Darmstädter Tagblatt 1924


14. August 1924

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A
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 225
Donnerstag, den 14. Auguſt 1924.
187. Jahrgang

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ſtädter
8 Nationalbank.

Der Söhepunkt der Kriſe.
füllbarefranzöſiſche Forderungen.Das Stadium des BiegensoderBrechens.-Vergebliche
ventionen Macdonalds. Herriots Ausflüchte. Der Druck der Schwerinduſtrie.

ARR
R
tſch=franzoſifch-verassgeKuuferenz
e Verhandlungen über die militäriſche
iumung und die noch offenen Fragen.
ndon; 13. Aug. (Europapreß.) Die franzöſiſchen, bel=
und deutſchen Delegierten haben ſich heute vormittag
verſammelt, um über die militäriſche Räumung
uhr zu verhandeln. Mehrere Sachverſtändige waren
Beratungen hinzugezogen worden. Eine zweite Ver=
ig
iſt heute nachmittag 5 Uhr zuſammengetreten. Die
1ſ0 ranzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen haben ſich auch mit
frechterhaltung franzöſiſcher und belgi=
Eiſenbahner, mit der Lieferung von Farb=
lt
r, mit der Zurückberufung der ausgewie=
mpreußiſchen
Beamten und der Verwendung
güick elder beſchäftigt, die vom Ueberweiſungskomitee aus
Mo ſchen Gründen in Deutſchland zurückbehalten werden
Dieſe letztere Frage war einem Sachverſtändigenkomitee
obe
färh nworden. Dasſelbe hat heute vormittag ſeinen Bericht
jſel t, in dem vorgeſchlagen wird, daß in Fällen von Mei=
rſchiedenheiten
über die Verwendung der ſuspendierten
in Schiedsgericht einberufen werden ſoll.

Verhandlungen auf dem toten Punkt.

London, 13. Aug. Die Sitzung der deutſchen,
chen und belgiſchen Delegierten über die Räumungsfrage
interbrochen, ohne zunächſt ein Ergebnis gezeitigt
r. Soweit man hört, ſind die Verhandlungen
die Darlegung der beiderſeitigen Auf=
gen
noch nicht hinausgegangen. Die Sitzung
es der Vierzehn, die für heuté mittag angeſetzt war,
eshalb verſchoben. Die Räumungsverhand=
ſind
wegen der unerfüllbaren franzö=
Forderungen aufhandelspolitiſche Vor=
ns
Stocken geraten. Die deutſche Delegation iſt
dillt, in dieſer Beziehung weitere Konzeſſionen zu machen
bt auf ihrem einmal eingenommenen Standpunkt ſtehen.
eſen Umſtänden iſt mit keinem raſchen Fortgang zu rech=
in
nicht auf franzöſiſcher Seite die weit über das Ziel
henden Forderungen fallen gelaſſen werden.
Marx bei Macdonald.
London, 13. Aug. Reichskanzler Marx ſtattete
tvoch nachmittag in der Pauſe zwiſchen den Vormittags=
chmittagsverhandlungen, dem engliſchen Premier=
er
Macdonald neuerdings, einen Beſuch
eine Stunde dauerte. Die Tatſache des Beſuches und
c desſelben werden ſtreng geheim gehalten.
rd aber annehmen dürfen, daß Dr. Marx die Gelegen=
ttzte
, um Macdonald, nicht nur in ſeiner Eigenſchaft als
r Premierminiſter, ſondern auch als Vorſitzender der
1z der Miniſterpräſidenten, darauf hinzuweiſen, daß eine
rige Friſt für die Ruhrräumung für
chland unannehmbar ſei, und daß daran das
Serk der Konferenz zu ſcheitern drohe.
ealiſtenempfang bei Reichskanzler Marx.
ndon, 13. Aug. (Europapreß.) Heute nachmittag hat
hskanzler Dr. Marx im Hotel Ritz die ausländiſchen Jour=
empfangen
. Er drückte die Hoffnung aus, daß die
renz einen Fortſchritt für die geſamte
hheit darſtellen werde. Er fügte bei, daß er glücklich
ſei, zu ſehen, daß Deutſchland an der Konferenz
m Fuße der Gleichberechtigung zugelaſſen
ſei. Dann rühmte er die außerordentlichen Eigenſchaften
Macdonalds. Die deutſche Delegation beſtrebe ſich, die
dſchaft zwiſchen allen Völkern, zu fördern.
nach London gekommen, um an der Wiederherſtel=
es
Friedens mitzuarbeiten. Dieſe Aufgabe ſei mit
Drung der deutſchen Intereſſen nicht unvereinbar. Ueber
tigen Unterhandlungen, erklärte der Reichskanzler, daß
age der Räumung der Ruhr zwar nicht mehr auf

kandenliſte der Kommiſſion ſtehe, ſie aber gleichwohl die
Olage der Konferenz darſtelle. Der heutige
Ser

ich für die ganze Welt. Wenn die Unter=
er
ſich einigen könnten, ſo brauche die
renzkeinen Fehlſchlagmehr zubefürchten.

Rſche Hartnäckigkeit. Unmögliche Forderungen.
Sondon, 13. Aug. Die heute nachmittag um 2 Uhr
henen deutſch=franzöſiſch=belgiſchen Verhandlungen
kke nachmittag, um 5 Uhr, im Hauſe Macdonalds
Sbwningſtreet wieder aufgenommen worden. Die
Te Schwierigkeit der Situation iſt man ſich in allen Kon=
eiſen
vollſtändig klar. Die deutſchen Vertreter waren
raſcht, als ſie heute morgen Herrn Herriot nicht m
Lich von den Herren Nollet und Clementel begleitet, ſon=

dern in Begleitung zweier Berufsdiplomaten,
Peretti della Rocca und Bergery antrafen. Infolgedeſſen wurde
lediglich über die Ruhrräumung und über die damit
von franzöſiſcher Seite in Zuſammenhang gebrachten Fragen
verhandelt. Im Zuſammenhang damit wurden die Sank=
tionsfrage
, die Rückkehr der Beamten und die Am=
neſtiefrage
beſprochen. Herriot beharrte darauf,
daßer die Ruhrerſt in einem Jahre räumen werde.
Der allgemeine Eindruck iſt der, daß ein ſehr kritiſches Sta=
dium
erreicht iſt. Die deutſche Delegation ſteht auf dem
Standpunkt, daß es zu teuer bezahlt wäre, wenn
man für einen kurzen Zeitraum in der Räu=
mungsfrage
dauernde handelspolitiſche Bela=
ſtungen
in Kauf nehmen würde, und man iſt entſchloſ=
ſen
, in dieſer Beziehung keine Konzeſſionen zu machen.
Beide Parteien ſcheinen entſchloſſen zu ſein, es auf einen Ab=
bruch
der Verhandlungen ankommen zu laſſen, um die weitere
Entwicklung der Intervention den außerhalb der gegen=
wärtigen
Beſprechungen ſtehenden Mächten zu überlaſſen, in
erſter Linie England und Amerika. Jedenfalls hat heute
ſchon im Laufe des Vormittags Macdonald wiederholt
interveniert, denn er war wiederholt bei den Unterhand=
lungen
anweſend.
Eine weitere Schwierigkeit iſt dadurch eingetreten,
daß Herriot im Laufe der Verhandlungen plötzlich darauf hin=
wies
, daß das Sanktionsgebiet in zwei Teile zer=
fiele
. Die deutſche Regierung hatte bisher unwiderſprochen die
Auffaſſung vertreten, daß das geſamte Einbruchsgebiet einheit=
lich
zu beurteilen fei, Herriot machte darauf aufmerk=
ſam
, daßer nur für das Ruhrgebiet ſelbſt zuſtän=
dig
ſei, und daß die drei Städte Düſſeldorf,
Duisburg und Ruhrort der Zuſtändigkeit der
Reparationskommiſſion unterſtänden, auf deren
Veranlaſſung die Beſetzung ſeinerzeit erfolgt ſei. Man nimmt
vorläufig nicht an, daß die Frage der drei Sanktions=
ſtädte
irgendwelche unüberwindliche Schwierigkeiten bieten
werde, da es ſich vorläufig nur um eine Schwierigkeit in
der Kompetenzfrage handelt.
Die Auffaſſung in Berlin.
Berlin, 13. Aug. Die letzten Londoner Nachrichten haben
begreiflicherweiſe in Berlin eine ſtarke Beunruhigung
hervorgerufen. Man muß den Eindruck haben, daß die
Franzoſen das deutſche Bedürfnis nach einer
kurzfriſtigen Räumung des Ruhrgebietes mit
allen Mitteln auszunutzen verſuchen. Nach dem
plötzlichen Auftauchen Loucheurs in London hat
die franzöſiſche Delegation eine Forderung
nach der anderen aufmarſchieren laſſen. Anderer=
ſeits
hat ſich die franzöſiſche Auffaſſung in der Räumungsfrage
keineswegs ſo weit geändert, daß er vom deutſchen Standpunkt
aus als irgendwie annehmbar bezeichnet werden könnte. Auch
in Berlinerdiplomatiſchen Kreiſen verfolgt man mit
größtem Ernſt die weitere Entwicklung. Mitten in der Materie
ſtehend, iſt man allerdings der Auffaſſung, daß eine heute
aufgetauchte Frage nicht unmittelbar den Kampf um das Ruhr=
gebiet
zu bedeuten habe. So bezeichnet man z. B. die Militär=
kontrolle
als eine völlig unabhängige Frage,
die mit der Londoner Konferenz nichts zu tun hat.
Die Frage der Wiedereinſetzung der Beamten konnte
erſt nachträglich von der deutſchen Delegation zur Debatte geſtellt
werden, als ſich herausſtellte, daß dieſer Punkt von franzöſiſch=
belgiſcher
Seite bei Behandlung der Amneſtiefrage nicht einge=
ſchloſſen
worden war. Die Ausſicht für eine befriedigende
Erledigung dieſer mehr juriſtiſchen Probleme wird nicht un=
günſtig
beurteilt. In entſcheidender Enge mit den Räumungs=
verhandlungen
ſtehen aber die zukünftigen deutſch=
franzöſiſchen
Handelsbeziehungen, und tatſächlich
wird bei vollſtändig aufmarſchierter Front um jeden Zoll
gerungen. Die weitere Entwicklung der Räumungsfrage
wird hier mit allem Ernſt verfolgt, da Herriot offenbar ſtark
befürchtet, daß weitere weſentliche Zugeſtänd=
niſſe
nach dieſer Richtung hin ſeine parlamen=
tariſche
Stellung ſtark erſchüttern würden. Der
Angelpunkt der Entſcheidung für Marx und Streſemann liegt
aber in der Frageſtellung, ob die ſchließlich von Frankreich zuge=
ſtandene
Räumungsfriſt im Verhältnis zu der ſchweren Be=
laſtung
ſtehen werde, die die Einfuhrkontingente elſäſſiſcher
Waren für Deutſchland bedeute. Sollte etwa der jetzt erſt voll
zur Entwicklung kommende Kampf um Friſten und Kontingente
in der erſten Phaſe nicht zu einer Löſung führen, ſo glaubt man
in politiſchen Kreiſen, daß hieraus es für die deutſche Dele=
olungen
haben ein kritiſches (Stadinm erreicht, gation die natürlichſte Folgerung wäre, ähnlich wie vor acht
Tagen Herriot nach Paris fuhr, zur Berichterſtattung nach
Berlin zu kommen, da es ſich um eine Frage handelt, die
von ganz eminenten Rückwirkungen für die deutſche Politik, in,
ſonderheit aber für die beſetzten Gebiete iſt.

* Ungangbare Wege.
Unterbrochene Räumungsverhandlungen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die geſtern vormittag offiziell zur Behandlung der Räu=
mungs
= und handelspolitiſchen Fragen, zu denen ſich noch in letz=
ter
Minute Militärkontrolle und Fragen der Beteiligung an der
deutſchen Induſtrie geſellt haben, einberufene Konferenz
mußte mittags 2 Uhr unterbrochen werden, da die deutſche
Delegation auf ihrem ſchon wiederholt dargelegten Standpunkt
beharrte und Herriot ebenfalls keine Reigung zeigte, von ſeinem
Programm abzuweichen. Somit waren die Verhandlun=
gen
auf dem toten Punkt angekommen. Die Kon=
ferenz
mußte um 2 Uhr unterbrochen werden, ohne daß ſie auch
nur ein Teilergebnis oder den Anſatz zu einem einigermaßen er=
ſprießlichen
Fortgang der Verhandlungen gezeitigt hätten. Ob
die Verhandlungen heute nachmittag fortgeſetzt worden ſind, läßt
ſich im Augenblick noch nicht feſtſtellen. Sicherlich ſind aber die
erſten Nachmittagsſtunden durch eine engliſche Vermitt=
lungsaktion
ausgefüllt, die ſich nach den von der maßgeben=
den
und einflußreichen engliſchen Preſſe dargelegten Beſorgniſſen
der britiſchen Wirtſchaft über die franzöſiſchen Forderungen aller
Wahrſcheinlichkeit nach gegen das Herriotſche Programm richten
und den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten zur Nachgiebigkeit zu
veranlaſſen ſuchen wird. Das ſind natürlich Vermutungen, die
aber in greifbarer Nähe liegen, da man gerade in England
den franzöſiſchen Forderungen das größte Miß=
trauen
entgegenbringt, und ſich auf den Standpunkt
ſtellt, daß nach Annahme der wirtſchaftlichen Räumung die mili=
täriſche
eine notwendige Folge werde.
Lebhafte Beſorgnis hat auch Frankreichs
Wunſch nach handelspolitiſchen Vorteilen und
einer Beteiligung an der Ruhrwirtſchaft, etwa
in der Richtung der Verbindung der lothringiſchen Erze mit
Ruhrkohle, hervorgerufen. Die Engländer ſind froh, dieſe ſchwere
wirtſchaftliche Konkurrenz, wie ſie bisher durch den Friedensver=
trag
ſanktioniert war, loszuwerden. Im Hintergrund ſtehen noch
die engliſchen Bankiers, deren Exponnent Snowden iſt, und der
auch wiederholt auf die unberechtigten franzöſiſchen Forderungen
aufmerkſam gemacht hat. Demnach betrachten wir, darin ſtehen
wir nicht allein, die Lage durchaus peſſimiſtiſch. Herr
Macdonald iſt einer jener Männer, die im letzten Augenblick zur
Ueberraſchung werden. Die Dinge liegen jetzt aber ſo, daß Her=
riot
unter dem ſtärkſten Druck der Oppoſition,
vor allem aber der franzöſiſchen Schwerinduſtrie, ſteht, und da=
mit
rechnen muß, daß ſeine Minderheitsregierung in die Brüche
geht, wenn er andere, als die von Paris vorgeſchriebenen Wege
geht. Schon einmal hat Herr Macdonald Manöver zur Erleich=
terung
ſeines Kollegen von der Seine ausgeführt, die uns nicht
gerade angenehm waren. Schließlich hat aber auch er mit der
Stimmung im eigenen Lande zu rechnen, ſodaß man ſich wohl
fragen darf, ob ſeine Freundſchaft zu Herriot ihn diesmal wie=
der
zur Nachgiebigkeit verleiten wird. Trotz alledem hat aber der
heutige Tag, den man bereits als den entſcheidenden anſprach,
doch gezeigt, daß die Kriſe ihren Höhepunkt allmäh=
licherreicht
hat und jetzt in das Stadiumdes Biegens
oder Brechens eingetreten iſt. Leider iſt plötzlich die amt=
liche
Berichterſtattung aus London ſehr ſpärlich geworden, ſodaß
wir uns einer gewiſſen Sorge über die Situation unſerer Unter=
händler
nicht verſchließen können.
Es kommt jetzt alles darauf an, wer die ſtärkſten Ner=
ven
und wer das meiſte Rückgrat hat. Es iſt für uns
ein Ding der Unmöglichkeit, Frankreich die ge=
forderten
Zugeſtändniſſe zu machen wenn wir
nicht in den nächſten 24 Stunden alle anderen am Verſailler Ver=
trag
intereſſierten Staaten mit den gleichen Forderungen an=
rücken
ſehen wollen. Jetzt geht es darum, die erſte der uns ge=
nommenen
Waffen, nämlich die Wirtſchaftskraft un=
ſerer
Induſtrie, wieder zu gewinnen, wollen wir ſie als
Kampfobjekt benutzen. Vor allem einem Objekt gegenüber, das
zu beſetzen Frankreich nicht das geringſte Recht hat. Die deutſche
Delegation hat an dieſer erſten amtlichen Beſprechung über die
ſchwebenden Fragen klar und eindeutig zum Ausdruck gebracht,
daß ſie nicht daran denkt, ſich ihrer Vorteile zu begeben. Sie
muß jetzt unter allen Umſtänden daran feſthalten. Auch nur der
Anſchein eines Wankens würde vollkommen verderblich wirken.
Heute blickt das geſamte deutſche Volk nach London. Die deutſche
Delegation möge das begreifen und ſich nicht aus ihrer Poſition
herausbringen laſſen. Das deutſche Volk wird ihr dafür Dank=
wiſſen
.
Die Verhandlungen im Scheitern.
Nach den uns in ſpäter Abendſtunde aus London zugegan=
genen
Informationen hat noch nachmittags um 5 Uhr bei
Macdonald eine deutſch=franzöſiſch=belgiſche
Konferenz ſtattgefunden, die aber lediglich zu einer Ver=
ſchärfung
der geſamten Situation führte. Die Ge=
genſeite
hat nicht nur an ihren Forderungen feſtgehalten, ſondern
auch weiterhin plötzlich erklärt, das Sanktionsgebiet zer=
fiele
in zwei Teile, während bisher der deutſche Stand=
punkt
, daß Düſſeldorf, Duisburg und Ruhrort zum Sanktions=
gebiet
gehörten, unwiderſprochen blieb.
In Konferenzkreiſen iſt man allgemein der Anſicht, daß beide
Parteien entſchloſſen ſind, ſich gegenſeitig keine Konzeſſionen zu
machen, daß ſie ſich vielmehr nicht ſcheuen werden, einen Ab=
bruch
der Verhandlungen eintreten zu laſſen, wenn ſich
tatſächlich kein Ausweg mehr finden ſollte. Nach Lage der Dinge
muß man allen Ernſtes mit einem ergebnisloſen Auseinander=
gehen
der Parteien rechnen. In Berliner politiſchen Kreiſen iſt
iman nach wie vor außerordentlich ernſt geſtimmt. Wir haben uns
noch in ſpäter Abendſtunde mit maßgebenden Perſönlichkeiten in
Verbindung geſetzt, die uns erklärten, daß ſie den Stand=
punkt
der Delegation, keine Zugeſtändniſſe zu
machen, durchaus billigen. Man überlegt, ob es nicht ange=
bracht
iſt, die Führer der deutſchen Delegation, Dr. Streſemann
und Dr. Marx, aufzufordern, nach Berlin zur Berichterſtattung
und Fühlungnahme mit den maßgehenden politiſchen Inſtanzen
zu bitten.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auguſt 1924.

Numm g25

Die Konferenzkriſe.
DerReichskanzlerwillden Reichspräſidenten unterrichten

Vom Tage.

SD. London, 14. Aug. Auch die Beſprechungen, die am
Mittwoch nochmittag von 5 bis ½8 Uhr zwiſchen den Delegierten
Deutſchlands, Frankreichs und Belgiens ſtattfanden, ſind ohne
Ergebnis verlaufen. Man hat ſich ſchließlich, weil man nicht
weiterkommen konnte, auf heute Donnerstag vertagt. Die
Kriſe, die jetzt unbeſtreitbar in die Erſcheinung getreten iſt, muß
man zurückführen auf den völligen Stellungswechſel
des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Herriot,
der innerhalb der letzten 48 Stunden ſeine Auffaſſung
über die ihm erteilten Vollmachten plötzlich geändert hat.
Wie man annehmen darf, unter dem Druck der rechten
Gruppe ſeiner Kammermehrheit, die Herrn Lou=
cheur
nach London geſchickt hat, um Herriot begreiflich zu
machen, daß man mit ſeinen bisherigen Erfolgen nicht ſehr zu=
frieden
iſt. Die deutſche Delegation durfte nach den Beſprechun=
gen
, die unmittelbar und mittelbar mit Herriot erfolgt waren,
annehmen, daß Herriot bereit ſei, über das eine Jahr, das er
als Maximalzeit für die Fortdauer der Beſetzung angegeben hatte,
herunterzugehen und außerdem einen Plan für die ſtaffelweiſe
Räumung des Ruhrgebietes vorlegen werde. Von deutſcher
Seite wurde ihm die Frage vorgelegt, wann denn eigentlich dieſe
Friſten zu laufen beginnen ſollen. Herriot erwiderte, daß er
darüber am Donnerstag eine Erklärung zu geben in der Lage
ſein werde. Auch über die ſtaffelweiſe Räumung gab
er keinerlei Erklärung ab. Er glaubte aber darauf hinweiſen
zu können, daß das Angebot, das er jetzt mache, ſchon ein
ſehr weitgehendes Angebot und Entgegen=
kommen
gegenüber dem von Poincaré vertre=

tenen Standpunkt bedeute, nämlich, daß Poin=
cars
die Ruhr niemals räumen würde.

Die deutſchen Delegierten haben der Reihe nach die poli=
tiſchen
, finanziellen und wirtſchaftlichen Gründe erläutert, die
für Deutſchland eine Zuſtimmung zu dieſem franzöſiſchen Vor=
ſchlag
unmöglich machten. Insbeſondere machte der Finanz=
miniſter
Dr. Luther darauf aufmerkſam, daß dieſe Löſung
eine Fortdauer der Vertrauenskriſe in der
deutſchen Wirtſchaft bedeuten müßte, weil damit alle
privaten Kreditverhandlungen ins Stocken ge=
rieten
. Herriot wandte ein, die deutſche Gegenleiſtung ſei ſo=
fort
fällig. Dr. Luther erklärte dann weiter, die franzöſiſche
Auffaſſung von einem zweijährigen Moratorium ſei unrichtig,
weil die Anleihe zum Teil den Reparationsgläubigern zugute
komme, während Deutſchland ſofort die Verzinſung zu tragen
habe. Außerdem wären grundlegende Aenderungen
in der innerdeutſchen Wirtſchaftsverfaſſung
ſofort vorzunehmen.
Alle dieſe Einwände machten auf die franzöſiſche Delegation
keinen Eindruck. Am Nachmittag erſchienen auch Nollet und
Clémentel wieder. Unter dieſen Umſtänden gab der Reichs=
kanzler
die Erklärung ab, daßer ſich für verpflich=
tet
halte, bevor er weiter über dieſen Fragen=
komplex
verhandle, den Reichspräſidenten zu
unterrichten. Auf franzöſiſchen Wunſch wurden dann die
Verhandlungen über die anderen Differenz=
punkte
fortgeſetzt und ein Protokoll unterzeich=
net
über die Rückkehr der Ausgewieſenen.
Soweit die Eiſenbahnen in Frage kämen, deutete Herriot an,
daß er eine Löſung vorſchlagen würde, die der deutſchen Souve=
ränität
gerecht werde, aber auch die franzöſiſchen militäriſchen
Wünſche berückſichtige. Er denkt dabei vermutlich daran, auf
gewiſſen Eiſenbahnſtationen franzöſiſche Offiziere in Zivil zu
ſtationieren.

Im übrigen war die Verhandlungsform außerordentlich
höflich. Der Vorſitz wurde gewechſelt, und da ihn am Vormit=
tag
Herriot geführt hatte, übernahm ihn am Nachmittag der
Reichskanzler Marx.
Die Belgier haben ſich vorläufig der franzöſiſchen
Auffaſſung angeſchloſſen. Am Donnerstag vor=
mittag
10 Uhr tritt die Vollkonferenz zuſammen. Um ½10
Uhr treffen ſich die Deutſchen wieder mit den Franzoſen und Bel=
giern
, um noch einige andere Dinge zu regeln. Inzwiſchen wird
wohl die Vermittlungsaktion der Engländer und
Amerikaner ſich auszuwirken beginnen.
Die Unzufriedenheit der franzöſiſchen Par=
teien
mit Herriot bezieht ſich ja nicht ſo ſehr auf die mili=
täriſche
Räumung, ſondern mehr noch aufdie negativen
Erfolge, die er bisher in der Frage des interalli=
ierten
Schuldenausgleichs erzielt hat. Man kann ſich
dem Eindruck nicht verſchließen, als ob die Franzoſen die
gegenwärtige Situation dazu benutzen wollen
einen Druck auf die Verhandlungen über die
interalliierten Schulden auszuüben. Es verlautet
aus amerikaniſchen Kreiſen, daß man allerdings, ſoweit das Ver=
bleiben
einer franzöſiſchen Beſatzung im Ruhrgebiet auf ein Jahr
in Frage kommt, dies nicht notwendigerweiſe als ein Hindernis
für das Zuſtandekommen der Anleihe betrachte.

