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Morgenzeitung der Landeskaaptſtadt
Wöchentliche iAuffrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 233
187. Jahrgang
Freitag, den 22. Auguſt 1924.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw erliſcht
jede Verpſlichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Seriot vor der Kammer.
ſe Aagung der Interpellationsanträge abgelehnt.
, 21. Aug. (Europapreß.) Heute nachmittag hat
in der Kammer ſeine Erklärungen über
— oner Verhandlungen abgegeben. Die
Ver=
ſehr langen Erklärung erfolgte vor einem vollen
ch die Zuſchauertribüne und die Diplomatenloge
ten — ändig beſetzt. Als Herriot den Sitzungsſaal betrat,
unſchten in die Regierungsparteien eine Ovation
wär: o das Zentrum und die Rechte einen großen
rm zenierten. Der Kammerpräſident Painlevé
er=
e de=Niniſterpräſidenten ſofort das Wort. Dieſer begann
itten 3 allgemeinen Schweigens mit der Verleſung ſeines
ſoſees Der erſte Teil der Rede Herriots iſt
eine priſche Darlegung der Londoner Verhandlungen.
wieds ilte zahlreiche Stellen aus dem Dawesplan, um zu
/üMleiſenz 6 die Londoner Konferenz ſich an dieſen Plan
ge=
en he. Der Plan müſſe im Ganzen entweder
„gen men oder abgelehnt werden. Der
ſſan L uhe auf gegenſeitigem guten Willen.
1—M Ver=7olungen ſeien teilweiſe ſchwierig getdeſen, beſonders
die riktionenfrage. Am 26. Juli habe ſich die
Konfe=
ziir ner wahren Sackgaſſe befunden. Der
Ab=
ich E. Konferenz ſei damals möglich erſchienen. In
m A ablick habe die fran zö ſiſche Delegation die
Sllwieri; en behoben, indem ſie das
Schiedsgerichts=
fahn vorgeſchlagen habe. Die Linke brach bei
Erx uing in einen Beifallsſturm aus, wogegen ein
natio=
ſtiſche Abgeordneter ruft; „Ja, aber Sie haben die
erlAhwie gkeiten der Konferenz auf Koſten
ank chs gelöſt”. Herriot erwiderte darauf:
ung
e K iner wird zu ſagen haben, ob ſie die Verewigung
des grecklichen Kriegsbräuche vorzieht oder nicht”.
WII der Linken, der ſich wiederholt, als Herriot kurz
leoct, die franzöſiſche Delegation habe ſich von dem
el
ſche en laſſen, die Verſprechungen zu erfüllen, die man
Kämy n während des Krieges gemacht, aber ſeither nicht
hof
ertF! ommt auch auf die Kompetenzänderungen in bezug
die )arationskommiſſion zu ſprechen und erklärt, daß
demt erſailler Vertrag nicht zuwiderlaufen. Die
fran=
iſten, die befragt worden ſeien, hätten dies formell
Oppoſition möchte dieſe Auslegung nicht gelten
2 Abg. Klotz habe heute vormittag die Abſicht gehabt,
6ner zu beantragen, daß das Parlament in
aller=
r Liru darüber zu befragen ſei, ob
Lond d: Konferenz eine Reviſion des Verſailler Vertrages
eutet, „o wenn ja, ob ſie dieſe Reviſion gutheißen wolle.
einel ingeren Beſprechung mit ihm habe Klotz auf dieſen
ſchlag rzichtet.
HerrF geſteht in ſeiner Erklärung darauf, daß die
vorge=
nens enderungen die franzöſiſchen Intereſſen begünſtigen.
Rese Frankreichs ſeien d urch das
Schieds=
ſchtterfahren geſchützt.
der Kriegsgeiſt werde jetzt verſchwinden.
in London darum gehandelt, ob man dem Lande
bieten oder es weiterhin mit Illuſionen nähren
Erklärung findet wiederum geteilte Aufnahme,
Ausführungen des Miniſterpräſidenten über das
achlieferungsregim. Herriot erklärte, daß
eues gim allen bisherigen weit überlegen ſei, worauf der
Ril de Verneuil ruft: „Die Verpflichtungen, die die
tſcher u die Sachlieferungen übernommen haben, ſind
wei=
nicht-t Is leere Papierfetzen.” Herriot erklärte, daß die
Zimungen über die Sachlieferungen gegenüber den
herige 2 utch inſofern einen Fortſchritt bedeuten, als die
che rierung für Fehlbeträge verantwortlich gemacht
tr, das Schiedsgericht den deutſchen Lieferanten nicht
gebel Tie, ſeitdem die Reparationsfrage beſteht, hat man
re Anſtrengung gemacht, um Sachlieferungen auf
en Boden zu ſtellen. Die Erklärung Herriots,
er2r Amerikanern für ihre Beteiligung an der
Konfe=
dan oird dagegen von der ganzen Kammer mit Beifall
enon r. Die Sitzung wird bewegter, als Herriot auf
uhr” ſprechen kommt. Herriot erklärt, daß die Durch=
Dawes=Planes unmöglich geweſen wäre, wenn
rung
einn efriedigende Löſung des Ruhrproblems gefunden
4 . Die Ruhr ſei beſetzt worden, um die
Ingenieur=
ſicl t beſchützen. Frankreich habe aber nur ein Wort:
h3e 2 die Ingenieur=Kommiſſion zurückgezogen werden
auch die militäriſche Ruhrbeſetzung keinen Grund
mehr.
kön” die Ruhr auch nicht in ein Sicherheitspfand
um=
ndeln, ni die Sicherheitsfrage ſei durch den Verſailler
Ver=
and=” itig gelöſt worden. Es ſei nun auch nicht möglich,
ſemein! fänder und lokale Pfänder gleichzeitig zu haben.
enin er 7Der Ruhrfrage nicht nachgegeben hätte, ſo wäre die
iferen u gebrochen worden. Das Parlament werde zu
ent=
eiden A ai, was es vorgezogen hätte: die Aufrechterhaltung
inter) erten Entente oder Beibehaltung des Rechtes
ankreic” 2t iſolierten Aktionen. Man habe in London
ver=
ſert, ded Senn Frankreich im Ruhrgebiet bleibe, es dort
end=
ltig iſco) ſei. Herriot kommt auf
die Kriegsſchuldenfrage
ſprecheß aid erklärt, daß, wenn dieſes Problem keine Löſung
ſunden N e, die Schuld nicht der gegenwärtigen Regierung
Näuſchrefu ſei. Dieſe Frage werde übrigens in einer
beſon=
ten Ka) =enz behandelt werden. Die Sicherheitsfrage da=
Zen wol, im nächſten Monat dem Völkerbund unterbreitet
Treue franzöſiſch=deutſche Handelsvertrag werde eben=
dei wontonet gatt.
falls der Gegenſtand von Unterhandlungen ſein. Herriot ſchließt
ſeine Erklärungen wie folgt:
Alle Schwierigkeiten ſind noch nicht beſeitigt, aber es
be=
deutet ſchon etwas, in Verbindung mit den anderen Völkern
dem Friedens Europas dienen zu wollen.
Herriot verläßt darauf die Rednertribüne unter dem Beifall
der Regierungsparteien. Die Sitzung wurde darauf
auf=
geh=oben, bis Herriot aus dem Senat
zurück=
gekehrt ſei.
Nachdem Herriot ſeine Erklärungen vor der Kammer
abge=
geben hatte, brachte der kommuniſtiſche Abg. Marthy ſofort ein
Interpellationsgeſuch ein, daß die Kammer ſich zum Proteſt
ver=
tagen ſolle bis der Senat die Amneſtievorlage angenommen habe.
Die Kammer nahm gegen 5 Uhr ihre Sitzung wieder auf. Der
ſozialiſtiſche Abg. Faure bekämpft den Antrag Marthy, bittet
aber die Regierung, ſich bei dem Senat um eine raſche
Abſtim=
mung des Amneſtieentwurfs zu bemühen.
Der Marineminiſter Dumesnil bittet, den Antrag Marthy
zu verwerfen. Die Regierung bemühe ſich, bei dem Senat eine
ſchnelle Abſtimmung zu erreichen. Die Kammer möge daher ſeinen
Antrag ablehnen, zumal Marthy und ſeine Freunde ſich in
Frank=
reich ſo kräftig gegen ein Regime wendeten, dem ſie in Rußland
ihren Beifall zollen. (Beifall.)
Der Antrag wird ſchließlich mit 349:26 Stimmen abgelehnt.
Es werden dann die Interpellationen über die
Londoner Konferenz erledigt und Reinaldy erklärt im
Namen der Regierung, daß er die ſofortige Beſprechung der
In=
terpellation annehme, aber bitte, die Rückkehr Herriots aus dem
Senat abzuwarten. Die Sitzung wird darauf für kurze Zeit
un=
terbrochen und um 748 Uhr in Anweſenheit Herriots wieder
er=
öffnet.
Der Kammerpräſident teilt mit, daß der Abg. Bokanowski
folgende Tagesordnung eingebracht habe: „Die Kammer
be=
ſchließt, die Beſprechung der Interpellation über die Londoner
Abmachungen zu vertagen, bis ihr die Beſchlüſſe der zuſtändigen
Kommiſſionen über den Text der Abmachungen eingebracht ſind.”
Herriot erhebt ſich ſofort und bekämpft den Antrag,
in=
dem er erklärt, die Regierung ſteht der Kammer für eine
öffent=
ſiche Debatte, ſo umfangreich die Kammer ſie auch haben will,
zur Verfügung. Es handelt ſich nur darum, feſtzuſtellen, ob
innerhalb der geſetzlichen Friſt von zehn Tagen unſere Freunde
wiſſen werden, ob die Regierung, die die Londoner
Ab=
machungen vorbereitet hat, das Vertrauen der
Kam=
mer beſitzt, um dieſe Abmachungen zu
unter=
zeichnen. Die Regiernng, die ſeit einem Monat die
größten Anſtrengungen ertragen hat (lebhafter Beifall links),
wünſcht, daß alle notwendigen Erklärungen
auf der Tribüne der Kammer vor den Ohren des
Volkes abgegeben werden. (Lebhafter Beifall links.)
Der Antrag Bokanowski wird ſchließlich mit 323 : 209
Stim=
men abgelehnt, und die Kammer vertagt ſich gegen ½10 Uhr
abends auf morgen vormittag 10 Uhr.
Die Radikale Fraktion ſowie die ſozialiſtiſchen Republikaner
haben heute vormittag bereits Tagesordnungen angenommen,
worin der Regierung das Vertrauen der Fraktionen
ausgeſpro=
chen wird. Alle Führer der Regierungsparteien wollen die
ver=
ſchiedenen Tagesordnungen zu einer einzigen verſchmelzen.
Herriot vor dem Sengt.
Paris 21. Aug. (Europapreß.) Auch im Senat waren
heute alle Plätze beſetzt. In der Erwartung der Antwort
Her=
riots, der ſein Expoſé perſönlich auch im Senat verleſen wird,
ſind einige untergeordnete Angelegenheiten erledigt worden. Es
liegen dem Senat drei Interpellationen über die Londoner
Kon=
ferenz vor, nämlich von den Senatoren Lemery, Gaudin, de
Vil=
laint. Der Senat beſchließt, daß das Diskuſſionsdatum zu dieſem
Interpellationsgeſuchen erſt nach Anhörung des Expoſes Herriots
zu beſtimmen ſei. Um 3.35 Uhr wurde die Sitzung aufgehoben, um
4.50 Uhr wurde ſie nach Ankunft Herriots wieder aufgenommen.
Herriot wird von der Senatslinken begeiſtert begrüßt. Es
ertönt der Ruf: „Eslebe der Frieden‟ Die
Verle=
ſung des Expoſes erfolgt inmitten geſpannteſter
Aufmerk=
ſamkeit.
Paris, 21. Aug. (Europapreß.) Die Erklärung Herriots
iſt von der Linken und einem Teil des Zentrums mit
großem Beifall, von der Rechten dagegen mit
eiſi=
gem Schweigen aufgenommen worden. Es wurde auf
Vorſchlag Herriots beſchloſſen, daß die vorliegenden
Interpella=
tionen erſt zur Beſprechung kommen ſollen, wenn die Debatten
in der Kamer beendet ſein werden. Senator Lacroix bringt
dann den Antrag vor, worin der Negierung das
Vertrauen ausgedrückt wird. Der Antrag wird, dem
herrſchenden Brauch gemäß, der Kommiſſion für auswärtige
An=
gelegenheiten zur Begutachtung überwieſen. Dann wurde die
Sitzung bis zum Eintreffen des Kommiſſionsberichts
auf=
gehoben.
Die Fraktion der republikaniſchen Union des Senats hat
beſchloſſen, zu den Beſchlüſſen der Londoner Konferenz erſt
Stellung zu nehmen, nachdem Herriot ſein Expoſé im Senat
ver=
leſen haben wird. Mehrere Mitglieder der Fraktion haben
dar=
auf vorgeſchlagen, daß die Partei ſich der Stimmabgabe
enthal=
ten ſolle, wenn ein Vertrauensvotum für Herriot vorgeſchlagen.
werde. Obwohl über dieſen Vorſchlag keine Abſtimmung
er=
folgte, iſt es wahrſcheinlich, daß letzten Endes ſo vorgegangen
wird.
Die Gutachten=Geſetze.
Von
Dr. Walther Croll, Berlin.
Kurz vor dem Zuſammentritt des Reichstags ſind die
Geſetz=
entwürfe veröffentlicht worden, welche die deutſche Induſtrie und
die Reichseiſenbahnen unmittelbar in den Dienſt der
Repara=
tionserfüllung ſtellen ſollen.
Auf den erſten Blick erkennt der Laie, daß die
Organiſations=
komitees gegenüber den im Dawes=Gutachten enthaltenen
allge=
meinen Richtlinien manchen guten Gedanken in die
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen hineingewoben haben. Bei der Belaſtung
der Induſtrie galt es, die Gefahr einer fremden
Finanz=
kontrolle zu beſeitigen. Die Annuität von 300 Millionen Mark
für die 5=Milliarden=Schuld ſtellt einen erheblichen Prozentſatz
unſeres geſamten in gewerblichen Unternehmungen erzielten
Brutto=Ertrages dar (nach dem heutigen Stand wöhl etwa 20
Prozent). Dieſe prozentuale Belaſtung verringert ſich, wenn —
wie die Reichsregierung durch ein beſonderes Geſetz es
durch=
führen will — Banken, Handels= und Verkehrsunternehmun ien,
das Verſicherungsgewerbe uſw. zur Aufbringung der jährlichen
Zins= und Tilgungsraten mit herangezogen werden. Der Agent
für Reparationszahlungen wird nicht die einzelnen
Schuldver=
ſchreibungen erhalten, ſondern nur ſogenannte „Induſtriebonds”,
die genau wie die Pfandbriefe beſondere, von den einzelnen
Schuldtiteln losgelöſte Wertpapiere darſtellen. Nur der zehnte
Teil der Induſtrieſchuld ſoll in Schuldverſchreibungen der
größ=
ten Unternehmungen an den „Agenten” ausgefolgt werden.
Anſcheinend hoffen unſere Gläubiger, daß etwa eine A. E. G. Krutp=Obligation auf dem internationalen Geldmarkt
leich=
ter unterzubringen ſein wird als die für den
Durchſchnittsver=
ſtand in ihrem Weſen und ihrer Sicherheit nicht ſo leicht zu
be=
urteilenden berſchiedenen Serien der Induſtriebonds. Die
Lon=
doner Verhandlungen (Verſuch, die Ränmungsfrage mit der
Frage der Unterbringung von Induſtrie= und Eiſenbahn=
Oöli=
gationen zu verquicken) haben uns ja bewieſen, wie ſehr es den
Reparationsmächten darum zu tun iſt, möglichſt bald möglichſt
viel Bargeld in die Hand zu bekommen. Da diejenigen großen
Unternehmungen, welche einen Teil ihrer Reparationsſchuld. in
eigenen Schuldverſchreibungen an den „Agenten” abführen
müſ=
ſen, das Recht haben, dieſe Schuldverſchreibungen ſelbſt zu
er=
werben, ehe der „Agent” ſie an Dritte veräußern darf, iſt die
Möglichkeit einer Schädigung erheblich vermindert.
Bei der Eiſenbahnfrage handelte es ſich für uns in
erſter Linie darum, das wichtigſte Verkehrsinſtitut nicht als ein
dienendes Glied unſerer nationalen Wirtſchaft zu verlieren.
Soweit der Zwang zur Herauswirtſchaftung erheblicher
Jahres=
überſchüſſe das überhaupt zuläßt, ſind die volkswirtſchaftlichen
Rückſichten gewahrt. Die Eiſenbahngeſellſchaft darf keine Strecke
des Reichsbahnnetzes — ſelbſt nicht die unrentabelſte — ohne
Genehmigung der Reichsregierung ſtillegen. Auch muß die
Ge=
ſellſchaft die vom Reich gewünſchten Strecken bauen und in
Be=
trieb nehmen; wenn die Geſellſchaft jedoch die Rentabilität
ſolcher neuer Strecken nicht anerkennt, ſo muß das Reich die
Koſten für Bau und Betrieb tragen. Endlich iſt der
Reichsregie=
rung eine erhebliche Mitwirkungsbefugnis bei der Bemeſſung
und Abänderung der Tarife und bei der Feſtſetzung der
Fahr=
pläne zugeſtanden. Bildet ſich hierbei ein vertrauensvolles
Zu=
ſammenarbeiten zwiſchen Eiſenbahngeſellſchaft und
Reichsregie=
rung heraus, und führt auch die Anrufung des Schiedsgerichts
zu einer loyalen Beilegung etwaiger Differenzen, ſo können die
wichtigſten volkswirtſchaftlichen Rückſichten gewahrt und die
völlige Fiskaliſierung der Reichsbahnen verhindert werden.
Be=
ſondere Aufmerkſamkeit erfordert die Entſcheidung über das
Arbeitsverhäktnis der heutigen Reichsbahnbeamten. In einem
beſonderen, gleichzeitig mit dem Eiſenbahngeſetz in Kraft zu
ſetzenden „Reichsbahnperſonalgeſetz” ſollen die Rechte und
An=
ſprüche der Bedienſteten im Sinne der jetzt gültigen
Beſtimmun=
gen geregelt werden. — Einigermaßen deprimierend iſt, daß die
Konzeſſion der Eiſenbahngeſellſchaft zum Betrieb der
Reichs=
bahnen volle vierzig Jahre dauern ſoll. Zum Troſte wollen
wir uns daran erinnern, daß ſeinerzeit als Pachtzeit für
Kiaut=
ſchau 99 Jahre vereinbart worden ſind.
Vorbehaltlich vielleicht einiger Einzelheiten erfordert es die
Gerechtigkeit, zuzugeben, daß die Ausbeutung von Induſtrie
und Eifenbahn durch die Reparationsmächte in denkbar
glimpf=
licher Weiſe erfolgen kann, wenn gewiſſenhaft nach den
Be=
ftinmungen der beiden dem Reichstag zur Beſchlußfaſſung
zu=
geleiteten Geſetze erfolgt. Bringen es die deutſchen
Volksver=
treter — vorausgeſetzt, daß die Ruhrdeutſchen ſich bereit erklären,
die Unbill der Beſatzung noch eine Zeit lang weiter zu tragen —
über ſich, trotz des unbefriedigenden Ergebniſſes in der
Räu=
mungsfrage die Haltung der deutſchen Delegierten in London
zu billigen, ſo können ſie auch den beiden Geſetzentwürfen über
die Induſtrieſchuld und die Eiſenbahngeſellſchaft zuſtimmen.
Dſe
vor dem Auswärtigen Ausſchaß.
Berlin, 21. Aug. Der Auswärtige Ausſchuß trat am
heutigen Donnerstag zuſammen, um die Beratungen der
Lon=
doner Abmachungen und der dazu von der Regierung
vorge=
legten Geſetzentwürfe fortzuſetzen. Die Sitzung war zum erſtenmal
vertraulich. Es hatten ſich deshalb die meiſten der in Berlin
anweſenden Abgeordneten eingeſunden. Die deutſchen
Haupt=
delegierten auf der Londoner Konferenz, Reichskanzler Dr.
Marx Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann und
Reichs=
finanzminiſter Dr. Luther, nahmen an der Sitzung teil.
Außer ihnen waren auch die übrigen Mitglieder des
Reichskabi=
netts erſchienen, ſoweit ſie abkömmlich waren,
Die belgiſchen Oelegierten für die Berliner Konferenz.
U. Brüſſel, 21. Aug. Der geſtrige Kabinettsrat hat die
Ernennung der belgiſchen Delegierten
vorgenom=
men, die am 1. September an den belgiſch=deutſchen
Beſpre=
chungen in Berlin über einen kommerziellen modus
vendi teilnehmen werden. Zum Führer, der erwähnten
Delegation iſt der Berliner belgiſche Geſandte
er=
nannt worden. Ihr gehört van Langenhöve, Direktor der
Handelsabteilung im Miniſterium des Auswärtigen, an. Der
Delegation wird eine Reihe von Sachverſtändigen der
verſchie=
denen in Frage kommenden Aemter beigegeben.
Seite 2
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Auguſt 1924.
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Die Entwicklung der Reparationsfrage
Eine Denkſchrift der Reichsregierung.
Berlin, 21. Aug. Dem Reichsrat iſt mit dem Entwurf eines
Geſetzes über die Londoner Konferenz eine Denkſchrift nebſt Anlage
überſandt worden, die die Entwicklung der Reparationsfrage nach der
Ueberreichung des Dawes=Gutachtens an die Reparationskommiſſion
kennzeichnet. In der Denkſchrift heißt es unter anderem:
Bei den Konferenzverhandlungen hat ſich gezeigt, daß die
Inkraft=
ſetzung des Sachverſtändigengutachtens, abgeſehen von den in ihm
vor=
geſchlagenen deutſchen Geſetzen, eine Reihe internationaler
Vereinbarun=
gen erforderlich macht, die zum Teil zwiſchen der Reichsregierung und
der Reparationskommiſſion, teils den alliierten Regierungen allein
ab=
geſchloſſen ſind. Dieſe verſchiedenen Abkommen ſind in den vier
An=
lagen des Schlußprotokolls der Konferenz vom 16. Auguſt 1924
enthal=
ten. Sie bilden aber, wie in dem Schlußprotokoll feſtgeſtellt wird, ein
einheitliches Ganzes, ſo daß keines der Abkommen ohne die anderen
Abkommen in Kraft treten und durchgeführt werden kann.
Von den Abkommen iſt das in der Anlage I des Schlußprotokolls
enthaltene Abkommen zwiſchen der Reichsregierung und der
Repara=
tionskommiſſion am 9. Auguſt 1924 bereits unterzeichnet worden. Die
übrigen Abkommen, die in London am 16. Auguſt von den Führern
der beteiligten Delegationen als unabänderlich paraphiert wurden,
ſol=
len nach dem Schlußprotokoll am 30. Auguſt unterzeichnet werden, und
zwar mit der Maßgabe, daß die in den Abkommen vorgeſehenen
Ter=
mine um 17 Tage hinauszuſchieben ſind.
Mit dieſem Abkommen war nach Anſicht der alliierten Regierungen
bas in den Einladungsſchreiben des britiſchen Premierminiſters
bezeich=
nete Konferenzprogramm erſchöpft. Die Reichsregierung hat aber durch
ihre nach London geſandte Delegation von vornherein betonen laſſen,
daß ſie ſich diefer Auffaſſung nicht anſchließen könne, ſondern neben den
in jenen Abkommen behandelten Materien auch die Frage der
militäri=
ſchen Räumung der über den Vertrag von Verſailles hinaus beſetzten
Gebiete zur Erörterung ſtellen werde. Dieſe Erörterung habe dann
auch ſtattgefunden und zu dem dieſer Denkſchrift als Anlage beigefügten
Notenwechſel geführt. Von dem Inhalt dieſes Norenwechſels hat die
Konferenz in ihrer Schlußbeſtimmung Akt genommen. Die Denkſchrift
gibt dann von den einzelnen Abkommen einen kurzen Inhalt unter
Be=
ziehung auf die urſprünglichen Beſtimmungen des Dawes=Gutachtens.
Das Abkommen zwiſchen Deutſchland und der
Reparationskommiſ=
ſion beſchränkt ſich darauf, das Sachverſtändigengutachten im Verhältnis
zwiſchen Deutſchland und der Reparationskommiſſion in Kraft zu ſetzen.
Die Regelung der zu treffenden Maßnahmen im einzelnen überläßt das
Abkommen einer Vereinbarung zwiſchen der deutſchen Regierung und
den alliierten Regierungen.
