Darmstädter Tagblatt 1924


13. Oktober 1924

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Einzelnummer 10 Goldpfennige

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187. Jahrgang
Nummer 285
Montag, den 13. Oktober 1924.

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ſtädter
8 Nationalbant.

er Abſchluß der erſten Phaſe.
Fankreich verlangt ein Uebergangsregime von
18 Mongten.
Paris, 12. Okt. Zum Abſchluß der erſten Phaſe der
tſch=franzöſiſch. Handelsvertragsverhand=
gen
ſchreibt Havas, offenbar beeinflußt: Deutſch=
(nid hat zuerſt die allgemeine Meiſtbegünſtigung
tlrngt, die man ihm auf Grund der franzöſiſchen Geſetzgebung
nr1919 unmöglich bewilligen konnte. Schließlich iſt man über=
tgiekommen
, Aequivalente vorzuſehen, um einen Ausgleich der
n der Geſetzgebung der beiden Länder abhängigen Beſtim=
togen
zu ermöglichen. Die deutſche Delegation wird am
ovember eine Liſte der Produkte übermitteln, für
ſie die Meiſtbegünſtigung, alſo den Minimaltarif,
fordert. Man wird alſo auf dem Wege der Differenzierung
Nategorien beſtimmen, die den Minimaltarif oder mittleren
ürf genießen ſollen. Die franzöſiſche Delegation ihrerſeits wird
Liſte der Produkte vorlegen, für die ſie die Anwendung
Zolles, der geringer iſt als der Minimaltarif, fordern wird.
Vrrerſeits habe ſich die deutſche Delegation gegen die Fort=
ſenig
der freien Einfuhr gewiſſer Produkte aus Elſaß=
ühringen
ausgeſprochen. Nach Anſicht der deutſchen
Lpierten hätte dieſes Ausnahmeregime nur vorübergehenden
ea)akter gehabt und nur dazu dienen ſollen, die Anpaſſung
* =Wirtſchaftslebens Elſaß=Lothringens an Frankreich zu er=
Iern. Nach fünf Jahren müßte jetzt Elſaß=Lothringen ein
gebiet für ſeine Produkte in Frankreich gefunden haben.
Ani man ſo, fährt Havas fort, auf eine Diskuſſion der Grund=
deiverzichtet
, ſcheint ein Kompromiß in dieſer Frage mög=
iu
ſein dadurch, daß man ein auf gewiſſe Produkte be=
jariktes
Sonderregime ſchafft, das proviſoriſch für einen relativ
m Zeitraum von etwa 18 Monaten aufrecht erhalten
nien müßte. Dieſes Uebergangsregime müßte ſtaffel=
ai
. von 6 zu 6 Monaten ein Ende finden. Nach Havas wird
heutſche Regierung über dieſen Vorſchlag zu beraten haben.
Hgentur erklärt ferner, daß nunmehr die doktrinäre Erörte=
beendet
ſei, und bald in das Stadium der prak=
i
en Verwirklichung übergeführt werde, aus dem ſich
e, daß die Aufgabe, die man erfüllen müſſe, nicht ohne
iwierigkeiten ſei.

Eingeſchränkte Meiſitbegünſtigung?

Varis, 12. Okt. (Wolff.) Der Temps, der das Kom=
nnqué
über den Abſchluß der erſten Phaſe der deutſch= fran=
en
Handelsvertragsverhandlungen beſpricht, hebt hervor,
wie deutſche Delegation, wenn ſie ihre urſprüngliche Forde=
g
nach lückenloſer Meiſtbegünſtigung aufrecht erhalten hätte,
uf ein doktrinäres Terrain geſtellt haben würde. Da aber
Seutſchen zu draktiſchen Ergebniſſen hätten kommen wollen,
in ſie dieſes Terrain aufgegeben; das habe das erzielte Er=
uss
möglich gemacht. Deutſchland werde Frankreich die Meiſt=
fünſtigung
gewähren. Da aber die franzöſiſche Geſetzgebung
ſeiner vollkommenen Reziprozität widerſetze, werde der
m des franzöſiſchen Minimaltarifs für diejenigen Produkte
b.crt, die den deutſchen Export beſonders intereſſieren, und
wmme im Grunde genommen allerdings mit einer Beſchrän=
hg
auf gewiſſe Produkte der Meiſtbegünſtigung gleich.
dtie zolſpolitiſche Linie der Reichsregierung.
18remen, 12. Okt. In einer Unterredung, die der Ber=
Vertrcter der Weferzeitung mit dem Leiter der Handels=
* im Reichswirtſchaftsminiſterium, Miniſterialdir. Poſſe,
idie augenblicklichen Handelsvertrags= Verhand=
gen
und über die ſchwebenden Zollfragen hatte,
fente dieſer u. a., mit Frankreich habe man in der Frage der
egünſtigung bis jetzt noch keine Einigung erreichen können.
manzöſiſchen Unterhändler behaupten, daß Deutſchland die
emieine Meiſtbegünſtigung nicht zugeſtanden werden könne,
dre Regierung an das Geſetz von 1919 gebunden ſei. Man
ſich wegen der Schwierigkeit bei der Behandlung der
der allgemeinen Meiſtbegünſtigung und bei
elnen Zollpoſitionen auf längere Verhandlungen
7srankreich geſaßt machen müſſen. An eine Begünſti=
y
der franzöſiſchen Wirtſchaft durch Sonder=
uandlung
der zahlreichen in Elſaß=Lothrin=
und im Saargebiet gegründeten Filialen
ſiiicht zu denken. Die Ratiſikation des deutſch=
reichiſchen
Handelsvertrages, ſei ſo wichtig,
hoffentlich noch jetzt vom Reichstag vorgenommen werde,
die öſterreichiſche Regierung am 15. Oktober den erhöhten
rrif einführe. Ebenſo müſſe der Handelsvertrag mit Spa=
ſchnell
ratiſiziert werden. Es ſei ſpäter ſicher Gelegenheit
2i, beſondere Wünſche, wie die des Weinbaues, in den
Derungen zur Geltung zu bringen. Poſſe faßte die zoll=
ittiſche
Linie der Reichsregierung dahin zuſam=
Saß wir Bei: Schutzzoll aus zu der Art Zollſchutz kommen,
em wie, nach Veränderung der allgemeinen politiſchen und
Haſtspolitiſchen Situation, ſehr leicht das Syſtem des
handels in Zuſammenhang mit anderen Staaten ent=
können
. Die Agrarzölle würden wahrſcheinlich aus der
und Umſatzſteuervorlage im Reichstag herausgenommen
nkreichs Artteil an der deutſchen Anleihe.
aris, 12. Okt. Das Finanzminiſterium gibt offiziell die
ahme des franzöſiſchen Anteils an der deut=
Anleihe, durch die franzöſiſchen Bankiers bekannt.
iot und Finanzminiſter Clementel hätten die franzöſiſchen
auf das beſondere Intereſſe hingewieſen, das die Na=
r
Ausführung des Sachverſtändigenplanes und des
Abkommens habe. Sie hätten ferner erklärt, daß die
ind engliſchen Bankiersgruppen formell ihren

Beisserlragsverhanslängen
Beiſtand von der Beteiligung Frankreichs an der Anleihe ab=
hängig
gemacht hätten. Der auf Frankreich entfallende Teil an
Reparationszahlungen 1924/25 ſei zudem höher als der fran=
zöſiſche
Anteil an der Anleihe. Angeſichts dieſer Lage hätten
die franzöſiſchen Bankiers der Aufforderung der Regierung, die
Anleihe zu zeichnen, Folge geleiſtet. Der Frankreich zufallende
Anteil betrage drei Millionen Pfund, amortiſierbar in
25 Jahren zu einem Zinsfuß von 7 Prozent. Die Unterbringung
der Anleihe erfolge mit Unterſtützung der Banque de France
und der Geſellſchaft der Börſenagenten in Paris, die Anleihe
werde an der Pariſer Börſe zur Notierung zugelaſſen. Der
Zinſendienſt der Anleihe werde auf Verlangen der Regierung
durch das Bankhaus Laſalle Frere u. Co. durchgeführt.
Morgon übernimmt 110 Millionen Dollar.
New York, 12. Okt. (Durch Funkſpruch.) Das Bankhaus
Morgan u. Co. kündigt in einer formellen Erklärung an, daß
es mit der Firſt Nationalbank, der National City Company, dem
Bankhaus Kuhn, Loeb u. Co., der Guaranty Company, der
Bankers Truſt Company, der Firma Harris, Forbes u. Co. und
den Bankhäuſern Lee Higgins u. Co., Kidder Peabody u. Co.
und Millon, Ready u. Co. 110 Millionen Dollars der ſieben=
prozentigen
deutſchen Anleihe übernehme, welche Dienstag von
dem vom Bankhaus Morgan u. Co. gebildeten Country=Wide=
Syndikat dem Publikum zu einem Ausgabekurs von 92 Prozent
angeboten werden ſoll.
Jubiläumstagung
der chriſtlichen Gewerkſchaften.
Stegerwald über den Arbeitsgemeinſchaftsgedanken.
Köln, 12. Okt. (Wolff.) Die 25jährige Jubiläumstagung
der chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands wurde heute vormit=
tag
durch eine Kundgebung in der großen Halle auf dem Meſſe=
gelände
eröffnet. Nach einer Reihe Eröffnungs= und Begrüßungs=
anſprachen
hielt der erſte Vorſitzende des Geſamtverbandes der
chriſtlichen Gewerkſchaften Deutſchlands, Stegerwald, die Feſt=
rede
, in der er ausführte, daß die chriſtlichen Gewerkſchaften in
ihrer Grundanſchauung den tom kapitaliſtiſchen Geiſt einerſeits
und den von der ſozialiſtiſchen Idee andererſeits beherrſchten
Volksgruppen gegenüberſtünden. Unter kapitaliſtiſchem Geiſt ſei
nicht die Wirtſchaftsform, ſondern der verderbliche Geiſt, der ſich
dieſer Form bemächtigt habe, zu verſtehen. Der Kampf gegen
ihn bedeute nicht eine Vernachläſſigung der Technik und der Ar=
beitsintenſität
. Unter dem Kampf gegen die ſozialiſtiſche Idee
ſei nicht die Bekämpfung der ſozialdemokratiſchen Arbeitskolle=
gen
zu verſtehen. Für die Sozialdemokratie ſei der Ausgangs=
punkt
für das Geſellſchafts= und Wirtſchaftleben die Klaſſe, für
die gelben Gewerkſchaften das Werk, für die chriſtlichen Gewerk=
ſchaften
dagen der Beruf. Letztere lehnten infolgedeſſen den ſo=
zialiſtiſchen
Klaſſenbegriff überhaupt ab und ſetzten an deſſen
Stelle den Berufs= und Standesbegriff. Nachdem in den ver=
gangenen
20 Jahren die chriſtlichen Gewerkſchaften in der Defen=
ſive
kämpfen mußten, ſei jetzt die Stunde zur Offenſive gekom=
men
. Nach der Annahme der Londoner Abmachungen ſtehe nicht
nur die chriſtliche Gewerkſchaftsbewegung, ſondern auch das deut=
ſche
Unternehmertum vor einer großen Stunde. Letzteres habe
jetzt durch die Tat zu beweiſen, ob ihm die Arbeitsgemeinſchaft
von 1918 bei dem Ausbruch der Revolution das Mittel für eine
neue Epoche in der Geſtaltung des Verhältniſſes zwiſchen Ka=
pital
und Arbeit ſei. Von den chriſtlichen Gewerkſchaften müſſe
der Arbeitsgemeinſchaftsgedanke trotz aller Rückſchläge vorwärts=
getrieben
werden. Nach längeren Darlegungen über die derzei=
tigen
Zuſtände in Deutſchland betonte der Redner, daß die chriſt=
liche
Gewerkſchaftsbewegung die wahre Demokratie wolle und
dies heiße: Beſorgtſein aller um Volk und Staat. Sie ſei be=
rufen
, Brücken auf den verſchiedenſten Gebieten zu ſchlagen. Im
weiteren Verlauf der Tagung erteilte der Vorſitzende dem Reichs=
arbeitsminiſter
das Wort. Dieſer betonte die beſondere Bedeu=
tung
des Tages und übermittelte das Bedauern des Reichskanz=
lers
, dem Jubiläumsfeſt nicht beiwohnen zu können. Er hob
hervor, daß durch ihre idealen Ziele den chriſtlichen Gewerkſchaf=
ten
ein hoher kultureller Wert zukäme. Die Arbet ſei noch nicht
getan, es ſolle aber alles geſchehen, um das Los des Arbeiters
weiter zu erleichtern. Die Reichsregierung ſei entſchloſſen, die
gegenwärtigen Laſten gerecht zu verteilen und ſei überzeugt, in
den chriſtlichen Gewerkchaften eine wertvolle Stütze für den Wie=
deraufbau
der deutſchen Wirtſchaft zu finden. Der mit lebhaf=
tem
Beifall aufgenommenen Rede folgten weitere Begrüßungs=
anſprachen
.
Eine Rede des badiſchen Staatspräſidenten.
Offenburg, 12. Okt. (Wolff.) Auf dem hier abgehal=
tenen
mittelbadiſchen Zentrumsparteitag ſprach auch der badiſche
Staatspräſident Köhler, der auf die bei der Befreiungsfeier, für
Offenburg von ihm gemachte Bemerkung von dem Soldätele=
Spielen Bezug nahm und ſagte, daß er bei dieſer Feier das
deutſche Volk vor dem Soldäteleſpielen ernſtlich gewarnt habe,
und daß er dieſe Warnung heute wiederholen müſſe. Dieſe War=
nung
ſei nicht aus dem Gedanken der Verachtung der alten Sol=
daten
geboren, ſondern ſie entſpringe der ernſteſten Sorge um das
deutſche Volk. Mit einer Kritik habe er nicht die Zuſammenkünfte
der alten Soldaten treffen wollen. Er ſei ein Freund jeder Kame=
radſchaft
, er würde aber ſeine Pflicht verſäumen, wenn er nicht
zum Beiſpiel an die Aufmärſche beim Deutſchen Tag in Halle
erinnern würde, deren Folgen das Wiederaufleben der Militär=
kontrolle
geweſen ſei. Redner legte auch Verwahrung dagegen
ein, daß der Republikaniſche Tag in Mannheim ein Roter Tag
genannt werde. Namens der Regierungskoalition in Baden
müßte er ſich eine ſolche Bezeichnung ernſtlich verbitten.

Beneſch mit den Januskopf.
Von unſerem Korreſpondenten.
B. Prag, den 10. Oktober.
Dr. Beneſch, der Außenminiſter der Tſchechoſlowakei, iſt von
ſeiner Gaſtſtielreiſe in Genf zurückgekehrt. Er, der einzige ſeiner
Kollegen, der alle Nachkriegskriſen überdauert hat und der Ver=
treter
eines in Waffen ſtarrenden Staates iſt, es zu=
gleich
aber fertig gebracht hat, in Genf die Rolle eines Vor=
kämpfers
auf der Abrüſtungskonferenz zu mimen,
hat bei dem ſtürmiſchen Empfang, der ihm in Prag zuteil wurde,
eine Erklärung abgegeben, die mit Rückſicht auf die in der
Tſchechoſlowakei vorherrſchende militariſtiſche Stimmung ver=
dient
, feſtgehalten zu werden:
Ich will nicht verbergen, daß die Arbeit in Genf ſchwer
geweſen iſt und daß große Schwierigkeiten zu überwinden
waren. Die Arbeit war für den Frieden. Das Genfer
Protokoll iſt ader noch nicht alles; es iſt nur der Beginn
einer großen Arbeit, die im nächſten Jahre fort=
geſetzt
werden wird. Aber es iſt ein guter und großer An=
fang
, und man kann ſagen, daß ſich unſere Nation auf dem
politiſchen Forum bewährt hat. Das Genfer Protokoll iſt ein
Symbol unſerer Beſtrebungen für den
Frieden.
Die Menge, die Beneſch nach dieſen Worten begeiſtert zu=
jubelte
, hat ſich aus denſelben Elementen zuſammengeſetzt, die
durch ihre Abgeordneten für die Militärvorlagen ſtim=
men
läßt und die ſeinerzeit den ungariſchen Zwiſchenfall benutzt
hat, um die Mobiliſierung gegen dieſes Land zu fordern,
aus derſelben Menge, die weiß, daß die Tſchechoſlowakei ein
gewaltiges Heer, noch einmal ſo groß als das der alten Monar=
chie
, auf den Manöverfeldern ſtehen hat! Der innere Zwieſpalt
zwiſchen den Worten eines die Republik nach außen hin repräſen=
tierenden
Politikers und der Inlandspraxis iſt dieſer Menge
nicht zum Bewußtſein gekommen. Sie jubelte der Friedenskund=
gebung
Beneſchs zu und hörte nicht die Hohlheit der Phraſe.
*
Dr Beneſch hat in Genf eine Mode mitgemacht: den
Pazifismus. Die tſchechiſchen Politiker haben ſeine Geſte
nie ernſt genommen. Sie haben über das Wirken ihres Außen=
miniſters
für den Abrüſtungs= und Friedensgedanken gelächelt,
weil ſie wußten und wiſſen, daß die Genfer Beſchlüſſe ſie nicht
aus dem Sattel heben würden; die Tſchechoſlowakei wird die
Armee in jenem Stand und in jener Verfaſſung aufrecht erhal=
ten
, wie es ihr gutdünkt. Der Kurs der Jahre 1918 und 1919
iſt derjenige, nach welchem auch heute noch geſteuert wird, auch
dann, wenn Beneſch in Genf beteuert, daß ſein Staat im Völker=
bunde
beſtrebt ſein werde, für den allgemeinen Frie=
den
zu wirken. In der Tſchechoſlowakei, iſt alles beim
Alten geblieben, und diejenigen, die der Tagung des Völker=
bundes
mit Skepſis entgegengeſehen haben, ſind die Geſcheiteren,
Weitblickenderen geblieben.
Beneſch gefiel und gefällt ſich in der Rolle des Friedens=
diplomaten
, und deswegen hat er die urſprüngliche Kon=
zeption
der tſchechiſchen Außenpolitik einer Revi=
ſion
unterzogen, die ihm ſeine diplomatiſche Klugheit empfehlens=
wert
erſcheinen ließ. Dieſe Konzeption hat darin beſtanden, in
Mittel= und Oſteuropa einen Staatenbund zu ſchaffen, der als
ausübendes Organ der Großen Entente deren Geſchäfte im
Oſten, d. h. im Rücken Deutſchlands, zu beſorgen gehabt hätte.
Aber in dieſen Ländern ſind einſchneidende Wandlungen vor ſich
gegangen, die die Undurchführbarkeit der urſprünglichen tſchecho=
ſlowakiſchen
Konzeption erwieſen haben: in England iſt der
Kriegsgeiſt immer mehr im Schwinden begriffen, in Frankreich
iſt Poincaré abgetan, und Herriot hat das Militärbündnis mit
der Tſchechoſlowakei angenommen, weil er den Willen des Erb=
laſſers
zu ehren hat . . . . Paſitſch, Beneſchs tereueſter Weg=
gefährte
, iſt geſtürzt und mit ihm das ganze abſolutiſtiſche Syſtem
in Südſlawien. Der Staat S. H. S. iſt an der Arbeit, ein föde=
ratives
Königreich zu werden, und wenn es den zukünftigen
Männern Südſlawiens gelingen wird, mit Ungarn in ein fried=
liches
Verhältnis zu kommen, bleibt nichts, faſt nichts mehr
übrig von Beneſchs vielgenannter Konzeption Mitteleuropas.
Die Erkenntnis von dem Scheitern ſeines Projektes, einen
eiſernen Ring um Deutſchland zu ſchmieden (Frankreich-Polen
TſchechoſlowakeiRumänien u. Südſlawien) mag Herrn Beneſch
bitter genug ſein. Sie mag nicht zuletzt dazu geführt haben, daß
er in Genf ſo ſanfte Töne der Friedensliebe gefunden hat. Wie
es ſich mit dem Pazifismus der Tſchechoſlowakei, von dem Herr
Beneſch ſo ſchön zu erzählen wußte, in Wirklichkeit ver=
hält
, das zeigt ſich in den Auslaſſungen der tſchechiſchen Koali=
tionsblätter
, die gar kein Hehl daraus machen, daß ihnen die
fortſchreitende Ausgeſtaltung der tſchechoſlowakiſchen Armee mehr
am Herzen liegt, als die Beſchlüſſe in Genf. Wenn die
Tſchechoſlowakei der Welt das Beiſpiel der
Abrüſtung geben ſollte, dan könnte dieſe
lang darauf warten! Beneſch mußte dies wiſſen und
hat trotzdem in Genf die Rolle geſpielt, die ihn in den Mittel=
punkt
des Weltintereſſes brachte. Die Worte, die Beneſch bei
ſeiner Ankunft in Prag ſprach, ſind nur die Pointe, mit
der er ſein Genfer Abenteuer abſchloß. An dieſem Faktum
ändert auch die Zuſtimmung der Volksmenge nichts, die ihn
empfing; die tſchechiſche Volksſeele iſt ebenſo impulſiv als
vergeßlich. Und damit paßt ſie ſich dem Vorbilde Beneſchs an,
der zu Poincares unſeligen Zeiten bewußt deutſchfeindliche
Politik betrieb und erſt ſanftere Töne Deutſchland gegenüber
findet, wenn ſeine diplomatiſche Schlauheit ihn die Notwendig=
keit
ſolcher Wandlung erkennen läßt.

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Seite 2

Montag, den 13. Oktober 1924,

Der Wahlkampf in England.
Das Wahlmanifeſt der Arbeiterpartei.
erhebt den Vorwurf, daß die Regierung durch das Parteikomplott der
Liberalen und Konſervativen im Unterhauſe geſtürzt worden iſt. Es
erinnert daran, daß die erbitterten Beziehungen zwiſchen Frankreich und
Deutſchland, die durch die früheren Regierungen in einem Zuſtande ge=
fahrdrohender
Verwicklungen hinterlaſſen worden war, gebeſſert wurden
und daß herzliche Beziehungen zwiſchen England und Frankreich hergeſtellt
worden ſeien. In Genf ſeien wichtige Fortſchritte erzielt worden in der
Sicherheits= und in der Schiedsgerichtsfrage, ſowie in bezug auf die all=
gemeine
Abrüſtungsfrage. Die Arbeiterregierung habe den Ausſchluß
Rußlands von dieſer allgemeinen Regelung abgelehnt, und ſie erkläre
es für weſentlich, den Handel mit Rußland im Intereſſe der Induſtrie
wieder aufzunehmen. Das Manifeſt weiſt dann auf die Annahme deu
Geſetze hin, die in dem Bauprogramm für 15 Jahre vorgeſehen ſind, um
die Wohnungsnot zu bekämpfen. Es tritt für die Verminderung der
Steuern gegenüber denjenigen des letzten Haushaltsplanes ein und er=
hebt
dann die Frage, ob nicht die Liberalen und Konſervativen aus
Furcht vor dem zweiten von der Arbeiterregierung aufgeſtellten Budget
den Sturz der Arbeiterregierung veranlaßt hätten. Es wird dann das
Bildungs=, ſowie das Landwirtſchaftsprogramm beſchrieben und ebenſo
die Maßnahmen, um der Arbeitsloſigkeit zu ſtenern, nämlich durch eine
aufbauende Politik und eine natürliche Entwicklung. Das Wahlmanifeſt
tritt dan für die Verſtaatlichung des Bergbaues unter gerechter Behand=
lung
aller Intereſſen ein, und behandelt dann auch andere ſoziale Re=
formen
. Es erwähnt nicht die Niederſchlagung des Verfahrens gegen den
Redakteur des Workers Weekly, noch Vorſchläge zur Beſteuerung des
Kapitals zwecks Rückzahlung der Kriegsſchulden, was der Hauptpunkt des
Programms der Arbeiterpartei bei den letzten Wahlen war.
Das Wahlmanifeſit der Liberalen
erklärt, daß Maedonald die Neuwahlen erzwungen haben, erſtens, weil
er nicht darauf vorbereitet geweſen ſei, der Unterſuchung und Zurück=
ziehung
der Klage gegen den Herausgeber von Workers Weekly gegen=
uberzutreten
, und zweitens, weil er der parlamentariſchen Erörterung
des ſorgloſen Vorſchlags, die Anleihe an Rußland zu garantieren, habe
aus dem Wege gehen wollen. Die Liberalen erklären, ſie hätten volle
Sympathie für alle Bemühungen, um die gegenſeitige Entwaffnung und
den internationalen Frieden; ſie begünſtigen auch die Wiederherſtellung
der wirtſchaftlichen Beziehungen zu Rußland, aber ſie widerſetzten ſich
dem Vorſchlag, die Anleihe zu garantieren. In dem Manifeſt heißt es
weiter, es ſei der Regierung nicht gelungen, die Heilmittel zu finden für
die Löſung der Arbeitsloſenfrage, die heute ernſter ſei als vor einem
Jahre. Die Politik der Regierung ſei eine Politik des Sichtreibenlaſſens
und der Unentſchiedenheit geweſen. Die Liberalen wünſchten eine Re=
form
des Syſtems der Landverpachtungen und träten dafür ein, daß die
Nation alle Bergwerksrechte erwerben und große Elektrizitätskraftwerke
zur Erzeugung billiger Kraft bauen ſollte. Das Manifeſt tritt für die
Verbeſſerung des Unterrichtsweſens, für den Freihandel und für das Zu=
ſammenarbeiten
zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern anſtelle des
Sozialismus ein. Endlich erklären ſich die Liberalen für das Verhältnis=
wahlſyſtem
. In. dem
Wahlmanifeſi der Konſervativen
heißt es: Die ſozialiſtiſche Minderheitsregierung hat das Land in den
Wahlkampf geſtürzt unter dem Vorwand, daß ſie es mit ihrer Würde nicht
vereinbaren könne, in der Angelegenheit der Niederſchlagung des Pro=
zeſſes
gegen die Zeitung Workers Weckly eine Unterſuchung zu dulden.
Die Weigerung, dieſe Duldung zuzulaſſen, gibt zweifellos dem Gedanken
Raum, daß die Unterſuchung den Beweis erbracht hätte, daß das Recht
zugunſten der Parteirückſichten gebeugt worden iſt. Unter dem Druck
der Extremen ſchloß Macdonald als Notbehelf den Vertrag mit Rußland,
der eine britiſche Anleihe für Rußland garantiert. Die Regierung hat
törichterweiſe die Mae Kenna Zölle aufgehoben und die Hoffnungen auf
eine ſtarke Ausdehnung des britiſchen Handels zerſtört. Der jetzigen Re=
gierung
iſt es durchaus mißlungen, die Arbeitslofenfrage zu löſen. Die
Konſervatvien ſind entſchlofſen, die Beſchäftigung und die Lebensnot=
wendigkeiten
in jeder Induſtrie ungefährdet durch irgend welche unfaire
Konkurrenz des Auslandes zu ſchützen. Das neue Schiedsgerichtsabkom=
men
wird ſorgfältig nachgeprüft werden, wenn die Konſervativen zur
Macht gelangen. Die Landwirtſchaft muß wieder zur Blüte gebracht
werden. Schließlich wendet ſich der Aufruf an die Wähler mit der Auf=
forderung
, die Konſervative Partei als die ſtarke und ſtabile Regierungs=
partei
mit einer unabhängigen Maforität im Parlament zu unterſtützen,
nachdem das Experiment mit der Minderheitsregierung nur von kurzer

Dauer geweſen ſei.

