchen kommandierenden General wurde aber der Termin
für die Verhandlung offenſichtlich aus dem Grunde ſo ſchnell
anberaumt, um die Vorbereitung einer fachlichen Verteidigung
unmöglich zu machen. Die Bemühungen der Reichsregierung,
die Unſchuld des Generals von Nathuſius nachzuweiſen, wurden
durch die überſtürzte Anſetzung des Verhandlungstermines ver=
eitelt
. Es war nicht möglich, bis zum 20. November genügend
entlaſtendes Material und Entlaſtungszeugen herbeizubringen.
Zudem ift die Abſchrift des Abweſenheits=Urteils der deutſchen
Regierung erſt vor acht Tagen zugegangen. Seitdem haben Aus=
wärtiges
Amt, Reichswehr=Kommando, Juſtizminiſterium und
Oberreichsanwalt alles getan, um Entlaſtungszeugen und ent=
laſtendes
Material herbeizuſchaffen. Obgleich in dieſer Weiſe
auch heute noch gearbeitet wird, war der Zweck wegen der Kürze
der Zeit nur, noch teilweiſe zu erreichen. Ein Beamter des
Reichsanwaltes iſt in Deutſchland herumgereiſt, um die einzelnen
Vernehmungen vorzunehmen. Die Frau und Tochter des Gene=
rals
haben unter Eid ausgeſagt, daß die angeblich von dem Ge=
neral
beiſeite geſchafften Gegenſtände nicht nach Hauſe gebracht
worden ſind. Es iſt gerade jetzt gelungen, dafür einen Zeugen
ausfindig zu machen, daß der General nicht mit mehr Gepäck aus
Lille abgereiſt iſt, als er hineinbrachte. Der Stabswachtmeiſter,
der ſeinerzeit das Gepäck verpackt hat, wird jetzt eidlich vernom=
men
werden. Die deutſche Reichsregierung wird natürlich im
Einverſtändnis mit dem General gegen das Urteil von Lille Ein=
ſpruch
erheben.
Der Verteidiger des Generals von Nathuſius, Rechts=
anwalt
Nicolai, hat das Kaſſationsverfahren gegen
das geſtern vom Kriegsgericht in Lilſe ausgeſprochene Urteil
eingeleitet.

Das Wettrennen
der Gewaltigen in Ching.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. MI. P. London, 20. Nov. (Durch Flugpoſt.)
Der letzte Abſchluß des großen Dramas im himmliſchen Reich
zeigt folgendes Bild: Marſchall Wu flüchtet, an Bord eines
Küſtendampfers, aber umgeben von drei ſeiner treuen Kreuzer,
vor Tſchifu, in Tientſin im Hauſe des Präſidentſchafts=
kandidaten
Tuan Tſchijui, der Satrap des Nordens und der Ver=
räter
Feng, in Peking Karaghan umgeben von ſtetig
wachſender Anhängerſchaft, von Kanton aus in See gehend Sun
Yat Sen, der ſowjetiſierte Zukunftskandidat, der eines noch nicht
eingeſehen hat, daß immer nur die Tuchuns, das heißt: die mili=
täriſchen
Führer in China die Gewalt in Händen haben.
Die in Tientſin ſahen wohl, daß nichts weiter übrig bleiben
werde, als den Kampf mit neuen Mitteln auszufechten. Darum
ſetzte Tſchang von Tientſin aus Truppen im Eilmarſch nach
Süden entlang der Yenſen Pukolpbahn in Bewegung. Feng
ſollte entlang der Hauptbahn Hankan marſchieren laſſen. Da
er ſich aber als Verräter nicht ſicher fühlte, ſcheint er nur einen
Teil ſeiner Truppen in Bewegung geſetzt zu haben. Tſchang be=
hielt
in Tientſin und Peking ſtarke Abteilungen ſeiner Armee,
ſodaß er abſolut Herr der Lage blieb. Die von ihm abgeſandten
Truppen ſollten eher am Yangtſe anlangen als Wu. Glückte
das, ſo war dieſer der Möglichkeit zu jeder neuen großen Aktion
beraubt. Er konnte höchſtens noch einen hinhaltenden Kleinkrieg
führen. Aber Marſchall Wu ließ ſeine Kreuzer das äußerſte aus
ihren Keſſeln herausgehen. Er hatte fraglos vor Tſchi Fu die
Hoffnung, immer noch eine gute Botſchaft von dem ihm er=
gebenen
Tſchih, dem Tuchuns von Kiangſu, zu erhalten. Aber
eine Einigung der Yangtſe=Tuchuns zu ſeinen Gunſten hat ſich
in Nanking zu lange hingezögert. Es ſchien ihm daher unter=
wegs
reichlich gefährlich, ſeinen urſprünglichen Plan auszuführen,
der darin beſtand, ſchon in Haitſchun, ungefähr dem vierten Teil
der Strecke KigutſchouSchanghai, zu landen und mit der
Lunghai=Querbahn genau weſtlich nach Loyang am Hwangho zu
fahren. Die Gefahr des Abgeſchnittenwerdens war zu groß ge=
worden
, denn es trennte ihn noch eine zu große Strecke vom
Yangtſe. Daher fuhr er mit ſeinem kleinen Geſchwader weiter,
lief in den Yangtſe ein und fuhr nach kurzer Beſprechung mit
Tſchi von Nanking mit dieſem an Bord den Fluß hinauf nach
Hangkai. So hat er Tſchang mit einem großen Vorſprung ge=
ſchlagen
, da deſſen Truppen kaum die Südgrenze Schanghung
bezw. Tſchili überſchritten haben können.
Nun ſitzt er ſo recht in der Mitte Chinas, in der Stadt, welche
ſchon in Tientſin als eine beſſer gelegene Hauptſtadt des Reiches
erkannt worden iſt. Es iſt für ihn etwas ganz anderes, als wenn
er, halb eingeſchloſſen, aus dem fernen Norden mit den Tuchuns
des Yangtſebeckens und der Provinz bis zum Hwangho unter=
handelt
. Die Tuchuns vom Yangtſe und vom gelben Fluß haben
ſich auch bereits in Hangtau als militäriſche Provinzregierung
Wu=Tſchah=Fu etabliert, und Marſchall Wu hat ſeiner erfolg=
reichen
Aktion die Krone dadurch aufgeſetzt, daß er Tuan, der ſich
ſchon in Tientſin für eige Verſtändigung mit ihm ausgeſprochen
hatte, telegraphierte, er ſei bereit, ihn als Präſidenten anzuerken=
nen
. Unſtreitig iſt jetzt Marſchall Wu durch ſeinen genialen
Schachzug wiederum Herr der Lage, auch inſofern, als er Kanton
und Peking abſperrt.
Ohne Truppen iſt der Schwätzer Sun Yat Sen kaum weder Ka=
raghan
noch Tſchang willkommen. Will nun Tſchang bald an
die Einleitung eines neuen großen Krieges zwiſchen Nord und
Süd denken? Die Entſcheidung wird auch für die an China mit
ihrem Handel intereſſierten Großmächte von Bedeutung ſein.
Es iſt ja immer wieder von Induſtrie, Handel und Finanz der
Gedanke angeregt worden, eine internationale Beſprechung über
die Zuſtände in China abzuhalten. Entſprechend der bezüglichen
Wendung, welche Baldwin in ſeiner Guildhallrede gebrauchte, hat
auch dem Vernehmen nach ein unformaler Austauſch von Anſich=
ten
darüber ſtattgefunden, wie weit man ſich wohl mit der chine=
ſiſchen
Frage beſchäftigen kann. Ein Ergebnis ſoll jedoch nur
nach zwei Richtungen zu verzeichnen ſein, einmal, daß es ſich
unbedingt nur um eine gemeinſame Jutervention handeln könne
und daß eine ſolche nur darin beſtehen könnte, die chineſiſche
Regierung zu erſuchen, eine erneute Zuſicherung bezüglich der
Vertragsrechte abzugeben. Sodann iſt man ſich darüber einig,
daß, bevor ein ſolcher Schritt unternommen werden kann, erſt
eine Klärung der Sachlage erfolgen muß, dahingehend, wer
eigentlich eine geordnete Regierung und das Land dominiert,
Tſchang oder Wu, oder wer ſonſt.

4 Aus Miniſterialreferaten.
(Nach den Akten des Staatsarchivs.)
Neben den veröffentlichten Denkwürdigkeiten der Miniſter
Du Thil und Dalwigk, neben den Verhandlungen der Stände=
kammern
, neben den Berichten der Gefandten, neben Zeitungen
und Flugſchriften ſind als hervorragende Quellen für die Ge=
ſchichte
unſeres Großherzogtums im 19. Jahrhundert auch die
Referate unſerer Miniſterien an den Großherzog, vor allem die
des Inuern, zu nennen. Dieſe letzteren gewähren uns nicht nur
einen Einblick in die innerpolitiſche Lage des Großherzogtums,
in die Organiſation und die Tätigkeit der Verwaltung, in die
Verhältniſſe von Kirche und Schule, ſie laſſen auch Streiflichter
fallen auf die Anſchauungen und Neigungen unſerer Landes=
fürſten
. Die Fülle der Referate gebietet natürlich Beſchränkung.
Wir halten es nun für angebracht, uns lediglich mit den Refe=
raten
aus dem Jahre 1852 zu beſchäftigen, und zwar aus folgen=
den
Gründen:
Mit dem Beginn der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts hatte
die Sturm= und Drangzeit, welche die Märztage des Jahres 1843
über das Großherzogtum Heſſen heraufgeführt hatten, ihr Ende
erreicht. Mit dem Miniſterium Dalwigk, das an die Stelle des
liberalen Jaug und ſeiner Mitarbeiter getreten war, hatte die
Reaktion wieder ihren Einzug in Heſſen gehalten. Zwar ver=
fügte
die demokratiſche Partei im Jahre 1850 in der 2. Kammer
noch über die entſchiedene Mehrheit, zwar konnte ſie es noch
wagen, dem Miniſterium die Steuern zu verweigern, allein Rein=
hard
von Dalwigk wußte ſich mit Hilfe des oktroyierten Wahl=
geſetzes
eine gefügige 2. Kammer zu verſchaffen. Geſtützt auf
dieſe und die ihm naturgemäß ergebene 1. Kammer, auf eine
mit wenigen Ausnahmen willfährige Beamtenſchaft, war der
Miniſter im engen Einverſtändnis mit Großherzog Ludwig III.
nun beſtrebt, die freiheitlichen Errungenſchaften der Jahre 1848
und 1849 zu beſeitigen und die Zuſtände, wie ſie vor dem März
1848 beſtanden hatten, wieder ins Leben zu rufen. Die Mini=
ſterialreferate
von 1852 führen uns alſo in den Beginn jener
Reaktionszeit, die erſt im Jahre 1859, mit dem Wiedererſtarken
freiheitlicher und nationaler Beſtrebungen in Deutſchland, ihr
Ende erreichte.
Zum Verſtändnis dieſer Referate darf zunächſt darauf hin=
gelieſen
werden, daß die Miniſter damals nicht durchweg das
Recht des Vortrags bei dem Großherzog beſaßen; ſie mußten
daher ihre Vorſchläge ſchriftlich durch Vermittlung des Kabinetts,
an deſſen Spitze der Geheime Kabinettsrat Zimmermann ſtand,
Ludwig III. übermitteln

Worüber handeln nun dieſe Referate des Miniſteriums des
Iunnern? Man darf wohl ſagen: De rebus multis et guibusdam
alijs, d. h. über viele Dinge und noch einige andere. Der über=
wiegende
Teil beſchäftigt ſich mit der Anſtellung und Verſetzung
der Staatsbeamten, Pfarrer und Lehrer. Da wird dann neben
der Qualifikation zum Amt großer Wert auf die politiſche zuver=
läſſige
Geſinnung des Betreffenden gelegt. Wiederholt wird in
dieſen amitlichen Schriftſtücken hervorgehoben, daß der von dem
Miniſterium zu dieſer oder jener Stelle vorgeſchlagene Staats=
beamte
, Pfarrer, Kandidat oder Lehrer ſich insbeſondere auch
in politiſcher Beziehung tadellos betragen hat. Bei der Wieder=
beſetzung
der Pfarrei Lampertheim empfiehlt ſich nach dem Refe=
rate
des Miniſters der Bewerber dadurch, daß er ſich ſtets als
Anhänger der konſervativen Partei und als ein entſchiedener
Feind der Demokratie gezeigt habe. Die Stelle eines Mitpre=
digers
und erſten Lehrers in Groß=Gerau wird frei. Das Ober=
konſiſtorium
ſchlägt einen Kandidaten vor und bezeichnet ihn als
den älteſten und zugleich gut gewürdigten Bewerber‟. Da aber
opponiert die Oberſtudiendirektion, die hier gleichfalls mitzu=
ſprechen
hat es handelt ſich ja auch um eine Lehrerſtelle und
macht geltend, daß der Bewerber ehedem eine große Hinneigung
zu demokratiſchen Grundſätzen gezeigt habe. Und dieſes Argu=
ment
ſchlägt bei dem Miniſterium durch; es ſpricht ſich in ſeinem
Referat gegen den vom Oberkonſiſtorium empfohlenen Bewerber
aus, und der politiſch ſo übel beleumundete Kandidat erhält die
Stelle nicht.
Ein rheinheſſiſcher Geiſtlicher iſt 1850 wegen Teilnahme an
demokratiſchen Beſtrebungen mit einem Suſtentationsgehalt
von 500 Gulden von ſeiner Pfarrerſtelle entfernt worden. Immer=
hin
wird ihm die Ausſicht auf Wiederänſtellung eröffnet, wenn
er durch bündige Erklärung und fortgeſetztes, der Stellung eines
Geiſtlichen angemeſſenes Verhalten, die Gewähr dafür bieten
werde, daß er in Zukunft zu gleichen Ausſtellungen keinen Anlaß
geben werde‟. Nach zwei Jahren befürwortet das Oberkonſiſto=
rium
bei dem Miniſterium des Innern die Wiederanſtellung des
gemaßregelten Pfarrers er hat unterdeſſen ſeine Verirrungen
erkanut und bereut das Miniſterium nimmt aber An=
ſtand
, ihn auf eine bei Butzbach frei geſvordene Pfarrei zu ſetzen,
wegen der dort verbreiteten politiſchen Richtung, und ſchlägt
vor, ihn auf einer Stelle im Vogelsberg unterzubringen, weil
dort die demokratiſchen Ideen weniger Anklang gefunden haben,
zumal auch erwartet terden kann, daß dort von dem zuſtändigen
Dekan in einer geeigneten Aufſicht nichts werde verſäunt
werden.
Im Einklang mit dem Miniſterium hält Ludwig III. feſt
daran, daß Perſonen, die vom Staat angeſtellt werden ſvollen,

politiſch zuverläſſig ſein müſſen. So darf es uns denn auch
nicht wundern, daß der Großherzog ſich um die politiſchen Ge=
ſinnungen
der Anwärter auf die Staatsſtellen kümmert. In
einer Kabinettsorder vom 31. Dezember 1851 verlangt er Bericht
von Seiten der Miniſterien, welche Beſtimmungen bezüglich der
Ueberwachung des dienſtlichen und außerdienſtlichen Verhaltens
der Acciſſiſten im Großherzogtum beſtehen‟. Daß die Bürger=
meiſter
in Stadt und Land nicht der demokratiſchen Partei ange=
hören
dürfen, iſt ebenfalls ein Grundſatz, der in den Referaten
wiederholt ausgefrrochen wird.
Unter den Schritſtücken, die Vorſchläge über Anſtellung und
Penſionierung hoher und niederer Staatsbeamten machen, möch=
ten
wir noch eines hervorheben, das Ludwig III., dem derber
Humor nicht fremd war, ſicherlich mit behaglichem Schmunzeln
geleſen hat. Das Referat ſpricht von den vielen und großen
Calamitäten einer höheren Schule. Zu dieſen gehört es auch,
daß die Stelle des Pedellen mit einem Subject beſetzt iſt das
ſich hierfür in keiner Weiſe eignet. Schon einige Monate nach
ſeiner Anſtellung im Jahre 1851 hat man den Pedellen wegen
unverſchämter Anſprüche und ausgeſtoßener Läſterungen gegen
den Rektor auf zweimal 24 Stunden in das bürgerliche
Gefängnis eingeſteckt‟. Dieſe Strafe hat aber den Biedermann
in keiner Weiſe gebeſſert, und ſo iſt denn ſein Weſen ſtets eine
Quelle unglaublich vieler Verdrießlichkeiten‟ Zudem erregt die
Lebensweiſe ſeiner zahlreichen Familie in ſittlicher Beziehung
ſtarkes Aergernis . Ein Sohn des Pedellen hat ihn mit der
Magd des Direktors zum Großvater gemacht, welchem Beiſpiele
dann auch bereits die älteſte Tochter des Pedellen gefolgt iſt, ſo
daß in der zweiten Generation der Familie ein Zuwachs bevor=
ſteht
, deſſen Ausdehnung nicht zu berechnen iſt, da auch die zweite
Tochter bereits einen Soldaten zum Liebhaber hat, der einen
großen Teil ſeiner Zeit in der Wohnung des Pedellen zubringt
und hier dann auch weitere Beſuche ſeiner Kameraden empfängt,
was alles noch zu weiteren Folgen, zu wenig erbaulichen Szenen
und wohl auch zu Bemerkungen der das Gymnaſium beſuchen=
den
Schüler führen mag‟. Trotz aller dieſer üblen Vorkommniſſe
trägt das Miniſterium in ſeiner Milde lediglich auf Penſionie=
rung
des Pedellen an. Vielleicht war er politiſch zuverläſſig.
Selbſtverſtändlich iſt es, daß das Miniſterium Geſetze und
Verordnungen dem Großherzög zur Genehmigung unterbreitet,
da ja deren Veröffentlichung ohne ſeine Zuſtimmung nicht er=
folgen
kann. Dies iſt ferner der Fall bei weniger wichtigen An=
gelegenheiten
, wie bei Schenkungen Privater an die Kirchen bei=
der
Konfeſſionen, bei Verkäufen von Pfarrgut, bei Geſuchen um
die Erlaubris, auswandern zu dürfen. Außerdem wurden dem
Landesfürſten allmonatlich Verzeichniſſe über Beurlaubungen in

[ ][  ][ ]

Nummer 325.

Seite 3.

Neuwahlen in der Tſchechoſlowakei.
Die kranke tſchechiſche Koalition. Einiges Vorgehen der
deutſchen Parteien. Kriſenſtimmung in Prag.
Von unſerem Korreſpondenten.
B. Prag, 20. November*).
Seit Wochen herrſchte im Prager Parlament eine Nervoſität,
wie ſie gleich ſtark ausgeprägt nie vorher vorhanden war. Die
tſchechiſche Koalition war mit einem Eifer, der auffallen mußte,
von dem Tage an, an welchem zum erſten Male die Möglichkeit
von Neuwahlen öffentlich erörtert wurden, bemüht, alte Streit=
fragen
nordürftig beizulegen; ſie hat aber zugleich aus agitato=
riſchen
Gründen neue aufgeworfen, die einen Blick hinter die
Kuliſſen geſtatten. Und dieſer Blick ſagt heute, daß die tſchechiſche
Koalition eruſtlich erkrankt und im Begriffe iſt, ſich zum Sterben
zu legen.
Es iſt wahr: ſchon oftmals bisher war von dem Hinſcheiden
des alltſchechiſchen Blodls im Prager Parlament die Rede, und
ebenſo ſo oft iſt es der Kleiſterarbeit des Miniſterpräſidenten
Soehla gelungen, den Zerfall dieſes Blocks zu verhindern.
Spehla, der ſich in einem beneidenswerten Optimismus ſonnt,
hat bisher keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, auf die Einig=
keit
innerlalb der tſchechiſchen Koalition hinzuweiſen und den
Wunſch auszudrücken, daß die Koalition mit der Oppoſition zu
poſitiver Arbeit zuſammentreffe. Nach ſeiner Meinung iſt die
Majorität feſt und widerſtandsfähig genug, um die gelegentlichen
Kriſen, die ſich aus der Unzufriedenheit einzelner Parteien er=
geben
, überſtehen zu können.
In Wirklichkeit iſt ſich die tſchechiſche und die deutſche Oeffent=
lichkeit
heute darüber einig, daß die bisherige Koalition nur
zwiſchen Parteien vorteilhaft und möglich iſt, welche wenigſtens
einen bedeutenden Teil gemeinſamer Grundſätze haben. Die
heute beſtehende tſchechiſche Koalition, die aus grundſätzlich ver=
ſchiedenen
Elementen zuſammengeſetzt iſt, gleicht einem zerbro=
chenen
Topf, welcher trotz allen Drahtens und Zuſammenflickens
doch nur Gerümpel bleibt. Die tſchechiſche Volkspartei und die
Partei der Agrarier ſprechen ſich offen gegen die Koalition aus
und fordern die Ausſchreibung von Neuwahlen.
Die Veranſtalter der künftigen Wahlen machen kein Hehl
aus ihren Vorbereitungen; ſie ſuchen ſchon offen diejenigen aus,
die nicht mehr ins künftige Parlament kommen ſollen, und über
die Zuſammenſetzung dieſes künftigen Parlaments ſelbſt wird
offenbar, daß die heutigen Koalitionsparteien kaum die Mehrheit
haben werden, weshalb ſchon von der Möglichkeit der Schaffung
einer ſtändigen Intereſſengruppe geſprochen wird. Die Koali=
tionsgruppen
werden wenig Kriegsmaterial gegen die Oppoſi=
tionsparteien
haben und daher hauptſächlich gegeneinander
kämpfen.
Daß die Regierung mit allen Eventualitäten rechnet, geht
daraus hervor, daß ſie ſchon jetzt die Auflegung der ſtändigen
Wählerliſten in der ganzen Republik angeordnet hat. Es iſt
offenbar, daß man in Prag mit der Möglichkeit der Neuwahl des
Abgeordnetenhauſes und des Senates in der erſten Hälfte des
kommenden Jahres ſich beſchäftigt. Svehla, der Miniſterpräſi=
dent
, wird neuerlich verſuchen, die Koalitionsparteien zu tröſten,
aber es ſcheint, daß diesmal der Verſuch zu einem weniger gün=
ſtigen
Ergebnis als bisher führen wird.
Endlich iſt es bei den deutſchen Parlamentariern zu einem
einheitlichen Vorgehen im Prager Parlament gekommen. Sie
haben in Uebereinſtimmung mit der von ihnen geübten Taktik
bei der Budgetberatung beſchloſſen, ſich an der Generaldebatte
über den Staatshaushalt mit Rückſicht auf die jedem demokra=
tiſchen
Gedanken hohnſprechende parlamentariſche Kampfesweiſe
der tſchechiſchen Regierungsparteien weder durch Reden noch
durch Anträge zu beteiligen. Dieſem Vorgehen ſchloſſen ſich auch
jene Parteien an, die ſonſt einer ſolchen Taktik nicht immer
freundlich gegenüberſtanden. Dieſe Tatſache wird von deutſcher
Seite als eine erfreuliche Auswirkung des allmählich zur Geltung
kommenden Gedankens einer geſamtdeutſchen parlamentariſchen
Oppoſitionsgruppe, die in voller Einmütigkeit vorgeht, gewertet,
während ſie auf tſchechiſcher Seite Unruhe ausgelöſt hat. Der
tſchechiſchen Parlamentsmehrheit kommt der deutſche Exodus im
unpaſſendſten Augenblick; ſie iſt geradezu konſterniert, denn durch
dieſe Abſage der deutſchen politiſchen Parteien an das in Prag
herrſchende Syſtem wird der Oeffentlichkeit des In= und Aus=
landes
einmal gezeigt, daß in der tſchechiſchen Kammer faſt ein
Drittel der Volksvertreter von jeder Einflußnahme auf die
Geſetzgebung und Mitbeſtimmung im Staate ausgeſchloſſen iſt.
Dem Oppoſitionsblock der Deutſchen haben ſich auch die un=
gariſchen
Parteien angeſchloſſen; was heute in Prag
zurückbleibt und über das Wohl und Wehe des Staates und

*) Die letzten Vorgänge in der Tſchechoflowakei ſind von ſo allge=
meiner
Bedeutung, daß man auch in Deutſchland die Entwicklung der
Dinge mit beſonderer Aufmerkſamkeit verfolgen ſollte.

Samstag, den 22. Nobember 1924.

der Staatsbevölkerung entſcheiden ſoll, iſt ein tſchechiſches
Rumpfparlament, deſſen Tage gezählt ſind.
Die Kriſenſtimmung in Prag hat damit ihren Höhepunkt
erreicht. Die Zerfahrerheit der tſchechiſchen Parteien unterein=
ander
, die immer mehr den Beſtand der bisherigen Regierungs=
parteien
bedroht, einerſeits und das überraſchende Vorgehen
der Deutſchen und Ungarn gegen das Willkürſyſtem, das ſich die
tſchechiſchen Gewalthaber zurechtgelegt haben, andererſeits, haben
deutlich aufgezeigt, daß der parlamentariſche Organismus des
tſchecho=ſlowakiſchen Staates ernſtlich erkrankt iſt. Bisher haben
die Regierungsparteien, das Märchen von der konſolidierten
Tſchecho=Slowaiei trotz dieſer inneren Zerfreſſenheit aufrecht er=
halten
können; aber nunmehr iſt auch der letzte Vorhang ge=
fallen
, und die Welt ſieht offen in die Verhältniſſe dieſes aus der
Revolution hervorgegangenen Staates, den die Angſt vor einer
Aenderung der europäiſchen Situation, insbeſondere aber vor
einem Wiederaufſtieg Deutſchlands, dazu geführt hat, alle ſtaat=
lichen
Machtmittel gegen die Minderheitsvölker in Bewegung zu
ſetzen. Der deutſche Abgeordnete Lodgman hat in der Er=
klärung
, die er vor dem Exodus der deutſchen und ungariſchen
Parteien im Abgeordnetenhauſe abgegeben hat, mit wenigen
Worten geſagt, was die Tſchecho=Slowakei zum Herde ſtändig
wiederkehrender Kriſen machen muß: Man konnte uns mit Ge=
walt
in dieſen Staat zwängen, man konnie uns zur Befolgung
ſeiner Geſetze zwingen, man kann die freie Meinungsäußerung
verbieten, uns wirtſchaftlich erdroſſeln, unſere kulturellen Ein=
richtungen
vernichten, man jann uns ſogar zum Heeres=
dienſte
unter einer uns aufgezwungenen Fahne nötigen, man
kann in uns aber nicht das Bewußtſein ertöten, daß wir als
Teile des deutſchen Volkes Pflichten zu erfüllen haben,
die in uns lebendig ſind und nach denen wir, innerer Not
gehorchend, in Schickſalsſtunden handeln werden
ohne Staatsgewalt und Regierungsgewalt dieſes Staates
zu fragen. Dieſe Pflichten gipfeln in unſerem
Glauben an Deutſchlands Zukunft, deſſen Er=
ſtehen
die Vorausſetzung für eine gerechte Ord=
nung
der europäiſchen Verhältniſſe iſt, über wel=
ches
weder die alltſchechiſche Koalition noch das tſchechiſche Par=
lament
entſcheiden werden. Wir waren vor dieſem Staate hier
und werden nach ihm hier ſein!
Die Krönung erhielt dieſer denkwürdige Tag im Prager
Parlament durch den Beſchluß der ſlowakiſchen Volks=
parteiler
, ebenfalls, den Beratungen fernzu=
bleiben
. Damit iſt das Ereignis eingetreten, das zu einer
Umgeſtaltung führen muß: die Koalition iſt allein, und kein Arzt
iſt da, der ihr helfen könnte.

