Einzelnummer 10 Goldpfennige
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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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187. Jahrgang
Montag, den 28. Juli 1924.
Nummer 208
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der An
eigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Aot
Die beutge Seieganon.
SD. Berlin, 27. Juli. Die Vorbereitungen zur Bildung
deutſchen Delegation für die Londoner Konferenz ſind
be=
ts in vollem Gange. Man rechnet damit, daß die
Geſamtver=
tung etwa 20 Perſonen umfaſſen wird. Vom Auswärtigen
it wird, neben dem „Außenminiſter Dr. Streſemann,
aatsſekretär v. Schübert, der gleichzeitig der
Generalſek=
ir der deutſchen Delegation iſt, teilnehmen. Außerdem gehen
h drei vortragende Räte des Außenminiſteriums mit und
Vertreter des Finanzminiſteriums. Preußen” beabſichtigt,
een Miniſterpräſidenten mit nach London zu entſenden, der
in wohl offizieller Delegierter werden müßte, neben den
1chsminiſtern. Bahern hat ſich bisher mit ſeinem
Verbin=
ggsoffizier begnügt, ob es nicht aber ſeine Diſpoſitionen än=
1,, wenn es weiß, daß Preußen ſeinen Miniſterpräſidenten
1t, iſt noch unbeſtimmt. Die Delegation wird vermutlich erſt
Mittwoch abfahren, ſo daß die eigentlichen Verhandlungen
London kaum vor Freitag beginnen können.
Paris, 27. Juli. (Wolff.) Der Sonderberichterftatter der
ntur Havas in London berichtet, die juriſtiſchen Sachverſtän=
In hätten einſtimmig erklärt, die Deutſchen müßten
Londoner Konferenz zugezogen werden. Herriot
ſich mit Macdonald dahin verſtändigt, daß die Einladung
ergehen ſolle, wenn unter den Alliierten eine Einigung erzielt
Es ſcheine jedoch ausgemacht zu ſein, daß man den deutſchen
gierten keine endgültigen, unabänderlichen Vorſchläge über=
Ften werde, ſondern daß man mit ihnen ein Abkommen, das
/urzeichnet werden ſolle, diskutieren werde. Unter dieſen
Um=
f1 ſen könne man keine Prozedur ins Auge faſſen, die ein
Ulti=
ryim in ſich ſchließe. Uebrigens verſichere man in diplomati=
Kreiſen, daß die deutſchen Delegierten in London die Frage
d)militäriſchen Räumung des Ruhrgebiets anſchneiden wür=
Man behaupte ſogar, das Foreign office ſei bereits amtlich
h1ſon in Kenntnis geſetztt es ſei aber ſicher, daß ſich die
fran=
z9 he Delegation einer Debatte hierüber widerſetzen werde.
2 Sachverſtändigenbericht behalte ausdrücklich die militäriſche
Bung unter der Bedingung vor, daß ſie die Wirtſchaftseinheit
EDeutſchen Reiches nicht ſtöre. Es ſei alſo kein Grund vor=
Een, vor der Konferenz ein Problem zu behandeln, das
aus=
ſ4 ßlich zur Kompetenz der Beſatzungsmächte gehöre, und über
Frankreich und Belgien, wenn der Augenblick gekommen ſei,
Deutſchland verhandeln würden.
s Programm der Vollſitzung am Montag.
3D. London, 27. Juli. Der Premierminiſter iſt heute
d aus Chequers nach London zurückgekehrt. Im übrigen
5. der Lage keine Veränderung eingetreten. Bisher hat ſich
keine Formel finden laſſen, um die noch ungelöften Streit=
1n zwiſchen den Bankiers und den Franzoſen aus der Welt
haffen. Auch die Eiſenbahnfrage harrt noch der Löſung und
t jetzt der Vollkonferenz, jedoch nicht der morgigen
Vollkon=
f”z zur Entſcheidung unterbreitet werden. Auf der Tages=
Oung der morgigen Vollkonferenz ſtehen nur zwei Punkte,
tA ich 1. Entgegennahme des Berichts des juriſtiſchen
Sitees, welcher geſtern ſchon vertraulich bei allen Delegatio=
* zirkulierte, und 2. Beſchlußfaſſung über die Frage der deut=
Einladung. Es beſteht kein Zweifel, daß die Einladung
ſen nach der Vollkonferenz an Deutſchland abgeſandt wird.
2 wird die deutſche Regierung bitten, die Abreiſe, der Dele=
An ſo einzurichten, daß ſie bereits am Donnerstag morgen
iYondon iſt und an der auf dieſen Tag angeſetzten
Vollkonfe=
r: teilnehmen kann. An zuſtändiger Stelle wird erklärt, daß
Ovorläufige Unmöglichkeit, eine Einigung unter den Verbün=
Ui herbeizuführen, kein Grund ſein dürſte, die Einladung
ſchlands und die ſich daraus ergebenden Verhandlungen
1 der deutſchen Regierung weiter hinauszuſchieben. Man
im Gegenteil, durch die morgen abgehende Einladung an
ſchland eine beſchleunigte Löſung der ſtrittigen Fragen
eiführen zu können.
Das erſte oder politiſche Komitee wird wahrſcheinlich
mor=
vormittag zuſammentreten. Das zweite Komitee wird
gen einen Bericht erſtatten über die wirtſchaftliche Wieder=
Sellung der deutſchen Einheit und die Methoden und Stu=
Ndie eingeſchlagen werden ſollen, um dieſes Ziel zu erreichen.
Der Kernpunkt der Schwierigkeiten.
London, 27. Juli. (Priv.=Tel.) Wenn auch keine
offi=
n Sitzungen, abgeſehen von denen der erweiterten politi=
Kommiſſion, ſtattgefunden haben, ſo ſind es doch die
un=
ungenen Unterhaltungen, in denen, wie heute bekannt wird,
der Fortſetzung der Flottenſchau die Gelegenheit geboten
ungelöſte Probleme weiter zu erörtern. Die eigentlichen
dierigkeiten liegen außerhalb der Befugniſſe der Konferenz,
2)e lediglich zur Beratung der Inkraftſetzung des Sachver=
A)igengutachtens einberufen worden iſt. Wir haben darauf
*erholt hingewieſen. Der Obſerver unterſtreicht heute noch
al den wunden Punkt der Konferenz, nämlich die Tatſache,
die militäriſche Ruhrbeſetzung gegenwärtig nicht erörtert
en kann, da es ſich nur um die ökonomiſche Ruhrräumung
Ste während die militäriſche Ruhrräumung auf einer zwei=
Konferenz beraten werden ſoll. Das iſt der Kernpunkt der
dierigkeiten. Es iſt fraglich, ob dieſe zweite Konferenz
je=
zuſtande kommen, und ob ſie irgendwelche Ergebniſſe
zeiti=
wird. Die Bankwelt ſieht keinen Unterſchied zwiſchen der
mili=
hen und ökonomiſchen Ruhrräumung. Wenn eine ökonomiſche
raumung nur eine Verminderung der Truppenzahl bedeu=
2 iſt damit, nach Meinung der Bankwelt, gar nichts gewon=
Man glaubte mit der Neuordnung der Befugniſſe der
Re=
hionskommiſſion den Schwierigkeiten aus dem Wege
gegan=
zu ſein. Es ſcheint, als ob in dieſer Beziehung zunächſt keine
Klarheit beſtanden hätte. Erſt das Eingreifen der
Ameri=
hat vollkommene Klarheit über die Bedenklichkeit der
ge=
enen Löſung gebracht, welche in dem Vorſchlag des erſten
Hühes lag. Augenblicklich iſt man dabei, die Bedeutung der
19e nach Möglichkeit zu vermindern. Man ſpricht von einer
en, von einer unweſentlichen Anleihe und behauptet,
Aand wäre unter allen Umſtänden in der Lage, ſie zu
Vom Tage.
Der ſächſiſche General von Oldershauſen iſt am Samstag in
Ham=
burg geſtorben. Oldershauſen gehörte bis zum Kriegsende dem
Gene=
ralſtab an und bekleidete im Herbſt 1920 das Amt des
Entwaffnungs=
kommiſſars.
Der Vorſtand der Reichsgewerkſchaft Deutſcher Eiſenbahnbeamten
wendet ſich in einer Zuſchrift an den „Vorwärts” entſchieden gegen den
Plan, franzöſiſche und belgiſche Eiſenbahner im rheiniſch=weſtfäliſchen
Eiſenbahnnetz zu belaſſen. Die Zuſchrift betont, das deutſche
Eiſenbahn=
perſonal denke nicht daran, im ſchwierigſten Eiſenbahngebiet der Welt
ſich dauernd fremdländiſche Eiſenbahnbedienſtete einſchieben zu laſſen.
Blättermeldungen zufolge ſoll es ſich bei den am Montag
beginnen=
den Verhandlungen der Sechſerkommiſſion mit der Micum darum
han=
deln, eine kurze Verlängerung der Mieumverträge
herbeizuführen.
Der Miniſter für die befreiten Gebiete, Dalbie, empfing geſtern
nachmittag den franzöſiſchen Oberkommiſſar in Koblenz, Tirard, um
mit ihm, den Blättern zufolge, die Frage der Sachlieferungen zu
be=
ſprechen.
Sechshundert Mitglieder des amerikaniſchen Alvertiſing Club, der
Vertreter der großen Annoncengeſellſchaften und des adminiſtrativen
Teils der amerikaniſchen Blätter umfaßt, hielten in London einen
Kon=
greß ab und kamen geſtern in Paris an.
Staatsſekretär Hughes wird heute abend in Paris erwartet. Nach
dem „Petit Pariſien” wird ſich Hughes auch nach Brüſſel begeben und
dort vom König empfangen.
Die Räumung von Sao Paolo wurde infolge der geringen Menge
von Transportmitteln verzögert. Doch ſind die Nachbarſtädte mit
Flücht=
lingen überfüllt. Einem amtlichen Communiqué zufolge erreichten die
Regierungstruppen an der Südſeite die Stadtgrenze und befinden ſich
kaum eine Meile von der bekannteſten Geſchäftsſtraße Sao Paolos
entfernt.
verzinſen. Es handelt ſich weniger um die 40 Millionen Pfund
Sterling, als wie ſchon mehrfach betont wurde, um die
grund=
ſätzliche Frage der Sicherſtellung der Anleihe im allgemeinen,
denn der Geldbedarf iſt ſehr viel größer. Offenbar ſteuert man
auf eine Art Zwiſchenlöſung zu, deren Umriſſe in endloſen
Kompromißvorſchlägen verſchwinden. Sollte hier nun keine
Endlöſung gefunden werden, ſo iſt die Konferenz, wie auch ihr
äußeres Ende ſein mag, ein Fehlſchlag. Darvin, beſchäftigt ſich
im Obſerver ausführlich mit der gegenwärtigen Lage. Er
wen=
det ſich zum Schluß an Frankreich und Belgien und ſagt,
nie=
mals könnten dieſe beiden Länder hoffen, eine günſtigere
Lö=
ſung, als die vörliegende, zu erzielen. Wenn ſie ein abſtraktes
Recht, das ſeine praktiſche Bedeutung verloren hat, wenn ſie
ein theoretiſches Recht auf Sonderaktionen, die niemals wieder
angewendet werden können, aufgeben, dann werden ſie nicht
einen Schatten, ſondern die Subſtanz gewinnen.
Paris, 27. Juli. (Wolff.) Der Londoner
Sonderbericht=
erſtatter des „Quotidien” ſchreibt, auf der Londoner Konferenz
werde nicht von der militäriſchen Räumung des Ruhrgebiets
ge=
ſprochen werden. Der Standpunkt Herriots in dieſer Frage ſei
vollkommen klar. Die Mehrheit, die am 11. Mai in Frankreich
geſiegt habe, habe ſich für die wirtſchaftliche und militäriſche
Räumung ausgeſprochen. Die wirtſchaftliche Räumung ſei
nun=
mehr durch die zweite Kommiſſion der Londoner Konferenz
ge=
regelt. Was die militäriſche Räumung anbetreffe, ſo ſpreche
hier=
von die programmatiſche Erklärung des Miniſterpräſidenten, und
er denke ncht daran, ſeine Politik zu ändern. Dieſe militäriſche
Frage fei übrigens eine Frage, die nur Frankreich, Belgien und
Deutſchland angehe. Niemals könne ſich alſo die Konferenz mit
ihr befaſſen. Der Berichterſtatter glaubt, erklären zu können, daß
Macdonald dieſe Anſicht nicht habe. Zweifellos ſei die Frage
der militäriſchen Räumung zwiſchen den Miniſterpräſidenten
be=
ſprochen worden.
Die Frage der Sachlieferungen.
Paris, 27. Juli. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter des
„Matin” berichtet, daß geſtern allein das dritte Komitee Sitzungen
abgehalten habe, um ſich mit der Frage der Sachlieferungen zu
beſchäftigen. Die Engländer wollten, daß der Dawesplan jedem
Zwange durch Lieferungsſyſteme ein Ende bereite. Sie
erklär=
ten, die Franzoſen hätten nach dem Inkraftſetzen des
Sachver=
ſtändigenplanes in Deutſchland Barmittel, ſie könnten alſo
kau=
fen, was ſie wollten. Die franzöſiſchen Unterhändler lehnten dieſe
Theſe ab. Dieſe Diskuſſion, die nur ſcheinbar eine techniſche ſei,
habe eine ſehr große Bedeutung, weil man durch ſie in gewiſſer
Beziehung die Frage der Uebertragungen regulieren könne. Die
franzöſiſche Regierung wolle, daß zur Sicherung der
Sachliefe=
rungen eine politiſche oder kommerzielle Bindung beſtehe.
Beunruhigung in franzöſiſchen Kreiſen.
Paris, 27. Juli. (Wolff.) Die „Ere Nouvelle”, die dem
ſranzöſiſchen Miniſterpräſidenten naheſteht, veröffentlicht einen
Leitartikel, in dem ſie ſagt, man würde ein Unrecht begehen, wenn
man verheimlichen wollte, daß der Verlauf der Londoner
Kon=
ferenz in ſteigendem Maße, die republikaniſchen Kreiſe
beun=
ruhige. Alle diejenigen, die am 11. Mai gegen die Politik
Poin=
carés geſtimmt hätten, wunderten ſich, daß der Schatten
Poin=
carés noch bei den Debatten in Downing=Street entdeckt werde.
Aus Höflichkeit und Rückſicht habe Herriot nicht brüsk mit der
Politik ſeines Vorgängers brechen wollen. Er habe ſich bemüht,
eine Uebergangsmethode zu verfolgen zwiſchen der Formel
Poin=
carés und der radikalen und ſozigliſtiſchen Politik, die die
wirt=
ſchaftliche Frage in den Vordergrund ſtelle. Jetzt laufe der
fran=
zöſiſche Miniſterpräſident Gefahr, das Opfer dieſer Methode zu
werden. Er ſei in ein Dilemma geraten, das durch die Haltung
der amerikaniſchen Bankiers faſt unlösbar geworden ſei.
Ent=
weder müſſe man die deutſche Schuld kommerzialiſiren und auf
politiſche und militäriſche Sanktionen verzichten oder aber man
müſſe das Recht auf Sanktionen beibehalten und auf die
Kom=
merzialiſierung der deutſchen Schuld, d. h. auf
Reparationszah=
lungen verzichten. Wenn Probleme von ſolcher Wichtigkeit
auf=
geworfen ſeien, dürfe man, fügt die „Ere Nouvelle” hinzu, kein
Kompromiß ſuchen. Es wäre nach der Anſicht des Blattes beſſer
geweſen, vor der Abhaltung der Konferenz die Bankiers aller
Nationen einſchließlich der deutſchen Bankiers zu konſultieren.
Man hätte nach London, mit dem beſtimmten Willen; gehen
müſſen, zuerſt die wirtſchaftliche Frage zu regeln. Vielleicht ſei
das auch die Abſicht der franzöſiſchen Unterhändler geweſen.
Der Schatten Poincarés.
Nach einer Londoner Meldung des Berliner Tageblatts ſoll
Herriot auf die Frage, ob er den Vermittlungsvorſchlag der
Bankiers in der Sanktionsfrage annehmen wolle, geantwortet
haben: „Ja, wenn er den Frieden und die Regelung
brächte. Aber alles, waser bringen wird, iſt ein
neues Kabinett Poincaré!“
Dieſer Ausſpruch des derzeitigen franzöſiſchen
Miniſterpräſi=
denten umfaßt in wenigen Worten die ganze tragiſche Verkettung
nicht nur des Reparationsproblems, ſondern der geſamten
euro=
päiſchen Politik überhaupt, mit der Perſon Poincarés, des böſen
Geiſtes Frankreichs und der ganzen nach Frieden lechzenden
europäiſchen Welt. In der Tat, noch immer ſteht der Schatten
des Lothringers wie das Geſpenſt eines rieſengroßen Dämons
des Haſſes und der Vernichtung über allen Verſuchen, die von
Staatsmännern, der europäiſchen Völker zur Liquidation des
Krieges und ſeiner unveilvollen Folgen unternommen werden.
Und wo dieſer Schatten hinfällt, welken in ſeinem eiſigen Hauch
alle Knoſpen aufkeimender Völkerverſöhnung, ſterben die zarten
Pflänzlein ſchüchterner Friedenshoffnungen.
In London lähmt der Geiſt Poincarés den franzöſiſchen
Un=
terhändlern Wille und Zunge, inſofern er nicht in den Perſonen
Feretti della Roccas, Seydoux' und wohl auch — Nollets
ver=
körpert, ſelbſt das Wort führt. Die Vertreter des
Succeſſär=
ſtaates des europäiſchen Oſtens, Machtbildungen von Gnaben
Poincarés, ſind auch in London willige Verkünder Poincareſchen
Geiſtes. Sogar das alte England, den großen Traditionen ſeiner
einſtigen Staatskunſt in unbegreiflichem Verſagen untreu
wer=
dend, war nahe daran, vor Poincarés Schatten zu kapitulieren,
und nur die wirtſchaftliche Vernunft des jungen Amerika hat
wirklich entſchloſſen den Kampf mit Europas Dämon
aufgenom=
men. Noch iſt dieſer Kampf nicht entſchieden. Der Geiſt
Poin=
carés, hartnäckiger faſt, als der vierkantige Lothringer ſelbſt,
ſträubt ſich verzweifelt vor der klaren Logik der amerikaniſchen
Geldgeber zu kapitulieren. Ihm iſt es zuzuſchreiben, daß die
Konferenz von einem toten Punkt zum anderen gleitet, daß eine
ergebnisloſe Beratung der andern folgt, daß die enttäuſchte Welt,
daß vor allem das aus tauſend Wunden blutende Deutſchland
noch immer des Heiles warten muß, das aus London kommen
ſoll. Wird es überhaupt kommen oder werden nicht am Ende
doch die Beſchwörungsformeln des finſteren Lothringer
Hexen=
meiſters den Heiltrank, der in London gebraut werden ſoll, in
ein Giſtgemiſch verwandeln.
