Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
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Nummer 240
187. Jahrgang
Mittwoch, den 30. Juli 1924.
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(1 Doſſar — 4.20 Martl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Teiſtuns von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beſtreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nanionaldank.
der Londoner Konferenz.
nmungen über Hemmungen. — Logans Vermittiungsvorſchlag zu Protokoll genommen:
der Suche nach neuen Formein. — Der franzöſiſche Sanktionen=Plan ein Austauſchgeſchäft
ig Gegenliebe bei den Engländern und Franzoſen.
Ein franzöſiſcher Alan im Hintergrund.
ondon, 29. Juli. (Wolff.) Das erſte oder politiſche
tee trat geſtern 11 Uhr vormittags zuſammen. Theunis
lementel waren, obgleich ſie keine Mitglieder der
Komi=
ſind, in ihrer Egenſchaft als Miniſfe; anweſend. Die
promißformel des belgiſchen
ᛋremiermini=
z, welche Beratungen der Reparationskommiſſion und der
ten Regierungen, durch zwei Gruppen des Dawes=
Sachver=
gen verſtärkt, bezüglich der Erklärung eines deutſchen
Ver=
oder des Ergreifens von Sanktionen vorſieht, wurde zuerſt
bracht. Die franzöſiſche Delegation gab ihre
Bereit=
t kund, dieſe Formel anzunehmen, wenn ſie auch von
n übrigen Delegierten bedingungslos
an=
mmen werde. Die Engländer beſtanden jedoch
f, daß das Ergebnis der Beratun
berückſichtige, und mit den politiſchen Fragen, die für die
fran=
zöſiſchen Intereſſen lebenswichtigen Fragen, wie die der
Sach=
lieferungen und der Barkonvertierungen verbinden würden.
Außerdem ſei nicht ausgeſchloſſen, daß man ſich mit dem
Gedan=
ken trage, jeder einzelnen Macht ein Berufungsrecht gegen eine
Entſcheidung zuzuerkennen, durch die ſie ſich geſchädigt fühle.
Der Inhalt der franzöſiſchen Kompromißformel
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er haben ſollte; dem widerſetzten ſich die Franzoſen ener=
Es folgte eine ziemlich langwierige Erörterung. Von neuem
d die Gefahr, daß ein vollſtändig toter Punkt erreicht
n würde. Da unternahm der amerikaniſche Vertreter
Lo=
einen unerwarteten dramatiſchen Schritt:
kit großer Ueberlegenheit erklärte der amerikaniſche
Be=
er in der Reparationskommiſſion, daß ſeine Regierung die
hführung des Dawesberichtes als eine Frage
zrößtem Intereſſe für die Vereinigten
Staa=
ind auch als einzigen praktiſchen Ausweg aus
gegenwärtigen ſchwierigen Lage Europas
Das Intereſſe ſeiner Regierung würde dadurch offenbar
1t, daß ſie der Ernennung eines amerikaniſchen Bürgers
zeneralagenten für die Reparationszahlungen, allerdings in
er Eigenſchaft, zuſtimme. Logan wies auch die Annahme
daß die amerikaniſchen Bankiers, als ſie für die Anleihe
heiten forderten, ſich von dem Wunſche hätten leiten laſſen,
die Politik einzumiſchen, Schließlich fand Logan dadurch
Ausweg aus der ſchwierigen Lage, worin ſich das erſte
ee plötzlich wieder befand, daß er eine eigene Formel
vor=
die dahin ging, daß es für das Komitee ſelbſt
Zweck habe, zu verſuchen, die Bedingungen für die
heit der Anleihe feſtzuſetzen, bevor die drei inter=
Parteien, nämlich Deutſchland als Bürge, die
ers als Leiter und die
Neparationskommiſ=
als Behörde beſondere deutſche Werte und Einkünfte,
als Sicherheit für das Kapital und den Dienſt der Anleihe
ſollen, dafür freigeben könnten, und nicht ſelbſt zu der
udigen Vereinbarung gekangten. Sobald dies erfolgt ſei,
licht vorher, werde es der Kommiſſion möglich ſein, die
ent=
enden notwendigen Vereinbarungen zu erwägen.
aum hatte Logan ſeine Erklärung beendet, als ſich Theunis
um zu erklären, daß die Worte, die die Kommiſſion ſoeben
get habe, amerikaniſche Logik, amerikaniſche Vernunft und
kaniſchen kaufmänniſchen Geiſt darſtellten. Theunis
* dieſe Gelegenheit für ein engeres
Zuſammen=
ken zwiſchen Europa und Amerika nicht
vorbei=
laſſen.
dem Berichterſtatter des „Daily Telegraph” zufolge gingen
merweiſe weder die engliſchen noch die franzöſiſchen
Ver=
auf den amerikaniſchen Vorſchlag ein. Die Franzoſen
n ſo gut wie ſtill und ſprachen ſpäter von der
Einbrin=
g einer neuen eigenen Formel.
Son den Engländern brachte Snowden zum Ausdruck,
O4der amerikaniſche Vorſchlag eine ſorgfältige Prüfung
erfor=
bevor er ſich binden könnte. Er müßte ſich erſt mit ſeinen
gen beſprechen. Darauf kam man überein, daß das Komitee
Uhr wieder zuſammentreten ſollte und in der Zwiſchenzeit
n ſeinen Vorſchlag konkret ausarbeiten ſollte.
PRungsverſchiedenheiten zwiſchen Belgien
und Frankreich in der Räumungsfrage.
U. Paris, 29. Juli. Der Matin ſtellt in einer
Be=
ſutng der Londoner Verhandlungen feſt, daß Belgien in der
e der militäriſchen Räumung des Ruhrgebietes nicht den
öſiſchen Standpunkt vertrete. Theunis nehme auf die poli=
Lage ſeines Landes Rückſicht; auf jeden Fall ſei er einer
Tetzung der Beſetzung abgeneigt. Auch innerhalb der
fran=
hen Delegation machen ſich verſchiedene Richtungen be=
Dar.
franzöſiſcher Porſchlag in Ausarbeitung.
Paris 29. Juli. (Wolff.) Der Londoner Berichterſtatter
Betit Pariſien meldet über die Lage von geſtern abend,
mtlichen Delegationen ſei die Hoffnung zum Ausdruck
ge=
ten, bis Ende der Woche zu einer Verſtändigung
un=
den Alliierten zu gelangen. Man habe in dieſer
hung ſtark auf den Vorſchlag gerechnet, den die
fran=
ce Delegation heute ausarbeitet und am Mitt=
9 der Konferenz unterbreiten ſoll. Was den
uiſſa, daß die ſragliche Vormel von allen denen, die bis
Den der belgiſchen oder amerikaniſchen Delegation vorge=
Zen wurden, inſofern völlig abweiche, als ſie die Arbeiten
dritten Kommiſſion (Sachlieferungen und Konvertierung)
Paris, 29. Juli. Die Agence Havas erklärt zu dem
fran=
zöſiſchen Kompromißvorſchlag, der morgen der erſten
Kommiſ=
ſion unterbreitet werden ſoll, daß er ſich auf den Schiedsſpruch
beziehe, der für den Fall vorgeſehen ſei, daß die
Neparations=
kommiſſion nicht einſtimmig eine Verfehlung feſtſtelle. Eine
end=
gültige Faſſung des Wortlautes werde heute erfolgen.
Paris, 29. Juli. (Wolff.) Der franzöſiſche neue
Vor=
ſchlag, der in der erſten Kommiſſion behandelt wird, beſteht in
ſeinen Grundzügen darin, daß man jedesmal dann, wenn die
Reparationskommiſſion über eine Verfehlung Deutſchlands ſich
auszuſprechen hätte und nicht imſtande wäre, allgemeine
Ueber=
einſtimmung zu erzielen, eine ſchiedsrichterliche Entſcheidung in
Anſpruch nehmen würde. Die Repko würde in dieſem Falle die
Beſchlußfaſſung an ein Komitee von beiſpielsweiſe drei
Mitglie=
dern, darunter einem Amerikaner, verweiſen. Es verlautet, daß
Macdonald die leitenden Gedanken dieſes Entwurfes gut
auf=
genommen habe. Der engliſche Sachverſtändige William
Fiſher, der früher einen ähnlichen Entwurf bearbeitet, hat,
wird gemeinſam mit dem franzöſiſchen Sachverſtändigen Arm
von der Repko, heute nachmittag, wenn möglich, einen
gemeinſa=
men Text vorbereiten. Nach Auffaſſung der franzöſiſchen
Re=
gierung iſt die Annahme dieſes Kompromiſſes davon abhängig
zu machen, daß Frankreich ſeitens der dritten Kommiſſion
Zu=
geſtändniſſe in der Frage der Sachlieferungen gemacht würden,
die einer Garantie von ſeiten Deutſchlands bedürften.
Peratung des franzöſiſchen Sanktionenvorſchlags.
* London, 29. Juli. (Priv.=Tel.) Die heutige
Verſamm=
lung der Delegationsführer war von den Verſammlungen der
letzten Tage etwas verſchieden. Der amerikaniſche Botſchafter
Kellog war nicht anweſend, dagegen waren der franzöſiſche
Finanzminiſter Clementel, der belgiſche Außenminiſter Hymans
und der japaniſche Botſchafter Hayaſhi eingeladen worden und
erſchienen. Es wurde vor allem über den franzöſiſchen
Vor=
ſchlag der Sanktionsfrage geſprochen. Der Vorſchlag ſteht mit
dem Verſailler Vertrag nicht in Widerſpruch, da dieſer die
Re=
parationskommiſſion ermächtigt, ihre Vollmachten gegebenenfalls
an einen außenſtehenden Organismus abzutreten. Der
Vor=
ſchlag iſt heute nachmittag gemeinſam, von den
fran=
zöſiſchen und engliſchen Sachverſtändigen
ge=
prüft worden. Es verlautet aber, daß die franzöſiſche
Delegation einem Vorſchlag nur in Austauſch gegen gewiſſe
Konzeſſionen in der Frage der Sachleiſtungen
auf=
rechterhalten will. Es ſoll ſich auch hier, wie in der Frage
der Militärkontrolle, um ein Austauſchgeſchäft handeln,
wobei die bisher in den Vordergrund geſtellten Hauptprinzipien
und Vertragsrechte, fallen gelaſſen werden.
Herriot verwickelt ſich in Widerſprüche.
Paris 29. Juli. (Europapreß.) Der Londoner
Korre=
ſpondent des Intranſigeant teilt mit, daß der japaniſche
Bot=
ſchafter Hayaſhi nach der heutigen Sitzung der Delegationsführer
erklärte, es ſei ſonderbar, daß Herriot in der
Vergan=
genheit die Beſetzung der Ruhr bekämpft habe
und heute bei der Zumutung, daß Frankreich ſich
ver=
pflichten ſoll, nicht wieder in die Ruhr
zurückzu=
kehren, wie ein Löwebrüllt.
Kſeinarbeit in den Komitees.
SD. London, 29. Juli. Das erſte Komitee tritt morgen
vormittag halb zehn Uhr wieder zuſammen und es iſt möglich,
jedoch noch nicht ſicher, daß auch im erſten Komitee der neue
franzöſiſche Plan zur Beratung vorgelegt werden wird. Um
halb elf Uhr tritt gleichfalls das dritte Komitee zuſammen in
ſeine Beratungen ein und aller Wahrſcheinlichkeit nach auch die
juriſtiſche Kommiſſion. Nachmittags werden jedoch die großen
Fünf eine gemeinſame Beſprechung haben.
Zu der von der Daily Mail eingeleiteten Bewegung gegen
eine britiſche Anleihe an Deutſchland wird von zuſtändiger
Stelle erklärt, daß dieſe, ſowie der geſtern im Unterhaus
unter=
breitete Proteſt überhaupt keinerlei Beachtung geſunden habe und
ihm daher keinerlei Bedeutung beizumeſſen ſei. Auf keinen
Fall könne ein ſolcher Proteſt das Vertrauen an eine Anleihe an
Deutſchland erſchüttern.
Vorausſichtlicher Konferenz=Abſchluß
Ende der nächſien Woche.
London, 29. Juli. Wie Reuter erfährt, kann nach Anſicht
eingeweihter Kreiſe der gegenwärtige Stand der Konferenz
als hoffnungsvoll bezeichnet werden. Man hofft, daß die
Konferenz Ende nächſter Woche zu einem erfolgreichen
Ab=
ſchluß kommt. Was die Einladung an Deutſchland betrifft, ſo
iſt darüber noch nichts bekannt. Sie wird erfolgen, wenn die
Hauptdelegierten den Zeitpunkt für gekommen erachten. Dagegen
find Schritte ergriffen worden zur Einladung der
Repara=
tionskommiſſion nach London. Die amerikaniſchen und
anderen Vorſchläge gewinnen jetzt feſte Geſtalt. Das 1.
Komi=
tee wird morgen zuſammentreten, ſobald man den ſkizzierten
Plan für annehmbar hält. Die Frage der militäriſchen
Räumung iſt überhaupt noch nicht zur Sprache gekommen,
ſondern ſoll außerhalb des Verhandlungsrahmens diskutiert
ſerden.
Deutſchland und der Völkerbund.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die innerpolitiſche Oppoſition, auf die ſich unſere
Sozial=
demokraten einſtellen, ſchlägt mehr als erforderlich und auch
nütz=
lich iſt, ins Außenpolitiſche über. So iſt es gekommen, daß
Reichs=
kanzler Marx gegen den Wunſch ſeiner Miniſterkollegen nach
London geht, nur weil die Sozialdemokratie den Kampf gegen
den Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann mit großem Ziel
vor=
bereitet und ſich zu dieſem Zweck ſogar Telegramme aus Paris
hat beſorgen laſſen, die von einem Mißtrauen der franzöſiſchen
Regierung gegen den deutſchen Außenminiſter ſprechen.
Ein neues Angriffsfeld hat ſich der „Vorwärts” jetzt im
Völ=
kerbund geſucht. Er behauptet, daß Macdonald ſeinen eigenen
Vertrauensmann nach Berlin geſchickt hätte, um Deutſchlands.
Aufnahme in den Völkerbund für den Herbſt vorzubereiten, daß
aber das Auswärtige Amt zu unerfüllbare Forderungen geſtellt
habe und daran die ganze Miſſion geſcheitert ſei. Wenn es
rich=
tig ſein ſollte, ſo würden wir das für eine außenpolitiſche Tat
hal=
ten. Wir glauben aber nicht, daß dieſe ganzen Zuſammenhänge
beſtehen. Nach unſerer Kenntnis hat vor vier Wochen die
eng=
liſche Regierung eine offizielle Anfrage nach Berlin gelangen
laſſen, wie wir uns zu einem Eintritt in den Völkerbund ſtellten.
Das Kabinett hat aber beſchloſſen, die Beantwortung ſolange
hinauszuſchieben, bis das Ergebnis von London ſich überſehen
ließe, weil natürlich von einer anderen Einſtellung Deutſchlands
der Entente gegenüber mancherlei von unſerer Grundauffaſſung
dem Völkerbund gegenüber abhängt. Die Hauptfrage aber, daran
wird ſich nichts ändern, bleibt immer die gleiche, daß wir an
unſeren Eintritt in den Völkerbund drei
Vor=
ausſetzungen knüpfen:
Wir verlangen einen ſtändigen Sitz im
Völker=
bundsrat.
Wir lehnen jede Neuverpflichtung auf den
Ver=
ſailler Friedensvertrag ab.
Wir verlangen, daß der Völkerbund wenigſtens
alle Staaten von Europa umfaßt, wozu eine
Ein=
ladung an Rußland erforderlich iſt.
„Wenn wir in dieſen drei Punkten Entgegenkommen finden,
läßt ſich über unſeren Eintritt reden. Wir glauben aber weiter,
daß dieſe Frage gar nicht mehr aktuell iſt, weil auch Macdonald
ſich über die Widerſtände in Frankreich getäuſcht hat, ſo daß
Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund in dieſem Jahre
über=
haupt wohl nicht mehr in Frage kommt. Ein gewiſſes
Zuſam=
menarbeiten hat ſich ja angebahnt. Auf der letzten Sitzung wurde
ein Vorſchlag über militäriſche Abrüſtung angenommen, der
ur=
ſprünglich einer engliſchen Anregung entſprach, aber unter
fran=
zöſiſchen Einwirkungen in das Gegenteil verkehrt wurde. Dieſer
Entwurf iſt auch der deutſchen Regierung mit der Bitte um eine
Rückäußerung übermittelt worden. Die Aeußerung iſt inzwiſchen
erfolgt und liegt bereits in Genf vor. Auch da handelt es ſich
freilich nur um ein akademiſches Problem, weil England
be=
reits heftig abgewinkt hat und dieſen Genfer Kompromiß
nicht mitmachen will. Es ſcheint aber, als ob Macdonald
darüber hinaus die Abſicht habe, zu der Sitzung des
Völkerbun=
des nach Genf perſönlich zu fahren, um dort die militäriſche
Siche=
rung des Rheinlandes auf Grund des Verſailler Vertrages auf
eine andere Grundlage zu ſtellen, etwa in der Form, daß das
Mandat der alliierten Mächte zur militäriſchen Beſetzung des
Rheinlandes dem Völkerbund anvertaut wird. Auch darüber
hinaus wird Näheres erſt zu ſagen ſein nach dem Abſchluß der
Londoner Verhandlungen.
Vorläufig hält England daran feſt, daß die erſte Zone
am 10. Januar kommenden Jahres geräumt wird, und
zwar zugunſten Deutſchlands geräumt wird, ſo daß
Kölnwiederfrei würde. England will dann aber nicht
etwa ſeine Truppen zurückziehen, ſondern denkt daran,
be=
ſtimmte Gebiete der zweit en Zone, die jetzt von
den Franzoſen belegt ſind, zu beſetzen, ſo daß,
wenn dieſe Dinge ſpruchreif werden, Koblenz künftighin
eine engliſche Beſatzung haben würde.
Der Völkerbunds=Gaxantiepakt von
Deutſchland abgelehnt.
TU. Genf, 29. Juli. Die deutſche Antwort auf die
Mittei=
lung des Völkerbundes bezüglich des Entwurfes einer
gegen=
ſeitigen Garantiepaktes, die am Montag hier eingetroffen iſt, wird
vorausſichtlich Donnerstag veröffentlicht werden. Die
Andeutun=
gen ergeben, daß die deutſche Antwort zum Schluß kommt,
den Vertrag abzulehnen, da er keinen Fortſchritt
gegen=
über dem Völkerbundsſtatut bedeutet.
Frankreichs Perteidigungsrat nimmt den
Garantiepakt des Völkerbundes an.
* Paris, 29. Juli. (Priv.=Tel.) Im Zuſammenhang mit
der engliſchen Zurückweiſung des vom Völkerbund
vorgeſchlage=
nen Garantiepaktes bemerkt der Matin: Die Entſcheidung der
franzöſiſchen Regierung würde im Prinzip zu Gunſten einer
An=
nahme des Paktes ohne Vorbehalt ſein, ſowie Vorſchläge für
ſeine Anwendung enthalten. Das Blatt fährt weiter fort, daß
das von dem nationalen „Verteidigungsrat” ernannte Komitee
zur Prüfung der Angelegenheit einſtimmig den
Völkerbundsvor=
ſchlag annahm. Die franzöſiſche Antwort an den Völkerbund
werde vorausſichtlich im kommenden Monat abgeſandt werden.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1994.
Rummer 210.
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Her
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Finanzielle Garantien.
Die Anleihebedingungen der Bankiers.
TU. London, 29. Juli. Heute wird eine wichtige Sitzung
der amerikaniſchen, britiſchen und alliierten Bankiers ſtattfinden,
wahrſcheinlich unter dem Vorſitz Lamonts von der Firma
Mor=
gan E Co., um die notwendigen Bedingungen der Anleihe zu
erwägen. Wie verlautet, haben die Bankiers drei Arten
finanzieller Garantien vorgeſehen:
1. allgemeine Garantien aller teilnehmenden Mächte;
2. eine individuelle Garantie jeder Macht, die eine ſeparate
Aktion unternimmt;
8. Garantie der Bankiers der unter 2 erwähnten Mächte.
Hoffnung auf die Konferenz der Bankiers.
SD. London, 29. Juli. Heute früh hat eine Beſprechung
der großen Fünf ſtattgefunden, die erſt gegen Mittag zu Ende
war. Gleichzeitig wird eine Geſamtkonferenz der Bankiers
ge=
meldet, an der die franzöſiſchen und belgiſchen Bankiers
teilneh=
men ſollen. Das Hauptintereſſe konzentriert ſich nach wie vor
auf die außerhalb des eigentlichen Konferenzrahmens liegenden
Dinge. Zunächſt auf den Vorſchlag Logans, der amtlich
nicht abgelehnt, nicht angenommen, aber doch zu Protokoll
genommen worden iſt. Gegenwärtig arbeitet man daran,
ihn in Uebereinſtimmung mit dem franzöſiſch=belgiſchen Plan
zu bringen.
Die Einladung der Repko und der Deutſchen.
* London, 29, Juli. Die Vollſitzung der Konferenz hat
in ihrem weiteren Verlauf beſchloſſen, die
Reparationskommiſ=
ſion einzuladen, nach London zu kommen, um mir den deutſchen
Delegierten die Probleme zu behandeln, die die Deutſchen und
die Reparationskommiſſion angeben. Dieſer Beſchluß ſteht in
Uebereinſtimmung mit dem Bericht des juriſtiſchen Komitees, das
bekanntlich die in London zu behandelnden Probleme in brei
Gruppen eingeteilt hat. Die Einladung der Repko iſt bereits
er=
folgt; die Mitglieder der Kommiſſion werden am Mittwoch in
London eintrefſen.
Die Reparationskommiſſion hat in ihrer heutigen
Nachmittagsſitzung das Quantum der von Deutſchland im Monat
Auguſt zu liefernden Reparationskohle beſtimmt. Im Laufe der
Sitzung iſt auch der Zeitpunkt der Abreiſe der
Kom=
miſſion nach London beſprochen worden, aber es
wurde kein Beſchluß gefaßt.
Sachleiſtungen auch nach 1930!
London, 29. Juli. (Europapreß.) In der Kommiſſion
für den Zahlungsmodus iſt eine proviſoriſche Einigung erzielt
worden über die Organiſation des Komitees für die
Sachleiſtun=
gen indem die Grundlagen feſtgeſetzt worden ſind, auf denen die
Sachletſtungen nach 1930 fortgeſetzt werden können.
Die deutſche Regierung ſoll überdies erſucht werden,
durch ein feierliches Verſprechen ſich allen
Boy=
kottbewegungen entgegenzuſetzen, durch die die
Sachleiſtungen hintertrieben werden könnten. Die franzöſiſche
Delegation drückte darauf die Befürchtung aus, daß Deutſchland
für die franzöſiſchen Kunden andere Preiſe feſtſetzen werde als
für die Käufer der übrigen Nationen. Sie ſchlug vor daß ein
mittlerer Exportpreis für die Sachleiſtungen feſtgeſetzt werde. Ein
Beſchluß wurde noch nicht gefaßt. Die Kommiſſion tritt heute
neuerdings zuſammen. Sie hofft, daß dies ihre letzte Sitzung
ſein werde.
Franzöſiſcher Miniſterrat.
Oie innere Kriſe in Italien.
*Melchior Palägyi zum Gedächtnis.
Mit Profeſſor Dr. Melchior Palägyi iſt einer der Größten
junſerer Zeit dahingegangen. In Darmſtadt, wo Melchior Palägyi
Vom Tage.
Nuntius Pacelli iſt nach ſeinem Eintreffen in Berlin beim
Reichskanzler zu Beſuch geweſen. Wie wir hören, hat es
ſich jedoch lediglich um einen perſönkichen Höflichkeitsakt gehandelt.
Die Gemahlin Wilhelms II. iſt, aus Doorn kommend, am
Montag im Heſſiſchen Hof in Frankfurt abgeſtiegen und am
E.P. Paris, 29. Juli. Heute vormittag fand unter dem Vorſitz
des Juſtizminiſters Renoult ein Miniſterrat ſtatt. Es wurde
das Programm der parlamentariſchen Arbeiten
feſt=
ſetzt und ſodann einige Beſchlüſſe gutgeheißen, durch die der erwartete
große Beamtenſchub eröffnet werden ſoll. Der bisherige
Polizeipräſi=
den von Paris Naudin iſt zum Polizeipräfekten des Seine=
Departe=
ments befördert worden. Der Polizeipräſident des Nord=Departements
Herain wurde Polizeipräſident von Paris. Die Regierung hat weiter
beſchloſſen, eine Kommiſſion einzuſetzen, die ſich mit der allgemeinen
Erhöhung der Beamtengehälter befaſſen ſoll.
* Mailand, 29. Juli. (Priv.=Tel.) Die Organiſation der
Oppoſitionsparteien macht trotz des Verſammlungverbots der
Regierung Fortſchritte. Die Vorſtände der Oppoſitionsparteien
der Lombardei haben ſich am Sonntag in Mailand verſammelt
und beſchloſſen, den gegenwärtigen Freiwilligenblock der
Oppo=
ſitionskräfte im Namen der Freiheit und Gerechtigkeit auf die
ganze Propinz auszudehnen und mit der beſſeren Organiſation
einen Provinzausſchuß zu betrauen.
Dienstag nach Baden=Baden weitergereiſt, um ſich wegen
ihres Gelenkrheumatismus einer Kur zu unterziehen.
In Zehlendorf bei Berlin iſt der Sänger und Liederkomponiſt
Profeſſor Eugen Hildach, der durch das Lied „Der Lenz iſt
da” populär geworden iſt, im 75. Lebensjahr geſtorben.
Der wegen Beteiligung an der Münchener Räterepublik zu 5½
Jahren Feſtung verurteilte Guſtav Klingelhöfer iſt aus der
Feſtungshaft in Niederſchönenfelde entlaſſen worden. Für
das letzte halbe Jahr ſeiner Strafzeit hat er Bewährungsfriſt erhalten.
Im Reichsarbeitsminiſterium iſt ein Schiedsſpruch gefällt
worden, demzufolge die Gehälter der Bankbeamten für Juli
und Auguſt um 10 Prozent erhöht werden.
Bei den Wahlen für die Ortsberwaltung des Deutſchen
Metall=
arbeiterverbandes in Düſſeldorf erlitten die Kommuniſten eine
ſchwere Niederlage.
Die rumäntſche Regierung hat ſämtliche
kommu=
niſtiſchen Organifationen aufgehoben und ihre
Fort=
führung unter anderem Namen bei ſchwerer Strafe
ver=
boten.
In Longwy iſt dieſer Tage ein junger italieniſcher
Ar=
beiter von Kommuniſten ermordet worden, weil er
„Eviva Muſſolini” gerufen habe.
Poincaré und Staatsfekretär Hughes werden ſich am
Mitt=
woch bei einem Nachteſſen treffen. Hughes wünſcht die Anſichten
Poincarés über die Reparationsfrage kennen zu lernen.
Joffe iſt in London angekommen. Kamenew wird in den
nächſten Tagen erwartet.
Wie aus Adana gemeldet wird, wurde im Willajet Moſſul
eine engliſche Militärpatrouille von Eingeborenen
angegriffen.
Die Marokkaner haben am 26. Juli eine große
Offen=
ſive eröffnet. Den Spaniern find ſchwere Verluſte
zugefügt worden. In Tetuan iſt eine große Anzahl von Verwundeten
angekommen.
Nach Meldungen aus Rio de Janeiro haben die
Aufſtän=
diſchen Sao Paulo verlaſſen. Die Stadt ſei von den
Bundestruppen beſetzt werden.
Reuter meldet aus Cambridge, Senator Lodge, der ſich
einer Operation unterziehen mußte, iſt ernſtlich erkrankt.
Präfident Coolidge hat an den Sekretär des
Nationalver=
bandes gegen den Krieg einen offenen Brief gerichtet, worin er die
Pazifiſten dafür tadelt, daß ſie alle Kriegsrüſtungen der
Vereinigten Staaten bekämpfen.
Zur Ueberführung der Leiche des Konſuls Imrbie
ſwird ein amerikaniſcher Kreuzer nach Perſien entſandt werden. Wenn
nötig, werde das Schiff auch zu einer Demonſtration benutzt werden.
wohl ſeinen Lebensabend in ruhiger Umgebung, aber in emſiger
Tätigkeit zu beſchließen gedachte, erreichte ihn — zu früh, um
das Letzte und Größte der Welt noch geben zu können, deſſen er
fähig war — der Tod. Am Freitag, den 11. Juli, erlitt er einen
Schlaganfell, der in der Frühe des folgenden Sonntags zum
Tode führte. Er hat die letzten Stunden ſeines Lebens ohne
Be=
wußtſein vollbracht. Wie ſehr rege ſein Geiſt auch in dieſen
Stun=
den noch war, bezeugt die Mitteilung des ihn behandelnden
Arz=
tes, daß Palägyi auch in dieſen Stunden des fehlenden
Bewußt=
ſeins Ausſprüche von reifſter Lebenserkenntnis und Klarheit
ge=
tan. Auch im Unterbewußtſein bewegten ihn noch im Kampf mit
dem Tode die Gedanken, die ſein Leben beherrſchten und aus
denen heraus er die Menſchheit zu einer neuen Geſundung führen
wollte, die im weſentlichen darauf gründete, daß nicht wie bisher
das mechaniſch aufgefaßte Leben der Natur, ſondern die Herrſchaft
des Geiſtes in Verbindung mit der lebendig erfaßten Natur, die
neite Erkerntnis vom Sein, die neue Welt= und
Lebensanſchau=
ung ſein muß, die der Menſchheit eie neue Renaiſſance und eine
Rettung von innen heraus bringen kann. In dieſer Erkenntnis
traf ſich Palägyi in gewiſſem Sinne mit Holzapfel in ſeinem
„Panidcal”, wenn auch die beiden Denker auf ganz
verſchiede=
nem Wege ihr der Menſchheit gewidmetes Ziel zu erreichen
ſtrebten.
Melchior Palägyi war Ungar, und nicht mit Unrecht wird er
von maßgebender Seite als der letzte große Ungar bezeichnet, dem
eine welthiſtoriſche Sendung einen Platz in der Geſchichte anwies,
weit über die Grenzen ſeines Vaterlandes und ſeines Weltteils
hinaus, einen Platz unter den erſten geiſtigen Führern der
Menſchheit. Gewiß gehörte wohl ſein letztes, tiefſtes und
heißes Gefühl, ſeine Liebe, ſeinem Vaterland, aber wie vor den
Ereigniſſen des letzten Jahrzehnts, ſo noch mehr nachher, lebte
in ihm die Ueberzeugung, daß der deutſche Genius berufen
ſei, der Menſchheit Führer zu ſein. In Deutſchland, im deutſchen
Volk verehrte er das „heilige Herz der Völker‟. Dieſe
Ueberzeu=
gung und der unerſchütterliche Glaube an Deutſchlands Zukunft
ließ ihn ſchließlich nach Deutſchland überſiedeln, um inmitten
die=
ſes Volkes ſeine Erkenntnis zu vertiefen und in ihrer
Verwirk=
lichung tätigen Anteil zu nehmen.