Eine Rede Doumergue’s.
Paris, 12. Okt. (Wolff.) Der Präſident der Republik, Doumergue,
iſt heute vormittag in Begleitung des Miniſterpräſidenten Herriot, des
Juſtizminiſters, des Arbeitsminiſters und des Miniſters für öffentliche
Arbeiten in Nimes eingetroffen. Er hat bei einem ihm zu Ehren gege=
benen
Bankett des Generalrats von du Gard eine Rede gehalten, in der
er u. a. erklärte: Gedanken, die ſich nur mit Gewalt durchſetzen laſſen,
können weder zum Glück, noch zur Freiheit, noch zu einem dauernden
Frieden, noch zu einer hohen und humanen Ziviliſation führen. Nach
dem ſchrecklichen Kriege, in deſſen Verlauf unſer Land heldenmütige Ta=
ten
bewieſen hat, muß man dies bedenken. Den Frieden kann man nur
herbeiführen, wenn alle Bürger ſich bemühen, die zu lebhaften Streitig=
keiten
über Fragen, über die ſie ſich nicht einigen können, zu vermeiden,
und wenn ſie ihre Initiative und ihren Willen im Rahmen der Inſtitu=
tionen
, denen Frankreich ſeine Geſchicke anvertraut hat, vereinigen wollen.
Das wird nur möglich ſein, wenn alle Staatsbürger ihre privaten In=
tereſſen
unter das allgemeine Intereſſe zu ſtellen bereit ſind. In dieſem
Gedankengang iſt der Präſident der Republik für eine Geſundung der
Finanzen eingetreten und hat ſchließlich die Hoffnung ausgeſprochen, daß
der Geiſt des Friedens, der Frankreich beſeele, von allen Völkern ver=
ſtanden
und befolgt werde.

* Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 12. Oktober.
Die Entführung aus dem Serail.
Singſpiel von Bretzner, Muſik von W. A. Mozart.
Inſzenierung und Regie dieſes immer wieder entzückenden
Singſpiels ſind vor zwei Jahren ſo, wie ſie jetzt im Kleinen
Hauſe ſtehen, begründet worden, und es iſt gut, daß man nichts
daran geändert hat. Alles hat Sinn, Zweckmäßigkeit und Stil.
Mit ſparſamen Formen und warmen Farben wird alles Wün=
ſchenswerte
wohltuend erreicht.
In der Rollenbeſetzung war heute manches neu. Zuvörderſt
Gertrud Callam als Conſtanze. Wenn im Vorjahre ihre
Roſine den hohen Stand ihres Kunſtgeſangs gezeigt hatte, ihr
Page im Maskenball ein reizendes Spieltalent offenbarte,
erbrachte ſie heute als ſtärkere Probe den Beweis, daß ſie Mozart
fingen kann. Es iſt im Einzelnen ſchwer auseinanderzuſetzen,
wodurch dieſes Können bedingt wird. Viele Komponenten
müſſen ſich zur Reſultante vereinigen. Die meiſten ſind kaum
erlernbar; ſie müſſen erfühlt ſein, ſich aus feinem Kunſtverſtand,
angeborener Anmut, ſicher beherrſchter Technik und aus innerem
Erleben wie von ſelbſt ergeben. Gertrud Callam beſitzt in hohem
Grade dieſe Eigenſchaften, belebt durch Züge perſönlicher Eigen=
art
. Die ſchnell beliebt werdende Künſtlerin, deren gar nicht
große Stimme gleichwohl in den Enſembles ſiegreich führte, er=
rang
einen großen verdienten Erfolg.
Sodann Herr Deharde als Belmonte. Auch ein erfreu=
licher
Eindruck. Vor allem fiel die Leichtigkeit in der Bewälti=
gung
der Figuration auf, auch die müheloſe Stimmbehandlung
in allen Lagen. Der Stil war gefühlsmäßig und mit Geſchmack
gefunden, die Lyrik freilich noch nicht erſchöpft, vieles tonlos.
Der Stimme fehlt Glanz, Wärme in der Höhe, Ausgiebigkeit
in der Tiefe. Auch dieſe werden dem ſtrebſamen, zielbewußten
Künſtler zuwochſen.
Schließlich hatte man Herrn Hölzlin den Osmin über=
tragen
. Die vielſeitige Begabung unſeres ausgezeichneten erſten
Baſſiſten beſchränkt ſich durchaus nicht nur auf ſeriöſe Rollen,
er hat vielmehr auch eine ausgeſprochene Fähigkeit zur Dar=
ſtellung
von Figuren der komiſchen Oper. Doch will es mir
ſcheinen, als ob ſeim Gebiet, entſprechend ſeinem jugendlichen
Weſen, vorläufig mehr auf dem Feinkomiſchen, Flotten, Ele=
ganten
liegt, als in Rollen derben, draſtiſchen Buffo=Charakters
Daß trotzdem eine ſtarke Leiſtung zuſtande kam, iſt bei dieſem
Künſtler ſelbſtverſtändlich.

Vom Tage.
Lauk einer Mitteilung des Generals Mathien an den Oberbür=
germeiſter
von Dortmund, werden die Beſatzungstruppen, die
Stadt Dortmund im Laufe des 20. Oktober räumen.
Der Verwaltungsrat des Internationalen Arbeitsamts hat ſeine Ar=
beiten
abgeſchloſſen. Die nächſte Arbeitskonferenz beginnt am
19. Mai 1925 in Genf.
Der Intranſigeant berichtet, Pierpont Morgan, der ſich augen=
blicklich
in London aufhalte, werde am Dienstag in Paris ein=
treffen
, um mit den Direktoren der Banken zu verhandeln.
Der ägyptiſche Miniſterpräſident Zaglul Paſcha hat Paris ver=
laſſen
; er wird ſich heute in Marſeille nach ſeiner Heimat ein=
ſchiffen
.
Die erſte Sitzung der franzöſiſch=belgiſchen Wirt=
ſchaftskonferenz
zum Abſchluß eines modus vivendi fand im
Pariſer Handelsminiſterium ſtatt. Die nächſte Sitzung iſt auf Montag
anberaumt.
Das Journal glaubt zu wiſſen, daß der ehemalige Seine=Präfekt
Juillard zum franzöſilſchen Geſandten in Luxem=
burg
ernannt worden iſt.
Baldwin hat an die Wählerſchaft eine Botſchaft er=
laſſen
, worin er ſagt, das Wichtigſte ſei, daß die Macht einer Partei zu=
falle
, die auch imſtande ſein werde, die innere und äußere Ehre des Lan=
des
aufrecht zu erhalten und den Fortſchritt aller Klaſſen
des Volkes zu garantieren.
Wie aus Prag gemeldet wird, ſind zur Zeit Verhandlungen
im Gange zwiſchen der Elſäßiſchen Kalihandelsgeſell=
ſchaft
und dem Kaliſyndikat zwecks Ausdehnung der Preis=
verabredung
auf die Tſchechoſlowakei.
Havas berichtet aus Bukareſt, daß in der amerikaniſchen Ge=
ſandtſchaft
die Konferenz für die Regelung der privaten Vor= und
Nachkriegsſchulden begonnen hat.
Der Sarg mit der Leiche Wilſons wird am nächſten Mon=
tag
in die Krypta der Kathedrale von Waſhington über=
führt
werden. Die Leiche iſt m einem Marmorſarg, der mit einem
Schwert verziert iſt.
Nach einer Havasmeldung aus Manila iſt die Stadt Cagayan von
einer Windhoſe verwüſtet worden. 30 Einwohner wurden ge=
tötet
, zahlreiche andere werden vermißt.
Nach den letzten Nachrichten aus Alahabab ſind die Unruhen
zwiſchen Hindus und Mohamedanern von neuem ausgebrochen.
Zur Wiederherſtellung der Ruhe war ein Eingreifen der engliſchen
Truppen nötig. Einige Tote ſind auf beiden Seiten zu beklagen.
In den Städten, Dörfern und Anſiedlungen der U. D. S. S. R.
haben die Wahlen zu den Sowjets begonnen. Die Wahlkam=
pagne
auf dem Lande iſt äußerſt rege. Breite Bauernſchichten nehmen
an den Wahlen aktiv teil. Im Vergleich zu den vorigen Wahlen iſt dies=
mal
in denſelben Ortſchaften der Prozentſatz der gewählten
Kommuniſten viel größer.
Der Freundſchaftsvertrag zwiſchen der Türkei und der
Tſchechoſlowakei iſt unterzeichnet worden.

Bayeriſche Innenpolitik.
Würzburg, 12. Okt. In der heutigen öffentlichen Sitzung
der Landesverſammlung der Bayeriſchen Volkspartei führte der
Miniſter des Innern Stützel u. a. aus, die Signatur
der neuen bayeriſchen Koalition ſei die Rechtsrichtung. Die Ein=
ſchränkung
der Verſammlungsfreiheit, der Redefreiheit uſw. ſei
ein notwendiges Uebel, weil es ſich darum handele, den Abſichten
gegen den Beſtand des Staates vorzubeugen. In erſter Linie
müßte der Kampf gegen den Kommunismus geführt werden.
Die völkiſche Bewegung habe ihre hohen nationalen Ziele ver=
geſſen
. Die Unterſuchung gegen den Frontbund habe klar er=
geben
, daß dieſe Organiſation nichts anderes als ein Privatheer
Ludendorffs ſei. In einem geordneten Staat könnte es aber
nur eine bewaffnete Macht geben. Dieſe müßte in der Hand des
Staates ſein. Stützel ſchloß: Wir ſind Föderaliſten, aber keine
Partikulariſten und noch weniger Separatiſten. Wir wollen ein
Groß=Deutſchland, dem aber auch unſere öſterreichiſchen Brüder
angehören. Wir wollen dem Reich geben, was des Reiches iſt,
vir wollen aber den gleichen Grundſatz auch auf uns angewendet
wiſſen.
Sozialminiſter Oswald wandte ſich ſcharf gegen die
kulturkämpferiſchen Beſtrebungen. Für uns, ſagte der Miniſter,
gibt es keinen Fall Hitler, ſondern nur die Frage, ob der Grund=
ſatz
: Vor dem Recht iſt jeder gleich immer beachtet wird. Man
hat nicht immer den Eindruck gehabt, daß bei dem Verfahren
gegen die Hochverräter vom November 1923 dieſer Grundſatz
genau beachtet wurde. Einen breiten Rahmen der Verhandlun=
gen
des Parteitages nahm die Beſprechung der Neugeſtaltung des
Selbſtverwaltungsgeſetzes und des Entwurfes des Gemeinde=
wahlprogramms
ein, welch letzterem zugeſtimmt wurde.
Den Abſchluß der Tagung bildete ein Referat des Vorſitzen=
den
der Landtagsfraktion, des Domprobſtes Dr. Wohl=
muthüber
die Hauptfrage der bayeriſchen Politik. Zum Schluß
wurde eine Reihe Entſchließungen angenommen, in denen der
Reichs= und Landtagsfraktion den von der Partei geſtellten
Miniſtern und der Parteileitung das volle Vertrauen ausge=
ſprochen
wird.

Margarete Albrechts allerliebſtes Blondchen und Herrn
Vogts vorzüglicher Pedrillo ſind wohlbekannte Leiſtungen. Die
Sprechrolle des Selim hat mit Herrn Biſchoff ſehr gewonnen.
Die von Herrn Roſenſtock am Pult, Herrn Schlem=
bach
auf der Bühne geleitete Aufführung fand wie immer ein
v. H.
dankbares Publikum.

* Der Mode=Teint. Wenn heute ein Bewunderer einer
ſchönen Frau von ihrem Teint ſagen wollte, er wäre wie Milch
und Blut, ſo würde er damit eine arge Beleidigung ausſprechen,
denn jene zarte, roſige Hautfarbe, die das Entzücken der Frauen=
kenner
von einſt bildete, iſt heute ganz aus der Mode. Der
Mode=Teint der Dame muß entweder dunkel, bronzefarben ſein,
oder eine tiefe Creme=Farbe aufweiſen. Die intereſſante Brü=
nette
, der raffinierte Glanz einer gelblichen Hautfarbe das
ſind die Nuancen, die man vor allem begehrt. Nahmen die
Damen im Sommer Seebäder, um ſich eine künſtliche Sonnen=
ſchminke
zu verſchaffen, ſo wenden ſie ſich jetzt dem farbigen
Puder zu, der ihnen in großer Auswahl zur Verfügung ſteht
und eine reiche Palette bietet, um aus dem Teint ein farbiges
Kunſtwerk zu machen. Welcher Teint ſteht mir am beſten? Das
iſt die große Frage, die die Dame meiſt nicht ſelbſt beantworten
kann, ſondern zu deren Löſung ſie ſich an den Schminkdoktor
eines Schönheitsſalons wendet. Dieſer Künſtler, der mit Ge=
ſichtspuder
ſeine Werke auf den Wangen der ſchönen Klientin
ſchafft, prüft ihr Geſicht zunächſt im hellſten Tageslicht und dann
bei künſtlichem Licht, und nach dieſer Unterſuchung verſchreibt
er den Farbenton des Puders, den ſie anwenden ſoll. So ver=
einigt
er z. B. drei Farbtöne zu der Nuance Mauresque, einem
tiefen Ockerton, oder zu Rachel, einer bleichen Creme=Farbe,
die nach dem Teint der berühmten Tragödin ihren Namen be=
kommen
hat. Der dunkle Teint, den die Sommerſonne brachte,
ſoll auch im Winter in einer bläſſeren Nuance beibehalten wer=
den
. Zur Abendtoilette wirkt dunklerer Puder beſſer als am
Tage. Natürlich muß auch die Lippenfarbe damit in Einklang
gebracht werden, und ſtatt Purpurrot erſcheint hier ein apartes
Orangerot. Das Auftragen dieſes Mode=Teints iſt wieder eine
Kunſt für ſich, bei der man auch den Schminkdoktor zu Rate
ziehen muß.
* Billionen=Dollar=Babys. Die Stadt Detroit in den Ver=
einigten
Staaten hat einen neuartigen Rekord geſchlagen: ſie
kann ſich rühmen, die drei reichſten Babys der Welt in ihren
Mauern zu bergen. Es ſind dies drei Enkelkinder Henry Fords,
die nach Berechnungen des amerikaniſchen Gewährsmannes dazu
beſtimmt ſind, ein Vermögen von je einer Billion Dollar zu
erben. Einſtweilen ſind ſie ſich der großen Verantwortlichkeit,
die ihnen dieſes Rieſenvermögen einſt auferlegen wird, noch

England und die Türkei.
Die Note der Türkei. Einberufung der
Nationalverſammlung.

TU. London, 11. Okt. Die Antwortnote der Türkei auf die
beiden letzten engliſchen Noten iſt, wie amtlich gemeldet wird
geſtern dem engliſchen Geſchäftsträger in Konſtantinopel über=
reicht
worden und heute nachmittag in London eingetroffen. Ir
unterrichteten Kreiſen berachtet man die Note als ein Ultimatum
und ſieht die Lage als ſehr ernſt an. Die in den heutigen Mor=
genblättern
gebrachte Nachricht von der Entſendung engliſcher
Truppen an die Frakfront ſoll anſcheinend eine Beruhigungspille
ſein. Der engliſche Oberkommandierende im Frakgebiet verhan=
delt
mit der Türkei wegen der Herſtellung des Status quo.
Kemal Paſcha ſoll ſich an die Front begeben haben. Das tür=
liſche
Kabinett tagte den ganzen Samstag. Der Präſident der
Kepublik Gazi Muſtapha Kemal Paſcha hat den Präſidenten der
Großen Nationalverſammlung telegraphiſch aufgeforder, die Na=
tionalverſammlung
wegen ſehr dringender Fragen ſofort einzu=
berufen
. In politiſchen Kreiſen Angoras iſt man davon über=
zeugt
, daß ſich die Abgeordneten ſofort nach Angora begeben
werden.

Zur Caſtiglioni=Affäre.

TU. Wien, 12. Okt. Die Bank Commercial hat ihre Unter.
ſtützungsaktion in der Caſtiglioni=Affäre zurückgezogen, da die
unklaren finanziellen Verhältniſſe= durchlaufen von Zivil= und
Strafprozeſſen, ſie zur Zurückhaltung veranlaſſen. In der Ge=
ſchäftsführung
der Depoſitenbank dürfte in allernächſter Zeit eine
Prüfung in der Richtung ſtattfinden, ob es möglich iſt, die For=
derungen
mit den Mitteln, über die das Haus Caſtiglioni ver=
fügen
zu können glaubt, in Einlang zu bringen. Mit Auguſt
Lederer ſind Ausgleichsverhandlungen im Gange. An dritter
Stelle ſtehen die Auseinanderſetzungen mit den anderen Gläu=
bigern
, wozu die Bildung eines Komitees notwendig iſt. Das
muß auch aus dem Grunde möglich ſein, weil ſo große Beträge,
wie ſie der Großbranche zur Auszahlung kommen, nicht auf ein=
mal
flüſſig gemacht werden können. Wie verlautet, ſchweben
weitere Verhandlungen über Bewilligung des freien Geleits für
den früheren Präſidenten der Depoſitenbank, Goldſtein. Es iſt
bekannt, daß bei der Rückkehr Caſtiglionis eine Kaution von
7 Millionen Lire gefordert wurde. Die gleiche Summe verlan=
gen
die Behörden auch von Goldſtein.

Die Verkehrslage der deutſchen Reichsbahn.

Berlin, 12. Okt. Ueber die Verkehrslage der deutſchen
Reichsbahn im September wird mitgeteilt, daß ſich der regei
mäßig im September einſetzende Güterandrang in dieſem Jahr=
nur
in mäßigem Umfange bemerkbar gemacht hat. Den Verkehrs=
anforderungen
konnte bisher noch überall voll entſprochen wer=
den
. Bei der Wagengeſtellung betrug die Mehranforderung über
12 Prozent, und zwar für offene Wagen 138 000 und für gedeckte
Wagen 130000. Der Verkehr mit der Regie wickelte ſich ohne
beſondere Schwierigkeiten ab. Ueber die ſüdlichen und öſtlichen
Uebergänge der Ruhr zog der Verkehr infolge der Aufhebung der
Zollgrenze merklich an. Sonſt blieb er unverändert. Nur der
Kohlenverſand geſtaltete ſich durchweg lebhafter. Aus dem un=
beſetzten
Ruhrgebiet wurden etwa 8 Prozent, aus Deutſch= Ober=
ſchleſien
etwa 7 Prozent, aus Mitteldeutſchland 21 Prozent und
aus den ſächſiſchen Kohlengebieten etwa 15 Prozent mehr als im
Auguſt abbefördert. Der Umſchlag in Koſel erhöhte ſich auf
241 000 Tonnen, alſo um 100 Prozent mehr als im Auguſt J=
folge
günſtiger Zahlungs= und Preisbedingungen für Kali ud
Sticlſtoffe ſetzte ein bedeutend ſtärkerer Verſand von künſtliche
Düngemitteln ein. Im ganzen erhöhte ſich der Verſand um eie
42 Prozent gegenüber dem Monat Auguſt. Für den Transport
von Kartoffeln, Brotgetreide und Mehl wurden über 23000
Wagen mehr als im Auguſt geſtellt. Infolge der Preisſenkung
für Zement ergab ſich auch hier eine neunprozentige Verkehrs=
zunahme
.

Deutſch=polniſcher Notenwechſel.

Berlin 12. Okt. Die deutſche Regierung hat am 10. Ok=
tober
in Warſchau der polniſchen Regierung eine Note überreichen
laſſen, in der dagegen Einſpruch erhoben wird, daß die freie Stadt
Danzig frühere preußiſche noch in Danzig befindliche Beſtände
von Akten und Archiven an Polen ausgehändigt hat, was von
polniſcher Seite auf Grund eines Beſchluſſes der interalliierten
Kommiſſion vom Jahre 1921 verlangt worden war. Von deut=
ſcher
Seite wird demgegenüber geltend gemacht, daß nach dem in
Paris am 9. Januar 1920 zwiſchen Deutſchland und den alliierten
Mächten getroffenen Uebereinkommen die Verfügung über dieſe
Akten nur auf Grund einer Vereinbarung zwiſchen den beteiligten
Staaten erfolgen kann, die bisher noch nicht zuſtande gekom=
men
iſt.

nicht bewußt; denn der älteſte von ihnen, Henry Ford der Jün=
gere
, zählt heute 6 Jahre, während ſeine beiden Geſchwiſter, Edſel
der Jüngere, 4 Jahre, und Joſephine 6 Monate alt ſind. Sie
ſind alle die Kinder des einzigen Sohnes Henry Fords, Edſel
Fords, an den vorausſichtlich das große Vermögen, das ſchon
weitaus das John Rockefellers übertrifft, fallen wird. Nach
den letzten Schätzungen betrug das Vermögen Henry Fords be=
reits
2 Billionen Dollars und wird zweifellos in Kürze durc
die ungeheure Verbreitung, die das Auto in den breiteſten
Schichten Amerikas gefunden hat, um eine neue Billion vermehr!
werden. In dem Zeitpunkt, da das Vermögen vorausſichtlich
an die Enkel fallen wird, wird es dieſe Summe ſicher ſchon um
ſo viel überſchritten haben, daß nach Abzug aller Erbſchafts
ſteuern noch für jedes Enkelkind eine Billion übrig bleiben wird.
Trotzdem werden die künftigen Erben dieſes Rieſenvermögels
in der einfachſten Art, durchaus nach demokratiſchen Grundſäßen,
erzogen. Der ſechsjährige Henry beſucht eine Privatſchule, wo
er ſich in ſeiner einfachen Kleidung gar nicht von ſeinen wenigel
begüterten Kameraden unterſcheidet. Dennoch müſſen dieſe
armen reichen Kinder auf eine Daſeinsfreude verzichten, die
andere kleine Amerikaner vor ihnen voraus haben; ſie werden
nie aus eigener Kraft Millionäre werden können; ſie müſſen ſich
damit begnügen, daß ihr Vater und ihr Großvater für ſie al=
beitet
, ſtatt daß ſie ſelbſt durch ihre Arbeit Millionen erwerben
können, wie dies zwei andere berühmte amerikaniſche Kindel=
Jackie Coogan und das Baby Peggy tun. Baby Peggy, die mit
ihrem eigentlichen Namen Margarete Jean Montgomery heiß
hat, im mittleren Alter der drei Ford=Enkel ſtehend, bereits einen
weitreichenden Kontrakt mit einem Kino=Konſortium abge
ſchloſſen, das ihr an Gehalt und prozentualer Beteiligung eine
Jahreseinnahme von 1½ Millionen Dollar ſichert. Ihre einzige
Gegenleiſtung für dieſe Summe beſteht darin, ſich ſo zu bnehmel
wie ſich jedes andere Kind auch betragen würde, während ihe
Film aufgenommen wird. Jackie Coogan, der nur wenig ältel
als Peggy iſt, hat bereits mehr als eine Million Dollars Selbſt=
erſparniſſe
und iſt auf dem beſten Wege, noch verſchiedene andele
Millionen hinzu zu erwerben.
* Ein Fanatiker der Arzneien. Von einem engliſchen Viele
züchter, der vor etwa 100 Jahren lebte und eine fanatiſche Vol=
liebe
für Arzneien hatte, wird in Reclams Univerſum erzähll.
In 21 Jahren nahm er, ohne krank zu ſein, 226 934 Pillen, Al
jährlich 10 366, oder täglich 29 Stück. Da er aber allmählich
die Doſen immer ſteigerte, ſo nahm er in den letzten 5 Jahlg
durchſchnittlich 78 Pillen täglich, und im Jahre 1814 verſchluckte
er 51590 Stück. Dazu kamen 40 000 Flaſchen Arzneien, derei
Verzeichnis im Buche des Apothekers 55 eng geſchriebene Seit.
füllte. Trotzdem wurde der Mann 65 Jahre alt.