In den Abkommen zwiſchen den alliierten Regierungen und der
deutſchen Regierung über das Abkommen zwiſchen der deutſchen
Regie=
rung und der Reparationskommiſſion iſt zunächſt die in dem Abkommen
mit der Reparationskommiſſion offen gelaſſene Frage des
ſchiedsgericht=
lichen Verfahrens geregelt. Die übrigen Beſtimmungen des Abkommens
befaſſen ſich mit der Frage der Sachlieferungen und dem ſogenannten
Transfer. Bei allen dieſen Maßnahmen hat das Komitee auf die
Auf=
rechterhaltung der deutſchen Währung Rückſicht zu nehmen. Eine
ge=
wiſſe Eliſtazität in der Durchführung des Sachverſtändigenplanes iſt
dadurch erzielt worden, daß ein beſonderes Verfahren für Aenderungen
des Planes vorgeſehen iſt
Das Abkommen zwiſchen den alliierten Regierungen und
Deutſch=
land wiederholt ferner die in dem Sachverſtändigengutachten
vorgeſchrie=
bene Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen und fiskaliſchen Einheit. —
Hinſichtlich der in dem Abkommen geregelten Amneſtiefragen hat man
ſich dahin geeinigt, daß alle Deutſchen, die von alliierten Gerichten
wegen politiſcher Handlungen verurteilt ſind oder die ſich gegen die
An=
ordnungen und Befehle der Beſatzungsbehörden vergangen haben,
be=
freit werden müſſen und auch künftig nicht zur Verantwortung gezogen
werden können. Die einzige Ausnahme hiervon bilden Attentate gegen
das Leben, die zum Tode geführt haben.
Das Abkommen zwiſchen den alliierten Regierungen beſtimmt in
materieller Hinſicht, daß die Reparationskommifſion in allen Fragen, die
ſich auf das Sachverſtändigengutachten beziehen, einen amerikaniſchen
Staatsangehörigen mit vollem Stimmrechte hinzuziehen muß. Damit
iſt die bisherige Lücke, die ſich aus der Nichtratifizierung des Vertrages
von Verſailles durch die Vereinigten Staaten von Amerika ergab,
prak=
tiſch beſeitigt worden.
Wenn im Artikel 5 des Abkommens vorbehaltlich ſeiner übrigen
Beſtimmungen die Rechte aufrecht erhalten werden, welche die alliierten
Regierungen gegenwärtig auf Grund des Vertrags von Verſailles in
Verbindung mit dem Sachverſtändigengutachten beſitzen, ſo bedeutet das
nicht, daß damit die franzöſiſche und belgiſche Theſe anerkannt worden
wäre, wonach jede alliierte Macht iſoliert gegen Deutſchland vorgehen
und ſvonach dieſes Vorgehen auch in der Durchführung territorialev
Sanktionen beſtehen kann. Die Verhandlungen auf der Konferenz haben
keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß dieſe Theſe nicht etwa von den
übrigen alliierten Regierungen gebilligt wird.
Im übrigen enthält die Denkſchrift in einer Anlage den
Brief=
wechſel, der zwiſchen der deutſchen Delegation und der franzöſiſchen
gewechſelt wurde, ebenſo den Brief der franzöſiſchen und belgiſchen
Miniſterpräſidenten an den Reichskanzler in bezug auf die Näumung
der Dortmunder Zone, und ſchließlich den Brief, den der engliſche
Pre=
mierminiſter Maconald an Herriot und Theunis in bezug auf die Ruhr=
Näumungsfrage gerichtet hat.
Die kommenden deutſch=itglieniſchen Berhandlungen.
* Rom 21. Aug. (Priv.=Tel.) Die italieniſchen
Delegier=
ten auf der Londoner Konferenz, die Miniſter de Stefani und de
Nava, haben Muſſolini ausführlich über die Konferenzarbeiten
Bericht erſtattet. Der Miniſterpräſident gab ſeiner Genugtuung
Ausdruck über den Erfolg der italieniſchen Delegation, der auch
von den Alliierten anerkannt worden ſei.
Der Volkswirtſchaftsminiſter de Nava kündigte die baldige
Aufnahme von Handelsvertragsverhandlungen mit Deutſchland
an. Dieſe ſollen im Oktober, ſpäteſtens im November beginnen.
Vom Tage.
Der Reichsverband der deutſchen Induſtrie wird am
Freitag zu dem Ergebnis dar Londoner Konferenz
Stellung nehmen.
Die belgiſche Kammer iſt durch ein königliches Dekret
ver=
tagt worden, ſodaß ſie alſo über die Londoner Beſchlüſſe keine
Ausſprache führen wird.
Der belgiſche Kabinettsrat hat das Londoner
Schlußprotokoll gutgeheißen. In einem offiziellen
Com=
muniqué wird das Verhalten der belgiſchen Delegierten
in London gebilligt.
Bei der Unterzeichnung des Konferenzprotokolls
am 30. Auguſt wird Belgien durch den belgiſchen
Bot=
ſchafter in London vertreten ſein.
Die belgiſche Delegation für die am 1. September
be=
ginnende Völkerbundtagung wird aus dem Miniſter des
Aeu=
ßern Hymans, dem Miniſter des Innern Paullet und dem
Mi=
niſter de Broocgere beſtehen.
Nach dem Matin ſteht feſt, daß Herriot nicht
perſön=
lich zur endgültigen Unterzeichnung des Konferenzprotokolls
nach London reiſen wird. Es würde zu dieſem Zweck entweder
einer beſonders beſtimmten Perſönlichkeit oder dem franzöſiſchen
Botſchafter in London Vollmacht erteilt werden.
Am 3. September wird Herriot ſich nach Genf
be=
geben. Vielleicht wird er die Reiſe gemeinſam mit Macdonald
machen.
De Breukers iſt zum Vertreter Frankreichs beim
Völ=
kerbund ernannt worden. Er hatte dieſen Poſten bereits einmal begleitet,
war aber wegen ſeines Feldzuges gegen die Ruhrbeſetzung abgeſetzt
worden.
Nach der Times wird die Unterzeichnung des Londoner
Ab=
kommens dem Londoner Geſandten oder Botſchafter
über=
tragen werden.
Der Prinz von Wales, der am Samstag nach Amerika
fährt, wird am 29. Auguſt in New York erwartet. Er wird am ſelben
Tage nach Waſhington weiterreiſen, um Präſident Coolidge
zu beſuchen.
Die portugieſiſche Kammer hat mit 42 gegen 20 Stimmen
der Regierung das Vertrauen ausgeſprochen.
Aus Tirana wird gemeldet, daß über ganz Albanien der
Belagerungszuſtand verhängt wurde. Die Verfolgung der
Anhänger des alten Miniſterpräſidenten Achmed Zogu wird mit aller
Schärfe fortgeſetzt. Alle früheren Miniſter und Mitglieder der
Re=
gentſchaft wurden aufgefordert, ſich vor dem Staatsgerichtshof zu ſtellen,
Nach einer Meldung aus Belgrad iſt auf den
jugoſlavi=
ſchen Militärattaché in Sofia den Oberſten Milkovitſch,
letz=
ten Sonntag ein Attentat verübt worden. Unbekannte gaben
auf ihn Revolverſchüſſe ab. Milkovitſch wurde indeſſen nicht
getroffen. Die Regierung beſchloß daraufhin, anläßlich des
Vorfalles in Sofia energiſchen Proteſt einzulegen.
Pahernund das Londoner Ergebnis.
Das Konkordat.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+München, 21. Auguſt.
Der Zwiſchenausſchuß des bayeriſchen Landtags iſt von dem
Vorſitzenden, Abg. Wohlmuth, auf nächſten Samstag, vormittags
10 Uhr, einberufen worden, mit der Tagesordnung „Das
Lon=
doner Abkommen”. — Dieſe ſchon bei Abſchluß der Londoner
Konferenz gehegte Abſicht konnte erſt jetzt verwirklicht werden,
nachdem der Miniſterpräſident Dr. Held von ſeiner Berliner
Reiſe zurückgekehrt war und er dem=Miniſterrat Bericht
er=
ſtattet hatte. Dieſe Berichterſtattung erfolgte am Donnerstag
mittag. Der Vertreter Bayerns in London, Staatsrat Dr.
Schmellzle, konnte infolge Erkrankung nicht am Miniſterrat
teilnehmen. Dagegen war, entgegen anders lautenden
Meldun=
gen, Landwirtſchaftsminiſter Fehr anweſend. Der
Mini=
ſterrat dauerte fünf Stunden und nahm auch zu den
für die Durchführung der Londoner Abmachungen notwendigen
Geſetzen beſchlußmäßig Stellung. Die Führer der
Koalitionspar=
teien waren hierzu eingeladen. Die Ausſprache ergab einhellige
Auffaſſung. Auf Grund dieſes Beſchluſſes wurde der Vertreter
Bayerns im Reichsrat, von Preger, für die nachmittags
ſtattfin=
denden Beratungen inſtruiert.
In hieſigen Blättern war das Konkordat in der letzten Zeit
berſchie=
dentlich Gegenſtand eingehender Erörterungen, in denen behauptet war,
daß die Weiterleitung des Konkordats durch die Regierung an den
Land=
tag deshalb ſo lange hinausgeſchoben werden ſolle, weil es zum
Nach=
teil des Staates ſehr weitgehende Zugeſtändniſſe an den Päpſtlichen
Stuhl enthalte. Das Konkordat iſt allerdings bereits vollſtändig
fertig=
geſtellt und auch von der Bayeriſchen Regierung und dem Päpſtlichen
Stuhl unterzeichnet worden. Die Unterzeichnung erfolgte jedoch im
Be=
nehmen mit der Reichsregierung, die erklärte, daß es keine
Verfaſſungs=
widrigkeiten enthalte und keinen Anlaß zu einer Beanſtandung ihrerſeits
biete. Sie betrachtete vielmehr das bayeriſche Konkordat als Muſter für
das noch abzuſchließende Konkordat zwiſchen dem Reich und der Kurie.
Das Konkordat wurde lediglich deshalb ſolange dem Landtag nicht
vor=
gelegt, weil die Evangeliſche Kirche den Wunſch ausgeſprochen hat, daß
gleichzeitig mit der Annahme des Konkordats auch das Verhältnis der
Evangeliſchen Kirche geregelt werde. Dieſe Verhandlungen kamen bis
jetzt noch zu keinem Abſchluß, ſo daß auch die Vorlage des Konkordats
bis jetzt unterblieb.
Numme
Die Reparations=Geſetze
dem Reichsrat.
Mecklenburg=Sirelitz gegen die G.
Thüringen enthält ſich der Abſimm
Dem Reichsrat iſt der Entwurf eines G.
die Londoner Konferenz zugegangen, der lautet:
den Anlagen des Schlußprotokolls der Londoner Konf.
Auguſt enthaltenen Vereinbarungen, ſoweit ſie von
Deutf=
unterzeichnet ſind oder nach Maßgabe des
Schlußprotok=
werden ſollen, wird zugeſtimmt. Das Schlußprotokoll
lagen wird nachſtehend veröffentlicht. § 2. Der g
Finanzen wird ermächtigt, 800 Millionen Goldmark im
dits flüſſig zu machen. § 3. Die Reichsregierung wird
erforderlichen Maßnahmen zu treffen, damit die in Anſo
Ziffer 1d des Schlußprotokolls erwähnten Zertifikate f
den Goldmark Schuldverſchreibungen der Deutſchen
ſchaft, b) 5 Milliarden Goldmark Schuldverſchreibungen
des Geſetzes über die Induſtriebelaſtung vom heutigen
werden können. Bei Ausſtellung der Zertifikate wird di
rung durch die Reichsſchuldenverwaltung vertreten, 8
tritt mit dem Tage nach Verkündigung in Kraft,
Im Verlauf ſeiner Sitzung beſchäftigte ſich
dann noch mit der Veratung der mit dem Sachverſte
achten zuſammenhängenden Geſetze. Zunächſt wurde
ſchußbericht zu dem Geſetzentwurf zur
Einrichtun=
notenbank vorgetragen. Der Berichkerſtatter äußernte
Bedenken gegen Einzelheiten der Vorlage, empfahl ak
des Ausſchuſſes unveränderte Annahme, da eine Aend
nicht möglich wäre.
Finanzrat von Stutterheim erklärte d
Regierung von Mecklenburg=Strelitz i
der Lage, allen Vereinbarungen ihre Zuſtimmun
ben. Ich bin beauftragt, gegen die ganzen damit zuſe
genden Geſetze zu ſtimmen.
Miniſter Maentzel=Weimar gab die Erklärung
bin für Thüringen beauftragt, mich der Stimm
halten, weil es nicht möglich geweſen iſt, eine En
der thüringiſchen Regierung herbeizuführen. Das g
mit der Londoner Vereinbarung zuſammenhängende
Hierauf werden die einzelnen Vorlagen der Reih
den Referenten kurz erörtert. Das Geſetz über die
belaſtung ſollte auch die werbenden Betriebe des R
Länder und der Gemeinden in die Abgabepflicht einbe
Ausſchüſſe haben aber dieſer Erweiterung des Kreiſe
gabepflichten nicht zugeſtimmt. Der Reichsfina
ſter beantragt Wiederherſtellung der
rungsvorlage.
Der preußiſche Miniſterpräſident Bre
antragt dagegen, es bei den Ausſchußberi
belaſſen. Bei der Abſtimmung über dieſen C
würde die Faſſungder Ausſchüſſe angenon
daß alſo die werbenden öffentlichen Betri
derUmlage ausgeſchloſſen ſind. Dagegen ſtir
die Vertreter von Württemberg und Hamburg. Die ül
ſetze, das Eiſenbahngeſetz und das Perſon
für Eiſenbahnbeamte, die Vorlage über die 2
tion der Rentenbank, das Münzgeſetzundde
telgeſetz gaben zu keinen Erörterungen An
„Vor der Entſcheidung.”
Berlin, 21. Aug. Unter dieſer Ueberſchrift bemerkt
parteiliche „Zeit”: „Wir müſſen uns, ſo hart es us entor
entſchließen, Politik als Politik zu treiben, als eine lange, ſch
ſame und wenig volkstümliche Kunſt und nicht als Rauſch
täriſches Schauſpiel‟ Dieſe Mahnung Oswald Spug
dieſen Tagen die Entſcheidung über die Annahme dck Mſſt
bes Londoner Paktes gerade jene nationalen Kreiſe beachte
auf Oswald Spengler ſchwören und die Londoner Abmachun
von ihm verurteilten Rauſchzuſtand in reiner Gefühlspelitt
und bejammern, als ob mit Proteſten und Reklamationen in 1
fünf Jahren irgend etwgs Praktiſches, irgend ein nenneniswer!
erzielt worden wäre.
Wenn im März dieſes Jahres eine Partei in den Wahl
zogen wäre mit dem Verſprechen, die Befreiung der beſehke
binnen einem Jahre ſicherzuſtellen, den Abmarſch der Fran
einigen Zonen noch in dieſem Herbſt zu bewerkſtelligen, die
liche Souveränität noch in dieſem Jahre wieder zu errichten,
ken und Miumverträge zu beſeitigen, die Gefangenen zu bei
die Ausgewieſenen wieder in die Heimat zurückzuführen, ſo M.
Verſprechen von allen Seiten als Bluff, als unerfüllbar beiei
den. Heute iſt es erfüllt, und man beklagt es, daß nicht zoch.
füllt worden iſt, und will lieber alles Erreichte gefährdel
man auf einen Wunſch, in dem man ſich verbiſſen hat, Wrä
wollen hoffen, daß in der Deutſchnationalen Partei geße!
Rauſch der Volksverſammlungen und Preſſe, dem man 3
hingab, doch am letzten Ende die Politik der Verantworälnſi4
ſteht.
Eine Oppoſition gegen das Gutachten war bis zu eiſſel
Grade nützlich; eine Entrüſtung über das Verbleiben der ar
ein Jahr verſtändlich. Ein Verhauren in dieſer Verneinhſſhl.
tives bieten zu können, ein Spiel mit dem hart errunge.
wird unverantwortlich und würde von niemandem im Zſſe
werden.”
*Paleſtring und ſein Schüler.
Zum 400 jährigen Geburtstagsjubiläum des Meiſters.
Von Elſe Margarete Anderſen.
Ueber dem Petersplatz in Rom lag breit und warm die
Sonne. Es war Mittag. Steil ragte der Obeliſk in den Himmel,
und die beiden Fontänen ſprühten ſilbern,
Paleſtrina, der Meiſter des Kirchengeſanges, ſchritt quer
über den Platz. Er war müde. Vier Stunden hatte er nun
mit ſeinem Chor geübt, und der Mittelſatz war den Buben noch
immer nicht geläufig. Er ſummte den Anfang leiſe vor ſich hin.
„Hm .. ja . . , das hohe C war es, das niemals rein
heraus=
kam. . der Luigi muß noch einmal extra herangenommen
wer=
den, er hat eine helle, durchdringende und ſichere Stimme
+s=
er wird den Ton halten.”
Und weil es ihm gerade eingefallen war, ging er die Straße
hinab über die Ponte St. Angelo, bog links in der Richtung zur
Porta del Popolo in die Stadt ein und trat in eines der Häuſer,
die an der Straße lagen. Hier klopfte er.
„Was ſoll’s?” rief eine kräftige Stimme von innen, und da
Paleſtrina nicht antwortete, wurde die Tür haſtig aufgeriſſen.
Aber die Heftigkeit des heraustretenden Mannes wich ſofort einer
zuvorkommenden Höflichkeit, als er den Gaſt erkannte. „Ah . .
ſi ... ſi ... der Maeſtro 4y= und er verbeugte ſich tief, ihn
in die Stube nötigend.
Paleſtrina winkte ab. „Ich bleibe draußen, Benedetto
La=
zari — iſt Luigi ſchon zu Hauſe?”
Nein — Signor — der Malefizkerl treibt ſich noch draußen
herum.
„Was iſt’s mit ihm?” fragte eine ruhige Frauenſtimme.
„War er nicht brav, der Luigi?‟ Die Mutter des Knaben ſagte
es, zu den beiden heraustretend, und ihre Augen hingen
ge=
ſpannt an dem Antlitz des Meiſters.
Dieſer lächelte freundlich. „Sehr brav iſt er, euer Luigi,
und deshalb will ich auch mit ihm reden. Schickt ihn am
Nach=
mittag für ein Stündchen zu mir; ich brauche ihn.”
Damit reichte er beiden die Hand und wollte gehen. Aber
die Frau lief ihm nach. „Meiſter auf einen Augenblick
ich wollte Euch um Rat fragen wegen des Buben. Seit einiger
Zeit iſt er ſo ſeltſam, läuft oft von Hauſe fort und kommt dann
wieder mit verklärten Augen und verbirgt in einem Kaſten
einige Blätter mit ſchnörkeligen Zeichen. Mir hat er ſie
anver=
traut, er ſagt, es ſären Noten, von ihm ſelbſt ausgedacht und
geſchriehen.
„Noten? Der Luigi? — Wollt Ihr ſie mir einmal bringen?”
Paleſtrina fragte es intereſſiert, und ſchon lief die Mutter fort,
die Blätter zu holen.
„Hier ſind ſie — Meiſter — es iſt krauſes Zeug, und ich
berſtehe nichts daron. Aber vielleicht, wenn Ihr ſie durchſehen
wolltet . . . ?"
„Ich ſehe ſie mir an und ſage Euch dann Beſcheid z== und
nun ſchickt mir den Jungen.”
Er grüßte freundlich und ſchritt eilig der mittleren Stadt
und ſeiner Wohnung zu.
Da ſaß er nun ſchon ſeit geraumer Zeit an ſeinem
Arbeits=
platz und ſtudierte die kindlich geſchriebenen Notenzeichen, die
der Bube auf ärmlichen Zetteln zwiſchen mühſam gezogenen
Linien gekritzelt hatte. Manchmal zuckte es ihm in der Hand,
einige Paſſagen zu glätten, Harmonien zu ändern, aber er tat
es dann doch nicht.
Was war es überhaubt, das ihn zwang, dieſe noch zum
Teil ſo uureifen Schöpfungen eines Kinderhirns voller Intereſſe
durchzuleſen? Gewiß — es ſteckte etwas darin, aber das war
es nicht allein. Immer wieder ſtudierte er — der Ausdruck
ſeines Geſichtes wechſelte . . . da . . . dieſe zwei= und
drei=
ſtimmigen Verſuche woran erinnerten ſie ihn nur? War
es eine Aehnlichkeit, die ihn anzog? Ja — das war es! — Er
lehnte ſich in den Stuhl zurück und ſchloß die Augen. Da ſtand
ſie vor ihm, Paleſtrina, ſeine Heimatſtadt, er ſah die Eltern, den
Vater, der auch ein Muſikant war, ſah ſich ſelbſt, ſeine Brüder.
Sie alle waren von heiliger, lebendiger Muſik umgeben und
genährt worden. Und dann ſah er ſie vor ſich, ſeine erſten
ſelbſtändigen Kompoſitionsverſuche.
Er öffnete die Augen und ſtand auf. Aus einem
Schränk=
chen im Hintergrund des Zimmers holte er die ſorglich
aufbe=
wahrten Blätter und trug ſie auf den Tiſch ans Licht. Da lagen
ſie nun neben den armſeligen Papieren des Luigi und nahmen
ſich gar ſtattlich aus, denn der Vater hatte ihm ſtets gutes
Notenpatier gegeben . . . aber die Schrift Paleſtrina beugte
ſich tief herab die kindliche Schrift, das zaghafte Auf= und
Abſteigen der Notenköpfchen . . . hier wie dort die
vorſich=
tigen Verſuche ungeübter Schaffensfreude . . ähnlich waren ſie
.. ohne Zweifel ähnlich.
„Da hätte ich nun bald eine Dummheit begangen,” dachte
der graubaarige Meiſter und verglich wieder und immer wieder
kopfſchüttelnd ſeine eigenen Erſtlingsverſuche mit denen ſeines
Schülers. „War ſchon drauf und dran, ſie abzutun, ſie als kind=
liches Machwerk nicht ernſt zu nehmen. Daß doch d0 künſtleriſch Reife gar zu leicht den ſchwierigen.!"
denen Anfang vergißt. Iſt es nicht ſchon genüch.
junge Geiſt ſo früh ſich zu regen beginnt? Wer weſ"
Schöpfer nicht Großes von ihm fordert. Wer Huß:
Beſtimmtheit von mir, damals, als ich dieſe Blätel,
Selbſt der Vater wußte es nicht, aber er glaubte ("
ſein, der an dich glaubt, Luigi, brauner Bub?”
In ſeine Augen kam ein weicher Glanz. Sorgſglu,*
er die loſen Papiere des Knaben aufeinander, legle
Mappe und ſchrieb quer über den Deckel: „und i.
noch ſo klein — es kann ſchon Größeres in ihm beſchte
In dieſem Augenblick klopfte es, und auf des Me
trat Luigi ins Zimmer. Schüchtern blieb er an de.*
und kam erſt näher, als ſein Lehrer ihm winkle.
„Haſt du Furcht vor mir — Junge?” Paleſtklt
die Hand auf den lockigen Kopf und bog ihn zum Ot
mich mal an! So alſo ſieht einer aus, der ein hüchte*
kant werden will . ein Meiſter wie?"
Der Junge errötete heiß: „Meiſter!”
„Nun — nun — iſts nicht ſo? — Sieh her, hat M0e
gewiſſer Luigi Lazari geſchrieben?” Und er wies ihh.
Der Bub fuhr erſchrocken herum und ſtarrte auf Ne.O
ſein Meiſter in der Hand hielt. „Meine Noten .
es iſt ja nichts ich weiß nicht ſtamme.
ſchlug die Augen nieder.
„Deine Mutter gab ſie mir, Luigi, ich habe ſie.N
und er hielt inne und ſah den Knaben freuol.
hob die Augen, ſeine Hände ſpielten erregt mit 2e
er hielt, ſein Herz klopfte ihm bis zum Halſe Ylt.
wartete . . . jeber Nerv war geſpannt in dem 100t.
und wieder empfand Paleſtrina, der Alte, eine.
So hatte auch er vor dem Vater geſtanden, damlt.
ſeine erſten Noten fand und prüfte, ſo hatte auch ”..
gewartet auf ſein Urteil. Und was hatte ihm dei. 2
Ein kleines, aber ein gutes Wort.
Da legte Paleſtrina, der Meiſter, dem Kngben. L
auf die Schultern, ſah ihm tief in die Augen und —
und feſt: „Ich glaube an dich, mein Junge! Von Ne
du mein Schüler und morgen beginnen wir mit Ehle.
Er reichte dem Verwirrten, vor Freude und Kilt
die Maxpe und zeigte auf den Spruch, den er dardhl
„Den kannſt du dir merken — und wills G0i
er wahr merden!— Nun aber lauf heim und ſage 2"
Was ich ſonſt noch von dir wollte, hat Ait his Ac
miner 233.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 22. Auguſt 1924.
eite 3.
Zor der Regierungserklärung iu Reichstag.
S-Üöpunkt der Deutſchen Volkspartei: Das Erreichte nur eine erſte Etappe, Ablehnung
un=
ms ſch. — Die Sozialdemofratie für Reichstagsauflöſung. — Die Deutſchnationalen beharren
auf ihren ſieben Punkten.
die parlamentariſche Situation.