Preſſeempfang in Wien.
Unbedingtes Feſthalten an den Richtlinien der
Regierung Seipel.
Wien 20. Nov. (Wolff.) Bundeskanzler Ramek empfing ge=
meinſam
mit den Miniſtern Waber und Mataja ſowie in An=
weſenheit
des früheren Bundeskanzlers Seipel die Vertreter der in=
und ausländiſchen Preſſe. Der Bundeskanzler betonte, daß die neue
Regierung an den Richtlinien der Regierung Seipel
unbedingt feſthalte in der Ueberzeugung, daß die Durchführung
des Sanierungswerkes für Oeſterreich eine Lebensnotwendigkeit ſei,
Wir müſſen und wir wollen die Politik fortletzen, die auf den Genfer
Protokollen, auf dem Wiederaufbaugeſetz und auf den Vereinbarungen,
die die Regierung Seipel zuletzt in Genf abgeſchloſſen hat, beruht.
Vizekanzler Waber führte aus, die Zuſammenarbeit der Chriſtlich=
ſozialen
und der Großdeutſchen Partei in der Regierung beruhe auf
Vereinbarungen, die über die im Vordergrund der Politik ſtehenden
Fragen geſchloſſen worden ſeien. Auch die Großdeutſche Partei ſtehe
auf dem Standpunkt, daß das Sanierungswerk unbedingt vollendet wer=
den
müſſe, weil ſonſt der Staat ſelbſt und mit ihm eine ungeheuere Zahl
von Einzelexiſtenzen zuſammenbrechen würde. Die Politik der neuen
Regierung gehe ebenſo wie jene der Regierung Seipel darauf aus, durch
Fortſetzung Beendigung des Sanierungswerks die Unabhängigkeit des
Staates ſicherzuſtellen.
Außenminiſter Mataja ſprach den Wunſch aus, das Ausland
möge die unbedingte Ueberzeugung gewinnen, daß die Regierung Ramek
die gradlinige Fortſetzung der Regierung Seipel bilde und daß ſie die
Sanierungspolitik Seipels ohne Schwanken fortführen werde. Der
frühere Bundeskanzler Seipel erklärte, ſeine Aufgabe für die nächſte
Zeit werde ſein, den Sanierungswillen wach zu erhalten und ihn in
möglichſt weite Kreiſe zu tragen.
Die Aufnahme der neuen Regierung
durch die Preſſe iſt mit Ausnahme der ſozialdemokratiſchen Blätter durch=
aus
günſtig. Faſt alle Blätter knüpfen an die geſtern von Dr. Renner
gemachte Bemerkung an, die von dem neuen Bundeskanzler als Ehren=
titel
angenommen wurde, Ramek ſei ein Pſeudonym für Seipel. Selbſt=
verſtändlich
berge dieſe Pſeudonymität äußerſt große Verpflichtungen
für deren Träger in ſich. Wenn nun auch geſtern eigentlich nichts anderes
geſchehen ſei, als daß die Regierung Seipels in andere Hände über=
geben
wurde, um die Kräfte Seipels für eine umfaſſendere Aufklärungs=
arbeit
im Sinne ſeiner bisherigen und jetzigen Regierungspolitik frei=
zumachen
, ſo ſei doch noch zu beweiſen, daß die neue Regierung dieſer
ehrenvolle Aufgabe auch gewachſen ſei. Der Anfang ſei gewiß vertrauen=
erweckend
geweſen.

* Das Attentat in Aegypten.
Gegenaktion der engliſchen Regierung.
General Staak der inzwiſchen ſeinen Verletzungen erlegen
iſt wurde ein Opfer der ſich widerſprechenden Politik Englands
in Aegypten. Ob England aus dieſer Lehre die richtigen Konſe=
quenzen
ziehen wird, muß erſt abgewartet werden. Vorläufig
ſieht es ſogar ſo aus, als ob es durch Zuſammenziehung ſeiner
Flotte vor Alexandrien und Verſtärkung der engliſchen Garni=
ſonen
in der ſchärfſten Tonart zu antworten gedenkt. Der Mord=
anſchlag
wird unzweifelhaft zu Verwicklungen führen, die auch
das Kabinett Zaghlul Paſchas nicht wird verhindern können, trotz=
dem
er alle nationaliſtiſchen Elemente vereinigt. Es darf wohl
mit Beſtimmtheit behauptet werden, daß die Schüſſe auf den
engliſchen Oberkommandierenden nicht gefallen wären, wenn die
Londoner Regierung ihre gegebenen Verſprechungen erfüllt und
den Aegyptern eine tatſächliche Autonomie gegeben hätte. Lon=
don
ſuchte zwar ſeit 1922 den Schein zu wahren, als ob es Aegyp=
ten
volle Selbſtändigkeit zugeſtanden hätte, konnte ſich aber nicht
dazu aufraffen, die Garniſon zurückzunehmen. Infolgedeſſen ge=
wann
die Entwicklung englandfeindlicher Strömungen unter den
ägyptiſchen Nationaliſten neuen Boden, der jetzt zu dem Mord
des Oberkommandierenden geführt hat.
Der Stellvertreter Sir Lee Staaks im Sudan.
TU. London, 21. Nov. Anſtelle des ermordeten Senators
Sir Lee Staak, wurde der Staatsſekretär der Sudanregierung
Waſey Sterry, zum Stellvertretenden Generalgouverneur er=
nannt
. Oberſt Huddleton, Generaladjutant der Sudanregie=
rung
, wurde ſtellv. Sirdar der ägyptiſchen Armee. Der britiſche
Oberkommiſſar von Aegypten, Lord Allerby, wurde geſtern
vom König Fuad empfangen.
London, 20. Nov. Eine Reuternote über die Folgen des
Mordanfalls auf den Militärbefehlshaber in Kairo, beſagt, es
könne erwartet werden, daß die ägyptiſche Regierung eine ener=
giſche
Aktion gegenüber den Verbrechern unternehmen werde.
Gleichzeitig aber ſei zu berückſichtigen, daß eine heftige Agitation
wegen des Sudans im Gange war, der Einhalt zu tun, Aufgabe
der ägyptiſchen Regierung geweſen wäre. Es ſcheine kaum, daß
irgend eine Aktion ſeitens der engliſchen Regierung aufgeſchoben
werden könne. Welchen Charakter ſie aber haben werde, könne
gegenwärtig noch nicht vorausgeſagt werden.
Dem Evening Standard zufolge iſt das Verbrechen von
Kairo heute in informellen Konferenzen zwiſchen dem Miniſter=
präſidenten
und einigen ſeiner Kollegen erörtert worden. Die
Auffaſſung in britiſchen Regierungskreiſen über dieſe Frage ſei
ernſt. Evening Neuws glaubt, daß die britiſche Regierung ernſte
Vorſtellungen bei der ägyptiſchen erheben werde. Die Haltung
der ägyptiſchen Regierung ſei nach der in London herrſchenden
Auffaſſung nicht geignet geweſen, die Extremiſten zu entmutigen.
Es ſei nicht zu beſtreiten, daß ſie eine gewiſſe moraliſche Verant=
wortung
für das Verbrechen trage.
Eine ſcharfe Proteſinote ſoll überreicht werden.
London, 21. Nov. (Europapreß.) Es iſt wahrſcheinlich, daß die
engliſche Regierung nicht vor Montag zum Attentat auf den Sirdar
Stellung nehmen wird. Heute hat eine Konferenz ſtattgefunden, an der
Vertreter der Armee und der Marine teilnahmen. Die Konferenz
dauerte zwei Stunden. Der König und Chamberlain haben heute der
Witwe des Sirdars ein Beileidstelegramm geſandt.
Nach anderen Meldungen dagegen, verlautet in politiſchen Kreiſen,
daß das Kabinett ſchon innerhalb 24 Stunden eine ſcharfe Proteſtnote
durch Lord Allenby in Kairo überreichen laſſen werde. Der Ton der
Note werde keinen Zweifel über die Abſicht der engliſchen Regierung
laſſen, die Ueberwachung Aegyptens nicht aus der Hand zu geben.
Evening Standart ſchreibt, daß wenn der Sirdar ſeinen Wunden
nicht erlegen wäre, ſo hätte die engliſche Regierung die ganze Frage
des gegenwärtigen ägyptiſchen Regimes über kurz oder lang aufrollen
müſſen. Jetzt aber, da Sir Stack geſtorben ſei, werde die Löſung dieſes
Problems nicht mehr die geringſte Verzögerung erleiden.
Die engliſche Regierung ſteht auf dem Standpunkt, daß in Aegypten
keine Anarchie geduldet werden darf und daß England als Hüter Aegyp=
tens
(!) die Pflicht hat, die Intereſſen der ziviliſierten Nationen in
dieſem Lande zu wahren.
Eine deutſch=italieniſche Verſtändigung.
Berlin 21. Nob. Wie wir erfahren, iſt zwiſchen der
deutſchen und der italieniſchen Regierung ein Abkommen
getroffen worden, wonach dem deutſch=italieniſchen
Schiedsgericht, dem die Schlichtung der Forderungen aus
dem Ver ailler Vertrag obliegt, auch die Regelung der priva=
ten
Anſprüche zugeteilt wird, die deutſche Staatsangehörige
aus der Beſchlagnahme ihres Vermögens in Südtirol
herleiten.

der Beamtenſchaft vorgelegt. Das mag genügen. Eine lücken=
loſe
Aufzählung aller Kategorien der Miniſterialreferate wird
man uns wohl erlaſſen.
Der Großherzog nimmt nun Intereſſe an allen wichtigen
Vorgängen in ſeinem kleinen Land und erwartet darüber auch
Mitteilung von ſeiten der Miniſterien. Und was erſchien Lud=
wig
III. nicht alles wichtig, ihm, dem fürſorglichen Landesherrn?
So berichtet denn das Innere gewiſſenhaft von einer Schlägerei
bayeriſcher Jäger mit anderen vorerſt noch unbekannten Per=
ſonen
, die ſich in der Umgegend von Offenbach abgeſpielt hat,
von der Ermordung eines Bürgermeiſters in einem Dörfchen des
Odenwaldes, von dem Mordverſuch auf ein Dienſtmädchen, der
ſich in der Nähe von Alsfeld zugetragen hat, von einer Feuers=
brunſt
in Rödgen bei Gießen, wie von dem Zuſammenſtoß zweier
Lokomotiven auf der MainWeſer=Bahn. Durch ein Referat
des Innern erhält Ludwig III. Kenntnis von der Tatſache, daß
der Rhein im Steigen begriffen iſt und den Ortsvorſtänden von
ſeiten der Behörde die nötigen Vorſichtsmaßregeln eingeſchärft
worden ſind. Ferner wird die Fürſorge einer hohen Behörde
um Reinhaltung der Straßen Darmſtadts, insbeſondere bei
Schneefall, in einem Schriftſtück gebührend hervorgehoben. Auch
daß das Mitnehmen von Hunden, inſofern ſie nicht angebunden
nachgeführt werden, das Fahren mit Karren und Kinder=
wägelchen
und das Tragen von Körben und die Paſſage hem=
menden
Gegenſtände, ebenſo wie das Betreten der Raſen und
Beſchädigungen von Bäumen und Blumen in den herrſchaft=
lichen
Gärten der Reſidenz bei Androhung einer Polizeiſtrafe von
30 Kreuzern unterſagt worden iſt, unterläßt die höchſte Staats=
behörde
nicht, Ludwig III. mitzuteilen. Bei dem unzweifelhaften
Intereſſe des Landesherren für derartige man darf wohl ſagen
Quisquilien darf es uns auch nicht wundern, wenn die Sorgen
Ludwigs III. vielfach Dingen gelten, die im 19. Jahrhundert die
Aufmerkſamkeit anderer Fürſten nicht auf ſich gelenkt hätten.
Dieſes Verhalten Ludwigs III. gemahnt unſtreitig an die patri=
archaliſchen
Zuſtände, wie ſie im 18. Jahrhundert in deutſchen
Landen herrſchten. So, wenn der Großherzog die Bettelei in
den Wäldern um Darmſtadt mißfällig bemerkt und den Behörden
befiehlt, dagegen einzuſchreiten, ſo wenn er dem Miniſterium
ſeinen Unwillen, über die ungenügende Beleuchtung in den
Straßen Darmſtadts zu erkennen gibt.
Zum Schluß möchten wir noch auf eine Materie hinweiſen,
die in den Referaten des Jahres 1852 einen breiten Raum ein=
nimmt
, das iſt die Frage der Uniformierung der Staatsbeamten;
kaum eine andere Angelegenheit hat damals den Großherzog ſo
beſchäftigt es iſt das für ſeine ganze Art und Denkungsweiſe
bezeichnend wie die Frage, welche Uniform die heſſiſche Be=

amtenſchaft tragen ſollte. Wir begreifen es, daß unter dieſen
Umſtänden eben dieſe Frage Gegenſtand langer Beratungen des
Geſamtminiſteriums und ausführlicher Referate dieſer Behörde
geweſen iſt.
Unendlich komiſch wirkt es auf uns man mag heute einer
politiſchen Partei angehören, welcher man wolle , wenn die
höchſten Staatsbehörden ſich den Kopf darüber zerbrechen, ob die
höheren Staatsbeamten an ihrem Uniformrock ſilberne Chiffre=
knöpfe
oder vergoldete Knöpfe tragen ſollen. Der Ständehaus=
verwalter
und die Kollegienhausverwalter tragen die nämliche
Uniform wie die Kanzleidiener der Miniſterien. Aber vermöge
ihres Amtes als Hausverwalter nehmen ſie eine höhere Stellung
ein wie die übrigen Kanzleidiener der Miniſterien und deshalb
durfte nach dem miniſteriellen Referat eine in die Augen fallende
Auszeichnung derſelben vor dieſen bezüglich der Uniform ange=
meſſen
ſein. So ſoll ihnen denn anbefohlen werden, anſtatt der
weißen Wappenknöpfe dergleichen gelbe an dem Uniformrock und
Paletot zu tragen. Angenehm berührt ein Referat des Mini=
ſteriums
des Innern, in dem die Behörde mit durchſchlagenden
Gründen die Uniformierung der Lehrerſchaft der höheren Schulen
bekämpft. Aber Ludwig III. verfügt: Die Gymnaſial= und
Reallehrer ſind in die neue Uniforms=Claſſifikation einzuteilen
und iſt mir das Verzeichnis binnen 8 Tagen vorzulegen. So
war es denn auch vergebens, daß das Oberkonſiſtorium darum
bat, es möge ſeinen weltlichen Mitgliedern geſtattet werden, die
gewöhnlichen Sitzungen gleich den geiſtlichen Mitgliedern in
ſchwarzer Kleidung beſuchen zu dürfen, vergebens, daß das Mini=
ſterium
ſich für dieſes Geſuch ausſprach. Ludwig III. konſoltierte:
Die weltlichen Mitglieder des Oberkonſiſtoriums haben wie alle
übrigen Beamten die vorgeſchriebene Uniform im Dienſte, alſo
auch in den Sitzungen zu tragen. Es iſt des Großherzogs un=
abänderlicher
Wille, daß ſeine Diener das Wort Staats=
diener
haßte er vom Staatsminiſter bis herab zum Polizei=
diener
Uniform tragen; da gilt keine Widerrede. Und wehe dem
Beamten, der am 25. Auguſt, am Ludwigstage, nicht in Gala, in
weißen Hoſen und dem Dreimaſter, den ſogenannten Schockel=
gaul
, auf dem Kopfe zum Feſtgottesdienſt erſchien!
So durfte denn einſt ein ungenannter Dichter ſich alſo ver=
nehmen
laſſen:
Nach Darmſtadtien, nach Darmſtadtien
Möcht’ ich jetzo nun einmaligen,
Wo der Darmſtrom ſtrömt enorm,
Wo der Muſtermenſch als Jäger.
Phyſikus und Schornſteinfeger
Sich ergeht in Uniform.

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[ ][  ][ ]

Nummer 325.

Samstag, den 22. November 1924.

Seite 5.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. November.
Ernannt wurde: am 7. November der Verwaltungsoberſekretär
Georg Ludwig Schäfer in Darmſtadt zum Kaſſeninſpektor bei dem
Arbeitshaus Dieburg, mit Wirkung vom 1. November d. Js. an; am
20. November: der Vermeſſungspraktikant Hermann Zinn=Gießen
zum Obervermeſſungsſekretär, und der Vermeſſungsgehilfe Ldw. Kautz
zu Friedberg zum Vermeſſungsoberaſſiſtenten, beide mit Wirkung vom
1. Oktober 1924 an bei einem Feldbereinigungsamt.
Erledigt ſind ſieben Schulſtellen an der Volksſchule in Gießen,
wovon fünf mit evangeliſchen und zwei mit katholiſchen Lehrern zu be=
ſetzen
ſind. Wohnungen für verheiratete Lehrer können in abſehbarer
Zeit nicht beſchafft werden.
Kirchliche Dienſtnachrichten. Am 17. Nov. wurde dem Pfarrer
Guſt. Hoffmann in Maulbach die evangeliſche Pfarrſtelle zu Mainz=
Mombach (Dekanat Mainz), dem Pfarrer Otto Schell zu Ober= Oflei=
den
die evangeliſche Pfarrſtelle zu Worms=Pfiffligheim (Dek. Worms),
dem Pfarrer Wilhelm Klingelhöffer zu Langsdorf die evangel.
Pfarrſtelle zu Höchſt a. d. N., (Dekanat Rodheim), übertragen, und der
durch den Fürſten Franz Joſef zu Iſenburg=Büdingen in Birſtein auf
die evangeliſche Pfarrſtelle zu Hitzkirchen (Dekanat Büdingen) erfolgten
Präſentation des Pfarrverwalters Paul Lenz zu Hitzkirchen die Be=
ſtätigung
erteilt.
Techniſche Hochſchule. Auf Beſchluß des Senats veranſtaltet die
Techniſche Hochſchule zu Ehren ihrer im Weltkriege gefallenen Angehöri=
gen
am Freitag, den 28. Novbr., vorm. 11 Uhr pünktlich, in der
Pauluskirche eine Totengedenkfeier, in der Herr Profeſſor Dr.
Frick die Rede halten wird. Die Angehörigen der gefallenen Studieren=
den
der Techniſchen Hochſchule haben Zutritt. Eintrittskarten ſind bis
einſchließlich Dienstag, 25. November, auf dem Sekretariat der Hoch=
ſchule
(vormittags 912 Uhr) erhältlich.
Die Totengedenkfeier der Vereinigten Männergeſangver=
eine
und des Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold findet nicht,
wie irrtümlich in der Anzeige mitgeteilt, am 30. d. M., ſondern
nächſten Sonntag, den 23. November, ſtatt.
Totengedenkfeier. Die Arbeitsgemeinſchaft Darmſtädter Jugend=
verbände
hält am Sonntag (Totenſonntag) eine Totengedenkfeier abends
6 Uhr in der Johanneskirche. Es werden mitwirken die Städtiſche Aka=
demie
für Tonkunſt, Fräulein Herler, Fräulein Dieffenbach, Herr Heuſer
und Herr Borngäſſer. Die Gedächtnisrede hält Pfarrer Mans= Frank=
furt
. Alle Jugendverbände, ſowie die Jugendgruppen der Turn= und
Sportvereine bitten wir, mit ihren Wimpeln und Fahnen zu erſheinen.
Die Wimpel= und Fahnenträger werden gebeten, um 5 Uhr am Nord=
eingang
der Kirche zu erſcheinen. Die Kirche ſelbſt wird um halb 6 Uhr
geöffnet. Wir laden alle zu dieſer ernſten Feier der Jugend ein.
Verkaufsausſtellung Künſtlerhilfe Darmſtadt. Die Künſtler, die
ſich an der Verkaufsausſtellung beteiligen wollen, werden aufgefordert,
ihre Bilder (Mappen und gerahmte Bilder) vom Montag 24. Nov.,
ab auf dem Landesamt für das Bildungsweſen, Darmſtadt, Wilhelminen=
ſtraße
3, abzuliefern. Die Ablieferung muß bis 28. November erfolgt
ſein, weil an dieſem Tage die Juryrung ſtattfindet.
In dem Konzert der Vereinigten Männergeſangvereine
heute abend im Großen Haus hat ſür die erkrankte Pianiſtin
Margot Francken die Begleitung der Geſänge und der Soli Herr
Guſti Beck übernommen.
Heſſiſches Künſtlerkartell. Zum Zwecke der Komplettierung der
Qualitätsausſtellung, die Mitte Dezember nach Stuttgart weitergeht
werden die Mitglieder jener Organiſationen, die dem Künſtlerkartell
angeſchloſſen ſind, erſucht, weitere Werke in der Zeit vom 1.3. Dez.
en den Bevollmächtigten auf der Mathildenhöhe abzuliefern. Bilder in
der Größe von über 1 Quadratmeter ſind wegen der Verpackung nicht
erwünſcht.
riz. Die Entwicklung der Schreibkunſt aus der Zeit des Mittelalters
und ihr Einfluß auf die heutige Schriftgeſtaltung, Lichtbildervortrag von
Geheimrat Peter Jeſſen, im Hörſaal der Techniſchen Hochſchule. Nur
wenige in Deutſchland können über dieſe Materie ſo ausführlich ſprechen,
aber auch ſo intereſſant dem Hörer vermitteln, wie es der Direktor des
Gewerbemuſeums in Berlin, Geheimrat Dr. Peter Jeſſen, im geſtern
abend ſtattgefundenen Lichtbildervortrag tat: eine unendliche Fülle des
Dargebotenen aus der Zeit der Hochkultur deutſcher Schreibkunſt, aus der
Zeit des Mittelalters, da auf den Kanzleien noch Zeit blieb, ſelbſt ein=
fache
Briefe würdig und ſchön zu ſchmücken. Der Vortrag war für alle
Zuhörer ein Genuß und fand den verdienten Beifall einer zahlreichen
Zuyörerſchaft. Ihn vermittelt zu haben, iſt das Verdienſt der Leitung
des hieſigen Gewerbemufeums. Wir wünſchen, daß der Vortragende
möglichſt bald wieder Gelegenheit nimmt, in Darmſtadt in einem an=
ſchließenden
Vortrag das geſtern nur in kurzen Umriſſen Dargebotene
ſeiter auszubauen. Schon nach 1898 hat Peter Jeſſen in ſeinen Regeln
für die Neugeſtaltung unſerer typographiſchen Kunſt ſich als Wegbereiter
betätigt. Die darauf folgende Zeit allmählichen künſtleriſchen Aufbaues
im Buchdruckgewerbe, in der Schaffung künſtleriſch einwandfreien Schrift=
materials
, hat den Vortragenden immer an erſter Stelle gefunden. Es
bleibt deshalb bedauerlich, daß dieſer heute noch überaus temperament=
volle
Redner infolge Gleichmacherei der Geſetzgebung abgebaut worden
iſt. Wir freuen uns, daß das große Wiſſen des Herrn Dr. Jeſſen auf
dieſe Weiſe der Allgemeinheit erhalten bleibt, denn er befindet ſich auf einer
Vortragsreiſe durch die bedeutendſten Städte Deutſchlands. Im Zeitalter
der Schreibmaſchine, in dem man nur noch wenig von ſchönen Hand=
ſchriften
ſieht, in dem die Handſchrift, das ureigenſte jedes Menſchen, faſt
verloren gegangen iſt, iſt es ſehr zu begrüßen, daß man einem der be=
deutendſten
Kenner dieſes Gebietes lauſchen darf, da gerade von Heſſen
aus, und beſonders von Offenbach, die Neubelebung deutſcher Schrift=
kunſt
ſich über ganz Deutſchland verbreitete.
Abendfeier der Volkshochſchule. Das Schnurrbuſchquar=
tett
: Konzertmeiſter P. Schnurrbuſch, Kammermuſiker W. Horn, K.
Jäger und K. Klammer, brachten geſtern abend in der Aula der Bau=
gewerkſchule
zwei Streichquartette von Haydn und Mozart zu Gehör
die in ihrer vollendeten Schönheit und Exaktheit eine bedeutende Leiſtung
auf muſikaliſchem Gebiet darſtellten. Das Streichquartett G=Dur Opus
50 Nr. 1 von Haydn wurde mit ſo wunderbarer Friſche und Tiefe vor=
getragen
, daß es für die Zuhörer ein Genuß war, in dieſer Weiſe
Haydns Werke aufgefaßt vorgetragene zu hören und aufnehmen zu
können. Auch aus Mozarts Werken brachte das Streichquartett F=Dur
Opus 590 derart wirkungsvoll zum Vortrag, daß dieſe glänzende charak=
teriſtiſche
Tonſchöpfung Mozarts in ihrer ganzen künſtleriſchen Wirkung
voll zur Geltung kam. Das exakte, in jeder Tonphaſe in harmoniſchem
Klangmaß ſpielende Quartett hat in ſeinem geſtrigen Spiel zweifellos
ganz hervorragende Darbietungen gebracht. Das Erfaſſen der Muſik
und Mitleben beim Spiel im Geiſte der beiden großen Meiſter erfordert
Technik und Vertrautſein mit der Materie, die dieſem Quartett in hohem
Maße zu eigen iſt. Der dankbare, begeiſterte Applaus zeigte die un=
geteilte
bewundernde Anerkennung der Anweſenden. Leider war der
Abend nur ſehr ſchwach beſucht, was auch Herr Dr. Corwegh in ſeinem
einleitenden Vortrag hervorhob, wohl deswegen, weil ſich Veranſtaltun=
gen
, insbeſondere Morgenfeiern, in ſtarker Weiſe mehren, Der Nicht=
befuch
dieſer von der Volkshochſchule veranlaßten Darbietungen iſt aber
tief bedauerlich, da doch hier der Allgemeinheit hervorragende Leiſtungen
geboten werden, die an Qualität wie das geſtrige Schnurrbuſchquartett
wohl kaum überboten werden können. Eingeleitet wurde der geſtrige
Konzertabend durch einen kurzen Vortrag des Herrn Corwegh, in dem
er uns einen ganz kurzen Ueberblick über das Leben Haydns und Mo=
zarts
gab, und zwar nicht in Form einer ausführlichen Lebensbeſchrei=
bung
, einer eingehenden Würdigung ihrer Werke, ſondern mehr in der
Form, daß er in einigen charakteriſtiſchen Begebenheiten, Anekdoten,
uns in die Empfindungswelt in ihr Leben hineinſehen ließ. So hören
wir von Joſ. Haydn, wie er ſchon mit 6 Jahren Vorliebe für Muſik
hatte, wie er in ſpäteren Jahren ſchwer zu ringen und zu kämpfen
hatte, bis er mit feiner Reiſe nach London die ruhmvollſte und ſchöpfe=
riſch
bedeutendſte Periode ſeines Lebens begann. Wir hören von ſeiner
Tätigkeit beim Fürſten Eſterhazh, in kurzen Zügen von ſeinem Wirken
und Schaffen und von ſeinem Lebensabend. Dann erhalten wir eine
ergreifende Schilderung von Wolfgang Amadeus Mozart, der ſchon in
früheſter Jugend der Wunderknabe der Muſik war; auch er mußte eine
harte Lebensſchule durchmachen, wenngleich ein kerniger Wille ihn hoch.
hielt, bis er die Höhen des Glücks und des Ruhmes erklommen hatte.
Wir hören von ſeinem Beſuch bei Haydn, von dem Zuſammenſpiel der
beiden Meiſter, denen es vergönnt war, ihr Lebensziel wie kaum ein
Sterblicher, zu erreichen; ihr Ziel, das darin beſtand, all das, was ihre
ehlen, reichen, harmoniſchen Seelen empfanden, in Tönen feſtzuhalten.
Durch die ſchlichten, zu Herzen gehenden Ausführungen wurden die Zu=
hörer
in dieſe feierlich ſchöne Stimmung verſetzt, die während des ganzen
CHo.
muſikaliſchen Vortrags im Saale herrſchte.
Mozartverein. Das große Orcheſterkonzert des Vereins begegnet
größtem Intereſſe. Auch zahlreiche Beſucher von auswärts ſind an=
gemeldet
. Chorwerke, die hier noch nicht erklungen ſind, werden unter
der Leitung des Herrn Kapellmeiſters Rehbock zu Gehör kommen.
S. von Hauſegger, A. Bruckner und G. Webe= finden ſich in dem Chor=
programm
zu wirkungsvoller Einbeit zuſammen. Der Soliſt, Kammer=
ſänger
Julius Gleß von der Münchener Staatsoper, der mit Paul
Bender um die Palme ringt, ſteht auf der Höhe ſeiner Kunſt. Viel=
bewundert
iſt ſeine Interpretation der Orcheſterlieder von Rich. Strauf
und Pfitzner. Karten bei Heinrich Arnold, Wilhelminenſtraße

Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters
von Sonntag, den 23., bis Sonntag, den 30. November.
Großes Haus.
Sonntag: D 5, d 2. Anfang 6 Uhr, Ende nach 9½ Uhr:
Wallenſteins Lager. Die Piccolomini. Schau=
ſpiel
von Schiller. Preiſe 110 Mk.
Montag: Abends 7½ Uhr: Konzert des Mozartvereins.
Dienstag: A 7. Anfang 7½ Uhr, Ende 10½ Uhr: Tiefland.
Oper von d’Albert. Preiſe 110 Mk.
Mittwoch: B 6, b 3. Anfang 7 Uhr, Ende 11 Uhr: Wallen=
ſteins
Lager. Die Piccolomini Pr. 110 Mk.
Donnerst.: Anfang 6 und 8 Uhr: Erſtes Akademie=Volkskonzert
(Mozart) der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt.
Freitag: D6. Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr: Orpheus und
Eurydike, Oper von Gluck. Preiſe 110 Mk.
Samstag: E 7, e 3. Anfang 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr: Ein
Volksfeind. Schauſpiel von Ibſen. Pr. 0,707 Mk
Sonntag: Anfang 6½ Uhr, Ende 10 Uhr: Zum erften Male:
Der luſtige Krieg. Operette von Joh. Strauß
Preiſe 110 Mk.
Kleines Haus.
Sonntag: Vorm. 11½ Uhr: Morgenfeier: Geiſtliche Geſänge
von Händel und Bach (Biſchoff, Deharde). Preiſe
50 und 80 Pfg. Abends 7½ Uhr: Orcheſterkonzert
(Werke von Wagner, Strauß, Beethoven). Preiſe
0,50, 1. 2 Mk.
Montag: Geſchloſſen.
Dienstag: Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr: Einmaliges Gaſt=
ſpiel
des Balalaika=Orcheſters. Preiſe 0,503 Mk.
Mittwoch: Geſchloſſen.
Donnerst.: Zuſatzmiete III (5). Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr:
Zum erſten Male: Ein Glas Waſſer. Luſtſpiel von
Scribe in der Bearbeitung von Stockhauſen. Preiſe
1 bis 5 Mk.
Freitag: Anfang 8 Uhr, Ende 9½ Uhr: Vergnüglicher Abend
Hans Reimann. Preiſe 0,50, 1, 2, 3 Mk.
Samstag: K 7. Anfang 7 Uhr, Ende 9 Uhr: Die neugierigen
Frauen. Oper von Wolf=Ferrari. Pr. 1,507,50 Mk.
Sonntag: Zuſatzmiete II (5). Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr:
Ein Glas Waſſer. Preiſe 15 Mk.

Heſſiſches Landestheater. Weihnachtsmiete. Anmeldungen zur neu
aufgelegten Miete L (10 Vorſtellungen) werden bei der Hauptkaſſe
täglich von 912½ Uhr entgegengenommen. Die Zahlung erfolgt in
fünf Raten. Nähere Auskunft erteilt die Hauptkaſſe. Vom 25. Novem=
ber
bis 1. Dezember einſchließlich iſt die Hauptkaſſe für Mietzahlungen
geſchloſſen.
Die Generaldirektion des Heffiſchen Landestheaters teilt mit: Nach=
dem
wegen zahlreicher Erkrankungen im Perſonal häufige Dispoſitions=
änderungen
vorgenommen werden mußten, kommen bis Weihnachten noch
folgende, in dieſer Spielzeit noch nicht gegebene Werke zur Aufführung,
und zwar erſtmalig: Das Glas Waſſer, Luſtſpiel in 4 Akten von Scribe,
in der Bearbeitung von Otto Stockhauſen=Darmſtadt, Der luſtige
Krieg, Operette von Johann Strauß, Das Chriſtſternlein ein Weih=
nachtsmärchen
von Vicki Bckum. Die Wölluſt der Ehrlichkeit und Der
Muſikant, von Pirandello; ferner Schillers. Wallenſteins Tod Wag=
ners
Walküre Verdis Ajda Coſi fan tutte, von Morzart, und
Ariadne auf Naxos, von Richard Strauß. Jenufa, Oper in drei
Akten von Janacek, Die Höhle von Salamanka einaktige Oper von
Paumgartner, Arlecchino von Buſoni, ſowie das Drama Der geret=
tete
Alkibiades, von Georg Kaiſer, mußten aus oben erwähnten Grün=
den
, entgegen früherer Ankündigungen, auf die erſte Woche nach Weih=
nachten
verſchoben werden.
Zweites Sonderkonzert des Muſikvereins. Der Vorſtand des
Muſikvereins ſchreibt uns: Wenn unſere zweite Sonderveranſtaltung
(Leben und Werke des Muſiklehrers der Frau Rat Goethe Heinr. Val
Beck, unter Leitung von Hern Dr. Bodo Wolf), wie bei den Zu=
hörern
, ſo auch durch Ihren Herrn Muſikreferenten in der Dienstag
nummer des Darmſtädter Tagblatt eine überaus freundliche und aner=
kennende
Würdigung fand, ſo durfte uns dies mit gerechter und dankbarer
Befriedigung erfüllen. Wenn er aber am Schluß in ehrenvoller Aner=
kennung
unſerer Arbeit ſchreibt, der große Erfolg, den der Muſikver=
ein
mit dieſer wertvollen Veranſtaltung hatte, möge ihn dazu ermutigen
auch andere ſeltene und unbekannte Schöpfungen aus dem Staube der
Vergangenheit unſerem muſikliebenden Publikum nahezubringen (er weiſt
z. B. auf den Darmſtädter Meiſter Graupner hin), ſo wird es ohne Zwei=
fel
in ſeinem Sinn liegen, anknüpfend daran feſtzuſtellen, daß ſolcher ge=
wiß
wertvollen Anregung zu entſprechen nur möglich iſt, wenn das
Publikum ſelbſt ein ſtärkeres Intereſſe für derartige beſonders ge=
artete
Veranſtaltungen an den Tag legt, in denen der Muſikverein. Sel=
tenes
, Neues und Junges vorführen will und hierzu gehört auch das
Neu= und Jungmachen von wertvollem Alten! Tatſächlich kann jedoch
im Gegenſatz zu dem von Ihrem Herrn Referenten feſtgeſtellten künſt=
leriſchen
Erfolg das wirtſchaftliche Ergebnis nicht zur Fortſetzung
ſolcher Verſuche ermutigen. Der Grundſatz, wie bei allen Hauptkonzer=
ten
, ſo auch bei dieſen Sonderveranſtaltungen, nur wirklich Künſtleriſches,
unter Ausſcheidung alles Dillettantenhaften zu bringen, bedingt Koſten
von bedeutender Höhe, und führt unvermeidlich zu einem Fehlbetrag
wenn das Publikum, wie hier geſchehen den Veranſtaltungen nicht das
nötige Intereſſe entgegenbringt. Finanzielle Einbußen aber zu tragen,
iſt dem Muſiverein, bei allen künſtleriſchen Erfolgen, nicht möglich, und
es iſt daher unbedingtes Erfordernis, daß das Darmſtädter Publi=
kum
ein größeres tatkräftiges Intereſſe zeigt am
beſten durch die ſehr billigen Abonnements auf die reſtlichen Sonder=
konzerte
bei Bergſträßer wenn weiterhin Wert auf künſtleriſche Ver=
anſtaltungen
gelegt wird, deren Eigenart und Bedeutung von allen
Kunſtverſtändigen gewürdigt wird.
Im Schloßmuſeum finden täglich (außer Samstag) Führun
gen um 11 Uhr und 11.30 Uhr ſtatt.
Die Vereinigung des erſten heſſiſchen Landſturms von 1914 beging
am 19. November, dem Jahrestag des Ausmarſchs zum Weltkrieg, einen
Landſturmabend in den Räumen des Bürgerhofs. Der mit den heſſiſchen
Landesfarben und mit Pflanzen hübſch geſchmückte Saal gab der Veran=
ſtaltung
einen feſtlichen Rahmen. Kam. A. Kling entwickelte in ſeiner
Anſprache ein Bild der Entwicklung vom Eintritt des Landſturms in den
Weltkrieg bis zum heutigen Tage und hieß die Vertreter des Regiments=
vereins
der 115er herzlich willkommen, worauf deſſen Vorſitzender, Kam.
R.=A. Kalbhenn, über die Bedeutung der Militärvereinigungen und
Kam. Hummel, vom Kriegerverein Darmſtadt, über den Wert und die
verdienſtvolle Tätigkeit des Landſturms im großen Feldzuge ſchätzenswerte
Ausführungen machten. Hervorzuheben ſind noch die unterhaltenden
Vorträge der Herren Göbel und Thomas, ſowie der Landſturmkamera=
den
Bach, Leiſer und Sulzmann, die mit teils ſelbſtverfaßten Liedern,
Dichtungen uſw. den Abend verſchönern halfen, unterſtützt durch das
Muſikorcheſter von Traiſa, das ſein Beſtes leiſtete.
Stadtkirchenchor. In dem wie alljährlich am Totenſonntag
um 5 Uhr in der Stadtkirche ſtattfindenden liturgiſchen Gottesdienſte
kommen folgende Chöre zum Vortrag: 1. Mitten wir im Leben,
Satz von Erythräus 15601617; 2. Das Leben welkt wie
Gras, Volkslied nach dem Satz von Büchler; 3. Ich bin die Auf=
erſtehung
, von Gallus Dreßler 1570; 4. So wünſch ich mir
zu guterletzt, von J. S. Bach. Fräulein M. Lagemann ſingt
Herr, bleibe bei uns, aus dem engl. Kirchengeſang nach der
Ueberſetzung von Fräulein Stellwagen. Stadtorganiſt Borngäſſer ſpielt
zum Eingang: Choralvorſpiel Herzlich tut mich verlangen,
und zum Schluß Fuge C=Moll beides von J. S. Bach. Der
Eintritt iſt frei; man bittet, Geſanabücher mitzubringen.
Zum Totenſonntag hatten der Muſikverein und das Landesor=
cheſter
beabſichtigt, gemeinſam im 10jährigen Gedenken an den Ausbruch
des Weltkriegs und an ſeine Opfer das Deutſche Requiem von Brahms
aufzuführen Der Bevölkerung Darmſtadts ſollte durch die Wiedergabe
dieſes wundervollen, in beſtem Sinne religiöſen Werks eine gerade in
dieſen Tagen gewiß dankbar aufgenommene Feierſtunde bereitet werden.
Weniger Zahlungsfähigen, insbeſondere aus den Kreiſen der Kriegs=
hinterbliebenen
und =beſchädigten, war beabſichtigt, den Eintritt frei oder
doch gegen geringes Entgelt zu ermöglichen, während der Reinertrag im
übrigen für die Fürſorgezwecke der Zweigſtelle Darmſtadt vom Roten
Kreuz beſtimmt war, im Hinhlick gleichzeitig auf die kürzliche 60jährige
Gedenkfeier des ſegensreichen Beſtehens dieſer Stelle und als eine Ver=
anſtaltung
zur Unterſtützung ihrer Aufgaben. Leider haben ſich die Ab=
ſichten
für fetzt nicht verwirklichen laſſen, zumal auch der einzige für
dieſe Darbietung geeignete Raum. die Stadtkirche, an dem betreffenden
Tage nicht zur Verfüigung ſteht. (Einen Konzertraum mit der unbedingt
notwendigen Orgel beſitzt bekanntlich Darmſtadt nicht.) Es ſoll indeſſen
berſucht werden, die Aufführung an einem ſpäteren Zeitpunkt im glei=
chen
Sinn und Rahmen zuſtande zu brine
In den Schaufenſtern der Firma Benz u. Co. Grafenſtraße 20
ſind heute, Samstaa, 6 Stück vernickelte Saalmaſchinen, Fabrikat Gritz=
ner
, ausgeſtellt. Dieſe Maſchinen ſind ſpeziell als Kunſtfahrmaſchinen
vom Radfahrklub Worfelden der genannten Firma in Auftrag gegeben
worden.

Zu den Wahlen.
Pflichten der Wähler.
Wahlrecht bedeutet Wahlpflicht!
Wahlpflicht heißt nicht nur, am 7. Dezember den Stimmzettel
abgeben.
Wahlpflicht ſetzt vielmehr voraus, daß der Wähler recht=
zeitig
feſtſtellt, daß er in die Wahlliſte eingetragen iſt. Hier=
mit
bis zum Tage der Wahl zu warten oder ſich auf die Zuverläſſigkeit
der Liſtenführung zu verlaſſen, bedeutet Vernachlaſſigung der Wahl=
pflicht
!
Nur diejenigen Wähler die eine amtliche Mitteilung (Poſtkarte)
erhalten haben, ſind in der Wahlliſte eingetragen!
Wahlpflicht fordert endlich, daß der Wähler, der am Wahltag
nicht an ſeinem Wohnort anweſend iſt, ſich vom Wahlamt einen
Stimmſchein ausſtellen läßt, der ihn zur Erfüllung ſeines Wahl=
rechts
außerhalb ſeines Wohnorts berechtigt!

Kunſt und Keramik eröffnete eine neue Weihnachtsausſtellung mit
Märchenbildern und Landſchaften von Ernſt Eimer=Darmſtadt. Porträt=
büſten
von Profeſſor Jobſr, darunter die Büſte Sr. Exz. des Freiherrn
b. Hehl, deſſen Bronzeſtatuette von Prof. Kauer ebenfalls ausgeſtellt
iſt. H. L. Schlapp ſtellte keramiſche Werke des Hirſemanns Verlag zur
Verfügung, die mit den Scherenſchnitten von Frau Dora Günther=
Biſchoff bereinigt ſind. Die Ausſtellung iſt von 91 Uhr und 13 Uhr
gebffnet.
Meiſterprüfungen 1925. Die Anmeldungen für das Jahr 1925
finden ſchon jetzt ſtatt. Es ſoll hierdurch den Prüflingen Gelegenheit
geboten werden, ſich in den Wintermonaten für den theor ciſchen Leil
(Buchführung Wechſel= und Geſetzeskunde und bei genügender Beteili=
gung
auch Fachunterericht für einzelne Berufe) auszubilden. Die An=
meldung
erfolgt auf dem Bureau der Handwerkskammer, Hügelſtr. 16,
1. Stock, woſelbſt auch Auskunft erteilt wird.
Kreis der Freunde. Man ſchreibt uns: Der Kreis der Freunde
het großen Anklang gefunden, und wird in Beantwortung verſchiedener
Anfragen mitgereilt, daß der Mitgliedsbeitrag auch in halbjährlichen
Raten gezahlt werden kann. Für den Monat Dezember iſt eine Auf=
führung
des alten Puppenſpieles Dr. Fauſt vorgeſehen. Der Februar
bringt noch eine Ausſtellung der Wormſer Künſtlergruppen. Ueber die
weiteren Veranſtaltungen wird das Weihnachtsheft Aufſchluß geben, das
bis 20. Dezember erſcheint. Anmeldungen zum Kreis der Freunde‟
werden in Kunſt und Keramik entgegengenommen.
Evangeliſche Martinsgemeinde. Am nächſten Sonntag, 23. Nov.,
abends 6 Uhr, veranſtaltet der Kirchengeſangverein der evangeliſchen
Martinsgemeinde in der Martinskirche eine Totenfeſtfeier, bei welcher
drei Kompoſitionen Heinrichs von Herzogenberg für gemiſchten Chor,
eine ſolche von Arnold Mendelsſohn für Altſolo und eine Arie aus
Elias für Tenorſolo, letztere von Herrn Organiſt Landzettel geſungen,
zum Vortrag kommen werden. Die Leitung liegt in den Händen des
Herrn Privatdozenten Dr. Noack. Die Kirche iſt geheizt.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Um Irrtümer
zu vermeiden, geben wir hiermit ausdrücklich bekannt, daß die litur=
giſche
Totenfeier unſeres Vereins (Pfarrer Lautenſcläger mit
muſikgliſchen Darbietungen (Werke des Schweizer Komponiſten Louis
Kelterborn) am Samstag, den 22. Nov., abends 6 Uhr, in der
Schlr ßkirche ſtattfindet. Die Liturgie zum Totenfeſt der Schloßgemeinde
( Pfir=
mann
) findet am Sonntag, den 23. Nov., abends
8 Uhr, ebenfalls in der Schloßkirche ſtatt. Der ordnungsmäßige Gottes=
dienſt
unſeres Vereins iſt am 30. November (1. Advent).
Opferwoche der Deutſchen Nothilfe. Die Deutſche Not=
hilfe
veranſtaltet im Dezember unter einheitlicher Beteiligung aller
öffentlichen und freien Wohlfahrtsorganiſationen eine Opferwoche
für das ganze Reichsgebiet, um der Wohlfahrtspflege für
Zwecke der Altershilfe, Kinderhilfe und Volksſpeiſungen eine neue Hilfs=
quelle
zu erſchließen. Für Heſſen iſt ſie gedacht in der Zeit vom 14. bis
21. Dezember. Die Opferwoche ſoll dabei ganz auf den Verkauf der von
der Reichspoſt zugunſten der Deutſchen Nothilfe herausgegebenen Wohl=
fahrt
sbriefmarken abgeſtellt werden. Dieſe haben einen Nenn=
wert
von 5, 10, 20 und 50 Pfg. Der Verkaufswert beträgt das Vierfache
des Nennwertes. Die Poſt erhält den Nennwert. Von dem Reinertrag
ſollen 50 Prozent an die Reichsausgleichsſtelle nach Berlin fließen, wäh=
rend
die anderen 50 Prozent der Organiſation verbleibt, die den Ver=
ſchleiß
übernimmt. Das Heſſiſche Miniſterium des Innern hat bereits
hervorgehoben, daß es glaubt, daß Heſſen von der Reichsnothilfe als
Zuſchußgebiet betrachtet werden könnte. Die Stadtverwaltung hatte
für geſtern nachmittag Vertreter der Induſtrie, des Handels, Gewerbes,
der charitativen Verbände und Schulen zu einer Beſprechung der zur
Durchführung der Opferwoche notwendigen Maßnahmen eingeladen. Die
Verſammlung war einſtimmig der Auffaſſung, daß der gewählte Zeit=
punkt
für die Opferwoche der denkbar ungünſtigſte ſei und daß es zweck=
mäßig
ſei, die Opferwoche für Darmſtadt auf Ende Januar oder Anfang
Februar zu verlegen. Ein entſprechender Beſchluß wird dem Mini=
ſterium
des Innern zugehen.
Achtung, Päffe nicht vergefſen. Auch jetzt, nach dem Uebergang
der Regie in die Deutſche Reichsbahn, ſind Perſonalausweiſe oder Päſſe
für das beſetzte Gebiet notwendig. Die Beſatzungstruppen üben auf den
verſchiedenſten Stationen Stichproben aus.
Viehmärkte Darmſtadt. Am Donnerstag, den 20. Nov., fand zum
erſten Male ein Großviehmarkt im Viehhofe Darmſtadt ſtatt. Bisher
wurden nur Märkte für Schweine, Kälber und ſonſtiges Kleinvieh hier
abgehalten. Die hieſigen Metzger mußten ſich, ſoweit ſie ihren Bedarf
an Großvieh nicht unmittelbar auf dem Lande befriedigen konnten, auf
den Märkten der Nachbarſtädte Frankfurt a. M., Mainz, Mannheim und
Stuttgart eindecken. Die Errichtung des Großviehmarkts iſt im Intereſſe
der Fleiſchverſorgung von Daxmſtadt freudig zu begrüßen. Für die
Händler und Landwirte aus nah und fern iſt hierdurch ein neues Abſatz=
gebiet
für Schlachtvieh geſchaffen worden. Es liegt nun an den Betei=
ligten
dieſer Märkte, Metzgern und Händlern, durch gegenſeitige Verſtän=
digung
die Neueinrichtung lebensfähig zu erhalten.
* Bezirksſchöffengericht. Wegen Verrats militäriſcher Geheimniſſe
hatte ſich der Landwirtſchaftsgehilfe Hch. Dreyer aus Hannover zu
verantworten. Bemerkenswert iſt, daß Drehyer ſeit 4. Februar 1924 in
Unterſuchungshaft ſitzt und die Sache erſt am 20. November 1924, alſo
nach über 9 Monaten, in erſter Inſtanz zur Aburteilung gelangt iſt. Es
war nur ein Zeuge, ein Kriminalkommiſſar, geladen. Da im Staats=
interſſe
die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen war, können wir nur über das
öffentlich verkündete Urteil und die daran geknüpfte Begründung be=
richten
. Das Gericht hat den Beweis für geführt erachtet, daß Dreher
zu ſtrafbaren Zwecken in Beziehungen zum franzöſiſchen Spionageagen=
ten
Junker auf dem nahen Uebungsplatz getreten iſt. Es wurde eine
Strafe von 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis unter Anrechnung
von 9 Monaten Unterſuchungshaft ausgeſprochen
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Verein ehem. 6ler. Zur Totenfeier am Sonntag, 23. Nob.,
vormittags in der Stadtkirche, werden die Kameraden gebeten, ſich pünkt=
lich
um 7.45 Uhr am Prinz Karl einzufinden.
Vereinigung ehem. 116er Darmſtadt. Die Toten=
gedenkfeier
des Verbandes Heſſiſcher Regimentsvereine findet Sonntag,
23. November, vorm. 8 Uhr, in der Stadtkirche ſtatt. Der Vorſtand
bittet um zahlreiches Erſcheinen. Treffpunkt Eingang Kirchſtraße um
7 Uhr 50 Min.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V., Darm=
ſtadt
. Für die heute Samstag, 22. November, abends 9 Uhr, anbe=
räumte
Wochenverſammlung hat der Verein zur Belebung derſelben
einen bewährten Redner in der Perſon des Herrn Polizei=Oberleutn.
Götzinger gewonnen. Herr Götzinger iſt bei der T.G.B. kein Unbekann=
ter
und noch in beſter Erinnerung durch ſeine klaren, ſachlichen Aus=
führungen
in ſeinen früheren Vorträgen. Der Redner hat das Thema
Die Fahrt der Königsberg gewählt; intereſſant genug, um recht viel
ältere und füngere Turnerinnen und Turner den Weg nach dem Turn=
hauſe
finden zu laſſen. Ferner ſteht die Wahl von ſechs Vertretern
für den Gauturntag des Main=Rhein=Gaues auf der Tagesordnung mit
daran anſchließender Beſprechung der Tagesordnung des Gauturntags.
Es iſt Turnerpflicht, zu erſcheinen.
Der Reichswart der Evangel. Jungmänner=
bünde
Deutſchlands in Darmſtadt. Der in weiten Kreiſen
bekannte Liz. Stange, der als Reichswart der Jungmännerbünde eine
ſegensreiche Tätigkeit entfaltet, ſpricht am Dienstag abend 8 Uhr im
Wartburgheim, Gemeindehaus der Martinsgemeinde (Liebfrauenſtraße
Nr. 6), über das Thema: Dürfen wir auf unſere Jugend hoffen? In
der gegenwärtigen Notzeit, die immer wieder an unſere Herzen pocht
und die auch die Jugendkreiſe und ihre Freunde hin und her bewvegt,
ſucht man nach Quellen der Wahrheit und der Kraft. Eine große An=
zahl
Jugendverbände ſteht als Not= und Schiſalsgemeinſchaft im hauten
Kampf mit den herrfchenden Zeitmächten, der Sünde, die in tauſend=
fältiger
G ſtalt unſer Volksleben verheert. In dieſer Not wollen wir=
Helfer= und Wegweiſerdienſt tun und gemeinſam Dämme bilden helfen
gegen alle dunklen Mächte, die nach unten ziehen wollen. Als Pufer im
Streit und als Freund der Jugend ſteht Reichswart Stange mit vielen
anderen in der Kampfesfront; es werden deshalb alle Freunde der
Jugend zu dieſem Vortrag aufgerufen.
Kam. Vereinigung ehem. 118er. Die Kameraden ver=
ſammeln
ſich zum Beſuche der Totengedenkfeier in der Stadtkirche am
Sonntag, 23. Nov., vormittags 7.45 Uhr beim 1. Polizeirevier,

[ ][  ][ ]

Samstag, den 22. November 1924.

