Einzelnummer 15 Gobdpfennige
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187. Jahrgang
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Nummer 277
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Bei
äge und Teiſtung von Schadenerſatz,
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8 oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Banl und Darme
ſtädter 8 Nationalbant.
* Der Zwang zum Handeln.
E Von unſerer Berliner Redaktion.
77 Die Erklärung der Deutſchen Volkspartei hat ſehr raſch ihre
Wirkung getan. Herr Dr. Marx hat ſofort mitteilen laſſen, daß
er bereits dabei ſei, die entſprechenden Richtlinien auszuarbeiten,
die in der kommenden Woche die Unterlagen zu den
Verhandlun=
gen mit den Flügelparteien bilden werden. Das Entſcheidende
iſt nun, wie das Programm des Kanzlers ausſieht. Die
wichtigſten Punkte ſind ja von ſelbſt gegeben. Sie bedeuten das
Bekenntnis zur Fortführung der Außenpolitik
und zu dem Handels= und Zollſyſtem, das den Schutz
ider nationalen Arbeit ſicherſtellt. Sehr viel aber kommt
es dabei auf die Formulierung an. Man könnte ſich ſchließlich
vorſtellen, daß den Deutſchnationalen auich bei einer ſachlichen
=Zuſtimmung die Ausarbeitung der Fragen im einzelnen ein Nein
mahelegt. Da muß es dann wieder Aufgabe der
Deut=
ſchen Volkspartei ſein, vermittelnd
einzugrei=
ffen und das Schwergewicht richtig zu lagern.
Die Sozialdemokraten werden, wie ſie das ja ſchon
ſim „Vorwärts” angekündigt haben, einer Fortſetzung der Außen=
Politik begeiſtert zuſtimmen, ohne ſich der inneren
Unwahrhaftig=
ceit bewußt zu werden. Denn ſie ſind es doch geweſen, die
unſe=
eer Außenpolitik die größten Schwierigkeiten
an der letzten Zeit gemacht haben. Wir denken dabei nur an
Sen Parmoor=Skandal und an ihre Oppoſition gegen
Sie Notifizierung unſerer Ablehnung der Kriegsſchuld,
svährend die Deutſchnationalen einfach ablehnen werden,
as ſie glauben, nicht vertreten zu können. Daß ſie aber
gegen=
rvärtig noch den ehrlichen Willen zu einer Verſtän=
Digung haben, darüber kann kein Zweifel ſein. Ueber ihre
Ausſprache mit dem Kanzler erhalten wir eine Darſtellung, aus
wer hervorgeht, daß ſie ein ſehr großes Maß von
Entgegenkom=
inen gezeigt haben und bereit ſind, alle Schwierigkeiten aus dem
eWeg zu räumen. Der Kanzler aber geht, darum kommt
anan nicht herum, an die Deutſchnationalen mit
inem ſtarken Widerſtreben heran, weil er vermutlich
auch von dem Reichspräſidenten unterſtützt wird. Nur ſo iſt es
Fu erklären, wenn Herr Dr. Marx neuerdings wieder mit dem
Hedanken einer Verjagung der Regierungsumbildung ſpielt. Er
cofft immer noch darauf, daß durch internationale
Verhandlun=
gen die Franzoſen das Ruhrgebiet bis zum 10. Januar 1925
räumen. Den Triumph einer ſolchen Erfolges, möchte er den
gegenwärtigen Regierungsparteien vorbehalten und ſuch, dabei
Argumente zu ſchaffen, die für ein Verſchieben der weiteren
Ver=
wandlungen mit den Deutſchnationalen ſprechen. Erreichen wird
rdabei nichts. Derartige Konſtruktionen ſind außenpolitiſch ganz
inhaltbar und innenpolitiſch untragbar. Das Kabinett
Marx—Streſemann iſt als
Minderheitskabi=
nett nicht mehr zu halten, und wenn der Verſuch einer
skegierungsbildung nicht gelingt, dann iſt die einzige Falge, daß
ieſes Kabinett der Oppoſition im Reichstag erliegt.
Für die künftige Einſtellung der Deutſchnationalen iſt auch
eer innenpolitiſche Wochenrückblick der „Kreuzzeitung”
kennzeich=
nend, der wieder die Unterſchrift des Grafen Weſtarp trägt,
nach=
wem Graf Weſtarp unmittelbar nach der Abſtimmung über das
Londoner Gutachten ſich zurückgezogen hat. Vielleicht aus
kol=
begialen Gründen gegen ſeinen Parteifreund Hötzſch, dem die
„Kreuzzeitung” wegen ſeiner Einſtellung geſperrt wurde. Was
Braf Weſtarp im einzelnen ausführt, iſt an ſich nur eine
Paraphraſe des Beſchluſſes der deutſchnationalen
Vertreterver=
ſämmlung. Aber ſo vorſichtig und ſo lohal, daß auch bei ihm,
ebwohl er der Oppoſition vom Auguſt angehörte, der Wille
um Eintritt in die Regierung ganz zweifellos
vor=
panden iſt.
Die Richtlinien des Reichskanzlers.
Berlin 4. Okt. Wie wir erfahren, hat der
Reichs=
anzler entſprechend ſeiner geſtern bei der Ausſprache mit
den Beauftragten der Deutſchnationalen Volkspartei geäußerten
Abſicht beſtimmte Richtlinien für die Führung der
rußeren und inneren Politik entworfen. Dieſe
Richtlinien ſollen die Grundlage für die Zuſammenfaſſung der
im Betracht kommenden Parteien bilden. Auf Grund dieſer
Michtlinien werden die Verhandlungen mit den Fraktionen
weiter geführt werden.
Fraftionsſitzungen.
Berlin 4. Okt. Im Reichstag treten in der „nächſten
Woche ſämtliche Fraktionen zuſammen, um zu den Beratungen
ber die Regierungserweiterung Stellung zu nehmen. Für
Dienstag vormittag iſt die demokratiſche Fraltion
einberu=
fen. Am Mittwoch vormittag tritt die
Zentrumsfrak=
ion, am Mittwoch nachmittag treten die
Sozialdemo=
kraten, die Deutſchnationalen und die
Volkspar=
eiler zuſammen. Die anderen Fraktionen haben noch leine
Einladungen an ihre Mitglieder ergehen laſſen.
In parlamentariſchen Kreifen, die Deutſche Vollspartei nicht
usgeſchloſſen, vertritt man die Aufſaſſung, daß die
Deutſch=
ationalen der Situation in keiner Weiſe gerecht geworden ſind.
Serner wird erklärt, daß der Reichskanzler, ſeinen Plan mit
Ulem Ernſt verfolgt habe und an ihm ſolange feſthalten werde
is zu dem Augenblick, wo die abſolute Unmöglichleit ſeiner
Wserwir’lichung ſich herausſtellt. Nach einer in Zentrumskreiſen
kerrſchenden Auffaſſung wird darüber Klarheit geſchaffen
wer=
en, ſobald die Deutſche Demokratiſche Reichstagsfraktion ſich in
Hrer auf Dienstag anberaumten Fraktionsſitzung deutlich
ent=
weder für oder gegen die weitere Verfolgung der Abſicht des
anzlers ausſpricht. Auf Grund eines ſolchen Botumis
würde=
dann, ſo verſichert man, eine ähnliche Stellungnahme des
Zen=
rums in ſeiner am Tage darauf abzuhaltenden Fraktionsſitzung
ſo gut wie ſicher ſein und auch innerhalb der Deutſchen
Volls=
kartei würde die Erwägung angeſteillt werden, daß ſchon allein
tie Mehrheitsverhältniſſe und die Tatſache einer ſcharfen
Links=
ppoſition den Plan einer Negierung des Bürgerblocks endgültig
ſeledigen.
Die Stellungnahme der
Deutſchen Volkspartei.
Berlin, 4. Okt. Ueber die Stellungnahme der Deutſchen
Volkspartei zu der durch die geſtrigen Erklärungen der
ſozial=
demokratiſchen und der deutſchnationalen Fraktionsführer
ge=
ſchaffenen Lage wurde in der heutigen Preſſekonferenz der
Deutſchen Volkspartei von maßgebender Seite folgende
Erklä=
rung abgegeben: Die Deutſche Volkspartei hat ihre Zuſtimmung
zu den Verhandlungen des Kanzlers mit der Deutſchnationalen
Volkspartei und der Sozialdemokratiſchen Partei über eine
Erweiterung der Reichsregierung nur unter der Vorausſetzung
erteilt, daß die notwendige programmatiſche und parteitaktiſche
Klärung unverzüglich erfolge. Der bisherige Gang der
einge=
leiteten Verhandlungen läßt befürchten, daß dieſe Vorausſetzung
nicht erfüllt wird. Der Verſuch der Verwirklichung einer idealen
Konſtruktion darf nicht die realpolitiſch mögliche
Regierungs=
etweiterung gefährden. Das angekündigte Frage= und
Antwort=
ſpiel zwiſchen den Fraktionen untereinander und mit dem
Kanz=
ler muß ſo raſch wie möglich ſein Ende nehmen. Das Kabinett
darf ſich ſeiner Handlungsfreiheit nicht entäußern. Die
Ver=
treter der Deutſchen Volkspartei machten den Vorſchlag, mit den
Fraktionsvertretern auf Grund des Regierungsprogramms zu
verhandeln. Notwendig iſt deſſen unverzügliche Feſtſtellung und
das Erſuchen an die Fraktionen, ohne Rückhalt zu erklären, ob
ſie auf dieſer Grundlage bereit ſind, mitzuarbeiten, und wit
wel=
chen andern Fraktionen ſie zuſammenwirken wollen. Scheitert
der Verſuch der Bildung einer Regierung von der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei bis zur Sozialdemokratie, ſo muß alsbald
über die Hinzuziehung nur der Deutſchnationalen Volkspartei
verhandelt werden. Auch wir ſind der Auffaſſung, daß deren
bisherige Stellungnahme noch einer Ergänzung und Klärung
bedarf. Wir hoffen, daß die Deutſchnationale Volkspartei in der
Lag” iſt, ihre Mitwirkung zu dem Regierungsprogramm in
loyaler Durchführung der außen= und innenpolitiſchen
Notwen=
digkeiten zuzuſagen. Erfüllt ſich dieſe Erwartung, ſo darf die
Regierungserweiterung durch ihre Zuziehung nicht an einer
prinzipiellen Ablehnung durch die Fraktionen der Mitte ſcheitern.
Angeſichts der Haltung eines Teils der Preſſe der
Zentrums=
partei und der Deutſch=Demokratiſchen Partei wird man
erwar=
ten dürfen, daß die Sitzungen der beiden Fraktionen die
notwen=
dige Klärung bringen. Auf Grund der nach den Mai=Wahlen
zwiſchen den Fraktionen und zuletzt vom Kanzler geführten
Ver=
handlungen über die Regierungsbildung mit der
Deutſchnatio=
nalen Volkspartei und nach den dieſer im Auguſt von den
Zen=
trumsvertretern gemachten Zuſagen dürfen wir beſtimmt
an=
nehmen, daß die beiden Parteien ſich einer Erweiterung der
Reichsregierung nach rechts nicht grundſätzlich verſagen. Sollte
dies dennoch geſchehen, ſo würde ſich die Deutſche Volkspartei
ihre Handlungsfreiheit vorbehalten.
Die Ausſchüſſe treten zuſammen.
Berlin, 4. Okt. Wie aus parlamentariſchen Kreiſen
ver=
lautet, treten im Reichstag in der nächſten Woche ſämtliche
Frak=
tionen zuſammen, um zu den Veratungen über die
Regierungs=
erweiterung Stellung zu nehmen. Auch verſchiedene Ausſchüſſe
des Reichstages werden in der nächſten Woche ihre Tätigkeit
wieder aufnehmen. Für Montag iſt bereits der
Verkehrs=
ausſchuß einberufen worden. Das Plenum des Reichstags
wird erſt am 15. oder 16. Oktober wieder zuſammentreten.
Um die große Koalition in Preußen.
Wie wir aus führenden Kreiſen des preußiſchen Parlaments
erfahren, kann die Frage, ob die große Koalition in
Preußen gefährdet ſei, mit Nein beantvortet werden. Auch
die ſührenden Perſönlichkeiten der Deutſchen Volkspartei im
Freußiſchen Landtag dächten gar nicht daran, die große Koalition
in Preußen zu zerſchlagen. Noch in der jüngſten Ausſprache des
interfraktionellen Ausſchuſſes des Landtages war das Gefühl
vorberrſchenh, daß an der großen Koalition in Preußen bis zu
den Neuwahlen für den Landtag nichts geändert werden ſoll.
Das preugiiche Zentrum billigt die Haltung des Kanzlers.
Berlin, 4. Okt. Heute vormittag um 9½ Uhr hat die
Jeutrumsfraktion des preußiſchen
Abgeord=
vetenhauſes in einer Sitzung zu der bevorſtehenden
Erweiterung der Reichsregierung Stellung
ge=
nommen. Eine beſondere Vedeu ung hatte die Sitzung
inſo=
fern, als Reichskanzler Marx daran teilnahm. Sein Vorgehen
bei den Bemühnngen um die Verbreiterung der
Negierungs=
baſis fand einmütig Billigung.
Nie4
Die deutſch=franzöſiſchen Puſſchaftsverhandlungen.
Paris, 4. Okt. (Wolff.) Obzwar die deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchaſtsverhandlungen ſtreng geheim geführt werden und
ausdrücklich Vorbehalte hinſichtlich der etwa zu veröffentlichenden
Berichte gemacht werden, glaubt der Matin in der Lage zu ſein,
über die geſtrigen Erklärungen des Staatsſekretär v.
Tren=
delenburg folgendes mitzuteilen: Der deutſche
Dele=
gierte habe, ohne ſich kategoriſch auszuſprechen
erklärt, daß ſeine Regierung ſich weigere, das
augenblickliche Regime für Elſaß=Lothringen
zu verlängern. Sein Hauptargument ſei vielmehr
politi=
ſcher als wirtſchaftlicher Art geweſen. Nach ſeiner Anſicht würde
die Verlängeruug der in Frage kommenden Alauſeln des
Frie=
densvertrages beſonders den Alliierten Frankreichs, England
und der Tſchechoſlowakei, zugute lcmnen, ſobald ſich dieſe auf
die Meiſtbegünſtigung berufen, alſo die gleiehen Vorbehalte
ver=
langen könnten als Elſaß und Lothringen. Die Diskuſſion über
dieſe Frage werde in durchaus herzlichem Ton geführt. Sie ſei
noch nicht beendet und werde an Montag ſortgeſetzt werden.
Die Soche.
Es iſt nicht gerade erhebend das Schauſpiel, das wir zurzeit
in Berlin erleben. In allen Lagern iſt man davon überzeugt, daß
eine Verbreiterung der parlamentariſchen Baſis der
Reichsregie=
rung unbedingte Notwendigkeit iſt. Nachdem die Dawes=Geſetze
angenommen ſind und damit das deutſche Volk vor die ungeheuer
ſchwierige Aufgabe ihrer Durchführung geſtellt iſt, muß man ſich
ſelbſtverſtändlich ſagen, daß eine Minderheitsregierung, welche
mit wechſelnden Parlamentsmehrheiten zu arbeiten gezwungen
iſt, in der nächſten Zukunft unmöglich die erforderliche Stetigkeit
des politiſchen Kurſes verbürgen kann. Von den
Deutſchnatio=
nalen bis zu den Sozialdemokraten beſteht darüber eine
Mei=
nungsverſchiedenheit nicht. Wir leben in einem demokratiſchen
Staat. Der Wille des Volkes, der in den Wahlen zum Ausdruck
kommt, entſcheidet verfaſſungsgemäß über unſer Geſchick.
Merk=
würdig, daß gerade die Parteien, welche die unbedingteſten
Ver=
fechter des demokratiſchen Syſtems ſind, ſich am heftigſten gegen
die Konſequenzen ſträuben, die ſich zum mindeſten für den
un=
befangenen Beobachter aus den Wahlen vom 4. Mai ohne
weite=
res ergeben. Nachdem die ſogenannte große Koalition durch das
völlige Verſagen der Sozialdemokratiſchen Partei im vergangenen
Herbſt hoffnungslos geſcheitert iſt und die Sozialdemokratiſche
Partei gewiſſermaßen als Quittung dafür im Wahlkampf rund
80 Mandate verlor, war die Koglition der Parteien von den
Deutſchnationalen bis zu den Demokraten das an ſich gegebene.
An der unverſtändlichen Haltung der Deutſchnationalen, bedingt
durch ihre hoffnungsloſe Feſtlegung im Wahlkampf, ſcheiterte ſie.
Die Schwenkung eines erheblichen Teils der Deutſchnationalen,
welche den Gutachten=Geſetzen bei der entſcheidenden
Abſtim=
mung zur Annahme verhalf, beſeitigte die Hinderniſſe. Eine
Verbreiterung der Regierungsbaſis nach rechts ſchien die
ge=
gebene Löſung. Auch der Reichskanzler war zunächſt dieſer
Auf=
faſſung, bis ihn offenbar die ſtarke Agitation des linken
Zen=
trumsflügels unter der Führung Wirths verhängnisvoll
beein=
flußte. Wir haben ſtets auf dem Standpunkt geſtanden, daß nur
das lebendige Bewußtſein der Volksgemeinſchaft dem deutſchen
Volk den Weg zu neuer Zukunft eröffnen werde. Die Scheidung
in zwei feindliche Lager, wie ſie vor dem Kriege beſtanden hat,
war nicht allein auf das Schuldkonto der ſozialdemokratiſchen
Agitation zu ſetzen. Nach der völligen Umwälzung unſerer
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe — die Folgeerſcheinung des verlorenen
Krieges — iſt die Scheidung in „Bürger” und „Arbeiter” noch
ſinnloſer geworden wie ehedem. Wahnſinn wäre es, von neuem
die Scheidewand aufrichten zu wollen. Dieſe grundſätzliche
Ein=
ſtellung, die im übrigen gerade in den „bürgerlichen” Parteien
unbedingt die vorherrſchende iſt, bedeutet aber doch keineswegs,
daß man vor den Realitäten des politiſchen Lebens die Augen
verſchließt. Koalitionsbildung im parlamentariſch regierten
Staat be eutet nicht grundſätzliche Geſinnungsgemeinſchaft,
ſon=
dern lediglich Praktiſches Zuſammenarbeiten in den Fragen der
Tagespolitik. Grundſätzliche Ablehnung der Zuſammenarbeit
mit der einen oder anderen Partei iſt völliges Mißverſtehen des
Weſens des parlamentariſchen Syſtems. Mit merkwürdiger
Ein=
mütigkeit gehen alle die Kreiſe vor, welche unter allen Umſtänden
eine deutſchnationale Beteiligung an der Reichsregierung
verhin=
dern möchten. „Die Sozialdemokraten wünſchen eine Regierung,
die die Verteidigung der Republik nicht nur — um mit dem
badi=
ſchen Staatspräſidenten Köhler zu ſprechen — als ihre juriſtiſche
Pflicht, ſondern als Sache ihrer inneren Ueberzeugung betrach=
„Jetzt ſollen die Deutſchnationalen ſagen, ob ſie eine
tet.‟ ..
ſolche Politik machen wollen und aus innerer Ueberzeugung
machen können.‟ Die Gretchen=Frage iſt’s, die der „
Vor=
wärts” ſtellt:
„Nun ſag, wie haſt Du’s mit der Religion?
Glaubſt Du an Gott?”
Nicht um Fragen der Staatsform handelt es ſich jetzt und
in abſehbarer Zukunft, ſondern darum, wie das deutſche Volk die
Gutachten=Geſetze durchführen ſoll, ohne unter dieſer Laſt
zuſam=
menzubrechen, und weiterhin darum, daß das deutſche Volk ſich
unter Anſpannung aller ſeiner Kräfte aus dem Elend der
Gegen=
wart herausarbeitet. Es gibt ſehr viele Deutſche, die alles andere
als fanatiſche Verfechter unſerer gegenwärtigen Staatsform
ſind, die aber trotzdem im Rahmen dieſer Verfaſſung am
Wieder=
aufban des Deutſchen Reiches aus innerſter Ueberzeugung
mit=
arbeiten. Die Eidesleiſtung auf die Verfaſſung bedeutet die
Ver=
pflichtung, ſie zu halten und zu wahren, nicht aber daß man ſie
zur beſten aller Staatsformen erklärt. Daß die
Sozialdemokra=
tiſche Partei in vielen Fragen der praktiſchen Politik, über die in
nächſter Zukunft zu entſcheiden ſein wird, ſo ſehr von der
Auf=
faſſung der Deutſchnationalen abweicht, daß ein
Zuſammenarbei=
ten dieſer beiden Parteien gegenwärtig kaum in Frage kommen
kann, unterliegt allerdings keinem Zweifel, ebenſowenig
demzu=
folge, daß der Verſuch des Reichskanzlers, die gegenwärtige
Re=
gierungskoglition nach rechts und links zu verbreitern, von
vorn=
herein ausſichtslos iſt. Das Bedauerliche iſt nur, daß durch
die=
ſen Verſuch die ganze Situation wieder einmal ſo heillos
ver=
wirrt wird, daß ſchließlich die Reichstagsauflöſung als einziger
Ausweg bleibt. Was aber wird mit ihr gewonnen? Die
Sozial=
demokratie ſehnt ſie herbei, weil ſie hofft, den Kommuniſten eine
Reihe von Mandaten aljagen zu können; an der Geſamtſituation
wird aber damit auch nicht das Geringſte geändert, auch wenn
mian auniimt, daß auf der Rechten einige Verſchiebungen
ein=
treten. Nach Deendigung der Neuwahlen würde man genau da
ſtehen, wo man heute ſieht. Auch der Reichskanzler dürfte ſich
darüber im klaren ſein, ſo daß es eigentlich ſchwer iſt, ſein
Vor=
gehen zu verſtehen, wenn man nicht annehmen will, daß alles
letzten Endes nur daraufhin abzielt, die Geiſter der Zwietracht
innerhalb des Zentrums ſelbſt zu beruhigen. Es iſt kein
erheben=
des Schanſpiel, welches die Vorgänge in Berlin zurzeit liefern.
Recht ſonderbar iſt es auch, wenn von einigen Blättern der
Linken immer wieder behauptet wird, daß eine einſeitige
Ver=
breiterung der Regierung nach rechts außenpolitiſch geradezu
kataſtrophal wirken müſſe. Die deutſche Außenpolitik iſt in ihren
Nichtlinien auf abſehbare Zeit feſtgelegt, ſo feſtgelegt, daß an
eine Aenderung gar nicht zu denken iſt, und im Ausland läßt
man ſich im allgemeinen nicht durch Sentimentalitäten, ſondern
nur durch kühle Erwägungen beſtimmen.
Auch in England kriſelt es, und die Stellung Macdonalds
ſcheint ſchwer erſchüttert. Die Regierung Baldwin wurde vor
einem Jahre mit der Freihandelsparole geſtürzt. Die ganze Zoll=
Seite 2.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Huwmer 277,
frage ſchien erledigt. Inzwiſchen iſt unverkennbarer Umſchwung
eingetreten. Die geſchützten Induſtrien befinden ſich in beſſerer
Lage als die ungeſchützten. Die Agitation gegen den Dawes=
Bericht wird von mächtigen Gruppen mit ſchutzzöllneriſchen
Argu=
menten geführt, und man ſpricht ſogar davon, daß die
Arbeiter=
partei bei etwaigen Neuwahlen unter Umſtänden ſelbſt mit einem
Schutzzollprogramm vor die Wähler treten würde in der
Hoff=
nung auf eine Behebung der Arbeitsloſigkeit. Die
Erwerbsloſig=
keit von weit über einer Million Induſtriearbeiter iſt auch heute
noch das Problem der engliſchen Politik. Hinzu kommt die Angſt
vor der deutſchen Konkurrenz infolge einer Wiederbelebung der
deutſchen Wirtſchaft. Schwere Unterlaſſungsſünden der engliſchen
Induſtrie rächen ſich heute.
Außentolitiſch ſtellt auch der größte Freund Macdonalds
das Ergebnis von Genf nicht dem vom London an die Seite.
Neuwahlen ſcheinen auch in England unausbleiblich, wobei es
nur fraglich iſt, ob Macdonald noch vier Wochen wartet, bis er
an der Klixpe des engliſch=ruſſiſchen Vertrages ſcheitert, oder ob
er das Unterhaus bereits jetzt auflöſt, um zu verhindern, daß
ſich die zurzeit immerhin noch erheblichen Chancen der
Arbeiter=
partei noch weiter verſchlechtern.
In Genf hat man den Weltfrieden „geſichert”, eine
Kompro=
mißformel iſt ſchließlich beſchloſſen worden, welche die
urſprüng=
liche Idee kaum noch erkennen läßt. In Paris beglückwünſcht
man die franzöſiſchen Vertreter zu ihrem Erfolg. — Die engliſche
Regierung hat weniger Grund, mit dem Ergebnis zufrieden zu
ſein. In Deutſchland aber macht ſelbſt in den Kreiſen der
un=
bedingteſten Anhänger der Völkerbundsgedankens ſtarke
Ernüch=
terung der anfänglichen Begeiſterung Platz, eine Entwicklung,
welche durch die Behandlung des deutſchen Memorandums
ins=
beſondere durch Frankreich ſcheinbar noch gefördert werden ſoll.
Inzwiſchen haben die deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsver=
handlungen in Paris begonnen. Ueber ihre Schwierigkeiten iſt
an dieſer Stelle ſchon geſprochen worden. Die erſte Forderung
der Franzoſen, die Forderung einer fortgeſetzten wirtſchaftlichen
Vorzugsbehandlung Elſaß=Lothringens durch das Reich kann
deutſcherſeits kaum bewilligt werden. Die Wiederherſtellung
nor=
maler Verhältniſſe ſtößt infolge der Unmöglichkeiten des
Ver=
ſailler Vertrages auf ſchier unüberwindliche Schwierigkeiten.
Auch die Franzoſen werden noch einſehen müſſen, daß man zu
Verſailles Europa in eine Sackgaſſe hineinmanövriert hat, aus
der man nur durch entſchloſſene Umkehr wieder herauskommt. U.
Deutſchlands Aufnahme in den Völkerbund.
TU. Paris, 4. Okt. „Petit Pariſien” meldet aus Genf: Man
rechnet in Genf immer mehr mit der Möglichkeit, daß Ende des Jahres
eine außerordentliche Verſammlung des Völkerbundes zuſammentritt,
um über die Aufnahme Deutſchlands zu beſchließen. Da die
Angelegen=
heit zwiſchen den Regierungen direkt zur Sprache gebracht iſt, wird es
ſich nur um eine leere Formalität handeln, die höchſtens zwei bis
drei Tage in Anſpruch nehmen dürfte. Die Regierungen werden zu
dieſem Zweck nach Genf nur diplomatiſche Vertreter, die mit
Stimm=
recht verſehen ſind, entſenden. Was die künftige Abrüſtungskonferenz
anbelangt, die vorſchriftsmäßig im Mai oder Juni zuſammentreten
müßte, ſo geht der allgemeine Eindruck dahin, daß ſie um mehrere Tage
verſchoben werden wird.
Italiens Stellungnahme zu den künftigen
Handels=
vertrags=Verhandlungen mit Deutſchland.
Rom, 4. Okt. Die Agenzia Volta meldet, daß die
Handels=
vertrags=Verhandlungen mit Deutſchland, wahrſcheinlich Ende
Dezember beginnen werden. In Italien verfolge man genau die
Verhandlungen Deutſchlands mit England, Frankreich und
Bel=
gien, um daraus auf die Richtlinien Deutſchlands ſchließen zu
können und die Art zu ſehen, wie die anderen Nationen
Deutſch=
land begegnen werden. Einen guten Eindruck habe die Rede Dr.
Streſemanns gemacht, als er ſagte, Deutſchland ſuchenur
einen gemäßigten Zollſchutz. In Italien würden
Stimmen laut, die verlangen, daß auch Italien wie Frankreich
eine Anſehen genießende Kommiſſion für die
Handelsvertrags=
verhandlungen ernenne.
Ein Mörder Matteotis verhaftet.
Rom, 4. Okt. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Marſeille iſt
dort einer der mutmaßlichen Mörder Matteottis, ein gewiſſer
Mala=
eria, verhaftet worden.
Der in Marſeille unter dem Verdacht, an der Ermordung
Matte=
ottis beteiligt gereſen zu ſein, verhaftete Italiener Malacria ſoll ſich
mit einem Genoſſen namens Filivo Canſeri ſeit Mitte September unter
falſchem Namen in Frankreich aufgehalten haben. Der Verhaftete war
Hauptmann in der italieniſchen Armee. Er war im Beſitze falſcher
Papiere, die auf den Namen Georges Norbert lauten, und erklärte, er
ſtehe im Dienſte des Fascio in Rom. In Marſeille halte er ſich ſeit
20 Tagen auf. Vorher habe er in Nizza gelebt. Als er verhaftet ward,
war er nur im Beſitz einer kleinen Geldſumme. Er weigerte ſich, über
den Aufenthalt von Canſeri Auskunft zu geben und erklärte auch dem
italieniſchen Geheimpoliziſten, der ihn geſtern abend vernahm, er
ver=
weigere jede Auskunft über den Mord an Matteotti.
* Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 4. Oktober.
Ein Maskenball.
Oper von F. M. Piave, Muſik von G. Verdi.
Während unſer endgültiges Urteil über Verdi erſt durch
ſeine Alterswerke „Othello” und „Falſtaff” beſtimmt wird, waren
die Werke, die ſeinen Weltruhm begründeten, die drei kurz
hintereinander geſchaffenen: „Rigoletto”, „Troubadour‟.
Tra=
viata”. Zeitlich vor dieſen allmählich ſtark abgeſchliffenen Opern
ſind neben zwei anderen „Ernani” und vor allem „
Nebukad=
nezar” zu nennen; nach ihnen folgt eine Reihe, von mehr als
20 in Deutſchland kaum bekannten, i Italien vielgeſpielten
Opern bis zur „Aida” vom Jahre 1871. Sodann tritt eine
zehn=
jährige Pauſe in Verdis Schaffen ein, in die nur die ſiebenfach
geänderte und ſchließlich geheimnisvoll von ihm ſelbſt vernichtete
Partitur des „König Lear” fällt. Nach dem Tode Wagners dann
die beiden Schlußwerke.
Aus den 20 Opern der mittleren Schaffensperiode hat man
in letzter Zeit in vielen deutſchen Bühnen den „Maskenball”
her=
vorgeholt. Er iſt kein Verdiſches Edelgut, nicht mehr und nicht
weniger wert, als die anderen 19. Stofflich deckt ſich die Oper
völlig mit dem 26 Jahre älteren Auberſchen „Guſtav oder der
Maskenball”: muſikaliſch zeigt ſie, trotz vieler Schönheiten im
Einzelfall, des Meiſters Schwächen im Ganzen ebenſo wie ſeine
Vorzüge. Da es kein typiſches Werk iſt, ſollte man einmal aus
dieſer Reihe abwechſeln, zum Beiſpiel den „Don Carlos” oder
„Hamlet” bringen.
Die heutige Aufführung ſchien mir anfangs matt; man hatte
den Eindruck, als fehlte durchweg allzuſehr der mächtige
Stim=
menklang, den Verdi braucht, um ſeine tüchtig gepfefferten
En=
ſembles zum Klingen zu bringen. Vom 3. Akt an kam, befeuert
durch Joſef Roſenſtocks Leitung, Leben auf, und ſteigerte ſich
im 4. und 5. Akt zu beachtlicher Höhe.
Die Uebertragung der Grafenrolle auf Herrn Hoefflin
wirkte zunächſt überraſchend, weil ſie meiſt dem Heldentenor
zu=
fällt. Aber in vielen italieniſchen Opern tragen dieſe
Tenor=
rollen ebenſoviel heldiſchen wie lyriſchen Charakter. Zudem bin
ich kein Freund pedantiſcher Scheidung, vielmehr der Meinung,
man ſolle die Partien eben demjenigen Sänger anvertrauen,
deſſen Begabung und Stimmumfang ſich gerade für ſie am beſten
eignet. Dies ſcheint um ſo mehr die Veranlaſſung geweſen zu
ſein, als die Rolle des Grafen Ricardo beſonders hoch liegt, und
unſere beiden noch in Betracht kommenden Tenöre zurzeit durch
andere große Aufgaben in Anſpruch genommen ſind.
Vom Tage.
Die Vertrauensmännertagung der Deutſchen
Demokrati=
ſchen Partei im Eſſener Bezirk ſprach ſich entſchieden gegen den
Bürgerblock und das Zuſammengehen mit den Deutſchnationalen aus.
Botſchafter von Hoeſch hatte geſtern eine Unterredung mit
Verbindung ſtehen.
Der Unterſuchungsausſchuß des Preußiſchen Landtags zur
Nach=
prüfung von Strafverfolgungen hat ſich auf unbeſtimmte
Zeit vertagt.
Anläßlich der in Nürn berg vom 10.—12. Oktober
ſtattfinden=
den Landesverſammlung der Bayeriſchen Volkspartei wird
der baheriſche Miniſterpräſident Held am 11. Oktober in
Würz=
burg in öffentlicher Verſammlung über die politiſche Lage ſprechen.
Wie wir erfahren, haben die Sozialdemokraten und Kommuniſten
einen Antrag auf ſofortige Einberufung des Thüringiſchen
Landtages geſtellt, um zur Behandlung des Falles Loeb einen
parlamentariſchen Unterſuchungsausſchuß zu wählen.
Die Deutſch=Luxemburgiſche Bergwerks=A. G. hat
die in Ausſicht genommene Kündigung von 4200 Mann
ausgeſprochen. Die Gekündigten ſollen am 15. Oktober entlaſſen werden.
Wir erfahren von zuſtändiger Stelle, daß die
Anleihever=
handlungen in London befriedigende Fortſchritte
machen. Die vorhandenen Reibungen ſeien techniſcher Natur und
wür=
den überwunden werden. Die wirtſchaftliche Räumung iſt
auf den 21. Oktober feſtgeſetzt worden.
Wie die Wiener Allgemeine Zeitung meldet, befindet ſich die
Nor=
diſch=Oeſterreichiſche Bank in Schwierigkeiten. Die
Sanierung ſoll durch ein ausländiſches Finanzkonſortium vor ſich gehen.
teren günſtigen Verlauf der italieniſch=jugoſlawiſchen
Handelsvertragsverhandlungen in Venedig eine
Begeg=
nung Muſſolinis mit dem jugoſlawiſchen Außenminiſter
Marin=
kowitſch ſtattfinden.
Die polniſche Regierung hat den Volkskommiſſar für
aud=
wärtige Angelegenheiten Tſchitſcherin aufgefordert nach Warſchau
zu kommen. Tſchitſcherin ſoll an Ort und Stelle Beſprechungen
mit der polniſchen Regierung über verſchiedene noch ungeklärte
poli=
tiſche Probleme führen.
Zeitungsmeldungen zufolge iſt der Vertreter des Internationalen
Arbeiterbureaus Sokol zum diplomatiſchen Vertreter Polens
in Moskau ernannt worden.
Der bulgariſche Miniſter des Aeußern Kalkow iſt, von Genf
kommen, in Paris eingetroffen.
Dr. Beneſch wird zu einem zweitägigen Beſuch nach Paris
kommen.
Der polniſche Außenminiſter iſt vorgeſtern, aus Genf
kommend, in Paris eingetroffen.
General Calles, der neugewählte Präſident Mexikos,
iſt in Paris eingetroffen.
Der Ausſchuß, der die Frage der Wiederaufnahme der Beziehungen
Frankreichs zu Rußland prüfen ſoll, wird ſeine erſte Sitzung
am Montag im Miniſterium für auswärtige Angelegenheiten abhalten.
Der franzöſiſche Handelsminiſter Rainaldy hat den
Organi=
ſationsausſchuß des Wirtſchaftsrates auf kommenden Freitag
ufen. Der Miniſter beabſichtigt, dem Organiſationsausſchuß das
einbe
Problem eine franzöſiſchen „Rohmaterialien=Politik” zur Prüfung zu
unterbreiten.
Wie United Preß aus Peking meldet, wird von maßgebender Seite
feſtgeſtellt, daß China nicht daran denke, aus dem
Völker=
bund auszutreten, wozu eine zweijährige Kündigung notwendig
wäre.
Das endgültige ſchwediſche Wahlergebnis.
* Stockholm, 4. Okt. (Priv.=Tel.) Heute abend liegen
die endgültigen Wahlreſultate vor. Die Konſervativen
bekom=
men 64 Mandate, Zuwachs 11527 Stimmen, die Bauernpartei
24 Mandate, Verluſt 1912 Stimmen, die Liberalen 5 Mandate,
die Freiſinnigen 28 Mandate. Zuſammen haben beide Parkeien
einen Verluſt von 34 194 Stimmen. Die Sozialdemokraten
er=
halten 104 Mandate, Zuwachs 48 658 Stimmen. Das
Schlußer=
gebnis hat in ſchwediſchen bürgerlichen Kreiſen große
Enttäuſch=
ung und Ueberraſchung hervorgerufen. Die Sozialdemokraten
können jetzt die Verteidigungsfrage, die die jetzige Regierung
nicht hat löſen können, in ihrem Geiſte regeln.
Der Krieg in Georgien.
TU. Paris, 4. Okt. Die georgiſche Delegation veröffentlicht
ein Communiqué, daß die Angriffstätigkeit im
Kauka=
ſus wieder zugenommen kat. Die Zuſammenſtöße zwiſchen den
Aufſtändigen und den Sowjettruppen nehmen immer mehr die Form
eines regelrechten Krieges an. Die Georgier haben wieder die
Offenſive ergriffen, ſodaß die Sowjettruppen ſich, nachdem
der Kampf lange unentſchieden hin und her wogte, zurückziehen mußten.
Sie ließen zahlreiche Tote und Verwundete auf dem Schlachtfelde
zu=
rück, außerdem wurden 500 Gefangene gemacht. Es gelang den
Auf=
ſtändigen in die Stadt Ozourzuethli einzudringen und die dortigen
Ge=
fangenen zu befreien. Aus Papieren, die bei gefangenen
Sowjet=
truppen gefunden wurden, geht hervor, daß die Moskauer Tſcheka
Be=
fehl erteilt habe, die Namen der in Georgien erſchoſſenen und
hin=
gerichteten Perſonen nicht mitzuteilen.
Wie ſich Herr Hoefflin ſeiner heutigen Aufgabe entledigte, iſt
alles Lobes wert. Was ihm an äußerer Erſcheinung und Größe
des Spiels gebrach, wußte er durch eine geſangliche Leiſtung von
Rang wettzumachen. Herr Hoefflin kann eben ſingen und hat
gelernt, ſeine ſchöne Stimme richtig zu behandeln. Er hat die
innere Bewegung, die vielen fehlt, und die Gabe der Einſtellung
auf den Stil ſeiner Rolle. Das gibt ihm Sicherheit und läßt ihn
in keiner Rolle verſagen.
Auch Herr Barczinski beſitzt dieſe Einſtellungsgabe und
das innere Erleben, aber auch viel Ueberlegung und Geſchmack,
was alles ſeinem René eine eigentümliche Eindruckskraft verlieh.
Vornehme äußere Erſcheinung, intelligente Auffaſſung,
groß=
liniges packendes Spiel kamen hinzu. Seine vorzüglichen
Abſich=
ten bedürften nur einer ausgiebigeren, voller klingenden Stimme,
um ganz verwirklicht zu werden.
Gertrud Gercke war eine ausgezeichnete Amelia. Hier ſchien
mir Wollen durch Vollbringen gekrönt. Erſcheinung, Darſtellung
und ein herrlicher Geſang verliehen dieſer wundervollen
Frauen=
geſtalt warmes, packendes Leben. Anna Jacobs, anfangs
offenbar durch Rauchentwicklung auf der Bühne behindert, lieh
der Ulrica ihre mächtige Stimme und ſtarke Geſtaltungskraft.
Die kleine, aber von Verdi reizend geformte Pagenrolle ſang und
ſpielte entzückend Gertrud Callam. In kleinen Rollen
be=
währten ſich die Herren Ney, Kuhn, Hagner, Vogt.
Die Spielleitung von Hannsheinz Wolfram war ſpürbar.
Sie ſchien mir überall richtig angeſetzt, nur noch nicht
durchge=
führt. Die Bühnenbilder Axthur Pohls befriedigten mich; ſie
ſind reizvoll, einfach und gut brauchbar. Die von Lizzie
Mau=
drick einſtudierten Tänze des letzten Aktes habe ich ſchon
inter=
eſſanter geſehen. Die Chöre waren gut. Das Publikum war
warm und dankte den Hauptdarſtellern mit ſtarkem Beifall und
Blumen.
v. H.
* Ernſt Barlach und die „Echten Sedemunds”.
Fünf Jahre ungeheuerlicher Ereigniſſe, Verwirrung durch
Krieg und Umſturz, neu anfangen müſſen, da, wo das Alte
un=
fertig und von ſehr dürftiger Art jäh zuſammenbrach, ein Feuer
im Oſten, das eine trübe Miſchung von inbrünſtigem Glauben,
kaltem Verbrechen, Genie und Wahnſinn bildet — das iſt der
Grund, auf dem die neue Generation ſchwankend ſich
aufzurich=
ten verſucht.
Das Theater — wie immer der Spiegel des Weltgeſchehens —
gibt alles dies ſeit Jahren verkürzt und auf ſchmalſten Boden
gedrängt wieder, iſt es ein Wunder, daß auch auf ihm der tollſte
Wirrwarr Loſung iſt und ohne Richtung Kräfte ſcheinbar
zweck=
los gegeneinander wirken? Die Jungen (das ſind nur jene bis
Maedonald nimmt den Kampf auf.
Wahlvorbereitungen.
TU. London, 4. Okt. Die Morgenpreſſe behauptet Über=
Herriot über verſchiedene Fragen, die mit dem Dawesplan in einſtimmend, daß das Kabinett am Donnerstag beſchließen werde,
den liberalen Antrag wegen der Verhandlungen des
Generalan=
wältes zu bekämpfen, ſo daß die engliſche Regierung
wahrſchein=
lich am Mittwoch um Mitternacht im Unterhauſe geſtürzt werden
wird. Es ſei nur die Frage, wann Neuwahlen ſtatifinden, am
8. oder 15. November. Ramſay Macdonald, der am Dienstag den
Parteitag der Arbeiterpartei eröffnet, wird bei dieſer
Gelegen=
heit wahrſcheinlich die Entſcheidung des Kabinetts,
die am Montag fällt, bekannt geben und zugleich die Wahlparolg
der Partei formulieren.
Die Arbeiterpartei hat ihre Vertreter und Parteibeamte
an=
gewieſen, ſich für Neuwahlen in drei Wochen bereit zu halten,
Die endgültige Entſcheidung des Kabinetts wird am Montag
fallen.
London, 4. Okt. (Europapreß.) Alle Parteien ſind das
über einig, daß bald Neuwahlen ſtattfinden werden. Die
Meinun=
gen gehen darüber auseinander, ob die Regierung anläßlich der
Angelegenheit Campbell am nächſten Mittwoch oder erſt
anfangs November anläßlich des engliſch=ruſſiſchen Vertrages in
die Minderheit geſetzt wird. Ueber die Taktik der Regierung wird
man erſt nach dem nächſten Miniſterrat, der am Montag
ſtattfin=
det, im Klaren ſein. Der Geheimſtgelbewahrer Elynes hat heute
Wie aus gut unterrichteten Kreiſen verlautet, wird bei einem wei= auf eine Anfrage von Zeitungsvertretern erklärt, daß die
Arbeiter=
partei bereit ſei, jede Herausforderung anzunehmen, ob ſie von
konſervativer oder liberaler Seite ausgehe. Alle Parteien haben
ihre Wohlvorbereitungen bereits getroffen. In allen Quartieren
von London werden am mörgigen Sonntag die Agenten der
Ar=
beiterpartei Verſammlungen unter freiem Himmel veranſtalten,
um auseinanderzuſetzen, warum Macdonald den Sowjewertrag
abgeſchloſſen hat. Im Schoß der Arbeiterpartei iſt man der
An=
ſicht, daß der Vertrag mit Rußland in allen Induſtriegebieten ſehr
populär ſei.
Engliſche Neuwahlen am 8. November?
TU. London, 4. Okt. Neuerdings ſpricht man hier von
dem 8. November als mögliches Datum einer Neuwahl.
Unter allen Umſtänden würden Neuwahlen an einem Samstag
ſtattfinden. Der Miniſter des Innern, Henderſon, iſt geſtern
abend aus Genua zurückgekehrt. Das Kabinett tritt am
Montag zuſammen. Das ſind die augenblicklichen
Nach=
richten zur Regierungskriſe.
Andererſeits muß hervorgehoben werden, daß die liberale
Partei unter keinen Umſtänden für eine Neuwahl zu haben iſt,
weil ihr die gegen die Regierung erhobenen Vorwürfe zu
gering=
fügig erſcheinen. Evening Standard und die hinter ihr ſtehende
Gruppe machen Stimmung für eine Regierungsumbildung und
Hinausſchiebung der Neuwahlen. Daß ſich die Oppoſitionspreſſe
alle Mühe gibt, um eine Regierungskriſe heraufzubeſchwören,
liegt auf der Hand. Die Stimmung im Kabinett iſt gleichfalls
geteilt.
Die Regierung wird den Fall Campbell i einem
Weißbuch darlegen, damit dem Parlament alle Dokumente
zu=
gänglich ſind.
Laut Weſtminſter Gazette wurde den Agenten der
Arbeiterpartei Anweiſung erteilt, für die Neuwahlen in 3
Wochen vorbereitet zu ſein.