Daß er Darmſtadt zum Wohnſitz wählte, mag Zufall geweſen
ſein, vielleicht aber auch Abſicht, denn hier an der Grenze des
Gebietes, in dem Deutſchlands Feinde nach kriegeriſchem
Zuſam=
menbruch Herrenrechte ausüben zu können glauben, pulſieren die
Gegenſätze beſonders, und hier fand er Boden auch für ſeine
Sie neu
he
770
die neie MAoſaiſtge Hechetung.
Die Radikalen und Pribitſchewitſchianer in
der Oppoſition.
Belgrad, 29. Juli. (Europapreß.) Die Bildung bes
Geſchäftskabinetts durch den Demokraten Davidowitſch erfolgte
auf Wunſch des Königs, nachdem der Vollzugsausſchuß der
Ra=
dikalen Partei beſchloſſen hatte, die Regierung nur zu
behal=
ten, wenn Paſitſch mit der Veranſtaltung von Neuwahlen
be=
traut werde. Dieſe Löſung der Kriſe hat in politiſchen Kreiſen
allgemein überraſcht, da man keine Regierung ohne die
Mitwir=
kung der Unterſtützung von Paſitſch für möglich hält, beſonders
nachdem Jowanowitſch vergeblich die Neubildung verſucht hatte.
Die bisherigen Oppoſitionsparteien zeigen ſich ſehr befriedigt,
während ſich die Radikalen und Pribitſchewitſchianer, die die
neite Oppoſition gebildet haben, beſchloſſen, die Regierung
ener=
giſch zu bekämpfen.
Der bisherige demokratiſche Oppoſitionsführer
Davidowitſch übernimmt die
Miniſterpräſident=
ſchaft, Marinkowitſch das Außenminiſterium, Spaho
die Finanzen, der bosniſche Muſelman Hrasnizza die Juſtiz
und General Haditſch, der Feldadjutant des Königs, das
Kriegsminiſterium.
Das Programm der neuen Regierung ſieht nach
den Erklärungen des Miniſterpräſidenten Aenderungen in der
Innenpolitik des Landes vor, um eine Wiederannäherung
zwi=
ſchen Serben, Kroaten und Slowenen zu erreichen. Nächſte
Woche wird die Skuptſchina zuſammenberufen, um einige
drin=
gende Geſetzesvorlagen gegen das Beſtechungsweſen uſw. zu
be=
handeln, die ſich im Grunde gegen das alte Regime richten.
Da=
gegen ſoll die Außenpolitik keine weſentliche Aenderung erfahren.
Gegenüber Rußland wird die Haltung Macdonalds und
Her=
riots befolgt werden. Der neue Außenminiſter Marinkowitſch
genießt in politiſchen Kreiſen, ſogar bei den Radikalen, hohes
Anſehen.
Macdonald im Kreuzfeuer.
Das Unterhaus verlangt Auskunft über den Garantiepak
die Abrüſtungskonferenzen und die 40 Millionen=Anleih
für Deutſchland.
London, 28. Juli. (Wolff.) Ein Mitglied fragte,
einige andere Mitglieder des Völkerbunds bezüg
ihrer Haltung gegenüber dem vorgeſehenen Garantiep
eine Entſcheidung getroffen hätten. Premierminiſter Me
donald erwiderte, daß Belgien, Bulgarien, Eſtland, Finnl
und Lettland ſich im allgemeinen günſtig geäußert hät
wenn auch Belgien und Finnland zahlreiche Anregungen
treffs Abänderungen gemacht hätten. Die Union der Sow
republiken und die Vereinigten Staaten von Amerika hätten
klärt, nicht in der Lage zu ſein, zuzuſtimmen. Die Frage, ob
franzöſiſche Regierung allgemein ihre Zuſtimmung geäuf
habe, wurde von Macdonald verneint.
Kennworthy, ſtellte eine Frage wegen der geplan
Abrüſtungskonferenzen. Macdonald erwiderte,
Angelegenheit werde erwogen und es werde darüber verhand
Auf die Anfrage Kennworthys, ob irgend ein
ſchritt in der Richtung auf eine Verminderung der R
ſtungen zur See durch eine Vereinbarung zwiſchen
hauptſächlichſten Seemächten feſtzuſtellen ſei und welche Schr
die engliſche Regierung in der Angelegenheit zu unternehy
gedenke, erwiderte Macdonald, die Verminderung der Rüſt
gen werde von der engliſchen Regierung als eine der weſentl
ſten Bedingungen der nationalen Sicherheit betrachtet. Sie mi
indeſſen durch eine Politik vorbereitet werden, die unter
Nationen Vertrauen ſchaffe. Ein ungeſchickter Schritt wü
unberechenbare Schäden anrichten.
Kennworthy fragte, ob England nicht irge
etwas tun könne angeſichts des endgülti
Schrittes, der von dem amerikaniſchen Präſidenten Co
lidge unternommen worden ſei.
Macdonald antwortete, ein ſolcher Schritt ſei v
Präſidenten der Vereinigten Staaten nicht getan worden.
habe lediglich ſeine allgemeine Sympathie mit den Abrüſtung
erklärt, und er, Macdonald, habe in gleicher Weiſe geantwor
Sir William Bull unterbreitete eine Petition d.
nationalen Verbands der Fabrikanten, worin
beten wird, dem Plan, der jetzt die Aufmerkſamkeit d
alliierten Konferenz bezüglich der Anleihe
40 Millionen Pfund an Deutſchland in Anſpruch
nim=
ſorgfältige Erwägungen vom Standpunkt der Frage aus
widmen, daß die britiſchen Induſtrien, von der Tex
induſtrie abgeſehen, davon berührt werden. Der Plan mi
einem Ausſchuß, der die Intereſſen der Unternehmer, wie ar
der Arbeiter vertritt, zur Unterſuchung überwieſen werden,
vor eine bindende Vereinbarung eingegangen werde.
Blättermeldungen zufolge, hat Lord Birkenhead im Ob
hauſe diefelbe Petition, die von 1700 Firmen ausgeht, unt
breitet.
Die Kolonjaldebatte im Anterhaus.
London, 29. Juli. (Europa=Preß.) Im Unterhaus ſchlug
he=
der Abg. Kennworthy bei der Diskuſſion des Kolonialbudg
eine Kreditreduktion von 100 Pfund Sterling zu
Zeichen des Tadels vor. Die Regierung habe in Meſopotami
dieſelbe Politik, verfolgt wie die vergangenen Regierungen. Die Lu
bombardemnts, die ſeinerzeit von der Arbeiterpartei ſo ſehr verurte
worden ſeien, ſeien unter der Regierung Macdonalds ebenſo häuf
wie unter der Regierung Baldwins. Außerdem habe die Arbeikerpar
früher die Räumung Meſopotamiens verlangt, jetzt ſei davon ni
mehr die Rede. Er fordert die Räumung Meſopote
miens, da die ſtrategiſche Lage der britiſchen Tru
pen gegenwärtig äußerſt gefährdet ſei.
Der Kolonialminiſter Thomas antwortete namens der Regi
rung, daß dieſe in Meſopotamien vor die Aufgabe geſtellt ſei, die früh
eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen. — Was die türki
Petroleum=Compagnie anlange, deren Aktienverteilung von Abge
neten kritiſiert worden ſei, ſo hätten vor dem Kriege Deutſchland
England ſich zu gleichen Teilen in den Aktienbeſitz geteilt. Nach
Kriege habe Frankreich den deutſchen Anteil übernommen, ſpäter
Amerika einen Anteil verlangt und ſchließlich ſei auch noch Italie
dazugekommen, ſodaß die Konzeſſion in vier Teile geteilt werde
mußte. — Auf die Moſſulfrage eingehend, erklärte der Kolonia
miniſter, daß die Frage der Grenze des Moffulbezirkes gegenwärt
dem Völkerbund unterbreitet ſei. Dieſe Frage werde ebenfalls von de
Foreign Office geprüft. Es ſei ihm deshalb unmöglich, darüber ein
Erklärung abzugeben. In Bezug auf die Näumung Meſopo
tamiens ſei es ſchwierig, Garantien dafür zu geben
daß die Räumung in vier Jahren erfolgen werde. Die Regierun
habe die beſtimmte Abſicht, Meſopotamien zu räumet
wenn ſie dann noch an der Macht ſein werde. — Darauf ergriffen no
mehrere Abgeordnete das Wort und kritiſierten die Regierungspolitt
in Meſopotamien und Paläſtina.
politiſche Miſſion. Die Leſer des „Darmſtädter Tagblatts” haben
Melchior Palägyi in den letzten Jahren durch zahlreiche Aufſätze
teils politiſcher, teils philoſophiſcher Art kennen gelernt und
wer=
den mit uns die Gedankentiefe, die Reife ſeiner Anſchauung und
die kriſtallene Klarheit ſeiner Sprache, in der er der
Oeffentlich=
keit ſeines Denkens Reſultate vermittelte, bewundert haben.
Palägyi iſt im Alter von 64 Jahren aus einem Leben
geſchie=
den, das im wahrſten Sinne des Wortes begnadet war, weil es
nicht ihm, nicht einem kleinen Kreiſe von Menſchen, ſondern der
Menſchheit gewidmet war. Er hat Großes vollbracht, aber ſein
Leben war noch angefüllt mit einem unerſchöpflichen Reichtum an
Gedanken und Ideen, die der Reife entgegenwuchſen, ſo daß ſein
Tod in Wahrheit eine Lücke in den kleinen Kreis der großen
Gei=
ſter riß, die ſobald nicht geſchloſſen werden wird.
Wir zitieren aus einer Würdigung: „Er war jedem, der ihn
kannte, wie ein letzter lebender Beweis dafür, daß auch in unſerer
verdorrenden Gegenwart noch menſchliche Größe möglich ſei, wie
wir ſie in den heiligen Namen der geiſtesgeſchichtlichen
Vergan=
genheit verehren. Allein ſchon die lebendige Anweſenheit eines
Menſchen von ſolchem Range unter uns adelte unſeren Tag und
hob unſeren Mut. Dabei hatte er bei aller imponierenden Größe
eine menſchliche Güte, Zartheit und nie verſagende
Herzens=
wärme, die für alle, die von ſeinem gewaltigen Geiſte einen Hauch
verſpürten, etwas ſo unendlich Rührendes und
Verehrungs=
würdiges hatte. Die Menſchheit verlor in Palägyi einen ihrer
bedeutendſten Repräſentanten, die abendländiſche Geiſtesgeſchichte
den letzten Philoſophen im alten und ſchweren Sinne des Wortes.
Aber alle, die ihm im Leben naheſtehen durften, verloren den
un=
ermüdlichen Helfer, den gedankentiefen Anreger, den
warmherzi=
gen Förderer, den gütigen Freund, und ſind doppelt verarmt.”
gik auf dem Scheidewege” (1902), „Theorie der Phantaſie‟ (1908)
Er war der erſte Philoſoph, der ſich mit der Phantaſie er
kenntniskritiſch auseinanderſetzte und die erſte Lehre von de
Phantaſie entwickelte. Er hat, wie er ſelbſt einmal ſagte, di
Phantaſie „philoſothiſch entdeckt” „Naturphiloſophiſche Vor
leſungen über die Grundprobleme des Bewußtſeins und des
Lebens” iſt als ſein Hauptwerk zu betrachten. Die erſte Auflag
erſchien 1908 und nach langer Pauſe die zweite 1924
Palägyi war, wie erwähnt, in den letzten Jahren, die er in
Darmſtadt verlebte, politiſch tätig. Seine politiſchen Schriften
und Vorträge liefen darauf hinaus, die Unhaltbarkeit der
Frie=
densverträge von Trianon und Verſailles zu beweiſen. Seiner
Arbeit Ziel war weiter darauf gerichtet, das im Kriege gehegte
enge freundſchaftliche Verhältnis zwiſchen Ungarn und
Deutſch=
land zu erweitern und zu vertiefen. Dieſe ſeine politiſche
Tätig=
keit ſollte, da der Tod ihm zu früh ein Ziel ſetzte, nicht ausreifen.
Es dürfte die dankbare Aufgabe eines Gleichgroßen ſein, ſie
fort=
zuſetzen.
Die wiſſenſchaftlichen Hauptwerke Palägyts ſind größtenteils
in deutſcher Sprache erſchienen. Es ſind in erſter Linie: „Neue
Theorie von Raum und Zeit” (1901), die von Minkowski und
nachher von Einſtein, jedoch in mißverſtandener Form,
über=
nommen wurde. „Kant und Bolzano” (1902), über den Streit
der Pſychologiſten und Formaliſten in der modernen Logik. „Lo=
Palägyi wurde am 26. Dezember 1859 in Paks (Komita.
Tolna, Ungarn) geboren. Sein Vater war Pädagoge; er gab ihn
die erſte Anleitung im Lateiniſchen und Franzöſiſchen und regte
in ihm die Liebe zur Philoſophie und den Wiſſenſchaften an
Trotzdem wünſchte er, daß der Sohn einen praktiſchen Beruf
er=
greife und Ingenieur werde. So bezog Palägyi nach Abſolvie
rung des Realgymnaſiums die Budapeſter Techniſche Hochſchule,
ging aber ſchon nach einem Semeſter, angewidert von der
teſl=
niſchen Mechanik und angeregt von den mathematiſchen Kollegs
Julius Königs, zum Studium der Mathematik und Phyſik über.
Aber auch dieſes Gebiet wurde ihm ſchon in jenen
Studenten=
jahren (1877—1880) zu eng. Er ſtudierte ſelbſtändig Kant, die
deutſchen Idealiſten und die engliſchen Empiriſten, und mit der
wachſenden Kritik dieſer Lektüre nahmen die ahnungsvollen
Kon=
turen ſeiner Weltanfchauung bereits Form und Geſtalt an.
So wurde Palägyi Philoſoph, aber er beſchräkte ſich nicht
darauf, Berufswiſſenſchaftler zu bleiben, das vertrug ſich nicht
mit der Größe ſeiner Ideen und auch nicht mit der von ihm mi.
klarem Blick erkannten lebendigen Realität der Gegenwart, auc
nicht mit ſeinem ausgeprägten freiheitlichen Kunſtempfinden.
Nach einem mit Auszeichnung beſtandenen Staatsexamel
wurde er freier Schriftſteller und als ſolcher der Mittelpunkt eines
Kreiſes von Künſtlern, Gelehrten und Denkern, die er befruchtele
und aus welchem Kreis heraus er in einer Fülle von Aufſätzen
die Oeffentlichkeit beeinflußte. Im letzten Jahrzehnt des
ver=
gangenen Jahrhunderts erwieſen ſeine Schriften und Werke
klar=
daß ihn mehr und mehr rein wiſſenſchaftliche Probleme ganz
el=
faßten. In dieſen Jahren erſchienen unter anderem
Abhandlun=
gen über das Wachſein, das Bewußtſein, das Gedächtnis, das
Zeſetz des Verſtandes, das Geſetz der Anſchauung, die ihren groß”
zügigen Abſchluß in „Dichtung und Leben von Emmerich
Mar=
dach” fanden. Dann ſetzte eine außerordentlich fruchtbare literg
riſche Tätigkeit ein, die ihren überkommenen Wert in den obes
erwähnten Schriften rein philoſophiſchen Charakters fand.
Während des Weltkrieges war Palägyi vorwiegend politiſch
tätig. In vielen Aufſätzen trat er als begeiſterter Kämpfer ſu.
die Sache des deutſchen Volkes ein, die er auch die Jahre u8
ummer 210.
Darmſtädter Tagbiatt, Mitttüach), den B(. He4 1974.
eiſegung des deutſch=ruſſiſchen
Zwiſchenfalls.
Unterzeichnung eines Protokolls.
erlin, 29. Juli. Heute vormittag iſt im Auswärtigen Amt
u dem Reichsminiſter Dr. Streſemann und dem
Ge=
träger der U. S. S. R. Botſchaftsrat Bratmann=Prodowski
rotokoll über die Beilegung des deutſch=ruſſiſchen
Zwi=
iles unterzeichnet worden. Das Protokoll hat
den Wortlaut:
Beleitet von dem Beſtreben, den durch die Vorgänge in der
lsvertretung der Union der Sozialiſtiſchen Sowjet=
Repu=
am 3. Mai hervorgerufenen Zwiſchenfall in freundſchaft=
Weiſe beizulegen, haben die Deutſche Regierung, vertreten
den Reichsminiſter des Auswärtigen, Herrn Dr.
Streſe=
liken, vertreten durch ihren Geſchäftsträger. Herrn Brat=
Prodowski, die Unterzeichnung folgenden Protokolls
ver=
t:
wiſchenfall als erledigt an.
Die Deutſche Regierung gibt der Auffaſſung Ausdruck, daß
An Polizeibehörden am 3. Mai zugegangene Meldung über
ntweichen Bozenhardts keineswegs als Grund für die von
olizei angeordnete Aktion gelten konnte. Aus dieſem Grund
Am Hinblick auf das freundſchaftliche Verhältnis zwiſchen
hland und der Union der Sozialiſtiſchen Sowjet=
Republi=
tregierung Kenntnis, daß der Leiter der Aktion ſeiner
bis=
n Dienſttätigkeit enthoben iſt. Wegen der von deutſchen
ien gegen exterritoriale Beamte der U.S.S.R. erfolgten
ahmen hat die Deutſche Regierung bereits ihr
uern ausgeſprochen. Die ſchuldigen deutſchen
Be=
werden beſtraft werden.
Die Deutſche Regierung erklärt ſich bereit, den
utſchen Beamten im Gebäude der Handelsvertretung
ver=
ten Materialſchaden, in entgegenkommender Weiſe
tzen.
Die Regierung der 1. S. S. N. beſtätigt, daß ſie in
lage der Gegenſeitigkeit, allen ihren Beamten
AAngeſtellten, alſo auch den Mitarbeitern der
Han=
unehmen, und wird für die Innehaltung dieſes
Ver=
das ſich naturgemäß nicht auf das Verhalten deutſcher
ellter außerhalb ihrer Tätigkeit für die Handelsvertretung bezeichnen müſſe.
t, nach wie vor Sorge tragen. Sie wird unter dieſem Ge=
Munkt auch die in Verbindung mit dem vorliegenden Zwi=
U entſtandenen Fragen behandeln.
Beide Regierungen erkennen an, daß durch den Vorfall
Mai die Rechtsſtellung der
Handelsvertre=
wie ſie ſich aus den geſchloſſenen Verträgen ergibt, nicht Volkspartei=Korreſpondenz mit der Samstag=Sitzung des Reic
dert worden iſt. Da ſich jedoch anläßlich des Zwiſchen=
Meinungsverſchiedenheiten über die Tragweite der nach
en Rechte ergeben häben, ſind die beiden Regierungen
brigen Teil des Gebäudes vorläufig getrennt wird und
ie eigenen Straßeneingang beſitzt, als unverletzlich
ab=
ſol ert wird. Als eigentliche Handelsvertretung gilt die
Ge=
hml it der exterritorialen Mitarbeiter und der von ihnen ge=
44: Abteilungen mit den zugehörigen Räumlichkeiten nach
* rteilung des Hauſes in zwei gänzlich getrennte Teile,
ge=
dän em beigelegten Plan, der als Beſtandteil der vorliegenden
Tion hung gilt. Durch dieſe Abſonderung werden die aus dem
inde bleiben für die übrigen zur Handelsvertretung
gerech=
ei während der Dauer des Abkommens vom 6. Mai 1921 in
1Abſchluß zu bringen.
Beide Regierungen werden dafür Sorge tragen, daß die
te zten Dienſtſtellen etwaige aus Anlaß des Zwiſchenfalls
ge=
die herſtellen und keine neuen derartigen
Maß=
ſiu gnen treffen.
aft.
Aus Bayzern.
Beginn der Eiſenbahnverhandlungen mit dem Reich. —
Kom=
muniſtenausſchließung bei vertraulichen Sitzungen. — Die
Frankfurter Gelder.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
* München, 29. Juli.
Morgen werden der Reichseiſenbahnminiſter Oeſer und
der Reichsfinanzminiſter Dr. Luther in München
eintref=
fen, um die Eiſenbahnverhandlungen zwiſchen dem Reich und
Bahern zu beginnen. An den Verhandlungen, die im
Mini=
ſterium des Aeußern ſtattſinden, wird von ſeiten Bayerns außer
dem Miniſterpräſidenten Dr. Held, der Handelsminiſter von
Meinl und der Finanzminiſter Kraußneck teilnehmen.
Im Geſchäftsordnungsausſchuß des bayeriſchen Landtags
wurde heute ein Antrag der bürgerlichen Parteien angenommen,
und die Regierung der Union der Sozialiſtiſchen Sowjet= nach dem bei Sitzungen mit vertraulichem Charakter
Landtags=
mitglieder auszuſchließen ſind, die die Geheimhaltung der
Bera=
tung nicht gewährleiſten. Der Antrag richtet ſich gegen die
Kom=
muniſten, die — wie der deutſchnationale Redner in der
Aus=
ſprache erklärte — ausdrücklich betonten, daß es für ſie keine Ge=
Die beiden Regierungen ſehen den Notenwechſelüber heimhaltung gebe, und daß ſie alles, was ſie auf vertraulichem
Wege erfahren, zu Gunſten der Partei ausnützen wollten. Der
kommaniſtiſche Redner erklitte, daß die Kommuniſten wohl
von Moskau „Anregungen” bekommen, nicht
aber Anweiſungen. Es beſtehe wohl das gleiche Verhältnis
wie etwa bei der Bayeriſchen Volkspartei zum Vatikan.
Der bayeriſche Finanzminiſter nahm in der heutigen Sitzung
ißbilligt ſie dieſe Aktion und bedquert, daß der Zwiſchen= des Finanzausſchuſſes das Wort zu der Anfrage, die der
ſozial=
durch eine ſolche Ausdehnung erhalten hat. Sie gibt der demokratiſche Abg. Auer in der letzten Sitzung bzal, der
Frank=
furter Gelder der Baheriſchen Staatsbank geſtellt hatte. Der
Finanzminiſter führte aus: Es ſei richtig, daß der
General=
ſtaatskommiſſar von Kahr im Herbſt vorigen Jahres an die
Re=
gierung das Erſuchen geſtellt habe, eine Million Goldmark zur
Linderung der allgemeinen Not zur Verſügung zu ſtellen. Das
Finanzminiſterium ſei aber außer Stande geweſen, dieſem
Er=
ſuchen zu entſprechen, und es ſei tatſächlich dem
Generalſtaats=
kommiſſariat keine Summe zur Verfügung geſtellt worden. Alle
diesbezüglichen Kombinationen ſeien daher hinfällig, und es
könne gar keine Rede davon ſein, daß die damals erbetenen
Gel=
der in irgend einem Zuſammenhang mit den Ueberweiſungen
inſtimmung mit den geſchloſſenen Verträgen auf der an das Frankfurter Bankhaus ſtehen. Bei den Ueberweiſungen
an dieſes Bankhaus habe es ſich um 24 Staatsbank=
Niederlaſ=
ſungen gehandelt die mit dieſem in Verbindung ſtanden.
rtretung verboten hat, in irgend einer Weiſe. Schließlich bemerkte der Finanzminiſter, daß Dr. v. Knilling ihm
em innerpolitiſchen Leben Deutſchlands einen Brief überſandt habe, in dem er erklärte, daß er die
Be=
hauptung, er hätte die Weiſung erteilt, irgendwelche Gelder zur
Verfügung zu ſtellen, als eine gänzlich haltloſe Verleumdung
„Ein abgeſchlagener Porfioß gegen Bayers
München, 29. Juli. Unter der Ueberſchrift: „Der a
ſchlagene Vorſtoß gegen Bayern” beſchäftigt ſich die Bayer
tags und ſpricht ihre Befriedigung darüber aus, daß der
Reichs=
tag nicht die Torheit und Verantwortungsloſigkeit begangen
Zwiſchenfällen der Handelsvertretung zuſtehenden be= habe, die deutſche Politik mit einem innerdeutſchen Zwiſt zwiſchen
Bayern und dem Reich zu erfüllen. Die Einſicht ſei in dieſem
elngekommen, daß von der Geſamtheit der gegenwärtig zur. Falle auf der Seite der Mehrheit geweſen. Was der Reichstag
Mlsvertretung gerechneten Näumlichkelten im beiderſeitigen ſonſt in bayeriſchen Angelegenheiten beſchloſſen habe, ſeien Ent= ſtriellen hätten des längeren ihren Standpunkt
auseinander=
nehmen, ein zuſammenhängender, Kompler, ſchließungen, die den Charakter von Anregungen tragen, aber in
äumlichkeiten der eigentlichen Handelsvertretung, der von keiner Weiſe eine verpflichtende Wirkung hätten; man werde
ſie in Bayern ſicherlich prüfen.
Frankreich und Rußland.
Grundſätzliche engliſch=franzöſiſche Einigung.
okl men vom 6. Mai 1921 ſich ergebenden ſonſtigen Rechte und melden, vor ſeiner Abreiſe nach Moskau an die franzöſiſche De=
Nech zugungen der Handeksvertretung nicht berührt. Insbe= legation in London die Bitte gerichtet, die Schlußfolgerungen
der Seydoux=Kommiſſion über die Bedingungen der Wieder=
* Räumlichkeiten die Beſtimmungen im Abſatz 2 des Arti= aufnahme der diplomatiſchen und kommerziellen Beziehungen
S. des Abkommens in Geltung. Dieſe proviſoriſche Geltung mit Rußland ihm mitzuteilen, um ihn in die Lage zu verſetzen, len machten der Ruhrkohle erfolgreich Konkurrenz bis an die
die Moskauer Regierung mit dieſen Bedingungen bekannt zu
rA. Beide Regierungen werden inzwiſchen, geleitet von dem machen. Daraufhin hat Rakowsli ein Memorandum erhalten, gendtigt, Feierſchichten einzulegen. Die durch den
Uh, den Handelsvertrag möglichſt bald abzuſchließen, worin gewiſſe Bemerkungen der Seydoux=Kommiſſion enthalten. Abſatzmangel in die Höhe getriebene Zahl der Arbeitsloſen
be=
geſtl t ſein, die Verhandlungen ſpäteſtens im Laufe eines ſind. Dieſe ſtützen ſich auf die Erklärungen, die in der Zeit vom
al es nach Unterzeichnung dieſes Protokolls/ 20.—25. Juni im Quai d’Orſay von den Vertretern der
Bank=
welt, den ruſſiſchen Obligationsinhabern, deren Induſtrie und
deren Geſchäfte von den Sowjets beſchlagnahmt worden ſind,
gemacht wurden. Die franzöſiſche Regierung würde dieſe
Er=
olte Maßnahmen beſeitigen, den durch dieſe Maßnahmen, klärungen in künftigen Verhandlungen mit der Sowjetregierung
rderten Zuſtand, wie er vor dem Zwiſchenfall beſtanden hat, in Betracht ziehen. Eine Uebereinſtimmung zwiſchen
Sowjet=
dürfte ſehr ſchwierig ſein. Hieraus geht hervor, daß ſich Eng=
Das Protokoll tritt am Tage ſeiner Unterzeichnung land und Frankreich über die gegenüber Rußland zu ergreifende Bergbaus heute in Berlin eintreffen werden, um der
Politik grundſätzlich geeinigt haben.
Wiederzufammentritt
der franzöſiſchen Pariamente.
Ein Telegramm Herriots an die Kammer und den Senat.
Paris, 29. Juli. (Europapreß.‟ Die Kammer= und
Senats=
ſitzungen ſind heute nachmittag wieder aufgenommen worden. In
bei=
den Parlamenten wurde ein längeres Telegraum Herriots verleſen, in
welchem dieſer erklärte, er hätte gewünſcht, bei der Wiedereröffnung der
Sitzungen über die Reſultate der Londoner Konferenz Bericht zu
er=
ſtatten. Das ſei aber nicht möglich, weil die Verhandlungen noch nicht
abgeſchloſſen ſeien. Das Telegramm berichtet ſodann ſummariſch über
die Konferenzberichte. Der Bericht der Sanktionenkommiſſion ſei von
den Geldleihern als ungenügend erachtet worden und habe deshalb von
der Konferenz nicht gutgeheißen werden können. Die franzöſiſche
Dele=
gation wolle den Geldleihern die gewünſchten Garantien geben. Sie
wache aber auch darüber, daß der Verſailler Vertrag nicht verletzt und
die Aktionsfreiheit Frankreichs nicht eingeſchräukt werde. Der Bericht
der Kommiſſion für die Rückgabe der Pfänder ſei genehmigt worden.
Nur die Frage der Verwendung franzüſiſcher und belgiſcher Giſenbahner
auf der linken Rheinſeite bleibe offen. Die Kommiſſion für den
Zah=
lungsmedus ſei ermächtigt worden, ihr Programm ohne die bisherigen
Vollmachtsbeſchränkungen zu erledigen. Eine Einigung ſei auch über
die Einladung der deutſchen Delegierten zur Konferenz erzielt worden.
Dieſe werde erſt erfolgen, wenn die weſentlichen Probleme der
Kon=
ferenz gelöſt ſein würden. Auch die Reparationskommiſſion ſei
einge=
laden worden, nach London zu kommen. Die Konferenz werde noch
einige Tage dauern müſſen, um die noch verbleibenden techniſch.,
Schwierigkeiten zu überwinden. Die franzöſiſche Regierung verfolge
die Unterhandlungen mit dem beſten Willen, die Rechte Frankreichs zu
wahren und die interallierte Verſtändigung für den Frieden
wieder=
herzuſtellen. Die Reſultate der Konferenz würden der Kammer zur
Beratung unterbreitet werden.
Vor der heutigen Senatsſitzung hatte ſich die
Außenkommiſ=
ſion des Senats verſammelt, Auf der Tagesordnung ſtand die
Beſprechung über die Londoner Konferenz. Es
wurde beſchloſſen, die Diskuſſion zu verſchieben, obwohl der
Se=
nator Bertholt dagegen proteſtierte. Der Sengtor Homorat brachte
die Nede auf die Militärkontrolle. Er ſchlug vor, daß in Deutſchland
ſtändige Kontrollmaßnahmen zu ſchaffen ſeien mit der Aufgabe, den
Völkerbund über den Stand der deutſchen Rüſtungen fortgeſetzt zu
infor=
mieren. Die Kommiſſion beſchloß, dieſen Vorſchlag an die Regierung
weiterzuleiten.
In der Kammer verlas Präſident Painlevé vor dem
Tele=
gramm Herriots einen Nachruf für den verſtorbenen Abgeordneten
Jgnace. In den Kreiſen der Kammer befürwortete man, nus bis zu
dem nächſten Donnerstag zu beraten, um dann die
Sit=
zungen bis zum 16. September zu verſchieben. Die
Kam=
mer hat über keine wichtigen und dringenden Vorlagen mehr zu
be=
raten. Sie war ebenſo wie der Senat heute in der Erwartung
zu=
ſammengetreten, daß die Londoner Konferenz beendet ſei und daß über
deren Ergebnis diskutiert werden könnte.
Die neuen Micum=Perhandlungen.
Das franzöſiſche Communigué.