6. Deutſche Demokratiſche Partei Heſſenund Geſ=
ſen
=Naſſan beginnend mit: Korell, Pfarrer, Ingelheim, zurzeit:
Rendel, Oberheſſen.
7. Liſte der Kommuniſten, beginnnend mit: Ebner, Adam,
Eiſenbahnbetriebsaſſiſtent, Neu=Iſenburg.
8. Nationalſozialiſtiſche Freiheitsbewegung
(Völkiſch=ſozialer Block), beginnend mit: Fleck, Auguſt,
Hauptmann a. D., Altona.
9. Wirtſchaftspartei des Deutſchen Mittelſtan=
des
, beginnend mit: Weiſer, Johann Syndikus, Offenbach.
10. Heußerbund, beginnend mit: Heußer, Louis, Schriftſteller,
Berlin.
11. Freier Wirtſchaftsbund F. F. F. (Freiland, Frei=
geld
). Dieſer Wahlvorſchlag ſoll für zugelaſſen erklärt werden, wenn
er für das Reich zugelaſſen wird.
Außerdem war ein Telegramm einer Aufwertungs= und Wiederauf=
baupartei
eingelaufen, worin angekündigt wird, daß der Wahlvorſchlag
noch eingeſandt werde. Dieſe Form wurde für nicht genügend erklärt,
und damit iſt der Wahlvorſchlag dieſer Partei in Heſſen nicht zugelaſſen.
In einer längeren Ausſprache wurde abermals die Frage der Num=
merung
erörtert; der Vorſitzende wurde durch einen Beſchluß ermächtigt,
die Nummerung des Kreiswahlvorſchlages allein vorzunehmen.
Nach den Erfahrungen bei der letzten Reichstagswahl wäre es drin=
gend
erwünſcht, daß die Numerierung der Wahlvorſchläge für Heſſen die
gleiche iſt, wie die im Reich.
* Griesheim, 20. Nov. Die hieſige Ortsgruppe der Kriegs= Beſchädig=
ten
und Hinterbliebenen veranſtaltet am Toten=Sonntag am Kriegerdenk=
mal
eine Gedächtnisfeier, wozu der Vorſtand der Ortsgruppe
ſämtliche hieſigen Geſangs= und Sportvereine eingeladen hat.
Eberſtadt b. Darmſtadt, 20. Nov. Man ſchreibt uns: Zwei Modell=
Häuſer der von Herrn C. Pritſchan erfundenen zerlegbaren, transportab=
len
, doppelwandigen Holzhäuſer Aurora, ſind nunmehr fertiggeſtellt
und finden allgemeine Anerkennung. Der Erfinder dieſer Häuſer war
längere Jahre in den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Holz=
hausbau
tätig und ermöglichten ihm ſeine reichen Erfahrungen in der
Konſtruktion dieſer Häuſer, zwei Modellhäuſer ſpeziell für deutſche Ver=
hältniſſe
, fertig zu ſtellen, die neben großer Preiswürdigkeit, Gediegenheit
der Ausführung, bei recht gefälligen Formen vereinigen. Dieſe Häuſer
ſind doppelwandig und deshalb warm im Winter und können in einem
Tage aufgeſtellt werden. Durch den Bau dieſer Häuſer kann der Woh=
nungsnot
baldigſt abgeholfen werden. Der Bau dieſer Holzhäuſer ge=
ſchieht
im Sägewerk des Herrn Phil. Dächert in Eberſtadt bei Darmſtadt,
und wird durch dieſe neue Induſtrie vielen Handwerkern Eberſtadts loh=
nender
Verdienſt zugewandt. Wie wir hören, ſind ſchon recht belangreiche
Aufträge für dieſe Häuſer erteilt worden.
r. Zwingenberg, 19. Nov. Notgebiet. Vom Finanzamt Zwin=
genberg
ſind folgende Gemeinden als Notgebiet infolge ſchweren Wetter=
ſchadens
bezeichnet worden: Ober=Beerbach mit Schmal=Beerbach, Stei=
gerts
und Stettbach, Staffel, Beedenkirchen mit Wurzelbach, Balkhauſen,
Raidelbach, Gadernheim, Lautern, Reichenbach, Hohenſtein, Elms= und
Wilmshauſen, Gronau, Hochſtädten, Schönberg und Zell. Für dieſe Ge=
meinden
wird Umſatz=, Einkommen= und Vermögensſteuer, ſowie Renten=
bankumlage
der Landwirte bis auf weiteres geſtundet. Es wird aus=
drücklich
darauf hingewieſen, daß die Steuer hierdurch nicht erlaſſen, ſon=
dern
lediglich nur bis zu dem Zeitpunkt, der ſpäter noch bekannt gegeben
wird, geſtundet iſt.
* Erbach i. O., 20. Nov. Zu nächſten Samstag abends 8 Uhr lädt
die Arbeitervereinigung kommunale Partei zur Vertretung wirtſchaſt=
licher
Gemeindeintereſſen Erbachs ſeine Wähler ſowie die Bürgerſchaft
Erbachs zu einer öffentlichen Bürgerverſammlung ein. Auf der Tages=
ordnung
ſteht der Fraktionsbericht der Partei und ihre Tätigkeit im Ge=
meinderat
. Die Verſammlung findet im Eck (Heinrich Nieratzky) ſtatt.
Da als Referent der Partei der Grür der derſelben der frühere Reichs=
tags
, und Landtagsabgeordnete Haſenzahl ſpricht, darf wieder mit
einem dichtbeſetzten Saale gerechnet werden. Herr Haſenzahl wurde
übrigens von der Nationalſozialiſtiſchen Partei Heſſens für die diesjäh=
rigen
Wahlen als Landtagskandidat aufgeſtellt.
* Aus dem hinteren Odenwald wird folgende nette Geſchichte erzählt.
In einer kleinen Gemeinde war die Lichtanlage bis auf den Transforma=
tor
, der noch fehlte, fertig. Gemäß Gemeinderatsbeſchluß wurde an die
Heag geſchrieben und derſelbe reklamiert. Dieſe wandte ſich an die Liefer=
firma
, die AEG in Berlin, und reklamierte dort ihrerſeits den Transfor=
mator
. Sofort wurde dieſer abgeſandt und an die Gemeinde depeſchiert:
Heute abgegangen, AEG, 19/5. Der Gemeinderat konnte ſich das
Telegramm nicht erklären, da AEG im ganzen Ort unbekannt war.
Schließlich kam ein Schlauberger auf den genialen Gedanken, daß AEG:
Allgemeines Evangeliſches Geſangbuch heißt, und dort nur Lied 19,
Vers 5, nachzuleſen ſei. Als ſie es aber taten, da ſtimmte es. Der Vers
heißt: Er wird nun bald erſcheinen, in ſeiner Herrlichkeit, und euer
Leid und Weinen verwandeln ganz in Freud; er iſt’s der helfen kann,
macht eure Lampen fertig und ſeid ſtets ſein gewärtig! Er iſt ſchon auf
der Bahn.
A Offenbach, 21. Nov. Der hieſige Haus= und Grundbeſitzer=
verein
beſchloß noch in letzter Stunde, eine beſondere Vorſchlags=
liſte
zur Landtagswahl einzureichen. An der Spitze der Liſte
ſteht Stadtverordneter Johann Weiſer, Geſchäftsführer des hieſigen
Haus= und Grundbeſitzervereins, der auf den erſten Platz Anſpruch erhob
und ihn auch durchſetzte. Der Wahlvorſchlag enthält nur noch vier wei=
tere
Namen. Da der Vorſitzende des Landesverbandes der heſſiſchen
Hausbeſitzer als Handwerker und Angehöriger des Mittelſtan=
des
auf dem Wahlvorſchlag der Deutſchen Volkspartei ſteht,
rechnet die hieſige Wirtſchaftsgruppe der Hausbeſitzer nur mit rund 5000
Stimmen, die natürlich zu einem Sitz nicht reichen und den bürgerlichen
Parteien verloven gehen. Bei der Reichstagswahl im Mai brachte der
Hausbeſitzerverein im ganzen Lande Heſſen rund 8000 Stimmen
auf, ſo daß die oben angenommene Bahl von 5000 reichlich hoch gegrif=
fen
iſt.

FchallensJee
Im Verbrauch der billigste u. zugleich der feinste Tee
Bekannt feine Marke (lberall käuflich
Cerl Schelle Tea-Imoort Karisruhe MBoden

Seite 6.

Aus Heſſen.
Die Feſiſiellung der Wahlliſien in Heſſen.
Geſtern vormittag hielten nacheinander der Landeswahlausſchuß und
der Kreiswahlausſchuß Sitzungen im Kreisamtsgebäude in Darmſtadt ab.
Dar Landeswahlausſchuß hat die Wahlvorſchläge für die Landtagswahl
und der Kreiswahlausſchuß die Wahlvorſchläge für die Reichstagswahl
in Heſſen feſtzuſtellen. Die Verhandlungen, die den ganzen Vormittag in
Anſpruch naymen, ſtanden unter der Leitung von Min ſterialtat Borne=
mann
; die Parteien hatten hierzu ſtimmberechtigte Vertreter entſandt.
Vor Eroffnung der Sitzung gab Generalſekretär Kollbach von der
Deutſchen Volkspartei die Anregung, die Reihenfolge (Nummerung) der
Wahlvorſchläge für die Landtagswahl in derſelben Weiſe vorzunehmen,
wie bei der Reichstagswahl. Es ſei dies der Wunſch aller Parteien, die
bereit wären, die Plätze auf dem Wahlzettel zu wechſeln. Der Vor=
ſitzende
meinte, dies ſei nicht möglich, weil es im Heſſiſchen Landtage
Parteien gäbe, die im Reichstag nicht vertreten ſeien. Die Nummerung
des Landtagsſtimmzettels müſſe, den geſetzlichen Beſtimmungen entſpre=
chend
, nach der Reihenfolge der Eingänge vorgenommen werden. Eine
Aenderung könne nur ein Beſchluß des Geſamtminiſteriums herbeifüh=
ven
. Die Nummerung des Reichswahlzettels ſtehe überdies noch nicht feſt.
Nach dieſen Erklärungen wurde die Sitzung eröffnet und die Mit=
glieder
wurden auf ihr Amt verpflichtet, die Wahlvorſchläge zu prüfen
und feſtzuſtellen.
Die eingereichten Wahlvorſchläge wieſen zahlreiche Mängel auf, die
jedoch zumeiſt nicht ſchwerwiegender Natur waren. So fehlten bei meh=
reren
amtlichen Beſcheinigungen über die Perſonalien der Kandidaten die
Stempel des Bürgermeiſteramtes, in einem Falle ſogar bei einem Kandi=
daten
, der ſelbſt Bürgermeiſter iſt. Eine Bürgermeiſtereibeſchränkteſichnicht
auf die Feſtſtellungen der Perſonalien, ſondern fügte noch hinzu, daß
über einen Kandidaten nichts Nachteiliges bekannt geworden ſei, was von
den Anweſenden mit gebührender Heiterkeit aufgenommen wurde. Mehr=
fach
waren die Beſcheinigungen von der Polizei, ſtatt vom Bürgermeiſter=
amt
ausgeſtellt; dies wurde nicht weiter beanſtandet. Gemäß einem Be=
ſchluſſe
wurde die Bezeichnung Landtagsabgeordneter geſtrichen, aber
merkwürdigerweiſe blieben Bezeichnungen, wie Stadtverordneter, Kreis=
tagsmitglied
und ſelbſt Stellvertretender Handelskammervorſitzender
ſtehen. Kleine Abweichungen in der Schreibung der Namen und Zuſätze
zur Verdeutlichung wurden vorgenommen. Auf dem nationalſozialiſti=
ſchen
Wahlvorſchlag wurden mehrere Namen geſtrichen, weil die Erklärun=
gen
der Wahlkandidaten und die amtliche Beſcheinigung nicht beigebracht
waren.
Es wurden die folgenden
Wahlvorſchläge für die Landtagswahl
für feſtgeſtellt erklärt (die Bezeichnung iſt zugleich das Kennwort auf dem
Wahlzettel):
1. Sozialdemokratiſche Partei: Landesliſte; beginnend
mit: Ulrich, Karl, Staatspräſident, Darmſtadt.
2. Liſte der Kommuniſten: Landesliſte; beginnend mit:
Roth, Katharina, Hausfrau, Sprendlingen
3. Deutſchnationale (Heſſiſche) Volkspartei: Pro=
vinzliſten
: Starkenburg, beginnend mit: D. Dr. Diehl. Prälat, Darm=
ſtadt
. Oberheſſen, beginnend mit: Dr. Werner, Prof., Studienrat, Butz=
bach
. Rheinheſſen, beginnend mit: Böhn, Auguſt, Amtsanwalt.
4. Vereinigte ſchaffende Landwirte: Landesliſte; begin=
nend
mit: Schwinn, Forſt= und landwirtſchaftlicher Sachverſtändiger,
Schöllenbach im Odenwald.
Aus den Verhandlungen ging hervor, daß die Unterſchriften zunächſt
nicht in Ordnung waren, ſpäter wurde eine neue Liſte eingereicht, von
der einige Namen geſtrichen werden mußten, doch waren es immer noch
mehr als 500 Umterſchriften. Die erſte Liſte mit den unrechtmäßigen
Namen iſt zurückgezogen worden.
5. Deutſche Demokratiſche Partei: Provinzliſten; Star=
kenburg
, beginnend mit: Henrich, Konrad, Finanzminiſter, Darmſtadt.
Nheinheſſen, beginnend mit: Dr. Külb, Karl, Oberbürgermeiſter, Mainz.
Oberheſſen, beginnend mit: Urſtadt, Otto, Miniſterialdirektor, Darmſtadt.
6. Zentrumspartei: Landesliſte; Lenhart, Prof., Domkapi=
tular
, Mainz.
7. Nationalſozialiſtiſche Freiheitsbewegung ( Völ=
kiſch
=ſozialer Block): Landesliſte; beginnend mit: Hauck, Philipp V., Land=
wirt
, Schaafheim.
8. Deutſche Volkspartei: Landesliſte; beginnend mit: Din=
geldeh
, Eduard, Rechtsanwalt, Darmſtadt.
9. HeſſiſcherBauernbund und Rheinhefſiſche Land=
liſte
: Provinzliſten; Starkenburg, beginnend mit: Glaſer, Konrad,
Landwirt, Nordheim. Oberheſſen, beginnend mit: Dr. von Helmold,
Landwirt. Rheinheſſen, beginnend mit: Dr. Möbus, Otto, Landwirt,
Siefersheim.
10. Wirtſchaftsverband des deutſchen Mittelſtan=
des
: Landesliſte; beginnend mit: Weiſer, Johann, Shndikus, des Haus=
beſitzerverbandes
Offenbach.
In der Sitzung des Kreiswahlausſchuſſes wurden die Wahlliſten für
die Reichstagswahl feſtgeſtellt. Bei der Prüfung der Perſonalien ergab
ſich, daß Angaben über die Kandidaten fehlten, daß ſie mindeſtens ein
Jahr die Reichszugehörigkeit beſitzen. Da es ſich mehrfach um frühere
Reichstagsabgeordnete, um Landtagsabgeordnete und ſonſt um Männer
handelte, die öffentliche Aemter bekleiden, wurde der Mangel für nicht er=
heblich
erklärt. Es wurden die folgenden
Wahlvorſchläge für die Reichstagswahl
für feſtgeſtellt erklärt (die Bezeichnung iſt zugleich das Kennwort auf dem
Wahlzettel):
1. Bauernbund und Rheinheſſiſche Landliſte, be=
ginnend
mit: Dorſch 2., Wilh., Landwirt, Wölfersheim.
2. Deutſchnationale (Heſſiſche Volkspartei), be=
ginnend
mit Dr. Werner, Ferd., Prof, Studienrat Butzbach.
3. Deutſche Volkspartei beginnend mit Dr. Becker, Reichs=
miniſter
a. D., Duisburg und Ludwigshöhe, Rheinheſſen.
4. Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands, be=
ginnend
mit: Ulrich, Staatspräſident, Darmſtadt.
5. Zentrum, beginnend mit: Dr. Bockius, Fritz, Rechtsanwalt,
Mainz.

Rummer 325,

Proteſt der Dieburger Beamtenſchaft gegen die Ein=
ſtufung
der Kreisſtadt Dieburg in die Ortsklaſſe C.
Die Kreisſtadt Dieburg iſt als einzige heſſiſche Kreisſtadt in der
Ortsklaſſe C geblieben, obwohl ſie zum Wirtſchaftsgebiet und Teue=
rungsbezirk
Darmſtadt gehört. Viele Kleinſtädte Heſſens ſind nach der
Ortsklaſſe B verſetzt worden, was für die Beamtenſchaft eine Erhöhung
des örtlichen Wohnungsgeldzuſchuſſes (früher Ortszuſchlag genannt) be=
deutet
. Nur wenige Kreisſtädte Deutſchlands ſind auch in billigen
Bezirken in der Ortsklaſſe C geblieben.
Die Beamtenſchaft der Kreisſtadt Dieburg, die das Verbleiben der
Stadt in Gruppe C als Unrecht und als Zurückſetzung empfindet, hat auf
Grund einer ſtark beſuchten Proteſtverſammlung einmütig Einſpruch
gegen dieſe Einſtufung erhoben. Die geſamte Beamtenſchaft einſchließlich
der Stadtbeamten und Angeſtellten hat an die zuſtändigen Inſtanzen
in Reich und Land eine gemeinſame Proteſteingabe gerichtet und als=
baldige
Beſeitigung dieſes Unrechts verlangt. Den berechtigten Wün=
ſchen
der Beamtenſchaft und der Stadr Dieburg werden ſich die ver=
antwortlichen
Inſtanzen in Darmſtadt und Berlin nicht entziehen können.
Es handelt ſich hier um eine durchaus unverſtändliche Maßnahme der
Reichsregierung, die in den tatſächlichen Verhältniſſen keine Stütze hat
und durch irgendwelche Zufälligkeiten und Irrtümer bei der ſtatiſti=
ſchen
Erfaſſung der Mietwohnungen zuſtande gekommen ſein möge. Die
zuſtändigen Behörden des Kreiſes und der Stadt (Kreisamt und
Bürgermeiſterei) haben weder von der Abſicht einer Nachprüfung noch
von der Abſicht einer ſtatiſtiſchen Aufnahme der Wohnungsmieten
irgend etwas erfahren. Es muß verlangt werden, daß derartige ſchwer=
wiegende
Eingriffe in die Lebensverhältniſſe der Beamtenſchaft nicht
oberflächlich und ohne Fühlungnahme mit den örtlichen Inſtanzen er=
folgen
, die nur dazu beitragen, um berechtigte Empörung und Unzu=
friedenheit
unter der Beamtenſchaft hervorzurufen. Jeder unbefangene
Kenner der wirtſchaftlichen Verhältniſſe des Heſſenlandes muß an=
erkennen
, daß es ein Unſinn iſt, die Kreisſtadt Dieburg in die Ortsklaſſe
C zu belaſſen, während man ſämtliche andere Kreisſtädte Heſſens und
viele andere Kleinſtädte Heſſens nach der Ortsklaſſe B verſetzt hat, wie
z. B. Erbach und Michelſtadt, Langen mit Mitteldick, Neu=Iſenburg,
Buchſchlag und Mühlheim, Arheilgen mit Kranichſtein, Eberſtadt und
Griesheim, Lampertheim mit Hüttenfeld in der Provinz Starkenburg,
Alsfeld, Büdingen, Nidda, Butzbach, Vilbel, Lauterbach. Schotten in der
Provinz Oberheſſen. Das neue Ortsklaſſenverzeichnis enthält überhaupt
viele Einſtufungen, die den Wirtſchaftsverhältniſſen in keiner Weiſe
Rechnung tragen und offenbar auf ſehr oberflächliche und irreführende
Erhebungen beruhen dürſten. Die heſſiſche Regierung wird nicht um=
hin
können, die berechtigten Wünſchen der betroffenen Gemeinden
energiſch und nachdrücklichſt zu unterſtützen. Mit Proteſten allein wird
ſich die Beamtenſchaft jedenfalls nicht begnügen, ſondern ſie wird eine
beſchleunigte und gerechte Regelung verlangen.

Laubenheim, 20. Nov. Der hieſige Männergeſangverei veranſtaltet
am Sonntag, den B. November, in der Heilburg ein Herbſtkonzert.
Als Soliſten ſind vorgemerkt Frau Dr. Fluch (Sopran), Herr Prof. Dr.
Lambinet (Tenor) und Herr Kapellmeiſter Schacker vom Mainzer Stadt=
theater
(Flügel). Der Verein wird unter Leitung ſeines Dirigenten,
Herrn Wollweber, verſchiedene Chöre zum Vortrag bringen. Anfügend
ſei noch bemerkt, daß der Männergeſangverein im nächſten Jahr zu
Pfingſten ſein 80jähriges Jubiläum feiert, verbunden mit Geſangs=
wettſtreit
. Die Vorbereitungen zu dieſer Feier ſind ſchon jetzt im Gange,
ſo daß mit einem glänzenden Verlauf der Veranſtaltung zu rechnen iſt.
* Gießen, 19. Nov. Heute, am preußiſchen Bußtag, war die
Stadt das Ziel Tauſender, die beſonders aus den preußiſchen Kreiſen
Wetzlar, Marburg, Biedenkopf eintrafen. Wirtſchaften, Kinos und Ge=
ſchäftsleute
hatten einen großen Tag. Im Stadtthegter wurden zwei Vor=
ſtellungen
heiterer Art gegeben: Der Schwank Der Meiſterboxer und
das neue Luſtſpiel Kreuzfeucr.
* Gießen, 19. Nov. Wieder iſt ein Kämpfer aus Deutſch=
lands
großer Zeit geſtorben, nämlich der Bahnarbeiter i. R.
Schneider, welcher den Feldzug 1870/71 im 2. Heſſiſchen Infanterie=
Regiment (115.) mirmachte. Er erreichte ein Alter von 78 Jahren. Die
Beerdigung findet am Donnerstag ſtatt.
Garbenteich b. Gießen, 20. Nov. Mitten in ſeiner Berufstätigkeit
ſtarb heute unſer Bürgermeiſter Kiſſel, welcher nahezu 25 Jahre die Ge=
ſchicke
unſerer Gemeinde leitete.
* Lauterbach, 17. Nov. Die heſſiſche Landeswanderbühne
iſt hier eingetroffen und hat im Theaterſaal des Gaſtwirts Beilecke ihre
Vorſtellungen begonnen. Das hieſige kunſtliebende Publikum nimmt
durch zahlreichen Beſuch lebhaften Anteil an den Darbietungen und ſpen=
dete
bei der erſten Vorſtellung lebhaften Beifall.
* Schotten, 20. Nov. Die Tagung ehemaliger 115er war von
etwa tauſend Kameraden aus allen Teilen des Vogelsberges beſucht, ſo
daß die Turnhalle nicht alle Gäſte faſſen konnte. Die Verſammlung galt
dem Denkmal des Infanterie=Regiments 115, das in Darmſtadt er=
richtet
werden ſoll. Die Mitglieder der ehemaligen Regimentskapelle
ſpielten die alten Soldatenmärſche, welche ſtürmiſchen Beifall auslöſten.
Einen beſonderen Genuß boten die Vorführungen der Muſterriege der
Turngemeinde Darmſtadt 1846. Oberſtleutnant von Hagen hielt einen
Vortrag über die Schlacht von Tannenberg und an den Maſuriſchen Seen.
Der Ueberſchuß des Feſtes wurde dem Denkmalfonds überwieſen.
* Rainrod b. Schotten, 20. Nov. Ein würdiges Denkmal für die
32 Gefallenen des Weltkrieges wurde neben der Kirche errichtet. Der Ein=
weihungsfeier
wohnte Regierungsrat Weber=Schotten bei, der Schottener
Muſikverein, ſämtliche hieſigen Vereine, der Schülerchor wirkte bei der
Weihe mit.
* Ortenberg, 19. Nob. Der hieſige Vorſchuß= und Kreditverein gibt
die erſte Goldmark=Eröffnungsbilanz heraus, welche ein Vermögen von
35 890 Mark zeigt. Die ordentliche Generalverſammlung hat beſchloſſen,
das Aktienkapital von 3 180 000 Mark auf 21 200 Goldmark zu ermäßigen.
Auf drei alte Aktien zu 1000 Mk. wird eine zu 20 Goldmark ausgehändigt.
* Garbenteich, 20. Nov. Der Kraftwagen des Mühlenbeſitzers Amend
war ſchwer beladen. Als er in unſerem Dorfe drehen wollte, ſtieß er
gegen ein Haus und drückte die Wand ein. Der Hausbeſitzer wurde er=
heblich
verletzt.
Die Heſſiſche Landeswanderbühne iſt in Oberheſſen eingetroffen und
wird in den Kreisſtädten und größeren Landſtädten mehrtägige Gaſtſpiele
geben.

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683

[ ][  ][ ]

Rummer 325.

Samstag, den 22. November 1924

Seite 2.

Reich und Ausland.
Autounfall Dr. Streſemanns.
Neuſtadt a. d. H. Reichsminiſter Dr. Streſemann
hat auf der Fahrt von Ludwigshafen nach Neuſtadt einen Auto=
unfall
erlitten. Einer der Kraftwagen, die das Automobil des
Reichsminiſters des Aeußern begleiten, iſt auf das Auto Streſe=
manns
aufgefahren. Der Reichsminiſter iſt unverletzt geblieben,
hat jedoch einen leichten Nervenchok erlitten. Er hat ſich jedoch
nach einiger Zeit ſo weit erholt, daß er die angekündigte Rede
in Neuſtaot hat halten können.

* Die Jahrtauſendausſiellung der Rheinlande.
Das Jahr 1925 hat für die Rheinlande eine ganz beſondere B. deu=
tung
, da alsdann 1000 Jahre v rfloſſen ſein werden, ſeitdem ſie mit dem
Deutſchen Reiche dauernd verbunden wurden. Aus Anlaß dieſes hoch=
wichtigen
Ereigniſſes werden an den Rheinuſern von Worms und Speher
bis zur holländiſchen Grenze zahlreiche Veranſtaltungen ſtattfinden, die
ſich auf die geſchichtliche, künſtleriſche und wirtſchaftliche Entwicklung der
Rheinlande beziehen. Die bedeutſamſte Erinnerungsfeier wird in Köln,
der Metropole des ganzen Weſtens, unter Teilnahme des Herrn Reichs=
präſidenten
und zahlreicher Reichs= und Staatsmin’ſter im Mai vor ſich
gehen. In Verbindung mit dieſer Feſtlichkeit wird eine Jahrtauſend=
Ausſtellung veranſtaltet, die einen Ueberblick über den geſamten Werde=
gang
der Rheinlande nach den verſchiedenſten Nichtungen bieten wird.
Außer einer Darſtellung der geographiſchen Beſchaffenheit des Landes
durch Modelle, Karten, Landſchaftsbilder, wird u. a. die ſtaatliche Ent=
wicklung
durch das Mittelalter und die Neuzeit bis auf unſere Tage
gezeigt werden. Dabei werden beſondere Bedeutung das römiſch=
deutſche
Kaiſertum, die rheiniſchen Kurfürſten, die Kultur des Adels, der
Bauern und der Bürger beanſpruchen. U. a. ſollen Erinnerungsz ichen
an das römiſch=deutſche Kaiſertum aufgeſtellt werden, wie ſie in dieſer
Fülle ſeit der Krönung des letzten römiſch=deutſchen Kaiſers, vor an=
nähernd
150 Jahren nicht mehr geſammelt geſehen wurden. Die Dar=
ſtellung
der kirchlichen Entwicklung der Rheinlande wird Gelegenheit
bieten, die herrlichſten Schätze kirchlicher Kunſt vorzuführen. Die Kölner
Schreine, allen voran der Dreikönigenſchrein, der Siegburger Schatz, die
Kunſtwerke der alten Kirchen der Mainzer Diözeſe, aus Trier und an=
deren
im Mittelalter bedeutſamen Städten ſind der Ausſtellungsleitung
bereits zugeſagt. Auch Speher, Worms werden beſondere Kojen mit
ihren Schätzen füllen. An die Kathedralkirchen wird ſich ein Ueberblick
über die Dorf= und Pfarrkirchen, die Klöſter und Wallfahrtskirchen und
ihre Schätze anſchließen, darunter werden zahlreiche hervorragende
Schöpfungen der mittelalterlichen Malerei und Plaſtik beſondere Auf=
merkſamkeit
erheiſchen. Auch das Kunſtgewerbe mit ſeinen feinen Ar=
beiten
an kirchlichen Geräten und bürgerlichem Hausrat aller Art wird
eine Fülle herrlichſter Stücke zur Schau ſtellen. Neben Kunſt, Theater,
Wiſſenſchaft, Unterricht, Literatur und Politik werden das geſellige Le=
ben
, Jagd, Spiel und Turnier, Trachten uſw. ſorgfältigſte Beachtung
finden.
Daneben wird noch in einer beſonderen Abteilung die wirtſchaftliche
und ſoziale Entwicklung der Rheinlande vorgeführt werden. Nach den
bisher von den maßgebenden Stellen gemachten Zuſagen iſt mit einer
ſolchen Fülle wertvollen Materials zu rechnen, daß mit Recht die im
nächſten Jahre in Köln ſtattfindende Ausſtellung wohl als die wertvollſte
und ſehenswerteſte bezeichnet werden darf, die in Weſtdeutſchland je ver=
anſtaltet
worden iſt.