Daily News berichtet, daß die Mehrheit des
Kabi=
netts für ſofortige Neuwahlen ſei.
Differenzen zwiſchen Macdonald und Zaglul Baſcha.
Das geſtrige Zuſammentreffen zwiſchen Macdonald und Zaglul
Paſcha iſt, wie man aus dem bereits geſtern von uns veröffentlichten
Communiqué ſchließen kann, ergebnislos verlaufen. Die Unterhaltung
dauerte 2½ Stunden. Zäglul Paſcha wird in allernächſter Zeit,
an=
geblich mit Rückſicht auf das ſchlechte Wetter, zurückkehren.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph” ſagt, daß
das kurze und trockene Communigué ſehr viel kommentiert werde, und
daß die Anſpielung auf das ſchleihte Wetter auf den unmittelbaren
Wunſch des engliſchen Premier=Miniſters zurückzuführen ſei, der ſich der
Doppelſinnigkeit dieſer Bemerkung durchaus bewußt ſei.
Reuter erfährt aus ägyptiſcher Quelle, daß Maedonald die
Zurück=
ziehung der britiſchen Truppen aus Aegypten wegen des Schutzes des
Suez=Kanals ablehnte. Zaglul Paſcha habe dann vorgeſchlagen, dieſen
Schutz dem Völkerbund zu übertragen, was aber Macdonald abgelehnt
habe, der ſeinerſeits ein engliſch=ägyptiſches Bündnis vorſchlug. Zaglul
Paſcha nahm das an, erklärte aber, ein ſolches Bündnis ſei unmöglich,
ſolange britiſche Truppen in Aegypten ſtänden.
„Daily Mail” zufolge hat Maedonald Zaglul Paſcha
deutlich zu verſtehen gegeben, daß keine Ausſicht auf eine
Zu=
rückführung der britiſchen Truppen aus Kairo und
Alexandrien und auf die Annahme der alleinigen ägyptiſchen
Souveränität über den Sudan beſtehe.
höchſtens 30) haben es leichter als die Alten, denen der Väter
Hausrat die neue Fahrt beſchwert, ſie können leichteren Herzens
tabula raſa machen, nur zu berechtigt verachtend und am
Reſul=
tat als ſinnlos ein Erbe beweiſend, das nur Qual brachte,
Die Alten aber — und zu dieſen gehört Ernſt Barlach —
tra=
gen ſchwer. Beſonders, wenn ſie — wie dieſer — Dichter ſind,
dieſen ſchweren Beruf mitſchleppen müſſen, deuten müſſen, wo
das zu Erweiſende eher zur Verzweiflung als zur Hoffnung
be=
rechtigt — Wüſte hinter ſich und vor ſich Wüſte.
Die Fülle der Erlebniſſe, die, mehr lärmend als
gehalt=
erfüllt, leer und widerſtandslos machte, drängte nach Löſung und
nur wenige fanden ſie für die Bühne; von den Alten nur Ernſt
Barlach. Zuerſt die natürlichſte Neaktion, Verzweiflung: „Der
arme Vetter‟. Das Stück von dem, der ſich nicht mehr
zurecht=
findet in dieſer Welt. Barlach, der vor ſeiner Dramatik ein
gro=
ßer Graphiker iſt, hat ihn gezeichnet, den armen Vetter, frierend
unter den Nachthimmel geſtellt, neben ihm das dürftige Licht,
armſeliger Behelf und Erinnerung an Ordnung in der Welt;
doch auch dies erliſcht und es bleibt nichts übrig als abſeits zu
gehen, und nicht mehr da zu ſein. Mit zuckenden Lippen wird
monologiſiert, Klage und Anklage, antwortlos, das ſchwache Echo
Weib kein Widerhall. Dies Drama Barlachs iſt der ſtärkſte
Aus=
druck der Verzweiflung ſeiner Zeit: Angſt um die leere, echoloſe
Welt, Frieren im kalten, durch Menſchennähe nie erwärmten
Raum und einſames Ende. Es ſchien ſehr zweifelhaft, ob die
Möglichkeit einer Entwicklung, ob je ein Ausweg aus dieſem
Labyrinth zu finden war, und es iſt der ſtärkſte Beweis für
Bar=
lachs dichteriſche Fülle, daß er ihn fand und gab in ſeinem
nächſten Drama „Die echten Sedemunds”.
Ein Jahrmarkt, und alles in ihn eingefangen, was zu dieſer
Welt, deren Untergang in ewigen Büchern längſt beſchloſſen iſt,
zu ſagen wäre: dies eine nämlich, was man vom Abendrot weiß,
daß es ſehr ſchön ſein kann und vielleicht den neuen Tag
ankün=
digt. Hier iſt aus Verzweiflung eine ſehr bittere Art ironiſcher
Reſignation geworden, die das Beſtehen möglich macht, und was
mehr iſt, durchſchimmernd mit einer Süße wie nicht von dieſer
Erde, zarteſt gemalte Hoffnung: das ungeborene Kind Frau
Grudes.
Ein halber Narr, ein alter, böſer Mann, ein junger
Schwär=
mer, ein Onkel, der das Modell aller Onkel dieſer Generation iſt,
ein Trunkener, ein ſehnſüchtig krankes Kind; das iſt die
Jahr=
marktwelt, in der ein toter Löwe hauſt, und alle irgendeinmal
zwingt, ſo zu ſein wie ſie ſind: böſe und gut, feige und mutig,
nach Menſchenart auch beides zugleich. Und unberührt von allen
dieſe Frau mit der Zukunft unter dem Herzen — das ſtille,
wan=
delnde Licht in all dem Geflacker des Wahnſinns.
In ganz anderem, höherem Sinn als Georg Kaiſers virtuos
gemachtes Volksſtück „Nebeneinander” iſt dieſes Drama von den
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 3.
Der Zweck des deuſchen
Memorandums.
Nummer 277.
Owen Young und die Repko.
Die Gründe für ſein Vorgehen.
Paris 4. Okt. Der Beſchluß der Reparationskommiſſion,
das Datum der zweiten Feſtſtellung der
Durchfüh=
rung des Dawesplanes vom 6. auf den 13.
Okto=
ber zu verlegen, iſt auf Grund eines Berichtes des
Zah=
lungsagenten gefaßt worden, der heute der Kommiſſion
unter=
breitet wurde. In dieſem Bericht heißt es, es ſeien alle
Anſtren=
gungen gemacht worden, um Maßnahmen zu treffen, die in
An=
den ſind, um es der Neparationskommiſſion zu ermöglichen, die
vorgeſchlagene zweite Feſtſtellung durchzuführen. Die juriſtiſche
Ausarbeitung eines Berichtes an die Neparationskommiſſion werde die Frage der Emigration berührt, die Amerika hinſichtlich R
und an die Unterhändler für die Goldanleihe habe jedoch
mehr Zeit in Anſpruch genommen, als man zunächſt
angenom=
men habe. Andererſeits ſeien die größten Anſtrengungen
ge=
macht worden, um die nötigen Abkommen für die Anleihe zu
ſchaffen. Unter dieſen Umſtänden ſei der Generalagent der
An=
ſicht, daß es für die vollkommene Durchführung der vorgeſehenen
Maßnahmen unerläßlich ſei, die vorgeſchriebene Friſt wenigſtens
um ſieben Tage hinauszuſchieben. Der Generglagent erklärt
ſeinerſeits, daß die Annahme dieſes Vorſchlages
notwendiger=
weiſe die Ueberzeugungsperiode um ſieben Tage
verlängern werde.
Die „Times” gegen die 26½ige Reparations=
Aogobe gn Franfreich.
London, 4. Okt. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Times bezeichnet die Rechtfertigung, welche die
fran=
zöſiſche Antwort auf den deutſchen Proteſt wegen der
Er=
hebung der 26prozentigen Abgabe in dem Wortlaut des
Londoner Abkommens zu finden verſucht, als wenig
ſtich=
haltig, da ſich der diesmalige Artikel nur auf die
Uebergangs=
periode beziehe. Der Berichterſtatter führt aus, es ſei
vollkom=
men klar, daß die von den Franzoſen erhobene
Ab=
gabe nur ein Kunſtgriff ſei, um während den
Verhand=
lungen einen Druck auf Deutſchland auszuüben;
denn ohne dieſes Mittel würde die deutſche Stellung
ſicher eine ſtärkere ſein. Hohe Abgaben auf die franzöſiſche
Einfuhr nach Deutſchland würden den franzöſiſchen Handel ſehr
ſchwer treffen. Clementels Budgetziffern zeigten ſehr klar, daß
Frankreich es ſich nicht leiſten könne, dieſes Riſiko zu
überneh=
men. Die Textil= und metallurgiſche Induſtrie im Elſaß
warte ebenfalls endlich aufeinen größeren Markt
in Deutſchland; im allgemeinen brauche Frankreich den
deutſchen Markt ſehr nötig. Im Austauſch dagegen habe es nicht
viel zu bieten. Daher ſei die 26prozentige Abgabe
er=
funden worden, um Raynaldy mit etwas zu
ver=
ſehen, wa ser weggeben könne. Das Zugeſtändnis der
Schwäche der franzöſiſchen Stellung könne auch zwiſchen den
Zeilen der Rede Raynaldys geleſen werden.
Dr. Wirth über das Dawes=Gutachten.
London, 4. Okt. Der frühere Reichskanzler Dr. Wirth,
der augenblicklich in London weilt, äußerte ſich hier gegenüber
einem Vertreter der Evening Standard über die europäiſche
Loge und den Dawesbericht. Er erklärte, daß ein blühendes
England ſehr gut mit einem blühenden Deutſchland
zuſammen=
leben könnte. Die Zukunſt Europas hänge von der
Wiederher=
ſtellung Europas ab, die ohne die Dawesanleihe unmöglich ſei.
Die Zeichnung der Anleihe, bezüglich derer er durchaus hoff= Es darf nicht verſuchen, ein Loch in die Mauer zu bohren oder
nungsvoll ſei, werde das für den Weltfrieden nötige Vertrauen
wieder herſtellen.
Die Verhandlungen über die deutſche Anleihe.
TU. London, 4. Okt. Die engliſchen Blätter bringen erſt
heute die Nachricht von der Abreiſe der beiden deutſchen
Delegier=
ten Or. Luther und Dr. Schacht. Gleichzeitig bringen ſie
be=
ruhigende Meldungen, daß dieſe Abreiſe lediglich auf kleine
Schwierigkeiten techniſcher Natur in den Verhandlungen zurück= Kreiſen herrſchende Anſicht, daß das deutſche
Völkerbundsmemo=
zuführen iſt. Die Zeitungskommentare laſſen erkennen, daß in
der Feſtlegung der Sicherheit nach dem amerikaniſchen Geſetz
einige techniſche Schwierigkeiten aufgetreten ſind. Man glaubt,
daß dieſe Schwierigkeiten nur einen ganz lleinen Zeitverluſt rechte und keine Ausnahmen für Deutſchland geſtatten werde und
bedeuten.
dem Dawesbericht vorgeſehene deutſche Anleihe befriedigend
fortſchritten. Soweit man bisher urteilen könne, werde das Garantien von den im Völkerbund vertretenen Regierungen zu
öffentliche Zeichnungsangebot etwa Mitte des Monats erfolgen, erhalten, nicht in Uebereinſtimmung mit dem regelmäßigen Ver=
Die Notwendigkeit gleichzeitiger Erörterungen mit verſchiedenen
endung der Angelegenheit.
Die Genfer Beſchlüſſe.
Amerikaniſche Anzufriedenheit mit dem Protokoll.
TU. New York, 4. Okt. In Waſhingtoner
Regierungs=
kreiſen betrachtet man das Genfer Ergebnis nicht
ge=
rade als ſehr günſtig, obowhl die Regierung es
vermei=
det, eine offizielle Erklärung abzugeben. Man iſt der Anſicht,
daß das Protokoll von Genf fundamentale Fragen Amerikas be= k
rühre. Dahin gehöre erſtens, daß die Völkerbundsmächte mög= n
hang 3 Artikel 1 und 2 des Londoner Abkommens feſtgelegt wor= licherweiſe Truppenkräſte zur Verfügung ſtellen müßten, was den Regierung auf ihr Memorandum zum Eintritt in den
Völ=
der japaniſchen Emigration als eine niemand angehende, rein gierung Gewißheit über einige Punkte zu verſchaffen, deren
Be=
nationale Angelegenheit betrachtet. Zum dritten wären die
Ab=
rüſtungsabmachungen illuſoriſch, da ſie in Gemeinſchaft mit Mili= d
tärmächten wie Japan und Frankreich nicht durchgeführt werden
ſei für Amerika von A bis 3 undiskutabel.
Der diplomatiſche Mitarbeiter der „Waſhington Poſt”
be=
richtet: Es war ſchon ſeit geraumer Zeit bekannt, daß Japan und
Frankreich Hand in Hand gehen. Offenbar ſei ein Einvernehmen
erzielt worden, das im weſentlichen darauf hinaus laufe, daß
Japan und Frankreich ſich allen Landabrüſtungsplänen
entſchie=
den widerſetzen werden. Der einzige Fortſchritt zu einer
Ab=
rüſtung ſei auf der Konferenz in Waſhington erzielt worden. Die
Konferenz, die jetzt der Völkerbund plane, werde ſchwerlich
eben=
ſolche praktiſche Ergebniſſe erzielen. Gerade darum aber hätten
Frankreich und Japan Intereſſe daran, der von Coolidge
ge=
planten neuen Konferenz in Waſhington zuvorzukommen.
Amerika und die Abrüſiungskonferenz.
Waſhington, 4. Okt. (Europapreß.) Im Weißen Hauſe
wird erklärt, daß die Vereinigten Staaten beabſichtigen, ſich bei
der Abrüſtungskonferenz im Juni 1925 vertreten zu laſſen.
New York, 4. Okt. (Funkſpruch.) In einer Rede in
Princtown (New Jerſey), dem früheren Wohnort Wilſons,
er=
klärte der demokratiſche Präſidentſchaftskandidat Davis: Ich
bin nicht gewillt, Amerika allein außerhalb der diplomatiſchen
Kreiſe der Welt ſtehen zu laſſen. Falls ich Präſident werden
ſollte, wird Amerika auf der von den europäiſchen
Staats=
männern vorgeſchlagenen Abrüſtungskonferenz im Jahre
1925 vertreten ſein. Alle Nationen außer der amerikaniſchen
ſeien den Idealen Wilfons gefolgt.
Briand über den Völkerbund.
TU. Paris, 4. Okt. Der Genfer Sonderberichterſtatter des
Petit Journal berichtet über eine Unterhaltung mit Briand,
in der dieſer ſagte, der Völkerbund ſei, das Forum
der Völker und ſein Rat der Friedensrichter.
Das Friedensprotokoll bildet die
unzerſtör=
bare Grundlage für die internationale
Zuſam=
menarbeit. Wenn ich das ſage, ſo denke ich an
Deutſchland. Ich finde, daß es in den Völkerbund eintreten
muß, und zwar durch die gemeinſame Türe, die allen offen ſteht.
perſönliche Fragen aufzurollen, ſondern es, muß die Grundſätze
der Gleichheit annehmen, die in Genf vorwalten.
Engliſche Zweifel an einer gemeinſamen
Aniwort der Aſerten.
London, 4. Okt. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph zweifelt, ob die in franzöſiſchen
randum von den allierten Mächten gemeinſam beantwortet
wer=
den ſoll, von der britiſchen Negierung geteilt werde, ganz
abge=
ſehen von der Tatſache, daß die franzöſiſche Formel keine
Vor=
wahrſcheinlich in ihren Folgerungen weiter gehen dürfte, als
Die Times meldet, daß die Vorbereitungen für die gemäß Macdonald bereit ſein würde; zu gehen. Aber tatſächlich ſcheine
die von Berlin unternommene Initiative, Verſprechungen und
n fahren zu ſtehen. Es bleibe abzuwarten, ob man die Antwort
kontinentalen Märkten, deren Mitwirkung für den Erfolg der erteilen werde, daß die Erörterung über die Frage des Eintritts
Ausgabe weſentlich ſei, verzögerten notwendigerweiſe die Volle / Deutſchlands in den Völkerbund nur zwiſchen Deutſchland und
dem Völkerbund ſelbſt ſtattfinden könnte.
Die Reichsregierung erwartet die Antwort
der befragten Regierungen.
Berlin, 4. Okt. Die Aeußerungen des
Reichs=
kanzlers gegenüber einem Korreſpondenten des Daily=Expreß
werden in einigen Blättern dahin kommentiert, daß die deutſche
kerbund keine Antwort erwarte. Dieſe Annahme iſt
Eintritt Amerikas in den Völkerbund unmöglich mache. Zweitens durchaus irrig. Der Zweck des Memorandums iſt, wie der
Reichskanzler dem Korreſpondenten geſagt hat, der deutſchen
Ne=
deutung für die Stellung Deutſchlands zum Völkerbund
aus=
ſchlaggebend iſt. Die Stellungnahme der Regierungen, denen
das Memorandum überreicht worden iſt, zu den Einzelheiten der
deutſchen Darlegung würde vorausſichtlich nur erfolgen, wenn
könnten. Kurz, das ganze Genfer Protokoll, wie es jetzt vorliegt, unſer Standpunkt nicht anerkannt werden ſollte. Die deutſche
Re=
gierung erwartet indeß, daß ihre Auffaſſung von den im
Völ=
kerbundsrat vertretenen Mächten geteilt und deren Zuſtimmung
zum völlig gleichberechtigten Eintritt
Deutſch=
lands in den Völkerbund ihr zur Kenntnis gebracht
wird. Wie bekannt, ſind die befragten Regierungen
gebeten worden, ihre Anſicht der deutſchen
Re=
gierung ſchriftlich mitzuteilen. Es kann daher keine
Nede davon ſein, daß der Reichskanzler auf das Memorandum
keine Antwort erwartet.
GrafKeßler über die Einſtellung Deutſchlands
zum Völkerbund.
FU. Paris, 4. Okt. Der Matin druckt Erklärungen ab,
die ſein Genfer Sonderberichterſtatter, Jules Sauerwein vom
Grafen Harry Keßler über die wahre Einſtellung
Deutſchlands zum Völkerbund erbeten hat. Nach dem
Grafen Keßlen wird Deutſchland um ſeine Zulaſſung bitten,
ſobald es Zuſicherungen über die an ſeinen
Ein=
tritt geknüpften Bedingungen erhält. Es verſteht ſich
von ſelbſt, daß Deutſchland auf dem Fuße der
Gleich=
heit als Großmacht in den Völkerbund aufgenommen werden
muß. In dieſer Beziehung haben die letzten Erklärungen
Her=
riots recht angenehm berührt und Deutſchland zu dem Schluß
be=
rechtigt, daß es wie die anderen Staaten ein Mandat auf
eine der Kolonien erhalten wird, was zudem für ſeinen
wirtſchaftlichen Aufſchwung unerläßlich ſei. Wir erhoffen von
unſerem Eintritt in den Völkerbund recht viel für die
Wiederher=
ſtellung einer normalen Situation und einer normalen Denkweiſe.
Während 10 Jahren haben wir uns in dem
Zu=
ſtand eines Gefangenen gefühlt. Wir kommen
unswie Galeeren=Sträflinge vor, die ſich allmählich
wieder an den Begriff eines freien Daſeins gewöhnen müſſen.
Der Mittelſtand iſt zu Grunde gerichtet worden.
Selbſtverſtändlich gelang es den extrem links und rechts
gerichte=
ten Parteien ohne weiteres, ſich Einfluß auf die Bevölkerung zu
verſchaffen, denn die in Elend verſunkene Menge, die ihre
Er=
ſparniſſe dahinſchwinden ſieht, iſt in der Lage wie derjenige, der
die Schalter der Bank, der er ſich anvertraute, wegen Bankerotts
geſchloſſen vorfindet. Er leiht den Einflüſterungen der Gewalt
ein allzu williges Ohr. Deutſchland muß wieder zu
einer internationalen Stellung verholfen
wer=
den. Das Gleichgewicht wird ſich dann wieder einſtellen und mit
ihm geſunde Anſchauungen vom Frieden und Verſöhnung.
Was das Protokollanbetrifft, ſo muß man auf unſere
be=
ſondere Lage Rückſicht nehmen. Sie wird durch zwei Tarjachen
beherrſcht: von der geographiſchen Lage und von den
Stipulie=
rungen des Vertrages von Verſailles, die uns dazu führen
könn=
ten, das Schlachtfeld für gewiſſe Kriege zu werden. Unſer Heer,
das auf 100 000 Mann herabgeſetzt iſt, die nur für den inneren
Polizeidienſt bewaffnet ſind, kann nicht an militäriſchen
Operatio=
nen teilnehmen. Wir wünſchen alſo, daß eine
Re=
ſerve hinſichtlich unſerer Beteiligung an den
Sanktionen des Völkerbundes gegen
Angreifer=
ſtaaten gemacht werde. Hat uns nicht die Schweiz im
Jahre 1920 ein Beiſpiel gegeben, als ſie den Transport der
Truppen, die der Völkerbund nach Wilna ſchicken wollte,
ver=
weigerte?
Die Antwort auf das Völkerbunds=Memorandum.
UU. Paris, 4. Okt. Ueber die Abſendung einer
gemeinſamen franzöſiſch=engliſch=belgiſchen
Antwortnote an die deutſche Regierung in der Frage des
Völkerbundmemorandums werden heute unmittelbar nach
Rück=
kehr Herriots aus Lyon Beſprechungen ſtattfinden. Wenn
keine einzige Antwortnote abgeſchickt werden kann, ſo wünſcht
Frankreich, daß gleichlautende Antwortnoten von den drei
Re=
gierungen an Deutſchland gerichtet werden.
echten Sedemunds das „Volksſtück” dieſer Zeit. Lebte Naimund
heute, er könnte ſo gedichtet haben. Die Unſchuld des Blicks zwar
iſt getrübt worden, aus keiner Feenwelt kommt mehr die Gnade,
ein Jahrmarktslöwe, tot und lebendig ſchon nur ein Schrecknis
für Kinder, iſt an die Stelle der überirdiſchen Geiſter getreten,
klärt und verwirrt wie dieſe, iſt da und nicht da, wie eben irgend
einer aus Naimunds Geiſterwelt.
Als einzige Realität in dieſem Stück bleiben endlich die
„echten Sedemunds” übrig. Ein dürſtiger Troſt, daß ſie „echt”
ſind. Von ihnen ſagt der junge Sedemund, dem alles „Echte‟
ſchon ein Greuel wird, daß ſie eben „beſtrenommierte” Bürger
alle beide ſind und ins Beſtehende ſo leicht keine Breſche
geſchla=
gen wird. Mit welchem Nechte? Weil es beſteht. Beſtehen ſie
wirklich? Nein, denn die „echten Grudes” tanzen über ihre
Grä=
ber. Ein verzweifelter Ausblick, aber immerhin Ausblick,
Hoff=
nung, daß wenigſtens die „Echten” bleiben werden und beſtehen,
wenn auch aus nichts als dem Glauben, daß ſie echt ſind.
Dieſer Zweifel am Echten, der dichteriſche Ausdruck der
Nela=
tibitätstheorie, in der heutigen Dichtung überall mehr oder minder
zu ſpüren, hat Ernſt Barlach in ſeinem neuen Drama „Die
Sint=
flut” zur letzten Konſequenz, zur abſoluten Negation geführt.
In dieſem Stück, in dem ſich eben aus dieſem Grundprinzip
ab=
ſoluter Negation das Dramatiſche von ſelbſt aufzuheben ſcheint,
tritt Gott ſelber auf und bereut die Schaffung der Welt. Hier iſt
öſtlicher Einfluß, die Idee des Seins als das Urböſe, zu ſpüren;
ob darüber hinaus ein Weg zum letzthin doch poſitiven
Dra=
matiſchen führen kann, darf bezweifelt werden. Es iſt möglich,
daß die Auswirkung der großen Begabung Barlachs im Drama
lediglich einen Uebergang für ihn zu größerer Vertiefung und
neuer Beleuchtung ſeiner Skulpturen bedeutet, — ein Uebergang,
der freilich dem deutſchen Theater einige Werke geſchenkt hat, die
zwar keine Grundlage für eine neue Dichtung ſein können, aber
als Einzelfall immer dann wieder in Frage kommen werden,
wenn der Sinn des Daſeins, durch Erlebnisloſigkeit verſchüttet,
in Frage geſtellt werden wird. Die Jugend freilich hat über ihn
hinausgefunden und die Verneinung ſo zum Fundament geſetzt,
daß ſie, ſchon wieder poſitiv geworden, Grund eines neuen Dra=
Jacob Geis.
mas werden könnte.
— Bühnenchronik. Im Stadttheater Ulm a. D. findet am 3 0.
Ok=
tober die Uraufführung der Tragödie „Karthago” von Thea
Graziella ſtatt. Die Hauptrollen ſpielen: Magda Lena und
Con=
ſtantin Delerois vom Staatsthester in München und Willy Kißmer,
Ulm. Die Inſzenierung liegt in den Händen des Direktor des Ulmer
Stadttheaters, Kißmer,
Bedeutſame Neuerwerbungen des
Wiener Kunſthiſtoriſchen Maſeums.
An erſter Stelle ſteht ein bisher unbekanntes Mädchenbildnis
von Dürer, gezeichnet mit ſeinem echten Monogramm und datiert
1505, eine nach mehreren Nichtungen hin außergewöhnliche
Be=
reicherung der deutſchen Kunſt. Dargeſtellt iſt eine junge
Vene=
tianerin. Das Bildnis muß alſo ſchon in den erſten Monaten
ſeines venetianiſchen Aufenthalts, der ſich vom Herbſt des Jahres
1505 bis zum Jahre 1507 erſtreckte, entſtanden ſein. In
Farben=
gebung, Kompoſition und Linienführung eines der
urſprüng=
lichſten Bilder Dürers, ein lehrreiches Bindeglied zwiſchen ſeinen
noch vor der italieniſchen Neiſe und ſpäter in Venedig
entſtan=
denen Schöpfungen. Die Dargeſtellte von jugendlicher Herbheit
und doch knoſpiger Friſche. Blühend auch in der Farbengebung:
goldigblond das Haar, dunkel die Augen, roſig die Fleiſchfarbe,
karminrot das mit goldenen Borten beſetzte Kleid, olivgrün
die eine Schleife über der linken Schulter, tiefſchwarz der
Hinter=
grund. Die Schleife der rechten Schulter iſt nur hellbraun
unter=
malt, ſo daß man gerade an dieſem, von fremder Hand völlig
unberührten Bild ſozuſagen die Entſtehung mit erleben kann.
Das Frauenbildnis von Lucas Cranach d. A. vermehrt unſere
noch ſo lückenhafte Kenntnis von der öſterreichiſchen Wanderzeit
dieſes Meiſters. Es mag um 1503 in Wien gemalt worden ſein.
Daß ſich Cranach zu jener Zeit in Wien aufgehalten haben muß,
beweiſt u. a. auch das Bildnis des Dr. Neuß, des Nektors der
Wiener Univerſität. (Nürnberg, Germaniſches Muſeum.) In
der kühn hingeſetzten Landſchaft auf unſerem Bild iſt jenes
lei=
denſchaftliche Temperament des jungen Cranach lebendig. Der
Zuſamenhang mit der Malerei des ſogen. Donauſtiles iſt
unver=
kennbar. — Von dem Hauptmeiſter dieſer beſonders ausgeprägten
lokalen deutſchen Malergruppe, von Albrecht Altdorfer, wurde
eine Madonna mit Kind erworben, laut Inſchrift im Jahre 1531
gemalt. Die den Meiſtern der Donguſchule ſonſt eigene
roman=
tiſche Stimmungsmalerei iſt aber auf dieſem Spätbild
Alt=
dorfers ganz zurückgedrängt zugunſten einer zarten, ſtillen
Lieb=
lichkeit. Möglich, daß der Beſteller dieſes wohl privaten
An=
dachtsbildes nichts von jener heiteren Begleitmuſik wiſſen wollte
die gerade den Bildern und graphiſchen Blättern Altdorfers
ihren beſonderen poetiſchen Reiz verleiht. — Von nichtdeutſchen
Erwerbungen möchten wir ganz beſonders aufmerkſam machen
auf das unvollendete Selbſtbildnis von Fr. Gova, deſſen
Ent=
ſtehung der Zeit ſeines letzten Madrider Aufenthalts (1826)
zu=
geſchrieben wird. Ein Vergleich dieſes wohl letzten genial
ge=
malten Selbſtbildniſſes mit dem von Lopez gemalten
konven=
tionellen Porträt Goyas offenbart ſchlagend die wahrhaft ſchöp=
feriſch rebolutionäre Größe dieſes ganz und gar ſpaniſchen
Meiſters, der das Blut ſeines Volkstums mit der ganzen Kraft
einer ſelbſtherrlichen künſtleriſchen Perſönlichkeit durchzuſetzen
vermochte gegen den internationalen Klaſſizismus ſeiner
euro=
päiſchen Zeitgenoſſen. — Von den anderen Meiſterwerken, die in
den letzten Jahren die Wiener Galerie noch bereicherten, wären
außerdem hervorzuheben das Bildnis des Theologen J. Ziegler
(1544—49 am Paſſauer Biſchofshof) von Wolf Huber, einem
eben=
falls der Donauſchule angehörigen Meiſter, in der Darſtellung
des ganz und gar durchgeiſtigten viſionären Antlitzes geradezu
modern expreſſioniſtiſch berührend, einige Tafeln altöſterreichiſcher
Malerei, das wundervolle Porträt der Infantin Marg. Thereſia von
wurde, eine Kreuztragung von H. Boſch, zwei frühe Bildniſſe
Velasquez, das 1923 in einem Depot der Wiener Burg entdeckt
wurde, eine Kreuztragung von H. Boſch, zwei frühe Bildniſſſe
von Nubens, ſtrotzend von jugendlicher Kraft, von Tiepolo, ein
Genrebild (!), die Poſtbarke. Eine ſtattliche Paradeſchau, der
gegenüber die Vorwürfe, die man gegen die Galerieleitung in
Wiener Künſtlerkreiſen erhoben hat, eitel Schaumſchlägerei
be=
deuten. Der Wiener Verlag Anton Schroll u. Co. hat einen
zu=
ſammenfaſſenden, ſehr gut illuſtrierten Ueberblick über ſämtliche
Erwerbungen des Wiener Kunſthiſtoriſchen Muſeums in den
Jahren 1920—23 zu billigſtem Preis herausgegeben. Wir
ver=
danken dem Verlag Schroll u. Co. die Vorlagen zu unſeren
Ab=
er.
bildungen in der „Gegenwart” Nr. 34.
* Die Eheſcheidungskandidatin im Käfig. In Paris werden
in Zukunft Frauen, die ſich von ihren Männern ſcheiden laſſen
wollen, in einem Warteraum, der mit Eiſengittern geſchloſſen iſt
und bedenklich’ an einen Käfig erinnert, verweilen müſſen, bis
ihre Verhandlung an der Reihe iſt. Bisher gab es gewöhnliche
Warteräume für die Männer und Frauen, aber es fanden ſo
viele heftige Zuſanmenſtöße zwiſchen wutentbrannten Frauen
und ihren Chemännern ſtatt, daß die Juſtizbehörden ſich
veran=
laßt ſahen, etwas zum Schutze der bedrohten Männer zu tun. Es
war ein ganz gewöhnliches Ereignis, daß man eine Frau aus
ihrem Wartezimmer herausſtürzen und in das Wartezimmer der
Männer dringen ſah, wo ſie über ihren Gatten herſiel und ihn
oſt nicht unerheblich verletzte. Allerdings kam auch, wie ein
Ge=
richtsberichterſtatter um der Gerechtigkeit willen feſtſtellt, der
um=
gekehrte Fall vor, daß ein witender Mann in das Wartezimmer
der Frauen eindrang und vor der leidenſchaftlich teilnehmenden
Zuhörerſchaft der übrigen Frauen, eine allzu lebhafte
Diskuſ=
ſion über ſeine häuslichen Wirren mit ſeiner Frau begann.
Die=
ſem böſen Schauſpiel ſoll nun durch die Abſchließung der Frauen
ein für allemal ein Ende bereitet werden.
Seite 4
Sonntag, den 5. Oktober 1924,
Rummer 277
* Finanzminiſter und
Auftvertung der Kriegsanleihen.
Von Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, Darmſtadt.
Soziale Aufwertung lautet die neueſte Loſung. Sie
ent=
ſpringt nicht ſozialem Empſinden, ſondern ſtellt ſich als ein Trick
kluger Geſchäftsleute dar. Da die Nutznießer der 3. St.N. V.
erkennen, daß ſie ihre Beute nicht ganz behalten können, ſuchen
ſie die Koſten einer rechtlichen Auſwertung durch billige Almoſen
zu erſetzen. Das tritt am unverhüllteſten in dem Antrage des
Demorraten Dernburg zu Tage. Es war mir nicht zweiſerhaft,
daß Finanzminiſter Luther, fauls er den Weg nicht ſelber gezeigt
hat, ihn jedenfalls betreten werde. Das iſt denn auch geſchehen.
Da immer lauter an das Wort des Grafen Rödern und aller
Parteiführer erinnert wurde, daß an den Zinſendienſt der
Kriegs=
anleihe nie gerüttelt werden könne, erkannte Luther die
Unmog=
lichkeit völligen Verſagens. Was er anbietet, iſt aber keine
Teil=
verzinſung aller Kriegsanleihen, ſondern eine Rente an ſolche
Kriegsanleihezeichner, die weder aus eigenem Vermögen noch
durch eigene Arbeit ihren Unterhalt beſtreiten können. Die Rente
oll 2 Prozent und 1000 Goldmark nicht überſchreiten. Soweit iſt
Luthers Plan durch die Preſſe bekannt geworden. Die
Mitteilun=
gen wurden aber am 28. September in der Verſammlung des
Sparerbundes in Berlin aus der Mitte des
Aufwertungsaus=
ſchuſſes des Reichstages ergänzt. Danach will Herr Luther die
Mittel für die Almoſenrente zum erheblichen Teile von den
Ge=
meinden beſtreiten laſſen. Die Mirtel, die dieſe zur Verzinſung
ihrer eigenen Anleiheſchulden verwenden könnten, ſollen in den
Sozialfonds für die Nenten der bedürftigen Kriegsanleihezeichner
fließen. Durch dieſen Raub will Herr Luther zugleich verhindern,
daß die Gemeinden kreditwürdiger daſtehen als das Reich. Es
wurde weiter mitgeteilt, daß die Almoſenrente nicht etwa eine
vorläufige Maßnahme darſtellen, ſondern die Anſprüche aus
Kriegsanleihe, nicht nur der Rentenempfänger endgültig
beſeiti=
gen ſolle. Auch die Preſſemitteilung, daß ſämtliche Parteien
dem Plane des Finanzminiſters zugeſtimmt hätten, wurde in
Berlin berichtigt. Sie trifft nur für einen Teil der Linksparteien
zu. Der Vorſitzende des Aufwertungsausſchuſſes hat den
Sozial=
fonds Luthers, den er zu deſſen Mißvergnügen als „
Almoſen=
pott” bezeichnete, abgelehnt und ebenſo die anderen
Rechtspar=
teien. Sie verlangen eine, wenn auch zunächſt beſcheidene,
Ver=
wirklichung des Rechtes und lehnen es ab, daß zu Gunſten des
Almoſenfonds des Herrn Luther auch die Gemeindegläubiger
be=
raubt werden. Die Rechtsparteien ſind daran, die Wege zu
zei=
gen, wie ein teilweiſer Zinſendienſt ohne drückende Steuerlaſten
ermöglicht werden kann. Man hat dabei u. a. in Anlehnung an
den Plan von Dr. Pries=Hamburg an den Anteil des Reiches
an den Aktien und Obligationen der Reichsbahn=
Betriebsgeſell=
ſchaft gedacht. Mit Recht wurde auch darauf hingewieſen, daß in
den §§ 24 und 25 der 3. St. N. V. die ſehr ergiebigen
Steuerquel=
len aus Zwiſchengewinnen bei der Inanſpruchnahme von
Kredi=
ten während des Markverfalles und bei der Notgeldausgabe
bis=
her nur in „Erwägung gezogen” wurde. Die Verwirklichung
wäre allerdings dem Großkapital unbequem, und deshalb hat man
wohl die Stufe der Erwägungen bisher nicht überſchritten.
Es ſoll auch auf ein anderes hingewieſen werden, das mir
bei der Berliner Tagung bekannt wurde. Das Großkapital zieht
aus dem ihm mindeſtens ſehr genehmen Verhalten Luthers
be=
züglich der öffentlichen Anleihen die Folgerung, daß es bei deren
Verſagen ebenfalls nicht aufzuwerten brauche. Ich habe die
füh=
renden Abgeordneten ſofort auf die Unſtichhaltigkeit dieſes
Vor=
wandes hingewieſen. Es iſt nie und nirgends Rechtens und durch
keinerlei Grund gerechtfertigt, daß die Zahlungsunfähigkeit
eines Schuldners eines Gläubigers auch deſſen zahlungsfähige
Schuldner befreit. Dies namentlich dann nicht, wenn ſie noch
jetzt auf Koſten des Gläubigers bereichert ſind. Zudem ſtünde
eine durch das Verſagen der öffentlichen Anleihen verminderte
Leiſtungsfähigkeit von Induſtrie und Landwirtſchaft vielleicht
dem feſten Prozentſatz einer ſchematiſchen Aufwertung, nicht aber
derjenigen meines Entwurfes entgegen. Denn dieſe paßt die
Höhe der Umwertung der Leiſtungsfähigkeit des Schuldners an
und berückſichtigt ſomit automatiſch auch deſſen Einnahmeausfall
aus öffentlichen Anleihen. Kann ſomit weder die Induſtrie noch
die Landwirtſchaft oder ein anderer Schuldner das Unterbleiben
Mtager
*
II. Sperrſitz Z
12. Reihe, Mitte,
nebeneinanderlieg
Plätze, abzugeben.
Platz, Darmſtadt,
Viktoriaſtr. 4 7. (*28778
Mrttttt
Ein gut erh. Biano
Biedermeier) gegen
Tafel=Klavier zu
ver=
tauſchen Schriftliche
Angebote u. W 134
a. d Geſchſt. (12706fsg
Siermarft
Teckel=Hündin
raſſenrein,
umſtände=
halber billig zu verk
Angeb. u. Z. 57 an
die Geſchſt. (*28803
der eigenen Aufwertung nach meinem Entwurf auf das etwaige
Verſagen der öffentlichen Anleihen ſtützen, ſo kommt bezüglich
der Induſtrie überdies in Betracht, daß ſie ihr Kapital in
öffent=
lichen Anleihen nicht anzulegen pflegt. Daraus folgt, daß, auch
wenn die öffentlichen Anleihen nicht aufgewertet werden ſollten,
davon die Umwertung privatrechtlicher Schulden nach meinem
Entwurf nicht berührt wird. Abgeſehen davon aber ſind die
Ab=
ſichten des Finanzminiſters, namentlich auch bezüglich der
Ge=
meindeanleihen und der übrigen Anleihen für werbende Zwecke,
aufs Schärfſte zu bekämpfen. Sie bedeuten wie die 3. St. N. V.
nicht nur ein Verbrechen, ſondern eine kurzſichtige Torheit. Denn
außer der weiteren Erſchütterung des Nechtsbewußtſeins,, der
Koſtſpieligkeit einer amtlichen Prüfung der Bedürftigkeit und
der Möglichkeit ihrer Ausbeutung für parteipolitiſche Zwecke,
önnen neue Kreditbedürfniſſe von Reich, Ländern und
Gemein=
den von den Almoſenempfängern nicht befriedigt werden. Die
aber, die neue Anleihen gewähren können, werden ſtets der
ſcham=
loſen Weiſe gedenken, in der man ſie ihrer früheren Anſprüche
be=
raubt hat. Wenn nicht Deutſchlands Kredit und Anſehen
unheil=
bar zerrüttet werden ſoll, muß es fortab von Männern geführt
werden, deren Gefühl für Moral und Gerechtigkeit nicht auf dem
Boden der St. N. V. ſteht.
Heftige Kämpfe in China.
Tſchang Tſo lin droht den diplomatiſchen Vertretern.
Paris, 4. Okt. Havas berichtet aus Schanghai: Bei
Sun=
kiang, 22 Meilen ſüdweſtlich von Schanghai, ſind heftige Kämpfe
im Gange. Die Truppen der Provinz Fukien und Kiangſu
grei=
fen an. Auf dem Frontabſchnitt bei Liu=Kwang=Tſu herrſcht
Ruhe.
Tſchang=Tſo=lin hat an die hieſigen diplomatiſchen Vertreter
eine Drohung gerichtet, daß er die Einkünfte der mandſchuriſchen
Seezölle beſchlagnahmen werde, wenn die Pekinger Regierung die
von ihr geplante Ausgabe von 4 Millionen Dollar in
Schatzſchei=
nen durchführe.
Tſchang=Tſo=lin iſt nun der Meinung, daß die diplomatiſchen
Vertreter Peking teilweiſe für die Verwendung der Zolleinnahme
verantwortlich ſind, da in dem Abkommen zwiſchen China und
den auswärtigen Geſandten im Jahre 1912 die chinſiſche
Regie=
rung nur den Ueberſchuß der Einnahmen aus der
Wegzollver=
waltung nach Abzug der auswärtigen Zinsverpflichtung erhält.
Es handelt ſich offenbar in dieſem Falle um Einnahmen, die aus
den Ueberſchüſſen ſtammen, und die der Gerichtsbarkeit des
diplo=
matiſchen Korps in Peking unterſtehen.
Chineſiſches Beſchlagnahmegeſuch an Japan.
TU. Paris, 4. Okt. Nach einer Meldung der United Preß
aus Peking hat das chineſiſche Auswärtige Amt die japaniſche
Regierung gebeten, einen franzöſiſchen Frachtdampfer zu
beſchlag=
nahmen, der mit Flugzeugen für den Gouverneur der
Mand=
ſchurei an Bord nach den japaniſchen Gewäſſern unterwegs iſt.
Die japaniſche Antwort iſt noch nicht übergeben worden.
Der chineſiſch=ruſſiſche Vertrag.
Vondon, 4. Okt. (Europapreß.) Wie aus Peking berichtet wird,
hat die dortige Preſſe den Vertrag mit Sowfetrußland veröffentlicht.
Die chineſiſche Regierung hat in Moskau gegen den Abſchluß des
Ab=
kommens zwiſchen Moskau und Mukden proteſtiert, da es ein
unfreund=
licher Akt ſei, ein Abkommen mit einer Provinzialbehörde unter
Aus=
ſchluß der Zentralregierung abzuſchließen, zumal die chineſiſche Regierung
Moskau vor Eröffnung der Unterhandlungen zwiſchen Mukden und
Moskau mitgeteilt habe, daß Tſchangſolin als Rebell zu
be=
trachten ſei.
Berichtigung: Bei unſerer geſtrigen Meldung: „
Am=
neſtie für in Abweſenheit Verurteilte” iſt uns ein Schreibfehler
unterlaufen, der leicht Unklarheiten aufkommen ließe. Statt
Koblenz=Kaſtor, Pfaffenſtraße muß es heißen: Koblenz,
Kaſtor=
pfaffenſtraße.
Bedrohliche Lage in Mekka.
Huſſein dankt ab.
Noe Ueu
Teoct!
Reuufee
TU. Paris, 4. Okt. König Huſſein von Hedſchas hat, wie Havas
meldet, abgedankt.
In Kairo eingegangene Nachtrichten beſtätigen die Meldung von der
Abdankung König Huſſeins.
Zur Abdankung Huſſeins.
London, 4. Okt. (Europapreß.) Nach Meldungen aus
Kairo hat König Huſſein erklärt, daß er nunmehr das Land
ver=
laſſen wolle. Für die ganze mohammedaniſche Welt iſt die
Ab=
dankung Huſſeins inſofern von großer Bedeutung, als damit der
Kampf in der Heiligen Stadt ſelbſt vermieden wird. Wie aus
Jeddah gemeldet wird, iſt die Abdantung Huſſeins auf die
drin=
genden Vorſtellungen der Notaheln und der führenden
Perſön=
lichkeiten in Jeddah zurückzuführen.
Der 70jährige Konig Huſſein, ehemals Großſherif von Mekka
und Wächter der Heiligen Stätte, hat vier Söhne. Der älteſte
Emir Ali führt den Oberbefehl über die Hedſchas=Truppen
außer=
halb Mekkas. Der zweite iſt König Facſat von Meſopotamien
und der dritte Emir Abdullah, Emir von Transjordanien, wohin
ſich ein Teil der Wahabiten gewandt hat. Der vierte Muſtapha
befindet ſich gegenwärtig auf der Reiſe nach London. Seine Neiſe
hängt mit dem Plan, der von den Engländern im Kriege
ver=
ſechteten Großararbiſchen Vereinigung unter Huſſein, zuſammen,
der allerdings durch den Rücktritt Huſſeins jetzt endgültig
begra=
ben ſein dürfte. Huſſein iſt offenbar nicht als der geeignete
Ver=
wirklicher dieſes Planes angeſehen worden.
Tauſende flüchten vor den Wahabiten.
Nach den letzten Nachrichten aus Dſchidda ſind dort 15 000
Flüchtlinge aus Mekka angekommen. König Huſſein iſt
in Mekka geblieben; die dortige Zivilverwaltung hat aber ihre Tätigkeit
eingeſtellt. Beinahe alle reichen Bürger und auch die Behörden ſind
nach Aegypten und anderen Ländern abgereiſt.
Die Wahabiten auf dem Marſch nach Transſordanlen.