Auch über den beſetzten Gebieten Deutſchlands laſtei noch
immer der Alpdruck des Poincaréſchen Schattens. Als der
So=
zialiſt Herriot, von Deutſchlands demokratiſchem Volk mit
auf=
richtiger Wärme begrüßt, den Befehl zur Aufhebung der
Aus=
weiſungen gab, da erſchien er allen gutgeſinnten Deutſchen
ge=
wiſſermaßen in der Geſtalt eines lichtbringenden,
friedenverkün=
denden Balder. Es ſieht beinahe aus, als ob auch dieſe Hoffnung
trog, als ob Herriot=Balder in dem Schatten Poincarés ſeinem
Hödur gefunden habe. Die Beſatzungsbureaukratie und
Gene=
ralität nahm die Befehle des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
zwar entgegen, aber die Ausführung der Befehle zeigt leider
immer deutlicher, daß der Sinn der Herriotſchen
Friedensbot=
ſchaft von denen, die ſie ausführen ſollten, nicht verſtanden
wor=
den iſt, abſichtlich nicht verſtanden werden wollte. Geiſt vom
Geiſte Poincarés ſetzen die de Metz, die Tirards und Degouttes
den Anweiſungen Herriots paſſive Reſiſtenz, wenn nicht offene
Sabotage entgegen.
Das zeigt ſich vor allem in der Praxis der
Ausgewieſenen=
frage. Abgeſehen davon, daß kaum mehr als die Hälfte der
er=
laſſenen Ausweiſungsbefehle bisher aufgehoben worden iſt,
machen die Beſatzungsbehörden namentlich am altbeſetzten
Ge=
biet von ihrer Befugnis mit einer geradezu raffinierten
Syſte=
matik nur inſoweit Gebrauch, daß ſie die geſamte Intelligenz und
namentlich die Beamtenſchaft, auf deren Wiedereinſetzung in ihre
früheren Aemter Deutſchland im Intereſſe der Wiedererrichtung
ſeiner Verwaltungshoheit den größten Wert legen muß, beinahe
reſtlos von der Rückkehr ausſchalten. Den Vogel hat natürlich
in dieſer Hinſicht wieder General de Metz abgeſchoſſen, indem er
nachgewieſenermaßen aus einer ihm von der
Rheinlandkommiſ=
ſion zugehenden Liſte aufgehobener Ausweiſungsbefehle eine
ganze Reihe von Namen von Perſönlichkeiten, die ihm
unan=
genehm waren, ſelbſtherrlich ausſtrich
Vergegenwärtigt man ſich ferner, daß der teilweiſen
Auf=
hebung der Ausweiſungen noch keine einzige andere
Milderungs=
maßnahme gefolgt iſt, daß im Gegenteil die Beſchlagnahmungen
von Wohnungen, die Eingriffe in die deutſche Rechtspflege und
Verwaltungshoheit, die Verbote von Zeitungen und
Verſamm=
lungen munter weitergehen, daß die franzöſiſchen Kriegsgerichte
weiter wüten, daß auch noch nicht eine einzige der widerrechtlich
erlaſſenen Ordonnanzen aufgehoben worden iſt: ſo wird man die
Richtigkeit unſerer Behauptung, daß der Geiſt Poincarés in den
Beſatzungsbehörden weiterlebe und wie ein Alpdruck noch immer
auf dem Rheinland laſte, zweifellos einſehen.
Poincarés Schatten am Rhein und in London, Poincarés
Schatten über ganz Europa. Am Rhein entſchied ſich — Herbert
Stegemanns ausgezeichnetes Buch „Der Kampf um den Rhein”
iſt eine einzige Beweisführung dieſes Satzes — ſchon immer das
Schickſal des Kontinents. Auch die Konferenz in London geht
daher letzten Endes um den Rhein, deſſen Stromgebiet, wie
Stegemann weiter feſtſtellt, in Deutſchlands Beſitz ſein muß,
wenn Deutſchland überhaupt am Leben bleiben will. Solange
Poincares Schatten, als der letzte Ausdruck der Jahrhunderte
alten traditionellen Eroberungspolitik Frankreichs, der den Rhein
nicht aus lebensnotwendigen Gründen, ſondern nur der
Mächte=
erweiterung wegen erſtrebte, über dem Rhein laſtet, ſolange gibt
es in Europa keinen Frieden. Es gilt, dieſen Schatten für immer
zu zerſtören!
in der
iſenach
II auch
zu ſein
aubens
ges.
n. mit
lautet,
utſchen
einzöll
ie,
vürde
ttſchen
tbaues
Seite 2.
Die letzte Phaſe der Konferenz.
London, 27. Juli. (Wolff.) Der Korreſpondent des
Reuterſchen Büros beſprach geſtern mit verſchiedenen Mitgliedern
der alliierten Delegation die letzte Phaſe der Londoner
Kon=
ferenz. Wie er berichtet, fand er bei den engliſchen, franzöſiſchen
und belgiſchen Vertretern keine peſſimiſtiſche Stimmung. Die
allgemeine Anſicht ſei, daß trotz gewiſſer grundlegender
Mei=
nungsverſchiedenheiten die Konferenz ein erfolgreiches Ende
neh=
men müſſe, da es ſonſt ein Unglück geben würde. Obwohl, wie
mit Bedauern zugegeben wurde, bisher keine Anzeichen vorliegen,
daß die zahlreichen Verſuche, die Bankiers zufrieden zu ſtellen,
von Erfolg geweſen ſeien, habe man allgemein das Gefühl, daß
alle Schwierigkeiten überwunden werden müßten. Allgemein
glaube man, daß die deutſchen Vertreter etwa Donnerstag hier
ſein könnten und daß alles bis Ende der kommenden Woche
be=
ſprochen ſein könnte, wenn durch die Aufnahme der gemeinſamen
Verhandlungen mit den Deutſchen nicht wieder die ganze Frage
aufgerollt werden ſollte.
Paris, 27. Juli. Der Londoner Berichterſtatter des
„Temps” will wiſſen, daß man in gut unterrichteten engliſchen
Kreiſen heute den feſten Entſchluß ſeſtſtelle, morgen und an den
kommenden Tagen eine ernſte Anſtrengung zu unternehmen, um
die Konferenz zu einem glücklichen Ende zu bringen. Das
Ver=
trauen in den Erfolg der Konferenz, das einige Tage hindurch
erſchüttert war, beginne wiederzukehren. Man bemerke, daß man
ſich zu lange mit Fragen aufgehalten habe, deren Intereſſe nicht
aktuell ſei, wie die Fragen der Sanktionen im Falle einer
Ver=
fehlung. Man erkläre, die beſte Garantie gegen den Gebrauch
einer Aktionsfreiheit, die Frankreich für gewiſſe Eventualitäten
ſich vorbehalte, ſei, den Reparationsplan erſt einmal zur
Aus=
führung zu bringen. Der morgige Tag ſei von großer
Bedeu=
tung. Die engliſchen Unterhändler ſeien ſich ihrer
Verantwor=
tung und der ernſten Folgen bewußt, die ein teilweiſer oder
vollkommener Mißerfolg der Konferenz nach ſich ziehen werde.
Man ſei jetzt entſchloſſen, den Bankiers alle Garantien
wirt=
ſchaftlicher Art, die für die Anleihe wnüſchenswert ſcheinen, zu
geben.
Franzöſiſcher Kabinettsrat.
Paris 27. Juli. Die in Paris zurückgebliebenen Miniſter
werden am Dienstag vormittag einen Kabinettsrat abhalten, um
ſich mit der Tagesordnung des Parlaments, das am gleichen
Tage ſeine Arbeiten wieder beginnt, zu beſchäftigen. Inzwiſchen
iſt der Generalſekretär des Miniſterpräſidenten Iſrael heute
vor=
mittag aus London zurückgekehrt, nachdem er ſich mit Herriot
verſtändigt hat. In einem Kommuniqué wird mitgeteilt:
Ange=
ſichts der Verhandlungen, die in London geführt werden, könne
Miniſterpräſident Herriot am Dienstag beim Zuſammentritt der
Kammer und des Senats nicht in Paris anweſend ſein. Die
Regierung werde deshalb verlangen, daß das Parlament die
dringenden Fragen, die auf der Tagesordnung ſtehen, regele.
Was das Amneſtiegeſetz anbetreffe, ſo werde es der Juſtizminiſter
dem Senat übermitteln und inzwiſchen mit der Staatskommiſſion,
die das Geſetz zu prüfen hat, verhandeln. Nach dem „Temps”
bleibt die Regierung ihrem Verſprechen getreu. Sie will die
parlamentariſche Seſſion nicht abſchließen, bevor die Konferenz
von London beendet iſt, da der Miniſterpräſident über das
Er=
gebnis der Konferenz berichten werde. Nach dem gleichen Blatte
ſoll eine Anzahl Parlamentarier vorſchlagen, das Parlament im
Einverſtändnis mit der Regierung nach Durchberatung der eiligen
Geſetze bis zum 5. oder 12. September zu vertagen.
Drei Interpellationen zur Londoner Konferenz.
Paris, 27. Juli. (Wolff.) Dem Kammerpräſidenten gingen
bereits drei Interpellationen zu, die ſich auf die Londoner
Kon=
ferenz beziehen. Sie gehen aus von dem Radikalen Wargaine,
dem Sozialiſten Blum und dem Kommuniſten Marcel Cachin.
Im Hinblick auf die Beratung dieſer Interpellationen meldeten
ſich bereits zwei Redner der Rechten für die Diskuſſion zum
Worte. Der ehemalige Vorſitzende der Reparationskommiſſion
Louis Dubois und der ehemalige Kolonialminiſter des letzten
Kabinetts Poincaré, Fabry.
Zur Erhaltung des Friedens.
Prag, 26. Juli. (Wolff.) Geſtern abend fand auf der
Wenzelſtraße zu Ehren der Kriegsopfer unter großer Beteiligung
der Bevölkerung eine Gedenkfeier ſtatt. Der Miniſter der
natio=
nalen Verteidigung, Udrzal, erklärte in einer Anſprache u. a.:
Die geſchichtliche Entwicklung der Gegenwart iſt uns immer eine
Warnung, daß wir gegen alle Schickſale des europäiſchen
Frie=
dens vorbereitet ſein müſſen, die ſchwer errungene Freiheit zu
behaupten, damit das Opfer, das die großen Toten brachten,
nicht umſonſt geweſen iſt. Wir bedrohen dadurch keineswegs den
Weltfrieden, nach deſſen Erhaltung wir uns feurig ſehnen. Wir
ſind bereit, alles zu ſeiner Erhaltung einzuſetzen. Unſere Armee
iſt keine Gefahr für den Frieden, ſie iſt eine Armee, die in den
Dienſten der Nation ſteht und jeden Augenblick bereit iſt, ihre
Freiheit und die Demokratie zu verteidigen.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Juli 1924.
Der Kapitalüberfluß in den
Vereinigten Staaten.
Von
Virgil Jordan.
(F.P.S.) Die gegenwärtige Lage des Geldmarktes in den
Vereinigten Staaten bietet einige auffällige Erſcheinungen, die
auch außerhalb der Union Beachtung finden ſollten, wenn auch
ihre tiefere Bedeutung nicht oder noch nicht ohne weiteres klar
liegt und viel umſtritten bleibt. Es iſt neuerdings hier wie
außerhalb der Union viel die Rede geweſen von der künftigen,
herrſchenden, oder nicht herrſchenden Poſition der Vereinigten
Staaten auf dem internationalen Geldmarkt, darüber, ob. New
York London als Mittelpunkt der Weltfinanzwirtſchaft ablöſen
werde oder ablöſen könne. In der Rivalität von Pfund und
Dollar um die Stellung als Normalmaſſe der Währungen auf
dem Kontinent ſpiegelt ſich eine gewiſſe Neigung der Welt
wie=
der, in den Vereinigten Staaten die neue Finanzvormacht zu
er=
blicken. Prophezeiungen in dieſer Hinſicht zu machen, wäre mehr
als gewagt; aber einzelne Erſcheinungen von heute und
Mög=
lichkeiten für morgen dürften es doch verdienen hervorgehoben
zu werden.
Zum Beiſpiel gibt es gegenwärtig in den Vereinigten
Staa=
ten mehr unbeſchäftigtes oder nur nominell beſchäftigtes Kapital
als je in Vorkriegszeiten. Tägliches Geld koſtet an der New
Yorker Börſe gegenwärtig nur 2 Prozent und Darlehen
außer=
halb der Börſe 1,5 Prozent. Der Rediskontſatz der
Bundes=
reſervebanken iſt in den allerletzten Monaten zweimal
herabge=
ſetzt worden und beträgt gegenwärtig 3,5 Prozent. Wenn die
Sätze für Wechſel der Banken zwiſihen 2½/ und 2/ Prozent und
für Handelswechſel zwiſchen 3,5 und 4 Prozent ſchwanken, wird
klar, daß Geld flüſſiger und reichlicher vorhanden iſt als je
zu=
vor. Anleihen der Bundesregierung wurden — vielleicht
über=
flüſſiger Weiſe — letztes Jahr noch für 4 Prozent zur
Zeich=
nung aufgelegt. Kürzlich wurden 150 Mill. Doll. zu 2,75 Proz.
angeboten und vierfach überzeichnet. Infolgedeſſen iſt das
Bank=
geſchäft gegenwärtig in den Vereinigten Staaten nicht ſo
florie=
rend wie ſonſt wohl. Die Darlehen der Banken halten mit den
Reſerven nicht Schritt. Viele Banken ſuchen ihre Unkoſten zu
reduzieren und ſchränken deshalb ihre Informationsdienſte und
ähnlichen Luxus ein in dem Maß, wie das Geſchäft und die
Pro=
ſite ſich vermindern.
Zweierlei Momente haben am ſtärkſten zu dieſer Geſtaltung
der Dinge beigetragen. Zunächſt die immer noch zunehmende
Depreſſion in der Induſtrie und im Handel, die die Nachfrage
nach Anleihe=Geldern erheblich eingeſchränkt hat. Die
Produk=
tion wird immer mehr der rückläufigen Nachfrage der
Kon=
ſumenten angepaßt: eine Steigerung der Produktion erfolgt
kaum irgendwo. Groß= und Kleinhandel kaufen nur von der
Hand in den Mund und lehnen jeden Vorauskauf ab, wodurch
der Kreditbedarf wiederum vermindert wird. Die politiſche
Un=
gewißheit, die den Bedarf weit überſteigende
Produktionsmög=
lichkeiten, Sinken des Preis= und Lohn=Niveaus, tragen zu
die=
ſer Zurückhaltung weiter bei. Gleichzeitig nutzen ſowohl
Indu=
ſtrie= und Handelsunternehmungen wie auch die
Regierungs=
ſtellen — zumal das in der letzten Seſſion des Kongreſſes
ange=
nommene Steuergeſetz die Einrichtung der ſteuerfreien (tax —
exempt) Bonds nicht aufgehoben hat — die niedrigen Geldſätze
aus, um ihr Kapital zu erhöhen und ſich mit Hilfe von
Emiſ=
ſionen zu finanzieren, die ſie zumeiſt unabhängig von den
Ban=
ken durchführen. Im Mai ds. Js. ſind Werte der
Aktiengeſell=
ſchaften in Höhe von Dollar 625 919 200 (Pari=Wert) plaziert
worden. Dies iſt der Höchſtbetrag für einen Einzelmonat und
dieſe Tatſache kennzeichnet, welch große Kapitalien auf dem
ame=
rikaniſchen Markt Inveſtierung ſuchen. Das zweite Moment,
das hier einwirkt, ſtellt die Anhäufung der Goldmaſſen in der
Union dar, die durch neue Einfuhren noch immer ſtärker
zu=
nimmt. Die Vereinigten Staaten verfügen bereits über den
größeren Teil der Goldbeſtände der Welt und man hat längſt
an=
gefangen, ſich ernſtlich zu fragen, ob ſie nicht in die
Verlegen=
heiten des Königs Midas geraten werden, wenn nicht bald die
Ueberſchwemmung mit Gold aufhört.
Dieſe ganzen Erſcheinungen ſind im Grunde auf die gleiche
Urſache zurückzuführen, auf den Krieg und die ſeitherige
Ge=
ſtaltung der Verhältniſſe in Europa. Die rieſige künſtliche
Stei=
gerung der Nachfrage nach amerikaniſchen Erzeugniſſen während
des Krieges hat den Produktionsapparat ſo ſehr überentwickelt,
daß der gegenwärtige Inlandskonſum ihn nicht aufrecht zu
er=
halten vermag. Die Lähmung der europäiſchen Induſtrie hat
das amerikaniſche Wirtſchaftsleben auf zweierlei Weiſe
betrof=
fen. Sie hat zunächſt die Kaufkraft für landwirtſchaftliche
Er=
zeugniſſe der Vereinigten Staaten vermindert, wodurch
wieder=
um die Kaufmöglichkeiten des amerikaniſchen Farmers, von dem
der Inlandsabſatz für Induſtrieerzeugniſſe weſentlich abhängig
iſt, eingeſchränkt worden ſind. Sie hat ferner die europäiſchen
Länder genötigt, für die unbedingt notwendigen Einkäufe bei
der Union (die ſie zum Teil mit höheren als den
Vorkriegsprei=
ſen bezahlen mußten), auf ihre Kapitalsreſerven zurückzugreifen.
Daher der ununterbrochene Goldzuſtrom nach den Vereinigten
Staaten, der noch verſtärkt worden iſt durch die Rückzahlung von
Rummer 208.
Kriegsſchulden, durch die Tendenz nichtamerikaniſchen Kapita
den unſicheren Verhältniſſen im Heimatſtaat zu entgehen und
den Vereinigten Staaten Unterkunft zu ſuchen, ohne durch ay
rikaniſche Verpflichtungen bei den europäiſchen Ländern ne
nenswerte Verminderung zu erfahren.
Ueber die ſchließliche Auswirkung dieſer Verhältniſſe ka
vielleicht ſoviel geſagt werden, daß im Inland, da bereits
amerikaniſche Induſtrie nach der Seite der Produktion hin i!
Ueber=Expanſion und nun auch noch ihre Ueberkapitaliſieru
erfahren hat und die Budgets der Landes= und die einzelſta
lichen Regierungen ſchon übermäßige Ausgaben ausweiſen,
Inanſpruchnahme des erleichterten Geldmarktes die Konſum
ten und Steuerzahler ſchließlich noch mehr belaſten wird u
zwar wegen eben der größeren Verſchuldung der Untnernehm
deren Werke nun noch mehr unproduktiv belaſtet ſind, wie a.
der Regierungen. Soweit das Erträgnis der Neu=Emiſſior
zum Ausbau der Werke Verwendung findet, wird dadurch
Druck der amerikaniſchen Induſtrie auf die auswärtigen Mär
ſich noch ſteigern.
Auf jeden Fall wird ſich eine wachſende Neigung herausk
den, für amerikaniſches Kapital im „Ausland Unterkunft
ſuchen, wo die Zins= und Geldſätze höher ſind und noch e
Weile höher bleiben werden. Dies bringt eine zunehmer
„friedliche Durchdringung” der europäiſchen Wirtſchaft und
mit auch der politiſchen Angelegenheiten Europas durch die an
rikaniſche Finanz mit ſich und vielleicht auch eine „Dollariſierur
der europäiſchen Finanzen und die Entwicklung einer internat
nalen Währung auf Dollar=Grundlage. In mancher Beziehr
bringt der Dawesplan Anſätze zu einer ſolchen Entwicklung.