Der bisherige politiſche Referent für Süd= und Mittelamerika im
Auswärtigen Amt, vortragender Legationsrat Eugen Witt, wurde
zum Geſandten in Mexiko ernannt.
Däniſche Blätter bringen die Mitteilung, daß deutſche und
däniſche Behörden eine Beſichtigung der deutſch=däniſchen
Grenze, beſonders in der Flensburger Förde und am (Hoyer Tief
vornehmen werden. Die Beſichtigung wird am 20. Auguſt beginnen.
Nach einer Meldung aus Zürich hat der ſchweizeriſche Bun=
desrat
ein allgemeines Einreiſeverbot für ruſſiſche
Staatsangehörige erlaſſen.
Die engliſch=ruſſiſche Konferenz hielt ihre letzte
Sitzung ab. Es wurden noch einige untergeordnete Fragen behandelt
und darauf die Konferenz als abgeſchloſſen erklärt,
Das Parlament des Iriſchen Freiſtaates hat den Geſetzent=
wurf
betreffend die Einſetzung einer Kommiſſion zur
Feſtlegung der Grenzen zwiſchen Ulſter und dem Freiſtaat in
erſter Leſung mit 50 gegen 10 Stimmen angenommen.
Geſtern fand die feierliche Auflöſung des norwegiſchen

Storthings im Beiſein des Königspaares ſtatt. Die Neuwahlen

werden im Herbſt ſtattfinden.
Nach einer Meldung aus Belgrad hat geſtern die Skupt=
ſchina
nach fünfſtündiger Debatte der Regierung mit 169:114
Stimmen das Vertrauenausgeſprochen. 29 Abgeordnete ent=
hielten
ſich der Abſtimmung.
In Belgrader Regierungskreiſen verlautet, daß Außen=
miniſter
Marinkovitſch gelegentlich der nächſten Tagung des
Völkerbundes Herriot, in Paris aufſuchen werde, um mit
ihm den Zeitpunkt des Beſuches Königs Alexanders feſtzuſetzen. Bei
dieſer Gelegenheit wird ein franzöſiſch=ſüdſlawiſches
Bündnis geſchloſſen.
Im Zuſammenhang mit dem Vorgehen der polniſchen Re=
gierung
gegen die Kommuniſten ſind in Lodz 11 Kommuniſten ver=
haftet
worden. Unter den Feſtgenommenen befindet ſich auch der Füh=
rer
der polniſchen Kommuniſten.
Die Zollflottille der Vereinigten Staaten iſt um
20 Torpedobootszerſtörer und Torpedoboote, ſowie
2000 Mann verſtärkt worden, um jeden Augenblick einen Kampf
gegen die Alkoholſchmuggler führen zu können.
Coolidge hat General Hines zum Nachfolger Per=
ſhings
als Generalſtabschef ernannt. Perſhing wird im Septem=
ber
zurücktreten.
Heute wird Präſident Coolidge eine Rede halten, wodurch er offi=
ziell
die Ernennung des Kandidaten der republikaniſchen Partei anneh=
men
wird. Dieſe Rede wird von 15 Funkentelegraphiſchen Stationen
verbreitet werden.
Einer amtlichen Nachricht aus Santos zufolge, hat ſich die Zahl
der während des Aufſtandes in Sao=Paulo Umgekomme=
nen
auf 1.10630 erhöht.
Nach einer Meldung aus Tokio ſind geſtern dort, ſowie in
Oſaka und Kioto mehrere heftige Erdſtöße verſpürt
worden. Näheres liegt noch nicht vor,
Nach einer Havasmeldung aus Peking ſcheint die Frage der
Uebergabe der alten ruſſiſchen Geſandtſchaft an die
Sowjetregierung geregelt zu ſein. Es verlautet, daß ſämtliche
Geſandtſchaften außer Italien die Anweiſung erhalten hätten, dem Sow=
jetbotſchafter
Karakhan die Räumlichkeiten zu übergeben. Es wird nicht
angenommen, daß Italien ſich dem widerſetzen werde.

Die Löſung in der Hand der Franzoſen.

Rom, 13. Aug. (Wolff.) Ueber die Haltung des franzöſiſchen
Generals Nollet ſchreibt der Sereno, Frankreich könne ſeine Richt
linien ſolange nicht ändern, als die Generäle nicht aufgehört hätten,
an den politiſchen Beratungen mitzuwirken. Alle Nationen hätten ihre
Generale meiſt fern von den politiſchen Kämpfen gehalten, nur Frank=
reich
habe aus Caſtelnau und Nollet Politiker und Diplomaten machen
wollen. Ein ſolches Verhalten ſei immer ein Bekenntnis zum Kriege
geweſen. Man ſei jetzt im letzten Akte der Konferenz und die Löſung
liege heute wie morgen in der Hand der Franzoſen. Herriot werde
erklären müſſen, ob Frankreich den Wiederaufbau Europas wolle oder
ob es ſtändig Europa unter den Säbeln ſeiner Generale halten wolle,
Die Dimes weiſt darauf hin, daß die franzöſiſchen und belgiſchen
Truppen ins Ruhrgebiet geſandt wurden, um die Ingenieure zu
ſchützen. Weshalb ſollen ſie alſo dort verbleiben, wenn die Ingenieure
zurückgezogen werden? Nach Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen und
der adminiſtrativen Einheit Deutſchlands würde die Anweſenheit fran=
zöſiſcher
und belgiſcher Truppen im Ruhrgebiet vollkommen anormal
ſein. Auch der leiſeſte Schatten der Berechtigung ihrer Anweſenheit
würde verſchwinden. Es wäre äußerſt unglücklich wenn Herriot, der
während der ganzen Zeit einen verſöhnlichen Geiſt zeigte, im letzten
Augenblick den Erfolg der Konferenz dadurch gefährdete, daß er darauf
beſtände, Truppen im Ruhrgebiet für einen nicht notwendigen Zwed
zu belaſſen. Man habe auch von einem Tauſchhandel und von dem
Verſuch, die Zurückziehung der Truppen von beſonderen Handelszuge=
ſtändniſſen
Deutſchlands abhängig zu machen, geſprochen, endlich werde
ſogar wieder auf den Gedanken einer engen Verbindung zwiſchen der
franzöſiſchen und deutſchen Eiſen= und Kohleninduſtrie angeſpielt, Ge
danken, die in England ſicherlich keine günſtige Aufnahme finden würden.
Welches Handelsabkommen zwiſchen Frankreich und
Deutſchland auch immer abgeſchloſſen werden möge, es dürfte
ſicher nicht unter dem Druck einer militäriſchen
Beſetzung abgeſchloſſen werden, wofür jetzt kein annehm=
barer
Grund mehr beſtehe. Der Dawesplan bedeute in der Paxis einen
vollſtändigen und endgültigen Bruch mit der Ruhrpolitik.

Die Reſolutionen desdrittenKo zer

London, 13. Aug. Der Sonderberichterſtatter s No/ 6
Bureaus erfährt über die im Dritten Komitee nyrbe
Reſolution folgende Einzelheiten: Die Reſolution fteſt
nächſt das Recht des Transferkomitees f IHie
den Zahlungen Deutſchlands erwachſenden Gelder g.
lung der Sachlieferungen zu verwenden, und zwar au bäre,
lieferungen, die nach dem Aufhören der Pflichtliefe gen
dem Verſailler Vertrag gemacht werden. Weiter en ſrn
Feſtſtellung, daß die Sachlieferungsprogramme der 9 xxoio
kommiſſion nach Beratung mit dem Transferkomite aufgel

ches

für gewiſſe Zeiträume feſtzuſtellenden Lieferungs gra
das der Genehmigung durch das Transfer=Komitee rxte

und gleichfalls den innerdeutſchen Wirtſchaftsnot) Sigl
und den Bedingungen des Dawesplanes Rechnung tr. nur
den Fall, daß durch das Schiedsgericht feſtgeſtellt iſt, Die
ierten Regierungen oder ihre Staatsangehörigen r
Lage waren, ſich im Wege des freien Handels die rächn
deutſchen Güter zu beſchaffen, und daß dieſe Unmö rkeit
Beſchaffung auf eine abſichtliche Diskriminierung ode ſich
Obſtruktion der deutſchen Lieferanten oder der deutt= R
rung zurückzuführen iſt. Die Verhandlungen über di Eſte
noch nicht abgeſchloſſen.
In der Reſolution II ſind die Grundſätze niede 2gt!
die Feſtſetzung des Organiſationskomi= g

die Sachleiſtungen (ſechs Mitglieder: zur Häl Plin
zur Hälfte Deutſche) mit dem Rechte, im Falle von Knud

werden und freie Lieferungen unter den gewöhnlich FJond
bedingungen vorſehen ſollen, zu denen eine Lieferung icht
dem Verfailler Vertrag nicht beſteht, daß aber für ihre tFſtel
der innere Bedarf der deutſchen Volkswirtſchaft de Wom
haben ſoll, und die Bedingungen des Dawes=Gutach= beotz
werden. Ferner wird die Verpflichtung der deutſcher egien
feſtgeſtellt, ſoweit als möglich die Durchführung dieſ Sachl
rungsprogramme unter normalen Bedingungen zu Teig
ſowie die Verpflichtung der alliierten Regierungen, =weſt
möglich den Reexport der an ſie gelieferten Güter zu Hind
endlich die Verpflichtung der deutſchen Regierung, =Svi
einer Liſte zuſammengeſtellte Güter die Lieferung i feſt
ſichern und zwar im Rahmen eines von der Repa lons
miſſion in Uebereinſtimmung mit der deutſchen Reg ira
mangels einer Uebereinſtimmung auf Grund eines ( edsi

verſchiedenheiten ein ſiebentes neutrales Mitglied zu Ten,
Zuziehung von Sachverſtändigen zum Komitee iſt eſeh
Die Vollmachten ſind: Feſtlegung des Verfahrens le Su
leiſtungen im freien Handelsverkehr, Prüfung der be
um die Verpflichtung der deutſchen Regierung auf E Ste
der Lieferungen und auf Garantie für gewiſſe Liefer mm
ſam zu machen, die Prüfung der beſten Mittel, um di wrſche
ten des Sachverſtändigengutachtens für die Begrenzu ver?
ferungen nach Maßgabe der deutſchen Leiſtungsfähigl und
die Verhinderung des Reexports wirkſam zu machen •ber
Arbeiten des Komitees faſſen die Reparationskomm er uſi
das Transfer=Komitee Beſchluß.
In der Reſolution IV wird beſtimmt, daß, wenn erAn
wendung des Dawesberichts techniſche Sch Egkeit
aufgetreten ſind, welche ſeine Wirkung beeinträchtie ſov
jede der alliierten Mächte, wie die deutſche Regierur /re?
ſeitigung verlangen kann. Es iſt klargeſtellt, daß di Ga
der Fall einer ſachlich nicht notwendigen Beeinträck aag
deutſchen Wirtſchaft eintreten wird. Der Weg für das fahl
iſt der, daß zunächſt der Repko die Sache zur Entſche S
gelegt wird, die ihrerſeits ſich an ein Komitee, beſtehen S)
Rep=Agenten und den Treuhändern für die Eiſenbah O
Induſtrieobligationen, dem Eiſenbahnkommiſſar, dem kkom=
miſſar
und dem Kommiſſar für die verpfändeten Fahmenl
wendet. Die Aeußerungen dieſer letzteren Kommiſſio er he
Meinungsverſchiedenheiten die Aeußerungen der 2. die
Kommiſſion, werden der Repko übermittelt. Die Repk N
an die deutſche Regierung herantreten, um ihre Zuſti an
verlangen. Wenn die Repko in ſich nicht einig iſt, oder Feute
Regierung ihre Zuſtimmung nicht gibt, ſo iſt ein (ed
gericht von drei Köpfen vorgeſehen. Den Z TD0
ten des Transfer=Komitees ſoll hierdurch kein Eintrag Eheh
Die Reſolution V ſieht für den Fall eines /andte
vers gegen den Transfer vor, daß bei Abl/ 2i0 90
Feſtſtellung ſolcher Manöver mit Stimmengleichheit / Leſl
deſſen Anträge keine Mehrheit gefunden haben, die An Ti99
Schiedsrichters geſtattet wird. Bei allen anderen Fraz vu
Stimmengleichheit die Stimme des Vorſitzenden den
geben. Bei der Erreichung der 5=Milliardengrenze od/ Ti
der Feſtſetzung einer niedrigeren Grenze durch das Ene
Komitee und bei Erreichung dieſer niedrigeren Grenze L we
2 ver
durch Stimmenmehrheit das Vorliegen eines Manö

neint wurde, odek wenn es ſich darum handelt, Maß Tuen
ergreifen, ſolche Manöver zu vermeiden, die Mir St N
Transfer=Komitees das Recht haben, innerhalb acht Fei.
Schiedsgericht anzurufen.

Der Pater der Jaden.
Zum 15. Auguſt,
dem 100. Todestag des Dichters Carl Arnold Kortum.

Von Alfred Richard Meher.

Wenngleich ein mittelalterliches Sprichwort beſagt: Ilias
post Homerum, was beſagen will: es iſt überflüſſig, nach Homer

noch eine Jliade zu ſchreiben, ſo waren zwei, in ihrer Art ſehr
begabte Wieland=Epigonen anderer Anſicht: Johannes Aloys
Blumauer, der mit ſeiner Traveſtie der Vergilſchen Aeneis in
Knittelverſen (Wien, 1784) mehr Leſer fand, als ſein klaſſiſcheres
Vorbild, und Carl Arnold Kortum, der, am 5. Juli 1745 zu Mül=
heim
an der Ruhr im Herzogtum Berg geboren, zu Duisburg
die Arzneikunde ſtudierte und 1771 als Arzt nach Bochum zog,
allwo er ſein komiſches Heldengedicht ſchrieb: Leben, Meinungen
und Thaten von Hieronymus Jobs, dem Kandidaten, und wie
Er ſich weiland viel Ruhm erwarb, auch endlich als Nachtwächter
zu Schiltburg ſtarb (1784 anonym in Münſter erſchienen), das
erſt 1799 unter dem uns heute geläufigen Titel Die Jobſiade‟
zu Dortmund, mit den Autor=Initialen D. C. A. K. gezeichnet,
den Weg zu vielen Auflagen antrat die erſte trapeſtierende
Jade großen Stils.
Zwar hatte im 16. Jahrhundert Ronſard ſeine Franciade‟
geſchrieben, zwar gedachte der junge Voltaire durch ſeine Hen=
riade
(London, 1728 zuerſt unter dieſem Titel zu erſcheinen,
fragmentariſch als La Ligue ou Henri le Grand 1724 in Rouen
gedruckt) der Homer ſeines Vaterlandes zu werden, zwar hatte
Alexander Pope 1728 den Hauptteil ſeiner ſatiriſchen Dunciade‟
gegen ſeine Zeitgenoſſen veröffentlicht für Deutſchland bekam
dieſe Dichtungsgattung erſt durch Kortum die populäre Deutung,
die ihr bis auf die letzte Jade von Paul Scheerbart, Die Mop=
ſiade
, geblieben iſt.
Als der Inſel=Verlag vor 17 Jahren Otto Julius Bierbaum
die Neuherausgabe von Kortums Meiſterwerk übertrug, ſchrieb
dieſer jüngere Kollege in Apoll dem unſterblichen Epos eine Vers=
einleitung
gleichen Stils, in der es u. a. heißt:
Er war, um zu reden mit Lilieneronen,
Ein Neutöner in den ſterilen Zonen
Des deutſchen komiſchen Heldengedichts,
Schuf ſeine Manier ſich aus dem Nichts.
Ich behaupte getroſt: der Jobs iſt klaſſiſch,
Sei er bloß bochumiſch oder parnaſſiſch.
Was ſich unmariniert ſo lange friſch erhält,
Sei, ob ea guch ilein, neben Großes geſtellt.

Und da kann es auch heute getroſt noch ſtehen. Obgleich der
Jenenſer Profeſſor Wolff 1839 in ſeiner Enzyklopädie der deut=
ſchen
Nationalliteratur über den Dichter ſchrieb: Ein unbedeu=
tendes
, niedrig komiſches Talent, deſſen Jobſiade das Glück hatte,
der Menge zu gefallen und namentlich bei den ungebildeten
Dorfpredigern uſw. Anklang zu finden, das aber einige gute, ob=
wohl
keineswegs feine Späße abgerechnet, ſich nirgends über die
Mittelmäßigkeit erhebt. Schon 1849 ließ ſich der olle Karl
Gödeke alſo vernehmen: Sein komiſches Heldengedicht, die Job=
ſiade
, in ſ. g. Knittelverſen geſchrieben, bewegt ſich zwar auch in
den niedrigen Bereichen, unterſcheidet ſich aber von ähnlichen
Arbeiten durch die ganz direkte Satire. Mit Jobſens Tode am
Schluſſe des erſten Bandes ſollte das bis dahin ſtets friſche
und belebende Gedicht beendet ſein, da es aber mit großem Bei=
fall
aufgenommen war, ſetzte Kortum die Geſchichte fort, ließ
Jobs nur ſcheinbar tot ſein und im Grabe wieder aufleben,
ſeinen Wandel ändern und ein vernünftigeres Leben führen.
Dieſe Abteilung des Gedichtes iſt die bei weitem ſchwächere.
Friedrich W. Ebeling faßt in ſeiner Geſchichte der komiſchen Lite=
ratur
in Deutſchland während der zweiten Hälfte des 18. Jahr=
hunderts
(1869) die widerſtreitenden Meinungen alſo zuſammen:
Hier war und iſt der allgemeine Beifall ein vollkommen begrün=
deter
. Denn wenn ſich die Jobſiade, urteilt Kurz (in ziemlicher
Uebereinſtimmung mit Marggraff) ſo richtig, daß wir jedes Wort
zu dem unſrigen machen können, auch nur im niedrigſten Grade
des Niedrig=Komiſchen bewegt, ſo hat auch dies ſeine volle Be=
rechtigung
, wenn der Dichter es nur mit vollem Bewußtſein
beherrſcht und durchführt. Und daß dies der Fall iſt, wird nie=
mand
bezweifeln, der das Gedicht geleſen hat und kein ſo greu=
licher
äſthetiſcher Laie iſt wie Gervinus. Die Jobſiade verdient
ſchon deshalb alle Anerkennung, weil in ihr alles zuſammen=
klingt
: Charaktere, Begebenheiten, Darſtellung, Sprache, Vers=
maß
, alles bewegt ſich im gleichen Gebiet des Niedrig=Komiſchen,
nirgend wird der allgemeine Charakter unterbrochen oder zerſtört.
Was ihr aber noch größeren, wahrhaft poetiſchen Wert verleiht,
das iſt die ihr zugrunde liegende Wahrheit; obſchon in burlesken=
Gewande, iſt das Leben der deutſchen Spießbürger und Philiſter,
der Zopfgelehrten und Pedanten und beſonders der Theologen
in einer noch gar nicht ſo lange verſchwundenen Zeit meiſterhaft

und in vollſter Wahrheit geſchildert; ja ſelbſt das burleske Ge=
wand
iſt keine Andichtung des Verfaſſers, ſondern dem Leben

abgelauſcht.
Das komiſche Heldengedicht der deutſchen Literatur war durch
die Jobſiade begründet. Alle anderen Jaden vorher und nach=
her
konnten ſich nicht annähernd großen Erfolg erringen. Da
gab es Leben, Meinungen und Thaten des D. J. P. Menadie,
des Herrn Joche Veremigs, des Doktor Pillpullklyſtropfius, der

Glückliche genannt, der Jungfer Suſanna Dummpf
Anton Leger, des Schaukopfs, weiland hochwürdis
Rindvigius, des Sebaldus Göz, eines Kosmopoliten,
jungers Freyherrn Hans Franz von Schmerlbaci, de=
Herrn von Münchhauſen, wohlweiſen Bürgermeiſters
des Simſon des Starken, weiland Richters in Iſrael,
Schachtelmanns des Wanderers, des ehrwürdigen Pater
der weiland weltbekannten Frauen Lieschen Eulen)?
Dorfſchulmeiſters Cocheus, des Jacob Staarmatz, Bür=
zu
Kopfleerhauſen, des Johannes Streifruk und ſein
Martin, des geiſtreichen, beleſenen, edlen Fräuleins
ſtein vom Ofenloch, des Vetters Hans Dampf uſw., u
wichtigſten aus dieſen Hunderten von vergeſſenen Sch
nennen. Von den Jaden aber ſeien folgende, größtel
geſſene erwähnt: Da gab es von Karl Emil Freiherr
Lühe (17511801) eine unvollendete, in Proſa mit eit
Verſen geſchriebene Dunciade der Teutſchen da ſchrie
Daniel Falk die Jeremiade des ehrwürdigen Pat
Hyacinth Jgnatius, und von ihm ſtammt auch die Lau
einem Heldengedicht von John Woolcot, vulgo Pete
wozu der Vorfall, daß einer Laus wegen, die dem
Tafel auf dem Teller lief, die Küchenbedienten den
hielten, ſich die Haare abſcheren zu laſſen und Perücken
Veranlaſſung gab. Sodann gibt es eine Lagoſiade
Jagd ohne Jagd, zuerſt in den Vermiſchten Schrifter
Verfaſſern der Bremer Beiträge veröffentlicht. Von Ge
Lucius ſtammt eine Hanſeade, in der ſich ein Landzu
in die Tochter eines geadelten Gelehrten verliebt,
Ruhm der Jobſiade blieb für alle dieſe angeblich
Heldengedichte unerreichbar.
Mit gröbſten Mitteln verſuchte ein gewiſſer Ank.
das zu erreichen, indem er 1860, ebenfalls in Mut
Smueliade nach dem Altſpaniſchen, ebenfalls mit den
Dr. C. A. K. gezeichnet, mit Holzſchnitten ſchlecht im
dem Original, erſcheinen ließ. Als ſtudentiſches Kurid
die Buckeliade, ein epiſcher Schwank für Erlanger 3
aus den Jahren 1820 bis 1823, zu nennen, verfaßt
M. Reimlein. A. Haßwehr bemühte ſich, mit einer
die kleine Bretterwelt zu verulken und bietet immerhin
Perſiflage des geiſtigen Berlins aus der Mitte des
hunderts. Bei Gymnaſiaſten noch heute ſehr belieb
Meyeriade von dem Prager Oskar Kraus.
Carl Arnold Kortum allein war die Unſterblichkeit
Seiner lachenden Muſe gedenkt heute Deutſchland. W
hellem Lachen. In Eſſen mag getroſt ſeine Straße w
dem Arzt Kortum benannt bleiben. Wichtiger dünkt
der Dichter,

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Nummer 225.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auguſt 1924.

Seite 3.

Spanien von Marokko bedroht.
Allgemeine Erbebung der Marokfaner.
Spaniſche Truppenverſtärkungen für Marokko.
Paris, 13. Auguſt. Nach einer Havasmeldung aus
Tadrid veröffentlicht das Direktorium eine Note, in
r erklärt wird, daß die aus Marokko kommenden Nach=
ichten
nicht befriedigend ſeien. Die Rebelien hät
n eine neue Stellung an der Linie nach Ellau umzin
elt. Es ſei deshalb eine Verſtärkung der Truppen in
* Weſtzone notwendig, ohne daß die Truppen in der Oſt=
ne
vermindert werden dürften. Es habe deshalb eine anda=
fiſche
Reſervebrigade Befehl erhalten, ſich nach Maroklo ein=
ſchiffen
. Zwei weitere Brigaden würden bereitgeſteüt werden.
je Note erklärt weiter, daß ſich eine allgemeine Erhe=
ung
der Stämme in Marokko bemerkbar mache,
o daß dieſe Bewegung unterdrückt werden müſſe, während
an im Augenblick auf weitere Pläne verzichten müſſe, deren
1sführung unvernünftig und nutzlos ſein würde.
Geſcheiterter Staatsſtreich in Liſſabon.
London, 13. Aug. (Europapreß.) Nach einer Meldung
s Liſſabon haben geſtern die Nadikalen und Kommuniſten ver=
ht
, einen Staatsſtreich zu verüben. In mehreren Straßen
arden Bomben geworfen. Die Polizei mußte einſchreiten und
hm eine große Anzahl Verhaftungen vor. Der Verſuch eines
ttſches darf als geſcheitert angeſehen werden. Die Regierung
rubt nicht, daß noch weitere Störungen der Ordnung zu be=
ichten
ſind. Die Aufrührer werden ſtreng beſtraft werden.
Nachklänge zur Affäre Matteotti.
Rom, 13. Aug. (Europapreß.) Ueber die finanziellen Einflüfſe,
in der Affäre Matteotti eine Rolle ſpielten, macht die Informatione
anzaria neue aufſchlußreiche Mitteilungen. Danach war
rriere Italiano wenige Wochen vor dem Mord in finanzielle B
ngnis geraten, ſo daß er mit einem baldigen Einſtellen ſeines
inens rechnen müßte. Angeſichts dieſer Gefahr machte der Direktor
pelli fafziſtiſche Perſönlichkeiten auf den Schaden aufmerkſam, der
Faſzismus durch das Eingehen des wichtigſten Faſziſtenblattes der
ptſtadt erwachſen würde. Einige Tage ſpäter ſoll Filipelli einge=
n
worden ſein, mit einer beſtimmten italieniſch=ausländiſchen Finanz=
ope
in Beziehung zu treten, von der die Zeitung die notwendige
erſtützung zur Vermeidung der Kriſe erhalten hatte. Als Ver=
ter
dieſer Finanzgruppe trat Naldi auf, der bekannt=
fetzt
ebenfalls im Unterſuchungsgefängnis ſitzt
ſich ſchon wiederholt mit der geheimnisvollen Finanzierung und
ndung von italieniſchen Zeitungen beſchäftigt hat. Naldi wird u. a.
vorgehalten, er habe an der Gründung des Popolo Italia mit=
rkt
. Naldi habe dann die Flucht Filipellis begünſtigt, weil er da=
h
in den Beſitz von deſſen Aktien gelangte.
Italien und Südſlavien.
Rom 13. Aug. (Europapreß.) Zwiſchen Italien und Südſlavien
in Belgrad eine Reihe von Uebereinkommen zur Er=
cterung
der direkten Handelsbeziehungen zwiſchen
beiden Staaten abgeſchloſſen worden, namentlich über Tarif=
äßigungen
, die Adriahäfen und über den telepho=
chen
und telegraphiſchen Verkehr, ſowie die Abtretung
Güterrechten und =intereſſen. Politiſch iſt bezeich=
daß
gerade die neue Regierung die mehrjährigen Verhandlungen
Abſchluß gebracht hat, die der Ergänzung des Handelsvertrages
n. Zwiſchen den beiden Staaten bleibt nur noch die Frage der
ſlaviſchen Minderheiten in Fiume zu regeln.
Nach Blättermeldungen aus Belgrad iſt nach den neueſten italie=
ſüdſlaviſchen
Grenzbeſtimmungen der Zipfel des Triglav Südſla=
zugeteilt
worden, ebenſo der Zirknicze; dagegen überließ die Kom=
on
hinſichtlich der Grenze bei Planina jeden Entſcheid den Regie=
en
.
Die Beziehungen Moskaus zu Mexiko.
Moskau, 13. Aug. (Wolff.) Als Ergebnis der Verhand=
en
zwiſchen der Botſchaft der Sowjetunion und der mexi=
chen
Geſandtſchaft in Berlin haben die Regierungen der
jetunion und der Vereinigten Staaten von Mexiko be=
ſſen
, normale diplomatiſche Beziehungen herzuſtellen und
ieſem Zwecke Geſandte auszutauſchen. Die Abreiſe des ruſ=
n
Geſandten nach Mexiko und die Ankunft des mexikaniſchen
ndten in Moskau wird in nächſter Zeit erfolgen.
uße und Ordnung in Braſilien wieder hergeſtellt.
London, 13. Aug. (Europapreß.) Nach einer Meldung
Rio de Janeiro hat der Präſident der braſilianiſchen Repu=
in
einer Botſchaft an die Kammer erklärt, daß die Ruhe und
tung in ganz Braſilien wieder hergeſtellt ſeien. Die Führer
letzten Aufſtandes befänden ſich in der Unmöglichkeit, ihren
lutionären Verſuch zu wiederholen. Die Botſchaft erklärt
r, daß die Finanzen Braſiliens trotz der Revolution günſtig