[ ][  ][ ]

Aummer 285.

MAas der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 13. Oktober.
(EHO. Das volkstämliche Schwimmfeſt im Städtiſchen Schwimmbab.
ſe lebhaftem Intereſſe fand am Samstag abend, kurz nach 8 Uhr,
78Skädtiſchen Schwimmbad das volkstümliche Schwimmfeſt ſtatt. In
er, kurzen Begrüßungsanſprache wies Herr Miniſterialrat Dr. Kratz
iie Bedeutung der Veranſtaltung hin, die aus Anlaß des 60jährigen
t wens des Roten Kreuzes ſtattfand und deren Neinertrag der Darm=
tru
Schwimmklub dem Roten Kreuz zur Verfügung ſtellte und ſomit
P aohen Aufgaben, die ſich das Rote Kreuz geſtellt hat, die Not zu
an und Jedem zu helfen, ſeinerſeits unterſtützte. Die bunte und
ſihy altige Vorführungsfolge fand allgemeine Anerkennung und zeigte,
ae wertvolle Arbeit der Klub auch auf dem Gebiete des volkstüm=
ſr
Schwimmens geleiſtet hat. Nach einem von 20 Mitgliedern aus=
ſeimten
Jugendmädchenreigen, der durch die exakte Ausführung be=
hidert
wurde, folgten Staffelwettkämpfe von Damen und Herren,
kidanen recht ſpannende und für viele Laien im Sport ſogar aufregende
Awente vorkamen. Das Kunſtſchwimmen erforderte unbedingte Uebung
grug ſehr zur Verſchönerung des Abends bei. Das Eierſchwimmen
Jungens und Mädels, ſowie das Kübelrennen erheiterte alle Zu=
rer
. Das nun folgende Figuren= und Sternlegen der Schlvimmerin=
itellte
an die Teilnehmerinnen große Anforderungen und über=
ile
nicht nur wegen der guten Ausführung der einzelnen Figuren,
darn erfreute auch durch die Schönheit und Harmonie der Aus=
nngen
. Nach weiteren Staffelwettkämpfen wurde theoretiſch und
ki ſch das Rettungsſchwimmen vorgeführt, dem ſich auch der Darm=
t
Schwimmklub als einen der wichtigſten Zweige des Schwimmens
ers gewidmet hat, und die Anweſenden wurden durch einen er=
e
nden Vortrag mit dem Rettungsſchwimmen und mit der Art der
11erbelebungsverſuche bekannt gemacht. Nun folgten noch einige
gende Waſſerballſpiele u. a. das Tellertauchen, das ganz beſonders
Xntereſſe und den Beifall der Zuſchauer fand. Das Unterwaſſer=
usimen
, die Kopf=, Stand= und Saltoſprünge, auch von der Galerie
hih beweiſen eine gute ſportliche Ausbildung aller Mitglieder des
uarnſtädter Schwimmklubs bis zu dem Jüngſten‟ Es ſei noch das
iſtgeſchaffene Wellenbad erwähnt und die Knabenſpiele, die der
d beſonders Gelegenheit gab, ihre Künſte zu zeigen. Ein Waſſer=
ſiiel
beſchloß gegen ½11 Uhr das volkstümliche Schwimmefeſt, das in
FrrBeziehung einen harmoniſchen, ſchönen Verlauf genommen hat und
itt hat, daß der Klub auch auf dem Gebiete volkstümlichen Schwim=
y
.= Ausgezeichnetes bieten kann.
schu. Künſtleriſcher Abend des Heſſen V. f. L. Trotzdem der
Luo nur für Mitglieder und eingeführte Gäſte vorgeſehen war, war
noße Saal des Rummelbräu bis auf den letzten Platz beſetzt. Ein
itiges Programm, das über 4 Stunden währte, brachte dem
Zükum in bunter Reihenfolge Deklamationen, Geſangs= und Cello=
räge
, Volkstänze, plaſtiſche Gruppen, Pyramiben und vieles andere.
Kräfte hatten ſich in uneigennütziger Weiſe zur Verfügung ge=
Hervorzuheben ſind die Geſangsvorträge von Frl. Jäger und
Euler, die beide Zugaben geben mußten. Lebhaften Beifall er=
tmi
die Deklamationen, die Herr Ausfelder vom Heſſiſchen Landes=
utrr
in eindrucksvoller Weiſe vortrug. Herr Hans Wenzelberg brachte
wrnch ſicher und klangſchön Celloſoli, die von Herrn A. Dohm ver=
ner
isvoll begleitet wurden. Auch die Geſangsvorträge begleitete
rnt feinem muſikaliſchen Verſtändnis. Lebhaften Beifall erweckten
12 %olkstänze, die von Frl. Hahn wirkungsvoll einſtudiert waren.
Erw begeiſtert wurden die Pyramiden aufgenommen, die unter der
Euſag des Herin Hanſt wirklich einwandfrei und ſehr bildſchön wirkten.
Se. Zweifel wirkte die Sportkleidung, rote Hoſen und weiße Trikots,
7 iel ſchöner und anziehender als rein weiße Turnerkleidung. Aus
5rülle des Uebrigen ſeien noch die originellen Geſellſchaftsübungen
Sürnt, die ebenfalls von Herrn Hanſt geleitet wurden, und die Dekla=
rinien
des Darmſtädter Dichters Hans Werner Langer, die im Publi=
Kninen tiefen Eindruck hinterließen. Im gemütlichen Teil, der auch
i=Tanz äußerſt anregend verlief, erregten die heiteren Vorträge
errn Ausfelder und des Schauſpielers Hellborn aus Gießen ſtür=
Heiterkeit. Der Abend war in jeder Beziehung für den
wan Verein ein voller Erfolg. Der Verkauf von Bauſteinen zu Gun
*es Sportplatzes von Heſſen V. f. L., war ſehr befriedigend. Das
hare, begeiſterte Publikum kaufte zahlreiche Bauſteine, beſonders an=
durch
eine Hymne an die Bauſteine, die von einem Mitglied
Tereins verfaßt und humorvoil vorgetragen wurde.
71 Herbſtfeier des Gabelsberger Stenographenverein 1861 Darmſtadt.
2=amstag abend fand im feſtlich geſchmückten Saalbau das diesjährige
ffeſt des Stenographentereins Gabelsberger 1861 ſtatt. Die Mit=
v
und Freunde des Vereins und Angehörige der benachbarten
ngraphenvereine des Gaues hatten ſich zahlreich eingefunden, um
inem rückliegenden Jahre tatkräftigen Schaffens einige gemütliche
en zu verleben. Der Vorſitzende des Vereins, Herr Landtags=
t
:=Oberinſpektor Werner begrüßte die Erſchienenen, ins=
hevere
den 2. Bezirksvorſitzenden, Herrn Heiſt=Eberſtadt, und die
Xreter der auswärtigen Vereine und dankte für den allgemein ſehr
an Beſuch. Er wies auf die ausgezeichneten Arbeiten während des
., insbeſondere auf die des Wettſchreibens vom verfloſſenen Sonn=
n
, deſſen Ehrenpreiſe und Diplome am Abend zur Verteilung
um en ſollen. Gleichzeitig gab Redner bekannt, daß der Gautag am
Xn. 9. November in Dieburg ſtattfinden wird. Für die auswärtigen
Eeſſprach der 2. Bezirksvorſitzende, Herr Heiſt=Eberſtadt, den Dank
5dan Willkommensgruß aus und verband damit den Wunſch, daß die
Ziegungen der Vereine Eberſtadt und Darmſtadt 1861 ſtets ſo innig
Gai mögen wie ſeither. Frl. Göhrich brachte unter allgemeinem
cT einen Prolog auf Altmeiſter Gabelsberger zum Vortrag. Der
3rſitzende, Herr Beutel brichte im Verlauf des Abends die
expreiſe und Diplome zur Verteilung. Es erhielten Ehrenpreiſe:
ilben Frl. Hofferberth, 200 Silben Heinr. Wagner, 180 Silben
isries, 160 Silben Hch. Müller, Frl. Wicklaus, 140 Silben Leonh.
Ldg. Trautmann, Käthe Müller, 120 Silben Aenne Krämer,
an na Heß, Käthe Reininger, 100 Silben Wilh. Stromberger, Aenne
t, Vikoria Schunck, Käthe Keim, 80 Silben Dora Haas, Eliſe Ruhl,
EIben Hedwig Schricker. Weiter konnten eine Reihe erſter, zweiter
itter Preiſe zuerkannt werden. Die wundervolle Ausſchmückung
as Fſt ſelbſt lag, in den Händen des Herrn Eiſenbahnſekretär
weider und darf lobend anerkannt werden. Das Feſt nahm einen
Fhönen Verlauf.
Großes Tanzturnier. Am Samstag, den 18. Oktober, abends
findet im Städtiſchen Saalbau ein großes Tanzturnier, veran=
ſiet
vom hieſigen Blau=Gold=Klub, Mitglied des Reichsverbands für
zwort, ſtatt. Es werden, nach den Turnierregeln des Reichsver=
die
Meiſterſchaft von Darmſtadt (in der C=Klaſſe, offen auch für
terurtänzer der Darmſtädter Geſellſchaft) und eine Rhein= Main=
eke
ausgetanzt. Mit dem Turnier verbunden iſt eine Modenſchau
Darmſtädter Firmen (Schürmann, Speiers Schuhwarenhaus,
Eacker u. a.). Ihre Mitwirkung haben ferner zugeſagt: Fräulein
Donalies, erſte Solotänzerin des Landestheaters, ſowie die Da=
MNartin und Meller vom Ballett des Landestheaters. (Näheres
Wander=Abteilung der Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Am
Enrag, den 19. Oktober, findet die 8. Wanderung ſtatt. Eine Tages=
gerrung
Marſchzeit 8 Stunden wird die Teilnehmer durch herr=
Waldungen unſeres Odenwaldes führen. Mit dem Zug 6,14 Uhr
ilbahnhof gehts bis König i. O., von hier über Spreng, Vier Stöcke,
Beerfurth, Reichelsheim, Rodenſtein, Reinheim. Wir bitten un=
Mitglieder um zahlreiche Beteiligung. Freunde und Gäſte will=
un
. Jugendliche, welche auf Jugendfahrſchein fahren, müſſen bis
M7. Okrober ſich angemeldet haben gegen Zahlung des Fahrgeldes.
tense Meldungen werden nicht mehr berückſichtigt. Die Turnſtun=
furiden
in dieſer Woche wieder wie folgt ſtatt: Dienstag und Frei=
* Uhr, und Mittwoch für Turnerinnen. Jugendturnen: Mittwoch
Freitag, ab ½6 Uhr.
Vom Waldfriedhof. Nachdem die franzöſiſche Kontrolle an der
mrücke in Wegfall gekommen und der Waldfriedhof wieder unbe=
ſat
zugangig iſt, hat ſich, beſonders an Sonntagen, wieder ein ſehr
B=Beſuch dort entwickelt. Hunderte, ja Taufende von Menſchen pil=
mach
der Stätte, die die ſterbliche Hülle verſtorbener Angehöriger
Auch ſeitens der Beſatzungstruppen, Offizieren mit Familien,
her Waldfriedhof ſtark beſucht. Die Wege und Anlagen ſind in
eym, gepflegten Zuſtande und auch die meiſten Gräber, die durch die
mürung vielfach verwildert waren, tragen wieder neuen Blumen=
14, oder friſches Grün. Sehr zu begrüßen iſt die Wiederaufnahme
ienraßenbahnverkehrs bis zum Waldfriedhof, der beſonders alten oder
1 Lkem Perſonen die Möglichkeit eines Beſuches geſtattet.

Otttei 13. Ofiuber 1924.

Heute und morgen, abends 8 Uhr
Filmvortrag
ignung und Leistung
im Sport
Städt. Saalbau, Darmſtadt (13244
Fyrkauf: Sporthaus Adelmann, Volkshochſchule, Verkehrsbütro.

Zur Frage der Einheitskurzſchrift!
Als erſte ſtenographiſche Schule befaßte ſich in dieſen Tagen der
Reichsbund für Nationalſtenographie auf ſeinem Vertretertag in Magde=
burg
mit der Einheitskurzſchrift. Die aus allen Gauen Deutſchlands
erſchienenen Verbands= und Vereinsvertreter erklärten einmütig weiter
zu arbeiten für die in der Nationalſtenographie verkörperte Idee des
Fortſchrittes auf ſtenographiſchem Gebiete. Die Auffaſſung des Reichs=
bundes
für Nationalſtenographie gibt die nachſtehende, einſtimmig ge=
faßte
Entſchließung wieder, der auch die bei einem Vortrage über die
Einheitskurzſchrift anweſenden Vertreter anderer Syſteme, insbeſon=
dere
des Syſtems Stolze=Schrey zuſtimmten:
Die in Magdeburg verſammelten Vertretrer des Reichsbundes für
Nationalſtenographie ſprechen einmütig ihre Zuſtimmung aus zu den
Beſtrebungen, eine deutſche Einheitskurzſchrift herbeizuführen. Sie ver=
werfen
jedoch auf das Entſchiedenſte, die Maßnahme des Reichsminiſte=
riums
des Innern, eine Einheitskurzſchrift auf dem Wege der Ver=
ordnung
, des Zwanges und der Uebergehung aller wiſſenſchaftlichen und
geſchichtlichen Entwicklung der Kurzſchrift einzuführen. Sie verlangen
Erprobung des Entwurfs vor ſeiner Einführung durch Vergleichskurſe
mit den beſtehenden Kurzſchriften. Sollte dieſem Verlangen nicht ſtatt=
gegeben
werden, ſo wird der Reichsbund alle geſetzlichen Mittel an=
wenden
, um den Entwurf auf das nachdrücklichſte zu bekämpfen und um
die Jugend vor den großen Schädigungen des Erlernens einer noch nicht
entwickelten Kurzſchrift zu bewahren. Sie ſind der Ueberzeugung, daß
die geſamte Lehrerſchaft ſich gegen die Einführung eines Lehrfaches
ohne techniſche Erprobung wenden wird.
Gleichzeitig wurde zur weiteren Vertiefung der wiſſenſchaftlichen
Arbeit die Deutſche Hochſchule für Kurzſchrift gegründet. (Anfragen an
Dr. v. Kunowski, Lüben in Schleſien.)

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Die angegebenen Preise verstehen sich für gebundene Exemplare
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die stets vorrätig.

Eine öffentliche Kaufmannsgehilfen=Verſammlung fand, wie man
uns ſchreibt, am Samstag abend im Bürgerhof durch den Deutſch=
nationalen
Handlungsgehilfen=Verband ſtatt. Red=
ner
des Abends war der in der Verbandsbewegung beſtens bekannte
Gauvorſteher Jvers=Hannover, der über das Thema: Berufspoli
tik unſere Rettung ſprach. Er ging aus von den Londoner
Abmachungen und den heutigen Verhältniſſen in der deutſchen Wirtſchaft.
Nachdrücklichſt warnte er vor jeglichem Optimismus. Für den Kauf=
mannsgehilfen
droht doppelte Gefahr; einmal wird ihn die allgemeine
Laſt jedes Staatsbürgers treffen, und zum anderen noch einmal beſon=
ders
diejenige des wirtſchaftlich Schwachen. Hieraus erwächſt eine dop=
pelte
Pflicht: unſerem Volke in der bedrängten Lage beizuſtehen und
unſeren Stand vor völliger Verelendung zu bewahren, ihm die ſoziale
Stellung zu erkämpfen, auf die er nach ſeiner Bildung und dem volks=
wirtſchaftlichen
Wert ſeiner Arbeit Anſpruch hat. Der Weg führe
in beiden Fällen über eine zielbewußte Berufspolitik. Redner erinne:
daran, wie früher erſt durch die Arbeit des Kaufmannsgehilfen im Klein=
handel
und als Reiſender der deutſchen Ware Abſatz und damit der In=
duſtrie
die Entwicklungsmöglichkeit geſchafft wurde. Er ſprach ernſte
Worte über die Lehrlings= und Berufsausbildung von einſt und jetzt.
Nur der wirklich Berufstüchtige wird ſich durchſetzen! Berufspolitil
ſei nicht kurzerhand Arbeitnehmerpolitik! Der Redner legte dann des
Näheren dar, wie die Berufspolitik des Kaufmannsgehilfen im einzelnen
auf dem Gebiete der Sozialpolitik, der Gewerkſchaftspolitik und ganz be=
ſonders
des Bildungsweſens auszuſehen habe. Die Berufsverbände
dürften ſich nicht darauf beſchränken, Forderungen zu ſtellen und Wünſche
zu äußern, ſie müßten ſelber durch vorbildliche Einrichtungen, wie
Bildungsveranſtaltungen, Stellenloſenkaſſen (anſtelle der heutigen unzu=
länglichen
Erwerbsloſenfürſorge, die alles in einen Topf zuſammenfaſſe,
was gar nicht zuſammen gehöre), Stellenvermittlung, Berufskaſſe uſw
Hand anlegen. Es gelte ſtets auf der Hut zu ſein, keine Durchlöcherung
der Sonntagsruhe zuzulaſſen, ſich einzuſetzen für einen Aus= und Um=
bau
des Kaufmannsgerichtsweſens. Der Vortrag gipfelte ſchließlich in
der Forderung nach einer neuen Ordnung von Kapital und Arbeit. Die
Verwirklichung dieſer Forderung, die mit den Sozialiſierungsbeſtre=
bungen
der Sozialdemokraten nicht verwechſelt werden, dürfe, würde
heute der Tat eines Freiherrn von Stein vor 100 Jahren gleichzuſtellen
ſein, der damit das Jahr 1813 vorbereitete und ermöglichte. Nicht nur
wirtſchaftlicher Macht bedürfe ein Berufsverband, ſondern auch einer
kulturellen Macht, wie der D. H. V. ſie ſich geſchaffen habe in ſeiner
Hanſeatiſchen Verlagsanſtalt, durch die Geiſteserzeugniſſe in die Wel=
gingen
, die für unſere Ideale bahnbrechend würben. Nicht Klaſſenkampf
Arbeitsgemeinſchaft müſſe die Parole ſein und bleiben. So nur
werde man über den Beruf zur inneren Freiheit kommen, zum Wohle
der Geſamtheit und zum Wohle des Einzelnen. Hatten die mehr als
1½ſtündigen Ausführungen ſchon zwiſchendurch wiederholt Beifall ge=
funden
, ſo konnten ſich zum Schluſſe ſelbſt die anweſenden Mitglieder
anderer Verbände dem tiefen Eindruck nicht entziehen und ſtimmten ohne
Ausnahme aufs lebhafteſte mit ein. In der freien Ausſprache ſprach als
Mitglied eines paritätiſchen Vereins Herr Feix ſeine uneingeſchränkte
Zuſtimmung zu dem geſagten aus und gab lediglich einige Wünſche zu
berührten Punkten kund. Nachdem Herr Geſchäftsführer Süß einige
Worte zum Winterarbeitsplan der Ortsgruppe geſprochen und zur regen
Mitarbeit aufgefordert hatte, und nach einigen Schlußworten des Haupt=
redners
ſchloß der Vorſitzende, Herr Engel, die ſo glänzend derlaufene
Verſammlung. Einige Stunden im Mitgliederkreiſe zuſammen mit Kol
legen Ivers, der noch manches wiſſenwertes aus der Tagesarbeit darbot
bildeten den Abſchluß der Veranſtaltung.
* Die Reichsſtenographiekonferenz, die für die abgelaufene Woche
vorgeſehen war und an der die Vertreter der einzelnen Schulminiſterien
teilnehmen ſollten, iſt auf nächſten Freitag verſchoben worden.
* Wechſel des Saalbaureſtaurateurs. Der langjährige Pächter des
ſtädt. Saalbaues Schilling aus Mainz iſt am 1. Oktober wieder nach
Mainz übergeſiedelt. Den Saalbau hat nun Heur Albert Schmitz von hier
übernommen.
Geſinnauszug zur 24./250. Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie
1. Klaſſe (1. Tag, Vormittag des 10. Oktober): 1 Gewinn zu 5000 Rmr
Nr. 72764, 1 Gewinn zu 2000 Rmk. Nr. 97385, 1 Gewinn zu 2000 Nmk.
Nr. 64769, 4 Gewinne zu 1000 Rmk. Nrn. 99545 206548 230866 280895,
3 Gewinne zu 800 Rmk. Nrn. 14144 20775 175125, 9 Gewinne zu 500 Rm.
Nrn. 51116 81539 121673 128920 14468 191517 199132 217810 312851,
Gewinne zu 200 Rmk. Nrn. 5382 19756 27694 88281 94722 114413 115585
117151 119206 123021 127611 140958 146767 187278 232139 237517 239922
213489 251036 262631 264168 273450 276581 280797 285374 308727 31190
und 84 Gewinne zu 100 Rmk. auf die Nrn. 2522 9593 12308 12914 15627
16161 28429 33470 35518 38736 38827 41379 53739 56244 56856 64603 6688
77992 83962 89477 89901 94648 100512 100839 105238 106647 11507 133177
114403 119352 119422 121883 124039 121825 127306 127871 140955 141190
141765 141950 146914 147092 152972 154883 155291 161230 162956 163503
170191 181675 183073 192004 197535 199773 199776 205720 20711

ziehung. 1 Gewinn zu 50 000 Rmr. Nr. 144774, 2 Gewinne zu 3000 Mmk
Nrn. 9236 146634, 2 Gewinne zu 2000 Rmt. Nr. 93484 288386, 3 Gewinne
zu 1000 Nmk. 116261 146945 149328, 4 Gewinne zu 800 Rmk. Nr. 1895
101959 164780 303889, 15 Gewinne zu 500 Rmk. Nrn. 26655 63191 80277
105415 127854 157745 183596 205814 230844 231678 242694 250932 268216
287425 309533, 26 Gewinne zu 200 Rmk. Nrn. 7396 20349 39438 4013
53119 61261 88327 100467 107414 108623 111901 116626 135025 163208
185477 189644 192287 198864 202527 221970 250851 289361 209881 30565
317234 31772, 110 Gewinne zu 100 Rmk. auf die Nrn. 644 1700 2000
5657 10780 15094 16168 20341 22713 23246 37458 38319 45234 47608 3046
51348 58210 62898 62979 67148 68611 70376 73907 78726 79419 81405 83078
84061 91616 92454 100718 104764 105328 110879 114046 114525 114855
118308 123863 125015 125882 129623 130949 131349 131593 131624 137900
139443 140724 144425 144599 148315 140028 151944 153158 161701 162597
171835 175182 131945 182647 184199 184563 185675 186558 188026 191295
7234 197545 198521 199830 205691 215893 218164 218784 221288 227806
228474 228845 232017 234522 237214 241121 216105 247527 251416 251584
254177 255006 255268 264494 267185 268878 273804 274413 277991 278282
281085 284283 284706 286602 293249 294977 295660 297301 297572 299216
300250 307752 319076. (Ohne Gewähr.)

Seite 3.