Senkung der Grund= und Gewerbeſteuer in Baden.
Das Staatsminiſterium hat auf Antrag des Finanzminiſters be=
ſchloſſen
, dem Landtag für das Rechnungsjahr 1924 vorzuſchlagen, daß von
der letzten am 15. Febr. 1925 fälligen vierteljährlichen Teilzahlung nur
die Hälfte erhoben wird.

Mannheim wird, Flughafen!

Karlsruhe. Der in der Preſſe des öfteren erörterte Plan,
die Stadt Mannheim, dem Beiſpiel Stuttgarts folgend, in das Luftver=
kehrsnetz
einzubeziehen, hat bald poſitive Ergebniſſe gehabt. In einer
geſtern gepflogenen Preſſebeſprechung der Mannheimer Luftverkehrs=
G. m. b. H. wurde bekannt gegeben, daß die Stadt Mannheim ein Ge=
lände
zur Errichtung eines Flughafens zur Verfügung geſtellt hat und
daß Beſprechungen mit der badiſchen Regierung ſchweben, die auf die
Schaffung einer Oberrheiniſchen Luftverkehrsgeſellſchaft abzielen.
Die Vertretung des Weinbaus bei den Handelsvertragsverhandlungen.
fm. Karlsruhe. Wie wir erfahren, hat das Reichsernährungs=
miniſterium
für die Verhandlungen über einen deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertrag als Weinbau=Sachverſtändige die Herren Direktor Dr.
Karl Müller=Karlsruhe, Präſident des Deutſchen Weinbauverbandes und
Winzer Dr. Friedrich v. Baſſermann=Jordan=Deidesheim, zugezogen.
Luxusſteuer und Schmuckwareninduſtrie.
kw. Pforzheim. Gegen die Ermäßigung der Luxusſteuer von
15 auf 10 Prozent erſt mit Wirkung vom 1. Janunar 1925 ab, hat die
hieſige Handelskammer vom Standpunkte der als Saiſon=Induſtrie auf
das Weihnachtsgeſchäft angewieſenen Edelmetall= und Schmuckwaren=
induſtrie
bei den zuſtändigen Reichs= und Landesregierungsſtellen drin=
gende
Vorſtellungen erhoben, mit der Bitte, um Inkraftſetzung dieſer
Steuermäßigung bereits am 1. Dezember 1924.

Abban der verkehrshindernden Steuern.
Das baheriſche Innenminiſterium hat mit Rückſicht auf die be=
ſonderen
wirtſchaftlichen Schwierigkeiten des Hotel= und Gaſtwirtsgewer=
bes
den Gemeinden empfohlen, die gemeindliche Beherbergungsſteuer
überhaupt abzuſchaffen oder doch den Steuerſatz angemeſſen zu ermäßi=
gen
. In Gemeinden, die die Steuer weitererheben, ſoll ſie allgemein auf
einen Satz von höchſtens 10 Prozent des ſteuerpflichtigen Entgelts herun=
tergeſchraubt
werden.
Aus der Reichshauptſtadt.
Als Polizeibeamte heute nacht in eine Wohnung in Schöneberg
eindrangen, aus der ſtarkes Röcheln vernehmbar war, fanden ſie in einem
Bett die Leiche einer älteren weiblichen Perſon vor und in einem zweiten
Bett lagen der ſtarkröchelnde Monteur Otto Kuhlmei und die Wohnungs=
inhaberin
und Schneiderin Marie Sendigk bewußtlos. Am Hals der
Toten befanden ſich Druckſtellen, die den Anſchein erweckten, daß die Frau
erwürgt worden war. Der Arzt konnte die Todesurſache noch nicht feſt=
ſtellen
. Die beiden Bewußtloſen ſchaffte man in das Krankenhaus, wo
Kuhlmei verſtarb. Die Wohnungsinhaberin und Kuhlmei lebten in
wilder Ehe. Sie waren angetrunken nach Hauſe gekommen und hatten
heftige Streitigkeiten gehabt.
Im Prozeß Egloffſtein beantragte der Staatsanwalt unter
Zubilligung mildernder Umſtände gegen Egloffſtein, der von den Sach=
verſtändigen
als geiſtig minderwertig erklärt worden war, Einzelſtrafen
in Höhe von 44 Jahren Gefängnis, die auf die geſetzlich zuläſſige Höchſt=
ſtrafe
von 10 Jahren Gefängnis zuſammengezogen werden
ſollen. Die Strafanträge gegen Hermes bzw. Dora Lehmann lauten
auf 5 bzw. 3 Jahre Gefängnis. Für die Krankenpflegerin Schwartz ſind
1000 Mark Geldſtrafe beantragt worden.
Auf der Chauſſee zwiſchen Jägersdorf und Paulau in Schleſien
wurden von einem Kraftwagen der Sohn eines Konditoreibeſitzers und
ein Chauffeur aus Brieg, die mit einem Motorrad auf einer Fahrt nach
Brieg begriffen waren, überfahren. Hierbei explodierte der Benzin=
tank
. Das Fahrzeug wurde brennend in den Chauſſee=
graben
geſchleudert. Die beiden Motorradfahrer, die ſchwere
Brandwunden erlitten, wurden in das Krankenhaus zu Brieg geſchafft.
Bei der Verſteigerung einer Autographenſammlung bei dem Ber=
liner
Auktionshaus Henrici erzielte das Manuſkript von Schuberts
Lied Einſamkeit 5400 Mark, die eigenhändig geſchriebene Kompoſition
Geiſterſtimme‟ 200 Mark, Briefe des jungen Mozarts an ſeinen Vater
wurden mit 1300 Mark und 1450 Mark bezahlt, ein ſechsſeitiger Beet=
hovenbrief
an Breitkopf & Härtel brachte 2450 Mark.

Flettner beim Reichspräſidenten.
Berlin. Der Reichspräſident empfing geſtern den Erfinder des
Flettner=Motor=Schiffes zu einem Vortrage über dieſe Erfindung und
ihre Bedeutung. Der Reichspräſident ſprach im Namen des Reiches
Ingenieur Flettner ſeinen Dank und ſeine Anerkennung für ſeine
Arbeit aus.
Seit 800 Jahren nicht dageweſen.
Ein eigenartiger und unvorhergeſehener Fall trat bei dem Bankett
des Lord Mayors von London ein, das in der Guildhall in dieſer Woche
ſtattfand. Die Einladungen dazu waren ſechs Wochen vorher an die
Kronminiſter ergangen; aber kurz darauf wurde die Regierung unerwar=
tet
geſtürzt: Neuwahlen erfolgten und neue Miniſter nahmen die Plätze
der vorher Eingeladenen ein.
Die erſten Einladungen mußten eilends rückgängig gemacht werden
und die Nachfolger der Ex=Miniſter aßen nun die berühmte Schildkröten=
ſuppe
am vergangenen Montag abend. Dieſer Fall iſt ſeit 800 Jahren
micht dageweſen.

Fleitner über ſeine Motor=Segelerfindung.
TU. Berlin 19. Nov. Auf der Jubiläumstagung der Schiffs=
bautechniſchen
Geſellſchaft hielt heute Direktor Flettner ſeinen erſten
ausgedehnten Vortrag über die neue Erfindung des Flettner=Rotors,
durch die es möglich iſt, die Windkraft mit Hilfe rotierender Metallzylin=
der
zum Antrieb von Schiffen in viel ſtärkerem Maß, als es bisher mit
Segeln möglich war, zu verwenden. Im Eingang des mit vielen Licht=
bildern
geſchmückten Vortrags deutete Direktor Flettner an, daß die theo=
retiſchen
Kenntniſſe des Schiffsbaues über die Frage des Segelproblems
bis vor kurzem ſehr primitiv geweſen ſeien, ſo daß es zunächſt notwendig
wurde, das bisher verwendete Segel wiſſenſchaftlich näher zu unter=
ſuchen
. Hierbei ſtellte ſich heraus, daß eine ſtrömungstechniſche Verbeſſe=
rung
des alten Segels kaum zu erzielen war, ja, daß die vor Jahrhun=
derten
(beiſpielsweiſe von Columbus) angewandten Segel ſchon faſt den=
ſelben
Wirkungsgrad hatten, wie die heutigen modernen Segel. Die Ver=
beſſerungsfähigkeit
des verſuchsweiſe zur Anwendung kommenden Metall=
flächenſegels
erwies ſich, trotz langer Verſuche, als ebenfalls beſchränkt,
obwohl der von Flettner an dem ſymetriſchen Metallſegel angeordnete
verſtellbare Schwanz, der das ſymetriſche in ein unſymetriſches Profil
zu verwandeln geeignet war, den Wind ſchon in bedeutend höherem Maße
als ein Leinwandſegel ausnutzte. Die entſcheidende Erkenntnis dieſer
Verſuche beſtand darin, daß die Segelſeite, auf die der Wind ſeinen Druck
ausübt, für die Entſtehung der arbeitenden Kraft viel weniger wichtig iſt,
als die hinter der Fläche liegende, die Unterdruckſeite. Auch beim alten
Segelſchiff wird der Fortbetrieb im weſentlichen durch den hinter dem
Segel auftretenden Unterdruck hervorgerufen. Praktiſche Verſuche er=
gaben
, daß das ſtarre Metall=FlettnerSegel etwa die doppelte Wirkung
aufzuweiſen vermochte, als ein Leinwandſegel gleicher Fläche. Die Fläche
blieb aber trotz dieſes verbeſſerten Wirkungsgrades ſehr groß und die
Navigation erforderte eine ſehr hohe Geſchicklichkeit. Auch war das na=
türliche
Gefahrenmoment kaum eingeſchränkt. Hier ſetzte der neue Ge=
dankengang
Flettners ein.
Am 17. September 1922 meldete Flettner ein Patent an, das die
künſtliche Erzeugung von Zirkulationsſtrömen zur zweckmäßigeren Aus=
nützung
des Windantriebs vorſah. Das Ergebnis langer Forſchung führte
zur Erkenntnis, daß eine rotierende Haut in idealer Weiſe geeignet war,
eine künſtliche Zirkulationsſtrömung zu erzeugen. Anſtelle einer um zwei
Zylinder geführten beweglichen Haut wurden ſpäter nur rotierende
Zylinder verwendet, bei denen der ſchon ſeit den fünfziger Jahren be=
kannte
Magnus=Effekt in Erſcheinung tritt, der darin beſteht, daß ein
rotierender Körper ſeitlich abgelenkt wird, wenn auf ihn, quer zu ſeiner
Längsachſe, Strömungen, ſei es von Luft, ſei es von Waſſer, auftreffen.
Vielfache Verſuche der an dem Ausbau der Flettner=Idee hervorragend
beteiligten Göttinger Aero=dynamiſchen Verſuchsanſtalt führten dann
ſchließlich zum Umbau des jetzt vielfach erprobten früheren Seglers
Buckau durch die Germania=Werft, Kiel, der Krupp=Aktien=Geſellſchaft.
Die bei den Verſuchen zutage getretene Quertriebwirkung des Rotors
(des ſich drehenden Zylinders) war ſo groß, daß ſie bei gleicher Fläche die
eines Segels im Verſuchskanal des Inſtituts um das Zehnfache übertraf.
Der höchſte Effekt und die beſte Ausnutzung der Windkraft ergibt ſich,
wenn die Haut des Rotors ſich etwa mit dem 3,5fachen der eben herr=
ſchenden
Windgeſchwindigkeit bewegt. Da die Angriffsfläche des Rotors
gegenüber dem alten Segel ſehr viel geringer iſt, wird, falls der Rotor
ſeine Drehungsgeſchwindigkeit nicht erhöht, das Aufkommen ſtarken Win=
des
und Sturmes dem Schiff nicht mehr gefährlich werden. Die beiden
ſich drehenden Türme beſtehen aus innen verſteiftem, ein Millimeter
dickem Stahlblech und ſind auf zwei Gleitlagern leicht drehbar angebracht.
Jeder Zylinder hat einen Durchmeſſer von 2,8 Metern und eine Höhe
von 15,6 Metern. Die oben angebrachten, auch auf allen Bildern ſicht=
baren
Endſcheiben mit dem 1½fachen Durchmeſſer, dienen zur Verhinde=
rung
des ſeitlichen Ausweichens des Windes und ſind für den Wirkungs=
grad
der Zylinder von ausſchlaggebender Bedeutung. Auch ſie entſtam=
men
einer Idee Flettners. Der Antrieb der Zylinder erfolgt durch zwei
Elektromotoren von je elf Kilowatt. Die aufzuwendende Kraft iſt alſo
im Verhältnis zu der erzielten Antriebskraft außerordentlich gering. Die
beiden ſich drehenden Zylinder wiegen insgeſamt etwa 2000 Kilogr., alſo
viel weniger als die alten Takelagen des Seglers.
Bei mittlerem, böigem auch ſtoßweiſe auftrekendem Wind hat die
Buckau eine Geſchwindigkeit von annähernd neun Knoten erreicht. Die
Stabilität iſt durch das geringe Gewicht der Aufbauten bedeutend ver=
beſſert
worden. Auch die Wendigkeit des Schiffes hat erheblich zugenom=
men
. Wie eine moderne kleine Jacht kann es faſt in den Wind hinein=
fahren
. Es geht bis zu zwei S=rich (etwa 23 Grad) in den Wind. Die
Bedienung beſchränkt ſich auf die Betätigung des Steuers und auf das
Anlaſſen und Abſtellen der die Zylinder antreibenden Motoren nach vor=
und rückwärts. Irgendwelche ſonſt auf Segelſchiffes otwendige Arbei=
ten
entfallen vollſtändig. Mit den beiden zuſammen 20 PS produzieren=
den
Motoren werden etwa 1000 PS Antriebskraft aus dem Wind genom=
men
. Die Ausſichten für die vollkommene Umwandlung auch des Koh=
en
= und Oeldampfſchiffs ſind, namentlich bei der Fahrt durch die Paſſat=
winde
(nördlich und ſüdlich des Aequators), außerordentlich groß.
Schätzungen haben ergeben, daß bei der oſtindiſchen Fahrt bis zu 90 Pro=
zent
der bisher aufgewandten Kraft, bzw. Kohle und Oele, in Zukunft ge=
ſpart
werden können.
Dem Vortrag Flettners folgte die Vorführung eines kleinen Films
der Kulturabteilung der Univerſum=Film=Aktien=Geſellſchaft, auf dem
eine Probefahrt des Schiffes und die wichtigſten Verſuche und Verſuchs=
vorführungen
der Aerodynamiſchen Verſuchsanſtalt in Göttingen gezeigt
werden.

Ein neuer Sierradampfer des Norddeutſchen Lloyd.
Der Südamerikadienſt des Norddeutſchen Lloyd hat durch die Ein=
ſtellung
eines vierten neuen Dampfers vom Typ der Sierra=Klaſſe eine
weitere wertvolle Verſtärkung erfahren. Der auf der Werſt des Bremer
Vulkan in Vegeſack erbaute Dampfer Sierra Morena hat am 25. Ok=
ober
vollbeſetzt ſeine erſte Reiſe über Boulogne ſur mer, Coruna, Villa=
garcia
und Vigo, Liſſabon und Madeira nach Braſilien und Argentinien
angetreten. Die nach Entwürfen von Profeſſor Paul Ludwig Trooſt in
München, von den Bremer Holzkunſtwerkſtätten Johs. Andreſen ausge=
führte
Ausſtattung der Geſellſchaftsräume und Kabinen rief bei den Paſ=
ſagieren
lebhafte Anerkennung hervor, die ſich nicht nur auf die geſchmack=
volle
künſtleriſche Geſtaltung, ſondern auch auf die Behaglichkeit der ge=
räumigen
, hervorragend ventilierten Salons und Einzelzimmer bezog.
Welch’ großer Beliebtheit ſich die Sierra=Dampfer des Norddeutſchen
Lloyd bei den Reiſenden erfreuen, geht aus zahlreichen Anerkennungs=
ſchreiben
von Paſſagieren an den Norddeutſchen Lloyd hervor. So heißt
es u. a. in einem Briefe eines vielgereiſten Paſſagiers des Dampfers
Sierra Cordoba:
Die Erwartungen, mit denen ich an Bord der Sierra Cordoba
ging, waren nach dem, was ich beim Lloyd bisher beobachtet und erlebt
habe, nicht gering; ſie ſind aber trotzdem noch weit übertroffen worden.
Man hört ja nicht ſelten, daß man an Bord eines Dampfers vor lauter
Veranſtaltungen zu nichts gekommen ſei und in der Regel liegt die Ur=
ſache
dann bei der Reiſegeſellſchaft und meiſtens bei einem Junggeſellen
bei einem netten Flirt. Gewiß, es waren nette Leute an Bord, und wir
fühlten uns alle wie in einer Familie, das aber war doch nicht der
Grund, weswegen ich morgen mit wahrem Bedauern von Bord dieſes
Schiffes gehe, ſondern die ganz hervorragende Betreuung der Paſſagiere
von jeher eine Spezialität des Lloyd und die Perſönlichkeit des
Kapitäns Reimers. Ich perſönlich habe es hier ſo gehabt wie zu Hauſe,
und ich freue mich ſchon wieder auf die Rückreiſe, wenn ich ſie auch leider
mit einem anderen Ihrer Dampfer werde machen müſſen.
Das Oſt=Alpenbahnprojekt.
EP. Baſel. In Zuſammenhang mit der neuerlichen Diskuſſion
über das Oſt=Alpenbahnprojekt iſt von beſonderem Intereſſe, daß ſowohl
von den graubündneriſchen als auch von den Theſſiner Zeitungen neu=
erdings
viel von dem Bau einer St. Bernhardiſchen Eiſenbahn geſpro=
chen
wird, die Graubünden mit der Südſeite der Gotthardlinie zu ver=
binden
hätte. Der Bau dieſer Linie würde naturgemäß ſowohl die
Ausſichten des Ausbaues der Ober=Alpbahn (Graubünden=nördliche
Gotthardlinie) als auch beſonders den Bau der GreinaObere Splugen=
Linie zurückdrängen, wenn nicht gar in Frage ſtellen. Als ſchweizeriſche
Konkurrenzlinie zur geplanten Ortlerbahn kommen aber nur die beiden
letzteren Strecken in Betracht.

ſchiffs=Zuſammenſtoß.

Brüſſel. Aus Antwerpen wird der Zuſammenſtoß des franzö=
ſiſchen
Dampfers Chateau la Fitte mit dem deutſchen Dampfer Axen=
feld
gemeldet. Beide Dampfer ſind ſchwer beſchädigt, konnten aber
noch die Scheldemündung aufwärts fahren und ſich in den Hafen von
Antwerpen retten. Der Zuſammenſtoß wurde durch den dichten Nebel
verurſacht.
Ein neues britiſches Rieſenluftſchiff?

London. Das Luftfahrtminiſterium veröffentlicht nähere An=
ben
über das neue britiſche Rieſenluftſchiff R. 101, das in Garding=
in
gebaut werden ſoll. Seine Verdrängung wird ungefähr fünf Mil=
onen
Kubikfuß betragen, d. h. es wird dreimal ſo groß ſein als das
rößte bisher gebaute Luftſchiff. Es wird das erſte aus Stahl gebaute
uftſchiff ſein; auch die Propeller werden aus Stahl ſein. Es wird
jeben Motore von je 600 PS beſitzen, ſoll eine Höchſtgeſchwindigkeit von
ebzig Meilen die Stunde entwickeln können und ſoll über hundert Paſſa=
iere
mitführen können. Seine Länge beträgt 720, die Höhe 140 und
r größte Durchmeſſer 130 Fuß. Es wird axhofft, daß das Luftſchiff
ine erſten Uebungsfahrten Ende 1926 und die erſte Fahrt nach Indien
nfangs 1927 ausführen kann. Man ſchätzt, daß die Fahrt nach New
ſork in 2½, nach Kapſtadt in 7,. Indien in 5 bis 6 und nach Auſtralien
n 10 Tagen ausgeführt werden kann. Es iſt noch nicht beſchloſſen, ob
R. 101 für militäriſche oder kommerzielle Zwece terwendet werden ſoll,

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(ür die Versffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltien keinerlei Ver=
antwortung
; für ſſe bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preffegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einfendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt. die Ablehnung nicht begründet werden
Das Darmſtädter Tagblatt brachte vor längerer Zeit einen Auf=
ſatz
über: Farbenſehen. Im Zuſammenhang damit möchte der unge=
nannte
Einſender dieſes etwas bringen, was vielleicht manchem merk=
würdig
vorkommen mag. Ich ſehe nämlich ſeit meiner Kindheit die
Buchſtaben immer in Farben. Die Vokale ſind: a) hellblau; e) hellrot
(faſt Fleiſchfarben; i) hellgelb; o) ſchwarz= und dunkelbraun. Die Kon=
ſonanten
ſind verſchieden, bewegen ſich innerhalb der genannten Farben,
doch herrſcht braun, auch grau vor. Beim Leſen ſtören auch Farben und
Farbenſehen keineswegs, aber auffallend war mir ſelber immer die
ganze Sache. Vielleicht haben andere Aehnliches an ſich beobachtet, oder
kann mir jemand Aufklärung über den Vorgang geben.
Terrorismus! Mit dieſer Ueberſchrift wurde in der vor=
geſtrigen
Nummer Ihres Blattes eine Mitteilung gebracht, wonach die
hieſige Bäckerinnung darauf hingewirkt hat, daß zum großen Leidweſen
vieler Familien morgens keine Brötchen ausgetragen werden ſollen. Da
muß ich öffentlich anfragen: Hat die Bäckerinnung nichts Wich=
tigeres
zu tun, als die Einnahmequelle ihrer eigenen Mit=
glieder
geſetzlich unterbinden zu laſſen? Wollen ſich das die Herren
Bäckermeiſter ſo ſtillſchteigend gefallen laſſen? Anſtatt ſolche alten
und guten Einrichtungen zu zerſtören, iſt es doch ſicher angebrachter,
wenn ſich die Bäckerinnung etwas intenſiver für den Abbau der Mehl=
und Brotpreiſe einſetzen würde, das iſt entſchieden ein dankbareres Ar=
beitsfeld
für ſie! Die Bäckerinnung kann ſich übrigens die Bäcker in
meiner Heimat (ein Thüringer Induſtrie=Städtchen Z. von zirka 6000
Einwohnern) zum Vorbild nehmen. Dort werden ſchon ſeit einem hal=
ben
Jahre von morgens 7 Uhr ab friſche Brötchen per Auto durch die
Straße gefahren, das Publikum hat nur nötig, vor die Haustüre zu kom=
men
und man erhält jedes Quantum, zum Teil ſogar in’s Haus ge=
bracht
. Auch in Hirſchhorn am Neckar gab es in dieſem Sommer ( viel=
leicht
heute noch) von morgens 78 Uhr friſche Brötchen! Und hier in
Darmſtadt unterbindets die Bäckerinnung! O! Wie rückſtäindig!! V

Briefkaſten.
1. An den Herrn Reichspräſidenten Ebert in Berlin.
2. Hochverehrter Herr Präſident.
Wir wiſſen nichts von angefragtem Prädikat. Die letzte Frage möch=
ten
wir verneinen.