Die Verfaſſungsbeſchwerde
des Oberſt von Seißer.
Sprengung einer kommuniſtiſchen Perſammlung.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+ München, 13. Auguſt.
Der Kommandant der bayeriſchen Landespolizei, Oberſt
von Seißer, der vor einiger Zeit vom Miniſterium des In=
nern
, als durch die Novembervorgänge des vorigen Jahres poli=
tiſch
belaſtet, verabſchiedet worden war, hatte gegen ſeine Ent=
laſſung
bei dem Staatsgerichtshof Verfaſſungsbe=
ſchwerde
erhoben. Der Staatsgerichtshof hat ſeiner Be=
ſchwerde
nunmehr ſtattgegeben. Die Begründung des Urteils=
ſpruches
ſagt, daß ſich die Entlaſſung Seißers durch das Mini=
ſterium
auf die Feſtſtellung geſtützt hätte, daß Oberſt v. Seißer
durch den Gang der Ereigniſſe zu einer politiſch umſtrittenen
Perſönlichkeit geworden ſei, während das Miniſterium gleichzei=
tig
ſeine außerordentliche dienſtliche Befähigung anerkennt. Dieſe
Begründung verſtoße aber gegen § 13, Abſ. 1b des Landespoli=
zeibeamtengeſetzes
, wonach ein Polizeibeamter nur
entlaſſen werden kann, wenn er nach dem Urteil
ſeiner vorgeſetzten Behörde für ſeine dienſt=
liche
Verwendung nicht mehr befähigt iſt. Oberſt
v. Seißer verweiſt in ſeiner Beſchwerdeſchrift nicht mit Unrecht
darauf, daß jeder Landespolizeibeamte, beſonders aber ſolche in
leitender Stellung, in politiſch bewegten Zeiten in die Lage kom=
men
könne, eine politiſch umſtrittene Perſönlichkeit zu werden.
Die Landespolizeibeamten wären, wenn ſie deshalb allein ent=
laſſen
werden könnten, in ihrer Tätigkeit zu wenig geſchützt. Die
Verabſchiedung des Oberſten v. Seißer verſtoße,
da ſie in ein wohlerworbenes Recht eingreife, auch gegen
den § 67der bayeriſchen Verfaſſung.
Geſtern wurde hier durch die Polizei eine kommuni=
ſtiſche
Verſammlung verhindert, zu der die Orts=
gruppe
München der kommuniſtiſchen Partei durch Handzettel
und Anſchlag im Arbeitsamt eingeladen hatte. Es ſollte der
kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Katz ſprechen über das
Sachverſtändigengutachten und ſeine Folgen für die Arbeiter=
ſchaft
. Bei der Räumung der Straßen, die zu dem Verſamm=
lungslokal
führten, mußte die Schutzmannſchaft und Landes=
polizei
von dem Gummiknüppel wegen tätlichen Widerſtands
Gebrauch machen.
Keine Erhöhung des Wohnungsgeldzuſchuſſes
für die Beamten.
Die Beamtenſpitzenorganiſationen hatten unlängſ=
bei
der Reichsregierung Schritte unternommen, um den Wohnungsgeld=
zuſchuß
entſprechend der ſeit dem Januar eingetretenen Mietzinsſteige=
rung
zu erhöhen. Das Reichsfinanzminiſterium hat nunmehr den Ge
werkſchaften mitgeteilt, daß eine Erhöhung des Wohnungsgeldzuſchuſſes
nicht in Frage kommen könne. Der Ortszuſchlag mit 80 Prozent der
vollen Sätze ſei auf eine 60prozentige Friedensmiete abgeſtellt. Eine
Erhöhung des Wehnungsgeldzuſchuſſes könne erſt dann wieder in Frage
kommen, wenn eine weitere Erhöhung der Goldmieten im Reich allge=
mein
Platz greifen ſollte.
Die franzöſiſchen Forderungen zu Gunſten des Elſaß.
Der Sonderberichterſtatter des Matin macht nähere An=
gaben
, insbeſondere über die franzöſiſchen Forderungen zu
Gunſten des Elſaß. Es dürfte nicht ſein, ſchreibt er, daß am
10. Januar plötzlich die elſäſſiſchen Weber und Weinbauer von
der Ausfuhr aus Deutſchland abgeſchnitten würden. Finanz=
miniſter
Luther habe eingewandt, daß durch das Elſaß franzö=
ſiſche
Waren ohne Kontrolle und in unbegrenzter Menge nach
Deutſchland hineingelangen könnten. Es ſei darauf hingewieſen
worden, daß man franzöſiſcherſeits bereit ſei, die Zufuhr zu kon=
tingentieren
. Darauf habe Finanzminiſter Luther geltend ge=
macht
, daß Frankreich ſich durch ſeine Abmachungen über die
Sachlieferungen auf Reparationskonto bereits erhebliche Ver=
günſtigungen
verſchafft habe, worauf ihm erwidert worden ſei,
daß durch den künftigen Handelsvertrag auch Deutſchland Ver=
günſtigungen
erlangen könne, und daß man nicht an eine Druck=
oder
Gewaltpoltik denke. Schließlich ſei man zu dem Ergebnis
gelangt, daß man ſchon jetzt die Verhandlungen in London über
einen modus vivendi aufnehmen wolle. Clémentel habe des=
halb
, wie bereits berichtet, den Sachverſtändigen Serruys nach
London gebeten, und auch aus Berlin würden zwei Mitarbeiter
Trendelenburgs erwartet.

Der Fiedſer=Prozeß.
Der Strafantrag des Reichsanwalts.
Leipzig, 13. Aug. In der Begründung des Straf=
antrags
im Prozeß Fiedler vor dem Staatsgerichtshof
ging Rechtsanwalt Dr. Neumann zunächſt auf die Beſtrebun=
gen
der Kommuniſtiſchen Partei ein, im Herbſt einen gewalt=
amen
Umſturz vorzubereiten, namentlich auch durch die Be=
ſchaffung
von Waffen und durch die Zerfetzung der Reichswehr
und Sicherheitspolizei. In dieſe Spalten der Politik der Kom=
muniſtiſchen
Partei falle das Beginnen der Angeklagten, das
nicht in ihren eigenen Köpfen entſtanden ſei. Im einzelnen
ſieht der Reichsanwalt die Angeklagten für vollkommen über=
führt
an auf Grund der eigenen Geſtändniſſe und auf Grund
der Ausſagen des Oberreiters Gräfe, der ſeinem Leben, ein
Ende gemacht habe, um die Schande nicht länger zu ertragen. Die
Geſtändniſſe des Angeklagten ergäben ein vollkommen klares
Bild. Eins greife in das andere ein. Die Tatſachen ſelbſt er=
wieſen
ebenfalls objektiv den Sachverhalt. Der Reichsanwalt er=
klärte
ferner, er würde nicht anſtehen, die höchſten zuläſſigen
Strafen zu beantragen, wenn es ſich bei den Angeklagten nicht
um Verführte handelte, während die Hauptſchuldigen nur un=
ſichtbar
auf der Anklagebank ſäßen.
Das Arteil.
Das Gericht verurteilte Fiedler zu 7 Jahren Zuchthaus und
700 Mk. Geldſtrafe, Großmann und Schatz zu je 6 Jahren Zucht=
haus
und 600 Mk. Geldſtrafe, Mehlhorn und Burkhardt zu
ju 8 Jahren Zuchthaus und 800 Mk. Geldſtrafe und 5 Jahren Ehr=
verluſt
, ſowie Entfernung aus dem Heer, Krauſe zu 3 Jahren Ge=
fängnis
und Dienſtentlaſſung, Fehling zu 4 Jahren Gefängnis und
5 Jahren Ehrverluſt ſowie Entfernung aus dem Heer, Frau Burk=
hardt
zu 1 Jahr Gefängnis, Franz und Gerhard Freckmann zu
je 7 Jahren Zuchthaus und 700 Mk. Geldſtrafe und 7 Jahren Ehrver=
luſt
. Auf die Strafen werden bei Fiedler, Großmann, Schatz, Burk=
hardt
, Krauſe, Fehling und Franz Freckmann je 6 Monate, bei Mehl=
horn
4 Monate und bei Gerhard Freckmann 3 Monate der erlittenen
Unterſuchungshaft angerechnet.
Die Verurteilung erfolgt in der Hauptſache bei Fiedler, Großmann,
Schutz, Burkhardt, Mehlhorn und den Brüdern Freckmann wegen Vor=
bereitung
zum Hochverrat in Tateinheit mit dem Verbrechen gegen 87
des Geſetzes zum Schutze der Republik, Zugehörigkeit zu ſtaatsfeind=
lichen
Verbindungen und gegen 87 des Sprengſtoffgeſetzes (Beſitz eines
Waffenlagers) und bei den übrigen Angeklagten wegen militäriſchen
Diebſtahls in Tateinheit mit Beſtechlichkeit und Hehlerei bzw. Beihilfe
dazu.
Die 800 Millionen=Goldanleihe.
EP. New York, 13. Aug. (Europapreß.) Die New Yor=
ker
Bankiers Otto Kahn und Siſſon ſind aus Europa hier wieder
eingetroffen. Sie haben erklärt, daß nach ihrer Ueberzeugung
die deutſche Anfangsanleihe raſch gezeichnet werden könne.
Wahrſcheinlich ſchon in 14 Tagen werde dieſe Frage genügend
fortgeſchritten ſein, daß an die Emiſſion der Anleihe geſchritten
werden könne.
Die Auslegung des Dawesplanes.
London 13. Aug. (Europapreß.) Das Juriſtenkomitee,
das mit der Behandlung der Frage beauftragt worden war,
welche Autorität für die Auslegung des Dawesplanes zuſtändig
ſein ſoll, hat ſeinen Bericht ausgearbeitet. Es ſchlägt u. a. vor,
daß das Schiedsgericht, das den Plan auslegen ſoll, ſich nur mit
dem Plane und den in London gefaßten Beſchlüſſen beſchäftigen
dürfe, nicht aber mit den Artikeln des Verſailler Vertrages, die
auf die Reparationen Bezug haben.
Zuſammenkunft der alliierten Finanzminiſter.
SD. London 13. Aug. Morgen vormittag findet eine
Zuſammenkunft der alliierten Finanzminiſter
ſtatt. Gegenſtand der Beſprechungen wird die Frage der Be=
ſatzungskoſten
der Ruhr bilden. Ferner ſoll über die Vertei=
lung
der erſten Jahresleiſtung auf Grund des Sach=
verſtändigenberichts
unter die Verbündeten verhandelt werden.
Haltloſe Verdächtigungen der deutſchen
*
cheiniſchen Induſirie.
Paris, 13. Aug. (Europapreß.) Der Matin veröffentlicht heute
einen offenbar von Poincaré ſtammenden Artikel, in dem feſtgeſtellt
wird, daß die Deutſchen ſich gegenwärtig weigern, die Farbwaren und
andere chemiſche Waren in die Liſte der Sachleiſtungen aufnehmen zu
laſſen. Das bedeute, daß die Deutſchen beabſichtigen, das Monopol des
Krieges beizubehalten. Wer die Herrin der chemiſchen Induſtrie ſei,
ſei auch Herrin des Krieges. Dadurch, daß dann noch der chemiſche
Krieg und der Luftkrieg kombiniert werden, ſei es dieſem Lande mög=
lich
, Zerſtörung zu ſäen. Niemand könne aber ignorieren, daß Deutſch=
land
in Holland, in Spanien, in Skandinavien und Rußland eine Luft=
fahrzeuginduſtrie
unterhalte. An dem Tage, an dem Deutſchland ſein
chemiſches Monopol wieder zurückerobert haben werde, könne es unge=
hindert
den Revanchekrieg vorbereiten.

W
Wr

Deutſche Gelehrte machen Gold!
Der deutſchen Wiſſenſchaft iſt die Erfüllung Jahrhunderte
Wünſche und Mühen geglückt. Geheimrat Profeſſor Dr.
ethe, der international bekannte Leiter des Photochemiſchen
ratoriums und der Photographiſchen Sternwarte der Tech=
en
Hochſchule in Berlin=Charlottenburg, und ferner ſeinem
21jährigen Mitarbeiter Dr. Stammreich iſt es gelungen,
Verfahren der Goldherſtellung aus Queckſilber abſolut ſicher
rmitteln. Einer unſerer Mitarbeiter hatte darüber mit den
eeckern eine Unterhaltung. In ihrem Verlauf ergab ſich.
Charakteriſierung des zweifellos welthiſtoriſchen Vorgangs
) Geheimrat Profeſſor Dr. Miethe, einem Gelehrten von
nationalem Ruf und einwandfreier Seriöſität, die unſer
rbeiter in folgender Darſtellung zuſammenfaßt:
Dr. Stammreich, mein Mitarbeiter, und ich führte Ge=
rat
Miethe etwa aus ſind nicht an die Arbeit gegangen
dem Gedanken: Jetzt wollen wir einmal Gold herſtellen.
find auf dieſe außerordentlich weittragende wiſſenſchaftliche
eckung lediglich durch einen Zufall gekommen. Wie Kinder
e Entdeckung hineingetappt. Auf Grund von unſcheinbaren
2achtungen, die wir allerdings energiſch am Ohr gepackt
I, um der Sache auf die Spur zu kommen.
DDir gingen von der Ueberlegung aus, daß man, will man
Geheimnis des Zerfalls radioaktiver Subſtanzen, den wir
Teinem Mittel aufhalten können, vielleicht auf die Spur
1t, wenn man den Verſuch der Zertrümmerung der Atome
Schwermetallen macht. Man führt den Zerfall des Radiums
* auf die Tatſache, daß radioaktive Subſtanzen ein hohes
Tgeſricht haben, und iſt zu der Vermutung gelangt, daß
Eſlte mit hohem Atomgewicht nicht mehr ſtabil ſind. Viel=
mochten
Verſuche glücken, Elemente, die den radioaktiven
tanzen nahe kommen, zum Zerfall, zum Abbau zu bringen.
Nichts lag näher, als beim Queckſilber einen derartigen
49 zu machen. Die höchſten Anſtrengungen durften nicht
Uwerden, das war unſere Ueberzeugung, um eine Zange,
Hekel für die Zertrümmerung des Queckſilberatoms zu
F!
Dabei ſind wir ſchließlich auf einen Apparat zur Zer=
ung
des Queckſilberatoms auf elektriſchem
2 gekommen. Wir benutzen dafür eine Bogenentla=
g
zwiſchen Queckſilberpolen. Mit allen Mitteln
Wiſſenſchaft gereinigtes Queckfilber wird mehrere hundert
den hindurch einem elektriſchem Strom von 400 Watt aus=
* Bei dem Vorgang kommt es zu großen Wärmeenergien,

die von uns benutzte, 1400 Grad aushaltende Quarzröhre geriet
in Weißglut mit einer Leuchtkraft von 10 000 Kerzen.
In derartig behandeltem Queckſilber fan=
den
wir Gold. Wir waren darüber nicht ſo überraſcht, wie
das auf den erſten Blick erſcheinen mag. Queckſilber und Gold
haben ein nur wenig voneinander abweichendes Atomgewicht;
Queckſilber 201 und Gold 197. Die Differenz beträgt 4. Dieſe
Ziffer iſt das Gewicht für das Heliumatom. Seit langer Zeit
ſind auf Grund dieſer Atomverhältniſſe Vorausſagen gemacht,
daß die Zerreißung des Queckſilberatoms das Freiwerden von
Helium ergeben könnte, wobei dann Gold entſtehen könnte. Bei
unſeren monatelangen Verſuchen iſt es uns nicht einwandfrei ge=
glückt
, die Abſonderung von Helium bei dem angedeuteten Prozeß
beobachten zu können. Helium durchdringt wegen ſeiner Leichtig=
keit
alle Körper mehr oder weniger ſchnell und iſt durch glühendes
Quarz natürlich nicht aufzuhalten.
Die Entdeckung der Herſtellung von Gold aus Queckſilber
iſt uns jedenfalls geglückt. Wir haben aber noch gar keine Ah=
nung
über die Einzelheiten des Vorganges. Unſere Entdeckung
ſtellt uns vor einen ungeheuren, noch nicht geklärten rätſelhaften
Tatſachenkomplex. Unſere Methode hat immer und immer wie=
der
zur Erzeugung von Gold geführt. Aber wir hatten durchaus
keine gleichmäßige Ausbeute bei gleich gutem Material und glei=
cher
Anwendung unſerer Methoden.
Die von unserzielten Goldmengen bewegen ſich
zwiſchen einem Hundertſtel und einem Zehntel Milligramm
Das ſind ungeheuer kleine Mengen. Sie wurden durch ein ſehr
koſtſpieliges Verfahren erzeugt. Die Herſtellung eines
einzigen Kilogramms Gold, auf dieſem Wege
würde 20 Millionen Goldmark verſchlingen. Die
Anführung dieſer einen Tatſache muß genügen für unſere Be=
hauptung
, daß die Entdeckung, ſo gewaltig und umſtürzend ſie
in wiſſenſchaftlicher Hinſicht iſt, nicht die geringſte wirt=
ſchaftliche
Vedeutung hat. Ich möchte die wirtſchaft=
liche
Bedeutung an folgendem Beiſpiel klar machen: Ein junger
Mann träumt davon, daß er ſich in einem Meer von Dukaten
bewegt. Morgens ſteht er am Fenſter und raſiert ſich und denkt
Wenn ſich doch mein Traum vom Gold erfüllen wollte. Gegen=
über
iſt ein Turm, der mit Blättchengold verziert wird. Ein
winziges Teilchen des Goldes fliegt herüber und ſetzt ſich au
ſeinen Seifenſchaum. Er ſieht’s und denkt: Iſt das alles?
Genau ſo verhält ſich die wirtſchaftliche Bedeutung unſerer Er=
findung
zu den Jahrhunderte alten Menſchheitsträumen von der
Kunſt, Gold zu machen. Wir können heute dieſe
Kunſt ausüben! Der Traum iſt erfüllt! Aber die Wirk=
lichkeit
iſt recht, recht winzig.

Aus wiſſenſchaftlichen und aus politiſchen Gründen müſſen
wir dieſe Seite unſerer Entdeckung unterſtreichen, ſo energiſch
und klar, wie das nur denkbar iſt. Daran ändert auch die Tat=
ſache
nichts daß ſich ein großer Konzern des Rheinlands für
unſere Entdeckung intereſſiert und daß wir ſelbſt darauf ein
Patent genommen haben. Nach menſchlichem Ermeſſen gibt es
keine Möglichkeit, nach unſerer Methode beliebige Mengen
von Gold herzuſtellen. Die wiſſenſchaftliche Bedeutung unſerer
Entdeckung wird dadurch nicht im mindeſtens herabgeſtimmt.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Frl. Anny Mattern (Schülerin von Frau Käthe
Nowack) wurde nach erfolgtem Probeſingen an das Stadttheater
St. Gallen für das Fach der Opernſoubrette engagiert.

Ausſtellung von Erfindungen und Neu=
heiten
. Der Deutſche Erfinder=Schutzverband e. V., Mün=
chen
(gegründet 1912), veranſtaltet während den kommenden Meſ=
ſen
in Leipzig und Frankfurt die 21. und 22. große Ausſtellung
von Erfindungen und Neuheiten, die allen Erfindern Gelegen=
heit
bieten ſollen, ihre Schutzrechte ohne große Koſten zu ver=
kaufen
. Für vollſtändig mittelloſe und arbeitsloſe Erfinder, ſo=
wie
Kriegsbeſchädigte ſtehen gegen entſprechende behördliche Be=
ſcheinigung
eine Anzahl Freiplätze zur Verfügung. Die Anmel=
dungen
müßten ſofort erfolgen, da andernfalls die ausgeſtellten
Gegenſtände, nicht mehr im Ausſtellungskatalog aufgenommen
werden können. Bedingungen koſtenlos, Fragebogen über die
Bedürftigkeit (Vermögenszeugnis) gegen Rückporto durch die Ge=
ſchäftsſtelle
des Verbandes, München, Falkenſtr. 15/b.
* Löwenjagd in Frankreich. Während der ſelige Tartarin
ſich zur Löwenjagd nach Afrika begeben mußte, hat kürzlich eine
Jagd nach dem König der Tiere in der Nähe von Charelles
ſtattgefunden, und der berühmte Löwenjäger hätte ſich hier auf
heimiſchem Boden betätigen können. Vier Löwen einer reiſen=
den
Menagerie turden in einem Käfig von einem Pferd und
einem Mauleſel gezogen. Da griff ein Bienenſchwarm den
Mauleſel an und ſetzte ihm ſo zu, daß er bei ſeinem verzwei=
felten
Ausſchlagen die Stäbe des Käfigs beſchädigte. Dadurch
war es den Löwen möglich, auszubrechen, und ſie töteten ſofort
das Maultier. Das Pferd lief erſchrocken weg und ſtürzte in
einen Kanal, wo es ertrank. Dier vier Löwen aber zerſtreuten
ſich in der Landſchaft. Die Jäger der Umgegend bewaffneten
ſich und machten gemeinſam auf dieſe edle Beute Jagd. Die
Tiere wurden alle vier nacheinander aufgeſpürt und erſchoſſen,

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auguſt 1924.