Auswärtige Ausſchuß wird ſeine Beratungen
noch ige Tage in öffentlichen Sitzungen fortführen.
Voraus=
ſicht.5 dürften dieſe bis Mittwoch nächſter Woche ihr Ende
fin=
den— ährend dieſer Zeit werden ſämtliche Geſetzeausdem
Da:sgutachten durchberaten. Es iſt allen
Fraktio=
nen Möglichkeit gegeben, bei der Behandlung der einzelnen
Vor=Un ihre Mitglieder auszuwechſeln und ſich in
weiteſtgehen=
dem liße zu orientieren und auch ihre Stellung darzulegen.
Heu=4, z. B. die erſte Anlage des Londoner Schlußprotokolls
er=
ledicy orden. Am Freitag vormittag kommt die zweite Anlage
darar: Darauf folgen dann die übrigen Geſetze, ſo daß man
hof bis Mittwoch nächſter Woche mit allen drei
Leſ igen fertig zu ſein. Dann wird der Reichstag noch
drei e Arbeit haben, im Plenum zu dem Londoner Ergebnis
Stellz zu nehmen, ſo daß dann bis ſpäteſtens am
30. Oyuſtdie Abſtimmungsergebniſſevorliegen
kön 7. Morgen nachmittag wird der Reichstag zu
einer— tgegennahme der Regierungserklärung und
Aus hrungen des Außenminiſters Dr.
Streſe=
mam zuſammentreten. Es iſt damit zu rechnen, daß in der
anſch enden Geſchäftsordnungsdebatte vielleicht von
ſozialde=
mokr— her Seite der Antrag geſtellt wird, auch am Samstag eine
Plen ßung abzuhalten. Da aber dann gleichzeitig noch mehrere
wicht Punkte, wie Zollvorlage und Waſhingtoner
Abk 1 men, auf die Tagesordnung kommen, und die
Bera=
tung— des Auswärtigen Ausſchuſſes aber daneben nicht
her=
laufe innen, iſt man mit Zuſtimmung der Deutſchnationalen
im 2 ſtenrat dahin übereingekommen, einen derartigen
An=
trag tlehnen und das Haus bis Mitte nächſter
Woc zupertagen.
Die fizielle Stellungnahme der Oeutſchnationglen.
2 lin, 21. Aug. Die Deutſchnationale
Reichstagsfrak=
tion * heute nachmittag eine 3½ſtündige Sitzung ab, über
derer erlauf folgender Bericht ausgegeben wurde: Die
Deuahnationale Reichstagsfraktion, verſtärkt
durch gihlreiche Mitglieder der Fraktion des Landtags, nahm
heutes en eingehenden Bericht des Parteivorſitzenden entgegen.
Sie ſih zu der bisherigen Haltung der
Partei=
leit X, insbeſondere zu der Veröffentlichung vom 15. Auguſt
1924, rmütig ihre Zuſtimmung aus. Sie ſtellt
ein=
ſtimit eſt, daß ſie nach wie vor auf dem Standpunkt
ihres Punkte vom 22. Juni 1924 und in der Rede des
fAbg. Hoetzſch vom 26. Juni 1924 niedergelegt beharrt. Sie
iſt ſichk dei ihrer Verantwortung voll bewußt und überzeugt, daß
e mr eſer Haltung den Intereſſen und der Stimmung ihrer
Parte, inde im beſetzten Gebiet entſpricht.
Was will die Sozialdemokratie?
Bin, 21. Aug. Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen
teichsy sfraktion beſchäftigte ſich heute in einer Sitzung mit der
urch Haltung der Deutſchnationalen im Auswärtigen
Aus=
ſchuß chaffenen Lage. Sie kam zu der Entſcheidung,
ß. Nichtzuſtandekommen der Zweidrittelmehrheit für die
Zutgs geſetze die Auflöſung des Reichstags
ver=
angg erden müſſe.
Die deutſche Volfspartei für Annahme der
Konferenz=Ergebniſſe.
Wlin, 21. Aug. Die Reichstagsfraktion der Deutſchen
Volsp i hat in ihrer heutigen, über vierſtündigen
Fraktions=
ſitzung rter dem Vorſitz des Abgeordneten Curtius folgende
Entſchk ung gefaßt:
„D Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei, verſtärkt
durch glieder der preußiſchen Landtagsfraktion, hat in ihren
Sitzurz, vom 19. und 21. Auguſt über die Ergebniſſe der
Lon=
doner 1aferenz verhandelt. Sie hat Vorträge des
Reichsaußen=
miniſt; Dr. Streſemann über die Londoner Verhandlungen
und drußenpolitiſche Lage, des Reichsminiſters des
Inner= ber die innenpolitiſche Lage, ſowie Berichte
der 2 tionsvorſitzenden über die parlamentariſche
Lags tgegengenommen, auch das vorgelegte völkerrechtliche
und S. geberiſche Material geprüft. Vertreter der beſetzten
Gebie2 amen eingehend zu Wort. In den Verhandlungen
wurds chwere Bedenken gegen die uns auch nach dem
Erreis”, auferlegten Laſten und Kontrollen
ge=
täuße Niemanden erfüllt die Regelung der militäriſchen
Räumung und die Nichterreichung des Erſtrebten mit größerer
Sorge und Trauer in dieſen Punkten. Es kann das
Er=
reichte nur als eine erſte Etappe bezeichnet werden.
Die Reichsregierung iſt verpflichtet) mit allen Mitteln die
gege=
bene diplomatiſche Lage zur Abkürzung der „Räumungsfriſten
auszunützen. Trotz dieſer Bedenken und Sorgen iſt es die
ein=
mütige Auffaſſung der Reichstagsfraktion, daß
eine Ablehnung unmöglich iſt. Die Not der
Aus=
gewieſenen und Gefangenen darf nicht
verlän=
gert werden die Wirtſchaft des beſetzten und
unbeſetzten Gebiets erträgt die Folgen der
Ab=
lehnung nicht. Eine Möglichkeit zu irgendwelchen
neuen Verhandlungen mit den Alliierten iſt nicht zu
erkennen. Die ganze außenpolitiſche Lage, die ſich
zu Deutſchlands Gunſten zu wenden ſchien, würde von
neuem zu unſerem Schaden verwirkt. Dazu kommt
die Gefährdung all der Beſtrebungen, die auf eine Befeſtigung
der innerpolitiſchen Verhältniſſe gerichtet und von der Deutſchen
Volkspartei zielbewußt verfolgt worden ſind. Angeſichts dieſer
Not und Gefahren hat ſich die Reichstagsfraktion
ein=
ſtimmig entſchloſſen, die Ergebniſſe der
Lon=
doner Konferenz anzunehmen.”
Erklärungen des Reichskanzlers und des Alußenminiſters
vor dem Auswärtigen Ausſchuß.
Berlin, 21. Aug. Auf die von mehreren Abgeordneten im
Aus=
wärtigen Ausſchuß des Reichstags aufgeworfene Frage, was geſchehen
würde, wenn die deutſche Regierung bis 30. Aug. eine
Zweidrittelmehr=
heit für die Annahme der Dawesgeſetze im Reichstag nicht fände, erklärte
der Reichskanzler: Sollte im Reichstag keine Zweidrittelmehrheit für
die Annahme der Dawesgeſetze zu finden ſein, ſo ſei es Pflicht der
Reichs=
vegierung, alle verfaſſungsmäßigen Mittel anzuwenden, um den
Reichs=
tag zur Bewilligung zu veranlaſſen, denn es müſſe nach innen alles getan
werden, was nach außen der Reichsregierung die Möglichkeit eröffne, von
neuem in Verhandlungen einzutreten.
Für die Haltung der deutſchen Delegation war der Artikel 45 der
Reichsverfaſſung maßgebend, wonach der Reichspräſident das Reich
völ=
kerrechtlich vertritt und namens des Reiches Bündniſſe und andere
Ver=
träge mit auswärtigen Mächten abſchließt. Deshalb hat die
Delegation=
nicht vom Reichstag, ſondern ausdrücklich vom Reichspräſidenten die
Voll=
macht ſchriftlich esbeten und erhalten. Sie hatte nunmehr das Recht,
Verträge zu ſchließen. An ſich beſtand kein Hindernis rechtlicher Art, daß
auch die Unterſchrift von den deutſchen Delegierten ſchon am vorigen
Samstag geleiſtet worden wäre. Im Londoner Protokoll ſtehe in erſter
Linie die Verpflichtung für Deutſchland, Geſetze dem Reichstag
vorzule=
gen. Das ſei unzweifelhaft eine Verpflichtung, die die Delegation auch
ohne Zuſtimmung des Reichstags hätte annehmen können.
Streſemann erwiderte ſodann auf die Frage Hergts, welche
Möglichkeiten beſtänden, um im Falle eines Scheiterns der Vorlage im
Reichstage trotzdem neue Vereinbarungen mit der Gegenſeite zu
tref=
fen, daß irgend etwas Poſitives nach dieſer Richtung nicht geſchehen
könne, bevor die Neuwahlen zu Ende ſind, bevor alſo der Gegenſeite
geſagt werden kann, daß ein Deutſcher Reichstag da iſt, der bereit iſt,
erneut auf den Boden dieſer Londoner Beſchlüſſe zu treten. Während
der ganzen Zeit, die die Reichsverfaſſung für die Neuwahlen vorſchreibt,
hat der Finanzminiſter zu ſehen, daß die Micumverträge verlängert
werden, ſonſt hört alles auf zu laufen an den Terminen, was ſich auf
die Näumungen bezieht, was ſich auf die Freigabe der Regiezechen
be=
zieht, und auf alles andere, was vorgeſehen iſt. Wenn dann der neue
Reichstag grundſätzlich Ja ſagt, können wir erſt an die andexen Mächte
herantreten. Auch dann ſind die anderen Mächte völlig frei in ihren
Entſchließungen und darüber, ob ſie noch einmal mit dem Deutſchen
Reich in neue Verhandlungen eintreten wollen. Ich bitte Sie, auch die
Gegenkräfte nicht zu unterſchätzen. Wir haben in England eine
Be=
wegung, die ſehr ſtark zum Ausdruck kam in einer Eingabe von 1700
kritiſchen Induſtriellen an das Unterhaus, in der ſie erklären, daß es
dem engliſchen Intereſſe völlig entgegen ſei, wenn England ſeine Hilfe
leihe zu einer großen internationalen Anleihe, die dazu beſtimmt ſei,
der deutſchen Induſtrie Kredite zu verſchaffen und der deutſchen
In=
duſtrie, die heute mangels Kredite nicht exportfähig wäre, dieſe
Export=
fähigkeit zu ermöglichen. Alles, was das beſetzte Gebiet von den
Lon=
doner Abmachungen erhofft, wird zum mindeſten um Mongte
hinaus=
geſchoben. — Damit ſchloß die allgemeine Ausſprache.
Fm. Karlsruhe, 22. Aug. (Priv.=Tel.) In ihrer
heu=
tigen Morgenausgabe bringt die Badiſche Preſſe”, der man
Be=
ziehungen zum Reichsaußenminiſter nachſagt, in auffallender
Aufmachung folgende Meldung: „Wir erfahren aus Berlin von
durchaus zuverläſſiger Seite, daß die Reichsregierung
auf eine Auflöſung des Reichstags vorbereitet
iſt und für die Neuwahl einen früheſten Termin anſetzen wird.
Ein Volksentſcheid kommt nicht in Frage, da auf Grund der
bisherigen Volksentſcheide in den Ländern nur mit einer 50
pro=
zentigen Beteiligung zu rechnen wäre.”
G
Gn nngnnngen
Neuwahlen?
Die Entſcheidung bei den Deutſchnationglen.
Von unſerer Berliner Redaktign.
In den Wandelgängen des Reichstages ſprach man heute
nachmittag viel über die Möglichkeit einer Auflöſung
des Reichstages und die Ausſchreibung von
Neu=
wahlen fürden Fall, daß die Zweidrittel=
Mehr=
heit für das Eiſenbahngeſetz nicht zuſtande
kom=
men ſollte. Die Sozialdemokratiſche
Reichs=
tagsfraktion hat ſich in einer Fraktionsſitzung mit dieſer
Mehrheit die Auflöſung des Reichstages zu
be=
antragen. Eine ſolche Möglichkeit ſoll natürlich nicht ohne
weiteres von der Hand gewieſen werden. Verſchiedene
Par=
teien ſcheinen ſich auch bereits auf eine Auflöſung des
Reichs=
tages vorzubereiten und entſprechende Vorarbeiten in Angriff
zu nehmen. — Das letzte Wort von deutſchnationaler Seite iſt
doch aber auch durch die in der heutigen Nachmittagsſitzung
an=
genommene Entſchließung noch nicht gefallen. Es hat den
An=
ſchein, als ob man von deutſchnationaler Seite noch
Zeit zu gewinnen ſuchte. Vielfach wird behauptet, daß
eine endgültige Abſtimmung erſt am Montag, alſo erſt nach
An=
hörung und Durchberatung der Regierungserklärung,
vorge=
nommen werden ſolle.
Es iſt durchaus verfehlt, die Deutſchnationalen wegen ihrer
zögernden Haltung fortgeſetzt anzugreifen. Auch für jede andere
Partei wird es unendlich ſchwer ſein, ſich unter den
gegenwärti=
gen Umſtänden von früheren Bedingungen loszulöſen. Man
darf doch wohl annehmen, daß die
Deutſchnatio=
nalen in der Schlußabſtimmung ſich nicht von
innerpoliti=
ſchen, ſondern von Gründen der außenpolitiſchen
und wirtſchaftlichen Stellung leiten laſſen
werden.
Eines aber muß endlich einmal mit allem Nachdruck
hervor=
gehoben werden: Was die deutſche Delegation jetzt
in London durchgeſetzt hat, unterſcheidet ſich
doch weſentlich von dem früher erfolgten
Ange=
bot der Regierung Cuno und läßt überhaupt
keinen Vergleich mehr mit dem Londoner
Zah=
lungsplan zu. Es iſt in der Dat unverſtändlich, daß man
in deutſchnationalen Kreiſen ſich und der Wählerſchaft nicht
ein=
geſtehen will, daß Cunos Angebot doch viel weiter ging.
Reichs=
kanzler Cuno ſchlug damals mit Unterſtützung der
Deutſchnatio=
nalen vor, man möge ein internationales Gremium zur
Ab=
ſchätzung der deutſchen Verpflichtungen einſetzen, und dieſe
Ent=
ſcheidung wollte die Regierung Cuno vorbehaltlos annehmen.
Ja, ſie tat das Gleiche, was die heutige Regierung tun mußte.
Sie bot die Eiſenbahn als Pfand an und ging noch weiter als
die Regierung Streſemann, indem ſie Induſtrie, Handel und
Landwirtſchaft mit 10 Milliarden Goldmark belaſten wollte,
während jedoch die heutige Belaſtung nur 5 Milliarden betragen
wird, von der außerdem die Landwirtſchaft noch nicht einmal
betroffen wird. Angeſichts dieſer erheblichen Unterſchiede muß
es doch bei den Deutſchnationalen keine großen Bedenken mehr
geben, wie auch ihr Standpunkt zu dem Gutachten ſein mag.
Das, was ſie damals anboten, iſt doch bereits erheblich
herabge=
drückt worden, wenn auch die Geſamtbelaſtung wie damals eine
ungeheuer große bleibt.
Es kann keine Rede davon ſein, daß wir uns der Entente
ausgeliefert haben. Die Reparationskommiſſion iſt faktiſch
ab=
geſetzt. In allen Streitfragen iſt uns das Recht der Anrufung
eines Schiedsgerichts zugeſtanden. Das ſind alles Dinge, an
denen die Deutſchnationalen nicht vorübergehen dürfen, wenn
ſie nicht gegen die Intereſſen des Vaterlandes verſtoßen wollen.
Den Vorwurf, daß die Deutſchnationalen mit der Auflöſung
des Reichstages ſpielen, wollen wir nicht machen. Sie wiſſen
ſehr gut, daß eine Hinauszögerung des Inkrafttretens des
Gut=
achtens wirtſchaftlich und politiſch unüberſehbare Nachteile,
viel=
leicht überhaupt eine Zerbrechung des Erreichten bringen wird.
In erſter Linie dürften die Räumungsfriſten hinausgeſchoben
werden, die Vorausleiſtungen, die monatlich jetzt über 80
Mil=
lionen ausmachen, würden angeſichts unſerer Kapitalnot
unmög=
lich. Unter Umſtänden könnte auch die Gegenſeite für ſich das
Recht daraus ableiten, daß die Vereinbarungen nicht mehr
bin=
dend ſeien, zumal der neue Reichstag doch ſchwerlich vor Ende
Oktober zuſammentreten könnte. Und wird er dann ein
ande=
res Bild ergeben? Das ſind alles Einzelheiten, die ſehr reiflich
erwogen werden müſſen. Daß die Deutſchnationalen dies nicht
tun, wollen wir von ihnen nicht annehmen. Sie befinden ſich
jetzt nur in der wenig angenehmen Lage, ihrer Wählerſchaft
gegenüber eine Formel zu finden, die es ihnen ermöglicht, bei
der Abſtimmung Nein zu ſagen. Eine ſolche Notwendigkeit läßt
ſich natürlich ſofort mit vaterländiſchen Notwendigkeiten
kon=
ſtruieren. Vielleicht haben aber die Deutſchnationalen noch
an=
dere Abſichten, nämlich die, ſich ihr Ja auf innerpolitiſchem
Ge=
biet bezahlen zu laſſen.
m
Politiſche Rhetorik.
R
indeno
RAr
RZ.
Hauptte
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Rede
vder e
ſpaßhol
Jär
T3
und .
weiſen!
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geſetzt 1
als irzi
Beiwäid
B9
aus d3.
durch
Wäll
denkenn
D50
Es gilid
Weil
William Gerard Hamilton, der bekannte engliſche
Parlamentarier des 18. Jahrhunderts hat aus ſeiner
langjährigen Beobachtung der parlamentariſchen
Praxis Aufzeichnungen über die parlamentariſche
Ueberredungskunſt hinterlaſſen. Dieſe
Aufzeichnun=
gen wurden 1828 von Robert von Mohl zum
erſten Male ins Deutſche übertragen. Der Verlag
von Richard Weißbach in Heidelberg läßt
ſo=
eben einen Neudruck dieſes gerade für= unſere Tage
wieder bedeutſamen Werkes erſcheinen. Wir geben
einige Bemerkungen und Regeln aus dieſem
politi=
ſchen Lehrbuch wieder, um zu zeigen, welcher Schatz
von praktiſcher Weisheit in ihm zu finden iſt.
rik iſt die Eigenſchaft, an jeder Sache das herauszu=
18 überzeugend iſt.
DS ogik behandelt den Verſtand ſo, wie er von Natur iſt;
rik ſo, wie er in den Köpfen der Leute ausſieht.
rik wäre etwas ſehr Leichtes, wenn ſie ſich in eine Regel
faſſen u e; allein das Paſſende zu wählen, muß immer die
icht des Redners ſein, und dieſes richtet ſich nach
Urſack-b Verhältniſſen, Gelegenheiten und Umſtänden.
1t über etwas ſprichſt, überlege, in welchem Tone die
Iten werden muß, ob in einem hohen und befehlenden,
r demütigenden und verſöhnenden, ob ſchreckend oder
oder gemiſcht, oder ausweichend!
etoriſcher Beziehung muß man entweder loben oder
tadelny — oder abraten, angreifen oder verteidigen.
deine Beweisgründe in zwei Teile, in überredende
geugende! Sei beredt bei dem ſtärkſten und be=
7!
allen Redeteilen ſind den meiſten Ausſtellungen aus=
Beiwörter. Die Menſchen haben ſeltener in der Sache,
rade unrecht, den Grad aber drückt man durch die
aus.
— deine Beweisführung durch einen Grund, welcher
erade herrſchenden Tagesmaterie genommen iſt, oder
Anſpielung auf dieſelbe.
rnuß bei großen Ereigniſſen auf glänzenden Eindruck
F natürliche Einfachheit bei rührenden.
womöglich einige Anſpielungen auf Ort und Zeit.
r Rede ein natürliches Anſehen.
Tollteichz” überlegen, ob die Frage eine allgemeine
er 8 BeſoSepten) eines von beiden muß ſie ſein. Iſt ſie
eine beſondere, ſo iſt es nicht hinreichend, wenn man ſich mit
dem Allgemeinen beſchäftigt, jedoch kann man nicht zu dem
Beſonderen kommen, hat man ſich nicht erſt mit dem Allgemeinen
beſchäftigt .
Antworte auf Ernſt mit Spott, auf Spott mit Ernſt!
Zuerſt beantworte die Gründe des Gegners, dann verſtärke
die deinigen!
Es iſt leichter, die Gründe zu widerlegen, welche für eine
Sache aufgebracht werden, als die Sache ſelbſt.
Nimm alle ſchwachen, in der Debatte angeführten Gründe
vor und beantworte ſie; die ſtarken überlaſſe ſich ſelbſt!
Wenn man recht nachſucht, ſo gibt jeder Stoff da oder dort
Gelegengeit, ſelbſt den Gegnern eine Artigkeit zu ſagen und ſie
teilweiſe damit zu verſöhnen.
Am meiſten Kredit macht man ſich durch die Aufdeckung
eines allgemeinen Irrtums.
Die Regierung muß ihre Sätze immer auf irgendein ganz
klares Prinzip ſtützen, ſie muß ihren Anhängern nicht viel zu
ſagen überlaſſen und es ſo einrichten, daß es gleichgültig iſt,
was ſie ſagen.
Das Ständemitglied entſcheidet über Künftiges, der Richter
über Vergangenes; ein vollkommener Beweis ſollte aber teils
aus Vergangenem, teils aus Künftigem beſtehen.
Lerne diejenigen kennen, zu denen du zu ſprechen haſt!
Ueberlege, was ſie mit der größten Aufmerkſamkeit hören
wer=
den, nach was ſie am meiſten verlangen, was bei ihnen die
angenehmſten Erinnerungen erweckt und welche Anſpielungen
du auf ihnen bekannte und gefällige Gegenſtände machen kannſt!
Die Zuhörer werden aufmerkſam gemacht durch Großes,
durch Sachgehöriges, durch Wundervolles und durch Gefälliges.
Behalte deinen Zweck immer im Auge, damit du jederzeit
deine Rede ſchließen kannſt, wenn du es nötig findeſt.
* Die Kunſt des Atmens. Atmen iſt ſozuſagen das
Alltäg=
lichſte im Leben, und wer nicht atmen kann, kann auch nicht leben.
Aber atmen und atmen iſt zweierlei. Es gibt auch in dieſer ſo
wichtigen Tätigkeit eine künſtleriſche Vollendung, die bei manchen
Völkern gepflegt wird und uns Europäern, die wir an ſo viele
andere Dinge zu denken haben, ganz verloren gegangen iſt.
In Indien iſt die Kunſt des Atmens am höchſten ausgebildet
worden und iſt dort ein wichtiger Teil der religiöſen Uebungen.
Die Prieſter und Philoſophen des Orients haben die gar nicht
zu überſchätzende Bedeutung des richtigen Atmens für die
Stär=
kung von Körper und Seele erkannt, und in dem Ein= und
Aus=
atmen offenbarte ſich ihnen der höchſte Rhythmus des Lebens,
wie er ſich zugleich in Ebbe und Flut, in dem Auf= und
Unter=
gehen der Sonne, in den Mondphaſen und der Wiederkehr der
Jahreszeiten darſtellt. Wenn wir den Rhythmus unſeres
At=
mens akzentuieren, ſo ſteigern wir dadurch in uns die wichtigſten
Lebensvorgänge. Eine engliſche Aerztin, die von den Indern
gelernt hat, erteilt allen ihren Patienten Unterricht im Atmen,
und will damit die beſten Erfolge erzielt haben. Sie rät jedem
Menſchen, der den Anſtrengungen des Daſeins gewachſen ſein
will, dieſe gewaltige Kraftquelle ſich zu erſchließen. „Wenn wir
ermüdet und abgeſpannt ſind,” ſchreibt ſie, „dann iſt das
rhyth=
miſche Atmen das beſte und häufig das einzige Heilmittel, um
raſch ſeine Kräfte wieder zu gewinnen. Man lege dann alles
auf zwei Minuten beiſeite und widme ſich ganz dem Atmen. Es
iſt am einfachſten, damit zu beginnen, daß man die Luft durch die
Naſe langſam einzieht, während man bis vier zählt, dann ſie bei
ſich behält, ſo lange man bis acht zählt, und dann ſie langſam
durch den Mund ausſtrömen läßt, während man wieder bis acht
zählt. Wir müſſen unſere Lungen zunächſt bis zum Grunde mit
Luft füllen und ſie von den ſchlechten Luftreſten befreien, die ſie
durch die gewöhnliche flache Atmung anſammeln. Unſer
Zwerch=
fell, das die Lungen unterſtützt, wird dann gegen Leber
und Magen gedrückt und regt ſie durch eine Art innerere Maſſage
an. Auch unſer Teint, das Haar, die Augen werden günſtig durch
das Atmen beeinflußt, und unſere ganze Lebenskraft wird
da=
durch geſteigert. Wer ſich im richtigen Atmen nur weniger
Wo=
chen geübt hat, wird dieſe Kunſt nicht mehr aufgeben, und er
wird die ſegensreichen Folgen in ſeiner Arbeitsleiſtung wie in
ſeiner Nervenkraft verſpüren. Wir beſitzen im Atmen das ideale
Mittel, um alle Ueberanſtrengung auszugleichen. Die beſten
Zei=
ten für dieſe Uebungen ſind morgens und abends, aber man ſollte
auch noch zwei= bis dreimal am Tage die Atemkunſt ausüben.”