Rund=Funk=Programm.
Samstag, den 22. November 1924.
Frankfurt a. M. (470 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). 11.55 Uhr: Zeitan=
gabe
. 12 Nhr: Nachrichtendienſt. 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produktenbörſe Hamburg, Verlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger
Hopfen. Deviſenkurſe. 4.305.15 Uhr: Nachmittagsmuſik. 5.156 Uhr=
Lokales und Vermiſchtes in Muſik und Wort. 66.30 Uhr: Die Leſeſtunde: Das
heitere Buch Jean Paul: Grotesken und Satiren. Sprecher: O. W. Studt=
mann
. 7.30 Uhr: Vortrag des Herrn Dr. Ph. Krämer=Darmſtadt: Deutſcher und
franzöſiſcher Geiſt in ihren literariſchen Berührungen 8 Uhr: Vortrag des Herrn
Adolf Stahl: Guſtav Freytag. 8.30 Uhr: Richard Wagner Hugo Wolf,
1. Ouverture zu Rienzi, Wagner; 2. Arie des Adriano aus Rienzi, Wagner; 3.
Albumblatt, Wagner; 4. Drei Lieder, Wolf; 5. Ouverture zur Oper Der Corregidor,
Wolf. Ausführende: Fraulein Magda Spiegel von der Frankfurter Oper. Am Grotrign=
Steinweg=Flügel: Herr Dr. Merten von der Frankfurter Oper. Ein Kammerorcheſter,
9.30 ühr: Nachrichtendienſt, Wettermeldung, Sportbericht. 9.40 Uhr: Die
Spurankündigung: Kürze iſt Würze. 9.59 Uhr: Theater= und Konzertkalender.
9.55 Uhr: Zeitvorbereitung. 9.56 Uhr: Drei Minuten der Hausfrau. 10 Nhr:
Leitangabe. 1011 Uhr: Schnedderengdeng Konzert der Bläſer des Frank=
furter
Opernhausorcheiters.
Berlin (430, bzw. 505 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. 10.50 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt. 11.35 Nhr: Funkbörſe (die Notierungen der Ber=
liner
und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 505. 12.55 Uhr: Uber=
mittlung
des Zeitzeichens. 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tages=
nachrichten
, Wetterdienſt. 3 Uhr: Funkbörſe (die amtlichen Notierungen der Ber=
liner
und Hamburger Produkten= und Viehbörſe; amtliche Deviſen) auf Welle 505.
4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg; Berliner Kolonialwaren= Großhandels=
preiſe
) auf Welle 505. 44.25 Uhr: Eſveranto=Kurſe (Dir. Jul. Glück) 1. Vortcag:
Was iſt Eſperanto. 4.306.15 Uhr: Unierhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle),
1. Krönungsmarſch aus der Oper Die Folkunger, Kretſchmer: 2. Ouverture zu der
Oper Oberon, C. M. v. Weber; 3. Walzer, Serenade, E. N. v. Reznicek; 4. Andunte
aus dem ſ-Moll=Quartett, Joh. Brahms; 5. Ballettmuſik aus Roſamunde‟, Fr. Schu=
bert
; 6. Rudolfs=Klänge, Walzer, Joſ. Strauß; 7. Spaniſche Tänze Nr. 5 und 6,
Moſzkowski; 8. Von Gluck bis Wagner, Potpourri, Schreiner; 9. Oh Baby, Foxtrot,
Bud, Shlvau, Donaldſon. 6.20 Nhr: Ratſchläge fürs Haus. 6.30 Nhr: Zehur
Minuten für die Hausfrau. Hans=Bredow=Schule (Abt. Hochſchulkurſe ber
Funk=Stunde). 77.20 Uhr: Prof. Dr. phil. Eulenburg, ord. Prof. an der Univerſität
Berlin: Geldweſen. 7.307.50 Uhr: Oberpoſtrat Dr. Harbich, Leiter der Funk=
abteilung
im Telegraphentechn. Reichsamt: Einführung in die Funktelegraphie und
telephonie. 8 Uhr: Vortrag des Herrn Buma Graef: Sprechtechnik im Fern=
ſprechbetrieb
8.30 Uhr: Funk=Kabarett. 1. a) Die muſikaliſche Familie, b) Ge
ſangsprobe in einem ſächſiſchen Geſangverein (William Schüff als Klavierhumoriſt);
2. a) Madame Adele, E. v. Wolzogen, b) Es waren drei junge Leute, Presber, c) Der
Appel=Seppl, Rideamus, d) Der Hüne Hundt und der Hühnerhund, e) Mein, dein,
ſein, Rideamus Muſik von Oscar Straus, k) Frühling auf dem Andreasplatz, g) Braut=
werbung
, Gedichte aus Berlin N von Leo Heller (Bozena Bradsky); 3. Das Volks=
lied
Kommt ein Vogel geflogen, geſungen in der Auffaſſung verſchiedener Nationen
Richard Wagners und einer italieniſchen Primadonna (Thereſe Schüff=Delina in
ihren Parodien); 4. a) Das Tränenkrüglein, Leo Heller, Muſik von Georg Bradsky,
b) Das Wohltätigkeitskonzert, Rideamus. Muſik von Waldemar Wendland, c) Börſen=
romantik
, Johannes Trojan, d) Die Kabarettſchule, Originalvortrag in acht Dialekten
Bozena Bradsky); 5. a) Haſt du vielleicht zehn Mark bei dir? b) Der Mann von fünfzig
Jahren, c) Ich ſuche eine ſchöne Wohnung (William Schüff in ſeinen ſelbſwerfaßten
Liedern.) Am Schwechten=Flügel: Kapellmeiſter Otto Urack.
England (MEZ.)Birmingham (475), 8.30 Uhr: Das Luſtſpiel David Garrick Bour=
nemouth
: (385), 8.30 Uhr: Alte und nene Muſik. Cardiff (351), 8.30 Uhr: In=
ſtrumentalkonzert
. Aberdeen (495), 8.30 Uhr: Große Oper im Kleinen: Tannhä.iſer

Geſchäftliches.
In der Hochſtraße 27 eröffnet Herr Otto Günther, Sohn des in
weiten Kreiſen der Bevölkerung bekannten früheren Inhabers der Firma
A. Geiger & Günther ein Spielwaren=Etagengeſchäft. Durch die ſchwie=
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Beſchaffung von geeigneten Ladenlokalitäten fieht ſich Herr Günther
veranlaßt, die Parterre=Räumlichkeiten ſeines Hauſes zu Verkaufs=
und Ausſtellungsräumen heranzuziehen. Wir verweiſen auf das heutige
Inſerat in unſerer Zeitung.
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Jahrzehnten von Millionen verwendete Meys Stoffwäſche. Dieſe
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. Sie koſtet heute noch nicht ein Siebentel der Leinen wäſche. Ihre
Vorzüge ſind ganz bedeutende. Abgeſehen davon, daß Waſch= und Plätt=
koſten
überhaupt in Wegfall kommen, iſt Meys Stoffwäſche immer nen
in Form und Ausſehen, dabei anſchmiegend wie Leinenwäſche und auch
ſehr bequem für die Reiſe. Es liegt im Intereſſe jedes Einzelnen, ſich
von den Vorzügen und pekunären Vorteilen von Meys Kragen zu über=
zeugen
. Abgabe von Aufklärungsmaterial erfolgt koſtenfrei in den hieſi=
gen
Niederlagen. (Siehe Anzeige.

Millionen gebrauchen
geg. Husten, Heiserkeit, Keuch-
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schmerzenden Has, Katarrh,
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Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang abends 8 Uhr: Konzer=
der
Vereinigten Männergeſangvereine. Kleines Haus, Anfang 7=
Uhr (Zuſatzmiete 14): Das Poſtamt Er iſt an allem ſchuld‟. Ein
Heiratsantrag. Orpheum, abends 8 Uhr: Das Karuſſel
Union= Reſidenz=Theater, Palaſtlichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Deutſche Demokratiſche Partei, abends 8 Uhr, im ſtädtiſchen Saalbau:
Wählerverſammlung. Deutſche Volkspartei, abends 8 Uhr, in der
Turnhalle: Wählerverſammlung.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Sonntag, 23. November:
Allmählicher Uebergang zu mildem und trübem Wetter; leichtere
Regenfälle ſind wahrſcheinlie

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veramwortli für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwertlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Max Strzaſ,
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlis für Scklußd en:: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſeratente 1: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige ziumier haf 16 Seiten

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Samstag, den 22. November 1924,

Rummer 325.


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Rummer 325.

Samstag, den 22. Nobember 1924.

Seite 9.

Sport, Spiel und Turnen.

Techniſche Hochſchule Darmſtadt.

Techniſche Hochſchule Hannover.

Süddeutſchlands Zußballſport am Sonntag.

Der deutſche Hochſchulmeiſter
in Darmſtadt.

Debehgaliche
Das Spielprogramm der Süddeutſchen Bezirksliga weiſt auch am
Sonntag eine ganze Reihe intereſſanter Treffen auf, ſo daß man deren
Ausgang mit begreiflicher Spannung entgegenſieht. Im Bezirk
Bayern ſind der 1. F.=C. Nürnberg und die Spielvag. Fürth ſpielfrei,
da beide Vereine Spieler zum FußballLänderkampf Deutſchland gegen
Italien, der am Sonntag in Duisburg ſtattfindet, abſtellen müſſen. Das
Hauptereignis iſt nun in dieſem Bezirk das Zuſammentreffen der beiden
Münchener Vereine Wacker und Bahern, deſſen Ausgang ſehr zweifelhaft
iſt. In Nürnberg empfängt der dortige Fußballverein Teutonia=München
und in Ulm ſtoßen Schwaben=Ulm und S.=V. 1860=München aufeinander.
Nürnberg und München ſollten das Treffen für ſich entſcheiden können.
Die wichtigſten Treffen, weil vielleicht entſcheidend für manchen Ver=
ein
, bringt zweifellos der Bezirk WürttembergBaden.
Sportklub Stuttgart Kickers=Stuttgart, F.C. Mühlburg Vf.R.
Heilbronn, F.=C. Pforzheim F=C. Freiburg, Sportklub Stuttgart
VfB. Stutgart ſind ſämtlich Treffen, über deren Ausgang ſich vorher
nichts ſagen läßt. Im Rheinbezirk zieren nur drei Spiele die
Terminliſte. Sportverein Darmſtadt empfängt den T. u. S.=V. Feuden=
heim
. Näheres darüber an anderer Stelle. In Ludwigshafen findet der
Kampf der Ortsrivalen Pfalz und Phönix ſtatt. Sportverein Waldhof
empfängt auf ſeinem neuen Platz am Käferthaler Wald den F.=C. Pir=
maſens
. Der Mainbezirk bringt Hochbetrieb. Helvetia=
Frankfurt Union=Niederrad, Fußballſportverein=Frankfurt Kickers=
Offenbach, Hanau 93 V.f.R. Frankfurt und Sportklub Bürgel Ein=
tracht
=Frankfurt ſind hier die mit Spannung erwarteten Kämpfe.
Der letzte Bezirk, Heſſen=Saar, hringt nur Placierungskämpfe. Es
begegnen ſich hier Sportgemeinde Höchſt Saar=Saarbrücken Wormatig=
Worms F.=C. Idar und Fußballberein Saarbrücken Sportverein
Wiesbaden.
Fußball im Odenwaldkreis.
Die Kreisliga ſieht nur ein einziges Treffen vor. V.f.R.= Darm=
ſtadt
empfängt auf dem Exer die Lorſcher Olympia. Der Sieger
dieſes Treffens erhält Anſchluß an die Spitzengruppe, deshalb darf man
dem Ausgang dieſes Spieles mit berechtigtem Intereſſe entgegenſehen.
Im Gegenſatz zur Kreisliga wartet die 4=Klaſſe im Gau Nied mit Hoch=
betrieb
auf, während der Gau Bergſtraße pauſiert. Im Gau Ried tref=
fen
ſich Olympia=Lampertheim V.f.L.=Lampertheim. Fortung= Heides=
heim
Fußballverein Ladenburg, Alemannia=Groß=Rohrheim F.=C.
M. Bensheim. Die B= und C=Klaſſe beider Gaue wartet noch immer
auf neue Termine. Hier iſt nur ein Wiederholungsſpiel zwiſchen Sport=
verein
König und Spielvag. Zipfen angeſetzt. Alles in allem alſo, ein
ſehr mageres Programm innerhalb des Odenwaldkreiſes, das nur durch
die (allerdings ziemlich zahlreichen) Spiele der unteren und Jugendmann=
ſchaften
noch eine Erweiterung erfährt.
Verein für Raſenſpiele, Darmſtadt F.=C. Olympia, Lorſch.
Kommenden Sonntag ſteht der Sportgemeinde Darmſtadts ein aus=
gezeichneter
Kampf, dem allgemein großes Intereſſe entgegengebracht
wird, in Ausſicht. Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele der Oden=
wald
=Kreisliga hat V.f.R. Darmſtadt ſeinen alten Rivalen Olympia=
Lorſch zu Gaſt. Lorſch hält zurzeit den 4. Tabellenplatz inne, den ihm
V.fR. durch einen Sieg ſtreitig machen kann. Nach mißlungenem Start
hat ſich Lorſch durch drei hintereinander folgende Siege über Viernheim,
Germania=Pfungſtadt und Bürſtadt dicht hinter die Spitzengruppe ge=
ſetzt
. Lorſch wird mit ſeiner alten, kampferprobten Mannſchaft in Darm=
ſtadt
antreten, und alles daranſetzen, um ſeine gute Poſition zu behaup=
ten
. Eine gute Waffe beſitzt, Olympia in ihrem Sturmz insbeſondere
ſind es die Flügelſtürmer, die durch raſende Flankenkämpfe vor des Geg=
ners
Tor die gefährlichſten Situationen hervorrufen. Die Spielſtärke
von Lorſchs Hintermannſchaft iſt zur Genüge bekannt: Lorſchs beſter
Mann iſt zweifellos der Torwächter Ludwig, deſſen Braßourſtücken ſein
Verein ſchon manchen Sieg zu danken hat. V.f.R., der durch ſeine beiden
1:0=Siege über V.fR. Bürſtadt und Sp.=Vgg. Arheilgen Anſchluß an die
Mittelgruppe gefunden hat, wird nur bei höchſter Aufopferung Lorſchs langer Zeit das Tor bei Hannover 96; bekannt ſind ferner: der
Kampfmannſchaft ſchlagen. Das Spiel findet vormittags 10½ Uhr auf
dem V.f.R.=Platz ſtatt.
N.
Sportverein Darmſtadt 1898V. f. T. u. R. Feudenheim.
Im letzten Verbandsſpiel der Vorrunde empfängt Sportverein=
Darmſtadt am Sonntag, B. November, um 2,30 Uhr, auf dem Stadion
den V. f. T. u. R. Feudenheim. Beide Vereine ſtehen mit gleicher Punkt=
zahl
am Ende der Tabelle des Rheinbezirks. Feudenheim hat jedoch ein
Spiel weniger als Sportverein. Da bekanntlich die beiden letzten
abſteigen müſſen, wird jede Mannſchaft ihr ganzes Können aufbieten,
Sieg und Punkte zu erreichen. Feudenheim ſpielte letzten Sonntag gegen
den an zweiter Stelle ſtehenden V. f. L. Neckarau auf deſſen Platz un=
entſchieden
. Hieraus läßt ſich ſchließen, daß Feudenheim ein äußerſt ernſt
zu nehmender Gegner iſt, gegen den Sportverein ſeine ganze Energie
aufbieten muß. Das verhältnismäßig günſtige Abſchneiden Sportver=
eins
gegen die Meiſtermannſchaft V. f. R. Mannheim zeigte jedoch
wieder einmal, daß die Darmſtädter ſpielen können. Bei gleicher
Stabilität der Hintermannſchaft, gleichem Eifer der Läuferreihe und der=
ſelben
Energie und Durchſchlagskraft des Sturmes iſt Sportverein Darm=
ſtadt
der Sieg ſicher.
Vor dem Ligaſpiel treffen ſich um 1 Uhr auf dem Stadion 1. Mann=
Können der Juniorenmannſchaft bürgt für ein erſtklaſſiges Spiel.
Liaa=Erſatzmannſchaft 1. Sp.=V. Stockſtadt, 1.30 Uhr Uebungsplatz
4. Mannſchaſt Sp.=V. 3. Union Darmſtadt, 10,30 Uhr Rennbahn.
Fußballklub Union e. V. Darmſtadt.
Infolge Unterbrechung der Verbandsſpiele pauſiert am Sonntag,
den 23. d. M., die erſte Mannſchaft. Die 2. Mannſchaft genügt einer
Rückſpielverpflichtung gegen die 3. Mannſchaft des Sportdereins 1898
e. V., Darmſtadt. Das Geſellſchaftsſpiel findet vormittags 1311 Uhr
doch als Spitzenkandidat in Klaſſe 4 II in Frage. Die 3. Mannſchaft
abſolviert ein Pribatſpiel gegen die 4. Mannſchaft des Sportvereins
1898 e. V. Darmſtadt. Dieſes Treffen findet ebenfalls vormittags ½11
Uhr, jedoch auf dem Sportplatze an der Heidelbergerſtraße ſtatt. Auch
die Spielweiſe der 3. Mannſchaft iſt anzuerkennen, denn in Klaſſe C
Bezirk 1, konnte ſie beachtenswerte Reſultate aufſtellen. Auch dieſes Spiel
dürfte für die Vereinsanhänger nicht ganz ohne Intereſſe ſein. Geſche.
Beſtrafung des tſchechiſchen Fußballmeiſters.
Der bekannte Prager Verein A. O. Sparta iſt vom tſchechiſchen
Fußballverband mit einer Auslandsſperre von 6 Monaten
und einer Inlandsſperre von 2 Wochen ab 17. November be=
ſtraſt
worden, weil der Verein in ſeinem Spiel gegen den 1. F C. Nüru= Heidelberg hat das Vorſpiel 4:2 gewonnen und hat vor drei Wochen die 9
berg den ungariſchen Internationalen Opata unter falſchem Namen an= allerdings nicht komplette erſte Elf von Frankfurt 1880 mit 3:1 geſchlagen, 9
treten ließ.

Morgen vormittag 10½ Uhr ſpielt die akademiſche Meiſter=
mannſchaft
auf dem Hochſchulſportplatz gegen die Mannſchaft der
hieſigen Techniſchen Hochſchule.
Die einzige Begegnung der beiden Hochſchulen geſchah an=
läßlich
des Deutſch=gkademiſchen Olympias in Marburg. Hanno=
ver
hatte ſich für dieſes Spiel durch hohe Siege über Nord= und
Mitteldeutſchland qualifiziert, und war damit zum dritten Male
in die Endrunde gelangt, nachdem es zwar 1921 im Endſpiel ge=
gen
Freiburg unterlag, im nächſten Jahre aber durch einen Sieg
über die Univerſität Köln Hochſchulmeiſter wurde.
Darmſtadt gelang es in dieſem Jahre zum erſten Male, die
ſüddeutſche und, durch einen Sieg über die Techniſche Hochſchule
Aachen, auch die weſtdeutſche Meiſterſchaft zu erringen.
Das Spiel zu Marburg brachte den hieſigen keinen Erfolg.
Ein wegen derben Spielens des rechten Verteidigers von dem
bekannten Schiedsrichter Dr. Bauwens=Köln verhängter Elf=
meter
führte zum erſten Tor für Hannover, das die gegneriſche
Mannſchaft kurze Zeit ſo deprimierte, daß in kurzen Abſtänden
zwei weitere Tore folgten. Ein bedauerlicher Unfall des hervor=
ragenden
Hannoverſchen Torwächters, der bei der Abwehr eines
ſcharfen Strafſtoßes den Finger brach hätte zum Ausgleich führen
können, wenn nicht die ſchier unüberwindliche Verteidigung Han=
novers
die Darmſtädter nur zu dem Ehrentreffer hätte gelangen
laſſen.
Infolge dieſer unglücklichen Zufälle wurde ſchon in Marburg
eine neue Begegnung der Mannſchaften ins Auge gefaßt. Der
Termin lag ſeit langer Zeit feſt. Die Hannoverſche Mannſchaft
ſpielt am Samstag in Karlsruhe und ſollte am Sonntagnach=
mittag
hier ſpielen. Leider legte der Verband auf dieſen Nach=
mittag
ein Bezirksligaſpiel, ſo daß man, ſollte nicht auf jede
pekunjäre Unterſtützung den nicht geringen Koſten gegenüber ver=
zichtet
werden, gezwungen war, den Vormittag und die etwas
ſonderbare Zeit für die Austragung des Spieles zu wählen.
Die Hannoverſche Mannſchaft beſteht zum großen Teil aus
Ligaſpielern, die bei dem bekannten Verein von 1896, Hannover,
in dauerndem Training ſtehen. So verſpricht das Spiel recht in=
tereſſant
zu werden und Gelegenheit zu bieten, Vergleiche zwiſchen
den führenden Süddeutſchen und dem jungen akademiſchen Sport
zu ziehen.
Vor dem Spiel findet Kranzniederlegung an dem Gefallenen=
denkmal
ſtatt.
Die Aufſtellung:
Oberembt,
Hannover:
Nürnberg.
Knüppel,
Otto,
Dieckhaus,
Möller,
Wulf, Misfeld, Wortelmann. Haß, Hildebrandt.
Darmſtadt:
Schwiering. Ambroſius, Vettel, Köhler. Schrof,
Hülſemann,
Dröll,
Neu,
Lück,
Stahl,
Lürenbaum.
Der Torwächter Oberembt, früher Eſſener T.B., hütet ſeit
Mittelläufer Otto, der ſchon für Weſtdeutſchland repräſentatio
ſpielte, und nicht zuletzt Wortelmann, früher Mittelſtürmer bei
Arminia=Bielefeld.
Handball.
T.=V. Nauheim, 1. JugendT.=V. Bickenbach, 1. Jugenb 1:3 (0:2)
B=Klaſſe.
(Verſpätet, am 21. November, eingegangen.)
Am vergangenen Sonntag hatte, die 1. Jugendmannſchaft des Tumn=
vereins
Bickenbach zum 3. Meiſterſchaftsſpiel der Klaſſe B Jugend die
1. Jugendmannſchaft des Turnvereins Nauheim als Gaſt. Da der be=
ſtimmte
Schiedsrichter die Leitung abſagte, übernahm der geprüſte
Schiedsrichter, Herr Völger aus Bickenbach, das ſchwere Amt. Bicken=
bach
hat Platzwechſel, Nauheim Anſtoß und ſpielt durch, jedoch die faſſenden Lots König Midas, kam durch einen bedauerlichen Unfall früh
Läuferreihe fängt den Ball ab und ſchickt dadurch ſeinen Sturm vor.
müdliche Mittelläufer bekommt den Ball, befördert ihn zum Sturm,
und ſomit der Mittelſtürmer Linder für ſeine Farben das erſte Tor
ſchaft Eintracht Weinheim und Sportvereins Junioren. Das gute buchen kann. Nun beginnt ein mächtiges Ringen. Nauheim, das
körperlich ſehr überlegen iſt, drängt nun mächtig, um den Ausgleich zu
erzielen, doch nach 15 Minuten mächtigem Ringen war es wieder Mittel= wenn nicht Ritter Blaubart und Melinit in Ausübung ihres Metiers
3. Mannſchaft Sp.=V. 2. Union Darmſtadt, 10,30 Uhr Uebungsplatz läufer, der vor dem Bickenbacher Tor Luft ſchaffte, und den Ball vor= den Tod gefunden hätten. Sehr erfolgreich war das Jahr für Herrn A.
befördert. Er, der Mittelläufer, bekommt wieder den Ball, raſt von
der Mittellinie durch und macht im Alleingang das 2. unhaltbare Tor, dings mäßiger Qualität 97 310 Mark einheimſen konnte. Für den Stall
Bickenbach wirdg nun ſehr bedrängt. Dadurch verwirkt der eine Ver= J. Kühn, der mit einer Gewinnſumme von 90 380 an vierter Stelle
heimer führte. Bald darauf Halbzeit. Nach Wiederbeginn ſieht, man
Nauheim durch ſeine körperliche Ueberlegenheit im Vorteil und Nauheim
ſetzt alles daran, um den Ausgleich zu erzielen. Aber die Bickenbacher
Verteidigung iſt heute mal wieder auf dem Damm. 15 Minuten vor
auf dem Stadion ſtatt. Die Spielſtärke der 2. Unions iſt aut kommt ſie. Schluß wurde von dem Bickenbacher Halblinken Schneider das dritte der u. a. die beiden großen Preiſe von Grunewald und Karlshurſt ge=
Tor geſchoſſen. Nauheim drängt von nun an immer mehr, kommt aber winnen konnte, 66 166 Mark. Weiter nach unten zeigt die Liſte folgen=
Erfolg mehr.
Schiedsrichter Völger leitete das Spiel einwandfrei, doch ſah man 4
denſelben ſchon beſſer.
Hockeg.
Darmſtädter Hockehklub (Hockey=Abtlg. des Schwimmklubs Jung=
Deutſchland.
Die erſte Mannſchaft ſpielt am Sonntag, vormittags 10,45 Uhr.
gen die erſte der Turngemeinde Heidelberg, am Böllenfalltor. Tade. A
ſo daß ein ſpannender Kampf zu erwarten iſt.

Turnen.
Turngeſellſchaft 1875, Darmſtabt.
Am 30. November, vormittags 9 Uhr, findet im Turnhauſe der
Turngeſelſchaft. Dieburger Straße 26, der außerordentliche Gauturntag
des MainNhein=Turngaues der D. T. ſtatt. In erſter Linie wird der
Bericht des diesjährigen Turntages, welcher in Würzburg ſtattgefunden
und der bedeutungsvolle Entſcheidungen fir die Deutſche Turnerſchaft ge=
bracht
hat, von beſonderem Intereſſe ſein. 119 Abgeordnete aus dem
Trungau werden über die weiteren Geſchicke des Gaues beraten und ihre
Stimmen zu den Anträgen des Gauausſchuſſes, ſowie über ſolche ver=
ſchiedener
Gauvereine abzugeben haben. Die einzelnen Vereine werden
vor dem Gautage zu der aufgeſtellten Tagesordnung unter ſich Stellung
nehmen müſſen, um auf dem Gauturntage die Wünſche ihrer Mitglieder
vorbringen zu können. Am heutigen Samstag wird die Turn=
geſellſchaft
auf ihrer Wochenderſammlung die reichhaltige Tagesordnung
des Gauturntages beſprechen und zur Beratung ſtellen, und ſodann
die Wahl der Abgeordneten zum Gauturntage ſelbſt vornehmen. Außer=
dem
ſtehen beſonders wichtige Vereinsangelegenheiten zur Beratung und
iſt es Pflicht eines jeden Mitgliedes der Turngeſellſchaft, auf dieſer
Wochenverſammlung zu erſcheinen.
Schießſport.
Allen K. K. S. Schützen die erfreuliche Mitteilung, daß wir jetzt ein
Gelände beſitzen, auf dem wir unſeren Schießſportplatz errichten können.
Endlich iſt uns unſer lang gehegter Wunſch in Erfüllung gegangen, nach
des Tages Müh und Laſten einige Stunden Erholung auf unſerem
Sportplatz ſuchen zu können. Unſere Familien können ebenfalls mit
uns dort die Zeit zubringen, denn nach unſerem Plane ſoll dieſes Fleck=
chen
Erde zu einem kleinen gemütlichen Park hergerichtet werden. Der
Platz befindet ſich am alten Karlshof und zwar iſt der Eingang vom
ſogenannten Schlackenweg aus, in der Nähe der Bahnbrücke.
Nun heißt es arbeiten, damit wir zur Darmſtädter Woche 1925
einen muſtergültigen Schießplatz zur Verfügung haben. Alles muß zu=
ſammenarbeiten
und mithelfen, unſer angefangenes Werk zu vollenden.
Dazu iſt aber nicht nur die Mitarbeit nötig, ſondern auch Geld gehört
dazu, um das nötige Material zu beſchaffen. Wir bitten daher alle
unſerem Sport naheſtehenden Freunde uns bei dieſem Werk unterſtützen
zu wollen und auch ihr Scherflein als Bauſtein beitragen. Alle, auch
die kleinſten Beträge, werden mit Dank entgegengenommen und ſind
an unſere Geſchäftsſtelle Darmſtadt. Alexanderſtraße 15 (z. H. d. H.
Schmidt) zu überweiſen. Auch die übrigen ſporttreibenden Verbände
und Vereine bitten wir, uns beim Bau unſeres Sportplatzes behilflich zu
ſein, genau ſo wie wir es ſtets als Ehrenpflicht betrachtet haben, den
Leibesſport durch unſere Hilfe zu unterſtützen.
Aber eins unſere K. K. S. Schützen bitten wir, ſich bereit zu
halten, um beim Aufbau und Herrichten zur Hand zu ſein, das iſt Pflicht.
Allen noch fernſtehenden Schützen rufen wir zu, ſchließt euch endlich
unſerem Verbande an, damit ihr alle bei dem großen Schützenfeſt im
Juni 1925 mitkonkurrieren könnt. Nur Einigkeit kann unſerem Sport
dienen. Nur durch Einigkeit können gute Reſultgte gezeitigt werden;
außerdem iſt die Konkurrenz dann eine weit größere und wo große
Konkurrenz, da auch große Ehre.
Und nun zum weiteren Gelingen und Aufbau unſeres Sportplatzes
ſowie auf unſeren Sport ein Gut Schuß, Auskunft erteilt der 1. Vor=
ſitzende
Kurt Rohde, Kiesſtraße 124 und der 1. Schriftführer Heinrich
Schmidt, Geſchäftsſtelle d. K. K. S., Alexanderſtraße 15. Re.Schm.
Leichtathletik.
Ein neuer Langſtrecken=Weltrekord.
Der klaſſiſche engliſche Lauf von London nach Brigthon über 52 eng=
liſche
Meilen wurde von dem Engländer Arthur E. Newton in 5 Std.
53 Min. 43 Sek. zurückgelegt, eine Zeit, die man als einen Weltrekord
anſprechen kann. Eine noch größere Bedeutung erhält die Leiſtung,
wenn man hört, daß Newton im 42. Lebensjahre ſteht und die Stricke
bei ſtarkem Regen zurücklegte. Die bisher beſte Leiſtung für den lan=
gen
Weg war 6:11:04,4.