Paris, 29. Juli. In Düſſeldorf hat geſtern eine
Kon=
ferenz zwiſchen dem Sechſerausſchuß der
Ruhr=
zechen und den Vertretern der Mieum über
die erneute Verlängerung der
Kohlenliefe=
rungsverträge, die am 31. Juli ablaufen, ſtattgefunden.
Die offiziöſe Havasagentur berichtet darüber, die
Indu=
geſetzt und daran erinnert, daß ſie ſchon am 3. Juli genötigt
ge=
weſen ſeien, die am 30. Juni unterzeichneten Verträge zu
kündi=
gen, weil die deutſche Regierung es ablehnte, über den 6. Juli
hinaus einen Teil der Kohlenlieferungen auf Reparationskonto
in Anrechnung zu bringen. Falls die deutſche Regierung ihren
Entſchluß nicht rückgängig machen würde, ſo erklärten ſie, ſo
würden ſie den ganzen Auguſt hindurch ihre Lieferungen nicht
fortſetzen, da angeſichts der kritiſchen Lage der
Ruhrzechen eine derartige Fortſetzung völlig
TU. London, 29. Juli. Rakowski hat, wie die Times unmöglich ſei. Sie hätten darauf hingewieſen, daß trotz
der 20 Prozent betragenden Herabſetzung der Kohlenſteuern, die
im Anſchluß an eine von der Micum zugeſtandene Regelung bei
der letzten Verlängerung der Verträge beſchloſſen wurde, die
Zechen immer noch an Abſatzmangel leiden. Die ſchleſiſchen Koh=
Grenzen des beſetzten Gebietes und die Zechen ſeien zurzeit
trägt 35 000 täglich. Im gegenſeitigen Einvernehmen ſei
be=
ſchloſſen worden, am 31. Juli, vormittags 9 Uhr, eine neue
Be=
ſprechung abzuhalten, nachdem inzwiſchen die deutſchen
Indu=
ſtriellen mit der deutſchen Regierung erneut
Fühlung genommen hätten.
*
Im Anſchluß an die Meldung über das Scheitern der
Ver=
rußland und Frankreich ohne Befriedigung der beteiligten Kreiſe handlungen zwiſchen der Sechſerkommiſſion des Ruhrbergbaus
und der Miceum erfahren wir, daß die Vertreter des
Reichsregierung über die Lage Bericht zuerſtatten.
O
ör armſtadt fand er neben ſeiner politiſchen Miſſion Zeit und
hatz die Abſicht, ſeine gigantiſche Idee, ſeine grundlegenden
um=
bäl nden naturwiſſenſchaftlichen pſychologiſchen Erkenntniſſe zu
ſein) neuen Syſtem der „Weltmechanik” zu verwirklichen. Dieſes
le Werk blieb leider unvollendet, und es iſt zu befürchten,
ein heute Lebender imſtande iſt, es zu vollenden. So wird
od Palägyis zu einem Verluſt für die Menſchheit.
zir und unſere Leſer wollen dankbar ſein, daß es uns
ver=
g51 war, mit einem Menſchen von der Größe dieſes Mannes
Tage verlebt zu haben und von ſeinen Früchten in reicher
wenn auch nicht reſtlos, genießen durften, die uns über
jel leinlichkeiten des erdenſchweren Daſeins erhoben zu reinen
Höi und uns immerhin einen Ausblick gaben in eine Zukunft,
dei nſer Hoffen gelten darf.
M. St.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Margarethe Blaß aus Darmſtadt erhielt das
Zeug=
nis er künſtleriſchen Reife als Pianiſtin an der Staatlichen
Hoch=
ch für Muſik in Berlin.
Aus dem Germaniſchen Muſeum. Im
Selbſt=
beig des Germaniſchen Muſeums in Nürnberg erſcheint ſoeben
mi ahlreichen Abbildungen ausgeſtattet das Doppelheft 1922,23
dei mtlichen Jahrespublikation. Anzeiger des
Germa=
nÜyen Nationalmuſeums‟. Das neue Doppelheft
ent=
hä olgende Abhandlungen: Die Neuerwerbung einer heil.
Eli=
ſal) von Tilmann Riemenſchneider von Theodor Hampe. Eine
G1pe von Barockſkulpturen aus Augsburg und ihre Meiſter
bo Palter Fries. Zwei Regenburger Madonnen der Frühgotik
2D E. Heirrich Zimmermann. Sandſteinmadonna von der
2 enabotheke in Nürnberg von Fritz Traugott Schulz. Der
Kurg der Clarakirche in Nürnberg, ein Werk der Adam Kraft=
Sſe, von Fritz Traugott Schulz. Eine neuerworbene
Fahence=
der I. V.=Gruppe von Walter Fries.
Fb. Bühnenchronik. „Caglioſtro”, die vieraktige
Tragi=
je von Heinrich Lilienfein, wurde für Aufführungen in
nor=
her Sprache in Norwegen erworben.
Nb. Im Renaiſſancetheater Berlin findet im
Otto=
je Erſtaufführung des üdiſchen Vollsliedes „Miſerere” von
iowitſch unter der Regie von Theodor Tagger ſtatt.
Rb. 25jähriges Bühnenjubilänm. Der beliebte
erdirektor Goswin Moshauer, feierte in Bad Kudova ſein
iges Jubiläum. Aus Anlaß dieſer Feier fand eine
Feſtvorſtel=
ſtatt, zu der auch die Gattin des Reichspräſidenten Ebert, ſowie die
ter Bauer und Wels anweſend waren. Dem Jubilar wurden
che Opationen zuteil.
* Ferruccio Buſoni.
Zum Tode des Künſtlers.
Von Heinz Tieſſen.
Die Muſikwelt, die geſamte Kulturmenſchheit hat einen
ſchwe=
ren, in ſeiner Art unerſetzlichen Verluſt erlitten. Im Alter von
erſt 58 Jahren iſt Meiſter Buſoni nach langer Krankheit, die ihn
ſchon ſeit geraumer Zeit ans Bett feſſelte, von uns gegangen:
einer der ſublimſten Geiſter unſerer Zeit, eine Perſönlichkeit von
Format, ein Künſtler von Weltbedeutung und Weltruhm wie nur
wenige, dazu ein Menſch von eigenſter Anziehungskraft.
Ferruccio Benvenuto Buſoni wurde am 1. April 1866 zu
Empoli bei Florenz geboren. Der Vater ſeiner Mutter, der
Pia=
niſtin Anna Weiß=Buſoni, war Deutſcher. Bei ihr empfing er
den erſten Klavierunterricht bis zu ſeinem 14. Lebensjahr.
Da=
nach war er Schüler von W. Maher in Graz, von Nottebohm,
Habert und Goldmark in Wien, beſtand 1882 die Prüfung und
wurde Mitglied der Philharmoniſchen Mkademie in Bologna. In
den folgenden Jahren ausgedehnter Konzerttätigkeit errang und
befeſtigte er ſeinen Namen als Pianiſt. Im Juli 1888 wurde er
Lehrer am Konſervatorium zu Helſingfors, wo er ſich auch
ver=
heiratete, erhielt zwei Jahre ſpäter den Rubenſtein=Preis und
wurde Profeſſor am Konſervatorium in Moskau, wo er jedoch
nur kurze Zeit blieb. Im Jahre 1891 verließ er Europa und ging
für einige Jahre nach Boſton, um dann im Jahre 1894
zurückzu=
kehren und nach Berlin überzuſiedeln, wo nun ſeine künſtleriſche
Glanzzeit begann. 1907 bis 1908 verließ er Berlin nur für kurze
Zeit, um am Wiener Konſerbatorium als Nachfolger Sauers
eine Klatzier=Meiſterklaſſe zu übernehmen, folgte aber ſpäter im
Jahre 1913 einem Rufe als Direktor des Liceo musieale in
Bo=
logna. Nach dem Weltkrieg und Umſturz wurde er im Jahre 1920
als Leiter einer Meiſterklaſſe an die Akademie der Künſte in
Ber=
lin berufen und hat hier bis zu ſeinem Ende ſchaffend und
künſt=
leriſch befruchtend gewirkt.
In dem genialen Klaviervirtuoſen verehrt die letzte
Pia=
niſtengeneration den Meiſter, der in gewiſſer Hinſicht ein geiſtiger
Erbe Liſzts genannt werden kann. Gleich dieſem iſt er in ſeiner
Klavtertechnik ſchöpferiſch und ſtilbildend und aus der
Ent=
wicklung nicht wegzudenken. Ein univerſeller Geiſt, ein Kopf, der
ſtets und überall aus Grenzen hinausſtrebte: aus den Grenzen
der traditionellen Inſtrumentaltechnik, der traditionellen
Ton=
fkala, der traditionellen Muſikformen, der deutſchen, ja der
eurb=
päiſchen Muſik. Sein „Entwurf einer neuen Aeſthetik der
Ton=
kunſt” iſt ein geiſtvolles Bekenntnis dieſer Sehnſucht zum
Gren=
zenloſen, Schwebenden, Ewig=Fließenden, zu einer myſtiſchen
O
alles Bisherige nur als Anfang, als erſte Gehverſuche der Muſik
erſcheint. Hüter der Tradition haben ihm, zumal im Namen der
deutſchen Muſik, der er nicht gerecht wurde, dieſe künſtleriſche
Einſtellung verübelt. Einem ſchöpferiſchen Menſchen ſeines
For=
mats ſoll man indeſſen jene Eigenheiten, die das Korrelat ſeiner
beſonderen Fähigkeit darſtellen, nachſehen. Und wenn er aus
ſeiner Abneigung gegen Beethovens Ethos und Wagners Pathos
kein Hehl gemacht hat, von anderen deutſchen Romantikern ganz
zu ſchweigen, ſo beſaß und bewies er dafür eine um ſo höhere
Verehrung für Bach und Mozart. Wie tief er ſich in Bach
ver=
ſenkt und eingelebt hat, bezeugen ſeine Bach=Bearbeitungen wie
auch ſein eigenes Schaffen. Der linearen Polyphonie
huldigt er mit der ihm eigenen formalen Meiſterſchaft; auf der
anderen Seite aber entſteigen der Fülle ſeines pianiſtiſchen
Far=
benreichtums neue impreſſioniſtiſche Klangwelten.
In dieſer Doppeleigenſchaft als klangſchöpferiſcher
Kontrapunk=
tiker ſchuf er zwei bedeutende Klavierwerke: die „Fantaſia
contra=
puntiſtio” für Klavier allein und das „Concerto” für Pianoforte,
Orcheſter und Männerchor, daneben zahlreiche kleinere
Klavier=
werke „Sor gtinen, Elegien, das „Indianiſche Tagebuch” u. a.
Seiner betonten Uaxt vour Lart=Kunſtanſchauung gemäß
iſt ſein Schaffen mehr Aeußerung, des äſthetiſchen Spieltriebes
als des ſeeliſchen Ausdrucksbedürfniſſes. Hier liegt die ſchwächere
Seite ſeiner künſtleriſchen Potenz. Die kühle Spekulation und
Diſtanzierung geht bei ihm oft weiter, als es die Tonkunſt
ver=
trägt. Mit dieſer Einſtellung auf das äſthetiſche Spiel trat er
auch an das Problem der Oper heran, das ihn lebhaſt feſſelte
und auf dem er auf ſeine Weiſe reformierend wirken wvollte. In
der „Brautwahl”, in der „Turandot”=Muſik und im „Arleechino”
ſchuf er Werke, die jedenfalls mit erleſener artiſtiſcher Fineſſe
ge=
ſtaltete Produkte hohen Geiſtesniveaus ſind. Von ſeinen übrigen
Werken möchte ich noch beſonders herausgreifen das
Violinkon=
zert, die Orcheſterſuiten, die beiden Violinſonaten, die „Bergeus
elsgiague” für Orcheſter und die Orcheſterlieder, von denen erſt
kürzlich einige auf dem Frankfurter Tonkünſtlerfeſt zur
Urauf=
führung kamen. Mit größter Spannung ſehen wir der
Auffüh=
rung ſeines „Fauſt” entgegen, der vielleicht noch manche
grund=
ſätzliche Wandlung zeigen kann.
In dem Geſamtbilde der vielfachen Verſuche unſerer Zeit,
die muſikaliſche Entwicklung neu zu befruchten, verkörpert Buſoni
eine der unbedingt charakteriſtiſchen, repräſentativen
Erſcheinun=
gen. Von gewiſſen Einſeitigkeiten aus früheren Jahren, hat er
ſich ſpäter immer mehr entfernt, und aus ſeinen letzten
nieder=
gelegten Aeußerungen ſpricht eine umfaſſende Neiſe und Tiefe der
Anſchauung, wie ſie jederzeit nur dem wahrhaftigen und innerlich
großen Geiſte verliehen war.
wirtſch
meiſtet
nehmit
Ernſt
Bedin
„Sehl
hält n
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Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Rummer 21
TAURCH
Die kluge Hausfrau beherzigt diesen weisen Spruch und versteht es auch heute noch, trotz des
geringen Einkommens den Ansprüchen ihres Mannes am Mittag- und Abendtisch in etwa gerecht
zu werden. Das kann sie aber nur, wenn sie bei ihren sonstigen notwendigen Ausgaben am
richtigen Fleck spart, so zum Beispiel beim Einkauf von
4uleh, Bolldek ind Wiinäts
Hafdälen
Der überwiegend größte Teil der Darmstädter Bevölkerung, beiderlei Geschlechts, hat längst die
großen Vorteile erkannt, die sich ihm bei uns bieten, trotzdem wir keine Saison- oder Total-
Ausverkäufe machen, trotzdem wir auf Fensterdekoration mit Lockartikeln, die meist in den
ge-
gewünschten Größen „zufällig” nicht mehr vorrätig sind, von jeher verzichtet haben.
Bei uns bedeutet jeder Schuh und Stiefel ein Schlager für sich, davon mögen Sie nachfolgende
Beispiele treffend überzeugen, und wenn Sie zu uns kommen, werden Sie noch besser bestätigt
finden, daß wir wirklich nicht übertreiben.
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Rummer 210.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Seite 5.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 30. Juli.
Gewerbemuſeum.
Im Lichthof des Muſeums ſind in neun Schaukäſten
itzen und Poſamente in der Margareten=Technik ausgeſtellt,
m Verfahren, das von Margarete Naumann in
sauen erfunden wurde und der weiblichen Handarbeit neue
ärlichkeiten eröffnet. Seit dem 17. Jahrhundert hat ſich die
ßze in immer ſteigendem Maße in der Richtung auf größte
gtigkeit und Zartheit der Wirkung entwickelt. Die kräftige
mengebung der alten Durchbrucharbeiten, der Reticella und
venetianiſchen Reliefſpitze machte dem duſtigen Geſpinſt
Klöppelſpitze Platz; das entſprach dem Uebergang vom Samt
Seidenatlas in der Bekleidung. Auch bei aller
Bewunder=
für die unendlichen Reize der Brüſſeler Spitzenkunſt wird
bedauern, daß die herbere Kunſt, das feine Material zu
iger, körperlicher Wirkung zu geſtalten, faſt ganz verloren
Die Margareten=Technik zeigt neue Wege zu: Pflege dieſer
vergeſſenen Kunſt, und ſie hat deshalb ſeit 1918 viele
unde gefunden. Aber noch wichtiger erſcheint ihre
Bedeu=
für die handwerkliche Erziehung und für die Ausbildung
Schülern im Textilberuf. Margarete Naumann hat
darüber in einer Denkſchrift ausgeſprochen, die im Leſeſaal
Gewerbemuſeums eingeſehen werden kann. Das
Textilge=
e iſt von den ſchädlichen Wirkungen der Maſchinenzeit noch
erer getroffen, als andere Zweige des Handwerks. Zu dem
meinen Rückgang an Gediegenheit der Arbeit und Urteil
nt hier der eigenartige Umſtand, daß im Laufe des 19.
Jahr=
derts ſich der Mann von der eigenen praktiſchen Ausbildung
er Textilinduſtrie faſt ganz zurückzog. Der Gedanke, auch
männliche Jugend in den ſogenannten weiblichen
Handar=
n zu unterrichten, iſt unſerer Zeit fremd geworden. Es iſt
Ausnahme, wenn etwa eine Reformſchule hie und da den
vfertigkeitsunterricht auch der Knaben mit textilen
Fertigkei=
beginnt. Seinen maßgebenden Einfluß auf die Anwendung
Technik und Muſter hat der Mann aber behalten. Die
Mu=
ſ1 ichner, die leitenden Perſönlichkeiten in Fabriken und
Schu=
die Fachleute in der Regierung ſind im allgemeinen nicht
techniſch durchgebildet, ſondern nur zeichneriſch oder
theo=
h. Es iſt begreiflich, wenn die textile Ausbildung auch der
ten unter dieſen Verhältniſſen gelitten hat. Die Arbeit
1e mechaniſiert. Das Verſtändnis für die urſprünglichſten
ngungen textiler Arbeit wurde erſtickt. Im Großgewerbe
im Handwerksunterricht unſerer Schulen ſpüren wir die
e einer abſterbenden oder abgeſtorbenen Kunſt.
Nargarete Naumann verlangt alſo erſtens, daß der
textil=
grbliche Unterricht, mit Rückſicht auf ſeine grundlegende
Be=
mng für die Ausbildung von Auge und Hand auch für
Kna=
hulen wieder obligatoriſch wird. Und ſie verlangt zweitens,
dieſer Unterricht nun auch tatſächlich ſich zum
Werkun=
icht ausgeſtaltet: die Tätigkeit des Schülers, ſchreibt
Mar=
e Naumann, muß von vornherein, eine rein ſchöpferiſche
Der Schüler ſoll die urſprünglichſten
Naturnotwendigkei=
der textilen Betätigung, wie Reihen, Binden, Decken,
tzen und dergleichen, gleichſam ſelbſttätig finden und aus
Material heraus Technik und Form folgerichtig entwickeln.
wenn in ſolchem Unterricht ein neues Geſchlecht heranwächſt,
en wir imſtande ſein, den Unſegen der heutigen
Organiſa=
des Textilgewerbes zu überwinden. Für ſolchen ſchöpferi=
Unterricht erſcheint die Margareten=Technik als ein
beſon=
dankbares Verfahren. Der techniſche Vorgang bei dieſer
it wird den Beſuchern der Ausſtellung durch Text und
Ab=
füngen der ausgelegten Patentſchrift erläutert. Seine Er=
A ng an dieſer Stelle iſt alſo nicht erforderlich.
der Staat Sachſen, der an dem Gedeihen der Textilinduſtrie
eutſchland am ſtärkſten intereſſiert iſt, beſitzt zur Förderung
Sewerbes eine ſog. Submiſſionsamt. Dieſes Amt hat ſich
Medankengänge von Margarete Naumann zu eigen gemacht.
at die Margareten=Technik für Sachſen erworben und in — Vereinigung früherer Leibgardiſten. Gelegentlich
en eine Zentrale für die Verwertung der Technik und für
lusbildung von Lehrlingen gegründet. Die
ausge=
iten Arbeiten ſind ſämtlich von Lehrlingen
Geſellen im Alter von 14—18 Jahren in
en Werkſtätten ausgeführt. Die Ausſtellung im
erbemuſeum gibt alſo nicht etwa eine Muſterſammlung
vor=
cher Arbeiten, ſondern ſie gibt Einblick in eine Methode
Unterrichts. Die Arbeiten ſind nicht nach vorhandenem
uurf ausgeführt, ſondern frei geſchaffen. Daß die Phantaſie
nicht unterbunden oder zurechtgeſtutzt wird, ſondern ſich
Alter der Schülerinnen entſprechend auslebt, gehört zu den derem Intereſſe ſein wird. Ein ſorgfältig aufgeſtelltes Programm iſt
iden Grundlagen der Werkſtatt. Eine Meiſterin wird aus
dir dankbaren Technik noch andere Werte herausholen, als
ſie zum Teil in der Ausſtellung vereinigt finden.
Die Handarbeitslehrerinnen in Heſſen und alle, die am
Aunterricht Anteil nehmen, werden in der Ausſtellung
wert=
e zu flaggen haben, und zwar bis 12 Uhr 2 Minuten mittags auf
maſt, worauf die Flaggen hochzuziehen ſind. Der Oberbürger= haben, daß ſie ohne Schädigung der Balz einen Herbſtabſchuß vertragen.
hren. (Siehe Anzeige.
sblattes des Reichspoſtminiſteriums wird das Wort „Radio” durch
Wort „Funk” erſetzt. Nach der neuen Verordnung gibt es ein lung in die Jagdausübung bringt.
Ssfunknetz, Reichsfunkanlagen und Funkſtellen. Radio=Amateure
m jetzt „Funkfreunde” und die Antenne heißt „Luftleiter”.
Die Ausweiſung des Oberbürgermeiſters Dr. Külb aus Mainz
de zurückgenommen. Praktiſch iſt dies zur Zeit, wie in
Fällen, ohne Bedeutung, da die Rücknahme der Ausweiſung nicht Gegen Ende des Monats kann wegen des beginnenden Herbſtzugs die
bbedeutend iſt mit dem Recht, ſein Amt auszuüben. — Auch die Hüttenjagd an günſtigen Tagen Erfolg bieten.
weiſung des Beigeordneten von Alzey, Landtagsabg. Lückel (S.)
urückgenommen worden.
Zurücknahme der Ausweiſungsbefehle nur im neubeſetzten Ge= Krebſe ſind jetzt am wohlſchmeckendſten.
Der Oberdelegierte der belgiſchen Zone in Krefeld weiſt in einem
eiben an den Regierungspräſidenten in Düſſeldorf darauf hin, daß
Erlaß Degouttes, welcher grundſätzlich alle Ausweiſungs=
Ue zurücknimmt, nur im neubeſetzten Gebiete
Gültig=
hat und daß Perſonen, welche von der Interallierten
Rhein=
kommiſſion ausgewieſen ſind, nur dann in die Heimat zurückehren
en haben. Dieſe Zurücknahme können nur von der
Rheinlandkom=
ion ſelbſt ausgeſprochen werden.
ausbezahlt.
— Orangeriegarten. Im Freilichttheater finden ab heute Mittwoch Braunfärbung eines in das Pilzgericht eingetauchten ſilbernen Löffels,
mittag gibts für unſere Jugend das Märchen „Dornröschen”.
9 iſt, Hächeit.
Das Schauſpielperſonal des Heſſ. Landes=
Theaters in der neuen Spielzeit.
Nach einer Meldung aus dem Bureau des Heſſiſchen
Landes=
theaters beſteht das Schauſpielperſonal für die neue
Spiel=
zeit aus folgenden Mitgliedern:
Damen: Margarethe Carlfen
Käthe Gothe.
Elſe Heufelder, Berlin (neu engagiert)
Aenne Kerſten
Ilſe Lahn, Mannheim (neu engagiert)
Miriam Lehmann=Haupt, München (neu engagiert)
Käthe Meißner
Ruth Poelzig, Berlin (neu engagiert)
Lotte Schramke, Berlin (neu engagiert)
Jeſſie Vihrog, Leipzig (neu engagiert);
Herren: Hans Ausfelder
Hans Baumeiſter
Heintich Heilinger, Königsberg (neu engagiert)
Max Hochſtetter, Berlin (neu engagiert)
Richard Jürgas
Hugo Keßler, Berlin (neu engagiert)
Friedrich Kinzler.
Rudolf Klix, Berlin (neu engagiert)
Walter Kuliſch
Paul Maletzki, Nürnberg (neu engagiert)
Rudolf Renfer, Berlin (neu engagiert)
Max Schramke, Kiel (neu engagiert)
Fred Schüler, Nauheim (neu engagiert)
Franz Sondinger, Nürnberg (neu engagiert)
Kurt Weſtermann.
dieſer köſtliche Schwank, der zum größten Lacherfolg der Saiſon Mitteilung des Direktoriums des Kurhotels „Zur goldenen Krone” hat
geworden iſt, ſorat jeden Abend aufs Neue für das Lachbedürfnis des ſich die Zahl der Beſucher unſeres Luftkurortes und das Intereſſe der
Darmſtädter Publikums. Anfang 8 Uhr. — Die Nachtvorſtel= Erholungſuchenden im weiten Reiche für Jugenheim unter beſonderer
Mitwirkung des geſamten Perſonals einſchließlich der Gäſte.
— Ferienkurſe der Volkshochſchule Darmſtadt. Die Volkshochſchule
nehmer der Italienkurſe, ſowie für die weitere Fortentwicklung der überführt, wo der Kopf mit Rötgenſtrahlen durchleuchtet werden muß.
Volkshochſchule ſelbſt, ſind die zahlreichen photographiſchen Aufnahmen. Da die Kugel im Kopfe ſteckt, gilt das Leben des Knaben als
hoffnungs=
auf denen die ſchönſten Momente feſtgehalten wurden. — Die Bilder ſind los verloren.
zurzeit in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Wilhelminenſtraße 3
(Baracke) ſowie ein Teil in dem Schaufenſter der photographiſchen Werk= lichen Sparkaſſen, fordern eben auf. die Einlagebücher vor=
Bilder wird in hieſigen und auswärtigen illuſtrierten Blättern veröffent= ſolche gewünſcht werde, in Angriff genommen werden können.
Nach=
der Führer derſelben, Herr Dr. Robert Corwegh, in einem Lichtbilder= haben abgefunden werden ſollen, iſt die Umſtändlichkeit dieſes
Ver=
vortrag an Hand der gemachten Aufnahmen eingehend berichten.
Pachtgelder, auf die wir unſere Mitglieder geſtern hinwieſen, iſt wird, auf die Wiedererlangung wenigſtens eines Reſtes ſeines Beſitzes
gen über eine weitere Herabſetzung der Kohlen= und Kokspreiſe, viel= haben und abgefunden ſein. Die Anmeldung bei der Kaſſe und das
Vor=
leicht ſchon mit Wirkung ab 1. Auguſt, ſtattfinden. Es heißt, daß der legen der Sparbücher wäre dann überflüſſig. Viel Zeit und Mühe
Abſchlag etwa 8—10 Prozent der jetzt gültigen Preiſe betragen ſoll. wären dann den Gläubigern erſpart. Die Sparkaſſen wiſſen doch aus
d. Js, wird anläßlich des Segelflugwettbewerbs an der Waſſerkuppe der trügeriſche und unerfüllbare Hoffnungen zu erwecken, bald
Aus Heſſen.
bahnhof, an 11.09 Uhr abends.
Lokale Veranſtalfungen.
* Roßdorf, 28. Juli. Vor einigen Tagen wurde auf dem Roßberg
dahier ein flüchtig gegangener Marokkaner, angeblich von
Gries=
heim kommend, von Arbeitern feſtgehalten. Nachdem er gut verköſtigt
worden war, wurde er weitertransportiert. — An Stelle des
ausgeſchie=
denen Kirchenrechners Graf wurde nunmehr der Ludwig
Ferdi=
nand Kloß, vom Kirchenvorſtand einſtimmig zum Kirchenrechner
ge=
wählt. Insgeſamt ſollen ſich 6 Bewerber um die Stelle beworbem
haben. Herr Kloß verſieht ſeit langen Jahren dahier die Rechnerſtelle
für die Ortskrankenkaſſe und erfreut ſich allerſeits großer Bekiebheit.
Möge es Herrn Kloß vergönnt ſein, ſeinen neu übertragenen Poſten
trotz ſeines hohen Alters noch recht lange Jahre zu verſehen. Seine
Verpflichtung und die Geſchäftsübertragung haben bereits ſtattgefunden.
2 Reichelsheim i. D., B. Juli. Vom Jubiläumsfeſt der
Freiwilligen Feuerwehr. Der Feſt= und Ehrenausſchuß für
die Feier des 50jährigen Jubiläums unſerer Feuerwehr hat nun ſeine
Vorbereitungen ziemlich beendigt und ein hübſches Programm
auf=
geſtellt. Die Feier, mit der die Bannerweihe verbunden wird, findet
nicht, wie zuerſt beabſichtigt, am 17. Auguſt, ſondern ſchon am 10.
kom=
menden Monats ſtatt. Die Brudervereine des Gerſprenztales bis
Dieburg, des Münling= und oberen Weſchnitz= wie auch des
Reichenbach=
tales bis Bensheim ſind zur Teilnahme eingeladen, und viele haben
ihr Erſcheinen bereits zugeſagt. Das Kreisamt Erbach wird durch
Herrn Kreisdirektor v. Werner vertreten ſein, auch der Graf von
Er=
bach, der eine namhafte Spende überweiſen ließ, hatz ſein Erſcheinen
in Ausſicht geſtellt. Die beiden hieſigen Turn=, zwei Geſangvereine
ſowie der Ev. Kirchenchor wollen zur Verſchönerung des Feſtes
bei=
tragen. An die vormittags angeſetzte Feuerwehrübung ſchließt ſich die
Uebergabe der Ehrenzeichen für B=. 40= und 50=jährige Mitgliedſchaft
an. Auf dem Feſtplatze ſoll nachmittags die feierliche Weihe des
Ban=
ners vorgenommen werden und abends wird in zwei Gaſthäuſern ein
Ball die Feier beſchließen.
— Jugenheim (Bergſtr.), 28. Juli. Wie in verſchiedenen anderen
deutſchen Bädern und Kurorten wurde auch hier durch Beſchluß der
Gemeindevertretung die Fremdenſteuer — und zwar bereits vor Wochen
— aufgehoben. Die Folgen dieſes zeitgemäßen Vorgehens einer um=
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Die vertagte Nacht”, ſichtigen Gemeindepolitik machen ſich unmittelbar geltend. Nach einer
lung am Samstag und Sonntag bringt „Bunte Bühne” unter Bezugnahme auf jene ausſchlaggebende Entſchließung ſofort beträchtlich
gehoben.