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Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 14. Auguſt.
Die totale Mondfinſternis,
die heute in den Abendſtunden ſtattfindet, wird infolge ihres günſtigen
Zeitpunkts ſicherlich allgemein Beachtung finden. Es iſt die zweite totale
Mondfinſternis dieſes Jahres, und ſie ähnelt der erſten, die am 20.
Februar ſtattgefunden hat, auch darin, daß bei beiden Finſterniſſen der
Mond bei uns beveits verfinſtert aufgeht. Diesmal hat beim Aufgang
des Trabanten allerdings der Erdſchatten die Mondſcheibe kaum erſt be=
rührt
. Wie ſtets, tritt der Mond mit ſeinem Oſtrand in den Erdſchatten
ein, in den er mehr und mehr eindringt, ſo daß ſich das belenchtete Bild
des Mondes mehr und mehr der ſchmalen, zunehmenden Sichel nähert,
bis der Trabant völlig vom Erdſchatten bedeckt iſt. Die erſte Berüh=
rung
des Mondrandes mit dem Erdſchatten erfolgt um 7 Uhr 30 Minu=
ten
nachmittags; nach genau einer Stunde, um 8 Uhr 30 Minuten, iſt
der Mond völlig durch den Erdſchatten verfinſtert und bleibt bis 10 Uhr
9 Minuten abends völlig unbeleuchtet. Trotzdem verſchwindet der Mond
nicht völlig unſeren Blicken! Auch während der Dauer der Totalität,
deren Mitte um 9 Uhr 20 Minuten abends erreicht wird, iſt der Erdbe=
gleiter
deutlich am Himmel zu erkennen; er gleicht einer kupferig roten
Scheibe mit unbeſtimmt begrenzten, verwaſchenen Rändern. Dieſes kup=
ferige
Licht iſt reflektiertes Erdlicht von denjenigen Teilen der Erdober=
fläche
, die noch von der Sonne beleuchtet ſind. Indem dieſes Licht vom
Mond wieder auf die Erde zurückgeworfen wird, verliert es die meiſten
helleren Strahlen, ſo daß es nur noch als mattrötlicher Schimmer auf
der Erde wahrgenommen werden kann. Das kupferige Licht pflegt um
ſo klarer zu ſein, je reiner die Erdatmoſphäre am Ort der Beobachtung
iſt; ſofern wir einen jener klaren Sommerabende haben ſollten, an
denen dieſer Sommer ſo reich iſt, ſteht alſo ein höchſt intereſſantes
Schauſpiel bevor. Dieſes iſt diesmal um ſo bemerkenswerter, als wenig
öſtlich vom verfinſterten Mond der Planet Mars, nur noch zehn Tage
vor ſeiner Oppoſition und ſeiner größten Annäherung an die Erde, in
auffällig hellem und gleichfalls rötlichem Licht erſtrahlt. Die Helligkeit
des Mars wird in dieſen Tagen ſonſt durch das helle Mondlicht ein
wenig beeinträchtigt; während der totalen Bedeckung fehlt natürlich dieſe
Störung, ſo daß Mars den dunklen Südoſthimmel dann vollſtändig be=
herrſcht
. Um 10 Uhr 9 Minuten abends hat der Mond den Bereick
des Erdſchattens durchlaufen, und an ſeinem Oſtrand erſcheint wieder
der erſte Sonnenſtrahl. Schnell eilt der Trabant nun ganz aus dem
Erdſchatten heraus, um nach abermals einer Stunde, um 11 Uhr neun
ml.
Minuten abends, wieder als Vollmond zu erſtrahlen.
Ernannt wurde am 14. April der Lehrer an der Volksſchule zu
Groß=Gerau Karl Kunkel vom Tage des Dienſtantritts ab zum
hauptamtlichen Foxtbildungsſchullehrer an der Fortbildungsſchule zu
Darmſtadt.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 20. Juni der Lehrer an
der Volksſchule zu Heimersheim im Kreiſe Alzey Adam Seemann
auf ſein Nachſuchen unter Anerkenung ſeiner dem Staate geleiſteten
Dienſte vom 1. Juli 1924 an. Auf Grund des Art. 1 des heſſ. Per=
onalabbaugeſetzes
vom 19. Dezember 1923, in Verbindung mit Art.
der Perſonalabbauverordnung des Reiches vom 27. Oktober 1923, ſind
am 1. Juli 1924 in den einſtweiligen Ruheſtand getreten: die Lehrerin=
nen
an der Volksſchule zu Mainz Margarete Koch, Anna Reckert
und Klara Schäfer.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an
der Volksſchule zu Butzbach, Kreis Friedberg. Dem Inhaber der Stelle
kann das Amt eines Rektors übertragen werden.
Die diesjährigen Träger des Georg Büchner=Preiſes. Anläßlich
des Verfaſſungstages wurde in Gießen an den Schriftſteller Herrn Alfred
Bochk durch den Vorſitzenden des Landesbildungsamtes, Herrn Urſtadt,
der Georg Büchner=Preis für Literatur verliehen. Aus dem gleichen An=
laß
übergab der Staatspräſident Ulrich dem Maler Paul Theſing
im Landtage bei der abendlichen Feier am Montag den erſtmalig zu ver=
teilenden
Georg Büchner=Preis für Kunſt.
Heſſiſches Landestheater. Aus dem Büro der Generalintendanz
des Heſſiſchen Landestheaters geht uns folgende Mitteilung zu: Wäh=
rend
in der Beſetzung der Dirigentenſtellen (Michael Balling und Jo=
ſeph
Roſenſtock), ſowie auch in Bezug auf den Vortragsmeiſter Herrn
Prof. Karl Beines in der nächſten Spielzeit keine Aenderung eingetreten
iſt, wird die Spielleitung für Oper und Schauſpiel in den Händen fol=
gender
Herren liegen: Ernſt Legal (Oper und Schauſpiel), Ober=
ſpielleiter
Joſeph Schlembach (Oper), Peter Suhrkamp ( Schau=
ſpie
), Kurt Barré vom Stadttheater Heilbronn (Schauſpiel und
Oper), Franz Sondinger vom Intimen Theater Nürnberg ( Schau=
ſpiel
), Hannsheinz Wolfram vom Schauſpielhaus Remſcheid (Oper
und Operette). Als Ballettmeiſterin wurde Frl. Lizzie Maudrik
vom Staatstheater Wiesbaden verpflichtet.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Kolportage‟, Georg Kaiſers
intereſſante Komödie, wird nur noch heute, Donnerstag ( Miet=
vorſtellung
) und morgen, Freitag, gegeben. Feſtzuſtellen iſt, daß ſich
das Publikum allabendlich bei dem eigenartigen Stoff, den der Verfaſſer
mit überlegener Meiſterſchaft ausgeſtaltet hat, und der hervorragenden
Darſtellung ausgezeichnet unterhält, was der von Abend zu Abend ſich
ſteigernde Beifall beweiſt. Es ſollte ſich niemand die Gelegenheit ent=
gehen
laſſen, die Bekanntſchaft eines ſo hervorragenden Werkes zu
Im ſilbernen Kaninchen ein neuer Schwank von
machen.
Alfred Möller, kommt am Samstag in den Spielplan. Bruno Har=
precht
ſpielt darin zum erſten Mal in dieſer Spielzeit einen jugend=
lichen
Bonvivant, der ihm ſo beſonders liegt und ſtets außer=
ordentlichen
Beifall brachte. Nur ein Txaum ein heiteres
Ehebruchsſpiel von Lothar Schmidt, wird in einer zweimaligen Auffüh=
rung
als Nachtvorſtellung für Samstag und Sonntag vorbereitet,
Bruno Harprecht und Eliſabeth Horn als Gaſt ſpielen
auch hierin die Hauptrollen.
* Südweſtdeutſche Kunſtausſtellung Darmſtadt 1924. Es iſt
eine Tatſache, die ſich bei Gelegenheit aller Kunſtausſtellungen
wiederholt, daß die Urteile über die ausgeſtellten Werke beim
beſuchenden Publikum weit auseinander gehen. Bei dem von
Gegenſätzen erfüllten Wirken unſerer heutigen Künſtler findet
dieſer Kampf der Meinungen einen beſonders ſcharfen Ausdruck.
Für Künſtler, Kunſtliebhaber und Laien wäre es eine reizvolle
Angelegenheit, einmal zu erfahren, auf welche Seite ſich die Ent=
ſcheidung
der Mehrzahl des Publikums neigt. Zu dieſem Zweck
hat ſich die Geſchäftsleitung der Ausſtellung entſchloſſen, an be=
ſtimmten
Sonntagen das beſuchende Publikum ſelbſt abſtimmen
zu laſſen, welche Werke für die ſtärkſten, beſten gehalten werden.
Jeder Beſucher wird am Eingang einen Stimmzettel erhalten
worauf er gebeten wird, diejenigen ſieben Werke nach der Katalog=
nummer
ohne ſeine Unterſchrift aufzuſchreiben, die er am höchſten
einſchätzt; Bleiſtift iſt mitzubringen. Dieſe Tage werden Beſtim=
mungsſonntage
genannt werden. Der erſte ſoll am kommenden
Sonntag, den 17., zur Ausführung kommen. Es wird demnächſt
in der Tagespreſſe jedesmal bekannt gegeben werden, auf welche
Werke die höchſte Stimmzahl gefallen iſt.
v. H.
Darmſtädter Volksbühne. Man ſchreibt uns: In Darmſtadt iſt
unter Mitwirkung der wichtigſten Arbeiter= Angeſtellten= und Beamten=
verbände
ſowie der Volkshochſchule die Begründung einer Theater=

Der Sternenhimmel im Auguſt.

terſtützung des Landestheaters in dem Beſtreben, unabhängig von außer=
künſtleriſchen
Rückſichten lediglich der Kunſt zu dienen und damit dem
geiſtigen und kulturellen Geſamtleben der Nation. Darüber hinaus
wird eine allgemeinere geiſtige Förderung und Verbindung der Mit=
glieder
angeſtrebt; dieſem Zwecke werden beſondere Veranſtaltungen und
eine eigene Zeitſchrift dienen, die den Mitgliedern koſtenlos geliefert
wird. Die Darmſtädter Volksbühne wahrt in religiöſer, politiſcher
und künſtleriſcher Hinſicht die ſtrengſte Neutralität. Der Beitritt ſteht
allen Perſonen offen, deren wirtſchaftliche Lage der angegebenen Kenn=
zeichnung
entſpricht und die den Zielen des Bundes zuſtimmen. Die
Mitgliedſchaft iſt perſönlich, doch können Angeſtellten= und Beamten=
gruppen
, deren Angehörige ſich in beſonderer Weiſe für die Ziele der
Darmſtädter Volksbühne intereſſieren, Vertretung im Ausſchuß bean=
ſpruchen
. Zur Gründungsverſammlung wird nächſter Tage öffentlich
eingeladen werden. Der vorbereitende Ausſchuß beſteht aus den Herven:
Blank (Gemeindebeamter), Grötzner (Gewerkſchaftskartell), Hoch ( Poli=
zeibeamter
), Langer (Afa=Bund), Leuſchner (Bildungsausſchuß der freien
Gewerkſchaften), Wilhelm Michel, Parnicke (Volkshochſchule), Roth ( Ver=
band
der heſſ. oberen Finanzbeamten), Weinberg (Gewerkſchaftsbund der
Angeſtellten). Auskunft und Meldung bei Herrn W. Leuſchner ( Gewerk=
ſchaftshaus
111, 47), Volkshochſchule (Wilhelminenſtr. 3) und bei den
Mitgliedern des Ausſchuſſes.

Am Ende des Monats iſt es ſchon um
8 Uhr völlig dunkel, und wenn man in ſpäter
Stunde den Himmel beobachtet, ſieht man
ſchon einige Sternenbilder erſcheinen, die auf
den kommenden Winter hinweiſen.
Unſere Karte bringt den Sternenhimmel
am 1. Auguſt um 10 Uhr in der Mitte um
9 Uhr und am Ende des Monats um 8 Uhr.
Die Milchſtraße geht in einem großen
Bogen von Nord nach Süd, während ein Aſt
nach Südweſten abſchneidet. In mondhellen
Nächten iſt ſie ſehr gut zu beobachten.
Die Zahlen bedeuten die Namen der
Sternbilder, und zwar in folgender Reihen=
folge
:
6 Fuhrmann mit Ca= 10 Adler
pella (nicht ganz zu 12 Schwan
ſehen
11 Leier
4 Perſeus, m. Algol, 21 Schütze
dem bek. veränderl. 26 Ophiuchus

22a und b Schlange
29 Skorpion
24 Krone
23 Herkules
8 Bootes
25 Drache
45 Jagdhunde
30 Großer Bär
9 Kleiner Bär

Stern
47 Dreieck
42 Andromeda
15 Pegaſus
41 Caſſiopeia
17 Cepheus
39 Giraffe
19 Steinbock
18 Delphin
20 Waſſermann
Ueber die Planeten iſt folgendes mit=
zuteilen

Merkur iſt am 15. in größter öſtlicher
Elongation von der Sonne und erreicht
dann eine Diſtanz von mehr als 23 Grad.
Möglicherweiſe gelingt es, dieſen merkwür=
digen
Wandelſtern einmal in der Abend=
dämmerung
zu beobachten.
Venus bleibt Morgenſtern, am 7. er=
reicht
ſie ihre größte Helligkeit.
Mars kommt am 23. in Oppoſition zur
auf, wenn die Sonne untergeht. Der Planet iſ
ſehr gut zu beobachten.

Sonne und geht
in dieſem Monat

Jupiter geht ſchnell unter, am Ende des Monat
um 10 Uhr.
Saturn geht erſt 2½, ſpäter 1½ Std. nach der Sonn

Der Verband der heſſiſchen oberen Finanzbeamten veranſtaltete
in den letzten Tagen für ſeine Mitglieder zwei recht intereſſante Exkur=
ſionen
, die beide eine ſtattliche Teilnehmerzahl aufzuweiſen hatten. Am
Nachmittag des 7. Auguſt wurden die umfangreichen Anlagen der
Brauerei Wilhelm Rummel dahier beſichtigt und am Vormittag des
11. Auguſt folgte der Verband einer Einladung der Zündholzfabrik
Chr. Büttel, G. m. b. H., in Pfungſtadt, zur Beſichtigung ihrer Be=
triebe
. Es würde hier zu weit führen, auf das alles einzugehen, was
den Beſichtigungsteilnehmern gezeigt und erklärt ſowie im Betrieb vor=
geführt
wurde. Unter liebenswürdiger Führung des Herrn Rummel
jun, und ſeines Braumeiſters Herrn Plempel wurden in zweiſtündiger
Wanderung vom Keller bis zur hohen Tenne alle Brauereiräume und
Maſchinen beſichtigt, ſowie die Anlagen der Kunſteis= und der Limo=
nadenfabrik
gezeigt. In der Zündholzfabrik Büttel=Pfungſtadt hatte
ebenfalls der Sohn des Fabrikbeſitzers, Herr Nungeſſer jun., unterſtütz
durch ſeinen Betriebsleiter, Herrn Crößmann, bereitwilligſt die Füh=
rung
übernommen. Wie dort der Werdegang des Bieres von der
Bearbeitung des Gerſtenkorns ab bis zur Gewinnung des ausſchank=
fertigen
Gebräues verfolgt werden konnte, ſo wurde hier die Maſ=
ſenherſtellung
der Zündhölzer bis in die kleinſten Einzelheiten vom
Zerſägen der Baumſtämme ab bis zur Verpackung der Streichhölzer
gezeigt, was gleichfalls das unverminderte Intereſſe aller Beſucher
nahezu zwei Stunden in Anſpruch nahm. Für das in ſo hohem Maße
gezeigte Entgegenkommen richtete der Verbandsvorſitzende, zugleich im
Namen aller Beſichtigungsteilnehmer, an die Leitungen beider Unter=
nehmungen
anerkennende und herzliche Dankesworte, die in Hochrufe
auf das weitere Blühen und Gedeihen der Betriebe und auf das Wohl
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausklangen. Mit dieſen Beſich=
tigungen
glaubt der Verband der heſſ, oberen Finanzbeamten ein gu=
tes
Stück vorwärts gekommen zu ſein in ſeinem Beſtreben, Beamte und
andere Berufsſtände wieder näherzubringen. Von der Anſicht aus=
gehend
, daß die Beamtenſchaft die ſich doch aus allen Kreiſen des
Volkes rekrutiert Vermittler zwiſchen den verſchiedenen Volksſchich=
ten
ſein ſollte, wird der Verband verſuchen, ſeinen Mitgliedern noch
weitere Exkurſionen zu ermöglichen, um das Allgemeinwiſſen zu er=
weitern
und zugleich auch die Berufsarbeit anderer Stände ſowie die
Fortſchritte der Wiſſenſchaft und der Technik kennen zu lernen.
Entrichtung der vorläufigen ſtaatlichen Gewerbſteuer. Die vor=
läufige
Gewerbſteuer iſt mit 60 v. H. der Vorauszahlung auf die Reichs=
einkommen
= und Körperſchaftsſteuer weiter zu entrichten. (Siehe heu
tige Bekanntmachung des Finanzminiſteriums.)
Vorauszahlungen auf die Körperſchaftsſteuer. Die Handels=
kammer
Darmſtadt ſchreibt uns: In den erſten Durchführungsbe=
ſtimmungen
über die Vorauszahlungen auf die Einkommen= und Kör
perſchaftsſteuer iſt ſeinerzeit den körperſchaftspflichtigen Erwerbsgeſell=
ſchaften
das Wahlrecht zugeſtanden worden, ob ſie ihre Vorauszahlun=
gen
monatlich nach dem Satz von 1 v. T, des Vermögens oder nach den
Betriebseinnahmen abzüglich der Löhne und Gehälter entrichton mol=
len
. Das einmal ausgeübte Wahlrecht ſolle für die Zukunft bindend
bleiben. Durch die jetzigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſind jedoch in=
zwiſchen
bei manchen Geſellſchaften die Umſätze ſtark zurückgegangen, ſo
daß es für dieſe Geſellſchaften, ſofern ſie ſeinerzeit die Beſteuerung nach
dem Vermögen gewählt haben, eine erhebliche Härte darſtellen würde
wenn ſie weiterhin ihre Zahlungen nach den verhältnismäßig hohen
Vermögensſteuerwerten vom 31. Dezember 1923 leiſten müßten. Der
Reichsminiſter der Finanzen hat daher in den ſechs Durchführungsbe=
ſtimmungen
über die Vorauszahlungen auf die Einkommen= und Kör=
perſchaftsſteuer
beſtimmt, daß ſolche Erwerbsgeſellſchaften berechtigt ſind,
bis zum 17. Auguſt zu erklären, daß ſie die Vorauszahlungen künftighin
nach den Betriebseinnahmen entrichten wollen. An dieſe Erklärung ſind
die Geſellſchaften denn für die folgenden Vorauszahlungen gebunden.
Die Beſtimmung über die Mindeſtzahlung (½ v. T. des Vermögens)
bleibt unberührt.
Keine Herabſetzung der ſtädtiſchen Gewerbeſteuer. Von der Stadt=
verwaltung
wird uns geſchrieben: Die mit I.K. Gewerbeſteuer
gezeichnete Notiz in Nr. 220 dieſes Blattes geht nicht von der Stadt=
verwaltung
aus, ſondern iſt von privater Seite eingeſandt. Auf Antrag
der Stadtverwaltung hat die Stadtverordnetenverſammlung beſchloſſen,
für 1924 eine vorläufige Gemeinde=Gewerbeſteuer von 80 Prozent
(wie ſ. Zt. der Staat) auf die Einkommenſteuer=Vorauszahlung in bier
Raten zu erheben. Dieſe Erhebungsziffer iſt von dem Miniſterium des
Innern genehmigt. Wenn ſpäter der Staat die ſtaatliche Gewerbe=
ſteuer
auf Grund des Zahlungsergebniſſes aus dem ganzen Land
auf 60 Prozent ermäßigt hat, er hätte ja auch noch weiter oder ganz
auf die reſtliche ſtaatliche Gewerbeſteuer verzichten können ſo kann ein
ſolcher Beſchluß des Staates doch nicht ohne weiteres die gleiche Wirkung
auf die ſtädtiſche Steuererhebung haben. Nach dem bisherigen Steuer=
erträgnis
in Darmſtadt ſieht ſich die Stadtverwaltung nicht in die Mög=
lichkeit
verſetzt, der Stadtverordnetenverſammlung und dem Miniſterium
die Herabſetzung des Steuerſatzes auf 60 Prozent vorzuſchlagen, zumal
noch nicht zu überſehen iſt, wann die Unterlagen für die endgültige
1924er Steuerveranlagung von der ſtaatlichen Veranlagungsbehörde ge=
ſchaffen
werden können, und ob alsdann, noch eine einträgliche Nach=
erhebung
für 1924 erfolgen kann. Der Steuerſatz von 80 Pro=
zent
bleibt deshalb für die ſtädtiſche Gewerbeſteuer
nach wie vor beſtehen. Alle gegenteiligen Aufforderungen ſind
nicht zu Recht beſtehend und müſſen eventl. zur Beitreibung des Diffe=
renzbetrags
führen. Die Stadtverwaltung weiß ganz genau, daß Han=
del
und Gewerbe heute vielfach unter großer Geldnot leiden. Sie wird
deshalb, wie bisher ſchon, auch weiterhin weitgehendes Entgegenkommen
bei nachweislich begründeten Friſt= und Erlaßgeſuchen zeigen.
* Noch keine Herabſetzung der Gütertarife. Bekanntlich fand in der
verfloſſenen Woche im Reichsverkehrsminiſterium eine Sitzung des Stän=
digen
Ausſchuſſes des Reichseiſenbahnbeirates ſtatt, in der eine Herab=
ſetzung
der Gütertarife dringend gefordert wurde. Wie das Reichsver=
kehrsminiſterium
nunmehr ergänzend mitteilt, hatte der Neichsverkehrs=
miniſter
eine Zuſage, die Wünſche des Ausſchuſſes, der nur beratende
nicht beſchließende Funktionen beſitzt, zu erfüllen, noch nicht geben kön
nen, da die Prüfung der wirtſchaftlichen Möglichkeit eines Tarifabbaus
noch immer nicht geklärt iſt. Man nimmt dagegen an, daß in der näch=
ſten
Sitzung des Ständigen Ausſchuſſes ſeiteus des Verkehrsminiſteriums
nähere Angaben gemacht werden können.

Auszahlung der Reichszuſchüffe zu den Renten aus
validen= und Hinterbliebenenverſicherung. Die kürzlich beſchloſ
höhung des Reichszuſchuſſes zu den Renten aus der Invalid
Hinterbliebenenverſicherung wird ſeit dem 1. Auguſt monatlicl Fm
men mit der Rente ausgezahlt. Die gleichzeitig eingeführten ſo er=
zulagen
in der Unfallverſicherung für Schwerbeſchädigte in H Son)if.
10 und 15 Goldmark monatlich werden für die Monate Juli un x ut.
am 20. Auguſt vom 1. September ab dann laufend monat us=
gezahlt
.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Sonntag, den 24 kaſt,0
findet die diesjährige Familienwanderung ſtatt. Die Wander Son/e
zuſammen etwa 5 Stunden wird durch eingelegte Ruhepauſen. Son
den nicht ſo marſchgewohnten Damen leicht gemacht werden Len

Mittageſſen müſſen bis Dienstag abend bei Robert Bergmann, eel
minenſtraße 19, gelöſt werden. Näheres beim Bierabend, Frei C.
15. d3. Mts., auf Schuls Felſenkeller und Freitag vor der Wa ſng
in der Krone. (Siehe Anzeige.)
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Man ſchreibt un
machen darauf aufmerkſam, daß Angehörige nichtheſſ
Regimenter, die in Darmſtadt wohnen, ſelbſtverſtändlich Ga lmd=
ſchaft
genießen. Feſtabzeichen, die zur Teilnahme an dem nich ſa
lichen Teil der Feier berechtigen, ſind für ſolche Kameraden 1 Adie
Vorverkaufsſtellen aller hieſigen Regimentsvereine gegen Leg: /E0
erhältlich. Die Herren müſſen aber beim Einmarſch und der Ar ſEng
bei den betreffenden Regimenter antreten.
Das Donnerstagskonzert am heutigen Abend im Saalbau /. et=
mit
nochmals in Erinnerung gebracht. Das Programm enthä Fad
mz.
von Händel, Schubert, Wagner, Puccini, Joh. Strauß u. a.
Reichsbund der Kinderreichen. Auf die am Freitag /798
8 Uhr, ſtattfindende Verſammlung und den Vortrag: Welch / en=
ne
Bodenbeſitzreform für die Kinderreichen und f ſeſe
tung hat
Vaterland? ſei nochmals hingewieſen. Um recht zahlreiches C ſaie
der Mitglieder ſowie der Freunde und Gönner des Bundes
beten. (Siehe auch Anzeige.)
3f
Vereinigte Poſaunenchöre von Darmſtadt und Umgebu ſ
Bläſer des Darmſtädter Wartburgvereins ſeien nochmals auf
Donnerstag, abends 8½ Uhr, im Schloß ſtattfindende Probe /Ele
ſam gemacht.
Ein Tafeldeck= und Servier=Kurſus beginnt am Mot / 90
18. Auguſt, im Fürſtenſaal Grafenſtraße, für jün
ältere Damen, Hausfrauen und Mädchen. Da ferner moder
lichkeit damit verbunden und das Honorar gering iſt, emp
zahlreiche Beteiligung. (Siehe Anzeigenteil.)
Darmſtädter Adreßbuch. Von Mittwoch, den 13. bis ein F
Samstag, den 16. Auguſt, liegen die Buchſtaben S., Sch., Sp.
alphabetiſchen Teils im Stadthaus, Zimmer 23, während der TFau
den offen. Es wird gebeten, regen Gebrauch von der Einſicht:
machen.
Schlafende Fuhrleute bilden auf der Straße eine Gefah
Verkehrsmittel. Am Montag abend fuhren drei von Meſſel
Fuhrwerke durch die Heidelberger Straße. Während die
ſchliefen, ſuchten ſich die Pferde ſelbſt ihren Weg. Die Str SM
mußte dreimal anhalten, bis die Pferde vom Geleiſe waren. D
es noch glücklicherweiſe bei dem lebhaften Autoverkehr ohne U.
An der Beſſunger Straße hatte der Polizeibeamte ſeine Nor,
Fuhrleute wach zu bringen und an ſeine Pflicht zu mahnen.
jeboch nicht beſänftigen laſſen wollte, ob der unerwarteteen
mußte er eine Strafanzeige mit auf den Weg nehmen.

Ceylon im Zoologiſchen Garten in Frankfurt a. M.
völkerung. Indiens iſt durchaus nicht ſo einheitlich, wie ma
möchte, ſogar auf der Inſel Cehlon leben ganz verſchiedene 3
beneinander. Als Urbevölkerung gelten die auch an Zahl vor
den Singhaleſen, eine helle Raſſe, deren Männer in
langen Kopfhaares, das kunſtvoll aufgeſteckt und mit einem 9
*
ſamengehalten wird, einen durchaus weibiſchen Eindruck mache
bart
lich beſonders wenn ſie noch nicht den im Alter üblichen SC.) m
tragen. Die ſilbernen Ohrgehänge und Armringe verſtärken
biſche Ausſehen. Im übrigen machen die ſchön gewachſenen /*
ihrer zurückhaltenden Art und mit ihrem ausgeprägten
Frtrt
Schicklichkeit, beſonders auch in dem diesmal nur ſehr ſchwa ſraiße
tenen weiblichen Geſchlecht, einen äußerſt ſympatiſchen Eindrug
dieſen Singhaleſen ſind einige Männer mit dunklerer Haut .
*S
ſchnittenem Kopfhaar vorhanden, die nicht Buddhiſten, ſondern
ſa.
medaner ſind. Ihre Raſſenzugehörigkeit iſt nicht ganz ſiche
ſcheinlich ſtammen ſie wie die Tamilen, die aber nicht Anhäu
Islams, ſondern des Hindutums ſind, von den dravidiſchen M
Südindiens.
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hlnweiſe auf Anzeigen z2 Ee
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſſ.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. S
kannt, findet die Auguſt=Erinnerungsfeier und Fahnenweihe
bandes Heſſiſcher Regimentsvereine der ehem. 25. Diviſion au hme
17. ds. Mts. im hieſigen Orangeriegarten ſtatt. Beteiligung d
raden iſt Ehrenpflicht. Alles Nähere ſiehe heutige Anzeige.
25er Artilleriſten! Beachtet unſere wichtige A1
Anzeigenteil dieſes Blattes.
3. 3. V. D. Am Donnerstag, abends 8½ Uhr, M.
ſammlung. Näheres Anzeige.
Aus den Parteien.
Außerordentliche Mitgliederberſam
der Deutſchnationalen Volkspartei. Samstag
Ait
Auguft, abends, findet im Gelben Saal bei Sitte eine außero
Mitgliederverſammlung der Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſe /

[ ][  ][ ]

Seite

z

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Anguſt 1924.

Ruttcer 225,

Aus Heſſen.