TU. Paris, 4. Okt. „Daily Expreß” meldet aus Jernſalem, daß
26 Schwadronen Wahabiten die ſich aus je 300 Berittenen
zuſammen=
ſetzen, nach Transjordanien aufgebrochen ſind. Die Einwohner der
Hauptſtadt ſchicken ſich au, nach Jeruſalem zu flüchten.
Einſetzung einer vorläufigen Regierung.
London, 4. Okt. Reuter erhtelt aus Dſchidda von eiem aus
leitenden Perſönlichkeiten der Städte Dſchidda und Mekka gebildeten
Komitee folgendes Telegramm: Die Einwohner des Hedſchas beſchloſſen,
die Auflöſung der hashimitiſchen Regierung mit König Huſſein an der
Spitze und die Einſetzung einer vorläufigen, von den Bewohnern
des Hedſchas ernannten Regierung zum Schutze des Landes zu
fordern, welche bereit iſt, ſich der religiöſen Ordnung der ganzen
mos=
lemitiſchen Welt anzupaſſen. Sie wollen gegen niemand kämpfen und
richten den Appell an die ganze Welt, den gegenwärtigen Feindſeligkeiten
ein Ende zu bereiten.
Meldungen aus Konſtantinopel zufolge iſt in der Nähe von Aiadia,
im Bezirk Moſell, ein britiſches Flugzeug mit zwei Inſaſſen
von den türkiſchen Truppen erbeutet worden.
Vom marokkaniſchen Kriegsſchauplatz.
Paris, 4. Okt. (Wolff.) Das Journal erfährt aus
Ma=
drid, daß General Primo de Rivera ſich am 7. und 8. Oktober nach
Madrid begeben werde, um dem König und den Mitgliedern
des Direktoriums über die Lage in Marokko Bericht zu erſtatten.
Nach dem Blatte beabſichtigt er, Abdel Krim aufzufordern, mit
Spanien auf der Grundlage eines Protektorates in ſeiner Zone
zu verhandeln.
Havas verbreitet aus Madrid folgendes amtliche
Communi=
qus über die Lage in Marokko: In der Weſtzone iſt von
Eauen ein erſter Verwundetentransport und in Tetuan ein Zug
Vorpoſten angekommen. Die Tatſache, daß dieſe beiden
Unter=
nehmungen normal vonſtatten gegangen ſind, beweiſt die
Mut=
loſigkeit des Feindes.
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*28770
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Wiederverk. höchſte
Rabatte, (üva
Rummer 277.
Sonntag, den 5. Oktober 1924,
Seite 5.
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 5. Oktober.
Die Gaspreiſe.
CMan ſchreibt uns:
Die heutige Veröffentlichung der Direktion der Städtiſchen
Betriebe, nach der eine Herabſetzung der Gaspreiſe eingetreten iſt,
werden unſere Leſer ſicherlich freudig begrüßen. Die
Stadtver=
waltung iſt mit dieſer Maßnahme dem Zuge der Zeit folgend mit
dem allgemeinen Abbau der Preiſe der Lebenshaltungskoſten
ge=
folgt.
Die Herſtellungskoſten des Gaſes ſetzen ſich aus zwei
Haupt=
beträgen zuſammen, und zwar einesteils den Koſten für die
ver=
wendeten Materialien (Kohlen uſw.) und andererſeits aus den
Aufwendungen für Zinſendienſt, Verwaltung, Steuern,
Unter=
haltungskoſten uſw. Auf die Höhe der erſteren Koſten iſt der
Ver=
braucher ohne Einfluß, da ſie einzig von der Marktlage der
Ma=
terialien abhängig iſt, dahingegen wird der zweite Hauptbetrag
durch die Menge des Gasverbrauches beſtimmt. Wird nun der
Gasverbrauch erhöht, ſo vermindern ſich hierdurch von ſelbſt dieſe
Koſten, d. h. je mehr Gas verbraucht wird, um ſo billiger kann
es an die Verbraucher abgegeben werden. Um nun auch den
Gas=
abnehmern für vermehrten Verbrauch entgegen zu kommen, iſt
hier erſtmalig eine Staffelung der Gaspreiſe eingeführt, ſo daß
die Koſten für höheren Verbrauch entſprechend geſenkt wurden.
Schon für den Verbrauch in den Haushaltungen tritt die
Er=
mäßigung des Gaspreiſes ein, wenn hier das Gas in
wirtſchaft=
licher und zweckmäßiger Weiſe verwendet wird. Es ſei zunächſt
nur kurz darauf hingewieſen, wie angenehm neben dem Kochen,
Backen uſw. das Bügeln mit Gas ſich geſtaltet. Es ſtellt ſich
ſicherlich billiger wie Bügeln unter Benutzung von
Kohlenfeue=
rung, ganz abgeſehen von den Vorteilen der Reinlichkeit und
ſteten Bereitſchaft. Große Annehmlichkeit bietet u. a. auch die
Verwendung von Gas zur Bereitung von Warmwaſſer für Bade=
und ſonſtige Zwecke. Weiter empfiehlt ſich die Wäſchereinigung
unter Benutzung von Gasfeuerung. So ſtellt u. a. die bekannte
Firma John für den Haushalt geeignete kleine Volldampf=
Waſchmaſchinen mit Gasfeuerung her, die der Hausfrau dieſe
ge=
wiß ſchwere Arbeit erleichtert und vereinfacht. Die neue
Gas=
preisfeſtſetzung wird aber auch in weitem Maße die Einführung
der Raumbeheizungen ſowie die Verwendung von Gas in dem
Gewerbe und der Induſtrie fördern, denn hier bietet ſich reiche
Verwendungsmöglichkeit. Es ſei hier nur auf das Löten,
Schwei=
ßen, Härten und Glühen mit Gas hingewieſen. Neuerdings
wer=
den auch Nietöfen, Leimkocher, Räucherkammern, Emaillieröfen
und viele andere techniſche Verbrauchsapparate hergeſtellt, die
lediglich mit Gas beheizt werden. Die Direktion der ſtädtiſchen
Betriebe wird in den nächſten Tagen die einſchlägigen Firmen
auf dieſe Verwendungsmöglichkeiten beſonders hinweiſen. Auch
wird ſie Verſuchsapparate aufſtellen und auf Wunſch gerne
koſten=
los vorführen. Auch die für die Haushaltungszwecke geeigneten
Verbrauchsapparate werden in dem neu eröffneten
Ausſtellungs=
raum, Grafenſtraße 30, demnächſt den Hausfrauen gerne
koſten=
los und ohne irgendwelche Verpflichtung vorgeführt.
Zum Schluß ſei noch kurz erwähnt, daß die Freie
Vereini=
gung der Spenglermeiſter und Inſtallateure und die Direktion
der Städtiſchen Betriebe eine Vereinbarung getroffen haben, die
für die Zukunft ein gemeinſchaftliches Arbeiten zur Einführung
der zweckmäßigſten und beſten Gasverbrauchsapparate ermöglicht.
— Ernannt wurden: am 29. September der Landmeſſer beim
Ver=
meſſungsamt Bens heim Johannes Kautzmann zu Heppenheim vom
1. Oktober ab zum Oberlandmeſſer; am 30. September der
Polizeiwacht=
meiſter auf Probe Chriſtian Lampert aus Bickenbach zum
Polizei=
wachtmeiſter mit Wirkung vom 1. 10. 1924 an.
Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924. Die
nunmehr geſchloſſene Ausſtellung dieſes Sommers, die in der
kurzen Zeit von drei Tagen vollkommen abzuräumen und zu
ver=
ſchicken gelang, wird ebenſo wie die beiden letzten wiederum mit
einem günſtigen äußeren Ergebnis abſchließen können. Die
Zahl von 5000 Beſuchern, alſo 1000 im Monat, iſt für den äußerſt
ungünſtig verlaufenen Sommer groß zu nennen. Mit den
zu=
ſtande gekommenen 40 Verkäufen marſchiert Darmſtadt, im
Ver=
hältnis zur Zahl der ausgeſtellten Werke, an der Spitze aller
dies=
jährigen deutſchen Ausſtellungen.
v. H.
— Qualitätsausſtellung des Heſſiſchen Künſtlerkartells. Es wird
darauf hingewieſen, daß die noch vorhandenen Ausſtellungsbedingungen
bei der Firma Gieſelberg, Papierwarengeſchäft (Wilhelminenſtr.
17½), den Künſtlern zur Verfügung ſtehen. Gleichzeitig wird darauf
hingewieſen, daß die Termine zur Ablieferung der Werke eingehalten
werden müſſen, da am 9. Oktober bereits die Jury zuſammentritt.
* „Goethes religiöſes Vermächtnis in ſeinem Proömium”, lautet
das Thema, über welches Prediger Taesler heute nachmittag in der
Sonntagsfeier der Freireligiöſen Gemeinde ſprechen wird. Die Feier
findet in der Loge (Sandſtraße 10) ſtatt. Gäſte willkommen. Der
Ein=
tritt iſt frei. (S. Anz.)
Wilhelm Walloth 70 Jahre alt. Am 6. Oktober feiert W.
Wal=
loth in München, wo er ſeit 1896 lebt, ſeinen 70. Geburtstag. In
Darmſtadt geboren, ſtand er einſt in der Front jener literariſchen
Bewegung, die ſich „Moderne” nannte und gründete in ſeiner Vaterſtadt
mit anderen eine Geſellſchaft für moderne Literatur. Es war die Zeit
der Münchener „Geſellſchaft”; M. G. Conrad, Bleibtreu, Merian, Edgar
Steiger liefen Sturm gegen kraftloſes Epigonentum. 1890 fand in
Leipzig der große literariſche Sittlichkeitsprozeß gegen Alberti, Conradi
und Walloth ſtatt, in dem der öffentliche Ankläger bekannte, noch
nie=
mals den Namen Hebbels gehört zu haben! — Wer die feinſinnigen
Romane und überzarten Gedichte Walloths kennt, ſchüttelt den Kopf.
Es mag uns bedünken, daß es den einſt viel geleſenen Romanen eher
an robuſter Kraft fehlt; nie aber zeigten ſie Kitſch oder Mache, nie ſind
ſind unkünſtleriſch. Das meiſte aus Walloths Feder iſt heute vergriffen;
der Verlag von Heſſe u. Becker in Leipzig hat die „Oktavia” und „Das
Schatzhaus des Königs” neu herausgebracht, der Suevia=Verlag (
Jugen=
heim a. d. B.) die Gedichte. Eine kleine, aber treue Gemeinde von
Ver=
ehrern und alten Mitſtreitern gedenkt heute mit uns der einſtigen
tap=
feren Pionierarbeit des Alten.
— Die Gewerbeſcheine für 1924 ſind bei Meidung der Mahnung bis
längſtens 31. Oktober bei der Finanzkaſſe (Infanteriekaſerne,
Alexander=
ſtraße) einzulöſen. (Siehe heutige Bekanntmachung.)
* Grenzgang.
Nun leuchten herbſtlich Wald und Flur,
Die Blätter fallen leiſe,
Und träumend ſinnt ein jeder nur,
Wie er die Heimat preiſe!
Ach! Wie des Sommers Freuden floh’n,
Verrinnen uns die Jahre!
Und ſolches Fühlen lehrt uns ſchon,
Daß man ſich friedlich ſchare!
Einmal im Jahre iſt ein Tag, da alle parteilichen und
ſon=
ſtigen Gegenſätze ausgeſchaltet ſind unter den Vätern und —
Müttern der Stadt. Da ſie friedlich und einträchtig
nebeneinan=
der wandern durch die herrliche Natur, und ebenſo friedlich ſitzen
bei köſtlichem Mahle und wackerem Trunk. Das iſt, wenn die
Natur unſerem herrlichen Wald, Darmſtadts Stolz, das goldrote
Herbſtkleid anzieht, das ſich ſo harmoniſch dem ſaftigen Grün der
Wieſen eint zu reichem, ſchillerndem Kolorit. — Grenzgang!
Wie immer hatten ſich die Teilnehmer, die Stadtverwaltung,
die Stadtverordneten und viele Gäſte eingefunden, um die durch
Tradition geheiligte Vorväterſitte zu pflegen, die Grenzen der
Stadt — wenn auch in willkürlicher Auslegung — abzuſchreiten
und dann beim frohen Mahle ein paar harmoniſche Stunden zu
verleben. Die Teilnehmer trafen ſich um 11 Uhr am
Hauptbahn=
hof. Von da war Abfahrt um 11 Uhr 37 Minuten nach Meſſel.
Ab Bahnhof Meſſel folgte dann ein genußreicher Gang durch den
Wald nach dem Oberwaldhaus unter der Führung des Herrn
Forſtrats Freiherrn van der Hoop. Pünktlich um 2 Uhr traf
man dort ein, wo ein gar leckeres Hirſcheſſen in Friedensquali=
und =quantität der Feſtteilnehmer harrte. Mit köſtlichem
Herbſt=
laub waren Raum und Tafel geſchmückt, und die Feier verlief
ausgezeichnet.
Nachdem „des Hirſches vorzügliche Klöße” vertilgt waren,
ergriff das Wort Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing: Namens
der Stadt Darmſtadt heiße ich Sie alle zum heurigen
Grenzgang=
feſt willkommen. Beſonders herzlich begrüße ich als unſere
Ehrengäſte die Vertreter des Reiches und der Landesbehörden,
die Herren Provinzialdirektor Kranzbühler und Geheimerat
Schneider. Unter Grenzgang, einſt ein Volksfeſt in des Wortes
4 Konzerte des Schnurrbuſch=Quartetts
im Kleinen Haus des Landestheaters zu Darmſtadt
1. Abend: Freitag, den 10. Oktober, 7‟/, Uhr: Brahms=Bruckner
2. Abend im Dezember, 3. Abend im Februar, 4. Abend im April
Dauerkarten für Mieter des Landestheaters (2.50, 5. —, 7.— Mark)
am Dienstag, den 7. Oktober
für Nichtmieter (3.—, 6.—, 9.— Mark)
am Mittwoch, den 8. und Donnenstag, den 9. Oktober
Einzelkarten zum 1. Abend (1.—, 2.—, 3.— Mark)
am Freitag, den 10. Oktober
12877
an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes.
beſter Deutung zu der Zeit noch, als die guten Darmſtädter ſich
alle perſönlich kannten und alljährlich an der Stadtmauer am
Theater zuſammenkamen, iſt auch heute noch ein Feſt, das
eigent=
lich alle Darmſtädter mitfeiern ſollten. Ein Feſt, das uns
all=
jährlich einmal hinausheben ſollte über des Alltags graue
Sor=
gen und uns Gelegenheit geben, am ſprudelnden Jungbrunnen
der Natur uns zu ſtärken, neue Kräfte zu ſammeln für die Arbeit
des Tages, in Frohſinn und Heiterkeit uns zu ſtärken für den Ernſt
des Daſeins. Frohſinn allerdings pflegt immer anzuklingen nach
der anderen, ernſten Seite der Gegenwart. Und es gibt
Men=
ſchen, die da ſagen, wir ſollten jetzt überhaupt keine Feſte feiern.
Ich gehöre nicht zu dieſen Menſchen. Wir Heiner haben
aller=
dings in den verfloſſenen Monaten erheblich viel Feſte gefeiert.
Wenn dieſe auch als Beweis unverwüſtlicher Lebenskraft der
Be=
völkerung zu buchen ſind, ſo klingt doch faſt bei allen ein
Unter=
ton des Ernſtes mit. Ich ſelbſt ſehe ebenfalls die Zukunft ſehr
ſchwer und ernſt vor uns, und ich glaube, daß das Londoner
Ab=
kommen in ſeinen Wirkungen in wenigen Jahren uns dieſen
Ernſt klar vor Augen führen wird. Es kann die Zeit kommen,
da uns die Sklavenketten geſchmiedet werden. Die Anſichten
darüber freilich gehen auseinander. Der Reichsfinanzminifter
Luther, der dieſer Tage unter uns weilte, ſagte, das Eis ſei
jetzt gebrochen und wir können aufatmen. Mögen die
kommen=
den Wahlen ausfallen wie ſie wollen, in dem Vordergrund
wer=
den immer die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſtehen, die politiſchen
zurückſtehen müſſen. In England ſind 1½ Millionen Arbeitsloſe,
und die Welt muß ſich ſchließlich mit uns abfinden. So beſteht
Hoffnung, daß wir durchkommen werden, wenn auch behauptet
wird, daß ſchon in drei Jahren, ſich die Durchführbarkeit des
Londoner Abkommens als unmöglich erweiſen wird. Mehr
Sor=
gen bereiten allerdings die innerpolitiſchen Verhältniſſe, die
immer noch im Zeichen der Uneinigkeit ſtehen, des gegenſeitigen
Bekämpfens. Wenn wir Deutſche doch endlich lernen möchten,
das zu zerſtören, worauf die Feindvölker bauen: die deutſche
Un=
einigkeit! Erſt wenn wir einig ſind, kann es beſſer mit uns
wer=
den. Wenn wir lernen, uns ſtreng und ſachlich an der
Wahr=
heit zu halten. Für uns Darmſtädter kommt wirtſchaftlich
er=
ſchwerend hinzu, daß wir keine Induſtrie haben. Dafür gilt es
Erſatz zu ſchaffen. Unſere Heag hat die Pflicht, jetzt endlich die
längſt projektierten Vorortverbindungen auszubauen, den
Ver=
kehr zu heben, damit wir der Konkurrenz anderer Städte
begeg=
nen können. Jedenfalls ſollen wir hoffnungsfroh ſein. Wir
brau=
chen keine Miesmacher. Sie ſind Gottſeidank bei uns in der
Min=
derheit. Wenn wir heute nach Monaten des Regenwetters den
herrlichen goldenen Sonnentag erleben durften, ſo ſollen und
dürfen wir daraus Hoffnung ſchöpfen und neuen Lebensmut.
Das lehrt uns die Natur. Ich trinke mein Glas auf das Wohl
und Blühen unſerer geliebten Vaterſtadt Darmſtadt. Sie lebe
hoch, hoch, hoch! (Lebh. Beifall.)
Provinzialdirektor Dr. Kranzbühler ſprach im Namen
der vom Vorredner ſo freundlich begrüßten Gäſte den herzlichſten
Dank aus, betonte, daß ſeine Erinnerungen noch zu den
Grenz=
gängen von 1908 und 1901 zurückreichen, aus welch letzteren er
allerdings die Lehre gezogen habe, daß es beſſer ſei, nicht zu
reden. Eingedenk dieſer Lehre und des für heute vorgeſchriebenen
§ 6: „So Eyner eine Rede reden will, der ſchweyge lieber. So er
aber ſich nümmer haltet und bezähmet, mach’ er’s kurz”, wolle
er letzterem Befehl gehorchen und ſich darauf beſchränken, der
guten alten Väterſitte des Grenzganges ein Blühen bis in die
fernſten Zeiten zu wünſchen und darauf ſein Glas zu leeren.
(Bravo!
Den Toaſt auf die Damen brachte kurz und herzlich Herr Dr.
Barth aus.
Nach dieſen offiziellen Reden begann dann, da inzwiſchen
auch das vorzügliche Mahl beendet, der gemütliche Teil des
Grenzgangfeſtes. Die muſikaliſchen Darbietungen des Feſtes
wur=
den von den Herren Sulzmann, Koch und Römer
ehren=
amtlich durchgeführt und ſtanden durchweg auf hohem
künſtle=
riſchen Niveau. Stadtv. Fräulein Kraſinski erzählte in ihrer
friſchen Art ein poeſie= und phantaſievolles Großmütterchen=
Märchen, in dem die „Großkopfeten” der Stadtverwaltung
aller=
lei zartumflorte Wahrheiten zu hören bekamen. Etwas deutlicher
und weniger zart waren die Wahrheiten, die Stadtv. Kolb in
einer humoriſtiſch=ſatyriſchen Mundartdichtung ſagte, die übrigens
auch eine mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommene Lobeshymne
auf — Bienchen Bimmbernell brachte und mit einem
Hoch auf Darmſtadt ſchloß. — Herr Hinz von der Städtiſchen
Akademie brachte einige wirkſame Vorträge zur Laute. Im
übrigen hatte ſich wie immer Herr Amtmann Goebel durch
treffliche Dichtungen von Liedern und einer ſehr
beherzigenswer=
ten „Tag= und Tafelſatzung” verdient gemacht.
Die Stunden ſchwanden ſchnell und — niemand ging. Nur
den — Preſſemann rief die Pflicht aus der fröhlichen Runde. St.
— Geſchäftsjubiläum. Am Montag, den 6. Oktober feiert Herr
Theodor Luttermann, Schneidermeiſter, Alexanderſtraße 11,
da=
hier, ſein 25jähriges Geſchäftsjubiläum.”
— Jubiläum. Schweſter Sophie feiert heute ihr 25jähriges
Dienſtjubiläum im Dienſte der Martinsgemeinde. Wer die Sch;eſter
in dieſer langen Zeit in unermüdlicher Tätigkeit geſehen, der wünſcht
ihr von Herzen weiter Gottes Gnade und ſeinen Segen zu ihrem
ſchwe=
ren Beruf.
L.K.D. Wie uns die Landwirtſchaftskammer mitteilt, ſollen nach
einem telegraphiſchen Erlaß des Reichsfinanzminiſters die in den
Not=
gebieten gewährten ſteuerlichen Erleichterungen für die Landwirtſchaft
auch auf die am 1. Oktober 1924 fälligen, mit ſiebentägiger Schonfriſt
bis zum 8. Oktober zu zahlenden Rentenbankzinſen ausgedehnt
werden. Der Präſident des Landesfinanzamts Darmſtadt wird noch
be=
kannt geben, was als Notgebiet zu gelten hat. Die
Landwirtſchafts=
kammer wird ſich beim Landesfinanzamt dafür einſetzen, daß auch
den=
jenigen Landwirten wegen nicht rechtzeitiger Entrichtung der
Renten=
bankzinſen keine Nachteile durch Verzugszuſchläge entſtehen, deren
Be=
trieb nicht als zum Notgebiet gehörig bezeichnet werden wird
— Verein für Vogel= und Geflügelzucht. In der am Montag
ſtatt=
findenden Monatsverſammlung wird Bericht über die in Babenhauſen
ſtattgehabte Bezirksgeflügelſchau erſtattet. Dem Verein iſt Gelegenheit
geboten, einen Stamm gelbe Orgington 1,10, zweimal je einen Stamm
ſchwarze Rheinländer 1,5 und einen Stamm ſchwarze Bantams 1,4 zu
annehmbaren Preiſen zu erwerben und wollen ſich Liebhaber hierfür in
der Verſammlung melden, auch iſt der Vorſtand bereit, Wünſche auf
andere Raſſen entgegenzunehmen und für deren Beſchaffung Sorge zu
tragen.
Die Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft „Gabelsberger”
E. V. eröffnet, wie aus dem Anzeigenteil unſeres Blattes erſichtlich, in
ihren Unterrichtsräumen, Mathildenplatz 8, am Montag, den 6., und
Donnerstag, den 9. Oktober, jeweils abends neue Kurſe in Stenographie
und Maſchinenſchreiben, die beide unter bewährter Leitung ſtehen. Die
Geſchäftsſtelle der genannten Geſellſchaft gibt bereitwilligſt Auskunft.
— Nationalſtenographie. Der Verein für Nationalſtenographi
Darmſtadt, eröffnet in ſeinen Unterrichtsräumen im „Feierabend” ar
Dienstag, den 7. Oktober, abends 7½ Uhr neue Anfängerkurſe für
Damen und Herren, ſowie Schüler vom 10. Lebensjahr ab. Am End
der Kurzſchriftentwicklung ſtehend, umfaßt dieſe Kurzſchrift dank ihres
wiſſenſchaftlich=ökonomiſchen Aufbaues insgeſamt nur 40 Zeichen (
ein=
ſchließlich elf Sigel) und ſtellt die getreueſte Wiedergabe der Sprache
dar. Die Wahl der Zeichen und Technik der Zeichenverbindungen
ge=
währleiſtet durch einfaches Aneinanderreihen wie in der
Buchſtaben=
ſchrift neben der Höchſtleiſtungsgeſchwindigkeit ein faſt müheloſes
Er=
lernen. Auskunft: Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 16, 1. St. (Siehe Anz.)
Gottesdienſte. Auf den heute Sonntag, den 5. Oktober, vorm.
10 Uhr, in der Stadtkapelle ſtattfindenden Gottesdienſt, ſowie auf
den abends 8 Uhr in der Stadtkirche ſtattfindenden Gottesdienſt,
bei welchem verſchiedene Redner ſprechen, wird nochmals hingewieſen.
Bei vorſtehenden Veranſtaltungen wirken die vereinigten Poſaunenchöre
mit.
— Orpheum. Der Sonntagskartenverkauf findet ſtatt:
von 10 bis 12 Uhr im Verkehrsbureau und ab 3 Uhr an der
Kaſſe Orpheum. — Auf die Preisherabſetzung, die auch
die Sonntagsvorſtellung in vollem Umfange zutrifft, ſei
für
nochmals hingewieſen. (Siehe Anzeige.)
— Die erſte Briefzuſtellung findet bereits um 8 Uhr vormittags
ſtatt und nicht, wie in der Veröffentlichung im geſtrigen Tagblatt
an=
gegeben iſt, 8.40 Uhr.
Lokale Veranſkaltungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
imn keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krilk.
— Geſellſchaftsabend, Modenſchau. Die Liebhaber=
Bühne 1922 Darmſtadt veranſtaltet am 25. Oktober zugunſten der
Weih=
nachtsbeſcherkaſſe des Heſſiſchen Fechtvereins Waiſenſchutz einen
Geſell=
ſchaftsabend, verbunden mit großer Modenſchau. Es beteiligen ſich die
Firmen Seidenhaus Volz, Korbmöbelhaus Betſchwar,,
Kürſchnerwerk=
ſt.
tten Friedrich Hau, Mathilde Wolff, Atelier vornehmer Damenhüte,
Blumenhaus Lina Hardt, Werkſtätten für moderne Bekleidungskunſt
(Leitung Meta Mertineit) und die Firma Sallwey u. Co., elektrotechn.
Inſtitut. Kartenvorverkauf bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße,
(Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
— Verein ehemal. 6ler. Die Kameraden werden
aufge=
fordert, an der Feier des Vereins ehemal. Jäger zu Pferde heute
nach=
mittag 3 Uhr im Fürſtenſaal teilzunehmen. Der Vorſtand wird auf alle
Fälle vollzählig vertreten ſein.
— Vorträge über brennende Zeitfragen. Wir
teilen hierdurch mit, daß die angeſagten Vorträge vom 5.—12. Oktober
im Saalbau aus zwingenden Gründen nicht ſtattfinden können.
Gift im Blut und Blutreinigungskuren.
Nicht nur Hautkrankheiten rühren von unreinem Blut her,
ſondern die meiſten Krankheiten überhaupt!
Iſt das Blut mit Giftſtoffen geſchwängert, ſo zeigt ſich das
durch irgendeine Erkrankung, und es hat in ſolchem Falle keinen
Zweck, nur direkt den Sitz des Leidens zu behandeln, ſondern
das ganze Blut muß verbeſſert werden, es muß eine gründliche
Kur erfolgen.
Für Leute, die an irgendeiner Krankheit leiden, heiße ſie,
wie ſie wolle, iſt es von größter Wichtigkeit, eine ſolche
Blut=
reinigungskur vorzunehmen. Nur ſollte man ſich von der
ver=
alteten und wiſſenſchaftlich ganz unhaltbaren Anſicht losmachen,
als ſei ein beliebiges abführendes Mittel auch ein
Blutreini=
gungsmittel. Abführmittel können höchſtens eine har näckige
Verſtopfung vorübergehend beſeitigen, aber ſie können nicht,
wie es erforderlich iſt, die chemiſche Zuſammenſetzung des Blutes
verbeſſern.
Man kann nämlich ruhig behaupten, daß etwa /oo aller
Krankheiten, und zwar alle Stoffwechſelkrankheiten, alle
entzünd=
lichen Zuſtände innerer Organe, alle durch Blutſtauung
hervor=
gerufenen Leiden eine ſchlechte Blutmiſchung, mit anderen
Wor=
ten „Gift im Blut” als Urſache haben. Solche Leiden ſind u. a.
Gicht, Rheumatismus, Korpulenz, ſog. Blutarmut, die meiſten
Hautkrankheiten, Gallen= und Leberleiden, Herzleiden,
Waſſer=
ſucht, Nierenkrankheiten, Knochenſchwund, Hämorrhoiden, Aſthma,
Beklemmungen Kopfweh, kalte Füße, Neigung zu Katarrhen,
Entzündungen der Atmungs= und Verdauungsorgane und viele
andere.
Wer einwenden wollte, daß unmöglich ſo verſchiedene
Krank=
heiten aus einer Urſache entſtehen könnten, dem wäre zu
ent=
gegnen: Wenn das Blut nicht die richtige chemiſche
Beſchaffen=
heit hat, wenn ihm die ſo notwendigen Blutſalze fehlen, ſo kann
es in der Lunge nicht genügend Sauerſtoff aufnehmen, kann
infolgedeſſen den Organismus nur ungenügend damit verſorgen,
daher alle Stoffwechſelkrankheiten. Es kann ferner aus
dem=
ſelben Grunde die ſchädlichen Stoffe, vor allem die giftige
Harn=
fäure, nicht hinausbefördern, dieſelbe häuft ſich im Blut an und
macht es ſchwerflüſſiger. Daher die Stauungskrankheiten, die
Entzündungen und Herzſtörungen. Jeder Arzt muß das
be=
ſtätigen.
Wird das Blut verbeſſert, „gereinigt”, ſo verſchwinden dieſe
Beſchwerden.
Welche wunderbaren Wirkungen eine ſolche
Blutreinigungs=
kur hat, wollen wir an einigen Beiſpielen zeigen. Das beſte und
bekannteſte Blutreinigungsmittel und Blutnährfalz iſt Dr. med.
Schröders „Renasein” Viele Tauſende Dankſchreiben beweiſen
es und Aerzte empfehlen es. Zwei ſolcher Schreiben, die wir
auf gut Glück herausgreiſen, lauten:
Wir haben Ihr Nenasein bei auf Anämie beruhenden
Erkrankungen, ferner bei Rachitis verwendet. Wir haben mit
demſelben ſo glänzende Erfahrungen gemacht, daß wir gern
bereit ſind, es wärmſtens zu empfehlen und die allgemeine
Verbreitung beſtens zu befürworten.
St. Rochus=Spital, Wien.
(gez.) Dr. Petz.
Heutingsheim, den 17. Juli 1924.
Ihr Renasein hat mich von meinen unerträglichen
rheu=
matiſchen Schmerzen gänzlich befreit, auch waren meine Nerven
ſo herunter gekommen, jetzt fühle ich mich wieder wohl, ſage
Ihnen vielen Dank. Ich werde es noch weiter empfehlen.
Emmi Bäßler.
Es hat alſo dasſelbe Mittel bei den verſchiedenſten
Krank=
heiten im günſtigſten Sinne gewirkt, ein Beweis, daß alle dieſe
Leiden die gleiche Urſache hatten; das unreine Blut.
Dieſes Mittel kann um ſo mehr mit gutem Gewiſſen
empfoh=
len werden, als ein Verſuch nichts koſtet und für guten Erfolg
Garantie geleiſtet wird. Wenn man einfach unter Berufung auf
dieſe Mitteilung ſeine Adreſſe an Dr. meil. H. Schröder, G. m. b. H.,
Berlin=Schöneberg 812, einſendet, ſo erhält man nicht nur eine
Probedoſe des bereits ſeit 17 Jahren
bewähr=
ten Mittels gratis, ſondern gleichfalls gratis
auch ein äußerſt intereſſantes und lehrreiches
Buch über Entſtehung und Verbreitung vieler
Krankheiten. Es iſt aber ratſam, von dieſer Vergünſtigung
ſofort Gebrauch zu machen, da natürlich der Andrang groß ſein
wird. Ein Mittel, welches Tauſenden geholfen hat, koſtenlos
verſuchen zu können, das iſt ſchon eine Poſtkarte wert! Die
ge=
naue Adreſſe iſt: Dr. med. H. Schröder, G. m. b. H., Berlin=
Schöneberg 812.
(TV12830
Seite G.
Sonntag, den 5. Oktober 1924
Ruumer 277,
Aus Heſſen.
Obſipreiſe in Stadt und Land.
Eine außergewöhnlich reiche Obſternte in Pfirſichen liegt
hinter uns. Wochenlang erhielt der Landwirt für mittlere Ware
4—8 Mark pro Zentner. Wie waren hingegen die Preiſe auf den
Märkten und in den Ladengeſchäften?
Ueberaus reich iſt die derzeitige Ernte in Birnen. Feine
Terbſtbirnen, wie Gellerts Butterbirne, Amanlis uſw. kann man
draußen auf dem Lande überall zu 3—5 Mark per Zentner
kau=
fen; und der Preis in den Städten — 15—20 Mark Für
To=
maten erhält der Anbauer draußen auf dem Lande
durch=
ſehnittlich 4—8 Mark per Zentner — und der Preis in den
Städ=
ten — 15—25 Mark.
Ueberall begegnen wir einer ganz ungeſunden Spannung
zwi=
ſchen Erzeuger= und Kleinverkaufspreis, die es mit ſich bringt.
daß der obſthungrige Städter von dieſem Obſtſegen nicht viel hat.
eil das Obſt ihm allzuſehr durch Handelsaufſchläge verteuert
wird. Die Steuern und Frachten machen einen kleinen Teil
Mehr=
aufſchlag gegen früher nötig, aber keine 100—300 Prozent.
An=
dererſeits verfaulen unendliche Mengen Obſt draußen auf dem
Lande, weil der Zentnerpreis von 4—7 Mark dem Handelsmann
oder Aufkäufer einfach zu hoch erſcheint. Die Löhne auf dem
Lande ſind aber nicht derart geſunken, um für 3—5 Mark per
Zentner gepflücktes, beſſeres Obſt liefern zu können. Es iſt ein
Jammer, wenn man den Gottesſegen draußen ſieht und die
Men=
gen betrachtet, welche infolge der hohen Preiſe in ſo ſpärlichem
Umfange in der Stadt konſumiert werden können. Hierin müßte
unbedingt Abhilfe geſchaffen werden.
9 Pfungſtadt, 4. Okt. Der EinzuginsRathaus, der heute
mittag erfolgen ſollte, mußte wegen Verzögerungen in der
Innenaus=
ſtattung auf heute in acht Tagen verſchoben werden.
Ober=Ramſtadt, 4. Okt. Gemeinderatsbericht. Das
Bau=
geſuch des Menilius Tammen zu Nieder=Ramſtadt fand ſeine
Genehmi=
ung. Ueber die Möglichkeit eines Geländeumtauſches des Auguſt
Cwald III. mit der Gemeinde ſollen noch mit den Anliegern
Verhand=
ungen gepflogen werden. Das Geſuch der Fa. Hch. Matthes Söhne
Neue Schloßmühle dahier, um Errichtung einer Turbinenanlage fand
ſeine Genehmigung, und erhebt der Gemeinderat hiergegen keine
Be=
denken. Die für die Herrichtung der Brücken an verſchiedenen
Feld=
vegen benötigten Zementröhren ſollen von der Gemeinde alsbald
be=
ſchafft, und die Arbeiten in Angriff genommen werden. Weiter wird
ür verſchiedene Bauende die Uebernahme der Bürgſchaft durch die
Ge=
meinde beſchloſſen. Die Herrichtung eines Weges im Hexengrund und
hinter der Eiche wurde beſchloſſen, und ſollen mit der Bürgermeiſterei
Roßdorf und den Angrenzern der betreffenden Grundſtücke, im
Ein=
vernehmen mit der Baukommiſſion Verhandlungen hierüber geführt
wverden.. Der Gemeinderat beſchloß die Löſchung der von der Gemeinde
auf dem Grundſtück des Franz Blum grundbuchamtlich eingetragenen
Grunddienſtbarkeit. Der Arbeiter=Sanitäts=Kolonne dahier wurde mit
gegen 6 Stimmen einen Zuſchuß von 35 Mark aus der Gemeindekaſſe
zugeſprochen. Für die Aufnahme von weiteren Baudarlehen follen bei
dem Büro für Eigenheime Darmſtadt nähere Erkundigungen eingezog
verden. Das Geſuch des Phil. Fuhrbach und 6 Konſ. um Auszahlung
der Gemeinde=Baudarlehen wird der Finanzkommiſſion überwieſen. Von
der Verfügung des Heſſiſchen Kreisamtes Darmſtadt vom 22. d. M., die
dienſtſicherheit der Gemeinderechner betr. wurde Kenntnis genommen.
Der Ankauf von 150 Zentner Heu für die Faſelhofreite durch die
Kom=
niſſion wurde genehmigt. Zum Schluß fanden verſchiedene
Wohlfahrts=
ſachen ihre Erledigung.
r. Babenhauſen 3. Okt. Infolge des günſtigen Wetters iſt zur Zeit
die Kartoffelernte in vollem Gange. Sie iſt trotz des vielen Regens
als zufriedenſtellend zu bezeichnen.
Erbach i. O., 3. Okt. Den vereinigten Bemühungen der beteiligten
Gemeinden und des „Odenwald=Verkehrsbundes” (Sitz Erbach) iſt es
gelungen, eine ſchmerzlich empfundene Lücke des Fahrplanes der
Neben=
bahn Höchſt i. O. —Aſchaffenburg zu ſchließen. Mit
Inkraft=
treten des diesjährigen Winterfahrplanes am Sonntag den 5. Oktober
ſwird um die Mittagszeit ein neues Zugpaar von Höchſt nach Neuſtadt
und zurück fahren, ab Höchſt 11,25, ab Sandbach 11,33, an Neuſtadt
1,38. Die Rückfahrt ab Neuſtadt 11,45, ab Sandbach 11,50, an Höchſt
11.59 b
ittelt die bisher ſo ſehr entbehrten Anſchlüſſe an die
Mittags=
süige in beiden Richtungen der Odenwaldbahn. Die ſehr weſentliche
Verbeſſerung iſt nur Dank des verſtändnisvollen Zuſammenwirkens
aller Beteiligten möglich geworden; der Reichsbahn=Verwaltung
ge=
bührt für ihr großes Entgegenkommen herzlicher Dank.
Aus dem Gerſprenztal, 4. Okt. Kartoffelernte. Je nach
Lage,
odenart und Kartoffelſorte fällt die Kartoffelernte verſchieden
aus. Während in ſandigen höher gelegenem Ackerland der Ertrag ein
guter zu nennen iſt, iſt die Ernte in ſchwerem, feuchtem Boden
beeinträch=
tigt. Auch hat ſich gezeigt, daß die Sorte Woltmann der Kartoffelfäule
mehr Widerſtand leiſtete als andere Sorten. — Die Nußernte hat
man=
chen Landwirten recht erkleckliche Einnahmen ermöglicht. Zurzeit wird
der Zentner Nüſſe mit 18—20 Mark bezahlt.
Jugenheim, 4. Okt. Die Bierſtube und das
Kaffee=
hausinder „Goldenen Krone”. Man ſchreibt uns: In Ahnung
ines großen, hinter der Erſcheinungswelt ruhenden Gedankens, im
Glauben an eine der Gottheit lebendiges Kleid, wirkende Geiſtigkeit,
aber auch im Jaſagen zur Sinnenwelt wurzelt die Geſtaltungskraft
ſeder reichen Künſtlerindividualität. Der Bensheimer Maler Hammann
ließ auf der Darmſtädter Ausſtellung ſeiner Handzeichnungen die
Oeffentlichkeit aufhorchen durch ſeine Hellhörigkeit für den kosmiſchen
Einklang und durch mächtiges Gefühl für eine im Univerſum
obwal=
tende Allverbundenheit. In der „Goldenen Krone” in Jugenheim
jeht er Hand in Hand mit einem von den Fragen nach dem Jenſeits
der Erſcheinung nicht bedrängten Durchſchnittsdeutſchen durch Gärten
des Behagens, die jedem Philiſtergemüt lieblich ſind. Er fängt in der
Bierſtube dieſes Hotels und im Kaffeehaus die Wonnen eines
gut=
geratenen Bierbankbruders und die einer mondänen Dame ein, zweier
Typen alſo, denen niemand allzu ſtürmiſches Verlangen nach einem
durchgeiſtigten Weltbild vorwerfen dürfte. Wer den Trinker will ver=
2
KaLlKoplldKelf
ist meistens die Folge von unsachgemäßer Haarpflege. Die Poren der
Kopfhaut werden durch Schweiß und Staub verstopft, es bilden sich
Schuppen und Schinnen und das Haar wird in seinem Wachstum
ge-
hemmt. Da hilft nur eine regelmäßige Kopfwäsche, die den
Haarboden gesund erhält. „Schaumpon mit dem schwarzen
Kopf” ist durch überraschende Reinigungskraft und
des-
infizierende Wirkung dasideale Kopfwaschmittel und beugt
allen Haarkrankheiten vor. Verlangen Sie ausdrücklich
„Schaumpon Marke Schwarzkopf”
mit der bekannten Schutzmarke,,SchwarzerKopf‟. Weisen
Sie Nachahmungen oder als ebensogut angepriesene Fabrikate zurück.
ſtehen, muß in Trinkers Lande gehen. Alſo beſchwört Hammann die
Geiſter, die ehedem umgingen in einem rechtſchaffenen bayeriſchen
Bräu=
ſtüberl von anno dazumal, als „die Malefizpreußen uns das gute Bier
noch nicht wegtranken‟ Er holt die ſorglos=behagliche Stimmung
zuruck, die in jenen Lokalen und in den von würdig=ſüßem Malzgeruch
durchfloſſenen Straßen und Plätzen des früheren ünchens webte.
etwa beim Soller, beim Eberl in der Sendlinger=Gaſſen, beim Zacherl
oder ſonſtwo im Schatten des „Alten Peter‟. Die Kronenbierſtube zu
Jugenheim füllt er mit der Atmoſphäre jener einzigartigen Geiſtigkeit,
in der gutmütig dreinſchauende ſchnauzbärtige Münchner alten Schlags,
dieſe rundlichen, fleiſchgewordenen Lobgeſänge auf die Vortrefflichkeit
ihres Stammbiers, ſich dermaleinſt ſo glücklich fühlten. Die genügſame,
bei Bier, Radi und Weißwürſtchen reſtlos beglückte Sinnenfreudigkeit,
die an Derbheit grenzende Geringſchätzung des Naffinements, der
kurz=
beinige Witz und weitherzige Humor, kurz die mit Bier getaufte,
viel=
gerühmte Münchener Gemütlichkeit lächelt und ſchmunzelt an der Decke
und den Wänden der Kronenbierſtube. Dralle Amoretten und Buberln
unter Vogelchören, der Nachtwächter, die Sterne am Himmel,
flammen=
der Sonnenaufgang und glühende Abendröten hinter weiten,
lichtdurch=
floſſenen Landſchaften, kurz Menſch und Natur ſingen einen Hymnus
auf die ſchäumende Maß und die Liab. Von bunten Kränzen lacht das
Heiligtum In handfeſten Sprüchen ergeht ſich dazwiſchen Bierphiliſters
hausbackene Weisheit. Das freudig=lebhafte Zuſammenſpiel der kräftigen
Farben ſtärkt das Gefühl ſatten Behagens, das wuchtig den Raum
durch=
zieht. Ganz anders das Kaffeehaus. Ohne bildlichen Schmuck. Nur auf
die prickelnde Wirkung hellfarbiger Horizontalbänder eingeſtellt, die
den von Lichtmaſſen durchfluteten Raum umziehen. Durch die hohen
Fenſter im weißen Rahmenwerk, gleichſam ins Freie, unter blauen
Himmel und grüne Bäume geſetzt. Mit ſeinem blendendweißen, flott
geformten Mobiliar ganz in Licht und Vornehmheit getaucht. Der
legante Aufenthalts= und Viſitraum der Dame von Welt. In der
Bier=
tube bequeme Ungebundenheit, hier anmutige Grazie. Und beides
Schöpfungen des Künſtlers, der uns unſere kosmiſche Gebundenheit und
Kleinheit ahnen ließ.
n. Bensheim, 4. Okt. Wie wir bereits an dieſer Stelle mitteilten
wurde Herr Regierungsrat Reinhart zum Kreisdirektor des Kreiſes
Bensheim ernannt. Damit wurde einem vielgehegten Wunſch der
Be=
völkerung des Kreiſes entſprochen. Aus Anlaß dieſer freudig
begrüß=
ten Ernenung verſammelten ſich am Mittwoch vormittag ſämtliche
Be=
amte und Angeſtellte des Kreisamts im Amtszimmer des neuernannten
Kreisdirektors. Herr Rechnungsrat Zeunges gab hierbei den
An=
weſenden die Ernennung offiziell bekannt und begrüßte Herrn
Regie=
rungsrat Reinhart als Kreisdirektor des Kreiſes Bensheim durch zu
Herzen gehende Worte. Herr Kreisdirektor Reinhart dankte hierauf für
die freundlichen Wünſche. Hoffen wir, daß die neue Ernennung dem
Kreis zum Segen gereichen werde. Anſchließend hieran begrüßte und
beglückwünſchte Herr Kreisdirektor Reinhart namens der
Kreisverwal=
tung Herrn Kreiskaſſeinſpektor Meon zu ſeinem 35. Dienſtjubiläum.
Als äußeres Zeichen der Anerkennung und Wertſchätzung überreichte
Herr Kreisdirektor Reinhart Herrn Meon einen prachtvollen
Rauch=
tiſch. Sichtlich gerührt all der Ehren, die dem Jubilar zuteil wurden,
dankte dieſer, auch für die Glückwünſche, die ihm ſeitens der Beamten
und Angeſtellten herzlichſt zum Ausdruck gebracht wurden.