* Der Klub der letzten Menſchen. An der letzten
Tagung des New Yorker „Klub der letzten Menſchen” der 1886
von 34 freiwilligen Kriegsteilnehmern des Bürgerkrieges aus
Minneſota gegründet wurde, haben in dieſem Jahre nur noch
drei Ueberlebende teilgenommen. Die Tafel war, wie üblich, für
alle gedeckt, und die Sitze der Fehlenden waren mit einem
ſchwar=
zen Tuch markiert. Mitten auf der Tafel ſtand eine Flaſche Wein,
die zur Zeit der Gründung des Klubs gekauft worden war und
die beſtimmt iſt, von dem letzten der Ueberlebenden zum
Gedächt=
nis der toten Kameraden geleert zu werden.
Ernſt
Bedin
„Selb
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Darmſtädter Tagblott, Freitag, den 22. Auguſt 1924,
Seite 5.
28 der Landesnauptſtadt.
Darmſtadt, 22. Auguſt.
2 Perſeihung des Ehrenbürgerrechts
dezStadt Darmſtadt an Generalleutnant
Freiherrn Maximilian von Hetl.
J— uni d. J. haben Freiherr Max von Heyl und Freifrau
oris Hehl ihre Sammlung von Gemälden Arnold Böcklins
ir S7. Darmſtadt als Eigentum überwieſen. In der
Stif=
ungsx nde iſt in überaus fürſorglicher Art beſtimmt, daß
eſe ei ne Sammlung für alle Fälle und für alle Zeiten mit
Darmſtadt verbunden iſt. Die
Stadtverordneten=
herſax lng hat in der geheimen Sitzung vom 17. Juli d. J.
nmürt dem Antrag des Oberbürgermeiſters zugeſtimmt,
Exs 1z General von Heyl das Ehrenbürgerrecht der Stadt
per h n und Frau von Heyl als Mitſtifterin den wärmſten
hank — Stadtverwaltung und Stadtverordneten=Verſammlung
übes tteln. Der Oberbürgermeiſter hat den
Ehrenbürger=
ief 2. Augſt d. J. Herrn von Heyl überreicht. In ſeiner
tſprcy hob er hervor, daß das Stifterehepaar den Meiſter
öcklir einer Zeit unterſtützt habe, in der er, mit der Not
igen 5 e Mißachtung ſeiner Kunſt erdulden mußte; wenn die
kadt emſtadt heute in erſter Linie im Kreiſe der Städte
manrn ird, die nach der Heimatſtadt des Künſtlers, nach Baſel,
e ai zeichnete Vertretung Böcklinſcher Kunſt beſitzen, ſo
nken.:: dies der Familie Heyl. Herr von Heyl gab in
Wor=
ſter Freude ſeinem Dank Ausdruck; er wies darauf
ſd.oer die ihm zuteil gewordene Auszeichnung ſehr zu
ätzem iſſe; er trage die ihm verliehene Bürgerkrone mit
* auch in Demut, wenn er daran denke, daß viele
nſch ur gegebenen Zeit nicht die Mittel beſeſſen hätten, die
ſetzten, einen wahrhaften Künſtler durch Ankauf von
unterſtützen. Auch dieſe Mitbürger hätten gewiß
eimatſtadt gedacht, wenn ſie in der Lage geweſen
ären, ftungen zu machen. Ihm und ſeiner Frau habe es
gir Freude gereicht, die Bilder von Arnold Böcklin der
adt — rtümlich zu überweiſen, mit der Aufgabe, ſie in Ehren
hals fur Freude der kommenden Geſchlechter. Der Gedanke,
di—: Bilder nunmehr für alle Zeiten mit der Stadt
ver=
nder n, erfülle ſie mit Genugtuung. Die Stifter baten den
erbii meiſter, ihren herzlichſten Dank allen Mitgliedern der
rwar g und der Stadtverordneten=Verſammlung zu
über=
teln
Deshrenbürgerbrief hat folgenden Wortlaut:
je Landeshauptſtadt Darmſtadt verleiht nach einſtimmigem
Buß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 17. Juli 1924
SS Zzellenz Generalleutnant Freiherrn Maximilian von Hehl,
desi Helfer der Schwachen, dem Freunde der Kunſt, dem treuen
SS der Stadt, das Ehrenbürgerrecht.”
Diei rkunde auf Pergament zeigt auf ihrer linken Seite
W*en der Stadt, auf ihrer rechten Seite den Wortlaut
E Jürgerbriefes: die Buchſtaben ſind in gotiſcher,
mo=
aulfaßter Schrift mit der Hand hergeſtellt. Das Ganze
aussehrt von Frau Elſe Berbenich, Leiterin der früheren
ſtge ’ lichen Lehrwerkſtätte, die Umhüllung und die Mappe
geari et von Otto Weitz, Anſtalt für Buchbinderei und
erau en. Der Ehrenbürgerbrief iſt, wie auch Herr von
friig anerkannte, vorbildlich ausgeführt.
Geburtstag. Exzellenz bon Heyl, Generalleutnant
enbürger der Stadt Darmſtadt, Dr.=Ing. ehrenhalber
Lahochſchule in Darmſtadt, feiert am 23. Auguſt 1924
voll 7 Küſtigkeit ſeinen 80. Geburtstag. Er hat ſich allen
idges gen an dieſem Tage entzogen und verlebt ſeinen
burts! an der Seite ſeiner Gemahlin in aller Stille. Die
entlt eit nimmt indeſſen an dieſem Achtzigjährigen leb=
S reſſe. Sie weiß, daß er und ſeine Gemahlin in dem
Kulturleben der Stadt Darmſtadt und darüber
hin=
ein y Heutende Rolle ſpielen. Der Heylshof in Darmſtadt,
Gayl von Seidel erbaut, gibt davon ein ſichtbares Zeug=
El xen Kreiſen bekannt iſt die ausgezeichnete
Böcklin=
nml I, des Freiherrn von Heyl, die er in hochherziger Weiſe
Stan Darniſtadt geſchenkt hat und die eine beſondere Zierde
Larzi mnuſeums in Darmſtadt bildet. Das Paulus=Muſeum
Worn eine reichhaltige Sammlung wertvollſter Fundſtücke
der keinzeit bis in das Mittelalter, mit wertvollen
Er=
merum: an Luther und mit einem Exemplar der erſten deut=
BSörucke, verdankt in ſeiner künſtleriſchen Form und in
tem kange ihm ſein Entſtehen und Wachſen. Von Beruf
iziera hm er im Stabe der heſſiſchen Diviſion unter
Groß=
zog tvig IV. am Kriege 1870/71 mit Auszeichnung teil.
hjäter Ie er längere Zeit Präſident der in der „Haſſia”
zu=
mmery hloſſenen heſſiſchen Kriegervereine und widmete ſich
er voo imlich der Jugendpflege und der Jugenderziehung,
unt ym einen großen Aufſchwung nahmen.
S aierſpielzeit Bruno Harprecht. Heute abend findet die letzte
r-7 von Alfred Möllers Luſtſpiel „Das ſilberne Kanin=
— Bruno Harprecht, Eliſabeth Horn als Gaſt, Hetta Hiltrop
c. Fitz in den Hauptrollen ſtatt. Anfang 8 Uhr. — Der
ſed 4 abeth Horns bringt am Samstag und Sonntag, abends
Uhrr re zweimalige Aufführung von Sudermanns „Glück im
nkS Vieles oder Prinzipielles über den Dichter zu ſagen, iſt
nick) Platz, auch nicht der Zweck dieſer Zeilen. Es ſei hier
an außerordentlichen Erfolge erinnert, die ſeine „Ehre” und
ner rgsſchlacht” hier in den letzten Jahren (beide unter Bruno
Fe Regie) bei den breiten Maſſen des Darmſtädter Theater=
—atten. Wenn man auch heute anders über Sudermann
E. der Zeit, wo ſeine Werke die erſten ſtürmiſchen Erfolge
ändert das doch nichts an der Tatſache, daß er es immer
verſtanden hat, ſein Publikum zu packen und bis zum
rblick in Spannung zu halten.
chtvorſtellung am Samstag und Sonntag (abends
ringt als zweite Abſchiedsrolle Eliſabeth Horns nochmals
midts reizendes Luſtſpiel „Nur ein Traum”. — Am
det dann die Premiere von „Die ſelige Exzellenz”.
iel im bunten Rock aus der guten, alten Zeit, von Rudolf
Leo Walter Stein ſtatt.
D cher Penſionärverein. Die im Fürſtenſaal abgehaltene
Mit=
vo amlung war ſo zahlreich beſucht, daß das Lokal voll beſetzt
Begrüßung erſtattete der Landesvorſitzende, Oberreallehrer
u1sführlicher und höchſt anſchaulicher Weiſe Bericht über die
Reichsverbandes deutſcher Ruheſtandsbeamter und
Hinter=
am 14., 15. und 16. Auguſt in Berlin ſtattgefunden hatte.
Oreitägigen Verhandlungen diskutierten Anträge, erhobenen
und gefaßten Beſchlüſſe, von denen man erwartet, daß ſie
11 ung der Reichsregierung und des Reichstags finden
wer=
einzeln in ihrer Berechtigung nachgewieſen und die Hoff=
Prochen, daß ihre Erfüllung dazu beitragen wird, die wei=
S‟ Dung in den Kreiſen der Ruheſtandsbeamten und
Hinter=
ensst hemmen. Nach Anſicht des Redners hat die Tagung den
e * erbracht, daß der Reichsverband neben dem Beamtenbund
Nx)rdigkeit iſt gegenüber der Tatſache, daß wohlerworbene
Ruheſtandsbeamten verletzt und wichtige Lebensintereſſen
erſelbes/ fährdet ſind. Ihre Bezüge reichen namentlich in den un=
K3r nicht aus zur Sicherung eines Exiſtenzminimums und es
E Ib die Verelendung in dieſen Kreiſen von Tag zu Tag. —
ve=r Verlaufe der Verſammlung wurde vom Vorſitzenden der
wurzſrer Denk= und Bittſchrift über die gegenwärtige Lage der
ſtao) eamten und Hinterbliebenen mit den nötigen
Erläuterun=
t—1 Teſung gebracht, durch die der heſſiſche Landtag und die heſ=
RR aung über Wünſche, Beſchwerden und Forderungen zur
Be=
gum) — Notlage der Penſionsbezieher unterrichtet werden ſollen.
nahlu, Zweiſtündigen Ausführungen des Redners wurden mit gro=
Irli ſe und reichem Beifall entgegengenommen und in der
Aus=
mehreren Mitgliedern dem Dank Ausdruck verliehen für
Te und erſprießliche Tätigkeit, die der Vorſitzende des Pen=
3 bisher im Intereſſe der Ruheſtandsbeamten und
Hinter=
tfaltet hat.
Denkonzert. Das bereits angezeigte Konzert erblindeter
det nicht am Mittwoch, den 3. September, ſondern am
ptember, ſtatt=
* Stadtverordnetenverſammlung.
F Darmſtadt, 21. Auguſt.
Die öffentliche Sitzung wird um 5.10 Uhr vom Oberbürgermeiſter
eröffnet.
In raſcher Folge werden ohne Debatte die fünf auf der
Tagesord=
nung ſtehenden Punkte erledigt:
1. Abſchluß der Kaſſen der Viktorig= und der
Eleonorenſchule für 1922. Es erſcheint zwecklos, deren
Papier=
markziffern hier mitzuteilen.
2. Beztrag zur „Reichsdeutſchenhilfe” in Wien.
Der von der Verwaltung in Vorſchlag gebrachte Betrag von jährlich
50 Mk. wird bewilligt.
3. Die Herſtellung der Hausmeiſterwohnung in
der Mädchenmittelſchule I bedingt einen Aufwand von 750
Mark. Genehmigt.
4. Beſchaffung von drei verſchließbaren
Zahl=
tiſchhauben für die Stadtkaſſe, ſowie Anbringung eines
Gitterabſchluſſes machen einen Koſtenbetrag von 1500 Mk. erforderlich.
Genehmigt.
5. Erlaß einer Polizeiverordnung, betr. den
Ver=
kehr in der Grafenſtraße vor dem Krankenhaus.
Zahlreiche Beſchwerden von Inſaſſen des Stadtkrankenhauſes, ſowie
ein Antrag der Krankenhausdirektion veranlaßten die Verwaltung, bei
dem Polizeiamt den Erlaß einer Polizeiverordnung anzuregen, die den
Fuhrwerks= und Autoverkehr in der Grafenſtraße zwiſchen Wieſen= und
Marſtallſtraße verbietet. Die über dieſen Entwurf nur zu hörende
Stadtverordnetenverſammlung ſtimmt ihm zu hinſichtlich des Verkehrs
von Motorrädern und Laſtautomobilen.
Zu 6.: Mitteilungen, teilt Beig. Buxbaum mit: Der
übliche Grenzgang ſoll im alten Rahmen am 4, Oktober ſtattfinden. Das
Programm wird noch mitgeteilt werden.
Beig. Daub erklärt, die Verwaltung wolle an der Art der
ſeit=
herigen Bekanntmachungen durch Aushang und Anſchlag feſthalten.
Beig. Daub teilt weiter mit, daß Stadtbibliothekar i. R. Noack in
der Deputation ſeines früheren Reſſorts weiter tätig zu bleiben wünſche,
was nicht beanſtandet wird.
Wie Beig. Daub weiter erklärt, hat der
Hypothekengläubigerſchutz=
verband hier die von der ſtädtiſchen Verwaltung ihm erteilte Antwort
in der Preſſe zur Kenntnis gebracht; er bittet, angeſichts der derzeitigen
Verhandlungen des Aufwertungsausſchuſſes, heute von einer
Be=
ſprechung der Angelegenheit abzuſehen. Geſchieht.
Beig. Daub teilt weiter mit, daß der Bund der
Kinder=
reichen eine Eingabe wegen Steuerermäßigung an die
Verwaltung richtete. Da die Stadt wie der Staat hier nach
Nicht=
linien arbeitet, gegen deren Handhabung Klagen nicht laut geworden,
lehnt ſie ein Eingehen auf die Wünſche der Eingabe ab. — Nach
Mit=
teilung des Beig. Daub bittet eine Reihe von Arbeitern um
Er=
höhung ihrer Ruhegehälter. Dazu iſt zu ſagen, duß die
Stadt nach getroffenen Abkommen an die ſeinerzeit feſtgeſetzten Sätze
gebunden iſt. — Stadtv. Nordmann verkennt letzteres nicht, bittet
aber, in anderer Weiſe den Geſuchſtellern zu helfen. — Stadtv. Hille
möchte, daß die Stadt mit dem Bezirksverband Verhandlungen einleite.
Stadtv. Hummel (Soz.) erklärt die Sätze der
Ruhegehaltserd=
nung, zumal nach der Inflation, für veraltet. — Da Beig. Delp im
Urlaub iſt, will die Verwaltung demnächſt auf die Angelegenheit
zu=
rückkommen.
Der Verband Heſſen=Naſſauiſcher Schauſteller ſetzt ſich für
Wieder=
einführung der Beſſunger Kirchweihe ein, findet aber bei der
Verwaltung und der Deputation keine Gegenliebe. Stadtv.
Schnau=
ber möchte dagegen die alte Tradition in Beſſungen wieder
aufge=
nommen wiſſen.
Stadtv. Hummel (Soz.) macht auf die ſteigende Zahl der
hieſi=
gen Arbeitsloſen aufmerkſam; man ſolle mehr Notſtandsarbeiten
bereit=
ſtellen, wie er auch ſchon bei Beratung des Voranſchlags dieſe Dinge
beſprochen habe. Die Nachbarſtädte handelten hier anders. In
Frank=
furt a. M. kenne man keine Pflichtarbeit der Arbeitsloſen. Das
ſtädti=
ſche Tiefbauamt fordere letztere in großer Zahl zur Pflichtarbeit an;
ebenſo handele die Stadtgärtnerei; auch die gemeinnützige
Schuhmacher=
werkſtätte ſcheine neuerdings ähnlich zu verfahren. Dieſe Pflichtarbeit
müſſe bis auf das geringſte Maß abgebaut werden, ebenſo müſſen
Not=
ſtandsarbeiten bereitgeſtellt werden.
Beig. Bugbaum: Bauarbeiten ſind die beſten Notſtandsarbeiten.
Es müſſen zwei Baublöcke in Angriff genommen werden; die Koſten
ſind etwa 150 000 Mk. Wir hoffen, nach Erledigung der Londoner
Be=
ſchlüſſe durch Anleihe Mittel zu dieſem Zweck hereinzubekommen. An
Notſtandsarbeiten iſt eben nicht viel auf Lager. Aber um hier etwas
zu ſchaffen, iſt Geld nötig, das die Stadtverordnetenverſammlung
be=
willigen muß. Im übrigen muß ich mich bezüglich der Ausführungen
des Stadtv. Hummel erſt informieren. Ich bitte, der Verwaltung
wegen Bereitſtellung von Notſtandsarbeiten freie Hand zu laſſen.
Stadtv. Binſtadt erwähnt einen Fall angeblicher unziemlicher
Behandlung der Erwerbsloſen durch einen Beamten des Schlachthauſes;
er beſpricht weiter die Erhöhung des Brotpreiſes um ſechs
Pfennig. Man ſolle den Bäckermeiſtern hier auf die Finger ſehen.
(Stadtv. Finger, iſt zur Zeit nicht anweſend; er tritt erſt bei Schluß
der öffentlichen Sitzung in den Saal. Anm. d. Ber.) —
Oberbürger=
meiſter Dr. Gläſſing, will ſich über den Tatbeſtand unterrichten und
alsdann folgt Erklärung.
Stadtv. Hummel (Soz.) tadelt die Qualität des an Sozial= Alt=
und Kleinrentner jüngſt abgegebenen Brotes, das aus altem Mehl des
Kommunalverbandes hergeſtellt ſei. — Die Verwaltung ſichert auch hier
entſprechende Auskunft zu. — Stadtv. Frau Brückner möchte die
Klage Hummels in der Verallgemeinerung nicht gelten laſſen. — Eine
Reihe von Anträgen und Anfragen des Stadtv. Schlitt, die Erlaß
der Sondergebäudeſteuer, Fragen des Wohnungsamts und das
Verhal=
ten eines Beamten dieſer Dienſtſtelle zum Gegenſtand haben, werden
nach Klärung der Dinge durch die Verwaltung die Verſammlung
dem=
nächſt beſchäftigen. Stadtv. Schlitt berührt weiter zwei Fälle, in denen
das Stadtſchulamt wegen Schulſtrafen rigoros verfahren ſei. — Rektor
Stadtv. Schäfer (Dem.) tritt der Darſtellung entgegen. — In einer
perſönlichen Bemerkung teilt ſchließlich Stadtv. Binſtadt mit, daß
er nicht mehr Mitglied der Kommuniſtiſchen Partei ſei, was ein kleines
Nededuell zwiſchen Schlitt und ihm, und bei der Mehrheit Heiterkeit
auslöſt.
Kurz vor 6 Uhr war die öffentliche Sitzung beendigt.
Räumung heſſiſcher Gebietsteile. Wie wir hören, ſollen
von heſſiſchen Gebietsteilen bei Darmſtadt 18 Quadratkilometer
mit 3500 Einwohnern geräumt werden. Neben der
Eiſenbahn=
werkſtätte und der Wohnkolonie werden geräumt der
Wald=
friedhof der Stadt Darmſtadt ſowie die beſetzt gehaltene
wichtige Verbindungsſtraße Darmſtadt—
Gries=
heim, außerdem eine Geländeſtrecke ſüdlich davon
bei Darmſtadt=Eſchollbrücken.
Die Wanderabteilung, ein weiterer Zweig der Turngemeinde
Beſſungen 1865, ruſtet ſich am Sonntag, den 24. Auguſt, zur
fünf=
ten Wanderung. Der Weg führt diesmal tief in den Odenwald hinein,
und zwar bis nach Eberbach. Die Führer haben ihr Programm ſo
zuſammengeſtellt, daß am Sonntag früh der Zug 6.16 Uhr ab
Oſtbahn=
hof, mit Sonntagsfahrkarte bis Eberbach, benutzt wird. In Gaimühl
wird die Bahn aber ſchon verlaſſen, um die eigentliche Wanderung, die
über Waldkatzenbach, Ober= und Unter=Dielbach, Poſt, Wolfsſchlucht,
Zwingenberg, Eberbach führt, anzutreten. Es ſind 6 Stunden
Marſch=
zeit und Ruckſackverpflegung vorgeſehen. Das Badezeug ſoll mitgebracht
werden. Dieſe Wanderung verſpricht, wenn der Himmel ein freundliches
Geſicht macht, herrlich zu werden. Deshalb Wanderfreunde und die noch
fernſtehenden Turnerinnen und Turner, ſeid pünktlich, erſcheint zahlreich,
alle ſeid ihr willkommen.
* Betriebsunfall bei der Hefſiſchen Motorenbau=A.=G. In der
Fabrik der Heſſiſchen Motorenbau=A.=G. zerſprang heute ein derſelben
gelieferter ſchmiedeeiſerner Behälter, der zur Aufſpeicherung von
Druck=
luft diente. Das Dach des betreffenden Raumes wurde hierdurch leicht
beſchädigt; glücklicherweiſe wurde niemand verletzt.
Lokale Peranſtaltungen.
Die Hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Der deutſchbölkiſche Turnverein „Jahn” (
Deut=
ſcher Turnerbund) lädt ſeine Mitglieder für den Samstag abend in das
Heim des V. d. St., Wenckſtr. 47, zu einem Singabend ein.
— Die Darmſtädter Volksbühne veranſtaltet am
Frei=
tag, den 22. Auguſt, im Fürſtenſaal eine öffentliche Verſammlung, in
der der bekannte Schriftſteller Herr Wilhelm Michel über Zweck und
Ziele dieſer Vereinigung ſprechen wird.
— Verein ehem. 6ler=Artilleriſten. Am Samstag,
den 23. Auguſt 1924, abends ½9 Uhr, in der Reſtauration C. Altzweig,
Arheilgerſtraße 52, Ecke Gardiſtenſtraße, Verſammlung. Hierzu
wer=
den alle Kameraden herzlichſt eingeladen. Daſelbſt Ausgabe von
Feſt=
karten uſw. Die Quartierausſchüſſe werden vollzählig erwartet.
Tages=
ordnung: Jubiläumsfeſt am 6. und 7. September 1924.
b. Bühnenvolksbund. Am Samstag wird unſere
Einzeich=
nungsliſte bei Chr. Arnold am Weißen Turm abgeſchloſſen. Die uns
angeſchloſſenen Verbände und Vereine haben Sitz und Stimme in dem
zu bildenden Ortsausſchuß, worüber perſönliche Mitteilung den
Ver=
einigungen zugeht. Wer chriſtlich und deutſch fühlt, tritt der
Theater=
gemeinde des BV.B. bei.
Aus Heſſen.
+ Arheilgen, 20. Aug. Auf Grund des Feldſtrafgeſetzes iſt allen
Perſonen, auch den Eigentümern, das Betreten der offenen und
einge=
friedigten Grundſtücke ſowie der Feldwege in hieſiger Gemarkung von
9 Uhr abends bis 6 Uhr morgens bis zum 15. September und von da
an von 8 Uhr abends bis 7 Uhr morgens unterſagt. Uebertretungen
ſtehen unter Strafe. Da hier in einigen Gehöften die Maul= und
Klauenſeuche ausgebrochen iſt, wurde Bezirksſperre angeordnet. —
Näch=
ſten Sonntag wird der hieſige Jungfrauenverein ſein Jahresfeſt feiern.