M

+ Arheilgen, 12. Aug. Die Feier des Verfaſſungs=
ages
. Unſere Schuljugend verſammelte ſich am Montag im Schul=
pfe
. Durch Geſang und Anſprachen wurde den Kindern gleichfalls die=
Tag zum Verſtändnis gebracht. Zum Schluſſe wurden den Kindern
Fecke geſpendet, die der Gemeindevorſtand geſtiſtet hatte. Hier haben
h in dieſen Tagen zwei Schülerchöre gebildet. Den einen leitet auf
eranlaſſung des Geſangvereins Frohſinn, deſſen Dirigent, Herr
hor= und Muſikdirektor A. Simmermacher aus Darmſtadt. Der zweite
hor, der bei der hieſigen Schwimmbadeinweihung zum erſten Male auf=
at
, wird von Herrn Lehrer Tiefel geleitet.
Gberſtadt, 12. Aug. Verhaftet. Der Täter, der am Kirch=
eihmontag
einen jungen Burſchen, wie bereits gemeldet, durch einen
teſſerſtich ſchwer verletzte, iſt inzwiſchen von der Polizei verhaftet wor=
m
. Die Unruheſtifter ſollen aus Beſſungen ſtammen.
Eberſtadt, 12. Aug. In den Gemeindewohnungen ſind
Mieter untergebracht. Die Kabelarbeiten, gehen ihrem
nde entgegen. Innerhalb des Ortes iſt das Kabel bereits gelegt, ſo
5 es ſich jetzt nur noch um Aufräumungsarbeiten handelt. Das
torchenpaar, das auf dem Fabrikſchornſtein der alten Hefe=
brik
ſein Neſt aufgeſchlagen hatte, iſt bereits nach dem Süden abge=
iſt
. Am Dynnerstag abend findet eine wichtige Gemeinde=
rtsſitzung
ſtatt.
st. Nieber=Ramſtadt, 12. Aug. Im feſtlich geſchmückten Saale des
rſthauſes Zum Schützenhof vereinigten am letzten Sonntag Abend
z die Bewohner hieſiger Gemeinde zur Verfaſſungsfeier. Der Saal
ir überfüllt, kein Plätzchen war mehr frei. Herr Bürgermeiſter Appel
grüßte die Erſchienenen, in kurzen Worten den Zweck des Abends kurz
äuternd. Herr Fritz Thöt und Willi Stroh verſtanden es, die Zu=
rer
durch ihre herrlichen muſikaliſchen Aufführungen aufs Beſte zu
terhalten. Auch die hieſigen Geſangvereine wetteiferten miteinander,
r Gäſten des Abends einige ſchöne genußreiche Stunden zu bereiten.
el zum Gelingen des Abends trugen noch die beiden Furnvereine
rch ihre turneriſchen Aufführungen bei. Die eigentliche Gedenkrede
lt Herr Neichstagsabgeordneter Dr. Queſſel aus Darmſtadt. Er ge=
hte
im beſonderen des Geburtstages der Deutſchen Verfaſſung und
rnte eindringlich vor allen Störungen des politiſchen Lebens.
mentlich der Jugend galt ſeine Warnung, die er ganz beſonders er=
hnte
, treu zur Rebublik zu ſtehen und ſich durch nichts irre machen
laſſen. Das zum Schluß ausgebrachte Hoch auf die Deutſche Repu=
*k wurde begeiſtert aufgenommen.
st. Nieber=Ramſtadt, 12. Aug. Heute Nachmittag, gegen 4 Uhr. ging
derum ein ſehr ſchweres Gewitter über unſere Gegend nieder, be=
itet
von einem furchtbaren Hagelwetter. Die niederfallenden Hagel
ten die Größe von nahezu einem Taubenei und tichteten an den
bfrüchten und Obſt großen Schaden an. Eine ganze Anzahl Fenſter=
iben
iſt dem Hagelwetter zum Opfer gefallen.
h. Ober=Ramſtadt, 12. Aug. Die am Sonntag hier auf dem Sport=
6 am Buchwald veranſtaltete Verfaſſungsfeier nahm einen guten
Tauf, doch war die Beteiligung der Bebölkerung gerade nicht ſehr
6. Die Feldfrebel in hieſiger Gemarkung nehmen jetzt ſchon wie= Hartung.
ſtark zu und hauptſächlich ſind es Frühkartoffeln, auf die es die Freb=
abgeſehen
haben. Dem Feldſchutzberſonal iſt es bereits verſchiedene
I gelungen, einiger der Diebe habhaft zu werden und ihnen die
ten. Die Zahl der Erwerbslofen hat ſich gegen die Vorwoche (127)
t verändert.
8 Erbach i. Obw., 12. Aug. Straßenſperre. Wegen Hert
ung von Kleinpflaſter in der Neckarſtraße iſt die Ortsdurchfahrt
* zwei Wochen für jeden Fuhrwerksverkehr geſperrt.
* Gammelsbach bei Beerfelden i. Odw., 12. Aug. Unfall. Das daran ſtarb.
Sand beladene zweiſpännige Fuhrwerk des Landwirts Siefert kam
rhalb des Gänsbrunnens durch Verſagen der Bremſe des Anhänge= d
ens ins Rollen. Die beiden Pferde ſtürzten und wurde eine größere
vollſtändig zerſtört.

* Waldmichelbach i. D., 12. Aug. Die Verfaſſungsfeie
am Sonntag im Kaiſerhof nahm einen guten Verlauf. Als Redner
waven die Herren Amtsgerichtsrat Gilmer aus Fürth i. O. und der
Stadtverordnete Amatori aus Worms gewonnen. Stadtv. Amatori
ſtrach über die Wichtigkeit der deutſchen Verfaſſung und Herr Amts=
gerichtsrat
Gilmer gab den Zuhörern ein klares Bild über die Nechts=
zuſtände
von der Germanenzeit bis heute, erläuterte den Unterſchied
zwiſchen der Bismarckſchen Verfaſſung und der Weimarer Verfaſſung.
Die Redner ernteten reichen Beifall. Auch wurde eine Ortsgruppe des
Neichshanners Schwarz=rot=gold gegründet und der Vorſtand gewählt.
Nach Schluß der Feier wurde der 3. Vers des Deutſchlanbliedes: Einig=
keit
und Recht und Freiheit ſind des Glückes Unterpfand gemeinſam
geſungen.
Von der Bergſtraße, 12. Aug. Der verprügelte Meſſer=
helb
. Bei der geſtrigen Weinheimer Kerwe kam es auf der Weſchnitz=
brüicke
zwiſchen dem Taglöhner Valentin Wetzel (genannt Kneisl) aus
Mannheim und dem Fabrikarbeiter Georg Hördt zu einem Wort=
wechſel
. Wetzel, ein vielfach vorbeſtrafter Menſch, der erſt am Samstag
aus dem Mannheimer Gefängnis entlaſſen war, verſetzte dem Hördt mit
einem Dolchmeſſer einen ſolchen Stich in den Unterleib, daß der Schwer=
verletzte
ins Krankenhaus übergeführt werden mußte. Wetzel, der nach
der Tat flüchtete, wurde von mehreren handfeſten Perſonen verfolgt,
eingebolt und dermaßen zuſammengeſchlagen, daß er gleichfalls in das
Krankenhaus aufgenommen werden mußte. Nach ſeiner Wiederherſtel=
lung
wird er ſich wegen ſchwerer Körperverletzung zu verantworten
haben.
* Harpertshauſen, 13. Aug. Vom Blitz erſchlagen wurde
geſtern nachmittag ein junges Mädchen, eine Vollwaiſe, während ihre
Begleiterin nur betäubt wurde. Die beiden Mädchen waren auf dem
Heimwege vom Felde.
Offenthal, 13. Aug. Feuer brach, durch Blitz verurſacht, geſtern
in der Scheune des Landwirts Lange hier aus. Die Scheune und die
geſamte Ernte wurden ein Raub der Flammen. Durch das raſche Ein=
greifen
der Feuerwehren von Offenthal. Götzenhain und Dreieichenhain
konnte das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt werden.
* Dornheim bei Groß=Gerau, 12. Aug. Geländet. Die ſeit
einigen Tagen vermißte 20jährige Roſa Pappenheimer von hier
iſt jetzt im Main bei Niederrad geländer worden. Offenbar liegt ein
Selbſtmord vor.
8 Biſchofsheim, 12. Aug. Vom Starkſtrom getötet. Bei
Reparaturarbeiten an der Hochſpannungsleitung des Ueberlandwerkes
geriet in der Nähe der Transformatorenſtation für den Bahnhof der
aus Büttelborn ſtammende Monteur Stork dem Starkſtrom zu nahe
und wurde auf der Stelle getötet.
Mörfelden, 12. Aug. Unfall. Auf der Straße nach Langen
ſtürzte der 48jährige Schloſſermeiſter Jakob Schneider aus Langen
vom Motorrad. Im bewußtloſen Zuſtande wurde er ins dortige Kran=
kenhaus
übergeführt. Schneider hat ſchwere Kopfverletzungen davon=
getragen
.
Gobbelau, 12. Aug. Amtseinführung. In der letzten
Schaffner im Namen des Kreisamtes den neugewählten Beigeordneten
* Offenbach, 13. Auguſt. Unfälle. In der Nähe von Oberts=
haufen
ſtürzte ein jungverheirateter Bankbeamter mit ſeinem Motor=
rad
hin und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er an Kopf und
tte abzunehmen. Ob die jetzt von der Gemeinde vorgenommene Ein= Händen verbunden, ins Krankenhaus überführt werden mußte. Am und Karl von der Eich Beiträge leiſteten, einige Stunden gemütlich zu=
ung
zweier Hilfsfelbſchützen für den Feldſchutz genügt, bleibt abzu= ſogenannten Weißen Kreuz ſtürzte ein Frankfurter Radfahrer ſo un=
glücklich
ab, daß er mit einer ſchwveren Schläfenverletzung bewußtlos
liegen blieb.
* Offenbach, 13. Aug. Tödlicher Unfall. Bei Reinigungs=
arbeiten
im Fahrſtuhlſchacht des Gaswerks wurde der Arbeiter Büttner
der Kleinkinderſchule bis zum Bahnübergang auf die Dauer von von dem Fahrſtuhl erfaßt und erdrückt. Die Verletzungen Büttners, der
insbeſondere Rippenbrüche davontrug, waren ſo ſchwer, daß er bald
dieſem Monat auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken. Er veranſtal=
tet
aus dieſem Anlaß Ende dieſes Monats eine offene Segelwettfahrt
cke weit geſchleift und dabei natürlich erheblich verletzt. Einem in vor Offenbach, die ſich zwiſchen dem Oberrader Wehr und der Straßen=
egenkommender
Nichtung fahrenden Kuhfuhrwert wurde der Wa= brücke abſpielen wird. Die hervorragendſten Segler des Rheins haben d
ihre Mitwirkung zugeſagt.

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unvergeßliche Mutter, Schwiegermutter, Groß=
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Frau Katharing Leha
geb. Weber.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Bernhard Lehn ſen., Schneidermeiſter.
Darmſtadt, 12. Auguſt 1924. (*23254
Die Beerdigung findet am Freitag, den 15. ds. Mis.,
nachmſtags 2 Uhr, vom Portal des Friedhofs. Nieder=
Ramſfädter Straße, aus ſtatt, das Geelenamt Samstag,
den 16., um 8½/. Uhr vorm., in der St. Ludwigskirche.
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ſchlag für das Rechnungsjahr 1994 wurde vom Gemeinderat in ſeiner
letzten Sitzung genehmigt. Der Voranſchlag ſchließt mit einem Fehl=
betrag
von 48000 Mk. ab, zu deſſen Deckung nur die Grund= und Ge=
werbeſteuer
zur Verfügung ſteht. Eine Beſchlußfaſſung darüber erfolgte
jedoch noch nicht.
X Mainz, 13. Aug. Das Städtiſche Hochbauamt läßt zur
Linderung der Wohnungsnot an der Ecke der Bismarckſtraße und
Richard Wagnerſtraße mehrere Wohnhäuſer errichten.
8 Main= 13. Aug. Laſtwagen=Zuſammenſtoß. Ecke der
Zoll= und Rheinſtraße ſtießen im Vorort Weiſenau zwei ſchwere Laſt=
kraftwagen
mit aller Wucht zuſammen. Einer der Wagen, einer Kreuz=
nacher
Firma gehörig, wurde vollſtändig zertrümmert. Die Wagen=
lenker
und ſonſtigen Inſaſſen blieben unverletzt.
R. Mainz, 12. Aug. Ein Taglöhner ſtand vor Gericht wegen Sach=
beſchädigung
. Nach beendigter Gerichtsverhandlung hat er die Frau des
Geſchädigten überfallen und ſie mißhandelt, weil ſie gegen ihn ausge=
ſagt
hat. Auch der Geſchädigte wurde von dem Taglöhner tätlich ange=
griffen
, als er ſeiner Frau zur Hilfe kam.
X Mainz=Kaſtel, 13. Aug. Die Polizei beſchlagnahmte
bei einem Atlhändler größere Mengen Rohmeſſing und anderes Metall,
da es ſich um geſtohlenes Material handelt. Der Althändler ſelbſt, der
das Metall von einem diebiſchen Fabrikarbeiter angekauft hatte, gelangte
wegen Hehlerei zur Anzeige.
Oppenheim a. Nh., 13. Aug. Die Ortskrankenkaſſe
plant hier die Errichtung moderner geräumiger Geſchäftsräume.
Worms, 13. Aug. Unterkunft für Ausgewieſene,
Die Stadt Worms hat zur Unterkunft für zurückgekehrte Ausgewieſene
mehrere Flachbauten mit insgeſamt 55 Wohnungen errichten laſſen.
Bingen, 11. Auguſt. Verfafſungsfeier. Heute wurde
hier eine würdige Verfaſſungsfeier veranſtaltet, zu der das heſſiſche
Kreisamt und der Bürgermeiſter der Stadt Bingen eingeladen hatte.
Ein aus allen Parteien und Vereinen der Stadt gebildeter Feſtausſchuß
leitete die Feier. Am Nachmittag fand auf dem Nochusberg ein von den
Schülern der hieſigen Lehranſtalten und deren Eltern gut beſuchtes Ju=
gendfeſt
ſtatt. Unter Vorantritt der Feuerwehrkabelle war man auf
den Berg gezogen, wo Volksbeluſtigungen aller Art ſtattfanden. Die
Jugend wurde mit ſchwarz=rot=goldenen Fähnchen ausgeſtattet und mit
Zuckerbrezeln beſchenkt. In einem ſchön geordneten Zuge gings gegen
abend in die Stadt zurück. Um 8 Uhr abends fand dann im geſchmückten
Feſtſaal ein feierlicher Kommers ſtatt. Die Feuerwehrkapelle, die Sän=
gergilde
, die Baugewerkſchule, die Athletenſportvereinigung, der
Turnverein, das Schubertquartett und der Arbeitergeſangverein gaben
durch ihre Darbietungen dem Abend ſein Gepräge, Negierungsrat
Kuhn vom heſſiſchen Kreisamt hielt eine kurze Anſprache, in welcher
er die Bedeutung des Tages würdigte und die Feſteilnehmer auffor=
derte
, ſich feſt ans Vaterland anzuſchließen. Wenn auch die Verfaſ=
ſung
nicht allen gefalle, ſo ſeien wir dennoch verpflichtet, ſie zu achten,
weil ohne dieſe kein Volk regiert werden könne. Unſere ganze Abnei=
gung
müſſe aber diejenigen treffen, die die ſtaatliche Ordnung oder den
Gemeinderatsſitzung verpflichtete der ſtellvertretende Bürgermeiſter Beſtand des Vaterlandes ſtören wollten. Die Verfaſſung ſei nicht
Selbſtzweck, ſie ſei die Form. Das zu achtende ſei das Vaterland, und
das balte feſt mit ganzem Herzen. Mit einem begeiſtert aufgenomme=
nen
Hoch auf die Verfaſſung ſchloß der Redner. Die anweſenden Bür=
ger
und Bürgerinnen verweilten mit Abſingen von eigens für die Feier
verfaßten Liedern, zu denen die bekannten Lokaldichter J. A. Schmidt
ſammen, um ſich mit dem Schlußvers des Schäferſchen Liedes zu ver=
abſchieden
: Drum auf zum Schwur die Stimm erhoben Vor Got=
tes
höchſter Majeſtät, Wir wollen laut vor ihm geloben. Daß es
kein Wind, kein Sturm verweht: Für Einigkeit und Recht und
Treue Zu der Verfaſſung heilig Recht So ſchwöret heut und
ſtets aufs neue Ein treues und ein deutſch Geſchlecht!
8 Bretzenheim Rheinh.), 13. Aug. Brieftaſchenmarder.
Die Polizei verhaftete einen 24 Jahre alten, in Weiſenau beſchäftigten
* Offenbach, 13. Aug. Der Segelklub undine kann in Zementarbeiter, der im Verdacht ſteht, ſeinen Arbeitskollegen die Brief=
taſchen
mit Inhalt geſtohlen zu haben.
Grünberg (Oberheſſen), 13. Aug. Der Gemeinderat hat
in ſeiner letzten Sitzung den Beitritt der Stadt zu dem in der Grün=
dung
begriffenen Zentralorgan der Wohnungsfürſorge in Heſſen ab=
gelehnt
.

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Berichtigung.
Die Beerdigung der Frau
ah
Schmidt Wwe.
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geb. Ruhl
Findet auf Anordnung der Fried=
hofsverwaltung
am Donners=
Tag, den 14. Aug nachm. 4 Uhr,
katt, nicht wie angegeben um
5 Uhr. (23312

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
cher
Teilnahme bitten wir auf
eſem Wege unſern aufrichtig=
en
Dank entgegenzunehmen.
Mie Th.
Mlant eyriſtoffel u. Kinder.

Von der
Reise zurück
Dr. Oallus
(10272ds
an Hämorrh.
Magen Berſtopfauſp.
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Jschias Zeit behoben.
ſoin24
Gallenſteine st.
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Spehur.
on Kur 5.50
Bettnäſſen Nachn=
Auch in veralt. Fällen.
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Keuchheſten geheft
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offene Beine verl.
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Teilnahme und überaus zahlreichen
Blumenſpenden anläßlich des Hin=
ſcheidens
unſeres lieben Entſchlafenen
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ſagen wir innigen Dank. Ganz be=
ſonders
danken wir Herrn Pfarrer
Müller für ſeine troſtreiche Grabrede,
der Direktion der Firma Gebrüder
Noeder, den Herren Beamten und Ar=
beitern
genannter Firma, der Frei=
willigen
Feuerwehr für die ehrende
Anſprache am Grabe und allen denen,
die ihm die letzte Ehre erwieſen haben,
Darmſtadt, den 13. Aug. 1924.
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lun
mer
s

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Anguſt 1924.

Rummer 2

Reich und Ausland.
Direfter Schiffsverkehr LondonFrankfurt.
A.E. Frankfurt a. M., 13. Aug.
Im Frankfurter Weſthafen liegt ein Motorſegler von 30 Meter
Länge, 6,70 Meter Breite und 2,60 Meter Tiefgang, der zum zweiten
Mal unterwegs iſt, eine Ladung Badewannen Frankfurter Fabrikation
in direktem Transport main=rheinabwärts durch den Kanal nach London
zu fahren. Es ſind dies die erſten nach dem Krieg unternommenen Ver=
ſuche
, direkten Schiffsverkehr mit England von hier aus herzuſtellen.
Die Bedeutung für den deutſch=engliſchen Außenhandel iſt natürlich hin=
ſichtlich
der Transportkeſten uſw. eine gewaltige. Es denkt denn auch
bereits eine Londoner Firma wie ich höre, die Buderus Trading Cy.
daran, dieſe Schiffslinie auszubauen. Die Durchfahrt durch das be=
ſetzte
Gebiet bietet jetzt keine Schwierigkeiten mehr; die Franzoſen be=
gnügen
ſich in Höchſt a. M. damit, die Ladung zu plombieren. Die
Fahrtdauer des kleinen Motorſeglers nimmt bei günſtigem Wind acht
Tage in Anſpruch.
Es wäre recht wünſchenswert, wenn die Möglichkeit eines vorteil=
haften
direkten Schiffsverkehrs zur Belebung der Handelsbeziehungen
mit England beitragen könnte. Mit Holland beſteht bereits ein lebhafter
Verkehr zu Waſſer; im hieſigen Hafen liegen eins ganze Reihe großer
hölländiſcher Schleppkähne, die einen regelmäßigen Güterverkehr mit
den Niederlanden vermitteln.
Kongreffe in Frankfurt.
A.E. Frankfurt a. M. Auch im Monat September werden
eine Reihe von größeren Tagungen von wirtſchaftlichen und wiſſen=
ſchaftlichen
Reichsverbänden in Frankfurt ſtattfinden. Außer der Hiſto=
riker
=Tagung ſind bisher endgültig für den September anberaumt: Der
Rheinſchiffahrtstag des Vereines zur Wahrung der Rhein=
ſchiffahrtsinterſſen
, Sitz Duisburg, der am 6. September in Verbindung
mit der ordentlichen Generalverſammlung ſtattfindet. Es ſind eine
Reihe von Vorträgen vorgeſehen, die ſich mit wichtigen Zeitfragen der
Rheinſchiffahrt und des Rheinhafenweſens beſchäftigen. Zu der Tagung
werden ſowohl die zuſtändigen Miniſterien, wie die Behörden und die
Wirtſchaftsverbände Vertreter entſenden.
Am 20. September wird der Dritte Deutſche Münz=
forſchertag
im Hiſtoriſchen Muſeum in Frankfurt eröffnet. Gleich=
zeitig
findet daſelbſt eine Münzenausſtellung ſtatt. Außerdem findet
eine ganze Reihe von Vorträgen hervorragender deutſcher Numismati=
ker
ſtatt.
Die Ausleſe im Weinberg.
Von der Rebenzuchtſtelle Neuſtadt wird uns geſchrieben: Die Saat=
gutfrage
hat in der Landſchaft eine ſehr große Bedeutung. Wie die
Saat, ſo die Ernte. Das Saatgut beim Weinbau ſind die Setzreben.
Ein Mißgriff bei der Auswahl derſelben iſt infolge der Langlebigkeit
des Weinſtocks kaum wieder gut zu machen. Wie iſt ein Mißgriff zu
verhüten? Jedem Winzer iſt bekannt, daß es in einem Weinberg ſehr
fruchtbare und ganz unfruchtbare Stöcke gibt. Wenn über Winter das
Feld geordnet iſt, und im Frühjahr, wenn die ſonſtigen Arbeiten drän=
gen
, das Setzholz beſchafft werden muß, dann ſieht ein Stock aus wie
der andere; man nimmt alter Gewohnheit gemäß das beim Schneiden
der Reben abfallende, ſchöne, ſtarke, entſprechend lange und gehörig aus=
gereifte
, geſunde einjährige Holz, wie es ſich gerade ergibt. Hierbei läuft
man aber leicht Gefahr, gerade Holz von weniger fruchtbaren Stöcken
zu bekommen, weil dieſe beſonders kräftiges Holz haben. Dagegen kann
man ſich durch Kennzeichnung der Stöcke ſchützen. Auf zwei Arten kann
der Winzer die Verbeſſerung ſeines Rebenholzes erwirken, erſtens durch
ausmerzen der unfruchtbaren Stöcke, zweitens durch Auswahl beſonders
reichtragender, lebenskräftiger, geſunder Stöcke. Die Beobachtung und
Kennzeichnung ſoll ſich auf mehrere Jahre erſtrecken. Hüten muß man
ſich davor, in alten Weinbergen ſog. Todeskandidaten zu kennzeichnen,
die in den letzten Jahren vor ihrem Abſterben noch einmal reich zu tra=
gen
pflegen; zu erkennen ſind ſolche Rebſtöcke an der mangelhaften Holz=
ausbildung
. Randſtöcke ſollen gleichfalls nicht ausgewählt werden, wenn
auch ihre ganze äußere Erſcheinung uns hierzu verleihen würde, weil
dieſe infolge günſtiger Lebensbedingungen kein klares Bild von ihrer
wirklichen Leiſtungsfähigkeit geben können. Die Kennzeichnung kann
vorgenommen werden durch Kordelbänder, durch Farbſtriche an Draht
oder Pfahl, durch Zinkmarken und dergleichen. Zinkmarken können durch
die Rebenzuchtſtelle (Weinbauſchule) Neuſtadt a. d. H. an bayeriſche Win=
zer
bis zu 100 Stück koſtenlos abgegeben werden. Weitere 100 Stück
werden ohne Porto und Verpackung mit 1,20 Mk. berechnet.
Beim Aufſpringen vom Zug überfahren.
Heidelberg. Ein 18jähriger Gärtner von hier, der im Bahn=
hof
Karlstor auf einen einfahrenden Zug aufſprang, iſt hierbei abge=
ſtürzt
und kam unter den Zug. Er wurde überfahren und in ſchwer
verletztem Zuſtande in das Akademiſche Krankenhaus eingeliefert. Am
gleichen Tage iſt er ſeinen Verletzungen erlegen.
Gründung eines Großdeutſchen Ordens in Baden.
fm. Karlsruhe. Nachdem kürzlich überall in Baden Ortsgrup=
pen
des Reichsbanners Schwarz=Rot=Gold einer Organiſation zum
Schutze der Republik, gegründet worden ſind, hat ſich ein neuer Bund
Jugendlicher in Freiburg aufgetan, der ebenfalls gegen die rechtsradi=
kalen
Einrichtungen, wie auch gegen den Kommunismus arbeiten will.
In einem Aufruf des Großdeutſchen Ordens heißt es u. a.: Der
Orden will den Gemeinſchaftsgeiſt des deutſchen Volkes unter ſtrengſter
Ablehnung des Klaſſenkampfes pflegen, das deutſche Nationalgefühl un=
ter
nationaliſtiſcher und konfeſſioneller Hetze wecken und den Sinn für
poſitive Mitarbeit am ſittlichen, kulturellen, wirtſchaftlichen und ſozia=
len
Wiederaufbau Deutſchlands auf chriſtlich=nationalem Boden för=
dern
. Im Rahmen der beſtehenden Verfaſſung tritt der Orden für die
Verwirklichung des großdeutſchen Gedankens, für die Befreiung aus der
Schuldknechtſchaft des verlorenen Krieges und für die politiſche und
wirtſchaftliche Gleichberechtigung Deutſchlands in der Welt ein. Der
Orden ſtellt ſich zur beſonderen Aufgabe, in Gemeinſchaft mit gleichge=
richteten
Organiſationen jederzeit für den Schutz der Verfaſſungen des
Reichs und der Länder und gegen jeden gewaltſamen Angriff einzu=
ſtehen
und in dieſen Kämpfen die verfaſſungsmäßigen Behörden durch
waffenfähige Männer zu unterſtützen.