Mißernte in Rußland.
Maßnahmen der ruſſiſchen Regierung.
Moskau, 26. Juli. (Wolfff.) Die Leitung der ruſſiſd
kommuniſtiſchen Partei richtete einen Appell an alle Lokalorga
ſationen, welcher Weiſungen für die Bekämpfung der Mißer
enthält. Es heißt darin: Die allgemeine Entwicklung der La
wirtſchaft iſt wiederum auf ernſte Schwierigkeiten geſtoßen.
Trockenheit hat die Hoffnung auf eine gute Ernte erheblich
ringert und in einigen Territorien geradezu eine Mißernte t
urſacht. Davon ſind betroffen: das mittlere und ſüdliche Wol
gebiet, ein bedeutender Teil Südoſtrußlands, ein nicht gro
Teil der Oſtukraine, insgeſamt etwa 6 bis 7 Millionen E
wohner. Der Vorteil gegenüber der Mißernte von 1921 beſt
darin, daß der Staat gegenwärtig große Brotgetreidevorräte
ſitzt. Wenn die Mißernte dem Staate auch erhebliche Schwier
keiten verurſachen kann, ſo kann doch nicht ᛋ n einer verzweifel
Hungersnot und hoffnungsloſen Lage geſprochen werden.
dem Progremm der Regierung befindet ſich die Gewährung
30 Millionen Goldrubel zur Verſorgung der Bauernſchaft
Getreideſaat, die Gewährung einer Anleihe von 300 Millior
Goldrubel unter Verpfändung des Viehes und die Gewähru
von 20 Millionen Goldrubel zur Verſorgung der Bevölkeru
mit Getreide, wovon 14 Millionen für die Erwachſenen beſtim
ſind, und zwar in der Weiſe, daß ihnen Beſchäftigungen bei
öffentlichen Arbeiten verſchafft werden, und 6 Millionen
Kinder, welche heuer nicht aus den von der Mißernte betroffen
Gouvernements weggeſchafft werden. Außerdem ſoll die
Baue=
ſchaft in den betreffenden Gegenden entweder teilweiſe oder v.
ſtändig von den Steuern befreit ſein. Weiter wird ein Pl
für Meliorationsarbeiten ausgearbeitet, um zukünftig die Trocke
heit zu verhüten. Dieſe Pläne ſind aber, wie es in dem A.
rufe heißt, noch nicht Tatſachen. Damit ſie ſolche werden, m
die Landwirtſchaft ſelbſt zum Kampfe gegen die Trockenheit u
deren Folgen herangezogen werden.
Beilegung des deutſch=ruſſiſchen Konflifts.
Berlin, 27. Juli. (Priv.=Tel.) Wie wir hören, iſt d
Konflikt zwiſchen Deutſchland und Rußland, der wegen d
Hausſuchung in der ruſſiſchen Handelsdelegation entſtanden w
beigelegt. Es iſt eine Verſtändigung getroffen worden, wele
noch vor Abreiſe der deutſchen Delegation, vermutlich am Mo
tag, in Berlin unterzeichnet wird. Die Ruſſen haben ihre 1
ſprüngliche Forderung, daß die ganze Handelsdelegation exte
toriales Recht habe, fallen gelaſſen, und die deutſchen Vorſchlä
angenommen.
Skrzanski polniſcher Außenminiſter.
Warſchau, 26. Juli. (Wolff.) Miniſterpräſident
Grab=
hat mit Rückſicht auf die Ablehnung Zamoyskis beſchloſſen, a
ſeinem Poſten zu verbleiben und das Außenminiſterium de
pol niſchen Delegierten beim Völkerbund Gr
Alexander Skrzynski zu übertragen, der angenommen he
Als die Führer der nationaldemokratiſchen Fraktionen des Sein
ſich gegen die Ernennung Skrzynskis ausſprachen, drohte d
Miniſterpräſident mit ſeinem Rücktritt, worauf der Vertreter d.
Dubanowicz=Gruppe ſowie der Vertreter der Witospartei erklä
ten, daß ihre Parteien gegen die Kandidatur Skryznskis nu
auftreten werden.
* Thüringer Heimatromane.
Von D. Dr. M. Schian.
Ueber Wert und Recht des hiſtoriſchen Romans iſt viel
ge=
ſtritten worden. Es läßt ſich ja auch mit gutem Grund wie
für ihn ſo gegen ihn mancherlei ſagen. Es gibt in hiſtoriſchen
Romanen ſo viel Pſeudogeſchichtlichkeit, daß das Beiwort
hiſto=
riſch zum Spott wird, und andererſeits ſo viel
kulturgeſchicht=
liche Pedanterie, daß das Hauptwort Roman ſeinen Sinn
ver=
liert. Aber muß man um ſolcher Ausuferungen willen das
ganze Genus über Bord werfen?
Dieſe Gedanken bewegten mich, als ich eine Reihe
geſchicht=
licher Thüringer Romane las, die der Verlag A. Deichert in
Leipzig in den letzten Jahren herausgegeben hat. Es ſind ihrer
vier. Im zehnten Jahrhundert ſpielt Siegfried Moltkes
„Sigfrid von Schwarzburg‟. Die Zeit Heinrichs I.
mit ihren Hunnenkriegen, ihren Slawenkämpfen, ihrer nach
Oſten vordringenden Siedelung kommt zu wirkſamer
Darſtel=
lung, deren Mittelpunkt die Schwarzburg mit ihren Inſaſſen,
vor allem der junge Graf Sigfrid, bildet. Johannes
Rena=
tus führt mit ſeinem „Rudolf von Vargula, der
Schenk zu Saaleck” (bereits 6. Auflage!) ins 13.
Jahr=
hundert und auf die Wartburg. Der Schenk Rußolf von
Var=
gula, ob auch nicht ſelbſt eigentlich auf der Wartburg heimiſch,
iſt doch dermaßen eng mit ihr verbunden, daß all die Geſtalten,
die ſie beleben, auch in ſeiner Geſchichte lebendig werden, vor
allem die Landgräfin Eliſabeth und Walther von der
Vogel=
weide. Im Anfang des 14. Jahrhunderts vollendete ſich das
Schickſal der Burggrafen von Kirchberg, der Herren dreier
Burgen bei Jena, von denen heute nur noch der Fuchsturm
ſteht. Von dieſer Burgen guter Zeit und von ihrem Fall
er=
zählt Ferdinand Köcher: „Die Burggrafen von
Kirchberg‟. Es ſind nicht derart ragende geſchichtliche
Ge=
ſtalten wie in den beiden erſten Bänden, die hier begegnen,
doch wird auch in dieſem Band ſorgfältige Verbindung mit dem
Gange der großen Welt gehalten. Und endlich ſchildert Erich
Michaels „Auf Schloß Tenneberg” ein etwas
merk=
würdiges, abſeits gelegenes Stück Geſchichte des 16.
Jahrhun=
derts: das Geſchick einer Betrügerin, die ſich als Anna von
Cleve, Königin von England, ausgab, und die auf dem
Tenne=
berg nahe Waltershauſen ihr Ende fand.
Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Romane nicht alle
gleichmäßig gelungen ſind. Völlig gedrungen und in ſich
ge=
ſchloſſen iſt die Handlung in keinem der vier Bücher. Alle haben
die Art, daß ſie ein Stück Geſchichte geben wollen, und zwar ein
Stück, das, rein zeitlich genommen, keine völlige Einheit bildet,
fondern eine Reihe von Jahren oder gar Jahrzehnten umfaßt.
Am eheſten iſt „Auf Schloß Tenneberg” als Einheit anzuſprechen;
aber hier treten Mängel der Konzeption auf, die dieſen Vorteil
vergeſſen laſſen. Die traurige „Heldin” des Buches iſt eben alles
andere als eine Heldin; daß ſie zum Mittelpunkt gemacht wird,
iſt nicht eben glücklich. Das Drum und Dran dieſes Romanes
iſt zudem reichlich abenteuerlich; ich möchte ihn für den am
we=
nigſten gelungenen halten. Prächtig dagegen iſt „Sigfrid von
Schwarzburg”; gediegen und tüchtig ſind auch „Rudolf von
Vargula” und die „Burggrafen von Kirchberg”. Vor allem: es
iſt faſt überall gelungen, den Leſer in die Zeit, da die Handlung
ſpielt, kräftig hineinzuführen. Darauf iſt viel Fleiß und
Sorg=
falt verwandtt und der Abweg, den Roman zum
kulturhiſto=
riſchen Muſeum zu machen, ſcheint mir durchaus vermieden. Daß
auch Irrungen vorkommen, ſei nicht verſchwiegen. Am
wunder=
lichſten iſt die Notiz im Rudolf von Vargula S. 286: Dort iſt
von der Ermordung des Mönches Konrad berichtet, und der Ort
wird ſo beſchrieben; bei Kölbe — unweit von Marburg, „allwo
die kleine Lahn in den Main fließt” Auch S. 287 iſt nochmals
der Main genannt. Das iſt ein bißchen kräftig. Aber
glücklicher=
weiſe ſind ſolche Dinge vereinzelt.
Ich faſſe zuſammen. Auch dieſe Romanreihe bewährt den
Satz, daß der hiſtoriſche Roman eine große und ſchwere Aufgabe
iſt. Kunſtwerke von vollkommener Geſtalt haben wir nicht vor
uns. Aber es ſind durchweg treue, lebhaft geſchaute, geſchickt
geſtaltete Bilder, die die Geſchichte lebendig werden laſſen. Sie
ſind durchglüht von der Liebe zum Thüringer Land, ſie ſind
durchhaucht von deutſchem Geiſt. Sie ſind ſchon für die
heran=
wachſende Jugend gut zu leſen, aber ſie langweilen auch den
reifen Leſer nicht. Thüringen kann ſich dieſer Sammlung freuen.
* Der Rückzug der Gletſcher. Nach den letztjährigen
ſorg=
fältigen Erhebungen zeigt der Gletſcherſtand in den Alpen eine
neue, höchſt intereſſante Phaſe. Man ſtellte die Tendenz zu
einem neuen Rückgang feſt, die übrigens ſchon im Jahre 1921 und
1922 vorhanden war. Der markierte Vorſtoß des letzten
Jahr=
zehnts, der ſich beſonders im Jahre 1910 ſehr deutlich zeigte,
ſcheint ſeine Kraft erſchöpft zu haben. So waren 1923 von 100
beobachteten Gletſchern 25 im Vorſtoß, 20 waren ſtationär und
nicht weniger als 55 im Rückzug .Die früher im Vorſtoß
begrif=
fenen Gletſcher haben an Zahl ganz beträchtlich abgenommen.
Gegenüber dem Jahre 1916 ging die Zahl der Vorſtöße von 6‟
auf 25 zurück, und 1916 waren nur 29 Gletſcher im Rückzug gegen
55 von heute. Die ſtarke Beſonnung der letzten Jahre und die
verhältnismäßig ſchneearmen Winter haben offenbar ſtark
mit=
gewirkt, daß der erwartete erhebliche Vorſtoß gänzlich
ausgeblie=
ben iſt; die warmen Sommerwetter von 1921 unF 1925 mit ihren
langen Trockenperioden haben ebenfalls mitgeſpielt. Schon
Jahren erwartete man mit Spannung ein neues Wachstum d
Gletſcher; aber es liegt außer jedem Bereich, eine ſichere Pr
gnoſe zu ſtellen, wie ſich die Verhältniſſe im Gletſcherſtand weité
hin entwickeln werden. Der außerordentliche letzte Gletſche
ſchwung von 1856 bis 1908 iſt mit ähnlichen Erſcheinungen
früheren Jahrhunderten gar nicht vergleichbar. Die Firnbeck
waren durch jenen außerordentlich langen Rückſtoß völlig au
gemergelt worden, und es werden wohl noch lange Jahre be
gehen müſſen, bis ein allgemeiner und dauernder Vorſtoß d
Alpengletſcher wieder einſetzen kann. Wenn die Gletſcher wied
ſo mächtig werden ſollen, wie ſie es früher waren, dann müſſ
eine ganze Reihe naßkalter Witterungsperioden im Somm
und feuchtmilder Zeiten im Winter wieder einſetzen. Ob die
in den nächſten Jahren wirklich geſchehen wird, vermag freil!
heute die Meteorologie nicht vorauszuſagen.
* Sturm auf die Diamantenfelder. Eine ebenſo grotes
wie bezeichnerde Szene, wie man ſie ſeit langer Zeit nicht
me=
geſehen hatte, entrollte ſich kürzlich in Zeekonfontein an de
Ufern des Vaalſtromes in Südafrika. Ein gewiſſer Tromp, d.
Beſitzer einer Farm, hatte auf einem ſeiner Felder vor einig”
Wochen Diamanten gefunden und durch die Bearbeitung d
Diamantenerde bereits einen Wochengewinn von zwei= bis dre
tauſend Pfund Sterling erzielt. Nun beſtimmt das Geſetz, da
wenn einer auf ſeinem Beſitz diamantenhaltige Erde antrifft, de
Publikum das Recht hat, auf dem anſtoßenden Gelände na
Diamanten zu graben. Jeder Sucher rüſtet ſich dann mit eine.
kleinen Eiſenſpaten aus, mit dem er ein von ihm erwähltes Stue
chen Erde bearbeitet. Infolgedeſſen verſammelten ſich kürzu!
über 3000 Menſchen jeden Alters und Standes in der Nähe du
Trompſchen Farm. Es befanden ſich in der Menge Angeſtellte
Studenten, berufsmäßige Minenſucher und Farmer, alle aus
gerüſtet mit dem unvermeidlichen Eiſenſpaten. Sie ſtanden 1
langen Reihen zwiſchen den Fahnen, die das freigegebene Oe
lände markierten. Um 11 Uhr vormittags wurde die Proklamalib
der Regierung, die zu der Diamantenſuche ermächtigte, verleſe.
Unmittelbar nach dem die Freigabe verkündenden Piſtolenſchu
der das Signal für den Beginn der Jagd nach dem Glück 9
a=
entwickelte ſich ein wahres Wettrennen der Glückſucher, um mot
lichſt raſch anzukommen. Die jüngſten Teilnehmer des Rennen
waren nur mit einem Badeanzug bekleidet. Unter wüſtem O‟
ſchrei, Flüchen und Stößen begann ein wilder Wettkampf, 9e
dem viele erſchöpft zu Boden fielen und überrannt wurden. 2ie
jenigen, die das Glück hatten, das gelobte Land zu erreichen, de
gannen ſofert eifrigſt mit der Schachtarbeit, bei der des öftel”.
die PolizeF einſchreiten inußte um. Blutvergießen zu verhütel.
Nummer 208.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Juli 1924.
Seite 3.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Juli.
25jähr. Jubiläum des Geſangvereins
„Sängerluſt”
Der Geſangverein „Sängerluſt”, der zu den älteſten Geſangvereinen
anſerer Stadt zählt, beging geſtern das 75jährige Jubiläum ſeines
Be=
tehens mit einem Konzert und einem Feſtakt. Dem Alter nach ſteht der
Verein an vierter Stelle unter den Darmſtädter Männerchören. In
einem im Jahre 1859 zur Schillerfeier erſchienenen Schriftchen wird von
der „Sängerluſt” u. a. geſagt: „Es iſt nicht zu verkennen, daß dieſer
Ver=
in gleich zu Anfang ſeines Entſtehens eine höchſt lobenswerte Tätigkeit
mtfaltete. Voller Leben und Regſamkeit und mit beſten Stimmenmitteln
verſehen, erfreut ſich der Verein „Sängerluſt” eines ſehr vorteilhaften
Kufes, und von ſeiten des Publikums iſt demſelben hinſichtlich ſeiner
Leiſtungen ſchon oft der lebhafteſte Beifall zuteil geworden.” In der aus
Unlaß des Jubiläums herausgegebenenen Feſtſchrift wird der Mai des
Fahres 1849 als Gründungszeit angegeben. Es iſt daraus auch zu
er=
ehen, daß die „Sängerluſt” aus dem Geſangverein der „Melomanen”
ſervorgegangen iſt. Ferner iſt darin angegeben, daß der Verein in
ſei=
ſem Jubeljahre trotz der großen Anzahl von Geſangvereinen in hieſiger
Stadt, auf die ſtattliche Zahl von 250 Mitgliedern blicken kann. Daß der
Zerein es verſtanden hat, auch ſeine Mitglieder durch Darbietungen
gancher Art an ſich zu feſſeln, zeigt die große Zahl derer, die ihm über
5 Jahre, ja ſogar über 50 Jahre angehören. Die erſten Konzerte
wur=
en in der „Traube” abgehalten, bis zum Jahre 1855, von 1856 bis 1872
n „Wilden Mann” von 1872 bis 1908 im „Schützenhof” und von da ab
n Mathildenhöhſaal. Bei Aufführungen größerer Werke, wie „Die
Neiſterſinger” „Aida””, „Lohengrin” uſw. am Landestheater, wirkte der
hor der „Sängerluſt” mit. Während des Weltkrieges mußten 10
Mit=
lieder des Vereins ihr Leben für das Vaterland laſſen.
Das Jubiläums=Feſtkonzert.
Der Geſangverein „Sängerluſt” leitete ſeine Jubiläumsfeier mit
nem Konzert am Samstag abend im Städtiſchen Saalbau ein. Dieſe
eranſtaltung war gut beſucht. Ausführende waren: Konzertſängerin
räulein Aden, Herr Kapellmeiſter Hans Simon von hier und ein
ornquartett des Heſſiſchen Landestheaters, Herr Fritz Cuje=Wetzlar
elavier) und der Sängerchor des Vereins. Das reiche Programm des
bends, gab einen guten Begriff von den verſchiedenen Gebieten des
kännergeſangs, die von der „Sängerluſt” gepflegt werden; es war auf
erinnerlichung und auf ſchöne Abwechſlung bedacht. Die Ausführung
ar würdig und ſchön, denn alle Darbietungen ſtanden auf einer
acht=
ren künſtleriſchen Höhe. Der zarten Melodik der „Hymne an die
uſik” von Wilhelm Knörzer wurde der Chor in vollſtem Maße gerecht.
fe Wahl dieſer Tondichtung empfahl ſich nicht allein wegen der
Aus=
ucksmöglichkeiten, ſondern ſie war von dem Verein, als eine Ehrung
3 Komponiſten gedacht, des früheren langjährigen, verdienſtvollen
Chor=
ters und Hofchordirektors Wilhelm Knörzer. Klangſchön, wohl
aus=
glichen, rein und gefühlvoll wurde der Männerchor „Das
Frühlings=
t” von Goldmark, dem Komponiſten der Oper „Die Königin von
ba” geſungen. Eigenartig wirkte die Begleitung der Waldhörner
m Klavier. Ebenfalls ſehr akkordrein, fein ſchattiert und ausdrucksvoll,
ter Anwendung einer ſehr deutlichen, wohlgepflegten Ausſprache, war
Wiedergabe des „Nachtgeſangs im Walde” von Schubert. Die
Wald=
enbegleitung wirkte außerordentlich ſtimmungsreich, zuweilen mit dem
uberklang eines ferner Echos. Zum Schluß des Konzerts wurden von
n Vereinschor noch die Volkslieder „Treue Liebe‟, „Werbung” und
jebesſcherz” unter Entfaltung kunſtgemäßer Tonbildung geboten; die
öre waren prachtvoll abgetönt, die Zeitmaße belebt, die Uebergänge
vermittelt und die Stimmung mit dem Eindruck eines inneren
Er=
niſſes hervorgerufen. Der Dirigent, Herr Chormeiſter Karl Grim,
ſich für ſeine Mühe und ſein Streben durch lebhaften Beifall nach
em Chorvortrag belohnt; eine Anerkennung, die auch den Sängern
t. Als Begleiter am Klavier erwies ſich Herr Kapellmeiſter Hans
mon von hier als ein kunſtgeübter und geſtaltungsfähiger Künſtler.