O Von der Bergſtraße, 28. Juli. Ein 12 Jahre alter Schüler des
Darmſtadt führte in dieſem Jahre 4 Ferienkurſe durch, einen nach der Realgymnaſiums in Weinheim, einziger Sohn des Fahrikſchreiners
Inſel Sylt, einen nach dem Harz und zwei nach Italien. Shlt und Bauer, verübte wegen einer in der Schule erhaltenen Rüge einen
Italien ſind bereits zu Ende und wie die begeiſterten Berichte der Teil= Selbſtmordverſuch, indem er ſich mit einem Piſtolchen in den Kopf
nehmer bezeugen, mit vollem Erfolg. Beſonders wertvoll für die Teil= ſchoß. Der ſchwerverletzte Knabe wurde, in die Heidelberger Klinik
A Aus Starkenburg, 26. Juli, ſchreibt man uns: Die
öffent=
ſtätte Th. Perabo, Schuchardſtraße 14, ausgeſtellt. Eine Anzahl der zulegen, damit die Vorarbeiten für die Umwertung, ſoweit eine
licht werden. Ueber den Verlauf, Zweck und Ziel der Italienkurſe wird dem die Gläubiger nur mit einem winzigen Bruchteil ihrer
Goldgut=
fahrens ſchwer zu verſtehen. Es iſt doch anzunehmen, daß in unſerer
— Gartenbauverein Darmſtadt. Die Anzeige wegen Erhebung der Zeit der Geld= und Vermögensknappheit, niemand den Villen haben
durch ein Verſehen erſt in die heutige Nummer aufgenommen worden, zu berzichten. Wer aber ſeine Bücher bis zum 31. Dezember d. J.
biel=
leicht aus Unachtſamkeit oder aus irgend einem anderen Grunde nicht
Weitere Ermäßigung der Kohlenpreiſe. Gs verlautet, daß innerhalb vorlegt, wird ganz leer ausgehen. Es wäre doch viel
zweckmäßi=
der Verkaufsgemeinſchaft und den Ruhrkohlenzechen zurzeit Beſprechun= ger, die Sparkaſſen nähmen an, jeder Sparer wolle umgewertet
— Der Perſonenzugverkehr anläßlich des Segelflugwettbewerbs an ihren Büchern, wver Sparer bei ihnen iſt und welches Guthaben die
ein=
der Waſſerkuppe. Vom 1. Auguſt 1934 bis einſchließlich 24. September zelnen Einleger beſitzen. Die Sparkaſſen ſollten aber auch, um nicht
Perſonenzug 2425 18) Gersfeld ab 8.26, Fulda an 9.25 Uhr nachmittags, bekannt machen, welche Forderungen an ſie beſtehen und welche Beträge
verſuchsweiſe täglich befördert. In Fulda hat dieſer Perſonenzug un= für die Befriedigung dieſer Forderungen vorausſichtlich zur Verfügung
mittelbaven Anſchluß an den Zug D 44 nach Frankfurt a. M. Haupt= ſtehen. Dann aber müßten auch Ermittelungen darüber angeſtellt wer=
Die blerunier erſcheinenden Nofizen ſind ausſchiießl
im keinem Falle irgendwie als 2
ſch als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
Seſprechung oder Kritſe.
des 10jähr. Stiftungsfeſtes wurde beſchloſſen, die Gründungsmitglieder
durch Verleihung einer Gründungsnadel beſonders zu ehren. Zu dieſem
Zwecke findet heute Donnerstag, 31. Juli, im Reſtaurant ,Bürgerhof”
(früher „Stadt Pfungſtadt”) ein Gründer=Ehrenabend ſtatt, zu dem alle
Kameraden nebſt Angehörigen eingeladen ſind. (Siehe Anzeige.)
—Ehemalige Annaburger treffen ſich erſtmals Mittwoch,
den 30. Auguſt, abends, bei Heß (Kirchſtraße) im Speiſeſaal, 1. Tiſch
rechts.
— Donnerstags=Konzerte. Im dieswöchentlichen
Kon=
zerte leitet Obermuſikmeiſter H. Hauske das Philharmoniſche Orcheſter,
was für die Beſucher dieſer Veranſtaltungen früherer Zeiten von
beſon=
vorgeſehen. (Siehe auch Anzeige.)
Jagd und Fiſcherei im Auguſt.
— Auch dem Weidmann reift, wie dem Landmann, im Auguſt die
Anregungen finden. Nicht weniger aber möchten wir ihren wohlverdiente Ernte ſeiner Hege. In dieſem Jahre allerdings ſind die
ch den Müttern empfehlen. Denn um die Kinder han= Ausſichten nicht alzu roſig infolge des ſtrengen Winters und nach Lage
es ſich bei dieſer, wie ſchon bei mancher Ausſtellung des der Reviere wohl äußerſt verſchieden. Von Mitte des Monats ab
wer=
erbemuſeums, und wo die Mütter verſagen, läßt ſich auch den Hirſch und Gams ſchußbar. Dennoch empfiehlt es ſich, gerade
der Schule wenig erwarten. Die ausgeſtellten Arbeiten ſind heuer, wie die Jagdwochenſchrift. „Der deutſche Jäger” München)
mit=
iuflich. Die Preiſe ſind beim Aufſeher zu erfahren. rI. teilt, den Feiſthirſch tunlichſt zu ſchonen. Der Rehbock ſteht noch in
der Brunſt und dem Jäger, der die Kunſt des Blattens verſteht, winkt,
nachdem der Kornſchnitt die Nehe in den Wald zurücktreibt, mancher
Aus Anlaß der 10jährigen Wiederkehr des Kriegsbeginns findet Bruch. Der Haſe erfreut ſich noch der Schonzeit und ſorgt für weitere
Sonntag, den 3. Auguſt, eine Gedenkfeier für die Opfer des Nachkommenſchaft. Beim Abſchuß von Birkwild iſt Mäßigung geboten,
kriegs im ganzen Deutſchen Reiche ſtatt. Das Heſiſche Geſamt= da um dieſe Zeit die Jungen meiſt noch nicht ausgefärbt ſind,
anderer=
terium hat angeordnet, daß an dieſem Tage alle öffentlichen Ge= ſeits nur noch wenig Reviere einen ſo erfreulichen Beſtand aufzuweiſen
Wo aber größere Moorflächen ſich ausdehnen, da kann der gegen
er bitet die Beſitzer der Privatgebäude, in der gleichen Weiſe zu ſtarke Hitze gefeite Flugſchütze manch frohe Stunde verbringen. Junges
Moosgeflügel aller Art, Jungenten laden zu köſtlichem aber ermüden=
Neuerung in der Amtsſprache. In der letzten Nummer des dem Weidwerk, das auch ſpäter, wenn gegen Ende des Monats die Jagd
auf Rebhühner und Wachteln ausgeübt wird, eine angenehme Abwechs=
Junge Wildtauben fallen gerne auf abgeerntete Felder ein, können
dort beſchlichen werden und liefern einen zarten, vorzüglichen Braten.
Junges Haar= und Federraubwild iſt kurz zu halten, und nicht ſelten
bietet gerade die Hühnerjagd Gelegenheit zu einem glücklichen Schuß.
Günſtige Fangzeit für Aeſche, Forelle, Regenbogenforelle,
Bach=
ſaibling, Barbe, Barſch, Bleie, Aitel, Karpfen, Schied und Aal.
Ge=
legentlich beißt der Huchen in kleinen Flüſſen, ſehr gut der Hecht. Die
Vorſicht beim Sammeln von Pilzen.
en, wenn ſie die Zurücknahme der Ausweiſungsentſcheidung er= ten Jahren beobachtete große Zahl von Pilzvergiſtungen mahnt zur Werkſtatt iſt bereits vorhanden. Man hofft, daß die Linie ſpäteſtens
Vorſicht beim Einſammeln von Pilzen. Die meiſten Unglücksfälle ſind am 1. Oktober den Betrieb aufnehmen wird. Das Kreisamt Friedberg
nicht — wie vielfach irrtümlich angenommen wird — auf den Genuß ver= und die Oberpoſtdirektion haben ihre Mitwirkung zugeſagt.
dorbener, ſondern giftiger Pilze zurückzuführen, die nicht auf Märk=
Auszahlung an Kleinrentner für die erſte Auguſthälfte findet ſtatt ten gekauft, ſondern von unkundigen Perſonen geſucht worden ſind. Es hieſigen Pfarrkirche ein Patronatsfeſt ſtatt. Das feierliche Hoch=
Donnerstag, 31. Juli, im Städtiſchen Leihamt, vorm. 8—12 Uhr, kann nicht dringend genug gewarnt werden vor dem Einſammeln und amt wird von dem Kirchenchor Guſtavsburg, durch den Vortrag der
den Anfangsbuchſtaben der Zunamen A.—N., und nachmittags von dem Genuß von Pilzen, die dem Sammler nicht ſicher als unſchädlich be= lateiniſchen Meſſe verſchönt werden. Die Feſtpredigt wird ein hervo==
Uhr an die mit den Anfangsbuchſtaben der Zunamen O.—3. Nicht= kannt ſind. Ganz irrig iſt die leider noch immer weit verbreitete An= ragender Kanzelredner halten. Nachmittags gibt der Kirchenchor im
holte Beträge werden nur am nächſtfolgenden Tage in der Stadt= ſchauung, daß es allgemein gültige Erkennungszeichen für eßbare oder Saalbau Wenzel ein Konzert unter gef. Mitwirkung des
Männer=
giſtige Pilze gäbe, wie Milchſaft, klebrige Beſchaffenheit des Hutes, Geſangvereins Germanig=Aſtheim.
der Aufführungen der Hans Sachs=Spiele ſtatt. Wir können und Verfärbung einer mitgekochten Zwiebel. Allein die genaue Kenut= ſchmuck, bunte Fahnen wehen in den Straßen und reges Treiben
en den Beſuch dieſer amüſanten Darbietungen allen, die noch nicht nis der beſonderen Merkmale der einzelnen eß= herrſcht, denn nicht weniger als fünf
Studentenverbindun=
genheit hatten, die Vorſtellungen zu beſuchen, empfehlen. Heute baren und giftigen Pilze ſchützt vor ſchädlichen Fol= gen feiern jetzt mit dem Semeſterſchluß ihre Stiftungsfeſte,
die wichtigſten eßbaren und die wichtigſten ſchädlichen Pilze in einem
— Nichtigſtellung. Es wird neuerdings das Gerücht verbreitet, daß Pilzmerkblatt zuſammengeſtellt, das eine Reihe von Belehrungen Landwirt Damon aus Hochweiſel. Sein Pferd ſcheute und ging durch
f Hermann Keyzſerling in den Aufſichtsrat der Aktiengeſell= und eine Tafel mit 34 farhigen Abbildungen enthält. Das jetzt in neuer. Damon ſtürzte rücklings vom Wagen und blieb tot liegen.
t „Der kommende Tag”, welche die Tätigkeit des Anthropoſophen erweiterter Ausgabe im Verlage von Julius Springer, Berlin W. 9.,
olf Steiner geſchäftlich fundiert, eingetreten ſei. An dieſem Ge= Linkſtr. 23/24 — erſcheinende wohlfeile Pilzmerkblatt kann von dort oder findet nächſte Woche hier unter Leitung des Schulrats Denzer ſtatt.
Zahl=
t, das wegen der unverhohlenen Feindſchaft des Steiner=Kreiſes im Wege des Buchhandels bezogen werden. Namentlich ſind damit auch reiche Lehrer des Kreiſes haben ſich angemeldet. — Die
Muſterturn=
nüber dem Darmſtädter Philoſophen dieſen höchlich ergötzt hat iſt die Erkennungsmerkmale der Knollenblätterſchwämme, der ſchule des Lurnvereins Lüneburg trifft am 30. Juli hier ein und
irlich kein wahres Wort. Es iſt möglich, daß es ſich um eine Ver= gefährlichſten aller Giftpilze, angegeben und an farbigen Abbildungen er= veranſtaltet in der Turnhalle Vorführungen. Die Schule beſteht aus 55
Uelung mit einem geheren Grßfen Keyſerking; der in Schkeſien an= läutert. Auch ſind dieſen Pilzarten die ihnen ähnlichen eßbaren Pilze Knaben und Mädchen. Von hier aus begibt ſich die Schule nach
gegenübergeſtellt.
den, wer für das allzu bereitwillige Zurücknehmen, von
Hypotheken und ſonſtigen alten Goldſchulden in Papiermark
zu einem Zeitpunkt, in dem man in fachfremden Kreiſen längſt
er=
kannt hatte, daß die Inflationsmark keine Goldmark ſei,
verantwortlich iſt. Es gebt nicht an, daß ein Beamter in einer, folch
wichtigen Sache ſeine Unfähigkeit nachweiſen darf, ohne dafür
verant=
wortlich gemacht zu werden. Er iſt doch mit ſchuld daran, daß ſo viele
Hypotheken in entwertetem Paviergeld zurückgezahlt wurden
und die Deckung für die umzuwertenden Forderungen, wenn der
Reichs=
tag jetzt den Abfindungsſatz erhöht, mühſam ermittelt und
herein=
geholt werden muß.
* Mainz=Koſtheim, 29. Juli. 50jähriges Beſtehen der
Freiwilligen Feuerwehr. Von herrlichem Feſtwetter
be=
gleitet, fand hier das 50jährige Beſtehen der Freiwilligen Feuerwehr
ſtatt, das in großangelegter Weiſe in allen Teilen einen harmoniſchen
Verlauf nahm. Eingeleitet wurde die Feier am Samstag mit einem
Kommers in dem Vereinshaus des Männergeſangvereins „Harmonie‟
unter Mitwirkung ſämtlicher hieſiger Vereine. Als Ehrengäſte hatten
ſich bei der Jubelfeier eingefunden der Herr. Provinzialdirektor Geh.
Rat Dr. Uſinger als Vertreter der Stadt Mainz Aſſeſſor Schwan,
Ortsvorſteher Frenz ſowie die Vertreter der Wehren aus den
umliegen=
den Orten und die Fabrikfeuerwehrleute. Die eindrucksvolle Feſtrede
hielt Herr Profeſſor Peterſen; ebenſo ſprachen Herr
Probinzial=
direktor Geh. Rat Dr Uſinger und Aſſeſſor Schwan. Alsdann
wurden die Jubilare für 50jährige Tätigkeit und Gründer die Herren
Thomas Lorenz und Jourdan Johann, für 40jährige Tätigkeit
Sieben=
haar Friedrich und 12 Jubilare für 25jährige Tätigkeit mit
Auszeich=
nungen geehrt. Der Feſtſonntag wurde in früher Morgenſtunde durch
ein großes „Wecken” der Feſtkapelle eingeleitet. Um 9. Uhr fand eine
Friedhofsfeier zum Gedächtnis der Verſtorbenen und Gefallenen unter
Mitwirkung des Männergeſangvereins „Harmonie” ſtatt. Eine
in=
tereſſante Uebung fand um 11 Uhr ſtatt. Am Nachmittge ſetzte ſich
ein langer Feſtzug, an dem ſich B Wehren mit Fahnen und Muſik
be=
teiligten, durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtſaale in Bewegung. Auch
für den Sonntagnachmittag war ein ſehr reichhaltiges Programm
vor=
geſehen.
Weiſenau bei Mainz, 28. Juli. Die Ernte iſt hier in vollem
Gang. Als eine Natur=Kurioſität kann ein Birnbaum in einer
Hof=
reite bezeichnet werden, der einerſeits noch Blüten trägt und
anderer=
ſeits bereits reife Früchte hat. — Ein 15jähriger Junge fuhr mit
ſeinem Paddelboot an einen Schlepper, durch den ſtarken Wellengang
wurde das Boot umgeſchlagen. Der Junge konnte ſich aber ſo lange
feſthalten, bis Rettung nahte.
* Kelſterbach, 26. Juli. Treibriemendiebſtahl. In der
hieſigen Kunſtſeidefabrik iſt ein großer Treibriemendiebſtahl ausgeführt
worden. Es ſind mindeſtens vier Treibriemen, geſtohlen worden. Die
Firma hat zur Ergreifung der Täter eine hohe Belohnung ausgeſetzt.
Pfeödersheim b. Worms, 38. Juli. Feuer brach auf
unge=
klärte Weiſe in dem Anweſen des Konrad Antz aus. Die Scheune
wurde bis auf die Umfaſſungsmauern ein Opfer des Brandes. Auch das
Dach der Stallungen, die ſelbſt unverſehrt blieben, wurde eingeäſchert.
Die Nachbarſcheune konnte durch das tatkräftige Eingreifen der
Frei=
willigen Feuerwehr vor einem Uebergreifen des Brandes gerettet
werden.
* Nieder=Florſtadt, 29. Juli. Eine
Kraftwagenverbin=
dung ſoll von hier durch die mittlere Wetterau nach
Bahn=
hof Friedberg eingerichtet werden. Der Kraftwagen foll mit
An=
hängewagen ſechzig Perſonen faſſen. Die Koſten belaufen ſich auf
33 000 Mark. Nieder=Florſtadt will 20 000 Mark aufbringen, Oſſenheim
Die Sammelzeit für Pilze iſt wiederum gekommen. Die in den letz= und Ober=Florſtadt ſollen je 5000 Mark geben. Eine fertige Halle mit
* Aſtheim, 28. Juli. Am Sonntag, den 3. Auguſt, findet in der
* Gießen, 29. Juli. Die Stadt prangt ſeit geſtern im
Feſt=
gen. Zur Verbreitung ſolcher Kenntnis hat das Reichsgeſundheitsamt darunter die Darmſtädter, die Germanen, die Alemannen, die Heſſen.
* Butzbach, 29. Juli. Tödlich verunglückt iſt der ältere
* Alsfeld, 28. Juli. Ein Lehrgang im Verkunterricht
Marbuch. ”
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Nummer 214
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Mein Beſuch
beim Kazifen Namuncurd.
Interview mit einem Indianerhäuptling.
Von A. H. Kober.
Buenos Aires, im Juni 1924.
In Buenos Aires iſt eine Deputation von Indianern aus
der Südprovinz Neuquen eingetroffen. Sie wollen vom
Präſi=
denten des argentiniſchen Bundesſtaates empfangen werden und
Klagen darüber vorbringen, daß man ſie aus ihren heimatlichen
Gebieten verdrängt. Der Führer der Abordnung iſt Alfredo
Namuncurd, der Sohn des berühmten Kaziken (Häuptlings)
Manuel Namuncurd, der den letzten großen Kampf der
Pampas=
indianer gegen die Bleichgeſichter führte.
Die ganze wilde Romantik unſerer „Indianergeſchichten”
taucht mit dieſem Namen Namuncurd auf. 1833/34 hatten die
Weißen einen großen Feldzug gegen die Indianer unternommen.
Der Diktator Roza trieb ſie durch die Pampaswüſte gegen die
Cordilleren, vernichtete mehr als 6000 Rothäute und erwarb ſich
den Ehrennamen eines „Hervo de Deſierto”. Aber die Indianer
erholten ſich wieder, während die Argentinier ſich in jahrelangen
Bürgerkriegen zerfleiſchten. Städte wurden überfallen und
ge=
plündert, gewaltige Viehherden geraubt und nach Chile hinüber
verkauft. Um 1870 herum begannen die Weißen ihre endgültige
Abrechnung mit den Indianern vorzubereiten. In dem
ſüdweſt=
lich an die Provinz Buenos Aires angrenzenden Gouvernement
Pampa entzog 1875 die Bundesregierung den Indianern ihre
Weideflächen und Wohngebiete, der weiße Mann beanſpruchte ſie
für ſich und drängte die ehemaligen Herren des Landes weiter
nach Weſten, in die Oede, in die Wildnis, in die Schluchten der
Anden. Da rief Namuncurd, der „Herr der Pampas”, der ſchon
oft den Aufſtand, „wie einen reißenden Orkan” über die Steppe
hatte brauſen laſſen, ſeine roten Krieger zu einem letzten
Ent=
ſcheidungskampfe auf. Epumez, der Kazike der Ranqueles,
Or=
queque und Shayhubucque, Häuptlinge der Arducanen,
verſtärk=
ten ſeine ſchwache Heeresſchar. Fünf argentiniſche Provinzen
boten ihre Milizen auf, die mit ihren modernen Feuergewehren
gegen die Rothäute zogen. Nach vier Jahren langwieriger
Märſche, zahlreicher Gefechte, zeitraubender Aktionen und
Ope=
rationen gelang es endlich dem General Roca, die Indianer in
die Enge zu treiben. Durch einen breiten Graben von 780
Kilo=
metern Länge ſperrten die Weißen ihren Gegnern die Zufuhr
ab, die aus zuſammengeraubten Viehherden beſtand. Dann fielen
ſie in das Indianerlager ein, führten Frauen und Kinder weg
und zwangen die „Wilden”, die ihre Familie mehr noch als ihre
Freiheit lieben, zur Auslieferung der Waffen. Als die Indianer
ſich hierzu einfanden, wurden ſie gefangen. Ihre Frauen und
Kinder aber waren inzwiſchen ſchon nach Buenos Aires
abge=
ſchleppt worden. Durch die Zeitungen wurden ſie als Geſchenke
ausgeboten, in den Vorhallen der Kirchen zur Beſichtigung
aus=
geſtellt und wer wollte, konnte ſich dort billige Arbeitskräfte
aus=
ſuchen.
Die Führer des „Aufſtandes” wurden zu ſtrenger Haft auf
eine Inſel verbannt. Viele ſind da geſtorben, einige wurden nach
langen Jahren freigelaſſen. Unter ihnen Manuel Namuncurd. Er
ſiedelte ſich mit den letzten ſeiner Getreuen in der Provinz Entre
Rios an. Ader auch jetzt fand er noch keine Ruhe. 1894 erſchien
der Greis mit vierzig Kriegern in Buenos Aires, um vom
Präſi=
denten ſichere Wohnſitze für ſich und die Seinen zu erbitten. Es
wurden ihm 200 Quadratkilometer am Zuſammenfluß von
Rimay und Neuquen zugewieſen.
Aus dieſer Gegend kommt nun jetzt wieder ſein Sohn, der
Kazike Alfredo Namuncurd. Und wieder trägt er dem
Präſiden=
ten die alte Bitte vor: laßt uns ein letztes Stückchen Erde, deren
Herren wir einſt waren, aus Gnaden zu eigen!
Ich telephonierte den Indianerhäuptling an: „Grand Hotel
Eſpana! Können Sie mit Sennor Alfredo Namuneurd
verbin=
den?” — „Namuneurd?” — „Mit N bitte.” — „Moment.
Be=
dauere. Der Herr iſt nicht auf ſeinem Zimmer, auch nicht in der
Halle. Vielleicht verſuchen Sie ſpäter noch einmal.” — Als ich
ein paar Stunden danach zum Miniſterium des Innern
herauf=
gehen will, kommen die Treppe herunter mir entgegen ſechs,
ſieben bäuerlich gekleidete Männer von dunkelbrauner
Geſichts=
farbe, geführt von einem alten weißen Mann, auf den ein junger
heftig einredet. Bis der Alte pathetiſch die Hand erhebt und
ab=
weiſt: „Nein! Dieſe Männer werden nicht vom weißen Manne
ausgebeutet werden! Niemals! Hören Sie: ſie ſind ſich zu gut
für ſo etwas!” — Oben erzählte mir der Beamte: „Eben war
Namuncurd mit ſeinen Leuten hier, ſie müſſen Ihnen auf der
Treppe noch begegnet ſein. Ihr Advokat wollte ihre Klagen dem
Miniſter vortragen, aber wir haben ſie zum Koloniſationsdirektor
verwieſen, weil die Angelegenheit in deſſen Reſſort fällt.” — Ich
wie der Wind die Treppe hinunter! Aber ich treffe unten nur
noch den abgewieſenen Jüngling. Er erzählt mir betrübt: er
habe die Indianer für einige Vorſtellungen im Zirkus Sarraſani
engagieren wollen.
Die Spur der Indianer auf der Pampa zu verfolgen, kann
den Helden der Buffalo=Bill=Romane nicht ſchwerer geworden
ſein, als mir die Auffindung Namuncurds in Buenos Aires.
Endlich hatte ich Santiago Jota Alvayarin. Das iſt nämlich der
Oberſt, dem die Indianer während ihres Aufenthaltes in der
Bundeshauptſtadt anvertraut ſind; einer der Offiziere, die in
Indianerdiſtrikten ſtationiert waren und mit der Sprache und
den Sitten der Rothäute vertraut ſind.
Rothäute! — Das war ja gleich die erſte Enttäuſchung, als
ich nun endlich dem lange geſuchten Kaziken gegenüberſaß: er iſt
gar nicht rot, ſondern dunkelbraun. Die ganze
Indianergeſell=
ſchaft hätte ich achtlos als Neger oder Meſtizen vorübergehen
laſ=
ſen: dunkelbraune Geſichter mit hervorſtehenden Backenknochen,
niedrigen Stirnen, aufgeworfenen Lippen, dazu manchmal noch
Stupsnaſen. Wundervoll aber ſind die Augen dieſer Indianer:
ganz groß und ganz dunkel, ganz der Ausdruck einer
unbeſchreib=
lichen, mit Worten unſagbaren Melancholie. Und manchmal, ganz
plötzlich und ganz ſchnell, läuft darüber ein heller Fleck, blitzt auf
und gibt den Eindruck jener wilden Kühnheit, die wir bei dem
Begriff Indianer immer noch ſuchen.
Ich ſehe nun nur noch dieſe Augen an, ſehe nichts mehr von
dieſen bäueriſch gekleideten Menſchen, die da vor mir ſitzen,
manche etwas gebückt, unbeholfen, ſchutzſuchend, andere wieder
gezwungen gerade. „Wir ſind friedliche Leute,” ſagt der Kazike
Namuncurd in einem etwas kurzatmigen, rauhen Tonfall, „und
ſind hierher gekommen, um darum zu bitten, daß man uns
unſe=
ren Frieden laſſe.‟ Dabei fährt er mit der Hand über die
Weſten=
taſche und bei dieſer ganz belangloſen Bewegung, die jeder
Kauf=
mann im Börſengeſpräch ausführen könnte, muß ich plötzlich
den=
ken, ob dieſe Indianer wohl Chriſten ſind oder ob ſie noch mit
den Dämonen ihrer Urväter leben? „Mein Vater war der
be=
rühmte Kazike Manuel Namuncurd”, erzählt der Indianer
wei=
ter. Als ich nicke, daß mir deſſen Gefchichte wohl bekannt ſei,
bricht er ſofort ab und wartet mit feiner Höflichkeit auf meine
weiteren Fragen. Mich aber verblüfft dieſe beſcheiden=edle Geſte
ſo, daß ich ſchweige. Der Oberſt füllt die Pauſe aus mit einer
klugen, warmen Darſtellung des tragiſchen Geſchicks der von der
Ziviliſation aufgeriebenen Ureinwohner Südamerikas, deren
Reſte man nur dadurch retten könne, daß man ſie der Ziviliſation
zuführe. Die Indianer verfolgen aufmerkſam die Ausführungen
ihres Anwalts und einmal, wie er von der Sinnloſigkeit roher
Indianerverfolgungen ſpricht, nicken ſie heftig bejahend mit den
ſchweren Köpfen.
„Buenos Aires iſt eine ſchöne Stadt”, ſagt Namuncurd ganz
unvermittelt. Er hat es wahrſcheinlich ſchon unzählige Male
ge=
ſagt in dieſen Tagen jedem Ausfrager hier, um mit einer kleinen
Liebensrürdigkeit über Gegenſätze und über das Peinliche ſeiner
Miſſion hinwegzukommen. Ich ſage ihm, daß ich kein
Argen=
tinier bin, ſondern Bewohner eines fernen, fremden Erdteiles.
Der Kazike Namuncurd hört ſich auch das höflich an. Aber ſeine
Augen ſcheinen ſchon wieder ganz weit weg zu ſein, als er mir
zum Abſchied die Bauernhand gibt und mich mit ſeinen dunklen
Getreuen zur Tür geleitet, hinter der die Hotelhalle mit
Klub=
ſeſſeln, Salonorcheſter und auf= und niedergleitenden Fahrſtühlen
ſich öffnet.
Der 16. deutſche Genoſſenſchaftste
in Berlin.
— In den Feſtſälen des „Rheingolds” begannen am Sonntag
Verhandlungen des 16. Genoſſenſchaftstags des auf politiſch neutr
Boden ſtehenden Reichsverbandes deutſcher Konſumvereine Düſſel
Reisholz. Im Auftrage der Reichsregierung war Reichsarbeitsmi=
Dr. Brauns erſchienen, außerdem hatten das Reichswirtſchaftsmi
rium, das Reichsfinanzminiſterium, das Reichsjuſtizminiſterium und
Landwirtſchaftsminiſterium Vertreter entſandt. Direktor des R
verbandes, Reichstagsabg. Schlack, eröffnete die Tagung mit
Begrüßungsrede. Alsdann ſprach Reichsarbeitsminiſter Brauns
Glückwünſche der Reichsbehörden aus. Die Reichsregierung wiſſe
hohen Wert der konſumgenoſſenſchaftlichen Bewegung zu ſchätzen.
deutſche Volk ſei in der Gewerkſchaftsbewegung allen Völkern der
voraus. Aber neben die durch dieſe Bewegung erreichte Erhöhung
Nominallohnes ſei in den Konſumgenofſenſchaften eine weitere
wegung zur Hebung des Reallohnes getreten. Dieſe
Bewegun=
mehr denn jede andere geeignet, die Maſſen in die Fragen des
ſchaftslebens einzuführen und werde von Reichswegen mit lebhe
Intereſſe verfolgt und gefördert. Alsdann überbrachte der Wohlfg
miniſter Hirtſiefer die Glückwünſche der preußiſchen Staatsregie
Grüße überbrachten noch Stadtrat Schöning im Namen der Stadt
lin, Abgeordneter Stegerwald als Vertreter der chriſtlichen Ge
ſchaften, Rechtsanwalt Gennes für die landwirtſchaftl. Genoſſenſch
und andere.
Als erſter Redner ſpracl nun Reichstagsabgeordneter Sch
über das Thema „Konſumgenoſſenſchaftsbewegung
Volksgemeinſchaft‟ Er ſagte u. a.: Die Rettung Deutſchl
wird zu einem großen Teile davon abhängen, ob das deutſche Vo
einer Volksgemeinſchaft zuſammengeſchweißt werden kann. Die G
ſätze im deutſchen Volke ſind zu einem großen Teil hervorgerufen
den durch Preistreiberei und Wucher. Die Konſumgenoſſenſchaf
wegung iſt die Sozialwirtſchaft der breiten Schichten ohne Proviti
eſſen. Eine ſolche Bewegung muß im eigenſten Intereſſe aus S
erhaltungstrieb von den ſtaatlichen Gewalten gefördert werden.
Am Nachmittag ſprach der Leiter der Rheiniſch=Weſtfäliſhen
ſumgenoſſenſchaft „Wohlfahrt” Arnold Biſſels, Mitglied des Re
wirtſchaftsrats, über „Die Schickſalsgemeinſchaft unſerer Beweg
Nach einer angeregten Ausſprache fanden nachſtehende Entſchließu
Annahme:
1. Die Lage der deutſchen Konſumgenoſſenſchaften iſt den
ſchwierig. In der Zeit der Inflation haben die Konſumvereine
Opfer geſcheut, um die notwendigſten Lebensmittel herbeizuſchaffen
dadurch viel zur Beruhigung beigetragen. Die Folgen dieſer v
ländiſchen Tätigkeit ſind große Vermögensverluſte. Reich und Lä
haben das größte Intereſſe an der Weiterführung der ſozialen
keit der Konſumgenoſſenſchaften. Darum müſſen Reich und Lä
auch der Konſumgenoſſenſchaftsbewegung auf dem Wege über die 7
ßiſche Zentral=Genoſſenſchaftskaſſe langfriſtige und billige Kredite
Verfügung ſtellen. Der Genoſſenſchaftstag richtet deshalb an die Re
regierung und an die Regierungen aller Länder die dringende 4
auf dem Wege der Kreditgabe die ſegensreiche Tätigkeit der Geno
ſchaftsbewegung auch für die Zukunft ſicherſtellen.