Viel Lärm um nichts.
Heilbronn. An einem der letzten Abende geriet die Stadt in
Aufregung infolge des durch die Straßen hallenden Rufes: Die beſucht hatten und ſich gute Stellungen errungen haben.
Synagoge brennt! Eine rieſige Menſchenmenge ſammelte ſich alsbald
vor der Synagoge an, aus deren Kuppel einige Paſſanten hatten Rauch
aufſteigen zu ſehen vermeint. Die Polizei wurde benachrichtigt, die mit der Mittelſchule zufrieden war, ich wußte doch auch, daß in den
Feuerwehr alarmiert. Sie war ſchnell zur Stelle mit beiden Motor=
grüne
, blaue, und Kriminalpolizei, Arbeiterſamariter, die Preſſe und gut hielten, in die Volksſchule zu gehen. Die Geſcheiten mußten unter
viel Volk, nur kein Feuer. Nachdem die Feuerwehr mit der bekann=
ten
Gründlichkeit die Synagoge vom Parterre bis zur Kuppel durchſucht Klaſſen geworben. Auch im Tagblatt erſchien ein großer Artikel, der die
hatte, ohne eine Spur von Brand feſtſtellen zu können, zog alles mit
einem Lächeln auf den Lippen über die Alarmierenden (und wohl auch
über ſich ſelbſt) heimwärts. Offenbar waren die Alarmierenden die
Opfer einer optiſchen Täuſchung geworden, und ganz Heilbronn das kommen können. Für kaufmänniſche und gewerbliche Stellungen ſollten
eines blinden Lärms.
Die ſchönſte Orgel der Pfalz.
Triberg. Zurzeit wird in der Möbelfabrik Hermann Herr hier
ein Orgelgehäuſe hergeſtellt, das die größte und ſchönſte Orgel der um Artwort gebeten. Ich warte heute noch. Eine Unterredung,
Rheinpfalz werden ſoll und für die Marienkirche in Landau
8,7 Meter und eine Breite von 9 Meter. Es beſteht aus zwei Haupt= Jahre länger. Von Berechtigungen hört man nichts. Sie ſollen vom
türmen und drei Mitteltürmen, die letzteren ſind verbunden mit zwei Fortbildungsſchulunterricht befreit ſein, als ob das ein Vorteil wäre.
gegeneinanderlaufenden Radiusbögen. Das Kunſtweuk nimmt einen Jeder Meiſter weiß, daß ein Junge, der in ſeinem Gewerbe was Tüchti=
Flächeninhalt von rund 126 Quadratmeter ein. Das eigentliche Orgel=
werk
wird in Oettingen (Bayern) bei der Firma Steinmeier u. Co. her= gungen zum Eintritt in den Verwaltungsdienſt ſpricht niemand mehr.
geſtellt und ſoll an ſprechenden und ſtummen Pfeifen 5000 Stück faſſen, Es ſitzen auch nicht nur begabte Kinder in den Klaſſen, wie verſprochen
wovon die größte eine Länge von 5,5 Metern und einen Umfang von war. Anſcheinend ſind riel zu viel Kinder, auch ſolche, die nicht mit=
rund
1 Meter haben wird. Die kleinſte wird 60 Zentimeter lang und kommen können in die E=Klaſſe geſtopft worden.
5 Zentimeter im Durchmeſſer haben.
Ein Brand großer Braunkohlenhalden bei Leipzig.
Auf dem der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Braunkohlenwerk bekannt. Die Stadt kennt ihren Kaſſenbeſtand beſſer als ich. Ich habe
Leivzia=Belitſch iſt am Dienstag vergangener Woche eine rieſige Halde, den Eindruck, als ob unſere Kinder Verſuchskaninchen wären. Man hat
auf der rund 30 000 Zentner Braunkohlen lagerten, in Brand grraten, die Klaſſen mit großem Getrommel aufgemacht, hat uns manches ver=

Lrnd geiteni. Der Nraich etauſcelie ſch ſie. e dei die decheie
arbeiter am vergangenen Sonntag unter Tage nicht beſchſtüut zue dzen
konnten. Der Feuerwehr iſt es bisher nicht gelungen, des Bigudss
Herr zu werden. Zurzeit wrd am Abtragen der Halden gearheitet,
um an den Brandherd zu gelangen.
Ein neuer Verkehrsverband.
Aus Dortmund wird gemeldet, daß ein neuer Verkehrsberband,
der die Städte von Duisburg bis Hamm und beſonders die Gemeinden
an der Eiſenbahnſtrecke OberhauſenHamm verbindet, ſoeben gegründet
wurde unter dem Namen Verkehrsverband Oberhauſen Necklinghau=
ſen
Hamm. In erſter Linie wird das Ziel verfolgt, ſchnellere Eiſen=
bahnverbindungen
herzuſtellen. Von der Gründung dieſes neuen Ver=
kehrsverbandes
verſpricht man ſich Porteile auch für die Siedlungstätig=
keit
im Induſtriegebiet.

Ein Verkehrsturm auf
Potsdamer Platz in Bei
Auf dem Potsdamer Platz in
ſind neuerdings verſchiedene Verſ=
geſtellt
worden, um den dort z
nicht zu bewältigenden Verkehr
lieren. Der Leiter der Berliner Vy.
Polizei, Dr. Mosle, der erſt kürz
ſeiner Studienreiſe aus New Yorl (Tic,
gekehrt iſt, will jetzt ſeine Erfahrur
die Regelung des Berliner Verkeh mol=
tiſch
zur Anwendung bringen. Zu we=
ſuchte
man auf ſeine Veranlaſſun
Anlegung zahlreicher kleiner Ver Sin=
ſeln
beſtimmte Fahrwege für die
verſchiedenſten Richtungen kom
Fahrzeuge feſtzulegen. Für die 7
ger wurden die Ueberquerungsſte
Potsdamer Platzes weiß ange
Jetzt hat man, zunächſt proviſoriſch
Mitte des Platzes aus Holz einen
Verkehrsturm errichtet, von dem
leitende Beamte durch das bekannt
ſignal den Verkehr regelt. Es wi
beraten, an allen wichtigen ander
zungsſtraßen ähnliche Vorkehrun
ereffen.

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Un=
uich

Eu=

Verhaftung eines Schwindlers.
Hamburg. Die Polizei verhaftete den aus Dortmund ſtammen=
den
Kaufmann Erich Meyer und den in Hamburg wohnenden Kauf=
mann
Hermann Schulze, die unter der Vorſpiegelung falſcher Tat=
ſachen
große Summen erſchwindelten. Meher gab ſich als Inhaber der
Dotrmunder Kreditbank aus und bewog mit Hilfe von Schulze verſchie=
dene
Hamburger Kaufleute zur Herausgabe größerer Summen. Bei
ſeiner Verhaftung hatte Meher fünf auf die Dortmunder Kreditbank
lautende Wechſel zu 100 000 Mark bei ſich, wofür aber keine Deckung
vorhanden war. Wo die Schwindler das Geld ließen, ſteht noch nicht feſt.
Amerikaniſche Milchſpende an die deutſchen Wohlfahrtsinſtitute.
Hamburg. Die große New=Yorker Hilfsorganiſation der
Deutſch=Amerikaner bringt in dieſen Tagen wiederum 10 000 Kiſten
Milch an die Wohlfahrtsinſtitute ganz Deutſchlands zur Verteilung. Die
neue Spende iſt ein glänzendes Zeugnis, daß trotz der langen Zeit bei
den Deutſch=Amerikanern immer noch die alte Gebefreudigkeit beſteht.
Viele Deutſchlandreiſende ſind allzu leicht geneigt, anzunehmen, daß
zur Zeit in Deutſchland eine tatſächliche Not nicht mehr vorhanden iſt,
da ſie keine Fühlung mit der öffentlichen und privaten Wohlfahrts=
pflege
haben. Um ſo begrüßenswerter iſt es, daß ſich die Geſamtheit
der Deutſch=Amerikaner nicht durch falſchen Schein blenden läßt, ſon=
dern
auch weiterhin der alten Heimat hilfreich zur Seite ſteht.
Typhusfälle.
Einer Blättermeldung aus Glogau zufolge ſind in den letzten
Tagen in Stadt und Kreis Glogau mehrere Typhusfälle vorgekommen.
Es handelt ſich meiſtens um ſchwere Erkrankungen, deren Urſache bis=
her
nicht bekannt iſt. Die Bevölkerung wird vor Genuß ungekochten
Waſſers und rohen Obſtes gewarnt.
Ein ruſſiſches Torpedoboot geſunken.
Auf dem Schwarzen Meer iſt ein ruſſiſches Torpedoboot auf eine
Mine geſtoßen, die dabei explodierte. Das Schiff verſank in wenigen
Minuten. Fünfzehn Mann der Befatzung ſind ertrunken.
Ein Denkmal für eine Waſchfrau.
In Nizza iſt das Denkmal für eine Waſchfrau, die im Jahre 1543
die Stadt gerettet hat, eingeweiht worden. Die Rettung der Stadt Nizza
durch die Waſchfrau ſoll, wie eine Legende erzählt, folgendermaßen vor
ſich gegangen ſein: 1543 wurden die Küſten der Provence von der Flotte
der gefürchteten Korſaren angegriffen. Mhrere Monate hindurch ver=
teidigte
ſich die kleine Feſtung Nizza heldenmütig gegen die feindlichen
Angriffe, bis am 15. Auguſt das eigentliche Bollwerk der Feſtung in dia
Hände der Feinde fiel. Schon pflanzte der Befehlshaber der Korſaren
ſeine Fahne auf der Turmſpitze auf, als plötzlich mit fliegenden Haaren
und offener Bruſt eine Waſchfrau auf den Anführer der Korſaren los=
ſtürmte
und ihr Waſchbrett als Waffe ſchwang. Mit einem Schlag
ſchmetterte ſie den türkiſchen Offizier zu Boden und indem ſie die Fahne
des Feindes niederriß, rief ſie: Sieg! Der Ruf wurde im Nu von
tauſend Stimmen aufgenommen. Die Bewohner von Nizza ſtürzten ſich
auf die Feinde und die Korſaren wurden aus der Stadt herausgeworfen.
Der tüchtigen Waſchfrau hat man jetzt in Nizza ein Denkmal geſetzt.
50 000 Menſchen ertrunken.
Infolge bedeutender Ueberſchwemmungen in China ſind zahlreiche
Menſchen ums Leben gekommen. Viele Städte Tauſende von Dör=
fern
und ausgedehnte Landſtrecken ſtehen unter Waſſer. Tientſin, das
ebenfalls bedroht war, konnte durch in Eile aufgeworfene Deiche ge=
rettet
werden. Eine genaue Feſtſtellung der Geſamtzahl der Ertrun=
kenen
war bisher nicht möglich, doch läßt ſich auf Grund einiger An=
gaben
bis jetzt ſagen, daß ſie nicht hinter 50 000 zurückbleibt. Die Zahl
der Geſchädigten ſoll mehrere Millionen überſteigen.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unier dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des 821 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgefandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Was wird aus unſeren Kindern?
Als vor 2½ Jahren die Mittelſchule beſeitigt und durch ſogenannte
Klaſſen mit erweiterten Lehrzielen erſetzt wurde, waren viele meiner Be=
kannten
dagegen. Ich beteiligte mich nicht an dem Kampf für die Mittel=
ſchule
, obwohl meine 3 älteren Söhne die Mittelſchule mit gutem Erfolg
Mir leuchtete ein, daß nur begabte Knaben in die E=Klaſſen kommen
ſollten. Mein jüngſter Sohn wurde auch ausgewählt. So ſehr ich
oberen Klaſſen der Mittelſchule viel Dumme mitgeſchleppt werden muß=
ſpritzen
, ebenſo der Oberamtmann und einige Amtmänner, Landjäger, ten, die von der Realſchule zurückgekommen (ſitzengeblieben), ſich für zu
dieſen Dummen leiden. Es wurde vor 2½ Jahren koloſſal für die E=
Neueinrichtung lobte. Es wurde verſprochen, die E=Klaſſen mit reiche=
ren
Lehrmitteln auszuſtatten. Auch ſollten die Schüler in den Verwal=
tungsdienſt
, in das Lehrerinnenſeminar für Handarbeitslehrerinnen
die E=Klaſſen beſonders gut vorbereiten und die Schüler dieſer, beſonders
gern angenommen werden. 9 Jahre Schulzeit war Vorausſetzung. Das
hätte man gern auf ſich genommen, aber was iſt nun geworden?!
Ich habe vor Wochen an das Bildungsminiſterium geſchrieben und
die ich zufällig mit Herrn Schulrat Jung hatte brachte keinen Auf=
beſtimmt
iſt. Das Gehäuſe iſt aus Eichenholz und hat eine Höhe von ſchluß. Die Knaben ſollen jetzt 10 Jahre in die Schule gehen, alſo 2
ges leiſten will, um die Fachſchule gar nicht herum kommt. Von Berechti=
Von beſonderer Ausſtattung mit Lehrmitteln weiß ich nichts. Ob es
überhaupt möglich iſt, für jede Schule, die eine ſolche Klaſſe hat, viel=
leicht
10 in Darmſtadt, beſondere Anſchaffungen zu machen, iſt mir un=
ſprochen
und geſchehen iſt nichts.
Wer kennt die E=Klaſſen?. Was tut das Bildungsminiſterium dafür
daß man ſie kennen lernt? In Preußen iſt es anders. Da haben die
Mittelſchulen Berechtigungen. Jeder Meiſter weiß, wenn er einen Mittel=
ſchüler
bekommt, was er hat. Auch die alte heſſiſche Mittelſchule hatte
Anſehen, wenn es auch Herr Schulrat Jung in Frage ſtellt. Die E=
Klaſſen haben es nicht und niemand tut etwas für ſie. Es iſt doch nur
das Volk, um das es ſich handelt. Das Bildungsminiſterium ſoll ſich
doch nich einbilden, daß ein Vater ſeinen Jungen bei Mädchen iſt
es anderß 2 Jahre länger in die Schule ſchickt, wenn man nicht weiß,
welche Vorteile er dadurch hat. Wenn der Staat kein Zutrauen zu den
Zöglingen ker E=Klaſſen zeigt, dadurch, daß er ſie im Verwaltungsdienſt
z. B. bevorzugt, wird der Kaufmann und der Gewerbetreibende erſt recht
kein Zutrauen haben. Die beſte Bildung taugt nichts, wenn ſie nicht
anerkannt iſt. Es iſt an der Zeit, daß die Eltern aller Kinder, die in
die E=Klaſſen gehen, ſich zuſammenſchließen und gemeinſam vorgehen.
Darum verſäume es niemand, dem an dem ſpäteren Vorwärtskommen

ſeiner Kinder gelegen iſt, zwecks gemeinſamer Arbeit in dieſer
mir umgehend ſeine Adreſſe mitzuteilen.
Wir müſſen einmal zuſammenkommen!
Meine Adreſſe iſt: Ph. Feigk, Darmſtadt, Taunusſtraße 12.
Sehr geehrte Redaktion!
Sie haben in Ihrer letzten Sonntagsbeilage eine Abbild=
Reichsgedenkmünze zum Andenken an die Kriegsopfer
Die bildliche Darſtellung der Kehrſeite hat nicht nur beim E
dieſes Entſetzen erregt. Welch dankbare Aufgabe war hier den
fer der Münze geſtellt: das Andenken der Kriegsopfer durch ei
boliſche Darſtellung zu ehren, die zugleich den Angehörigen Frie
Troſt gewährend ſollte. Statt deſſen ſieht man hier zwei ine
verwickelte Leichen, die einen grauenhaften Eindruck hinterlaſſe.
fragen: Iſt denn der Schöpfer dieſer Münze von allen guten
verlaſſen geweſen, daß er angenommen hat, Angehörige von
opfern würden an dieſer geſchmackloſen, allem Empfinden Hol
chenden Münze Gefallen finden oder ſie gar erwerben?
U. A. w. g.
Ein Vater gefallener e
Briefkaſſen.
Y., hier. Die aufgeworfene Frage kann ſowohl nach Zivilre
nach öffentlichem Recht behandelt werden. Nach erſterem
vom Hauseigentümer verlangen, daß er Abhilfe ſchaffe. Eiu
wirkung durch derartige Gerüche auf das benachbarte Grundſtück
ſich deſſen Eigentümer vom Nachbareigentümer nicht gefallen
da eine derartige Bepflanzung der Vorgärten wohl während de
ges, aber nicht nach Eintritt normaler wirtſchaftlicher Verhältn
gängig erſcheint. Daneben bleibt Anrufung der Polizei ein ga
Weg. Wir empfehlen Ihnen, einmal mit dem zuſtändigen Bean
dem Polizeiamt in der Hügelſtraße zu ſprechen, auch könnte die
verwaltung durch einen ſogenannten Polizeibefehl auf Gru=
Städteordnung wohl eingreifen.
C. S., hier. Der Inſtandſetzungszuſchlag muß gezahlt
Hat aber der Vermieter die Ausführung notwendiger laufen
ſtandſetzungsarbeiten unterlaſſen, ſo hat der Inſtandſetzungse
(Anſchrift: Städt. Hochbauamt) auf Antrag (oder von Amt=
die
ſachgemäße Ausführung der Inſtandſetzungsarbeiten durch ge
Anordnungen zu ſichern. Sie müſſen ſich alſo in eingehend beg=
tem
Antrag unter Angabe der einzelnen Mängel der Wohnung
ſtädtiſche Hochbauamt wenden.
W. M., hier. Nach 8 1610 BGB. umfaßt der Unterhalt 6
ſamten Lebensbedarf; dazu gehört Nahrung, Kleidung, Wohnun
heizung und Beleuchtung, die Koſten für Pflege, ärztliche Behau
und Heilmittel in Krankheitsfällen. Aus der Reichsabgabeno=
iſt
eine Haftung für Sie für die genannte Steuer nicht zu begr
Alſo wir ſtehen auf dem Standpunkte, daß für Sie eine Haftu
gegebenen Falle nicht beſteht.

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Gottesdienſtliche Anzeigen.
Katholiſche Gemeinden.
Freitag, den 15, Auguſt 1924,
Feſt Mariä Himmelfahrt.
St. Ludwigskirche: Donnerstag; nachm. 4 Uhr und abends
Beichtgelegenheit.
Freitag, vorm. ½6 Uhr: Beichtgelegenheit. Um 6 Uhr
heil. Meſſe. Um 7 Uhr: Heil, Meſſe mit Predigt. Um
Singmeſſe mit Predigt. Um 9½ Uhr: Feierliches Hochamt n
digt. Um 11 Uhr: Singmeſſe mit Predigt. Nachmittags
Feſtandacht.
Kapelle der Barmherzigen Schweſtern: Freitag, vorm. ½
Heil. Meſſe. Nachm. 6 Uhr: Roſenkranzandacht.
Kapelle in der Waldſtraße: Freitag, vorm. 7 Uhr: Hl. Me
St. Eliſabethenkirche: Donnerstag, nachm. um 5 Uhr und
um 8 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beichte.
Freitag, vorm. von 6 Uhr an: Gelegenheit zur heil, Beic
Um ½7 Uhr: Frühmeſſe. Um 8 Uhr: Heil. Meſſe mit 9
Um ½10 Uhr: Hochamt mit Feſtpredigt. Nachm. 2 Uhr:
liche Veſper.
St. Martinskapelle am Herdweg: Donnerstag, nachm. bo
7 Uhr und abends von 8½9 Uhr: Gelegenheit zur heil. Beick
Freitag, vorm. 6½ Uhr: Heil. Beichte. Um 7½4 Uh.
Meſſe. Um 734 Uhr: Predigt. Um 8½ Uhr: Heil. Meſſe.
9½ Uhr: Hochamt mit Predigt. Nachm. 2½ Uhr: Feierlich
St. Fideliskirche: An allen Sonn= und Feiertagen morg:
heil. Meſſe und Predigt in der Kapelle der Engliſchen Fräulein
Waldſtraße.

**

A
Hornhaut, Schwielen und Warzen
S
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ſicher, ſchmerz=
OC ind gefahrss Kukinof
Aerztlich empfohlen. Millionenfach bewährt. Sn Apothelen,
und Orogetien erhältlich. Gegen Fußſchweiß, Brennen und
Wundlaufen Kukirol=Fußbad.
Engel=Apotheke Dr. E. Merck; Drogerien: Beſſunger=Drogerie
W. Hartlaub, Beſſungerſtr. 1: Anton Fiſcher, Frankfurter:
Gg. Liebig & Co. Nachf., Luiſenſtr. 4: Apotheke Logel, Eliſe
ſtraße 30; Mautins=Drogerie, Pankratiusſtraße 41; Ph. Secker,
Ludwigshöhſtraße 1; E. Watzinger Nachf., Wilhelminenſtraße
Schwinn, Rheinſtraße; G. Hübner, Karlſtraße 56.
Geſchäftliches.
Geſchäftsleute, Beamte, Penſionäre und Witwen verſicher
AA
gegen Krankheit bei der Bürgerlichen Kranken=Verſicherung.
rungspflichtige aller Berufe verſichern ſich in der Krankengeldzu
ſicherung. (Siehe geſtrige Anzeige.)

Weiterbericht der Gießener Wetterwarfe.
Wettervorherſage für Freitag, den 15. Auguſt:
Abnehmende Bewölkung, mäßig warm, noch ſtrichweiſe Nieder

Tageskalender.
Tandestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Hau
abends 8 Uhr: Kolportage‟. Saalbau, abends 8 Uhr:
zert. Ziegenzuchtverein, abends 8½ Uhr, bei Grohe,
ſtraße 10: Monatsverſammlung. Union=, Reſidenz=Theater,
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: i. V. Max Streeſ
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: i. V. Andreas Bauer
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Mar Stkeeſ
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: i. V. Ad. Fleiſchmann
Lruck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten

[ ][  ][ ]

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Rummer 225,

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auguſt 1924.

Seite 2.

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Deutſche Zuverläfſigkeitsfahrt
Der dritte Tag.
rahtbericht unſeres Sonderkorreſpondenten.
Koblenz, 13. Auguſt.
Eine erfreuliche Tatſache wird heute aus Simmern gemeldet: Das
inden des Herrn Siegfried Doerſchlag hat ſich weſentlich ge=
ert
. Die Blutungen haben aufgehört und Doerſchlag iſt ſeit heute
Bewußtſein, ſo daß konſtatiert werden konnte, daß zurzeit die
ensgefahr behoben iſt. Der Unfall des allgemein geſchätzten Sports=
ines
hat auf die allgemeine Stimmung deprimierend gewirkt.
Der dritte Tag der Fahrt brachte die größten Anſtrengungen für
rer und Wagen, ſo daß heute eine große Anzahl Wagen Straf=
kte
erhielt. Meiſt wegen nicht rechtzeitigen Eintreffens auf den
trollſtationen und am Ziel. Am Start in Köln=Deutz fanden ſich
32 Wagen ein, die ordnungsgemäß abgelaſſen wurden. Die Strecke
te zunächſt über die gleichen Straßen wie am zweiten Tage nach
6. Von hier ging es nach Büderich und über Uerdingen, Mörs,
inberg nach Iſſum, nahe der holländiſchen Grenze, über Geldern
Krefeld, wo die zweite Kontrollſtation und zugleich Tankſtelle ein=
chtet
war. Wegen der Länge der Strecke mußte eine zweite Tank=
2 eingeſchoben werden, die dann wieder in Euskirchen eingerichtet
de. Von Krefeld ging die Fahrt in ſüdlicher Richtung über Aachen
Euskirchen, dann wiederum durch die Eifel nach Dockweiler und
Moſel nach Cochem. Von Cochem ging es über Kaiſerseſch=Polch
Koblenz. Die Fahrſtrecke mußte in letzter Stunde noch verlegt und
8 Kilometer verlängert werden wegen der vielfachen Straßenaus=
rungsarbeiten
an den verſchiedenſten Stellen der Strecke. Während
ganzen Tages, nach einer einzigen ſchönen Morgenſtunde, ging
en nieder, der ſich wiederum mehrfach zu Wolkenbrüchen auswuchs
die Strecke, die ohnehin in ſehr ſchlechtem Zuſtande war, noch er=
ich
verſchlechterte. Es bedurfte der ganzen Geſchicklichkeit der
rer, um ungeſtraft ans Ziel zu kommen. Beſonders das Material
ſte ſeinem Namen Ehre. Die Fahrt über dieſe ſteilen Höhen und
h ſcharfe Kurven bei aufgeweichtem Boden wurde in Wirklichkeit
Marter. Daß trotz dieſer Schwierigkeiten nicht mehr Unfälle und
fälle erfolgt ſind, ſpricht beredt für die Leiſtungsfähigkeit der Fah=
die
meiſtens nur 24 knappe Nachtſtunden zur Ruhe zur Verfügung
en, wie auch für die Leiſtungsfähigkeit der Wagen, vor allem aber
die ausgezeichnete Organiſation der Rennſtrecke, die vorbildlich
hgeführt war und an den gefährlichſten Punkten überall Flaggen
Wimpel aufgeſtellt hatte. Hierfür gebührt der aus ſieben Klubs
mmengeſetzten Oberleitung, die eine Rieſenarbeit vorbildlich ge=
* hat, beſonderer Dank. Bei dieſer Gelegenheit ſei auch den
zeibehörden im beſetzten Gebiet Dank und Anerkennung ausgeſpro=
Sie funktionierten, vielfach unter Beihilfe der Feuerwehr, ganz
ezeichnet. Auch am dritten Tage brachte die Bevölkerung des
zten Gebietes der Veranſtaltung regſtes Intereſſe entgegen. Trotz
tenden Regens waren die Straßen an allen intereſſanten Punkten
beſetzt und die Fahrer wurden überall mit lebhaften Zurufen be=
*. Man ſpürte aus dem ganzen Verhalten der Bevölkerung die
de darüber, daß man vom unbeſetzten Deutſchland wieder einmal
re Verbindung mit dem beſetzten Gebiet ſuchte und dieſem daher
aften äußeren Ausdruck gab. Das iſt mit ein Zweck der Fahrt.
In Koblenz trafen die erſten Fahrer gegen 5 Uhr nachmittags
Auch der Koblenzer Automobilklub bereitete den Konkurrenzteil=
tern
einen herzlichen Empfang. Die Wagen wurden wiederum
loſſen durch die Stadt zur Garage geführt, und abends traf man
m Hotel Rieſenfürſten=Hof zum gemütlichen Beiſammenſein. Bei
Gelegenheit ſprach der Vorſitzende des Krefelder Automobilklubs

den Herren der Oberleitung, beſonders dem Wiesbadener Klub, der
die größte Arbeit geleiſtet hatte, den Dank aller Teilnehmer aus. Der
Präſident des Wiesbadener Klubs toaſtete auf den Krefelder.
Ueber den Verlauf des Rennens iſt heute zu ſagen: Schwengers
28pferdiger Mercedes iſt noch immer in beſter Form. Der Sieg ſcheint
ihm ſicher, wenn die Strafpunkte, die er am geſtrigen Tage erhielt,
unberechnet bleiben können. Er iſt jedenfalls der ſchnellſte Wagen der
Konkurrenz. Neben ihm die beiden Benz und die beiden Buisk, außer
den ausländiſchen Marken, von denen auch heute der Moon=Wagen ſich
tadellos gehalten hat. Bis 8 Uhr abends waren 1618 Wagen an=
gekommen
. Die kleineren und kleinen Wagen trafen erſt ſpät in der
Nacht am Ziele ein. Wie verlautet, iſt bis jetzt noch annähernd die
Hälfte der Wagen ſtrafpunktfrei. Die Entſcheidung wird am Doners=
tag
das Flach= und Bergrennen liefern, das auf der Strecke Bacharach=
Steeg=Rheinböllen ſtattfindet und das die bisherige Klaſſifizierung ſehr
weſentlich ändern wird.