Im Feſtgottesdienſt am Vormittag wird Herr Pfarrer Hill aus
Dahls=
heim in Rheinheſſen ſprechen.
m= Griesheim, 22. Aug. Am kommenden Sonntag und Montag
fin=
det in hieſiger Gemeinde das Kirchweihfeſt ſtatt. Wie wir von
zuverläſſi=
ger Seite erfahren, ſind für dieſes Jahr die ſogenannten
Kirchweihum=
züge polizeilicherſeits verboten. Der Grund für dieſes polizeiliche
Ver=
bot ſoll darin zu erblicken ſein, daß bei den Umzügen in den letzten
Jah=
ren in keiner Weiſe etwas Hiſtoriſches oder Symboliſches geboten
wor=
den iſt, das mit der Weihe der Kirche in irgend einer Weiſe in
urfäch=
lichem Zuſammenhang ſtehen könnte. In der Hauptſache wurden ſinn=
und zuſammenhangloſe Masken oder maskierte Gruppen vorgeführt, die
mehr oder weniger an die Faſtnachtszeit erinnerten und in ihrer
Anf=
machung oftmals einen groben Unfug darſtellten, und in gewiſſem Sinne
öffentliches Aergernis erregten. Wie wir hören, hat dieſes
Umzugsver=
bot in den Kreiſen der ſog. „Kerweborſch” erheblichen Unwillen und
Verbitterung hervorgerufen und zu einer Beſchwerde der Kerweborſch
beim zuſtändigen Kreisamt geführt, da ſie ſich infolge des Verbots in
ihrer Bewegungsfreiheit gehemmt fühlen. Das Kreisamt hat ſich
in=
deſſen auf den Standpunkt der Ortspolizei geſtellt und zur Stattgabe der
Beſchwerde keine genügende Neigung gezeigt. Man iſt nun geſpannt,
welche Folgerungen aus dem durch das Kreisamt autoriſierten
Umzugs=
verbot durch die „Kerweborſch” gezogen werden. Hoffentlich laſſen es
dieſe vernünftiger Weiſe auf eine Kraftprobe nicht ankommen,
h. Ober=Ramſtadt, 19. Aug. Gut abgelaufen. Im Begriff
Birnen im Garten zu leſen und dabei den Brunnenſchacht überſchreitend,
ſtürzte geſtern die 23jährige Enkeltochter des Zimmermanns Adam
Gun=
kel in den etwa 20 Fuß tiefen und noch teilweiſe mit Waſſer angefüllten
Brunnen. Der Vorfall wurde von den Angehörigen erſt nach geraumer
Zeit bemerkt, und erſt durch Hilferufe der Verunglückten kamen ſie auf
deren Spur. Nun fand man dieſelbe bis an den Hals im Waſſer ſtehend
vor, ſie hatte keinerlei Verletzungen davongetragen. Daß ſie überhaupt
noch am Leben, war dem Zufall zu verdanken, daß, anſcheinend von der
Brunnenſohle, ein Holzſtück hervorragte, an das ſich die Bedauernswerte
feſtklammerte. Mit großer Mühe konnte ſie unverletzt wieder aus dem
Schacht herausgeholt werden. Der Unfall ereignete ſich wahrſcheinlich
dadurch, daß vorher über dem Brunnenſchacht Holz aufgeſetzt war, und
dadurch die Bohlen faulten.
* Reinheim i. O., 19. Aug. Straßenſperre. Wegen
Weg=
arbeiten iſt die Kreisſtraße von hier nach Groß=Bieberau ſeit Beginn
dieſer Woche auf die Dauer von fünf Wochen für jeden Fahrverkehr
geſperrt. Der Umweg geht über Hahn. — Am Sonntag trafen ſich
hier gelegentlich einer Wanderung die Gabelsbergerſchen Stenographen
des Bezirks Darmſtadt.
— Lindenfels, 20. Aug. Ein Scheckſchwindler der ſich als
Ausländer ausgibt, treibt hier ſein Unweſen. Mit gefälſchten
Reiſe=
ſchecks, die er wechſeln läßt, wenn die Bank „zufällig geſchloſſen”, iſt,
gelang es ihm, 100 Dollar in Rentenmark zu „wechſeln” und zu
ver=
ſchwinden, zum Schaden eines hieſigen Hotelbeſitzers.
Mainz, 19. Aug. Im Warteſaal beſtohlen. Ein
auswär=
tiger Fabrikant kam nachts im hieſigen Hauptbahnhof an und begab ſich
nach dem Warteſaal, um den Frühzug zur Weiterreiſe abzuwarten. Er
ſchlief jedoch ein, und als er gegen Morgen erwächte, war ſeine
Brief=
taſche, die er in der inneren Rocktaſche ſtecken hatte, verſchwunden.
Spä=
ter wurde ein junger Mann ermittelt, der im Verdacht ſteht, der Dieb
zu ſein.
K. Vilbel, 20. Aug. Der große Vilbeler Jahrmaukt der ſich
beſon=
ders ſeitens der Frankfurter eines ſtarken Beſuchs erfreut, fand am
Dienstag ſeinen Abſchluß, doch ſteht für nächſten Sonntag noch die ſog.
Nachkerb bevor. Mit dem Jahrmarkt war Viehmarkt und Prämiierung
der ſchönſten Tiere und Verloſung verbunden. Die Prämiierung
er=
ſtreckte ſich auf Rindvieh, Schweine und Ziegen. Zahlreiche
Wirtſchafts=
hallen, Tanzzelte, Schaubuden, Karuſſells, ſogar ein kleiner Zirkus
ſtehen auf den ſog. Marktwieſen. Es iſt das erſtemal ſeit Kriegsausbruch,
daß der Markt wieder in vollem Umfange ſtattfindet.
* Klein=Linden, 18. Aug. Zu einer machtvollen Kundgebung für
das Deutſchtum geſtaltete ſich die geſtrige Bannerweihe der Gefolgſchaft
des Jungdeutſchen Ordens zu Klein=Linden. Um 2 Uhr hielt Pfaruer
Schulteiß einen Waldgottesdienſt ab, der einen würdigen Verlauf nahm.
Daran ſchloß ſich ein Umzug, der infolge des ſtarken Beſuchs der
Bruder=
ſchaften und Gefolgſchaften der Umgebung eine große Ausdehnung
an=
nahm. Es waren erſchienen: Lützellinden, Lang=Göns, Windecken,
Homberg, Büdingen, Butzbach, Großen=Linden, Leihgeſtern. Wetzlar
und Gießen. Um 4 Uhr erfolgte die Bannerweihe der Gefolgſchaft
Klein=Linden durch den Großmeiſter Dr. Schmidt von der Bruderſchaft
Gießen. Bruder Wichert=Büdingen, der Komtur der Ballei Oberheſſen,
ſprach in begeiſterten Worten über die Pflichten gegenüber Volk und
Vaterland. Der Abend wurde ausgefüllt durch Gedichtvorträge und
lebende Bilder, ſowie durch einen Vortrag des Gießener Ordensbruder
Dr. Lenz. Der Garten „Zur Burg” war von Gäſten dicht beſetzt.
* Laubach, 19. Aug. Seine goldene Jubelfeier veranſtaltete
der weit bekannte hieſige Schützenverein in Verbindung mit einem
Preisſchießen, an dem ſich Schützen aus Nah und Fern beteiligten. Auch
die gräfliche Familie nahm an der Feier teil. Der einzige noch lebende
Gründer, Landwirt Jochem, ein Veteran von 1870/71, erhielt eine
Ehrenurkunde. Durch die Stadt bewegte ſich ein hiſtoriſcher Feſtzug mit
Gruppen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und aus der Zeit des alten
Fritz, ſowie aus der ſpeziell ſolmſchen Geſchichte.
* Großen=Buſeck, 19. Aug. Einen ſchweren Unfall erlitt das
Kind eines hieſigen Landwirts während der Erntearbeiten auf dem
Felde. Während der Vater mähte, lief das Kind in die Senſe, welche
ihm das eine Bein ſo tief verletzte, daß die Sehne durchſchnitten wurbe.
Man brachte das Kind ſofort ins Gießener Krankenhaus. Es iſt zu
befürchten, daß das Bein lahm wird.
Generalverſammlung des Evangeliſchen Bundes
in München vom 29. Auguſt bis 2. September.
München, das herrliche Jſar=Athen, mit dem nahen Gebirge und
ſeinen Seen, iſt Tauſenden alljährlich das Reiſeziel. Jetzt ſoll es uns
willkommenes evangeliſches Wanderziel werden. Und Herzſtärkung
ſöllen wir dort finden für unſeren evangeliſchen Glauben und für
deutſch=evangeliſche Art, denn „des evangeliſchen Glaubens Herrlichkeit”
das iſt die Loſung, unter der die ganze Tagung ſtehen wird. Sie
be=
ginnt am Donnerstag, den 28. Auguſt, mit 4 Sonderkonferenzen; am
Freitag, den 29. Auguſt, hält der Zentralvorſtand ſeine Sitzung ab. An
beiden Tagen eint der Abend die Mitglieder des Bundes zu
zwang=
loſem Zuſammenſein. Der Samstag=Vormittag ruft die Mitglieder
des Geſamtvorſtandes und der Nachmittag die Abgeordneten und
Mit=
glieder zu Verſammlungen, in denen die Belange der Bundesarbeit
zur Sprache kommen. Gegen Abend um 6 Uhr findet eine
Begrüßungs=
feier ſtatt, nach der um 8 Uhr das Feſtſpiel „Das getreue Augsburg”,
zur Aufführung gelangt. Am Sonntag ſind in allen evangeliſchen
Kir=
chen Feſtgottesdienſte. Der Abend bringt zwei öffentliche
Verſammlun=
gen, auf denen das Thema „Des evangeliſchen Glaubens Herrlichkeit”,
behandelt wird. Montag, den 1. September, iſt vormittags die große
Hauptverſammlung mit dem Vortrag von Geh. Konſ.=Nat D. Holl über
„Reformation und Urchriſtentum” und abends um 7 Uhr die
vaterlän=
diſche Feier, deren Generalthema das Lutherwort bildet: „Für meine
Deutſchen bin ich geboren, meinen Deutſchen will ich dienen” Hier
wer=
den auch Vertreter aus dem beſetzten Gebiet und aus dem Ausland das
Wort ergreifen. Dienstag, den 2. September, endet die Tagung mit
einer Fahrt an den Starnberger See und einer Feier am
Bismarck=
denkmal auf der Rottmannshöhe (Sedantag).
Das iſt eine reiche Tagung, zu der München ruft. München iſt
die Hochburg des römiſchen Katholizismus, und die Stadt iſt der heiße
Boden politiſch entſcheidungsernſter Auseinanderſetzungen. Soll die
Münchener ebangeliſche Heerſchau werden, wozu ſie geplant iſt, dann
tut es nor, daß wir Evangeliſche aus allen deutſchen Gauen an die Jſar
eilen. München iſt evangeliſche Diaſpora. Unſere Glaubensbrüder
haben es nötig, daß ſie merken, in Süd und Nord, in Oſt und Weſt
ſteht das evangeliſche Volk mit uns zuſammen. In weitgehendſtem
Maße bietet die gaſtfreie Stadt Freiquartiere an, um die Teilnehmer
zui beherbergen. Die Tagung will auch uns in unſerem teuren
eban=
geliſchen Glauben ſtärken und feſtigen. Evangeliſches Deutſchland! Nun
beweiſe mit der Tat, daß du mit Recht eine evangeliſche Jubelfeier haſt
halten dürfen! Jetzt gilt es, mit begeiſterndem Wort zu werben, auf
daß die evangeliſche Heerſchau durch die Teilnahme vieler eine
impo=
fante Kundgebung werde.
München! unſer evar geliſches Wanderziel.
Ihr evangeliſchen Brüder und Schweſtern: Auf gen München!
Den Bundesfreunden, die nach München wollen, kann ein guter Zug
geraten werden: Eilzug (4. Kl.) Frankfurt ab 7,50 vorm.,
Aſchaffen=
burg ab 9 Uhr vorm. (von Darmſtadt ab 7,42, in Aſchaffenburg an 8,56),
München an 5,28 nachm. Zurück: Eilzug (4. Kl.) München ab 11.18
vorm., Aſchaffenburg an 7,30 abends, Frankfurt an 8,37. (Nach
Darm=
ſtadt von Aſchaffenburg ab 8,30, Darmſtadt an 9,53.)
Ernſt
Bedin=
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Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Augtſt 1924,
Nummer
Reich und Ausſand.
Einführung von Verkehrs=Großflugzeugen.
AE. Die Statiſtik des Flugverkehrs der Trans=Europa=Union, die
bekanntlich ſeit einem halben Jahr Frankfurt an die ſüdeuropäiſchen
Linien angeſchloſſen hat, zeigt für den Juli eine weſentliche Steigerung
gegenüber dem Juni. Herr Gretz, der hieſige Startleiter, verſichert
mir, daß auf keiner andern Linie der Welt ein ſolcher Fortſchritt wie
hier erzielt wurde. Der Juliflugverkehr weiſt mit 860 Flügen ein Mehr
von 161 auf. Die Zunahme der Paſſagiere iſt entſprechend mit einer
Steigerung von 1602 im Juni auf 2205 im Juli. Die Flugzeuge haben
faſt auf jedem Flug ihre geſamte Nutzlaſt von 850 Kilogramm betragen,
was neben den Paſſagieren durch die reichen Poſtſendungen möglich
war. Die Frage der Einführung von Verkehrs=
Großflugzeu=
gen wird dadurch immer brennender!
Intereſſant iſt ein Vergleich zwiſchen Eiſenbahn und Flugzeug, deren
Rivalität immer mehr in die Erſcheinung tritt. Gegenüber den immer
noch im Publikum herrſchenden irrigen Meinungen ſei beiſpielsweiſe
nur einmal folgendes angegeben: Die Fahrzeit zwiſchen Nürnberg und
München beträgt mit dem Schnellzug 3 Stunden 9 Min., während das
Flugzeug nur 1 Stunde 20 Min. beanſprucht, der Preis für dieſen Flug
ſtellt ſich auf 30 Mark, während die Eiſenbahn 1. Klaſſe 25.20 Mark
nimmt, 2. Klaſſe 16.20 Mark.
Die Grundforderungen des Hotelgewerbes.
AE. Frankfurt a. M. Einer Denkſchrift ſüdweſtdeutſcher
Hotel=
verbände, in der in großer Ausführlichkeit an Hand reichen ſtatiſtiſchen
Materials die Grundübel der Fremdenverkehrsmiſere aufgezeigt ſind, iſt
als das Weſentlichſte, was zur Geſundung unſeres Hotelgewerbes
not=
wendig wäre, zu entnehmen:
Die mit der Aufhebung der Ausreiſegebühr erfolgte willkürliche
Herabſetzung der Preiſe unter die Eigenkoſten iſt Raubbau, der
unwei=
gerlich auch beim beſten Fremdenverkehr den Privatunternehmer
rui=
nieren muß, wenn keine Entlaſtung der Sonderſteuern und
Regiekoſten eintritt. Ein Vergleich der Durchſchnitts=Bettpreiſe
aus dem Jasre 1914 und dem Jahr 1924 zeigt gleiche Preiſe trotz der
bedeutenden Mehrbelaſtung des 24er Jahres an Regie= und
Steuerun=
koſten. Die Gebäudeſonderſteuer trifft das kurzfriſtige Saiſongeſchäft
am ſchwerſten; für ſolche Betriebe iſt den Gemeinden die Anwendung
des Härteparagraphen zu empfehlen. Mit der Ermäßigung der
Um=
ſatzſteuer muß auch die Reichs=Herbergeſteuer auf 2
Pro=
zent ermäßigt werden. Die gemeindliche Sonderbeſteuerung der Miete
und der Getränke muß überall reſtlos aufgehoben werden.
Während die Ausreiſe wieder freigegeben iſt, beſtehen die
Ein=
reiſeſchwierigkeiten nach wie vor weiter. Auch die
Kraft=
wageneinreiſe iſt ſteuerlich erdroſſelt. Namentlich
Südweſtdeutſch=
land leidet ſchwer darunter, daß der Nordſüdverkehr an die
links=
rheiniſchen Bahnen verloren gegangen iſt. Es müſſen mindeſtens
Ver=
günſtigungen für Durchgangsfahrten bewilligt werden, ſonſt geht der
ganze Verkehr um Deutſchland herum. Die Wiederherſtellungen der
Durchgangsverbindungen mit Rücknahme der Regiebahnen muß eine
Selbſtverſtändlichkeit ſein.
Ein hartnäckiger Leugner.
Mannheim. Vor dem Mannheimer Amtsgericht hatte ſich der
26jährige ledige Schuhmacher Friedrich Wahl aus Lambrecht (Pfalz)
zu verantworten. Er ſoll einen Diebſtahl verübt haben. Der auf der
Anklagebank ſitzende angebliche Wahl iſt indeſſen ein ſehr merkwürdiger
Dieb. Er leugnet entſchieden, daß er der Friedrich Wahl aus Lambrecht
ſei, verweigert auch jede Auskunft über ſeine Perſönlichkeit. Bei einer
gerichtlichen Einvernahme am 21. Dezember 1923 gab er dem
Amtsrich=
ter an, daß er der Schifer Friedrich Wahl aus Neckarau ſei. Heute ſtellt
er in Abrede, dieſe Perſonalien zu Protokoll gegeben zu haben; auch
beſtreitet er, daß er, wie die Anklage behauptet, im Auguſt v. J. in
einem Hutgeſchäft in H. einen Filzhut entwender habe. Behufs
Veran=
laſſung weiterer Erhebung über die Perſönlichkeit des Angeklagten wird
die heutige Verhandlung vertagt und der Angeklagte in
Unterſuchungs=
haft zurückgeführt.
Ein guter Fang.
Bad Dürkheim. In Haft gehalten wird der kürzlich bei einem
Einbruchsverſuch im hieſigen Poſtgebäude feſtgenommene frühere
Poſt=
aushelfer Lindner von hier. Der Poſthausmeiſter hörte abends bei
Poſtſchluß, daß ſich noch jemand in den Räumen zu ſchaffen machte und
er erwiſchte beim Nachſuchen den Obengenannten. Obwohl der Feſt=
genommene angab, er habe eine telegraphiſche Poſtanweiſung aufgeben
wollen, durchſuchte man ihn und fand verſchiedene Poſtformulare in
ſeinem Beſitz. Mit der Feſtnahme des Einbrechers, welcher den Keller
eines hieſigen Notars beraubte, ſcheint man einen guten Fang gemacht
zu haben. Bei der Durchſuchung ſeiner Wohnung in Ludwigshafen fand
man ein größeres Lager von Diebeswaren aller Art.
Mit 2000 Mark flüchtig gegangen.
Eaßlbch. Der Erwerbsloſe Friedrich Arnold von hier hat dieſer
Tage bei der Kriegsfürſorge in Neuſtadt den Betrag von 2300 Mark für
die Kriegsbeſchädigten und =Hinterbliebenen in Haßloch erhoben, die
Gelder aber beim Bürgermeiſteramt Haßloch nicht abgeliefert. Er iſt
ſtatt deſſen aus Haßloch verſchwunden. Arnold war ſchon einmal in
einer Irrenanſtalt und iſt als Invalide mit 100prozentiger Penſion
ent=
laſſer worden.
Ju brennenden Motorboot.
Saarbrücken. Auf einem Motorboot, die zu Ausflugszwecken
dei Verkehr zwiſchen Saarbrücken und Güdingen vermitteln,
explo=
dierte der Motor und raſend ſchnell ergriff das Feuer den Kahn, auf
dem ſich dicht gedrängt 40—50 Kinder befanden. Eine wilde Panik
er=
faßte die Kleinen, deren Hilfegeſchrei weithin vernehmbar war und die
nur durch die Energie des Bootsführers daran verhindert werden
konnten, in die Fluten zu ſpringen. Glülicherweiſe befand ſich das Boot
in der Nähe des Ufers, ſodaß es von einem Angler am zugeworfenen
Tau ans Land gezogen werden konnte. Wie durch ein Wunder blieben
die Kinder von Brandwunden verſchont.
Rund=Funk=Programm.
Fraukfurt a. M.
Wellenlänge 467 . — Antennenenergie zirka 0,8—1 kw.
Samstag, den 23. Auguſt 1924:
11. 10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen.
Spott Sht und Tarnen.
Schwinmen.
Gau=Jugendſchwimmfeſt in Darmſtadt.
11. 55 Uhr: Zeitangabe.
12 Uhr: Nachrichtendienſt.
4. 10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen.
4. 30 —6 Uhr: Rundfunknachmittag in Muſik und Wort.
7 30 Uhr: Vortrag von Herrn Staatsanwalt Graf Lanckoronski;
Der Wirkungskreis des Staatsanwalts.
8. 30 Uhr: Das Volkslied. Ein Zyklus. Zweiter Abend:
Deutſch=
land. 1. Die Entwicklung des deutſchen Volksliedes. 2. Alte und neuere
Volkslieder. 3. Volkslied und Komponiſt (Zilcher, Brahms, Mahler).
9. 30 Uhr: Nachrichtendienſt, Wettermeldung und Sportbericht.
9.50 Uhr: Drei Minuten der Hausfrau.
10 —11 Uhr: Spätkonzert: Volkslieder zur Laute. Herr
Roland.
Berlin.
Berlin: Sender 1 Welle 430 m, Sender 2 Welle 500 m.
Samstag, den 23. Auguſt 1924:
7 30 Uhr: Vortrag des Herrn Sanitätsrat Dr. Taendler,
ortho=
pädiſcher Schularzt für Charlottenburg: „Was können wir gegen die
Verkrüppelung unſerer Kinder tun?
8. 10 Uhr: Vortrag des Herrn Oberingenieur H. J. Gramatzky,
Mitglied der Aſtronom. Geſellſchaft, ordentl. Mitglied der Deutſchen
Phyſikal. Geſellſchaft: „Der Mars in Oppoſition und Erdnähe‟
9— 10 Uhr: Aus Margarethe” Oper von Gounod, 2. Akt.
Mar=
garethe: Marie Flocke=Hagemann; Marthe: Kammerſängerin Frieda
Langendorff; „Fauſt: Kammerſänger Paul Kittel; Mephiſto: Erik
Schubert; „Siebel: Charlotte Freher. — Am Steinway=Flügel: Dr.
Felix Günther. — Anſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten
Tages=
nachrichten, Zeitangabe, Wetterdienſt, Sportnachrichten,
10. 25—11.30 Uhr: Tanzmuſik.
Engliſche Stationen.
Wellenlängen: London 365, Cardiff 351.
Samstag, den 23. Auguſt 1924:
London, 9.20 Uhr MEZ.: „The Retreat from Mons”, Cyril
Eſtcourt.
Cardiſſ, 7.15 Uhr MEZ.: 5WA’S Garden Parth.
Ausführliches Rundfunkprogramm in der „Radio=Umſchau”,
AUBAA
Dder erfrischende
für Spertler. Turner,wanderer Raucher.
m Apotheke, Drogerie u. Sporfartikelgecchöt
Weivise HEeis EIII L Bidrfre 5
Gau=Jugendſchwimmfeſt in Darmſtadt.
Die am letzten Samstag, den 16. Auguſt, vom S. S. Möwe‟
Darmſtadt E. V. vorgenommene Oeffnung der eingegangenen
Meldungen zum Gau=Jugendfeſt am 31. d. M. im Woog hat ein
her=
vorragendes Reſultat gezeitigt: 17 Vereine gaben insgeſamt 255
Mel=
dungen ab, und es hat ſich ſomit gezeigt, daß für die vom hieſigen Gau
eingeführte Neuerung, die, wie bereits früher berichtet, in der Teilung
des alljährlich nur einmal ſtattfindenden Gaufeſtes in Herren= und
Jugendfeſt beſteht, allſeitig regſtes Intereſſe gefunden hat. Gleichzeitig
iſt aber durch dieſes glänzende Meldeergebnis auch erwieſen worden,
daß die Einführung von reinen Jugendfeſten volle Berechtigung hat
und daß der Schwimmſport in weiten Kreiſen der deutſchen Jugend
feſten Fuß gefaßt hat. Die einzelnen Rennen haben ſo ausgezeichnete
Beſetzung erhalten, daß mit ſehr insereſſanten Kämpfen zu rechnen iſt,
auch in den neun Damenwettkämpfen des Programms. Vor allen
Din=
gen tritt zutage, daß auch die verſchiedenen Schwimmlagen ſich bei den
Damen immer größerer Beachtung erfreuen und daß man neuerdings
in den Damenabteilungen der Schwimmvereine nicht mehr immer nur
Bruſtſchwimmerinnen erzieht. So haben zum Beiſpiel das Damen=
Jugend=Rückenſchwimmen 100 Meter und das Damen=Jugend=
Freiſtil=
ſchwimmen 100 Meter 5 bzw. 6 Meldungen aufzuweiſen, und auch zur
Austragung einer Damen=Jugend=Lagenſtaffel 4X100 Meter und eines
Mädchen=Freiſtil=Schwimmens 100 Meter haben ſich genügend
Bewer=
berinnen gefunden. Beſonders intereſſant wird das Zuſammentreffen
der alten Rivalen Jungdeutſchland=Darmſtadt und Moenus=Offenbach
ſein. Beide haben zahlreiche Meldungen abgegeben, und man kann
geſpannt ſein auf das Ergebnis, aus dem man ſich ein Bild darüber
wird machen können, welcher dieſer beiden Vereine, die im vergangenen
Jahre bekanntlich mit wechſelndem Glück gegenſeitige Klubwettkämpfe
ausfochten, über den beſten Nachwuchs verfügt. Außer Darmſtadt und
Offenbach werden auch Aſchaffenburg, Frankfurt, Hanau, Niederrad,
Wetzlar, Gießen uſw. ihre männliche und weibliche Schwimmerjugend
ſchicken, ſo daß es ſich alſo in reichem Maße lohnen wird, das Feſt zu
beſuchen. Nachſtehend das genaue Meldeergebnis:
Vormittags 9 Uhr:
I. Knabenlagenſtaffel 4X50 Meker: 1. Moenus=
Offen=
bach, 2. Moenus=Offenbach, 3. Jung=Deutſchland=Darmſtadt, 4. Möve=
Darmſtadt, 5. Schwimmverein=Offenbach 96. 6. Gießener S.V., 7.