2. Der jetzige politiſche und wirtſchaftliche Zuſtand Deutſchland
nicht länger tragbar. Deutſchland muß endlich aus der Zeit der
gerechten Behandlung, der Beunrnhigung und der Diktate in eine
ruhiger Entwickelung kommen. Hierfür iſt die politiſche und wirtſe
liche Einheit die erſte Vorausſetzung. Wird dieſe Vorausſetzung
reicht, dann ſieht der Genoſſenſchaftstag in der Annahme des Sad
ſtändigengutachtens den erſten Schritt auf dem Wege zu dieſem
Er verkennt nicht die Schwere der Laſten, die damit dem deutſchen 9
beſonders aber den arbeitenden Schichten, auferlegt werden. Der
noſſenſchaftstag hegt ſogar ſtarke Zweifel, ob trotz aller Anſtrengu=
und Opferwilligkeit des deutſchen Volkes es möglich ſein wird,
Leiſtungen, die das Sachverſtändigengutachten von uns fordert, zu
bringen. Trotzdem ſieht der Genoſſenſchaftstag in der Annahme
Sachverſtändigengutachtens einen gangbaren Weg, um zur Klärung
Verhältniſſe in Deutſchland und zur Befriedung der Welt zu komn
Er unterſtützt die Reichsregierung in ihrem Beſtreben, alle Beſtre
gen, die die Würde und die Rechte eines großen Kulturvolkes anta
abzuwehren.
Mit der Tagung der Konſumgenoſſenſchaften war eine Wa
meſſe verbunden.
Die Verhandlungen nahmen am Montag ihren Fortgang imnt
ſprach Direktor Klein als erſter Redner über „Reklame‟. Auch
Konſumgenoſſenſchaftem müßten Reklame machen. Erſtklafſige 9
geſtaltung der Abgabeſtellen, genoſſenſchaftlich und kaufmänniſch
ſchultes Perſonal, Forcierung der Eigenpackungen. In der Zent
müſſe eine beſondere Reklameſtelle gebildet werden.
Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Taſchenſpiegel, 1 brauner
Damenmantelgürtel. 1 ſilberner Ring. Ein
mittelgroßer und 5 kleine Schlüſſel am Ring.
1 Brille mit und eine ohne Futteral. Eine
goldene Lorgnette mit Tulaſtiel. 1 Paar
lange graue Damenhandſchuhe. 1
Patent=
ſchlüſſel. 1 Hundekette. 1 Paar lange
graue Damenhandſchuhe. 1 Handtuch mit
2 Badehoſen, 1 braungrüne Mütze, —erb. / 70.—, 1 Herr.
Zugelaufen: 1 Dackel (Baſtard), rot. Ein
Dobermann (Baſtard) ſchwarz mit gelb.
1 Baſtardhund, ſchwarz mit gelb. 1 roter termantel ℳ 40.—; 1
Pinſcher. 1 junger brauner Hund.
Bekanntmachung.
Aus Anlaß der zehnjährigen
Wieder=
kehr des Kriegsbeginns findet am
Sonn=
tag, den 3. Auguſt 1924, eine Gedenh=ſöfen wegen Einbau
feier für die Opfer des Weltkrieges
im ganzen Deutſchen Reiche ſtatt.
Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat
angeordnet, daß an dieſem Tage alle
öffentlichen Gebäude zu flaggen haben, preisw. zu verk. (rum
und zwar bis 12 Uhr 2 Minuten
mit=
tags auf Halbmaſt, worauf die Flaggen
hochzuziehen ſind. Ich bitte die
Be=
ſitzer der Privatgebäude, in der
gleichen Weiſe zu verfahren.
Weiter richte ich an alle Beteiligten Theatergläſer u. eine
die Bitte, am 3. Auguſt 1924 die Krieger= mit Doppel=
Anaſtig=
gräber zu ſchmücken und auf Krieger= mat Splendar” 1:4,5
ehrungen hinzuwirken.
(st9685
Darmſtadt, den 28. Juli 1924.
Der Oberbürgermeiſter.
Pflaſterarbeiten.
Die Herſtellung von 3500 qm
Klein=
pflaſter in der Kirſchenallee ſoll vergeben
werden.
Arbeitsbeſchreibungen und
Bedin=
gungen liegen bei dem unterzeichneten!
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Dienſt=
ſtunden zur Einſicht offen. Auch werden / Sportmodell D K. W per Stuck 95 Gm.
dort die Angeborſcheine abgegeben.
8. Auguſt Ifd. Js., vorm. 11 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 28. Juli 1924.
Tiefbauamt. (st9683 ſtand z. verk. Prei=
Berſteigerung
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Städt. Leihamt, Kirchſtraße 9
Mittwoch, den 6. Auguſt ds. Js.,
von vorm. 8½), Uhr ab, Verſteigerung
der verfallenen Pfänder (Gold=,
Silber=
waren, Wäſche, Kleidungsftücke,
Fahr=
räder, Photo=Apparate uſw.). (st9684
Darmſtadt, den 30. Juli 1924.
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Rummer 210.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Seite 7.
Reich und Ausland.
Tagung des Deutſchen Werkbundes in Karlsruhe.
Fm. Karlsruhe. Gegenwärtig hält der Deutſche Werkbund
13. Jahrestagung ab, zu welcher zahlreiche Teilnehmer aus
Teilen des Reiches eingetroffen ſind. Nach vorausgegangenen
ungen des Vorſtandes ſowie der Ausſchüſſe wurde in die offizielle
gliederverſammlung eingetreten, in welcher der Vorſitzende Prof.
nenſchmid den Bericht über die Tätigkeit des Vorſtandes im
ver=
enen Jahre und über die als günſtig zu bezeichnenden Finanzen des
kbundes erſtattete. Er teilte dabei unter anderem mit, daß der
kbund jetzt wieder in der Lage ſei, ſeine bekannten
Veröffentlichun=
über Einzelfragen des Kunſtſchaffens erneut aufzunehmen. An die
führungen des Vorſitzenden ſchloß ſich eine anregende Ausſprache. —
Stadt Karlsruhe hatte die Tagungsteilnehmer zu einem
Feſt=
nd eingeladen, bei welchem auch das Badiſche Kultusminiſterium
zeten war. Nach der Begrüßungsanſprache des Oberbürgermeiſters
Finter verbreitete ſich Fabikdirektor Bruckmann=Heilbronn, der
te Vorſitzende, über die Aufgaben des Werkbundes, beſonders in
iger Zeit. Der Werkbund ſei berufen. Hüter echter deutſcher Art
ein. Es ſei erſtrebenswert, eine Südweſtdeutſche
Arbeitsgemein=
t zu bilden, in der ſich Baden, Württemberg und Heſſen zur
Zu=
nenarbeit vereinigen. — Die Tagung bot fernerhim eine Reihe
voller fachwiſſenſchaftlicher Vorträge, ſowie Beſichtigungen der
Sruher Majolika=Manufaktur und deren künſtleriſchen Werkſtätten.
eſſor Riemenſchmid fand weiterhin Gelegenheit, in einer
be=
eren Sitzung die Vertreter des Reiches, der badiſchen Regierung,
e zahlreicher Körperſchaften zu begrüßen. Als Vertreter der
Reichs=
rung begrüßte Staatsſekretär Schulz=Berlin die Verſammlung
betonte, wie eng dem Reiche in Anbetracht der mißlichen
Finanz=
die Grenzen für kulturelle Aufwendungen gezogen ſeien. Dennoch
e ſich die deutſche Kultur zu behaupten wiſſen. In der gegenwär=
Zeit der Not habe die Kunſt beſondere Aufgaben zu erfüllen. Der
che Kultusminiſter überbrachte der Verſammlung die herzlichſten
ze des badiſchen Landes. — Direktor Boſch von der Boſch=A.G. in
tgart hielt einen Vortrag über mechaniſierte Induſtriearbeit, der
6 zu einer lebhaften Ausſprache gab. Der badiſche Kultusminiſter
einen Vortrag über die Erziehung der Arbeit. In ſeinem
Vor=
wies er darauf hin, daß die bei Ford vollendete Mechaniſierung
Arbeit dieſe völlig aus dem Zuſammenhange der Perſönlichkeit
habe; alles Seeliſche, Sittliche, Menſchliche des Arbeiters liege
rhalb dieſer Arbeit. Glücklicherweiſe beſtehe in Deutſchland eine
tteilige Bewegung, die ſich in der Betonung des ethiſchen Prinzips
ue, in der Notwendigkeit der Wiederbeſeelung des Arbeiters und
Arbeit, die durch deren Zerſtückelung verloren gegangen iſt.
An=
ßend an dieſe mit Beifall aufgenommenen Darlegungen hielt Pro=
Würtemberger einen Vortrag über die Organiſation der
Landes=
chule welche ſchon 1919 aus der Vereinigung von Kunſtakademie
Kunſtgewerbeſchule gebildet iſt.
Blutiges Familiendrama.
Nannheim. In der Gärtnerſtraße hat ſich am Sonntag früh ein
ges Familiendrama abgeſpielt. Der von einem Zechgelage
betrun=
eimkehrende Zementeur Zähringer verlangte von ſeinem in dem=
Hauſe wohnenden Schwiegervater, dem Maurer Füg, ſchimpfend
res Geld, um noch mehr trinken zu können. Als ihm das
verwei=
purde, entſpann ſich zwiſchen ihm, ſeinem Schwiegervater und ſeiner
igeeilten Frau ein Handgemenge, in deſſen Verlauf Zähringer von
n Schwiegervater erſtochen wurde. Er iſt auf dem Transport ins
kenhaus geſtorben. Füg hat ſich der Polizei ſelbſt geſtellt. Er
be=
ſich in Unterſuchungshaft. Ob es ſich um einen Akt der Notwehr
It, muß die nähere Unterſuchung ergeben.
Freches Gqunerſtück.
Jernberg (Oberpfalz). Unter der Mittagszeit begab ſich ein
* Burſche in das Haus des Bäckermeiſters Andreas Wagner,
klei=
ich im oberen Stockwerk mit dem Anzug des Knechtes um, eignete
argeld und Lebensmittel an und hatte dann die Frechheit, in das
er des Beſtohlenen zu gehen, um dort „vorzuſprechen‟. Er erhielt
Habe, dankte und verſchwand. Da der Diebſtahl jedoch ſofort
ent=
wurde, konnte der Täter bei Ullersricht trotz Widerſtandes
ver=
werden.
Die Mörder eines Realfchülers feſigeſtellt.
m 24. Juli war auf der Landſtraße zwiſchen Kraiburg und
Mühl=
n Oberbayern der 14jährige Realſchüler Fritz Gretinger von zwei
r Burſchen überfallen, durch mehrere Stiche ins Gerz getötet und
Fahrrades beraubt worden. Die Mörder, die man zuerſt für
er oder Studenten gehalten hatte, wurden nunmehr als der 24jäh=
Bäcker Franz Schneider aus Preimsfeld bei Marktheidenfeld und
eu gleichaltrige Mechaniker Otto Poehl aus Linden bei Hannover
tellt. Beide Täter ſind flüchtig.
Unpolitiſche Tagesſchau.
Nach einer Meldung aus Breslau fuhr ein dem Oberingenieur
Müller aus Beuthen gehöriger ſchwerer 45pferd. Daimlerwagen
in übermäßigem Tempo über die Landſtraße zwiſchen Eiſenberg und
Luiſenhof und ſchlug bei einer Kurve mit dem hinteren Teil derartig
gegen einen Kirſchbaum, daß das Auto zerſchellte. Von den ſechs
In=
ſaſſen wurde die Schwägerin des Oberingenieurs Müller bei dem Sturz
ſofort getötet, die fünf übrigen Inſaſſen wurden mehr oder minder
ſchwer verletzt.
Weitere Opfer des Automobilſports
werden nicht lange ausbleiben. Es dürfte wohl im allgemeinen
Inter=
eſſe liegen, wenn die Regierung gegen derartige Ausartungen des
Auro=
ſports mit energiſchen Maßnahmen einſchreiten würde.
Den fälligen Autounfall in Berlin lieferte der Zuſammenſtoß
eines Privatkraftwagens mit einer Kraftdroſchke. Der Führer des
erſte=
ren Wagens, Karl Wiſſing, wollte einer Waſſerpfütze ausweichen und
fuhr dabei in die von der anderen Seite kommende Kraftdroſchke.
In=
ſaſſen und Wagen wurden dabei gleich ſchwer beſchädigt. Die beiden
Wagen wurden von der Feuerwehr abgeſchleppt, die Verletzten wurden
zur Rettungswache gebracht, wo man ihnen Hilfe angedeihen ließ.
Lebensgefährlich wurde niemand verletzt.
Kurz nach ſeiner Abfahrt von Kriſtiania brach auf dem norwegiſchen
Amerikadampfer „Bergens Fjord” ein gefährlicher Brand aus. Die
Paſſagiere, über 500 an Zahl, wurden ſofort in die Rettungsboote
ge=
bracht und nach Kriſtiania zurückgeſchickt. Es gelang der Beſatzung nach
angeſtrengter Tätigkeit, des Feuers Herr zu werden, doch iſt der
ent=
ſtandene Materialſchaden bedeutend. Menſchen ſcheinen bei dem
Schiffsbrand
nicht ums Leben gekommen zu ſein.
Einen tragiſchen Abſchluß fand ein fröhlicher Dampferausflug, den
der 19jährige Kutſcher Brödter aus Oberſchöneweide, zuſammen mit
mehreren Bekannten unternahm. In ſtark angetrunkenem Zuſtande
trat die Geſellſchaft am Abend die Rückfahrt an, wobei ſich Brödter ſo
weit über das Geländer lehnte, daß er ins Waſſer ſtürzte. Da er des
Schwimmens nicht kundig und auch ſchon zuvor nicht mehr recht Herr
ſeiner Sinne war, verſank er in den Fluten und kam auch nicht mehr
zum Vorſchein. Trotzdem der ſofort alarmierte Reichswaſſerſchutz das
Waſſer gründlichſt abſuchte, konnte die Leiche bisher noch nicht geborgen
werden.
*
Die Ueberſchwemmungen in Indien bedrohen immer noch in
hohem Maße die tiefer gelegnen Gebiete. Beſonders ſchlimm iſt der
Staat Cochin betroffen, aus dem fortwährend neue Unglücksmeldungen
einlaufen. So iſt in Cheruthuruthy eine Knabenſchule von den
Flu=
ten ſo unterſpült worden, daß das Gebäude einſtürzte. Dies erfolgte ſo
unerwartet, daß in den Schulräumen noch Unterricht erteilt wurde und
bei dem Einſturz
ein Lehrer und 64 Schüler getötet
und zahlreiche Schüler verletzt wurden. — Eine andere Unglücksbotſchaft
kommt aus New York, derzufolge in Pennſylvanien bei einer
großen
Grubenexploſion
200 Arbeiter verſchüttet wurden, deren Schickſal noch in
Frage ſteht. Bisher ſind fünf Leichen geborgen worden.
und maßgebenden Münchener und Wiener Kreiſen beginnt der
Bau des Rhein — Main — Donau=Kanals
immer mehr in das Gebiet der Wirklichkeit zu rücken. Das
amerika=
niſche Großkapital mit den Repräſentanten Warburg, Morgan und
Harrymann will ſich mit Hunderten von Millionen Dollars an dem
Kanalbau beteiligen. Der amerikaniſche Finanzmann und Philantrop
Mannh Strauß — der übrigens auch der faktiſche Organiſator der
amerikaniſchen Kinderhilfe für Europa iſt — bringt in dieſen Tagen
die Verhandlungen, die er mit Wiener Finanzkreiſen, mit dem Leiter
der Rhein—Main—Donau=Aktiengeſellſchaft und mit dem ebenfalls
an=
weſenden Leiter der International Acceptance Bank zum Abſchluß.
Plünderung eines Ausflugslokals.
Berlin. Am Sonntag nachmittag drangen etwa 100 junge
Bur=
ſchen in das Berliner Ausflugsreſtaurant „Schildhorn” an der Havel
ein und begannen Streit mit den Gäſten und dem Bedienungsperſonal.
Sie fingen an, die Vorräte an Eß= und Trinkwaren zu plündern. Die
herbeigerufene Polizei war zunächſt machtlos und mußte Verſtärkung
heranholen. Es gelang dann der Polizei, ſieben Rädelsführer zu
ver=
haften, die alle aus Ketzin bei Potsdam ſtammen und angaben, einem
Muſikverein anzugehören. Da der Verdacht beſteht, daß es ſich um eine
politiſche Angelegenheit handelt, übernahm die politiſche Abteilung
des Berliner Polizeipräſidiums die Bearbeitung des Falles.
Des Mordes verdächtig.
Dresden. Der in Glashütte verhaftete 19jährige
Eletrotech=
niker Netoma, der verdächtig iſt, gemeinſam mit zwei anderen jungen
Leuten in Petersdorf ſeine 82jährige Mutter und ſeine Schweſter
er=
mordet und beraubt zu haben, iſt aus dem Gerichtsgefängnis in Lauenſtet
ausgebrochen, nachdem er den Wärter zu Boden
geſchla=
gen hatte. Seine in Wien verhafteten Helfer, der 26jährige
Schuh=
macher Glaſer und der Textilarbeiter Friedel, befinden ſich noch in
Haft.
Tödlich abgeſtürzt.
Die Studenten Beck aus Augsburg und Scherer aus München ſind
im Karwendelgebirge abgeſtürzt und tödlich verunglückt. Ihre
Beerdi=
gung hat in Scharnitz ſtattgefunden.
Verunglückter Ballon.
Paris. Der franzöſiſche Ballon Cychon, der bei dem Großen
Preis des Aeroklubs in Lyon aufgeſtiegen war, iſt im Mittelmeer von
einem engliſchen Dampfer als Wrack und ohne Paſſagiere aufgefunden
worden. Es hat ſich herausgeſtellt, daß die beiden Inſaſſen verſucht
hatten, zu landen. Im Augenblick, als ſie auf die Erde gingen, wurde
der Ballon von einem Windſtoß in die Höhe gehoben. Die beiden
In=
ſaſſen ſtürzten ab und wurden nicht unerheblich verletzt.
Die zweiſtöckige Straße.
In San Franzisko werden die Verkehrsſchwierigkeiten an
einer ſehr belebten Straßenkreuzung auf eine wirklich geniale Weiſe
ge=
löſt. Die Nordſüdſtraße beließ man auf der Erde, führte aber die
Weſt=
oſtſtraße in einem etwa 300 Meter langen Tunnel unter der anderen
Straße hinweg. Die ganze Straße hat alſo ſozuſagen zwei Stockwerke,
das eine für den Nord—Süd=, das andere für den Weſt—Oſtverkehr.
Eine ſo radikale Löſung war nötig, wenn man bedenkt, daß an dieſer
Straßenkreuzung im Durchſchnitt des Tages 600—1000 Automobile und
andere Fahrzeuge gezählt wurden.
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Nach längeren Verhandlungen zwiſchen amerikaniſchen Geldgebern Magdeburg, über ihr in vielen tauſenden von Fällen bewährres Nerven=
Nährmittel „Nerviſan” bei, auf welche wir unſere Leſer hiermit
ganz beſonders hinweiſen. Ein Verſuch mit dieſem Mittel dürfte ſich
auf jeden Fall empfehlen.
(V,9659
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 31. Juli:
Schwächer bewölkt, Nachlaſſen der Niederſchläge, weſtliche bis
nörd=
liche iWnde, tagsüber wärmer, ſonſt kühl.
Tageskalender.
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Harprecht,
abends 8 Uhr: „Vertagte Nacht”. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
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Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
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Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und
Bekannten die ſchmerzliche
Mit=
eilung, daß es Gott dem
Allmäch=
igen gefallen hat, heute morgen
0½ Uhr meine liebe,
unvergeß=
iche Frau, unſre gute, treubeſorgte
Mutter, Tochter, Schweſter,
Schwiegertochter. Schwägerin
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ind Tante
2e Le Ric
nachlangem, ſchwerem mit großer
Beduld ertragenem Leiden im
42. Lebensjahre in ein beſſeres
Jenſeits zu ſich abzurufen.
Bickenbach, Eberſtadt, 29. Juli 24.
mNamen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Nikolaus Dingeldey.
Die Beerdigung findet
Donners=
ag, den 31. Juli, nachm. 2 Uhr,
vom Sterbehaus aus ſtatt.
Maßbilder
in einer Stunde (20a
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr. 9. Tel. 1912
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Wir reparieren keine
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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Sport, Spiel und Zurnen.
Radfahren.
3. Bundesfeſt des Heſſiſch=Naſſauiſchen
Radfahrer=Bundes in Wörrſiadt.
Zu einer impoſanten Kundgebung für den edlen Radſport in allen
ſeinen Teilen geſtaltete ſich das in den Tagen des 12., 13. und 14. Juli in
Wörrſtadt ſtattgefundene 3. Bundesfeſt des Heſſiſch=Naſſauiſchen
Rad=
fahrer=Bundes, verbunden mit dem 25jährigen Stiftungsfeſte des
Rad=
fahrerverein Wörrſtadt.
In muſtergültiger Weiſe durch den Verein Wörrſtadt ſowohl, als
auch durch den Vorſtand des Gau I (Rheinheſſen) vorbereitet und
orga=
miſiert, wofür dem zweiten Bundes= und Gauvorſitzenden, Herrn Lehrer
Cronenbold, als Hauptorganiſator hohe Anerkennung gezollt werden
muß, verlief dies reichhaltige Feſt in ſchönſter Harmonie und zur
allge=
meinen Zufriedenheit. Bereits am Samstag Nachmittag zogen mit dem
Bundesvorſtand weit über 500 Radler aus ſämtlichen 5 Gauen in das
überaus ſchön geſchmückte Wörrſtadt ein. Wahrlich, Wörrſtadts
Einwoh=
ner gaben ſich alle Mühe, die Bundesradler feſtlich zu empfangen und
gaſtlich zu bewirten. Der Kommersabend wies ein reichhaltiges
Pro=
gramm auf und wetteiferten abwechſelnd Geſang=, Turn= und Radfahrer=
Vereine mit ihrem beſten Können. Den Abſchluß bildete das Abbrennen
eines rieſigen Feuerwerkes. Der Feſtſonntag ſelbſt wurde durch den
Weckruf um 6 Uhr früh eingeleitet. Bereits um 7 Uhr 50 Minuten
be=
gannen die Reigenkonkurrenzen, welche auf zwei Fahrböden
des Feſtplatzes und in der unmittelbar bei dem Feſtplatz befindlichen
Turnhalle ausgetragen wurden. Nicht weniger denn 75
Reigenmann=
ſchaften traten in dem hochintereſſanten Wettkampfe auf. Dank dem ſtets
faſt pünktlich erfolgten Antreten ſämtlicher Mannſchaften, konnte dieſes
„Rieſenprogramm”, welches noch auf keinem Radfahrerfeſte in ſo
reich=
haltiger Fülle ſtattfand, in glatt 4 Stunden erledigt werden.
Nachfolgend ſeien die Ergebniſſe in den einzelnen Reigenarten
be=
kanntgegeben:
Es errangen: 1. Im Sechſer=Kunſtreigen auf
Touren=
maſchinen unter 3 Vereinen: Radfahrerverein Nieder=Olm mit 15,604/
Punkten die Bundesmeiſterſchaft und Ehrenpreis; Radfahrerverein
Hechtsheim mit 14,14½½ Punkten den 1. Preis.
2. Im Achter=Kunſtreigen auf Tourenmaſchinen als
alleini=
ger Verein: Radfahrerverein Nieder=Olm mit 14,30/z Punkten die
Bundesmeiſterſchaft und Ehrenpreis.
3. Im Sechſer=Kunſtreigen auf Saalmaſchinen unter ſechs
Vereinen: Radfahrerverein 97 Biſchofsheim mit 19,48/ Punkten die
Bundesmeiſterſchaft und Ehrenpreis; „Radfahrerverein Ginsheim mit
16,81¾½ Punkten den 1. Preis; Radfahrerverein „Conus” Griesheim mit
15,51½)½ Punkten den 2. Preis; Radfahrerverein Nauheim mit 15,00½½
Punkten den 3. Preis.
4. Im Achter=Kunſtreigen auf Saalmaſchinen als alleiniger
Verein: Radfahrerverein 97 Biſchofsheim mit 17,294½ Punkten die
Bundesmeiſterſchaft und Ehrenpreis.
5. Im Sechſer=Damenreigen auf Saalmaſchinen unter drei
Vereinen: Radfahrerverein „Conus” Griesheim mit 8,242½ Punkten
den Ehrenpreis; Veloziped=Club Biſchofsheim mit 7,94 Punkten den
1. Preis.
6. Im Sechſer=Schulreigen auf Tourenmaſchinen unter 19
Vereinen: Radfahrerverein Nieder=Saulheim mit 8,71. Punkten den
Ehrenpreis; Radfahrerverein Eſſenheim mit 8,38½½/ Punkten den 1. Pr.;
Nadfahrerverein Schornsheim (1. Mannſchaft) mit 8,26½½ Punkten den
2. Pr.; Radfahrerverein Schornsheim (2. Mannſchaft) mit 7,83½½/
Punk=
ten den 3. Pr.; Radfahrerverein Undenheim mit 7,68½½ Punkten den 4.
Pr.; Radfahrerverein Griesheim b. Darmſtadt mit 7,6 Punkten den 5.
Pr.; Radfahrerverein Worfelden mit 7,4 Punkten den 6. Pr.;
Radfahrer=
verein Hechtsheim mit 7,33½/ Punkten den 7. Pr.; Radfahrerverein
Nor=
denſtadt mit 6,98½½ Punkten den 8. Pr.; Radfahrerverein Marienborn
mit 6,96½½ Punkten den 9. Pr.; Radfahrerverein Gau=Algesheim mit
6,93 Punkten den 10. Pr.; Radfahrerverein Wallertheim mit 6,86
Punk=
ten den 11. Pr.; Radfahrerverein Armsheim mit 6,731½ Punkten den
12. Preis.
7. Im Achter=Schulreigen auf Tourenmaſchinen unter ſechs
Vereinen: Radfahrerverein Klein=Winternheim mit 7,381/ Punkten den
Ehrenpreis; Radfahrerverein Gau=Algesheim mit 7,10 Punkten den 1.
Pr.; Radfahrerverein Wonsheim mit 7,05 Punkten den 2. Pr.;
Rad=
fahrerverein Sprendlingen mit 7,03½ Punkten den 3. Preis.
8. Im gemiſchten Reigen auf Tourenmaſchinen unter 4
Ver=
einen: Radfahrerverein Nieder=Saulheim mit 8,65 Punkten den
Ehren=
preis; Radfahrerverein Worfelden mit 5,11½/ Punkten den 1. Preis.
9. Im Sechſer=Schulreigen auf Saalmaſchinen unter 13
Vereinen: Radfahrerverein Nauheim mit 8,9 Punkten den Ehrenpreis;
Radfahrerverein Griesheim mit 8,35 Punkten den 1. Preis;
Radfahrer=
verein Laubenheim mit 8,33 Punkten den 2. Preis; Radfahrerverein
Königſtädten (1. Mannſchaft) mit 7,98½½ Punkten den 3. Preis;
Rad=
fahrerverein Trebur mit 7,93½½, Punkten den 4. Preis; Radfahrerverein
Ginsheim (Damenmannſchaft) mit 7,65 Punkten den 5. Preis;
Radfahrer=
verein Budenheim mit 7,46 Punkten den 6. Preis; Radfahrerverein
Dotz=
heim mit 7,381/ Punkten den 7. Preis.
10. Im Achter=Schulreigen auf Saalmaſchinen unter acht
Vereinen: Radfahrerverein Biſchofsheim mit 8,162½ Punkten den
Ehrenpreis; Radfahrerverein Gonſenheim (1. Mannſchaft) mit 7,631½
Punkten den 1. Preis; Radfahrerverein Erbenheim mit 7,23½½ Punkten
den 2. Preis; Radfahrerverein Budenheim mit 7,21½½ Punkten den 3.
Preis; Radfahrerverein Gonſenheim (2. Mannſchaft) mit 6,61½½ Punkten
den 4. Preis.
11. Im Jugendreigen auf Saalmaſchinen unter 2 Vereinen:
Radfahrerverein Griesheim b. D. mit 8,58½½ Punkten den Ehrenpreis;
Radfahrerverein Erbenheim mit 6,66½ Punkten den 1. Preis.
12. Im Jugendreigen auf Tourenmaſchinen unter 7
Ver=
einen: Radfahrerverein Schornsheim mit 7,65 Punkten den Ehrenpreis;
Radfahrerverein Nieder=Saulheim mit 6,55 Punkten den 1. Preis;
Radfahrerverein Nieder=Olm mit 5,712/ Punkten den 2. Preis.
13. Im Damenreigen auf Tourenmaſchinen unter 2 Vereinen:
Nadfahrerverein Nieder=Saulheim mit 7,73½ Punkten den Ehrenpreis;
Nadfahrerverein Wallertheim mit 6,68½½ Punkten den 1. Preis.
14. Radballſpiele: Die Austragung der Bundesmeiſterſchaft
im Radballſpiel fand unter den vier Gaumeiſtern der
Rad=
fahrervereine Laubenheim, Erbenheim, Rüſſelsheim und Biſchofsheim
ſtatt. Es war ein heißer Kampf, zumal ſich nur erſtklaſſige Mannſchaften
gegenüber ſtanden. Die Ergebniſſe ſind folgende:
Radfahrerverein Laubenheim (1. Mannſchaft) mit 10 Punkten die
Bundesmeiſterſchaft; Radfahrerverein Rüſſelsheim mit 8
Punk=
ten den 1. Preis; Radfahrerverein Laubenheim (2. Mannſchaft) mit
6 Punkten den 2. Preis; Radfahrerverein Erbenheim (2. Mannſchaft)
mit 4 Punkten den 3. Preis.
Unter den Klängen von fünf Muſikkapellen vollzog ſich die
Aufſtel=
lung zum großen Preiskorſo” in der Zeit von 1½ bis 2 Uhr,
an dem ſich 45 Radfahrervereine beteiligten. Ein ſtattlicher Zug von
Radfahrern zog an den nach Tauſenden zählenden Zuſchauern vorüber.
Ein maleriſches Bild boten die Blumen= und ſonſtigen Gruppen. Wahre
Blumenwagen rollten vorüber und ein Verein ſuchte den anderen durch
wundervolles Schmücken der Räder zu überbieten. Den Preisrichtern
obwaltete infolgedeſſen ein ſchweres Amt. Viele Vereine gefielen durch
ihre einheitliche Kleidung, welches ein ſtattliches Bild abgab, ganz
beſon=
ders dem Auge des Sportmanns. Alles in Allem war dieſer impoſante
Corſo eine „Reklame” im beſten Sinne des Wortes für den Heſſiſch=
Naſſauiſchen Radfahrerbund, was allen noch fernſtehenden
Landver=
einen zur Lehre dienen ſollte.
Die Ergebniſſe ſind folgende:
1. Im Blumen=Corſo Klaſſe A: Radfahrerverein
Arms=
heim mit 21,33½½ Punkten den Ehrenpreis; Veloziped=Club
Biſchofs=
heim mit 20,03 Punkten den 1. Preis.