Fußball.

LeipzigBerlin.
Das erſte Spiel der Berliner Städtemannſchaft in der neuen Sai=
ſon
wird am kommenden Sonntag gegen die Vertreter von Leipzig, die
am letzten Sonntag die Breslauer Städteelf mit 8:2 abfertigten, ausge=
tragen
. Folgende Berliner Mannſchaft wird am Samstag abend 7.10
Uhr die Reiſe nach Leipzig antreten: Philipp (Alemannia); Bache ( Ale=
mannia
), Weinerr (Tennis=Boruſſia); Eſchenlohr, Lux (beide Tennis=
Boruſſia), Schumann (Vorwärts); Ruch (Union 92), Sobeck, Bauer (beide
Alemannia), Lehmann (B. S.V.), Mittelſtedt (Wacker 04).
Genehmigte Länderſpiele.
Nach einem Beſchluß des Fifa=Kongreſſes unterſtehen in Zukunft
ſämtliche Länderſpiele der Genehmigung des internationalen Verbandes.
Für die Saiſon 1924/25 ſind vorläufig folgende Länderſpiele genehmigt
worden: 24. Auguſt Finnland-Norwegen in Helſingfors, 31. Auguſt
DeutſchlandSchweden in Berlin, 14. September Norwegen
Dänemark in Kriſtiania, 21. September Schweden-Norwegen in Stock=
holm
, 21. September UngarnDeutſchland in Budapeſt, am
5. Oktober Dänemark-Belgien in Kopenhagen, 11. Oktober Finnland
Polen in Helſingfors, 5. November Belgien-Luxemburg in Lüttich,
11. November BelgienFrankreich in Brüſſel. 1925: 15. März
BelgienHolland in Antwerpen, 13. April HollandDänemark in Am=
ſterdam
, 3. Mai Holland-Belgien in Amſterdam. Außerdem ſpielt
im Mai Holland gegen Deutſchland. 21. Mai Frankreich gegen
England in Paris. Folgende Länderſpiele mit unbeſtimmtem Termin
ſind noch angemeldet und genehmigt worden: Spanien-Portugal, Spa=
nien
Italien, SpanienOeſterreich, SchweizSpanien, Jugoſlawien
Tſchechoflowakei, JugoſlawienRumänien, JugoſlawienOeſterreich.
Weitere Anfragen liegen dem Internationalen Verband zur Behandlung
vor, ſo daß die Liſte der Ländertreffen in nächſter Zeit eine weitere
Bereicherung erfahren dürfte.
Schwimmen.
Verbandsſchwimmen am Arheilger Mühlchen.
In unſerem Bericht über das Verbandsſchwimmfeſt am Arheilger
Mühlchen (12. Auguſt) bitten wir richtig zu leſen:
Rückenſchwimmen für Turnerinnen Jugend:
2. Leni Schubkegel, Turngeſellſchaft Darmſtadt.
Beliebigſchwimmen für Turner, 100 Meter: Wer=
bandsoffen
): 1. Willy Olivier, Turngeſellſchaft; 2. Ernſt Hüther, Turn=
geſellſchaft
. (Kreisoffen): 1. Willy Olivier, Turngeſellſchaft.
Seiteſchwimmen für Turner, 50 Meter: 2. Willy Oli=
vier
, Turngeſellſchaft.
Waſſerballſpiel für Jugend:
Jugendmannſchaften von Offenbach und Tgde. Beſſungen, 2:2.

Pferdeſport.
Rennen zu Frankfurt a. M.
Der zweite Tag der Frankfurter Rennwoche begann bei ſchönſtem
Wetter. Bald zog jedoch ein ſchweres Gewitter herauf und ſtarker Re=
gen
machte eine Verfolgung der letzten Rennen beinahe zur Unmöglich=
keit
. Im Hauptereignis, dem Landgrafen=Rennen für Zweijährige, ver=
zögerte
Laufjunge durch ſeine Ungebärdigkeit den Start. Als das Band
hochſchnellte, war er am ſchnellſten flott. Er führte vor Fürſt Emmo,
Gravitas und Gio. Von der Diſtanz ab entſpann ſich zwiſchen den
drei erſtgenannten Pferden ein ſehr ſcharfer Kampf. Otto Schmidt ge=
lang
es mit Gravitas, die Innenſeite an der Barriere zu erwiſchen und
ſein Pferd mit Halsvorſprung als Siegerin durch Ziel zu werfen. Nur
ein Kopf trennte Laufjunge und Fürſt Emmo. Die andere Prüfung für
den jüngſten Jahrgang wurde ebenfalls eine Beute des Stalles Wein=
berg
, doch wäre hier beinahe eine Ueberrumpelung geglückt. O. Schmidt
kanterte mit Aviator überlegen dem Ziele zu, als Nubia ganz plötz=
lich
vorgeworfen wurde, aber doch noch um einen Kopf geſchlagen blieb.
Im Homburg=Jagdrennen ſchied der ſtark gewettete Paulus bereits am
erſten Sprung aus, während Tarlatan in der Diagonalen lahm ange=
halten
werden mußte. Die Reſultate: Junghof= Ren=
nen
, Ehrenpreis und 4500 , 1800 Meter: 1. P. Schneiders Zwirns
Bruder (Steffen); 2. Otavi (Unterholzner); 3. Morgentau (Matz),
Tot.: 33; Pl.: 13,11,28; F.: Modedame, Iſpahan, Vielleicht, Eier=
pflaume
. 2½1½ Lg. Preis von Wolfsgarten, 4000 ,
1200 Meter: 1. A. u. C. v. Weinberg Aviator (O. Schmidt); 2. Nu=
bia
(Grabſch); 3. Münſtereifel (Wermann); Tot.: 11: Pl.: 10,10;
Homburg=Jagdren=
F. Joceta, Sagitta. Kopf bis 3 Lg.
nen, Ehrenpreis und 5000 , 3600 Meter: 1. S. Groß Palette (=
2. Logenbruder (Meſa); 3. Spree (O. Wehe). Tot.: 66; Pl.:
der)
25,25. F.: Paulus (gef.), Tarlatan (angeh.); 3. Weile. Ullrich
v. Dertzen=Erinnerungs=Rennen Ehrenpreis und 6000 ,
2500 Meter: 1. S. Groß Taugenichts (Jentzſch); 2. Jahn ( Unterholz=
ner
); 3. Olewelyn (Tarras). Tot.: 17: Pl.: 14,20; F.: Dorian,
3½10 Lg.
Landgrafen=Rennen 13500 . 1200 Me=
ter
: 1. A. u. C. v. Weinbergs Gravitas (O. Schmidt); 2. Fürſt Emmo
(Kaſper); 3. Laufjunge (Tarras) Tot: 23; Pl.: 1111. F.: Gio.
Weſtfalen=Jagdrennen, 6000 , 4000 Me=
als
-Kopf.
ter: 1. Dr. R. Lindenbergs Paleſtrina (Meſa); 2. Sambur (Lüder);
3. Pippin (O. Wehe). Tot.: 38: Pl.: 18,14; F.: Fliegender Aar.
½ bis Weile.
Willich=Erinnerungsrennen: 6000 ,
1400 Mete
: 1. G. Schmalbachs Roſenkelch (Breege); 2. Laufeya ( Tar=
ras
); 3. Domherr (Wermann); Tot.: 106; Pl.: 20,20; F.: Enver,
Saint Helena, Naive, Mime, Strumen. Kopf-Kopf-Hals.
Am Donnerstag, dem dritten Tage der Frankfurter Rennwoche, ſtellt.
das Alexander=Rennen im Werte von 15 500 Mark über 200 Meter eine
hochintereſſante Prüfung in Ausſicht, in erſter Linie deshalb, weil der
im Derby nicht ſtartberechtigte Fundin jetzt mit Oſtrea und Hornbori
zuſammentrifft. Der Starpelſche Hengſt ſteht vor einer ſehr ſchweren
Aufgabe, ſoll er doch an alle Konkurrenten erheblich Gewicht weggeben.
Das Ende zwiſchen dieſen Pferden wird vorausſichtlich ſehr knapp wer=
den
. Unſere Vorausſagen: 1. Nubia-Königliche Hoheit; 2. Caeſar
Donnerwetter; 3. Stall WeinbergTaugenichts; 4. FundinOſtrea; 5.
Stall. FürſtenbergMellaroſa; 6. Stall WeinbergKrrara; 7. Stall
OpelAngelus.
Leichtathletik.
Houben gegen Porrit und Carr.
Wenn es dem SC. Charlottenburg gelingen ſollte, den deutſchem
Meiſter Houben für die am 24. Auguſt geplanten großen internationalem
Kämpfe in Berlin zu gewinnen, ſo bedeutet das in der Geſchichte der
deutſchen Leichtathletik einen neuen Markſtein. Die vorläufigen Gegner
Houbens wären keine Geringeren als Porrit=Neu=Seeland und Carr=
Auſtralien. Porrit wurde im olympiſchen 100 Meter=Lauf nur von
Abrahams=England geſchlagen, revanchierte ſich aber ſehr ſchnell durch
ſeinen Sieg im engliſchen Königspreis. Carr brennt ſchon ſeit langem
darauf, die durch Houben im Gothenburger 100 Meter=Lauf erlittene
Niederlage wettzumachen. Dieſe beiden Ausländer ſind ebenſo wie der
Auſtralier Winter, der bei der Olympiade den Dreiſprung mit der neuem
Weltrekordleiſtung von 15,52 Meter gewann, feſt verpflichtet worden.

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Darmſtädter Tagblaft
Handel und Wandel in Heſſen.
träge auf emaillierte Herde im 5. Geſchäftsjahr in der Form der Aktien= Mark Nennwert ankauft.
geſellſchaft eine Erweiterung der Schleiferei und Vernicklerei durch
Maſchinen ergänzt. Das Naſtatter Verk war ähnlich wie das Darm= Einfuhrwaren 1581 (157,1)
ſtädter Werk den Schwankungen der Konkundzr im Frühjahr unten=
Ausſchluß des Bezugsrechtes der Aktionäre, wodurch auch eine Steige= fahren eröffnet, gegenüber 47 im Juli 1913, 25 im Juli 1914. Die 65
rung der Beteiligung an der Prometheus Aft.=Geſ. erzielt wurde. Is. Konkurſe des Juli 1994 verteilen ſich auf nachſtehende Geſchäftszweige:
gen (i. V. 100 Prozent Dividende aus 10890 Millionen Reingewinn), trägt jetzt das Mehrfache der Vorkriegszeit,
Ddie Bilanzen weiſen aus (die Zahlen der Abſchlußbilanz 1923 in Klam=
mer
) in Goldmark bezw. B.Mark Aktiva: Grundſtücke 309 200
(420 575), Gebäude 407000 (540 000), Fabricheinrichtung 405 600
(174 384), ſonſtige Anlagen und Einrichtungen 56 901 (6), Kaſſe und
Höhe erreicht. Die Ausſicht auf das laufende Geſchäftsjahr ſcheint in An=
Zeit gu= mit Aufträgen verſehen.
das Jahr 1923. Von der Ausſchüttung einer Dividende wurde Abſtand entwickeln.
genommen. Ferner wurde über die Umſtellung der Geſellſchaft auf
Goldmark Beſchluß gefaßt. Entſprechend den Vorſchlägen der Verwal=
tung
wurde das bisherige Kapital von 15 000 000 Mk. Stammaktien auf
allgemeinen in normaler Weiſe abgewickelt habe. Der vorhandene Auf= 2626,50: Weizen= und Roggenkleie 10,7511,25. Tendenz: feſt.
tragsbeſtand ſetze die Geſellſchaft vorausſichtlich in die Lage, ohne Be=
triebseinſchränkungen
weiterzuarbeiten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
zahlung einzubringen werden Verkäufe zu jedem Preiſe getätigt und toffelflocken werden auf ſpätere Lieferung ſtärker angeboten.
ſelbſt auf alte Außenſtände bis zu 20 Prozent Zahlungsrabatt gegeben.
dem Geldmarkt abhängig, da ihr Geſchäft vornehmlich auf Kredit auf= Preiſe bewegten ſich zwiſchen Mark 210280.
gebaut war. Die teueren Rohſtoffe (Gold, Platin, Juwelen uſw.) müſ=
ſen
gegen Kaſſe eingekauft werden, was immer nur durch Inanſpruch=
nahme
von größeren Bankkrediten geſchehen konnte, die heute gänzlich
abgeſchnitten ſind. So werden heute die Reſerven der Firmen, ſoweit
bemerkbar. Auch das Geſchäft nach Südamerika iſt ſtark abgeflaut. beinahe auf allen Gebieten unter den geſtrigen Kurſen und im Verlaufe
angeſehener Firmen der Pforzheimer Bijouterieinduſtrie zu befürchten, eine Erholung aufzuweiſen, ſodaß die heutigen Kaſſakurſe ſo ziemlich

Handelsblat
Aufwertung von Schuldverſchreibungen. Die
Stadt Waltershauſen in Thüringen wertet ihre aus der Vorkriegszeit
Gebr. Roeder Akt.=Geſ. in Darmſtadt. Dem Ge= ſtammenden Schuldverſchreibungen nach Möglichkeit auf, indem ſie dieſe
ſchätfsbericht per 1. Januar 1924 zufolge machte die Zunahme der Auf= bis auf weiteres zu dem ſehr hohen Kursſatz von 63 Goldmark für 1000
Die Großhandelsindexziffer. Die auf den Stichtag
einen zweiſtöckigen Neubau im Darmſtädter Verk erforderlich, vom 12. Auguſt berechnete Großhandelsinderzffer des Statiſtiſchen
Auch die Lagerräume wurden durch den Neubau einer Stabeiſen=Halle Reichsamts iſt mit 120,2 gegenüber dem Stande vom 5. Auguſt (119.7)
etweitert. Die Fabrikeinrichtungen in Darmſtadr wurden durch Anſchaf= nahezu unverändert. Die Indexziffern der Hauptgruppen lauten: Le=
fung
notwendiger Werkzeuge, insbeſondere deu Erſatz alter Form= bensmittel 110,4 (Vorwoche 109.9), davon die Gruppe Getreide und Kar=
maſchinen
in der Eiſengießerei durch bedeugend leiſtungsfähigere neue toffeln 9,8 (98,7) Induſtrieſtoffe 138,6 (138), Inlandswanen 112,7 (1129),
km. Württembergiſche Konkurfe im Juli. Nach dem
worfen, im allgemeinen aßer ausreichend tußsutig:. Im Herbſt wurze Monatsbörſenbericht der Württembergiſchen Vereinsbank hat die Zahl.
die Verſchmelzung da8 Raſiatter Waukztz, das ſeirher unter der der Geſchäftsaufſichten zwar in der letzten Zeit infolge der notwendig
Firma Stierlin u. Vrtteu geführi wrcde, mit der Geſellſchaft geworſenen Verſchärfung der Bedingungen für die Verhängung der Ge=
durchgeführt
. Das Naſtatter Werk geht mn 415 Zweigniederlaſſung der ſchäſtsaufſichten abgenommen. Sie hat ſich hauptſächlich auf ſolche Fälle
Firma Gebr. Roeder Akt.=Geſ., Werk Setealm 4. Vetter. Das freund= erſtreckt, bei denen begründete Ausſicht vorhanden war, daß die Ver=
ſchaftliche
Verhältnis zu der PromethrstKkt.=Geſ. für elektriſche hängung der Geſchäftsaufſicht die Wiedergeſundung des Unternehmens
Heizanlagen in Frankfurt a. M.Weſt da eine gute Weiterentwickelung ermöglicht. Dagegen hat die Zahl der Konkurſe ſtark zugenommen. Im
großen und ganzen handelt es ſich bei den zahlungsunfähig gewordenen
der gegenſeitigen Zuſammenarbeit bei der Herſtellung elektriſcher Koch= Firmen um Gründungen aus der Inflationszeit, deren Verſchwinden
und Heizapparate genommen. Infolge zunehmenden Kapitalbedarfs keine allzu großen Lücken im deutſchen Wirtſchaftskörper hinterläßt. Im
wurde das Aktienkabital um 875 Millonen Mark erhöht unter Monat Juli d. J. wurde in Württemberg in 6 Fällen das Konkursver=
folge
der Umſtellung der bisherigen Bilanzierung auf die reine Gold= Textil 13, Metall 9. Maſchinen 6, Lebensmittel 4, Elektrizität 4, Land=
markrechnung
wurde von einer Gewinnverteilung abgeſehen. Wie aus wirtſchaft 4, Holz 3, Baugewerbe 3, Landesprodukte 2, Leder 2. Glas
der Goldmarkbilanz zu erſehen iſt, iſt es dem Unternehmen trotz aller 9. Diverſes 14. 31 Geſchäftsaufſichten wurden im Juli 1924 in Würt=
Schwierigkeiten im vergangenen Jahre gelungen, ſeine Anlagewerte zu temberg verhängt gegen 38 im Juni, 43 im Mai ds. Js. Die Zahl der
ethalten. Der Reingewinn von 16 800 B. Mk. wird vorgetra= Wechſelproteſte hat ſich in den letzten Monaten ſtark vergrößert und be=
Wirtſchaft des Auslandes.
B.R. Starke Paſſivität der auſtraliſchen Han=
Bankguthaben 6080 (6080), Schuldner 91 341 (91 341), Waren (bewertet delsbilanz. Der Wert der auſtraliſchen Einfuhr im Fiskaljahr
zu den Einkaufspreiſen vom 31. 12. 23) 658 394 (64 924), Beteiligungen 1923/24 beziffert ſich auf 140 570 000 Pfund Sterling, der Wert der Aus=
75 000 (2,08 Mill.). Paſſiva: Stammaktienkapital 1800 000, Vor= fuhr auf 119 567 000 Pfund Sterling. Die Einfuhr hat ſich gegenüber,
zugsaktien 5000, geſetzliche Rücklage 42 502, Penſionsfonds 4700, Gläu= dem Vorjahr um 8812 000 Pfund Sterling, die Ausfuhr dagegen nur
biger (einſchließlich 29 633 Mk. Bankſchulden) 157 445 (145 545). Der um 1697 000 Pfund Sterling erhöht, ſo daß die Paſſivität der Han=
Auftragsbeſtand zu Ende des Berichtsjahres hatte eine befriedigende delsbilanz auf über 20 Millionen Pfund Sterling geſtiegen iſt.
BP. Geänderter Handelsvertrag. Zwiſchen Frankreich
betracht der in den erſten Monaten fortgeſetzt zunehmenden Aufträge und Oeſterreich iſt geſtern ein Abkommen unterzeichnet worden, durch das
günſtig beurteilt zu werden. Wenn auch in letzter Zeit ein Abflauen der Handelsvertrag vom B. Juni 1923 auf die gegenwärtigen wirt=
der
Marktlage bemerkbar wurde, ſo iſt das Werk doch noch für einige ſchaftlichen Verhältniſſe eingeſtellt wird. Der Vertrag, der der Geneh=
migung
der beiden Parlamente bedarf, bevor er in Kraft tritt, hat den
Die ordentliche Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß für Zweck, die Handelsbeziehungen zwiſchen Frankreich und Oeſterreich zu
Warenmärkte.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe, Abtei=
1800 000 Goldmark umgeſtellt, wobei außerdem eine offene Rücklage von lung Getreide, vom 13. Auguſt 1924. (Getreide, Hülſenfrüchte und Bier=
42 501,63 Goldmark ausgewieſen wird. Das Vorzugsaktienkapital be= treber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Satz). Preis
trägt nunmehr 5000 Goldmark; das Stimmrecht der Vorzugsaktien er= je 100 Kg.: Weizen Wetterau 20,7521.,25; Roggen 17,5017,75; Som=
reicht
60 Prozent der Stimmen der Stammaktionare. Ueber den Ge= mergerſte für Brauzwecke 2121,50; Hafer inländiſch 18.2518,75; Hafer
ſchäftsgang im laufenden Jahr berichtete die Verwaltung, daß er ſich im ausländiſch Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 3233: Roggenmehl
w. Berliner Produktenbericht. Die neue Steigerung
der amerikaniſchen Getreidepreiſe hat auch hier die Haltung wieder be=
feſtigt
. Weizen bleibt in alter Ware geſucht und knapp. Für neuen
Weizen, der meiſt ſchöne Qualität zeigt, werden ziemlich hohe Preiſe
verlangt. Für Roggen ſtellt der Export weitere Anſprüche, nachdem die
im. Schwierige Lage der Pforzheimer Schmuck= eif=Notierungen ſich wieder erhöht haben. Vom Inland zeigt ſich bei er=
wareninduſtrie
. Der Geſchäftsgang und die Wirtſchaftslage der höhten Preiſen nur mäßiges Angebot. Gerſte war für In= und Aus=
Pforzheimer Edelmetall= und Schmuckwareninduſtrie haben ſich in jüng= land bei anziehenden Preiſen geſucht, was beſonders für gute Sommer=
ſter
Zeit erheblich verſchlechtert. Zurzeit arbeiten in 26 Betrieben gerſte gilt. Wintergerſte ſind für die Ausfuhr über Hamburg und Stet=
über
15 000 Arbeiter verkürzt. Der Mangel an Betriebsmitteln macht tin gefragt. Von Hafer ſind gute Qualitäten alter Ware beſonders ge=
ſich
immer empfindlicher fühlbar. Nur um die Mittel zur Lohnaus= ſucht. Hülſenfrüchte liegen feſt. Futterartikel ſind zumeiſt ruhig. Kar=
Nürnberge: Hopfenmarkt. Am geſtrigen Hopfenmarkt
Die Pforzheimer Schmuckwareninduſtrie iſt in beſonderem Maße von war keine Zufuhr zu verzeichnen. Umgeſetzt wurden 15 Ballen. Die
Börſen.