470jähriges Jubiläum der Harmonie
Mainz=Koſtheim.
Von unſerem zur Teilnahme entſandten Sonder=
berichterſtatter
.
Am geſtrigen Sonntag durfte der Männergeſangverein Harmo=
nie
in Mainz=Koſtheim das Jubiläum ſeines 70jährigen Be=
ſtehens
feiern. Der Jubelverein, der am 12. Januar 1854 gegründet
wurde, zählt heute über 700 Mitglieder und hat ſich durch ſeine vorzüg=
lichen
Leiſtungen unter der Leitung ſeines Dirigenten Sander, früher
Kapellmeiſter am Mainzer Stadttheater, jetzt Chordirektor des Landes=
thraters
in Darmſtadt, unter den deutſchen Männergeſangvereinen eine
führende Stellung errungen. Die Geſchichte des Vereins zeigt uns eine
andauernde Kette von Siegen und Erfolgen, aus denen als Markſteine
die Gewinnung des Kaiſerpreiſes 1910 und die Sängerfahrt nach Mün=
chen
1920 erwähnt ſeien. Zu der Feier des Jubiläums hatten ſich zwölf
befreundete Vereine eingefunden, die den Liedertag, der am Sonntag
vormittag im Mainzer Stadtheater begann, durch ihre trefflichen und
künſtleriſch durchweg auf einer hohen Stufe ſtehenden Leiſtungen zu einem
Erlebnis für alle geſtalteten, die den Zuſchauerraum des Mainzer Thea=
ters
bis auf den letzten Platz füllten. Alle die mitwirkenden Männer=
geſangvereine
gaben ihr Beſtes, und die Harmonie=Mainz=Koſtheim,
anfeuernd geleitet von der ſicheren, temperamentvollen Stabführung ihres
Dirigenten Sander, legte in ihren Vorträgen Zeugnis ab von der hohen
Seufe künſtleriſcher Vollendung, die ſie dank zielbewußter und unermüd=
licher
Arbeit erreicht hat. Von packender, unvergeßlicher Wirkung war das
Tongemälde Totenvolk, von Franz Hegar, deſſen künſtleriſche Wieder=
gabe
keinen Wunſch unerfüllt ließ. An die Vorträge der verſchiedenen
Vereine ſchloß ſich der eigentliche Feſtakt an. Für die heſſiſche Regierung
ſprach Miniſter v. Brentano, der im Namen der Staatsregierung
einen vom Staatspräſidenten gewidmeten in Silber getriebenen Pokal
überreichte, für die Stadt Mainz gedachte Oberbürgermeiſter Dr. Külb
der Verdienſte der Harmonie um die Pflege des deutſchen Männer=
geſangs
und gratulierte in herzlicher, humorvoller Weiſe. Für die an
der Feier mitwirkenden Geſangvereine übergab Direktor Ohlen=
ſchläger
=Weiſenau ein wundervolles Blumenarrangement und ein
hübſch ausgeführtes Gedenkblatt, während Herr Bauſemer= Gonſen=
heim
für den Mittelrheiniſchen Sängerbund warme Worte der Beglück=
wünſchung
zu finden wußte. An den Feſtakt ſchloß ſich der Feſtzug an,
der vom Stadttheater in Mainz zum eigenen Vereinsheim der Har=
monie
in Mainz=Koſtheim führte. In dem ſtattlichen Zuge, der unter=
wegs
lebhaft begrüßt wurde, ſpielten zwei Muſikkapellen. Der Nach=
mittag
und Abend vereinte alle Sänger noch einmal im Vereinsheim in
Koſtheim; auch hierbei waren die Behörden vertreten. Herr Miniſter v.
Brentano drückte noch einmal ſeinen Dank für die Einladung und die
ſchönen verlebten Stunden in tief empfundenen Worten aus und Ober=
regierungsrat
Siegert, vom Miniſterium des Innern, ſprach, dies=
mal
allerdings nicht als offizieller Regierungsvertreter, ſondern als
Sänger, ſeinen Glückwunſch dem Verein für ſeine hervorragenden Lei=
ſtungen
aus und knüpfte daran die Hoffnung, daß in dem hoffentlich
bald ins Leben tretenden heſſiſchen Sängerbund die Harmonie=Mainz=
Koſtheim eine leitende Stellung einnehmen werde. Direktor Haſ=
ſinger
, von der Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und
Jugendpflege in Heſſen machte nähere Mitteilungen über die Unter=
ſtützung
des Männergeſangvereinsweſens durch die heſſiſche Regierung
und über den Ausbau des bereits proviſoriſch beſtehenden Fachausſchuſſes
(Beirat, als Intereſſenvertretung der heſſiſchen Männergeſangvereine).
Der Staat wolle nicht in die inneren Angelegenheiten der Vereine ein=
greifen
, ſondern er wolle anzegen, fördern, die Sangesluſt wecken und
den heute mit ſchwerer wirtſchaftlicher Not ringenden Vereinen im Rah=
men
ſeiner Möglichkeiten Mittel zur Vervollkommnung des Männerge=
ſangs
. Fortbildung der Dirigenten uſw. zur Verfügung ſtellen. Tief
durchdrungen von der Bedeutung des deutſchen Männergeſanges, werde
die Regierung, und mit ihr beſonders die Zentralſtelle zur Förderung
der Volksbildung und Jugendpflege, die Beſtrebungen der Sängerbünde
fördern, wo immer ſie die Möglichkeit dazu finde. Seine Worte weckten
lebhaften Widerhall und begeiſterte Zuſtimmung in der Verſammlung
Die Damen der Harmonie hatten dem Verein, der über zwei Fahnen
davon eine noch aus dem Jahre 1857 verfügen kann, ein wertvolles Fah=
nenband
ſowie zwei Schärpen geſtiftet. Nach dem ſchwungvoll und mit
feinſter Abſchattierung vorgetragenen Chor Barbaroſſa hoben die Sän=
ger
der Harmonie (ausübende Sänger kann der Verein die ſtattliche
Zahl von über 200 aufweiſen) voller Begeiſterung ihren Dirigenten,
Herrn Chordirektor Sander, auf die Schultern. Beim Vortrag weiterer
Lieder und Geſänge vergingen die Stunden nur zu ſchnell, und ein ge=
meinſamer
Feſtball hielt die meiſten noch lange zuſammen. Der ſchöne
Verlauf des Feſttages und die von ſo vielen Seiten gewordene Anerken=
nung
wird der Harmonie, deren Wahlſpruch lautet: In allem Har=
monie
! Das, was uns zuſammenhält, das iſt der Töne Macht! ein
neuer Anſporn ſein, das Errungene feſtzuhalten und nicht zu ermüden
auf dem ſo erfolgreich beſchrittenen Wege, das deutſche Lied und den
deutſchen Männergeſang, in ſo vorbildlicher Weiſe zu pflegen. Hoffen
wir, daß das 75jährige Jubelfeſt die wackere Sängerſchar weiterhin an
H. W. W.
führender Stelle findet!
Gewerbemuſeum. Am Mittwoch, den 15. d. M., nachmittags
3 Uhr, findet in dem Kunſtgewerbemuſeum in Frankfurt (Mainzer
Straße 49) in der Werkbund=Ausſtellung Die Form eine Führung
ſtatt. Dieſe wird von dem Direktor des hieſigen Gewerbemuſeums ver=
anſtaltet
und iſt nur für heſſiſche Beſucher beſtimmt. Der Eintritt in
die Ausſtellung koſtet 1 Mk. Vorherige Anmeldung iſt nicht erforderlich.
Innere Miſſion. Der Landesverein für Innere Miſſion bittet
uns um Aufnahme folgender Erklärung: Wie uns berichtet wird durch=
ziehen
zurzeit wieder Sammler unſere Stadt, die um Gaben für die
Innere Miſſion bitten. Wir erklären dazu, daß zurzeit weder der Lan=
desverein
für Innere Miſſion, noch die hieſige Evangeliſche Stadtmiſſion
Sammlungen veranſtaltet. Es muß daher vor allen Sammlern, die im
Namen der Inneren Miſſion zu kommen behaupten, gewarnt werden.
w. Unfall. Am Samstag abend gegen 9 Uhr fuhr der Metzger
Scheib von Traiſa, welcher hier auf dem Wochenmarkt einen Stand
haben ſoll, mit ſeinem Fuhrwerk nach Hauſe. In ſeiner Begleitung
befanden ſich ſeine Frau nebſt Sohn. Als nun das Fuhrwerk die Nie=
der
=Ramſtädter Straße, gegenüber dem Friedhof, auf der linken Seite
entlang fuhr, nahm das Pferd plötzlich unterhalb der Ohlyſtraße eine
Wendung nach links und der Wagen prallte ſo heftig gegen einen Baum.
daß die Eheleute Sch. nebſt Sohn in großem Bogen vom Wagen ge=
ſchleudert
wurden. Hierbei wurde die Frau (Sch., welche links von ihrem
Manne vorn auf dem Bock ſaß, ſo heftig zu Boden geworfen, daß die
herbeigerufene Rettungstache dieſelbe bewußtlos mittels Krankenkraft=
wagen
nach dem Städtiſchen Krankenhaus verbringen mußte. Vater und
Sohn kamen glücklicherweiſe mit dem Schrecken davon. Nach Angaben
des Sch. wollte er einem ihm entgegenfahrenden Radfahrer ausweichen.
Wir wir noch erfahren, iſt in dem Befinden der Frau Scheib eine
Beſſerung eingetreten.
Diebſtahl. Letzte Nacht wurde aus einem Anweſen in der
Riedeſelſtraße eine erſt vor drei Tagen gerupfte Gans von unbekannten
Tätern entwendet. Perſonen, die ſachdienliche Angaben über den Täter
oder über den Verbleib der Gans machen können, werden unter Zuſiche=
rung
einer Belohnung gebeten, dieſes der Kriminalpolizei, Zimmer 5,
zu melden.
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſchelnenden Notisen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Deſpreihung oder Krilik.
Eignung und Leiſtung im Sport. Ueber den her=
vorragenden
Film, der heute abend im Saalbau zur Vorführung gelangt
und von Lehrer Hans Dang erläutert wird, ſchrieb die Schleſiſche
Zeitung‟: Er iſt in der Hochſchule für Leibesübungen aufgenommen
und beſchäftigt ſich mit faſt allen Sportarten. Jntereſſent iſt es zu ſehen,
wie mit feinen Apparaten die pſychophyſiſchen Vorgänge bis zu Bruch=
teilen
von Sekunden regiſtriert werden. Zeitlupenaufnahmen laſſen die
Aufeinanderfolge der einzelnen Bewegungen erkennen.
* Mörfelden, 9. Okt. Die Kartoffelernte iſt auch hier in
vollſtem Gange. Obfektid betrachtet, kann man in Mörfelden von einer
guten Durchſchnittsernte ſprechen. In der Hauptſache iſt dieſer Umſtand
vvohl unſerem leichten Sandboden zuzuſchreiben. Jäule wurde bisher
nicht feſtgeſtellt. Auf einzelnen Aeckern wurden ſogar ſehr gute Ernten
erzielt. So können ſich z. B. alte Leute nicht erinnern, jemals derartige
Mengen Kartoffeln von ihren Aeckern geerntet zu haben. Der Preis
ſchwankt zwiſchen 3,504,00 Mark pro Zentner.
* Butzbach, 10. Okt. Der Kampf gegen die Wohnungsnot
ſoll jetzt mit aller Mach betrieben werden. Die Stadt hat beſchloſſen
Maſſenwohnungen zu bauen und zu dieſem Zweck eine Anleihe
von 100 000 Mark zur Hypothekengewährung an Private aufzunehmen.
Noch in dieſem Herbſt ſoll mit der Erbauung eines Reihenhauſes von
8 Wohnungen begonnen werden, der Koſtenvoranſchlag beläuft ſich auf
55 000 Mark. Die Stadtvertretung ſprach ſich einſtimmig gegen die
Feldbereinigung aus, und zwar wegen der hohen Koſten.
* Aus dem Schlitzerland, 10. Okt. Uebr die ſchlechten Ver=
kehrsverhältniſſe
und Bahnverbindungen nach Fulda, Gießen
und Hersfeld wird lebhaft Klage geführt. Die Gemeinden beabſichtigten
Proteſtverſammlungen gegen die Fahrpläne abzuhalten, da dieſe den
Anſchlüſſen an die Hauptbahnlinien nur geringe Rechnung tragen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Reich und Ausland.
Gedenkiag der Entdeckung Amerikas.
Die kulturellen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Spanien.
Berlin, 12. Okt. Auf Veranlaſſung der hieſigen deutſch=ſpaniſchen
Verbände und der Vereine für Angehörige der Länder ſpaniſcher Zunge
fand am 12. Oktober, dem Gedenktage der Entdeckung Amerikas, wieder=
um
das alljährliche Feſt der ſpaniſchen Raſſe ſtatt. Die Veranſtaltungen
begannen mit einem Feſtakt im Auditorium Maximum der Univerſität,
zu dem u. a. der hieſige ſpaniſche Botſchafter, die Geſandten von Mexiko,
Chile und Uruguay, die Geſchäfsträger von Peru, San Salvador, ſo=
wie
zahlreiche andere Mitglieder des diplomatiſchen und Konſularkorps,
ſowie Vertreter des preußiſchen Miniſteriums für Wiſſenſchaft, Kunſt und
Volksbildung erſchienen waren; ferner bemerkte man zahlreiche führende
Perſönlichkeiten der deutſchen ſpaniſchen Organiſationen des Wirtſchafts=
lebens
und des kulturellen und wiſſenſchaftlichen Lebens. Der Feſtakt
bgann mit einer Anſprach des argentiniſchen Konſuls Juſto g Dina, der
der Bedeutung des 12. Okobers in ſeinen Auswirkungen auf die geſamte
Menſchheit würdigte. Es folgte dann eine Rede des Vortragenden Lega=
tionsrates
Zechlin über Deutſchland und der 12. Oktober‟. Er wies
unter ſtarkem Beifall einleitend darauf hin, daß an dieſem hiſtoriſchen
Tage, und wohl ſchon in der gegenwärtigen Stunde, das auf der Fahrt
nach Amerika befindliche Luftſchiff Spaniens Küſte grüßen werde. Er
führte u. a. aus, die Feier dieſes Tages, die in keinem außerſpaniſchen
Lande mit ſo viel Verſtändnis begangen werde wie in Deutſchland, wur=
zele
nicht nur in der Vergangenheit, ſondern liege auch in dem Gegen=
wartsgedanken
der Zuſammengehörigkeit aller amerikaniſchen Nationen
und des ſpaniſchen Mutterlandes. Deutſchland nehme an dieſer Feier mit
freudigem Herzen und voller Sympathie teil, deren aufrichtiger Erwide=
rung
es ſicher ſei. Der Rektor der Univerſität Berlin, Geheimer Rat
Roethe, ſtellte in ſeiner Anſprache die gemeinſamen kulturellen Be=
ziehungen
der deutſchen und der ſpaniſchen Raſſe in den Vordergrund
ſeiner Betrachtungen und betonte, daß das tiefe Verſtändnis des deutſchen
Volkes für die Werke eines Cervantes die innerliche Weſensähnlichkeit
der beiden Völker dartue. In ſeiner Schlußanſprache gab der ſpaniſche
Botſchafter Pablo Soler yGuardola der Hoffnung auf wei=
tere
freundſchaftliche Beziehungen zwiſchen Deutſchland und den Ländern
ſpaniſcher Zunge Ausdruck.
50 Jahre Weltpoſtverein. Die Feier im Reichspoſtminiſterinm.
Berlin. Am Donnerstag abend hat im Lichthof des Reichspoſt=
muſeums
die Feier des 50jährigen Beſtehens des Weltpoſtvereins ſtatt=
gefunden
. Der feſtliche Akt vollzog ſich zu Füßen des die Mitte des ge=
nannten
Raumes einnehmenden, mit Blumen und Blattpflanzen pietät=
voll
geſchmückten Marmordenkmals Heinrich von Stephans, des ein=
ſtigen
Generalpoſtmeiſters des Deutſchen Reiches und Schöpfers des
Weltpoſtvereins. Poſtillone in Gala hatten auf den Zugangstreppen
Aufſtellung genommen. Schon frühzeitig füllte ſich der durch Stühle in
ein Parkett verwandelte rieſige Raum und ſeine Galerien mit den Feſt=
teilnehmern
. Man ſah den Reichskanzler Marx, die Miniſter a. D. Stin=
gel
, Giesberts, Sydow, den greiſen ehemaligen Oberpoſtdirektor von
Berlin, Geheimrat Vorwerk, den Miniſterialdirektor Kuhlen und zahl=
reiche
andere namhafte Beamte des Reichspoſtminiſteriums. Ein faſt
hiſtoriſcher Augenblick war es, als Reichspoſtminiſter Höfle die greiſe
B3jährige Witwe Heinrich von Stephans unter Ueberreichung eines
Dahlien=Straußes auf ihren Ehrenplatz führte, woſelbſt der mittlerweile
erſchienene Reichspräſident Ebert ſich ihr vorſtellen ließ. Das Es=Dur=
Quartett von Beethoven, vorgetragen von Mitgliedern des Philharmo=
niſchen
Orcheſters, leitete ſtimmungsvoll ein. Dann nahm Reichspoſt=
miniſter
Höfle das Wort zu einer kurzen Begrüßungsanſprache, in der
er den Behörden, der Frau von Stephan und den Gäſten für ihr Er=
ſcheinen
den Dank des Reichspoſtminiſteriums ausſprach. Der Miniſter
erteilte hierauf dem Präſidenten der Oberpoſtdirektion Kaſſel, Schenk,
das Wort zum Feſtvortrag. Der Redner bezeichnete die 50jährige Jubel=
feier
des Weltpoſtvereins als einen Tag von weltgeſchichtlicher Bedeu=
tung
. Erſt auf dem Weltpoſtkongreß in Stockholm habe ſich wieder ge=
zeigt
, wie groß die Verdienſte Stephans um die Schaffung dieſer welt=
umſpannenden
Vereinigung geweſen ſind und wie noch heute die Gedan=
ken
des Verewigten aktuellen Wert beſitzen.
Kleine Frankfurter Chronik.
Die Frankfurter Nachbarhilfen, die einſt in den Notzeiten
der Inflation entſtanden ſind, haben für den 12. Oktober eine große
Kundgebung geplant. Die Nachbarhilfen, die eine nachbarliche Hilfe
von Haus zu Haus anſtreben, haben ſich bisher in 80 Straßen gebildet
und durch ihre freiwilligen Helfer ſchon viel Not, beſonders unter den
verſchämten Armen, gelindert. Die internationale Tagung der Köche
hat mit einem Feſtabend ihren Abſchluß gefunden, auf dem München
als nächſter Tagungsort beſtimmt wurde. Zu einer Verhandlung
vor dem Schöffengericht wegen Verbrechens gegen das keimende Leben
war ein angeklagter Arzt nicht erſchienen. Man fand ihn mit ſchweren
Schußwunden auf dem Friedhof. Der Schwerverletzte, der ein
allgemein beliebter Arzt war, wurde in das Spital gebracht, doch wird
an ſeinem Aufkommen gezweifelt. Ein Autoſchwindler der
bei der Probefahrt das angeblich zu kaufende Auto mit Abſicht beſchä=
digte
und dann für ſich aus der Reparaturwerkſtätte abholen wollte,
wurde zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Blindenführer
und der dazu gehörige markierte Blinde wurden wegen Betrugs zu
2 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatten beim Straßenbettel eine
Tageseinnahme von 50 Mark gehabt. Ein arbeitsloſer An=
geſtellter
, der auf dem Poſtamt einer Dame die Handtaſche entriſſen
hatte, wurde unter Zubilligung mildernder Umſtände wegen Raubes
zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Zirkus Krone der für
17 Tage in Frankfurt bleiben wird, hat am Samstag ſeine Vorſtellun=
gen
aufgenommen.
Die Frankfurter Städelſchule geſchloſſen.
8. Frankfurt. Die Frankfurter Städelſchule, die der Ausbil=
dung
junger Künſtler dient, iſt ſchon immer ein Schmerzenskind der
Stadt in finanzieller Hinſicht geweſen. Es kam ſo weit, daß ein Be=
ſchluß
der Verwaltung den Lehrbetrieb aufhob. Es ſetzte eine Selbſt=
hilfeaktion
der Lehrer und Schüler ein, die aber auh vergebens
war, denn jetzt iſt durch einen neuerlichen Beſchluß der Adminiſtration
auch die Räumung der bisher benutzten Unterrichtsräume verfügt
worden. Auf einen Proteſt der natürlich ſchwer betroffenen Schüler iſt
bisher noch nichts erfolgt, trotzdem die Schüler nur die Ueberlaſſung der
Räume fordern. Da aber die Frankfurter Oeffentlichkeit an dieſer
Schule, die immer anerkannt gute Kunſtgewerbler unter ihrem Leiter
Dr. Wichert ausgebildet hat, ſehr ſtarkes Intereſſe nimmt, iſt das Schick=
ſal
der Schule wohl noch nicht endgültig entſchieden.
Reglung der Paßfrage im Verkehr mit Straßburg.
Nach einer Mitteilung der deutſchen Unterdelegierten für Schiff=
fahrtsangelegenheiten
in Kehl iſt in der Paßfrage für Schiffer und
Schiffahrtsintereſſenten zwiſchen dem Brückenkopfgebiet Kehl und Straß=
burg
folgende Löſung herbeigeführt:
1. Schiffahrtsintereſſenten, die im Brückenkopfgebiet Kehl anſäſſig
ſind, erhalten jetzt ein gebührenfreies Viſum für drei Monate.
2. Schiffer, die zu Schiff nach Straßburg einreiſen, brauchen kein
franzöſiſches Viſum, nur den deutſchen Reiſe=
paß
oder Dienſtbuch mit Lichtbild, auf dem die Per=
ſonengleichheit
des Inhabers mit der auf dem Lichtbild darge=
ſtellten
Perſon beſcheinigt ſein muß. Schiffer können auf Grund
dieſer Dokumente jederzeit von Straßburg nach Kehl herüber=
kommen
.
3. Schiffer und Schiffahrtsintereſſenten, die mit der Bahn nach Kehl
kommen, können jederzeit, wenn ein genügenderGrund
vorhanden, durch Vermittlung des deutſchen Unterdelegierten in
Kehl nach Straßburg einreiſen. Gebühren für den in dieſem
Falle erteilten Sauf Conduit werden nicht erhoben.
4. Das Anlandgehen der Schiffer und Schiffsleute deutſcher
Staaatsangehörigkeit am franzöſiſchen Ufer (links) auf der
Strecke StraßburgLauterburg zum Beſorgen von
Proviant, Herbeiholen von Hülfe bei Unglücksfällen iſt geſtattet,
und zwar etwa 3 bis 4 Kilometer landeinwärts. Als Grenze
gilt die Eiſenbahnlinie StraßburgLauterburg.
Bezüglich der Strecke Straßburg-Baſel ſind die Verhandlungen
noch nicht zum Abſchluß gelangt.