Pferdeſport.
Siegreiche Hindernisreunſtälle.
Der bekannte Filmmann Richard Oswald hat ſich auch diesmal
in der Liſte der erfolgreichen Hindernisſtälle an führende: Stelle be=
haupten
können. Auf dieſem Gebiet zeigt ſich im übrigen das gleiche
Bild wie bei den erfolgreichen Rennſtällen auf der Flachen. Dort
nehmen die Heren A. urd C. v. Veinberg eine überragende Poſition
ein, hier iſt der Stall R. Oswald um rund 100 Prozent beſſer als
der nächſtfolgende Rennſtall daran. Der Beſte des rund 20 Köpfe um=
ums
Leben. Cabinet Noir und Champfleuri, die beiden Erwerbungen
Nun wogt der Kampf einige Minuten hin und her jedoch der uner= aus Frankreich, waren Enttäuſchungen. Mit Fuchsmajor, Lebenswonne.
Sommerflor und noch einigen anderen Pferden ging nicht alles nach
der durch die zu weit aufgerückte Verteidigung Nauheims freihſteht, Wunſch, aber trotzdem vermochte der Stall 187 590 Mark zu gewinnen.
Zahlenmäßig nicht ganz ſo ſtark vertreten war der Stall Heinz
Stahl, der mit einer Gewinnſumme von 9935 Mark an zweiter
Stelle folgt. Auch hier wären die Erfolge bedeutend zahlreicher geweſen,
Lenau, der mit Denkſtein. Eichwald und drei weiteren Pferden, aller=
teidiger
einen 13 Meter, der zu dem verdienten Ehrentor der Nau= folgt, traten Immelmann, Tüchtig, Rappelkopf und Iſelberg nachhaltig
ein. Der Magdeburger Rennmann E. Gottſchalk hat ſeinen Ver=
dienſt
von 76 935 in der Hauptſache Feirefis und Lobredner zu verdan=
ken
. Letzterer gewann alle fünf Hindernisrennen, die er beſtritt. M.
Liſſau, der Beſitzer von Narr, verdiente allein durch dieſen Wallach,
durch die gut ſpielende Verteidigung Bickenbachs zu keinem zählbaren des Bild: Edm. Schmidt (Anitra, Iſchariot, Glücksburg) 47 110 Mark.
Stall Halma (Baldung Halma) 44 805 Mark, M. W. Sehr (Mozatt)
44593 Mark. M. d. Below (Wetterſcheide, Räuberhauptmann) 43 195
Mark. M. Perſke (Augor, Marotte) 48 005 Mark. A. Gittler (Magnolie,
Rückgrat) 38 680 Mark, b. Wuthenau (Der Sogenannte. Faun) 32880
Mark H. Buchmüller, (Sedalia) 31 840 Mark. H. Schiller (Memling)
31 015 Mark, A. Liffmann (Loriſſa) 30 825 Mark, L. Lewin (Hiltrud)
29 775 Mark, G. H. Feiler (Trapper, Pippin) 27 950 Matk, D. Hantke
(Protzulſer) B 680 Mark. D. V. Kaufmann 25 465 Mark. Jul. Maier
24 415 Mark, G. Inden und Gebr. Wipperfürth 23800 Mark. P. Kreuer
(Leibfuchs) 23 560 Mark, E. S. Fürſtenberg (Contrahent) 22 945 Wark,
Maj. G. Krauſe 22 910 Mark, M. Herm. u. Heinr. Baumgärtner 22 830
Mark. W. Steinberg (Labrador) 2 805. M. Mette (Baltazar) 21870
Mark, M. Herrmann 20865 Mark, Geſt=Hagerhorſt (Wiwia) 20 200
Mark.

[ ][  ][ ]

Geite

Somstag, den 22. Rovember 1924.

Nummer 525.

Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Geineinden
23. Sonntag nach Trinitatis, den 23. November 1924.
Totenfeſt
(In allen Kirchen Kollekte für die landeskirchliche Kriegsſtiftung.)
tadtkirche: Vorm 8 Uhr: Gedächtnisgottesdienſt für die Ge=
fallenen
. farrer Lautenſchläger Um 10 Uhr: Hauptgottes=
dienſt
. Pfarrer Kleberger. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt
Pfarrer Lautenſchläger Abends 5 Uhr: Liturgiſcher Gottesdienſt
mit Predigt Pfarrer Vogel
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 Uhr vormittags bis 4 Uhr
nachmittags zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang: Nordtüre.
Stadtkapelle: Vorm. 8½ Uhr: Morgenandacht. Pfarrer Zimmer=
mann
. Um 10 Uhr: Hauptgottesdienſt Pfarrer Heß. Um
11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Kleberger
Schloßkirche: Samstag, den 22. Nov, abends 6 Uhr: Totengedenk=
eier
des Vereins für Abhaltung lutheriſcher Gottesd enſte. Sonn=
tag
, den 23 Nov, vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarcer Zimmer=
iſiann
. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Zimmermann
Abends 8 Uhr: Liturgie für den Totenſonntag von B. Scholz
Ausge ührt vom Kirchengeſangsverein für Stadikpelie und Schloß=
krhe
. Freita", den 28 Nov', ab nds 8 Uhr: Monatsverſammlung
fir Männer= und Frauenverein. Vortrag und Beſprechung: Mütter=
gahen
der Gegenwart
Nachmitta8 23, 3 Uhr: Trauergeläute auf allen Kirchen. Um
3 U r: Gottesdienſt auf dem Waldfriedhof. Pfarrer Heß. Um
3 Uhr: Gottesdien;t auf dem alten Friedhof (Nieder=Namſtädterſtraße).
farraſſiſtent Müller.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Zimmer=
uann
.
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Montag, den 24. Nov., abends 8 Uhr:
Der verlorene Sohn von Burkhard Waldis. Aufführung zum
eſten des Jugendheims der Jugendverbände der evangeliſchen Stadt=
geieinde
Mitt voch, den 26. Nov', abends 6 Uhr: Bibel unde
her Lied 15. Pfarrer Vogel Donnerstag, den 27 Nov. ahends
Uhr: Sitzung der Gemeindevertretung der evangeliſchen Stadtge=
neinde
. Tagesordnung: 1. Jahresbericht für 1923; 2. die ſoziale Bot=
aft
des Deutſchen Evangeliſchen Kirchentags.
Martinskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptaottesdienſt. Pfarrer D.
Jaitz. Um 11 Uhr: Kindergottesdienſt für den Weſtbezirk Pfarrer
1). Taitz. Abends 6 Uhr: Liturgiſche Feier des Kirchengeſang=
vereins
mit Anſprache. Pfarrer Beringer. Mittwoch, den 26 Nov,
bends 8 Uhr im Martinsſtift: Bibelſtunde (6 Gebot). Pfr. Beringer,
Altersheim: Vorm. ½10 Uhr: Pfarraſſiſtent Reinhardt.
Johanneskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt Pfarrer
bethe. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt Abends 6 Uhr:
2farrer Manz aus Frankfurt a. M., unter Mitwirkung der Städt.
kademie für Tonkunſt.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 10 Uhr: Hauptgottes=
ienſt
. Pfarrer Wagner I. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt.
Ifarrer agner I. Abends 6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarr=
ſſiſtent
Gerſtenmaier.
PPauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Rückert
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Rückert. Nachm.
3 Uhr: Feier auf dem Beſſunger Friedhof. Pfarraſſiſtent Wolf.
Abends 5 1h: Liturgiſche Totenfeſtfeier unter Mitwirkung des Kirchen=
eſangvereins
. Pfarraſſiſtent Wolf.
Häusliche Pflege von kranken Männern (Aushilfe am Tage und
Tacſtwachen) übernehmen die Brüder (Diakonen) der Mtänneriranken=
flege
=Station im Evang. Männerheim, Forſtmeiſterſtr. 9. Fern=
greiher
2883.
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Miſſ. Bellon.
Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Evang. Sonntagsverein

Chriſtl. Verein junger Mädken). Beteiligung an der Gedenkfeer in
der Johannes irche Zuſammenkunft im Eliſabethenſtift. Mont g,
den 21 Nov., abends 8 Uhr im Mathildenhöhſaal Vortrag mit Licht=
bildern
von Pfarrer Deggau über: Chriſtentum und Deutſchtum in
der Kunſt von W lhelm Steinhauſen. Donnerstag, den 27. Nov.,
abends 8 Uhr: Betſtunde
Kranich tein ( chloßkavelle): Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt.
Pfarraſſiſtent Strack=Arheilgen.
Stadtmiſſion (Mühlſtraße 24): Sonntag vorm 7½ Uhr: Hofmiſſion.
Um 9 Uhr: Gebetsſtunde. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt
Nachm. 2½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jünglinge Um 3½ Uhr:
Bibelſtunde Um 4½ Uhr: Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen
Abends 8½, Uhr: Evangeliſation. Montag, abend3 8½ Uhr: Bibel=
beſpre
ſtunde für Männer Dienstag, abends 8 , Uhr: Bibelſtunde
für Jünglinge und Gebetsſtunde für Jungfrauen. Mittwoch, nach=
mittags
4 Uhr: Kinderbund für Knaben und Mädchen. Donners=
tag
, abends 8, Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends 8½ Uhr: Blau=
kreuz
Bibelſtunde Abends 8½ Uhr: Bibelſtunde in der tadtmäd=
chenſchule
/Beſſungerſtraße Samstag, abends 8 Uhr: Poſ unen=
chor
Jugendbund für E. C., ühlſtraße 24:: Sonntag, vorm.
7 Uhr: Weibeſtunde Um 9 Uhr: Wei kreuzſtunde für Jünglinge.
Nachm 4½ Uhr Bibelbeſprechſtunde für Jungfrauen Diens=
tag
, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde. Mittwoch, abends 8½ Uhr:
Freundeskreis Bibe ſtunde. Donnerstag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde
für Jünglinge Samstig, abends 8 Uhr: Orcheſter.
Ehriſtlicher Verein junger Männer Tarmſtadt, E.B., Alexanver=
ſtraße
22 (Infanterie Kaſerne, 1. Hof links): Sonntag, den 23. Noo.,
vorm. 8½ Uhr We ßkreuzſtunde. Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibelſtunde der Haupt= und Jugendabteilung. Donnerstag, abends
8½ Uhr: Bibelſtunde im Familienkreiſe. Samstag, abends 8½ Uhr:
Wochenſchluß.
Wartburgverein Darmſtadt (C. B. J. M.). Vereinslokal: Ge=
meindehaus
der Martinsgemeinde, Liebfrauenſtr. 6 (Mollerſtr. 23).
Sonntag, nachm. 3 Uhr: Beteiligung des Wartburg= und C V. J. M.=
Pöſaunenchors an der Gedächtnisfeier, auf dem alten Friedhof (Nied.=
Ramſtidterſtr.) Abends 8 Uhr im Gemeindehaus der Martins=
gemeinde
, Liebfrauenſtr. 6: Totengedächtnisfeier. Redner: Dr. Ave=
marie
; außerdem muſi aliſche und deklamatoriſche Darbietungen.
Dienstag, abends 8 Uhr im Gemeindehaus: Allgemeiner Jugend= und
Eiternabend für ſämtliche Evangeliſchen Jungmännerbünde der Stadt
Redner: Reichswart Lic Stange. Thema: Dürfen wir auf unſere
Jugend hoffen? Im übrigen verweiſen wir unſere Mitglieder
auf die Veranſtaltungen des C. V. J. M., Alexanderſtr.
Chriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtr. 26, I.): Sonn=
tag
, vorm 9 Uhr: Morgenwache Um 11 Uhr: Teilnahmie an der
Friedhofsfeier (Alter Friedlof). Nachm. 3½ Uhr: Spazier gang.
Arends 8 Uhr: Totenfeier (Jugend). Montag, abends 31 Vertie=
fungsſtunde
. Dienstag, abends 7 Uhr: Turnen (Müllerſchule..
Mittwoch, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde (Familienkreis, Offenb. Joh.),
Donnerstag, abends 8½4 Uhr: Bibelſtunde (Jugendabteilung . Kan=
didat
theol. Lautenſchläger. Samstag, abends 8½ Uhr: Po=
ſaunenſtunde
,
Katholiſche Gemeinden.
Sonntag, den 23. November 1924,
Kollekte für die Liebfrauenkirche.
St. Ludwigskirs e: Samstag, nachm. 4 Uhr und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. ½6 Uhr: Beichtgelegenheit Um 6 Uhr: Erſte
heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt. Um 8 Uhr:
Singmeſſe mit Predigt. Um 9½ Uhr: Hochamt mit Predigt.
Um 11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachm 3 Uhr: Andacht zum
Troſie der armen Seelen. Um 5 Uhr: Verſammlung des Mütter=
vereins
.

Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Sonnrag, vorm. 7 Uhr:
Heil. Meſſe. Um ½4 Uhr: Verſammlung der Jungfrauen= Kongre=
gation
. Um 6 Uhr Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Sonntag, vorm. 7 Uhr: Heil. Meſſe,
Kapelle zu Griesheim: Sonntag, vorm. 9½ Uhr: Hochamt mit
Predigt.
St. Eliſabethenkirche: Samstag, nachm, um 5 Uhr und abends
8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Feſt der heil. Eliſabeth.
Sonntag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil. Beichtze.
Um ½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit Predigt.
Um 9½ Uhr Feierliches Hochamt mit Feſtpredigt. Nachm. 2 Uhr:
Feierliche Veſper
St. Martinskapelle am Herdweg: Samstag, nachm von 57 Uhr
und abends von 8½ Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Sonntag, vorm. 6½ Uhr: Beichte. Um 7½ Uhr: Heil. Meſſe.
Um 734 Uhr: Predigt. Um 8½ Uhr: Heil Meſſe. Um 9½ Uhr;
Hochamt und Predigt Nachm. 2½ Uhr: Andacht.
S4. Fideliskirche: An allen Sonn= und Feiertagen morg. 8 Uhr;
heil. Meſſe und Predigt in der Kapelle der Engliſchen Fräulein in der
Waldſtraße.
Kirche zu Eberſtadt: Samstag, nachm. 5 Uhr, und abends 8 Uhr:
Beichtgelegenheit.
Sonntag, vorm. ¼46 Uhr: Beichtgelegenheit. Um ½7 Uhr: Früh=
meſſe
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gung
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Gebetsſtunde. Freitag, den 2:. Nov., abends 8½ Uhr: Bibelſtunde.
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23. Nov., nachm. 2 Uhr: Sonntagsſ hule. Abends 8 Uhr: Evangelt=
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23. Nov', vorm ½10 Uhr: Heiligungsſtunde Abends 8 Uhr;
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abends 8 Uhr: Gebetsſtunde.
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dienſt
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Sonntag, den 23. Nov., vorm 10 Uhr: Bibelſtunde. Um 11 Uhr;
Sonntagsſchule. Nachm 4 Uhr: Predigt. Donnerstag, den 27. Nov.,
abends 8½ Uhr: Gebeisſtunde. Jedermann iſt herzlich willkommen,
Kirche Jeſu Chriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt,
Nieder=Ramſtädterſtr. 13): Sonntag, den 23. Nov., vorm. 10½ Uhr:
Sonntagsſchule. Abends 7½ Uhr: Gottesdienſt. Mittwoch, den
26. Nov., abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann willkommen.
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3: Sonntag, vorm. 10 Uhr: Heili=
gungs
=Verſammlung. Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends
8 Uhr: Eine beſondere Verſammlung.
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Lichtspiele

Seite 12.

Samstag, den 22. November 1924.

Rummer 325.

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Samstag, den 22. Nobember 1924
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[ ][  ][ ]

Hnmmer 325.

Samstag, den 22. Robember 1924.

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Darmſtadt im Kath. Geſellenhaus (Friedrichſtraße 30, nahe
dem alten Bahnhof).
Redner: Stadtverordneter Franz Neſſel, Offenbach a. M.
(Beauftragter der Handwerkskammer),
Landtagskandidat Schreinermeiſt. Lautenbacher,
Dieburg.
Handwerker, Gewerbetreibende und Mittelſtändler, erſcheint
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[ ][  ][ ]

22. November 1924

erzeugung und Wollverbrauch.
Während ſich am Baumwollmarkt infolge der einander wider=
ſprechenden
Ernteſchätzungsberichte eine einheitliche Tendenz nicht
durchzuſetzen vermag, bereitet ſich an den überſeeiſchen Woll= ſichtsrat der Faber u. Schleicher A.G., Offenbach a. M., hat beſchloſſen,
den iſt. Die Geſchäftsbelebung in der Textilinduſtrie nicht werden. Das Grundkapital wird demnach 992 000 Gmk. betragen, wäh=
nur
auf dem Kontinent, ſondern auch in Großbritannien und rend 158 00 Gmk. der Neſerve zugewieſen werden.
den Vereinigten Staaten hat die Nachfrage namentlich nach
Kreuzzuchtwollen bedeutend erhöht, während Merinowollen in= Ergänzung zu den in der Generalverſammlung im Mai d. J3. gefaßten
ſucht ſind.
Kontrolle über die Verteilung der Wollerzeugung nicht mehr ferenzbetrags zum Erwerbswert in Gmk. durch die Inhaber der V.=A.
ausgeübt wird, ſind die auſtraliſchen und neuſeeländiſchen Züch= Zum gleichen Termin ſind alle Aktien zwecks Umdrucks an den Vorſtand
ter doch in der Lage, dem Weltmarkt die Preiſe vorzuſchreiben.
Der Produktionsüberſchuß der Kriegs= und erſten Nachkriegs=
jahre
, der ſich auf rund 3 Millionen Ballen bezifferte, iſt reſtlos
vom Konſum aufgenommen worden, ſo daß jetzt wieder zum
erſten Male ſeit 10 Jahren die Preiſe durch Angebot und Nach= bank vem 15. November. Aktiva: 1. Goldbeſtand 900 Pfd. Sterl.,
Pfund gegen 729 bezw. 831 Pfund in den beiden Vorjahren aus,
Neuſeeland 225 gegen 245 beziv. 324 Millionen Pfund und Süd=
amerika
273 gegen 338 bezw. 441 Millionen Pfund. Der Aus=
fuhrrückgang
beläuft ſich alſo auf insgeſamt 268 bezw. 552 Mil=
Kaufkraft auf ein Mindeſtmaß herabgeſchraubte Konſum hat ſich geräumt. Bezahlt wurden für Ochſen 1. Qualität 4850 Pfg., 2. Qual.
Produktionsſtandart erreicht iſt. Gegenwärtig überſteigt nach 3035 Pfg., 3. Qugl. 2030 Pfg.; für Schweine 1. Qual. 84 Pfg., 9
den Schätzungen engliſcher Sachverſtändiger der Wollverbrauch 3. Qual. 65 Pfg.; für Schafe 3045 Pfg, für das Pfund Lebendgewicht.
die Wollerzeugung um 12 Prozent.
Der Verknappung der Wollvorräte hat der Markt ſchon ſeit, für Schweine, Donnerstags für Großvieh, Schweine, Kälber und ſonſti=
langem
durch ſtändige Heraufſetzung der Preiſe Rechnung getra= ges Kleinvieh.
gen, ſodaß hochgradige Merinowolle jetzt 150 Prozent und Kreuz=
Herabſetzung des allgemeinen Preisniveaus, ſondern durch Be= Weizenkleie 122512,30, Noggenkleie 11.5011,ſ5. Tendenz matter.
willigung höherer Preiſe für Kreuzzuchtſorten.
erforderlich wäre, die ſich nicht in einer Saiſon durchführen läßt. Futterartikel wurden wenig umgeſetzt.
Die engliſchen und franzöſiſchen Kammgarnſpinnereien haben
ebenſo wie die deutſchen Betriebe einen Teil ihres nächſtjährigen
Bedarfs bereits eingedeckt, da ſie befürchten, daß eine weitere
Preisſteigerung des Rohprodukts die Wollfabrikate über die
dürfte.
Handel und Wandel in Heſſen.
bezirk Darmſtadt. Im Oherlandesgerichtsbezirk Darmſtadt haben Kurſe blieb die Haltung zunächſt abwartend, dann ausgehend von der
ſich folgende Konkurſe ergeben: Richard Heydt=Darmſtadt, Verglt. u. Befeſtigung am Montanmarkte ſpäter feſter. Man ſchloß auf den Aktien=
angeordnet
; Franz Harting, G.mb.H. Offenbach a. M., Geſchäfts= wiegend leichte Kursſteigerungen aufzuweiſen. Rationiert wurden Fran=
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſelſchaft auf Aktien.

DonderDdot
aufſicht aufgehoben; Frau Minna Laſſen Bad=Nauheim, Af u.
OffA. 29. Nov., Wt. und Prft. 8. Dez.; Joh. Carl Friedr, Trundt=
Worms, OffA. und Af. 20. Dez., GlV. 4. Dezember. Prft. 15. Januar I
geordnet; Meyer u. Stern=Darmſtadt. Geſchäftsaufſicht aufgehoben;
Franz Ludwig Thomas u. Co=Darmſtadt, Af. 26. Januar, Off.A.

94. Nob., Wt. 24. Nob., Prft. 23, Februar.
einer demnächſt einzuberufenden G.=V. vorzuſchlagen, daß die vorhan=
märkten
eine neue Hauſſebewegung vor. Der Verlauf der letzten denen 400 000 Mk. Vorzugsaktien gemäß 8 3 des Statuts in Stamm= etwas beſſer. Auf den übrigen umſatzgebieten zeichneten ſich nur ein=
Vollverſteigerungen in Auſtralien bezw. Neuſeeland hat gezeigt, aktien umgewandelt werden. Die Goldbilanz zum 1. Januar 1924 weiſt
daß die zur Auktion gebrachten Vorräte bei anziehenden Preiſen, nach Rückſtellung von 50 000 Gmk. für ſoziale Zwecke ein Reinvermögen
ſchlanke Abnahme finden und daß die Zurückhaltung die die von rd 1150 000 Gmk. aus. Die Umſtellung ſoll durch Abſtempelung
Konſumenten noch im September zeigten, vollkommen geſchwun= der Stammaktien von 1000 Paviermark auf 80 Goldmark vorgenommen
folge ihres relativ hohen Preisſtandes etwas niedriger ge= Beſchlüſſen über die Umſtellung des Kapitals auf Goldmark (Kapital Geſchäft blieb aber, abgeſehen vom Montanmarkt und ſonſtigen Indu=
am
13. Dezember, 2.30 Uhr nachmittags, im Kurhotel Mathildenbad, die
Obgleich ſeit der im Mai erfolgten Auflöſung der Britiſh / Beſchlußfaſſung über die Umſtellung der 150 Stück Vorzugsaktien auf
Auſtralian Woll Regliſition Aſſociation (B. A. W. R. A.) eine 40 Gmk. das Stück vorgelegt unter entſprechender Aufbringung des Dif=
der
Geſellſchaft einzuſenden.
Banken.
Wochenüberſicht der Deutſcheen Golddiskont=
2. Noten ausländiſcher Banken 840.18.11, 3. Täglich fällige Forderungen Amſterdam=Rotterdam ..
frage beſtimmt werden und ſich darnach richten, ob die dies= im Ausland 780 856.9.4, 4. Wechſel und Schecks 6511 150 4,0, davon kurz= Brüſſel Antwerven . u=
jährige
Wollſchur größer oder kleiner iſt, als der Bedarf der friſtig 387 303.1.10, 5. Noch nicht eingezahltes Aktienkapital 3 280 800, Chriſtiania. . a=
wollverarbeitenden
Induſtrie. Aus dem vorhandenen ſtatiſtiſchen 6. Sonſtige Aktiba 56 842.,15,5, in Summa 10 639 490 7.8 Pfd. Sterl. Lopenhagen aaa
Material ergibt ſich ohne weiteres, daß die Wollausfuhr der drei Paſſiba: 1. Grundkapital 10 00 00, 2. Reſerbefonds 3. Bank. Stichelin zuten int
Hauptproduktionsgebiete in den letzten Jahren ſtändig zurück= notenumlauf , 4. Täglich fällige Verbindlichkeiten 132 765.1.8, 5. Son= Italien zzzzrar
gegangen iſt. Auſtralien führte 1923/24 nur 546 Millionen ſtige Paſſiba 506 72560, in Summa 10 639490 78 Pfd. Sterl. Gird=
verbindlichkeiten
: 4 871 137, 13,3 Pfd. Sterl.
Warenmärkte.
Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Am Donnerstag, den Budapeſt .............
lionen Pfund gegenüber den beiden Vorjahren. Der in Mittels 20 Nob, waren aufgetrieben: Ochſen B8 Stück. Kühe und Ninder 9 St., BuenosAires, zzzzz=
europa
während der Inflationsjahre infolge der unzulänglichen Schweine 48 St., Kälber 140 St. Schafe 22 St. Tendenz; größtenteils Bulgarien.............
allmählich gehoben, ohne daß allerdings ſchon ein normaler 4045 Pfg.; für Kühe und Ninder 1. Qualität 4044 Pfg. 2. Qual. Nio de Janeiro .....=
2. Dual. 80 Pfo.; für Kälber 1. Qual. 77 Pfg. 2. Qual. 72 Pfg.,
Märkte finden ſtatt: Montags für Schweine und Kälber, Mittwochs
w. Frankfurter Getreidebörſe. Amtliche Notierungen Aſchaffenburg. Zellſtoff
zuchtwollen 75 bis 120 Prozent über dem Preisſtandard von 1914 (Preiſe je 100 Kilo); Weizen Wetterau 20.7523, Noggen 21.25 22,25, Ausgb.=Nürnb. Maſch.
liegen. Die Preisſpanne zwiſchen den feinen und geringen Sor= Sommergerſte, für Brauzwecke 2426. Hefer inländiſch 17,5021.50, Berl=Anhalt Maſchinen
ten beginnt ſich neuerdings zu verringern, allerdings nicht durch Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 34. 5038. Noggenmehl 31,5035, Berl.ſ.Clektr. B. vorzug.
v. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkte Bremer Bulkan ..
wirkte einiger Abſatz nach den Nandſtaaten auf die anfangs ſchwache
Angeſichts der Marktlage iſt zwar vorläufig eine ſyſtematiſche Stimmung befeſtigend. Für prombte Inlandsware zeigte ſich etwas Be= Chem= Henden ....
Einſchränkung der Wollerzeugung nicht zu erwarten, aber auch gehr. llerdings zu gedrückten Preiſen. Der Preis für Dezember=Liefe= Deutſch=Atlant. Tel. .
eine intenſive Steigerung der Wollſchur bis zur Anpaſſung an rung blieb behauptet, für Janua=Lieferung zeigte ſich Intereſſe. Von Deutſche Maſchinen..
den Verbrauch kommt für die nächſten Jahre kaum in Betracht, Gerſte war nur beſſeres Baumaterial zu niedrigeren Preiſen unterzu= Deutſch=Niedld. Tel..
weil als Vorausſetzung eine ſtarke Erhöhung der Schafbeſtände bringen, ſonſt war das Geſchäft ſehr ſtill. Hafer wurde vom Konſum Deutſche Erdöl .......
ebenfals nur zu gedrückten Preiſen gekauft. Mehl war geſhäftslos. Deutſche Petroleum..=
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 21. Nob. (Eigener Bericht.) Zu R. Friſter ... ..."
durch die allgemeine Kaufkraft gezogene Grenze hinaus verteuern Wochenende verkehrte die Börſe auf allen Gebieten ruhig. Das Inter= Gagegnau Vorz. .
eſſe für Aktienware hielt nach wie vor an, die Umſatztätigkeit hatte aber Geſſenk. Gußſtall.
gegenüber den letzten Tagen nachgelaſſen. Die Eröffnungskurſe waren Geſ. ſ. eleſtr. Untern.
im Großen und Ganzen gut behauptet; die vereinzelt aufgetretenen Han. Maſch=Egeſt.
Kurserhöhungen wie bei Bad. Anilin waren auf mehr oder minder zu=
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichts= fällig vorhandene Orders zurückzuführen. Nach Feſtſtellung der erſten
Prft. 1. Dez; Kaufmann Heinr, Schäfer=Gießen, Geſchäftsaufſicht märkten zu den hüchſten Tageskurſen. Auch der Kaſſamarkt hatte über=