P
(M I. Pelour: Zylinder
Hüle: Somt Sitz. Pelze
12689
Lina Adler
Mauerſtraße 20 / Mode=Salon / Telephon 3051
8 Langen, 4. Okt. Polizeihundevorführung. Der Verein
für Polizei= und Schutzhunde will an einem der nächſten Sonntage eine
öffentliche Polizeihundevorführung veranſtalten.
Neu=Iſenburg, 4. Okt. Die Wahl eines
Berufsbürger=
meiſters für unſere Stadt im vergangenen Juli endete in der
Stich=
vahl mit dem Siege des ſozialdemokratiſchen
Gemeinderats=
mitgliedes Wilhelm Arnoul. Er erhielt 3410, ſein Gegner und
leiblicher Wetter, der Demokrat Georg Heinrich Arnoul,
unter=
lag mit 3310 Stimmen. Das Ergebnis der Stichwahl wurde von der
unterlegenen Partei angefochten. Es ſoll mehrfach für verreiſte Wähler
des Bürgertums abgeſtimmt worden ſein. Am Wahltage wurde nochk
in letzter Stunde von einem Wagen aus, der durch die Straßen fuhr,
durch Trompetenzeichen angekündigt, ausgerufen, nach einer Weiſung
aus Frankfurt (!) ſollten die Kommuniſten doch für den
Sozialdemokraten ſtimmen. Die Echtheit dieſer Weiſung wird
angezweifelt. Das Kreisamt hat in den letzten Wochen über die
Be=
ſchwerdepunkte Erhebungen vorgenommen. Die Ermittelungen ſcheinen
die Beſchwerde zu rechtfertigen, denn der Kreisausſchuß wird am
Diens=
tag, 7. Okt., in öffentlicher Sitzung entſcheiden, ob der neugewählte
Bürgermeiſter ohne nochmalige Wahl in ſeinen Dienſt einzuweiſen iſt.
Groß Gerau, 2. Okt. Arbeitsmarkt. Die Lage auf der
Arbeitsmarkt des Kreiſes Groß=Gerau hat ſich in den letzten Tagen
weſentlich verſchärft. Die Zahl der offenen Stellen iſt ſehr gering.
Leb=
haftere Nachfrage nach Arbeitskräften herrſcht nur in der Holzinduſtrie
und bei der Landwirtſchaft, die Leute für die Rüben= und
Kartoffel=
ernte benötigt. Die Zahl der erwerbsloſen unterſtützungsberechtigten
Perſonen im ganzen Kreiſe beläuft ſich auf über 2000. Darunter
ent=
fallen annähernd 200 Frauen.
*+ Biſchofsheim, 4. Okt. Gemeindevoranſchlag 1924.
Der Umlagebedarf von 100 000 Mark, zu dem auch die Ausmärker
heran=
gezogen werden ſollen, ſoll zu folgenden Sätzen zum Ausſchlag kommen:
Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz für je 100 Mark Steuerwert
60 Pfg., von Gebäuden und Bauplätzen von je 100 Mark Steuerwert
25 Pfg., von land= und forſtwirtſchaftlich genützten Grundſtücken 70
Pro=
zent, von gewerblichen Anlagen und Betriebskapital für je 1000 Mark
Steuerwert 15 Goldpfennig.
* Goddelau, 4. Okt. Rückkehr ins Amt. Die ſeither
aus=
gewieſenen Bürgermeiſter Hartung und Gemeinderechner Fink ſind
wie=
der auf ihre Poſten zurückgekehrt und haben die Geſchäfte wieder
auf=
genommen.
II. Worms, 4. Okt. Das ſtädt. Spiel= und Feſthaus wird
am 6. ds. Mts. wieder eröffnet, und zwar durch die Opernvorſtellung
Die heimliche Ehe” durch das Heſſiſche Landestheater in Darmſtadt
Als erſte Schauſpielvorſtellung iſt am 10. ds. Mts. „Miß Sara Samſon”
von Leſſing vorgeſehen.
— Rheindürkheim b. Worms, 4. Okt. Schweres
Automobil=
unglück. Ein ſchweres Automobilunglück ereignete ſich am Dienstag
nachmittag auf der Chauſſee Worms-Mainz. Ein auf der Fahrt nach
Mainz befindliches Perſonenauto aus Ludwigshafen war im Begriff,
einem Fuhrwerk auszuweichen, rannte dabei jedoch einem von ihm nicht
bemerkten und ihm entgegenkomenden Laſtkraftwagen in die Front. Der
Zuſammenprall der beiden Kraftwagen war derart ſtark, daß die
In=
ſaſſen des Perſonenkraftwagens aus ihrem Gefährt herausgeſchleudert
wurden. Dabei wurde der Kaufmann Braun aus Ludwigshafen und
der franzöſiſche Beamte Blanchard, ebenfalls aus Ludwigshafen, ſchwer
verletzt und mußten in das Krankenhaus nach Worms geſchafft werden.
Der Lenker des Laſtkraftwagens und ein weiterer Inſaſſe des
Perſonen=
wagens kamen ohne weitere Verletzungen davon. Das Perſonenauto
ſowie der Motoxkaſten des Laſtkraftwagens wurden ſchwer beſchädigt.
Mißſtände beim Steuereinzug.
Ueber dieſes Thema macht Dr. M. C. Gerard Gannheim) iw
Mannh. Gen.=Anzeiger folgende intereſſante Ausführungen:
„Dem Steuerpflichtigen alle unnötigen Opfer an Zeit und Gelk
zu erſparen, iſt einer der wichtigſten Grundſätze eines gerechten und
zweckmäßigen Steuerſyſtems und vor allem in Zeiten eines hoch
ge=
ſteigerten Steuerbedarfs auch ein Gebot der Klugheit. Auf die Dauer
können eben aus der Steuerkraft hohe Neinerträge nur bei ſchonender
Behandlung herausgeholt werden. Gegen dieſen Grundſatz wird aber
nicht bloß in unſerer überhaſteten Steizergeſetzgebung verſtoßen, ſondern
erſt recht bei ihrer Handhabung und beſonders beim Steuereinzug.
Man vergegenwärtige ſich einmal, daß ein Gewerbetreibender mc
Hausbeſitz in dieſem Jahre 1 Vermögens= 13 Umſatz=, 16 Einkommsw=
und 36 Lohnſteuer=Erklärungen für das Reich und außerdem 1 bis 19
Gewerbeſteuer=Erklärungen für Land und Gemeinde, alſo zuſammen
67 bis 78 Steuererklärungen abzugeben und daran 7
bis 81 verſchiedene Zahlungen zu leiſten hat. Dabei ſid
Verbrauchs=, Kapital=, Verkehrs= und Kirchenſteuern noch nicht einmal
mitgerechnet. Und dabei droht für den Fall verſpäteter Abgabe von
Steuererklärungen das Damoklesſchwert eines 10prozentigen Zuſchlagt
und für den Fall verſpäteter Zahlung ein Verzugszuſchlag von jetzt
2 Prozent für jeden angefangenen halben Monat.
Dazu kommt, daß der Geſchäftsgang bei manchen Finanykeſſe
recht umſtändlich, ſchwerfällig und ſchleppend iſt, und es auch nicht ſelden
an der wünſchenswerten Fühlung mit ben übrigen Abteilungen de
Finanzamtes fehlt. Ueberweiſungen über Bankkonten werden trotz
ſchriſt=
licher Mitteilung nicht immer auf die richtige Steuer verbucht,
Ermäßt=
gungen von Steuerſchulden im Rechtsmittelweg nicht immer berückſichtigt,
Rückerſtattungen nicht rechtzeitig geleiſtet oder gutgeſchrieben, auf
ver=
pätcte Zahlungen nicht rechtzeitig aufmerkſam gemacht. Die
unvermeld=
lichen Folgen ſind dann Mahnungen, Verzugszuſchläge und Pfändungd=
Androhungen, aus deren Abwehr dem Steuerpflichtigen eine Unmenge
Aufregung, Aerger, Zeitverluſt und Ausgaben erwachſen. Ein leider
nicht vereinzelt daſtehender Fall mag dieſe Zuſtände beleuchten.
Auf erhobenen Einſpruch wird ein Einkommenſteuer=Beſcheid
hernd=
ſeſetzt und infolgedeſſen ermäßigt ſich auch die Rhein=Ruhr=Abgabe. Dia
Finanzkaſſe beachtet dies nicht, mahnt und fordert erhebliche Verzugt
zuſchläge. Die Steuerpflichtige erhebt ſchriftlich Beſchwerde und weiſt
nach, daß ſie ſogar zuviel bezahlt hat. Nach Verlauf von nahezu
Monaten läßt die Finanzkaſſe in ihrer Privatwohnung under
Anfor=
derung bedeutend erhöhter Zuſchläge und Mahngebühren eine ſchrift
liche Pfändungsandrohung unverſchloſſen abgeben — binnen 48
Stun=
den! Natürlich große Aufregung, Dienſtbotenklatſch, ſtürmiſcher
Hilfe=
ruf an den Rechtsberater. Dieſer ſammelt ſämtliche Schriftſtücke über
Veranlagung und Zahlungen und begibt ſich perſönlich zum
Finanz=
amt. Dort muß er nacheinander bei vier verſchiedenen Beamten
vor=
ſprechen und unter Ueberreichung ſeiner Belege den Sachverhalt ſchil
dern. Darauf wird endlich feſtgeſtellt, daß die Steuerpflichtige nichts
mehr zu zahlen hat und die Pfändungsanordnung zurückzunehmen iſt.
Es kommt vor, daß bei Zahlungen über Bankkonten die
Gut=
ſchrift um einen Tag zu ſpät erfolgt iſt, ohne daß dem Steuerpflichtiger
darüber von der Finanzkaſſe eine alsbaldige Mitteilung zugeht. Die
Folge iſt, daß ſich der Fehler wiederholt und dann der Steuerpflichtige
nach Ablauf von vier Monaten erſt erfährt, daß jene Zahlungen
ver=
ſpätet geleiſtet wurden und er ganz ungeheuerliche Verzugszuſchläge
zu bezahlen hat. Noch im Auguſt d. J. haben manche Firmen derartige
Anforderungen für ihre Arbeitgeberabgaben erhalten, deren Zahlungen
m September und Oktober vorigen Jahres um einen oder zwei Tage
verſpätet erfolgt ſein ſollen, und es handelt ſich bei derartigen
Nachfor=
derungen zuweilen um Goldmarkbeträge in 5ſtelligen Zahlen.
Sollte es denn nicht möglich ſein, die ſo dringend notwendige
Ver=
infachung des Steuerweſens, falls ſich ihre geſetzlichen
Regelung zunächſt noch unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenſtellen,
vorläufig wenigſtens beim Steuereinzug durchzuführen? Würde z. B.
bei jeder Finanzkaſſe für jeden Steuerpflichtigen ihres Bezirks ein
gemeinſames Konto geführt, auf dem er für alle fälligen
Reichs=
ſteuern belaſtet und ihm alle Zahlungen auf Reichsſteuern, alle Ermäßi
gungen und alle Rückerſtattungen gutgeſchrieben würden, ſo käme eine
große Anzahl von Anläſſen zu Klagen und Beſchwerden in Wegfall und
es wäre eine Grundlage für Vereinfachungen vorhanden. Die
Steuer=
behörde hätte dann einen Ueberblick über die Geſamtbelaſtung des
ein=
elnen Steuerpflichtigen und könnte ihm geſtatten, darauf in jedem
Monat einen angemeſſenen Geſamtbetrag zu entrichten. Dieſer
Geſamtbetrag könnte entweder in beſtimmter Höhe oder in einem
be=
ſtimmten Prozentſatz der Iſt=Einnahmen des Steuerpflichtigen bemeſſen
und etwa nach Verlauf eines jeden halben Jahres nachgeprüft werden.
Es wäre dann unbedenklich, die Zahl der Einkommen=, Umſatz= und
Lohnſteuer=Erklärungen auf einen Bruchteil zu ermäßigen. Man könnte
bei der Feſtſetzung der monatlichen Zahlungen vor allem auch die
Lei=
ſtungsfähigkeit der einzelnen Betriebe berückſichtigen, und bei
der Bemeſſung nach Iſt=Einnahmen würden ſich die Zahlungen ohne
weiteres den Schwankungen der Leiſtungsfähigkeit anpaſſen. Die Flut
von Stundungsgeſuchen, deren Erledigung für die Finanzämter ſo läſtig
und zeitraubend iſt, würde dann zweifellos abebben und der Steuerdruck
wenigſtens ſeine ſcharfen Kanten verlieren.”
p. Friebberg, 4. Okt. „Groß=Friedberg”, das frühere
Re=
ſtaurant Saalbau, das einzige große Verſammlungs= und Konzertlokal
unſerer Stadt, iſt in ein Lichtſpielhaus und Kleinkunſtbühne umgewandelt
und nun dem Betrieb übergeben worden. Vor geladenem Publikum
fand aus dieſem Anlaß eine Eröffnungsvorſtellung ſtatt, die alle
Er=
wartungen übertroffen hat. So ſehr dieſes neue Unternehmen zu
be=
grüßen iſt, ſo brennend wird die Frage nach einem neuen großen Saal.
ch Bad Nauheim, 4. Okt. Die Kurſaiſon neigt ſich ihrem
Ende zu. Viele Hotels und Penſionen haben bereits geſchloſſen. Kurgäſt
ſind nur noch ſehr wenig anweſend. — Am Sonntag findet die hieſige
Kirchweihe ſtatt.
* Butzbach, 4. Okt. Die Zwetſchenernte in der hieſigen
Gegend neigt ſich dem Ende zu. Der Ertrag iſt zufriedenſtellend.
Be=
jahlt wurde für den Zentner 8—9 Mark. — Die Straßenverhältniſſe
ſind hier ſehr ſchlecht. Nachdem die Straße von Nieder=Weiſel inſtand
geſetzt iſt, wurde für die Chauſſee Schrotter angefahren, ſodaß in Kürze
auch hier mit den Walzarbeiten begonnen werden kann.
Gießen, 4. Okt. Die Arbeitsmarktlage im nördlichen
Oberheſſen hat ſich in der letzten Zeit bedeutend verſchlechtert.
Insbeſon=
dere ſind die Kreiſe Alsfeld, Lauterbach und Schotten von der
zuneh=
menden Arbeitsloſigkeit betroffen.
s. Laubach, 4. Okt. Die gemeindlichen Grundſtücke
ſoll=
ten neu verpachtet werden. Eine Verſteigerung war nicht notwendig,
da ſich nur eine geringe Nachfrage zeigte. Die meiſten Stücke gingen
zu Vorkriegspreiſen an die ſeitherigen Pächter ab.
hervorragend bewährt bei:
Gicht,
Rheuma,
Jschias,
Grippe,
Nerven= und
Kopfſchmerzen.
Togal ſtillt die Schmerzen und ſcheidet die Harnſäure aus.
Kliniſch erprobt. — In allen Apotheken erhältlich.
Best. 74,3% Aeid acet salic., 0,46% Chinin
12,670 Lit hium 2d 100 dmupſum
Aſſ 3003..
Scheiden tut weh. — Wie wenn ein guter Bekannter,
Verwandter oder gar Bruder für immer ſcheidet, ſo wird
es auch beim Abſchied des Luftſchiffes vielen Deutſchen
ums Herz ſein. Deutſchland, das der Welt ſo oft ſeine
Ueberlegenheit in techniſcher Hinſicht und auf vielen anderen
Gebieten gezeigt hat, wird wieder um ein Meiſterwerk ärmer,
das nie wieder erſetzt werden darf, nur auf Wunſch oder
Befehl ſeiner neidiſchen Nachbarn. Unſeren Luftſchiffern
und Piloten bleibt deshalb nichts anderes übrig, als ſich
mit den kleinen Apparaten, oder Spielſachen, wie man
ſie nennen könnte, zu begnügen. Und ſiehe da, auch hier
zeigen ſie aller Welt, daß ſie die Beherrſcher der Luft
ſind und bleiben wollen. Dafür zeugt die letzthin hier
ſtattgefundene Flugwoche. Unerwartete Ergebniſſe wurden
erzielt. Deutſches Schaffen liefert der ganzen Welt den
durchſchlagendſten Beweis ſeiner hervorragenden
Leiſiungs=
fähigkeit, die ſich herrlich in dem neuen und vielleicht
letzten in Deutſchland erbauten Zeppelin=Luftſchiff verkörpert.
Es iſt den Deutſchen vorbehalten, das noch vor einem
Jahr unglaubliche zu leiſten. In zwei bis drei Tagen
nach Amerika. Dieſe Tatſache ſiellt Erbauer und
Mit=
arbeiter das beſte Zeugnis aus. Mit einem Wort geſagt,
Glanzleiſiung. Genau ſo vollkommen, hervorragend, ſchön,
majeſtätiſch und ſtabil wie dieſes Luftſchiff, das von der
ganzen Welt beſiaunt werden wird, iſt auch die im In
und Auslande bewunderte Herren= und Knabenkleidung
die zu den allerniedrigſten Preiſen bei Kleider=Hörr,
Grafenſtraße 231/., zum Verkauf kommt. Auch ſie i
aus beſiem Material und ſorgfältigſi hergeſtellt, damit
ſie Wind und Wetter ſiandhält.
(1292
OM
[ ← ][ ][ → ]Rummer 27 7.
Somntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 3
A
iie
ite
* Der Skandal Caſtiglioni.
Das Schickſal eines großen Faiſeurs.
(Von unſerem Wiener Korreſpondenten.)
Wien, 1. Oktober.
Die Skandalaffäre, in deren Mittelpunkt der Bank=, Börſen.
and Induſtriemagnat Camillo Caſtiglioni ſteht, wird in Wien
und Oeſterreich und, darüber hinaus, wohl auch in den über die
ieſigen Verhältniſſe orientierten Finanz= und Wirtſchaftskreiſen
es Auslandes durchaus als ſenſationelles Ereignis empfunden.
Dieſe Tatſache ertlärt ſich im Wefentlichen nicht aus der
unmit=
elbaren Bedeutung des Falles an ſich, ſondern vielmehr daraus,
aß Caſtiglioni, der reichſte Mann Oeſterreichs, der in jeder Be=
Fehung charalteriſtiſchſte Repräſentant einer großen Gruppe von
Jörſentönigen, Faiſeuren, Spekulanten amerikaniſchen
Zuſchnit=
t—8 iſt, die in den letzten Jahren die eigentlichen Beherrſcher des
ſterreichiſchen Finanz= und Wirtſchaftslebens waren. Der
kata=
rophale Niederbruch Caſtiglionis bedeutet alſo auch das
end=
rültige Debakel dieſer ganzen Geſellſchaft geldraffender
Macht=
ienſchen; und der märchenhafte Aufſtieg und jähe Abſturz
Caſtig=
onis, jene Geſchichte von „Camillos Glück und Ende” wie ſie
n folgenden kurz ſkizziert ſei, erhellt mit ſchärfſtem Blitzlicht die
Entwicklung des öſterreichiſchen Finanz= und Wirtſchaftslebens
Sit Kriegsende,
Camillo Caſtiglioni kam vor beiläufig zwanzig Jahren von
rieſt nach Wien und begann hier ſeine geſchäftliche Tätigkeit
zu=
hächſt als Vertreter in Gummiwaren. Seine zweifelloſe
Tüchtig=
leit und ſein ſkrupelloſes Draufgängertum hoben ihn in relativ
irzer Zeit in die Poſition eines kommerziellen Direktors der
Semperit=Gummiwerke. Schon damals war Caſtiglioni ein
leidenſchaftlicher Börſenſpieler, ohne daß es ihm jedoch geglückt
lSare finanziell wirklich hochzukommen. Trotz zehnjähriger
in=
tenſiver Bemühungen gelang es ihm nicht, im Wiener Induſtrie=
und Finanzleben eine nennenswerte Rolle zu ſpielen; dieſes
Faktum iſt überaus charakteriſtiſch, denn es zeigt draſtiſch, daß
eute vom Schlage Caſtiglionis unter normalen Verhältniſſen
leine Chance zum wirklichen finanziellen Aufſtieg finden können.
Dann kam der große Krieg, und die ungeheuere europäiſche
Neataſtrophe, die Millionen menſchlicher Exiſtenzen zerſchmetterte,
war der Beginn von Camillo Caſtiglionis märchenhafter
Kar=
tiere. Er warf ſich auf die Flugzeugfabrikation und verdiente
nirch Armeelieferungen viele Millionen. Ueber die Qualität
einer Apparate und die Solidität ſeiner geſamten geſchäftlichen
Bebarung in dieſer Zeit gehen die Anſichten ſehr ſtark
ausein=
eder. Jedenfalls wurde er, als er ſich in den ſpäteren
Kriegs=
uhren an den Bayeriſchen Motorwerken beteiligte, und ſo
deut=
ſher Kriegslieferant wurde, von der deutſchen Heeresverwaltung
vegen Preistreiberei verfolgt und zum ſchleunigen „Rückzug”
ach Oeſterreich genötigt. Bald darauf, im Jahre 1917, vollzog
—h ſein offizieller Eintritt in die öſterreichiſche Hochfinanz; er
teurde zunächſt Vizepräſident, ſpäter Präſident der Depoſitenbank,
nes feſt fundierten und angeſehenen Wiener Bankinſtitutes
rrittleren Ranges. Für ſein damaliges Preſtige iſt nachſtehende
Tatſache bezeichnend: in der Generalverſammlung, in der
Caſtig=
oni als Vizepräſident vorgeſtellt werden ſollte, erhob ſich ein
ktionär und erklärte es als ausgeſchloſſen, daß ein Herr
Caſtig=
lioni Mitglied des Verwaltungsrates der Depoſitenbank werde.
aſtiglioni forderte wutbebend die ſofortige Einberufung eines
hrengerichtes; den Spruch dieſer Inſtanz wartete er jedoch nicht
O, ſondern zog ſeine Vertreter zurück.
Aus dem vierjährigen Weltblutbad tauchte Camillo
Caſtig=
noni als Kronenmillionär empor. Und damit verfügte er über
re finanziellen Mittel zu jenen gigantiſchen Raubzügen der
Nach=
ſriegsjahre, durch die er die Zertrümmerung der öſterreichiſchen
Wirtſchaft eifrig förderte und gleichzeitig einer der reichſten und
rrächtigſten Männer Europas wurde. Man erinnere ſich nur:
B waren jene Jahre, da Hunderttauſende unglücklicher Menſchen
in Oeſterreich einen verzweifelten Kampf um ihr tägliches Brot
fährten, da ſchwache Greiſe und unſchuldige Kinder hungernd
umd frierend in dunkeln Stuben hockten, da die erdrückende
ehrheit der öſterreichiſchen Bevölkerung in ohnmächtiger, irrer
Abwehr gegen Geldentwertung, Wucher, Börſenſpekulation ſtan=
4en. Was tat damals Camillo Caſtiglioni? Er konterminierte
tre öſterreichiſche Währung an allen Börſen Europas, nahm
ge=
traltige Kronenkredite auf und verzögerte die Rückzahlung mit
aklen Mitteln, bis die Krone auf ein Hundertſtel, ein Tauſendſtel
iſeres früheren Wertes geſunken war. Die ſo gemachten Gewinne,
die bald in die Milliarden wuchſen, ſteckte Caſtiglioni in alle er=
*Enklichen finanziellen und induſtriellen Unternehmungen, deren
„Setriebsmittel er durch wiederholte gewaltige Aktienemiſſionen
eährend der Börſenhauſſe mühelos vermehrte. Den Höhepunkt
rines unglaublichen finanziellen Aufſtieges erreichte Caſtiglion;
im Jahre 1923. Er verfügte damals bereits über ſein eigenes
Kankhaus als Zentrum ſeiner großen finanziellen und
induſtriel=
ien Engagements. Zu ſeinem Intereſſenkonzern gehörten die
führenden Unternehmungen der öſterreichiſchen Eiſen= und
Metall= elektriſchen, Automobil=, Papierinduſtrie, er vermittelte
die führende Beteiligung von Hugo Stinnes an der Alpinen
Montangeſellſchaft, dem größten induſtriellen Unternehmen
Deſterreichs, deren Vizepräſident er wurde, während Stinnes
ſelbſt als Präſident fungierte. So ſtellte ſich Camillo Caſtiglioni
mit demonſtrativer Geſte neben den mächtigſten Führer der
kon=
tinentalen Wirtſchaft. Sein Vermögen wurde damals von
Ken=
nern der Verhältniſſe auf 60—80 Millionen Dollar geſchätzt.
Dieſe gewaltige finanzielle Poſition genügte jedoch dem
ehr=
geizbeſeſſenen Italiener nicht. Wie ſo viele Emporkömmlinge
überwältigte auch ihn Machtrauſch und Größenwahn. Er wollte
in das Getriebe der großen Politik als leitender Faktor
eingrei=
ſen und verſuchte, Fäden zwiſchen Muſſolini und Beneſch zu
knüpfen; er gerierte ſich als Mäzen, verhalf Max Reinhardt durch
Hingabe vieler Milliarden zur Gründung und Führung ſeines
unerhört prunkvollen Wiener Theaters, er unterſtützte
Schrift=
ſteller, Maler, Künſtler aller Kategorien aus ſeinen ins
Unermeß=
liche wachſenden Spekulationsgewinnen. Und er ftattete
ſchließ=
lich ſein Wiener Palais mit unſchätzbaren Kunſtwerten aus und
entfaltete einen perſönlichen Luxus, der jeden Vergleich mit den
Extravaganzen der New Yorker „upper ten” aushielt. Die
Methoden, die Camillo Caſtiglioni auf dieſe Höhe gebracht hatten,
waren zweifellos, — in moraliſchem, wenn auch nicht in
juriſti=
ſchem Sinne — verbrecheriſcher Natur. Allein, der
verſchwende=
riſche Geldſegen, den der große Faiſeur über Tauſende Menſchen
ausſtreute — und er wußte ſtets die Richtigen zu erreichen
erſtickte alle Bedenken und Hemmungen der öffentlichen Meinung.
Unerſättliche Geldgier und pathologiſcher Ehrgeiz haben
Ca=
millo Caſtiglioni zu einer ungewöhnlichen Herrſcherſtellung
ge=
führt; die gleichen Eigenſchaften haben ſeinen jähen Abſtieg be
wirkt. Schon im Frühſommer 1923 mußte ſich jeder unbefangen.
Kenner der Verhältniſſe darüber klar ſein, daß ſich ein
grund=
legender Umſchwung in der geſamten wirtſchaftlichen Lage
Oeſter=
reichs vorbereite, daß die endgültige Liquidierung der
Inflations=
epoche eine radikale Umwälzung aller bisherigen ökonomiſchen
Vorausſetzungen und Tatſachen herbeiführen werde. Die
Prog=
noſe, die damals von wirklich führenden Köpfen der
öſterreichi=
ſchen Wirtſchaft — zu denen eben Caſtiglioni trotz aller äußeren
Machtſtellung nach ſeinen inneren Qualitäten niemals gehörte —
geſtellt wurden, traf Schlag auf Schlag ein: ſtatt
Kronenentwer=
tung und rentabeln Schuldenmachens kam würgende Geldnot
und exorbitanter Zinsfuß, die außerordentliche Börſenkonjunktur
rief eine furchtbare Reaktion hervor, eine beiſpielloſe
Zertrüm=
merung aller Börſenwerte, die indnſtrielle Betriebsführung wurde
immer ſchwieriger und veranlaßte vorſichtige Unternehmer ſchon
vor vielen Monaten zu ſorgſamſter Kalkulation und weitgehender
Reſerve; zu allen dieſen bedenklichen Erſcheinungen kam ſchließlich
noch das böſe Zwiſchenſpiel der verunglückten Franckontermine,
an der viele Milliarden öſterreichiſchen Geldes verloren gingen.
Es hieße einen Caſtiglioni unterſchätzen, wollte man
glau=
ben, daß er dieſe vollkommene Umwälzung der ſeinerzeitigen
wirtſchaftlichen Konſtellation ſozuſagen nicht geſehen hätte. Er
ſah wohl, — allein er ſah nicht tief genug, weil ihm eben der
ſpürende Blick für die inneren wirtſchaftlichen Zuſammenhänge
mangelte, und — vor alleml er wollte nicht ſehen! Die
nüch=
terne Erkenntnis der wahren Sachlage hätte ihn zu einem
weit=
gehenden Abbau ſeiner finanziellen und induſtriellen Engage
ments, zu der kühl wägenden Vorſicht des ſoliden
Wirtſchafts=
führers zwingen müſſen. Davon wollte dieſe beutegierige
Con=
dottierinatur nichts wiſſen; er glaubte, leinen geſamten
Wirt=
ſchaftskonzern zuſammenhalten zu können, ja, er ſtürzte ſich
wag=
halſig in neue, ungenügend fundierte Transaktionen, legte ſeine
verfügbaren Mittel in langfriſtigen Inveſtitionen feſt, überſpannte
ſeinen Kredit bis aufs äußerſte — und ſah ſich ſchließlich — und
dieſer Moment kam erſt vor etwa zwei Monaten — in ein Chaos
von Geldmangel, induſtrieller Ueberbelaſtung und Kreditnot
ver=
wickelt, aus dem er ſich allein nicht mehr herauszuhelfen
ver=
mochte.
Auf dieſen Augenblick hatten die ungezählten falſchen
Freunde und offenen Feinde Caſtiglionis, die vorſichtigen
Mora=
liſten, die ihn auf der Höhe ſeiner Macht nicht anzutaſten gewagt
hatten, ſchon lange gewartet. Eine ſyſtematiſche Hetzjagd ſetzte
ein, zuerſt hinter den Kuliſſen, ſpäter in aller Oeffentlichkeit,
kri=
minelle Tatbeſtände, an denen es in der abenteuerlichen Laufbahn
des verwegenen Faiſeurs nicht mangelte wurden geltend
ge=
macht, Preſſe, politiſche Parteien und ſchließlich der
Staatsan=
walt ſtürmten gegen den äußerlich und innerlich ſchwer
Getrof=
fenen an, — und ſo kam es zum großen Eklat, der ſenſationellen,
kaum verſchleierten Flucht Caſtiglionis aus Oeſterreich.
Wie wird ſich nun der Skandal Caſtiglioni weiter entwickeln?
Wohl zum völligen Zuſammenbruch, zur gerichtlichen Abſtrafung
des Abenteurers, könnten naive Gemüter vermeinen. Weit
ge=
fehlt, davon kann nicht die Rede ſein. Camillo Caſtiglioni iſt
auch heute noch ein zu ſtarker Faktor der öſterreichiſchen Wirtſchaft,
weiß vor allem zu viel von den Halb= und Ganz=Geheimniſſen
dieſes Staates und ſeiner leitenden Perſönlichkeiten, als daß man
ihm den letzten Todesſtoß verſetzen könnte. Die ſtürmiſchen
Wo=
gen der öffentlichen Entrüſtung werden ſich glätten, Caſtiglioni
wird in Oeſterreich mehr oder minder vollſtändig liquidieren und
zweifellos nicht unbeträchtliche Reſte der einſt aufgeſtapelten
Kronenbillionen aus dem Zuſammenbruch retten. Trotzdem aber
beſteht die melodramatiſche Wendung von „Camillos Glück und
Ende” zu recht. In einigen Jahren werden irgendwo in Italien
ein paar Leute den reichen Herrn Caſtiglioni kennen, von dem
öſterreichiſchen Märchennabob, dem ungekrönten König, dem
zwei=
ten Hugo Stinnes aber wird nicht mehr die Rede ſein; das
ſchnellebige Europa wird über ſein romantiſches
Abenteurerſchick=
ſal längſt zur Tagesordnung übergegangen ſein.
Dr. Alfred Neumann.
R. Lunn C,04
A‟DEmz 2
ſchonhole Umd DeNE
Ca.s adre.s
hängen von vernünftiger dauernder Haarpflege ab. Wie man Geſicht
und Hände täglich wäſcht; ſo bedarf auch die Kopfhaut täglicher
Reini=
gung, denn gerade auf ihr entſteht durch Schweiß, Fettabſonderung
und Staub leicht eine Schmutzſchicht, die die Hautporen verſtopft
und das Wachstum der Haare beeinträchtigt. Auch bietet eine
un=
gepflegte Kopfhaut einen günſtigen Nährboden für Bakterien aller Art.
Man befeuchte daher regelmäßig die Kopfhaut mit
Dr. Dralle’s Birken-Wasser
maſſiere ſie mit den Fingerſpitzen und reibe mit einem Tuch trocken.
Man empfindet dieſe angenehme Pflicht bald als unentbehrliche,
köſtliche Erfriſchung, die das Haar täglich zu neuem Teben erweckt.
Das peinliche Kopflucken und die läſtigen Schuppen verſchwinden
ſofort. — Kindern ſollte man ſchon frühzeitig eine ſorgfältige
Haar=
pflege angedeihen laſſen. Die kleine Mühe wird bis ins ſpäte Alter
belohnt. — Fordern Sie ausdrücklich: Dr. Dralle’s.
Wien, 4. Okt. (Wolff) Dem Neuen Wiener Tagblatt”
zufolge hat die Banca Commerciale geſtern im Laufe der
Ver=
handlungen mit dem Konſorkium der Wiener Großbanken, welches
die Geſchäftsaufſicht über die Depoſitenbank führt, den Vorſchlag
gemacht, alsbald nach der Beitragsleiſtung des Hauſes
Caſtig=
lioni zu dem Verluſte der Depoſitenbank den Betrag von 60
Mil=
liarden Kronen zu übernehmen. Hiervon wolle die Banca
Com=
merciale bezahlen: 5 Milliarden nach ſechs Monaten, 10
Milliar=
den nach einem Jahr, 45 Milliarden nach vier Jahren, jedoch ohne
jede Haftung und nur im Rahmen des Ausgleichs. Dieſer
Vor=
fchlag werde zwar von den Intereſſenten der Depoſitenbank als
nicht ausreichend angefehen, könne jedoch als Grundlage für
weitere Verhandlungen gelten, da er gegenüber dem bisher
ein=
genommenen Standpunkt der Vertretung des Hauſes Caſtiglioni
einen Fortſchritt darſtellte.
*
Wien, 4. Okt. (Wolff.) Die heutige Vernehmung
Caſtiglionis endete damit, daß er ſich verpflichten mußte,
während der Dauer der Unterſuchung jederzeit dem
Unterſuch=
ungsrichter zur Verfügung zu ſtehen. Ferner mußte Caſtiglioni
ſich verpflichten, für die Einhaltung dieſes Verſprechens eine
materielle Sicherheit zu leiſten, die auf 7 Millionen Lire bemeſſen
wurde.
Rund=Funk=Programm.
Sonntag, den 5. Oktoder 1924
Frankfurt a. M. (467 m). 8 Nhr: Morgenfeier, veranſtaltet von der Freirelig. Gemeinde
345). 1. Harmoniumſpiel: Präludium von J. S. Bach;
Frankfurt a. M. (gegr.
2. Eröffnungs=Weil
3. Sopranſolo: Verborgenheit von Hugo Wolf; 4.
An=
ſprache: Herr Pfarrer Clemens Taesler; 5. Sopranſolo: Morgenhymne von H
hel.
6. Schluß=Weiheworte; 7. Harmoniumſpiel: Poſtludium von J. S. Bach:
ſoli: Frl. Hanny Schantz; Harmoniumſpiel und Klavierbegleitung: Frl. Toni Knöffel;
— 4—5 Nhr: Kinderſtun
— 6—6 Nhr: Sonntag=Nachmittags=Konzert. — 8 Nhr
Stunde der Frankfurter Zeitung: „Die Nachtwache”. Novelle von Tryggve Anderſen.
precher: W. U. — 8.30 Uhr: Symphoniekonzert. 1. Symphonie in Es=Dur von
Nozart (Adagio, Allegro — Andante — Menuetto allegretto — Allegro). 2. Ari
ir Sopran mit obligatem Kontrabaß von Mozart. 3. Kammermuſik op. 24 Nr. 1
von Paul Hindemith für Streichquintett, Flöte, Klarinette, Fagott, Trompete,
Schlag=
g, Klavier und Harmonium (Sehr ſchnell und wild.) — Mä
„iu ſchnelle Halbe
18. — Quartett ſehr langſam und mit Ausdr
ſtreng im Rhmth
inale 199.
ßerſt lebhaft). — Orcheſterleitung Dr. Rottenberg, erſter Kapellmeiſter
der
furter Oper — Mitwirkung: Gertrud Hindemith (Sopran). — 9.30 Uhr:
Nachrichten=
dienſt, Wettermeldung, Sportbericht.
England (MEB.) London (365), 3 Uhr: Walliſer Männerchor. — 8.30 Uhr: Religiöſe
Anſprache — Rev. Baſil W. B. Matthews. — Birmingham (475), 3 Uhr:
Symphonie=
orcheſter. — Bournemouth (385), Tühr: Streich muſik und Balladen. — Cardiff (351),
— Rewcaſtle (400)
3 Uhr: Konzert. — Mancheſter (375), 7.30 Uhr: Rezit
6.30 Uhr: Gottesdienſt der Allerheiligen=Kirche, Gosforth. —
Aberdeen (495), 3 Uhr:
Händelabend. — Glasgow (420), 3 Uhr: Die Stonehouſe Silberkapelle.
Montag, den 6. Oktober 1924.
Frankfurt a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
rodukten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten — Anfangsburſe. — 11.55 n
Zeitangabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr:
chafts
r Zucke,
liche Produktenbörſe, Hamburg, Berlin, Köln, Magdebur
Nürmber
Deviſenkurſe. — 4.30—6 Uhr: Rundfunk=Nachmitte
„ch.
Hopfe
ktenkunde: Die Inſektenkunde als 2
— 7.30 Uhr: Vortrag des Vereins für Jr
8 Uhr: Vortragszyklus der
rkenntnis des Schönen in der Natur.
iſt
Platoll.
83on
Vereinigung Frankfurt (Dozent Pfarrer Taesler). 3. Vortr
1. Frauenbriefe
Ninon de Lenclos. Rahel Varnhagen vo
Liebesbriefe und Du
Enſe, Joſephine an Napoleon. 2. Duett „Abſchied” von Hiller. 3. Bwei Lie
Behlas vor
Hugo Wolf. 4. Drei Lieder: a) Geſat
Wolf, b) Fußreiſe von Hu
duett aus der S
von Be
B
If, c) Arie aus „Simone Boccane
von Haydn. 6. Frauenbriefe: Bettina, Frau von Stein, Diotima; Mitwirken!
Frau Sutter=Kottlar von der Frankfurter Oper (Sopran), Frau Fritta Bre
m
derr Julius Schüll
us (Rezitation),
Frankfurter Sd
3). — 9.30 Uhr
Mi
5
ietze.
teldung, Sportbericht. — 9.50 Uhr
Nachrichtendien
uten Techt
2 Minuten der Hausfrau. — 10 n.
9.50 nh
9.55 Uhr: Zeitvorbereitung.
Zeitangabe. 10—11 Uhr: Chorkonzert des Frauenchors der Frankfurter Liedertaf
1827: Ein Wandertag im Lied. 1. O wunderbares tiefes Schweigen von Me
2. Das Wandern iſt des Müllers Luſt von Zöllner. 3. Heidenröslein von We
4. Impromptu As. (Klevier) von Schubert. 5. Am Brunnen vor dem Tore von
Schu=
e Kohle, Volkslied. 7. Ungariſche Tänze (Klavier): a) Barer
bert. 6. Kein Feuer,
emlek von Keler=Bela; b) Rozsabokor czardas von Nittinger. 8
Liebesſ
G
von Baldamus. 9. Es ſteht ein Lind, altdeutſches Volkslied. 1
, die W
tragen behend von Botnianski. 11. Glockenſpiel (Klavier) von Zülcher. 12. Iber alle
Bipfeln iſt Ruh von Kuhlau. 13. Die Blümlein, ſie ſchlafen ſchon längft, 2
1840. 14. Prelude in B-es (Klavier) von Chopin. 15. Mondſcheinnacht vor
mit Klavierbegleitung. Frauenrhor der Frankfurter Liedertafel 1827. Chorleitun
und Klaviervorträge Herr Muſikdirektor J. Laepple.
Berlin (430, bzw. 500 m). 10 Nhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der Berliner und Han
Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vo
burger Produktenvorbörſe). — 12.15 nh
börſe. — 12.55 Uhr: Abermittlung des Zeitzeichens. — 1.05 Nhr: Zweite
Bekannt=
erdienſt. — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzberi
ht
gabe der neueſten Tagesnachrichten,
börſe (die amtlichen N
der Berliner Börſe. — 3 Uhr: Fu
rungen der Be
und Hamburger Produkten= und Viehbörſe; amtliche Deviſen
Fu
Et zMbas Lzan
zetreide cif. Hamburg; Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe),
6.30 Uhr: Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle). 1. Krönungsmarſch a
. Ouverture „Die Hebride
Mend
Der Prophet”. Meyerbee
4. Andante aus der 5. Symphonie, Tſchai=
Bartholdy; 3. Liebesfeier, Weinga
6. Fantaſie aus der Oper „La Traviate
wskif; 5. Menuett H=Moll, Schube
ffenbachiana, Potpourri, Conradi
Verdi; 7. Dynamiden=Walzer, Joſef Strauß; 8
9. Marſch aus der Oper „Die verkaufte Braut”, Smetana. Während der
ſen:
Tauſend Worte Engliſch. —
.45 Uhr: Bortrag
„Ratſchläge fürs Haus”. — 7 nh
— 8.36 bis 10nh
des Herrn Sanitätsrats Dr. Frank: „Gute Luft in Arbeitsräumen
4. Sonderveranſtaltung der Funkſtunde: Anna Scheffler=Schor von der Berliner
Staatsoper, Kammerſänger Fritz Soot von der Berliner Staatsoper. 1. Adagio aus
der &=Dur= Sonate, Bach. Rudolf Deman, Konzertmeiſter von der Berliner Sta
18=
Die beiden Grenadiere, d) An
oper (Violine); 2a) Talismane, b) Frühlin
den Sonnenſchein, e) Der Hidalgo, Schumann.
terſänger Fritz Soot von der
Berliner Staatsoper; 3a) Moment muslcal, F=Moll, Schubert, b) Melodie, Rubinſtein.
Fritz Wenneis auf dem Schiedmayer=Meiſterharmonium; 4. Arie „Als Sieger kehre
heim”, aus der Oper „Aida‟, Verdi; Anna Scheffler=Schorr, von der Berliner
Staats=
oper; 5. Zigeunerweiſen, Saraſate. Rudolf Deman, Konzertmeiſter von der Berliner
Staatsoper; 6. Fantaſie aus „Maritana” Wallace. Fritz Wenneis auf dem Schied=
Verdi. Anna
Scheffler=
maher=Meiſterharmonium; 7. Duett aus der Oper „Aida‟
Schorr und Kammerſänger Fritz Soot. Am Flügel: Kapellmeiſter Otto Urack.
An=
ſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage,
Wetter=
dienſt, Sportnachrichten, Theaterdienſt.
England (MEB). Alle Stationen: 7.30 Uhr: Drei Einakter.
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Seite 8.
*Bädertagung in Altheide.
Die deutſchen Bäder ſtellen heute mehr denn je einen
außer=
ordentlich wertvollen Teil des deutſchen Volksvermögens dar,
Ihre Entwicklung wird im wirtſchaftlichen Neuaufbau unſeres
Vaterlandes von beſonderer Bedeutung ſein. Mit Intereſſe
ſah daher der Kundige der diesjährigen Tagung des Allgemeinen
Deutſchen Bäderverbandes (vom 22. bis 24. September) in
Schleſiens lieblichen Herzheilbad Altheide entgegen, die Klärung
mancher wichtigen Frage und neue gemeinſame Richtlinien für
den Exiſtenzkampf der Bäder bringen ſollte. Die Tagung hat
die an ſie geknüpften Erwartungen erfüllt. Und mit
Genug=
tuung ſei hervorgehoben, daß ſie in harmoniſchen äußeren
For=
men ohne jeden Mißton verlief.
Im ſchmucken Theaterſaal Altheides fanden die Beratungen
und entſcheidenden Sitzungen des Verbandes ſtatt. Freiherr von
Moreau, der Vorſitzende des Verbandes, leitete die
Verhandlun=
gen mit vornehmem Takt und parlamentariſcher Sicherheit.
Viele im Bäderweſen bekannte Köpfe ſind hier vertreten. Man
ſieht unter ihnen Generaldirektor Rütten aus Neuenahr und
Pyrmonts temperamentvollen Leiter Major Preſtien. Von
Salzuflen bis Kudowa, von Kolberg bis Baden=Baden ſind
die Repräſentanten der deutſchen Bäder erſchienen. Reichs= und
Landesbehörden haben ihr Intereſſe durch Entſendung von
Vertretern bekundet, an ihrer Spitze das Auswärtige Amt, das
Reichsarbeitsminiſterium und die Reichszentrale für deutſche
Verkehrswerbung.
Fragen der neuzeitlichen Bäderreklame ſtehen im
Vorder=
grund des Intereſſes. Vor allem die brennende Tagesfrage:
Wie muß die Auslandspropaganda der deutſchen Bäder
an=
gelegt ſein, um den Ausländer wieder zu dem Beſuch der
deut=
ſchen Heilbäder zu veranlaſſen? Die Preisgeſtaltung hat in
die=
ſem Jahre den Beſuch aus dem Auslande ungünſtig beeinflußt.
Die deutſchen Bäder befanden ſich bei Beginn der Saiſon durch
die Folgen der Inflation in einer wirtſchaftlichen Zwangslage.
Heute ſcheint ſie glücklicherweiſe überwunden zu ſein. Es war
am Ende der Saiſon faſt überall möglich, die Preiſe zu ſenken,
ſodaß die Hoffnung auf normale Verhältniſſe wieder beſteht.