Konzertſängerin Fräulein Aden verfügt zwar nicht über eine
um=
greiche Stimme, das zeigten die Arien „Nicht kenn’ ich Furcht” aus
dis „Troubadour” und „Kommt ein ſchlanker Burſch gegangen” aus
bers „Freiſchütz”, deren Wahl nicht vorteilhaft war, aber die Lieder
eden von der Sängerin klangſchön, mit wohlausgeglichener Stimme,
r. und gefühlvoll geſungen. Es waven dies „Wenn die Lieb’ aus
ten blauen, hellen, eff’nen Augen lacht” von Mozart, „Ungelegener
uch”, ein normänniſches Volkslied, und „Rheinlegendchen” von Guſt.
hler. Innerhalb der Vortragsfolge des Feſtkonzerts trat auch Herr
6 Cufe aus Wetzlar, ein junger Pianiſt, hervor mit Chopins
Bal=
in As=Dur, ſowie den kleineren Stücken Feux, Follets und La
Cam=
ella von Liſzt. Herr Cuje beſitzt die Fähigkeit, jede dieſer reizvollen,
d von heftigen Empfindungen durchpulſten, bald von läſſig=weichem
ühl getragenen Tonſchöpfungen am Klaviev zum Leben zu erwecken.
hatte ihr Eigenleben erfaßt, er war im Beſitze der techniſchen
Voraus=
ingen, die ſie ſtellen, und der für ihre Wiedergabe erforderlichen
künſt=
ſchen Kultur.
Der Feſtakt.
Im Anſchluß an das Feſtkonzert fand ein Feſtakt ſtatt, der mit einem
trag des Herrn Aſſeſſors Kayſer über die kulturellen Aufgaben
Männerchöre eröffnet wurde. Es war kein glücklicher Gedanke, einem
angreichen Konzertprogramm noch einen Vortrag anzugliedern. Unter
eren Umſtänden hätte er mehr Beachtung und Aufmerkſamkeit
ge=
den, als dies der Fall war. Da das Organ des Redners nicht weit
y, große Unruhe im Saale herrſchte und außerdem unſerem
Bericht=
atter ein ungünſtiger Platz angewieſen war, ſo müſſen wir von einer
haltsangabe des Vortrags abſehen. Dasſelbe iſt auch zum Teil von
anderen Reden zu ſagen. Diplome wurden den Vorſtänden für
Verdienſte und einer Reihe von Mitgliedern für ihre langjährige
einszugehörigkeit verliehen. Der Vorſitzende des Vereins, Herr
rhof, erhielt ein Album. Herr Chormeiſter Grim eine Standuhr
Geſchenk. Damen des Vereins überreichten dem Verein „Sänger=
Fahnenſchleifen. Sodann folgten Glückwunſchreden zum Jubiläum.
Vertreter der Stadt ſprach Herr Beigeordneter Daub. Daran
oſſen ſich Glückwunſchſchreiben von Vertretern des
Landesbildungs=
tes, der „Liedertafel” dem „Liederzweig” der Turngemeinde, der
engeſellſchaft und dem Quartettverein Darmſtadt 1920.
Der Feſtakt ſchloß mit dem Vortrag der Männerchöre „Deutſches
Iksgebet” von K. Grim und „Rheintreue” von E. Hanſen; es waren
gezeichnete Leiſtungen der Geſangvereine „Liedertafel” und
ängerluſt”
Dem Feſtakt folgten noch am Samstag und geſtern interne Feiern;
Schlußfeier iſt heute nachmittag auf dem Heiligen Kreuzberg.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. „Die bertagte Nacht”
amüſanter Schwank von Arnold und Bach, den bewährten
Ver=
ern der „Spaniſchen Fliege” und des „Keuſchen Lebemannes”,
ſer größte Lacherfolg der Saſſon wird heute abend als
etvorſtellung der Montagsmiete wiederholt. Anfang 8 Uhr.
— Von der Arbeitszeitverordnung. Alsbald nach dem Erlaß der
beitszeitverordnung vom 21. Dezember 1923 nahm das
ichsarbeitsminiſterium die vorbereitenden Arbeiten für die
Ver=
nung zur Ausführung des Paragraph 7 der Arbeitszeitverordnung
Dieſe Beſtimmung ſchützt ſolche Gewerbezweige und
Arbeiter=
pben, die unter beſonderen Gefahren für ihr Leben und Geſundheit
eiten, in verſtärktem Maße gegen die Ueberſchreitung des
Achtſtunden=
es und überläßt die Beſtimmung dieſer Gewerbezweige und
Arbeiter=
ppen dem Reichsarbeitsminiſter. Die bisherigen Verhandlungen des
chsarbeitsminiſteriums führten zur Aufſtellung eines vorläufigen Ver=, das, wenn auch noch nicht erſchöpfend, doch diejenigen
Gewerbe=
ige und Arbeitergruppen enthält, deren Unterſtellung unter den 8 7
dringlichſten in Frage kommen dürfte. Das
Reichsarbeitsminiſte=
m überſandte, ohne ſeinerſeits die Arbeiten in dieſer Angelegenheit
ſen zu laſſen, dies Verzeichnis dem vorläufigen Reichswirtſchaftsrat
Begutachtung ein und wird gleichzeitig auch mit den
Landesregie=
gen in mündliche Verhandlungen darüber eintreten.
Nächſte Dampfer=Expebitionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
Oremen-New York (ab Bremerhaven): „America” am 27.
i, „Sierra Ventana” am 4. Aug., „Preſident Harding” am 5. Auguſt,
innover” 14. Auguſt. „Columbus” 16. Auguſt. — 2. Bremen—
„tadelphia-Baltimore-Norfolk (ab Bremen): „
Horn=
am 2. Aug., „Hannover” (via New York) am 14. Aug. — 3. Bre=
FFuba: „Riol” ab Bremen am 2. Aug. — 4. Bremen-
Bra=
ien: „Hornſund” ab Bremen am 16. Aug. — 5. Bremen—La
a: „Sierra Nevada” ab Bremen 27. Juli, ab Hamburg 31. Juli
fagiereinſchiffung in Bremerhaven 2. Aug.; „Köln” ab Bremen am
4h ab Hamburg am 7. Aug., Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaven
* Aug.; „Krefeld” ab Bremen am 17. Aug., ab Hamburg am 21.
I., Paſſagiereinſchiffung in Bremerhaven am 23. Aug. — 6. Bre=
IOſtaſien (ab Bremen): „Tydeus” am 26. Juli, M.S. „Havel=
2: 2. Aug., „Kosme‟ 9. Aug., „Elberfeld” 16, Aug. — 7. Bremen—
ſtralien (ab Bremen); „Hanau” am 13. Aug., „Agamemnon” am
September.
*Landesverband der heſſiſchen
Kleingartenbauvereine.
Der Landesverband der Kleingartenbauvereine für den Volksſtaat
Heſſen hielt geſtern vormittag um 10 Uhr im „Heſſiſchen Hof” in
Darm=
ſtadt eine Vertreterverſammlung ab, der eine reichhaltige
Tagesordnung vorlag. Die Provinzialdirektion Starkenburg und das
Landwirtſchaftsamt Darmſtadt hatten hierzu Vertreter entſandt. Die
Verſammlung war aus allen Teilen Heſſens ſehr ſtark beſucht.
Der Vorſitzende Herr J. Meyer=Mühlheim a. . legte in ſeiner
Begrüßungsanſprache dar, warum man gerade Darmſtadt als
Tagungs=
ort gewählt hatte; es ſei zwar der Ort der Gründung des Verbandes
aber es ſei bis jetzt noch nicht gelungen, die Darmſtädter Kleingärtner für
den Verband zu gewinnen. Man habe aber auch Darmſtadt gewählt als
Landeshauptſtadt, als Sitz der Regierung. Es gelte heute, die Wünſche
des Verbandes der Regierung nahezulegen.
Ein Vertreter des Provinzialdirektors überbrachte deſſen
Glück=
wünſche, wies auf die große Bedeutung des Kleingartenbaues hin und
wünſchte der Tagung einen guten Verlauf.
Der Vorſitzende erörterte dann Organiſationsfragen und des
Aus=
bau des Landesverbandes. Er ſchilderte die Leiden der Inflationszeit,
die faſt das ganze Vereinsleben unterband. Der Verband der
Klein=
gartenbauvereine in Heſſen zählt jetzt 31 Vereine mit insgeſamt 4000
Mitgliedern. Dieſe Zahl erſcheine hoch, es gebe aber noch viele Vereine,
die ſich dem Verband noch nicht angeſchloſſen hätten. Ohne Zeitſchrift ſei
eine Blüte des Vereinslebens nicht denkbar; es gelte, vor allem die
Er=
fahrungen auszutauſchen. Es habe ſich gefügt, daß der Verband mit dem
Frankfurter Gartenbauverein zuſammem eine Zeitſchrift herausgeben
kann. Die „Blätter für Kleingartenbau für Heſſen und Heſſen=Naſſau”
erſcheinen ſeit März. Wahrſcheinlich wird Heſſen einmal dazu übergehen,
ein eigenes Organ zu gründen. Bedeutſam iſt die Geländefrage,
nament=
lich im beſetzten Gebiete. Die Pachtpreiſe ſind in Heſſen nicht ungünſtig.
Die Behörden ſind einſichtsvoll geweſen. Die preußiſche Gepflogenheit,
gerichtliche Eintragungnen koſtenlos vorzunehmen, ſollte auch in Heſſen
allgemein geübt werden, wie überhaupt Preußen in vielen
Kleingarten=
angelegenheiten vorbildlich iſt. Das Syſtem der Generalpachten iſt zu
empfehlen, ebenſo die Einrichtung von Kleingartenämtern, wie in
Preu=
ßen, die in Heſſen abgelehnt wurden. Die Kleingarten=Schiedsgerichte
ſind in Offenbach eingerichtet; vielfach ſind aber dieſer Einrichtung große
Schwierigkeiten gemacht worden. Die Beiſitzer ſollten aus den Reihen
der organiſierten Kleingärtner entnommen werden. Die Jugendpflege
iſt jetzt von beſonderer Bedeutung; Schrebers Grundſätze ſind hier
maß=
gebend. Jugendſpielplätze und Jugendſpiele ſollten eingerichtet und
ge=
fördert werden. Gartenbeſichtigungen und Ausſtellungen ſind ſowohl für
den Einzelnen wie für die Geſamtheit von großem Wert, vor allem auch
wegen der fachlichen Belehrungen. „Kartoffelbauen” und „Queckenbauern”
können wir in unſeren Reihen nicht brauchen. Die Verſammlung ſtimmte
den Ausführungen des Redners zu.
Herr Schreiber=Mainz befürwortete ebenfalls den Ausbau der
Organiſation. An alle größeren Gemeinden Heſſens ſollen Anfragen
über den Beſtand von Kleingärten gerichtet werden; auf Grund der ſo
erlangten Statiſtik ſollte dann der weitere Ausbau des Verbandes
vorgenommen werden. Was in Offenbach und Mainz möglich war,
einen Ortsverband der Kleingärtner zu gründen, ſollte auch in
Darm=
ſtadt möglich ſein. Der einzelne Kleingärtner vermöge gar nicht das
zu leiſten, was er innerhalb eines Vereins könne. (Düngerbezug uſw.)
— Herr Hille=Darmſtadt begrüßt es, daß die Behörden den Wünſchen
der Kleingärtner jetzt mehr entgegenkommen als früher. Das Verbot
der Hütten in Kleingärten durch die Stadtverwaltung ſei jetzt nach einer
Proteſtverſammlung glücklich zurückgenommen worden. Der Redner
be=
fürwortet einen Zuſammenſchluß der Darmſtädter
Kleingartenbauver=
eine, um eine geſchloſſene Front zur Abwehr gegen Angriffe von
Be=
hörden zu erreichen. — Herr Heitmann=Mainz meinte, bisher ſeien
von den Behörden, namentlich in Mainz, den Kleingärtnern nur
Ver=
ſprechungen gemacht worden; Herr Gerlach=Mainz wies daxauf hin,
daß innerhalb des Verbandes die Vereine ihre Selbſtändigkeit nicht
auf=
geben. Der Anſchluß ſei deshalb ſehr leicht zu bewerkſtelligen,
Nach weiterer Debatte, in der u. a. ein Vertreter der Auerbacher
Kleingärtner den Beitritt ſeines Vereins zuſagte, meinte der Vorſitzende,
eigentlich müßte Darmſtadt an der Spitze der Bewegung ſtehen, nicht,
wie jetzt die kleineren heſſiſchen Oxte. Es ſei ein Unding geweſen,
Gar=
tenhütten zu verbieten, denn dieſe ſeien mit die Hauptſache für den
Kleingärtner. Die oberen Behörden nähmen ſich der Intereſſen der
Kleingärtner warm an, aber bei den ausführenden Organen ſtoße man
oft auf Widerſtände, die es zu beſeitigen gelte, dafür ſei der Verband die
geeignetſte Vertretung.
Herr Oberregierungsrat Scharmann=Darmſtadt befürwörtete den
Zuſammenſchluß der Darmſtädter Vereine; der ſeinige zähle allein 500
Mitglieder.
Als zweiter Punkt ſteht auf der Tagesordnung „Die Frage der
Grundſteuer in Heſſen und deren Auswirkung auf die
Kleingartenbau=
bewegung”. Referent hierüber iſt Herr Schreiber=Mainz. Er
er=
läuterte die geſetzlichen Beſtimmungen, die für die Beſteuerung von
Klein=
gärten in Betkacht kommen. Er führte u. a. ein Beiſpiel aus Mainz an,
daß ein Kleingarten, der 6 Mark Pacht keſtet, 20 Mark Steuern
auf=
erlegt erhält. Der Redner verlangte eine Beſteuerung nach dem
Er=
tragswert, wie ſie in Preußen beſtehe. Für den erwähnten Kleingarten
wären dann nur 2 Mark Steuern zu entrichten. Das
Finanzminiſte=
rium habe dies aber abgelehnt. Der Redner befürwortete eine Eingabe
an den Landtag, damit der Ertragswert die Grundlage, für die
Grund=
ſteuer wird. Nach längerer Ausſprache wurde eine Entſchließung
angenommen, in der dieſe Forderung an die Regierung geſtellt wird.
Herr Fenchel=Offenbach berichtete ſodann über die
Vertreterver=
ſammlung der Deutſchen Kleingartenbauvereine in Hamburg, die dort
Anfang Auguſt ſtattfinder. Er legte im einzelnen die Aufgaben dar, die
die Verſammlung erledigen ſoll. Es wurden hierauf die Herren J.
Meher=Mühlheim und Schreiber=Mainz als Vertreter für die Hamburger
Tagung gewählt.
Ueber den Entwurf eines Haus= und Kleingartengeſetzes für
Heſ=
ſen erſtattete Herr Schreiber=Mainz einen Bericht. Es wurde
hierzu die nachſtehende Entſchließung einſtimmig angenommen, die dem
heſſiſchen Landtag zugeleitet werden ſoll:
„Die Vertreterverſammlung des heſſiſchen Landesverbandes, welche
am 27. Juli in Darmſtadt tagt, beſchließt nach eingehender Ausſprache
über die Lage des Kleingartenbaus in Heſſen, dem Landtag ein Haus=
und Kleingartengeſetz im Sinne fortſchrittlicher Entwicklung des
Klein=
gartenrechts nach dem vom Reichsverband eingereichten Entwurf des
Regierungsrats Albrecht=Berlin dauernd zu empfehlen und bittet die
Regierung um Ausarbeitung einer entſprechneden Geſetzesvorlage.”
Der Entwurf des Regierungsrates Albrecht ſieht die Schaffung von
Kleingärten als Dauereinrichtung vor, die bereits bei der Einrichtung
von Bebauungsplänen vorgeſehen werden ſollen. Bauland, das nur
vorübergehend benutzt werden kann, kommt hierfür nicht in Betracht.
Ja, es iſt ſogar ein Erbrecht vorgeſehen. Chroniſche Kranke,
Kriegs=
beſchädigte, Kinderreiche und wirtſchaftlich ſchlecht Geſtellte ſollen ein
Vorrecht bei der Zuteilung von Land eingeräumt erhalten.
Für die durch ein Unwetter geſchädigten Geraer Kleingärtner
wer=
den 50 Mark Unterſtützung bewilligt.
Herr Schreiber bat die Regierungsvertreter, dahin zu
wir=
ken, daß die Eintragungen von Kleingartenbauvereinen in das
Ver=
einsregiſter koſtenlos erfolgen mögen, wie dies auch in Preußen
ge=
ſchehe.
Nachdem noch weitere Wünſche der Verſammlung unterbreitet
wor=
den waren, wurde die Verſamlung um 1½ Uhr geſchloſſen.
* Eberſtadt, 24. Juli. Private Bautätigkeit. In der
Ver=
längerung der Waldſtraße werden zwei neue Wohnhäuſer errichtet. Mit
den Grundarbeiten hat man ſchon begonnen.
* Eberſtadt, 26. Juli. Die Sommerferien an der hieſigen
Volksſchule haben heute ihren Anfang genommen; ſie dauern 3 Wochen.
— Jugenheim, 26. Juli. Der Deutſche Stenographenbund „
Gabels=
berger” veranſtaltete im Mai ein Fernwettſchreiben. An dem
Ergeb=
nis iſt der hieſige Verein mit acht Preiſen beteiligt. Die Preisträger
ſind: Frl. Gretel Schürrlein Georg Opper, Hans Gernet, Hans
Jöckel, Adam Leichtweis, Elsbeth Kreß, Wilhelm Kämmerer, Meta
Streck.
— Zwingenberg, 24. Juli. Obſtgroßmarkt. Auf dem heutigen
Markt wurden bezahlt: Pfirſiche 15—25 Pfg., Pflaumen 12—20 Pfg.,
Spillings 20—25 Pfg., Mirabellen 20—30 Pfg., Birnen 10—15 Pfg.,
Tomaten 2—25 Pfg., alles pro Pfund. Die Markthalle war
vollſtän=
dig mit gefüllten Körben beſtellt. Die Preiſe waren im allgemeinen
gegen die Vortage etwas niedriger. — Obſtdiebſtähle. Die
Obſt=
diebſtähle ſind in dieſem Jahre hier ſo zahlreich wie noch nie zuvor.
Jede Bewachung iſt illuſoriſch, und iſt es ſchon vorgekommen, daß Leuten,
die ihre Bäume ganze Tage bis in die Nacht hinein bewachten, die
Früchte am folgenden frühen Morgen, als man ſie abernten wollte,
ge=
ſtohlen waren. Alle Bemühungen, um die frechen Diebe zu erwiſchen,
waren bisher umſonſt.