Der Amerikaflug des 3. R. III.
Der Abſchied von Friedrichshafen.
Friedrichshafen, 12. Okt. Zum Abflug des Zeppelin=
luftſchiffes
wird uns noch berichtet: Es war ein bedeutſamer
Augenblick, als der Luftrieſe um 6 Uhr 28 Min. aus der Halle ge=
zogen
wurde und dann um 6 Uhr 37 Min. majeſtätiſſch in die
Höhe ſtieg. In der Halle waren nur die nächſten Angehörigen
der Beſatzung und wenige geladene Gäſte anweſend. Der Be=
ſatzung
wurden beim Aufſtieg des Luftſchiffes Kränze und Blu=
menſträuße
überreicht, die dann an den Gondeln befeſtigt wur=
den
und als letztes Abſchiedszeichen herabgrüßten. Vor der Halle
hatten ſich Tauſende eingefunden, um Zeugen dieſes denkwür=
digen
Augenblicks zu ſein. Ein lebhaftes Grüßen war von und
zu dem Schiff. Ein brauſendes Hoch ertönte, als das Luftſchiff
über den Köpfen der Anweſenden dahinſchwebte. Bewegt ſchaute
die Menge dem dahinfliegenden Luftſchiff nach. Die Stadtkapelle
Friedrichshafen ſpielte das Deutſchlandlied. Es war ein weh=
mütiges
Abſchiednehmen, denn ſchon nach wenigen Stunden dürfte
das Schiff die deutſchen Lande verlaſſen haben. Grau und grau
lag der Bodennebel auf dem Gelände, auf dem ſich dieſe bedeut=
ſame
Abſchiedsſzene abſpielte.
Z. R. 3 iſt heute vormittag 6.35 Uhr zu der Amerikafahrt
aufgeftiegen. Nachdem es kurze Zeit über Friedrichshafen ge=
kreuzt
hatte, fuhr das Luftſchiff bei ſtarkem Nebel in der Richtung
Konſtanz, das es kurz nach 7 Uhr paſſierte. Es flog weiter in der
Richtung nach Frankreich, war um 8 Uhr über Baſel, kreuzte bei
Eilfringen den Rhein und überflog um 9 Uhr in 900 Meter Höhe
die ſüdlich Belforts gelegene Stadt Montheliard mit einer Fahrt=
geſchwindigkeit
von 120 Km. Um 11.30 Uhr kreuzte der Zeppelin
die Loire in der Richtung Bordeaux.
Z. R. 3 überflog um 12 Uhr mittags mitteleuropäiſche Zeit
Confolens mit Richtung auf Rochefort.
L. Z. 126 hat um 1 Uhr 45 Min. den Golf von Biscaya
erreicht.
Z. R. 3 erreichte um 3.30 Uhr nachmittags mitteleuropäiſche
Zeit die Gironde; an Bord iſt alles in beſter Verfaſſung.
B. R. 3 kreuzte um 4 Uhr mitteleuropäiſche Zeit noch über
der Girondemündung. Schiff und Maſchinen ſind in beſter Ord=
nung
.
Um 8 Uhr abends war der genaue Standort des ,Z. R. 3
wegen ſtarker Störungen nicht zu ermitteln. Das Luftſchiff ſetzt
ſeinen Weg fort.
Die Funkſtelle Norddeich telegraphiert: Z. R. 3 hat 9.36
Uhr nachmittags (mitteleuropäiſche Zeit) Kap Ortegal paſſiert.
Das Luftſchiff hat alſo den durch ſeine Stürme berüchtigten Golf
von Biscaya überquert. Nahezu ein Viertel der Strecke iſt
damit zurückgelegt. Da Z. R. 3 in ſüdweſtlicher Richtung wei=
terflog
, geht der Weg wahrſcheinlich über die Azoren und Ber=
muda
=Inſeln, ſodaß mit ſeiner Ankunft an der amerikaniſchen
Küſte Dienstag nacht gerechnet werden kann. Die noch zurück=
zulegende
Strecke beträgt etwa 5700 Kilometer.
Um 2 Uhr 30 früh teilt ein amtlicher Funkſpruch folgendes
mit Der Standpunkt des Z. R. 3 iſt um 12 Uhr nachts auf der
Linie Nordecke Spanien nach den Azoren im zwölften Grad weſt=
licher
Länge. An Bord alles wohl. Die Maſchinen ſind in
Ordnung.
Berlin, 12. Okt. Der Denkmalsausſchuß der ehemaligen
Luftſchiffertruppen und Luftſchiffbeſatzungen erläß einen Aufruf
zu einer Sammlung für ein würdiges Ehrenmal für die im Welt=
krieg
gefallenen Luftſchiffertruppen und Luftſchiffbeſatzungen, zu
der der Tag, an dem der ſtolze Luftkreuzer Z. R. 3 in deutſche
Heimat verläßt, den Auftakt bilden ſoll.
Nach einer Meldung aus Friedrichshafen wurde dort ein gei=
ſtesgeſtörter
Student aus Weſtfalen verhaftet, bei dem man einen
abgeänderten Karabiner mit Munition vorfand. Aus den vor=
gefundenen
Aufzeichnungen geht hervor, daß er die Abſicht hatte,
den Führer des 3. R. 3 zu erſchießen, um die Fahrt des Luft=
ſchiffes
nach Amerika zu verhindern. Ein Freund des Verhaf=
teten
, der um den Plan wußte, wird noch von der Polizei geſucht.
*
Reichspräſident Ebert hat an General Allen durch Dr.
Eckener eine Botſchaft gerichtet, in der er ſich in bewegten
Worten für die amerikaniſche Hilfeleiſtung beim Kinderhilfswerk
bedankt.
Beftechung bei Lieferungen an die Reichspoſt.
Ein Beamter als ſtiller Teilhaber.
Das erweiterte Schrffengericht Berlin=Mitte verhandelte gegen
den Oberpoſtſekretär Eberhardt in Treptow und den Poſtlieferanten
Richard Wendt in Berlin wegen Beſtechung. Das Poſtamt 4 in Berlin
hat nach den Anweiſungen des Reichspoſtminiſteriums und der Ober=
poſtdirektion
Berlin den geſamten Bedarf der Reichspoſt an Briefpoſt=
beuteln
zu vergeben und abzunehmen. Der Angeklagte Eberhardt war
beauftragt, die Abnahme zu überwachen. Anfang 1922 wurde Eber=
hardt
, der ſich durch großen Aufwand verdächtig gemacht hatte, ver=
haftet
. Es wurde bei ihm ein Vertrag aus dem Jahre 1915 gefunden,
wonach er ein Kapital von 15 000 Mark in das Geſchäft des Angeklag=
ten
Wendt einlegte und dafür ein Drittel und ſeit Januar 1917 die
Hälfte des Reingewinnes des Wendt erhielt. Wendt betrieb anfangs
eine Nähſtube für Poſtbeutel. In der Folgezeit ſchwang er ſich zum
Hauptlieferanten der Reichspoſt für Poſtbeutel auf. Bis 1917 hatte
Eberhardt aus ſeiner Gewinnbeteiligung bereits 1 117 000 Mark von
Wendt erhalten. Die gerichtliche Vorunterſuchung ergab keine Beweiſe
für eine Schädigung der Poſtverwaltung. Es blieb die Frage, ob im
Abſchluß jenes Vertrages eine Beamtenbeſtechung zu erblicken ſei. Der
in der Vorunterſuchung vernommene Vertreter des Vereins gegen das
Beſtechungsunweſen bejahte dies entſchieden. Die oberſte Amtspflicht
jedes Beamten ſei es, uneigennützig und rein objektiv zu entſcheiden.
Dieſe Amtspflicht habe Eberhardt durch die Beteiligung bei dem Lie=
feranten
, den er kontrollieren ſollte, verletzt. Das Gericht kam entſpre=
chend
dem Antrage des Staatsanwalts zu der gleichen Auffaſſung und
verurteilte den Angeklagten Eberhardt wegen Beſtechlichkeit im Amte
zu 6 Monaten Gefängnis, den Angeklagten Wendt wegen aktiver Be=
amtenbeſtechung
zu 5000 Goldmark Geldſtrafe. Die ungeheuren Ge=
winne
des Eberhardt, die beſchlagnahmt waren, ſind durch die Infla=
tion
vernichtet.
Blinde Kinder in der Tierſchau.
Mannheim. Die blinden Kinder in der Anſtalt Ilvesheim
waren geſtern morgen Gäſte einer Tierſchau auf der hieſigen Meſſe.
Die Kinder durften fühlen und allſeitig abtaſten den Elefanten, das
Kamel, ein Kängeruh, eine Rieſenſchlange, einen Papagei, einen Dachs,
einen Affen und einen Rieſenbär. Die Blinden kamen ſchier nicht aus
dem Staunen. Der Elefant zeigte Rüſſel, Stirn und Ohren; die Höhe
und Geſtalt des noch jungen Tieres durfte abgetaſtet werden, ja, er
gab ſagar den mächtigen Fuß. So oft haben die Kinder vom Reittier
der Wüſte gehört und geleſen, jetzt durften ſie es fühlen, um ſich ein
genaues Bild davon einzuprägen. Der zottige Bär knurrte zwar mäch=
tig
, aber er ließ es ruhig zu, wie die Kinder die Hände in den warmen
Pelz vergruben, Ohren und Schnauze abtaſteten und die Krallen zähl=
ten
.. Ein Mann hatte die Rieſenſchlange über Nacken und Schultern
gelegt und breitete die Arme weit aus, und die Blinden taſteten die
ganze Körperlänge ab.

Mein Typ iſt Negerbraun ein Hereinfall.
fm. Karlsruhe. Die badiſche Landeshauptſtadt hat wieder en
mal einen glänzenden Hereinfall zu verzeichnen. Am Samstag absn
ſollte eine große Modeveranſtaltung, eine ſog. Revue unter dem Tie
Mein Typ iſt Negerbraun vor ſich gehen. In einer wochenlang
großen Reklame wurde dazu eingeladen, dem außergewöhnlich hob=
Preiſe nach verſprach man ſich auch Außergewöhnliches. Die ganze V=
anſtaltung
, die übrigens in einigen Zeitungen nicht ganz unberechtig
Entrüſtungsartikel wegen des der Modeſchau beigegebenen Titels au=
gelöſt
hatte, war aber eine gründliche Enttäuſchung. Die Aufführmn
eines beſonderen Modeſpiels erfüllte die Zuhörer mit gähnender Lange
weile, die Muſik war ein furchtbares Chaos von Mißtönen und ſchlicß
lich wurde das Orcheſter vom Publikum durch ironiſches Klatſchen mu
Bravorufen zum Abbrechen des Spiels gezwungen. Die Modeſch
ſelbſt, an der die erſten Karlsruher Firmen beteiligt waren, bot natur
lich genug des Sehenswerten, die meiſten mußten ſich aber, ebenich
natürlich, mit dem Anſehen begnügen.
Die Caſtiglioni=Affäre.
Wien. In der Angelegenheit Caſtiglioni iſt noch keine entſch/
dende Wendung eingetreten, doch haben ſich die Ausſichten der Sane
rungsaktion für Caſtiglioni ganz offenkundig verſchlechtert. Die Mu
länder Banca Commerciale ſoll ſich endgültig von der Sanierung C,
ſtiglionis zurückgezogen haben. Dagegen verlautet in Finanzkreiſ
daß der Credito d’Italiano an ihrer Stelle eintreten dürfte. Mit d
Spiritus=Großinduſtriellen Auguſt Lederer werden Verhandlung;
wegen eines Ausgleichs geführt. Sollten dieſe ſcheitern und an St=
der
Banca Commerciale keine andere helfende Finanzgruppe die Fle

gegenüber eine Erklärung des Hauſes Caſtiglioni, wonach es unwal
ſei, daß das Haus einen Ausgleichsantrag beim Handelsgericht ſtelln
wolle. Die vom Hauſe Caſtiglioni eingeleiteten Verhandlungen wer
alſo dieſem Dementi zufolge durchgeführt.
Nochmals Liviusfund.
Maſland. Im Napoletniſchen Mattino veröffentlicht
Beichtvater des Profeſſor de Martino heute einen Brief, der auf din
rätſelhaften Livius=Fund neues Licht wirft. Der Briefſchreiber, Pw
feſſor Attanaſio gibt an, daß ihm im März 1923 Dr. Martino zru
Pergamentbände gezeigt habe, von denen er behauptete, daß er ſie
einer vergeſſenen Truhe im Kellergewölbe der Kirche von Giorgio
Rameſi gefunden habe. Attanaſio behauptet, daß darin zwei vollſtc.
dige Deca der Geſchichte des Livius enthalten waren, in langobardiſchm
Lettern abgeſchrieben und ausgezeichnet erhalten waren. Attana
wirft de Martino vor die Bücher fortgetragen zu haben, obne 2..
Erlaubnis zu fragen. Schließlich einigte er ſich mit Profeſſor Martru
dahin, daß ein einjähriges Stillſchweigen bewahrt werden ſollte, a
bis 1. März 1924. Nach einigen Wochen habe de Martino ihn gebete.
bei der Abſchrift ihm behilflich zu ſein. Attanaſio habe angenomrm
und die erſten fünf Bücher einer Deca abgeſchrieben. Die anderen fi
Bücher ſollte de Martino abſchreiben, der aber zur angegebenen Z:
nicht fertig wurde und nur eineinhalb Kapitel erledigt hatte. De Mc=
tino
hat darauf Attanaſio gebeten, ihn von ſeiner Verpflichtung zu I=
freien
, die darin beſtand, die Herausgabe der Abſchrift einem neapol=
taniſchen
Buchhändler zu übertragen, weil er von einem engliſchen V= einen viel höheren Preis erhalten könne Ein kirchlich
Würdenträger legte ſich nun ins Mittel, um einen Skandal zu verm=
den
, und Attanaſio fand ſich bereit, bis zum 1. Oktober mit ſeinen En=
hüllungen
zu warten. Da er nun ſeine Aktionsfreiheit wieder erhalt
habe, habe er dieſen Brief veröffentlicht.
Noch immer Minen im Finniſchen Meerbuſen.
Riga. Nachdem kürzlich ein norwegiſcher Dampfer einer Mine iſt
Finniſchen Meerbuſen zum Opfer gefallen iſt, wird jetzt der Verluſt d‟
lettiſchen Seglers Andreas gemeldet, deſſen Wrackteile an die
geſpült worden ſind. Von der Beſatzung fehlt jede Spur. Die Pre=
nimmt
an, daß man es mit ruſſiſchen Treibminen aus dem ſüdlich=
Teil, des Finniſchen Meerbuſens zu tun hat und verlangt energis
Maßnahmen zum Schutze des Seeverkehrs.
Streit um die Erbſchaft des Eiſenbahnkönigs Gould.
Ein New Yorker Zibiltribunal beſchäftigt ſich mit einer aufrege=
den
Klage der Herzogin von Talleyrand, geborene Anna Gould, geg
ihre Brüder Erwin und George Jay Gould, die Erben des auf 1
Millionen Dollar geſchätzten Vermögens des verſtorbenen Eiſenbahu
königs Jay Gould. Die Privatklägerin fordert von ihren Brüdern de
Erſatz und die Zurückhaltung eines Betrages von 18 Millionen Doll/
an die Verlaſſenſchaft mit der Begründung, daß ihre beiden ältern
Brüder zu ihrem Schaden einen ſolchen Betrag aus der Verlaſſenſche=
in
waghalſiger Börſenſpekulation verloren hatten, wodurch der Ante=
der
Herzogin von Talleyrand geſchmälert wurde.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für dſe Veröffentſichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktſon keinerlei Vem
antwortung; für ſſe bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfan
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nE
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Verbindungsweg im Herrngarten vom Schloßgartenplatz
nach dem Theater.
Einen troſtloſen Anblick bietet der Weg im Herrngarten vor
Schloßgartenplatz zum Theater. Da dieſer Weg die kürzeſte Verbir
dung zwiſchen dem Zentrum der Stadt und einem großen Teile de=
nördlichen
Stadtviertels (weſtliches Martinsviertel) darſtellt, anderen
ſeits von vielen Arbeitern, die im Induſtrieviertel beſchäftigt ſind, be
nützt wird, ſo ſpielt ſich auf dieſem Wege ein lebhafter Perſonendurck
gangsverkehr ab. Bedauerlicherweiſe muß aber feſtgeſtelt werden, da
man der Inſtandhaltung dieſes Weges nicht die nötige Aufmerkſamke
zuwendet. Man betrachte ſich nur einmal, in welch einem Zuſtanky
der Weg kurz oberhalb und unterhalb des Goethe=Denkmals iſt. D=
eigentliche
Weg iſt bis zu drei Meter einſeitig überſchritten, beding
durch die ſchlechte Beſchaffenheit dieſer Straße. Die Grundſteine, i
nicht kleinem Maße, ſtehen ganz erheblich aus dem Boden heraus. Nu.
muß man ſich zunächſt einmal die Frage vorwerfen, warum denn eigen?
lich vor Jahren die Pfähle herausgeriſſen wurden und das Abgrenze
des größten Teils der Wege mit Draht weiterhin unterbleibt. Nick=
unbemerkt
ſei der Umſtand, daß der mit Draht abgeſperrte Teil de
Wege äußerſt verwahrloſt erſcheint, da der Draht an manchen Stelle
abgebrochen iſt und infolgedeſſen die alleinſtehenden Eiſenpfähle eine
ſehr ungünſtigen Eindruck machen. Die Beſeitigung dieſer Zuſtänd
kann nicht nur eine akute Bitte der täglichen Paſſanten dieſes Weges ſeir!
ſondern im Intereſſe der Kritik übenden Fremden unſerer Stadt ſe.
Abhilfe dringend geraten. Daß die finanzielle Lage von Staat un
Stadt nicht eine roſige iſt, iſt ja allgemein bekannt; nichtsdeſtowenige
muß ſich der Steuerzahler die Frage vorlegen: Wofür zahle ic
Steuer?
Ein nicht minder unwichtiger Punkt iſt die Beleuchtung. Bekanntlic!
iſt der Herrngarten Tag und Nacht geöffnet, aber
was Be
leuchtung anbelangt, ſo iſt hierin noch nichts getan worden. Es wär
doch ſehr am Platze, wenn für dieſen Weg eine entſprechende Beleuck=
tung
geſchaffen würde. Sollte man hinſichtlich der Verbeſſerungen dieſes
Weges noch eine Bitte an die maßgebenden Stellen richten dürfen, 4
wäre es die, daß man ein beiderſeitiges Bepflanzen mit Väumen zuld
Schutze gegen die im Sommer brennende Sonne an den nicht Schatter
Kr.
bietenden Stellen vornähme.
Briefkaſten.
R. K., hier. Wenden Sie ſich an das Auswärtige Amt in Berlin W.
Wilhelmſtraße.
G. in B. Artikel 155 der Landgemeindeordnung. Abſ. 2 lautet: Dea
Gemeinderechner darf mit dem Bürgermeiſter weder in gerader Linie der=
wandt
oder verſchwägert, noch im 2. Grad der Seitenlinie verwand
ſein. Sein Amt iſt unvereinbar mit demjenigen eines Bürgermeiſterss
Beigeordneten oder Volksſchullehrers. Nach dem alten Geſetz vom S
Juli 1911 war es auch unvereinbar mit demjenigen eines Gemeinderats=
mitglieds
. Letztere Beſchränkung iſt aber nach dem Geſetze vom 15. Aprr.
1919 gefallen. Die kirchlichen Aemter, die Sie erwähnen, haben auf dieſ
Gemeindebeamten kei den Wahlen keinen Einfluß.

Ihre Garderobe (Herren-, Damen-
u
. Kinderkleider), Pechen, woll.
u. seid. Vorhänge, Gardinen,
Federn, Handschuhe ekc. ekc.
Die meisten Gegenstände lassen sich
durch chemisches Reinigen od. Färben
sicher wieder wie neu herstellen.

Tarstel Temskedel

Laden: Rheinstraße 23

(12025a

[ ][  ][ ]

Sport, Spiel und Zurnen.

Magdelglennen des Aiue, uid Snsmenfähti.

Von unſerem Sonderberichterſtatter.

Vom Begrüßungabend am Samstag iſt noch folgendes nach=
Fzutragen:
Seine Erlaucht Erbgraf Alexander zu Erbach=
PErbach als Protektor des Krähberg=Rennens hielt während
(des Abendeſſens eine Anſprache, in der er die Teilnehmer herz=
Aichſt willkommen hieß, inſonderheit den Vorſtand des H. A. C.
ind die Sportkollegen, die an den Konkurrenzen teilnehmen. Mit
Dem Wunſche, daß ſich die Gäſte in Erbach wohl fühlen mögen,
werband der Redyer ſeine beſten Wünſche für den Verlauf der
Ronkurrenzen. Der Kampf der Kraftfahrer mit dem Krähberg
ſei eine intereſſante ſportliche Prüfung geworden, die ſowohl an
Fahrer wie Fahrzeug erhebliche Anforderungen ſtellt und für
Sen Sieger den Beweis erbringt, daß er ſeine Maſchine beherrſcht
uind ſportlich geſchult und geſtählt iſt. Wer die tückiſchen Kurven
Lind Steigungen der Krähbergſtrecke beherrſcht, hat gezeigt, daß
er fahren kann. Der Kampf ſelbſt und die zunehmende Beteili=
gung
daran beweiſe, daß die deutſchen Kraftfahrer von Sports=
geiſt
beſeelt und erfüllt ſind, in Parallele mit dem alten Kaval=
eriſtenſpruch
: Vorwärts reiten, vorwärts denken‟. Der Erb=
graf
trank ſein Glas auf das Wohl des H. A. C. und das gute
Welingen des Krähberg=Rennens.
Kreisdirektor v. Werner hielt im Anſchluß daran
ine launige Anſprache, in der er feſtſtellte, daß Kreisamt und
elutomobil eigentlich nicht zuſammenpaſſen. Beide ſtehen ſich
micht gerade immer freundlich gegenüber. Um ſo freudiger ſei
hein Erſtaunen darüber, daß er von dem Präſidenten des H.A. C.
no freundlich und herzlich begrüßt worden ſei. Er danke herz=
ſichſt
für dieſe Begrüßung und auch dafür, daß der H. A. C. ſein
m ſchwerer Zeit ins Leben gerufene Krähberg=Rennen zu einer
tändigen Einrichtung gemacht hat. Denn dieſe Veranſtaltung
nrage ſehr weſentlich dazu bei, daß die Schönheiten des Oden=
waldes
bekannt würden, was merkwürdigerweiſe gerade bei den
Darmſtädtern nicht in genügendem Maße der Fall iſt. Der
Darmſtädter kenne wohl ſeine Bergſtraße, nicht aber den ſchönen
Odenwald. Darum ſei das Krähberg=Rennen des H. A. C. für
wen Kreis von erheblichem wirtſchaftlichen Intereſſe, und darum
hanke er aufrichtig für die Veranſtaltung, deren Wiederholung
möglichſt oft ſehr erwünſcht ſei. Im übrigen möchte er doch
auch der Anſicht entgegentreten, die manchmal in Kreiſen der
Automobiliſten vorherrſcht, als ob das Kreisamt nichts vom
Automobilſport verſtehe. Zwar ſei es erſt vor kurzem in die
Reihe der Kraftfahrer eingerückt, aber es habe in dieſer Zeit den
Wert des Autos doch ſchon kennen und ſchätzen gelernt. Mit
dem Wunſche auf ein harmoniſches Zuſammenarbeiten mit dem
(o. A. C. auch in Zukunft ſchloß der Redner mit einem herzlichen:
Huf Wiederſehen im nächſten Jahr! (Lebhaftes Bravo.)
Im weiteren Verlauf des Abends begrüßte auch Bürger=
rneiſter
Dengler den H. A. C. und die Konkurrenzteilnehmer
berzlichſt in den Mauern Erbachs und betonte, daß Erbach ſehr
gern Gäſte bei ſich ſehe und daß ſeine Bürgerſchaft auch Ver=
Händnis für die wirtſchaftliche Bedeutung der Automobilindu=
ſarie
und damit derartiger Sportveranſtaltungen habe. Er leerte
iein Glas auf das gute Gelingen des Rennens.
Eine weitere herzliche und von erfriſchendem Humor durch=
würzte
Anſprache hielt Herr Dr. Feilbach, dann ſprach der
98orſtand des H. A. C., Herr Pfeiffer, namens des Klubs
and auch im Namen der Konkurrenzteilnehmer herzlichſten Dank
für die freundlichen Willkommensgrüße aus und verbreitete ſich
in längerer Rede über die Bedeutung des Motorſports im allge=
ueinen
und des Krähberg=Nennens im beſonderen. Er ſprach
KSr. Erl. dem Erbgrafen Alexander für die Uebernahme
des Protektorats und die ganz ausgezeichnete Vorbereitung der
Weranſtaltung, Ihrer Erl. der Frau Erbgräfin für die
Tebernahme des Protektorats und tatkräftige Förderung des
Strahlenrennens der herzlichſten Dank des H. A. C. und der gan=
ren
Sportwelt aus und trank auf das ausgezeichnete Verhältnis
des Gräflich Erbach’ſchen Hauſes zum H. A. C.
Die Orcheſtervereinigung Erbach unter Leitung ihres Diri=
aenten
Herrn Löllgen verſchönte den Abend durch künſtleriſch
wertvolle Muſikvorträge.
Um ½12 Uhr verließ die Mehrheit der Teilnehmer den Feſt=
ſaal
, um im Schloßhof dem Start zur Strahlenfahrt
heizuwohnen, die, was vorweg genommen ſei, ohne Unfall ver=
isef
und in ihrem Reſultat eine Ueberraſchung brachte in=
ſofern
, als keiner der heißen Favoriten, ſondern Herr Direktor
ſeartlieb auf ſeinem kleinen 6/20 Falcon den Sieg davon=
trug
. Er war bis Raſtatt gefahren und hatte ſeine Tour pünkt=
löchſt
eingehalten. Die Mehrzahl der Fahrer hatte Touren in
ſüidlicher Richtung gewählt, nur zwei waren nach Oberheſſen
gefahren. Ueber den Verlauf der Fahrt auf dieſer Tour das
Aachſtehende:
Nächtliche Rennfahrk 120 Km.=Tempo.
Der liebenswürdigen Einladung des Herrn Wilhelm
Merck danke ich die Gelegenheit zur Mitfahrt. Im Schloßhof
zu.: Erbach herrſcht um die Mitternachtsſtunde fieberhafter Be=
mieb
. Dieſe nächtliche Strahlenfahrt, deren Schöpfer Herr Ober=
ungenieur
Georg Hoffmann iſt, und der damit den Auto=
naobilſport
um eine außerordentlich intereſſantel Nuance be=
neichert
hat, iſt etwas ſo Neues, nie dageweſenes, daß das In=
uereſſe
an der Fahrt weit über den Kreis der Teilnehmer hin=
auisgeht
. 3 Minuten vor 12 Uhr herrſcht im Schloßhof ohrenbe=
täubender
Lärm, die Motoren ſind angeworfen, und brummen
mutwillig und kraft=protzend ihre Bereitwilligkeit zum Sieg.
9Sünktlich um 12 Uhr ſenkt ſich die weiße Starterfahne vor dem
euſten Konkurrenten, dem prachtvollen 16 P.S. Benz. Am
Söteuer Herr Wilhelm Merck, neben ihm als aufmerkſamer
und geſchickter Helfer Herr Hohmann. Im Rückſitz ich. Trotz der
angen Kurven in den winkligen Gaſſen Erbachs fahren wir mit
einem Tempo vom Start, daß wir keinen der Konkurrenten vor
Aßeendigung der Fahrt wieder zu Geſicht bekommen. Der Oden=
hoald
wartet uns mit Ueberraſchungen wenig angenehmer Art
qatf. Kaum umfangen uns ſeine im Herbſtſchmuck in der Mond=
ſcheinbeleuchtung
golden ſchimmernden Bäume, macht ſich auch
elrne ſchneidende feuchte Kälte ſo empfindlich bemerkbar, daß ich
dnankbar der kleinen zart=fürſorglichen, wenn auch Steuerrad
gewohnten Hände gedenke, die mich ſo warm im Wagen ver=
ſtaut
haben. Die Kälte war allerdings nur eine nebenſächliche
ieberraſchung. Fataler war die andere. Urplötzlich, im 90 Kilo=
nieter
=Tempo, türmt ſich vor uns eine dichte Nebelmauer, ſo dick
umd ſo dicht, daß auch unſere Rieſenſcheinwerfer nicht einen
Mieter weit hindurchdringen. Es muß geſtoppt werden. Zornig,
umwillig brummt der Motor, bellt dumpf, als ob er in Ketten
inegt, um nach Durchdringen der Nebelwand wieder ſeine be=
fneiende
ſiegheiſchende Tritonenmuſik hören zu laſſen. Dieſes
dem Fahrer fatale, dem Mitfahrer natürlich intereſſante Schau=
ſeiel
, wiederholt ſich im Lauſe der Nacht vielfach. Undurchdring=
iſche
Nebelwände von wenigen Metern zu bis zu Kilometern
Triefe, zwingen oft zum Stoppen. In der Geraden aber, und
neenn der Mond ſiegreich bleibt, legt der Wagen, von der fabel=
hraft
ſicheren Hand Wilhelm Mercks geſteuert, ein Tempo von
1220 und 130 Km. an, frißt ſich mit wahrer Kilometergier in die
vm Mondſchein in Silberſchimmer getauchte Herbſtnacht. Mehr=
ſuuch
heißt es urplötzlich bremſen, weil Bauernfuhrwerke nach
allter Gewohnheit linksſeitig ganz plötzlich im Scheinwerfer auf=
tnuchen
. Durch Dörfer und Städtchen, ſpitze, S= und Haarnadel=
luirven
, geht die ſauſende Fahrt. In der höchſten Schnelligkeit
tüe immer wieder intereſſante optiſche Täuſchung, als ſtehe der