Sie ſind die Grundbedingung für das Einſetzen einer geſchickten
Propaganda, die nach künſtleriſchen Geſichtspunkten geleitet
wer=
den muß. Im Vordergrund ſteht die Bildpropaganda, die die
Erkenntnis von dem Wert der Heilquellen unterſtützen muß. Das
auf der Tagung beſchloſſene Wiedererſcheinen der früheren
Bal=
neologiſchen Zeitung als eine moderne Verkehrs= und
Bäder=
zeitung iſt daher beſonders zu begrüßen. Sie wird durch
Hin=
weiſe und Anregungen den Badeverwaltungen auf allen
Gebie=
ten des Bäderweſens ein ſachlicher Berater ſein. Einen
beſon=
deren Raum in den Verhandlungen nehmen die Steuerfragen
ein. Sie geben Aufſchluß über die Zuſammenhänge der
Steuer=
politik des Reiches und der Preisgeſtaltung der Bäder. Auch hier
zeigen ſich die kataſtrophalen Wirkungen des Verſailler Diktats,
die zu einer Zwangslage führen und jede geſunde Entwicklung
faſt erſticken. Mit intereſſanten Vorträgen über balneologiſche
Fragen und über die ſchleſiſchen Bäder ſchließen am dritten
Tage die Beratungen des Verbandes.
In geſellſchaftlichen Veranſtaltungen und Ausflügen in das
reizvolle Glatzer Bergland kommt die Erholung nach des Tages
Arbeit zu ihrem Recht. In zahlreichen Poſtautos wird die
Schar der Tagungsteilnehmer durch das romantiſche Höllental
nach den Bädern Reinerz und Kudowa gebracht, nach jenem
Zipfel des Deutſchen Reiches, der weit nach Böhmen
hinein=
reicht. Friedrich der Große iſt der Gründer des Bades Reinerz.
Kudowas Heilquellen ſind ſchon faſt drei Jahrhunderte bekannt.
Der Reiz der beiden Bäder liegt außer in ihren landſchaftlichen
Vorzügen in einer architektoniſchen Tradition, die das Alte
ge=
ſchickt mit dem Neuen verbindet. Ihre modernen
Badeeinrich=
tungen ſind ebenſo wie die Bäder Altheides vorbildlich. Die
*alten Parkanlagen und die meilenweiten Wälder unterſtützen
neben den Heilquellen die Kur, die vor allem den Herzkranken
Heilung bringt.
Am letzten Tage erklimmen die Kraftwagen über den
Wöl=
felsgrund den großen Schneeberg, über deſſen Kuppe die
böh=
miſche Grenze läuft. Wie von einer Hochgebirgsalm ſieht man
in die tiefen Täler hinab. Hinter den Herbſtnebeln glüht der
feurige Ball der Abendſonne. Von den Matten herüber klingt
das Geläut der Weidekühe in den Abendfrieden. Dann geht es
durch die dunklen Wälder hinab nach Bad Landeck. Wieder
empfängt uns in dieſem ſüdöſtlichen Winkel Deutſchlands ein
Bad, in dem im Verein mit der Natur deutſche Tatkraft
Vorbild=
liches geſchaffen hat. Und wir ſehen auch hier wieder, daß die
ſchleſiſchen Bäder im Glatzer Gebirgsland, ihre Aufgabe
er=
füllen, ſich als Vorpoſten deutſcher Kultur inmitten der ſlawiſchen
Volksſtämme zu behaupten und in friedlicher Arbeit Brücken von
Volk zu Volk zu ſchlagen.
Dr. Walter Georgi.
Briefkaſten.
K., hier. Zunächſt kann es ſich doch nur um notwendige
Her=
ſtellungen handeln, und es iſt hier ein objektiver Maßſtab anzulegen.
Im übrigen dürfen Sie nicht verkennen, daß an der Reparaturpflicht
des Vermieters nach B. G.B. nichts geändert iſt. Der Mieter hat rur i
den Prozentſätzen einen Beitrag zu den Reparaturkoſten zu leiſten. Wir
lafſen dabei dahingeſtellt, ob der Standpunkt des B.G.B., die ganze
Reparaturpflicht auf den Vermieter zu wälzen, angeſichts der
wirtſchaft=
lichen Entwicklung überhaupt noch aufrecht zu erhalten iſt. Der
Ver=
mieter geht u. E. allen Schwierigkeiten aus dem Wege, wenn er mit
der Mietervertretung einen Plan über die Verwendung der
Prozentzu=
ſchlägen aufſtellt, wie dies in den Preußiſchen Ausführungsvorſchriften
empfohlen wird. Auf dieſe Weiſe wird man den Intereſſen beider Teile
am beſten gerecht werden.
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Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Reich und Ausland.
* Unter Mordverdacht.
Von unſerem S.=Mitarbeiter.
Eine Tragödie, die ſchon in den Tagen des Rückzuges der deutſchen
Truppen ihren Anfang nahm, kam am Freitag vor dem Frankfurter
Schwurgericht zur Verhandlung. Damals war der Reſerveleutnant
Walter Richers aus Frankfurt bei einem Landwirt aus Unterfranken
in Quartier gekommen und hatte mit der jungen Tochter des Hauſes
ein Verhältnis begonnen, das ſich auch fortſetzte, da der Kaufmann
Richers als Geſchäftsreiſender häufig nach Unterfranken kam. Das Ver
hältnis blieb nicht ohne Folgen aber Richers, der das wußte ſchickte
trotzdem die Anzeige ſeiner Verlobung mit einer Frankfurter Lehrgrin
an die Eltern des Mädchens. Es kam zu erregten Ausſprachen und
ſchließlich wurde die werdende Mutter in Richers Haus nach Frankfurt
genommen, wo ſie bald als Dienſtbote behandelt wurde und viel zu
leiden hatte, wenn ſie ihr Schickſal auch mit großer äußerer Geduld
trug,
Das Mädchen wurde von ihrem früheren Geliebten nicht bei der
Polizei, wohl aber bei der Krankenkaſſe gemeldet und die Anklage
nimmt an, daß R. die polizeiliche Anmeldung aus denſelben Gründen
unterließ, die ihn bewogen, die Mutter in der Klinik in Gießen unter
alſchem Namen anzumelden. Als die Mutter mit dem
Neugebore=
nen nach Frankfurt kam, nahm ihr R. am Bahnhof das Kind ab, um
es angeblich in eine Pflegeanſtalt zu bringen. Doch hat er das Kind
wenige Stunden ſpäter im Walde erdrückt und in den Main
ge=
worfen. Die Verhandlung, die am Freitag abgebrochen werden mußte,
wird wegen Mordes geführt.
Die mehrtägige Verhandlung nahm teilweiſe einen ſehr
dramati=
ſchen Verlauf, da ſich ſowohl der Angeklagte wie auch die als Zeugin
vernommene Mutter des getöteten Kindes inzwiſchen anderweitig ver
heiratet haben. Die Verhandlung enthüllt noch einmal die Leiden
der unehelichen Mutter in kraſſer Schärfe, währned andererſeits dem
Angeklagten von verſchiedenen Zeugen ein gutes Zeugnis ausgeſtellt
wird. Am Samstag begannen die Plaidoyers. Der Staatsanwalt
vog den Schluß, daß die Tat mit Vorſatz und Ueberlegung ausgeführt
ſei und verlangt die Todesſtrafe. Sollten die Geſchworenen zu
der Auffaſſung kommen, daß Totſchlag vorliege, dann beantrage er
12 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverluſt. Der Verteidiger ſchilderte
die ſchwierige Lage, in der ſich der Angeklagte befunden habe, der dem
Zuge ſeines Herzens gefolgt ſei und die arme Lehrerin geheiratet habe,
während die Landwirtstochter vermögend geweſen ſei. Die
Haupt=
ſchuld trügen die Eltern des Mädchens, die ihr Kind zu dem
Angeklag=
ten geſchickt hätten. Das Gericht verurteilte den Angeklagten nach
mehrſtündiger Beratung zu fünf Jahren Zuchthaus.
Eine folgenſchwere Eiſenbahnfahrt.
r. Hanau. Vor längerer Zeit war ein Fräulein Jenny
Kauf=
mann aus Groß=Krotzenburg, das in einem Geſchäft eine leitende Stelle
inne hatte, auf der Eiſenbahnſtrecke Hanau—Frankfurt dadurch erheblich
verletzt und in ihrer Arbeitsfähigkeit ſehr gehindert worden, daß ihr
aus dem Gepäcknetz das Jagdgewehr des Oberſten a. D. Frhrn. Gugel
von Brand in Darmſtadt, das dieſer beim Herausnehmen nur mit einer
Hand gehalten, auf den Kopf fiel. Die Verletzte, die ſtarke nervöſe
Störungen verſpürte, begab ſich in die Abteilung für Nervenkranke des
Frankfurter ſtädtiſchen Krankenhauſes Sandhof, wo ſie längere Zeit
durch deſſen Direktor, Prof. Dreyfus, beobachtet wurde, und ſtrengte
eine Schadenserſatzklage gegen den Beklagten an, die vor der 1.
Zivil=
kammer des Landgerichts in Hanau unter Vorſitz des
Landgerichtsdirek=
tors Grau verhandelt wurde. Sie begründete ihren Anſpruch damit,
daß ſie unter den Folgen des Fallens des Gewehres auf den Kopf mit
heftigen nervöſen Erſcheinungen, die ihre Arbeitsfähigkeit in Frage
ſtellten, zu kämpfen habe, und erblickte in dem Verhalten des Beklagten,
da dieſer das Jagdgewehr nur mit einer Hand beim Herausheben
ge=
halten, ein ſchuldhaftes, das den Tatbeſtand der Fahrläſſigkeit erfülle.
Zum Beweis der Richtigkeit ihrer Behauptung betr, ihres ſchwankenden
Geſundheitszuſtandes lag ein umfangreiches Gutachten von Prof.
Dreh=
fus vor, dem ſich Prof. Voß, ein bekannter Ohrenheilkundiger
vollinhalt=
lich anſchloß nach der Richtung hin, daß die Verletzung erheblicher Natur
und von längerer Dauer ſei. Von der Seite des Beklagten lag ein
Gut=
achten des Direktors der pſychiatriſchen Klinik, Prof. Kleiſt=Frankfurt,
der erſt kürzlich einen Ruf nach Leipzig abgelehnt, vor, des Inhaltes,
daß von den im Dreyfusſchen Gutachten ausgeſprochenen Symptomen
nicht geſprochen werden könne. Außerdem wurde der Antrag geftellt,
Prof. Dreyfus wegen Befangenheit abzulehnen, da die Tatſache, daß er
die Klägerin längere Zeit behandelt, dieſe Beſorgnis rechtfertige. Das
Gericht war der Anſicht, daß es de
gerechtfertigt weil Prof. Dreyfus die Akten dem Anwalt der Klägerin
ausgehändigt habe, mithin wird Prof. Kleiſt als Sachverſtändiger
Prof. Dreyfus nur als ſachverſtändiger Zeuge zugelaſſen. Das
Drey=
fusſche Gutachten wurde Prof. Kleiſt zur Durchſicht übergeben, worauf
dieſer ſich nochmals äußerte, ohne daß zwiſchen beiden Gutachten, die
ſich ziemlich gegenüberſtanden, eine Einigung hätte erzielt werden können.
Das Gericht erblickte im Verhalten des Beklagten eine Fahrläſſigkeit,
ſchloß ſich hinſichtlich des Geſundheitszuſtandes und der verminderten
Arbeitsfähigkeit der Klägerin im Prinzip dem Dreyfus=Voßſchen
Gut=
achten an, bejahte die Frage des urſächlichen Zuſammenhanges zwiſchen
der Verletzung und den eingetretenen Folgen und erkannte den Anſpruch
der Klägerin als dem Grunde nach gerechtfertigt an. Die hiergegen
vom Beklagten eingelegte Berufung wurde vom Oberlandesgericht in
Kaſſel koſtenpflichtig abgewieſen, womit das Urteil mangels eingelegter
Reviſion Rechtskraft erlangte. In einem weiteren Rechtsſtreit, der am
13. Oktober vor der 1. Zivilkammer des Landgerichtes Hanau einſetzt,
will die Klägerin die Höhe des ihr zugefügten Schadens beweiſen, den
ſie ſummariſch auf 50 000 Goldmark berechnet.
Der falſche Prinz von Hohenzollern.
München. Der 34 Jahre alte Bankbeamte Albin
Langhamme=
von Berlin ging im Sommer 1924 zur Erholung nach Bayern,
ausge=
rüſtet mit 400 Mark, hielt er ſich einige Tage in München und Bad
Tölz auf und landete ſchließlich mit einem Barreſt von etwa 60 Mark
in Kreuth. Dort mietete er ſich in einem Hotel ein, lebte 26 Tage als
Hotelgaſt, und brachte es dabei auf eine Zechſchuld von 740 Mark. Er
gab ſich als Leutnant aus, erzählte, er erwarte 6000 Mark aus Eng
land, und verſuchte ein Motorrad und Motorbekleidungsſtücke heraus.
zuſchwindeln. In Tegernſee machte er einen ganz tollen Streich. Er
ſchickte einen Hotelwirt zum dortigen Sparkaſſendirektor mit einem
Brief, in dem es hieß: „Um umgehenden Beſuch bittet Hubertus von
Hohenzollern”. Auf dieſes Schreiben hin begab ſich der Direktor ins
Hotel, wo ihm der falſche Prinz von Hohenzollern erklärte, er habe
mit ſeinem Auto einen Menſchen überfahren und getötet und den
Hinterbliebenen eine Entſchädigungsſumme von 40000 Mark angewieſen.
Dabei zeigte er ein wiederum mit Hubertus von Hohenzollern
unterzeich=
netes Schriftſtück an die Kronkaſſe in Potsdam vor, in dem der genannt
Betrag zur Ueberweiſung an die Sparkaſſe Tegernſee angefordert war.
Der Sparkaſſenbeamte ſolle ihm einſtweilen auf dieſe Ueberweiſung hir
6000 Mark aushändigen. Dieſer ſchöpfte aber Verdacht und kam dem
Anſuchen des fragwürdigen Prinzen nicht nach. Bald darauf wurde
Langhammer verhaftet. Bei ſeiner Feſtnahme legitimierte er ſich mit
einem auf Ingenieur von Langheim lautenden Ausweis der
Eiſenbahn=
direktion Berlin. Wegen Urkundenfälſchung uſw. wurde er zu ſechs
Monaten Gefängnis und 14 Tagen Haft verurteilt. Die Haftſtrafe und
ein Monat Gefängnis werden durch die Unterſuchungshaft als verbüßt
erachtet.
Hummer 277.
Die weitere Verſchiebung der Amerſkafahrt des B. R. III.
Stuttgart. Wie der Vertreter der Telegraphen=Unton don
maßgebender Stelle erfährt, iſt mit einer weiteren Verſchiebung der
Amerikafahrt auf Anfang übernächſter Woche zu rechnen. Von ſeiten der
amerikaniſchen Kommiſſion werden außer Herrn Steel noch Maj
N.
Kennedy, Kapitän Klein und Leutnant Kraus an der Fahrt teilnehm
Da ſich wegen der Führung der deutſchen Flagge Schwierigkeiten
er=
geben haben, wird das Luftſchiff überhaupt keine, auch nicht die
ameri=
kaniſche, führen.
Berlin im Zeichen zirzenſiſcher Hochleiſtungen!
Berlin ſteht ſeit einigen Wochen im Zeichen zirzenſiſcher
Hoch=
leiſtungen. Nachdem in den letzten Jahren Berlin zirkusarm geworden
war, da der Zirkus Schumann ſeine Pforte geſchloſſen hatte und der
Zirkus Buſch ſich dem Manege=Schauſtück gewidmet hatte, war die
zir=
zenſiſche Kunſt vernachläſſigt worden und die kleinen Wanderzirkuſſe,
die hin und wieder vor den Toren Berlins gaſtierten, konnten dem
ver=
wöhnten Berliner nicht Erſatz bieten.
Nun iſt vor mehreren Monaten der deutſche Zirkus Krone nach
einer zweieinhalbjährigen Tournee durch Italien und die Schweiz in
ſein Vaterland zurückgekehrt, und zwar in einer Aufmachung und in
einem Ausmaße, wie wir ſie in Deutſchland noch nicht geſehen haben.
Krone iſt der erſte europäiſche Drei=Manegen=Zirkus und die größte
Schauſtellung des Kontinents. 412 exotiſche Tiere, 132 Pferde bilden
ſeinen Tierbeſtand, 200 Künſtler und Künſtlerinnen (im ganzen
ver=
fügt der Zirkus über 720 Angeſtellte) aus der internationalen Welt des
geharkten Sandes umfaßt der gigantiſche Zirkus=Spielplan. Eine
Sehenswürdigkeit bilden die gewaltigen Zeltbauten des Unternehmens,
welche von deutſchen Firmen hergeſtellt wurden und eine Meiſterleiſtung
deutſcher Zeltbautechnik ſind. 20 000 Perſonen können dieſe Zeltbauten
beherbergen, darunter das Vier=Maſten=Zuſchauerzelt, welches eine
Faſ=
ſungsmöglichkeit von 10000 Perſonen hat und das größte Europas iſt.
In drei gewaltigen Ringen wirbeln in jeder Vorſtellung 85 Zirkus=
Senſationen, darunter die größten Raubtierſchauſpiele der Welt, 36
Königs= und ſibiriſche Tiger, vorüber. Der Andrang zu den
Vorſtel=
lungen des Unternehmens iſt, trotzdem zu gleicher Zeit der ſtändige
Zirkus in Berlin gaſtiert, ein ſo enormer, daß ſämtliche Zufahrtſtraßen
polizeilich geſperrt werden müſſen. Die Preſſe widmet dem Unternehmer
ſpaltenlange Artikel mit Bildern und nennt den Zirkus Krone die Sen
ation Berlins. Wie wir erfahren, wird Zirkus Krone auch unſere
Stadt beſuchen.
Morb.
Berlin. In der Garage der Mercedes=Werke in der
Jagowſtraße wurde geſtern früh der Nachtwächter Andr. Hönhaus
tot aufgefunden. Er wurde von drei Wagenwäſchern ermordet, die mit
einem Mercedeswagen entflohen. Einer der Täter verließ in der Nähe
von Frankfurt a. O. das Auto und machte der Polizei Mitteilungen, die
nunmehr mittels Autos die Mörder, die nach der Tſchechoſlowakei
ent=
kommen wollen, verfolgt
Wieder zwei Kinder verſchwunden.
Aachen. Kaum hat ſich die große Erregung, die ſeit Wochen ſich
der Bürgerſchaft über das Verſchwinden und den Mord der beiden
Mäd=
chen bemächtigt hatte, einigermaßen gelegt, ſo wird heute von der
Kri=
minalpolizei wiederum das Verſchwinden zweier Kinder gemeldet, die
man ſchon ſeit dem 12. September morgens zwiſchen 10 und 11 Uhr
vermißte. Es handelt ſich um die beiden Kinder Wilhelmine und
Chri=
ſtian Bertrand aus Kohlſcheid bei Aachen. Die beiden Geſchwiſter ſind
am 12. September an der Schule vorbeigegangen und irren vermutlich,
wenn ſie noch leben ſollten, an der deutſch=holländiſchen Grenze umher.
Man will ſie zuletzt am 26. September in einem belgiſchen Grenzorte
geſehen haben.
Geſchäftliches.
Mascagnis Urteil über die deutſche Muſik, da
er kürzlich in Wien bei Gelegenheit eines Interviews abgab, beweiſt
aufs ſchönſte ſein tiefes Verſtandnis deutſcher Eigenart und ſeine
ehr=
liche Bewunderung deutſcher Kunſtſchöpfungen. Er ſprach mit
Begeiſte=
rung von den großen Muſikern Deutſchlands und von den Anregungen,
die er ſelbſt von ihnen empfangen. Aber auch den deutſchen Leiſtungen
auf anderen Gebieten, z. B. auf dem der Induſtrie, wird der italieniſche
Meiſter mit dem gleichen vorurteilsloſen Verſtändniſſe gerecht. So
be=
zeichnete er einmal (in einem Schreiben an Exzellenz Lingner) ein
führendes Erzeugnis der deutſchen hygieniſch=kosmtiſchen Branche, das
weltbekannte „Odol”, als „das Ideal der Mundwäſſer” In dieſer
Kritik ſtimmt er übrigens mit ſeinem ebenfalls berühmten Landsmanne
Puccini überein, der ſich in ähnlicher Weiſe äußerte und ſein Lobliet
auf das klaſſiſche Mundwaſſer mit dem anagrammatiſchen (geiſtreichen!
Wortſpiele „Lodo Odol” („Ich lobe Odol”) begann. Es gibt eben doch
Schöpfungen und Dinge deutſcher Herkunft auf den verſchiedenſten
Ge=
bieten, deren Vollendung und Ueberlegenheit die ganze Welt
gerechter=
weiſe anerkennen muß.
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abends 8 Uhr, „S. M. der Herr Bürgermeiſter” Union=, Reſidenz=
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Roßdorf: Kirchweihe. Kaffee „Fürſt Bismarck” ab vormittags 11 Uhr:
Billard=Wettſpiel. Mozart=Saal, Schulſtraße, Vortrag, abends 8 Uhr,
„Der erlöſchende Halbmond”. Geſangverein Liederzweig, nachmittags
5 Uhr, im Rummelbräu: Familienabend. Odenwaldverein, nachmittag=
6 Uhr, im Konkordiaſaal: Tanz. Sportplatzreſtaurant am
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3 Uhr: Bühnen=Schauturnen, abends 8 Uhr: Ball. Darmſtädter Hof,
Roßdorf: Kirchweihe. Zum goldenen Löwen, Roßdorf: Kirchweihe.
Heſſiſcher Hof, Traiſa, Nachkirchweihe. Kaffee Aſtoria, ab 4 Uhr:
Konzert. Chauſſeehaus, Beſſungen: Nachkirchweihe. Darmſtädter
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Rhein. Orthſches Männerquartett abends 8 Uhr, in der Beſſunger
Turnhalle: Abendunterhaltung. Verein ehemaliger Jäger zu Pferde
Nr. 3 von Darmſtadt und Umgebung, namittags 3 Uhr, im
Fürſten=
ſaal: 1. Stiftungsfeſt. Schweizerhaus, Eberſtadt, ab 4 Uhr: Konzert,
Rummelbräu, ab 4 Uhr: Konzert. Ludwigshöhe, ab 4 Uhr: Konzert,
ab 7 Uhr Tanz.
auptſchriftleitung: Rudolf Mauv
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rud
Mauve
Derantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ,
Verantwortlich
Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 20 Zeiten
[ ← ][ ][ → ]Mumner 277.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 9.
Familiennachrichten
Dipl.-Ing. Sisbert Dern
u. Frau Anfta, geb. Rie
zeigen ihre Vermählung an
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Hettstedt
Südharz
6 Oktober 1924
Ihre Vermählung beehren ſich
anzuzeigen
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4. Oftober 1924
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Heute nacht entſchlief ſanft
unſere innigſtgeliebte Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter
und Tante
geb. Muffey.
Darmſtadt (Martiſtr. 99)
Brugſal, den 4. Okt. 1924.
Dle trauernden Ointerbliebenen:
Rudolf Winter
Anguſte Fitting, geb. Binter
Luiſe Winter, geb. Noll
Karl Filting
und 3 Enkel.
Die Beerdigung findet Montag,
den 6. Okt., nachmitt. 8½ Uhr,
von der Halle des Beſſunger
Friedhofs aus ſtatt. (*28738
Am 30, Septbr. 1924, nachm.
7½ Uhr, verſtarb plötzlich und
un=
erwartet an einer Herzlähmung
Frau
Nat‟.
Wpt. Mathitde Spleß
geb. Knös
unſere herzensgute, unvergeßliche
Mutter, Schweſter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schwägerin,
Tante und Baſe im Alter von
(*28771
67½ Jahren,
Um ſtilles Beileid bitten
Dietrich, Rudolf, Eberhard
und Thusnelda Spieß
Anna Knös
Thusnelde Henkel, geb. Knös.
Darmſtadt, Saarbrücken,
Ober=Ramſtadt, Düſſeldorf;
Hilverſu. (Holland),
den 4. Oktober 1924.
Die Beerdigung hat in aller Stille
auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädter Straße ſtattgefunden.
Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten die
traurige Nachricht, daß mein
lieber Mann, unſer guter Vater
Herr
9
Phupp Arheiger
Lokomotivführer 1. R.
am 3. Okt. fanft in dem Herrn
entſchlafen iſt.
Im Namen
der trauernden ginterbllebenen:
E. Arheilger.
Die Einäſcherung findet Montag
um 11 Uhr ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen u.
Blumen=
ſpenden bittet uan abſehen zu
wollen,
28830
Nur Für
PANAA19
Wie erhält man ſeinen Körper, insbeſondere die Bäſte,
dauernd ſchön? Wie beſeitigt man ſtarken und hängenden
Eeib ſowie ſtarke Hüften? Wie lindert und hilft man bei
Bebärmutterſenkung, Borfall und erſchlafften
Bauch=
decken, bei Bauch= und Nabelbrächen? Wie erleichtert
man die Entbindung? Wie ſchont man den Körper nach
Operationen? Wie wird der Körper nach Wochenbetten
wieder normal zurückgebildet? — Das alles muß ſede
denkende Frau wiſſen! Sie belehrt ſich am beſten in der
Ausstellung
mit Borführung und Beratung über das
WA Vorpnlenz A
Fettleibigkeit, wird
durch „Tonnola”
be=
ſeitigt. Preisgekr. m.
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Dipl. Kein ſtarker
Leib keine ſtarken
Hüften, ſond jugendl.
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Eine Probe Lebensdeutung frei
für Leser dieses Blattes.
Der wohlbekannte Astrologe Prof. Roxroy
hat sich wieder entschlossen, für die Be
wohner slieses Landes ganz kostenfreieProbe-
Horoskope ihres Lebens auszuarbeiten
Prof Roxroys Ruhm ist 40 weit
verhrei-
tet, dass er wohl kaum mehr einer
Ein-
führung durch uns bedarf. Seine Fähigkeit,
das Leben anderer zu deuten, einerlei wie
weit entternt -ie
auch von ihm
woh-
nen mögen, soll
an das
Wunder-
bare grenzen.
Selbst
Astrolo-
gen von
verschie-
denen
Nationali-
täten undAnsehen
in der ganzen Welt
sehen in ihm ihren
Mieister und folgen
in seinen Fuss
Z
stapfen. Er zählt
Ihre Fähi keiten auf. sagt Ihnen, wie undd
wo Sie Erfolge haben können, und erwähni.
die günstigen und ungünstigen Epochen
Ihres Lebens
Seine Beschreibung vergangener, gegen
wärtiger und zukünftiger Ereignisse wir.
Sie in Staunen versetzen und Ihnen helfen
Herr Paul Stahmann, ein erfahrener
Astro-
loge, Ober Neuadern, sagt:
„Die Horoskope, die Herr Prof. Rox
roy für mich aufgestellt hat, sind gan:
der Wahrheit entsprechend. Sie sind ein
sehr gründliches, wohlgelungenes Stucl
Arbeit. Da ich selbst Astrologe bin,
habe ich seine planetarischen
Bo-
rechnungen und Angaben genau
untersucht und gefunden, dass sein
Arbeit in allen Einzelheiten perfekt, er
selbst in dieser
Wissenschaft durchaus
bewandert ist
Wenn Sie von dieser Sonderofferte
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Monat, Jahr und Ort Ihrer Geburt (
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deutlich geschrieben) sowie Angabe, ob Herr
Frau oder Fräulein, und nennen Sie den
Namen dieser Zeitung. Geld ist nicht
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wendig, Sie können aber, wenn Sie wollen
50 Pfg. in Briefmarken oder Banknoten Ihre:
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28807
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schon alle Hoffnung an eine Besserung aufgegeben. Nach
dem Verbrauch von 3 Flaschen Ihres Lungenbalsams fühle
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sowie Nachtschweiss ist bereits verschwunden, der stärkende
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
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därfen, ſondern nur der Vergleich mit der Qualität! Beſichtigen Sie — ohne ſede
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Darmſtadt, den 12. Sept. 1924.
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Der durch Verfügung des Miniſteriums
des Innern vom 1. v. Mts. genehmigte
Gebührentarif, betr. Erhebung von
Gebühren in Baupolizeiſachen, liegt
beim Städt. Hochbquamt zur Einſicht
offen.
(st12888
Darmſtadt, den 2. Okt. 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
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des Innern vom 1. v. Mts. genehmigte
Gebührenordnung, betr. die Erhebung
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der Vermeſſungsabteilung des Städt.
Tiefbauamts zur Einſicht offen. (st12889
Darmſtadt, den 2. Okt. 1924.
Der Oberbärgermeiſter.
Bekanntmachung.
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für das Jahr 1924 ſind bei unſerer Kaſſe
Zahlſtelle Infanteriekaſerne Zimmer 37,
gegen Entrichtung von 2 Mark bis
längſtens 31. d. Mts. bei Meidung der
Mahnung einzulöſen. Vom 1. November
ab werden Mahngebühren erhoben. (12839
Darmſtadt, den 4. Oktober 1924.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
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werden Montag, den 13. ORtober
Ifd. Js., von 9—12 Uhr vormittags und
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Darmſtadt, den 3. Okt. 1924.
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Verſteigerung.
Am 6. Oktob. 1924, vorm. 11 Uhr,
werden auf der hieſigen Eilgutſtelle
vor=
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42 Körbe friſche
Tafeltrauben
öffentlich meiſtbietend gegen Barzahlung
verſteigert.
(12903
Darmſtadt, den 4. Okt. 1924.
Die Güterabfertigung.
Die Erhebung der 1924er
Kreisſteuer.
Die bisher durch die Stadtkaſſe
er=
hobene 1924er Umlage für den Kreis
Darmſtadt kommt von der zweiten Hälfte
des Steuerjahres 1924/25 in Wegfall.
Dieſe Maßnahme wirkt ſich auf die
Erhebung wie folgt, aus:
1. die ſtädtiſche und Kreis=Sonderſteuer
(grüner Steuerzettel) ermäßigt ſich für
das 4.—6. Steuerziel um ſ., des
an=
geſetzten Zielbetrags.
2. das 3. und 4. Ziel der ſtädtiſchen
Kreis= und Provinzial=Grundſteuer
(gelber Steuerzettel) erfährt eine
Her=
abſetzung von je
a) %. Pfg. für je 100 Mk. Steuerwert
der Hausgrundſtücke und Bauplätze
(Biffer a des Steuerzettels) und
b) 7. Pfg. für je 100 Mk. Steuerwert
der ſonſtigen Grundſtücke (Ziffer b.
des Steuerzettels).
Neue Steuerzettel werden nicht
aus=
gegeben, es ſind aber die in den Händen
der Pflichtigen befindlichen (grünen und
geben) Zettel ſpäteſtens vor der
Zah=
lung des
3. Ziels der Grun” euer und des
4.
Sonderſteuer
an den Schaltern 5—7 der Stadtkaſſe zur
Einfetzung des neuen Zielbetrags
vorzu=
legen.
Den Steuerzahlern wird dringend
anempfohlen, die Steuerzettel
unab=
hängig von der Zahlung der Steuer
ſchon anfangs Oktober bei der
Stadtkaſſe vorzulegen, da
erfahrungs=
gemäß an den letzten Fälligkeitstagen
ſtarker Andrang an den Schaltern herrſcht.
Darmſtadt, den 30. Sept. 1924,
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Daub. (st12890gd
Gonntag.
Die Bezirksliga.
Die Meiſterſchaftskämpfe der ſüddeutſchen Bezirksliga bringen am
Sonntag erſtmalig einige der ſogenannten Großkämpfe, d. h. Treffen,
in welchen langjährige Meiſterſchaftsfavoriten bzw. Ortsrivalen
auf=
einander ſtoßen. Im Beſonderen ſind hier zu nennen die Treffen:
F.=C. Nürnberg—Spielvag. Fürth. Baher=München—Wacker=Mün=
Een, 1. F.=C. Pforzheim—Stuttgarter Kickers, VfR. Mannheim—
Sport=
gerein Waldhof und Fußball=Sportverein Frankfurt—Eintracht
Frank=
ſuirt. Wer die Verbundenheit der Fußballanhänger mit den Ereigniſſen
gennt, weiß, mit welcher Spannung gerade der Ausgang dieſer Treffen
wartet wird. Im übrigen hat das Spielprogramm der ſüddeutſchen
Beziuksliga folgendes Ausſehen:
Bezirk Payern: 1860 München- Teutonia München, Bayern
München — Wacker München, 1. F.=C. Nürnberg — Spielvgg. Fürth,
Schwaben Ulm— Fußballverein Nürnberg. — Württemberg=
Zaden: 1. F.=C. Pforzheim-Kickers Stuttgart, VfB. Stuttgart—
Sportklub Freiburg, Sportklub Stuttgart-F.=C. Mühlburg=Karlsruhe.
Eheinbezirk: VfR. Mannheim—Sportverein Waldhof, F.=C. Pir=
Ranf
tenerf
Nummer 227.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 11.
Sport, Spiel und Zurnen.
dieſe Mannſchaft erſt neu zuſammengeſtellt iſt, und ihre Spieltüchtigkeit
* Süddeutſchlands Fußbalſſport am
erſt noch beweiſen muß. Die 4. Mannſchaft empfängt um 1 Uhr die
Silt
Viesbat
Herften er Die ein Deſerteheri Sefit
aden—Sportgemeinde Höchſt, Boruſſia Neunkirchen.
Fußball im Odenwaldkreis.
Das Hauptintereſſe begegnet dem erſten Spiel des Sportvereins
Darmſtadt nach ſeinem am vorigen Sonntag erkämpften Aufſtieg in die
löchſte Klaſſe des ſüddeutſchen Fußballſports. Der Gegner iſt der VfL.
Zeckarau, alſo der Aufſtiegskollege der Darmſtädter. Das Treffen findet
gef einheimiſchem Boden ſtatt, und wenn die Sportvereinself mit dem
uStigen Ehrgeiz kämpft, ſollte der erſte Sieg gelingen. Auch die
heimi=
ſche Kreisliga hat verſchiedene intereſſante Spiele vorgeſehen. VfR.
Darmſtadt empfängt vormittags auf dem Exerzierplatz die Vag. Ami=
Stia 09 Viernheim. In Pfungſtadt wird es zwiſchen der dortigen
Ger=
ania 03 und dem Fußballverein Weinheim 09 einen hartnäckigen Kampf
geben. Die beiden anderen Darmſtädter Vorortsvereine müſſen nach
aauswärts. Sportvgg. 04 Arheilgen nach Mannheim=Sandhofen und
4 iktoria=Gießheim nach Bürſtadt zum dortigen VfR.
In den anderen Klaſſen ſind folgende Spiele angeſetzt:
1=Klaſſe: Der Gau Bergſtraße hat nochmals Pokalſonntag
an=
gsſetzt. Der Akademiſche SC. und Sportverein Münſter erſcheinen hier
23 ausſichtsreichſte Bewerber. Privatſpiele ſollten von den Vereinen
er anderer Stelle bekanntgegeben ſein. Dagegen iſt der Gau Ried voll=
unoh
de
Rf
Andia. Laudenbach.
B=Klaſſe: VfB. Oberramſtadt—Sportverein Lengfeld,
Fußball=
h=rein Michelſtadt—Sportverein Darmſtadt Junioren, Sportverein
Roß=
derf-Olympia Hahn, Fußballverein Steinbach—Spielvag. Pfungſtadt,
(chattia Wolfskehlen—Germania Leeheim, Viktoria Griesheim Reſ.—
Kportverein Goddelau, Boruſſia DornheimSportverein Geinsheim.
kympia Biebesheim—Sportverein Groß=Gerau 2., Fußballverein
Hems=
brch— Fußballverein Leutershauſen. Eintracht Weinheim —
Fußballver=
en Biblis.
C=Klaſſe: Vgg. Zipfen—Sportverein Höchſt, FC. Kirch=
Beer=
f.rth—VfR. Erbach, Germania Dieburg—Sportverein Meſſel. Mit dieſen
Spielen iſt das Verbandsſpielprogramm der 1. Mannſchaften erſchöpft,
d.ch wird dieſes wirkungsvoll durch die vorher bzw. auf des Gegners
Aatze ſtattfindenden Spiele der unteren Mannſchaften ergänzt.
Sportverein 98 Darmſtadt.
Nachdem mit dem Spiel gegen Kaiſerslautern die vorjährige
Spiel=
züt tatſächlich erſt am letzten Sonntag ihren Abſchluß gefunden hat, geht
morgen ſchon in Eiltempo in die neuen Punktkämpfe. Ohne Raſt
urd Ruh, ohne die alljährige Neihe ſchöner friedlicher
Freundſchafts=
ſtüele werden von morgen ab die Spieltüchtigkeit und die Nervenkraft
der Ligakämpfer von neuem auf eine harte Probe geſtellt. Und dieſe
hidürften gerade jetzt nach dieſer Reihe aufreibender Aufſtiegs= und
Geitſcheidungsſpielen der nötigen Ruhe. Aber es kann nicht ſein; denn
ſc on zwei Sonntage kämpfen die übrigen Mannſchaften um die Punkte,
has Sportverein wohl oder übel in verſchärftem Tempo nachholen
nuß. Als erſten Gegner der neuen Spielzeit ſehen wir morgen Neckarau,
einen alten bekannten der letzthin beendeten Aufſtiegsſpiele. In dieſem
allang es dieſem Verein, die erſte Stelle mit großem Punktvorſprung
enzunehmen. Sportverein ſpielte gegen dieſen Verein mit wechſelndem
C-folg: in Neckarau knapp 2:3 untrlegen, auf eigenem Platze ein
über=
zugender 3:1=Sieg. Ohne Zweifel hat Neckarau in den ſchon aus=
4ragenen Verbandsſpielen gegen ſtärkſte Mannſchaften (Waldhof 2:1,
9=R. Mannheim 0:2) ſich fchon in der härteſten Schule der Bezirksliga
eingeſpielt, was ſehr zuſtatten kommen kann. Andererſeits iſt aber
gch Sportverein nicht aus der Uebung gekommen und hat erſt letzten
SInntag bewieſen, daß er das Können für die höchſte Spielklaſſe in ſich
htt. Mit der letztſonntägigen Aufſtellung:
Ellenbeck
Stephan. Laumann
Bärenz Fiſcher W.
Ruppel II
Jakobh Müllmerſtadt Becker Takaſch Köhler
ſiclte bei gleichem Eifer und Wollen ein Sieg, wenn auch ſchwer, ſo doch
mt Vorteil des eigenen Platzes ſicher ſein. Glück auf denn zu neuem
Tuun! Spielbeginn 2½ Uhr.
Anſchließend an dieſes Spiel trifft die Liggerſatzmannſchaft im
A unktkampf auf die gleiche von Bürſtadt. Es ſollte auch hier den
Ein=
himiſchen gelingen, einen ſogar überzeugenden Sieg davonzutragen.
Fen 9 Uhr tritt die 3. Mannſchaft der gleichen von Union auf der
Renn=
b hn entgegen. Eine Vorausſage hierzu erlauben wir uns nicht, da
Dormimennn rummnmmmmmmmn
m
2. von F.V. Michelſtadt; auch hier trifft das von der 3. Mannſchaft
Geſagte zu. Die Junioren begeben ſich um 10.50 ab Oſtbahnhof nach
Michelſtadt zur dortigen erſten. Wenn auch durch Spielerabgabe an die
Liga etwas geſchwächt, erwartet man doch im Hinblick auf das Können
und die Einheitlichkeit dieſer Mannſchaft doch einen Sieg. —
Ub= und 2a=Jugendmannſchaft begeben ſich nach Heppenheim bzw.
Arheilgen, um dort im Freundſchaftsſpiel ihr Können erneut unter
Be=
weis zu ſtellen, während die 1a= und Ub=Schüler auf eigenem Platz die
gleichen von Waldhof und Germania Frankfurt um 1,15 bzw. 10 Uhr
empfangen, um im friedlichen Wettkampfe ihre Kräfte zu meſſen. Wie
man ſieht, Großkampftag, und man kann dem Veranſtalter nur Erfolg
wünſchen als Belohnung für das Schaffen und Streben auf dieſem
er=
zieheriſchen Gebiet.
Rheinheſſen—Saar.
Drei Spiele der Bezirksliga kommen am Sonntag zum Austrag.
In Trier ſtoßen Sp. V. 05 Trier und Sp. V. Wiesbaden aufeinander.
Hier könnten ſchon die erſten Ueberraſchungen fällig ſein. Borruſſia=
Neunkirchen—T.= u. Sp.=Vgg. Höchſt — ein ausſichtsloſer Gang für die
Höchſter. Auf eigenem Grund und Boden werden die Neunkirchner
keine ſchwere Arbeit haben. Wormatia=Worms-Fußballvereinigung=
Saarbrücken. Bei flüchtiger Prüfung iſt man geneigt, beide Gegner
als etwa gleich ſtark einzuſchätzen.
Nach den Spielen vom vergangenen Sonntag hat die Tabelle
fol=
gendes Ausſehen:
Sp.: Gew.: Unentſch.: Verl.: Tore Punkte
Saar 05
*
9.
..
Sp. V. Wiesbaden . . . 2
I. F. C. Idar
Borruſſia Neunkirchen.
2 5i!
Vgg. Saarbrücken .. 3 1
2:9
pogg. Höchſt..... 2
0 2:2 1
Trier 05
..."
1
Wormatia Worms . .. 2
2:7
Die Kreisliga im Rhein-Neckarkreis bringt ebenfalls drei
Treffen zum Austrag. Als Art Lokalſpiel iſt, das Treffen F. Vgg.
Sp. Vgg.=Gonſenheim—Sp.
Kaſtel—F. Vag. Mombach anzuſprechen.
Vag. Idar. Von den beiden. Jüngſten” hat ſich in der vergangenen
Saiſon Idar wohl als der Stärkere erwieſen V.f. R. Kirn—F. Sp. Vgg.
Kreuznach 0. Nach den bisher erzielten Ergebniſſen iſt mit dem Sieg
der Kirner zu rechnen.
Sp.: Gew.: Unentſch.: Verl.: Tore Punke
6:0
Sp. Vgg. Oberſtein . . 2
1
9 7:4
1
V.f.N. Kirn. ... . . 2
1
4:1
F. V. Bingen ... .. 2
1:0
F. Vgg. Kaſtel06 ....
1 3:5
Sp. Vgg. Gonſenheim, 2
3:8
F. Vgg. Mombach0s . . 2
1 6:8
Kreuznach 07 .....
ein-Mainkreis ſtehen alle 10 Vereine im Kampf:
Im
oria=
German” jesbaden — Olympia=Alzey, Alemannia=Worms-Vil
Kelſterbac!, Sp. Vgg.=Griesheim—Olympia=Worms, Germania=
Schwan=
heim—Sp=Vgg.=Wiesbaden, Borruſſia=Rüſſelsheim—F. C.=Biebrich.
Sp.: Gew.: Unentſch.: Verl.: Tore Punkte
0
o 1:s
Viktoria Kelſterbach
1 10:5
*
Alemania Worms ..
1
2
Germania Wiesbaden . 3
5:4
Sp. Vgg. Griesheim
3:2
Germania Schwanheim
4:,
Boxruſſia Rüſſelsheim . 3
Sp. Vgg. Wiesbaden . 1
0
F. Vgg. 02 Biebrich ..
o
2i5
Olympia Worms . . ."
*
2:1170
Olympia Alzeh . . . . 2
Fußball in Norddeuiſchland.
H. S. V. an der Spitze.
Heute Sonntag H. S. V. gegen D. F. C.=Prag. Im
Groß=Hamburger Fußballager iſt im Alſterkreis die Situation in der
Herbſtſerie völlig geklärt. Ungeſchlagen ſteht der H. S. V. an der
Spitze, es iſt kaum anzunehmen, daß die noch ausſtehenden Spiele daran
zu ändern vermögen. Eimsbüttel hat bisher Viktoria und St. Georg,
die gefährlichſten Gegner des H. S. V., geſchlagen und Eimsbüttel
unterlag am letzten Sonntag hoch und einwandfrei auf eigenem Platze
gegen die Harder=Mannſchaft. Harder ſchoß allein 4 Tore.
H. S. V.er ſpielen jetzt in blauer Bluſe und ſchwarzen Hoſen. D
Großkampf H. S. V. gegen Eimsbüttel fand vor 15 000 Zuſchauern ſtatt.
Die H. S. Ver ohne Breuel lieferten ein großes Spiel unter Leitung
von Meiſter Ziegenſpeck, Harder ſpielte halblinks. In der Läuferreihe
dominiert Aſſy Halvorſen, diesmal, wieder der beſte Mann auf dem
Platze. Schade, daß dieſer Mann nicht für die deutſche National=
Mannſchaft verwendet werden kann. Lang war wieder ſchwach er
konnte den flinken linken Flügel der Eimsbüttler ſelten halten. Das
Hintertrio feſt und unerſchütterlich wie eine Mauer. Baher und Riſſe
ſind heute Deutſchlands Verteidiger und der lange Hannes im Tor iſt
eine Klaſſe für ſich. Bei Eimsbüttel, war Meher, im Tore (vielen
Darmſtädtern vom Spiel Nord=Süd in Frankfurt a. M. bekannt)
der Held des Tages, er hielt die unglaublichſten Bomben der kräftigen
H. S. V.=Stürmer. Peick, als rechter Läufer, wird noch ein großer
Ver=
treter auf dieſem Poſten. Der Eimsbüttler Stuvm zeigt gefällige
Lei=
ſtungen, er ſtartet ſchnell, flankt präzis und gibt auch ganz achtbare
Schüſſe ab. Es kann auch nur dem H. S. C. in ſeiner jetzigen Form
gelingen, ſolch hohen Sieg gegen die tüchtigen Eimsbüttler zu erringen.