9 Auerbach, 25. Juli. Schützengeſellſchaft. Die
Schützen=
geſellſchaft will. vielfachen Wünſchen entſprechend, eine Abteilung für
Jungſchützen einrichten und fordert Intereſſenten zum Beitritt auf.
R. Von der Bergſtraße, 25. Juli. Notſchrei. Die in dieſem
Frühjahr vom Lehrerſeminar in Bensheim abgegangenen Junglehrer
werden dienſtlich verwendet, aber ohne irgendwelche Bezahlung. Die
jungen Leute, die größtenteils dem ſehr, notleidenden Mittelſtand an=
gehören und ihren Eltern viele Jahre große Ausgaben verurſachten,
müſſen die Unterſtützung von ihren Angehörigen weiter in Anſpruch
nehmen, was von den jungen Männern ſchmerzlich empfunden wird.
Das Landesbildungsamt in Darmſtadt würde den wärmſten Dank
ernten, wenn es den bedrängten jungen Leuten eine monatliche
Ver=
gütung für ihre Arbeit zukommen laſſen wollte. Jeder Arbeiter iſt
doch ſeines Lohnes wert.
A. Von der Weſchnitz, 25. Juli. Die Eiſenbahndirektion Mainz iſt
zurzeit damit beſchäftigt, unter Aufhebung eines ſchienengleichen
Bahn=
überganges bei Weinheim eine Ueberführung über den Bahnkörper und
die Ueberbrückung der beiden Weſchnitzarme in dem Gelände weſtlich
der Bahnſtrecke Darmſtadt herzuſtellen. Aus dem dieſerhalb mit der
Eiſenbahndirektion Mainz abgeſchloſſenen Vertrage heraus bewilligte
geſtern der Bürgerausſchuß in Weinheim für den Bau der Brücken
über die ſüdliche und nördliche Weſchnitz und Erhöhung der Mannheimer
Straße die Summe von 47 000 Rentenmark.
A. Schloß Reichenberg i. O., 25. Juli. Wegzug der
Aus=
gewieſenen. Die weiten ſchönen Räume des Schloſſes Reichenberg
bei Reichelsheim i. O. dienten ſeit dem Beginn der Ausweiſung vielen
ausgewieſenen Eiſenbahnbeamten als Wohnſtätte, nachdem ſie durch
Auf=
hebung der privaten höheren Erziehungsanſtalt von den Schülern
ver=
laſſen waren. Jetzt beginnen die heimkehrenden Ausgewieſenen dieſen
Zufluchtsort wieder zu verlaſſen, ſodaß die Räume wieder anderen
Zwecken dienſtbar gemacht werden können. Bekanntlich iſt das Schloß
mit angrenzendem Wald und Feld Eigentum des Grafen von Erbach.
A. Aus dem Gerſprenztal, 25. Juli. Der ausgiebige Regen der
letzten Tage kam den Kartoffelfeldern ſehr zuſtatten. Der Beginn der
Ernte hat ſich durch ihn verzögert, doch dürfte mit der nächſten Woche
mit dem Schnitt des Roggens und Hafers allgemein begonnen werden. —
Gute Ausſichten für die Obſternte. Ein reicher Ertrag von
Birnen ſteht in Ausſicht. Auch die Aepfelbäume hängen zumeiſt
voller Früchte.
+ Groß=Gerau, 26. Juli. Stromſtörung. Infolge des
hef=
tigen Sturmes, der bei dem letzten ſchweren Gewitter über das Ried
wehte, brach der Aſt einer bei Stockſtadt ſtehenden Pappel ab und fiel.
auf die Hochſpannungsleitung. Dadurch entſtand eine längere
unlieb=
ſame Störung in der Stromzufuhr. — Der Stadtrechner Endner
iſt nach fünfjähriger Tätigkeit von der Stadt unkündbar angeſtellt
worden.
Worms, 23. Juli. (Zu der Familientragödie in Offſtein), über die
wir bereits berichteten, erfahren wir noch, daß der Erſchoſſene, der 42
Jahre alte Landwirt Decker ſtark dem Trunke ergeben geweſen ſein
ſoll. Die Beweggründe der Tat liegen in nicht ganz glücklichen
Familien=
verhältniſſen. Ludwig Decker hatte am Tage, als die Tat geſchah, mit
ſeiner Frau ernſthafte Auseinanderſetzungen und das war auch der
Grund, weshalb ſeine Frau mit ihrer Tochter, die gegenwärtig in
einem Penſionat weilt und ſich zur Zeit in Ferien zu Haus befindet,
zu=
ſammen ſchlief und die Schlafkammertür verriegelte, Ludw. Decker
ver=
ſuchte mit einer Axt die Zimmertür zu zerſchlagen, worauf ſein Bruder,
der 38 Jahre alte Landwirt Philipp Decker herbeieilte. Die Brüder
gerieten in Streit, der den bekannten bedauerlichen Ausgang nahm. Der
Schuß ging dem Ludw. Decker von hinten durch die rechte Schulter und
hat zweifellos edlere Innenorgane verletzt, ſodaß alsbald der Tod
ein=
trat. Der Brudermörder, Ph. Decker gilt als ehrlicher und fleißiger
Menſch. Die Frau des Erſchoſſenen hat vier Kinder im Alter von 5,
9, 16 und 19 Jahren und hat außerdem ein Kind durch einen
Unglücks=
fall verloren. Die gerichtliche Unterſuchung dieſer Angelegenheit iſt im
Gange.
* Vilbel, 25. Juli. Der Vilbeler Markt, der dieſes Jahr
zum erſten Mal mit dem Viehmarkt und Prämierung verbunden iſt,
findet am 17. und 18. Auguſt, der eigentliche Viehmarkt am 19. Auguſt,
ſtatt. Zur Verloſung kommen 30 Tiere (Rinder, Schweine, Ziegen)
und ca. 150 Gebrauchsgegenſtände.
* Bad=Nauheim, 25. Juli. Einen plötzlichen Tod erlitten zwei
Bürger unſerer Stadt, die in unſerem Heſſenlande, ja weit darübev
hinaus wohlbekannt waren. Der frühere Beſitzer des „Sprudelhotels”,
Herr Langsdorf, ſtarb am Herzſchlag, und der Geflügelzüchter und
Landwirt Georg Stoll wurde auf dem Felde vom Blitz erſchlagen.
Im Heſſiſchen Geflügel= und Kleintierzuchtverein nahm G. Stoll eine
führende Stelle ein.
* Leihgeſtern b. Gießen, 25. Juli. Unter allgemeiner Beteiligung
wurde heute der Altveteran Johannes Dern III. beerdigt. Der
Krieger=
verein gab ihm das letzte Geleite. Dern erreichte ein Alter von 80
Jahren. Er nahm an den Feldzügen 1866 und 1870/71 als hefſiſcher
Jäger teil.
K. Lützellinden, 25. Juli. Vermißt wird der 17jährige
Hilfs=
arbeiter Ernſt Becker von Lützellinden ſeit acht Tagen. Man vermutet,
daß er Werbern der Fremdenlegion in die Hände gefallen iſt,
die von Limburg aus ihre Streifzüge bis in unſere Gegend
unter=
nehmen. Er iſt zuletzt in Klein=Linden geſehen worden.
j. Homberg a. d. Ohm, 25. Juli. Das 50jährige
Jubi=
läum unſerer Bürgerſchule wurde im Beiſein des
Regie=
rungsvertreters Staatsrat Block=Darmſtadt feſtlich begangen. Für
unſer anmutiges Bergſtädtchen und ſeine Umgebung hat die Anſtalt
50 Jahre lang ſegensreich gewirkt und man hofft, daß ſie trotz aller
Schwierigkeiten fortbeſtehen wird.
O Rüttershauſen (Oberheſſen), 25. Juli. Ertrunken. Beim
Schwimmen in der Lahn iſt der 13jährige Zecher von der Strömung ſo
heftig fortgeriſſen worden, daß er ertrank. Als man den Jungen nach
kurzer Zeit aus dem Waſſer holte, waren bereits alle
Wiederbelebungs=
verſuche vergeblich.
O Bermutshain, Kr. Lauterbach, 25. Juli. Kein Markt. Wegen
der im Kreiſe Lauterbach herrſchenden Maaul= und Klauenſeuche fällt der
für den 29. Juli geplante Schweinemarkt aus.
e. Lauter bei Grünberg, 23. Juli Von einem wütenden
Bullen wurde der 65 Jahre alte Landwirt und Müller Julius
Zimmer derart zugerichtet, daß er an den Folgen der ſchweren
Ver=
letzungen heute geſtorben iſt. Das ſonſt zahme Tier faßte ſeinen
Herrn plötzlich mit den Hörnern und drückte ihn gegen die Wand.
Dann ſchleuderte es ihn wiederholt in die Höhe, ſo daß er
bewußt=
los unter dem wütenden Dier hervorgezogen werden
mußte.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift Übernimmt die Redaktſon keinerlei
Ven=
aniwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantworflich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
Die Frage der Altpenſionäre im Reichstage.
Die Ausführungsanweiſung des Reichsfinanzminiſters vom 21.
Ja=
nuar 1921 zum Beſoldungsgeſetz vom 17. Dezember 1920 erkennt in
2a Abſ. 2 ausdrücklich an, daß die Alt= den Neuruhebeamten
grund=
ſätzlich gleichgeſtellt ſind, um dann ohne rechtlichen Grund
und dem Geſetz zuwider hinzuzufügen, daß die Altpenſionäre nicht in die
ſogenannten Aufrückungsſtellen eingereiht werden könnten, während dieſe
doch den Neupenſionären nachträglich verliehen werden. Wo bleibt da
die Gleichſtellung aller Ruhebeamten??
Der Abgeordnete Morath hat deshalb einen Antrag eingebracht,
um die Frage der Aufrückungsſtellen wieder aufzurollen. Dieſer Antrag
lautet: „Der Reichstag wolle beſchließen, die Reichsregierung zu
er=
ſuchen, baldigſt einen Geſetzentwurf zur Aenderung des
Penſionsergän=
zungsgeſetzes vom 21. Dezember 1921 vorzulegen, durch den die
Benach=
teiligungen der vor dem 1. April 1920 in den Ruheſtand verſetzten
Be=
amten und Militärperſonen gegenüber denjenigen, die nach dieſem
Zeit=
punkt in den Ruheſtand verſetzt worden ſind, beſeitigt werden.
Berlin, den 3. Juni 1924.
Morath, Beuermann, Seibert, Dr. Becker=Heſſen, Behthien,
Bickes, Cramer, Dr. Cremer, Dauch, Engberding, D. Dr. Kahl,
v. Kardorff, Frau Dr. Magnus, Dr. Mittelmann, Dr. Moſt, Runkel,
Freiherr v. Rheinbaben, Dr. Schneider, Dr. Wunderlich, Dr. Zapf.”
Möge dieſes anerkennenswerte Vorgehen gegen eine ſchreiende
Un=
gerechtigkeit im deutſchen Volksſtaate den von vielen Tauſenden
notlei=
denden Ruheſtandsbeamten erſehnten Erfolg haben! Joh. Heil.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, den 29. Juli.
Stärker bewölkt, zeitweiſe auffriſchende Winde, Wiedereinſetzen
von Regenfällen, wärmer.
Tageskalender.
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno Harprecht,
½8 Uhr: „Vertage Nacht”. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: i. V. Max Streeſe
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: i. V. Andreas Bauer
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
in de
1 auch
zu ſein
aubet
n. mit
lautet
uitſchen
einzöll
ie,
vürd
itſche
tbaues
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Juli 1924.
Rummer 208.
Das deutſche Herz.
40)
Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
Er legte, was er gebracht hatte, auf den Tiſch im
Wohn=
gemach, ging zu ſeiner Gattin zurück und fragte klopfenden
Herzens, ob ſie ihrem Bruder Leonhard Botſchaft geſchickt habe.
Da öffnete ſie ihre Lippen. Friedrich hätte jauchzen mögen,
aber ſie verhielt ſich ganz ſtille. Sie rührte ſich nicht aus ihrer
Lage. Aber ſie begehrte Kunde, wo ihr Bruder ſei. Er glaube
es zu wiſſen, erwiderte Friedrich. Zu Heidelberg habe man
von einem Einſiedler geſprochen, der ſich in die verlaſſene
Michaelskirche auf dem Heiligenberge eingeniſtet habe. Nach
allem Sonderlichen, was man von ihm erzält habe, ſei es
nie=
mand anders als Leonhard.
Er ſtand ihr zu Häupten, ſah mit Spannung auf ſie nieder
und wartete. Jetzt kam Leben in ihren Körper. Sie richtete
ſich halb auf und ſah ihren Gatten zum erſten Male an, wie ihn
dünkte, mit ganz kalten Augen. Als ſie von ihm forderte, daß
er ſogleich ſelber nach Heidelberg reiten und ihren Bruder
heran=
bringen ſolle, traten Tränen in ſeine Augen. „Ich bin ihr ganz
fremd geworden, dachte er bei ſich. Langſam wandte er ſich um.
Sie ſah ihm zu und ſchwieg. Da ging er leiſe in die Stube
hinaus und lehnte ſich an die Wand.
Nun wurde es ſtille. Zuweilen hörte man die Stimme
eines Knechtes draußen auf dem Hofe oder das Kläffen eines
Hundes in der Stadt. Das helle Mittagslicht ſchwand, und die
Dämmerung kündigte ſich an. Der Stuhl am eichenen Tiſch,
deſſen Schatten ein körniger, luſtiger Burſche geweſen war,
brachte nur noch einen verträumten Geſellen zuſtand, der ſich
von den derben Stuhlbeinen wegſehnte und immer blaſſer und
matter wurde, bis er ganz in die graue Welt der Stube
ge=
floſſen war.
Da hörte der Junker ihre Stimme. Sie klang leiſe und
bittend.
„Friedrich!”
Im nächſten Augenblick ſtand er bei ihr.
Sie kniete an der Mauer, faltete die blutigen Finger im
Schoße und ſagte: „Ich möchte meinen Bruder Leonhard bei
mir haben."
„Er kommt; ſei verſichert. Morgen iſt er da.”
„Und Nikolaus! Er ſoll kommen und mir von meiner
Mutter erzählen.”
„Urſula! Und ich?"
„Du nicht; du biſt ein Hirſchhorn. — Aber der Maurer, der
ſie eingemauert hat und Geld dafür bekam, auch er ſoll mir von
meiner Mutter erzählen. Schaff ihn mir zurück, Friedrich.”
„Ich kann ihn dir nicht ſchaffen, Urſula. Du weißt ja, wie
krank er war. Er liegt in ſeinem Lager und ſchläft.”
„Er liegt und ſchläft!” rief Urſula ſchmerzlich und rang die
Hände. „Alle dürfen liegen, nur meine Mutter nicht!“
Friedrich beugte ſich zu ihr nieder und ſagte leiſe: „Auch
der Heiland iſt aufrecht geſtorben.”
„Aber noch am Abend haben ſie ſeinen Leib ins Grab
gelegt.”
„Wir brechen ihr Gebein heraus und betten es in Gottes
Acker.”
„Nein, du! Wenn wir ſie ins Grab legen, dann wälzt ſie
ſich in eure Gruft und würgt eure Seelen und wird zur
Mör=
derin, vielleicht auch an meinen drei armen toten Würmlein.
Nein, ſie ſoll ſtehen bis zum jüngſten Tag. Wenn die Poſau
ruft und die Hirſchhorn aus ihrer Gruft kriechen, dann tritt
aus der Mauer und hebt die Arme empor zum Richter u
klagt wider euer Geſchlecht.”
„Dann wird der Richter das Haupt ſchütteln und ſage
„Du irrſt, armes Weib. Nicht das Geſchlecht hat an dir
frevelt, ſondern einzelne verworfene Glieder. Zeige mir d
die es getan haben.”"
„Sie wird auch auf dich deuten.”
„Gewiß, Urſula. Aber der Richter wird das Haupt ſchi
teln und ſagen: „Du irrſt, armes Weib. Sein Herz wuf
nicht, was ſeine Rechte tat.” — Urſula, was ſchauſt du ſo ne
meiner Hand?"
„Ich bin nicht der Richter, ich bin ein Weib und ihr Kir
Schaut er in das Herz, ſo ſchau’ ich auf die Hand. Dieſe Hat
dort hat den letzten Stein eingefügt. Es graut mir vor dir u
deiner Hand willen.”
Friedrich beſchaute ſeine Rechte und ſteckte ſie in ſein Klei
„Du ſollſt ſie nimmer ſehen, bis du ihr vergeben haſt. 9
biſt mir ſchuldig, daß du auch mich höreſt.”
„Ich will dich nicht hören, denn deine Stimme iſt ein
Hirſchhorns Stimme.”
„So ſoll mich deine Mutter hören, ſie ſteht hinter dir u.
ſchaut durch die Mauer mir in die Augen. Schau nur, d
Ich halte deinen Blick aus! Schau mich an und höre, damit
nicht beſchämt verſtummen müſſeſt am jüngſten Tag!”
„Ich will nicht hören,” ſagte Urſula. „Ich ſchließe d
Augen und ſchlafe.”
„Schlafe du! Deine Mutter höret mich.”
(Fortſetzung folgt.)
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Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 28. Juli 1924.
Sport, Spiel und Turnen.
Feſttage im Odenwald.
Ausklang in Erbach. — Auftakt in Lindenfels.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
F
ſte
9.
E5
11
10
*
Nicht mit Unrecht wird das allzu reiche Feſtefeiern, das heute
ſich greift, beanſtandet. Die Zeiten ſind nicht dazu angetan.
n würde aber fehl gehen, wenn man die Odenwälder
Volks=
e auch zu dieſen zählen wollte. Was Sinn und Zweck hat,
3 große, ethiſche und kulturelle Ziele verfolgt, was vor allem
zu ſchönſtem und größten Ziel geſteckt hat, die Liebe zum
kstum zu pflegen und in dieſer Liebe zur Heimat und zu dem,
z Väter und Urväter uns als koſtbares Gut überliefert, wie
anderes geeignet und ſichtbar im Stande iſt, alle Gegenſätze
aler und politiſcher Art zu überbrücken und alle
Volksſchich=
einig und harmoniſch zuſammenzuführen, das ſollte man
i und pflegen, wo und wie immer es ſei. In dieſem Zeichen
ſtand das große Erbacher Feſt, das geſtern mit wertvollen
tlichen Veranſtaltungen zu Ende gegangen iſt, und auch das
gfeſt in Lindenfels, Feſte, an denen die ganze Odenwälder
ölkerung Anteil genommen hat, und die auch einen Strom
vielen Tauſenden aus der ganzen weiten Umgebung in den
nwald gezogen haben. Die alſo auch eine erhebliche und
de heute wertvolle wirtſchaftliche Bedeutung haben. Ganz
ſehen davon, daß nach einem Jahrzehnt des Duldens,
ipfens und Leidens ein Quantum beſcheidene Freudigkeit
t zu neuem ſchweren Lebenskampf.