E.F. S. C. Frankfurt a. M., 8 Hellas=Hanau, 9. Heſſen=V.f.L.=
Darm=
ſtadt. 10. Hellas=Hanau, 11. Union=Frankfurt a. M., 12. Hanauer
S.=V 1912.
II. Jugendſeite 100 Meter: 1. Carl Grebener, Offenbacher
Schwimmgeſellſchaft 1922, 2. Walter Brehm E.F.S.C., 3. Ludwig
Rauſch, Moenus=Offenbach, 4. Carl Roſin, Offenbacher S G. 1922.
III. Jugendjuniorrücken 100 Meter: 1. J. Fiſcher, S. C.
Niederrad, 2. J. Schnitzſpahn, Offenbach 96, 3. K. Weigel, Moenus=
Offenbach, 4. K. Klabunde, F.C. 05, Wetzlar S.A., 5. W. Naumann,
Wetzlaer S.V., 6. Georg Karg, Möve=Darmſtadt, 7. E. Müller,
Offen=
bach 96 8. Rich. Martin, Eintracht 61, Frankfurt, 9. Ludwig Dumig,
Eintracht 61, Frankfurt.
IV. Jugendlagenſtaffel 4X100 Meter-f. V. v. W.:
1. Schwimm=Verein Aſchaffenburg, 2. Hellas=Hanau, 3. Hellas=Hanau,
4. Hanauer S. V. 1912.
5. Jugendbruſt 200 Meter: 1. E. Burck, Frankfurter S. V.,
2. W. Schneider, Gießener S.V., 3. E. Fuhr, Moenus=Offenbach, 4. M.
Bloch, Moenus=Offenbach, 5. M. Fehn, Gießener S.V., 6. L. Pierr,
Gießener S.V., 7. M. Wochenfeld E.F. S.C., 8. W. Zimmer, Gießener
S.V., 9. H. Mooſebach, Schwimmgeſ. Offenbach, 10. Haas, Union=
Frankfurt, 11. F. Stumpf, Hanauer S.V. 1912.
VI. Knabenfreiſtil 100 Meter: 1. Wolf, S.V.=
Aſchaffen=
burg, 2. R. Weck, Union=Frankfurt, 3. W. Strauß, Schwimmgeſ.=Offen=
bach, 4. H. Gerhard, Offenbach 96, 5. Hartmann S.V.=Aſchaffenburg, 6.
Fr. Budecker, Frankfurter S.V., 7. Reiſenweber S.V.=Aſchaffenburg,
8. Fr. Hanſt, Heſſen=V.f. L., Darmſtadt
VII. Damenjugendbruſt 100 Meter: 1. Stock, S.V.=
Aſchaffenburg, 2. Luiſe Hermann, Moenus=Offenbach, 3. Erna Backof,
Moenus=Offenbach, 4. Meier, S.V.=Aſchaffenburg, 5. Gretel Made,
Jung=Deutſchland, Darmſtadt, 6. A. Ungelin, S. C.=Niederrad 04, 7.
Franck, S.V.=Aſchaffenburg, 8. Rudolf, S.V.=Wetzlar 9. F. Höhn. S.V.
Gießen, 10. Schüler E., Gießener S.V 11. E. Cord=Ruwiſch, S.C.
Niederrad 04, 12. Tilly Dörr, Hanauer S.V., 13. Elfriede Otto, Hanauer
S.V. 1912.
IIII. Jugendfreiſtil=Staffel 5X100 Meter: 1.
Moe=
nus=Offenbach, 2. Offenbacher Schwimmgeſ. 1922, 3. Frankfurter S.V.,
4. E.F.S. C., 5. Offenbach 96
IX. Knabenbruſt=Staffel 5X50 Meter für V.v.W.:
1. F. C. 05, Wetzlar S.A., 2. S.V. Aſchaffenburg, 3. Hellas, Hanau, 4.
Hanauer S. V. 1912.
X. Mädchenfreiſtil 100 Meter: 1. Gertrud Mörſchel, Jung=
Deutſchland, 2. Johanna Fiſcher, S. C. Niederrad 04.
Xl. Damenjugendlagenſtaffel 4X100 Meter: 1. Jung=
Deutſchland, Darmſtadt, 2. Offenbach 96.
XII. Jugendbruſt=Staffel 5X100 Meter für V.v.W.;
1. S.V. Aſchaffenburg, 2. Hellas, Hanau, 3. Hanauer S. V. 1912.
XIII. Madchenbruſt=Staffel 3X50 Meter für V.o.W.:
1. S.V. Aſchaffenburg, 2. F. C. Wetzlar 05, S.A., 3. Hanauer S.V. 1912,
XIV. Knabenrücken 100 Meter: 1. Hans Gimbel, Möve=
Darmſtadt, 2. Fromman, Heſſen=Darmſtadt, 3. Heilhecker, S. V. Union=
Frankfurt, 4. W. Sander, Moenus=Offenbach, 5. W. Frank, E.F. S. C.,
6. S. Gutacker, Offenbach 96, 7. R. Fehn, Moenus=Offenbach, 8. Fr.
Budecker, Frankfurter S. V., 9. Wolf, S.V. Aſchaffenburg, 10. F. Jäger,
Hellas=Hanau, 11 W. Schmelzer, Hellas=Hanau, 12. W. Horſt, Hanauer
S.V. 1912.
KV Jugendjuniorbruſt 100 Meter: 1. Walter Naumann
S.V. Wetzlar, 2. Hans Förſter, Jung=Deutſchland, Darmſtadt, 3. Ernſt
Keil, Jung=Deutſchland, 4. Willy Otte, Frankfurter S.V., 5. Fr. Schaade,
S.A. F.C. 05, Wetzlar, 6. Karl Müller, Heſſen, Darmſtadt, 7. Walter
Diehl, Offenbacher Schwimmgef. 1922, 8. Alfred Müllergraß, Moenus,
Offenbach, 9. Walter Linke, Frankfurter S.V., 10. L. Pierr, Gießener
S.V., 11. W. Zimmer, Gießener S.V., 12. Walter Kugler, Moewe,
Darmſtadt, 13. Georg Karg, Moewe. Darmſtadt, 14. F. Berger,
E. F. S. C., 15. Korn, S.V. Aſchaffenburg, 16. K. Kühlmann, F.C. 05,
Wetzlar S.A., 17. H. Fiſcher, S.C. Niederrad, 18. Joachim Katz, Moewe,
Darmſtadt, 19. Paul Schmidt, Moenus, Offenbach, 20. M. Depner,
Eintracht 61, Frankfurt, 21. F. R. Barth, Eintracht 61, Frankfurt, 22.
E. Lanzer, Eintracht 61, Frankfurt.
XVI. Jugendrücken 100 Meter: 1. Robert Hain, Moenus,
Offenbach, 2. Walter Ritter, Moenus, Offenbach, 3. M. Fiſcher, E.F. S. C.,
4. Richard Horle, Schwimmgeſ. Offenbach.
XyII. Jugendjuniorfreiſtil 200 Meter: 1. Willy Rieß,
Hellas, Hanau, 2. Karl Weigel, Moenus, Offenbach 3. Werner
Lau=
mann, Jungdeukſchland, 4. J. Caeſar, E.F. S. C., 5. Woltersdorff, S.V.
Frankfurt.
XVIII. Knabenſpringen, 3 Pflicht=, 1 Kürſprung: 1. W.
Gehbauer, Jung=Deutſchland, Darmſtadt, 2. H. Engel, S.V. Wetzlar,
3. Gotthold Heyner, Hellas, Hanau, 4. M. Schüler, S.V. Gießen. 5.
Hinkel Karl, Möve. Darmſtadt, 6. Hinkel Ernſt, Möve, Darmſtadt,
Fritz Hanſt, Heſſen, Darmſtadt, 8. G. Herbert, Gießener S.V., 9.
Adolf Böhme, Möve, Darmſtadt, 10. Willy Roſin, Offenbacher
Schwimm=
geſellſchaft.
Nachmittags halb 3 Uhr:
I. Knabenbruſt=Staffel 5X50 Merer: 1. Frankfurter
S. V., 2. Möve, Darmſtadt, 3. E.F.S.C., 4. E.F.S.C., 5. Gießener
SV., 6. Moenus, Offenbach, 7. Hellas, Hanau, 8. S.V. Union,
Frank=
furt, 9. Offenbach 96, 10. Jung=Deutſchland, 11. Schwimmgeſellſchaft,
Offenbach, 12. Hanauer S. V. 1912.
ſtadt, 4. G. Stein, F.C. 05, Wetzlar S.A., 5. A. Waguer
Hermann Vollheim, Jungdeutſchland=Darmſtadt, 7. Waltet
II. Jugendlagenſtaffel 4X100 Meter: 1.
Schwimmge=
ſellſchaft, Offenbach, 2. Moenus, Offenbach, 3. Offenbach 96, 4. Schwimm=
geſellſchaft, Offenbach, 5. E.F. S. C., 6. Moenus, Offenbach.
III. Mädchenbruſt 100 Meter: 1. G. Schmidt, Gießener
S.V., 2. L. Handrück, Gießener S.V., 3. Schermuly, F.C. 05, Wetzlar
S.A., 4. L. Koch, Gießener S.V., 5. Tilly Lenz, E.F.S.C., 6.
Moß=
reiner, Offenbach 96, 7. Johanna Fiſcher, S.C. Niederrad, 8. Irm=
gard Hinrichs, Jungdeutſchland=Darmſtadt, 9. Schmidt, Heſſen=
Darm=
ſtadt, 10. Leuſer, S.V. Aſchaffenburg, 11. Emma Hein, Wetzlarer S. V.,
12. A. Maxheimer, F.C. 05, Wetzlar S.C., 13. Marie Berſchkier,
Offen=
bach 96, 14. Harländer, S.V. Aſchaffenburg, 15. Emmy Diel, Hanauer
S.V. 1912.
IV. Jugendjuniorſeite 100 Meter: 1. Karl Schröder,
Offenbach 96, 2. Meyer, S.V. Aſchaffenburg, 3. Werner Eyermann,
Hellas=Hanau, 4. Helmuth Weber, Hellas=Hanau,, 5. Erich Herzig,
Möwe=Darmſtadt, 6. Heinrich Fiſcher, S.V. Niederrad, 7. K.
Kla=
bunde, F.C. 05, Wetzlar S.A., 8. Horſt Eyermann, Hellas=Hanau,
9. Georg Jünger, Offenbach 96, 10. K. Weigel, Moenus, Offenbach 96.
V. Damenjugendſeite 100 Meter: 1. Annemärie Heck,
Offenbacher S. V. 96, 2. Thea Kerſting, Hanauer S.V. 1912.
VI. Mädchenbruſtſtaffel 3X50 Meter: 1. E.F.S. C.,
2. Gießener S.V., 3. Jungdeutſchland=Darmſtadt, 4. Offenbach 96,
5. Hanauer S.V. 1912.
III. Knabenbruſt 100 Meter: 1. Daſer, S.V.
Aſchaffen=
burg, 2. Gieſch, S.V. Aſchaffenburg, 3. Ludwig Stuckert, Möwe=Darm=
Moenus=Offenbach, 8. R. Weck, Union=Frankfurt, 9. Vatbe=
Heſſen=Darmſtadt, 10. W. Kraus, F.C. 05, Wetzlar S.A., 11.
opp, Gießener S.V., 12. Willy Roſin, Offenbacher Schwimmo
13. B. Ohling, Union=Frankfurt, 14. Walter Engelhard Orf.
15. A. Heilhecker, Union=Frankfurt, 16. Herm. Engel, Wetzl=
17. Fritz Budecker, Frankfurter S.V., 18. Hermann Sonnth.
deutſchland=Damſtadt, 19. G. Korbmacher, S.C. Niederrad. 2
Thea, Moenus=Ofefnbach, 21. W. Horſt, 22. H. Schmidt, 23.
ber, 24. R. Rohmund, Hanauer S.V. 1912.
VIII. Damenjugendbruſtſtaffel 3X10o
1. Gießener S.V., 2. Jungdeutſchland=Darmſtadt, 3. Moe
bach, 4. E.F.S.C., 5. Offenbach 96.
IX. Jugendfreiſtilſtaffel 5X100 Meter fü=
1. S.V. Aſchaffenburg, 2. Hellas=Hanau. — Einlage: Sch.
K. Jugendfreiſtilſtaffel 3X200 Meter:
2. Moenus=Offenbach, 3. Frankfurter S.V., 4. Moenus=Of
XI. Damenjugendrücken 100 Meter: 1. Man
mann, Offenbach 96, 2. Martha Dierſſen, Heſſen=Darmſtadt
Backof, Moenus=Offenbach, 4. G. Mandler, Gießener S.V.,
Hermann, Moenus=Offenbach.
Xkl. Knabenſeite 100 Meter: I. W. Wendling
Offenbach, 2. A. Heilhecker, Union=Frankfurt, 2. Gotthol
Hellas=Hanau, 4. R. Then, Moenus=Offenbach, 5. W. Strauß.
Geſellſchaft Offenbach, 6. Heinrich Merz, Möwe=Darmſtadt.
Gimbel, Möwe=Darmſtadt, 8. A. Krebs, Hellas=Hanau, 9. 9
fenburg, 10. E. Hanſt, Heſſen=Darmſtadt, 11. E. Rohmund,
S. V. 1912.
XIII. Damenjugendbruſtſtaffel 3X100 Me
V. v. W.: 1. S.V. Aſchaffenburg, 2. Hanauer S.V. 1913.
XIV. Damenjugendfreiſtil 100 Meter:
chel, E.F. S. C., 2. Annmarie Heß, Offenbach 96, 3. Elſe Uhs
Darmſtadt, 4. Eliſe Kraus, Offenbach 96, 5. Leni Leng,
6. Henny Heeb, Jungdeutſchland=Darmſtadt.
XV. Jugendbruſtſtaffel 5X100 Meter: 1.
S. V., 2. Gießener S.V., 3. Moenus=Offenbach, 4. Moenu=
5. Offenbacher Schwimm=Geſellſchaft, 6. Möwe=Darmſtadt.
XVI. Knabenfreiſtilſtaffel 5X50 Meter;
bach 96, 2. Moenus=Offenbach, 3. Moenus=Offenbach, 4. 5
Schwimmverein.
XVII. Jugendfreiſtil 400 Meter: 1. Willy Nie
Hanau, 2. Walter Seib, Frankfurter S.V., 3. Weigel,
Moe=
bach, 4. Walter Diehl, Offenbacher Schwimm=Geſellſchaft.
XIII. Waſſerballſpiel.
Radfahren.
Meiſterſchaft des Landes=Verbandes Heſſen im B. D. R. (
Darmſtadt).
Um die Jahrhundertwende ſtanden die Straßenrennen in
land noch nicht in ihrer heutigen Blüte. Dennoch gab es ein
rennen, welches elektriſierend auf die Deutſchen Radfahrervere,
es war dies Rund um Berlin. Auch in Darmſtadt kam ma
Gedanken, ein Rundum=Rennen zu veranſtalten. Es war de
ped=Klub Darmſtadt, welcher die Fahrt Rund um Darmſta
ſtaltete. Wenn das Rennen auch ſtets nur für die Darmſtädt
offen war, ſo iſt die Fahrt doch eines der älteſten Rennen in D
Zum erſten Male wird am kommenden Sonntag, den 24
Rund um Darmſtadt für den Landesverband Heſſen offen ſein.
den Meiſtertitel. Die Nennungsliſte umfaßt 54 Namen. Nat
finden ſich darunter alle Fahrer, welche Anrecht auf den M
haben. Wir nennen den Lahnmeiſter Deibel aus Gießen, d
ſtädter Gans, Wolf, Dingeldein, die Frankfurter Emmerich,
Knappke, Gugau, Ranis, Böttſchen, Stroh, Müller und Epret
dieſen Fahrern dürfte der vorausſichtliche Meiſter zu ſuchen ſe
Rennen beginnt um 6 Uhr 30 Minuten an der ehemaligen Rad
an der Heidelberger Straße.
Der Weg führt von hier über Bichenbach, Benshein, 2
Mörlenbach, Wegſcheide, Michelſtadt (Hauptkontrolle), Könd
Eberſtadt nach Darmſtadt. An der Heidelberger Straße g
Landskronſtraße zum Ziel am Böllenfalltor. Hier werden
Fahrer um ½11 Uhr erwartet.
Die Preisverteilung findet anſchließend im Sportplutzrſtlt
Böllenfalltor ſtatt.
Wir wünſchen der Veranſtaltung den verdienten Erfol
beſten Manne den Sieg.
Turnen.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt.
Wieder ruft die Turngemeinde ihre Getreuen, und zwar 4.
tag, den 24. Auguſt I. Js., zum diesjährigen Feldbergimf
ſtattliche Zahl Turnerinnen und Turner hat ſich gemeldet, un
Wettkämpfen teilzunehmen. Man iſt ſich bewußt, daß beim
turnen Großes verlangt wird. Im Vertrauen auf die Teilnel
ihrem Wollen begleiten ſie die beſten Wünſche auf ihrer
Zur=
der Hoffnung, daß alle wieder preisgekrönt zurückkehren werdenl
Fußball.
R. Sp. V. „Germania”=Pfungſtedt—V. f. R. „Wormatiſl” 2
„Germania”=Pfungſtadt, bei welcher in letzter Zeit öſtels
Mannſchaften aus dem beſetzten Gebiet zu Gaſt waren, iſt *
die beſtbekannte „Wormatia”=Vorms für Sonntag, den 24. 2
einem Freundſchaftsſpiel zu verpflichten. „Wormatia” ſ.
ringung der Meiſterſchaft ſowohl in ihrem Kreiſe als auc
Bezirk berechtigt, an den kommenden Verbandsſpielen der Me
bezirksliga teilzunehmen. Unter der Leitung von Willnecker
Vgg, Fürth) hat ſich die Mannſchaft zu hervorragender Spl
wickelt, gelang es ihr doch, namhafte Vertreter der Rheinbezil.
„03‟=Ludwigshafen und T. und Sp.V.=Mannheim=Waldho
Darmſtadt nicht unbekannt ſind, glatt zu ſchlagen. Die Ple
Germanen, die auf ihrer bedeutend verbeſſerten Platzanlaße
Aufſtellung ihren Gäſten gegenübertreten, werden ſich ale 20 Odenwaldkreis würdig zu vertreten. Daher dürfte ſich eit.
Treffens, welches um ½4 Uhr beginnt, für jeden Fußballfren
Vor dieſem Spiel wird die verſtärkte Ligareſerve Germaniae
mit dem letztjährigen A=Meiſter des Gaues Nied F. C.=00ſ9e
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgememnob.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 22. Aug. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 12
Samstag, den 23. Aug. Morgengottesdienſt 8 Uhr
Sabbatausgang 8 Uhr 15 Min,
Wochentags=Gottesdienſt: „Morgens 7 Uhr. — Auei”
Gottesdienſt in der Synagoge der Fſrgel. Religionägel”!
Samstag, den 23. Aug. Vorabend 6 Uhr 50 Min=
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabatausgang 8 Uhr."
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Nachm. 44*
Donnerstag: Jaumkippur Kotow 12 Uhr 30 Mile
Briefkaſfen.
E. Sch. Nichtamtlich wurde geraten, bezüglich der
neuer Einreifeerlaubnis vorerſt ſich abwartend zu verhalte.”,
mögen wir heute nicht zu ſagen.
Tageskalender.
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Braſ,
abends 8 Uhr: „Das ſilberne Kaninchen”. — Unione, 2
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender — Samstag, 23. Ancut
Verſteigerung von Mobiliar, Wagen und land
Geräten, vormittags 9 Uhr, in Pfungſtadt, Kir
Wetterbericht der Gießener Wetterwoſ”
Wettervorherſage für Samstag, den 23. Auchhl
Abnehmende Bewölkung, zunehmende Aufheiterunb:
etwas wärmer.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: i. V. Andre4s.?.
Hauptſchriftleitung: i. V. Max Streeſe
Verantwortlich für Feuilleton und Heſiſche Nachrichten: Mes *
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Baue:
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtaoe
Die heutige Nummer hat 10. Scie
[ ← ][ ][ → ]Mun er 233.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Auguſt 1924.
Seite 2.
& Beſuch beim Amerika=Zeppelin.
Tom
ſerem nach Friedrichshafen entſandten
Sonderberichterſtatter.
R. Z. Friedrichshafen, 2. Auguſt.
ionale Bodenſeewoche, ADAC.=Bodenſeefahrt gaben dem
biſc Nizza, der idhlliſchen Bodenſeeſtadt, zu der freundlich die
beize—: er, impoſant Säntis, Vorarlberg mit ſeinen dunklen
kups/ herübergrüßen, in den letzten Tagen das Gepräge.
Zahl=
ſp— tige Fremde wohnten der Veranſtaltung bei. So iſt
Fried=
haferu ner früheren Beſtimmung, ein Erholungsort für viele zu
en —u ſein, wieder zurückgegeben. Und doch wieder nicht ganz.
es —end des Krieges im Mittelpunkt des deutſchen Kriegsluft=
bauss nd, ſo ſoll es jetzt wieder der Boden für ein bedeutſames
inis Friedensluftſchiffbau werden. Der Ruf von deutſchem
Er=
rgei ) d deutſcher Technik ſoll aufs neue durch die Welt dringen
wield rien Lichtblick bringen in trüben Tagen. Doch ein bitterer
fen tuch in dieſem Freudenbecher: der große
Amerika=
pe ., der in den nächſten Tagen ſeine Fahrten beginnen wird,
n Mc ationsſchiff. Wir müſſen es den Amerikanern noch
aus=
n, —y ſtwar als Erſatz für einſt von deutſchen Mannſchaften zer=
Lu ffe. Der Z R.13, wie ihn die Amerikaner getauft haben,
G—atz zu dem in Amerika gebauten Z. R. 1 und dem
ſeiner=
n End für Amerika gebauten Z. R. 2 das 126. Schiff, das
der delin=Geſellſchaft bisher gebaut wurde. An dem Luftſchiff
ber:o zwei Jahre, ſeit Juli 1922, gebaut; im weſentlichen iſt es
ſcho /* Dezember v. J. vollendet. Die Ablieferung hatte ſich
deshs berzögert, weil die Herſtellung der Motoren, die durch den
erbe-; der Zeppelin=Geſellſchaft, die Maybach=Motorenwerke,
er=
niv Schritt hielt mit der Fertigſtellung des Luftſchiffkörpers.
us erung der Motoren, Einführung nachträglicher
Neuerun=
e die Ablieferung. Nun iſt aber alles, wie geſagt, ſo weit,
eflüge wohl noch Ende der Woche, beſtimmt aber Anfang
Woche erfolgen können.
gen Tage war die deutſche und ausländiſche Preſſe in
richss rr. An der Beſichtigung des Luftſchiffes beteiligten ſich
als— Perſonen, darunter auch eine ganze Anzahl von
Preſſe=
etert s Amerika, Spanien, England uſw. Am Eingang zur
iſtä enge Kontrolle, der Zutritt wird nur geſtattet, nachdem
ch. ritiert und eine beſondere Eintrittskarte erhalten hat.
In=
bHi ger Wieſen liegt freiſtehend auf weitem Areal die Werft
errei Hallen, einer etwas kleineren und einer ganz großen.