— Heute Sonntag hat Hamburg mit dem Großkampf D. F. C.=Prag
gegen 5. S. V. eine Begegnung von internationalem ſportlichem In=
tereſſe. Der H. S. VMannſchaft harrt, eine Rieſenaufgabe. Der
D. F. C.=Prag iſt in ſeiner heutigen Form ein ernſter Prüfſtein für
das Können des Bezwingers des ſchwediſchen und deutſchen Meiſters.
Iſt Harder, Ziegenſpeck und Breuel, das Innentrio, im Schuß, dann
fallen Tore. — Das Spiel Weſtdeutſchland-Norddeutſchland in
Elber=
feld ging 4:3 für Nord verloren. Weſt in ſtärkſter Aufſtellung, Nord
ohne die H. S. V.=Leute und dann noch mit Erſatz, obendrein verlor
Nord unverdient. Am 12. Oktober ſpielt eine norddeutſche Mannſchaft
um den Bundespokal in Königsberg in folgender Aufſtellung gegen den
Baltenverband: „Martens, Riſſe (beide H. S. V.), Buckendahl (
Braun=
ſchweig), Krohn (H. S. V.), Eickhoff (Viktoria=Hamburg), Friemel
(Braunſchweig! Lange (Hannover), Naujok (Braunſchweig). Harder
(H. S. V.), Wolpers (Hannover) und Eſſer (Kiel). Dieſe Mannſchaft
muß ſiegen, neben Harder der flinke Braunſchweiger Naujok und
Wol=
pers aus Hannover, eine ſehr gute Aufſtellung. „Nur der alte Eickhoff
als Mittelläufer dürfte ſich nicht eignen, Nord hat beſſere Läufer.
Handball.
Die Handballmannſchaft des Sp.=Vereins 98 treten heute wie folgt
zu den Verbandsſpielen bzw. Pokalſpielen an:
1. Mannſchaft—D. J. Kr. Sachſenhauſen in Frankfurt, 2
Mann=
ſchaft—VfN. Kickers Offenbach in Offebach (1. Pokalrunde), 1. Jugend—
Sp.=V. Wiesbaden in Wiesbaden. Nachdem es ſämtlichen Mannſchaften
am letzten Sonntag gelungen iſt, ihre Gegner abzuſchütteln, iſt zu
hoffen, daß es ihnen auch diesmal wieder gelingt. Jedoch ſtehen alle
Spielausgleiche offen. Beſonders die 2. Mannſchaft gegen Kickers dürſte
einen ſchweren Stand haben. Die Jugend gegen Wiesbaden dürfte,
wenn ſie ſich nicht ganz beſonders in die Bruſt legt, ihre erſten
Verluſt=
a.
punkte buchen. — Allen Mannſchaften hipp — hipp.
Heſſen — Verein für Leibesübungen.
Um den Spielbetrieb im Allgemeinen Deutſchen Turnerbund zu
heben, trägt die Handballmannſchaft des Heſſen, V. f. L., auch dieſem
Verband angehörig, am kommenden Sonntag ein Werbeſpiel in
Eber=
ſtadt aus. Die Turn=Geſellſchaft Eberſtadt hät die Heſſen zu einem
Freundſchaftsſpiel eingeladen, die gerne dieſer Bitte an dem
verbands=
ſpielfreien Sonntag nachkommen, Aufſtellung der Heſſenmannſchaft:
Müller
Günther. Fiſcher
Michel
Peters Sauerwein
Schönwolf Reichert Bärthel Schröder Würtz.
Krähbergrennen des Heſſ. Automobil=Clubs.
Das Krähbergrennen, welches in dieſem Jahre am 12. Oktober
ſtattfindet, hat ſeine Anziehungskraft auch diesmal wieder bewieſen.
Es haben ſich alle bekannten Fahrer von Ruf für das Rennen
ein=
ſchreiben laſſen, ſo daß auch die diesmalige Veranſtaltung denen der
früheren Jahren nichts nachgeben wird.
Leider ſind die Motorrad=Rennen nicht in dem Maße beſchickt
worden, wie in den früheven Jahren, und aus dieſem Grunde wird
noch=
mals darauf hingewieſen, daß Nachnennungen bis zum 8. Oktober an
das Sekretariat, Landwehrſtraße 36, zu richten ſind. Mit Rückſicht auf
die Zeitverhältniſſe hat der Heſſiſche Automobilklub für Nachnennungen
ebenfalls das vorgeſehene Nennungsgeld genehmigt, ſodaß für
Nach=
nennungen nicht der doppelte Einſatz zu zahlen iſt. Es iſt ſomit nicht nur
den Motorradfahrern Gelegenheit gegeben, ihre Nennung abzugeben,
ſondern auch denjenigen Fahrern, die ſich am Automobilrennen
be=
teiligen wollen. Mit Nückſicht auf die gleichwertige Behandlung können
bis zum Nennungsſchluß auch für die Klaſſe der Automobile Nennungen
ohne doppeltes Nenngeld abgegeben werden.
Dem Krähbergrennen voraus geht eine „Strahlenfahrt” für
Auto=
mobile. Es hat ſich für die Strahlenfahrt ein ganz beſonderes Intereſſe
aller Sportkreiſe bemerkbar gemacht und ſo ſteht das Krähbergrennen
mit der vorausgehenden Strahlenfahrt im Brennpunkt der noch
offen=
ſtehenden automobilſportlichen Veranſtaltungen. Für die Strahlenfahrt
winkt dem Sieger ein ſehr wertvoller Ehrenpreis, geſtiſtet von ſeiner
Erlaucht dem Erbgrafen Erbach=Erbach. Auch von ſeiten der Induſtrie
ſind wertvolle Ehrenpreiſe für das Krähbergrennen in Ausſicht geſtellt.
Motorfahren.
Großes Motorradrennen in Mainz.
Wie bereits kurz berichtet, veranſtaltet der dem D. M. V.
ange=
ſchloſſene Motorſportkluh Mainz am 12. Oktober, nachmittags 2½ Uhr,
auf der hieſigen Rennbahn vor dem Gautor eine große Motorradbahn=
Konkurrenz. Es werden gefahren:
Eröffnungsrennen, 10 Km., für Maſchinen nicht über 150 ccm,
*
Preis der Landesgruppe, 15 Km., für Maſchinen nicht über 250 ccm,
3. Preis vom Nhein, 20 Km., für Maſchinen nicht über 350 gem.
4. Motorradmeiſterſchaft von Heſſen, 50 Km., für Maſchinen nicht über
350 ccm,
5. Troſtpreis von 10 Km. für alle nicht plazierten Fahrer.
In jedem Rennen werden 3 Ehrenpreiſe gegeben. Außerdem dem
Sieger im Nennen Nr. 4 Lorbeerkranz mit Schleife und Titel „
Motor=
radbahnmeiſter von Heſſen für 1924
Zu dieſem Rennen erhalten wir
noch folgende Zuſchrift: Das große Köln—Mainzer Treffen am
mor=
gigen Sonntag ſoll entſcheiden, ob der Mainzer Radſportverein mit
ſeinen beſten Mannen, dem Anſturm der Kölner Steffes, Rösgen,
Rauſch und Dederichs ſtandhalten kann. Die Mainzer Magel, Macheis,
Würtz und Kappler ſind eifrig beim Training, um ſich zu den 4
Zweier=
kämpfen vorzubereiten. Erbittertes Ringen brachte ja ſtets der Kampf
um den Opelwanderpreis=Pokal. Anſchließend kämpfen, über 75 Km.
in einem Mannſchaftsrennen nach Sechstageart folgende 8 Mannſchaften:
SechKeun Gifen Du arnht
Alle 15 Km. ſind Doppelwertungen, die erſtgenannten der Fahrer
lſchwarze Nummern) tragen alle erſte, die zweitgenannten alle zweite
Wertungen. Der Nenntag verſpricht beſten Sport. Die Namen der
Fahrer und deren Erfolge im Rheinland und in Süddeutſchland laſſen
Klaſſenkämpfe beſter Güte erwarten.
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Nr. 39, Sonntag, 3. Oktober 1924
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Von Dr. Ella Menſch.
Fürſtin Mechtild Lichnowsky.
Als hier in Berlin 1915 von der fürſtlichen Verfaſſerin „Ein
Spiel vom Tod”, neun Bilder für Marionetten, in Szene ging,
befanden wir uns mitten drin in den Schauern des Weltkrieges
und konnten für vorwiegend rein äſthetiſch geſchaute und ge
formte Spiele nur Intereſſe bisher aufbringen. Mechtild
Lichnowsky teilt mit ihrem Gatten, der damals ſeine nichts
wveniger als loyale Denkſchrift über ſeine diplomatiſche Tätigkeit
in England vorbereitete, die Ueberkultur und das Anrecht auf
eine Preſſe, die durch dick und dünn geht mit allen Literaten,
die es ſich gleichſam zur Pflicht gemacht haben, den Leſſingſchen
Ausſpruch: „Die größte Klarheit war mir immer die größte
Schönheit!” ad absurdum zu führen. Mit der ironiſierenden
Philoſophie der müden Weltdame blickt Mechtild Lichnowsky
auf die Leſer, die etwa von einem Roman „Handlung”, „
Auf=
bau” oder gar die „Banalität des Zuſammenhangs” erwarten.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß Mechtild Lichnowsky, die
auch anſcheinend nicht den geringſten Wert darauf legt, als
„Durchlaucht” in die Belletriſtik einzuziehen, in ihren eigenen
Schuhen ſteht, nicht etwa nur von einer gewiſſen Schule
abge=
färbt hat. Nur dürfte die Weiterentwickelung ihres Talents
ge=
hemmt werden durch einen überſpitzten und überfeinerten Stil,
der zur Stiliſierung von Menſchen und Dingen führt. Der
In=
halt ihres jüngſten, ſehr umfangreichen Romans „Geburt”
(Erich Reiß, Verlag, Berlin) iſt aphoriſtiſch, von vielen, zum
Teil ſehr ablenkenden, Einzelheiten unterbrochen, in denen das
Beſte des Buchs, ſeine eigentliche Originalität, liegt. Das Leben
iſt eine Einzelhaft. Die ſich Erfüllung und Frieden bringen
kön=
nen, kommen nicht zu einander. Matthias Lanner geht an
Iſa=
bella v. Aigu, der Geliebten ſeiner Jugend, die ihm alles geben
will, verſtändnislos vorbei. Die junge Genoveva v. Soulavie
verläßt Albert Kerkersheim, den ihr vom Schickſal zur
Ergän=
zung Erſchaffenen, und wählt einen ihr völlig ungemäßen
Ge=
fährten, der nur ihre Schönheit verſteht und liebt. In den
vie=
len pſychologiſchen Feinheiten, denen glänzende Schilderung
jäußerer Dinge, alles ſtark einſeitig äſthetiſch aufgefaßt, zur Seite
gehen, erkennt man den Menſchen, der über ſich und andere
nach=
gedacht hat, Geſtalten innerlich wohl zu ſchauen, aber nicht
ſplaſtiſch hinzuſtellen vermag. „Geburt” iſt ein Buch der
Orna=
rmente und Arabesken, dem die feſte Konſtruktion abgeht. Um
aber dem Leſer eine Andeutung von dem Gedankenreichtum
rund der nie um Gleichniſſe verlegenen Beobachtungsſchärfe der
Autorin zu geben, ſchieben wir einige Proben ein: „Nichts ſcheint
das Denken ſchärfer zu einer Spitze zu ſchleifen, wie die Furcht,
Tdurch Reden vorlaut zu wirken.”
„Auf meine Liebe kann ich mich verlaſſen, auf gute Vorſätze
wveniger” — „Die Venus” trifft mancher — eine Zeitlang,
uch vielleicht immer —, wenn er ſie ſieht. Aber die Pſyche?”
Won grauen Tulpen mit roſa Atlasglanz heißt es: „Sie duften
micht, trotzdem ſie nach etwas Würzigem riechen, das man nicht
Benennen kann. Schenkten ſie auch noch Duft, würden wir den
=Zauberring der Augenſehnſucht entſpannen und ſie einatmend
mnit unſerem Geſicht berühren. Sie wollen betrachtet ſein, tie
Betrachtet, bis zur Verzweiflung herbeigeſehnt. Darum duften
Sie nicht, ſondern ſtehen und hängen roſaſilbern, locker geſchloſſen,
vie ein verlaſſenes Mieder, ſelber ſchmachtend, aber kalt wie
Berlmutternes Waſſer in Abendröte.
„Das Glück iſt eine Bewegtheit, kein Empfangen in Ruhe;
2s iſt eine Bewegtheit wie das Leben ſelbſt.”
„Willkür haben wir, d. h. die Wahl zu dieſer und jener
Willensäußerung. Wer wählt, iſt aber ſicher nicht der, der die
Auswahl zuſammenſtellt. — Ich ſpreche zum Schmerz: Lieber,
ſchöner Schmerz, der du mich immer töteſt und lebendig machſt.
And zur Freude ſage ich: Liebe Freude, nie kann dich verlieren,
ver dich gekannt hat. Du überringſt den Schmerz, denn du
genthälſt ihn ja in deinem tiefſten Grunde.‟ Der Aeſthetik der
Rleidung, faſt könnte man ſagen, der Symbolik der Kleidung,
wird manch feines Wort gewidmet, ſo wenn die Dichterin ſchreibt:
„Die weißen Bluſen einer Frau ſind ſo etwas rührend Schönes.
Batiſt macht Falten, mehr als nötig, aber dieſe Fülle iſt ſo an=
Biehend. Es gibt nichts Sanfteres für den ſüßen Leib einer
grau, als Batiſtteile, die in beſtimmten Linien
aneinander=
halten.”
*Der letzte Zug
Von Hans Oſtwald.
Ich komme von einem Stadtbummel durch den Oſten. Raſch
rioch zum Alexanderplatz — vielleicht erhaſche ich noch einen Stadt=
Sahnzug. Unten im dickflimmernden Raum eine Fahrkarte aus
Dem Automaten — die Stufen empor.
Außer mir noch vier Menſchen auf dem Bahnſteig. Zwei
junge Leute mit hochgeklappten Kragen — ein linder Nachtwind
Haucht durch die hochgewölbte Halle. Eine alte Waſchfrau in
einem abgeſchabten grauen Tuch ſetzt ſich auf die Bank; den
Sraunen Spankorb ſetzt ſie neben ſich. Am Dienſthäuschen fegt
ein Beamter den Bahnſteig mit einem langen Strauchbeſen.
Kleine Staubwolken fliegen vor ihm her.
In dieſem tonnenartigen Gewölbe, in dem die Eiſengerüſte
zart und doch kräftig hochklettern, um ſich oben ineinander zu
verweben, hört man nur das Kratzen des Beſens. Die leeren
Mäume der Großſtadt — ſie machen ſo müde.
Ueber all dem Licht. Viel weißes, enthüllendes Licht von
Den Blendkugeln über uns.
Von der Straße her nur verwiſchtes Tönen.
Dann ein taktmäßiges Rollen, ein ratterndes Schlagen. Ich
plicke die Geleiſe entlang — noch nichts. Dann ein Nöcheln und
Puſten. Zwei grellgelbe Augen und über ihnen ein
rotglühen=
der Feuer= und Rauchſchweif. Aber drüben hin. Es iſt ein
Fernzug.
Wie das in der hohen, weiten Halle dröhnt und ſchallt!
„Nach Köln!
Niemand ſteigt ein. Nur Poſtſachen werden verpackt.
Wieder ein taktmäßiges Rollen — dann die blendenden
Lichter. Fauchend fährt ein Zug ein und hält knarrend. Türen
Mappern.
ſch ſitze einem dicken Händler gegenüber. Er nickt mit
ge=
chloſſenen Augen vor ſich hin. Seine fetten Hände, an denen
dicke Ringe leuchten, liegen auf den runden Schenkeln.
Neben mir zwei Eiſenarbeiter; knochig, zähe, lebhaft, in
geſchwärzter, fettiger Kleidung. Sie kommen von einer
Ver=
ammlung. Ich höre die Worte Streikrecht — Solidarität
Es pfeift; der Zug fährt an.
Ueber Straßen weg; durch das finſtere Zentrum.
fur Foau und Heime
Je
Immer gehe vom Hausweſen ſede wahre und beſtändige
und echte Volksgröße aus, im Familienglück lebt die
Vaterlands=
liebe, und der Hochaltar unſeres Volkstums ſieht im Tempel
der Häuslichkeit; ſie iſt die beſte Vorſchule, Deutſchheit heißt ſie
bei uns im großen. Für ſie kann ſeder leben, er ſei reich oder
arm, vornehm oder gering, einfältig oder gelehrt, Mann oder
Weib, Jüngling oder Jungfrau, Kind oder Greis. Man
vermag dahin zu wirken, vom Thron und von der Bühne, vom
Predigtſiuhl und vom Lehrerſitz, mit Schrift wie mit Rede.
Jahn.
Ueber die Unterſchiede der Geſchlechter über die
Eigentüm=
lichkeit des weiblichen und männlichen Intellekts fällt in dem
Buch der Lichnowsky manch kluger Spruch, manche
bemerkens=
werte Randgloſſe.
Aber es finden ſich auch Stellen, die den Schopenhauer=
Nietzſcheſchen Standpunkt von der „Fabrikware der Natur” und
dem „Vielzuvielen” teilen, obgleich die Verfaſſerin wenigſtens
zugeſteht, daß dieſe die Zementmaſſen bilden, die den Stein
ver=
binden, und von ſolchen klebt die ganze Welt. Manches in der
ziviliſierten Welt, das im Grunde doch einem echten, warmen
Gefühl entſpringt, erſcheint ihr ſchon als höchſt überflüſſige
kon=
ventionelle Lüge, ſo, wenn ſie ſchreibt: „Das Sterben und das
Heiraten ſind Privatangelegnheiten, und Unbeteiligte ſollten
end=
lich aufhören, ſich dabei wichtig zu machen.” Sehr draſtiſch
drückt ſie ſich aus über den vielen Frauen innewohnenden Trieb,
Menſchen „Gutes zu tun: „Das iſt, wie wenn ein Schwein ſich
über ſeinem Trog einen Kanarienvogel hält, dem es den Käfig
putzt, den es ernährt und pflegt. Würde er ſich ſelbſt pflegen
und vervollkommnen, könnte es ſich noch viel mehr Schützlinge
halten. Menſchen gutes tun, iſt das Ziel vieler Idealiſten, die
das tiefere Chriſtentum, das Selbſtvollkommenheit fordert, nicht
zu erfaſſen vermögen.”
An originellen Tierbeobachtungen, gleichviel, ob ſie ſich auf
eine Fledermaus oder einen Raſſehund beziehen, iſt das Buch
reich, das apart erſonnen, ja ergrübelt ſich an die Beobachtung
gleich eingeſtellter Seelen wendet.
Frauen=Rundſchau
40 Prozent Ueberſchuß an heiratsfähigen
Berline rinnen. Nach ſtatiſtiſchen Erhebungen iſt der
Frauenüberſchuß in Berlin in der Alterslage von 20—30
Jah=
ren am höchſten. In dieſem Jahrzehnt beträgt er rund 40 Proz.
Man führt ihn darauf zurück, daß der Mann teils durch die
Sorge um die Exiſtenz, teils durch die verſchiedenen Genußgifte
raſcher als die Frau verbraucht wird.
K.
Eine Jugend=Buchwoche in Leipzig. Als
wirk=
ſames Propagandamittel gegen die Schundliteratur, die ja
immer wieder in den kommenden Monaten von unſerer Jugend
in des Wortes wahrſter Bedeutung „verſchlungen” wird,
ver=
anſtaltet der Reichsbund Deutſcher Papier= und
Schreibwaren=
händler vom 12.—18. Oktober in Leipzig eine Jugend=Buchwoche,
in der alle wertvolle Jugendliteratur zur Ausſtellung gelangt.
Siedlungen für kinderreiche Familien. Zum
Schutze der Familie beabſichtigt der „Bund der Kinderreichen”,
E. V. Berlin, im Verwaltungsbezirk Weißenſee für 200
kinder=
reiche Familien Siedlungen zu errichten. Zur Sachwalterin iſt
in dieſer Angelegenheit die gemeinnützige Bau= und
Siedlungs=
genoſſenſchaft „Die kinderreiche Familie, G. m. b. H., Berlin”
ernannt.
Abgelehnte Frauenwünſche auf der
ſächſi=
chen Landesſynode. Der Landesverband für chriſtlichen
Frauendienſt wurde mit ſeinem Geſuch, das er dem
Landes=
verbande bei ſeiner Tagung vorlegte — daß unter die
Kirchen=
gemeindeordnung wenigſtens zwei Frauen gewählt würden —
abgewieſen, da bei aller Berechtigung dieſes Wunſches eine
Aenderung des Geſetzes unumgänglich ſei.
Moderne, helle Hochbauten zwiſchen wenigen, niedrigen,
dunklen Gebäuden vergangener Geſchlechter.
Auch ihr werdet einſt dunkel — vergangen ſein — Häuſer,
Menſchen, Gedanken ..."
Drüben der grüne, weiß beleuchtete Kirchturm. Der Mond
ſteht hell und voll über ihm.
Dann „Börſe!” Türen klappen — Rufen — weiter. Breite
Straßen; große, kunſtvolle Bauten, um ſie herum die kleinen
Lichtkugeln und Flammen. Wie klein in der weiten, ſchwarzen
Nacht.
Schwarze, glänzende Waſſerſpiegel. Wie ſich die Flammen
und die toten Häuſer hineinzeichnen!
Wieder ſtille Straßen. Tote Häuſer. Einige Fenſter
gelb=
rot erleuchtet; das einzige, was Leben bedeutet.
Die helle Friedrichſtraße, noch ſchieben ſich Menſchen
neben=
einander her.
Wieder Halt. Wieder Türenſchlagen. Das Laufen einzelner
Menſchen, die noch mitwollen.
Als wir aus der Bahnhofshalle gleiten, fährt drüben der
Fernzug ein. Nochmals über breites, dunkles Waſſer. An
Häu=
ſern hin. Jenſeits glänzt die goldene Kuppel des Reichstages.
Märchenähnlich bezeichnet der Mond die Umriſſe und die
ſtrahlen=
den Lichte und tiefen Schatten. Graugelbe Wolken ſchieben ſich
durcheinander am ſternenklaren Himmel.
Jetzt fährt der Fernzug neben uns. Ich ſehe in die Wagen
hinein. Die Reiſenden liegen in die Kiſſen gelehnt. Einzelne
packen ihre Schachteln und Pakete zurecht. Der Zug fährt
ſchneller als meiner — ſchneller — und weiter. Durch die
Fel=
der, die Berge — die Nacht und den Morgen. Ueber die Ströme
und Bäche. Plötzlich ſummt es in mir:
„Die Bächlein von den Bergen ſpringen,
Die Vögel ſingen hoch vor Luſt.
Was ſollt’ ich nicht mit ihnen ſingen
Aus voller Kehl' und friſcher Bruſt!”
Immer im Takt zum Rollen der Wagen. Die puffen im
richtigen Tempo auf die Schienenlücken.
Die Bächlein von den Bergen ſpringen,
Die Berge ſingen hoch vor Luſt.
Jetzt ſingen wohl kaum noch Vögel. Es iſt ja Herbſt.
Wie der Wind ſchon die Blätter von den Bäumen pflückte!
„Neue Schönheitstypen der Frauenwelt
War vor kurzem noch die Anſicht verbreitet, daß der
Bubi=
kopf bald Alleinherrſcher unter allen weiblichen Haartrachten ſein
würde, ſo iſt ein jäher Umſchwung darin eingetreten. Das
Pen=
del ſchlug zu weit aus und muß nun, zurückgehend, ſtrickte
Gegenſätzlichkeit bewirken. Schon meldet man aus Amerika,
daß dort tonangebende ſchöne Frauen der Schlangenlocke, oder,
wenn nicht dieſer, ſo doch dem üppig=vollen Haarknoten, der ſich
bei der Jugend bis zum Hängezopf verlängert, erneut ihre
Gunſt zuwenden. Die Zunft der Friſeure triumphiert bereits.
Biete ſich ihr doch durch die Wiederkehr alter hiſtoriſcher
Haar=
trachten ein reiches Feld der Tätigkeit in der Anfertigung
tadel=
loſer Perücken mit vollem Haarſchmuck, die über dem Bubikopf
ſo lange getragen werden, bis dieſer ſich wieder dermaßen
„auswuchs”, bis er auch wieder regelrecht friſiert werden kann.
Selbſtredend wird die Folge dieſes Vorgehens eine möglichſt
ſtark gebauſchte Haarfriſur ſein müſſen. Soll ſich doch unter ihr
die ſtändig üppiger und länger werdende Bubifriſur bergen.
Wohin die neue Haarmode zielen wird, iſt vorläufig noch nicht
abzuſehen, aber — ſie wird dem merklichen Abſchwenken der
Mode in die Directoirerichtung voll Rechnung tragen.
Unzweifelhaft ſucht auch die durch den Bubikopf geſchädigte
Induſtrie bei ſeiner Bekämpfung mit zu helfen. Wird doch
ge=
meldet, daß die chineſiſche Stadt Chefoo mit ihren 100 000
Ein=
wohnern direkt vor dem Ruin ſteht, weil ihre Haarnetzinduſtrie,
durch die ſie Amerika und einen großen Teil Europas belieferte,
völlig lahmgelegt wurde. Im Hainſpacher Bezirk der
Tſchecho=
ſlowakei, wo die Blumeninduſtrie in hoher Blüte ſtand, mußten
40 Fabriken wegen Mangel an Arbeit den Betrieb ganz
ein=
ſtellen, während in allen anderen ſtarke Arbeitskürzungen
ein=
traten, weil der zum Bubikopf gehörige kleine Hut
Blumengar=
nituren erübrigt. Schließlich darf auch Frankreich nicht
uner=
wähnt bleiben, deſſen Haarſchmuckinduſtrie: Herſtellung von
Haarſpangen und Modekämmen, durch die Bubikopfmode faſt
ganz zugrunde gerichtet wurde. Aber alle derartigen
Auswir=
kungen dieſer Mode=Haarfriſur würden ihr ſchließlich doch nicht
den Garaus machen können, wenn nicht ihr wichtigſter einſtiger
Befürworter und Bewunderer: der Mann, ihrer überdrüſſig
ge=
worden wäre. Was anſänglich kaum glaublich erſchien,
ver=
dichtet ſich bei näherer Prüfung zur Gewißheit: er beginnt dem
langhaarigen Mädchen, wenn man ſo ſagen ſoll, erhöhte
Aufmerkſamkeit entgegen zu bringen, und das mit der
Bubi=
riſur geſchmückte immer augenfälliger zu verſchmähen. Ein
eigenartiger Zufall mag es vielleicht nur ſein, daß unter den
Frauen, die ſchon nach kurzer Ehedauer zu deren Löſung
ſchrit=
ten oder gezwungen waren, ſie zu löſen, ſich die Mehrzahl eines
Bubikopfes erfreuten. Fand auch hier, in der innigen
Vereini=
gung von Mann und Frau, der erſtere bald heraus, daß die
frei und burſchikos ſich gebende bubikopf=geſchmückte Geliebte
mit dem Ablegen dieſes Schmuckes doch auch viel von ihrem
Hauptreiz: der anlehnungsbedürftigen Weiblichkeit ablegte, die
ihn ganz von ſelbſt zum Schützer und Beſchützer, zum Leiter
und Führer ſtempelt? Die Tatſache ſteht jedenfalls feſt: die
Chancen der Mädchen mit langem gepflegten Haar beginnen
auf dem Heiratsmarkte wieder günſtiger zu werden, und eine
Entwicklung des Männergeſchmackes, nach dieſer Richtung hin
wird jedenfalls, unterſtützt von geſchmackvollen Schöpfungen der
Mode und der auf ihre Wünſche ſich einſtellenden Friſeurzunft,
in nächſter Zeit noch manche Ueberraſchungen für die
Frauen=
welt bringen. Die Directoire=Mode wird dabei, ſelbſt wenn ſie
ſchon tapfer auf dem Vormarſch wäre, mit ihrem ſtreng
herren=
mäßigen Einſchlag ſo ſchnell überholt werden; um der
Schmacht=
locke, für die ſich im nüchternen Amerika eine ganz merkliche
Vorliebe zeigt, zum Siege zu verhelfen. Schmachtlocken ſind
aber an burſchikoſen, frei und ungezwungen auftretenden,
ſelbſt=
ſicheren Mädchen ein eben ſolches Unding, wie heute der
Bubi=
kopf an ſanften, oder gar temperamentloſen Mädchen. Eine
gei=
ſtige Einſtellung der Temperamentvollen auf dieſe neue Mode
wird unbedingt erfolgen müſſen, ſobald der Mann, der ja auch
in dieſer Beziehung den letzten Ausſchlag geben muß, ſeinen
Geſchmack im Hinblick auf die noch vorherrſchende
Bubikopf=
mode derart gegenſätzlich korrigiert. Das ſcheint aber tatſächlich
bei ihm der Fall zu ſein, wenn die vielen Zeichen nicht trügen,
und wir können ſchließlich dieſen grundlegenden Wandel ſeines
Geſchmackes und ſeiner Anſchauungen über den Schönheitstyp
der Frau von heute als eine endlich eingetretene ſeeliſche
Ge=
ſundung von den Auswirkungen des Krieges betrachten. B. E.
„Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen,
Den ſchickt er in die weite Welt.”
Der Takt immer dazu — — Ja, jetzt weiß ich’8: In die
weite Welt. Das iſt der gewaltige Trieb, die Sehnſucht in mir ..
Mal im Herbſt, wenn der Sturm alles Morſche, Ueberlebte,
Abgelebte und Abgeſtorbene herunterbricht; es zerzauſt und
zer=
ſchmettert. Wenn die Baumkronen durcheinandergeſchüttelt
wer=
den und alles fallen muß, was nicht feſt ſtehr auf ſeinem Boden.
Hinaus in die klare, abgekühlte Herbſtluft. Durch Nebel zum
Ziele. Dem Stürmen der Herbſtwinde entgegen. Mit offenem
Geſicht und geradem Kopf in den Herbſtregen hinein.
„In Berg und Wald und Flur und Feld.”
Sich die Werktagsſchlacken herunterwandern. Den faden
Geſelligkeitsodem los werden und die Schreibtiſchluft
hinweg=
atmen.
Mut holen für den Winter. — —
Noch immer der Takt:
„Was ſollt’ ich nicht mit ihnen ſingen
Aus voller Kehl' und friſcher Bruſt.
Ja, ſo will ich’8 machen. — —
Der letzte Wagen des Fernzuges. Seine Lichter eilen den
Lichtſcheinen meines Wagens voraus auf dem Bahndamm. Sie
ſind überholt — ganz fort.
„— — — in die weite Welt!“
. Ich ſteige aus und gehe über die Bellevue=Brücke.
Uinter mir fließt ſchwarz das Waſſer. Kalter Nebel ſteigt auf.
Die einzelnen Lampen am Uferwege flackern in ihrem Dunſtkreis
Das Spiegelbild des klaren Mondes glitert bis unter die Brücke.
Ich bleibe ſtehen und ſehe auf den ſchwarzen, glatten Streifen
unter mir. Es iſt, als ob er ſtill ſteht. Aber ich merkte es
nur nüht.
Es geht vorwärts — immer vorwärts. Unmerklich.
— —
Wie friſch und kühlend dieſer Herbſtwind iſt!
— „Die Vächlein von den Bergen ſpringen!“
Ja, es geht hinaus mit dem alten Mut — über die
Stoppel=
felder, abgemähte Wieſen, umgepflügte dampfende Aecker — bis
hin zum Meer — und nach Süden, zu den Bergen mit welkem,
gelbem Weinlaub ....
Nr. 39, Sonntag, 5. Oktober 1924
2Pe ZMöee Ucrr Deurte
SZ0344
*Veredelung der Handarbeit
Zu Beginn ihres Jubiläums=Jahrganges bringt die von
Hofrat Dr. Alexander Koch=Darmſtadt herausgegebene, in allen
Kreiſen kunſtliebender Frauen ſo hoch geſchätzte Kunftzeitſchrift
„Stickereien und Spitzen” ein überaus ſchönes und vielſeitiges,
reichilluſtriertes Oktober=Eröffnungs=Heft heraus, aus dem
er=
ſichtlich wird, welch führende Stellung dieſe einzigartige Spezial=
Zeitſchrift zur Hebung und Veredelung der Frauen=Handarbeit
in Europa ſich errungen hat. Wenn heute die Frauen=
Hand=
arbeit in Mitteleuropa wieder ein hohes künſtleriſches Niveau
erreicht, wenn die Freude am Beſitz und an der Herſtellung
hoch=
wertiger Spitzen und Stickereien ſich ſtark ausgebreitet hat, ſo
darf die Rundſchau „Stickereien und Spitzen” infolge ihrer
un=
abläſſigen und unermüdlichen Werbearbeit einen großen Teil
des Verdienſtes um dieſen Aufſchwung für ſich in Anſpruch
nehmen. „Durch Treue der Arbeit” bemerkt der Herausgeber
in der Einführung des Heftes, „und durch Hochhaltung des
höch=
ften Qualitätsanſpruches dienen wir jenem höchſten Zweck am
beſten, der uns allen vor Augen ſtehen muß: der Geſamtheit des
Volkes und insbeſondere der Kultur des fchönen, künſtleriſch
ge=
ſtalteten Heims, an der auch unſere neu belebte Stickerei= und
Spitzenkunſt ihren großen Anteil hat.” Eine große Anzahl von
anerkennenden Zuſchriften und Urteilen beſtätigen die
außer=
gewöhnliche Wertſchätzung, die dieſe „Blätter für kunſtliebende
Frauen” in allen Weltteilen finden. „Wenn „Stickereien und
Spitzen” gegen ihr Goldgewicht verkauft würden: ich müßte ſie
dennoch haben”, — ſchreibt eine engliſche Leſerin. „Man möchte
wünſchen, daß die maßgebenden Stellen beſorgt ſein wollten,
daß in allen deutſchen Schulen Ihre Zeitſchrift als techniſcher
und — was noch nötiger — als geſchmacklicher Leitfaden eine
Einführung fände,” ſo urteilt ein bekannter Direktor einer
Kunſt=
gewerbeſchule. — „Stickereien und Spitzen”.
dieſe ſtets mit
reichem Inhalt erſcheinende anregende Zeitſchrift, iſt wirklich
das, was ſie vorgibt, zu ſein: das Blatt der kunſtliebenden
Frauen”, ſo urteilt eine ungariſche Kunſtzeitſchrift.
Eine kurze Aufzählung alles deſſen, was hier in
muſter=
gültigen, großen Abbildungen, farbigen und Sepiatonbeilagen,
ſowie anregenden Textbeiträgen geboten wird, mag erklären,
warum dieſe Zeitſchrift in der Frauenwelt ſo überaus beliebt
iſt. Da ſind vornehme, neuzeitliche Kiſſen in Woll= und
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ſtickerei von Cläre Müller und Maria Rickert. Entzückende
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letten=Tiſch=Garnituren, Polſter uſw. von Marianne Theiner.
Ueberaus feine Tüllſtickereien von Tilli Lorch und Dag. Peche †.
Diſziplinierte, rhythmiſch vorbildlich gegliederte neue Durchbruch=
Decken und Spitzen von Fini Skarica. Ein Teekleid und eine
Sportjacke von Chriſta Ehrlich. Ein Morgenkleid, ein
Kinder=
kleid; reizvolle Motive für Ausſchnitt=Stickerei und eine luſtige
Decke von Maria Krauß, elegante Kreuzſtichborten von P. H.
Hühner und vieles andere. Dazu viele Muſter in natürlicher
Größe. Aus den geiſtvollen und lehrreichen Plaudereien
her=
vorragender Mitarbeiter ſeien erwähnt: „Tätige Lebendigkeit”
„Reiz der Handarbeit‟, Die Freundin, die Nadel”, „Ornament
und Technik”, „Vom Sinn des Entwurfes”, „Kurze und lange
Stiche” Philoſophie der Kleidung”, „Schaffende Frauen”,
Stickerei und Weberei”, „Nadelſprache‟, „Ein kleines
Künſtler=
heim”, „Durchbruchsarbeiten” „Randborten” „Mode und
Zeit=
geſchmack” und viele vortreffliche, fachlich intereſſierende
Mittei=
lungen. In einem Eſſay: „Ruhe, Reife, Güte” heißt es da:
„Frauenarbeit ſoll Frauen=Arbeit” ſein. Das heißt: zu ihrem
Begriff gehört nicht nur, daß ſie von Frauenhänden erſtellt iſt,
ſondern vor allem, daß aus ihr jenes Schöne, Ewige und Große
ſpricht, das das geiſtig=ſeeliſche Weſen der edlen Frau ausmacht.
Es hat einen guten Sinn, dieſe Forderung aufzuſtellen, denn
es gibt viele ſogenannte Frauenarbeit, die ihr keineswegs genügt.
Wie viele Frauen gehen an die Kunſt heran in unfraulicher
Ge=
ſinnung. Den Namen „Frau” verdient in einem tieferen Sinn
nur diejenige Frau, in der das Leben ſonnenhaft iſt: nämlich
ruhend, erwärmend, nährend, mütterlich und allſchenkend,
dul=
dend und ſchweigend, friedeſtiftend und ruhebringend. „Frau”
in dieſem Sinne iſt nur diejenige, in der das Herz ſeine geheimen,
liebenden und ſchöpferiſchen Kräfte entfaltet, die lebt und arbeitet
nach der Weiſe der großen verborgenen Mutter, der wachſenden
Natur. Die Ruhe, die Reife, die Güte, das Allwärmende und
Allnährende iſt die Eigenſchaft fraulicher Kunſt.” — Und an
an=
derer Stelle leſen wir: „Es iſt doppelt erfreulich, daß in dieſem
vollwertigen künſtleriſchen Schaffen in erſter Linie und in der
Ueberzahl Frauen ſind, die als Führerinnen vorangehen und ihre
Mitſchweſter zur Nacheiferung anſpornen.” An den Frauen alſo
liegt es, die Veredelung der Frauen=Handarbeit in immer noch
weiteren Kreiſen zu ermöglichen, indem ſie immer neue Freunde
gewinnen für die Beſtrebungen dieſer verdienſtlichen Rundſchau
„Stickereien und Spitzen” (Der Preis des reichilluſtrierten
Oktoberhaftes mit zirka 40 Abbildungen betcägt 2 Mk.)
8.
* Das Jackenkleid für den Herbſt
Die vorgerückte Jahreszeit erfordert auch wärmere Kleidung
für die Straße, und obgleich der Mantel ſich zu jeder Tageszeit
und Gelegenheit das Feld erobert hat, gibt es viele Damen, die
ſich nur im Jackenkleid „angezogen” fühlen. Und mit Recht:
Wie kann ein Mantel ſo feſch ausſehen wie die langen, die
Hüf=
ten feſt umſpannenden Jacken zum engen Rock getragen, auf dem
häufig der ſeitliche Schluß der Jacke ſeine Fortſetzung findet?
Eine leichte Schweifung an der Seitennaht oder im Seitenteil
bringen neuerdings die Figur mehr zur Geltung. Im übrigen
tun die modernen, weich=molligen Stoffe das ihre, um die
männ=
lich=herbe Linie etwas zu verwiſchen. Vorder= und Rückenteile
zeigen häufig eine Längsteilung und ſchließen zuweilen in unten
runder oder eckiger Form kürzere Seitenteile ein. Die
einge=
ſetzten engen Aermel erweitern ſich unten meiſtens kelchförmig
und weiſen deſelbſt die Garnitur des Kleides auf, die in
Pelz=
ſtreifen, Stoffblenden, Treſſe, Bieſenſäumchen oder Stepperei und
Knopfſchmuck beſteht. Zur Vervollſtändigung des Jackenkleides
gehört eine hübſche, über dem Rock zu tragende Bluſe aus
ge=
muſtertem Stoff oder aus leichtem Material in der Farbe des
Kleidſtoffes. Die nötige Wärme für den Hals ſpendet der
mo=
derne Pelzſchal aus feinſten Fellen, wie Maulwurf, Kanin, Haſe,
Seal und Lammfell, der den Apachenſchal in wohltuender Weiſe
ablöſt. Die Anfertigung unſerer heutigen Vorlagen wird ſehr
erleichtert durch die Beyer=Schnitte, die beſonders für die
ſelbſt=
ſchneidernde Frau berechnet ſind.
Die neue, unten in drei Stufen verlaufende Form der langen
Jacke macht das elegante Jackenkleid aus dunkelblauem Rips
Abb. 38 171 beſonders für große Figuren ſehr geeignet. Mit
ſchwarzer Treſſe ſind Blenden und Schalkragen eingefaßt. Die
nach Schneiderart gearbeitete Jacke hat, wie der
übereinander=
tretende Einbahnenrock, ſeitlich Knopfſchluß. Erforderlich; etwa
4,50 Meter Stoff, 130 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte für 46
Zentimeter halbe Oberweite.
Schwarze Seidentreſſe betont die vornehmen Linien der
Sakkojacke und auch des neuen Zweibahnenrockes mit loſer
Vor=
derbahn des Koſtüms aus dunkelblauem Rips Abb. 38 164. Um
der Hinterbahn Halt zu geben, iſt ſie mit einer Vorderbahn aus
Futterſtoff verbunden, die von der loſen Oberſtoffbahn verdeckt
wird. Erforderlich: 3,35 Meter Stoff, 140 Zentimeter breit.
Beyer=Schnitte für 92 und 104 Zentimeter Oberweite.
Nach Schneiderart gearbeitet iſt das einfache Jackenkleid aus
geſtreiftem Ripsſtoff Abb. 38 174. Die moderne, gerade Linie
wird durch den dicht angebrachten Knopfſchluß und den ſenkrechten
Litzenbeſatz der ſtark überkreuzten Jacke beſonders betont.
Er=
forderlich: 3,65 Meter Stoff, 130 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte
für 46 und 52 Zentimeter halbe Oberweite.
Als Material des Koſtüms Abb. 39 344 dient mittelfarbiger
Wollvelours. Pelzröllchen und abſtechende Steppſtichlinien
er=
geben den Schmuck. Erf.: 3,50 Meter Stoff, 140 Zentimeter breit,
Beyer=Schnitte für 96 und 104 Zentimeter Oberweite.
Zur Vervollſtändigung von Jackenkleidern dient die kleidſame
Bluſe aus Seide oder Seidentrikot, Abb. 19 123, mit leichter
Buntſtickerei auf dem Kragen und rechts am Gürtel. Erf.: etwa
2 Meter Stoff, 100 Zentimeter breit. Beyer=Schnitte für 96 und
104 Zentimeter Oberweite. Beyer=Abplättmuſter Nr. 50 680/II.
B 19121 zeigt eine Bluſe aus gemuſterter Seite, die ſeitlich
geſchloſſen wird und mit ſchmalem, einfarbigem Schalkragen
be=
grenzt iſt. Die Bluſenärmel ſind in einfarbige ſchmale
Bünd=
chen gefaßt, die zur Schleife gebunden werden. Erf.: etwa 2,10
Meter gemuſterte Seide, 60 Zentimeter einfarbige Seide, je 100
Zentimeter breit. Beher=Schnitte für 96 und 104 Zentimeter
Oberweite.
Wo keine Schnittverkaufsſtelle am Ort, beziehe man ſämtliche
Schnitte und Muſter durch „Beyer=Schnitte”, Leipzig,
Nathaus=
ring 13.
Herbſtſpeiſe mit Weinbeeren. (Warm als
ſätti=
gendes Abendbrot, kalt als Kaffeegebäck zu reichen.) Eine gut
ausgeſtrichene und ausgeſtreute glatte Form legt man dicht mit
Zwiebäcken aus, füllt gewaſchene und verleſene Weinbeeren mit
Zwiebackbröckchen untermiſcht, darüber, bedeckt wieder mit
Zwie=
back und füllt über dieſe Miſchung einen Viertelliter Milch, in
der man zwei Eier oder zwei gehäufte Teelöffel voll Trockenei
pulver, zwei Eßlöffel Süßſtoff und einen Teelöffel
Vanille=
zucker verquirlt. Mit Fett= oder Butterflöckchen belegt, läßt man
dieſe köſtliche Herbſtſpeiſe bei mäßiger Hitze backen.
Speiſenzettel:
Sonntag: Ochſenſchwanzſuppe. Gefüllte Tomaten zu
dickem Reis.
Montag: Zwiebelgemüſe mit Pellkartoffeln.
Dienstag: Kartoffelmus mit Bratwurſt.
Mittwoch: Wirſing und Bratkartoffeln.
Donnerstag: Lungenhaſchee zu Salzkartoffeln.
Freitag: Kartoffelſalat und gebackene grüne Heringe.
Samstag: Möhren mit weißen Bohnen (Gold u. Silber),
(Schluß des redaktionellen Teils.)
*Modebrief
4Der zeitgemäßeHaushalt
Gefüllte Tomaten auf Mailänder Art. Hierzu
eignen ſich recht große, feſtfleiſchige, rote Tomaten, von denen
man nach ſorgfältigem Abwiſchen einen Deckel abſchneidet. Das
innere Fruchtfleiſch wird bis auf eine bleiſtiftſtarke Wand mittels
eines Löffels ausgehöhlt und zuſammen mit einer
eingeweich=
ten ausgedrückten Semmel, einem halben Pfund gewiegtem
Rind=Schweinefleiſch, einem Teelöffel Salz, ebenſo viel Appels
Hühnervollei, einer Meſſerſpitze Kümmel, einer Meſſerſpitze
Paprika, einer feingewiegten Sardelle oder einem ha ben
He=
ringsroggen gemiſcht. Von dieſer Füllung gibt man in die
aus=
gehöhlten Tomaten, tie man mit ihrem Deckel verſchließt und
kreuzweiſe mit Faden umwunden, in Mehl geivendet, in Fett
von allen Seiten ſchön anbratet. Mit wenig Waſſer
weichge=
dämpft, verdickt man die Soße mit wenig Kartoffelmehl und
färbt ſie evtl. mit Speiſefarbe ſchön rot. Die gefüllten Tomaten
reicht man entweder zu dickem Reis oder Kartoffelmus.