Wagen und die zu Laubengängen ſich formenden Baumalleen
ſauſen an uns vorbei.
So paſſieren wir Michelſtadt, König, Höchſt, Lengfeld, Rein=
heim
, Spachbrücken, Roßdorf. Keine Zeit, die wundervolle, wenn
auch herbe Landſchaft zu genießen. Es gilt ein höheres ſport=
liches
Ziel zu erreichen. Urplötzlich tauchen die Lichter von
Darmſtadt auf. Wir laſſen die Stadt links liegen, am Orpheum
vorbei, rechts einbiegend, gehts Frankfurt zu. Die ſchöne Straße
nach Langen geſtattet uns, aus dem Motor herauszuholen, was
er hergibt. Um 1,20 Uhr ſchon laſſen wir Frankfurt hinter uns,
dann gehts nach Oberheſſen. Vilbel, Friedberg, das vorgeſehene
Ziel unſerer nächtlichen Rennfahrt iſt erreicht. Wir haben noch
30 Minuten Sicherheitskoeffizient, alſo weiter, nach Bad= Nau=
heim
und Butzbach, um die Kontrollkarten der Poſt zu über=
geben
. Eine ganz kurze Atempauſe erlaubt es Willy Cleer auf
ſeinem Stöwer uns einzuholen, was, er die letzte halbe Stunde
vergeblich verſucht hatte. Dann wenden wir, und in faſt auf die
Minute gleichem Tempo ſauſen wir die gleiche Strecke zurück.
Das unvergeßliche Schauſpiel der Hinfahrt wiederholt ſich minu=
tiös
. Frankfurt hielt fatale Minuten auf, aber die geraden und
überſichtlichen Straßen wurden ausgenutzt. Ohne jeden Zwiſchen=
fall
fuhren wir über eine 34 Stunde zu früh in den Schloßhof zu
Erbach ein. Allerdings und bedauerlicher Weiſe nicht als Sieger.
War es die Auswahl der Strecke, war es der Nebel, der ſchuld
war? Schwer, das feſtzuſtellen. Sicher iſt, daß die Konkurren=
ten
, die eine mehr ſüdliche Strecke gewählt hatten, beſſer ab=
ſchnitten
, ſicher aber auch, daß die ſportliche Leiſtung des Herrn
Wilhelm Merck eine ganz ungewöhnliche war. Dieſe nächtliche
Rennfahrt ſtellt die höchſten Anforderungen nicht nur an die Ma=
ſchine
, nicht nur an die überlegene Ruhe und Sicherheit des Fah=
rers
, mehr noch, und das iſt das bedeutſame an dieſer Konkur=
renz
, an das Verantwortungsgefühl des Wagenlenkers, der trotz
der Ueberlegenheit ſeines Wagens durch die Ungunſt der nächt=
lichen
Nebel gezwungen iſt, ſich zu beherrſchen, will er nicht
Wagen, Inſaſſen und Paſſanten aufs Spiel ſetzen, nur um ſeinen
Siegen einen weiteren hinzuzufügen. Wir waren die 4½
Stunden eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von
54 Kilometern gefahren!
Das Placement der Strahlenfahrt,
die ſicher als epochale ſportliche Neuheit gewertet und zur Wieder=
holung
anſpornen wird, iſt folgendes:
1. Direktor Hartlieb auf Falcon 256 Km. gewertet
399,36 Punkte;
2. Alfred Levy auf Lancia 259,6 Km. 370,70 Punkte;
3. Willy Cleer auf Stoewer 236,4 Km. 328,12 Punkte;
4. Erbgraf Alexander zu Erbach=Erbach auf Steiger 234,6
Km. 326,62 Punkte; außer Konkurrenz;
5. Georg Giſchel auf Simſon 215,8 Km. 317,12 Punkte;
6. Wilhelm Merck auf Benz 229,4 Km. 272,98 Punkte.
Heinrich Kumpf auf Dürkopp, der übrigens keinen 10, ſon=
dern
einen Serienwagen 6 P.S. fuhr, der nach 5 Uhr eintraf,
weil er ſich in Heilbronn verfahren hatte, konnte nicht mehr pla=
ziert
werden.
Der zweite Tag
brachte dann unter ungeheurer Teilnahme der Bevölkerung der
ganzen Umgegend
das Krähbergrennen
deſſen ſteigende Bedeutung und Beachtung allein durch die Tat=
ſache
belegt wird, daß ſämtliche bedeutenden deutſchen Zeitungen
Vertreter entſandt hatten. Das Wetter war überraſchend ſchön,
und ſchon in den erſten Morgenſtunden begann eine Wanderung
aus allen Richtungen zur Rennſtrecke, die ſchließlich dicht um=
ſäumt
war. Beſonders in den intereſſanten Kurven ſtaute ſich
die Menge der Sportbegeiſterten und Schauluſtigen, ſo daß das
Abſperrkommando der Schupo einen ſchweren Stand hatte. Die
Rennen verliefen aber ohne jeden Unfall.
Allerdings wurde
der Start
unliebſam ohne Schuld der Leitung um zwei Stunden
verzögert, und zwar dank der Kurzſichtigkeit der Eiſen=
bahnverwaltung
, die weder genügend Wagen geſtellt noch
mit der ſtarken Steigung zwiſchen Erbach und Hetzbach gerechnet
hatte. Der verhältnismäßig lange Zug, in deſſen letztem Wagen
die von Darmſtadt kommenden Schupo= und Sanitätsmann=
ſchaften
Platz genommen hatten, konnte die ſtarke Steigung vor
Hetzbach nicht nehmen. Der Zugführer entſchloß ſich deshalb,
etwa das letzte Drittel des Zuges auf der Strecke halten
zu laſſen, um es nachzuholen. Die Schupomannſchaften tra=
fen
daher erſt nach 9 Uhr ein und hatten naturgemäß, da in=
zwiſchen
die Zuſchauermengen bereits die Kurven beſetzt hatten,
erhebliche Schwierigkeiten, um ſich durchzuſetzen.
Die Paſſagiere des Zuges, zu neunzehn Zwanzigſtel Beſucher
des Krähberg=Rennens, nahmen die Sache mit dem nötigen
Humor auf. Als der Zugführer immer wieder Anlauf nahm,
um zum Ziel zu gelangen, wurden Rufe laut: Schieber raus!
und tatſächlich ſtiegen viele aus und halfen, wenn auch vergeb=
lich
, ſchieben. Nach dieſem Intermezzo, das Darmſtadt aller=
dings
um das intereſſante Schauſpiel des vorgeſehenen Korſos
brachte, denn durch die zwei Stunden Verſpätung trafen die
Fahrzeuge erſt bei völliger Dunkelheit in Darmſtadt ein, ging
der Start ſchnell und flott vonſtatten.
Es wurden zuerſt die leichten Räder, dann die ſchweren
und ſchließlich die Wagen nach dem Klaſſement, zum Schluß die
Rennwagen abgelaſſen. Vielfach gab es auch hier Ueber=
raſchungen
. Der als ſchärfſter Konkurrent gefürchtete große
Mercedes Schwengers fiel kurz nach dem Start wegen
Motordefekt aus, der Hag Gräbs ſtellte ſich in der Kurve auf
die Naſe, verlor allerlei und fuhr unbeſchadet ausgezeichnet
durchs Ziel. Der Simſon=Supra Otto Reifs kam brennend
an und mußte 20 Meter vor dem Ziel herausgeworfen werden.
Die Lager waren ausgelaufen und durch herausſpringenden
Kolben das Motorgehäuſe zertrümmert. Frau Ernes Merck,
die als einzige Dame im Nennen am Steuer ſaß, fuhr bewun=
dernswert
ſchneidig, ſprang geradezu durch die Kurven, wurde
aber durch einen Defekt im Getriebe, der ſich alsbald nach dem
Start bemerkbar machte, ſtark gehandicapt. Trotzdem die glän=
zende
Zeit von 4,19½ Min., d. h. nur 9 Sekunden mehr als der
Sieger ihrer Klaſſe. Dieſe 9 Sekunden warfen die ſchneidige
Fahrerin vom ſicheren erſten auf den dritten Platz.
Im übrigen wurde ganz ausgezeichneter Sport geboten.
Jörns, der Opel=Altmeiſter, durchfuhr die Strecke in der fabel=
haften
Zeit von 3,55 Min. und hatte damit die beſte Zeit
des Tages. Unter den Motorradkonkurrenten hatte Fritz
Kleemann mit 4,18½ Min. die beſte Zeit, mit nur einigen
Sekunden Herrn Wieſt=Darmſtadt, einem der beſten jungen
Rennfahrer, überlegen.
Die Reſultate.
a) Motorräder. Klaſſe I, bis 150 ccm: 1. Joſef
Klein, Allright, 6,1 Min.; 2. M. Link, D. K. W., 6,3 Min.;
3. Kasbaum, D. K. W. 7,22 Min.
Klaſſe II, bis 250 ccm: 1. Phil. Kaner, Horett, 5,393
Min.; 2. Gg. Bickelhaupt, Schwalbe, 8,46½ Min.

Klaſſe IV, bis 500 ccm: 1. Fritz Kleemann jr., Horett,
4,18½ Min. (beſte Zeit des Tages für Motorräder); 2. Geo
Wieſt, Triumph, 4,28½ Min.; 3. Jacob Schwind, Sarolea, 4/42½
Min.; 4. Leonh. Löffler, N. S. u., 5,4½ Min.; 5. Carl Ebert,
B. U. W., 5,54½ Min.
Klaſſe V, bis 750 ccm: 1. Willi Buck, Sarolea, 5,34½;
2. Karl Lang, Wanderer, 6,24 Min.
Klaſſe VI, bis beliebig: 1. Hch. Görich, New=Imperial,
4,37 Min.: 2. Hch. Seipp, N. S.1., 4,58 ;/= Min.; 3. Gottfr. Oberle,
N. S.U., 5,3), Min.; 4. Fritz Seickel, Rudge, 5,36/= Min.; 5. Ldw.
Strauß, Sarolea, 5,37 Min.
b) Tourenwagen bis 4 PS. 1. Preis: Stumpf=
Leckiſch auf 4 PS Fafag in 4,37= Min.; 2. Preis: Leo Oſter=
kamp
auf Pluto Ehrhardt 4 PS in 5,9 Min.
Bis 5 PS. 1. Preis: Baumeiſter auf 5 PS Wanderer in
4,20 Min.; 2. Preis: Nüchter auf 5 PS Hag in 5,35 Min.
Bis 6 PS. 1. Preis: Max Schäde auf 6 PS Lai in 5,12½/=
Min.; 2. Preis: Karl Simon auf 6 PS Alan in 5,27 Min.
Bis 6 PS mit Kompreſſor. 1. Preis: A. Roſenberger
auf Mercedes in 4,10 Min.; 2. Preis: Baron von Trützſchler= Fal=
kenſtein
auf 6 PS Mercedes 4,17= Min.; 3. Preis: Frau Ernes
Merck auf 6 PS Mercedes in 4,19½½ Min.
Bis 8 PS. 1. Preis: Fritz Kleemann auf 8 PS Bugatti
in 4,19 Min.; 2. Preis: Reinhard Dürkopp auf 8 PS Dürkopp in
4,38= Min.
Bis 10 PS. 1. Preis: A. Erbgraf zu Erbach=Erbach
auf 10 PS Steiger in 4,/40½ Min.: 2. Preis: Dr. Hermann Engel=
hardt
auf 9 PS Lancia in 4,55:)= Min.
Dieſelbe mit Kompreſſor: Direktor Eberhardt auf 10 PS
Mercedes in 4,58½½ Min.
Bis 14 PS. D. Maier auf 11 PS Steiger in 4,12 Min.
Bis beliebig. 1. Preis: Karl Jörns auf 17 PS Opel in
3,55*= Min. (die beſte Zeit des Tages); 2. Preis: Graf
Oeynhauſen Sierſtorff auf 28 PS Mercedes in 4,22), Min.
c)Rennwagen bis 4 PS: W. Wendel auf 5 PS N. S.U.
in 4,53 Min.
Bis 6 PS: Hans Birck auf 6 PS Rabag Bugatti in 4,22 Min.
Bis 8 PS. 1. Preis: Reinhard Dürkopp auf 8 PS Dür=
kopp
in 4,35½ Min.; 2. Preis: Wilhelm Glöckler auf 8 PS N. S.u.
in 4.42:)= Min.
Ueber 10 PS: Paul Jörn auf 14 PS Opel in 3,58½ Min.
(Wanderpreis für den ſchnellſten Rennwagen).
Betriebsſtoff ſämtlicher Fahrer Ikolin.
Die Preisverteilung
fand alsbald nach Bendigung der Rennen im feſtlich geſchmückten
Schloßhof zu Erbach ſtatt. Vor der Freitreppe waren die zahl=
reichen
koſtbaren und künſtleriſchen Preiſe, meiſt Kriſtall und Sil=
ber
, aufgebaut. Der Präſident des H.A.C., Herr Pfeiffer,
nahm hier nochmals Gelgenheit, dem Erbgrafen und der Erb=
gräfin
zu Erbach=Erbach für die tatkräftige Förderung des Spor=
tes
herzlichſt zu danken und den Siegern die beſten Glückwünſche
des H.A.C. auszuſprechen. Frau E. Merck überreichte den
ſiegreichen Fahrern die Trophäen. Für die 2. und plazierten
3. Sieger hatte der H.A.C. künſtleriſche Plaketten herſtellen laſ=
ſen
, die auch den ſeit Jahren die Rennen des H.A. C. beſuchenden
Vertretern der Sportpreſſe, den Herren Major a. D.Bernhardt,
Kirchner, Dr. Kauders, Pullig und M. Streeſe ver=
liehen
wurde. Man weiß im H.A.C. die aufopfernde und för=
dernde
Tätigkeit der Preſſe zu ſchätzen.
Nach der Preisverteilung war nochmals für 12 Stunden
der Odenwald erfüllt vom Motorknattern und Benzindunſt. Trotz
der Anſtrengungen der Tage fanden ſich Unentwegte noch in er=
heblicher
Anzahl im Klubheim des H.A. C. zuſammen, wo die
Siege nach altem Brauch gefeiert wurden.
M. St.

* Der Segelſlugwettbewerb in Jtalien.
Die akademiſche Fliegergruppe Darmſtadt am Start.
Einer Aufforderung der italieniſchen Lega geréa nazionale
folgend, nimmt zurzeit die Akademiſche Fliegergruppe an einem
Segelflug=Wettbewerb in Italien teil. Der Einladung, die die
Gruppe in der Rhön erreichte, wo ſie noch zu den dortigen Segel=
flug
=Wettbewerben weilte, wurde gerne Folge geleiſtet. Die
Italiener legten großen Wert auf das Erſchei=
nen
der drei beſten deutſchen Segelmaſchinen
und ſicherten dafür Uebernahme der Transport=, Reiſe= und
Unterkunftskoſten für die Maſchinen und je zwei Begleiter zu.
Als dieſe drei Flugzeuge kamen in Betracht: der Konſul
der hieſigen Akademiſchen Fliegergruppe, der
Moritz von Martens und zuletzt Der alte Deſſauer
der Flugwiſſenſchaftlichen Arbeitsgruppe Köthen. Außerdem
nahm Martens noch ſeinen Doppelſitzer Deutſchland mit.
Die Maſchinen wurden Ende September verladen und waren
in wenigen Tagen in Verona, wo ſie kurze Zeit vom dortigen
Zollamt feſtgehalten, bald aber freigegeben wurden. Ihre end=
gültige
Ueberführung nach Aſiago, dem Ziel der Reiſe, war bald
erfolgt.
Die Aufnahme der deutſchen Segelflieger,
auf deren Kommen die Italiener ſo großen Wert gelegt hatten,
war überaus herzlich. Leider haben die Franzoſen und
Engländer nicht gemeldet. Von ausländiſchen Maſchinen wird
nur eine ſchweizeriſche erſcheinen. Alle übrigen Flugzeuge ſind
italieniſcher Nationalität.
Aſiago, der Ort des Wettbewerbes, war im Weltkriege völlig
zerſtört und iſt völlig neu erbaut. Der Wettbewerb findet vom
Monte Siſemol, einem nahe bei der Stadt ſich erhebenden Berge,
aus ſtatt. Das Gelände iſt, verglichen mit dem der Rhön, außer=
ordentlich
ungünſtig, was Bodenbeſchaffenheit anbelangt. Da
hier mit die größten Schlachten des Weltkrieges geſchlagen wur=
den
, iſt der Boden noch völlig von Granaten zerwühlt, von
Schützengräben durchfurcht und allenthalben ſind noch Draht=
verhaue
geſpannt. Indeſſen erſcheint ein im Südoſten der Stadt
ſich hinziehender Höhenzug zum Starten weit günſtiger.
Deutſche Maſchinen waren zuerſt am Start, und
zwar Martens Moritz und der Darmſtädter Kon=
ſul
. Bei völliger Windſtille flogen beide Maſchinen. Martens
etwa 5 Minuten, Konſul mit Führer Pagenmeyer ca. 8 Mi=
nuten
; eine außerordentliche Leiſtung bei der Windſtille. Das
anweſende Publikum klatſchte beim Start der
deutſchen Maſchinen begeiſtert Beifall. Tags
darauf flog Der alte Deſſauer mit dem Darmſtädter Piloten
Fuchs (aus Mangel an Piloten bei den Köthenern helfen Darm=
ſtädter
Piloten aus) über 40 Minuten.
Dies war der Auftakt des italieniſchen Wettbewerbes. Wir
dürfen mit Recht auf die kommenden Leiſtungen der Akademiſchen
Fliegergrnppe geſpannt ſein, die dieſen Sommer ſchon eine
fieberhafte Tätigkeit entfaltete, indem ſie aus den Rhön= Segel=
flugwvettbewerben
als erſter Sieger hervorging und daran an=
ſchließend
ſich ſofort mit ihrem neuerbauten Leichtflugzeug am
hieſigen Deutſchen Luftwettbewerb beteiligte.
jeniſche Wettbewerb iſt ſchon bis zum 20. Oktober
haben allen Grund, anzunehmen, daß auch

ßerordentlich gut abſchnei=

[ ][  ][ ]

Seite 6

Montag, den 13. Oktober 1924.

Rummer 281

Fußball.
Fußballklub Union=Darmſtadt I. F. C. Eintracht I. 2:2.
Obiges Treffen fand unter der Teilnahme einer ſehr anſpre=
chenden
Zuſchauerzahl ſtatt. Die Leitung des Spieles lag in den
bewährten Händen, des Herrn Metz von Neckarhauſen. Dem
Spiele folgte die ſportbegeiſterte Menge, mit ſehr großem In=
tereſſe
, bot es doch, objektiv betrachtet, ſehr ſpannende Momente.
Es war beiderſeits ein harter Kampf um die wertvollen Punkte.
Das Spiel blieb jedoch ſtets in dem ſportlichen Rahmen, nennens=
werte
Zwiſchenfälle haben ſich nicht ereignet. Union hatte etwas
mehr vom Spiele, aber die gute Deckungsarbeit des Gegners ver=
ſagte
es dem Sturm, eine größere Torzahl herauszuholen. Die
Unionelf in vollkommen neuer Sportkleidung hinterließ einen ſehr
guten Eindruck, das Publikum war neutral genug, die Leiſtungen
der Mannſchaft anzuerkennen. Das Geſamtbild der Mannſchaft
war gut und jeder der Elf tat ſeine Pflicht.
Eintracht ſtellt eine techniſch gute und flinke Mannſchaft ins
Feld, die heute mit großem Eifer ſpielte. Die Energie der Elf
gab den Ausſchlag. Hätte die Union zu ihrem techniſchen Können
noch etwas mehr Energie gezeigt, insbeſondere die Läufer und
Stürmer, dann wäre das Spiel etwas anders ausgegangen.
Doch mit des Geſchickes Mächten, iſti kein ewger Bund zu
flechten. Die Hauptſache bleibt immer noch, daß Union noch einen
Punkt mit nach Hauſe nehmen konnte. Eintracht hatte ſich zwar
danach eingeſtellt, beide Punkte an ſich zu bringen, doch der Menſch
denkt . . . . .
Der erſte würdige Auftakt zu den Verbandsſpielen iſt gegeben.
Vormittags 10 Uhr ſpielten die zweiten Mannſchaften auf
dem Platze am Finanzamt. Union ließ heute zu wünſchen übrig,
es wurden ziemlich Bälle vermaſſelt. Nach ebenfalls hartem
Kampfe gewann Union knapp 3:2 Toren. Der Schiedsrichter, ein
Herr von Ober=Ramſtadt, tat ſeine Pflicht ſo gut er konnte. Geſche.

1. Jugend F. C. Eintracht 1b Jugend Germania Frankfurt,
3:2 (1:1.

Am Sonntag weilte die Jugend des F. C. Eintracht in
Frankfurt, um dort ihr fälliges Rückſpiel auszutragen. Wäh=
rend
die 1. Jugend auf eigenem Platze der ſpielſtarken Jugend=
mannſchaft
von Germania 2:0 unterlag, konnte dieſelbe nach
ausgeglichenem Spiel den Sieg mit 3:2 an ſich reißen. Die
glücklichen Torſchützen waren Ruppert (2), Rechel (1). Die Hin=
termannſchaft
fiel heute durch ihr ballſicheres Spiel auf und die
ibrigen paßten ſich gut in das Mannſchaftsgefüge ein. Der
Gaumeiſter Germania Frankfurt a. M. konnte durch ſein faires
Spiel gut gefallen.