EVerwaltungsgebäude lagern ſich wie Zwerge um die
Rie=
größeren Halle hängt der rieſige Silberleib des mächtigen
iſt, wenn man die Halle betritt, als ob man in einen unge=
Tkäme. Und dann bedenke man die Rieſenmaße des
Schif=
er lang, 31 Meter hoch, faſt 28 Meter breit. Und doch
Ha urch das Schiff noch nicht einmal voll ausgefüllt. Zu bei=
Seites noch reichlich freier Raum. Kranen und Laufkatzen ſind
für Hochbringung ſchwerer Laſten angebracht. Dann
Rieſen=
te, do rs Schiffgerippe noch tragen. Die große Kabine mit den
gier— O Führerräumen iſt bereits an den Rumpf des Schiffes
ntier riten mit Holzgebälk unterbaut, damit ſie das noch nicht
ändi=i füllte Schiff nicht zu ſchwer belaſtet. Die Füllung der
ellen— in leerem Zuſtande wie rieſige Vorhänge im Rumpf des
es X hängen, iſt in vollem Gange. Wir ſehen die mächtigen
hläun iberall in den Schiffsleib durch kleine oder größere
Oeff=
n fu, vernehmen das Einblaſen des Gaſes. Im Leib des
Oen die letzten Arbeiten vorgenommen. Die Hautparbeit
an den Seiten des Schiffes getan. Dort ſtehen auf hohen
Motorgondeln mit den 400=PS=Maybach=Motoren
rO nit dem Schiffsleib durch Streben und einer Leiter ver=
Or das Innere des Schiffes nach dem Laufgang führt. Drei
. Motoren ſind bereits ſchon angehracht. Arbeiter ſind
da=
beſchöge, die Waſſerballaſtſäcke zu füllen und auf ihre
Dichtig=
er. Da und dort ſtehen noch die zylinderförmigen Benzin=
„ neiſten ſind aber ſchon im Innern des Schiffes aufgehängt,
mu ch durch einen Blick in den Leib des Schiffes ülsnzeugen
De hängen immer 4—5 beieinander wie KinderluftBallone.
düny Zuleitungsröhre verbindet ſie mit den Motoren. In dem
e, ſpäter auch die mitgeführte Poſt und die Lebensmittel für
ſatt:, in großen Säcken aufgehängt werden. Wir ſchreiten das
Luftſchiff erſt längsſeitig ab, immer wieder erfaßt und gebannt von dem
überwältigenden Eindruck des prächtigen Kreuzers. Stolz ſchlägt das
Herz wieder in jedes Deutſchen Bruſt. Die ausländiſchen Preſſevertreter
ſtaunen meiſtens ſtumm das Werk deutſchen Geiſtes an oder fragen
eifrig die zur Führung beigegebenen Ingenieure, voran Dr. Eckener,
der das Schiff ſelbſt über den Atlantik ſteuern wird. Bereitwillig
be=
kommt man alle Auskunft.
Dann betreten wir über eine ſchmale Holztreppe die große
Ka=
bine. Wenden wir uns in dem geräumigen Gang zuerſt links, dann
kommen wir in die Küche mit Anrichte. Dort iſt ein elektriſch
zu beheizender Herd für die Verſorgung der Inſaſſen vorhanden. Die
elektriſche Kraft für die Beheizung liefert ein kleiner, außerhalb der
Kabine angebrachter Dynamo, der durch eine Luftſchraube, alſo durch
die Fortbewegung des Schiffes, betrieben wird. Eine gleiche Maſchine
liefert auf der anderen Seite den Strom für die Funkſtation, von der
noch zu reden ſein wird. Ein kleiner, ſich an die Küche anſchließender
Raum, dient der Höhenbeobachtung. Dann kommt der
Lauf=
gang, der in das Innere und durch das ganze Schiff führt. Auf der
anderen Seite iſt dann ein Kloſett mit Waſſerſpülung, weiter ein
mit 4—5 Becken verſehener Waſchraum mit fließendem Waſſer. Dann
kommen die Paſſagierkabinen. Es ſind deren fünf. Jede iſt
für ſich getrennt und in jeder können 6 Perſonen Platz finden. Die
breiten Polſterbänke, weich und bequem, je ein mahagonifarbener Tiſch
davor, können durch eine ſinnreiche Klappvorrichtung nachts als Betten
für je 4 Fahrgäſte dienen, ſo daß insgeſamt 20 Bettplätze zur Verfügung
ſtehen. Die Räume ſind ohne überladenen Pomp nach amerikaniſchem
Vorbild eingerichtet und entſprechen hinſichtlich der Bequemlichkeit der
Einrichtung in einem Luxuszuge. Dann kommen wir in den
wichtig=
ſten Raum des Zeppelin=Kreuzers: in die Kabine der Führung.
Sie iſt ſehr geräumig und ſehr hell. Wie bei den übrigen Kabinen,
fällt auch hier das Licht von außen durch ſog. Glimmerſcheiben. Glas
konnte aus begreiflichen Gründen keine Verwendung finden. Vor den
Scheiben iſt eine Vorrichtung angebracht, durch die dieſe von
Regen=
niederſchlägen, die natürlich die Sicht behindern würden, befreit
wer=
den können. Ueberhaupt iſt an alles, an jede Kleinigkeit, gedacht. In
der Kabine iſt gleich rechts der Sitz des Führers. Vor ihm
befin=
den ſich, auf einem Tiſch angebracht, eine ganze Anzahl von
Inſtrumen=
ten, ſolche zur Wind= und Geſchwindigkeitsbeſtimmung, optiſche
Höhen=
meſſung uſw. Zum Teil ganz neue Erfindungen. Neben dem Führer
hängt eine Telephonanlage, die es ihm ermöglicht, mit allen Teilen des
Schiffes in dauernder Verbindung zu bleiben. Ganz vorn im
Führer=
raum iſt der Stand des Steuermanns, der zweifellos den
ſchön=
ſten Ausblick aus dem Luftſchiff hat. Neben ihm befindet ſich ein großer
Kreiſelkompaß. Dazu kommen wieder Meßinſtrumente. Ganz links
dann der Eingang in die Funkkabine. Hier finden wir die neueſten
und beſten Apparate der Funktechnik für Empfang und Sendung. Auf
2000 Kilometer können Nachrichten übermittelt, aus 4000 Kilometer
emp=
fangen werden. Es iſt der Schiffsführung alſo möglich, auch bei weit
ausgedehnten Fahrten ſtets mit dem Lande in Verbindung zu bleiben.
Dadurch iſt die Führung auch ſtets über die Wetterlage orientiert. Große
Tafeln in der Funkkabine teilen die einzelnen Stationen und den
Anruf=
ſchlüſſel mit. Auch hier alles aufs Praktiſchſte und Zweckmäßigſte
ein=
gerichtet. Im Rückwärtsſchreiten durch den Zugang beobachten wir
dann noch ein hohes Metallkamin, durch das man zur Plattform
des Schiffes gelangen kann. — Nun noch einige techniſche Angaben:
Das Schiff iſt nach den erprobten Zeppelinſchen Grundſätzen
aus=
geführt. Es hat einen Gasinhalt von zirka 70 000 Kubikmetern.
Das Gas iſt in 14 Zellen enthalten. Mit dem Gasinhalt des Schiffes
könnte eine normale Straßenlaterne mehr als 160 Jahre mit
Leucht=
gas verſehen werden.
Das Gerippe des Schiffes ſetzt ſich aus Ringen und Längsträgern
zuſammen. Letztere laufen über die Ringecken vom Bug zum Heck. Die
Ringe befinden ſich in 5 Meter Abſtand voneinander. Jeder 3. Ring
iſt ein verſpannter Hauptring. Mit Ausnahme der beiden Heckzellen
und der Bugzelle beträgt die Schottenentfernung und damit die Länge
der dazwiſchen befindlichen Gaszelle 15 Meter. Die Zellen ſind aus
leichteſtem Baumwollſtoff, der durch Goldſchlägerhaut und durch Stücke
der dünnen Oberhaut von Rinderdärmen gasdicht gemacht iſt,
angefer=
tigt. Jede Zelle hat zwei Ueberdrucksventile, die in beſondere
Gas=
ſchichten münden, die an den Schottenwänden nach oben zum Firſt des
Luftſchiffkörpers führen, wo es in die Luft geleitet wird. Stahldrähte
erhöhen noch, mit den Ring=, Seiten= und Längsträgern verſpannt, die
Stabilität des Schiffes. Die Außenhaut des Schiffes iſt aus feſtem
Baumwollſtoff angefertigt. gegen Witterungseinflüſſe mehrfach zelloniert,
und gegen Strahlungseinflüſſe mit einem ſilbern glänzenden Ueberzug
von Aluminumpulver verſehen. Um möglichſt wenig Luftwiderſtand zu
verurſachen, iſt die Außenhaut, die nicht weniger als 14 000
Quadrat=
meter umfaßt, mit feinem Sandpapier abgeſchliffen. Durch den
un=
teren Teil des Drahtkörpergerüſtes zieht der Laufgangkiel, der dem
ganzen Gerippe eine erhöhe Feſtigkeit verleiht. Neben den ſchon
ge=
nannten Ballaſten führt das Schiff 100 große Benzin= und Oelfäſſer,
jedes mit 400 Liter Inhalt, mit. Eine Reihe dieſer Behälter iſt ſo
angebracht, daß ſie im Notfalle als Ballaſt abgeworfen werden können.
Dazu führt, wie ſchon eingangs angeführt, das Schiff auch Trink= und
Ballaſtwaſſer in beträchtlichem Gewicht mit ſich. Zu bemerken iſt noch,
daß auch die drahtloſe Telephonie, wenigſtens auf kürzere
Entfernun=
gen, bei dem Luftſchiff Verwendung findet.
Die Motoren: Im ganzen hat das Luftſchiff 5 für Dauerbetrieb
beſonders konſtruierte Luftſchiffmotoren von Maybach. Es ſind 400, direkt umſteuerbare Benzinmotoren von 12 Zylindern, deren
Kraft durch eine Kuppelung direkt auf die Luftſchrauben übertragen
wird. Vier von den Gondeln ſind an den Seiten des Schiffes
ange=
bracht, die fünfte gchtern unter dem Heck in der Mittellinie. Am Heck
des Schiffes ſind — eine ſehr bedeutſame Sache für das Luftſchiff —
die kreuzförmig angeordneten Stabilifierungsfloſſen mit den Rudern
für die Seiten= und Höhenſteuerung angebracht. Um den ſchädlichen
Luftwiderſtand de außen liegenden Verſpannungsſeile zu vermeiden,
ſind die Stabiliſierungsfleſſen ſelbſt als ſtromlinienförmige, frei ragende
räumliche Körper ausgebildet. Im Bug des Luftſchiffes befindet ſich
auch die 120 Meter langen zwei Ankerſeile, die durch einen Handgriff
vom Führer ausgewörfen werden können. Große dreieckige Klappen
ermöglichen ſchnelle Entlüftung des Raumes und der Gaszellen. Vorn
an der Spitze des Luftſchiffes wird eine Vorrichtung angebracht
wer=
den, durch die das Luftſchiff mit ſeiner Spitze an einen Ankerturm
feſt=
gemacht werden kann. Darauf legen bekanntlich die Amerikaner
größ=
ten Werr. Die Geſchwindigkeit des Amerikaluftſchiffes auf ſeiner Reiſe
iſt etwa 108 Kilometer durchſchnittlich in der Stunde, bei voller
Lei=
ſtung der Maſchinen 130 Kilometer. Vorgeſehen iſt, für die
Ueberfüh=
rung nach Amerika 30 Tonnen Betriebsſtoff mitzunehmen, welche
aus=
reichen werden.
Es ſind drei kurze vielleicht je 3—4ſtündige Probefahrten in der
Umgebung und eine ſolche von 24—30 Stunden Dauer vorgeſehen. Die
letztere wird quer über ganz Deutſchland gehen, wahrſcheinlich auch die
Oſtſee berühren vielleicht ſogar über ſie führen. Eine größere Anzahl
von deutſchen Großſtädten ſoll überflogen werden. Maßgebend für den
Weg iſt aber die Wetterlage. Ueber den Termin der
Ueberführungs=
fahrt läßt ſich Genaues natürlich noch nicht ſagen. Die Leitung des
Luftſchiffbaues glaubt aber, daß vor dem 10. September mit einem
Klarmachen des Schiffes nicht gerechnet werden kann. Bei ſehr
günſti=
ger Witterung hofft man, den Hafen in Amerika in 60 Stunden
er=
reichen zu können, bei ungünſtiger Wetterlage rechnet man mit einer
Ueberfahrtsdauer von 60 bis 100 Stunden. Im übrigen werden erſt
die Probefahrten genauere Unterlagen für die Berechnungen geben.
Der Beſichtigungstag erweckte auch Erinnerungen an die Zeiten vor
anderthalb Jahrzehnten. Graf Zeppelin machte damals von der
klei=
nen ſchwimmenden Werft bei Manzell aus die erſten größeren Flüge.
Und wenn er es nun noch erlebt hätte, daß das von ſeinen treuen
Mit=
arbeitern erbaute Schiff demnächſt ſeinen Ueberſeeflug antreten wird?
Wie hätte es ſicher den Schwabengrafen erfreut, vielleicht den
geheim=
ſten Wunſch ſeines Herzens, mit ſeiner Erfindung auch die Ozeane zu
überqueren, erfüllt zu ſehen. Gelingt die Fahrt, und die Leitung des
Schiffes glaubt zuverſichtlich daran, dann iſt das ein neuer Triumph des
deutſchen Geiſtes in der Welt, den uns niemand rauben kann. In der
Stille begleiten, wenn das Schiff in den nächſten Wochen ſeine weite
Reiſe antritt, tauſend heiße Wünſche aus der deutſchen Heimat für ein
gutes Gelingen die Fahrt, auf daß es erneut in der Welt gelten möge:
Deutſchland voran trotz alledem!
beseitigt sicher
Hüihneraagen
das Radikalmitel Lebeesohl.
Hornhaut an der Fußsohle verschwindet durch
Lebewohl-Balten-Scheiben-
Kein Verrutschen, kein Festkieben am Strumpf.
2
In Drogerien und Apotheken.
8114a
Man verlange ausdrücklich „Lebewohl”
Mif Frischenoder
eingemach-
ten Früchten Rhabarberoder
saff nährhaft u. desund.
BaPPINS
PUDDING-PULVERE
Derzusatz von knochenbildengen
Salzen macht ihn zu einem her- Kinder-Nährmittel.
Die glückliche Geburt
nes geſunden
Töchter=
ens zeigen in dankbarer
reude an
Mard Boller u. Frau
ting, geb. Schreiner
Darr: di, 20. Auguſi 1924
Jrenesl e 5
(*24054
Ve
inkſagung.
AlEl erwandten, Freunden und
Bekar ur, die während der
Krank=
ſeit — Hei der Beſtattung unſerer
ieben! nvergeßlichen Schweſter,
Schwain und Tante
Madtatg. Schtnn Bwr.
geb. Exel
o vie s weiſe herzlicher Teilnahme
bekun) r, ebenſo für die zahlreichen
Blun—n enden ſagen wir unſeren
innig 9 Dank. Insbeſondere
herz=
licherz; ik Herrn Pfarrer Zimmer=
4
K. 10530
manr die troſtreichen Worte
(*24476
im G2
F-1 rich Exel und Familie
K XExel und Familie
A Ymmermaun und Frau
Exel, und deren Kinder.
Dankſagung.
Für die bielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſerrr
lieben Pflegemutter
Babette Deeg
geb. Walter
ſagen wir auf dieſem Wege innigſten
(*24128
Dank.
Familie B. Klein.
Darmſtadt, Pallaswieſenſtr. 121.
10281a
ankſagung.
Fiſt 2 vielen Beweiſe herzlicher
Teilni e bei dem Hinſcheiden
meinenſ=ben Mannes ſage ich allen,
beſomy Herrn Pfarrer Kleberger
für d ſtreichen Worte am Grabe,
den en Beamten des ſtaatl.
Hochbſ antes und allen, die ihm
die Ehre erwieſen haben,
meinen erzlichſten Dank.
Frl Elfriede Beilſtein
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Darmſtädter Tagblatt
Das Münzgeſetz.
Handelsbia
22. Auguſt 1924
Ueber den weſentlichen Inhalt des Münzgeſetzentwurfs, der morgen
auf Grund des Dawesplanes dem Reichstag vorgelegt werden wird, wird
dem Korreſpondenten der TU. mitgeteilt:
Künftig gilt im Deutſchen Reich die Goldwährung. Ihre Einheit
bildet die Reichsmark, welche in hundert Reichspfennige eingeteilt wird.
Neuerliche geſetzliche Zahlungsmittel ſind:
1. Die Goldmünzen und die Reichsbanknoten, unbeſchränkt.
2. Die Silbermark= und Pfennigmünzen, jedoch mit der
Beſchrän=
kung, daß niemand verpflichtet iſt, Silbermünzen im Betrage von mehr
als 20 Reichsmark und Pfennigmünzen im Betrag von mehr als 5
Reichs=
mark in Zahlung zu nehmen.
Von den Reichs= und Landeskaſſen werden dieſe Münzen in
vor=
ſtehender Höhe in Zahlung genommen.
Als Reichskaſſen gelten auch die Kaſſen der Deutſchen Reichspoſt
und der Reichseiſenbahngeſellſchaften.
Als Reichsmünzen ſollen geprägt werden:
1. Als Goldmünzen: Stücke zu 20 und 10 Reichsmark. Als
Reichsgold=
münzen gelten bis auf weiteres auch die früheren Goldmünzen.
2. Als Silbermünzen: Stücke im Werte von 1, 2, 3 und 5
Reichs=
mark. Silbermünzen von 1—5 Mark der früheren Prägung gelten bis
auf weiteres als Reichsmünzen.
Als Reichspfennigſtücke gelten bis auf weiteres auch die
Reichspfen=
nigſtücke aus Kupfer.
Der geſamte Betrag der Münzen zu 5 Reichsmark und darunter darf
20 Mark auf den Kopf der Bevölkerung nicht überſteigen. Die Münzen
werden, mit Ausnahme der Goldmünzen, durch die Reichsbank, nach
Maßgabe des Bedürfniſſes und nach Vereinbarung mit dem
Reichs=
finanzminiſter in den Verkehr gebracht.
Das Verfahren bei der Ausprägung wird vom Reichsfinanzminiſter
mit Zuſtimmung des Reichsrats geleitet. Bei der Ausprägung der
Gold=
münzen werden aus einem Kilo Feingold 139½ Stücke über 20 Mark
und 279 über 10 Mark ausgeprägt. Das Miſchungsverhältnis beträgt
900 Teile Gold und 100 Teile Kupfer. Bei den Silbermünzen und den
auf Pfennig lautenden Reichsmünzen wird das Miſchungsverhältnis vom
Reichskanzler, im Einvernehmen mit dem Reichsrat gewählt.
Die Liquidierung der Rentenbank.
Im Zuſammenhang mit dem Bankgeſetz wird dem Reichstag morgen
auch ein Geſetzentwurf über die Liquidierung der Rentenbank vorgelegt
werden. Ueber den weſentlichen Inhalt des Entwurfs erfahren wir
folgendes:
Die bisherige Belaſtung der Induſtrie=, Handels= und
Gewerbebe=
triebe, einſchließlich der Banken, wird aufgegeben.
Die Grundſchuld und Anteilrechte dieſer Unternehmer erlöſchen. Sie
haben jedoch bis zum Inkrafttreten des Geſetzes angelaufene Zinſen an
die Rentenmarkbank abzuführen. Es bleibt die Belaſtung der
Eigen=
tümer der land= und forſtwirtſchaftlichen Zwecken dienenden Grundſtücke.
Die Grundſchuld wird von 4 Proz. auf 5 Proz. des Wertbetrages
er=
höht. Ihre jährliche Verzinſung von 6 Proz. auf 5 Proz. ermäßigt.
Entſprechend der Verminderung der Grundſchuld wird das Kapital der
Bank von 3,2 Milliarden auf 2 Milliarden Rentenmark ermäßigt. Die
Grundrücklage fällt fort.
Die Deutſche Rentenbank darf über den Betrag der bei
Inkraft=
treten dieſes Geſetzes von ihr ausgegebenen Rentenmarkſcheine
hinaus Rentenmarkſcheine nicht mehr ausgeben. Die Reichsbank hat den
Geſamtbetrag der ausgegebenen Rentenmarkſcheine innerhalb ſpäteſtens
10 Jahren zu liquidieren.
Die Tilgung der von der Rentenmarkbank ausgegebenen
Renten=
markkredite erfolgt in verſchiedener Weiſe. Für die Rentenmark wird
ein beſonderes Tilgungsfonds gebildet. Die Rentenmarkbank hat alle
Einnahmen aus den Hypothekenzinſen an den Tilgungsfonds abzuführen.
Das Reich übernimmt der Reichsbank gegenüber die Garantie, daß dieſe
Zahlungen jährlich mindeſtens 60 Millionen Rentenmark betragen. Das
Reich hat jährlich 60 Millionen Rentenmark abzuführen. Erſtmalig am
1. Januar 1925. Der Anteil des Reiches am Reingewinn der
Reichs=
bank liegt in dem Beteiligungsfonds. Dieſe Leiſtungen an den
Til=
gungsfonds ſind ſolange zu bewilligen, bis der Geſamtbetrag der dem
Tilgungsfonds zugeführten Beträge 1200 Millionen Rentenmark erreicht.
hat. Die Kredite an die Wirtſchaft müſſen unter allen Umſtänden
bin=
nen drei Jahren beendet ſein. Am Schluß des erſten Jahres ſoll
minde=
ſtens ein Drittel, ein zweites Drittel am Schluß des folgenden Jahres
des übernommenen Kreditbeſtandes abgewickelt werden
Die Geſchäftstätigkeit der Nentenbank iſt auf die Abwickelung der
Rentenmarkkredite zu beſchränken, jedoch hat ſie dem Reich aus dem
60 Millionen Mark überſteigenden Betrag der Hypothekenzinſen
jähr=
lich 25 Millionen Mark auszuſondieren und einer mit Einverſtändnis der
Deutſchen Rentenbank und Reichsregierung zu gründenden
landwirt=
ſchaftlichen Kreditanſtalt zur Verfügung zu ſtellen.
Die Reichsbank hat am Ende jeden Jahres den Betrag der
einge=
zogenen und der noch im Umlauf befindlichen Rentenmarkſcheine öffentlich
bekannt zu geben.
Banken.
— Reichsbankausweis. Die geſamte Kapitalanlage der
Reichsbank erfuhr in der zweiten Auguſtwoche, wie aus dem
Bankaus=
weis vom 15. d. M. hervorgeht, eine Zunahme um 27,8 auf 1958,8
Trillionen Mark. Während die auf Rentenmark lautenden Wechſel= und
Lombardkredite im ganzen weiter um 7,7 auf 991 Millionen
Renten=
mark zurückgingen, wurden im Papiermarkkreditverkehr 35,3 Trillionen
Mark neu ausgeglichen; der Papiermarkwechſel= und Lombardbeſtand
erhöhte ſich damit auf 891,5 Trillionen Mk. Die in der Vorwoche
ein=
getretenen Rückflüſſe an Zahlungsmitteln verſtärkten ſich. Der Umlauf
an Reichsbanknoten nahm um 29,7 auf 1171,7 Trillionen Mark, der
Rentenmarkumlauf um 40,2 auf 1757 Millionen Rentenmark ab.
Dem=
entſprechend vermehrten ſich die ausgewieſenen Beſtände der Reichsbank
an Nentenbankſcheinen von 303,8 auf 344 Millionen Rentenmark. Im
Zuſammenhang mit den erwähnten Veränderungen ſetzte ſich auch die
Zunahme der fremden Gelder fort; ſie ſtiegen insgeſamt um 70,6 auf
869,3 Trillionen Mk. Der Goldbeſtand zeigte eine neue Vermehrung um
7,3 auf 498,1 Millionen Goldmark; der Zugang erfolgte bei den im
Auslande unterhaltenen Golddepots und iſt wieder auf die
Umwand=
lung eines Deviſenguthabens in Gold zurückzuführen. Die
Scheide=
münzenbeſtände gingen um 1,6 auf 23,7 Trillionen Mk. zurück.
Warenmärkie.
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 21. Aug. Amtliche
Notierungen (Preiſe je 100 Kilo): Weizen Wetterau 22—22,50, Roggen
18—18,50, Sommergerſte für Brauzwecke 22—23, Hafer inländiſch 19,50
bis 20, Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 33—34, Roggenmehl 26,50 bis
26,75, Weizen= und Noggenkleie 11,25—11,75. Tendenz: unverändert.
Frankfurter Viehmarkt. Der Auftrieb des
Neben=
marktes beſtand aus 2 Färſen und Kühen, 2 Freſſern, ferner aus 896
Kälbern, 415 Schafen und 1039 Schweinen. Notiert wurde nach
Gold=
mark für den Zentner Lebendgewicht: Kälber: b) 65—70, c) 60—64,
d) 54—59 und e) 40—50; Schafe: a) 42—47, b) 30—40; Schweine im
Gewicht von 160—200 Pfund 76—78 unter 160 Pfund 65—75, von 200
bis über 300 Pfund 76—78 und für Sauen und Eber 65—75. Die Preiſe
für Kälber erhöhten ſich um 5—16 Gmk., während Schafe nicht ganz ihre
letzte Notierung behaupteten und Schweine um 2 Gmk. per Zentner
Lebendgewicht nachließen. — Marktverlauf: Kleinviehmarkt flott
ge=
räumt. Am Schweinemarkt bei ſchleppendem Geſchäftsgang größerer
Ueberſtand.
* Mannheimer Produktenmarkt. Durch die in den
letzten Tagen von den amerikaniſchen Getreidemärkten gemeldeten
ſchwächeren Kurſe verkehrte auch der hieſige Markt in ruhiger Haltung.
Die Preiſe konnten ſich bis jetzt auf der ganzen Linie gut behaupten.
Geſucht bleibt beſonders Gerſte in guter, auswuchsfreier Ware. Die
Preiſe, die wir um etwa halb 1 Uhr feſtſtellten, bewegten ſich für inl.