Liebe Freundin!
An Deinem ſo überraſchenden Wiederſehen mit unſerer
ge=
meinſamen Jugendfreundin habe ich den herzlichſten Anteil
ge=
nommen. Ich freue mich für Dich doppelt, denn ohne ihre Hilfe
würde es Dir und Deinen Töchtern doch recht ſchwer werden, in
der Euch noch ſo fremden Stadt freundſchaftlichen Verkehr mit
gleichgeſinnten Familien zu finden. Nun Euch aber Gertrud
„ins Schlexptau” nehmen will, bin ich ſicher, daß Ihr Euch bald
ganz heimiſch fühlen werdet. Natürlich kann ich verſtehen, daß
Ihr Euch auch für kommende feſtliche Gelegenheiten entſprechende
Fleidung ſchaffen wollt, und ich rate Dir ſehr, dem ſo
hochmoder=
nen Samt Dein ganz beſonderes Intereſſe zu ſchenken. Ganz
ſicher wird Eure Spezialfirma für alle Bekleidungsſtoffe: Wilhelm
Lanz am Ludwigsplatz, auch in dieſer Hinſicht Dir alles vorlegen
können, was Du Dir nur immer an Farben und Arten wünſchen
magſt. Außerordentlich praktiſch iſt der ſogenante Lindener
Waſch=
ſamt, der in reichſter Farbenwahl gehalten iſt. Lindener Köper=
Velvet, den es in ſchwarz und farbig ebenfalls in größter
Auswahl gibt, iſt namentlich mit Pelzverbrämung, die, einer
Modelaune folgend, vielfach auch im gleichen Farbton eingefärbt
wird, von aparter Wirkung. Ganz entzückend aber ſind die
wei=
chen, ſchmiegſamen, ſogenannten Berliner Chiffon=Samtarten,
die in ihrem Seidenglanz und in ihre geradezu überraſchenden
Farbenfülle aller Schattierungen, bis zum Schwarz, tatſächlich
ihresgleichen ſuchen. Ich konnte jetzt hier ein mönchbraunes Kleid
von dieſem feſtlichen Material bewundern, das, in ſchlichter
Kittel=
form, mit nur kurzen Aermelchen ausgeſtattet, auf den Hüften
fächerförmig eingereiht zuſammengehalten erſchien, ſo daß rechts
und links ein weicher Faltenwurf, über dem vorderen Rockteil
aber regelloſe, mäßig tiefe Bogenfalten entſtanden, die bei jeder
Bewegung der Trägerin den feinen Glanz des Chiffonſamtes
in geradezu entzückenden Lichtern ſpielen ließen. Die ganze
wei=
tere Ausſtattung dieſes hochvornehmen Feſtkleides beſtand nur
in einer etwa 2 Zentimeter breiten, ſattbraunen Pelzumrollung
des Aermel= und Halsausſchnittrandes von Biberette.
Da Du mir noch nicht geſchrieben haſt, ob Du ſchon die Stoffe
für Eure Wintermäntel und =Jacketten beſorgteſt, ſo kann ich Dir
zu den im vorigen Brief ſchon genannten Modeſtoffen heute noch
einige andere nennen, die, verarbeitet, ſich ſowohl als Mantel wie
Jaclett vorzüglich ausnehmen. Neben dem ſchon genannten
Krimmer in ſehr dielen, zum Teil ſehr leuchtenden Farben, gibt
es neuerdings Biberette=, Perſianer= und einen ſchönen
tieſ=
ſchwarzen Plüſch (Seal=Plüſch) von 130 Zentimeter Breite. Da
Du, wie Du ſchreibſt, die Firma Wilhelm Lanz zu Deinem „
Hof=
lieferanten”, erkoren haſt, ſo würde ich dort direkt nach dieſen
Neuheiten fragen, und ich bin gewiß, daß Du ſie ebenfalls ſchon
finden wirſt, obgleich ſie als „Neueſtes vom Neuen” gerade erſt
erſchienen ſind. Wenn ich Dir raſch noch einen Wink bezüglich
der Taſchen an dieſem Material geben darf, die bei öfterem
Ge=
brauch meiſt ganz allein vexraten, daß ein ſolches Stück ſehr oft
gute Dienſte leiſten muß, dann würde ich Dir raten, ſie nur im
Innenfutter anzubringen. Und zwar kann das auch hier ohne
Cinſchmitte geſchehen, wenn Du den Taſchenſchlitz einige Finger
breit hinter den vorderen Rändern anbringſt und die geräumigen
Taſcher rechts und links, ſchräg nach unten fallend, einfügft.
Durch Druckknopf verſchloſſen und am Futter mehrmals durd
feſte Stiche in der gewünſchten Lage gehalten, tragen ſie weder
nach innen noch nach außen auf, leiſten aber ſtets die gewünſchten
(12820
Dienſte.
Nun laß recht bald von Dir und Deinen Einkäufen hören
und ſei inzwiſchen herzlich gegrüßt
von Deiner treuen Lors
Kummer 277.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 15.
=Sunndags=Noochmiddags=Bedrachdunge.
So, do bedrachte Se mich emol, daß
Se wenichſtens en blaſſe Schimmer devo
K.
krieje, wie e richdichgehend Pilodin
aus=
ſieht, zu deitſch: e Affejadickern, odder
wie mer vorm Krieg geſagd hodd: e
Pe=
kuh! — Nemlich, deß bin ich, die Pekuh!
Un ich bi alſo ſeid acht Dag kwaſie deß,
was mer in Bezugnahm uff die Fliegerei
ſo landlaifich en Fachmann nennt. Deß
Os
haaßt, die Bezugnahm uff mich bezoge:
e Fach weib. Un Leid, die wo wunners
maane, wie nowel als daß es weer, wann
ſe uff dauſend Killemeder gege de Wind
nooch Benzien ſtinke, wie zum Beiſpiel
die ganz gewehnliche Audemobillbrotze un
Modohrradknadderer, alſo ſo Art Leid
gelde bei mir iwwerhaubd nix mehr, mit
dene verkehr ich bloß noch „per Sie‟:
wann ich iwwerhaubd noch mit=en
verkehr.
Dann deß is doch emol klar, wer heid noch in kaam Flug.
Sich gefahrn is, un kann en Vergaſer noch net emol vun eme
Brobäller unnerſcheide, der gild nix mehr in de Geſellſchaft, der
gerrd ei fach nix mehr äſtemierd. Un ich kann deſſentwege unſere
„Beſſefliecher” gor net dankbar genug ſei, daß ſe den Deitſche
4uftwettbewärb in Darmſtadt arrangſchierd hawwe.
(rſtensmol werrd unſer Städtche dodorch draus in de Wäld
widdermol mit Ehrn genennt, un zweidensmol kann ich heid,
ann mer der Ooſepfeil mit ſeine Fliecherſprich kimmd, un glaabt,
er kennd bei mir mit ſeine waghalſige Schbortsausdrick lande,
15 kann ich uffdrumbe un mitredde un kann große Boge ſpucke.
Schawoll! Dann ich hab am eichene Leib erfahrn, wie deß is
z it dere Fliecherei. Aamool ſogar mit Fallſchärmabſtortz; den
a-lerdings hab ich, wie Se wiſſe, bloß im Schlof gemacht, was
arvwer weider gor kaa Roll ſpielt, indem’s jo heid bekanntlich
Leid gibt, die wo iwwer Sache redde wolle, wo devo ſe noch net
emol im Schlof e Ahnung hawwe. Ich awwer, wie Se mich do
ſehe, ich bin am helle Mondag middag in=eme werkliche
Flug=
ſDiff gefloche, un zwar mit=em Herr Heintze. Deß is nemlich
der gewäſe, der wo mit ſeine Maſchien die verwogenſte Schnärkſel
in de Luft vollfiehrt hodd, un hodd zwiſche de Wolke Kunſtſticker
gemacht, die wo ſich unſeraaner noch net emol uff gleicher Erd
g=draue dhet.
Allerdings derfe Se ſich deß net ſo vorſtelle, als wie wann
d: Herr Heintze eiffach geſagd hedd: „Allo, auf, Bimmbernellſen,
när mache mol e Rund!” — So war deß dann doch net.
Gan=
imn Gächedaal. Ich glaab, wann de Herr Diräckter Grützbach
uan de Firma „Grützbach un Kummbanie” net gewäſe weer,
neer’s gor net ſo weid kumme. Dann wie ich vum
Schborts=
zusſchuß dene Herrn Fliecher zu=eme Fluch dorch die Lifde
offe=
rierd un a gebodde worrn bin worrn, un wie die ſich mei
zwaa=
nehalb Zentner Läwendgewicht uff’s Fiſier genumme hawwe,
ve hawwe ſe allerhand Ausflichde gemacht un es wollt kaaner
richdich mit mer hoch geh; ich war=en net „ſchniddich” genug.
2sgar mei Freund un Speetzel, de Ooſepfeil, der wo doch ſunſt
nir mer dorch Dick un Dinn macht, der hodd die Gichdern krickt
. die Kuraſch is=em mit Grundeis gange.
Aach die Herrn vum Preisgericht, die wo doch im Fliecherei=
„Drieb Beſcheid wiſſe wie in ihrm Hoſeſack, un die wo deshalb,
we Se ſchun an ihre Kebb ſähe, immerhie gewiefde
Schborts=
enner ſin, un deſtewäche vum Preisrichderdiſch aus ſchun ixmal
Gefahr dodesmudich mit ihrm Feldſtächer ins Aag geblinzelt
ſchvwe; alſo ſelbſt die eiskalde Brieder hawwe mer abgerade un
uhvwe ihr Feedo ei’gelegd un hawwe geſagd: Wer ſich
mud=
vlllich in Gefahr begibd, der kommd darinnen um!
No, un ſo hawwe mer dogeſtanne mit unſerm geweſchene
hals; es Bubbligumm is bereits unruhich worrn un wollt es
driddsgeld widder hawwe, un de Maddias Wewer hodd aus
nder Verzweiflung geſpielt;
„Wann Du net fliggſt, fligg ich mal,
Bei mir geht deß im Nu,
Un ſchließlich is es ganz egal,
Ob ich fligg odder Du
Awwer do hodd ſich, wie geſagt, im letzte Momend de
arr Diräckter Grützbach vun de Firma „Grützbach un Koh”
iner erbarmd un hodd zum Herr Heintze, zu dem bereits er=
hnde Dodesverächder geſagt: „Mol her mit dem Haufe Un=
„, deß weer doch gelacht, wann mer die ald Schadeek net in
(Werklich, nädde un liewenswärdiche
Heeh kreechte‟!
enſche ſin deß, die Fliecher, un ſie verſtehe ſich ſehr gewehlt
Bzudricke, deß muß ich ſage.)
No, un eh’ ich mich verguckt hadd, hawwe ſe mich in en
chbortsdräß enei gewiggeld, hawwe mer e leddern Nachthaub
wver de Kobb geſtribbd un e Brill umgebunne un hawwe mich
die Fluchmaſchien gezerrd. Wie ſe mich do eneigewärcht
vwe mit meim net ganz „ſchniddiche Fahrgeſtell”, deß is mer
d eichentlich noch net ganz klar, un wann ich net uff
W
e Seide zicmlich gut gepolſtert weer, do hedd ich
vermud=
allerhand Blomähler devo gedrage. Nadierlich hab ich
mer deß Maſchienche, dem wo ich do uff Läwe un Dod
ausge=
liwwerd worrn bin, innwennich gleich emol genau bedracht. Un
do muß ich dann doch ſage: daß zwiſche=ere Neehmaſchien
un=
ere Fluchmaſchien en klaaner Schiedunner is, deß war mer
vun vornerei klar, awwer wärklich, ſo eiffach hedd ich mer ſo e
Fluchmaſchien dann doch net vorgeſtellt. Awwer eh ich dodriwwer
nor e paar nehere Bedrachdunge a’ſtelle konnd, do dhut’s uf
aamol e paar Schlähk, ich krick en Stoß in de Mage, es fengd
hinne un verne a zu knaddern wie verrickt, die ganz Maſchien
krickt de Datterich, un eh ich nor gewißt hab, was vor ſich geht, ſin
mer aach ſchun an ſemtliche Ehrenausſchißler vabeigeſchoſſe, die
wo nadierlich mit ihre Dame ausgerächend immer do geſtanne
hawwe, wo ſe am beſte im Wähk warn—
Jwwrichens, warn Se ſchun emol ſeekrank? Alſo, ſo
un=
gefehr is es aam, wann die Geſchicht losgeht. Es dauernd zwar
nor en Mommend, awwer in dem Mommend is mer’s vorkumme,
als mißt ich uff aan Schlag ſemtliche uffgewärmde griene Bohne
widder vun mer gäwwe, die wo ich in de letzte zwanzich Johr
bei de Leid zu eſſe krickt hab, un ich hab mer ſchnell mein Riddekiehl
vorgehalde, damit wenichſtens nix umkimmd. Awwer mei
Be=
färchdung war grundlos, dann mir warn noch net richdich
iwwern. Schlambelwähk, do war mer’s aach ſchun, als hedd ich
ſex Flaſche Burgunder im Leib un dhet in lauder Budder un
Seelichkeid ſchwimme . . .
Un do is mer unſer Damſtädter Dichder, de Gottfried
Schwab, ei gefalle, der wo vor Johrn emol in Gedichtform
bei=
laifich den Wunſch geaißert hodd:
Wenn man das Fliegen erlernen könnte,
Was man ſich da wohl alles gönnte!
Bald mit dem Nordwind, bald mit dem Föhn,
Ueber die Täler, über die Höh’n ...
Es war aaner vun dene beriehmde Dichterswinſch. Dann die
deitſche Dichder baue bekanndlich aus lauder Langweil gern
Luft=
chlöſſer, währendem die deitſche Inſchennehr Luft ſchiffe
baue. Uff die Ard dhut ſich die Fandaſie un die Tächnick
gäche=
ſeidich ergenze, ſo daß mer ſchließlich gor net mehr waaß, wo die
Fandaſie uffheerd un die Tächnick affengt odder umgekehrt.
Awwer uff derardich villeſofiſche Bedrachdunge konnd ich
mich in dauſend Meder Heeh net lang eiloſſe, ganz im Gächedaal,
dann wie ich ſo iwwer unſer Städtche hiegewitſcht bin un ich hak
geſähe, wos for=en Haufe Zeich deß is, do ſin ganz annern
Be=
drachdunge in mer wach worrn. Nemlich was ich vun do owwe
all wahrgenumme hab, deß leßt ſich mit e paar Wörder gor net
beſchreiwe, deß muß mer ſelbſt erläbd hawwe. Awwer in allen
Beſcheidenheid mecht ich den klagne Vorſchlag mache, nemlich
daß unſer Stadtverwaldung mitſamch de Stadträd for die
Zu=
kunfd anſtatts en Grenz gang en Grenz flug unnernemme
olle, damit ſe nu’ endlich emol wiſſe, was deß eichentlich for=en
Kommbläx is, iwwer den ſe zu herrſche hawwe. Du liewer Godd
wann mer des ganze Johr uff de Elektriſch fehrd, aus em Bedd
uff’s Radhaus, un vum Radhaus ins Bedd, do kimmd aam
ſchließlich mit de Zeid de Blick for’s große allgemeine Ganze
ab=
hande un mer wechſt iwwer ſei eichene Indreſſe kaum noch enaus.
An mer glaabd dann in ſeine Herzenseinfald, was for aam ſei
eichene Indräſſe gud weer, deß mißt aach for die Allgemeinheid
zut ſei. Deß is awwer doch net ganz ſo. Un wann mer ſelbſt
des Gemeinwohl nor dorch die Baddeibrill bedrachte dhut, ſie der
ſo farwich ſei wie ſe will, mer ſieht net viel weider, als en
Blin=
der mit=eme Stäcke fuſchele kann. (Ich will ſchweige, obgleich ich
bei dere Gelächenheid noch ſo e paar Bemärkunge billich an de
Mann bringe kennt, awwer ich will unſere Stadtheiliche, nooch
dem gäſtrige ſcheene Dag, net den agenehme Sunndagmorjend
verdärwe.)
Daß nadierlich zu de Fliecherei aach en richdiche Flugblatz
geheert, deß ſieht aach aaner ei, der wo nix vun dem Spord
ver=
ſteht. An unſerm Flugblatz is awwer gewiß nix auszuſetze, der
hodd allerhand „P.S.”, wie’s in de Fliecherſprach haaßt. Wann
awwer nadierlich korz vor ſo=eme Flugdag die Wolkebrich
dutzend=
weis vum Himel erunnerbraſſele, deß helt uff die Dauer
ſelbſt=
redend aach de beſte Flugblatz net aus un wann=er noch ſoviel
„P.S.” hodd. Un ſo hodd’s mich eichentlich gewunnerd, daß die
Fliecher net uff den geſcheide Gedanke kumme ſin un hawwe ihre
Flugmaſchiene — Stelze a geſchnallt; ſie hawwe nemlich dauernd
im Waſſer geſtanne. Selbſt mei Speetzel, de Pfeil, der wo bei
dere kommbonierde Staffädd aan vun dene Laifer maggierd
hodd un hodd extra ſein „ſchnelle‟ Driggo a gezoge, der is bis
an die Knie ei geſunke. Un mir hodd ſchun allaa beim Zugucke
des Waſſer mannshoch in de Zugſtiwwel geſtanne. No, un dorch
den uffgewaaſchte Boddem ſin aach allerhand klaane Malehrcher
baſſierd un es war immer was zu gucke. Bald ſin emal e paar,
die wo wäche dem faiſchte Boddem ihrn Sitzblatz zum Stehblatz
gemacht hadde, vun de Bank erunnergeſeechelt; bald is en
Schubbo mit ſamſt ſeim Gaul in ſo=ere Pitſch verſunke; bald is
des Flugblatz=Audo mit Mann un Maus in de Erd verſchwunne.
Un wann der klaane Krotze, der Bäumler, an ſeim Mackſchärm in
de Luft erum gebäumelt is, do hab ich immer de Adem gehalde,
weil ich geglaabt hab, er kennt am End mit ſamſt ſeim Neſſelduch
ungeſpitzt in die Erd eneiſauße, daß en kaa Menſch mer finne
dhet. Un die Fliecher, die warn in freier Luft wenicher Gefahrn
ausgeſetzt als wie padärr unne uff de Erd. So is es aach
vor=
kumme, daß aaner, eh er ſich verguckt hadd, mit ſamſt ſeim
Abbe=
rad uff=em Buckel geläche hodd, (die Fliecher hawwe, for ſe e
Landung” en ſehr gelungene Ausdruck, awwer den därf ich net
jage, ſunſt rickt mer de Herr Pickert widder uff de Bindel).
Goßer Doſten Anzugſtoff
reinw.
ſolide Qualität, dklbraun, grün, ſchwarz
mit Nadelſtreifen . . per Meter Mark
Nur ſolange Vorrat!
12870
Richard Jung
Darmſtadt, Ernſt=Ludwigſtr. 9, 1. Stock
ergegenüber der Marktpaſſager+;
Die ſcheenſt Nodlandung hodd awwer e Zugucker geliwwerd,
der wo for lauder Gucke im Eifer iwwer en gefillde Kinnerwage
geſtritzingerd is. Leider war kaan Foddegraf da, un drum is de
Ooſepfeil ſo gud un helt den märkwärdige Gleidflug im Bild
feſt, dann ſowas kimmd bei de Fliecherei net alle Dag vor.
Korz un gud, die Fliecherei is heid Drumb, un unſer „
Heſſe=
liecher” verdiene alle Unnerſtitzung. Allerdings der ganze Deitſche
Fluchweddbewärb war aach muſtergildich organiſierd un hodd
gezeigt, wie mer was uff die Baa ſtelle kann, wann jeder Hand
alegd un den Platz ausfilld, an den wo er hiegeſtellt wärrd.
Un daß unſer „Heſſefliecher” bei unſerm Herrgodd en Staa im
Brädd hawwe, deß hodd des glenzende Flugwädder bewieſe.
Freilich, unſer Herrgodd is immer bei dene, die Kuraaſch hawwe
un net friehzeidich die Flind ins Korn werfe. Un ſo ſoll uns aach
der Deitſche Flugweddbewärb in annerer Beziehung als
Vor=
bild diene. Nemlich de Kobb net zu verliern un de Mut net
ſinke zu loſſe, un do kumme mer auch widder in de Heeh un
„flieje”, unſere liewe Nachtbarn eines ſcheenen Dags widder
iwwer ihr Wärrſchingskebb. Awwer aach die Pilode vun unſerm
ſtädtiſche odder ſtaatliche Flugabberad, die miſſe nu endlich mol
wiſſe, was ſe wolle, un es derf net alleridd e annerer mit dem
Schrauweſchliſſel dra erum morkſe, bald emol e bißche links, bald
emol es bißche rechts, jedenooch wie’s dräfft. Sunſt werrd’s im
ganze Läwe nix nutz!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Wie mir’s ſcheint, eichend ſich de
Herr Borjemaaſter Buxbaum ſehr ſchlecht for den
Fliecherei=
bedrieb, dann der hodd die märkwärdich Manie, aach ohne
Flugabbarad alleridd eme annern Daal vun de Darmſtädter
Berjerſchaft vor de Bauch zu ſtoße. Neierdings hodd er ſich die
Darmſtädter Wohnungsſuchende uff’s Korn genumme und hodd
dodebei, waaß der Deiwel wie’s kumme is, zu gleicher Zeid aach
de ſemtliche Stadträd uff die Fieß gedräde. Alſo deß is e
Lei=
ſtung, un deß macht=em ſo ſchnell kaaner nooch. Jetzt ſauſt=em
nadierlich eklich de Frack, wie’s bei de Fliecher haaßt, un im Eifer
is er widder uff den unglickſeeliche Eifall kumme, etwas
Ge=
ſchriwwenes vun ſich zu gäwwe. Un dodemit hodd er bekanntlich
nie Glick, dodermit verdärbt er allemal mehr, als er gut mache
will, un wann ich — er weer, ich dhets mache wie de
Wallen=
ſtaa un deht aa for allemal ſage: „Ich gäbe nichts Geſchriebenes
von mir!”, Odder zum mindeſte dhet ich’s net aach noch in die
Zeidung ſetze. Odder will er ſich bloß als emal vun Zeid zu Zeid.
gedruckt ſähe? Uff den Ehrgeiz kennd er eichentlich verzichte.
Wie ich die „Begründung” wäche dere leidiche
Wohnungs=
zuteilungsgeſchicht geläſe hab, e Begründung, dere mer
eichentlich in ihre weltfremde Harmloſigkeit bloß noch als
Gäche=
ſtick die Radskellerbegrindung gächeniwwerſtelle kann, alſo wie
ich die Begrindung geläſe hab, do war ich mer net ganz im klare
driwwer, ob nu eichentlich de Herr Buxbaum for de Dumme
ge=
halte is worrn odder ob er uns for die Dumme halde will.
Dann wann ich die Begrindung Satz vor Satz uff ihr
Stich=
haldichkeid unnerſuch, bleibt verdammt net viel Stichhaldiches
mehr iwwrich. Awwer ich will’s for heid loſſe, weil ja wäche
de Briefung vun dere Begrindung un wäche de
Wohnungszutei=
lungskommiſſion vun de Unnerkommiſſion vun de
Stadtveror=
denedverſammlung e Unnerſuchungskommiſſion eigeſetzt is worrn.
Wärrds Ihne net ſchwinnelich vor lauder Kommiſſione? Deß is4
awwer noch gor nix. Deß muß ich Ihne emal de Reih nooch
ver=
glickern. Alſo uffgebaßt un die Ohrn geſpitzt: Erſtens: deß
Woh=
nungsamt ſteht bekanntlich bei de Darmſtädter Bevölkerung (bis
uff e paar aanziche!) net in=eme gude Geruch. Dodruff brauch
ſich’s awwer nix eizubilde, dann deß is bei alle deitſche
Woh=
nungsämder ſo, wie der klagne Berliner am Samstag awend
verrade hodd. Um nu den Geruch widder etwas zu verbeſſern,
is die Stadtverwaldung mit de Stadträd iwweraans kumme,
aus de Reihe der Stadtverordende e Wohnungs
zuteilungs=
kommiſſion zu bilde, un zwar drei Mann hoch; die ſolle die Fäll,
die wo am Wohnungsamt vorliege, unbaddeiich briefe; un
nadierlich aach die Bevölkerung gächeniwwer de Buckel hiehalde
(deß is die Haubtſach!). Die Sach ich aach bis uff aans odder
zwaa Fäll ganz gud gange. Bis neilich widder mal de Herr
Borjemaaſter Buxbaum als Dezärnend voum Wohnungsamt uff
die Idee kumme is, ſich iwwer den Beſchluß vun de
Stadtver=
ordendeverſammlung ewäckzuſetze, un aam e Wohnung
zuzu=
weiſe, wie er will. Deß hodd ſich die
Wohnungszuteilungskom=
miſſion net gefalle loſſe, es hodd Krach gäwwe un es End vum
Lied war, daß mer de Wohnungszuteilungskommiſſion widder en
Beamte vum Wohnungsamt uff die Nas geſetzt hodd. Deß hodd
awwer die Sach noch verwiggelter gemacht, un weil kaans mehr
waaß, wo hinne un vorne is, hodd die Unnerkommiſſion vun de
Stadträd widder e Unnerſuchungskommiſſion eigeſetzt . . . .
Alſo mir brummd vor lauder Kummiſſione de Kobb, do
kann ich eifach net mehr mit. Herrſchafde, Herrſchafde, wo ſin mer
dann eichentlich nor hiegerade? Sin mer dann allmitnanner vun
Godd un alle gude Geiſter verloſſe? Ei mir ſähe ja vor lauder
Kommiſſione de Himmel net mehr, un es is kaa Wunner, wann
die Stadtverwaldung bräßdruff neie heechere Beamteſtelle ſchaffe
muß, ſo daß ſe dodorch de Boddem ganz unner de Fieß un die
Fiehlung mit de Bevölkerung verliert.
Zwar de Herr Borjemaaſter Buxbaum hodd noch nie ſo
rich=
dich Fiehlung mit de Bevölkerung gehadd un aach kaa geſucht.
Zeidunge lieſt er kaa, am allerwenichſte mei Bedrachdunge; no un
im Hohlewähk ſieht mer nix un uff=em Stadthaus heerd mer
nix. Wann mer awwer wiſſe will, wie’s im Städthe ausſieht un
was for=en Wind weht, dann muß mer mit de zwaa Baa in die
Bevelkerung ſteh. Jedenfalls, des Syſtem Buxbaum, deß wo
druff enaus geht, in Darmſtadt dickdadoriſche Verhältniſſe zu
ſchaffe, deß is die Berjerſchaft mied. Un wann deß de Herr
Bux=
baum endlich net eiſſähe will, ſo muß em deß ganz enerſchich klau
gemacht wärrn. — „S. M. den Herr Borjemaaſter” loß ich mer
drauß im Orfeum gefalle. In Wärklichkeid wärrd mer ſich
dode=
gäche zu wahrn wiſſe! —
Im Iwwriche dank ich allerſeits for die Eiladunge zu de
hei=
diche Feſtifidäde. Ich kann leider net kumme, dann ich muß beim
Jung=Deitſchland heid mittag mit meim Nehbeidel uff Wache
ziehe, im Fall aam vun dene Schwimmerbuwe odder =Mädercher
die Badhos odder des Driggo blatzt.
Größte Würzokraft, deshalb
sehr ausgiebig und im Gebrauch
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V. 12
[ ← ][ ][ → ]Rummer 277.
*Die Unfallrenten.
Von Oberſekretär Willy Neitzel, Kiel=Wik.
Die bei Berufsgenoſſenſchaften und Ausführungsbehörden
eingehen=
den zahlreichen Anfragen und Anträge von Unfallverletzten wegen
Er=
höhung ihrer Renten zeigen, daß die Beſtimmungen in der
Unfallverſiche=
rung den Beteiligten in den meiſten Fällen unbekannt geblieben ſind.
Da die Geſetzgebung in der Sozialverſicherung gerade auf dem Gebiete
der Unfallrenten in den letzten Monaten durch die Umſtellung auf
Gold=
mark vielfach geändert worden iſt und die Beſtimmungen dadurch recht
unüberſichtlich ſind, muß allerdings zugegeben werden, daß es für den
Außenſtehenden ſchwer iſt, ſich durch die vielen Veränderungen und
Ver=
ordnungen zurechtzufinden.
Zunächſt unterſcheidet man heute zwei Arten von Renten: einmal
die nicht zulagebrechtigten Renten unter 20 Prozent, dann die
zulage=
berechtigten Renten von 20 Prozent und darüber.
Für die Renten unter 20 Prozent ſieht die Geſetzgebung bisher
eine Erhöhung nicht vor. Der Berechnung dieſer Renten iſt alſo der
ſeinerzeit feſtgeſetzte Jahresarbeitsverdienſt (in Papiermark) auch heute
noch zugrunde zu legen. Lediglich für die Auszahlung durch die Poſt
wurden aus rein kaſſentechniſchen Gründen Aufrundungen dieſer Renten
vorgenommen und zwar wird durch die Verordnung vom 21. März
1924 (Reichsgeſetzblatt Seite 292) beſtimmt, daß die nicht
zulageberechtig=
ten Renten, die vierteljährlich weniger als 1 Billion Mark betragen,
auf dieſen Betrag aufzurunden ſind. Es erhalten alſo die
Renten=
empfänger von Renten unter 20 Prozent vom 1. April 1924 ab
viertel=
jährlich im voraus nur 1 Billion Papiermark.
Zulageberechtigt ſind dagegen alle Renten von 20 Prozent an
auf=
wärts. Die Berechnung der zulageberechtigten Renten erfolgte bisher
praktiſch in der Weiſe, daß nach einem beſtimmten (fiktiven)
Jahres=
arbeitsverdienſt eine Grundrente errechnet wurde, die dann durch
Ver=
vielfältigung mit einer nach dem Reichsindex für Lebenshaltungskoſten
vom Reichsarbeitsminiſter feſtzuſtellenden Zahl die tatſächliche
Ent=
ſchädigung ergab. Durch die Verordnung über Zulagen in der
Unfall=
verſicherung vom 23. Mai 1924 (Reichsgeſetzbl. I S. 560) ſind die für die
Berechnung der Zulagen maßgebenden Jahresarbeitsverdienſte unter
Zugrundelegung des zurzeit geltenden Multiplikators von 1 Milliarde
in Goldmark überführt werden. Als der Berechnung der Rentenzulage
zugrunde zu legender Jahresarbeitsverdienſt gilt demnach nunmehr für
diefenigen Verletzten, die durch einen oder mehrere Unfälle um
ins=
geſamt mindeſtens 20 Prozent bis zu 50 Prozent erwerbsbeſchränkt ſind,
falls die Rente nach dem durchſchnittlichen Jahresarbeitsverdienſt eines
männlichen landwirtſchaftlichen Arbeiters feſtgeſetzt worden war, der
Betrag von 324 Goldmark, falls die Rente nach dem durchſchnittlichen
Jahresarbeitsverdienſt eines weiblichen landwirtſchaftlichen Arbeiters
feſtgeſetzt worden war, der Betrag von 172,80 Goldmark, „im übrigen”
d. h. in der gewerblichen und Seeunfallverſicherung und für die
Be=
triebsbeamten und Facharbeiter in der landwirtſchaftlichen
Unfallverſiche=
run 450 Goldmark. Bei Berechnung „anderer” erhöhter Renten, d. h.
für Unfallverletzte, die durch einen oder mehrere Unfälle um mindeſtens
50 bis 100 Prozent erwerbsbeſchränkt ſind, gilt als der der
Renten=
berechnung zugrunde zu legende Jahresarbeitsverdienſt, falls die Rente
nach dem durchſchnittlichen Jahresarbeitsverdienſt eines männlichen
land=
wirtſchaftlichen Arbeiters feſtgeſetzt worden war, der Betrag von 840
Goldmark, falls die Rente nach dem durchſchnittlichen
Jahresarbeits=
verdienſt eines weiblichen landwirtſchaftlichen Arbeiters feſtgeſetzt worden
war, der Betrag von 504 Goldmark, „im übrigen” d. h. alſo wieder in
der gewerblichen und Seeunfallverſicherung und für die Betriebsbeamten
und Facharbeiter in der landwirtſchaftlichen Unfallverſicherung 1152
Goldmark. Nach dieſen letzten drei Jahresarbeitsverdienſten werden
entſprechend auch die Hinterbliebenenrenten direkt berechnet.
Dieſe Umſtellung iſt zunächſt vollkommen techniſcher Natur. An der
Höhe der Zulagen wird deshalb, ſolange der jetzige
Goldumrechnungs=
ſatz (1 Goldmark — 1 Billion Papiermark) gilt, nichts geändert.
Die vorſtehenden Beſtimmungen beziehen ſich alſo auf bereits
feſt=
geſetzte Entſchädigung aus früheren Unfällen. Für neue Unfälle, d. h.
für Unfälle, die ſich nach dem 30. April 1924 ereignen, gilt die dritte
Verordnung über Feſtſetzung von Geldbeträgen in der Unfallverſicherung
vom 17. Mai 1924 (Reichsgeſetzbl. I S. 559). Nach dieſer Verordnung wird der
in dem Jahre vor dem Unfalle erzielte tatſächliche Jahresarbeitsverdienſt
in Goldmark für die Berechnung der Unfallrente wieder herangezogen.
Eine Einſchränkung beſteht nur inſofern, als nur der
Jahresarbeits=
verdienſt bis zu 1800 Goldmark voll angerechnet wird und bei dem die
Summe von 1800Goldmark überſteigenden Teile der überſteigende dritte
Teil angerechnet werden darf. Nach dieſer Beſtimmung wird für neue
Renten im allgemeinen eine höhere Goldmarkrente herauskommen, als
dies bei alten Renten durch die Zulagen erreicht wird. Bei neuen
Un=
fällen iſt demgemäß eine Rentenzulage auch nur in dem Falle zu zahlen,
wenn der der Zulageberechnung zugrunde zu legende
Jahresarbeits=
verdienſt höher iſt als der für die Berechnung der Goldmarkrenten
maß=
gebende Jahresarbeitsverdienſt.
Wichtig iſt weiter für die Rentenempfänger das Geſetz über
Sonder=
zulagen in der Unfallverſicherung vom 31. Juli 1924 (Reichsgeſetzbl. I
S. 669), wonach Unfallverletzte (nicht Hinterbliebene!), die aus der
Unfall=
verſicherung eine Rente von zwei Drittel (66”= Prozent der Vollrente)
oder mehr beziehen, ab 1. Juli 1924 eine Sonderzulage von 15 Goldmark
monatlich zu ihren Renten beziehen. Iſt die Rente nach dem durchſchnitt=
lichen Jahresarbeitsverdienſt eines landwirtſchaftlichen Arbeiters
feſt=
geſetzt oder wird ſie zu Laſten der Zweiganſtalt der See= und
Berufs=
genoſſenſchaft gewährt, ſo beträgt die Sonderzulage 10 Goldmark
monatlich. Die Sonderzulage wird nur ſolchen Empfängern einer
Ver=
letztenrente von zwei Drittel oder mehr der Vollrente gewährt, die
auf=
grund des Geſetzes über Zulagen in der Unfallverſicherung eine Zulage
zu ihrer Rente beziehen. Für neue Renten wird ſie alſo nicht bewilligt.
Neu iſt in der Unfallverſicherung für Rentenempfänger ferner die
Beſtimmung, daß die Vorſchriften des Geſetzes über Zulagen bis auf
weiteres auch Anwendung finden auf fremde Staatsangehörige, die im
Deutſchen Reiche ihren Wohnſitz haben, und Deutſche, die ſich im
Aus=
land aufhalten. (Zweite Verordnung betr. Ausdehnung der Zulagen
in der Unfallverſicherung vom 31. Juli 1924, Reichsgeſetzbl. I S. 670.)
Man kann wohl ſagen, daß die Hinterbliebenen ſowie auch die
Unfall=
verletzten über 30 Prozent Erwerbsbeſchränkung in den meiſten Fällen die
Höhe der Vorkriegsrenten wieder erhalten. Insbeſondere werden ſogar
heute Verletzte, die eine Rente von 66”), Prozent und mehr der Vollrente
beziehen und daher die Sonderzulage von 15 bzw. 10 Goldmark monatlich
erhalten, höhere Rentenbezüge haben, als ihnen vor dem Kriege
be=
willigt worden wären. Dagegen bleiben die Renten unter
50 Prozent Erwerbsbeſchränkung zum größten Teil
hinter der früheren Rente zurück. Ganz bedeutungslos ſind
die Unfallrenten die Verletzten bei Erwerbsbeſchränkung bis zu 20
Prozent mit 1 Billionen Papiermark vierteljährlich aufgewertet werden.
Einen wirtſchaftlichen Vorteil bedeuten dieſe Renten für die Betreffenden
in keinem Falle. Wenn ſich einerſeits der Standpunkt vielleicht
an=
geſichts der Finanznot vertreten läßt, daß bei ſo kleinen Renten bis zu
20 Prozent von einer nennenswerten Erwerbsbeſchränkung kaum
ge=
ſprochen werden kann und daher eine Unfallentſchädigung in heutiger
Zeit nicht gewährt werden kann, ſo muß man doch ſagen, daß dieſe
Art der Regelung, daß den Unfallverletzten vierteljährlich nur 1 Billion
Papiermark gezahlt wird, nur Unwillen bei den Rentenempfängern
her=
vorruft und ſowohl den Rentenempfängern als auch den Poſtbehörden
unnötige Arbeit macht. Will man dieſe Renten nicht ganz ſtreichen, ſo
erſcheint es angebracht, daß hier die Geſetzgebung bald
eine Aenderung bringt.
Zu wünſchen wäre überhaupt, daß die Geſetz.
gebung in der Sozialverſicherung baldmöglichſt
eine Umſtellung aller Renten, auch für die bereits
entſchädigten Unfälle ausfrüheren Jahren, in
Gold=
mark bringen möge, damit der übergroßen Unüberſichtlichkeit
und Umſtändlichkeit für die mit der Sozialverſicherung betrauten Kreiſe
abgeholfen würde.
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klopfen, keine ſchädliche Reizung der
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(V.19353
durchaus bekömmlich.
5. Oftober 1924
Die deutſch=engliſchen Handelsbeziehungen.
B.R. Die vom „Board of Trade Journal”, über den engliſchen
Außenhandel veröffentlichten Ziffern laſſen erkennen, daß in den erſten
acht Monaten des Jahres die Ausfuhr Großbritanniens nach
Deutſch=
land in den wichtigſten Warengruppen einſchneidende Veränderungen
erfahren hat. Ueber die Entwicklung des britiſchen Exports nach
Deutſch=
land im Vergleich mit dem Vorjahr gibt nachſtehende Tabelle einen
Ueberblick:
19:
1923
Auguſt Jan. Aug. Auguſt Jan. Aug.
Warengruppe
(alles in Pfund Sterling)
29 665
Eiſen und Stahl
58 058
364 459
334 116
Kohle
518 770 5 524 299 1516 543 13 641 624
Baumwolle
52 288
221 143
7768 2
Häute
9 936
75 560
45 642
Textilmaſchinen
102 028
28141 217 485
10 443
In dieſen Ziffern ſpiegelt ſich der wirtſchaftliche Entwicklungsgang
Deutſchlands ſeit Beendigung der Inflation wieder. Auf der einen Seite
ganz außergewöhnlich ſtarke Abnahme der Kohleneinfuhr und leichter
Rückgang des Eiſen= und Stahl=Imports infolge der
Produktionsauf=
nahme im Ruhrgebiet, auf der anderen Seite als Folge der
Kaufkraft=
erſtarkung Zunahme der Einfuhr von Rohſtoffen und Arbeitsmaſchinen,
deren Bau eine Spezialität der engliſchen Induſtrie bildet.
Handel und Wandel in Heſſen.
Konkurſe. Ueber das Vermögen der Firma Adolf
Läch=
ler G. m. b. H. hier wurde am 30. September Konkurs eröffnet.
Ver=
walter iſt Rechtsanwalt Dr. Brücher hier. Anmeldefriſtablauf 5. Nov.
Prüfungstermin 24 Nov., vormittags 9 Uhr, vor dem Amtsgericht I
in Darmſtadt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Geſchäftsaufſicht. Der § 22 der Verordnung über die
Geſchäftsaufſicht zur Abwendung des Konkurſes in der Faſſung vom 14.
Juni 1924 ſieht entſprechend den im Frühjahr d3. Js. von ſämtlichen
Spitzenorganiſationen der Wirtſchaft geltend gemachten Wünſchen vor,
daß die Anordnung der Geſchäftsaufſicht und der Name der
Aufſichts=
perſon im Deutſchen Reichsanzeiger bekannt zu machen iſt. Es hatte
ſich in der Praxis aber herausgeſtellt, daß eine Anzahl von Gerichten
in vielen Fällen ſich bei der Bekanntmachung lediglich auf den Namen
des unter Geſchäftsaufſicht Geſtellten, bzw. den Namen ſeiner Firma
beſchränken und keinen Zuſatz der Art und des Geſchäftszweigs (der
Branche) des unter Geſchäftsaufficht Geſtellten und keine Angabe der
genauen Anſchrift veröffentlichen. Dadurch verlor die Bekanntmachung
für die Wirtſchaftskreiſe außerordentlich an Bedeutung, und der Zweck
des § 22 der Geſchäftsaufſichtsverordnung wurde nicht erreicht. Der
Zentralverband des Deutſchen Großhandels hat ſich deshalb in meh
reren Eingaben an das Reichsjuſtizminiſterium mit dem Erſuchen
ge=
wandt, dieſem Mangel abzuhelfen. Er erhielt jetzt von dieſem
mit=
geteilt, daß das Preußiſche Juſtizminiſterium eine allgemeine Verfügung
über Konkurs= und Geſchäftsaufſicht zur Abwendung des Konkurſes
er=
laſſen wird. Darin ſoll den Gerichten in Verbindung mit anderen
Anregungen in erſter Linie nahegelegt werden, in die öffentlichen
Be=
kanntmachungen der Anordnung und der Beendigung eines Konkurſes
oder einer Geſchäftsaufſicht eine kurze Angabe des Geſchäftszweiges des
Schuldners aufzunehmen. Es iſt zu erhoffen, daß hiernach künftig in
der Prgxis der Gerichte durchweg entſprechend verfahren werden wird.
— 6prozentiges Geld. Die Frankfurter
Bankierver=
einigung hat ſich der Berliner Regelung angeſchloſſen, wonach für
tägliches Geld wieder höchſtens 6 Prozent gegeben werden.
— Denkſchrift der Saarbrücker
Handelskam=
mer gegen die Einbeziehung des Saargebietes
in dasfranzöſiſche Zollſyſtem. Die deutſche
Handels=
kammer in Saarbrücken veröffentlicht eine Denkſchrift, in der
un=
ter Hinweis darauf, daß laut Verſailler Vertrag das Saargebiet
am 10. Januar 1925 in das franzöſiſche Zollſyſtem einbezogen
werden ſoll, die Forderung aufgeſtellt wird, daß der gegenwärtige
Zuſtand des zollfreien Warenaustauſches zwiſchen dem
Saarge=
biet und Deutſchland bis zum 10. Januar 1935 aufrechterhalten
werde. Dem Saargebiet, deſſen natürliches Abſatzgebiet
Deutſch=
land, beſonders Süddeutſchland ſei, müſſe dieſer Markt unbedingt
erhalten werden.
Die Kohlenförderung und Kokserzeugung
im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen wurden
in der Woche vom 21. bis 27. September im geſamten Ruhrgebiet
(ohne die von der Regie betriebenen 3 Zechen und 10 Kokereien)
in ſechs Arbeitstagen 2023 548 To. Kohle gefördert, (auf das
be=
ſetzte Gebiet entfallen davon 1860 737 To.), gegen 2012 217
(1849 447) To. in der vorhergehenden Woche bei ebenfalls ſechs
Arbeitstagen. Die Kokserzeugung ſtellte ſich in der Betriebszeit
in 7 Tagen (in den Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet) au
396 130 To. (beſetztes Gebiet 362 259) gegen 392 838 (359 217) in
der vorhergehenden Woche. Die arbeitstägliche Kohlenförderung
— immer ohne die beſetzten Betriebe — betrug in der Woche vom
21. bis 27. September im geſamten Ruhrgebiet 337 258 To. (
ge=
gen 335 370 To. in der Woche vorher und 368 681 To. im
Durch=
ſchnitt des ganzen Jahres 1913), die tägliche Kokserzeugung
ſtellte ſich auf 56 500 To. (56 120 bezw. 62 718 To.). Im beſetzten
Gebiet ergab ſich eine arbeitstägliche Kohlenförderung von 310 123
To. (308 241 bezw. 348 586 To.) und eine tägliche Kokserzeugung
von 51 751 To. (51317 bezw. 58 338) To.
— Frachtſtundung. Vom Reichsverkehrsminiſterium iſt
be=
kanntgegeben worden, daß die Verzugszinſen, von der Reichsbahn
Ver=
tragsſtrafe genannt, für Frachtſtundungen mit Wirkung vom 1.