Die Jahrhundertfeier des Eulbacher Marktes
de am geſtrigen Sonntag mit großen ſportlichen Wettkämpfen
hiedenſter Art beendet, und dieſer Abſchluß war ein wert=
8 Finale der Erbacher Feſttage, denn er hat gezeigt, wie ſehr
Wert ſportlicher ſtählender Wettkämpfe auch auf dem flachen
de erkannt und geſchätzt wird, und daß die Landbevölkerung
iner Weiſe hierin der der Städte und Großſtädte nachſteht.
Leichtathletiſche Kämpfe
en dem Sporttag ſchon 9 Uhr vormittags ein. Staffetten=
Fauſtball= und Fußballkonkurrenzen wurden ausgetragen
hatten nicht nur eine ſtarke aktive Beteiligung gefunden,
ſon=
auch überraſchend zahlreiche Beſucher, denen man das
leb=
ſte Intereſſe anmerken konnte. In einer 1000
Meter=
ffette ſtanden die freie Turnerſchaft Erbach und der freie
tklub Traiſa in Konkurrenz. Traiſa konnte die Staffette
r Zeit von 2½ Minuten gewinnen, nachdem Erbach durch
Sturz eines Läufers zurückfiel. — Im Fauſtballſpiel
en ſich der Turnverein 1860 Erbach und der Turnverein
ach gegenüber. Die beiden lieferten ein ſchönes,
ausge=
nes Spiel, das nur knapp von Erbach gewonnen werden
e. — Die 500 Meter=Staffette ſah den Verein für
iſport Erbach gegen Turnverein 1860 Erbach im Feld. Beim
af kam ein Läufer vom V. f. R. zu Sturz, wodurch einige
Meter verloren gingen und nur bis zum letzten Läufer
aufgeholt werden konnte. Dieſer letzte Mann — H.
Lah=
n — holte ſo gut auf, daß er mit einer Sekunde Vorſprung
Verein für Raſenſport durchs Ziel gehen konnte,
mit rauſchendem Beifall begrüßt wurde.
m 11 Uhr fand das Fußballſpiel zwiſchen der freien
allabteilung Erbach und dem Sportklub Traiſa ſtatt. Es
n ſich in dieſem Spiel zwei gleichwertige Mannſchaften
über, doch konnte Erbach es in der zweiten Halbzeit, mit
ir ſich entſcheiden. Das Spiel litt infolge des reichlich
nie=
gangenen Regens ſtark unter den ungünſtigen
Platzverhält=
die Pauſe zwiſchen den Vor= und
Nachmittagsveranſtaltun=
purde durch Konzert im Ratskeller und unter den Linden
auf dem Spielplatz ausgefüllt. Um 1 Uhr begannen dann
die Springkonkurrenzen,
eranſtaltet von dem Odenwälder Reiterverein, den Abſchluß
i allen Teilen harmoniſch und ſchön verlaufenen
Hundert=
ier bildeten. Zum erſten Male wurde hiermit dem Eul=
Markt ein Reittournier größeren Stiles angegliedert.
reitſportliche Veranſtaltung fand auf der Seewieſe ſtatt,
Mu: ollte ein Verſuch ſein, auch der Bevölkerung der Erbacher
id einmal Sprung= und Eignungsprüfungen u. dgl.
vor=
zu1 ren, wie ſie bereits in vielen Ortſchaften Heſſens ſtattfanden
überall ſtarkes Intereſſe der ländlichen Bevölkerung erregt
. Man darf ſagen, daß der Verſuch glänzend gelungen iſt.
des ungünſtigen Wetters — wiederholt ſetzten ſtarke
Regen=
r ein — hatte ſich eine überraſchend große Menſchenmenge
em Tournierplatz eingefunden und verfolgte die einzelnen
ungen mit ſichtlichem Intereſſe.
IIs erſte Konkurrenz wurde ein leichtes
Fagdſprin=
entſchieden, das über elf Hinderniſſe von ca. 1 Meter führte.
Tournierplatz war durch das Gräflich Erbachſche Geſtüt
Eul=
praktiſch und ſachgemäß angelegt. Der durch den Regen
weichte Boden verurſachte den Teilnehmern allerdings viel=
Schwierigkeiten und verſchuldete auch, daß einige beſonders
igte Reiter und Pferde um ihre Chancen kamen. Den Sieg
eſer Prüfung errang nach Stechen der von früher bekannte
nierreiter Major Freyer (Polizeiwachtabteilung
Darm=
auf einem hervorragend eingeſprungenen Pferde der Staf=
Als Zweiter platzierte ſich Oberleutnant Spatz (Darm=
, dem als Dritter Herr Heinz Carl (Würzburg) und als
er Erbgraf Alexander zu Erbach auf „Witkowice‟
einem ſeit langem in hieſiger Gegend bekannten treuen
Sigpferd. Es gelang keinem der Teilnehmer, fehlerlos über
2* Jahn zu kommen. Die vier erſten Reiter hatten je 5 Fehler
ſtachen über vier erhöhte Sprünge, was die Spannung bei
Zuſchauern merklich ſteigerte. Einen anſprechenden Ritt
der junge Herr von Becker (Darmſtadt) auf dem alten
in”, einem früher bekannten Springpferde. Der Reiter hat
rzer Zeit viel gelernt und wird ſpäter ſicher bei
gleichblei=
r Schulung Gutes leiſten.
Im Schweren Jagdſpringen waren die reiterlichen
rderungen weſentlich geſteigert. Es ging über 15 Sprünge
u 125 Meter Höhe, eine auf dem tiefen Boden für Pferde
Reiter erhebliche Leiſtung. Hier konnte die Freyerſche
e einen weiteren Triumph feiern, indem Zugwachtmeiſter
kel auf dem alten Schimmel „Quäker” in brillanter Form
2ieg davontrug. Man erkannte deutlich bei Reiter und Pferd
USgezeichnete Training der Freyerſchen Schule, und es wäre
zu begrüßen, wenn Major Freyher, ſich wieder mehr an
lichen Tournieren beteiligen würde, viele könnten von ihm
7. — Den zweiten Platz belegte Heinz Carl (Würzburg)
em ſchweren Hengſt „Nicki”, dem als dritter Zugwacht=
* Schloſſer (Darmſtadt) auf einem weiteren Pferde des
Carl folgte.
In der Fagdpferde=Eignungsprüfung, die in
Abteilungen, für leichte und ſchwere Pferde, ausgetragen
S kam wiederum erſtklaſſiges Material vor die Augen der
auer. Die Pferde wurden in den drei Gangarten eingeſtellt
mußten dann einige Jagdſprünge abſolvieren. Der Sieg
iden Abteilungen fiel wiederum der Darmſtädter
ieiwachtabteilung zu, indem die ſchwere Klaſſe
Lachtmeiſter Runkel auf ſeinem Schimmel, die leichte von
* Freyer gewonnen wurde. In der ſchweren Abteilung iſt
* 34 erwähnen der bereits genguute Heugſt bes Herrn Carl,
dann zwei erſtklaſſige Pferde des Gräflich Erbachſchen Geſtüts,
der großlinige „Deutſchmeiſter” (unter dem Erbgrafen Alexan= tums wäre es ſehr zu begrüßen.
der) und der braune Hengſt „Leibdragoner” (von Stallmeiſter
Rettig vorgeſtellt). In der leichten Klaſſe folgte dem Sieger
Herr Andreae auf 4j. F.St. „Flandern” dem ſehr edlen
Jagd=
einem Pferde der Polizeiwachtabteilung.
Als beſondere Zugabe zeigte die Polizeiwachtabteilung
Darmſtadt die gut einſtudierte Reiterquadrille in der
hiſtoriſchen Uniform der Lützower, die bereits bei dem
Polizei=
ſportfeſt geritten wurde. Es war ein erhebender Anblick, wie die
Abteilung, gut geſchloſſen, voran 4 Fanfarenbläſer, in den
pracht=
voll=ernſten alten Uniformen aus dem Tournierplatz ritt und
unter rauſchendem Beifall der Zuſchauer ihr Programm
fehler=
frei abſolvierte. Jedem Reiter dürfte bei dieſem Anblick das
Herz höher geſchlagen haben.
Die wohlgelungene Sportveranſtaltung fand ihren Abſchluß
durch die Preisverteilung, bei der den Siegern die
ſchö=
nen Ehrenpreiſe durch die Erbgräfin zu Erbach=Erbach
Veranſtaltung gezeigt, daß er willens und in der Lage iſt,
den kleinen Tournierſport in der Erbacher Gegend zu
unter=
ſtützen und zu fördern, und das Intereſſe hierfür bei der
Land=
bevölkerung zu wecken. Er wird im nächſten Jahre die gleiche
Veranſtaltung, aber in größerem Rahmen, wiederum
ausſchrei=
ben. Es bleibt zu wünſchen, daß die Odenwälder
Landbevöl=
kerung, mit ihrem vielfach erſtklaſſigen Pferdematerial im
kom=
menden Jahre ſich ebenfalls beteiligt. In Rheinheſſen hat ſich
deutlich gezeigt, daß die dortigen Reitervereine auf dem beſten
Wege ſind, gutes, zum Teil ſchon hervorragendes zu leiſten,
Das muß auch in der Erbacher Gegend möglich ſein!
Zum Abſchluß des Feſtes ſei nachſtehendes noch
nachgetra=
gen: Das Rote=Kreuz=Kommando von Darmſtadt hat,
beſonders in den erſten ſchwierigen Tagen des Feſtes, ſelbſtlos
und aufopfernd ſeine Schuldigkeit getan. Ebenſo das
Kom=
mando der Schutzpolizei von Babenhauſen, das den
Feſt=
ausſchuß in der Handhabung und Aufrechterhaltung der
Ord=
nung durch gewandtes und ſicheres Auftreten beſtens
unter=
ſtützte. Am Samstag abend fand in der neuen Feſthalle eine
Vorführung des Films „Erbach im Odenwald, ſeine Induſtrie‟
und der hiſtoriſche Feſtzug ſtatt. Die erſte Vorführung war
ausſchließlich für die Feſtzugsteilnehmer reſerviert, da dieſe
nicht in der Lage waren, den ganzen Feſtzug zu ſehen. Bei
dieſer Gelegenheit ſprach der Erbgraf zu Erbach=Erbach
Herrn Major Müller=Hickler für das ausgezeichnete
Arrangement des Feſtzuges nochmals herzlichſten Dank aus.
Herr Müller=Hickler dankte für die Ehrung und ſchloß mit einem
Hoch auf das Grafenhaus zu Erbach. Um das Zuſtandekommen
und die wohlgelungene Durchführung des Feſtzuges haben ſich
eine Reihe von Perſönlichkeiten beſonders verdient gemacht, die
den Hauptleitern, dem Erbgrafen Alexander zu
Er=
bach=Erbach, dem Bürgermeiſter Dengler, ſelbſtlos und
aufopfernd zur Seite ſtanden. Wir nennen hier die Namen:
Direktor Sommer, Eberhard Volk, Julius Lang,
Rent=
amtmann Steinert, ferner Rechnungsrat Fehr und
Forſt=
meiſter Dierſch, dann Stadtbaumeiſter Glenz und
Hofgar=
teninſpektor Jäch (Bauabteilung und Schmuck), weiter die
Herren Andrae, Stallmeiſter Rettig und Lambert, die
ſich beſonders um die Durchführung der Rennen verdient
ge=
macht haben, endlich Rektor Weber, Fabrikant Heinrich
Kumpf, und ſämtliche Lehrer und Lehrerinnen (Kinderfeſt),
Sattlermeiſter Hübner (Vorſtand des Turnvereins 1860) und
ſchließlich Herr Kammerrat Major Külp, deſſen zielbewußter,
ſachgemäßer und umfangreicher Propagandatätigkeit der gute
Erfolg des Fees zuzuſchreiben iſt. Die reichen Stiftungen des
Grafen Konrad zu Erbach=Erbach für die Feſthalle
wurden bereits erwähnt, ſie verpflichten die Bevölkerung
Er=
bachs zu dauerndem Dank.
M. Str.
Burgfeſt in Lindenfels.
Am geſtrigen Sonntag hat auch die „Perle des Odenwaldes”
das entzückende alte Städichen Lindenfels ein Feſtgewand
an=
gelegt. Kaum ein Häuschen, kaum eine Villa, die ſich nicht an
dem Straßenzug beteiligte. Ueberall Girlanden, die Straßen
umſäumt von Tannenbäumchen, vielfach buntſarbener
Seiden=
papier= und Blumenſchmuck, überall Fahnen, Flaggen und
Standarten. Beſonders reich und farbenfroh war die zur
Burgruine führende Straße geſchmückt. So bot Lindenfels einen
ganz entzückenden Anblick, beſonders in den Stunden, da die
Sonne ſiegreich die immer wiederkehrenden Regenwolken
durch=
brach. Jupiter pluvius ſchien dem Feſt allerdings nicht ſehr
gewogen, aber er konnte nicht verhindern, daß die
hauptſächlich=
ſten Veranſtaltungen döch vom Sonnenſchein vergoldet waren,
und das reichlich fließende Naß tat der Feſtſtimmung keinerlei
reiche Fremde hatte das Burgfeſt trotz des ſchlechten Wetters
an=
gezogen.
Das Lindenfelſer Burgfeſt iſt keine ſo alte Einrichtung wie
der Eulbacher Markt, aber es ſcheint ſich doch zu einem
Volks=
feſt zu geſtalten, deſſen alljährliche Wiederkehr lebhaft von den ſie nach Marburg. Der Kreis=Sonderzug geht um 9 Uhr abends
Einwohnern begrüßt wird, und dem auch heute ſchon hiſtoriſche
Bedeutung nicht abzuſprechen iſt, beſonders, ſeit das Moment hergerichtete Maſſen= und auch Bürgerquartiere die Turnerjugend
der Trachtenpflege und Trachtenſchau hineingetragen wurde.
Die Liebe zur Heimat und zu heimatlichem Volksbrauch, die
Liebe und Anhänglichkeit an das von den Voreltern Erworbene,
drückte auch dieſem Feſt ſeinen Stempel auf, und hat auch hier
die erfreuliche Tatſache gezeigt, daß der eine ſchöne und große
ſätze zu überbrücken. Wie in Erbach, ſo war auch hier und ſo ſchönes Heſſenland kennen zu lernen.
dürfte es im ganzen Odenwald ſein, die geſamte
Bevölke=
rung an dem Feſt beteiligt, und die ſchönſten menſchlichen
Eigen=
ſchaften trugen zum Gelingen des Feſtes bei.
17 Jahren von dem langjährigen evangeliſchen Ortsgeiſtlichen
Geheimer Kirchenrat Dr. Freienſehner und dem hier
un=
vergeſſenen, leider nach Lich verſetzten Forſtmeiſter
Heim=
burg, weiter gepflegt dann beſonders von dem im Felde
ge=
bliebenen Sanitätsrat Dr. Weißmann. In den erſten
Jah=
ren ineganz beſcheidener Form gehalten, blieb die Feſtlichkeit
meiſt auf die Burgruine und dem Schloßhof beſchränkt, bis
durch den früheren Schloßhauptmann, Oberſtleutnant Baur=
Betaz, das Trachtenelement und damit die Pflege der
Oden=
wälder Volkstrachten hineingetragen wurde. Hierdurch wurde
das allgemeine Burgfeſt großzügiger und bedeutender. Während
des Krieges unterblieben ſelbſtverſtändlich die Feſtfeiern, und
auch die Zeit nach dem Kriege war nicht dazu angetan, ſo daß
das geſtrige Burgfeſt in größerem Stile erſt das zweite nach
dem Kriege iſt.
Die Veranſtaltung des Burgfeſtes liegt vorzugsweiſe in den
Händen des Turnvereins Lindenfels, der ſeit Jahren den Plan
verfolgt, eine große Turnhalle zu bauen, die gleichzeitig eine
Feſthalle für Lindenfels und dazu beſtimmt ſein ſoll, das
Volks=
tum, Nationalgefühl, allgemeine Volksbildung und vor allem
die Liebe zur Heimat zu pflegen. Erfreulicherweiſe haben die
Knodener Feſte das Trachtenweſen im Obenwald neu belebt,
was auch der geſtrige Feſtzug bewies. Es iſt hoch erfreulich,
zu ſehen, was in den Odenwälder Familien noch an Trachten
und Hausrat aus Vorväterzeit vorhanden iſt, und ſorgſam
ge=
hütet und gepflegt wird. Daß dieſe Trachten dauernd getragen
werden, iſt leider heute aus materiellen, Gründen unmöglich,
aber es wäre durchaus möglich und erfreulich, zu erreichen, daß
im Odenwald wenigſtens bei feierlichen Gelegenheiten allgemein
die Volkstrachten angelegt werden. Im Intereſſe des Volks=
Die diesjährige Veranſtaltung lag in den Händen des Herrn
Generaldirektor Spennhoff, der vor einigen Jahren ein
Anwefen erworben hat, des Bürgermeiſters Schenck, und der
pferde des Eulbacher Geſtüts, und Wachtmeiſter Schloſſer auf Lehrer Stierle und Hoffmann, denen die Vorſitzenden
ſämtlicher hieſiger Vereine tätige Mitwirkung zur Verfügung
geſtellt hatten. Tragender Verein war wiederum der
Turnver=
ein. Auch die Herren Fabrikanten Böhringer und Euler
haben die Veranſtaltung ſtark gefördert. Ebenſo Herr Forſtrat
Buß, dem die Burgruine unterſteht.
Den Auftakt zum Burgfeſt bildete die
Beleuchtung der Burg und Stadtſilhouette
am Samstag Abend. Um 9 Uhr traf ſich faſt die geſamte
Ein=
wohnerſchaft am Hotel Viktoria, von wo unter Vorantritt einer
Muſikkapelle in langem Zuge mit Fackeln und Lampions nach
der Kapſtraße marſchiert wurde, um auf dem Platz gegenüber
der Ruine das Feuerwerk und die Stadtbeleuchtung anzuſehen.
Die Beleuchtung war nach Heidelberger Muſter arrangiert und
überreicht wurden. Der Odenwälder Reitervein hat mit dieſer von außerordentlich eindrucksvoller Wirkung. Mit Einbruch
der Dunkelheit ſtiegen Raketen zum Nachthimmel empor und
bald erſtrahlte die ganze Silhouette des alten Städtchens in
dunkelrotem bengaliſchen Flammenſchein, während gleichzeitig
von der Burg her eine Rieſenfeuerwerk einen Funken=,
Strah=
len= und Sternregen in die Wolken entſandte. Während der
Beleuchtung und des Feuerwerks war Konzert.
Am Sonntag um 1 Uhr ſammelte ſich alles, was aktiv am
Feſt beteiligt war, am Ortsausgang, wo
der Feſtzug
aufgeſtellt wurde. Um halb 2 Uhr bewegte ſich der ſchöne und
farbenfrohe Zug dann durch die Straßen des Städtchens zur
Burgruine. Gewiß war der Feſtzug nicht ſo groß und
um=
fangreich, nicht ſo impoſant wie der Erbacher, aber die Gruppen
und Feſtwagen waren ſchön, ſinnig und überall ſah man echte
Koſtüme, echten Aufputz und dergleichen. Dem Zuge voraus
ſchritt die alte Pfälzer Schloßwache, (bekanntlich hatte die Burg
Lindenfels während ihrer geſamten Pfälzer Zeit eine kleine
Be=
ſatzung, zuletzt noch eine Invalidenkompagnie), die von
Haupt=
mann Jans zu Pferde geführte Burgwache der
Fanfaren=
bläſer voranſchritten, trug die farbenfrohen hiſtoriſchen
Unifor=
men. Die Wache war von Oberſtleutnant Baur=Betaz, dem
bekannten volkstümlichen Odenwälder Landsmann und
ehemali=
gen Erbach=Schönbergiſchen Schloßhauptmann, zuſammengeſtellt.