2. Blumen=Corſo Klaſſe B: Radfahrerverein Undenheim
mit 20,91½)½ Punkten den Ehrenpreis; Gau=Algesheim mit 19,90 Punkten
den 1. Preis; Schornsheim mit 19,21½½ Punkten den 2. Preis;
Buden=
heim mit 18,86½ Punkten den 3. Preis; Bechtolsheim mit 18,2 Punkten
den 4. Preis; Undenheim mit 17,31½/ Punkten den 5. Preis; Weiſenau
mit 17,30 Punkten den 6. Preis; Engelſtadt mit 16,78½½ Punkten den
7. Preis.
3. Schmuck=Corſo Klaſſe 4: Radfahrerverein. Finthen mit
21,0 Punkten den Ehrenpreis; Marienborn mit 16,93½/ Punkten den
1. Preis; Mombach mit 16,73½½ Punkten den 2. Preis.
4. Schmuck=Corſo Klaſſe B: Radfahrerverein. Wornsheim
mit 18,20 Punkten den Ehrenpreis; Ober=Olm mit 18,06/ Punkten den
1. Preis; Wallertheim mit 16,95½ Punkten den 2. Preis; Klein=
Win=
ternheim mit 16,28½½ Punkten den 3. Preis; Ockenheim mit 13,75½½
Punkten den 4. Preis.
Preis=Corſo Klaſſe 4: Radfahrerverein Erbenheim mit
14,58), Punkten den Ehrenpreis; Nieder=Saulheim mit 14,30 Punkten
dem 1. Preis; „Conus” Griesheim mit 13,881/ Pünkten den 2. Pkeisz
Arten im Mit 171e Punftaen deit 2. Preis,
Preis=Corſo Klaſſe B: Radfahrerberein. Dotzheim mit
12,56½½ Punkten den Ehrenpreis; Rüſſelsheim mit 12,5 Punkten den
1. Preis; Nieder=Olm mit 12,4 Punkten den 2. Preis; Laubenheim mit
12,2 Punkten den 3. Preis.
Preis=Corſo Klaſſe C: Radfahrerverein Gonſenheim mit
12,117) Punkten den Ehrenpreis; Ginsheim mit 11,78½/ Punkten den
1. Preis; Nordenſtadt mit 11,48½½ Punkten den 2. Preis; Biſchofsheim
mit 11,18½½ Punkten den 3. Preis; Eſſenheim mit 11,11¾/ Punkten den
4. Preis; Trebur mit 10,70 Punkten den 5. Preis; Sprendlingen mit
10,61 Punkten den 6. Preis; Worfelden mit 10,56 Punkten den 7. Preis;
Stadecken mit 10,13 Punkten den 8. Preis; Goddelau mit 10,06¾/
Punk=
ten den 9. Preis.
Sichtlich befriedigt, reich an ſchönen ſportlichen ſowie geſelligen
Er=
innerungen vom 3. Bundesfeſte verließen viele Bundesvereine am Abend
in geordneten Zügen nach allen Richtungen das gaſtfreundliche Wörrſtadt.
P. O.
„All Heil!” dem edlen Radſport.
Straßenrennen Leipzig—Eiſenach.
Die 188 Kilometer lange BDR.=Fernfahrt von Leipzig nach Eiſenach
ging unter Teilnahme von zirka 60 Herrenfahrern vonſtatten, die bei
mehrfachen Regenſchauern mit heftigem Gegenwind zu kämpfen hatten.
Den Sieg errang der Erfurter, Hilpert, der die Strecke in genau
7 Stunden zurücklegte. Den zweiten Platz belegte W. Hundertmark=
Leipzig in 7:01:45, vor P. Lex=Guben, 1 Lg., Setzepfand=Erfurt, ½ Lg.,
und Doſt=Leipzig, 7:24:15.
Turnen.
Am letzten Sonntag hielt der Turnverein 1863 Groß=
Zimmern ſein diesjähriges Sommerfeſt ab, verbunden mit
leicht=
athletiſchen Einzelwettkämpfen, die am Vormittag ausgetragen wurden
und recht günſtige Reſultate ergaben. Preisgekrönt wurden in jedem
Kampfe die drei erſten Sieger, und zwar der erſte Sieger mit einer
Plakette, die nachfolgenden mit Diplomen. Die Einzelreſultate ſind:
100 Meter=Lauf: 1. Laumann 12,2 Sek., Fritz Engelhardt 12,3 Sek.,
Jean Angermeier 12,4 Sek. — Kugelſtoßen: Hch. Guttandin,
Turnge=
meinde Dieburg, 9,87 Mtr., Göbel Frz. 9,54, Hans Laumann 9,13 Mtr.
— Dauer=Stemmen, 75 Pfund: Joſeph Krauß 43 Hebungen, Ludwig
Engelhardt 37, Jakob Lutz, Nieder=Klingen, 28. — Schleuderball: Hans
Laumann 44,60 Mtr., Frz. Göbel 40,90 Mtr., Aug. Hoffmann 39,90 Mtr.
— Steinſtoßen: Frz. Göbel 7,51 Mtr., Guttandin, Dieburg, 7,38
Mtr., Fritz Engelhardt 6,83 Mtr. — Stabhoch: Frz. Göbel 2,85 Mtr.,
Ludwig Engelhardt 2,60 Mtr., Leonhard Keßler, Nieder=Klingen, 2,50
Mtr. — Freihochſprung: Jean Angermeier 1,56 Mtr., Hans Laumann
und Keßler je 1,50 Mtr. Die Turner ohne Ortsangabe gehören dem
hieſigen Turnverein 1863 an.
Zweites Jugendtreffen der Deutſchen Turnerſchaft in Marburg.
Am Samstag und Sonntag werden die Jugendturner und =
Turne=
rinnen der Deutſchen Turnerſchaft in Marburg zuſammenſtrömen, um
dort ihr 2. Jugendtreffen zu begehen, das an Umfang und Bedeutung
dem 1., das vor zwei Jahren in Weimar im Beiſein von 10 000
Jugend=
lichen abgehalten wurde, noch überlegen ſein dürfte.
Man rechnet mit einer Beteiligung von mindeſtens 20000
Jugend=
lichen bei dem diesjährigen Jugendtreffen, das unter der Oberleitung
des Jugendwarts der Deutſchen Turnerſchaft, Dr. Neuendorff, ſteht.
Wohl kommt bei dieſem Treffen auch der Wettkampf zu ſeinem Recht,
im weſentlichen ſind es jedoch Geſang, Muſik, Vortrag, Volkstanz und
Feiern an den Feuern, die den Inhalt des Jugendtreffens ausmachen
und dazu dienen ſollen, die Jugend zu ideeller Lebensauffaſſung
zurück=
zuführen und mit den reinen turneriſchen Grundſätzen eines Friedrich
Ludwig Jahn wieder vertraut zu machen. Das Jugendtreffen ſteht im
Zeichen der körperlichen und ſittlichen Ertüchtigung der deutſchen Jugend,
deren Erweckung und Gewinnung für die großen Ideale des deutſchen
Turnens eine nicht hoch genug einzuſchätzende volkserzieheriſche Tat der
Deutſchen Turnerſchaft iſt.
Handball.
Leichtathletik.
Turngemeinde Bockenheim — Turngemeinde Befſungen 3:2.
(Verſpätet eingegangen.)
Obige 1. Mannſchaften trafen ſich am vergangenen Samstag abend
zu einem Freundſchaftsſpiel auf dem Platz der Turngemeinde
Beſſun=
gen. Wer ſich das Spiel angeſehen hat, wird in ſeinen Erwartungen
nicht getäuſcht geweſen ſein, denn Bockenheim ſtellte eine Mannſchaft
ins Feld, die ein wunderbares Spiel vorführte. Auch Beſſungen hatte
ſeinen Tag, denn das erzielte Reſultat zeugt von einer
Spielfähig=
keit, die Beſſungen, das ſchließlich auch noch Anfänger in dieſer
Sport=
art iſt, nicht immer zum Ausdruck bringt. Nach einem gegenſeitig als
Begrüßung ausgebrachten „Gut Heil” gibt der Schiedsrichter den Ball
frei. Beſſungen hat Anwurf, ſpielt aufgeregt und eifrig durch, und
kann in der erſten Minute ſchon einen Schuß aufs Tor ſetzen, der
jedoch ſicher abgewendet wurde. Das Spiel wogt ſtändig hin und
her, und Bockenheim, die an Erfahrung gereiftere und ſpieltechniſch
beſſere Mannſchaft, verſteht es bald, durch prächtiges Zuſammenſpiel
das 1. Tor für ſeine Farben zu buchen. Beſſungen dadurch nicht
ein=
geſchüchtert, im Gegenteil nur angeeifert, erzielt bald durch einen
pla=
zierten Schuß ſeines Halbrechten den Ausgleich. Die Bockenheimer
ar=
beiten nun kräftig auf eine verbeſſerte Torzahl hin, was ihnen auch
ſchließlich gelingt. Dadurch, daß jeder auf ſeinem Poſten war durch
vorzügliches Zuſammenſpiel, gute Fangtechnik und hervorragende
Be=
rechnung, bringt ein zweites und drittes Tor letzteren die Führung.
(3:1.) — Nach Seitenwechſel ausgeglichenes Spiel, in dem bald die
eine, bald die andere Partei im Vorteil war. Beſſungen, das immer
noch nicht ſo recht das Zuſammenſpiel verſteht, verſucht es öfters zu
Erfolg zu kommen und konnte auch ſchließlich durch ſeinen
Mittelſtür=
mer nochmals einſenden. So blieb nun das Torverhältnis bis zum
Schluß des Spieles beſtehen. Kurz davor wurde ein Stürmer
Bocken=
heims, nachdem er öfters gewarnt worden war, infolge rohen Spiels
vom Platz verwieſen. Der Schiedsrichter, Herr Bott, von der
Turn=
gemeinde Beſſungen, traf ſeine regelrechten Entſcheidungen.
Rudern.
Deutſche Ruderſiege in Luzern.
Die vom Luzerner Regattaverein durchgeführte zweitägige
Ruder=
veranſtaltung auf dem Vierwaldſtätter See hatte an beiden Tagen
un=
ter den denkbar ſchlechteſten Witterungsverhältniſſen zu leiden. Die
be=
teiligten deutſchen Rudervereine konnten ſich mehrfach in die
Sieger=
liſte eintragen. Der zur deutſchen Meiſterſchaftsregatta gemeldete
Fremersdorf=Frankfurt a. M. ſtartete für den Seeklub Luzern. —
Reſultate: Junior=Vierer: 1. Heidelberger R.=C., 8:53,6;
2. F.=C. Zürich, 9:00,4; 3. Waſſerſport Warmbach. — Einer:
1. Seeclub=Luzern (Schneider), 8:25,2; 2. Seeclub=Luzern (
Fremers=
dorf), 8:31,2. — Vierer m. St.: 1. Undine=Offenbach, 8:06,4;
2. de Amſtel=Holland. — Vierer v. St.: 1. Seeclub=Zürich, 7:03;
2. Reuß=Luzern, 7:06,4; 3. Undine=Offenbach, 7:09. — Anfänger=
Vierer: 1. R.=C. Donau=Ulm, 7:21,8; 2. Seeclub=Luzern, 7:28,2.
— Vierer m. St.: 1. Heidelberger R.=C., 7:13,8; 2. de Amſtel=
Holland. — Doppelzweier: 1. Seeclub=Luzern (Fremersdorf=
Schneider), 7:15; 2. Grashoppers=Zürich (Dr. Boßhardt=Thoma), 7:27,8.
Schwimmen.
Düſſeldorfer Rheinſtrom=Schwimmen.
3000 Meter Senioren: 1. Handſchuhmacher=Dortmund,
14:37; 2. Marx=Köln; 3. Hölzken=Eſſen; 4. Skamper=Köln.
Junioren: 1. P. Henke=Köln, 17:22; 2. H. Pielſticker=
Düſſel=
dorf. — Damen, 1500 Meter: 1. Frl. Breimann=Düſſeldorf,
7:23; 2. Frau Kuſſerow=Duisburg. — Vereinsmannſchaften:
1. Rhenus=Köln.
Deutſche Strommeiſterſchaften.
Der Ort der diesjährigen Austragung der Deutſchen
Strommeiſter=
ſchaften war die Nogat bei Marienburg i. Weſtpr., wo dank der
muſter=
gültigen Organiſation des Kreiſes VI (Oſtpreußen) des DSV. die
Ver=
anſtaltung glatt abgewickelt wurde. Da auch wider Erwarten die
Mel=
dungen erfüllt und gute Leiſtungen auf der 6 Kilometer langen Strecke
erzielt wurden, gab es nichts zu klagen. Bei den Herren gewann der
Kölner Vierkötter, wie im Vorjahre, dagegen mußte die Verteidigerin
der Damenmeiſterſchaft, Frl. Döbler=Köln, ſchon nach 3 Kilometer, die
Waffen ſtrecken. Die Reſultate: Herren: 1. Vierkötter=
Köln, 1:25:00; 2. Zander=Danzig, 1:35:00; 3. Scharbordt=Potsdam,
1:38:00; 4. Lemke=Königsberg, 1:40:00. — Damen: 1. Frl.
Breis=
ler=Dresden, 1:44:00; 2. Frl. Bunram=Heidelberg, 1:45:00; 3.. Frl.
Lehmann=Neukölln, 1:45:18; 3. Frl. Wolter=Königsberg, 1:49:00.
Militärſchwimmer: 1. Obergefr. Schramm=Hannover, 1:45:00;
2. Schütze Flor=Göttingen, 1:53:00; 3. Gefr. Staderoth= Minden,
Ri94:0: 4. Musk, Bioneeck=Lötzen, 2:07:00,
F.=C. „Eintracht‟, Darmſtadt.
Der F.=C. „Eintracht” feierte am Sonntag, den 27. Juli,
erſtes leichtathletiſches Sportfeſt, das, vom Wetter begünſtigt, einen
guten Verlauf nahm. Es wurden im allgemeinen recht gute Le
gen gezeigt, obwohl man es in der Mehrheit mit ausgeſprod
Leichtathleten nicht zu tun hatte. Für den Fünfkampf war von
Mitglied ein Wanderpreis geſtiftet worden, der nach dreimaligem (
desſelben Kämpfers in den Beſitz des Vereins übergehr.
Siegerliſte.
Schüler:
Dreikampf (50=Meter=Lauf, Weitſprung. Ballweitwer
1. Hans Kumpf, 63 Punkte; 2. Otto Joſt und Aug. Müller, 5
3. Jac. Uhrig, 55 P.
150=Meter=Lauf f. Schüler: 1. Theo John;
Joſt; 3. Aug. Müller.
2. Jugend:
Dreikampf (100=Meter=Lauf, Weitſprung, Kugelſtoßen): 1.
wig Böhmann, 118 P. 2. Willi Ruppert, 90 P. 3. Wilh. Thier,
400=Meter=Lauf: 1. Karl Wicklaus; 2. Wilh.
3. Ludwig Lang.
Schüler und Jugend ſomit erledigt.
Fünfkampf (100=Meter=Lauf, 400=Meter=Lauf. Weitſpr
Kugelſtoßen und Ballweitwerfen): 1. Herbert Heeſe, 210 P. 2.
wig Hofferbert und Heinrich Maul, 186 P. 3. Willi Mehring, 18
Einzelkonkurrenzen:
200=Meter=Lauf: 1. Ludwig Hofferbert; 2. Herbert 6
3. Karl Mühlbach.
800=Meter=Lauf: 1. Herbert Heeſe; 2. Willi Mehr
1500=Meter=Lauf: 1. Herbert Heeſe; 2. Eduard Po
3. Ludwig Hofferbert.
Speerwerfen: 1. Karl Bauer; 2. Fritz Schmidt; 3. (
Ruppert.
Schleuderball: 1. Karl Bauer; 2. Ernſt Rup)
3. Ludwig Hofferbert.
Hochſprung: 1. Ludwig Hofferbert; 2. Ludwig Wiet
3. Willi Kallor.
Fußballweitſtoßen: 1. Willi Mehring; 2. Eduard
zel; 3. Herbert Heeſe.
Internationale Leichtathletik in München.
Bei einigermaßen günſtigen Witterungsverhältniſſen und gutem
ſuch wurden am Sonntag die leichtathletiſchen Wettkämpfe in Mün
abgewickelt. Die Bahnen und die Sprungverhältniſſe waren recht ſchl
Von dieſem Geſichtspunkt aus ſind auch die Ergebniſſe zu betrad
100 Meter: 1. Obermeier=München 11,2 Sek.; 2. Rauch=Wien 113
3. Möbus=Stuttgart 11/4 Sek. — 200 Meter: 1. Möbus 23,3 Sek.
Renell=Berlin 23,4 Sek. — 400 Meter: 1. Stieglitz=München 53,4
2. Häuſer=München 53,9 Sek.; 3. Benedek=Wien 54 Sek. — 800 Me
1. Peltzer=München 1:58,6; 2. Mahr=Wien 2:00,5. — 1500 Meter
Schmid=München 4:25,4; 2. Heidegger=Wien 4:27. — 3000 Meter
Heidegger 9:26,3; 2. Töpfer=Stuttgart 9:28,4. — 110 Meter Hürt
1. Zeeh=Stuttgart 17,6 Sek. — Hochſprung: 1. Wacker=München
Meter. — Weitſprung: 1. Seitz=München 6,56 Meter; 2. Schmid=M
chen 6,51 Meter; 3. Bormann=Berlin 6/44 Meter. — 4mal 100 Me
1. Deutſcher S. C.=Berlin 44,7 Sek.: 2. 1860=München 44,8 Sek.; 3. St
garter Kickers. — Olympiſche Staffel: 1. 1860 München 3:41,1: 2. W.
F.=Wien 3:43,3. — Rekordverſuche von Peltzer über 1000 Meter
1860=München in der 3mal 1000 Meter Staffel ſcheiterten, da die er,
ten Zeiten von 2:32,9 bezw. 7:52,5 an die deutſchen Höchſtleiſtungen
heranreichten.
Deutſche Leichtathletik=Meiſterſchaften.
Der Meldeſchluß. Die diesjährigen deutſchen Leichtathle
meiſterſchaften, die dem S.C. Preußen=Stettin für den 9. und
Auguſt zur Durchführung übertragen worden ſind, haben bei den e
zelnen Landesverbänden das erwartete ſtarke Intereſſe gefunden.
den Herren=Wettbewerben liefen 214 Einzel= und 23 Staffelmeldune
bei den Frauen 57 bezw. 7 ein. Recht erfreulich iſt die ſonſt nicht*
handen geweſene ſtarke Beteiligung aus dem Oſten des Reiches, da
den abgetrennnten oſtpreußiſchen Gebieten, aus Königsberg ſowie
dem Freiſtaat Danzig mehrfach gemeldet wurde. Recht ſtark iſt a
Schleſiens Metropole vertreten. Das Hauptkontingent der Teilnehr
ſtellen naturgemäß Berlin ſowie Süd= und Weſtdeutſchland. Mit A
nahme von Holz, Wenninger und Frl. Müller=Torgau werden auch
Meiſter des vergangenen Jahres ihre Titel verteidigen. Im einzelt
erhielten bei den Herrenwettbewerben die 100=Meter 26, 200=Meter
400=Meter 12, 800=Meter 17, 1500=Meter 17, 5000=Meter 13, 10 000=Me
13, 110=Meter Hürden 7, 400=Meter Hürden 6, 4mal 100=Meter Sta
15, 3mal 1000=Meter=Staffel 8, Hochſprung 9, Weitſprung 15, Stabhl
ſprung 9, Kugelſtoßen beſt= und beidarmig 4, Diskuswerfen
beſt=
beidarmig 7, Speerwerfen beſt= und beidarmig 10, Zehnkampf 15
Meld=
gen. — Von den Frauenmeiſterſchaften wurden für 100=Meter 12, 4n
100=Meter=Staffel 7, Hochſprung 9, Weitſprung 13, Kugelſtoßen 7, 2
kuswerfen 5, Speerwerfen 10 Nennungen abgegeben.
Boxen.
Breitenſträter—Rudi Wagner.
Die für den 3. Auguſt im Duisburger Stadion vorgeſehenen Bo
kämpfe ſind vorläufig der hohen Beſteuerung zum Opfer gefallen.
Duisburger Stadtverwaltung kann ſich anſcheinend noch immer nicht
dem Standpunkt anderer großer Städte aufſchwingen, die den Wert 1
Sports erkannt und die Steuer auf ein erträgliches Maß zurückgeſe
haben. Im Intereſſe des weſtdeutſchen Sportes iſt es nur zu wünſch
daß der Kampf Breitenſträter—Rudi Wagner in Duisburg doch zuſtan
kommt. Die allgemein intereſſierende Begegnung iſt vorläufig auf d.
24. Auguſt verſchoben worden. Das Beiprogramm des Kampftages ſte
bereits wie folgt feſt: Hans Wagner gegen Diener, Luis=Duisburg geg
ein belgiſches Halbſchwergewicht und Gores=Duisburg gegen Urban Gre
Kegeln.
Zweites Süddeutſches Gaukegeln des Deutſchen Keglerbundes
in Frankfurt a. M., vom 2.—10. Auguſt 1924.
Vom 2. bis 10. Auguſt d. J. findet in Frankfurt a. M.
2. Süddeutſche Gaukegeln des Deutſchen Keglerbundes, Mitglied d!
Reichsausſchuſſes für Leibesübungen, verbunden mit der Austragur
der ſüddeutſchen Gaumeiſterſchaften, ſtatt.
Alles iſt bis ins Kleinſte vorbereitet; die Räumlichkeiten des Spor
hauſes ſind bedeutend erweitert worden, neue Bahnen wurden eing
baut und die alten neu hergerichtet. Die Feſtleitung liegt in den b
währten Händen der Herren Auguſt Doſch als Vorſitzender, Fritz W.
gener, Karl Pinkel, Alfred Klein und Konrad Eurich. Die Feſtleitur
hat, verbunden mit den einzelnen Ausſchüſſen, alles darangeſetzt, um der
Gaufeſt den ſportlichen Charakter zu geben, der dem Kegeln auch wir
lich gebührt. Weiß doch heute ein jeder, daß das Kegeln ein eben
wichtiger und geſunder Sport iſt, wie jeder andere, welche Tatſache au
durch die Aufnahme des Deutſchen Keglerbundes in den Reichsausſchu
für Leibesübungen (welche im letzten Jahre ſtattgefunden hat) bewieſe
wurde.
Bei dem 2. Südd. Gaukegeln wird in ſportlicher Beziehung Groß
geboten werden, durch die Austragung der Gaumeiſterſchaft, des Je
kob=Sonntag=Wanderpreiſes der verſchiedenen Herren= und Damer
Städte=Wettkämpfe, durch die Möglichkeit, das Sportabzeichen des
Deu=
ſchen Keglerbundes zu erwerben. Es ſtehen zur Verfügung: eine ner
eingeführte amerikaniſche Parkettbahn, die Ehrenbahn und einige 2e
gesprämienbahnen für Einzel= und Riegenkegeln. Nicht weniger al
25 Verbände Deutſchlands haben zu den Kämpfen gemeldet und ein
ſtattliche Zahl erſtklaſſiger Sportkegler aus Altona, Barmen, Berlit
Bremen, Braunſchweig, Krefeld. Hannover, Leipzig, Chemnitz, Uelzer
Hamburg, Wernigerode uſw., ſelbſt aus dem beſetzten Gebiet (Saar
brücken allein hat 40 Kegler angemeldet), werden am Start erſcheinen
ja ſogar das Ausland wird genügend vertreten ſein. — Ueber 9e
Reſultate werden wir ſeinerzeit noch berichten.
An dem am 3. Auguſt d. J. ſtattfindenden Feſtzug anläßlich de
41. Bundes=Radfahrerfeſtes werden ſich auch die Kegler in ihren
ſchmucken Sportdreß mit einem Feſtwagen und mehreren Bannern be
teiligen.
Pferdeſport.
Auflöſung eines Rennſtalles.
Herr Schiller verkaufte ſeine Pferde Memling, Eck, Walküre und
Lavinia an Herrn A. Lengu. Die Pferde bleiben weiter bei Anmt.
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schreiben ein verbotenes Lotteriespiel. Um Weiterungen zu
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meiden, haben wir uns entschlossen, unser Preisausschreiben nicht
abzuhalten Diejenigen, welche bereits einen Apparat gekauft
haben, belieben denselben der Verkaufsstelle gegen Rückzahlung
des Betrages zurückzugeben.
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Darmſtädter Tagblatt
Dndersda
30. Juli 1924)
Wirtſchaftliche Rundſchau.
f. Eine Eingabe der Frankfurter
Handelskam=
mer wegen Aenderung der Ausreiſebeſtimmungen:
Die Induſtrie= und Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau hat unter
dem 24. Juli an den Reichswirtſchaftsminiſter, Reichsminiſter des
In=
nern, Reichsminiſter des Auswärtigen, Reichsminiſter der Finanzen
folgende Eingabe gerichtet:
Die über den Reiſeverkehr beſtehenden geſetzlichen Vorſchriften
bil=
den zur Zeit den Gegenſtand ſtändiger Klagen. Insbeſondere wird
aus den von uns vertretenen Kreiſen des Handels und der Induſtrie
in ſehr eindringlicher Form darauf hingewieſen, daß durch die
gegen=
wärtigen Beſtimmungen über Päſſe, Sichtvermerke und ſteuerliche
Un=
bedenklichkeitsvermerke (Unbedenklichkeitsbeſcheinigung) die
internatio=
nalen Geſchäftsreiſen und der Fremdenverkehr in Deutſchland ſehr
erſchwert und ganz unerträglich verteuert werden. Es iſt daher geboten,
die in Betracht kommenden Vorſchriften, nämlich die Paßverordnung
vom 10. Juni 1919 (RGBl. S. 516), die Bekanntmachung zur
Ausfüh=
rung der Paßverordnung vom 14. Juni 1924 (RGBl. S. 613), die
Ver=
ordnung über die Gebühren für die Ausfertigung von Päſſen, ſonſtigen
Reiſepapieren und Sichtvermerken vom 27. Juni 1924 (RGBl. S. 657)
und die Verordnung über Gebühren für die ſteuerlichen
Unbedenklich=
keitsvermerke und Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen vom 17. Juni 1924
(R.=Anz. Nr. 142 vom 18. Juni 1924) einer eingehenden Nachprüfung
zu unterziehen.
Iſt der beſtehende Paß= und Sichtvermerkzwang ſchon an ſich von
Uebel, ſo muß ganz beſonders die Erhebung von z. T. recht
beträcht=
lichen Gebühren für Päſſe, Sichtvermerke und Unbedenklichkeitsvermerke
auf das Entſchiedenſte bekämpft werden. Die Gebühren für Päſſe
ſchwanken zwiſchen 2 und 10 Goldmark, die für Sichtvermerke zwiſchen
2 und 60 Goldmark, wozu noch bei Ausſtellung durch die deutſchen
Ver=
tretungen im Ausland ein Zuſchlag von 100 Prozent treten kann, und
die für Unbedenklichkeitsvermerke zwiſchen 10 und 60 Goldmark. Dieſe
Beträge werden als ſogenannte Verwaltungsgebühren erhoben, in
Wahrheit charakteriſieren ſie ſich als eine verhüllte und ſehr ſchädliche
Verkehrsſteuer, da ſie unmittelbar oder mittelbar den Außenhandel
bzw. den Fremdenverkehr in Deutſchland hindern und verteuern.
Was insbeſondere die Sichtvermerke anbelangt, ſo iſt darauf
hin=
zuweiſen, daß eine Reihe von Staaten, z. B. England Frankreich,
Belgien, Holland, Italien und die Schweiz durch gegenſeitige
Ueber=
einkunft den Viſumzwang für Angehörige der anderen Vertragsſtaaten
abgeſchafft haben. Es wäre dringend zu empfehlen, daß auch
Deutſch=
land mit möglichſt vielen Ländern derartige Abkommen ſchließt, um die
möglichſt allgemeine Viſumfreiheit im internationalen Reiſeverkehr zu
verwirklichen. Betr. der Unbedenklichkeitsvermerke iſt darauf
hinzu=
weiſen, daß dieſe für notwendige Geſchäftsreiſen völlig gebührenfrei
erteilt worden waren. Es iſt ſehr bedauerlich, daß dieſer richtige
Grundgedanke bei der Verordnung über Gebühren für ſteuerliche
Un=
bedenklichkeitsvermerke vom 17. Juni 1924 völlig außer Acht gelaſſen
wurde. Die jetzigen hohen Gebühren werden ganz allgemein als eine
ſchwere Belaſtung empfunden. Nach unſerer Anſicht wäre das durch
eine neue Regelung der Materie zu erſtrebende Ziel,, die
Unbedenklich=
keitsdermerke gänzlich zu beſeitigen oder wenigſtens die Erteilung der
Unbedenklichkeitsvermerke ganz allgemein an keine oder nur ganz
ge=
ringe Verwaltungsgebühren zu knüpfen.
Wir faſſen unſere Anträge wie folgt zuſammen:
Wir ſtreben grundſätzlich die Wiedereinführung der Paßfreiheit, wie
ſie vor dem Kriege beſtand, an. Für den Fall, daß dieſes Ziel nicht ſo
bald zu erreichen iſt, befürworten wir, daß umgehend mit möglichſt
vielen Ländern Abkommen getroffen werden, wonach der Viſumzwang
gegenſeitig aufgehoben wird. Außerdem beantragen wir, die
Unbedenk=
lichkeitsvermerke (bzw. Unbedenklichkeitsbeſcheinigungen) zu beſeitigen,
oder falls dies aus ſteuertechniſchen Gründen z. Z. nicht möglich iſt, die
Erteilung der Unbedenklichkeitsvermerke allgemein an keine oder nur
ganz geringe Verwaltungsgebühren zu knüpfen. Induſtrie= und
Han=
delskammer Frankfurt a. M.=Hanau, Hauptgeſchäftsſtelle.
t. Vier Millionen Dollar Kredit für die deutſche
Zuckerinduſtrie. Eine vom Equitabletruſt geführte
Banken=
gruppe in London hat einen ſechs Monate laufenden 4 Millionen
Dol=
lar=Kredit für die deutſche Zuckerinduſtrie abgeſchloſſen. Der Zinsſatz
beträgt 7—7½ Prozent und iſt durch die Zuckerlieferung ſichergeſtellt.
Die Wechſel werden auf deutſche Raffinerien gezogen, dann von
deut=
ſchen Großbanken indoſſiert und nach New York zur Bevorzugung
ge=
fandt. Ehe nicht die deutſchen Schuldner die zur Deckung der Beträge
notwendigen Zuckerausfuhrgenehmigungen vorweiſen, wird kein Geld
gezahlt. Die Rechnungsgrundlage iſt dabei ein Preis von 2 Cents pro
Kilogramm Zucker. Das Abkommen iſt bisher geheim gehalten worden
im Hinblick auf den engliſch=amerikaniſchen Wettbewerb in Anleihen,
den man nach der Reparationslöſung erwartet. Der Export von 200000
Tonnen Zucker wird auf dieſe Weiſe finanziert.
— Zur Geſchäftsaufſicht. Wenn die Geſchäftsaufſicht über
einen Schuldner angeordnet wird, der im „Bezirk eines anderen Ge=
richts eine Zweigniederlaſſung errichtet hat, ſo hat der Gerichtsſchreiber,
wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt einer allgemeinen Verfügung
des Juſtizminiſters entnimmt, von der Anordnung auch dem für den
Sitz der Zweigniederlaſſung zuſtändigen Regiſtergericht Anzeige zu
er=
ſtatten. Das Gericht der Zweigniederlaſſung hat der für ſeinen Bezirk
zuſtändigen amtlichen Vertretung des Handels uſw., die in der
Be=
kanntmachung über die Geſchäftsaufſicht zur Abwendung des Konkurſes
vorgeſchriebene Mitteilung zu machen. Dies gilt auch für bereits
an=
geordnete Geſchäftsaufſichten.