F. C. 03 PirmaſensSportverein Darmſtadt 1898 0:0.
Von der weiten Reiſe nach der Schuhmetropole Pirmaſens
konnte die Ligamannſchaft des Sportvereins Darmſtadt, trotzdem
oder auch weil ſie in zwei wichtigen Poſten neu beſetzt war, aus
einem offenen, ſchönen, äußerſt ſchnellen Spiel einen wichtigen
Punkt mit nach Hauſe bringen. Vor allem hat ſich die Neu=
beſetzung
des Torwächterpoſtens bewährt.

Verbandspokalſpiele: Mitteldeutſchl. Süddeutſchl. 0:2.
Südoſtdeutſchland Berlin 2:4 (2: 1).
Nordoſtdeutſchland Norddeutſchland 1:7.
Süddeutſchland=Mitteldeutſchland 2:0 (2:0).
Bezirks=Liga: Emtracht Frankfurt Union Niederrad 1:1.
Sp.=C. Bürgel F.=C. Frankfurt 0:3.
Helvetia Frankfurt V. f. R. Frankfurt 2: 2.
Kickers Offenbach Hanau 93 1:2.
Kreisliga: Nord=Mainkreis:
Boruſſia Frankfurt Germania Frankfurt 1:2.
S.=V. Homburg S.=F. Frankfurt 1 :2.
Olympia Frankfurt Rödelheim 0:1.
Oberurſel Eckenheim 3:0.
Bergen Fechenheim 5: 1.
Süd=Mainkreis: Iſenburg Mühlheim 2: 1.
Hauſen S.=V. Offenbach 2:1.
Wixhauſen Germania Bieber 1:2.
Bürgel Dietzenbach 2:1.
Weſt=Mainkreis: Hanau 94 Nieder=Rodenhac; 3:1.
Hanau 60 Viktoria Aſchaffenburg 3: 3.
Damm Kahl 0:1.
Klein=Steinheim S.=V. Damm 1:2.
Kickers Aſchaffenburg Groß=Auheim 2: 3.
Rühla Hanau 20 4:0.
Rheinbezirk: Pfalz Ludwigshafen Neckarau 0:0.
Waldhof Feudenheim 8:2.
Germania 08Phönix=Mannheim 3:1.
Friedrichsfeld-V.f.B. Waldhof 4:2.
PlankſtadtHertha=Mannheim 5:1.
Viernheim=Pfungſtadt 4:0.
Weinheim-Lorſch 5:0.
Vorwärts=Mannheim-Neckarhauſen 1:0.
Bayern: Nürnberger f. V. Bayern München 1:1.
Sp.=Vgg. Führt Teutonia München 6: 1.
Wacker München Ulm 0:0.
München 60 Nürnberger F.=C. 2: 3.
Pfeil=NürnbergFranken=Nürnberg 3:L.
F. V. Fürth-Bayern=Nürnberg 2:0.
V.f. R.=FürthFürth 83 3:0.
F. V. WürzburgMichelau 1:0.
Bayern=KitzingenUnion=Schweinfurt 2:0.
F. V. LichtenfeldJahn=Schweinfurt 3:L.
Kickers=WürzburgF. C. Bamberg 2:L.
Jahn=RegensburgF.C. Bamberg 7:1.
Regensburg-Bayern=Hof 0:0.
Sp. Vgg. Hof-Bayreuth 1:0.
Württemb.=Baden: S.=C. Stuttg. Freiburger F. C. 1:4.
S.=C. Freiburg F.=C. Mühlburg 2:0.
Heilbronn V. f. B. Stuttgart 3: 1.
Eintracht=StuttgartSp.=Frd.=Stuttgart 1:0.
ZufenhauſenFeuerbach 2:2.
Viktoria=Untertürkheim-Normania=Gmünd 1:1.
S.V. Baden=BadenOffenburg 2:0.
Rheinheſſen=Saar: S.=V. Wiesbaden Höchſt 1:0.
Boruſſia Neunkirchen Wormatia Worms 1:2.
Idar Trier 5: 1.
Saarbrücken Saar 05 3: 1.
Berlin Oberliga: Union Potsdam Preußen 2:1.
Kickers V. f. B. Pankow 4: 3.
Spandauer S.=V. Luckenwalde 1:0.
S.=V. 92 Union F.=C. 5: 3.
Brandenburg Weißenſee 1:0.
Hamburg. AltonaSr. Pauli 4:1. UnionBlankenſee 10:0.
S. C. Konkordia 4:2.
Hannover. EintrachtGermania=Wolfenbüttel 1:0. Ein=
tracht
=BraunſchweigS. C. 2:0.

Weſtdeutſchland:
EſſenSchwarzweiß=Dortmund 95 1:0.
B. S. C. Linden-Langendreer 4:1.
Union=GelſenkirchenAlemannia=Dortmund 3:L.
S. Vgg. MeiderichDuisburg 08 4:1.
Duisburg Sp. V.V.f. L. Ruhrort 1:0.

Motorſport.
Motorradrennen in Mainz.
Ergebniſſe:
Eröffnungsrennen, 10 Km., bis 150 Kubikzentimeter: 1.
Magel=Mainz, Ariel, 9:06,2: 2. Sauerzapf=Mainz, Naſſovia;
3. Lehr=Gonſenheim. Preis der Landesgruppe Heſſen=Naſſau:
15 Km., bis 250 Kubikzentimeter: 1. Thimm=Mainz, Ariel,
10:20,2: 2. Magel=Mainz, Opel; 3. Buſch=Mainz, Ariel. Preis
vom Rhein, 20 Km., bis 350 Kubikzentimeter: 1. Kappler=Mainz,
A. J. S., 15:40,4, neuer Bahnrekord: 2. Keller=Mainz, B.A.S.;
3. Dries=Mainz, B.A.S. E Motorrad=Bahnmeiſterſchaft von Heſ=
ſen
, 30 Km.: 1. Kappler=Mainz, A. J. S., 2. Keller=Mainz, B. A. S.,
3. Wohn=Gonſenheim, B.A.S., 4. Dries=Mainz, B.A.S.
Motorradrennen zu Leipzig.
Ergebniſſe.
Eröffnungsrennen 10 Kilometer, bis 150 ccm:
1. Przybilſky=Magdeburg auf Trade 7:16,1; 2. Hucke=Berlin auf
Hucke 7:10,2.
Kleiner Herbſtpreis 15 Kilometer, bis 200 ccm:
1. Grasmann=Bamberg=Doll 10:41,4; 2. Kucke=Berlin auf Hucke.
20=Kilometer=Lauf, bis 250 ccm: 1. Hucke=Berlin
auf Hucke 13:20,4; 2. Theſis=Berlin auf Baiern 19 200 Meter.
Großer Herbſtpreis, 35 Kilometer, bis 350 ccm:
1. Ernſt=Breslau auf Ernſt 20:16,2; 2. Oivienne=Brüſſel auf
Imperia 34 850 Meter.
Radſport.
Radrennen zu Frankfurt a. M.
Die Meiſterſchaft des Landesverbandes Heſſen des
Bundes Deutſcher Radfahrer über 10 Kilometer auf der
Feſthallen=Radrennbahn gewann nach hartem, prächtigen Spurt,
Hugo Walkenhorſt=Darmſtadt in 15:19 mit 3 Längen
Vorſprung vor Leißler und Sauerzapf, der am Schluſſe ſehr ſtark
aufkam. Geſtartet waren 19 Fahrer.
Den Großen Preis der Induſtrie, 75 Km. Mannſchaftsfah=
ren
nach Sechstageart, gewann Rauch=Hanf=Köln mit 43 P., hier=
auf
folgten Mühlhoff=Springborn=Crefeld als Zweite mit 24
P., Walkenhorſt=Bettgen=Darmſtadt=Frankfurt als
Dritte mit 20 P., Gugau=Hahn=Frankfurt=Leipzig als Vierte mit
19 Punkten.
Rennen zu Köln.
Im Fahren nach Punkten ſiegte Otzmella 10 P., Roßbach
10 P., Galvin 6 P., Zucchetti 6 P.; im 100=Runden=Einzelfahren
als Erſter Otzmella mit 36 P., 2. Otto Blank 17 P., 3. Zucchetti
mit 15 Punkten.
Bei den Radrennen zu Düſſeldorf mußten Roſellen=
Bauer einerſeits gegen Linart=Lejour=Belgien andererſeits die
Ueberlegenheit ihrer Gegner anerkennen, denn Bauer ſtürzte
beim zweiten Lauf über je 50 Km. beim 36. Km. und gab auf.
Rennen auf der Olympiabahn zu Verlin:
Ergebniſſe:
20 Km.=Lauf: 1. Kraſſin=Frankreich 16:46; 2. van Ruyſſevield
950 Mtr.; 3. Saldow 1200 Mtr.; 4. Sawall 1360 Mtr. zurück.
30 Km.=Lauf: 1. Sawall 24:01,2, Bahnrekord: 2. Saldow 10
Mtr.; 3. Kraſſin 395 Mtr.; 4. van Ruyſſevield 860 Mtr. zurück.
50 Km.=Lauf: 1. Saldow 40:29,2, Bahnrekord; 2. Sawall
1700 Mtr.; 3. Kraſſin 2950 Mtr.; 4. van Rucſſevield 5150 Mtr.
zurück.
Rennen zu Chemnitz.
Ergebniſſe.
Großer Herbſtpreis: 1. Lauf, 50 Kilometer: 1. Wittich
38:32; 2. Wegmann 450 Meter; 3. Junghans 600 Meter;
4. Berkemolen. 2. Lauf, 50 Kilometer: 1. Wittich 39,30; 2. Weg=
mann
470 Meter; 3. Junghans 1270 Meter; 4. Berkemolen
1290 Meter zurück.
Deutſcher Sieg im Züricher Radballturnier.
Der Große Preis von Zürich im Radballturnier, an dem
Mannſchaften aus der Schweiz, Oeſterreich, Deutſchland und
Frankreich teilnahmen, iſt von einer deutſchen Mannſchaft ge=
wonnen
worden. Der Länderkampf im Dreier=Radballſpiel
zwiſchen DeutſchlandSchwveiz endete 2:: unentſchieden, nach=
dem
die Schweiz mit 2:1 in der Pauſe in Führung lag.
Hocket.
Darmſtädter Hockeyklub I. ſchlägt Jahn=München I. 5:2 (2:0).
Pünktlich 3.30 Uhr traten die Mannſchaften an. Herrliches
Wetter und ein prächtiger Platz gaben dem Spiel einen eigenen
Reiz. Leider war bei München der Internationale Fiſcher nicht
mit von der Partie, doch füllte der Erſatzmann voll und ganz
ſeinen Poſten aus.
Spielverlauf. Darmſtadt findet ſich gleich gut zuſam=
men
, der Mittelläufer wirft den Sturm ſchön nach vorne und nach
kurzer Zeit jagt Gärtner den Ball auf Vorlage von Halbrechts
ins Münchener Tor. München greift flott an. Die linke Seite
ſpielt ſich öfters gut durch, doch finden die Flanken Schlemmers
beim Innerſten keine Verwertung. Anders Darmſtadt. Die
ſchnellen Angriffe machen der gegneriſchen Verteidigung viel zu
ſchaffen, und der Torwächter muß wiederholt in höchſter Not ein=
greifen
. Eine Flanke Kiſſels verwertet Kemmer zum 2. Tor.
Dann liegt Jahn im Angriff. Schlemmer geht wiederholt durch,
von rechts und links kommen die Flanken, aber der Sturm ſchießt
ſchlecht, die Schüſſe gehen daneben oder werden von Schulte ge=
halten
. Kemmer jagt einen Bombenſchuß an die Querkette.
Mehrere Ecken auf beiden Seiten bringen nichts ein. Einen ſchar=
fen
Schuß hält Schulte im Hinwerfen. Jahn drängt mit Wucht,
ſpielt viel hoch und gibt dadurch den Einheimiſchen immer wieder
Gelegenheit, den Ball wegzubefördern. Mit 2:0 geht’s in die
Pauſe.
Nach Seitenwechſel ſpielt Schlemmer Mittelſtürmer Dr. Die=
maier
Mittelläufer. Zunächſt verteiltes Spiel. Die Angriffe der
Darmſtädter ſind ſtets gefährlich. Kemmer ſchießt Nr. 3, Gärtner
Nr. 4 und kurz darauf Häußler das 5. Tor für Darmſtadt. Die
Läuferreihe läßt jetzt nach. Diemaier iſt überall, Angriff auf An=
griff
rollt gegen das Darmſtädter Tor. 3 Ecken bringen nichts
ein. Dann erzielt Schlemmer in feiner Manier das 1. Tor, und
bald fällt ein Anſchluß an eine Ecke. Das 2. Tor für München.
Die letzten Minuten dergehen in wechſelndem Feldſpiel.
D.H.C. hat mit 5:2 einen eindrucksvollen Sieg errungen.
Das Spiel war ſehr ſchnell, zeitweiſe hart, aber ſehr fair.
München hatte im Feld durch die ſtabilere Läuferreihe in großes
Plus. Der beſte Spieler auf dem Platze war Dr. Diemaier als
Mittelläufer. Nach ihm Schlemmer, als Linksaußen beſſer wie
als Mittelſtürmer. Gut der Rechtsaußen. Der Innenſturm ſehr
ſicher, ſpielte ungenau zu, vernachläſſigte die Außenſtürmer und
zögerte oft mit dem Schuß. Die Verteidiger waren manchmal un=
ſicher
, hatten beide einen ſcharfen befreienden Schlag.
Beim D.H.C. iſt vor allem die Verteidigung Niethammer,
Kreutzer zu erwähnen, ſowie Schulte=Umberg im Tor, ſie haben
die Hauptarbeit geleiſtet. Die Läufer unterſtützten ſie gut, ver=
nachläſſisten
aber den Sturm (Aufrücken!). Daß der Sturm trotz=
dem
5 Tore erzielte, zeugt für den Eifer und die Energie. Kiſſel
als Rechtsaußen wird mit jedem Spiel beſſer, ſeine Schnelligkeit
und präziſen Flanken ſtempeln ihn zum erſtklaſſigen Rechtsaußen.
Der Innenſturm, ſehr angriffsfreudig, zeigt noch nicht die ge=
wohnte
Zuſammenarbeit.
Eintracht Frankfurt Damen T.=V. 57 Damen 5:0.
Eintracht Frankfurt 1. Herren T.=V. 57 1. Herren 3: 2.
Eintracht Frankfurt 2. Herren T.=V. 57 2. Herren 3: 1.
S.=C. Frankfurt Damen T.=V. 60 1:0.

Pferdeſport.
Rennen zu Karlsborſi.
1. Quilon=Jagdrennen, 3000 Mk. Verkaufsrennen.
1. Lilienſtein=Oertel (Rich. Oswald); 2. Briſe; 3. Turfball.
Ferner liefen: Paria, Sambur, Murtchen, Florentin. Tot.:
20: 13, 14, 18.
2. Volcano=Jagdrennen. 3000 Mk. Für Dreijährige. 3000 Mtr.
1. Münzmeiſter=Bismarck (Graf Seidlitz=Sandreczki); 2. Erz=
hallunke
; 3. Niederwald. Ferner liefen: Martini, Primavera,
Doktor, Rahel, Rößling, Prinz Karneval. Tot.: 73: 18, 13, 14.
3. Immelmann=Hürdenrennen. 3000 Mk. 3000 Mtr.
1. Achilleion=Kukulies (O. Mareus); 2. Paris; 3. Golden Gate.
Ferner liefen: Lindenblüte, Danabourg, Lily I, Porphyr II,
Tavalyi, Wackerbart, Hexenmeiſter, Kati, Jongleur, Maifritzdorf.
Tot.: 50; 19, 13, 19.
4. Großer Preis von Karlshorſt. Ehrenpreis und 35 000 Mk.
6000 Meter.
1. Narr=Maté (M. Liſſau); 2. Guénole: 3. Herzog. Ferner
liefen: Pontillas, Tüchtig, Mozart, Champfleuri, Artilleriefeuer,
Naufbold, White Oſſi, Mirakel. Tot.: 55: 18, 15, 62.
5. Ziethenhuſar=Jagdrennen. 3500 M. Für Vierjährige. 3700 Mtr.
Palette=Herr v. Eckartsberg (S. Groß); 2. Onkel Otto; 3. Mel=
laroſa
. Ferner liefen: Philiſter, Heldin, Simona, Gnädigſte.
Tot.: 41: 18, 20, 22.

6. Glückskind=Hürdenrennen. 3000 Mk. Für Drejährige. 3000 Mtr.
1. Schirmherr=Oertel (Rich. Oswald); 2. Tereſina; 3. Immer=
weiß
. Ferner liefen: Laon, Stummer Teufel, Mundſchenk, Eifel,
Larodoſta. Tot.: 21: 10, 11, 13.
7. Feierabend=Flachrennen. 4000 Mk. 1800 Mtr.
1. Tuan Fang=Teichmann (M. Schönemann); 2. Cebria;
3. Fürſt (Hlb.). Ferner liefen: Kili, Maura, Achill, Chriſtſchmuck,
Sulbo. Tot.: 35; 17, 20, 26.
Handball
Turngemeinde 1846 Darmſtadt Tgſ. Griesheim, 5:0.
Bei den Meiſterſchaftswettſpielen in der Jugendklaſſe A.
konnte unſere Mannſchaft gegen die Tgſ. Griesheim mit 5:0 als
Sieger hervorgehen. Es iſt um ſo höher anzurechnen da unſere
Spieler heute zum erſten Mal zuſammenſpielten. Für die Zu=
kunft
ſetzen wir in unſere Elf feſtes Vertrauen. Diefe Mann=
ſchaft
wird ſich bei ſtetem Ueben zu einem nicht zu verachtenden
Gegner heranbilden.
Schwimnen.
In den intereſſanten Vereinswettkämpfen der beiden größten
Kölner Waſſerſportvereine, nämlich Rhenus und Poſeidon
ſiegte Poſeidon mit 7:5 Punkten.
Rugbg.
Viktoria Aſchaffenburg Eintracht Frankfurt 0: 37.
Tennis.
Der japaniſche Tennismeiſter Hokamoto, der auch bei den
olympiſchen Spielen in Paris und ſpäter in England ſehr erfolg=
reich
geſpielt hat, folgte einer Einladung des Berliner Schlitt=
ſchuhklubs
, um gegen den bekannten vorjährigen Meiſter Land=
mann
zu ſpielen. Landmann konnte den Japaner in einem
fünfſätzigen Spiel 0:6, 6:2, 3:6, 6:3, 6:2 ſchlagen.
Weitere Fußballergebniſſe.
Bremen. S.V.Union 2:2. A. D.S.C.Germania=Lehr 7:0.
WerderStern 2:2, abgebrochen. S. C. Harburg Schwarz=
weiß
Harburg 1:0. Boruſſia=HarburgWilhelmsberg 3:1.
Union=RecklinghauſenGronau 09 2:2.
Eſſen F. V.Viktoria=Recklinghauſen 4:1.
Sp. V. DürenGermania=Düren 1:1.
Sp. V. Rheidt-V. f. L. Bonn 1:0.
Eintracht=M.=GladbachF. V. Düren 2:1.
V. f. R. KölnTura=Bonn 3:1.
Kölner C. f. R.Boruſſia=M.=Gladbach 6:1.
Kölner S.C.Köln 99 4:0.
Rhenania=KölnAlemannia=Aachen 2:1.

Rund=Funk=Programm.
Dienstag, den 14. Oktober 1924.
Frankfurt a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). 11.55 Uhr: Zeit=
angabe
. 12 Uhr: Nachrichtendienſt. 4.10 Nhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produktenbörſe, Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberges
Hopfen Deviſenkurſe. 4.306 Uhr: Rundfunknachmittag in Muſik und Wort.
(6.30 Uhr: Die Leſeſtunde. Romaue der Weltliteratur. Soll und Haben von
Guſtav Freytag. 7.30 Nhr: Vortragszyklus des Stadtgeſundheitsamtes, 12. Vor=
trag
: Herr Prof. Naecke: Einfache ſeeliſche Störungen. 8 Uhr: Der Briefkaſten.
8.30 Uhr: Symphoniekonzert. 1. Ballettmuſik für Orcheſter, Gluck: 2. Klavier=
konzert
in D=Moll, Mozart: 3. Symphonie in G=Dur, Hahdn. Muſikaliſche Leitung:
Herr Dr. Nottenberg, erſter Kapellmeiſter der Frankfurter Oper Mitwirkung:
Frau Emma Lübbecke=Job (Klavier). 9.30 Nhr: Nachrichtendienſt, Wettermeldung=
Sportbericht. 9.55 Nhr: Zeitvorbereitung. 9.58 Uhr: 3 Minuten der Hausfrau.
10 Uhr: Zeitangabe. 1011 Nhr: Kornettquartett der Frankfurter Oper.
Jerlin (430 bzw. 500 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. 10,15 nhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten. 11,35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der Berliner und Ham=
burger
Produktenvorbörſe). 12,15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vor=
börſe
. 12,55 Uhr: Abermittlung des Zeitzeichens. 1,05 nhr: Zweite Bekanntgabe
der neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt. 2,15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht
der Berliner Börſe. 3 Uhr: Funkbörſe (die amtlichen Notierungen der Berliner
und Hamburger Produſten= und Viehbörſe; amtliche Deviſen). 4 Uhr: Funkbörſe
(Getreide eif. Hamburg; Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe). 4,306.30 Uhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle): 1. An der Wiege, Moszkowski; 2. Quver=
ture
zu der Oper. Die diebiſche Elſter, Roſſini; 3. Die Romantiker, Walzer, Lanner;
4. Melodie, Charles G. Dawes; 5. Vorſpiel zu dem II. Aufzug aus der Oper Der
Pfeifertag Max Schillings; 8. Große Fantaſie aus der Oper Cayalleria rusticang
Mascagni; 7. Zwei Melodien, Rubinſtein; 8. Chineſiſche Melodien, einer Spieluhr
abgelauſcht, Willy Zehle; 9. Wenn der Spatz ſein Neſt ſich baut, Foxtrottlied aus der
Operette. Die Mädels von Davos, Martin Knopf. Während der Pauſen: Ratſchläge
fürs Haus. Erläuterungen zu der Oper Bohemel 1. Stunde vor Beginn. Beginn
ſiehe Programm der Staatsoper, II. übertragung aus der Staatsoper, Unter den
Linden: Boheme, Oper in 3. Akten von Puccini. Anſchließend: Dritte Bekanntgabe
der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt Sportnachrichten Theater=
dienſt
.
England (MEZ.) Bournemouth (385), 7.30 Uhr: Soloabend. Cardiff (351),8.30ühr:
Engliſche Muſikrenaiſſance: V. Die Werke Edward Mitchells. Maucheſter (375)
7.30 Uhr: Maucheſterabend. Glasgow /420), 7.30 Uhr: Eine Nacht in Ayrſhire‟.
Aberdeen=Ubertragung. Belfaſt 7.30 Uhr: Sea=Programme‟.

Niemand iſt vor ſeinem Tode
glücklich zu preiſen, hat Solon geſagt. Wer aber das echte Home
burger Salz nimmt, iſt glücklich, denn ſeine Verdauungsbeſchwerden
ſind behoben. Natürlich muß er die Originalfirma:
Bad Homburger Heilquellen, G. m. b. H. beachten, (!*-

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½ Uhr:
1. Sinfonie=Konzert. Kleines Haus: Keine Vorſtellung. Dr‟
pheum, abends 8 Uhr: Zwangseinquartierung Union=, Meſſe
denz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maup=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streele
Derantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdlenſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Iinſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten

[ ][  ][ ]

Rummer 285.

Montag, den 13. Oktober 1924.

Seite 2.

Landwirtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen

Die Tiermaſſage.
Von Hieronymus Würzel.
Uralt iſt die Behandlung des kranken Menſchen und ſeiner
Baustiere durch die Maſſage. Die alten Aegypter, Phönizier,
Briechen und Römer bedienten ſich ihrer in vielen Fällen, häufig
genug verſteckt unter allerhand Zauberſtücken, die das Volk immer
Evieder anzogen, die ſogar im Laufe der nachfolgenden Zeit allzu
ſehr in den Vordergrund traten und die eigentliche Heilmethode
nnehr und mehr verdrängten. In der zweiten Hälfte des acht=
Fehnten Jahrhunderts brachte der Schwede Henriek Sieg die
EMaſſage, nunmehr frei von allem Humbug, wieder zur Geltung,
und ſelbſt hervorragende Aerzte, wie z. B. Dr. Metzger in
Amſterdam, bedienten ſich ihrer in ausgiebigſtem Maße, trugen
Siel zur Verbreitung ihres Anſehens und Anwendung bei.
Ihr hauptſächlickſter und eifrigſter Vertreter heutzutage iſt
ver bekannte Tierhygieniker C. Nhau (Berlin=Steglitz), der mir
iebenswürdigerweiſe aus ſeinem Werke Das goldene Buch vom
geſunden und kranken Tier die nachfolgenden Abbildungen zur
Verfügung ſtellte.
Wann ſoll man maſſieren, was will man
mit der Maſſage erzielen?
Das Darm=, Nerven=, Muskel=, Blut= und Lymphſyſtem, in
tinſerem Falle des tieriſchen Körpers, ſoll angeregt werden. Blut
und Lymphe follen durch Reibung in erhöhte Bewegung verſetzt

werden, um durch Weiterleitung der Nährſtoffe und Gaſe eine
Erſtarkung des Stoffwechſels herbeizuführen. Ganz beſonders
empfiehlt ſich eine Maſſage bei Verwachſungen, die auch bei ganz
mormalen. Tieren häufig genug vorkommen und durch ſie gelöſt
werden ſollen.
Die Nerven werden durch innere Methode funktionsfähig
erhalten, die Muskeln werden geſtählt; kurz, das ganze Tier
Einer erhöhten Leiſtungsfähigkeit näher gebracht. Die Vorteile
iriner Maſſage machen ſich jedoch erſt beim kranken Körper in
Uhrer gänzen Bedeutung bemerkbar. Bei Kolik wird durch zweck=
ntſprechende
Reibung des Unter= und Hinterleibes, hauptfäch=
lich
von vorn nach hinten, der Darminhalt, d. h. feſte, flüſſige
mund vor allen Dingen gasförmige Stoffe die letzteren ſind an
erſter Stelle Urſachen eines ſtarken Auftreibens auf ſchnellſtem
Wege weitergeleitet. Entzündungen heilt man vornehmlich
wurch Wegmaſſieren des Blutes von den kranken Stellen, um=
wekehrt
leitet man bei chroniſchen Leiden auf dieſelbe Art Blut
ſzu, um dann die kranken Organe durch Kneten, Klopfen und
Streichen zur heilenden Entzündung zu bringen.
Starke Ermüdung und Abſpannung bis zur Arbeitsunfähig=
deit
beruhen auf einer alzu ſtarken Anſammlung von Ermü=
ſoungsſtoffen
, die aus Muskel= und Nervenſyſtem in das Blut
abgegeben werden, aus dieſem aber nicht fortgeſchafft werden

können. Auch hier hilft man durch Maſſage nach. Erhöhte Friſche
und Arbeitsfreudigkeit belohnen in reichem Maße die aufge=
wandte
Mühe.
Eine richtige, wirkſamen Erfolg verſprechende Maſſage iſt
nämlich gar nicht ſo einfach. Sie verlangt Geduld, eine reiche
Erfahrung und nicht zuletzt eine ſtarke Hand. Nur die letztere
lommt in Frage; die Verwendung von Geräten irgend welcher
Art iſt von vornherein abzulehnen.
Zunächſt teilt man die Maſſage in eine örtliche und vor=
ſchiebende
ein. Die erſtere beſteht in einem Walken, Kneten,
Kelopfen, Klatſchen und Hacken; durch ſie wird der Krankheitsſtoff
Belockert. Streichen und Neiben wendet man bei der zweiten, der
Fortſchiebenden Methode an, durch die die zu entfernenden Stoffe
Fortgeſchoben werden ſollen.
Im einzelnen knetet und walkt man, wenn der kranke Teil
rnehr in der Tiefe liegt. Man fette zuvor die Hände ein, ſetze
beide zuſammen oder ein wenig voneinander entfernt auf und
wearbeite die kranke Stelle mit dem Handwurzelgelenk genau in
doer Art wie der Bäcker den Teig walkt und knetet, von oben nach
unten. Beſonders zu empfehlen iſt dieſe Behandlungsart bei Er=
trankungen
der ſehr ſtarken und feſten Hinterbackenmuskulatur.
Klopfen und Stoßen werden mit den Fingerſpitzen oder
Knöcheln ausgeführt. Bei alten flachen Geſchwulſten, die das
F7neten nicht ertragen, kommen ſie zur Anwendung. Ein Klopfen
mit geſtrreizten Fingern an Hals, Schulter und Lendenpartie
wewirkt ſtarke Muskelzuſammenziehung, alſo Kräftigung.
Mit der Handkante ſchließlich wird gehackt. Durch ſeine ſtarke
Meizung befördert es den Blutkreislauf.
Die nunmehr gelockerten Krankheitsſtoffe werden, wie be=
reits
geſagt, durch Streichen und Reiben weiterbefördert. Mit
wei oder mehreren Fingerſpitzen, der ganzen Hand, den Hand=
ballen
oder Knöcheln oder den Daumen kann dies ausgeführt
werden, und zwar in langen gleichförmigen Strichen. Mit kurzen
ſtreichenden Bewegungen bei kurzen Muskeln an Hals, Bug und
Beinen reibt man.
Die Maſſage ſoll in den meiſten Fällen, bei Entzündungen
micht oben am Muskel, ſondern unten beginnen oder doch wenig=
Etens an der Stelle, nach welcher fortmaſſiert werden ſoll. Da=
wurch
wird der Muskel zur Aufnahme größerer Blutmaſſen
gründlich vorbereitet.

Herbſtpflege der Johannisbeerſträucher.
Der Johannisbeerſtrauch trägt, auch wenn man ihn vernach=
läſſigt
, auf halbwegs, nährkräftigem Boden jedes Jahr. Er
altert aber dann viel ſchneller und die Früchte bleiben klein. Un=
genügende
Ernährung iſt auch in den meiſten Fällen die Urſache
des Auftretens der Blattfallkrankheit, des Roſtpilzes und der
Blattlausplage.
Viel zu wenig Wert legt man im allgemeinen auf das Ver=
jüngen
des Johannisbeerſtrauchs, d. h. auf das Herausſchneiden
des alten, abgetragenen Holzes. Die ſchönſten Trauben und
Früchte entwickeln ſich ſtets in ſolchen Trieben, die dem zwei= bis
dreijährigen Holz entſpringen, auch ſind die Blätter an dieſen
beſonders groß und geſund. Von dem Zeitpunkt ab, wo das
Holz älter wird, treibt es nur dünne, kraftloſe Triebe, die mit
wenigen, kümmerlichen Blättern und Blütentrauben beſetzt, zum
Teil noch dazu kahl ſind. Es iſt deshalb wichtig, daß wir jedes
Jahr etwas altes Holz herausſchneiden und dadurch für Nach=
wuchs
jungen, kräftigen und tragfähigen Holzes Sorge tragen.
Dieſe wichtige Arbeit wird vorteilhaft vorgenommen, ſobald die
Sträucher abgeerntet ſind. Bleibt dieſes jetzt ſchon überflüſſige
Holz bis zum Herbſt rder Frühjahr ſtehen, dann nimmt es dem
Nachwuchs unnützerweiſe Licht, Luft und Nahrung weg. Ferner
wird dadurch auch die Vorentwicklung von Reſerveaugen und
das damit verbundene Hervortreiben von kräftigen Erſatztrieben
verzögert, oftmals auch gänzlich verhindert. Man kann das alte
Holz bis tief auf den Boden zurückſchneiden oder aber auch der
Form des Strauches entſprechend 2050 Zentimeter lange Stum=
pen
ſtehen laſſen, da ſich an dieſen ebenfalls willig junges Holz
bildet, und das an dieſen Stumpen noch vorhandene jüngere
Holz gekräftigt wird.
Vielfach treiben Johannisbeerſträucher, die in nahrhaftem
Boden ſtehen oder gut gedüngt werden, Jahrestriebe von über
30 Zentimeter Länge. Werden dieſe langen Triebe im Frühjahr
nicht zurückgeſchnitten, dann treiben an dieſen nur die oberen
Augen aus und der untere Teil des Triebes bleibt kahl. Das iſt
inſofern unangenehm, als der Strauch dadurch nicht nur ein
ſchlechtes Ausſehen bekommt, ſondern auch der Ertrag für das
nächſte Jahr geſchmälert wird. Aus dieſem Grunde iſt es rat=
ſam
, alle Triebe, die ſich im Sommer entwickelt haben, im Früh=
jahr
oder Winter zurückzuſchneiden, und zwar beſonders lange
auf die Hälfte und die übrigen auf ein Drittel ihrer Länge. Be=
folgt
man dieſen Nat allährlich, ſo wird man ſtets volltragende
Sträucher haben und beſonders langtraubige, großfrüchtige Jo=
hannisbeeren
ernten, ſofern man es den Sträuchern nicht an der
nötigen Nahrung fehlen läßt.
Auch die Düngung der Johannisbeeren iſt zweckmäßig bald
nach der Ernte vorzunehmen, weil die Sträucher dann den mei=
ſten
Nutzen davon haben. Eine Düngung mit Jauche iſt jetzt
ganz beſonders vorteilhaft und wo der Boden kalkarm iſt, dünge
man auch mit Kalk, nebenbei noch mit 40prozentigem Kaliſalz
und Superphosphat, ſofern die beiden Düngerarten zur Verfü=
gung
ſtehen. Wer den älteren Sträuchern etwas beſonderes zu=
gute
tun will und Wert auf große Früchte legt, der hebe 30 Zen=
timeter
vom Wurzelſtamm entfernt rings um den Strauch einen
Spatenſtich tief die Erde heraus und fülle den entſtandenen Gra=
ben
mit nahrhafter Kompoſterde oder mit friſcher Erde, die zur
Hälfte mit verrottetem Miſt untermiſcht wurde. Nach dem Dün=
gen
iſt das Erdreich durchdringend zu bewäſſern.
Wer die Abſicht hat, Johannisbeerſträucher im Garten zu
verpflanzen, kann es von Anfang Auguſt tun, je früher es ge=
ſchieht
, um ſo beſſer iſt es. Die Sträucher wurzeln dann noch
bis zum Herbſt feſt im Boden ein, wenn man es nicht an der
nötigen Feuchtigkeit fehlen läßt und bringen ſchon im nächſten
Jahre einen kleinen Ertrag. Die Sträucher werden vor dem
Verpflanzen gut ausgelichtet und alle kalten Triebe kräftig zu=
rückgeſchnitten
. Nur diejenigen Triebe, die ſich während des
Sommers entwickelt haben und aufkräftigem, mehrjährigem Holze
ſtehen, werden erſt im Winter zurückgeſchnitten oder wenigſtens
nach völligem Abſchluß des ſommerlichen Wachstums.

Die Haltbarkeit des Winterobſies

wird durch ungeeignete Lagerung nachteilig beeinflußt. Gerade
heute ſollte man aber alles aufbieten, das frühzeitige Wellen oder
Faulen zu verhindern. Durch Welken erleidet das Obſt nicht nur
einen großen Gewichtsverluſt, ſondern auch Einbuße an Ge=
ſchmack
und Aroma. Wer z. B. gewohnt iſt, ſeinen Apfel geſchält
zu eſſen, wird beim Schälen eines welken Apfels mehr Abfall
haben, als bei einer friſchen ſtraffen Frucht. Faulende Aepfel
laſſen ſich bei zeitigem Auffinden im Lager immer noch verwer=
ten
. Aber vieles geht doch bei ungeeigneter Lagerung verloren,
zumal wenn die Kontrolle nicht regelmäßig iſt. Wie ſollen nun
Winteräpfel= und Birnen gelagert werden, um nicht vorzeitig
zu faulen bezw. zu wellen?. Der Lagerraum ſoll weder zu welk
noch zu kühl ſein, 24 Grad Celſius iſt die geeignete Tempera=
tur
. Läßt ſich dieſelbe auch nicht dauernd gleichmäßig in dieſer
Höhe halten, ſo ſollte aber darauf geachtet werden, daß ſie nicht
über 10 Grad ſteigt. Bei anhaltend zu armer Lagerung tritt das
Welken und der Verluſt an Gewicht ein, und bei zu kühler Lage=
rung
leiden die Geſchmackſtoffe in der Frucht. Das Faulen wird
bei zu feuchter Lagerung begünſtigt. Am beſten ſind Näume, die
von der Sonne wenig oder gar nicht erreicht werden, aber Lüftung
zulaſſen. Die Räume ſind möglichſt dunkel zu halten; dadurch
wird auch ſchon eine gleichmäßige Temperatur erzeugt. Zu
warme Keller ſind meiſt ungünſtiger als nach Norden gelegene
Zimmer ſofern dieſelben froſtfrei ſind. In den Städten halten
ſich die Früchte in den Kellern ſehr gut, weil daſelbſt vielfach die
Zentralheizung untergebracht iſt. Im allgemeinen iſt freie Lage=
rung
des Obſtes am beſten, d. h. auf Brettern ohne jegliche Unter=
lage
. Das Unterlegen von Stroh oder Papier iſt nicht ratſam,
weil es das Faulen insbeſondere in feuchten Näumen be=
günſtigen
kann. Auch nehmen die Früchte unter Umſtänden un=
liebſame
Gerüche an. Hat man wirklich fehlerfreie Früchte, ſo
kann man ſie auch in Behältern in Papier eingewickelt einſchich=
ten
, was beſonders dort angebracht erſcheint, wo die Temperatur
bezw. die Luft zu trocken iſt. Eine Kontrolle wird dadurch natür=
lich
erſchwert. Das trifft auch bei doppelter Lagerung auf Bret=
tern
zu.
Aeltere Obſtbäume

ur im Bereich der Kronentraufe zu düngen, iſt vollkommen falſch.
Obſtbäume in dieſem Alter durchziehen netzartig mit ihren Wur=
In, auch wenn ſie auf 1012 Meter Entfernung gepflanzt ſind,
ie ganze Bodenfläche, auf der ſie ſtehen. Obſtbäume ſollen all=
ihrlich
reichlich gedüngt werden, zumal, wenn es ſich um ver=
achläſſigten
und verarmten Boden handelt, weil die Unterkul=
ren
zuviel von den Nährſtoffen aufnehmen. Es empfiehlt ſich
hr. möglichſt noch im November oder Dezember zu düngen, und
war gibt man auf ½ Hektar 3 Zentner Thomasmehl. 45 Zent=
r
Kainit und 1 Zentner ſchwefelſaures Ammoniak. Das letz=
ere
wird mit der 34fachen Menge guter trockener Erde ver=
ſiſcht
und ſo eingeſtreut. Die Herbſtdüngung erzeugt geſunde
Blüten und reichlichen Fruchtanſatz. Iſt ein ſolcher tatſächlich
erwarten, dann kann die Hälfte der obengenannten Dünger=
nengen
noch im Frühjahr nachgegeben werden, um die Aus=
ildung
der Früchte zu unterſtützen. Bekannt dürſte ſein, daß
ziell Pfirſichbäume ungemein dankbar ſind für eine kräftige
ginitdüingung; es muß aber auch hier das Salz in breiter
flächendüngung, ja nicht engbegrenzt, um den Stamm geſtreut
erden.

Das Einſetzen der Blumenzwiebeln.
Im September werden ſchon manche Blumenbeete im Gar=
ten
leer, der Blumenfreund ſorgt dafür, daß im nächſten Früh=
jahr
ſeine Beete bunten Flor zeigen. Zu dieſem Zweck ſetzt er
im September oder Oktober Blumenzwiebeln ein. Der Erd=
boden
muß vorher tüchtig gedünkt und gelockert werden. Die
beſte Düngung beſteht in verrottetem Miſt. Die Beete müſſen
viel Sonne haben. Man kann Hyazinthen und Tulpen nach
Farben geordnet oder bunt gemiſcht einzeln für ſich auf Beete
auspflanzen, man kann aber auch die Hyazinthen in die Mitte
und als Kranz die Tulpen einſetzen. Es gibt Frühtulpen und
Spättulpen. Man tut gut, von beiden Zwiebeln zu verwenden,
um längere Blüte zu haben. Krokus und Seilla kann man ver=
ſtreut
pflanzen eder auch als Einfaſſungspflanzen, ebenſo
Schneeglöckchen. Tazetten und Narziſſen pflanzt man am beſten
einzeln auf Rabatten, wo ſie alle Jahre wiederkehren. Man
pflanzt die Zwiebeln je nach ihrer Größe tiefer oder flacher, ſo
daß über die Hhazintben, Tulpen, Tazetten und Narziſſen etwa
10 Zentimeter, über Krokus, Schneeglöckchen und Scilla nur
6 Zentimeter hoch Erde kommt. Man bedeckt die Pflanzen beim
Eintritt des Froſtes mit trockenem Laub oder mit Fichtenreiſig=
zweigen
. Gladiolen, Tuberoſen und Schwertlilien werden lieber
erſt im Frühjahr eingeſetzt auch Ranunkeln und Anemonen.
Man achte darauf, daß der Wurzelhals genau nach oben kommt.
Zum Einpflanzen im Gartenraſen verwendet man Krokus, Seilla
und Schneeglöckchen. Man nimmt ein ſpitzes Pflanzholz, macht
ein Loch in den Raſen, ſetzt die Zwiebeln ein und ſchließt das
Loch. Die Zwibeln bleiben im Boden und kommen alle Jahre
wieder. Das Abmähen des Raſens ſchadet ihren Blättern nicht.

Verſchwenderiſche Geflügelzucht.
Geflügel bringt etwas ein, wenn ſich die Tiere bei freiemt
Auslauf in der Hauptſache ſelbſt ernähren und daneben nur Ab=
fälle
, die ſonſt nicht verwertbar ſind, erhalten, wenn nur Hennen
in den beſten Jahren der Legetätigkeit und nur ſo viel gehalten
werden, wie von den nichts koſtenden Abfällen leben können. Wer
aus voller Schwinge gutes Brotgetreide dem Geflügel hinwirft,
treibt in unſerer wirtſchaftlichen Lage unverantwortliche Ver=
ſchwendung
. Dieſer Vorwurf trifſt vor allem die Landwirte,
denn der Kleintierhalter ſieht ſchon von ſelbſt darauf, daß ihm
die Hühner nicht zu viel koſten, da er ja alles Körnerfutter bar
bezahlen muß. In den Hochzuchtbetrieben bringen die verkauſten
Tiere die höheren Ausgaben für teure Futtermittel wieder ein.
Mit dieſen Fragen der einträglichen Geflügelhaltung beſchäftigte
ſich kürzlich Dr. Trübenbach in den Mitteilungen der Deutſchen
Landwirtſchaftsgeſellſchaft. Seine Ausführungen richten ſich
zwar in erſter Linie an den Landwirt; ſie enthalten jedoch auch
ſwichtige allgemeine Geſichtspunkte, die zu kennen jedem Hühner=
züchter
von Nutzen ſein dürfte. Nicht nur der Landwirt, auch
der Kleingärtner kann Raſſezucht nur als Leiſtungszucht treiben.
Sportzucht kommt nicht für ſie in Betracht. Wer nicht mit Fallen=
neſtern
die Leiſtung jeder einzelnen Henne ermitteln kann, braucht
die Hilfe ernſter und ehrlicher Naſſezüchter, die ihm zur Auffri=
ſchung
ſeiner Beſtände ſogenannte Eierhähne liefern. Neben
der behördlich unterſtützten Geflügelzuchtanſtalt Halle a. S.= Cröll=
witz
gibt es noch eine ganze Reihe privater Zuchtbetriebe, die
Vertrauen verdienen.
Durch regelmäßigen Bezug von Eierhähnen wird von Jahr
zu Jahr nicht nur die Leiſtungsfähigkeit geſteigert, ſondern es
wird auch im Laufe der Zeit eine auch in ihrer äußeren Erſchei=
nung
ſich untereinander gleichende raſſige Herde geſchaffen. Die
200=Eier=Henne iſt heute in guten Leiſtungsgeflügelzuchten kein
Phantaſiegeſchöpf mehr; als allgemeines Ziel kann man ſie aber
noch nicht jedem Geflügelhalter vorhalten, weil ihr empfindlicher
Organismus beſondere Bedingungen verlangt. Bedenken wir,
daß der jährliche Durchſchnitt der Legeleiſtung aller in Deutſch=
land
gehaltenen Hennen ſich auf ungefähr 70 Cier beziffert. Nicht
außerhalb des Bereichs der Möglichkeit aber liegt eine Leiſtungs=
fähigkeit
von 140 Eiern, das heißt eine Steigerung von 100 Proz.
Solche Erträge ſind in der allgemeinen Raſſegeflügelzucht, die
auf Leiſtung überhaupt Wert legt, keine ungewöhnlichen Zahlen.
Ja, ſogar in der Zwerghuhnzucht ſind Leiſtungen je Jahr und
Henne von 140 Stück keine Seltenheit und das bei einem
durchſchnittlichen Eigewicht von 45 Gramm. Wenn zwar die
ſchon oft betonte Notwendigkeit des zweijährigen Umtriebes in
ihrer Wirkſamkeit erkannt worden iſt, ſo kümmern ſich die wenig=
ſten
darum, dieſen Umtrieb auch praktiſch durchzuführen. Auch in
der Auswahl der Zuchtiere nach ihrem Alter wird arg geſündigt.
Für die Nachtzucht ſollen nur ganz geſunde zweijährige Zucht=
hennen
, von einem ausgezeichneten Cierhahn ſtammend benutzt
werden. Nur ſolche Hennen verbürgen eine hohe Zahl gut be=
fruchteter
Eier. Und aus dieſen Eiern ſchlüpfen Kücken, die
durch ihre Kraft und Wachstumfreudigkeit überraſchen. Die
Praxis hat den rieſigen Vorteil der Benutzung 2jähriger Hennen
gegenüber den 1jährigen hinſichtlich der weit beſſeren Befruch=
tung
der Eier und der Lebenskraft der daraus erzeugten Kücken
ſchlagend bewieſen. Der Zuchthahn ſei einjährig; er wird am
beſten aus derſelben bewährten Quelle erſetzt. Die Brut und
Aufzucht geſchieht durch Brutmaſchinen (Zentralbrütereien) und
künſtliche Glucken. Die Brut durch Hennen iſt zu teuer und zeit=
raubend
.
Großreinmachen im Geflügelſtall.
Vor Eintritt des Winters ſollte man jedes Jahr den Ge=
flügelſtall
einer gründlichen Säuberung unterziehen, damit das
Winterquartier frei von Ungeziefer und Krankheitskeimen iſt.
Alle Streu und alle Dünger muß entfernt werden. Die Wände
und die Decken müſſen abgekehrt, der Boden, die Sitzſtangen,
Sitzſtangenträger und Dungbretter abgeputzt werden. Sind
Milbenfänger in Gebrauch, müſſen ſie entleert und ebenfalls aufs
gründlichſte geſäubert werden. Erſt dann gehe man zur Des=
infektion
über. Geſagt ſei vorher nur noch, daß der Wert der
Reinigung weſentley erhöht wird durch Anwendung und gründ=
liches
Scheuern mit heißer Sodalöſung oder heißer Seifenlöſung.
Als Desinfektionsmittel für Ställe eignet ſich, wie G. H. Hothum
in der Leipziger Geflügelbörſe ſchreibt, vor allem friſch gelöſch=
ter
Kalk in Form dicker oder dünner Kalkmilch. Für die dicke
Kalkmilch werden je einem Liter friſch gelöſchten Kalks allmählich
unter ſtändigem Umrühren drei Liter Waſſer, zur dünnen Kalk=
milch
zwanzig Liter Waſſer zugeſetzt. Chlorkalkmilch benutzt man
zur Desinfektion verſeuchter Stallungen mit Erfolg. Andere ge=
bräuchliche
Desinfektionsmittel ſind: Karbolſäure (3proz.), ver=
dünntes
, Kreoſolwaſſer (2,5proz.), Kreoſolſchwefelſäure (3proz.),
Sublimatlöſung (0,1proz.). Am beſten iſt eine Spritzpumpe, da
dieſe das Desinfektionsmittel überall gleichmäßig aufträgt und
es in allen Ecken und Nitzen verteilt. Doch läßt ſich die Arbeit
auch mit einem Pinſel ausführen, es muß nur ſorgfältig geſtri=
chen
werden, damit keine Eck eund Ritze vergeſſen wird. Welches
infektionsmittel man anwenden will, iſt Nebenſache. Haupt=
ſache
iſt die richtige Anwendung und ſorgfältige Verteilung. Vor
allem ſpare mau uicht; ein weniger ſcharfes Desinfektionsmittel
richtig und kräftig verteilt, iſt mehr wert als ein ſcharfes, wenn
dieſes ſparſam und nicht ſorgfältig angewandt iſt. Man ſtreiche
die ganze Oberfläche der Wände und der Decke und gebe den
Sitzſtangen, Sitzſtangenträgern, dem Fußboden und den Dung=
brettern
doppelten Anſtrich. Vorteilhaft iſt es, wenn man den
gereinigten Stall einige Wochen leerſtehen laſſen kann. Bevor
man ihn dann wieder bevölkert, desinfiziere man noch einmal und
bringe danach friſche Einſtreu hinein.

[ ][  ]

Seite

Montag, den 13. Oktober 1924.

Nummer 285.

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