Dem Feſtzuge folgten unter anderem eine Odenwälder
Bauern=
kapelle von einheimiſchen Muſikern geſtellt, dann der
Feſtaus=
ſchuß, ferner ebenfalls in Tracht, das Schultheißenpaar (Herr
Fabrikant Böhringer und ſeine Gattin), dann eine ſehr
leb=
hafte Odenwälder Spinnſtube (Feſtwagen), geſtellt von der
Feuerwehr unter ihrem Vorſitzenden Pfeiffer, dann ein
um=
fangreicher und reichhaltiger Hochzeitszug mit Trauzeugen,
Brautpaar, viel Volk und reich ausgeſtaltetem Brautwagen, dem
Hochzeitsgut, in praktiſcher Weiſe im Anſchluß daran eine
Kind=
taufe und vieles andere. Dargeſtellt im Weſentlichen vom
Turn=
verein und dem Geſangverein „Harmonie” (Vorſitzender
Schar=
kar), und Feldgrauenverein (Vorſitzender Daab). Dann folgte
ein Erntewagen mit großem Gefolge, der Schulmeiſter (
Bürger=
meiſter Schenck) mit ſeinen Buben und Mäderln, den Schluß
bildete eine Kavalkade berittener Odenwälder Bauern.
Nachdem der Feſtzug ſich im Burghof aufgelöſt hatte
ent=
wickelte ſich hier ein echtes rechtes Volksfeſt. Ein Tanzboden
war unter der Linde aufgeſchlagen, auf dem charakteriſtiſche
Odenwälder Volkstänze und Reigen aufgeführt wurden, die von
der Lehrerin, Fräulein Mönnich, eingeübt waren und
ſtärk=
ſtes Intereſſe der Beſucher erregten. Auf einer entzückenden
kleinen natürlichen Freilichtbühne mit wundervoller
Natur=
theaterſzenerie, wurde von Schulkindern als Feſtſpiel „
Dorn=
röschen”, nach einer Dichtung von Bürgermeiſter Schenck
auf=
geführt, ferner Hans Sachs=Spiele, die von den Lehrern
Hin=
ckel und Göttmann geleitet wurden. Bauerntheater,
Bauernſchwänke, Spinnſtube, Bauerntänze, Kino und alle
mög=
lichen Volksbeluſtigungen boten Unterhaltung in reicher Fülle,
ſo daß die Stunden im Fluge ſchwanden. Heute. Nachmittag
findet das Burgfeſt, auf deſſen Verlauf Lindenfels ſtolz ſein
kann, mit allgemeiner Volksbeluſtigung ſeinen Abſchluß. M. St.
Turnen.
Das Jugendtreffen der D. T. in Marburg.
Eine ſtattliche Zahl Jungturnſchweſtern und Jungturnbrüder
aus dem Main=Rhein=Ggau nimmt an dem zweiten
Jugend=
treffen der D. T. teil. Am Freitag, den 1. Auguſt, abends 7,20,
Abbruch. Ganz Lindenfels war auf den Beinen und auch zahl= wird die Gaujugend mit ihren Führern und den bunten, mit
friſchem Eichengrün geſchmückten Wimpeln vom Darmſtädter
Hauptbahnhof die Fahrt antreten. In Frankfurt nimmt ein
Sonderzug für den 9. Turnkreis die Gaujugend auf und bringt
im Frankfurter Hauptbahnhof ab. In Marburg werden beſtens
vom Mittelrhein aufnehmen, die übrigen Turnkreiſe der D. T.
ſind in den umliegenden Ortſchaften untergebracht.
Die Hauptfeſttage ſind Samstag, den 2. Auguſt, und
Sonn=
tag, den 3. Auguſt. Anſchließend an das Jugendtreffen wird ſich
Deutſchlands Turnerjugend in kleinen Gruppen nach allen
Heimatgedanke im Stande iſt, alle ſozialen und Partei=Gegen= Himmelsrichtungen zerſtreuen, um auf Wanderungen unſer
Für den Main=Rhein=Gau iſt in Marburg ein ſogen.
Stand=
quartier oder Auskunftsſtelle im Gaſthof. Zur alten Poſt” (Stein=
Das Lindenfelſer Burgfeſt wurde gegründet vor nunmehr weg) eingerichtet. Dort liegt für Nachzügler und ſonſtige Zwecke
ein Buch auf, in welches die Gauvereine ihre Eintragungen für
Späterkommende uſw. machen können; auch Poſt kann dorthin
geleitet werden. Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 verſammelt
ihre Marburgfahrer nochmals am Montag, abends 8,30 Uhr, im
Galeriezimmer. Alle Teilnehmer müſſen erſcheinen. Auch die
Angehörigen hieſiger und auswärtiger Brudervereine ſind zu
H. M.
dieſer Verſammlung herzlichſt eingeladen.
Volkstümliche Meiſterſchaften der D. T. in Hannover.
Der urſprüngliche Plan für dieſe im Auguſt ſtattfindenden
Meiſter=
ſchaften wurde als zu reichhaltig bezeichnet. Es folgten daher
Streichun=
gen. Beſtehen bleiben für Männer: 100, 200. 400, 800 1500, 5000 m
Lauf und 110 m Hürdenlauf, Hochſprung, Stabhochſprung, Dreiſprung,
Schlagball, Schleuderball, Speer=, Diskuswerfen, Kugelſtoßen (7½
Kilo=
gramm), Steinſtoßen (15 Kilogramm), Deutſcher Sechskampf,
Zehn=
kampf, 4mal 100 m, 3mal 1000 m. Schwedenſtaffel Olympiſche Staffel
und 10mal ½ Rundenſtaffel als Kreisſtaffel (eine Runde gleich 500 m).
Für Frauen: 100 m Lauf. Hoch= und Weitſprung, Schlagball,
Speer=
werfen, Kugelſtoßen (5 Kilogramm), deutſcher Vierkampf, 4mal 100 m
Staffel.
n mit
lautet,
utſchen
einzö
je.
vürde,
ttſchen
tbaues
(PA
Wnanönaten Zugenoweinampfe.
Bei Beginn um 11 Uhr über 250 Teilnehmer am Start; es
en noch erſchienen: Eintracht=Mannheim und Braubach am
ſein, ſo daß eine Meldeliſte vorlag, wie ſie noch keine deutſche
endveranſtaltung aufzuweiſen hatte. Die Vorkämpfe, durch
en unterbrochen, waren eine rieſige Arbeit; ſie dauerten auch
nach ½3 Uhr. Die Hauptkämpfe wurden daher auf 344 Uhr
hoben, waren dagegen ein Genuß. In 2½ Stunden waren
Wettkämpfe programmäßig abgewickelt. Wir glauben, daß
reiche Zuſchauer, mit den weitgereiſten auswärtigen
Teil=
zuern in einer begeiſterte Stimmung zuſammenwuchſen und
Veranſtalter für ſein Jugendfeſt immer dankbar ſein werden.
Die Dainſtädter Sportgemeinde war erſtaunt über das zahl=
Erſcheinen der Berliner Jugend. Idealismus und
ung. Die Mannſchaft iſt am Samstag 4. Klaſſe (
Jugend=
ſchein) von Berlin nach Darmſtadt auf eigene Koſten gereiſt.
Vorſtand am Zug in Berlin verabſchiedete ſeine Jugend.
liederzahl des Deutſchen Sportklubs: 150! München und
in haben für das kommende Jahr ihr Erſcheinen angemeldet.
hat gut gefallen und gut geſchmeckt. Die Auszeichnung der
er überraſcht nach der angenehmen Seite. Es waren ſelten
hene Gaben.
Nun zum ſportlichen Verlauf. Die Leiſtungen waren durch
Wetter und die zahlreichen Vor= und Zwiſchenläufe etwas
einträchtigt, beſonders in den kurzen Strecken war es, wo die
ſiungen gegen Ende zurückgingen. Die beſte Einzelleiſtung
zweifellos der Münchener Hoffmann vom Deutſchen
Sport=
in im 1000=Meter=Laufen Jahrgang 06/07 mit der Leiſtung
2 Min. 413 Sek.
Um im übrigen ein Bild über die Geſamtleiſtung der großen
eteiligten Vereine zu geben, nachfolgende Aufſtellung mit der
tung:
Cinzelſieg 3 Punkte, 2. Platz 2 Punkte, 3. Platz 1 Punkt.
Staffelſieg 6 Punkte, 2. Platz 4 Punkte, 3. Platz 2 Punkte.
amntwertung:
Deutſcher Sportklub Berlin: 27 Punkte mit 14 Mann.
Mannheimer Turnſportgeſellſchaft: 25 Punkte mit 16 Mann.
intracht=Frankfurt: 21 Punkte mit 20 Mann.
Sportderein 98 Darmſtadt: 20 Punkte mit 18 Mann.
Jahn München: 9 Punkte mit 1 Mann.
Deutſcher Sxertverein München: 9 Punkte mit 8 Mann.
Mainz: 8 Punkte mit 20 Mann.
Die Siegerliſte:
Jahrgang 1908/09.
50=Meterlauf: 1. Sieger Baumann „Jahn”=München 6,7 Sek.,
Feil, „Eintracht”=Frankfurt a. M., 6,8, 3. Ruſch, M. T. G. Mannheim,
obreite.
100=Meterlauf: 1. Sieger Baumann, „Jahn”=München, 12,8
Sck., 2. Werner, Spv. 98, 2 Meter, 3. Feil, „Eintracht”=Frankfurt a. M.,
ndbreite.
300=Meterlauf: 1. Sieger Dilcher, Turnſport Sachſenhauſen,
3,1 Sek., 2. Ruſch, M. T. G. Mannheim, 12 Meter zurück, 3. Holzfuß,
Sportfreunde Mainz, +2 Meter zurück.
Weitſprung ausdem Stand: 1. Sieger Baumann, „Jahn”=
München, 2,58 Meter, 2. Ihle, M. T. G. Mannheim, 2,33 Meter, 3.
Hu=
bertus, Spv. D. 98, 2,29. Meter.
Ballwerfen: 1. Sieger Lindenlaub=Arheilgen, 66.80 Meter,
2. Bünte, Spv. D. 98, 65,80 Meter, 3. Huber, V. f. R. Heilbronn,
61.-5 Meter.
Jugend 1906/07.
100=Meterlauf: 1. Sieger Kirchheimer, M. T. G. Mannheim,
Sek., 2. Pabſt, Spv. D. 98, Handbreite, 3. Leeske, D. S. C. Berlin,
Leter.
200=Meterlauf: 1. Sieger Loosacker, „Eintracht”=Mannheim,
Sek., 2. Neukam, Spfr. Mainz, 6 Meter zurück, 3. Grimm, V. f. R.
ronn, Handbreite.
1000=Meterlauf: 1. Sieger Hoffmann. D.S.C. München,
,2 Min., 2. Kaſt, „Eintracht”=Mannheim, 20 Meter, 3. Leunig,
„tracht”=Frankfurt a. M., 1½ Meter.
Hochſprung mit Anlauf: 1. Sieger Deginder, Spv. 98 D.,
Stockmaß 54½, 2. Heil=Butzbach, 1,54½ ber., 3. Bergmeier, D.S.V.
München, 1,51½.
Weitſprung mit Anlauf: 1. Sieger Pabſt, Spv. D. 98,
Meter, 2. Grimm, V.f.R. Heilbronn, 5,86 Meter, 3. Beyer, D.S. C.
(in, 5,80 Meter.
Kugelſtoßen (5 Kilo): 1. Sieger Bergmeier, D. S. C. München,
Meter, 2. Spring, D.S. C. München, 12 Meter, 3. Götzinger,
ntracht”=Mannheim, 11,65 Meter.
Speerwerfen: 1. Sieger Diehl, M.T. G. Mannheim, 40,50
ter, 2. Reinhold, M. T. G. Mannheim, 36,60 Meter, 3. Gräßer, Spv.
98, 36 Meter.
tmall00 Meter=Staffel: 1. Sieger M. T. G. Mannheim.
Sek., 2. D.S. C. Berlin, 1 Meter, 3. Spv. D. 98, 4 Meter zurück.
3mal1000 Meter=Staffel: 1. Sieger Mannheimer
Turn=
rgeſellſchaft, 8:44,6, 2. „Eintracht”=Frankfurt, 10 Meter zurück,
Deutſcher Sportklub Berlin, 10 Meter zurück.
Jungmannen Jahrgang 1904/05.
100=Meterlauf: 1. Sieger Stärker, „Eitracht”=Frankfurt,
1 Sek., 2. Baumeiſter, „Eintracht”=Frankfurt, 12,2 Sek., 3. Bittuch,
S. C. Berlin, Handbreite zurück.
200=Meterlauf: 1. Sieger Stärker, „Eintracht”=Frankfurt,
„8 Sek., 2, Graſſow, D. S. C. Berlin, Handbreite, 3. Baumeiſter, „
Ein=
tracht”=Frankfurt, 1½ Meter zurück.
400=Meterlauf: 1. Sieger Klinkowski, D. S. C. Berlin, 57 Sek.,
2. Kreß, V.f.R. Heilbronn, 3 Meter, 3. Koch, D.S.C. Berlin, 11 Meter
zurück.
1500=Meterlauf: 1. Sieger Diehl, Sportfreunde Mainz, 4:26,
2. Kotſch, D.S. C. Berlin, 4:38, 3. Hombach, Spv. Braubach, 12 Meter
zurück.
Schwedenſtaffel (400, 300, 200, 100 Meter): 1. Sieger D.S. C.
Berlin, 2:13,6, 2. Sportfreunde Mainz, 8 Meter, 3. V. f. L. Frankfurt
a. M., —100 Meter.
Dreikampf, beſtehend aus 200=Meterlauf, Weitſprung m. A.,
Kugelſtoßen: 1. Sieger Allwohn, A. S.C. Darmſtadt, 170 Punkte,
2. Hujer, Spv. D. 98, 144 Punkte, 3. Bittuch, D. S. C. Berlin, 133 Punkte.
Weltrekord im 500=Meter=Lauf.
Bei den internationalen Wettkämpfen in Kriſtiania ſtellte
der Holländer Paulen im Lauf über 500 Meter mit 63,8 Sek.
einen neuen Weltrekord auf. Er unterbot damit ſeine in
Frank=
furt a. M. erſt kürzlich mit 65 Sekunden aufgeſtellte Beſtleiſtung.
Deutſcher Marathon=Lauf.
Zum 14. Male kam geſtern der Deutſche Marathon=Lauf,
welcher über eine Strecke von 42,2 Kilometer führt, zum
Aus=
trag. Das klaſſiſche Rennen endete mit dem Sieg von Hempel
(Sportklub Charlottenburg), der in der neuen deutſchen
Rekord=
zeit von 2 Stunden 47 Minuten 5,2 Sekunden als erſter durchs
Ziel ging. Etwa 500 Meter zurück folgte der Altersläufer Wils
vom Sportklub Komet, vor Schumann (Komet), der faſt 20
Ki=
lometer lang den Lauf geführt und erſt im letzten Teil der
Strecke von der Spitze verdrängt worden war. Als erſter
Teil=
nehmer aus dem Reich kam Peters=Magdeburg an 6. Stelle
durchs Ziel, gefolgt von Ronald=Eſſen. Den Mannſchaftspreis
der drei beſten Läufer eines Vereins gewann der Sportkluk
Komet.
Rund um Frankfurt.
Taunuszuverläſſigkeitsfahrt des Frankfurter Motorradklubs.
Die Taunuszuverläſſigkeitsfahrt des Frankfurter
Motor=
radklubs „Rund um Frankfurt” hatte einen vollen Erfolg
auf=
zuweiſen. Reges Treiben herrſchte bereits ab 6 Uhr
vormit=
tags am Startplatz an der Karlsbrücke bei Dornholzhauſen, wo
der Starter pünktlich um 8 Uhr die erſten geſchloſſenen
Grup=
pen der ſchweren Maſchinen, unter Führung von Rappolt auf
den Weg ſchickte. Die verſchiedenen Klaſſen fuhren je nach der
Stärke der Maſchinen, vier= bis achtmal die etwa 32 Kilometer
lange Rundſtrecke Saalburg—Obernheim-Lanſtein—
Merzhau=
ſen—Uſingen—Wehrheim—Saalburg. Infolge des während des
Rennens einſetzenden Regens und der dadurch hervorgerufenen
Glätte ereigneten ſich zahlreiche leichtere Stürze; auch Högel=
München, der Verteidiger des Wanderpreiſes, auf B.M.W.
ſchied aus. Auf der Strecke nach Hundſtall, auf der an der
Seite der Straße Schotter für Ausbeſſerungsarbeiten gelagert
war, kam ihm der Poſtomnibus entgegen. Högel, der aus der
Kurve kam, konnte nur noch ſcharf bremſen. Er überſchlug ſich
und flog in weitem Bogen zur Seite, ohne verletzt zu werden.
Die Ergebniſſe:
Klaſſe 1, über 750 ccm 8 Runden, 239,2 km:
(8 gemeldet, 6 geſtartet.) 1. Islinger=Mannheim (Norton)
3:40:55; 2. Erlenbruch=Köln (K.M.B. mit Jabmotor) 4:15:31.
Durchſchnitt 64,4 Kilometer, 40 Punkte.
Klaſſe 2, bis 750 ccm 8 Runden, 239,2 km:
(7 gemeldet, 4 geſtartet.) 1. Schäfer=Frankfurt (Rudge) 3:59;
2. Weichelt=Mainz (Mabeco) 4:02:28: 3. A. Hausmann=
Heidel=
berg (N. S.U.) 4:20:15. Durchſchnitt 60 Kilometer, 31 Punkte.
Klaſſe 3, bis 500 ccm, 8 Runden, 239, 2 km:
(12 gem., 11 geſt.) 1. Mettenheimer=Königſtein (Sunbeam)
3:37:46; 2. Jung=Mannheim (Trumpf Aß) 4:06:18; 3. Wieſt=
Darmſtadt (Triumph Ricardo) 4:19:36. Durchſchnitt 65,8
Kilo=
meter, 64,5 Punkte.
Klaſſe 4, bis 350 ccm 6 Runden, 180,2 km:
(7 gem., 5 geſt.) 1. Geyl=Friedrichshafen a. B. (A. J. S.) 3:12:12;
2. Bormann=Frankfurt (A.J. S.) 3:13:01; 3. Grödel=Frankfurt
(Neſtoria) 3:27:53: 4. Leickel=Frankfurt (Rudge) 3:36:25.
Durch=
ſchnitt 56,3 Kilometer, 56 Punkte.
Klaſſe 5, bis 250 ccm, 6 Runden, 180,2 km:
(21 gem., 10 geſt.) 1. Götting=Oberurſel (Horex) 3:27:28;
2. Graßmann=Bamberg (Dolf) 8:32:25; 3. Koch=Frankfurt (
Ho=
rex) 3:34:55; 4. Nicolai=Frankfurt (Zündapp) 4:48:30.