Wirtſchaft des Auslandes.
t. Alarmierende Getreidepreis=Erhöhungen
in Amerika. Wie aus Otawa gemeldet wird, hat die kanadiſche
Regierung eine Kommiſſion von Sachverſtändigen ernannt, die die
Ur=
ſachen der alarmierenden Getreidepreiserhöhungen, insbeſondere für
Weizen, nachprüfen ſoll.
* Südſlawiſche Anleihe. Die Mittelmeer=Telegraphen=
Agentur teilt mit, daß die Verhandlungen des Banca commerziale in
Rom mit der ſüdflawiſchen Regierung wegen der 600 Millionen Lire=
Anleihe infolge der Demiſſion Paſitſchs zeitweilig unterbrochen ſeien.
B.R. Kanadiſche Anleihe in New York. Die kanadiſche
Refunding=Anleihe im Betrage von 300 Millionen Dollars, deren
Auf=
nahme vom Parlament genehmigt worden iſt, ſoll nach den letzten
Ent=
ſchlüſſen des Finanzminiſteriums in New York zur Zeichnung aufgelegt
werden, und zwar Ende September. Finanzminiſter Robb hat erklärt,
die Anleihe werde mit einem Zinsfuß unter 5 Prozent ausgeſtattet ſein
und dort aufgelegt, wo das Geld am flüſſigſten und billigſten ſei. Ein
New Yorker Finanzkonſortium, dem die führenden Banken angehören,
wird die Anleihe übernehmen. Nur ein kleiner Teilbetrag ſoll den
kanadiſchen Banken zur Verfügung geſtellt wverden.
B.R. Steigerung der ſüdafrikaniſchen
Goldpro=
duktion. Nach einer Statiſtik der Transvaaler Minenkammer
be=
trug die Goldproduktion am Witwatersrand in der erſten Jahreshälfte
4,704,035 Unzen im Werte von 22,386,069 Pfd. Sterl. gegen 4,516,541
Unzen im Werte von 19,992,149 Pfd. Sterl. in der gleichen Zeit des
Vorjahres. Die Steigerung iſt in erſter Linie darauf zurückzuführen,
daß die Arbeiterſchwierigkeiten ſich vermindert haben. Die Zahl der
farbigen Arbeiter, die Ende Juni 175 000 Eingeborene umfaßte, hat ſich
gegenüber dem Vorjahr um 4700 Arbeiter erhöht.
Warenmärfte.
w. Frankfurter Getreidebörſe vom 29. Juli.
Amt=
liche Notierungen (Preiſe je 100 Kilo): Weizen Wetterau 20,50—21
Roggen 17,50—18 Sommergerſte für Brauzwecke 18—18,50. Hafer
in=
ländiſcher 18—18,50, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 31,50—33,
Roggenmehl 25,50—26, Weizen= und Roggenkleie 10,25—10,75. Tendenz
war feſt.
wb. Berliner Produktenbericht. Trotz abgeſchwächter
amerikaniſcher Notierungen für Weizen war die Haltung des
Produk=
tenmarktes bei etwas ruhigerem Verkehr weiter feſt, zumal nach der
Tſchechoſlowakei dauernd Nachfrage beſteht und Mehl eine feſte
Hal=
tung bekundete. Für Roggen waren die Verkäufer aus der Provinz
zurückhaltend bei hohen Preisforderungen; auch für die Ausfuhr zeigte
ſich Begehr. Die gute Haltung der Gerſte wurde geſtützt durch
Nach=
frage aus dem Nordweſten. Hafer hatte ruhiges Geſchäft, da die
letzt=
hin ſehr geſtiegenen Forderungen das Geſchäft hemmten. Die übrigen
Artikel waren feſt bei geringen Umſätzen.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 29. Juli. (Eigener Bericht.) Der
Verkehr an der heutigen Börſe zeichnete ſich durch eine weitere ſtarke
Geſchäftsbelebung aus. Obgleich die Meldungen aus London inſofern
enttäuſchten, als ſie bis jetzt keinen Fortgang in den Verhandlungen
erkennen laſſen, konnten ſie einen Einfluß auf die heutige Tendenz nicht
gewinnen, da die Kaufaufträge von ſeiten des Publikums heute ſeit
langer Zeit wieder einmal ſehr zahlreich eingelaufen waren und das
vorhandene Material auf allen Marktgebieten zu den heutigen Kurſen
noch ſehr knapp war. Nachdem im Verlauf auf den variablen Märkten
die Nachfrage einigermaßen befriedigt war, machte ſich hier eine leichte
Abſchwächung bemerkbar, dagegen behielt der Kaſſamarkt auf allen
Ge=
bieten bis zum Schluß der Börſe ſeine Feſtigkeit. Die Ware wurde
auch hier zum großen Teil von der Börſe ſelbſt gegeben, da man in
dem langſamen Fortgang der Londoner Konferenz ein Argument dafür
ſieht, daß noch große Schwierigkeiten zu überwinden ſind. Die größte
Geſchäftsbelebung zeigte der Chemieaktienmarkt, an dem in Berlin
an=
ſcheinend ſehr große Kaufaufträge vorlagen. Der Rentenmarkt trat
heute mehr in den Hintergrund, wohl im Zuſammenhange damit, daß
die Meldungen über die Verhandlungen der Sachverſtändigenkommiſſion
in der Aufwertungsfrage keine beſonderen Hoffnungen erwecken können.
Die Börſe ſchloß unter Gewinnſicherungen der Spekulation leicht
ab=
geſchwächt.
wb. Berliner Börſenbericht. Die geſtrigen hohen
Schluß=
kurſe konnten ſich im heutigen Verkehr anfänglich behaupten und zum
Teil ſtellten ſich die erſten amtlichen Notierungen noch etwa: bher
von auswärts ziemlich umfangreiche Kaufaufträge vorle n.
hieſige Spekulation verhielt ſich demgegenüber zögernd, da
markt, wohl infolge der Geſchäftsbelebung, eine leichte
zeigte und die Nachrichten, aus London Hemmungen in
Verlauf der Londoner Konferenz erkennen ließen. Dieſe
kamen aber nur wenig zur Auswirkung und hatten im E
Ganzen nur einen ruhigeren Verlauf der Börſe zur Folge.
mung bewahrte dagegen ihren feſten und zuverſichtlichen Che
mal gute Kaufluſt für die nur zu Einheitskurſen gehande
ſtriewerte eine Stütze boten.
Auf dem Montanmarkte waren Harpener ſtark begehrt
um 1½ Prozent. Auch Klöcknerwerke gewannen einen a
Verluſt von 1½ B. zurück und ſtiegen um 1/= B. über den
hohen Schlußkurs hinaus. Von Kaliwerten zogen die gef
zurückgebliebenen Papiere, wie Kali, Aſchersleben und 2
Alkali kräftig an. Für chemiſche Werte bekundete die Bör
reges Intereſſe, was beſenders Elberfelder= und Höchſter Fa
Riedel und Scheidemandel zugute kam. Von Elektrizitätsw
den Akkumulatoren, Velten und Guilleaume und Poege
Auf dem Marke der Maſchinenfabrikaktien ſetzten
Berliner=
ihre Aufwärtsbewegung fort. Auch Loewe überwanden ein
liche Abſchwächung und ſtellten ſich gegen geſtern 1 B. Proz
Auch Textilwerte fanden mehr Beachtung. Deutſche Anleihe
abgeſchwächt; die geſtrigen Aeußerungen der Sachverſkändig
Aufwertungskommiſſion wirkten hier nachteilig ein. Auslän
ten behauptet. Mexikaniſche Eiſenbahnobligationen wurden
wertet. Tägliches Geld wurde zu ’s pro Mille verlangt.
Deviſenmarkt.
rief Amſterdam=Rotterdam. 160.00 160.80 Brüſſel=Antwerpen ... .." 19.20 19.30 1i Chriſtiania. . . . . . . . . . . . ." 56.36 56,64 55.51 Kopenhagen .........." 67.73 68.07 67,53 Stockholm . . . . . . . . . . . . . 111.47 112.03 111 47 Helſingfors ...10.47— 10.53— 10,47— Italien ....."
.. 18.10— 18.20— 18.10— London
.
... 18.43— 18.52— 18.415 18.76 New=York. ..
D 4.19 4.21 4.19 4.21 Paris. 21.40— 21.50 — 21 15— Schweiz 77.06 77.44— 77.06 77.44 Spanien
.. 55.61 55.89 65.61 55.89 Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 5. 91— 5.93 — 5 91— 5.93- Prag. 12.445 212.505 12.405 12.485 Budapeſt. 5. 29— 5.31— 5.24— 5.27- Buenos=Aires. 1.345 1.355 1.355 1.365 Bulgarien. 3.01— 3.03— 3.31 3.03— Japan 1.705 1.715 1.715 1.725 Rio de Janeiro
.
Velgrad.
.. 0.385
4.94— 0.395
4.95— 0.395
4.94 0.405
4.96— Liſſabon. 11.27 11.33 1127 11.33 Danzig. 73.67. 74.63 73.43 73 78
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000000,
Attiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl. ſ.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan ..
Wolle.
Chem. Hehden.
Weiler
Deutſch=Atlant.
Deutſche Maſchiner
Deutſch=Niedld
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleu
Dt. Kaliwerke
Dt. Waffen u. Mu
donnersmarckhütte
Dynamit Nobel
Elberfelder Farben.
Elektr. Lieferung
R. Friſter
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl
Geſ. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen
Han. Maſch.=Egeſt..
12200
16500
1900
4875
21250
42250
70500
2900
12250
10230
4875
36000
29000
75000
70300
6500
13400
12100
3300
7009
10000
15000
8909
39500
29. 7.
1310
18500
2162,
5750
5185
22000
45000
72030
3590
12369
11500
6500
38500
78000
80000
6875
14700
12625
3400
7500
11500
13375
9125
41500
Hanſa Dampfſch. . .
Hemoor Zement .....
Hirſch aupfer ......
Höſch Eiſen ..
Hohenlohe Werke.
Kahla Porzellan ..
Lindes Eismaſch. . . .
Lingel Schuh .... ..."
Linke u. Hofmann ...
2. Loewe u. Co..
C. Lorenz.
Meguin
Niederländiſche Kohle.
Nordd. Gummi
Orenſtein. . . ... .."
Rathgeber Waggon.. .
Rombacher Hütten. . . .
Roſitzer Zucker.
Rütgerswerke
Sachſenwerk
Sächſiſche Gußſtahl.
Siemens Glas
Steaua Romana . ..
Ver. Lauſitzer Glas...
Volkſtedter Porzellan.
Weſtf. Eiſ
Langendreer
Wittener Gußſtahl ....
Wanderer=Werke ..
12800
24750
12000
1100
15400
4600
11750
27680
6750
Frankenkurs in London: 86.65
Markkurs „ „ 18.25
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
29, 7. 2,6% Alte Oeſt. Südb. (Lomb. 2 6%Neu= 0.,297* 4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 .... 38 Oeſt.1. b. 8. Er... 9. Em. .. .. v. 1885 ...." 42 7 Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz 4,2 4½ Rudolfb. (Salzkammerg.) .. 81,8 4½% Anatolier I............" 3% Salon. Conſt. Jonc ion ..." 0.215 32 Salonique Monaſtir ......" 5% Tehuantepee. . . .........." 4½2% „ „..." .
10,5Mc
0,665 Nach Sachwert verzinsl.
Schuldverſchreibungen.
5½ Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23 10,25 0,670 5% Ffter. Pfandbr.=Bk. Goldobl.
1. Em.
.
...." 1,37 O,830 5% Fſter. Pfandbr.=Bk. Goldobl. II. Em. . . . . . . . . . . . . . . . .." 46,5 46,5 D77d 6O Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23 ......" 10.55 10,5 4,2 6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl.v. 23 5%Neckar A.=G. Stuttgart Gold=
anl. v. 23................. 2,25 75
0,703
G, 640 5% Pfälzer Hyp.=Bank. Gold=
Pfdbr. v. 24.. .. . . . . . . . . . . . 1.375 5%0 Preuß. Kaliwert=Anleihe .. 2,5 2.5 0.625 5% „ Roggenwert=Anl. . . 3,4 58 Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 ............. 1375 1.35 5% Rhein=Main=Donau Gold=
anl. v. 23 .........." 2,26 2.B 09 5‟ Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser. I u. II............. 1,1 1,25 5%0 Sächſ. Roggenwertanl. v. 23 5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl, 1,42 1.45 1,6 Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . . 15 19. 6,25 Bank für Brauinduſtrie ......" 1.75 Barmer Bankverein. . ........ 1,4 Berliner Handelsgeſellſchaft ... Commerz= und Privatbank ..." Darmſtädter u. Nationalbank .. Deutſche Bank ........
. 9,25 9.22 1 DeutſcheEffelten= u. Wechſ ſelbank Deutſche Hypot.=Bank Mein.. . . Deutſche Vereinsbank ........" 0.35 Disconto=Geſellſchaft .. ......." 10,2) 109. Dresdner Bank. .. . . . . . . . . . .." 5,25 1i9 Frankfurter Bank ..........." 1.6) Hypotheken=Bank. 2.9 3,25 Metallbank. . . . . . . . . . . . . . .. . ." 14 1451. Mitteldeutſche Creditbank. . . . . . 2,25 22 Oeſterreichiſche Creditanſtalt ... 0,350 9.36) 0.,8‟ Reichsbank=Ant. . . .. .... . . .. 39.25 39,75 Rhein. Creditban . .......... 18 1.7 Hypothekenbank ...." 3.3 Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 6,75 Weſtbank .................. 0.2330 0.250 Wiener Banderein .........." 1250 0.23 Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................. 485 5,5 Bochamer Bergb. .. ... .. . . . . Buderus......
s- Dt. Luxemburger ............" 49,75 Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . 68 66 0.300 Gelſenkirchen Bergw. .... ...." 59 69 Harpener Bergbau..... . . . . .. sfö 883
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.
Frankfurter Kursbericht vom 29. Juli 12
Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ...........
„.-
..
31
.."
Oollar=Goldanleihe per 1935 ..
„ 1932..
Dollar=Schatzanweiſungen .
4½% IV. u. V. Schatzanweiſg.
4½% II.—TK.
4½ Dt. Schutzgebiet v.0,8-11u.13
v. 14
Sparprämienanleihe ....... .."
Bwangsanleihe . . . . . . . . . . .. . .
4½ Preuß. Konſols ........"
„ „......
8½%
„...
78
4½ Bad. Anl. unk. 1935 .....
3½% „ „ v. 1907 ......."
„ 1896 ......."
Jo
4½ Bahern Anleihe ........."
...."
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26 ... . . . . . . . .."
8—16% beſſen Reihe XXXYI.
untilgb. b. 28.. . . . . . . . . . . ..
4½ Heſſen unk. 1924... . . . . ...
5½% .................
8½ „ ...............
4% Wärttemberger alte ......"
b) Ausländiſche.
5%½ Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
5% L.=Inveſt.=Anl. b. 1914
4½ „ v. 1902 .........
........ ...
5½ Bulgar. Tabak 1902... . . ..
17/ % Griech. Monopol ... ...
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ............
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 .........
4% Oeſt. Goldrente ........."
4½ „ einheitl. Rente ......"
5% Rum. am. Rente v. 03 ....
4½% Goldrente v. 13 ....
„ am. Goldrente konv.
4½ „ am. v. 05 „........"
4½ Türk. (Admin.) v. 1903....
4½ (Bagdad) Ser. I ..
„ II..
4%
4½ „ v. 1911, Bollanl. ...
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ....
4% Goldrente ........
Staatsr. v. 10 ....
42
Kronenrente . . . . . .
4½
Anßereuropäiſche.
5% Mexik. amorl. innere . . .. .."
5% „ konſ. äuß. v. 99....."
4½ „ Gold v. 04. ſtfr. . . . .
8% „ konſ. inner. ......
52 Tamau
4½% Irrigationsanleihe
lipas. Serie l....
Oblig. v. Transportanſt.
4½ Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . . .
4½ Gal. Carl Ludiv.=Bahn. . . .
5½ Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtr. ..
28. 7.
0.3175
0.320
4,2
81.,3
0.220
29
2,9
0.200
0,665
0.706
0. 650
0.830
0,510
4,2
650
0,650
0,62)
0.625
2.35
0.95
0,930
6.85
EFalſteitzt Me mimtoitet M— Mikitanen 90 dhns Pmickz Xtätenießt.
Kaliwerke Aſchersleben ..
Salzdetfurth .. . . ."
Weſteregeln ......"
Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte)
Mannesmann Nöhren ........"
Mansfelder ................."
Oberbedarf ................"
Oberſchleſ. Eiſen CCaro) ......"
Otavi Minen u. Eb.=Ant. ....
Phönix Bergbau ............"
Rhein. Stahlwerke . .........."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . .
Rombacher Hütte . . . . . . .... ..
Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . .
Ver, Laurahütte . . .
Aktien induſtr. Anternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern. . . . . .
Löwenbräu München ........"
Schöfferhof (Binding)........
Werger ...................."
Rkkumulat. Berlin .... ..."
Adler & Oppenheimer ......."
Adlerwerke (v. Kieher) ......."
A. E. G. Stamm. . . . . . . . .
6% „ Vorzug Lit.A ...
5% „ „ Vorzng Lit. B ...
Amme Gieſecke & Konegen ....
Anglo=Continental=Guano .. . . ."
Anilin Bln.=Treptow. . ... . . . .
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (WPeinheim)........."
Badiſche Anilin= n. Sodafabrik.
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad, Uhrenfabr. Furtwangen ..
Baldur Piano. . ....... .. . . .."
Baſt Nürnberg .............."
Bahriſch. Spiegel ............"
Beck & Henkel (Caſſel) ........"
Bergmann El. Werke .........
Bing. Metallwverke ..........."
Brockhues, Nieder=Walluf.....
Tementwerk Heidelberg. ... . ..
„ Karlſtadt . . . . . ..
„ Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert. . . . . . . . . .
Griesheim Elektron ....
„ Fabrik Milch .........."
Weiler=ter=mer ..... ..."
Daimler Motoren ...... .. ....
Deutſch. Eiſenhandel Berlin ..
Deutſche Erdöl .... .. . . ...."
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. .
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ...."
Dürkoppwerk (Stamm) ......"
Düſſelb. Ratinger (Dürr) ....."
Dyckerhof E Widm. Stamm ...
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meher jr. ......
Elberfelder Farbw. v. Baher .."
Kupfer=u. Meſſingw.
Elektr. Lieferungs. Geſ. ......"
Licht und Kraft . ......
Elſäſſ. Bad. Wolle...... .. . . . ."
Einag, Frankfurt a. M.. . . . . .."
Email.- E Stanz v. Ullrich ...."
Enzinger Werke ......"
Eßlinger Maſchinen
Sttkingen Sptnner
F4beh 8byr. Bleilſift ...3:.3.
13 35 Germania Linoleum ........." 9,9 3:25 Gelenkirchen Gußſtahl ......." 12 Goldſchmidt, Th. .... . . .. . . .. 10,8 u15 5½g 39 Gotha Waggon.... ........." „8 Greffenius, Maſchinen Stamm. 1.35 Gritzner Maſchinenf. Durlach. .. 15,5 1. Grün & Bilfinger ........... Hammerſen (Osnabrück) ...... 2,75 21.5 23 Hanfwerke Füfſen ..........." 10 125 35,73 Heddernheimer Kupfer ......." Hehligenſtaedt, Gießen ......." 2,1 1 12 11 Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . 34 Hindrichs=Auffermann. . . . . . . . 3.7 3.9 Hirſch Kupfer u. Meſſ. .... . . . 18,25 17,5 Hoch= und Tiefbau .........." 2,05 2,35 24 25 Höchſter Farben ............." 12 13 Holzmann, Phil. ..... . . . . . .." 3.7 135 145 Holzverk.=Induſtr. .. . .. . .. ..." 6.75 91 Hydrometer Breslau ........" 5,3 3,4 3.1 Inag ...
.... . .. . .. . 1,5
7.25 Junghans Stamm . . . . . . . . . . . 2.2:
9.73 Karlsruher Maſchinen ........" 1,85 29
1.9 Karſtadt R.
Klein, Schanzlin & Becker ... 3,2 17 125 Knorr, Heilbronn ............" 3.85 0,700 9.88
157, Kolb & Schüle Spinn.. ... ... 8,75 15,25 Konſervenfgbrik Braun ......" 0.300 1.9304 11.,8 12" Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . . 95 Lahmeyer & Co. ............" 9.35 1.25 Lech, Augsburg ............." 10. 5,25 Lederw. Rothe .............." 56,5 4,75 Lederverke Spicharz ........" 2.25 2,3 Lingel, Schuhw. Erfurt ......" 13 1,8 12.5 Löhnberger Mühle .........." 4,8 4,8 2,3 Lüdenſcheid Metallw. ..... . . . 1,6 1.9 49 Luther, Naſch.=n Nüh enbau.. 1,8 2 9,873 Lux’ſche Induſtrie ........... 4,5 45 Mainkraftwerke Höchſt ......." 7.25 85 Meguin, Butzbach ..........." 10 13.25 Metallgeſ. Frkft. .........
Meher, Dr. Paul ..........." 13,4 135
0,740 Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.. 1,9254 17.,75 13 Moenus Stamn ...... . ... . ." 21 2,1 2,75 Motorenfabrik Deuz ........." 375 Motorenfabrik Oberurſel ....." 10.25 115 37,5 Reckarſulmer Fahrzeugwerke... 14,2 15 Neckarwerke Eßl. Stamm ..... 4,1 4,3 2,6 Oleawerke Frankfurt a. M..... Zeters Union Frankfurt a. M. 1.15 Pfälz. Nähm., Kahſer ........" 1,4
4,3 1,6 Bhilipps A.=G. ............. 22 za Porzellan Weſſel ..........." 080 Reiniger, Gebbert & Schall. . . 1,65 19 Rhein. Elektr. Stamm ........ 11. „ Metall Vorzüge ... . . . . 475 0350 0,730 Rhenania, Aachen ..........." 11.9 13,25 Rievinger, Maſchinen ........." 1. 11 Rückforth, Stettin ........... (.388 4,75 Rütgerzwerke ..............." 12,5 12,9 3,225 0,259 Schieuäner (Frankfurt a. M.) .. 1.9 Schneioer & Hanau..... . . . . ." 2.9 3,5 Shnellpreſſen Frankenthal. . . . 3,25 — Schramm Lackfabrik. . . . . . . . . ." 3,5 4f4 3s Schriftgteſterei Srmsel, Pfdr.
Scttreft Eiekrr. ERiſ *5
* Z5 1
Schuhfabrik Berneis=Weſſel ...
Schuhfabrik Herz............"
Schuhf. Leander Offenbach ...
Schultz, Grünlack, Rdsh.. . . . . . .
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel & Co. Mainz.........
Siemens Elektr. Betriebe .....
Siemens Glasinduſtrie ......."
Siemens & Halske.. .... .. . . .
Stöckicht=Offenbach=Gummi .. .
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
Uhrenfabrik Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach .....
Verein f. Chem. Induſtr. Frkft.
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ...."
Gummifadr. Bin.=Frkf..
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..... . .....
Zellſtoff, Berlin ......."
Vogtländ. Maſch. Borzüge ....
Stämme . . ..
Voigt & Haeffner Stämme .. .
Voltohm, Seil.............."
Wahß & Frehtag. . . . . . . . . . . . ."
Wegelin Rußfabrik .........."
Zellſtoff Walohof Stamm ....
Zuckerfabr. Waghäuſel ....... ."
Frankenthal ......"
Heilbronn. . . . . . . . ."
Offſtein .........."
Rheingau ........."
Stuttgart . . . . . . . . .
Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . .
Schantung E. B............."
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. ..
Havag (Pgketfahrt) ..........
Nordb. Lloyd...............
Darmſtädter Werte,
Bahnbedarf...... . .. . . .....
Dampfkeſſel Rodberg. .......
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . .
Gebr. Lutz.................."
Motorenbfarik Darmſtadt ... .."
Gebr. Roeder ...............
Venuleth E Ellenberger ......"
Knnotierte Aktien.
Apt ...... . .. .. ."
...."
Beckerkohle.. . .. .
4,2 Beckerſtahl .. . . . . .
Benz.... . . . . . .
Brown Boveri
Chem. Andrege
Deutſche Petroleum
Diamond Shares
Entrepriſe ....
Falconwerke ...
Großkraftw. Württemb.(Growag)
Unterfranfen (Ufra) .........."
Hanſa Lloyd ..............."
Hero Conſerven ............."
Hohſatiswverke, Altona .. . .....
Tabel Rheybt..
...
Krügershall Kalt ............"
Metall Starkendurg ........."
3,6 1 Otto & Quanz.
..
Raſtatter Waggon. ..........
Textii-, Bäumken S
ühctlik aaattracrasstrr..!
d 830
12,7
5u,
35
[ ← ][ ][ → ]Rummer 210.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
Seite 11.
Das deutſche Herz.
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Trotz meines Rauſches haben ſie ſich mir eingeprägt. Sie
uteten:
„Moribunda benedicab,
Mortua teneat,
Putrida vinciat,
Ossa frugiferant,
Cinera muniant!
In saecula saeculorum
Hirschhorn!“
id dann fügte ich den Stein in die Lücke. Der tolle Hans
tchtete mir. Als ich den Stein einfügte, erſcholl aus der Mauer
dumpfer, gurgelnder Laut. Es wurde mir ſchwarz vor den
igen und übel im Herzen. Nikolaus führte mich weg. Ich
ollte nicht mehr in den Saal hinein. Noch in der Nacht ritten
r nach Zwingenberg zurück. Als ich nach vier Wochen
wieder=
n, war die Wand friſch getüncht.”
Friedrich von Hirſchhorn ſchwieg. Während er erzählt hatte,
iren ſeine Blicke nicht von jener Stelle gewichen, wo unter der
inche der Stein ruhte, der dereinſt die Gruft der lebendig
Be=
abenen zugeſchloſſen hatte. Je länger er geſprochen hatte, deſto
hr war es ihm zumut geworden, als ob er Aug’ in Auge mit
Verklägerin des Hauſes Hirſchhorn ſtünde, und nun wartete
wie wenn eine Antwort erfolgen müßte, wider ihn oder für
. Da lief ein Spinnlein über jene Stelle und zog hinter ſich
en glänzenden Faden. Er beobachtete ſeinen flinken Lauf,
d es kam ihm ein freudiges Sprichwort in den Sinn:
„Spinnlein am Abend
Erquickend und labend.”
mußte lächeln. Es war, wie wenn das Tierchen durch ſein
chäftiges Rennen einen böſen Zauber zerſchnitten und die
den Mächte des Lebens aus ihrer Erſtarrung aufgeweckt hätte.
ſenkte den Blick und ſah Urſula zu ſeinen Füßen. Er ſah
der hin und ſtaunte, er beugte ſich nieder und ſpähte in ihr
ſicht: ſie war eingeſchlummert.
Friedrich ließ ſich auf die Knie nieder und betrachtete gerührt
armes Weib. Wieviel Leid war in ihr Herz gezogen ſeit
7 Tage, wo ſie über die Schwelle ſeines Hauſes geſchritten
r. Welch ein Jammer war über ihre Seele geſtrömt ſeit der
inde, wo man ihr das Grab der Mutter zeigte. Es packte ihn
Angſt, daß ihr Geiſt und Leib zerbrochen ſei und ſie
wider=
idslos in der Flut des Elends untergehen müſſe. Ihr blaſſes
icht zeigte die Spuren der tiefſten Erſchöpfung und die Züge
eines unendlichen Grames. Er lauſchte auf ihre Atemzüge. Sie
waren unregelmäßig und haſtig und wurden zuweilen
unter=
brochen von einem tiefen Seufzer. Er legte leiſe ſeine Hand auf
ihre verwirrten Flechten und ſah zu, wie der letzte Schimmer des
Tages über die Hand und die Haare glitt und im Winkel des
Ganges ſchwand und ſtarb.
Da gab es ihr einen Stoß aus der Tiefe der Bruſt, ſie ſchlug
die Augen auf, hob ihren Kopf und war wach. Als ſie ihren
Gatten neben ſich ſah und in ſein angſtvoll liebendes Auge
ſchaute, lächelte ſie. Aber dieſes Lächeln war ein entflogener
Vogel, hinter dem die Türe des Käfigs zugeſchlagen wird, damit
kein anderer nachfolge. Im nächſten Augenblick ſtieß ſie ihren
Gatten zurück und rief: „Hinweg mit diy! Du haſt meiner
Mutter Grab das letzte Licht genommen und haſt ihr Gefängnis
zum Grab gemacht. Du biſt ihr Mörder!”
Friedrich ſtand auf, trat von ihr hinweg und fragte:
„Haſt du gehört, was ich zu dir geſagt habe? Deine Mutter
vergibt mir, ich weiß es. Und du?‟
Sie ſchwieg einen Augenblick, dann brach ſie los: „Wäre
ein Funken Menſchlichkeit in dir geweſen, ſo hätteſt du die Wand
ihres Kerkers eingeriſſen und hätteſt ſie aus der Mauer
heraus=
geführt. Wozu trugſt du ein Schwert an der Seite?”
Friedrich atmete auf, als ob er Kraft ſchöpfe.
„Schmähe mich, wie du willſt,” ſagte er, „aber verlaſſe dieſen
Ort. Du legſt dich zu Bett und nimmſt Nahrung zu dir, und
morgen geht das Leben wieder ſeinen notwendigen Gang.”
„Ich bleibe bei meiner Mutter. Ihr Tod ſchläft da drinnen
bei ihrem Gebein. Ich wecke ihn auf durch mein Geſchrei. Dann
kriecht er durch die Mauer und erwürgt mich.”
Und ſie fing an zu ſchluchzen und zu weinen, warf ſich an
die Mauer und rief: „Mutter, Mutter! Ich will ſterben! Schicke
nir deinen Tod.”
Da faßte er ſie in ſeine Arme, ſuchte ihr den Mund zu
ver=
ſchließen und drückte ihren Kopf an ſeine Bruſt. Sie bäumte ſich
in ſeiner Gewalt und zitterte unter ſeinen preſſenden Armen
und ſchmähte ſein Haus und fluchte ſeiner rechten Hand, und es
graute ihm vor den Fetzen ſchwarzen Blutes, welche die Raſerei
ihres Schmerzes aus ihrer Seele warf. Als ſie aber anfing,
ihren Schoß zu verwünſchen, wenn er wieder zum Mutterſchoße
würde und dem verruchten Geſchlechte eine Frucht trüge, da
ſprang in ihm wie ein Raubtier der Zorn des Hauſes Hirſchhorn
in die Höhe und bekam ihn ſo ganz in ſeine Gewalt, daß er tat,
was er nicht wußte. Daneben aber ſtand eine verlotterte Geſtalt
und ſchaute zu. Es war der tolle Hans. Der kkatſchte nach
ſeiner Gentohnheit in die blaßroten Hände und freute ſich, daß
es die Jungen trieben, wie die Alten getan. Seine wirren grauen
Locken züngelten in die Höhe, und in ſeinen verglaſten Augen
glühten zwei flammenhelle Lichter, und er rief mit ſeiner
gellen=
den Stimme: „In ſaecula ſaeeulorum Hirſchhorn!“
Friedrich hatte ſein Weib geſchlagen. Er ſtand an der Pforte
des Ganges als ein gebrochener Menſch. Er riß ſich das ritterliche
Schwert von der Seite und warf es auf den Boden des Zimmers.