14. Auguſt 1924 Nr 129

* Frankfurter Börſe vom 13. Auguſt 1924. (Eigener
noch vorhanden, mehr und mehr angegriffen und nur durch Kurzarheit Bericht.) Ausgehend vom heimiſchen Rentenmarkt, an dem in den letzten Geſ.f. elektr. Untern..
oder wochenlanges Schließen können ſich die Betriebe noch über Waſſer. Tagen ſtarke Kurseinbrüche zu verzeichnen waren, bemächtigte ſich der Halle Maſchinen .....
halten. Das zu Beginn des Jahres noch lebhaſte Inlandsgeſchäft iſt Börſe zu Beginn des heutigen Verkehrs eine merklich ſchwächere Stim= Han. Maſch=Egeſt. .., 1 57000 57010 Wanderer=Verke ....
völlig erloſchen und auch die Beſtellungen aus dem Ausland ſind auf mung. Auch die gerüchtweiſe bekannt gewordenen franzöſiſchen For=
ein ſehr geringes Maß zurückgegangen. Die franzöſiſche Konkurrenz derungen, die als Vorbedingungen für die militäriſche Näumung der
macht ſich unter dem Einfluß des niedrigen Frankenkurſes empfindlich Ruhr geſtellt worden ſein ſollen, haben etwas verſtimmt. Man eröffnete
Bei einem längeren Andauern der Abſatzkriſe iſt Erliegen ſelbſt großer, des amtlichen Verkehrs hatten weder die Anleihen noch der Aktienmarkt

K
Darmſtadter und Narionalbunk, Rommandir=Geſelſchaft auf Akrien.
Frankfurter Kursbericht vom 12. Auauſt
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

überall den niedrigſten Stand erreichten. Erſt nachbörslich w
Stimmung etwas freundlicher, und die Kurſe konnten auf allen
wieder anziehen; ſo hörte man Kriegsanleihe, die während de
bi Sauf 640650 zurückgegangen war, nachbörslich wieder mit
Bad. Anilin mit 19, Nordd. Lloyd mit 734.
w Berliner Börſenbericht. Der Schwerpunkt 1
ſenverkehrs iſt wieder in den Rentenmarkt gerückt, wohin auch
knlation von den Aktienwerten zumeiſt wieder abgewandert iſt.
das Ausland an dieſer rein ſpekulativen Bewegung für Vorkri
hen in größerem Ausmaße zu beteiligen ſcheint, erwuchs dieſem
hieraus neue Anregung. Die Umſätze nahmen bei wieder größ
teiligung der Spekulation, die indes ebenſo raſch wieder vert
ſie gekauft hat, größeren Umfang an. Trotz mehrerer Schwe
trat aber eine neue Befeſtigung des Kursſtandes in Kriegsanl
in 3½prozentigen Konſols, in denen das Geſchäft am größten n
ein. In den K=Schatzanweiſungen nahmen die Kurstreibereier
ſcheinlich wegen der für nächſten Montag wieder in Ausſicht gen=
Notierung für 1923 K=Schatzanweiſungen ihren Fortgang. Am
markt waren die Umſätze infolge des Ausbleibens der ſo ſeh
warteten neuen Käuferſchichten recht geringfügig. Nur in Pe
aktien kam es zeitweiſe zu einem regeren Geſchäft. Die Kurs
gen nahmen einen größeren Umfang jedoch nicht an; die eing
mäßigen Erhöhungen und Rückgänge glichen ſich ungefähr au=
vereinzelt
nur gingen die Schwankungen über eine Billion
hinaus.
Am Geld= und Devifenmarkt ſind Veränderungen von B
nicht eingetreten.
Oeviſenmarkt.

die
ieten
222
Börf
74
B
Sit
Spe=
(
krilei.
*
ngen
Richt
(S
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Etien=
Gez
eun
Erun=
Eenen
Ganz
bzent
ftung

Weniche
Geld u
Geb Brtel. K Amſterdam=Notterdam .. 9 Uf 3 187 Brüſſel=Antwerpen..... 21.97 22.06 21.704* 21.8
1.80 * Chriſtiania. . ....... 58.65 588 58.1 Kopenhagen .......... 67.8 67.33 67. Stockholm. .. . .. ....... 1118 11I., Helſingfors ........... 10.495 1
235 10.47 1. Italien ............... 19.002 N
9 18.95 19.0 London ............. 19.10. 19.20 19.01 1
19.11- New=York. ..... 4.19 Paris.. ............. 25 98. 12 23.4 23 Schweiz .............. Spanien. .......... 503 884 9 Wien (i. D.=Oſterr, abg.). 19- 5.96
1255 5.
12.49 Prag, zzzzzaaanfff.
Budapeſt. ....... .88. 5.60 5.55 5.5. Buenos=Aires. . .... 1405 1u5 Bulgarien. ....... 3.06 Ao 318. Japan .............. 172.
1R 173. Rio de Janeiro ........" 0.41 1 0.4 Belgrad.. .......... 2 3 5.37 Liſſabon .......... 11.5 1158 11.52 Danzig ............... 76.21 7359 75.91 Konſtantinopel 222. 224

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.

in
Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellf
RA
gsb.=Nürnb. Maſch.
Verl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. f.Elektr. W.vorzug.
Bismarckhütte .....=
Braunkohlen=Briketts :
Bremer Vulkan ......
Wolle. .....
Chem. Heyden .......
Weiler .......!
Deutſch=Atlant. Tel. . .
Deutſche Maſchinen.
Deutſch=Niedld. Tel. ..
Deutſche Erdöl .......
Deutſche Petroleum ..
dt. Kaliwerke ...!...
dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte ..
Dynamit Nobel ......
berfelder Farben. . ..
lektr. Lieſerung .....
R. Friſter ..........
Gaggenau Vorz. . ...
Gelſenk. Gußſtahl ....

* 13.8. 12.8. * Re
Hanſa Da
mpfſch. ... .. * Hemoor Zement ..... Hirſch Kupfer ........ Höſch Eiſen
.... dohenlohe W
erke. .... Kahla Porzellan .... cn 28500 Lindes Eismaſch. .. *, Lingel Schuh ....... 25l Linke u. Hofmann .... 2. Loewe u. Co. ......
1809 30e C. Lorenz .....:.... Meguin ........"." 3500 700 Niederländ
ſche Kohle 365 D tordd. G
mi ...... 4400 42250 Orenſtein.
....."
ia. Rathgeber W
.. 4000 37250 lombacher Hütten. .. 80000 7900 Roſitzer Zucker ......" 800( ütgerswerke ......" Sachſenwerk ........ *
* M Sächſiſche Gußſtahl . . 30 Siemens Glas ....... teaua Romana ..... uſitzer
D.
ſas ... 189 29.

*.
V5. 1730 ſ. Eiſ. Langendrerl 570 10700 Wittener Gußſtahl ... O U 20

Frankenkurs in London: 81.45
Markkurs 19.

Europäiſche Staatspapiere,
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ........"
........."

.........."
3
........
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
.. 1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ....
4½% I. u. V. Schatzanweiſg.
41% II.
47Dt. Schutzgebiet b. 0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ........."
Zwangsanleihe .............
%o Preuß, Konſols ......
..:
8½½
......
48 Bad. Anl. unk. 1935 ....
12%0 7 b.1907 .n,,n
1896 ......:
33
49 Bahern Anleihe .........
......
Hefſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
r6.20 uaau Fkäfl,
816% Heſſen Reihe
untilgb, b. 28............
42 Heſſen unk. 1924........
130 zsanaraaanasrsarus
3.
..,..aaaanaaans
48 Württemberger alte ......
b) Ausländiſche,
5% Bosnien L.-E.=B. v. 1914.
L.=Inbeſt.=Anl. b. 1914
b. 1902 ...7a77f*
."

30
% Bulgar. Tabak!
2.......
2o Griech. Monopol......
*
Oeſt. Staatsrente v. 1913
8..:.:.771...f.
ab 19
4½% Oeſt. Schatzanwveiſ., ſtir.
b. 1914 .....7777.7.
49 Oeſt. Goldrente .........
4% einheitl. Rente .....
5% Num. am Rente v. 03 ....
13% Goldrente v. 13 .,
am. Goldrente konb.
43
am. b.05 n..,,..
42
40. Türk. (Admin,) v. 1903....
g (Bagdad) Ser. I..
I..
*
A.
v. 1911, Bollanl. ..."
4½20 Ung. Staatsr. v. 14 ...."
Govrente ........
47
Staatsr. v. 10 ..
49
Kronenrente ......
Außereuropäiſche,
5 Mexik. amort. innere ... . .."
konſ. äuß. v. 99... ..
60
Gold v. 04, ſtfr. .
48
300
konſ. inner. .......
42o
Frigationsanleihe .
52 Tamaulipas, Serie T......
Oblig. v. Transportanſt,
42 Eliſabethbahn ſtſr. .....
½ Gal. Carl Ludiw.=Bahn.. ..
5% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. ..

1a,6.

0,72
3
*

7a
0500
16,5
1.3

1,1
16
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4 W
0.4

1,4

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11

8,3
10.25
2
*

z.8.

0.6651
245
0.430
32

0.450
17 M

1.425
4,2
N
0.35
0,9u0
142

Je

2,5
6,5
1.

8,5
10i
*
14

135
*

2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb.
269Neue
2 Oeſt. Staatsb. b. 1883 ....
3% Oeſt. 1. b. 8. Em.,
9. Em. ....

v. 1885 ...
deſt. Staatsb. b. Erg. Netz:
Nudolfb. (Salzkammerg.) ..
Anatolier1............
Salon. Conſt Jonetion ...
3% Salonique Monaſtir .....
5% Tehuantepe. .........=
.......
4½%
Nach Sachwert verzinsl,
Schuldverſchreibungen.
5% Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23
58 Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl
I. Em. ......Jr:7
Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
TI. Gm.:.....7.7n.
6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. b. 23=
62 Heſſ=Braunk.=Rogg Anl.
58Neckar A.=G. Stuttgart Gold=
anl
. b. B. .. nzngeafarang
Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. b. 24.......
Preuß. Kaliwert=Anleihe ..
Ne
Roggenwert=Anl. .
52 Rhein. Hhpot.=Bank Gold=
Pfdbr., b. 94 ......
b=
53 Rhein=Main=Donau G.
anl. b. 23..............
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser, Tu. II...............
Sächſ. Roggenwertanl. b. 2
5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl,
Bank=Rktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. .
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein.. .. . .. ..
Baher Hhpotheken= u. Wechſel
b.
Berliner Handelsgeſelſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank .............
DeutſcheEffekten= u.Wechſelbank
eutſche Hypot.=Bank Mein....
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſelſchaft . ........
Dresdner Bank. zunn zzaanns
Frankfurter Bank ..........."
oypotheken=Bank.
Metallbank. . .... .......
Mitteldeutſche Creditbank. ....
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . ..
Reichsbank=Ant. .........4
Rhein. Creditban 1...........
Hypothekenbank ......
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Beſtbank ................."
Wiener Bankverein .........

n.
Pio

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155
52
10,5

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1,6
2.35
1.9
1.

Bochnmer Bergb. ..........,
anaaagacaf ag
Buderus. . .....
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler Bergwerks=Akt. ...
Geſſenkirchen Vergw. ......
Harpener Vergbaut. : ........4

Bergiverkö=Aktien,
Berzelius .................."

3e
3
1
433
3
0,375
0.325

6.95
*
54,75
66,75

*

105
*
B
9,75
155
56
10,2
D
2
*
1,6
2,32
1,8
1,6

39

2
21
1
*
030

Kaliwerke Aſchersleben ......."
Salzdetfurth.......

Weſteregeln .....::
glöcknerwerke ſabg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Nöhren.......
Mansfelder zuusauanaanausaas
Oberbedarf .................
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......
Itavi Minen u. Cb.=Ant. ....
Phönix Bergbau ............
Rhein. Stahlwerke ...........
Riebeck Montan.. ...........
tombacher Hütte . .........
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. ..
Ver. Laurahütte ............=

Aktien induſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern.. . . . .
Löwenbräu München ........
Schöfferhof (Binding)........
Werger ...anaaananafagaas

6.9
78
30
35
66,75

Dr Tauſenh M4 Millien en M4 Milliarden eUl-olne Umſas N rationiert.

Akkumulat. Berlin ..........."
Adler & Oppenheimer ......=
Adlerwerke (v. Kleher) .......
amm.. . .. ....
A. E. G. Ste
6% Vorzug Lit. 4 ...
Vorzug Lit. B ...
5%
Amme Gieſecke & Kor
gen ...,
mntinental=Guano ....:
Anglo
Anilin Bln.=Treptow.........
ſchaffenburger Zellſtoff ....:"
Badenia (Weinheim).........
Hadiſche Anilin= n. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen:.
Baldur Piand...........
Baſt Nürnberg .......zeaer
Bayriſch. Spiegel :......n.n..
& Henkel (Caſſel) .......
gmann El. Werke ........
Bing. Metallwverke ..uunsa.
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Eementwerk Heidelberg.. ..
Karlſtadt . .. . . ..."
Lothringen (Metz
ahem. Werke Abert, uueau=
Griesheim Elektron ..
Fabrik Milch .........,
Weiler=teremer ........
Saimler Motoren. ..........
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl. ..........
Dt. Gold= u. Silberſcheibeanſt.
dingler, Zweibrücken ........
resdener Schnellpreſſen ....
ppwerk (Stamm) .....:
f
Düſſeld. Natinger (Dürr) .....
hckerhof & Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern .....
2. Meher jr. ....."
Elberfelber Farbw. v. Baher
Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs.=Geſ. ......
Licht und Kraft .....
Elſäſſ. Bad. Bolle. . . ......."
mag, Frant
nkfurt a. M... ..
Email. & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke .....7..7.777
Eßlinger Maſchinen .........,
Etlingen Spinnerei uan....
Rgber Johe Bleiſtift kg 1e7709

13. 8.
12Io

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35
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13.8.


8

z.

42
13

167
K
12

431

Faber & Schleicher .... ....."
Fahr, Gebr. Pirmaſens .....
Felten & Guilleagume, Carlswv..
Feinmechank (Jetter).........
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas......
Frankfurter Hof.............
Frf. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .....
Ganz. Ludwig, Mainz ......
Geiling E Cie. z.....aaanan:
Germanig Linoleum .........
Gelenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th. ..........
Gotha Wagaon............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. .
Grün & Bilſinger ...........
hammerſen (Osnabrüch) .....,
Hanfwerke Füſſen ...........
eddernheimer Kupfer .......
Hehligenſtaedt. Gießen ...n=
Hilpert Armaturenf. .. . . . . ..
Hindrichs=Auffermann. . . . . . ..
Hirſch Kupfer u. Meſſ....
Hoch= und Tieſbau .........,
Höchſter Farben............=
Holzmann, Phil. ............
Holzverk.=Induſtr. ..........
öydrometer Breslau ........
Inag .....
..........
Junghans S
nm...... ....
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt N. ..............
Klein, Schanzlin & Becker ...
enorr, Heilbronn......zann=
Kolb e Schüle Spinn. ......
Konſervenfabrik Braun ......
Krauß & Co., Lokom. .......
her & Co. ............
ahm
Augsburg ............,
Lederw. Rothe uunnunaa=
ederwerke
Spicharz .......:
Lingel, Schuhw. Erfurt ....:
Löhnberger Mühle ......... Metallwv. .......
er, Maſch.=u Müh enbau.:
Luth
zurſche Induſtrie ..........=
Nainkraftwerke Höchſt ..:.., Butzbach zunzuzunn=
Metallgeſ. Frkft. .....
eher, Dr. Paul ...........
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm ............
Motorenfabrik Deutz ........"
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. ..
jeckarverke Eßl. Stamm.....
Oleawerke Frankfurt a. M... ..
Zeters Union Frankfurt a. M.
fälz. Nähm Kahſer .......
hilipps A.=G. ...,n..s..:
Vorzellan Weſſel .....:.....
Neiniger, Gebbert & Schall. .
Rhein. Elektr. Stamm .. . .. . ..
Metall Vorzüge.....:
Nhenania, Aachen ..........,
Riedinger, Maſchinen .........
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke ..............
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau...... .. . .
hnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. ...... ..
Schriſtgießerei Stempel, Ffm.
1 Schnckert Elektr. (Nürnberg)

12, 8. 13. 8. G 1*5 16,25
Ds 13 P3 239 15. 10 1. 1 10.9 14" * 523 35 5 13 3 15 34 8. 6,75 5.8 6: 15 d8e 18,7. 28 36 5.6 14 375

AMf Lrauder Sengach

Frk.
Dersin deuſch eſch
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Faßfab
Gummifabr. Bln
Frkf.,
Binſelfahr. Nürnberg ..
Ultramarin. .........
Zellſtoff, Berlin ......."
Bogtländ. Maſch. Vorzüge ....
Stämme ...
Voigt & Haeffner Stämme .
Voltohm, Seil......77777774
Wahß & Frehtag. . ........
Wegelin Rußfabrik ..........
Zelſtoff Bald)
hof Stamm ....
Zuckerfabr. Waghäuſel........
ankenthal .....
D
bronn. ..u..
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Offſtein ..........
Rheingau. .. ......
Stuttgart . . . .. ....

12.8.
21

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*
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11.

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Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm.
Schantung G. B......... Eiſenbahn=Geſ.
Hapag (Paketfahrt) . .....
Nordd. Llohd....z.

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf ............."
Dampfkeſſel Rodberg. ....
belbetia Konſervenfabrik.
Gebr. Lutz ...........
Motorenbfarik Darmſtadt
Gebr. Noeder ...:.....:
Venuleth & Ellenberger ..

3
3
*
49
41
2

30,

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7.
2.

1.,45
*
33

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Unnotierte Aktien.
pi... ... ......... .. ......."
Beckerkohle.. ...............,
Beckerſtahl .................,
Benz... ..... .. ............
Brown Boveri.......aa.se.
Chem. Andreae .......4..:
Deutſche Petroleum ........
Diamond Shares ............
intrepriſe .................
Faleonwerke ...........
oßkraftw. Württemb.(6
unterfranken (Ufra) .....
Hanſa Lloyd .............. Conſerven ............
Holſatiawerke, Altona .....,
Kabel Rheydt ............;
Krügershall Kali ...........
Metall Starkenburg .........
Otto & Quanz......u.i.g7.

jaſtatter Waggon ...........

475
*

f=

022

675

[ ][  ][ ]

M

Rammer 225.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auyuſt 1324.

Seite 9.

Das deutſche Herz.

7)

Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)

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chiſt.

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Den Rich.

Sie beugte ſich vor und ſah ihren Nachbar von der Seite an.
Dein Geſicht iſt ganz im Schatten, und doch ſah ich das
lammenzeichen auf deiner Stirne leuchten. Brennt es dich?
Das will ich meinen, wie lauter Glut.
Wo haſt du es denn her?
Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, daß ſich mein Vater in
ne Flamme verwandelt hat, als er zu meiner Mutter kam.
Urſa ſchloß die Augen.
*
An was denkſt du jetzt? fragte ſie weich und leiſe.
An nichts. Und du?
Gerade jetzt habe ich gedacht, ob du wohl noch an die Fräu=
in
im Schloſſe zu Heidelberg denkſt. Vorher habe ich an etwas
anz andres gedacht.
Wenn du es wiſſen willſt, oft und gerne erinnere ich mich
jene Frauen und Mädchen.
Waren ſie ſchön?
Einige ſehr ſchön, hübſch waren ſie alle.
Waret ihr oft beieinander?
Den genzen Tag.
O!. Was habt ihr zuſammen getrieben?
Wir haben geſpielt, getanzt, geſungen, geſcherzt.
Geliebt?
Alles, alles war Liebe.
O wie ſüß!
Aber das kannſt du dir nicht denken. Ich habe vorher auch
ichts davon gewußt.
Wie ward dir zumute?"
Es war wie ein zarter Rauſch. Ich war müd und laß und
och ſchnell und reich an Einfällen. Ich war keck, daß ich alles
agte, und ſcheu, wie wenn wir in der Kirche geweſen wären.
S war mir ſo wohl, wenn ich ihre Nähe ſpürte, und doch
ünſchte ich heimlich, daß es vorüberſtreife wie ein Lüftchen.
aum iſt es da, ſo iſt es wieder fort. Wohin?

Urſa ſchüttelte den Kopf. Dann fragte ſie. Ihre Stimme
zitterte.
Haſt du alle geliebt oder eine?"
Alle, als ob es eine wäre, und eine, als ob in ihr alle
ſteckten.
Das verſtehe ich. Aber erzähle noch mehr. Haben die Mäd=
chen
von der Liebe gewußt?
Alles und nichts.
1
Und wie habt ihrs zuſammen gehalten?"
Wir dachten immer daran, ohne es zu wiſſen. Aber wir
fühlten nur den letzten, ſüßen, zarten Duft, der hinhaucht, wenn
alles vorbei iſt, oder alles erſt anhebt.
Woher weißt du denn das ſo? fragte ſie dumpf.
Ich weiß es nicht; aber ich weiß es doch. Wir haben es uns
einander gelehrt. O Giulietta!
Habt ihr viel geküßt?
Kaum einmal. Raſch an den Locken hin, oder leiſe, leiſe auf
die Fingerſpitzen.
Habt ihr davon geredet?
Von der Liebe?
R
Eigentlich nicht. Geleſen haben wir davon, aber geredet
nur ſo leiſe drüber hin, wie wenn eine Mutter ihr ſchlafendes
Knäblein ſtreichelt, weißt du, damit es nicht aufwacht.
Das war töricht.
O nein, das war klug und gut und fromm. Ich konnte
dabei an meine Mutter denken. Und an Gott, fügte er in
Gedanken hinzu.
Bei der Liebe, die ich meine, iſt es nicht ſo, hauchte Urſa
aſt unhörbar. Da kann man an nichts andres denken als an
Liebe.
Ja, ſo iſt es, ſagte Hans. Auch mir geht es jetzt ſo. Das
andre iſt vorbei und dies eine iſt da."
Was iſt ſchuld daran?

Du ſtreichſt um mich herum.
Urſas Augen funkelten. Aber ſie bändigte ſich und ſagte mit
bittender Stimme:
O, erzähle weiter! Habt ihr euch geſagt, daß ihr ſchön ſeid?"

Mit den Augen, ja, aber nur ganz ſtill, und von ferne, ſo
wie wenn irgendwo ein Echo verhallt, man weiß nicht, woher
es kommt. So traf ein Blick, ganz fern aus der Seele, die ſchöne
jarte Hand, und glitt drüber hin und ſpielte wie verloren um
den zarten Hals und verſchwand dann im grünen Buſch oder im
Moosdunkel zwiſchen den hohen Stämmen. So hat man ſich zu=
gergunt
: du gefällſt mir!
So bin ich nicht, ſagte Urſa und ſtand auf. Ihre Stimme
klang rauh. Mit tauſend Küſſen müßte ich es dir ſagen, wie ſchön
deine Augen ſind und wie ſüß dein Mund.
Sie ging einige Schritte und ſchaute zurück.
Die Liebe, von der ich weiß, iſt ganz anders, ſie ſchlägt wie
eine Flamme durch den Leib bis ins innerſte Mark.
Sie ſtand wartend. Dann ging ſie langſam weiter, das Trepp=
chen
hinauf durch die Pforte in den Wald.
Hinter der Mauertüre blieb ſie ſtehen und lauſchte. Er
kommt! flüſterte ſie. Aber er ging in die Burg zurück.
Sie blies die Luft durch die Lippen, daß es ziſchte wie ein
heißer Pfiff.
Giulietta! lautete die Antwort.
Da ging ſie zornig um den Zwinger herum, auf den Burg=
weg
zu.
Kurze Weile ſpäter eilte Hans durch den Zwinger herauf in
den Wald hinein. Seine Wangen waren erhitzt, ſeine Augen
loderten. Er ſuchte in jedem Buſch, ſpähte hinter jeden Baum,
und als er weiter oben war, beim ſteinernen Tiſch, rief er ohne

Scheu in den Wald hinein: Urſa! Urſa!
Die Dirne aber ſtand unten im Hof und hörte mit finſter
zuſammengezogenen Brauen die Werbung an.
Ich will! ſagte ſie.
Du willſt? rief der Junker erſchrocken. Haſt du dir denn
auch ſchon den Hannes angeſehen?
Iſch will! wiederholte ſie.
Nun gut, ſo will ichs ihm ſagen.
Ich ſag es ihm ſelbſt.
(Fortſetzung folgt.)


Met Auter Al

Wäſche und Stoffe
Ifen Siegeg,bequeme Teilzahlung nur bei
HEVER & STERN
Darmſtadt, Saalbauſtr. 2-6. (88422

Bekanntmachung.
Nach dem Finanzgeſetz ſür das Rech=
ngsjahr
1924 iſt die vorläufige Ge=
erbſteuer
(Bekanntmachung vom
März im beſetzten Gebiet: 20. Jun
24) in der ſeitherigen Art und Weiſe,
o für die vom 1. Juli ds. Js. an
ligen Ziele mit 60 v. H. der Voraus=
lung
auf die Reichseinkommen= und
rperſchaftsſteuer, weiterzuentrichten.
Darmſtadt, den 8. Auguſt 1924.
Miniſterium der Finanzen.
Henrich.
(10268

Eeſteigerangs Anfeige.
Freitag, den 15. Auguſt ds. Js.,
rmittags 9 Uhr anfangend, ver=
gere
ich Bleichſtraße 41 (Reſtaur.
mmel) zwangsweiſe gegen Bar=
(10269
lung:
Eine größere Partie Kleider=,
Hemden= und Schürzenſtoffe,
Leinwand, Herren= und Damen=
gemden
, Sporthemden, Schürzen,
Kragen, Vorhemden, 30 Kiſten
Schuhkreme und Wichſe, 8 Paar
Siiefel, 1 Partie Hausſchuhe,
Zummiſohlen uſw, ſowie ver=
chiedene
Hausmobilien.
Schuhkreme, Stiefel und Schuhe ſo=
Hausmobilien kommen nachmittags
Uhr zum Ausgebot.
Darmſtadt, den 14. Aug. 1924.
Weber
ellvertreter d. Gerichtsvollziehers
Jungermann in Darmſtadt.

Am Freitag, den 15. Auguſt 1924, nach=
ttags
3 Uhr, verſteigere ich im Hofe der
agonerkaſerne am Marienplatz:
2000 Bürſten
3000 Kleiderhalter
1000 Beſenſtiele
entlich zwangsweiſe gegen Barzahlung,
Darmſtadt, den 14. Auguſt 1924,
Axner
775)
Gerichtsvollzieher
Stellv. d. Gerichtvollziehers Portner.

Weiblich
Geb. Dame
Verdienſt, eventl.
Tege u. Geſellſch.
eid. Herrn oder
mne, würde ſolche
in Wohnung
ymen. Gefl. Ang
T 32. Gſchſt. (22828

Tüchtige

üuerin
t Beſchäftigung.
* Packen von Kolo=
Iwaren gut be=
ndert
. Angeb. u.
T 70 Geſchſt. (in2eds

Tt. zuverl. Mädch.,
Tches ſelbſt, kochen
n, ſucht bis 15. 8.
*r 1. 9.
Stellung
beſſerem Hauſe.
geb. unt. J 4
an
Beſchſt. (223302

Dame ſ. Stellg.
S Sprechſtunden=
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Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 14. Auguſt 1924,

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Orangeriegarten
Mi
ſtattfindenden
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des Verbandes Heſſiſcher Regiments=
vereine
der ehem. 25. Diviſion
recht zahlreich zu beteiligen,
Der Vorſtand.
Anmerkung: Zuſammenkunft der Kame=
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Angehörige nur bei Kamerad Schneider
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O
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8 des Heſſiſchen Artilleriekorps
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O für die Auguſt=Erinnerungsfeier
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delbergerſtr
., 2. bei Kamerad Klaus,
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halten
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Abmarſch pünktlich 1½ Uhr. An=
gehörige
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im Orangeriegarten ſein, weil Tore
geſchloſſen werden. Wir bitten alle
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verbunden mit Unterricht über g.
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Unterricht wird mit dem dazu 9
hörend, Tafelgerät erteilt u. eigne
ſich Damen alle Kenntniſſe i. Taf
decken u. Servieren an, für einfad
u. größere Eſſen, Familienfeſt
Frühſtückstiſche. Gabelfrühſtü
Kaffeekränzchen, Teeabende, kal
Büfett uſw. Servierregeln f. Hau
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