Durch=
ſchnitt 52 Kilometer, 57,9 Punkte.
Klaſſe 6, bis 200 ccm, 5 Runden 147,5 km:
(5 gem., 5 geſt.): 1. Vollmar=Frankfurt (Dolf) 3:07:43: 2.
Gärt=
ner=Kriftel (Eichler) 3:13:32; 3. Hermann=Frankfurt (Zürtz
Re=
kord) 3:22:14; 4. Weichſel=Frankfurt (Dolf) 4:10:41.
Durch=
ſchnitt 47. Kilometer, 47 Punkte.
Klaſſe 7, mit Beiwagen bis 650 ccm, 5
Nun=
den, 147,5 km: (3 gem., 3 geſt.) 1. Haren=Frankfurt
(Trumpf Aß mit Kali=Beiwagen) 3:16:09: Kruck=Frankfurt
(Sarolea mit Kali=Beiwagen) 3:16:27. Durchſchnitt 45
Kilome=
ter, 32,8 Punkte.
Klaſſe 8, mit Beiwagen über 650 ccm, 7
Run=
den, 209,2 km: (2 gem., 2 geſt.) 1. Möller=Frankfurt (
Wan=
derer mit Kali=Beiwagen) 4:23:37; 2. Häberle=Mannheim
(Mars mit Peka=Beiwagen) 4:55. Durchſchnitt 47,7
Kilo=
meter, 28,9 Punkte.
Klaſſe 9, bis 150 ccm 4 Runden 121,2 km:
(11 gem., 8 geſt.) 1. Staidler=Aalen i. W. (Erna) 2:42:56;
2. R. Luk=Frankfurt (D.K.W.) 2:55:26; 3. Bender=Frankfurt
(Erna) 2:57:23; 4. Braun=Frankfurt (Cockerell) 3:07:18;
5. Schaum=Frankfurt (Evans). Durchſchnitt 44,6 Kilometer,
48,6 Punkte.
Sieger im Perſ. Wanderpreis: Mettenheimer=Königſtein
auf Sunbeam, mit 64,5 Punkten; Sieger im Sonderpreis für
die beſte Runde: Weichelt=Mainz, 23 Min., 59 Sek.
Fußball.
Verbandstag des Süddeutſchen Fußballverbands.
Am Samstag und Sonntag tagte in Aſchaffenburg der
diesjährige Verbandstag des Süddeutſchen Fußballverbands,
zu welchem mehr als 500 Vereine ihre Vertreter entſandt
hat=
ten. In der Hauptſache beſchäftigte man ſich mit der
Neu=
organiſation des Verbandes. Die vollkommene Trennung von
Verwaltung und Rechtſprechung wurde beſchloſſen. Ein
Ver=
bandsgerichtshof aus einem Vorſitzenden und 6 Beiſitzern ſoll
neu gebildet werden. Dieſer Verbandsgerichtshof iſt in
Zu=
kunft im S.F.B. die höchſte Inſtanz der Rechtſprechung. Von
den 7 ihm angehörenden Mitgliedern darf keines dem
Verbands=
vorſtand angehören. Abgelehnt wurde ein Antrag, den
Ver=
bandstag durch einen Vertretertag zu erſetzen, desgleichen ein
ſolcher auf Abänderung des beſtehenden Spielſyſtems.
Erfreu=
licherweiſe wurden die Beratungen nicht durch perſönliche
An=
gelegenheiten aufgehalten. Der Verbandsvorſtand wurde in
ſeiner bisherigen Zuſammenſetzung wiedergewählt.
Radfahren.
Meiſterſchaften für Amateure.
Die in Köln ausgefahrenen Meiſterſchaften für Amateure
hatten folgendes Ergebnis:
1 Kilometer: 1. Oszmella=Köln; 2. Roßbach=Köln:
3. Oskar Rütt.
25 Kilometer: 1. Mithe=Köln; 2. Paul Kremer=Köln:
8. Mattheis=Mainz.
Meiſterſchaften für Berufsfahrer.
In Chemnitz gelangten, wie wir bereits in unſerem
Vor=
bericht meldeten, die Meiſterſchaften der Berufsfahrer zur
Durch=
führung. Die Ergebniſſe:
1 Kilometer: 1. Lorenz; 2. Rütt; 3. H. Mayer.
100 Kilometer: 1. Saldow 1:21,53; 2. Thomas 170
Meter zurück; 3. Roſellen 3300 Meter zurück; 4. Sawall 4970
Meter zurück; 5. Wittig 7150 Meter zurück.
Schwimmen.
Schwimmfeſt des 1. Wormſer Schwimmklubs.
Der Schwimm=Sportverein „Möwe‟=Darmſtadt e. V. beſuchte
geſtern das verbandsoffene Schwimmfeſt des 1. Wormſer
Schwimmklubs. Willi Späth belegte im Junior=Bruſtſchwimmen
100 Meter unter 30 Bewerbern den erſten Platz, wurde jedoch
wegen angeblichen Formfehlers bei der Wende diſtanziert. Die
Junior=Bruſtſtaffel mit der Mannſchaſt Hergt, Benthaus, Drieß.
Späth landete bei ſtarker weſtdeutſcher Konkurrenz auf dem
zweiten Platz hinter Schwimm=Verein Saarbrücken, der im
anderen Lauf ½ Sekunden beſſer ſchwamm.
Die Ergebniſſe:
Junior=Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Willi
Späth, S. S. „Möwe‟ 1,29½ (diſt.); 2. K. Werner, S. V.
Völk=
lingen (Saar) 1,34: 3. Ludw. Langohr, S. V. Ludwigshafen,
1,34½; 4. Joſ. Weinberg, S. V. Saarbrücken, 1.36.
Junior=Bruſtſtaffel 4 mal 50 Meter: 1. S. V.
Saarbrücken 2,48½; 2. S. S. „Möwe‟ Darmſtadt 2,49; 3. S. C.
Pr.
Wiesbaden 2,50½
Rudern.
Hanauer Regatta.
II. Vierer: 1. Hanauer R. G. 7:13: 2. Hellas Offenbach
7:18,2: 3. Offenbacher R. V. 7:22,8; 4. Rheno=Frankonia
Frank=
furt 7:42.
Jungmann=Achter: 1. Offenbacher Undine 6:30.5:
2. Frankfurter R. C. 6:382; 3. Frankfurter Germania bei 1500
Meter aufgegeben.
I. Vierer: Offenbacher Undine 7:31,2 (Alleinfahrt).
Jungmann=Vierer: 1. Mannheimer Amicitia 6:47,3;
2. Möve Groß=Auheim 6:56,8; 3. Offenbacher Undine 7:08.
II. Achter: 1. Frankfurter Germania 6:29; 2. Frankfurter
R. C. 6:34,1; 3. Offenbacher Hellas 6:35,7; 4. R. G.
Ober=
rad 6:42,3.
I. Einer: 1. Müller, Gießener R. G., 7:16,4: 2.
Trumpf=
heller, Haſſia Hanau, 7:24,5.
Junioren=Vierer: 1. Offenbacher R. V. 6:49,7:
2. Hanauer R. G. 6:55,1; 3. Rheno=Frankonia Frankfurt 7:04,8.
Ermunterungs=Vierer: 1. Hellas Offenbach 7:00,7;
2. Offenbacher R. V. 7:09,8: 3. Haſſia Hanau 7:11,8.
Jungmann=Einer: 1. Georgi, Gießener R. G., 7:14;
2. Wolf, Wormſer R. G., 7:34; 3. Oppenheimer, Frankfurter
Germania, aufgegeben.
Großer Achter: 1. Kaſteler R. G. 5:57; 2. Frankfurter
R. V. 5:57,6: 3. Mannheimer Amicitig 6:03,6.
Internationale D=Zugdiebe.
Frankfurt a. M. Einer der gefährlichſten D=Zugräuber
Taſchendiebe wurde dieſer Tage in der Perſon des „Fürſten” Alexau
Trubetzky in Magdeburg feſtgenommen, 2rubetzky iſt ein intern
naler Taſchendieb, der auch von der Frankfurter Behörde geſucht wu
Er verſuchte vor einigen Nächten in dem D=Zug 179 zwiſchen Fran1
und Magdeburg eine Verbindungstür von einem Schlafwagenabteil
anderen durch Ablöſen der Schrauben zu öffnen, mußte aber von ſei
Vorhaben ablaſſen, als ein Wächter kam und ihn verſcheuchte.
Trubetzky werden zahlreiche vollendete D=Zugdiebſtähle, vor allem
ſchen Frankfurt und Berlin, zur Laſt gelegt. Bei dem Gauner wu
851 Rentenmark, 53 amerikaniſche Dollar und verſchiedene wertt
Schmuckſtücke vorgefunden, über die er ſich nicht ausweiſen kann. Gl
zeitig mit dem gefährlichen Menſchen wurde auch deſſen „Braut”,
erſt 16 Jahre alte ſtellungsloſe Klara Rambotzky aus Berlin, unter
dringenden Verdacht der Mithilfe feſtgenommen.
Das Singhaleſendorf in der Ceylon=Schau im
iſt im Entſtehen begriffen. Der Aufbau erfolgt unter Leitung des
reits hier eingetroffenen Herrn John Hagenbeck, Berlin,
29 Jahre auf Ceylon verbrachte und deſſen Beziehungen es zu da
iſt, daß dieſe erſte große, bodenechte Völkerſchau nach dem Kriege
Europa gebracht werden konnte. Die Truppe wird mit ihren Elefar
Rennzebus, Zwergeſeln uſw. am Montag und Dienstag von
Dre=
hier eintreffen.
Neue große Diertransporte, die von einem Teil
Erlöſes der Südweſtdeutſchen Jagdausſtellung beſchafft werden konr
ſind im Zoo eingetroffen. Zur Zuchtpaarergänzung wurde ein pr
tiger Indiſcher Leopard und ein ſehr ſtarker we
licher, nordamerikaniſcher Montana=Puma beſch
Auch die Affen= und Vogelſammlung weiſt zahlreiche ſeltene
Ne=
kömmlinge auf. Im Aquarium trafen Schäuev=Klapperſchl
gen eine Paraguai=Anakonda, ein junger Brill
kaiman und zahlreiche andere Reptilien ein.
Ein weiteres Geſtändnis des Berchtesgadener Raubmörders.
München. Der Berchtesgadener Raubmörder Keßlen
w=
am Freitag vormittag in der Münchener Polizeidirektion einem n
Verhör unterworfen. Bei ihm wurde ein geladener Revolver gefur
Die Mordwaffe hat Keßler nach ſeiner eigenen Angabe von geliehe
Gelde in Nürnberg gekauft. Sein zweites Opfer in Berc
gaden iſt eine Kurfremde aus Zwickau namens Elſe Geyer. Ke
hat nach ſeiner Angabe ſein Opfer auf der Landſtraße mit einem
niedergeſchlagen und die Bewußtloſe in ein Gebüſch geſchleppt.
ging er auf die Straße zurück, um die ſeinem Opfer entfallene C
taſche aufzuheben. Als die Ueberfallene Lebenszeichen von ſich
verſetzte er ihr mehrere Stiche, um ſie am Schreien zu hindern.
Abſchluß der Erhebüng in München wird Keßler dem Gericht in Tr
ſtein übergeben werden.
Der Fall Willſtätter.
München. Die Univerſität München läßt einen von Rektor
Senat gefaßten Beſchluß zu der Angelegenheit des Geheimrats W.
ſtätter durch die Preſſe veröffentlichen, in dem es heißt, daß die
teilungen verſchiedener Tagesblätter von einer angeblichen Erklä
aus Münchener Univerſitätskreiſen, die Willſtätter zum Verzicht
ſeinen Rücktritt bewegen ſollte, nur Auszüge aus einem Entwurf
ſtellten, der von einigen Profeſſoren vorgeſchlagen worden, aber
zur Ausführung gelangt ſei. Dagegen habe die Univerſitätskörperſ
ſelbſt am 23. Juli ein vom Rektor und Senat unterzeichn
Schreiben an Willſtätter gerichtet, in dem nach Würdigung der gr
Verdienſte Willſtätters als Forſcher und Lehrer für die Studentenſe
aber auch während des Krieges für das Vaterland durch die für u
Heer geſchaffenen chemiſchen Schutzwaffen der Hochſchulprofeſſor drin
gebeten wird, ſich zu einem Verzicht auf ſeine Rücktrittsabſichten bew
laſſen, wodurch er ſich um die Münchener Univerſität neues Verd
erwerben würde.
Vom Rektorat der Univerſität München wird amtlich mitgeteilt,
ſozialdemokratiſche Fraktion des Landtags ſprach in einer von der /
veröffentlichten Anfrage von antiſemitiſchen Treibereien gegen die
ſon des Profeſſors Willſtätter, die ſich bis in die Kreiſe
Lehrkörpers hinein erſtreckt haben ſollen, und von Anpöbelungen die
Gelehrten. Die Fraktion hat die Anfrage, von deren
Grundloſigkei=
inzwiſchen durch Profeſſor Willſtätter unterrichtet wurde, mittlern
zurückgezogen. Das Rekrorat ſtellt hierdurch mit ausdrücklicher Ern
tigung Profeſſor Willſtätters öffentlich feſt, daß weder im Lehrkö
noch in der Studentenſchaft, noch überhaupt im geſamten Bereich
Univerſität gegen die Perſon Willſtätters auch nur das Geringſte
folgt iſt. Willſtätter hat jederzeit das ihm von allen Seiten u.
ſchiedslos entgegengebrachte Vertrauen gerechtfertigt.
Drum prüfe, wer ſich ewig bindet.
Die Eheſcheidungen haben in der Nachkriegszeit eine außeror!
liche Steigerung erfahren. Wie das Statiſtiſche Reichsamt ſoeben
teilt, kamen im Jahre 1913 auf 100 000 Einwohner 26,6 Eheſcheidur
und im Jahre 1922 50,6. Diie Scheidungshäufigkeit iſt am größter
Berlin, Hamburg, Lübeck, Schleswig=Holſtein, im Freiſtaat Sach
in Anhalt und in der Provinz Sachſen. Was die Dauer der geſchiede
Ehen betrifft, ſo zeigt die Statiſtik, daß die meiſten Ehen nach
jähriger Dauer geſchieden worden ſind. Dieſe Erſcheinung iſt auf
flüſſe des Weltkrieges zurückzuführen, der einerſeits zahlreiche
haſtete Eheſchließungen mit ſich brachte, und andererſeits in ſittli
Beziehung Anforderungen an die Ehekeute ſtellte, denen ſie vie
nicht gewachſen waren. Hinſichtlich der Schuldfrage iſt nach den 7
ſtellungen der Gerichte an der Zunahme der Eheſchließungen das
liche Geſchlecht eher etwas ſtärker als das männliche beteiligt. Das
zu denken, wie die Zunahme der Eheſcheidungen nach Kriegsende
volkspolitiſchen Standpunkt aus eine überaus bedenkliche Erſcheinung
Euchariſtiſcher Kongreß.
Amſterdam. Am Donnerstag abend fanden die einzelnen
tionsverhandlungen des Euchariſtiſchen Kongreſſes ſt
Der Zuſtrom zu den Verſammlungen der deutſchen und öſtereichif
Kongreßmitglieder war ſo groß, daß der große Saal der St. Joſe)
Geſellenvereinigung bei weitem nicht ausreichte und daher beſchlo
wurde, parallel eine Verſammlung in der Moſes= und Aronkirche
zuhalten. Der Verſammlung wohnten Kardinal Schulte=Köln,
dinal Bertam=Breslau, Kardinal Piffel=Wien und andere
Der Vorſitzende Biſchof W. Bierming=Osnabrück hielt eine
ſprache, ebenſo die Kardinäle Schulte und Piffel, die den Dank
deutſchen und öſterreichiſchen Katholiken für den bewieſenen
Opfer=
der Niederländer ausſprachen. Prälat Ingenſand=Goch, ſprach über
Heiligung des Sonntags in der Euchariſtie.
51 Perſonen ermordet.
Warſchau. Nach einer Meldung eines Lodzer Blattes
Grodno, iſt dort ein Ehepaar namens Zbonski verhaftet worden,
bei ſeiner Vernehmung eingeſtanden hat, 51 Perſonen ermorder
haben. Das Ehepaar, das aus Warſchau ſtammt, iſt 28 bzw. 22 Je
alt. Der größte Teil der Morde wurde aus dem Hinterhalt verübt
teils mit Hilfe des Meſſers, teils mit Revolver oder durch Erwür
ausgeführt.
Ozeanflug eines italieniſchen Fliegers.
Piſa. Am Freitag vormittag iſt der italieniſche Flieger L0
telli, der die vor kurzem abgeſandte Nordpolexpedition Amund)
mitmachen ſollte, mit ſeinem Waſſerflugzeug in der Richtung nach 2
ſaille abgeflogen. Von Marſaille wird er über Lauſanne, Rotter”
nach London fliegen, von wo er den Flug über den atlantiſchen 23
verſuchen wird. Er beabſichtigt, den gleichen Luftweg zu nehmen,
die amerikaniſchen gegenwärtig in England weilenden Weltflieger
ſchlagen werden und ſchließlich in New Yorkz u landen.
Vatikaniſches Jubeljahr und Faſzismus.
Rom. Den vatikaniſchen Kreiſen, die mit der Vorbereitung
Jubeljahres der katholiſchen Kirche beſchäftigt ſind, geben nicht nur
für eine große Pilgerſchar unzureichenden Unterkunftsverhältniſſe R0
ſondern auch die politiſche Lage zu denken. Sie hegen Beſorgniſſe 1
die Möglichkeit politiſcher Wirren während des Jubeljahres infolge
ſtändigen Drohungen der fafziſtiſchen Extremiſten mit einer zweiten
volutionsbewegung und der gerüſteten Bereitſchaft der Miliz, währ
der Papſt die Gläubigen der ganzen Welt nach Rom ruft, um
Jubeljahr zu feiern. Den Blättern zufolge hat man im Vatikan 10
die Möglichkeit ins Auge gefaßt, die Feiern des Jubeljahres zu verſe.
ben, falls ſich die politiſche Kriſe in Italien verſchärfen ſollte,
Schwarze Bankiers.
In unglaublich ſchneller Zeit haben die Neger den weiten Abſte
der ſie von der Kultur des weißen Mannes trennte, eingeholt. Und
will viel beſagen, wenn man jetzt aus Amerika, wo die Macht des C
des noch am größten iſt, hört, daß in der New Yorker City eine Negerb
gegründet wurde. Sie hat den Namen National Negro Finance L
poration und verfügt über ein ſtattliches Gründungskapital, von er
halben Million Dollars. Gründer, Leiter und Angeſtellte der Be
ſind nur Neger., Die Bank hat ſich ganz in den Dienſt der nationg
Negerliga geſtellt und ſich zur Aufgabe gemacht, die geſchäftlichen, un
nehmungen der Neger zu fördern. Die Gründung einer ſolchen 2
war nötig, weil ſich die amerikaniſchen Banken aus Raſſegefühl m.
eigerten, an „ſchwarze Geſchäftsleute‟ Darlehen zu geben, obſ09!
Millionen von Dollars als Depoſiten von Negern verſpalteten.