Dann hielt er den rechten Arm vor die Augen. Die Hand hing
ſchlaff herunter, als ob ſie lahm wäre. Friedrich ſah ſie an und
ſtöhnte: „O Schmach! O Schmach!”
Urſula hatte ſich aufgerichtet und ſtand vor ihm, todesſtarr,
ſtumm, wie eine aufgerichtete Leiche. Er nahm ſie in die Arme.
Sie ſträubte ſich nicht mehr. Er trug ſie in das Schlafgemach
und legte ſie auf ihr Bett. Sie blieb regungslos liegen, wie er
ſie bettete. Dann holte er aus der Kemenate Speiſe und Trank.
Er flößte ihr Wein ein. Sie ließ es gefchehen und ſchluckte.
Er ſteckte ihr Nahrung zwiſchen die Lippen. Sie wollte das
Ge=
reichte empfangen und eſſen. Aber der Biſſen quoll ihr im
Munde und ſie beſudelte ſich. Als er dies ſah, mußte er bitter
weinen. Er nahm einen Schwamm und reinigte ſie. Dann
verließ er die Stube, ging durch den Gang, das Wohngemach, ſtieg
die Treppe hinunter und ging aus dem Hauſe, ein geſchlagener
Mann.
Diner und Mägde kamen auf ihn zu. Er übergab der
ge=
treuen Barbara den Schlüſſel zum Schlafgemach und befahl ihr,
die Frau ruhen zu laſſen, aber von Zeit zu Zeit nach ihr zu
ſchauen und ihr Nahrung zu bringen. Darauf ging er in den
Stall. Er ſchickte die Knechte hinaus und ſattelte ſich ſelbſt
ſein Pferd. Als er über den Hof ritt, ſahen ihm die Leute
kopf=
ſchüttelnd nach, aber keiner wagte es, ein Wort zu ſagen. Der
alte Peter öffnete das Tor und ſagte zu ſeinem Herrn:
„Ihr habt Euer Barett vergeſſen, Junker. Ich will in die
Burg laufen und es holen”
„Gib mir deinen Hut, Peter!” erwiderte der Reiter.
„Das geht nicht an, Herr. Mein Hut iſt ein alter,
ſchmutzk=
ger Filz.”
„Gib. mir deinen Hut!” wiederholte der Junker.
Da holte Peter den Hut vom Nagel und reichte ihn dar.
Es war graue Dämmerung. Auf den Wieſen und über dem
Fluß braute der Nebel. Als Friedrich ſein Pferd auf die
Fähre führte, deutete der Fährmann nach Ersheim hinüber
und wollte haſtig etwas ſagen, ſo wie man eine erſchreckende
Neuigkeit kundgibt. Aber beim erſten Laut des Mannes machte
der Junker eine gebietende Gebärde. Da ſchwieg der Fährmann.
Friedrich aber ſtand neben ſeinem Pferd hatte ſeinen linken
Arm um den ſchlanken Hals geſchlungen, drückte eine Handvoll
Pferdehaare in ſein Geſicht und ſchluchzte leiſe in die Mähne
ſeines Tieres hinein.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 30. Juli 1924.
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Ein nervöser Mensch ist ein
unglücklicher Mensch!
Kleine Widerwärtigkeiten können ihn zur Verzweiflung bringen, die
kleinste Aufregung kann ihm tagelang Kopfschmerzen und Uebelkeit
verur-
sachen, ihn ärgert die Fliege an der Wand, und er ärgert sich wiederum darüber,
daß er sich so ärgert.
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Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
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ſtädter 8 Nationalbank.
und Geisteskrankheit, unbewußte Handlungen, Rückenmarkslähmungen usw. sind nur besonders schwere Folgen
rselben. In leichteren Fällen äußert sich Nervosität durch: Kopfschmerzen, Gliederreißen, Zuckungen,
ickenschmerzen, Gesichtsschmerzen, Schmerzen in Hals, Armen und Gelenken, Augenflimmern,
Blut-
illungen, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, schwere oder schreckliche Träume, Beklemmungen,
Schwindel-
fälle, Angstgefühle, übermäßige Empfindlichkeit gegen Geräusche, Reizbarkeit, besonders früh nach dem
ufstehen, Unruhe, Launenhaftigkeit, Versagen des Gedächtnisses, gelbe Hautflecke, Klopfen in den Adern,
sfühl von Taubheit in den Gliedern, Zittern der Hände und Kniee bei Erregungen, blaue Ringe um die
igen, Ohrensausen, sonderbare Gelüste und Abneigungen, Schreckhaftigkeit. Viele weniger auffällige
cheinungen treten einzeln oder zusammen auf und sind Anzeichen dafür, daß die Nerven
gegriffen sind.
Zeigen sie sich, so sollte unbedingt sofort etwas geschehen. Man muß den erschöpften Nerven diejenigen Stoffe
führen, die sie bei der übermäßigen Anstrengung verbraucht haben. Diese Stoffe bestehen aus organischen
Phosphor-
treverbindungen, und es ist der Wissenschaft gelungen, sie aus organischen Substanzen in sehr starker Konzentration
gewinnen. In zweckmäßiger Zusammensetzung enthält sie das bekannte, sehr empfohlene Dr. med. Robert Hahns
ervisan‟. Hören Sie, wie es beurteilt wird:
lch bin sehr zufrieden, fühle mich jetzt viel wohler, hauptsächlich der Schlaf ist viel besser geworden, ich schlafe
zt fast jede Nacht ununterbrochen durch, was erst nicht der Fall war. . . . . . Bruder, Justizwachtineister. . . . . . daß
mit Ihrem „Nerwisan” sehr zufrieden bin, ich bin mein Nervenleiden Gott sei Dank log,wofür ich Ihnen
ir dankbar bin, lch habe es schon vielen empfohlen und werde es auch weiter tun. Val. Göring. . . . . . . zu meiner
friedigung kann ich Ihnen die freudige Mitteilung machen, daß ich mich wieder wohl und gesund fühle und wieder
ganz anderer Mensch bin. Werde
cbemühen, Ihr „Nervisan” über-
Hier abtrennen!
zu empfehlen, danke Ihnen noch-
Karten, die
Is nachträglich. Fr. Fuchs ......
nicht genügend
1 viele andere mehr.
oder gar nicht
Drucksache
Wenn man sich unter Berufung
frankiert zind,
werden nicht
diese Zeitung an Dr. med.
angenommen
bert Hahn & Co., G. m. b. H.,
igdeburg, wendet, so erhält
n vollständig kostenlos und
Herren
rtofrei eine Probeschachtel
/=
sernervenstärkenden
Pastillenzu-
andt, außerdem auch noch ein
Dr. med. Robert Hahn & Co.
h, in welchem die Ursachen und
„O
Heilung der Nervenleiden klar „
G. m. b. H.
verständlich geschildert sind.
Mittel, welches von jedem
Is günstigste beurteilt wird,
Ite man mindestens ver-
A chen, besonders wenn
Magdeburg
ser Versuch nichts kostet.
Frankreich
n den Berſailler Vertrag.
Von unſerer Berliner Redaktion.
nur eine reinliche und klare Löſung der in London zur
g ſtehenden Probleme Ausſicht auf eine Beſſerung
un=
gewährt, ſo ſei rund herausgeſagt, daß ſich in den
ten Tagen die Ausſichten auf ein erſprießliches Er=
Konferenz wieder erheblich verſchlechtert haben.
das ſich zuerſt als Hort und Hüter des Verſailler
ertrages aufgeſpielt hat, verſucht in einem neuen
Kom=
ſchlag wichtige Feſtſetzungen des Verſailler Vertrages
ſchieben. Macdonald, deſſen Anregungen ſich
bis=
enig glücklich erwieſen haben, hat der franzöſiſchen
De=
titgeteilt, daß er die militäriſche Räumung des
tes ſpäteſtens 6 Monate nach dem
In=
eten des Reparationsprogramms für
not=
ilte. Die Franzoſen haben daraufhin prompt eine
ſrige Friſt für die Räumung eines Gebietes
ver=
ber welches ſich alle anſtändigen Menſchen in der Welt
daß es wider Vertrag und Völkerrecht beſetzt wor=
en, das politiſche Programm der Feſtſetzungder
Ver=
ungen und Sanktionen mit den vitalſten Fragen
franzöſiſchen Intereſſes, alſo der Sachlieferung und
Transferierung zu verbinden. Außerdem denke
daran, daß jeder Nation das Appellationsrecht
1i eine Entſcheidung zuſtehe, die gegen ihr eigenes Intereſſe
Rſenſtimmung in der franzöſiſchen Oelegation
D. London, 30. Juli. Die Schwierigkeiten, die infolge der
rollung der militäriſchen Räumung
entſtan=
ſind haben eine Kriſe innerhalb der
franzöſi=
n Delegation herbeigeführt, die ſich in immer wieder
etenden Gerüchten von einem Rücktritt Nollets
aus=
en. Herriot iſt zu bedeutenden Zugeſtändniſſen bereit,
er befindet ſich dabei im Widerſpruch mit der außenpoliti=
Autorität Frankreichs, der er ſelber keine Autorität, ſondern
eine beinahe ſchon ſchwindende Majorität
entgegen=
kann. Es iſt deshalb die Möglichkeit einer Vertagung
Frage bis zur Ankunft der deutſchen Delegation nicht von
Hand zu weiſen.
1as franzöſiſche Memorandum im
Mittel=
peinft des Konferenzintereſſes.
3D. London, 30. Juli. Der tote Punkt der Konferenz
it überwunden zu ſein. Für morgen ſind Sitzungen des er=
und dritten Komitees anberaumt worden. Heute hat neben
Seſprechung des Siebener=Ausſchuſſes auch eine Sitzung der
en juriſtiſchen Kommiſſion ſtattgefunden. Bei der Beratung
r allem das franzöſiſche Memorandum beſprochen
en, das ſich auf die bekannten drei Punkte bezieht. Dieſes
* orandum bildet heute den Hauptpunkt des Konfe=
Zintereſſes. Bei der Unterhaltung ſind die Fragen der
„ariſchen Räumung ſebenfalls beſprochen worden. — Die
e der deutſchen Einladung iſt noch nicht erörtert worden. Sie
Ach nicht einmal im Entwurf fertiggeſtellt. Die
Reparations=
tiſſion wird vielleicht ſchon morgen in London vollſtändig
Immelt ſein und mit ihren Veratungen beginnen, die wahr=
Allich im Schatzkanzleramt ſtattfinden werden. — Die Beur=
Ig der geſamten Ausſichten der Konferenz iſt nach wie vor
liſtiſch, wenn auch nicht hinſichtlich der erforderlichen
Fort=
mit einem abſchließenden Ergebnis vor Ende der nächſten
e gerechnet werden kann. Nicht zuletzt wegen des
amerika=
n Beſtrebens, auch die nicht in den direkten Rahmen der
erenz gehörigen Fragen zu behandeln. Noch ſind von der
treet keine weiteren Schritte unternommen worden. Es
ver=
t aber, daß man ſich bemüht, für die 40 Millionen
I2=Anleihe Bürgſchaften von den allier=
Mächten zu erlangen, weil man der Meinung iſt, daß
da=
die Sicherheit und Verkäuflichkeit der Anleihe inſofern
ge=
en würde, als die Unverſehrtheit Deutſchlands dann im
EEle der einzelnen Regierungen auch liegen würde.
yPcr DeyutvonN=ZonvoneineN DFUG
auszuüben beabſichtigen. Der Dollar mußte an der
heutigen Pariſer Börſe mit 19,94 bezahlt werden gegenüber
geſtern 19,67. Der heutige Eröffnungskurs in New York betrug
19,87, während Paris zu Anfang der Börſe nur 19,73 notierte.
Die Repko reiſt nach London.
Paris, 30. Juli. (Wolff.) Die erſten und zweiten
Delegier=
ten der Reparationskommiſſion reiſen heute nachmittag um 5 Uhr
nach London. Der engliſche Delegierte befindet ſich bereits
dort. Morgen vormittag um 10 Uhr findet die erſte
offi=
zielle Sitzung in London ſtatt.
Die Form der Einladung.
TU. Paris, 30. Juli. New York Herald ſchreibt: Die
Einladung an Deutſchland wird entweder eine kurze ſchriftliche
Mitteilung ſein, oder es wird eine mündliche Benachrichtigung
durch den Londoner deutſchen Botſchafter erfolgen. Die
Ein=
ladung wird keine genauen Angaben betreffend
Verhandlungs=
gegenſtände enthalten.
Keine Beteiligung Frankreichs an der
800 Millionen=Anleihe.
TU. Paris, 30. Juli. Die Reiſe der franzöſiſchen
Ban=
kiers nach London hat, wie der Ere Nouvelle mitgeteilt wird, kein
Ergebnis gehabt. Es wurden den Bankiers die nachſtehenden
Fragen zur Beantwortung vorgelegt:
1. Sind die Forderungen der amerikaniſchen Finanzkreiſe
un=
angemeſſen und nicht in Einklang zu bringen mit den
Vorſchrif=
ten für die Unterbringung einer 800 Millionen=Anleihe?
2. Iſt es möglich, einen Teil der Anleihe in Frankreich
unter=
zubringen?
Die Bankiers haben auf die erſte Frage eine ſehr
zurückhal=
tende Antwort gegeben. Sie gaben zu verſtehen, daß angeſichts
des außergewöhnlichen Charakters der Anleihe kein Grund
vor=
liege, die Forderungen der amerikaniſchen Finanziers zu
kritiſie=
ren. Was die zweite Frage anbelangt, ſo erwiderten die
Ban=
kiers, es beſtünde keine Hoffnung, auch nur einen ſehr geringen
Teil der Anleihe in Frankreich unterzubringen.
Es verlautet, daß die Vertreter der Finanzgruppe, die auf
Veranlaſſung des belgiſchen Miniſterpräſidenten in London
er=
ſchienen, erklärten, ſie wären nur in der Lage 200 Millionen
Goldmark aufzubringen, könnten aber für eine ſpätere Anleihe
die Unterſtützung der Morganbank und der Bank von England
nicht entbehren.
nicht an franzöſiſche Verhandlungsmethoden gewöhnt
e8 unbegreiflich gefunden haben, wie Herriot und
täriſcher Berater Nollet es überhaupt wagen
wiſchen der Räumung der Ruhr und der Räumung
ier Bezirkes eine Verquickung herzuſtellen. Die
Regierung fordert unter Berufung auf das Angebot
ds, daß England die Kölner Zone keinesfalls eher
nicht Frankreich und Belgien ihre Truppen aus dem
t herausgezogen hätten. Die unendliche Hochachtung,
n bis dahin in Paris vor den Paragraphen des
Ver=
trages bekundet hat, kommt in dieſem Vorſchlag, den
i einer ſeiner wichtigſten Beſtimmungen abzuändern,
Ausdruck. Man erzählt ſich allerlei über die
Anſtren=
e General Nollet gemacht hat, um Herriot in der
Räu=
ſe das Rückgrat zu ſtärken. Zweifellos hat der
franzö=
gsminiſter neben Herrn Peretti della Rocca als
Ver=
icaréſchen Geiſtes in London gewirkt. Herriot, der ein
Grauen vor ſeiner heimatlichen Deputiertenkammer
lem vor ſeinem Senat bekundet, hat ſich die
Anregun=
s zu eigen gemacht. Er urteilt etwa wie folgt: Das
ſolk erwartet als Ergebnis der Londoner Konferenz
die ſchleunige wirtſchaftliche Räumung der Ruhr und
auf die militäriſche Räumung wenigſtens die Bekannt=
Termine. Die Vertreter der Reichsregierung werden
vereit fein, ſich die Erfüllung dieſes Wunſches etwas koſten zu
laſſen. Bis zum 1. April braucht, dieſe Anſicht hegt ſogar
Mac=
donald, das Ruhrgebiet nicht geräumt zu ſein. Ziehen die
Engländer am 10. Januar ihre Truppen aus dem
Kölner Abſchnitt heraus, ſowürden die
franzö=
ſiſch=belgiſchen Truppen an der Nuhr in der
Luft hängen. Da man ihnen dies aber nicht zumuten
könnte, müßten die Engländer eben ſo lange in Köln bleiben, bis
das letzte Käppi vom Ufer der Ruhr verſchwunden ſei. Herriot
ſcheint im Ernſt anzunehmen, daß die Reichsregierung dieſer
Be=
weisführung zuſtimmen würde. Am gleichen Tage, an welchem
Herriot dieſe Kompromißformel erſonnen und vorgebracht hat,
haben ſich die juriſtiſchen Sachverſtändigen in der franzöſiſchen
Kommiſſion den Kopf darüber zerbrochen, ob nicht durch die
Ein=
räumung von Befugniſſen an ein internationales Schiedsgericht
der im Verſailler Vertrag vorgeſehenen Souveränität der Repko
Abbruch geſchehe. Um die Befugniſſe der Repko zu wahren, iſt
der Verſailler Vertrag gut. Um aber eines der wenigen deutſchen
Rechte zu ſichern, iſt er jederzeit abänderungsfähig. Es iſt nicht
anzunehmen, daß ſich irgendeine deutſche Regierung bereitfindet,
mitzumachen.
Die neueſte franzöſiſche Kompromißformel bezweckt aber
augenſcheinlich mehr als eine formelle Einigung mit den
Alli=
ierten. Die Väter dieſer Kompromißformel wiſſen ganz genau,
daß ſich jeder Bewohner im beſetzten deutſchen Weſten, auch die
unter der weſentlich milderen britiſchen Beſetzung Lebenden,
leidenſchaftlich nach der Befreiung und nach der völligen
Wieder=
vereinigung mit dem Reiche ſehnt. Ließen ſich die Vertreter der
Reichsregierung und nachher der Reichstag in London
breit=
ſchlagen unter dem Druck der dort verſammelten Mächte, in eine
Verlängerung der Beſatzungsdauer für den Kölner Abſchnitt,
auch nur im Ausmaße von 12 Wochen einzuwilligen, ſo würde
das zu einer Neuentfachung ſeparatiſtiſcher Strömungen am
Niederrhein führen. Wir erinnern uns, an einem Wilſonſchen
Erguß mehr als genügend zu haben, daß Völker nicht wie Sachen
behandelt werden und nach dem Belieben anderer Völker hin
und her geſchoben werden dürfen. Selbſt Herriot, der einen ſo
ganz neuen Geiſt in die franzöſiſche Politik einführen zu wollen
behauptete, nimmt das Schickſal von Millionen hochkultivierten
Menſchen als Kompenſation an, um ſich und ſeine Verbündeten
aus einer diplomatiſchen Verlegenheiten zu ziehen. Wenn
künf=
tig noch einmal ein franzöſiſcher Staatsmann die Unantaſtbarkeit
des Verſailler Vertrages behauptet, ſo werden wir ihn an die
Haltung erinnern, welche Herriot in der dritten
Verhandlungs=
woche auf der Londoner Konferenz vom Juli 1924
einge=
nommen hat.
Seite 12.
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In großer Zahl sind uns Schreiben zugegangen, in denen die ausgezeichnete Wirkung des Präparates
hervorgehoben wird. Wir geben nachstehend einen Teil der uns seit Mitte 1923 zugegangenen Anerkenn E,
wieder, uns Raumiangels halber auf diese kleine Anzahl beschränkend. Im Jahre 1923 allein sind uns
6000 solcher Schreiben zugegangen, die alle bei uns im Original vorliegen und von uns weder erkauft noch ve
worden sind. — Diese Sammlung von Anerkennungen besagt mehr als alle Anpreisungen von unserer (Fe
Pr. med. ROBERT HAHN & CO., G. m. m.
Bis Ai
Wir haben in allen
Kleiderstoffg
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schwarz und marine .
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aus gutem Zephir, hübsche
Streifen . . . . . . . . ..
Wyk-Föhr, den 12. Mai 23. Bitte an Adresse Frau E. Brunner, Wyk, Nervisan zu
senden. lch bin mit dem Nerventonikum schr zufrieden und habe sehr guten Erfolg
damit gehabt. Nervöse Zustände, wie Zittern, Angstanfälle,
schlaf-
lose Nächte, und dergleichen, haben seit einiger Zeit gänzlich aufgehört. R. Brink.
Coesfeld, den 9. Mai 23. . . . Meine Kopfschmerzen sind bedentend besser
geworden oder vielmehr fast ganz verschwunden. Seit Jahren litt ich schon an
nervösen Kopfschmerzen, die sick fast täglich einstellten, nun bin ich seit 3 Wochen
von diesem Ubel ganz befreit, wofür ich Herrn Dr. Hahn vielmals danke. Wenn ich
bei Bekannten Gelegenheit habe, Ihr Nerwisan zu empfehlen, werde ich mich Ihrer stets
Liesbeth Bertels.
dankbar erinnern.
Nuttlar, den 13. Mai 23. lch muß Ihnen mitteilen, daß sich meine Frau nach dem
Gebrauch Ihres Nervisan sehr gut gebessert hat. Schon nach dem Gebrauch der ersten
Sendung kam der Schlaf allnächtig wieder. Ihr Allgemeinbefinden ist
im ganzen besser geworden. Nur die Rückenschmerzen sind noch nicht ganz
ver-
schwunden. Senden Sie mir bitte also noch einmal 6 Original-Dosen, damit sie bei
schweren Anstrengungen und Aufregungen noch einige Pillen nehmen kann. lch
spreche Ihnen hiermit meinen wärmsten Dank aus und werde Sie in meinen Freundes-
und Bekanntenkreisen gern empfehlen. Gleichzeitig lege ich eine Bestellkarte für meine
I..5
Schwester in Hochemerich bei.
Dornheim, den 21. Mai 23. Durch einen Artikel im „Hessischen Bauernbund” wurde
ich aufmerksam auf Ihr Nervisan. Meine Tochter ist 34 Jahre alt, hat sich entschlossen,
nicht zu heiraten, und leidet an starker Nervosität, sie macht ihre Arbeit, klagt jeden
Tag eine andere Krankheit, auch ihr Geistesaustand hat in letzter Zeit gelitten. Durch
den Gebrauch Ihres Nervisan spürt meine Tochter Besserung, besonders im Kopf.
Vorläufig spreche ich Ihnen meinen wärmsten Dank aus, und ich werde bemüht sein,
daß die Kur von meiner Tochter richtig weitergeführt wird und ich bald noch bessere
Erfolge berichten kann. Ich werde bemüht sein, Ihr gesch. Nervisan weiter zu
Philipp Metzger.
empfehlen.
Nahnisdorf, den 27. Mai 23. Teile Ihnen mit, daß Ihr Nervisan eine sehr gute
Wirkung gehabt hat, Ich bin von Rückenschmerzen befreit. . . . . . lch spreche
nochmals dem Herrn Doktor meinen herzlichen Dank aus und werde Sie weiter
Paul Richter.
empfehlen.
Halingen, den 1. Juni 23. Teile Ihnen mit, daß ich die Paketsendungen Ihres berühmten
Nervisan erhalten habe, Ich habe es genau nach Vorschrift angewendet und bin jetzt
schon der Uberzeugung, daß Ihr Mittel gut geholfen hat, wofür ich Ihnen sehr
dankbar bin, lch litt seit dem furchtbaren Kriege an Aufregung und
Kopfschmerzen, wovon ich jetzt schon fast ganz wieder befreit bin,
und werde Ihre letzte Sendung Nervisan anwenden. Meinen herzlichsten Dank werde
ich Ihnen am besten erweisen können, daß ich Ihr Mittel allen ehemaligen
Kriegs-
teilnehmern bestens empfehle. Sage hiermit Herrn Doktor Hahn für die gute Hilfe
Friedr. Krumscheidt.
besten Dank.
Dresden, den 28. Mai 23. Teile Ihnen kurz mit, daß mir Ihr Nervisan sehr
hat. Mein Kopfschmerz ist vollständig verschwunden. Ernst
Oberkassel b. Bonn, den 1. Juni 23. Ihr wertes Schreiben habe ich mit vie
erhalten. lch freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß sich meine Frau vie
befindet. Sie litt nämlich an Kopf- und Rückenschmerzen un
keine Nacht sclla n infolge der aufreibenden Arbeit in einer Gese
während des Krieges. Nachdem sie nun jetzt einige Sendungen nach
gebraucht hat, ist sie wieder ganz hergestellt und die alte Lober Lind,
ist wieder zurückgekehrt. Da fühle ich mich nun veranlaßt, Ihnen Kr
meiner Frau meinen herzlichen Dank auszusprechen. Es war mir bis
möglich, dieses Mittel weiter zu empfehlen, jedoch werde ich bemüht sein,
d=
oft mir hierzu Gelegenheit geboten wird, noch nachzuholen. Wilhelm
Laasr ke den 4. Juni 23. Meinen besten Dank für Ihre Sendungen „
Nervi=
fühle mich viel wohler. Das Zucken in den Augen ist so weit ver
ich kann wieder schlafen. Sollte ich noch weiter bedürfen, werde ich
Frau Hern
Nochmals meinen besten Dank für Ihre Hilfe.
Berlin, den 4. Apr:! 23. litr wertes Schreiben und drei Sendungen „
Nervi=
ich mit bestem Dank erhalten lch freue mich, Ihnen mitteilen zu könner
mich jetzt bedeutend walſes T7le, lch habe furchtbare Nervenschr
ganzen Körper gehabt, wahnstunige Kopischtserzen, Magenschmerzen, so dat
nicht mehr bewegen konnte, Schmerzen und Mattigkeit in den Armen une
so daß ich Messer und Gabel beim Essen fallen ließ und nicht imstande war,
zu schreiben. Herzschmerzen, daß ich dachte, ich müßte jeden Augenblick ste
war schon ganz verzweifelt. Jetzt ist eine bedeutende Bessert 5
getreten. lch glaube, ich werde wieder ganz gesund werden. lch laite
Hoffnung aufgegeben, da ich schon Nerventee, Kola-Dultz und andere Mittel
habe und nichts geholfen hat. Meine Kinder sind ganz glücklich, daß ich ihn
ein fröhliches Gesicht zeigen kann. lch gebe ihnen auch Nervisan, da sie
au=
leidend sind. — lch werde nicht versäumen, Ihr Nervisan weiter zu empfehlel
Sie mir bitte wieder 6 Dosen davon. Frau Helene Wichert, Berlin N.
Steinborn, den 15. Juni 23. Nachdem wir jetzt längere Zeit von Ihrem",
bezogen haben für meine nervöse Frau, muß ich Ihnen mitteilen, daß Ihr Nei
gute Dienste getan hat. Wir sind sehr damit zufrieden, das Befinden meine
sich sehr gut gebessert, ich werde Ihr Nervisan allen Nervösen empfehlen, U
wir selbst noch wieder Bedarf haben, so werdle ich mich sofort wieder an Si
auch weil es nach den heutigen Verhältnissen nicht zu teuer ist. Heinrich Bre
Neustadt O.-S., den 3. Juni 23. Durch Ihr vorzügliches Nervisan bin ich v
schmerzen und schlaflosen Nächten befreit worden, Spreche Ihnen, sel
Herr Doktor, hiermit meinen herzlichsten Dank aus und werde Ihr wirksame /
Anna Pietscht, Bo
auch anderen bestens empfehlen.
Hier abtrennen!
Herren Dr. Robert Hahn & Co., G. m. b. H., Magdeburg
Unterzeichneter ist Leser der
Zeitung und ersucht auf Grund Ihres
Angebotes in derselben um eine
kostenlose Probedosis „Nervisan”
sosdie um das lehrreiche Buch: Auf zum Kampfe gegen Nervosität. Beides
ist kostenlos, portofrei und underbindlich in verschlossenem Brief zu senden.
Herr
Genaue Adresse: Frau
Fräulein
Stand:
Ort und Straße:
Ostkilver, den 4. Mai 23. Kann Ihnen
dankerfülltem Herzen mitteilen, daß
den Gebrauch Ihres weltberühmten Fu
san” von meinem Nervenleiden beitre
nervösen Kopfschmerzen habt kdl
gelassen, auch die Schlaflosigkei Fei
schwunden. lch danke Ihnen nochn
erwiesene Freundlichkeit. Frau Käth F
Oberachern, den 2. Juni 23. Unterzeicl
um Zusendung von einer Packung
Es macht mich selir gut im Ko R
viel besser denken, auch das
ist nicht mehr so stark. Bin
dankbar für Ihr „Nervisan‟ Werde
emptehlen. Ich bitte, mir Nerwisan
bis es 30 Pakete sind. Fran Kau
Ranis, den 12. Juni 23. Nachdem ichk
9 Päckchen Ihres „Nervisan” gebrau
bestätige ich Ihnen gern, daß dassr
sehr wohltuende, beruhigende
bei meinen nervösen Zustäne
vorgebracht hat. Das Ausse
sich gebessert und ich fühle mick
und leistungsfähiger, Frau Schu
Großenlüder, den 31. Mai 23. Da me
Sendung „Nervisan” soweit, alle ist,
Sie mir bitte die zweite, damit ich n
brechung bekomme, Ich bin sehr d P
Frieden und mein Befinden
schon sehr gebessert.
Ruthun Wald, den 18. Mai 23. Nun 1
mich ganz gesund und gut ge
nötige keine Arzenei mehr, sage m
bindlichsten Dank.
Dontliche Schrift unbodingt erbeten.
Oran
Hermeta Hocht, Doppels, gute
feinfäd, Qual. in schwz,, wo. u. farb. A.B0
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in schwarz und leder .. . .. A.70
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Hocht., Doppels., alle moderne
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guter Seidenflor, Hochf., Doppels.,
schwarz, weiß und farbig .. . A
THSALAHEIHA
zue muierte laka dutst. Hld
Herrenhemd
imitierte Macco-Qualität
Unterjacken
für Herren . . . . . . . . .
Schlupf-Hosen
n welen Farben . ."
Herren-Garnituren
farbig, Mako-Imitat, Hose und
Jacke „ . . . . . zusammen
DAILICH-LTCIHIden
aus gutem Kretonne, mit Stickerei
und Hohlsaumträger . . . . . .
Hemdhose
aus gutem Kretonne reich mit
Hohlsaum verarbeitet . . . . .
Dam.-Nachthemden
aus gutem Kretonne, mit Stickerei
verarbeitet . . . . . . . . . . .
Reform-Rock
aus gutem Kretonne, mit breiter
Stickerei verarbeitet . . .
Hemdhose
für Damen, weiß, gewebt . . .
Grosse Posten Wasch-Musseline, Woll-Musse-
Iine, Voll-Voile, Frotté, Kleider- und Blusen-
OdLIHI in einfarbig und gemustert, in grosser Auswahl
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Der billige Reste-Verkauf dauert fort
E.n. Sarmstadt
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