Weizen zwiſchen 23—23,50, ausl. 25—27,50, Roggen inl. 18—18,50, do.
ausländiſchen 19, Gerſte je nach Qualität 22—23, Hafer 20, Mais 18,50
Goldmark die 100 Kilo bahnfrei Mannheim. Futtermittel lagen
eben=
falls behauptet. Für Kleie verlangte man 11,25 Mk. für den
Doppel=
zentner waggonfrei Mannheim. Die Mehlpreiſe für Weizenmehl Baſis
Null ſtellten ſich auf 33—34 und für Roggenmehl auf 26,50—27
Gold=
mark die 100 Kilogramm fei Waggon Mannheim Mühle.
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem Kleinviehmarkt
waren zugeführt 63 Kälber, 162 Schweine und 670 Ferkel und Läufer.
Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber auf 54—66, Schweine 66—81 Goldmk.
die 50 Kilo, und für Ferkel und Läufer 8—32 Mark das Stück.
Markt=
verlauf: Mit Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig,
kleiner Ueberſtand, und mit Ferkeln und Läufern langſam geräumt.
Berliner Produktenbericht. Die Preisgeſtaltung am
Produktenmarkt war heute bei ſtillem Geſchäft uneinheitlich und
ent=
ſprach ungefähr dem Verhältnis des Angebots von außerhalb zur
Be=
darfsnachfrage. Das Angebot von guter alter Ware in Weizen war bei
vielſeitiger Nachfrage nur ſpärlich, ſodaß die deutſchen Mühlen meiſt die
geforderten Preiſe bewilligten. In neuem Weizen bleibt das Angebot
noch klein. In Roggen hat ſich das Angebot etwas vergrößert. Das
Inlandsmehlgeſchäft war ruhig. Für Roggenmehl ſind auswärtige
Mühlen mit ſtärkerem Angebote im Markte. In Gerſte iſt die
Ge=
ſchäftslage unverändert. Hafer behauptete bei ſchleppendem Abſatz
ſeinen Preisſtand. Für Futterſtoffe zeigte ſich für ſpätere Lieferung
Kaufintereſſe. Bemerkenswert war größeres Angebot in ſofort
liefer=
baren Kartoffelflocken.
Börſen.
* Frankfürter Börſe vom 21. Aug. (Eig. Ber.) Der
heutige Börſenverkehr eröffnete auf allen Gebieten des Aktienmarktes in
gedrückter Haltung. Verſtimmend wirkte die Tatſache daß die
Reichs=
tagsmehrheit für die Annahme des Londoner Protokolls noch
keines=
wegs als geſichert betrachtet werden kann. Rein börſentechniſch machten ſich
auch umfangreiche Realiſationen der Spekulation kursdrückend bemerkbar,
und in einigen Papieren des Großverkehrs ſcheint auch das Ausland als
Abgeber aufgetreken zu ſein. Im Verlaufe des amtlichen 9
mochte ſich keine Erholung durchſetzen, und erſt nachbörs
Stimmung, auf Deckungskäufe der Spekulation hin, wiede
feſtigt. Am deutſchen Rentenmarkt konnten ſich die
vorhör=
nicht behaupten, doch hielten ſich auf dieſem Gebiet die
Schwankungen etwa auf dem geſtrigen Niveau. Kriegsanl
mit 760, gab dann bis 730—720 nach und verließ den nachh
kehr mit etwa 750 Geld.
Berliner Börſenbericht. Nach der Feſtigkeit
Tage machte ſich heute beſonders zu Beginn des Verkehrs.
licher Rückſchlag bemerkbar, welcher auch von einem Nachlaff
etwas lebhafter als ſonſt geweſenen Geſchäftes begleitet we
delt ſich dabei mehr um große Poſitionslöſungen umfan
gagements in verſchiedenen Aktiengattungen, die ſeinerzeit
folgreichen Abſchluß der Londoner Konferenz eingegangen
um politiſche Beweggründe, obwohl man in dieſer Hinſicht
an einer Annahme der Londoner Abmachungen durch
ſtärker betonte. Von dem Rückſchlag wurden hauptſächlich
papiere betroffen, von denen die Mehrzahl der führenden
1—2, Harpener, Augsburg=Nürnberger Maſchinen, Motorer
und Stollberger Zinsaktien 3—4 Bill. Prozent niedriger
Kaliaktien mußten von ihren Steigerungen der letzten Tag=
Prozentſätze wieder hergeben. Von Vorkriegsanleihen ſt.
Reichsanleihen mäßig niedriger. Zprozentige Reichsanleil
anleihe waren unter Schwankungen behauptet und Pre
etwas höher, ohne daß aber 3½prozentige den mäßigen
haupten konnten.
Oeviſenmarkt.
Geld
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Gaggenau Vorz. .. . .
Gelſenk. Gußſtahl ...
Geſ. f. elektr. Untern.. .
Halle Maſchinen
Han. Maſch.=Egeſt..
31
12,63
5.49
12.58
12.52
11.97
75.59
74.51
74.36
Konſiantinopel
2.— 2:4.
Berliner Kuzſe. (Eigene telegr, Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000000000
Aktiengeſ. für Anilinfr. 15750
Hanſa Dampfſch. . ..
Frankenkurs in London:
Markfurs
„
82.90
18.15
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
59 Reichsanleihe ..........."
.
.
3½%0 „
„...
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
„ 1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ...."
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½% HI.—IX.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe .... . . . .."
Zwangsanleihe ..... . .. ......"
4¾ Preuß. Konſols ........."
8½% „
„
48 Bad. Anl. unk. 1935 ......
3½% „ v. 1907 ......
„ 1896 ......."
39
48 Bahern Anleihe ..
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzaniv.
rckz. 26 ..... ....
8—160 Heſſen Reihe XXXvI.
untilgb. b. 28. ......
4½ Heſſen unk. 1924...
3½%„ ...."
3
„
4½ Württemberger alte ......"
b) Ausländiſche.
5½ Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
½ „b. 1902 .....
„........
6% Bulgar. Tabak 1902... . . . .
12/,% Griech. Monopol ......
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 „.............."
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ................."
4% Oeſt. Goldrente ........."
4% „ einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ...."
4% „ am. Goldrente konv.
4% „ am. v. 05 ........
430 Türf (Admin.) v. 1903....
4½ (Bagdad) Ser. I.."
„ II..
4% „ v. 1911, Zollanl. ..."
Ung. Staatsr. b. 14 ....
„ Goldrente ........"
„ Staatsx. v. 10 ....
Kronenrente . . . ..."
4½
Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort. innere . . . . .."
konſ. äuß. v. 99... . .
Gold v. 04. ſtfr. . ...
konſ. inner.
Irrigationsanleihe
ipas. Serie T....
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr. . . . . .
4% Gal. Carl Ludwv.=Bahn. ..
5½ Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. ..
20. 8.
9,725
1.15
1.15
1,6
4,2
4,2
87,25
0,5:0
0.460
3.45
0.405
15 Mf2
0,750
1,35
0.90
135
4,2
10 M
0.200
0.900
0,863
1,05
1,75
1.5
2.15
6,5
9.1.
10
11.25
10,5
21. 8.
G,720
107‟
42
4,2
36,8
0.55
0.,46
3,3
3.3
0.,45
13,8 Md
13
1,2
0.95
1,4
1.275
4,2
2,25
1973
0.9
11
1,5
6.5
3,75
08
7.3
6.,9
1,8
1,7
,8
6,6
2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.
2 6%Neue
49 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ....
1. b. 8. En..
38 Oeſt.
9. Em. .. .."
v. 1885 ...."
38 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz.
4% Rudolfb. (Salzkammerg.) ..
4½% Anatolier I............"
3% Salon. Conſt. Jonction ..."
32 Salonique Monaſtir ......"
50 Tehuantepee. .........07
4½%0
Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
I. Em. . . . . . . . . . . . ."
5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . ..."
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23.......
6% Heſſ. Braunk.=Rogg. Anl. v. 23
5%Neckar A.=G. Stuttgart
Gold=
anl. v. 23... . . . . . . . . ....."
52 Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24.... .. . . . . . . . . .
5% Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
5% „ Noggenwert=Anl. . .
5% Rhein. Hhpot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ..........."
5% Rhein=Main=Donau
Gold=
anl. v. 23 .... . .. .. ...."
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. I u. II..............."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl.
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . . . . . . . . .
Bayer Hypotheken= u. Wechſelb.
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hhpot.=Bank Mein.. . .
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . ... .."
Dresdner Bank. . . . . . . . . . . . . .
Frankfurter Bank ...........
„ Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . ...."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreickſiſche Creditanſtalt . . .
Reichsbank=Ant. . . . . . . . . . . . . .
Rhein. Creditban ..... ....."
„ Hypothekenbank .. ...."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ..................."
Biener Bankverein .........."
Bergiverkä=Aktien.
Berzelius .................."
Bochamer Bergb. .. .. . .. ..."
Buverus. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dt. Luxemburger ..........
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ..
Gelſenkirchen Bergw. .... ..."
Harpener Vergbau.........."
die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Frankfurter Kursbericht vom 21. Aug0ſ
10
11,5
9,4
1,54
55,5
10,75
2,1
1,67
2,8
5,25
2,5
1,6
4,2
1,6
2,5
2.05
2,6
34
6,75
10,25
11,75
3,2
0.350
13,75
775
4,5
13,5
2.2
9.430
44,2)
2i,
5,5
9,75
0,370
d.29
21 8.
(5
9,6
9,5
11.35
2,5
158
56
11.25
2,2
1,6
2.9
5,2
1,6
2,6
17
4,3
1,65
65
9,6
Pio
3,5
3.1
0,320
13.
7.3
4,6
2,1
0,42:
43,75
2,6
9
1,350
0. 27.
6,1
Kaliwerke Aſchersleben .. . . . .."
Salzdetfurth . . . . . . ."
Weſteregeln ......."
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Röhren ........"
Mansfelder ................."
Oberbedarf .................
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke ... . . . . . . . ."
Riebeck Montan..
..
Rombacher Hütte . ...........
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver, Laurahütte .. . . . . . . . . . . ."
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........"
Verger ....
T—Xauſend M—Millioneit Md — tiſſiarhen aU -ohne imſas X— rativnierf.
Akkumulat. Berlin ..........."
Adler & Oppenheimer .. ....."
Adlerwerke (v. Kleher) ......."
A. E. G. Stamm.. . . . . . . .
6% „ „ Vorzug Lit.A ...
5% „ „ „ Vorzug Lit. B ...
Amme Gieſecke & Konegen ...."
Anglo=Continental=Guano .....
Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weinheim)........."
Badiſche Anilin=n. Sodafabrik",
Bad. Maſchf. Durlach ........"
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen..
Baldur Piano. . . . . .. . ......."
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke........"
Bing. Metallwverke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Eementwerk Heidelberg.. .....
Karlſtadt . . . . . ...
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . .. .. .. .."
„ Griesheim Elektron ...."
„ Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ........"
Daimler Motoren ............
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl ............"
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ... . .."
Düſſeld. Ratinger (Dürr) ....."
Dyckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenverk Kaiſerslautern ....."
L. Meyer ſr. ......
Elberfelder Farbw. v. Baher ..
Kupfer= u. Meſſingw.
Elektr. Lieferung3.=Geſ. ......"
Licht und Kraft .......
Elſäſſ. Bab. Wolle.......... .."
Emag, Frankfurt a. M... . . . . .
Email. & Stanzw. Ullrich ...."
Enzinger Werke ............."
Eßlinger Maſchinen .........."
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Zoh. Bleiſtift .....
2,25 z1 3 1,9 2.1 16, 161, 15,5 13.5 9.3 9.75 8,25 7.4 0,320
4,5 3,310
4,45 — z.4 69 69 13,75
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmafens ....."
Felten & Guilleaume, Carlsſv...
Feinmechank (Fetter). . ... . . .."
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.,
Frankfurter Gas.. . . . . . . . . ...
Frankfurter Hof.............
Frf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm ....."
Kanz. Ludwig. Mainz ......."
Geiling & Cie. ...... .. . .. . .. 0,675
Germania Linoleum .. . . . . . . ."
Gelenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt, Th. .. .. . . . . ...."
Gotha Waggon.... .. ......."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. .."
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrück) ......"
Hanfverke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Heyligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . .. . . . . ."
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ............."
Holzmann. Phil. ............"
Holzverk.=Induſtr. ..... . . . . . ."
Hydrometer Breslau ......."
Inag ...................."
Junghans Stamm.. . . . . . . . ..
Karlsruher Maſchinen ........"
Karſtadt R..... .. ..........."
Klein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn............"
Kolb & Schüle Spinn. . ....
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . ."
Lahmeher & Co. ............"
Lech, Augsburg ............."
Lederw. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. ........
Luther, Maſch.=u Müh enbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt ......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgef. Frkft. . . . . . . . . . . . . ."
Meher, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . . ."
Motorenfabrik Deuz........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. . .
Neckarwerke Eßl. Stamm .. . . .
Oleawerke Frankfurt a. M.....
Beters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Bhilipps A.=G. ............."
Porzellan Weſſel ............"
Reiniger, Gebbert & Schall.. .
Rhein. Elektr. Stamm .. . . . . . ."
Metall Vorzüge......."
Rhenania, Aachen ..........."
Niedinger, Maſchinen ... ... ..."
Rückforth, Stettin ..........."
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurta. M.) ..
Schneider & Hanau..... .."
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik.
Schriftgießerei Stempel, Ffm
Schucfert Elektr. (Nürnberg) ..
2,65 2,8 3,5 3,5 89 8,25 185 133 132/g 12
1. 1.1 2,3 14,75 13,5 4,65 7.75 33 5.2 9,25 26 2,25 79 5 15 0.sos4 189 17,5 3,5 3,5
6,1 34 4,4 38 35,5
Schuhfabrik Berneis=Weſſel..,
Schuhfabrik Herz ...........
Schuhf. Leander Offenbach ..
Schulz, Grünlack, Rdsh., ,..,0
Seilinduſtrie Wolff .........
Sichel & Co.. Mainz .........
Siemens Elektr. Betriebe ...
Siemens Glasinduſtrie ......"
Siemens & Halske. . .... ..
Stöckicht=Offenbach=Gummi ..
Süddeutſche Immobilien ..."
Thüring. elektr. Lieſ.=Geſ., Gothg
uhrenfabrik Furtwängler ....
Beithwerke in Sandbach
Verein f. Chem. Induſtr. Frlit,
Verein deutſch. Olfahr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel.
Gummifabr. Bln.=Frlf.,
Pinſelſabr. Nürnberg ..
„ Ultramarin ..........."
„ Zellſtoff, Berlin .......
Vogtländ. Maſch., Vorzüge ..."
Stämme....
Voigt & Haeffner Stämme .
Voltohm, Seil............."
Wahß & Freytag. . . ... .. ...""
Wegelin Rußfabrik........""
Zellſtoff Waldhof Stamm ..”
Zuckerfabr. Waghäuſel ......""
Frankenthal ......"
Heilbronn. .....
Offſtein .......
Rheingau ......
Stuttgart . . . . . ..
Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm..
Schantung E. B............"
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
Hapag (Paketfahrt) ........."
Nordd. Llohd. . ......... .. ."
Darmſtädter Werte,
Bahnbedarf ........ . . . . .""
Dampfkeſſel Rodberg........
Helbetia Konſervenfabrik. ..
Gebr. Lutz ......... . . . . . ..""
Motorenbfarik Darmſtadt ...."
Gebr. Roeder ..... . ......"
Venuleth & Ellenberger ...."
Nnnotierte Aktien.
Apf ........... .. .. . . . . . a.a
Beckerkohle. . ..... . n. ia..."
Beckerſtahl .... . . . . . . . """""
Venz..... . .. . .. ... n nn a...
Brown Boveri...... . . . . .""
Chem. Andreae .... .. . . . . .."
Deutſche Petroleum .. .....""
Diamond Shares ......." ".""
Entrepriſe........... . . . .."
Falconwerke .......... . .""
Großkraftw. Württemb.( Growag)
Unterfranken (Ufra) ......."
Hanſa Lloyd ....... .. . ."
Hero Conſerven ..... . . . . . ."
Holſatiawerke, Altong ..."."""
Kabel Kheydt......... . . .."
Krügershall Kali ....n....0"
Metall Starkenburg ....."""
Otto & Quanz....... . . .."
Raſtatter Waggon .....".."""
Textil=Ind. Barmen (Tiag):.""
„itttttti
Seite .
Simer 233.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. Auguſt 1924.
Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
du ſüßer Dieter, ade! Bring mir etwas mit! Eine
gül=
denss tte!”
Herzogin in Bayern ihr Gebetbuch.”
S iſt brav! Danach ſehn’ ich mich ſchon lang.”
wvie werd’ ich leben können ohne dich, Fritz!”
mußt es verſuchen!“
ik an mich!"
herlich! Wenn ich wieder eine ſo Wilde im Arm hab!!“
„!. Ade!”
S Reitertrupp war vorbei. Die Dirnen faßten ſich an den
Häns und liefen lachend und kreiſchend hinten nach und dem
Zug — Seite.
c= und Straße waren wie ausgeſtorben.
— dreie ſetzten ihren Weg fort. Hans hatte ſich, als die
Reits orüberzogen, hinter ſeine Eltern geſtellt, und als die
Dirn von der Gaſſe ihr Weſen hatten, ſein Haupt geſenkt.
„Sein-; utter verdeckte ihn, ſo gut ſie konnte. Es klopfte ihr
ſas —, und ſie dankte Gott, daß er unerkannt blieb.
„ glückſeliger Auszug!” meinte Friedrich. „Sie wiſſen
hin ſie wollen, und die Dirnen geben ihnen das Geleite.”
tſei dank, daß wir dich haben!” ſagte Urſula leiſe und
hic Sohn mit ſuchenden, fragenden, mütterlichen Augen an.
underlicher Stimmung ritten die dreie der Heimat zu.
der n die Knechte hinter ihnen plauderten und ſangen,
wa=
en f] nſilbig und hingen ihren Gedanken nach. Die Eltern
Juichtes ren Sohn zwiſchen ſich zu behalten, Hans aber bemühte
ſch, B tkommen und allein zu reiten. Vater und Mutter
be=
erkt ’s und ließen ihn gewähren. So ritt er allein ſeines
Vege Er empfand es wvohl, wie unwürdig und wie
gedanken=
os d lusfahrt der jungen Abenteurer war, aber ſein Trotz
vollt.1 nicht Wort haben, und ſein Aerger über des Vaters
ingr ließ die vernünftige Gegenrede ſeines Gewiſſens nicht
uſko n. Die Eltern freuten ſich ihres Sohnes wie eines
om rund Geriſſenen. Aber Vater und Mutter fragten ſich,
ſisihl wie ſeinen Leib auch ſeine Seele wieder gewinnen
er Deutſchherrenburg Hornegg brachten ſie die Nacht
ritterlichen Wirte bemühten ſich, ihren Triumph über
der katholiſchen Waffen zu verbergen, da ſie die
Nie=
genheit ihrer evangeliſchen Gäſte auf Grund ihrer eig=
G
nen Gefühle auslegten. Als ſie nach dem Abendtrunk
auseinan=
dergingen, legte der gutherzige Landkomtur, dem Junker die
Hand auf die Schulter und ſagte: „Faſſet Euch, lieber Herr!
Ab und auf, ſo iſt des Krieges Lauf. Wer weiß, ob nicht einmal
eine Zeit kommt, wo Ihr mich zu tröſten habt, wenn ich auf
Burg Hirſchhorn als Euer Gaſt nächtige.”
„Gott führe Euch bald zu mir mit der Friedensbotſchaft,”
ſagte Friedrich.
Urſula ſchüttelte dem alten Herrn herzlich die Hand.
„Wie es auch gehe, Ihr und wir bleiben getreue Nachbarn
und gute Freunde.”
„Getreue Nachbarn, gute Freunde, das rechnet euer Luther
zum täglichen Brot. In dem Stück gebe ich ihm recht. — Was
hat der junge Herr? Hat wohl in der üppigen Stadt der Mutter
vergeſſen? Wie alt?”
„Ich bin ſiebzehn Jahre, lieber Herr.”
Der Komtur hob lächelnd den Finger:
„Jugend, Jugend, ſpar deine Kraft! Wir brauchen Männer,
die Mark in den Knochen haben."
Am andern Morgen ritten ſie weiter. Aus der Kirche zu
Bettingen klang Orgelton und Geſang. Die Gemeinde war zum
Dankgottesdienſt vereinigt wegen der Prager Schlacht. Dagegen
ſtanden in dem Nachbardörflein Steinbach, das gemmingiſch war,
die Leute verſtört vor den Häuſern, und ein Lehrer trat auf den
Junker zu und bat ihn um Auskunft, ob die Unglücksbotſchaft
wahr ſei. So war alles Volk am unteren Neckar und im
Oden=
wald durch Flugſchriften und Predigten aufs tiefſte erregt.
Ueber=
all in dieſer Gegend, empfand man es deutlich, daß der erſte
Schlag eines fürchterlichen Wetters, das auch über die eignen
Köpfe ziehen werde, zerſchmetternd niedergegangen ſei.
Sie waren an Burg Hornberg vorübergeritten und hatten
das Dörflein Zi= iern im Rücken, vor ihnen lag die breite
Wie=
ſenfläche des Ei ihes und dahinter ſtiegen die heimatlichen
Berge in die Höhe: da kam ihnen eine wunderliche Geſellſchaft
entgegen. Voraus ritt ein fremdländiſch ausſehender Kavalier
in ſpaniſcher Hoftracht. Hinter ihm fuhr eine weitbäuchige und
hochgetürmte Kutſche, die von vier Roſſen gezogen wurde. Zwei
berittene Knechte, die bis an die Zähne bewaffnet waren,
bil=
deten den Beſchluß.
Urſula wollte rufen: Das iſt ja meine Kutſche!‟ Da ſah
ſie, wie ihr Gatte den Hut zog und damit ſein Angeſicht bedeckte.
Geſenkten Hauptes ritt er vorbei. Aus dem Wagen beugte ſich
eine vornehm gekleidete Frau und muſterte ſcharf die
Vorüber=
reitenden. Urſula grüßte ehrfurchtsvoll. Die Dame dankte mit
leiſem Nicken des Kopfes. Sie mußte groß und ſtattlich ſein.
Schneeweißes Haar umrahmte das immer noch volle Geſicht.
Die Züge waren edel und zeugten von einem ungewöhnlichen
Weſen. Die ſchwarzen Augen waren von unergründlicher Tiefe.
Im Vorüberreiten empfand Urſula dies alles und bekam
den Eindruck, daß etwas Machtvolles an ihr vorüberziehe. Darum
neigte ſie ſich tief im Sattel.
„Iſt es eine der Pfalzgräfinnen?” fragte ſie Friedrich. Der
hatte doch immer den Hut vor dem Geſicht, das er auf den Hals
des Pferdes niederbeugte. Sie lenkte ihren Zelter dicht heran
und ſah dem Gatten ins Geſicht. Da ſah ſie, daß er aſchfahl
war und zitterte.
„Um Gottes willen, Friedrich, wer iſt es?”
„Die Beußerin.”
Unwillkürlich ſah Urſula zurück.
Die Frau hatte ſich weit aus dem Wagen gebeugt und
ſchaute den Gatten nach. Da kam Hans herangeritten. Er
ver=
beugte ſich ritterlich. Die Dame ſah ihn ſcharf an, befahl dem
Kutſcher, zu halten und winkte den Jüngling zu ſich heran. Hans
ritt gezogenen Hutes an den Kutſchenſchlag. Der Kavalier, der
vorausgeritten war, ritt zurück, um die Kutſche herum und hielt
mit den beiden Knechten zwiſchen den hinteren Rädern und dem
Straßenrand. Er grüßte hochmütig; die Knechte, ſchwarzhaarige
Geſellen mit ſtechenden Augen, lockerten ihre Waffen. Der eine
hielt die Hand an der Piſtole, der andere faßte den Schwertgriff.
Jetzt kamen die drei Hirſchhornſchen Knechte herangeritten.
Sie machten große, neugierige Augen, aber ritten gleichmütig
hinter der Kutſche auf die Wieſe, da die Straße keinen Raum
bot, und in einem Bogen auf den Weg zurück. Urſula wäre
gerne halten geblieben, aber ſie wollte auch ihren Gatten nicht
laſſen. Friedrich ritt ohne umzuſchauen vorwärts. Urſula
winkte die über die Wieſe reitenden Knechte zu ſich heran und
befahl dem einen, den Junker einzuholen und ihn zu bitten, daß
er warte. Den andern Knecht hieß fie im Schritt zur Kutſche
zurückreiten. Sie ſelbſt wandte ihr Pferd und beobachtete, was
vor ſich ging.
Die fremde Frau zog ihren Kopf in die Kutſche zurück. Sie
ſchaute auf das Wappen auf der Schabracke, betrachtete den
jungen Reiter und heftete dann ihre ſchwarzen Augen wieder auf
das fünfzackige Geweih.
„Hirſchhorn?”
„Hans von Hirſchhorn.”
(Fortſetzung folgt.)
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