Septem=
ber dieſes Jahres ab auf ¼ v. H. je Tag ermäßigt worden ſind. Auch
der Satz von ¼ v. H. je Tag Verzugszinſen iſt noch viel zu hoch und
würde in einem reinen Privatbetrieb zu Beanſtandungen der
zuſtän=
digen Stellen Anlaß geben. Infolgedeſſen iſt von Seiten des Reichsver
bandes der Deutſchen Induſtrie auch der Herr Reichswirtſchaftsminiſter
auf dieſen Zuſtand aufmerkſam gemacht worden. Als beſonders drückend
wird weiterhin die Proviſion für die geſtundeten Frachtbeträge empfun
den, die zurzeit 6 v. T. für die auf eine Woche geſtundete Frachtſchuld
beträgt, obwohl der in einer Woche abgelaufene Frachtbetrag nicht ſieben
Tage, ſondern durchſchnittlich nur 3½ Tage geſtundet iſt, ſo daß die
gegenwärtige Proviſion von 6 v. T. einer Verzinſung von 62,5 v. H.
pro Jahr entſpricht. In Friedenszeiten wurde dagegen eine Proviſion
für die abgelaufene Frachtſchuld nicht erhoben, da an der Frachtſtundung
auch die Reichsbahn ein großes Intereſſe hat, weil Barzahlungen der
Reichsbahn erhebliche Mehrarbeit verurſachen. Eine Proviſion von
62,5 v. H. pro Jahr iſt untragbar. Man kann wohl erwarten, daß die
Reichsbahn nun endlich dieſe Gebühren den handelsüblichen Sätzen
*Die Beſteuerung von Tabak und Wein im
beſetz=
ten Gebiet. Wie die Handelskammer Mannheim aus Düſſeldorf
erfährt, werden vom 21. September 1924 an im Ruhrgebiet
ausſchließ=
lich die deutſchen Beſtimmungen beim Verkehr und bei der Beſteuerung
von Tabakerzeugniſſen und Wein angewandt. Der Umtauſch der
Ruhr=
banderolen in deutſche Banderolen erfolgt in der Zeit vom 21.
Septem=
ber bis 21. Oktober. Die Anmeldung der Beſtände an Ruhrbanderolen
und mit Ruhrbanderolen verſehenen Waren hat bei den zuſtändigen
Zollämtern in Düſſeldorf, Eſſen, Recklinghauſen, Wanne, Bochum,
Wit=
ten, Gelſenkirchen und Dortmund bis zum 21. September einſchließlich
zu erfolgen. Vom 21. September ab kommen die bisher erforderlichen
Begleitſcheine völlig in Fortfall. Verſteuerte und banderolierte Waren
können vom 21. September ab ohne Formalitäten und ohne nochmalige
Verſteuerung in das Ruhrgebiet eingeführt werden. Beim Verſand
von unverſteuerten und unbanderolierten Waren gilt das deutſche
Ver=
ſandanmeldungsverfahren mit Entlaſtung beim Empfangszollamt.
Geſchäftsaufſichten und Konkurſe im
Handels=
kammerbezirk Mannheim. Die Handelskammer für den
Kreis Mannheim teilt uns in Ergänzung ihrer bisherigen
Veröffent=
lichungen der Liſte der unter Geſchäftsaufſicht geſtellten bzw. in
Kon=
kurs geratenen Firmen folgendes mit: a) angeordnete
Geſchäftsaufſich=
ten: Heß und Erdmann, G. m. b. H., Fabrikation von Turn= und
Babh=
ſchuhen n Mannheim; Leo Knörflmacher, Schuhwarengroßhandlung in
Mannheim; Batavia G. m. b. H., Zigarren= und
Rauchtabakhandels=
geſellſchaft, Spirituoſen und Weine, Mannheim; b) aufgehobene
Ge=
ſchäftsaufſichten: Dampfkeſſelfabrik Baden A.=G., Mannheim=Rheinau,
„Boelag”, Benzin=Benzol=Oel=A. G., Mheim; c) abgel. Geſchäftsaufſichten:
Schupp und Bartholome G. m. b. H., Thermometer= und
Glasinſtru=
mentenfahrik in Geſchwenda i. Thür., Zentralbureau in Mannheim;
d) Konkurs: Badiſche Papierinduſtrie G. m. b. H., Mannheim; e)
ab=
elehnte Konkurſe: Auto=Vertrieb G. m. b. H., Mannheim;
Molkerei=
grodukten= und Feinkoſtgroßhandlung G. m. b. H., Mannheim.
— Eine Entſchließung des internationalen
Frei=
andelskongreſſes. Der Deutſche Freihandelsbund (
Frank=
urt a. M.) teilt mit: Vom 29. September bis 1. Oktober tagte in
Lon=
on der vom Ausſchuß zur Förderung allgemeinen Freihandels (Cobden=
(lub) einberufene internationale Freihandelstongreß; auf dem außer
Handelsblatt
Mr. 277
den führenden engliſchen Freihändlern die Freihandelsorganiſation von
Deutſchland, Frankreich, Holland, Italien, Schweden und der
Vereinig=
ten Staaten vertreten waven. Den Mittelpunkt der Verhandlungen
bil=
dete die gegenwärtige Wirtſchaftslage im Zuſammenhange mit den
internationalen Zahlungsverpflichtngen. Der Kongreß nahm
nach=
ſtehende Entſchließung einſtimmig an: „Die Aufhebung der beſtehenden
Hemmungen, namentlich der Zölle, der Ein= und Ausfuhrverbote, der
ſogenannten Reparationsabgaben und der beſchwerlichen und koſtſpieligen
Paß=Sichtvermerke iſt die Vorausſetzung für jede Entwicklung des
aus=
wärtigen Handels, die notwendig iſt, um die Zahlungsfähigkeit des
grö=
ßeren Teiles der Welt zu erhalten und die Tilgung der ungeheuren
internationalen Schulden zu ermöglichen, die zwiſchen allen Völkern und
namentlich zwiſchen den Völkern von Europa beſtehen.‟ Die
Stellung=
nahme gegen Ein= und Ausfuhrverbote, Neparationsabgaben und
Sicht=
vermerke erfolgte auf einen Antrag der deutſchen Vertreter.
Erwerbsgeſellſchaften.
— Breitenburger Portland=Zementfabrik
in Hamburg. Der auf den 31. Oktober einzuberufenden
Generalverſammlung der Breitenburger Porland=Zementfabrik in
Hamburg wird neben der Papiermarkbilanz, in welcher ein
Ge=
winn nicht ausgewieſen wird, eine Goldmarkeröffnungsbilanz
per 1. Januar 1924 vorgelegt werden. Das Stammaktienkapital
ſoll auf Goldmark 2 720 000 feſtgeſtellt, mithin die Stammaktie
von Mark 1000 auf Goldmark 80 abgeſtempelt werden.
— Ruhrkohle A.=G., Eſſen. Die
Mitgliederverſamm=
lung der Ruhrkohle=Aktiengeſellſchaft befaßte ſich geſtern mit der
Frage, wie der Abſatz nach Holland, Hamburg, Bremen und
Ber=
lin im neuen Syndikat organiſiert werden ſoll. Bekanntlich ſind
auch für Holland eigene Handelsgeſellſchaften der Zechen
zuge=
laſſen, die bis zum 15. Oktober dem Syndikat genannt ſein
müſ=
ſen. Diee Mehrzahl der Zechen hat ſich ſchon heute entſchloſſen,
ſich an der Steenkohlen=Handelsvereeniging in Utrecht zu
beteili=
gen und dieſer den Vertrieb zu überlaſſen. Bei dem Abſatz im
Hamburger Revier, ſoweit er an Abnehmer erfolgt, die am Waſſer
liegen, und in Schuten empfangen, ſollen diejenigen der dem
Hamburger Kohlenkontor beitretenden Zechen, die dort eigene
Einrichtungen beſitzen, im Verhältnis der Leiſtungsfähigkeit der
ſelben beſchäftigt werden. Mit dieſer Maßgabe hat ſich die große
Mehrheit der Zechen entſchloſſen, ſich dem Hamburger
Kohlen=
kontor anzuſchließen.
Banken.
Dr. Schacht über die Londoner Anleiheverhandlungen.
— Außerordentliche Generalverſammlung
der Reichsbank. In der a. o. G.=V. der Reichsbank führte
Dr. Schacht u. a. aus, daß die Londoner Anleiheverhandlungen
ſoweit gefördert ſeien, daß mit ihrem endgültigen Abſchluß im
Laufe der nächſten Woche gerechnet werden kann. Im Hinblick
darauf empfahl Dr. Schacht die Annahme des neuen
Reichsbank=
geſetzes und der Statuten. Die Generalverſammlung erteilte
durch Zuruf ihre Zuſtimmung. Die vorgeſehene Erhöhung des
auf 90 Millionen Goldmark herabgeſetzten Kapitals auf 300
Mil=
lionen Mark wird in der Weiſe geſchehen, daß den Zeichnern des
Kapitals der Golddiskontbank ein Bezugsrecht zu pari
einge=
räumt werden ſoll. Den bisherigen Anteilzeichnern ſtellte der
Präſident ebenfalls ein Bezugsrecht in Ausſicht. Der Reſt ſoll
nach den Beſchlüſſen des Reichsbankdirektoriums aufgebracht
wer=
den. Des weiteren teilte Dr. Schacht mit, daß das, was heute
in dem neuen Bankgeſetze an ausländiſchem Einfluß übrig
ge=
blieben ſei, ſich lediglich darauf beſchränkt, darauf zu achten, daß
die Intereſſen der ausländiſchen Geldgeber durch die Bankleitung
nicht verletzt werden. Am Schluß ſeiner Ausführungen ſagte Dr.
Schacht, daß die in der Preſſe über die Einzelheiten der
Anleihe=
verhandlungen verbreiteten Nachrichten in keiner Weiſe den
Tat=
ſachen entſprechen. Schließlich teilte er noch die Namen der
aus=
wärtigen Mitglieder des Generalrates mit, die folgendermaßen
lauten: Sergent Charles, Präſident der Banque de 1Union
Pari=
ſion, Paris, Mac Garrah Gates, Präſident der Mechanic and
Metal National=Bank, New York, Feltrinelli Carlo vom Credito
Italiano, Mailand, Sir Charles Stewart von der Hongkong and
Schanghai Banking Corporation, London, Prof. G. Bachmann,
Direktor der Schweizeriſchen Nationalbank, Zürich, Prof. G. W.
Y. Bruins von der Handelshochſchule in Rotterdam. Der
bel=
giſche Vertreter iſt noch nicht endgültig ernannt.
Wirtſchaft des Auslandes.
* Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Fron
Trade Review, Cleveland, Ohio, kabelt: Für Feinblech, Weißblech,
Röh=
ren, Draht u. a. Walzerzeugniſſe werden viele neue Preiſe genannt. Der
Markt hat noch durchaus unſicheres Gepräge. Die unabhängigen Werke
bfürchten, daß die Geſamtlage für viele Werke des Stahltruſtes günſtig
iſt. Der Auftragseingang überſteigt den der mit im Wettbewerb
ſtehen=
den Werke; u. a. befinden ſich darunter Aufträge auf 1 600 000 Normal
kiſten Weißblech. Von Chikago wird gemeldet, daß die vorliegenden
Anfragen die umfangreichſten ſeit zwei Jahren ſind. Die Eiſenbahnen
kaufen lebhaft; 26000 Eiſenbahnwagen und mehrere 100 000 Tonnen
Schienen ſind noch in der Schwebe. Die Ausfuhrziffer für Auguſt
be=
läuft ſich auf 136 000 Tonnen. Der Ferromanganmarkt iſt feſter. Neue
Hochöfen wurden angeblaſen, weitere für Anblaſen vorbereitet. Die
Stahlerzeugung erreichte 60 Prozent der Leiſtungsfähigkeit. Die
An=
forderungen in Bauſtahl haben ſich vergrößert. Mit Japan wurden
um=
fangreiche Geſchäfte in Weißblechen abgeſchloſſen, welche eigentlich den
Bedarf für das nächſte Jahr darſtellen.
* B.R. Rückgang der Weltweizenernte um 40 Mil
lionen Quarters. Den Times zufolge ſchätzt der London Grain,
Seed and Oil Reporter, deſſen Berechnungen als ſehr zuverläſſig gelten
die diesjährige Weltweizenernte ausſchließlich Rußlands auf 395 342000
Quarters gegen die vorjährige letzte Schätzung von 436 613 000
Quar=
ters. In allen Ländern, mit Ausnahme Auſtraliens,, iſt das
Ernte=
erträgnis mehr oder weniger ſtark zurückgegangen. Die Weizenernte
Europas hat ſich von 159 589 000 auf 140 016 000 Quarters vermindert.
Von dem 19½ Millionen Quarters betragenden Ausfall kommen 6
Mil=
lionen auf Italien, 2½ Millionen auf Frankreich, je 2 Millionen auf
Spanien und Rumänien, 1½ Millionen auf Deutſchland und 1 Million
Quarters auf Großbritannien. Die Weizenernte Nord= und Südamerikas
wird auf 176 750 000 Quarters gegen 194 447 000 Quarters im Vorjahr
veranſchlagt. Während die Weizenernte der Vereinigten Staaten un
6 Millionen Quarters zugenommen hat, iſt das Erträgnis in Kanada
um 23 Millionen Quarters zurückgegangen. Der Minderertrag Aſiens
wird auf 1 Million Quarters, der Afrikas auf 4½ Millionen Quarters
geſchätzt.
Warenmärkie.
* Von den ſüddeutſchen Waren= und
Produkten=
märkten. Die Mannheimer Produktenbörſe hatte dieſe Woche infolge
der iſrgelitiſchen Feiertage nur am Donnerstag Verkehr aufzuweiſen.
Dabei zeigte ſich, daß das zu erwartende Welternteergebnis,
insbeſon=
dere aber die Mißernte in Deutſchland, woſelbſt nach den neueſten
Nachrichten nur mit einer 30 prozentigen Brotgetreideernte zu rechnen
iſt, während der Reſt des Brotgetreides als Futtermittel Verwendung
finden muß, zu einer weiteren Befeſtigung ses Marktes geführt hat.
Man verweiſt darauf, daß uns in Deutſchland wichtige Landesteile für
die Erzeugung fehlen, insbeſondere die an Polen abgetretenen
öſt=
lichen Provinzen, die von jeher die Kornkammer Deutſchlands waren,
und bei uns im Süden Elſaß, das immer im ſtarken Ausmaß für die
Verſorgung unſerer Gegend mit in Betracht kam, namentlich auch,
ſo=
weit gute Braugerſten dort zu haben waren. Der Einfuhrbedarf des
Landes wird alſo ein ganz außerordentlich großer bleiben. Das
Aus=
land aber hat in dieſer Woche ſeine Forderungen abermals erhöht.
Es fordert für die 10 Kilo eif Rotterdam, u. a.: Hardwinter 2,
Ok=
tober, 16,60 Gulden; desgleichen ſeeſchwimmende Ware, 16,50 Gulden;
desgl. rheinſchwimmend, 16,60 Gulden, die beiden letzten Poſitionen
eif Mannheim; Redwinter 2, ladend, 16,25 Gulden eif Rotterdam;
Kanſas 2, 15,90—16 Gulden eif Rotterdam; Barufſo, 16,50 Gulden eif
Rotterdam; Manitoba 3, 17.10 Gulden eif Mannheim. Für Roggen
hat das Ausland neue Hochpreiſe gemeldet. Es werden verlangt für
Weſternroggen 2, September=Oktober=Abladung 15 50 Gulden, eif
Mannheim und für ſeeſchwimmende Ware desgl. 15,25 Gulden eif
Mannheim, vereinzelte 15,45 Gulden eif Rotterdam. Für
Auslands=
hafer, werin weitere Nachfrage ſich erhielt, lauteten die Forderungen
bei Plata clipped 22 Mark, Fag=Hafer 21,50 Mark eif Mannheim. Per
Ende Oktober in Amerika zu verladender Platahafer, elipped, 51/52
Kilogramm Hektolitergewicht, war vereinzelt bahnfrei Mannheim mit
2,75 Mark zu haben:
Vom Inlandsgekreide ſetzte Gerſte ihre ſteigende Tendem
fort. Schöne unberegnete Qualitäten aus der Rheinebene rechtt und
links des Stromes, wurden bis zu 2 Mark die 100 Kilogramm über
Notiz bezahlt, die ſich auf 28 bis 30 Mark bahnfrei Mannheim ſtellts,
An der Donnerstagsbörſe wurden auch größere Poſten vommeriſcher
Gerſte in guter trockener Beſchaffenheit gehandelt, wobei die Preiſe
zwiſchen 27,50—28,50 Mark bahnfrei Mannheim ſchwankten. Roggen
blieb geſucht und wurde in trockener Beſchaffenheit, ſoweit angeboten
glatt aufgenommen. Während Inlandsweizen 24,50—25,50 Mar
koſtete, ſtellte ſich Inlandsroggen auf 24,50—25,— alſo ebenſo teuer
wie Weizen. Auslandsweizen war bahnfrei Mannheim mit 26,75
Mark, ſpäter mit 28,—29,50 Mark, Auslandsroggen mit 25,75—26,50
Mark zu haben.
Inlandhafer blieb in guten Qualitäten geſucht, und
ſchwank=
ten die Preiſe zwiſchen 22,50—25 Mk.; neuerdings ſind auch einige
Poſten in oſtpreußiſchen und ſchleſiſchem Hafer hierher gehandelt
wor=
den; die Preiſe dafür bewegten ſich zwiſchen 22,50—23 Mk. franko
Mannheim.
Mais hatte feſten Markt. Während man zu Anfang der Woche
noch mit 20 Mark kaufen konnte, ſtellten ſich die 100 Kilo am
Wochen=
ſchluß auf 20,50—20,75 Mark bahnfrei.
Sehr feſt lag auch der Markt für Fattermittel. Bei
guter Nachfrage koſtete Futtergerſte 24—26 Mk., Futtermehl 17 Mk.,
Kleie 13 Mk. Trockenſchnitzel ſind zur prompten Lieferung ſehr geſucht
und in Auslandsware mit etwa 13,50 Mk. die 100 Kilo ab Bahnſtation
Grenze erhältlich. Bei deutſcher Ware wurden bei Oktober—Dezember=
Lieferung 12 Mk. die 100 Kilo ab Fabrikſtationen verlangt. Malzkeime
aus letzter Kampagne waren ab bayeriſchen Stationen zu 14,50—15 Mk
im Handel; aus neuer Mälzerei iſt noch nichts offeriert. Biertreber
waren zwar ſtark gefragt, es ſcheiterten jedoch auch weiterhin zahlreiche
Geſchäfte an den Forderungen der Brauereien, die ſich auf etwa 17 Mk.
ohne Sack ſtellten. Stark begehrt war Melaſſefutter; man bezahlte für
Torfmelaſſe 8,50 Mk., für Haferſchalenmelaſſe 11 Mk. mit Sack die 10
Kilo bahnfrei Mannheim. Oelkuchen wurden geſucht; es wurden
dies=
mal auch größere Poſten aus hieſiger Gegend nach Oſtpreußen
gehan=
delt. Der Preis für die 100 Kilo Rapskuchen ſtellte ſich dabei etwa au
15 Mk. Gegen Wochenſchluß waren Bietreber ab Köln mit 19,50 Mk.
und Malzkeime mit 17 Mk. angeboten.
Für Weizenmehl Spezial Null verlangen die Mühlen 38 Mk.,
die zweite Hand 37,50 Mk., für Roggenmehl die Mühlen 35,75—36, die
zweite Hand 35,50 Mk. Weizenſchrotmehle ſind je nach Qualität mit
32—34 Mk. erhältlich, Nachmehle mit 22—25 Mk. und höher.
Nord=
deutſche Mehle laſſen hierher noch keine Rechnung. Von
Auslands=
mehlen waren amerikaniſche Patentmehle, erſte Marken mit 9—9
Dollars frei Mannheim, beſte franzöſiſche Mehle mit 8,60—8,70 Doll,
frei Grenze, holländiſches Weizenmehl mit 22,75—23 holl. Gulden im
Markte. Roggenmehlofferten aus Holland lagen diesmal kaum vor,
Die Stimmung für Hülſenfrüchte war, auf die von der
Statiſtiſchen Korreſpondenz verbreiteten Erntezifſern hin und auf die
Erwartung einer, trotz der Näſſe guten Kartoffelernte, eher etwas
ab=
geſchwächt. Im Waggongeſchäft entwickelten ſich kaum nennenswerte
Umſätze, und auch der Konſum kaufte nur in kleinen Poſten. Man
nannte je 100 Kilo neue weiße Bohnen 42 Mk., gelbe Viktoriaerbſen 46.
Burmareis II 35,25, Bruchreis 31 Mk. — alles bahnfrei Mannheim.
Das Samengeſchäft lag ruhig. Da augenblicklich das Geld
für die Getreideernte benötigt wird, glaubt man, daß es immerhin noch
etwa vier Wochen dauern dürfte, ehe es in Sämereien lebhafter wird.
Verlangt werden für die 100 Kilo Rotkleeſamen 240—250 Mk.,
Pro=
vence=Luzerne 200—220 Mk., italieniſche Luzerne 200 Mk., Wicken 22
bis 23 Mk. an ſüddeutſchen Stationen.
Kartoffeln wurden in größereen Poſten zu 2,80 Mk. der
Zentner im Waggongeſchäft umgeſetzt.
Die Malzpreiſe ſind entſprechend den hohen Gerſtepreiſen
weiter geſtiegen. Für gutes Malz werden heute 52 Mk. die 100 Kilo
verlangt. Alte Melze ſind in vereinzelten Poſten an der heutigen Börſe
mit 46 Mk. die 100 Kilo angeboten worden. Die Malzfabrikanten haben
bei den fortgeſetzt ſteigenden Gerſtenpreiſen einen ſehr ſchwierigen
Standpunkt, zumal ſich die Brauereien im Einkauf ziemlich reſerviert
verhalten, indem ſie auf die große Obſt= und Weinernte und den
unbe=
friedigenden Bierkonſum hinweiſen.
Hopfen hatte in der Berichtswoche andauernd ſteigende Tendenz.
Im Durchſchnitt ſind die Preiſe für den Zentner gegenüber der
Vor=
woche um etwa 30 Mk. in die Höhe gegangen. Zuletzt bezahlte man.
je nach Qualität, 240—320 Mk. Die Pflücke iſt in ganz Süddeutſchland
beendet. Die Einkaufstätigkeit wird vielfach durch die Beſitzer gehemmt
die an höhere Preiſe glauben und mit dem Verkauf zurückhalten.
Im=
merhin iſt in der Pfalz mehr als die Hälfte der Ernte in die Hände des
Handels übergegengen. Während Pfälzer Hopfen anfangs 240 Mark
erzielte, zahlte man bei den letzten Verkäufen 275—280 Mk. Im Elſaß
wurden in den letzten Tagen große Poſten zu 1000—1100 Fr. der
Zent=
ner verkauft, angeblich für deutſche Rechnung.
Im Tabakgeſchäft war es etwas lebhafter. Auf der Hardt
wurden neue Sandgrumpen mit 25—35 Mk. der Zentner verwogen; in
Roth wurden neues Sandblatt zu 55 Mk. der Zentner verkauft. Sonſt
iſt der Einkauf noch ruhig. Von 1923er Tabaken ſind zu erhöhten
Prei=
ſen zirka 1000 Zentner mit 75—85 Mk. umgeſetzt worden. Rippen ſind
geſucht. Greifbare überſeeiſche Rippen erzielten aus erſter Hand loko
zirka 19,25 Mk., Pfälzer Rippen etwa 15 Mk. der Zentner.
Die Obſternte iſt in Baden und in der Pfalz gut ausgefallen,
ſo daß man von einer Vollernte ſprechen kann. Beſonders reichlich
ge=
diehen Zwetſchen und Aepfel; gutes Winterobſt dagegen iſt ſpärlicher.
Bezahlt wurden zuletzt im Großhandel, ab pfälziſchen Stationen, je
Zentner: Aepfel 4—17, Birnen gewöhnliche 4—8, beſſere Sorten 10—20
Pfirſiche 4—13, Zwetſchen 12—17, Trauben weiße 26—34, ſchwarze 22
bis 28, Quitten 8—14, Nüſſe 18—24, Kaſtanien 28—35 Mark — je nach
Beſchaffenheit.
Die Weinleſe iſt im Gange. In Baden berichtet Jechtingen
über einen Glücksherbſt. Das Moſtgewicht beträgt 60—82 Grad nach
Oechsle. Verkäufe wurden noch nicht abgeſchloſſen. In der Pfalz fällt
am oberen Hardtgebirge das Ergebnis zum Teil geringer als erwartet
aus; der dortige 1924er Herbſt wird im ganzen zu den ſchlechteſten
Jahr=
gängen gerechnet. Verkäufe vollzogen ſich zu 12 Mark die Stamme von
40 Litern; die Wachenheimer Portugieſer=Kreszenz ging bis auf einen
kleinen Reſt zu 14 Mk. die Logel an Weinkommiſſionäre über.
*fm. Süddeutſche Edelmetallkurſe. Am Freitag
wur=
den in Stuttgart folgende Edelmetallpreiſe notiert: Feingold das Gr.
2,81 Mk. (Geld), 2,84 Mk. (Brief); Platin, handelsübliche Ware, das
Gramm 14,20 Mk. (Geld), 14,70 Mr. (Brief); Fein=Korſilber das
Kilogramm 96 Mk. (Geld), 98 Mk. (Brief), Silber in Barren 1000/1000
fein das Kilogramm 95 Mk. (Geld), 97 Mk. (Brief). Notierungen von
3 Uhr nechmittags. Tendenz: Silber leicht angezogen. — Am Samstag
wurden in Pforzheim folgende Edelmetallpreiſe notiert: Barren
gold das Gramm 2,81½ Mark (Geld), 2,82½ Mark (Brief); Platin das
Gramm 14,65 Mk. (Geld), 14,85 Mk. (Brief), Feinſilber das Kilogramn
97 Mk. (Geld), 97,75 Mk. (Brief). Notierungen von 11 Uhr
vormit=
tags. Tendenz ruhig.
Börſen.
* Frankfurter Börſe. Wochenbericht für die Zeit von
29. Sepetmber bis 4. Oktober. (Eigener Bericht.) Die freundliche
Stim=
mung, die bereits gegen Ende der vorigen Woche zutage trat, übertrug
ſich auch auf die beiden erſten Börſentage in der neuen Woche, wenn
auch die Umſätze infolge der jüdiſchen Feiertage ziemlich gering waren.
An der Mittwochsbörſe nahmen die Umſätze wieder erheblich zu, und
beſonders die Aktienmärkte lagen im großen und ganzen ziemlich feſt.
Von weſtlichen Montanwerten konnten Harpener auf günſtige Umſtel
lungsgerüchte hin bis auf 85 Prozent anziehen, und auch Mannesmann=
Aktien ſtreiften vorübergehend den Kurs von 43½ Prozent. Elektr.
Hochbahn=Aktien wurden in großen Beträgen unter lebhafter
Bereili=
gung der Spekulation umgeſetzt und ſchließlich bis auf 59 Prozent
ge=
ſteigert. Der Rentenmarkt eröffnete ebenfalls ſehr feſt; Kriegsanleihe
konnte bis auf 780 Milliarden Prozent anziehen, doch wurde die
Stim=
mung auf dieſem Gebiet bald ſehr unſicher, und gegen Schluß der Börſe
gingen die meiſten Kurserhöhungen wieder verloren, ſo z. B. notierte
Kriegsanleihe vorübergehend 635 Mld. Proz. Die Donnerstagsbörſe
war bei feſter Grundſtimmung nicht einheitlich. Das Intereſſe für
Spe=
zialwerte hielt zwar an, doch waren die Kurserhöhungen im Großen
und Ganzen gering. Von Elektr.=Aktien wurden Lahmeyer lebhaft
umgeſetzt und der Kurs dieſer Aktien erhöhte ſich um 2 Proz. Am
Nentenmarkt konnte ſich eine kleine Erholung durchſetzen, die bis zum
Schluß anhielt; allerdings war das Geſchäft im Großen und Ganzen
nicht beſonders lebhaft. Auch an der letzten Börſe in dieſer Woche
waren die Umſätze ziemlich gering. Die Grundſtimmung am
Aktien=
markt blieb feſt, da die Spekulation das von Publikumsſeite heraus
kommende Material glatt aufnahm. An dem Rentenmarkt hielten die
Schwankungen an. Kriegsanleihen bewegten ſich etwa zwiſchen 660 bis
690 Mld. Prozent. Die Kaſſakurſe ſtellten ſich in den meiſten Fällen
etwas höher als die Anfangskurſe.
Frankenkurs in London: 84.65
Markkurs „ „ 18.75
Rummer 277.
Sonntag, den 5. Oktober 1924.
Seite 19.
Das deutſche Herz.
126)
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.
Margarete und Friedrich ſtiegen ein. Ein alter, gekrümmter
Mann ſaß darinnen.
„Wer ſeid ihr denn?” fragte er. „Die Herrſchaft? — Ich
hab’ euch ſchon lange rufen hören, aber ich habe gedacht, der
Fährmann ſoll aufſtehen. Der aber ſchläft wie ein Malterſack.”
„Du wirſt nicht der einzige ſein, den wir aufgeweckt haben.
Aeine lieben Zwingenberger liegen in den Betten und hören
rafen, und jeder denkt, die anderen ſollen aufſtehen.”
„Ich bin aufgeſtanden, euch zu holen.”
„Wer biſt du denn? Ich kenne dich nicht in der Finſternis.”
„Ich bin Baltzer, der Lotengräber.”
Kn44
Ja.”
„Warum gerade der?” ſagte Margarete halblaut.
Den Junker aber ſchauderte bis in den Kern ſeines Lebens.
Einunddreißigſtes Kapitel.
Am folgenden Morgen fuhr die große Kutſche, die von
Hirſch=
hern gekommen war und vor dem Schloßtor genächtigt hatte, die
Trirghöhe hinab. Die Leute traten vor die Hütten und riefen:
Bebewohl! Auf Wiederſehen!” Aber nur die Herrin gab den
trruß zurück. Der Junker ſah nicht hinaus, nicht weil er ſeinen
rvingenbergern gezürnt hätte, ſondern er lag in Kiſſen
einge=
puckt und fieberte.
Als ein ſchwerkranker Mann kam er in Heilbronn an. Das
Feber währte vierzehn Tage. Margarete wich nicht von ſeinem
Inger. Als ihn die Glut verließ, glaubte ihr zur Hoffnung ge=
Saffenes Herz, nun ſei alles gewonnen. Sie ſah in ihm einen
Teneſenden, freute ſich, wenn er bei ihr ſaß und rüſtete in
Eil=
irtigkeit und in großer Freude Haus und Wochenſtube.
Der Sommer war ins Land gekommen. Die Sonnenglut
mimerte in den Gaſſen der alten Stadt. Dieſe Gaſſen waren
ll frohen Lebens. Der Kanzler des großen König Guſtav
Aolf, Axel Oxenſtierna, war gekommen und verhandelte mit
Ver=
ttetern des ſchwäbiſchen und des fränkiſchen Kreiſes über die
riegsleiſtungen der evangeliſchen Reichsſtände. Auch Pihilipp
vn Helmſtatt war für einige Tage da. Er umarmte ſeine
Toch=
iin und ſaß bei ſeinem Freund. Von ſeinen ſchweren Sorgen um
Friedrichs Leben ſagte er Margareten nichts.
Der Junker war in beſter Pflege. Er war glücklich, von
d m ſchwediſchen Weſen in der Reichsſtadt nichts hören und
ſihen zu müſſen. Es gab Stunden, wo er voll Trübſinn in die
Taikunft ſchaute; wenn er das helle Lachen ſeines Weibes hörte,
hrnn flackerte die Hoffnung auf. Er verbrachte Tage mit
düſte=
rin oder wehmütigen Erinnerungen. Aber wenn ein Freund
bri ihm ſaß oder ſeine Margarete mit einem Süpplein kam, dann
brach die Behaglichkeit wie ein breiter, warmer Sonnenſchein
aus ſeiner Seele heraus, und ſeine Stube war durchflattert und
durchleuchtet von Scherz und Laune. In ſeinen Empfindungen
wurde er immer zarter, in ſeinen Worten immer derber. Manches
Mal hielt ſich Margarete lachend die Ohren zu. Aber leider,
lei=
der machte ſie dann ſelber mit. Oft dachte Friedrich an ein nahes
Sterben und ſah auf die Welt wie einer, der entſagt hat, weil er
ſich zum Abſchied rüſtet. Und doch gkühte in ſeiner Seele
heim=
lich Lebenszuverſicht. Alle, die ihn früher gekannt hatten, fanden,
daß er raſch gealtert ſei. An die Beußerin dachten Friedrich und
Margarete oft. Aber ſie nannten ihren Namen nicht. Auch
fragten ſie nicht nach ihr.
Ende Juli kam der Tag, wo ſeine Gattin ihm mit einem
in=
nigen „Auf frohes Wiederſehen!” die Hand reichte und in ihre
Stube ging. Friedrich lag ſtill mit gefalteten Händen. Am Abend,
die Stube war ganz dämmerig, da kam jemand gelaufen und
meldete: „Die Frau läßt ſchön grüßen, es iſt alles gut gegangen,
und es iſt ein Söhnlein!
Da ſchluchzte er auf, überwältigt von ſo viel Barmherzigkeit.
Als man ihm das Kind ans Bett brachte, betrachtete er es
lange, ſagte: „in echter Hirſchhorn!” und legte ihm die Hand aufs
Haupt.
Die Nachricht, daß dem alten Haus ein Erbe geboren, erfüllte
alles, was hirſchhorniſch war, mit unſäglicher Freude und
Dank=
barkeit. Auch die Reichsſtadt nahm Anteil und entbot ihren
Glück=
wunſch.
Mit Vergnügen und Ingrimm erfüllte es Friedrich, daß auch
der mächtige Axel Oxenſtierna die Gelegenheit ergriff, dem Junker
von Hirſchhorn Artigkeiten zu erweiſen. Der Schwede ſchickte der
Wöchnerin einen Braten auf ſilberner Schüſſel, eine ſilberne
Kanne mit ſüdlichem Wein /und eine koſtbare Haube von blauer
Seide mit Goldplättchen. „Es ſind die ſchwediſchen Farben,”
ſagte der Kavalier, der die Geſchenke begleitete.
Dann ſuchte der junge Offizier, es war ein deutſcher
Edel=
mann, den kranken Junker auf und brachte die Glückwünſche der
ſchwediſchen Macht in wohlgeſetzten Worten. Die Antwort
Fried=
richs war eine Miſchung von Höflichkeit und Trotz, von kluger
Vorſicht und von leiſem Hohn. Als der Kavalier, nach dem ihm
gewordenen Auftrag, davon redete, daß Guſtav Adolf Freude
da=
ran habe, Taufrate von deutſchen Edelsmannskindern zu ſein, und
daß eine Bitte wohl, kaum zurückgewieſen würde, richtete ſich
Friedrich im Bett auf und ſagte: „Mein Sohn wird nur einen
einzigen Taufpaten haben und der iſt ſchon beſtimmt. Aber ich
muß ihn erſt ſuchen laſſen, denn ihr habt ihn aus ſeinem
Eigen=
tum vertrieben.”
„Wer iſt das?‟
„Es iſt mein gnädiger Herr, der Kurfürſt von Mainz.”
„Der Pfaffe?” lachte der Offizier.
„Ja, der Erzbiſchof. Er iſt mein Lehnsherr. Hirſchhorn iſt
mainziſch.
„So iſt es ſchwediſch geworden. Denn alles mainziſche
Ge=
biet hat der Krone Schweden gehuldigt.”
„Erlaubt! Alles mainziſche Gebiet, nur das meine nicht. Die
Krone Schweden geht mich einen Dreck an. Ehe ich ihr huldige,
will ich ein Hundsfott ſein.”
Der Geſandte Oxenſtiernas empfahl ſich ſchleunig.
Drei Tage ſpäter lam Nachricht vom vertriebenen Erzbiſchof.
Er wurde zu Trier aufgefunden. Mit großer Freude nahm er die
Patenwürde über das Kindlein an und ſchickte Grüße und gute
Wünſche.
Am folgenden Morgen wurde die Taufe gehalten ohne jedes
Feſt. Das Söhnlein erhielt die Namen des vertriebenen
Erz=
biſchofs: Anſelm Kaſimir.
Margarete hatte keine rechte Freude daran. „Dieſe Namen
kommen in deinem Geſchlechte niemals vor,” ſagte ſie.
„Drum fängt für mein Haus auch eine neue Zeit an,”
ant=
wortete Friedrich.
Das Kindlein gedieh. Margarete war wieder wohlauf. Nur
der Junker wollte ſich nicht erholen.
Der Herbſt kam über das Weinland am Neckar, ſtrahlend und
fröhlich. Die Verhandlungen zwiſchen dem Kanzler und den
Ab=
geſandten der evangeliſchen Stände, waren glücklich vollendet.
Man rüſtete ſich zum Wegreiten. Der Rat gab zu Ehren der Gäſte
in ſeinen Weinbergen ein Feſt. Es war an einem warmen,
ſon=
nigen Oktobertag.
Auch Friedrich und ſeine Gattin wurden eingeladen. Sie
lehnten ab. Aber als die Sonne ſo freundlich ſchien und die
Freudenſchüſſe aus den Weinbergen erſchallten und fröhliche
Wei=
ſen herniederklangen, da bekam Margarete den Wunſch, ſich die
Luſtbarkeiten anzuſehen. Sie nahm ihr Büblein mit, damit es
die köſtliche Luft und den Sonnenſchein genieße.
Sie nahmen von Friedrich Abſchied, der ſich weniger wohl
fühlte. Vor der Türe wartete die Dienerin, die das Bübchen
tra=
gen ſollte.
„Laß das Kind nicht aus den Augen und kommet zurück, ehe
es kühl wird,” ſagte der Kranke
Seine Frau küßte ihn, und er winkte ſeinem jauchzenden
Söhnlein zu. —
Margarete hatte ſich alles zur Genüge angeſehen, den Reigen,
den Singſang, das Bankettieren, das Feuerwerk am hellen lichten
Tag, all das tolle, fröhliche Treiben des Heilbronner Herbſtes.
Die Sonne ging glutrot unter, der blaue, ſtrahlende Himmel
wurde bleich und matt. Aus dem Weinsberger Tal kam die kühle
Nacht. Die Frau von Hirſchhorn ſchlug den Heimweg ein. Vor
ihr ging die Dirne mit dem Kind.
Am Ende des Feſtplatzes gegen die Stadt zu war das
präch=
tige Ehrengezelt aufgerichtet. Seine Vorhänge waren offen. Man
hörte Geſpräch, Lachen und Gläſerklingen. Die Edelfrau hatte es
vermieden, bei ihrem Rundgang hier vorüberzugehen, weil ſie
(Fortſetzung folgt.)
Epei von kauch. Geruch und Auß
Uhne Schlacke, chne Gug-
Neufeſtſetzung des Gaspreiſes.
Vom Verbrauchmonat Oktober I. Js. ab iſt der Gaspreis
roie folgt neu feſtgeſetzt:
für die erſten 30 chm Monatsverbrauch 20 Pf. je chm
„ nächſten 70 „
18 ,„
400
16„ „
15
und für den Verbrauch über 500 cbm
Zie Gaswertmünzen werden zum Preiſe von 15 Pf. das Stück
verkauft. Münzgasverbraucher erhalten monatlich Gasrechnung
wie die übrigen Abnehmer. Die monatlich im Gasmeſſer
vor=
g=fundenen Münzen werden ihrem Werte nach (15 Pf. das
eitück) zur Begleichung der Rechnung verwendet.
Gasmeſſer=
n ieten werden nicht mehr erhoben. Hierfür wird eine
Grund=
gi=bühr eingeführt, die monatlich beträgt:
für 3 fl. Meſſer bis 16 cbm Verbrauch
0,50 Mk.
3„ „ über 16 „
D
„
.
Hohe Heizkraft, altbeudhrt.
Sauber,billig, allbegehrt.
Teppiche
Gleichſtrom=
Motore
220 Volt, dringend z
kaufen geſucht. (1232
Techn. Büro
Weingärtner
Pfungſtadt. Tel. 58.
10
20
„ 30
40
50
„ 60
80
100
150
„ 200
400
500
Eber 500
Wir bitten um
Beachtung unserer
heutigen
Sonder-Ausstellung
Philipp Jungmann
Nachfolger
Darmstadt — Ludwigeplatz 6
100-
Ffindet in einem Monat ein Gasverbrauch überhaupt nicht
ſuatt, dann werden die Grundgebühren im doppelten Betrage
er hoben.
Können Abnehmer aus Mangel an Geldmitteln Gas
nächt verbrauchen (Erwerbsloſe, Kleinrentner uſw.), ſo kann!
„f entſprechenden Antrag bei unſerer Direktion hin von Er=
„bung der doppelten Grundgebühr Abſtand genommen werden.
Auf Wunſch der Gasabnehmer werden 10= und mehr=
Schreibmaſchinen=
hammige Meſſer gegen 3 flammige Meſſer koſtenlos aus=
Arbeiten
gewechſelt. Entſprechender Antrag muß jedoch innerhalb von jeder Art werden an=
4 Wochen hier eingereicht ſein.
(St 12006 gefertigt (12758a
Darmſtadt, den 4. Oktober 1924.
Darmſtadt
Eliſabethenſtr. 57, pt
Direktfon der ſtädtiſchen Betriebe.
a Kernleder Treibriemen Marke „Eber
DECKEN
Felle
(12840
Eß oder
Herren=
zimmer
m. Klubmöbeln, auch
Einzelſtücke, z. kf. geſ.
Ang. u. Z 52 a. d.
Geſchäftsſt. (*2787
Einige
Kopierpreſſen
zu kaufen geſucht.
Angebote bitte ich
unter X 66 an die
Geſchäftsſtelle zu
richten.
(13885
Perſer=
teppiche
ſpeziell Brücken, für
eine Villa ſofort zu
kaufen geſucht.
Angebote mit
Preis=
angabe zu richten an
Eugen Wagner.
Taxator,
Darmſtadt, Karlſtr. 41, F. Lich, Alexander=
Teleph. 2943,
11087a)
Ich kaufe
ganze
Möbel, Nachläſſ
gegen ſof. Kaſſe
ſtraße 3, (115342
Gut erhalt. amerikan.
Lauerbrandoſen
mit großer Heizkraft
zu kauf. geſucht. Ang.
m. Preisang. u. Z 64
Geſchäftsſt. (13894
und- und Kordelschnüre,
Näh- und Binderlemen
Leder-Manschetten
Leder-Dichtungs-Scheiben
und Ringe
extil-Treibriemen
Kamelhaar, Balata,
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Direktor: W. Schmitt, Städt. Muſikdirektor.
I. 5 Akademie=Konzerte.
1. Mittwoch, den 15. Oktober 1924, abends
8 Uhr, in der Turnhalle: 1. Konzert des
Zuſch=Quartetts (Werke von Buſoni,„Mozart.
Beethoven).
2. u. 3. 6. Januar u. 3. Februar 1925: 2
Vio=
loncell=Abende mit Begleitung von Kammer
orcheſter, Profeſſor paul Grümmer (die
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zerte aus der Klaſſiſchen Zeit: Monn, Ph.
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4. 10. Februar (Kleines Haus): Sonaten=
Abend: Buſch=Serkin zum Beſten des Adol
Buſch=Fonds der Städt. Akademie (Werke
von Reger, Beethoven, Schuberk).
5. 11. März 1925 (Kleines Haus): 2. Konzert
des Buſch=Quartetts (Werke von Reger,
Haydn, Beethoven).
Näheres wird ſeweils bekanntgegeben.
II. 5 Akademie=Polks=
De
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im Großen Haus des Heſſ. Landestheaters für
die Schuljugend und die
Wohlfahrtsorgani=
ſationen.
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Mitwirkende: Fräulein Hedwig Faß=
bender, Baſel (Violine), Fräulein Marlene
Lungershauſen, München (Klavier), Fräulein
Margret Rüſch, Frankfurt a. M. (Geſang),
Herr Göſia Andreaſſon, hier (Violine), Herr
Opernſänger Hans Hoefflin, hier (Geſang), die
Madrigal=Vereinigung (Dr. F. Noack).
Orcheſier: Der Inſtrumental=Verein und
das Orcheſier der Städt. Akademie für
Ton=
kunſi, das Kammerorcheſfer der Städt. Akademie
Näheres im Sekretariat.
Fernſprecher: Stadtami.
Darmſtadt, Eliſabethenſtraße 36.
Dreltor: B. Schmitt, Städt. Muſikdirektor.
Das Winterſemeſter beginnt am
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Muſiklehrerprüfung. Abteilungen für
Ausbil=
dungsſchüler, Dilettanten und für theoretiſche
Fächer. Orcheſter: Der Inſtrumental=Verein
und das Orcheſter der Städt. Akademie.
Kam=
merorcheſter der Städt. Akademie. Madrigal=
Vereinigung des Herrn Dr. F. Noack.
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aterchorſchule. Im Hauptfach nur
Einzel=
unterricht. Mit dem 13. Oktober beginnen
in allen Abteilungen neue Kurſe. Neu
auf=
genommen werden Kurſe für „Rhythmiſche
Gymnaſtit” (Lehrkraft: Fräulein Lizzſe
Mau=
drik, Ballettmeiſterin am Heſſ. Lanbestheater),
für Deklamation und Mimik (Cehrkraft: Herr
Kurt Weſtermann, Mitglied des Heſſ.
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und 19. Jahrhunderts, ihr Leben und thre
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