Nr. 325

kenthaler Schnellpreſſen mit 6 Proz. Und Stempel mit 9 Proz. Der
deutſche Rentenmarkt war vernachläſſigt, die Kurſe bröckelten im Ver=
lauf
unte; geringen Umſätzen ab, Kriegsanleihe 945922½, ſpät nach=
1925: Kaufmann Jakob Schüler=Darmſtadt, Geſchäftsaufſicht an= börslich 910. Ausländiſche Renten hatten kleines Geſchäft. Nachbörslich
notierten Badiſche Anilin 21,9 Prozent, Höchſter 197/ Prozent.
w Berliner Börſe. Die andauernde Zurückhaltung des Pri=
vatpublikums
und die Mißſtimmung über das Umſtellungsverhältnis für
deutſche Erdölaktien, das man auf 2:1 ſtatt 2½4:1 geſchätzt hatte, ließen
Faber u. Schleicher A. G., Offenbach a. M. Der Auſ= die Börſe in unſicherer Haltung eröffnen. Namentlich deutſche Anleihen
litten nach der geſtrigen Befeſtigung ziemlich empfindlich. Am Montan=
markte
ſtellten ſich anfangs faſt nur die Werte der Rhein=Elbe=Union
zelne Papiere durch Feſtigkeit aus. So zogen Akkumulatoren weiter um
mehr als 2 Billionen an. Im übrigen iſt noch die Beſſerung der Reichs=
bankanteile
hervorzuheben, die angeblich im Auslande gekauft wurden.
Im Verlaufe wurde, vom Montanmarkt ausgehend, die Haltung allge=
mein
feſter, angeblich, weil das Ausland wiederum mit Käufen eingriff.
Bochumer, Deutſch=Luxemburger und Gelſenkirchener gewannen 23
Mathildenbad Solbad A. G., Wimpfen a. N. In Billionen. Dieſer Aufwärtsbwegung ſchloſſen ſich im gleichen Ausmaß
auf Grund der Intereſſengemeinſchaft auch Siemens u. Halske an. Das
100 000 Mk. die Aktie zu 20 Gmk.) wird einer a.b. Generalverſammlung ſtriewerten, ziemlich ſtill. Für Schiffahrtswerte machte ſich nur wenig
Intereſſe geltend. Hamburg=Südamerikaner verloren über 1 Billion
Prozent. Von Bahnen büßten Kanada=Pazifikaktien 3 Billionen Proz.
ein. Deutſche Anleihen erfuhren im Verlaufe unter Schwankungen keine
Erholung. Ausländiſche Renten fanden nur geringe Beachtung. Zu
etwas höheren Kurſen wurde Liſſaboner Anleihe gehandelt. Von Kolo=
nialpapieren
wurden Südſeephosphat zu weiter nachgebenden Kurſen
regliſiert.
Oeviſenmarkt.

e
Rrief
geh. e
Geid.
Brie U
tiert. 16838 169 B 168 48 Jia V. 2192 20 29 20323 20.425 voll 61.84 62.16 22.04 6236 voll 73.64 74.03 73.7 74 08 voll 112.4 11308 112.47 113,03 voll Helſingsfors ........... 10.535 10598 10.525 10.58 voll 18.14 1826 18.2 1839 volt London ............". 19.395 19495 19.41 1951 voll New=Norck ..........!. 4 19 421 4.19 421 voll Paris. ...........7..1* 2.00 22.13 22.20 22.33 voll Schweiz .............. 80 81 819 80.81 81.21- voll Spanien ......." 56 91 57.14 569 5724 voll Wien (i. D.=Oſterrabg.) .. 5.905 5.935 5.005 5.B5 voll Prag. ......f. 1253 12.58 12.60- 12,66 voll 5.63 5.65 5.63 565 voll 1.60 161 1.535 1605 voll 3.05 307 3.05 3.0 voll Japan ............ 1595 1.605 160 161- voll 0.48 0.39 1.475 0.485 vonl Belgrad.
....... 605 6.105 6.08 611- voll Liſſabon:
..... 18.45 18.55 1835 18.55 voll Danzig. .
77.06 R41- 77.06 744 voll Konſtantinopel ...... 231 2.33 2.305 2.325 voll

Berliner Kurſe. Eigene telegraphiſche Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000

Aktiengeſ. für Anilinfr. 120. 11.
18900 21. 11. 1
19030 Hanſa Dampfſch. . . . 20.11. I 21. 11. B2530 2000 Hemoor Zement .... 51500 33750 23000 Hir ch Kupfer ....... 16800 16200 4125 4is Höſch Eiſen.... 54750 54000 Hohenlohe Werke .... 21250 2750 Bismarckhütte. . Kallo Bo zellan :... 8000
7400 7600
7500 Braunkohlen=Briketts. 30000 38875 Lindes Eismaſch. ... 67750 67008 Lingel Schuh ..... 2100 2250 Wolle. . ... 125000 125000 Linke u. Hofmann.. 17209 7850 2000 3000 2. Loewe u. Co. ... 67000 6735 Beiler. 18000 18600 1C. Lorenz 4900
8000 4900
8200 20250 Meguin. 7250 7100 Niederländiſche Kohle 47800 27100 Nordd. Gummi. (350 42000 3800 Drenſtein. .. 17000 10875 16250 Rathgeber Waggon. 5300 5.00 Dt. Kaliwerke ....... 33500 31000 Rombacher Hütten . 39185 21875 Dt. Waffen u. Munition Ro itzer Zucker. 50000 Donnersmarckhütte. .. 82500 20000 Rütgerswerke 16500 16500 Dynamit Nobel ...... 9 9575 Sachſenwerk 2125
u50 2100
11400 Elberfelder Farben ... 19009 Sächſiſche Gußſtahl .. Gleſtr. Lieferung ..... 15000 17750 Siemens Glas. 19000 280 2800 Thale Eiſenhütte ..... Ber, Lauſitzer Glas.. 25500 13300 Volkſtedter Porzellan. 6750 1800 118300 Beſtſi Eiſ Landendreer 16000 Halle Maſchinen ... 10700 10500 Wittener Gußſtahl. 23250 83000 1 Wanderer=Werſe 800 88i5

Frankenkurs in London: 77.45
19.50
Markuns

Europäiſche Staatspapiere. 20.11. 21.11. a) Deutſche. 5% Reichsanleihe ..........." 0922 429
......
.. 119 .::
8½% 1.155 3%0
Dollar=Goldanleihe per 1935 .. 1323 3 1. 94.75 9.75 1932.. 100 100 Dollar=Schatzanweiſungen .. 89 89 4½% IV. u. V. Schatzanweiſg. 4½% II.F.
47Dt. Schutzgebiet v.0. 8-11u. 13 Nis 0.2 G63 7.5 v. 14 Sparprämienanleihe ........." 06 064 Zwangsanleihe . ............ 15 13.,75 0 42 Preuß. Konſols .......... 1.34 31% :.n= 155 15375 ......" 1.375 5 133 49 Bad. Anl. unk. 1935... . .. 0.5! 812% 7 7 b. 1907....... 1525 13 v. 1896.......
29 21 19 43 Bahern Anleihe ......... 8½
....."
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw. 17 rckz. 26 8168 Heſſen Reihe XXXFI. untilg. b. 28 .......... 7.9 M 38 Heſſen unk 1924 ......... 05 i. 81% zititttganfrartrs 137 4%
........... 1.35 4% Württemberger alte ...... 19. b) Ausländiſche. 5% Bosnien L..E.=B. v. 1914.. 5%. L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 418 1998 . 2.2 2.25 59 Bulgar. Tabak 1902.. 134% Griech Monopol
41.% Oſt. Staatsrente v. 1913 ab 1918 4 ½%0 Oſt. Schatzanweiſ. ſtfr. v. 1914 7.25 420 Oſt. Goldrente 4%. einheitl. Rente ...... 5% Rum. am. Reute v. 03 ... 412% Goldrente v. 13 5.1 47 am. Goldrente kond. 23 42 am 1. 05. 2.73 470 Türk. (Admin.) v. 1903 8.75 (Bagdad, Ser. 1 ., II.. v. 1911, Bollanl. ... 175 u5 80 Ung. Staatsr. v. 14 .. Goldrente. Staatr. v. 10 ..: (* Kronenrente ..... 1.62, Rußereuropäiſche. 5% Mexil. amort. innere ....." 16.25 onſ. äuß. v. 99 .... 39 * Gold v. 04, ſtfr. .. konf. inner Frigati nsanleihe.
5% Tamaulipas, Serie 1... 20.50 205 11. Oblig v. Trausportauſt. 42 Eliſabethbahn ſtir. 425 Gal Carl Ludw.=Bahn ... 522 Oſt. Südb. (Lomb.), ſtir. .. 15 5. T Tauſend M Milliouen Md Milliarden 0U

Frankfuter Kursbericht vom 21. November 1924.

2,6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.)..
2,600 Neue
1 49 Oſt. Staatsb. b. 1883 . ...
3.
Ub.S.Em. .
39
9. Gm. ....

v. 1885 ...
329 Oſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
42 Rudolfb. (Salzkammerg.).
9 Anatolier I.
32 Salon. Conſt. Jonktion ...=
3% Salonique Monaſtir ......
5% Tehuantepee. ..........
4½%
....
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
2 Badenw. Koclenwrtanl. v. 23
1 59 Fſtr Pfandbr.=Bk. Goldobl.
1 Em.
5% Fftr. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em....
6% Großkraftwerk. Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23 .
62 Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v.23
5% Heſi. Noggenanleihe v. 1923
5% Neckar A.=G. Stuttgart Gold
anl. v. 23 ...
5%0 Pfälzer, Hyp. Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe..
Noggenwert=Anl.
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 .
5%o Rhein=Main=Dona:; Gold=
anl
. v. 23
52 Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23,
Ser, 1u. II...""
5% Sächſ. Roggenwertanl.v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Aktien.
Alg. Deutſche Creditanſt. . . .
Bank für Brauinduſtrie .......
Barmer Bankverein.
Bayer, Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft .
Commerz= und Privatbank. ..
Darmſtädter u. Nationalbank..
Deutſche Ban:
Deutſche Effekt.= u. Wechſelbank
Deut ſche Hypot.=Bank Mein. ..
Deutſche Vereinsbank ........
Disconto=Geſellſchaft . .......=
Dresdener Vank........=
Frankfurter Bank ...."
Franffurter Hypotheken=Bank.
Metallbank.
Mitteldeutſche Ereditbank.
Oſterreichiſche Creditanſtalt.
Reichsbauk=Ant.
Rhein. Creditbank.
Rhein, Hypothekenbank
Süddeutſche Disconto=Geſeliſch.
Weſtbank.
Wiener Bankverein ..........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius.
.......
Rochumer Bergb.
Buderus.
Di Luremburger .
Sſchweiler Berauerks.2
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau...
ohne Umſatz X rationiert

20 11.

78

7.75
16.3

1.65
4.55
1.52

185
435
1.54

A

Kaliwerke Aſchersleben ......
Salzdetfiurt). ......
Weſtereg In .....
glöcknerwerke (abg, Lothr.=Hütte 43
Mannesmann Nöhren:......
Mansfelder .............
Oberbedarf
......."
Oberſchleſ. Giſen Caro)......=
Otavi Minen u. Eb. Ant. ....
Phönir Bergbau.............
Rhein. Stahlwerke ...........
Niebeck Montan.......
Rombache Hütte ..........
Tellus Berab.= u. Hütten=Akt.. .
Ver. Laurahütte.
A tien induſtr. Unternehmu g.
Brauer ien.
Henninger Kemp Stern ....."
Löwenbräu Munchen .........
Schöfferhof GBinding) z.z.:.. 31
Verger ..
........

Affumulat. Berlin..
....."
Ad er E Oppenheimer ........
Adlerwerke ſu. Kleyer) nuunuu=
A. E.6. Stamm...........
68 A.E.G. Vorzug Lit. 4....
530 A.E. G. Borzug Lit. B.
Amme Gieſ cke & Konegen. ..
Anglo=Continental=Guano ..
Anilin Bln=Treptow ......=
Aſchaffenburger Zellſtoff ......
Badenia (Weinheim)..
...
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik=
Bad. Maſchf. Durlach ...
Bad. Uhrenfahr. Furtwangen.
Baldur Piancd .........
Baſt Nürnberſ. ............
Bahriſch Spiegel .........=
Beck & Henfel Caſſel)........
Bergmann El. Verfe..1.i.z==
Bing Metallwerke. ...=
Brockhues, Nieder=Walluff .....
Cementwerk Heide berg.
Krlſtodt.
Lothringen (Mesz)
Chem. Werke Albert .....
Griesheim El.ktron ...
Fibrik Milch .
Beilerste eme ....."
Saimnler Motoren
Deutſch. Eiſenhandel Berlin.
Deutſche Erdöl.
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.
Dinaler, Zweibrücken
Dreson, Schnellpreſſen
Dürkoppwerk (Stamm)
Düſſeld. Natinger (Dürr)i...=
Dnckerhoff & Vidm. St mm ...
Eiſenwer! Kaiſerslautern .....
L. Meher fr........
Elberfelder Farbw. v. Baher.
Elberfelder Kupfereu. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.Geſ. .....
Elektr. Licht und Kraft
Elſäſſ. Bad, Wolle.
Enag, Frankfurt a. M. ......
Email.e & Stanzw. Ullrich .....
Enzinger Werke. .....:.....=
Eßlinger Maſchinen . .........
Ettlinger Spinnerei .........,
Faber Foh. Bleiſtift ..........

20. 11. 21. 11. 13.25 11. 17.25 165 45 4625 3. 3.4 3.4 10.25 19.5 10.45 10.5 26.1 2.5 41.75 41.5 z0. 39 25 37.5 37.25 2i.4 2.4 2.4 6" 5!= 44.,5 45 B.35 2.25 2.75 2.03 9.15 925 36 3.8 3.4) 3.5 3.9 3.3 1.8 19.25 15.7 19,7 20 0.6 031 21.8 21.3 15.5 10. 20.9 16 165 5.5 5.25 4.9 78 2e2 14.* 14.1231 3.96 3.!6 7.9 21. 21.2, 9.5
2u 9.7
39 39.3 193. 19 18 53 42.7, 39.5 15 1493 19 4.3 48 41 2.05 2.4 2.7 1.3 4.4 125 1.2 135
19.3) 1.3
193 0.73 0.725 1. 7.6 41. 6.1 0.29 0.28 3.4 * 62 74 11.75

Faber & Schleicher ..........
Fahr, Gebr. Pirmaſens .......
Felten & Guillenume, Carlsw.
Feinmechanik (Fetter) ..
Feiſt Sektkellerei Frankf. a.M.
Franffurte. Gas zzzutgrr
Franffurter Hof ........
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs. Waggon Stamm ......
Ganz, Ludwig, Mainz........
Geiling S Cie............
Germania Linoleum.........
Gelſenkirchen Gußſtahl . .. . . .
Goldſchmidt, Th. ...........
Gotha Waggon ...........
Greffenius. Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach.
Grün & Bilfinger .. .......
Hommerſen (Osnabrück) ......
Hanſwerke Füſſen ..........
Heodernheimer Kupfer .......
Heyligenſtgedt. Gießen zu....=
Hilpert Armatnrenf. ........
Hindrichs=Auffermann ........
Hirſch Kupfer u. Meſſ.. . . .
Hoch= und Tieſbau ...........
Höchſter Farben...........=
Holzmaun, Phil. .........
Holzverk=Induſtr. ..
Hydrometer Breslau .........
Ingg ...... 1f4ff7*
Junghans St mm........."
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt. N. .........
Klein, Schanzlin & Becker ....
Knorr beilbronn..........
Kolb & Schüle, Spinn. .......
Konſervenfabrik Braun.....
Krauß & Co., Lok m. .. . . . . .
Lahmeher &Co. .............
Lech, Augsburg ...........
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ........
Lingel. Schuhw Erfurt . ......
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallwv. .......!
Lutcher. Maſch.= u.Mühlenbau::
Lur’ſche Induſtrie ......!
Mainkraftwerke Höchſt.......
Meguin, Bußzbach ........
Metallge), Fiiſt. ..........
Meyer, Dr. Paul ...
Miag, Mührenb., Frankf. a. M.
Moenus Staum. ..
Motoren abrik Deutz ........
Motorenfabrik Oberurſel ...
Neckarſulner Fahrzeugwerke..
Neckarwerke Eßl Stamm. ....
Sleuwerke Frankfurt a. M.
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz Nähm., Kayſer ......."
Bhilipps A.5.
......"
Vprzellan Weiſſel......."
Reiniger. Gebber & Schall:.
Rhein. Elektr. Stamm..,
Ryein. Metall Vorzüge .......
Rhenanig Aachen ...n.
Riedinger. Maſchinen ....a=
Rückforty, Stettin
Rütgerswverke.
Sleuſner (Franffurta. M.) .
Schneider & Hanau.
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Rummer 325.

Samstag, den 22. Robember 1924.

Seite 15.

Lebenswogen.

37)

Roman von Paul Lindenberg.
(Nachdru verboten.)

Wolf ſollte ſich als Maler ausgeben, Klaus als ſein Diener,
Fabio hätten ſie in Neapel angenommen; früher hätten öfter
Künſtler die Gegend beſucht und es wäre ihnen der Einlaß ins
Kloſtergebiet und die Kirche, die ein berühmtes Altarbild Guido
Renis barg, auch als Wallfahrtsort von nah und fern beſucht
wurde, nicht verwehrt worden. Wolf mußte es überlaſſen bleiben,
ſich Zutritt zu verſchaffen und eine Annäherung an Schweſter
Cäcilia zu ermöglichen, zunächſt, um zu erfahren, ob ſie überhaupt
die Geſuchte wäre, was ja noch gar nicht feſtſtand. Aſta ſollte ihn
hierbei unterſtützen, unter irgendeinem Vorwand das Kloſter be=
retend
und Anſchluß erſtrebend; ſie ſollte einige Tage nach den
Freunden, von Vietri aus, wohin täglich von Neapel Dampfer
uhren, in dem nicht weit vom Kloſter entfernten Corpo eintref=
en
, während Wolf und Klaus in Ponteprimaria ſelbſt Aufenthalt
nehmen ſollten, ſich als Engländer ausgebend. Aſta hatte ſich
rreudig bereit erklärt, in weiblichem Mitempfinden für die Ver=
folgte
und Vereinſamte; natürlich durfte ſie die Freunde nicht
kennen.
Wie ſchwer wird mir das fallen, hatte Klaus ausgerufen,
und ich werde mich ſehr zuſammennehmen müſſen, um mich nicht
zu verraten!
Aſta war errötet: Nur eine Geduldsprobe und dann:
Durch Kampf zum Sieg!
Innig hatte Klaus ihre Hand ergriffen und an die Lippen
geführt, ihr tief in die Augen ſehend: Ja, Fräulein Aſta, liebes
Fräulein Aſta: Durch Kampf zum Sieg!
Der Graf hatte die Freunde gebeten, ſehr vorſichtig zu ſein und
nichts zu übereilen. Auf die Entführung einer Kloſterſchweſter
oder auch nur auf die Fluchtbeteiligung, daran ſtanden ſchwere
Strafen, ein Entkommen mußte umſichtig vorbereitet werden.
War ein Erfolg beſchieden, ſo ſollte Fabio ſofort heimkehren; der
Graf würde dann dafür ſorgen, daß im Hafen von Vietri die
kleine Dampfjacht Stella, eines ſeiner Freunde bereitliegen
würde, die Flüchtlinge aufzunehmen und nach Korfu zu bringen,
von wo man die Fahrt nach Raguſa ungehindert antreten konnte.
Erſt als gegen Abend der ganze Horizont in Flammenglut zu
ſtehen ſchien und das Gebirge, wie mit roſigen Schleiern über=
haucht
war, erreichte man Ponteprimaria, ein maleriſches Städt=
chen
, in deſſen beſtem Wirtshauſe, der Trattoria Romana, man
Einkehr hielt. Pietro, der hagere Wirt, und Nina, ſeine rundliche
Frau, begrüßten die Ankommenden mit großer Freude, denn, wie
ſie zungenfertig hervorſprudelten, ſeien nach dem vermaledeiten

Kriege, der ihnen nur neue Steuern und Laſten gebracht bisher
bloß wenige Fremde eingetroffen; aber nun würde es wohl beſſer
werden, wenn ſich, wie ſie am Gepäck ſähen, ſchon wieder Maler
einſtellten, die früher oft hier geweilt; da werden ſicherlich bald
weitere folgen.

Gewiß, ſagte Wolf, vorausgeſetzt, daß man zufrieden iſt.
O, daran dürften Exzellenza nicht zweifeln. Exzellenza ſollte
das ſchönſte Zimmer haben, kühl, ſauber, mit einer Ausſicht
ſuperba, und Pietro warf eine Kußhand in die Luft. Und wo der
Diener unterzubringen wäre?
Wenn es geht, in einem Nebengemach; ich bin lauge krank
geweſen und bedarf der Pflege. Auch liebe ich es, wenn mir nach
meinen Streifzügen Pglette und Pinſel unter meiner Aufſicht
gereinigt würden."
Jawohl, ein hübſches Kämmerchen läge daneben Erzellenza
ſollten ſich ſo wohl befinden, wie im Himmel, ſollten gar nicht
mehr fortzugehen wünſchen. Auch ſchon nicht wegen der Frittata,
die niemand auf zehn Miglien weit beſſer zuzubereiten verſtünde,
wie ſeine Nina, wegen des Schinkens, Eierkuchen, des Weines
o. alles ſuperba, ſuperba, und ein Dutzend Kußhände flatterte
hinaus.
Die Trattoria ſchloß die Hauptſtraße des Ortes ab, an dem
kleinen Marktplatze liegend. Das Wolf angewieſene Zimmer,
groß und luftig, ſonſt ganz einfach eingerichtet, ermöglichte von
den Fenſtern und einem teraſſenartigen, von duftenden Blumen
eingeſäumten Vorbau den ſchönſten Blick über Waldungen, Täler,
Felſen, Dörfer bis hin zum blauen Meer, das von Feuergluten
erfüllt ſchien, die der untergeſunkene Sonnenball hinterlaſſen.
Superba ſuperba! rief Klaus aus, den Wirt nachahmend,
auch mit den Kußhänden, als er mit dem Freunde auf die Terraſſe
hinausgetreten war. Wieviel ſchöne Fleckchen gibt’s doch auf
der lieben Gotteswelt, von denen man keine Ahnung hat! Fern
von allen Schiebern, Wucherern, neuen Reichen und ſonſtigen an=
genehmen
Beigaben der teueren Heimat, in der jetzt wahrſchein=
lich
Frau Holle ihre Schnewolken ausſtiebt
Und hoffentlich auch fern von den Ruſſen, die uns in ſo
bereitwilliger Weiſe an der Bekanntſchaft dieſes weltentlegenen
Plätzchens hinder wollten, ergänzte Wolf.
Sicherlich wie ſollten dieſe Banditen unſere Spur hierher
aufgenommen haben! Nein, von denen droht uns wohl keine
Gefahr mehr, die dürften das Nachſehen haben. Jetzt heißt’s für
uns das Seſam, öffne dich! im Kloſter zu ſinden und dann, wie
es bei den ſpannendſten Szenen in unſeren Zeitungsromanen
lautet: Fortſetzung folgt
Dem ſich ein guter Schluß anreihen möchte! ſetzte Wolf
hinzu. Am nächſten Morgen war die ganze Gegend in einen dichten
Nebelmantel eingehüllt, allmählich aber brach die Sonne ſiegreich

durch, und blaute um die zehnte Vormittagsſtunde der Himmel
wolkenlos hernieder.
Der Eſel, mit dem Malgerät beladen, ſtand, vor der Tür,
neben ihm Fabio, der dem Wirt wohl, irgendwelchen Aufſchluß
von den Beziehungen Wolfs zum Bund gegeben haben mußte,
denn er war noch höflicher wie am geſtrigen Abend; erkundigte
ſich, ob Exzellenza gut gefchlafen ob auch alles zu ſeiner Zufrie=
denheit
geweſen, ob er noch Wünſche hätte, er, Pietro Nivale, und
Nina, ſeine Frau, würden alles tun, ſie zu erfüllen, und er reichte
bei der Verabſchiedung Wolf die Hand, ſwobei dieſer den Bundes=
druck
verſpürte und ihn erwiderte.
Hinter einem Schreibtiſch, ſaß die Aebtiſſin; ſie hatte den
Schleier etwas zurüageſchoben, daß die kurzen grauen Haare ſicht=
bar
wurden, die Züge waren kalt und verrieten nichts von iune=
rem
Empfinden, ihre Augen waren wit einer Hornbrille bedeckt,
die ſie zum Leſen und Schreiben benutzt hatte, die ſie jetzt aber ab=
nahm
, den Eingetretenen aufmerrſam betrachtend ein großes
goldenes Kreuz an goldener Kette hing als Zeichen ihrer Würde
auf der Bruſt.
Sie ſind noch recht jung und machen ſchon ſo weite Reiſen?"
fragte ſie mit eintöniger Stimme, die zu dem ſtatuenhaften Weſen
paßte.
In unſerer Kunſt kann man nicht früh genug anfangen,
hochwürdige Aebtiſſin, erwiderte Wolf. Man lernt nie aus, wie
es ja Ihr großer Meiſter Leonardo da Vinzi bewieſen, und manch
anderer Ihrer berühmten Künſtler, an denen Ihr Land ſo über=
reich
iſt.
Die Aebtiſſin nickte wie zuſtimmend: Aber wie ſind Sie auf
unſer weltfernes Kloſter gekommen? Es liegt ſehr abſeits vom
großen Wege.
Gerade die Nebenwege ſuchen wir Maler gern auf, hochwür=
dige
Aebtiſſin, ſie bieten uns die ſchönſte Ausbeute. Unſer großer
engliſcher Künſtler Alma Tadema, der mein Lehrer in der Aka=
demie
geweſen, hat uns wiederholt von dieſem ſeltſamen, roman=
tiſchen
Fleckchen erzählt und Skizzen gezeigt, hat uns vorge=
ſchwärmt
vom Meiſterwerk Guido Renis, das dieſe heilige Stätte
birgt.
Die Antwort ſchien der Aebtiſſin zu gefallen: Gut, an ſich
habe ich nichts dagegen, wenn Sie in unſerem Gotteshauſe malen,
vorausgeſetzt, daß Sie niemals die Kloſterregeln verletzen Sie
dürfen keine der Schweſtern durch Wort oder Blick beläſtigen,
müſſen ſich während unſerer Andachten in der Kirche, falls Sie
anweſend ſind, verborgen halten, und dürfen nicht das Kloſter=
gebiet
betreten haben Sie Wünſche, ſo teilen Sie dieſelben
der Schweſter Pförtnerin mit, die ſie mir überbringt. (Fortſ. f.)

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